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Full text of "Deutsche Bauzeitung"

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Deutsche  Bauzeitung 

Deutsche  Gesellschaft  für  Bauwesen  e.V., 
Verband  Deutscher  Architekten-  und  ... 


^  100 

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V.I2 


tf ibrarii  af 


Jlrmrr  ton  Unitrcrsitn. 


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DEUTSCHE 

I 

BAU  ZEITUNG 


ORGAN  DES  VERBANDES 

DEUTSCHER 
ARCHITEKTEN-  UND  INGENIEUR- VEREINE. 

REDAKTEURE:  K.  E.  O.  FRITSCH  UND  F.  W.  BÜSING. 
ZWÖLFTER  JAHRGANG 

1878. 


BERLIN. 

KOMM  ISS  IONS -VERLAG  VON  CARL  BEELITZ. 

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Inhalts-Verzeichniss. 


L   Allgemeine  Angelegenheiten  des  Baufachs. 


Bau -Gesetzgebung  und  Bau  -  Verwaltung. 

Km'rhtmig  riiit's  Ministeriums  der  öffentlichen  Arbeiten  in 

Preufsen  522 

Zur  Berliner  Bauordnung  !ü£ 

Aufliebung  der  nrtspolizeilichen  Konsense  zu  Eisenbahn- llluch)- 

Buuti'u  155 

Die  Revision  des  Hamburger  Baupolizei-Gesetzes    .    .    .      1 1" 
Die  Entwicklung  und  die  Organisation  des  Ingenieurwesens 

in  Baden  122 

Prüfung  fttr  Masihinenlcchiiikcr  zum  Staatsdienste  in  Itadcn  Uli 
Das  Normal-Ziegelformat  und  die  bayer.  Bauordnung  .  .  »w 
Zur  Neuregelung  des  Submissionswcscns    .    .    .   fci  1  fiti.   '  i  'i 

Zur  preußischen  Wegeordnung  22 

Vorschriften  bezüglich  der  trigonometrischen  Marksteine  in 

Preufsen  282 

Staatliche  Versuchsanstalt  für  das  Eise  ■ihüttcnwesen  in  lYeuf&en  üül 
l'elier  zwei  prinzipielle,  durch  die  höchsten  preußischen  Ge- 
richtshöfe entschiedene  Fragen  20 

Erkenntnis*  des  preursischen  <  »bertribunals  in  Bezug  auf  die 
Abschätzung  eines  zu  cxpropriimidcu  Grundstückes  nls 

Baustelle  S12 

Neubau    -  I  m  bau  —  Heparatiirbau  22.  Uli 

Matt'rialiciistcmpel  bei  der  Lieferung  von  künstl.  Sandstein  Iii 
Zur  Krage  der  Stempclpriichtigkeit  >on  Dampfkessel  -Druck- 

probe  -Attesten  in  Preufsen  isii.  .'tJtl.  ma 

Zur  Frage  des  Eigentumsrechts   au    patentfähigen  Er- 
findungen  tiatt.  252 

Ausschließung  nicht  deutscher  Itaumaterialien  vou  Bauten 

der  deutscheu  Post-  und  Telegraphen- Verwaltung  .  "">"  :i*4 
Permanente  Staat«  -  Kommission  fttr  das  gesamiute  Bauwesen 

in  Frankreich  -  2itÜ  | 

Persönliche  Verhältnisse  der  Bautechniker. 

Zur  Titelfrage  im  preufsisrhrn  Bauwesen  .  .  .  'Jl.V  48'i.  frfW? 
Zum  Kapitel  des  Assessorisinus  in  der  Eisenbahn- Verwaltung  lü 
Bestimmungen  Uber  Annahme  und  Beschäftigung  technischer 

Hülfsarbeiter  bei  der  Ausfuhrung  v.  Xtaatseisenbahn- Bauten  38 
Abänderung  der  pretifs.  Vorschriften  über  die  Beeidigung  der 

Kandidaten  des  Bau-  und  Maschineufachs  121 

Techniker  im  preufs.  Abgeordnetenhaus«'  und  im  deutschen 

Reichstage  22i 

Anstellung  und  Beförderung  preufs.  Staatseisenbahn-Beamten 

im  Jahre  \x?t)  ,_521 

Zuhirknalime  der  Probearbeitcn  preufsischer  Baumeister .    .  3(n> 
-  Kommunalsteuer-Pflichtigkeit  diaiarisch  beschäftigter  Bau- 
meister und  Bauführer  201 

Ucher  die  Beschäftigung  von  Feldmessern  in  Auseinander- 
setzungssachen  80 

Kullurtechnische  Studien  der  Feldmesser  und  gegenwärtige 

Aussichten  des  Feldmesser-Berufs  122 

Anstellung  von  Kultiirtechnikern  in  Preufsen  122 

Titel  der  preufsischen  Feldmesser  112 

Organisation  der  märkischen  Provinzial  -  Hau  Verwaltung   .    .  112 

Die  Stadtbaumeister-StcUe  zu  Münster  L  W  222 

Die  Stadtbaumeister-Stelle  zu  Weifsenfels  122 

Rücktritt  des  Ob.  -Ing.  Hellwag  von  der  techn.  Oberleitung 

des  Baues  der  Gotthard- Bahn  821 

Austkbung  der  Baupolizei  in  Preufsen  Iii 

Werthschatmng  technischer  Leistungen  Iii 

Sprachliche  Sonden  der  Techniker  2fi.  fiü 

Technisches  Unterrichtswesen  und  teohnlsche 
Lehranstalten 

Zur  Reorganisation  der  preufsischen  Gewerbeschulen  223.  120. 

12L  JLU.  Üsl  im.  AM 
Zur  Ausbildung  der  Techniker  auf  polytechnischen  Hochschulen  212 

Von  der  Berliner  Bauakademie .  Iii 

Die  Bauakademie  zu  Berlin  und  ihr  l'ebergang  in  die  künf- 
tige technische  Hochschule  113.  ±L1 


Militärwissenschaften  an  Polytechniken  2fi2 

Stipendium  der  Louis  Boissonet-  Stiftung  812 

Neue  Stipendien  für  studirende  Künstler  26 

Statistik  der  konigl.  Bau -Akademie  zu  Berlin  .  .  .  ÖfL  212 
Statistik  der  polytechnischen  Schule  zu  Hannover  .  .  2tt  all 
Statistik  der  konigl.  technischen  Hochschule  zu  München  10.  3äl 

Statistik  der  technischen  Hochschule  in  Wien  124 

Statistik  der  eidgenössischen  polytechn.  Schule  in  Zürich  612,  222 
Statistik  mittlerer  und   unterer   technischer  Lehranstalten 

37  HO.  3HO  211 
Aus  dem  Jahresberichte  des  deutschen  Gewerbe  -  Museums 

in  Berlin   122 

Gewerbliche  Vorschulen  in  Hamburg  IM.  280 

Meisterprüfungen  von  Baugcwerken  i_152 

Die  Fachschule  für  Blecharlieiter  zu  Aue  LS  202 

Die  Baugcwerkscbule  des  Handwerker- Vereins  zu  Berlin  .  .  101 
Unterrichts- Anstalt  zur  Ausbildung  von  Bautechuikern  von 

Dr.  Böhme  in  Berlin  lüa 

Die  Bauschule  von  O.  Steinkamp  in  Berlin  211 

Die  k.  k.  Staats -Gewerbeschule  in  Brunn  Ml 

Das  Technikum  Genthin  211 

Baugcwerkschule  zu  Holzininden  a.  W.  220 

Die  Baugewcrkschule  zu  Insterburg  in  Ostpr   222.  302 

Reorganisation  der  städtischen  Hängewerk-  und  Maschinenbau- 

schule  zu  Idstein  a.  Taunus  322 

Baugewerkschule  zu  Nienburg  a.  W  220 

25-jahrigcs  Stiftungsfest  derselben  322.  121 

Thüring.  Baugewerkschule  der  Sudt  Sulza    ....  UÜL  311 

Baugewerkschule  zu  Treuenbrietzen  200.  230. 

Eine  amerikanische  Stimme  Uber  die  Architektur  in  Berlin  .  211 

Bau-Statistik. 

I  Zur  Anwendung  der  Statistik  im  Hochbau   122 

1  Zur  finanziellen  Statistik  der  Dachdeckungen   22 

Jahresbericht  über  Hypotheken  und  Grundbesitz  in  Berlin  .  2 

Baulhatigkeit  in  Berlin   IM 

Bauthiitigkeit  und  Bevölkerungs-Dichtigkeit  in  Paris    .    .    .  2U 

Die  Gewichte  einer  Anzahl  der  grofsten  Glocken    ....  212 

Stadtplane  und  Strafsenanlagen. 

Zur  Auslegung  des  preufsischen  Gesetzes,  betreffend  die 
Anlegung  und  Veränderung  von  Strafsen  und  Plauen  in 

Städten  und  landlichen  Ortschaften   202.  222 

Die  Studien»  eitemug  von  Strafsburg  .    .  H43.  35«.  -III.  122.  812 
Einiges  zur  Frage  einer  Zentral  -  Friedhofs  -  Anlage  für 
Berlin  LL  21 

Maafs  und  Gewicht  —  Messen  und  Zeichnen. 

Abgekürzte  Bezeichnung  der  metrischen  Maafse  und  Ge- 
wichte 2.  111 

Vervollkommnungen  des  Bohnc'schen  Taschen-Niveaus    .    .  123 

Das  trockene  Lichtpaus-Verfahren  202.  222 

Die  Polychrom- Autographie   321 

PhotogrammPtrie  in  Persien   300 

Neue  Ziebfederu   12 

Ausstellungen. 

Die  Weltausstellung  in  Paris  LLL  Iii.  222.  282.  228.  232. 

■UM.  44.V  45f».  1115.  122 
Die  Architektur  auf  der  Pariser  Weltausstellung  4 Iii,  122.  -Iti'),  HI 
Die  Ausstellung  des  Verbandes  deutscher  Arrh.-  ui:d  Ingen.- 

\  creme  in  Dresden  121.  812.  822 

Die  Architektur  auf  der  Berliner  Kunstausstellung  LLL  112. 

212.  322.  122. 

Zeichen-Ausstellung  von  Schülern  mittlerer  und  niederer  ge- 
werblicher rnterrichts-Anstalten  in  Berlin.    .   221.  222.  221 
Permanente  Bau-Ausstellung  in  Berlin  B.  22.  20.  Sil  72,  22. 
102  LLL  121.  LLL  122.  126.  122.  212.  220.  260.  220. 
302,  hj^  jag,  262. 2ZA  321. 321.  III.  121. 121. 122. 121.  49« 


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Kunstgewerbliche  Woihnachtsmessc  in  Berlin  .    .    .  72.  482.  504 

Kopien  italienischer  Renaissance- Dekorationen  240 

Internationale  Ausstellung  für  die  gesammte  Papier-Industrie 

zu  Berlin   34!) 

Wanderausstellung    des    I ■  i  >.  l  .  -  i  i  <  1 1   Gewerbemuseiims  im 

Kathhaiisc  /u  Augsburg  300 

Fachausstellung  des  Gewerbe- Vereins  zu  Erfurt .  .  .  114.  342 
Permanente  Hall-  und  Industrie-  Ausstellung  in  Krank  tu  rt  a.  M.  17<i 
Proviuzial-Gcwerlie-Ausstelluug  in  Hannover  ....  321.  32* 

für  1*79   72.  24t).  300 

228 

skizyen  in  llerliti  812 

Vorschlag  zu  einer  deutschen  Ausstellung  für  Gas  -  Koch  - 

aller  Art  480 

Baumaterialien. 

Denkschrift  Uber  die  Kinrichtung  von  Prüflings  -  Anstalten 
und  Versuchs  -  Stationen  von  Itauniaterialien,  sowie  über 
die  Kinführuug  einer  staatlich  anerkannten  Klassifikation 

der  letzteren  91.  95.  10B 

Untliche  Kinführung  der  Normen  über  einheitliche  Lieferung 

und  Prüfung  von  Portlaiid-Zeuicnt  4*5 

Zement-Prüfung  in  der  alltäglichen  Raupraxis    .    .    .  234.  241 

Zetucut-Priifuug  nach  den  Nonneu  634 

I  Kit  rag  zur  Bestimmung  des  Nutzwerthes  verschiedener  hy- 
draulischer Mortelinaterialieu  29 

her  rheinische  Trass,  seine  Gewinnung  und  seine  Kundstatten  273 

l'ulyi  bromischer  Kunststein  311 

Patrntirtes  Verfahren  zur  Herstellung  künstlicher  Steine  durch 

Kochen  von  Mortelinischuugen  2&« 

Resultate  der  IWungen  von  Briii  kru-Kisen  auf  absolute 

Kestigkeit  20« 

«Qualitäten  gewalzter  Träger  !> 

Nummerinini;  und  Gewicht  von  Zinkblech-Sorten    ....  Inj 

Bcrerhnungsweise  filr  geschnittenes  Bauholz  414 

Verwerthung  alter  Bahnschwclleii  7 

Beseitigung  alter  Oelfarben-Anst]  irhe  auf  Holz  .    .    .  801.  370 

Mittel  gegen  den  Hausschwanim  3"1 

Das  Verhalten  der  Kanalbau-Materialieu  zu  sauren  und  alka- 
lischen Flüssigkeiten  403 

Neues  zur  Saudblas-Schleiferci  BO 


Bauwisaenachaltliche  Theorie. 

Oi  konomtsche  Korm  und  Hohe  gewölbter  Bauwerke    .    .    .  (1)7 

l'eber  die  Aufführung  von  Gewölben  .  500 

Bestimmung    des    Krddrneks    unter    Berücksii  htigung  der 

Kohiisiou  284 

Giaphische  Berechnung  von  gegliederten  1  logen  .    .    .  •>tP.h  22t» 
Beitrage  zur  Berechnung  der  Eigengewichte  eiserner  Balken- 
brücken  417.  43*.  448 

l'eber  die  Tragfähigkeit  einer  Anzahl  zweitheiliger  eiserner 
Oberbau-Systeme  mit  Langsdiw  eilen  15t*.  109.  2*7.  310. 

32".  4*0 

Praktisches  Verfahren  bei  der  Berechnung  von  Hohrenw  eilen 

filr  Wasserleitungen  290.  413 

Gruiidforni  größerer  I.nkomoliv schuppen  317 

l'eber  die  Keststellung  der  Normalbreiteu  schiffbarer  Gewässer  519 
Die  Kormeln  ill»er  die  Bewegung  des  Wassers  in  Flüssen  und 
Kanälen  iu  Handbüchern  .   .    .  357.  374.  303.  421.  423.  490 

Nekrologe  und  persönliche  Notizen. 

Richard  Lucae  61.  63 

Ferdinand  v.  y  tust  80.  <ju.  1ih>.  124 

oberbaurath  Heinrich  Leonhaid  322 

F.  G.  .?.  Fnrsmann  171 

A.  L.  J.  Meier  302 

Dr.  Hubert  v.  Mayer  144 

Dr.  Friedrich  Sander  190 

Professor  Dr.  Friedrich  Grelle  600 

K.  .läger  3*3 

Giuseppe  Mcngoui  Kl 

Qeo.  Hilbert  Scott  UM» 

Belgrand,  ( .'lief- Ingenieur  von  Paris  174 

Heinrich  Victor  Kegnault  1112 

Personalien  des  französischen  Ministeriums  der  uffentl.  Arbeiten  370 
Kiriclitung  eines  Denkmals  für  den  Stadthaurath  Kuorr  zu 

Breslau  4!Ki 

Die  I.aughaus-Hllste  im  Leipziger  Stadttheater    .    .    .   104.  494 

AWhicdsfest  für  Rauralh  Kaschdorff  in  Köln  414 

Neue  1^'hrknifte  an  den  technischen  Hochschulen  von  Wien 

und  Berliu  '  393 

Präinieu-Krtheilung  an  preußische  Baumeister  und  Bauführer  312 
Verleihung  von  Medaillen  nur  Theilnehmer  au  der  vorjährigen 

Kasseler  Ausstellung  aus  dem  (iebiele  des  Hei/.-  und 

Yeiitilatiouawesens  3» 


II.  Hochbau. 


Aesthetik. 


Ober  die  ästhetische  Behandlung  des  Kisens  im  Hochbau  363 
Der  optische  Maalsslab  in  den  bildenden  Künsten  .  .  125.  137 
Die  Perspektive  im  Architektur-Zeichnen  351 

Kunstgeschichte  und  Archäologie,  Restauration  von 
Baudenkmal  ern. 

Leber  die  Restauration  von  Baudenkmälern  205.  300.  316. 

330.  357. 

Zur  Iuveutarisirung  der  Baudenkmäler  

Leber  Restauration  alter  Wandgemälde  

Der  Kutwurf  zur  Vierung  des  Strafsburger  Münsters  1*5.  300. 

Das  Thal  der  Dhün  und  die  Abtei  Altenl>erg  

Das  Freiburger  Münster  und  seine  Restauration  

Restanration  der  St.  Gereon- Kirche  in  Köln  

Restauration  der  Kirche  St.  Severin  in  Köln  

Restauration  der  Frauenkirche  iu  Nürnberg  

Feber  die  Restauration  der  Kirche  zu  Lorch  a.  Rh.  4S3.  444. 


157 

SO* 
322 
327 
12 
301 
2»i7 
195 
195 
472 
1-h 
38 
H7  1 
173 
251 
200 
412 


Die  katholische  Kirche  zu  Hamm  i.  W  

Kin  merkwürdiges  Kirchengebäude  in  der  Stadt  Altenberg  . 

Restauration  des  Kaiserhauses  iu  Goslar   337. 

Ausgrabungen  in  Goslar  

Klorenz.  Reiseskizze   227. 

Restauration  der  Tuilerien  

Die  Ausgrabungen  zu  Olympia  10. 

Bauausführungen  und  Projekte. 

Das  neue  Hoftheater  in  Dresden   145.  167.  179 

Das  neue  Gebäude  der  Genialde-GaJIcrie  zu  Kassel  .  31.  42 
Das  Besitzthnm  des  Deutschen  Reiches  auf  dem  kapitolinischen 

Hügel  und  der  Neubau  für  das  Deutsche  Archäologische 

Institut  in  Rom  187 

Das  Palais  der  Deutscheu  Botschaft  in  Konstantino|»el    .    .  41 

Zur  Krage  des  Hamburger  Ratlihausbauea  1<»5.  215 

Künftiger  Kathhausbait  in  Leipzig  72 

Kortgang  öffentlicher  Bauten  in  Wien  404 

Der  neue  Personenbahnhof  der  k.  k.  osteneichischen  Staats- 

bahn-Gesellschaft  zu  Budapest  1.  305 

Die  Budapester  Lagerhäuser  467 

Italienische  Camposanto- Anlagen  313 

Fisenfaehwerkbau  der  Chokoladeu  •  Kabrik  vou  Meiiier  zu 

Noisiel  a.  d.  Marne  271 

Amerikanische  Irrenhäuser  23 


Die  Viehhofe  und  das  Schlachthaus  der  Pensylvania-Fisenbahll 

zu  Philadelphia  2*0 

Allgemeine  Ideen  über  die  KrrichUtiig  von  Irren-Anstalten 

207.  222.  231 

Der  Kestschmuck  Berlins  für  die  Kinzugs-Koicrlirhkeitcn  des 
5.  Dezbr.  1*7*  und  das  Projekt  zur  Krrichtung  eines 
Denksteins  auf  dein  Potsdamer  Platz  527 

Donkmäler. 

Der  llansa-Bruiiueu  in  Hamburg  347 

Heizung  und  Ventilation. 

l'eber  einige  Lokal -Heiz -Apparate  435 

Lüfutngs  -  Einrichtungen    des   Palais   auf  dem  Trocadero 

in  Paris  171.  257 

Neue  Killrichtung  zum  Krwarmen  von  Wasser  für  häusliche 

und  Bade/ wecke  76 

Patentirter  WasserverdunsliingB- Apparat  für  Luftheizungen  29 

Wolpeifs  Strahleiirauni-Ofen  432 

Transportabler  Zimmer- Heiz- Apparat  311 

Neue  Lüftiings-Kinrichtuiig  vou  W.  und  K.  Löbtihold  in 

Krankfurt  a.  M  195 

Neuer  Lüfttings- Apparat  213 


l'eber  Ausführung  von  Bruchstein-Mauerwerk  

Zur  Krage  der  Verwendung  des  Kisens  im  Hochbau  .  .  . 
Aufstellung  von  Normal-Profilen  für  Walzeisen  .    .    .  269. 

S(  hutz  des  Kisens  durch  Verziukiuig  

Leber  die  Bewahrung  von  Dächern  aus  Kisenblerb  .  . 

Dachplatten  aus  Gusseisen   229. 

Dachdeckung  in  Rom  .   

Leber  HolzschiudelBedachung  

Horizontal  gelegte  Dachrinnen   311.  332. 

Thunnspitzeu  aus  Gusseisen  

Patentirte  Fenster-Dichtung  

Neuheiten  in  Kcuster-  uud  Thür- Verschlüssen  

Verbesserter  Kenster- Verschluss  

Sicherheitsschlösser  von  Kleinau  &  Co.  in  Hamburg    .    .  , 

Konstruktion  von  eisernen  Wildpark-Thoren  

Leber  die  Anordnung  von  Schulbänken  

Neuer  Schornstein- Auf  salz   .  . 

Hollstein's  patentirte  offene  Stützmauern  mit  horizontaler 
Bodeiistnuung   243.  310.  301 


13 
31  »4 


134 

7!» 
370 
391 

72 
350 

72 
213 
152 
165 
2*7 
403 
124 
164 


.  403 


'S 


Abdeckung  von  Gewölben  mit  Filzpappe  320 

Zur  Anlag«  von  Hlu/  d  1  n.  rn  .    .   .    .  81 

Vi'llii'-.-tMiiln.'  all  F:iee>rilyeii  Mm  BEjäSS  •  ■  ■  •  BS 
\ i l»»-it.v  l.'«,sta«ig  in  K:si  n  ausgeführt  279 

Bg  Enfl  3m  B55i^SiidEBE  Eä  i!ii.sc  in  MoEHF 

platz  in  Berlin  461.  486 


l'r>,i.  'n>'  ein,  s  Scha.leiif«n»r* 


_Zli 


Keuerg«dahrlirhkt-it  von  Schornstein-Anlagen  ■  .  .  .  132.  175 
Sprt  iipnut,*  <l''-i   Itingoten Srlntriisn  ins  des  I leutsrli  ■  Holland. 

Alrtign.RaiivpiyiiMi  in  Hwrlin   8 

Abbruch  von  allem  M.-lih  rwerk  .  .  .  .  .  .  ,  ,  Ol*.  1  'i-L 


III.  Ingenieurwesen. 


Erd-  und  Strafsenbau. 


Neues  Holzpflaster  216 

WnsgcrrjaiL 

Denkschrift,  betreffend  die  im  preußischen  Staat«'  vorhan- 
denen Wasserstraßen,  deren  Verbesserung  und  Ver- 
mehrung  27 

Schiffahrt  und  Strouiregulintng  des  Oberrheius  73.  83.  175.  189 

Zur  Krage  der  Wasserstraßen  Berlin'*  49 

Beguliniug  der  Unter-Spree  482 

hu  Wehranlage  mit  Winkel-  (Trommel-)  Schütze  im  Main 

bei  Schweiiifurt  2til 

l>ie  Ilafeuwerke  von  Vlisshigeu  und  die  Wasserbauten  in 
der  Provinz  Seeland  281.  293 


*  'Tu            tuai   kar.al  

Ueber  holländische  Kaimauern  mit  l't'aliln 

st-Kuudirung  .  . 

?  1 

Ziii    Herstellung    von   Kohleuverladuiik's  - 

V,.r.i,l.'iuiL;.'ii  ui 

tlalenidiitzcii  .    ,    ,    ,  , 

|27 

17« 

1  Mall  heim  Hau  des  Sirherheitshafens  bei 

Dromberg  .   .  . 

113 

i  eber  die  Hebung  eines  gesunkenen  Dami 

Jtscliitlcs  .     .  52. 

•  -1 

1  elirr  ila^  loennen  von  IVtroleiim  aul  W 

rt  -;  — :  :  —  :  

isser  

»7 

Pharaonen- Herrn  halt  (4400-332  v.  <  hr,  Oeb.l  199,  209. 
L'eher  die  Kreipicuz  des  Suezkanals  .    '.    '.    '.    T~.    ',    '.  ' 


211 
134 


Bc-  und  Entwässerung. 


t'i's  i  vwiiturer.  »vatsQi  ■'  •■!  k  .  .  .  .  

1-.! 

43 

Wasserwerk  iler  Stadt  Aarhpn 

2flH 

Filtration  ili  -  Flus-ovassi  i  s  zur  Versorgung  i 

1er  Städte  3 14. 324.  338 

7!» 

Krwarmmig  des  Wassers  in  Itohrleitungcn 

515 

Leber  eine  neue  ihdireiiarl  für  Wasscrlei  tunss -Zwei  kc 

15t, 

209 

/im  l  r;«L"'  der  \>-niiii-iuiK.;rs  d«-r  Klus»' 

11!».  215 

Voa  Hh  Kntwi«.-^«'nitiL'  l.undou's  .    .  . 

89 

Kinice  Henieikiinu'«'!)  über  die  Ansl'iihrmiij 

von  KaimlisatHms- 

Arbeiten  

71 

llaii.swa*.si<r-AMcitungi'ii  

204. 

2K7 

V  ii  inlagen  \  u  Wa-^i-rklusetS  .... 

_.  .  .  .  ._ 

— :  

152 

I'ali'nlitter  t it-rtu  livi tm  hluss  von  Zt-ith-r 

114 

Klappenvcr-chhtss  »iii-  Himislcin  KiulaiitV 

— :  l. 

r,n5 

292 

214 

Brtinkrtnhau 

i  <  t'er  riea  bau  aar  n**tnhn,,ke  |„  ,  \ii 

!rel«.acb 

HA 

1« 

Die  KiseuhahubrUrke  flher  den  Douro  bei 

( ►ptirto  .  . 

113 

s'  •••  1  v  :n -.  ['im  Ki  in  Li«:  ihm 

1  :  1 

Ri-aYr  KIHIinii  kenli, 


!>!«■  schiele'  Brück  p  in  fileksi- 


Jlü 


3(17  ■tili 


Aufstellung  der  MNsjvsi»  ['i-Hrücke  zu  St.  lajttis  331 

Hnkkenl'anli  h-  r  I  Inn.,  i  Ku^ljud  176 


Eliacabtwhnbflu. 


Projekte  für  die  Hahnhofs-Kiiirichtungen  der  berliner  Stadt- 

ImI.m    .    .  ,    ,       ,  11^ 

Der  ostliche  Anschluss-Hahnhof  der  Berliner  Stadt-Kisenb.  24 1 . 

Berliner  Stadtbahn  und  Köuigsgrabcn  

Abfuhr  von  Leichen  mit  Hülle  der  in  Berlin  mündenden  Eisen- 
bahnen und  speziell  der  Stadtbahn  II. 

Kisfnliahnlianten  in  der  Provinz  Seeland  281. 

Anlage  einer  Drahtseilbahn  bei  I '»bergen  .    .  . 
I  he  i  lnitlia'  liliann  


Die  <  tberschlesische  Schmalspurbahn  

Zur  Krage  der  Kördening  des  Baues  von  Sekundarltahnen 

195.  215. 

Leistungen  der  Sektindarbahnen  ftir  die  Reichspost  .  .  . 
Zur  Kiiiir.linun;  des  Damiilsp1.^  iig«'t)  •  Ih-triebea  aal  llatipt- 

BB5  .  ..  '.  ",        '.        '.  i  !  '.  '.  i  ,  • 

Eisenbahn  ■  Projekte  in  Frankreich  ... 


Si  I-. l i m>. i.i r t -,t  1 1 1 j i l  ;:i  l-  f.inki  i o  t: 


Vorrichtung  zum  Stellen  einer  gegen  die  Spitze  befahrenen 

Weiche  von  der  Lokomotive  aus  471.  482. 

Stellung  der  Kurventafeln  an  Kisenbahukurven  

Tragfähigkeit  eiserner  Oberbau  -  Svsteme  mit  I.angscliwellen 

'  158.  169.  287.  310.  320. 
Kiserner  Oberbau,  genannt  «das  Stützen -System"  .    .  369. 

Eiserner  überbau  für  Straßenbahnen  

Das  genaue  Lochen  eiserner  Langschvi  eilen  

Kundation  einer  Lokoniotiv-Drchsrhcibc  auf  Bahnhof  Bremen 

Zug-Barrieren  für  Wegeilbergange   250. 

Veber  Adhäsion»-  und  Zahnrad-Lokomotiven  

Neu  eröffnete  Eisenbahnstrcckeu  im  Jahre  1877     .   .   .  . 

Kaltrbahu  auf  eisernen  Eisenbahubrücken  

Beitrag  zur  Krage  der  Feststellung  einheitlicher  Eisenbaliutarifo 


Tunnelbau. 

f'oehemer  und  (iutthard-TuuucI  .  . 
KufsgiUiger-Tunnel  im  Bahnhof  Sorau 
Der  Katkouya-Tunnel  


9.  54.  106. 


UM 

251 
229 

21 

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443 

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268 

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213 
224 


143 

881 

20 


Technologie  and  Maschinenwesen. 

Selm  iiineevalei-  Ki'alin  im  Halen  Min  Niw-inrk  . 


Di 


Kid! 


".ii.:  i  r  imil 


uhr-  Anker 


Ihdraulische  Lanteinaschine 


>plbstthutige  livilranli-ihc  K  ipp- V««r  rieb  Hin  i' 


Ahl 

m. 

MO 
HB 


tümson's  I  Ulplex-SteiHbr«  eb-Ma.-i  bllie 
Neue  Maschinen  zur  IliTst>-lIung  ven  Hantlieilett  und  ce»erb- 
liehen  Gegenstandi'ii  aus  (itanit  tmd  anderen  harten  (ie- 
-tPir.yArt.n  350 

Weyhe'g  rotirende  doppertwirkende  Kolbenpumpe  nbne.  Ventile  362 
Das  Siplmmiiii  I'aniplputnpei  '.  '.  '.  ~T~.  .  '.  '.  '.  '.  .  34<> 
Patentirtes  Kinschallerobr  mit  inneren  Schraubengängen  zur 
Ausstoßung  fester,  mit  Kltlssigkeitcn  durchgeführter  Stoffe 
Hartgiiss-1'laurost-Stah  muh  lauUig's  Patent  


Kulmi  Munk'  der  linlirpnst  in  lierlin 


Zum  Iii  uehe  ilc^  F  aiir>tnhb 


(■raiul-lb'itel  zu  l'ar-- 


l  eber  Motteuvertilgung  in  Perenucuvtairen  etc. 


279 

iü 
1K4 

m 


IV.  Miltheilungen  aus  Vereinen. 

A'erscliiedene   Hekaiiiitniai  Innigen  d«  s  Verhamlfg  «leutschcr 
An-huikten-  und  [ngeMeür^Verejne  l.  :n.  ''.r>.  itt:t.  ls4. 

•jai    !2K!)   311    iSf,   4W5  Wlh 
K.iiiliijiing  und  Tagesordnung  zur  7.  Abgeordueteii-Versamm 


Arrhitolften -V>r>in  »11  UrtÜr  fi  17.  24.  Jfi  f,7  fifl  78  fi«) 
101.  110.  121.  130.  142.  15Q  ifiH  1B3.  192.  203.  212. 
228.  236.  258.  269.  277.  279.  202.  299.  318.  321.  338. 
iiel.  ,M-,   ::>','.  ,-)M.  3-3.  -1"I-  112.  -t'2<>.  I3'i,  441    1  "t  1. 


-'Illj'     III     I  l|  e-  I 


Prulokulle  «let  7.  Abgeordneten- Versammlung  . 


371.  375 


Einladung  und  Programm  zur  III.  Generalversammlung  des 
Verbandes  dentM  In  r  At«  lutekti  11-  11ml  lnge»n'tir-\ eieine 
zu  l'rcsden   .    .    .        .    28«).  a»3.  3>1 

Die  Art  der  Meldung  zur  Theiinalnne  an  derselben    ■  333.  341 
Die    IM.   Geueraher-iainnihmg    des   Verbandes  deutscher 
An  bit'.'kten-  11  ml  liiL'etiieut  Yen  ine  zu  Pn-Mlen  H77.  38oT 

396.  405.  415 

Statistische  Mittheilungeu  über  «lie  Bethciliguug  au  der  HL 

...  389 


Generalversammlung 


Arbeitsplan  des  Verbandes  l'ur  da-  .lahr  1878  79 


Die  Wandi'i-vfi'samiulimgeii  di  Verbandes  deutseher  Ari-Iii- 
tekten-  und  Ingeni'tir-\ ••ri'ine  und  ib  s  Verein^  deutscher 
Ugenicure.  361 


i.V>.  170.  481.  4!>3.  502.  ■i22 

—  !>■...  mMnMMl  ib-^  \n  bitekien-ViTi  ins  zu  Herlin  am 

1R  Min  1878    lfft  llf> 

Bm-lionwWlK  ■  Tt.irii  hl  iIhk  7i-nlral.Hilf»  .rnmitil'«   fttr  di« 

im  Jahre  1870  71  im  Felde  stehenden  Architekten  und 

IiiLutiieuit!  278 

-  \hr  K\kiiisinii  11,11  Ii  llaiiiifver  .    .    .    .  »,>  >.  31-,  321.  32" 

Fänladuiit,'  d-.'r  deulM'lien  laej^uiiusseu  zur  Besichtigung 
iler  in  Berlin  ausgestellt»!!  Konkurrenz. -Kntwurte  der 
Stralsluirgcr  Fniversitat        .    ...    ....    .  422.432 

—  |)je  1-estteii'i'  zu  |-.hr''ii  der  in  Heijili  anvvi'seinlen  Archi- 


tekten  und  Ingi'iiieure  geb'geutlirh  d>T  Ausstellung  der 


Mral'shurger  Konkurre n/.-Kntvriir? 


451 


V'  i':i.  lui  Kis'iil'itlinktiiiJe  m  Berlin  n.  :i5.  -1.  I,;.",  Jtij 

236.  401.  449.  490.  51 3 
Anliitekten-  und  Ingenieur -Venin  zu  Hannover  15.  16  97 

121.  IM   1«2   172   183   247   48fl.  491.  533 


Dresdener  Architekten-Verein  SIL  Iii. 

Dresdener   Zweigvcreüi    des   sächsischen    Ingenieur-  und 

■  Architekten-Vereins  Iii.  IM. 

Architekten-  und  Ingenieur-Verein  zu  Kassel  .    .    .  4.  126. 
Architektin-  und  Ingenieur -Verein  zu  Hamburg  ' 
122.         22L  202.  2ÜÖ.  3ÜU.  228.  3ÜL  iiiL  iZli.  Ahl*. 

Mittelrheinischer  Architekten-  nnd  Ingenieur-Verein    .  458. 
I tautechnischer  Verein  zu  Aachen  liL  M.  um.  1  jo.  133, 
112,  2iIL  2jHL  222.  HL  413.  ül 
Versammlung  der  stadtüchen  Bauleaniten  aus  den  Provinzen 

Rheinland  und  Westfalen  

Ostpreussischer  Ingenieur-  und  Architekten -Verein  42,  ÖL 

im  1*9.  ivi 

Westpreufsischer  Ingenieur-  und  Architekten-Verein  .  XL 
Architekten-  und  Ingenieur-Verein  zu  Posen  ....  93. 
Bildung  eine»  Architekten-  und  Ingenieur- Vereins  in  Hremeu 
Aus  dem  Jahresbericht  des  technischen  Vereins  zu  Oldenburg 


Reil»  ; 

ZU 

242 

LH 


tu 

105 
4'J3 


il2 
SS 
rata 
im 

122. 


Stil« 

III.  Hauptversammlung  des  Vereins  deutscher  Ingenieure  in 
München  ML  2fiL  LH 

L  Hauptversammlung  des  deutschen  Gcometer -Vereins  in 
Weimar  Ml 

Aus  den  Verhandlungen  der  Generalversammlung  des  Vereins 
deutscher  Zement-Fabrikanten  IUI.  Ulli 

Aus  dem  Hunde  der  Hau-,  Maurer-  und  Zimnienneister 
Berlins  3ß.  2111 

Auskunfts-Vereiu  Berliner  Bau-Interessenten  Iflfi 

Der  Baumarkt  in  Berlin  20. 

Auslegung  von  Submission*  -  Ausschreibungen  am  Berliner 
Baumarkt  LEU 

Der  internationale  Kongrcss  für  Architektur  zu  Paris  III.  '21AL  222 

iL  Versammlung  des  deutschen  Vereins  für  öffentliche  Ge- 
sundheitspflege in  Dresden  Ml 

Hygienischer  Kongress  während  der  Pariser  Wclt-Aus- 
'  htellung  248.  2Ü1 

Die  Institution  of  Civil-Engineers  in  London  ....  Lll  520 


V.  Aus  der  Fachlitterat ur. 


Sachregister  zur  iteutschen  Bauzeituug  IM 

Mihi'-  Preisschrift  über  die  zwcckmsfsigsten  Ventilation* - 

Systemc  LSß. 

Die  (tauten,  technischen  und  industriellen  Anlagen  von  Dresden  413 

Grahn,  die  städtische  Wasserversorgung  2fift 

Schwabe ,  Kntvrurf  eines  EiscnbahupUns  für  das  Königreich 

Preufsen  4HS 

Vis« her,  Leitfaden  lur  den  Unterricht  der  Anatomie  und 

l'roportionslehre  des  ineuschlicheu  Körpers  228 

Denkmäler  der  Baukunst  Mü 

Kunstliistorische  Bilderbogen  288 

Schicketans,  das  Polytechnikum  für  Berlin  240 


Vorabulaire  technique  francais-alleinand  382 

Howe,  Erdtransport- Preistabellen  verschiedener  Bahnen  .  174 

Neue  Zeitschriften  28. 

Mittheilungen  aus  der  Tageslitteratur  des  Kisenbahnwesens  HA 
Katalog  der  Wanderausstellung  des  hayer.  Gewerbe-Museums  üül) 
Gottgetreu ,  die  physische  und  chemische  Beschaffenheit  der 

Baumaterialien  820 

Einfache  Behandlung  der  Stützlinie  121 

Neue  litterarische  Erscheinungen  im  Jahre  1877, 78:  iL  ÖS. 
82,  1ÜJL  174.  Ifl4.  314    280.  302   afifl.  3IÜ.  3H2.  Ml. 

4JÜ  iU,  fflü,  HiL  blli.  5M 


VI.  Konkurrenzen. 


Monats- Konkurrenzen  für  den  Architekten  -  Verein  zu  Berlin 
ö,  HL  30.  IM  HÜ.  230.  2SÜL  220.  312.  330.  37JL  22L 

4r>4  422.  ilhL  &Ü2,  52L  hlil 

Si  hiiikelfesi-Konkurreuzeii  des  Architekten- Vereins  zu  Berlin  .Vi  1 

Haltestelle  der  Berliner  Stadt-Eisenbahn  an  der  Neuen  Pro- 
menade  aaü.  332.  4üQ 

Friedhof  -  Anlage  fttr  die  jüdische  Gemeinde  in  Berlin  104. 

■1U   -2AH   4fi'J  47» 

l'etrikirrhc  in  Leipzig  .    .   .    80.  112.  IM,  IM-  LlL  22L  22h 

Synagoge  in  Münster  L  W  8.  H&L  Uli-  tt&  HD 

Neue  evangelische  Kirche  in  Dresden   240. 

Kollegien-Gebäude  der  Universität  Strafsburg  lfin.  1H3.  1fl3. 

2LL  212.  288. 412.  1LL  i2L  12L  4SL.  122. 4ÜL  5QL  öilL.  üSi 

Höhere  Tochterschule  in  Karlsruhe  51 

Kunsthalle  in  Dusseldorf   250.  IM 

Wieder- Aufbau  des  Gesellschaftsbaues  im  Palmengarten  zu 

Frankfurt  a.  M  IM 

Wohngebäude  für  Justizbeamte  in  Hall  370 

Villenartiges  Wohnhaus  in  Gera  132 

Bau  von  kleinen  Hausern  in  Hamburg  ....    124.  24P.  26« 

Kriegerdenkmal  in  Muhlhausen  L  Thür  2fiö 

Pläne  znr  baulichen  Ausnutznug  der  früher  militartiskaliscben 

Grundstücke  iu  Dresden  Uli.  LL 

Bebauung  des  nördlichen  Theils  der  Stadt  Aachen  iüL  186. 

2ütL  220 

Museum  in  Linz  Iii. 

Universitats-Gebäude  in  Leiden  bSL  HL  IM 


Kranken-Anstalt  des  Kantons  Glarus  28. 

Justiz-Palast  in  Lausanne   ML 

Alters-Hospital  in  Anii-res  bei  Genf  

Hospital  in  Helsingfors  

Wiederaufbau  des  Thurmes  der  Deutschen  Kirche  in  Stock- 
holm 152. 

Pregolbrucke  iu  Königsberg  .   ...    124.  lfiiL  _u_  412. 

Brücke  in  Libau  

Zentral  heizungs-  Anlage  für  das  Gebäude  der  technischen 
Hochschule  zu  Berlin  _2L  1&2. 

Geruch- Verschluss  fttr  Rohrleitungen,  Küchen- Ausgüsse  und 
Klosets  liL 

Steigerhauser  und  Steigerwändo  

Kunstgewerbliche  Konkurrenzen  der  permanenten  Bauaus- 
stellung und  des  deutschen  Gewerbe -Museums  in  Berlin 

HL  1&,  23,  HL  230.  ii& 
des  Architekten-  und  Ingenieur- Vereins  zu  Hannover  lü- 
de» Dresdener  Kunstgewerbe-Vereins   238. 

-  der  Handels-  und  Gewerbe- Kammer  in  Ulm  

-  des  bayerischen  Gewerbe-Museums  in  Nürnberg.    .  5ÜL 

-  des  Württemberg.  Kunstgewerbe- Vereins    ....  322. 
des  Gewerbe-  und  Industrie- Vereins  zu  Bremen    .  . 
in  Braunschweig  bü.  302.  XHL 

Konkurrenzen  der  Deutschen  Metall-Industrie-Zeitung  8.  1Ü2. 

322. 

Aschen-L'rne  zur  Feuerbestattung  


24 
11U 
Iii 
iü2 

4M 
1Ü2 


Uli 

322 
50 


hlA 

23B 
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4Ü2 

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■12i 


Personal -Nachrichten.  —  Brief«  und  Fragekasten. 


w.  Ilotiti  Uorbuchiliutk«r«l,  Bnlm,  SullKlutibtr-Strut«  U.U. 


d  by  Google 


Xo.  I  n.  2. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


Vcrtwwl  deuUrher  Architekten-  and  Ingenieur-  Verelno.  --  Itrt  mim 
«ntfiMinll'ir  iIit  k.  k.  räterreklilarhen  Numil  »hocwll«lijift  iu  Budapest.  — 
Siieeripunic  de«  Rintp.feri-Krhonuktelii»  d«o  ..DeatarMluUkudlirBrii  Aktlen-BauvirWim" 
vor  ilrin  Rrbfiuhuwr  Thorr  in  Birlin  am  14.  Nmtrolvr  IST".  —  Mltlheilangca 
ia>  Vereinen:   Knufltf  Architekten-  unj  Iiigeiiieiir- Vwit.  —  Verein  IV  KJt»«- 


rtohnK-tKelJen. 


hiiuiw  der 

u  —  Net»-« 


la  der  Berliner  Baa 


Brlcf>  uud  FragckaMea. 


—  Vtrmiitbltr  Araje- 
und  Oewlentc  —  Vit w ittlitmc  aller 
■  Aufteilung.  —  Konkurreaicn.  — 


besorgt  sein,  dagegen  bleibt  die  Ver- 


Yerband  deutscher  Architekten-  nnd  Ingenieur -Vereine. 

Bekanntmachung?. 

Der  unterzeichnete  Verbands -Vorstand  macht  hierdurch  bekannt,  dass  mit  der  im  Jahre  1878  zu  Dresden  abzu- 
III.  Wandervcrsammlung  des  Verbandes  deutscher  Architekten-  und  Ingenieur- Vereine  eine 

Ausstellung  ans  dem  Gebiete  der  Architektur  und  des  Ingenieurwesens 
sein  wird,  wozu  die  Baume  des  hiesigen  Königi.  Polytechnikums,  einschliefslich  der  Höfe  und  des  Gartens,  bereit- 
willigst zur  Verfügung  gestellt  worden  sind. 

Die  gedachte  Versammlung  wird  voraussichtlich  auf  den  Monat  September  anberaumt  werden. 
Da  nach  §.17  des  Verbands-Statuts  auch  anderen  als  den  stimmberechtigten  Mitgliedern  die  Bethciligung  an  dieser 
Ausstellung  frei  steht,  voraussichtlich  aber  in  Dresden  von  dieser  Berechtigung  ausgedehnter  Gebrauch  gemacht  werden  wird, 
so  wünscht  das  mit  den  betreffenden  Vorarbeiten  beauftragte  Lokalkoroite'  rechtzeitig  beurt  heilen  zu  können,  inwieweit  nach 
Vorzugs  weiser  Berücksichtigung  der  Vereinsmitglieder  auch  Anderen  eine  Bctheiligung  an  der  Ausstellung  gestattet  werden  könne. 

Die  geehrten  Vereinsmitfflieder.  welche  die  gedachte  Ausstellung  zu  beschicken  beabsichtigen,  werden  daher  hierdurch 
ersucht,  die  betreffenden  Anmeldungen  bis  zum 

L  Marz  1878 

zu  bewirken. 

Der  nach  Ablauf  vorstehenden  Termins  noch  verbleibende  Ausstellungsraum  soll  den  Nichtmitgliedern  zur  Verfugung 
gestellt  werden;  es  köunen  daher  verspätete  Anmeldungen  von  Vereinsnütglicdcrn  nur  insoweit  berücksichtigt  werden,  als  es 
der  etwa  übrig  bleibende  Baum  gestattet. 

Bei  der  Anmeldung  bittet  man  anzugeben: 

1.  die  spezielle  Bezeichnung  der  auszustellenden  Gegenstände, 

2.  die  Grösse  der  beanspruchten  Grund-  und  Wandflache 

a)  im  bedeckten  Baume, 

b)  im  unbedeckten  Baume  (Hof  und  Garten). 

Die  Dauer  der  Ausstellung  soll  auf  etwa  14  Tage  bemessen  werden. 

Für  die  Beaufsichtigung  der  ausgestellten  Gegenstände  wird  das  Lokalkomite 
Sicherung  der  Ausstcllungs-Gegenstande  gegen  Feuersgefahr  den  Ausstellern  überlassen. 

Anmeldungen  nehmen  entgegen  die  Herren: 

Dr.  Hart  ig,  Begierungsrath  und  Professor  am  Königi.  Polytechnikum,  Dresden — A.  Ijndcnaustr.  12, 
Weissbach,  Architekt  und  Professor  am  Königi.  Polytechnikum,  Dresden — A.  Strehlencrstr.  58,  und 
Nagel,  gepr.  Vermessungs-Ingenieur,  Dresden — Friedrichst.  Wachsbleichgasse  10. 

Dresden,  den  17.  Dezember  1877. 

Der  Vorstand  des  Verbandes  deutscher  Architekten-  und  Ingenieur-Vereine. 
Böttelw.    Dr.  phil.  Kahl. 

Der  neue  Personenbahnhof  der  k.  k.  österreichischen  Staatsbahngesellschaft  zu  Budapest 

che  Aaafcnl  ml  H.  S.) 

infolge  von  mancherlei  Schwierigkeiten  bis  zum  gegenwartigen 
Augenblicke  verzögert. 

Wie  aus  einer  Mittheilung  über  die  Budapester  Verbin- 
dungsbahn auf  S.  366  Jahrg.  187)5  dies.  Ztg.  hervor  geht, 
befindet  sich  der  Bahnhof  an  dum  Kreuzungspunkte  zweier 
Hauptverkehrsadern,  nämlich  am  Schnittpunkte  der  inneren 
Biugstrafse  mit  dem  auf  die  MargarctheiuMmfsen-Brücke  aus- 
mündenden zweiten  üulseren  Binge.  Bei  der  Strafscn-Bcgu- 
lirung  der  Hauptstadt  wurde  ein  Theil  der  Gebäude  des  be- 
stehenden Personenbahnhofs  abgeschnitten,  welcher  aber  als 
selbststandiger  Bau  stehen  bleiben  konnte;  ein  anderer  Theil 
des  Bahnhofs-Grundstücks  fiel  dagegen  für  Strarsenzwecke  an 
die  Stadt.  — 

Dem  Projektanten  des  neuen  Bahnhofs  hat  das  sogen. 
Pavillonsystem  als  maafsgebend  vorgeschwebt,  hei  dem 
sich  die  einzelnen  Baume  mehr  oder  minder  isolirt  an  einander 
reihen  und  um  die  Halle  gruppireu,  natürlich  unter  Trennung 
der  Abfahrts-  und  Anknnfts-B&umUchkeiten. 

Betrachtet  man  die  in  eine  Kopfstation  ausmündende 
Linie  als  maafsgebend,  so  liegen  die  Anlagen  für  die  Abfahrt 
rechts  von  der  Halle  und  die  für  die  Ankunft  links  der- 
selben. Tritt  man  von  der  Bingstrafsc  ein,  so  gelangt  man 
nach  Passirung  der  Thorcinfahrt  in  einen  geraumigen  Vorhof 
mit  Springbrunnen  und  Gartenanlageu .  in  dessen  mittlerer 
Axe  sich  das  Kassen-Vestibül  befindet,  von  dem  man  rechts 
zur  Gepäckaufgabe-Halle,  links  zu  den  Wartesälen  gelangt. 
Die  Flügel  des  Gebäudes  enthalten  au  der  Straßenseite  die 
Bestnurations-l.okalitätcn,  an  der  Bahnseite  die  Eilgut-  und 
Pueit-Ex|)editiimsräume.  Zwischen  dem  in  mächtigen  Massen 
gehaltenen  Vestibül  und  der  Halle  fügt  sich  etwas  unorganisch 
ein  schmales  (iebände  ein,  in  welchem  einige  Kanzlei-Bäumc 
untergebracht  worden  sind.  An  der  linken  Seite  der  Halle  liegen 
zunächst  der  Strafte  einige  Kanzleien  der  Verwaltung,  au 
welche  sich  der  sehr  geräumige  Baum  für  die  Gepäck- 
Ausgabe  und  ein  Baum  für  ankommende  Beisendc  an- 
schliefsen.  welch  letzterer  von  der  Gepäck  -  Ausgabe  nur 
durch  ciu  zierliches  Eucngitlcr  getrennt  ist;  hierauf  folgen 


(Hieran  eine  perepektli! 

er  österreichische  Staat  besafs  bekanntlich 
in  der  ältesten  Periode  unseres  Eisenbahn- 
wesens mehre  Bahnlinien  als  Eigenthum,  die 
er  zum  Theil  selbst  ausgebaut,  zum  Theil 
von  Gesellschaften  übernommen  hatte.  In- 
dessen war  man  gegen  Ende  der  fünfziger 
Jahre  gezwungen,  die  Staatsbahnen  an  ver- 
sclüedene,  durch  fremde  Kapitalisten  gebildete  Aktiengesell- 
schaften wieder  zu  vcrüufseni,  bei  welcher  Gelegenheit  die 
Hauptlinien  Wien -Bodenbach  und  Wien  -  Budapest 
so  weit  dieselben  bereits  fertig  oder  im  Bau 
—  in  den  Besitz  der  sogen,  österreichischen  Stants-Eiscnbahn- 
Gesellschaft  übergingen.  Unter  der  Verwaltung  dieser  durch 
grofse  Geldmachte  gestützten  Gesellschaft  hat  sich  der  Verkehr 
der  das  ganze  Brich  durclischneidenden  Linien  so  bedeutend  ge- 
hoben, dass  in  den  letzten  Jahren  die  vom  Staate-  gewährte 
Garantie  nicht  beansprucht  zu  werden  brauchte  und  dass  es 
aufserdem  möglich  war,  einen  grofsen  Theil  des  ßeineinkom- 
mens  zur  Verbesserung  der  Einrichtungen  und  zu  neuen  Bau- 
ausführungen zu  verwenden,  bei  denen  es  hauptsächlich  die 
Bahnhofsanlagen  und  Hochbauten  wichtiger  Stationen 
auf  welche  man  sein  besonderes  Augenmerk  richtete.  — 

Der  österreichische  Staatsbahnhof  zu  Budapest  wurdo  in 
den  Jahren  1845/4«  erbaut;  derselbe  erwies  sich  unter  der 
Acgide  der  neuen  Gesellschaft  bald  als  zu  klein,  so  dass 
derselbe  einer  fortlaufenden  Erweiterung  unterzogen  werden 
rnusstc.  Der  Personenbahnhof  ward  in  der  2.  Hälfte  der 
liOer  Jahre  erweitert,  allein  mit  Bücksicht  darauf,  dass  dieser 
Bahnhof  nicht  nur  dem  Verkehr  der  Gesellschaft  selbst  zu 
genügen  hat,  sondern  auch  einen  grofsen  Theil  des  Ver- 
kehrs der  jenseits  der  Donau  und  Theifs  liegenden  Bahnen, 
ilic  in  die  Staatsbahn  nahe  vor  Budapest  einmünden,  auf- 
nehmen muss,  sah  die  Gesellschaft  sich  zu  einem  umfassenden 
Neubau  genöthigt.  J2s  wurde  mit  dieser  schwierigen  Arbeil 
der  Baudirektor  Alfons  de  Serres  (von  Geburt  Franzose) 
betraut,  unter  dessen  Leitung  die  Projektirarbciten  im  Jahre 
1873  in  Angriff  genommen  wurden.    Die  Vollendung  hat  sich 


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2 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


5.  Jannar  1878 


einige  Büreaulokalitatcn  und  endlich  der  Pavillon  für  den  Hof. 
Itaii  AI"-*  hluss  der  Kopfseite  der  Halle  gegen  die  Strafse  bildet 
eine  Vorgallerie,  wahrend  an  den  Langseiten  des  mittleren 
Theiles  des  ganzen  Baues  überdachte  Perrons  hegen. 

Was  das  Kon.slruklions-S}stem  betrillt,  so  ist  dieses  im 
Grunde  nichts  anderes  als  dasjenige  des  sogen.  Riegel  bau  es, 
dessen  Rippen  hier  aus  Kisen  gebildet  sind.  Die  Stander 
sind  entweder  als  vollwandigc  oder  als  Gitterstielc  hergestellt. 


noch  ein  Abschlufsgespärre  in  8.2  m  Abstand  hinzu.  Das  Ge- 
wicht des  mit  Zinkblech  eingedeckten  Daches  (nur  die  I-ateme 
hat  Glaseindeckung)  betragt  pro  □»  50  k  und  mit  Hinzurech- 
nung der  10»  hohen  Vertikalstander  «3 

Den  Absehlufs  der  Halle  gegen  die  Strafse  bildet  eine 
mächtige,  durch  Säulen  gegliederte,  vom  Sockel  bis  zum  First 
reichende  Glaswand.  Der  Vollwapd  -Trager ,  aur  dem  diese 
Wand  ruht  und  auf  welchem  sich  gleichzeitig  eine  auf  Kon- 


Filt  2.    Qurrx-bQlu  u«rh  A-t  Linie  A  —  B  J« 


wahrend   zur  horizontalen  Verriegelung  die  Fenster-   und  solen  gestellte  Galleric  befindet,  wird  durch  2  gufseiserne 

Thurstürzc  <üenen.  ]  Säulen  (Fig.  2)  gestätzt. 

Die  Dachkonstruktionen  sind  ganz  nach  der  Be-  Aufser  durch  die  Laterne  erhält  die  Halle  Licht  durch 

deutung  der  betr.  Pavillons  entworfen.    Die  Halle  hat  einen  eine  fortlaufende  Reihe  von  Fenstern  mit  in  leichten  Ab- 

Polonceau- Dachst ubl,  auf  dessen  mittleres  Viertel  sich  eine  messungen  gehaltenen  eisernen  Rahmen.    In  Fensterhohe  fehlt 

Laternen- Konstruktion  mit  Gallerie  aufsetzt.    Ausser  den  in  jegliches  Mauerwerk  und  es  beginnt  dieses  erst  zwischen  den 

den  Skizzen  aufgenommenen  Abmessungen  mögen  folgende  Standern  der  unteren  Stockwerke,  wie  aus  den  beigefügten 

mittheilenswerth  sein:  Hallenlange  Ht>,5™    Zahl  der  Ge-  Skizzen  ersichtlich  ist. 

vpurrc  17  von  je  »,»"•  Abstand;  gegen  che  Strafse  hin  tritt  i        Das  imposante  Kassen  -  Vestibül  hat  ein  gekrümmtes 

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No.  1  n.  2. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


3 


Mansardedach  mit  grorsem  Oberlicht  erhalten.  Die  Länge 
des  Raumes  ist  34.8™,  der  Abstand  der  Gespärre  4,45", 
so  dass  auf  je  2  Gespärre  der  Halle  S  Gespärre  des  Vestibüls 
kommen.  Das  Gewicht  des  mit  Schiefer  bezw.  Glas  ge- 
deckten Daches  erreicht  93 k  pro  Q»  An  den  dem  Vor- 
bote zugewendeten  Seiten  befinden  sich  7  mächtige  Stichbogen- 
fenster.  welche  in  sieb  durch  eiserne  Säulen  getheilt  sind. 

Der  Wartesaal  1.  und  II.  Klasse,  sowie  die  Gepäckauf- 
gabe-Halle haben  nach  Korbbogen  geformte  leichte  Eisenge- 
spärre:  dieselben  unterscheiden  sich  durch  die  Zugabe  einigen 
Schmucks  von  einander.  Die  Binderweiten  sind  4,45  m,  das 
Gewicht  der  mit  Zinkblech  eingedeckten  Konstruktion  pro  (~1n 
ist  32 k.  Alle  diese  Räume  werden  durch  Glas-Thüren  und 
darüber  befindliche  Fenster  mit  Seitenlicht  beleuchtet.  Der 
Wartesaal  III.  Klasse,  unter  welchem  sich  die  zugehörige 
Restanration  im  Erdgeschosse  befindet,  und  der  dieser 
gegenüber  liegende  Eckpavillon  haben  ein  Mansardedach,  ähn- 
lich wie  das  des  Kassenvestibüls,  erhalten. 

Ungleich  leichter  ab  alle  vorhergehenden  Konstruktionen 
ist  die  Dachkonstruktion  der  Halle  für  die  Gepäckausgabe 
konstruirt,  da  dieselbe  pro  Q"  nur  20"  wiegt.  Die  Ge- 
sammt- Länge  des  Obenleckten  Raumes  betragt  H"  ■  und  es  ist 
die  Eindeckung  mit  Zinkblech  bewirkt  worden.  — 

Die  im  Vorstehenden  charakterisirte  Grundidee  ist  viel- 
leicht mit  etwas  zu  strenger  Konsequenz  uueh  im  Acusseren 
des  Baues  zum  Ausdruck  gebracht,  indem  alle  vertikalen  und 
horizontalen  Theile  des  Eisengerippes  durch  Verblendung  mit 
Gusseisen- Dekorationen  erbeblich  betont  wurden  sind.  Das 
Fall-Mauerwerk  ist  überall  als  Rohbau  behandelt,  wobei  die 
drei  gewählten  Farben:  Braun  für  das  Eisen,  Kol  Ii  der 
Ziegelsteine.  Gelb  der  Quader,  als  zu  den  Gcsimsgliedem  zu 
stark  kontrastirend,  die  Ruhe  des  Ganzen  nicht  unbedeutend 
beeinträchtigen. 

Die  einzelnen  Facaden  des  Baues  sind  wesentlich  von  einander 
verschieden.  Die  durch  ihre  Abmessungen  und  die  Leichtigkeit 
der  Ausführung  imponirende  Halle  gelangt  in  der  Ringstrafscn- 
Front,  von  zwei  Eckgvhäuduu  Hankirt.  durch  die  Glaswand  und 
die  davor  gestellte  Bogeugidlcrie,  deren  Dekoration  mit  vielem 
Geschmackc  durchgeführt  ist,  sehr  gut  zum  Ausdruck.  Bis 
auf  die  Hohe  dieser  Galleiie  bubcu  <he  Flügelgebäude  Keller-, 
Erd-  und  ein  Halb  -  Geschofs ,  welch  letzteres  von  dem 
oberen,  durch  seine  Höhe  dominirendeu  und  durch  eine,  das 
Motiv  der  Bogenstellungen  vor  der  Halle  in  geringer  Modifi- 
kation wiederholende  Loggia  gekennzeichneten  Stockwerke 
durch  ein  kräftiges  Gesims  getrennt  wird.  Mit  der  Höhe  de» 
Hauptgesimses  an  diesem  Bautheile  stimmt  die  Höhe  der 
Hauptgesimse  an  dem  Seitengebäude  der  Halle  überein,  mit 
alleiniger  Ausnahme  der  StrafsenvestibQls  und  des  Hofpavillons. 
Das  obere  Stockwerk  der  Eckpavillons  der  Kingstrafsenfront 
hat  eiu  sehr  wirkungsvolles  Gesims  erhallen  und  die  durch- 
brochenen Eckthünne  mit  Kuppeln,  sowie  das  reich  dekorirtc 
Mansarde-Dach  bilden  ansprechende  Rckronungcn. 

Au  der  Abfahrtseile  schliefst  sich  in  der  Flucht  der 
Hauptfront  der  die  Restauration  enthaltende  Bautheil  an; 
die  Gesimshöhe  desselben  ist  mit  derjenigen  der  Gallerie  vor 
der  Halle  übereinstimmend,  indessen  ist  anstatt  eines  Doppel- 
geschosses, wie  bei  den  anderen  Pavillons,  hier  nur  ein  ein- 
ziges Gesehoss  mit  mächtigen  Stichbogcn-Fenstern  vorhanden. 
Tritt  man  von  hier  aus  in  den  Vorhof  ein,  so  springt  (in 
der  hier  ganz  symmetrischen  Facadc)  das  Kassenvestibül 
durch  seiue  hohen  Süchbogenfenster ,  welche  durch  guß- 
eiserne Säulen  und  Bogenstellungen  getheilt  sind,  als  Mittel- 
punkt sehr  in  die  Augen. 


Weniger  organisch  als  die  Abfahrtfacade  ist  die  Ankunft - 
facade  gebildet,  wo  dem  hohen  Eckpavillon  mit  Thünuen 
nur  ein  kleiner  Hofpavillon  das  Gegengewicht  hält.  —  Die 
gegen  die  Bahn  gelegene  Abschlufswand  wird  ähnlich  wie  bei 
der  Hauptfront  von  kleineren  Eckthürmen  hankirt.  — 

Im  allgemeinen  kann  tieinerkt  werden,  dass  die  Masscn- 
Vertbeilung  im  Bau  glücklicher  gelungen  ist,  als  die  Wahl 
der  Farben,  zu  denen  mau  bei  den  verschiedenen  Materialien 
gegriffen  hat. 

Ueber  die  Innendekoration  sei  erwähnt,  dass  mit  Ausnahme 
:  der  Kassenvcstibüls  und  der  Restaurationsräume  in  den  Räum- 
lichkeiten fast  durchgehend  die  Dachkonstruktion  sichtbar  be- 
I  lassen  und  entsprechend  dekorativ  behandelt  worden  ist ,  während 
die  eisernen  Wandstielc  durch  vorgesetzte  gusseisenie  Säulen  mit 
reicher  Ornamentirung  verkleidet  sind.  Diese  Säulen  dienen 
zugleich  als  Abtlufsrohre  des  Dachwassers.  Die  WandHachen  sind 
im  Gruudtou  mattbraun,  Ornameute  oder  Aufschriften  in  gleiclicr, 
aber  etwas  dunklerer  Farbe  gehalten,  die  Thüren.  Fenster  und 
sonstigen  Holzverkleidungen  oder  Scheidewände  der  Wartesäle 
und  Halle  sind  ebenfalls  dunkelbraun  gestrichen,  während  alle 
Metalltheilc,  soweit  sie  zur  Erscheinung  kommen,  mit  einein 
metallisch  grauen  Anstrich  versehen  worden  sind.  Unter  den 
zahlreichen  schönen  Details  sind  <tic  lumpen  und  Internen 
wegen  ihrer  geschmackvollen  und  dem  Material  entsprechenden 
stilgerechten  Durchbildung  der  Formen  besonders  zu  erwähnen. 
Den  reichst  ausgeschmückten  Raum  bildet  der  Hof-Salon  mit 
seinen  Ncbcuräumcn.  Auf  die  Dekorirung  dieser  verhalruiss- 
mäfsig  kleinen  I^okalitAtcn  sind  an  90  000  M.  verwandt  worden. 

Ueber  die  Art  der  Ausführung  sei  erwähnt,  dass  das 
eiserne  Gerippe  zunächst  Uber  dem  alten  Bahnhofsbau  auf 
Gerüsten  aufgestellt  und,  so  weit  dies  ohne  Abtragung  von 
wesentlichen  Theileu  des  letzteren  geschehen  konnte,  auch 
ausgemauert  wurde;  die  Dachllachc  ward  entsprechend  weit 
eingedeckt  und  erst  hiernach  wurden  die  alten  Bauten  ent- 
fernt und  die  Gleise  umgelegt,  natürlich  alle»  ohne  den 
regen  Verkehr  des  Bahnhofs  irgendwie  zu  stören. 

Die  Eisenkonstruktionen  wurden  von  der  Firma  Eiffel  & 
Comp,  in  Paris  erstanden  und  von  dieser  zum  Theil  wieder 
,  an  Budajiester  Fabrikanten  vergeben;  namentlich  gilt  letzteres 
von  den  Gusseiseu-Theilcn.  Fast  alle  übrigen  Arlicitcn  wurden 
von  einheimischen  Industriellen  geliefert.  —  Das  Gcsammt- 
gewicht  des  zur  Verwendung  gekommenen  Eisens  wird 
l  800000 — 1  ftOOOOO*  betragen.  Da  der  Bau  nach  kaum 
2jähriger  Bauzeit,  jedoch  noch  nicht  in  allen  Eiuzelnheiten  voll- 
endet ist,  kann  über  die  Kosten  bis  heute  nur  so  viel  gesagt 
werden,  dass  dieselben  an  4  «MX MM«»  M.  betragen  dürften. 

Fachgenossen,  die  sich  über  die  Art  der  Moutirung  der 
Konstruktionen  eingehender  unterrichten  wollen,  können  durch 
den  Photographen  Klose  (Budapest,  Hatvanergasse)  Bilder 
!  (in  Quartformat)  beziehen,  die  in  dem  interessantesten  Stadium 
des  Baues  aufgenommen  worden  sind.  Der  Erbauer,  Hr. 
A.  de  Serres,  beabsichtigt  im  übrigen  den  Bau  in  einer 
gröfseren  Monographie  zur  Kenntniss  der  Fachwelt  zu  bringen. 
Kann  der  Art  und  Weise  des  Baues  auch  nicht  in  allen  Be- 
ziehungen beigestimmt  werden  und  bleibt  hauptsächlich  die 
Zweckmäßigkeit  der  lüer  angewendeten  Kombination  von  Eisen 
und  Mauerwerk  vorläufig  noch  eine  offene  Frage,  so  ist  doch 
dieser  Neubau  schon  wegen  seiner  bedeutenden  Abmessungen, 
die  nur  von  dem  Pariser  Orlcans-Bahnhof  und  einigen  eng- 
lischen Hallen  Obertroffen  werden,  unbedingt  der  vollen  Auf- 
Budapest, November  1877. 

Julius  Seefehlncr. 


des  „Deutsch -Holländischen  Aktien -Bauvereins",  vor  dem 
zu  Berlin  am  14.  November  1877. 


Thore 


Vor  einigen  Jahren,  als  die  Wogen  der  Gründung  noch  hoch 
gingen,  errichtete  der  Deutsch-Holl.  Aktieu-Bauverein  auf  seinen 
vor  dem  Schönhauser  Thore  gelegenen  Liiiiderciun  eine  grofsartige 
Ziegelei  nebst  riesigem  Ringofen,  um  aus  dem  dort  vorhandenen, 
sehr  saud  ■  und  uiergelreicheu  Lehmboden  Ziegelsteine  herzustellen. 

Der  2  jahrige  lletrieb,  sowie  die  Unterhaltung  der  grofsen 
Anlage  verursachten  Kosten,  welche  mit  der  Kentahilit-U  und 
der  Güte  der  gewonnenen  Ziegelsteine  in  keinen  Einklang  zu 
bringen  waren.  Nach  vielen  vergeblichen  Versuchen,  einen  brauch- 
baren Stein  herzustellen,  und  nachdem  das  Gutachten  eines  hervor 
ragenden  Ziegeleitechnikers,  des  Ingenieur  Schmelzer  aus  Magde- 
burg, eingeholt  und  dasselbe  entschieden  ungünstig  ausgefallen 
war,  wurde  der  Verkauf  der  Anlage  zum  Abbruch  beschlossen. 

Nach  dem  geschehenen  Abbruch  des  größten  Theils  der 
Kammern  (mit  Ausnahme  des  stehen  gelassenen  westlichen  Theiles) 
sollte  mit  den  Arlieiten  zur  Umlegung  des 


werden.  Die  Hohe  desselben  betrug  vom  Fundament  bis  zur  Ober- 
kante des  Kopfes  51,7a1",  der  untere  aufsere  Durchmesser  war 
5.65  ■",  der  obere  desgl.  3,14  m.  Die  untere  und  obere  Waogenstärke 
waren  bezw.  1,41  ■  und  0,51  "- :  der  Inhalt  der  Wangen  betrug 
sonach  ca.  540  kbm  Mauerwerk  mit  einem  Gewicht  von  m>4  OOOk. 

Im  Interesse  der  Sicherung  der  Arbeiter  wurde  von  einem 
l'nterstcuiinen  der  Wangen  abgesehen  und  vielmehr  der  Schorn- 
stein dem  Eiscnbahn-ltegiment  zu  Sprengvereuchen  zur  Verfügung 
gestellt  unter  der  Bedingung,  dass  derselbe  nicht  auf  die  südlich 
und  nördlich  aufgestellten  Ziegelsteine  fallen  dürfe  und  dass 
möglichst  wenig  des  vorzüglichen  Formstein-Materials  beim  Sprengen 
zerstört  werde.  Das  Eisenbahn-Regiment  nahm  den  Autrag  bereit- 
willigst an  uud  betraute  Hrn.  Hauptmann  Muencke,  dessen  freund- 
licher MittheUung  nachstehende  Angaben  entnommen  sind,  mit  der 
der  Sprengarbeiten. 
Es  konnte  uach  Lage  der  Sache  der  Schornstein  nur  nach 

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I 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


% 

5.  Jannar  1878 


Osten  zu  umgelegt  werden,  ein  1'mstand,  welcher  wir  Anwendung 
stark  geladener  Minen  insofern  zwang*  als  dabei  die  Fuchsöff- 
nung,  welche  die  Wangen  in  östlicher  Richtung  durchsetzte,  nicht 
vortheilhaft  für  die  Lage  der  Minenöfen  ausgenutzt  werden  konnte. 

Zur  Erzielung  eines  möglichst  geringen  Spn  iigmatcrial- 
Verlirauchs  war  man  von  vorn  herein  auf  Anwendung  von  llnhr- 
mineu  angewiesen,  deren  Ladungen  aach  innen  und  außen  gleich 
günstige  Wirkung  hervorzubringen  geeignet  sein  mussten.  I>a  in 
dem  unteren  Theil  der  Seele  des  Schornsteins  eine  Vi  Stein 
starke,  ca.  10  ■  hohe  Scheidewand  eingezogen  war,  welche  zwar 
in  die  Wangen  nur  hin  und  wieder  eingebunden,  in  ihrem  uuteren 
Theile  aber  durchbrochen  war,  so  schien  das  Ansetzen  der  Bohr- 
löcber  von  innen  aus  mit  so  grol'ser  Gefahr  verbunden,  dass  da- 
von Abstand  genommen  werden  musste,  wenngleich  nunmehr  die 
Herstellung  größerer  Dohrtiefen  nothwendig  wurde. 

Die  Höhenlage  der  Bohrlöcher  wurde  mit  Kucksieht  auf 
möglichste  Behinderung  des  Trümmer-auswurfs  so  bestimmt,  dafs 
die  Löcher  gerade  über  dem  Fundament  zu  liegen  kamen  und  in 
horizontaler  Richtung  gefuhrt  wurden.  Bei  der  Wangeustärke  von 
1 ,4 1  ■  und  Verlegung  der  Ladung  hinter  die  Mitte  derselben  hatte  bei 
Annahme  einer  Ladungslänge  von  20"»  die  Bohrlochliefe  bei 
winkelrechter  Anordnung  90«™  zu  betragen.  Obgleich  hierbei 
nach  inuen  zu  die  kürzeste  Widerstandslinie  auf  nur  C>1  *">  Lange 
beschränkt  wurde,  so  schien  es  dennoch  durch  die  größere  Wider- 
standsfähigkeit des  als  Wölbung  wirkenden  inneren  Mauertheils  an- 
gezeigt, die  Widerstandslinie  mit  80  »">  in  die  Rechnung  einzuführen. 

I)ie  Gröfse  der  Dynamit  - Ladung  ergiebt  sich,  bei  Auwendung 
der  in  der  Praxis  bisher  bei  sehr  festem  Mauerwerk  zutreffend 
befundenen  Formel :  /,  =  4  «r»  (wenn  L  die  Ladung  in  Grammen, 
ir  die  kürzeste  W'ideratandsliuie  in  Dezimetern  ausdrückt)  zu: 

L  =  4  .  8»  =  2048  =  rot.  90001 
als  gewöhnlich  geladene  Mine. 

Die  leiden  Bohrminen  jpdoch,  welche  der  östlichen  Fuchs- 
öffuung  ztmiiebst  zu  liegen  kamen,  wurden,  damit  hier  nicht  nach 
erfolgter  Sprengung  ein  stützender,  pfeilerartiger  Mauerklotz  stehen 
bliebe,  als  Oberladen  angeordnet  und  mit  3  »  prtparirler  Schiefs- 
baum wolle  geladen,  welche  dieselbe  urplötzliche  Kraftent- 
wickelung wie  Dynamit,  aber  größere  erschütternde  WirkuM 
lienitzl.  Zur  Lüftung  des  Mauerwerks  an  der  westlichen  Fucbsöff- 
nung  wurden  2  Quetschladuugen  zu  je  500  «  Dynamit  angeordnet, 
wie  die  beistehende  Skizze  dies  erkennen  läßt. 


—  —  —  —  Wirltwnir*l*r»'M  iIt  in  fT/WÜS-ntk-hc-r  Wfiir  Rr-lmlr-ncn  Minpiu 
^ —  Wirkung  der  »l>yr»rh«Mu««i«it  Orr**  in  Höhr  4»r  (rtUivrr«  Bonriärbtf.  ■ 

—  .  —  .  —  Wirkung  1*  ilier  Uro  frühere«  Bohririrbr-rn. 

Theils  zur  Erlangung  einer  durch  eine  gute  Verdammung  I 
hervor  gebrachten  besseren  Wirkung,  theil»  auch  der  bequemeren 
Arbeit  wegen  waren  die  äußeren  und  mittleren  Hohrlöcher  schräg 
angesetzt  worden.  —  Die  Verdammung  bestand  durchweg  aus 
Gipsmörtel  und  Ziegelstücken.  - 

Sämmtliche  8  Oefen,  deren  Ladung  zusammen  15  *  betrug, 
wurden  durch  Kreisleitung  mit  dem  elektrodynamischen  Apparat 
gezündet;  für  das  eveut  Eintreten  eines  Versagern»  waren  sammt- 
liche Minen  mit  einer  2.  Zündschnur-Zündung  versehen  worden.  — 
Die  Explosion  erfolgte  mit  mäßig  dumpfem  Knall,  aber  bis  auf 
300  »  Entfernung  fühlbarer  Erschütterung  des  Hodens. 

Zwar  versagte  keine  einzige  der  Minen,  doch  war  die  Gesammt- 
wirkung  nicht  im  Stande,  den  Schornstein,  welcher  allerdings  sicht- 
bar schwankte,  zu  Falle  zu  bringen.   Aus  der  Skizze  ist  diese 


Sprengwirkung  ersichtlich;  doch  wird  zu  derselben  bemerkt,  dass 
der  Schornstein  bis  auf  15  "'  Höbe  3  klaffende  Bisse  o,  6,  c,  er- 
halten hatte,  durch  welche  die  unteren  Theile  der  Wangen  in 
geneigte  Stellung  nach  aufsen  hin  gerathen  waren.  2  weitere  Bohr- 
lochladtingen zu  je  500  «  praparirtcr  Schießbaumwolle  in  den 
pfeilerartigen  Verstärkungen  des  stehen  gebliebenen  inneren  Mauer- 
klotzen  brachten  die  unleren  Wangeu  zum  Ausweichen,  so  dass 
der  Schornstein,  sich  in  schrägen  Stücken  ablösend,  mit  geringer 
Streuung  nach  Osten  zu  in  sich  zusammen  stürzte.  Aus  der  ge- 
ringen Ladung  der  zweiten  Sprengung  ist  ersichtlich,  wie  {nur 
wenig  größer,  oder  in  der  Anlage  moditizirt  die  Ladung  der 
ersten  Sprengung  bitte  sein  müssen,  weuu  die  beabsichtigte  Wir- 
kung sogleich  hatte  eintreten  sollen. 

Die  Oefen  noch  weiter  als  geschehen  nach  innen  zu  schieben, 
würde  diesen  Zweck  vielleicht  haben  erreichen  lassen;  es  lag 
jedoch  die  Befnrrbtung  nahe,  dal«  die  Minen,  deren  Wirkung 
nach  aufsen  keinen  übergroßen  Kraftüberschuss  aufwies ,  in 
diesem  Falle  wahrscheinlich  nach  innen  gewirkt  und  durch 
Stehenlassen  eines  äußeren  Mauerklotzes  keine  wesentlich  andere 
Wirkung  aufgewiesen  halten. 

l'eberhaupt  wiid  bei  allen  derartigen  Maiierkonstniktioneii, 
welche  der  sprengenden  Kraft  gegenüber  als  Gewölbe  wirken, 
sich  jener  Punkt  zur  Anbringung  der  Ladung,  wo  die  Festig- 
keit bezw.  der  Widerstand  von  demselben  aus  nach  beiden  Mauer- 
Hachen  derselbe  ist,  immer  nur  annähernd  bestimmen  lassen, 
so  dass  bei  der  grofsartig  auftretenden  Wirkung  des  Dynamits, 
unter  Anwendung  möglichst  geringer  Ladungen  und  bei  nicht 
kleinereu  gegenseitigen  Abstanden  derselben  von  einander  als  2  f. 
die  bealisichtigte  Wirkung  nur  in  seltenen  Fallen  erreichbar  sein 
wird.  Vielleicht  scheint  es  gerathen,  namentlich  wenn  I  mstande, 
wie  sie  beim  Sprengen  des  Schornsteins  vorhanden  waren,  die 
Anwendung  sehr  starker  konzentrirter  Ladungen  verbieten,  den 
gegenseitigen  Abstand  der  Oefen  bei  stets  sehniger  Anlage  der 
Hohrlöcher  nicht  größer  als  1  rc  zu  bestimmen,  wodurch  zwar  die 
Anzahl  der  Oefen  zunimmt,  die  Gesammtladung  aber  nicht  in  dem 
Maafse  vergrößert  zu  werden  braucht,  als  es  sonst  nur  durch 
Verstärkung  der  einzelnen  Ladungen  geschehen  müfste.  — 

Was  die  Kosten  der  Sprengung  lietritlt,  so  waren  mit  dem 
Einstemmen  der  Minenöfen  iu  die  äußerst  festen  Wangen  aus 
Hermsdorfer  Klinkern  24  Pioniere  1  Tag  lang  thatig,  wozu  noch 
5  Tage  eines  die  Arbeiten  beaufsichtigenden  l'nterofÜziers  hinzu 
kommen.  Die  Bohrlöcher  mussten  von  den  Mannschaften  in  lie- 
gender Stellung  ausgestemmt  werden. 

Angenommen,  die  l^-istungsfäliigkeit  eines  Pioniers  sei  der 
eines  Maurergesellen,  die  des  l'nterolriziers  der  eines  Postenge- 
sellen gleich  zu  setzen,  so  ergiebt  sich  hei  dem  jetzigen  Lohnsatz 
von  4,0  bis  4,50  M.  pro  Tag  iucL  Vorhaltung  der  Werkzeuge  etc. : 
24  Tage  a  4,<X»  M.  =  iMi.Oü  M. 
6  Tage  a  4,50  M.  =  22,50  M. 

Sa.  118,50  M. 

Die  Gesammtlänge  der  12  breiten  und  12  "*  hohen 
Minenöfen  betragt  8,80  '»;  mithin  kostet  1  m  Bohre  durchschnitt- 
lich 13,46  M.  Es  sei  hierzu  jedoch  bemerkt,  dass  für  die  Ar- 
beitsleistung von  Seiten  des  Eisenbahn-Regiments  Nichts  iuKechutuig 
gestellt  worden  ist 

Die  Kosten  des  Sprengmaterials  betragen: 
für  7,00  •  prüparirter  Schieisbaumwolle  a  5.24  M.  =  3<i,ßS  M. 

-  i»  k  Zellulose-Dvnamit  a  4,20  M.  =  87,8o  - 

-  Zunder,  Drahte  etc   «=  25,52  ■ 

Sa.  loo.oo  M. 

Hierbei  ist  zu  erwähnen,  dass  wegen  gewünschter  Schleunigkeit 
der  Ausführung  nur  solche  Spreng -Stoffe  haben  Verwendung 
rinden  können,  welche  vorräthig  gehalten  wurden  oder  die  mau 
einer  näheren  Prüfung  auf  ihre  Eigenschaften  unterwerfen  wollte. 

Wäre  die  Sprengung  nur  mit  Kicsclguhr-Dyuaiiut  ausgeführt 
worden,  so  hätte  sich  der  Sprengstoff-Verbranch  allerdings  um  ';, 
gesteigert,  der  Preis  desselben  aber  dennoch  niedriger  gestellt, 
so  dass  sich  obige  Summe  auf  85,52  M.  reduzirt  haben  würde, 
da  1  *  Kieselguhr-Dynamit  nur  3,00  M.  kostet  Erwähnenswert!! 
ist  noch,  daß  die  Anwendung  der  Nitrilpulver  bei  Sprengungen, 
die  nur  die  Zertrümmerung  der  Massen,  nicht  aber  die  Fort- 
gchleuderung  derselben  bezwecken,  besonders  zu  empfehlen  ist. 

Zum  Schlüsse  sei  darauf  aufmerksam  gemacht,  dass  in 
vorkommenden  ähnlichen  Fallen,  sowie  z.  H.  beim  Beseitigen 
vou  Hindernissen  bei  Fundirungen  über  oder  unter  Wasser, 
beim  Heben  grol'ser  Lasten  etc.  Hr.  Hauptmann  Mucncke  mit  der 
größten  Bereitwilligkeit  den  Betheiligten  mit  Rath  und  That  zur 
Seite  stehen  wird  und  dass  gebeten  wird,  betr.  Mittheilungen  und 
Wünsche  an  diese  Adresse  richteu  zu  wollen.  II. 


Kasseler  Architekten-  und  Ingenieur  -Verein.  In  der 

Sitzung  vom  13.  November  er.  hielt  Hr.  Oberingenieur  O.  Wert- 
heim einen  Vortrag  über  den  Umbau  der  Kasseler  Wasserleitung, 
welche,  in  deu  Jahren  1870  bis  1872  erbaut,  in  den  abgelaufenen 
4  Betriebajahren  mannichfaebe  üebelstande  und  Gebrechen  gezeigt 
hatte,  deren  Abhülfe  dringend  erforderlich  erschien. 

Der  Vortragende  wies  zunächst  mit  Hülfe  größerer  graphischer 
Betriebsergebnisse  der  4  Jahre  1873  —  1876 
lass  der  17       lange,  33  '»  wei 


Zuleitungsstrang  aus  dem  Quellengebietc  zum  Horbreservnir  fort- 
während durch  Rohrenbrüche  und  Muffen-l'ndichtheitcn,  von  denen 
beiläutig  in  jedem  der  genannten  Jahre  50  eingetreten  sind,  Störun- 
gen des  Wasserzulaufs  verursache,  während  andererseits  das  Stadt- 
Bohrnetz  keinen  besonderen  Anlaß  zu  Klagen  gäbe.  Als  Ursachen  der 

L**  Itfe  starre  Verbindung  der  einzelnen 
dje^nicht  ■itHttrf  und  Blei  gedichtet  seien, 


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DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


5.  Jannar  1S78 


2.  Den  Eintritt  von  Sand  und  Schlamm  ans  den  in  unvoll- 
kommener Weise  gefafsten  Quellen,  uud 

8.  Die  Möglichkeit  der  Ablagerung  dieser  Massen  an  einzelnen 
tieferen  Stellen,  sowie  die  Unmöglichkeit  eines  Entweichet«  der 
Ue  sich  an  den  relativ  höchsten 


Luft,  die 


Stellen  des  Stranges 


sammele.  — 

Der  Rohrstrang  folge  in  seiner  Höhenlage  durchweg  den  Uneben- 
heiten des  Terrains  und  enthalte  zu  wenig  Ablasse  uud  viele 
iinzweckmäfsigc  Luftventile. 

Zur  Abhülfe  der  gertigteu  Uebelstände  wird  gegenwärtig: 

1.  Die  Haupt- Sammelstube  am  Ende  des  Quelk-ugebiets  er- 
weitert und  so  eingerichtet,  dass  der  Eintritt  von  Sand  und 
Schlamm  in  den  ltohrstrang  verhindert  oder  zum  mindesten  sehr 
erschwert  wird. 

2.  Etwa  3  K»  abwärts  dieser  Sammelstube  -  beiläufig  am  Ende 
derjenigen  Rohrslrecke,  welche  bei  geringeren  Wasserzuliüssen 
nicht  vollständig  gefüllt  unter  Druck  steht,  sondern  nur  als  Kanal 
funktionirt  —  wird  ein  geschlossenes  Sundrohr  vom  Durchmesser 
des  Hauptstranges  aufgestellt,  welches  den  völlig  ungehinderten 
Austritt  der  Luft  an  dieser  Stelle  gestatten  wird. 

8.  An  allen  jenen  tiefsten  und  höchsten  funkten  des  weiteren 
Hohrs  trän  ges,  die  unveränderlich  beibehalten  werden  müssen, 
sollen  Abbisse  und  Luftventile  neuerer  Konstruktion  eingebaut  werden. 

4.  Eine  grofse  Anzahl  solcher  höchster  und  tiefster  Punkte 
im  Kohrstrang,  die  unnölhiger  Weise  vorhanden  sind,  soll 
durch  Rektifikation  der  Höhenlage  des  Stranges  vollständig  be- 
seitigt werden. 

Hr.  Werlheim,  welcher  ad  1,  2  und  8  die  betreffenden  Pläne 
und  Detailkonstniktinnen  vorzeigte,  besprach  insbesondere  die 
sub  4  angegebene  Veränderung  in  ausführlicher  Weise.  Es  hat 
eine  solche  Veränderung  der  Höhenlage  des  Kohrstranges  bisher 
an  etwa  f!  oder  H  Stellen  stattgefunden  und  ist  jedesmal  mit  dem 
besten  Erfolge  ohne  Unterbrechung  des  Wasserzulaufs 
im  Rohre  ausgeführt  worden.  Jede  einzelne  dieser  Stellen  ist 
100  bis  900"  lang  und  es  wurde  das  Rohr  je  nach  Erfordernis» 
gehoben  oder  gesenkt,  um  an  Stelle  der  bestehenden  ganz  un- 


regelmäßigen Rohrlegung  (welche  durch  Zeichnung  veranschau- 
licht wurde)  ein  gleichinäl'siges  tiefälle  treten  zu  lassen.  Die 
grofsteu  Hebungen  oder  Senkungen  betragen  etwa  0,5™. 

Der  zu  dieser  Niveauveranderiing  verwendete,  sehr  einfache 
Apparat,  welcher  für  ca.  MO m  Rohrlänge  geneigt,  kostet  etwa 
500  >L,  das  Heben  oder  Senken  nach  vollendeter  Erdaushebung 
dauert  jedesmal  P/,  bis  2  Stunden  und  wird  iu  einer  Reihe 
von  20  oder  40  Operationen  vorgenommen.  In  Eolge  der  erwähnten, 
relativ  starren  Rnhrverhindungen  und  des  grolsen  in  den  Röhren 
vorhandenen  Druckes  kommt  es  öfters  vor,  dass  einzelne  Dichtungen 
zu  schwcil'sen  oder  zu  tröpfeln  begiuueu,  was  durch  wenige  llammer- 
schhige  mit  dem  Setzeisen  sofort  beseitigt  wird. 

Nach  den  bisherigen  Erfahrungen  stellen  sich  die  Kosten  mit 
aller  Erdarbeit,  Aufsicht,  Transport  etc.  pro  loo  "<  Robrläuge  auf 
durchschnittlich  400  M.,  welches  Resultat  um  so  bemerkenswerther 
sein  dürfte,  als  dem  Vortragenden  nur  eiu  einziges  Beispiel  einer 
ähnlichen  Arbeit,  die  vor  etwa  20  Jahren  in  New- York,  anlasslieh 
einer  Strafsenregulirung  ausgeführt  wurde,  bekannt  geworden  ist, 
in  welchem  Kalle  die  ganze  Lange  des  gesenkten  Rohrstranges 
ca.  400"  die  Kosten  der  Arbeit  aber  viele  Tausend  Dollars  be- 
trugen, so  dass,  als  spater  im  Jahre  1861  ein  ähnliches  Redilrfuiss 
vorlag,  die  Frage  ernstlich  in  Erwägung  gezogen  wurde,  ob  es 
billiger  sei,  den  Rohrstrang  zu  senken  oder  einen  neuen  zu  legen. 

Eine  weitere  Veränderung  wird  am  Hauptreservoir  der  Wasser- 
leitung vorgenommen,  welche  den  dreifachen  Zweck  erfüllen  soll: 
1.  sämrotliche  Schieber  und  Ventile  des  Eiulassens,  Ausflusses 
und  Ablassens  des  Wassers,  die  bisher  tlieils  im  Innern  des 
Reservoirs  angebracht,  theils  im  Hoden  eingefügt,  völlig  unzugänglich 
waren,  zugänglich  zu  machen;  2.  den  Eintritt  des  Wassers  aus 
dem  Haupt-Zuleitungsstrang,  der  bisher  unter  Wasser  erfolgte,  über 
den  höchsten  Wasserspiegel  zu  heben,  um  dadurch  den  störenden 
Gegendruck  der  Wassersäule  im  Reservoir  zu  beseitigen;  8.  die 
zutliefsende  Wassermenge  jederzeit  ohne  Betriebsstörung  messen 
zu  können. 

Hr.  Wertheim  berichtete  bei  dieser  Gelegenheit  (Iber  einen 
gTofsen  Defekt,  den  dieses  Reservoir  im  verflossenen  Jahre  hatte. 
Nach  dreijährigem  Betriebe  hatten  sich  plötzlich  sehr  ausgedehnte 
i  Mauerwerk  gezeigt,  die  einen  bedeutenden  Wassen  erlugt 
und  deren  Reparatur  mehre  Munate  Zeit  erforderte. 
Ursache  war  eine  partielle  Setzung  des  Mauerwerks,  hervorgerufen 
durch  eine  nachlassige  Fuudirung  der  Betousohle.  Wahrend  näm- 
lich der  gröfste  Thcil  der  Itctonsohle  auf  festem  Kalkboden  steht, 
war  ein  Abschnitt  derselben  auf  eine  alte  Ablagerungsstätte  ge- 
legt worden,  die  auf  die  Dauer  das  Gewicht  nicht  tragen  konnte. 
Dieser  erst  nach  lleseitigung  der  umgebenden  Erdanschüttung 
fest  gestellte  Umstand  erheischte  eine  stückweise  L'uterfangung 
der  Betonsohle  mit  Zeraeutmauerwerk,  an  Stelle  des  heraus  gefor- 
derten Inhalts  der  alten  Anschüttung,  der  zum  grolsen  Thcil 
aus  Thonscheiben  aller  Art,  organischen  Ueberresten,  verrosteten 
Blechen  und  dergleichen  bestand.  Aul'serdem  wurde  der  in  einer 
Lagerfuge  des  Mauerwerks  eingetretene  Riss  mit  Zement  vergossen, 
nachdem  die  durchschnittlich  nur  lm,n  weite  Fuge  vorhur  durch 
Aufsägen  erweitert  worden  war.  Die  Umfassungsmauer  selbst 
wurde  durch  Strebepfeiler  verstärkt  Seit  Beseitigung  dieses  Ge- 
brechens sind  l'/i  Jahre  verflossen,  ohne  dass  in  dieser  Zeit  ein 
weiterer  Schaden  wahrgenommen  worden  ist. 


Verein  für  Eiacnbahtikundo  zu  Berlin.  Versammlung 
am  11.  Dezember  1877.  Vorsitzeuder  Hr.  Hart«  ich,  Schriftführer 
Hr.  Strecke«. 

Nach  Erledigung  der  für  die  letzte  Jahresversammlung 
vorbehaltenen  geschäftlichen  Angelegenheiten  begründete  Hr. 
Dr.  Wedding  die  von  ihm  zur  Besprechung  gestellte  Frage:  Hat 
man  versucht,  durchgehende  Züge  zur  Aufnahme  und  Abgabe  von 
Personen  ohne  Aufenthalt  einzurichten'/  Das  seit  der  Einführung 
der  Eisenbahnen  mehr  uud  mehr  hervortretende  Verlangen,  in  der 
kürzesten  Zeit  auf  weite  Entfernungen  befördert  zu  werden,  das 
Bestreben,  den  Verkehr  von  den  kleineren  nach  den  grofseren 
< Irten,  insbesondere  nach  den  grofsen  Städten  zu  verlegen  und 
diese  zu  Kotizentralionspiinkten  des  Verkehrslebens  zu  machen, 
dränge  zu  Einrichtungen  im  Eisenbahnwesen,  «  eiche  es  ermöglichten, 
auch  von  den  kleinsten  Stationen  aus  alle  Züge  zu  benutzen.  Zur 
Vermeidung  des  Zeitverlustes,  welcher  durch  das 
schnell  fahrenden  Züge  auf  den  1 
entstehe,  sei  vorgedachtes  Ziel  nur  durch  Verbesserungen  in  den 
zur  Aufnahme  der  Passagiere  bestehenden  Einrichtungen  zu  er- 
reichen. Auf  den  in  Betracht  kommenden  Stationen  müfsten 
Wagen,  mit  Passagieren  besetzt,  bei  Ankunft  des  Zuges  auf  einem 
nesonderen  Gleise  bereit  stehen,  um  dem  Zuge  während  der  Fahrt 
zugeführt  zu  werden;  ebenso  milssten  mitkommende  Wagen  von 
dem  in  Bewegung  befindlichen  Zuge  auf  der  Station  abgehängt 
werden  können.  Wahrend  das  Abhängen  eines  Wageng  vom  Zuge 
wahrend  der  Fahrt  sich  schon  leichter  würde  bewirken  lassen, 
dürfte  das  Anhängen  vielleicht  durch  Heranziehung  des  Wagens 
vom  Zuge  aus  oder  durch  Naclischieben  mittels  einer  Lokomotive 
ausgeführt  werden  können. 

Hr.  Koppe  hält  die  Heranziehung  eines  Wagens  an  den  in 
Bewegung  befindlichen  Zug  für  ausführbar,  sofern  ersterer  dem 
Zuge  auf  einem  Gleise  (durchgehenden  Gleise)  zugeführt  werde, 
welches  der  zur  Anwendung  kommenden  Geschwindigkeit  ent- 
sprechend gekrümmt  und  überhöht  sei,  und  begründete  seine 
Behauptung  des  näheren  durch  Rechnung.  —  Hr.  Streckert 
spricht  Bedenken  gegen  die  praktische  Ausführbarkeit  aus;  ein« 
solche  Einrichtung  erfordere  auch  eine  Umgestaltung  der  jetzigen 
Betriebsmittel;  iusbesondere  würde  eine  andere  Konstruktion  der 
Kiippelungs-Vorrichtungen  zur  Verwendung  kommeu  müssen. 
Hr.  llartwich  bebt  hervor,  dass  diese  Idee  schon  früher 
aufgetaucht  sei:  uiau  habe  damals  beabsichtigt,  das  Heranziehen 
der  Wagen  vom  Zuge  aus  durch  ein  Gummiseil  zu  bewirken,  sei 
jedoch  der  Ausführung  nicht  naher  getreten.  — 

In  üblicher  Abstimmung  wurde  hierauf  Hr.  Regier.-Assessor 
Kronig  als  ordentliches  einheimisches  Mitglied  in  den  Verein  auf- 
genommen. Durch  schriftliche  Abstimmung  wurden  in  den 
Vortand  die  Hrn.  Streckert,  llartwich,  G.  Meyer,  Boisseree,  Ernst 
und  Röder  gewählt. 


Architekten- Verein  zu  Berlin.  Versammlung  am  2'J.  De- 
zember 1877.  Vorsitzender  Hr.  Adler;  anwesend  18!»  Mitglieder 
und  4  Gäste.  — 

Der  Hr.  Vorsitzende  macht  Mittheilung  über  folgende  Zu- 
wendungen an  die  Bibliothek :  Von  der  Direktion  der  K.  Ostbahn 
2  Kxeinpl.  (1)4  BL)  Normalien  zu  verschiedenen  Ausführungen 
dieser  Balm;  von  der  Direktion  der  Bcrlin-Stettiucr  Eisenbahn 
1  Exemplar  Album  der  Küsliu-Dauziger  Baiin;  von  Beckmann  & 
Zehender  in  Mainz  Proajiekt  und  Empfehlung  zu  den  neuen  Ka- 
loriferen  dieser  Firma.  —  Hr.  Schwee  Ilten  legt  namens 
der  Kommission  für  die  Bearbeitung  der  Vereins -Publikationen 
das  fertig  gestellte  erste  Heft  dieser  Publikationen  pro  187H  vor. 

Demnächst  giebt  der  Hr.  Vorsitzende  von  dem  am  22.  De- 
zember erfolgten  Tode  des  Vereinsmitgliedes  Bauführer  Rocholl 
aus  Soest  der  Versammlung  Kenntniss.  — 

Hr.  Luthmer  hat  einen  Autrag  auf  Wald  einer  Kommission 
für  die  Veranstaltung  einer  Lucae-Feier  gestellt,  für  welche  der 
25.  Januar  d.  J.  in  Aussicht  genommen  ist;  zu  Mitgliedern  der 
"gliedrigen  Kommission  werden  per  Akklamation  die  Hrn.  Adler, 
Ende,  Gropius,  Jacobsthal,  Krieg,  Luthmer  und  F.  Wulff 
berufen.  — 

Hr.  Winkler  giebt  eine  kurze  Skizze  über  Versuche,  die 
derselbe  behufs  Lösung  einiger  Probleme  der  Elastizitätslehre 
mit  Modelleu  aus  Guiuini  vorgenommen  hat.  Da  diese  Versuche 
zur  Zeit  noch  unabgeschlossen  sind  und  für  später  eine  ausführ- 
liche Darlegung  über  die  erlangten  Resultate  in  Aussicht  steht, 
beschränkt  der  Hr.  Vortragende  seine  von  Vorführung  der  be- 
nutzten Apparate  und  Behelfe  sammt  Probeversuchen  begleiteten 
interessanten  Auseinandersetzungen  wesentlich  auf  die  Beschrei- 
bung der  Art  und  Weise  der  Versuche  und  giebt  nur  nebenbei 
und  in  allgemeiner  Weise  einige  der  Resultate  an,  zu  welchen 
die  Versuche  geführt  halten. 

Direkte  Versuche  an  den  Hauptbanmaterialien  Eisen,  Holz 
und  Stein  leiden  bei  der  sonstigen  relativ  hohen  Bedeutung,  die 
ihnen  zukommt,  an  dem  Mangel,  die  der  Zerstörung  des  Materials 
vorausgehenden  sehr  kleinen  Formänderungen  nur  ungenau  er- 
kennen zu  lassen,  und  es  ist  aus  diesem  Grunde  vorzuziehen,  ein 
anderweites  Material  zti  wählen,  welches  die  Eigenschaft  besitzt, 
jene  Formänderungen  in  gröfserem  Maafse  zu  erkennen  zu  geben. 
Dieser  Gedanke  hat  (wie  bereits  Andere  und  unter  ihnen  z.  B. 
Theune  —  D.  Bztg.  1874  S.  7C)  den  Redner  veranlasst,  sich  zu 
den  Versuchen  des  Gummis  zu  bedienen,  das  für  diese  Zwecke 


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No.  1  n.  2. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


7 


als  Haupteigeiiscbaften  desselben,  aufser  der  Gröfse  der  Form- 
änderung, in  Betracht,  dass  das  Material  (ho  weit  es  ohne  Melsungen 
feinster  Art  konnte  knnstatirt  werden)  nach  stattgefundener  Defor- 
mation zu  seiner  früheren  Form  lollstaudjg  /nruck  kehrt,  dass' bei 
«Iii  »er  Rückkehr,  sofern  es  sieh  um  gröfsere  Deformationen 
handelt,  die  Zeit  eine  nicht  unbedeutende  Holle  spielt,  und 
eudlirb,  dass  eine  genaue  Proportionalitat  zwischen  Deformation 
uud  bewirkender  Kraft  nicht  stattfindet. 

Die  Versuche  haben  insbesondere  auf  solche  Köriier  etc.  sicli 
erstreckt,  die  aus  ebenen  Platten  darstellbar  sind.  I  m  die 
stattfindenden  Erscheinungen  tiefer  sowohl  als  unabhängig  von 
Zeit  und  Ort  verfolgen  zu  können,  hat  der  Hr.  Vortragende  sieh 
des  Hülfsmittels  bedient,  die  Matten  mit  einem  in  erhabener  Form 
dargestellten  und  mit  Druckerschwärze  eingeschwärzten  Linien  - 
üetz  zu  überziehen,  von  welchem  in  beliebigen  Stadien  des 
Vorgangs  naturgetreue  I'apier-Abdrückc  genommen  werden 
konnten. 

Es  liegen  bis  jetzt  Ermittelungen  Uber  die  Wirkungen  reiner 
Zug-  und  Druckkraft«,  insbesondere  mit  Rücksicht  auf  die  dabei 
stattfindend«  Vertbeilung  dieser  Kraft«  auf  die  Querschnitte  der 
Körper  vor.  Ferner  sind  auch  die  Einflüsse  untersucht  worden, 
welche  durch  unvermittelte  sowohl  als  vermittelte  Uebergänge  der 
Querschnitte  auf  die  Beanspruchung  der  Korper  ausgeübt  werden, 
und  endlich  hat  Hr.  Winklcr  sich  mit  Untersuchungen  über  die 
Wirkung  von  einzelnen  NieÜöchern  und  von  Systemen  solcher 


beschäftigt,  denen  sieb  Versuche  über  den  Kinfluss  der  Nietungen 
selbst,  über  Kraft-Fortpflanzung  bei  hinter  einander  liegenden  Niet- 
reihen, l>ei  unzentrischer  Nietung,  Scherfestigkeit* -Versuche  etc. 
angeschlossen  haben.  —  Die  summarische  Art  und  Weise,  mit  welcher, 
bei  der  heutigen  Unabgcschlossenheit  der  Versuche,  einige  der 
erlangten  Resultate  von  dem  Hrn.  Vortragenden  mitgelheilt  wurden, 
machen  die  Wiedergabe  selbst  einiger  in  exakt«  Form  gekleideten 
Resultate  an  dieser  Stelle  unthunlicb.  — 

Demnächst  liefert  noch  Hr.  E.  H.  Hoff  mann  eine  Fort- 
setzung seines  in  letzter  Versammlung  begonnenen  Vortrags  über 
Drücken- Formen  (nicht  Hmcken-Systeme,  wie  in  unserm  betr. 
Referat  irrthümlich  bemerkt  worden  war)  und  bespricht  heute 
insbesondere  die  als  bekannt  vorausgesetzten  Entwürfe  zu  Nor- 
malien von  Köstlin  und  die  Entwürfe  zu  den  massiven  Durch- 
lassen und  kleineren  Drücken  der  Mosel-  und  Fisckbachbahn 
(s.  D.  Bztg.  1877  pag.  301).  Beide  genannten  Gruppen  von  Ent- 
würfen finden  eine  anerkennende  Beurtheilung,  die  bei  den  Ent- 
würfen von  der  Mosel-  und  Fischbachbahn  in  dem  Ausspruche 
gipfelt,  dass  diese  Entwürfe  das  Vollkommenste  repräseutiren, 
was  unter  allen  derartigen  Bearbeitungen  ihm,  dem  Redner,  bis- 
lang bekannt  geworden  sei.  — 

Nach  Beantwortung  einiger  im  Fragekasten  vorgefundener 
Fragen  durch  die  Hrn.  Adler,  Wernekinck  und  Winkler 
schliefet  gegen  10  Uhr  die  Versammlung.  —  B.  - 


Abgekürzte  Bezeichnung  der  metrischen  Maafso  und 
Gewichte.*)  Nachdem  nunmehr  der  Bundesrath  eine  Zusammen- 
stellung der  abgekürzten  Maafs-  und  Gewichtsbezeichnungen  ver- 
öffentlicht hat,  wie  solche  aus  den  Beratbungen  einer  hierzu  vom 
Reichskanzleramt  zusammen  berufenen  Kommission  von  Sachver- 
ständigen hervor  gegangen  sind,  erlaubt  sich  der  Unterzeichnete, 
welcher  als  Vertrauensmann  des  Verbandes  deutscher  Architukten- 
uud  Ingenieur- Vereine  der  genannten  Kommission  angehört  hat, 
einige  Mitteilungen  über  den  Gang  der  Verbandlungen  und  über 
die  Motive  für  die  gefassten  Beschlüsse  zur  Kenntnis«  seiner 
Fachgenossen  zu  bringen. 

Der  dem  Bundesrath  vorgelegte  ausführliche  Bericht  der 
Kommission  vom  17.  Februar  1877  ist  zwar  gedruckt  worden, 
hat  aber  eine  Veröffentlichung  in  weiteren  Kreisen  nicht  erfahren; 
es  dürft«  daher  von  Interesse  sein,  die  stattgehabten  Berathungen 
hier  kurz  zu  rekapituliren. 

Die  aus  allen  Theilen  Deutschlands  zusammen  berufene  Kom- 
mission bestand  aus  l(i  Mitgliedern,  unter  denen  die  Techniker 
allerdings  nur  in  sehr  geringer  Anzahl  vertreten  waren.  Es  darf 
dies  nicht  befremden,  da  auch  die  Interessen  aller  übrigen  Benifs- 
klassen,  welche  hauptsachlich  mit  Maafsen  und  Gewichten  zu 
thun  haben,  gebührend«  Berücksichtigung  finden  mussten.  Die 
Mitglieder  der  Kommissinn  waren  demnach  zusammen  gesetzt  aus 
Vertretern  von  Staatsbehörden,  Leitern  technischer  Lehranstalten 
und  wissenschaftlicher  Institute,  denen  sich  als  spezielle  Sach- 
verstandige ein  Forstmann,  ein  Kaufmann,  ein  (iymnasiallehrer, 
ein  Buchdrucker  und  Buchhändler  und  zwei  Baumeister  anreihten. 

Als  Grundlage  für  die  Berathung  der  Kommission  dienten 
vier  verschiedene  Vorschlage  zur  abgekürzten  Bezeichnung  metri- 
scher Maafsc  und  Gewichte,  und  zwar  in  chronologischer  Reihen- 
folge: 1.  Die  Beschlüsse  des  Verbandes  deutscher  Architekteu- 
und  Ingenieur- Vereine  vom  4.  November  1871.  2.  Die  Vorschläge 
des  Vereins  deutscher  Ingenieure.  3.  Die  Zusammenstellung  der 
Kaiserlichen  Normal  -  Eichungs  -  Kommission  vom  25.  März  1872. 
4.  Ein  neuer  Vorschlag  der  bayerischen  Staatsregierung. 

Da  man  allerseits  die  Wichtigkeit  einer  Verschmelzung  der 
vorgeschlagenen  vier  Methoden  der  abgekürzten  Schreibweis«  an- 
war diese  nur  durch  gegenseitiges  Nachgehen  und  nicht 
starres  Beharren  bei  dem  einmal  lieb 


einige  allgemeine  Regeln  für  die  Maafs- 
Bezeichnungen  fest  gesetzt  und  man  beschloss.  dass  zu  d«n  abge- 
kürzten  Bezeichnungen  nur  kleine  lateinische  Buchstaben  benutzt 
werden  sollen,  weil  solche,  ohne  zu  Missverstandnissen  zu  führen, 
durchaus  ausreichen. 

Zu  einer  längeren  Debatte  gab  Veranlassung  die  Bestimmung 
über  die  Stellung  der  Maafsbezeichnung,  ob  auf  der  Linie 
hinter  den  Zahlen,  oder  in  Form  eines  Exponenten  über  der 
Linie,  entsprechend  den  Vorschlägen  unseres  Verbandes  und  des 

*)  Dt«  naehi'iLfnde  MiUbeilnDg  i»t  un«  leider  erst  r.UK~egangen,  aarhdera  mim 
Artikel  Uli  rl.  .VIS  il.  IMwhn.  Bit«.  Jahr*-  IS7T  Imlli  gwliilrU  «ir  Wir  isUurwn 
diflaalno  untern  I-eaern  TolUtiadtg  geben  tu  antuen,  otiwuhl  eiiu.  Inn  ihrer  Au«- 
mit  des  brtrih  in  ,i)m*d  emäluiw'in  Artikel  enthaltenen  ilrh  derken.  Mit 
Kmnl*  Ul  e»  in  brgrülxn,  da»«  wt  itli.»er  offuj.ll,.»  Ktkliming  der 
der  KifiuanUrnform  1*1  den  aturekürrte«  Maat»-  und  tiewKhta-Beteich- 
-Ifen«  der  »v.m  hvlrh,knmu>ran,l*  berufene«  Kommt.«..»  »»druckUc»,  frei 
K.  I,t 


•  Vorn"«»  «.•»ilireii.le  K<.rtn  an»  den  Krtlxn  der  Techniker  allmählich  ihm» 
In  diejenigen  der  Kennte  and  de»  Kräfoeren  rnbitkiuiu  drtrtgeu  wird,  «le  die  nttvn 
BeieieJinuiiitt.n  *,  "  und  Mit  den  Web,*  aiiircfülirten  BeHnlelfii  sind  Jene  \«*- 
nilie  nueh  nicht  einmal  ervbApft  ;  mit  Kerbt  macht  eine  ftnderwelte  Zum  nrtft  (deren 
MMatfRc  Aujnahruiiiren  vir  hei  «Ivm  ar*ic* nw  artigen  Stande  itrr  LHnse  unterdrücken 
rnÜMen)  noch  darauf  aufmcrk.am.  da**  St.  die  liMt.h*  Ahkunuc^t  fikr  Mark,  für 
Mille  und  für  Mann  irt  und  data  hiexaua  im  handarhrittUchen  ttt-t.rauch,  bei  den. 
KTobe  nnd  kleine  Buchstaben  nicht  Immer  klar  r>irh  niitencheiiUn  und  auch  der 
Punkt  hinter  dem  M.  nirht  Immer  deutlich  in  erkennen  tot,  für  einen  (rroNcn  Tbril 
der  PuUikumr  ein»  bellloM  Konfusion  III  erwarten  steht,  fallt  da»  al  «ekurrte  Zeichen 

D.  M, 


Vereins  deutscher  Ingenieure  und  konform  der  in  technischen 
Kreisen  seit  jeher  üblichen  Praxis.  Nachdem  bei  der  ersten 
Lesung  die  Stellung  in  Exponvutenform  mit  Stimmengleichheit 
angenommen  war,  wurde  dieselbe  in  zweiter  LeBiing  abgelehnt, 
und  führte  zu  dem  Kompromiss,  dass  es  frei  stehen  solle,  die 
ig  auf  die  Linie  oder  Ober  die  Linie  in  Expo- 
zu  schreiben.  Es  ist  daher  auch  in  der  jetzt  ver- 
öffentlichten Zusammenstellung  des  Bundesrat!»  keine  Vor- 
schrift hierüber  aufgenommen.  Die  Techniker  werden  mithin  ihr 
bisheriges  Verfahren  unbeirrt  beibehalten  können.*) 

Ein  Vorschlag,  die  Maafsbezeichnungen  —  wie  in  Frankreich 
üblich  —  an  das  Ende  der  ganzen  Zahlen  zu  setzen,  also  z.  B. 
zu  schreiben  3™,5,  wurde  durch  ßeschluss  der  Kommission  dahin 
abgeändert,  ditfs  die  Maafsbezeichnung  erst  am  Ende  der  voll- 
standigen  Zahlenausdrück«,  also  hinter  der  letzten  Dezimalstelle 
stehen  solle. 

Aus  internationalen  Rücksichten  hat  sich  die  Kommission 
für  die  Beseitigung  des  seit  ti  Jahren  von  unserem  Verbände  ein- 
geführten „z"  in  den  Zusammensetzungen  mit  .f'enti",  sowie  des 
„k"  bei  den  Körj>ermaafeen  entschieden;  es  wird  also  in  Zukunft 
„cm"  für  Zentimeter  und  „cbm*  für  Kubikmeter  geschrieben 
werden  müssen. 

Wenn  die  vorstehenden  Beschlüsse  der  Kommission  in  tech- 
nischen Kreisen  wohl  kaum  Anstofs  erregen  werden,  so  dürft« 
doch  in  dem  folgenden  Punkte  ein  solcher  Anstofs  gefunden 
werden.  Wir  meinen  das  Aufgellen  des  figürlichen  Quadratzei- 
chens zur  Bezeichnung  der  Flächenmaafse  und  den  Ersatz 
desselben  durch  den  Buchstaben  „o".  Wenn  die  Kommission 
durch  Majoritätsbcscbltifs,  gegen  die  Stimmen  der  Techniker, 
und  zwar  zunächst  aus  pädagogischen  Gesichtspunkten  diese 
Bestimmung  getroffen  hat,  weil  es  den  Kindern  schwer  fallen 
werde,  das  □  Zeichen  deutlich  schreiben  zu  lernen,  so  wird  da- 
durch der  Intelligenz  unserer  Kinder  und  selbst  den  Lehrern  ein 
unverdientes  Mißtrauensvotum  gegeben;  denn  es  ist  doch  wohl 
kaum  zweifelhaft,  dass  jedes  Kind,  welches  das  grofse  Alphabet 
schreiben  lernen  muss,  auch  im  Stande  sein  wird,  das  Zeichen  □ 
oder  O  zu  machen. 

Die  für  die  Adoption  des  „n"  als  Quadratzeichen  von  der 
Kommission  hervorgehobene  Anlehnung  an  die  Schreibweise  der 
Franzosen  scheint  uns  nicht  von  Belang,  denn  jeder  Nichtdeutsch« 
wird  bei  der  Weltbedeutung  mathematischer  Zeichen  ohne  Zweifel 
verstehen,  was  das  „."]"  vor  der  Maafseinheit  zu  bedeuten  hat. 
Als  wichtiger  praktischer  Grund  ist  aber  gegen  das  „q"  geltend 
zu  machen  die  so  leichte  Verwechselung  mit  der  Ziffer  „9", 
namentlich  in  dem  Falle,  dass  die  Maafsbezeichnung  nicht  als 
Exponent  geschrieben  wird,  sondern  auf  der  Zeile  steht.  Sieht 
nicht  die  Zusammenstellung  .11 'Im14  (11  f 
so  aus,  wie  „119m-'  (110  Meter?)  Um  dergleichen 
nissen  vorzubeugen,  wird  es  daher  der  Techniker  entschieden  vor- 
ziehen, „□»«'  zu  schreiben  statt  „qmu. 

Dass  dieser  Schreibweise  irgend  eine  Bundesregierung  ein 
liehordliches  Verbot  entgegen  setzen  sollte,  ist  nicht  denkbar;  der 
praktische  Vorzug  derselben  ist  in  die  Augen  fallend  und  so  ist 
zu  hoffen,  dass  dies«  einzige  Differenz  keine  Veranlassung  sein 
werde,  das  Einigungswerk  in  der  einheitlichen  Maafsbezeichnung 

Krieg. 


Verworthung  alter  Bahnschwellen.  Es  sollten  im  laufen- 
den Jahre  in  den  Gebäuden  der  Lokomotiv-  und  Wagen- Reparatur- 
Werkstatt«!  zu  Iiatibor  umfangreiche  Reparaturen  an  Fußboden- 
Dielungen  ausgeführt,  Im'/w.  die  Lehm-Estriche  der  Gebäude  durch 

•j  Hau  die  Kaponi  ntenform  t<«a*ieb*n  i»t,  darlte  Murmle»  Bcl»ple]  i  eigen 
I*  Im  liruck  der  lafemirehe  Buchetal..'  J"  kaum  in  uiitcrwbcidcn  tat  tuo  der  Ziffer 
n,!-,  ao  nird  mau  t-ehnuptrti  kfctncn,  da*»  nur  dann  J.der  Zweifel  aufc«r»rhliM»cn  Uf, 
wenn  man  ».  B.  1  Liier  mit  i  1  »chrii<  t,  «lall  mit  ~  1,  »a»  Im  tJrnck  auch  ^in  und 


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8 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


5.  Jnnnar  IS 78 


Bohlen-Fufsböden  ersetzt  werden;  dazu  handelte  es  sich  um  etwa 
750  (□'»  Flache,  die  einen  Kostenbetrag  von  im  ganzen  etwa 
3000  Jt  erfordert  haben  würde.  Da  die  Auslegung  der  Fuft« 
bftden  mit  allen  BahnschwelleD  eine  Hehr  unebene  Flache  ergeben 
haben  würde,  versuchte  man  es,  die  alteu  Kicheuholz-Srhwellen 
und  mit  diesen  selbst  diejenigen,  die  in  Nebengleisen  nicht  mehr 
brauchbar,  im  übrigen  aber  noeb  fest  waren,  durch  einen  Siige- 
schnitt  zu  trennen.  Dieser  Versuch  hat  ein  überraschend  günstiges 
Resultat  ergeben.  1  □  »  Höhlung  ans  alten  Schwellen  hat  sich, 
unter  Annahme  eines  Werthea  von  0,6  .//.  für  1  Schwelle  und 
beim  Preise  für  das  Trennen  von  ebenfalls  0,5  M,  auf  2  M  go- 
stellt,  also  auf  etwa  nur  die  Hälfte  der  Kosten  für  Dieding  mit 
neuen  kiefernen  Bohlen.  Dabei  stellten  Trockenheit,  Hiirte  und 
Anslangung  des  Schwellenholzes  eine  weit  liingere  Dauer  der 
Fußboden  in  Aussicht,  als  die  weichen  kieferuen  Bohlen.  Neu 
beschaffte  Bohlen  aus  Eichenholz  aber  wurden  pro  □«  Ü  M 
gekostet  haben. 

Das  Auftrennen  der  Schwellen  erfolgte  zum  Akkordpreis  von 
0,5  UC  pro  Stück.  Anfänglich  wollten  weder  Bahnmeister  noch 
Arbeiter  an  diese  Arbeit  heran  gehen,  da  dieselben  die  in  den 
Schwellen  steckenden  Kieskömer,  N.-tgelenden  und  die  Holzhärtu 
jürchteten;  durch  Versuche  mit  auf  Kosten  der  Verwaltung  be- 
schafften Sagen  stellte  sieh  IndMl  MM  heraus,  dass  «Ii-  gehegten 
Befürchtungen  unbegründet  waren.  Man  fand  es  vortheilhaft,  nur 
eine  der  Autlagersteilen  der  Schwelle  von  Nägeleuden,  Kiesküruern 
etc.  sorgfaltig  zu  reinigen,  dann  aber  von  beiden  Kaden  der 
Schwelle  aus  einen  Sägeschnitt  zu  führen  und  an  der  Stelle  der 
zweiten  Auflagerung  die  Trennung  durch  Keile  zu  bewirken.  In 
der  Regel  ergab  die  Trennung  sieb  in  solcher  Weise,  dass  an  der 
platten  (unteren)  Seite  der  Schwelle  eine  5-6"»  starke  Bohle 
gewonnen  wnrde. 

Diese  Bohlen  erwiesen  sich  bald  als  auch  zu  anderweiten 
Zwecken  sehr  wohl  verwendbar,  namentlich  zu  Schneczäunen, 
Kohlenbansen  und  zur  Aushöhlung  von  Güterschuppen,  zu  Be- 
lagen für  eiserne  Brucken,  Ausdicluug  der  Warter-Wachtlokale 
u.  s.  w.  Ks  sind  im  Laufe  des  nahezu  verflossenen  Iletrieltsjahrcs 
alle  bei  Reparaturen  der  genannten  Bauten  vorkommenden  Ar- 
beiten aus  den  so  gewonnenen  Bohlen  ausgeführt  worden,  wo- 
durch die  Beschaffung  kostspieliger  neuer  Hohlen  im  diesseitigen 
Bezirk  ganzlich  vermieden  worden  ist. 

Kbenfalls  sind  einige  Gebäude  von  untergeordneter  Art,  wie 
Brennholzsrhuppen,  Stallgebäude  ans  Fachwerk,  von  alten  Schwellen 
ausgeführt  worden,  wobei  sehr  geringe  Herstellungskosten  erzielt 
worden  sind  und  diese  Gebäude  eine  grüfsere  Dauer  versprechen, 
als  die  aus  schwachem,  wenn  auch  neuem  kieferuen  Riegelholze 
aufgeführten. 

Die  Herstellung  hölzerner  Srhneezäune  erfolgte  bisher  in 
der  Weise,  dass  entweder  Schwelle  neben  Schwelle  stehend  ein- 
gegraben wurde,  oder  dafs  man  die  Schwellen  zwischen  2  ver- 
tikal eingegrabenen  Schwellen  horizontal  auf  einander  legte. 
Hierbei  trat  eine  baldige  Faulnifs  der  Schwellcnenden  ein,  bezw. 

i  Lagen  Diehstahl  nur  schwer  zu  verhindern.  Der 
läfst  jetzt  die  Schneezaune  auch  aus  getrennten 
Schwellen  herstellen,  wobei  die  Enden  an  aufrecht  eingegrabenen 
ganzen  Schwellen  mit  kraftigen  Nägeln  befestigt  werden.  Du 
wo  Diebstahl  besonders  zu  fürchten  ist,  wird  der  Stöfs  mit  einer 
Bohle  benagelt.  In  derselben  Weise  werden  Kohleubansen  und 
andere  Verschlage  hillig  und  dauerhaft  hergestellt. 

Auch  zur  Reparatur  der  Bohlung  vou  Güterschuppen,  deren 
Balken  in  der  Regel  etwa  0,8  ™  Abstand  haben,  passten  die  aus 
den  2,5 m  langen  Schwellen  gewonnenen  Bobleu  vortrefflich. 

Für  das  Anheizen  der  Lokomotiven  bleibt  hinreichende  Menge 
zu  den  vorgedachten  Zwecken  nicht  verwendbares  Hol/  aus  alten 
Schwellen  übrig,  event.  würde  die  Beschaffung  des  erforderlichen 
Brennholzes  billiger  sein  als  die  Benutzung  alter  Schwellen  für  die- 
sen Zweck,  welche  noch  zu  Bohlen  brauchbar  sind. 

Ratibor,  Oktober  1877.  Hausding. 

Nettes  In  der  BerUner  Bau  -  Ausstellung.  In  der  letzten 
Woche  wnrde  eingeliefert  vou  C.  Krumme:  1  Speisezimmer  mit 
Ampelkrone  nach  einer  Zeichnung  des  Baumeister  Heyden,  1  Krone 
aus  Kisenblech  getrieben,  mit  Brouzetheilen,  und  1  Laterne  aus 
Messingblech  getrieben. 

Konkurrenzen. 

Monats-Konkurrenzen  für  den  Arohltekten-Verein  zu 
Berlin  zum  2.  Februar  1H78. 

L  Altar.  Der  Altar  einer  protestantischen  Kirche  für  einen 
achteckigen  oder  runden  t'horraum  von  8  <■•  Durchmesser  ist  zu 
entwerfen.  Unterbau  incl.  Tisch  aus  Stein,  Aufbau  in  Eichenholz 
und  aus  Schmiedeiseu.  Eine  einfache,  allgemein  verständliebe 
Symbolik  soll  das  Erlösungswerk  durch  den  Opfertod  Christi  dar- 
stellen, wobei  eventuell  das  Antipendium  in  der  Technik  der  groben 
Perlenstickerei  mit  heran  zu  ziehen  ist.  Muafsstab  1  :  20.  Ver- 
langt 2  Ansichten,  Grundrifs  in  zwei  Hohen,  ein  Durchschnitt. 

II.    Eiserne  Fachwerkbrücke.  Es    soll   für  eine 

Brücke  von  30™  lichter  Weite  der  eiserne  Ueberbau  für  eine 
1  gleisige  Eisenbahn  als  Balkenbrücke  nach  Art  der  amerika- 
nischen Brücken  mit  Bolzen-Verbindung,  anstatt  der  Nietung  in 

1  durch  Heehniing 


Konkurrenz  für  Entwürfe  zi  einer  Synagoge  in 
Vüns'er  (Weatf.)  Das  vom  12.  Dez.  d.  v.  .Ihr.  datirte  Programm 
setzt  für  den  besten  der  bis  zum  1.  April  78  auouyin  einzuliefernden 
Entwürfe  einen  Preis  von  800  M.  aus.  Das  Preisgericht  besteht 
aus  einer  Kommission  der  Gemeindevertretung  unter  dem  Beirathe 
eines  Technikers,  die  zusammen  jedoch  nur  eine  Stimme  haben, 
sowie  den  Hm.  Keg.-  u.  Brth.  Uhlmann  und  Prov.-Brth.  Hartmauu 
als  Sachverständigen.  Verlangt  werden  Zeichnungen  i.  Maalsst  v. 
I  :  75  sowie  ein  Kostenübersrhlag;  der  Verf.  des  pramiirten  Planes, 
dem  event  der  Bau  übertragen  werden  soll,  hat  jedoch  einen 
speziellen  Kostenanschlag  unentgeltlich  nachzuliefern.  Mit  Bück- 
sicht auf  diese  letzte  Bedingung  erscheint  der  Preis  etwas  knapp 
bemessen,  obgleich  es  im  übrigen  um  einen  kleinen  Bau  Itür 
350  Sitzplätze)  von  einfachster  Ausstattung,  dessen  Gesammtkusteti 
iucl.  Einrichtung,  Orgel  etc.  die  Summe  vou  30  000  M.  nicht 
überschreiten  dürfen,  sich  handelt  Vielleicht  ist  es  jedoch  an- 
dererseits gerade  die  unter  solchen  1'mstaiiden  vorliegende  Not- 
wendigkeit einer  besonders  strengen  Lösung,  die  manchen  Fach- 
genossen zur  Bethcilignng  an  der  Preisbewerbung  veranlassen  dürfte. 

Cine  Konkurrenz  für  Entwürfe  zu  einer  Wosctavor- 
riohtung-  im  Stile  deutscher  Renaissance  (Becken  und  Kanne 
aus  gedrücktem  bezw.  getriebenem  Kupfer-  oder  Messingblech  — 
der  Ständer  aus  Schmiedeeisen)  wird  von  der  Hed.  der  seit  Oktober 
v.  J.  in  Berlin  erscheinenden  „Deutsc hen  Metal I- 1 ndus trie- 
Ztg.a  (S.  W.  Wilhelmstr.  IC)  ausgeschrieben.  Für  die  beiden 
besten  der  bis  zum  1.  Februar  d.  J.  nach  Belieben  in  Zeichnungen 
oder  in  natura  einzuliefernden  ArlH'iten  sind  Preise  im  Betrage 
vou  100  bezw.  50  .//  ausgesetzt  worden,  die  von  einer  (später 
namhaft  zu  machenden)  Jury  von  Praktikern  vertbeilt  werden 
sollen;  die  Zeitung  behalt  sich  das  Hecht  vor,  die  besten  Ar- 
beiten in  Holzschnitt  zu  veröffentlichen.  — 

Es  ist  die  Altsicht  des  »tezgl.  Blattes,  in  jedem  Quartale  eiue 
ähnliche  Preisaufgabe  aus  den  von  ihm  gepflegten  Fachgebieten 
auszuschreiben,  und  es  scheint  dabei  vorzugsweise  auf  eine  Be- 
theiligung der  „kleinen"  Industriellen  gerechnet  zu  werden.  Mit 
herzlicher  Freude  begrüfseu  wir  ein  solches  Vorgehen,  das  seines 
Erfolges  zur  Förderung  und  Hebung  unserer  Kunst  -  Industrie 
gewiss  nicht  verfehlen  und  sicherlich  auch  zu  niannichfacher  Nach- 
folge anregen  wird.  In  Erwartung  der  letzteren  möchten  wir 
jedoch  die  Frage  aufwerfen,  oh  es  nicht  wünschenswert!!  erscheint, 
vou  vorne  herein  den  Gefahren  und  Nachtheileu  einer  zu  grofsen 
Zersplitterung  solcher  Bestrebungen  entgegen  zu  treten.  Es 
könnte  dies  —  ohne  dass  die  bezgl.  Preisausschrei  her  ihre  Selbst- 
ständigkeit aufzugeben  und  auf  das  Recht  iuaafsgel>euder  Mit- 
wirkung an  der  Entscheidung  zu  verziehten  brauchten  —  in 
leichtester  Weise  dadurch  geschehen,  dass  dieselben  um  ein  ver- 
wandtes, bereits  bestehendes  Unternehmen  als  festen  Mittelpunkt 
sich  schaarten,  und  es  steht  wohl  aufser  Frage,  dass  die  Bau- 
ausstellung im  Hause  des  Architektenvereins  am  meisten  geeignet 
ist,  einen  solchen  natürlichen  Mittelpunkt  abzugeben.  Jedenfalls 
wird  ohne  öffentliche  Ausstellung  der  bezgl.  Konkurrenzarbeiten 
der  Zweck  solcher  Konkurrenzen  nur  zum  kleinsten  Tbeile  er- 
reicht und  es  bildet  einen  schweren,  wenn  auch  nur  zufälligen 
Mangel  des  hier  erwikhnten  Preisausschreibens,  dass  eine  Aus- 
stellung der  Entwürfe  in  demselben  unberücksichtigt  geblieben 
ist.  Selbstverständlich  würde  eine  solche  Beziehung  zur  Bau- 
ausstelhuig  es  nicht  atisschliefsen,  dass  diejenigen  Persönlichkeiten 
oder  Korporationen,  welche  ähnliche  Konkurrenzen  erlassen  wollen, 
überdies  Verbindung  mit  den  auf  den  he/ gl.  Gebieten  besonders 
kompetenten  Fachvereinen  Berlins,  dem  Architektenvereiu,  dem 
Bez.-V.  dtschr.  Ing. ,  d.  V.  z.  Üelördrg.  iL  Gewerbtleifs.es,  der 
Polytechn.  Gesellsch.,  dem  Gewerbentuseum,  dem  neu  entstandenen 
Kunstgewerbe- Verein  etc.  erhielten,  indem  sie  -  je  nach  der 
Aufgabe  —  um  Eintritt  einzelner  sachverständiger  Mitglieder 
dieser  Vereine  in  die  Beurtheilungs  ■  Kommission  nachsuchten. 
WünschenRwerth  wäre  es,  dass  die  Zusammensetzung  der  letzteren 
auch  bei  Konkurrenzen  dieses  Gebietes  stets  schon  im  Preis- 
ausschreiben bekannt  gemacht  würde. 

Diejenigen  unserer  'Leser,  welche  iui  der  oben 
führten  Konkurrenz  der  Dtsehu.  Metall  -  Industrie  -Ztg.  sich 
theiligen  wollen,  machen  wir  darauf  aufmerksam,  dass  der  in  der 
Bauausstellung  vorhandene,  von  Ed.  Puls  nach  Zeichng.  v.  Ad. 
Heyden  angefertigte  Waschstander  genau  den  Bedingungen  der 
Aufgabe  entspricht  und  deshalb  für  neue  Lösungen  derselben 
werthvollen  Anhalt  geben  dürfte. 


MM- 
•h  he- 


;  vou  Oft  Ucciiti  m  i 


Ii,  d.«  K^u,„  ■ 


Brief-  und  Frafcfkasten. 

Mehre  Leser  in  Berlin.  Wie  wir  bei  der  kurzen  Todes- 
Anzeige  in  No.  IM»  S.  4>l  d.  v.  Jhrg».  u.  Hl.  ausdrücklich  an- 
gekündiirt  hallen  und  wie  es  wohl  au  sieh  selbstverständlich  war, 
beabsichtigten  wir  einen  selbständigen  Nekrolog  Hiehuid  Lucae's 
in  den  nächsten  Wochen  nach  seinem  Dahinscheiden  zu  ver- 
öffentlichen. Es  ist  der  gleichzeitig  IUI  geregte  Gedanke  einer  be- 
sonderen Feier  »eines  Gedächtnisses  im  Berliner  Arehitektetnervin 
gewesen,  der  uns  veranlasst  hat,  jene  Absicht  zunächst  zu  ver- 
tagen. Nachdem  nunmehr  bereits  ein  nahe  bevorstehender  l  ag 
für  den  bezgl.  Aktus  bestimmt  worden  ist,  erscheint  es  uns  um 
passendsten,  auf  unseren  früheren  Plan  ganz  zu  verzichten  und 
In  dem  Berichte  über  die  Feier  zugleich  den  Nekrolog  Lurae's 
zu  bringen, 


K.  E.  U.  Vtiuck.   braU:  W.  >i<«i  II  ul  Uu.  M  rm     »»i,  Ii.  .im. 

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DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 

(i  ruudi-r-iti.  —  ü'mvyyr  llrngoiii.  f  —  Vun  i 


(Cn-fcum«  Tnnnfl).  IV.  -  JaJir»»bcrlcM  HWr  ll)[»itlukMi 
—  K«iikurr«nicii.  -    e>r«.on»l  Ntchrlrhteu. 


Kaiser  Wilhelm -Tunnel  (Cochemer  Tunnel  f. 

IV. 

a  22.  Dezember  ls*77,  Nachmittags  .'»  Uhr,  verkündeten 
auf  der  Höhe  des  Herges  und  Fahnenschmuck  an 
den  Tunnel-Eingängen  die  Nachricht,  dass  im  grofsen  Tunnel  bei 
rochen,  der  durch  Allerhöchsten  Erlass  von  3<1.  Mai  1>77  den 
Namen  Kaiser  Wilhelm-Tunnel  erhalten  hat,  der  Schlüss- 
stein de»  Gewölbes  eingefügt  und  damit  der  grofse  und  interessante 
Hau  glücklich  vollendet  worden  sei.  — 

Das  heutige  Krciguiss  hat  zwar  derjenigen,  ganz  besonderen 
Feierlichkeit  entbehrt,  mit  der  am  14.  Mai  lb77  da»  sog.  Cochemer 
Stollenfest  geleiert  worden  ist,  nichts  desto  weniger  alier  war  die 
kleine  Feier  eine  würdige  und  schöne,  die  allen  Theiluehniern 
eine  angenehme  Krinnerung  bleiben  wird. 

Es  mögen  in  Ergänzung  der  in  N".  17,  .lahrg.  1877  uns.  Ztg. 
imtgetlieilten  Notizen  über  die  Fortschritte  des  Haues  die  bis  zur 
vollständigen  Fertigstellung  erzielten  Resultate  hier  nachgetragen 


NullU4o4l«o 

Villau,l*nicli 

TuruiWraaiirrwrrk 

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Einige  Worte  ttbor  besondere  Qualitäten  von  gewalzten 
Trägern.  Die  Festigkeit  von  Walattrugcrn.  deren  \erwendung 
bei  den  vielfachen  Erleichterungen,  welche  damit  verbunden  sind, 
in  deu  Konstruktionen  des  Hochbaues  tagtäglich  zunimmt,  wird 
bekanntlich  derjenigen  von  durch  Nietung  gebildeten  Tragern 
nach  gesetzt,  und  dies  um  so  mehr,  wenn  ps  sich  um  Profile  som'ohl 
von  aufsergewöhnlicher  Form  als  auch  von  besonderer  Gröfse 
handelt.  Noch  beträchtlichere  Sicherheits  -  Unterschiede,  aU  in 
Form  und  (Iröfse  der  l'rotilc  begründet  sind,  ergeben  sich  aus 
der  Material-Beschaffenheit  und  aus  dem  Fabrikations-Prozesse 
der  Hüttenwerke,  und  es  hat  daher  an  sich  etwas  Auffälliges  nicht, 
wenn  gerade  bei  diesem  Erzeugnisse  der  Eisenhütten  tjuahtats- 
l'nterschiede  angetroffen  werden,  die  nm  nichts  geringer  sind  als 
diejenigen,  welche  man  bei  anderen  Gegenständen  aus  dem  Ge- 
biete der  Ilaumaterialien  gewahr  wird. 

Wie  sehr  diese  Verhältnisse  in  Hetracht  gezogen  werden 
wollen,  geht  aus  einer  von  befreundeter  Seite  uns  zugegangenen 
.Mittheilung  hervor,  deren  wesentlichen  Inhalt  wir  im  nachstehen- 


Der  Drang  der 

man  uns      hat  dem 


Zeit  nach  Billigkeit  —  s 
Markte  n.  a.  auch  Fabrikate,  die 


Der  im  Dispositionsplane  auf  den  1.  April  1*7*  in  Aussicht 
genommene  Vollendungstermin  ist  nach  diesen  Angaben  um  volle 
Monate  überholt  worden,  ohne  dass  die  Arbeiten  auch  nur  im 
geringsten  mit  Geldopfen  forcirt  worden  wären 
ähnliche  Fortschritte  siieziell  in  den  Vnllaushruchs- 
Arbeiten  bis  jetzt  wohl  noch  bei  keinem  Tunnell 
sind,  dass  diese  Resultate  erreicht  wurden,  ohne 
einen  Unfall,  Einbruch  etc.  der  Hetrieb  eine  Störung7  erlitten 
nder  Menschenleben  in  Gefahr  gerathen  sind;  erwägt  mau  ferner, 
dass  es  ohne  nennenswerthe  materielle  Opfer  möglich  gewesen 
sein  würde,  die  Baufortechritte  sein'  erheblich  zu  steigern  (wozu 
unter  den  obwaltenden  Verhältnissen  keinerlei  Grund  vorlag!,  und 
wirft  man  dann  endlich  auch  nur  einen  flüchtigen  Blick  auf  den 
durch  Unregclmäfsigkeiten  und  Unfälle  inekrer  Art  ungünstig 
charakterisirten  Hetrieb  des  Gotthard-Tunnels,  so  wird  auch  der- 
jenige, der  mit  Tunnelbau  sich  nicht  gerade  speziell  beschäftigt 
hat,  kaum  zweifelhaft  darüber  bleiben  können,  welcher  von  den 
beiden,  beim  Kaiser  Wilhelm ■  Tunnel  und  beim  Gotthard  ■  Tunnel 
befolgten  Haumethoden  der  Vorzug  gebühre.  Da  beim  Bau  des 
erst  genannten  Tunnels  für  die  Vollausbnichs-Arbeiten  bereits  im 
Monate  November  und  für  die  Mauerarbeiten  im  Monate  Dezember 
mehre  Arbeitsstellen  verloren  gegangen  sind,  so  stellt  sich  als 
eigentliche  Leistung  pro  1877  ein  durchschnittlicher  Monats-Fort- 
schritt von  177™  Vollausbrurh  und  17!l°»  Mauerung,  also  eine 
Jahresleistung  von  rot.  2130™  fertigen  Tunnels  heraus. 

Im  Gotthard  -  Tunnel  betrug  pro  1H7(J  die  Jahresleistung 
l-*37»  Vollansbruch  und  13M™  Gewölbe;  die  Leistung  pro  1877 
ist  noch  unbekannt,  doch  steht  fest  dass  die  i.  J.  ls7<i,  also  im 
<;.  Baujahre,  dort  erzielten  Resultate  sehr  erheblich  hinter  deu 
Resultaten  zurück  bleiben,  die  beim  Kaiser  Wilhelm  -  Tunnel  im 
-1.  Baujahre  that>uchlich  erreicht  worden  sind.  —  L. 


aus  Belgien  stammen,  zugeführt,  welche  nur  mit  gröfster  Vorsicht 
verwendet  werden  können.  Neben  einer  Extra-ijualitat  No.  1,  welche 
alle  Bedingungen  iu  vollem  l'uifange  erfüllt,  die  mau  an  ein  gutes 
Schmiedeisen  heute  stellen  darf,  uuil  einer  Sorte  No.  2,  die  zwar 
etwas  geringer  ist,  im  übrigen  aber  allenthalben  da  noch  genügen 
,  wo  man  nicht  die  höchsten  Arbeitsleistungen  beansprucht, 
eine  3.  Gattung  von  Walztmgeru  hier  neuerdings  an  den 


Gattung  von  Walztmgeru 
Markt  gebracht,  die  \on  so  aufserordentlich  geringer  Güte  ist, 
dass  der  Fabrikant  nicht  einmal  im  Stande  ist,  die  Garantie  für 
unbeschädigte  Ankunft  am  Lieferungsorte  zu  übernehmen,  weil 
criahrungsmälsig  schon  unterwegs  vielfach  Brüche  sich  ereignen! 

Als  eine  Ehrenpflicht  müsstc  es  bei  Baumeistern  uud  Bau- 
unternehmern gelten,  dergleichen  Waare  von  der  Verwendung  in 
den  gewöhnlichen  Fällen  ganz  uud  gar  auszuschliefsen  und  von 
allen  solchen  Fullen,  wo  der  Zweck  etwa  eino  ausnahmsweise 
Verwendung  rechtfertigt,  an  geeigneten  Stellen,  wie  z.  B.  beim 
hiesigen  Baumarkt,  beim  A  rchitekten- Verein  u.  s.w., 
Mittheilung  zu  machen,  wo  möglich  unter  Beigabe  kleiner  Probe- 
stücke, die  zur  leichten  Verbreitung  der  genauen  Kenntniss  des 
Materials  beitragen  könnten.  Gerade  Fälle  wie  wir  sie  hier  im 
Auge  haben,  sind  dazu  geeignet,  die  Notwendigkeit  der  Ein- 
führung einer  staatlich  anerkannten  Klassifikation  von  Eisen 
und  Stahl  in  überzeugender  Weise  dar  zu  thnn,  und  dies 
um  so  mehr,  je  weniger  bis  jetzt  das  Verfahren  einiger  Hütten- 
werke allgemeinen  Eingang  gefunden  hat,  alle  Fabrikate  mit 
einer  deutlnh  erkennbaren  Marke  zu  bezeichnen,  die  immerhin 
eine  gewisse  Garantie  bieten  würde. 

Ein  rohes  Erkennungszeichen  gewählt  allerdings  das  Aus- 
sehen der  BruchHäche  des  Eisens;  indessen  ist  dabei  uothweudig 
zu  unterscheiden,  in  welcher  Weise  und  EU]  welchem  Orte  diese 
Hruchnaehe  erzeugt  worden  ist.  Greisere  Sicherheit  gewährt  der 
Versuch,  vom  Flausch  etc.  eines  zweifelhaften  Trägers  mittels  eines 
Hammers  ein  kleineres  Stück  abzuschlagen;  wenn  dieser  Versuch  in 
leichter  Weise  gelingt,  so  wird  der  betr.  Träger  der  liege!  nach 
abzulehnen  sein.  — 

Die  Redaktion  hat  der  vorstehend  mitgetheilten  Einsendung 
Aufnahme  gewahrt,  von  der  Ansicht  ausgehend,  dass  das  darin 
vorgeschlagene  Mittel  allgemeiner  Selbst  hülfe  besser  ireeignet 
ist,  Bauherren  und  Bauunternehmer  vor  Schaden  zu  bewahren,  als 
polizeiliche  Kontrolle,  die  immer  nur  den  Kinzelfal!  treffen  kann 
und  deren  durch  Imstande  gebotene  natürliche  licsehr.iiikung  dm  Ii 
diejenige  Sicherheit  nicht  zu  gewähren  vermag,  die  in  so  hohem 
Maal'se  Nnth  thut.  Wir  fugen  hinzu,  dass  es  uns  als  eine 
sebützeuswertke  Bereichern. ig  der  Bauausteilung  erscheinen 
würde,  auf  dersellwn  zur  allgemeinen  Ansicht  eine  möglichst 
zahlreiche  Kollektion  von  Schmiedeisen  •  Probestücken 
aller  Art  baldigst  auszulegen. 

Dem  Jahresbericht  über  Hypotheken  und  Grundbe- 
sitz von  Heinrich  Krankel  in  Berlin.  Friedlichste.  104a, 
entnehmen  wir.  wie  schon  im  Vorjahre,  einige,  die  Veihaltnisse 
der  rrivat-Raulhätigkeit  Herlius  betreffende  Notizen.  Leider  ist 
der  diesmalige  Bericht  an  positiven,  zittennafsigen  Angaben  nicht 
so  reich  wie  der  vorjährige,  was  zum  Theil  darin  seineu  Grund 
hat.  dass  der  langsame  Geschäftsgang  der  Kchördcn  vorläufig  nur 
für  die  eisten  5  Monate  des  Jahres  1*77  das  si 
teria)  amtlich  fest  gestellt  hat. 

Der  Bericht  konstatirt  zunächst,  dass  die 


Lage  des  Vorjahrs  die  Hoffnung  auf  eiue  schnell  fortschreitende 
und  durchgreifende  Besserung  in  den  Verhältnissen  des  Berliner 
Immobilien-Marktes  zwar  zu  schänden  gemacht  hat,  dass  aber 
immerhin  eiu  Fortschritt  iu  der  Rückkehr  zu  normalen  Verhält- 
nissen erkennbar  ist  und  die  Furcht  vor  dem  als  KonscijUf  nz 
der  Grnnderjahre  prophezeiten  grossen  „  Krach"  des  Realkredits 
in  der  deutschen  Hauptstadt  nunmehr  wohl  endgültig  als  eine 
Illusion  bezeichnet  werdet!  kann. 

Die  nachstehende  Tabelle  giebt  die  Summe  der  in  den 
ersten  5  Monaten  des  Jahres  1S77  vorgekommenen  freiwilligen 
Besitzv  eränderiiugen  nebst  Angabe  des  Verhältnisses  zwi- 
schen ihrem  Feuerkassenweith  und  dem  erzielten  Verkaufspreis* 
im  Vergleich  zu  den  entsprechenden  Ergebnissen  des  gleichen 
Zeitraumes  iu  den  Kt  Vorjahren: 


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Die  Zahl  der  Umsät 


die  beiden  letzten  Vor- 


ist  also  gegen  die 
jähre  in  geringem  Steigen,  der  l'reis  der  Grundstücke  iu  geringem 
Fallen  begriffen  und  es  erscheinen  im  grofsen  und  ganzen  etwa 
die  Verhältnisse  von  Ist)"  wieder  hergestellt. 

Die  Zwangsverkäufe  des  abgelaufenen  Jahres  erreichten 
in  bebauten  Berliner  Grundstücken  —  die  Baustellen  kommen, 
ihrer  meist  sehr  entfernten  Lage  wegen,  hier  wenig  in  Betracht  - 
die  Zald  434,  welche  sich  auf  die  verschiedenen  Reviere  der  Stadt 
wie  folgt  vertheilen:  Berlin  8,  Cölln  2,  Friedrichswerder  8,  Do- 
rotheenstadt  3,  Friedrichstadt  13,  Friedrirhstadt  aulserbalb  !», 
Königstadt  er.,  Stralauer  Revier  0,  Spandatier  R.  5,  do.  aufser- 

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10 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


■J.  Januar  1873 


halb  107,  Louisenstadt  55,  Friedr.  WUhelmstadl  3,  Schöncb.  Ii.  21, 
Moabiter  1J.  <i,  Weddiug  1 13.  Druckt  sich  in  dieser,  gegen  die  Vor- 
jahre erbohteu  Ziffer  der  Eiüfluss  des  w-ixthschaftlichen  Stillstandes 
ttud  der  z.  Z.  herrschend- ii  uugesundeu  Bauthätigkeit  aus,  so 
liegt  darin  anderenteils  noch  immer  keine  erschreckende  Abnor- 
mität: denn  auch  hier  ist  jetzt  erat  der  Prozentsatz  erreicht, 
welchen  die  Jahre  vor  der  Gründerzeit  aufzuweisen  hatten.  Von 
bebauten  Berliner  Grundstücken  wurden  nämlich  subhastirt: 
1867  1*6*  1S6!)  1H7Q  1*71  1*72  1373  1871  1*75  1*76  1  b>77 
1,4  %  1A%  2,OV;  \       0.5"s  0,3";  0,2*;  0,3^  t>,7%  1,7%  2,5?; 

Vergleicht  mau  die  Preise  der  in  den  ersten  5  Monaten 
d.  J.  1*77  vollzogenen  Zwangsvttrkäufe,  deren  Zahl  auf  137  sich  be- 
lauft, entsprechend  der  oben  mitgetheiltcu  Tabelle,  mit  dem  Feuer- 
kassenwerth  der  betreffenden  Gebäude,  so  ergiebt  sich  hier  das 
Verhältnis»  100:112,  also  ein  erheblicher  Ausfall  gegen  den 
Durchschnittspreis  der  freiwillig  verkauften  Grundstürke.  Hierbei 
i.-t  jedoch  zu  berücksichtigen,  dass  die  subhastirteu  Grundstücke 
überwiegend  in  wenig  günstiger  Lage  sich  betinden  und  dass  über- 
dies das  Meistgebot  auf  Grund  eines  vorherigen  Abkommens 
zwischen  den  Hypolhekeugläubigeru  zu  erfolgen  pflegt. 

Ueber  die  Bauthätigkeit  des  verflossenen  Jahres  siud 
endgültige  Zahlen  noch  nicht  ermittelt  worden.  Der  Bericht  giebt 
im  allgemeinen  an,  dass  dieselbe  allerdings  abgenommen  habe, 
dass  aber  hierbei  auch  jetzt  noch  jener  krankhafte  Zug  der 
Uüuderperiode  zu  herrschen  scheine,  wonach  die  Produktion  nicht 
gleichen  Schritt  halt  mit  dem  Zuwachs  der  Bevölkerung.  In 
ungesunder  Weise  wird  die  Baulust  angeregt  durch  Baustellen- 
lirsitzer,  die  um  jeden  Preis  ihre  brach  liegenden  Parzellen  be- 
baut sehen  wollen,  durch  Kapitalisten,  welche  die  Hergäbe  von 
Baugeldern  zu  hohen  Züiseu  gewerbsmafsig  betreiben,  durch  Bau- 
materialien-Lieferanten, die  uothgedrungen  für  ihre  überfüllten 
Lager  Verwendung  suchen  müssen,  und  endlich  durch  die  grofse 
Zahl  jener  mittellosen  Bauunternehmer,  welche  nur  durch  und 
wahrend  der  Bauausführung  den  Kredit  tiudeii  können,  mit  dem 
sie  ihren  Unterhalt  bestreiten.  Dieser  unberechtigten,  weil  dem 
Bedürfnisse  nicht  entspringenden,  Bauthätigkeit  ist  auch  ein  Haupt- 
aatheil  an  der  hohen  Ziffer  der  Zwangsverkaufe  zuzuschreiben. 
—  Wie  grol's  die  Uebeqtroduktion  an  Wohnhäusern  in  den  letzten 
Jahren  gewesen  ist.  ergiebt  in  eklatanter  Weise  die  nachfolgende 
Zusammenstellung  ülter  den  Prozentsatz  des  Miethswerths  leer 
stehender  Wohnungen  in  den  verschiedenen  Stadtlbcilcn.  Der- 
selbe betrug  im  Vorjahr:  Im  Revier  Berlin  2,40";,  Alt -Colin 
2,60  7;,  Friedrichswerder  LSI  ";,  Dorotheeustadt  3,43'-;,  Friedrich- 
sladt  2.14  %,  Friedrichstadt  anfserhalb  l,ti>9?S,  Schöneberger  und 
Tempelholer  IL  4,33  Luiseustadt  3,63  ?4,  Neu  -  Cölln  2,40  ?;, 
Stralauer  Viertel  3.74  Vi,  Koiii|piUdC»,o7«i,  Spandauer  IL  2,10?;, 
.Spandauer K.  außerhalb  6,35?,;,  Friedrich  -  Wilhelmstadt  2,S3?;, 
Moabit  3,70  %,  Wedding  12,*)»%. 

Unter  solchen  Verhältnissen  sind  selbstverständlich  die  Miethen 
theilweise  herab  gegangen  und  die  Ertragnisse  mancher  Grund- 
stücke stark  gesunken  —  letzteres  namentlich  in  den  Fabrik- 
distrikteu,  die  deshalb  auch  die  grolste  Zahl  von  Subhastationen 
aufweisen.  Kine  weitere  Folge  davon  musste  sein,  dass  auch  ein 
ungünstiger  Kiutluss  auf  den  Berliuer  Hypothekenmarkt  sich 
ergab,  der  überdies  mit  dem  in  den  letzteu  Monaten  hervor  ge- 
tretenen Misstrauen  gegen  die  von  Aktiengesellschaften  ausgege- 
benen Hj  potheken-lfandbriefe  zu  kämpfen  hatte.  Von  der  in 
Aussicht  stehenden  Regelung  des  Pfandrechts  der  Inhaber  solcher 
Papiere  wird  eine  Beseitigung  diese»  Misstaudes  erwartet  Die 
Zinsraten  für  auf  offeuem  Markt  ausgebotene  Hypotheken  — 
U%  für  gute  erste  Stellen,  6—7";  für  sichere  zweite  Stelleu  — 
siud  wahrend  des  ganzen  Vorjahres  unverändert  geblieben.  — 


seihst  eine  tief  gehende  Aufregung  erzeugt  hat,  kann  man  sich 
denken.  Die  Liebe  und  Achtung,  welche  Mengoni  unter  seineu 
Mitbürgern  genoss,  wird  iu  eiuer  auf  Kosten  der  Stadt  veranstal- 
teten glinzenden  Leichenfeierlichkeit  ihren  Ausdruck  tiudeu  und 


Giuseppe  Hengoni  f.  In  tragischer  Weise  hat  am  30.  De- 
zember des  vorigen  Jahre»  der  Architekt  Giuseppe  Mengoni  zu 
Mailand,  im  Auslände  besonders  als  Krhauer  der  dortigen  „Oal- 
leritt  Vubtlio  Emmanuele"  bekannt,  sein  Leben  eingehüfsL  Der 
liereits  im  Jahre  le>67  der  Benutzung  übergebene  Prachtbau  die- 
ser stolzesten  und  grofsartigsteu  „Passage"  Europas  muaste  bis- 
her seines  ausserlichen ,  monumentalen  Abschlusses  entbehren. 
Krst  im  vorigen  Jahre  war  es  dem  Architekten  vergönnt,  zur 
Ausführung  der  Farade  schreiten  zu  können,  mit  der  die  Gallerie 
nach  dem  Domplatze  sich  öffnet,  und  er  hatte  dieses  Werk  mit 
regem  Eifer  so  weit  gefordert,  dass  die  Abrüstung  des  Baues  be- 
gann und  eiu  Tag  für  die  feierliche  Einweihung  desselben  be- 
stimmt werdeu  sollte,  als  ihm  auf  der  Statte  seines  Ruhmes  ein 
unglückseliger  Zufall  den  Tod  gab.  Mengoni  hatte  am  30.  De- 
zember Nachmittags  B'/i  Uhr  in  Gesellschaft  von  3  anderen  Per- 
sonen das  Baugerüst  bestiegen,  um  die  I>ctail»  der  Attika  zu 
prüfen;  iu  Folge  eiues  Fehltrittes  auf  ein  loses  Rüstbrett  schlug 
er  mit  letzterem  um  und  stürzte  von  der  Höhe  des  Baues  herab. 
Augenzeugen  wollen  beobachtet  haben,  dass  er  vergebliche  Ver- 
suche machte,  im  Sturz  an  den  Balkeu  der  Rüstung  sich  anzu- 
klammern. Mit  zerbrochenen  Gliedern  zur  Erde  gelangt,  war  er 
in  wenigen  Sekunden  eine  Leiche. 

Dass  eiu  derartiges  Ereignis«,  das  in  früheren  Jahrhunderten 
der  schaffenden  Phantasie  des  Volkes  sicherlich  zur  Grundlage 
einer  Sage  gedient  hatte,  wie  sie  um  das  Gedachtniss  so  mancher 
grulsen  Architekten  —  von  deii  Meistern  mittelalterlicher  Dome 
bis  zu  Georg  Bär,  dem  genialen  Schopfer  der  Dresdener  Frauen- 
kirche —  sich  rankt,  in  ganz  Italien  uud  vor  allem  in  Mailand 


das  Andenken  seines  Namens  wird  hoch  gehalten  werden  bis 
die  fernsten  Zeiten. 

Ein  Andenken  ehrenvollster  Art  sichern  ihm,  neben  seinem 
tragischen  Tode,  auch  schon  die  Werke,  welche  er  wahreud  sei- 
nes Lebens  ausgeführt  hat  Unser  Fach  beklagt  in  dem  Hin- 
gange des  kaum  50jährigen,  lebenslustigen  und  lebenskraftigen 
Mannes  den  Verlust  eines  Meisters,  der  unter  den  Architekten 
der  Gegenwart  auf  eine  der  ersten,  in  Italien  vielleicht  auf  die 
erste  Stelle  Anspruch  hatte.  Neben  der  Galleria  Vitioria 
Emmanutte  und  dem  Sparkassengebaude  zu  Bologua,  die  auf 
der  Wiener  Weltausstellung  in  grofsen  Modellen  ausgestellt 
waren  und  damals  dem  Namen  Mengoni's  zuerst  gröfsere 
Popularität  im  Auslande  verschafften,  ist  es  besondere  die 
grofsartige  Schöpfung  des  neuen  Campo  tanlo  in  Bologna 
(über  die  wir  unsern  I/esern  in  nächster  Zeit  einige  Mittheilun- 
geben wenleu),  die  zu  den  besten  Schöpfungen  der  modernen 
in  Julien  gerechnet  werden  muss.  Neu  geplante 
groEsc  Unternehmungen  Meugonfs,  die  ihm  in  Folge  des  durch 
die  Mailänder  Passage  erworbeneu  Ruhmes  übertragen  worden 
waren  —  eine  bedeckte  Kaufhalle  in  Rom  und  eine  Kaufhaus- 
Anlage  am  Stetansplatze  in  Wien  -  sind  nicht  über  das  Stadium 
des  Projekts  hinaus  gelangt 

Von  der  Berliner  Bauakademie.  Im  Anschluss  an  die 
in  Nu.  103  v.  J.  gebrachte  Notiz  können  wir  mittheileu,  dass 
bereits  unterm  24.  v.  M.,  der  am  17.  desselben  Monats  durch  die 
Wahl  des  Lehrerkollegs  berufene  Direktor,  Professor  Wiehe, 
die  ministerielle  Bestätigung  erhalten  und  am  1.  Januar  d.  .1. 
sein  Amt  angetreten  hat;  mit  diesem  Tage  hat  daher  die  im 
amtlichen  Auftrage  erfolgte  interimistische  Wahrnehmung  der 
Direktoriais -Geschäfte  durch  den  Geh.  Rauratb  L.  Hagen  ihr 
frühzeitiges  Ende  gefunden. 

Dass  die  von  dem  neuen  Direktor  au  die  Bekanntgabe  dieser 
Aenderung  geknüpfte  Zuversicht :  „dass  nur  durch  eine  gewissenhafte 
und  treue  Zusammenwirkung  des  Lehrkör]iers  uud  der  Beamten 
die  Anstalt  und  Hochschule  unter  der  Führung  eines  aus  der 
Wald  hervor  gegangenen  Leiters  sich  erfolgreich  entwickeln  und 
gedeihen  kann,"  in  vollem  Maafse  verwirklicht  werden  möge,  ist 
ein  Wunsch,  der  bei  dem  vollzogenen  bedeutungsvollen  Wechsel  iu 
der  Organisation  der  Anstalt  Non  selbst  sich  aufdrängt.  — 

Kunstgewerbliche  Konkurrenzen  in  Berlin.    Die  von  der 

Kau  -  Ausstellung  ausgeschriebene  Konkurrenz  für  Thür-  und 
Fensterbeschläge  einer  und  für  eine  Kerzenkrone  anderer- 
seits hat  eine  erfreuliche  Betheiligung  gefunden,  deren  Resultate 
seit  Anfang  dieser  Woche  im  Lokal  der  Itauanstellung  dem 
Publikum  zugänglich  sind.  An  der  Lösung  der  ersten  Aufgabe 
haben  sich  6,  an  der  zweiten  H  Firmen  mit  zusammen  13  Kronen 
betheiligt.  Der  Zusammentritt  des  aus  den  Herrn  Borstell,  Ende, 
Grunow,  Kühnemanu  und  Kylhuanu  bestehenden  Preisgerichts  wird 
in  nächster  Woche  erfolgen.  —  Mit  dem  Berichte  über  diese 
Konkurrenzen  werdeu  wir  unsererseits  auch  einen  solchen  über 
die  gleichzeitig  erlassenen  (jedoch  früher  eingegangenen  und  daher 
bereits  entschiedenen)  kunstgew.  Konkurrenzen  des  D.  Gewcrbe- 

Personal- Nachrichten. 
Preussen. 

Ernannt:  Der  Landbaumeister  Schattauer  in  Liegnit/ 
/.um  Wasserbau -Inspektor  in  Kassel.  Die  Werkstätten- Vor- 
steher Passauer  in  Elberfeld  und  Eberle  in  Breslau  zu 
Eisenbahn -Maschinenmeistern  hei  der  Bergiscb-Märkischen  bezw. 
der  übcrschles.  Eisenbahn. 

Die  Lehrer  Dr.  Lessing  u.  Alb.  Grell  an  der  Gewerbe-  u. 
Bauakademie  zu  Berlin  haben  das  Prädikat  „Professor"  erhalten. 

Der  Baurath  Lünzner  zu  Heiligenstadt  tritt  am  1.  April 
er.  in  den  Ruhestand. 

Die  Bau  meist  er -Prüfung  haben  bestanden  Emil  Hespe 
aus  Abbenhausen,  Friedr.  Hoden  aus  Einbeck,  Hans  Brey- 
mann aus  Bernburg  und  Waldemar  Sehr oed er  aus  Rendsburg. 

Die  Hauführer-Prüfung  haben  bestanden :  Albrecht  L  üttic  Ii 
aus  Kreisfeld  (Man»felder  Gebirgskreis),  Eugen  Kleine  aus  Berlin, 
Carl  Heinze  aus  (  othen,  Richard  Friedrich  aus  Berlin.  Max 
Böhlitz  aus  Stettin,  Emil  Rotzoll  aus  Bromberg,  Waldemar 
Platt  aus  Berlin,  Robert  Brosche  aus  Bromberg,  Max  Schulze 
aus  Grünberg,  Gottlieb  Theod.  Hoech  aus  Lengefeld  i.  Sachs., 
Julius  II ol verscheit  aus  Duisburg,  August  Soeder  und 
Adolf  Brill  aus  Darmstadt,  Gustav  Wolff  aus  Schönau  und 
Otto  Weifsker  aus  Schlciz. 


Brief-  und  Fragekasten. 

Hrn.  M.  in  Berlin.  Anstriche  mit  einer  Mischung  von 
Zement  und  süfser  Milch,  mit  Zusatz  von  passenden  Mineralfarben, 
sind  wohl  zuweilen  versuchsweise  angewandt  worden,  ergaben 
aber  selten  den  gewünschten  Erfolg,  so  dass  die  Anwendung  der- 

selben  nicht  besonders  zu  empfehlen  ist.  Fr. 

>..  ,  glTi  n.i-lin  i.,  Drli...    t:.r  <l.c  HmI-UU-u  >crmit»urt!icU  K.  K.  (I.  KrU.cU.    I)r..rk:  YV.  »«»[  Hof!)  u  r  Inl  r  u ,  kerei .  Berti .. 


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No.  4. 


DEUTSCHE  B 


Einiges  zur  Frage  einer  Zentral -Friedhofs -Anlage  fUr  Berlin. 


benso  wie  iu  einer  Anzahl  anderer  grofser 
Stödtc  stellt  auch  in  Berlin  seit  einigen 
Jahren  die  Frage  der  vollständigen  Neuein- 
richtung des  Begräbnisswesens  auf  der  Tages- 
ordnung der  öffentlichen  Diskussion  und  ver- 
langt eine  durchgreifende  Lösung,  welche 
vielleicht  um  einige  Jahre  hinan*  gescholten., 
aber  nicht  melir  auf  lange  Zeit  unigangen  werden  kann,  weil 
viele  .Momente  von  allgemeiner  Erheblichkeit  und  daneben 
mehre  Verhältnisse,  die  vom  Augenblicke  herbei  geführt  worden 
sind,  zu  einer  solchen  Lösung  gebieterisch  auffordern. 

Abgesehen  von  den  Schwierigkeiten,  die  in  dem  zw  Zeit 
geltenden  öffentlichen  und  Privat-Recht  ihre  Grundlage  finden 
mögen,  ist  es  insbesondere  die  Frage  nach  der  Einrichtung 
nicht  allzu  zeitraubender,  nicht  allzu  unbequemer,  nicht  allzu 
kostspieliger  Transporte  der  Leichen  selbst  und  deren  Be- 
gleiterscbaft,  wie  nicht  minder  der  zahlreichen  Besucher  der 
Grabstätten,  die  bei  der  rationellen  Lösung  der  Zcntral- 
Friedhofs  -  Frage  ernste  Schwierigkeiten  bereitet  und  neben 
welcher  z.  B.  die  Aufgaben  des  Erwerbs  von  Grundstöcken 
passender  Art  so  wie  der  rationellen  Durchbildung  der  An- 
lagen selbst  relativ  iu  den  Hintergrund  treten.  — 

Derjenige  Zeitpunkt,  von  welchem  ab  die  tägliche 
Durchschnittszahl  der  ans  Berlin  fort  zu  schaffenden 
Leichen  die  Ziffer  100  erreichen  und  immer  weiter  über- 
schreiten wird,  dürfte  bereits  in  naher  Zukunft  liegen.  Nimmt 
man  für  die  Begleitung  der  Leichen  und  für  Besucher  der 
Graber  auch  nur  Zahlen  von  relativ  recht  geringer  Höhe  an, 
so  ergiebt  sich  dennoch,  dass  bei  den  neuen  Einrichtungen 
auf  Tagestransporte  von  nicht  unter  1000  Personen,  die  an 
einzelnen  Tagen  den  3—  5  lachen  Umfang  erreichen 
und  sich  zumeist  auf  einige  Nachinittagsstunden 
drängen  werden,  zu  rücksichtigen  ist  und  dass  wohl- 
überlegte Veranstaltungen  nötig  sind,  die  je  nach  der  Sorg- 
falt, welche  man  ibrer  Bearbeitung  zuwendet ,  grofse  oder  kleine 
Geldsummen  verschlingen  and  grofse  Unbequemlichkeiten  oder 
Erleichterungen  für  die  bedeutende  Anzalü  derjenigen,  die 
der  Todtenstätte  tagtäglich  sich  zuwenden,  mit  sich  bringen 
können. 

Diese  wenigen  Bemerkungen  über  eine  einzelne  anter 
den  mancherlei  Seiten,  welche  die  Frage  der  Zentral-Friedhofs- 
für  Berlin  bietet,  glauben  wir  einer  uns  von  sehr 
Seite  zukommenden  Darlegung  über  die  zweck- 
er späteren  I^ichcn-Abfuhrverhältnisse 
;u  sollen,  die  wir  im  folgenden,  unter 
Vorbelialt  weiterer  einschlagender  Mittheilungen,  ihrem  wesent- 
lichsten Inhalte  nach  der  Oeffentlichkeit  übergeben. 

Allgemeine  Gesichtspunkte  für  eine  zentralisirte  Abfuhr 
von  L  flehen,  mit  Hülfe  der  In  Berlin  mündendon  Eisen- 
bannen nnd  speziell  der  Stadtbahn.*) 

Es  ist  hinsichtlich  der  unter  Benutzung  der  zahlreichen 
Eisenbahnen  Berlins  zu  bewirkenden  Zentralisation  der 
L  e  i  c  h  o  n  a  b  f  u  h  r  in  einem  früheren  Stadium  der  Angelegenheit 
die]  Ansicht  geltend  gemacht  worden,  dass  man,  entsprechend 
den  Himmelsrichtungen  und  der  Lage  der  hinaus  führenden 
Eisenbahnen,  für  Berlin  nicht  weniger  als  vier  Zentralfried- 
höfe werde  anlegen  müssen,  während  infolge  eines  neuerdings 
eingetretenen  Umschlags  der  Meinungen  die  Anlage  nur  eines 
einzigen  Zentralfriedhofes,  der  seine  Stelle  an  der  Berlin- 
Anhalter  Eisenbahn  zu  erhalten  hätte,  ins  Auge  gefasst  zu 
sein  scheint.  Jede  der  beiden  hiernach  in  Frage  gekommenen 
I^ösungcn  der  Aufgabe  würde  ihre  grofse  Bedenken  haben 
und  es  wird  deshalb  eine  genauere  Untersuchung  der  Frage: 
wie  mit  Rücksicht  auf  die  Eisenbahnen  Berlins  die 
künftigen  Zentralfriedhöfe  belegen  sein  müssten,  um  einen 
rationellen  Betrieb  der  Leichenfortschaffung  sowie  eine  be- 
queme Zuganglichkcit  für  das  Publikum  zu  ermöglichen,  am 
Platze  sein. 

Die  bisherige  Art  und  Weise  der  Leichen-Abfuhr  erfolgt 
,  sehr  kleiner  und  verhält  nissmäfsig  weiter 
nnd  es  beruht  das  Unzweckmäßige  dieser 
in  dem  ungünstigen  Verhältnis«,  in  welchem  die 


liilultti  VrtMUlaiMKn  »icht  «*rtr»ii«»  Lnwr  liHlrn  wir,  an 

D.  Rwl 


aufgewandte  Arbeit  zur  bewirkten  Leistung  steht.  Der  Preis 
der  Arbeit  stellt  sich  bei  den  Einzeltransporten  insbesondere 
aus  dem  Grunde  so  hoch  wie  möglich,  weil  dafür  nur  die 
allertheuersten  Kräfte  Verwendung  finden  können.  Es  sind 
dies  thierische  Kräfte  (Pferde)  für  den  physischen  Theil  der 
Arbeit  und  Menschenkraft  (Kutscher)  für  den  intellektuellen 
Theil  derselben,  und  es  ist  demnach  klar,  dass  ein  billigerer 
Preis  für  die  nutzbringende  Leistung  nur  erzielt  werden  kann: 

1)  durch  Erhöhung  des  Nutzeffekts  der  Arbeit  (wobei 
Verminderung  der  Bewegungswiderstände,  Hülfsbewegungeu 
etc.  und  Reduktion  der  todten  Last,  welche  mit  zu  schleppen 
ist,  in  Frage  kommen)  und 

2)  durch  Anwendung  einer  billigeren  Kraft,  zur  Be- 
wegung der  abzuführenden  Lasten. 

Alle  genannten  Bedingungen  sind  nur  bei  Bewirkung  der 
Abfuhr  mit  Benutzung  der  Eisenbahnen  in  so  vollkomme- 
nem Maafse  erfüllbar,  dass  bei  erst  einmal  in  Bewegung 
gesetzten  Massen  die  Transport  -  W  e  i  t  c ,  bezw.  der  Trans)  »ort 
auf  einige  Kilometer  mehr  oder  weniger  den  Gesammtpreis  der 
Arbeitsleistung  nur  in  sehr  geringem  Maafse  alteriren  kann. 
Es  erwachsen  auf  der  anderen  Seite  indess  bei  jeder  zen- 
tralisirten  Abfuhr,  welche  auf  die  Benutzung  der  Eisenbahnen 
basirt  ist,  sehr  bedeutende  Anlagekosten,  deren  Verzinsung 
und  Amortisation  auf  die  Preisstellung  der  Arbeitsleistung 
einen  erheblichen  Eiuftuss  äufsern  wird. 

Es  werden  Kapitalaufwendungen  erforderlich: 

1)  für  Anlage  von  Sammelstellen  (Leichenhallen), 

2)  für  Anlage  von  Ablagerungsbahnhöfen  (Kirch- 
höfen) und  nach  denselben  hin  führenden  Bahnabzweigun- 
gen, sowie 

laffung  von  Betriebsmitteln,  wie  Ueber- 
au den  Sammelstellen,  Wagen,  Maschinen  und 
für  den  Hilfst ranspnrt  auf  den  Zentralkirch- 


3) 


Gerätschaften 
höfen  etc. 

Damit  die 
Benutzung  der 


Einrichtung  einer  zentralisirten  Abfuhr  unter 
Eisenbahnen  überhaupt  noch  vorteilhaft  ist, 
muss  das  Hauptaugenmerk  auf gröfst mögliche  Beschrän- 
kung des  Kapitalaufwandes  gerichtet  werden  und  es  würde 
hiernach  als  idealste  Einrichtung  eine  solche  zu  bezeichnen 
sein,  welche  1)  nur  einen  einzigen  Sommclhahnbof  mit  zu- 
gehörigen I-adevorrichtungen.  sowie  2)  nur  einen  einzigen 
Zentralfriedhof  mit  zugehöriger  Zweigbahn,  und  endlich 
3)  nur  einen  einzigen  Wagenpark  auf  einer  einzigen  Eisen- 
bahn notwendig  machte. 

Eine  solche  ideale  Einrichtung  ist  für  Berlin  aus  dem 
Grunde  unausführbar,  weil  die  Anlage  nur  eines  einzigen 
Sammelbahnhofs  an  einer  der  am  aufsersten  Rande  der  be- 
bauten Stadt  mündenden  Eisenbahnen  unzulässig  weite  Zufuhr- 
transporte durch  die  Stadt  zur  Folge  haben  würde.  Es  würde 
umgekehrt  aber  auch  die  Anlage  nie  lirer  Sammelstellen, 
etwa  auf  den  Güterbahnhöfen  der  einzelnen  Hahnen,  die  An- 
lage einer  entsprechend  grofsen  Anzahl  von  Ablagerungs- 
bahnhöfen  nebst  nach  denselben  hinführenden  Bahnabzweigun- 
gen, sowie  eine  entsprechend  größere  Anzahl  von  Eisenbahn- 
fahrzeugen notwendig  machen,  wobei  noch  von  dem  zwingen- 
den Momente  abgesehen  ist,  dass  wahrscheinlich  keine  der 
hierbei  in  Frage  kommenden  Eisenbahnen  sich  bereit  finden 
lassen  würde,  die  so  entstehenden  kleinen  Theiltransporte 
gegen  eine  angemessen  niedrige  Transportgebtthr  zu  über- 
nehmen. An  dieser  Stelle  nun  liegt  die  Frage  nahe,  oh  etwa 
die  Verbindungsbahn  ein  zweckmäfsiges.  ohne  weiteres 
benutzbares  Mittelglied  beim  Transporte  der  abzuführenden 
Massen  würde  bilden  können,  d.  h.  mit  anderen  Worten:  ob 
die  Bahn  geeignet  ist,  von  mehren  in  den  einzelnen  Güter- 
bahnhöfen eingerichteten  Sammelbahnhöfen  aus  die  Abfuhr  auf 
nur  eine  Bahn  und  nach  nu 
vermitteln? 

Die  Frage  muss  entschieden  verneint  und  im  allseitigen 
Interesse  auf  eine  direkte  Abführung  mittels  ein  und 
derselben  Verkehrsstrasse  und  nnter  Vermeidung 
von  Uebergabestationcn  gedrungen  werden.  Beispiels- 
weise würde  nicht  daran  zu  denken  sein,  etwa  auf  dem 
Potsdamer  Aussenbahnhofe  eine  Sammelstelle  einzurichten 
und  den  laichen -  Transport  über  die  Potsdamer  Bahn  bis 
Schöneberg,  von  dort  Ober  die  Verbindungsbahn  nach  Box- 
i  den  Rangirbahnhof  der  Ostbahn  über  zu  leiten, 


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12 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


12.  Januar  1878 


um  auf  dieser  die  schlicfsliche  Abfuhr  bewirken  zu  können. 
Eine  derartige  indirekte  Abführung  würde  die  l'ossirunc  von 
2  Uebcrgnngsbabnhöfen  bedingen  und  den  Transport  für 
keine  der  heran  gezogenen  Bahnen  lohnend  machen,  zumal  die 
Transporte  nicht  ohne  lastige  Beschränkungen  und  Behinde- 
rungen des  direkten  eigenen  Verkehrs  der  einzelnen  Bahnen 
ausführbar  sind. 

Es  kommt  ferner  hinzu,  dass  der  Aufenthalt  in  den 
Kangirgleisen  der  Uebcrgangs-Stationet.  von  den  »»gleitenden 
Leidtragenden  sehr  unangenehm  empfunden  werden  und  ilass 
die  Umsländlichkeit  des  Trnnsimrts  ganz  besonders  dazu  ge- 
eignet sein  Wttrde,  jede  zentralisirte  Abfuhr  beim  Publikum 
in  Misskredit  zu  setzen.  — 

Erweist  sich  hiernach  zur  Vermittelung  der  Ahfuhr- 
trans|Hjrte  von  einer  Bahn  zur  anderen  die  Verbindungsbahn 
als  ungeeignet,  so  bleibt  immerhin  noch  zu  untersuchen,  ob 
diese  Bahn  nicht  Itefahigt  Ist,  in  denjenigen  St  ad  Uli  eilen, 
welche  sie  durchschneidet  (Gesundbrunnen,  Wedding 
und  Moabit)  die  Transporte  zu  sammeln  und  an  eine  der 
anschließenden 
übergeben ? 

Was  die  Beantwortung  dieser  Frage  lietrifTt,  so  würde 
ein  so  beschaffener  Betrieb  trotz  der  Schwierigkeiten,  den  die 
l'ebergüuge  von  der  Ringbahn  auf  eine  der  ansehliel'senden 
Bahnen  mit  sich  bringen,  sehr  wohl  ausführbar  sein,  freilich 
nicht,  ohne  dass  erhebliche  Mehrkosten  damit  verknüpft  sein 
•*) 

Die  etwas  negativen  Resultate  der  vorstehenden  Unter- 
geben Anlas«  zur  Aufwerfung  der  Frage:  Ob  und 
in  wieweit  die  Berliner  Stadtbahn  geeignet  ist,  zur 
Abfuhr  der  Leichen  aus  Berlin  verwendet  zu  werden?  Bevor 
in  die  nähere  Untersuchung  dieser  Frage  eingetreten  wird, 
dürfte  es  nothweudig  sein,  abermals  den  eigentümlichen 
Charakter  der  Stadtbahu  zu  betonen,  welcher  darin  liegt, 
dass  dieselbe  keineswegs  eine  Verbindungsbahn  zwischen 


•)  Zu  ditMrtu  Punkt*  mag  eine  kurv  Ani^'-f  der  Veruaitni»»* ,  unter 
die  Produkte  dt»  Rüderadorfer  Kalkt*«rwerke  mittel»  der  Bahn  im  Ii  Berlin  _ 
■  erden,  v.«  lnli  r.»w  •.In.  du  Küdenelirf  In  eluer  EDtrernuna:  Ton  Berlin  ll«l,  »le 

«ie  auch  für  die  Zeotralkir.hhöfc-  unt«  Reateae«  VurauaarttuiiR  n-h  aoiteli>e*»n 

•rm  durfte.  IbUnnaorr  l.t  amier  mittel»  einer  mir  fiir  leine  Produkte  beatianiten 
•n  du-  Oatl.ahti  »iiit.'iKbk.«™.  wte  dieae.  wb  für  .Ue  Z»irtr»lftMliite 
mit,  »urde.  /..  Z.  l-tra»t  min  die  liiaerjliahliirarht  pro  Wae  Ron 
r  Uencarerluprodukte  bei  direktem  iraii.|»>rt<i  nach  dem  IHthahnbofe 
l*  U  .  dagette»  M  Indirektem  Traii»l».rt ,  <L  h.  mittel!)  IWiiiiImiiuc  der  Verlön- 
duiia>ti»hn,  t  B.  nach  Uemodbrunnen  S».J  iL  und  narh  Moahlt  ü»,|  U. 

Die  Kxoten  Air  den  LVoerRaraj  i<w  Hahn  tu  Bahn  «unten  »Ich  etwa«  meaiiRer 
Krell  alh  hier  bemerkbar  miekell,  «eon  einereeit»  der  Trajia]»rt  der  Maxen  au- 
«tatt  in  ejaielnen  Wagenladungen  In  Reiehloaacnen  Zügen  erfolgte,  ft"wl*  weatn  M- 
.lervre.it.  die  (Mbahti  einen  direkten  A  nuckln»«  an  die  Vertlndnnchaiin  auatcr 
hall.  deoeUben  haöe.  d-  h.  wenn  ein  -  übrigen»  pro!«kUrW»  - 
\«o  RunnaeUkunc  n.vk  der  Verr.iiiduii|t»l.ahn  die  direkte 
ZÜRe  tfestaltate. 


Ranier 


den  verschiedenen,  im  Westen  und  Osteu  von  Berlin  mün- 
denden Bahnen  ist.  sondern  ein  durch  die  ganze  Stadt 
sich  erstreckender  Sammelbahnhof  einerseits  der 
östlichen  Staatsbahnen,  deren  Endpunkt  damit  nach  Charlotten- 
burg verlegt  wird,  und  andererseits  der  westlichen  Bahnen, 
welche  damit  durch  die  Stadt  hindurch  bis  nach  dem  jetzigen 
Niederschi.  -  Mark.  Bahnhofe  fortgesetzt  werden.  Die  beiden 
genannten  Bahnhöfe  sind  also  nicht  Uebcrgaiigshahnhöfe  mit 
der  Bedeutung  von  Rangir- Bahnhöfen .  soi:dcro  Anschlags- 
bahnhöfe  für  die  direkte  Durchführung  der  Züge, 
wie  sie  in  jedem  einfachen  Zwischenbahnhofe  zu  erfolgen 
pflegt  Und  zwar  ist  der  östliche  Anschlussbalmhof  Durch- 
gangsstation für  die  Züge  von  und  nach  den  östlichen  Bahnen, 
dagegen  Anfangs-  bezw.  End-Bahnhof  für  die  Züge  nach  und 
von  den  westlichen  Bahnen.  Umgekehrt  ist  der  westliche 
Anschlussball nhof  Charlottenburg  Anfangs-  bezw.  End-Bahnhof 
für  die  Züge  der  östlichen  Bahnen  und  nur  Durchgnngsbahnhof 
für  die  der  westlichen  Bahnen. 

Es  kann  in  weiterer  Ausführung  dieses  Prinzips  für  den 
Betrieb  der  Stadtbahn  jede  beliebige  Stelle  derselben, 
welche  im  bisher  in  Aussicht  genommenen  Verkehre  nur  einen 
bedeutungslosen  Durchgangspunkt  für  die  Personenzüge  der 
ansehliel'senden  Bahnen  bildet,  auch  als  Anfangspunkt  für 
direkte  auf  eine  dieser  Bahnen  hinaus  führende 
Züge  irgend  welcher  Art  gedacht  und  in  geeigneter  Wei.-e 
hierzu  ausgebaut  werden.  —  Danach  ist  jeder  behebige 
Punkt  der  Stadteisenbahn  in  Bleicher  Weise  befähigt,  Sammel- 
stelle für  einen  entsprechenden  Leichen  -Produktion.«-  Bezirk 
des  bewohnten  Weichbildes  zu  werden,  wie  es  sonst  der  GOter'- 
Bahnhof  jeder  einzelnen  der  in  Berlin  mundenden  Bahnen  für 
einen  gewissen  rings  um  ihn  sich  erstreckenden  Bezirk  gleicher 
Art  werden  könnte. 

Während  indess  die  Anlage  einer  Sammelstelle  im  An- 
schluss  au  den  (iüterbahnhof  einer  bestimmten  Bahn  (unter 
Beobachtung  der  Grundbedingung  für  jede  Abfuhr)  die  Ab- 
führung nur  auf  einer  einzigen,  der  Sammelstelle  entsprechenden 
Bahn  gestattet,  kann  von  einer  Sammelstelle  der  Stadt  bahn 
aus  die  direkte  Abfuhr  auf  jede  der  sechs  an  die  Stadtbahn 
anschließenden  Bahnen  bewirkt  werden.  Es  folgt  hieraus,  dass, 
ganz  abgesehen  von  der  wüuschenswertheu  Anlage  von  Sammel- 
stellen, welche  inmitten  der  Stadt  liegen,  wie  sie  nur  an  der 
Stadtbahn  ausführbar  ist,  diese  Bahn  auch  in  Bezug  auf  die 
direkte  Abführung  ungleich  vortbeilbaftere  Chancen  bietet,  als 
jede  andere  der  Bahnen,  die  in  Berlin  einmünden. 

Es  können  als  Sammelstellen  für  die  Abfuhr  der  Leichen  dem 
Vorhergegangenen  nach,  in  Berlin  überhaupt  in  Frage  kommen : 
a)  die  Güterbahnhöfe  der  hier  einmündenden  Bahnen,  b)  die 


Das  Thal  der  Dhlln  und  die  Abtei  Altenberg. 

Kaum  ein  Kilometer  vor  ihrer  Einmündung  in  den  schönen 
neu  Rhein  nimmt  die  Wupper,  deren  charakteristische  Farbe 
sich  von  Elberfeld  ab  in  der  Mitte  zwischen  schwärzlichem  Indigo 
und  tiefdunkler  Sepia  halt,  ein  krystallhelles  Flüsschen,  die  Dhiin, 
auf,  das  im  Kreise  Wipperfürth  entspringend,  ein  weit  gestrecktes, 
von  der  Natur  mit  fesselnden  Reizen  ausgestattetes  Thal  durck- 
Hicrst.  Ausserhalb  des  Kergischen  Landes  wird  dieses  Thal,  von 
nur  Wenigen  gekannt,  von  Wenigen  aufgesucht;  ja  selbst  der 
Besuch  aus  dem  „Bergise  hen"  hat  in  den  letzten  Jahren  merklich 
nachgelassen.  Und  doch  lohnt  ps  reichlich  der  Milbe,  die  l'n- 
beipiemlichkeiten  der  Reise  nach  dem  Glanzpunkte  des  Thaies, 
der  Zisterzienser  Abtei  Altenberg,  dem  allergischen  Dome"  zu 
überwinden,  um  die  Schönheiten  zu  geniel'sen.  mit  denen  Natur 
und  Kunst  in  glücklichem  Vereine  ein  kleines ,  bevorzugtes 
Stückchen  Erde  geschmückt  haben. 

Von  Mühlbeim  am  Rheine  führt  zwar  eine  in  vorzüglichem 
Zustande  befindliche  Provinzialstrasse  nach  Allenberg,  aber  die 
Fahrt  mit  zweispannigem  Miethswagcu  nimmt  beinahe  ü  Stunden  in 
Anspruch  und  halt  heutzutage,  wn  man  durch  Salon-  und  Schlaf- 
wagen, durch  Schnell-,  Courir-  und  E.vpresszng-Geschwindigkeitcn 
verwohnt  ist.  Manchen  von  dem  lohnenden  Ausflüge  zurück,  zumal 
die  Fahrt  von  Mühlbeim  bis  zu  dem  2  Stunden  entfernten  Oden- 
thal durch  einen  ziemlich  einförmigen,  au  landschaftlichen  Reizen 
armen  Landstrich  geht.  Erst  von  hier  ab.  mit  dem  Eintritte  in 
das  Dhuutbal  wird  die  Reise  interessant.  Odenthal,  ursprünglich 
Odiudarue  auch  l'ilindar  genannt,  ist  Ilauptort  der  gleichnamigen 
liürgerraeisterci  und  bietet  als  einzige  Sehenswürdigkeit  eine  alte 
romanische  Kirche  mit  archäologisch  interessantem  Taufstein 
und  einer  sehr  werthvollen  Monstranz. 

Zehn  Minuten  weiter  in  der  Richtung  nach  Allenberg  liegt 
in  einer  Tbalerweiterung  am  Fufse  des  Klauberges  die  alte  Burg 
Strauweilcr.  die  ehedem  Sitz  eines  Schöffengerichtes  war,  das  sich 
den  anspruchsvollen  Namen  Odeuthaler  Landgericht  beigelegt  hatte. 
Das  Hauptgebäude  der  Burg,  welche  jetzt  dem  Grafen  Wolff-Metter- 
nieb  zu  Gracht  gehört,  stammt  aus  dem  14.  Jahrhundert  und  zeigt  in 
seiner  inneren  Einrichtung,  in  den  Thilnnen,  Erkern,  Kaminen  und 
Burgverliesen  noch  unverändert  das  mittelalterliche  Gepräge,  doch 


Bardenlied  und  Humpenklang  erschallen 
Langst  nicht  mehr  durch  Hof  und  hohe  Hallpn. 
Von  Strauweiler  ab  verengt  sich  das  Thal  wieder  bis  zu  dem 
eine  halbe  Stunde  entfernten  Punkte,  wo  in 
Schloss  Rerge,  der  Stammsitz  der  Grafen  »c 
Nach  Angabe  aller  Chronisten,  deren  Behauptungen  aber  be- 
kanntlich nicht  bei  Jedermann  vollen  Glauben  rinden,  ist  das 
Schloss  auf  den  Feherresten  eines  romischen  Wartthurms  erbaut 
gewesen.  Jetzt  sind  von  ihm  selbst  nur  noch  schwache  l'eberreste 
vorhanden:  nur  einige  von  Rasen,  Moos  und  wildem  Gestrüpp 
überdeckte  Grundmauern  bezeichnen  die  Stelle,  auf  der  die  Rurg 
einstens  gestanden.  Von  zwei  glücklichen  Besitzern  derselben, 
den  Brüdern  Eberhard  und  Adolf  von  Berg,  die  in  seltener 
brüderlicher  Eintracht  gemeinschaftlich  die  Grafschaft  regierten 
und  nehenhei  auch  noch  als  Schirmherren  des  Klosters  zu  Dputz 
fungirten,  ging  die  Stiftung  des  Klosters  Altenberg  aus ;  ursprunglich 
hatte  es  seinen  Sitz  im  Schlosse,  das  dem  Kloster  zum  Eigeuüium 
übergeben  und  1133  vom  Kolnischen  Erzbischof  Itruno  11.,  einem 
geborenen  Grafen  von  Berg,  geweiht  worden  war.  Graf  Eberhard 
trat  als  Mönch  in  das  Kloster,  während  Graf  Adolf  die  neu  erbaute 
Hurg  an  der  Wupper  in  der  Nahe  von  Solingen  bezog.  Spater, 
als  die  Räume  des  Schlotes  fnr  die  wacker  an  Zahl  ; 


nebst  unmittelbar  daran  stoßenden  Klostcrgebäuden  in  i 
Stile  errichtete. 

I>as  Kloster  galt  bald  als  die  wichtigste  Statte 
Landes  und  da  der  .grosse  Magen"  der  Kirche  auch 
schon  Gläubige  in  hinreichender  Anzahl  fand,  die  ihm  Schenkungen 
und  Vermächtnisse  zuwandten,  so  brachte  das  Kloster  im  Luufe 
eines  Jahrhunderts  seinen  Rcichthuiu  zu  solcher  Hohe,  dass  die 
Mönche  i.  J.  ]'jr>5  daran  gehen  konnten,  die  kleine  romanische 
Kirche,  welche  überdies  i.  ,1.  lüJJ  durch  ein  Erdbeben  lit-schadigt 
war,  abzubrechen  und  an  ihrer  Stelle  das  noch  jetzt  vorhandene, 
wundervolle  Gotteshaus  zu  erbauen,  welchem  bald  vom  Volke  die 
Bezeichnung  „ lte rgischer  Dom"  beigelegt  wurde,  die  es  bis 
auf  den  heutigen  'lag  behalten  hat. 

Bei  der  Nahe  Altenbergs  an  Köln  und  bei  der  fast  glcith- 


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No.  4.  DEUTSCHE  B 


Stadtbahn  und  c)  für  Moabit,  Wedding  und  Gesundbrunnen 
die  Verbindungsbahn. 

Hinsichtlich  der  Sammelbezirke,  in  welche  die  Stadt 
dem  entsprechend  eingcthcilt  werden  mttsste,  ergiebt  sich  die 
folgende  Gruppirung: 

Der  Sammelbezirk  I,  im  Nord-Westen  der  Stadt, 
umfasst  nördlich  der  froheren  Stadtmauer  etwa  die  Stadttheile 
Wedding.  Gesundbrunnen,  Oranienburger  und  Hoscnthaler  Vor- 
stadt und  enthalt  als  Sammelstellen:  1)  den  Stettiner  Güter-  | 
bahnhof  oder  2)  den  Nordbahnhof  oder  3)  die  Verbindungs-  i 
baiin;  (vielleicht  auch,  obgleich  wetiig  günstig  belegen : 
4)  den  Hamburger  oder  5)  den  Ixdirtcr  Güterbahnhof). 

Die  Abführung  der  Leichen  würde  je  nach  Anlage  einer 
Leichenhalle  auf  dem  einen  oder  anderen  Bahnhofe  mit  der 
zubebörenden  Dahn  erfolgen  müssen;  sollte  man  sich  für  die 
Anlage  einer  Leichenhalle  an  der  Verbindungsbahn  entscheiden, 
so  würde  jedoch  eine  Wald  unter  zwei  Auswegen  offen  bleiben, 
indem  die  Abfuhr  entweder  auf  der  Ost-  oder  auch  auf  der 
Niederschl.-Mark.  Balm  zu  bewirken  sein  würde. 

Der  Sammelbezirk  II  umfasst  die  Mitte,  den  Osten 
und  den  Westen  der  Stadt,  aUo  etwa  die  Stadttheile  Berlin, 
Alt-Kölln,  Friedrichswerder,  Dorothecnstadt,  Neu-Kolln,  Stra- 
lauer Revier,  Königstadt.  Spandauer  Revier,  Friedrich-Wilhelm- 
stadt und  einen  Thcil  der  Liuisenstadt.    Kr  würde  als  Sainmel- 


\  UZjITU  N  G.   [3 

stelle  die  Stadtbahn  zu  betrachten  sein  und  die  Abfuhr  auf 
einer  der  an  dieselbe  anschliefsenden  Halmen  stattfinden 
müssen  und  es  ständen  dazu  a)  die  Niederschlesisch-Markische. 
b)  die  Ostbahn,  c)  die  Hamburger,  d)  die  Lehrter,  e)  die  Wetz- 
larer, f)  die  Potsdamer  Eisenbahn  zu  Gebote.  — 

Der  Sammelbczirk  III,  den  Süd-Westen  der  Stadt 
umfassend,  enthalt  die  Stadttheile  Friedrichstadt,  Schoneberger 
und  Tcmpclhofer  Revier,  sowie  einen  Thcil  der  Louisenstadt ; 
als  Sammelstellen  bieten  sich  1)  der  Potsdamer  Güterbahnhof, 
2)  der  Dresdener  Güterbahnhof,  3)  der  Anhalter  Güterbahnhof, 
und  es  würde  die  Abfuhr  mit  der  der  Sammelstelle  zugehörigen 
Bahn  zu  erfolgen  haben. 

Dem  Sammelbezirk  IV,  der  den  Süd-Osten  der 
Stadt  umfasst  und  den  Görlitzer  Güterbahnhof  als  Sammel- 
stelle, die  Görlitzer  Bahn  als  Abfuhrstrasse  besitzt,  würde 
nur  ein  Thcil  der  I^ouiscnstadt  zufallen.  Der  Bezirk  ist  zu 
klein,  um  die  Kinrichtung  einer  besonderen  Sammelstelle, 
besonderer  Leichenzüge  und  eines  besonderen  Zentralfried- 
hofes für  denselben  vortheilhaft  erscheinen  zu  lassen, 
und  es  wird  sich  deshalb  empfehlen,  den  Bezirk  IV  an  die 
benachbarten  Sammelbezirke  U  und  IH  derart  zu  vertheilen, 
dass  die  Zuführung  der  Leichen  nach  deu  Sammelstellen 
derselben  auf  möglichst  kurzen  Wegen  bewirkt  werden  kann. 

(Sehl».  fol«t.) 


Ueber  Ausfuhrung  von  Bruchstein -Mauerwerk. 


Zu  meiner  in  No.  62  des  vor.  Jahrg.  dies.  Ztg.  enthaltenen 
Mittheilung  über  Normalien  gewölbter  Hauwerke  der  Moselbahn 
und  Fischbachbahn  trage  ich  folgende  Bemerkungen  aber  Aus- 
führung von  Bruchsteinmauerwerk  nach. 

Diese  Ausführung  ist  nach  der  Art  des  zu  Gebote  stehenden 
Materials  verschieden,  da  z,  B.  der  Grauittiudling  eine  andere 
Bearbeitung  bedingt  als  Gestein,  das  in  regclmäj'sigcn  Banken 
bricht,  und  der  Grauwackenschiefer  so  spröde  ist,  dass  seine 
Eigenheiten  gut  gekannt  und  beachtet  sein  müssen,  um  mit  ihm 
geschickt  fertig  zu  werden. 

Da  immerhin  in  der  Behandlungsweisc  des  Materials  einige 
Freiheit  besteht,  so  kommt  auch  der  Handwerksbrauch  zur 
Geltung,  der  in  einzelnen  Landern  von  sehr  bemerkenswerthem 
Einduss  auf  das  Verfahren  der  Technik  ist  So  z.  R.  hat  sich 
in  Frankreich  eine  eigenartige  Behandlungsweise  des  Bruchstcin- 
baues  in  lagerhaftem  Material  ausgebildet,  welche  in  angreuzeude 
deutsche  Landstriche  hinüber  greift.  Ine  Schichten  der  Verblend- 
steine  (Moellons  genannt)  erhalten  fast  durchweg  die  Hohe  von 
20  der  Verband,  bei  welchem  in  den  einzelnen  Schichten 
Laufer  und  Binder  mit  mehr  oder  weniger  Regelmäßigkeit  ab- 
wechseln, wird  ziemlich  frei  behandelt.  In  der  Regel  bekommen 
die  Steine  einen  Randschlag,  innerhalb  dessen  die  Ansichtsrlache 


gespitzt,  gckrönelt  oder  bossirt  wird.  Die  Hintermauerung  erfolgt 
in  unregelmalsigen  Bruchsteinen,  die  erheblich  kleiner  als  die 


nicht  viel  mehr  als  deren  halbe 
Schichthöhe  erreichen.  In  derselben  Weise  werden  die  Ge- 
wölbe hergestellt,  aber  zur  Hintermauerung  werden  im  allge- 
meinen bessere  Steine  ausgewählt  als  zum  Übrigen  Mauerwerk. 
Wie  weit  diese  Auswahl  Platz  greift,  hangt  natürlich  .von  der 
jeweilig  auf  dem  Werkplatze  herrschenden  Sorgfalt  ab. 

Eine  zutreffende  Beschreibung  dieser  Bauweise  hat  der  Ingen. 
Krenter  im  Heft  1  der  Zeitschr.  des  österr.  Ingen.-  IL  Archit.- 
Vereins  pro  1H77  gegeben.  Darin  wird  die  Sorgfalt  gerühmt,  mit 
welcher  auf  den  Baustellen  größerer  französischer  Brucken,  die 
der  Verfasser  besucht  hat,  verfahren  wurde.  Und  es  sind  in  der 
That  die  Leistungen  des  Corpt  de*  ponl»  et  chautu'e»  zu  Ii-  kaum 
und  anerkannt,  als  dass  gegen  dieses  Lob  auch  nur  der  leiseste 
Zweifel  aufkommen  könnte.  Wenn  jedoch  Hr.  Kreuter  an  einer 
Stelle  seines  Artikels  von  „der  neuen  rationellen  Baumethodc1' 
spricht,  so  kann  die  Neuheit  wohl  nur  in  der  besonders  tüchtigen 

der  Arbeiter 


Durchbildung  dieser  Technik,  in  der 
und  der  rationellen  Disposition  de» 


stellen,  sowie  etwa  in  der  im« 
Auwendung  der  betr. 


Entstehung  der  Dome,  welche  mutlimafslich  beide  von 
Gerbard  von  Rile  entworfen  sind,  darf  es  nicht  W  under  nehmen, 
dass  die  in  den  ersten  Jahrzehnten  erbauten  Theile  beider  Kirchen, 
nämlich  C'bor  und  Querschiff,  stark  ausgeprägte  verwandtschaftliche 
Züge  unter  einander  und  zugleich  mit  den  Vorbildern  des  Kölner 
Domes,  den  aus  der  ersten  Hälfte  des  13.  Jahrhunderts  stammenden 
Kathedralen  des  nordöstlichen  Frankreichs,  zeigen.  Am  meisten 
fallt  diese  Familienähnlichkeit  Ihm  einem  Vergleiche  heider  Cbor- 
grundrisse  mit  dem  der  Kathedrale  von  Amiens,  dem  Meisterwerke 
französich-gothischer  Architektur,  in  die  Augen.  Das  Gemeinsame 
bei  diesen  Grundrissen  liegt  in  der  Fünfzahl  der  PhorsrhiH'e.  dem 
Umgänge  nnd  dem  Kapellenkranze  von  7  polygonalen  Absiden; 
die  Abweichungen  von  der  gemeinschaftlichen  Norm  dagegen  sind 
geringfügig:  bei  der  Kathedrale  von  Amiens  tritt  die  mittlere 
Kapelle  um  die  Breite  von  2  Gewölbejocheu,  welche  Köln  und 
Allenberg  fehlen,  vor  —  bei  dem  letzt  genannten  Dome  ist  der 
Chor  um  ein  (iewolbejoch  kurzer  als  bei  den  beiden  anderen. 

Mit  der  weiteren  Entwickelung  des  Grundrisses  im  Querbau 
und  im  Langschiffe,  in  noch  höherem  Maafse  im  Aufbau  der  Kirchen 
mehren  sich  die  Unterschiede  derartig,  dass  in  den  Gesammt- 
ansichten  der  drei  Bauwerke  nur  noch  wenig  von  dem  gemein- 
schaftlichen Stamme  zu  erkennen  ist.  Wahrend  die  Kathedrale 
von  Amiens  und  der  Dom  zu  Köln  mit  üppiger,  stellenweise  über- 
ladener Bracht  zu  lümnielanstrebenden  Steinkolosseu  angewachsen 
aind,  hat  der  Altenberger  Dom  in  seinem  Hochbau  zwar  auch 
ziemlich  bedeutende  Dimensionen,  aber  eine  (Iberaus  einfache  Aus- 
stattung erhalten.  Dazu  kommt,  dass  nach  der  Zisterzienser  Ordens- 
regel, aufser  dem  Dachreiter,  Thurme  nicht  erbaut  werden  durften, 
so  dass  namentlich  hierdurch  eine  grell  in  die  Augen  springende 
Verschiedenheit  zwischen  der  Gesammansicht  des  Altenberger 
Domes  und  denjenigen  der  beiden  verwandten  Bauwerke  be- 
wirkt wird. 

Trotz  alledem  sind  unleugbar  die  Räume  und  Masscnvcr- 
•  Kirche  von  vornehmer,  die  Details  der 
von  schlichter,  obwohl  deshalb  nicht 
ausdrucksvoller  Schönheit.  Die  Fenster  vor  allem,  die 
ursprünglich  gemäß  der  Zisterzienser  Ordensregel  ganz  en  gri$aüle 
gemall  waren,  bei  späteren  Instandsetzungen  aber  einzelne  gellte. 


haben,  und  unter  ihnen  voran  das  große  Fenster  im  Westgiebel, 
sind  von  geradezu  klassischer  Ausführung;  sie  bieten  in  ihren 
Malereien  einen  so  unerschöpflichen  Reichthum  der  reizvollsten 
frühgothischen  Motive,  dass  noch  jetzt  die  Glasmaler  benach- 
barter grol'ser  Städte  ihren  Ideenvorrath  an  diesen  herrlichen  Vor- 
bildern aufzufrischen  und  zu  ergänzen  ptlegen.  Von  ähnlicher 
Vollkommenheit  wie  die  Fenster  sind  die  dekorativen  Theile  des 
Umfassungs-  und  Innen-Mauerwerks,  namentlich  hinsichtlich  der 
Technik  der  Anfertigung,  in  geringerem  MaaTse  freilich  in  Betreff 
des  Formenreichthums  der  Gliedeningen.  Doch  muss  zwischen 
den  Kinzeltheilen  der  heiden  Haupt-Bauepochen  unterschieden 
werden.  Die  erste  derselben  reicht  von  1255  bis  12-C,  wo  Chor 
und  Querhau  vollendet  wurden:  sie  charakterisirt  sich  in  den  dem 
Bauwerke  ein-  und  angefügten  Steinmetzarbeiten  durch  eine 
flüssigere  Formensprache  als  in  den  Details  der  zweiten  Epoche, 
die  in  die  zweite  Hälfte  des  folgenden  Jahrhunderts  fallt  nnd  mit 
137t»,  wo  das  dreischiftige  Langschiff  in  seiner  heutigen  Ausdehnung 
vollendet  wurde,  abschließt. 

Wie  schon  erwähnt,  hatte  die  ursprüngliche  romanische  Kirche 
mit  den  Klostergebanden  in  unmittelbarem  Zusammenbange  ge- 
standen. Auch  bei  dem  Neubau  des  gothischen  Domes  wurde 
hieran  nichts  geändert  und  es  hat  unter  diesem  Umstände  die 
gesammte  Südseite  der  neuen  Kirche  leiden  müssen.  Die  Grund- 
rissaulage  des  Qnerscbiffes  ist  durch  Verkürzung  und  unregel- 
mäfsige  Gestaltung  der  Südseite  völlig  unsymmetrisch  geworden ; 
nicht  minder  wurden  Chor  und  Langsrhiff  in  ihrer  Entwickelung 
beeinträchtigt,  indem  man  ihre  Südseite  ohne  Fenster  als  volle 
Wände  aufgeführt  hat 

Auch  bei  der  im  gegenwärtigen  Jahrhundert  vorgenommenen 
Restauration  des  Domes  ist  es  aus  konstruktiven  Bedenken  unter- 
lassen worden,  die  Südwand  des  Langschiffes  mit  Fenstern  zu 
schmücken:  bei  den  beiden  Feldern  der  Südwand  des  Chores, 
wo  derartige  Bedenken  nicht  vorlagen,  wohl  aber  die  finanziellen 
Rücksichten  die  Beschaffung  von  Glasfenstern  unmöglich  machten, 
siud  die  nöthigen  Vorkehrungen  getroffen,  um  später,  wenn  die 
Mittel^  dazu  noch^gewährt^ werden  sollten,  die  Wandfüllungen  aus 


Die 


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14 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


12.  Januar  1878 


Technik  selbst  ist,  wie  Ilr.  Kräuter  sie  beschreibt,  im 
liehen  genau  dieselbe,  die  in  Frankreich  und  den  angrenzenden 
deutschen  Landen  die  ortsübliche  geworden  ist,  und  Hr.  kreuter  sagt 
von  derselben  auch  an  anderer  Stelle,  das«  diese  Technik  schon 
seit  längerer  Zeit  in  Frankreich  kultivirt  werde.  — 

T)ie  kleineren  lirücken  der  Moselbahn  und  Fischbachbahn 
werden  nun,  soweit  das  Material  sich  dazu  eignet,  in  dieser 
Technik  ausgeführt.  Und  wenn  jenen  Bauwerken  von  gröfseren 
gewölbten  I trocken  nur  ein  einziger,  etwa  1*  ■  hoher  Viadukt 
der  Fischliachbahn  hinzu  zu  zahlen  ist,  so  liegt  das  ein  Mal 
daran,  dass  vergleichende  Kostenanschlage  bei  den  jetzigen  nied- 
rigen Eisen-Preisen  fast  immer  zu  Gunsten  des  Eisenbaues  spra- 
chen und  dass  deshalb  nur  sehr  wenige  gröTsere  gewölbte 
Knicken  zur  Ausfuhrung  kommen  konnten,  sodann  aber  noch 
daran,  dass  die  deutschen  Ingenieure,  wiewohl  ihnen  die  franzö- 
sischen Bruchsteinbrucken  bekannt  sind,  doch  den  Hausteinban 
im  allgemeinen  für  solider  halten  und  ihn  eben  deshalb,  trotz 
seiner  Mehrkosten,  bevorzugen.*) 

Ich  glaube  nun,  dass  diese  Anschauungsweise  nicht  in  vollem 
Umfange  aufrecht  erhalten  werden  kann,  da  ich  eineu  rationell  durch- 
gebildeten Bruchsteinbau  bis  zu  einem  gewissen  (trade  für  sehr 
wohl  konkurrenzfähig  mit  dem  Hausteinban  halte;  aber  ich  sehe 
die  landesübliche  französische  Technik  nicht  für  ein  Ideal  an, 
sondern  für  ein  Etwas,  welches  der  Fortbildung  und  Verbesserung 
noch  fähig  ist. 

Als  Bedingungen  für  Erzielung  guten  Mauerwerks  kann  man 
(vom  Material  abgesehen)  2  Dinge:  Gleichartigkeit  (Homogenität) 
im  ganzen  Querschnitt  und  guten  Verband  bezeichnen.  Beim 
Bruchsteinmauerwerk  mit  Moellons- Verblendung  litsst  der  Verband 
sich  zwar  herstellen;  eine  wie  große  Muhe  es  aber  kostet,  die 
Maurer  hierzu  anzuhalten,  weifs  Jeder,  der  einmal  einen  der- 
artigen Bau  zu  leiten  gehabt  hat  —  Das  andere  Erfordernis«, 
Gleichartigkeit,  ist  in  dem  besagten  Mauerwerk  nicht  crzielbar, 
da  die  Schichtenhöhe  der  Ansichtsiläche  und  der  Hintermauerung 
verschieden  ist  und  sonach  ungleiche  Mengen  von  Steinen 
und  Mörtel  im  „Kern"  und  in  der  „Schale*  des  Mauerwerks  vor- 
kommen. Und  es  giebt  Beispiele,  wo  diese  Verschiedenheit  durch 


*)  El  wird  nicht  unnütz  sein,  ein  wenig  bei  I 
und  Brurhttrin  tu  ».»weilen 

In  Deutschland  versteht  mu  etiler  I 


DolailUim  der  Warte  Htutwin 
mein  nur  diejenigen  natür- 


Hui-V'ini!  sein  In  Frankreich  werden  u«  Jedoch  tu  den  Brwrhtlriuen  gerechnet  und 
«  bclMt  du  W'nrt  .morlltM'  nlehta  anilerr.  nl.  .BrwhKlelnV  Man  unterscheidet 
moitloai  bruU  oder  m.  oräinaira  und  moillimt  puptr*  od«  m.  milUt.  Krstere 
«lud  dat.  wa*  wir  einfach  uoil  ;tl  i.:.-ir^,  ir!  Brurhrtein.  nrt-*n»-i> .  letrtere  du.  wu  In 
den  an  Krankrrirh  angrenicndcu  deatarhen  Provtnxen:  Moellont  tllullrl  wird.  K-  i*A 
rhtraktcriftlfcrh  lUr  deutsche  Ninmwarl,  «Um  wir  rrwi  dm,  «in  und  denselben  Begriff 
hctetrbnendeii  Worten  du  deutsche  für  die  geringen!  Abart  dkwes  Be*rt(rt,  du  fran- 
I. «Ische  für  die  besten  frtiraurlsru.  Ks  durfte  gelingen .  du  Fremdwort  Miellen! 
durrtt  das  bezeichnende  und  »eben  tierolieh  verbreitete  Wort  .Schicbtstrin*  ta  er* 
setten.  Immerhin  werden  dies*  .Hrhlrhtttrine-,  tarn  wenn  ale  rnm  Nteinrnetten  he- 
arlieitet  werden,  «titer  die  Bruchsteine  (ait  feartungshegriB')  tu  rechnen  »ein.  Du 
unterscheidende  Merkmal  Itt  dl.  UrT.r»«  (Schwere)  de.  «Irin*.  .1«,  man  als  .1" 
«l  er  tu  grefe  in.  um  von  1  nder  selbst  1  Maurern  > 


eigenmächtige  Ablösung  der  Schale  vom  Kern  recht  augenfällig 
geworden  ist-  Wenn  der  Mörtel  zu  einer  Masse  von  gleicher 
Festigkeit  wie  der  Stein  erhaltet  und  überall  gut  an  diesem  haftet, 
so  ist  allerdings  Gleichartigkeit  vorhanden;  dann  aber  ist  dieselbe 
nicht  durch  die  Ausfuhrungsart  des  Mauerwerks  sondern  trotz 
derselben  durch  die  Gute  des  Materials  entstanden.  Sie  wird 
auch  wohl,  da  die  Festigkeit  des  Mörtels  im  allgemeinen  hinter  der- 
jenigen des  Steins  zurück  zu  bleiben  pflegt,  in  den  seltensten 
Fallen  vollkommen  sein,  sondern  es  kann  elien  nur  eine  Annähe- 
rung an  die  Gleichartigkeit  stattfinden,  die  weitgehend  genug  ist, 
damit  die  Standfestigkeit  des  Bauwerks  nicht  gefährdet,  \  teileicht 
auch  noch  ein  SicherheitaUhcrschusü  vorhanden  sei.  Immerhin 
aber  dürfte  das  Streben  nach  Erhöhung  der  Gleichartigkeit  des 
in  Rede  befindlichen  Mauerwerks  Berechtigung  besitzen.  Um  so 
mehr  wird  letzteres  gegenüber  der  Sitte  gelten,  die 
der  Gewölbe  aus  Hausteinen!  Quadern)  herzustellen  und  auch 
Ecken  der  Pfeiler,  ja  die  ganzen  Bauwerk-Stirnen  mit  Quadern 
zu  verblenden. 

Wenn  die  Moellons  nur  halb  so  viel  Fugen  enthalten,  als  die 
Hintermauerung,  so  haben  die  Hausteiue  wiederum  nur  die  halbe 
Fugenzahl  der  Moellons,  wodurch  die  Ungleichartigkeil  im 
werk  noch  mehr  gesteigert  wird. 

Da  die  itltereu  Eisenbahn-Bauwerke  bei  Saarbrücken  in 
Weise  ausgeführt  sind,  so  lag  es  nahe,  die  ersten  Bauwerke  der 
Fischbachbahn  ihnen  nach  zu  bilden.    Bald  jedoch  wurden  - 
nicht  blos  aus  Ersparniss-Kücksichten  —  die  Haustein-Ecken  und 
Stimringv  verlassen. 

Morandiere  sagt  in  seinem  vortrefflichen  Werke  (Trnifr  de 
ta  Constitu  tion  de»  ponU  etc.)  bei  der  Beschreibung  des  Viadukts 
von  la  Mause:  „Wir  haben  später  sogar  die  Anwendung  des 
Hausteins  für  die  Ecken  der  Pfeiler  und  Strebepfeiler  und  die 
Stirnringe  der  Gewölbe  ganz,  aufgegeben  und  darin  den  sehr 
wichtigen  Vortheil  gefunden,  gleichartigeres  Mauerwerk  in  der 
ganzen  Ausdehnung  der  gedrückten  Flachen  zu  bekommen.-1  Nun, 
bei  den  neuen  Bauwerken  in  der  Nahe  von  Saarbrücken  ist  ohne 
Kenntnis»  von  Hrn.  Morandiere's  Werk  dasselbe  geschehen,  da 
die  dazu  führende  Erwägung  in  der  Natur  der  Sache  begründet 
liegt.  Ich  kann  aber  nicht  umhin,  hier  auf  eine  Keihe  von  Bau- 
werken altereu  Datums  aufmerksam  zu  machen,  welche  ebenfalls 
in  reinem  Moöllons-Mauerwcrk  und  ohne  Haustein-Kelvi  n  auf- 
geführt sind,  und  welch«  weit  weniger  bekannt  sind,  als  sie  ihrer 
Bedeutung  nach  verdienen.  Es  sind  dies  die  Eisenbahn-  und 
Strafsen- Viadukte  in  unmittelbarer  Nähe  von  Luxemburg. 

Die  Beseitigung  der  Haustein-Ecken  ist  aber  nur  ein  Schritt 
zur  Erreichung  gleichartigeren  Mauerwerks.  Will  man  in  dieser 
Richtung  weiter  gehen,  so  giebt  es  2  Wege.  Der  eine  wendet 
sich  vorherrschend  der  Verbesserung  des  Verbandes  zu,  der  andere 
der  Vervollkommnung  des  Mörtels.  Der  letztere,  auf  den  ich 
später  zurückkommen  will,  fuhrt  in  seiner  äulsersteii  Folgerung 
zum  Betonmauerwerk,  der  freiere  Wirde  bei  den  jüngeren  Bau- 

WerkI)"edGle£hlh^^^ 

in  der  französischen  Moellons-Technik  üblich  ist 


nachdem  durch  eine  im  November  lb!5  im  Donnitoriutn  ausge- 
brochene Feuersbrunst  nicht  nur  das  gleich  der  ersten  Kirche  in 
spatromanischem  Stile  erbaut«  Kapitelgebäude,  der  Kn-uzgang. 
die  Sakristei,  die  Prülatur,  das  Refektorium,  das  Donnitorium  und 
I'riorat,  sondern  auch  das  Dach  der  Kirche  nebst  Dachreiter  zer- 
stört worden  waren  nnd  die  Südseite  des  Chores  und  Querschiffes 
bedeutende  Beschädigungen  erlitten  hatte.  Erst  1837  wurde  mit 
dem  Wiederaufbau  des  fast  zur  Ruine  verfallenen  Domes  be- 
gonnen; die  Oberleitung  führte  Bauinspektor  Bierchcr  zu  Köln, 
die  Spezialleitung  lag  in  den  Händen  der  Baukondukteure  Kronen- 
berg, Kranz  und  F.  Grund,  welch  letzterer  (gegenwärtig  Geh. 
Ober-Brtb.)  i.  J.  1S47  die  Restauration  der  von  da  ab  zum 
Simultan- Gottesdienste  benutzten  Kirche  zur  Vollenduifg  brachte 
und  sieh  das  besondere  Verdienst  erworben  hat,  über  die  Funda- 
mentlage der  ursprünglichen  romanischen  Kirche 
angestellt  zu  haben,  deren  Resultate  von  ihm  im 
Jahrbuche  von  1840  mitgetheilt  sind.*)  — 

Die  Klostergebaude  zeigten  sämmtlich  den  Uebergangsstil. 
Nach  den  Zeichnungen,  welche  C,  Schimmel  in  seiner  Publikation 
des  Altenlierger  Domes  (vor  dem  Brande)  mittheilt,  waren  diese 
Bauwerke  in  imponirender  Großartigkeit  angelegt;  von  dar  vor- 
trefflichen Ausführung  der  verwendeten  Kunsiformen  zeugen  die 
aus  dem  Brande  geretteten  Ueberreste  des  Refektoriums,  Dormi- 
toriums  nnd  der  Kapitelhalle,  welche  in  ca.  120  Kapitellen  und 
Basen  bestehend,  auf  dem  oberen  Umgänge  des  Chores  über- 
sichtlich aufgestellt  sind  und  an  Schönheit  der  Form  und  Eleganz, 
der  Ausführung  alles  übertreffen,  was  das  Kolner  Museum  an 
ahnlichen  Ueberresten  aufzuweisen  hat. 

Ein  Thcü  dieser  Klostergebaude,  insbesondere  die  Prälatur, 
i  und  das  Refektorium,  war  gegen  Ende  des  17.  Jahr- 
Feuchtigkeit  der  Räume,  wohl  auch  wegen  un- 


•)  Da  wir  nltht 

i  Itt,  sc,  far-n  wir  an  dieser  »teile  ein»  karte  Nolit  über  du 
i  bei,  durrb  welches  llr.  Urand  die  frtumtlerrleii  der  I~ 
Jabrbanderte  ge-Arjbcrt  hat-  Eine  Reinigwnar  dertellten  war  unvermeidlich ,  alle  ge- 
wöhnlichen Methoden  vertagten  jedoch,  wahrer*]  die  Anwendung  chemischer  Mittel 
»ich  alt  gefährlich  für  die  Kthaliomt  der  Malereien  erwies.  Die  Reinigung  erfolgte 
trblLeftlkb  la  glücklichster  Welte,  Indem  man  die  In  durchlöcherten  HnbkUten  ver- 


zweckmafsiger  innerer  Einrichtung,  welche  der  verfeinerten  Lebens- 
weise der  Klosterbrüder  nicht  mehr  recht  entsprach,  verlassen 
worden.  An  ihrer  Stelle  wurden  neue,  sehr  komfortabel  einge- 
richtete Gebäude  in  anmittelbarster  Nähe  des  Klosters  aufgeführt 
und  von  den  Mönchen  bezogen,  die  dem  Kloster  in  dieser  neuen 
Epoche  den  sonderbaren  Namen  Neualtcuberg  beigelegt  hatten. 
Der  Erbauungszeit  entsprechend  zeigten  diese  neuen  Anlagen  den 
Jesuitenstil,  mulhmaislich  nach  dem  Vorbilde  der  Kolner  Jesuiten- 
kirche.  Mit  welchem  Glück  diese  Nachahmung  ins  Werk  gesetzt 
war,  läast  sich  kaum  sagen,  da  über  die  Architektur  der  neueren 
Klosterbauteri  Altenbergs  nichts  veröffentlicht  ist  und  eine  im 
I,  von  einem  Dilettanten  vor  dem  Brande 
es  KlosM 

Doch  lässt  sich 


Privatbesitz 
gefertigte  7, 
jene  Theile 


kungen  über  die  Abtei  Altenberg  erl 
wahrer  Meisterwerke  dieses  spärlich  vertretenen,  erst  in 
Zeit,  namentlich  auf  der  linken  Rheinaeite  wieder  reichere  Blüthen 
treibenden  Stiles  beraubt  hat 

Auch  nach  anderer  Richtung  hin  hat  der  Brand  viel  geschadet : 
von  den  zahlreichen,  schönen  und  kostbaren  Kirchengeräthen  und 
AusschmOekungs  gegenständen  ist  fast  nichts  der  Kirche  erhalten 
worden.  In  der  auf  den  Brand  folgenden  lang  dauernden  Zeit,  in 
der  der  Dom,  so  zu  sagen,  herrenlos  war,  haben  sich  Hunderte 
von  gierigen  Händen  nach  den  Metallen ,  den  Glas-  und  anderen 
Malereien,  Geweben  von  edlen  Stoffen  und  Skulpturen  ausgestreckt 
und  so  viel  geraubt,  dass  nach  Berichten  glaubwürdiger  Augen- 
zeugen die  weggeschafften  Gegenstände  und  Kunstschatze  hin- 
gereicht haben  wurden,  ein  nicht  zu  kleines  Museum  vollständig 
auszustatten.  Ein  bronzener  Kandelaber  und  ein  schmiedeisernes 
Gitter  sind,  ^abgesehen  von  den 

die  einzigen  jetzt  noch  vornan 
Reichthums. 

Noch  einer  originellen  Anlage  sei  hier  gedacht,  die  dem 
Brande  gleichfalls  hat  zum  Opfer  fallen  müssen:  es  ist  die  Wasser- 
leitung, welche  die  Weihbecken  mit  frisch  von  der  Bergquelle 
kommendem  Wasser  versorgte  und  einen  im  südlichen  Theile  des 
i,  Ober  2-  im 


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No.  4. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


15 


durchweg  die  Schichtenhöhe  von  20  «■»  angewendet  wird,  ist  ein 
Zugeständnis*  theils  an  die  Schönheit,  theils  an  die  Bequemlich- 
keit der  .\nst: ihr  .  das  auf  Kosten  der  Güte  und  Gleichartig- 
keit des  Mauerwerks  erkauft  wird.  Wenn  man  unter  Aufhebung 
des  Unterschiedes  zwischen  Yerbleiid-  und  Hintennaiteningssteineii 
die  kleineren,  10  bis  20«"  hohen  Steine  in  die  untergeordneteren 
Theile  der  Bauwerke  verweist,  die  20  "»  starken  oder  noch  etwas 
stärkeren.  Steine  aber  zu  den  wichtigeren  Theilen.  besonders  den 
Gewölben  verwendet,  so  kann  man  mit  derselben  Materialmenge 
Schichten  herstellen,  die  zwar  unter  sich  nicht  gleich  hoch  sind, 
deren  jede  aber  in  gleicher  Starke  durch  die  Mauer  hindurch 
geht;  dass  hierbei  der  Verband  gewinnt,  liegt  auf  der  Hand. 
Das  Aussehen  aber  leidet  nur  wenig,  da  die  Behandlung  der 
KopfHächeu  —  abgesehen  von  der  ungleich  hohen  Erscheinung 
der  Schichten  —  nicht  geändert  zu  werden  braucht. 

Hei  den  bis  25»  hohen,  schlanken  Pfeilern  der  mit  eisernem 
?rseheuen  Krcuzgraben-Viadnkte  der  Fischltachbahn 
kam  ein  ähnliches  Verfahren  zur  Anwendung,  da  dort  die  Schichten- 
höhe innerhalb  gewisser  Grenzen  frei  gegeben  wurde.  Ks  erschien 
aber  mit  Klicksicht  auf  die  beträchtliche  Höhe  der  Pfeiler  erfor- 
derlich, einen  sehr  guten  Verltand  zu  erzwingen,  und  es  wurden 
deshalb  sanimt  liehe  Steine  als  ,.Srhichtsteine*  (Moellons)  be- 
stellt, worunter  regelmassig  und  vollkantig  gebrochene  Steine 
verstanden  siud.  Durch  eine  geringe  Bearbeituug  der  Stücke 
und  durch  sorgfaltiges  Aussuchen  der  zusammen  passenden  gelang 
es,  einen  Verband  herzustellen,  der  dem  des  Ziegelmauerwerks 
nicht  nachstand. 

Auch  für  diese  Anordnung  hahe  ich  nachträglich  Beispiele 
unter  französischen  Viadukten  gefunden.  Der  Strafsenviadukt 
von  Dinau  in  der  Bretagne  ist  in  ganz  ähnlicher  Weise  ausge- 
führt, nur  halten  die  dort  im  Innern  der  Pfeiler  verwandten 
Moelinns  unregelmäßige  Grundformen  und  es  kann  daher  ein 
vollkommener  Verband  dort  nicht  vorhanden  sein.  Bei  dem 
großen  Eisenbahn  -  Viadukt  bei  (  houmout  ist  wenigstens 
der  untere  Theil  der  Pfeiler,  der  einen  Druck  von  7*  und 
mehr  auf  das  □  «">  auszuhalteu  hat,  iu  solchem  Mauerwerk 


Wenn  bei  neueren  französischen  Viaduktitauten  mit 
Pfeilern  von  dieser  reichlicheren  Verwendung  der  Moellons  nicht 
die  Bede  ist,  so  verlasst  man  sich  eben  lediglich  auf  den  Mörtel, 
und  ich  sehe  nicht  ein.  warum  man  den  Unterschied  zwischen 
Kern  und  Schale  noch  aufrecht  erhält  Man  würde  sich  freilich 
durch  das  einfache  Aufgeben  desselben,  ohne  Verbesserung  des 
Verbandes,  wie  ich  bereits  audeutete,  entschieden  dem  einfachen 
Betonmauerwerk  nähern.  Es  ist  auch  bei  der  Vervollkommnung, 
welche  die  Zementfabrikatinn  iu  letzter  Zeit  in  Deutschland  ge- 
funden hat,  ein  solches  Mauerwerk  für  den  Brückenbau  nicht  aus- 
sichtslos und  dass  mit  der  Einführung  desselben  ein  Anfang  ge- 
macht ist,  zeigt  u.  a.  eine  Mittheilung  von  Liebold  in  No.  53  des 
vor.  Jahrg.  dieser  Ztg.*)  Naturgemäß  ist  es,  dass  ein  solcher 
Versuch  von  einer  Zementfabrik  ausgeht,  da  die  Fabriken  nicht 
allein  ein  großes  Interesse  daran  halten,  ihrem  Fabrikat  ein 
neues  Verwendungsfeld  aufzuschließen,  sondern  ihre  Techniker 
auch  am  meisten  geeignet  sind,  die  Arbeiter  auf  die  richtige 
Behandlung  des  Materials  einzuüben. 

Wie  wichtig  der  letztere  Punkt  ist,  erhellt  schon  aus  dem 
Umstände,  dass  bei  der  Anfertigung  von  Probekörpern  zu  Festig- 
keits- Untersuchungen  die  geringste  Unregelmäßigkeit  der  Be- 
handlung erhebliche  Unterschiede  in  den  Ergebnissen  hervor  ruft 
Wenn  solche  kleinen  Unterschiede  sich  fühlbar  machen,  so  ist 
ein  gewisses  Misstrauen  gegen  die  neue  Methode  nur  zu  sehr 
erklärlich;  wenn  aber  tüchtige  und  geübte  Arbeiter  ein  gutes 
Material  —  woran  es  in  Deutschland  nicht  mehr  fehlt  —  unter 
Anwendung  so  rationeller  Gcwölbeuuersrhnitte,  wie  der  nVr 
Strafsenbrücke  bei  Vorwohle  es  ist,  verarheiten,  so  kann  der  Erfolg 
nicht  ausbleiben  und  wir  dürfen  hoffen,  dass  bald  zu  ausge- 
dehnteren Versuchen  in  der  dort  eingeschlagenen  Birhtung  sich 
Gelegenkeit  und  Anlass  finden  werde.  Es  wird  sich  dann  heraus 
stellen,  welcher  der  beschriebenen  Wege  zur  Vervollkommnung 
des  Bruchstein-Mauerwerks  der  erfolgreichere  und  bessere  ist 

linusseile. 

•j   BvMnlirüf ki'tl  alml  iitirtgn»  »ihn«  friilwr.  iti  tV»l»rrrlrh  Iwi  iiir 
n:  ».  ZeitM-hr.  il.  tvAtix.  lugM»..  iu  Arrhll.  \Yrcin».  . 


Mittheilungen  aus  Vereinen. 


Architekten-   and  Ingenieur  -  Verein   zu  Hannover. 

Wochenversammlung  am  27.  November  1877.  Der  Hr.  Vor- 
sitzende macht  Mittheilung  von  dem  Tode  des  Geh.  Raths  Prof. 
Lucae  in  Berlin  und  Hr.  Baurath  Köhler  verliest  den  inzwischen 
in  der  Tagespresse  erschienenen  Nekrolog  des  Verstorbenen.  — 
Hr.  Dr.  Heeren  halt  einen,  als  Vorbereitung  zu  einer 
augekündigten  Vortrag  über  Zuckerfabrikalion.  Das 
über  denselben  mag  auf  eine  kurze  Angabe  über  die 
neuere  Methode  der  weiteren  Verarbeitung,  welrhe  zum  Zwecke 
der  Zuckergewinnung  der  Svrup  erfährt,  beschränkt  werden.  Die 
ältere  Methode  der  Behandlung  des  Syrups  mit  Baryt  und  das 
»uf  die  Erscheinung  der  Osmose  gestützte  Verfahren  haben  sich 


nicht  bewährt;  dagegen  verspricht  das  von  Scheibler  in  Berlin 
und  von  Scyfcrth  in  Braunschweig  erfundene  sog.  „Flntions-Ver- 
fahren",  bestehend  in  der  Behandlung  des  Syrups  mit  Kalk,  besseren 
Erfolg.  Es  verbindet  sich  hierbei  der  im  Syrup  noch  enthaltene 
Zucker  mit  dem  Kalk  zu  Zuckerkalk,  welcher  mittels  Alkohol 
von  der  übrigen  Masse  getrennt  wird.  Der  Zuckerkalk  wird  dann 
sehr  zweckmäßig  statt  gewöhnlichen  Kalks  bei  der  Saftverarbei- 
Uing  (Läuterung)  benutzt  und  giebt  dabei  seinen  Zucker  an  den 
Saft  ab;  übrigens  kann  dieser  Zucker  auch  direkt  gewonnen 
werden.  —  Anknüpfend  an  den  Vortrag  erwähnt  Hr.  Baurath 
Hagen,  wie  spät  und  wie  lanirsam  die  Zucker- Industrie  in  der 
Provinz  Hannover  sich  Eingang  verschafft,  wie  dagegen  in  den 


Springbrunnen  speiste.  Die  Konstruktion  dieser  Weihbecken  war 
ebenso  einfach,  wie  zweckmäfsig  erdacht:  in  jeder  der  7  Chor- 
kapellen befand  sich  eine  viereckige  Nische,  deren  Sohlbank  für 
das  zu-  und  ablaufende  Wasser  zwei  tellerartige  Vertiefungen 
enthielt,  welche  mit  einander  durch  eine  kleine  Kinne  in  Verbin- 
dung standeD.  Eine  derartige  Verwendung  einer  Wasserleitung 
zu  Kultuszwecken  und  die  Ausstattung  der  Kirche  mit  einem 
Springbrunnen,  dessen  Plätschern  mit  dem,  nach  gleichem  Khytmus 
sich  bewegenden  Murmeln  der  Betenden  sich  mischte,  zeugen  von 
der  erfinderischen  Phantasie  der  Urheber,  die  man  zweifellos  unter 
den  Ordensbrüdern  selbst  zu  suchen  hat  Ucberhaupt  sind  die 
Technik,  insbesondere  die  Architektur  und  außerdem  noch  die 
Forst-  und  Landwirtschaft  die  einzigen  Zweige  mei 
Thätigkeit,  in  denen  wahrend  des  seebshundertjahrigen  Be 
der  Altenberger  Abtei  Hervorragendes  geleistet  wurde.  — 

Wenn  sich  das  Interesse  des  Besuchers  von  Altenberg  auch 
fast  ausschließlich  dem  Dome  zuwendet,  aus  dessen  Geschichte 
und  architektonischer  Charakteristik  im  Vorstehenden  die  bemer- 
kenswerthesten  Momente  mitgetkeilt  sind,  so  können  doch  iwci 
in  unmittelbarster  Nahe  befindliche  Bauwerke,  deren  Entstehungs- 
zeiten nicht  weniger  als  sechs  Jahrhunderte  von  einander  entfernt 
liegen,  nicht  -gänzlich  mit  Stillschweigen  übergangen  werden.  Das 
Altere  von  beiden  ist  die  anf  der  Westseite  des  Domes  neben  den 
Oekonomiegebituden  stehende  Markuskapelle,  ein  klein« 
scheinbares  Gotteshaus,  welches  muthmafslich  während  d 
bruchs  der  ersten  romanischen  Kirche  im  Uebergangsstile 
wurde  und  gewissermafsen  zur  Interimskirche  diente,  eine  bes 
Wichtigkeit  aber  noch  dadurch  erhielt,  dass  in  ihm  die  Gebeine 
der  ersten  Aehte  niedergelegt  wurden.  Nach  Vollendung  der 
Kirche  ist  die  Kapelle  nur  ganz  ausnahmsweise  und  namentlich 
zum  Gottesdienste  für  Frauen  in  Gebrauch  genommen;  in  diesem 
Jahrhundert  hat  sie  rein  profanen  Zwecken,  und  zwar  zum  Trocken- 


Das  andere,  aus  neuester  Zeit  stammende  Gebäude  ist  die 
Villa,  welche  von  den  Ständen  des  Rheinlandes  nach  einem  Statz- 
Projekte  erbaut  und  dem  Erzbischhuf  von  Köln,  Johann  von 
zum  Geschenk  gemacht  ist.    In  Folge  Uneinigkeit  der 
katholischen  RitU 


un- 
Ab- 
iaut 
lere 


Nachfolger,  Enthischhof  Meiehers,  die  Villa  bewohnt  haben,  olt- 
schon  dieselbe  von  ihnen  mit  gelegentlichem  Besuche  bedacht 
worden  ist. 

Uebrigens  kann  man  es  den  genannten  Kirehenfflrstcn  nicht 
verdenken,  dass  sie  das  unfertige,  ärmlich  ausgestattete  Haus  nicht 
haben  bewohnen  wollen,  da  zu  der  Mangelhaftigkeit  der  inneren 
Einrichtung  auch  noch  der  Uebelsland  gekommen  ist,  dass  im 
Erdgeschosse  der  Schwamm  auf  allen  Wanden  wuchert. 

In  künstlerischer  Beziehung  das  einzige  Bemerkens  wertlie  und 
iu  technischer  Hinsicht  das  am  besten  Ausgeführte  ist  die  Täfelung 
im  Saale  des  ersten  Stockes;  sie  ist  von  Eichenholz  gefertigt  und 
enthält  in  jeder  Füllung  das  geschnitzte  Familienwappen  eines  der 
Geschenkgeber.  Diese  Täfelung  in  Eichenholz  bildet  einen  merk- 
würdigen Kontrast  zu  den  in  Eichenholzfarbe  gestrichenen  moder- 
nen Vierfüllungsthüren  und  Thtlreinfassungen  von  Tannenholz  in 
demselben  Saale.  Das  einzige,  jetzt  in  letzterem  befindliche  In- 
ventarienstilck  ist  der  in  seine  Theile  zerlegte  Altar  von  Eichen- 
holz, welcher  von  der  Gemeinde  Odenthal  in  dem  Sr.  Majestät 
dem  Könige  von  Preussen  persönlich  zupehörendeu  Dome  eigen- 
mächtig aufgestellt  worden  war,  auf  Anordnung  der  Königlichen 
Regierung  zu  Köln  aber  wieder  beseitigt  worden  ist. 

Die  unmittelbare  Umgebung  der  Villa  bietet  einen  gar  idyllisch 
stimmenden  Anblick  dar;  anstatt  der  parkähnlirhen  Anlagen, 
welche  auf  der,  Seite  101  des  Jahrganges  1871  der  Deutschen 
Bauzeitung  mitgetheilten  Ansicht  der  Villa  dargestellt  sind,  erblickt 
das  überraschte  Auge  nur  unordentlich  gepflegte  Gemüsebeete, 
kleine  und  größere  mit  für  den  Oekonomen  sehr  werthvollen 
Flüssigkeiten  angefüllte  Pfuhle  und  noch  mehr  dergleichen  land- 
wirtschaftliche Eigentümlichkeiten.  Zwischen  den  umherstehenden 
Ackergerathsrhaften  treiben  Hahn  und  Henne,  Ente  und  Ziege  ihr 
munteres  Spiel,  und  so  genießt  man  den  Anblick  eitier  in  ihrer 
Art  vollkommenen  Idylle,  die  man  hier  nicht  erwartet  hat,  aber 
an  diesem  Orte  auch  gar  nicht  zu  sehen  verlangt. 

Es  ist  z  i  bedauern,  dass  die  Umgebung  des  Domes  anf  seiner 
Südseite  überall  die  Spuren  arger  Vernachlässigung  trägt,  die  einen 
hasslichen  Flecken  auf  dem  sonst  so  schonen,  stellenweise  erhe- 
benden Bilde  erzeugt,  das  die  Abtei  Altenberg  und  das  liebliche 
Thal  der  Dhün  in  unserer  Erinnerung  hervorrufen. 

Ottomar  Moeller. 


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Ifi 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


12.  Januar  1878 


Jahren  diese  Fabrikation  einen  sehr  bedeutenden  Auf- 
schwung  genommen  habe.  Man  habe  bei  uns  von  vorn  herein 
die  bösen,  in  den  40er  Jahreu  in  Sachsen  gemachten  Erfahrungen 
bennUen  können  und  es  hätten  dem  entsprechend  die  hannover- 
schen Zuckerfabriken  alle  eine  sehr  sichere  Grundlage.  Dieselbe 
bestehe  darin,  dass  die  Aktionäre  zugleich  Laudwirthe  seien  und 
sich  verpflichten  müssten,  alle  Jahre  ein  bestimmtes  Areal  mit 
Hub.  u  ,zu  bebauen.  Ks  sei  dadurch  die  Lebensfähigkeit  der 
Fabriken,  welche  auf  der  billigen  uud  reichlichen  Beschaffung  von 
Kttben  Iwruht,  garanürL  — 

In  der  Hauptversammlung  am  5.  Dezember  erfolgt  zu- 
nächst die  Neuwahl  des  Vorstandes  und  e»  hiilt  sodann  Ilr.  Ober- 
baurath Berg  unter  Vorlage  von  Zeichnungen  den  angekündigten 
Vortrag  Uber  das  vou  ihm  ausgearbeitete  Kanalisationsprojekt  für 
die  Stadt  Haimover.  Her  hannov.  Bezirksverein  deutscher  In- 
genieure und  der  Verein  f.  offentl.  Gesundheitspflege  haben  be- 
sondere Einladungen  zur  Theilnahme  erhalten  und  sind  durch 
zahlreiche  Mitglieder  in  der  Versammlung  vertreten. 

Nach  einigen  allgemeinen  Betrachtungen  (ilter  die  neuerdings 
heftig  entbrannte  Frage,  oh  Ahtuhi  oder  Kanalisation  —  (Hedner 
erinnert  an  die  Beschlüsse  des  Architekt.-  u.  Ing.- Vereins  zu 
München,  des  zu  Köln  gegründeten  Vereins  zur  Reinig,  der 
Stiidtc  und  zur  Heinhaltung  des  Bodens  und  der  Flüsse,  an  den 
bekannten  Ministerial-Erlass  vom  1.  Sept.  d.  J.  betr.  Einmündung 
städtischer  Kanüle  in  die  Müsse  etc.)  knnstatirt  der  Vortra- 
gende, dass  der  Aushau  eines  die  ganze  Stadt  Hannover  umfas- 
senden Kanalneues,  auch  abgesehen  von  der  Benutzung  desselben 
zur  Abführung  der  Latrineustofl'e,  zur  unabweisbaren  Notwendig- 
keit geworden  sei,  besonders  um  den  Segen  der  im  Bau  begriffenen 
Wasserleitung  recht  fühlbar  werden  zu  lassen.  Das  alte  vor- 
in  den  Ursprüngen  aus  den  Jahreu  1*44,45  stammende 
neu,  mit  heute  4<J  UM» »  Gesamtmenge,  ist  so  wenig  ge- 
nügend, dass  bei  starken  Regengüssen  «las  Wasser  durch  Aufstau 
in  die  Keller  eintritt  uud  in  den  Strafsen  stehen  bleibt ;  aufserdem 
igt  es  im  griil'ser  Uehelstand,  dass  da»  k.uialw.is-e!  innerhalb 
der  Stadt  in  die  Leine  einmündet,  da  dieser  Fluss  durch  den 
starken  Aufstau  der  Herrenhäuser  Wasserkunst  im  Sommer  Tage 
lang  in  seinem  Ablaufe  gehemmt  wird.  Aus  pekuniären  Rück- 
sichten mnsste  beim  neuen  Pro  jekt  auf  eine  möglichst»-  Verwerthung 
und  Belassuug  des  alten  Neues  Bedacht  genommen  werden,  was 
im  übrigen  bei  den  vorliegenden  Verhältnissen  nicht  gerade 
schwer  war.  —  Daher  ist  das  Projekt  so  ausgearbeitet,  dass 
1 )  das  vorhandene  KanalncU  nach  Möglichkeit  in  das  neue  System 
aufgenommen  werden  kann  und  2)  das  neue  Netz  erforderlichen 
Falls  im  Stande  ist,  auch  die  Auswurfstoffe  der  Häuser  mit  auf- 
zunehmen. (Für  erst  gedachten  Zweck  wird  das  alte  Neu  durch 
einen  neu  zu  erbauenden  Kanal  an  deu  demunchstigen  Haupt- 
Sammler  angeschlossen.) 

Die  Stadt  hat  für  die  Herstellung  eines  ausreichenden  Kanal- 
eiue  durchaus  günstige  Lage;  das  Leiuegefulle  zwischen 
Oberwasser  oberhalb  der  Stadt  (bei  Dohren)  und  dem  l'iiter- 
uniei'lialh  derselben  (bei  Herrenhausen)  betragt  bei  Mittel- 
7,78™,  bei  Niedrigwasser  G.4'u  und  es  liegt  das  mittlere 
Niveau  der  Stadt  9™  Uber  Niedrigwasser  unterhalb  Herrenhaiisen. 
Eine  natürliche  Abwassemng  nach  der  Leine  hin  scheint  ge- 
boten und  auch  zulässig,  wenn  der  Fluss  innerhalb  der 
Stadt  rein  gehalten  wird.  Dies  wird  erreicht,  wenn  man  die 
Aiismllndnng  des  Neues  nach  dem  Herrenhäuser  Unterwasser 
verlegt,  da  alsdann  die  Kanäle  zweckmafsige  Gefällverhälluisse 
erhalten  und  ein  SpUlungsuüUel  des  Oberwassers  derselben  von 
Dohren  her  erreichbar  ist. 

Das  neue  Kanal-Neu  wird  sich  um  einen,  die  Stadt  von 
Südost  nach  Nordwest,  etwa  parallel  der  Leinerichtiing  durch- 
ziehenden Sammel-Kanal  gruppiren,  welcher  innerhalb  der  Stadt 
ein  Gefalle  von  0,5%n,  in  seinem  leUten  Theile  von  0,4"/« 
erhalten  soll.  Die  ProtiJgröfse  desselben  steigt  stufenweise  von 
1,39  auf  8,720-.  Der  Kanal  schneidet  2  Mal  die  Staats- 
bahn und  ist  an  diesen  Stellen,  soweit  es  der  Bahn-Betrieb  zu- 
lief«, auch  bereits  vorläufig  ausgeführt  worden. 

Der  Heree  hnung  der  Kanal-Pmhie  wurden  folgende  Annahmen 
zu  Grunde  gelegt:  Zur  Ermittelung  des  Hauswasser-Bedarf  theilte 
man  das  ganze  Stadtgebiet  in  »i  Zouen  und  rechnete  in  den 
jeut  oder  voraussichtlich  bald  dichter  bewohnten  Gebieten  auf  je 
26Qra  Grundflache  1  Einw.,  in  den  übrigen  Zonen  wurde  je  nach 
der  Oertlichkeit  ein  entsprechendes  Verhältnis*  abgeschäut.  Als 
Schlussresultat  ergaben  sich  für  das  ganze  vorab  zu  bebauende 
Stadtgebiet  2*0  «KW  Einw,  —  eine  Zahl,  die  wohl  noch  lange  un- 
erreicht bleibt,  da  für  jetzt  Hannover  incl.  Linden  noch  nicht  die 
Hälfte  jener  Bewohnerzahl  besitzt.  Pro  Kopf  wurden  dann  auf 
24  Stunden  n3'  Wasser  gerechnet,  wovon  die  Hälfte  in  9  St. 
abzuführen  sei. 

Zur  Bestimmung  der  Regenwasser-Menge  wurde  eine  Nieder- 
en 25"""  in  24  St.  angenommen,  wovon  die  Hälfte 
anale  abzuführen  sein  wurde.  Zur  Bewältigung 
aursergewohnlicher  Wassermassen  sind  vorläufig  H  Nothauslasse 
projektirt,  gegen  welch«  ja  erfahrungsmäJ'sig  Bedenken  wegen  Ver- 
einigung der  Wasserläufe,  in  die  sie  munden,  nicht  vorliegen. 
Es  wurden  nach  diesen  Annahmen  die  eiförmigen  Profile  der 
und  Neben- Kanäle  im  wesentlichen  nach  der  Formel: 


Q  ^  90,9  V    6,77134  x>  {   (nach  Wiehe) 


Vf  A 
12,227  i»      ("bei  ganzer  Füllung) 

berechnet  worin  i  den  Radius  des  oberen  Halbkreises  bezeichnet; 
ander  weit  bekannte  Formeln  wurden  zu  Vergleichs  -Rechnungen 
benutzt. 

Die  zu  entwä  sernden  Flachen  repräsentiren  unter  obiger 
Annahme  eine  Gröfse  von  1255  H*,  die  abzuführenden  Wasser- 
massen betragen  zwischen  26,251  uud  3,421  kb'n  pro  Sekunde. 

Die  wichtigeren  Nebenkanäle  sollen  wie  der  Hauptkaual  als 
besteigbare,  gemauerte  und  mit  0.H3  [J1»  (Querschnitt  bemessene 
Kanäle,  die  übrigen  Leitungen  aus  glasirten  Thouröbren  oder 
eiförmigen  Zementröhren  ausgeführt  werden. 

Einsteigeschachte  Uber  den  besteigbaren  Kanälen,  mit  Fil- 
tration und  Absperrvorrichtung,  sind  vorläufig  92  Stück,  Einsteige- 
schachte einfacherer  Konstruktion  H!H)  Stück  angenommen.  Behufs 
Unterhaltung  einer  stetigen  guten  Ventilation  ist  ein  System  von 
zunächst  1292  Stück  au  höheren  Häusern  hinauf  zu  führenden 
verzinkten  Eiseuhlechröhren  projektirt  und  ausserdem  die  Er- 
bauung eines  20 '»  hohen,  0,b— 1,0>»  weiten  Haupt-Ventilations- 
Schornsteines  vorgesehen. 

Abgesehen  von  den  durch  Vcrmittelung  der  Einsteigeaehacht* 
möglichen  partiellen  Spülungen  einzelner  Kanalstrecken  soll  durch 
Einbau  von  5  Schüueu  ein  Aufstau  und  eine  kraftige  Spülung 
längerer  Kanalstrecken  möglich  gemacht  werden;  wie  oben  er- 
wähnt, ist  auch  eine  Spülung  mittels  Lcinewaaser  erreichbar.  — 

Das  beschriebene  Projekt  repr.tsentirt  eine  neu  zu  erbauende 
Kanällänge  von  99221  <n,  wovon  84*4  1  auf  deu  Hauptkaual,  4393tj"> 
auf  kreisrunde  Tbonrohren,  der  Rest  auf  besteigbare  Ncbeukanäle 
cutfallen.  Die  Kosten  sind  zu  4  850  0O0  M.  veranschlagt,  mithin 
das  Meter  zu  58,s<;  M.:  die  Herstellung  der  bis  1*7»>  ausgeführten 
Kanäle  des  allen  Systems  kostete  1  373  400  M.,  so  dass  sieb  die 
Kosten  der  Gesammtkaualisation  unter  Annahme  einer  natürlichen 
Abführung  der  Wassermassen  auf  0223400  M.  belaufen  würden.  — 
Der  Vortragende  glaubt  an  dieser  Stelle  abermals  auf  den 
erwähnten  Miuisterialerlass  zurück  kommen  zu  müssen,  weil  durch 
strikte  Befolgung  desselben  die  Ausführung  des  beschriebenen 
Projekts  in  Frage  gestellt,  ja  auch  ein  weiterer  Ausbau  des  allen 
Kanals) sleuis  unmöglich  sein  wurde.  Wenn  gleich  die  Stallt  an 
der  Einführung  der  Kanalwässer  in  die  Leine  ein  wohl  erwor- 
benes, noch  nie  beanstandetes  Recht  zu  haben  scheine,  so  sei 
doch  besonders  für  den  Fall,  dass  später  die  Kanäle  vielleicht 
zur  Abführung  der  Latrinenstutfe  dienen  müssten,  die  Anlage 
von  Riesel! eidern  sofort  mit  ins  Auge  gefasst  worden.  Es 
füge  sich  glücklich,  dass  für  diesen  Fall  der  Hauptkaual  keine 
bessere  Lage  erhalten  könne  als  ohnehin  für  denselben  vorge- 
sehen sei,  da  das  zu  Rieselfeldern  geeignete  Terrain  im  Nord- 
westen der  Stadt,  ca.  7,5  Kia  nordwestlich  von  Ilerrenhausen 
entfernt  sich  vorfindet.  Man  könnte  dem  zufolge  das  untere 
Ende  des  Kanals  als  Nothauslass  beibehalten  und  würde  die 
Hauptmasse  der  Effliivien  einer  unterhalb  Herreuhauseu  mit 
Dampfmaschinen  -  Betrieb  zu  errichteudeD  Pumpstation 
müssen,  welche  dieselben  mittels  zweier,  etwa  0,9  ' 
eisernen  Rohrleitungen  den  in  einer  Grösse  von  etwa  131  H* 
anzuordnenden  7— 2o  '»  über  der  Sohle  des  Hauptkanals  liegen- 
den Rieselfeldern  zuzuführen  hätte.  Die  I.eistuug  der  Pump- 
station würde  bei  280  000  Einw.  zwischen  den  Grenzen  von  0,5 
bis  1,5  kb™  pro  Sek.  liegen;  für  150  000  Ew.  wäre  eine  Minimai- 
Leistung  von  0,334  kb""  erforderlich,  vorausgesetzt,  dass  ein  bei 
Regengüssen  eintretendes  Mehr  durch  Nothauslasse  fortgeschafft 
werden  könnte.  Ein  Druckrohr  nebst  Maschine  von  49  Pferdkr. 
würde  für  diese  Minimal' Leistung  genügen. 

Die  Anlagekosten  der  Berieselung  in  ersterer  Ausdehnung 
würden  sich  bei  Annahme  vou  150000  Einw.  auf  1526500,  bei 
28O000  Ew.  auf  242(i500M.  belaufen.  —  Die  Betriebskosten 
sind  sehr  schwankend,  je  nach  der  jährlichen  Niederschlagsmenge 
und  den  Kohlenpreisen ;  nach  ülN-rschläglicher  Berechnung  werden 
etwa  27  000  M.  l>ezw.  Hl»  000  M.  erforderlich  sein.  Als  Beleg 
für  die  Schwankungen  dieser  Kosten  fuhrt  der  Vortragende  an, 
dass  bei  der  von  ihm  erbauten  Blocklander  Eutwässerungsanstalt 
hei  Bremen  in  einem  Zeiträume  von  10  Jahren  die  Betriebsaus- 
gaben zwischen  18  000  und  45  IN»)  M.  gewechselt  haben.  Unter 
der  Annahme,  dass  die  Rieselfelder  eine  dauernde  Einnahme  von 
nahezu  300  M.  pro  Helct  liefern  würden,  könnten  die  durch- 
schnittlichen Betriebskosten  vielleicht  gedeckt,  an  eine  Verzinsung, 
geschweige  denn  Amortisation  des  Anlagekapitals  durch  deu  Er- 
trag der  Rieselfelder  aber  kaum  gedacht  werden,  so  dass 
der  Stadtsäckel  durch  diese  Anlage  dauernd  mit  einer  nicht  ge- 
ringen Summe  belastet  werden  würde.  —  Eine  Ersparung  durch 
Verringerung  der  Kanal-Dimensionen  erzielen  zu  wollen,  halt  der 
Vortragende  für  unzulässig,  da  auch  nach  der  Atisicht  des  als 
Experte  zugezogenen  Bauraths  Hohrccht  die  gewählten  Dimen- 
sionen nichts  übrig  hatten.  Hr.  Hohrecht  hat  aber  vorgeschlagen, 
die  Wandstärken  der  Kanäle  zu  reduziren  und  hält  den  Veutilations- 
Schornstein  für  nicht  erforderlich:  andererseits  giebt  derselbe  an- 
heim,  Thonröhren  von  53  bezw.  48  ,m  Weite  nur  ausnahmsweise 
zu  verwenden  und  anstatt  der  angenommenen  tangentialen  Zu- 
sammenfuhrung der  einzelnen  Nebenleitungen  an  den  Kreuzungs- 
punkten  der  Strassen  sogen.  Revisionsbrunnen,  in  welche  die 
Köhren  münden,  anzuordnen.  Die  Berechnung  der  Nothauslasse 
möge  auf  einen  mittleren  Wasserstand  der  Leine  basirt  und  für 
möchten  die  Nebenleitnngen  in 
Das  Schlussresume  des 


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Xo.  4. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG 


17 


achtens  lautet  dahin,  dag«  da»  vorgelegte  generelle  Projekt,  wenn 
die  oben  angegebenen  Erfordernisse  etc.  erfüllt  wurden,  als  ein 
solches  bezeichnet  werden  könne,  das  zur  Ausführung  wohl  ge- 
eignet sei  bezw.  der  Aufstellung  eines  speziellen  Projekts  zu 
Grunde  gelegt  werden  dürfe.  ■  Von  Erwägung  der  Rieselfeld- 
aulagc  hat  Hr.  Ilobrecht  auf  Wunsch  des  Magistrats  Abstand 
genommen,  da  eine  Entscheidung  dieser  Krage  z.  Z.  inopportun 
erschien.  —  Nunmehr  unterliegt  es  nur  noch  dum  Beschlüsse 
der  städtischen  Kollegien,  ob  und  wann  in  di«  Detailbearbeitung 

W. 


Architekten-Verein  zu  Berlin.  Haupt -Versammlung  am 
5.  Januar  1878;  Vorsitzender  Hr.  Hobrecht;  anwesend  156 


Es  liegen  an  Eingängen  vor:  von  dem  Hrn. 
ministe«  die  pholograpbische  Aufnahme  des  Schullehrer-Seminars 
zu  Hilchenbach;  eine  Sendung  des  Kraunschweigischen  Archit.- 
u.  Ingen.-Vereins,  enthaltend  eine  Broschüre  von  Pfeiffer  über  das 
Kloster  Riddagshausen  und  desgl.  von  Mitgau:  Vortrag  etc.  über 
die  Kanalisation  der  Stadt  Braunschweig;  endlich  ein  Katalog 
über  die  aus  dem  Nachlass  des  verstorbenen  Mitgliedes  Lucae 
verkauflichen  Bücher  etc.:  dieser  mit  Preisangatien  versehene 
Katalog  wird  in  der  Bibliothek  zur  Auslegung  kommen.  —  Von 
Hrn.  Jacobstbal  ist  ein  Antrag  auf  Beschaffung  des  Werks 
v.  Hefner-Alteneck :  Eisenwerke  oder  Ornamentik  der  Ncbmiede- 
kuust  gestellt  worden,  welchem  nach  Befürwortung  durch  Hrn. 
Ende  die  Versammlung  zustimmt.  — 

Von  Hm.  E.  H.  Hoffmann  werden  unter  Beifügung  einiger 
Bemerkungen   Proben  von  gemalten  Glasmustern  und  Prolie- 
der Anstalt  von  Dr.  Oidtmaun  in  " 


Vom  Hm.  Vorsitzenden  wird  MiUkeiluug  von  dem  auf  Antrag 
des  Sackelmeisters  erfolgten  Ausschluss  eines  —  ungenannt  blei- 
benden —  Vereinsmitgliedes  gemacht,  welches  anhaltend  mit  der 
Beitragszahlung  im  Rückstände  gehlieben  ist.  — 

Es  hat  sich  heraus  gestellt,  dass  hei  den  vorjahrigen  Exkur- 
sionen eine  Etats- Ueherschreitung  von  c».  515  M.  stattgefunden 
hat;  auf  Antrag  des  Vorstandes  wird  die  noch  nicht  legalisirte 
Verausgabung  eines  Restbetrages  von  100  M.  von  der  Versamm- 
lung genehmigt  — 

Vom  Vorstande  wird  die  Bewilligung  einer  Gratifikation 
von  300  M.  an  den  Vereinsbibliothekar  für  die  bei  Abfassung 
des  Katalogs  nöthig  gewesene  besondere  Mühewaltung  beantragt 
Nachdem  aus  der  Mitte  des  Vereins  heraus  ein  Antrag  auf  Er- 
höhimg der  Summe  auf  500  M.  laut  geworden  und  der  Hr.  Vor- 
sitzende zu  diesem  Verhesserungsantrage  sich  in  zustimmendem 
Sinne  geäufsert  hat,  findet  die  einstimmige  Bewilligung  der  höhe- 


Herbeiziehen  einer  grossen  Voute  zu  einem  bedenklichen  Motiv 
gegriffen,  da  die  bei  einer  Dekoration  ephemeren  Charakters 
hierzu  erforderlichen  Mittel  zu  schwierige  sind.  Die  Seitenfron- 
ten sind  gut  gerathen,  die  einfach  gehaltene  Darstellung  gelungen. 

„Erster  Versuch."  Die  gewühlten  Formen  sind  in  zu  engem 
Anscklusa  an  die  Architektur  des  Hauses  gehalten  nnd  leiden  an 
einer  gewissen  Mittelmäßigkeit  Fehlerhaft  ist  eine  für  die  Mitte 
des  Raumes  gewählte  Fontainen-Aulage ,  wogegen  die  Orchester- 
Lösung  gut  gelungen  ist  und  femer  durch  geschickte  Verwen- 
dung von  Farben-  und  Beleuchttuigsmitteln  einige  hübsche  Effekte 
erzielt  worden  sind. 

Von  grosser  Begabung  in  der  Behandlung  der  Formen  und 
in  der  Leichtigkeit  des  Schaffens  zeigt  das  Projekt  „WeissRoth- 
Gold",  doch  halt  die  Kouzeptionsfabigkeit  des  Verfassers  sich 


Demnächst  findet  die  Vornahme  mehrer  Wahlen  statt,  wo- 
bei zur  Vorbereitung  der  Feier  des  bevorstehenden  Schinkelfestes 
durch  Akklamation  die  Hrn.  Appel  ins,  Coqul,  Grüne  rt,  Hanke, 
Hinkeldeyn,  Hossfeld,  G.  Knoblauch,  Kos»,  Pludde- 
maun,  Saran,  Schwechten,  Stegmüller  und  F.  Wolff 
berufen  werden.  Die  Mittheilung  der  Kesultate  der  sonst  noch 
vorgenommenen  Abstimmungen  über  die  Bildung  der  beiden 
Kommissionen  zur  Beurtheilung  der  Schinkel-Konkurrenzen  und 
Ober  die  Aufnahme  der  angemeldeten  neuen  Mitglieder  bleibt,  weil 
noch  nnermittelt,  bis  zur  nächsten  Versammlung  vorbehalten.  — 
Hr.  Otzen  referirt  über  das  Ergebniss  von  Monats-Konkur- 
renzen im  Hochbau,  wobei  zunächst  die  noch  immer  schwebende 
Konkurrenz  vom  5.  Mai,  die  nicht  weniger  als  zwei  Nachspiele  er- 
lebt bat,  in  der  sehr  unerfreulichen  Weise  ihren  endlichen  Abschluss 
findet,  dass  die  Kommission,  angesichts  der  völligen  Unzulänglich- 
keit der  vorliegenden,  aus  einer  Neubearbeitung  hervorgegangenen 
letzten  Leistung  von  weiteren  Mühen  um  die  Aufgabe"  der  Be- 
schaffung eines  brauchbaren  Entwurfs  zu  einem  Gusseise n- 
Konsol  endgültig  Abstand  nimmt.  —  Ein  recht  günstiges  Ergeb- 
nis» liegt  dagegen  in  dem  Ausfall  der  Konkurrenz  zur  festlichen 
Dekoration  der  Szene  des  Berliner  Opernhauses  vor,  welche  mit 
der  Absicht  auf  Erlangung  eines  durchführbarcu  Entwurfs, 
den  man  an  betr.  Stelle  überreicht  haben  würde,  s.  Z.  ausgeschrieben 
worden  war.  Von  diesem  Gesichtspunkte  aus  betrachtet  ist  das 
Ergebniss  der  Konkurrenz  zwar  unbefriedigend  geblieben,  in- 
dessen wohl  zumeist  in  Veranlassung  eines  Programmfehlers, 
welcher  sich  dahin  geltend  gemacht  hat,  dass  die  Bearbeiter  der 
Aufgabe  im  allgemeinen  einen  zu  engen  Anschluss  an  die 
Arrhitektur  des  Hauses  erstrebt  und  den  vorübergehenden  Charak- 
ter der  Dekoration  etwas  zu  sehr  bintenan  gestellt  haben;  ein 
Fehler  allgemeiner  Art  liegt  außerdem  in  der  Unterlassung  eines 
Versuchs  zur  Dekoration  der  offenen  Decke  des  betr.  Raumes. 
Die  Kommission  hat  in  Rücksicht  auf  den  muthraaafslichen  Ur- 
sprung des  erstgerügten  Fehlers  selbstverständlich  nicht  daran 
dürfen,  bei  ihrer  Beurtheilung  diesem  Fehler  eine  ent- 
Bedeutung beizulegen,  es  hat  aber  der  Kommission 
üie  im  allgemeinen  ziemlich  hohe  Qualität  der  eingelieferten 
Arbeiten  Anlass  gegeben,  ihrer  Kritik  einen  relativ  strengen 
unterzulegen,  wobei  sie  etwa  zu  folgenden  Ergehnissen 
ist: 

Beim  Entwurf  „Coulisse"  ist  als  fehlerhaft  die  erhöhte  Lage 
des  Buhnen-Fussbodens  und  der  dadurch  bedingte  Vorbau  einer 
Freitreppe  zu  tadeln;  die  Orchdsterarilage  zerschneidet  die  Archi- 
tektur der  Hinterwand.  Der  bei  diesem  Entwurf  gemachte,  an 
Versuch  einer  Decken-Dekoration  hat  in  dem 


nicht  auf  gleich  hoher  Stufe,  da  dem  Ganzen  der  Mittelpunkt  fehlt 
und  in  der  Dekoration  der  rein  architektonische  Charakter  etwas 
zu  sehr  vorwiegt:  eigentliche  dekoruthe  Motive  haben  eine  zu 
sparsame  Verwendung  gefunden.  Die  Orchester-.l 
gut,  während  die  Frage  der  passenden  Fußboden-, 
übergangen  ist 

Der  Eutwnrf  .Lanthans"  leistet  in  der  Verwendung  rein 
dekorativer  Elemente  beinahe  dasjenige,  was  die  Kommission 
gewünscht  hat;  die  Architektur  ist  fein  empfunden,  streift  aber 
dabei  au  eine  gewisse  Trockenheit;  einen  recht  schwachen  Punkt 
bildet  die  unter  Verwendung  einer  großen  Voute  mit  Stichkap|>en 
versuchte  Deckeidösung,  während  in  dir  mehrfachen  Verwen- 
dung von  Spiegeln  anstelle  von  Bildern,  wie  sie  in  anderen  Tra- 
jekten vorkommen,  eine  recht  glückliche  Idee  verwirklicht  worden 
ist;  die  I ''ul'sbodf »•Umgestaltung  ist  auch  hier  übergangen. 

Die  Kommission  hat  beschlossen,  2  —  gleiche  —  Preise  zu 
ertheilen:  einen  an  die  Arbeit  „Langhans",  als  deren  Verfasser 
Hr.  Herrn.  Ziller  ermittelt  wird,  und  den  anderen  au  die  Arbeit: 
„Weiß-Rolb-Guld",  die  von  Hrn.  L.  Schupmunn  verfasst  wor- 
den ist.  Die  Kommission  bemerkt  ausdrücklich,  dass  der  letzteren 
Arbeit  der  Vorzug  zuerkannt  worden  sein  wurde,  sofern  in  der- 
selben nicht  die  Deckenlösung  vollkommen  übergangen  wäre. 

Hr.  Emmerich  bespricht  die  zahlreichen  Entwürfe,  welche 
zu  dem  Denkmal  des  verstorbeneu  Mitgliedes  Stein  eingegangen 
sind.  — 

1.  „Vanitas"  zeigt  outrirte  und  sonst  verfehlte  Architektur- 
formen und  es  findet  bei  dem  Entwürfe  Uberdem  eine  l'eher- 
schreitung der  Bausumme  statt.  - 

2.  „Aller  Anfang  ist  schwer-  verwendet  Formen,  die  dem 
vorgeschriebenen  Baumaterial  angemessen  sind;  die  Einzelver- 
hältnisse sind  hübsch,  aber  es  ist  der  zweimalige  Abschluss,  den 
Ober-  und  Untertheil  des  Monuments  erhalten  haben,  zu  tadeln 
und  gleichzeitig  anzumerken,  dass  die  für  das  Denkmal  gewählte 
Stellung  uumöglich  ist  — 

8.  „Einfach"  zeigt  ebenfalls  Mängel  in  der  Stellung  und  ver- 


heil und  Nüchtern- 
heit, die  zu  den  reichen  Formen  des  umschliessenden  Gitters  in 
starken  Kontrast  treten.  — 

4.  „In  die  Axe".  Die  Stellung  des  Denkmals  ist  richtig 
gewählt,  aber  die  verwendeten  Architektnrformen,  Sarkophag  und 
Stele,  gehören  einer  Kunstperiode  an,  die  der  heutigen  unsym- 
pathisch ist,  und  sie  lassen  überdem  manches  zu  wünschen  übrig. 
Dagegen  ist  die  technische  Ausführbahrkeit  der  Formen  hervor 
zu  heben  und  anzuerkennen,  dass  die  Lösung  der  Umgitterung 
gelungen  ist.  — 

5.  „Amicitia".  Verwendet  einen  Bau  von  kapellenartigem 
und  dabei  prätentiösem  Aussehen  ohne  Inhalt.  Auch  die  Kon- 
struktionen sind  zu  tadeln  und  nur  die  Umgitterung  ist  in  einzelnen 
Theilen  gelungen.  — 

6.  „Sinrere  et  coiuttmter".  Der  Entwurf  verwendet,  gleich 
eiuem  vorhin  besprochenen,  die  unsyrapatisch  berührenden  Formen 
von  Stele,  Sarkophag  und  Urnen.  — 

7.  „Stein  dem  Stein"  charakterisirt  sich  von  vornherein  als 
eine  Anfänger- A/beit,  die  mancher  Verbesserungen  bedürftig  sein 
würde.  — 

8.  „Dem  Altmeister  Stein".  Bei  diesem  Entwurf  ist  mit  relativ 
wenigen  Mitteln  ein  guter  Effekt  erzielt;  die  au  sich  guten  Formen 
sind  dem  Material  angepasst  und  es  bleiht  dabei  nur  die  etwas 
gezwungene  Einrahmuug,  welche  dem  Medaillon  gegeben  worden 
ist,  zu  tadeln.  Die  Umgitterung  verdient  Lob;  die  Stellung  des 
Denkmals  ist  richtig  gewählt.  — 

!>.  „Bronze."  Der  Entwurf  zeigt  in  allen  Theilen  dem 
Material  angepasste  Formen  von  poetischem  Reiz  und  nur  einige 
Details  sind  als  reichlich  komplizirt  zu  bezeichnen.  — 

Die  Kommission  hat  dem  Entwurf  „Bronze",  als  dessen  Ver- 
fasser Hr.  Thür  ermittelt  wird,  einstimmig  den  1.  Treis  ertheilt 
und  diesen  Entwurf  nach  Vornehmung  einiger  leichten  Abiinde- 
für  die  Ausführung  empfohlen.  Dem  Entwurf:  „Dem 


Altmeister  Stein",  herrührend  von  Hrn.  Emil  Hoffmann,  hat  die 


Namens  der  Kommission  für  die  Beurtheiluug  der  Arbeiten 
aus  dem  Gebiete  des  Ingenicnrwesens  referirt  schließlich  Hr. 
Baensch  über  de»  einzigen  eingegangenen  Entwurf  zu  einem 
eisernen  Tonton- Abschluss  für  Docks  etc.  I>er  Entwurf  wird  im 
ganzen  günstig  beurtheilt  und  wesentlich  nur  der  Mangel  eiuer 
MetazentniiDS- Bestimmung  gerügt.  Die  Kommission  hat  be- 
schlossen, die  Arbeit  zu  prämiiren,  als  deren  Verfasser  sich  Hr. 
Werner  Kuntze  ergieht. 

Für  die  diesmon atliche  Konkurrenz  sind  7  Entwürfe,  die 


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18 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


dem  Gebiete  des  Hochbaues  angehören,  eingegangen,  wahrend 
die  Aufgabe  aus  dem  Gebiete  des  Ingenieur« eaens  eine  Bearbeitung 
nicht  gefunden  hat.  — 

Der  Beantwortung  der  im  Fragekasten  vorgefundenen  Fragen 
unterziehen  sich  die  Hrn.  Meilin,  Lantzendörffer,  Iloffmanu, 
Orth,  A.  Wiebe  und  Ende.  Hervor  zu  heben  ist  daraus  etwa, 
das«  auf  die  Frage  nach  der  beim  Bau  einer  Bildergalerie  pro 


12.  Jannar  1878 


Bild  anzunehmenden  Flache  von  Hrn.  Ende  die  Antwort  ertheilt 
wurde,  dass  statt  der  Flache  richtiger  die  Wand-Lange  einzu- 
führen sei  und  aber  diese  die  3jährigen  Erfahrungen,  welche  mit 
dem  hiesigen  provisorischen  Kunstausstellungs-Gcbaude  vorlie 
die  Regel  geliefert  lullten,  das»  pro  Bild  durchschnittlich  i 
WandliUige  von  0,88  ■»  gebraucht  werde.  — 

Schluss  der  Versammlung  gegen  10  Uhr.         -—  B.  - 


Ziehfedern.     Das  Mechanische   Institut  von  Ed. 

Sprenger  in  Berlin.  Hitierstr.  70,  bringt 
3  neu«'  Sorten  patentirter  Ziehfedeni  in  den 
Handel,  die  nebenstehend  iu  natürlicher 
Grölse  abgebildet  sind. 

Die  erste  derselben,  zum  gewohnlichen 
Gebrauch  bestimmt,  unterscheidet  sich  von 
den  ublicht-n  Ziehfcdern  dadurch,  dass  die 
hl  durch  eine  Schraube  an  der 
lern  durch  eine  Schraube  am 
e  des  Stiels  ruiltels  Keilvorschie- 
.  Als  Vorzüge  der  Feder  werden 
lacht,  dass  eine  seitliche  Ver- 
er  Spitzen  (wie  sie  bei  der  Ulle- 
küon  leicht  vorkommt,  wenn  die 
twas  exzentrisch  gedreht  oder 
ist)  nicht  möglich  wird,  sowie 
ler  von  beiden  Seiten  gebraucht 
werden  kann  und  deshalb  gleichmal'siger 
sich  abnutzt. 

Die   /«eile  Feder  ist  zum  Ausziehen 
von  K  !     n  bestimmt,  die  aus  freier  Hand 
gezeichnet  sind  —  bekanntlich  eine  Arbeit, 
die  fast  immer  in  sehr  unvollkommener 
Weise  mittels  einer  einfachen  Zeit  henfeder 
■I  .    i  i  »!:d,  da  wenige  Zeichner  eine  so 
grobe  Festigkeit  und  Sicherheit  der  Hand 
ii,  um  eich  hierzu  einer  gewöhnlichen 
ili ;  bedienen  zu  können.    Die  Feder, 
in  dein  Holzstiel  dreht,  wird 
so  geführt,   dass  der  letztere 
möglichst  senkrecht   auf  das 
l'apier  gerichtet  ist;  vermöge 
ihres     exzentrischen  Schwer- 
punktes folgt  die   Feder  auf 
das  leichteste  jeder  Richtung 
des  Zuges  und  es  bedarf 
wie  wir  persönlich  erprobt  halten 

um  Till  Tb/  vo?üge"icher"lzu 
arbeiten.  —  Es  braucht  kaum 
hervor  gehoben  zu  werden,  dass 
die  Anwendimg  des  Instruments 
für  künstlerische  Zeichnungen, 
bei  denen  meist  Linien  von  wechselnder  Starke  vorkommen, 
eine  beschrankte  ist,  dagegen  besonders  für  Situationsplane 
grofsen  Werth  hat.  Neben  der  hier  dargestellten  einfachen  Feder 
wird  auch  eine  doppelte  oder  sogen.  Wege -Z ich fe der  zum 
Ausziehen  von  Parallel  Kurven  hergestellt 


Konkurrenzen. 

Kunstgewerbliche  Konkurrenzen 

Zeit  des  Jahreswechsels  tiel  der  Endtermin 
liehen  Konkurrenzen,  die  unter  der  Aegide 
riums  vom  deutschen  Gewerbe-Museum  um 
der  Bauausstcllung  ausgeschrieben  worden 


in  Berlin.    Um  die 

von  4  kunstgewerb- 
des  Handelsministe- 
von  dem  Vorstände 
waren.     Wenn  man 


erst 


Beurtheilung  der  gegenwärtig  in  den  Lokalitaten  der  beiden 
Institute  ausgestellten  Arbeiten  einen  richtigen  Stand- 
innen  will,  so  mnss  mau  sich  vergegenwärtigen,  dass 
es  die  ersten  praktischen  Wettkampfe  bei  uns  sind,  zu  d 
die  Kunstgewerbe  aufgerufen  werden,  und  dass  letzteren 
noch  die  Praxis  des  Konkurrirens  zu  erwerben  bleibt, 
ihre  vornehmeren  Schwestern  seit  Generationen  mit  schwerem 
Lehrgeld  erkauft  haben.  Ich  mochte  nicht  so  verstanden  sein, 
als  wenn  ich  einen  Zweifel  Uber  das  volle  Gelingen  dieses  ersten 
Versuches  andeuten  wollte,  allein  auch  das  Konkurriren  bedingt 
eine  gewisse  Erfahrung,  che  erworben  sein  will  und  deren  Fehlen 
sich  in  manchen  kleinen  Ungeschicklichkeiten  im  Vortrag,  manch- 
mal auch  in  einer  grofsen  Ungleichheit  im  Werth  der  Betheili- 
gung  verräth. 

Die  vom  deutschen  Gewerhemnseuni  ausgeschriebenen  Kon- 
kurrenzen betrafen:  1)  einen  mehrfarbigen  Kachel ■  Kamin- 
ofen für  ein  grofses  Zimmer,  zum  Verkaufspreise  von  höchstens 
tiOO  M.  excl.  Kamineinsatz,  und  2»  einen  hölzernen  Stuhl  für 
ein  Wohnzimmer,  Metalltheile  nicht  ausgeschlossen,  mit  gerloch- 
und  event  eben  solcher  Rücklehne,  zum  Vcrkaut's- 

Da  die  Entscheidung 
seit  November  v.  J. 
kurz  Uber  dieselben 


Sitz 

von  höchstens  300  M. 
liese  beiden  Preisbi 
erfulgt  ist,  so  sei  es  erlaubt,  hier 
Arbeiten  zu  herichten. 
 h-w«,^  >M.  et  B..nu  „ 


Das  im  höchsten  Grade  provisorische  Ausstelluugslokal  des 
deutseben  Gewerbe -Museums  in  der  Königgrätzer  Siralse  weist 
h  Kachelofen  von  7  verschiedeneu  Ausstellern  auf,  von  welchen 
die  Firma  (tust  Daukberg  l  Aktiengesellschaft  für  Ofenfabrikation) 
hier  mit  dem  ersten  und  <>.  Duvigueau  a  Co.  in  Magdeburg 
mit  dem  zweiten  l'reise  bedacht  worden  sind.  Der  Dankberg' sehe 
Ofen,  von  Ihne  A  Stegmüllcr  gezeichnet,  gewinnt  auf  den  ersten 
Anblick  durch  ebenso  glückliche,  wie  vornehme  Verhältnisse,  die 
besonders  durch  eme^  bedeutendere  Höhe  des  Karoinuntcrtheils 

Braun  und  einem  sparsam  verwendeten  opaken  Ledergelb  erreicht 
werden.  Der  obere  Aufbau  zeigt  richtige  Karhelknnstruktion, 
deren  Ecken  durch  kleine,  in  tiefen  Kcblungen  stehende  Dreiviertel- 
Balluster  gelöst  werden.  In  der  Behandlung  der  Kacbelu,  sowie 
aller  anderen  Machen  bis  auf  die  Schafte  der  lieiden,  die  Kamin  - 
Öffnung  rlankirenden  Kandelaber-Saulehen  zeigt  sich  das  stilgemafse 
Bestreben,  die  für  glatte  Flachen  bestehenden  Fabrikations- 
Schwierigkeiten  durch  geschmackvolle  Relief- Musterung  zu  um- 
gehen. Die  Ausführung  ist  eine  der  Bewahrung  der  Firma  ent- 
sprechende und  durchaus  gelungene. 

Die  vorstehend  rharakterisiite  Auflösung  der  Flachen  zeigt 
auch  der  mit  dem  zweiten  Preise  bedachte  Duvigneau'sche  Ofen, 
vielleicht  in  etwas  übertriebener  Weise,  wenn  auch  der  Gesammt- 
effekt  des  in  durchsichtiger  goldbrauner  und  grüner  Glasur 
meisterhaft  ausgeführten  Ofens  ein  sehr  stattlicher  ist  Reduk- 
tionen, sowohl  an  dem  nicht  sehr  glücklichen  F 
Unterbaues,  wie  an  der  oberen  Bekrön 


Werth 

ein  von  derselben  Finna  ausgestellter 
weisslich-gelber  Ofen  iu  der  trockenen  Klassizität  der  Gilly' sehen 
Zeit,  vermuthlich  aus  alten  Formen  gearbeitet.  Immerhin  ist  die 
haarscharfe  Arbeit  der  Kauten  und  die  Zartheil  der  nur  wie  ein 
leichter  Wochsülterzug  wirkenden  Glasur  anzuerkennen. 

Einen  interessanten,  nur  leider  nicht  vollkommen  gelungenen 
Versuch  macht  f.  Francisci  in  Schweidnitz  mit  einem  in  o|>aker 
blauer  Glasur  gehaltenen  Ofen,  der  durch  gelbe  und  grüne 
Ornamente,  zum  I  hei)  auf  dunkelbraunem  Grunde  belebt  ist. 
I  nzweifelhaft  hegt  in  diesem  Blau,  dass  dem  Blau  der  Robbia- 
Majolikeu  bis  auf  eine  milchige  Trübung  nahe  kommt,  ein  grober 
Triumph  für  den  Keramiker.  Immerhin  ist  aber  der  Gesammt- 
eindruck  trotz  des  sehr  hübschen,  gute  Schule  verrathenden  Auf- 
baues nach  Zeichnnng  des  Architekten  Grosser  ein  unbefriedigender, 
in  der  Farlie  süfslicher. 

Noch  weniger  in  der  Farbe  und  überhaupt  in  der  Töpferei 
Hungen  ist  der  Ofen  von  A.  Hoffmeister  in  Gr  Glogan,  dessen 
Zeichnung  von  A.  Härtung  hier,  wenn  ich  nicht  irre,  aus  einer, 
im  Arch.-V.  ausgeschriebenen  Konkurrenz  hervorgegangen  ist 
Leider  werden  die  verstandigen,  der  Kacheltechnik  durchaus 
angepasslen  Motive  durch  die  dicke  Glasur,  die  Alles  mit  einer 
chocoladenfarbigcn ,  opaken  Kruste  überzieht,  auf  welcher  Or- 
namente in  hellem  Gelb  und  Blau  sich  abheben,  total  verwischt 
O.  Titel,  den  wir  in  erster  Linie  zu  sehen  gewohnt  sind, 
wenn  von  Fortschritten  in  der  Ofenfabrikation  die  Rede  ist,  zeigt 
sich  nur  leider  hier  nicht  glücklich  —  vielleicht  weil  ihm  der 
gewohnte  architektonische  Beirath  gemangelt  hat  Der  überniafsig 
schlanke  obere  Aufbau  seines  Ofens,  der  ein  schwer  ausladendes 
Gesims  mit  lastendem  Rundgiehel  darüber  tragt  bisst  im  Verein 
mit  der  unentschieden  röthlich-brannen  Farbe  nicht  zum  Behagen 
kommen.  Das  an  sich  glückliche  Motiv  der  runden  Schilde  auf 
den  Kacheln  wirkt  langweilig,  weil  es  des  nöthigen  Reliefs  entbehrt 
Der  von  Winkler  in  Berlin  ausgestellte,  aber  von  C.  Seydel 
in  Dresden  nach  Zeichnung  des  Architekten  Sputh  ausgeführte 
Ofen  in  einem  zarten  Grau  mit  dezentem  Grün,  das  zu  jeder 
Tapete  gut  stehen  wtlrde  —  könnte  unbedingt  unter  den  gelungen- 
sten aufgeführt  werden,  wenn  nicht  das  Gesainnmcrliäluüss  leider 
etwas  zu  kurz  gerathen  wäre.  Dieser  Ofen  sieht  von  dem  eigent- 
lichen Kachpl  -  Aufbau  ab  und  setzt  sich  aus  grölseren  Brand- 
stfleken  zusammen,  was,  wenn  auch  beim  jetzigen  Stand  der  Töpfer- 
kunst nicht  gerade  unstatthaft,  doch  wühl  dem  Sinne  des  Pro- 
gramms nicht  ganz  entsprechend  war. 

Dieselbe  Eigenschaft  zeigt  der  Ofen  von  Schön ewald  in 
Linden  bei  Hannover.  Neben  einer  vollendeten  Ausführung  und 
schöner  Farbenwirkung  seiner  lederfarbigen  Glasur,  die  mit  Gelb, 
Grau  und  Braun  belebt  ist,  ist  der  Gesainmleindruck  doch  ein 
kalter  und  in  den  Verhältnissen  nicht  eben  glücklicher.  Erwühncns- 
werth  ist  hei  diesem  Ofen  der  in  Schmiedeisen  und  Blech  sehr 
sauber  ausgeführte  Kamineinsatz,  während  die  andern  in  den 
üblichen  Formen  polirten  Gusseisens  von  Wille  hierselbst  ge- 
liefert sind. 

Zum  Schluss  sei  noch  der,  in 
ausgeführte  Ofen  von  Schröder  in  Po 
vielem  Verdienstlichen  und  Ansprechenden  in  der  Form 
zu  >iel.'  Inkorrektheit  in  der  Ausführung  veirath.    (r-,ri»em.i.«  t..igt ) 

K.  II  O.  KrIUcb.    linck:  W.  S.ocr  H.  (bu<  hdrui  knri.l,  Brill«. 


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No.  5. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


19 


HiUltiim  »'in*'*  ItAtiUrlinii^lii'ii  Vtffrtii*  tu  A*<  Iipii-    -  Zur  Au.tiLuug  ,U-r  ltuii|mJlii-l   Im  Prvufiw« 
1*31.  -  Suti,1ik  Her  |~.l)t.»lini^li 
hl  Frultlkrwil.  -  Ui  Katt<Mi)»-Ti»i»*l.    -  V>  r,  <.u A I  •  N  »••  Ii  t  ii-klm. 


.#11.  Zur  >AVrlli.<-liiiL/iita|t   IvrllTlUrlitT   \r  l,tuilg«l.  — 

-  Uw.tt1i1i4L.it  miJ  MftNHp4MNWMl  i«  Mi 


Bildung  eines  bautechniaohen  Vereins  in 

ist  In  ein/ißt'  Sitz  einer  terhnischei 
Deutschland,  im  welchem  bisher  kein  bautechnischer  Verein 
Zwar  gehört  eine  Anzahl  der  hiesigen  Farhgenossen 
Vereinen,  namentlich  dem  in  Köln  domizilirteu 
»muiu««;^  und  Ingenieur  -  Verein  für  Niederrhein  uud  West- 
falen" an;  aber  wegen  dir  räumlichen  Entfernung  war  der  Vor- 
theil solcher  Mitgliedschaft  nur  ein  verhältnissmäßig  geringer 
und  das  Bedürfnis*  einer  selbständigen  Verbindung  der  Fach- 
genos&en  in  Aachen,  Burtscheid  und  Umgebung  wurde  immer 
mehr  fühlbar.  Der  nächst  liegende  Gedanke  war,  auf  eine  Acnde- 
ning  der  Organisation  des  Nicderrh.-Westf.  Vereins  in  der  Weise 
hin  zu  wirken,  dass  derselbe  nach  dem  Muster  der  Vereine  in 
Sachsen  und  Kaden  als  ein  Satnmelvereiu  mit  verschiedenen, 
selbständigen  Zweig  vereine  11  sich  koustituire.  Dem  ah,  Stamm 
zu  betrachtenden  Vereine  iu  Köln  sollte  ein  neuer  Zweigverein 
in  Aachen  sich  anschließen,  während  weitere  Zweige  event.  in 
Düsseldorf,  Elberfeld,  Dortmund  etc.  zu  gründen  waren.  Von 
einer  am  2".  Oktober  1877  in  Aachen  zusammen  getretenen  Vor- 
versammlung wurde  eine  Kommission  beauftragt,  in  diesem  Sinne 
mit  dem  Kölner  Verein  in  rnterhandltiug  zu  treten.  Kl  halten 
jedoch  die  hezgl.  Anträge,  über  welche  zunächst  eine  Versamm- 
lung des  Kölner  Vereins  unter  Zuziehung  der  Aachener  Kom- 
mission berathen  hat,  bisher  kein  anderes  Ergebnis*  herbei 
geführt,  als  dass  man  einen  Ausschuss  zu  weiteren  Berathung  der 
Krage  eingesetzt  und  in  diesen  2  Mitglieder  aus  Aachen  be- 


Am  14.  Dezember  1877  fand  nun  in  Aachen  eine  stark  be- 
suchte zweite  Versammlung  von  Fachgenossen  statt,  in  welcher 
die  Bildung  eines  bautechnischeu  Vereins  für  Aachen,  Hurtscheid 
und  Umgebung  einstimmig  beschlossen  wurde,  dessen  Anschluss  au 
den  Verband  deutscher  Architekten-  und  Ingenieur- Vereine  direkt 
oder  indirekt  in  Aussicht  zu  nehmen,  dessen  Statuten  aber  so 
lange  als  provisorisch  zu  betrachten  seien,  bis  die  Frage  der  Ver- 
einigung mit  dein  Niederrheiuisch-Westfäliseheu  Vereiue  in  Köln 
erledigt  sei.  Als  Kommission  zur  Fntwerfung  der  provisorischen 
Statuten  wurden  gewäldt  die  Hrn.  Adeuaw,  Dicckhoff,  Heiuzerling, 
Stubben  und  Tidl.  Die  in  Zirkulation  gesetzte  Liste  ergab  den 
Heitritt  von  42  Mitgliedern,  davon  3*  in  Aachen,  4  in  Hurtsrheid. 
Den  Sellin--,  der  Sitzung  bildete  ein  Vortrag  des  Ilm.  Stubben 
Uber  belgische  Straisenbauten,  in  welchem  namentlich  die  neuere 
Entwickelung  der  Städte  Verviers,  LüUich,  Antwerpen  und  Brüssel 
ausführlich  besprochen  wurde. 

Die  erste  regelmäßige  Versammlung  des  neu  gegründeten 
Vereins  fand  am  4.  Januar  1*78.  statt;  anwesend  waren  :il  Mit- 
glieder. Die  provisorischen  Statuten  wurden  durchberathen  uud 
fest  gestellt,  die  Kommission,  welche  sie  entworfen  hatte,  wurde 
als  Vereinsvorstand  bis  auf  Weiteres  bestätigt.  Iteraelbe  ver- 
theilte  die  Geschäfte  so,  dass  Hm.  Ileinzerling  der  Vorsitz, 
Hrn.  Stübben  das  Schrit'tt'ührcranjt,  Hrn.  Adeuaw  das  Ami  des 
Kassirers  zufiel,  während  die  Hrn.  Di  eck  hoff  und  Tüll  die 
Stellvertretung  übernahmen.  Den  Vortrug  des  Abends  hielt 
Hr.  Intze  über  das  von  ihm  entworfene  Projekt  der  Zentral  - 
Ilcizung  des  Domes  zu  Droutheim  in  Norwegen;  der  Vortragende 
erläuterte  das  Wesen  der  bei  den  Hcuningsbercchuungen  vor- 
kommenden Koeffizienten,  entwickelte  eingehend  den  Unterschied 
zwischen  andauernder  und  intermittirunder  Heizung  und  erklärte 
schließlich  das  für  den  Drontheimer  Dom  angewandte  System,  bei 
welchem  eine  wöcheutlich  nur  dreimalige,  also  iutennittirende 
Beheizung  zu  berücksichtigen  war.  —  Hr.  von  Kaven  legte  darauf 
einen  aus  über  einander  befestigten  Pappscheiben  hergestellten 
Heliefplan  der  Moselgegend  Ihm  Bertrich  vor,  dessen  einzelne 
Scheiben  den  Horizontalkurven  der  Oeneralstabskarte  entsprachen 
und  dessen  Benutzung  beim  Tracirungs-Uutenicht  erläutert  wurde. 

Wir  schlielsen  mit  dem  vom  Vorsitzenden  in  der  Sitzung  vom 
4.  Januar  geäußerten  Wunsche,  dass  der  neue  Verein  im  neuen 
Jahre  blühen  und  gedeihen  und  den  Fachgenossen  in  tler  alten 
Kaiserstadt  Aachen  zu  Nutz  und  Segen  gereichen  möge. 

Zur  Ausübung  der  Baupolizei  in  Preufaen.   In  No.  102 

Jhrg.  77  d.  Bl.  werden  «aus  guter  alter  Zeit 44  2  interessante 
Schriftstücke  mitgeiheilt,  welche  die  Kontrolc  des  Baubetriebes  in 
I'reufsen  vor  50  Jahren  rharakU'risircn.  In  manchen  Beziehungen 
sind  wir  heute  in  der  That  Doch  nicht  viel  weiter.  Der  „inspi- 
zirende  Gensdarme"  spielt  auch  heute,  freilieh  nicht  iu  größeren 
Städten,  alter  wohl  in  den  ländlichen  Bezirken  noch  nach  wie  vor 
seine  Holle.  Bei  einem  Hausbau,  den  ich  im  letzten  .Sommer  in 
der  Nahe  von  Spandau  ausführte,  hatte  der  (ictisdartuc ,  mit  der 
Bauabnahme  beauftragt,  entdeckt,  dass  die  russischen  Bohre  12rara 
zu  eng  gemauert  waren,  uämlich  statt  W"*  nur  14,88  <m,  sowie 
dass  die  Scheidemauer  als  Brandmauer  zwischen  einem  höheren 
Hauplbau  und  einem  kleineren  Anbau  nicht  über  das  Dach, 
nämlich  durch  das  Gesims  des  höheren  Hauses,  hinaus  geführt 
sei.  Ich  wurde  demgemäß  dentuizirt,  iu  Folge  dessen  iu  Geld- 
strafe genommen  und  zur  Beseitigung  der  angeblichen  ßaumängcl 
Um  die  Sache  klar  zu  stellen,  musste  ich  an  den 
in  Nauen  appelliren  und  persönlich  daselbst  er- 

sofort  richtig  begriff       auch  die  Zurücknahme 
der  Polizeiverfügiing  zur  Folge  hatte.    Um  dies  Resultat  zu  er- 


zielen, sind  jedoch  Kosten  und  Zeitverluste  sowohl  für  mich,  wie 
für  die  Behörde  erwachsen,  die  vermieden  worden  waren,  wenn 
•  iu  sachverständiger  Fachmann  den  Bau  abgenommen 
Trotzdem  muss  man  willig  anerkennen,  dass  der  Oeiisdarme 
dem  strengen  .Wortlaut"  der  Bauordnung  für  das  platte 
ltecht  und,  in  Bcrücksiehtung  seines  Verständnisses,  nick 
als  seine  Schuldigkeit  getan  hatte.  B. 


Zur  Werthsohatzung  technischer  Leistungen.  Im  Bei- 
blatt von  No.  280  d.  Nordd.  Allgem.  Ztg.  v.  27.  Nov.  1877  las 
ich  vor  kurzem  folgenden  Bericht:  .Der  deutsche  Verein  für 
öffentliche  Gesundheitspflege  unternahm  am  Sonnabend  eine  ge- 
meinsame K.\|M-ditinn  nach  dem  neuen  Garnison  -  Lazareth  zu 
Tempelhof.  .  .  .  Unter  Führung  iles  Oberstabsärzte«  Dr.  Valentiner, 
initei  dessen  Leitung  der  ganze  Bau  entstanden  ist  nahmen 
die  Mitglieder  die  ein/einen  Bäume  in  Augensehein.  .  .  .  etc." 

Kein  Fachmann  »ird  verkennen,  dass  durch  die  geeinten  Be- 
mühungen von  Naturforschern  und  Technikern  während  der  letzten 
Jahrzehnte  große  Fortschritte  iu  der  Hygiene  und  ihrer  Auwen- 
diu:';  auf  Gebäude  gemacht  worden  sind ;  auch  soll  das  Verdienst 
mancher  AerWe  um  diese  Verbesserungen  nicht  bestritten  »erden: 
aber  zu  behauptet!,  dass  Aerzte  uebenher  auch  grol'se 
Bauten  leiten,  heilst  doch  Märchen  erfinden  und  der  Unkennt- 
uiss  des  Publikums  sehr  viel  zutrauen.  Wenn  dies  eüi  Hauptblatt 
Berlins  thiit,  wird  man  sich  ülier  die  Geringschätzung  technischer 
Leistungen  seitens  mancher  l'roviuzialblätter  und  ihrer  Leser 
kaum  um  h  wundern  dürfen!  N. 

Nachschrift  der  Redaktion.  Das  angeführte  Beispiel 
-  bei  dem  selbstverständlich  wohl  mehr  ein  Missverständnis;, 
bezw.  die  I  rtheilslosigkeit  des  betreffenden  Reporters  und  der 
Bedaktion,  als  eine  unberechtigte  Anmaaßung  des  genannten 
Arztes  die  Schuld  tragen  wird  —  ist  leider  nur  eins  unter  vielen. 
Das  Publikum  ist  über  den  Antheil,  welchen  die  technische  Er- 
findung und  Krfahrung  an  einem  Bau  oder  einem  sonstigen  Werke 
der  Technik  genommen  haben  und  nehmen  rmissten,  so  im  un- 
klaren, dass  es  gar  häufig,  wenn  nicht  sogar  überwiegend,  dem 
Hauherrn  als  Verdienst  anrechnet,  was  doch  nur  Verdienst  des 
Baumeisters  ist:  oft  ist  jeuer  selbstgefällig  genug,  dies  sogar 
zu  beanspruchen.  Wollten  wir  jeden  Fall  solcher  Art,  der  uns  in 
der  politischen  Presse  aufstößt,  rügen,  so  würden  wir  zu  diesem 
Zweck  eine  besondere  Rubrik  einrichten  müssen,  trotzdem  aber 
gegen  Windmühlen  ankämpfen.  Kine  allmaliche  Besserung  kann 
nur  daun  mit  Krfolg  angebahnt  werden,  wenn  in  jedem  einzelnen 
Falle  die  betroffenen  Künstler  oder  Techniker  selbst  für  ihr 
Hecht  eintreten  und  sich  nicht  scheuen,  an  derselben  Stelle, 
wo  der  Fehler  begangen  ist,  eine  Berichtigung  zu  veranlassen. 
Ks  wird  nur  von  der  Fassung  dieser  Berichtigung  abhängen,  um 
den  Verdacht  kleinlicher  Eitelkeit,  den  manche  Fachgenossen  bei 
Unterlassung  einer  solchen  Maaßregel  wohl  gescheut  haben, 
völlig  auszuschließen  und  letzteren  als  einen  nicht  im  Interesse 
des  Einzelnen,  sondern  im  Interesse  des  ganzen  Faches  unter- 
nommenen Schritt  ersrheiuen  zu  lassen.  Hieran  zu  maiinen,  ist 
der  Zweck  dieser  Zeilen. 


Neu  eröffnete  Eisenbahn- Strecken  in  Preufeen  im 
Jahre  1877.  Die  diesmalige  Jahrcslistc,  welche  sich  durch 
besoudere  Kürze  auszeichnet,  führt  als  neu  eröffnet  folgende 
Strecken  auf:  _ 

1.  Staatshahnen. 
Sandersl. - Hettstadt  d.  Herl. -Wetzlarer  Hahn  I  Ht.  Jan.  |  —  6,60*"' 
Berlin -Neubrandenburg  d.  Berl.  Nordbahn  (10.  Juli»  —  133,70  „ 
Neubrandenburg-Demmin  d.  n  ,  (l.Dxbr.)  —  42,46  . 
Schöneberg •  Moabit  d.  Rerlincr  Ringbahn  (15. Nov.)-  14,42  „ 
■  uisa  d.  Frankf.-Bebraer  B.  (15.  Mai)  -  2,42  , 
d.  I'omin.  Zentralbalm  (1.  Novbr.)  -  14,75  „ 
Wangerin-Drambg.-Tempelbg.  desgl.  (LNov.u.  I.Dez.)-  50,90  . 

=  265,25  *■» 

2.  l'rivatbahncu  unter  staatlicher  Verwaltung. 

8,90  K"> 


Kssen -Werden  d.  Bergisch-Milrkischen  Bahn  (15.  Mai) 

H.  Privat  bahnen. 
Angertnünde-Frcienwalde  d.  Herl.  StettinerB.  i  L  Jan.) 
LeUchin-Seelow-Frankf.  a.  O.  desgl.  ( 1.  Jan.  u.  15. Mai) 
Klier- Düsseldorf  d.  Rheinischen  Kisenbalm  U.Jan.) 
Osterrath-Oppen  u.  Liim-Krefeld  desgl.  (1.  Febr.) 
Nenß-Nocrsen  u.  Krefeld-Rheydt  desgl.  (15.  Nov.) 
Königsberg N.-M.-Stcttin  d.Bresl.-Schw.-F.  B.  (lS.Mai) 
Sorgau  -  Halbstadt  desgl.  (15.  Mai) 

Lautenthal-SUberhütte-Claustlial  d.  Magd.  Halberst.  B. 

(1.  Jan.u.  15.  Oktbr.)—  14,34 
Montowo-Soldau-lIlowo-Mlawa  d.  Marienburg-MIaw- 
kaer  Bahn  ....  (15.  Mai,  15.  Aug.,  1.  Sept.) 
Neumonster-Tönning  d.  West  -  Holstein.  B.  122.  Aug.) 
Limburg -Idstein -Höchst  d.  Hessischen  Ludwigsbahn 

(12.  Jan.u.  15. 


29,70  K«' 
37,9« 

5.75  . 

7,03  r 

39,30  . 

54,(Xt  . 

38,90  . 


55,1« 
78,30 


-  40.19 


Die  Gesammtlänge  der 
Eisenbahn -Netz  im  Vorjahre 
074,78  Km. 


-  400,63  K- 
preulsische 

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20 


I>er  Zuwachs,  welcher  hei  den  Österreich. -ungarischen 
Hahnen  im  Vorjahre  eingetreten  ist,  bleibt  hinter  dem  für  die 
preußischen  Hahne»  nachgewiesenen  noch  beträchtlich  zurück, 
indem  derselbe,  alles  in  allem,  nur  650 k»  beträgt,  wovon  70 K"' 
auf  1'ngarn  und  4H«I  k>»  auf  die  übrigen  Theiln  der  Österreich.- 
ungarischen  Monarchie  entfallen. 


( i  a.  auiuui,  . 
Hessen,    >  a.  1 
Reuß  jüngere 
Sachsen -Kobur 


In  dem  laufenden  Studienjahre  haben  die  Vorlesungen  am  1.  Ok- 
tober 1877  begonnen  und  sollen  am  30.  Juni  1878  geschlossen 
werden.  Die  Lchrtbätigkeit  wird  in  73  verschiedenen  Lehrfächern 
durch  25  ordentliche  Lehrer,  5  außerordentliche  Lehrer,  3  Privat- 
dozenten und  13  Assistenten  ausgeübt.  l)ie  Frequenz  hat  gegen 
das  Vorjahr,  wie  last  ausnahmslos  an  allen  technischen  Hoch- 
schulen, eine  Verminderung  erlitten,  welche  sich  übrigens  für 
Hannover  im  Verhldtniss  gering  ergiebt.  Der  Besuch  betragt 
etwa  760  Hörer  gegen  838  im  Vorjahre. 

Hingeschrieben  sind  zur  Zeit,  wo  die  Einschreibung  noch 
nicht  abgeschlossen  ist,  728  Hörer,  wovon  485  aus  dem  Vorjahre 
verblieben,  243  neu  eingetreten  sind  —  unter  letzteren  30  von 
anderen  technischen  Hochschulen.  Von  den  Hörern  sind  673 
Studireude  und  155  Zuhörer.  Dem  Alter  nach  befinden  sich 
zwischen  17  und  20  Jahren  U7,  über  20  Jahre  581. 

Der  Heimat  nach  sind  Sil  aus  dem  Königreiche  Preußen 
1270  a.  Hannover,  30  a.  Hessen  -  Nassau,  21  a.  d.  Rheinprovinz, 
3*!  a.  Westfalen,  57  a.  Schleswig-Holstein,  9  a.  I'ommern,  15  a. 
Brandenburg.  41  u.  Sachsen,  11  a.  Schlesien,  7  a.  Posen,  11  a. 
Preußen),  —  131  aus  den  übrigen  Staaten  des  deutschen  Reichs 
(1  a.  Anhalt,  2  a.  Baden,  2  a.  Hävern,  12  a.  Braunsrhweig,  8  a. 
2  a.  Lippe,  HO  a.  Mecklenburg,  23  a.  Oldenburg,  1  a. 
Linie,  1  a.  Heuß  altere  Linie,  6  a.  Sachsen,  2  a. 
oburg- Gotha,  1  a.  Sachsen -Meiningen,  7  a.  Sachsen- 
Weimar- Kisenach,  2  a.  Schaumburg  -  Lippe,  1  a.  Schwarzburg- 
Sondersbausen,  1  a.  Waldeck,  1  a.  Württemberg,  24  a.  Hamburg, 
8  a  Bremen,  1  a.  Lübeck),  —  86  aus  außerdeutschen  Landern 
(8  a.  Dänemark,  9  a.  England.  1  a.  Frankreich.  12  a.  d.  Nieder- 
landen, 12  a.  Norwegen,  3  a.  Oesterreirh-Ungam,  11  a.  Kussland, 
2  a.  d.  Schweiz,  2  a.  Spanien,  2  a.  Portugal.  1  a.  d.  Argen- 
tinischen Republik.  IIa.  Nord  -  Amerika,  2  a.  Brasilien,  1  a. 
d.  Republik  Columbia,  1  a,  d.  Republik  Kcuador,  2  a.  Peru, 
1  a.  Java,  1  a.  Japan,  1  a.  Australien). 

Die  am  stärksten  besuchten  Lehrfächer  sind:  Grundzüge  des 
Straßen-  und  Eisenhahubaucs  (Prof.  Launhardt)  l'J4  Hörer, 
Mechanik  II  (Prof.  Keck)  164  Hörer,  höhere  Mathematik  I  (Prof. 
Grelle)  168  Hörer. 

Bauth&tlgkeit  and  Bevolkeru&gs-Diohtigkeit  In  Paris. 

In  den  20  Bezirken  der  Stadt  Paria  wurden  während  des  Jahres 
1875  2205  Haaser  neu  gebaut  oder  vergrossert  und  1320  Häu&ar 
nieder  gerissen;  an  einzelnen  Wohnungen  wurden  4499  beseitigt 
und  7250  neu  geschaffen.  Der  Zuwachs  an  Ilausern  betrug  dem- 
nach 885,  der  Zuwachs  an  Wohnungen  2351.  Naturlich  vcrtheilen 
sich  diese  Zahlen  sehr  ungleich  auf  die  einzelnen  Bezirke. 
Wahrend  im  1.  Arrondissement  (Louvre)  eine  Verminderung  von 
19  Hausern  und  228  Wohnungen  und  im  3.  Arr.  (Tempi«)  trotz 
eines  Zuwachses  von  10  Ilausern  eine  Verminderung  von  17 
Wohnungen  eintrat,  vermehrte  sich  dag  17.  Arr.  (Batignolles)  um 
96  II.  und  891  W.,  sowie  das  11.  Arr.  (Popincourt)  um  94  II. 
und  757  W. 

Die  Gesatumtzahl  der  steuerpflichtigen  Hauser  von  Paris  be- 
trug am  1.  Januar  1870  71  873.  Bei  einer  Bevölkerungszahl  von 
1  851  792  Seelen  kommen  danach  durchschnittlich  25,7  Personen 
auf  ein  Haus.  Auch  in  dieser  Beziehung  weisen  die  Durchschnitt- 
zahlen für  die  einzelnen  Bezirke  erhebliche  Abweichungen  auf. 
Im  15.  Arr.  (Vaugirard)  kommen  15,  im  14.  Arr.  (Obeervatnire)  in, 
im  20.  Arr.  (Menilmontant)  18  Personen  auf  1  Haus,  während  diese 
Ziffer  für  diu  10.  Arr.  (Enclos-Saint  Laurent)  auf  37  P.,  für  das 
3.  Arr.  (Temple)  auf  38  P.  und  für  das  4.  Arr.  (Hdtel  de  Tille) 
auf  43  P.  sich  stellt 

1871  betrug  in  Berlin  die  durchschnittliche  Zahl  der 
5ti,9  auf  1  Grundstück  und  schwankte  in  den  einzelnen 
von  33,0  bis  74,6.  Selbstverständlich  gestatten  diese 
i,  die  wesentlich  davon  abhängen,  ob  in  der 
l»ezgl.  Stadt  schmale  oder  breite  Grundstücke  überwiegen,  au  sich 
kein  zutreffendes  Unheil  über  die  Bevölkerungs-Dichtigkeit,  sondern 
es  ist  hierzu  die  Kenntnis«  anderer  Momente  unerlässlich.] 

Von  den  71  873  Häusern  in  Paris  ist  wenig  mehr  als  die 
Hälfte  (42  338)  mit  Wasser  aus  der  stadtischen  Wasserleitung 
versehen.  —   

Eisenbahn-Projekte  in  Frankreloh.  Wenn  die  in  einem 
Berichte  des  Ministers  der  öffentlichen  Arbeiten  enthaltenen  Vor- 
schläge Annahme  finden  sollten,  so  würde  für  Frankreich  eine 
neue  Aera  des  Eisenbahnhaues  bevor  stehen,  wie  die  folgenden 
ziffernmäßigen  Angaben  dies  darthnn  werden: 

Die  Ausdehnung  der  französischen  Bahnen  Ende  1870  be- 
trägt rot  21  000  Km  Hauptbahnen  und  5500  Km  Lokalbahnen 
und  es  ist  der  sukzessive  Zuwachs,  den  diese  Zahlen  erlitten 
haben,  folgender:  Von  300  K«  Bahnen,  welche  Frankreich  1840 
im  Betriebe  hatte,  stieg  bis  1850  die  Gesammtlunge  auf  3000«», 
bis  1860  auf  11  000  k™,  bis  1870  auf  17  500«»  und  bis  1876 


auf  21  ooo  Km:  jüngeren  Datums  sind  im  Vergleich  hierzu  die 
in  vorstehenden  Zahlen  nicht  einbegriffenen  —  Lokalbahnen, 
deren  Länge  1870  nur  300  Km  betrug,  während  bis  gegenwärtig 
etwa  5500 Kui  dieser  Bahnen  fertig  gestellt  sind. 

Der  französische  Arbeits  -Minister  macht  nun  Vorschläge, 
welche  auf  eine  Erweiterung  des  Netzes  der  Hauptbahnen  um 
nicht  weniger  als  16  000  Km  hinaus  laufen.  Diese  Summe  bildet 
sich  aus  etwa  6000  Km  Bahnen,  deren  Bau  z.  Z.  bereits  kouzes- 
sionirt  ist,  3000  k™,  welche  sich  im  Projektstadium  Wänden, 
den,  2000  k°>,  die  bislang  zur  Ausführung  als  Lokalbahnen  in 
Aussicht  genominen,  indessen  mehr  für  Ausführung  als  Haupt- 
bahnen geeignet  sind,  und  endlich  &000  K™  Bahnen,  deren  Aus- 
bau sich  uach  den  Resultaten  genereller  Vorstudien,  die  darüber 
gemacht  sind,  empfehlen  möchte.  Neben  dieser  Erweiterung 
der  Hauptbahnen  wird  auch  an  eine  beträchtliche  Vermehrung 
der  Lokalbahnen  gedacht,  für  welche  mau  in  ganz  genereller 
Weise  eine  wobl  reichlich  hoch  gegriffene  Gesammt-Ausdcknung 
bis  zu  40  000      in  Aussicht  genommen  hat 

Für  die  Hauptbahnen  nimmt  man  als  Herstellungskosten  für  dos 
Kilomtr.  nur  die  Summe  von  200000  Fr.  in  Aussicht,  ein  Ausatz,  der 
auf  die  Absicht  beträchtlicher  Vereinfachungen  in  Bau  und  Aus- 
rüstung schließen  läsat,  wenn  man  bedenkt,  dass  nach  offiziellen 
Angaben  die  bis  1870  in  Frankreich  erbauten  Hauptbahnen  nirht 
weniger  als  461  100  Fr.  Baukosten  f.  d.  Kilomtr.  erfordert  haben.*) 

Von  Interesse  ist  außer  dem  Umfange,  den  die  schwellenden 
Projekte  besitzen,  noch  die  Art  und  Weise,  in  welcher  die 
Ausführung  derselben  vorbereitet  werden  soll.  Mit  dem  Zwecke, 
die  Gesamintheit  der  Schienenwege  des  Landes  strenger  als  bis- 
her und  mit  genauer  Benicksichtigung  der  Oertlichkeit  in  die 

6  Kommfssioneu  gebildet  werdenT'die  aus  den  General-Inspek- 
toren der  Brücken  und  Wege,  sowie  der  Bergwerke,  aus  Eisen- 
bahn-Direktoren und  Ingenieuren,  so  wie  aus  anderen  dazu  geeig- 
neten Persönlichkeiten  zu  bilden  sind.  Diese  Kommissionen 
sollen  Auftrag  erhalten,  ihre  Vorschläge  bereits 


Der  Ratkonya-Tunnel.  In  der  Reihe  derjenigen  Tunnel- 
bauten der  Neuzeit,  die,  gleich  dem  Sonnenstein-Tumiel  und  dem 
Kaiser-Wilhelm-Tunnel,  durch  Raschheit  der  Herstellung  sich 
j  auszeichnen,  wird  man  inskünftige  auch  den  900  "<  langen  Rat- 
|  konya-Tunnel  in  der  der  österreichischen  Staatseisenhahn-Gesell- 
,  schaft  gehörenden  Linie  Temesvar-Karansebes«  »rsowa  zu  nennen 
(  haben,  Uber  dessen  Bau  wir  einer  Mittbcilung  der  N.  Fr.  Pr.  die 
i  folgenden  Notizen  entnehmen. 

Der  Tunnel,  der  eine  Höhenlage  von  406  über  Meeres- 
i  Spiegel  hat,  durchschneidet  2  mächtige,  mit  1  : 25  abfallende 
|  Schichten  von  theilweise  sehr  fettem,  blauen  Tegel,  dem  durch 
eingelagerte  Schichten  von  feinem  Sand  und  Klüftungen  bedeu- 
tende Wassermengen  zugeführt  werden.  Das  von  der  Bauunter- 
nehmung Hügel  Ä  Lager  entworfene  und  von  dem  Baudirektor 
A.  de  Serres  adoptirte  Bauprogramm  nahm  die  Vortreibung  eines 
in  Schienenhöhe  liegenden  Sohlstollens  und  Aufbrüche  von  4 
Ringlänge  in  Abstanden  von  SO-SO"  in  Aussicht.  Es  ist  nach  dem 
mit  großer  Umsicht  entworfenen  und  nach  allen  Richtungen 
hin  vorkehrenden  Bauprogramm  der  Tunnelbau  ohne  jeglichen 


M  jeglichen 

Unfall,  wie  sie  bei  derartigem  Gebirge  nur  allzu  häufig  vorkommen, 
in  dem  relativ  sehr  kurzen  Zeiträume  von  20  Monaten 
geführt  worden,  trotz  der  bedeutenden  Dnickhaftigkeit  des 
fahrenen  Gebirges,  vielfacher  Gleitungen  desselben  und  ' 
der  Wassereinbrüche,  die  bis  zu  1420  kb»  Menge  pro  Tag  er- 
reicht haben. 

Die  Arbeitsleistungen,  um  die  es  sich  handelte,  sind  aus  den 
Angaben  zu  ersehen,  daas  tarn  Bau  16000  kb»  Quader  und  Bruch- 
steine, 4  000  000  k  Zement,  3  000  kb»  Sand,  13  000  kb"  Höl- 
zer und  5  000000  an  Ort  und  Stelle  produzirte  Ziegel  erforder- 
lich gewesen  sind.  Die  Baukosten  haben  etwa  3  5(X)  000  M 
(1880  000  rl. i  betragen;  der  Vollendungstermin  des  Sohlstolleus 
war  der  4.  März,  der  des  ganzen  Tunnels  der  80. 
eben  abgelaufenen  Jahres  1877. 


Ernannt: 
Meyer  bei  d< 


Personal -Nachricliten. 

Preofsen. 

Der  Eisenbahn 
Niederschl.-Märkischen 
des  Patentamtes.  Der 
Grav enstein  in  Magdeburg  zum  Meliorations- 1 
Rheinprovinz  mit  dem  Wohnsitz  in  Düsseldorf. 

Dem  Baumeister  Lent  zu  Berlin  ist  der  Charakter  als  1 
verliehen  worden. 

Versetzt:  Der  Kreisbaumeister  Bauer  von  Wirsitz 
Nakel. 

Die    Baumeister-Prttfung    haben  bestanden: 
Gnus  i  Ii  k  e  aus  Barten,  Adolph  Thomas  aus  Husum. 

Die  Bau  führ  er- Prüfung  haben  bestanden:  Rudolf  Zappe 
aus  Magdeburg,  Heinrich  Blecher  aus  Siegen,  Josef  Callen- 
berg aus  Sigmaringen  und  Heinrich  Üttcn  aus  Büderich  b.  Wesel. 


Ms»  fei 


:  von  C.rl  Beeilt.  In 


K.  K.  O.  Prlt.ek.    I)r»e*:  W.  «oe»*r  Hofburk<lr«rk<rei.  ^ 

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DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


21 


llfcllt:  Kjuige«  mr  KrJM»  einer  Z»«tf»l  HrfMihulV 4nlt«e  Aar  Belli«.  (Srhlau.) 
—  Amvrikiiniarlie  trrenhäiiver.  —  M itlheilnnpen  an«  Verelnai 
Verein  »u  Itefhu       Oer  U.illu.r  rhuimiikl       Knie  V,r»jiminluiiu 
rUmtwainlti  «...  u>«  WMen  IWinien  KknnUixl  und  WVrtWeo.  —  VtrmUrlilf«; 


ir  Techniker.  —  Neue  Stipendien  für  i 
Seile»  In  .Irr  Berliner  tUmauMlaB«.  —  AM  <Wr  F»ehMller»lur.  —  Kon- 
*  in  »eine«.   -  Mrf-  und  r'r«gekn»teii. 


Einiges  zur  Frage  einer  Zentral  Friedhofs -Anlage  für  Berlin. 

nicht  ohne  Mehraufwand  an  Kosten  uimI 


ach  den  voran  gestellten  Erörterungen  ühcr 
Zweckmäfsigkeit  und  Möglichkeit  einer  Zcntra- 
lisiruiiR  der  Leichen  -  Abfuhr  bleiht  naher  zu 
ermitteln,  wie  diese  Abfuhr  orguiiisirt  sein 
müsste,  um  im  Hinblick  auf  die  Eisenbahnen 
dem  oben  fonnulirten  idealen  Zustande  für 
eine  Sammelstelle,  einen  Zentnilfriedhof. 
einen  Wagenpark  auf  nur  einer  Eisenbahn  möglichst  nahe 
zu  kommen. 

Die  für  den  Bahntransport  wOnschenswerthe  Anlage  nur 
einer  Saminelstelle  (Leichenhalle)  für  die  ganze  Studt  ist  nach 
obigem  ein  unausführbares,  bezw.  auch  hm  li-i  unvorteilhaftes 
und  sojrar  unzweckmäßiges  Auskunftsmittcl.  bei  dem  ein  Theil 
der  bisherigen  Misstandc  bestellen  blieho.  Man  wird  daher 
mehre  Leichenhallen  inmitten  jener  Sammelbczirke  anlegen 
müssen,  deren  Abgrenzung  sich  aus  der  gegenseitigen, 
gruppenweise!!  Lage  der  einzig  und  allein  zu  Sammelstellen 
geeigneten  Bahnhofe  ergiebt.  Es  ist  klar,  dass  die  Anlage 
einer  Sammelstelle  für  den  (nördlichen»  Bezirk  I,  zweier 
(vielleicht  auch  dreier!  Sammelstellen  für  den  (mittleren) 
Bezirk  II  und  endlich  einer  Sammelstelle  für  den  (südlichen) 
Bezirk  III  nothwendig  ist.  Es  fragt  sich  mir  noch,  welcher 
der  Sammelbahnhöfe  für  jeden  einzelnen  Bezirk  zu  wählen  ist, 
damit  möglichste  Einheit  und  Billigkeit  beim  Trans]iort.  sowie 
die  t  (tunlichst  c  Reduktion  des  Anlagekapitals  erreicht  werde. 

Da  der  mittlere  der  it  Sammelbezirk  e  mit  Hülfe  iler 
Stadtbahn  die  direkte  Abführung  auf  sechs  verschiedenen 
Bahnen  gestattet,  so  lasst  sich  die  Erage  nach  der  bedingen- 
den Wahl  der  Saramelbahnhöfe  ti-cielicnhnllenl  präziser 
daliin  fassen:  Welcher  Saminelbalmhof  ist  je  in  dem  Bezirke 
I  (nördlich)  und  III  (südlich)  zu  wählen,  damit  die  Abfuhr 
aus  sitm mt liehen  Sammel bezirken  möglichst  nur  nach 
einem  einzigen  Zentralfriedhofe,  höchstens  alter  nach  zwei 
solchen  bewirkt  werden  kann? 

Diese  anscheinend  paradoxe  Frage  rindet  ihre  Lösung 
iu  dem  Umstände,  dass  bei  Benutzung  gewisser  Bahnen  die 
Möglichkeit  gewahrt  ist.  von  den  Sammelbahnliöfen  ll.eicheii- 
hallen)  in  zwei  verschiedenen  Samnielbezirkcii  laichen 
auf  derselben  Bahn  und  nach  einem  einzigen  dieser  Buhn 
entsprechenden  Zentralfriedhofe  abzufahren.  Solche  Bahnen 
sind  für  den  Bezirk  III  und  den  Bezirk  II  die  1'otsdamer  Bahn 
und  für  den  Bezirk  I  und  den  Bezirk  II  die  Hamburger  und 
die  Lehrter  Eisenbahn.  Dieser  günstige  Einstand  liefert  die 
folgenden  vorl  liedhaftesten  Möglichkeiten  für  die  Anlage  vou 
Ablagerungshahuhöfen. 

A.  Anlage  eines  einzigen  Ablageruugs-Bahiihofs 
für  die  ganze  Stadt   und  demzufolge   nur  einer 
einzigen  Zweigbahn  nach  demselben  bin. 

I.  Eine  solche,  die  möglichst  vollkommene  Lösung  ent- 
haltende Anhure  würde  nur  an  der  Üerliii-Potsdam-Magdeburger 
Eisenbahn  möglich  sein  und  dann  auch  nur  an  einem  Punkte, 
er  jenseits  der  Station  Neu-Babelsbenz  liegt.  Nach  einem 
hier  lielegenen  Zentralfriedhofe  würde  die  Abführung  erfolgen 

1 )  aus  dem  Sammelbczirke  III  von  einem  im  Anschlüsse  an 
den  Potsdamer  -  Güterbahnhof  angeordneten  Lciehen- 
liahnhofe    mittels    der    Berl.  -  Potsd.  -  Magdeb.  Stamniltahn. 

2)  aus  dein  Sainuielbezirke  II  von  Leicheubnhnhöfcn  an 
der  Stadtbahn  über  den  Beri.-Potsd.-Magdcb.  Au-chhiss 
welcher  nach  heutigem  Projekt  hinter  Ncii-Babelsherg  in  die 
Stammbahn  einmünden  wird.  :»)  an-  dem  Sanitnelliezirke  1  von 
Leichenbahnhöfeu  au  der  Verbindungsbahn  I  Wedding,  Gesund- 
brunnen. Moabit)  mittels  dieser  Bahn  bis  Charlottenburg  (West- 
end), woselbst  die  direkte  lYhciffdirnug  der  Transporte  auf 
den  eben  erwähnten  Bahnanschluss  ausfahrbar  ist. 

Bei  dieser  Anordnung  mit  nur  einein  einzigen  Zentralfriedhof 
etc.  erfolgt  die  Zuführung  mittels  zweier  Sammelbahnen  der 
Stadt-  und  Ring-Balm,  der  Abfuhr- Trans|rort  hingegen  nur  durch 
eine  einzige  Blüm-Verwaltung,  die  Bcrl.-Potsd.-Magdeb.  Eisen- 
bahn, allerdings  auf  zwei  verschiedenen  Schienenwegen  und 
dem  zufolge  mit  zwei  selbststftndigen  Abfuhrzügcn.  Diese  Art 
der  Abführung  ist  jedoch,  abgesehen  von  anderen  Gründen, 
deshalb  mit  ganz  besonderer  Vorsicht  aufzunehmen,  weil  bei 
Ihirchführuiii;  der  Wagen  von  der  Verbindungsbahn  2 
wichtige  Anschlussbahnhöfe  (Westend  und  Charlottenburg)  zu 


passireu  sind,  WM 
Zeit  ausführbar  ist. 

Wird  auf  den  Betrieb  der  Abfuhr  durch  nur  eine  einzige 
Bahn- Verwaltung,  wie  er  im  eben  behandelten  Falle  denkbar 
wäre,  kein  besonderes  Gewicht  gelegt,  so  ist  ferner  möglich : 
II.  Ein  einziger  Zentralfriedhof.  der  an  der  Berlin- 
Wetzlarer  Eisenbahn  jenseits  Kohlhasenbrück  belegen  ist. 
Es  müsste  in  diesem  Falle  die  Abfuhr  erfolgen: 

1)  Aus  «lern  Sammelbczirke  III  von  einem  I^eiehou- 
Balmhofe  im  Anschlüsse  an  den  Potsdamer  Güter- 
bahnhof auf  der  Berl.-Potsd.-Magdeb.  Stammbahn  bis  Kohl- 
hasenbrück, woselbst  mittels  einer  zu  diesem  Zwecke  anzu- 
legenden Gleisvcrbindung  die  Ueberführung  auf  die  Berlin- 
Wetzlarer  Eiseubahn  zu  bewirken  wäre. 

2)  Aus  dem  Sammelbezirke  II  vollzieht  sich  die  Ab- 
führung von  den  laichen  -Bahnhöfen  an  der  Stadtbahn 
aus  über  die  Berlin- WeUlarer  Balm. 

3)  Aus  dem  Sammelbezirkc  I  muss  die  Abführung  vou 
den  an  der  Verbindungsbahn  liegenden  Lcicbenbahnhöfcn 
bewirkt  werden,  zunächst  über  die  Verbindungsbahn  bis 
Chnrlottenhurg  -  Westend ,  wo  ein  direkter  Bahnanschluss  an 
ilie  Wetzlarer  Eisenbahn  stattfinden  wurde.  — 

Der  Unterschied  in  den  sub  I  und  II  besprochenen 
I/ösungcn  beruht  nur  darin,  das6  im  Falle  I  nur  eine  Bahn,  int 
Falle  II  zwei  Bahnen  zu  den  Transporten  heran  gezogen  werden. 

B.  Anlage  zweier  verschiedener  Zentralfriedhöfe 
und  dem  entsprechend  Herstellung  zweier 
Bah  nabzweigungen. 

Diese  I/isung  schliefst  mehre  Kombinationen  ein,  je 
nachdem  man  vou  der  Anlage  eines  Itesonderen  Ablagcrungs- 
bahnhofs  entweder  für  den  Bezirk  I  oder  für  den  Bezirk  H 
seinen  Ausgang  nimmt. 

Ia.  Wenn  für  den  nördlichen  Sammelbezirk  (I)  die 
An bw  eines  besonderen  Zentralfriedhof«  an  der  Berlin - 
Stettiner  oder  an  der  Nordbahn.  und  dem  entsprechend 
der  I-c-ehenbahnhof  des  Bezirks  im  Anschluss  an  den  Stettiner 
Güterbahnhof  oder  den  Nordbahnhof  (die  Anlage  von  Sammel- 
bahnliöfen an  der  Verbindungsbahn  bleibt  in  diesem  Falle 
ausgeschlossen)  für  gut  Itcfunden  wird,  so  kann  die  Anlage 
des  zweiten  Zentralfriedhofs  nur  an  der  Berlin  -  Potsdam  - 
Magdeburger  Eisenbahn  jenseits  Kohlhasenbrück  erfolgen,  da- 
mit nach  dorthin  in  schon  beschriebener  Weise  die  Ab- 
führung sowohl  aus  dem  mittleren  Sammelbczirke  (II)  mittels 
der  Stadthalm  und  des  Bcri.  •  Potsd.  -  Magdeb.  Anschlusses 
möglich  sei,  als  auch  aus  dem  südlichen  Sainmelbezirke  (III) 
mittels  der  Bcrl.-Potsd.-Magdeb.  Stammbahn. 

Bei  dieser  Lage  der  beiden  Zenrrulfrierlhöfc  partizipircu 
an  dem  Trans|>orte  ausser  der  Stadtbahn  als  Sammelbahnen 
zwei  Bahnen,  «he  Berl.-Stettiner  bezw.  die  Nordbahn  und  die 
Bcrl.-Potsd.-Magdeb.  Bahn,  auf  zwei 
wegen  und  es  sind  zusammen  drei 
erforderlich. 

Ib.  Kine  geringe  Modifikation  der  so  organisirten  Alt- 
fuhr wäre  noch  denkbar  bei  Anlage  des  zweiten  Ablagerungs- 
bahnhofs  an  der  Berlin- Wetzlarer  Eisenbahn  jenseits 
Kohlhasenbrück.  Dieselbe  würde  jedoch  mit  dem  Nachtheil 
verknüpft  sein,  dass  alsdann  aufser  den  zwei  bereits  not  h- 
wendigen  Eisenbahnen  als  dritte  noch  die  Berlin  -  Wctzlarer 
Bahn  zum  Trans|tort  heran  gezogen  werden  müsste. 

II.  Wenn  man  von  der  Beschaffung  eines  besonderen 
Zentralfriedhofs  für  den  südlichen  Sammelbezirk  (III)  aus- 
geht, der  etwa  au  der  Berlin-Dresdener  oder  an  der  Berlin- 
Anhalter  Eiseubahn  hegen  würde,  *o  ist  die  Lage  des  zweiten 
Zentralfriedhofs  durch  das  Erfordernis  seiner  Zugänglichkeit 
sowohl  von  den  Sflmmelbaliuhöfcn  (Lcichenhahnhöfcn)  des 
mittleren  Siiuimellte/irkes  (II)  aus.  als  auch  von  mindestens 
einem  Sainmelbahnhofe  des  nördlichen  Bezirkes  (Ii  aus  bedingt. 

Man  kann  dem  durch  Errichtung  des  zweiten  Zentral- 
friedhofs jenseits  Spandau  a'l  an  der  Berlin-Hamburger  und 
b)  an  der  Berlin-Lehrter  Eiseubahn  gerecht  werden. 

IIa.  Findet  die  Anlage  au  der  Berlin-Hamburger  Bahn 
statt,  so  geschieht  die  Abfuhr  dorthin  aus  dem  mittleren 
Sammelbezirk  (II)  mit  Hülfe  der  Stadtbahn  von  an  dieser 

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22 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


19.  Januar  1878 


Bahn  belegenen  Sammelbahnhöfen  (Leichenbahnhöfen)  Ober 
die  projektirte  Anschlussbahn  der  Berlin-Hamburger  Eisenbahn 
statt.  Für  den  nördlichen  Sammelbezirk  (I)  bleibt  die  An- 
lage von  Sammclbahnhöfen  an  der  Verbindungsbahn  in 
diesem  Falle  ausgeschlossen  und  nur  die  eines  solchen  am 
Hamburger  Güterbahnhofe  offen,  von  dem  aus  alsdann  die 
Abfuhr  auf  der  Berlin-Hamburger  Stammbabn  bewirkt  werden 
würde.  Man  hat  es  bei  so  beschaffener  Organisation,  aufser 
mit  der  Stadtbahn  als  Sammelbahn,  mit  zwei  abfahrenden 
der  Berlin -Hamburger  Bahn  auf  zwei 
(Stammbahn  und  Anschlussbahn)  und  mit  der 
bezw.  Berlin -Dresdener  Bahn.  Die  Anzahl 
der  erforderlichen  Abfuhrzüge  betragt  auch  hier,  wie  Ober- 
haupt bei  der  Anlage  zweier  Ablagerungsbahnhofe,  drei.  — 
Ks  kann  die  Anlage  eines  Ablagerungsbahnhofs  an  der  Berlin- 
Hamburger  Bahn  insofern  als  vortheilbaft  nicht  betrachtet 
werden,  als  damit  notwendigerweise  die  Anlage  eines 
Sammelbahnbofs  im  Anschluss  an  den  Hamburger  Güter- 
bahnhof verknüpft  sein  müsstc.  Der  Sammelbahnhof  würde 
aber  dort  nur  wenig  günstig  für 
Sammelbezirk  (I)  belegen  sein. 

Hb.  Dasselbe  gilt  in  noch  erhöhtem  Maafse  für  den 
Fall,  dass  die  Anlage  des  zweiten  Zentralfriedhofes  etwa  an 
der  Berlin  -  Lehrter  Bahu  erfolgen  sollte.  Es  würde  dies  die 
Anlage  eines  Sammelbahnhofs  (Leichenbahnhofs)  im  Anschluss 
an  den  Lehrter  Güterbahnhof  bedingen,  welcher  noch  mehr 
als  der  Hamburger  Balmhof  an  der  aufsereten  Grenze  des 
zugehörigen  Sammelbczirks  (I)  liegen  ist.  Es  würde  die 
Abführung  in  diesem  Falle  die  analoge  sein,  wie  bei  Er- 
richtung des  Ablagcrungsbahnhofs  au  der  Berlin  -  Hamburger 
Eisenbahn  (Ha). 

III.  Eine  letzte  Möglichkeit,  die  Abfuhr  aus  der  ganzen 
Stadt  nach  nur  zwei  Zentral  -  Friedhöfen  zu  dirigiren, 
bietet  sich  endlich,  wenn  man  den  einen  Zentralfriedhof  für 
den  südlichen  Sammelbezirk  (BD  bestimmt  und.  wie  vorher, 
an  der  Berlin-Anhalter  oder  Berlin-Dresdner  Bahn  anlegt, 
dagegen  den  zweiten  Ablagerungsbahnhof  an  der  Ost  bahn 
annimmt.  Um  den  Zcntralfricdhof  au  der  Ostbahn  von  dem 
mittleren  Sammel-Bezirke  (II)  aus.  als  auch  aus  dem  nörd- 
lichen (I)  zugänglich  zu  machen,  würden  die  I,eiebenbahnhöfe  für 
ersteren  an  der  Stadtbahn,  für  letzteren  (Moabit.  Wedding, 
Gesundbrunnen)  an  der  Verbindungsbahn  anzulegen  sein.  L'm 
von  den  letzteren  aus  direkt  auf  die  Ostbahn  abfahren  zu 
können,  würde  dann  eine  neue  Gleisverbindung  von  ßoxhagen 
nach  Rummelsburg  nothwcmlig  werden,  wie  die  Ostbahn  sie 
im  Zusammenhang  mit  ihrem  Rangirbahnhofe  bei  Rummels- 
burg im  übrigen  bereits  in  Aussicht  genommen  hat.  —  Der 
Transport  wird  bei  der  eben  beschriebenen  Anlage  durch 
zwei  Sammelbahnen:  Verbindungsbalm  und  Stadtbahn,  sowie 
durch  zwei  Transportbahnen:  Ostbahr, 
Dresdener  Bahn  bewirkt 

Mehr  als  zwei  Zentral-Friedhöfe 

(sowohl  der  Ver 
waltung  als  der  Herstellung),  sowie  der  Zersplitterung  der 
Transjiorte,  welche  dann  für  die  Eisenbahnen  nicht  mehr 
lohnend  sein  würden,  ungerechtfertigt  — 

Die  Bedeutung  der  8'adtbahn  für  die  Organisation  einer 
zentralisirten  Leiohen-Abfuhr  und  das  Interesse  derselben 


Tcbcrblickt  man  die  aufgezahlten  Möglichkeiten  für  die 
Organisation  der  Leichen-Abführung  mit  Hilfe  der  Eisen- 
bahnen noch  einmal,  so  ergiebt  sich  aus  der  Grofsc  und  Wich- 
tigkeit des  zu  beiden  Seiten  der  Stadtbahn  sich  erstreckenden 
Sammelbczirks  unabweislich  die  hohe  Bedeutung,  welche  für 
eine  rationell  zu  organisirende  Abführung  <lie  Stadtbahn  be- 
sitzt. Es  fragt  sich  nur.  ob  die  Heranziehung  der  Stadtbahn 
zum  Sammeln  und  zum  Transport  von  Leichen  einerseits  mit 
dem  für  dieselbe  in  Aussicht  genommenen  Betriebe  ver- 
einbar ist  und  welche  Einrichtungen  und  Anlagen  dann  an 
dieser  Bahn  nothwendig  sein  würden,  sowie  andrerseits,  ob 
der  Transport  für  die  Bahn  lohnend  genug  sein  wird,  um  sich 
mit  der  Uetemahme 


Betrieb  der  Bahn  zu  unterziehen. 

In  Bezug  auf  die  letzte  Frage  lässt  es  sich  zur  Zeit 
noch  nicht  übersehen,  ob  und  in  welchem  Maafse  der  Tran>- 
|K>rt  von  laichen  für  die  Stadtbahn  lohnend  sein  kann;  aber 
an  einer  Vorbedingung  ist  in  dieser  Beziehung  von  vom 
herein  fest  zu  halten,  nämlich  an  der  der  Zuweisung  mög- 
lichst grofscr  Transporte  an  die  Bahn.  Es  liegt  dies 
auch  im  allseitigen  Interesse,  da  jede  Zersplitterung  der 
Transporte  sowohl  mit  Vermehrung  der  TransiKjrtkosten,  als 


des  Anlagekapitals  verbunden  sein  würde. 
Hinsichtlich  der  Frage  nach  den  Einrichtungen,  welche 
die  Abfuhr  mittels  der  Stadtbahn  nothwendig  machen  würde, 
lassen  sich  zunächst  folgende  Gesichtspunkte  aufstellen: 

1.  Die  Stadtbahn  kann  überhaupt  nur  dann  sich  mit  dem 
Transport  von  Leichen  befassen,  wenn  die  Anlage  eines  Zeu- 
tralfriedhofs  an  einer  der  an  die  Stadtbahn  anschliessenden 
(>  Bahnen  stattfindet,  und  sie  steht  der  Anlage  von  Zentral- 
friedhöfen an  irgend  einer  anderen,  nicht  anschliessenden 
Bahn  völlig  indifferent  gegenüber. 

2.  Die  Aufsammelung  von  Leichen  mittelst  der  Stadtbahn, 
um  solche  dann  über  die  Verbindungsbahn  auf  eine  der  nicht 
an  die  Stadtbahn  anschliessenden  Bahnen  überzuführen,  muss 
wegen  der  mit  Betriebsbehinderungen  verbundenen  Bahnüber- 
gange abgelehnt  werden.  Die  Stadthalm  kann  sich  vielmehr 
nur  auf  solche  Transporte  einlassen,  welche  eine  direkte  Ab- 
führung auf  eine  der  an  sie  anschliessenden  Bahnen  gestatten. 

3.  Leichen  und  Leidtragende  müssen  in  besonderen  Zügen 
direkt  befördert  werden,  welche,  wenn  sie  lohnend  sein 
sollen,  die  obligatorische  Abfuhr  aller  Leichen  nach 
Zentralfriedhöfcn  voraussetzen. 

4.  Sammtliche  Züge  für  Leichen  und  Leidtragende  können 
nicht  in  den  bisher  projektirten  Bahnhöfen  und  Haltestellen 
der  Stadtbahn  abgelassen  werden,  noch  können  sie 
Fahrgaste  aufnehmen.    Vielmehr  würde  die  Anlage  v 
zwei   besonderen  Leichenbahnhöfen  an  der 
noüiwendig  sein.   Diese  beiden  Bahnhöfe,  welche  zweckmassig 
im   Osten   und   Westen   des  mittleren   Sammelbezirkes  II 
hegen,  würden  unter  Annahme  zweier  fernerer  Sammelstellen 
im  nördlichen  (I)  und  südlichen  (Hl)  Sammelbczirke  dem 
Bedürfniss  der  Stadt  in  ihrer  heutigen  Ausdehnung  vollauf 
genügen. 

5.  Die  Anlage  eines  Leichenbahnhofs  an  «ler  Stadtbahn 
würde  erfordern: 

a.  ein  Nebengleis  von  für  einen  Leichenzug  ausreichender 
Linge;  b.  dem  entsprechend  eine  Verbreiterung  des  Bahu- 
viadukts  auf  die  Lange  dieses  Gleises;  c.  einen  Perron  längs 
des  Nebengleises  für  die  Leidtragenden  und  die  Friedhofsbe- 
suchcr;  iL  einen  oder  mehre  Warteräumc  für  dieselben  im 
Niveau  der  Strasse  und  in  Verbindung  mit  dem  Perron  durch 
Treppen;  e.  einen  Raum  zur  Aufsammlung  und  Aufbewahrung 
der  Leichen  bis  zum  Abgang  des  Zuges,  so  wie  Hebevorrich- 
tungen ,  um  die  Sarge  in  das  Niveau  der  Bahn  zu  schaffen ; 
f.  Räume  für  Zugbeamte  und  Leichentrager ;  g.  einen  elek- 
trischen Signal -Apparat;  6.  eine  entsprechende  Anzahl  von 
Eisenbahnfahrzeugen  für  die  Aufnahme  der 
des  Transports. 

Schliersbch  darf  darauf  aufmerksam  gemac 
die  sämintlichen  zuletzt  aufgezahlten  Einrichtungen  genau  in 
derselben  Weise  für  die  Verbindungsbahn  erforderlich 
werden  würden,  falls  die  Lire  des  einen  Zentralfriedhofes  die 
Heranziehung  derselben  als  Sammelbahn  für  Wedding  und 
Gesundbrunnen,  d.  h.  für  den  nördlichen  Samtuelhczirk  (l) 
nothwendig  machen  sollte,  dass  ebenso  bei  Anlage  von  Zcntral- 
friedhöfen  an  den  nicht  an  die  Stadtbahn  anschliessenden 
Bahnen  von  diesen  ganz  analoge  Bedingungen  hinsichtlich 
der  Anlage  von  Sammelbahnhöfen  nnd  in  Bezug  auf  die  Hand- 
habung des  Betriebes  aufgestellt  werden  dürften. 

Hinsichtlich  der  für  die  Zentralfriedböfe  zu  wählenden 
Lage  mag  noch  bemerkt  werden,  dass  die  Entfernung  der- 
selben von  Berlin  für  den  Transport  und  die  lücraus  er- 
wachsenden Kosten,  wie  schon  hervor  gehoben,  von  ganz  unter- 
geordneter Bedeutung  ist,  so  lange  der  Transport  ein  direkter, 
qicht  mit  Uebergabcn  und  Rangirbcwcgungcn  ver- 
bundener ist.  Hierin  findet  eine  Uebereinstimmung  mit 
den  Interessen  des  Publikums  insofern  statt,  als  den  Leid- 
tragenden irgend  welcher  Aufenthalt  unterwegs  nicht  zuge- 
muthet  werden  darf,  besonders  nicht  in  den  Rangirgleisen 
der  Ucbergangsbahiihöfe.  Anderseits  wird  das  Publikum  grüfsere 
Entfernungen,  als  es  jetzt  nach  den  Kirchhöfen  zu  machen 
hat.  durchaus  nicht  empfinden,  sobald  nur  ilie  Fahrt  dort- 
hin keine  längere  Zeit  als  bisher  in  Anspruch  nimmt. 
Bei  direkter  Ueberführung  ohne  Aufenthalt  kann  die  Fahr- 
geschwindigkeit 50  bis  HO  Km  in  der  Stunde  betragen  und 
es  scheint  somit  eine  Entfernuug  von  30  bis  40  hm  noch  sehr 
wohl  zulässig. 

Die  Lage  der  Zentralfriedböfe  zur  abführenden  Baiin 
muss  selbstverständlich  eine  solche  sein ,  ilass  einerseits  eine 
besondere  Uebergangsstation .  oder  auch  nur  eine  besondere 
Signalstation  nicht  nothwendig  wird  und  dass  andrerseits  die 
unumgängliche  Abzweigung  von  der  Hauptbahn  behufs  geringst- 
möglicher Ka|iitalaufwendung  eine  thunlichst  kurze  ist,  ja 

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15«.  «. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


wenn  es  irgend  anganglioh  ist,  nar  auf  ein  Nebengleis  in 
einer  bestehenden  Haltestelle  sich  reduzirt. 

Der  möglichst  enge  Anscbln  ss  derZcntralfriedhüfe 
an  eine  Haltestelle  der  Hauptbahn  liegt  insofern  auch 
im  besonderen  Interesse  des  Publikums,  als  es  dem  Einzelnen 
möglich  sein  inuss,  die  Friedhöfe  auch  mit  anderen  Zagen, 
als  den  Leichenzügen  und  Kxtrazügen,  zu  besuchen. 
Hierin  ist  hinsichtlich  der  Lage  der  Zentralfnedhöfe  die  Be- 
dingung enthalten,  dieselben  nur  an  solchen  Bahnen 
auzulegen,  welche  einen  regen  Lokalverkehr  und 
eine  grosse  Anzahl  von  Zogen  haben,  auch  die  direkte 
und  möglichst  bequeme  UebcrfÜhrung  der  Friedhofbesucher  aus 
allen  Tbeilen  der  Stadt,  nach  dem  Zentralfriedhofe  hin  gestatten. 
Besondere  ZOge  für  den  Besuch  der  Friedhöfe  werden  sich 
nur  in  sehr  beschrankter  Zahl  einrichten  lassen,  und  es  muss 
also  dem  Publikum  die  Möglichkeit  gewährt  werden,  mit  den 


|  fahrplanmäßigen  Personenzügen  hinaus  fahren  zu 
können.  Um  das  Publikum  mit  der  Anlage  von  Zentralfried- 
höfen  zu  befreunden  empfiehlt  es  sich  daher,  diese  Einrichtung 
nur  in  Verbindung  mit  Bahnen  zu  treffen,  welche  eine  mög- 
lichst hautige  Fahrgelegenheit  gewähren.  In  Berlin  ist  dies 
in  allererster  Linie  die  Berlin-Potsdamer  Bahn. 

Der  erwähnte  Zweck  würde  ebenfalls  erreicht  werden 
durch  Anlage  des  Zentralfriedhofes  zwischen  zwei  Bahnen, 
z.  B.  zwischen  der  Niederschl.-Märkischen  und  der  Ostbahn. 

Aber  in  jedem  Falle  muss  im  Interesse  der  Friedhof- 
besucher auch  auf  eine  bequeme  Zugänglichkeit  der 
hinaus  führenden  Bahn  für  das  Publikum  aus  allen 
Stadttheilcn  Rücksicht  genommen  werden ;  dieser  Bedin- 
gung würden  nur  die  an  die  Stadtbahn  anschliessenden  Bahnen 
Rechnung  zu  tragen  vermögen.  Schw. 


Amerikanische  Irrenhäuser. 


Mögen  die  klimatischen  Einflüsse  unseres  Kontinentes  in 
besonderer,  noch  unaufgeklärter  Weise  auf  die  Beeinträchtigung 
und  Verwirrung  des  menschlichen  Geistes  einwirken,  oder  andere 
Ursachen  hierfür  an  erster  Stelle  maafsgeltcnd  sein:  Thatsarhc 
int  es  jedenfalls,  das»  der  Prozentsatz  der  Geisteskranken  im  Ge- 
biete  der  Vereinigten  Staaten  von  Nord  Amerika  -  an  und  für 
sich  schon  ein  höherer  als  in  europäischen  Ländern  —  während 
der  beiden  letzten  Jahrzehnte  in  fortwährendem  starken  Zunehmen 
l>egriffen  ist,  so  dass  die  meisten  der  Einzel-Staaten  sich  ge- 
nöthigt  gesehen  haben,  die  bestehenden  Anlagen  zur  Unter 
Geisteskranker  zu  erweitern,  bezw.  für  diesen  Zweck 
Neubauten  auszuführen.  IHese  letzteren  gehören 
bedeutendsten  und  umfangreichsten  Bauausführungen  in 
und  mögen,  da  sie  nach  einem  eigenartigen,  von  neueren  M 
päischen  Anlagen  dieser  Art  völlig  abweichenden  Systeme 
legt  sind,  auch  für  den  europäischen  Techniker 
sprechung  in  der  Deutscl 
darbieten. 

Die  Ausführung  der  Irren-Anstalten  (Insane  Asylums)  unter- 
steht gleich  anderen  Staats-Bauten  *)  der  Verwaltung  der  Eiuzel- 
staateu  und  es  wird  die  Beschaffung  der  Pläne  zu  denselben 
laut  Gesetz  auf  dem  Wege  der  öffentlichen  Konkurrenz  be- 
wirkt. Bei  Entscheidung  der  eingeleiteten  Konkurrenzen  haben 
selbstverständlich  in  diescu  Fällen  die  Aerzte  der  Anstalt  das 
gewichtigste  Wort  mit  zu  sprechen  und  zum  Theil  sind  dieselben 
schon  bei  Bearbeitung  der  Pläne  zu  Käthe  gezogen  worden. 

Die  amerikanische  Methode  zur  Heilung  von  Geisteskranken 
—  nach  welcher  den  letzteren  durch  Anschauung  möglichst  viel 
Mittel  zur  Zerstreuung  geboten  werden  —  giebt  für  alle  An- 
stalten das  leitende  Prinzip  beim  Entwurf  des  Gnindplanes  ab. 
Es  wird  für  nothwendig  gehalten,  dem  Kranken  eine  möglichst 


ange- 


sowohl  von  den  ScWafzellen,  wie 
noch  mehr  von  den  sogen.  Sonnen-Korridoren  oder  Tageshallen  aus 
zu  gewähren,  und  man  ist,  um  diesem  Zwecke  auch  wirklich  Ge- 
zu  können,  bei  Auswahl  der  Bauplätze  für  die 
soviel  als  möglich  bemüht  gewesen,  dieselben  in 
den  anmutigsten  und  reizvollsten  Gegenden  des  Staates  an- 
zulegen. Um  den  Gebäuden,  die  behufs  strenger  Trennung  der 
Geschlechter  stets  in  2  svmmetrischen  Gruppen  zu  beiden  Seiten 
eines  zentral  gelegenen  Verwaltnngs- Gebäudes  errichtet  werden, 
einen  möglichst  freien  Ausblick  zu  gewähren,  dabei  aber  doch 
einen  Zusammenhang  der  einzelnen  Theile  aufrecht  zu  erhalten,  ordnet 
man  die  letzteren  mit  aus-  und  einspringenden  Winkeln  fächer- 
förmig an  einander.  Jeder  einzelne  Flügel  (ward)  ist  hierbei  in 
sich  selbst  abgeschlossen  und  hängt  mit  den  anstoisenden  Flügeln  nur 
durch  isolirende,  völlig  feuersicher  hergestellte  Verbindungs-Glieder, 
in  oder  an  denen  zugleich  die  Treppen  liegen,  zusammen.  — 
Hinter  dem  Verwaltung»  -  Gebäude  und  in  der  Axe  desselben 
erhalten  die  Wirthschafts-Gebäude  ihren  Platz,  die  zumeist  durch 
überdeckten  Gang  mit  den  Flügeln  verbunden  werden.  In 
Fällen  ist  auch  auf  Anlage  einer  Kapelle  inder  Mittel- 
axe Rücksicht  genommen,  in  allen  Fällen  alter  auf 
Vergnflgnngs-Raumes  mit  erhö'  er 
on  theatralischen  Unterhaltungen.  Konzerten  etc.,  die  in 
.  Anscbauungs-Heiltheorie  eine  wes  (liehe  Rolle  spielen. 
Es  ist  leicht  ersichtlich,  dass  bei  derartiger  Anordnung  der 
trotz  der  ungeheueren  Ausdehnung  der  Front,  die  einen 
sehr  großen  Bauplatz  bedingt,  von  perspektivischer  Wirkung 
keine  Rede  sein  kann.  In  wie  fern  dafür  durch  Lösung  der  vor- 
stehend angeführten  prinzipiellen  Anforderungen  andere  Vc 
erreicht  werden,  mag  eine  nähere  Betrachtung 
teristischer  Beispiele  zeigen: 

Das  Hudson  River  Insane  Asyl  um  des  Staates  New 
York,  vor  ca.  10  Jahren  von  den  Architekten  Vaux  &  Withers 


Vorzüge 
charak- 


a**.*  Ruatnt  im  0*ft»a«atx»  tu  U.  HC  (Vnitfd  Staatrß)  Kanton.  Kncter* 
n  mifwr  Irren  Anstalten:  Kapital«.  Universitäten.  Zurbt-  und  Arh*it* •  Uiu-uT ; 
1  >u  Mfbrrn  Pont-.  ClMfcMit-  (Zoll).  Light  Hinft  (Leitrtiitblirnw),  Klau 
und  all*  nUiUitertwn  Basum  ««hArnn-  (ierlrSt»-  und  rtcli«lliiu«ir ,  aswi*  (icfiu*- 
niMc  iJttiU)  etr.  mfi.vn  dwfn  Ton  Seite»  der  CWlt»- Verwaltung™  ■er)tt..tellt 


Ziemlich  weitläufig  in  der  allgemeinen  Anordnung  und  fast  opulent 
nach  Abmessung  und  Ausstattung  erbaut,  leidet  es  trotzdem  noch 
an  mancherlei  Mängeln,  unter  denen  besonders  ein  ungenügender 
Abschlug«  der  einzelnen  Flügel  bei  Feuersgefahr  hervor  zu  heben 
ist.  —  Das  Verwaltungs-Gebäudc  bildet  die  Mitte  der  nach  Osten 
gelegenen  Hauptfront;  es  ist  in  Hufeisenform  angelegt  und  um- 
fasst  aufser  dem  hohen  Souterrain  (Bastmenl)  noch  4  Geschosse. 
In  ihm  liegen  die  Geschäfts-  bezw.  Verwaltung«- ,  Empfangs- 
und Untersnchungs-Zimmer,  sowie  Apotheke,  Bibliothek  etc.  und 
in  den  oberen  Geschossen  die  Wohnungen  des  dirigirenden  Ober- 


Arztes  (Superintendent) 
springende  Kolonnaden, 


die  im  Winkel  : 
achteckiger  Grundform  sich  erweitern, 
gebäude  zu  beiden  Seiten  mit  den  Flügeln  1 
die  2  ersten  4  Geschnsse  und  hohes  Souterrain,  der  dritte  nur  3  Ge- 
schosse Ober  dem  Souterrain  enthalten.  Erstcrc  sind  von  einem 
Mittel- Korridor  getheilt,  an  den  sieb  die  Zellen,  Sonnenhallen  etc. 
beiderseitig  anschliefsen ;  letztere,  die  eigentlichen  Hospitalflügel, 
sowie  die  quer  laufenden  Verbindungs-Glieder  zwischen  den  Flügeln 
dagegen  sind  mit  Aussen-Korridor  angelegt.  Die  Anordnung  der 
einzelnen  Geschosse  ist  Obereinstimmend.  Jeder  Flügel  ( Ward) 
von  23  bezw.  24  Schlafzellen  für  je  einen,  im  Nothfalle  für 
2  Krauke  ist  mit  Sprechzimmer  (Parlor),  gröberem  und  kleinerem 
Wärter-Zimmer,  Ess-Zimmer  nebst  Speisekammer  etc.  und  Speise- 
aufzug durch  alle  Geschosse,  desgl.  mit  Wsscheschacht,  Leinen- 
Zimmer,  Bade-Zimmer,  Wasser-Kloseta  sowie  mit  Toilette-Zimmer 
und  gröfseren  Schlafsälen  ausgestattet  und  enthält  reichliche 
Treppenverbindungen;  die  Hospitalflügel  sind  in  verschiedene  Ab- 
theilungen zerlegt  An  den  ersten  Flügel  schllefsen  sich  rückwärts 
ein  Tum-  bezw.  Billard-Saal,  die  Bibliothek  etc.  sowie  die  Schlaf- 


et«, an.  Ein  überdeckler  Gang  führt  na 
Vergnügnngsraiune;  nnter  letzterem  ist  die  Küche  belegen.  Der 
WirthschafUhof,  der  dieses  Gebäude  umschliefst,  ist  nach  au  Isen 
hin  durch  Arbeitsräume  verschiedener  Handwerker,  die  Todten- 
kammer,  sowie  vom  Maschinen-  und  Kesselhause  mit  dem  Ven- 
tilator abgeschlossen.  —  Das  Souterrain  der  Gebäude  enthält  die 
erforderlichen  Heiz-  und  Ventilation«- Anlagen ,  sowie  Feuerungs- 
Material-  und  YorratliB-Räume.  Den  Korridor  sammtlirher  Flügel 
entlang  erstreckt  sich  ein  Schienenweg  für  kleine  Wagen  zum 
Transport  von  Speisen,  Wäsche  etc.,  der  sämmtliche,  an  jenem 
Korridor  ausmündende  Elevatoren  berührend,  in  dem  auf  gleichem 
Niveau  liegenden  Küchen •  Departement  ausmündet;  letzteres  ist 
in  Koch-  und  Back-,  Wasch-  und  Scheuerküche  getheilt  — 

Sämmtliche  Geschosse  sind  mit  einer  lichten  Höhe  von  4,25  ™ 
angelegt:  das  gleiche  Maafs  gilt  für  die  Breite  der  Sonnen- 
Korridore.  —  Die  Aufsenarchitektur  der  Gebäude,  welche  bei  dem 
lebendig  gegliederten  Grundplatte  wohl  eine  entsprechend  wirkungs- 
volle Gnippirung  bedingt  hätte,  ist  in  gothiach  detaiilirtem  Back- 
-Rohbau  mitSchnittatein-Venticrungcn  ausgeführt  und  stellt  sich 
von  etwas  trockener  Wirkung  dar.  Der 
ex  misst  in  der  Längenausdehnung  445  -, 
der  Tiefe  160 enthält  ca.  14  250  r>  bebaut«  Grundfläche 
und  gewährt  Raum  für  650  bis  750  Kranke.  - 

Einen  bedeutenden  Fortschritt  in  Betreff  der  oben  erörterten 
prinzipiellen  Gesichtspunkte  zeigt  schon  die  Anlage  des  weitaus 
ökonomischer  ausgestatteten  Indianapolis  Insane  Asylum  des 
Staates  Indiana,  das  vom  Architekten  Ed.  May  in  den  Jahren 
1875—7«  erbaut  ist;  doch  hält  dasselbe  noch  immer  an  dem 
Mittel-Korridore  fest 

Auch  hier  bildet  das  Verwaltungs-Gebäudc  die  Mitte  der  nach 
Osten  gekehrten  Hauptfront  und  es  schliessen  sich  demselben 
3  Flügel  nach  jeder  Seite  an.  Die  Treppenverbindungen,  fast  etwas 
zu  sparsam  bemessen,  sind  hier  in  völlig  feuersicher  aufgeführten 
Thürmen,  den  Verbindungs-Gliedern  zwischen  den  einzelnen  Flügeln, 
angeordnet.  Von  der  Anlage  eines  besonderen  Hospitalflügels  hat 
man  Abstand  genommen  und  in  jedem  Flügel  und  jedem  Geschoss 
die  Zellen  des  Querbaues  gegenüber  dem  geräumigen  Speise- 
saale zur  Krankenstation  bestimmt  Die  Korridor-Endigungen 
sind  zum  Theil  als  sogen.  *Bay-  Windows"  ausgebaut,  um  eine 

u  Verwaltung«- 

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24 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


19.  Januar  1878 


Gebäude  sowie  sämnitliche  Flügel  sind  in  4  Geschossen  ober  hohem 
Souterrain  in  ähnlicher  Weise,  doch  weniger  opulent  ausgestattet, 
mit  Wärter -Zimmer,  Bade -/immer,  Linnen-Kammer,  Speisesaal 
(zu  dem  Speise-  und  Geschirr-Kammer  sowie  Klevator  gehören), 
Wasser- Klosets  mit  Toilette  und  bezw.  17,  18  und  24  Zellen  für 
Flügel  und  Geschoss  versehen.  Die  in  der  Ilauptfrout  liegenden 
Zellen  der  beiden  ersten  Wardt  sind  Doppelzellen  von  2,75  m. 
4,27  ■ ;  die  Grösse  der  Einzelzelleu  betrügt  2,44  ">.  3,62 ™,  die 
Geschosshöhen  betragen  4,27  «».  —  Ein  Schienenweg  lauft  auch 
hier  im  Souterrain  den  Korridor  entlang,  alle  Elevator-(X*ffuuugcu 
verbindend  und  in  der  Küche  ausmündend ;  letztere  Ist  durch  einen 
überbauten  Gang  mit  dem  ersten  Flügel-Gebäude  verbunden  und 
in  Koch-  und  Waschküche  getheilt.  1'eber  der  Kirche,  und  zwar 
in  der  Höhe  des  II.  Geschosses  ist  der  geräumige  Vergnügungs- 
Itaum  (Theater)  mit  erhöhter  llühne,  in  einem  Zwischen-Geschosse 
darunter  eine  Anzahl  von  Schlafzimmern  für  Bedienstete  etc.  an- 
geordnet. —  Den  westlichen  Abscbluss  bildet  das  Kessel-  uud 
Maschinenbaus. 

Der  Grundplan  sowohl  wie  die  uniforme  Hinrichtung  der 
Räume,  bei  denen  man  sich  streng  auf  das  Bedürfnis*  be- 
schrankt hat,  tragen  den  Charakter  der  Einfachheit:  die  Außcn- 
Arcbitektur,  iu  schlichtem  Hacksteinnihbaii  mit  vorgelegten  IJ.se- 
nen  zwischen  den  gekuppelten  Fenstern,  ist  von  sehr  monotoner 
Wirkung,  die  durch  die  Menge  der  viereckigen,  hoch  über  das 
Gesims  der  Gebäude  geführten  und  darulier  mit  steilem,  abge- 
stumpften Mansardedache  abgeschlossenen  Thürme  durchaus  nicht 
aufgehoben  wird.  — 

bei  360  Lange  und  100  '»  Tiefe  der  äußersten  Maaße 
sowie  etwa  7250  ,J'"  bebatiter  Grundflache  ist  die  Anstalt  im 
Stande,  500    600  Patienten  aufzunehmen. 

Das  Kansas  State  Insane  Asylum  zu  Tnpeka,  von 
den  Architekten  Haskell  &  Wood,  ist  eine  der  neuesten  Schöpfun- 
gen und  es  lässt  der  (irundplau  eine  Menge  werthvoller  Verbesse- 
rungen entdecken:  Das  Verwaltungsgebäude,  wiederum  in  der  Axe 
der  nach  Osten  gelegenen  Ilauptfrout  ist  um  mehre  Beobach- 
tungs-Zellen  bereichert ;  die  einzelnen  Flügel  enthalten  durchweg 


I  einen  Aiirsen-Korridor  als  Tageshalle  und  nach  hinten  die  Schlaf- 
zellen. Sie  zeigen  eine  relativ  sehr  vollkommene  organische  Verbin- 
dung unter  einander,  die  durch  geräumige  Zwischeuhalleu  mit 
Ausgangen  nach  beiden  Seiten  bewirkt  wird:  auch  ist  auf  Ver- 
bindung der  einzelnen  Geschosse  durch  eine  gröfsere  Anzahl  von 
Treppen  Bedacht  genommen.    Zwei  vom  Verwalttuig*  •  Gebinde 

|  nach  rückwärts  laufende  Korridore  Hankiren  sowohl  die  Kapelle 
als  den  Vergnügung -Kaum  über  der  Küche  von  beiden  Seiten, 
und  stellen,  mehre  inner»'  Höfe  abschliefsend,  auch  eine  Verbin- 
dung mit  den  Vorraths-  und  Wirthschafts  -  Räumen  her.  Die 
Kommunikation  innerhalb  der  Gebäude  sowie  von  diesen  nach 
aufseu  ist  heipiem  und  klar.  Die  Dampfmaschine  zum  Betrieb 
des  Ventilators  ist  hier  iu  dem  kleineu  Iuuenhofe  unmittelbar 

1  hinter  dem  Verwaltung« -Gebäude  aufgestellt  und  die  Anlage 
durch  einen  Wassertburm  nebst  Kishaus  vervollständigt. 

I  las  Verwaltungs-t  »ebaude  sowie  die  nach  jeder  Seite  des- 

!  selben  sich  anschliefsenden  3  Flügel-Gebäude  von  gleichmäßiger  An- 
ordnung enthalten  3  (ieschosse  über  dem  hohen  Souterrain:  der  4. 
äufserstc  Flügel,  zur  Aufnalune  der  phvsisch  Krauken  und  Tob- 
süchtigen, von  Osten  nach  Westen  nrie'ntirt,  ist  nur  1  Geschoss 
hoch  und  eutbält  eiueu  Sonnen-Korridor  auf  der  Süd-Seite. 

Jeder  Flügel  von  18  Zellen  in  einem  Geschofs  ist  mit  2  Wär- 
ter-, Bade-,  I. eiueu -Zimmer,  Wasser -KJoseU  nebst  Toilette  etc.. 
Sprech -Zimmer  und  F.ssziinmer  ausgerüstet.  Die  ganze  Anlage 
vermag  bei  ca.  4<K> 1,1  Lange  und  150™  Tiefe  in  den  Außen- 
maal'sen  3*0  bis  400  Patienten  Raum  zu  gewahren;  durch  Hin- 
xufiigung  eines  weiteren  Stockwerkes  liefse  sieh  die  Aufnahme 
von  noch  ca.  170  Personeu  ermöglichen.  Dass  auch  diese  Anlage 
mit  allen  Verbindungsmitteln,  einem  Schienenwege  zu  den  Kle- 

1  vatoren  und  Wäscheschächten  etc.  versehen  ist,  braucht  wohl 
kaum  besonders  bemerkt  zu  werden;  vermöge  ihres  noch  reicher 
gegliederten  Grundrisses  bekommt  auch  die  Außen- Architektur 
mehr  Relief  und  eine  lebendigere  Wirkung  als  diejenige  der 
beiden  vorher  lieschriebenen  Anstalten. 

San  Francisco.  Paolo  Sio Ii. 

I 


Architekten- Vorein  zu  Berlin.  Versammlung  am  12.  Januar 
1878;  Vgrsitzender  Hr.  Hobrecht;  anwesend  147  Mitglieder  und 
8  Gaste. 

Eingänge:  Seitens  d.  Hrn.  Handelsministers  eine  amtliche 
Denkschrift  über  die  preußischen  Wasserstraßen  seitens  d. 
Technischen  Baudeputation  der  II.  Theil  des  von  Hrn.  Baumeister 
Heuser  erstatteten  Reiseberichtes  seitens  d.  Hrn.  Dietrich 
mehre  Publikationen  über  amerikanische  Brücken  —  der  neueste 
Report  des  Sinithsonian-lustituts  in  New- York,  das  neueste  Heft 
des  Slrizzeubuches  und  ein  Aufsatz  von  Fr.  Elise  Polko  über  den 
Limburger  Dom. 

Der  Hr.  Vorsitzende  macht  den  Ausfall  der  in  der  vorigen 
Sitzung  bewirkten  Wahl  der  Bcurthcilungs-KommissioDcn  für  die 
diesmaligen  Schinkelfest-Konkurrenzen  bekannt.  Es  sind  gewählt 
1)  für  den  Hochbau  die  Hrn.  Ende,  Oropius,  Oteen,  Jacobsthal, 
Strack,  Schwechteu,  Orth  und  als  Ersatzmänner  die  Hrn.  Adler 
und  Hitzig;  2;  für  das  Ingenieurwesen  die  Hm.  Wiebe,  Binsen, 
Hobrecht,  Schwedler,  Housselle,  Winkler,  Hartwich  und  als  Ersatz- 
männer die  Hrn.  Dietrich  und  Mellin. 

Auf  den  Antrag  des  Vereins  Motiv  wird,  wie  in  allen  früheren 
Jahren, 'der  Ausfall  der  nächsten  mit  dem  Motiv- Weihnachtsfeste 
zusammen  fallenden  Sitzung  beschlossen.  —  Mit  Bezug  auf  die 
in  nächster  Hauptversammlung  bevor  stehende  Neuwahl  des  Vor- 
standes theilt  der  Hr.  Vorsitzende  mit,  dass  er  in  Folge  äufser- 
licher  Abholtuiursgritude  genüthigt  sei.  sein  durch  5  Jahre  geführtes 
Amt  definitiv  hfeder  zu  legen,  und  daher  eine  etw.uge  Wiederwald 
auf  keinen  Fall  annehmen  könne.  Er  habe  es  für  seine  Pflicht 
gehalten,  diesen  Entschluss  schon  jetzt  bekannt  zu  geben,  damit 
es  dem  Verein  nicht  an  Zeit  fehle,  auf  die  betr.  Neubesetzung 
des  Amtes  sich  vorzubereiten.  —  Hr.  Ende  berichtet  über  die 
für  die  Lncae-Feier  getroffenen  Vorbereitungen  und  theilt  mit,  das« 
dieselbe  auf  Freitag,  den  1.  Februar  d.  .1.  festgesetzt  sei. 

Es  folgt  ein  längerer,  durch  zahlreiche  Zeichnungen,  Photo- 
graphien und  Skizzen  erläuterter  Vortrag  des  Hrn.  Schwieger 
über  den  Bau  des  Empfangsgebaudes  der  Österreich.  Staatsbahn  iu 
Budapest  Da  u.  Bl.  erst  iu  No.  t/3  d.  lfd.  Jhrg.  einen  Artikel 
über  den  Bau  gebracht  hat,  so  sind  wir  eines  förmlichen  Berichtes 
Ober  den  Vortrag  enthoben,  behalten  uns  jedoch  vor,  einiges  über 
die  konstruktiven  Details  der  hei  dem  Baue  durchgeführten  Kom- 
bination von  Eisen  und  Mauerwerk  event.  nachträglich  mitzuthcileu. 
da  es  gerade  diese  Seite  der  Ausführung  war,  Ihm  welcher  der 
Hr.  Vortragende  in  Ergänzung  unserer  Publikation  besonders  ein- 
gehend verweilte.  — 

Auf  den  Vorschlag  des  Hrn.  Vorsitzenden  unternimmt  es  die 
Versammlung,  schon  heut  Vorschlage  für  die  Aufgaben  zu  den 
nächsten  Schinkelfest-Konkurrenzen  aufzustellen  und  zu  diskutireu, 
da  der  in  der  Geschäftsordnung  bestimmte  Termin  für  die  Fest- 
stellung dieser  Aufgaben  erfahrungsgemäß  zu  spät  fallt,  um  die 
Abfassung  und  den  Druck  der  Programme  bis  zum  Schinkelfeste 
ohne  Uebelstände  möglich  zu 

Für  das  •Gebiet  des  Hocl 
witrf  einer  Fürstengmft  für 
im  Srhlosspark  zu  Charlotteubmg  vor  und  motivirt  diesen  Vor- 


Hr.  Ende  den  Ent- 


tige  Verwirk- 


186!)  gel.Udet 
der  Bau  des 

aufgegeben 


schlag  in  längerer  Ausfuhrung  damit,  das-,  bekanntlieh  in  neuester 
Zeit  ein  solcher  Plan  thatsäclilich  aufgetaucht  und  gegen  denjenigen 
einer  Weiterfuhrutig  des  am  Lustgarten  begonnenen  Campo 
in  Konkurrenz  getreten  sei.  Wer  sich  für  die 
Heining  des  Domprojekts  interessire  und  sich 
Rücksicht  auf  jenen  (  ampo  sauto  eine»  der 
vcrhangiiissvollsten  Probleme  der  Doinkoi 
habe,  müsse  den  lebhaften  Wunsch  hegen,  dass 
Campo  sauto  am  Lustgarten  noch  in  letzter  Stund 
werde.  Der  Architektenverein  könne  sich  ein  Verdienst  erwerben, 
wenu  er  durch  eingehende  Bearbeitung  des  entgegen  stehenden 
(»Wankens  zeigt-,  dass  derselbe  nicht  allein  wegen  jenes  Im  Standes 
sondern  auch  in  Bezug  auf  die  künstlerische  Gestallung  des  Bau- 
werks au  sieh  den  Vorzug  verdiene.  Die  Aufgabe  sei  als  eine 
wesentlich  ideale  überdies  ganz  liesouders  für  die  Zwecke  einer 
Schiukelfcsl-Konkurreuz  geeignet;  ein  Parallelismus  mit  der  erst 
Tor  2  Jahren  gelosten  Aufgabe  eines  Zentral-Friedhofes,  wie  er 
im  ersten  Augenblicke  vor  zu  liegeu  scheine,  werde  sich  iu 
Wirklichkeit  kaum  bemerkhar  machen.  Hr.  Schwatlo,  der  das 
letzte  bestreitet  schlagt  den  Entwurf  eiuer  großen  protestantischen 
Kirche  ohne  innere  Stützen  vor;  von  anderer  Seite  werden  noch 
ein  Justizpalast  sowie  ein  Gymnasium  mit  Alumnat  zur  Erwägung 
gestellt.  Sämmtliche  Aufgaben  finden  genügende  Fnterstütznng, 
dagegen  keine  eine  entschiedene  Majorität:  jedoch  ist  die 
Stimmenzahl  für  das  Projekt  der  Fürsteugruft  immerhin  um  so 
viel  stärker  als  diejenige  für  die  anderen  Vorschläge,  dass  dasselbe 
als  vorläufig  gewählt  gelten  und  nur  dann  gegen  ein  anderes 
Projekt  zurück  gestellt  werden  soll,  wenn  der  durch  einen  Pro- 
gramm-Entwurf erläuterte  Antrag  auf  Annahme  eines  solchen  bei 
einer  zweiten  Abstimmung  die  Mehrheit  für  sich  zu  gewinnen 
vermag.  -- 

Für  das  Gebiet  des  lugeuieurwesens  schlagt  Hr.  Winkler 
den  Entwurf  einer  eisernen  Brücke  nach  Ifür  unsere  Verhältnisse 
modifizirtem)  amerikanischem  System,  Hr.  Dircksen  eine  Hänge- 
brücke zwischen  Köln  und  Iteutz,  Hr.  Kuntza  einen  Schiffahrts- 
kamil  mit  geneigten  Ebenen  vor.  Der  erste  Vorschlag  wird  mit  sehr 
großer  Mehrheit  genehmigt,  trotzdem  derselbe  als  zu  schwierig 
für  jüngere  Ingenieure  bekämpft  wird,  da  Hr.  Winkler  in  Aussicht 
stellt,  die  Grundlagen  der  Aufgabe  zum  Gegenstände  der  Erörte- 
rung iu  einem  besonderen  Vortrage  zu  machen.  — 

An  der  Beantwortung  der  eingelaufenen  Fragen  betheiligen 
sich  die  Ilm.  Ende,  .1.  Wex.  Röder,  Hanke  u.  Marggraff. 

—  F.  — 

In  Ergänzung  bezw.  Richtigstellung  unseres  Referates  über 
die  Vereins-Sitzung  v.  5.  d.  M.  ersucht  uns  Hr.  Otzen,  mitzu- 
theileu,  dass  er  am  Schlüsse  seiner  Beurtheilnng  der  letzten 
Monatskonkurrenz  Folgendes  gesagt  habe: 

„Die  Kommission  würde  der  Arbeit  mit  dem  Motto:  „Langhaus1' 
anstatt  eines  gleich  werthigeu  den  1.  Preis  ertheilt  haben,  falls 
bei  derselben  nicht  durch  die  in  vorliegender  Anwendung  ver- 
werfliche Stichkappen- Voute  der  Werth  der  ganzen  Konzeption 
herab  gedrückt  worden  wäre.  Der  Arbeit  mit  dem  Motto  „WViss- 
Roth-Gold"  sei  der  Preis  lediglich  ertheilt  wegen  d.-s  bewiesenen 


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DEUTSCHE  BAUZEIT U N  G. 


25 


Amerikanische  Jrrenhauser.  I  5 J 


\>r*  allbnicxtrhiudv. 
flü^lfphtn,!., 
TolnHichägo. 

Kl|M-lll-. 

Thwdr  dar.  Kurl* 
WlrtWIUfUsrbiud.. 
Vord-rr,  H<.t  . 


1-llKllrLlH 

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Fi«  I.  Irmktin  d«a  HU.U«  Nr«r-Y*rk. 

fJIMtM  /ti'rvr  /njuriw  .(.('«»U 


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VrTWJiltiil 

Knuikwi-nruf»! 


Apotheke. 
Zimiof r  d.  <Xkt- 

Ancti«. 
l'nUTMirlitiino- 


7,  Wirlfr-Zimtnrr 
*.  H«di<- Zimmer. 

Lrint'Il  ZllDHHT 

II.  Klcntor. 


Fi«.  S.   Irr*»»»»»  d«  St»»tM  Imlliai  Iii  lnili>»|>nli> 


//.  Truckftuzlinim'r. 
J  .lonnra-Hllle, 

K.  HHI-ZüllHH. 

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Jr".  1'artor. 

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26 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


19. 


IS7S 


Grades  von  zeichnerischem  Können  und  weil  nach  dem 
Wortlaut  des  Programms  aus  dem  absoluten  Vorherrschen  archi- 
tektonischer Motive  ein  Mangel  nicht  hergeleitet  werden  durfte. 
Das  Fehlen  der  Deckenausbildung  sei  bedauert,  könne  aber 
selbstverständlich  nicht  gerügt  werden.* 

Der  Berliner  Bauniaxkt  hat  für  das  verflossene  Jahr  seine 
Geschäftsthätigkeit  mit  einer  am  28.  Dezember  1877  abgehaltenen 
General-Versammlung  geschlossen,  die  vorzugsweise  der  Neuwahl 
des  Vorstandes  und  der  Deputation  gewidmet  war.  Das  Resultat 
dieser  Wahlen  ist  den  Lesern  d.  Hl  bereits  durch  die  Bekannt- 
machung im  Inseratentheil  uns.  Xo.  ."■  bekannt  geworden.  Dem, 
mittlerweile  auch  im  Auszuge  publizirten  Geschäftsbericht  des 
Vorstandes  f.  d.  J.  1877  entnehmen  wir  (olgende  Daten: 

Am  1.  .lanuar  1877  hatte  der  Baumarkt  einen  Be- 
stand alter  Mitglieder  von  657 

Xeu  aulgenommen  wurden  im  verflossenen  Jahre    .   ■    ■    ■  42 

Summa 

Gekündigt  haben  die  Mitgliedschaft  zum  1.  Januar  1878  74 

durch  den  Tod  sind  ausgeschieden  4 

durch  Konkurs  6  83 

verbleibt  zum  1.  Januar  1878  ein  Bestand  von  .  .  .  610 
Dieser  Mitgliederzahl  entsprechend  ist  der  Etat  pro  1878 
aufgestellt,  welcher  in  Ausgabe  uud  Kinnahuie  mit  10970  Mark 
abschürfst;  das  Vermögen  des  Vereins  an  Mobiliar  und  Inventar 
hat  einen  Buchwerth  von  4665,25  M.  —  Als  Momente  der  be- 
sonderen Wirksamkeit  des  Vereins  -  Vorstandes  werden 
angeführt:  1.  Die  an  das  .Staatsministerium  gerichtete  Kingabe 
bexgl.  einer  schleunigen  Inangriffnahme  der  vom  Staute 
bereits  genehmigten  Staatsbauten.  Bekanntlich  hat  die- 
selbe einen  günstigen  Erfolg  gehabt.     2.  Kine  au  das  Ab- 

Seordnetouhaus  gerichtete  Petition  betreffend  die  Schäden 
nSubmissionswescn.  1  »ieselbe  ist  dieser  Tage  an  ihre  Adresse 
gelangt  und  das  in  Folge  der  vom  Vorstande  erlassenen  Auf- 
forderung eingegangene,  umfangreiche  Material  in  die  Hände  des 
Reichstagsabgeordneten  Hrn.  Gärtner  gelegt  worden.  Ks  steht 
zu  erwarten,  dass  auch  diese  Petition,  die  sich  auf  konkrete  Daten 
stützt,  nicht  vergeblich  sein  werde.  3.  Die  Mitwirkung  bei  Fest- 
stellung der  Normen  für  die  einheitliche  Lieferung  und 
Prüfung  von  Portland  ■  Zement.  Spezial  -  Kommis- 
sionen sind  vielfach  thäbg  gewesen,  die  Mittel  zu  herathen,  wie 
durch  Feststellung  von  Geschüftsuormen  dicüerbeifühntng  bezw. 
Kräftigung  eines  reellen  Geschäftsverkehrs  zu  bewirten  Mi|  »n 
der  Verkehr  zwischen  Bauherren  uud  Bauausfdhrenden  auf  eine 
solide  Basis  gestellt  werden  könne,  und  wie  endlich  die  Hebung 
des  gerechtfertigten  Kredits,  in  letzter  Linie  Kreirung  einer 
Baubank,  herbei  zu  führen  sei.  Von  jeder  dieser  Kommissionen 
ist  ein  werthvolles  Material  zu  den  Akten  geliefert;  jedoch  hielt 
man  zu  weiteren  Maafsregeln  allgemein  die  Zeit  nicht  für  geeignet. 

Das  Schiedsgericht  des  Baumarkts  ist  nur  in  vereinzelten 
Fallen  angerufen  worden  und  meist  hat  die  erste  Besprechung 
mit  den  Betheiligten  dahin  geführt,  dass  eine  freiwillige  Kinigung 
zu  Stande  kam.  Ks  dürfte  im  Interesse  der  Mitglieder  sein,  sich 
mehr  wie  bisher  bei  Kontraktabschlüssen  zu  erinnern,  dass  sie  von 
diesem  Schiedsgericht  eine  schleunige  Schlichtung  auch  der 
schwierigsten  Fragen  auf  unparteiischer  Basis  zu  erwarten  haben. 
Mehrfach  ist  auch  der  Baumarkt  in  fachlichen  Fragen  von  Privaten 
sowohl  wie  von  Behörden  tuid  Korporationen  zu  gutachtlichen 
Aeufserungen  aufgefordert  und  hat  dieselben  ertbeilt. 

Den  alle  14  Tage  erscheinenden  Marktbericht  immer  zweck- 
entsprechender und  zutreffender  zu  gestalten,  ist  die  Markt- 
Kommission  im  Verein  mit  dem  Vorstände  stets  bemüht  gewesen. 
Nach  der  neuesten  Ranrichtung  basiren  die  angesetzten  Preise 
auf  den  Ermittelungen,  welche  regelmäßig  zu  diesem  Zweck  so- 
wohl von  Konsumenten  wie  Produzenten  eingezogen  werden. 

Am  wenigsten  erfreulich  hat  sich,  wie  vor  kurzem  bereits  in 
dies.  Blatte  konstatirt  und  eingehend  besprochen  wurde,  der 
Besuch  der  Markttage  gestaltet;  ein  Umstand,  der  allerdings 


um  so  schwerer  in's  Gewicht  fallt,  als  ja  diese  Zusammenkünfte 
der  Vereinsmitghcder  den  Hauptzweck  des  Baumarkts  bilden. 
Docli  hat  sich  in  letzter  Zeit,  vielleicht  in  Folge  des  erlassenen 
Warnungsrufes,  eine  kleine  Besserung  bemerklich  gemacht.  Der 
Durchschnittsbesucb  hat  betragen:  an  den  Moutageu  60  Personen. 
Mittwochs  38  P.  und  Freitags  45  P.  —  Als  ein  weiteres  Mittel, 
um  den  Besuch  des  Baumarkts,  der  erst  bei  einer  allgemeinen 
Betheiligung  den  rechten  Nutzen  schaffen  wird,  zu  heben  und 
weitere  Kreise  zu  dem  Baumarkt  heran  zu  ziehen,  ist  seitens  des 
Vorstandes  und  der  Deputation  beschlossen  worden,  einer  An- 
zahl zu  diesem  Zweck  ausdrücklich  ausgewählter  Firmen  den 
Beitritt  ohne  die  Förmlichkeiten  der  Aufnahme  frei- 
zustellen, da  vielfach  behauptet  wird,  dass  man  s 
in  der  Form,  in  der  sie  jetzt  bestehe,  nicht  gern 


Eine  Versammlung  von  ntödtisohon  Baubeamten 
den  beiden  Provinzen  Rheinland  und  Westfalen  hat  am 
12.  Januar  d.  J.  in  Dnsseidorf  getagt  Auf  Anregung  des  Stadt- 
baumeisters Schülke- Duisburg  waren  an  die  sammtlichen  24  Stadt- 
baumeister bezw.  Stadtbaurätbe  der  genannten  Provinzen  Ein- 
ladungen ergangen;  die  Betheiligung  ist  eine  zahlreiche  zu  nennen, 
da  17  Kollegen  erschienen  waren,  wahrend  mehre  Andere  sich 
aus  besonderen  Verhinderungsgründen  entschuldigen  liefsen.  Ver- 
treten waren  die  Städte  Aachen,  Barmen,  Bochum,  Bonn,  Borbeck, 
Crefeld,  Dortmund,  Duisburg,  Dnsseidorf,  Minden,  Mülheim  an 
der  Ruhr,  Munster,  Oberhausen  uud  Trier.  Unter  der  hebens- 
würdigen Führung  des  Hrn.  Westhofen-Düsseldorf  nahm  die  Gesell- 
schaft zuerst  die  bedeutendsten  neueren  Bauausführungen  der 
Stadt  Düsseldorf,  l»esonders  das  Leirhenhaus  uud  die  Schlacht- 
hallen  (von  Westhofen),  die  Pumpstation  am  Auslauf  des  Kanal- 
netzes  in  den  Bhein,  sowie  die  Spülvorrichtung  des  Kaualnetzes 
■•eller,  das  neue  Akademiegebäude  (von  Riffarth),  das 
(von  fiiese)  und  die  neue  evangelische  Kirche  (von 
&  Heyden)  in  Augenschein  und  trat  dann  zu  einer 
Berathung  in  der  städtischen  Tonhalle  zusammen.  Das  Ergebnisa 
der  Berathung  war  der  Beschlnss,  regelmäßige  Zusammenkünfte 
in  einer  zweckmäßig  gelegenen  Stadt  zu  veranstalten,  um  sich 
gegenseitig  über  die  im  stadtischen  Bauwesen  schwebenden  tech- 
nischen und  administrativen  Fragen  zu  besprechen,  die  gewonnenen 
Erfahrungen  auszutauschen  nnd  zur  Erreichung  gemeinschaftlicher 
Ziele  sich  gegenseitig  zu  unterstützen.  Es  wurden  zunächst  zwei 
Punkte  bestimmt,  auf  welche  sieh  die  gemeinschaftliche  Thatig- 
keit  erstrecken  soll,  und  zwar  a)  auf  die  Sammlung  statisti- 
schen Material  es  über  die  Ausdehnung  und  die  finanzielle 
BedeuUing  des  kommunalen  Bauwesens  in  den  einzelnen  Städten, 
ober  die  bauliche  Entwickelung  der  Städte  überhaupt,  Uber  die 
das  Bauwesen  betreffenden  Verordnungen  und  Vorschriften  und 
über  die  Personalverhaltnisse  der  Bauamter;  b)  auf  Erhebungen 
über  die  Organisation  der  verschiedenen  städtischen  Bauver- 
waltungen und  auf  die  Untersuchung  der  Frage  der  neuen 
Städteordnungs-Gesetze  vom  technischen  Standpunkte. 
Nach  längerer  lebhafter  Debatte  wurden  zwei  Kommissionen,  be- 
stehend ad  a:  aus  den  Hrn.  Buch  (Düsseldorf),  Burkhard  (Crefeld» 
und  Schülke  (Duisburg),  ad  b:  aus  den  Hrn.  Marx  (Dortmund), 
von  Noel  (Bonn)  und  Stübben  (Aachen)  eingesetzt,  um  die  aus  den 
verschiedenen  Städten  eingehenden  diesbezüglichen  Mittheilungen 
zu  ordnen,  zu  sichten  und  in  Form  einer  Denkschrift  auszuarbeiten. 
Weiteres  bleibt  den  Beschlüssen  der  nächsten  Versammlung,  welche 
auf  den  I.  Juni  ca.  nach  Bonn  anberaumt  wird,  vorbehalten.  Bis 
dahin  werden  die  Hm.  Marx  und  Schülke  als 
Aussrhuss  fungiren. 

Ein  gemeinschaftliches  Diner  in  der  städtischen  Tonhallp 
beschlnss  diese  erste  Versammlung  der  städtischen  Batibeamtcu 
Rheinland  und  Westfalens,  deren  periodische  Wiederholung  offen- 
bar sehr  geeignet  ist,  auf  das  kommunale  Bauwesen,  dessen 
grofse  BedeuUing  schon  aus  seinen  Anforderungen  an  die  Steuer- 
kraft der  Bürger  gefolgert  werden  mag,  einen  fördernden  und 

-  -  #  — 


Vermischtes. 

Sprachliche  Sünden  der  Techniker.  Nachdem  vor  kurzem 
erst  durch  d.  Bl.  in  Erinnerung  gebracht  worden  ist,  dass  Meter 
sächlichen  Geschlechts  sei,  dürfte  es  gleichfalls  zeitgemäfs  und 
hoffentlich  von  Erfolg  sein,  darauf  aufmerksam  zu  machen,  dass 
die  Bezeichnungen:  steigende,  fallende  und  laufende 
Meter  ebenso  sprachlich  falsch  wie  überflüssig  sind.  Letzteres, 
weil  Jeder,  den  es  angeht,  ohnedies  weifs,  nach  welcher  Richtung 
hin  er  z.  B.  Schornsteinrohre,  Brunnen,  Verbandhölzer  etc.  auf- 
zumessen hat,  sprachlich  falsch  aber,  weil  steigen,  fallen  und 
aktive  Begriffe  sind,  während  doch  die  betreffenden  Gegen- 
ufähig  bleiben,  eine  eigenwillige  Kraftausserung 
»nach  weder  steigen,  noch  fallen,  noch  laufen 
Diese  leider  noch  immer  üblichen  Bezeichnungen  gehören 
s  zu  dem  Geschlechte  des  „ledernen"  Handschuhmachers  etc. 
-    also  fort  mit  ihnen.   J. 

Neue  Stipendien  für  studlrende  Kunstler.    Dem  Pr.  St 

Ii.  D.  R-Anz.  entnehmen  wir  folgende,  vom  5.  Januar  d.  J. 
datirte  Bekanntmachung: 

Bei  der  durch  Testament  der  weiland  Kommissions -Rath 
RcirhertVben  Eheleute  errichteten,  mit  dem  1.  Oktober  1877  in 


Wirksamkeit  getretenen  milden  Stiftung  sind  2  Stipendien  von 
jährlich  600  M  für  talentvolle  und  gebildete  junge  Leute,  welche 
sich  der  Malerei,  Bildhauerei,  Baukunst,  Musik  oder  Kupfer - 
stecberkiinst  gewidmet  haben,  zur  Unterstützung  bei  ihrer  weiteren 
Ausbildung,  sei  es  auf  Keisen  oder  in  ihrer  Heimat,  verfugbar. 
Die  Bewilligung  ist  davon  abhangig,  dass  der  Bewerber  Inländer 


Die  Bewilligung  ist  davon  abhängig,  dass  der  Bewerber  Inländer 
ist  und  sich  Ober  seine  Begabung  für  den  vou  ihm  erwählten 
Kunstzweig,  über  den  Besitz  genügender  Vorbildung,  sowie  über 
fleißige  Betreibung  seiner  Studien  durch  Zeugnisse  ausweiset. 
Bewerbungsgesuchu  sind  schriftlich  unter  Beifügung  der  Zeug- 
nisse bei  dem  Kurator  der  Keichert'schen  Stiftung,  Geh.  Ob.-Keg.-Rtii. 


Neues  In  der  Berliner  Bauausstellung.  In  der  Zeit 
vom  1  -12.  Januar  1878  wurden  neu  eingeliefert:  Von  E.  Al- 
brecht für  die  Schlesischc  Thonwaarenfabrik  T schauschwitz : 
2  glasirte  Thonvasen.  —  Von  der  Berliner  Aktien-Gesell- 
schaft flu*  Zentralheizung«.,  Wasser-  und  Gas-Anlagen  (vormals 
Schaeffer  und  Walker)  eine  Treppenspindel  mit  Gaskandelaber 
und  2  vou  F.  Fingerling  entworfene  TraiHcn,  in  Messing  gesclilitTen 
mit  Marmortheilen,  letztere  a.  d.  Fabrik  von  Kessel  k  Röhl. 


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N«.  6. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


27 


Ans  der  Fachliteratur. 

Denkschrift,  betreffend  die  im  PreuL'ai sehen  Btaate 
vorhandenen  Waaoerntrafeen,  deren  Verbesserung  und  Ver- 
mehrung. Die  vorliegende,  im  Kg).  Handelsministerium  verfasste 
Denkschrift  bezweckt,  „snr  Lösung  der  Frage  beizutragen,  ob  und 
in  welchem  Umfange  es  angezeigt  erscheine,  die  vorhandenen 
natürlichen  und  künstlichen  Wasserstraßen  de«  preußischen  Staats, 
erforderlichen  Falls  im  Anschluss  an  diejenigen  der  Nachbar- 
länder, durch  neue  Schiffahrtswege  zu  vermehren  bezw.  abzu- 
kürzen oder  auf  einen  höhereu  Grad  der  Leistungsfähigkeit  zu 


Demzufolge  enthalt  der  erste  Theü  der  Denkschrift  eine 
Beschreibung  der  in  Preußen  vorhandenen,  sowohl  natürlichen 
als  künstlichen  Wasserstraßen,  sowie  Mittheilungen  (Iber  die 
Prinzipien,  nach  denen  an  der  Verbesserung  derselben  schon  seit 
Jahren  mit  mehr  oder  weniger  günstigem  Krfolge  gearbeitet 
worden  ist  Als  die  durch  fortgesetzte  Kegulirungen  wahrschein- 
lich erreichbare  zukünftige  durchschnittliche  Tiefe  der  Haupt- 
strome bei  gewöhnlichem  Wasserstande  wird  in  Aussicht  gestellt: 


für  den  Ithein  voll  St.  Goar  bis  Coln  .... 

,  _       „     von  ( oln  bis  zur  Niederl.  Grenze 

„  die  Weser  von  Minden  bis  Hreinen    .    .  . 

„  „  Klbe  von  der  Saale  bis  zur  Havel    .  . 


bis  Hamburg 
bis  Küatrin  .  . 


3,0  ™ 
3.5» 
1,5» 
2,0  » 
2,3» 
1,6  ■ 
2,0  oi 


über  1,5' 


,    „     „    von  der  Have 

„    „  Uder  von  Breslau  1 

„     „     „       r    Küstrin  bis  Schwedt 

„    ■  Weichsel  einstweilen  nicht  viel 

Was  die  Kanäle  Preußens  anbetrifft,  so  sind  deren  bekannt- 
lich z.  Z.  westlich  der  Elite  keine  von  Bedeutung  vorhanden, 
während  sich  andererseits  zwischeu  Klbe  und  Oder  ein  besonders 
reich  ausgebildetes  Kanalsystem  rindet .  welches  sich  weiterhin 
an  das  Gebiet  der  Weichsel,  des  Pregels  und  der  Memel  an- 
schliefst  und  somit  eine  von  Westen  nach  Osten  durc 
Wasserstraße  von  hervorragender  Wichtigkeit  bildet  - 

Im  zweiten  Theile  der  Denkschrift  werden  die  z.  Z.  in 
Preufseu  sowohl  staatsseitig  als  auch  von  privater  Seite  aufge- 
steute^  wichtigeren  KaniUprojekte  aufgeführ 

theilung  unterzogen.    Da  die  hier 
meines  Interesse  beanspruchen,  so 


4.  Die  Moorkanäle  im  mittleren  Kms-Gebiete.  Der 
rationellen  Bewirthschaftung  der  ausgedehnten  Hochmoore,  welche 
sich  zwischen  Lingen  und  Papenburg  erstrecken,  muss  unbedingt 
deren  Trockenlegung  und  Entsäurung  voraus  gehen,  welche  letztere 
gegenwärtig  hauptsächlich  noch  durch  Brandkultur  erfolgt.  Soll 
jedoch  die  Moorschicht  durch  Gewinnung  des  Torfs  abgegraben 
und  die  Kultur  des  Untergrundes  möglich  werden,  so  sind  hierzu 
wirkliche  Schiffahrts-Kanäle  erforderlich.  Demgemäss  ist  beabsich- 
tigt, beiderseits  der  Kms  ein  mehrfach  verzweigtes  Kanalsystem 
anzulegen,  an  das  sich  im  unteren  Theile  der  Flusses  noch  der  von 
der  Staatsregierung  projektirte  Ems-Jade-Kanal  anreihen  würde, 
dessen  Richtung  von  Finden  über  Aurich  nach  Wilhelmshaven  in 
Aussicht  genommen  ist.  Der  letztere  würde  die  Rinnen-Schiffahrt 
von  Ostfriesland  vermitteln  und  wesentlich  zur  Hebung  der  Land- 


dieses  zweiten  Tbeiles  der  Deukschrift  in 
Kürze  aufgeführt  werden.  Unter  den  projektirten  Wasserstrafsen 
kommen  nämlich  in  Betracht: 

1.  Der  Rhein  -  Maas  -  Kanal.  Derselbe  geht  von  der 
Maas  bei  Venlo  aus  und  führt  in  ostlicher  Richtung  über  Krefeld 
nach  dem  Rhein  bei  Uerdingen.  Durch  denselben  wird  der  un- 
tere Rhein  mit  dem  bestehenden  holländisch  -  belgischen  Kanal- 
netz in  Verbindung  gebracht  und  gleichzeitig  für  das  neuerdings 
erbohrte  Steinkohlenlager  zwischen  Krefeld  und  Uerdingen  eine 
Abfubrstraße  geschaffen.  Zur  Speisung  der  Scheitelstrecke  soll 
das  erforderliche  Wasser  aus  dem  Rhein  entnommen  und  durch 
Dampfmaschinen  aufgepumpt  werden.  Die  Kosten  der  Ausfüh- 
rung werden  etwa  12  Millionen  M.  betragen.  Die  Vorarbeiten 
sind  von  einem  in  Krefeld  und  Venlo  zusammen  getretenen 
Konnte  ausgeführt.  Der  Kanal  würde,  namentlich  wenn  auch 
seine  Fortsetzung  bis  Vlissingen  gelingen  sollte,  für  den  Absatz 
der  Produktion  der  Kohlen-  und  Hntten-Keviere  von  Rheinland 
und  Westfalen  von  wesentlicher  Bedeutung  sein. 

2.  Der  Rhein-Maiu-Kanal  oder  richtiger  die  Kanalisinmg 
des  Mains  von  Frankfurt  bis  zu  seinem  Eintritt  in  den  Rhein 
soll  der  genannten  Stadt  den  schiffbaren  Anschluss  an  den  Rhein 
gewähren  und  die  Bedeutung  Frankfurts  für  den  Waarenhandel 
neu  beleben,  welcher  durch  den  Einrluss  der  günstiger  gelegenen 
Städte  Mainz  und  Mannheim  in  eine  bedenkliche  Abnahme  ge- 
ruhen ist.  Ueber  das  seitens  der  Staatsregierung  aufgestellte 
Projekt  wird  gegenwärtig  seitens  der  Rheinufer-Staaten  verhan- 
delt Eine  mit  dem  Kanalisirungsprojckt  im  Zusammenhange 
-tehende  Hafenanlage  am  rechten  Mainufer  in  Frankfurt  ist  zur 
gleichzeitigen  Ausführung  seitens  der  Stadt  in  Aussicht  genommen. 

3.  Der  Rhein-Weser-Elbe-Kanal.  Dieses  höchst  wich- 
tige Kanalprojekt  ist  bestimmt,  die  Handelsstraßen  des  Rhein- 
gebiets mit  den  Wasserwegen  der  Ems,  Weser  und  Elbe  in 
Verbindung  zu  setzen  und  im  Anschlüsse  an  die  östlich  der  Elbe 
bereits  bestehenden,  eine  vom  Rhein  bis  zur  Memel  reichende 
Wasserstraße  für  die  Binnenschiffahrt  herzustellen.  Die  Vor- 
arbeiten sind  in  den  Jahren  18413  bis  «6  auf  Kosten  der  Staats- 
regiening  ausgeführt  Für  den  Kanalabschnitt  zwischen  Rhein 
und  Weser  bieten  sich  2  Wege  dar:  eine  nördliche,  Münster  be- 
rührende Linie,  welche  den  Teutoburger  Wald  umgeht,  und  eine 
südliche,  welche  über  Bielefeld  führt:  da  die  letztere  eiuen  4«'° 
langen  Tunnel  bei  Bielefeld  erfordert,  so  dürfte  der  nördlichen 
Linie  um  so  mehr  der  Vorzug  gebühren,  als  im  Anschlüsse  an 
dieselbe  eiu  für  den  westfälischen  Kohlenabsatz  höchst  wichtiger 
Zweigkanal  nach  der  Ems  bei  Rheine  auf  kürzestem  Wege  ber- 
gest eilt  werdcu  kann.  Für  den  östlichen  Kanalabschnitt  zwischen 
We  r  und  Elbe  ergiebt  sich  die  ziemlich  gerade  Richtung  über 
Hannover,  Fallersleben  und  Wolmirstedt  mit  einer  Scheitelstrecke 
von  165  Km  Ijänge.  Indessen  ist  auch  hier  eine  variirte,  mehr 
südliche  Trace  denkbar,  bei  der  die  Ort«  Biaunschweig  und 
Oscherelcben  berührt  werden.    Die  Kosten  der  gesammten  Kanal- 

lit  den  erforderlichen  Seitenkanälen  sind  auf  ca.  i:M> 
M.  z 


5.  Der  Kanal  v«n  Leipzig  nach  der  Elbe.  Um  eine 
Verbindung  Leipzigs  mit  der  Elbe  herzustellen,  sind  zwei  Pro- 
jekte aufgestellt  Nach  dem  einen  soll  der  über  Bitterfeld  zu 
führende  Kanal  unterhalb  Dessau  in  die  Elbe  einmünden,  nach 
dem  anderen  Projekte  soll  dagegen  eine  Kanal  Verbindung  von 
Leipzig  nach  der  schiffbaren  Saale  in  der  Nähe  von  Merseburg 
hergestellt  werden.  Das  letztere  Projekt  findet,  trotzdem  der 
Weg  nach  der  Elbe  länger  ist,  als  beim  ersten,  lebhafte  Befür- 
wortung namentlich  deshalb,  weil  durch  dasselbe  zugleich  eine 
nicht  zu  unterschätzende  Verbindung  mit  der  oberen  Saale  und 
Unstrut  geschaffen  wird. 

6.  Der  Elbc-Spree-Kanal  soll  die  reichen  Produktion*- 
gebiete  Sachsens  und  Böhmens  mit  Berlin  und  somit  auch 
mit  den  Schiffahrtswegen  der  östlichen  Provinzen  Preussens  in 
Verbindung  bringen.  Der  Kanal  soll  von  der  Elbe  unterhalb 
Dresden  ausgehen  und  in  fast  gerader  Linie  nach  den  schiff- 
baren Seitengewässern  der  Spree  oberhalb  Berlin  geführt  werden. 
Um  den  Kanal  von  der  Hochebene  zwischen  Flbe  und  Spree  nach 
der  letzteren  hinab  zu  führen,  war  ursprünglich  eine  Treppe  von 
21  Schleusen  angenommen;  nachträglich  ist  jedoch  statt  dieses 
Schleusensystems  eine  geneigte  Ebene  in  Vorschlag  gebracht 
Die  Kosten  des  Kanals  sind  auf  42  Millionen  .//.  veranschlagt 

8.  Der  Oder- Spree -Kanal.  Ausser  dem  zwischen  der 
Oder  und  der  Spree  bereits  bestehenden  Friedrich-Wilhelm-  und 
Fiuow-Kanal  ist  eine  dritte  Verbiiidung  zwischen  beiden  Flüssen 
projektirt,  welche  ihren  östlichen  Endpunkt  möglichst  gegenüber 
der  Warthe-Mündung  linden  soll.  Auch  hier  sind  2  verschiedene 
Tracen  bearbeitet;  wie  man  indessen  auch  die  Richtung  wählen 
will,  so  bleibt  immer  die  Ueberschreitnng  der  ungewöhnlich 
bergigen  Wasserscheide  zwischen  Spree  und  Oder  erforderlich, 
wobei  mangels  genügender  Wasseripiantitäten  für  die  Speisung 
der  8e heitelstrecke  zur  Anlage  geneigter  Ebenen  geschritten 
werden  müsste.  Da  aber  in  Kürksichf  auf  den  Betrieb  mit 
Tauerci  der  Kanal  für  Schiffe  von  6000  Ztr.  Tragfähigkeit  ein- 
gerichtet werden  soll,  so  stehen  dem  Betriebe  mittels  geneigter 
Ebenen  jedenfalls  mancherlei  gewichtige  Bedenken  entgegen. 
Gelingt  es,  diese  technischen  Bedenken  zu  überwinden,  so  hat 
die  Anlage  des  Odcr-Spree-Kanales  um  so  größeren  Werth,  als 
sich  im  Oderbruche  leicht  die  Anlage  eines  anschließenden 
großen  Schiffahrts-Kanales  verwirklichen  liesse,  welcher  sich  bis 
Schwedt  erstrecken  würde. 

8.  Der  Rostock  -  Berliner  Kanal,  welcher  eine  direkte 
Fortsetzung  des  Elbe-Sp 
anderen  Orten  hinreichend 


•Spree-Kanals  zur  Ostsee  bilden  soll,  ist  an 
chend  erörtert  worden,  so  dass  auf  eine 
hier  verzichtet  werden  kann.    Die  Denk- 


schrift führt  ans,  dass  erhebliche  technische  Bedenken  gegen  das 
Projekt  nicht  geltend  zu  machen  sein  möchten,  dass  indessen 
seitens  der  Handelswelt  eine  besondere  Bedeutung  auf  die  Ver- 
wirklichung desselben  seither  keineswegs  gelegt  sei. 

9.  Der  Uecker-Kanal  soll  durch  Verbindung  der  oberen 
Havel  mit  der  oberen  Uecker  eine  möglichst  direkte  Wasserstraße 
zwischen  dem  Pommerseben  Haff  und  Berlin  herstellen.  Bei  den 
Schwierigkeiten,  die  sich  einer  Ueberschreitung  der  Wasserscheide 
zwischen  Havel  und  Uecker,  namentlich  bezüglich  der  Wasserbe- 
schaffung entgegen  stellen,  wurde  die  Ausführung  des  Kanals  als 
solcher  niederen  Ranges  um  so  mehr  getoteu  sein,  als  die  obere 
Havel  selbst  nach  vollendeter  Regulirung  eine  größere  Wassertiefe 
als  von  1  ™  nicht  erhalten  wird. 

10.  Der  Donau-Oder  und  Oder-Lateral-Kaual.  Das 
geplante  großartige  Unternehmen  bezweckt  eine  Kanalanlage, 
welche  von  dem  neuen  Dnnauhafen  bei  Wien  ausgeht,  das  March  - 
feld  durchschneidet,  die  Wasserscheide  bei  Weiskirchen  durchsetzt 
und  schließlich  das  Oderthal  bei  Oderberg  erreicht.  Wenn  man 
auch  die  technische  Ausführbarkeit  des  Projekts  nicht  bezweifeln 
und  die  demnächstige  Rentabilität  des  Unternehmens  als  gesichert 
ansehen  will,  so  würde  doch  eine  Vorbedingung  für  das  Gedeihen 
desselben  die  Weiterführung  im  preußischen  Gebiete  als  Lateral- 
Kanal  der  Oder  etwa  bis  Breslau  sein.    Ein  Interesse  der  Provinz 


werdeu,  wiewohl  sich  ein  endgültiges  Urtheil  über  die  technische 
Durchführbarkeit  des  Unternehmens  zur  Zeit  noch  nicht  fällen  hisst. 

Die  Denkschrift  schließt  mit  einer  Benrtheilung  der  aufge- 
führten Kanalprojekte.  Wenn  diese  Bcurtheilung  auch  vorwiegend 
nur  vom  technischen  Standpunkte  aus  erfolgt  so  erhellt  doch, 
dass  regierungsseitig  eine  wesentliche  Bedeutung  zur  Gewinnung 
eines  großen  Netzes  zusammenhangender  Schiffahrt-Straßen  zu- 
nächst nur  den  unter  1,  3,  6  und  7  aufgeführten  Kanalprojekteu, 
welche  in  " 


allerdings  auch  die  Aus- 


28 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


19.  Januar  1878 


führung  des  Berliner  Südkanals  als  nolhwendig  erforderten,  bei- 
Relegt  wird.  Die  Gcsammtkosten  der  vorbemerkten  4  Kanalan- 
lagen sind  auf  211  Millionen  M.  geschätzt,  zu  denen  noch  die 
Kosten  des  Berliner  Südkauais  mit  33  Millionen  M.  treten  würden. 

Die  in  der  Denkschrift  seitens  des  Kgl.  Handelsministeriums 
niedergelegten  Daten  werden  allseitig  als  werthvolles  Material  zu 
der  Krage  ober  die  Verbesserung  der  " 
diuikbar  anerkannt  werden. 


Noue  Zeitschriften.  Vom  1.  Januar  er.  ab  erseheint  im 
V.  Hevmann'schen  Verlag  datier  ein  vom  preuss.  Handels- 
Ministerium  heraus  gegebenes  amtliche»  Publikatious- 
organ,  das  den  Titel  „Eisenbahn- Verordnungsblatt"  führt,  in 
zwanglosen  Fristen  —  i.  d.  R  monatlich  2  Mal  —  ausgegeben 
werden  und,  ausser  seinem  Inhalt  an  sogen,  amtlichen  Ni 
Verordnungen  etc.,  Entscheidungen  richterlicher  und  " 
Behörden  in  Eisenbahn- Angelegenheiten  bringen  soll. 

Wir  würden  kaum  in  der  Lage  sein,  von  dieser  neuen  Er- 
scheinung Notiz  nehmen  zu  müssen,  geschähe  es  nicht,  um  der 
Absicht  zu  gedenken,  das*  dem  neuen  amtlichen  Organ  unter  dem 
Titel  „Archiv  für  Eisenbahnwesen"  eine  in  zwanglosen  Heften  er- 
scheinende Beilage  hinzu  gefügt  werden  soll,  welche  ihr  Material 
z.  Th.  wenigstens  vom  fachlichen  Gebiete  zu  entnehmen  haben 
wird.  Das  Vorbild  für  die  neue  Veröffentlichung  des  Handels- 
ministeriums, die  wir  unsererseits  als  eine  gern  gesehene  Er- 
scheinung glauben  ansprechen  zu  sollen,  scheint  das  „Amtsblatt 
der  Deutschen  Reichspost- Verwaltung"  geliefert  zu  haben,  für 
welches  genau  dasselbe  Programm  in  Kraft  steht,  welches  man 
für  das  Eisenbahn- Verordnungsblatt  dem  obigen  nach  angenommen 
hat.    Die  Leistungen  des  neuen  Blattes  werden  abzuwarten  sein.  — 

Seit  1.  Juli  lt»77  erscheint  im  Kommissionsverlag  der  I'olyt. 
Buchhandlung  von  A.  Seydel  in  Berlin  eine  neue  technische  Zeit- 
schrift, welche  sich  Annalen  für  Gewerbe-  u.  Bauwesen  be- 
titelt und  nnter  Mitwirkung  einer  Anzahl  von  Fachmännern  vom 
Ingenieur  Glaser  in  Berlin  in  ^wöchigen  Heften  von  je  2  Bogen 
Umfang  heraus  gegeben  wird.  Fitrürliche  Darstellungen  sind  theils 
in  den  Text  eingedickt,  theils  auf  besonderen  Blättern  beigegeben. 

Ueberblicken  wir  den  Inhalt  des  vorliegenden  1.  Bandes,  so 
scheint  es  uns,  dass  in  der  neuen  Zeitschrift  Gewerbe  und  In- 
dustrie in  erster  Linie  ihre  Vertretung  finden  und  das  Bauwesen 
nur  mehr  nebensächlich  heran  gezogen  wird,  wie  hierauf  im  übrigen 
auch  schon  die  Namensliste  der  Herausgeber  sc hliessen  lasse  Wir 
haben  keineswegs  die  Absicht,  hieraus  einen  Vorwurf  für  das  Blatt 
konstruiren  zu  wollen,  sondern  meinen  im  Gegentheil,  dass  nach 
dem  Zustande  der  heutigen  Tagestitteratur  gerade  das  Gebiet  der 
Gewerbe  und  Industrie  es  ist,  welches  eine  litterarische  Forderung 
relativ  am  besten  vertragen  wird,  und  dass  daher  die  Unternehmer 
im  ganzen  wohl  auf  einer  richtigen  Fahrte  begriffen  sind.  Vielleicht, 
dass  wir  nach  längerem  Bestehen  der  „AnnalenJ 
haben,  auf  dieselben  abermals  zurück  zu  kommen. 


Konkurrenzen. 

Kunstgewerbliche  Konkurrenzen  in  Berlin  I  Fortsetzung). 
Die  zweite  Konkurrenz  des  Gewerbe -Museums  deren  Objekt  ein 
Salnnstuhl  war.  hatte,  wenn  auch  noch  lebhaftere  Betheiligung 
als  die  vorige,  doch  kein  so  durchschlagendes  Resultat  zu  ver- 
zeichnen. Mag  es  sein,  dass  die  Aufgabe  eine  ungleich  schwierige 
ist,  weil  sie  dem  Krtindungsgeist  nur  einen  außerordentlich  engen, 
allen  Seiten  durch  die  Rücksichten  der  Bequemlichkeit  abge- 
Wirkuugskreis  übrig  lässt,  oder  dass  die  anarchische 
»it  sich  auf  diesem  Gebiet  fester  gesetzt  hat,  als  auf 
irgend  einem  andern  genug,  unter  den  mehr  als  80  Stühlen 
waren  nur  wenige,  die  in  Verhaltnissen  und  Detaillirung  gleich- 
zeitig Neues  und  Gutes  boten.  Dazu  kam,  dass  die  meisten  der- 
jenigen die  das  Auge  fefselten,  auch  sofort  verneinen,  dass  ihre 
Herstellung  nicht  innerhalb  des  vorgeschriebenen  Preises  lag,  der 
auf  höchstens  300  M.  für  das  Dutzend  normirt  war. 

Unter  so  schwierigen  Verhältnissen  mit  dem  ersten  Preise 
ausgezeichnet  worden  zu  sein,  darf  sich  der  Gewinner  desselben. 
F.  Biester  in  Berlin,  ein  früherer  Schüler  des  (iewerbc-Muscums, 
zur  besonderen  Ehre  anrechnen.  In  der  That  war  der  von  ihm 
eingesandte  Stuhl  von  ungewöhnlicher  Eleganz.  Wohl  der  kleinste 
unter  allen  —  fast  zu  zart  in  den  Holzstärken,  gewann  er  durch 
gut  abgewogene  Verhältnisse  und  eiue  gewisse  Anschmiegsamkeit 
und  Rundung  aller  Formen,  die  man  nur  mit  dem  Prädikat 
„liebcuswiirdig"  bezeichnen  kann  und  die  sellrst  kleine  I  nkorrekt- 
der  gedrechselten  Vorderbeinrhen  über- 
Fast  noch  einfacher,  aber  vielleicht  eben  darum 
_  ,  war  der  mit  dem  zweiten  Preise 
SU.1.1  der  Firma  Spinn  &  Menke.  Neben  dem  erst- 
er wesentlich  stämmiger'.  Der  Gesammteindruck 
würde  gewonnen  haben,  wenn  die  Vorderbeine  anstatt  mit  scharf- 
kantig viereckigem  yuerschuitt,  ebenfalls  rund  gewesen  wären. 
Während  die  beiden  genannten  Arbeiten  in  unpolirtem  Nnssbaum- 
holz  ausgeführt  waren,  zeigte  der  an  dritter  Stelle  prämiirte,  von 
Rieger  in  Berlin,  das  glänzende  Schwarz  des  nachgeahmten 
Ebenholzes  und  schloss  sich,  um  Lehne  und  Beinen  wesentlich 
die  Drechslerarbeit  zu  Hülfe  nehmend,  den  italienischen  Möbeln 
des  Hj.  u.  17.  Jahrb.  an.  Etwas  weniger  Aufwand  an  Holz  und 
ein  etwas  tieferer  Sitz  würden  die  Eleganz  und  Bequemlichkeit 
dieses,  sonst  hübsch  durchgebildeten  Stuhles  noch  erhöht  haben. 
Von  den  übrigen  Konkurrenten  kam  wohl  Funk  in  Berlin 


den  prämiirten  am  nächsten.  Iiier  war  eine  höchst  elegante 
Einfachheit  nur  durch  kleine,  dezent  I  •  b  md  lt.-  Schnitzereien 
belebt.  Auch  Klär  hiersclbst  hatte  neben  einem  ganz  mUslungeneu 
einen  zweiten  Stuhl  ausgestellt,  der  durch  gut  abgewogene  Ver- 
hältnisse bei  verständiger  Einfachheit  gewann.  —  Eine  reiche  Be- 
theiligung hatte  die  Konkurrenz  unter  den  Magdeburger  Tischlern 
gefunden  und  man  konnte  die  l'eberzeugung  gewinnen,  dass  der 
frische  Hauch,  der  durch  die  kunstgewerblichen  Bestrebungen 
unserer  alten  Nachbarstadt  geht,  hier  einen  würdigen  Ausdruck 
fand.    Die  Arbeiten  von  Probst^  Möbes,  Zobel,  Nathcr. 

sicheres  Stilgefühl,  gute  Profiliningen  und  litten  nur  fast  alle  iui 
einer  gewissen  uugraziosen  Schwere  und  einer  zu  grofsen  Opulenz 
der  Ausführung  die,  wenn  die  Preise  in  Magdeburg  nicht  erheblich 
niedriger  sind  als  hier,  ein  Einhalten  der  Kostensumme  ausschliefst. 

Von  Berlin  aus  waren  noch  gute  Sachen  von  Schirm  er  mit 
interessanter  Verwendung  eines  hraunen,  die  Intarsia  mit  Glück 
nachahmenden  Kittes,  und  von  Pin  gel  eingeliefert,  dessen  höchst 
eigenartiger,  ganz  aus  Eichenholz  mit  hölzerner,  durchbrochener 
Bücklehne  gearbeiteter  Stuhl  wohl  auf  einen  Preis  Anspruch 
gehabt  hatte,  wenn  die  Konkurrenz  nicht  speziell  für  einen  Salon- 
stuhl  ausgeschrieben  gewesen  wäre.  Kemper t  in  Berlin  hatte 
einen  beachtenswerten  Versuch  gemacht,  antike  ßeinformeu  und 
eiue  durch  Gravirung  hergestellte  Dekoration  in  grazisirendera 
( Irnament  mit  den  Anforderungen  der  Bequemlichkeit  zu  vereinigen, 
auf  die  bekanntlich  die  früheren  Versuche  iu  dieser  Richtung 
wenig  Rücksicht  nahmen.  Einige  Kuriosa,  wie  sie  bei  keiner  Kon- 
kurrenz fehlen,  seien  nur  kurz  erwähnt  so  ein  von  Fahlbusch 
in  Berlin  gemachter  Versuch,  die  Rücklehne  mit  einer  selbstthätigen, 
der  Bewegung  des  Rückens  sich  anschliefsenden  Klappvnrrichtung 
zu  versehen,  und  die  bei  einem,  sonst  hübschen  Stuhl  von  Blanc 
in  Kassel  an  der  zweigeteilten  Rücklehne  zum  tektonisrheu 
Ausdruck  gebrachten  Schulterblätter  des  Sitzenden. 

Ueber  die  beiden  Konkurrenzen  der  Bau-Ausstellung  soll 
inzwisc  hen  ebenfalls  der  Spruch  der  Jury  gefällt  worden  sein,  ist 
jedoch  noch  nicht  veröffentlicht  worden.  Wir  hoffen  in  dem 
nächsten  Bericht  denselben  zugleich  mit  dem  Wortlaut  der  von  der 
Kommission  verfassten  Motivirung  mittheilen  zu  können,  («chiiu»  r»igt  / 

Konkurrenz  rar  Entwürfe  zn  einer  Krankenanstalt 
des  Kantons  Glaras.  Die  3  für  die  besten  Arbeiten  bestimmten 
Preise  betragen  900,  600  u.  -JOO  Fr.  Der  Terrain  zur  Einsendung 
der  Entwürfe  Tan  den  Gemeindepräsidenten  Galatti  in  Glarus,  von 
dem  auch  Programme  etc.  zu  beziehen  sind)  ist  bereits  auf  den 
15.  Februar  1S78  fest  gesetzt,  so  dass  kaum  andere  als  Schweizer 
Architekten  sich  betheiligen  dürften,  zumal  das  Programm  (nach 
der  Kritik  in  Nu.  2  d.  .  Eisen  bahn  - 1  ziemlich  lückenhaft  und 
unbestimmt  sein  soll.  Die  Preisrichter  sind  nicht  genannt,  die 
Preis.-  im  Verhältnisse  zu 


Brief-  und  Fragekasten. 

Berichtigung.  In  No.  1/2  S.  *  u.  Bl.  ist  durch  einen 
Druckfehler  die  für  den  Bau  der  Svnagoge  in  Münster  ausgesetzte 
Bausumme  fälschlich  zu  30  000  M.  anstatt  zu  60  000  M.  ange- 
geben worden.  Unsere  Bemerkung,  dass  der  Preis  von  im  M. 
etwas  knapp  bemessen  sei,  würde  andernfalls  eine  ungerechtfer- 
tigte gewesen  sein. 

Abonnent  in  Stettin.    Die  Firma  Utzschneider  &  Jauue/. 
besitzt  eine  rühmlich  bekannte  Thonwaaren-Fabrik  in  Saargemtind. 
Hiernach  ist  zu  vermuthen,  dass  die  von  Ihnen  erwähnten  Musaik 
Fussboden -Platten  dieser  Finna,  die  wir  persönlich  noch  nicht 
kennen  gelernt  haben,  ein  keramisches  Erzeugniss  sind. 

Hrn.  T.  in  H.  Ein  Spezialwerk  über  I Dekorationsmalereien 
in  romanischem  Stile  durfte  schwerlich  existiren,  sondern  Aus- 
kunft nur  in  den  Werken  über  dekorative  und  ornamentale  Kunst 
einerseits  und  den  Monographien  über  die  Monumente  der 
romanischen  Periode  andererseits  zu  tinden  sein.  Wir  rathen 
Ihnen,  sich  jtersönlich  an  diejenigen  Fachgenossen  zu  wenden, 
die  durch  Spezial  -  Studien  eine  besondere  Kompetenz  auf  dem 
bezgl.  Stilgehiete  sich  erworben  haben,  und  nennen  Ihnen  als  solche 
besonders  die  Hr.  Direktor  Dr.  Essenwein  in  Nürnberg,  Brth.  Hase 
iu  Hannover  u.  Oberhrth.  Prof.  von  Ritgeu  in  Giefscn. 

Abonnent  in  Düren.  Wir  sind  mit  den  Verhältnissen  des 
Studiums  der  Chemie  nicht  so  weit  bekannt,  um  Ihre  Frage  be- 
antworten zu  können,  und  wissen  insbesondere  nicht,  welche  An- 
forderungen an  einen  Chemiker  gestellt  werden,  der  Anstellung 
im  preußischen  Staatsdienste  (in  welchem  AmteVi  erwartet,  glaul>en 
jedoch,  dass  auch  in  dieser  Beziehung  das  Polytechnikum  in 
Darmstadt  den  bezgl.  preußischen  Anstalten  vollständig  gleich- 
berechtigt ist. 

Ilm.  H.  S.  in  T.  Die  einzige  Wochenschrift  balitechnischen 
Inhalts,  die  in  Wien  erscheint,  ist  diejenige  des  Oesteir.  lngen.- 
u.  Archit. -Vereins.  Allgemeineren  technischen  Inhalts  ist  die 
Wochenschrift  des  Niederosterr-  Gewerbe- V.,  doch  beschäftigen  sich 
beide  Journale  vorwiegend  mit  dem  Leben  der  bezgl.  Vereine  und 
mit  dem  in  Verhandlungen  und  Sitzungen  derselben  gelieferten  Stoff. 

Hrn.  S.  in  Berlin.  Die  Leitung  privater  bezw.  kommunaler 
Bau-Ausfuhrungen  durch  prenlsi»che  Staatsbaulieainte  darf  in 
jedem  einzelnen  Falle  nur  auf  Grund  höherer  Genehmigung  statt- 
finden ;  dagegen  hat  es ,  wie  auch  selbstverständlich,  keiner 
besonderen  Erlaubnis  zu  unterliegen,  falls    dieselben  Entwürfe 


v«lag  »uo  Carl  Beeilt»  ia 


K.  K.  O.  Krll.tlc    Druck:  Vf.  II«*.«  HoM>«cadrut<a«rtl.  HrrlMi- 


No.  7. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


29 


lahftll:    ArrhiU-klfu-  uiwl  tnj(«ilrtjf-ViTeiii  tu  Hamburg.  ■■  PatentirU-r  WawrvrMunrtung»- Apparat  für  LuftheMunavn    -   Bvitra<  mr  Bestimmung  des  Nutr- 
wertbr«  vencnieariier  hydrauUVber  MortelmaWialicn.  —  Vebvr  iwei  prlaitlpirll«,  durrb  «Iii-  btVhflen  praifeitcbrn  UerfrJllatlör«  lo  Jiiajti4j*r  Z4it  ratarhlpdew  Fragen.  — 

tnui  b  der  BerJbMc  Bau- Atwkllun«.  —  Prrtuiial-Na'-hrli'bWii.  —  Htlnl-  und  PrafltkMlta 


Architekten-  und  Ingenieur- Verein  zu  Hamburg.  Ver- 
sammlung am  21.  Dezember  1877.  Vorsitzender:  Hr.  llaller, 
Schriftfahrer:  Hr.  Bargum,  anwesend  43  Mitglieder. 

Das  vom  l'ortraitmalcr  Steinfurth  angefertigte  Bild  des 
Wasscrbaudircktor  Dolmann  ist  im  Versammlungssaale  aufge- 
stellt und  wird  enthüllt  und  dem  Verein  »hergehen.  Hr.  Nehls 
hat  dem  Verein  sein  Werk  «Die  Illumination  der  Leiichtthünne" 
als  Geschenk  ülicrsendet  Von  Hm.  Hastedt  sind  Roiseskizzen 
ans  I'alermn  ausgestellt,  theils  architektonischen,  tlieils  landschaft- 
lichen Charakters.  Unter  ersteren  befinden  sich  bildliche  'Wieder- 
gaben des  musivischen  Plächenschmucks  an  den  Aufsenseiten  des 
Doms  (Ende  d.  12.  Jahrb.).  Der  Aussteller  erläutert  seine  be- 
schreibenden llemerknngcu  durch  Vorzeigung  von  Dekorations- 
1 'rohen,  in  Original-Bruchstücken,  in  Relief-Abdrucken  und  in 
Farbenpausen  bestehend. 

In  die  Kommission  zur  Prüfung  von  Submission*- Bedingungen 
werden  die  Hrn.:  Hennicke,  F.  A.  Meyer,  Hans  Schmidt,  Hastedt, 
0.  Repsold  und  H.  W.  Schaefer  gewühlt. 

Hr.  llaller  referirt,  nachdem  er  zeitweilig  den  Vorsitz  an 
Hrn.  Ahrens  abgegeben,  über  diu  Müncheuer  Denkschrift,  betr. 
die  l'flege  der  Kunst  an  öffentlichen  Bauwerken.  Nach  kurzer 
Wiedergabo  des  Inhaltes  der  Denkschrift  und  der  darin  ent- 
haltenen Anträge  der  Hrn.  von  Neureuther  und  Genossen  spricht 
der  Hcferent  seine  Ansicht  dahin  aus,  dass  die  Schrift,  oluic 
gerade  Nedes  zu  bieten,  einen  edlen  Zweck  verfolge  und  daas 
man  daher  dem  leitenden  Gedanken  seine  Anerkennung  selbst 
dann  nicht  versagen  dürfe,  wenn  man  der  Begründung  nicht  in 
allen  Stucken  beipflichte.  F.in  nachhaltiger  Krfolg  könne  von 
den,  eigentlich  nur  einen  allgemeinen  frommen  Wunsch  ent- 
haltenden Resolutionen  nicht  erwartet  werden.  Ks  erscheine 
deshalb  die  auch  vom  Hamb.  Verein  erhetene  zustimmende 
Kundgabe  unnöthig  und  es  sei  von  dieser  mit  Rücksicht  auf  die 
in  der  Denkschrift  enthaltene  Motivirung  ahzurathen.  Aclinlicb 
habe  sich  der  Berliner  Architekten-Verein  ausgesprochen,  doch 
könne  die  Resolution  kürzer  gefasst  werden  als  die  Berliner 
(Xo.  !Mi  v.  J.  d.  Dtsch.  Banztg.  i,  etwa  wie  folgt: 

„Der  An  Ii.-  u.  Ing.-Verein  zu  Hamburg,  für  die  Zusendung 
der  Denkschrift  über  die  Ifiege  der  Kunst  an  öffentlichen  Mau- 
werken dankend,  thoilt  im  allgemeinen  die  in  derselben  enthaltenen 
Ansichten,  verspricht  sich  indessen  von  dem  Ausspruch  eines 
Wunsches,  die  Regierungen  u.  8.  w.  möchten  die  monumentale 
Ausbildung  öffentlicher  Bauwerke  ihrerseits  fördern,  keinerlei  Kr- 
folg, da  (icschmack  und  Sinn  für  wahrt.1  Kunst,  wo  solche  nicht 
vorhanden,  durch  keine,  wenn  auch  noch  so  beredte  Fürsprache 
geweckt  werden.  Der  Hamb.  Verein  erblickt  in  der  unleugbaren 
stetigen  Zunahme  des  allgemeinen  Ktutstiuteresses  und  in  dem 
edlen,  auch  in  der  Denkschrift  hethätigten  Streben  Kinzelner  eine 
ungleich  machtigere  Bürgschaft  für  eine  erfolgreiche  Kntwickelung 
vaterländischer  Kunst.'' 

Diese  Resolution  wird  ohne  Widersprach  angenommen. 

Am  Schlüsse  der  Versammlung  und  des  Jahres  überrascht 
Hr.  Roeper  wiederum  durch  einen  humoristischen  Vortrag,  den 
er  unter  dem  unverfänglichen  Titel:  .Lokale  Schwerpunkts-Bc- 
Stimmungen"  angekündigt  hat.  Derselbe  handelt  von  nichts  Ge- 
ringerem, als  von  der  Bestimmung  des  Schwerpunktes  der  Stadt 
Hamburg  und  von  dessen  Verlegung  nach  dem  noch  immer  nicht 
fest  stehenden  BauplaUe  für  dos  Rathbaus,  was  dem  Redner  nach 
de:  Methode  von  Jules  Verne  zur  grofsen  Belustigung  der  Zuhörer 
vortreillich  gelingt 

Aufgenommen  in  den  Verein  sind  die  Hrn.  Mager  u.  von  Horn. 

  Bin. 

Patentirter  Waaserverdunatunga  -  Apparat  für  Luft- 
heizungen. Ausgehend  von  der  häufig  zu  beobachtenden  That- 
sache  des  zu  geringen  Feuchtigkeitsgehalts  der  Luft  in  mittels 
gewöhnlicher  Luftheizung  erwärmten  Räumen,  haben  die  Fabri- 
kanten Fischer  &  Stiehl  in  Essen  a.  d.  Ruhr  einen  neuen 
Befeuchtung« -Apparat  konstruirt,  den  wir  durch  die  beigefügten 
Abbildungen  zur  näheren  Kenntniss  unserer  Leser  bringen,  weil 
seine  Eigentümlichkeiten  uns  einer  besonderen  Beachtung  würdig 
zu  sein  scheinen. 

Die  Fabrikanten  nehmen  an,  dass  die  Verdunstungsgc-f ifse, 
welche  in  den  Heizkammern  aufgestellt  werden,  regelmäßig  eine 
zu  geringe  Gröfse  (0,5—  LOn»)  besitzen,  um  im  Stande  zu 
sein,  der  in  kalten  Tagen  mit  nur  sehr  geringem  Feuchtigkeits- 
gehalt zuströmenden  Aufsenluft  die  genügende  Dunstmenge  mit- 
t heil eit  zu  können;  es  werden  bei  HH°C.  Tteizkammcr-Teinpcratur 
pro  Wassert! Ache  höchstens  6  1  Wasser  in  1  Stunde  in  Dunst 
ülM-rgefuhrt  Die  selbstthätigen  (heizbaren) Verdunstungs-Appa- 
rate sind  nicht  von  dem  Vorwurfe  frei,  dass  Inkrustationen  der  Wand- 
flächen mit  ihren  bekannten  Folgen  eintreten  können  und  dass 
dabei,  wenn  diese  Apparate  ihren  Platz  in  der  Heizkammer  er- 
halten ,  auch  nur  eine  ungenügende  und  zudem  unregulirbare 
Mischung  der  erzeugten  Dampfe  mit  der  abströmenden  Warmluft 
stattfindet. 

Zur  Vermeidung  aller  genannten  IVhelstande  haben  Fischer 
<fc  Stiehl  Verdunstung«- Apparate  konstruirt,  die  von  den  bisher 
üblichen  theils  durch  ungewöhnliche  Gröfse  und  theils  durch 
die  Besonderheit  des  Aufstellungsorts,  der  ihnen  angewiesen  wird, 
sieb  unterscheiden.    Der  Apparat  besieht  aus  einer  grofsen  An- 


zahl flacher  Gcfilfsc,  welche  staffelförmig  über  einander  gestellt, 
in  dem  den  Einzel  räum  bedienenden  Zuteiler  der  Heizluft 
ihren  Platz  erhalten;  auf  1  Q™  Querschnitt  des  letzteren  wird 
eine  Wasserfläche  von  ca.  lsn™  gerechnet 

Da  die  Schalen  llcberlaufröhren  haben,  welche  so  einge- 
richtet sind,  dass  das  austretende  Wasser  in  das  tiefer  stehende 
Gcfäfs  gelangt,  so  braucht  zur  Füllung  des  Apparats  nur  die 
oberste  der  Schalen  heraus  gezogen  zu  werden.  Wenn  dabei 
das  Maafs  der  Füllung  geuau  nach  dem  Feuchtigkeitsgehalt  der 
Aufsenluft  bestimmt  wird,  so  ergeben  sich  Verdunstungsflächen, 
welche  geuau  den  ^tatsächlichen  Verhältnissen  angepasst  reg  ti- 
li rt  —  sind.  Bei  Schluss  der  Luftklappe  hört  die  Verdunstung 
des  dahinter  stehenden  Apparats  auf,  so  daas  eine  solche  Ver- 
ändern Hg  ohne  Einfltiss  auf  die  Befeuchtung  derjenigen  Luftmenge 
ist,  welche  anderen  Räumen  aus  derselben  Hei/kammcr  während 
der  Ausschaltungsperiode  eines  Einzelraums  etwa  zugeführt  wird. 


Fig.  S. 


Zur  Sicherung  genauer  l'ebcrwachiujg  und  zur  Bequemlichkeit 
der  Füllung  ist  es  nothwendig,  das  oberste  der  Verdunstung*- 
gefiifse  in  einer  Höhenlage  zu  halten,  .die  nicht  über  1,2  ■  über 
Pufsbodenhöhe  hinaus  geht.  Wird  eine  Zuführung  derWTannluft 
in  gröfscrer  Höhe  der  Wand  gewünscht,  so  ist  eine  gegen  die 
Konstruktion  nach  Fig.  1  veränderte  Einrichtung  des  Apparats 
erwünscht,  welche  in  Fig.  2  skizzirt  ist.  — 

Wir  glauben,  dass  der  neue  Apparat  mancherlei  Vorzüge  vor 
bisher  bekannten  Einrichtungen  besitzt  und  dass  seine  vielseitige 
Anwendung  allenthalben  da  sich  rechtfertigt,  wo  eine  aufmerk- 
same Bedienung  desselben  gesichert  erscheint 


Beitrag-  zur  Bestimmung  des  Nutzworthca  ver- 
schiedener hydraulischer  Mörtelmaterialien.  Wiederholt  ist 
auf  die  Thatsuehe  hingewiesen  worden,  dass  die  Prüfung  der 
Mörtel  nach  der  Zugfestigkeit  erfolgt,  obgleich  die  Mörtel  in  der 
Praxis  vorzugsweise  auf  Druckfestigkeit  in  Anspruch  genommen 
werden.  Der  Grund  für  diese  Erscheinung  liegt  theils  in  der 
Umständlichkeit'  und  Kostspieligkeit  der  Druckproben  und  theils 
auch  in  der  Annahme,  dass  aus  der  praktisch  ermittelten 
Zugfestigkeit  ein  Schluss  auf  die  Druckfestigkeit  gezogen 
wenden  könne.  Misslich  ist,  dass  man  bei  diesem  Schlüsse  in 
Versuchung  geräth,  das  Verhältnis*  der  Druck-  zur  Zugfestigkeit, 
welches  für  ein  bestimmtes  Material  gilt  auf  ein  beliebiges  anderes 
zu  übertragen ,  während  doch  dieses  Verhältniss  je  nach  dem 
Materia)  ein  wechselndes  ist.  Es  liegen  uns  nun  von  einer  über 
einen  längereu  Zeitraum  sich  erstreckenden  Versuchsreihe  mit 
5  verschiedenen  Portland -Zementen,  Roman-Zement  und  Trass 
mit  hydraulischem  Kalk  die  Fcstigkeitsresulute  von  Druck 
und  Zug,  die  sich  bis  zu  einer  12  wöchentlichen  Erhärtungsfrist 
ergeben  haben,  vor.  Die  Proben  auf  Zugfestigkeit  wurden  den 
„Normen'1  entsprechend  ausgeführt,  diejenigen  auf  Druckfestigkeit 
unter  gleichen  Bedingungen  wie  dort  an  Würfeln  von  10  m  Seite. 

Die  Versuche  haben  ergeben,  dass  bei  den  ß  Portl&nd-Zcmcnt- 
Proben,  selbst  bei  Verschiedenheit  des  Sandzusatzes,  die  Druck- 
festigkeit jeweils  etwa  das  lofache  der  Zugfestigkeit  betrug,  während 
bei  sehr  gutem  Romanzemeut  (Grenobler)  und  bei  Trassmörteln 
(3  Vol.  bestem  Det-krumer  Wasserkalk,  4  Vol.  Trass,  2  Vol.  Sand, 
sowie  ferner  bei  einer  zweiten  Mischung  aus  gleichen  Voinmtheilen 
derselben  Materialien)  nur  etwa  das  «;  fache  erreicht  wurde.  Dar- 
nach ist  eine  direkte  Vergleichung  von  Zugfestigkeits-Resultaten 


30 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


23.  Januar  I87R 


zum  /.weck  der  Nutzwcrfh-Bcstimmiuig 
Mörtclniatcrialien  unter  sich  zulässig.  — 

Ks  können  indessen  für  den  Nutzwerth  hydraulischer  Mörtel 
die  Festigkeiuresultate  allein  nicht  maafsgebcnd  sein,  da  hierfür 
noch  andere  wesentliche  Eigenschaften,  z.  B.  rasche  Erhartungs- 
fähigkeit  u.  a.  ni.,  in  Betracht  kommen.  So  verwendet  man 
für  gewisse  Zwecke  Rouian-Zenient,  trotzdem  derselbe  selbst  hei 
inc  wesentlich  geringer»  Festigkeit  ergiebt  als 
au»  dem  Grunde,  das*  er  hei  Wasserandrang 
Erhärtung  annimmt.  Aus  ähnlichen  Rücksichten 
sein,  rasch  bindendem  Portlandzenient  den 
Vorzug  vor  langsam  bindendem  zu  geben,  wie  dies  auch  in  den 
„Normen-  unter  II  vorgesehen  ist. 

Ks  sind  nun  zwar  mit  rascher  bindendem  Zement  nicht 
gleich  hohe  Festigkeit&zahlen  zu  erzielen  als  mit  langsamer 
bindendem;  aber  dennoch  wird  in  manchen  Fullen  der  rascher 
bindende  Zement  mit  geringerem  Brurhgewicbt  dem  langsamer 
bindenden  mit  höherer  Festigkeit  gleichwertig  zu  erachten  sein. 
Der  Grund  hierfür  liegt  in  dem  Kiniluss  der  Bindezeit  auf 
die  Festigkeit,  ein  Einfhuss,  der  in  den  Normen  unter  II  zwar 
angedeutet  ist,  aber  in  seiner  ganzen  Tragweite  doch  noch  zu 
wenig  gewürdigt  wird.  Der  Hindus»,  deu  die  Bindezeit  ausübt, 
tritt  am  deutlichsten  hervor,  wenn  man  die  Fe&tjgkeitszahlen  eines 
rascher  bindenden  Zements  mit  denjenigen  vergleicht,  welche  man 
mit  demselben  Zement  erhalt,  narhdem  man  ihn  durch  b<  kannte 
Mittel  vorher  laugsam  bindend  gemacht  bat.  So  fanden  wir  u.  a. 
bei  einem  Zement  von  !MI  Minuten  Bindezeit  hei  der  Normal  probe 
eine  Festigkeit  von  7,G  *  pro  □"»  nach  7  Tagen  und  von  13.8k 
nach  28  Tagen,  wahrend  derselbe  Zement  auf  eine  Bindezeit  von 
7  Stunden  gebracht,  entsprechend  10,!»  und  15,!»».  erreichte. 

Die  folgende  Tabelle  giebt  die  Festigkeitsresultate  eines  und 
desselben  Zements,  von  ursprünglich  •/,  Stunde  Itindexeit,  die 
auf  bezw.  3  </i,  10  und  14  Stunden  gebracht  worden  war. 


nur  für  gleichartige  I  kcitszahlcn  für  die  BeurÜieUung  des  relativen  Werths  verschiedener 
Zemente  nur  dann  maafsgebend  sind,  wenn  hei  ihrer  Erlangung 
neben  der  Festigkeit  selbst  auch  auf  wesentliche  DifTereiue» 
in  der  Bindezeit  Burksicht  genommen  wurde. 

  Dyrkerhoff. 


Kctucr  Zement  mit  Je 
•JJS  •  Wmwt  auf  10OÜ  •  Zmvnt 

1  Th.  Z»meul,  :i  TU.  K»wl 
Nonii*l|iroW 

I  Tue«      ?*  T^x      M  Iw 

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1»,? 

IS.4 

Biese  wenigen  Beispiele  zeigen  zur  (ienüge,  von  welch  aufser- 
ordentlichem  Kinduss  die  Bindezeit  auf  die  Festigkeit  ist,  u.  z. 
geht  aus  ihnen  hervor,  dass  ein  und  derselbe  Zement  eine  um 
so  höhen-  Festigkeitszahl  ergiebt,  je  langer  bei  demselben  das 
Abbinden  verzögert  wird. 

Die  Thatsache,  dass  laugsam  bindende  Zemente  gröfscie 
Festigkeitszahlen  liefern  als  rascher  bindende,  erklart  sich  leicht 
durch  die  Vorgange,  die  bei  der  Erhärtung  des  Zements  stattfinden. 
Es  laufen  dabei  zwei  Prozesse,  nämlich  ein  mechanischer  und  ein 
r,  neben  einander  her.  Der  mechanische  l'rozess  besteht 
j,  dass  sich  nach  dem  sogen.  Anmachen  des  Mörtels  die 
Partikel  auf  einander  ablagern,  wodurch  der  Mörtel  eine  gewisse 
Dichte  erlangt.  Diese  Dichte  wird  um  so  gröfser  ausfallen,  je 
mehr  Zeit  für  die  Ablagerung  man  gewahrt.  Mit  dem  Momente, 
wo  der  parallel  laufende  chemische  Prozess  so  weit  vorge- 
-  ist,  dass  der  Zement  erstarrt,  d.  h.  das»  der  Mörtel  als 
•  zu  betrachten  ist,  hört  die  Wirkung  des  mechanischen 
sses  auf  und  von  da  an  bleibt  der  chemische  Prozess  allein 
in  weiterer  Wirksamkeit. 

Ist  nun  ein  Zement  rasch  bindend,  so  wird  der  mechanische 
Prozess  durch  den  chemischen  Prozess  früher  als  sonst  unter- 
brochen und  es  haben  die  Theilchen  nicht  die  nöthige  Zeit,  um 
sich  eben  so  dicht  auf  einander  zu  lagern,  als  sie  bei  langsam 
bindendem  Zement  dies  thun  würden.  Wenn  daher  bei  dem 
laugsam  und  dem  rascher  bindenden  Zement  der  gleiche 
chemische  Prozess  wirkt,  so  wird  bei  den  näher  an  einander 
gelagerten  Theilchen  des  langsamer  bindenden  Zements  die  Ver- 
kittung  eine  innigere  sein,  als  bei  den  weiter  aus  einander  liegenden 
Theilchen  des  rascher  bindenden  Materials,  und  hiernach  wird  es 
leicht  verstandlich,  warum  der  bei  den  oben  besprochenen  Proben 
verwendete  Zement  von  30  Minuten  Bindezeit  wesentlich  niedrigere 
Festigkeit&zahlen  ergeben  musst»,  als  derselbe  Zement,  nachdem 
man  ihn  bis  auf  3'/>,  10  und  14  Stunden  Bindezeit  gebracht  hatte. 

Für  guten,  langsam  bindenden  Zement  wird  man  daher  hohe 
FestigkeitszahJen  verlangen,  während  man  für  gleich  guten, 
aller  rascher  bindenden  Zement  nur  geringere  Festigkeitszahlen 
beanspruchen  darf.  -  Man  erhält  bei  gleich  sorgfältiger  und 
richtiger  Anfertigung,  je  nach  der  Natur  der  Rohmaterialien, 
Zement  von  kurzer  oder  langer  Bindezeit.  Es  hietet  aber  keine 
Schwierigkeit,  einen  rascher  bindenden  Zement  nachträglich  langsam 
bindend  zu  machen  und  dadurch  seine  Festigkeit  entsprechend 
zu  erhöhen.  Daher  können  Zemente,  welcho  in  Folge  der  Be- 
nutzung weniger  geeigneter  Rohmaterialien  oder  wegen  mangel- 
hafter Fabrikationsweise  als  von  geringerem  Werth  zu  erachten 
sind,  wenn  dieselben  nachtraglich  langsam  bindend  gemacht  werden, 
gleiche  oder  selbst  höhere  Brucbgewichte  ergeben,  als  gute 
aber  rasch  bindende  Zemente.  Man  wird  sich  jedoch  über  den 
Werth  solcher  Fabrikate  nicht  täuschen  können,  wenn  man  die 
bei  annähernd  gleicher  Bindezeit  gewonnenen  Resultate  mit 
nder  in  Vergleich  bringt. 

Aus  den  vorstehenden  lietrachtungen  ergiebt  sich,  dass  Festig- 


Ueberzweiprinzipielle,  durch  diel 
Gerichtshöfe  in  jüngster  Zeit  entao 

für  das  Bauwoscu  vou  praktischem  Interesse  sind,  enti 
der  politischen  Presse  folgende  Mittheihmgen: 

Die  Frage,  in  wie  weit  der  Nachfolger  im  Besitz  eines  Hauses, 
dessen  Erbauung  von  dem  liaiikousen.se  abgewichen  ist,  polizeilich 
ungehalten  werden  kann,  in  den  abweichenden  Punkten  den  Hau 
dem  Konsense  entsprechend  umzugestalten  ist  vom  Obcr- 
Vcrwaltuugsgericht  dahin  entschieden  worden,  dass  in  derartigen 
Fallen  die  tlrts|>olizei  nur  dann  dazu  befugt  ist,  wenn  die  Kau- 
ausführuug  gegen  gemeingültige,  unmittelbar  gesetzliche  oder  doch 
diejenigen,  dem  Gesetze  gleich  stehenden  baupolizeilichen  Be- 
stimmungen, auf  '■rund  und  nach  Maafsgabe  welcher  der  Bau- 
konsens ulierhaupt  ertheilt  worden  ist,  verstofsen  hat.  Verstiels 
sie  jedoch  nur  aiisschliefslich  gegen  die  besonderen  Satzungen, 
welche  der  Baukonseus  dem  Unternehmer  vorschreibt,  so  steht 
der  Polizei  nicht  die  Üefugniss  zu,  den  nachfolgenden  Besitzer 
zur  Umgestaltung  dem  Konsense  entsprechend  anzuhalten.  — 

Von  ungleich  gröfserer  Bedeutung  ist  die  Frage,  iu  wie  weit 
hei  einer  Enteignung  Grundstücke  als  Baustellen  oder  nur  als 
tiarten-  hezw.  Ackerland  zu  vergnügen  sind,  ülier  die  sich 
das  ober  Tribunal,  III  Senat  in  einem  Krkenntniss  von 
17.  September  1877  wie  folgt  ausgesprochen  hat:  -Es  steht  fest, 
dass  das  zum  Thcil  enteignete  Grundstück  kurze  Zeit  vor  der 
Kuleignung  noch  als  Acker  und  Gartenland  benutzt  worden  ist. 
Krst  Ende  des  .lahres  1866  wurde  es  von  den  Klägern  mit  ihren 
übrigen  Ackergnindstücken  zur  Bebauung  bestimmt  und  zu  dein 
Zweck  ein  förmlicher  Bebauungsplan  aufgestellt.  Weder  diese 
Bestimmung  noch  die  Enge  des  Grundstück»  in  der  Nähe  der 
Stadt  waren  für  sich  allein  geeignet,  ihm  die  Eigenschaft  des 
Baugrundes  zu  verleihen.  Die  VetkäuHichkcit  der  Baustellen 
musstc  hinzu  treten,  durch  welche  ein  höherer  gemeiner  Werth 
überhaupt  erst  begründet  werden  konnte.  Ohne  diese  blieb  das 
Projekt  der  Klüger  und  selbst  die  von  ihnen  schon  begonnene 
Üieilweise  Bebauung  der  enteigueten  Parzelle  eine  unsichere,  bei 
der  Werthschätzung  nicht  zu  berücksichtigende  Spekulation." 
Für  die  Spekulanten,  die  sich  des  Terrains  in  der  Eingebung 
unserer  gröTseren  Städte  bemächtigt  haben  und  leider  wird 
diese  An  des  „Geschäfts"  in  weiten  Kreisen  thcils  gewerbsmäßig, 
theils  dilettantisnsch  betrieben,  —  muss  diese  Entscheidung  als 
ein  böser  Stein  des  Altstoffes  erscheinen.  Mit  tun  so  gröfserer 
Befriedigung  dürfte  derselbe  dagegen  von  den  bei  dieser  Frage 
zumeist  inleressirten  Stadtgenieiuden  begiüfst  werden,  die  auf  den 
hier  fest  gestellten  Grundsatz  gestützt,  mit  ungleich  geringeren 
üpfem  an  die  aus  vielen  Gründen  so  erwünschte  Auslegung  gewisser 
Haupt  -  Srafsenzüge  in  den  künftig  zur  Bebauung  kommendeu 

der  Fall  war. 


Neues  in  der  Berliner  Bau- Ausateüung.  In  der  Zeit 
vom  13.  bis  [B.  Januar  1878  wurden  neu  eingeliefert:  Von 
S.  Kister  eine  echt  vergoldete  Kcrzenkrone;  —  von  der  Aktien- 
Gcsellsch.,  vorm.  Spinn  &  Sohn,  ein  Wandarm  von  Messing:  — 
von  Ferd.  Thiele  mann  ein  Gitter  in  gepresstem  Zinkblech ;  — 
von  Ferd.  Vogts  &  Co.  ein  geschnitztes  Büffet,  italienisches 
Nussbaumholz ;  —  von  P.  Wimrael  4  Co.  Balluster  von  Rand- 
stein und  von  Marmor;  —  von  Ancion  &  Schnerzel  Jardiniere 
in  Rohr,  grau  mit  Gold;  —  von  N.  Khrenhaus  Teppiche  (im 
Treppenhause  j.   

Personal  -  Nachrichten. 

Preufsen. 

Ernannt:  Die  Eisenbahn-Baumeister  Masbach  zu  M. -Glad- 
bach, Hattenbach  und  Jungbecker  in  Elberfeld  zu  Eisenbahn- 
Bau-  und  Retriebs-Inspcktoren  bei  der  Bergisch- Märk.  F.isenhahn. 

Brief-  und  Fragekasten. 

Abonnent  in  H.  Jeder  geschickte  Anstreicher  wird  im 
Stande  sein,  Gipsfiguren  mit  einer  Wachsfarbc  beliebigen  Toni  s 
zu  überziehen,  welche  die  von  Ihnen  gewünschten  Eigenschaften 
hat  Selbstverständlich  leidet  die  Schürfe  der  plastischen  Formen 
durch  jeden,  noch  so  dünnen  Anstrich  Einhusse  und  es  empfiehlt 
sich  daher  mehr,  von  dem  durch  die  bezgl.  Konkurrenz  des  Ver- 
eins zur  Beförd.  des  Gewerbefleifses  in  Preufsen  ermittelten  Ver- 
fahren Gebrauch  zu  machen,  welches  Gipatigurcn  durch  Tränkung 
mit  einer  Barvtlösung  die  Eigenschaft  verleiht,  ohne  Nachtheil 
periodischen  AWaschungen  unterworfen  zu  werden. 

Hrn.  P.  in  Brunn  schweig.  Die  bezgl.  Notiz  über  Aus- 
spannung von  Faden  als  Mittel  zur  Verbesserung  der  Akustik  vou 
Räumen  ist  in  No.  G7  S.  330  Jhrg.  77  u.  Bl.  mit  Angabe  der  Quelle, 
aus  der  wir  dieselbe  geschöpft  hatten,  gleichfalls  erwähnt.  Spezielle 
Daten  über  das  Verfahren,  wie  Sie  solche  wünschen:  in  welcher 
Entfernung  und  nach  welchem  System  die  Fäden  gespannt  werden, 
etc.,  stehen  uns  leider  nicht  zu  Gebote.  Dass  die  Fäden  in  dem 
i  Räume  für  immer  belassen  werden  müssen,  ist  selbstverständlich. 


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«■  DEUTSCHE  BAUZEITUNG.  II 

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ri«nw  Obrrta.  Ar  HUttmahAom.  -  Zur  tnmiiMI«  Btatiatlk  der  Dachderkiui  Aiuutn.  und  BorhäRHrunir  t«br,ivr,.-r  Hull-.rt  -it-r   bei  der  Aiulubrau«  Mn 

fr«.  —  Hitlheilnnit«»  am  Vereinen:  Verein  für  KU.-«li«Jink.M.<1i.  >u  Hvrlin.  MaaU-Ki«nliahiil*ul*n    —  Di»  Verlelbu»«  von  Medaille*  für  Thrilnaliwr  an  d»e 

Arrhllikl«-  ».»!  tnmwitr-Vrrri»  >u  Himburg  -  Aae  dem  Bond«  der  B.U-.  •orjlhrliie«  IM>r  Au.telhm«  ...  dar»  <l»bi.t»  dt»  Heu-  und  Vea-tHallt».»»™.. 

Mamrr    and  ZimiMrauhb-r  BwUm.   -   VtrmUf hie«:  Sutiatik  minierer  und  —  Ein  merk»*rdigra  Klrrbengrbfade,  —  Brief-  und  Krai<eka»le., 


Das  neue  Gebäude  der  Gemäldegallerie  zu  Kassel. 


i  in  neues  und  hervorragendes  Glied  in  der 
Reihe  der  für  Kunstzwecke  geweihten  Monu- 
I  mental-  Bauten  Deutschlands,  das  zur  würdi- 
gen Aufstellung  der  herülimten  Kasseler  Ge- 
™  mäldesammlung  errichtete  Gebäude  ist  in 
letzten  Tagen  des  verflossenen  Jahres 
>  seiner  Bestimmung  ubergeben  worden.  Neben 
i  das  Werk  an  sich  bedeutend  erscheinen 
ein  Unistand  das  rege  Interesse 
der  Architektenwelt  zuwenden  —  die  Thatsaehc,  dass  dieses 
Galleriegebaude  das  erste  ist.  bei  welchem  die  in  den  Erfah- 
rungen der  vergangenen  Jahrzehnte  gewonnenen,  in  manninh- 
fachen  theoretischen  Untersuchungen  und  hitzigem  Meinungs- 
streit erörterten  neuen  Grundsatze  Ober  die  beste  Art  der 
Aufstellung  und  Beleuchtung  von  Gemälden  eine  durch  Ruck- 
sichten äufserlicher  Art  nicht  gehemmte,  umfassende  Ver- 
wirklichung gefunden  und  damit  einen  vollständigen  Erfolg 
davon  getragen  haben. 

Eine  kurze  Mittheilnng  über  den  Bau.  deren  Unterlagen 
wir  im  wesentlichen  dem  Architekten  selbst  zu  verdanken 
haben,  wird  hiernach  unsern  Lesen,  sicherlich  willkommen 
sein,  auch  wenn  wir  dieselbe  nicht  durch  die  Wiedergahe  der 
für  eine  eingehende  amtliche  PublikaÜon  vorbchaltonen  Zeich- 
nungen illustriren  können,  sondern  uns  auf  die  Beifügung 
einiger  schematisch  gehaltenen,  flüchtigen  Grundriss  -  Skizzen 
beschranken  müssen,  die  el«m  ausreichen,  um  wenigstens  die 
allgemeine  Anordnung  des  Gebäudes  zu  erläutern.  — 

Bekanntlich  war  der  von  den  hessischen  Fürsten  ange- 
sammelte Bilderschatz,  dein  insbesondere  zahlreiche  Meister- 


tnit  seinen  Schn|i|ieu  und  Remisen  befand.  Mit  dem  Bau  des 
Galleriegeltäudes  hat  dieser  an  landschaftlichen  Reizen  so  reiche, 
aber  vordem  arg  vernachlässigte  und  dem  Verkehr  entzogene 
Theil  der  Stadt  eine  durchgreifende  Veränderung  erfahren. 
Die  Friedrichstrafsc  ist  b'is  zur  Bellevuestrafsc  durchgelegl, 
die  letztere  durch  eine  den  Hohlweg  der  Frankfurter  Chaussee 
Oberspannende  steinerne  Bogeubrücke  mit  den  Anlagcu  und 
Strafsen  auf  dem  Weinberg  in 
Die  Mauern,  welche  zusammen 
ketmassen  die  Aussicht  von  der  Bellevuestrasse  versperrten 
sind  beseitigt,  die  Anlagen  der  Karlsaue  am  Fusse  des  Bcllevue- 
Abuanges  einer  Verschönerung  unterzogen  worden.  Auf  der 
Terrasse  selbst  hat  man  vor  und  hinter  dem  Gallcriegehäude 
reiche  gärtnerische  Schmuck-Anlagen  geschaffen. 

Innerhalb  dieser  bevorzugten  Umgebungen  erhebt  das 
neue  Gebäude  der  Gemäldegallerie  sich  als  ein  zweigeschossiger 
Bau  von  8»,Hnl  Lange.  24.0"  bezw.  22  m  Breite  und  1 5»  Höhe. 
Der  Gemäldegallerie  ist  lediglich  das  obere  Stockwerk  des 
Hauses  angewiesen  und  die  Gröfse  desselben  derart  bemessen 
worden,  dass  in  dem  Neubau  um  die  Hälfte  mehr  gut  be- 
leuchtete Wandtiächen  vorhanden  sind,  als  die  alten  GaUerie- 
ui  mit  Bildern  behangeneu  Wandflachen 
Für  den  nicht  sehr  wahrscheinlichen  Fall  einer 


fortschreitenden  Erweiterung  der  Gemäldesammlung  steht 
hiernach  in  dem  einfachen  Mittel  einer  etwas  dichteren  Auf- 
hängung der  Bilder  ein  ansehnlicher  Spielraum  zur  Verfügung. 
—  Die  noch  nicht  ganz  fest  stehende  Benutzung  des  Erd- 
geschosses soll  weiter  unten  besprochen  werden.  — 

Seiner  allgemeinen  Anlage  nach  nähert  sich  das  Gebäude 


JJ L-L-L"  X ■  ililJ '    r  i  "_L'-LL- 


UruiriM  T*a  Hupl«M(k«u. 

1.  I.  S.  K,  I».  >1  «»d  M    lUurne  für 

u-be  Gemahli'. 
4-IU,  SM,  SÄ  ».  H.    Ufa»»  dir  lleenilde 
a»  d«  Hin; 
Schale. 

11  — IT.    Raum»  far  aUdMbebr  und  iltrrr 

nledertfadlarh*  I 
1».  Loajcia. 

au.  KN»fa<« 

M.  KebeaU 
IhkIcii- 

ff. 


Krdgetxhoai. 

werke  der  niederländischen  Schule  angehören,  vordem  in 
lröchst  unvollkommener  Weise  innerhalb  des  sogen.  Beüevue- 
Schlosses  untergebracht  und  wahrend  der  letzten  Periode  des 
Kurfürstenthums  Hessen  für  das  Publikum  fast  unzugänglich. 
Es  ist  eins  der  vielen  Verdienste,  die  der  durch  seltenen 
Kunstsinn  ausgezeichnete  erste  Oberpräsident  der  preufsischen 
Provinz  Hessen-Nassau  sich  erworben  hat,  dass  er  nicht  allein 
die  seitherige  Sperre  der  Gallerte  aufhob,  sondern  auch  sofort 
die  Erbauung  eines  zweckentsprechenden  und  würdigen  Hauses 
zu  ihrer  Aufnahme  betrieb.  Im  Herbst  1869  waren  die  vor- 
bereitenden Schritte  so  weit  gediehen,  dass  der  für  die  Auf- 
gabe auserlesene  Architekt  — -  der  vormalige  kurf.  Hofbau- 
meister, Baurath  und  Prof.  von  Dehn-  Rot  fei  sc  r  in  Kassel 
—  zum  Zwecke  der  stellen  Bearbeitung  eines  Entwurfs 
eine  Studienreise  zur  Besichtigung  der  wichtigsten  Gemälde- 
Gallerien  Deutschlands,  Frankreichs  und  Englands  antreten 
konnte.  Zwei  Jahre  später  wurden  die  Fundamente  des 
Hauses  gelegt  und  im  Frühjahr  1872,  nach  endgültiger  Ge- 
nehmigung des  Entwurfs  und  formeller  Bewilligung  der  Kosten, 
begann  die  eigentliche  Baut  hat  igkeit.  die  in  den  ersten 
3  Jahren  auf  die  Vollendung  der  Konstruktionen  und  der 
Facaden,  in  den  letzten  3  Jahren  auf  die  innere  Ausstattung 
und  Ausschmückung  des  Gebäudes  und 
der  Umgebungen 

Als  Baustelle  ist, 
nutzung  der  von  1817—21  für  die  sogen.  Kattcnburg  aufge- 
führten ßaumassen  gedacht  hatte,  einer  der  am  schönsten 
gelegenen  Plätze  der  Stadt,  am  oberen  Ende  der  die  Karlsauc 
beherrschenden  Bellevuestrasse  ausgewählt  worden,  auf  dem 


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II.  Zinra er  f 

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Ii.  (ian 

II,  17  ii  IV    Raum«  für  arrliiuktoaiarhe 

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74.   Voeaaal  der  Ka1urnlieu*aiTiraltlar;  (?) 
'JH.   Raum   Mir  AuMelluna:    von  M.-i*rt- 

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H«K-  (?) 

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sich  früher  der 


Marstnll  des  Bellevue-Schlosse*     haben    die   Gemälde  der 


ersichtlich  am  meisten  dem  System  der  von  Klenze  erbauten 
Alten  Pinakothek  in  München.'  Einem  langgestreckten  Mittel- 
bau, der  im  Innern  des  Hauptgeschosses  eine  Reihe  von  Ober- 
lichtsalen,  nördlich  derselben  eine  Anzahl  von  seitlich  be- 
leuchteten Kabineten  und  südlich  eine  mächtige  Loggia  ent- 
hält, schlicfsen  2  vorspringende  Eckpavillons  sich  an,  die 
jedoch  hier  —  abweichend  von  jenem  Vorbilde  —  eine  an- 
nähernd quadratische  Grundform  zeigen  und  je  einen  auf 
8  Seiten  von  kleineren,  seitlich  beleuchteten  Kabineten  bezw. 
Sälen  umgebenen  grossen  Überlicht-Raum  enthalten.  Im  öst- 
lichen Pavillon  liegt  innerhalb  des  letzteren  die  breite  Haupt- 
treppe des  Hauses,  die  von  dem  an  der  östlichen  Seitenfront 
(an  der  Friedrichstr. )  belegenen  Vestibül  in  einem  genta) 
Laufe  zum  Obergeschosse  empor  führt.  Durch  einen  zweiten 
Eingang  gelangt  man  in  der  Axe  der  Hauptfrotit  direkt  in 
die  unter  der  oberen  1/Oggia  belegenen  Halle  des  Erdge- 
schosses; er  dürft«  in  Wirklichkeit  selten  benutzt  werden. 
Eine  für  den  Verkehr  der  Beamten  bestimmte,  vom  Keller 
bis  zum  Dachboden  führende  Nelientreppc  ist  in  Verbindung 
mit  2  ItequLsitcnkammern  an  der  Vorderfront  des  Westpavillons 
eingefügt 

Die  Verthcilung  der  Gemälde  in  den  Räumen  des  Haupt- 
geschosses ist  derart  bewirkt,  dass  der  Mittelbau  die  Werke 
aus  der  Blüthezeit  niederländischer  Kunst  enthalt.  Der  öst- 
liche Pavillon  wird  von  den  Gemälden  der  älteren  nieder- 
ländischen und  der  deutscheu  Schulen  eingenommen;  hier 
sind  in  den  3  hinter  den  Risaliten  liegenden  und  in  gröfserer 
Höhe  angelegten  Ncbcnsälcn  die  3  berühmten  Deckengemälde 
des  van  der  Werff  angebracht  worden.  Im  westlichen  Pavillon 


französischen  und 

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32 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


26.  .Januar  1878 


spanischen  Schulen  ihren  Platz  gefunden.  -  Ks  ist  darauf 
gerechnet,  dasa  die  Besucher  zunächst  entweder  die  i  Oher- 
lichtsale  des  Mittelbaues  und  dann,  in  das  Seitenkabinel  1 
eintretend,  die  fohlenden  .Nummern  des  Grundrisses  passiren 
oder  —  wenn  sie  die  historische  Reihenfolge  vorziehen  —  den 
umgekehrten  Weg  einschlagen.  In  beiden  Fallen  würden  sie 
am  Schlosse  dieser  Wanderung  durch  den  Haupttheil  der 
Sammlung  demnächst  in  die  Loggia  eintreten  und  hier  im 
Genüsse  der  wundervollen  Aussicht  Aber  die  Karlsaue  hinweg 
nach  dem  Meifsncr  sowie  in  Betrachtung  der  modernen  Kunst- 
werke, die  diesen  Itauni  zieren,  eine  Pause  machen,  ehe  sie 
von  dem  sQdlichen  Seitenkabinet  des  Westpavillons  aus  zur 
Besichtigung  des  letzten,  selbständigen  Tlieiles  der  Sammlung 
schreiten.  Der  Korkweg  dürfte  für  gewöhnlich  wiederum  durch 
die  Flucht  der  mittleren  Oberlichts&lc  genommen  werden.  — 
Ueber  die  Verwendung  des  Erdgeschosses  ist,  wie  oben 
erwähnt ,    endgültige    Entscheidung   noch    nicht  getroffen 


und  es  .stellen  daher  die  der  Grundriss- Skizze  beigefügten 
Annahmen  nur  einen  der  Vorschläge  dar,  die  in  dieser 
Beziehung  gemacht  worden  .sind.  Wahrscheinlich  dürften  die 
Naturalieusammlungen  in  dem  neuen  Gebäude  keine  Auf- 
nahme finden,  sondern  in  einem  Theile  der  bisher  von  der 
Gemäldegallerie  eingenommenen  Räume  des  Hellevue-Schlosses 
untergebracht  werden.  Im  Erdgeschosse  des  Gallcriegcbäudes 
dürften  dagegen  ausschließlich  die  kleineren  Sammlungen  und 
die  (noch  zu  beschaffenden)  Gipsabgüsse  von  Bildwerken  des 
Mittelalters  und  der  Renaissancezeit  ihren  Platz  finden,  so 
dass  dem  neuen  Hause  die  einheitliche  Bestimmung  eines 
Museums  für  die  gesammte  Kunstthätigkeit  seit  Beginn  des 
Mittelalters  zu  Theil  würde,  wahrend  gleichzeitig  dem  eben- 
falls durch  Gipsabgüsse  zu  ergänzenden  Museum  am  Kriedrichs- 
platzc  dieselbe  einheitliche  Bestimmung  in  Bezug  auf  Werke 
der  antiken  Kunstthätigkeit  verbliebe.  — 

(Srtilu«.  folgt.) 


Patentirtcr  eiserner  Oberbau  fUr  Strafsenbahnen. 


Einer  uns  von  dem  Krhnder  des  vorliegenden  Systems,  Hrn. 
Rauinspektor  Böttcher  zu  Bremen  eingesandten  Beschreibung 
dieses  Oberbaues  (welcher  von  der  Gutehoffnungshütte  zu  Ober- 
hangen  a.  d.  Ruhr  ausgeführt  wird),  entnehmen  wir  das  Material 
zu  der  folgenden  Darstellung. 

Bei  dem  durch  die  beigefügten  Skizzen  (Fig.  1—5)  veran- 
schaulichten Oberbau  werden  die  Fahrschienen  durch  gusaeiserne 
Stahle  unterstützt,  welche  eine  Grundfläche  von  ih  .  25™ 
bähen  und  in  Abstanden  von  je  1.6"  liegen;  der  Schiencn-Stoss 
ist  mit  0,60»  Abstand  von  den  nächsten  Unterstützungen  frei  schwe- 
bend angeordnet,  l'eber  die  Verbindung  der  Schiene  mit  dem  Stuhl 
und  die  Querverbindungen  gehnn  die  Skizzen  1  —  3  Auskunft,  zu 
denen  bemerkt  werden  mag,  dass  die  nahe  Ober  der  Grundplatte 
des  Stuhls  hegende  Querverbindung  nur  in  Kurven,  Weichen  etc. 
in  Anwendung  kommt  Die  Laschen  erhalten  bei  einer  iJlnge 
von  50"»  die  Form  nach  Fig.  3.    Da,  wo  eine  besonders  starke 


Inanspruchnahme  der  Schienen  durch  Lastfuhrwerke  in  Aussicht 
'  steht,  kann  die  Steifigkeit  derselben  dadurch  vergrößert  werden, 
das«  unter  der  Schiene  eine  Reihe  von  würfelförmigen  Steinen  einge- 
bettet wird. 

Das  System  gestattet  ohue  grobe  Aendeningen  die  Anwen- 
dung eines  Killen-  Proiiis  der  Schiene ;  die  Ausführung  ohne  Rille 
!  bietet  aber  mehre  Vortheile,  zu  denen  z.  R.  die  erschwerte  Be- 
I  fahrung  durch  gewöhnliches  Straften  fuhrwerk,  ferner  die  erleichterte 
Passirung  von  kreuzendem  Fuhrwerk,  die  verringerte  Gefahr  des 
Festklemmens  der  Hufeisen-Stollen  und  endlich  die  Verhinderung 
des  Ansammeins  fest  gewordener  Schmutzmassen  zählen,  welche 
letztere  in  Folge  der  Selbstentwässerung  der  Fahrrille  und  des 
AuswArtsdrttngeus  der  Schinutztheilchen  beim  Refahren  der  (ileise 
zu  Stande  kommt. 

Oflnstig  ist  der  neue  Oberbau  zweifellos  nach  mehren  Richtungen 
|  hin.    Müssen  z.  R.  die  Gleise  behufs  Anlage  etc.  von  Kanälen  und 


Zur  finanziellen  Statistik  der  Dachdeckungen. 

Die  finanziellen  Vorzüge  einer  Dachdeckungsart  vor  einer  I  durch  Beobachtung  wirklich  ausgeführter  Dächer  ermittelt  werden 

anderen  richten  sich  nach  den  Summen  der  Herstellung*-  und  |  können,  fehlt  es  noch  an  ausreichendem  statistischen  Material, 

Unterhaltungskosten  nebst  deren  Zinseszinsen.  i  und  es  hat  Verf.  dies,  sich  daher  bemüht,  dasjenige  wss  ihm 

Zur  Kenntnis«  der  Unterhaltungskosten,  welche  nur  |  zugänglich  war,  herbei  au  schaffen  und  zu  ordnen.   Es  standen 


A.  Tabelle  der  Unterhaltungskosten 


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No.  8. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


33 


Kohren  vorübergehend  entfernt  werden,  so  ist  der  zur  Fortnabme 
uud  Xeulegung  derselben  erforderliche  Zeit-  unJ 
ersichtlich  mir  ein  äußerst  geringer. 

Noch  weitere  wesent-  ( 
liehe  Vortheile  liegen  in 
der  Art  und  Weise  begrün- 
det, mit  welcher  die  ver- 
schiedenen Theile  des  Ober- 
baues mit  der  Bepflas- 
terung  der  Stral'se  in 
Berührung  treten.  Es 
sind  an  den  Innenseiten 
der  Schienen  «war  Einzel- 
reihen  von  Pflastersteinen 
zu  versetzen  fFig.  4),  zu 
ein  Material  von  be- 
gnter  Beschaffen- 
heit erforderlich  ist;  doch 
können  an  Orten,  wo  ein 
solches  Material  Behr  kost- 
spielig ist,  und  ebenso  für 
Strecken 
nach  Fig.  5 
angewendet  werden. 

Diese  in  Einzelfällen 
erwachsende  Kosts^ 
keit  wird  indess  durch 
Vorzüge,  welche  der  neue 
Oberbau  für  gute  Instand- 
setzung und  Erhaltung  der 
Strarseupflastening  bietet, 
reichlich  wieder  einge- 
bracht. Es  ist,  um  die 
Pflasterung  in  gutem  Stande 
zu  erhalten,  nothwendig, 
dass  die  Pflastersteine  ver- 
hindert werden,  sich  auf  irgend  welche  Theile  des  Eisen-Einbaues  j 
der  Gleise  aufzusetzen  oder  mit  ihren  Fufstlachen  auch  nur  In  | 
grofse  Nahe  solcher  Theile  zu  kommen,  und  es  rauss  ferner 


der  Oberbau  die  Verwendung  von  Steinen  möglichst  würfelförmiger 
Gestalt  ziilasseu,  damit  Ripplingen  oder  Aufbauchungen  anliegender 
Steine    verbötet   werden.    Was  in  diesen  Beziehungen  der  in 
F.   2  Rede  befindliche  Oberbau 

leistet,  wird  durch  die 
Skizzen  in  genügender 
Weise  klar  gelegt. 

Was  die  Material- 
Kosten  betrifft,  so  stellen 
diese  nach  heutigen  Preiseu 
sich  auf  15-  lö  M  f.  d. 
Meter  geraderGleisstrecke. 
frei  auf  den  Bahnwagen 
geliefert  loci  Oberhauseu 
a.  d.  R.  Die  Kosten  des 
Legens,  sowie  der  Pflaste- 
rung werden  selbstver- 
ständlich mit  den  Lokal- 
verhaltnissen wechseln, 
sind  aber  im 
niedriger,  als  bei  i 


Die  Bremer  Pferdebahn- 
Gesellschaft  hat  mit  dem 
neupn  Oberbau  eine  Probe- 
strecke  von  t>Om  legen 
lassen  und  es  hat  der  Be- 
trieb dieser  Strecke  den 
Reweis  geliefert,  dass  das 
Fahren  auf  derselben  ein 
sehr  angenehmes  uud  ruhi- 
ges ist  und  die  Wageu 
weniger  schwanken  als 
beim  hölzernen  Oberbau. 

Das  im  vorstehenden 
beschriebene  Schienenprofil 
ist,  wie  schliefslich'  bemerkt  wird,  bereits  zu  denPferdebahnen  in 
Antwerpen,  Cüln,  Dusseldorf  und  Metz  zur  Anwendung  gekommen. 


zu  dem  Zwecke  namentlich  die  Kassenbelege  der  seit  30  Jahren  Es  konnten  6  Gruppen  von  Dächern  in  Betracht  gezogen 

im  Betriebe  befindlichen  Niederschlesischen  Zweigbahn  (Glogau-  werden,  für  welche  in  der  umstehenden  Tabelle  B  die  Unter- 

Ilansdnrf),  sowie  diejenigen  der  20  Jahre  alten  Breslau -Posen-  haltiingskosten  nach  Jahren  getrennt,  in  der  Tab.  C  diese  Kosten 

Glogauer  Bahn  zur  Verfügung.    Für  andere  nicht  zu  diesen  fortlaufend  addirt  uud  in  der  Tab.  D  die  zur  finanziellen  Be- 

I (ahnen  gehörigen  Dächer,  welche  berücksichtigt  wurden,  sind  die  urtheilung  allein  geeigneten  Werthe  der  Herstellung«-  und  l'nter- 

(juellen  unten  angegeben.  haltungskosten  nebst  deren  Zinseszinsen  angegeben  sind,  wahrend 


für  die  Daohor  der  Gruppe  L 


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26.  J»nn»r  1878 


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die  Tab.  A  als  Beispiel  für  die  Art  und  Weise  dienen  soll,  in 
welcher  die  für  die  übrigen  Tabellen  erforderlichen  Zahlen  aus 
diu  direkt  gegebenen  Werthen  ermittelt  wurden. 

Die  zu  den  Tabellen  C  und  D  gehörigen  graphischen  Dar- 
stellungen dürften  ohne  Erlanterung  verstandlich  sein.  — 

der  Tabelle  C. 


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Graphische  DarBtellung  für  die  Warthe  der  Tabelle  D. 


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Von  wesentlichem  Kinfluss  auf  die  Unterhaltungskosten  ist 
die  Zeitperiode,  welche  von  einer  NVudeckung  bis  zur  anderen 
verstreicht,  und  es  ist  die  bezügliche  Angabe,  wo  sie  sich  hat 
ermitteln  lassen,  ebenfalls  beigefügt  worden. 

L'eber  die  einzelnen  Gruppen  ist  folgendes  zn  bemerken: 
Gruppe  I  umfasKt  die  in  der  Tab.  A  aufgeführten  40  Papp- 
I J ?.  - S  S  S  2  *  '  <lftc^cr  der  Breslau-I'oten-Glogaaer  Eisenbahn.    In  jeder  Jahres- 
Kolumne  der  Tab.  A  bezeichnet  die  links  stehende  Zahl  die  für 
die  regelmafsige  Unterhaltung  (Theeren,'  Besamten  etc), 
Neudeckungen  und 


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erfolgte  durch  bewahrte  Firmen,  und  zwar  die  letztere  bis 

11.  Jahre  freihändig,  von  da  ab  auf  Grund  mit  einer  dieser 
Firmen  abgeschlossener  fester  Verträge. 

Die  Trennung  der  Kosten  nach  Unterhaltung  und  N'eudeckung 
hatte  hier  zugleich  den  Zweck,  zu  ermitteln,  ub  es  vortheilhaft 
sei,  jeue  Vertrage  beizubehalten  oder  nicht,  wobei  sich  heraus- 
stellt«, das«  die   Beibehaltung  empfehlenswerth  und  der  vom 

12.  bis  '21.  Jahre  gezahlte  Durchschnittspreis  von  3,5  lfennigen 
pro  ~_ ' m  (das  Mittel'  aus  den  betr.  linken  Zahlen  der  Zeile  43 
der  Tab.)  ein  angemessenes  Aequivalent  tVlr  die  Unterhaltung  sei, 
wenn  Neudeckungen  besonders  vergütet  werden.*) 

Die  Dauer  eines  Daches  ergiebt  sich,  wenn  die  in  den 
uaehbten  Jahren  notwendigen  Neudeckungen  mit  gerechnet 
werden,  wie  folgt.  Von  den  40  betrachteten  Gebäuden  scheiden 
4  Stuck  wegen  zu  kurzer  Dauer  oder  bereits  erfolgten  Abbruches 
aus;  es  bleiben  also  36  Gebäude,  von  denen  30  Stück  1  Mal  und 
fi  Stück  2  Mal  neu  gedeckt  worden  sind,  und  es  kommen  somit  42 
Neudeckungen  in  Betracht.    Von  diesen  haben  gedauert: 


*)  INr  Ilohra  Btlrigr,  «<-lrb*  uilaac»,  nanvnitlirh  im  3.  nntt  Ii.  Jahn, 
«onlrn  Und,  hat»«  (hr«i  f.r.uid  in  tu  BK.t^r  HAI»-  *n  t*»1IH(S»n  EJuMlwal»*. 


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No.  8. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


35 


•2  Dächer  1  Jahr. 

2  „      7  Jahre. 

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3  ,  10  , 
1  Dach    12  . 


2  Dacher  18  Jahre. 

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1  Dach     18  „ 

2  Dächer  DJ  „ 

3  .      17  . 


1  Dach    18  Jahre. 
4  Dächer  19  „ 
■      .      *  , 

,6      „      22  , 
Die  mittlere  Dauer  ergiebt  sich  hieraus  zu  16  Jahren. 

Gruppe  II  bezieht  «ich  auf  die  Pappdächer  von  13  Ge- 
bäuden der  Niederschlesischen  Zweigbahn,  welche  weniger  sorg- 
fältig und  namentlich  ohne  Garantie  der  Lieferanten  unterhalten 
worden  sind.  Ein  Blick  auf  die  graphische  Darstellung  zu  C  zeigt, 
wie  die  Unterhaltungskosten  in  den  ersten  Jahren  zwar  erheblich 
hinter  denen  der  Gruppe  I  zurück  blieben,  dafür  aber  in  den 
folgenden  Jahren  (namentlich  durch  Neudeckungen  veranlasst)  in 
rapider  Weise  stiegen  und  bereits  mit  dem  Ift  Jahr  diejenigen 
der  Gruppe  1  aberholt  haben.  Das  Resultat  wird  besonders 
beeinflusst  durch  die  Betrage,  welche  für  das  Dach  des  den 
Theil  der  betrachteten  Flache  enthaltenden  Güterschuppens  zu 
Glogau  verausgabt  wurden,  indem  dasselbe  bereits  im  10.  Jahre 
nach  seiner  Herstellung  nun  1.  Male,  und  weitere  8  Jahre  darauf 
zum  2.  Mal  neu  gedeckt  werden  mnsste. 

Gruppe  III  umfasst  die  Pappdächer  der  Etablissements 
von  Krupp  in  Essen.  Bei  der  großen  Ausdehnung  der  Flachen 
und  den  reichen  Erfahrungen,  welche  daselbst  auch  (Iber  die 
zweckmäßigste  Art  der  Herstellung  und  Unterhaltung  gesammelt 
worden  sind,  glaube  ich  die  vom  dortigen  ßaubüreau  erhaltene 
Auskunft  hier  folgen  lassen  zu  sollen. 

„Das  Eindecken  mit  Rollenpappe  zwischen  Dreikantleisten 
nach  der  Neigung  des  Daches  ist  der  Deckung  in  Bahnen  parallel 
zur  Traufkante  vorzuziehen  und  es  wird  deshalb  hier  seit  mindestens 
10  Jahren  nur  zwischen  Leisten  gedeckt.  Als  Anstrich  sind  nur 
solche  Mitte!  zu  empfehlen,  welche  bei  einem  möglichst  voll- 
ständigen Durchdringen  der  Pappe  dieselbe  undurchlässig  gegen 
Wasser  machen.  Deckende  Anstriche  sind  nachtheilig,  weil  durch 
dieselben  die  Pappe  nicht  getrankt  und  gegen  Zerfall  geschützt 
wird,  und  weil  bei  Erneuerung  der  Anstriche  diese  die  Risse, 
welche  durch  die  atmosphärischen  Einflüsse  entstehen,  nicht 
vollständig  schließen  und  das  Wasser  dfe  lose  Pappe  durch- 
dringt Nach  dem  Eindecken  erhält  die  Dachhache  einen  2roali- 
gen  Theeranstrich  und  in  jedem  5  Jahre  ist  ein  1  maligcr  Theer- 
anstrich zu  widerholen. 

Nach  den  hier  gemachten  Erfahrungen  kann  mau  behaupten, 
dass  die  Dauer  einer  bei  günstigem  Wetter  und  solide  ausge- 
führten Dacheindeckung  mit  Asphaltpappe  noch  nicht  bestimmt 
ist,  wenn  dieselbe  in  jedem  3.  Jahre  einen  Theeranstrich  erhalt 


lärischen  Einflüssen. 


nachtheiligen 


und  nur  den  atn 

Einwirkungen,  wie  heissen  Wasserdampfen  von  unten  oder  von 
oben,  kochendem  Wasser,  unvorsichtigem  Betreten  der  Dachflache, 
Einfluss  von  Feuer  oder  übermäßiger,  künstlich  erzeugter  Er- 
hitzung etc.  ausgesetzt  wird. 

Für  die  durch  Arbeiter  der  Gnsstahlfabrik  ausgeführten  Dach- 
deckungs- Arbeiten  ist  im  Jahre  1876  berechnet  worden: 
1  Q"  Dachfläche  mit  Asphalt-Rollenpappe  zwischen 
Dreikantleisten  einzudecken  und  2  Mal  zu  theeren, 
die  Dreikantleisten  aufzunageln,  incl.  Transport  der 
Materialien  vom  Magazin  zur  Baustelle   ....   0,40  Jt 

Für  Holzleisten  und  Nagel  0,13  , 

Für  Dachpappe  und  Nägel  0,55  , 

Für  Theer  0,07  „ 

1,15  Jt 

Soweit  die  Mittheilungen  des  Knipp'schen  Baubüreaus.  Die 
angegebenen  Beträge  durften  etwa  den  Selbstkosten  entsprechen, 
welche  den  Lieferanten  von  Pappdächern  entstehen,  und  es  müssen 
die  Verhältnisse  hiernach  beurtheiit  werden. 

Für  den  vorliegenden  Zweck  ist  die  Annahme  gemacht  worden, 
dass  die  Dauer  24  Jahre  betrage,  die  Herstellungskosten  sfeh  auf 
1,15  M.  pro  n™  belaufen  und  dass  in  Perioden  von  3  Jahren 
1  neue  Theerung  erfolge,  welche  dort  incl.  Material  pro  □»  mit 
6  lf.  berechnet  wird.  Beschädigungen  durch  außergewöhnliche 
Naturereignisse  mussten  ausser  Ansatz  bleiben. 

Bezüglich  der  in  der  Gruppe  IV  zusammen  gefa&slen  Häus- 
ler'schen  Holzzement-Dächeristcszwarnicht,  " 
Angaben  über  die  Unterhaltungskosten  zu  « 
herrscht  in  den  erhaltenen  Mitteilungen  darin 
dass  richtig  konstruirte,  namentlich  von  der  Finna  selbst  herge- 
stellte Dächer,  bei  welchen  die  deckende  Kiesschicht  in  ange- 
messener Stärke  aufgebracht  ist,  die  Schornstein-Durchbrechungen 
und  Anschlüsse  gehörig  gedichtet  sind  und  für  Ventilation  unter 
der  Schalung  gesorgt  ist,  Unterhaltungskosten  nicht  erfordern  und 
dabei  von  großer,  bisher  durch  die  Erfahrung  noch  nicht  er- 
mittelter Dauer  sind. 

Namentlich  ist  hier  eine  mir  gewordene  Auskunft  des  Ma- 
gistrats zu  Frank'  >••  bearhtungswerth,  welche  diese  Angaben 
bestätigend,  weiter  mittheilt,  dass  die  daselbst  nach  dem  großen 
Brande  von  18«!  durch  die  genannte  Finna  hergestellten  Dacher 


noch  unverändert  bestehen  und  dass  auch  jetzt  bei 
Holzzement-Dächer  mit  Vorliebe  angewendet  werden.  — 

Die  Unterhaltungskosten  sind  in  den  Tabellen  mit  Null,  uud 
die  Kosten  der  Neudeckung  incl.  der  Zinlcverkleidung  an  den 
Anschlüssen,  der  Zulage  für  Spundung  der  Dachschalung  und  der 
Kiesbeschaffnng  zu  0,25  M.  angenommen.  Dass  andererseits  der- 
gleichen Dächer,  wenn  sie  mit  schlechtem  Material  oder  von  un- 
geübten Arbeitern  ausgeführt  sind,  von  sehr  geringer  Haltbarkeit 
sein  können,  beweist  das  Dach  desjenigen  Gebäudes,  in  welchem 
diese  Zeilen  geschrieben  werden.  Dasselbe  ist  im  Jahre  1870 
erbaut  und  durch  einen  hiesigen  Klempner  mit  einem  Holzzement- 
Dach  versehen:  das  Dach  musste  schon  nach  5  Jahren  neuge- 
deckt werden,  da  die  Deckung  völlig  zerrissen  und  nicht  mehr  dicht 
zu  halten  war.  — 

Gruppe  V  enthält  10  Zinkblech-Dächer  der  Nieder- 
schlesischen Zweigbahn.  Die  Unterhaltungskosten  erscheinen  sehr 
hoch,  zumal  wenn  man  berücksichtigt,  dass  die  Aufwendung  eines 
so  hohen  Anlagekapitals,  wie  es  das  Zinkdach  erfordert,  nur  deu 
Zweck  haben  kann,  an  der  Unterhaltung  möglichst  zu  sparen. 
Fehlerhafte  Deckungen  und  die  Anwendung  zu  geringer  Blech- 
stärke*) scheinen  nicht  ohne  Einfluss  geblieben  zu  sein.  Die  Dauer 
der  Dächer  ist  dadurch  begrenzt,  dass  dieselben  wegen  Durch- 
lässigkeit sammtlich  in  den  nächsten  Jahren  neu  gedeckt  werden 
müssen.  Die  Kurven  V  in  den  zu  den  Tabellen  ('  und  D  ge- 
hörigen graphischen  Darstellungen  würden  also,  wenn  sie  vom 
30.  zum  31.  Jahre  fortgesetzt  wurden,  fast  senkrecht  aufsteigen. 

In  Gruppe  VI  sind  noch  12  Zinkblechdächer  der  Empfangs- 
gebäude  auf  der  Breslau-Posen-Glogauer  Bahn  behandelt  Für  die 
ersten  7  Jahre  sind  die  Unterhaltungskosten  nicht  ermittelt,  sondern 
dafür  die  bei  der  vorigen  Gruppe  gefundenen  subsütuirt  worden. 


Wenn  auch  die  bei  der  Gruppe  V  mitgetheilten  Uebelstände  hier 
nicht  in  dem  Maaßc  vorhanden  sind,  so  sind  doch  die  Unter- 
haltungskosten ebenfalls  sehr  hoch  und  erreichen  diejenigen  der 
Gruppe  V  im  18.  bis  20.  Jahre  fast  vollständig.  — 

Um  den  Einfluss,  welchen  die  Zinsen  des  Anlagekapitals 
gegenüber  den  Unterhaltungskosten  und  deren  Zinsen  auf  das 
Gesammtresultat  ausüben,  zu  zeigen,  ist  in  der  Tabelle  zu  D  eine 
Kurve  Via  gezeichnet,  welche  einem  Dache  entspricht,  das  ein  Anlage- 
kapital von  4,50  .41  aber  keine  Reparaturkosten  erfordert  Die  Or- 
dinalen vom  Nullpunkt  bis  zur  Kurve  Via  stellen  somit  das  Anlage- 
kapital nebst  Zinsen  dar,  wahrend  der  Abstand  zwischen  VI  a  und  VI 
bezw.  V  die  Unterhaltungskosten  und  deren  Zinsen  veranschaulicht. 

Das  ad  VII  aufgeführte  Dach  des  Empfängsgebäudes  zu 
Glogau  war  leider  das  einzige  Schief  erdach,  von  welchem  bezüg- 
liche Angaben  vorlagen,  und  es  sind  daher  die  mitgetheilten  Zahlen 
nicht  als  Durchschnittswerthe  anzusehen.  Bei  dem  großen  Ein- 
fluss indessen,  welchen  auch  hier  das  bekannte  Anlagekapital  und 
dessen  Zinsen  gegenüber  den  Unterhaltungskosten  ausüben,  dürfte 
die  in  der  Tabelle  D  durch  die  Kurve  VII  dem  Schieferdach  im 
Vergleich  zu  den  übrigen  Dächern  angewiesene  Stellung  im  all- 

Die  Gruppe  Vlll^emlhch  umfasst  8  Ziegeldächer  der 
Niederschlesischen  Zweigbahn,  welche  mit  Flachziegeln ,  zur 
Hälfte  als  Doppel-,  zur  anderen  Hälfte  aß  Spliessdächer  eingedeckt 

<  sind.  Die  Dächer  belinden  sich  in  gutem  Zustande,  auch  sind 
völlige  Erneuerungen  bisher  nicht  vorgekommen,  sondern  nur 

i  Umdecknngen,  bei  welchen  der  größte  Theil  der  Ziegel  wieder 

j  verwendet  werden  konnte.  — 

Als  Gesammt-Resultat  ergiebt  sich,  dass,  wenn  von  den 
Krupp'schen  Pappdächern  wegen  der  obwaltenden  aussergewöhu- 
lichen  Verhältnisse  abgesehen  wird,  von  den  betrachteten  Dächern 
die  Ziegeldächer  finanziell  am  vortbeilhaftesten  gewesen  sind**), 
dann  folgen  der  Reihe  nach  die  Holzzement-Dächer,  die  Pappdächer, 
die  Schiefer-  und  endlich  die  Zinkblech' Dächer.  — 

Wenn  die  vorstehende  Mittheilung  auch  keineswegs  den  An- 

I  Spruch  macht,  das  Thema  zu  erschöpfen,  es  vielmehr  hierzu  der 
Berücksichtigung   einer  viel  größeren  Zahl  von  Dächern  und 

!  einer  Ausdehnung  der  Beobachtung  über  eine  längere  Reihe  von 
Jahren  bedürfen  würde,  so  möchte  dieselbe  doch  als  Beitrag  zu 

1  der  behandelten  Frage  nicht  ohne  Interesse  sein  und  dem  Bau- 
herrn einen  ungefähren  Anhalt  dafür  bieten,  welche  Verpflichtungen 
er  durch  die  Wahl  der  Deckung  für  die  fernere  Unterhaltung 

Glogau,  im  März  1877.  Thenne. 


•)  Dir  Hiertie  wen  in  dm  Kosten-AiMe-hUHlcn  als  No.  II  und  IS  aa^egeto-n; 
uir**ä*<i  halt«*  nber  in  Wirklichkeit  nur  et»«  dir  Mitte  iwi»rb«a  No-  r  und  1<>. 
Ea  ziel»!  dies  VfraiiUAMUiik-  darauf  hinsuwrisen,  da»  ?i>  nö*hl|i  i<4,  dorn  Lieferant,  n 
weniger  die  Nr..  ala  das  Gewicht  vnrtiasrhrclt>en .  da  die  Nnrnmern  trugen.  I>em 
t'nterwirhneten  wurden  Baerhe  firaseftürt,  welche  die  Nummer  IV  tragen,  alter  nicht 
dieser  Summer  «iilajirecbetid  fijf,  sondern  nur  4fi  *  pro  LI  "  »<SSen-  p>  „teilte  sich 
heran*,  daaa  die  Hütte,  welche  früher  diese  San 
uiwl  n,93  »  Br»H*  -  1,58  O»  geliefert  hatte,  Jetai  i 
mit  »  ■  l-iiuje  und  I  »  Breite  =»  aj)  LT*  Itaaalt*. 

*')  Per  Blnwaad.  da**  Zieceldarher  weiten  der  stärkeren  Neipuig  eine  grölaere 
XIAchr  erfordern  ala  Sache  Imcher,  tri«!  «war  «i;  dem  atehl  aber  der  Vortheil  gege». 


Mittheilungen  aus  Vereinen. 

Verein  fttr  Eiaenbahnkunde  zu  Berlin.  Versammlung  Oberbau  von  Rattig  und  de  Serres,  welcher  im  3.  Bande 
am  8.  Januar  1878.   Vorsitzender  Hr.  Strecken,  Schriftführer     des  „Eisenbahn  -  Unter-  und  Oberbau"  von  Rziha  speziell  be 


Hr.  G.  Meyer.  |  sprechen  worden  ist  (ebenso  Organ  1878,  Heft  1).  Der  Oberbau, 

Hr.  BoisscrtSe  macht  Mittheihing  über  einen  neuen  eisernen  .  der  seit  Dezember  1876  probeweise  auf  dem  Wiener  Bahnhofe 

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36 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


26.  Januar  1 878 


117,4!)  », 


der  Staata-Eisenb.-GeselUch.  verlegt  ist  and  nach  Mittheilungen 
sich  vorzüglich  bewahrt  habe,  »ei  insofern  von  ganz  besonderem 
Interesse,  als  derselbe  des  Kleineisenzeugs  entbehre.  Das  System 
habe  I  Theile,  eine  Fahrschieue  aus  Stahl,  eine  2lheilifce  frag- 
schiene  und  Querverriegehing;  die  letztgenannten  Theile  sind  aus 
Eisen  hergestellt  Das  Neue  und  Originelle  beruhe  darin,  dass 
die  genannten  Koustruktionstheile  in  sinnreicher  Weise  zusammen- 
gefügt, nämlich  durch  Klemm ung  zusammen  gehalten  würden, 
wodurch  eine  Keilwirkung  zwischen  den  einzelnen  Thailen  entstehe, 
ohne  dass  eine  eigenmächtige  Lösung  erfolgen  könne.  So  viel 
bestechendes  aber  auch  das  Sutern  biete,  so  habe  es  doch 
manche  Bedenken  hinsichtlich  Losruttelung  beim  Ueherfahren 
sehr  schwerer  Maschinen  etc.,  sodann  aber  auch  hinsichtlich  der 
Komplizirtheit  der  Montirung.  Das  Finkeilen  der  Fahrschiene, 
welche  sehr  genau  zwischen  die  Tragschienen  eingepasst  werden 
müsste,  sei  wegen  der  grolsen  Empfindlichkeit  des  Stahls  jeden- 
falls mit  ganz  besonderer  Sorgfalt  auszufahren.  Jeder  Konstruk- 
tionstheil  könne  sich  im  übrigen  für  sich  ausdehnen. 

Durch  Verwechselung  der  Stöfte  der  Fahrechienen  sowohl 
mit  den  Tragschienen,  wie  auch  der  SWfse  dieser  selbst  in  ihren 
beiden  Hälften  sei  eine  grofsc  Vervollkommnung  erreicht  Einen 
Vorzug  bieten  für  den  Transport  die  geringen  Längen,  in  denen 
die  einzelnen  Theile  verwendet  werden,  doch  wird  dadurch  für 
das  Monüren  eine  verhaltnissmüfsig  grofse  Zahl  von  Händen  er- 
namentUch  auch  für  das  sogen.  „Auffädeln"  der  Trag- 
i  auf  die  Querriegel.  Der  neue  Oberbau  schließe  sich  be- 
Gewichts, wie  auch  der  Anlagekosten  an  die 
Daten  des  Systems  Hilf  an;  das  Gestänge  setze  sich 
bezw.  wiege  'für  das  lfd.  Meter: 

2  Fahrschieneu  ä  19,75  k  .  .  .  —  39,50  * 
4  TragschieneuHaliten  ä  14,75     —  59,00  k 

Quemegel  =  18,71  k 

Domen  —    0,28  k 

wogegen  der  Hilfsche  Oberbau  125,4  k  wiege. 

Die  Beschaffungskosten  stellten  sich  bei  System  Hilf  auf 
27,2H  M.,  bei  System  Ilattig  &  de  Serres  auf  31,34  M.,  unter 
Kiusetzung  eines  Preises  von  22  M.  pro  100 k  Stahlschienen. 
Die  Unterhaltungskosten  betragen  2,284  M.  für  1  ■  Gleis  und 
Jahr  bei  Battig  <fc  de  Serres  und  2,58  M.  bei  Hilf. 

Die  Ansätze  für  die  Unterhaltungskosten  seien  indes»  bis  zumAb- 
schlnss  der  Versuche  mit  Vorsicht  aufzunehmen,  wie  denn  über- 
haupt bei  der  Neuheit  der  Konstruktion  ein  endgültiges  Unheil 
vorerst  noch  nicht  am  Plaue  sein  dürfte.  —  Hr.  Strecken 

bei  seinem  Bekanntwerden  sehr 
beurtheilt  worden  sei:  ob  bei  Anwendung  desselben  in 
Umfange  sich  nicht  doch  die  beim  3theiligen  Oberbau  — 
zu  welchem  dies  System  zu  rechnen  sei  —  gezeigten  Uebel&tände 
auch  hier  ergeben  worden,  müsse  vorläufig  dahin  gestellt  bleiben. 
Hr.  zur  Nieden  befürchtet,  dass  derselbe  Uebelstand,  welcher 
bei  dem  Köstlin-  <fr  Battig'scben  Oberbau  hervor  getreten  sei, 
dass  nämlich  die  Fahrschienen,  weil  leicht  Lücken  in  der  kon- 
tinuirlichen  Unterstützung  entständen,  die  Neigung  zu  iJtngenriss- 
Bildungen  zeigten,  auch  hier  vorkommen  werde.  Von  einigen 
Mitgliedern  wird  indess  dieser  Annahme  widersprochen.  — 

Hr.  Streckert  theilt  sodann  aus  dem  Oesterr.  Zentralbl.  f. 
Fisenb.  u.  Dampfschiffahrt  eine  Reihe  von  Bestimmungen,  betr. 
Anforderungen  des  englischen  Handelsamtes  hinsichtlich  der  tech- 
nisch-polizeilichen Prüfung  einer  Eisenbahn  mit,  welche  im  Okto- 
ber 1877  von  letztgenanntem  Amte  erlassen  sind.  Dieselben  um- 
fassen: Ausweise,  welche  dem  Eisenbahn-Departement  des  Han- 
delsamtes  zu  (iberreichen  sind,  bevor  die  zweite  Anzeige  über 
«he  beabsichtigte  Eröffnung  einer  Bahn  erstattet  wird,  sodann 
wesentliche  Anforderungen  für  den  Betrieb,  Arten  des  Betriebes 
auf  einer  lgleisigen  Balm  und  schliefslich  Bestimmungen  über 
Einrichtungen,  welche  für  den  Bahnbetrieb  empfohlen  werden. 
Der  Vortragende  macht  darauf  aufmerksam,  dass  diese  Forderun- 
gen, welche  zum  Theil  mit  den  im  deutschen  B.-P.-Reglem.  ent- 
haltenen Bestimmungen  übereinstimmten,  zum  Theil  auch  mit  den 
Techn.  Vereint),  im  Finklang  ständen,  in  manchen  Punkten,  so 
z.  B.  in  Bezug  auf  die  Konstruktion  und  Stellung  der  Weichen 
und  auf  das  Signalwesen,  viel  einschränkender  als  die  für  die 
deutschen  Bahnen  gegebenen  Vorschriften  seien.  —  Hr.Quassowski 
halt  die  Bestimmungen  für  zu  speziell  und  deshalb  den  Fort- 
schritt hemmend.  —  Hr.  Schwabe  fragt,  ob  die  Vorschriften 
» irklick  obligatorisch  sein  sollen ,  und  ist  der  Ansicht,  dass  die 
meisten  englischen  Bahnen  sie  schwerlich  würden  erfüllen  können. 
Hr.  Streckert  theilt  hierzu  aus  der  ihm  vorliegenden  Zeitschrift 
mit,  dass  weil  die  Inspektoren  des  englischen  Handelsamtg  in  der 
Hegel  die  Eisenbahnen  während  ihrer  baulichen  Herstellung  einer 
Kontrole  nicht  unterwürfen,  sondern  erst  wenn  der  Antrag  auf 
Inbetriebsetzung  der  Bahn  gestellt  worden,  die  einzehien  Objekte 
citier  genauen  Prüfung  unterzögen,  es  sowohl  für  die  ßahnver- 
wAltungen  als  auch  für  das  Handelsamt  von  Interesse  sein  müsse, 
dass  die  ersteren  die  Bedingungen  kennen,  von  deren  Erfüllung 
die  Kommissionen  des  Haiidelsanits  die  Abnahme  der  Bahnen 
abhängig  machten.  Ks  seien  wohl  vou  diesem  Gi-sichtspunkte 
aus  die  erwähnten  Bestimmungen  zu  beurtheilen. 

Zum  Schluss  werden  in  üblicher  Abstimmung  die  Herreu 
Eisenb.-Bau-  u.  Betr. -Inspektoren  Textor  und  Jnngnickel,  Ober- 
Kahl  und  Geheimer  Baurath  Grüttefien  als 
Hr.  Begier.-  u.  Banrath  hüll 


Arohitekten-  und  Ingenieur- Verein  zu  Hamborg.  Ver- 
sammlung am  IL  Januar  1878.  Vorsitzender  Hr.  F.  A.  Meyer, 
Schriftführer  Hr.  Bargum,  anwesend  til  Mitglieder. 

Eingegangen  sind  Zeichnungen  und  Beschreibungen  der 
Kaloriferen  von  Heckmann  &  Zehendcr  in  Mainz,  ferner  Proben 
von  Kunststeinen  von  der  Firma  H.  Ehlers  &  Co.  und  ein  Vorschlag 
zum  Rathhausbau  vom  Architekten  A.  Pieper  in  Köln.  -  Letzterer 
geht  darauf  aus,  dag  Kalhhaus  in  der  westlichen  Ecke  der  Binnen- 
alster,  also  diagonal  zu  dem  von  Hrn.  Fitscheu  vorgeschlagenen 
Platze  zu  erbauen,  und  zwar  soll  das  Gebäude  über  Eck  zur 
Alster  und  so  weit  in  diese  hinein  gestellt  werden,  dass  vor  dem 
Rathhanse  auf  dem  fünfarmigen  (später  sechsarmigen)  Straften- 
stern  ein  dreieckiger  Platz  von  der  Grofse  des  Gänsemarktes  ge- 
schaffen wird.  Im  Anschluss  an  das  Schreiben  des  Hrn.  Pieper 
giebt  der  Vorsitzende  bekannt,  dass  die  abermalige  Besprechung 
der  Rathhausplatz-Frage  auf  die  Tagesordnung  der  nächsten  Ver- 
sammlung (25.  Januar)  gesetzt  werden  soll. 

Hr.  Brekelbanm  bat  sein  unter  dem  Motto:  „Ar!  et  «ciVnrr' 
für  das  Lcydeuer  Univeraitätagelwiude  verfässtes  Konkurrenzprojekt 
ausgestellt,  welches  nach  dem  Unheil  der  Preisrichter  (s.  No.  102 
vor.  Jahrg.  d.  Dtsch.  Bztg.)  zu  den  5  relativ  besten  Arbeiten  gehört. 
Die  Pläne  werden  von  Hrn.  Wiegand,  Mitarbeiter  des  Hrn. 
Brekclbaum,  erläutert 

Sodann  erstattet  Hr.  Bargum  den  Bericht  über  die  Tbätig- 
keit  des  Vereins  im  vorigen  Jahre.  —  Die  Mitgliederzabi  hat  sich 
von  278  auf  2D5  gehoben.  Es  haben  20  ordentliche  Versammlungen, 
4  Exkursionen,  1  Fest  (das  Stiftungsfest)  und  eine  autserordentliche 
Feier  (am  Grabe  Dalmanu's)  stattgefunden.  Ausser  den  Berichten 
vom  Yorstandstische  und  von  den  Abgeordneten  zum  Verbände 
sind  22  Vorträge  über  technische  oder  wissenschaftliche  Gegen- 
stände gehalten  worden.  Neben  den  Aufgaben  der  genannten 
Kommissionen  (für  litterarischeZwecke,  Konkurrenzen,  Exkursionen, 
Feste  und  Rechnungswesen)  sind  17  andere  Fragen  technischen 
oder  sozialen  Charakters  durch  besondere  Ausschüsse  bearbeitet 
und  im  Verein  berathen  worden.  Ausstellungen  faudeu  9  statt. 
Der  Besuch  der  Versammlungen  betrug  im  Durchschnitt  57  Persnneu 
gegen  54  im  Vorjahre,  her  Rückblick  auf  das  Jahr  1876  ist 
demnach  eiu  durchaus  zufrieden  stellender. 

Ein  Antrag  des  Vorstandes,  wodurch  eiu  deu  erweiterten 
Verhältnissen  des  Vereins  mehr  entsprechender  Modus  für  die 
Wahlen  zu  den  Vereinsämtern  durch  Bestellung  einer  die  Wahl 
eingeführt  werden  soll,  wird  nach  kurzer 
ind  es  werden  in  den  nach  Vorschlag 
des  Vorstandes  auf  20  Personen  zu  verstärkenden  Aussvhuss, 
welchen  im  übrigen  die  nach  dem  Turnus  nicht  austretenden 
Mitglieder  des  Vorstandes  und  der  stehenden  Kommissionen  bilden, 
neben  den  Hrn.  Haller,  Ahrens  und  Bargum  vom  Vorstande, 
Zimmermann,  Buchheister  und  Schäffer  von  der  litlcrorischeu 
Kommission,  Reiche,  Kirchenpauer  und  Av^-Lallemant  von  der 
Konkurrenz-Kommissinn,  Lobach  und  Gurlitt  von  der  Exkursion»- 
Kommission  und  Ernst  Schmidt  als  Rechnnngs-Revisor,  für  diese-, 
Jahr  die  Hrn.  Robertson,  J,  Olthausen,  O.  Repsold,  A.  Vermehren, 
Schröder,  A.  W.  Rcichardt,  Asiuus  und  Hennicke  gewählt 

Aufgenommer.  in  den  Verein  sind  die  Hrn.  Elvers,  Dorn, 
Bosenthal,  Richter  und  Jacobi,  womit  die  Zahl  der  Mitglieder 
gerade  300  erreicht   Bm. 

Ans  dem  Bnade  der  Bau-,  Maurer-  u.  Zimmeraeiater 
Berlins.  Der  uns  vorliegende  VII.  Jahresbericht  des  Bundes  der 
Bau-,  Maurer-  und  Zimmermeister  Berlins  zeugt  von  einer  regen, 
erfolgreichen  Wirksamkeit  dieser  Genossenschaft  und  berechtigt 
zu  der  Annahme,  dass  der  todto  Punkt,  au  den  Schöpfungen 
ähnlicher  Art  nach  einer  gewissen  Zeit  regelmäftig  zu  gelangen 


Jahre  1871  aus  der  Vereinigung 
1  des  Vereins  der  ,"' 


pflegen,  von  ihr  liereits 
Bekanntlich  ist  der 
des  Bundes  der 

entstanden  und  hat  in  den  damaligen  Kämpfen  der  Arbeitgeber 
des  Baugewerbes  mit  ihren  Gesellen  zunächst  den  Zweck  verfolgt, 
dem  wohl  organisirten  Vorgehen  der  letzteren  durch  eine  ge- 
schlossene Organisation  der  Meister  entgegen  zu  treten.  Der 
Bund  hat  zweimal  —  im  Juli  1871  und  April  1872  deu  Kampf 
mit  den  strikenden  Gesellen  aufgenommen  und  im  zweiten  Falle 
wider  den  partiellen  Strike  derselben  sogar  einen  Gcgcnstrike 
inszenirt  konnte  er  die  üblen  Folgen  der  damaligen,  vielfach 
ungesunden  Zustände  auch  nicht  völlig  verhindern,  so  hat  er 
durch  sein  Auftreten  doch  wesentlich  dahin  mitgewirkt,  dass 
sich  die  Rückkehr  zu  gesunderen  Zuständen  verhältnissmäftig 
schnell  und  ohne  neue  Zuckungen  vollzieht  Seitdem  jener 
Kampf  seinen  akuten  Charakter  verloren  hat  und  die  von  ihm 
gestellten  Aufgaben  in  den  Hintergrund  getreten  sind,  hat  die 
Thätigkeit  des  Bundes  einem  anderen,  friedlichen  Gebiete  sich 
zuwenden  können.  Es  gilt  jetzt  in  erster  Linie  diejenigen  Auf- 
gaben im  Interesse  der  Organisation  und  der  gedeihlichen  Fort- 
entwickelung der  Baugewerbe  zu  lösen,  die  der  freiwilligen,  ge 
meinsamen  Thätigkeit  der  Gewerksgenost 
dem  mit  Einführung  der  Gewerbefreiheit 
liehe  Sorge  des  Staats  für  diese  Fragen 
In  welcher  Weise  dies  seitens  des  Bundes  geschieht  und  wie 
derselbe  sich  müht,  noch  über  diesen  Rahmen  hinaus  für  das  Fach 
und  Standes-lnteressc  seiner  Mitglieder  zu  wirken,  dürfte  am  besten 
der  nachfolgende  Auszug  ans  dem  letzten  Jahresbericht  ergeben. 
Die  Mitgliederzahl  des  Bundes  beträgt  z.  Z  134.  von 
8  Mitgl.  neu  hinzugetreten  sind,  wahrend  i.  G.  7  Mit^l. 


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No.  S. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


37 


ausschieden.  Der  Vermögensbestand  im  Anfange  d.  J.  betrug 
3900  M.,  die  Einnahme  11  WM  M.,  die  Ausgabe  L0800  M.,  so 
dasts  für  1878  ein  KeBtand  von  4100  M.  verblieb.  — 

lHe  Thatigkeit  des  Bundes  hat  sich  in  131  Sitzungen  des 
Vorstandes  und  der  verschiedenen  ständigen  Kommissionen 
vollzogen. 

1.  Der  Vorstand  hat  in  17  Sitzungen  und  6  Berathungen 
von  Subkommissionen,  aufter  (icscbMsvorfallen  kleineren  Umfangs, 
folgende  Angelegenheiten  behandelt:  a)  die  Abänderungsvorschläge 
au  der  vom  Polizei  -  Präsidium  entworfenen  neuen  II  au  Ordnung 
für  die  Stadt  Berlin;  im  Druck  vervielfältigt ,  wurden  dieselben 
dem  Staats -Ministerium,  dem  Polizei  •  Präsidium  und  den  Stadt- 
verordneten nbersandt;  b)  die  in  größerem  Maafstabe  durch- 
geführte Krhebung  bezgl.  der  Lohnverhältuisse,  die  auf 
sämratliche  Baugewerksmcistcr,  Bauunternehmer  und  selbständige 
Bauhandwerker  sich  erstreckte;  leider  haben  viele  Nieht-Bundes- 
mitglieder  dieser  so  wichtigen  Angelegenheit  ihr  Interesse  versagt; 
c)  die  Organisation  bezw.  Umbildung  oder  Erweiterung  der  stan- 
digen Kommissionen  des  Bundes,  die  Aufstellung  einer  Geschäfts- 
ordnung für  das  Sekretariat  und  die  Umwandlung  des  Kassen- 
wesens. —  Aus  dem  Vorstände  schieden  aus  die  Ilm.  Höpke  und 
.1.  Pasler,  ftlr  welche  die  Hrn.  Gosehroch  und  .1.  Klein  einge- 
treten sind. 

2.  Das  Kuratorium  für  Lehrli  ngswesen  hielt  H  Sitzun- 
gen ab,  in  denen  eine  gröbere  Zahl  von  Angelegenheiten  bezgl. 
der  3  Lehrlingsschulen  des  Bundes  (in  der  Wilhelm-,  Schmid-  n. 
Oranienburger  Str.)  erledigt  wurde.  Der  Etat  wurde  auf  3450 M. 
fest  gestellt;  der  Besuch  der  Schulen  erfolgte  durch  311  Lehrlinge. 
Eine  Ausstellung  von  Arlteiten  der  betr.  Schüler  fand  in  den 
Räumen  des  Architektenhauses  statt 

3  Die  Jahrbuchs  -  Kommission  stallte  in  45  Sitzungen 
die  II.  Ausgabe  des  Jahrbuchs  fertig.  Nach  Vollendung  dieser 
Arbeit  hat  am  27.  Dezbr.  die  bisherige  Kommission  sich  aufgelöst, 
eine  neue  Kommission  unter  dem  Vorsitze  der  Hrn.  Gosebruch 
und  Borstell  sieb  konstiluirt.  Bei  einer  Einuahme  v.  ßl40,n.iM. 
und  einer  Ausgabe  v.  6583..M  M.  ergiebt  sich  ein  Defizit  v.  443,«»  M., 
dem  jedoch  ein  Bestand  v.  60  Exempl.  des  Jahrbuchs  II.  Autl.  und 
446  desgl.  I.  Autl.  gegenüber  steht.  Die  durch  den  Verleger  in 
Halle  für  den  Verkauf  des  Jahrbuchs  erzielte  Einnahme  stellte  sich 
im  verflossenen  Jahre  auf  über  MX)  M. 

4.  Die  technische  Kommission  hielt  14  Sitzungen  ab,  in 
welchen  behandelt  wurde:  a)  die  Statistik  des  Bundes,  ausgearb. 
f.  d.  Stadt  Statist.  Bureau;  h)  der  Esmann'sche  Antrag  bezgl.  der 
Manerst&rken;  c)  die  Feststellung  der  General  •  Versammlungen 
und  Exkursionen.  Die  letzteren  waren  gerichtet:  Nach  der  Pump- 
statinn in  der  Schöneberger  Str.,  nach  deu  atiidt.  Wasserwerken  zu 
i  bar  [Ottenburg,  nach  den  Rieselfeldern  l»ei  Osdorf,  nach  dem 
geodätischen  und  dem  physiologischen  Institut,  nach  der  Sonnen- 
warte, der  Gruft  Friedrichs  d.  Grofsen  und  Friedrich  Wilhelm  rv. 
in  Potsdam.  -  Vortrage  fanden  statt  seitens  des  Hrn.  Wernekink 
«her  die  Trinkwasser  Berlins  und  seitens  des  Hrn.  Dr.  Goldschmidt 
über  das  Telephon. 


5.  Die  Kommission  für  Rechtssachen  behandelte  in 
5  Sitzungen:  a)  Aenderungen  des  Bundesstatuts  zur  Erlangung 
von  Korporationsrechten;  h)  Recherchen  in  Folge  Aufragen  der 
Direktion  für  Gewerbesteuer;  c)  Ausgleich  von  Differenzen  zwischen 
einem  Maurermeister  und  einer  Architektenrirma,  scy»ie  zwischeii 
verschiedenen  Lehrherren  und  Lehrlingen. 

6.  Die  Kommission  f (Ir  Finanzen  und  Kredit  be- 
sobüftigte  sich  iu  ihren  8  Sitzungen  mit:  a)  Feststellung  des 
Etats  (auf  9000  .//.);  b)  Plänen  zum  Zwecke  von  Mehreinnahmen 

]  f.  d.  Bund;  c)  Berathung  Ober  Heranziehen  jüngerer  Kräfte  i.  d. 
Bund:  d)  desgl.  filier  Gründung  einer  Bank  im  Interesse  der 
Mitglieder;  e)  desgl.  ober  Einführung  der  in  Frankreich  üblichen 
Baarzalilungen;  f)  desgl.  über  eine  praktische  Buchführung  für 
das  Baugewerbe. 

7.  Die  Kommission  für  Presse  uud  Vereine  hielt 
12  Sitzungen  ab  und  berieth:  a)  über  die  missbränchliche  Er- 
schwerung der  Abschlagszahlungen  bei  Eisenbahn-  und  öffentlichen 

i  Bauten;  b)  über  die  Uebelstände  im  Submissionsverfahren ;  c)  Uber 
die  Thatigkeit  der  Fabrikinspektoren  in  Berlin  und  Schlesieu; 
d)  über  die  Schädlichkeit  gewisser  von  der  Privat -Bauthätigkeit 
benutzter  Banken;  e)  über  das  Feuerkassenwesen;  f)  Ober  Bau- 
vertrage im  Allgemeinen  und  in  einigen  speziellen  Füllen. 

H.  Die  Kommission  für  gesellige  l'nterhaltnng  und 
Unterstützung  behandelte  in  12  Sitzungen  lieben  den  Vorbe- 
'  reitungen  für  den  geselligen  Zweck  der  Exkursionen  und  das 
!  Winterfest  des  Bundes  die  Gründung  eines  rnterstützungfouds. 

welcher  bereits  246,35  *Ä  aufweist,  sowie  die  Errichtung  eines 
I  Arbeiter  •  Nachweise- Bureaus. 

9.  An  General  -  Versammlungen   sind   f>  abgehalten 
I  worden.    In  denselben  wurden  ausgeschrieben  und  empfingen  die 
|  Lehrbriefe  87  Maurerlehrlinge  und  73  Zimroerl..  i.  g.  also  lOOLehr- 
j  linge.  Eingeschrieben  wurden  184  Maurerlehrlinge  u.  68  Zitnmerl.. 
L  g.  also  202  l,ehrlinge.  — 

Im  Hinblick  auf  eine  solche  Thatigkeit  können  wir  dem 
Bunde  nur  ein  ferneres  Gedeihen  und  eine  immer  weitere  Aus- 
breitung in  den  betr.  Kreisen  wünschen,  wenn  auch  leider  die 
Erfahruug  lehrt,  dass  der  Gemeinsino  nicht  bei  Allen  so  stark 
entwickelt  ist,  um  annehmen  zu  können,  dass  jemals  die  Ge- 
sammtheit  der  betr.  Kreise  zu  einem  gemeinsamen  Bunde  ver- 
einigt sein  werde. 

Soweit  unsere  Kenntnis»  reicht,  kann  Berlin  sich  immerhin 
rülimen,  auf  dem  Gebiete  des  gemeinsamen  freiwilligen  Zusammen- 
wirkens der  im  Baufach  thätigen  Kräfte  allen  anderen  Hauptstädten 
voran  zu  stehen:  Anfragen  aus  anderen  Städten  zeigen,  dass  dies 
auch  von  auswärts  anerkannt  wird  und  dass  man  dort  unsere  Ein- 
I  Henningen  als  Vorbild  betrachtet.  In  der  That  dürften  der  Ar- 
chitektenverein, der  Bund  der  Bau-,  Maurer-  und  Zimmenneister 
und  der  Baumarkt  die  drei  Hauptfaktoren  und  Richtungen  des 
Bauwesens  in  einer  so  glücklich  gegliederten  Weise  vertreten, 
wie  es  nur  irgend  zu  wünschen  ist  Mögen  die  Hoffnungen  einer 
gedeihlichen  Zukunft  für  die  Entwickelung  der  R  epräsentation  un- 
seres Fachs  in  der  deutschen  Reichshauptstadt,  die  man  hieraus 
zu  hegen  berechtigt  ist,  sich  erfüllen.  Bn. 


"Vermischtes. 

Statistik  mittlerer  and  unterer  technischer  Lehr- 
Aneitalten  pro  1876  und  1876/77. 

Herzogliche  Baugewerkschule  zu  Holzminden  a.d.W. 
Wintersemester  1877—78.  Die  Zahl  der  Schüler  betragt  1025 
u.  zw.:  442  Maurer,  385  Zimmerer,  16  Steinmetze,  9  Dach- 
decker, 36  Tischler,  2  Dekorationsmaler,  36  sonstige  Banbe- 
llissene,  118  Schlosser  und  Maschinenbauer,  20  Mahlenbauer, 
3  Kupferschmiede,  H  sonstige  Metallarbeiter. 

Dieselben  vertheilen  sieh  auf  die  Klassen,  deren  Unterrichts- 
stoff für  je  I  Semester  berechnet  ist,  folgendermafsen :  IV.  Kl. 
iVnrbereiiiingsklas.se,  gemeinschaftlich  für  Bauhandwerker  und 
Maschinenbauer)  91,  HL  Bauhandwerkerklasse  347,  II.  desgl. 
278,  I.  desgl.  160,  I.  desgl.  (obere  Abtheilung)  A.  22,  Iii. 
Masrhinenbanerklasse  71,  II.  desgl.  31,  I.  desgl.  25. 

l>era  Lebensalter  nach  zahlen  18  Schüler  je  15  Jahre. 
74  Sch.  je  16  .1.,  122  Sch.  je  17  X,  179  Sch.  je  18  J.,  149  Schi 
je  19  J.,  111  Sch.  je  20  J.,  74  Sch.  je  21  J.,  55  Sch.  je  22  J., 
57  Sch.  je  28  .1.,  61  Sch.  je  24  .1.,  45  Sch.  je  25  J.,  41  Sch.  je 
28  J.,  22  Sch.  je  27  J.,  8  Sch.  je  28  .1.,  3  Sch.  je  29  J.,  2  Sch. 
je  81  J.,  2  Sch.  je  82  J.,  1  Sch.  88  J.,  1  Sch.  36  Jahre. 

Das  Durchschnittsalter  der  Schüler  beträgt:  In  der  I.  Kl.  A. 
28,1  Jahre,  in  der  I.  Kl.  21,8  J.,  in  der  II.  KL  19,9  J.,  in 
der  III.  Kl.  18,9  .1.,  in  der  IV.  Kl.  19,9  J. 

Die  Schüler  gehören  folgenden  Staaten  an:  Anhalt  15,  Ba- 
den 14,  Bayern  9,  Braunscbweig  109,  Bremen  16,  Hamburg  5, 
Hessen- Darmstadt  19.  Lippe-Detmold  16,  Lübeck  3,  Mecklenburg 
16,  Oldenburg  13,  Preul'sen  670,  Reufs  4,  Kgr.  Sachsen  8t), 
S. -Altenburg  6,  S.-Coburg-Golha  17,  S.-Meiningen  11,  S.-Wei- 
mar  12,  Schanmburg-Lippe  6,  Schwarzburg  4,  Waldeck  1,  Oester- 
reich 4,  Dänemark  4,  Lichtenstein  1,  Luxemburg  1,  Niederlande  I, 
Norwegen  6,  Russland  4,  Schweiz  10,  Amerika  2. 

Aufser  dem  Direktor  wirken  als  Lehrer  an  der  Anstalt:  19  Ar- 
chitekten und  Bauingenieure,  4  Maschinen-Ingenieure,  7  Lehrer  für 
Mathematik  und  Mechanik,  1  Lehrer  für  Chemie  und  Technologie, 
1  Lehrer  für  Baurecht,  6  Bildhauer  für  Freihandzeichnen,  Rossi- 
ren  und  Ho|r.srhnit*en,  6  Elementarlehrer,  zus.  44  Lehrer.  — 


Das  Technikum  Frankenberg  i.  S.  gehört,  dem  aus- 
gegebenen Programm  nach,  zu  denjenigen  Anstalten,  welche  zahl- 
reiche höhere  und  niedere  Zwecke  von  mancherlei  Abstufungen 
mit  einander  zu  verbinden  wissen,  da  die  Anzahl  der  verschie- 
denen Abtheilungen,  in  welche  sich  das  Institut  gliedert,  8  beträgt, 
für  welche  Kurse  von  Vi— 2jähriger  Dauer  bestehen:  hierzu 
tritt  noch  eine  Vorschule,  die  1)  für  die  Fachschulen  und  2l  in 
erster  Linie  für  solche  bestimmt  ist,  die  sich  zum  Examen  des 
Freiwilligen-Dienstes  vorbereiten  wollen. 

Mit  der  grofsen  Dehnbarkeit,  die  in  den  Angaben  des  Pro- 
gramms Ober  die  spezielle  Art  und  Ober  deu  Umfang,  in  welchem 
die  Unterricbtetoffe  vorgetragen  werden,  herrscht,  steht  die  Ela- 
stizität der  Aufnahme-Bedingungen  in  recht  gutem  Einklang; 
es  werden  jedoch  alle  Unsicherheiten  dieser  Art  in  den  Schatten 
gestellt  durch  die  fast  völlige  Abwesenheit  von  Nachrichten 
über  die  vorhandenen  Lehrkräfte  und  über  die  Scliüler- 
i  ü  1.1.  Wir  finden  im  Programm  hierzu  weiter  nichts,  als  die 
sehr  vieldeutige  Auslassung,  dass  die  Gesauitntfrequenz  der  An- 
stalt sich  jetzt  auf  mehr  als  800  Schüler  beziffere  und  dass  die 
Lehrkräfte  in  hinreichender  Anzahl  vorhanden  seien,  um  eine 
eingehende  Beschäftigung  mit  den  einzelnen  „Studirenden"  zu 
gestatten.  Noch  mehr  lakonisch  als  hier  geschehen,  lässt  sich  das, 
was  man  zu  wünschen  hätte,  wohl  kaum  ausdrücken.  — 

Die  Thüringische  Baugewerk-  n.  Maschinenbau- 
,  schule  der  Stadt  Sulza  bezweckt  in  erster  Linie  ihren  Schülern 
eine  abschließende  Bildung  für  das  praktische  Leben  zu  geben, 
und  abstrahirt  davon,  sowohl  eine  passende  Vorbtldungsanstalt  für 
höhere  Studien  als  Bildungsanstalt  für  sogen,  höhere  Kenntnisse 
Oberhaupt  zu  sein.  Auf  so  geklärter  Grundlage  stehend,  wird  der 
Anstalt,  wenn  die  übrigen  Platz  greifenden  Bedingungen  erfüllt 
sind,  eine  gute  Zukunft  kaum  fehlen  können.  Obwohl  die  Anstalt 
erst  seit  einigen  Jahren  besteht,  hatte  dieselbe  sich  bereits  im 
Halbjahr  1876/77  des  Besuchs  von  nicht  weniger  als  105  Schülern, 
worunter  sich  90  Bauhandwerker  befanden,  zu  erfreuen,  und  es 
sollte  im  folgenden  Semester  die  Zahl  der  Lehrer  auf  11  ge- 
bracht werden.  Der  vollständige  Kursus  umfasst  4  Semester  mit 
wöchentlich  40  -50  Unterrichtsstunden.  - 

Die  balttechnische  Fachschule  zu  Hannover  erstrebt 

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38 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


26.  Jannar  1878 


ausschließlich  dio  Heranbildung  von  Hauhandwerkern  und  Bau- 
techniken),  denen  sie  den  Mintritt  entweder  in  eine  der  3  zu  ab- 
solvireuden  Fachklasscn  oder  in  eine  Vorbildungsklasse  Uberlässt; 
die  Dauer  der  Ausbildung  wird  hiernach  im  Maximum  4  Semester 
erfordern  mit  durchschniul.  50  Unterrichtsstunden  pro  Woche, 
(legen  Ende  1875  eröffnet,  zahlte  die  Anstalt  im  Halbjahr  1876/77 
DO  Schüler,  die  von  !•  Lehrern  unterrichtet  wurden. 

Die  technischen  Fachschulen  in  Buxtehude  wurden 
im  Wintersemester  1877/78  von  275  Technikern  besucht  Heimaths- 
lierecbtigt  sind  davon:  im  Königreich  Sachsen  5,  in  Bayern  1, 
Oesterreich  1,  Schweiz  1,  Russland  1,  Schweden  und  Norwegen  H, 
England  1,  Holland  1,  Baden  I,  Amerika  2,  Bremen  2,  Lübeck  2, 
Hamburg  6,  Oldenburg  10,  Mecklenburg  24,  Braunschweig  6, 
Sachseu-Mtiningen  2,  Schwarzburg-Sonderehausen  1,  Schwarzburg- 
Budolstadt  l,  Sachseu-Altenburg  1,  Anhalt  2,  Htsseu-Darmstadt  1. 
Rumänien  1,  aus  der  Provinz  Preußen  12,  Brandenburg  28, 
Pommern  8,  Sachsen  10,  Schlesien  12,  Holstein  13,  Hannover  84, 
Hheiuland  4,  Westfalen  12,  Hessen  2,  Posen  5. 

112  Schüler  waren  Maurer,  96  Zimmerer,  13  Maurer  und 
Zimmerer,  1  Dachdecker,  2  Topfer,  14  Tischler,  «  Schlosser, 
1  Steinhauer,  1  Bildhauer,  4  Maler,  1  Geometer,  3  Mahlenbauer, 
1  Wasserbauer,  1  Schachtmeister,  6  Maschinenhauer  und  13  Ban- 
und  Architektur-Bertissene. 

Die  K.  K.  erste  Staatsgewerbeschulc  zu  Brunn,  von 
deren  Einrichtung  wir  bereite  mehre  Male  mit  Anerkennung 
Notiz  genommen  haben,  hat  sich  in  1876/77  einer  stark  vermehr- 
ten Frequenz  zu  erfreuen  gehabt,  da  die  Gesammtzahl  der  Schüler 
von  82  im  vorher  gegangenen  Semester  auf  157  gewachsen  ist. 
49  davon  gehörten  der  höheren  Gewerbeschule,  37  der  Werk- 
meisterschule und  71  der  gewerblichen  Fortbildungsschule  an. 
Der  Lehrkörper  bestand  aus  13  Haupt-  und  3  Hülfslehrcrn  und 
es  ist  in  dieser  verhältnissmäßig  reichen  Ausstattung  der  Anstalt 
mit  Lehrkräften  und  in  der  Zweckmäßigkeit  ihrer  allgemeinen 
Einrichtung  die  Bargschaft  fftr  eine  gedeihliche  Weiter-Entwicke- 
lung  der  Schule  zu  erblicken.  — 

Technische  Schule  der  Kheinischen  Eisenbahn- 
Gesellschaft  zu  Nippes.  Die  vor  5  Jahren  von  der  genann- 
ten Eisenbahngesellschaft  gegründete  Schule,  verfolgt  den  Zweck 
theils  technische  Lehranstalt  mittlerer  Art,  die  eine  ab- 
schließende Bildung  gewähi-t,  theils  auch  Fortbildungsschule 
für  die  in  den  Werkstatten  der  Gesellschaft  beschäftigten  Lehr- 
linge zu  sein.  Der  Kursus  ist  3  jährig  eingerichtet  und  es  werden 
für  das  1.  Jahr  nur  24,  für  die  beiden  folgenden  je  36.//  Schul- 
geld erhoben.  In  1876  wurde  die  eigentliche  Schule  von  74 
SchOleru,  die  Fortbildungsanstalt  von  26  Lehrlingen  besucht.  — 

Bestimmungen  über  Annahme  and  Beschäftigung 
teohniaoher  Htufsarbeiter  bei  der  Ausführung  von  Staats- 
Eisenbahnbauten,  die  seitens  des  preuss.  Handelsministeriums 
vor  kurzem  erlassen  und  in  No.  1  des  neuen  „Eisenbahn-Ver- 
ordnungsblattes* mitgetheilt  worden  sind,  setzen  fest,  dass  den  bei 
der  Ausführung  von  Staatsei&enbahnbauteu  beschäftigten  tech- 
nischen Hulfsarbeitern,  mit  Ausnahme  der  in  Preußen  staatlich 
geprüften  Baumeister  und  Bauführer,  nur  in  den  Fällen  die  Eigen- 
schaft eines  Staatsbeamten  beizulegen  ist,  wenn  dieselben  nicht 
allein  fttr  die  Zeit  des  betreffenden  Baues,  sondern  in  der  Ab- 
sicht dauernder  Beibehaltung  angenommen  werden. 

Die  bei  den  Staato-Eisenbahnbauten  beschäftigten  technischen 
Hulfsarbeiter  sind  zunächst  ausnahmslos  nur  gegen  tageweis  be- 
nzunehmen. Nach  mindestens  dreimonatlicher 
Dienstführung  können  den  in  Preußen  staat- 
lich geprüften  Baumeistern  und  Bauführern  so  wie  auch  den- 
technischen  Hülfsarbeitern,  welche  nicht  allein 
Zeit  des  Baues,  sundern  in  der  Absicht  dauernder  Bei- 
nen sind,  an  die  Stelle  der  Tagesdiäten 
tioneu  bewilligt  werden.  Die  Diäten  und  Remu- 
sind  von  den  bauleitenden  Behörden  im  voraus  zu  be- 
ilud die  Sätze  sind  vom  Handels-Minister  festgesetzt,  so 
dass  deren  Erhöhung  in  jedem  einzelnen  Falle  der  vorrangigen 
Genehmigung  des  Ministers  bedarf,  die  nur  in  solchen  Fällen 
ausnahmsweise  in  Aussicht  zu  nehmen  ist,  wo  sie  durch  die  An- 
forderungvu  au  gesteigerte  Leistungen,  durch  besondere,  mit  der 
Beschäftigung  verbundene  Auslagen  oder  allgemeine  Theuning  des 
Orts  begründet  ist.  Bei  Neubauten  auf  den  im  Betrieb  befindlichen 
Strecken  sind  Reisekosten-Pauschuuanta,  jedoch  unu 
Ermässigung,  zu  gewähren.  — 

Eine  zweite  an  die  Direktionen  der  Staats-Eisenbahnen 
Verfügung  des  Handelsministeriums  lautet  wie  folgt: 

„Nachdem  die  Prüfimg  der  Maschinen-Techniker  nach 
Maaßgabe  der  Vorschrift  vom  27.  Juni  1876  begonnen  hat,  werden 
die  Direktionen  veranlasst,  ferner  bei  den  Bewerbungen  um  Be- 


Die  Verleihung  von  Medaillen  für  Theilnehmer  an  der 
vorjahrigen  Kasseler  Ausstellung  aus  dem  Gebiete  des 
Heiz-  und  VentUationswesens,  welche  bekanntlich  seitens  des 
Hrn.  Handelsministers  sofort  nach  Schluas  der  Ausstellung  in  Aus- 
sicht genommen  war,  ist  nunmehr  erfolgt.  Es  ist  eine  von  König 
Friedrich  Wilhelm  IV.  m.  Erl.  v.  22.  Okt.  1849  gestiftete  l*reis- 
medaille  „für  gewerbliche  Leistungen",  die  zu  diesem 
Zwecke  neu  geschlagen  wurde  und  die  in  je  2  goldenen  bezw. 
silbernen  Exemplaren  entsprechend  den  Vorschlägen  der  Preis- 
richter zur  Vcrtheilung  gelaugt  ist. 

Die  goldene  Medaille  haben  das  Eisenwerk  Kaiserslautern 
und  die  Thonwaareu-Fabrik  der  Magdeburger  Bau-  und 
Kreditbank,  die  silbern«  das  Eisenwerk  Lauchhammer  und 
dio  Berliner  Aktien-Gesellschaft  für  Zentralheizungs-, 
Wasser-  und  Gas  an  lagen,  vormals  Schäfer  &  Walcker, 
erhalten.  - 

Ein  merkwürdiges  Kirohengebäude  befindet  sich  in  der 
Stadt  Altcnberg  des  sächsischen  Erzgebirges.  Der  nebenbei  dar- 
gestellte Grundriss  dieser  Kirche  wird  wohl  bei  jedem  Sach- 
verstandigen Erstaunen  erregen  ;  denn  eine  derartige  Gestalt  dürfte 
kaum  wieder  vorkommen.  Die  Kirche  wurde  in  ihrer  ganzen 
Ausdehnung  gegen  Ende  des  XV.  Jahrb..  erbaut;  die  Mauern  be- 
stehen aus  Bruchsteinen,  alle  architektonischen  Gliederungen  aus 
Sandstein.    Das  Hauptschiff  (Kirchhaus)  ist  14  ■  hoch  und  hatte 

eine  Balkendecke ; 
über  dem  Altar- 
platz, sowie  Ober  der 
Seitenhalle  und  der 
südlichen  Vorhalle 
befinden  sich  die  im 
Grundriss  angedeu- 
teten, sehr  schönen 
Rippen -Gewölbe. 
Außerdem  war  ein 
großer  Flügelaltar 


srhaftiguug  im  Staatg-Eisenbahndienst,  unter  sonst  gleichen  Ver- 
haltnissen, die  Meldungen  geprüfter  Maschinen-Bauführer  vorzugs- 
weise zu  berücksichtigen,  denselben  auch  nach  Möglichkeit  Ge- 
legenheit zur  praktischen  Beschäftigung  in  den  Werkstätten  und 
zur  Erlernung  des  Lokomotiv  -  Fahrdienstes  zu  geben."  —  Eine 
nähere  Deklaration  dieser  Verfügung  wäre  insofern  erwünscht,  als 
es  in  manchen  Fällen  einem  Zweifel  unterliegen  könnte,  ob  für 
bestimmte  Zwecke  ein  Bauführer  oder  ein  Maschinen-Bauführer 
angestellt  werden  soll.  Wichtiger  freilich  wird  die  —  unter  den 
augenblicklichen  Verhältnissen  noch  nicht  dringende  -  Entscheidung 
der  Frage  sich  stellen,  in  wie  weit  später  Bau-  und  Maschinenmeister 
bei  Leitung  des  Eisenbahn-Betriebe»  konkurriren  werden. 


r 


A  Altarrwm.    B.  Bttktptlle.    C  kir,  1,1,».;.  /' 

K  Tnvf*        <>r»»l-K»|jnr».  Tourin 
Vorh»]|t  HB  MUa-RJagaiiz. 


dieser  Kirche 
in  weiteren  Kreisen 
einen  Huf  ver- 
schafft hatten. 
Lieber  die  Gründe, 
welche  zu  so  merk- 
würdiger Grund- 
form  dieses  Bau- 
werks geführt 
haben,  ist  man  gänz- 
lich unklar;  denn 
es  steht  völlig  frei 
auf  einem  Platze 
und  auch  das  Ter- 
rain   kann  kaum 
einen  Eintiuss  aus- 
geübt  haben;  et 
als  wenn 


absichtlich  jede  Gleichmäßigkeit,  jeden  rechten  Winkel 
überhaupt  alle  Hegeln  der  kirchlichen  Baukunst  habe  vermei 
wollen.  Bei  dem  großen  Brande  der  Stadt  Altenberg,  Frühjahr  1876, 
wurde  auch  diese  Kirche  bis  auf  die  Gewölbe  und  Mauern  zerstört. 
Gegenwärtig  wird  sie,  allerdings  in  etwas  anderer  Gestalt,  von  dem 
Unterzeichneten  wieder  aufgebaut,  der  beifolgenden  Grundriss  als 
eine  Kuriosität  der  kirchlichen  Baukunst  der  Oeffentlicbkeit  hier- 
mit flbergiebt  H.  Altendorff. 
Leipzig,  d.  20.  Dez.  1877  .  Architekt. 


Brief-  nnd  Fragekasten. 


Hrn.  K.  in  Berlin.  Unsere  in  No.  94  Jhrg.  77  d.  D.  Bztg. 
geäußerte  Ansicht,  dass  durch  die  neueren  Verfügungen  des 
preußischen  Handelsministers  die  älteren  Bestimmungen  über 
Diäten  etc.  der  Baumeister  und  Bauführer  außer  Kraft  gesetzt 
seien,  wird  durch  den  Erlass  vom  16.  Oktober  1877,  II.  20509 
betr.  die  Annahme  und  Beschäftigung  technischer  Hulfsarbeiter 
für  Staats-Eiseubahnbauten,  sowie  die  denselben  zu  gewährenden 
Kompetenzen  (siehe  No.  1  des  neu  herausgegebenen  „Eisenbahn- 
Verordnungs- Blattes"  Jahrg.  1878  und  ebendaselbst  auch  den 
deklaratorischen  Erlass  vom  27.  Dezember  1877,  II.  26  949)  unter- 
stützt Sind  hiernach  die  älteren  Bestimmungen  auch  nicht  for- 
t,  so  sind  dieselben  doch  praktisch  außer  Wirkung 
Der  Erlass  vom  11.  Mai  18W,  nach  dem  Bau- 
2  Thlr.,  Bauführer  1'/,  Thlr.  Diäten  zu  beanspruchen 
haben,  wird  bei  Behändigung  der  Baumeister-  und  Bauführer- 
Zeugnissa  anscheinend  hauptsächlich  noch  aus  dem  Grunde  bei- 
gefügt, weil  derselbe  neben  der  Frage  wegen  der  zu  beanspru- 
chenden Diäten  gleichzeitig  einige  andere,  das  Disxiplinanerhalt- 
niss  der  geprüften  Techniker  zum  Ressort  des  Handelsministeriums 
betreffende  Fragen  regelt  Es  ist  zu  vermuthen,  dass  hierin 
eine  Aenderung  eintreten  wird,  sobald  der  Vorrath  von 
niblen  Exemplaren  jenes 
sein 


KuwwMuawiwIiK  »oi«  tili  lle.ilti  In  Brill».    Für  .Ii» 


K.  K.  U.  Kril.rU.    Ilmrk;  W.  1'  ..  ■    ,  II.  i  .   ..  , 


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No.  9. 


■  und  IniMoinr-Vrreiii.  —  Von  der  1 
Konkurrenten.  —  Personal- Xichrichten.  —  Brief-  nnil  Fr«gek4«te'n- 


itellt,  das  (excl.  Iransport)  in  der  natürlichen  graueu 
pro  Mille,  gefärbt  (meint  gelblich  oder  röthlich) 
kostet    Die  Fabrik  ist  die  einzige  derartige  in  tu 


Westpreufsisoher  Architekten-  und  Ingenieur-Verein. 

Jahresbericht  f.  d.  J.  1H77.  Der  Verein  hat  in  dem  so  eben  ver- 
flossenen Jahre  4  Hauptversammlungen  abgehalten. 

Die  erste  derselben  (die  Ute  seit  dem  Bestehen  des  Vereins) 
fand  unter  dem  Vorsitze  des  Hrn.  Reg.-  u.  Ürtli.  Ehrhardt  am 
13.  Mar*  in  Danzig  statt  nnd  war  vorzugsweise  der  Erledigung 
Verwallungs-Angolegenhciton  gewidmet;  der  „Tech- 
Verein  zu  Marienburg-,  welcher  sich  am  11.  Januar  1877 
aus  den  dorteelbst  wohnhaften  Mitgliedern  des  Westpreufsischen 
Vereins  gebildet  hatte,  wurde  als  3.  Lokalverein  in  den  Verband 
des  Provinztalvereins  aufgenommen.  An  die  Versammlung  schloss 
sich  die  seit  1860  unter  den  Architekten  Danzigs  stets  in  hohen 
Ehren  gehaheue  Schinkelfeier,  an  der  sich  50  Mitglieder 
und  16  Oiste  betheiligten.  Bei  der  Festtafel  sprach  den  üblichen 
feierlichen  Toast  auf  Schinkel  Hr.  Bauinsp.  Bädeker.  An 
Mitteln  zur  Unterhaltung  der  Oesellschaft  war  noch  weit  mehr 
als  in  früheren  Jahren  aufgeboten;  aufser  der  üblichen  illustrir- 
ten  Tischkarte,  der  auf  die  Bedeutung  des  Tages  hinweisenden 
Dekoration  des  Saales,  den  zahlreichen  Origiuol-Festliedern,  dürfte 
namentlich  die  humoristische  Festzeitung  und  ein  auf  die  Ver- 
hältnisse des  Vereins  bezügliches  Theaterstück  Erwähnung  ver- 
dienen. Zahlreiche  Telegramme  versammelter  Fachgenosseti 
aus  Nähe  und  Ferne  bereiteten  der  Festgesellschaft  freudige 
Ueberraschungen,  und  es  blieb  dieselbe  bis  zu  später  Stunde 
vereinigt,  gefesselt  durch  die  unerschöpflichen  Unterhaltungs- 
künste des  Hrn.  Ingenieur  Kohlert  — 

Die  10.  Hauptversammlung  führte  den  Verein  am 
2h.  Juni  nach  Pelplin.  Vorher  besuchte  derselbe  in  der  Zahl 
von  85  Mitgliedern  und  11  Gästen  die  Kunststeinfabrik  von 
Hauer  und  Hoffmann  in  Dirschaa.  In  derselben  wird  aus  hy- 
draulischem Kalkmörtel  ein  Surrogat  für 
hergestellt,  das  (excl.  Transport)  in  der 
30  .//. 
39  M 

Umkreise  und  deren  Notwendigkeit  und 

1  Theil  Thon  und  4  Theile  Mergel  (auch  Wicsenkalk  ge- 
nannt) werden  in  einem  runden  Bansin  gemengt  und  von  einem 
im  Zentrum  desselben  stehenden  Thonschneider  durchgearbeitet. 
Von  der  heraus  quellenden  Masse  von  rechteckigem  Querschnitt 
werden  Patzen  abgeschnitten  und  auf  Brettchen  in  einem  offenen 
Schuppen  getrocknet.  Diese  Patzen,  welche  den  hydraulischen 
Kalk  darstellen,  werden  nunmehr  in  einem  Ringofen  gebrannt. 
Um  die  zu  den  Steinen  erforderliche  Mörtelmasse  zu  erhalten, 
ist  dann  nur  noch  das  Loschen  dieses  Kalkes  und  das  Mengen 
mit  Sand  erforderlich.  Der  fein  gemahlene  gebrannte  Kalk 
kommt  zu  diesem  Zweck,  zusammen  mit  dem  Hfachen  Volumen 
Sand  in  rotirende  Trommeln,  in  welche  ein  wenig  Wasser  durch 
ein  Eisenrohrchen  einfliefst  Die  Menge  des  Wassers  richtet  sich 
nach  dem  von  der  Witterung  abhangigen  Feuchtigkeitsgrade  des 
Sandes.  Sollen  die  Steine  gefärbt  werden,  so  wird  noch  der 
pulvcrisirtc  Farbstoff  hinzugefügt 

Der  fertige  Mörtel  gelangt  nun  unter  die  14  z  schweren 
Dampfhämmer,  welche  an  ihrem  unteren  Ende  die 
Ziegelform  tragen.    In  einem  flachen 
Mörtel  und  wird  in  diesem  unter  dem 


hin  um 

wegt  Zur  Herstellung  eines  jeden  Ziegels  gehören  3 
schlüge,  indem  1)  die  1  gefüllt,  dann  2)  der  Ziegel  in  der 
Form  komprimirt  und  gelockert,  und  3)  heraus  geworfen  wird. 
Ein  Arbeiter  fängt  mit  einem  Brettchen  den  herausfallenden 
Ziegel  auf  und  setzt  ihn  auf  einen  breiten  und  langen  Riemen 
ohne  Ende,  welcher,  durch  2  Rollen  fort  geschoben,  die  Ziegel 
nach  dem  Trockenschuppen  befördert  Nach  3  Tagen  kommen 
die  Ziegel  aus  dem  Schuppen  auf  den  Lagerplatz.  Hier  wird, 
um  etwa  noch  ungelöschte  Kalktheilchen  zu  löschen,  jeder  Hau- 
fen schließlich  noch  mit  einigen  Eimern  Wasser  Ubergossen. 

Die  Fabrik  produzirt  täglich  25  bis  30  Mille,  jedoch  nur  in 
den  Monaten  März  bis  Oktober.  Im  Winter,  wo  der  Mörtel 
friert,  muss  die  Fabrik  feiern.  Thon  und  Sand  sind  in  unmittel- 
barer Nähe  zu  haben;  der  Mergel  dagegen  muss  15Knl  weit  an- 
gefahren werden,  so  dass  das  Fuhrlohn  sich  weit  höher  stellt 
als  der  Preis  des  Mergels.  Seit  dem  5jährigen  Bestehen  der 
Fabrik  sind  die  Kunstziegel  in  Dirschau  und  Umgegend  vielfach 
verwendet  und  haben  sich  sowohl  in  Bezug  auf  Tragfähigkeit  als 
auf  Witterungsbeständigkeit  gut  bewährt  — 

Nach  Besichtigung  der  Fabrik  fuhr  die  Exkursionsgesell- 
schaft nach  Pelplin.  Nach  einem  kurzen  Irabiss  im  Hotel  Müller 
wurde  in  der  Aula  des  Kleriker-Seminars  durch  den  Vorsitzenden, 
Hrn.  Reg.  u.  Baurth.  Ehrhardt,  die  Vcreinssitzung  eröffnet  Die 
erste  Hälfte  derselben  wurde  durch  innere  Angelegenheiten  des 
Vereins  ausgefüllt  Sodann  hielt  Hr.  Kreisbaumstr.  Henderichs 
(Dirschau)  einen  Vortrag  über  „das  Zisterzienserkloster  und  die 
Kathedrale  zu  Pelplin",  nach  dessen  Beendigung  der  Ver- 
ein diese  Bauwerke  in  Augenschein  nahm.  Aus  dem  Vortrage 
sowohl  als  der  Besichtigung  des  Baudenkmals  sei  hier  auszugs- 
weise folgendes  bemerkt: 

Dos  Zisterzienserkloster  wurde  durch  Mestwin  II.,  Herzog 
v.  Pomerelleu  (reg.  12G4  bis  1295)  angelegt,  u.  zw.  anfangs  in 
Pojutken.  Da  dieser  Ort  sich  ungesund  erwies,  so  siedelten  die 
1272  nach  Telplin  über.  Das  Mutterkloster  war  Dobberan. 


rohbau.  Die  Bauanlage  gruppirt  sich  um  einen  quadratischen 
Hof  mit  Kreuzgang.  An  der  Nordseir  liegt  die  Kirche.  Von 
den  an  den  3  übrigen  Seiten  belegene:;  Klosterräurten  sind  die 
Ost-  und  Südseite  noch  grölstentheils  im  alten  Zustande  erhal- 
ten, nur  hat  man  ihnen  ein  Stockwerk  aufgesetzt,  um  nach  Auf- 
hebung des  Klosters  hier  ein  Kleriker-Seminar  unter  zu  bringen. 
Der  Wc  stnügcl  dagegen  ist  im  Innern  gänzlich  umgebaut;  er  hat 
ein  Oberstockwerk  und  im  Aeul'seren  Kalkverputz  erhalten;  iu  ihm 
befindet  sich  das  Collegium  Marianum  (Knabenseminar  oder  kath. 
Oymnasium)  mit  etwa  200  Schülern.  Der  Süd-  und  Ustflüge) 
haben  eine  Reihe  von  Säleu  mit  schönen  Kreuzgewölben,  in  de- 
nen sich  jedoch  seit  Errichtung  des  Stockwerkes  Risse  bemerk- 
lich machen.  Auch  findet  man  hier  aufser  den  neuen  farbigen 
Fenstern  einige  mittelalterliche  in  der  bei  den  Zisterziensern 
üblichen  Orisoillemalerci ;  zahlreiche  Oemälde  und  Holzschnitz- 
werk im  Oeschmack  der  Renaissance  bilden  die  Innenausstattung. 

Die  Kathedrale  ist  eine  Kreuzkirche,  dreischiffig  mit  zwei- 
schiffigem  Querschiff,  und  als  Basilica  kortstruirt.  Der  Houptbuu 
hat  (innen)  76™  Länge  und  im  Mittelschiff  13,2™  Breite,  25,7"" 
Höhe,  in  den  Seitenschiffen  6,4 m  Breite,  13,5™  Höhe  —  dos 
Querschiff  42  ln  Länge,  18  ™  Breite,  25,7  m  Höbe;  der  <  horschluss 
ist  rechteckig.  An  den  4  Ecken  des  Hauptschiffes  befinden  sich 
4  kleine  achteckige  Treppenthürmc,  über  der  Vierung  ein  Dach- 
reiter; andere  Thürme  sind,  der  Ordensregel  geinäfs,  nicht  vor- 
handen. —  Die  Netz-  und  Stern-Gewölbe  der  Decke  haben  auf- 
gesetzte, stark  vortretende  Grate,  mit  Ausnahme  des  südlichen 
Seitenschiffs,  wo  die  Einwölbung  jüngeren  Datums  ist  und  in 
der  Gesammtform  sich  der  Flachkuppef  nähert  Da  die  Haupt- 
Gurtbogeu  nicht  gestelzt  sind,  so  erscheinen  die  Gewölbe,  schräge 
von  unten  gesehen,  etwas  gedrückt  Die  kreisförmigen  Schluss- 
sind  durch  Metallplattcn  mit  den  Portrait«  ein- 
Aebte  des  Klosters  geschlossen.  Die  Fenste 
in  späterer  Zeit  Glasgcmälde  und  Tcppichmuster 
—  leider  unter  Entfernung  des  Maafswerks,  was  nuangenehm 
auffällt;  schwache  Eisenstangen  theilen  die  Oeffnung.  Nur 
in  2  Oberfenstern  des  Mittelschiffes  befindet  sich  noch  das 
idtc  Maarswerk,  aus  Backsteinen  und  Stuck,  und  in  der  einfachen 
Form  von  3  neben  einander  stehenden  Spitzbögen.  —  Die  Strebe- 
bögen der  Basilica  sind  unter  den  Pultdächern  der  Seitenschiffe 
angebracht  —  wohl  um  diese  ßautheile,  von  denen  das  Bestehen 
des  Bauwerks  abhängt,  und  zu  denen  man  kein  festeres  Material 
als  Ziegel  hatte,  gegen  dos  rauhe  Klima  zu  schützen.  Dadurch 
ist  die  geringe  Emporführung  des  Mittelschiffs  und  die  Kleinheit 
der  Oberfenster  bedingt  worden. 

Das  Innere  ist  jetzt  weife  getüncht;  früher  hatten  die  Grate 
die  rothe,  natflrl  iche  Ziegelfarbe  und  nur  die  Kappen  waren  geputzt 
Hochaltar  und  Kanzel  sind  ganz  und  gar  vergoldet  und  in  i» .. 
Formen  barock  —  ebenso  die  19  kleineren  Altäre,  welche  letztere 
vielen  Schmuck  in  künstlerisch  wertlivollen  Gemälden  und  Skulp- 
turen, sowie  auch  in  kostbaren  Marmorsorten  etc.  aufweisen.  Die 
geschnitzten  Chorstühle  (im  Stil  der  Hochrenaissance)  stammen 
von  1612.  Der  Fußboden  ist  mit  vielen  Grabsteinen  und  In- 
schriften bedeckt.  —  Am  Aeufseren  sind  viele  Fialenspitzeu  im 
17.  u.  18.  Jahrb.  durch  steinerne  Kugeln  ersetzt  worden;  i!lc  l 
erhaltenen  älteren  zeigen  spätgothische  Formen  und  sind  i 
Fülle  feiner  und  kleiuer  Spitzen  zusammen  gesetzt 
Giebel  sind  mit  Blenden  und  über  Eck  gestellten  Fialen  orna- 
mentirt  Unter  dem  Westgiebel  befindet  sich  ein  Fries,  gebildet 
aus  6  Reihen  schachbrettartig  versetzter,  stark  vertiefter  Vierpässe. 
Desgleichen  findet  man  an  den  Mauertlächcn  rautenförmige  Figuren 
aus  glasirten  Steinen  und  Zickzackformeii,  welche  aber  nicht  über- 
all durchgeführt  sind.  Das  schöne  und  ausdrucksvolle  Haupt- 
gesims  setzt  sich  zusammen  aus  einem  Rogenfries  von  halben  Vier- 
pässen und  einem  breiten  Sgraffito-Strcif  darunter,  welch  letzterer 
rothe  gothische  Blottfnrmen  auf  weissem  Grunde  zeigt  und  durch 
Auskratzen  des  weissen  Kalkputzes  bis  auf  den  Grund  der  rothen 
Mauersteine  hergestellt  ist  Das  Fehlen  des  Pfostenwerkes  der 
Fenster  fallt  im  Aeusseren  noch  ungünstiger  ins  Gewicht  als  im 
Innern,  wo  einiger  Ersatz  durch  die  Farbenwirkung  geboten  wird. 

An  die  Besichtigung  der  Gebäude  schloss  sich  ein  Spazier- 
gang durch  den  in  schönster  Blütbcnpracht  stehenden  bischöflichen 
Park  und  um  6  Uhr  ein  gemeinsames  Abendessen  im  Hotel  Müller, 
welches  in  bester  Stimmung  verlief.  Schon  um  8'/»  Uhr  erfolgte 
die  Trennung  der  Theilnehmcr,  die  mit  den  Abendzogen  den  gast- 
Ort 


Von  der  Entwässerung  Londons.  Das  frühere  Svstem 
der  Londoner  Kanalisation,  bei  welchem  die  unterirdischen  Ab- 
läufe innerhalb  der  Stadt  direkt  in  die  Themse  ausmündeten,  ist 
wegen  der  unerträglichen  Misstände,  die  dasselbe  mit  sich  brachte, 
bekanntlich  in  den  Jahren  1859  —  1869  durch  die  sogen.  Alain- 
Drainagt  Work*  dahin  abgeändert  worden,  dass  der  Inhalt  der 
vielen  Einzelkanäle  an  5  grofse  Sammler  Übergeben  wird,  welche, 
zu  2  Hauptleitungen  —  die  bezw.  am  rechten  und  linken  Ufer 
der  Themse  liegen  —  zusammen  gefasst,  die  Abwässer  etwa  20 
(von  London  Brücke  gerechnet)  stromabwärts  führen  und  erst  hier, 
in  einer  Entfernung  von  bpiläufig  lliKn  vom  Zentrum  der 
Stadt,  an  den  Strom  übergeben.  Es  sind  an  den  beiden  Aus- 
fallsstellen großartige  Reservoir- Anlagen  gemacht  worden,  die 

mr-fce  Zeü  des  steigenden  Was^dto^  Qqq^ 


V 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


30.  Januar  1878 


fliefsenden  Abwasser-Mengen  aufzuspeichern  uin  dieselben  dem- 
nächst mit  einsetzender  Ebbeströmting  der  Themse  zu  aberliefern. 

Bei  der  Projekt-Verfassung  soll  darauf  gerechuet  worden  sein, 
dass  die  in  gedachter  Weise  bewirkte  Benutzung  der  Ebbe-  und 
ITuth-Fj-scheinung  einer  Ersparnis*  von  etwa  19*'»  an  UaflB 
der  beiden  Haupt-Ableitungen  gleich  zu  achten  sein  winde,  d.  h. 
da*g  bei  Einrichtungen,  welche  nicht  auf  der  Benutzung  der 
Fluthslrömung  basiren,  die  Ausmündungen  der  Kanal-  um  19Kn> 
weiter  stromab  in  das  Niveau  des  Niedrigwassera  hatten  gelegt 
werden  müssen,  um  die  Fortführung  der  I  nrathmassen  bis  zu 
euer  gleich  grofseu  Entfernung  von  der  Stadt  zu  erzielen,  als 
wohin  dieselben  nun  durch  Yermittrlung  der  erwähnten  beiden 
Reservoire  und  der  Fluthströmuug  geschafft  werdeu  würden. 

Wie  es  um  das  derzeitige  Sein  oder  Nichtsein  von  Spekula- 
tionen erwähnter  Art  beschaffen  gewesen  sciu  möge,  ist  für  uns 
unerfindlich  und  auch  relativ  irrelevant;  grwfserr  Bedeutung  jedoch 
hat  es  und  ganz  zweifellos  ist  es,  dass  dem  Projekte  xu  dem  ausge- 
führten Main  -  Drainage  Wurk»  nelien  anderen  die  fundamentale 
Bedingung  zu  Grunde  gelegt  wurde,  dass  für  die  Entleerung 
der  Abwässer  in  die  Themse  ein  so  gelegener  Punkt 
gewählt  werde,  dass  in  keinem  Kalle  die  dein  Strome 
überlieferten  Massen  mit  steigender  Klttth  in  die  Nahe 
der  Stadt  zurück  geführt  werden  konnten. 

Es  scheinen  nun  in  der  Tbat  die  neuen  Werke  in  den  ersten 
.fahren  nach  ihrer  Ausführung  diesem  vorgesetzten  Zwecke  voll- 
ständig entsprochen  zu  haben,  wie  u.  a.  aus  einem  im  Jahre  1861) 
von  dem  franzosischen  Ingenieur  Ereycinet  verfaßten  Bericht 

dass°dtf  neuen *VerkT  IM  K^'gÄSnf  kwute'  :?  kokSl 
Reservoire  und  4  Pumpwerke  von  2380  pfdkr.  Leistungsfähigkeit 
unifassten  und  105  (nach  anderen  160)  MilL  Yt.  gekostet  hatten, 
wörtlich  etwa  heilst:  dass.  wie  grols  auch  die  gebrachten  Opfer 
gewesen  seien,  man  dieselben  im  Vergleich  zu  den  immensen  Vor- 
die  daraus  für  4  MiU.  Menschen  erwüchsen,  nicht  zu  hoch 
werde.  Die  Atmosphäre  der  Stadt  sei  bereits  heller  und 
geworden,  der  Boden  mehr  trocken,  die  Themse  habe  ihre 
ursprüngliche  Klarheit  wieder  erlangt  und  sogar  in  den  Sterb- 
lichkeitsziffern der  tiefer  gelegenen  Stadttheilc  seien  schon  die 
wohlthätigeu  Folgen  der  neuen  Werke  erkennbar  geworden. 

Vielleicht  tragt  diese  Schilderung  eine  gewisse  rosige  Färbung, 
die  mehr  in  dem  Charakter  der  französischen  Ausdrucksweise, 
als  in  der  Absicht  des  Autors  begründet  liegt.  Sie  dürft«  den 
thätsächlichen  Verhältnissen  aber  nicht  vollständig  entsprochen  haben, 
da  neuere  Nachrichten  von  verschiedenen  Mißständen  zu  erzählen 
wissen,  die  sich  nach  und  nach  eingestellt  haben  sollen. 

Am  bestimmtesten  und  sachlichsten  drückt  sich  hierzu  eine 
Notiz  der  Köln.  Ztg.  vom  27.  r.  M.  aus,  welche  wir  hier  mit  dem 
Wunsche  reproduztren,  im  Anlas  bietenden  Falle  von  kompe- 
Seite  mit  erläuternden  oder  berichtigenden  Angaben  ver- 
;n  zu  werden,  die  Iwi  der  allgemeinen  Bedeutung  der  Sache, 
die  es  sich  handelt,  auf  ein  hohes  Interesse  zu  rechnen 
IHe  Mittheilung  lautet: 

gedachte  in  seiner  letzten  Zu- 
bei  Besprechung  des  Jahresberichts  der  Fiuanzab- 
theilung  eines  ernstlichen  l'cbels,  welches  im  vergangenen  Monat 
durch  den  amtlichen  Bericht  der  Strombehörde  der  öffentlichen 
Aufmerksamkeit  aufgedrängt  worden  ist  Seit  1864  wird  die  ge- 
sammte  Kloakenflüssigkeit  der  Hauptstadt  durch  grofse  Kanäle 
und  Pumpwerke  stromabwärts  geführt  und  hei  Barking  in  die 
Themse  gelassen.  Als  man  das  grofsartige  Werk  anlegte,  hoffte 
man,  die  Flüssigkeit  würde  ihren  Weg  in  das  Meer  nehmen  und 
Niemandem  mehr  Unbequemlichkeiten  verursachen ;  die  Berechnung 
war  aber  falsch.  Schon  bald  darauf  wurden  der  Fische  in  der 
Themse  weniger  und  bereits  1867  lief  ein  Schiff  in  dem  Kloaken- 
schlämme  auf.  Es  wurden  von  Zeit  zu  Zeit  Untersuchungen  an- 
gestellt nnd  der  neueste  Bericht  ergiebt  genau,  dass  sich  die 
Masse  22  Tage  lang  unterwegs  aufhält,  und  mit  Fluth  und  Ebbe 
steigt  und  fallt  Es  sind  also  stets  etwa  12  000  000  kb"  Kloaken- 
masse in  schwingender  Bewegung,  von  den  Ausläufern  nicht  zu 
sprechen,  welche  sich  stromaufwärts  bis  an  das  westliche  f  obere) 
Ende  Londons  bemerkbar  machen.  Zugleich  sinkt  von  der  festen 
Maase  viel  unter  und  verschlammt  den  Boden.  Da  dadurrh  die 
Fische  immer  weiter  stromabwärts  getrieben  werdeu,  kann  nicht 
Aber  auch  für  die  Schiffahrt  wird  der  Zustand 


wird 


hat 


halten.  Die 
Baggern  anempfohlen.    Diese  Arbeit 
Arbeitsamt  zufallen,  welche  das  Kloaken- 


Der  Ingenieur  des  Amts  berichtete  gestern,  dass  das  be- 
Kanalisationa-System  seiner  Zeit  keineswegs  als  eine  end- 
gültige Lösung  der  Kloakenfrage  betrachtet  wurde.  Vielmehr 
hoffte  man  damals  schon,  dass  die  Chemie  mit  der  Zeit 
Mittel  und  Wege  zur  Ausziehung  der  organischen 
Stoffe  ausfindig  machen  werde,  so  dass  schliefslich  das 
reine  Waaser  in  den  Strom  abgelassen  werdeu  könnte.  Nach  den 
neuesten  Eröffnungen  der  Strombehörde  steht  das  nur  um  so 
dringender  zu  wünschen". 

Statistik  der  k.  technischen  Hoohsohnle  zu  Münohen 
im  Wintersemester  1877,78.  In  dem  laufeudeu  Studienjahre 
Wannen  die  Vorlesungen  am  X  November  1877  und  sollen  am 


15.  August  1878  geschlossen  werden.  Es  werden  127  verschiedene 
Fächer  durch  76  Professoren,  Privatdozenten  und  Assistenten  der 
technischen  Hochschule  und  8  Univereitits-Profcssoren  gelehrt. 
Die  Frequenz  hat  gegen  das  Sommersemester  1877  um  93  Hörer 
zugenommen,  gegen  das  Wintersemester  1876/77  um  111  Hörer 
abgenommen.  Für  das  Wintersemester  1877/78 
litt  1 180  Hörer,  u.zw.  896  Studirende,  135  Zuhörer,  149  1 
Auf  die 


Stod. 

ÜMpiL  Summ». 

Allgemeine  Abtheilung  . 

271*1 

66 

114 

460 

Ingenieur- Abthlg.  .    .  . 

247 

15 

8 

270 

Hochbau  -Abthlg.  .    .  . 

161 

28 

4 

193 

Median.  -  techn.  Abthlg.  . 

152 

10 

4 

166 

Chemisch-techn.  Abthlg. . 

56 

12 

15 

63 

Landw.  Abthlg.  ..  .. 

9 

5 

4 

18 

ÖUt> 

13Ö 

149 

1180 

Der  Heimat  nach  sind  786  a.  Bayern,  128  aus  dem  übrigen 
Deutschen  Reich  (u.  zwar:  78  a.  Prenfsen,  9  a.  Sachsen,  12  a. 
Württemberg,  6  a.  Baden,  4  a.  Hessen,  6  a.  d.  aächs.  Herzog- 
thümern,  4  a.  Mecklenburg,  4  a.  Oldenburg,  2  a.  Anhalt,  1  a. 
Braunschweig,  1  a.  Lichtenstein,  1  a.  Hamburg,  1  a.  Lübeck). 
266  aus  aufserdeutechen  Ländern,  u.zwar:  81  a.  f »esterreich,  97 
a.  Ungarn,  14  a.  Husslaud,  8  a.  Polen,  4  a.  Rumänien,  6  a.  Serbien, 
7  a.  Italien,  26  a.  d.  Schweiz,  1  a.  Luxemburg,  8  a.  Schweden 
u.  Norwegen,  1  a.  Frankreich,  4  a.  Griechenland,  2  a.  d.  Türkei, 
(i  a.  Nordamerika,  2  a.  Südamerika. 


*  I  l>ATUiit*r  lind  WJ  L«brai 
III  Vrrirlir.-  u.  ZolMkntt-Aipii 


•kauiliiUtn.  13 


Konkurrenzen. 

Konkurrenz  für  Entwürfe  zu  einem  Justizpalast  in 
Lausanne.  (Vergl.  S.  310,  Jhrg.  77  u.  Bl.)  Die  Konkurrenz, 
an  welcher  82  Entwürfe  tfaeilgenommen  haben,  ist  am  10.  Januar 
durch  eine  aus  den  Hrn.  P.  Knberti,  Gindroz  und  Stehlin-Burck- 
hard  (von  denen  der  erste  für  Prof.  Semper  eingetreten  war) 
zusammen  gesetzte  Jury  entschieden  worden.  Die  für  Preise  zur 
Verfügung  stehende  Gesammtsumme  von  6000  Fr.  ist  in  8  Preise 
von  25(K),  2000  und  1500  Fr.  zerlegt  worden,  die  den  Hrn. 
Honrrit  &  Simmler  in  Genf  (Proj.  „Le*  balaneet"),  t  attani 
in  Zürich  (Proj.  „Lei")  und  Recordon  in  Vevey  (Proj.  „Ly- 
atrguc")  zu  Theil  geworden  sind.  Eine  ehrenvolle  Erwähnung 
erster  Klasse  haben  erhalten  die  Entwürfe;  „A.  K.u  (Alex.  Koch 
in  Zürich),  „A  Ii  C  />'  (Verf.  Challand  A  Assinare  in  Lau- 
sanne) und  Flvctttnt  ntc  mtrgilur11  (Verf.  Collin  in  Neuchitclj: 
eine  ehrenvolle  Erwähnung  zweiter  Klasse  ist  den  Entworfen: 
„La  justice  »'Vre  le»  naliotu"  (Verf.  Guinand  in  Lausanne«, 
„Fiat  jmtitia"  (Verf.  Fischer  ifc  Fueter  in  Basel)  nnd  „Pro 
jiatria"  zu  Theil  geworden.  —  Die  „Eisenbahn" 
eingehenden  Bericht  über  die  Konkurrenz,  nach  des 
wir  unser»  Lesern  eine  kurze,  hierai 
geben  uns  vorbehalten.  —   

Personal  -  Nachrichten. 

Ernannt:  Der  Zivil- Ingenieur  Veitmeyer  in  Berlin  zum 
nicht  ständigen  Milgliede  des  Patentamtes.  —  Die  Banmeister 
Kentenicb  in  Wesel,  Bandke  in  Minden,  Bruhn  in  Frankfurt 
a.  M.,  Boltc  in  Flensburg,  v.  Rosainsky  in  Wittenberg, 
Kienitz  in  Königsberg  i.  Pr.,  Meyer  in  Braunschweig,  Veit- 
mann in  Stralsund,  Schneider  in  Hall-  a.  S.,  Brook  in 
Oldenburg,  Nerenz  in  Glogau,  Kochendörfer  in  Tilsit, 
Arendt  in  Darmstadt,  Rühle  v.  Lilienstern  in  Danzig, 
Drewitz  in  Schwerin,  Gerasch  in  Rendsburg,  Schmidt  in 
Kosel,  v.  Zychlinski  in  Bromberg,  Verworn  in  Berlin, 
Dublanski  in  Thorn  zu  Garnison  -  Baumeistern. 

Der  Regierungs-  und  Baurath  R.  Kirchhoff  in  Strafsburg 
i.  Eis.  ist  gestorben. 

Die  Bauführer-Prüfung  für  beide  Fachrichtungen  haben 
bestanden:  A.  Sinzig  aus  Heidelberg,  ('.  Schorre  aus  Kassel, 
A.  Rflcker  aus  Landeck,  C.  Kraft  aus  Schortau,  R.  Lindemann 
Vildberg^R  Seidel  aus  Potsdam  u.  A.  Bornemann  ans 

1  ■ 

Brief-  nnd  Fragekasten. 

Hrn.  L.  in  Berlin.  Das  Bestehen  einer  Anstalt  für  An- 
ja Lichtpausen  ist  uns  nicht  bekannt  Nachfragen  in 
Betreff  einer  solchen  Anstalt  sind  uns  bereits  so  häufig  gestellt 
worden,  dass  wir  die  Errichtung  eines  Instituts  dieser  Art  in 
Berlin  (wenn  auch  nur  als  Appendix  eines  anderen  Geschäftes) 
für  ein  entschiedenes  Bedürfniss  ansehen  müssen. 

Hrn.  W.  in  Rothenburg.  Wenn  Ihnen  der  Jhrg.  76  u.  Bl. 
zugänglich  ist,  so  können  Sie  in  demselben  die  über  Ausbildung 
und  Prüfung  der  Bau-  und  Maschinentechniker  f.  d.  Staatsdienst 
erlassenen  Vorschriften  vom  27.  Juni  76  im  Wortlaut  nachlesen. 
Anderenfalls  können  Sie  diese  Vorschriften  gegen  1  M.  v.  d.  Kasse 
der  Bauakademie  in  Berlin  beziehen.  —  Beschwerden  Ober  un- 
regelmässigc  Lieferung  u.  Bl.  werden  stets  am  besten  zunächst 
an  die  Postanstalt  bezw.  Buchhandlung 
Abonnenten  dasselbe  beziehen.  — 


K  K  O  Frlt.ch 


W.  Xomi  H..fl.«-I   1   B  -Ii:, 

uigiTirea 


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No.  10. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


41 


lakllt:  I»u  l'ilai»  il-r  iln.ti.tKo  Bnorhalt  Iii  Kor»i*nrjiK.|wL  —  llu  im 
IMHl  G«nilitc(*lkr<«  >•  Kwl  —  WwrrUltiiiig  Iftr  Baitui  In  Had».  — 
Miitkeiluug e>   *ui   Vertlatn:   lluuorrr»rlicr  Architekt«»,   und  Jutpnlrtu- 


Vvrrlu.  —  Arvhittkleu-  Vmii  zu  IkrJLii. 
Konkurrent*» 


Ad»    d.r  rarklllltralar. 


Nur  Ii  «rKT  lljuroaT.  gn.  v.  C.  Zfttr. 


V«»lrh1  i«i  im  Qiirtirr  FiindnUv 


I'.  Htni'i  X.  A.  In  Berlin 


V 


Das  Palais  der  deutschen  Botschaft  in  Konstantinopel. 


Is  wir  in  No.  103  Jhrg.  77  n.  BL  der  harten 
Urtbeile  Erwähnung  thaten,  welche  in  der  pob'ti- 
.  sehen  Presse  Ober  die  äufsere  Erscheinung  des  am 
1.  Dezember  v.  J.  seiuer  Bestimmung  Obergebenen  Ge- 
bäudes der  deutschet!  Botschaft  in  Kunstantino]>el  laut  geworden 
waren,  aufseilen  wir  den  Wunsch,  ilass  wir  von  kompetenter 
Stelle  aus  in  die  Ijigc  versetzt  werden  möchten,  unsern  Lesern 
einige  nähere  Nachrichten  aber  den  Hau  sowie  traut  eine 
Skizze  desselben  zu  eigener  Bcurtheilung  vorlegen  zu  können. 
Diesem  Wunsche  ist  unmittelbar 
darauf  von  sehen  eines  in  Oester- 
reich lebenden  Kachgenossen  ent- 
sprochen worden:  wir  verdanken 
demselben  nicht  allein  mehre  that- 
sächliche  Angaben,  sondern  auch  die 
Zusendung  einer  Facadenzeichnung, 
einer  Situations  -  Skizze  und  einer 
photographiseben  Abbildung  des  voll- 
endeten Baues,  welche  letztere  beiden 
wir  beifolgend  in  Holzschnitt-Wieder- 
gabe veröffentlichen.  Wenig  später 
brachte  die  Mo.  1801  v.  5.  Jan.  1878 
der  „Blustrirten  Zeitung"1  eine  An- 
sicht und  eine  Beschreibung  des 
Hauses.  Beiden  Quellen,  von  denen 
die  zweite  allerdings  von  IrrthOmern 
nicht  frei  zu  sein  scheint,  sind  die 
folgenden  Angaben  entlehnt. 

Die  Baustelle  liegt  am  östlichen 
Kndc  von  Pera  zwischen  der  nach 
den  kaiserl.  Palais  DolmnbnfffLsckr 
und  Tschiraijun  fahrenden  Chaussee 
(dein  sogen.  Boulevard  Ajaa  Ptixcltij)  und  dem  Bosporus. 
Nach  der  Blust  r.  Ztg.  liegt  der  „ Bauhorizont''  (?)  des  Calais 
einige  ho™  über  dem  Spiegel  des  Meeres  und  die  Entfernung 
bis  zu  diesem  soll  etwa  2Km  betragen,  was  jedoch  nach  den 
perspektivischen  Ansichten  offenbar  beträchtlich  falsch  ist 
Der  Strafsenfront  des  Palais  gegenüber  liegt  ein  mit  schönen 
Zypressen  bestandener  türkischer  Friedhof ;  die  sudliche  Garten- 
front sieht  nach  dem  Bosporus  und  der  kleinasiatischcn  Küste, 
die  Ostfront  nach  den  oben  genannten  l'alais  des  Sultans, 


■  tiit'nM     »n%  >mn 


die  Westfront  nach  dem  von  Minorats  überragten  lläuscnneer 
von  Konstautiuojicl.  Ist  hiernach  die  Umgebung  des  Hauses 
eine  aufscrordciitlich  bevorzugte  und  erfreut  es  sich  bei  seiner 
hohen  Lage  des  Vorzugs,  schon  aus  dem  Enigeschoss  eine  ent- 
zückende und  umfassende  Aussieht  zu  gewähren,  so  wird  es  aus 
gleicher  Ursache  auch  seinerseits  in  weiter  Entfernung,  bis 
zu  der  23  K"  abliegenden  Insel  I'rinkijw,  gesehen  und  be- 
herrscht in  seiner  Massenhaftigkeit  die  Nachbarschaft  beider 
Weltiheile.  Ganz  ungerechtfertigt  scheint  Obrigcns  der  Vor- 
wurf nicht  zu  sein,  dass  sich  «lie 
Form  des  Gebäudes  der  Situation 
wenig  anschmiege:  bei  dem  ziemlich 
steilen  Abfall  des  Terrains  von  dem 
Boulevard  nach  dem  Bosporus  hin 
vermisst  man  eine  architektonische 
Vermittelung,  doch  lehrt  andererseits 
ein  Blick  auf  «lie  sehr  beschränkte 
Form  des  Bauplatzes,  dass  es  au 
Baum  zur  Entfaltung  reicherer 
architektonischer  Anlogen  fehlte. 

Der  Umfang  des  Gebäudes,  ob- 
gleich immerhin  ein  ansehnlicher, 
ist  —  wie  die  in  die  Skizze  einge- 
schriebenen Maafse  zeigen  ■ —  stark 
übertrieben  worden.  Die  300  Bäume, 
oder  nach  dem  Berichte  der  „Dlustr. 
Ztg."  sogar  „360  Zimmer"  kommen 
nur  heraus,  wenn  man  sämmtliehe 
Keller-  und  Bodengelassc,  Korridore, 
Abtritte  etc.  als  Zimmer  rechnet, 
während  in  den  3  Hauptstockwerken 
iles  Hauses,  welche  die  BQrcau-, 
uml  Itepräscutaiioiksräume  der  Botschaft  bezw.  des 
enthalten,  nur  etwa  90  Bäume  vorhanden  sind. 


Wohn- 
Botschnfters 

Die  Einthcilung  ist  derartig,  dass  im  Krdgcschoss  die  Amts- 
zimmer, im  I.  Stock  du-  Wohn-  und  Bepräsentations-Bäume 
des  Botschafters,  im  II.  Stock  2  Wohnungen  der  Oberbeamten 
liegen,  während  das  niedrige  Obcrgeschoss  unter  dem  als 
asphaltirte  Terrasse  behandelten  Dache  die  Wohnungen  der 
Diener  und  der  Unterbeamten  enthält,  die  2  auf  der  Garten- 
seite sich  ergebenden  Untergeschosse  dagegen  zu  Wirtschaft*- 

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DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


2.  Februar  1878 


und  Vorrathsrüumen,  Zisternen  etc.  ausgenutzt  sind.  Nähere 
Mitteilungen  Ober  die  Grundrisseintheilung ,  die  nach  der 
Skizze  ein  Uebermaafs  von  Licht  im  Innern  des  Hauses  jeden- 
falls vermieden  hat,  stehen  uns  leider  nicht  zur  Verfügung. 
Aus  dem  I.  Stockwerk  tritt  man  an  der  Strafsenseite  auf 
einen  Ober  dem  Portikus  der  Hauptvorfahrt  angelegten  Balkon: 
vom  Erdgeschoss  führt  eine  breile  Freitreppe  nach  dein  park- 
artig behandelten  Garten  hinab.  Die  Lage  der  Nebengebäude 
zeigt  die  Skizze.  — 

Was  nun  die  am  meisten  und  härtesten  angegriffene 
Architektur  des  I  iauses  betrifft,  so  ergeben  die  uns  vorliegen- 
den  grosseren  Facadcnzcichnungen.  dass  die  in  dieser  Bezie-  , 
•  uutig  geänderten  Vorwürfe  zum  mindesten  gleichfalls  als  stark 
übertriclrt  ii  gelten  können.  Die  Verhältnisse  und  Formen  des 
Faeadcnsystems,  das  die  Berliner  architektonische  Schule  nicht 
verleugnet,  erscheinen  vornehm  und  gefällig;  weniger  günstig 
sollen  die  Gesammtverhältnisse  wirken,  die  in  der  Strafsen- 
front  durch  den  etwas  zu  schweren  Vorbau  gestört  werden, 
in  der  5  stockigen  Gartenfront  gar  zu  sehr  gereckt  sind  und 
in  der  (auf  der  Ansicht  dargestellten)  Westfront  darunter  leiden, 
dass  in  das  Risalit  ein  Eutresol  eingeschaltet  ist.  Doch  lassen 
wir  in  dieser  Beziehung  die  anscheinend  durchaus  unparteiische  ' 
Stimme  unseres  oben  erwähnten  Korrespondenten  sprechen, 
aus  dessem  Briefe  wir  nachstehend  einige  Stellen  im  wort- 
getreuen Auszüge  mittheilen: 

„Der  Vorwurf,  welcher  dem  Gebäude  immer  wegen  seiner 
geschlossenen  Masaenhaftigkeit  gemacht  zn  werden  pflegt,  so 
schreibt  er.  ist  in  Konstantinopel  um  so  eher  erklärlich, 
als  das  deutsche  Palais  eigentlich  der  erste  moderne  Bau 
ist  der  iu  so  strengem  Stil  und  mit  Anwendung  des  Backstein- 
rohbaues durchgeführt  wurde.  Gegenülier  den  Privatbauten 
Pera's,  den  zierlichen  kaiserlichen  Palästen  und  der  luftigen 
Moscheen  Architektur  kann  man  sich  allerdings  eines  eigen- 
thumltcbxu  Eindrucks  nicht  erwehren,  den  die  geraden  Linien, 
die  grofsen  Flächen,  die  einfachen  Gliederungen  und  die 
düsteren  Farben  des  deutschen  Botschaftspcbnudes  hervor 


bringen.  Das  letztere,  nicht  unwesentliche  Moment  ist  vor- 
zugsweise durch  eine  Aenderung  bedingt  worden,  welche  man 
in  Bezug  auf  das  erste,  von  L.-Bmstr.  Göbbels  aufgestellte 
Projekt  beliebt  hat.  Während  dieser  eine  Ausführung  der 
Fanden  in  Backsteinmosaik,  ähnlich  der  Bank  in  Berlin, 
beabsichtigt  halte,  zeigen  dieselben  nunmehr  bis  zum  I.  Stock 
Quaderputz,  in  Jen  beiden  oberen  Geschossen  dagegen  ein- 
fachen Backsteinrohbau  von  braunen  Steinen,  deren  Färbung 
dem  Bau  eine  besonders  ernste  Stimmung  verleiht.  —  Das 
rUcbcrmaafs  der  Adler"  beschränkt  sich  auf  10  Stück,  welche 
die  Ecken  des  Hauptbaues  und  der  3  Bisalite  bekrönen: 
übrigens  sind  sie  nicht  von  Stein,  sondern  von  Zink  und  iu 
einer  Berliner  Fabrik  gegossen. 

Ohne  mit  dem  Entwicklungsgang  des  Projektes  genau 
vertraut  zu  sein,  glaube  ich  doch  annehmen  zu  konneu,  dass 
die  äufsere  Architektur  von  keinem  Diplomaten  beeinHusst 
ist  Ein  solcher  Eiutluss  hat  sich  vielleicht  eher  bei  der 
inneren  Ausstattung  geltend  gemacht.  —  Von  einem  rMiss- 
lingen"  der  Facjulcn  -  Architektur  und  -Schuld4  kann  nach 
meiner  Auffassung  wohl  kaum  die  Rede  sein.  —  Wenn  es 
in  der  Absicht  der  Architekten  gelegen  hat,  dem  Bau  ein 
der  Macht  und  Gröfse  Deutschlands  entsprechendes  Aeufsercs 
zu  geben,  so  ist  dies  jedenfalls  gelungen. 

Ihr  Erstaunen  über  die  geringe  Bausummc  von  1  Million 
Mark  war  sehr  motivirt,  denn  die  wirkliche  Summe  des 
Kostenanschlags  (einschl.  der  Nebcnanlagen  etc.l  betragt 
2  V,  Millionen  Mark,  also  mehr  als  das  Doppelte.  Bei  der 
Einfachheit  der  äufseren  und  inneren  Ausstattung  ist  diese 
Summe  verhältnissniäfsig  hoch  ;  sie  erklärt  sich  jedoch  durch 
die  kostspielige  Beziehung  der  meisten  Baumaterialien  und 
Dekorationstheile  aus  dem  Auslände  (Deutschland,  Frank- 
reich, Italien  etc.).  Die  von  Ihnen  erwähnte  und  in  der 
That  beabsichtigte  Verwendung  de«  istrischeu  Sandsteins  vou 
Triest  ist  übrigens  aus  Sparsamkeit»  -  Bücksichten  zu  Gunsten 
iles  billigem  Facadenputzcs  unterblieben."  — 


Das  neue  Gebäude  der  Gemäldegalerie  zu  Kassel. 


Nach  den  voran  geschickten  Mittheilungen  über  Bau- 
geschichte  und  allgemeine  Anordnung  des  Gebäudes  gehen 
wir  im  Folgenden  etwas  näher  auf  die  eigentlich  architek- 
tonische Seite  desselben  ein. 

Ueber  die  konstruktive  Herstellung  des  Baues,  zu  dessen  I 
äusserer  Verblendung  das  beim  Abbruch  der  Katlenburg  ge- 
wonnene Quadermaterial  (ein  schöner  rother  Sandstein)  Ver- 
wenduug  gefunden  hat,  sei  kurz;  bemerkt,  dass  beide  Geschosse 
überwölbt  worden  sind  —  das  Hnuptgeschoss  in  den 
Täumen  mit  Kappen  zwischen  eisernen  Trägern,  in 
den  Mittelräumen  durch  Youten  aus  porösen  Steinen,  die  sich 
gegen  die  eisernen  Kähmen  des  Oberlicht-Spiegels  spannen. 
Der  Dachstuhl  ist  aas  Schmiedeisen  hergestellt  und  vou  den 
Eisenkonstruktionen  der  oberen  Decken  unabhängig;  das  Dach 
ist  mit  Wellenzink  eingedeckt.  Die  Fufsböden  sind  zum  Thcil 
aus  Mosaik  bezw.  Terrazzo  gebildet,  theils  haben  sie  Dielung 
erhalten.  Alle  Wände,  auf  denen  Bilder  hängen,  wurden  mit 
starken  Brettern  verkleidet  und  darüber  auf  Leinenbespannung 
tapezirt.  Die  Erwärmung  der  Räume  erfolgt  durch  eine 
von  2  grofsen  Heizapparaten  im  Keller  ausgehende  Warm- 
wasser-Hciznng,  deren  Rühren  unter  im  Fufsböden  eingelassenen 
Eisengittern  liegen.  Die  Lüftung  wird  durch  Kanäle  in  den 
Mauern  und  Klapjwn  iu  den  Oberlichten  »wwirkt :  im  Sommer 
soll  den  grofsen  Sälen  des  Obcrgcscliosscs  durch  Entfernung 
des  Glasverschlusses  der  zur  Erhellung  der  unteren  Mittel- 
räume angebrachten,  von  Divans  umgebenen  Liehtöffnungen 
im  Fufsböden  die  kühle  Luft  aus  den 
geführt  werden. 

Besondere  Beachtung  verdienen,  wie  schon  erwähnt,  die 
zur  Beleuchtung  der  Gemälde  getroffenen  Einrichtungen. 
Unter  Verzicht  auf  den  durch  Erfindung  eines  neuen  „Systems" 
etwa  zu  erzielenden  Ruhm  und  ohne  auf  weitläufige  theore- 
tische Tüfteleien  sich  einzulassen,  ist  der  Architekt  jener  Auf- 
gabe in  bester  Weise  gerecht  geworden,  indem  er  sich  mit 
einer  den  besonderen  Verhältnissen  angepassten  Anwendung 
und  Durchbildung  der  bekannten,  von  dem  verst.  Maler 
Prof.  Ed.  Magnus  in  Berlin  aufgestellten  Grundsätze  be- 
gnügte. Und  diese  Grundsätze  haben,  obwohl  mIioii  vielfach 
im  einzelnen  bewährt,  noch  niemals  einen  so  durchschlagen-  j 
den  Triumph  sich  errangen,  als  in  diesem  Kasseler  Bauwerk. 

Als  llauptregel  ist  zunächst  fest  gehalten  und  durch- 
geführt vvot den,  dass  jeder  zur  Aufnahme  von  Gemälden  bc-  , 


stimmte  Raum  sein  Licht  durch  eine  einzige  Oeffuung  erhält. 
—  Die  3  Oherliehtsale  des  Mittelbaues  sind  x.»>3  *  breit. 
17,72"',  bezw.  11,00'"  lang  und  8,00 m  hoch  angelegt,  während 
der  Oberlichtsaal  im  Westpavillon  bei  15,53 «  Länge  und 
10,00™  Breite  8,0  ™  Höhe  bis  zum  Rande  der  mit  mattem 
Glase  geschlossenen  Lichtöffnung  erhalten  hat.  Nach  diesen 
Dimensionen  ist,  der  Magnus'schen  Vorschrift  entsprechend, 
die  Gröfse  der  letzteren  bestimmt  worden:  die  aus  grofsen 
Rohglas-Tafeln  gebildeten,  durch  keine  Quersprossen  getheilten 
äufseren  Oberlichte  sind  jedoch  um  so  vieles  weiter  seitlich 
hinaus  gerückt  worden,  dass  der  Bildzone  überall  bis  zu  ihrem 
oberen  Bande  direktes  Licht  zugeführt  wird.  Dagegen  ist 
ein  breiter  Streifen  der  Dachfläche  gerade  über  den  Lieht- 
öffnungen undurchsichtig  gehalten,  um  die  nachtheilige  grelle 
Beleuchtung  des  Fufsbodens  zu  vermeiden.  —  Die  Seiten- 
licht -Kabinetc  an  der  Hinterfront  sind  5,50"  breit,  G.IO™ 
tief  und  6,00  ■  hoch.  Die  geradlinig  gesclüossenen  Fenster 
sind  so  hoch  nach  oben  gerückt,  als  die  äussere  Architektur 
gestattete  —  d.  h.  so  weit,  dass  ihre  Verdachungen  bis  an 
die  Architektur  des  Hauptgesimses  reichen  —  wahrend  die 
Brüstungen  durch  Einfügung  einer  zweiten,  reliefgeschmOckten 
Tafel  über  dem  durchlaufenden  Brüstungsgesims  mehr  als 
Manneshöhe  erhalten  haben.  In  der  Mitte  der  im  übrigen 
mit  durchscheinenden  Vorsetzern  versehenen  Fensterflache 
laust  eine  mächtige  Spiegelscheibe  das  volle  Licht  so  einfallen, 
dass  die  hellste  Beleuchtung  der  Bildwände  gerade  in  Augen- 
höhe der  Beschauer  stattfindet .  während  sonst  meist  die 
unmittelbar  Ober  dem  Fufsböden  befindliche  Wandzone  diesen 
Vorzug  geniesst.  Dass  die  Seitenwände  schräg  zu  den  Laugs- 
wänden stehen,  dass  die  Vcrbmdungsthüren  der  Kabinete  dicht 
an  der  Ausscnmauer  liegen  und  um  die  Einheit  der  Beleuchtung 
nicht  zu  stören,  auf  die  kleinsten  Abmessungen  beschränkt 
sind,  bc-aarf  nur  einer  kurzen  Erwähnung,  da  diese  Anordnung 
z.  Z.  wohl  schon  ol>erall  als  die  richtige  anerkannt  ist.  Die 
Seitenlicht-Kabinetc  der  Vorderfront  zeigen  uns  insofern  eine 
Abweichung,  als  die  Fenster  derselben  nicht  so  hoch  angelegt 
werden  konnten  und  rundbogig  gcsclüossen  werden  mussten. 
Die  hinter  den  Risaliten  der  Eckpavillons  liegenden,  etwas 
höher  geführten  Säle  erhalten  ihr  Licht  durch  je  ein  grofsea 
Gruppenfenster.  —  lieber  die  Rücksichten,  welche  bei  der 
Dekoration  und  farbigen  Ausstattung  der  Bilder  -  Räume 
ind,  »in  den  Gemä.den  eine  möglichst 


No.  10. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


43 


gute  Wirkung  zu  Kichern ,  sollen  weiter  unten  noch  einige 
Mittheilungen  gegeben  werden.  — ■ 

Die  künstlerische  Durchbildung  der  Aussen-Archi- 
tektnr.  die  wohl  zunächst  erwähnt  werden  muss,  ist  im 
Stile  römischer  Hochrenaissance  gehalten;  sie  ist  in  Verhält- 
nissen wie  in  Details  von  guter  Wirkung,  wenn  auch  viel- 
leicht von  einer  gewissen  Trockenheit  nicht  ganz  frei  zu 
sprechen.  Das  Erdgeschoss  zeigt  rundbogige  Fenster;  der 
Portalvorbau  an  der  Friedrichstrafsc  wird  von  dorischen  Säulen 
derjenige  an  der  Hauptfront  ist  mit 
i.  Das  mächtigste  Motiv,  durch  welches  die 
Architektur  ihr  eigenartiges  Gepräge  erhalten  hat,  ist  selbst- 
verständlich die  aus  einer  Kundbogen  -  Arkade  von  11  mäch- 
tigen Oeffnungen  bestehende  Loggia  des  Mittelbaues;  die 
wenig  hervor  tretenden,  massig  gehaltenen  Eckpavillons  sind 
durch  Risalite  mit  Hachen  Giebelbekrönungen  gegliedert,  in 
denen  die  oben  erwähnten  rundbogig  geschlossenen,  durch 
dorische  Säulen  gcthciltcn  Gruppenfenster  liegen.  An  der 
Hinterfront,  welche  durch  die  geradlinig  geschlossenen  und 
mit  doppelten  Brüstungen  versehenen  hohen  Fenster  des 
Obergeschosses  einen  ganz  abweichenden  Charakter  erhalten 
hat,  werden  die  beiden  Gruppenfenster  der  Risalite  durch 
schlanke  Hermenpfeiler  getheilt.  —  Plastischer  Schmuck  findet 
sich  in  den  Giebelfeldern  und  als  Bekrönung  der  Risalite,  in 
den  Zwickeln  der  rundbogigen  Uruppenfenstcr  und  in  2  die 
Eingangsfront  schmückenden,  in  Bilduischcn  angeordneten 
Statuen  von  Hubens  und  Rembrandt;  leider  sind  die  zuerst 
genannten  Skulpturen  .etwas  kleinlich  ausgefallen  und  tragen 
nicht  eben  viel  zum  Schmucke  des  Gebäudes  bei.  — 

Im  Innern  haben  lediglich  das  Vestibül,  das  Treppenhaus 
und  die  Loggia  eiue  reichere  und  selbständige  künstlerische 
Durchbildung  erfahren;  die  beiden  letzteren  Räume  sind  zu- 
gleich dazu  bestimmt  worden,  der  modernen  Malerei  und 
Bildhauerkunst  Raum  zur  Entfaltung  und  damit  einen  ange- 
messenen Antheil  an  der  Ausstattung  dieses  für  Kunstzwecke 


Das  Vestibül  ist,  um  einen  wirkungsvollen  Gegensatz  zu 
der  heiteren  Pracht  des  nach  ihm  geöffneten  Trcpi>enhauses 
darzubieten,  verhältnissmäfsig  schlicht  und  einfach  gehalten 
—  Saulenstützen  und  Wandtlächen  aus  grauem  Marmor  bezw. 
mit  grauem  Stuckmarmor  bekleidet,  die  Decke  grau  mit 
grünen  Kassetten  auf  rothein  Grunde.  Die  aus  grauem  Marmor 
bestehende,  mit  Bailustraden  aus  demselben  Material  um- 
schlossene Treppe  steigt  zwischen  Wänden  von  dunkelrothem 
Stuckmarmor  empor;  auf  den  Postamenten  der  Ru  Uns  trade 
sollen  Marmor-Statuen  —  weibliche  Gcwandfiguren,  in  denen 
Griechenland.  Rom,  Niederland,  Deutschland,  Italien,  Spanien, 
Frankreich  und  England  personilizirt  sind  —  ihren  Plate 
finden,  die  vorlaufig  jedoch,  bis  auf  eine,  durch  die  Gips- 
modelle vertreten  werden.  Die  Wände  des  Treppenhauses 
werden  durch  korinthische  Halbsäulen-Paare  von  gelbem  Stuck- 
marmor getheilt  Die  grossen  Felder  der  Wandflächen  sind 
blau,  die  Kappen  der  Deckenvoute  blau  mit  goldenen  Sternen 
gehalten ,  während  die  Voute  selbst ,  die  Schiidttächen ,  der 
Fries  des  Gebälkes,  die  Friese  der  ThQreinfassungen  und  die 
Flache  zwischen  den  beiden  Säulen  jedes  Paares  durch  reiche 
Reliefs  in  gelbbraunem  Tone  —  theils  auf  rothem.  theils  auf 
blauem  Grunde  —  geschmückt  werden.  Die  Glasdecke,  die 
einen  gelblichen  Ton  und  feines  rothes  Ornament  zeigt, 
spendet  dem  Räume  ein  goldiges  Licht  ,  das  besonders  bei 
Morgensonne  von  schönster  Wirkung  ist.  —  Noch  reicher 
ausgestattet  ist  die  mit  11  Kuppelgewölbeu  Oberdeckte  Loggia, 
deren  Architektur  theils  in  tief  gelbbraunem  Stuckmarmor 
durchgeführt  ist,  tiieils  an  Gewölben,  Gurtbögen,  Gesimsen, 
Friesen  und  Fenstcrlaibungen  farbenprächtig  gehaltenen  Relief- 
schmuck zeigt.  In  den  8,  nicht  durch  Thoren  durchbrochenen 
Nischen  der  Rückwand  gegenüber  den  Fensteröffnungen,  durch 
welche  man  in  die  herrliche  Landschaft  hinaus  blickt,  sind 
Sitzbänke  mit  reich  durchgebildeten  Seitentheilen  ans  Serpentin 
aufgestellt  und  über  diesen  auf  Marmor-Tragsteinen  8  Kflnstler- 
hQsten  aus  weissem  karrarischen  Marmor  angebracht.  Die 
Zwickel  der  Hangekuppeln  zieren  44  Medaillon  -  Porträts  be- 
rühmter Künstler  bezw.  Kunst-Mäcene  in  Relief  ;  die  3  Bogen- 
schildcr  werden  mit  je  einem  Wandgemälde  geschmückt,  das 
zu  den  benachbarten  Büsten  und  Reliefportrnts  in  Beziehung 


steht  und  in  Verbindung  mit  diesen  in  jeder  der  1 1  Abtbci- 
lungcn  eine  besondere  Kunstschule  repräseutirt.  Die  5 
östlich  gelegenen  Kuppeln  sind  der  der  deutscheu  und  nieder- 
ländischen, die  5  westlichen  der  Kunst  der  romanischen 
Völker,  die  Mittelkuppcl  der  Erinnerung  an  die  fürstlichen 
Mäcene  der  Galleric  gewidmet.  Hier  sind  über  den  Relief- 
porträts derselben  in  der  Kuppeltlächc  ihre  Wappen  auf 
rothem  Grunde  angebracht,  während  die  übrigen  Kuppeln 
gelbe  Sterne  auf  abwechselnd  rothem  und  grünem  Grunde, 
die  Wandrlächeu  hinter  den  Büsten  rothen  Grund  mit  reicher 
Bortenverzierung  zeigen.  — ■ 

Die  Dekoration  der  Bilderraumc  ist  mit  Recht  der  ROck- 
sicht  auf  die  Gemälde  untergeordnet  und  es  ist  alles  vermieden 
worden,  was  dercu  Wirkung  beeinträchtigen  oder  die  Auf- 
merksamkeit des  Beschauers  von  ihnen  ablenken  könnte.  Auch 
hier  haben  die  von  Magnus  gegebenen  Vorschriften,  mit  denen' 
die  bei  Herstellung  der  neuen  Gemäldesale  im  Pariser  Louvre 
beobachteten  Grundsatze  genau  überein  stimmen,  zur  Richt- 
schnur gedient  und  es  ist  nicht  nur  helle  und  grelle  Färbung 
der  Wände,  sondern  namentlich  auch  eine  —  dem  architek- 
tonischen Gefühl  an  sich  so  sympathische  —  hellfarbige  Deko- 
ration der  Vouten  überall  vermieden  worden.  Die  Oberlicht- 
säle haben  durchweg  braunrothe  Tapeten  und  auf  den  Vouten 
ein  Teppichmuster  in  demselben  Tone  erhalten ;  blaue  Schilder 
auf  letzteren  weisen  in  brauner  mit  Goldlinicn  eingefasster 
Schrift  die  Namen  der  Künstler  sowie  das  Jahr  ihrer  Geburt 
|  und  ihres  Todes  nach.  Die  Lichtöflhur^en  sind  mit  breiten 
Goldrahmen,  die  Thüren  mit  Serpentin  -  Bekleidungen  einge- 
fasst;  nur  die  nach  dem  Treppenhause,  der  Loggia  und  dem 
Requisitcnraumc  führenden  Thüren  haben  Flügel  aus  schwarz 
gebeiztem  Holz,  die  übrigen  lediglich  Portieren  aus  stumpf- 
grünem Wollenstoff  erhalten.  Aehnlich  sind  die  seitlich  be- 
leuchteten Räume  ausgestattet,  nur  dass  hier  rot  he  und  grüne 
Tapeten  abwechseln  und  die  Bildwände  durch  Gesimse  mit  hohen, 

Die  stark  abge- 


Stuck  bekleidet.  Alle  Bilderräumc  sind  mit 
in  dunkelgraugrQner  Farbe  und  schwarzer  Gliederung 

Wir  schliesscn  unsere  Beschreibung,  indem  wir  die  Namen 
der  Mitarbeiter  aufführen,  die  Hrn.  Baurath  von  Dehn-Rot- 
I  felser  bei  Ausführung  des  Werkes  zur  Seite  gestanden  haben. 
'  Die  spezielle  Leitung  des  Baues  hat  bis  Juli  1874  dem  Bau- 
meister Schnchard,  gegenw.  Kreisbaumeister  in  Kassel, 
von  da  bis  zur  Vollendung  des  Hauses  dem  Baumeister 
P.  Hof  mann  obgelegen;  als  Bauführer  waren  neben  den -einen 
die  Hrn.  Eubell,  Gabe  und  Krause  beschäftigt.  Die 
Maurer-  und  Stcinbaucr-Arbciten  waren  von  den  Kasseler 
Schmidtmann,  Sohn  und  Potente,  die 
von  Joh.  Haag  in  Augsburg,  die  gesammten 
Dekorationen  des  Hauptstockwerks  mit  dem  Vestibül  von  dem 
Maler  Merkel  mit  den  Dekorationsmalern  Hochapfel  nnd 
Wimmel  zu  Kassel  übernommen  worden.  Hr.  Merkel,  dem 
auch  die  Ausführung  der  13  Wandgemälde  der  Loggia  über- 
tragen ist,  hat  alle  Detailzeichnungen  der  Ornamente,  soweit 
sie  nicht  streng  architektonisch  waren,  geliefert,  während  die 
Reliefs  von  den  Kasseler  Bildhauern  Brandt,  Herrmann, 
Rudolph  und  Schnittspahn,  die  Arbeiten  in  polirtem 
Stuck  von  dem  Fabrikanten  Scheidt  zu  Kassel  herrühren.  Die 
selbständigen  ßildhaucrarbcitcn  haben  neben  Hrn.  Brandt, 
von  dem  die  Zwickelrcliefs  im  Aeusseren  und  die  Medaillon- 
portrait-s  der  I^oggia  herrühren,  die  Bildhauer  Prof.  I Kissen- 
pflug in  Kassel  und  der  aus  Kassel  gebürtige  Bildhauer 
Echtermeyer  in  Dresden  ausgeführt.  Ersterer  hat  die 
Gicbelfüllungen  und  die  beiden  Statuen  im  Aeusseren,  sowie 
die  Künstlerbüsten  der  Loggia,  letzterer  die  Karyatiden  der 
Facade,  die  Statuen  des  Treppenhauses  und  die  Modelle  zu 
den  Giebel-Akroterien  des  Aeusseren  sowie  den  Sitzhanken  der 
Loggia  geliefert.  — 

Die  Kosten  des  Baues,  die  auf  900  000  M.  veranschlagt 
waren,  haben,  da  nach  Aufstellung  des  Anschlages  die  bekannte 
beispiellose  Steigerung  aller  Arbeits-  nnd  Materialicnpreise 
eintrat,  diese  Grenze  nicht  einhalten  können,  werden  jedoch 
einschliesslich  der  Kosten  für  die  erst  nachträglich  hinzu  ge- 
zogenen Arbeite«  Ober  die  Summe  von  1  200  000  M.  nicht 


Wasserleitung  fllr  Baden  in  Baden. 

Der  Unterzeichnete,  dem  der  ehrenvolle  Auftrag  geworden  Tage»  -  Erfordernis*   von    100 ■    pro  Kopf  zu  Grunde  gelegt, 

ist,  dat  Projekt  für  eine  Wasserversorgung  der  Sttdt  Baden  aus-  Es  wird  hierdurch  dem  Bedürfnis«  vollständig  entsprochen,  da  der 

zuarbeiten  und  demnächst  den  Bau  derselben  zu  leiten,  hat  den  Stadt  bereits  eine  grosse  Zahl  warmer  und  kalter  Quellen  zuge- 

Wasserbcdarf  einer  Einwohnerzahl  von  20  (KM)  angepasst  und  ein  leitet  ist,   deren   Wasser  zumeist  als    Brauchwasser  beaüft 

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44 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


2.  Februar  1878 


wird;  die  (Händige  Einwohnerzahl  betragt  zudem  heute  mir  11  100. 

Den  meisten  Lesern  durfte  die  liegend  um  unsern  interessanten 
Badeort  wohl  bekannt  sein.  Das  Geroldsauer  Thal  sowie  die  ganze 
Sudseite  des  Merkurs  (Staufenbergs),  ferner  das  Thal  der 
Gunzenbach  sowie  der  nördliche  Abhang  des  Fremersbergs, 
Katzenkopts  etc.  eigneten  sich,  abgesehen  von  allen  sonstigen  Rück- 
sichten, als  Bexugsorte  schon  aus  dem  Grunde  nicht,  weil  die 
dortigen  Quellen  beinahe  sämmtlich  bereits  zu  den  verschiedensten 
Zwecken  erworben  sind  und  benutzt  werden,  und  es  blieben  also 
von  belangreichen  Queilengebieten  nur  noch  das  Oosthal  und  das 
Kubbachthal  zur  Berücksichtigung  übrig. 

Die  neue  Anlage  sollte  eine  Versorgung  auch  der  höchst  ge- 
legenen Villen  der  Stadt  mittels  natürlichen  Drucks  ermöglichen, 
was  eine  Höhenlage  der  Quellen  von  280—30»  ■»  Uber  Meereshöhe 
bedingte.  In  dieser  Lage  befinden  sich  sowohl  die  Grundwasser 
des  Oosbach-  und  Ruhbach-Thales  in  der  Nahe  von  Geisbach,  als 
auch  die  wasserführende  Schicht  am  Abhänge  des  Eierkuchen- 
Bergs  und  der  Kugelan.  Die  Schotterlage,  welche  im  Oosthal  und 
Kuhbachthal  die  aus  Granit  gebildeten  undurchlässigen  Thalsoblen 
ausfüllt,  hat  eine  mittlere  Breite  von  <H> — HO"  und  eine  mittlere 
Tiefe  von  etwa  10  m.  In  der  trockensten  Jahreszeit,  in  der  keine 
Speisung  des  Grundwassers  vorausgesetzt  werden  kann,  wird  man 
lediglich  auf  den  in  der  Schotterlage  vorhandenen  Grundwosser- 
Vorrath  rechnen  dürfen,  der  bei  allmählicher  Absenk  tuig  des  Spiegels 
bis  auf  2  m  etwa  40 1  in  der  Sek.  zu  liefern  im  Stand«!  ist. 

Die  Fassung  des  Wassers  musste  an  der  Kreuzung  der  beiden 
genannten  ThAler  erfolgen  und  es  musste  dabei  auf  die  undurch- 
lässige Schicht  hinab  gegangen  werden.  Von  anderer  Art  sind 
die  hoch  gelegenen  wasserführenden  Schichten  am  Abhänge  des 
Eierkuchenherges  und  an  der  Kugelati.  Dort  liegt  der  bunte 
Sandstein  mit  fast  horizontaler  Schichtung  auf  dem  L'rgebirge 
auf  und  bildet  die  Hochflächen  auf  der  Wasserscheide  zwischen 
der  oberen  Murg  und  dem  Ithein.  Diese  Formation  zieht  von  der 
Kogelau  über  den  Kuhberg,  Eierkuchenberg,  die  Streitmannsköpfe, 
Feldköpfe  etc.  nach  Süden  und  ist  mit  den  herrlichsten  Waldungen 
bedeckt,  deren  Bestand  mit  Rücksicht  auf  die  Besitzverhaltuisse 
als  gesichert  betrachtet  werden  kann.  Die  Grenze  der  Auflagerung 
des  Sandsteins  auf  dem  Granit,  wie  sie  an  der  Kugelau  und  der 
Scherrhalde  aufgedeckt  ist,  wird  aus  eckigem  Feldspathgrus  ge- 
bildet, neben  dem  in  sehr  bedeutender  Menge  Quarzkörner  auf- 
gehäuft sind.  Hierauf  folgen  nach  aufwärts  meist  hlassrötbltcbe 
oder  gelbliche,  gestreifte  Sandsteine  in  dünnen  Platten,  sodann 
aher  der  kompakte  Thonsandstein.  Als  allgemeine  Thatsache  war 
zu  konstatiren,  dass  an  den  Rändern  der  Buntsandslein-Auflagerung 
einzelne  Quellen  austreten,  die  the.ils  mehr,  theils  weniger  reich- 
haltig sind  und  in  ihren  Rinnsalen  den  der  Schichtengrenze  ent- 
stammenden Quarzsand  ablagern.  Die  Temperatur  dieser  Quellen 
war  im  Jahre  1876  wahrend  der  Monate  Juli,  August  und  September 
beinahe  konstant  (i'R.  und  es  haben  die  Schwankungen  zwischen 
Sommer-  und  Wintertemperatur  nur  »/<  0  betragen. 

Die  erst  angeführte  Thatsache  belehrte  mich,  dass  ein  grolser 
Theil  der  Niederschläge  auf  der  Hochebene  durch  die  Spalten  und 
Klüfte  des  Buntsandstcins  versinkt  und  sich  auf  dem  wasserun- 
durchlässigen Granit  weiter  bewegt,  um  entweder  an  der  sicht- 
baren Grenze  beider  Gesteine  wieder  zu  Tage  zu  treten  oder  in 
den  vorgelagerten  Alluvionen  zu  versinken.  Die  Gleichmäßigkeit 
der  Temperatur  bewies,  das«  die  Waaser  alle  sehr  lange  in  einer 
Tiefe  verweilen,  deren  Temperatur  den  Einflüssen  der  Jahreszeit 
nicht  mehr  unterworfen  ist  Die  Klüfte  und  Spalten  des  Bunt- 
sandsteins bilden  über  dem  undurchlassenden  Granit  einen  grofsen 
Sammelbehälter,  der  nicht  nur  für  die  Erhaltung  der  gleichmäßigen 
Temperatur  des  Wassere,  sondern  auch  als  Ausgleichsmittel  für 
die  Zeiten  heftiger  Regenwetter  und  grofser  Dürre  von  hohem 
Nutzen  ist 

Da  diese  Quellen  der  Stadt  Baden  hinsichtlich  der  Qualität 
des  Wassers  im  allgemeinen  zusagten  und  auch  die  Hereinleitun^ 
dorselben  mit  geringerem  Kostenaufwand  zu  bewerkstelligen  war. 
als  die  der  zu  Anfang  besprochenen  Wasser  des  Oosbach-  und 
Ruhbach-Thals,  so  entschloss  die  Gemeinde-Vertretung  sich  für 
das  Hfichquellenprojvkt ,  indem  die  eveut  Ausführung  des  Pro- 
jekts der  Grundwasserversorgung  aus  den  genannten  Thälern  für 
den  Fall  einer  wesentlichen  Vermehrung  der  Einwohnerzahl  der 
Stadt  vorbehalten  blieb. 

Bei  dem  Umstände,  dass  die  seither  offen  zu  Tage  getretenen 
Quellen  einen  Zufluas  zur  Oosbach  bilden,  war  das  Augenmerk 
in  erster  Reihe  darauf  zu  richten,  jene  Gewässer  abzufassen,  welche 
in  die  Gerolle  versinkend,  sich  bisher  als  Grundwasser  auf  der 
Thalsohle  fort  bewegt  hatten.  Schon  in  der  meinem  Prospekt  bei- 
gegebenen Denkschrift  hatte  ich  diese  Absicht  hervorgehoben 
und  vor  Beginn  des  Baues  durch  Ausführung  einiger  Einschnitte 
das  Vorhandensein  dieser  Gewässer  bewiesen.  Ich  glaubte  schon 
damals  zn  der  Erwartung  berechtigt  zu  sein,  dass  es  gelingen 
werde,  mit  möglichster  Schonung  der  seither  offen  zu  Tage 
getretenen  Quellen,  mittels  Abfassung  der  verdeckt  abrliefsenden 
Gewässer  den  Bedarf  der  Stadt  Baden  zu  sichern,  und  jetzt,  nach- 
dem die  Fassungsarbeiten  zum  grofsen  Theile  beendigt  sind,  hat 
sich  die  Wirklichkeit  auch  so  gestaltet.  Der  groTste  Theil  der 
Zuflüsse  zur  <  Bosbach  ist  erhalten  geblieben  und  nur  dort,  wo  die 
Einschnitte  bezw.  Stollen  in  unmittelbarster  Nähe  früherer  Quellen 
liegen,  die  der  gleichen  Formation  entstammen,  ist  eine  Schmälerung 
in  der  Ergiebigkeit  der  Zuflüsse  eingetreten. 

Die  Wassergewinnttng  geschieht  durch  Fassung  der  einzelnen 
Quellen,  wie  «Heselben  nach  Oeffnnng  der  Einschnitte  und  Stollen 


aus  den  Felsspalten  hervor  treten,  und  durch  eine  an  die  südliche 
Wand  eines  begehbaren  Stollens  gelegte  Drainage.  An  jeder  Stelle, 
an  welcher  eine  stärkere  Quelle  hervor  tritt,  wird  in  die  südliche 
Stollenwand  eine  Nische  eingelegt  und  das  zur  Sammlung  des 
Quellwassers  dienende  Rohr  aus  Zement  von  Wasserspiegel-Hohe 
an  gegen  diese  Nische  geöffnet.  Die  Sohle  der  Nische  wird  mit 
Zementmörtel  abgeglichen  und  es  endigen  in  diesen  Nischen  auch 
die  einzelnen  Drainagen.  Die  Sammelstollen  folgen  der  Steigung 
der  wasserführenden  Schicht  von  Osten  nach  Westen  und  haben 
eine  Gesammtlänge  von  rund  150Qn<:  sie  .sind  so  projektirt,  dass 
sie  stets  noch  4—6™  Schcitelüberdcckung  haben.  Baumwurzeln 
werden  kaum  in  diese  Tiefe  hinab  reichen,  so  dass  in  derselben 
organische  Bildungen  schwerlich  vorkommen  werden.  Die  Temperatur 
in  jener  Tiefe  ist  nahezu  konstant 

Die  angegebene  Tiefenlage  würde  jedoch  für  die  Ahhaltung 
dcrTagewasser  nicht  ausreichen, da  zum  Wiedereinfflllen  der  Ein- 
schnitte meistens  Steinschroppeii  und  Felsenstocke  verwendet  werden 
müssen,  weil  anderes  Material  am  Platze  nicht  zur  Verfügung 
steht  Wenn  auch  der  vorhandene  Humusboden  auf  s  sorgfältigste 
auf  der  Schottung  wieder  ausgebreitet  wird,  so  ist  doch  für  die 
erste  Zeit  nach  der  Ausführung  der  direkte  Zutritt  von  Oberflächen- 
Wasser  zu  den  Leitungen  zu  fürchten.  Um  diese  Tagwasser  ab- 
zuhalten, ist  die  Sohle  des  begehbaren  Sammelstolleus  ausser  Ver- 
bindung mit  der  eigentlichen  Quellenfassung  gesetzt  und  so  konstniirt 
worden,  dass  auf  derselben  alle  im  Stollen  selbst  abtropfenden 
Wasser  sich  gegen  die  Einsteigkammern  fort  hewpgen  und  dort 
in  den  Leerlauf  aufgenommen  werden. 


Die  Sammelstollen  sind  mittels  Einsteigkammern  zugänglich, 
und  an  jenen  Stellen,  an  welchen  das  Gefall  der  Sammelröhren  sich 
bricht,  mittels  sogen.  Rediiktionskamraern.  Die  letzteren  enthalten 
ein  Bassin,  in  welches  der  freie  Erguss  des  oberhalb  gelegenen 
Sammelrnhres  stattfindet  während  sich  in  Scheitelhöhe  des  unteren. 
0,5»  tiefer  gelegenen  Abflussrohreg  der  Ueberlauf  des  Bassins 
befindet  Der  Leerlauf-Kanal  ist  durch  einen  Schleier  vom  Bassin 
abgesperrt  Die  Zugangskammern  sowohl  als  die  Redtiktions- 
kammeru  sind  in  ihren  Maafsen  thunlichst  knapp  gehalten  und  ohne 
jeden  Luxus  angelegt  Jede  Kammer  ist  durch  eine  Doppelthflre 
verschlossen  und  wird  entweder  durch  ein  LuAkamin  oder  durch 
eine  Stirn-Rosette  gelüftet.  Zu  den  Eingängen  führt  von  aussen 
ein  in  den  Fels  eingesprengter  Einschnitt  mit  abgepflasterter  Sohle. 

Die  Rohrleitungen  innerhalb  der  Sammelstollen  sind  aus 
Beton  hergestellt,  Ihr  Füllungsgrad  wurde  für  das  doppelte 
Wasser- Erfordernis«  der  Stadt  so  berechnet,  dass  das  Verhältnis» 
zwischen  Wasserquerschnitt  nnd  benetztem  Umfang  ein  günstigstes 
(Maximum)  wurde.  Wenn  F  den  Wasserquerschnitt,  p  den  be- 
netzten Umfang,  R  die  halbe  Lichtweite  des  Rohres  und  <f>  den 
Zentriwinkel  bezeichnen,  welcher  der  die  Spiegelfläche  darstellen- 
den Sehne  zugehört,  so  ist: 

F=*(r  +  *in 

und  man  findet  hieraus  durch  eine  bekannte  Operation  der 
Differentialrechnung  als  Kedingungsgleichnng  für  das  Maximum: 
tätig  ?f,  was  einem  (überstumpfen)  Winkel  <p  von  etwa  257" 
oder  dem  Komplementwinkel  von  103  '  entspricht 

Man  legte  der  Berechnung  das  doppelte  Wassererforderniss 
zu  Grunde,  weil  das  Bedürfniss  Badens  mit  24  1  pro  Sek.  in  der 
trockensten  Zeit  noch  gedeckt  snir,  soll,  aber  in  der  Regel 
die  Quellen  eine  wesentlich  größere  Wassermenge  als  diese 
liefern  werden. 

Da  die  Sammelanlage  die  Richtung  von  Osten  nach  Westen 
hat,  musste  für  die  Zuleitung  nach  Baden  von  vorn  herein  der 
Weg  über  die  Seelach  und  über  Lichtenthai  angezeigt  erscheinen. 
Die  I.eitunc  verfolgt  jedoch  von  der  Quellfassung  abwärts  bis  in 
die  Nähe  der  Seelach  nicht  immer  die  neue  Strafse,  sondern  den 
kürzeren  alten  Waldweg  über  den  sogen.  Oeserstetn,  auf  welchem 
die  Köhren  ohne  wesentliche  Verkehrsstörung  und  mit  geringereu 
Kosten  gelegt  werden  können,  weil  eine  sorgfältige  Wieder- 
herstellung der  Fahrbahn,  wie  sie  hei  der  neuen  Strafse  erforder- 
lich wäre,  hier  unnöthig  ist  Gleiches  ist  der  Fall  mit  der  alten 
Strafse  von  der  Seelach  nach  Lichtenthai,  von  wo  aus  der  Haupt- 
strang sich  direkt  durch  die  Lichtenthaler  und  Hardstrafse 
zum  Hochreservoir  auf  dem  Annaberg  wendet 

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No.  10. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


45 


ishöhe  von  ööG,7»>,  jener  im  Hochrescrvoir  2C9,0"»,  1h>i 
i  die  Ueberlaufhühe  verstanden.  Das  disponible  Gefälle  be- 
demgemafs  387,7  Das  Längenprofil  der  Trace  ist  in  der 
der  Sammelanlagen  sehr  steil  abfallend. 


Die  Lange  der  Hauptzuleitung  \ou  dem  Ende  der  Satuuiel- 

fallerie  bis  zum  Standrohr  im  Hochreservoir  betragt  8  »22  m ;  der 
Wasserspiegel  in  dem  letzten  Kanin  der  Sammelgallerie  hat  eine 
Meereshöhe  von  650,7™,  jener  im  Hochreservoir  2C9,0"»,  bei 
beiden  die  Ueberlaufhühe 
tragt 
Nähe 

ob  es  praktisch 

sei,  mit  der  Druckleitung  sogleich  am  Hude  der  Sammelgallerie 
zu  beginnen  (wobei  sich  der  Maximal-Druck  in  der  Leitung  auf 
48  Atm.  gestellt  haben  würde,  oder  alter  an  irgend  einem  Zwi- 
schenpunkte das  disponible  Gefalle  zu  brechen. 

Bei  Bestimmung  der  Wandstärke  der  gussciseroen  Bühren 
der  Druckleitung  zog  ich  in  Betracht,  dass  bei  der  Vergebung 
der  Lieferung  der  Kohren  für  Baden  nur  die  Lothringischen  oder 
die  in  der  Nahe  von  Saarbrücken  gelegenen  Werke  wirksam  wur- 
den konkurriren  können.  Diese  Werke  nehmen  im  Mittel  fflr  ein 
Kohr  von  10«m  Lichtweite  eine  Wandstärke  von  9 für  ein 
solches  von  1  m  Lichtweite  eine  Wandstärke  von  22  an :  sie 
garantiren  dabei  für  einen  Druck  von  15  Atm. 

Auf  Grundlage  dieser  Zahlen  und  mit  der  Diipuii'schcu  Formel 
für  Berechnung  der  Druckverluste  habe  ich  gefunden,  das*  in 
einer  Kntfernung  von  2  70"J m  vom  Ende  der  Sammelgallerie  es 
einen  l'unkt  auf  der  Zuleitung  gieht,  oberhalb  dessen  die  Wand- 
stärke und  unterhalb  dessen  der  Durchmesser  für  eine  Drucklei- 


tung goßere  Gewichte  bedingen,  ab  5t»  *  f.  d.  lfd.  m.  Dieser  l'unkt 
wurde  der  Ausgangspunkt  der  Dp 
rer  Sammelbehälter 


akt  der  Druckleitung  und  an  demselben 


Druck  geführt  wird.  Kr  liegt  am  sog.  Oeser- 
stein.  Selbstverständlich  kostet  die  2  7<i2  lange  Zementrohr- Lei- 
tung von  dem  Ende  der  Sammelgallerie  zum  Sammelbehälter 
am  Oeserstotne  wesentlich  weniger,  als  eine  gusseiserne  Kohr- 
leitung gekostet  hätte.  - 

Der  Wasserinhalt  des  Hochreservoirs  beträgt  2000  kb"  und 
entspricht  dem  Bedarf?  von  24  Stunden.    Die  Höhenlage  dieses 
"  'ude*  war  durch  die  Eingangs  erwähnt«'  Bedingung  bestimmt, 
bei  einer  Meereshohe  der  Straften  am  Heutig  von  233» 
Druck  in  den  Hydranten  vorhanden  sein  soll. 


Der  Vertheiluugs  -  Mechanismus  ist  in  einen  geräumigen  Vorbau 
gelegt  und  kann  bequem  gehandhabt  werden.  Er  lässt  sich  aus 
der  Zuleitung  direkt  ohne  Benutzung  des  Kescrvoirs,  sowie  um- 
gekehrt aus  dem  Reservoir  direkt  ohne  Benutzung  der  Zuleitung 
speisen.  Ferner  kann  aus  jeder  der  beiden  Abtheilungen  des 
Reservoirs  getrennt  gespeist  und  die  Zuleitung  zwischen  Lichten- 
thaler Strafse  und  Hochreservoir,  ohne  Unterbrechung  der  Spei- 
sung  des  letzteren,  ausgeschaltet  werden. 

Das  Stadt-Rohrennetz  ist  nach  dem  Zirkulations-System 
angelegt,  u.  z.  mit  Durchmessern  von  160,  12«  und  »(>"■«.  An 
den  Kreuzungen  der  150  und  120™">  Stränge  befinden  sich  in  be- 
tonirten  Schachten  Theilkasten  mit  Luftschraul>en.  Spnndkasten 
sind  im  Stadt-Rohrnetze  nicht  verwendet  Dagegen  ist  fflr  jeden 
einzelnen  Strang  eine  Ablassvorrichtung  an  dessen  tiefstem  Punkte 
angenommen  worden.  Die  Rohren  haben  überall  eine  Krduher- 
deckung  von  2,8—2,5  m.  Diese  Tiefenlage  ist  geboten,  thcils  damit 
die  Rohrleitungen  dem  Einflüsse  der  vorhandenen  Wannwasser- 
Leitungen  etc.  entzogen  und  daneben  stets  unter  die  städtischen 
Dulden,  die  im  Mittel  1,8-  2,0»  tief  liegen,  durchgeführt  werden 
können.  Säromtliche  Theile  des  Rohrennetzes  sind  dem  bedeu- 
tenden Wasserdrucke  von  10—15  Atm.  entsprechend  stark  kon- 
struirt  und  alle  Schieberspindeln,  Stopfbüchsen,  Luftschrauben. 
Dichtungsringe  etc.  aus  bester  Bronce  hergestellt  worden.  — 

Das  Projekt  für  die  (iesammtanlage  wurde  im  November  187t! 
übergeben  und  der  Bau,  nachdem  die  städtischen  Kollegien  beinahe 
einstimmig  die  Ausführung  beschlossen  hatten,  im  Juni  1877  be- 
gonnen. Bereits  ist  der  größte  Theil  der  Quellenfassung  mit  sehr 
zufriedenstellenden!  Krgebniss  vollzogen  und  es  werden  gegenwärtig 
die  Gewölbe  des  Hochreservoire  geschlossen.  Die  Einzeitheile  des 
Stadtrohruetzes  sind  angeliefert  und  kommen  im  Winter  1877/78 
zur  Verlegung,  während  eine  bedeutende  Zuleitungsstrecke  bereits 
vollendet  ist. 

Die  Kosten  der  Ausführung  waren  anf  550000  M.  veranschlagt, 
dürften  aber  nach  den  eingegangenen  Offerten  und  wenn  der  Ganc 
der  Arbeiten  keine  unvorhergesehene  Störung  erfährt,  kaum  so 
viel  betragen.  Bis  zum  Beginn  der  Saison  1*78  wird  das  Wasser- 
werk in  Betrieb  gesetzt  werden. 

Freiburg,  Ende  Oktober  1877.  Lueger. 


Mittheilungen 

Architekten-  and  Ingenieur  -  Verein   zn  Hannover. 

Wochenversammlung  am  12.  Dezember  1877. 

Hr.  Ob.-Ingenieur  Heusinger  v.  Waldegg  spricht  über  die 
Anlage  von  sekundären  Eisenbahnen  mit  Benutzung  von  Chausseen 
und  Landstraßen. 

Redner  wendet  sich  zunächst  zur  Beantwortung  der  Frage, 
wie  die  Mittel  zur  Anlage  solcher  Bahnen  am  zweckmäßigsten 
zu  beschaffen  seien?  Dieselben  zum  größten  Theile  aus  dem 
Landes-  oder  den  l*rovinzial-Fonds  entnehmen  zu  wollen,  halte  er 
für  ungeeignet,  da  dies  mit  grofsen  formellen  Schwierigkeiten  ver- 
knöpft und  in  vielen  Fällen  überhaupt  unerreichbar  sein  dürfte. 
Vor  allem  komme  es  darauf  an:  „das  Anlagekapital  so  niedrig 
und  die  Bahnen  so  zu  bewirtschaften,  das*  der  Rein- 
:  zur  Verzinsung  bezw.  auch  allmählichen  Abtragung  des  An- 
lagekapitals ausreichen  kann." 

Zur  Erreichung  des  ersten  Punktes  sei  es  von  größtem 
Werthe,  unsere  vorzüglich  gebauten  Chausseen  als  Bahnkörper 
zu  benutzen,  wozu  durch  den  im  Provinzial-Landtage  gefassten 
Beschluss  in  Hannover  im  allgemeinen  schon  die  Genehmigung 
ertheilt  sei.  Redner  hofft,  dass  dies  Privilegium  einen  ähnlichen 
Erfolg  haben  wird,  wie  da*  bayerische  Gesetz  von  18G8,  welches 
bestimmt,  dass  nur  solche  Sekundärbahnen  Zuschuss  aus  Staats- 
mitteln erhalten  sollen,  welche  im  Grunderwerb  und  den  Erd- 
arbeiten ohne  Staatahfllfe  fertig  gestellt  worden  sind.  Es  sind 
seit  ist;-  in  Kayern  15  Vizinalbabnen  von  zusammen  150Kn>  Länge 
erbaut,  obgleich  die  Terrainverhältnisse  dort  weit  ungünstiger 
sind  als  bei  uns.  -  Es  werden  durch  die  Benutzung  der  Land- 
straßen die  Kosten  des  Unterbaues  auf  ein  Minimum  reduzirt; 
sämmtliche  erforderlichen  Summen  werden  am  besten  durch  frei- 
willige Zeichnung  in  den  betheiligten  Gemeinden  oder  durch 
Anleihen  aufgebracht,  wie  sich  dies  bei  der  Ocholt- Westersteder 
Bahn  bereits  als  sehr  gut  tbunlich  bewiesen  hat,  und  es  kann 
als  passendes  Pfandobjekt  zunächst  der  —  am  besten  ganz 
eiserne  —  Oberbau  gegeben  werden. 

Die  Kosten  für  Hochbauten  würden  sich,  wie  z.  B.  bei  der 
Ocholt- Westersteder  Bahn  ebenfalls  geschehen,  durch  Benutzung 
von  passend  gelegenen  WirthshAusern  zn  Stationsgebäuden 
ziren  lassen;  man  konnte  übrigens  zur  Beschaffung 
Baulichkeiten  auch  den  folgenden  Weg  einschlagen: 

Man  engagire  Kassirer  für  die  einzelnen  Stationen  unter  der 
Bedingung,  dass  sie  auf  ihre  Kosten  ein  passendes  Stationsgebäude 
zugleich  mit  Wirthschaft  errichten,  welches  sie,  so  lange  sie  sich 
im  Dienst  der  Hahn  befinden,  als  ihr  Eigenthum  betrachten  können, 
welches  aber  bei  ihrem  Ausscheiden  aus  dem  Dienste  gegen  an- 
gemessene Entschädigung  an  die  Bahn  übergeht.  Den  Kaasirern 
würde  anfser  Gehalt  eine  Tantieme  zu  gewähren  sein. 

Der  Redner  legt  Skizzen  derartiger,  für  die  projektirtc  30  K» 
lange  Bahn  Elze-Düngen  bestimmter  Gebände  vor.  —  Ks  sind 
für  diese  Strecke  7  Haltestellen  und  6  Stationen  in  Aussicht  ge- 
nommen, deren  Hauptgebäude  zu  120  000  M  veranschlagt  sind. 


aus  Vereinen. 

—  Man  erwarte  einen  Zuschuss  ans  dem  Wegehanfonds,  da 
durch  die  Anlage  der  Lokalbahn  einestheils  die  Chausseen  be- 
deutend entlastet  werden,  anderntheils  das  Chaussee-Baumaterial 
billiger  transportirt  und  vertheilt  werden  könne.  Wie  sehr 
ersten*  ins  Gewicht  falle,  glaubt  Redner  durch  die  Bemer- 
kung illostriren  zu  können,  das*  die  Unterhaltungskosten  der 
Chaussee  von  Hildesheim  nach  Kraunschweig,  auf  der  man  eben- 
falls eine  Sekundärbahn  anzulegen  beabsichtigt,  10  060 .//  pro  *■ 
betragen  haben,  wahrend  die  An  läge -Kosten  der  Kahn  zu  nur 
25  000  M  pro  «">  veranschlagt  sind.  Als  Vorzug  der  Itenutzung 
der  I  .andstrafsen  sei  auch  die  dabei  erzielt«  allgemeine  Zu- 
gänglichkeit der  Kahn  zu  betrachten,  gegen  welche  die 
des  Straßenverkehrs  nicht  sehr  ins  Gewicht  falle,  zumal 
den  Kahnstreifen  nothigenfalls  mit  Draht  einfriedigen  könne, 

Als  Oberbau  empfiehlt  der  Vortragende  ganz  eisernen  Lang- 
schwellen-Oberhau ,  der  für  Sekundärbahnen  noch  empfehlens- 
werther  sei  als  für  Hauptbahnen.  Die  Preise  stellen  sich  bei 
dem  dem  Redner  patentirten  Systeme  f.  d.  Meter  bei  B>0  ■"■  hoher 
Fahrschiene  zu  15  .<%,  bei  8<) ™>m  hoher  zu  11  M  Bei  Benut- 
zung des  Hahnterrains  als  Strafse  müssen  natürlich  Schienen  mit 
angewalzter  Spurrinne  verwandt  werden.  —  Als  Betriebskraft  soll 
auf  den  vom  lledner  projektirten  Bahnen  nur  Dampf  verwendet 
werden;  die  Erfahrungen  auf  dcrBroclthal-  und  Kassel- Wilhelms- 
höher Bahn  hätten  ja  alle  bezüglichen  Bedenken  beseitigt  und 
es  sei  in  der  neuesten  Konstruktion  der  Strafsenlokomotiven  von 
Schwartzkopf  in  der  That  alles  erreicht,  was  man  davon  verlan- 
gen könne.  —  Zum  Schluss  weist  der  Redner  darauf  hin,  dass  es 
unzweckmäßig  sei,  die  Verwaltung  der  Sekundärbahnen  den  Be- 
hörden der  angrenzenden  Hauptbahnen  anzuvertrauen,  da  die 
kleinen  Bahnen  nicht  den  weitläufigen  und  kostspieligen  Verwal- 
tungsapparat der  letzteren  nothig  haben  und  durch  diesen  nur  zu 
sehr  belastet  werden.  Wünachenswerth  sei  es  dagegen,  die  Ver- 
waltung mehrer  Sekundärbahnen  einer  Gegend  einer  Behörde 
zu  übertragen  und  die  Kosten  auf  die  einzelnen  Linien  nach 
Verhältnis*  zu  vertheilen.  Ebenso  würden  sich  gemeinschaftliche 
Materialiendepots  empfehlen  und  überhaupt  eine  möglichste  Kon- 
formität die  Betriebs-  und  Unterhaltungs-  Kosten  sehr  rediiziren.  — 

In  der  an  den  Vortrag  sich  anschliefsenden  Diskussion  wird 
besonders  die  Zweckmäßigkeit  einer  Drahteinfriedigung  des 
Gleises  auf  Chausseen  bestritten,  da  eine  solche  Einfriedigung 
um  den  Pferden  nicht  gesehen  werde.  — 

In  der  Hauptversammlung  am  9.  Januar  berichtet  Herr 
l'rof.  Haeseler  aus  Brannschweig  über  eine  im  Sommer  1877 
ausgeführte  Reise  nach  England.  Redner  gedenkt  zunächst  der 
zur  Besichtigung  englischer  Eisenbahnen  freundlichst  gewahrten 
Hilfeleistung  des  Sekretärs  der  Inttihitiim  nf  Civil- Enginceri, 
Mr.  Forrest,  die  ihm  von  hnhem  Nutzen  war. 

Vorzugsweise  sind  es  die  unterirdischen  Bahnen  Landau, 
die  das  Interesse  der  Fremden  erregen.   Es  sind  dies  zw  Zeit: 

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46 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


2.  Februar  1878 


1)  Die  Metropolitan- Railtray,  welche  die  Vily  mit  dem  Norden 
und  Westen  Londons  verbindet  und  deren  Ausdehnung  heute  noch 
unabgesehlossen  ist  Steigungs-  und  Krümmungs  •  Verbältnisse 
dieser  Linie  sind  ziemlich  ungünstig,  da  Gefälle  von  1  :  70  und 
Kurven  von  24K) n  Rad.  vorkommen:  die  ganze,  11,5K  lange 
Strecke  ist  2gleisig,  Üieils  sogar  4gleisig. 

2)  Die  Metropolitan-Dutrict-Railway ,  an  vorige  in  Soutk- 
Kensington  anschließend .  führt  durch  die  Stadttheile  Btlgraria 
und  Westminiter  und  endigt  in  der  Mansionkoute- Station.  IHese 
Linie  ist  6,6  *'»  lang,  2gleisig  und  hat  als  stärkste  Steigung  1 :  70. 

9)  Die  Metropolitan  und  St.  Mn',  Wood  Railway.  Diese 
lgleisige,  3,1  lange  Seitenbahn  verbindet  die  Metropolitan-Bahn 
mit  «Ml  Collage  und  hat  Steigungen  bis  zu  1  :  44  und  Kurven 
bis  herab  zu  60  >•■>  Radius. 

4)  Die  Eatt-I.ondon  Raifcay,  welche  in  der  Nahe  der  London- 
Docks  beginnt,  den  Hninel'schen  Tunnel  passirt  und  dann  einer- 
seits an  die  London  •  Brighton .  andererseits  an  die  Southcoatt- 
Kisenbahn  anschliesst 

Aul  den  Bahnen  sub  1  und  2  erreichte  im  Jahre  1874  der 
Personenverkehr  die  Ziffer  von  rot  69  00O0<X).  (Auf  dem  ge- 
sammten  preufsischcu  Kahnuetz  war  die  Frequenz -Ziffer  im 
gleichen  Jahre  109  571  (XX).)  An  Zügen  kursirten  auf  den  Linien 
1  und  8  pro  Tag  im  Ganzen  (in  beiden  Richtungen  zusammen) 
etwa  «X). 

Die  Betriebsergebnisse  der  gen.  Bahnen  im  Jahre  1874  waren: 

für  2 


Anlage-Kapital  pro  Kilometer   .  . 

( •esauimt- Einnahme  

Ausgabi-  in  %  der  Kinuahnie  .  . 
Gezahlte  Dividende  im  2.  Halb- 
jahr 1874  


für  I  u.  3 

7  435  77«  JC 
116616441  „ 

404g 

9% 


8  577  «94  .// 
4660490  „ 


(Line  2gleisig«f  Gebirgsbahn  kostet  in  Deutschland  «0000  M. 
ftlr  das  Kilometer,  wahrend  das  durchschnittliche  Anlagekapital 
der  prenbischeu  Bahnen  252  000  M.  ist) 

Der  Vortragende  unterzieht  hiernach  die  Bahnhofsanlagen 
lntr  näheren  Betrachtung  und  beginnt  bei  den  Knpf- 
stationen.  Als  mustergültiges  Beispiel  sei  die  1867  eröffnete 
Cannonslreet- Station  der  South- Emittern  Railtcay  zu  erwähnen. 
Dieselbe  ist  durch  einen  27,4  ™  tiefen  Vorhof  von  der  Strafte 
getrennt  und  grenzt  mit  der  gegenüber  liegenden  Seite  an  die 
Themse,  so  dass  sich  unmittelbar  an  die  Personenhalle  die  Themse- 
Brücke  anschliesst  Der  vor  Kopf  der  Gleise  sich  erhellende 
25,9  ■  tiefe  Querhau  dient  in  den  oberen  Geschossen  als  HöteL 
Die  Halle  enthalt  ausser  5  l'errons  und  9  Gleisen  einen  Fahrweg 
für  Droscliken,  die  von  der  Upper  Thame*  Street  aus  durch  das 
Kellergeschoss  der  Station  mittels  einer  Kampe  in  die  Halle  ein- 
imd  vor  Kopf  abfahren.  Die  für  das  l'ubliknm  bestimmten 
Baume  sind,  wie  bei  allen  in  London  neuerdings  ausgeführten 
gröberen  Kopfstalionen,  in  den  Querbau  gelegt.  Kedner  sieht 
hierin  einen  groben  Vorzug  gegenüber  der  bei  uns  üblichen  An- 


ordnung, indem  die  Verbindung  aller  l'errons  mit  der  Strabe  auf 
kürzestem  Wege  erreicht  wird  und  die  ganze  Disposition  bedeutend 
an  Klarheit  gewinnt    Von  der  Strabe  aus  sind  nach  der  Halle 


hin  3  Durchgänge  angeordnet,  wovon  der  mittlere  für  Reisende 
der  I.  Klasse,  die  anderen  für  die  Reisenden  II.  u.  III.  Kl.  dienen. 


R.  glaubt  in  dieser  Anordnung  deu  Hauptgrund  für  die  Möglichkeit 
der  Bewältigung  des  riesigen  Verkehrs  zu  finden,  der  z.  B.  1875 
9 54 XJ 000  Reisende  betrug  —  eine  Zahl,  die  in  demselben  Jahre  nur 
bei  den  sämmtlicben  Bahnhöfen  Berlins  etwa  erreicht  wurde.  — 
Die  Wartesale  für  die  1.  KI.  sind  bei  der  Cannonttreet-  Station 
dicht  hinter  den  Billetschaltem  angelegt;  den  Reisenden  der  II.  u. 
HI.  Kl.  dient  der  geraumige  Vorperron  als  Warteraum.  Auf  diesem 
befinden  sich  noch  die  Herren-Retiraden ,  sowie  Buden  für  Ge- 
jiäck-Expedition,  den  Stationsdienst  hydraulische  Aufzüge  etc.  — 
Die  nur  3,8 — 4,1 m  breiteu  Perrons  sind  gegen  den  Vor- 
(Quer- (Perron  durch  Gitter  abgeschlossen,  an  denen  die  Billet- 
kontrole  stattfindet  so  dass  die  Reisenden  niemals  auf  einen  falschen 
Perron  gelangen  können.  Die  Kontrole  über  die  verschiedenen 
Wagenklassen  findet  wahrend  der  Fahrt  statt  —  Auch  von  der 
Höhenlage  der  l'errons,  0,94  ra  über  S.  ü.  K.,  zieht  der  Verkehr 
ausserordentlichen  Nutzen  und  Redner  glaubt,  dass  die  englischen 
Ingenieure  Recht  halten,  indem  sie  die  den  höheren  Perrons  vor- 
geworfenen Nachtheile  den  Vorzügen  derselben  nachsetzen.  Die 
für  die  ein-  und  ausfahrenden  Züge  erforderliche  Weichen-  und 
erfolgt  bei  der  Cannonttreet-Slation  mittels  eines 
i  Strompfeiler  der  Themse-Brücke  über  den  Gleisen 
Saxby-Farmer-Apparats.  Derselbe  dient  hier  zur 
Bewegung  von  »0  Weichen  und  37  Annsignalen.  Es  würde  auf 
andere  Weise  die  Regulirang  der  Ein-  und  Ausfahrt  der  enormen 
Anzahl  von  Zügen,  die  z.  B.  am  2.  Pfingsttage  775  betrug,  auch 
nicht  möglich,  sein. 

Der  Vortragende  bedauert,  dass  unsere  meisten  deutschen 
Bahnhöfe  in  dieser  Beziehung  den  englischen  nachständen,  da  alle 
fein  durchgearbeiteten  Wärter-Instruktionen  die  Sicherheit,  welcho 
eine  zentrale  Weichenstellung  gewahrt  nicht  ersetzen  könnten  und 
mit  dieser  z.  I).  auch  bei  den  braunschweigischen  Kähnen  die 
günstigsten  Erfahrungen  gemacht  seien.  Die  Weiche::  sind  auf  200  m 
Entfernung  im  Winter  noch  mit  vollkommenerSicherheit  zu  bedienen. 

Von  den  gröberen  englischen  Durchgangs-Stationen  besonders 
der  unterirdischen  Bahnen  Londons,  die  der  Vortragende  noch  kurz 
beschreibt,  rühmt  derselbe  Iwsonders  die  fast  allgemeine  Vermeidung 


der  Gleisüberschreitung  im  Niveau.  I 
in  Deutschland  zu  tolerant,  wenn  auch  unser  geringer  Verkehr 
die  Gefahr  sehr  vermindere. 

Endlich  ,wird  noch  die  Geräuschlosigkeit  des  Betriebes  auf 
den  englischen  Bahnhöfen  hervor  gehoben,  da  kein  Lauten  mit 
der  Perronglocke,  iu  der  Regel  auch  kein  Pfeifen  und  kein 
Kreischen  der  Bremsen  stattfindet;  die  Züge  werden  fast  momentan 


W. 


-Verein  zu  BerUn.  Versammlung  am  2(i.  Ja- 
nuar 1878;  Vorsitzender  Hr.  Hr*recht  anwesend  182  Mitglieder 
und  11  Gäste. 

Eingänge:  Vom  Minist  f.  Handel  etc.  die  Statistischen 
Nachrichten  v.  d.  Preuss.  Eisenbahnen ;  v.  Hrn.  Romberg  &  Mehlmann 
in  Berlin  eine  Mittheilung  über  ihre  verbesserten  Ventilations- 
Kachelöfen,  v.  Hrn.  Ernst  4  Original  -  Aquarelle  von  P.  Ritter  in 
Niimberg;  v.  Hrn.  v.  Lübke  in  Stuttgart  ein  Nekrolog  über 
R.  Lucae.  — 

Nach  kurzen  geschäftlichen  Mittheilungen  der  Hrn.  Mellin 
und  Ende,  betreffend  eine  Bibliothek-Angelegenheit  und  die  bevor- 
stehende Lucae-Feier,  geht  der  Verein  zur  definitiven  Wahl  der 
Aufgaben  für  das  Schiukelfest  des  nächsten  Jahres  über.  — 

Namens  der  Ingenieurkommission  berichtet  Hr.  Bänsch, 
dass  man  als  Baustelle  für  die  nach  amerikanischem  System  zu 
projektirende  eiserne  Brücke  statt  der  durch  die  Lokalverhältnisse 
zu  eng  begrenzten  und  daher  zu  schwierigen  Situation  Köln-Deutz 
die  Linie  Stralsund  -  Rügen  gewählt  habe.  Die  für  Fuhrwerk- 
Verkehr  und  1  Eisenbahngleis,  zu  bestimmende  Brücke,  welche 
über  die  Insel  Dänholm  geführt  werdeu  soll,  wurde  bei  einer 
Höhenlage  von  etwa  13  m  über  M.  W.  sowohl  zwischen  Dänholm 
und  dem  Festlande,  wie  auch  in  der  8ixt  —  900»  langen  Haupt- 
brücke über  den  Strelasuud  eine  Dreboffnung  enthalten  müssen. 
Die  grüble  Tiefe  des  Fahrwasser*  betragt  10  -12»,  die  Schlamm- 
Anhäufung  über  dem  festen  Grunde  3—4  ™.  —  Die  Versammlung 
genehmigt  die  Aufgabe,  deren  Sozialprogramm  in  konstruktiver 
Hinsicht  noch  auszuarbeiten  ist 

Namens  der  architektonischen  Kommission  berichtet  Hr.  Ende, 
dass  nähere  Erkundigungen  an  kompetenter  Stelle  die  Grund- 
losigkeit der  Nachrichten  ergeben  haben,  nach  welchen  ein  Auf- 
geben des  am  Lustgarten  begonnenen  toiuposauto- Baues  in  Frage 
gekommen  sein  sollte.  Hiernach  sei  dem  von  ihm  gemachten 
Vorschlage,  für  das  nächste  Schiukelfest  die  Anlage  einer  Fürsten- 
gruft  im  Charlottenburger  Schlosspark  zur  Lösung  zu  stellen, 
der  Boden  entzogen  worden  und  man  sei  in  der  Konnnission  auf 
denselben  nicht  weiter  eingegangen.  Vorgeschlagen  werde  dafür 
der  Entwurf  einer  Ruhmeshalle  mit  kleinerem  Waffenmuseum 
auf  der  Baustelle  zwischen  Königsplatz  und  Alsenbrücke.  —  Von 
den  in  der  letzten  Sitzung  gemachten  anderweiten  Vorschlägen 
wird  nur  der  auf  den  Entwurf  eines  Gymnasiums  mit  Alumnat 
hin  zielende  durch  Hm.  Klutmann  aufrecht  erhalten  und  durch 
Vorlage  eines  Spvzial- Programms,  dem  etwa  die  Verhältnisse  des 
für  das  hiesige  Joachimsthal'sche  Gymnasium  in  Ausführung  be- 
griffenen Neubaues  zu  Grunde  liegen,  motivirt  Die  Abstimmung 
ergieht  für  diesen  letzteren  Vorschlag  eine  Majorität  von  ti  Stimmen. 

Es  folgt  nunmehr  der  von  Hrn.  Adler  angekündigte  Vor- 
trag, der  jedoch,  mit  Rücksicht  auf  die  bereits  weit  vorgeschrittene 
Zeit,  allein  auf  eine  Mittheilung  über  die  neuesten  Ergebnisse 
der  Ausgrabungen  in  Olympia  sich  erstreckt,  während  der  Redner 
einen  eingehenderen  Bericht  über  die  in 
Entdeckungen  für  später  sich  vorbehält 

Gegenüber  der  in  Privatkreisen  vielfax 
Frag«?,  weshalb  in  diesem  Jahre  bisher  nur  so  wenige  amtliche 
Berichte  über  den  Fortgang  der  Arbeiten  in  Olympia  erstattet 
worden  seien,  giebt  Hr.  Adler  zunächst  die  Erklärung  ab,  dass 
einerseits  den  in  Olympia  thätigen  beiden  Leitern  der  Arbeiten 
nunmehr  das  Recht  ertheilt  sei,  mit  selbständigen  abgerundeten 
Berichten  vor  die  Oeffentlichkeit  zu  treten  —  was  naturlich  zu 
einer  gewissen  Konzentrirung  des  Stoffes  führe  —  und  dass  an- 
dererseits bei  dem  augenblicklichen  Stande  des  Unternehmens 
auch  der  Fortschritt  der  Arbeiten  langsamer  sei  und  das  Ergeb- 
niss  derselben  weniger  ergiebig  sich  stellen  müsse,  als  in  den 
beiden  ersten  Kampagnen.  Die  Beseitigung  der  im  Auschluss  an 
den  Zeustempel  aus  antiken  Bautrümmern  errichteten  starken 
Befestiguugsuiauer  bedinge  einen  uuverhilmissmäfsig  groben  Zeit- 
aufwand und  es  sei  überdies  das  Unternehmen  an  einem  Wende- 
punkt angelangt,  der  demselben  eine  neue  Richtung  gegeben 
habe  und  die  Feststellung  eines  neuen  Arbeitsplanes  bedinge. 

Bekanntlich  war  als  erstes  und  hauptsächlichstes  Ziel  die 
Freilegung  des  Zeustempels  ins  Auge  gefasst  und  in  den  ersten 
Monaten  der  zweiten  Kampagtie  187«, 77  auch  erreicht  worden; 
der  Wunsch,  die  weit  zerstreuten  Trümmer  der  Skulpturen  mög- 
ollstiuidig  wieder  zu  finden,  hat  dann  zu  einer  allmählich 
weiter  vorschreiteudeii  Aufdeckung  des  Terrains  um  den 
geführt,  die  sich  gegenwärtig  auf  einen  Abstand  von 
80—80"  erstreckt  und  das  Ergebniss  geliefert  hat,  dass  that- 
sachlich  etwa  »/«  der  beiden  Giebelfeld  -  Gruppen  aufgefunden 
worden  sind.  Da  grobe  Erfolge  von  einem  weiteren  Vorgehen  in 
dieser  Richtung  nicht  mehr  zu  erwarten  sind  und  der  eigenartige 
Charakter  des  ganzen  Unternehmens  es  selbstverständlich  zur 
Prlicht  macht  mit  den  zur  Verfügung  gestellten  Mitteln  möglichst 
abgeschlossene  Resultate  zu  erzielen,  so  wurden  schon  im  ver- 
flossenen Jahre  Aufgrabungen  an  mehren  anderen  Punkten  in 
Angriff  genommen.    Zunächst  war  es  die  im  Westen  des  Zens- 


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N«.  1«. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


47 


tempels  liegende,  schon  von  der  früheren  französischen  Expedition 
fluchtig  untersuchte  byzantinische  Kirche,  die  aufgedeckt  wurde; 
ihr  Unterbau  ward  hierbei  «Ja  Rest  eines  antiken  Bauwerks  er- 
kannt Noch  weiter  im  Westen,  nahe  dem  Kladeos,  stieb  man 
auf  ein  umfangreiches  Gebäude  aus  römischer  Zeit,  das  jedoch 
noch  näherer  Untersuchung  harrt.  Gleichxeitig  wurden  in  der 
Richtung  nach  dem  Kronoshflgel,  nach  N.  und  NO.,  mehre  Vor- 
stöfse  unternommen,  die  der  Aufsuchung  des  Pelopion  und  des 
Zeus-Altars  galten,  statt  dessen  aber  zunächst  zur  Entdeckung  der 
grofsen  Exedra  mit  den  von  Hemdes  Atticus  gestifteten  14  Mar- 
mor-Standbildern fahrten.  Westlich  von  der  Exedra  Stiels  man 
auf  die  Reste  des  ältesten,  seiner  Gröfse  nach  au  zweiter 
Stelle  stehenden  Tempels,  des  sog.  Herainns,  in  welchem  die 
Hermes-Statue  des  Praxiteles  gefunden  wurde,  östlich  auf  eine 
Reihe  von  Schateh&usern ,  in  denen  man  mehre  schone  Bronzen 
entdeckte.  — 

In  der  diesjährigen  Kamiiagne  wurden  die  Ausgrabungen  um 
den  Zeustemiwl,  nachdem  sehr  werthvolle  Ergänzungen  der 
Giebelfeld-Skulpturen  (u.  a.  der  Körper  des  Apollon  aus  dem 
Wcstgiebel)  gewonnen  worden  waren,  nur  nebensächlich  fort- 
gesetzt, während  das  Hauptgewicht  auf  die  Untersuchungen  in 
anderer  Richtung  gelegt  wird.  Die  vollständige  Ausgrabung  des 
Heraions  ergab  hoch  bedeutsame  Resultate  für  die  Geschichte 
der  dorischen  Kunst.  Sodann  führte  eine  Tiefgrabung  vor  der 
Westfront  des  Zeustempels  zu  der  Entdeckung  einer  in  archäo- 
logischer Beziehung  sehr  interessanten,  getriebenen  Bronzetafel 
mit  alterthümlichen,  dem  Stil  der  Kypselos-Lade  verwandten  Dar- 
stellungen. Da  diese  Tafel  unterhalb  des  bisher  als  Grenze 
der  Ausgrabungen  fest  gehaltenen  Altisbodens  gefunden  wurde, 
so  untersuchte  man  noch  an  mehren  anderen  Punkten  die  Er- 
giebigkeit dieser,  einer  älteren  Periode  ungehörigen  Schicht  und 
erzielte  hierbei  so  günstige  Erfolge,  dass  der  Beschluss  gefasst 
worden  ist,  die  Ausgrabungen  durchweg  etwa  0,5™  tiefer, 
also  statt  4.5 — 5,0"'  bis  auf  5,0—5,5™  unter  das  gegenwärtige  Terrain 
zu  führen.  Die  Anwendung  des  von  Hrn.  Schliemann  in  Troja 
und  Mykenae  mit  so  vielem  Glück  erprobten  Systems  des  Vor- 
gehens mittels  zahlreicher  vertikaler  Schächte  verbietet  sich  leider 
durch  die  Terrainverhaltnisse,  da  diese  Schächte  bald  voll  Wasser 
laufen  und  ein  Eortarbeitcn  nicht  gestatten  würden.  Gestlich 
von  dem  Heraion  ist  ein  Plate  mit  Altären  frei  gelegt  worden: 
westlich  von  demselben  ist  man  auf  die  Reste  des  von  Pausanias 
beschriebenen  Philippeion  gestofsen,  eines  auf  3  Stufen  stehenden 
zentralen  Peripteros  mit  18  Säuleu,  welche  entweder  der  ionischen 
oder  der  korinthischen  Version  angehören:  leider  fehlen  noch 
die  Kapitelle,  während  die  übrigen  Bauglieder  gefunden  sind. 
Mit  der  Freilegung  des  Philippeion  hat  man  sich  dem  bereits 
1875/76,  jedoch  lediglich  zu  Bctriebszweckeu  angelegten 
Nordwestgraben  genähert  und  ist  nunmehr  an  die  spezielle 
Untersuchung  der  von  diesem  durchschnittenen  Mauern  gegan- 
gen, deren  Ausdehnung  und  Lage  zu  einander  darauf  schliefsen 
lassen,  dass  hier  ein  gröfseres  Gebäude,  vielleicht  das  Prytaneion, 
sich  befand.  Die  eine  der  Mauern  wird  nach  mehren  Anzeichen 
für  die  nördliche  (irenzmauer  der  Altis  gehalten  —  eine  An- 
nahme, deren  Bestätigung  um  so  werthvoller  wäre,  als  ein  neuer- 
dings nach  S.  O.  erfolgter  Vorstoss  neben  einem  Altare  mit  Reliefs 
eine  ganz  ähnliche  Mauer  blos  gelegt  hat,  die  als  die  Ostmauer 
der  Altis  anzusehen  sein  dürfte.  Es  würde  dann  durch  weitere 
zu  diesem  Zwecke  einzuleitende  Untersuchungen  möglich  sein, 
binnen  kurzer  Zeit  die  Grenze  des  Alüs  -  Terrains  genau  fest  zu 


stellen,  und  es  ist  Wunsch  und  Absicht  der  mit  der  Leitung 
der  Ausgrabungen  beauftragten  Direktion,  bei  ihren  Anträgen 
auf  Fortsetzung  der  Arbeiten  demnächst  die  vollständige  Auf- 
deckung jenes  Terrains  als  bestimmtes,  fest  begrenztes  Ziel  zu 
Grunde  zu  legen.  — 

Am  Schlüsse  seines  Vortrages  verweilte  der  Redner  ausführ- 

;  lieher  bei  den  wichtigsten,  in  neuester  Zeit  gemachten  Entdeckungen, 

:  insbesondere  bei  den  über  den  Zeustempel  und  das  Heraion 
gewonnenen  Aufschlössen  (über  die  wir  eine  selbständige  Mitthei- 
lung uns  vorbehalten),  und  bei  den  im  Heraion  und  vor  dem  Zeus- 
tempe)  gefundenen  Hauptwerken,  jener  archaischen  Bronzetafel 
und  dem  Hermes  des  Praxiteles.  Der  Fund  des  letzteren  er- 
folgte gegen  den  Srhluss  der  vorjährigen  Kampagne,  so  dass 
weder  eine  photographische  Aufnahme,  noch  ein  Abguss  des 
Werkes  (das  der  damalige  archäologische  Chef  der  in  Olympia 
thütigen  Expedition,  Hr.  Dr.  Hirschfeld,  überdies  für  eine  Wie- 
derholung aus  späterer  Zeit  hielt)  damals  möglich  war.  Die  nun- 
mehr erfolgte  geuaue  Untersuchung  des  in  seinen  Haupttheilcu, 
namentlich  im  Kopf,  tadellos  erhaltenen,  jedoch  leider  der  Beine 
beraubten  Bildwerks  durch  Dr.  Treu  lässt  nicht  mehr  daran 
zweifeln,  dass  wir  es  mit  der  Original -Schöpfung  des 
Praxiteles  zu  tliun  haben,  welche  Pausanias  gesehen  hat.  Die 
seit  kurzem  eingetroffenen  photographischen  Aufnahmen  zeigen  uns 
ein  Bild  vou  solcher  Schönheit  und  Vollendung,  dass  man  diesen 
Kund  wohl  als  den  bedeutendsten  Erfolg  des  ganzen  Unternehmens 
bezeichnen  kaun.  Wie  in  den  Kreisen  der  Maler  und  Bildhauer 
Berlins,  denen  Hr.  Adler  die  bezgl.  Photographien  in  einer 
Sitzung  der  Kunstakademie  vorgelegt  hatte,  erregten  dieselben 

,  auch  unter  den  Anwesenden  Mitgliedern  des  Architekten  -  Ver- 
eins die  höchste  und  einstimmige  Bewunderung.  Hermes,  der 
sieh  in  leichter  ungezwungener  Haltung  an  einen  Baum- 
stamm lehnt  an  den  er  seinen  Chiton  gehangen,  trägt  auf 
dem  linken  Anne  den  Bakchosknaben,  während  die  rechte,  hoch 
erhobene  Hand  einen  Gegenstand  gehalten  zu  haben  scheint,  den 
er  dem  Kinde  zeigt.  Die  Anmuth  und  der  Adel,  sowie  die  tech- 
nische Vollendung  des  Werkes  lassen  sich  in  wenigen  Worten 
nicht  beschreiben.  Welche  Bedeutung  seine  Auffindung  für  unsere 
Kenntnis«  der  Geschichte  der  hellenischen  Kunst  und  für  die  Er- 
keuntniss  ihres  Wesens  haben  muss.  mag  man  aus  der  Thatsache 
ermessen,  dass  diese  Schöpfung  das  erste,  sicher  datirte  und 
vollkommen  erhaltene  Originalwerk  aus  der  Blüthczeit  Griechen- 
lands ist,  das  wir  besitzen,  und  dass  es  demjenigen  Meister  ange- 
hört, der  vou  dem  gesammten  Alterthum  als  der  erste  unter 
den  Marmorbilduem  anerkannt  wurde.  •- 

Hr.  Otzen  berichtet  für  die  Kommission  zur  Beurtheilung 
der  architektonishen  Monatskonkurrenzen,  dass  dieselbe  den  Ent- 
wurf zum  Koch-Denkmale  mit  dem  Motto  „Bronze"  nach  erfolgter 
Uniarlteitung  durch  den  Verfasser  eines  Preises  für  würdig  und 
mit  pinigen  Modifikationen  zur  Ausführung  für  geeignet  halte. 
Als  Verfasser  ergiebt  sich  Hr.  Thür.  —  In  Bezug  auf  ein  die 

j  Entscheidung  der  letzten  Monatskoukurrenz  anfechtendes  Schreiben 
erklärt  Hr.  Otzen  im  Namen  der  Kommission,  dass  diese  auf 
eine  Diskussion  ihrer  Beschlüsse  prinzipiell  niebt  eingehen  köiuie. 

Nach  einer  von  Ilm.  Adler  abgegebenen  Erklärung,  dass 
er  durch  anderweite  Verpflichtungen  verhindert  sei,  eine  etwaige 
Wiederwahl  znr  Stelle  des  2.  Vorsitzenden  anzunehmen,  schliesst 
die  Sitzung  gegen  lO'/j  Uhr  mit  Beantwortung  der  eingegangenen 
Fragen  durch  die  Hrn.  Ende,  Hobrerht  und  Böckmann. 


Paclilitteratnr. 

Die  grofse  Vermehrung,  welche  in  der  Anzahl  derjenigen 
littcrarischen  Erscheinungen  vom  fachlichen  Gebiete  neuerdings 
eingetreten  ist,  von  denen  uns  durch  Zusendung  eines  sogen. 
Rezensions-Exemplars  nähere  Kenntniss  wird,  macht  es  uns  zur 
Unmöglichkeit,  den  Leserkreis  unseres  Blattes  fernerhin  iu  der 
Weise  in  fortlaufender  Kenntniss  Ober  die  Neuheiten  der  fachlichen 
Litteratur  zu  erhalten,  dass  wir  die  Anzeige  vom  Erscheinen 
möglichst  jedes  neuen  Einzelwerks  mit  einer  orientirende'n  Be- 
sprechung von  gröfserem  oder  geringerem  Umfange  begleiten. 
Einerseits  die  Ueberzahl  der  neuen  Erscheinungen,  andererseits 
die  Enge  des  uns  zugemessenen  Raumes  nöthigen  uns,  vou  jetzt 
an  für  die  fortlaufende  Mittheilungen  vom  Gebiete  der  Fach- 
literatur eine  solche  Form  zu  wählen,  welche  die  Forderung  nach 
möglichster  Vollständigkeit  mit  der  Forderung  nach  möglichster 
Kürze  zu  vereinigen  fähig  ist  Dem  zufolge  werden  wir  uns  nach 
dem  Vorgange  anderer  Blätter,  z.  Ii.  der  Ausgsb.  A.  Ztg.,  in  Zukunft 
darauf  beschränken,  unsere  Leser  von  neuen  litterarischen  Er- 
scheinungen zunächst  durch  die  einfache  Mittheilung  von  Titel-, 
Inhalts-  und  Preisangabe  der  Werke  in  Kenntniss  zu  setzen 
und  orientirende  Besprechungen  zu  gelegenerer  Zeit 
nur  solchen  Werken  noch  angedeihen  lassen,- die  durch  Inhalt 
Ausstattung,  besondere  Neuheit  oder  Unistände  sonstiger  Art  auf 
ein  möglichst  allgemeines  oder  über  das  alltägliche  hinaus  gehen- 
des Interesse  unseres  Leserkreises  besonderen  Anspruch  besitzen. 

Hoffend  mit  der  neuen  Anordnung  sowohl  den  Wünschen 
unserer  Leser  als  den  Interessen  derjenigen  Verlagshand- 
lungen gerecht  zu  werden,  die  uns  mit  betr.  Zusendungen  erfreuen, 
beginnen  wir  nachstehend  eine  längere  Liste  litterarischer  Er- 
scheinungen der  neuesten  Zeit,  dir-  nach  einigen  Hsuptgnippen 
angelegt   ist   und    durch   Aufnahme    aller    uns  zugehenden  , 


iieuen^  Werke    eine   regelmässige   Fortführung   in  kurzen 

Technologische*  Wo'rterbaca,  1.  Bd.:  Deutsch -Englisch -Fran- 
zösisch: bearb.  v.  C.  v.  Albert:  mit  einem  Vorwort  von 
Dr.  Karl  Karmarscb.  3.  verb.  Aufl.  Wiesbaden  1877;  C.  W. 
Kreide!.   Pr.  10  JL 

II.  Otte,  Archäologisches  Wörterbuch  zur  Erklärung  der 
in  den  Schriften  über  christliche  Kunstalterthflmer  vorkommenden 
Kunstau&drür.ke.  Deutsch,  Lateinisch,  Französisch  und  Englisch. 
2,  erweit  Aufl.  mit  285  Holzschnitten.  Leipzig  1877;  T.  O.  Wagd. 
Pr.  14  M 

E.  Foerster.  Die  deutsche  Kunst  in  Bild  und  Wort 
Leipzig  1877;  T.  0.  Weigel.    Pr.  1,80  M 

6.  v.  Vi' ii  reut  her  Oberbaurath  n.  Prof.  in  München,  Denkschrift 
über  die  Pflege  der  Kunst  an  den  öffentlichen  Bau- 
werken.   München  1877. 

E.  Presuba.  Die  pumpe janischeu  Wanddekorationeu.  Mit 
24  Tafeln.    I^ipzig  1877;  T.  0.  Weigel.    Pr.  40 

H.  ITIriei,  Dr.  u.  Prof.,  Abhandlungen  zur  Kunstgeschichte 
als  angewandter  Aesthetik.    Leipzig  187«;  Ebend. 

C.  Bosch,  Kreisbaumeister  und  (Jeneral-Sekretair  etc..  Die  Bau- 
stile, y.  Auflage.  Mit  4HO  Abbildungen.  Leipzig  1*7»*: 
t».  Spanier.    Pr.  4  M. 

C.  Laar,  Ueber  natürliche  Ventilation  und  die  Porosität 
von  Baumaterialien.  Mit  1  lithogr.  Tafel.  Stuttgart  1877. 
Meyer  &  Zeller's  Verlag  (Fr.  Vogel).    Pr.  3,60  .41 

E.  Braun,  Bau-  und  Maschinenbau-Inspektor  in  Saarbrücken,  D  i  e 
deutsche  Keramik  und  das  Strasse npflaster  unserer 
grossen  Städte.  Mit  1  Tafel.  Leipzig  1877:  G.  Kaum.  IM 

J.  P.  Höhne,  Ingenieur  in  Berlin,  Lehrbuch  der  Kalk-,  Ze- 
ment-, Gyps-  und  Ziegelfabrikatinn,  vom  landwirthschaft- 
lichen  Standpunkte  aus  bearbeitet    Mit   zahlreichen  Holz- 


48 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


2.  Fe  binar  1R7S 


schnitten.    Zugleich  13.  Theil  zu  Otto  Birnbaum'»  Lehrbuch 
der  laudwirthsch.  Gewerbe.    Braunsen  weig  1677;  Friedr.  Vieweg 
&  Sohn.   Pr.  8  M 
Technologisches  Wörterbuch  von  Karmarsch  u.  Heeren.  3.  Aufl., 
ergänzt  u.  bearb.  von  Kick  u.  GintL    Heft  21  u.  22;  Prag 

1877.  Verl.  der  Bohemia.    Preis  für  das  Heft  2  M 

H.  Zerener,  Dr.  etc.,  Beitrag  zur  Kcuntniss,  Verhütung 
und  Vertreibung  des  Hausschwainmes,  nelist  einem  Vor- 
schlage zum  Ersätze  der  Lult-Zirkulatiousanlagen.  Mit  I  Tafel. 
Magdeburg  1*77.    E.  Baensch  jun.    Pr.  2  M. 

Hinaldo  Ffrrinl,  Professor  etc..  Technologie  der  Wärme. 
Feueruiigsanlagcn ,  Kamine,  OeTen,  Heizung  u.  Ventilation  der 
Gebäude.  Unter  Mitwirkung  des  Verf.  aus  dem  Italienischen 
übertragen  von  A.  Schröter,  Privatdozent  in  Zürich;  mit  einem 
Vorwurf  von  Dr.  O.  Zenner.    Mit  123  Holzschnitten  i.  T.  Jena 

1878.  H.  Costenoble.    Pr.  15  .// 


Konkurrenzen. 

KunHtre werbliche  Konkurrenzen  In  Berlin  ischluss,. 
Die  Eingang»  zu  den  von  der  Permanenten  Bau- Ausstellung  aus- 
geschriebenen Konkurrenzen  aus  der  Metall-Industrie:  K  erzen - 
kröne  für  einen  Salon  und  Beschlag-Garnitur,  waren  der 
Quantität  wie  der  Qualität  nach  sehr  erfreulich.  Da«  motivirte 
Urtheil  der  Jury,  welche  unter  den  13  Krouleuchtern  und  den 
7Garnituren  nach  wiederholten,  eingehenden  lierathungen  die  Preise 
wrtlu'ilt  hat,  hegt  jetzt  gedruckt  vor,  und  es  sei  gestattet,  im 
Folgenden  ein  kurzes  Exzerpt  daraus  mitzutheih'ii. 

Bei  den  Kcrzeukronen  hat  vor  allen  diejenigen  Fabrikanten 
ein  Vorwurf  getroffen,  welche  den  neuerdings  speziell  bei  dieser 
kunstgewerblichen  Aufgabe  so  sehr  in  den  Vordergrund  tretenden 
Charakter  der  Gaskronc  nicht  vermieden  haben.  Zum  Theil 
begegnen  wir  ganz  direkt  für  Gas  entworfenen  Arbeiten,  wie  der 
von  .Schlösser  in  Potsdam,  der  von  Schiffer  &  Walcker 
und  der  in  Kupfer  und  Nickel  gehaltenen  von  S.  Elster.  Diese 
Arbeiten  mussten  bei  aller  Anerkennung  ihrer  sonstigen  Vorzüge 
bei  der  Verkeilung  der  Preise  zurück  stehen.  Auch  die  lieideu 
anderen  Elsterschen  Kronen  linden  keine  durchweg  loliende 
Bt-urtheilung.  Wohl  wird  die  harmonische  Gesammtenchcinung 
der  von  H.  Stier  entworfeneu,  dem  mittelalterlichen  Kingleucbter 
nachgebildeten  Krone  lobend  hervorgehoben:  doch  auch  diese 
tragt,  abgesehen  davon,  das«  ihre  ausgesprochene  Stilfassung  ihre 
Anwendbarkeit  sehr  beschränkt,  zu  sehr  den  Gaskronen-Charaktcr. 
Weniger  Beifall  noch  findet  die  korbartige  Krone .  bei  der  die 
Unruhe  der  Gesammtwirkung  und  das  fehlerhafte  Hauptmotiv  des 
mit  Transparent-Bildchen  besetzten  Korbes  getadelt  wird. 

Als  eine  lobenswerthe  Arbeit,  wenn  auch  ohne  besondere 
l  triginalitat,  wird  die  in  abwechselnd  blanken  und  matten  Flüchen 
behandelte  Krone  von  Ende  &  Devos  erwähnt.  Der  von 
F.  A.  Schmidt  bierselbst  angefertigten  Krone  wird  mit  beson- 
derer Betonung  das  Beiwort  .hübsch"  ertbeilt,  weil  eine  zu 
gleichwertige  Vertheilung  zierlicher  Einzel  -  Motive  einen  tiedeu- 
tenden Gesamniteffekt  verhindert. 

Das  I  .ob  der  Originalität  erhält  die  Krone  von  Schaefer  & 
Hauschner,  Mitarbeiter  Architekt  S*a frans ki  *)  und  Bild- 
hauer Lessing.  Neben  einigen  tadelnden  Itemerkuugen  über 
den  nicht  ganz  konstruktiven  Gesunmt-Aufbau  und  die  gänzlich 
verfehlten  weiblichen  Masken  wird  namentlich  dem  als  Kollektor 


worfene, 
Krone 


ii. 


dr 


•)  Aul  Kl>Mrh»n  '1 
klärunt:  ia)t,  du**  litt.  In 
k.lirvml»  No«ii:  d»r  Knt« 
Bilsen  H4' fertigt  w..ni' 
»•■ruh*.    Wir  »etwa  Uli»  J-s|.-  h 


Ii. 


doppelten  Lichtmauschetten  lebhafter  Beifall  gespendet.  Immerhin 
aber  erscheinen  die  grofsen  auf  die  Kompositionen  verwendeten 
Mittel  nicht  (Iberall  vom  beabsichtigten  Erfolg  gekrönt  und  die 
liier  eingeschlagene,  nicht  ganz  gefahrlose  Richtung  lasst  etwas 
die  strenge  maafsvolle  Hand  vermissen,  die  sie  auf  die  Dauer 
vor  Ausschreitungen  bewahren  wurde.  Diese  Kroue  wurde 
mit  dem  dritten  Ehrenpreise  bedacht. 

Als  lobenswerthe,  tüchtige  Arbeiten  werden  die  drei,  von 
der  Firma  Spinn  &  Sohn  ausgestellten,  von  Arch.  Schütz  ge- 
zeichneten und  von  Lessing,  bezw.  Zeyer  <fc  Drechsler  mo- 
dellirten  Kronen  bezeichnet  Die  silberne,  ebenfalls  im  Sinne 
der  Gaskronen  kuinponirt,  hat  etwas  zu  größtes  Detail;  die 
hronzene,  reich  an  glocklichen  und  pikanten  Motiven,  leidet  an 
einer  UeherfuUe  von  organisch  nicht  bedingten  Zuthaten,  die 
namentlich  bei  Beleuchtung  unruhig  wirken.  Die  dritte  endlich, 
in  Vergoldung  gehalten,  wird  als  wohlgelungene  Arbeit  bezeichnet, 
die  am  meisten  den  Charakter  der  l.iehtkrone  ausspricht.  Ein 
hübscher  Versuch  ist  hier  damit  gemacht,  die  Lichte  so  zu  tat» 
tbeilen,  dass  dieselben  die  Krone  selbst  beleuchten.  Der  Firma 
Spinn  &  Sohn  ist  der  zweite  Preis  ertheilt  worden. 

Ueber  die  mit  dem  ersten  Preise  ausgezeichnete  Krone  lassen 
wir  den  Wortlaut  des  Unheils  selbst  folgen: 


.Die  von  ('.  Kramrae  ausgeführte,  von  C,  Köhler  eut- 
des  Ausstellers  von  <  anisius  modellirte 
als  sehr  tüchtig  gelobt  werden.    Von  den 
Arbeiten  hat  sie  den  vornehmsten  f'harakter;  sie 
ruhig  in   der  Wirkung,  ist  gut  ge- 


■./A'rnr  -«i   llM'll"»  »lr  «II   <lb«*rr  St.  Ilc    Mtllli-  Ki- 
lian  dtf   |i"liti,.  hm  Prr«*r  nivhrfnrh  wirfW-r- 
*-i  vnti  ihm  ,m>t*r  drr  IMitmv*  iltm  lw'»|rl  Katirik- 
if    ii-K  dun  Sau*  UIm  lir»  AiiflaxuiiK  uVf  «si  hlns«' 
«leirbieKig  UDMTrrvic*  i«  uVr  Krkliraui  |t»-ln'illii|£l, 
da.»*  »Ir  tu.«  mr  Aufnahmt-  rl**-r  «ilrtii.fi  Herk-bttgunp  an  di«TM-r  Sli-lle  nur  aouiaNin»- 
»oi»e  dadureli  IsmlBUl  ki.m1m.ii  hat*«,  «eil  «ir  Zur  uiintr  Tlaril  ßi-ni  daran  mit 
■Im  si.ll. mv  iVrr  *l>  HltarMu»  n  k«iiurta;iTiri.rt>ll»lirni  Knuug- 
Uiili^.  ii  kmikt.i  r»M  Iwn  Krftilu  recht  bald  riar  ati|c«ixi«.aM-ii?  merd»-.      Ii.  Htsl. 


i'M    .iiii,     in»    im   /i  will'  i    jci'V*L-rM'M,    uu   uttrnt:  j\miu 

den  im  Programm  vorgeschriebenen  Preis  von  KIOO./K 
lasst.   Mwflm  sie  sich  aber  überzeugt  hat,  dass  «ÜB 


schlichte 


Ma  C»rl  Bt«llt<  iu  Barlla.    Mr  dl«  tUdalakmi  nrutwonlirk  IL  K.  O.  Krll.rh.   Iintti  W.  U o«««r  H- 1 Uut lidr u<  t.i.l  IWrltu. 


zeichnet,  modellirt  und  durchgeführt  Für  eine  Salon-Krone  und 
die  vorgeschriebene  Anzahl  Flammen  ist  sie  reichlich  schwer. 
Der  Waudarm  tragt  nicht  den  in  der  Kroue  angestrebten  Charakter 
und  ist  entsprechend  zu  klein  und  auch  zu  schwer. 

Die  Jury  ist  im  Zweifel  gewesen,  ob  diese  Krone  sich  für 

herstelleu 
Arbeit  in 

wie  sie  die  gut  renommirten  Fabriken  zu  liefern 
pflegen,  für  jenen  Preis  sich  wohl  anfertigen  lasse,  hat  sie  ein- 
stimmig dieser  Arbeit  den  ersten  Preis  ertheilt  mit  Rück- 
sicht auf  die  schöne  Komposition,  die  gute  Zeichnung,  Modellirung 
und  Durchführung  "  — 

Von  den  (>  Konkurrenten  um  die  zweite  Preisaufgabe 
ist  zunächst  die  Firma  Grseff  A  Patrons  techer  aus  Elberfeld 
auszuscheiden  wegen  unrichtiger  Auffassung  des  Programms.  Auch 
die  Firma  Zippmann,  Fuhrmann  A  Funke  iu  Düsseldorf, 
deren  Garnitur  nach  Zeichnung  von  L.  v.  Abberoa  von  Ca- 
ti  i  s  i  u  s  hierselbst  modellirt  ist,  zeigt,  wenn  auch  eine  erfreuliebe 
Originalität,  doch  eine  gewisse  Unsicherheit  in  der  Stilfassung 
und  einige  Kohbeiten  der  Ausführung,  die  wohl  dem  Erlinder 
nicht  zur  Last  fallen.  Die  von  der  Firma  Spinn  A  .Sohn  aus- 
gestellte, nach  Schütz's  Zeichnung  von  Lessiug  modellirlc 
Garnitur  wird  als  durchaus  sachgemiift,  hübsch  und  gefallig  in 
der  Erscheinung  bezeichnet :  die  organische  Lösung  der  stilistisch 
sehr  schwierigen  Verbindung  der  Bander  mit  den  Scheineckeu, 
sowie  die  originelle  Gestaltung  der  Fenstergriffe  wird  lobend  her- 
vorgehoben. Dem  gegenüber  erregt  eine  gewisse  Unruhe  in  der 
Gesammterschcinung  und  die  nicht  ganz  sorgsar 
führung  der  ornirten  Theile  Bedenken. 

Der  dritte  Preis  für  diese  Aufgabe  wurde  der 
originell  aufgefassten  Arbeit  des  Schlossermeistcrs  Dcppu 
in  Magdeburg  zu  Theil.    Wenn  auch  die  künstlerische  Empfin- 
dung in  dieser  Arbeit  nicht  auf  gleicher  Höhe  mit  dem  techni- 
schen Konneu  steht,  so  sichert  derselben  doch  die 
Herausbildung  aus  dem  Geiste  der  St  hlosserarbeil 
Frische,  welche  grofaes  Lob  verdient 

Die  Arlteit  von  G.  H.  Speck.  Mitarbeiter  Architekt  Lut  linier, 
Bildhauer  «  anisius  und  Schlossermeister  Teeg,  erfüllt  die 
Anfordentneen  des  Programms  in  durchdachter  Weise  und  be- 
sticht durch  die  elegante  und  sehr  schön  durchgeführte  Behand- 
lung der  ornamentalen  Theile,  ebenso  wie  durch  den  Versuch, 
Neues  und  Originelles  zu  produziren.  Getadelt  wirdjnehen  einem 
Zuviel  des  Ornamentes  die  wohl  gegen  die  Intention  des  Archi- 
tekten ausgeführte  unorganische  Verbindung  der  Bänder  mit  den 
Scheinecken.  Der  Thürgriff  ttud  die  Feusterhebel  werden  noch 
besonders  lobend  hervorgehoben,  ebenso  wie  der  technischen 
Ausführung  Beifall  gespendet  wird.  Dieser  Arbeit  ist  der 
zweite  Preis  zuerkannt  worden. 

Der  Sellins«  der  Heurtheilung  möge  hier  wieder  wörtlich  folgen : 
„Der  i>.  Bewerber  Ed.  Puls  in  Berlin  konkurrirt  mit  2  Ar- 
beiten, einer  schmiedeeisernen  und  ejner  in  Bronze,  unter  Mit- 
wirkung von  Architekt  C.  Zaar  und  Bildhauer  Quehl. 

Diese  hervor  ragenden  Leistungen  haben  sich  ganz 
der  Anerkennung  der  .lurv  zu  erfreuen  gehabt.  Der  Verfertiger 
bat  sein  Fach  ebenso  stndirt,  wie  seine  Mitarbeiter  und  er  tüchtig 
zeicltnen  und  vorzüglich  ausführen.  Namentlich  die  Arbeit  in 
Schmiedeisen  ist  so  ganz  ans  dem  Material  und  den  Prinzipien 
der  Schloaserkunst  entwickelt  und  das  Material  so  vorzüglich 
behandelt,  dass  es  eine  Freude  ist.  sie  als  Muster  solcher  Be- 
strebungen hinstellen  zu  können.  Auch  der  Umstand  wird  besonders 
hervor  gehoben,  dass  hier  kein  direktes  Nachahmen  alterer  Beispiele 
vorliegt,  sondern  eine  Durcharbeitung  in  modernem  Geiste  der 
Theile,  welche  sich  an  frühere  Formen  anlehnen.  Von  den  beiden 
Arbeiten  wird  der  aus  Schmiedeisen  den  Vorzug  gegeben,  da 
die  aus  Bronze  zum  Theil  als  eine  Uelierseuung  der  enteren 
erscheint  Hier  ist  die  Verkriipfung  an  den  Scheinecken  etwas 
gesucht  die  Form  der  Knebel  und  Oliven  zu  wenig  originell. 
Doch  ist  in  den  Arbeiten  so  viel  Lolteuswerthes,  dass  die  kleineren 
Schwachen  sehr  dagegen  zurück  stehen.  Die  Jury  hat  Herrn 
Puls  den  ersten  Preis  zuerkannt  — 

Im  Ganzen  sieht  sich  die  Jury  veranlasst,  den  hohen  Stand 
der  Technik,  welcher  in  den  vorliegenden  Arbeiten  sieh  kennzeichnet, 
lobend  hervor  zu  heben.  Es  ist  sehr  erfreulich,  dass  sich  die  Brunchen 
der  Kronenindustrie,  der  Kunstschlosserei  uud  der  Bronzearbeiten 
so  tüchtig  fort  entwickeln.  Die  Jury  spricht  nicht  mir  den  be- 
theiligten Finnen  gern  ihren  Dauk  und  ihre  Anerkenmuig  aus, 
sie  wünscht  auch  an  dieser  Stelle  noch  lobend  das  Verdienst  der 
Mitarbeiter  hervor  zu  heben:  die  Leistungen  der  Bildhauer  Quo  hl, 
Zeyer  <fc  Drechsler,  Lessing,  i  anisius,  Meyerheim, 
der  Architekten  Zaar,  Schütz,  Lttlhmer,  Fingerling  und 
Anderer. 

Dank  der  gröberen  Thatigkeit  auf  dem  Uelde  der  Kunst- 
industrie  in  den  letzten  Jahren,  dem  Miusterw  liutzgesetze,  den 
Unterstützungen  von  Seiten  der  Architekten,  des  Gewerbemuseunis, 
des  Königl.  Ministeriums  fflr  Handel,  (iewerbe  und  öffentliche 
Arbeiten,  bildet  sich  allmählich  die  fur  die  Entwickelung  der 
Kunstiudiistrie  so  unentbehrliche  Klasse  der  Mitarbeiter  mehr 
und  mehr  aus  und  die  früheren  Klauen  der  Industriellen,  „dass 
es  auch  l»eim  besten  Willen  und  bei  freigebigsten  Geldopfem 
nicht  möglich  sei,  konkurrenzfähige  Leistungen  zu  produziren", 
verstummen.  So  hat  sieb  uainentlirli  da  der  günstige  Erfolg 
gezeigt,  wo  künstlerisches  Empfinden  mit  dein  Wissen,  dem  Könneu 
und  der  Erfahrung  des  Handwerks  vereint  gearbeitet  haben." 


49 


IlkSlt:  iHt[,rniI.,^u.-f  Ingeucur-  und  Arehittkten- Verein.  —  Zar  Im    .kr  Wiutnlnta  Berliiw.  —  Ptfclf  dh 
AuMiwilerMUiuiic»-S«-h«a.  —  Seil*»  In  der  Herllmr  B«aAun»l<ilJuns.   -  Konknrr  nien.  —  Vc  r  >  □  n  1 1  X  »  -  Ii  ri  c  b  l  -  n 


OatpreuislBohor  Ingenieur-  und  Architekten  -  Verein. 

Generalversammlung  am  5.  Januar  1878.  Vorsitzender  Herz- 
bruch; anwesend  27  Mitglieder. 

Der  Vorsitzende  eröffnet  die  Generalversammlung  mit  ge- 
schäftlichen Mittheilungen  ober  die  Eingänge,  theilt  den  Austritt 
der  Kollegen  Pick,  Snck  und  Breda,  welche  Königsberg  ver- 
lassen haben,  mit  und  fordert  zur  Bi-theiligung  an  der  in  diesem 
Jahre  hei  Gelegenheit  der  (ieneral- Versammlung  des  „Verbandes" 
in  Dresden  geplanten  Ausstellung  auf.  —  In  dem  erstatteten 
kurzen  Jahresbericht  wird  u.  a.  mitgetheilt,  dass  2  Generalver- 
sammlungen und  1)  MouaUversainmlungen  stattfanden  und  der 
Verein  sich  durch  Komnüssionsberichte  bei  den  meisten  vom 
Verbände  aufgestellten  Fragen  betheiligt  hat.  Die  Zahl  der  Mit- 
glieder ist  durch  Ein-  und  Austritt  von  112  auf  118  gestiegen.  — 
Als  Revisoren  für  die  Jahresrechmmg  werden  Kräh  und  Arndt 
gewählt.  Die  Statute  nruäJsig  ausscheidenden  Vorst&uds-Mitglieder: 
v.  Zschock  (Gumbiunen)  und  Natus  (l'illau)  werden  durch 
Akklamation  wieder  gewählt,  und  an  Stelle  des  nach  Up  Im- 
berg versetzten  Vorstands -Mitgliedes  Muttray  Siebert  (Königs- 
berg) berufen. 


laehre  Seitenkanäle  durch  Doppeldämmung  hergestellt  werden 
müssen  und  es  seien  dadurch  8  verschiedene  Polder  gebildet  worden, 
welche  grolsentheils  bereits  trocken  lägen,  theilweise  jedoch  noch 
durch  Baggerboden  erhöht  »Orden;  die  Baggermaschiiicn  triel»en 
den  sehr  wasserreichen  Baggerschlauim  in  Höhren  bis  mitten  in  die 
l'older  hinein.  Die  Boden-t^ualität  in  diesen  Poldern  sei  besser 
ah)  im  llaarlemer  Meer,  und  mau  hoffe  dem  entsprechend  auch 
höhere  Preise  als  dort  zu  erzielen.  Auf  dem  gröfsteu  Theil  des 
trocken  gelegten  Terrains  sei  im  vorigen  Jahre  bereits  eine  Ernte 
gewonnen  worden. 

Am  Austritt  des  Kanals  in  die  Nordsee  entsteht  eine  neue 
Stadt,  Vmuiden :  bd  der  Ausbaggerung  des  dortigen  Uafenbassins 
seien  gegen  HO  Pampfbagger  beschäftigt  gewesen.  Der  im  Kanal 
ausgebaggerte  und  der  beim  Durchstich  der  Dünen  gewonnene 
Hoden  würde  zum  Theil  muh  Amsterdam  geschleppt,  um  dort 
dag  im  V  n  bildende  Terrain  für  die  neuen  Hahnhofs-Aniagen 
aufzufüllen.    Es  stehe  in  Aussicht,  das»  neben  dem  Kanal  noch 


Da  Simony  (Königsberg)  durch  Unwohlsein  verhindert  war, 
-  Vortrag  zu  halten,  gab  Krah  (Königsberg) 
aus  den  Landern  Belgien  und  Holland, 


von  ihm  im  verflossenen  Sommer  gelegentlich  einer  Badekur  in 
Ostende  bereist  worden  sind. 

eine  Seeküsten-I-ängc  von  60— 70  K"»  mit 
Der  Ostender  Hafen  ist 


Belgien  hat  nur  e 
2  Hiifen,  bei  Nieuport 


eine  Kisentiahn  gebaut  werde,  um  Verkehrsstörungen  im  Winter 
Dachen,  obwohl  im  vorigen  Winter  der  Verkehr 
nur  A  Tage  durch  Eis  unterbrechet 
sei.  Die  Ausführung  deB  gesammten  Baues  sei  Sache 
Aktiengesellschaft,  welche  bedeutende  Subventionen  vom  Staate 
erhalten  habe;  die  Kosten  hatten  bis  jetzt  etwa  16  000  000  El. 
(25  5OO0  0O0  .//.)  betragen.  — 

Nach  Schluss  der  Sitzung  vereinigte  man  sich  mit  den  in- 
zwischen erschienenen  Damen  zu  einem  fröhlichen  Abendessen. 

II. 


hauptsächlich  für  den  Personenverkehr  mit  England  von  Bedeutung. 
Der  Eingang  zu  demselben  wird  durch  2  Steinbuhnen  von 
ca.  500«  Länge  gebildet,  auf  welchen  Pfahlwerke  als  Brücken 
zum  Begehen  (Kstacades)  hergestellt  sind.  An  den  Hafeneingang 
schliefsen  sich  ein  Vorhafen  und  mehre  Binueu  -  Bassins  an, 
von  denen  der  Vorhafen  eine  so  geringe  Tiefe  hat,  dass  nur  die 
nach  England  fahrenden  Personen-Dampfschiffe  hei  ordin.  Ebbe 
einlaufen  können,  während  tiefer  gehende  Schiffe  zum  Einlaufen 
die  Flnth  abwarten  müssen.  Die  Hafeneinfahrt  ist  aus  einem 
Spülbassin  von  10  12«"  Grör*e,  welches  bei  Eluth  gefüllt  wird, 
spitlbar;  die  ordin.  Fluthhöhe  von  Ostende  beträgt  3,6 m.  Die 
Stadt  mit  etwa  17  18  000  Einwohnern  schliefst  sich  unmittelbar 
an  die  Düne  an,  welche  vor  der  Stadt  in  einen  Steindeich  ver- 
wandelt ist,  den  die  Stralsen  mit  einer  Steigung  von  ca.  1 : 24 
ersteigen.  Die  ca.  l.riKra  lange  Strafse  auf  dem  Kamme  der 
Düne,  welche  3,5"'  Uber  ordin.  Fluthhöhe  und  4,0  •»  über  dem 
Niveau  der  Stadtstrafsen  liegt  (s.  Profilskizze),  hat  eine  gepflasterte 
Fahrbahn  von  ca.  C»1  Breite  und  an  der  Seescite  eine  Promenade 
von  ca.  20  ™  Hreite,  die  mit  Klinkern  in  Zementüberguss  belegt  ist 
Die  seeseitige  Dossirung  der  Düne  ist  mit  8facher  Anlage  abge- 
ptlastert  und  der  Vorstrand  durch  mit  Steinen  abgepllasterte 
Huhnen  gesichert,  deren  Köpfe  bei  Ebbe  trocken  laufen.  Die 
Badestclle,  auf  der  ca.  12  000  Badegäste  baden  köuneu,  liegt 
unmittelbar  vor  der  Stadt  — 

In  Holland  hat  dem  Hrn.  Vortragenden  namentlich  das 
trocken  gelegte  ehemalige  Haarlemer  Meer  interessirt.  Das  ge- 
wonnene Land  ist  in  Parzellen  von  20 ha  Grölsc  eingotheilt  und  s.  Z. 
zum  Preise  von  durchschn.  470  Fl.  (800  M.)  pro ,,A  verkauft  worden; 
jetzt  jedoch  ist  der  Bodenwerth  bis  zu  etwa  2000  Fl.  (ca. 
3400  ,/t\  gestiegen,  doch  kommen  auch  geringwerthigere  Lan- 
dereien mit  Torf-  und  Sand  -  Boden  vor.  Es  seien  220  K"> 
Wege  als  Kiesstrafsen  hergestellt  und  zu  unterhalten,  wozu  der 
Kies  zu  Wasser  heran  geführt  wird  und  pro  kb">  jetzt  etwa  5,5  M 
kostet.  —  Nach  den  angestellten  genauen  Beobachtungen  haben  in 
den  11  Jahren  1862  1872  die  atmosph.  Niederschlage  im  Durch- 
schnitt 786 mra,  im  max.  lOS?""»,  im  min.  SSO"1"1  pro  Jahr  be- 
tragen. Es  sind  die  3  zur  Trockenlegung  erbauten  Pump- 
werke mit  Dampfmaschinen  von  je  400  uomin.  Pferdekr.  noch 
jetzt  in  Thätigkeit,  iL  z.  je  6  400,  7  800  und  3  600  Stunden 
im  Jahr,  wobei  bezw.  etwa  61  (XX),  93(XK)  und  41000«'  Steinkohlen 
(meistens  westphälische)  verbraucht  werden.  Die  eine  der  Ma- 
treibt  8  Pumpen  von  1j6"  Durchin.  und  3,0">  Hubhöhe, 
bei  4,5">  Förderongsböhe  8kb">  Wasser  in  der  Sekunde 


Zur  Frage  der  Wasseratrafsen  Berlins  sehen  wir  uns 
veranlasst,  von  Verhandlungen  kurze  Notiz  zu  nehmen,  welche, 
Zeitungs-Nachrichten  zufolge,  neuerlich  zwischen  dem  Handels- 
ministerium und  dem  Magistrate  über  die  projektirte  Hafen - 
anläge  am  Urban  gepflogen  worden  sind. 

Bekanntlich  ist  diese  Anlage,  nebst  4  anderen  gleichartigen, 
in  dem  vom  Jahre  1863  datirenden  Bebauungsplane  der  Stadt 
vorgesehen  und  es  sollten  die  5  neuen  Häfen  ihre  Stellen  bezw. 
1.  an  der  Brücke  in  Charlottenburg,  2.  am  Lützow-Platz,  3.  in  den 
Schöneberger  Wiesen,  4.  in  den  Rixdorfer  Wiesen  und  5.  am 
Urban  erhalten.  Seitens  der  Kommnnalbehörde  ist,  so 
viel  uns  bekannt,  zu  der  Verwirklichung  einer  oder  mehrer  dieser 
Zukunftsanlagen  bis  dahin  noch  niemals  ein  emster  Schritt  unter- 
nommen worden,  obwohl  die  Frage  der  Verbesserung  der  Berliner 
Wasserstraisen-Verhältnisse  je  länger  je  mehr  einen  dringlichen 
Charakter  angenommen  hat,  der  z.  B.  in  Projekten  zur  Er- 
weiterung des  Landwehrkanals  und  in  Vorstudien  für  die  Anlage 
eines  neuen  Südkanals  zum  lebhaften  Ausdrucke  gekommen  ist 
Für  wie  lange  diese  Bestrebungen  noch  zur  Unfnn  btbarkeit 
ist  eine  Frage,  die  zur  Zeit  nur  mit 


fördern.    Dia  Maschine  arbeitet  mit  Expansion  und  Kondensai 
Bei  der  dann  folgenden  Besprechung  der  Trockenlegung 
Y  und  des  durch  dasselbe  gebauten  neuen  Nordsee-Kanals  wei 


des 
1  werden 

einzelne  Angaben  über  die'  bedeutenderen  Hauwerke  und  über 
Detail -Konstniktionen  gemacht,  von  denen  zu  erwähnen  sein 
möchte,  dass  die  Kanaldämme  in  dem  weichen  Moder  des  V  auf 
Sandschüttung  fundirt,  im  übrigen  aus  Baggerboden  gebildet  sind, 
den  man  zwischen  Flechtzaunen  abgelagert  hat.  Die  bis  jetzt 
erreichte  Kanaltiefe  sei  7,6  =>,  welche  durch  weitere  Baggerungen 
auf  8,4'»  gebracht  werden  soll      Für  die  Entwässerung  des  V  hätten 


darüber,  dass  etwas  geschehen  muss,  um  die  1 
natürlichen  Verhältnisse  in  angemessener  Weise  auszunutzen 
um  dem  beträchtlichen  Wasserverkehr  Rerlins,  der,  trotz  aller 
Beschränkungen,  die  ihm  heute  auferlegt  sind,  mit  dem  gesammten 
Eisenbahnverkehr  der  Stadt  auf  etwa  gleicher  Stufe  sich  hält, 
nicht  leiden  zu  lassen,  längst  allseitig  sich  eingebürgert  hat 

Wenn  bei  den  vielfachen  Zweifeln,  mit  welchen  die  besondere 
Art,  in  der  diese  Verbesserungspliine  demnächst  ihre  Verwirk- 
lichung finden  werden,  heute  noch  umgeben  ist,  eine  rein  ab- 
wartende Stellung  des  Berliner  Magistrats  zu  diesen  Fragen 
wohl  verständlich  gewesen  wäre,  so  geht  doch  dasjenige,  was  die 
städtischen  Behörden  in  besonderem  Bezug  auf  die  Ausfüh- 
rung der  oben  gedachten  Hafenanlagen  bis  jetzt  haben  ge- 
schehen lassen,  über  ein  gewisses  zu  tolerirendes  Maals  wohl 
hinaus,  indem  dieses  laistn-faire,  laiisez-aller  dahiu  geführt  hat. 
dass  durch  die  fortgeschrittene  Bebauung  die  Anlage  mehrer 
dieser  Häfen  heute  bereits  zur  Unmöglichkeit  geworden  ist 

Und,  als  ob  mit  diesem  einfachen  Gehenlassen  der  Verhalt- 
nisse noch  gar  nicht  einmal  genug  geschehen  sei.  so  bemüht  sich 
dem  allgemeinen  Vernehmen  nach  heute  der  Magistrat  darum, 
Werk  dieser  Art  aus  der  Welt  zu  schaffen,  indem 
in  Handelsminister  einen  besonderen  Antrag  auf 


Antrag 

völlige  Kassirung  der  geplanten  Hafen  anläge  am  Urban 
gestellt  haben  soll !  - 

Es  wllrde  im  vielseitigen  Interesse  der  südlichen  Stadtgegend 
im  höchsten  Grade  zu  bedauern  sein,  wenn  der  Hr.  Handels- 
minister diesem  Antrage  stattgeben  wollte ;  wir  vermögen  auch  um 
so  weniger  einer  derartigen  Befürchtung  Kaum  zu  geben,  als  die 
durch  eine  neuerliche  amtliche  Denkschrift  klar  gelegten  Absichten 
der  Regierung  auf  umfassende  Verbesserungen  in  den  grofsen 
Zufuhrwegen  Berlins  gewiss  ein  Moment  bilden,  welches  auf  die 
einstweilige  Offencrhaltung  von  a.len  Möglichkeiten,  die  g>h* 


50 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


6.  Februar  1878 


der  Anlage  am  Urban,  zu  dieser  Verbesserung  in 
stehen,  iu  dringender  Weise  auffordert 

Die  UebelsUndc,  welche  durch  die  Ausführung  der  llal'eu- 
anlage  am  Urban  für  die  Ausbildung  des  dortigen  Stralsen- 
Netzes  vielleicht  entstehen,  dürften  durch  eine  abgeänderte 
Forin  des  Hafens  leicht  aus  der  Welt  zu  schaffen  und  jeden- 
falls mit  ungleich  geringeren  Opfern  zu  beseitigen  »ein,  als  die 
später  vielleicht  nothwendige  und  heute  schon  hiichst  wtlnsrhens- 
merthe  Verwirklichung  eines  Projekts,  welches  der  Berliner 
Magistrat  -  wohl  nur  vermeintlicher  UebelsUndc  wecren  mit 
leichtem  Herzen  aufzugeben  leider  so  sehr  geneigt  scheint 


üeber  die  Beschäftigung  von  Feldmessern  in  An.- 
elnandersetzungs-Sachon  hat  der  pnufs.  Minister  für  Land- 
wirthschaft  unterm  0.  d.  M.  eine  allgemeine  Bestimmung  erlassen, 
die  in  folgendem  Satze  nieder  gelegt  ist: 

„Hinsichtlich  der  von  den  Auseinandersetzuiigs-Heliorden  zu 
beschäftigenden  Vcnucssungsbcamtcti  bewendet  es  bei  den  über  die 
Ausbildung.  Prüfung  und  Annahme  derselben  bestehenden  Vor- 
schriften. Da  jedoch  nicht  zu  verkennen  ist,  das»  kulturlechui- 
sche  Kenntnisse  für  die  geometrischen  Arbeiten  in  Auseinander- 
setzung«-Sachen,  namentlich  für  den  Entwurf  von  Landthvilungs- 
Plänen  und  die  hiermit  rwecLutäfsig  zu  verbindenden  Meliorationen 
äusserst  förderlich  sind,  auch  der  bei  der  landwirtschaftlichen 
Akademie  in  Poppelsdorf  eingerichtete  kulturti'chnische  Kursus 
bereits  zalilreich  von  Feldmessern  treiiuentirt  wird,  so  soll  in  Zu- 
kunft  bei  der  Annahme  von  Feldmessern  seitens  der  Auseinander- 
setzuugsBehörden,  unter  uhrigens  gleichen  Verhältnissen,  den- 
jenigen Ilewerbcrn  der  Vorzug  gegeben  werden,  welche 
auf  der  Akademie  in  Poppelsdorf  oder  einer  gleichen 
Lehranstalt  einen  k ii I tu rtech uj sehen K urs us  besucht  und 
die  an  der  Anstalt  abzulegende  Abgangsprüfung  bestanden  haben." 

Wir  können  uns  der  Befürchtung  nicht  eutschlagen,  dass  die 
in  dieser  Verfügung  enthaltene  Regelung  des  betr.  Punktes  au 
einer  stark  ausgeprägten  Einseitigkeit  leidet,  die  hesser  ver- 
mieden worden  wäre  und  gegen  welche  zahlreicher  Widerspruch 
aus  dem  Kreise  der  direkt  Betroffenen  sich  wohl  erheben  dürfte. 

Ks  ist  zweifellos,  dass  nicht  nur  für  die  in  Rede  befindliche 
Kategorie  der  Vermessungstaamten,  sondern  ganz  allgemein  auch 
für  die  im  Entcignungswcsen  und  bei  Vorarbeiten  beschäftigten 
Feldmesser  der  Besitz  einiger  knlturtechnisriier  Kenntnisse  von 
besonderem  Nutzen  ist,  und  zweifellos  daher  auch,  dass  eine  Abände- 
rung des  geltenden  Feldmesser -Reglements  in  dem  erweitern- 
den Sinne  sich  gerechtfertigt  haben  würde,  dass  bei  den  Prüfungen 
der  Feldmesser  allgemein  ein  gewisser  Umfang  an  kulturtcchnischen 
Kenntnissen  zu  fordern  sei.  Die  alsdann  gewahrt  gebliel>ene 
Gleichartigkeit  und  die  Beförderung  der  gesammteu  feld- 
messerischen Bildung  würde  dem  Stande  zu  Gute  ge- 
scin  und  dagegen  gesichert  haben,  vermeintlichen 
Bevorzugungen  Einzelner,  zu  denen  die  vom 


Handhabe  bieten  kann,  die  Wege  zu  ebenen. 

Nettes  In  der  Berliner  Bau-Ausstellung  In  der  Woche 
vom  20.  bis  26.  Januar  d.  J.  wurden  eingeliefert:  Von  Otto  Kiews 
ein  Majolica-Ofen,  entw.  v.  Genick,  uiodellirt  v.  P.  Obst.  (Die  in 
Renaissancefnrmen  entworfene,  jedoch  an  die  übliche  Gestaltung 
unserer  Zimmeröfeu  sich  anschliessende  Komposition  sucht  ihre 
Hauptwirkung  in  Anwendung  reichster  Flüchenmalerei ;  die  neben 
dem  Weiss  der  Kacheln  zur  Anwendung  gelangten  Farbentöne 

Blau,  Rothbraun,  Gelbbraun  und 
der  Kontur  des  Ornaments  jedoch 
Von  Herrmaun  Gereon,  Portieren- 
B.  Baltzer  ifc  Sohn,  Messingkrone, 
und  Uhr.  —  In  der  Woche  vom 
wurden  eingeliefert:  Von  Gebr. 
Stühle  verschiedener  Facons  - 
von  Koch  <t  Bein,  Wappen  von  Zink,  echt  vergoldet  —  von  Gebr. 
Sasse,  ein  Terrarium  —  von  dem  Pommerschen  Industrie- Verein 
auf  Aktien,  Chamotte-Steine,  StrafsenpHastcrsteine,  Dachziegel  - 
von  Carl  Heckert  in  Berlin,  Krystallspiegel,  Kandelaber  und  Glas- 
Oeldruckbilder  -  von  Ed.  Puls,  Kaniiuvorsatz  aus  Schmiedeisen 
für  das  Arbeitszimmer  des  Fürsten  Bismarck  von  P.  Witte, 
Modell  eines  Aufzuges  von  der  Permanenten  Bau-Aiisstelliing, 
Ii  amerikanische  Kinderstühle,  Gem.  Folding  Table  and  ( arr' 
(verkäuflich)  von  W.  Lusk  (A.  Gross)  1  Kerzenkrone,  Wi 
in  Bronze  mit  Glasbehang.  — 


—  ein  dunkles  Olivengrün, 
Gelb  —  sind  sehr  gelungen, 
theilweisc  etwas  unbestimmt i. 
Stoffe  von"  Cretonne  —  von 
2  Kandelaber,  2  Wandarme 
27.  Januar  bis  2.  Februar 
Thouet   in  Wien.  Wiener 


Konkurrenzen. 

Monats-Konkurrenzen  für  den  Architekten-Verein  zu 
Berlin  zum  2.  März  1878. 

I.  Sonimcrtbeatcr.  —  In  dem  ausgedehnten  Park  einer 
herrschaftlichen  Besitzung  soll  unter  Benutzung  einer  kleinen 
HOgellchnc  ein  offenes  Privattheater  mit  amphithcatralischen 
Sitzreihen  für  etwa  200  Zuschauer  errichtet  werden.  Bühnen- 
öffnung 7  ™.  Die  beiden  Proszenien  und  die  Sitzreihen  nach  Art 
der  antiken  Theater  massiv,  Bühnenüberdeckung  in  llolzkotistruktion. 
Auf  geeignete  Garderobenräume  ist  Rücksicht  zu  nehmen.  Grund- 
riss  1  :  KM),  Ansicht  und  Durchschnitt  1  :  .r>0. 

H.  Kreuz-Drehscheibe.  —  Auf  einer  Dammschüttung  von 
5"»  Höhe  soll  eino  Kreuz -Drehscheibe  für  Eisenbahnwagen  von 


1  "■  I  ladstand  hergestellt  werden.  Da  ein  gemauertes  Fundament 
für  deu  Laufkranz  sehr  kostspielig  werden  würde,  ist  eine  Kon- 
struktion zu  wählen,  welche  ein  solches  entbehrlich  macht  und 
genügende  Steifigkeit  besitzt,  um  bei  ungleichem  Setzen  des  Dammes 
die  Lauftlacbe  des  Schienenkranzes  möglichst  eben  zu  erhalten. 
Auf  ein  beuuemes  Uuterstopfen  der  tragenden  Theile  ist  be- 
sonderer Werth  xu  legen.  ____ 

Ein  Preisausschreiben  fftr  Pläne  za  „Steigerhäusern" 
und  „Stelgerwänden"  ist  von  dem  Verbände  der  .Mähr.-Schles. 
freiw.  Feuerwehren"  aufs  neue  erlasseu  worden,  nachdem  eine  erste 
Konkurrenz  erfolglos  verlaufen  ist.  Wir  entsprechen  gern  dem  an 
uns  gerichteten  Ersuchen,  auf  diese  Konkurrenz  auch  in  u.  Bl. 
aufmerksam  zu  machen,  obwohl  die  Spezialisten,  welche  an 
derselben  sich  bcthciligcn  können,  unter  unseren  Fachgenossen  nicht 
sehr  zahlreich  vertreten  sein  dürften  und  der  Schlusstermin  bereits 
auf  Ende  Februar  d.  .1.  fest  gesetzt  ist.  Die  Entwürfe  sind  bei 
dem  Obmann-Stellvertreter  des  Zentral-Ausschnsses  oben  genannten 
Verbandes,  Hrn.  Rudolf  M.  Rohrer  in  Brünn,  einzureichen,  von 
dem  auch  die  nähereu  Bedingungen  zu  beziehen  sind.  Die  2 
besten  Entwürfe  zu  Steigerhätiseni  sollen  mit  50  und  25  Fl. ,  die 

2  besten  Entwürfe  zu  Steigerwänden  mit  30  und  15  Fl.  honorirt 
werden. 

Konkurrenz  für  das  Dnivorsitätsgebäude  In  Leyden. 

Von  den  Autoren  der  5  mit  Preisen  liedachten  Entwürfe  der  gen. 
Konkurrenz  hat  sich  der  eine,  Hr.  Architekt  Brekclbaum  in  Hamburg, 
bereits  im  dortigen  Vereine  als  Autor  des  Entwurfs  „Art  et  Science" 
bekannt-  Wir  werden  ersucht  miteutheilen,  dass  der  Entwurf 
„Eigen  Kuntt  is  eigen  fcpcti",  der  am  strengsten  an  den  eigen- 
artigen Stil  niederländischer  Itenaissance  sich  angeschlossen  hatte, 
von  den  Architekten  Gbr.  Willi,  u.  Edm.  Mengelhergin  Utrecht 
(geborenen  Kölnern)  verfasst  war. 

Personal  -  Nachrichten . 

Preufsen. 

Der  Kreistaumeister  Soff  zu  Prüm  ist  gestorben. 

Die  Bauführer-Prüfung  für  beide  Fachrichtungen  haben 
bestanden:  Adolf  Ansorge  aus  Frankenstein  in  Schlesien; 
Gerbard  Holtmann  in  Beckum;  Reinhold  Wiehert  aus  Montau; 
Ludwig  Recken  aus  Kempen,  Reg.-Bez.  Düsseldorf;  Adam 
Stampfer  aus  Werl;  Fritz  Kallmeyer  aus  Erfurt;  Ernst 
Weber  aus  Lübeck;  Paul  Stoll  aus  Bergen  auf  Rügen;  Karl 
Winkel  manu  aus  Magdeburg;  Robert  Kr  am  er  aus  Sähemunde; 
Otto  Schubert  aus  Üromberg. 

Sachsen. 

Verzeichniss  der  Techniker  welche  die  Staats- 
Prüfung  abgelegt  haben. 

1.  Im  Uhr..  1H7«: 

A.  Für  das  Ingenieurfach  im  engeren  Sinne. 

Hartmann,  Otto  Rud.,  aus  Dresden,  Ingenier-Assistent  beim 
Staatseisenbahnbau.  --  Schmidt,  Alvin  Herrn.,  aus  Grofs- 
Schweidniu,  Ingenieur  b.  <L  Zwickau-LengenfeJd-Falkensteiner 
Eisenb.  Menzuer,  Christ.  Heinr..  aus  Krackwitz,  Ingenieur. 
—  Leichssenring,  Heinr.  Beruh.,  aus  Nassau,  Ingen,  b.  d.  Berl.- 
Dresd.  Eisenb.  -  Gruner,  Carl  Eduard,  aus  Rüdersdorf  in 
Altenburg,  Ingen,  b.  d.  Middeutlial-Eisenb.  —  Siegel,  Franz, 
aus  Glauchau,  Ingenieur -Assistent  b.  d.  Staatseisenh  Eich- 
horn, Ernst  Willib.,  aus  Steinach,  Ingen,  b.  Bau  der  Schiff- 
fahrts-Kanäle  im  mittl.  Kmsgebiete  zu  Nordhorn  b.  Liegen.  — 
II y  neck  ,  Franz,  aus  Technic  in  Böhmen,  Ingen,  b.d.sächs.  Staats- 
eisenb.  —  Kell,  Victor,  aus  Dresden,  Sekt -Ingen,  d,  (hemnitz- 
Aue-Adorfer  Eisenb.  —  Elb,  Moritz  Oskar,  aus  Dresden,  Ingen, 
b.  d.  Moselhahn.  —  Köhler,  Karl  Adolph,  aus  Dresden.  Ingen.  - 
Assisteut  b.  d.  Chemnitz-  Aue  -Adorfer  Eisenb.  —  Holekamp, 
Alfred,  ans  Hannover,  Ingen  -Assistent  b.  d.  Staateeisenhahn. 
B.  Für  das  Land-  und  Hochbauweseu: 

Gruner,  Otto,  aus  Tharandt,  Architekt,  Landhau -Inspektor 
in  Chemnitz. 

2.  In  Jahre  1877: 

A.  Für  das  Ingenieurfach  im  engeren  Sinne: 
Weiss.  Ernst  Emil,  aus  Schlottau,  Ingenieur.  —  Grob, 
Bemh.,  aus  Waldenburg,  Ingen.  —  Aufschläger,  Job.  Georg 
Rieh.,  aus  Jahnishausen,  Ingen.  —  Mehr,  Paul,  ans  Borna 
Thieme-Garmann,  Arthur  Roh,  aus  Lauterbach;  Lucas, 
Georg  Edm.,  aus  Dresden  und  Kaiser,  Heinr.  Rieh.,  aus  Stel- 
zendorf, Ingenieur-Assistenten  b.  d.  Staatseisenb.  —  Scharowski, 
Carl,  aus  Brausberg,  Ingen,  in  Dresden.  -  Leyser,  Ed.  Friedr. 
Oskar,  aus  Dresden,  Finanz-Vermessungs-Ingcn.  ■  -  Fröhlich, 
Jakob  Alfr.  Felix,  aus  Saasa,  Strafscnbau- Assistent.  —  Bach, 
Paul  JuL,  aus  Pirna,  Direkt. -Ingen,  b.  d.  General-Direktiun  der 
Staatseisenb.  —  Ackermann,  Volkmar  .Tu).,  aus  Glauchau, 
Ingen. -Assi iteut  b.  d.  Staatseisenb.  —  II  übler,  Gerhard,  aus 
Zwickau,  lugen.  —  Seyfert,  Emil,  aus  Roma,  Ingen. 
Müller,  Friedr.  Beruh,  ans  Canitz  und  Hüttig,  August,  aus 
Kolbcrg,  Ingen.-Assistenten  b.  d.  Staatseiseubahii. 

B.  Für  das  Maschinenwesen. 
Dr.  Proell,  Rud.,  aus  Elbing,  Maschinen-Ingen,  in  Dres- 
den.       Müller,  Gust  Adolph  Fürchtegott,  aus  Langenberg, 
Maschinen-Ingen,  und  Ehrhard,  Heinr.  Paul  Emil,  aus  Dresden, 
Bezirks-Matchincnmstr.  b.  d.  Staatseisenbahu. 


s  ... 


:  von  Cirl  Brrliti  In 


ntwurtUrh  K-  K.  Q.  mix-U.    IhiKk-  Vi.  llo^r  Hofhurb 


KSSilSW©  Google 


No.  12. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


51 


lubjJl:  Per  preugt- krönte  KnAkurreai  Rntnrl  tun  Hau  rw.t-t  h^hertn 
T«V-ht*r*rfaale  in  Karlsruhe.  —  Kur  KriMnerung  an  Richard  1-u  »r.  —  fetter  die 


Mlltncllungeo  etil  Vereint«:   We*rpreuf«erh»r  Architekten-   und  Ina< 

Verein-  —  ArrhllPkt*»- Verein  tu  Berlin.  —  Brief-  und  Frafttkaeleu. 


Der  preisgekrönte  Konkurrenz -Entwurf  zum  Bau  einer  höheren  Töchterschule  in  Karlsruhe. 


llicnu  die  Zrkhauuictw  ml  N,  SA, 


achdem  wir  bereits  iu  No.  94,  Jhrg.  77  u.  BL 
einen  kurzen  Auszug  aus  dem  Gutachten  der 
zur  Entscheidung  der  letzten  Karlsruher  Schul- 
haus-Konkurrenz berufenen  Preisrichter  ver- 
öffentlicht haben,  bringen  wir  —  einem  uns 
vielfach  ausgcsprod»enen  Wunsche  zufolge  und 
mit  freundlicher  Erlaubnis«  des  Verfassers 
sowie  des  Stadtrathes  in  Karlsruhe  —  hiermit  den  mit  dem 
ersten  Preise  gekrönten  und  zur  Ausführung  bestimmten  Ent- 
wurf von  Prof.  liietzenmayer  in  Stuttgart  zur  allgemeinen 
Kennt  niss  der  deutschen  Fachgenossen.*)  Wenn  der  Sieg 
über  127  Mitbewerber  an  sich  schon  eine  ins  Gewicht  fallende 
Auszeichnung  ist  so  hat  die  rückhaltlose  Anerkennung,  welche 
die  Preisrichter  nicht  blos  dem  relativen,  sondern  auch  dem 
absoluten  Wcrthe  der  Arbeit  gezollt  haben,  jene  Auszeichnung 
noch  in  so  hohem  Maafse  verstärkt,  dass  der  Entwurf  sicher- 
lich auf  Interesse  in  den  weitesten  Kreisen  rechnen  darf.  — 
Ucbcr  den  Gedankengang,  welcher  den  Verfasser  zur 
Aufstellung  seines,  im  Zeitraum  von  nur  K  Tagen  entstandenen 
Planes  geführt  hat,  nachdem  er  eine  schon  nahezu  durch- 
geführte anderweite  Idee  in  letzter  Stunde  wieder  verworfen 
hatte,  giebt  sein  Erläuterungsbericht  klare  und  genaue  Aus- 
kunft. Es  ist  in  demselben  zugleich  eine  so  vollständige  Be- 
herrschung der  gesummten,  bei  l.n-nng  der  Aufgabe  in  Be- 
tracht zu  ziehenden  Momente  offenbart,  dass  die  Preisrichter 
sich  den  dort  entwickelten  Grundsätzen  einfach  anschliefsen 
konnten. 

Die  Klippe,  an  der  thatsaehlich  die  ganze  ülwrwiegende 
Konkurrenten  Schiffbruch  erlitten  liat,  bestand 
in  der  Schwierigkeit,  das  Gebäude  auf  der  gegebenen  Bau- 
stelle so  anzuordnen,  dass  das  von  der  Ost-  und  West-Seite 
zugeführte  Licht  weder  durch  das  auf  dem  Grundstücke  be- 
reits vorhandene  I  .eurer- Wohnhaus,  noch  durch  ein  auf  dem 
westlich  gelegenen  Nachbargrundstück  zu  errichtendes  grosse- 
res Gebäude  beeinträchtigt  werden  konnte.  Es  war  dies  nahezu 
unmöglich,  sobald  eine  gröfsere  Anzahl  von  Lehrzimmern  nach 
jenen  Himmelsrichtungen  gelegt  wurde,  weil  alsdann  stets  die 
Notwendigkeit  sich  ergab,  mit  dem  Gebäude  bis  auf  geringe 
Entfernung  an  die  Ost-  und  West-Grenze  des  Hauplatzes  vor 


ah  most»r»ü!tlt 


zu  rücken.    Prof.  I.ietzenmayer  ist  dieser  Schwierigkeit 
dadurch  Herr  geworden,  dass  er  sich  entschloss,  den  eigent- 
lichen Irfhrzimmern  auxschlicfslich  Nord-  und  Süd- 
lage anzuweisen,  eine  Anordnung,  welche  auch  in  sofern  als 
die  natürlichste  erschien,  weil  dieselben  hier  an  der  Front 
breiter,  mit  Vorgarten  versehener  Strafsen  liegen  und  den 
|  größten,  unter  allen  Umstanden  gesicherten  Abstand  von 
]  anderen  Gebäuden  erhalten,  der  an  sich  möglich  ist.  Be- 
denken gegen  Störung  durch  Strafseugeräusch  liegen  in  Karls- 
ruhe bekanntlich  überhaupt  nicht  vor.    Etwaige  Bedenken 
|  wider  die  südliche  Beleuchtung  der  Zimmer,  wie  sie  allerdings 
I  noch  nach  Entscheidung  des  Preisgerichts  aufgetaucht  und  erst 
I  durch  ein  besonderes  Nachtrags -Gutachten  der  architektoni- 
schen Preisrichter  beseitigt  worden  sind,  begegnet  der  Ver- 
fasser, indem  er  ausführt,  dass  man  die  Südlage  in  manchen 
Landern,  wo  der  Sehulhausbau  besonders  rationell  betrieben 
wird,  z.  B.  in  der  Schweiz,  wegen  des  reicheren  Ozongehalts 
der  Luft  allen  anderen  vorzieht  und  dass  für  den 
den  Fall  das  der  Südseite  zugeführte 
jedenfalls  geringere  Uebelstandc  habe,  als 
licht,  welches  nach  Osten  liegende  Schulzimmcr  während  der 
Nachmittagsstunden  erhalten  würden. 

Sammtlichc  Schulzimmer  in  den  3  Geschossen  des  Ge- 
bäudes sind  hiernach  in  2  parallele  Flügel  verlegt  worden, 
von  denen  der  nördliche  in  der  Gebäudeflucht  der  Kriegstralse, 
je  8m  von  dem  Ivchrerhause  und  der  Nachbar- Villa  entfernt, 
angeordnet  ist,  während  zwischen  dem  südlichen  Flügel  und 
der  hinteren  Strafse  ein  Vorgarten  von  dreieckiger  Grundform 
sich  ergiebt.  Die  West-  und  Ost-Fronten  dieser  Flügel  sind 
ohne  Fenster;  an  den  Enden  der  beiden  inneren  Korridore 
liegen  je  eine  Nebentreppe ,  bezw.  die  Retiraden  der  Schüle- 
rinnen. In  dem  breiten  Zwischenbau,  welcher  die  Hügel 
verbindet  und  aus  den  Höfen  sein  Licht  empfängt,  liegen 
westlich  das  Hatipt-Treppenliaus.  durch  das  zugleich  der  breite 
Mittelkorridor  erhellt  wird,  nelist  den  Garderoben  etc.,  östlich 
die  Sammlungsräuinc  und  der  Singsaal  nebst  den  Zimmern 
für  I.«hrer  und  I^ehrerinnen.  Die  an  den  Nebentreppen 
liegenden  Ausgänge  sind  durch  einen  bedeckten  Gang  ver- 
bunden, von  dem  —  in  der  Qneraxe  der  ganzen  Anlage  — 
ein  Seitengang  sich  abzweigt,  der  nach  der  zugleich  als  Aula 
zu  benutzenden  Turnhalle,  sowie  zu  dem  Lehrer -Wohnliausc 
führt.  Um  der  Bebauung  des  ganzen  Grundstückes  ein 
Gepräge  zu  sichern,  ist  die  Breite  der  Turn- 
"  derjenigen  des  nördlich  von  ihr  belegenen 


Zur  Erinnerung  an  Richard  Lucae. 


Bei  der 

am  1.  Februar  1878  vorgetragen  von 
Hermann  Ende. 
Hochgeehrte  Versammlung! 

AU  am  2H.  November  ein  mächtiger  Zug  leidtragender  Männer 
einen  theuren  Todten  hinaus  geleitete  zur  letzten  Ruhestatte,  da 
fohlte  Jeder,  welcher  die  frische  .lugend  in  fast  endloser  Reihe, 
wer  die  Menge  von  Mannern  aller  Berufs-  und  Gesellschafts-Kreise, 
ja  selbst  hochangesehene  Frauen  Wind  und  Wetter  trotzen  sah, 
dass  wir  in  Richard  Lucae  nicht  allein  einen  Mann  von  viel- 
seitigster Begabung  und  hervorragender  Stellung  verloren  hatten, 
sondern  auch  mit  seiner  entseelten  Hülle  ein  Miinnesherz  der 
Erde  übergaben,  wie  es  selten  wärmer  der  Menschheit  und  ihren 
Zielen  entgegen  geschlagen  hat  Wer  noch  vor  wenigen  Wochen 
ihn  gesehen,  prangend  in  frischer  körperlicher  und  geistiger 
Schöne,  elastisch  im  Gang,  lebhaft  in  der  Geberde,  Meister  des 
Worts,  eindringlich  durch  die  Kraft  und  den  Wohllaut  seiner 
Stimme,  im  wahren  Sinne  des  Worts:  ei 
—  der  versteht  den  Wehruf,  der  unser 
am  Morgen  des  26.  November  die 
„Richard  Lucae  ist  nicht  mehr". 

In  bezeichnendster  Weise  sagt  von  ihm  in 
Nachruf  ein  vertrauter  Freund  seiner  Jugend : 

„Die  Natur  hatte  auf  ihn  eine  Füll*  von  Gaben  ausgegossen, 
wie  sie  in  solchem  Verein  nur  ihren  Lieblingen  zu  Theil  wird. 
Reichthum  der  Phantasie,  Wärme  der  Begeisterung,  Klarheit  des 
Verstandes,  Besonnenheit  des  L'rtheils,  Scharfe  im  Erfassen, 
Energie  im  Festhalten  des  als  richtig  Erkannten;  dazu  eine  un- 
beugsame Wahrheitsliebe  und  Offenheit,  gepaart  mit  der 
Freiheit  weltgewandten  Auftretens." 

Oft  haben  wir  Um  gesehen,  hier  iu  diesen 


Stadt  durchlief,  als 


eines  Wortes  für  die  Interessen  der 
nicht  mit  Freuden  jener  Redeschlachten, 
wo  im  Widerstreit  der  Meinungen  unter  dem  Feldgeschrei: 
„Hie  Gemüth!  Hie  Verstand!" 

die  Geister  auf  einander  stürmten,  wo  er  Wortführer  war  für  die 
schaffende  Macht  künstlerischen  Empfindens.  Wie  oft  hat  er 
mit  zündender  Rede  unsere  Feste  verherrlicht,  wenn  er  mit  vor 
Begeisterung  verklärtem  Blick  seeliges  Entzücken  in  unsere 
Herzen  goss  oder  in  Toasten  perlen  lies«  auB 
jenes  reizvolle  Gemisch  anmuthvollen  Wit 
und  elegischen  Ernstes.  Was  der  seltene 
war,  wir  erkennen  es  Alle 
In  gerechter  Trauer  über  den 

<; 


In  Wort  und  Bild  —  unter  Vo 
durch 

in  die  schöne  Gedankenwelt  seiner  Seele  -   wollten  wir 
tragen  ^einen  Zoll  ^unseres  Dankes  für  das,  was  er 

Als  mir  der  Auftrag  wnrde,  Ihrem  geistigen  Auge  noch  ein- 
mal das  Bild  des  geliebten  Freundes  vorzufuhren,  habe  ich  mit 
freudiger  Hingehung,  aber  auch  mit  Bangen  die  Aufgabe  erfasst: 
zweifelnd,  ob  es  mir  gelingen  möchte,  ihm,  dem  Verewigten,  voll 
und  ganz  gerecht  zu  werden.  Was  ich  Ihnen  gebe,  ich  verdanke 
es  zum  grölsten  Theilc  den  Mittheilungen  liebender  Verwandter 
und  nahe  stehender  Freunde. 

An  dieser  Stelle  erscheint  es  fast  selbstverständlich,  in 
erster  Linie  ein  Bild  seines  künstlerischen  Schaffens  zu  geben. 
Bei  einem  Manne  aber  wie  Richard  Lucae  ist  dies  kaum 
möglich.  Seine  Kunst  geht  so  Hand  in  Hand  mit  seinem  Leben, 
dass  man  mit  Recht  von  ihm  sagen  darf:    „Sein  l^ben  ist 


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52 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


9.  Febrnar  1R7S 


Lchrerhauses  angenommen  worden,  während  ihr  oblonger 
Hauptkörper  mit  der  Flacht  des  Südflügels  abschneidet  und 
nur  die  Apsis  aus  derselben  vorspringt.  — 

Auf  eine  nähere  Beschreibung  der  Einzelheiten  des  Ent- 
wurfs und  auf  die  Wiedergabc  der  Andeutungen,  welche  der 
Erläuterungsbericht  des  Verfassers  hinsichtlich  der  von  ihm 
in  Aussicht  genommenen  Konstruktionen  und  Einrichtungen 
enthält,  glauben  wir  an  dieser  Stelle  verzichten  zu  können, 
bei  Ausarbeitung  der  zur  Ausführung  bestimmten  llau- 
viellcieht  doch  noch  manche  Aenderungen  be- 
liebt werden.  Was  hier  mitgetheilt  ist.  wird  in  Verbindung 
mit  den  Skizzen  wohl  genügen,  um  die  Vorzüge  der  nach 
allen  Seiten  durchdachten,  den  I»kalverhältnisseii  glücklich 
angepaßten  und  doch  in  organischer  Klarheit  entwickelten 
Anordnung  darzuthun  und  das  von_den  Preisrichtern  gefällte 
Urtheil  zu  bestätigen.  Bei  1090  0"  betonter  Grundfläche 
ist  der  Entwurf  zudem  eine  der  am  knappsten  gehaltenen 
und  deshalb  billigstell  Lösungen,  die  in  der  Konkurrenz  ver- 
treten waren,  und  ein  sorgfältiger  Kostenoberschlag  hat  erge- 


ben,  dass  die  von  dem  Verfasser  angenommene 
von  5%  000  M.  vollkommen  ausreichen  wird.  — 

Der  Fnc/adeu-Architcktur,  die  auf  eine  Ausfuhrung  in 
graugrOnlichem  Sandstein  berechnet  ist,  spenden  die  Preis- 
richter das  Lob,  dass  sie  charakteristisch  gestaltet  sei 
und  dass  die  Auflösung  der  Feusterwände  in  eine  Arkadeu- 
bezw.  Pfeiler-  und  Säulen- Architektur  die  Vielfenstrigkeit  des 
Baues  in  monumentalem  Siime  verkörpere.  In  dem  Nach- 
tragsgutaehten  wird  —  anscheinend  nur  mit  Beziehung  auf 
die  Kostenfrage  —  angeführt,  dass  die  Hauptfacude,  obwohl 
an  sich  schon  durchaus  einfach  gehalten,  wohl  noch  weitere 
Vereinfachungen  ohne  Beeinträchtigung  erfahren  könnte.  — 
Wir  möchten  unsere  Ansicht  dahin  aussprechen,  dass  diese 
Vereinfachung,  d.  h.  die  Beseitigung  der  barocken,  zum  Theil 
sehr  kleinlichen  Zutbaten,  mit  denen  der  Verfasser  das 
strenge  Arehitektur-System  —  anscheinend  nur  seiner  heimi- 
schen Schule  zu  liebe  —  ausgeputzt  hat,  der  Fncndc  nicht 
nur  nicht  Eintrag  thun,  sondern  die  monumentale  Wirkung 
derselben  erst  zur  vollen  Geltung  bringen  wird.  - 


Ueber  die  Hebung  eines 

(Nach  einem  Vortrage  des  Hrn.  Heg-,  u.  Baurath 

Am  28.  Juni  1*75  wurde  im  Hafen  von  Swinemünde  der 
englische  Kohlendampfer  ..J.afly('ntliaiinf'\  der  aus  See  ein- 
gekommen  war  und  im  Begriff  stand,  zu  Anker  zu  gehen, 
von  dem  ausgehenden  englischen  Dampfer  ..Milo"  am  Backlmrd- 
bug,  auf  7 m  Entfernung  vom  Vordersteven  angerannt  und  in 
den  Grund  gefahren.  Der  Zusammenstoss  geschah  mit  so 
grofser  Heftigkeit,  dass  der  Milo  sich  tief  in  das  augerannte 
Schiff  einbohrte  und  beide  Dampfer  dann  so  fest  zusammen  hingen, 
dass  der  Milo,  mit  voller  Kraft  rückwärts  schlagend  die 
Lady  Catherine  eine  Strecke  weit  in  das  tiefere  Fahrwasser 
mit  sich  schlcpjieii  konnte,  lwvor  er  wieder  los  kam.  Es  war 
dabei  ein  herab  hängender  Buganker  in  die  Seite  des  Milo 
eingedrungen,  der  auch  diesem  eine  erhebliche,  aber  weil  ober 
Wasser  liegend,  nur  ungefährliche  Beschädigung  beibrachte. 

Da  zwischen  der  I.£ckstellc  der  Lndij  Callmrine  und 
dem  Vorderraum  des  Schiffes  ein  Kollisionsschott  nicht  vor- 
handen war,  so  drang  das  Wasser  mit  grofser  Geschwindigkeit 
in  den  Raum  ein,  wodurch  das  Schiff  in  wenigen  Minuten  zum 
Sinken  und  Kentem  kam.  Die  Besatzung  konnte  nur  eben 
das  uackte  Leiten  retten,  während  ihre  Habseligkeiten  mit 


gesunkenen  Dampfschiffes. 


Das  gekenterte  Schiff  lag  mitten  im  Fahrwasser,  au  einer 
für  den  Verkehr  unentbehrlichen  Stelle,  in  einer  Tiefe  von 
11'"  unter  Wasser;  seine  örtliche  Lage  wunlc  durch  ein 
kleines  Leuchtschiff  und  mehre  in  der  Umgebung  ausgelegte 
Seetonnen  bezeichnet.  Das  Schiffahrts-Intcressc  verlaugte  aber 
die  gänzliche  Forträumung  des  höchst  beschwerlichen  Hinder- 


Dresel  im  Pommerschcn  Ingenieur- Verein  zu  Stettin.) 

nisses  in  so  kurzer  Zeit  als  möglich.  —  Zum  Theil  auf  An- 
regung der  bei  dem  Unfall  betheiligten  Hhedercien  wurden 
der  Regierung  in  Stettin  Anerbietungen  gemacht,  von  denen 
einige  auf  die  Beseitigung  des  gesunkenen  Fahrzeuges,  andere 
nur  auf  Hilfeleistung  dabei  gerichtet  waren.  Anscheinend  boten 
die  Offerten  der  Bcrguugs-  Gesellschaft  Soctzer  &  Co.  in 
Kopenhagen  und  die  der  Firma  Newton  Bro.'s  in  Hull 
einige  Garantien  för  das  Gelingen  des  Unternehmens,  und 
namentlich  war  dies  mit  der  Offerte  der  dänischen  Gesell- 
schaft der  Fall,  welche  die  Hebung  gesunkener  Fahrzeuge 
gewerbsmäfsig  betreibt  und  dazu  mit  besonders  konstrnirten 
Apparaten  ausgerüstet  ist.  Von  ihr  war  auch  bekannt,  dass 
sie  bei  Bergungen  in  den  Gebieten  der  Ost-  und  Nord-See 
schon  häufig  mit  Erfolg  gearbeitet  hatte. 

Soctzer  &  Co.  forderten  für  die  Sprengung  des  Schiffs 
uud  die  Herstellung  eines  freien  Fahrwassers  bis  zu  7,5 m 
Tiefe  120  (XX)  M.  und  für  die  Beseitigung  der  abgesprengten 
Bestandteile  aus  grofserer  Tiefe,  weun  überhaupt  ausführbar 
(ohne  Uebernaluue  einer  Verpflichtung  zu  dieser  Arbeit  )  noch 
weitere  30  000  M.  Newton  Bro.'s  forderten,  unter  mancherlei 
lästigen  Nelwnbediugungen.  für  die  Freimachung  des  Fahr- 
wassers bis  zur  gleichen  Tiefe  MOOOO  M.  oder,  wenn  ihnen 
•las  Anrecht  auf  die  gehobenen  Wrackstücke  zugestanden  würde, 
30  000  M.,  jedoch  ohne  Uelienuihme  einer  Verpflichtung, 
die  Arbeiten  ununterbrochen  fort  zu  führen. 

Die  Zerstückelung  des  Schiffes  durch  Sprengung,  welche 
hiernach  der  Fortsehnffung  der  Wrackstückc  vorher  gehen 


Wie  im  Volkericbett,  so  war  seine  Jugend  für  ihn:  „Die 
goldene  Zeit".  Sein  Elternhaus,  das  kleine  noch  jetzt  bestehende 
Apothekerhaus  In  (er  den  Linden,  in  dem  er  am  12.  April  182!) 
geboren  wurde,  war  eine  Stätte  herrlichsten  Jugendlebens. 
Die  kleinen  lauschigen  Stäbchen  und  Winkelchett  desselben, 
so  recht  geeignet,  seinem  empfänglichen  (»emütb  die  Poesie 
der  Kinderstube  zur  Wahrheit  zu  machen;  darinnen  im 
Kreise  von  fi  blühenden  Kindern  waltend  eine  gntige  Mutter, 
welche  mit  klugem  Sinn  erkannte,  wie  herrlich  die  Mitgift  für 
da«  Leben  ist,  wenn  ein  schön  gestaltetes  Kinderleben  im  Vater- 
hause einen  Schatz  köstlicher  Erinnerungen  ansammelt  für  das 
Alter,  einen  Hort  für  Klient-  und  Geschwisterliche,  ein  Palla- 
dium rar  die  Stürme  und  Kämpfe  des  I^cbens.  Ihm  war  es  ver- 
gönnt, einzuheimsen  in  seiteuer  Fülle  dies  köstliche  Krhtheil. 
Wie  sehr  er  sich  desselben  hewusst,  er  hat  es  niedergelegt  in 
jener  schönen  Rede  in  der  Sing-Altadcmie,  welche  er  sinnig  be- 
nannte: ,,Wie  sollen  wir  wohnen"'/  Und  was  die  Mutter  gesäet 
in  das  Herz  des  Knaben:  die  besten  Früchte  sollte  sie  selber 
davon  ernten.  Als  sie  später  gequält  war  von  schwerer  Krank- 
heit, siech  und  gelähmt  au  allen  Gliedern,  wie  hat  er  sie  um- 
woben  mit  seiner  Liethe,  wie  hat  er  aus  dem  Born  seines  poetischen 
GemQthes  schöpfend,  da  Licht  und  Sonnenschein  für  sie  geschaffen, 
wo  sonst  vielleicht  finstere  Schatten  auf  ihrem  (ieiste  ruhten. 
Als  das  Unglück  es  wollte,  dass  auch  der  jüngsten  Schwester  ein 
ähnliches  l.eid  nicht  erspart  werden  sollte,  wie  hat  er  Ersatz  zu 
gewähren  gewusst,  als  das  blühende  Mädchen  dem  Spiel  und  Tanz 
und  all  dem  fröhlichen  Getreibe  der  Jugend  ein  frühzeitiges 


Ubewohl  sagen  musste.  So  wudis  er  auf 
Jttugling,  strotzend  von  Frische  und  Jugendlust.  Was  die 
für  das  Gemüt hs leben  des  Sohnes,  das  that  der  Vater  für  die 
geistige  Entwicklung  desselben.  Selbst  eine  lebhafte  empfäng- 
liche Natur,  wnsstc  er  mit  Yerständntss  vielfache  Beziehungen  zu 
Männern  der  Wissenschaft  zu  pflegen  und  fruchtbringend  für 
seine  Familie  zu  gestalten.  Die  Natur  seines  Berufes  als  Apotheker 


gab  wenig  Fühlung  mit  Mannern  der  Kunst;  reichlich  aber  er- 
setzte diese  Lücke  die  nahe  Verwandschaft  mit  dem  Baurath 
Sollersehen  Hanse.  Poesie  und  Kunst  hatten  hei  diesem  fein- 
fühligen, leider  alter  etwas  kränklichen  Manne  eine  ernste 
Pflegstätte  gefunden.  Dem  Baurath  Soller  gesellte  sich  ein 
anderer  Freund  des  Hauses  zu,  „der  Onkel  I  nger,*  wie  er 
genannt  wurde.  Früher  Militär,  hatte  er  f 
Behr  bald  vertauscht  mit  dem  Leben  tinter 
Werken.  Eine  didaktisch  angelegt«  Natur, 
schem  Sinn,  wttsste  er  sich  bald  hinein  zu  leben  in  das  We 
Kunst.  Die  Werke,  welche  er  darüber  geschrieben,  sind  noch 
heut  lieachtenswerthe  Leistungen  auf  diesem  Gebiete.  Wenn 
auch  sonst  nicht  ohne  Eigenheiten,  machte  seine  Begabung  für 
das  Geschichten-Erzählen,  sein  geübtes  Auge  ftir  die  Beobachtung 
der  Natur,  der  Kinder  und  des  Volkslebens  ihn  so  recht  geeignet 
für  den  Verkehr  mit  der  Jugend.  Wer  den  eigentümlichen 
älteren  Herrn  gekannt  hat,  wird  bemerkt  halten,  wie  manches  im 
Wesen  und  in  den  Manieren  unseres  Freundes  in  Onkel  Unger 
seine  Wurzel  findet  Ihm  verdankt  derselbe  nächst  Soller  bei 
dem  frühzeitigen  Tode  des  Vaters  einen  guten  Theil  seiner  Er- 
ziehung für  seinen  späteren  Beruf. 

Wie  es  häufig  im  Leben  zu  ergehen  pflegt,  wandte  sich  die 
Neigung  des  Sohnes,  sonst  in  gewissem  Sinne  aas  geistige  Ebenbild 
des  Vaters,  gerade  dahin,  wo  der  praktische  Blick  des  Vaters  keine 
Aussichten  für  die  Zukunft  sah.  Er  bestürmte  den  Vater,  sich 
tler  Malerei  widmen  zu  dürfen.  Der  Verkehr  mit  einem  ziemlich 
gleichaltrigen  Maler,  Walther,  dessen  glänzendes  Talent  trotz 
Noth  und  Sorge  sich  Bahn  gebrochen,  mochte  diesen  Etitschluss 
noch  mehr  heran  gereift  haben.  Aber  noch  war  in  Berlin  die 
Zeit  nicht  gekommen,  wo  ein 
ausübenden  Kunst  eine  geachtete 
einen  Sohn  sehen  konnte.  Er  legt 
sich  Richard  für  das  Studium  der  Architektur  und  vertauschte 
lit  der  Realschule.    Siebet  hatte  hier  das  leuch- 


selbst  begüterter  Vater  in  der 
itete  und  gesicherte  Existenz  fnr 
legte  sein  Veto  ein.    So  entschied 


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N«.  12. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


53 


sollt«,  war  nicht  unbedenklich.  M>6slangen  die  Arbeiten,  oder 
wurden  dieselben  nicht  rechtzeitig  gefordert,  oder  gar  un- 
Iwendet  gelassen,  so  konnten  im  Verlaufe  derselben  noch  Ariieiten 
anderer  Art  und  dafür  gröfsere,  die  geforderten  Summen 
Obersteigende  Kosten- Aufwendungen  nöthig  werden ;  aufserdem 
war  aus  dem  Verkaufe  der  geborgenen  Schiffstrummer  ein 
nennenswerther  Erlös  nicht  zu  erwarten.  Die  Verhandlungen 
zur  Erlangung  ausreichender  Garantien  für  die  Erfüllung  der 
gemachten  Versprechungen  sowie  für  den  Erfolg  und  die 
rechtzeitige  Vollendung  der  ül>cniommciien  Arbeiten  führten 
zu  einem  befriedigenden  Resultat«  nicht,  da  sie  ergaben, 
dass  die  Unternehmer  zu  einer  vollständigen  Beseitigung 
des  gesunkenen  Schiffes  sich  nicht  verstellen  wollten,  sondern 
nur  die  Abriebt  liatten,  durch  Dynamit-Sprengungen  ein  freies 
Fahrwasser  von  7,5 ™  Tiefe  zu  schaffen,  wobei  e«  ihnen  über- 
lassen bleiben  sollte,  die  abgesprengten  Theile  in  gröfsere 
Tiefe  zu  versenken  oder,  im  Fall  es  lohnend  erschiene,  die- 
selben zu  heben.  Die  Hebung  des  Schiffes  im  ganzen  Zu- 
sammenhange ward  mit  Bestimmtheit  für  unmöglich  erklart. 
Dies  zu  konstatiren  war  für  die  Verwaltung,  falls  sie  die 
Hebung  des  Schiffes  selbst  in  die  Hand  nahm,  in  sofern  von 
praktischer  Bedeutung,  als  die  bei  Uebernahme  der  Kosten 
betheiligten  Rhedereien  und  Assekuranz -Gesellschaften  spater 
den  Kinwand  erheben  konnten,  dass  die  Hebung  nicht  auf 
Weise  ausgeführt  sei  und  die  entstandenen  Hebuugs- 
nicht  auf  notwendige  oder  nützliche  Arbeiten  ver- 
wendet worden  seien. 

Vor  allen  Dingen  al>er  kam  es  darauf  an,  den  früheren 
Zustand  des  Hafens  wieder  herzustellen.  Man  durfte  nicht 
dabei  stehen  bleiben,  das  Fahrwasser  für  die  tief  gellenden 
Schiffe  frei  zu  machen,  sondern  es  musstc  ein  ganz  reiner 
Ankergrund  geschaffen  und  dazu  die  völlige  Beseitigung 
des  Wracks  gefordert  werden.  Nach  einer  Entscheidung  des 
Handelsministers  Dr.  Achenbach  wurdet)  deshalb  die  Offerten 
der  Unternehmer  abgelehnt  und  es  wurde 
Dresel  in  Stettin  die  Hebung  des 


Lange  x  Breite  X  Höhe  (nach 


200 


2)  Für 
Kessel  etc.,  f. 


2«  .  16 

100 
die 


100 


i)  X  11 


11 


=     9  856  * 


incl.  Schraube, 
1  l'fdekr.  20  *.  bei  200  Pfdekr.  =     4  000  * 


Hiervon  nl>  für  Auftrieb  rot. 

3)  Ladung:  44  Keel  Kohlen  ä  30  kb» 
=  1  320  kb"  1  16  deren  spezif.  Gewicht 
durch  Wagungen  zu  1.33 
Das  Gewicht  der  Kohlen  im  Wa 
danach  4  ■  f.  d.  kl>™.  daher  1320.  4  . 


=    13 85«  z 
1  85«  » 
12000  z 


=     5  280* 
17  280  * 


3  280  " 


Das  Schiff  lag  85™  vom  Bohlwerk  entfernt  auf  seiner 
Backbord-Seite,  am  Rande  einer  tieferen  Stromrinne,  auf  ab- 
schüssigem Grunde.  Die  (anfänglich  leeren)  Wassertanks  im 
Räume  hatten  zwar  das  Bestreben,  das  Schiff  ganzlich  kiel- 
oben zu  wenden ;  indessen  wurde  dasselbe  in  seiner  1 -agc  durch 
die  Masten  festgehalten,  die  sich  gegen  den  Grund  stützten, 
nachdem  die  Stengen  abgebrochen  waren.  Die  Kohlenladung 
war  nach  Backbord  hin  über  gegangen  und  zum  Theil  aus 
den  offenen  Luken  auf  die  Schanzkleidung  gestürzt. 

Ueber  Steven  halte  das  Schiff  eine  Länge  von  «3»:  seine 
grüfste  Breite  betrug  8,86™,  die  Tiefe  vom  Schandeck  bis 
zum  Kiel  5».  Das  Gewicht  des  Fahrzeugs  wurde 
wie  folgt  ermittelt: 

1)  Für  den  eisernen  Schiffskörper  inel.  Takeln) 


Filter  der  Annahme,  dass  ein  Theil  der 
Ladung  und  der  Schiffsausrüstung  vorab  gc- 
liorgcu  werden  könne,  etwa  in)  Gewicht  von 
verblieb  eine  zu  hebende  Last  von    .    .  . 

Es  ist  durch  die  spatere  Deplacements-Ermittelung  des 
Schiffes  die  annähernde  Richtigkeit  der  vorstehenden  Annah- 
men bestätigt  worden.  — 

Die  in  Pommern  gebräuchliche  Metbode  der  Schiffsliebung 
besteht  darin,  dass  schwere  Windebaume  über  offene  Hebe- 
prähme gestreckt  und  mit  Spillbaumon  und  Spaken,  unter  Zu- 
iiülfenahme  von  Scheerzeug  und  Winden,  in  offenen  Lagern 
gedreht  werden,  nachdem  vorher  die  Kettet),  in  welchen  das 
Fahrzeug  aufgebangt  wird,  auf  den  Windchaumen  befestigt 
sind.  Die  Metbode  konnte  in  diesem  Falle  keine  Auwendung 
linden,  weil  hier  (bis  Gewicht  und  die  Abmessungen  des 
Schiffskörjicrs  zu  grols  waren.  —  Schwimmende  Plattformen, 
aus  starken  Trägern  auf  Pontons  konstruirt,  gestatten  die 
Hebung  nur  bis  zu  einer  N  -  .  Ii  rankten  Höhe,  nämlich  nur  so 
lange,  als  die  über  Deck  hervorragenden  Theile  des  Fahr- 
zeuges die  Plattformen  noch  nicht  berühren.  Es  ist  in 
(Uescr  Weise  im  Jahre  1866  die  Hebung  des  „Karl  of 
Dublin"  und  im  Jahre  1867  die  Hebung  des  eisernen 
Postdampfers  .,  Wolf"  bei  Belfast  mit  Erfolg  ausgeführt 
worden,   allerdings  unter  der  sehr  wesentlichen  Beihülfe, 

Da,  wo  ein  solcher  Wechsel 
ist,  werden  die  T~ 


arbeiten  sich  stets  auf  einfachste  und  billigste  Art  ins  Werk 
setzen  lassen :  es  wurde  in  dieser  Weise  z.  B.  im  Jahre  1868 
ihis  (kleinere)  Dampfschiff  Toranaki  im  Torry- Kanal,  unter 
Bäumen,  die  über  2  Prähme  gestreckt  waren,  aus  reichlich 
80  ■  Wasser-Tiefe  herauf  gebracht.  Der  „  Wolf1  dagegen  lag 
in  nur  13™  Tiefe  auf  steifem  Thonboden  und  mu&stc  aus 
seinem  selbst  gegrabenen  Bette  zum  Theil  ausgeschraubt 
werden,  weil  die  Differenz  von  Ebbe  und  Fluth  nicht  vermochte. 


tende  Vorbild  des  Onkel  Soller  für  ihn  bestimmend  gewirkt.  In 
seinem  n&use  hatte  er  jenen  Kreis  von  Mannern,  wie  Stoler, 
Strack,  Knoblauch,  Sfler,  Hitzig,  Persius  und  Andere  kennen  ge- 
lernt, welche  ab  Schüler  Schinkels,  durchweht  von  seinem  Geist, 
herangebildet  waren  an  den  großen  Monumentalbanten,  die  in 
Berlin  gleich  einem  Wunder  plötzlich  ans  der  Erde  wuchsen. 
Die  Macht  des  Sehinkerschen  Genius,  der  unter  dem  sparsamsten 
Konig,  mit  den  knappsten  staatlichen  Geldmitteln  jenen  Kuropa 
durchströmenden,  hellenischen  Geist  in  einer  ungeahnten  Schön- 
heit zur  Erscheinung  zu  bringen  wusste,  zog  unter  so  günstigen 
Verhältnissen  den  jungen,  leicht  erregbaren  Mann  unwiderstehlich 
in  ihren  zÄuticrisclicn  I'iinnWri'i!*.  I*<ntsT)rpchpn(^  tleo  Vorschriften 
für  das  Studium  der  Architektur  machte  er  sich  nach  Absolvirung 
der  Realschule  an  die  Erlernung  des  Feldroessens,  trat  im  Herbst 
1847  bei  dem  Feldmesser  Höne  in  Naumburg  ein  und  legte  im 
Herbst  1849  sein  Feldmesser- Examen  in  Merseburg  ah.  Zufällig 
fiel  dies  Studium  in  jene  Zeit  der  politischen  Stürme,  welche 
das  Frühjahr  1848  über  Europa  berauf  beschworen  hatte.  Wahrend 
Alles  in  Waffen  starrte,  Kunst- Akademie  und  Bau -Akademie  ein 
Tummelplatz  für  militärische  Hebungen  geworden  waren,  arbeitete  er 
mhig,  fern  von  Berlin  an  der  Saale  und  Unstrut  schönem  Strande. 
Dies  ist  mit  ein  Grund  gewesen,  warum  die  politischen  Strömungen 
jener  Zeit  an  ihm  riemlich  still  vorüber  gerauscht  sind. 

Mit  der  allmählich  sich  bahnbrechenden  kübleren  Auffassung 
der  Verhältnisse  bezog  unser  Freund  Ostern  1850  die  Bauakademie. 
Mit  Eifer  gab  er  sich  seinen  Studien  hin.  Bald  hatte  sich  um  ihn 
ein  Kreis  von  intimen  Freunden  gefunden,  denen  er  mit  inniger 
Liebe  für  sein  ganzes  Leben  zugethan  blieb.  Die  Gleichartigkeit 
des  Zieles  verband  alle ;  die  auffällige  Verschiedenheit  dert  haraktere 
dagegen  gewährte  ihm  vielfache  Anregung  und  Belehrung.  Er 
verstand  es  vortrefflich  und  es  ist  dies  ein  schöner  Zug  seines 
Charakters,  den  Tadel  ebenso  ruhig  hinzunehmen  wie  das  Lob, 
und  aus  beiden  in  verständiger  Selbsterkenntnis«  das  Nützliche  zu 
Der  Geist  des  Studiums  anf  der  Bauakademie 


von  zwei  Männern  getragen,  in  welchen  die  beiden  Bedingungen 
unseres  Schaffens  wie  personiftzirt  erscheinen.  Auf  der  einen 
Seite  hatte  Bötticber  mit  dem  ihm  eigentümlichen  Sinn  für 
Wissenschaftlichkeit  und  der  ihn  auszeichnenden  Schueidigkeit  des 
Verstandes  es  unternommen,  nachzuforschen  den  Gesetzen  helleni- 
scher Formenscbönheit  und  da,  wo  bisher  nur  ein  dunkler  Drang  die 
Wege  zeigte,  die  leuchte  der  Wissenschaft  aufzustecken.  In 
seiner  Tektonik  der  Hellenen  hatte  er  der  studirenden  Jugend  einen 
sicheren  Führer  für  die  Erkenntnis»  der  organischen  Gestaltung 
baukünstlerischer  Formen  geschaffen.  Auf  der  anderen  Seite  lehrte 
der  feurige  Meister  Wilhelm  Stier,  wie  aus  dem  künstlerischen 


j  geleitet  von  der  Phantasie  die  Bang 
in  die  Erscheinung  zu  rufen  seien.  Er  lehrte  ferner,  daas  nicht 
einseitige  Abgeschlossenheit,  sondern  offenes  Auge  für  alle  echten 
Kunstwerke  aller  Zeiten  den  wahren  Künstler  zeigen.  Unseres 
Freundes  gesunder  Sinn  wusste  den  Werth  Beider  zn  schätzen 
und  ihre  Lehren  sich  zu  eigen  zu  machen.  In  gerechter  Anerkennung 
hab'  ich  ihn  öfter  sagen  hören :  „Wie  bin  ich  von  Herzen  Bötücher 
dankbar,  dass  er  mich  gezügelt  und  gemafsigt  hat,  denn  ich  war 
ganz  dazu  geschaffen,  wild  zu  werden".  Wo  für  manchen  eine 
Klippe  zu  dogmatischer  Erstarrung  und  schablonenhaftem  Schaffen, 
da  lag  für  ihn  ein  Segen,  welcher  ihn  lehrte,  Maars  und  Hans  zn 
halten  mit  seinem  künstlerischen  Können.  Aber  nicht  Erkenntnis^ 
allein  war  es,  was  ihn  zwang,  gerade  so  nnd  nicht  anders  zu  sein; 
aus  seinem  innern  Wesen  heraus  wurde  er  vielmehr  dazu  ge- 
trieben. Er  war  mir  immer  als  eine  Natur  erschienen,  welche 
ich  als  eine  „hellenische'1  bezeichnen  möchte.  Jenes  Sonnige 
seines  Wesens,  welches  mit  der  in  ihm  teilenden  Heiterkeit  des 
Gcmflthes,  frei  von  jeder  phantastischen  Grübelei,  alles  das,  was 
das  lieben  an  realen  Erscheinungen  bietet,  schön  zu  gestalten 
trachtete,  dazu  sein  feiner  Takt  für  richtiges,  Maafshalten: 
es  uns  nicht  lebhaft  an  den  reizvollen  Geist,  der  i 
Welt  geht?  Hieran  reihte  sich  ein 

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54 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


9.  Februar  1878 


ihu  so  hoch  vom  Grunde  abzuheben,  als  zum  Ausschwimmen 
erforderlich  war.  Der  „  Wolf"  war  der  erste  grofse  Dampfer, 
den  man  aus  so  bedeutender  Tiefe  heraus  brachte,  und  die  ge- 
lungene Ausfahrung  der  Operation  erregte  seiner  Zeit  allge- 
meines Interesse;  auch  hierbei  machte  man  die  Erfahrung, 
das»  die  Träger  der  Hebung  insofern  hinderlich  waren,  als 
die  Aufbauten  auf  dem  Deck  erst  sammtlich  abgenommen 
werden  mussten,  bevor  das  Schiff  so  hoch  gehoben  werden 
konnte,  um  die  Einführung  in  ein  Dock  zu  gestatten. 

Unter  den  Umstanden,  welche  in  Swinemunde  stattfinden, 
wurde  die  angegebene  Methode  unverhältnissmäfsig  hohe  Pon- 
tons sowie  Docks  mit  sehr  tief  liegenden  Drempcln  erfordern.  — 
Luftsäckc  als  Mittel  zur  Hebung  gesunkener  Schiffe 
sind  «chon  seit  HK)  Jahren  bekannt  Die  Säcke  werden 
jetzt  aus  Indiafaser  und  Canevas,  streifenweise  in  abwech- 
selnden Lagen,  angefertigt.  An  den  russischen  Küsten  dienen 
die  Luftsacke  bei  der  Kriegs-  sowohl  als  Uandels-Marine  zum 
Heben  aus  grofser  Tiefe  und  daneben  auch  zum  Leichtem 

Untiefen  und  bei  Reparaturen  au  den  Schiffsböden.  Die 
Sacke  sind  dort  5  bis  0™  lang,  bei  4  bis  bm  Durchmesser, 
und  haben  eine  Hebekraft  von  1200  bis  2000*.  Das 
Verfahren  erfordert  einige  Uebung  und  grofse  Behutsamkeit. 

Für  die  Hebung  der  /.«rfy  Cathurhir  bis  zur  vollen 
Hohe  war  die  Metliode  unanwendbar  und  noch  weniger  ge- 
brauchsfähig war  dieselbe  für  das  der  Hebung  vorauf  gehende 
Aufrichten  des  Fahrzeugs,  weil  es  unmöglich  war,  die  Säcke 
so  tief  anzulegen,  dass  sie  beim  Aufsteigen  nicht  gar  zu  bald 
an  die  Wasseroberfläche  gelangen  worden.  Probeweise  wurde 
ein  kleiner  Sack  von  0.5  kbm  Inhalt  aus  Segeltuch  angefer- 
tigt, geölt  und  mit  8  Gurten  gebunden.  Ein  Versuch  mit 
10*  Kisenbelastung  ergab  seine  vollkommene  Luftdichtigkeit 
und  stellte  aufser  Zweifel,  dass  solche  Säcke  von  gröfseren 
Dimensionen,  wenn  uöthig.  in  der  Art  zu  Hülfe  genommen 
worden  konnten,  dass  sie.  am  Boden  des  Schiffes  befestigt 
oder  in  den  Raum  unter  die  Deckbalken  gebracht  und  dann 
aufgeblasen,  dasjenige  Wasser  verdrängen  würden,  welches  durch 
Auspumpen  nicht  zu  beseitigen  war,  so  lange  die  grofsen 
Luken  und  andere  Ocffnungen  unter  Wasser  nicht  genagend 
dicht  gemacht  werden  konnten. 

Da  bei  SwinemOnde  weder  Fluthwechse)  stattfindet,  noch 
Docks  vorhanden  sind,  noch  auch  Hellinge,  die  geeignet 
wären,  Fahrzeuge  von  grofeem  Tiefgange  aufzunehmen,  so  musstc 
eine  besondere  Methode  gefunden  werden,  welche  gestattete, 
das  Schiff  stetig  und  so  weit  über  Wasser  zu  schaffen,  dass 
diejenigen  Reparaturen  vorgenommen  werden  könnten,  welche 


nöthig  waren,  um  das  Schiff  lenzen  (auspumpen)  ; 
und  zum  Schwimmen  zu  bringen.  Diese  Methode  bestand  nun 
darin,  dass  man  nach  Analogie  der  Sektional-Doeks  einzelne 
Abteilungen  —  Sektionen  —  bildete,  deren  jede  aus  2  gedeckten 
Pontons  bestand.  In  der  Axe  dieser  Pontons  befanden  sich 
je  2  Kocher  (Brunnen)  und  Ober  den  Kochern  ruhten  starke 
Spillwellen.  An  den  eisernen  Ringen,  womit  diese  Wellen 
gebunden  waren,  befanden  sich  die  Spillgatten.  Es  wurde 
auf  jeder  Welle  das  Ende  einer  Kette  befestigt,  deren  zwei- 
tes Ende  durch  den  Kocher  hinabgelassen,  unter  dem  Schiffs- 
körper durchgeführt,  auf  der  gegenüber  liegenden  Seite  des 
Schiffs  durch  den  Kocher  des  andern  Pontons  hoch  genommen 
und  dort  ebenfalls  auf  der  Welle  festgesetzt  wurde.  Nach- 
dem die  Pontons  durch  Bodenventile  mit  Wasser  gefüllt  und 
bis  zum  Schandeck  gesenkt  waren,  wurden  die  Ketten  zur 
Vermeidung  vqh  Hubverlusteu  durch  Drehung  der  Wellen 
möglichst  fest  angezogen.  Darnach  wurden  2  Kreiselpumpen, 
deren  Schlauche  durch  die  Luken  in  die  Räume  der  beiden 
zusammen  gehörigen  Prähme  eingelassen  wurden,  gleichzeitig 
in  Bewegung  gesetzt  und  ein  Theil  des  Wasscrhallastes  aus- 
geworfen. Mit  fortschreitender  Eulleerung  der  Prähme  nahm 
die  Spannung  der  Kette  zu,  bis  dio  (irenze  ihrer  Trag- 
fähigkeit erreicht  war,  worauf  alsdann  das  licnarbbart  liegende 
Prahmpaar  und  fortschreitend  die  folgenden  der  Reihe  nach 
entlastet  (ausgepumpt)  wurden.  War  diese  Operation  bei 
einer  hinreichenden  Anzahl  von  Prähmen  durchgeführt .  so 
stiegen  die  Prähme  nach  und  nach  aus  dem  Wasser  hervor 
und  mit  ihnen  hob  sich  das  Schiff.  Dem  Aufsteigen  der 
Prall  me  entsprechend  nahm  die  Inanspruchnahme  der  Ketten 
ab  und  es  durfte  deshalb  mit  der  weiteren  Entleerung  der 
Prähme,  jedesmal  innerhalb  der  zulässigen  Kettenspannung, 
fortgefahren,  werden,  bis  die  durch  die  Höhe  der  Prähme 
begrenzte  Hebekraft  vollständig  ausgenutzt  war.  Die  nutz- 
bare Hebekraft  und  die  entsprechende  Länge  der  Prahme  ward 
nun  so  bemessen,  dass  auf  der  ganzen  Länge  des  Schiffes  1  Sektion 
mein*,  als  zum  Tragen  des  Schiffes  nöthig  war,  Raum  hatte. 
Dadurch  erreichte  man,  dass  eine  Sektion  nach  der  andern 
herab  geballastet  und  in  \  oller  Tiefe 
So  wurden  die  Iwschrie- 
wiedcrholt,  bis  die 


Die  folgende,  etwas  eingehendere  Angabe  der  Hülfsmittel 
und  des  Herganges  bei  den  Hehungsarheiten  wird  dazu  dienen, 
die  Methode  noch  klarer  zu  veranschaulichen. 

Srblci».  fol|(t.) 


In  No.  3  er.  dies.  Hl.  —  in  der  IV.  Folge  der  Berichte  über 
den  Cochetner  (Kaiser  Wilhelm-)  Tunnel  —  werden  die  grofsen 

welche  im  Jahr  1877  dort 


worden  sind,  und  es  wird  aus  dem  Vergleich  derselben  mit  den- 
jenigen, die  im  Jahre  187U  im  GoUhardtunnel  erreicht  wurden, 
die  Ansicht  " 


ir,  wc 

faasung  eine  andere,  die  der  kühleren  Reflexion,  sich  entgegen  stellte. 
Klar  und  verständig  wie  er  war,  wusstc  er  sehr  bald  auch  hier 
die  nöthige  Einigung  zu  erreichen.  So  verlief  für  ihn  die  Zeit 
seines  Studiums  auf  der  Bau-Akademie  in  segensreichster  Weise. 
Im  Krühjahr  1853  machte  er  sein  Examen  als  Bauführer,  wurde 
zunächst  als  solcher  am  Kolner  Dombau  unter  Zwirner  beschäftigt 
und  verdiente  sich  später  als  ausführender  Architekt  die  ersten 
Sporen  durch  einen  gothischen  Kircbenbau,  welchen  er  für  Soller 
in  Miechowitz,  einem  Besitz  der  Familie  Thiele- Winkler,  ausführte. 
In  dicüer  Zeit  entstand  »ein  erster  selbstsundiger  Entwurf  zu  der 
protestantischen  Kirche  inKattowitz,  in  der  Auffassung  der  „Entwürfe 
für  Kirchen,  Pfarr-  und  Schulhäuser''. 

Im  Herbst  1855  zum  weiteren  Studium  auf  die  Bauakademie 
zurückgekehrt,  absolvirte  er  dieselbe  im  Herbst  1867  und  bestand 
im  Januar  1859  in  beiden  Richtungen  sein  Baumeister- Examen 
mit  Auszeichnung.  In  jene  Zwischenzeit  fallt  die  Entstehung 
seines  ersten  Werkes  hier  in  Berlin,  sein  eigenes  früheres  Wohn- 
haus in  der  Victoriastrassc,  jetzt  Schemionek  gehörig.  Ganz  im 
Geiste  jenes  Botticher'&chen  Hellenismus  geplant,  zeigt  es  bei  aller 

sehen  Mittel  den  feinen 
!T  den  die  Schinkcrscbe 
Ein  Projekt  für  den  Umbau  des  alten 
polnischen  Renaissance -Schlosses  Runowo  0b< 
führung  seinem  Freunde  Gropius ;  denn  wie  einen  \'< 
Kilig  entflohen,  zog  es  ihn  nach  den  Mühen  des 
den  langersehnten  Fluge  nach  dem  Süden.  In  Rom  traf  er  mit 
mehrjährigen  .Stubengenossen ,  dem  bekannten  Wilhelm 
nisammen.  Schwelgend  in  den  Genüssen  Italiens  durch- 
sie  dasselbe  in  ungebundenster  Jugendlust  Hören  wir, 
was  l.übke  selbst  über  diese  gemeinschaftliche  Reise  schreibt: 

„In  Rom,  wo  ich  damals  seit  einigen  Monaten  zu  längerem 
Aufenthalt  weilte,  trafen  wir  zusammen  und  ich  hatte  nicht  Mos 


die  Freude,  ihm  in  der  Denkmälerwclt  der  ewigen  Stadt,  die  mir 
schon  vertraut  geworden  war,  als  Führer  zu  dienen,  sondern  ihn 
auch  als  Genosse  für  die  Weiterreise  nach  dem  Süden  bis  Sizilien 
und  für  die  Heimfahrt  Ober  Terni,  Assisi,  Perugia,  Florenz, 
Bologna,  Padua  und  Venedig  zu  gewinnen.  Dass  die  Eindrücke 
dieser  Reise  für  ihn,  wie  für  jede  künstlerisch  angelegte  Natur,  von 
bleibendem  Werth  waren,  ist  selbstverständlich,  obwohl  seine  Art 
des  Sindiren  s  und  Aneignens  von  dem  Verfahren  der  meisten 
Andern  erheblich  abwich.  Man  konnte  in  dieser  Hinsicht  kaum 
einen  gröberen  Gegensatz  sich  denken,  als  er  zwischen  ihm  und 
unserm  gemeinschaftlichen  Freunde  und  Reisegefährten,  dem  früh 

I  entschlafenen  Sohl,  bestand.  War  letzterer  unablässig  bemüht, 
in  einer  Unzahl  kleinerer  Skizzen  und  gröTserer  Aufnahmen  sich 
die  Monumente  zu  eigen  zu  machen  und  ausserdem  in  einem 

'  gewissenhaft  geführten  Tagebuch  sich  Rechenschaft  Ober  das 
Gesehene  abzulegen,  so  hat  Lucae  weder  den  Zeichenstift  noch 
die  Feder  zu  diesem  Behuf  in  Bewegung  gesetzt.  Es  war  theils 
wohl  eine  gewisse  genussfrohe  Bequemlichkeit,  die  ihn  davon  abhielt, 
theils  aber  auch  die  Erwägung,  dass  bei  knapp  zugemessener 
Zeit  es  mehr  darauf  ankomme,  viel  und  nachhaltig  zu  sehen,  als 
durch  hastiges  Skizziren  zwar  manches  im  Einzelnen  aufzuraffen, 
aber  darüber  vielleicht  den  Gesammteindnick  einxubüfsen.  So 
studirte  er  denn  nur  mit  den  Augen,  indem  er  die  Schönheiten 
von  Kunst  und  Natur  in  sich  aufsog,  aber  bei  dem  treuen  und 
scharfen  Formeusinn,  der  ihm  eigen  war,  trug  er  doch  im  Geiste 
eine  reiche  Ernte  heim.  Dagegen  hat  er  die  landschaftlichen 
Eindrücke  des  schönen  Landes  und  manche  Figur  und  Gruppe 
ans  dem  Volksleben  mit  Stift  und  Pinsel  tixirt,  wobei  ihm  eine 
erstaunliche  Leichtigkeit  im  Auffassen  sowohl  der  Landschaft, 
wie  der  menschlichen  Gestalt  zu  Statten  kam.  Man  wird  nicht 
leicht  unter  seinen  Bundesgenossen  Künstler  von  so  vielseitiger 
Anlage  finden,  die  sich  auch  im  Landschaftlichen  und  Figürlichen 


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JiÖHERE  JöCHTERSCHULE  IN  KARLSRUHE. 
IVi>Jttkp'atl»r  R«rip«l*M •  Knlworf  \«n  Pm(.  I.irtir»«i»vrr  In  Ktnttptn. 


Aultkt  d«  lirillekn  n»cr1frn„t  I«  4fr  Krlffitru.f. 


*  ^,-rT-iiin.rrrr^-. 


Qifrwk.ltt  dirrk  4ta  JtitWk»»  m4  Alitrkl  4»r  H«ITr.«t*R. 


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Mubauli  njr  den  IHlrrhtfJmlU 
und  riii*  AimWiNmi. 


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IX 
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VV.til.uli-. 

Korridor». 
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Ni-li.-iilr.  H*"i. 
Lcbnilr. 

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Apparat». 
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Lf-breriimen-Zlmiiw, 
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IV  Garlfnbiu*rhm  nraL 
IHpnfrwoluianK. 

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*  I.  iL  S**buli-riui»fii 


Amlrkt  4rr  TirakaJI«. 


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\).  Februar  1878 


Gunsten  des  enteren  ausfallenden  Resultaten  wohl  niemand  mehr 
darüber  im  Zweifel  sein,  data  der  beim  Cochemer  Tunnel  an- 
gewendeten Methode  des  Sohkrtollen-Betriebc«  vor  der  am  (iotthard 
liefolgteu  des  Firststollen-Betriebes  der  Vorzug  gebühre. 

Es  darf  aberhanpt  von  vorn  herein  als  unstatthaft  bezeichnet 
werden,  ohne  weiteres  aua  den  mit  einer  Haumethode  erzielten 
Fortschritten  auf  die  Vortrefflichkeit  dieser  Methode  schliefen 
zu  wollen ;  noch  weniger  ist  es  zulässig,  auf  Grund  dersellten  nur 
so  obenhio  auszusprechen,  es  verdiene  eiue  Methode  vor  einer 
anderen  den  Vorzug.  Aufser  dem  Fortschritt  kommen  ja  für  die 
Wahl  eines  Kausystems  vielerlei  Fragen  ins  Spiel,  vor  allem  der 
Kostenpunkt,  dann  die  Beschaffenheit  der  Gebirgsarten  und  deren 
I,agerungsverhAltnis9e  mit  Rücksicht  auf  WasscrzuhTisse,  die 
Tunnel-Lange,  Bauzeit,  Temperaturverhältnisse  etc.,  so  dass  ein  so 
nilgemeiner  Ausspruch  wie  der  obige  werthlos  erscheint. 

Tin  zwischen  den  liciden  in  Hede  befindlichen  Tunneln  einen 
Vergleich  anzustellen,  so  besteht  der  <' och  einer  Tunnel  aus 
Grauwackcn-Schiefer  und  Urauwacken-Kalk,  das  Gehirge  ist  im 
allgemeinen  trocken,  der  Tunnel  hat  4300"»  Lange,  die  Bauzeit 
betragt  4  Jahre,  das  (Iberlagernde  (iebirge  ist  wenig  machtig  und 
es  blieb  daher  auch  die  Temperatur  im  Innern  stets  eine  niiifsige. 
Die  aurseren  klimatischen  Verhältnisse .  sowie  die  Lage  dieses 
Tunnels  in  Bezug  auf  Beschaffung  der  Utensilien  und  Materialien 
kann  eine  günstige  genannt  werden.  Der  Gotthard  besteht  da- 
gegen vorzugsweise  aus  Granit  und  Gneis  mit  den  Durchbruch 
sehr  erschwerenden  Einlagerungen  von  Serpentin-  und  Amphibol- 
Gcatein.  Daneben  kommt  das  Auftreten  von  zersetzten)  Gneis  bis 
zu  Ober  100"  Ausdehnung  vor  und  es  betrugen  die  Wasserzu- 
rlas&e  auf  der  Südseite  schon  über  ;WX1'  i.  d.  Sek.,  auf  der  Nord- 
seite 30'.  Der  Tunnel  hat  die  Lange  vou  15  000™,  die  Bauzeit 
ist  8  Jahre,  das  überlagernde  (iebirge  hat  gegenwärtig  auf  der 
Südseite  eine  Höhe  von  über  1000™  und  daher  herrscht  vor  Ort 
des  Stollens  und  iti  der  seitlichen  Krweiterung  eine  Temperatur 
bis  zu  2'J"  ('.  Die  änlseren  klimatischen  Verhältnisse  sind  un- 
günstig, der  Bezug  aller  Bedürfnisse  ist  sehr  mühsam  etc.  und 
es  treten  daher  alle  bei  einem  Tunnelbau  maaTsgebcnden  Faktoren 
gewaltig  zu  Ungunsten  des  Arhcitsvnllzuges  am  Gotthard  auf. 
Die  Arbeiterfrage,  die  bei  den  höchst  lieschwerlicheu  Verhältnissen 
hier  eine  so  grolte  Rolle  spielt,  darf  lx-i  der  vorstehenden  Auf- 
zahlung nicht  fibergangen  werden. 

Wenn  nun  trotz  dieser  Unterschiede  wip  die  nachstehende 
Tabelle  nachweist  —  im  verflossenen  Jahr«  im  Gotthard  betracht- 
lich grofsere  Fortschritte  erzielt  wurden,  als  im  Cochemer 
Tunnel  in  demselben  Jahre,  wo  nach  erfolgtem  Durchschlag  dort 
schon  alle  Arbeiten  mit  wesentlichen  Krleichteningen  von  Sutten 
gingen,  so  ist  die  Berechtigung  dazu,  aus  den  beim  Cochemer 
Tunnel  zuletzt  erreichten  Resultaten  den  Beweis  für  erbracht  zu 
erklären,  dass  der  dort  angenommene  Sohlstollen-Betrieb  vor  dem 
im  Gotthard  befolgten  Firststollen-Betrieb  im  Prinzip  den  Vorzug 


Leistungen  im  Gotthard-Tunnel  im  Jahre  1-77 


Stollwi 

Voll»u.l,ro.h 

Nof<l. 

Küd. 

Mk. 

Norf. 

Nid. 

■IM. 

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IHM. 

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7S.B 

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198.1 

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104,0 

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107,4 

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104.0 

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135.3 

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330 

t»0.1 

400.1 

Niiveiatwr    .  . 

TS 

3S.4 

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113,3 

197,8 

ISU 

99.5 

385J. 

Üwnbir    .  . 

91 

40.3 

113.3 

83.7 

130 

190,0 

177.« 

73,3 

349.1 

Totti  .  . 

1130,.'. 

994,1 

3*34.« 

1033,» 

I3IM 

ihm 

IHM.» 

305I.O 

Vergleich  der  letztjährigen  Resultate  beider  Tunnel: 


Arfcell 

L  r  1  •  t  ■  n  k  (Mrt*r) 

GxbMii  Gotthard 

Cochem 

Ootlhud 

»Wo«««  

I7J.Ä  |M,,4 
171.0  I9VI 
179,0  354,0 

IBS 
307 
307 

318.3 
31C.J 
400,1 

Die  mitgetheilten  Zahlen  bezeichnen  noch  keineswegs  die 
Grenze  der  möglichen  Leistungen  am  Gotthard  und  ich  sage  nicht 
zu  viel,  wenn  ich  als  monatlichen  Durchschnitt  im  Votlausbruch 
und  im  Gewölbe  für  die  Zukunft  Resultate  in  Aussicht  stelle, 
welche  die  höchsten  Durchschnitts -Leistungen  in  Cochem  um  mehr 
als  509s  übertreffen  vorausgesetzt,  dass  nicht  nochmals  große 
Wassermassen  einbrechen,  was  kaum  mehr  befürchtet  werden  darf 


Derartige  Leistungen  können  beim  Sohlstollen-Betrieb  absolut  nie 
erreicht  werden,  da  auf  2  Gleisen,  wie  sie  beim  Firststollen-Betrieb 
bestehen,  selbstverständlich  mehr  gefördert  werden  kann  als 
auf  1  Gleis,  auf  das  mau  bcüu  Sohlstolleu-ISetrieb  l>eschränkt  ist 
Die  2  gleisige  Anlage  wird  —  nebenbei  bemerkt  —  nicht  in  einem 
breiten  Sohlstollen  ausgeführt,  wie  allerdings  Torgeschlagen  ist, 
sondern  in  den  beiden  Bauetagen,  da  gegen  eine  doppelte  Gleis- 
anlage in  einem  breiten  Sohlstollen  so  gewichtige  praktische 
Hedenken  auftreten,  dass  ein  erfahrener  Bauunternehmer  von  einer 
solchen  Ktnpfehlung  kaum  Gebrauch  machen  wird. 

Der  ( 'ochemer  Tunnel  wurde  in  Regie  und  auf  Staatskosten 
gebaut,  am  Gotthard  ist  die  Ausführung  vollständig  in  die  Hand 
eines  Unternehmers  gelegt,  der  begreiflicher  Weise  in  erster  Linie 
seine  Oekonomie  ins  Auge  zu  fassen  hat,  und  dieses  um  so  mehr 
als  heute  die  Zeit  nicht  mehr  in  erster  Linie  maafsgebend  ist; 
denn  es  kann  mit  Bestimmtheit  voraus  gesagt  werden,  dass  der 
Bau  der  Zufahrtslinien  kaum  noch  mit  dem  Bau  des  großen 
Tunnels  gleichzeitig  vollendet  werden  wird. 


Wenn  im  beregten  Artikel  schließlich  noch  „ein  flüchtiger 
c  auf  den  durch  Unregelmäßigkeiten  und  Unfälle  mehrer 
ungünstig  eharakterisirten  Betrieh  des  Gotthardttinnels1'  ge- 
......en  wird,  so  ist  es  —  betreffs  der  Uni 

allerdings  Tbatsache,  dass  der  Unternehmer 
1H75  ausschlielslich  den  Stollenvortrieb  forcirte 


Fort- 


Blick 
Art 

so  ist  es  —  betreffs  der  Un 

Ir.  Favre  bis  Knde 
die  übrigen  Arbeiten 
aber  nur  schwach  und  unsystematisch  betrieb.  Der  Grund  für 
dieses  Vorgehen  war  zum  grolsen  Theil  finanzieller  Art,  indem  das 
Betriebskapital  zu  gering  budgetirt  und  die  Bezahlung  des  laufenden 
Meter  Stollen  sehr  hoch  normirt  worden  war,  so  dass  an  den 
übrigen  Arbeiten,  die  auf  beiden  Seiten  für  die  ersten  1  .KX)  •» 
uiiter  ausserordentlich  ungünstigen  Umständen  auszuführen  waren, 
Geld  verloren  ging.  Ks  ergalnm  ferner  die  Luftkompressoren 
weitaus  nicht  den  vorausgesetzten  Nutzeffekt  und  es  verfügten  selbst- 
verständlich auch  nicht  die  Ingeuieure,  Aufseher  und  der  Arbeiter- 
keni  der  Unternehmung  über  die  Summe  von  Erfahrungen,  welche 
ihnen  heute  zur  Seite  steht. 

Seit  dem  Sommer  1H7I!  ist  die  Betriebskraft  aber  nahezu 
verdoppelt  worden  und  alte  Arbeiten  werden  seither  in  gleichem 
Maalic  kräftig  und  nach  einem  rationellen  SyBteme  durchgeführt. 
Gegenwärtig  ist  man  mit  der  Ausweitung  der  oberen  Etage  dem 
Stollen  so  nahe  genickt,  dass  dieser  in  3  Monaten  eingeholt  sein 
wird,  und  es  werden  dann  auch  die  Arbeiten  der  unteren  Ktage, 
die  von  denjenigen  der  oberen  abhängig  sind,  um  so  lebhafter 
betrieben  werden,  bis  auch  diese  im  gleichen  ' 
so  dass  schließlich  die  Vollendung  des  Tum 
schritte  des  Stollens  abhängig  ist,  welcher  bekanntlich  steten 
forcirt  wurde.  Auf  der  Seite  von  Airolo  ist  ein  org 
betrieb  der  Art  durchgeführt,  dass  solcher  sowohl  bezüglich  der 
Gewinnung  als  der  Förderung  ein  grofsartiger,  kaum  verbesserungv 
fähiger  genannt  werden  kann.  Man  baut  dort  ohne  Unregel- 
mäfsigkeiten  so  glücklich,  wie  nur  bei  irgend  einem  Tunnel.  - 

Was  die  vorgekommenen  Unglücksfalle  betrifft,  so  kann  deren 
Umfang  aus  Folgendem  bcnrthcilt  werden.  Die  Einlagen  in  die 
Krankenkasse  betragen  3"0.  Trotz  bedeutender  Entschädigungen 
bei  vorkommenden  Unglücksfällen  (bei  Tödtungen  2  (XX)  Fr.  im 
Minimum)  hat  die  Krankenkasse  auf  der  Südseite  einen  Uebcrschuss 
von  32  (XX)  Fr.  Auf  der  Nordseite  steht  es  leider  nicht  so  günstig 
da  dort  ein  Defizit  von  5<XX)Fr.  vorbanden  ist  Abgesehen  von 
den  2 mal  erfolgten  Explosionen  der  Dynamit- Wärmehütten  wurden 
im  Norden  häufig  Unglücksfälle  durch  unvennuthete  Ablösungen 
von  Felsblöcken  ans  der  Stollendeckc  verursacht  welche  durch 
talkige,  schwer  sichtbare  SchirhtHächen,  die  sich  unter  Einwirkung 
der  feuchten  Luft  plötzlich  öffnen,  hervor  gerufen  waren.  Der  Bau- 
Ifetrieb  ist  trotzdem  aber  auch  auf  der  Nordseite  ein  regelmäfsiger, 
im  System  begründeter  und  wird  nur  durch  äussere  Umstände 
beeinträchtigt.  Das  Auftreten  von  blähendem,  zersetztem  Gneis 
auf  einer  Lange  von  HO'»,  welcher  den  Ausbau  des  Tunnels  an 
fraglicher  Stelle  schwierig  macht,  hat  niemand  vennuthet,  ebenso 
wenig  das  Auftreten  von  losem  zersetzten  Gneis,  wie  er  auf  der 
Südseite  seit  3  Monaten  ansteht  — 

Wenn  der  absolute  Erfolg  in  den  erzielten  Leistungen  schon 
gegenwärtig  und  trotz  aller  Ungunst  der  Verhältnisse  sehr 
entschieden  auf  Seite  dw  Gotthard-Tunnels  ist,  so  wiederhole  ich 
nochmals,  dass  zur  Beurtheilung  von  Bauausführungen  nicht  zu- 
fällig neben  einander  gestellte  Zahlen  maafsgebend  sind,  sondern 
dass  der  Fortgang  abzuwarten  ist  und  dass  alle  massgebenden 
Faktoren  in  Anschlag  gebracht  werden  müssen.  Beim  heutigen 
Arbeitastand,  und  von  diesem  Gesichtspunkte  aus  betrachtet,  über- 
ragen die  Leistungen  am  Gotthard  diejenigen  des  Cochemer- 
Tunnels  schon  ganz  bedeutend  und  wird  dies  in  der  Zukunft 
noch  immer  mehr  der  Fall  werden.  Deshalb  wird  auch  dem 
versuchten,  allgemein  ausgesprochenen  Argument:  Der  Sohlstollen- 
Betrieb  sei  dem  Firststollen-Betrieb  vorzuziehen,  jeder  Anhalts- 
punkt abgesprochen  werden  müssen. 

Zürich,  den  26.  Januar  1878.  .1.  Kaulfmann, 


Mittheilungen  aus  Vereinen. 


WostproafaiBoher  Arohitekten-  und 

Jahresbericht  f.  d.  J.  1877.  (Schluss.) 

Die  11.  Hauptversammlung  in  Deutsch-Eylau  stand 
im  Zusammenhange  mit  einer  Exkursion  zur  Besichtigung  der 


Marienburg-Mlawkaer  Eisenhahn,  die  am  20.  September  1H77  von 
43  Mitgliedern  und  12  Gästen  unternommen  wurde.  Von  Marien- 
bürg  aus  trat  die  Exkursionsgesellschaft  um  !)',',  Uhr  Morgens  in 
vou  der  Direktion  zur  Verfügung  gestellten  reservirten  Wagen, 

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Nt.  12. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


57 


welche  dem  fahrpLanmafsigcu  Zuge  angehängt  waren,  die  Fahrt 
nach  Deutsch  Kylan  an.  Wahrend  der  Fahrt  erklärte  der  Betriebs- 
direktor  der  Maricuburg-Mlawka'cr  Bahn,  Hr.  Breidsprecher, 
die  Zeichnungen  der  Bahnanlagen,  so  gut  dies  bei  dem  starken 
Getöse  in  den  Wagen  anging.  Letztere  waren  nämlich  Waggons 
IV.  Klasse,  innen  und  aussen  mit  Laubgewinde  dekorirt  und  durch 
Brücken  verbunden,  sowie  durch  hinein  gesetzte  Sopbas,  Stöhle 
und  Tische  möblirt 

Die  Bahnanlage,  bestimmt,  der  Stadl  Danzig  die  durch  die 
Eisenbahnen,  welche  nach  Westen  hinführen,  unterbundene  Ver- 
kehrsader nach  ihrem  natürlichen  Uiuterlande  wieder  zu  geben  und 
ein  Glied  der  Verbindung  des  Schwarzen  Meere»  mit  der  Ostsee 
zu  bilden,  will  auf  den  Personenverkehr  wenig  Gewicht  legen  und 
hauptsächlich  billigt  •  Frachten  anstreben.  Sie  hat  daher  nur  ge- 
ringe Steigungen,  in  maximo  5°, und  beschreibt  bei  dem  hüge- 
ligen Terrain  zahlreiche  Kurven,  von  500  bis  750»  Radius;  die 
an  der  Bahnlinie  liegenden  kleinen  Städte  hat  man  wenig  berück- 
sichtigt. Die  Geschwindigkeit  der  Personenzuge  ist  so  gering, 
dass  sie  nahe  an  Sekundärbetrieb  streift,  also  bei  geringer  Er- 
mäfsigung  derselben  die  Wächter  entbehrt  werden  konnten;  op- 
tische Signale  sind  nicht  vorhanden.  Die  Einpfangsgcbäude  sind 
in  Fachwerk,  innen  mit  Dielenbekleidung  und  Rohrputz,  hergestellt; 
die  Güterschuppen  haben  ebenfalls  Fachwerk  und  besteben  aus 
einem  Raum  von  10  m  Seite  mit  angebautem  Büreauximmcr.  -- 

Um  12  Uhr  Mittags  traf  man  auf  Bahnhof  Deutsch  Eylan 
ein.  Die  Wagen  des  Vereins  wurden  nun  durch  eine  Reserve- 
masebine  in  der  Richtung  auf  Marienburg  zu  um  1  Kilometer 
zurück  geschoben,  zur  „schiefen  Brücke",  einer  Chausseeübcr- 
führung  von  eigentümlicher  Konstruktion.  Die  Bahn-Axe  und  die 
Chaussee- Aie  bilden  hier  einen  Winkel  von  50  Grad:  es  ist  nur 
1  halbkreisförmige  Gewölbeöflhuug  vorhanden.  L'm  den  un- 
geübten .Maurern  die  Ausführung  dieses  schiefeu  Gewölbes  zu 
erleichtern,  hat  man  dasselbe  in  5  gerade  Tonnengewölbe  zerlegt, 
deren  Scheitel  gleich  hoch  liegen,  die  aber  an  den  Kämpfern 
treppenartige  Absitze  bilden.  Die  Unteransicht  ist  daher  eigen- 
tümlich. 

Nach  Besichtigung  dieses  Bauwerks  fuhr  man  weiter  zu  einer 
Chansseekreuzung,  welche  der  Stadt  näher  liegt  als  der  Bahnhof, 
dessen  Lage  durch  die  früher  gelmute  Thorn  -  Insterburger  Bahn 
bedingt  war.  Von  hier  ging  der  Verein  nach  der  '/<  Stunde  ent- 
fernten Stadt  Deutsch  Eylau,  woselbst  im  Hotel  Kronprinz  um 
1  Uhr  die  Vereinsversammlung  begann,  welche  sich  mit  inneren 
Angelegenheiten,  als:  Beitragserhöhung,  F.ntwurf  einer  Bibliothek-  1 
Ordnung  etc.  beschäftigte.  Von  2 Vi  bis  4 Vi  Ohr  wahrte  darauf 
dos  gemeinsame  Mittagsmahl,  nach  dessen  Beendigung  noch  die 
uus  der  Ordenszeit  stammende,  jetzt  evangelische  Kirche  der  Stadt 
besucht  wurde.  Nur  der  Thurm  zeigt  den  gothischen  Ziegelroh- 
bau unversehrt;  die  Kirche  selbst  ist  aller  Kunstformen,  selbst  der 
Strebepfeiler,  beraubt  und  mit  Hülfe  von  Kalkputz  zu  nüchtern- 
ster Einfachheit  hergerichtet  worden.  In  der  Krypta  unter  dem 
Altarraume  werden  etwa  10  aufgetrocknete  Leichen  (Mumieu)  ge- 
zeigt, welche  200  und  mehr  Jahre  alt  sein  dürften.  Nach  zwei- 
stündiger heiterer  Fahrt  traf  sodann  der  Verein  in  Marienburg 
wieder  ein  und  zerstreute  sich  nach  gemeinsamem  Abendessen  auf 
dem  Bahnhof  nach  allen  Richtungen. 

Die  12.  Hauptversammlung  wurde  am  27.  Dezember, 
an  welchem  Tage  vor  3  Jahren  der  Verein  gegründet  wurde,  in 
dessen  Geburtsstadt  Directum  abgebalten.  Um  12  Uhr  Mittags 
versammelten  sich  43  Mitglieder  und  9  Gäste  im  Bahnhofsgebäude 
zu  einem  kurzen  Frühstück  und  besichtigten  sodann  die  beiden 
Kirchen  der  Stadt,  welche  zu  den  ältesten  Bauwerken  West- 
preu  Isens  gehören. 

Die  katholische  Kirche,  deren  Chor  vom  Herzog  Sanibor 
erbaut  wurde,  ist  eine  dreischiftige  Hallenkirche  ohne  Quererhiff, 
mit  einschiffigem  Chor  und  kolossalem  Westthurm.  Der  Thurm, 
von  oblonger  Grundform,  zeigt  an  der  Westseite  unvollendete 
Blenden,  welche  auf  verschiedene  Bauperioden  hinweisen;  er  steigt 
ohne  Verjüngung  Ober  die  First  des  Kirchendaches  und  ist  hier 
mit  primärem  Holzaufhau  geschlossen,  in  dem  sich  die  Glocken 
befinden.  Die  Anordnung  der  Dächer  ist  eine  geschickte  und  in 
Prcufscn  selten  vorkommende,  indem  das  Mittelschiff  sein  eigenes 
Lungssatteldach  erhalten  hat.  während  die  Seitenschiffe  (4  Axen 
laug)  mit  je  4  Quer-Satteldächem  eingedeckt  sind,  deren  Ziergiebel 
dem  Aeufseren  zum  besonderen  Schmucke  gereichen.  IKt  Chor 
schliefst  in  3  Seiten  des  Achtecks;  seine  Strebepfeiler  haben  grol'se 
Nischen,  in  denen  ehemals  Figuren  Stauden.  Das  alte  Feuster- 
"[  ist  einfach,  aber  in  edler  Formbildnng.  indem  sämmtlirhe 
in  Spitzbogen,  die  sich  durchschneiden,  auflösen, 
i  sonst  in  Westpreutscn  oft  ganz  gerade  Pfosten  ohne 
Maarswerk  findet.  Die  Lange  der  Kirche  incl.  Thurm  ist  aussen 
44,87™,  die  Breite  28,87™,  die  Höhe  im  Innern  15,7».  Die 
Decke  zeigt  schöne  Sterogewolbe.  An  den  Scitcnwanden  des  Chores 
sieht  man  zugemauerte  Rundbogen  und  darunter  die  doppelte 
Zahl  von  Arkadenliogen  -  ein  vollständiges  romanisches  System. 

Die  evangelische  Kirche,  einschiffig  in  Langhaus  und 
Chor,  ist  von  gleichem  Alter.  I)er  Chor  ist  die  Kapelle  des 
Sambor'schen  Schlosses,  das  I^anghaus  ein  Nebensaal,  der  zu  seiner 
jetzigen  Bestimmung  durch  die  Dominikaner,  denen  das  Schloss 
1289  als  Kloster  übergeben  wurde,  eingerichtet  ward.  In  Folge 
dinier  Entstehung  bilden  die  Axen  lieider  Rautheile  eine  gebrochene 
Linie.  Der  Chorraum,  in  3  Seiten  des  Achtecks,  schliefst' ml,  hat 
ein  Tonnengewölbe  mit  Stichkappen  und  aufgesetzten  Graten,  das 

l  später,  der  Ceherein- 


stimmung  halber,  durch  Putz  die  Grate  der  Stemgewolbe  angedeutet 
sind.  Die  Westmauer  des  Thurmes  öffnet  sich  zu  einer  sehr 
grofsen  Spitzbogen-Nische,  hinter  der  man  das  Portal  und  eiu 
grofses  Fenster  erblickt.  Der  Thurm  geht  über  der  Nische  in 
eigenthümlicher  Weise  ins  Achteck  über  —  an  4  Seiten  durch 
Abschrägung,  an  4  Seiten  durch  flachbogige  Gesimse.  Die  acht- 
eckige Spitze  hat  in  der  Zopfzeit  eine  Laterne  erhalten.  Die  Länge 
der  Kirche  beträgt  aufseu  48,9»,  die  Breite  13,2»,  die  Höhe 
II  «  im  Hau  puchin'  und  10,2»  im  Chor.  — 

Um  2V,  Uhr  eröffnete  der  Vorsitzende,  Hr.  Reg.-  und  Rau- 
Rath  Ehrhardt,  die  Vereinsversammlung  in  Hensel's  HöteL  Nach 
vielen  geschäftlichen  und  VerwraJtungs-Angelegenheiten  kamen  auch 
die  von  dem  „Verbände"  zur  nochmaligen  Bearbeitung  überwieseneu 
Fragen:  „über  einheitliche  Bezeichnung  mathematisch-technischer 
Gröfsen"  und  über  „Statistik  des  Bauwesens"  zur  Besprechung. 
Bezüglich  der  erstem  wurde,  zur  Erleichterung  einer  Einigung, 
beschlossen,  das  Gutachten  des  Badischen  Techniker -Vereins  für 
den  Westpreufsischen  Verein  zu  azzeptiren;  die  2.  Frage  wurde 
zur  speziellen  Bearbeitung  der  hierfür  bestehenden  Kommission 
überwiesen.  Es  folgte  sodann  der  Vortrag  des  Hrn.  Deichinspektor 
Bauer  aus  Marienburg  über  „Zantir". 

Die  Insel  Zantir  war  zur  Ordeuszcit  das  jetzige  grofse  Marien- 
burger  Werder ;  auf  derselben  lag  eine  Stadt  und  eine  Burg  gleichen 
Namens,  über  deren  Lage  verschiedene  Ansichten  herrschen; 
die  Stromtheilung  „  Montauerspitze "  dürfte  jedoch  der  wahr- 
scheinliche Punkt  sein.  Im  Anschlüsse  an  die  Schicksale  der 
Sagenreichen  Burg,  deren  Abbruch  das  Material  zur  Marienburg 
liefern  musste,  entwickelte  der  Redner  einerseits  die  Geschichte 
Westjireufsens ,  andererseits  die  verschiedenen  Phasen  in  der 
Entwicklung  des  Weichselstromes  und  seiner  Theilungen,  vom 
Anfange  der  geschichtlichen  Kenntniss  bis  zur  Jetztzeit.  Den 
Schlnss  bildete  die  Verlesung  eines  humoristischen  Gedichts  des 
Hrn.  Reg.-Rau-Rath  a.  D.  Ehrenthal  in  Marienwerder,  schildernd 
die  Leiden  und  Freuden  einer  Weichselstrom -Inspektions- Reise.. 

Um  5"/i  Uhr  Abends  begann  das  durch  reichhaltige  Vor- 
bereitungen verschöDte  Festmahl  zur  Feier  des  Stiftungsfestes. 
Nur  zu  früh  nahte  die  Scheidestunde,  indem  die  Festgenossen 
schon  gegen  9  Uhr  Abends  mit  dem  letzten  Zuge  die  Rückkehr 
nach  ihren  Wohnorten  antreten  mussten.  — 

Ausser  den  vorstehend  erwähnten  4  Hauptversammlungen  des 
ganzen  Provinzialvereins  hatten  die  drei,  demselben  angehörenden 
Lokalvereine  im  Jahre  1877  zahlreiche  Sitzungen  abgehalten. 
Diese  Sitzungen  fanden  inDanzig  wöchentlich,  in  Hirschau  monatlich, 
in  Marienburg  alle  2  Wochen  statt.  In  fast  allen  diesen  Sitzungen 
sind  1  oder  mehre  Vorträge  gehalten,  bezw.  Fragen  besprochen 
worden.  Der  kleinere  Kreis,  welcher  in  Danzig  durchschnittlich 
in  Zahl  von  25,  in  Dirschau  und  Marienburg  in  Zahl  von  10  Personen 
sich  versammelt,  ist  vorzugsweise  geeignet  für  I>isknssionen  über 
aufgeworfene  technische  Themata..  Da  die  Sitzungen  der  Lokal- 
vereine immer  Abends  stattfinden,  Nachtzüge  aber  zwischen  den 
betreffenden  Städten  nicht  verkehren,  so  konnten  diese  Ver- 
sammlungen von  den  Mitgliedern  ans  den  Nachbarorten  bisher 
kaum  besucht  werden.  Soll  dennoch  die  Verbindung  der  Lok  al  - 
vereine  unter  sich  und  mit  dem  Provinzialverein,  welche  in 
Idee  der 


nd  mit  dem  Provinzialverein,  welche  in  der 
des  Vereins  gelegen  hat  und  dessen  I^bens- 
steigern  wurde,  verwirklicht  werden,  so  kann 


dies  für  jetzt  nur  auf  schriftlichem  Wege  geschehen.  Es  wäre 
demnach  zu  wünschen,  dass  recht  bald  Mittel  und  Wege  gefunden 
werden  möchten,  tun  den  Lokalvereinen  durch  Austausch  ihrer 
Verhandlungen  gegenseitige  Anregung  zu  bieten  und  den  in  ihnen 
zu  Tage  geförderten  Belehrungsstoff  auch  for  den  Provinzialverein 
nicht  verloren  gehen  x 


Architekten-Verein  zu  Berlin.  Die  Lucae- Feier  am 
1.  Februar  1878  hatte  in  dem  grofsen  Saale  des  Vereins- 
hauses —  dessen  Fenster  durch  schwarze  Draperien  verhüllt 
waren,  während  an  den  beiden  Schmalseiten  ein  Kolossal- Relief 
bezw.  eine  Büste  Lncae's  inmitten  eines  grünen  Gebüsches  von 
Lorbeeren  und  Palmen,  und  an  den  Langsciten  eine  Ausstellung 
seiner  Handzeichnungen  und  Entwürfe  sich  befand  —  eine  sehr  zahl- 
reiche Gesellschaft  vereinigt.  Neben  den  zunächst  betheiligten 
Mitgliedern  des  Architektenvereins  waren  in  ihr  die  Angehörigen 
und  personlichen  Freunde  des  Verstorbenen  —  darunter  viele 
Damen  -  sowie  endlich  ein  auserlesener  Kreis  aus  der  Mitte 
derjenigen  Behörden  und  Vereine  vertreten,  zu  denen  derselbe 
in  Beziehung  gestanden  hatte.  —  Um  7V,  Uhr  betrat  der  Vor- 
sitzende des  Vereins,  Hr.  Baurath  Hobrecht,  die  Tribüne,  um 
in  ernsten,  markigen  Worten  die  Idee  der  Feier  zu 
die  der 

der  20  Jahre  lang  ; 

liebter  Freund,  unserem  Fache  eine  Zierde  gewesen  sei. 
im  Trauergemach,  an  seinem  Sarge,  vor  allem  der  Schmerz  um 
den  jähen  Verlust  laut  geworden  sei,  so  gezieme  es  sich  jetzt, 
uusere  Trauer  zu  bekämpfen  im  Hinblick  auf  das  Bleibende  und 
Unvergängliche,  was  der  Verstorbene  als  das  Ergebniss  seines 
Lebens  und  Wirkens  uns  hinterlassen  habe.  —  Weihevoller 
Vuartettgesang  leitete  zu  der  von  unserem  Blatte  im  Wortlaut 
wieder  zu  gebenden  eigentlichen  Gedächtnissrede  hinüber,  in 
welcher  Hr.  Raurath  Ende  die  Lichtseiten  der  zu  seltener  Harmonie 
entwickelten  Persönlichkeit  Richard  Lucae's  mit  liebevoller  Wirme 
schilderte.  Abermaliger  <juartettgesang  beschloss  die  Feier.  — 
Hauptversammlung  am  2.  Februar  1878;  Vorsitzender 
Hr.  Hobrecht,  anwesend  239  MitgUeder. 

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58 


9.  Februar  1878 


Eingegangen  sind  2  graphische  Darstellungen  der  Bevölke- 
rungsdichtigkeit  Berlins,  entw.  v.  Bmstr.  Schwieger,  gezeichnet 
und  verlegt  v.  Jul.  Straube.  —  Der  Hr.  Vorsitzende  motivirt  in 
längerer  Ausführung  einen  auf  die  wiederholte  Abhaltung  von 
Weihnachtsinessen  im  Yereinshause  hinzielenden  Antrag  des  Vor- 
standes. Das  im  vorigen  Jahre  in  Gemeinschaft  mit  den  zum 
Gewerbe-Museum  in  Beziehung  stehenden  Kreisen  versuchte  Un- 
ternehmen sei  Ober  Erwarten  gelungen  und  habe  nicht  allein 
einen  sicherlich  gewichtigen  Kinfliis»  auf  die  Hebung  unserer 
heimischen  Kunstindustrie  durch  anregende  Belehrung  des  Publi- 


Messe  sei  die  regste  Beteiligung  zu  erwarten:  es  sei  aber  aus 
diesem  Grunde  um  so  nützlicher,  rechtzeitig  an  die  notwendigen 
Vorbereitungen  zu  gehen.  Der  Vorstand  schlägt  vor,  dass  der 
Verein  hierzu  die  Initiative  ergreife,  indem  er  dem  Ausschuss 
der  Bau-Ausstellung  einen  bezgl.  Wunsch  übermittele  und  diesen 
bitte,  mit  den  übrigen  Mitgliedern  des  vorjährigen  Komites  sich 
in  Verbindung  zu  setzen.  Andererseits  sei  es  wichtig,  dass  der 
Verein  von  vorn  herein  zu  einigen  Konzcssionen  in  Betreff  des 
Lokals  sich  bereit  erkläre  und  für  die  Daner  der  Ausstellung 
auch  den  grossen  Saal  für  die  Zwecke  der  letzteren  zur  Ver- 
fügung stelle.  Es  brauche  dies  keineswegs  mit  einer  Unterbre- 
chung der  Vereinsthatigkeit  verbunden  zu  sein,  sondern  es  lasse 
sich  ein  Ausweg  leicht  in  der  Weise  treffen,  dass  die  Beschäf- 
tigung des  Vereins  während  der  Messe  vorzugsweise  auf  das 
kunstgewerbliche  Gebiet  sich  richte,  so  dass  die  Sitzungen  inner- 
halb der  (am  Abend  für  das  Publikum  geschlossenen)  Ausstel- 
lungsräume statttinden  und  vorzugsweise  durch  Vorträge  ausge- 
füllt werden  kannten,  die  auf  dem  kunstgewerblichen  Gebiete  sich 
zu  bewegen  und  auf  die  ausgestellten  Gegenstand«-  sich  zu  stützen 
hatten.  — 

Hr.  Hobrecht  benutzt  diese  Gelegenheit,  um  den  Mitgliedern 
des  Bauausstellungs- Vorstandes,  welche  dem  Komite  der  vorigen 
"ltsmesse  angehört  haben,  für  ihre  mühevolle,  aber  von  so 
Erfolge  gekrönte  Thätigkeit  im  Namen  des  Architekt, 
lie  herzlichste  Anerkennung  auszusprechen   und  rieh 


die  herzlichste  Anerkennung 
dieselbe  in  erster  Linie  an  den,  unserem  Vereine  nicht  angehörigen 
Hrn.  Fabrikbesitzer  Kahnemaun,  dessen  unermüdlichem  Eifer 
und  dessen  hervor  ragendem  Geschick  jener  Erfolg  besonders  zu 
danken  sei.  Die  Anträge  des  Vorstandes  werden  ohne  Diskussion 
einstimmig  genehmigt  — 

Hr.  Heyden  berichtet  über  den  Ausfall  der  letzten  Monats- 
konkurrenz aus  dem  Gebiete  des  Hochbaues  (Villa  für  einen 
reichen  Junggesellen  in  einem  Park),  zu  welcher  7  Arbeiten  ein- 
gegangen sind.  Leider  haben  fast  alle  Konkurrenten  die  Aufgabe 
missverstanden  und  Anlagen  entworfen,  die  vollkommen  den 
Charakter  eines  grosseren  städtischen  Wohnhauses,  ja  eines 
Schlosses  bezw.  eines  Museums  zeigen.  Der  Preis  ist  der  von 
Hrn.  L.  Schupmann  verfassten  Arbeit  mit  dem  Motto:  „Ein- 
geschossig" zu  Tbeil  geworden,  die  von  diesem  Fehler  am  meisten 
sich  frei  gehalten  hat  und  bei  einer  eleganten,  architektonisch 
gedachten  Grundriss-Anordnung  einen  reizvoll  gruppirten  Aufbau 
in  den  Formen  einer  edlen  hellenischen  Renaissance  zeigt.  Zu 
tadeln  ist  die  etwas  aus  - 


_  [-Abschlüssen  ist  derjenige  der  Hausverwaltung  leider 
fertig  geworden  und  kann  daher  erst  in  einer  der  nächsten 
mgen  behandelt  werden.  Die  finanzielle  Abrechnung  der 
Vereinskasse,  sowie  der  Etat  derselben  für  das  Jahr  1876 
werden  dagegen  von  dem  Sackelmeister  Hrn.  Krieg  vorgelegt 

Die  im  Etat  für  1877  in  der  Gesammtsumme  auf  51  390  M. 
veranschlagten  Einnahmen  haben  sich  in  Wirklichkeit  auf 
56  432  M.  gestellt  Die  Beiträge  bezw.  Aufnahmegelder  der  576 
in  Berlin  wohnenden  Mitglieder  tiguriren  darin  mit  23  074  M., 
die  der  764  auswärtigen  Mitglieder  mit  4767  M. :  „Berlin  und 
seine  Bauten"  hat  24  841  M.  eingebracht  —  Die  auf  44  390  M. 
veranschlagten  eigentlichen  Ausgaben  haben  in  Wirklichkeit 
45  691  M.  betragen;  statt  des  veranschlagten  l  Überschusses  von 
7000  M.  ist  ein  solcher  von  12  000  M.  an  die  Vereinshaus- Kasse 
zur  Tilgung  von  Schulden  abgeführt  worden,  sonach  noch  ein 
Defizit  von  1259  M.  entstanden.  Unter  den  Ausgaben  tiguriren 
die  Titel:  1)  Vereinslokal  mit  8966  M.,  2)  Besoldungen  m. 
8360  M.,  3)  VerwaJtungs-Unkosten  m.  3602  M.,  4)  Bibliothek  m. 
3823  M.,  5)  Mobiliar  m.  27  M.,  6)  Publikationen  m.  19  487  M. 
(darunter  für  „Berlin  und  seine  Bauten"  18670  M.),  7)  Konkurrenz- 
Prämien  m.  618  M.,  8)  Feste  u.  Exkursionen  m.  2418  M.,  9)  Bei- 
träge su  Vereinen  m.  479  M.,  10.  Extraordmaria  m.  2960  IL 
(darunter  1800  M.  f.  d.  Katalog  d.  Bibliothek;.  - 

Der  Etats-Entwurf  für  1878,  in  welchem  die  Einnahmen  und 
Ausgaben  für  „Berlin  und  seine  Bauten"  auf  nur  8240  M.  bezw. 
1000  M.  veranschlagt  sind,  hält  sich  dem  zufolge  innerhalb  ge- 
ringerer Summen  und  balanzirt,  unter  Annahme  eines  Ueberschusses 
von  3000  M..  in  Einnahme  und  Ausgabe  mit  34000  M.  Die  Dis- 
kussion desselben  durch  die  Versammlung  erstreckt  sich  lediglich 
auf  2  Punkte.  -  Hr.  Appelius  macht  gegen  die  vom  Säckel- 
meister gewünschte  Beschränkung  der  Zuschüsse  für  das  im 
Sommer  zu  veranstaltende  Dameufest  auf  die  feste  Summe  von 


600  M.  geltend,  dass  es  unmöglich  sei,  in  dieser  Beziehung  mit 
vollständiger  Sicherheit  zu  disponiren,  wogegen  die  Hrn.  Hobrecht 
und  Blankenstein  die  Zweckmässigkeit  des  von  dem  Säckel- 
meister ausgesprochenen  Vorschlages  erfolgreich  vertheidigen.  — 
Hr.  Fritsch  spricht  sich  —  angesichts  der  günstigen  Finanzlage 
des  Vereins  —  für  eine  Vermehrung  der  nur  auf  3600  M.  be- 
messenen Aufwendungen  für  die  Bibliothek  aus,  in  der  die  vom 
Verein  erlangte  bedeutsame  Stellung  gleichfalls  zum  entsprechen- 
den Ausdrucke  kommen  müsse  und  die  namentlich  einer  Ergän- 
zung durch  ältere  Werke  um  so  mehr  bedürfe,  als  sie  nach 
UeberfOhrung  der  der  Bau-  und  der  Gewerbe-Akademie  gehörigen 
Bibliotheken  nach  Charlottenburg  voraussichtlich  noch  starker 
als  bisher  werde  benutzt  werden.  Der  Antrag  wird  von  den 
Hm.  Hobrecht,  Blankenstein  und  Kinel  bekämpft,  von  den 
Hrn.  Housselle  und  Winkler  dagegen  vertheidigt  Die  Ver- 
sammlung entscheidet  sich  für  eine  Erhöhung  des  bezgl.  Etats- 
postens um  die  Summe  von  1000  M.  —  Mit  dieser  Veränderung 
wird  der  Etat  nahezu  einstimmig  genehmigt  Die  Prüfung  der 
Abrechnung  für  das  Jahr  1877  wird  den  Hrn.  Röder  und 
G.  Knoblauch  übertragen,  die  event  weitere  Revisoren  hinzu 
ziehen  können.  — 

Zwischen  den  übrigen  Verhandlung«  -  Gegenständen  sind  von 
Beginn  der  Sitzung  an  die  Abstimmungen  Uber  die  Neuwahl  des 
Vorstandes  eingeschoben  worden  und  es  gelingt  der  Versammlung 
trotz  der  Schwierigkeiten,  welche  die  vom  Statut  vorgeschriebene 
Erzielung  einer  »'»-Majorität  erfahrungsmäJsig  mit  sich  bringt,  diese 
Wahlen  zu  erledigen.  Zum  Vorsitzenden  des  Vereins  wird, 
nachdem  Hr.  Kinel  eine  event  Wahl  abgelehnt  hat,  mit  164  von 
180  Stimmen  Hr.  Möller  berufen.  Als  Stellvertreter  des  Vor- 
sitzenden geht  nach  zweimaligem  Wahlgange  mit  131  gegen 
63  Stimmen  Hr.  Bänsch  hervor.  Zum  Säckelmeister  wird 
Hr.  Krieg  einstimmig  wieder  gewählt  Als  Vorstandsmitglieder 
ohne  besonderes  Amt  werden  im  ersten  Wahlgange  die  Hrn.  Ho- 
brecht, Schwedler,  Ende,  Böckmann,  Adlern.  A.  Wiehe 
berufen,  zu  denen  nach  einigen  weiteren  Abstimmungen  noch  die 
Uro.  Mellin,  Quassowski  und  Kyllmann  treten.  Die  Ober- 
Bibliothekare  Hirn.  Mellin  u.  Jacobsthal),  sowie  die  Mitglieder 
der  Hauskommission  (Hrn.  Appelius,  Ernst,  Hanke)  werden 
durch  einstimmigen  Zuruf  In  ihren  Aemtern  bestätigt 

Zur  Aufnahme  in  den  Verein  gelangen  die  Hm.  de  la  Barre, 
Beilstein,  Bücher,  Ooldnwsky,  Gruber,  Keuller,  Knocke,  Kocnen, 
Labes,  Plathner,  Varrentrapp,  Wackwitz,  Weber  und  Wever,  so- 
wie als  auswärtiges  Mitglied  Hr.  Scheck  (Freienwalde). 

An  der  Beantwortung  des  Fragekastens  betheiligen  sich  die 
Hrn.  Winkler,  Röder  und  Hobrecht  Auf  Antrag  des  Hrn.  Dietrich 
soll  die  Hauptversammlung  des  März  (in  welcher  die  Entscheidung 
der  Schinkelfest-Konkurrenzen  erfolgt)  auf  einen  Tag  verlegt  werden, 
an  welchem  der  grosse  Saal  frei  ist;  sie  wird  dem  zufolge  vor- 


Brief- und  Fragekasten. 

Berichtigung.  Die  in  dem  Bericht  Ober  die  Vetsammlung 
des  Vereins  für  Eisenbahnkunde  in  Berlin  vom  8.  Ja- 
nuar er.,  D.  Baust«.  No.  8,  S.  36  Sp.  1,  enthaltene  Mittheilung 
über  Herstellungskosten  ist  dahin  zu  berichtigen,  daas  diese  Kc 
bei  dem  System  Hilf  f.  d.  Meter  Gleis  31,34  M.  und  bei 
System  Battig  &  de  Serres  27,28  M.  betragen. 

Berichtigung.  In  dem  Artikel  u.  No.  8:  „Zur 
Statistik  der  Dachdeckungen"  muss  auf  S.  84  in  der  C 
Darstellung  der  Werthe  der  Tabelle  C  links  13.  Zahl  v.  o.  20 
statt  28,  ferner  auf  S.  35,  Spalte  rechts,  Z.  6  v  o.  2ß0  statt 
0,25  gelesen  werden. 

Hrn.  Scha.  in  Magdeburg.  Die  Hinterpommersche  Eisen- 
bahn, welche  die  Linie  Stargard-Danzig  mit  der  Zweigbahn  Belgard- 
Kolberg  umfasst,  ist  bereits  seit  dem  1.  Januar  in  den  Betrieb  des 
Staates  übergegangen,  wenn  auch  vorläufig  noch  die  bisherigen 
Beamten  und  die  alte  Leitung  funktionirt;  die  letztere  soll 
später  von  einer  in  Stettin  bereits  eingesetzten  Kommission 
der  Ostbahn  geführt  werden.  Die  Uebernahme  des  Betriebs 
der  Vorpommerwben  Eisenbahn  Angermünde  -  Pascwalk  •  Stral- 
sund mit  den  Zweigbahnen  Pasewalk  -  Stettin  und  Züssow- 
Wolgast  wird  beabsichtigt,  sobald  der-  Landtag  die  ihm  unter- 
breitete Vorlage  bezüglich  Uebernahme  der  Zinsgarantie  für  die 
nachträglich  der  Bahn  hinzugefügte  Strecke  Pasewalk-Landesgrenze 
angenommen  hat  Welcher  Kommission  bezw.  Direktion  dieselbe 
unterstellt  werden  soll,  steht  wohl  noch  nicht  fest,  zumal  in  der 
Organisation  der  obersten  Instanzen  des  preufsischen  Staats-Eisen- 
bahnwesens durchgreifende  Reformen  geplant  werden. 

Hrn.  E.  in  Sieg  bürg.   Weitere  Mittheilungen 
schindel-Beklcidungen,  als  die  auf  S.  315,  Jhrg.  76  < 
sind  uns  nicht  bekannt  geworden.    Die  in  jenem  Artikel 
tenen  Adressen  und  Preis-Angaben  dürften  auch  wohl 

H  r  n.  M.  i  n  C  ö  1  n.  Die  Bedingtingen  für  Anlage  eines 
Krankenhauses  sind  in  Bezug  auf  die  Hauptsache,  d.  h.  die  An- 
ordnung der  Krankenzimmer,  keine  anderen  als  die  für  größere 
Anlagen  derselben  Art  und  es  kommen  gröfsere  Unterschiede  nur 
in  Betreff  der  Betriebs-Einrichtungen  zur  Geltung.  Für  die  Er- 
wägungen, die  in  dieser  Beziehung  zu  treffen  sind,  dürfte  das 
Studium  litterarischen  Materials  nicht  genügen,  sondern  die  Kennt- 
nis« ausgeführter  Anlagen  und  ihrer  Betriebs- Einrichtungen  un- 
umgänglich sein.  


tod  Cr.  Bi.llt.  ia  i 


i  K.  K.  O.  Frit.ro.    Druck:  W.  Moe.fr  Hofbot 


59 


In  ZirMi. 


hlhftlt:  Dreidcner  Architekt™. Verein.  -  AM>ruch  Tun  «Item  ilatttfwrrk.  —  Slirarblirlle  NiiiiiUn  der  Techo 
-  Eitiic«  Anxatt'ii  au»  dt>r  Scbul«taUKUk.  —  {'«rüonal-Nscbrichten.  —  Brief«  und  Prageka»tc». 


Architekten  -Voroin.    Auszug  aus  den  Proto- 
Jahre  1877.    (Man  vergL  So.  42,  -Ihr*.  77  d.  Hl.) 
Versammlung  am  21t.  März  1877.    Vors.:  Hr.  K.  diese; 
Schrift!'.  Hr.  H.  A.  Richter. 

Der  Rath  der  Stadt  Dresden  hat  dem  Vorstände  mitgetheilt, 
da«  er  für  den  Stadttheil  vor  und  oberhalb  der  dritten  Elbbrückc 
denjenigen  Bebauungsplan  angenommen  habe,  welcher  von  einem 
Mitglicde  des  Vereins,  Hrn.  Architekt  H.  A.  Richter,  bearbeitet 
worden  ist  Da  es  wünschenswerth  erscheint,  fQr  die  bauliche 
Haltung  der  Umgebung  dieser  Neuanlagen,  namentlich  aber  filr 
die  Bauflächen  zwischen  der  Haupt-Zugaugsstrafse  und  deren 
Parallelstral'sen,  bindende  Vorschriften  zu  treffen,  welche  für  eine 
würdige  und  den  Charakter  jener  ausgezeichneten  Lage  ent- 
sprechende äufsere  Gestaltung  der  zu  errichtenden  Gebäude 
sorgen,  so  ersucht  der  Rath  den  Verein  um  Mittheiluug  von 
Vorschlügen,  welchp  die  Erreichung  des  angegebenen  Zweckes  in 
Aussicht  stellen.  Der  Verein  be»chliefst,  uutpr  seineu  Mitgliedern 
eine  am  1.  Juni  ablaufende  Konkurrenz  zur  Ausarbeitung  eines 
Prospektes  für  die  Bebauung  jenes  Terrains  zu  eröffnen.  - 

Hr.  O.  Fischbach  bespricht  in  der  Fortsetzung  seines 
Vortrages  (Iber  die  christlichen  Begräbnisstatten  atu- 
'  äehst  das  altchristliche  Märtyrergrab,  den  Ausgangspunkt 
l  r  die  ersten  christlichen  Begräbnisstätten  (Armarien,  Coeme- 
t  .;en  oder  Dormitorien,  später  als  .Katakomben*  bezeichnet). 
T  ie  ersten  Nachrichten  (Iber  das  Vorhandensein  der  Kata- 
k  unbeu  seien  bis  auf  die  2.  Hälfte  des  1.  Jahrhunderts 
r.\  rück  zu  führen ;  des  höchsten  Ansehens  hätten  sie  sich 
in.  3.  und  4.  Jahrhundert  erfreut;  ihr  Verfall  sei  im 
8.  und  9.  Jnhrhundert  zu  suchen,  bedingt  durch  das 
Ue  «erführen  der  tiebeine  der  Märtyrer  nach  den  Stadtkirchen, 
wou  irch  die  Anlage  der  Begräbnisstätten  im  Innern  der  Städte, 
in  üen  Kirchen  und  ihren  Umgebungen  veranlasst 
worden  sei.  Hiermit  hänge  auch  das  Entstehen  von  Grab- 
monumenteii  in  und  die  Errichtung  von  Grabkapellen  an  den 
Kirchen  für  angesehene  und  fürstliche  Familien  zusammen.  Schwere 
Kämpfe  habe  es  gekostet,  ehe  sich  die  Bewohner  hätten  ent- 
schlicssen  können,  die  ihnen  lieb  gewordenen  Kirchhöfe  außerhalb 
der  Stadt  anzulegen;  der  Pestjahre  des  Mittelalters  habe  es  be- 
durft, um  die  religiösen  Bedeukeu  den  sanitären  Rücksichten 
unterzuordnen. 

Unter  den  neueren  Friedhofsanlagen  der  Städte 
stehen  die  italienischen  Camposanto- Anlagen  voran,  welche  ihre 
Vorbilder  in  den  Klostcrhöfcu  dieses  Landes  gesucht  und  die 
Art  der  Todtcnbeisetzung  zum  Theil  den  Coluinbarien  der  alt- 
christlichen Begräbnissutten  entlehnt  haben.  Dieselben  zerfallen 
in  zwei  Hauptgruppen,  in  geschlossene  und  offene;  zu  ersteren 
zählen  die  von  Verona,  Brescia,  Mailand,  Genua,  Siena  u.  a.,  zu 
letzteren  die  von  Florenz,  Rom,  Neapel  u.  a.  Der  Redner  bespricht 
die  Anordnung  dieser  einzelnen  Friedhöfe  und  lietont  hauptsäch- 
lich ihre  Instandhaltung,  die  bei  unseren  nordischen  Friedhofs- 
Anlagen  sehr  oft  xu  vermissen  sei.  —  In  Bezug  auf  die  deutschen 
Anlagen  werden  die  3  Ilauptgruppen  von  Bauten,  welche  unsere 
meisten  neueren  Friedhöfe  aufweisen,  uud  zwar:  1)  die  admi- 
nistrativen Gebäude,  2)  die  Leichenhallen  mit  ihren  zugehörigen 
Räumlichkeiten  als:  Sezirzimmer  u.  a.,  3)  die  Kapelle  oder 
l'arentationshalle,  mit  Rücksicht  auf  ihre  Notwendigkeit  und 
Zwcckmifsigkcit  eingebend  besprochen  und  es  wird  die  Anlage 
der  Friedhöfe  zu  Berlin  (Georgs-  und  Thomasfriedhof),  Karlsruhe, 
Chemnitz,  Dresden,  München  (nördlicher  und  südlicher  Friedhof), 
Speyer  und  ausserdem  diejenige  des  Zentralfriedhofs  zu  Wien 
durch  Photographieeu  und  Zeichnungen  speziell  erläutert.  — 

Versammlung  am  12.  April  1  H77.  Vorsitz.  Hr.  E.  Giese; 
Schriftf  Hr.  Steche  u.  Hr.  H.  A.  Richter.  Im  Vereinslokale 
ausgestellt  sind  die  Photographien  der  prämmiirten  Konkurrenz- 
entwürfe  zur  Errichtung  eines  Kathhauses  in  Hamburg,  sowie 
eine  grofse  Anzahl  von  Proben  der  Fabrikate  des  Chromo-photo- 
graphischen  Instituts  für  (ilas  von  Schmadel  und  Schönhammer 
in  München.  -  Die  Verhandlungen  sind  vorzugsweise  auf  ge- 
schäftliche Angelegenheiten  gerichtet  und  betreffen:  Die  Auf- 
nahme des  Architekten-  u.  Ing.-Ver.  f.  d.  Pr.  Sachsen.  Anhalt 
und  Thüringen  in  den  Verband,  die  von  den  Hrn.  Arch.  Steche 
und  Bildhauer  Hauptmann  auszuführende  Restaurirung  des  Denk- 
males von  Dehn-Kothfelser,  das  in  der  Kirche  zu  Leuben  einen 
passenden  Platz  finden  wird,  Fortsetzung  des  Werkes  „Bauten 
und  Entwürfe  etc."  und  die  Anbringung  von  Porträts  verstorbener 
Vereinsmitgliedcr  im  Vcreiuslokale.  —  Auf  Antrag  des  Vorstandes 
lieschliefst  der  Verein  bezüglich  der  Feststellung  von  Fabrik- 
distrikten in  Dresden,  bei  dem  Stadtverordnetenkollegium,  welchem 
eine  Vorlag«'  des  Rathes  hierUlur  zur  Beschlussfassung  unter- 
breitet worden,  für  Abänderung  einiger  Bestimmungen  dieses 
Regulativs  vorstellig  zu  werden.  — 

Versammlung  am  17.  Mai  1877.  Vorsitz.:  Hr.  Giese; 
Schriftf.  Hr.  Steche. 

Die  hezgl.  der  Restaurationsarbeiten  an  der  St.  Afra- Kirche 
zu  Meifscn  an  das  kgl.  Ministerium  des  Innern  gerichtete  Ein- 
gabe des  Vereins  vom  lfi.  September  lN7.r>  hat  Veranlassung  zu 
Verhandlungen  des  Ministeriums  mit  dem  evang.-luth.  Landeskon- 
sistoriunt  gegeben.  Letzteres  hat  mit  Bedauern  anerkannt,  das» 
bei  diesem  Restaitrationsbau  einzelne  Missgriffe,  namentlich  in 
Betreff  des  östlichen  Giebels  und  des  äufseren  Abputze*,  unter- 


gelaufen sind,  während  andere  Beschwerdepunkte  sich  nicht,  oder 
doch  nur  theilweise  als  stichhaltig  erwiesen  haben. 

Das  kgl.  Ministerium  giebt  hiervon  dem  Verein 
und  eronnet  gleichzeitig  (lemaelucn,  uass  es,  um 
Kunstverstolsen  in  Zukunft  vorzubeugen  und  zur  Erhaltung  kunst- 
historisch werthvoller  Bauwerke  in  ihrer  Integrität  möglichst  bei- 
zutragen, im  Sinne  deä  von  dem  Architekten-Verein  gestellten 
Antrages  mit  Erwägungen  über  Art,  Form  und  Begrenzung  eiuer 
bezgl.  staatlichen  Vermittelung  beschäftigt  sei  -  eine  Intention, 
welcher  auch  das  Landeskonsistorium  sein  aufrichtiges  Interesse 
zuwende.  Bevor  jedoch  das  königl.  Ministerium  sich  schlüssig 
machen  will  über  die  einer  solchen  Einrichtung  zu  gebende  Or- 
ganisation, ist  demselben  daran  gelegen,  eine  Uebersicht  des  Be- 
reiches zu  haben,  auf  welchem  dasselbe  seineu  kunstförderlichen 
Eintlnss  zur  Geltung  bringen  soll ;  der  Verein  wird  ersucht,  die- 
jenigen Kunstdenkmaler  Sachsens,  welche  ihm  bekannt  und  nach 
seiner  Ansicht  geeignet  sind  die  Aufmerksamkeit  der  Begierung 
auf  sich  zu  ziehen,  zu  bezeichnen  und  dabei  nach  Befinden  zu- 
gleich zu  Iteinerkeu,  ob  und  welche  Kenntniss  Uber  deren  Alter, 
jetzige  Beschaffenheit,  die  Eigenthums- Verhältnisse  etc.  ihm  etwa 
beiwohne.  Der  Vereiu  beschliefst,  die  Angelegenheit  weiter  zu 
verfolgen,  das  nöthige  Material  z»  sammeln  und  zur  weiteren  Bc- 
rathung  vorzubereiten.  — 

^  Dem  Andenken  des  am  5.^  Mai  d.  J.  verstorbenen  und  am 

zur  Erde  bestatteten  Vereinsmitgliedes,  Architekt  Lottermüser" 
widmet  der  Vorsitzende  herzliche  Worte  der  Anerkennung. 
Zur  Vorbereitung  der  im  Sommerhalbjahre  zu 
Exkursionen  wird  eine  Kommission  gebildet  uud  es  werden  in  < 
die  Hrn.  Dunger,  Adam,  Weidner  und  Fischbach  gewählt.  —  lieber 
die  Vorbereitungen,  welche  das  Lokat-Komite  für  die  im  Herbst 
1878  in  Dresden  tagende  III.  General-Versammlung  des  Verbandes 
getroffen  hat,  wird  seitens  des  Hrn.  Vorsitzenden  Bericht  erstattet 
Zum  Schluss  erfolgen  Erörterungen  über  die  Aufstellung  der 
vom  alten  Hoftheater  erhaltenen  Giebelfelder  und  die  Erhaltung 
einiger  kunsthistoriscli-denkwürdigen  Decken  im  Schloss  zu  Nossen. 


Abbrach  von  altem  Stauerwerk.  Die  alte  üb 
gewordene  Stadtkirche  zu  Malchow  in  Mecklenburg  ist  zv 
demnächstiger  Errichtung  einet  Amts-t  ierirhtsßeb.iudes  auf  dieser 
Stelle  im  Laufe  dieses  Winters  abgebrochen  worden.  Das  Ge- 
bäude war  26,80™  laug,  10,20  ™  tief,  6,88»  bis  unter  die  Heiz- 
decke hoch  und  in  den  Ringwänden  aus  1,15™  starkem  Ziegel- 
mauerwerk konstniirt  Dies  letztere  bildete  ein  nicht  unbedeu- 
tendes Werthobjekt,  da  die  alten  Mauersteine  sehr  guter  Qualität 
sintl  und  zufällig  genau  mit  dem  jetzigen  Normalformat  überein 
stimmen,  also  beim  Neubau  des  Gcrichtsgebäudes  wieder  sehi 


stimmen, 

heijuem  zu  verwenden  sind.  Das  Mauerwerk  ist  etwa  100  Jahr 
alt  und  in  gutem,  fest  erhärteten  Erdkalk-Mörtel  aufgeführt. 

Der  Abbruch  dieser  Mauern  wurde  nun,  da  das  Gebäude 
nach  allen  Seiten  frei  steht,  unter  der  Leitung  des  Zimmermeisters 
Virck  zu  Malchow,  wie  folgt  ausgeführt  An  den  4  Ecken  des 
Gebäudes  wurde  unter  iheilweiser  Mitbenutzung  der  dort  vor- 
handenen Fensteröffnungen  je  ein  grölserer  Mauerspalt  in  ganzer 
Höhe  der  Mauern  herausgebrochen,  so  dass  also  die  beiden 
Fronten  und  die  beiden  Giebelwände  frei  standen.  Demnächst 
wurden  die  weiter  nach  aufsen  vortretenden  Gesimse,  namentlich 
das  Hauptgesims,  soweit  dies  nicht  bereits  beim  Abbruc  h  des 
Daches  geschehen  war,  in  gewöhnlicher  Weise  abgenommen  und 
gleichzeitig  wurde  unmittelbar  über  den  Fundamenten  iu  der 
Aufsenfläche  der  Mauern  in  ganzer  Länge  derselben  ein  etwa 
0,14™  hoher  und  19""  tiefer  Falz  gestemmt,  um  das  Ueberkippcu 
der  Mauern  zu  erleichtern.  Im  Innern  der  Kirche  .wurden  sodann 
sehnig  gegen  den  Obertheil  der  Mauer  Steifhölzer  angebracht,  die 
unten  auf  Zimmermanns-Schrauben  standen,  u.  z.  wurden  für  die 
längeren  Frontwände  je  6  solcher  Schrauben  mit  Streben  erforder- 
lich. Sobald  die  letzteren  angebracht  waren,  erfolgte  das  An- 
schrauben gleichmäßig  durch  1  bis  2  Mann  an  jeder  Schraube, 
worauf  nach  etwa  1 '/,stündigem  Schrauben  der  Umsturz  der 
Mauer  nach  aufsen  erfolgte;  der  Schlug  war  ein  so  kräftiger, 
dass  der  Strafsendamm  theilweise  um  20""  eingetrieben  wurde. 

Die  Gewinnung  von  zur  Wiederverwendung  geeigneten  Mauer- 
steiuen  stellte  sich  bei  dieser  Art  des  Abbruchs  wesentlich  ergie- 
biger, als  wenn  dieselbe  in  gewohnlicher  Weise  gehandbabt  wurden 
wäre.  Während  nämlich  beim  Abbruch  der  Gesimse  und  beim 
Ausbruch  der  erwähnten  Mauerspalten  höchstens  die  Hälfte  aller 
Steine  ganz  blieb,  lösten  sich  beim  Umsturz  der  Mauern  die  ein- 
zelnen Lagerschichten  von  selbst  und  waren  auch  viele  Steine 
bereits  in  den  Stofsfugen  gelöst,  so  dass  das  Material  im  wesent- 
lichen kartenblattähultch  ausgebreitet  war.  Trotz  des  alten,  gut 
erhärteten  Mörtels  ist  daher  das  Gesammt  •  Resultat,  dem  zufolge 
auf  das  kbm  Abbruch  etwa  280  Steine  gewonnen  worden  sind, 
als  ein  äusserst  günstiges  zu  betrachten.  Dazu  kommt,  dass  die 
Abbruchs- Arbeit  selbst  wesentlich  billiger  sich  stellte,  da  ein 
eigentliches  I.oshanen  der  Steine  nur  für  den  untersten  (etwa  lm 
hohen)  Theil  des  Mauersockels  uöthig  wurde;  dieser  umgekippte 
aber  beim  Fall  weniger  erschütterte  Mauertheil  wurde  schicht- 
weise in  den  Lagcrttächcn  mittels  der  Axt  abgespalten  und  es 
wurden  sodann  die  Steine  einzeln  gelöst.  Das  sonst  s.o  schwierige 


;oog 


60 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


13.  Februar  1878 


und  zeitraubende  Ablosm  des  Kalkmörtel«  und  dos  Heinigen  der 
Steine  von  demselben  ergab  sich  gleichfalls  als.  wesentlich  leichter. 

Nach  dem  Vorstehenden  kanu  ich  daher,  wo  die  ( fertlirhkeit 
dies  gestattet,  die  hier  zur  Ausführung  gebrachte  Art  des  Allbruchs 
massiver,  stark  erhärteter  Mattem  nur  empfehlen. 

Lau  i.  IL,  den  24.  Januar  1878. 

K.  Müschen,  Baumeister. 

Sprachliche  Sünden  der  Techniker.  Die  kleine,  unter 
diesem  Titel  veröffentlichte  Bemerkung  in  No.  <>.  S.  2»;  u  Hl., 
welche  sich  gegen  den  Gebraui-b  der  Itezeichnungen  „laufendes", 
„steigendes"  und  „fallendes"  Meter  richtete,  hat  nicht  weniger 
als  ti  unserer  Leser  in  den  verschiedensten  (iauen  Deutschlands 
zu  Gegenbemerkungen  veranlasst,  deren  Inhalt  wir  an  dieser 
Stelle  kurz  zusammen  zu  fassen  uns  gestalten. 

Ks  wird,  am  Theil  in  sehr  lebhafter  und  energischer  Weise, 
bestritten,  dass  jeue  Bezeichnungen  einerseits  falsch,  andrerseits 
überflüssig  seien. 

In  erster  Beziehung  wird  es  als  ein  gutes  Hecht  und  als  ein 
besonderer  Heiz  der  lehendigen  Alltagssprarhe  vertheidigt,  einer 
bildlichen  Ausdnicksweise  sich  zu  bedienen.  Ks  soll  ein  Akt 
nnchtemsten  Unverständnisses  und  anmaafslicher  Schulmeisterei 
sein,  die  Vorstellung,  dass  das  Meter  laufen,  lalleu  oder  steigen 
könne,  zu  verketzern,  da  man  dorh  eine  Gallerie  umlaufen,  einen 
Weg  lallen  oder  steigen,  ein  Gesims  ausladen  lässt  D.  s.  w.  — 
Indem  wir  in  Frage  stellen,  ob  jener  harmlose  und  wühl  gemeinte 
Vorschlag  des  Hrn.  J.  zur  Aufführung  so  schweren  Geschützes 
heraus  forderte,  möchten  wir  unsrerseits  in  aller  Bescheidenheit 
daran  erinnern,  dass  es  doch  wohl  einen  Unterschied  macht,  ob 
man  jeue  zwar  zu  keiner  Kraftäufscmng  befähigten,  aber  doch 
durch  eine  solche  hervor  gerufenen  Gegenstande  als  beseelt  sich 
vorstellt,  oder  ob  man  dies  auf  ein  Maafs,  also  auf  eine  reine 
Abstraktion,  übertrügt.  Ks  liegt  die  Annahme  sehr  nah«, 
dass  dies  bei  jenen  Bezeichnungen  nicht  einmal  Absicht  war. 
sondern  dass  man  die  Vorstellung  des  Laufens,  Fallens  und 
Steigens  nur  sprachlich  mit  der  Maal'sgröfse,  in  Gedanken  aher 
stets  mit  dem  gemessenen  Gegenstände  verbindet,  so  dass  also 
in  der  That  die  Analogie  des  „ledernen  Handschuhmachers" 
vorliegen  würde.  — 

In  zweiter  Beziehung  wird  behauptet,  dass  der  Gebrauch 
jener  oder  doch  ähnlicher  Bezeichnungen  in  mehren  bestimmten 
Fallen  durchaus  nothwendig  sei.  So  *.  B.  wird  bei  Veranschla- 
gung bezw.  Abnahme  solcher  Gegenstände,  die  man  bald  nach 
dem  Flächenmaafs,  bald  —  unter  Voraussetzung  bestimmter 
Höhen  oder  Breiten  —  allein  nach  dem  Längenmaals  berechnet 

-  für  letzteren  Fall  eine  besondere  Hervorhebung  der  hezügl. 
Annahme,  wie  sie  die  Bezeichnung  „  I  aufende  Mete  r*  gewahrt, 
für  ganz  unentbehrlich  gehalten.  Dasselbe  soll  für  die  Bemessung 
der  Wege  im  Gebirgslande  gelten,  deren  wirkliche  Länge,  im 
Gegensätze  zu  der  auf  der  Karte  eingetragenen  Horizontal-Pro- 
jektiou,  als  die  „laufende  Länge"  bezeichnet  zu  werden  pflegt. 

-  Die  Einsender  dieser  Bemerkungen  erkennen  selbst  an,  dass 
es  hier  nur  um  eine  schärfere  Betonung  der  bezgl.  Annahmen 
sich  handelt,  während  sie  auf  das  „Laufen"1  des  Meters  bezw. 
der  Länge  an  sich  keinen  besonderen  Werth  legen.  Ks  scheint 
uns  im  2.  Fall  die  Bezeichnung  „wirkliche  Länge"  einen  allen 
Altforderungen  entsprechenden  Krsatz  zu  bieten,  wahrend  es  in 
den  Fällen  der  ersten  Art  wohl  nicht  schwer  sein  dürfte,  durch 
die  ganze  Fassung  der  bezgl.  Anschlags-  oder  Rechnungs-Position 

Zweifel  auszuschließen,  dass  es  um  Meter  und  nicht  um 


Statistik  der  eidgen.  polytechnischen  Schale  in  Zürich 
für  1876  77.  Die  Gesammtfrcquenz  der  Anstalt  belief  sich  auf 
7H)  regelmiifsige  Schüler  und  277  Zuhörer.  F.rstere  vertheilen 
sich  nach  ihrer  Herkunft  mit:  301  auf  die  Schweiz  und  849 
auf  das  Ausland;  unter  den  letzteren  befinden  sich  die  Angehöri- 
gen der  österr.  ■  ungarischen  Monarchie  mit  107  Studireudeu  in 
der  relativen  Mehrzahl  und  hier  wiederum  ist  es  l'ugarn  mit  den 
Nebeulandschaften.  welches  zu  diesem  Kontingent  des  Auslandes 
den  überwiegenden  Antheil  von  78  Köpfen  stellt.  Vielleicht,  dass 
an  dem  durch  diese  Zahlen  dokumentirten  Hange  der  ungarischen 
Studiretidcn  zum  Hinausgehen  ins  Ausland  natürliche  Neigung  und 
ungenügender  Zustand  der  Bildungsanstalten  der  Heimath  -  diese 
im  engeren  Sinne  des  Worts  genommen  —  in  etwa  gleichem 
Maafse  betheiligt  sind.  Nächst  Ungarn  folgen  in  der  Frequenz: 
Italien  mit  37,  Bussland  und  Bolen  mit  32,  endlich  die  nordischen 
Staaten  Schweden-Norwegen  und  Danemark  mit  27  Studireudeu. 
Da  fast  sämmtliche  Länder  der  Krde  mit  einer  Mehrzahl  von 
Köpfen  in  Zürich  vertreten  sind,  ho  folgt,  dass  bei  keiner  einzigen 
unter  allen  technischen  Hochschulen  der  internationale  Charakter 
in  so  weit  gehendem  Umfange  hervortritt,  als  dies  zu  Zürich 
gegenwärtig  der  Fall  ist. 

Nach  der  Art  der  Studien  zerfallen  die  Züricher  SUidiren- 
den  in  253  Angehörige  der  (Bau-)  Ingenieurschule,  157  der 
mechanisch-technischen,  80  der  chemisch-technischen  Schule  und 
(nur)  38  der  Bauschule.  Die  Schule  für  Fachlehrer  war  von  48, 
die  Forstschule  von  39,  die  landwirthschaftliche  Schule  von  16 
Hörern  frequentirt,  während  der  Vorkurs  7!>  Schüler  hatte. 

In  der  Stärke  des  Lehrkörpers  dürfte  keine  der  be- 
stehenden Anstalten  sich  mit  Zürich  messen  können,  da  als 
ordentliche  Lehrer.  Hnlfslehrer  und  Privatdozentcii  nicht  weniger 


als  1)3  und  als  Assistenten  nicht  weniger  als  18,  mithin  zusammen 
111  Kräfte  im  Jahre  1876/77  thätig  waren.  Dieser  relativ  sehr 
grofse  Umfang  des  Lehrkörpers  findet  insbesondere  in  dem  nahen 
Zusammenhang,  in  welchem  Polytechnikum  und  Unifcrsiiat  in 
Zürich  zu  einander  stehen,  seine  Krklärung. 

Einige  Angaben  aus  der  Schalstatistik.  Folgende 
Zahlen,  durch  welche  die  quantitative  Bedeutung  der  Gymna&ial- 
und  Itealschul-Bilduug  klar  gelegt  wird,  dürften  von  Interesse  sein: 

Ks  bestanden  1876  in  I'reufsen  236  Gymnasien  mit  der 
Schülerzahl  67  200  als  Gesammtfrequenz  (excl.  derjenigen  der 
Vorschulen),  84  Realschulen  1.  Ordnung  mit  der  Schülerzahl  28 100. 

Darnach  bestehen  als  Prozentsätze  der  Gesammtzahl  70,5 
bei  den  Gymnasial-  und  29,5  bei  den  Realschulen  1.  Ordnung. 

Eine  "nicht  unliedeutende 
ergiebt  sich,  wenn  den  Gvmuasien  die 

Realschulen  l.  Ordnung  die  Realschulen  2.  urtlnung  und  die 
höheren  Bürgerschulen  hinzu  gerechnet  werden.  Ks  war  nun 
die  Zahl  der  Progymnasien  35  mit  der  Schülerzahl  von  3980 
und  es  betrugen  bei  den  Bealschulen  2.  Ordnung  die  analogen 
Zahlen  18  und  bezw.  5180,  bei  den  höheren  Bürgerschulen 
93,  hezw.  13  070  und  wenn  die  hier'ängegebenen  Frequeiizzahlcn 
den  oben  aufgeführten  beigefügt  werden,  so  erhält  man  das  fol- 
gende für  das  Jahr  1876  geltende  Bild  der  Verhältnisse: 

Sc  Ii  ü J «f  riabl.  In  Proicntcn. 

Gvmnasien  und  Progymnasien  ....    71  180  00,5 
Realschulen  1.  und '2.  Ordnung  nebst 

höheren  Bürgerschulen  .    .    .    .    46  350  39,5 

=  117  5110  100 
Diese  Zahlen  geben  von  einer  beträchtlichen  Verschiebung, 
welche  zu  Gunsten  der  Bealscbulbildung  und  zu  Ungunsten  der 
Gymnasialbildiuig  in  den  letzten  Jahren  sich  vollzogen  hat, 
Kenntniss,  da  für  die  Jahre  1868  und  1871  die  prozentigen  An- 
theile  nachfolgende  gewesen  sind: 

1868:  1871: 

Gymnasien  und  Progymnasien  68  63 

Realschulen  1.  u.  2.  Ordn.  u.  höhere  Bürgerschulen    32  37 

—  100%  lOOSj 

Hiernach  ist  für  jedes  der  in  Rede  befindlichen  8  Jahre  bei  der 
relativen  Frequenzziffer  der  preußischen  Gymnasien  eine  relative 
Abnahme  von  etwa  1%,  bei  der  Frequenzxiffer  der  Realschulen 
ine  Zunahme  von  gleichem  Betrage  zu  I 


is-Inspektoi 
Mitgliede 


Personal- Nachrichten. 
Preofsen. 

Ernannt:  Der  Wege •  Baurath  Eduard  Bokelberg  zu 
Hannover  zum  Geh.  Regierungsrath.  —  Der  Regierung«- Assessor 
Franz  Hammer,  bisher  Mitglied  der  Eisenb.-Direkt  zu  Hannover, 
zum  Vorsitzenden,  und  der  bisher.  Ober-Betriebs-Inspektor  d. 
BerL -Stettins!  Eiseub.  Ilasse  zum 
Hinterponimerschen  Bahn  in  Stettin. 

Versetzt;  I>er  Eisenbahn-Maschinenmeister  Passauer  von 
Elberfeld  nach  Kassel. 

Die  Baumeister-Prüfung  im  Bauingenieurfache  hat  der 
Bauführer  Georg  Schmedes  aus  Bentheim  bestanden. 

Die  Bauführer-Prüfung  für  beide  Fachrichtungen  haben 
bestanden:  Heinrich  Hinteln  aus  Paderborn,  Hugo  Prcjawa 
aus  Dwarischken  Kr.  Insterburg,  Joseph  Maas  aus  Lutzerath 
Kegsbez.  Koblenz,  Louis  Roseuherg  aus  Schloppe,  Adolf  Wulsch 
aus  Magdeburg,  Walter  Janensch  aus  Zamborst  Kr.  Neu-Stettin, 
Franz  Knau  er  aus  Russ,  Otto  Uuger  aus  Zahna,  Karl  Kn gel- 
hart aus  Quedlinburg  und  Anton  Khlert  aus  Koblenz.  — 

Brief-  und  Fragekasten. 

Auf  die  in  No.  10  u.  Bl.,  S.  48  enthaltene  Anmerkung,  be- 
treffend die  Autorschaft  der  in  der  kunstgewerbl.  Konkurrenz  der 
Berliner  Bauansstellung  mit  dem  3.  Preise  ausgezeichneten  Krone, 
geht  uns  seitens  der  Fabrik  der  Hm.  Schäfer  *  Hauschner 
folgende  Erklärung  zu,  mit  der  wir  die  bezflgl.  Angelegenheit 
als  für  uns  abgeschlossen  betrachten:  „Wir  haben  jeder- 
zeit besonderen  Werth  darauf  gelegt,  dass  den  Mitarbei- 
tern au  Krzetignisscu  der  Kunst-Industrie  volles  Recht  wird. 
Jenes  Hecht  ist  auch  in  der  Notiz,  welche  unter  Mitwirkung  des 
damals  noch  im  Zeichner-Atelier  unserer  Fabrik  beschäftigten 
Hrn.  Szafranski  abgefasst  und  an  dem  bezügl.  Ausstellungs- 
Objekt  angebracht  wurde,  nach  allen  Richtungen  hin  gewahrt. 
Der  Wortlaut  derselben  ist  nämlich  folgender:  „Kerzen-Krone  in 
natürlicher  Bronze,  ausgeführt  unter  persönlicher  Leitung  von 
B.  Hauschner  ausgeführt  von  Schaefer  «  Hauschner,  entworfen 
im  Atelier  derselben  vom  Architekten  F.  Szafranski, 
modellirt  vom  Bildhauer  O.  Lessing."    (Wird  bestätigt    D.  Red.) 

Es  bleibt  uns  unerfindlich,  wie  der  Genannte  hieran  irgend 
welche  Reklamation  knüpfen  kann!  —  Im  übrigen  ist  es  ja  selbst- 
verständlich, dass  —  "wie  alle  Arbeiten  unserer  Fabrik  —  auch 
diejenigen  des  Zeichner- Ateliers  dem  Einfluss  und  der  Leitung 
des  Besitzers  derselben  unterworfen  sind." 

Hrn.  W.  in  Berlin.    Nur  einem  zufälligen  ' 
ist  in  letzter  Zeit  bei  Mittheilung  der  in  den 
Bauführer-Prüfungen  erzielten  Ergebnisse-  die  Fachrichtung  der 
Geprüften  nicht  angegeben   worden.     Wie  Sie 
werden,  ijt  hierin  bereits  Wandel  geschaffen  worden. 

K.  H  <)-  Krit.rh    Unick:  W.  Mocr  Uoft.ucMnicktrei.  Urtlui. 


•rla«  »oii  C»rl  BceliU  In 


Für  ait  KtiUktioi.  i 


N».  14. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


Iii 


lakalt:  Vtbtt  die  Heb*»«  i-ln»»  KOMDkrnn  t)«mpf»<-hlltm.  (HtMum.)  — 
Zur  Kr, ii-.it-  Mi  an  Km  Inn!  Lara«.  (SVWim»  )  —  M  lltl>*f  lun(#n  »u»  Vereinen: 
|lr.-.dciwr  Arrhilee.l*n- Verein.  —  0«qir»«M«-h*r  Ingealeur-  and  ArrnlU-ktenVwHn. 


-  K».  Bltll.f.l.r:  VwirfrhnU.  der  1«  der  Red»ktion  d  III  «.«^t« 
uruere«  trrhalerbeu  Werke.  (HorUeUunf,. )  —  Brief-  on.l  KiiclMlt« 


Ueber  die  Hebung  eines  gesunkenen  Dampfschiffes. 


s  war  Vorsorge  getroffen,  das*  dos  Gelingen 
des  Werks  auch  unter  den  ungünstigsten  Zu- 
fälligkeiten, die  sieh  im  Verlauf  der  Arbeilen 
einstellen  konnten,  gesichert  sei.  Schwach- 
liebe  Versuche  hatten  eine  Erschwerung  der 
Situation,  ciue  Verzögerung  der  Ausführung, 
eine  Vermehrung  der  Kosten  und  schliefsuch 
das  Zurückgehen  auf  das  letzte  Mittel,  die  Zerstörung  des 
Schiffes  unter  Wasser  und  Hebung  der  einzelnen  Theile  des- 
selben,  zur  Folge  haben  können.  Dies  sollte  unter  allen  Um- 
standen vermieden  werden,  und  es  liedurfte  dazu  der  An- 
schaffung kräftiger  HOlfsmittel  und  der  Hereithaltung  der 
nöthigen  Keservctheile. 

Die  Hcbczcuge,  Maschinen  und  Utensilien,  welche  neu 
beschafft  wurden,  bestanden  insbesondere  aus  17  Hebe-Prah- 
men, 2  eisernen  liebeluden  von  je  10O0z  Tragkraft,  3  Kreisel- 
pumpen, 2  Druckpumpen  und  3  I>ikömohilen  zum  Betrieb 
der  Kreisel-,  Druck-  und  Luftpumpen,  sowie  der  Winden  und 
Krahne  zum  Heben  der  Kohlen  u.  s.  w.  Ketten  wurden  von  der 
Marine-Verwaltung  entliehen  und  andere  Apparate,  darunter 
ein  schwimmeuder  Dampfkrahn,  fanden  sich  im  Inveutariuin 
der  Wasserbau-Verwaltung  vorrathig. 

Vou  den  eigens  für  den  Zweck  gebauten  17  Hebe- 
Prähmen  dienten  1«  —  auf  jeder  Seite  des  Schiffes  8  — 
für  die  Aufnahme  der  32  Kettenenden  von  lf>  Hebeketten; 
der  17.  Prahm  war  zur  Reserve  bestimmt.  Da  die  Lftnga 
des  Schiffes  63  ■  betrug,  so  konnte  jeder  Prahm  7  ■  lang 
werden,  wobei  auf  1  «  Zwischenraum  für  die  freie  Bewegung 
der  Systeme  gerechnet  war.  —  Bei  dem  Gewicht  des  Schiffes 
unter  Wasser  von  14  000  z  und  der  Uebertragung  desselben 
auf  7  Prahmpaare  hatte  jeder  Prahm  1UOO 2  aufzunehmen 
und  musste  dafür  an  Deplacement  50  kbm  erhalten.  Bei  5  ■ 
Breite  der  I»rahme  betrug  die 


SO 

rj  ?  =  ca.  1,5  m.  Dazu 


für  das  Gewicht  des  Prahms 


einen  Zug  von  50 
der  Senkung  des  Wi 


die  Belastung  durch  Hebcgcräth  und  Menschen  mach 
Annahme)  0,ti5"  und  endlich  für  das  Maafs  der 
iigen  Hebung  eine  Tiefer-Ballastung  von  1,00 "».  Es 
ergab  sich  hiermit  die  erforderliche  Prahmhöhe  zu  3,25  ■. 
Die  Ketten  hatten  bei  gleichmäßiger  Lastvertheilung 
500 *  auszuhalten;  dieser  Zug  stieg  mit 
im  Prahm  f.  d.  ■«  um  35  * 
.  2  .  35  .  20        n  _ 
bis  auf   ö  =  700  «, 

unter  der  Annahme,  dass  die  Differenz  der  äufseren  und 
inneren  geladenen  Wasserlinie  2  ■  mehr  betrug  als  die  leere 
Eintauchnng.  Das  Ketteneisen  erhielt  45  n,ra  Starke  und  die 
Ringe  wurden  durch  Stege  verstärkt.  — 

Während  der  Monate  September  und  Oktober  1875  mussten 
die  Arbeiten  darauf  lesehränkt  bleiben,  das  Schiff  so  viel  als 
möglich  zu  entlasten.  Dabei  waren  3,  zeitweise  auch  4  Tau- 
cher beschäftigt,  von  denen  abwechselnd  2  zusammen  arbei- 
teten, um  die  unter  Wasser  lösbaren  Theile  der  Schiffsaus- 
rüstung, der  Takelage  und  einen  Thcil  der  Kohlcnladung  zu 
Iwrgen.  Mittels  einer  tipferdtgen  Dampfwindc  wurden  mehre 
schwere  Anker.  Schiffsketten,  Tauwerk,  Rasen.  Segel,  Boote, 
2  Dampfwinden  u.  s.  w.,  sowie  232  kb™  Kohlen  herauf  gefördert. 
Im  darauf  folgenden  Frühjahr  setzte  man  vom  24.  April  bis 
s.  Juni  diese  Arbeiten  fort  und  förderte  aufser  einer  Menge 
von  Ausrüstungs-Gegenst&nden  noch  208  'z  Kohlen  zu  Tage. 

Unterdes"  waren  die  Hebeprähme  angelangt  und  ausge- 
rüstet worden.  Vom  Bug  bis  zum  Heck  des  Schiffes  ordnete 
man  dieselben  nach  den  Nummern  I  bis  VIII  und  bezeichnete 
alsdann  diejenigen  Stelleu  an  der  auf  festem  Tbonboden  auf- 
liegenden Sehiffsw.mil,  an  denen  die  Henkelten  unter  das 
Schiff  gebracht  werden  sollten.  Alsdann  wurde  vermittels 
eines  Spritzenschlauclus  ein  kräftiger  Wasserstrahl  auf  diese 
Stellen  geführt,  um  den  Boden  aufzuweichen  und  fort  zu 
spülen,  durch  welches  Mittel  in  kurzer  Zeit  genügend  grofse 
Oeffnungcn  erzeugt  wurden.  Selbst  da,  wo  das  Schiff  2 m  tief 
eingeleitet  lag,  machte  es  keine  Mühe,  die  Oeffnungen  auf 
diese  Weise  durchzutreiben. 

Die  nächste  Aufgabe  bestand  darin,  das  Schiff  wieder 
auf  den  Kiel  zu  bringen.    Diese  Leistung  wurde  von  ver- 
Zwei auf 


Prähmen  stehende  Hebeladen  wirkten  jede  mit  einer  Zug- 
kraft von  1000  z  an  Ketten,  die  man  um  die  Sadlinge  der 
beiden  Masten  geschlungen  hatte.  In  derselben  Weise  und 
ebenfalls  mit  looo*  wirkte  ein  Hebepralnn  mit  seinen 
beiden  Ketten,  welclic  in  die  beiden  Augen  eines  Kanthakens 
eingcsehakelt  waren.  Der  Kanthaken  wurde  auf  den  Kiel 
gehakt,  um  den  die  Drehung  erfolgen  sollte.  Vier  andere  Zug- 
kräfte wurden  vom  Ufer  aus  in  Thätigkeit  gesetzt :  4  Ketten. 

aui  »teneriioru-Beite 
die  Klüsen  (Oeffnungen  in 
über  dem  Wasserspiegel)  genommen  und  andererseits  auf 
die  Blockhaken  von  4  Flaschenzügen  gebracht,  wurden 
durch  4  Dampfwinden  angezogeu,  welche  an  Flasrhenzügcti 
arbeiteten,  die  auf  die  Gieuläufer  der  erstgenannten  4  Flaschen- 
züge  gesetzt  waren.  Die  stehenden  Gienblockc  waren  am 
Ufer  an  50""  starken  eichenen  Haltepfählcn  festgesetzt. 
Die  Pfähle  wurden  nach  dem  Lande  hin  von  schweren  ein- 
gegrabenen Ankern  gelullten,  nach  dem  Bohlwcrk  hin  waren 
sie  gegen  eingegrabene  lange  Balken  abgestrebt,  welche  den 
Druck  auf  eine  gröfsere  Zahl  der  gut  verankerten  Gordungs- 
pfähle  vertheilten.  Diese  Festpunkte  gewährtet)  zwar  hin- 
reichende Sicherheit,  nicht  aber  die  Angriffspunkte  an 
Bord  des  Schiffes  selbst,  da  Wer  die  Klüsen  im  Sc  hanzkleide 
nachgaben.  Auf  jeden  Poller  wirkte  eine  Kraft  von  500*. 
auf  das  Schiff  kam  also  ein  Zug  von  4  .  500  —  2  otjo  z  an  ca. 
5  ■  langen  Hebelarmen.  —  Endlich  wurden  auch  noch  die  Prahm- 
systeme  II,  III  und  VI  zum  Anlüften  in  Thätigkeit  gesetzt. 

Am  Abend  des  6.  Juli  wurden  alle  Kräfte  gleichzeitig 
zur  Wirkung  gebracht;  von  den  Dampfwinden  wurden 
dabei  20 '"  Läufertaue  eingeholt  und  es  erhoben  sich  die 
Mästenden  um  80  In  der  Hauptsache  erfolgte  die 
Drehung  um  den  Kiel,  von  dem  Kanthaken  aus.  Es  wurde 
desbidb  ein  2.  und  später  noch  ein  3.  Kanthaken  angesetzt. 
Die  Wirkung  derselben  zeigte  sich  sofort  an  dem  Schlaffer- 
werden  der  4  nach  dein  Ufer  gehenden  Ketten  und  an  den 
beiden  Mastketten,  sobald  die  Pumpen  bei  den  Kanthaken- 
Prähmen  in  Bewegung  kamen.  Die  Uferketten  und  die  Ilebe- 
laden hatten  dann  nur  noch  die  Aufgabe,  die  Lage  des  Sc  hiffes 
zu  stützen,  wenn  die  Kanthaken-Prahme  ihre  Hebekraft  verloren 
hatten  und  nachgespannt  werden  mussten. 

Die  Hubhöhen  wurden  an  den  Mastenden  gemessen,  und 
betrugen  am  6.  Juli  SO"",  am  7.  Juli  220  »m,  am  8.  Juli 
175"",  am  9.  Juli  335™  und  am  10.  Juli  2H0™. 

Am  11.  Juli  wurden  die  Mastenden  und  der  Schornstein 
über  Wasser  sichtbar.  Die  Hebeladen  wurden  jetzt  unwirk- 
sam und  deshalb  abgenommen,  und  an  ihrer  Stelle  die  leiden 
Uferketten,  welche  an  den  Polleru  keinen  genügenden  Halt 
fanden,  an  den  Sadlingen  befestigt,  nachdem  zuvor  die  Masten 
gegen  das  Steuerbord-Schandcek  abgesteift  worden  waren.  — 
Als  das  Schiff  auf  dem  abschüssigen  Grunde  soweit  berg- 
an gerollt  war,  dass  der  Kiel  zum  Aufsetzen  gekommen,  hatten 
die  weiteren  Bemühungen,  eine  Drehung  herbei  zu  führen, 
mir  noch  wenig  Erfolg.  Die  Neigung  des  Schiffes  gegen  den 
Horizont  betrug  in  diesem  Zustande  40".  — 

Am  17.  Juli  war  der  Zeitjainkt  gekommen,  um  mit 
allen  Kräften  die  eigentliche  Hebung  zu  beginnen.  Am  1*,).  Juli 
hob  sich  das  Schiff,  von  Ü  Pralimsjstemen  getragen,  vom 
Grunde  ab  und  folgte  dem  Zuge  der  Uferketten,  wodurch  es 
dem  Bohlwerk  um  3m  näher  gerüc  kt  wurde.  Vorder-  und 
Hinter-Anker  wurden  ausgebracht,  um  zu  verhüten,  da3s  durch 
die  Strömung  eine  Veränderung  der  I,age  herbei  geführt 
werde.  Iiis  zum  27.  Juli  ging  die  Hebung  und  mit  ihr  die 
Annäherung  an  das  Bohlwerk  glcicbmäfsig  von  Statten.  Leider 
verleiteten  diese  gnten  Erfolge  dazu,  die  beim  Entleeren  der 
Prahme  gebotene  Vorsicht  aufser  Augen  zu  lassen,  und  es 
ist  so  wiederholt  vorgekommen,  dass  einzelne  Prähme  in  einem 
Zuge  vollständig  ausgepumpt  worden  sind  und  als  Folge  da- 
von Kettenbrüche,  Undichtigkeit  der  Prähme  und  Zeitverluste 
sich  eingestellt  haben.  Bei  einem  solchen  Bruche  ereignete 
es  sich,  dass  eiu  Prahm  vollständig  bis  über  die  Wasserdache 
empor  geschnellt  wurde. 

Am  3.  August,  als  das  Schiff  auf  8m  Tiefe  in  der 
Schwebe  lag,  trieb  os  bei  starker  Ostbrise  um  30™  nach 


dem  Lande  zu. 


35' 


mit 


Mit  dem  Vordersteven  blieb  es 
25  m  vom  Bohlwerk  cutfernt, 

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No.  14. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


68 


Die  üackl>ord-Frähme,  mit  Ausnahme  von  zweien,  welche 
Theile  des  Hochdecks  berührten,  schwammen  frei  Ober  ihren 
Angriffspunkten .  die  Steuerbord-Prahme  setzten  aber  schon 
auf  die  Schiffswand  auf.  Dieser  Umstand  war  günstig,  um 
das  Schiff  weiter  aufzurichten.  Die  Bodenventile  der  Stcuer- 
bord-Prähnie  wurdeu  geöffnet,  und  es  waren  als  Folge  davon 
nach  2  Stunden  die  Prahme  um  50"",  das  Schiff  um  30»" 
herunter  gegangen;  letzteres  hatte  sich  dabei  aber  der  auf- 
rechten Stellung  um  13°  genähert.  Am  IB.  August  wurde 
dasselbe  Verfahren  mit  demselben  günstigen  Erfolge  wieder- 
holt; die  gesummte  senkrechte  Hebung  betrug  5,92»  Ks 
konnten  nunmehr  mit  Hälfe  ausgehängter  Keibhölzer  die 
Backbord-Prähme  an  die  Schiffswand  sieber  angelegt  werden, 
so  dass  jetzt  die  sämmt  liehen  Prähme  und  das  Schiff  zu 
einem  festen  System  vereinigt  waren. 

Am  11.  August  kam  das  Yordertbeil  des  Schiffes  so  hoch 
aus  dem  Wasser  hervor,  dass  die  vordere  Ankerkette  um  das 
Pumpspill  genommen  und  eingewunden  werden  konnte.  Am 
14.  August  wurde  der  vordere,  circa  30  kb"  fassende  Ballast- 
Tank  ausgepumpt  und  nach  angestrengter  und  gefahrvoller 
Arbeit  abgedichtet.  Bis  zum  17.  August  betrug  die  Hebung 
7,32  ™. 

Die  gröfsere  Kreiselpumpe  förderte  4.  die  kleinere  2  klira 
Wasser  in  der  Minute.  Der  Fassungsraum  der  Prahme  betrug 
200  kb".  Die  Pumpen  dienten  nicht  nur  zum  Entleeren, 
sondern  auch  zum  Fallen  der  Prähme,  weil  die  Füllung  durch 
die  ßoileuvcntile  allein  den  verhältnissmäfsig  zu  langen  Zeit- 
raum von  etwa  I  Stunden  in  Anspruch  genommen  hätte. 

Ein  Versuch,  das  Wasser  aus  der  Iliuterkajütc  zu  ent- 
fernen, nachdem  die  Fenster  durch  Taucher  gcschlosssen  und 
gedichtet  waren,  hatte  erst  dann  einigen  Erfolg,  als  das  Hinter- 
Iheil  des  Schiffes  so  weit  gehoben  war,  um  einige  weitere 
Ih'chtungsarbeiten  durch  Zimmerleute  ausführen  zu  können. 
Erst  jetzt  gelang  es.  mit  3  Kreiselpumpen  den  Wi 
um  50 zu  senken  und  dadurch  das  Hinterende  des 
um  10  -  herauf  zu  bringen.  Da  aber  die  Wasserhaltung  nicht 
kräftig  genug  war,  um  mehr  zu  erreichen,  so  wurden  am 
21.  August  noch  2  Pumi>en  des  Bergungsschiffes  „Seqiiens" 
zu  Hülfe  genommen  und  dann  binnen  1  Stunde  das  Wasser 
aus  dem  Hinterschiff  und  aus  der  Kajüte  entfernt.  Das 
Schiff  stieg  hinten  um  1,50 m  und  konnte  dem  Bohlwerke  so 
nahe  geführt  werden,  dass  zwischen  diesem  und  den  lang- 
seits  liegenden  Prähmen,  nur  noch  der  nöthige  Zwischenraum 
vou  3  ■  verblieb.  Es  war  unmöglich,  bei  dieser  raschen  Be- 
wegung «lie  mittleren  Prähme  schleunig  genug  nach  zu  spannen 
um  zum  Mittragen  zu  bringen,  und  so  gcscliah  es,  dass  auf 


das  vordere  IYahmpaar  ein  zu  starker  Druck  übertragen 
wurde,  der  beide  Ketten  zum  Brechen  brachte  und  (las 
Schiff  sich  mit  dem  Kiel  vorn  auf  den  Grund  aufsetzen  liess. 
Am  Tunnel  der  Schraubenwelle  und  an  den  Ballast-Tanks 
zeigten  sich  zahlreiche  Leckstellen:  nachdem  man  dieselben 
gedichtet  und  ebenso  im  Maschinenraum  einen  Leck  nach 
dem  andern  abgestopft  hatte,  konnte  die  Mitwirkung  des 
„Seuuens"  entbehrt  werden.  2  Kreiselpumpen  arbeiteten  im 
Maschinenraum,  die  dritte  im  Hinterraum,  wo  mit  dem  Sinken 
des  Wasserspiegels  die  Kohlen  gelöscht  wurdeu. 

Am  28.  Aug.  waren  die  Kessel  für  die  Dampfwindewerke 
mit  der  zugehörigen  Pumpe  aus  dem  einhüllenden  Kohlen- 
schlamm  heraus  geltoben,  auch  die  beiden  Donk)*  waren  so 
weit  ausgegraben  und  in  betriebsfähigen  Zustand  gebracht, 
dass  sie  zum  Auspumpen  der  Schiffsräume  mit  benutzt  werden 
konnten.  Diese  Arbeit  war  eine  überaus  anstrengende. 
Umhertreibende  Polsterhaarc  und  Putzbaumwolle  verstopften 
die  Siebe  vor  den  Saugeköpfen  und  verursachten  vielfache 
Betriebsstörungen,  zumal  nach  erfolgter  Reinigung  der  Siebe 
und  der  Bodenventile  das  Anfüllen  der  zum  Theil  abgelaufenen 
Schlauche  bei  7,5  »  Saughöbe  immer  einen  längeren  Zeitraum 
erforderte.  Um  dieses  Anfüllen,  welches  zwar  von  der  Maschine 
aus  geschah,  weniger  zeitraubend  zu  machen,  wurde  ein  höheres 
Steigerohr  aufgesetzt.  Ein  Versagen  der  Pumpen  kam  als- 
dann nicht  weiter  vor,  nachdem  noch  einige  Zentner  Putz- 
baumwolle  aus  dem  Maschinenraum  herauf  geschafft  waren. 

Am  30.  August  lag  das  Hinterschiff  nur  noch  1  ■  tief 
und  es  ragte  die  Schraubenwelle  aus  dein  Wasser  hervor. 
Aus  dem  Hinterraum  waren  ca.  100  kb™  Kohlen  gehohen, 
welche  meist  an  Backbord  -  Seite  gelegen  hatten.  Auch 
der  Buckbord  -  Kohlenbunker  und  der  Achter  -  Ballast  -  Tank 
waren  geleert,  aber  alle  diese  Entlastungen  hatten  eine  Ver- 
änderung in  der  SchieHage  des  Schiffes  nicht  bewirkt.  Es 
wurden  jetzt  die  Prahm -Sj steine  II,  III.  IV  nachgesetzt  und 
dadurch  ein  weiteres  Aufkanten  um  15a  bewirkt,  wonach  die 
Seitenneigung  des  Schiffes  noch  9"  lietrug. 

Am  31.  Aug.  konnte  von  dem  grofsen  Leck  am  Backbord- 
Bug  geuaues  Maafs  genommen  werden.  Dieser  Leck  hatte 
die  Form  eines  Dreiecks  von  4-  Höhe  und  1.4»  Basis  am 
Schandeck ;  zur  Dichtung  wurde  eine  4 «"  starke  Tafel  von 
doppelter  Brcttlage  angefertigt 

Nach  dem  Brechen  der  Ketten  des  I.  Systems  war  das 
Vorderschiff  so  tief  hinunter  gegangen,  dass  die  Vorderpiek 
sich  wieder  mit  Wasser  gefüllt  hatte.  Dieser  Raum  wurde 
geleert,  nachdem  um  den  \orderen  Luksüll  ein  Kasten  auf- 
gezimmert war.    Das  Selnff  hob  sich  dabei  um  30»"  und 


Zur  Erinnerung  an  Richard  Lucae. 

Vou  seiner  Heise  zurückgekehrt,  ward  Lucae  vor  die  Alternative 
gestellt,  sich  dem  Staatsdienst  zu  widmen  oder  als  Privat-Architekt 
frei  und  iingebundeu  sich  mit  seinem  Können  durchs  Lehen 
durch  zu  schlagen.  Die  Zeit  war  noch  nicht  da,  wo  die  Kunst  als 
berechtigter  Kaktor  im  .Staatsorganismus  eine  Stelle  fand.  Noch 
war  das  Verständnis*  dafür  nicht  heran  gereift,  dass  auch  der 
frei  schaffende  Künstler,  ohne  ihn  seiner  Hemisphäre  zu  ent- 
reißen, tbatig  sein  müsse  für  die  Gestaltung  der  grofsen  bau- 
lichen Antraben  des  Staates.  Allerdings  hatte  Schinkel  vermöge 
seines  mächtigen  (ienins  die  Kunst  im  Staate  weit  über  das 


„Jien,  was  bis  dahin  der  .Haubedieustete" 
vermochte.  Mit  der  Macht  seines  Geistes,  umgeben  von  einer 
Schaar  gleichgesinnter  Schüler,  haue  er  es  fertig  gebracht,  die 
Stellung  des  Beamten  mit  der  des  Künstlers  zu  schönster 
Leistungsfähigkeit  zu  vereinen.  l>ies  war  möglich  in  einer  Zeit, 
wo  der  Staat,  erschöpft  durch  schwere  Kriege,  langsam  die  Mittel 
gewann,  für  einzelne  wenige  Bauausführungen  über  das  Maafs  des 
Allernothwendigsten  binans  zu  greifen.  Durch  das  heranreifende 
Verständnis«  wuchs  das  Hedürfnias,  die  Ansprüche  häuften  sich, 
die  Last  büreaukratiseker  Arbeit  wuchs  riesenschnell  und  aus 
dem  Hauheamten  im  Sinne  Schinkefscher  Autfassimg  wurde  bald, 
mit  wenigen  glücklichen  Ausnahmen,  ein  Mann,  bei  welchem  auch 
die  sprudelndste  geistige  Kraft,  der  beste  Wille  erlahmen  musste 
unter  dem  stetigen  täglichen  Druck  der  Amtsgeschäfte.  Dazu 
kam  die  straffe  Zentralisation,  bei  der  selbst  einzelne,  trotz- 
dem emportreibende  Itlütben  der  revidirenden  Leder  rettungslos 
verfielen.  —  So  etwa  verkörperte  sich  in  unseres  Freundes  Seele 
die  Vorstellung  von  den  Lreuden,  welche  seiner  im  Staatsdienst 
es  da  zweifelhaft  bleiben,  dass  ein  Mann  wie 
n  Lebenaschiff  lieber  dem  ungewissen  Treiben 
rAiii^n  1 1 ic T*7ii  irrü  t  in xu  h  um 
Die  Stürme  der  Zeit  nach  1848  waren  nicht 
geeignet,  im  Staate  das  Kunstleben  zu  fördern,  obgleich  ein 
kunstsinniger  Monarch  in  Friedrich  Wilhelm  IV.  an  der  Spitze 
stand.  Ks  fehlte  an  grofsen  Monumentalbauten  und  persönliche 
Liebhabereien  des  Königs  konnten  nicht  genügen,  um  die  vor- 
handenen künstlerischen  Kräfte  zu  beschäftigen.    So  hatten 


sich  diese  mit  Fleifs  und  Freudigkeit  den  kleineren  Aufgaben 
des  Familienhause*  zugewendet  K*  entstand  in  Berlin  jene 
Fülle  reizender  Privathäuser.  bei  welchen  das  liebevollste  Ein- 
gehen auf  die  Bedürfnisse  der  Familie  mit  der  Gewohnheit  und 
Lebung.  .dies  künstlerisch  zu  gestalten,  sich  verband.  Wir  be- 
sitzen hierdurch  aus  jener  Zeit  ganze  Strafsen  von  Villeuanlagen, 
wie  sie  keine  Stadt  der  Welt  aufzuweisen  hat.  Die  Aussicht, 
gerade  hierin  vorläufig  ein  Feld  der  Thatigkcit  zu  finden,  musste 
für  Bichard  Lucae  bei  geinen  vielfachen  Familien-Bekanntschaften 
erst  recht  bestimmend  werden.  Aus  dieser  Periode  seines  Le- 
eine Anzahl  von  meistens  ausgeführten  Entwürfen, 
ier  an  den  Wanden  sehen.  Ich  nenne  unter  andern 
schon  früheren  gothischen  Grabkapelle  für  eine 
in  Pommern  nur  das  Soltimum'sche  Haus  in  der  Hollmann- 
straJ'se,  ein  Grabdenkmal  für  die  FamilieSchemionek,  einvillenartiges 
Wohnhaus  für  seinen  Bruder,  Professor  an  der  Universität  in 
Marburg,  in  einfachen  gothischen  Formen,  eine  Villa  für  einen  Herrn 
Priefs  in  Hostock,  ein  Grabdenkmal  für  die  Familie  Wngner. 

Ausserdem  bot  sich  ihm  Gelegenheit  zur  Lehrthätigkeit  auf 
der  Bauakademie,  wo  er  als  Assistent  für  den  Unterricht  im  Um- 
werfen Michaelis  11*59  eintrat.  Dies  (iebiet  entsprach  so  recht 
eigentlich  seiner  Neigung.  Man  kann  ihn  mit  Hecht  einen  ge- 
borenen Ivehrer  nennen.  Seine  Begeisterung  für  die  Kunst,  die 
Ausgiebigkeit  in  Gedanken  und  Wort,  die  anmulhig  scherzende 
Art,  die  dem  Schüler  auch  die  Lust  zu  schwierigen  und  mühe- 
vollen Arbeiten  rege  erhält,  das  freundliche  Kitigebeu  auf  die 
personlichen  Eigenschaften  -  dies  Alles  machte  ihn  bald  zu  einem 
der  beliebtesten  Lehrer.  Lnd  auch  er  fand  in  dem  steten  Um- 
gang mit  der  frischen  Jugend  eine  Quelle  dauernder  Freude. 
Wie  er  selbst  über  diese  Seite  seines  Berufs  dachte,  lehrt  die 
folgende  kleine  Geschichte:  Als  er  in  den  letzten  Jahren  mit 
Titel  und  Würden  in  rascher  Folge  reichlich  belohnt  war.  fragte 
ihn  ein  Handwerksmeister,  wie  er  ihn  eigentlich  zu  titulireu  habe. 
„Nennen  Sie  mich  wie  Sie  wollen,  es  ist  mir  ganz  egal",  antwor- 
tete er  scherzend,  dann  aber  ernst  werdend,  fuhr  er  fort:  „ Nennen 
Sie  mich  Herr  Professor,  denn  auf  den  Professor  bin  ich  stolz 
und  so  Gott  will,  bleib  ich  es  bis  an  mein  Lebensende."  Und 
treulich  bat  er  Wort  gehalten. 

1H  Jahre  mühevoller  aber  stets  freudig  gegebener  Lehrarbeit 
hat  er  der  Bauakademie  und  ihren  Studirendeu  geboten.  Diese 


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64 


nachdem  am  1.  Sept.  das  L  System  wieder  in  Thätigkeit 
Besetzt  war.  um  weitere  HO  «-.  Nunmehr  wurden  die  Prahtn- 
systeme  1.  II.  III.  IV  nachgesetzt  und  die  erwähnte  Tafel, 
mit  einem  Wergtau  versehen,  vor  die  Oeffnung  gebracht  und 
angezogen.  Ks  war  dann  möglich,  da*  Yordersclüff  innerhalb 
3-7«  Stunden  zu  lichten,  da  die  Tafel  rollkommen  dicht  hielt. 
Wahrend  des  Pum|iens  neigte  sich  das  Schiff  wieder  bis  zu 
3ti",  weil  circa  400  kb™  Kohlen,  welche  im  Vorderraum  meist 
au  Backbord  lagen,  Ober  Wasser  gekommen  waren.  Zum 
Heben  dieser  Kohlen  war  die  Dampfwinde  auf  ihren  früheren 
Platz,  hinter  dem  Fockmast,  wieder  aufgestellt  und  in  Betrieb 
gesetzt  wordeu.  Eine  2.  Winde  arbeitete  von  einem  laugseits 
gelegten  Prahme  aus.  Nach  3  Tagen  waren  die  Kohlen 
gelöscht  nnd  es  schwamm  das  Schiff  alsdann  vom  3  ra,  hinten 
1,5-  tief. 

Die  tiefste  Stelle  des  Lecks  lag  IUS5  »  Ober  Wasser  : 
der  Boden  des  Schiffes  war  unversehrt  und  nur  die  Backbord- 
Seite,  an  der  sich  Einbiegungen  und  RippenbrOche  Ober  der 
Wasserlinie  zeigten,  hatte  gelitten.  — 

Die  eigentliche  Aufgabe,  das  Fahrwasser  zu  räumen,  war 
nun  gelöst.  Ks  kam  noch  darauf  an,  das  gehobene  Fahrzeug 
uothdürftig  wieder  herzustellen.  —  Die  arbeitenden  Theilc  der 
Maschine  konnten  nur  wenig  gelitten  haben,  da  die  Maschine 
bis  zum  Untergange  in  Betrieb  und  darum  gut  geölt  gewesen 
war.  Sie  wurde  gereinigt  und  mit  der  vorhandenen  Dreh- 
vorrichtung mehrmals  gedreht,  nachdem  zuvor  Schieber. 
Ventile  und  Kager  tüchtig  eingeölt  worden  waren.  Der  Ober- 
flächen-Kondensator hielt  die  Druckprobe  gut  aus.  Der  Dampf- 
kessel, welcher  nach  Backbordseite  übergewichen  war.  wurde 
mit  hydraulischen  Pressen  ia  seine  I^ge  zurück  gebracht.  Die 
Reparaturen  an  einigen  gebogenen  und  zerbrochenen  Röhren 
waren  bald  ausgeführt;  einzelne  Maschincntheilc ,  Hähne. 
Rohrstücke  etc.  wurden  aufgefunden,  nachdem  der  Schlamm 
auf  dem  Boden  mit  Spritzen  aufgerührt,  dünnflüssig  gemacht 
und  ausgepumpt  worden  war. 


Am  13.  September  probirte  man  die  Maschine:  dieselbe 
arbeitete  ganz  vorzüglich  und  so  ruhig,  als  ob  sie  fortdauernd 
in  guter  Behandlung  gewesen  wäre.  Ks  wurde  jetzt  die  Aus- 
rüstung und  das  Inveutarium  wieder  an  Bord  gebracht  und  am 
23.  Sept.  legte  das  Schiff,  unter  eignem  Dampf,  mich  dem 
neuen  Bohlwcrk  unterhalb  Swinemünde.  — 

Die  Hebung  ist  in  155  Arbeitstagen  ausgeführt  worden 
und  es  kommen  davon  auf: 

1)  die  Hebung  von  Kohlen    ....  80  Tage 

2)  Unterbringen  der  Hebekctlen  .  .  12  „ 
H)  Zurüstung  zum  Aufkanten     ...    Ii  „ 

4)  ilas  Aufkanten  bis  zu  40"  Neigung  13 

5)  desgleichen    bis    zur  aufrechten 
Stellung  und  die  Hebung  selbst  .    .  44  „ 

Dass  während  dieser  ganzen  Zeit  ein  Verlust  von 
Mcuscheulcben  verhütet  worden  ist,  ülierhaupt  niemand  bei 
der  Keistung  zu  Schaden  gekommen  ist,  ist  der  grol'scn  Umsicht 
zu  danken,  mit  welcher  die  mitunter  gefahrvollen  Arbeiten 
ausgeführt  sind.  Hierauf  legte  der  Vortragende  besonderen 
Werth.  Kr  gedachte  deshalb  mit  lobeuder  Anerkennung  des 
Maschinenmeisters  Zander,  dein  er  die  ständige  und  spezielle 
Aufsicht  Obertragen  hatte,  und  der  es  verstanden  habe,  mit 
Hingebung  und  Ausdauer  und  mit  vielem  Geschick  die  Arbeiten 
zu  leiten. 

Die  Hebungskost eu  haben  betragen: 

1)  für  17  Hebeprähme     .    .    .  7(5  000  M. 

2)  für  maschinelle  Hinrichtungen  24  00t)  r      .  r 

3)  für  verschiedene  Materialien  .15  000  „  (  lD0UUU 

4)  für  Arbeitslöhne     .    .    .    .  50  000  , 

Aus  dem  Verkauf  der  geborgenen  Kohlen,  der  Prahme, 
der  Maschinen  und  des  übrigen,  für  den  Zweck  angekauften 
Inventars  ergab  sich  ein  Krlös  von  50  000  M.  und  es  wurde 
der  Verkaufswerth  des  Schiffes  in  dem  Zustande  nach  der 
Hebung  auf  mindestens  184  000  M.  abgescliätzt. 


Mittheilungen 

Dresdener  Architekten -Verein.   Auszug  ans  den  Proto- 

nm  Jahre  1877.  (Fortaetxung). 
Wahrend  des  Sommer-Halbjahre»  konzeutrirte  sich  der  Haupt- 
Üieil  des  Vereinslcbens  in  den  Exkursionen,  deren  8  staufanden 
und  aber  welche  hier  zunächst  im  Zusammenhange  berichtet 
werden  soll.  - 

1)  Besichtigung  der  Frauenkirche  und  der  Albert- 
Krdcke  am  7.  Juni.    Im  Innern  der  Kirche,  an  der  Stelle,  wn 


aus  Vereinen. 

!  Georg  Bahr,  173H  in  Fnlge  eines  Sturzes  vom  Gerüst  sein  sorgen- 
volles Leben  endete,  gab  zunächst  Hr.  Architekt  Steche  eine 
kurze  Geschichte  des  Baues  und  imbesondere  der  vielfachen  An- 
fechtungen nnd  Widerwärtigkeiten,  die  Bahr  bezüglich  der  Durch- 
führung seines  Kuppelprojcktcs  zu  erdulden  hatte.  Der  Besich- 
tigung des  Inneren  folgte  eine  Besteigung  der  beiden  Kuppeln, 
deren  fein  durchdachte  Konstruktion  und  Ausführung  bei  Laien 
wie  Fachkundigen  immer  und  immer  Entzücken  erregt  Die  obere 
'  aus  Steinpfeilern  und  Holzkuppel,  ist  nicht 


Lehrthätigkeil  ging  Hand  in  Hand  mit  stetiger,  wenn  auch  nicht 
großer  Baupraxis.  Kr  war  sich  wohl  bewusst,  dass  für  den 
Lehrer  der  Architektur  es  unumgänglich  nothwendig  sei,  selbst 
die  nöthige  Frische  und  Anregung  aus  der  Berührung  mit  dem 
"[tischen  Leben  des  Bauplatzes  und  der  Werkstatt  zu  finden 
so  in  steter  Fühlung  zu  bleiben  mit  den  gesteigerten  tech- 
uud  künstlerischen  Forderungen  der  Zeit.  Mit  Begeiste- 
rung ergriff  er  daher  die  Gelegenheit,  für  den  Siegeseinzug  IBM 
und  1871  mitwirken  zu  dürfen.  Die  Ausschmückung  der  städti- 
schen Turnhalle  und  die  Errichtung  eines  Festsaales  daneben, 
die  Dekoration  des  Halleschen  Thores  mit  der  mächtigen  Berolina, 
welche  den  heimkehrenden  Herrscher  und  sein  siegreiches  Heer 
zuerst  begrilfst«,  dann  der  Kanonenberg  mit  der  Victoria  am  Leip- 
ziger Thore,  sie  zeugten  von  seinem  Talent  auch  für  solche  flüch- 
tigen Kinder  der  schaffenden  Kunst.  Sehr  erfreulich  war  ihm 
18t>7  der  Auftrag  des  damaligen  Erbprinzen  von  Meiningen,  einen 
Entwurf  zum  Neubau  für  ein  Schloss  in  Altenstein  zn  machen. 
Er  hatte  dabei  noch  das  Vergnügen,  die  Art  und  die  Formen 
des  Hnf'lebens  kennen  zu  lernen.  «Ein  gefährliches  I'arqnet  war 
dies  für  mich",  bemerkte  er  oft  lachend,  wenn  er  uns  die  kleinen 
Verstöfse  gegen  die  Hofctii|uette,  welche  ihm  in  seiner  unbefan- 
genen Art  begegnet  warm,  erzählte.  Durch  die  reizende  Art,  in 
der  dies  geschah,  trug  es  nur  bei,  den  jugendfrischen  Künstler 
dem  Erbprinzen  werther  zu  machen. 

An  diesen  Entwurf  schloss  sich  ein  anderer  für  eine  kleine 
Kirchhotsanlage  für  Altenstein.  Es  folgen  die  Villa  Henschel  in 
Kassel,  in  ausgezeichneter  Lage  unter  prächtigen  Laubbäumen 
am  steilen  Uferrande  der  Fulda,  in  mächtigen  Terrassen  und 
Treppenaulagen  zu  ihr  hinab  steigend.  Sodann  die  Villa  Heckmann 
hier  in  Berlin  und  eine  ähnliche  Anlage  für  Lucius  in  Erfurt.  Für 
Professor  Griesinger  ein  Grabdenkmal  auf  dem  Matthäikirchhofe 
iu  Form  einer  antiken  Stele  mit  dem  Marmorrelief  des  Verstor- 
benen nnd  zierlichem  eisernen  Gitter.  Eine  Villa  für  Dr.  Wolf 
in  Schlangcnbad  —  alle  in  dem  schon  vorhin  angedeuteten 
Hellenisch -Schinkel'schen  Geiste. 

In  ausgedehntester  Weise  pflegte  er  einen  geselligen  Verkehr 
mit  Männern  und  Vereinen  der  verschiedensten  Art.  Die  ihm  eigene 
Galle,  einer  Biene  gleich  aus  dem  Blühen  und  Treiben  des 
menschlichen  Geistes  das  Schone  fast  spielend  heraus  zu  saugen, 
als  köstlichen  Honig  in  sich  zu  verarbeiten  und  Andern  mit  glei- 


cher Lust  wieder  zuzutragen:  diese  selbstlose  Art  im  Geben  und 
Nehmen  ist  eiu  weiterer  Grundzug  seines  Charakters  und  ver- 
körperte in  ihm  den  Begriff  vollendetster  Liebenswürdigkeit.  Das 
Bedürfniss  nach  dieser  war  ihm.  wie  man  zu  sagen  pflegt,  zur 
zweiten  Natur  geworden  und  war  die  Quelle  jenes  neidlosen 
Wohlwollens,  welches  er  Allen,  die  mit  ihm  in  Berührung  kamen, 
so  gern  entgegen  trug.  Konnte  es  da  anders  sein,  als  dass  ihm 
ein  fast  Ubergrorser  Kreis  von  Freunden  zugeführt  wurde.  Wie 
ungern  wurde  er  vennisst  in  jenem  poetisch-litterarischen  Verein, 
welcher  sich  „Rüt  Ii"  nannte  und  an  jedem  Sonnabend  Nachmittag 
sich  versammelte,  um  Umschau  zu  halten  über  das,  was  die  Woche 
gebracht,  oder  was  die  Mitglieder  selber  geschaffen.  Bier  war 
er  das  Bindeglied,  welches  die  mehr  ideale  Welt  der  Genossen 
mit  der  des  realen  Lebens  vermittelte:  er  selbst  aber  tauschte 
dafür  ein  jene  Vollendung  des  Vortrags,  die  er  tiberall  und  mit 
fast  gleicher  Meisterschaft  zu  gelten  vermochte.  Ebenso  war  es 
in  der  „Montags-Gesellschaft",  jenem  ausgewählten  Zirkel 
höherer  Militärs  und  ausgezeichneter  Männer  des  Staatsdienstes, 
wo  nach  den  Mühen  des  Tages  der  geistreiche  jüngere  Mann  die 
Unterhaltung  in  willkommenster  Weise  beleben  half.  Wie  freuten 
auch  wir  uns  in  unserem  Verein,  wenn  bei  nnsern  Sonnabend- 
Sitzungen  Richard  Lucae  nicht  fehlte.  Ein  Gleiches  galt  von  dem 
-Kunstverein'',  dessen  Vorsitzender  er  war,  dem  .Eisen- 
bahn-"*, dem  „Künstlerverein",  dem  Verein  für  „Gewcrbc- 
fl  e  i  f  s  " .  anderer  Vereinigungen  nicht  zu  gedenken.  Bei  solchem  durch  - 
Verkehr  entwickelte  sich  die  ihm  eigene  Natur-Anlage 


Unheil  ward  geläutert  durch  die  langjährige  Uebuug.  durch  viel- 
fache Reisen  nach  England  und  Frankreich,  nach  Wien  und  in 
das  übrige  Deutschland,  vor  allem  aber  nach  Italien,  das  er 
mit  unserm  Strack,  mit  Eggers  und  Lobke  noch  viermal  durch- 
streifte. Bald  war  iu  ihm  die  Ueberzcugung  heran  gereift,  dass 
die  Formenstrenge  des  hellenischen  Klassizismus  nicht  ausreiche 
als  Ausdrucksmittel  für  das  Kunstempfinden  unserer  nordischen 
Welt,  dass  eine  andere  Sonne,  ein  anderes  Klima,  mit  ihnen  ein 
anderer  Charakter  der  Landschaft  und  ein  anderes  Material  eine 
stärkere  Betonung  des  Reliefs,  eine  gröfsere  Steigerung  der 
Massen  und  mehr  Lichtbedürfniss  erfordern.  Dazu  hatte  bei  uns 
das  lieifsige  Studium  der  Gothik  und  die  Meisterschaft,  welch« 
ganze  Schulen  in  der  Wiederlielebung  dieser  Rinthe  mittelalter- 


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No.  14. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


fi5 


nach  Bähr's  Plan;  sie  wurde  1743  aufgesetzt-  Den  Schluss  der 
Wanderung  bildete  ein  Besuch  der  Katakoml>en,  in  denen  die  ir- 
dischen Ucberreate  des  Krbauers  der  Kirche  und  »ein  1H54  von 
dem  ehemaligen  Johanniskirehhof  hierher  versetzter  Grabstein  sich 
befinden. 

An  der  iro  Kau  begriffenen  dritten  Klhbrücke  ( Alhertbnicke) 
wurden  unter  Führung  ihres  Krbauers,  Oberingenieur  Manck, 
die  in  Ausführung  befindlichen  Wölhungsarlteiten  der  linksseitigen 
Strombögen  von  31  m  Spannweite  und  dercu  Wölbgcrflste  in  Augen- 
schein genommen.  — 

2)  Exkursion  nach  Altencelle,  Nossen  uud  Meifsen 
um  28.  Juni  1877.  Vom  Kloster  Zelle,  11U2  von  Markgraf  Otto 
dem  Reichen  gestiftet  und  1175  als  Abzweigung  von  Schulpforta 
als  erste»  Meißnisches  Kloster  eingeweiht,  später  zum  I'uterscbied 
von  Neu-  und  Blasien-Zelle  „Altzelle"  genannt,  haben  sich  nur 
noch  wenige  Keste  der  ursprünglich  großartigen  Anlage  und 
Ausstattung  erhalten.  Von  der  Kirche,  welche  die  Grabstätten 
mark  gräflicher  Fürsten  beherbergte,  zeugt  nur  noch  eine  unter 
Friedrich  August  dem  tierechten  auf  den  Fundamenten  des  <  hores 
der  ehemaligen  Klosterkirche  dürftig  aufgebaute,  mit  einigen  Grab- 
steinen ausgestaltete  Kapelle  und  ein  Theil  des  wahrscheinlich  ur- 
sprünglichen Hauptportals  mit  den  beiden  Seiten-Eingängen.  Von 
den  übrigen  Bauten  sind  das  Winter-Refektorium  und  die  frühere 
Apotheke  die  einzigen,  jetzt  uoch  erhaltenen  Ueberreste.  Erateres 
enthielt  zu  ebener  Erde  die  jetzt  in  Leipzig  befindliche  kostbare 
Bibliothek  und  das  Archiv,  im  oberen  Stockwerk  einen  Speisesaal : 
jetzt  ist  derselbe  als  Köruerbodcn  und  der  untere  Raum  als  Kuh- 
stall benutzt.  Letzterer  Raum  ist  überwölbt  und  in  der  Mitte 
durch  eine  Säulen Stellung  mit  naturalistisch  gebildeten  romanischen 
Kapitellun  getheilt  Die  mannichfachen  Architektur-Fragmente, 
welche  im  Garten  zerstreut  aufgestellt  sind,  bissen  ahnen,  welch' 
reiche  Gestaltung  die  Anlage  hatte.  Halb  verschüttet,  aber  noch 
in  seiner  ganzen  Mächtigkeit  steht  das  alte  romanische  Eingangs- 
thor des  Klosters;  weder  elementare  noch,  menschliche  Gewalten 
haben  es  bisher  zu  stürzen  gewagt  und  vermocht. 

Höchst  malerisch,  namentlich  mit  schien  Substruktionen  au 
der  Ostseite,  prasentirt  sich  Schloss  Nossen.  1315  von  Witigo 
von  Meifsen  als  bischöflicher  Sitz  errichtet,  wurde  es  spater 
unter  wechaeldem  Besitz  vergröfsert,  und  nachdem  es  an  den 
Landesherrn  gefallen,  15M  von  Kurfürst  August  fast  neu  gebaut. 
Aus  dieser  Zeit  mögen  auch  wohl  die  zwei  mit  ornamentaler 
Malerei  versehenen,  höchst  interessanten  Holzdecke u  stammen, 
welche  leider  in  sehr  traurigem  Zustande  im  östlichen  TheUe  des 
Schlosses  noch  vorhanden  sind.  Die  schönen,  dem  13.  Jahr- 
hundert angehörigen  Portale  an  der  Kirche  sind  unter  Kurfürst 
August  dem  Sommer-Refektorium  und  Gästehaus  von  Altzelle  ent- 
nommen und  hier  aufgestellt  worden. 

In  Meifsen,  wo  Hr.  Bezirksbmstr.  Freudenberg  den  Führer 
machte,  war  zum  wiederholten  Male  das  Stammschloss  des 
sächsischen  Herrscherhauses,  dieser  prachtige  Bau  des  15.  Jahr- 
hunderts, das  Ziel  der  Wanderung.  Die  Restaurations-Arheiten  im 
Innern  der  Burg  sind  bis  auf  die  malerische  Ausschmückung 


vollendet  Sechs  Künstler  sind  eifrig  beschäftigt,  verschiedene 
Räume  und  Säle,  wie  den  Kirchen-,  Wappen-,  Tafelsaal,  die  Raths- 
stube  u.  a..  mit  Fresken  aus  der  Geschichte  des  Albertinischen 
Fürstenhauses  und  speziell  der  Burg  zu  zieren.  Die  Durchführung 
in  geplanter  Weise  wird  der  Burg,  entsprechend  dem  Acufseren, 
auch  ein  würdiges  Innere  verleihen  um!  ihr  den  früheren  Rang 
unter  den  mittelalterlichen  Bauten  wieder  einräumen.  —  Im  Schloss- 
hof hat  das  Standbild  des  Erbauers  der  Burg,  Albrecht  des  Be- 
herzten, Aufstellung  gefunden.  —  Unter  Führung  und  Erläuterung 
des  Hrn.  Architekt  Steche  wurden  schließlich  noch  einige  inter- 
ressante  Giebelhäuser  und  Portale,  deren  Meifsen  ja  in  mannich- 
facher  Art  und  grober  Zahl  besitzt,  so  u.  a.  das  zierliche  Löwen- 
thor, besichtigt  - 

3)  Besichtigung  des  Palais  Kap-herr,  Parkstrasse  7 
in  Dresden.  Die  Führung  der  zahlreichen  Versammlung  erfolgte 
durch  Hrn.  Architekt  Schreiber,  von  dem  Entwurf  und  Aus- 
führuug  des  Gebäudes  herrühren.  Es  war  Wunsch  des  Bauherrn, 
dass  die  Wohnräume  dereinzelnen  Familienmitglieder  im  Erdgeschoss 
und  von  einander  getrennt  augelegt  werden  sollten;  dies  hat  der 
Architekt  durch  zwei  parallel  mit  der  Hauptfront  des  Gebäudes 
laufende  Korridore  zu  erreichen  gesucht  Der  Eingang  liegt  an 
der  Vorderfront  unter  einer  Vorhalle.  Durch  ein  reich  mit  natür- 
lichen und  künstlichen  Steinen  ausgestattetes  Entree  gelangt  man 
von  hier  in  ein  durch  Oberlicht  erhelltes  Vestibül.  Eine  breite, 
imposante  Treppe,  die  sich  auf  dem  ersten  Buheplatz  in  2  Arme 
theilt,  führt  von  hier  nach  den  im  ersten  Stock  gelegenen,  mit 
großem  Luxus  ausgestatteten  Festrannten.  Die  Räume  des  Erdge- 
schosses entsprochen  in  Anlage  und  Ausfüllung  der  Einrichtung  eines 
feinen  herrschaftlichen  Hauses.  Einen  Glanzpunkt  bildet  das  mit 
Holzplafonds,  Wandtäfelung  und  reichem  Kamin  versehene,  zu 
einem  höchst  behaglichen  Aufenthalt  gestaltete  Arbeitszimmer 
des  Herrn.  — 

4)  Die  Besichtigung  des  neuen  Annenfriedhofs  in 
Löbtau  und  des  Schlosses  Altfrauken  am  26.  Juli  fand  in 
Bezug  auf  das  erste  Objekt  unter  Führung  des  Hrn.  Baumeister 
Wimmer,  des  Architekten  der  Kirchhofanlage,  statt.  Abweichend 

Friedhöfen  ist  hier  nicht  Mos  den 


rein  praktischen  Bedürfnissen,  sondern  auch  ästhetischen  An- 
forderungen Rechnung  getragen  worden.  Ein  Vorhof,  der  durch 
das  Terrain  geboten,  von  der  Straße  aus  sanft  ansteigt,  vermittelt 
den  Uebergang  zu  dem  hinter  den  Bauten  liegenden  Friedhofe. 
In  der  Langenaxe  desselben  liegt  die  von  außen  durch  Portikus 
und  Kuppel  sich  kennzeichnende  Parentationshalle.  Vor  ihr  be- 
findet sich  ein  Vestibül,  welches  zugleich  als  Warteraum  für  die 
Leidtragenden  dient  und  von  welchem  aus  man  rechts  und  links 
nach  den  Zimmern  des  Geistlichen,  der  Leidtragenden,  der  Sarg- 
trager,  der  Expedition  des  Inspektors  und  den  zwei  Durchfahrten 
gelangt.  An  diese  stußen  in  der  Queraxe  die  beiden  mit  je  12  Zellen 
für  Verstorbene  versehenen  Leichenballen.  Die  Fenster  derselben 
sind  durch  die,  den  Hof  von  zwei  Seiten  tlankirenden  Arkaden 
für  erbliche  Familiengrüfte  den  Augen  des  Eintretenden  ent- 
zogen.   Die  ernst  gehaltene  Architektur,  die  namentlich  an  den 


licher  Ktinst  erreicht  das  Verständnis*  für  die  Reinheit  der  Kon- 
struktion und  für  die  Anwendung  echten  Materials  gefördert 
Auch  Richard  Lucae  konnte  sirb  bei  seinem  offenen  Auge  dem 
nicht  verschließen  und  wir  sehen  die  Früchte  an  einer  ga 


Die  Villa  Joachim  in  der  Beethovenstraße  mit  der  geistreich 
tark  zurück  spriugenden  Ecke  und  sich  vorschiebenden 
Seiten-Ingeln  ein  größeres  Vorgartchen  gewahrend,  die  Villa 
KdttC*  von  vornehmstem  Charakter,  das  Haus  für  den  Maler 
v.  Heyden  und  für  den  eigenen  Bruder  am  Lützowplatz,  der  Er- 
weiterungsbau für  Villa  Siemens  in  (  harlottenburg.  zwei  Krieger- 
Denkmaler  in  Rostock  und  Posen,  die  Schlosser  Rauzien  in  Pommern 
und  für  Hrn.  Koni  l>ei  Baslau  legen  von  dieser  Entwicklung 
ein  beredtes  Zeugniss  ab. 

Die  Zeit  größerer  architektonischer  Wettkampfe  war  gleichzeitig 
hereingebrochen.  Bei  ihnen  betheiligte  er  sich  wenig  —  frühere 
Konkurrenzen  für  das  Rathhaus  in  München  und  die  Kunsthalle 
zu  Hamburg  ausgenommen  —  und  wohl  besonders  deshalb,  weil 
er  ganz  die  Fähigkeiten  in  sich  vereinigte,  zu  Gericht  zu  sitzen 
über  künstlerische  Erscheinungen.  Die  Konkurrenzen  für  den 
hiesigen  I  »umbau ,  für  das  deutsche  Parlamentsbaus  und  andere 
sahen  ihn  deshalb  das  ehrenvolle  Amt  der  Preisrichterschaft 
verwalten. 

Inzwischen  hatte  das  deutsche  Kaiserreich  Berlin  zum  Herzen 


heran  zu  bilden  und  sie  kraftig  zu  machen  für  die  Entfaltung  eigner 
künstlerischer  und  kunstgewerblicher  Produktion  ähnlich  einzelnen 
unserer  Nachbarländer,  in  welchen  sie  bedeutungsvoll  mitgeholfen 
haben,  den  Nationalwohlstand  zu  einer  für  uns  erstaunlichen  Höhe 


worfen  ist,  sie  hatten  die  Ueberzeugung  zur  Geltung  gebracht, 
dass  auch  hier  ein  gründlicher  Bruch  mit  den  alten  Traditionen 


nöthig  sei,  dass  der  Unterricht  und  die  Organisation  des  Bauwesens 
einer  durchgreifenden  Neugestaltung  bedürften.  Man  entschloss 
sich  zunächst  mit  dem  ersteren  zu  beginnen  und  eine  gewisse 
Trennung  des  Faches  des  Ingenieurwesens  und  des  Hochbaues 
in  Vorbildung  und  Prüfung  eintreten  zu  lassen. 

Mit  warmer  Begeisterung  war  Richard  Lucae  von  jeher  ein- 
getreten für  die  Idee,  dass  es  Pflicht  des  Staates  sei,  seine  großen 
Bauten  aufzufassen  nicht  im  Sinne  solider  Nutzt  au  reu.  sondern 
als  Monumente  großer  Staatsgedanken  unserer  Zeit,  damit  sie 
nicht  allein  der  Nachwelt  ein  Zeugniss  seien  für  das,  was  wir  ge- 
dacht und  gekonnt,  sondern  auch  Iflegestattcn  für  die  bildende 


und  gekr 


und  mit 


Als  es  sich  darum  handelte  den  Mann  zu  tiuden,  welcher 
mitzuwirken  habe  an  der  Ausführung  dieser  tiedanken,  da  war 
es  wieder  unser  Freund,  auf  welchen  die  Wahl  fiel.  Wie  mag 
sein  Herz  freudig  hoch  geschlagen  haben,  als  diese  ehrenvolle  Auf- 
forderung an  ihn  heran  trat,  aß  er  berufen  wurde,  dem  Künstlerthum 
in  der  Architektur  zu  seinem  Hechte  im  Staatsleben  zu  verhelfen. 
Wohl  war  er  sich  der  Schwierigkeiten  dieser  Stellung  ganz  bewusst ! 
Seine  auf  das  Grosse  angelegte  Natur,  sie  hatte  für  das  kleinere 
Detail  weniger  Werthschatzung.  Die  stetige,  regelmäßig  wieder- 
kehrende Bienenarbeitdes  Bureaus  war  seiner  Natur  durchaus  zuwider. 
Sie  und  die  Studirlampe,  er  hatte  sie  wenig  gekannt!  Trotz 
manches  Freundes  Rath  und  obgleich  ein  altes,  oft  wiederkehren- 
des Leiden  zur  Schonung  mahnte:  er  fasste  diesen  Ruf  nicht  auf 
all  allein 'an  seine  Person  gerichtet,  sondern  als  an  die  Sache, 
der  er  diente,  und  an  die  Partei,  die  er  vertrat  Sein  Entschluß* 
konnte  nicht  zweifelhaft  sein.    Er  nahm  an! 

Mit  Ernst  ging  er  im  Frühjahr  1873  an  die  neue  Arbeit  als 
der  berufene  Organisator  der  Bauakademie.    Die  Aufgabe  war 
nicht  leicht   Zunächst  galt  es  Raum  zu  schaffen,  für  die  Massen 
e  der  wirtschaftliche  Aufschwung  in  der 

Der 
Sache. 

Wohl  murrte  mancher,  dass  man  Hand  anlege  an  ein  hervor- 
ragendes Denkmal  Schinkel'schen  Geistes,  aber  es  war  zwingende 
Notwendigkeit,  ruhige  Auditorien  und  gut  beleuchtete  Zeichensäle 
in  größerer  Zahl  zu  beschaffen.  Eine  dreiarmige  Treppe  wurde 
in  den  ohnehin  unwirthlichen  Hof  hinein  gebaut  und  eine  bessere 
Zugänglichkeit  der  Geschosse  damit  erreicht  Manche  kleine 
Mangel  muss  die  Kürze  der  Bauzeit  —  kaum  ein  halbes  Jahr  — 
entschuldigen.  In  Verbindung  hiermit  stand  der  Erweiterungsbau 
der  Akademie  an  Stelle  der  Werderscheu  Mühlen  in  edler  italieni- 
scher Renaissance,  mit  kräftigen  Formen  und  ganz  aus  natür- 
lichem Material,  in  Ziegel  und  Sandstein  geplant  I>  r  Gedanke 
der  Niederlegung  der  Schlossfreiheit  und  der  Freilegung  des 
Herrscherschlosses  des  Erlauchten  Hauses  Hoheuzollern,  gleichsam 

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von  Studirenden,  welche 
Technik  aus  den  alten  t 


Rfi 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


Ifi.  Ffnriwr  1X78 


Bogeiutellungen  reichen  siculpturenschmuck  reigt,  lehnt  sich  zum 
Theil  an  Florentiner  Motire  au.  — 

lh-r  zweite  Tbeil  der  Exkursion  galt  einem  Besuche  des 
Schlusses  zu  Altfmnken,  welches  iu  freundlichster  Weis«  von 
dessen  Besitzer.  Hrn.  Grafeu  !. uckner,  den  Mitgliedern  des  Vereins 
geöffnet  worden  war  und  das  eine  Falle  interessanter  und  kostbarer 
Kiinstgegcnstäude  in  seinem  Innern  birgt  Die  Ausstattung  der 
Riiutne  entspricht  iti  archi I ek tonischer  Beziehung,  mit  Aus- 
nahme iles  Festatales,  wohl  im  Lt  den  Anforderungen,  welche  man 
au  das  Innere  eines  solchen  Gebäudes  zu  stellen  gewohnt  ist:  es 
ersetzen  jeiloch  eine  Menge  gediegener  kunstgewerblicher  und 
künstlerischer  Arbeiten  in  geschmackvoller  und  verstandnissreicher 
Aufstellung  dem  Auge  des  Beschauers  das  hier  hehlende,  lk- 
sonders  hertor  geholten  zu  werden  verdient  das  Speisezimmer  mit 
seiner  prächtigen  .Sammlung  aus  Silber  getriebener  Fokale  und 
Schusseln,  die  (iemiildegallerie  mit  einer  Anzahl  vortrefflicher 
Bilder,  das  Watfenzimmer  und  das  in  höchst  malerischer  An- 
ordnung sich  zeigende  Arbeitszimmer  des  Besitzers.  Eine  Beihe 
geschmackvoll  möblirter,  mit  interessanten  und  Überraschenden 
Dekorationen  ausgestatteter  Schlafzimmer  und  Boudoirs  etc.  erinnern 
.Ii»  orientalische  l'rarhi  und  H  liaglichkeil  Del  m  EbOM  Knie 
gelegene  und  durch  diu  obere  Stockwerk  gehende  Festsaal  ist 
von  Hrn.  Hofhaurath  Krüger  projektirt  und  ausgeführt  worden; 
er  ist  in  der  Dekoration  in  dunklen  Holztritten  mit  Vergoldung 
gehalten;  vorzügliche  nun  Maler  F.  (lehnte  geschaffene  Fresko- 
gemalde  zieren  seine  W  unde,  Glasthürcti  mit  farbigen  Darstellungen 
fohlen  vom  Saal  in  den  das  Schloss  umgebenden  Park,  von  welchem 
aus  sich  eine  herrliche  Aussicht  auf  Dresden  bietet. 

5)  Kine  Exkursion  nach  den  Schlössern  und  Städten 
Koi  iislnir g.  Werhselburg,  Kochlitz  im  Mulden-  und  Krieb- 
stein,  Khrenberg  im  Zschopau- Thale  fand  am  I.  U.  5.  August 
iu  Gemeinschaft  mit  dem  Leipziger  Architcktenvereine  statt. 

Das  höchst  malerisch  an  der  Mulde  liegende,  am  Um»  durc  h 
Gunther  von  Hochsburg  gegründete  und  seit  154H  im  Besitz  der 
Grafen  von  Schonburg  befindliche  Schloss  Hochsburg  enthalt  in 
seinem  Innern  nur  wenig  mehr  von  Bedeutnng.  Die  ;t  Hofe,  die 
es  umschließt,  sind  in  architektonischer  Beziehung  nicht  ohne 
Heiz:  ausser  ihnen  sind  die  Kapelle,  eine  interessante  Wendel- 
treppe und  einig«-  /immer,  die  mit  Gemälden  der  fürstlichen  Familie, 
altem  (ieschrank  und  Waffen  ausgestattet  sind,  das  Erwahnungs- 
wertheste.  Beachtung  verdient  ein  an  der  Kirche  des  Ortes  befind- 
liches, ans  dem  12.  Jahrhundert  stammendes  Porta].  Die  uoch  sehr 
gut  erhaltenen  und  schön  komponirten  Kapitelle,  sowie  das  (ibrige 
Skulpturenwerk  verleihen  dem  Bau  eineu  gröfseren  Werth. 

Das  nächste  Ziel  der  Wände  nun;  bildete  das  zum  Nacht- 
tpiartier  erkorene  Städtchen  W'echselburg.  Dem  dort  bei  Musik 
und  geselliger  Unterhaltung  sehr  verguügt  verlebten  Abend  folgte 
am  Morgen  arge  Fnttausrhung.  In  das  Programm  der  Exkursion 
war  als  ein  Glau/puukt  die  Besichtigung  der  bekannten,  archi- 
tektonisch »ehr  werthvnllen  Schlosskapelle  zu  Wechselburg  mit 
ihren  berühmten,  kürzlich  von  Halbig  tu  Müucheu  reslaurirten 
romanischen  Skulpturen   aufgenommen  worden.     Der  Besitzer 


Hr.  Graf  von  Schonburg  hatte  auch  die  Erlaubniss  liieren  < 
zog  sie  alier  aus  kirchlichen  Gründen  wieder  zurück.  — 

Nachdem  unterwegs  die  auf  dem  Kochlitxer  Berge  befindlichen 
Thnnporphyr-Brüche  besichtigt  worden  waren,  wurde  Hochlitz  mit 
seinem  Schlosse  besucht.  Die  beiden,  dem  lt.  .lahrhunderf 
■  entstammenden  Thürtne,  „die  Jtipen*  genannt,  geben  demselben 
ein  charakteristisches  Aussehen.  In  Folge  vielfacher  Belagerungen 
im  tfojabrigon  Kriege  ist  von  allen,  architektonisch  werthvolleu 
Theileu  nur  noch  im  Aeussereu  die  vom  Jahre  1PM  stammende 
Schlosskapelle  mit  ihrem  aus  dem  Achleck  sich  aufbauenden  Chor 
erhalten,  deren  Inneres  jetzt  als  Montur-Magazin  dient.  Nächst 
diesem  ist  der  bedeutendste  Bau  der  Stadt  die  Kunigunden- Kircbi? 
mit  ihrem  schönen,  aus  dem  15.  Jahrhundert  summenden  Sfld- 
portal  und  den  Statuen  der  heiligen  Kunigunde  und  ihres  Gemahls. 
Das  luuerc  der  Kirche  ist  >or  einigen  Jahren  durch  Ilm.  Professor 
Arnold  einer  vollständigen  Restauration  unterzogen  worden. 

Kriebsieiu  und  Fhienberg  waren  die  letzten  der  pi» 
graramgemriss  zu  besucheiiden  Punkte.  Beide  Schlösser  sind  »Oll 
f  den  Architekten  Hauel  und  Adam  neuerdings  umgebaut  worden, 
ersteres  jedoch  nur  im  Innern.  Der  Kiutritt  iu  das  reizend  gele- 
gene. 13*«'  erbaute  Kriebstein  erfolgt  durch  ein  zierliches  Höfcheu  ; 
auf  einer  Freitreppe  gelangt  man  nach  den  vielfachen,  slilgeniuls 
dekorirten,  mit  Waffen  und  Bildwerken  geschmückten  Zimmern 
des  Schlosses.  Die  vorhandenen  traulichen  ErkerphUzchen  mit 
ihrem  prächtigen  Ausblicke  in  das  Zschopaiuhal  erwecken  in  dem 
I  Beschauer  das  Gefühl  behaglichsten  Wohnen». 

Ii  ii.  7)  Am  23.  August  wurde  unter  Führung  des  Hrn.  Hof- 
baurath Krüger  das  königliche  Schloss  in  Dresden  besucht. 
Am  Ii.  September  versammelte  sich  eine  Anzahl  Mitglieder  zum 
Besuch  des  von  Hrn.  Prof.  Arnold  erbauten  Schlosses  Eck- 
berg  (Villa  Souchayj.  Die  im  gothischen  Stil  ausgeführte, 
geschickt  gmppirte  und  unter  glücklicher  Benutzung  der  sich  dem 
Auge  nach  dem  Klbthale  und  dem  Parke  bietenden  Aussichts- 
punkte angelegte  Villa  ist  einer  der  schönsten  Wohnsitze  auf  den 
Loschwitzer  Bergen.  Aus  einer  nach  dem  Garten  sich  öffnenden 
dreiteiligen  Vorhalle  gelangt  man  in  ein  achtseitiges  Vestibül 
und  von  diesem  auf  breiter  Treppe  nach  den  Wohn-  und  Schlaf- 
Baumen  des  ersten  Stocks.  Zu  elieuer  Krde  siud,  von  dem  Vor- 
saale zugänglich,  der  nach  der  Elbe  gelegene  Salon  mit  Veranda, 
das  Speise-  und  die  GeseUschafU-Zimmer  angeordnet.  Von  dem 
Arbeitszimmer,  dem  Bibliothekzimmer,  dem  Billardzimmer  etc. 
genießt  mau  die  Aussicht  auf  den  Park.  Das  Innere  des  Schlosses 
ist  in  Dekoration  und 
Bauwerks  durchgeführt 

8)  Die  Besichtigung  der  neuen  Johanniskirche  in 
Dresden,  welche  gegen  F.nde  September  die  Reihe  der  Ex- 
kursionen schloss,  erfolgte  unter  Fuhrung  des  Archit.  Hrn.  Möckel. 
Das  Projekt  zu  dieser,  in  den  Formen  der  Frühgotik  gehaltenen 
Kirche  ist  das  Resultat  einer  engeren  Konkurren*.  -  Die  geringe 
Tiefe  des  Bauplatzes  uüthigte  den  Architekten,  bei  gegebener  Lage 
des  Laugschiffes  von  West  nach  Ost,  parallel  der  vorüber  führenden 
Pillnitzer  Strafse.  von  der  üblichen  Art  der  Stellung  des  Thurmes 


als  sichtbares  Zeichen  der  Dankbarkeit  ihier  Stadt  Berlin,  ver- 
hinderte die  Ausführung  noch  in  letzter  Stunde.  Hierzu  gesellte 
sich  die  Notwendigkeit  eines  Neubaues  für  die  Gewerbe-Akademie, 
zu  der  er  ebenfalls  Plane  entwarf.  Plötzlich  tauchte  jetzt  die 
Idee  auf.  beide  Anstalten,  die  Gcwerbe-Akademie  und  die  Bau- 
Akademie  zu  einem  grofsen  Polytechnikum  zu  verschmelzen.  In 
den  architektonischen  und  technischen  Kreisen  erregte  dieser 
Vorschlag  natürlich  den  lebhaftesten  Meinungs-Austausch.  Der 
auf  den  ersten  Blick  außerordentlich  verlockende  Gedanke,  eine 
Hochschule  für  Kunst  und  Technik,  gleich  der  I  niversitat  zu 
schaffen  und  diesem  modernsten  Geist  ein  ebenbürtiges  Heim  zu 
bereiten,  er  rief  bei  vielen  eine  grofse  Begeisterung  hervor.  Iu 
gewissen  Kreisen  wurde  alier  bei  näherer  Prüfung  die  Frage  laut; 
.Ist  eine  so  grofse  Anstalt  auch  wohl  die  ge<  igueie  Statte,  um 
dem  Studium  der  Architektur  als  Kunst  alle  die  Bedingungen  zu 
gewahren,  welche  dieselbe  zur  vollen  Entwicklung  der  Keife 
t>edarf?"  Jene  kleinere  Zahl  und  an  ihrer  Spitze  Hicbard  Lucae 
uutsste  dies  entschieden  verneinen,  wenigstens  insoweit  als  wohl 
die  Fundamente  und  der  Aufbau,  nicht  «Im  der  Abschluss  des 
Studiums  hier  erreicht  werden  dürften.  Als  trotzdem  das  Poly- 
technikum beschlossen  und  unser  Freund,  nach  eingehenden 
Studien  und  Reisen  für  diesen  Zweck,  mit  der  Ausarbeitung  des 
Planes  betraut  wurde,  da  trat  der  Architekt  iu  ihm  wieder  in 
volles  Recht  ein.  Mit  Liebe  gab  er  sich  der  Aufgabe  hin, 
i  Schwierigkeit  bei  der  ganz  ungeahnten  (irofse  vor  allem  in 
der  Gewinnung  des  Bauplatzes  sich  zeigte.  Eine  ganze  Reihe 
von  Entwürfen  für  alle  möglichen  Bauplätze  entstand,  bis  zuletzt 
der  auf  dem  Hippodrom  als  der  geeignetste  für  die  Ausführung 
gewählt  wurde.  Hier  sollte  sich  für  ihn  eine  Lebensaufgabe  in 
dem  schönsten  Sinne  des  Wortes  bilden.  Schon  einige  Jahre  früher 
hatte  eine  glückliche  Konkurrenz  unter  wenigen  berufenen  Fach- 
genossen ihm  den  Sieg  bei  der  Frbauung  eines  Theaters  für  die 
Sadt  Frankfurt  a.  M.  verschafft  Dieses  zweitgrößte  Theater  nach 
der  Neuen  Oper  iu  Paris  war  in  voller  Ausführung  begriffen. 
Die  uufsere,  echt  monumentale  Erscheinung  desselben,  mit  reichem 
bildnerischen  Schmuck  versehen,  war  vollendet.  Der  Ausbau  des 
phantasievollcn.  poetischen  Innern  sollte  beginnen.  Noch  hatte 
er  die  Freude,  Sr.  MajesUt  unserrn  geliebten  Kaiser  liei  dessen 
lel/tem  Besuch  Frankfurts  das  Bauwerk  zu  zeigen  und  erklaren 
zu  durfeu  und  von  ihm  die  gnädigste  Anerkennung  zu  erhalten. 


In  Berlin  hatte  ihm  ebenfalls  in  einer  beschrankten  Konkurrenz 
für  das  Borsig'sclie  Palais  der  Bauherr  durch  l'cbertragung  der 
Ausführung  die  Palme  des  Sieges  überreicht 

Auch  dieses  Werk,  welches  der  Kunstsinn  seines  Besitzers 
aus  einem  bürgerlichen  Patrizier- Haus  zu  einem  Kunst  -  Palast 
macheu  wollte,  durch  die  Fülle  von  Aufgaben,  welche  der  Bildnerei, 
der  Malerei  und  dem  Kunstgewerbe  vorbehalten  waren,  es  hatte 
seinen  äusseren  Schmuck  so  eben  vollendet,  —  da  knickte  die 
grausame  Hand  des  Todes  luicrwartet  und  frühzeitig  all  das 
blühende  Leben  und  all  das  künstlerische  Können  unseres  Freundes 
und  verwaist  waren  die  Kinder  seiner  Gedanken.  Wenige  Wochen 
schmerzvollen  Krankenlagers  genügten,  den 
brechen  und  ihn  zu  lietten  an  die  Seite  der  i 
Gluck  vorangegangenen  jungen  Gemahlin. 

Wollen  wir  wissen,  was  wir  in  Hichard  Lucae  verloren,  so 
frage  man  zunächst  die  Familie,  deren  Stolz  und  Schirm  er  ge- 
wesen; man  frage  die  Kinderwelt.  der  er  der  liebevollste  Freund 
und  Beobachter  war:  man  frage  die  Künstler,  denen  er  oll 
als  Berather  zur  Seite  gestanden;  mau  frage  Berlin,  dem  er  mit 
an  Schwärmerei  grenzender  Liebe  zngethan  war,  ein  echtes  Kind 
desselben  und  stolz  darauf  es  zu  sein :  man  höre  die  Srhaar  seiner 
Bauherren,  deren  Wünsche  er  zu  verkörpern  verstand  wie  fast 
Keiner,  indem  er  einzugehen  wusste  auf  die  Eigentümlichkeiten 
der  Familie.  Vor  altem  aber  höre  man  die  Herufs-Geuosseu :  sie 
werden  am  besten  sagen  können,  was  Hichard  Lucae  uns  war. 
Euch,  werthe  Kollegen,  rufe  ich  zu:  Wenn  ihr  wissen  wollt,  wie 
ein  Mann  sein  mtiss,  der  unserer  Kunst  seiu  ganzes  Leben 
widmet,  der  ihr  und  unserm  Beruf  die  gebührende  Stellung  ver- 
schaffen will,  der  sei  und  tliue  wie  Er. 

Dir  aber,  Du  theurer  eutseelter  Genosse,  Dir  sage  ich  im 
Namen  unseres  Vereins  und  zum  letzten  Mal  an  dieser  Stute 
das  herzigste  Lebewohl. 

l  ud  mit  den  Worten  des  seböueu  Liedes,  welches  zu  Deinem 
letzten  Gange  und  au  Deinem  blumeubekranzteii  Sarge  ertönte, 
ruf  ich  Dir  xu: 

„Ruhe  sanft  Du  treuer  Freund '.- 


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N».  14. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


f.7 


an  Wer  Westseite  abzugeben  und  ihn  an  das  Ende  des  südlichen 
Oucrschiffs,  als  den  geeignetsten  Plate,  zu  stellen.  Es  ist  dadurch 
möglich  geworden,  den  als  Halle  ausgebildeten  unteren  Theil  zur 
Unterfahrt  zu  benuben.  Der  Thurm  hat  eine  Höhe  von  C5 
Der  Uebergang  ans  dem  viereckigen  Unterbau  in  den  massiven, 
mit  Schwellung  versehenen  steinernen  Thurmhelm  wird  durch  zwei 
utiereinander  stehende  Säulenstellungen  wirkungsvoll  vermittelt 
Die  Kirche  int  einschiffig  und  an  den  polygonen  Chor  lehnen  sich 
Sakristei  und  Beichtstuben.  Zwei  steinerne  Treppen  führen  nach 
der  Empore  über  dem  West-Eingange.  Orgel-  und  Sanger-Chor 
befinden  sich  im  südlichen  Ouerschiff,  dem  gegenüber  eine  Empore 
liegt.  Farbige  Glasfeiister  erhellen  das  in  einfacher  Weise  de- 
korirte  Innere  der  Kirche  angenehm.  Die  l'utzfarlic  ist  als  Lokal- 
ton belassen  und  nur  einige  dunkle  Linien  sind  aU  Andeutung 
der  Steinfugen  angebracht:  auch  die  Gewölbe  zeigen  nur  einigt: 
einrahmende  Linien  in  den  Schildern.  Als  figürliche  Dekoration 
erhall  die  Kirche  an  den  l'feilern  des  LangschifT*  und  des  Chors, 
auf  Konsolen  und  unter  Baldachinen  stehend,  die  Statuen  der 
zwölf  Apostel,  aus  Pariser  Kalkstein  hergestellt. 

Die  erste  der  3  wahrend  des  Sommer- Halbjahrs  abgehaltenen 
Versammlungen  fand  unter  Vorsitz  des  Hrn.  Giesc  am  12.  Juli 
statt  Die  von  den  Berliner  Architekten  von  Groszheim, 
Kuhn  und  Oben  ergangene  Aufforderung  zur  Beschickung  der 
Berliner  akademischen  Ausstellung,  sowie  das  Ersuchen  der  mit 
Abfassung  der  Festschrift  über  .Dresdens  Bauten,  technische 
und  industrielle  Anlagen-  beauftragten  Kommission,  dass 
der  Verein  dem  betreffenden  Werk«  seine  Theilnahmc  schenken 
und  die  ltedakteure  mit  den  von  ihnen  gewünschten  Beitragen 
unterstilben  möge,  werden  milgetheilt  Nach  Beratbung  eines  die 
Begutachtung  bezw.  Erhaltung  eines  künstlerisch  wertvollen,  jedoch 
dem  Verfalle  naheD  Denkmals  auf  dein  alten  Auncnfricdhofc  betrei- 
fenden Antrages  erfolgt  ein  Referat  über  die  Tagesordnung  der  nach 
Kohurg  einberufenen  Abgeordneten- Versammlung  des  Verbandes, 
fltr  welche  Hr.  (iiese  die  Vertretung  des  Vereins  übernimmt. 

Die  Versammln  ngen  am  !»,  August  und  27.  September, 
bei  denen  als  Vorsitzender  Hr.  (iiese.  als  Schriftführer  Hr.  II.  A. 
Ilichter  fungirte,  beschäftigten  sieh  fast  luisschliefslidl  mit  der 
Konkurrenz  zur  Anfertigung  von  Prospekten  für  das  Terrain  in 
der  Nahe  der  dritten  Klbhrürke  auf  Altstadtcr  Seite,  zu  welcher 
(nach  Verlängerung  der  Ücarbcitnngsfrist)  bis  zum  1.  August 
4  verschiedene  Arbeiten  auf  12  Blattern  eingegangen  waren.  Eine 
in  der  ersten  Versammlung  erwählte,  aus  den  Ilm.  Friedrich, 
Koch,  (üese,  Weidner  und  II.  A.  Itichler  bestehende  Preisrichter- 
Kommission  erstattete  in  der  zweiten  Versammlung  einen  ausführ- 
lichen, von  Hrn.  Koch  verfassten  Bericht,  dessen  Mittheilung  au 
dieser  Stelle  jedoch  unterbleiben  nm&s.  Der  Verein  besehloss  den 
Bericht,  sowie  die  Protokolle  der  Kommission  dem  Bathe  zu  über- 
mitteln und  machte  sieb  Uber  einige  bestimmte  Grundsätze  für 
die  Bebauung  jenes  Terrains  schlussig,  die  dem  Käthe  in  erster 
Linie  empfohlen  werden  sollen. 

Versammlungen!  11.  Oktober  1877.  Vorsib.  Hr.  K.  (iiese, 
Schriftf.  Hr.  H.  A.  liiehter. 

.Nach  einem  kurzen  Rückblicke  auf  die  Thatigkcit  des  Vereins 
im  verflossenen  Sommer  gedenkt  der  Vorsitzende  zunächst  mit 
warmen  Worten  der  Anerkennung  des  am  31.  August  verstorbenen 
Vereinsmitgliedes  Hm.  Architekt  Albert  Stock,  eines  Mannes 
von  seltener  künstlerischer  Begabung.  Im  Anschluss  au  einen 
kurzen  Berieht  ülier  die  Abgpordneteu-Versammlung  des  Verbandes 
in  Koburg  wird  von  ihm  milgetheilt,  dass  der  Verein  in  Folge 
seiner  auf  IUI  angewachsenen  Mitgliederzahl  nunmehr  über 
2  Stimmen  im  Verbände  verfuge  und  demgcmäl's  auch  doppelte 
Beitrüge  zahlen  müsse.  Hr.  Mirus  erklärt  den  im  Vereinsiokal 
von  den  Ilm.  Müller  und  (üesau  ausgestellten  pateiitirten  Schorn- 
stein- Aufsab.  Auf  Autrag  der  bezgl.  Redaktionskommission  und 
nach  einem  von  derselben  abgefassten  Programm  beschließt  der 
Verein,  unter  seinen  Mitgliedern  eine  Konkurrenz  zur  Anfertigung 
einer  Buchdecke  und  einer  Titekignette  für  das  Werk  „Dresdens 
Bauten  etc.-  zu  eröffnen  und  für  die  besten  Entwürfe  2  Ehren- 
preise im  Betrag  von  je  30  M.  zu  bewilligen.  —  Als  Autoren 
der  Konkurrenzarbeiten  für  den  bezüglich  des  Bebauungsplans  an 
der  dritten  Elbbrucke  bearMteten  Prospekt  haben  sich  (in  der 
von  den  Preisrichtern  fest  gestellten  Heibenfolge  des  Werths  der 


Arbeiten)  die  Hrn.  Hänel  &  Adam 
herr  &  Weifse  („Flbe  Ii*),  Strunz 


(„Corso"),  Schön- 
( -  Viel  Himmel")  und 


Trohsch  ( -Elbe  I" )  ergeben.  Der  Vorsibende  spricht  denselben 
für  ihre  uneigennützige  Thätigkeit  den  aufrichtigsten  Dank  des 
Vereins  aus  und  vertheilt  an  sie  die  für  die  einzelnen  Arbeiten 
bestimmten  Andenken.  —  (Nrkluu  rufet.) 

Ostpreufelsoher  Ingenieur-  and  Architekten -Verein. 
Mnnatsversammlung  am  7.  Februar  1«7H.  Anwesend 
22  Mitgl.,  4  Gaste,  Vorsib.  Hcrzbruch. 

Nach  einem  Berichte  des  Vorsitzenden  über  die  Fingänge, 
wurde  von  Speiser  (Kbg.).  als  Referenten  der  Kommission  zur 
Begutachtung  der  Vorschlüge  über  einheitliche  Bezeichnung 
mathematisch-technischer  (»röl'sen,  die  Einleitung  des  Gutachtens 
derselben  vorgetragen.  Dasselbe  spricht  sich  dahin  aus,  dass  es 
erreichbar  und  erwünscht  sei,  auf  jenem  Gebiete  nichts  Neues  zu 
schaffen,  sondern  nur  das  Alte,  in  der  vorhandenen  Litteratur 
Bestehende  zusammen  zu  fassen  und  zu  ordnen,  w  eshalb  sich  die 
Kommissinn  zunächst  vollständig  dem  Gutachten  und  den  Aus- 
führungen des  Mittelrh.  A.-  u.  l.-V.  anschliefse.  Es  wird  be- 
das  Gutachten  dem  Vororte  des  Verbandes  ' 


Speiser  theilt  femer  mit,  dass  er  sich  ein  Taschen-Niteau 
von  Bohne,  ein  Pendel-Niveau  mit  Kardaniseher  Aufhängung  und 
terrestrischem  Femrohr,  angeschafft  habe,  welches  jedoch,  selbst 
Imm  Stationen  von  nnr  20"»,  zu  grol'se  Fehlergrenzen  Wim  Nivellireu 
ergebe  und  daher  noch  der  Verbesserung  bedürfe. 

Pfuhl  (Kbg.  l  hält  sodann  folgenden  Vortrag  überdie  Jute  und 
ihre  Verarbeitung,  unter  Vorlegung  und  Erklärung  von  Zeichnuugen 
und  Photographien  der  Maschinen,  sowie  unter  Vorzeigung  des 
Rohprodukts,  seiner  Verarbeitung  in  den  verschiedenen  Stadien 
und  der  Fabrikate  aus  demselben. 

Die  Jute  ist  die  Bastfaser  zweier  mit  einander  nahe  verwandter 
Pflanzen,  die  der  Familie  der  Tiliaceen  augehören,  nämlich  der 
c»rchnrH*  oip»iilarif  und  der  cnrchor't*  oliloriu*.  Die  Pflanzen 
stammen  aus  Ostasien  und  fanden  als  Spinnstoff  zuerst  1S32  in 
Dundee  und  im  Jahre  lstil  auch  in  Deutschland  in  Vechelde  bei 
Braunschweig  Eingang.  —  In  Deutschland  und  <  festerreich  werden 
jahrlich  etwa  3<M)000Z,  in  England  und  Nordamerika  über  t>  Mil- 
lionen Ztr.  Rohjute  verarbeitet.  In  Europa  erzeugt  man  hauptsächlich 
folgende  Gewebe,  die  nach  der  schottischen  Bezeichnung  heissen : 
.,Iiri<j<fin*i' ,  „  Tnrpiiirlinyii " .  ,.Tirilled  Söcking**' .  „ llc»>ian>u ; 
ferner,  da  sich  Jute  sehr  leicht  bleichen  und  alsdann  schön  färben 
lässt:  Teppiche:,  Läufer,  Tischdecken,  Vorhänge,  Tapeten  etc. 
aus  den  Garnen.  -  Die  rohe  Jute  findet  zum  Umwinden  der 
unterseeischen  Tclcgraphcnkabcl,  und  in  der  Chirurgie  als  Verband- 
jute getränkt  mit  Karbol-  und  Salicyl-Säure  Verwendung. 

Gewinnung  des  Rohmaterials:  Die  Pflanzen  sind  ein- 
jährig und  werden  im  April  oder  Mai  frisch  gesäet;  sie  erlangen 
in  100  Tagen  ihre  Reife  und  dabei  eine  durchschnittliche  Länge 
von  3,««  ™  bei  etwa  13  Stengeldicke.  ]>ie  Bastfaser  wird  durch 
einen  Rüalprozess  gewonnen  und  es  kaufen  besondere  Händler 
von  den  Produzenten  den  Rohstoff,  den  sie  nach  Calrutta  ver- 
schiffen, wo  er  sortirt  und  in  Ballen  gepresst  wird.  Von  Cal- 
cutta  rindet  die  Verschiffung  nach  europaischen  Häfen  statt,  unter 
denen  Dundee  und  I/ondon  die  hauptsächlichsten  Jutemärkte  sind. 
Die  besten  Jutesorten  sind  hell,  weifslich  gelb,  manchmal  auch 
silbergrau,  und  haben  einen  seidenartigen  Clanx.  Die  ordinären 
Sorten,  welche  sich  nur  zu  den  gröhsteu  Nummern  verspinnen 
lassen,  sind  bräunlich  und  hastiger. 

Vorbereitung  des  Rohmaterials  zum  Spinnen.  Die 
Faser  wird  entweder  in  längerem  oder  kürzerem  Zustande  ver- 
arbeitet und  mau  nennt  die  auf  erstere  Weise  erzeugten  Game: 
„.Au/c-/.inc"-Garne,  die  zweiten  ,../M(e-7W'-Garne.  Ihe  lebte 
Methode  ist  allein  in  Deutschland  im  Gebrauch.  Die  Rohjutc 
wird  zunächst  einem  Einweich  -  Bath  -  Prozess  unterworfen, 
indem  man  sie  schichtenweise  in  Fächer  einlegt,  mit  Thran  und 
Wasser  iM-sprengt  und  einige  Zeit  lang  lagern  lässt.  Alsdann 
folgt  ein  Quetsch-  r>der  „.S'o/Vr.i.ri^'-Prozess  zwischen  einer 
Reihe  von  Riffelwalzen,  und  DU  grober  Jute  noch  eiu  Schnipp-Pro- 
zess,  wodurch  die  Wurzelenden  entfernt  werden.  Nach  Beendi- 
gung dieser  Vorbereitungen  folgt  der  Krempel-Prozess,  d.  b. 
eine  Zertheilung  der  Fasern  in  kürzere,  gleich  lange,  eine  Reini- 
gung derselben  und  ihre  Ueherfnhrung  in  Bandform.  Der  Pro- 
zess wird  zweimal  hinter  einander  auf  der  Vor-  und  Feinkarde 
ausgeführt;  lebten-  Maschinen  haben  Aehnlichkeit  mit  den  in 
der  Flachsheede-Spinnerei  verwandten. 

Es  folgt:  die  weitere  Streckung  und  Verfeinerung 
dieser  Bander  unter  gleichzeitiger  Doublirung,  um  ein  Aus- 
gleichen der  verschiedenen  dicken  Stellen  derselben  zu  bewirken, 
sowie  die  Bildung  eines  lose  zusammen  gedrehten  Fadens,  des 
Vorgespinnstes,  Vorgarnes,  .,ß«'v".  —  Die  hierzu  verwendeten 
Streck-  und  Vnrspinn-Maschinen  sind  im  Prinzip  ebenso  wie  die  in  der 
Flachsspinnerei  verwendeten  koustniirt  und  man  benutzt  meist  zwei 
Streckmaschinell  und  eine  Vorspinnmaschine  hinter  einander. 

Die  Bildung  des  Feingarnes  ans  dem  Vorgarne  geschieht 
durch  weitere  Streckung  des  lebteren  bis  zu  einer  gewünschten 
Feinheit,  durch  feste  Zusaiiimeudrehung  des  gestreckten  Fadens 
und  Aufwindung  des  fertig  gedrehten  Games  auf  Spulen.  Man 
benubt  stets  Water-  oder  Drossel-Feinspinnmaschinen, 
bei  denen  das  Strecken-Drehen  und  Aufwinden  in  um 
Folge  geschieht  —  Das  Zwirnen  bezweckt  die 


einzelner  Carnfäden.  Die  Zwirnmasrhinen  sind  ähnlich  wie  die 
Waterspinn-Maschinen  konstruirt,  jedoch  tritt  l»ei  ihnen  an  Stelle 
des  Streckwerks  nur  ein  Paar  Liefeningswalzen.  — 

Das  fertige  Garn  oder  der  fertige  Zwirn  werden  von  den 
Spulen  mittels  Weifen  in  Strähne  abgehaspelt  Die  Schussgarne 
windet  man  neuerdings  auf  Cap-Maschinen  in  Köps  oder  Käbcn 
auf,  welche  direkt  in  den  Webeschüben  eingelegt  werden  können. 
Die  Garnnummer  wird  nach  der  Anzahl  „feo*>"  ä  300  Vards  be- 
stimmt, die  ein  englisches  Pfund  enthält.  Die  feinsten  (ianmummern, 
welche  man  in  Deutschland  erzeugt,  sind  etwa  12 — 14. 

Kuttig  (Kbg.)  bemerkt,  dass  er  Jutefabrikate  zur  Dekoration 
von  Innenräumen  verwendet  habe.  Diesellien  werden  auf  Rahmen 
gespannt  und  nach  Art  der  <>olx>ltii8  bemalt,  sehen  gut  aus  und  sind 
billig  und  leicht  zu  reinigen,  da  die  Rahmen  zum  Herausnehmen 
eingerichtet  werden.  Andererseits  wurde  bemerkt,  dass  Jute- 
Fabrikate,  namentlich  auf  der  Wiener  Ausstellung  auch  zu  l>ekn- 
rationen,  besonders  der  Rotunde  verwendet  worden  seien.  — 

Sembritzki  (Kbg.)  theilt  dann  noch  mit,,  dass  vom  Zentral-  < 
Gewerbeverein  eine  Kesselhcizer-Sehule  hier  errichtet  sei ,  für ' 
welche  sich  sofort  ,rH)  Schüler  gemeldet  hätten.  Das  Honorar  be- 
trägt 6  M.  für  den 


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68 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


16.  Februar  I87S 


Fachlitteratnr. 


Verxeichniss  der  bei  der  Redaktion  d.  BL  ein  ge- 
gangenen neueren  technischen  Werke.  (Fortsetzung.) 

Schrak,  Dr.  Professor,  Philipp  Heis,  der  Krfinder  des 
Telephon.  Mit  9  Holzschnitten.  Krankfurt  a.  M.  1878; 
Johannes  Alt. 

J.  Carvin,  Ingenieur  in  Berlin,  Handbuch  der  Bezugsquellen 
und  Preise  aller  Baumaterialien.  2  Thle.  Berlin  u. 
I,ei|ntig  1878.    H.  Voigt.    Pr.  12  M. 

IL  Puter»,  Architekt,  Hülfsbuch  zur  Aufstellung  von 
l.ohnregulativen  und  Preisberechnungen  für  Bau- 
tischlerarbeiten  mit  Angabe  des  Materialbedarfs  und  des 
durchschnittlichen  Arbeittwertb.es  nach  Stunden  und  Minuten. 
Mit  53  Blatt  Zeichnungen.  lierhn  1877;  K.  Wasmuth.  Pr.  15  .41 

W.  Kranenholz.  Prof.  in  München,  Baukonstruktions-Lehre 
fflr  Ingenieure.  In  3  Banden.  3.  Band.  Eisen-  und  Funda- 
tions-Konstruktionen.  München  1877;  ThJ  Ackermann.  Pr.  12.//. 

L.  Klanen,  Architekt  und  Ingenieur  in  Wien,  Handbuch  der 
Holz-  und  Ilolzeisen-Konstruktionen  des  Hochbaues. 
Mit  322  Holzschnitten  und  K  litliograph.  Tafeln.  Leipzig  1877; 
Arthur  Felix.    Pr.  14  .// 

Blaseher  4  Holfaana.  Mittheilungen  Ober  wasserdichte 
Baumaterialien,  ti.  Autlage.  Halle  1877.    Im  Selbstverläge. 

C.  Müllinger,  Direktor  der  Baugew.- Schule  zu  Höxter,  Hau- 
konstruktions- Vorlagen.  Mauerkonstruktionen:  1.  Heft 
mit  12  lith.  Tafeln  und  auf  den  Tafeln  beigedrucktem  kurzen 
Text.  —  Zimmerkonstruktionen:  2  Doppelhefte  mit  je  24  Tal. 

J.  Sederl. Stcinmetzmeister, I/eberTreppen-Knnstruktionen. 
Ermittelung  der  .Stufen-Dimensionen  bei  gegebenem  Steigungs- 
winkel.   Wien  1877;  Friedr.  Beck. 

B.  Harre«,  Baurath  in  Dannstadt,  Die  Schule  des  Zimmer- 
manns. 6.  verbesa.  Aull.  Mit  293  Abbild.  Leipzig  187*; 
Otto  Spamer.    Pr.  3,50  .//. 

flaatav  Ad.  T.  Peachka,  Dr.,  ordentl.  ölfeutl.  Professor  an  der 
techn.  Hochschule  zu  Brünn,  Kotirte  Ebenen  (kotirte  Pro- 
jektionen) und  deren  Anwendung.  Mit  47  lithogr.  Tafeln. 
Brünn  1*77;  Buschak  &  Jrrgaug.    Pr.  9,ß(l.Ä 

J.  Sicidinjjer,  Bezirks-Lehrer,  Moderne  Titelschriften  für 
Techniker  nnd  technische  Schulen  mit  lletsszcug- Kon- 
struktionen und  Text.  Zürich  1K77;  Orell,  Füssli  *  Co. 
Pr.  2,50  .// 

J.  Höllschl,  Stultitia  et  mala  Eides  oder:  Die  Wissenschaft 
und  Biederkeit  der  Auero)d-„Uelehrten"  in  Süd-  und  Mittel- 
deuttchland.   Wien  1877;  R.  v.  Waldheim.    Pr.  2  M 

0.  Delabar,  Die  Elemente  der  darstellenden  Geometrie 
als  Lehrmittel  für  Lehrer  und  Schüler.  2.  verb.  Aull,  mit 
100  Eig.  auf  90  lithogr.  Tafeln.  Kreiburg  i.  Breisgau  1877: 
Herder'sche  Verlags  handig.    Pr.  2,20  M 

fi.  P.  hVtaeh  Anleitung  zum  Studium  der  Perspektive 
und  deren  Anwendung.  Nach  der  8.  dänischen  Aull,  deutsch 
bearbeitet  von  Dr.  J.  Scholz.  Leipzig  1*77;  T.  (>.  Weigel. 
Pr.  3  .//. 

A.  Jenny,  Das  Ellipsoid.    Basel  1877:  Schweighauserische 

Verlags-Bcbhdlg.    Pr.  I  M. 
A.  Kurz  ,  Dr.  Prof.  in  Augsburg,  Taschenbuch  der  Festig- 
keitslehre; ein  Anhang  zu  Lehrbüchern  der  reinen 
Mechanik.    Mit  Holzschnitten    und   einem  Anhang  über 
Mechauik  der  wasserigen  und  luftförmigen  Körper.  Berlin  1877; 
Ernst  A  Kom.    Pr.  1,20  .// 
J  B  «6bel,Dr.,Ingenieur,Diewichtig«tenSätzederneueren 
Statik;  ein  Versuch  elementarer  Darstellung.  Mit  1  lith.  Tafel. 
Zürich  1877.    Meyer  A  Zeller.    Pr.  1,60  .//. 
K.  Winkler,  Dr.  u.  Professor  in  Berlin,  Wahl  der  zulässigen 
Inanspruchnahme  der  Eisenkonstruktionen  mit  Rück- 
sicht auf  die  Wöhler'schen  Festigkeitsversuche,  bei  wiederholter 
Beanspruchung.    Mit  4  Holzschnitten.    Wien  1877;  II.  v.  Wald- 
heim.  Pr.  im  M 
F  Löwe,  Prof.  in  München,  Gruudzüge  zu  Vorlesungen  über 
eiserne  Balkenbrücken.    Mit  HO  Abbildungen.  München 
1877;  IL  Oldenbourg.    Pr.  3  .// 
W.  Wittaaia,  Dr.  u.  Privatdozent  zu  München,  Grap Irische 
Besti mmung  der  Maximalmomente  einfacher,  durch 
bewegliche    Lastensvsteme    beanspruchter  Trager. 
Mit  3  Taf.  Abbild.  München  1*77:  Tb.  Ackermann.  Pr.  1,40.« 
—  Beitrag  zur  Theorie  des  Erddruckes  auf  Stützmauern 
und  Stahiliuts-Kegtimmting  derselben.  Mit  5  Tafeln  Abbildungen. 
FIbend.  1877.    Pr.  2  .4f. 
I#.  Pilgriu,  Dr.  u.  Dozent  an  der  polytechn.  Schule  in  Stuttgart, 
Theorie  der  kreisförmigen  symmetrischen  Tonnen- 
gewölbe von  konstanter  Dicke,  welche  nur  ihr  eigenes  Gewicht 
Stuttgart  1877;  Konr.  Wittwcr.    Pr.  1,80  .//. 


Xebls,  Wasserbau-Direktor,  l'eber  graphische  Integra- 
tion und  ihre  Anwendung  in  der  graphischen  Statik.    Mit  13 


1877;  0  .  Rümpler.  Pr.  8  .// 
Xarier,  MechanikderBaukunst  oder  Anwendung  der  Mechanik 
auf  das  Gleichgewicht  von  Baukonstruktionen,  lebersetxt  und 
mit  einem  Anhange  versehen  von  G.  Westphal.  Ingen.,  Direktor; 
mit  einer  Vorrede  von  Dr.  M.  Rüblmann,  Prof.  2.  Aurlage.  Mit 
vielen  Holzschnitten  i.  Text  Hannover  1879;  Helwing'sche 
Verlags-Bnchhandlung.    Pr.  12  Jt.   


A  Foeppl,  Ingen,  etc..  Die  neuen  Trägersysteme 
eiserne  Brücken;  ein  Beitrag  zur  Theorie  des  Brücke il 
Leipzig  1878;  G.  Knapp.    Pr.  1,50  M 

W.  R.  Kotter,  Ingenieur  in  Bern.  Die  neuen  Formeln  für 
die  Bewegung  des  Wassers  in  Kanälen  und  regel- 
tnäfsigeu  Flusstrecken.  Mit21Zeichnungs-Blüitern.  2.AnH. 
Wien  1*77.    R.  v.  Waldheira.    Pr.  10  ,Ä 

0.  Reeder,  kgl.  preufs.  BauraÜi.  Tafeln  der  mittleren 
Wasser-Gesck  windigkeit  ( I")  und  der  Wasser  -  Mengen 
(.M)  in  jeder  Zeit-Sekunde  in  Wasserlaufen  mit  I '/»fachen 
Böschungen.    Leipzig  1*77 ;  G.  Knapp.    Pr.  20  .// 

E  Perel«,  Dr.,  Prof.  Handbuch  des  landwirtschaftlichen 
Wasserbaues.  Mit  343  Holzschnitten  und  4  Tafeln  in 
Farbendruck.  Berlin  1877:  Wiegaudt,  Hempel  A  Parev.  Pr.  20.// 

R.  Braamy  und  H.  v.  Littrow.  Die  Marine.  Heft  1  21. 
Wien  1877;  A.  Hartlcbeu.    Preis  f.  d.  Heft  0,00  M 

He«*,  Wasserbauinspektor  zu  Hannover.  Die  Bedeutung  des 
Rostock  -  Berliner  Schiffahrtkanals  für  die  land- 
wirtschaftlichen Interessen  der  Provinz  Branden- 
burg. Mit  einem  Bericht  und  1  Karte  von  Moritz  Wiggers. 
Rostock  1877:  Weither1«  Verlagsbuchhandlung.   Pr.  1,80  .U. 

J.  Beutseh,  Ingenieur.  Die  Ueberschwemmung  und  ihre 
l'rsachen.  Subjektive  Anschauungen  über  die  Donau-Regu- 
lirung  bei  Wien  1*76.  Mit  3  Tafeln.  Wien  1877; 
&  Wcntzel.    Pr.  4  M 


Brief-  am 

Hm.  B.  in  F.  Wenn  für 
Kreises  besorgenden  Techniker  die  Bezeichnung  „ 
gewählt  wird,  so  geschieht  dies  nach  Analogie  der 
„Stadtbanmeisler"  für  die  von  städtischen  Gemeinden  angestellten 
Techniker  und  es  wäre  —  wie  die  Verhältnisse  z.  Z.  liegen 
hiergegen  an  sich  nichts  einzuwenden.  Da  jedoch  der  Titel 
„Kreisbaumeiater"  einem  vom  Staate  verliehenen  Amte  eigen- 
tümlich ist  so  dürfte  eine  Beschwerde  gegen  die  Verleihung 
desselben  durch  die  Kreis-Organe  Aussicht  auf  Erfolg  haben. 

Hrn.  Ingenieur  Kolk  in  Berlin,  Lothringer  Strasse  14. 
Auf  Ihren  Wunsch  und  nach  Ihrer  Angabe  theilen  wir  im  Ver- 
folge einer  im  Briefkasten  u.  No.  9  enthaltenen  Bemerkung  gern 
an  dieser  Stelle  mit,  dass  Sie  mit  Anfertigung  von  Lichtpausen 
aller  Art  sich  befassen,  ein  Atelier  für  diesen  Zweck  zu  gründen 
beabsichtigen  und  in  Anfertigung  solcher  Pausen  Unterricht  er- 
theilcn.  Eine  nähere  Angabe  über  die  Kosten  des  von  Ihnen 
aufgestellten  neuen  Verfahrens,  nach  dem  positive  Kopien  auf 
weif  sein  Grunde  erzielt  werden  sollen, 
Proben  derselben  waren  uns  erwünschL 

Hrn.  Photogr.  O.  Zeusrhner  in  Altona,  Parallelste  35. 
Im  Anschluss  an  die  vorstehende  Erwähnung  wiederholen  wir  auch 
Ihre  Angalte,  dass  Sie  seit  längerer  Zeit  die 
LichtjMuiscn  geschäftsniäfsig  betreiben. 

Hrn.  E.  F.  in  Zwickau.  Der 
tilawr  von  Müller  &  Giesau  in  Berlin  ist  uns  bis  jetzt  aus  < 
Anschauung  nicht  bekannt  geworden.  Nach  einer  Notiz  in  tech- 
nischen Blattern  bandelt  es  sich  um  einen  Apparat,  der  den  Ein- 
Auas  des  Windes  auf  den  Schornstein  dadurch  verhindern  bezw. 
günstig  verwerthen  soll,  dass  der  mit  einer  Windfahne  kombinirte 
Aufsatz  seine  Mündung  stets  nach  der  vor  dem  Winde  geschützten 
Seite  kehrt  Aehnliche  für  den  Anfang  vortrefflich  funkuonlrende 
Apparate  sind  schon  vielfach  koustruirt  worden,  haben  sich  aber 
nicht  bewährt,  da  die  Drehvorrichtung  unter  den  Witterungs-Ein- 
il  risse  n  und  Temperatur-  Veränderungen,  denen  sie  an  solcher  Stelle 
ausgesetzt  ist,  in  kurzer  Zeit  ihren  Dienst  zu  versagen  pflegt 

Hrn.  S.  in  G.,  B.  in  N.,  H.  in  S.  Ihre  Anfragen  betreffend 
die  Bezugsquellen  von  Thurmuhren,  bezw.  Fayence- Badewannen 
sind  von  uns  dem  Vorstande  des  Berliner  Baumarkts  eingereicht 
worden. 

Hrn.  C  E.  in  Merzig.  Auch  Ihre  Anfrage  haben  wir  dem 
Vorstände  des  Bau  markte  zur  Beantwortung  übergehen 

Hrn.  E.  M.  in  Neu-Str.  Soweit  Angaben  Ober  die  Bau- 
kosten des  Berliner  Aquariums  überhaupt  zu  erlangen  sind 
und  bekanntlich  ist  dies  bei  Unternehmungen  ahnlicher  Art  nicht 
immer  möglich  -  werden  Sie  dieselben  bei  Hrn.  Baumstr.  II.  Meyer 
in  Berlin,  Mittelstr.  2a.  einziehen  können,  an  den  event.  persönlich 
sich  zu  wenden  wir  Ihnen  anheiiii  stellen. 

Hrn.  II.  in  Königsberg.  Ihr  Vorschlag,  als  abgekürzte 
Bezeichnung  für  das  Wort  .Mark"  das  für  die  Hamburgische 
Mark  seit  alters  üblich  gewesene  Zeichen  einzuführen,  kommt 
jedenfalls  zu  spät,  da  die  Abkürzung  M  u.  W.  amtlich  eingeführt 
ist.  Fi  stehen  Ihrem  Vorschlag«.'  aber  auch  wohl  in  so  fern 
Bedenken  entgegen,  als  der  betreffende  ehrwürdige  Hieroglyph 
im  internationalen  Verkehr  wohl 
Verständnis«  würde  rechnen  können. 

Hrn.  IL  in  Hannover.  Wir  halten  von  den  uns  durch 
Sie  übersandten  Nummern  11  119  —  2«  der  Weserztg.,  in  denen 
die  Restauration  des  Goslarer  Kaiserhauses  besprochen  wird,  mit 
Interesse  Kenntnis«  genommen,  können  jedch  zu  einer  selbst  nur 
auszugsweisen  Wiedergabe  derselben  um  so  weniger  Veranlassung 
linden,  .als  die  bezgl.  Ausführungen  im  wesentlichen  mit  denen 


Hrn.  TI 


Bl.  sich  decke 


Koos».' 


irU«  «M  Cirl  B..IIU  la  I 


lK  K.  O.  Fril.ak.    Brut»:  W.  Somr  U*ri>u<-k4rll<-l«r«i,  Btrlm. 

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No.  15. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


C9 


Inhalt:  Arenltekt«i.V«rcin  in  Berlin.  —  Dresdener  Architekten  'Venia.  (.Srhluiu.)  —  KirriR»  Benterktifw»  üb*r  die  Ausfubnin«  *on  KlnaliMliunft-ArbeJten.  — 
—  Crbor  llolurhliMl'1-BNlvliaiiK.  —  Kilnf»>r  HtfnhamhM  in  Leipcbj.  -  Berliner  GcwerU-Atmltllung  1**S.  —  Im  V«rw1rkllfnuiil  d«r 
»ra«M.  —  Ken*  tu  der  Mm  Bu-Auulrllung.  —  Pe  r  «011«  I  -  N»rh  ri  c '.,  l .  n  —  Brl*f-  und  Fraxeka.ten. 


Arohitekten-Vernin  zu  Berlin.  Versammlung  am  9.  Fe- 
bruar 1878;  Vorsitzender  Hr.  Möller,  anwesend  224  Mitglieder 
und  11  Gäste. 

Der  Hr.  Vorsitzende,  der  als  solcher  zum  ersten  Male  vor 
den  Verein  tritt,  eröffnet  die  Sitzung  mit  der  Bitte  um  Nachsicht, 
falls  seine  Amtsführung  an  die  sichere  und  kraftige  Art,  in  welcher 
sein  Vorgänger  den  Verein  während  einer  langen  und  bedeutungs- 
vollen Zeit  geleitet  habe,  nicht  ganz  heran  reichen  sollte.  Den 
Dank,  den  er  im  Namen  des  Vereins  an  Hrn.  Hobrecht  für 
dessen  aufopfernde  und  erfolgreiche  Thätigke.it  als  Vorsitzender 
ausspricht,  erwiedert  dieser  mit  dem  Ausdrucke  des  Dankes  für 
die  Anerkennung,  welche  sein  Streben  gefunden  habe,  und  für 
die  Freundschaft,  die  ihm  seitens  zahlreicher  Vereins -Mitglieder 
kund  gegeben  worden  sei. 

Die  Verthcilung  der  Neben-Aemter  innerhalb  des  neuen  Vor- 
standes ist  in  der  Weise  erfolgt,  dass  die  Hrn.  Adler  und 
A.  Wiehe  die  Sorge  für  die  Vortrage,  die  Hrn.  Böckmann  und 
Schwedler  die  Sorge  für  den  Fragekasten  übernommen  haben. 

An  Kingängen  liegt  ein  Probe-Exemplar  des  von  dem  Photogr. 
Hiller  zu  beziehenden  Porträts  R.  Lucae's  fzum  Preise  v.  4  J£) 
sowie  eine  Sammlung  von  Architektur  -  Photographien  aus  Paris 
(zu  3  Fr.  f.  d.  Stück)  von  der  Finna  Braun  in  Mühlhausen 
und  Paris  vor.  — 

Hr.  Ernst  erläutert  im  Namen  der  Hauskommission  die  von 
dieser  vorgelegte  Abrechnung  für  das  Vorjahr.  Die  Gesommt- 
Einnahmen  der  Hausverwaltung  haben  95 845  .it..  die  Gesammt- 
Ausgabeu  78  044  .//  betragen,  so  dass  ein  L'eberschuss  von 
17  801  sich  ergiebt  —  Das  Grundstück-Konto  schlieft  mit 
806  794  .41  ab,  wozu  noch  das  (nach  einer  Abschreibung  von 
10  \  )  auf  39  079  .//  im  Werth  bezifferte  Inventar  tritt  Dem 
stehen  als  Passiva  die  Hypothekenschuld  mit  585  000  .//,  die 
Schuldschein- Verpflichtung  an  die  Vereins-Mitgliedcr  mit  214  170 .//. 
und  die  Schuldschein- Verptf.  an  die  Uuvriers  mit  noch  31  300.// 
{gegen  U3  800  Jt  im  Vorjahre)  gegenüber,  so  dass  auch  hier  ein 
l'eberschuss  der  Activa  von  15  403  .//  vorliegt  Dagegen  stellt 
sich  das  Verhältnis«  der  laufenden  Konten  umgekehrt  und  es 
mindert  sich  mit  Hinzurechnung  derselben  der  oben  berechnete 
Ueberschuss  der  Kinnahmen  über  die  Ausgaben  auf  die  Summe 
von  7  957  .Ä  herab.  —  Die  Prüfung  der  Abrechnung  sowie  die 
im  Verein  ^mit  der  Hauskommission  zu  bewirkende  Aufstellung 

durch  Zuruf  die  Firn.  Blankenstein,  Faulhaber,  Kind  uud  F.  Koch 
mit  dem  Rechte  der 
werden.  ■ — 

Es  folgt  der  von  Hrn.  Otzen  angekündigte  Vortrag  „über 
das  Mittelalter  in  der  Baukunst  der  Gegenwart" 

Anknüpfend  an  seinen  vorjährigen  Vortrag  .über  moderne 
Gothik*  «man  vergl.  S.  203  u.  f.  Jhrg.  77  u.  Hl.),  der  den 
augenblicklichen  Stand  der  auf  mittelalterlicher  Grundlage  fußen* 
den  modernen  Architektur  •  Bestrebungen  skizzenhaft  darlegen 
sollte,  stellt  Hr.  Otzen  es  als  Ziel  seiner  diesmaligen  Erörterung 
hin:  den  thatsächiiehen  Nachweis  des  bedeutenden  Einflusses  zu 
führen,  den  die  Grundsätze  mittelalterlicher  Kunstübung  als  be- 
fruchtende, leitende  und  anregende  Elemente  bereits  auf  das  ge- 
saromte  künstlerische  Schaffen  der  Gegenwart  sich  erworben  haben. 
Er  hofft,  dass  auf  Grund  dieses  Nachweises  auch  das  Streben 
nach  Einführung  jener  Grundsätze  weitere  Theilnahmc  und 
wachsendes  Verständnis*  in  den  Reihen  der  Fachgenossen,  und 
zumal  in  denen  der  von  keinem  Vorurthcil  befangenen  Ingenieure 
finden  werde. 

In  kurzen  Zügen  entrollt  der  Redner  zunächst  ein  farben- 
prächtiges Bild  der  eigenartigen  Kunstblüthe  des  Mittelalters  - 
der  reichsten,  welche  die  Welt  neben  der  Blülhczeit  hellenischer 
Kunst  jemals  gesehen  hat  Wahrend  jedoch  an  der  letzteren 
Poesie  und  Skulptur  den  gleichen  Autheil  wie  die  Baukunst 
hauen,  behauptete  diese  unter  den  Verhaltnissen  des  Mittelalters 
den  unbestrittenen  Vorrang  und  eine  Stellung  im  Leben  der  Völker, 
die  an  Grofsartigkeit  wobl  unerreicht  dasteht  Das  ganze  innere 
lieben  der  Zeit  und  alle  ihre  geistigen  Kräfte,  der  Verstand  nicht 
allein,  sondern  auch  das  tiefe  Gefühl  und  die  kühne  Phantasie 
eines  jugendstarken  und  kindlich  frommen,  sehnsüchtig  nach  Voll- 
endung ringenden  Geschlechts ,  sie  kamen  in  der  Baukunst  zu 
ungehemmter,  harmonischer  Entwickelung  und  fanden  in  ihr  den 
treuesten  Ausdruck.  Es  ist  deshalb  ein  ununterbrochenes,  uncr- 
müdetes  Ringen  nach  dem  Ideal,  das  die  schöpferischen  Leistungen 
der  romanischen  und  frühgothischen  Baukunst  charakterisirt  und 
sie  als  Stufen  eines  stetigen  Entwickelnngsganges  er- 
scheinen lässt,  die  nicht  neben  einander  bestehen  konnten,  wie 
die  verschiedenen  Stilarten  oder  vielmehr  Dialekte  hellenischer 
Architektur.  Andererseits  bedingten  es  der  Grundzug  des  zur 
Herrschaft  gelangten  germanischen  Geistes  sowie  dag  vom  Christen- 
thum  erzeugte  persönliche  Verhältnis*  des  Einzelnen  zu  den 
höchsten  Dingen,  dass  neben  dem  allen  Nationen  gemeinsamen 
Ideale  baulichen  Schaffens  die  unumschränkteste  Freiheit  für 
den  naiven  Gestattungstrieb  des  individuellen  Gefühls  gegeben 
war  und  dass  demnach  in  der  mittelalterlichen  Baukunst  jener 
Reichthum  an  Motiven  sich  entwickeln  konnte, 

»wischen  ihr 
eilich  entbehrt  sie 


gelangt  ist,  aber  dafür  birgt  sie  in  dem  erst  zum  kleinsten  Theil 
erschlossenen  Schatze  ihrer  schöpferischen  Thätigkeit  knospen- 
hafte Elemente  des  Schönen,  die  als  etwas  «leihendes  und  positiv 
Gutes  sich  dauernd  behaupten  werden  —  Elemente,  mit  deneu 
ebenso  der  Ausdruck  höchster  Erhabenheit,  wie  der  Ausdruck 
köstlicher  Anmut  und  zuweilen  der  eines  gesunden  Humors 
hervor  gebracht  worden  sind  —  eine  unerschöpfliche  Fundgrube 
für  alle  Zeiten. 

Gegenüber  der  absprechenden  und  geringschätzigen  Beurthei- 
lung  mittelalterlicher  Kunstleistungen,  wie  sie  noch  heute  zuweilen 
auftritt,  kann  es  nicht  oft  genug  betont  werden,  dass  nur  in 
den  Werken  der  romanischen  und  frühgothischen  Epoche  jenes 
Streben  nach  dem  Ideal  und  jenes  frische,  schöpferische  Ver- 
mögen enthalten  ist  Die  Bauten  des  Spat-Mittelalters,  die  leider 
zumeist  den  Urtheilen  über  Gothik  zur  Grundlage  dienen  —  ab- 
gesehen  von   der  eigenartigen,  erst  spät  zur  Entwickelung 


Falls  nur  von  maleri- 
schem oder  technischem  Werthe.  In  noch  höherem  Grade  gilt 
dies  für  die  kunstgewerblichen  Leistungen  des  Mittel- 
alters. Das  Urtheil  Ober  das  Maafs  dessen,  was  die  mittelalter- 
liche Kunst  auf  diesem  Gebiete  zu  leisten  überhaupt  fähig  ist, 
wird  wesentlich  erschwert  durch  den  Umstand,  dass  wir  von  be- 
züglichen Werken  aus  jenen  frühen,  schöpferischen  Epochen  nur 
sehr  wenige  dürftige  Heispiele  besitzen.  Einer  eigentlichen  Ent- 
wickelung des  Kunstgewerbes  fehlte  damals  auch  der  Boden,  da 
mit  Ausnahme  des  von  der  Kirche  entfalteten  Pompes  und  der 
Kleiderpracht,  ein  Luxus  noch  nicht  existirte  und  namentlich  die 
Bedürfnisse  der  Wohnung  noch  der  ärmlichsten  Art  waren.  Bis 
zur  Mitte  des  13.  Jahrhunderts  beschränken  sich  die  Erzeugnisse 
des  Kunstgewerbes  lediglich  auf  die  Anfange  der  Holzschnitzerei 
an  Choretöhlen  und  Thronsesseln,  auf  den  Bronzeguss  an  Kirch- 
thüren,  Leuchtern,  Taufbecken  etc.,  auf  die  Herstellung  einfacher 
Silbergeräthe  für  den  Gottesdienst,  auf  die  Miniaturmalerei  in 
Büchern  und  die  Anfänge  der  Glasmalerei,  auf  die  Herstellung  von 
Thonfliesen,  endlich  auf  die  Anfertigung  gewebter,  später  gestickter 
Teppiche  und  Stickerei  an  Gewändern  —  also  fast  ganz  auf 
Arbeiten  im  Dienste  der  Kirche.  Die  meisten  der  kunstgewerb- 
lichen Erzeugnisse,  die  in  unseren  Mi 
alterlichen  Ceistes  liguriren,  die  —  in  ma 
werken  abgebildet  —  noch  heute  als  die 
für  gelegentliche  moderne  Leistungen  in  g< 
werden,  gehören  der  spätesten  Epoche  des  Mittelalters  an,  *o 
die  schöpferische  Kraft  seiner  Kunst  schon  längst  zu  gedanken- 
losem Spiel  der  Kunstfertigkeit  entartet  war,  und  haben  mit 
ihrem  Ideal  etwa  noch  so  viel  gemein,  wie  die  Leistungen 
des  18.  Jahrhunderts  mit  dem  hellenischen  Ideale.  Auch 
auf  diesem  Gebiete  hat  erst  Viollct-Ie-Duc  unserem  Zeit- 
alter die  Augen  geöffnet  nnd  uns  den  Werth  jener  älteren 
Leistungen  schätzen  gelehrt,  die  —  gering  an  Zahl,  dürftig  und 
ärmlich  —  dennoch  einen  reichen  geistigen  Gehalt  offenbaren  und 
uns  zeigen,  wie  die  in  den  früh •  mittelalterlichen  Bauten  enthal- 
tenen gesunden  Grundsätze  auch  im  Kunstgewerbe  als  schöpferisch 
sich  bearährt  haben. 

Freilich  liefert  eine  kritische  Würdigung  dessen,  was  die 
mittelalterliche  Kunst  in  der  Frische  ihrer  Lebenskraft  geschaffen 
bat,  noch  keineswegs  einen  Beweis  dafür,  dass  es  möglich  sei, 
auf  diesen  Elementen  eine  neue  Kunslthätigkeit  aufzubauen. 
Wenn  jene  Lebenskraft  mit  dem  allmählichen  Niedergange  der 
Ideale  des  Mittelalters  erlöschen  konnte:  wie  soll  unsere, 

entfernte  Zeit  jemals 


Der  Hr.  Vortragende  tritt  diesem,  scheinbar  nicht 
tigten  Einwurf  mit  der  Frage  entgegen:  ob  denn  etwa  diejenigen 
Architekten,  welche  den  Hellenismus  oder  die  italienische  bezw. 
deutsche  Renaissance  auf  ihre  Fahne  geschrieben  haben,  im 
Stande  zu  sein  glauben,  unserer  Zeit  diejenige  Kulturstufe  und 


diejenige  Ei 
welche  die 


genart  des  Fühlens  und  Denkens  zurück  zu  geben, 
Epochen  der  griechischen  Kunst  und  ihrer  Wieder- 
geburt so  schöpferisch  machten.  Eben  so  wenig  wie  dies  ist  es 
allerdings  möglich,  den  formbildenden ,  naiven  Geist  der  Frflh- 
gothik  wieder  zu  erwecken,  und  die  Verhältnisse  stehen  hier  auf 
allen  Seiten  gleich.  Was  aber  den  Bestrebungen  der  modernen 
Gothik  eine  günstigere  Aufsicht  auf  die  Zukunft  verleiht,  als 
jenen  anderen  Stilexperimenten,  das  ist  die  Aehnlichkeit  der 
äufseren  Verhältnisse,  die  zwischen  unserer  Zeit  und  der 
Blüthezeit  mittelalterlicher  Kunst,  zwischen  dem  Kreise  der  Auf- 
gaben, welcher  der  Kunst  heut  wie  damals  sich  darbietet,  vor- 
handen ist.  Wie  die  Neuheit  und  Grofsartigkeit  der  Aufgaben,  der 
Mangel  an  Hülfsmitteln  die  mittelalterlichen  Meister  zu  einer  Ver- 
tiefung in  das  Wesen  der  Aufgabe,  in  die  Bedingungen  des  zur  Ver- 
fügung stehenden  Materials,  in  die  Forderungen  einer  natürlichen, 
logischen  Konstruktion  zwang  und  gerade  aus  der  Idealisirun 
reellen  Unterlage  die  mustergültigsten  Schöpfungen  — 
vollen  Eisen-  und  Holz-Arbeiten,  die 
üonen,  die  eigenartige  Behandlung  der  Glasmalerei  iL  s.  w.  — 
hervor  gingen,  so  giebt  es  auch  für  die  Baukunst  unserer  Tage 
einegemeinsame  Aufgabe,  diejenige:  die  realen  Dinge 
z  u  i  d  e  a  I  i  s  i  r  e  n  und  die  aus  strengster  und  knappster  Erfüllung  der 

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•20.  Februar  1878 


Zweckmäftigkeits-Bedingungcn  entwickelte  Lösung  zugleich  zu 
einem  künstlerischen  Organismus  zu  verklären.  Es  ist  ein  gewal- 
tiger Fortschritt,  dass  mau  dies  zur  Zeit  fast  allgemein  anerkennt, 
dass  die  grofse  Mehrheit  unserer  Fachgenossen  bei  Beurteilung 
einer  kttnsüerischen  Leistung  nicht  mehr  in  erster  Linie  nach  der 
Form  fragt,  in  welche  die  Gedanken  gegossen  siud,  sondern  nach 
dem  Wert  he  ihres  Inhalts.  Für  die  Lösung  jener  Aufgabe 
aber,  für  die  künstlerische  Idealisirung  vieler  Konstruktionen  in  ge- 
sunder und  naturwüchsiger  Weise  kann  kein  besserer  Lehrmeister 
gefunden  werden,  als  das  Beispiel  der  Baumeister  in  der  schöpfe- 
rischen Blüthezeit  des  Mittelalters. 

Indem  Hr.  Olren  diesen  Gedanken  näher  ausführt,  wendet 
er  sich  noch  einmal  vorzugsweise  an  die  Ingenieure,  denen  in 
dieser  Beziehung  ein  grofecr  und  wichtiger  Wirkungskreis  zu 
Theil  wird.  Er  konstatirt  die  bemerkenswerthe  Thatsache,  dass 
das  treffliche,  leider  viel  zu  wenig  gewürdigte  und  gelesene  Buch 
Prof.  Baumeisters:  „Architektonische  Formenlehre  für  Ingenieure" 
unwillkürlich  auf  dem  Boden  mittelalterlicher  Kunstbestrebungen 
sich  bewegt,  und  charakterisirt  als  abschreckendes  Beispiel  für  die 
völlige  Vernachlässigung  künstlerischer  Gesichtspunkte  bei  Aug- 
bildung von  Nutztauteu  die  bisher  hergestellten  Viaduktstrecken 
der  Berliner  Stadtbahn,  bei  denen  ein  solches  Versäumniss  um  so 
bedauerlicher  sei,  als  eine  künstlerisch  gesunde,  wenn  auch  ein- 
fache Durchbildung  derartiger,  täglich  von  Hunderttausenden  von 
Menschen  betrachteter  Bauwerke  für  die  Erziehung  des  Volkes 
zum  Schönen  mehr  Segen  stiften  könne,  als  alle  Sammlungen 
und  gelehrten  Werke. 

Der  Vortragende  schliefst  den  ersten  Abschnitt  seiner  Aus- 
führungen mit  dem  Hinweis  darauf,  dass  selbst  die  stilistisch 
besten  modernen  Werke  der  Antike  oder  des  Mittelalters  einen 
wirklichen  Fortschritt  in  der  Baukunst  unserer  Zeit  nicht  darstellen 
können.  Es  seien  notwendige  Stufeu  um  sich  zu  vertiefen  und 
die  Fundgruben  vergangener  Perioden  auszuschöpfen.  Glücklich 
indessen  sei  der  zu  preisen,  welcher  unbeirrt  solchen  bescheidenen 
Weg  einschlagt  und  sich  nicht  verleiten  lasst,  vorschnell  die  Früchte 
der  Entwickelung  eines  ganzen  Zeitaltere  ptlfickeu  zu  wollen.  — 

Den  zweiten,  längeren  Theil  seines  Vortrages,  auf  welchen  wir 
jedoch  wegen  der  vielfache»  Beziehungen  zu  den  vorgelegten 
Zeichnungen  und  Mustern  hier  nur  kurz  eingehen  können, 
widmet  Hr.  Otzen  dem  eigentlichen  Inhalte  des  gewählten  Themas : 
dem  Nachweis,  dass  auf  dem  Wege  der  Rückkehr  zu  den  Grund- 
sätzen mittelalterlicher  Kunst  tatsächlich  schon  erhebliche  Fort- 
schritte gemacht  seien,  und  zwar  keineswegs  blos  in  denjenigen 
Städten,  welche  der  Sitz  modern-gothischer  Schulen  geworden 
seien,  sondern  selbst  im  feindlichen  Lager. 

Für  das  Gebiet  der  eigentlichen  Architektur  werden  vor 
allem  einzelne  Beispiele  aus  Berlin  angeführt,  das  früher  wohl 
als  das  der  Gothik  feindlichst«  Lager  gelten  konnte.  Dass  sich 
hier  seit  Jahren  eine  Bewegung  auf  baukünstlerischem  Gebiete 
vollzieht,  dass  die  dem  Mittelalter  eigentümlichen  Grundsätze 
gesunder  logischer  Konstruktion,  der  Wahrheit  des  geistigen 
Ausdrucks,  des  Bauens  im  Geiste  des  Materials  zur  Geltung  ge- 
langt sind  und  die  blinde  Verehrung  der  Form  verdrängt 
haben,  ist  längst  öffentlich  unerkannt.  Eine  Entwickelung  in 
diesem  Sinne  zeigt  schon  bei  Schinkel  der  Gegensau  zwischen 
der  Werder'schcn  Kirche  und  der  Bauakademie,  es  zeigen  sie  die 
Kirchen-,  Schul-  und  Kasernen-Bauten  sowie  die  Fortschritte  in 
der  Behandlung  des  Backsteinbaucs,  wie  sie  etwa  ein  Vergleich 
zwischen  dem  (.'heroischen  Laboratorium  von  186G  und  der  Uni- 
versitäts-BiblioÜiek  von  1873.  zwischen  der  Zwölf- Apostel-Kirche 
und  den  truhern  Kircbenbauten  darlegt.  Und  noch  deutlicher 
als  die  Strafsenfacaden  reden  die  Ilolfa<,adeu  verschiedener  öffent- 
licher Bauwerke,  bei  denen  die  Architekten  von  den  Kesseln  der 
formalen  Schultraditionen  sich  befreit  und  in  Folge  dessen  oft 
Interessanteres  und  Gesunderes,  häufig  ganz  im  Geiste,  wenn  auch 
nicht  in  den  Formen  mittelalterlicher  Kunst  geschaffen  halten.  — 

Besonders  eingehend  wird  —  nachdem  zunächst  noch  die 
Gebiete  der  Malerei  und  Skulptur  flüchtig  berührt  sind  —  der 
Einfluss  mittelalterlicher  Bestrebungen  auf  das  moderne  Kunst- 
gewerbe erörtert. 

Bei  fast  allen  besseren  Holz  arbeiten  der  neueren  Zeit, 
auch  bei  denjenigen,  welche  nicht  die  Formen  der  Gothik.  sondern 
diejenigen  der  Renaissauce  zeigen,  haben  doch  die  Grundsätze 
•ier  ersten  Eingang  gefunden.  Das  Verschmieren  und  Anstreichen 
des  Holzes,  das  Aufkleben  bedeutungsloser  Zierrathen  gilt  als 
verpönt:  eine  gute  Konstruktion,  eine  dem  Material  eigentüm- 
liche, aus  dem  Holze  gearbeitete  Ornamentik  wird  angestrebt, 
in  der  Intarsia  das  Flarhenomament  fest  gehalten.  Als  Beispiele 
für  moderne  Holzarbeiten  gothischen  Stils,  die  —  wenn  auch 
nicht  durchweg  Meisterstücke  —  doch  immerhin  die  Ergiebigkeit 
des  Ouells,  aus  dem  ihre  Motive  geschöpft  siud,  beweisen,  legt 
Hr.  Otzen  eine  gröbere  Anzahl  Möbel  -  Entwürfe  von  Archit 
liischweiler  in  Hamburg,  Brth.  Opplcr  in  Hannover,  Archit 
Breckelbaum  it  Wiegand  in  Hamburg  vor. 

Zahlreiche  Entwürfe  der  letzteren  und  Oppler's  zu  Schmiede- 
arbeiten illustriren  in  ähnlicher  Weise  den  Aufschwung,  welchen 
die  Eisentechnik  nach  mittelalterlichem  Vorbilde  wieder  gewonnen 
hat  —  ein  Aufschwung,  un  welchem  bekanntlich  auch  Berlin 
glänzenden  Antheil  genommen  hat,  nur  dass  hier  die  erlangte 
grofse  Kunstfertigkeit  und  die  Absicht,  dem  Eisen  den  Renaissance- 
<  liarakter  auf  zu  zwingen,  zuweilen  schon  zu  einem  Verlassen 
tnaafsvoller  klarer  Einfachheit  und  einem  schädlichen  Zuviel  ge- 
führt haben.  —  Für  den  Bronze-  und  Eiscnguss,  sowie  für  die 


!  Gestaltung  der  Kachelöfen  sind  mittelalterliche  Vorbilder  nicht 
vorhanden,  daher  kann  hier,  ebenso  wie  bei  der  Porzellan-Industrie, 
nur  von  einer  allgemeinen  Einwirkung  gothischer  Grundsätze  die 
Rede  sein;  sichtbarer  tritt  dieselbe  in  der  Ornamentik  der  zu 
Wand-  und  Ful'sboden-Bekleidung  benutzten  Thonfliesen  eng- 
lischen wie  deutschen  Ursprungs  hervor. 

Besonders  überraschend  aber  treten  jene  Grundsätze  neuer- 
dings in  der  Tapeten-  und  Stoff-Fabrikation  auf.  Eine  sehr 
grofse  Anzahl  von  Tapetenmustern,  die  der  Hr.  Vortragende  aus 
einer  Berliner  Fabrik  (Gebr.  Hildebrandt),  einer  Hamburger  Hand- 
lung (Phil,  Mendelson)  und  einem  Hannoverschen  Geschäfte  aus- 
gewählt haue,  dienten  ihm  als  Grundlage  des  Nachweises,  dass 
nicht  allein  das  Prinzip  der  Flächen-Dekoration  und  die  stilistisch 
richtige  Behandlung  des  Ta]tetenmustere  im  Sinne  eines  Teppichs 
durch  gedrungen  sind,  sondern  auch  viele  spezitlsch  gotliische 
Forme»  und  Motive  sich  Eingang  und  Bürgerrecht  verschafft 
haben.  Für  den  gleichen  Vorgang  auf  dem  tiebiete  der  Stoff- 
Industrie,  wo  es  beim  Muster  auf  eine  Formengestaltung  im 
Sinne  des  Gewebes  und  bei  der  Färbung  auf  Trennung  der 
Farben  durch  indifferente  Tone  ankommt,  dienten  in  erster  Linie 
zahlreiche  Stoffproben  aus  der  Fabrik  von  A.  Müller  (Spittelm.  !> 
in  Berlin),  daneben  solche  von  Ehrenhaus  in  Berlin,  hannoversche 
unter  Oppler's  Einfluss  entstandene  Fabrikate  und  rheinische 
W'eifs-Stirkereien  als  Beweismittel. 

Ergänzt  wurden  diese  Vorlagen  endlich  durch  eine  reiche 
Ausstellung  im  mittelalterlichen  Sinne  konzipirter  Lehrmittel  für 
den  Zeichenunterricht  an  Gewerbe-  und  Kunstschulen  von  dem 
Maler  Herrn.  Schmidt  in  Hamburg,  die  Entwickelung  der  ein- 
fachen ornamentalen  Grundmotive  und  die  Stilisirung  der  natura- 
listischen Pflanzenformeu  in  grofsen,  direkt  als  Wandtafeln  zu 
benutzenden  Blättern  behandelnd,  die  Herr  Otzen  der  Aufmerk- 
samkeit aller  für  die  Orgauisiruug  eines  rationellen  Zeichenunter- 
richts bedachter  Fachgenrissen ,  insbesondere  der  Lehrer,  wann 
empfiehlt. 

Der  Hr.  Vortragende  schliefst  mit  der  Versicherung,  dass  es 
nicht  etwa  seine  Absicht  gewesen  sei,  für  die  künstlerische  Rich- 
tung, der  er  selbst  huldige,  im  gewöhnlichen  Sinne  des  Wortes 
Propaganda  zu  machen.  Er  habe  beitragen  wollen  zur  Klärung 
unserer  Kunst-Atmosphäre,  wie  es  die  Pflicht  jedes  Einzelnen  sei, 
der  als  treuer  Gärtner  den  Boden,  auf  dem  wir  bauen,  bestelle  — 
säend  und  pflegend,  dem  Unkraute  wehrend,  junge  Triebe  schützend 
und  pflegend.  Dieser  Boden  aber  sei  das  künstlerische  Bedürfnis* 
in  jedes  Menschen  Bmst.  Nur  dann  würden  wir  hoffen  dürfen, 
in  dem  Werdeprozess  unserer  heutigen  Kunstzustände  wirklich 
fort  zu  schreiten,  wenn  die  Ueberzeugung  unser  Leben  thätig 
durchdränge,  dass  die  Kunst  —  Jedermanns  Sache  sei.  

An  der  Erledigung  des  Fragekasteus ,  welche  den  Schluss 
der  Sitzung  bildet,  nehmen  die  Hrn.  Böckmann,  Otzen,  Melliu. 
Strecket!  und  L.  Hagen  Theil.  —  F.  — 

Dresdener  Architekten -  Verein.  Auszug  aus  de»  Proto- 
kolle]) vom  Jahre  1877.  (Scbluss.) 

Versammlung  am  8.  November.  Vorsrüt. :  Hr.  Giese. 

Der  Vorsitzende  referirt  namens  des  Vorstandes  üIht  die 
von  München  eingegangene  „Denkschrift  über  die  Pflege 
der  Kunst  an  den  öffentlichen  Bauwerken".  Es  ist  zu- 
nächst beim  Vorstand  des  Verband- Vorortes  angefragt  worden, 
wie  er  sich  dem  in  der  Denkschrift  enthaltenen  Antrag  gegenüber 
verhalte,  da  man  einen  wirksamen  Erfolg  nur  dann  für  möglich 
erachte,  wenn  sich  der  Verband  betheilige.  Von  einer  einseitigen 
Unterzeichnung  müsse  man  um  so  mehr  absehen,  als  man  mit 
lebhaftem  Dank  die  Aufmerksamkeit  anerkennen  müsse,  welche 
speziell  die  sächsische  Regierung  der  Pflege  der  Kunst  an  öffentlichen 
Bauten  widmete.  Dem  Körnitz  in  München  ist  unter  Anerkennung 
der  Tendern  der  Denkschrift  hiervon  Mittheilung  gemacht  worden. 

Unter  Darlegung  eines  kurzen  Ueberblickes  über  die  Kunst- 
geschichte Siziliens  erläutert  Hr.  Giese  die  im  Vereinslokale  aus- 
gestellte, eben  so  zahlreiche  als  werthvolle  Serie  der  von  Hrn.  Hofbrth. 
Krüger  angefertigten  und  ihm  gehörigen  Reisestudien  aus  Sizilien, 
dem  Besitzer  den  besten  Donk  des  Vereins  mit  der  Bitte  um 
Fortsetzung  dieser  Ausstellung  abstattend. 

Hierauf  hält  Hr.  Archit  E.  Kayser  einen  Vortrag  über  die 
Anlage  von  Blitzableitungen.  Unter  Bezugnahme  auf  früher  vor- 
gezeigte, als  neu  patentirt  bezeichnete. isolirte  Blitzableiter-Fang- 
stangen wurde  seitens  des  Redners  von  deren  Anwendung  abge- 
raten. Da  die  Hauptwirkung  eines  Blitzableiters  in  dem  unschäd- 
lichen Ueberführen  (Ausgleichen)  von  Luft  und  Krd-Klektrizitat 
besteht,  so  tnuss  es  auch  der  im  Gebäude  angesammelten  Elektri- 
zität möglich  gemacht  sein,  in  die  Leitung  überzugehen.  Daher 
auch  die  Forderung  der  Theoretiker  und  der  meisten  Praktiker, 
alle  im  Gebäude  befindlichen  Metalltheile  mit  der  Leitung  zu  ver- 
binden. Erst  in  zweiter  Linie  bat  der  Blitzableiter  die  Bestimmung, 
tiet  zu  grosser  Spannung  zwiscnen  oeiuen  rjcktri/itiiten  unu  uci 
gewaltsamer  Ausgleichung  derselben  durch  einen  Blitz  für  diesen 
als  Abieiter  zu  dienen.  Redner  weist  nach,  dass  ein  Uebergehen 
des  Blitzes  bei  nicht  isolirtcr  Fangstange  und  Leitung  auf  das 
Gebäude  nicht  zu  befürchten  sei,  vorausgesetzt,  dass  der  Blitz- 
ableiter ein  wirklich  guter,  d.  h.  richtig  konstruirter  sei.  Nach 
kurzer  Darlegung,  wie  ein  solcher  beschaffen  sein  müsse,  theiltc 
Redner  dann  neuerdings  aufgestellte  Nonnen  für  die  Einrichtung 
von  Blitzableitern  auf  den  städtischen  Gebäuden  von  Paris,  sowie 
ein  Gutachten  der  königl.  Akademie  der  Wissenschaften  in  Berlin 
mit    Aus  beiden  Schriftstücken  geht  hervor,  dass  sich  ein  Um- 

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\o.  15. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


71 


Schwung  in  Bezug  auf  das  Matrria]  der  Abieiter  zu  vollziehen 
scheint.  Beide  sprechen  sich  nämlich  zu  Gunsten  eiserner, 
nicht  kupferner  Leitungen  aus.  Man  scheint  also  wieder  zu  dem 
Materiale  zurück  zu  kehren,  das  früher  ausschließlich  für  Blitz- 
ableiter  benutzt  wurde. 

Versammlung  am  13.  Dezember.    Vorsitz.  Hr.  Giese. 

Hr.  Hofbül.  Krüger  hat  in  doukeuswerther  Weise  eine  zweite 
Serie  seiner  Heisestudien  aus  Italien  im  Vereinslokal  zur  Aus- 
stellung bringen  lassen.  —  Den  Hauptgegenstand  der  Tagesordnung 
bildet  ein  längerer  Vortrag  des  Hm.  Archit.  Dr.  Steche  (Iber  die 
Bollwerke  Dresdens  und  deren  spatere  künstlerische 
Behandlung.  Die  hauptsachlichsten  Befestigungen  begannen  1520 
und  wurden  verstärkt  durch  die  Kurfürsten  Moritz  und  Augustus 
unter  der  Leitung  von  Dehn-H*thfelser,  Vogt-Wierand,  Lynar  u,  A. 
Sieben  Bastionen,  nach  den  Planeten  Sol,  Luna,  Saturn,  Merkur, 
Jupiter,  Mars  und  Venus  genannt,  begrenzten  die  Befestigungen. 
Zum  Theil  sind  die  Bastionen  noch  jetzt  erhalten.  Keduer  ver- 
weist auf  die  in  der  königl.  Gemäldegallerie  befindlichen  Gemälde 
v.  Leujiold's.  Auf  der  Venusbastei,  dem  jetzigen  königl.  Belvedere, 
errichtete,  nachdem  ein  früher  dort  bestandenes  Belvedere  in  die 
Luft  geflogen  war,  Graf  Brühl  1751  durch  Knösel  ein  Lusthaus, 
wegen  seiner  Zierlichkeit  la  DtmoüeUe  genannt,  welches  17i>'i  bei 
der  Belagerung  der  Stadt  zerstört  wurde.  Aehnlich  künstlerisch 
geschmückt  sollte  die  Saturnbastei  werden;  2  Projekte  sind  iu 
Zeichnung  noch  vorhanden,  unter  welchen  das  mit  dem  Motive 
einer  Eremitage  das  interessanteste  sein  dürfte.  Hedner  illustrirt 
seine  eingehenden  Schilderungen  durch  Vorlegen  der  Originalplane 
und  schliefst  mit  einer  kurzen  Beschreibung  der  Zwingerbauteu, 
welche  den  Itaum  zwischen  und  auf  den  Bastionen  Sol,  jetzt  Hüte! 
Bellevue,  und  Luna  einnehmen  sollten  und  zum  Theil  einnehmen. 
Line  hoch  interessante  Zugabe  bildete  die  genaue  Kopie  eines  Stadt- 
plans von  Ih'esden  aus  dem  Jahr  17(10,  auf  welchem  schon  die 
Niederlcguug  der  Festungswerke  angenommen  ist.  Der  Original- 
plan befindet  sich  im  königl.  Haupt-Staatsarchiv  und  ist  mit  Er- 
laubnis» des  hohen  königl.  Gcsammtministerii  auf  Anregung  und 
unter  Leitung  des  Itedners  für  das  herzustellende  Werk  über 
Dresden'*  Bauten  mittels  Photographie  und  graphischer  Leber- 
tragung  auf  Stein  knpirt  worden. 

Hr.  Archit.  Möckel  wird  durch  Abstimmung  dem  Vereine 
all  neues  Mitglied  zugeführt 

Der  Vorort  des  Verbandes  unterbreitet  dem  Verein  die  vom  Ver- 
band gestellten  Aufgaben  über:  „Einheitliche  Bezeichnung 
mathematisch  -  technischer  Gröfsen"  und  ,  Ausbildung 
einer  besonderen  Statistik  des  Bauwesens",  deren 
Bearbeitung  den  Hrn.  E.  Kayser  und  Dunger  übertragen  wird. 

Vcrsamtnlungam  10.  Januar  1878.  Vorsitz.  Hr.  E.  Giese. 

Den  Hauptgegenstand  der  Tagesordnung  bildet  ein  längerer 
Vortrag  des  Hrn.  Archit.  Gurlitt  über:  Die  Organisation  des 
Bauwesens  unter  Kurfürst  August.  Bei  der  grofspii  An- 
zahl bedeutender  Bauten,  welche  Kurfürst  August  wahrend  seiner 
Regierung  (1533  —  löHti)  ausführen  liefe,  war  eine  zentralisirte 
Leitung  ein  dringendes  Bedürfnis».  Schou  Kurfürst  Moritz  hatte 
zu  einer  Bauordnung  den  Grund  gelegt,  indem  er  das  gesammte 
Festungsbauwesen  dem  Oberzeugmeister  Kasper  Voigt  unter- 
stellte. Dieser  Mann  behielt  das  Amt  auch  unter  August.  Das 
Zeughaus  war  die  Zentralstelle  für  das  gesammte  Bauwesen;  durch 
dasselbe  wurden  die  Materialien  besorgt,  die  Holzhöfe,  Steinbrüche 
und  Brennereien  verwaltet  Zunächst  blieb  die  Oberleitung  in 
militärischen  Händen,  nach  Voigt  erhielt  sie  Melchior  Hauffe, 
darauf  Hans  von  Diskau,  der  frühere  J/eiter  der  Festungsbanten 
in  Leipzig.  Die  größte  Schwierigkeit  bestand  darin,  das*  August 
seine  Anordnungen  dnreh  personliche  Dazwischenkunft  durch- 
kreuzte. Spater  versuchte  es  August  mit  Ausländern,  dem  Bur- 
gunder Xiklaus  von  Harnes,  darauf  dem  in  Florenz  geborenrn, 
in  Frankreich  zu  hoher  Stellung  gelangten  Grafen  Rochus  von 
Lynar.  Dieser  Mann  nahm  als  gleichzeitiger  Oberstzeugmeistcr 
mehrer  deutschen  Reichsläuder  eine  Uberaus  merkwürdige  Stellung 
ein;  auch  er  ist  Soldat,  seine  Berufsthätigkeit  ist  eine  administrative, 
keine  künstlerische.  Nach  Rochus'  Abgang  nach  Brandenburg 
vertritt  ihn  Paul  Büchner  als  Hauszcugineister.  Die  Unter- 
baumeister  sind  die  entwerfenden  Künstler;  ihre  Stellung  jedoch 
ist  eine  sehr  schwierige,  da  die  Handwerker  gröfstenthcils  nur 
widerwillig  auf  den  Staatshauten  arbeiten.  Dieselben  werden  auf 
Befehl  des  Kurfürsten  herbei  gezogen  und  streng  bestraft,  wenn  sie 
sich  dem  Befehle  zn  entziehen  versuchen.  Ebenso  die  Arbeiter 
—  gewöhnlich  frohndende  Bauern.  —  Durch  diese  Zwangstnaaß- 
regeln  gab  es  viele  Mißstände,  die  August  vergeblich  durch 
strenge  Gesetze  zu  beseitigen  versuchte;  Beispiele  bei  dem  Bau 
der  Augustusburg  und  Annahurg.  Bei  der  Anhäufung  von 
Arbeiten!  kommen  Unruhen  vor,  auch  Flucht  der  Frohndenden 
vom  Bau.  Die  Löhne  sind  schlecht,  die  Zeit  seit  der  Reformation 
eine  unterdrückt-revolutionäre,  wie  die  Bauernkriege  und  die 
Wiedert.uferei  bewiesen  haben.  Der  Kern  des  Verfalles  und  der 
Rohheit,  die  im  30j*hrigen  Krieg  sich  zeigten,  ist  schon  hier  oft 
zu  erkennen.  —    IL  A.  Richter. 

Einige,  Bemerkungen  über  die  Ausführung  von  Kcwali- 
Arbeiten.*j    Jüngst  ist  in  der  American  PKiUaophical 


'J  Di*-  im  Nafluti'h«MMt*n  PAtwIckrltrn  (tcaktiupuiiku>,  di*rcn  grwiM- Urrft-Iilk^un^; 
kkiiro  lrg»«ilwo  viril  in  Fragt*  g>'»1eUt  nnlelt  woUen,  bililc-li  «Jvn  HtuipüatiaU  «iicr 
Unser««  Art*it.  ti'tr  lim  Wr*il»  wir  infferrrk  Montau*  nur  VwfudTi.(.Ul«-lminr;  lupt*?. 

'    i  Mru  ItMtr  bb  Ji-u1- 

II,  K,-t. 


Society  zu  Philadelphia  ein  Vortrag  über  die  Kanalisation 
Philadelphias  gehalten  worden,  aus  welchem  iu  Rücksicht  auf  die 
allgemeine  Giltigkeit  des  Gesagten  Einiges  hier  reproduzirt 
werden  mag,  zusammen  mit  ein  paar  Bemerkungen,  zu  welchen 
die  Art  und  Weise,  iu  der  hier  in  Berlin  ein  Theil  der  Kauali- 
gations-Arheiten  thatsachlich  ausgeführt  wird,  Anlass  bietet. 

Nach  dem  Inhalt  des  erwähnten  Vortrages  ist  eine  mangel- 
hafte Konstruktion  der  Kanäle.  Senkgruben  und  Ver- 
schlüsse, die  mit  Ausgüssen  bezw.  Wasser- Kloscts  in  Verbindung 
stehen,  die  besondere  Ursache,  durch  welche  viele  der  schlimm- 
sten Krankheiten  entstehen.  Philadelphia  erfreut  sich  einer  allge- 
meinen unterirdischen  Entwässerung  und  die  Kanäle  derselben 
sind  so  weit  recht  gut,  als  dafür  gesorgt  ist,  dass  nicht  durch 
ungenügende  Verschlüsse  und  schlechte  Rnhrlrgung  der  Eintritt 
von  Kanal -Gasen  in  die  Wohnungen  stattfindet;  da  wo  letzteres 
möglich  ist,  wurde  das  Fehlen  der  Entwässerung  dem  Besitze 
derselben  vorzuziehen  sein.  Sorglose  Verlegung  und  Verbindung 
von  Röhren,  Mangelhaftigkeit  der  Verbindungsstücke,  schlechte 
Konstruktion  der  Verschlüsse  und  ungenügende  Ventilation  der 
Klosetröhren  können  nicht  verfehlen,  Kanalgase  direkt  in  die 
Häuser  zu  führen  und  damit  die  unmittelbare  Ursache  für  Krank- 
heiten und  Todesfälle  zu  werden.  Röhren,  welche  Badewannen, 
Tuiletten  u.  s.  w.  entwässern,  werden  mit  dem  Hauptrohr  oftmals 
ohne  Einschaltung  eines  Verschlusses  verbunden  und  dienen  dann 
direkt  als  Leitungen  für  die  Kanalgase  nach  unseren  Schlafzimmern 
und  Gemachem.  Aber  wenn  auch  solche  Verschlusse  thatsärhlich 
vorhanden  sind,  ist  damit  in  vielen  Fällen  dennoch  keine  Sicher- 
heit gegen  das  gedachte  Lehel  geschalten,  da  häufig  die  Arbeit 
so  ungeschickt  ausgeführt  ist,  dass  das  Wasser  in  den  Ver- 
schlussen durch  das  von  oben  einfallende  Wasser  ausgesaugt 
wird  und  die  Verschlüsse  ausser  Thätigkeit  treten.  Nichts  im 
ganzen  Hauset  bau  erfordert  zum  guten  Gelingen  eine  so  genaue 
und  umfassende  Aufmerksamkeit,  als  gerade  die  Anlage  der 
Wasserableitungs-Arbeiten !  —  - 

Es  mag  im  Anscbluss  an  das  Vorstehende  daran  erinnert 
werden,  dass  nach  Ansicht  ärztlicher  Kapazitäten  Berlins  die 
Kanalisation  der  Stadt  nur  dann  segenbringend  sein  kann,  wenn 
dieselbe  in  allen  Einzelnheiten  solide  und  gnt  ausgeführt  wird, 
wahrend  sorglos  und  schlecht  ausgeführte  Arbeiten  keine  anderen 
als  üble  Folgen  nach  sich  ziehen  werden. 

Es  ist  ein  besonders  schlimmes  Ding  bei  Kanalisationen, 
dass  nach  Ausführung  der  Arbeiten,  u.  z.  nach  Wiederverschttt- 
tung  und  reberpllasterung  der  Röhren  die  verdeckt  liegende 
Leitung  gleich  gut  aussieht;  dazu  kommt,  dass  die  minder  gute 
Ausführung  sich  des  Vorzugs  der  minderen  Kostspieligkeit  erfreut, 
den  der  Laie  fast  regelmäßig  oben  au  stellen  wird,  ob  die  Arbeit 
direkt  schlecht  mangelhaft,  ausreichend  oder  vorzüglich  aus- 
geführt ist,  uuil  dass  aus  diesem  Gruude  eine  Sicherheit  für  die 
Güte  der  Arbeit  selbst  dann  norh  nicht  vorhanden  ist  wenn  die 
Leitungen  als  tadellus  von  der  kontrollireudeu  Behörde  abge- 
nommen worden  sind.  Von  Seiten  der  Hausbesitzer  wird  erfah- 
rungsmäfsig  fast  jedem  Bewerber  um  Kanalisationsarbeiten  Glauben 
geschenkt,  sobald  dieser  nur  einige  Mühe  im  rReden"  und  insbe- 
sondere die  Annahme  des  schmückenden  Prädikats  .Fabrikant'' 
nicht  scheut.  Leider  ist  es  der  Fall,  dass  eine  große  Zahl  von 
den  kleinen  Unternehmern  hierher  gehöriger  Art  einfache  Arbeiter 
sind,  die  kürzere  oder  längere  Zeit  in  einem  größeren  Etablisse- 
ment unter  immerwährender  Aufsicht  gearlieitet  haben  und  häutig 
nicht  im  Stande  sich  befinden,  24  Stunden  lang  selbstständig 
zu  arlteiten,  ohne  Fehler  zu  begehen.  Die  erwähnten  größeren 
Geschäfte  sind  deshalb  oft  nicht  im  Stande,  die  Arbeiten  so 
auszuführen,  wie  sie  ausgeführt  werden  müssteu,  weil  sie  ihre 
Ansrhb.ge  anf  dasselbe  niedrige  Niveau  bringen  müssen,  auf 
welches  die  vorerwähnten  kleinen  Unternehmer  hinab  zu  gehen 
pflegen.  Der  denkende  Theil  des  Publikums  sollte  daher  bei  Ver- 
gebung der  betr.  Arlieiten  U  ehe  riegung  walten  lassen  und  sich 
davor  bewahren,  so  wichtige  Arbeiten  wie  die  Ausführung  von 
häuslichen  Eutwasseruugs-Arbeiten,  in  die  Hände  ungeschickter 
und  sonst  ungeeigneter  Persönlichkeiten  zu  legen ,  die  nur 
ihren  augenblicklichen  Vortheil  im  Auge  haben  und  z.  B.  Rohr- 
leitungen gewohnheiLsmulsig  in  allersorglosester  Weise  zusammen 
zu  setzen  pflegen. 

Bei  der  Ausführung  der  Strafsenleitungeu  und  Kanäle 
Berlins  gelangt  der  hohe  Werth,  welcher  seitens  der  Bauleitung 
auf  die  solide  Ausführung  des  Werkes  gelegt  wird,  insbesondere 
dadurch  zum  Ausdruck,  dass  man  dem  Submissions- Verfah- 
ren allenthalben  da  entsagt,  wo  es  sich  um  Arbeiten  bandelt, 
für  deren  Güte  die  nöthigen  Garantien  im  Snhmissinnswege  er- 
fahruugsmäfsig  nicht  zu  beschaffen  sind.  (Jehl  infolge  dessen  das 
Werk  vielleicht  mit  einer  etwas  geringeren  Raschheit  von  Statten, 
so  wird  andererseits  an  Sicherheil  für  den  Werth  der  Arbeit 
erheblich  gewonnen  und  der  etwaige  Verlust  an  Zeit  auf  diesem 
Wege  reichlich  wieder  eingebracht. 

Betrachtet  man  dagegen  das  Verfahren,  welches  bei  den 
Hausbesitzern  in  Szene  gesetzt  wird,  so  besteht  dieses  der 
Regel  nach  darin,  dass  man  sich  von  einer  ganzen  Anzahl  von 
Bewerbern  Anschläge  anfertigen  lässt  und  nun  in  fKi  Fällen  von 
100  dem  billigsten  unter  den  Bewerbern  die  Arbeit  übertragt, 
der  dann  selbstredend  niemals  die  beste  Arbeit  liefern  kann!  — 

Unendlich  groß  können  die  Vortheile  sein,  welche  die  im 
befriedigenden  Fortschreiten  begriffene  Entwässerung  Berlins  der 
Einwohnerschaft  bringt;  sie  können  aber  eine  erhebliche  Beein- 
trächtigung durch   die  Schuld   der  Hauseigenthümer  erfahren, 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


20.  Februar  1878 


wenn  diese  nicht  einsehen,  von  welch  verhängnissvoller  Bedeutung 
die  Art  und  Weise  ist,  mit  der  die  Details  ihrer  Häuser- An- 
schlüsse ausgeführt  werden.  Mächten  die  wenigen  vorstehen- 
den Bemerkungen  dazu  beitragen,  dass  beim  weiteren  Fort- 
schreiten der  Kanalisation  Berlins  nicht  allzu  viele  Falle  vor- 
kommen, in  denen  die  gebührende  Sorgfalt  bei  Ausführung  der 
Hausanschlüsse  gefehlt  hat  und  aufweiche  das  bekannte  geringelte 
Wort  „billig  und  schlecht"  dereinst  seine  Anwendung  Hudet. 

Thurmspitzen  aus  Gusselsen.  Durch  vielfache  Erfahrungen 
bei  ausgeführten  Thurmhauteu  bin  ich  zu  der  Ueberzeugung  ge- 
kommen, dass  es  bei  hölzernen  Thurmspitzen  von  großem  Vortheil 
ist,  wenn  deren  oberster  Theil  eine  feste,  massive  Finschliefsung 
erhalt,  mit  welcher  auch  die  Uekronnng  des  Thurmes  in  Verbindung 
gesetzt  wird. 

Meist  wird  die  Umhüllung  der  Spitze  von  F.isen-  oder 
Kupferblech  hergestellt  und  das  Thunukreiiz  oder  die  Wetter- 
Fahne  mittels  Kisenschienen,  Itolzen  etc.  an  den  Hölzern  befestigt. 
Allein  derartige  Konstruktionen  lassen  sehr  viel  zu  wünschen 
übrig  und  so  halte  ich  denn  schun  seit  längerer  Zeit  das  Guss- 
eisen für  diesen  Zweck  in  Anwendung  gebracht.  Die  Holzkon- 
struktion  bekommt  dadurch  nicht  allein  einen  dichten  Abschluss 
nach  aussen,  sondern  es  wird  auch  ein  festes  Zusammenschließen 
erlangt  und  es  werden  Schrauben,  Schienen  u.  s.  w.,  die  oft  mehr 
zur  Zersplitterung  als  zur  Schonung  des  Holzes  beitragen,  dabei 
durchaus  überflüssig.  Derartige  guaseisemc  Spitzen  bilden  eine 
Hülse  von  1-2»  Länge  bei  1-2""  Wandstarke;  sie  können  Stil- 
gemäße  Verzierungen  erhalten  und  werden  auf  den  Ilolzmramideii 
mit  Holzschrauben  befestigt.  Die  BekTöniingsstueke  sind  entweder 
direkt  angegossen  oder  als  besonderer  Theil  aufgeschraubt. 

Ich  habe  gusseiserne  Spitzen  bei  den  Kin  hthurmen  in  Alten- 
berg, Chemnitz  etc.  zur  Anwendung  gebracht  und  mich  von  Jen  a 
Zweckmäßigkeit  ausreichend  überzeugt.  Allen  Kollegen  kann  ich 
sie  zur  Nachahmung  empfehlen  und  bin  gern  zur  weiteren  Aus- 
kunft, sowie  zur  Mittheiluug  von  Zeichnungen  bereit. 

Leipzig,  Febr.  l.**7*>.  H.  Altendorff,  Baumeister. 

Ueber  Holzschindel-Bedachung  geht  uns  mit  Bezug  auf 
frühere  Aufragen  folgende  Mittheiluug  zu: 

In  Oberschlesien  sind  Schindeln  immer  noch  ein  weit  ver- 
breitetes Bedachungs-Material  und  werden  bei  ländlichen  Gebäuden 
mit  Vorliebe  als  Unterlage  für  Bedachung  mit  schlesischem  Schiefer 
verwendet   Der  (Querschnitt  ist  trapezförmig,  die  Nuth  keilförmig. 

Fichtene  Schindeln  (Handarbeit)  sind  die  beliebtesten  und 
werden  bei  der  Lange  von  0,5  ">  und  Breite  von  o,08  bis  0,15  m 
mit  2,0  bis  2,5  M.  pro  Hundert  Stück  fr.  Kisenbahn  -Waggon 
Kandzrin  bezahlt  Maschinen-Schindeln  stellen  sich  bei 
Abmessungen  1<>  bis  20  l'f.  pro  Hundert 
wird  für  jedes  beliebige  größere 
O.  Schi;  t 


ir.  r.isennann- viaggnu 
teilen  sich  bei  gleichen 
billiger.  Als  Lieferant 
der  Kigenth.  H.  Kuzuia 


Künftiger  Rathhausbau  in  Leipzig.  Nachdem  die  früher 
von  dem  Kgl.  Ober-Landbaumeister  Häuel  liei  Untersuchung  des 
Kathhauses  zu  Leipzig  gefundenen  Resultate  durch  eine  in  neuer 
Zeit  vorgenommene  nochmalige  Begutachtung  des  Zustande«  dieses 
noch  verhältnissmäßig  jungen  Bauwerks  als  im  wesentlichen 
völlig  zutreffend  sich  heraus  gestellt  haben  —  weun  dasselbe  auch 
die  ihm  damals  mit  nur  noch  10  Jahren  bemessene  Frist  leicht 
um  das  Doppelte  überdauert!  kauu  haben  sich  die  Behörden 
darüber  geeinigt,  die  Einleitungen  zum  Bau  eines  neuen  Kath- 
hauses zu  treffen.  —  Da  ebenso  leicht  der  entgegen  gesetzte 
Fall  eintreten  kann,  dass  nämlich  In  i  Hagelwetter  mit  Weststurm 
eine  Störung  des  Gleichgewichts  in  der  Dachkonstruktiou  verursacht 
wird,  der  das  Holzwerk  und  wahrscheinlich  auch  ein  Theil  der 
Umfassungen  nicht  mehr  zu  widerstehen  vermöchte,  so  ist  der 
Kntfchluss,  für  die  Väter  der  Stadt  ein  sicheres  Obdach  her- 
zustellen, nicht  übereilt  zu  neuneu.  —  Als  Bauplatz  ist,  nachdem 
eich  der  ebenfalls  in  Vorschlag  gebrachte  Königsplatt  als  zu  klein 


hat, 

wbw.,    dei     u,IUUIUi»u.u    öl.«»    tum    „cm  o»i*«M<)iiieu 

andererseits  belegene  Terrain,  welches  das  Rathhaus  jetzt  schon 
theilweise  einnimmt,  gewählt  worden.  Dasselbe  giebt  etwa 
7  eOtiO1"  BaurUche  her,  wobei  noch  Verbreiteningen  der  genannten 
Straßen  vorgesehen  sind.  Mit  Rücksicht  auf  die  Lage  des  Bau- 
platzes inmitten  des  lebhaftesten  Verkehrs,  sowie  auf  die  zu 
erzielenden  Miethsertrngnisse  wird  jedenfalls  für  das  Erdgeschoss 
und  für  die  Hofe  bezw.  Passagen  die  Anlage  von  Kaufladen  als 
Bedingung  in  das  Hauprogramni  aufgenommen  werden.  Hoffent- 
lich giebt  die  Vertretung  der  Stadt  einem  früher  schon  in  diesem 
Blatte  ausgesprochenen  Wunsche  nach  und  sucht  das  Projekt  zu* 
dem  neuen  Hause  im  Wege  einer  allgemeinen  Konkurrenz  für 
deutsche  Architekten  zu  erhalten. 

Berliner  Gewerbe-Ausstellung  1879.  Wir  erfahren  von 
zustandiger  Seite  über  ein  betr.  l'rojekt,  das  seit  lange  geschwebt 
hat,  etwa  Folgendes: 

Eingedenk  der  großen  Erfolge,  welche  die  Polytechnische 
Gesellschaft  durch  die  von  ihr  im  Jahre  IHVJ  ins  Leben  gerufene 
Gewerbe-Ausstellung  erzielt  hat,  und  in  Betracht  des  Umstandes, 
die  deutsche  Industrie  auf  der  in  diesem  Jahre  in  Baris 


Berliner  Gewerbe-Ausstellung  geeignete  Maaßnahmen  zu 
treffen.  Die  gleiche  Aufgabe  hatten  sich  schon  im  Jahre  1874 
eine  Anzahl  Industrieller  etc.  gestellt,  welche  in  jenem  Jahre  eine 
Ausstellung  der  in  Berlin  so  reich  vertretenen  Hau- Industrie  mit 


Ausstellung 

unerwartetem  Erfolg  ins  Leben  riefen.  Die  < 
strebuugen  sind  nunmehr  zusammen  gefasst  worden  und  mit  Aus- 
schluss der  <  Öffentlichkeit  hat  man  sich  zunächst  an  die  hervor 
ragenderen  Industriellen  gewendet,  um  in  Erfahrung  zu  bringen, 
ob  die  obige  Idee  überhaupt  auf  fruchtbaren  Boden  falle.  Mau 
ist  auf  eine  über  Erwarten  beifallige  Aufnahme  gestoßen  und  so 
hat  in  einer  am  28.  Januar  d.  J.  abgehaltenen,  sehr  zahlreich  be- 
suchten Versammlung  der  Betheiligten  mit  Einstimmigkeit  der  Be- 
schluss  gefasst  werden  können,  die  Ausstellung  zur  Ausführung 
zu  bringen;  dazu  ist  ein  definitives  Zentral  -  Komite  gewählt 
worden,  welches  in  den  nächsten  Tagen  einen  Aufruf  zur  Betheili- 
gung erlassen  wird.  Die  sämmtlicben  Vorarbeiten  der  Platz- 
beschaffung, der  Aufstellung  der  Bedingungen  etc.  sind  theils 
der  Vollendung 


Die  Verwirklichung  der  in  No.  12  er.  d.  Bl.  gedachten 
Wiederholung  der  Weihnachtsmesse  im  Architekten- Vereins- 
hause  hat  bereits  einen  wesentlichen  Fortschritt  gemacht,  indem 
das  Komite,  von  welchem  die  erste  Messe  ins  Leben  gerufen 
ward,  sich  von  neuem  konstituirt  hat  In  kürzester  Zeit  schon 
wird  ein  Aufruf  desselben  veröffentlicht  werden,  um  die  Kunst- 
industriellen und  deren  Mitarbeiter  frühzeitig  genug  zu  interessire u 
und  sie  in  den  Stand  zu  setzen,  in  diesem  Jahre  auch  mit  Gegen- 
ständen, für  deren  Herstellung  eine  längere  Zeitperiode  erforder- 
lich ist,  auf  der  Mease  erscheinen  zu  können. 

Neues  In  der  Berliner  Bau  -  Ausstellung.  In  der  Zeit 
vom  2.  bis  15.  Febrnar  wurden  neu  eingeliefert:  vom  Eisenwerk 
Kaiserslautern  2  kleine  Meidinger  Zimmeröfen,  braun  und  grün 
patinirt :  -  von  Westphal  *  Ganter  1  buntes  Fenster  nach 
neuem  Sandblas- Verfahren  eigener  Erfindung;  —  von  A.  Ginszkey 
Teppiche:  —  von  C.  K ramme  eine  Laterne  von  Schmiedcisen, 
eine  Messingkrone,  eine  Bronzekrone  mit  schmiedeisernen  Ro- 
setten. 1  Laternen-Kandelaber  zu  3  Laternen  von  Zinkguss,  ge- 
zeichnet vom  Baumeister  Schwechten:  —  von  ('.  Kammerich  k 
Co.  1  Ausziehtisch  von  Nussbaum,  1  eichener  Stuhl  mit  Leder- 
bezug und  1  Stuhl  eichen  geschnittt. 

Personal  -  Nachrichten. 


Ernannt:  Der  Baumeister  Bernhard  Schelten  zum  Land- 

bei  der  Königl.  Landdrostei  in  Aurich. 
Die  Bauführer-Prüfung  haben  bestanden:  aj  für  beide 
Fachrichtungen:  Ernst  Spindler  aus  Königswinter,  Casimir 
v.  Skorzewski  aus  Kamieniec,  Kr.  Kosten,  u.  August  Arnhold 
aus  Niegripp  bei  Burg;  —  b)  für  das  Maschinenbaufach:  Heinrieh 
Cordes  aus  Altenhundem,  Kr.  Olpe,  Robert  Dan  aus  Alt- Vice 
bei  Schöneck  i.  Westpr.,  Otto  Martschinowski  aus  Neidenburg 
u.  Paul  Gutte  aus  Carthaus  b.  Liegnitz. 


sein  wird,  hat  die  genannte  mit  der  Anfertigung 
rt,  zur  Veranstaltung  einer     Durchm.  befasstV 


Brief-  and  Kragekastei. 

Hrn.  O.  K.  in  Berlin.  Ein  Register  der  in  „Berlin  und 
seinen  Rauten1*  enthaltenen  Jahreszahlen  hat  für  einen  weiteren 
Kreis  wohl  nicht  den  Werth,  den  ein  Einzelner  beim  Studium 
des  Werks  aus  der  Anfertigung  einer  solchen  chronologischen 
Tabelle  für  sich  gezogen  hat  —  Zu  einer  lukrativen  Veröffent- 
lichung desselben  wissen  wir  Ihnen  keine  Gelegenheit  anzugeben. 

Alter  Abonn.  in  Glogau.  Die  Frage,  ob  der  entwerfende 
oder  der  ausführende  Architekt  als  der  „Baumeister''  des  Werks 
zu  betrachten  sei,  ist  in  der  That  eine  akademische  und  wird 
sich  -  wie  die  Verhältnisse  üi  Wirklichkeit  zu  hegen  pflegen  - 
meist  nur  nach  den  Umstanden  jedes  einzelnen  Falles  e 
Ihre  Frage  nach  den  Eigenschaften  eines  zu 

ntermauerungs-Ziegels  ist  dagegen  eine 
so  eminent  praktische,  dass  Sie  darüber  wohl  auch  an  anderer, 
als  au  dieser,  zu  so  elementaren  Erörterungen  nicht  geeigneten 
Stelle  Auskunft  sich  verschaffen  können. 

Hrn.  A.  K.  in  C.  Wir  können  Ihnen  lediglich  rathen,  in 
einer  Annonce  diejenigen  Koryphäen  des  naturwissenschaftlichen 
Gebiets ,  deren  Gipsbüsten  Sie  zu  kaufen  wünschen,  näher  zu  be- 
zeichnen und  damit  ein  Angebot  hervor  zu  rufen. 

Hrn.  K.  P.  in  H.  Die  Beantwortung  der  Frage,  ob  einem 
auf  Diäten  engagirten  technischen  Hülfaarbeiler  die  Tagegelder 
für  Krankheitstage  oder  Sonntage  mit  Recht  oder  Unrecht  einbe- 
halten werden  können,  richtet  sich  durchaus  nach  der  speziellen 
Fassung  des  Engagements- Vertrages  und  nicht  nach  generellen 
obrigkeitlichen  Vorschriften.  Liegt  ein  .tageweises"  Engagement 
vor,  so  werden  für  Tage,  an  denen  aus  irgend  einem  Grunde 
nicht  gearbeitet  wurde,  die  Diäten  im  all  gem.  nicht  gefordert 
werden  können,  so  unbillig  der  Einbehalt  derselben  immerhin  sein 
mag.  Bei  „monuteweisem"  Engagement  sind  Abzüge  für  Sonn- 
tage und  Krankheitstage  selbstverständlich  ausgeschlossen. 

Anfrage.  Giebt  es  in  Deutschland  eine  Fabrik,  die  sich 
mit  der  Anfertigung  von  stählernen  Kugeln  von  7-13 


»»n  Ost]  Betlitx  in  Brrl.n.    Kur  ,tii> 


K.  K.  O.  Prii.ch.   DnKk:  W.  Moor  Horbuchdruck.rel,  „ 

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No.  16. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


7:5 


Inhalt!  Hrhiffahrt  und  StrtmrvKiilirtmr,  «Irs  Oherrariaa.  —  N*ne  Kinriclituni; 
«um  Krwämirit  im  W'mot  für  lühuilich*  and  Buir -Z  wirk».  14  I 1  taell  u  ngan 
au»  llNlMli  Arrlutrkttu-  unl  Imrmhrar- Vrniii  in  lUinl.urr,.  -  UoHtMt» 
—  VermljehU.:  Zl 


L'rabau,  Hrparalurliaii  —  IVIter  d(r  BemiJimna;  \nm  näebr-ra  .m »  KlamSJrrh.  — 
TrinkwMwr-t'nIrnnirniiDic  in  Berlin,  -  Uraara*  ninn  Schadenfeuer».  —  Neu«»  lur 
Sond Ma  •  Schleiferei.  -  M.h.tik  der  Kau •  Akademie  in  Berlin  16t  da«  Wlnlat- 
f_Tn.  _  Konkurrenten.  —  Brief-  an«  Prageka»!*». 


Schiffahrt  und  Stromregulirung  des  Oberrheins. 


ie  viel  besprochene  Frage  einer  genügenden 
Schiffahrts -Verbindung  der  Stadt  Strafsburg 
mit  dem  Mittel-  und  Unter-Rhein  drangt  sich 
neuerlich,  nachdem  durch  HinausrOckung  der 
Wälle  die  Stadterweiterung  zur  Thulsaehe 
geworden  und  damit  für  viele  Zweige  bürger- 
licher Thätigkeit  ein  grofses  Gebiet  er- 
schlossen worden  ist,  gebieterisch  in  den  Vordergrund.  Das 
Unternehmen  wird  vielfach  als  eine  Frage,  von  der  das  weitere 
Gedeihen  Strafsburgs  Oberhaupt  abhangt,  angesehen  und  konnte 
dereinst  von  einer  ungeahnten  Bedeutung  werden,  wenn  erst 
die  Gotthardbahn  vollendet  sein  wird,  zu  welcher  der  Rhein 
die  naturliche  Zufuhrstrafsc  bildet.  Auf  dem  elsässisch- 
lothringischen  Kanalnetze,  dessen  gegen  Marne  und  Rhone 
gerichtete  Adern  durch  die  letzten  politischen  Veränderungen 
abgeschnitten  sind,  wurde  durch  Anschluss  an  die  gröfste 
Wasscrstralsc  Deutschlands  ein  neuer  Aufschwung  sich  er- 
geben, es  würde  ferner  der  strategische  Werth  der  Wasser- 
straße zwischen  den  rheinischen  Festungen  erheblich  gewinnen 
und  endlich  ein  neues,  mächtiges  Band  der  Interessen-Gemein- 
schaft zwischen  Alt-Deutschland  und  seinen  neuen  Provinzen 
durch  das  hier  fragliche  Unternehmen  geschaffen  werden  können. 

Zwar  ist  öffentlich  ausgesprochen  worden,  das»  der 
Rhcinstrom  schon  in  seinem  heutigen  Zustande  eine  gute 
Wasserstrafse  sei,  und  es  sind  in  der  Thal  regelmäßige 
Dampferfahrten  mit  Personen-  und  Eilgüter- Verkehr  und 
clienso  mit  Schlcppzügen  auf  dem  Oberrhein  während  der 
letzten  Jahre  versucht  worden;  es  musstc  indessen  von  der 
Fortsetzung  dieser  Versuche  wegen  Beschränkung  der  Schiff- 
fahrtsperiode auf  nur  einige  Sommermonate  wieder  Abstand 
genommen  werden,  so  dass  zur  Zeit  fast  gar  keine  größere 
Schiffahrt  auf  dem  ülierrhein  stattfindet. 

Die  Entwickclung  eines  grofsen  Verkehrs  erfordert 
günstige  Verhältnisse  für  den  größten  Theil  des  Jahres  und 
diese  Thatsache  kann  nicht  durch  die  Behauptung  entkräftet 
werden,  dass  ein  Schiffsverkehr  auf  dem  Rheinstrom  sich  von 
selbst  einstellen  werde,  wenn  ein  Bedürfniss  danach  vorliege. 
Dieses  Bedürfniss  ist  unbestreitbar,  seit  Elsas*-  Lothringen  auf 
eine  engere  Verbindung  mit  Alt-Deutschland  angewiesen  ist  Dass 
auch  durch  die  Geschäftsstockung  der  letzten  Jahre  der  gänz- 
liche Mangel  au  Schiffsverkehr  auf  der  elsässisch  -  badischen 
Rlieiiistreekc  nicht  zur  Genüge  erklärt  wird,  lehren  die  stati- 
stischen Nachwcisungen,  nach  denen  in  Mannheim  und  Ludwigs- 
hafen  in  den  Jahren  1875  und  187«  ein  stärkerer  Verkehr 
als  je  statt  gefunden  hat.  Mannheims  Lage  ist  aber  nicht 
wesentlich  gunstiger  als  diejenige  Strafsburgs,  und  es  durfte  somit 
der  Mangel  eines  Schiffsverkehrs  in  Strafsbnrg,  abgesehen  von 


den  der 

lediglich  aus  der  Unzulänglichkeit  der 
strafse  sich  genügend  erklaren. 

Für  die  Sicherstellung  einer  allezeit  brauchbaren  Wasser- 
strafse ciebt  es  hier,  da  eine  Kanalisiruug  des  Stroms  schon 
der  ungeheuren  Kosten  wegeu  aufser  Betracht  bleiben  muss, 
nur  2  Möglichkeiten:  Anlage  eines  eigentlichen  Schiffuhrts- 
Kanals,  oder  vollständige  Regulirun g  des  Rheinstroms. 

Für  die  erstere  Lösung  ist  bekanntlich  ein  generelles 
Projekt  autgestellt  worden*),  aber  es  sprechen  gegen  einen  solchen 
Plan  mancherlei  Gründe  allgemeiner  und  spezieller  Art,  unter 
welchen  die  sehr  hohen  Anlagekosten  in  erster  Linie  stehen. 
Sehr  schwierig  würde  sich  auch  der  Metrie!»  des  Kanals  ge- 
stalten, der  nach  jenem  Projekte  auf  117"'«  (rcsammtlängc 
nicht  weniger  als  1!»  Schleusen  und  speziell  in  ELsass  11  auf 
58  Kra  lAugc  erhalten  müsste.  Kndlich  dürfte  ausgemacht  sein, 
dass  Kanalanlagcu  mit  kurzen  Haltungeu  für  den  äusserst 
wichtigen  Taucrei-Betrieb  unzweckmässig  sind. 

Die  zweite  Alternative :  die  Regulirung  des  Rheinstroms  in 
sich,  ist  noch  wenig  besprochen,  und  es  scheint  beinahe  unbe- 
kannt zu  sein,  dass  eine  solche  Regulirung  überhaupt  ausführbar 
ist.  Sie  ist  al»er  möglich  und  schwebte  auch  den  hervor- 
ragendsten Rheinbau-Ingeuieuren,  welche  die  erste  Regulirung 
des  Stroms  bewirkt  haben,  stets  als  Endziel  vor,  besonders  den 
französischen  Ingenieuren,  welche  s.  Z.  eingehende,  werthvolle 
Vorstudien  über  die  Rbcinkorrektion  gemacht  haben.  Hatten 
nie  Impressen  rrankreicns   uie   Ausiutirrmg   eeionien,  so 


4l.tü.  |»n 


würde  dieselbe  wahrscheinlich  auch  ins  Werk  gesetzt,  oder 
doch  in  Angriff  genommen  worden  sein.  Kitt  solches  Interesse 
aber  hatte  Frankreich  nicht,  während  dasselbe  jetzt,  seit 
Elsass-Lothringen  wieder  zu  Deutschland  gehört,  sicherlich 
vorhanden  ist.  — 

Zur  Einführung  der  Fernstehenden  in  die  eigentümlichen 
Wasser- Verhältnisse  des  Oberrheins  möge  es  gestattet  sein, 
einen  kurzen  Rückblick  auf  das  Werk  der  von  Baden  und 
Frankreich  in  den  letzten  35  Jahren 
führten  Rheinkorrektion  zu  werfen 
außerordentlichen  Schwierigkeiten  zu  gedenken,  die  über- 
wunden werden  mussten,  um  das  großartige  Unternehmen 
ülicrhaupt  in  Gang  zu  bringen. 

Der  Schöpfer  der  Rheinkorrektion  war  der  Vorstand  der 
badischen  Wasserbau-Direktion,  Oberst  Tulla,  welcher  schon 
im  Jahre  Iko'.i  seine  durch  den  Erfolg  nunmehr  vollkommen  be- 
stätigte Ansieht  über  die  Rheinkorrektion  begründet  und  1812 
sich  in  eingehendem  Vortrage*)  dahin  ausgesprochen  hatte, 
dass  die  grofsen  Beschädigungen,  welche  der  in  fortwährender 
Veränderung  meines  Laufes  begriffene  Rheinstrom, 
lose  Arme  sich  über  eine  mehre  Kilometer  breite 
erstreckten  und  diese  unaufhörlich  durchwühlten,  nur  durch 
eine  planmäßige  Korrektion,  mit  Zusammenfassung  der 
vielen  Wasserläufe  in  ein  ein ziges  Rinnsal,  beseitigt 
werden  könnten.  Der  grofse  Geld-Aufwand  hierfür  würde  sich 
nicht  allein  durch  den  angewendeten  Schallen,  sondern  durch 
Gewinn  an  nutzbaren  Landflächcn,  durch  Knlsumpfungeii 
und  durch  Beförderung  der  Schiffahrt,  ja  selbst  durch  all- 
mäliche  Ersparnisse  an  den  Rheinbaukosten  reichlich  lohnen. 

Nachdem  Tulla  diesen  grofsen,  damals  überraschenden 
und  nachher  viel  bekämpften  Gedanken  begründet  und  alle 
Einwendungen  gegen  sein  Projekt  zum  Voraus  widerlegt  hatte, 
verstrichen,  namentlich  in  Folge  des  Widerstrebens  der  fran- 
zösischen Verwaltung,  volle  3  Jahrzehnte,  bis  im  Jahre  1M40 
eine  Ueborcinkunft  bezüglich  der  gemeinsamen  Rheinkorrek- 
tion zwischen  den  beiden  Uferstaaten  Frankreich  und  Baden 
zu  Staude  kam.  Auch  auf  badischer  Seite  musste  zuvor  eine 
mächtige,  insbesondere  gegen  die  beal»siclitigte  Einschränkung 
des  Strombettes  gerichtete  Opposition  überwunden  werden, 
deren  schließliche  Beschwichtigung  hauptsächlich  den  inzwi- 
schen auf  der  badisch-bayerischen  Rheinstrecke  erzielten 
günstigen  Erfolgen  zu  danken  war. 

Wenn  man  nun  beachtet,  dass  beim  Rhein,  aufser  den 
eigentlichen  grofsen  Hochwassern,  es  sich  um  2  wesentlich  ver- 
schiedene Wasserstände  bezw.  Wassennengen :  das  hohe  Sommer- 
wasser zur  Zeit  der  Alpen-Schneeschmelze  und  das  anhaltende 
niedrige  Winterwasser  handelt,  so  ist  es  erklärlich,  dass  bei  der 
definitiven  Feststellung  des  Regulirungs-Projekts  ein  einheit- 
liches, für  alle  Fälle  (ausser  dem  des  eigentlichen  Hoch- 
wassers) genügend  breites  und  namentlich  die  Gefahr  der 
Ueberschwemmungeu  aussehliefscndes  Xoruialprotii  zur  An- 
nahme gelangte.  Wurde  doch  hierbei  dem  weitaus  wichtigsten 
Interesse  des  I^andes,  der  Melioration  des  Inuudations- 
g  e  b  i  e  t  s,  vollkommen  und  in  sehr  vorsichtiger  Weise  Rechnung 
getragen.  Schon  aus  Rücksicht  auf  das  bei  der  Mehrzahl 
der  Bewohner  der  Hhcinebene  immer  noch  etwas  schwankende 
Vertrauen  wurde  das  (von  der  französischen  Verwaltung,  wie 
es  scheint,  absichtlich  vernachlässigte)  Schiff  ah  rts- Interesse, 
weiches  ein  lieträchtlich  engeres  Profil  erheischte,  in  zweite 
Linie  zurück  gestellt.  Dies  konnte  zum  Glück  gescheiten, 
ohne  weiteren  Korrektionsarbeiten  im  Interesse  der  Schiffahrt 
vorzugreifen ;  es  wurdeu  im  Gegentheil  solche  Arbeiten  durch  die 
Herstellung  der  jetzt  bestehenden  Parallelwerke  wesentlich 
erleichtert  und  bis  zu  gewissem  Grade  vorbereitet. 

Die  vielfach  herrschende  Ansieht,  da»  für  die  Verbesserung 
der  Itheinschiffahrt  überhaupt  etwas  anderes  nicht  gethan 
werden  könnte,  als  die  Vervollkommnung  der  bestehenden 
Parallel  werke,  ist  hiernach  ebenso  unrichtig  wie  die  An- 
nahme, dass  eigens  für  die  Schiffahrt  schon  bedeutende  Mittel 
aufgewendet  worden  seien.  Es  ist  eine  nur  zu  wenig  bekannte 
Thatsache,  dass  der  bisherige  Aufwand  fast  ausschließlich,  und 
zwar  mit  bestem  Erfolge,  im  Interesse  der  Landeskultur 
gemacht  worden  ist,  und  ilass  für  die  Schiffahrt,  abgesehen 
von  der  Beseitigung  einiger  Hindernisse  spezieller  Art,  bisher 


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74 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


23. 


1K7S 


weiter  nichts  geschehen  ist,  als  der  etwas  frühere  Scliluss 
oder  die  Ueberbrückung  der  Lücken  in  den  Parallelwerkeu, 
die  zur  Vcrlandung  der  alten  Rheinarme  im  Inundatious-Ge- 
bietc  vorläufig  offen  zu  erhalten  waren. 

Das  grote  Korrcktions  -  Werk  mnsste  zunächst  aus  dem 
Gröbsten  heraus  gearbeitet  werden;  nachdem  dies  geschehen 
und  auf  der  ganzen  Stromlange  der  Thalweg  in  das  neue  Bett 
gefass,  und  dem  Abbruche  sowie  der  hanfigen  Ucbcrschwem- 
muiig  der  Ufer  wirksam  gesteuert  ist,  tritt  die  weitere  Auf- 
gabe gebieterisch  an  uns  heran,  den  inneren  Ausbau  des 
Strombetts  zu  unternehmen. 

Dies  ist  ebensowohl  im  Interesse  einer  fruchtbringenden 
Schiffahrt  geboten,  als  auch  behufs  der  Verminderung  der  zur 
Zeit  noch  sehr  betrachtlichen  Kosten  für  Festigung  und  Unter- 
haltung der  Uferwerke.  Auf  der  anderen  Seite  muss  übrigens  auch 
eine  durchgreifende,  wenn  schon  allmäliche  Regulirung  des 
Hm  hwasserprotils,  welches  bisher  ebenfalls  noch  unvollkommen 
behandelt  ist,  ernstlich  in's  Auge  gefasst  werden,  indem  die 
Verlandung  der  alten  Rinnsale  in  raschem  Fortschritte  begriffen 
und  an  mehren  Stellen  bereits  vollständig  bewirkt  ist. 

Hinsichtlich  des  inneren  Ausbaues  der  bestehenden  Strom- 
bahn sei  zunächst  daran  erinnert,  dass  der  elsassisch-badische 
Rhein  von  Basel  bis  Lauterburg  streckenweise  3  verschiedene 
Normalbreiten  von  bezw.  200,  225,  250"»  besitzt  und  dass 
die  wichtigste  Strecke  Strafsburg  -  Lauterburg  durchweg 
250  ■  Breite  hat.  Dass  hierbei  zwar  die  Hochwasser  gut  ab- 
geführt werden,  die  Bewegung  des  Mittel-  und  Niederwassers 
aber  eine  unregelmäfsige  (schlängelnde)  und  insbesondere  die 
Wassertiefe  für  die  gröfserc  Schiffahrt  nach  wie  vor  eine 
ungenügende  sein  werde,  hatten  sowohl  die  mit  den  betr. 
Studien  betrauten  französischen,  als  auch  die  badischen  und 
boverischen  Ingenieure  richtig  erkannt.  Letztere  hatten  schon 
früher  unter  Mitwirkung  Tulla's  für  die  ganze  badisch- 
bayerische  Strecke,  trotz  des  viel  geringeren  Gefälles  und  der 
durch  mehre  wasserreiche  Nebenflüsse  vermehrten  Wasser- 
meiige,  eine  geringere  Normalbreite  von  240 m  fest  gesetzt, 
während  erstere,  und  unter  ihnen  Defontnine,  der  schärfste 
Beobachter  und  beste  Kenner  des  Rheinstroms,  sowie  Coumes, 
der  nachmalige  Ingenieur  en  rhrf  des  travuux  du  Rhin. 
eine  geringe  Breite  empfahlen  und  speziell  für  die  unterste 
Rheinstrecke  Strafsburg-Lauterburg  eine  solche  von  120— HO» 
als  ausreichend  bezeichneten. 

Es  ist  nun  bekannt,  dass  der  badisch  -  bayerische  Rhein 
von  Lauterburg  bis  Mannheim,  bei  seiner  Breite  von  nur  240". 
einer  erheblich  gröfseren  DurchHussmenge  als  bei  Strasburg, 
und  einem  viel  schwächeren  Gefalle  bei  gewöhnlichem  Nieder- 
wasser *).  doch  nur  in  dem  unteren  Theile,  von  Gennersbeim 
ab  bis  Mannheim,  eine  genügende  Fahrwassertiefe  besitzt. 
Im  oberen  Theile,  von  Lauterburg  bis  Germersheim,  bestehen 
bis  zu  einem  gewissen  Grade  dieselben  ungünstigen  Schiffahrt*- 
Yerhältnisse,  wie  auf  der  Strecke  Strafsburg-Lautcrbnrg.  Wie 
wird  nun  erwartet  werden  können,  dass  der  hreitere  Rhein 
auf  der  Höhe  von  Strafshurg,  wo  Murg,  Hl,  Kinzig  u.  s.  w.  noch 
nicht  sich  angeschlossen  haben,  bei  einem  4mal  so  starken  Gefalle 
annähernd  gleich  gute  Schiffahrtsverhältnisse  bzw.  gleiche  Wasser- 
tiefen haben  soll,  wie  auf  jener  Strecke  zunächst  oberhalb  Mann- 
heim, in  deren  Mitte  bei  Speyer  der  Rhein  nur  das  Gefalle  von 
0,00014  zeigt  ?  —  Für  gleiche  Wassermenge  und  gleiche  Tiefe 
(bezw.  gleichen  mittleren  Hadius  J?,  müssten  nach  der  allgemeinen 

Formel  v  =  c  \  ß  j  die  Protilbreiten  bei  Speyer  und  Strafs- 
hurg sich  etwa  verhalten  wie  2: 1.  vorausgesetzt,  dass  c  konstant 
angenommen  wird.  Diese  Annahme  ist  hier  um  so  eher  statthaft, 
als  in  Wirklichkeit  die  Differenz  der  Niederwasser-Mengen  bei 
Strafsburg  und  Speyer  die  Verschiedenheit  im  Rnuhheitsgradr 
des  Flussbeltes,  welche  von  der  Gröfse  der  Geschiebe  an  beiden 
Orten  abhängt,  annähernd  aufwiegen  wird.  Es  würde  sonnt 
nach  Analogie  der  bestehenden  Verhältnisse  bei  Siwyer  die 
Protilbrcitc  bei  Strafsburg  für  das  gewöhnliche  Niederwasser 
nur  120ra  betragen  dürfen!  Zwar  darf  diese  einseitig  ermittelte 
Breite  nicht  gerade  als  die  richtige  bezeichnet  werden,  aber 
es  dürfte  doch  diese  einfache  Uebcrlegung  klar  zeigen, 
dass  es  zur  Schiff barrnachung  der  Strecke  Strafsburg-I>auter- 
burg  unter  allen  Umstanden  erforderlich  ist,  ein  Bett  von 
viel  geringerer  Breite  als  das  des  jetzigen  Normalprofils 
herzustellen,  und  es  kann  dieses,  um  unseren  Staudpunkt 
sogleich  zu  kennzeichnen,  kaum  anders  erreicht  werden,  als 
dass  dos  engere  Profil  als  durchlaufende  tiefe  Rinne 
in  das  bestehende  Strombett  eingefügt  wird.  Die  Notwen- 
digkeit einer  Acnderung  des  bestehenden  Bettes  tritt  um  so 


überzeugender  zu  Tage,  je  näher  man  die  eigentümlichen 
Verhältnisse  der  Wasserfülirung  in  Betracht  zieht. 

Die  mittleren  Monatswasserstände  am  Pegel  bei  der 
Kehler  Schiffbrücke  (Str.  P.)  berechnen  sich  für  die  lnjährigc 
Periode  1862,7«  wie  folgt*): 


Jan.  -  +0,4» 
Febr.  -  +»,44 


April  =  +  0,93 
Mai    -  +  1.3K 


Juli  m  +  ljU  Okt.  =+«,82 
Aug.  =  +  l,4li  Nov.  =+0,fiö 


Marz  =  +»,62  Juni  =»  +  1,66  Sept.  +  1,01[Dms.  »  +  0  55 
Während  der  5  Herbst-  und  Wintcrmonatc  November 
bis  März  bleibt  hiernach  der  Wasserstand  sehr  niedrig  und  es 
wechseln  die  mittleren  Monats- Wasserstände  in  dieser  langen 
Periode  nur  sehr  wenig.  Im  April  tritt  rasches  Steigen  ein. 
ilaun  aber  hält  sich  der  Wasserstand  während  der  Monate 
Mai  hu*  August  ziemlich  gleichmäfsig  hoch,  bis  er  während 
der  Monate  September  und  Oktober  wieder  ins  Fallen  gerät!) 
und  rasch  bis  auf  den  niedrigen  Winter- Wasserstand  zurücksinkt. 

Ausser  den  grofsen  Hochwassern,  von  denen  das  höchst 
bekannte  im  Juni  1876  die  Höhe  von  -f  4.70  Str.  P.  erreichte, 
sind  in  Bezug  auf  das  Regime  der  Wasserabfflhruug  vor  allem 
der  hohe  Sommerwasserstand  (arithm.  Mittel  der  4  Monats- 
Wasserstandc  Mai  bis  August  =  +  1,41t  Str.  P.)  und  der 
niedrige  Winterwasserstand  (arithm.  Mittel  der  5  Monats- 
Wasserstände  November  bis  März  =  -j-  0,53  Str.  P.)  als 
maafsgebende  Faktoren  ins  Auge  zu  fassen.  Von  den 
wechselnden  Ständen  des  April,  September  und  Oktolwr 
(arithm.  Mittel  =  -\-  0,fl2)  kann  dagegen  füglich  altgesehen 
werden,  da  während  dieser  3  Monate  der  Strom,  wie  erwähnt, 
im  raschen  Steigen  bezw.  Fallen  begriffen  ist  und  der  be- 
rechnete Mittel- Wasserstand  sich  zumeist  aus  beträchtlich 
höheren  und  niedrigeren  Pegelablesungeu 
Man  Wird  der  Wahrheit  nahe  kommen. 
3  Monaten  je  1  Monat  zur  Dauer  des  hohen  I 
bezw.  des  niedrigen  Winterwassers  zuschlägt  und  nur  für  1  Mo- 
nat wirkliches  Mittelwasser  annimmt.  Hiernach  stände,  ab- 
gesehen von  der  nur  kurzen  Periode  der  eigentlichen  Hoch- 
wasser, einer  Smonatlichen  Periode  hohen  Sominerwassers  eine 
({monatliche  Periode  niedrigen  Winterwassere  gegenüber. 

Ungünstiger  noch  erscheint  die  Sachlage  vom  Standpunkte 
der  Schiffahrt  ans.  wenn  anstatt  der  mittleren  Pegelstände 
die  Wassertiefen  in  Betracht  gezogen  werden.  Für  diese 
sind  die  mittleren  Monatswasserständc  nicht  maafsgebend.  weil 
in  dieselben  sowohl  die  eigentlichen  Hochwasser-  als  auch  die 
Niederwasserstände  (bei  denen  die  Schiffahrt  eingestellt  werden 
mit  eingerechnet  sind.  Durch  die  schwer  wiegenden 
der  besonderen  Hochwasser  sind  die  fraglichen 
(Monats-  etc.)  Mittel  aus  den  täglichen  Pegel-Beobachtungeu 
gewissermafsen  künstlich  in  die  Höhe  geschraubt.  Werden 
die  Hoch-  und  Niederwassertage  aus  der  Rechnung  fortgelassen, 
so  ergiebt  sich  eine  erheblich  kürzere  Dauer  der  für  die 
Schiffahrt  geeigneten  hohen  Sommer  -  Wasserstände,  was  mit 
der  auf  der  Erfahrung  In  'ruhenden  allgemeinen  Annahme 
übereinstimmen  dürfte,  dass  die  gröfserc  Schiffahrt  mit  Fahr- 
zeugen von  1,20™  Tiefgang  auf  der  Strecke  Strafsburg- 
Lauterburg  durchseht»,  nur  etwa  12t»  Tage  möglich  sci.**l 

Was  die  hei  den  verschiedenen  Standen  abzuführenden 
Wassermengen  lietriflt,  so  betragen  dieselben: 

.  .  ...,_..„„  /— 0,70  Str.  I'.  (Minimum)  c«.20»kb>".pr.Sfk. 
bei  N.ederwasser  {+  ()  ^     „  (mi.tl.Wint.rw.)  „  700  „  , 

bei  Sommerwasser  +1,50    „  (  „  Sommerw.)  „  1 200  ,,  „ 


bei  Hoch- 


+  1,50 


•)  Ntrarftliurit  —  tMKK»;.  Lautertartr 
Speyer  =  U-OUUM.  Mannheim  —  IWWIS5. 


»  (kl.  Hoch*. 
1+4,70     „       (Maximum)    ,6000  „  „ 

Die  mittleren  Quantitäten  von  1000  bis  2000  kb" 
werden  in  dem  bestehenden,  auf  Grund  des  Staatsvertrages 
erstellten  Sommerwasser  -  Profil  in  angemessener  Weise  ab- 
geführt. Bezüglich  der  gröfsten  Wasser  aber  ist  allgemein 
die  Ueberzcugung  zum  Durchbruche  gelangt,  dass  eine  ein- 
greifende Regulirung  des  Hoehwasserprolils,  soweit  der  Stand 
der  Verlandung  der  alten  Rinnsale  dies  gestattet,  nicht  mehr 
aufgeschoben  werden  dürfe.  Nur  bezüglich  der  Regulirung  des 
ProIiis  für  das  am  längsten  anhaltende  Nicdcrwasser 
ist  noch  gar  nichts  geschehen,  obwohl  auch  diese,  wie  eingangs 
erwähnt  wurde,  in  wirtschaftlicher  Beziehung  von  der  aller- 
gröfston  Bedeutung  werden  könnte. 

Bei  sinkendem  Wasserstande  treten  im  Bett  des  Stromes 
mit  einer  gewissen  Regelmüfsigkeit  in  Abständen  von  70O 


•)  stniM,.  Ztg.  ih;;.  X«.  IS. 

••)  Ka  ~i  hl«  betaer»!,  da«  die  In  de,  K.  Bat»,  I»TJ  S.  >J  «Mi  in  ««kr™ 
Plättern  vcrr^TcDllklitcn  »oaeiillk  h  ginatiarren  Angat.ro  über  SthjtTnrirtdaiier  «»'I 
S»hr»lM»rll"IVji  auf  geaagt.»  und  angreifbaren.  «.  TS.  achi.n  widerlegten  K«rhaiii>(.- 
Operationen  uad  Zahlen-tirurifilningen  beruh«!,,  weiehe  ein  günstigeren  WM  von  den 
WIMBmiklllBkwn.  alt  thaluk-hlieh  vorband*«  bt,  gvbru.  Iwi>  Aiitfiihrengen  der 
ge$tnn- artigen  Art*it  werften  dadurch  laden»  lürht  berührt  nnd  ea  bleibt  elfte 
eventuelle  Kirhtig.tellung  Jener  Angaben  an  anderen  Orten  vortH-balten. 


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No.  16. 


75 


bis  1500™  mächtige  Kiesbänke  zu  Tage,  zwischen  denen  der 
Thalweg  in  der  Weise  hin  und  her  schlangelt,  dass  er  zunächst 
auf  einer  längeren  Strecke  zwischen  einer  Kiesbank  und  dem 
Ufer,  hart  an  dem  einen  Parallelwerk  sich  hinzieht.  Sodann  fallt 
der  Strom  zwischen  2  auf  einander  folgenden  Kiesbäukcn, 
welche  immer  durch  einen  Kies  rücken  —  die  sogen.  Schwelle  — 
verbunden  sind,  die  Stromaxe  unter  einem  Winkel  von  10—60° 
kreuzend,  an  das  jenseitige  Parallelwerk,  geht  im  längeren 
Laufe  längs  desselben  hin  und  tritt  wieder  Ober  eine  Schwelle 
an  die  zuerst  verfolgte  Seite  zurück.  Den  weitaus  größeren 
Theil  der  Stromläuge  fuhrt  der  Thalwcg  an  den  Ufern  enüang, 
meist  in  schmalen  Itiunen,  und  es  findet  in  diesen  bei  grofsen 
Wassertiefen  eine  sehr  starke  Strömung  statt  Den  Gegensatz 
hierzu  bilden  die  Uebergänge  über  die  sogen.  Schwellen. 
Da  der  Strom  an  diesen  Stellen  eine  fast  beliebig  grofse,  die 
Normalbreite  zwischen  den  Parallelwerkeu  oft  übersteigende 
Breite  annehmen  kann,  so  müssen  hier  natürlich  sehr  kleine 
Wassertiefen  vorkommen  und  es  ist  in  der  That  Regel,  dass 
sich  an  den  Schwellen  die  geringsten  Tiefen  vorfinden. 

Die  Serpentinen  sind  um  so  scharfer  und  die  Winkel, 
unter  denen  der  Thalweg  an  den  Uebergangen  die  Stromaxe 
kreuzt,  um  so  gröfser,  je  niedriger  der  Wasserstand  ist. 
und  umgekehrt  Diese  Winkel  («tragen  bei  Niederwasser 
etwa  30  —  60«  bei  Sommerwasser  20  —  40»  und  bei  Hoch- 
wasser 10  —  20";  dieselben  nehmen  bei  steigendem  Wasser 
schnell  ab,  indem  sich  der  Thalwcg  ilann  mehr  gerade  streckt 
In  Folge  der  gleichzeitigen  Erweiterung  der  seitlichen  Kinnen 
rückt  der  Thalweg  dann  aber  auch  von  den  Ufern  weiter  ab 
und  verringert  seine  Lange;  er  nimmt  jedoch  bei  fallendem 
Wasser  nach  einigem  Vorrücken  der  Situation  im  ganzen 
wieder  die  schärferen  Ausbiegungen  an.  Selbst  beim  höchsten 
Wasserstande  ist  noch  ein  Serpentiniren  des  Tualwegs  wahr- 
zunehmen; aber  es  findet  der  Anfall  an  die  Ufer  alsdann 
unter  sehr  spitzen  Winkeln  statt,  so  dass  die  Ufer  wenig 
angegriffen  werden  und   das  Strombett  sich  sogar  bis  zu 

Ufer- 


Grade  abgleicht,  indem  die 
rinnen  um  mehre  Meter  aufgehöht  werden. 

Anders  ist  es  bei  Niederwasser.  Hierbei  serpentinirt  der 
Thalweg  in  den  schärfsten  Kurven,  fallt  unter  grofsen  Winkeln 
an  die  Ufer  nn  und  spült  dal>ci  bedeutende  Tiefen  im  Strom- 
bette aus.  Gerade  für  diesen  Kall  i-t  es  Aufgabe,  die  Ufer 
durch  kostspielige,  weit  hinab  reichende  Steindeckungen  etc. 
zu  befestigen.  Die  heftigsten  Angriffe  erfolgen  bei  rasch 
fallendem  und  bei  niedrigem  Wasser  an  denjenigen  Stellen, 
wo  der  Thal  weg,  in  seinem  Querlaufe  an  der  oberen  Spitze 
einer  Kiesbank  vorbei  gehend,  diese  anbricht  und  unter 
Winkeln  bis  zu  CO"  an  das  Parallelwerk  anprallt.  Dabei 
lagert  sich  das  von  der  Kiesbank  abgetragene,  oder  von  oben 
Material  unmittellwr  neben  und  unterhalb  der 
Spitze  zur  Seite  der  Kiesbank  wieder  ab  und 
die  Thalwegrinne  längs  des  Ufers,  zwischen  Kiesbank 
und  Parallelwerk,  noch  mehr.  In  solchen  Fallen  entstehen 
Tiefen  von  l>  —  11™  und  ausnahms weise  sogar  bis  zu  13".  — 
Ober.-;  Tulla  hat  sich  über  diese,  auch  bei  dem  unregu- 
lirteti  Rheine  einst  statt  gehabten  Vorgange  schon  im  Jahre 
1H12  wie  folgt  ausgesprochen:  „Die  Gröfsc  des  Angriffs 
auf  ein  Ufer  ist  eine  Funktion  der  Geschwindigkeit,  des 
Krümmungshalbmessers  des  Thalwegs  und  des  Winkels, 
welchen  die  Direktion  des  Werkes  mit  derjenigen  Tan- 
gente des  Thalwegs  macht,  welche  in  dem  Durchschnitts- 
punkt der  Direktion  des  Werkes  und  des  Thalwegs  ge- 
legen ist.  Jene  Grölse  steht  in  einem  direkten  Ver- 
hultniss  mit  ersterer  und  letzterem  und  in  einem  unigekehrten 
Verhalt  niss  mit  der  zweiten.  Geht  der  Stromstrich  beinahe 
parallel  mit  dem  Ufer,  so  kann  dieses,  ohue  seine  Stabiiitat 
zu  verlieren,  eine  grofse  Geschwindigkeit  aushalten.  Wenn 
aber  der  Stromstrieb  stark  an  das  Ufer  fallt,  kann  schon  eine 
kleine  Geschwindigkeit  dasselbe  angreifen.  Ks  sind  aber  bei 
Flüssen  und  Strömen  nicht  die  Geschwindigkeiten  und  die 
Einfallswinkel  allein,  welche  die  Wirkung  hervor  bringen, 
sondern  es  wirkt  auch  mittelbar  jede  einem  angegriffenen 
Ufer  gegenüber  sich  ablagernde  Kiesbank  oder  das  Vorrücken 
nüber  liegenden  Ufers  selbst  u.  s.  w.u 
thatsächlichcn  Verhaltnisse  sind  heute  noch  genau 
dieselben.  Noch  jetzt  lagern  sich  den  im  stärksten  Angriff 
befindlichen  Stellen  des  Ufers  gegenüber,  bei  Niederwasser 
bis  auf  50™  und  sogar  in  noch  geringeren  Kntfemungen, 
Kiesbanke  ab  und  es  rücken  dieselben  stetig  vor.  Wenn  aber 
hierbei  nicht  mehr,  wie  vor  der  Korrektion,  Wassertiefen  von 
18 — 27™,  sondern  nur  noch  solche  von  9 — 13™  vorkommen,  so 
ist  dies  ein  sehr  erfreuliches  Ergebniss,  welches  nicht  abschrecken, 
sondern  vielmehr  ermuthigen  sollte,  die  Regulirung  fort  zu  setzen. 


Mit  dem  stetigen  Vorrücken  des  Thalwegs  bezw.  der  Kies- 
banke bestreichen  die  Maximalticfen  allmälich  die  ganze  Ufer- 
länge und  kommen  mit  der  Zeit  wieder  an  die  -  ursprüngliche 
Stelle,  so  dass  hier  immer  und  immer  wieder  neue  heftige 
Angriffe  stattfinden.  Unter  ßclassung  der  bestehenden  Ver- 
hältnisse müssen  also  nicht  nur  die  Ufer  der  ganzen  Länge 
nach  bis  auf  eine  Tiefe  von  mind.  lO™  unter  dem  niedrigsten 
Wasserstande  oder  etwa  11»  unter  Null  solid  gedeckt, 
sondern  diese  Deckungen  müssen  auch  fortwahrend  unterhalten 
und  ergünz«  werden.  Eine  solche  (Stein-)  Deckung  bis  nahezu 
auf  die  Maximaltiefe  wird  thatsächlich  angestrebt  und  ist 
titeil  weise  auch  schon  ausgeführt.  Iiis  zu  völliger  Fertigstellung 
werden  indes«  die  Kosten  dieser  Festigung  sich  noch  nach 
Millionen  beziffern  und  es  wird  zudem  die  nachherige  Unter- 
haltung für  alle  Zeit  sehr  bedeutende  Ausgaben  erfordern. 

Unter  den  bestehenden  Verhältnissen  richtet  sieh  der 
Strom ,  wie  aus  Obigem  zu  ersehen ,  für  jeden  Wasserstand 
sein  Bett  selbst  zurecht.  Bei  fallendem  Wasser  gräbt  er  sich, 
unter  Verschärfung  der  Serpentinen,  in  die  Kiesmasse  der 
Stromsohle  ein;  bei  steigendem  Wasser  greift  er,  unter  Ver- 
kürzung des  Thalwegs  und  Vorrückung  der  Serpentinen  in 
der  Richtung  des  Stromes,  die  Kiesbänke  zunächst  am  Kopfe 
und  auf  der  Thalwegseite  mehr  oder  weniger  heftig  au  und 
liei  höheren  Wasserständen  endlich  verursacht  er  auch  eine 
Bewegung  an  der  vom  Thalweg  abgekehrten  l,angseite  und 
selbst  auf  der  Oberfläche  der  Kiesbänke.  Bei  sehr  raschem 
Steigen  des  Rheins  ist  die  solchennafsen  veranlasste  Geschiebe- 
führung  so  bedeutend,  dass  hierdurch  allein  eine  starke 
Wasser-Trübung  bewirkt  wird,  indem  die  Geschiebekörner 
sich  gegenseitig  abstofsen  und  abschleifen.  Nur  bei  anhaltenden 
Beharrungsständen  tritt  eine  Art  Gleichgewichts-Zustand  ein, 
welcher  sich,  im  Gegensatz  zu  der  eben  erwähnten  Trübung 
bei  raschem  Steigen,  durch  auffallende  Klärung  des  Wassers 
zu  erkennen  giebt  und  solche  Abklärungen  kommen  selbst  bei 
vor.    Derartige  Zustünde  können  aber 


nur  als  Ausnahme  angesehen  werden,  während  es  als  Kegel 
gilt,  dass  fortwährend  eine,  lediglich  von  den  durch  das 
Schwanken  der  Wasserstände  bewirkten  Profil-Veränderungen 
der  Thalwegsrinne  herrührende  Geschiebeführung  stattfindet. 
Auch  in  Bezug  auf  diese  Geschiebeführung  ist  die  Verhinderung 
des  Scrpeutinirens  dringend  geboten,  denn  es  ist  ersichtlich, 
dass  die  Zufuhr  neuer  Geschiebe  von  üben,  vom  Gebirge  oder 
von  den  Seitenflossen  her,  mit  der  Verbesserung  der  Ufer- 
gelände und  dem  Fortschreiten  der  kleineren  Korrektionen 
bis  ins  oberste  Quellgebiet  immer  mehr  abnimmt,  dass  also 
die  fortwährende  Abwärtsbewegung  der  vorhandenen  Geschiebe 
eine  Veränderung  des  Längcnprofiis  und  damit  des  Wasser- 
standes veranlasst,  welche  für  die  Landwirtschaft  in  der 
einen  oder  anderen  Weise  verliängnissvoll  werden  kann. 

Professor  Sternberg  beweist  in  der  Zcitschr.  f.  Bauwesen 
(1875)  vom  wissenschaftlichen  Standpunkte  aus,  „dass  ein 
Strom  mit  einem  sich  nach  der  Tiefe  zu  stark  verengenden 
Querprotil  die  Eigenschaft  besitzen  kann,  bei  allen  Wasser- 
ständen und  Wassermengen  an  demselben  Punkte  eine 
konstante  mittlere  Geschwindigkeit,  welche  dem  Geschiebe 
an  diesem  Punkte  entspricht,  anzunehmen.  Dieser  Strom 
würde  dann  die  Geschiebe  stetig  fortführen,  weder  Kiesbänke 
absetzen,  noch  zwischen  ihnen  den  schlängelnden  Thalweg 
entwickeln.  Das  ideale  Qucrprofil  desselben  bildet  eine  tiefe, 
schmale  Wasserrinne,  welche  bei  niedrigstem  Wasser  nordvoll 
ist;  für  höhere  Wasserstände  wird 
steigende  Ufer  überfluthet  und  d 
eine  gröfsere  Breite  an.  die  beim  Hochwasser  eine  gewaltige 
Ausdehnung  gewinnt.1'  Obwohl  ein  solches  Profil  der  Praxis  nicht 
entspricht,  glaubt  der  genannte  Autor:  „dass  am  Oherrhein  ein 
Profil  von  zwar  etwas  gröfserer  Breite  für  den  eigentlichen 
Stromschlauch  als  das  ideale,  aber  doch  viel  schmäler  als 
das  ausgeführte,  den  Zwecken  des  Strombaues  angemessen 
sein  würde.  Die  gröbsten  Wassermengen  könnten  hierbei 
durch  fern  liegende  Deiche,  welche  auf  den  ansteigenden  Vor- 
ländern aufsitzen,  begrenzt  werden.  Von  einem  solchen  Profil, 
welches  sich  dem  bei  verschiedenen  regulirten  Flüssen,  nament- 
lich im  Grofsherzogthum  Baden,  ausgeführten  nähere,  könnte 
man  sich  wenigstens  eine  ungefähre  Gleichmäßigkeit  der 
mittleren  Wassergeschwindigkeiten  versprecheu." 

Hr.  Sternberg  empfiehlt  demnach  ziemlich  genau  das- 
selbe, was  auch  uns  als  unerlässlich  erscheint,  d.  i.  die 
Schaffung  eines  Niederwasserprotils.  Wir  gehen  etwas  weiter, 
indem  wir  letzteres  als  dritte  Stufe  in  dem  Rahmen 
der  bereits  bestehenden  beiden  Profile  für  Uoch- 
und  Sommerwasscr  unterbringen  möchten. 

(«Hrim  (ul«l) 


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76 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


23.  Febrnar  1878 


Neue  Einrichtung  zum  Erwärmen  von  Wasser  für  häusliche  und  Bade -Zwecke. 


Alle  Küehenfeuerungen  haben  den  Tiebeistand,  dass  ziemlich 
grolse  Wärmemengen  unausgeuutzt  in  den  Schornstein  ent- 
weichen, lind  es  geschieht  dies  gelbst  in  dem  Falle,  dass  die 
Heizeinrichtung  eine  relativ  vollkommene  ist  Insbesondere  die 
Kleinheit  der  Heizfläche  im  Verhältnis*  zur  Gröfse  der  Rost- 
tläche  ist  es,  die  zu  dem  ungünstigen  Effekt  der  Küchenheizungen 
beiträgt. 

Die  nachstehend  beschriebene  Einrichtung  geht  nicht  nur 
darauf  hinaas,  den  gedachten  I'ebeUtaud  so  weit  als  thunlich  zu 
reduziren,  sondern  sie  ist  ausserdem  bestimmt,  gegen  marsigen 
Preis  gewisse  Bequemlichkeiten  fürs  Hans  zu  schaffen,  die  der 


trieb  gesetzt  ist,  zur  Herstellung  einer  Zirkulation,  mittels  welcher 
in  verhältnissmafsig  kurzer  Zeit  alles  im  Zylinder  -  Reservoir  ent- 
haltene Waaser  erwärmt  wird. 

Aus  den  Fig.  1  und  2  ist  die  Rohrleitung,  welche  den 
Anschlug»  des  Zylinders  an  die  häusliche  Wasserleitung  ver- 
mittelt, erkennbar;  selbstverständlich  ist  diese  Verbindung  so  ge- 
troffen, dass  zwar  stets  kaltes  Wasser  zum  Zylinder  gelangen, 
aber  niemals  warmes  Wasser  nach  der  Wasserleitung  übertreten 
kann.  Kin  anderes  Rohrsystem  führt  vom  Zylinder  zum  Bade- 
zimmer, u.  z.  sowohl  zur  Wanne  als  zum  Heizregister  des  Bade- 
raums: ausserdem  ist  ein  Rohr  nach  der  Spülwanne  in  der  Küche 


Fitf  4 


hohen  Anlage-  un 
l>ehrt  werden. 

In  einen  gewöhnlichen  Kochheerd  ist  ein  ringförmiges 
Wosser-Gefass  aus  Gusseisen  (Fig.  8—6)  eingesetzt,  welches 
eine  besondere  Feuerung  und  zur  Vermehrung  der  Heizfläche 
wellenförmig  gestaltete  Wände  hat.  Von  zwei  bezw.  Im 
höchsten  und  tiefsten  l'unkt  des  Gefäßes  angebrachten 
i  Röhrt'  aus,  die  zu  einem  vertikal  stehenden  Kupfer- 
Zylinder  (Fig.  1  u.2j,  fuhren,  der  an  einer  beliebigen  Stelle  der  Kllche 
*  jjj  Jtjmn*  1 1  i  i  I fc  1 1 1  r ' '  tlioiioii  ^v(?uii  clor  v Ü ü^l^i* 
mif  kaltem  Wasser  gefüllt  und  die  Hei/ung'des  Gewisses 'in  Re- 


llin abgezweigt.  Das  im  Heizregister  abgekühlte  Wasser  nimmt 
seinen  Weg  ohne  Passirung  des  Kujiferzylinders  znra  Erhitzung»- 
Apparat  zurück. 

Ks  ist  ersichtlich,  dass  durch  die  beschriebene  Einrichtung 
mehre  Zwecke  verwirklieht  werden:  Man  erhält  durch  die  zur 
Spcisebercitung  dienende  Feuemng  gleichzeitig  warmes  Wasser 
für  den  Kurhengehrauch  und  zum  Heizen  des  Badezimmers. 
I>ie  Einrichtung  ist  in  meinem  eigenen  Hause,  Berlin  Bergstr.  8, 
r  Zeit  in  Funktiou  und  kann  jederzeit  in  Augen- 

unu  l  reis  »iru 
F.  W.  Pest 


Mittheilungen  aus  Vereinen. 


Architekten-  und  Ingenieur- Verein  zu  Hamburg.  Ver- 
am  2H.  Januar  1878.  Vorsitzender:  Hr.  Haller, 
später  Hr.  Ahrens;  Schriftführer:  Hr.Bargum:  anwesende  Mit- 
glieder. 

Hr.  Architekt  Jürgenseu  von  der  hanseatischen  Ballgesell- 
schaft hat  eine  Perspektive  von  einem  in  St  Georg  im  Bau  be- 
findlichen großen  Konzertsaal  ausgestellt  und  von  Hrn.  Ehlers  & 
Co.  ist  eine  gröfsere  Sammlung  von  Mustern  ihrer  Kunststeine 
ausgelegt  —  Nach  Vertheilung  der  Eingänge  an  die  Kommis- 
sionen, die  liihliothek  u.  s.  w.  und  nach  erfolgter  Rechnungs- 
legung durch  Hrn.  Ahrens  werden  die  Wahlen  zu  den  Vereins- 
ämtern vorgenommen.  In  Uebereinstimmung  mit  dem  durch  Hrn. 
Schäffer  bekannt  gegebeneu  Wahlaufsatze  der  vorbereitenden 
Kommission  werden  Ilr.  F.  A.  Meyer  und  Hr.  Kaemp  wieder 
in  den  Vorstand  gewählt;  ferner:  iii  die  litterarische  Kommission 
die  Hrn.  Reese,  Meerwein,  Gallois  und  E.  Vermehren; 
in  die  Konkurrenz-Kommission  die  Hrn  A.  L.  .1.  Meier  und 


Lamprecht,  in  die  Exkursions  -  Kommission  die  Hrn.  Reiche, 
Heine  und  Roeper  und  als  Rechnungs-Revisor  Hr.  H.  Voss. 
Für  die  dann  folgende  abermalige  Besprechung  der  Platz- 
fur  das  Rathhaus  sind  folgende  Pläne  im  Versammlungs- 
üe  ausgestellt:  1)  und  2)  die  Situationen  der  von  Hau  Isen 
it  Meerwein  und  von  Haller  &  Lamprecht  gelegentlich  der 
letzten  Konkurrenz  veröffentlichten  Entwürfe  für  eine  andere  Be- 
bauung des  Rathhaus  marktes  als  narh  dem 


von  187(1;  S)  bis  8)  die  zu  den  Vorschlägen  von  Hai ler, 
Brekelbaum,  Fitscben,  Asmus,  Robertson  und  Pieper 
für  einen  anderen  Rathhausplatx  gehörigen  Sitiuujnnspläno :  ft)  der 
Plan  für  die  Wiederbehauung  der  Brandstätte  und  10)  die  Haupl- 
(irundrisse  der  8  prämiirten  wie  sonstiger  hervorragender  Ent- 
würfe ans  der  letzten  Kathhaus-Koukurreuz,  in  Lichtdruck  von 
Strumper  &  C-o. 

Hie  Diskussion  wird  von  Hrn.  Hauers  mit  dem  Bemerken 
eröffnet,  dass  er  die  ihm  angetragene  Einleitung  der  Besprechung 
gern  übernommen  habe,  da  es  nöthig  sei,  dass  (liier  die  ge- 
machten Vorschläge  andere  Ansichten  als  die  der  Autoren  laut 
würden.  Diese  hätten  durch  die  Veröffentlichung  ihrer  Ideen  an 
das  l'rtheil  ihrer  Fachgenossen  appellirt;  wer  eine  Meinung  habe, 
möge  mit  derselben  nicht  zurück  halten. 

Es  seien  jetzt  die  Ansichten  mehr  geklärt  als  vor  der  letzten 

derselben  z.  B.  vom  Referenten 
irde  und  was  2  der  hervor- 
ragendsten Finnen  hiesiger  Architekten,  Hanfsen  *  Meerwein 
und  Haller  &  Lamprecht,  durch  ihre  Projekte  für  eine  andere 
Bebauung  des  Rathhausmarktes  im  Bild"  zeigten  —  dass  nämlich 
ein  Bau  nach  dem  Konkurrenz-Programm  vom  März  I.s"i!  nicht 
durchführbar  sei  —  wäre  nun  zur  allgemeinen  Meinung  ge- 
worden. Es  müsse  den  beiden  Firmen  zum  besonderen  Verdienst 
angerechnet  werden,  dass  sie  in  greifbarer  Weise  nachgewiesen 
hatten,  wie  uuthunlieh  es  sei,  auf  einem  relativ  kleinen  Plaue 


Konkurrenz;  denn  was  schon  vor 


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No.  16.  DEUTSCHE 


eine  Oberaus  grobe  Menge  rou  Bureau«,  Fest-,  Repräsentation»- 
und  Versammlungs-Räumen  unter  Krschwerung  der  Bestimmungen 
für  die  Treppenbenutzuug  aber  einander  zu  schichten.  Sie  hätten 
iu  ihren  aufser  Konkurrenz  stehenden  Projekten  versucht,  auf 
dem  Rathhausniarkte  dieselben  Räumlichkeiten,  welche  das  Rath- 
baus  programmäfsig  über  einander  enthalten  sollte,  neben 
einander  anzuordnen.  Man  dürfe  es  heute  wohl  als  den  Aus- 
druck der  öffentlichen  Meinung  von  Laien  und  Fachgenossen  hin- 
stellen, dass  auch  diese  Bebauungsart  als  ungeeignet  für  den 
disponiblen  Kaum  de«  Rathhausrnarktes  anerkannt  sei,  und  es 
bleibe  hiemach  die  Wahl,  den  Kathhausmarkt  entweder  für  die 
Küreaugebäudc,  oder  für  das  auf  Sitzung«-  und  Repräsentation* - 
Räume  beschrankte  Rathhaus  zu  benutzen. 

Ks  gebühre  wiederum  II  all  er  das  Verdienst,  auch  zur 
Lösung  dieser  Frage  die  Initiative  ergriffen  zu  haben,  und  es  gehe 
der  Vorschlag  schier  in  ubersichtlichen  Projekten  dargelegten 
Dispositionen  dahin,  einen  Theil  der  programmäßigen  Lokalitäten, 
die  Bureaus,  auf  dem  Kathhausmarkte  durch  Krweiterung  des 
Börsengebäudes  herzustellen,  dagegen  das  nach  dieser  Kntlastnng 
entsprechend  verkleinerte  Rathhaus  an  einer  anderen  Stelle  zu 
erbauen.  Dieses  Projekt  sei  im  ganzen  zu  loben;  auch  könne 
man  —  ausgehend  von  den  für  das  Itathhaus  zu  machetidcn 
Forderungen  —  nicht  gegen  den  Platz  in  der  Alster  am  alten 
•Inngferustieg  sein;  hier  werde  das  Gebäude  eine  helle,  lichte 
Lage  erhalten,  von  allen  Seiten  sichtbar  sein  und  gewiss  ein 
schönes  architektonisches  Bild  abgeben:  aber  es  sei  berechtigt 
zu  fragen,  ob  man  denn  alle  Schönheiten  der  Alster  für  ein  Ge- 
bäude in  Anspruch  nehmen  dürfe.  Die  Alster  sei  wie  eine  köst- 
liche Perle,  deren  Fassung  man  nicht  beliebig  verandern  dürfe, 
ohne  Gefahr  zu  laufen,  ihre  Schönheit  zu  beeinträchtigen.  Dieser 
Befürchtung  entspringe  der  allgemeine  Wunsch  nach  Freihaltung 
der  A Isterufer,  welche  durch  den  Hallcr'schen  Bau  in  doppelter 
Beziehung  au  ihrem  Reiz  eine  Kinbufse  erleiden  würden.  I)en 
Blick  auf  das  Alsterbassin  vom  alten  Jungferusticg  werde  man 
verlieren  und  dieser  den  Kindruck  einer  an  beiden  Seiten  be- 
bauten StraJ'se  machen,  und  andererseits  werde  das  Bild  der  an 
drei  Seiten  hinter  kaiartigen  Strafsen  und  breiten  Promenaden 
bebauten  Ilinnenalster,  von  der  Lombardabrücke  aus  gesehen, 
durch  deu  Kinbau  des  Rathhauses,  besonders  bei  Abend,  sehr 
leiden,  da  das  machtige  Bauwerk  den  hell  strahlenden  Lichterlcranz 
störend  unterbrechen  werde. 

Der  Absicht,  das  Algier- Panorama  und  deu  alten  Jungfera- 
stieg  in  ihrer  jeuigen  Gestalt  zu  erhalten,  seien  wohl  die  Pläne 
von  Filschen,  Ilrekelbaum  und  Pieper  lefr.  Dtsche.  Bztg.  No.  0* 
v.  u.  No.  8  d.  .1.1  entsprungen.  Für  den  von  Kitschen  gewählten 
Platz  spreche  kein  innerer  Grund,  die  Wahl  beruhe  i 1:  Zufällig- 
keit: dem  Br  ekel  bau  m' scheu  Projekte  ständen  technische 
Schwierigkeiten  entgegen  und  der  Vorschlag  von  Pieper  bean- 
spruch« einen  zu  bedeutenden  Theil  der  Binuenalster  und  beein- 
trächtige diese  erheblich;  aber  auch  die  Plane  von  Brekelbaum 
und  von  Fitschen  würden  der  Alster  schaden,  indem  sie  das 
offene,  freie  LaudschafUbild  zwischen  Binnen-  und  Aufsun-Alster 
störten. 

Das  Projekt  von  Robertson,  der  Ksplanade  gegenüber  am 
I  lammt  hör,  lege  das  Rathhaus  in  die  Axe  einer  schönen,  breiten 
Strafst-  und  erfülle  im  Gegensatz  zu  den  vorgenannten  Projekten, 
welche  vorhandene  Schönheiten  für  ihren  Bau  zu  absorbiren 
suchen,  die  Vorbedingung  für  eine  gute  technische  Kntwickelung 
eines  neuen,  der  höchsten  Ausbildung  fähigen  Stadttheils,  ent- 
behre jedoch  der  organischen  Verbindung  zwischen  der  eigent- 
lichen Stadt  nnd  dem  neuen  Kathhans- Viertel. 

Der  Vorschlag  von  Asmus,  welcher  die  Niederlegung  des 
alten  Stadttheiles  zwischen  Steinthor,  Spitaler-Strafse,  St  Jacobi- 
Kirche  und  Steinstrafse  in's  Auge  fasse,  entziehe  sich  der  Beur- 
teilung, so  lange  man  nicht  wisse,  wie  grofo  uas  dafür  zu 
leistende  Geldopfer  sei;  gering  werde  es  nicht  sein  und  es  liege 
daher  nahe,  durch  Verwendung  eines  Betrages  von  ähnlicher  Hohe 
den  Rathhausmarkt,  etwa  durch  Abbruch  der  Häuser  am  Plan, 
zu  vergröfsern.  — 

Hiermit  geht  der  Redner  zu  der  anderen  Kventualität  Ober  I 
und  fragt,  ob  man  denn  nicht  —  statt  für  das  Rathhaus  einen 
anderen  Platz  zu  suchen  die  Große  desselben  dem  dafür  be- 
stimmten Platze  anpassen  und  die  Büreaus  anderswo  unter- 
bringen könne.  Wenn  mau  das  Programm  entsprechend  ein- 
schränke, werde  der  Rathhausmarkt  nicht  zu  klein  sein.  Derselbe 
biete  einen  Ruheplatz  inmitten  des  Hauptverkehrs:  Beweis  dafür 
sei,  dass  neben  dem  Zentralpunkte  der  Pferdebahnen,  einer 
Droschkenstation  und  dem  gesauunten  übrigen,  lebhaften  Verkehr 
ein  friedlicher  Spielplatz  für  Kinder  dort  tiestehe.  Km  Platz  wie 
der  Hamburger  Itathhausmarkt,  den  man  wegen  der  Lage  der 
Strafsen  auf  und  neben  demselben  je  nach  ßedürfniss  vom  Ver- 
kehr entlasten  und  damit  belasten  könne,  sei  der  geeignetste 
Platz  für  das  Itathhaus  einer  grofsen  Stadt.  -  - 

Hr.  Ballier  schliefst  sich  im  wesentlichen  deu  Ausführungen 
des  Ilm.  Hauers  an;  auch  nach  seiner  Meinung  werde  der  Kath- 
hausmarkt für  ein  Rathhang  nach  kleinerem  Programm  ausreichen; 
für  eine  neue  Konkurrenz  möchte  es  sich  empfehlen,  die  spezielle 
Lage  des  Gebäudes  auf  dem  Platte  nicht  vorzuschreiben,  sondern 
die  Bestimmung  den  konkurrirenden  Architekten  zu  überlassen. 
Diesem  Wunsche  tritt  auch  Hr.  HanTsen  bei  und  zeigt  auf 
einem  Situationsplane  mit  beweglicher  Rathhaus-SUhouette,  wie 
verschiedene  I/isungen  möglich  sind.  Hr.  Hauers  nnd  Hr. 
F.  A.  Meyer  erklären  sich  gegen  jede  derartige  Stellung  des 


AUZEITUNG, 


Kathhauses,  welche  entweder  die  über  den  Platz  führenden  Ver- 
kehrslinien unterbricht,  oder  die  Front  vom  Alsterbassin  abwendet. 
Auf  Hrn.  Hanfsen's  Kntgegnung.  dass  die  y  Herstellung  des  Rath- 
hauses sich  rechtfertige,  wenn  die  Häuser  am  Plan  niedergelegt 
würden,  was  mit  der  Zeit  erwartet  werden  dürfe,  erwidert  Hr. 
Mever,  dass  dann  erst  recht  kein  Grund  vorhanden  sei,  die  Front 
anders  als  gegen  die  Alster  zu  kehren.  — 

Auf-  eine  Anfrage  des  Vorsitzenden  in  Betreff  der  Kosten 
des  Projektes  van  Asmus  giebt  dieser  folgende  Krlüuterungen 
zu  demselben. 

Die  Gegensätze,  welche  sich  jedem  forschenden  Auge  auf- 
drängen müssten,  wenn  man  von  St.  Georg  durch  das  ehemalige 
Steinthor  in  die  Stadt  trete,  seien  die  veranlassende  Ursache  für 
seinen  Vorschlag  geworden.  —  Hier  mündeten  die  weiten,  ge- 
räumigen, von  Wandsheck  und  von  Hamm  und  Horn  u.  s.  w. 
durch  die  Vorstadt  der  Mitte  der  Stadt  zuführenden  Verkehrs- 
adern gegen  einen  Häuserblock,  welcher  Wageu  und  Fussgänger 
auf  dem  nächsten  Wege  in  die  überfüllte  Steinstrasse  oder  in  die 

nX  gut^ndUrter6  s'ttdttheTle  nnd^schöi'ter  Promen^en  die 
Menschen  in  gesundheitsschädlicher  Menge  zusammen  gedrängt 
und  iu  Wohnungen  untergebracht,  welche  schlechter  Sitte  Vor- 
schub leisten  und  unseren  modernen  Anschauungen  über  die  Er- 
fordernisse einer  gesunden  Familienwobnung  geradezu  Hohn  spre- 
chen —  und  hier  liege  im  schroffen  Gegensatz  zu  den  schönen 
Stadttheilen,  zu  welchen  sich  die  Brandstätte  und  andere  Theile 
der  Geschäftsgegend,  wie  auch  das  ganze  östliche  und  nordöst- 
liche Hamburg  aufserhalb  der  Wälle  ausgebildet  haben,  ein  bau- 
fälliges und  winkeliges  Quartier  von  Höfen  nnd  Gängen,  dessen 
Terrain  nach  der  Logik  gegenwärtiger  Stadteutwickelungen  eines 
der  schönsten  Viertel  sein  könnte  und  müsste.  Die  Beseitigung 
dieser  unheilvollen  Gegensätze  mit  der  Platzfrage  für  das  Rath- 
haus zu  verbinden,  sei  um  so  mehr  gerechtfertigt,  da  es  innerhalb 
der  ehemaligen  Wälle  keinen  passenden  freien  Platz  für  das 
Rathhaus  gäbe  und  ein  Kinbau  in  die  Alster  der  Mehrzahl  der 
Bevölkerung  unsympathisch  sei. 

Durch  das  Projekt  des  Redners,  welrhes  das  Rathhaus  in 
die  Mitte  der  jetzigen  Häuserreihen  am  Schweinemarkt  stellt  und 
zu  beiden  Seiten  des  Gebäudes  in  der  Richtung  der  Steinstrafse 
die  Anlage  20  ™  breiter  Strafsen,  wie  auch  mehrmalige  Quenrer- 

Lagc  an  der  Ringstrafse,  den  Wallanlagen.  gegenüberPder  Ge- 
werbeschule gegeben,  wobei  noch  die  Möglichkeit  vorliege,  die 
neben  dem  Rathhause  zu  gewinnenden  Kauplätze,  ähnlich  wie 
den  Votiv-Kü'cheiiplatz  in  Wien,  in  Harmonie  mit  dem  t  'barakter 
j  des  Kathhauses  zu  bebauen,  und  endlich  werde  eine  Krweiterung 
des  Projektes  durch  Hineinziehung  anderer  Monumentalbauten,  wie 
des  Verwaltungs-Geltäudes,  des  uaturhistorischen  Museums  u.  8.  w., 
'  nicht  ausgeschlossen  sein.    -  Die  Frage ,  wie  Air  das  Unterkoni- 
>  nu  n  der  durch  Abbruch  der  Gebäude  obdachlos  werdenden  5  Hfl« 
;  Menschen  zu  sorgen  sei,  beantwortete  Redner  mit  einem  Hinweis 
auf  die  Unternehmungen    der  gemeinnützigen  Haugesellschaft. 
I  welche  ihr  philaiitropiscb.es  Vorhaben,  400  Häuser  auf  der  Veddel 
tni'  Arbeiterfamilien  zu  bauen,  auf  Argumente  stützt,  welche  der 
1  Niederlegung  derartiger  Quartiere,  wie  zwischen  Stein-  und  Spi- 
i  taler  Strafte,  das  Wort  reden.  —  Die  Kosten  der  Grunderwerbung 
I  berechnen  sich  auf  3  Ö80  000  M.,  wenn  man  6  800  Personen  zu 
I  1  iMK  Familien  rechnet,  welche  durchschnittlich  200  M.  Miethe 
I  zahlen.  - 

Hr.  Roeper  lobt  die  Idee,  den  Rathhansbau  für  die  Durch- 
führung anderer  Projekte  zu  benutzen,  meint  jedoch,  dass  die 
jetzige  Zeit  nicht  viel  Aussicht  auf  Krfolg  biete.  Kr  ist  mehr 
für  das  Projekt  Asmus  als  für  das  von  Robertson,  da  dieses  die 
Weiterführung  der  Ringstrafse  verbaue,  auch  das  Herz  von  Hani- 
burg sich  niemals  nach  dem  Dammtbore  verlegen  werde.  Den  Haller*- 
schen  Vorschlag  findet  Hr.  Roeper  aus  Rücksichten  für  das  Rath-  , 
haus  sehr  schön;  Rücksichten  auf  die  Alsterlandscbaft  erfüllen 
ihn  aber  andrerseits  mit  Besorguiss,  so  dass  er  nicht  umhin  kann, 
die  architektonische  Lösung  I  laller  s  für  ein  Wagniss  zu  halten. 
Wolle  man  dieses  nicht  riskiren,  so  möge  man  nicht  vom  Kath- 
hausmarkte abgehen. 

Von  Hrn.  Robertson  wird  bemerkt,  dass  er  durch  sein 
Projekt  kein  anderes  Interesse  verfolge  als  dasjenige  des  Hath- 
hausbaues,  also  auch  nicht  die  Weiterführung  der  Ringstrafse. 
Kbenso  wenig  aber  glaube  er  diese  zu  verbauen,  denn  man  werde 
sehr  gut  die  StraJ'se  in  leicht  geschwungenen  Linien  an  beiden 
Seiten  des  Kathhauses  vorbei  führen  können.  Vom  Rathhausmarkt 
wolle  er  das  Rathhaus  verlegt  wissen,  weil  ihm  der  Platz  zu  klein 
erscheine,  um  sowohl  der  Börsen-Krweiterung  als  dem  1  lathhansbaii 
dienen  zu  können.  Krstere  müsse  alsbald  eintreten  und  involvire 
die  Herstellung  eines  gröfseren  Saales,  welcher  nach  dem  Rath- 
hausmarkt  hinaus  zu  legen  sei  und  hier  nicht  verbaut  werden 
dürfe.  Werde  der  Platz  vergrölsert,  z.  B.  durch  Niedcrlegung 
der  Häuser  am  Plan,  so  sei  er  nicht  gegen  die  dortige  Krbauung 
des  Rathhauses. 

Hr.  Haller  warnt  ebenfalls  vor  dem  Rathhansmarkt:  dieser 
sei  keineswegs  so  greife,  wie  Hr.  Hauers  ihn  schildert.  Zur  Zeit 
der  Bestimmung  seiner  Grenzen  habe  man  einen  anderen  Maars- 
stab an  die  Dimensionen  von  Strafsen  und  Plätzen  gelegt:  Ham- 
burg habe  damals  so  enge  Strafsen  gehabt,  dass  schon  der  Adolphs- 
platz für  einen  weiten  Platz  gegolten  habe.  In  dem  Plan  für  die 
Wiederbebauung  der  Brandstätte  zeige  die  Grundriss- Silhouette 

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7s 


de«  Rathhauses,  wie  wenig  Mache  dasselbe,  um  dem  damaligen 
Bedürfnisse  zu  genügen,  erfordert  hat  Jetzt  sei  das  anders,  für 
die  vermehrten  Ansprüche  reiche  der  Platz  nicht  mehr  aus  ;  man 
sage  daher,  die  Bureaus  müssten  anderswo  untergebracht  werden. 
Alier  wo?  Das  bisher  augewendete  Mittel,  Lese-  oder  Musikhallen 
oder  beliebige  Etagenhäuser  zu  kaufen  oder  zn  miethen  und  für 
Bdrcauzwecke  notdürftig  einzurichten ,  sei  unzweckmäßig:  Ar- 
chitekten wie  Beamte  hätten  gleich  viel  Ursache,  hiergegeu  sich 
xu  erklären.  Mau  möge  daher  der  Aufgabe,  den  Behörden  einen 
soliden  Aufenthalt  zu  schaifen,  nicht  den  Rucken  drehen,  sondern 
auch  für  Gebäude  dieses  Zweckes  geeignete  Platze  suchen.  Fanden 
sich  solche,  su  könne  man  die  Zentralisation,  welche  ja  nicht 
nöthig  sei,  aher  immerhin  ihre  Vortheile  habe,  aufgeben  und  ein 
k  I  e  i  u  e  s  Rathhaus  auf  dem  Rathhausmarkte  hauen.  Man  müsse 
es  at>er  nicht  vor  die  Börse  legen.  Hr.  Hauers  sage,  man  dnrfe 
einer  köstlichen  Perle  nicht  ihre  Fassung  nehmen,  aber  ebenso 
wenig  dürfe  man  zwei  Juwelen  auf  einander  setzen.  Gewiss  habe 
der  Blick  vor  und  nach  der  Alster  grofsen  Reiz ;  dieser  werde  aber 
der  auszubauenden  Nordfacade  der  Börse  verbleiben ,  wenn  das 
Rathaus  au  die  andere  Seite  des  Platzes  gesetzt  werde;  auf  diese 
Weise  entständen  zwei  Veduten  und  wurde  dem  Architekten  Ge- 
legenheit gegeben,  zwei  Facadcn  an  eiuem  Platze  zu  schaffen  und 
diesen  dadurch  besonders  auszuzeichnen. 

Auf  die  Frage,  wohin  die  Büreaus  zu  verlegen,  geht 
Hr.  Gurlitt  ein,  indem  er  anführt,  dass  der  Vorschlag,  ein  gröfteres 
Verwaltungsgebäude  neben  dem  provisorischeu  Rathhause  an  der 
Admiralitütsstrafse  zu  erbauen,  gerade  die  Veranlassung  zur 
Wiederaufnahme  des  Rathhausbau  -  Projektes  gewesen  sei.  Hai* 
Bich  aus  der  jüngsten  Konkurrenz  für  dasselbe  ergeben,  das*  auf 
dem  in  Aussicht  genommenen  Bauplätze  nicht  Raum  genug  sei, 
um  mit  dem  Rathhause  diejenigen  RUreau-Lokatitäten  zu  schaffen, 
welche  an  der  Admiralitätsstralse  errichtet  werden  sollten,  so  sei 
nichts  einfacher,  als  für  diese  auf  den  ursprünglich  dafür  auser- 
seheuen  Platz  zurück  zu  greifen. 

Hr.  Krekel  bau  in  hebt  als  einen  Nachtheil  des  Rathbaus- 
marktes noch  dessen  niedrige  Lage,  nämlich  tiefer  als  ein  Theil 
der  auf  denselben  zuführenden  Straften,  hervor.  Wolle  man  einen 
Platz  an  der  Alster  nicht  hergeben,  so  möge  man  jedenfalls  einen 
hoch  gelegenen  Platz,  nach  welchem  die  Zuwege  ansteigen, 
wählen.  Zur  Förderung  der  Sache  wünscht  er,  dass  der  Verein 
die  Fragen  beantworte:  1.  Ob  der  Rathhausmarkt  überall  als  Kau- 
platz für  das  Rathbaus  beizubehalten .  und  2.  Ob  eine  Trennung 
der  Repräsentations-  und  Sitzungs-Räume  von  den  Büreaus  der 
Behörden  vorzunehmen  sei? 

Der  Vorsitzende  und  Hr.  Hallier  erklären  sich  gegen  alle 
nnzeitigen  Beschlüsse  und  warnen  vor  solchen  wegen  fraglicher 
und  daher  wertloser  Majorität  Auch  Hr.  Hauers  meint,  der 
Verein  solle  heute  keine  Resolutionen  fassen,  sondern  die  ge- 
äusserten Ansichten  erst  mehr  Boden  gewinnen  lassen;  vielleicht 
sei  es  bald  an  der  Zeit ,  durch  eine  Vereins-Koukurrcnz  für  die 
Bebauung  des  Rathhausmarktes  mit  Börsen-Erweiterung  und  Rath- 
haus, oder  für  eine  ähnliche,  demselben  Zwecke  dienende  Aufgabe 
der  Lösung  der  Frage  näher  zu  treten.  Da  dieser  Vorschlag  den 
Beifall  der  Versammlung  findet,  so  tritt  Vertagung  ein. 

In  den  Verein  aufgenommen  ist  Hr.  Ingenieur  Kohfahl.  — 

Versammlung  am  H.  Februar  1876.  Vorsitzender: 
Hr.  F.  A.  Meyer,  Schriftführer:  Hr.  Barg  um:  anwesend 
72  Mitglieder. 

Nach  Vertheilung  der  Eingänge  wird  ein  Subskriptionsbogen 
zu  Beiträgen  für  das  deutsche  Hospital  in  Florenz  vorgelegt  und 
es  erfolgen,  der  Empfehlung  des  Vorstandes  entsprechend,  Zeich- 
nungen von  Seiten  mehrer  Vercius-Mitglieder. 

Eine  Mustersammlung  der  Kleinau 'sehen  Sicherheitsschlösser 
wird  von  Hrn.  Gluenstein  vorgezeigt  und  erläutert  Namens  der 
Exkursion»- Kommissinn  berichtet  Hr.  Koeper  über  seine  Ver- 
handlungen mit  der  Frau  Loehr  aus  Kopenhagen  in  Betreff  der 
Besichtigung  der  von  ihr  gezeigten  Architektur-Bilder.  Es  wird 
eine  Vorführung  der  Bilder,  welche  zu  erklären  Mitglieder  des 
Vereins  zugesagt  haben,  für  den  nächsten  Freitag  in  Aussicht 
genommen. 

Es  folgte  ein  eingehendes  Referat  des  Hrn.  II.  (Hahausen 
ober  Theaterbrande  nach  dein  gleichnamigen  Buche  von  A.  Fölsch. 
Da  diese  interessante  Erscheinung  der  Litteratur  in  diesem  Bl. 
in  rezensirender  Form  besonders  besprochen  werden  wird,  so 
möge  hier  diese  kurze  Bemerkung  gelingen.  Auch  ein  Vortrag 
des  Hrn.  F..  Vermehren  über  die  bremische  Badeanstalt,  welche 
der  Referent  jüngst  zu  besichtigen  Veranlassung  gehabt  hat,  wird 
mit  Rücksicht  auf  die  bereits  in  No.  78  vor.  Jahrg.  d.  Deutschen 
Bzlg.  enthaltene  Publikation,  sowie  wegen  noch  aufstehender 
weiterer  Veröffentlichungen  abseilen  des  Erbauers  hier  nicht 
wieder  zu  geben  sein.    Bm. 


Arcbitekten-Veroin  zu  BerUn.  Versal  nmlung  am  lf>.  Fe- 
bruar 1*7H,  Vorsitzender  Hr.  Möller;  anwesend  210  Mitglieder 
und  2  fiftstc. 

Nach  kurzer  Erwähnung  von  ein  paar  vorliegenden  Eingängen 
und  Mittheilung  darüber,  dass  ein  neues,  reichhaltiges  Heft  der 
Vereins-Publikationen  nunmehr  fertig  gestellt  sei  und  zur  Ver- 
sendung an  die  Mitglieder  bereit  liege,  hält  Hr.  Lehfeldt  einen 
gedrängten,  von  Vorlage  betr.  litterarischeu  Materials  und  zahl- 
reichen Skizzen  begleiteten  Vortrag  über  Holzkircben. 

Iter  Hr.  Redtier  gedenkt  einleitend  der  Forschungen  und 
Publikationen  Dahl's  und  Miuutolis  über  nordische  Hol* 


kirchen- Bauten,  sowie  der  Thätigkeit  einheimischer  Forscher  — 
und  unter  letzteren  insbesondere  der  Arbeiten  von  Nicolay sen 
die  uns  ein  ausreichendes  Material  über  jene  frühen  Bauten 
nordischer  Kunstübung  in  die  Hände  geliefert  hatten,  nach  denen 
wir  uns  ein  genaues  Bild  derselben  machen  könnten.  Es  habe 
das  einen  besonderen  Reiz,  weil  uns  daliei  ein  ganz  eigentüm- 
liches, von  andern  architektonischen  Erscheinungen  oft  seltsam 
abweichendes,  nationales  Kunstgcfuhl  entgegen  trete  und  weil  wir 
in  dem  scheinbar  Fremdartigen  bei  näherer  Betrachtung  Ver- 
wandtes —  urgermanische,  altbekannte  Formen  —  entdeckten, 
welche  uns  ein  gemeinsames  Band,  das  die  ganze  Kunstent- 
wickclung  des  Nordens  umschlinge,  vor  Augen  führten.  Redner 
weist  dies  unter  genauer  Analysirung  der  Grundrissbildung  und 
der  hoch  interessanten  Struktur- Verhaltnisse  des  Aufbaues  der 
alten  Holzkirchen  im  Einzelnen  nach.  Gegenüber  den  Willkür- 
lichkeiteu  des  Massiv -Baues  trete  in  jenen  Holzbauten  eine  ganz 
besondere  Klarheit  hervor,  die  darauf  beruhe,  dass  man  es  ver- 
standen habe,  von  innen  heraus  zu  bauen  und  die  Facaden 
eng  mit  dem  Grundriss  zu  verschmelzen.  Runde  Pfosten  von 
Eichenholz  bildeten  das  tragende  Gerippe,  welches  durch  den 
Verband  der  Seitenschiffe  und  Umgänge  abgestrebt  und  durch 
Schwellen  und  Rahme  zu  einem  festen  System  verbunden  werde, 
dessen  Oeffnungen  durch  lothrecht  gestellte  Bretter  ausgefüllt 
wurden.  In  kunstgeschichtlichen  Werken  pflegten  die  in  ange- 
geuener  weise  Koustruirten  ivircuen  „iiciswcrics-  ouer  aucn 
„Stabwerks'-Kirchen  genannt  und  als  in  einer  ganz  l>esonderen 
konstruktionswelse  ausgeführt  dargestellt  zu  werden.  Dies  sei 
indess  ein  Irrthum,  da  es  in  der  ganzen  Holzarchitektur  nur  zwei 
prinzipiell  verschiedene  Varianten  —  den  Riegelwerks-  und  den 
Block-Bau  —  gebe  und  bei  ersterem  die  Art  und  Weise,  wie 
die  Ausfüllung  der  Oeffnungen  bewirkt  wird,  sowohl  nach  Material 
als  Form  unwesentlich  sei. 

Reduer  geht  nunmehr  an  der  Hand  von  Skizzen  auf  die  Be- 
sprechung von  Detail -Konstruktionen  ein,  wobei  insbesondere  die 
Verwendungsweise  der  Holzbögen  und  die  Frage  nach  dem 
Alter  derselben  ihre  Erledigung  finden.  In  den  genannten 
Werken  tritt  der  Holzbogen  in  ursprünglicher  Weise  und  nicht 
als  Nachahmung  des  Steinbogens  auf,  weil  ihm  keine  tragende 
Funktionen  zugewiesen  sind,  sondern  er  nur  die  Aufgabe  hat,  zur 
Ausmndung  von  Eck-  oder  Knie -Verbindungen  oder  auch  als 
Spreize  zu  dienen.  Redner  wirft  die  Frage  auf,  ob  überhaupt 
angenommen  werden  dürfe,  dass  der  Steinbogen  dem  Holzbogen 
voran  gegangen  sei?  und  er  glaubt,  gestützt  auf  verschiedene 
Argumente,  diese  Frage  mit  Bestimmtheit  verneinen  zu  können. 

Der  letzte  Theil  des  Vortrages  beschäftigte  sich  mit  dem 
Nachweis  der  inneren  Verwandtschaft  der  Hobddreheu  in  den 

erwähnten  Bauwerken  die  auftretenden  Verschiedenheiten  dargelegt 
und  durch  rituelle  Unterschiede,  Materialbeschaffenheit,  örtliche  Ge- 
wohuheiten  etc.  etc.  erklärt  werden.  Endlich  wird  eine  grofte  Anzahl 
von  Holzkirchenbauten  nach  Namen,  Alter  etc.  aufgezählt  —  Halten 
wir  über  den  Inhalt  des  ersten  Theiles  vom  Vortrage  nur  an- 
deutungsweise referiren  können,  so  sind  wir  in  Bezug  auf  den 
letzten  Theil  zu  einer  so  weit  gehenden  Kürzung  genothigt,  dass 
,  wir  es  bei  der  eben  gemachten  summarischen  Inhalts-Angabe  be- 
|  wenden  lassen  und  unser  Referat  mit  Wiedergahe  des  von  Hrn. 
Lehfeldt  ausgesprochenen  Wunsches  schliefscn  müssen,  dass  den 
vorhandenen  Forschungen  nnd  Publikationen  über  die  sehr  inter- 
essanten alten  Holzkirchen  sich  noch  zahlreiche  andere  anreihen 
möchten.  — 

Hr.  Orth  verliest  das  Programm  zur  Hochbau-Aufgabe  des 
nächstjährigen  Schinkelfestes,  welches  ohne  Diskussion  zur  An- 
nahme gelangt.  Auf  die  Verlesung  des  Programms  zur  Aufgabe 
im  Ingenieurwesen  verzichtet  die  Versammlung,  nachdem  Hr. 
B  ä  n  s  c  h  dargelegt  hat,  dass  dasselbe  im  engen  Anschluss  an  den 
Inhalt  der  über  diese  Aufgabe  stattgefundenen  Verhandlungen 
abgeflaut  worden  ist.  — 

Hr.  Dietrich  regt  den  Vorschlag  an,  dass  nach  dem  Vor- 
gange des  Wiener  Vereins  die  Einsetzung  einer  sogen,  litterari- 
schen  Kommission  ttesrhlossen  werde,  welcher  die  Aufgabe  zu 
stellen  sei,  in  gewissen  Zeiträumen  Ober  den  Inhalt  der  Fachzeit- 
schriften und  Bücherwerke  dem  Vereine  zu  referiren.  Der  Vor- 
schlag findet  zwar  einige  Unterstützung,  wird  iudessen,  nachdem 
Hr.  Blankenstein  sich  gegen  denselben  ausgesprochen  hat, 
mit  grofter  Mehrheit  abgelehnt.  -  - 

Nachdem  die  Versammlung  sich  einverstanden  erklärt  bat, 
dass  die  auf  der  T.-O.  stehende  Diskussion  über  den  Otzen'scben 
Vortrag  bis  zur  nächsten  Versammlung  verschoben  werde,  und 
nachdem  mehre  kleine  interne  Angelegenheiten  des  Vereins  ihre 
Erledigung  gefunden  haben,  machen  die  Hm.  ßänsch  und 
j  A.  Wiehe  zur  Ausfüllung  der  verbleibenden  Zeit  ein  paar  kleiue 
Mittheilungen  aus  der  Baupraxis.  Hr.  Bänsch  giebt  Kenntniss 
von  einem  Falle,  wo  das  eisenhaltige,  auf  sehr  hohe  Tempe- 
ratur gebrachte  Kühlwasser  einer  Fabrik  zur  Kntwickelung  einer 
höchst  eigentümlichen  Vegetation  in  der  Ablaufs- Kinne  etc.  Ver- 
anlassung gab,  die  zur  Wahrung  der  gesundheitlichen  Interessen 
den  vorläufigen  Schluss  der  Fabrik  zur  Folge  hatte.  Die  auf 
Anrathen  eines  Chemikers  eingeführte  Reinigung  des  ablaufenden 
Wassers  mit  Kalk  erwies  sich  von  durchschlagendem  Erfolg,  so 
dass  die  Fabrik  demnächst  ungehindert  weiter  betitelten  werden 
konnte.  Hr.  Wiehe  teilt  mit,  dass  in  den  Thoren  der 
Pinnower  Schleuse  auf  Vorschlag  von  Mohr  eine  eigentümliche 
Schützen -Einrichtimg  hergestellt  worden  sei,  die  vor  den  durch 

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N«.  16. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


79 


grobe  Vorzüge  besitze  und  welche 
bei  den  Thoren  der  sämmtlic hen  Schleusen  des  Finow- 
Kunals  xur  Ausführung  zu  bringen  denke.  Die  —  nur  für  Unter- 
tbore  verwendbare  —  Einrichtung  besieht  in  dem 
wohnlichen  Schiebers  durch  eiu  DrehschüU  mit 
liegender  Achse,  welches  durch  ein  Hebelwerk  in 
Weise  rasch  und  sicher  geöffnet  und  wieder  geschios 

habe  man  an  der  Pinnower  Schleuse  mit  Hülfe 


Vermischtes. 

Zur  preuftiBohen  Wegeordnung.  Mit  Kucksicht  auf  die 
längere  Zeitdauer,  die  möglicherweise  noch  verdiefsen  kann,  bis 
die  der  Wegeordnung  beizugebenden  Nonnativ-Restimmuugen,  die 
bereits  mehrfach  von  uns  besprochen  worden  sind  und  denen  wir 
in  der  nächsten  Zukunft  noch  weitere  Besprechungen  widmen 
werden,  eine  angemessene  Formulirung  erhalten  und  in  Kraft 
treten  werden,  sind  in  einem  vom  8.  Februar  er.  datirteu  Zirku- 
lar-Erlass  des  Handelsminiaters  folgende  Grundsätze  festgestellt 
worden,  die  bis  zum  Kintritt  der  bevor  stehenden  Regelung  dieser 
Materie  durch  Gesetz  zu  gelten  haben: 

Ks  ist  durch  die  Uebertragung  der  Fürsorge  für  den  Chaussee- 
Neubau  und  der  Verwaltung  und  Unterhaltung  der  vormaligen 
Staatschausseen  auf  die  Provinzial-Verbände  das  Ilecht  und  die 
Pflicht  der  Landespolizei-Behürde  und  ihrer  Organe,  die  Kreis-, 
Gemeinde-,  Privat-,  Aktieu-  etc.  Chausseen  zu  beaufsichtigen, 
nicht  berührt  worden;  ebenso  unterliegt  es  keinem  Zweifel,  dass 
auch  bezüglich  der  in  die  provinzialstiiudische  Verwaltung  und 
Unterhaltung  übergegangenen  früheren  Staatschausseen  den  staat- 
lichen Organen  das  Aufsichtsrecht  in  derselben  Weise,  wie  be- 
züglich der  übrigen  Chausseen  und  aller  öffentlichen  Wege,  über- 
haupt zusteht 

Die  Bezirks -Regierungen  haben  daher  darüber  zu  wacbeu, 
dass  auch  nach  den  in  Folge  des  ItotalionsgeseUes  eingetretenen 
Veränderungen  den  Bedürfnissen  und  Anforderungen  des  öffent- 
lichen Verkehre  Genüge  geschieht. 

Für  die  Ausübung  des  staatlichen  Aufsichtsrechts  in  dieser 
Beziehung  wird  es  iudess  völlig  genügnn,  die  bautechnischen 
Mitglieder  der  Regierung  sowohl  wie  die  Landräthe  und  Lokal- 
Baubeamtcn  anzuweisen,  bei  Gelegenheit  ihrer  Dienstreisen  auch 
auf  den  Zustand  der  Chausseen  zu  achten  und  erhebliche 
Mängel  zu  ihrer  Kenulniss  zu  bringen;  auch  wird  es  sich  em- 
pfehlen, an  die  provinzialständischc  Verwaltung  das  Ersuchen  zu 
richten,  die  ordnungsmafsige  Unterhaltung  der  Kreis-  etc.  Chausseen 
"  i  durch  ihre  Organe  überwachen  und  die  dabei  geroachten 
mungen  zu  ihrer  Kenntniss  gelangen  zu  lassen. 
Was  die  Frage  anbetrifft,  in  welcher  Weise  und  Ausdehnung 
die  Projekte  vou  Chaussee-  Neubauten  Seiteus  der  I.andespoüzei- 
Behörden  zu  prüfen  sein  werden,  so  ist  die  spezielle  Revision 
dieser  Projekte  den  provinzialständischen  Organen  zu 
überlassen.  Die  Regierung  hat  sich  bei  Prüfung  der  Projekte, 
die  überhaupt  nur  insoweit  zu  erfolgen  haben  wird,  als  die  Ver- 
leihung des  Enteignungsrechte,  das  Recht  der  Wegegeld-Erhebung 
und  der  sonstigen  sog.  fiskalischen  Vorrechte  in  Frage  kommt, 
ant  die  in  landespolizeilirher  Beziehung  und  im 
Interesse  des  allgemeinen  Verkehrs  wichtigen  Gesichts- 
punkte zu  beschränken.  Dabei  sind  die  Regierungen  noch 
darauf  hingewiesen  worden,  dass  es  überhaupt  im  Interesse  der 
durch  das  Dotationsgesetz  vom  H.  Juli  1875  angestrebten  Er- 
weiterung der  Selbstverwaltung  sich  empfehlen  wird,  bei  der 
Ausübung  des  Aufsichtsrechte  sowohl  betreffs  der  Unterhaltung  der 
früheren  Staatschaussecn  wie  betreffs  der  Prüfung  der  Chaussee- 
ncubau-Projekte  von  einer  jeden,  nicht  unbedingt  gebo- 
tenen Einmischung  abzusehen.  — 

Wir  können  mit  Genugtuung  von  dem  Inhalt  dieser  Grund- 
"  Keuutniss  nehmen,  welche  uns  höchst  befriedigend  zu  sein 
und  die  Bürgschaft  dafür  bieten  dürfu  u,  dass  die  vor- 
"  gesetzliche  Feststellung  der  Normativ-Bestimmungen  in 
ijuivua  i .eiste  erfolgen  wird,  der  die  berechtigten  Interessen 
der  Selbstverwaltung  ebenso  wohl  als  die  engeren  Interessen  der 
rechmk  des  Wegebaues  in  gebührendem  Maabe  vor  büreau- 
kratischen  Anwandlungen  schützt,  wie  solche  in  der  früher  vou  uns 
besprochenen  ronnulirung  der  Nonnen  leider  in  einem  Umfange 
zum  Ausdruck  gekommen  waren,  für  welches  in  sonstigen  Zweigen 
der  Staateverwaltung   beute  glücklicherweise    nicht  gerade  oft 


Neuban  -  Umbau  —  Reparaturbau.  Von  einem  Fachge- 
nossen  werden  uns  die  nachfolgenden  Definitionen  dieser  3  Begriffe 
mit  dem  Ersuchen  um  eine  Aeusserung  über  dieselben  vorgelegt. 

„lf  Neubau  tat  als  Aufführung  entweder  aller  Theile  eines 
Bauwerks  oder  Mos  derjenigen  Theile,  durch  deren  Abbruch  ein 
vorher  vorhandenes  Bauwerk  die  Eigenschaft,  Bauwerk  zu  sein, 
verloren  hatte. 

2)  Umbau  ist  die  Wiederherstellung  einzelner  abgetragener 
Haupttheile  eines  Bauwerks  mit  der  Voraussetzung,  dass  der 
vorher  gegangene  Abbruch  dieser  Theile  sich  noch  immer  in  den 
Grenzen  bewegt  hat,  dass  der  Charakter,  Bauwerk  zu  sein,  nicht 
verloren  gegangen  ist 

3)  Reparaturbau  tat  ein  Imbun,  welcher  die  Beseitigung 
"Her  Mängel  an  der  Konstruktion  oder  dem  Material  eines 

zum  Zweck  hat" 


über  gestreckten  Balkens  und  entsprechender  Gewichtestücke  er- 
folgreich eine  Abbalanzirung  derThore  ausgeführt  um  der 
einseitigen  Beanspruchung  und  dem  ata  Folge  davo 
Verziehen  derselben  entgegen  au  wirken.  — 

Nachdem  die  im  Fragekasten  vorgefundenen  Fragen 
die  Ilm.  Bänsch,  Hauke,  .Schwedler  und  A.  Wiehe  uc«ui- 
sind,  schlieftl  um  etwa  <J> ,  Uhr  die  Versammlung. 

—  B.  - 


Da  die  Klärung  derartiger  Fragen  von  allgemeinem  Interesse 
tat,  so  bringen  wir  diese  Definition  zur  Kenutuiss  unseres  Leser- 
kreises und  sehen  event.  Bemerkungen  bezw.  Verbesserungs- 
Vorschliigen  hierzu  entgegen.  —  Unsererseits  haben  wir  geltend 
zu  machen,  dass  uns  die  für  , Neubau"  gegebene  zweite  Erklärung 
und  die  hieran  geknüpfte  Definition  des  Begriffes  „Umbau"  zu 
ungenau  gefasst  erscheint  Die  Bestimmung  derjenigen  Theile, 
durch  deren  Abhruch  einem  Bauwerk  die  Eigenschaft  eines  solchen 
entzogen  wird,  d.  h.  in  letzter  Linie  die  Definition  des  Begriffes 
„Bauwerk"  würde  wahrscheinlich  zu  gröberen  Meinungs- Ver- 
schiedenheiten Veranlassung  geben,  als  sie  in  jedem  konkreten 
Falle  die  einfache  Entscheidung  der  Grundfrage,  ob  eine  Ausführung 
Neu-  oder  Unibau  sei,  unter  Sachverständigen  veranlassen  dürfte. 
Voraussichtlich  wird  sich  eine  befriedigende  Definition  nur  gelten 
lassen,  wenn  man  nicht  nur  die  konstruktive  Herstellung 
der  einzelnen  Hautlieile,  wie  oben  geschehen,  soudern  auch  die 
Anordnung  des  Bauwerks  in  das  Bereich  der  Erklärung  zieht  — 

Ueber  die  Bewahrung  von  Däohern  aus  Eisenblech 

bringen  wir  folgenden  Passus  aus  einer  uns  überlassenen  brief- 
lichen Mittheilung  zum  Abdruck,  welcher,  bei  aller  Uuvollstäii- 
digkeit,  die  demselben  anhaftet,  doch  durch  die  darin  enthaltenen 
positiven  Angaben  einiges  Interesse  besitzen  dürfte. 

Der  Autor  der  betr.  .Mittheilung  schreibt,  dass  sich  die  bei  land- 
wirtschaftlichen Gebäuden  verwendete  Eisenblech-Bedachung  an 
zwei  genannten  Orten  vorzüglich  bewährt  habe.  Dieselbe  habe 
sich  überall  da  gut  gehalten,  wo  die  Holzkohlen -Bleche  vou 
Hause  aus  durch  einen  Mennige-Anstrich  gegen  Rosten  geschützt 
wurden.  Ein  1853  gelegtes,  etwa  1200_J™  grofses  Scheunendacb 
erhielt  alle  3  Jahre  äufserlich  einen  Austrieb  aus  Stein- 
kohlentheer,  welcher  incl.  Arbeitslohn  etc.  20— 30  M.  kostete. 
Erst  seit  1  Jahr  wird  sogen.  Hiiler'scher  Dachlack  angewendet, 
welcher  etwa  drei  Mal  so  viel  als  Steinkohlentheer  kostet  -  Eigent- 
liche Reparaturen  an  dem  Dache  sind  seit  24  Jahren  nicht 
vorgekommen. 

Trinkwasser-Untersuchung  in  Berlin.  In  Folge  einer 
von  der  Stadtverordneten- Versammlung  ausgegangenen  direkten 
Anregung  und  vielleicht  in  der  Absicht  um  mehrfach  im  Publikum 
laut  gewordenen  Zweifeln  über  die  (Qualität  der  von  den  stadti- 
schen W  asserwerkeu  gelieferten  Wasser  wirksam  begegnen  zu 
können,  hat  der  Magistrat  von  Berlin  den  folgenden  mit  Aner- 
kennung zu  begrikfsenden  Beschluss  gefasst: 

a)  Monatlich  zwei  qualitative,  quantitative  und  mikroskopische 
Untersuchungen  des  von  den  Werken  am  Stralauer  Thor, 
sowie  des  von  den  Wasserwerken  in  Tegel  stammenden, 
in  die  Hausleitungen  hinüber  geführten  Wassers: 

b)  Monatlich  eine  qualitativ,  quantitativ  und  mikroskopisch 
durchgeführte  Untersuchung  des  Spreewassers  vor  der  Fil- 
tration, bezw.  des  Tegeler  Wassers: 

o)  Mindestens  zwei  Mal  monatlich  zu  wiederholende,  in  deu 
Monaten  stärkerer  Vegetation  öfter  durchzuführende  Unter- 
suchungen des  ans  den  Filtern  abfliegenden  Wassers  auf 
den  Gehalt  an  organischer  Substanz  -  um  den  Grad 
der  Wirksamkeit  der  Filier  festzustellen; 

d)  Zeitweise  Untersuchungen  des  als  gewascheu  auf  die  Filter 
zurück  gebrachten  Sandes  auf  Gebalt  an  organischer  Substanz; 

c)  Vierteljahrlich  auszuführende  Untersuchungen  vou  konzen- 
trirten  Verdampfungs-Rückstiüiden  des  Leitungswassers,  um 
die  in  geringerer  Menge  vorhandenen  Verunreinigungen 
nach  Möglichkeit  quantitativ  zu  bestimmen, 

durch  einen  qualifizirten  Chemiker  vornehmeu  zu  lassen. 

Ursache  eines  Schadenfeuers.  In  einem  unter  meiner 
Beaufsichtigung  ausgeführten  und  vor  seiner  Benutzung  einer 
eingehenden  Prüfung  (namentlich  auch  in  Bezug  auf  die  Schorn- 
steinzügei  unterworfenen  gröberen  Schnlgebäude  entstand  etwa 
5  Monate  nach  Eintritt  der  Benutzung  Morgens  wahrend  der 
Unterrichtsstunde  Feuerlärm.  Es  brannte  die  Fulsle»te  nebst 
austobender  Fiusbodenbedielung  in  einer  Breite  von  50"»,  doch 
wurde  das  rechtzeitig  bemerkte  Feuer  bald  gelöscht.  Was  war 
die  Ursache  der  Entstehung  desselben? 

Durch  Klopfen  an  die  massive  Wand,  dicht  über  der  Brand- 
stelle überzeugte  ich  mich  davon,  dass  ein  Schomsteinzug  dahinter 
liege.  Der  Holzdübel,  an  welchen  die  Fußleiste  befestigt  ge- 
wesen, war  in  den  Feuerungszug  gedrungen.  Die  Mündung  dieses 
Zuges,  der  im  Kellergeschoss  auslief,  fand  ich  vollkommen  frei 
von  Russ  und  es  muaste  folglich  der  Zug  verstopft  sein.  Es  ergab 
sich,  dass  beim  nachträglichen  Einsetzen  eines  Ofenrohrsteius  eiu 
Ziegel  in  den  Zug  gefallen  war  und  sich  etwa  80"»  tief  unter 
der  betr.  Fußleiste  festgesetzt  hatte.    Der  über  der  Sperrstello 

haue  die  Entstehung  des  Feuers  herbei  «***Googk 


80 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG.  23.  Februar  1878 


Die  Schuld  trifft  theils  den  Schreiner,  weil  derselbe,  trotz 
Krmahnung,  den  Holzdübel  an  einer  solchen  Stelle  der  Wand 
eingetrieben  hatte,  hinter  dem  ein  Feuerungszug  lag.  Mehr 
noch  igt  der  Schornsteinfeger  schuldig,  weil  dieser  verabsäumt 
hatte,  nach  dem  Reinigen  der  /(ige  sich  nach  dem  Verbleiben 
des  Kusses  in  der  Mündung  im  Kellergeschoss  umzusehen. 

Burgsteinfurt,  im  Febr.  1878.  A.  Sartorius,  Archit. 

Neues  zur  Sandblaa-SohlelfereL  In  Verfolg  unserer  betr. 
Nachrichten  machen  wir  heute  auf  ein  in  der  hiesigen  Ratt- 
ausstellung  ausgestelltes  Glasfenster  aufmerksam,  «reiches  von 
der  AusbUdungg-Fähjgkeit  und  dem  hohen  Werthe,  den  die  Sand- 
hlas-Schleiferei  für  architektonische  Zwecke  sich  zweifellos  errin- 
gen wird,  einen  Beweis  liefert 

In  dem  vorliegenden  Falle  ist  das  Verfahren  auf  die  Be- 
handlung farbiger  Ueberfanggläser  angewandt  worden.  Fs  werden 
von  den  gefärbten  Schichten  durch  den  Blaseprozess  diejenigen 
Flachenthcile  ganz  oder  in  geringerem  Maafse  beseitigt,  die,  der 
Musterbildung  entsprechend,  fort  genommen  werden  müssen,  und 
es  wird  so  eine  farbige  ornameutirte  Scheibe  in  wechselvollster, 
event  monumentaler  Ausführung  gebildet. 

Dem  Architekten  ist  in  dieser  Ansftthrungsweise  ein  Mittel 
geboten  farbige  «roamentirte  Scheiben  getreu  nach  seiner 
Zeichnung  hergestellt  /<i  erhalten,  u.  z.  zu  verhaltnissnuifsig 
sehr  geringen  Preisen,  da  diese  sich  nicht  höher  stellen,  als  bei 
den  durch  das  Sandblas- Verfahren  bisher  «weiten,  in  ei 

■Stück  in  der  BMa^stennng  Ut  die  hielte  Firma'  Westphal 
u.  Ganter,  S.W.  Schütxen-StraJsc  73. 


II,  Ordent- 


1877    78.  1 
liehe  2t,  Hilfslehrer  3«,  l'rivatdozenten  6;  Summa  74. 

2»  Studireude:  95  Bauführer.  74ti  Baukunstbeflissenc  für 
den  Staatsdienst,  92  Pri\at- Architekten,  1<>  Ansiander  (Nicht- 
deutsche),  zus.  949  immatrikulirte  Stndireude;  hierzu  78NIlospi- 
tanten  (darunter  2  Auglander),  macht  in  Summa  1  (127  Studirende. 

3)  Neu- Aufgenommene  am  Beginn  des  Semesters i  durch 
Immatrikulation  192,  Hospitanten  fHi;  Summa  258  Studirende. 

Fs  befinden  sich  unter  den  Hospitanten  4  Studirende  der 
Universität,  1  der  Gewerbe  -  Akademie,  3  der  Berg  -  Akademie, 
1  Schfiler  der  Kriegs- Akademie  und  1  Lehrer  am  Kadettenhause. 

4)  Wöchentliche  Unterrichsstunden  -  Zahl.  Im  ordent- 
lichen Unterricht  247'/,  Stunde;  im  ausserordentlichen  Unter- 
richt 33  St:  Summa  280 '/j  Stunde. 

^  5)  Von  den  ad  2  au| geführten  74»!  Baukunstberlissenen  für 
besucht. 

6)  Von  den  18  Ausländern  sind:  ans  Holland  1.  aus  der 
Schweiz  1,  aus  Mahren  1,  aus  Ungarn  4,  aus  Russland  3  ans 
Norwegen  2,  aus  Schweden  1,  aus  Portugal  I,  aus  Nord-Amerika  2, 


Konkurrenzen. 
Kunstgewerbliche  Konkurrenz  In  Braunechweig.  Der 

Verein  zur  Forderung  des  Kunstgewerbes  in  Braunschweig  hat 
ein  Preis- Ausschreiben  Ober  folgende  Gegenstände  erlassen: 

a)  Zeichnungen  oder  Modelle  zu  Nähmaschinen,  u.  zw.:  1. 
zu  Nähmaschinen  fOr  Fufsbetrieb,  2.  zu  Nähmaschinen 
für  Handbetrieb.  Die  Kntwürfe  haben  sich  nur  auf  die  Form 
und  Ausstattung,  nicht  auf  die  maschinellen  Finrichtungen  zu 
erstrecken.  Das  Mascbinen-Svsteni,  dem  der  Kntwurf  sich  an- 
passen soll,  bleibt  freier  Wahl  (iberlassen,  ist  aber,  sofern  es 
auf  die  Formengebung  EinHu&s  geQbt  hat,  bei  der  Einsendung 
der  Futwürfe  zu  bezeichnen. 

Für  die  Lösung  der  Aufgabe  werden  als  Preise  2rVO  .//  für 
den  Kntwurf  einer  Nähmaschine  fttr  Fufsbetrieb  und  150  für 
den  Kntwurf  einer  Nähmaschine  für  Handbetrieb  ausgesetzt  Das 
Ausfnhrungsrecht  hinsichtlich  aller  eingereichten  Kntvrürfe  ver- 
bleibt den  Bewerber n. 

b)  Kntwürfe  zu  einem  Tapetenmnster  nebst  dazu  ge- 
höriger Kinfassungsborde,  bestimmt  zur  Wandbekleidung 
eines  kleinen  Salons  im  Renaissance -Stil.  Die  Tapete  soll  durch 
Maschinen-,  die  Borde  durch  Hand-Druck  hergestellt  werden.  Die 
Tapete  ist  in  2  bis  4  Farben  zu  halten  und  muss  zur  Ausfüh- 
rung mit  Gold  geeignet  sein.  Die  Borde  ist  in  4  bis  6  Farben 
zu  halten  und  muss  zur  Ausführung  in  Farbe  mit  Gold  wie  in 
Wolle  mit  Gold  geeignet  sein.  Ks  ist  ein  l*reis  von  &*).//.  aus- 
gesetzt. Die  preisgekrönten  Zeichnungen  und  deren  Ausführungs- 
reeht  gehen  in  das  Kigenthum  des  Vereins  über. 

Die  Arbeiten  sind  an  den  Vorstand  des  Vereins  zur  For- 
derung des  Kunstgewerbes  bis  zum  30.  Juni  1H7H  einzt 

I  »ic  Naincu  der  Preisrichter  sind  in  dem  ausgegebenen  I 
bekannt  gemacht  und  unter  denselben  Fachleute  in  obeniief 
der  Anzahl  vertreten.  Dieser  Umstand,  wie  die  Angemessenheit 
der  sonstigen  Bestimmungen,  welche  das  Programm  enthalt,  ge- 
statten es  uns,  die  Theilnahme  an  dieser  neuen  kunstgewerblichen 
Konkurrenz  bestens  zu  empfehlen. 

Kirchen-Konkurrenz  in  Leipzig.  Zu  der  am  4.  Febr.  d.  J. 
fälligen  Knnkurrenz  für  Kntwürfe  zum  Neubau  einer  Kirche  für 


die  IVtri gemeinde  in  Leipzig  (M.  vergl.  S.  3»»,  Jhrg.  77  u.  III.) 
sind  nicht  weniger  als  79  Kntwürfe  eingelaufen.  Da  die  kirch- 
liche Baukunst  ein  Feld  ist,  auf  das  sich  der  Dilettantismus 
jugendlicher  Architekten  weniger  leicht  einzulassen  pflegt,  als 
etwa  auf  Kasino-  oder  Schulhaus-Bauten,  so  ist  die  Betheiligung 
an  der  Konkurrenz  als  eine  außerordentliche  zu  bezeichnen  und 
es  scheint,  als  ob  die  Krwaruingen,  welche  wir  in  dieser  Bezie- 
hung bei  Besprechung  des  Preis-Ausschreibcns  aufserten,  sich 
erfüllen  würden.  — 

Leider  verzögert  sich  die  Kntscheidung  und  die  seitens  des 
Kirchenvorstandes  erst  nach  derselben  beabsichtigte  öffentliche 
Ansstelluug  der  Arbeiten  ans  2  Ursachen  in  bedauerlicherweise. 
Ks  ist  einmal  nach  nicht  gelungen,  ein  passendes  Ausstellungs- 
Lokal  zu  finden,  in  welchem  eine  so  grolse  Anzahl  von  Zeich- 
nungen in  angemessener  Weise  untergebracht  werden  könnte. 
Die  Ueberlassung  eines  jüngst  vollendeten,  aber  noch  nicht  be- 
nutzten Schulhauses  zu  diesem  Zwecke  ist  beantragt,  seitens  des 
Rathes  alter  nicht  genehmigt  worden;  wahrscheinlich  wird  nichts 
übrig  bleiben,  als  aus  dem  reichlich  vorhandenen  Material  für 
„Messbuden  mit  Oberlicht"  ein  Ausstellungsgebäude  auf  dem 
Bauplätze  selbst  zu  errichten.  -  Die  zweite  Ursache  der  Ver- 


Hauplatzc 

zögerung  bildet  der  Umstand,  dass  Hr.  Prof.  Semper  «ich  noch 
nicht  darüber  geaulsert  hat,  ob  er  das  Amt  eines  Preisrichters, 
zu  welchem  er  im  vorigen  Jahre  sich  bereit  erklärt  hat,  thataächlieh 
ausüben  will;  bekanntlich  weilt  der  greise  Meister  zur  Herstellung 
seiner  Gesundheit  in  Italien  und  hat  sich  kürzlich  sowohl  dem 
Amte  eines  Preisrichters  in  Lausanne,  wie  der  Kinweihung  des 
neuen  Dresdener  Hoftheaters  entzogen.  Da  Ober  die  Krsatx- 
m anner,  welche  erforderlichen  Falls  an  Stelle  der  3  erwählten 
Preisrichter  (Semper,  Adler,  F.  Schmidt)  einzutreten  haben,  von 
vorn  herein  Bestimmung  getroffen  ist,  so  würde  event  an  Hm. 
Oherhrth.  von  Hansen  in  Wien  das  Ersuchen  um  Theilnahme 
an  den  Arbeiten  der  Jury  prgehen.  — 

Günstigsten  Falls  wird  daher  der  Beginn  der  öffentlichen 
Ausstellung  kaum  früher  als  in  I  I  Tagen  möglich  sein,  wahr- 
scheinlich aber  wird  derselbe  noch  langer  hinaus  geschoben  werden. 
Da  bei  der  starken  Betheiligung  an  der  Konkurrenz  und  dem 
Interesse,  das  die  Aufgabe  gewahrt,  sowie  bei  der  zentralen  Lage 
Leipzigs  ein  reger  Besuch  der  Ausstellung  seitens  auswärtiger 
Fachgeuossen  zu  erwarten  ist,  so  beabsichtigt  der  Leipziger 
Arrhitektenverein,  nach  dem  Vorgange  Hamburgs  bei  Gelegenheit 
der  Rathhaus- Konkurrenz,  wahrend  dieser  Zeit  ein  Fest  zu  ver- 
anstalten, zu  dem  Preisrichter, 

Besucher  eingeladen  werden  sollen.  Es  ist  zu  hoffen,  i 
fröhlichen  Herbstlagen  des  Jahres  1876,  an  welche  alle  Besucher 
jener  Hamburger  Ausstellung  mit  Vergnügen  zurück  denken,  eben 
so  genussreiche  Frühlingstage  in  Leipzig  entsprechen  werden. 
Nähere  Mittheilungen  werden  seinerzeit  noch  in  der  Dtseh.  Bztg. 
erfolgen.   

Brief-  nnd  Fra^ekasten. 

Berichtigung  von  Druckfehlern  in  dem  Referat  (Iber  den 
Vortrag  d.  Hrn.  Otzen  im  Architektenvereine  zu  Berlin  in 
No  16  d.  Bl.,  S.  70.  Auf  Sp.  1  Z.  8  v.  o.  lese  man  ,  real  er" 
statt  .vieler'  u.  a.  Sp.  2  Z.  41  v.  o.  „pflanzend,  statt  „pflegend". 

Hrn.  W.  Z.  Allgemeine  Vorschriften  hierzu  existiren  nicht; 
wenn  nicht  freie  Vereinbarung  stattfindet,  werden  die  Sätze  des 
Feldmesser- Reglements,  «int  diejenigen  Satze,  welche  im  Melio- 
rationswesen (S.  99  des  Baukalenders)  gewahrt  werden,  gelten. 

Hrn.  F.  T.  in  Buxtehude.  Wir  können  uns  auf  die  Be- 
antwortung baustatischer  Fragen  weder  im  Fragekasten  noch 
auf  briefliebem  Wege  einlassen.  Wenn  wir  Ihnen  gegenüber  eine 
Ausnahme  machen  nnd  erklären,  dass  in  Bezug  auf  die  qu.  Ge- 
wölbe-Anordnung die  von  Ihnen  vertretene  Ansicht  jlie  zutreffende 

dringende  Bitte,  diese  Abweichung  von  der  Regel  nicht  als  ein 
Pnkzedenz  für  sonstige  Falle  betrachten  zu  wollen. 

Hrn.  P.  II.  1)  Wir  glauben  bestimmt,  dass  Ihre  Zweifel  sich 
durch  die  an  den  Kopf  der  Tabelle  S.  108  des  Deutschen  Bau- 
kalenders  gestellte  Bemerkung  in  dem  Sinne  erledigen,  dass 
Ihnen  ein  Anspruch  auf  Reisekosten-Ersatz  in  beiden  gedachten 
Fällen  nicht  zusteht  Wenn  wir  aus  vielfachen  Zuschriften,  die 
an  uns  gehingen,  auch  zahlreich  Kenntnis.«  von  solchen  Fallen 
erhalten,  wo  die  in  die  Hände  der  Lokalbehörden  gelegte  dis- 
kretionäre Behandlung  von  Reisekosten-Liquidationen  zu  Harten 
führt,  so  können  wir  doch  nicht  glauben,  dass  dem  Vorkommen 
derartiger  Einzelfälle  durch  allgemein  geltende  Ministerial- 
Verfügungen  ein  Knde  zu  machen  wäre,  da  iu  derlei  Dingen  die 
lokalen  Verhältnisse  eine  so  erhebliche  Rolle  spielen,  dass  die 
einfache  Regelung  von  oben  herab  zur  Unmöglichkeit  wird. 

2)  Ueber  die  äulsere  Beschaffenheit  der  behufs  eines  Pateutge- 
suchs  zu  machenden  Vorlagen  bestehen  ausführliche  Vorschriften, 
die  bereits  vielfach  publizirt  wurden  sind;  Sie  können  Näheres 
darüber  vom  „Kaiserl.  Patentamt  in  Berlin"  erfahren. 

3)  Wenden  Sie  sich  au  die  „General-Verwaltung  der  Königl. 
Museen  in  Berlin." 

Hrn.  L.  in  Gross-Gerau.    Neben  mehren  Berliner 
metz-Firmen  betreibt  diejenige  von  Arkermann  in 
«Bayern)  das  Geschäft  der  Schleiferei  von  Granit,  Syenit  etc.  wohl 
iu  gröfstem  Maafsstabc. 

Anfrage.  Welche  Fabrik  liefert  schmiedeiserne,  nach  Muster 


ausgestanzte 


[lh 


l  tob  C»rl  Boliu  in 


K.  K.  O.  Friucfc.  W.  Mo 


Digitized  by  CjOOglc 


No.  17. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


81 


—   Nru».  In 


—  »»rklltUrMur.  (►"..«».•t/im«.)  -  l'.T«oii»l-N*chri>bt»ii.  —  Briff-  und  Fr  »f  I  •  » \t  n 


Hr. 


Versammlung 
*  hriftfnhrer 


»yuanitt,  d. 

i  gut  gereinigtes  eSprengol  in  sokher  Menge  enthält,  dass  ein 
iifenartiges  Ausscheiden  nicht  eintreten  kann,  in  vielen  Be- 
hlingen für  ungefährlicher  als  das  alte  Schwarzpulver.    Ks  sei 


Verein  für  Eisenbahnkrunde  zu  Berlin. 
12.  Februar  1878.  Vorsitzender  Hr.  Strecke! 
G.  Mpyer. 

Hr.  Hartwich  gab  Erläuterungen  an  seiner  neuesten  Schrift ; 
Bemerkungen  Ober  den  bisherigen  (lang  der  Entwickelnug  des 
Eisenbahn  wesens,  sowie  ober  dessen  Gestaltung,  nach  Maafsgalie 
der  Verhältnisse  und  Bedürfnisse,  mit  besonderer  Hucksicht  auf 
die  Zwecke  des  Vereins  zur  Förderung  der  Lokalbahnen  —  indem 
derselbe  den  Inhalt  der  Schrift  und  deren  Tendenzen  darlegte 
und  im  besonderen  die  derselben  beigefügten  Anlagen  besprach. 

In  einem  eingehenden  Vortrage  (Iber  neuere  Sprengstoffe 
gab  Hr.  Golz  zunächst  eine  Charakteristik  der  in  da- Hauptsache 
atomistisch  gemischten,  brisanten  Sprengstoffe,  im  Gegensätze  zu 
dem  mechanisch  gemengten  alten  Schwarzpulver,  und  erläuterte 
an  der  Hand  einer  Undulatums-Theorie  die  Verschiedenheit  der 
bezügl.  Wirkungen.    Hie  Wellenhöhe  der  Schwingungen  sei  um  so 

n'l'ser  zu  denken,  je  schneller  der  1'ebergang  aus  dem  festen  in 
gasförmigen  Zustand  erfolge,  je  .brisanter"  der  betreffende 
Stoff  sei.  Ebenso  wurde  die  besondere  Entzündungsart,  welche 
die  neueren  Sprengstoffe  verlangen,  sowie  der  Einfluss  erörtert, 
welchen  die  Stolsfestigkeit  und  die  Kohäsion  des  die  Sprengladung 
einschliefsenden  Mediums  ausübt:  manche  Eigentümlichkeiten  der 
brisanten  Explosion*- Wirkungen,  z.  B.  ihre  überraschende  Grefte 
in  sehr  festen,  ihre  scheinbare  Unbedentendheit  in  lockeren  Medien, 
die  F.ntbehrlichkeit  einer  starken  Verdammung  u.  s.  w.,  wurdeu 
näher  erklärt. 

Hieran  schloss  sich  ein  kurzer  l'eberblic.k  über  die  früheren 
und  die  jetzigen  Fabrikations  •  Methoden  1 )  der  Nitroglycerin-, 
2)  der  Schiefswoll-Präparate.  Von  den  in  der  Tunnelbau-Technik 
am  meisten  gebräuchlichen  Sorten  wurden  kleine  Proben  vorgelegt, 
z.  B.  verschiedene  Dynamite ,  Lithofrakteur ,  Spreng-tielatine, 
Schiefswollen.  Auch  die  verwandten  amerikanischen  Prä|»nrate 
(Mica  fWrfer,  llendroc  J'owder)  fanden  Erwähnung.  Der  Vor- 
tragende bezeichnete  guten  Dynamit,  d.  h.  solchen, 

troi 

Ziehungen  für  ungefährlicher  als  das  alte  Schwarzpulv 
zu  bedauern,  dass  das  Bestreben,  in  möglichst  kleinem  Volumen 
möglichst  viel  wirksamen  Stoff  zu  konzentriren,  hier  und  da  wohl 
zu  weit  getrieben  worden  sei.  Zu  fetter,  das  Sprengöl  erkennbar 
ausscheidender  Dynamit  erfordere  allerdings  grofse  Vonsicht.  Da- 
gegen sei  es  ein  gänzlich  unbegründetes  Vorurtheil,  dass  gefrorener 
Dynamit  von  sonst  guter  Beschaffenheit  besonders  zur  Selbst- 
zersetzung neige;  er  sei  im  Gegentheil  äusserst  schwer  entzündlich. 
Die  hantigen  I'uelürksfällc  in  den  Wännehütten  liefsen  sich  nur 
auf  Unvorsichtigkeit  oder  mangelhaftes  Material  zurück  fübreu. 
Entweder  sei  der  Dynamit  zu  fett  gewesen,  hal>e  Sprengel  ab- 
getropft und  dieses  gelangte  nun  durch  einen  Zufall  zur  Kxplnsiou, 
oder  die  Patronen  seien  mit  dem  heifsen  Ofen  in  Berührung 
gekommen,  oder  endlich  einzelne  Patronen  wäreu  aus  Versehen 
wochen-  oder  monatelang  in  sehr  hoher  Tempetatur  liegen  ge- 
blieben und  es  habe  sich  nun  durch  Ausscheiden  von  Unter- 
Salpetersäure  ein  bedenklicher  Zersetzungsprozess  eingeleitet. 
Alles  dieses  aber  seien  grobe  l'nterlassungs-Süuden,  die  mau  sich 
auch  beim  alten  SobielBpulver  nicht  ungestraft  zu  Schulden  kommen 
lassen  dürfe.  Guter  Dvnamit  sei  geduldiger  als  Schwar/.puiver, 
gerade  deshalb  aber  werde  er  nur  zu  oft  mit  unglaublichen! 
Leichtsinn  behandelt  und  die  dann  eintretenden  Unfälle  diskreditirten 
ihn  in  unverdienter  Weise.  Was  die  Znlassigkeit  des  Transports 
des  Dvnamit»  auf  den  F.iseubahneu  anbelangt,  so  sei  noch  besonders 
auf  d'ie  mehrjährigen  günstigen  Erfahrungen  in  ( >esterreich  hin- 
zuweisen. 

Die  erst  in  jüngster  Zeit  von  den  Nobei'schen  Fabriken 
hergestellte  Spreng  -  Gelatine  sei  uoch  sehr  wenig  bekannt  und 
erprobt  F.s  dürfte  nicht  unwahrscheinlich  sein,  dass  ihre  Wirkung 
die  des  besten  Dynamits  sehr  erheblich  übertreffen  werde,  und  es 
möchte  ihr  in  diesem  Falle  und  bei  sonstiger  Bewährung  besondere 
für  den  Handbohr- Betrieb  in  den  härtesten  Gebirgen  eine  gröfsere 
Zukunft  veraus  gesagt  werden  können.  Was  dagegen  den  Bohr- 
betrieb mit  Maschinen  anbelangt,  so  lasse  sich  nicht  verkennen, 
dass  durch  die  neue  Brandt' sehe  Bohrmaschine,  bei  der  bekanntlich 
der  Durehmesser  des  Bohrlochs  eine  viel  gleichgültigere  Holle  spielt 
als  bei  den  alten  Maschinen,  die  (  haneen  für  die  Verwendung  der 
im  Verhältnis*  zur  gleichwertigen  Dynamitmasse  etwa  um  ',  ,  volumi- 
nöseren, nassen  S  c  h  i  e  f s  w  o  1 1  e  erheblich  gestiegen  seien.  Schiel's- 
wolle  mit  etwa  25  %  Wassergehalt  sei  ein  absolut  iingefahrl  icher 
Stoff  und  nur  durch  eine  sehr  starke  Initial-Explosion  (Überhaupt 
zur  Zersetzung  zu  bringen,  welche  dann  ziemlich  genau  dasselbe 
leiste,  wie  ein  gleiches  Gewicht  Dynamit.  Als  l'ehelstand  sei  nur 
zu  bezeichnen,  dass  eben  die  Entzündung  schwierig  sei  und  etwas 
komplizirte  Vorkehrungen  —  Initial-Explosion  einer  kleinen  Menge 
Dynamit  oder  trockener  Schiel'swolle  erfordere  und  dass  die 
nässe  Schierswolle  gegen  die  Verdunstung  ihres  Wassergehalts 
besonders  geschützt  werden  müsse.  Mindestens  der  letzt  genannte 
l'ehelstand  scheine  aber  durch  eine  ganz  neuerdings  erfundene, 
bereits  patentirte  aber  noch  nicht  im  grofsen  fabrizirte  Schiefs- 
wollart  beseitigt.  Das  Wasser  sei  hier  durch  Paraffin  ersetzt  und 
die  I'iieuiptludlichkcit  dieses  chemisch  sehr  stabilen  Körpers  gegen 
zufallige  und  unbeabsichtigte  Einwirkungen  noch  gröfser,  als  der 
der  nassen  Schiefcwolle.   Angezündet  brennt  der  Stoff  wie 


kiehniges  Holz,  an  Sprengkraft  sei  er  der  nassen  Scbiefswolle 
völlig  ebenbürtig.  — 

In  üblicher  Abstimmung  wurden  die  Hrn.  Direktor  Gustav 
Dittmann,  Eisenbahn  -  Bau-  und  Betriebs -Inspektor  A.  Schneider, 
Eisenbahn-  Bauiuspektor  von  Geldern  und  Eisenbahn -Baumeister 
Zeyls  als  einheimisehe  ordentliche  Mitglieder  aufgenommen. 

Zar  Anlage  von  Blitzableitern.  Vergleicht  man  die  in 
No.  1U4  des  vor.  Jahrg.  dies.  Zeitg.  enthaltene  Mittheilung  Ober 
den  Blitzschlag,  welcher  am  16.  August  v.  J.  die  Petrikirrhc  in 
Berlin  betroffen  hat,  mit  der  in  „Berlin  und  seine  Bauten"  gegebenen 
Abbildung  der  Kirche,  so  muss  es  auffallen,  dass  bei  den  be- 
deutenden Metailrlächen,  welche  das  Dach  und  der  fast  zur  drei- 
fachen Höhe  desselben  sich  erhebende  eiserne  Thunnhelm  darbieten, 
der  Blitz  sich  einzig  pine  der  beiden,  auf  dpin  First  des  Kirchen- 
daches errichteten  Faugspitzen  aussuchen  und  einer  Leitung  folgen 
konnte,  die.  wie  die  stattgefundene  Schmelzung  einer  Löthstelle 
beweist,  nicht  einmal  eine  vollständige  war. 

Aus  der  Mittbeilung  ist  nicht  ersichtlich,  welche  der  beiden 
EaugspiUeu  getroffen  worden  ist :  wenn,  wie  zu  vermuthen.  das 
(iewitter  von  Osten  heran  gezogen  ist,  dürfte  es  die  am  Anfalls- 
punkte des  <  'hordachs  befindliche  Spitze  gewesen  spin  und  es  wird 
der  aus  dieser  Spitze  der  Wolken- Elektrizität  entgegen  getretene 
Strom  der  Erd- Elektrizität  so  mächtig  gewesen  sein,  dass  seine 
Wirkung  die  Anziehungskraft  des  fast  l'm  «>  hohen  metallenen 
Thurmhelms  übertraf.  Es  dürfte  hieraus  (im  Widerspruch  zu  der 
von  der  Techn.  Bau-Deputation  ausgesprochenen  Geringschätzung 
der  Blitzableiter- Anlagen  überhaupt)  die  bedeutende  Wirksamkeit 
einer  mit  vergoldeter  oder  Plattnspitze  versehenen  Fangstange 
unwiderleglich  hervor  gehen  ja  es  erweist  sich  die  Anwesenheit 
einer  Fangspitze  sogar  als  eine  ülier  den  eigentlichen  Zweck  des 
tJebiüidescliutzes  hinaus  gehende  Vorkehrung,  indem  diese  Spitze, 
anstatt  in  ihrer  Wirkung  auf  eine  unschädliche  Ableitung  beschrankt 
zu  sein,  herausfordernd  wirkt  und  die  blnlse  Holle  der  Ver- 
teidigung in  die  des  Angriffs  verwandelt. 


theidigung  in  die  des  Angriffs 

Mag  ein  solches  Verfahren  wohl  in  der  Taktik  eines  Kampfes 
zweier  Gegner  von  gleicher  Mächtigkeit  rathsam  oder  geboten 
sein,  so  scheint  dasselbe  doch  gegenüber  den  gewaltigen  Narnrkraften 
etwas  weuiger  am  Platze:  ich  wage  es  sogar,  der  Beschränkung 
der  menschlichen  Vorsicht  auf  ein  blnfses  Verl  heidi  gungs- 
Verfahren  das  Wort  zu  reden  und  mag  damit  vielleicht  gerade 
denjenigen  Punkt  treffen,  den  die  Techn.  Bau  -  Deputation  bei 
ihrem  allgemein  gehaltenen  Ausspniche  zunächst  im  Sinne  ge- 
habt hat. 

Als  Absicht  bei  Blitzableiter- Anlagen  wird  gewöhnlich  die 
hin  gestellt,  durch  die  grofse  Menge  der  im  Hayon  einer  Stadt 
sich  findenden  Fangspitzen  eine  allmüliche  Ausgleichung  der 
Erd-  und  Wolken-Elektrizität  herbei  zu  führen,  ohne  dass  eine 
gewaltsame  Ausgleichung  durch  den  Blitzstrahl  zu  Stande 
kommt.  Dass  dies  möglich  sei,  wird  in  der  Ex|>erimental-Physik 
an  einer  künstlichen,  mit  Elektrizität  geladenen  Wolke  und  unter 
derselben  aufgestellten  Fangspitze  ad  oculos  demoustrirt,  und  dass 
das,  was  im  kleinen  dargethan  wird,  unter  Entständen  auch 
einmal  im   grofsen  ^eintreten ^künne,  laugne^ic 

BlUz^rhUge'Lo^  fese 
und  während  kurzer  Zeit  unter  betäubendem  Donner  nieder 
fahren,  wird  —  mit  mir  die  Ansicht  gewonnen  haben,  dass 
zwischen  der  ungeheuren  Elektrizitäts-Ansammlung  in  den  Wolken 
und  der  Geringfügigkeit  der  durch  Fangspitzen  zu  bewirken- 
den stillen  Ausgleichung  ein  Missverbältniss  besteht,  welches 
einigen  Zweifel  au  dein  unbedingten  Erfolge  der  von  den  Ab- 
ieitern erwarteten  Wirksamkeit  rochtfertigt.  Man  wird  geneigt 
sein,  mir  in  der  Meinung  beizustimmen,  dass  es  wohlgethan  sein 
werde,  die  zu  treffenden  Maafsregeln  strikte  auf  unschädliche  Ab- 
leitung eines  etwa  herunter  fahrenden  Blitzstrahls  zu  beschränken, 
nicht  aber  in  herausfordernder  Weise  die  Wolke  gleichsam 
zu  zwingen,  sich  gerade  da  zu  entfaden,  wo  dieselbe  ohne  jene 
Augnffsmaafsregel  vielleicht  ruhig  vorüber  gezogeu  wäre 

Gerade  aus  diesem  Grunde  habe  ich  wahrend  meiner  mehr 
als  Hu j, ihrigen  Dienstzeit  bei  Anlagen  von  Blitzableitern  auf 
Gebäuden  niemals  Fangspitzen  anbringen  lassen,  sondern 
stets  mich  damit  liegnügt,  Dachfirste  nebst  Schornsteinen  und 
Giebeln  mit  einer  ununterbrochenen,  an  2  Seiten  in  die  Erde 
herab  geführten  Leitung  zu  versehen.  Spitzen  habe  ich  nur  bei 
Pulvermagazinen  an  den  isolirt  aufgepflanzten  Fangstangen  an- 
gewendet und  ich  glaube  auch  damit  meine  Pflicht  genugsam 
erfüllt  zu  haben.  Ich  kann  «s,  dieser  Auffassung  entsprechend, 
in  Bezug  auf  den  Blitzschlag  vom  15.  August  v.  J.,  von  dem  die 
Petrikirche  betroffen  worden  ist,  nicht  für  einen  Fehler  halten, 
dass  der  Thurmspitze  die  Fangspitze  mangelte.  Wenn  nur  die 
Leitung  in  tadellosem  Zustande  sich  befunden  hätte,  so  würde 
jener  Blitzschlag  (vielleicht  um  einige  Sekunden  später)  die  im 
hohen  Thurmhelme  ihm  entgegen  tretende  Erd  -  Elektrizität  sich 
aufgesucht  haben.  Aber  für  ein  unverantwortliches  Versäumnis« 
winde  ich  das  Fehlen  einer  Bl  i  tzah  I  ei  t  u  n  g  erklären,  da  dassellie 
bei  hohen  Gebäuden  etc.  die  Gefahr  gleichsam  freventlich  heraus 
fordert,  und  ebenso  pflichte  ich  dem  Tadel  bei,  dpr  a.  a.  O.  über  die 
mangelhafte  Verbindung  der  Ableitung  au  der  Petrikirche  aus- 
wird.   Ich  kann  zu  letzterem  Punkte  nicht  unter- 


y  Google 


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DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


27.  Februar  1878 


Krvstall- Pfeilerapiegel  und  Krystallkrone  zu  Gas;  —  von  Schäfer  A 
"  er  Modelle  für  Ventilation;  -  von  C.  Karney  Derlektor 


nach  Wolpcrt's  System:  -  von  K.  Ii.  l)»nikf  Marmor-Kochmascbine. 

Farhlitteratnr. 
Verzeichnias  der  bei  der  Redaktion  d.  BL  einge- 
gangenen neueren  technischen  Werke.  (Fortsetzung.) 
M.  Köhlnann,  Dr..  Professor.    Allgemeine  Maschinenlehre. 
Leitfaden  f.  Vortrage,  sowie  zum  Selbstunterricht,  mit  beson- 
derer Bcrücksiehtiguug  seiner  Kntwickching.     Dritter  Bd.: 
Strafsen-  und  Eisenbahn-Fuhrwerke,  einschl.  d.  Lokomotiven, 
Dampfnmnibnsse,  sowie  d.  Maschinen  n,  Appar.  f.  pneumatischen 
Trausport.    2.  verm.  u.  »erb.  Aull.;  mit  4lM  Hol/sehn.  Braun- 
schweig  IH77;  Schwelschke  ,v  Sohn.    I'r.  16  M 
L.  I'inzger,  Professor  in  Aachen.   Die  Berechnung  und  Kon- 
struktion der  Maschine  n- Klemente  ,  für  den  prakt.  Ge- 
brauch  aow.  als  Handbuch  für  Vorlesungen  bearbeitet  1.  lieft: 


lassen,  auf  den  oft  miBsarhteten  Umstand  aufmerksam  zu  machen, 
dass  Berührungen  von  Kupfer,  Zink  und  Fisen  gegenseitiger 
galvanischer  Zerstörung  ausgesetzt  sind. 

Oldenburg.  O.  L  a  s  i  u  s. 

Zur  Neuregelung  des  Submissionawesens.  lu  Folge 
einer  in  der  vorigen  Landtags -Session  durch  den  Abgeordneten 
Gärtner  (Magdeburg»  gegebenen  Anregung  sind  im  Handelsmini- 
sterium vorlaufige  Knnittelungen  und  Arbeiten  für  eine  Kevision 
bezw.  Xeureguliruug  de»  staatlichen  Subinissionsneseus  eingeleitet 
w  orden.  Dieselben  dürfen  als  Krfolg  versprechende  betrachtet  werden 
nachdem  der  (iegenstand  in  den  diesjährigen  Verhandlungen  des 
Abgeordneten -Hauses  abermals  zur  Sprache  gekommen  und  ein 
Pftrhhttfl.  des  Plenums  zu  Stande  gebracht  worden  ist  welcher 
theils  der  berechtigten  Kiuwirkung  sachverständiger  Kreise  auf 
die  vorliegende  Materie  das  Kehl  eröffnet,  theils  auch  dafür  vor- 
gesorgt hat.  dass  das  im  Ministerium  gesammelte  Material  in  einer 
möglichst  kurz  bemessenen  Frist  nutzbar  gemacht  werde. 

Anlas*  zu  der  abermaligen  Beschäftigung  des  Abgeordneten-  ' 
Hauses  mit  dem  Submissiouswescn  hatte  eine  Petition  des  „Berliner 
Baumarkt"  gegeben,  welche  in  austiihrlichster  Weise  auf  die  i 
bestehenden  Mäugel  aufmerksam  gemacht  und  in  ihrem  Schluss-  | 
satze  auf  Veranstaltung  einer  besonderen  Knqnetc  an- 
getragen hatte. 

Als  eine  Begünstigung  des  Schicksals  darf  es  angesehen  | 
werden,  dass  diese  Petition,  anstatt  an  die  Pclitions-Kommission 
zu  gelangen,  der  Budget-Knmmissiou  des  Hauses  zur  Bericht- 
erstattung überwiesen  worden  ist  und  dass  andererseits  es  nicht 
an  der  nöthigen  Zeit  gefehlt  hat,  um  der  Petition  die  gebührende 
eingehende  Behandlung  widmen  und  einen  wohl  motivirten  posi- 
tiven  Besrhluss  des  Plenums  herbei  fuhren  zu  können,  welcher 
den  folgenden  relativ  günstigen  Wortlaut  erhalten  hat: 

„In  Frwagung,  dass  nach  der  Erklärung  des  Regierung«- 
Kommissarius  die  Staate- Regierung  in  eine  Prüfung  und  Kevision 
der  Submission*- Bedingungen  für  Staatsbauten  und  Lieferungen 
bereite  eingetreten  ist.  die  Petition  des  Berliner  lluuinarkt  der 
Staats-Kegieruiig  mit  der  Aufforderung  zu  überweisen;  al  bei  der 
eingeleiteten  Intersuchung  auch  <i e werbt r ei b ende  hinzu 
zu  ziehen,  mid  b)  dem  Landtage  in  dessen  nächster  Ses- 
sion (liier  das  Krgebniss  der  I  ntersuchung  Mittln'ihing  zu  machen.' 

In  den  Verhandlungen  der  Budget-Kommission  war  vom  Ver- 
treter der  Staats- Itegieriuig  bei  Bekämpfung  dieses  Beschlusses 
ii.  a  geltend  gemacht  worden,  rdass  passender  \V<'ise  den  Petenten 
zu  uberlassen  sein  möchte,  sowohl  die  wegen  spezieller  Falle 
vorzilbrillgendeii  Beschwerden,  wie  auch  die  zur  Herbeiführung 
der  gewünschten  Aeuderuiigen  zu  machenden  positiven  Vor- 
schläge zur  Kenntnis*  der  Staatsrcgiemiig  zu  bringen.' 
Mit  Bezuit  auf  diese  Aeufsemug  hat  der  Berliner  Bauniarkt  jetzt 
den  Beschhiss  gefasst.  eine  genaue  Formulirung  positiver 
Vorschlage  auszuführen  und  hierzu  eine  Kommission  zu 
bilden,  welche  in  möglichst  kurzer  Zeit  ihre  Vorlagen  macheu  soll. 

Die  Kommission  ist  bereite  in  Thatigkeit  getreten  und  hofft 
sehr  bald  eine  Arbeit  zu  Stande  bringen  zu  können,  welche  der 
Regierung  die  bis  jetzt  scheinhar  fehlenden,  bestimmten  Anhalts- 
punkte für  die  in  Aussiebt  genommene  Beform  liefern  würde. 

Wir  geben  unseren  Lesern  von  diesem  Stande  der  Dinge 
Kenntnis?  theils  aus  dem  Grunde,  um  von  der  erfreulichen 
Thatigkeit  der  jungen  Institution  des  Berliner  Itanmarkt 
auf  einem  eminent  wichtigen  Gebiete  einen  Beweis  zu  liefern, 
theils  auch  um  aufserhalb  Stellende  anzuregen,  dem  Handels- 
Ministerium  mit  neuen  Ideen  oder  bestimmt  fnrmulirten  Vor- 
schlägen, die  aus  konkreten  Fallen  entwickelt  siud,  an  die 
Hand  zu  gehen,  indem  wir  glauben,  dass  derartine  Vorsclilage  an 
der  genannten  Stelle  einer  wohlwollenden  Aufnahme  gewiss  sein 
können.  _____ 

Neues  in  der  Berliner  Bau-Ausstellung.  In  der  Zeit 
vom  16.  bis  23.  Februar  wurden  neu  eingeliefert:  Von  Fd.  Puls 
ein  fliegender  Delphin  zum  Schmuck  eines  Kronleurhters,  aus 
Schmiedeisen  getrieben,  Oberlichtgitter,  Hausthürgitter  und 
Haiisthürfulhuig;  -  von  Schäffer  A  Waleker  f  Akt-Gesellseh.j  ein 
Zinkbronze-Kandelaber  zu  4  Gasflammen;  —  von  F.  Thielemaun 
Modell  zu  einer  Dachrinne  von  Zinkblech  und  ein  (  hampagner- 

C,  Hecken 


Die  Nietverbindungen.  Mit  10  lithogr.  Tafeln  u.  44  iu  d.  Text 
gedruckten  Holzschnitten.  Aachen  1877;  J.A.Mayer.  Pr.  6  .// 
Rernoalli's  Dampfinaschiueulebre.  6.  umgearbeitete  u.  ver- 
mehrte Auflage,  bearb.  von  Fr.  A  uteuheimer,  Direktor 
des  Technikums  in  Winterthur..    Mit  320  Holzschnitteu  u. 

2  Kupfertafeln.  Stuttgart  1877:  J.  G.  Cotta'sche  Buchhdlg. 
Pr.  11  M 

0.  II  Müller.  Zivil -Ingenieur  u.  Baumstr.  in  Budapest  Die 
Dampfmaschine  vom  ökonomischen  und  praktischen 
Staudpunkte  betrachtet.  Wien  1877;  Gerold  &  Sohn. 
Preis  (i  M 

A  Lorenz.  Ingenieur.  Tunnelbau  mit  Bohrmaschinen- 
betrieb. Mit  10  Tabellen  u.  B  Tafeln.  Wien  1877;  Leb- 
inaun  &  Wentzel.    Pr.  5  M. 

C.  Sf.taallenbran.dt,  Ingenieur  in  Berlin.  Das  Pulsnmeter  oder 
die  Dampf vacuum-Pumpe.    Mit  2  lithograph.  Tafeln  u 

3  Holzschnitten  im  Text.  Berlin  1877;  Polyteebn.  Buchhandlg. 
v.  A.  Seydel.    Pr.  3  .// 

A.  (Iraef,  Zeichenlehrer  in  Krfurt.  Die  Holzbearbeitungs- 
maschinen für  Tischler,  Bildhauer,  Dainpfschneide- 
reien  und  Fraseanstalten  etc.  Mit  7li  Abbild.  Weimar 
1877;  Bernh.  Friede  Voigt.    Pr.  1,60  .Ä. 

W.  P.  Exnrr,  Professor.  Die  mechanischen  Ilülfsmittel 
des  Steinbildhauer».  Mit  3  Tafeln.  Wien  1877;  Leh- 
mann A  Wentzel.    Pr.  2,50  .Ä 

Benielbe.  Das  moderne  Transportwesen  im  Dienste 
der  Land-  und  Forstwirtschaft  Mit  einem  Atlas  von 
15  Folio-Tafeln,  131  Fig.  enthaltend.  Weimar  1*77; 
Friedr.  Voigt.    Pr.  7,5o  .//. 

  (K.in-tiuii«  (»1,0  ) 

Personal  -  Nachrichten. 
Preufsen. 

F.rnannt:  Der  Posibauiuspektor  Kessler  in  Berlin  zi 
Posthanrath.  Der  Landbaumeister  II.  Krebs  zu  Trier 
Kreisbautnstr.  f.  d.  Baukreis  Bitburg  mit  d.  Vorlauf.  Wohnsitz  in 
Trier.  Der  Baumeister  K.Junker  in  Krfurt  z.  Landhaumcister 
das.  Die  Baumeister  Aug.  de  Groote  zu  Heinrichswalde 
und  <i.  Jungfer  zu  Löwenberg  i.  Schles.  zu  Kreisbaumeistent 
daselbst  Der  Kiseubabii-ltaumstr.  Hausdiug  zum  Kisenbahn- 
Bau-  u.  Bi  triebs-Inspektor  b.  d.  Oherschles.  Kisenbahn  in  K  atibor. 

Versetzt:  Der  Kreisbauinstr.  Mathy  von  Kempen  nach 
Hoyerswerda.  —  Der  F.isenbahn  -  Bau-  u.  Betrielis-lnspektor 
Stock  von  der  Oberschles.  zur  Berlin- Dresdener  Fisenhahn. 

Die  Bauführer- Prüfung  lür  beide  Farbrichtungen  haben 
bestanden:  Wilh.  Maeckler  aus  Koblenz.  Arthur  Czygan  aus 
Braunsberg,  Georg  liehdantz  aus  Barbv,  Camillo  Richter  aus 
Herzbere,  Wilh.  Ilohlfingaus  Paderl»or'n  und  Heinr.  Brohl  aus 
Cleve. 

Brief  nnd  Fragekaaten. 

Hrn.  K.  hier.  Ihre  Frage  nach  der  aussenden  zulässigen 
Geschwindigkeit  in  einem  im  Moorl>o<len  ausgehobenen  Strombett 
würde  seilet  dann  kaum  naher  beantwortet  werden  können,  wenn 
Sie  über  die  Art  des  Moorbodeus  eine  Acusserung  beigefügt  hatten. 
Im  allgemeinen  ist  Moorboden  weniger  sehwemmfuhig,  als  meistens 
angenommen  zu  werden  pflegt. 

Hm.  Ingen.  D.  in  Utrecht  Die  beste  Auskunft  über 
Falzziegel-Dächer  bei  Kiseubahugebaudenund  ebensoüber  rheinische 
Bezugsquellen  durften  Sie  von  den  Direktionen  der  Rheinischen 
Fisenbahn  iu  Köln  und  der  Pfälzischen  Kisenbahn  in  Ludwigs- 
hafen erhalten  können.  Im  übrigen  nehmen  wir  auf  den  Artikel 
auf  S.  33  Jahrg.  1h7«  uns.  BL  Bezug. 

Hrn.  II.  in  Schönau.  Pereis,  Der  landwirthschaftlicbe 
Wasserbau,  Berlin  1877  und  Vincent,  Der  rationelle  Wiesen- 
bau. Leipzig  1h7<i,  dürften  Ihren  Zwecken  am  meisten  genügen. 

Hrn.  Z.  in  M.  Kine  Spezialschrift  über  das  Kasseler  Wasser- 
werk ist  uns  nicht  bekannt  —  Wo  es  nicht  auf  besondere  Ge- 
nauigkeit ankommt,  erweist  sich,  so  viel  wir  hören,  das  Bohne'sche 
Nivellir- Instrument  als  recht  brauchlwir, 

Hrn.  P.  in  St.  Bestimmungen,  wonach  beim  Bau  von 
Schulgebäuden  eine  gewisse  KnUernung  von  Alleen  einzuhalten 
ist,  existireu  u.  W.  nicht:  es  liegen  aber  mehre  Gründe  auf  der 
Hand,  die  es  ruthlich  machen,  eine  grnl'se  Annäherung  an  Allee- 
baume oder  übeihaupt  Baumptlanzungeu  zu  vermeiden. 

Hrn.  H.  Dch.  iu  Dresden.  Kngel,  Handbuch  des  ges. 
bwdwirthsch.  Bauwesens,  Leipzig  1871,  A.  Gerstenberg,  die 
lamlwirtbscb.  Baukunde,  Berlin  1875,  und  Dr.  Rueff,  Bau  und 
Kmriclitung  der  Stallungen  etc.  der  Haustliiere,  Stuttgart  1875, 
weiden  das  Ihnen  Wisseuswerthe  enthalten. 

Hrn.  F.  iu  Muhl  hausen.  Die  Xo.  10  er.  dies.  Bl.  enthält 
eine  betr.  Angabe,  ausserdem  würden  Sie  sich  aus  Oottgcireu's 
Handbuch  über  die  phys.  und  ehem.  Beschaffenheit  der  Bau- 
materialien unterrichten  können. 

Ilm.  P.  B.  iu  Kiel.  Die  frag!.  Verschlüsse  werden  Ihnen 
von  allen  hiesigen  bekannten  Schlossereien  (Kd.  Puls  und 
A.  L.  Benecke  etc.!  geliefert  werden. 

Hrn.  W,  M.  hier.    Dass  und  wo  etwa  eine  Meisterprüfung 
für  Bniuueumacher  heute  noch  besteht  und 
dazu  verlangt  werden,  ist  uns  unbekannt 


Kür  Ji«  ; 


K-  K  O  KrlUfh.    Druck:  W.  II»,,,,  llolb.cti 


Nt>.  18. 


83 


Inhalt:  SfWSaJirt  »inj  Mnxnramliranc  ilt«  MlKirlwiiu.  (Nrliiu*..)  —  Jliitln-ilnm  aiu  ohii-m  Vortrag  üb«  AdlükJont-  und  Zahnrad  Lokomotiwa.  ■ 


Schiffahrt  und  Stromregulimng  des  Oberrheins. 


H  chon  seitens  der  letzten  internationalen  Rheüi- 
befalirungs-  Kommission  (1874),  die  aas  den 
(ersten  Wasserbautechnikern  der  6  an  der 
Stromstreckc  abwärts  der  Schweizer  Grenze 
liegenden  Rheinufer-Staaten  znsanunen  gesetzt 
war,  ist  die  Frage  nach  der  Bildung  einer 
Niederwasser-Hinne  in  Betracht  gezogen,  doch 
u.  W.  dabei  kein  bestimmter  Vorschlag  aber  die  Art  der 
Ausführung  ausgesprochen  worden.  Das  Urthcil  der  Kom- 
mission lautete  etwa  dahin,  dass  (tu*  die  Rheinstrecke  von 
Strasburg  bis  Maxau  resp.  Germersheim,  anf  welcher  zur 
Zeit  der  Strombefahrung  (Anfangs  Septbr.  1 874)  versuchsweise 
eine  rcgclmäfsigo  Dampfschiffahrt  für  Personen  und  Stückgüter 
betrieben  wurde,  eine  weitere  Regulirung  der  Schiffahrts-Rinne 
innerhalb  des  normalmälsig  begrenzten  Stromes  künftig  not- 
wendig werden  durfte,  sobald  auf  die  Beschaffung  eines  tieferen 
Fahrwassers  gedrungen  werden  sollte,  als  der  Strom  allein  zu 
bewirken  und  zu  erhalten  im  Stande  ist.  Nur  der  Kommissar 
für  FJsass- Lothringen  konnte  diese  Ansicht  nicht  theilen, 
indem  er  die  scharfen  Ausbiegungen  des  Thalwegs  von  einem 
Ufer  zum  anderen  für  ganz  naturgcmäfse  Erscheinungen  er- 
klärte, woran  die  Kunst  nichts  zu  andern  vermöge.  Kr  allein 
behauptete,  dass  es  ein  regelmäfsigeres  Fahrwasser  kaum  geben 
könne,  als  in  der  fast  mathematisch  gleichförmigen  Thalwcg- 
Serpentine  des  Oberrheins,  und  dass  die  Ausbildung  des 
Strombettes  zum  Schiffahrtsbetriebe  lediglich  dem  Strome  selbst 

überlassen  werden  müsse.  

Wie  nothwendig  die  Nachhilfe  der  Menschenhand  ist, 
hat  sich  nur  zu  bald  nach  jener  Strombefahrung  gezeigt. 
Schon  10—14  Tage  nachher  musste  die  Dampfschiffahrt,  ob- 
wohl nur  die  wenigst  tiefgehenden  Schiffe  der  Kölnischen  und 
Düsseldorfer  DampfechhTahrts-Gesellschaft  verkehrten,  wegen 
mangelnder  Wassertiefo  eingestellt  werden.  Dieselbe  ist  seit- 
dem eingestellt  geblieben  und  es  haben  die  weiteren  Versuche  der 
Schleppschiffahrt  inzwischen  nur  bei  höheren  Wasserständen 
(-j-1,83;  2.53;  2,22  Str.  P.)  unternommen  werden  können. 

Obgleich  zugegeben  werden  mag,  dass  sich  der  Thalwcg 
nach  möglichst  voUständiger  Schliefsung  der  Ocffhungen  in  den 
beiderseitigen  Parallelwerken  von  selbst  regelmäßiger  und  viel- 
leicht auch  breiter  als  bisher  ausbilden  wird,  so  bleibt  doch 
eine  Zunahme  der  Tiefe  im  höchsten  Grade  unwahrscheinlich. 
Es  hegt  keinerlei  Veranlassung  vor,  wodurch 
der  Wassertiefe  an  den  Schwellen  bewirk! 

erscheint  gerade  die  Wahrnehmung,  dass  die 
ke,  wenigstens  im  gegenwärtigen  Stadium  der  Korrek- 
tion, allmählich  an  Zahl  noch  etwas  abnehmen,  wodurch  die 
Sei-|>entmcn  länger  werden  und  der  Thalweg  mitunter  für 
auffallend  lange  Strecken  auf  einer  und  derselben  Stromseite 
verbleibt,  als  besonders  bedenklich.  Denn  dabei  zweigen 
häutig  einzelne  Wasserarme  vom  Thalweg  ab,  indem  sie  die 
seitlich  anliegende,  lang  gestreckte  Kiesbank  durchbrechen, 
und  fallen  in  die  sekundäre  Rinne  hinter  derselben  über,  so 
dass  beim  eigentlichen  Thalwcg-Ucbergang  nicht  mehr  eine  gc- 
oft  kaum  die  Hälfte  des  gesammten 


vorhanden  ist. 

Hiernach  darf  behauptet  werden,  dass  schon  heute  der 
Zeitpunkt  gekommen  ist,  um  auf  dio  Schaffung  eines  tieferen 
Fahrwassers  im  Rheinstrom  zu  drängen,  und  dies  besonders 
mit  Rücksicht  darauf,  dass  die  künstliche  Vertiefung  der 
Schiffahrts  -  Rinne  unter  allen  Umständen  eine  Reihe  von 
Jahren  in  Anspruch  nehmen  wird.  — 


Fl«.  L 


Zur  Entscheidung  der  Frage,  wie  das  Strombett  umge- 
wandelt werden  kann  und  ein  schmaleres  Profil  mit  dauernd  I 
genügender  Wassertiefe  zwischen  den  bestehenden  Parallel- 
werken  sich  einfügen  lässt,  ist  in  erster  Linie  das  jetzige  ' 
Querprofil  näher  zu  untersuchen.    Die  vorhandenen  Unregcl-  I 


mäfsigkeiten,  welche  naturgemäfs  bei  niedrigem  Wasser 
schärfsten  hervor  treten,  sind  so  bedeutend,  dass  das 
mittlere  Querprofil  (Fig.  1),  welches  aus  einer 
Anzahl  von  Profilen,  bezw.  aus  den  Mitteln  der  in  diesen 
Profilen  in  gleichen  Abständen  von  der  Axe  gemessenen 
Wassertiefen  gebildet  ist  ,  nur  als  eine  selten  vorkommende 
Abnormität  bczeiclmct  werden  nrass;  unmittelbar  an  den 
Ufern  zeigt  das  Profil  die  gröfsten,  im  mittleren  Drittel  hin- 
gegen, wo  der  Thalweg  die  Schwellen  kreuzt,  die  geringsten 
Tiefen.    Die  beiden  Extreme  des  Querprofils  (Fig.  2)  zeigen 

abwechselnd  je  auf  einer 
"*  *  Seite  eine  grofsc  und  sehr 

tiefe,  auf  der  anderen 
Seite,  hinter  der  Kiesbank, 
aber  nur  eine  kleine  und 
flache  Rinne, 
ist  letztere  au! 


so  dass  die  Kiesbank  sogar  über  Wasser  mit  dem  Lande 
zusammen  hängt.  Auf  dem  weitaus  gröfsten  Tlieil  der  Längen- 
Ausdehnung  der  Kiesbänke  besteht  jedoch  die  alte  tiefe  Rinne, 
in  welcher  der  Thalwcg  gelegen  hatte,  bevor  das  Vorrücken 
begann,  noch  in  voller  Breite  und  Tiefe  weiter. 

Das  mittlere  Querprofil  des  jetzigen  Strom- 
bettes stellt  somit  zwei  durch  einen  breiten,  in 
der  Strommitte  hinziehenden  Kiesrücken  ge- 
trennte Rinnen  dar,  welche  durch  den  Anprall 
des  serpentinirenden  Stromes  an  die  Parallcl- 
werke  gebildet  und  offen  gehalten  werden. 

Es  kann  keinem  Zweifel  unterliegen,  ^  dass  bei  einer 
solchen  Abnormität  des  Querprofüs  die  Normalbreite  des 
Profils  für  die  vorherrschenden  Wasserstande  zu  grofs  be- 
messen worden  ist  Dagegen  ist  durch  Ausführung  eines 
schmaleren  Profils,  welches  unsymmetrisch  in  das  bestehende 
breite  Profil  lüncingclegt  wird.  Abhülfe  zu  schaffen,  zumal 
schon  eine  solche  Lösung  gewiasermaafsen  durch  die  Form 
des  jetzigen  Profils  vorgezeichnet  zu  sein  scheint.    (Fig.  3.) 

Fi«,  J. 


Es  genügt,  den  Thalweg  in  einer  der  beiden  seit- 
lichen Rinnen  fest  zu  halten  und  eben  diese  Rinne 
durch  die  Arbeit  des  Stroms  erweitern  zu  lassen,  während 
die  zweite  Rinne  mit  deu  hierbei  frei  werdenden  Geschiebe- 
Massen  allmählich  verschüttet  wird.  Auf  diese  Weise  wird 
die  nasse  Querschnittsnache  des  jetzigen  Gesammt-Profils  nicht 
im  mindesten  verringert,  sondern  es  findet  nur  eine  Dcpla- 
zirung  des  Materials  der  Kiesbänke  statt,  welches  in  regel- 
mäßiger Weise  auf  dio  eine  Seite  des  Flufsbcttes  lünüber 
geleitet  wird. 

Mit  Rücksicht  auf  die  Abführung  der  Hochwasser 
würde  es  vortheilhaft  sein,  das  schmalere  Profil  durchweg  auf 
eine  und  dieselbe  Uferseite  des  bestehenden  Strombettes 
zu  legen.  Dies  Verfahren  möchte  jedoch  an  Flussmündungen, 
bei  Häfen  und  Landeplätzen  vielleicht  zu  Unzuträglichkeiten 
führen,  zu  deren  Vermeidung  es  geboten  wäre,  an  den  hierfür 
geeignetsten  Stellen  mit  der  tiefen  Rinne  von  einem  Ufer 
zum  andern  hinüber  zu  gehen.  Man  würde  solche  Uebcr- 
gänge  auf  eine  möglichst  geringe  Zahl  beschränken  und  die- 
selben namentlich  in  den  Stromstrecken  mit  gerader  Richtung 
zu  vermeiden  suchen.  In  schärferen  Kurven  müsstc  die 
Fahrrinne  an  das  konkave  Ufer  angelehnt  werden. 

Beträchtlich  höhere  Kosten  würde  man  aufwenden 
müssen,  wenn  man  auf  die  Herstellung  eines  symmetrischen 
Profils  hinaus  ginge.  Denn  es  müssten  hierbei  zwei  neue 
Parallelwerke  geschaffen  werden,  welche  weit  in  die  bestehen- 
den Scitenrinncn  liincin  fallen  und  dadurch  in  der  Ausführung 
schwierig  sein  würden.  Andererseits  ist  das  unsymmetrische 
Profil  auch  für  die  Schiffahrt  vorzuziehen,  weil  die  Schiffo 
dabei  immer  direkt  an  einem  hohen  Parallolwcrke  (Ufer)  an- 
legen kömien  und  aufserdem  der 
sicherer  zu  bewirken  ist. 

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84 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


2.  Marz  1878 


Dem  Vorschlage  zur  Anlage  eines  unsymmetrisch  hegenden 
Niederwasser- Profils  wird  entgegen  gehalten  werden,  dass 
dabei  der  Lauf  des  Thalwegs  gekürzt,  somit  ein  gröberes 
Gefalle,  also  auch  eine  stärkere  Strömung  als  jetzt  statt- 
findet, geschaffen  wird.  Dazu  tnuss  auf  die  Erfahrungen  Ober 
die  Bewegung  des  Wassers  in  Flussbetten,  bezw.  auf  die 
hieraus  abgeleiteten  bekannten  Formeln*)  verwiesen  werden, 
u.  z.  insbesondere  auf  die  Holle,  welche  hierbei  der  sogen, 
mittlere  Kadius  R  und  das  rel.  Gefalle  ./  spielen.  Die  Ge- 
schwindigkeit r  hängt  nicht  nur  von  ./,  sondern  mindestens 
in  gleichem,  und  nach  den  meisten  Formeln  sogar  in  viel 
höherem  Grade  von  R  oder,  was  bei  verhältnissmafsig  breiten 
Profilen  gleich  bedeutend  ist,  von  der  mittl.  Wassertiefe  t  ab. 
Daher  ist  vor  allem  zu  untersuchen,  welche  Veränderung  bei 
Ausführung  des  obigen  Vorschlags  R  erleiden  wird. 

Es  ist  nicht  zu  verkennen,  dass  hei  sehr  niedrigem 
Wasserstande  der  Thalweg  wenigstens  zu  V»  seiner  Gesammt- 
länge  in  den  schmalen  seitlichen  Rinnen  mit  grofsen  Wasser- 
tiefen bezw.  grofsem  R  hegt  und  dass  die  Uebcrgänge  über 
die  Schwellen,  mit  den  breiten  Profilen  und  kleinem  R,  höch- 
stens %  der  Gesammtlänge  ausmachen.  Wenn  nun  für  das 
Niederwasser  ein  Profil  von  gröfscrer  Breite,  als  die  jetzige 
Niederwasser-Kinne  durchschnittlich  besitzt,  gewählt  wird,  so 
niuss  R  sich  von  selbst  dennafson  verringern,  dass  die  be- 
fürchtete ungünstige  Wirkimg  der  Gefallsvermehrung  minde- 
stens aufgehoben  wird.  Denkt  man  unter  den  bestehenden 
Verhältnissen  bei  sehr  niedrigem  Wasserstande  die  flächen 
mit  todtem  Wasser,  so  wie  die  breiten  seichten  Ränder  als 
nicht  vorhanden,  so  bleibt  für  die  Flächen,  auf  denen  wirk- 
liche Strömung  stattfindet,  oder  für  den  eigentlichen  Thalwcg 
kaum  (he  Hälfte  der  Fläche  zwischen  den  Parallelwerkcn 
übrig.  U.  E.  müsste  aber  ein  durchlaufendes  Niedcrwasscr- 
Profil  auf  der  Strecke  Strafsburg-Lauterburg  sicher  mehr 
als  die  halbe  Breite  der  bestehenden  Strombahn  erhalten, 
so  dass  bei  der  vorgeschlagenen  Art  der  Regulirung  that- 
sächlich  eine  Erweiterung  der  jetzigen  Niederwasser-Rinne 
stattfinden  würde.  Dem  entsprechend  soll  die  jetzige  Wasser- 
tiefe auch  nur  an  einzelnen  Stellen,  über  die  Schwellen  hinweg, 
durch  Schmälerunc  des  Profils  vermehrt  werden.    (Fig.  4.) 


Fi*  « 

m"                 wo  ~ 

*  

Es  handelt  sich  daher  im  grofsen  und  ganzen  um  eine  Aus- 
gleichung der  zur  Zeit  bald  zu  breiten  und  seichten,  bald  zu 
schmalen  und  tiefen  Thalwcg-Hinne,  wobei  in  erster  Linie 
darnach  gestrebt  werden  soll,  das  Wasser  parallel  zu  den 
Ufern  abzuführen,  so  dass  dasselbe  vom  Anprall  an  die 
Ufer  abgehalten  wird  und  so  grofsc  Wassertiefen  wie  die 
heutigen,  bezw.  ein  so  grobes  R  Oberhaupt  nicht  mehr  ent-  | 
stehen  können.  Eine  Steigerung  der  mittleren  Geschwindigkeit 
braucht  schlechterdings  nicht  befürchtet  zu  werden. 

Angenommen  aber,  dass  eine  Vermehrung  der  mittleren 
Geschwindigkeit  wirklich  entstände,  so  müsstc  dennoch  mit 
der  durch  die  GeradfÜhrung  der  Wasserfäden  bewirkten  Aus- 
bildung eines  der  ganzen  Breite  nach  nahezu  gleich  tiefen 
ProIiis  (wie  sich  solches  übrigens  am  Oberrhein  in  längeren 
Rinnen  häutig  von  selbst  gestaltet.)  der  sehr  bedeutende  Vor- 
theil erzielt  werden,  dass  auch  die  Strömung  nach  der  ganzen 
Hrcite  des  Profils  in  eine  nahezu  gleichmäfsigc  übergehen 
würde.  Die  Schiffahrt  würde  folglich  allein  mit  der  mittleren, 
oder  jedenfalls  nur  mit  einer  solchen  Maximal-Geschwindigkeit 
zu  rechnen  haben,  welche  das  Mittel  kaum,  und  —  wie  wir 
aus  analogen  Beobachtungen  schlichen  —  höchstens  um  10% 
übersteigt.  Sollte  es  doch  bei  einem  richtig  gewählten  Quer- 
profil überhaupt  keinen  ausgesprochenen  Strom  st  rieh 
geben!  —  Unter  den  bestehenden  Verhältnissen  sind  dage- 
gen die  Schiffe,  ausser  bei  höheren  Wasserständen,  gezwungen, 
durchaus  dem  Thalwege  zn  folgen,  in  welchem  die  mittlere 
Strom-Geschwindigkeit  sehr  weit,  bis  zu  30%  und  mehr, 
Oberstiegen  wird.  Es  könnte  gegen  diesen  Uebelstand  in  der 
That  eine  kleine  Vermehrung  der  mittleren  Geschwindigkeit 
in  dem  veränderten  IVofilc  gar  nicht  in  Betracht  kommen. 

Wir  glauben  auf  Grund  der  vorstehenden  Ausführung 
die  bestimmte  Behauptung  aufstellen  zu  können,  dass  die 
Strömung  im  geregelten  Nicdcrwasser-Profil,  trotz  der  Kürzung 
des  Weges,  bei  Nieder-  und  Mittelwasser  geringer  und 

■)  Kutter,  Di*  n«r»  Form*!«  Iii  die  Bnxpmg  d«.  Wmmn,  Wtan  IST7. 


somit  für  die  Schiffahrt  günstiger  sein  würde,  als  sie  es  in 
der  jetzigen  Fahrrinne  ist.  Für  die  Hochwasser  wird 
diese  Ansicht  vielleicht  nicht  mit  derselben  Gewissheit  gelten 
können,  doch  kann  auch  hierzu  mit  aller  Sicherheit  ange- 
nommen werden,  dass  beim  Hochwasser  auf  der  Hachen 
Seite  des  Profils  eine  erheblich  verminderte  Strömung  sich 
ergeben  wQrde,  die  von  der  Schiffahrt  sehr  gut  benutzt  werden 
könnte.  Auch  bei  den  oben  erwähnten  Schleppversuchen, 
welche  wegen  des  Tiefgangs  der  gewählten  Schleppkähne 
(bis  zu  1,9")  nur  bei  höheren  Wasserständen  ausgeführt 
werden  konnten,  ist  der  konstatirte  relative  Erfolg  wesentlich 
dem  Umstände  zuzuschreiben,  dass  die  Schiffe  nicht  immer 

brauchten,  sondern  dass  dieselben  vielfach  in  der  schwächeren 
Strömung  der  Rinne  hinter  den  Kiesbänken  fahren  konnten. 

Es  bietet  neben  den  oben  dargelegten  grofsen  Vortheilen 
das  Niederwasser-Profil  in  der  vorgeschlagenen  Art  alle  wün- 
schenswerthe  Sicherheit  für  den  denkbar  besten  Betrieb  der 
T  a  u  e  r  e  i.  Die  Vorzüge  dieser  fruchtbringenden  Errungenschaft 
der  Neuzeit  brauchen  hier  nicht  aufgezählt  zu  werden,  da- 
gegen dürfen  die  Schwierigkeiten,  welche  sich  einer  derartigen 
Schiffahrt  unter  den  bestehenden  Verhältnissen  entgegen  steUen, 
nicht  unerwähnt  bleiben. 

Im  Thalwege,  wohin  das  Tau  oder  die  Kette  verlegt 
werden  müsstc,  ist  die  Geschiebeführung  sehr  stark  und  findet 
daselbst,  mit  Ausnahme  der  ziemlich  seltenen  Beharrungsstände, 
auch  das  ganze  Jahr  hindurch,  selbst  bei  dem  kleinsten 
Wasserstande  statt.  In  den  Thalweg-Rinnen  am  Ufer  gehen 
oft  ausserordentlich  rasch  Profilveränderungen  vor  sich,  indem 
die  Rinnen  sich  nach  der  Strommitte  hin  erweitern  und  zugleich 
(bisweilen  in  wenigen  Tagen  um  mehre  Meter)  aufhöhen. 
Unterhalb  der  Schwellen  fallen  die  Kiesrücken,  im  Längen- 
profile, stets  mehre  Meter  tief  überraschend  steil  ab.  Legt 
sich  das  Tau  durchweg  auf  den  Grund  und  an  die  steile  Bö- 
schung an,  so  kann  dieselbe  an  den  erwähnten  Stellen  bei 
Hochwasser  stündlich  um  1—2"  iJknge  verschüttet  werden. 

Schlimm  ist  ferner  die  leichte  Veränderlichkeit  des 
Thalwegs  nach  Lage  und  Länge.  Es  kommt  vor,  dass  der 
Thalweg  rasch  eine  völlig  veränderte  Richtung  einnimmt,  indem 
er  sich  in  die  sekundäre  Rinne  hinter  eine  Kieshank  verlegt. 
In  diesem  Falle  wurde  eine  vollständige  Verrückung  des  Taues 
oder  der  Kette  in  die  neue  Bahn  Ober  eine  Kiesbank  hinweg 
erforderlich  sein.  Ungleich  gröfser  aber  würden  die  Schwierig- 
keiten sein,  die  dadurch  entstehen,  dass  Kette  oder  gar  Tau 
an  allen  Uebergängen  zu  verlängern  oder  zu  verkurzen  wären, 
so  oft  beim  Steigen  und  Fallen  des  Wassers  der  Thalwcg  sich 
mehr  gerade  streckt  oder  mehr  schlängelt.  Und  solche  Aus- 
gleichungen (wenigstens  Verlängerungen)  würden  sehr  liäufig 
vorgenommen  werden  müssen. 

Fasst  man  alle  erwähnten  Ucbelständc  zusammen,  so 
kann  den  vielfach  bestehenden  Zweifeln  über  die  Möglichkeit 
der  Einführung,  bezw.  eines  lohnenden  Betriebs  der  Tauerei 
oder  Kettenschiffahrt  auf  dem  Oberrhein  eine  gewisse  Berech- 
tigung nicht  abgesprochen  werden.  Durch  die  Schaffung 
eines  Niederwasserprofils  würden  alle  diese  Hindernisse  mit 
einem  Schlage  beseitigt  werden.  Eine  Verschüttung  des 
Taues  durch  starke  Kiesschichten  könnte  nicht  mehr  vor- 
kommen, indem  lici  Hochwasser,  in  Ermangelung  von  Angriffs- 
objekten von  der  Art  der  jetzigen  Kiesbänke,  doch  nur 
sehwache,  höchstens  einige  Dezimeter  machtige  Schichten  in 
Bewegung  gesetzt  und  auf  dein  Tau  abgelagert  werden  könnten. 
Es  ist  anzunehmen,  dass  die  Geschiebeführung  ausser  bei  Hoch- 
wasser fast  ganz  aufhören,  jedenfalls  aber  ziemlich  stetig  vor 
sich  gehen  würde,  und  höchst  wahrscheinlich  würden ,  wenn 
dereinst  erst  die  kleineren  und  leichteren  Geschiebe  ausge- 
waschen und  fort  getrieben  wären,  auf  der  Sohle  des  schmaleren 
Profils  die  zurück  bleibenden  groben  Kiesel  immer  vorherr- 
schender werden  und  schliesslich  eine  Steindecke  bilden,  welche 
nur  bei  Hochwasser  angegriffen  und  etwas  in  Bewegung  ge- 
rathen  würde.  Es  würde  ferner  allen  Bedürfnissen  der  Landes- 
kultur und  Ufer-Unterhaltung  Rechnung  getragen  sein.  Es 
könnte  in  Wahrheit  eine  Schiffahrt-Strafse  gebildet  werden, 
welche  für  den  denkbar  entwickeltesten  Verkehr  ausreichte. 
Insbesondere  würde  die  Tauerci  bei  der  immerhin  ziemlich 
starken  Strömung  das  günstigste  Feld  vorfinden  und  ver- 
möge billiger  Schlepplöhnc  in  aller  Balde  einen  lebhaften 
Schiffsverkehr  ins  Leben  rufen  können.  Einem  Kanal  mit 
Kammerschleuscn  würde  eine  solchermafsen  gesicherte,  mit  sehr 
wenigen  Ausnahmen  stets  offene  Wasserstrafse  schon  wegen 
des  durchaus  ungehinderten,  einer  unbeschränkten  Entwickelung 
fähigen  Tauerei- Verkehrs  entschieden  vorzuziehen  sein,  zumal 
auch  die  Schiffahrts-Unterbrechungen  im  strengsten  Winter  sehr 

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No.  18. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


85 


viel  kürzer  sein  worden  als  auf  dem  Kanal.  Die  Eisbildung 
ist  am  Oberrhein  schon  jetzt  sehr  unbedeutend  nnd  würde  in 
einem  schmäleren  Profile,  ohne  Kiesbänke  nnd  Arme  todten 
Wassers,  bei  der  ziemlich  gleichm&fsigen  lebhaften  Bewegung 
im  ganzen  Querprotil  fast  völlig  aufhören.  — 

Selbstverständlich  werden  liei  Vergleicbung  der  Vortheile 
einer  weiteren  Itegulirung  des  Rheinstroms  gegenülrer  einem 
Schiffahrtskanal  die  Kosten  bedeutend  ins  Gewicht  fallen  und 

Worte 


sapen. 
Für  i 


die  184  k»  lant 
rischen  Grenze  bei  Honingen  bis  zur  bayerischen  Grenze  hat, 
einschliefslich  der  Wiederherstellung  der  Hochwasserschaden, 
seitdem  Jahre  1840  der  Gcsammt- Aufwand  auf  der  elsassischen 
Seite  gegen  24  (MX)  000  M.  betragen,  wovon  ca.  7  000  000  auf 
die  57 Km  lange  Strecke  unterhalb  Strafsburg  (Ausmündung 
des  kleinen  Rheins  bezw.  des  Dl-Rhein-Kanals)  entfallen.  Mit 
dieser  Summe  wurde  der  reifsende  Strom,  so  weit  es  sich  um 
sein  linkes  Ufer  handelte,  unter  vollständiger  Umwälzung  seiner 
Verhältnisse,  in  eine  ganz  neue  Baiin,  welche  er  sich  grofsen- 
tbeils  selbst  ausbilden  musste,  eingeleitet  und  darin  fest  ge- 
halten. Jetzt  sind  die  Verhältnisse  erheblich  günstiger,  insofern 
ein  festes,  durchlaufendes  Parallelwerk  auf  einer  Seite  des 
projektirten  engeren  Profils  schon  vorhanden  ist,  wodurch  die 
Fassung  des  Stromes  wesentlich  erleichtert  wird.  Ausserdem 
kann,  was  von  grofscr  Wichtigkeit  ist,  die  fast  auf  die  ganze 
Länge  durchlaufende  Rinne  unter  Abwartung  der  güustigsten 
Lagerung  der  Kiesbänke,  überall  vortheilhaft  benutzt  werden. 
Im  Gegensatze  zn  der  erstmaligen  Korrektion  würde  es  sich 
jetzt  darum  handeln,  bei  kaum  halb  so  grofsen  Wassertiefen 
ein  neues,  nur  bis  auf  Niederwasser-Höhe  reichendes  Parallel- 
werk bezw.  eine  Uferbekleidung  an  den  hinter  der  neuen  Ufer- 
linic  fest  zu  haltenden  Kiesbänken  herzustellen  und  namentlich 
eine  feste,  meist  unter  Wasser  befindliche  Prolilkante  zu  schaffen. 
Das  neue  Parallelwerk  wäre  sodann  durch  Querbauten  mit  dem 
betr.  Ufer  zu  verbinden.   Es  würde  hierdurch  das  Gerippe 

schwach  ansteigendes  zweites  (unteres)  Vorland  gebildet  werden. 
Zwischen  diesem  tief  liegenden,  viele  Verlandungslücken  ent- 
haltenden Gerippe  müssten  die  in  Bewegung  befindlichen  Ge- 
sehicbc-Massen  in  möglichst  ausgiebiger  Weise  aufgefangen 
werden.  Ob  zu  diesem  Zwecke  die  Querbauten,  welche  wir 
uns  eigentlich  nur  ab  Geschiebefänge  denken,  allenfalls  schon 
vor  Anlage  des  Parallelwerks  herzustellen  wären,  und  ob  ferner 
an  den  konvexen  Ufern  die  Querbauten  oder  die  Parallel- 
werke  ganz  entbehrt  werden  könnten,  müsste  spezieller  Er- 
wägung vorbehalten  bleiben.  U.  E.  würde  sich  die  Sache 
weit  einfacher  gestalten,  als  es  für  den  Fernstehenden  den 
Anschein  hat.  Aufecr  den  erwähnten  Vorgängen  bei  Reguli- 
rung  der  badischen  Binnenflüsse  sprechen  hierfür  u.  a.  auch 
die  Erfahrungen,  an  den  südbayerischen  Flüssen,  an  dem 
Niederwasserprofil  der  Isar  bei  München  und  insbesondere 
diejenigen  an  der  Rhone  im  Kanton  Wallis.  An  letzterem 
Flosse  sind  bezüglich  der  Ausbildung  eines  30 — 40 m  brei- 
ten Xiederwasser- Profils  mit  ansteigenden  Vorländern  über- 
raschend günstige  Erfolge  erzielt  worden,  und  es  verdient 
dieser  Fall  schon  wegen  der  Eigentümlichkeit  des  ange- 
wandten Hausystems  l>esowlere  Ucachtung  (I)igues  rotäinues, 
pamJltlcs  (i  r ajre  du  ftmraut ,  rrnforcJes  par  des  epis  ou 
des  tprrons).  Aehnliche,  wenn  gleich  weniger  auffallige  Erfolge 
sind  überhaupt  bei  allen  Flusskorrektionen  gemacht  worden, 
wenn  die  Profilbreite  nur  annähernd  richtig  bemessen  war. 

Auf  Grund  der  vorerwähnten  Erfahrungen  und  namentlich 
des  Umstände«,  dass  die  jetzt  erfolgenden  heftigen  Angriffe 
im  Thalweg-Profil  künftig  wegfallen,  folglich  die  Steindeckung 
der  Ufer  im  neuen  Profile  eine  leichtere  sein  dürfte  als  bisher, 
kann  mit  Sicherheit  angenommen  werden,  dass  die  Kosten  für 
die  Erstellung  und  vollständige  Konsolidirung  des  unsymmetri- 
schen Profils  höchstens  die  Hälfte  von  dem  betragen  würden,  was 
für  die  bestehende  Anlage  auf  einer  Uferseite  bereits  veraus- 
gabt ist  und  für  deren  rückständige  Konsolidirung  anter  Wasser 
demnächst  noch  zu  verausgaben  sein  würde.  Für  diese  rück- 
standige Konsolidirung  müssen  pro  Meter  Parallelwcrk  noch 
mindestens  30  M.,  für  die  Strecke  Strafsburg-Lauterburg  von 
57  K-  Länge  somit  1  710  000  M.  dem  bisherigen  Aufwände  von 
7000000  M.  zugeschlagen  werden.  Der 
die  bestehende  linksrheinische  Anlage 
würde  also  rund  8  700  000  M.  betragen  und  wir  veranschlagen 
hiernach  die  Gesammtkosten  des  unsymmetrischen  Niederwasser- 
Profils  auf  etwa  4  350  000  M.  Rechnet  man  nun  aber,  dass 
die  weitere  Konsolidirung  der  bestehenden  Parallelwerke,  welche 
in  der  Tiefe  bis  jetzt  kaum  zur  Hälfte  nothdürftig  mit  Stei- 


scin  würden,  als  die  Parallelwerke  des 
mit  immer  wieder  eintretenden  Tiefen 


nen  gedeckt  sind,  auf  einer  Seite  im  Betrage  von  1  710  000  M. 
gänzlich  und  auf  der  andern  Seite,  wo  die  Kinne  anliegt,  etwa 
zu  Vj  mit  1 140000  M.,  zus.  ca.  2  850  000  M.  gespart  werden 
können,  so  sind  für  die  Schaffung,  Ausbildung  und  Konsoli- 
dirung des  Niederwasser-Profils  überhaupt  nur  4  350  000  — 
2  850  000  =  1  500  000  M  aufzubringen. 

Allerdings  setzt  vorstehende  Schätzung  durchweg  günstige 
Uauverhältnisse  bei  lang  andauernden,  sehr  niedrigen  Wasser- 
ständen während  einer  Bauzeit  von  ca.  5  Jahren  voraus.  Sollte 
diese  Amiahme  aber  nicht  zutreffen  oder  sollte  eine  erheblich 
kürzere  Bauzeit  vorgeschrieben  werden,  so  möchte,  um  recht 
hoch  zu  greifen,  mit  einem  Mehr- Aufwände  von  1  000  000  — 
1  500  000  M.  die  ganze  Umgestaltung  des  alten  und  Fertig- 
stellung des  neuen  Profils  in  solcher  Solidität  ausgeführt  werden 
können,  dass  die  Unterhaltungskosten  sich  auf  ein  Minimum 
beschränken  würden.  —  Zwar  wird  auch  nach  Durchführung 
einer  vollständigen  Deckung  der  Bauten  mit  dem  verfügbarem 
Sandsteinmaterial  aus  den  Vogcscn  und  dem  Schwarzwaldc 
die  Unterhaltung  der  Rheinbauten  niemals  ganz  aufhören ; 
dass  aber  die  von  den  direkten  Angriffen  des  serjtentinirenden 
Stromes  entlasteten  Parallelwerke  des  Niederwasserprofils  (mit 
Maximaltiefen  von  5— 6»  unter  0)  sehr  viel  leichter  zu  unter- 
des bestehenden 
von  9—13» 

ist  in  dio  Augen  springend.  Auch  das  ganze  nach  unserem 
Vorsclüagc  umgewandelte  Profil  würde  nicht  mehr  Unter- 
haltungskosten verursachen,  als  das  bestehende  nach  erfolgter 
Konsolidirung ,  so  dass  also  die  Erhaltung  der  einmal  herge- 
stellten Schiffahrt-Strafse  überhaupt  keine  weiteren  Kosten  ver- 
anlassen würde.  Es  verdient  dieser  Umstand  ganz  besonders 
hervor  gehoben  zu  werden  gegenüber  der  Thatsache,  dass 
Schiffahrts- Kanäle  sehr  hohe  Unterhaltungskosten  verur- 
sachen. So  sind  beispielsweise  für  die  Unterhaltung  und  Be- 
dienung der  auf  16  1G5  0O0  M.  veranschlagten  elsässisclien 
Strecke  des  Strafsburg- Lud wigsbafener  Kanals  jährlich  ca. 
100  000  M.ausgesetzt,  was  allein  schon  einem  Kapitalwcrthe 
von  2  000  000  M  entspricht.*) 

Es  scheint  uns  somit  nicht  zweifelhaft,  dass  die  weitere 
Rcgulirung  des  Oberrheins  aus  technischen  und  ökonomischen 
Gründen  selbst  noch  für  d  e  n  Fall  durchgeführt  werden  muss, 
dass  der  projektirte  Ludwigshafener  Kanal  thatsächlich  zu 
Stande  käme.  Würde  doch  der  völlig  regulirtc  Rhein  in 
diesem  Falle  eine  vortreffliche  Gelegenheit  zur  raschesten  und 
billigsten  Tbalfahrt  bieten,  also  eine  sehr  werthvollc  Ergänzung 
des  Kanals  bilden.  — 

Wir  glauben  in  Obigem  zur  Genüge  dargethan  zu  haben, 
dass  die  Frage  der  Rheinregulirung  nach  verschiedenen  Rich- 
tungen von  sehr  grofser  Bedeutung  ist.  Dieselbe  wird  zur 
Zeit  leider  noch  vielfach  unterschätzt  und  schief  beurtheilt,  vor 
allem,  weil  sie  bisher  noch  zu  wenig  besprochen  worden  ist. 
Wir  würden  es  freudig  begrüfsen,  wenn  unser 
zu  einer  erneuten  Prüfung  derselben  Anlass  geben 
und  wenn  namentlich  die  Frage  zunächst  in  technischen  Kreisen 
etwas  klarer  gestellt  würde.  **)  An»  leichtesten  würde  man  zum 
Ziele  gelangen,  wenn  die  oben  angedeutete  Itegulirung  probe- 
weise auf  einer  kurzen  Strecke  von  etwa  4 — 5Kra  durch- 
geführt würde.  Die  Kosten  eines  solchen  Versuches  würden, 
da  nur  eine  thcilwcise  Konsolidirung  der  Bauten  erforderlich 
wäre,  200  000  M.  sicher  nicht  übersteigen  und  man  könnte 
dadurch  allein  die  Möglichkeit  der  Ausführung  zur  Evidenz 
nachweisen,  sowie  auch  ein  ganz  sicheres  Urlheil  über  die 
Höhe  der  aufzuwendenden  Kosten  gewinnen.  Würde  sodann  noch 
ein  etwas  genaueres  Projekt  mit  zuverlässigem  Kostenanschlag 
über  die  Herstellung  eines  Kanals  von  Strasburg  nach  Lud- 
wigshafen aufgestellt  werden,  so  würdo  alles  wünschenswerthe 
Material  für  die  Beurtheilung  der  schwierigen,  für  ganz  Deutsch- 
land so  wichtigen  Schiffahrtsfragc  gewonnen  und  diese  ihrer 
Losung  um  einen  grossen  Schritt  näher  gebracht  sein. 

Strasburg  im  Herbst  1877.  A. 


*)  StraMvurgM  /l.*.  1»75,  Sa.  IM. 

**)  E«  ix  erfrrolkk,  d«M  der  an  eben  »u«gf«tt«f>e  .1.  Band  dea  lieuiinger'arhtti 
HandNu-ha  der  Inceiüw-  WI»en»ehafteo  einen  bMugUrhen  VorwhUs  vm  Ilm. 
Waiwrbau  ln»p.  Senlirnting  In  Wearl  »iilnill-  l>le*er  Vor«hl*s  liott  rlicnfalU  auf 
rill»  rtrhrnaterun«  de»  frohl«  ib.  Ein  »e»enUletier  l'u«er*r»l*d  be»tehl  Jedoch  darin, 
dua  Hr.  S_,  wenigstem  in  crrml'B  RlrrrkiM»,  da»  iwnpl«  Protl  dem  )ml|ni  uhlan- 
gelnden  Thalweg*.  folgen  la**en  will,  liirnv  Anordnung  •*-heinl  auf  der  Vnnink**tiung 
einer  xrnfunn  llegeiinifaiKkcit  dm  Rbnnlwttaa,  der  Klert.ankn  und  Kaanlnu»,  alt 
tfiatjärlilirh  beateht,  und  hMM-.orut.rf  auch  auf  der  Annahm«  xu  beruhen,  daaa  ein 
m*M«M  Sarpentinircn  de*  Thal-eg.  In  der  IJeradcn  »eil«)«  narh  erfolgter  Wiwchrin- 
knng  fortdauern  »ürde.  LeUler.»  »Ird  vermied™.  •ot.aM  eine  dem  Nirderaaaarr 
wirklWl  entaneeehrndr  KtniehränkunK  vcirKenniuinen,  al-o  ila«  l'.U'l  an  Im  Wund 
gnlkuut  wird.  Dabei  dürfen  al>er  die  niedrig  amuLtn-udm  Parallel-  und  Anerhlii»»- 
Werke  BuVht,  «k  Hr.  S.  ajlgeroetii  empfiehlt,  iiacn  erfolgter  Veriandung  Ida  über  die 
Vegftajionagrcnxft  erhöht  werden,  weil  hierdurch  dir  Strömung  t«*i  luMii-reru  Wa*<*r- 
ataade  unnöthig  vermehrt  würde.  Da*  Nirdrrwa»«eTKtrufil  bedingt  eben 
eine  dauernd  muglieh.it  liefe  Laue  der  betderaritlgeD  faraltrlwurke  oder 
wvutptenj  eine«  derselben,  damit  alih  dvi  Mdgende  Waxwr  unhivrleu  kau«. 


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86 


2.  März  1878 


Mittheilung  aus  einem  Vortrage  Uber  Adhäsions-  und  Zahnrad -Lokomotiven. 

(Gehalten  im  obcrrhcin.  Bezirks  •  Verein  des  badiscben  Techniker -Vereins  zu  Freiburg  i.  B.  am  20.  Januar  1878 

von  Oberingenieur  Moller.) 


Die  Leistungsfähigkeit  der  Lokomotiven  im  allgemeinen  be- 
ll KX)  Z 

rechnet  sich  nach  der  Formel  Q  =  r- ,  -    -  Q„  worin  q  und  Q, 

das  Gewicht  des  Zuges  bezw.  der  Lokomotive,  Z  die  Zugkruft  am 
1  tadumfang  (alles  in  Tonnen  ausgedrückt),  A  die  absolute  Steigung 

"  pro  t  Zug- 


der  Bahn  (in     pro  *"*)  unli  w  den 
gewicht  (in  Kilogr.)  bezeichnen. 

Der  Faktor  Z  ist  das  Produkt  aus  Adhäsiousgcwicht  und 
Reibungskoeffizient  Letzterer  ist,  wie  bekannt,  keine  konstante 
Größe,  sondern  von  Witterung  und  Schienenzustand  abhängig  und 
schwankt  zwischen  0,12  und  0,20.  Die  vorgeschriebenen  Zugbe- 
lastungen einiger  Bahnen  ergeben: 
bei  der  Schweizerischen  Zentralbahn: 

bei  Im         Steigung  0,160  lteibung, 

,   20  »,'«>       ,  0,14« 

.  »»/••     »  0,140 
•  bei  der  Uetlibcrgbahn  (bedungene  Leistung  bei  Vergebung  der 
Maschinen): 

bei  70  9/n>  Steigung  0,120  Keibuug, 
bei  der  Tirtiscr  Bahn: 

bei  45  %o  Steigung  0,128  Reibung. 
Hieraus ergiebt  sich,  dass  mitzunehmenderSteigung  die  Reibung 
immer  weniger  zur  Ausnutzung  gelangt.  Ks  ist  in  Folge  dessen 
das  Maschinengewicht  im  Vergleich  zur  Zugkraft  sehr  grols  und 
es  nimmt  die  Leistungsfähigkeit  mit  zunehmender  Steigung  rapide 
ab.  So  zieht  z.  B.  eine  Swkskupplcr-SchwarzwaldbahnGüter- 
maschine  auf  ebener  Bahn  1200  t,  wahrend  die  gleiche  Maschine 
bei  10  »/oo  Steigung  nur  noch  300  t  und  bei  25  %,  120  r  zieht 
Dabei  wiegt  diese  Lokomotive  samntt  Tender  53  T  und  zieht  da- 
her auf  25<y'r»  nicht  viel  mehr,  als  ihr  doppeltes  Eigengewicht. 
Die  absolute  Zugkraft  einer  solchen  Maschine  ist  6T,  somit  nur 
'/,,  des  Maschincngcwichts.  oder  mit  anderen  Worten:  Zur  Er- 
zielung einer  Zugkraft  von  1 T  sind  11*  Maschinengewicht 
nothwendig. 

Bei  der  Anzahl  von  Pferdekräften ,  welche  eine  solche 
Maschine,  ihrem  Gewicht  entsprechend,,  hat,  kann  jene  Last  pro 
Stunde  20 Km  weit  befordert  werden ;  bei  langsamerer  Fahrt 
wäre  zwar  eine  leichtere  Maschine  genügend,  sie  wftrde  aber 
nicht  die  nötliige  Reibung  erzeugen.  Die  Verringerung  der  Ge- 
schwindigkeit würde  außerdem  eine  Verkleinerung  des  Triebrad- 
Durchmessers  erfordern,  die  aus  folgenden  Gründen  nicht  thun- 
lich ist :  Es  besteht  zwischen  Zugkraft,  Triebrad-Durchmesser  D, 


d  und  Kolbenhub  l  die  Relation  Z 


D 


verkleinert  man  D,  so  verkleinert  sich  tf*  in  gleiohetn  Verhältnis* : 
</  nimmt  daher  nicht  um  die  gleiche  Größe  wie  D  ab,  d.  h.  der 
Dampf-Zylinder  rückt  dem  Buden  niiher.  Thatsachüch  kann  man 
mit  D  nicht  viel  unter  1  m  hinab  gehen,  wahrend  bei  diesem  Maaß 
eine  kleinere  Geschwindigkeit  eine  zu  langsame  Bewegung  des 
Kolbens  zur  Folge  hatte,  was  sowohl  auf  die 
als  auch  auf  di 


i  Ausnutzung  der  Ex- 


bei 


die  Mangel  der  gewöhnlichen  Maschinen,  welche 
Steigungen  auftreten,  zu  beheben  oder  möglichst  zu 
st  es  nothwendig,  die  Kraft  der  Maschine,  statt  durch 
die  unsichere  Reibung,  durch  feste  Anhaltspunkte  auf  die 
Bahn  zu  übertragen  und  eine  möglichst  kleine  Zuggeschwindigkeit 
durch  möglichste  Verkleinerung  von  D  zu  erzielen,  was  nur  durch 
Einführung  einer  Uebersetzung  möglich  ist  Dies«!  beiden  Be- 
dingungen sind  bis  jetzt  am  vollkommensten  durch  die  Riggen- 


bach'schc  Zahnrad  -  Maschine  erfüllt,  bei  welcher  D  zwischen 
0,23 m  und  0,50  ■  genommen  werden  kann,  weshalb  bei  einer 
noch  so  kleinen  Zuggeschwindigkeit  (beim  Rigi  5  Km  pro  Stunde) 
eine  große  Kolbengeschwindigkeit  und  gute  Verbrennung  erzielt 
wird,  während  die  Zugkraft  gleich  der  jeweils  ganz  bestimmten 
Größe  des  Zahndruckes  ist  Die  Berechnung  der  Leistungsfähig- 
keit der  Zahnradmaschinen  lieferte  Zahlen,  welche  Obiges  in 
eminenter  Weise  bestätigen.  Die  kleinen  Lokomotiven,  welche 
die  Züge  bei  250%n  Steigung  auf  den  Rigi  führen,  haben  bei  nur 
12,5  t  Gewicht  eine  Zugkraft  von  5,5  T;  es  ist  somit  die  Zugkraft 
nahezu  halb  so  groß  als  das  Maschinengewicht  und  es  fallen  auf 

1  t  Zugkraft  nnr  2,3 T  Maschinengewicht,  während  wir  bei  den 
Schwarzwaldbahn  -  Maschinen  gesehen  haben,  dass  dort  für  die 
gleiche  Zugkraft  1 1 1  Maschinengewicht,  somit  5  mal  mehr,  noth- 
wendig waren.  Jene  kleine  Maschine  würde  bei  25°/oo  (allerdings 
bei  stark  reduzirter  Geschwindigkeit)  174  *  befördern,  also  ihr 
14 fache-.  Eigengewicht,  während  die  Schwarzwaldbahn  -  Maschine 
bei  der  gleichen  Steigung  nur  1201'  oder  nicht  viel  mehr  als  ihr 
doppeltes  Eigengewicht  Befördert  Bei  100"/,*,  zieht  die  Rigi- 
maschine  immer  noch  40  T,  bei  250°/«,  10 T  und  bei  430a/a>  immer 
noch  sich  selbst  Durch  dieses  sehr  geringe  Maschinengewicht 
im  Vergleich  zu  der  beförderten  Last  wird  das  Verhitltniss  zwischen 
Brutto-  und  Netto-Znggewicht  ein  ungemein  günstiges,  während 
durch  die  Möglichkeit  der  Anwendung  größerer  Steigungen,  bei 
gleicher  Leistung,  die  Erstellungskosten  der  Bahnen  im  Gebirge 
durch  Wegfallen  der  theuren  Serpentinen  ganz  bedeutend  ermäßigt 
werden  können.  Für  den  Betrieb  selbst  hat  das  System  den 
Vortheil,  dass  die  Abnutzungen  an  Schienen  und  Rädern,  welche 
bei  Adhäsionsbahnen  von  größerer  Steigung 
verschlingen,  sich  auf  die  Unterhaltung  des 
Schmieren  der 

Obgleich 

Lokomotive  sowohl  absolut,  als  auch  relativ  zum  Maschinengewicht 
größer  ist,  als  die  der  Adhäsions-Lokomotiven,  kann  die  "Zugkraft 
noch  gesteigert  werden,  indem  es  aus  konstruktiven  Gründen  gar 
keinen  Anstand  hat,  die  Zugkruft  bis  auf  8  oder  8,5  1  zu  erhöhen, 
während  anf  der  anderen  Seite  die  Festigkeit  der  Kuppclungs-Vor- 
richtungen  der  Wagen,  welche  ca.  6,5  T  ist,  eine  unüberwindliche 
Grenze  fitr  die  Leistungsfähigkeit  steckt  Es  werden  diese  beiden 
Bedingungen  bei  der  Steigung  erfüllt  sein,  bei  welcher  die  Loko- 
motive für  ihre  eigene  Fortbewegung  2  '  Zugkraft  absorbirt,  und  es 
liegt  diese  Steigung  bcispielsw.  bei  einer  Lokomotive,  wie  sie  für  das 
llöUenthal  konstruirt  ist,  bei  59$.  Heber  diese  Steigung  hinaus  wird 
es  überhaupt  ruthlieh  sein,  keine  zu  grofse  Zugkraft  anzuwenden, 
während  bei  geringeren  Steigungen  die  Maschine  für  sich  keine 

2  T  Zugkraft  absorbirt,  also  auch  keine  Totalzugkraft  von  8,5 
erforderlich  ist  Berechnet  man  die  Leistungen,  welche  innerhalb 
dieser  Grenzen  möglich  sind,  so  findet  man  bei  o,  10,  20,  30,  40, 
50,  60%o  Leistungen  von  bezw.  1620  464,  271,  1!»1,  148, 
130,  99  rj  man  sieht  also,  dass  man  mit  einer  solchen  Maschine 
bei  50°,'«,  Steigung  eben  so  viel  leistet  als  mit  einem  Schwarz- 
waldbahn-Sechskuppler bei  26-VW 

Die  ersten  ausgeführten  Lokomotiven  auf  dem  Rigi,  Schwaben- 
berg, Kahlenberg  u.  s.  w.  bewegen  sich  nnr  auf  Zahnstangen, 
während  bei  Anwendung  des  Zahnrad-Systems  für  gewöhnliche 
Rahnen  diese  beschränkende  Eigenschaft  höchst  störend  wäre. 
Riggenbach  hat  deshalb  für  solche  Bahnen  Lokomotiven  kon- 
struirt, welche  geeignet  sind,  auf  der  Adhäsionsbahn  mit  Adhä- 
sion und  großer  Geschwindigkeit,  auf  der  Zahnstange  dagegen 

fahren.  Diese 


mit  Zahnrad  und 
Lokomotiven  sim 


kleinerer  (ieschwindigkeit 


>n  dem  Dampf- 


Ferdinand  von  Quast. 


Am  11.  d.  M.  wird  es  ein  volles  Jahr,  dass  der  Geh.  Reg.- 
und  Baurath  Ferdinand  von  Quast,  Konservator  der  Kunstdenk- 
mälor  des  preufs.  Staates,  aus  dem  Leben  schied. 

Wir  haben  in  diesem  feinfühligen  Architekten  aus  Srhinkel's 
Sehlde  einen  der  Begründer  der  modernen  Kunstgeschichte  ver- 
loren. Mit  einer  unendlichen  Liebe  und  Sorgfalt,  mit  nie  rastendem 
Fleifse  und  mit  vollstem  Verständniss  hat  er  die  Denkmäler dcrKuust, 
insbesondere  jene  der  Architektur  des  Mittelalters  studirt,  war  eigent- 
lich sein  ganzes  Leben  lang  auf  Forschungsreisen  begriffen  und 
besafc  in  Folge  dessen  die  umfassendste  und  gründlichste  Kennt- 
nis» der  Geschichte  der  Baukunst  und  ihrer  Denkmäler.  Dazu 
besaß  er  die  Gabe,  die  Resultate  seiner  Forschung  mit  Wort 
und  Schrift  in  anziehendster  Form  darzustellen.  Es  ziemt  sich 
wohl,  vorzugsweise  an  dieser  Stelle,  dem  trefflichen  und 
hoch  verdienten  Manne  ein  Wort  des  dankbaren  Andenkens 
zu  widmen.  — 

Alex.  Ferd.  v. Quast,  einem  alten  märkischen  Adelsgeschlecht 
entsprossen,  wurde  am  23.  Juni  1807  zu  Radensieben ,  einem  in 
der  Grafschaft  Ruppin  gelegenen  Gute  seines  Vaters,  geboren  und 
erhielt  seinen  erstem  Unterricht  durch  Hanslehrer.  Später,  seit 
dem  Jahre  1815,  war  er  mehre  Jahre  in  der  Plamaun'schen 
Krziebungs- Anstalt  zu  Berlin,  wo  er  auch  auf  dem  Jabn'srhen  ! 
Turnplatz  fleißig  sich  tummelte.  Die  Freiheitskriege  machten  auf 


ihn  schon  großen  Eindruck.  Im  Winter  1821,  22  besuchte  er 
daitu  du  Gymnasium  zu  Neu -Ruppin,  woselbst  besonders  Prof. 
Dr.  Starke,  ein  bedeutender  Theologe  und  Philologe,  durch  seine 
geistvolle  Erklärung  der  griechischen  Klassiker  bleibenden  Ein- 
ttuss  auf  ihn  gewann:  dieser  war  es  auch,  der  ihn  zuerst  auf  die 
Schönheiten  der  antiken  Skulptur  aufmerksam  machte,  ihu  ver- 
anlasste in  Berlin  die  Abgüsse  nach  antiken  Statuen  aufzusuchen 
und  ihm  Winkelmann's  Werke  in  die  Hand  gab. 

Ostern  1825  bezog  Q.  dann  die  Universität  Berlin,  um  da- 
selbst auf  den  Wunsch  seiner  Mutter  Theologie  zu  stndiren. 
Da  seiu  Vater  wünschte,  dass  er  eiust  eine  Stelle  im  Ministerium 
einnehmen  möchte,  studirte  er  anfangs  auch  noch  <  ameralia. 
Doch  drängte  ihn ,  ohne  dass  er  das  Interesse  für  die  Theologie 
jemals  verloren  hätte,  sein  Herz  zur  Kunst  Er  hörte  die  Vor- 
lesungen von  Becker,  Tölkeu,  Böckh  u.  A.,  besuchte  die  Kunst- 
Akademie,  zeichnete  dort  unter  der  Leitung  von  Niedlich  nach 
Gyps  und  knpirte  im  Königl.  Schlosse  ältere  italienische  Ge- 
mälde. Zugleich  ging  er  viel  mit  Künstlern,  wie  Rauch,  Drake, 
Ed.  Meyerheim  n.  a.  um,  las  mit  Begeisterung  Oöthe,  Khakes|>earc 
und  die  griechischen  Dichter  und  stand  in  näherer  Verbindung 
mit  den  Philhellenen.  Im  Jahre  1825  unternahm  er  mit  seinen 
Eltern  die  erste  grössere  Reise  nach  Magdeburg,  Braunschweig, 
Hildesheim  etc.,  dann  nach  Sachsen,  wo  er  die  dresdener  Ge- 
mälde -  Gallerie  studirte,  und  etwas  später  nach  Böhmen;  hier 
interessirte  ihn  besonders  die  Burg  mit  der  Doppel -Kapelle  zu 
Eger,  Uber  welche  er  bald  darauf  eine  wissenschaftliche  Ar- 
beit in  Tölken's  Kunstblatt  (vom  Jahre  1828)  publixirtc. 


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No.  18.  DEUTSCHE  BAÜZEITUNG.  87 


kolben  aus  zunächst  eine  Blind  well«  bewegt  wird.  Dieselbe 
tragt  Keile  und  bewegliche  Zahnklnben,  welche  mit  Kcilnuthen 
versehen,  verschiebbar  sind  und  auf  die  Keile  geschoben  werden 
können,  in  welchem  Falle  ihnen  die  Bewegung  der  Blindwelle 
mitgetheilt  wird.  Von  diesen  2  Zahnklolten  ist  der  eine  mit  einem 
gleich  grofsen  Zahnrad  in  Kingriff,  welches  durch  eine  Kurbel- 
welle die  Triebräder  der  Maschine  treibt,  während  der  andere  in 
das  große  Zahnrad  eingreift.  Daher  wird  die  Maschine  entweder 
als  Adhasions-  oder  als  Zahnrad -Maschine  fahren,  je  nachdem 
der  eine  oder  der  andere  Zahnklobcn  auf  den  Keilen  der  Blind- 
welle sich  befindet  Die  Zahnklobeo  sind  so  breit,  dass  sie  mit 
dem  ihnen  zugehörigen  Zahnrad  nie  ausser  Kingriff  kommen,  und 
es  wird  deren  Bewegung  durch  einen  einzigen  Hebel  vom  Fuhrer- 
stande aus  besorgt.  Diese  Ilmkuppelung  kann  entweder  bei  lang- 
samem Fahren  oder  auch  bei  schwachem  Anlassen  von  Dampf 
statttinden.  Solche  Maschinen  sind  in  zwei  Größen  konstruirt,  und 
zwar  eine  für  große  Fahrstrecken  und  grofse  I,eistungen  mit 
kleinem  Schlepptender,  8,5  1  Zugkraft  und  84  *  Totalgewicht  und 
eine  kleinere  Tendermaschine  mit  ti T  Zugkraft  und  18  1  Gesammt- 
gewiebt  Abi  Adhilsions-Maschinen  haben  dieselben  ein  Zugkraft 
von  3,7  bezw.  2,4 1  Die  Berechnung  der  Leistungsfähigkeit 
dieser  Maschinen  ergiebt  folgende  zusammen  gehörige  Wcrthc  der 
Steigungen  für  Adhasions-  und  Zahnrad-Bahnen: 


Art  d«  HwblK. 

LcUtuuit  in  T 

Stclp..« 

Große  Maschine 

250 

09%, 

22%, 

200 

12 

29 

150 

IG 

89 

125 

1» 

48 

ion 

22 

6» 

Kleine  Maschine 

250 

05 

18 

200 

07 

21 

150 

10 

32 

125 

12 

39 

100 

16 

48 

76 

21 

69 

Die  Vortheile,  welche  eine  solche  Maschine  bietet,  sind  in  die 
Augen  springend.  Während  man  bisher  nur  Maschinen  hatte, 
welche  für  eine  bestimmte  Maximalleistung  konstruirt  waren  und 
aus  diesem  Grande  nur  bei  einer  gegebenen  Steigung  vollkommen 
ausgenutzt  werden  konnton,  kann  man  diese  Maschinen  für  ver- 
schiedene Steigungen  vortheilhaft  ausnutzen.  Die  Geschwindig- 
keiten sind  für  die  grofse  Maschine  20  bis  3<)  Kl"  bei  Adhäsions- 
und  9  bis  15Kd>  bei  Zahnstangen-Betrieb;  für  die  kleine  Ma- 
schine 18  bis  25  bezw.  8  bis  12«™  pro  Stunde.   Die  oben  ange- 


20,  9,  18  und  8K»  statt,  wahrend  bei  Anwendung  der  größeren 
Geschwindigkeiten  die  Last  in  umgekehrtem  Verhältnis«  zu 
reduzirao  ist. 

Diese  Maschinen  sind  durchaus  zweckmäßig  bei  größeren 
Verkehrsbahncn,  während  für  Sekundärbahnen  noch  größere  Ein- 
fachheit in  der  Konstruktion  und  in  der  Handhabung  gewünscht 
wird.  Namentlich  scheint  es  für  solche  Bahnen  störend,  dass  bei 
dem  Uebergang  auf  die  Zahnstange  von  dem  Lokomotivführer  eine 
Hebelbewegung  gemacht  werden  muss.  Es  erfordert  dieses  unbe- 
dingt, dass  die  betr.  Stetten  mit  einem  Nachts  beleuchteten  Signal 
versehen  werden,  welches  wiederum  eine  Bewachung  erfordert,  die 
bei  Sekundärbahnen  möglichst  fort  gelassen  werden  soll.  Ausser- 
dem werden  durchgehende  Bahnen  mehr  mit  gebundenen  Steigungen 
und  zusammen  hängender  Zahnstange  tras&irt  werden,  während  bei 
Sekundarhahnen  der  Bauökonomie  halber  ein  viel  häufigerer 
Wechsel  zwischen  schwacher  und  starker  Steigung  nnd  in  Folge 
dessen  zwischen  Adhäsionsbahn  und  Zahnstangenbahn  erforderlich 
ist.  Es  macht  diese  Bedingung  nothwendig.  dass  entweder  dip 
Adhäsionsräder  mit  einem  gleich  grofsen  Zahnrad  zusammen- 
gekuppelt  sind,  wie  dies  bei  den  Maschinen  in  Wasseralfingen, 
Ufi (Iii  und  Ostennundingen  der  Fall  ist,  oder  dass  bei  verschie- 
denem Durchmesser  des  Zahnrades  nnd  der  Triebräder  letztere 
von  selbst  aufhören  zu  wirken,  sobald  das  Zahnrad  mit  der 
Zahnstange  in  Eingriff  kommt  Letztere  Einrichtung  ist  aus  ver- 
schiedenen Gründen  die  rationellere  und  von  Riggenbach  in 
folgender,  äusserst  einfacher  Weise  gelöst  worden: 

l>er  Kolben  der  Dampfmaschine  treibt  direkt  ein  Zahnrad 
von  etwa  40 in»  Durchm.,  welches  direkt  in  die  Zahnstange  ein- 
greift Dieses  Zahnrad  ist  mit  einem  2  oder  3  mal  so  großen 
Triebräder-Paar  zusammen  gekuppelt  Innerhalb  des  Rahmens 
trägt  die  Triehräder-Axe  ein  zweites  Räderpaar,  welches  auf  der 
Axe  beweglich  ist  Von  Beginn  der  Zahnstange  an  ist,  diesen 
inneren  Rädern  entsprechend,  ein  zweites  Schienenpaar  gelegt, 
welches  gegen  die  Hauptschienen  erhöht  ist,  so  dass  die  inneren 
Räder  darauf  auflaufen  und  die  Adhäsions-Triebrader  von  den 
Schienen  abheben,  wonach  nur  noch  das  Zahnrad  allein  znr 
Wirkung  kommt  Sobald  dann  das  Ende  der  Zahnstange  erreicht 
ist,  hören  auch  die  inneren  Schienen  auf  und  es  kommen  in  Folge 
davon  die  Adhäsions-Triebräder  wieder  zur  Wirkung.  Der  hintere 
Theil  der  Maschine  ist  auf  einem  beweglichen  Drehgestell  gelagert, 
das  ihm  auch  seitliche  Verschiebungen  erlaubt,  wodurch  sehr 
scharfe  Kurven  durchfahren  werden  können  und  es  möglich  wird, 
auch  auf  Landstraßen  mit  nicht  zu  engen  Kurven  Normalspur- 
Dahnen  anzulegen.  Diese  Lokomotiven  werden  für  Normalspur 
und  Schmalspur  konstruirt  und  entsprechen  auch  noch  insofern 
dem  Charakter  der  Sekundärbahnen,  als  zu  große  Geschwindig- 
keiten auch  auf  der  Adhäsionsbahn  überhaupt  ausgeschlossen 
sind.  Man  wird  am  zweckmäßigsten  auf  der  Adhäsionshahn 
18-24,  auf  der  Zahnstange  G— 10  *»  in  der  Stunde  zurück  legen. 


Mittheilungen  aus  Vereinen. 


Architekten-   und  Ingenieur  -  Verein   zu  Hannover. 

Wochenversammlung  am  28.  Jan.  1878.  Hr.  Banrath  Hase 
liefert  einen  Bericht  über  „die  Konkurrenz  zu  Entwürfen  für  das 


Dniversitätsgebäude  in  Leyden",  aus  welchem  mit  Rücksicht  auf 
frohere  Mittheilungen  dies'.  Bl.  Wer  nur  Folgendes  erwähnt  wer- 
den mag.  Der  Vortragende,  welcher  vorab  das  Konkurrenzwesen 
einer  allgemeinen  Kritik  unterzog,  glaubt  auf  Grund  seiner 
15jährigen  Erfahrungen  behaupten  zu  können,  dass  die  Kon- 
kurrenzen die  Gewandtheit  im  Konstniiren  und  besonders  in  der 
Darstellung  außerordentlich  gefördert  hätten.  Dagegen  sei  von 
der  Reinheit  des  Stiles  dies  leider  nicht  zu  behaupten,  da  die  Kon- 
kurrenzarbeiten aus  den  letzten  Jahren  nicht  selten  Beispiele  für 


vollständige  Stilverwirrung  geliefert  hätten.  Das  sei  aber  ein  Zei- 
chen der  Zeit,  denn  wer  streng  an  alteren  Stilen  fest  halte,  werde 
der  heutigen  Menge  leicht  langweilig  und  es  bewahrheite  sich  der 


^nnn*}!  ■     rllA  Ivtinsfc  trollt  nJirVt  r^plil*1 

Zum  speziellen  Gegenstand  zurüc 
zunächst  die  Zweckmäßigkeit  des  Pro 


Redner 

Zweckmäßigkeit  des  Programms,  welches  ein  durch- 
aus gutes  und  leicht  zu  erfüllendes  gewesen  sei,  und  wendet  sich 
dann  zu  einer  Kritik  der  eingegangenen  Entwürfe,  welcher  eine 
kurze  <  harakteristik  der  holländischen  Bauweise  voraus  geschickt 
wird.  Dabei  kommt  zur  Sprache,  dass  dieselbe  eigentümliche 
Architektur  in  unserer  Nähe,  in  der  Gegend  zwischen  Hameln 
und  Osnabrück  gefunden  werde  und  dass  dort  urkundlich  hol  hin  - 


Nacbdem  Q.  die  antike  Architektur  ohne  Lehrer,  nur  nach 
grossen  Werke  von  Stuart  und  Revett  sorgfältig  studirt 
hatte,  ging  er  endlich  im  Jahre  1827  ganz  zur  Architektur  über. 
Mit  seinem  speziellen  Landsmann  Schinkel  verkehrte  er  schon 
seit  einigen  Jahren.  Nun  lernte  er  auch  Strack,  Stüler,  Kugler, 
Gruppe  tu  a.  kennen  und  blieb  mit  ihnen  Zeit  seines  I<cbcns 
befreundet  Im  Jahre  1828  legte  er  die  Feldmesser- Prüfung  ab 
und  leitete  bald  darauf  die  praktische  Ausführung  des  Packhof- 
haues  zu  Merlin. 

Nachdem  im  Jahre  1830  sein  Vater  in  Marieubad  gestorben 
war,  zog  er  nach  Radenslehen  und  übernahm  unter  sehr  schwie- 
rigen Verhältnissen  die  Verwaltung  seines  großen  Gutes,  welche 
er  dann  auch  bis  zu  seinem  Tode  mit  Liebe  nnd  Umsicht  geführt 
hat  Hier  auf  dem  Gute  bot  sich  ihm  auch  bald  Gelegenheit  zu 
künstlerischer  Thätigkeit.  Das  Herrenhans  zu  Radenslehen  war  ein 
alter,  kunstloser  Holzbau.  Q.  machte  einen  Entwurf  zu  einem 
völligen  l'mliau  desselben  in  Ziegelrohbau,  wobei  jedoch  alle 
irgendwie  werthvolleren  Theile  aus  älterer  Zeit  sorgfältig  konser- 
virt  wurden.  Im  Jahre  1838  begann  er  mit  diesem  1'mbau, 
weh'heT  in  den  nächsten  Jahrzehnten  nach  und  nach  in  einzelnen 
Theilen  ausgeführt  wurde,  jedoch  nie  zur  Vollendung  gelangte, 
so  dass  das  alte  hölzerne  Herrenhaus,  freilich  mit  vielen  An- 
bauten versehen,  im  wesentlichen  noch  heute  besteht  Zunächst 
legte  er  das  großartig  konzipirte  und  künstlerisch  geschmückt« 
Treppenhaus  an,  welches  zugleich  als  Garten-Salon  dient  Die 
Idee  dafür  hatte  ihm  eine  Stelle  in  Gocthe's  „Wilhelm 

sich 


mancherlei  Zierbauten,  eine  breite  Rampe,  von  Wein  um- 
rangte  Pergolen ,  «in  sogenanntes  Kafechaus ,  ein  Pflanzen- 
haus etc.  und  ein  Garten,  welcher  sich  allmählich  zu  einem 
umfangreichen ,  nach  großartigem ,  einheitlichen  Plane  (im  Jahre 
184t>)  angelegten  Parke  erweiterte,  an  welchen  seihst  die  Nutzfelder 
des  Gutes  uud  der  Wald  in  wohlthuendcu,  von  Quast's  Künstler- 
hand gezogenen  Linien  sich  anschlössen.  Den  l'ark  schmückte 
er  später  mit  antiken  Marmor-Statuen  und  die  Zimmer  seines 
Hauses  mit  Kunstwerken  aller  Art,  alten  und  modernen  Gemälden, 
Statuetten  und  Reliefs  aus  Bronze,  antiken  ThongefaTsen,  venetia- 
nischen  Gläsern,  Majoliken,  Ilandzcichnungcn  (z.  B.  von  Mantegna, 
A.  Dürer,  v.  Riimohr,  Schinkel), 

und  Münzen,  selbst  ethnographischen  Gegenständen,  welche  er  im 
Laufe  der  Zeit  theils  in  Italien,  theils  an  verschiedenen  anderen 
Orten  nach  und  nach  erworben  hatte. 

Seit  1832  lebte  Q.  meist  wieder  in  Berlin,  übte  sich  nnn  mit 
Strack,  Wiebc,  Salzenberg,  Drewitz,  Karl  Hoffmann  u.  a.  im 
lh-njektiren  von  Baulichkeiten,  wurde  auch  Mitglied  des  kurz 
vorher  gegründeten  Architekten- Vereins  und  betheiligte  sich  fleißig 
und  mit  Erfolg  an  den  Konkurrenzen  desselben.  Im  Jahre  1832 
machte  er  eine  Reise  durch  das  Riesen-Gebirge,  anf  welcher  er 
eifrig  landschaftliche  Studien  betrieb,  und  im  Jahre  1884  unter- 
nahm er  die  erste  größere  Studienreise  nach  dem  Nieder-Rhein, 
Holland,  Belgien  und  Frankreich.  Während  derselben  studirte 
er  vorzugsweise  die  Bauwerke  des  Mittelalters,  und  zwar  mit  be- 
sonderer Rücksicht  auf  ihr  gegenseitiges  Verhältnis  zu  einander 

nBd  *  Zeit         Ettt5t£hUngi  ^  * 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


dische  Baumeister  im  16.  und  17.  Jahrhundert  gewirkt  hätten. 
Als  betr.  Beispiele  werden  die  Häinelsche  Burg  ( 1580)  und  das 
Rattenfänger-Haus  in  Hameln  genannt.  —  Der  Vortragende  ver- 
weilt insbesondere  bei  der  Besprechung  eines  Entwurfs  aus  der 
Schinkel'schen  Schule,  der  sich  durch  brillante  Ausführung  und 
einen  wahrhaft  klassischen  Kindruck  auszeichnete,  aber  wegen 
seines  unrationellen  Grundrisses  verworfen  werden  musste. 
Ub  seitens  des  holländ.  Ministeriums  auf  die  von  der  Kommission 


2.  Märe  1878 


geworden.  *)  — 
Generalversammlung  am  2.  Februar  zur  Feier  des 
2".  Stiftungsfestes.  Nach  einer  kurzen  Ansprache  des  Vor- 
sitzenden und  der  Verlesung  des  Geschäftsberichts  durch  den 
Schriftführer  erhält  Hr.  ( tberbaurath  Berg  das  Wort  zu  einem 
Vortrage  über  „die  Bauthätigkeit  in  der  Stadt  Hannover  seit  187o." 
Mit  Kinschluss  der  136  in  Hannover  lebenden  Mitglieder  des 
Vereins  arbeiten  zur  Zeit  an  der  baulichen  Kntwickelung  der 
Stadt  260  Architekten  und  Ingenieure,  130  Maurer-  und  (17  Ziiu- 
mcnneistei;  aufserdem  eine  gröfsere  Anzahl  von  sog.  Bau-Unter- 
nehmern und  1  Bau-1'nternehniuug,  die  .Hannoversche  Bau- 
gesellschaft. *  Hie  übrigen,  in  den  Grnnderjahrcn  entstandenen 
Raugesellschaften  sind  allmählich  wieder  eingegangen;  auch  die 
genannte  Gesellschaft  befindet  sich  nicht  in  glänzender  Lage,  die- 
selbe hat  aber  unzweifelhaft  grolsc  Verdienste  um  die  bauliche 
Kntwickelung  Hannovers  sich  erworben.  In  l.s'O  belief  sich  die 
Zahl  der  in  Hannover  thatigeu  Architekten  und  Ingenieure  auf  nur 
95,  neben  welchen  36  Maurer-  und  1!»  Zimmermeister  existirten. 

In  den  abgelaufenen  7  Jahren  ist  die  Bevölkerung  um 
25  (XX),  die  Häuscnsakl  um  900  gewachsen  und  es  mögen  aufserdem 
noch  c*.  250  Kestaurationshauten  ausgeführt  worden  sein.  Der 
Werth,  den  die  neuen  Häuser  mit  Kinschluss  des  Grund  und 
Bodens  besitzen,  UM  sich  auf  durchschnittlich  3«  000  M. 
für  1  Haus  schätzen,  nach  welchem  Einheitssätze  man  in 
7  Jahren  ein  umgesetztes  Baukapital  von  12  000  000  M.  erhält 
Die  Ausgaben  für  die  in  demselben  Zeiträume  in  Hannover  aus- 
geführten öffentlichen  Bauten  schätzt  der  Vortragende  auf 
etwa  20  000  000  M.  Dass  das  genannte  beträchtliche  Kapital  hat 
beschafft  und  .umgesetzt  werden  können,  ist  wohl  besonders  den 
zahlreichen  Grund-,  Kredit-  und  Hvjiotheken-Banken  zuzuschreiben, 
die  freilich  auch  zu  einer  l'elterproduktion  verleitet  hätten.  Kin 
anderer  schwacher  I'unkt  in  der  baulichen  Kntwickelung  Hanno- 
vers sei  darin  zu  sehen,  dass  dieselbe  einen  sehr  planlosen,  will- 
kürlichen Gang  genummen  bat.  Dieser  I  «'beistand  ist  theils  auf 
die  früher  bestandene  getrennte  Verwaltung  der  Altstadt  und  der 
Vorstädte,  theils  auf  den  lang  empfuudeuen  Muugel  eines  Be- 
bauungsplans zurück  zu  führen. 

Entsprechend  der  Stadt-Krweitcning  wurden  in  den  letzten 

7  Jahren  33  Km  neue  Straisen  hergestellt,  wofür  die  Stadt 

1  9440OO,  l'rivate  1 3<»2  200  M.  verausgabt  halten;  ferner  gegen  30  *■» 
unterirdische  Kanäle  mit  einem  Aufwände  von  480  000  M.,  etwa 

8  Chaussirnng  für  82  250  M.  und  außerdem  der  Bau  der 
Göthebrücke,  wofür  184  200  M.  verausgabt  worden  sind.  Redner 

an  dieser  Stelle  an  den  in  Gange  befindlichen  Bau  der 
Wasserwerke ,  der  zu  etwa  4  000  000  M.  veranschlagt  ist, 
i  das  von  ihm  ausgearbeitete  Kanalisations-I'rojekt  und  geht 
an  zur  Aufzählung  der  Leistungen,  mit  welchen  einzelne 
Baugeschäfte  an  der  Kutwickelung  der  Stadt  betheiligt  sind,  über. 

Am  meisten  batheiligt  ist  Hr.  Architekt  Wallbrecht  mit 
4  860  000  M. ,  nächstdem  die  Hannoversche  Ballgesellschaft  mit 

2  217000  M.  und  sodann  der  Krbauer  des  Tivoli  mit  rot  2000000  M. 

Von  besonderem  Interesse  ist  die  Kenntnis«  der  für 


')  tMo  Pn-lutrtbnlliiaf  hl 
l  ■-iwni.T.  wir  Uli»  vor. 


Mini    |..t;.!irjl  *r 
D.  KmI. 


torium,  eine 


nützige  Bauten  verausgabten  Summen.  So  wurden  von  der  Stadt 
für  die  Erbauung  von  5  groben  Schulhäusern,  verschiedenen 
kleineren  Verwaftungs  •  Gebäuden  und  einem  Krankenhause 
1  HM)  000  M.  bei  6352  □«  bebauter  Grundfläche  verwendet  und 
es  tritt  dem  der  begonnene  Umbau  des  alten  Rathbauses  hinzu.  — 
Von  der  Militär -Verwaltung  sind  mit  einem  Aufwände  von 
1  970000  M.,  Nebengebäude  des  Traindepots,  das  Zentral-Labora- 
ci,  Fouragcmagazin,  2  Kasernen  und 
Je  (noch  im  Bau  befindlich)  ausgeführt 
Das  Militär-Reit-Institut  sowie  das  neue  Anatomiegebäude  sind  dazu 
gehörige,  aber  von  Hrn.  Wallbrecht  selbständig  ausgeführte  An- 
lagen. Zu  den  Begierungsbauten  gehört  ferner  das  Zellengefäng- 
niss  zu  1  171  400  M.,  die  neue  Thierarzneischule  zu  114  125  M., 
die  zahlreichen  Babnhofsbauten,  wofür  etwa  3  300  (XX)  M.  veraus- 
gabt worden  sind,  die  Vergröfsening  des  Finanzdirektions-Gebandes, 
veranschlagt  zu  492  570  M.,  und  endlich  der  Umbau  des  Welfen- 
srhlnsses  zum  Polytechnikum,  veranschlagt  zu  1  833  000  M.  — 

Bei  allen  städtischen  und  Staatsbauten  ist  das  l'rinzip  durch- 
geführt worden,  die  Architektur  in  echtem  Material  zum  Ausdruck 
zu  bringen ;  weniger  ist  dies  bei  den  Privatbauten  der  Fall ,  bei 
denen  mehr  der  Puttbau  in  den  Formen  der  Renaissance  vor- 
geherrscht hat  Dies  hat  die  Zeitströniung  mit  sich  gebracht, 
doch  muss  man  bemerken,  dass  grobe  Verstol'se  gegen  Stil  und 
Konstruktion  nur  selten  vorgekommen  sind.  Leider  hat  sich  das 
Ideal  des  Wohnhauses,  das  Einzel-Wohnhaus,  bin  uns  wenig  Ein- 
gang  verschafft,  doch  sind  andrerseits  auch  die  sogen.  Mieths- 


Kasernen  nur  sehr  vereinzelt  vorgekommen.  — 

Der  Vortragende  glaubt  bei  eine 
Kntwickelungsganges,  den  die  Stadt  in  den 


Ueberblick  des 
7  Jahren  gc- 


der  in 

günstigen  geographischen  Lage  der  Stadt  zu  der  Hoffnung  berech- 
tige, dass  Hannover  sich  auch  fernerhin  einer  fortschreitenden  und 
kräftigen  Kntwickelung  erfreuen  werde.  — 

Nach  Beendigung  dieses  Vortrags  gab  Hr.  Baum.  See  liger 
eine  kurze  Erläuterung  des  Bahnhof- Umbaues,  der  allmählichen 
Kntwickelung  di-sselben  und  des  augenblicklichen  Standes,  wobei 
die  Wiedereröffnung  des  Pprsonen-Babnbofes  in  der  Stadt  für  den 
1.  Oktober  1879  in  Aussicht  gestellt  wurde.  — 

An  die  hiermit  beendigte  General- Versammlung  schlnss  sich 
ein  heiteres  Festmahl  an,  welches  eine  grofse  Zahl  von  Vereins- 
mitgliedern und  (iästen  bis  spät  fröhlich  beisammen  hielt  -- 

Zu  einer  Nachfeier  am  Sonntag  den  3.  war  eine  Anzahl  von 
Mitgliedern  des  Braunschweiger  Vereins  eingetroffen,  die  in  der 
Königshalle  des  Tivoli  begrülst  und  mit  den  in  Ausführung  be- 
griffenen Bauten  bekannt  gemacht  wurden.  Abends  fand  eine 
Besichtigung  der  prächtig  beleuchteten  Synagoge  statt 

Mit  der  Feier  war  eine  kleine  Ausstellung  von  Entwürfen  der 
Vereinsmitglieder  verbunden,  welche  viele  recht  gute  Leistungen 
zur  Anschauung  brachte.  Den  größten  Kaum  nahmen  die  Zeich- 
nungen zu  den  oben  aufgezahlten  öffentlichen  Bauten  ein, 
dem  war  die  Ausstellung  des  Hrn.  Baurath  Oppler  die 
reichste;  sie  enthielt  die  Entwürfe  von  6  Synagogen  (Breslau, 
München,  Hannover.  Karlsbad,  Hameln);  daneben  viele  sonstige 
Entwürfe  und  eine  grofse  Anzahl  von  Photographien  von  Gegen- 
standen der  Kleinarchitelrtur.l  Hr.  Architekt  Goette  hatte  die 
Pläne  und  Skizzen  zu  den  Gebäuden  für  die  in  Aussicht  ge- 
nommene Gewerbeausstellung  der  Provinz  Hannover  ausgestellt  — 
Hr.  Hehl  die  Entwürfe  zu  den  Rathbäusern  für  Hamburg  und 
Pissen,  den  Kirchen  zu  Bochum  und  Wiesbaden;  ferner  waren 
die  Bureaus  der  Hrn.  Baurath  Hase,  Baumeister  Hotten,  Architekt 
Wallbrecbt  und  der  Hannov.  Baugesellschaft  durch  zahlreiche 
Entwürfe  vertreten.  Vom  niedersächsischen  Paramenten- Verein  war 
ein  sehr  hübsches  Antependium  ausgestellt  W. 


älteren  Skulpturen  und  Gemälde  nicht  und  erwarb  sich  viele  in- 
teressante Bekanntschaften,  in  Paris  u.  a.  mit  Percier,  Fontaine, 
Hittorf,  Gau.  Leber  Kinzelnheiten  dieser  Reise  hat  er  später  in 
Kugler's  Museum  vom  Jahre  1834  Bericht  erstattet  In  derselben 
Zeitschrift  erschien  von  Quast  im  Jahre  1834  auch  ein  Artikel 
über  „Alt-  und  Neu-Athen-,  welcher  im  wesentlichen  auf  Mit- 
thi  ilnngen  von  Schaubert  beruht  —  Nachdem  y.  im  Jahre  1836 
sein  Examen  als  Bau-Kondukteur  bestanden  hatte,  bereiste  er 
vom  September  1838  bis  August  1839  Italien,  woselbst  er  sich 
zunächst  längere  Zeit  in  lUvenna  aufhielt  Kr  fertigte  dort 
Aufnahmen  der  hervorragendsten  Baudenkmäler,  welche  er  dann 
im  Jahn'  1842  in  einem  besonderen  Kupferwerke,  dos  für  alle 
spateren  Forschungen  grundlegend  geworden  ist,  puhlizirte.  Dann 
weilte  er  zwei  Monate  in  Florenz  und  zeichnete  daselbst  n.  a. 
eine  grofse,  sehr  sorgfältig  ausgeführte  Vedute  des  Doms,  welcher 
auf  ihn  einen  iMjsonders  tiefen  Kindruck  gemocht  hatte.  Auch 
studirte  er  dort  mit  Vorliebe  die  ältere  toskanische  Malerei  und  Skulp- 
tur und  erwarh  einige  sehr  werthvolle  Gemälde  aus  der  Kindheit  der 
italienischen  Malerei,  sowie  einige  gröfsere  Arbeiten  aus  der  Sehlde 
des  Lura  della  Kohhia,  welche  noch  heute  einen  reizvollen  schönen 
Schmuck  der  Wohuuug  in  Radensieben  bilden.  In  Rom  blieb  er  8 
Wochen  und  machte  dort  u.  a.  die  Bekanntschaft  des  Kunst- 
forscher  Dr.  W.  Schultz,  dessen  unvollendet  hinterlassenes  grolses 
Werk  über  die  Kunst-Denkmäler  von  Unter-Italien  Q.  nach  dem 
Tode  des  Verfassers  mit  Hülfe  des  Dr.  Krnst  Strchlkc  aus  Danzig 
im  Jahre  1860  herausgegeben  hat  Hier  in  Rom,  wo  er  der 
des  Forum  beiwohnte,  stndirte  er  besondere  die  alt- 


christlichen  Basiliken,  sowie  die  Prachtanlagen  der  Villen  in  und 
bei  der  Stadt  Von  Rom  ging  er  über  Neapel,  wo  er  zwei  antike 
Marmor  -  Statuen,  welche  mich  heute  den  Park  in  linden  sieben 
schmücken,  ankaufte,  nach  Salerno,  Amalfi,  Havello.  <  apri,  zu 
den  Tempeln  von  Paestum,  und  bereiste  demnächst  ganz  Sizilien. 
Von  Sizilien  begab  er  sich  zu  Wasser  nach  Genua  und  von  dort 
nach  Mailand,  wo  er  zum  ersten  Male  die  i 
San  Loren/o  wissenschaftlich  untersuchte.  Nach 
der  fertosa  di  Pavia  und  Monza's  kehrte  Q.  eudlich 
Lago  maggiore,  über  Zürich,  Basel  und  Frankfurt 
zurück.  Kurze  Berichte  ütwr  diese  Heise  sind  im  Bd.  II  und  III 
von  Menzels  Jahrbüchern  der  Baukunst  erschienen. 

Kurze  Zeit  nach  seiner  Rückkehr  verheirathete  y.  sich  mit 
einer  Tochter  des  Generals  von  Diest  und  lebte  nun  bis  zum 
Jahre  1*48  in  Berlin,  woselbst  er  in  dem  Hause  seines  Freundes 
Muler  l  Lenin 'Strasse  No.  3)  wohnte:  jedoch  brachte  er  jährlich 
mehre  Sommer  -  Monate  in  Radensieben  zu.  Nachdem  er  seine 
Reisestudien  wissenschaftlich  geordnet,  darüber  auch  Vorträge 
im  Architekten-Verein  und  im  Museum  gehalten  hatte,  bearbeitete 
er  uuf  Veranlassung  des  Buchhändlers  Gropius  das  grofse  Werk 
des  Engländers  Inwood  über  das  Krechtlieion  zu  Athen,  vervoll- 
ständigte die  Darstellungen  desselben  durch  Aufnahmen  von 
Schauhert  und  gab  einen  völlig  neuen  Text  Auch  unternahm 
er  in  Folge  einer  Anregung  durch  Stüter  in  Gemeinschaft  mit 
dem  Maler  August  Kopisch  eine 
Denkmäler-Werkes  von  Agincourt 


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No.  18. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


Architekten- Verein  zu  Berlin.  Versammlung  am  -'.'?.  Fe- 
bruar 1878.  Vorsitz.  Hr.  Möller;  anwesend  251  Mitglieder,  6  Gäste. 

Nachdem  der  Hr.  Vorsitzende  geschäftliche  Mittheilungen 
Ober  ein  paar  Eingänge  gemacht  bat,  erhalt  zur  Eröffnung  der 
auf  der  T.  -  O.  stehenden  Diskussion  über  den  Inhalt 
des  Otzen'schen  Vortrags  zunächst  Hr.  Schwatlo  das  Wort. 

Hm.  Otzen's  Darlegungen  hatten  sich  wesentlich  um  die  beiden 
Fragen  gedreht:  1)  Wie  sollen  wir  bauen?  2)  Wie  sollen  wir  lehren'/ 
Mit  Vielem,  was  Hr.  Otzen  zur  L  Frage  gesagt  habe,  werde 

Wer  würde  Uber  die  Forde- 
werdeu  und  der  Wahrheit  in 
,  die  Ehre  zu  geben,  anders 
denken,  und  wer  möchte  sich  abweisend  verhalten,  wenn  Hr.  Otzen 
vor  dem  Schaffen  in  direkter  Nachahmung  der  Renaissance  warne? 
Aber  eine  Inkonsequenz  sei  es  dann,  einen  kurzen  Abschnitt 
früherer  Kunatentwickelung  als  yuell  für  die  Baukunst  des  gegen- 
wärtigen Zeitalters  hinstellen  zu  wollen,  wie  unrichtig  überhaupt, 
einen  historischen  Stil  auf  seine  Fahne  zu  schreiben  und  ihn 
als  Evangelium  anzuerkennen.  Zwar  an  Gründen  dafür,  dass 
jeder  am  anerzogenen  Ulauben  in  der  Kunstübung  fest  halte, 
fehle  es  nicht  und  ferner  sei  es  sowohl  berechtigt  ab)  notwen- 
dig, dass  bei  Einzelnen  dieser  Glaube  sich  auf  ein  eng  umgrenztes 
Gebiet  beschranke  und  ein  Spezialistenthum  sich  bilde,  welches 
z.  B.  für  Restaurationen  alterer  Bauwerke  bestimmten  Stils  noth- 
wendig  sei,  wie  ebenso  für  die  Befriedigung  eigentümlicher  An- 
forderungen, die  aus  den  Kreisen  eines  bis  zu  gewissem  Grade 
architektonisch  gebildeten  Publikums  crfabrungsinälsig  laut  zu 
werden  pflegen.  Aber  Pflicht  der  Künstler  bleibe  es,  sich  gegen 
jede  aufgozwängte  Schablone,  gegen  jedes  Schema  zu  verwahren, 
weil  mit  dem  sogen,  Bedürfnis*,  d.  h.  mit  der  Vorliebe  Einzelner 
für  diese  oder  jene  spezielle  Kunstrichtung,  noch  nicht  Ober  den  all- 
gemeinen Werth  und  die  Berechtigung  betr.  Spezialitäten  ent- 
schieden sei  —  Aufgabe  sei  es  »vernünftig",  d.  i.  struktiv  rich- 
tig und  wahr,  aus  dem  Innern  der  Aufgabe  heraus  und  genau 
entsprechend  dem  gebotenen  Material  zu  bauen ,  wobei  jede  ein- 
zelne historische  Stilgattung,  und  unter  ihnen  auch  die  Gothik, 
ganz  von  selbst  zur  gebührenden  Berücksichtigung  gelangen  werde. 
Wenn  das  sog.  historische  Prinzip  richtig  wäre,  so  würde  jeder 
Fortschritt  abgeschnitten  sein;  es  wäre  alsdann  die  Gothik  selbst 
nicht  ins  Leben  getreten,  deren  Entstehung  etc.  vornehmlich  auf 
Gründen  der  Zweckmäßigkeit  und  Nützlichkeit  beruhte.  Nützlich- 
keits-Gründe waren  es,  die  zur  Anwendung  des  Spitzbogens  und 
der  Strebepfeiler,  zur  Ersetzung  der  massigen  Pfeiler  des  roma- 
nischen Baustils  durch  die  leichter  gehaltene  gotische  Stütze 
in  Verbindung  mit  dem  Schwibbogen  überleiteten.  Gleich  wie 
die  Meister  alter  Zeit,  solle  man  sich  auch  heute  aller  Er- 
rungenschaften der  Vergangenheit,  ohne  Rücksicht  auf  Stil- 
Kigeuthüinlichkeiten  bedienen  und  nicht  an  ein  historisches 
Prinzip  sich  binden,  da  man  dann,  um  „stilgemuls*  zu 
bleiben,  unrettbar  der  bloßen  Nachahmung  verfallen  werde.  — 
Was  den  Punkt  betreffe,  daas  behauptet  worden  sei,  die  Gothik 
habe  Technik  und  Konstruktionswesen  in  einem  Grade 
gehandhabt,  wie  keine  Kunstrichtung  aufser  ihr,  so  sei 
doch  zu  bemerken,  daas  z.  B.  die  Antike  Beispiele  so  vollendeter 
Technik  (z.  B.  in  Bronzestücken)  aufzuweisen  habe,  wie  sie  in 
keiner  spateren  Kunstepoche  abermals  vorkommen.  Aber  auch 
den  anderen  Vorzug,  den  die  Gothik  in  Anspruch  nehme,  die 
vollste  Uebercinstimmung  von  Wirklichkeit  und  Erscheinung  an 
ihren  Werken,  müsse  die  Gothik  mit  der  Antike  theilen,  da  die 
lang  gehegte  Meinung  von  der  Herleitung  der  Steinbau-Formen 
derselben  aus  dem  Holzbau  gänzlich  unhaltbar  sei  —  Ueber 
das,  was  Anspruch  darauf  habe,  als  «gesunde  Technik"  zu  gelten, 
seien  die  Ansichten  verschieden;  wenn  Hr.  Otzen  z.  B.  gegen  die 
heutige  Technik  des  Stanzens  bei  Schmiedeisen-Gcgcngtiindcn  ein- 
genommen sei,  so  glaube  er,  dass  die  ältere  Zelt  sirh  des  durin 
gebotenen  Mittels  zweifellos  bedient  haben  würde,  sofern  sie  das- 
selbe nur  gekannt  hätte;  er  befinde  sich  ebenfalls  in  einem  Ge- 
gensatze zu  Hrn.  Otzen  in  der  Ansicht  über  den  Wertli  und  die 
Zulassigkeit  gröfserer  gebrannter  Stücke  im  Ziegelbau,  deren 
Verwendung  die  Gothik  nicht  zulassen  wolle.  Was  den  Um- 
fang desjenigen  Gebiets  betreffe,  auf  welchem  die  Gothik  sich 
fruchtbar  erwiesen  oder  gewirkt  habe,  so  werde  derselbe  von 
Hrn.  Otzen  bei  weitem  zu  grols  angenommen.  Die  Bauakademie 
z.  B.  gehöre  nicht  mehr  in  dieses  Gebiet,  sondern  sei  ein  von 
jedweder  Tradition  unbeeinflusster,  selbständig  und  ganz  eigen- 
Bau.  Wohl  habe  auch  Schinkel  in  Nachahmun- 
historischer  Stilarten  geschaffen,  aber  alles 
ihm  nicht,  weil  er  fühlte,  dass  die  historische 
gegenwärtige  sein  könne.  Sein  Streben,  den 
Gothik  proklamirtcn  Forderungen  nach  Wahrheit  etc. 

auch  nicht  den  Studien,  die  er 
den 

Bauwerken  der  Antike  heraus  gelesen  hatte. 

In  dieser  Beziehung  ist  er  Vorgänger  Anderer  gewesen, 
Werke  zahlreich  unter  uns  zu  linden  sind*.  Als  ein  hervor  r.n 
Beispiel  im  Grofsen  ist  unter  vielen  die  Michaelskircho  zu  nennen, 
und  wenn  man  auf  die  Betrachtung  kleiner  Einzelheiten  oder 
Spuren  übergeht,  die  nach  Hrn.  Otzen  in  das  Gebiet  gothischer 
Einflüsse  fallen  sollen,  wie  z.  B.  die  Verwendung  von  Flachbogen 
an  Stelle  dea  geraden  Sturzes,  so  zeigt  sich,  dass  auch  diese  als 
Ausflüsse  blofsen  .modernen  Sinnes"  angesprochen  werden  müssen, 
die  mit  der  Gothik  keinen  Konnex  haben.    Hätten  die  Berliner 

l'uttbau  zu 


gerecht  zu  werden,  entstammte 
in  der  Gothik  gemacht,  sondern  demjenigen,  was 


Statten  kommen,  wie  x.  B.  Beschranktheit  der  Baumittel,  Miss- 
fallen des  Publikums  an  Farben  und  Formen  des  Backsteins  etc. 
(Gründe,  welche  heute  schon  vielfach  überwunden  sind)  zu  kämpfen 
gehabt,  so  würde  man  bereits  früher  zahlreich  zum  Reinbau  über- 
gegangen sein,  auch  ohne  hierzu  eines  Anstosscs  durch  die  Gothik 
zu  bedürfen.  Was  diese  uns  tatsächlich  gebracht  hat,  sind  einige 
besondere  Formen,  deren  Werth  und  Bedeutung  mit  den  Bau- 
formen  anderer  Stile  auf  einer  Linie  stehen,  die  aber  durch  ihre 
Verbindung  mit  struktiven  Elementen  heutiger  Zeit  zur  Entwicke- 
lung  eines  neuen  Baustils  sich  verwendbar  erweisen  werden. 

Die  2.  Frage:  Wie  sollen  wir  lehren?  will  Hr.  Schwatlo  der 
Erörterung  durch  andere,  mehr  sachverständige  Kräfte  vorbehalten, 
trägt  aber  kein  Bedenken,  sich  dahin  auszusprechen,  dass 
die  Meinung,  der  Unterricht  sei  zweckmäßig  mit  den  gothischen 
Formeu-Elementen  zu  beginnen,  wohl  nur  von  wenigen  getheilt 
werde.  Die  vermeintlichen  Vorzüge  seien  imaginäre  und  es  könne 
nicht  eingesehen  werden,  warum  die  Antike  mit  ihrer  klaren  und 
an  keiner  Stelle  bedeutungslosen  Formensprache,  die  nicht  wie 
diejenige  der  Gothik  dem  Schematismus  und  dem  Liuienspiel  verfalle, 
hintenan  gesetzt  werden  solle.  Die  Schule  könne  nur  auf  das 
Studium  der  Antike  begründet  werden,  und  erst  wer  in  ihr  zur 
Sicherheit  durchgedrungen  sei,  möge  zu  dem  sonstigen  Formen- 
vorrath übergehen,  möge  später  nach  eigener  Feberzcugung  wählen, 
möge  ans  dem  ganzen  Fonnenschatz,  der  uns  von  der  Vergangen- 
heit überliefert  ist,  schöpfen  und  möge  -  mit  Hülfe  aller  -  Ge- 
bilde schaffen,  deren  Formen  des  Wesens  Spiegel  sind!  - — 

Hr.  Otzen  glaubt,  dass  Hrn.  Schwatlo' s  Aeusserungeu  ihm 


eine  Erwiderung  nicht  allzu   schwer  machten,  ds 


sich 


an  blol'se  Aetil'serb'chkeiten  der  mittelalterlichen  Stilrichtung  an- 
lehnten, seine  bisherigen  Auslassungen  theils  in  zu  beschränktem 
Sinne  auslegten  und  theils  auch  endlich  auf  blol'se  Missverstand- 
nisse  zurück  kämen.  Er  vertrete  keineswegs  die  enge  Ansicht,  dass 
der  Aufbau  der  neueren  Kunst  sich  in  den  Formen  der  Früh- 
Gothik  vollziehen  müsse.  Kr  habe  lediglich  die  Einwirkungen 
der  Romantik,  deren  Bereich  auch  die  Periode  der  romanischen 
Kunst  des  11.  u.  12.  Jahrhunderts  angehöre,  dargelegt  lud 
nur  insoweit  eine  Grenze  gezogen,  als  er  diejenigen  späteren  Pro- 
duktionen mittelalterlicher  Kunst  als  Vorbilder  nicht  mehr  gelten 
lassen  wolle,  bei  denen  der  geistige  Gehalt  fehlt,  von  denen 
die  früheren  Werke  durchdrungen  sind.  Es  liege  ihm  fern, 
äufsere  Zuthaten  für  wesentlich  zu  halten  und  «Nachahmungen* 
das  Wort  zu  reden,  in  Dingen,  die  ihrem  geistigen  Gehalte  nach 
aufgefasst  und  weiter  verwertet  werden  wollten.  Wie  groß  und 
mächtig  aber  dieser  geistige  Gehalt  sei,  lehre  schon  die  grofse 
Ausdehnung  desjenigen  Gebiets,  welches  in  einem  relativ  kurzen 
Zeitraum  die  Gotik  sich  notorisch  erobert  habe,  und  dies  in  einer 
Periode  der  Vergangenheit,  die  hinsichtlich  des  Verkehrs  und  des 
Austausches  von  Kenntnissen  und  Erfahrungen  so  unendlich  weit 
hinter  der  heutigen  Zeit  zurück  blieb.  -  Ueber  das  Thatsächliche 
der  Einwirkung,  welche  die  Gotik  auf  die  neuere  Kuustübtiug 
gehabt  habe,  könne  wohl  nur  mit  Zuziehung  der  Chronologie  ent- 
schieden werden.  Er  weise  darauf  hin,  dass  abgesehen  von  den 
früheren  Romantikern,  die  Schriften  und  Werke  Ungewitters, 


Reichensperger's  u.  s.  w.,  welche  zuerst  in  konsequenter  Weise 
die  Prinzipien  der  Gotik  forderten  und  zur  Erscheinung  brachten, 
bereits  Mitte  der  50gcr  Jahre  erschienen,  wie  z.  B.  in  "" 
gegen  1858  und  5!»  meisterhafte  und  stilvolle  gotische  > 
Arbeiten  gefertigt  wurden,  witrend  in  Berlin  Hitzig  z.  B.  e 


.  erst  in  den 

(JOger  Jahren  die  ersten  schüchternen  Versuche  einer  Verbindung 
von  Guß-  und  Schmiedetscn  in  Gittern  durch  die  Hauschild'sche 
Werkstätte  machen  lief«.  Er  behaupte  bestimmt,  dass  die  An- 
strengungen der  romantischen  Schule  nnd  betr.  Publikationen  es 
seien,  denen  auch  das  Verdienst,  uns  auf  diu  rationelle  Ver- 
wendung des  Backsteins  hingewiesen  zu  haben,  verdankt  werde.  — 
Mit  Erfüllung  der  von  Hm.  Schwatlo  gestellten  Forderuug  nach 
Erfinden  neuer  Formen  sei  es  wohl  ein  eigen  Ding;  jedenfalls  brauche 
man  dazu  den  festen  Boden  der  Geschichte  und  Unbefangenheit 
allen  Leistungen  gegenüber,  die  uns  die  Vergangenheit  hinter- 
lassen hat.  Gewisso  Bedenken  gegen  die  heutige  Art  der  grössten- 
teils gestanzten  Schraiedeterhnik  hege  er  nur  deshalb,  weil  sie 
leicht  zur  Leistung  eines  .Zuviel"  in  der  Kunst  verleiteten,  wie 
deren  hier  in  Berlin  bereits  mehre  Beispiele  (Vortür  am  Palais 
I'rüigsheim)  uns  vor  Augen  wären.  Ueber  den  Wert  der  zur 
Ausstellung  gebrachten  Lehrmittel  romantischen  Stils  pro- 
voztrc  er  zwar  zunächst  auf  das  Urteil  von  Lehrkräften, 
glaube  aber  doch  dem  entschieden  widersprechen  zu  können, 
dass  der  Gebrauch  derselben  zur  ärgsten  Einseitigkeit  und  zum 
Schematismus  führen  müsse.  Mit  gleichem  Rechte  würde  man 
denselben  Vorwurf  vielleicht  analogen  Produktionen  anderer  Stil- 
richtungen machen  dürfen,  was  ihm  indess  fern  liege.  Insbesondere 
den  Tadel  anlangend,  welcher  über  die  Einschliessung  des  Orna- 
ments durch  geometrische  Formen  ausgesprochen  sei,  so  weise  er 
auf  ähnliche  Verhältnisse  der  Renaissance  hin  und  glaube  kaum, 
dass  durch  solche  Beschränkung  eine  Beschränkung  der  Ent- 
wickelungsfähigkeit  des  Ornaments  ausgesprochen  sein  könne. 

Hr.  Adler  ist  erst  nach  langem  Zögern  schlüssig  geworden, 
in  die  Diskussion  einzugreifen,  und  hat  dies  nur  getan,  um 
au  ähnliche  akademische  Erörterungen  und  an  die  Erfolge  der- 
selben in  einer  Zeitperiode  zu  erinnern ,  die  um  etwa  ;m»  Jahre 
gegen  die  heutige  zurück  liegt.  Damalige  Zeitschriften,  insbe- 
sondere Förster's  Allgemeine  Bauzeitung,  enthalten  den  Nieder- 
schlag der  geführten  Diskussionen  und  Vorschläge,  die  scharfer 


aie  Vorschläge, 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


2.  Mir«  1878 


welche  heute  von  den  Anhängern  mittelalterlicher  Kunstübung 
erhoben  werden.  Beispielsweise  erinnert  der  Hr.  Redner  an 
die  eigenartigen  Bestrebungen  W.  Sticr's  und  an  die  zahlreichen 
Vertreter  gothischor  Kunstrichtung:  Puttrich,  Beider,  Heideloff, 
Döllstädt  u.  a.  m.,  gegenüber  deren  Tendenzen  die  Berliner 
Architektenwclt  Neutralität  bewahrt  habe.  Den  Streit  beschloss 
und  verklärte  die  wahrhaft  Eiwche  machende  kleine  Schrift  von 
Bötticher:  Das  Prinzip  der  germanischen  und  hellenischen  Bau- 
weise (1S46),  durch  welche  neben  der  schärfsten  Charakterisirung 
de«  rnterschiedes  zwischen  Hellenik  und  Gothik  auch  gleichzeitig 
der  Begriff  Baustil  sicher  fest  gestellt  wurde.  Mass  Bötticher'a 
Schrift  den  Bestrebungen  W.  Sticr's  Halt  geboten  hat,  ist  ebenso 
sicher  wie  die  Thatsache,  das*  sie,  obgleich  auf  einen  engen 
Leserkreis  beschrankt  geblieben,  zur  Zeitigung  mancher  spiUeren 
Erscheinung  direkt  beigetragen  hat  Es  sind  dann  andere 
Schriftsteller,  wie  z.  B.  Kugler  und  Lobke,  in  die  Bahn  einge- 
treten, es  sind  zahlreiche  Edirungen  von  Bauwerken  gefolgt 
und  es  ist  durch  alle  diese,  von  vielen  Seiten  gepflegten  Bestre- 
bungen ein  umfangreiches  Studien -Material  zusammen  gebracht 
worden,  das  insbesondere  hier  in  Bertin  sich  gehäuft  hat,  genauer 
beachtet  und  durchforscht  wordeu  ist.  Kein  Wunder,  dass  bei 
dieser  vorzugsweise  sammelnden  und  studirenden  Thäügkcit  in 
der  Kunstübung  und  bei  dem  hinzu  tretenden  Ringen  mit  äufseren 
Verhaltnissen  von  ganz  besonderer  Ungunst  man  den  anspre- 
chenden naiven  Zug  eiugebüfst  hat  und  kritisch  geworden  ist. 
Aber  man  hat  sich  auch  frei  von  Schematismus  erhalten  und  ist 
eben  dadurch  im  Stande  gewesen,  aus  innerster  Erkenntniss  heraus 
Werke  zu  schaffen,  welche  denjenigen  anderer  Richtungen,  wie 
Wien,  Hannover,  Kassel  etc.  sie  besitzt,  ebenbürtig  an  die 
Seite  gestellt  werden  können.  Beispielsweise  ist  hier  die  Berliner 
Synagoge  zu  nennen,  ein  noch  immer  zu  wenig  bekannter,  doch 
"i  vollendeter  Bau,  der  auch  im  besten  Sinne  des  Worts  mo- 
genannt  werden  kann,  weil  bei  ihm  die  Kunst  des  Archi- 
und  das  Wissen  des  Ingenieurs  Hand  in  Hand  gegangen 
Es  gehört  hierher  weiter  noch  die  Bauakademie,  in 
welcher  der  nordische  Backsteinbau  aus  vierjährigem  Schlummer 
zu  ganz  neuem  Leben  erweckt  und  mit  wichtigen  Formen  der 
normannischen  Kunst  durchdrungen  worden  ist,  und  es  gehören 
aus  der  nach-Schinkel'schen  Periode,  in  der  nach  Hrn.  Otzen's 
Meinung  die  Spuren  Schinkefschen  Wirkens  beinahe  verwischt 
sein  sollen,  hierher  die  Arbeiten  Strack's,  der  eine  Fortbildung 
Schinkel'schcr  Art  sich  zur  Aufgabe  gemacht  und  beispielsweise 
in  den  Gebäuden  des  Borsig'schen  Etablissements  am  Oranienbur- 
ger Thor  Leistungen  im  Backsteinbau  verwirklicht  hat,  die  sich 
getrost  mit  anderen  Leistungen  ähnlicher  Art  messen  können. 
Demnächst  wendet  Hr.  Adler  sich  gegen  die  verurtlieilendeu 
Otzen's  (Iber  den  Putzbau.  Wie  viele  hervor  ragende 
Alterthums  und  spaterer  Zeit  seien  nicht  in  Putzbau 
worden?  —  Das  Pantheon,  die  Thermen  des  Caracalla, 
'  e,  viele  Bauwerke  des  gothischen,  sowie  viele 
wischen  Stils  in  Deutschland  -  z.  B.  Hersfeld 
und  Limburg  —  seien  entweder  ganz  oder  doch  znm  wesent- 
lichsten Theil  als  Pntzbanten  hergestellt  worden  und  hatten 
durch  ihre  bis  zu  den  heutigen  Tagen  reichende  Dauerhaftigkeit 
dem  Putz  das  Anrecht,  als  wahrhaft  monumentales  Material  zu 
gelten,  verschafft  Dabei  sei  freilich  die  denkbar  beste  Aus- 
fuhrungsweise voraus  gesetzt  und  hierzu  auf  Yitruv's  bekannte, 
streng  gefasste  Vorschriften  und  Bedingungen  Bezug  zu  nehmen, 
an  welche  die  heutige  Art  und  Weise  der  Putz -Herstellung  bei 
weitem  nicht  heran  reiche.  Mit  welchem  Rechte  könne  man 
denn  den  Putzbau  —  wenn  er  nur  in  gediegener  Weise  ausge- 
führt werde  —  so  allgemein  verdammen? 

Zurückkehrend  zu  einem  früheren  Theil  seiner  Darlegungen 
verweist  Hr.  Adler  auf  die  zuerst  von  Bötticher  ausgesprochene, 
durch  die  Folgezeit  bewahrheitete  fruchtbare  Ansicht:  Dass,  um 
/u  neuen  Gestaltungen  zu  gelangen,  es  nothwendig  sei,  die 
Haupterrungenschaften  der  Hellenik  und  Gothik  synthetisch  zu 
vereinen,  und  gedenkt  hierbei  mehrer  gelungener  und  miß- 
lungener Versuche  —  unter  ersteren  abermals  der  Berliner 
unter  letzteren  der  bekannten  Bestrebungen  Münchens 
eines  neuen  Baustils.  Leider  haben  diese  rationellen 
:ine  zeitweilige  Unterbrechung,  insbesondere  durch 
ihaften  Publikationen  erfahren,  deren  eine  Ueberzahl 
i  ist  —  eine  Thatsache,  welche  aber  mit  dem  allgemeinen 
den  in  Deutschland  die  historischen  Studien  gewonuen 
i  hangt.  Schriftsteller  von  litterarischer  Begabung 
sich  des  gebotenen  grofsen  Stoffs  bemächtigt  und  denselben 
leitet,  auch  ohne  dazu  in  jedem  Falle  die  entsprechende 
Sicherheit  im  baukOnstlerischen  Unheil  ihr  Eigen  nennen  zu 
können.  Auf  solche  Weise  sind  zwar  einzelne  verdienstvolle 
Werke  entstanden,  aber  nicht  ohne  den  schweren  Schaden  herbei  zu 
führen,  dass  die  gesunde  Richtung  der  Baukunst  wieder  gehemmt 
und  der  Stilfassung  der  sogen,  deutschen  Renaissance  der  Weg 
geebnet  worden  ist  Das  stelle  eine  beklagenswerthe  Thatsache 
dar,  in  deren  Verurthcilung  er  mit  Hrn.  Otzeu  in  völliger  lieber- 
cinstimroung  sich  befinde,  weil  das  allein  Fruchtbare  in  der 
monumentalen  Baukunst:  konstruktive  Gedanken,  in  der  deutschen 
Renaissance  vergeblich  gesucht  würden. 

Herr  Otzen  habe  in  seinem  vorjährigen  Vortrage  noch  ge- 
fordert, dass  die  Kunst  sich  mit  „nationalen  Prinzipien"  erfüllen 
solle!  Die  Forderung  sei  unverständlich ,  da  thatsachlich  nur 
eine  echt  nationale  ursprüngliche  Kunst.  di<-  der  Aegypter,  vnr- 


handen  sei,  neben  welcher  noch  die  Kunstobnngen  der  Rabvlonier 
und  Assyrer  stehen.  Alle  andern  Kunstrichtungen  greife»  auf 
diese  als  die  uralten  Quellen  zurück  und  können  darum  nicht 
national  im  ganzen  Sinne  des  Worts  sein.  Aber  bei 
Kunstrichtungen  kommen  aufser  dieser  Abhängigkeit  l 
Tradition  noch  Tendenzen  vor,  so  z.  B.  bei 
liehen  Richtung,  wekhe  universal  ist  weil  sie  mit  dem  (  hristen- 
thum  zusammen  hingt,  das  seine  Wirksamkeit  auf  alle  Völker 
zu  erstrecken  bemüht  gewesen  ist  und  hierbei  nationale  Unter- 
schiede völlig  beiseite  gesetzt  hat.  Gebe  mau  daher  die  Meinung 
von  nationalen  „Prinzipien"  in  den  einzelnen  Kunstrichtungen  auf 
und  dies  insbesondere  auch  in  der  Gothik,  welche  kosmopolitisch 
aber  nicht  national  ist.  Dabei  sollen  nationale  Unterschiede, 
sog.  Nationalismen,  ja  Lokalismen  in  der  Architektur  nicht  ge- 
leugnet werden. 

Mit  der  zu  einer  anderen  Auslassung  des  Hrn.  Otzen  gehören- 
den speziellen  Bemerkung,  dass  die  Gothik  trotz  ihres  oben 
gedachten  Prinzips,  an  vielen  Stellen  Ablehnung  erfahren  und 
riesige  geographische  Gebiete  nicht  für  sich  zu  erobern,  ja  nicht  ein- 
mal zu  berühren  vermocht  habe,  schliefst  Hr.  Adler  seine  Betrachtung. 

Nur  zur  Korrigiruiig  einzelner  Punkte  derselben  greift  Hr. 
Otzeu  nochmals  zum  Wort  Er  bestreitet  zunächst,  dass  Berlin 
in  gröfserem  Maal'se  als  andere  Orte  schöpferisch  thätig 
gewesen  sei;  Berlin  habe  den  Weg  Anderer  in  umgekehrter 
Richtung  gewacht,  indem  mau  mit  Neuem  begonnen  und  später 
zum  Alten  zurück  gekehrt  sei.  In  der  hohen  Anerkennung  der 
Berliner  Svnagoge  stimme  er  Hrn.  Adler  zu,  wenngleich  er  dessen 
Ansicht  wonach  das  Unheil  über  die  Bedeutung  eines  Baues  von 
dem  Verhältnis*  des  umfa&sten  Raumes  zu  Zahl  und  Umfang  der 
Stützen  abhangig  sein  solle,  leider  nicht  anzuerkennen  vermochte ; 
die  Konsequenzen  wären  denn  doch  zu  bedenklicher  Natur.  -- 
Gegen  Putz  auf  Wandflächen  angewendet  habe  er  an  sich 
nichts  zu  erinnern,  verurtheile  denselben  indess  unbedingt,  wo 
man  damit  zur  Herstellung  von  Formen  schreite,  und  glaube, 
dass  man  dieser  Verwendungsweise,  als  einer  nothwendigen 
Konsequenz  der  Zuhilfenahme  von  Putz,  nicht  entgehen  könne.  Er 
bittet  Hrn.  Adler  um  Nennung  von  Putzbauten  mittelalterlicher 
Richtung  ■  worauf  von  diesem,  unter  Vorbehalt  weiter  etwa 
gewünschter  Namen,  Drübeck  und  Zinna  als  solche,  die  mit 
Putz-  und  Stuck  -  Details  aufgeführt  sind,  ausdrücklich  genannt 
werden.  Hr.  Otzen  giebt  geringfügige  Verwendungen,  namentlich 
in  Gusstückeu  zu  Konsolen  etc.,  die  Hr.  Adler  vielleicht  im  Sinne 
habe,  zu,  bestreitet  indessen,  dass  bei  der  ganz  überwiegenden 
Anzahl  mittelalterlicher  Bauten,  an  denen  man  Putz  finde,  dieser 
in  anderer  Weise  als  blos  zur  Deckung  von  Flächen  Und 
namentlich  au  struktiv  wichtigen  Gliedern  beuutzt  worden  sei. 

Was  Hrn.  Adler's  Auslassungen  Uber  Verkörperung  nationaler 
Prinzipien  in  der  Kunst  betreffe,  so  gehe  sein  Wunsch  auf  nichts 
anderes  hinaus,  als  dass  ein  jeder  in  seine  Werke 


hinein  legen  möge,  was  ihn  als  wahr  innerlich  bewege, 
die  nationalen  Eigentümlichkeiten  —  nicht  nationale  Tendenzen 


Bei  vorgerückter  Zeit  schliefst  hiermit  die  I 
nach  einer  kurzen  Frage  •  Beantwortung,  die  durch  Hm.  Adler 
erfolgt  —  auch  die  Versammlung.  B.  — 


Monats-Konkurrenzen  für  den  Arohitekton-Vcroin  zu 
Berlin  zum  6.  April  1878.  I.  Herrenzimmer.  Ein  Herren- 
zimmer von  4  -  'Ii  ■  mit  einer  Fensternische  von  4  -  1,H<>™  in  der 
einen  Laugwand,  bei  4.20«  Höhe,  soll  dekorirt  und  moblirt  werden. 
Dasselbe  soll  llolzdecke,  ra.  1  «  Im  he.-.  Paneel,  Kamin  und  an 
hauptsächlichsten  Mobein Sopha, Tisch,  Lehnstühle,  Bücherschränke, 
Schreibtisch  und  eventuell  kleineu  Schrank  für  Zigarren  und  Geld 
enthalten.  Verlangt  wird  Skizze  des  Möbel- Arrangements,  ein 
Grundriss,  eine  farbige  Ansicht  und  Skizze  der  Decke.  Maafs- 
stab  für  die  Ansicht  1  : 20. 

II.  Strafsen-Untcrführung.  —  Es  ist  eiue  12,5"'  weite 
Unterführung  einer  frequenten  städtischen  Strufse  unter  einer 
zweigleisigen  Eisenbahn  anzulegen,  deren  Schienen  -  Oberkante 
5,5 Uber  der  unverändert  beizubehaltenden  Strafsenkrone  liegt. 
Die  lichte  Höhe  soll  über  dem  7.5™  breiten,  in  der  Mitte  liegenden 
Fahrdamm  uirgends  weniger  als  4,5 m  betragen.  Bei  der  Kon- 
struktion des  Ueberbaues  ist  die  Bedingung  zu  erfüllen,  dass  das 
Geräusch,  welches  ein  darüber  rollender  Zug  verursacht,  mit 
Rücksicht  auf  das  Scheuwerden  der  darunter  durch  passirendeu 
Pferde  thunlichst  gedämpft  werden  soll.  Zugleich  ist  eine  SchuU- 
decke  für  die  Passanten  gegen  Regen,  Kohlenstaub  etc.  verlangt 
I>er  Konstruktionszeichnung  ist  eine  kurze  Erläuterung  der  an- 
genommenen Schutzvorrichtungen  beizufügen. 

Konkurrenz  für  Plarr%  zur  Bebauung-  des  nördlichen 
Theils  der  Stadt  Aachen.  Die  näheren  Bestimmungen  dieser 
am  1.  Mai  d.  J.  ablaufenden  Konkurrenz  sind  bereits  im  Anzeige- 
blatt  unserer  Nu.  15  u.  16  mitgetheilt  worden;  dieselben  entsprechen 
—  wenn  man  von  der  wohl  nur  zufällig  vergessenen  Zusage  einer 
öffentlichen  Ausstellung  der  Entwürfe  absieht  —  durchweg 
den  Grundsätzen  unseres  Verband«*  und  stellen  den  4  als  den 
besten  befundenen  Plauen  Preise  von  je  5<X)  M.  in  Aussicht 
IHe  Aufgabe  ist  wie  alle  ähnlichen,  nicht  leicht,  aber  uuter  den 
örtlichen  Verhältnissen  recht  interessant  die  von  den  Konkurrenten 
geforderte  materielle  Arlieitsleistung  eine  ziemlich  geringfügige, 


Kon 


;  ioo  Csrl  Batilu  u  : 


K.  B.  0.  PlttM* 


:  W.  Moexr  Hjit  .1:  liJ 


K«.  19. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


91 


Inhalt:  TMwi  iWuIm-Ii-t  Aiehiickiei«-  uwf  liui«»l*i«-\Vr»iii«.  -  Ufaksrhrift 
Iber  dk  KlnrirhtUB*  ran  Prüfung! " An.t»K»o  ueid  Vrtioclu  -  Matiown  »cm  tUu- 
ulcrUltrn.  »o«r>«  6Kt  ili""  KlnfUbrnnf  dim  »tt«lkh  umkinuwa  KlM*l6k»tJoa  in 
—  Di«  HualudnoW  in  IWrliii  nmi  Ulf  l'rtienrug  In  di*  k«i>f»i«f 


imch*  Hu  •iMrnuU.  —  Mlttlirilq&si!«  iui  Verf  in*li:_  , 
Verein   iu  Po^n.  —  An*rlilu»  dM  l«*uU 
Anrhivkl"  -  und  ln^i^nlitur  -  Vrrolo   für  Niid 
ren«<  iL  -  Pcr«onal-NAcbrlchteii. 


Verband  deutscher  Architekten-  ond  Ingenieur-Vereine. 


»>) 


Bokanntmachunf. 

Die  Einzel  vereint-  des  Verbandes  werden  in  nächster  Zeit  durch  die  Expedition  der  Deutschen  Bauzeitung  folgende  I  »ruck- 
erhalten : 

a)  Eine  Anzahl  Exemplare  eines  Fragebogens,  welchen  Herr  Launhardt  im  Interesse  erleichterter  Sammlung  des 
statistischen  Materiales  Ober  Privat-Polytechniken  und  Prhat-Gewcrbeschulen  abgefasst  hat  und  welchen  der 
Vorort  mit  einer  kurzen  Erläuterung  hinaus  giebt 

Eine  Anzahl  Exemplare  der  von  der  Kommission  Bauschinger,  Funk,  Ilartig  bearbeiteten  Denkschrift  über 
Prflfungs-Anstalten  und  Versuchs-Stationen  von  Baumaterialien,  die  dem  Beschlüsse  der  Kobnrger  Abgeordneten- 
Versammlung  gemäfs  zugleich  im  Verbands-Organ  zum  Abdruck  gebracht  wird,  nebst  einer  denselben  Gegen- 
stand betreffenden  Eingabe  des  Vorstandes  an  die  Regierungen,  Behörden  etc. 
c)  Eine  Anzahl  Exemplare  der  Eingabe  des  Vorstandes,  betreffend  die  Erhaltung  und  Erforschung  der  Baudenk- 
maler des  deutschen  Reiches,  an  Regieningen,  Behörden  etc.  Zu  dieser  Beilage  gehören  die  beigefügten 
Abdrücke  der  Petition  an  die  hohen  Reichsbehörden,  sowie  die  Redtenbacher'sche  Denkschrift  über  denselben 
Gegenstand. 

Die  geehrten  Vereine  werden  höflichst  ersucht,  vorstehende  an  die  Regierungen, 
die  der  hierher  angezeigten  Zahl  gemäfs  in  hinreichenden  Exemplaren  zugehen,  an  il 

der  reichlich  bemessenen  für  die  Aussendung  der  Protokolle  bestimmten  Zahl 


Dr.  phil.  Kahl. 


Dresden,  am  27.  Februar  137*. 


Der  Vorstand. 


Denkschrift  Uber  die  Einrichtung  von  Prüfungs-Anstalten  und  Versuchs-Stationen  von  Baumaterialien, 
Einführung  einer  staatlich  anerkannten  Klassifikation  der  letzteren. 


er  Verband  deutscher  Architekten-  und  Ingenieur- 
Vereine  beschloss  in  seiner  Abgeordneten -Ver- 
sammlung zu  München  am  1.  bis  6.  Septem- 
ber 1876,  zu  erklären: 

1)  Es  ist  eine  bestimmte,  staatlich  anerkannte 
Klassifikation  für  Eisen  und  Stahl  in 
hohem  Grade  wünschenswert!!; 
2)  zur  Durchführung  einer  solchen  Klassifikation  müssen  amtliche 
Prüfnngs-Anstalten  an  geeigneten  Orten  errichtet  werden, 
welche  für  Jedermann  gegen  entsprechende  Entschädigung  der- 
artige Prüfungen  auszuführen  haben; 
8)  mit  einzelnen  dieser  Prüfujpgs  -  Anstalten  sind  Versuchs- 
stationen zu  verbinden,  in  deneu  unter  geeigneter  Leitung 
durch  ausgedehnte  Versuche  festgestellt  wird,  welche  Ansprüche 
an  die  Materialien  für  bestimmte  Leistungen  zu  machen  sind; 
so  wie 

4)  diese  Prüfnngs-Anstalten  und  Versuchs-Stationen  sind 
nicht  allein  für  Stahl  und  Eisen,  sondern  auch  für  die  ver- 
schiedenen sonstigen  Baumaterialien  einzurichten. 

Gleichzeitig  wurde  beschlossen,  dass  die  dem  Verbände  an- 
gehörenden Vereine  über  die  Ausführung  dieser  Beschlüsse  in 
spezielle  Berathung  treten  und  Vorschläge  zur  Errichtung  von 
Pnlfuugs  -  Anstalten  und  Versuchs  -  Stationen  für  Baumaterialien 
nach  einheitlichen  Prinzipien  machen  möchten,  auf  Grund  welcher 
bei  der  nächsten  Abgeordneten- Versammlung  Seitens  des  Vororts 
entsprechende  Anträge  zu  stellen  seien. 

Nach  diesen  Beschlüssen  sind  vou  13  Vereinen  schriftliche 
Gutachten  erstattet  und  es  beschloss  die 
des  Verbandes  zu 
eines  Referates  des 
Berathung: 

„Der  Vorort  des  Verbandes  wolle  die  Landes-Rcgierungcn  des 
Deutschen  Reiches  um  Errichtung  von  Pnifungs-Anstalten  und 
Versuchs-Statiuncu  für  Bau-  und  Maschinen-Materialien  nach  dem 
eintretenden  Bedürfnisse,  sowie  um  Einführung  einer  Klassifikation 
derselben  ersuchen.1* 

Zugleich  wurde  ilie  unterzeichnete  Kommission  beauftragt,  zur 
Unterstützung  dieses  Gesuches  eine  Denkschrift  zu  bearbeiten,  in 
welcher  die  Anträge,  den  speziellen  Beschlüssen  der  Abgeord- 
neten- Versammlung  entsprechend,  naher  zu  erläutern  und  zu 
Itegrüiidcn  seien. 

Diesem  Aultrage  der  Abgeordneten  -  Versammlung  des  Ver- 
bandes deutscher  Architekten-  und  Ingetüeur -Vereine  kommen 
wir  in  Folgendem  nach. 

Es  ist  selbstverständlich,  duss  überall,  wo  Materialien  unter 
Inanspruchnahme  ihrer  Festigkeits-Eigenschaften  veraendet  werden, 
die  Kenntnis»  dieser  Eigenschaften  -ou  der  gröfsten  Wichtigkeit 
sein  iiiuss.  Deshalb  hat  man  auch  schon  früher,  sobald  man  sich 
der  Mittel  und  Wege  hierfür  liewusst  geworden  war,  angefangen, 
die  Eigenschaften  der  Körper  auch  nach  dieser  Seite  hin  wissen- 
schaftlich zu  erforschen  und  quantitative  Bestimmungen  bezüg- 
lich derselben  für  einzelne  Fälle  der  Anwendung  zu  machen. 
Damit  wurde  einerseits  dem  wissenschaftlichen  Streben  ein  Gebiet 
eröffnet,  das  sich,  so  grols  die  Fortschritt«  auch  sind,  welche 
bereits  auf  demselben  gemacht  wurden,  doch  mu  h  in  unermess- 
licher  Weite  vor  uns  erstreckt,  wahrend  andererseits  die  Messungen 
über  die  Gröfse  der  Festigkeit  und  Elastizität  Itestimmter  Mate- 
rialien, in  dem  Maate  als  sie  vervielfältigt  wurden,  auch  hierin 


ler  die  ungeheure  Mannichfaltigkeit  der  Natur,  nicht  blos  be- 
ieh  der  Arten,  sondern  innerhalb  derselben  Art  bei  den 


insmiusseii  smu  vou  io  i  ereuicu  M-uruiiicue 
und  es  beschloss  die  Abgeordneten- Versammlung 
Koburg  am  24.  25.  August  d.  J.  auf  Grund 
Vorortes  Uber  diese  Berichte  und  nach  fernerer 


WM 
r.üf 

einzelnen  Individuen  zeigten 

Je  mehr  aber  unsen-  Kenntnisse  von  den  Fesligkeits-Kigen- 
Schäften  der  Materialien  im  allgemeinen  sowohl,  als  im  einzelnen 
zunahmen,  desto  mehr  steigerten  sich  liinwiedenim  die  Anforde- 
rungen, welche  von  Seite  des  täglichen  Lehen-,  an  dieselben 
gestellt  werden.  Die  Zahl  grofser  und  kühner,  d.  h.  solcher 
Bauten  und  Maschinen,  l>ei  welchen  die  Festigkeit  der  verwendeten 
Materialien  in  ganz  besonderem  Grade  in  'Anspruch  genommen 
wird,  wächst  von  Tag  zu  Tag,  während  andererseiU  das  Bedürfnis» 
ökonomisch,  d.  h.  mit  thuulichst  geringem  Kostenaufwand  fest 
und  sicher  zu  bauen,  immer  gebieterischer  hervortritt.  Dazu 
kommt  noch,  das»  mit  dem  wachsenden  Umsichgreifen  und  Ver- 
tiefen humaner  Gesinuungen  und  Bestrebungen  die  Sorge  für  das 
lyt-lx-li  und  die  Gesundheit  unserer  Mitmenschen  immer  grofser, 
also  die  Forderungen  an  die  Sicherheit  von  Bauten,  Maschinen  ete! 
immer  energischer  werden. 

So  kotmte  es  nicht  fehlen,  dass  sich  in  neuerer  Zeit  in  den 
weitesten  Kreisen  die  l'elterzeugmig  Bahn  brach,  das»  die  Er- 
forschung der  Peatigkeits-Eigcusrhaften  der  Materialien  im  allge- 
meinen und  die  Bestimmung  von  Festigkeits- Koeffizienten  etc.  iu 
bestimmten  Einzelfällen  nicht  mehr  sich  selber,  d.  h.  dem  Beliehen 
und  der  Neigimg  einzelner  Forscher  und  dem  jeweiligen  praktischen 
Bedürfuiss  in  einzelnen  besonderen  Fällen  überlassen  bleiben  dürfe, 
sondern  dass  diese  Aufgaben  in  systematischer  Weise  mit  vereinten 
Kräften  und  Mitteln  zu  lösen  gesucht  werden  müssten. 

Die  beiden  gröfsten  technischen  Körperschaften  Deutschlands, 
der  Verein  deutscher  Eisenbahn-Verwaltungen  und  der 
Verband  deutscher  Architekten-  und  Ingenieur • Ver- 
eine, haben  dies  mit  seltener  l'eliereiiistimmung  aller  ihrer  Mit- 
glieder ausgesprochen,  der  ersten-  in  der  Denkschrift,  welche 
die  Billigung  der  Generalversammlung  im  Haag  im  Juli  1-H77 
fand,  der  letztere  auf  den  Versammlungen  seiner  Abgenrdueten  zu 
Manchen  am  1.  bis  5.  September  1876  und  zu  Koburg  am  24. 
und  25.  August  v.  J. 

Leber  die  Art  und  Weise,  wie  die  oben  bezeichnete  Aufgabe 
anzugreifen  sei,  herrscht  in  den  technischen  Kreisen  ebenfalls  die 
erfreulichste  Leitereinstimmung. 

Erstens  sollen,  und  zwar  in  grofscrer  Anzahl,  sog.  Prüfungs- 
Anstalten  errichtet  werden,  denen  die  Aufgabe  zufallt,  die  Be- 
stimmung der  Festigkeits-  und  Elastizität*  -  Koeffizienten,  sowie 
anderer  für  die  Verwendung  wichtiger  Eigenschaften  solcher  Itan- 
ium Maschinen-Materialien  vorzunehmen ,  welche  der  Anstalt  ein- 
gesandt oder  von  derselben  ausgewählt  wenleu.  sei  es  nun  zu 
dem  Zwecke,  ganze  Gegenden  in  Bezug  auf  die  Verwendbarkeit 
von  darin  vorkommenden  Naturprodukten  oder  Erzeugnissen  der 
Industrie  aufzuschließen,  sei  es,  um  für  einzelne  Behörden  oder 
Private  die  Eigenschaften  der  von  iluieu  eingereichten  Materialit-u 
zu  bestimmen,  sei  es  endlich  um  zu  entscheiden ,  ob  die  über- 
gebeueu  Stoffe  den  iu  den  Lieferung*- V( 
dinguugen  entsprechen  oder  nicht. 

Die  auf  Grund  der  angestellten  Versuche  ausgefertigten 
Zeugnisse  dieser  Prüflings- Anstalten  müssen,  wenn  sie  ihren 
/.neck  erfüllen  sollen,  unbedingte  Autorität  geniefsen;  es  muss 
ihnen  von  Privaten  und  Behörden,  insbesondere  aber  von  den  Ge- 
richten, das  Vertrauen  entgegengebracht  werden,  dass  die  Mes- 
sungen mit  den  besten  Hilfsmitteln  und  mit  der  strengsten  Ge- 
wissenhaftigkeit angestellt  wurden  und  dass  die  Zeugnisse  die 
Resultate  In  ungetrübter  Reinheit  und  Wahrheit  wiedergelien. 

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Vertragen  geforderten  Be- 


DEUTSCHE  BAUZEITÜNG.  6.  Mrz  1878 


Kine  solche  unbedingte  Anerkennung  ihrer  Zeugnisse  wird 
den  Prüfungs-Anstalten  aber  nur  dann  entgegen  gebracht  werden, 
wenn  sie  vom  Staate  errichtet  worden  sind  und  wenn  ihr  Leiter 
Staatsbeamter  ist,  also  in  keinerlei  Abhängigkeit  oder  auch  nur 
Beziehung  zu  den  auftretenden  Parteien,  zu  Produzenten  oder 
Konsumenten,  stellt. 

Aus  diesem  Grunde  allein  schon  erscheint  es  unerlässlich, 
dass  die  Staatsregierungen  selbst  die  Gründung  von  Prü- 
fnngs-Austalten  in  die  Hand  nehmen.  Es  spricht  dafür  aber 
auch  noch,  dass  es  nur  auf  diesem  Wege  zu  erreichen  sein 
dürfte,  dass  alle  Prüf ungs- Anstalten  nach  einheitlichem  Plane, 
nach  bestimmt  vorgeschriebener  Methode  und  fest  aufgestellten 
Prinzipien  arbeiten,  wodurch  allein  ihre  Resultat'1  vergleichbar 
und  praktisch  verwendbar  werden.  Daneben  kann  und  soll 
natürlich  nicht  ausgeschlossen  sein,  dass  auch  Private,  grofsere 
Maschinenfabriken  und  Hüttenwerke,  Eisenbahnwerkstätten  etc. 
etc.  Pmfungsmaschineu  aufstellen  und  für  eigene  oder  Zwecke 
Anderer  verwenden. 

Die  Anzahl  der  staatlichen  Prüfung  -  Anstalten  wird,  wie 
schon  bemerkt,  voraussichtlich  eine  nicht  unerhebliche  werden 
müssen,  wenn  diese  ihrem  Zwecke  völlig  entsprechen  sollen. 
Wenn  es  auch  zunächst  nur  möglich  sein  wird,  den  allerdringend- 
sten  Bedürfnissen  zu  genügen,  so  wird  es  doch  nach  und  nach 
nothig  werden,  in  allen  größeren  Städten  mit  reger  Industrie 
und  lebhafter  Baulust,  dann  in  vorzugsweise  industriellen  Distrik- 
ten und  solchen,  die  reich  an  Bodeuprodiikten  sind,  staatliche 
Priifungs-Anstaltpn  zu  errichten. 

Ine  Kosten  für  die  erste  Einrichtung  einer  derselben 
veranschlagen  sich  nach  unten  stehender*)  detaillirterer  Aufstel- 
lung auf  rund  I2  00O  Mark.  Für  Aufbringung  derselben  kann 
die  Mithülfe  von  städtischen  Behörden  und  sonstigen  Körper- 
schaften, seihst  von  Privaten  in  sichere  Aussicht  genommen  wer- 
den, wie  dieselbe  ja  auch  bei  anderen  Gelegenheiten,  bei  Er- 
richtung von  .Schulanstalten,  Verlegung  von  Gerichten  etc.  etc. 
in  Anspruch  genommen  und  meist  bereitwillig  gewährt  wird.  Die 
zur  Unterbringung  der  Anstalt  nöthigen  Lokalitäten,  bestehend  aus 
zwei  an  einander  stofsenden  Zimmern,  eines  von  50  bis  (K)  (J" 
Bodenrläche  zur  Aufstellung  der  Maschinp  etc.  etc.,  ein  zweites 
von  30-40  □■  Bodenflache  für  die  Werkstätte,  rinden  sich 
wohl  Jeicht  in  vorhandenen  öffentlichen  Gebäuden  oder  könneü 

Die  sämmtlichen  Betriebskosten  werden  durch  die 
für  die  Prüfungen  zu  erhebenden  Taxen  gedeckt  wer- 
den. Solche  Prüfungs-Taxen  können  und  müssen  sogar  erhoben 
werden,  schon  aus  dem  Grunde,  um  unwichtige  oder  unnütze 
Anforderungen  von  der  Anstalt  fern  zu  halten.  Sie  werden,  wie 
die  Erfahrung  an  den  bestehenden  Prüfungsanstalten  bis  jetzt 
gezeigt  hat,  auch  gern  bezahlt. 

Dass  der  Leiter  der  Anstalt  sich  anssehliefslich  nur  dieser 
Aufgabe  widme  und  eigens  hierfür  augestellt  werde,  dürfte  —  für 
die  ersten  Jahre  wenigstens  —  nur  in  seltenen  Fallen  nothwendig 
sein.  Wo  es  Bedürfnis*  ist  oder  wird,  fliefsen  dann  auch  die 
Einnahmen  aus  den  Taxen  so  reichlich,  dass  die  erforderlichen 
Mittel  dafür  gedeckt  werden.  In  der  Regel  dürfte  es  sich  em- 
pfehlen, mit  der  Leitung  der  Prüfungs-Anstalt  einen  I-ehrer  der 
am  Orte  bestehenden  technischen  Lehranstalt,  oder  den  Vor- 
stand des  Eichamtes  oder  ein  Mitglied  der  Baubehörde  etc.  etc. 
zu  betrauen.  Welcher  von  diesen  Eventualitäten  in  einem  ge- 
gebenen Falle  der  Vorzug  einzuräumen  ist,  wird  hauptsächlich 
von  den  hierbei  in  Betracht  kommenden  Persönlichkeiten  etc. 
abhängen.  Für  die  erste,  dass  einem  Lehrer  der  am  Ort  be- 
stehenden technischen  Lehranstalt  die  Leitung  übertragen  wird, 
lassen  sich  von  vorn  herein  manche  Gründe  anführen,  von  denen 
der  schwerst  wiegende  der  sein  dürfte,  dass  sich  auf  diesem 
Wege  die  Attribute  der  Lehranstalt,  physikalisches  Kabinet  und 
chemisches  Laboratorium,  am  einfachsten  auch  für  die  Prüfungs- 
Anstalt  benntzhar  machen  liefsen.  Dahingegen  würde  diese  wieder 
mit  der  von  ihr  anzulegenden  Sammlung  geprüfter  Baumaterialien 
ein  schätzbares  Lehrmittel  für  die  Schule  werden. 

Aufser  dem  Vorstande  winl  das  ]Personal  einer  Prüfungs- 
Anstalt  noch  bestehen  müssen:  2j  aus  einem  Gehülfen,  der  wohl  ] 
am   besten   in  der  Person    eines    intelligenten    Mechanikers  i 
gefunden  werden  dürfte,  welcher  die  Probestücke  vorzubereiten, 
die  Maschine  und  die  übrigen  Apparate  in  Stand  zu  halten  hat 
und  bei  den  Versuchen  selbst  behülflich  sein  muss.  sowie  endlich  1 
3)  aus  einem  Diener  für  die  gewöhnlichen  Handlcistuugcn  etc. 
I>er  Bedarf  des  Instituts  für  Ergänzungen  und  Xenbeschaffun- 
gen  wird  ca.  1000  Mark  pro  Jahr  betragen. 

Zweitens  sollen  sog.  Versuchs-Stationen  oder  mecha- 
nisch-technische Laboratorien  ins  Leben  gerufen  werden, 
denen  die  wissenschaftliche  Erforschung  der  Festigkeit  und  1 
Elastizität  der  Materialien,  Bowie  anderer  für  ihre  Verwendung  I 
wichtigen  Eigenschaften  derscllien  zufällt.  Dass  sie  dabei  auch 
eine  eminente  praktische  Bedeutung  haben  werden,  geht  schon  aus 
den  Aufgaben  hervor,  denen  sie  nach  dem  gegenwärtigen  Stande 
der  Arbeiten  zunächst  ihr  Augenmerk  werden  zuwendpn  müssen. 

In  erster  Linie  wird  es  sich  nämlich  handeln  um  Schaffung 

•)  Dl»  l'rüfiiiigMiiiKhin«  MOO  M ,  kihIiMm  M-Mdittniainii«  fioo  JI..  Wtrli- 
Mfau^EinricbtoBs.^li.d.  F»r»dn.ht.«ik,  lUwUiotciBiKlilnc ,  G.windf.cbn.ldi«* 


wissenschaftlicher  Grundlagen  für  die  Beuitheilung  der  Dauer- 
haftigkeit der  Materialien  und  der  aus  ihnen  hergestellten 
Konstruktionen,  um  die  Erforschung  der  Abhängigkeit  dieser 
Dauer  einerseits  von  der  (iröfse  und  Art  der  Inanspruchnahme« 
durch  ftufeere  Kräfte,  dann  von  der  Wirkungsweise  dieser 
j  Kralle  selbst,  ob  sie  durch  ruhende  oder  wechselnde  Belasuin- 
I  gen  erzeugt  werden,  von  der  Gestalt  der  Konstruktionstheile  und 
I  der  Art  ihrer  Verbindung  unter  einander,  von  äufseren  Ein- 
■  -Wirkungen,  die  zu  den  bereits  vorhandenen  Kräften  noch  hinzu 
kommen,  also  Stofscn,  Tcmiieratur-Schwanlmngcn  etc.  etc.  Daraus 
winl  dann  auch  hervor  gehen,  welche  Eigenschaften  des  Ma- 
teriales  bei  einer  gewissen  Verwendungsart  desselben  und  welche 
bei  einer  anderen  vorzugsweise  gefordert  werden  müssen;  es 
wenlen  also  sichere  Grundlagen  für  Aufstellung  von  Lieferungs- 
Bedingungen  für  gewisse  Materialien  zu  bestimmten  Zwecken  ge- 
wonnen und  die  Methoden  festgestellt  werden  müssen,  nach  denen 
die  Erfüllung  derselben  von  den  Prüfungs-Anstalten  zu  konstatiren 
ist.  Ueberhaupt  werden  die  Arbeitspläne.  Methoden  und  Prinzipien, 
nach  denen  diese  letzteren  bei  den  Prüfungen  für  Dritte  zu 
arbeiten  haben,  in  Geroeinschaft  mit  den  Versuch*  •  Stationen 
berathen  und  festgestellt  werden  müssen. 

Auch  wird  es  gut  sein,  wenn  mit  den  Versnchs-Stationen 
Fnlfungs-  Anstalten  unmittelbar  verbunden  sind,  schon  deshalb, 
damit  jene  in  möglichst  inniger  Berührung  mit  der  Praxis  bleiben, 
dann  aber  auch,  um  ihnen  Prüfungsobjekte  zuzuführen,  die  ihnen 
sonst  nicht  oder  nur  mit  Aufwand  bedeutender  Kosten  erreichbar 
wären.    Umgekehrt  steht  natürlich  nichts  im  Wege,  da  s  die 
|  Thätigkeit  einer  Prüfungs-Anstalt  nach  Seite  der  Ver&uchs-Stationen 
I  lün  sich  erweitert,  wenn  der  Leiter  jener  dazu  bereit  und  befähigt 
Lst  und  die  eifonlerlichen  Mittel  dazu  aufbringen  kann.    Die  Zahl 
:  der  eigentlichen  Versuchs-Stationen  braucht  nicht  grofs  zu 
sein  und  kann  es  auch  nicht  werden,  schon  wegen  der  kost- 
spieligen Ausrüstung,  welche  sie  bedürfen. 

N'ach  allgemeiner  Ansicht  reichen  zwei  Anstalten  dieser 
Art  in  Deutschland  aus  und  auf  diese  Zahl  weisen  auch  die 
I  Schritte  hin,  die  in  dieser  Richtung  bereits  geschehen  sind. 
I  In  München  wurde  bei  der  Reorganisation  der  polytechnischen 
Schule  daselbst  im  Jahre  das  mechanisch- technische 
Laboratorium  als  Attribut  der  Anstalt  gegründet,  dessen  ur- 
sprüngliche Bestimmung  hauptsächlich  diejenige  ist,  welche  wir 
oben  für  die  Versuchs-Stationen  festgestellt  haben. 

Bisher  war  seine  Thätigkeit  allerdings  vielfach  auf  dem  Felde 
der  Prüf  ungs- An  stalten  in  Anspnich  genommen,  hauptsäch- 
lich wegen  Mangel  von  derartigen  Instituten.  Wenn  diesem 
Mangel  nun  abgeholfen  wird,  so  steht  nichts  im  Wege,  dass 
es  sich  seinem  ursprünglichen  Zwecke  wieder  ganz  zuwendet; 
allerdings  müssten.  den  neueren  gesteigerten  Anforderungen  ge- 
mäß, seine  Einrichtungen  entsprechend  erweitert  und  seine  Be- 
triebsmittel entsprechend  vergröfsert  wenlen. 

In  Berlin,  zweitens,  ist  sicherem  Vernehmen  nach  bereits 
der  Plan  für  Errichtung  einer  Versuchs-Station,  welch« 
Attribut  der  dort  zu  gründenden  technischen  Hochschule 
werden  soll,  an  inaaügebeuder  Stelle  gefasst  und  dessen  Ver- 
wirklichung in  die  Hand  genommen. 

Damit  ist  nun  zugleich  auch  die  Stellung  der  Versuchs- 
stationen als  Attribute,  sowie  diejenige  ihrer  Leiter  als  Mitglie- 
der des  Lehrkörpers  technisrherHoch schulen  vorgezeichnet. 
In  der  That  wird  ihnen  diese  Stellung  von  der  öffentlichen  Mei- 
nung fast  einstimmig  zugewiesen. 

Die  Lösimg  der  Aufgaben,  die  den  Versuchsstationen  zustehen, 
von  so  eminent  praktischer  Bedeutung  sie  grörstentheils  auch 
sind,  niuss  doch  in  streng  wissenschaftlichem  Sinn  angestrebt 
werden,  von  Männern,  bei  denen  die  höchste  wissenschaftliche  Aus- 
bildung vorausgesetzt  wenlen  kann,  die  in  unmittelbarem  Kon- 
takte mit  gleichstrebenden  Kollegen  stehen  und  welche  von  vorn- 
herein schon  diejenige  äussere  Stellung  in  wissenschaftlichen 
Kreisen  einnehmen,  welche  den  Leitern  der  Versuchs-Stationen, 
für  Erreichung  ihrer  wissenschaftlichen  Ziele  so  ausserordentlich 
förderlich  sein  wird  und  kaum  auf  andere  Weise  zu  geben  sein 
dürfte. 

Dazu  kommt,  dass  auch  die  Versuchsstationen  in  sehr  frucht- 
bringender Weise  als  Lehrmittel  an  technischen  Hochschulen 
dienen  können  und  dass  hierdurch  allein  die  an  ihnen  erreichten 
Resultate  so  recht  in  Fleisch  und  Blut  der  nächsten  Generation 
der  Techniker  übergehen  werden. 

Das  einzige,  was  unseres  Erachtens  gegen  die  Verbindung 
der  Versuchs- Stationen  mit  technischen  Hochschulen  geltend 
gemacht  werden  kann,  ist,  dass  der  Leiter,  durch  seine  Lehr- 
aufgäbe  theilweise  in  Anspnich  genommen',  nicht  seine  ganze 
Kraft  dem  Institute  zuwenden  könne.  Aber  dem  liefse  sich 
einfach  dadurch  abhelfen,  tloss  der  Lehrauftrag  desselben  eben 
nur  auf  das  geringste  Maafs,  auf  das  Feld  allein  beschrankt 
würde,  auf  dem  sich  seine  Thätigkeit  im  Laboratorium  bewegt 
Und  dann  würde  sogar  umgekehrt  die  Lehrthätigkeit  des  Vor- 
standes dem  Laboratorium  selber  wieder  zu  Gute  kommen. 

Ueber  die  Einrichtung  der  Versuchs  -  Stationen  und  die 
dafür  erfonlerlichen  Kosten  kann  im  allgemeinen  hier  nichts 
festgestellt  werden.  Vorschläge  dafür  müssen  von  denjenigen 
ausgeben,  die  als  Leiter  der  zu  errichtenden  Institute  ins  Auge 


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No.  19. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


•8 


Die  Bauakademie  zu  Berlin  und  ihr  Uebergang  in  die  künftige  technische  Hochschule. 


Vor  etwa  '/>  -Jahr  gedachten  wir  (in  No.  75,  Jhrg.  77  u.  Bl.) 
einiger  bedeutsamer  Veränderungen,  die  sich  am  Lehrkörper  und 
im  Lehrplan  der  Berliner  Bauakademie  vollzogen  hatten.  Ks 
liegt  uns  gegenwärtig  ob,  jene  Mittheilungen  zu  ergänzen  und 
hierbei  zugleich  auf  die  noch  wichtigeren  prinzipiellen  Ver- 
änderungen aufmerksam  zu  machen,  die  an  jener  Anstalt  theils 
schon  eingetreten  sind,  theils  sich  vorbereiten. 

Durch  den  am  2ü.  Nov.  v.  J.  erfolgten  Tod  des  Geh.  Reg.- 
Raths,  Prof.  Lucae  hatte  die  Bauakademie  ihren  Direktor,  die 
Architektur- Abtheilung  ihren  Vorstand  und  eine  wesentliche  Lehr- 
kraft verloren.  Vorher  schon,  zu  Anfang  des  Wintersemesters,  war 
der  Lehrer  für  landwirtschaftliche  Baukunde,  Brth.  Kummritz, 
aus  dem  Leiten  geschieden  und  ein  anderer  Lehrer  der  Archi- 
tektur-Abtheilung, l'rof.  Adler,  als  vortragender  Rath  in  das 
Ministerium  für  Handel  etc.  berufen  worden.  Neben  den  hier- 
durch eingetretenen  Lücken  sind  nicht  weniger  als  4  neue,  im 
diesjährigen  Staatshaushalt  kreirte  ctatsmässige  Lehrstellen,  und 
zwar  für  Ventilation«- ,  Heizung»-,  Wasserleitung»-  und  Beleuch- 
tungsanlagen in  Gebäuden  und  verwandte  Lehrgegenstände  —  für 
mittelalterliche  Baukunst  —  für  Kunstgeschichte  und  Aestheük  — 
für  Eisenbahnbetriebs-,  Maschinen-,  Signalwesen  und  verwandte 
Fächer  —  auszufüllen.  Wenn  es  sich  in  letzter  Beziehung  —  mit 
Ausnahme  einer  noch  umstrittenen  Stelle  —  in  Wirklichkeit  auch 
nur  um  elatsmiUsige  Anstellung  der  bereits  thätigen,  vorläufig 
nur  auf  Kündigung  engagirten  Lehrkräfte  handelt,  so  ist  doch 
klar,  dass  Personal -Veränderungen  von  solchem  Umfang  auf  das 
Wesen  und  die  Zukunft  der  Anstalt  von  höchstem  Einfluss  sein 
müssen.  Und  um  so  mehr  ist  dies  der  Fall,  als  unsere  ehr- 
würdige Alma  mnter  in  den  letzten  Phasen  ihres  selbständigen 
Daseins  steht  und  demnach  für  die  Organisation  des  Unterrichts 


ts  die 


•  Lehrer  nicht  nur  die 
in 

Bedürfnisse  der  künftigen  technischen  Hochschule  in 
Frage  kommen.  Es  ist  der  letztere  Umstand,  der  die  Lösung 
der  vorliegenden  Aufgabe  erschwert  und  verzögert,  zumal  —  wie 
man  sich  denken  kann  —  hinter  den  Kulissen  sehr  verschieden- 
artige Einflüsse  sich  geltend  machen  und  um  den  Sieg  ringen. 
Vielleicht,  dass  ein  offenes,  von  persönlichen  Interessen  freies 
Wort  vor  der  Gesammtheit  der  Fachgenoasen  dazu  beiträgt,  die 
nothwendige  Klärung  und  Entscheidung  etwas  zu  beschleunigen.  — 
In  Betreff  der  wichtigsten  unter  den  bezgl.  Fragen,  derjenigen 
der  obersten  Leitung  der  Anstalt,  die  einen  Anfschub  nicht 
vertrug,  ist  bekanntlich  eine  provisorische  Entscheidung  ge- 
troffen worden,  indem  man  bis  zum  Aufgange  der  Bauakademie 
in  die  technische  Hochschule  das  von  dem  Lehrerkollegium  vor- 
geschlagene Wahl  direkt  orat  angenommen  und  das  älteste  Mit  - 
glied  des  Kollegiums,  Geh.  Reg.-Rth.  Prof.  Wiche,  auf  Grund  der 
vollzogenen  Wahl  bis  auf  weiteres  an  die  Spitze  der  Anstalt 
berufen  hat. 

Wenn  hiermit  der  künftigen  Gestaltung  der  Verhältnisse  an 
der  technischen  Hochschule  auch  noch  nicht  vorgegriffen  \tX  und 
die  Frage,  ob  dieselbe  wechselnden  Wahl-Rektoren  oder  einem  auf 
Lebenszeit  ernannten  Direktor  unterstellt  werden  wird,  vorläufig 
eine  offene  bleibt,  so  lässt  sich  doch  nicht  verkennen,  dass  die  an 
der  Bauakademie  getroffene  Lösung  die  Aussichten  für  eine  Ent- 
scheidung in  ersterem  Sinne  sehr  erheblich  gesteigert  hat  Natür- 
lich ist  auch  die  Agitation  von  entgegen  gesetzter  Seite  hierdurch 
neu  geweckt  worden.  Es  ist  nicht  allgemein  hekannt,  dass 
Absicht  des  Hrn.  Ministers  Dr.  Achenbach  war,  den  im  vori| 


Jahre  geäusserten  Wünschen  des  Abgeordnetenhauses  zu  ent- 
sprechen und  den  Versuch  zu  unternehmen,  ob  sich  die  Vereinigung 
der  Bau-  und  der  bewerbe- Akademie  in  gewissen  Grenzen  nicht 
sofort  durchsetzen  lasse;  der  Versuch,  über  den  eine  Kommission 
von  Lehrern  beider  Anstalten  berathen  hat,  ist  hauptsächlich  daran 
gescheitert,  dass  die  Lehrer  der  Bauakademie,  mit  Direktor  Lucae 
an  der  Spitze,  für  ein  Wahlrektorat  waren,  wahrend  der  Direktor 
der  Oewerbeakademie,  Hr.  Geh.  Reg.-Rth.  Reuleaux,  die  Leitung 
der  techtuschen  Hochschule  alternirend  von  den  bisherigen  Direk- 
toren der  Bau-  und  der  Gewerbe-Akademie  geführt  wissen  wollte. 
Seine  Ansicht  wird  aus  nahe  liegenden  Gründen  nicht  allein  in 
Beamtenkreisen  vielfach  geiheilt,  sondern  namentlich  auch  seitens 
derjenigen  preufsischen  und  deutschen  Polytechniken  unterstützt, 
die  mit  dem  Direktorate  günstige  Erfolge 'erzielt  haben  und  be- 
fürchten, dass  das  Vorbild  der  technischen  Hochschule  in  Berlin 
sie  event  zwingen  werde,  ihrerseits  gleichfalls  das  Rektorat  ein 
zu  führen.  Voraussichtlich  wird,  neben  der  Frage  der  für  die 
technische  Hochschule  zu  verlangenden  Vorbildung,  jener  Punkt 
auch  den  Hauptgegenstand  der  Erörterungen  bilden,  zu  welchen 
eine  Konferenz  von  Lehrern  deutscher  Polytechniken  in  einigen 
Wochen  in  Dresden  zusammen  treten  wird. 

Selbst  für  den  unwahrscheinlichen  Fall,  dass  man  von  dieser 
Seite  das  Direktorat  empfehlen  sollte,  und  trotz  der  geringen 
Sympathien,  welche  das  Wahlrektorat  in  gewissen  Kreisen  der 
preufsischen  Büreaukratie  findet,  glauben  wir  doch,  dass  die  An- 
hänger und  Freunde  des  letzteren  nicht  zu  fürchten  brauchen, 
dass  die  Organisation  der  technischen  Hochschule  in  Berlin  gegen 
ihren  Wunsch  ausfallen  wird.  Ein  Streit  über  die  Vorzüge  beider 
Systeme  dünkt  uns  überhaupt  nur  denkbar,  wenn  es  um  die  Leitung 
einer  Anstalt  von  geringem  oder  mittlerem  Umfange  sich  handelt, 
bei  der  eine  engere  Beziehung  zwischen  der  Gesammtheit  des 
Uhrer-Kollegiums  besteht.  Hier  mag  die  stetige,  unverrückt  nach 
demselben  Ziele  strebende  Thätigkeit  sowie  das  Pflichtgefühl  eines 
auf  Lebenszeit  ernannten  Direktors  vielleicht  im  Stande  sein,  die 
Anstalt  mehr  zu  fördern  als  der,  durch  die  Ehre  der  Wahl  an- 
gespornte, Leben  und  Bewegung  erzeugende  Eifer  wechselnder 
Rektoren;  —  freilich  nur,  falls  der  Direktor  seiner  Aufgabe  in 
besonderem  Grade  gewachsen  ist,  wahrend  jeder  Missgriff  in  der 
Person  desselben  längere  Zeit  hindurch  auf  der  Anstalt  lastet.  - 
Für  die  in  der  deutschen  Hauptstadt  zu  gründende  Hochschule, 
deren  Lehrpersonal  vielleicht  nach  Hunderten  von  Köpfen  zählen 
wird,  liegen  die  Verhältnisse  durchaus  anders.  Von  einer  straffen 
einheitlichen  Leitung  des  Ganzen  kann  hier  Uberhaupt  nicht  die 
Rede  sein,  sondern  es  kann  eine  solche  nur  in  den  einzelnen  Fach- 
abtheilungen sich  geltend  machen,  denen  eine  verhaltnissmäl'sig 
grofse  Selbständigkeit  einzuräumen  sein  wird.  Es  schliefest  dies 
aber  nach  unserer  Meinung  mit  Notwendigkeit  aus,  dass  der 
Vertreter  eines  Spezialfaches  über  die  der  übrigen  Fächer  eine 
ständige  Diktatur  behaupten  könnte,  und  es  bleibt  ein  Wahlrektorat 
hier  die  einzig  mögliche  Lösung. 

Andererseits  sehen  wir  keinen  zwingenden  Grund  dafür  ein, 
dass  dieses  Prinzip,  falls  es  für  Berlin  endgültig  angenommen 
wird,  um  des  Prinzips  willen,  schablonenmälsig  auf  alle  übrigen 
technischen  Hochschulen  übertragen  werden  müsste.  Was  ins- 
besondere die  beiden,  unter  bewährter  und  trefflicher  Leitung 
stehenden  preufsischen  Anstalten  in  Aachen  und  Hannover  betrifft, 
so  wäre  es  wohl  nur  billig,  wenn  ein  event  Wechsel  der  Einrichtung 
hier  erst  einträte,  wenn  dereinst  die  gegenwartigen  Direktoren 

MM 


Mittheilungen 

Architekten-  und  Ingenieur-Verein  zu  Posen.    In  der 

Versammlung  am  7.  Januar  sprach  Hr.  Eich  holz  über  Brems- 
einrichtungen an  Eisenbahnwagen  und  insbesondere  über  die 
sog.  kontinuirlichen  Bremsen,  bei  denen  der  Haupt-Uebelstand, 
an  welchem  die  Bremsen  gewohnlicher  Einrichtung  leiden  — 
die  indirekte  Handhabung  —  vermieden  und  der  Betrieb  einzig  in 
die  Hand  des  Lokomotivführers  gelegt  wird.  Man  hat  kontinuir- 
liche  Bremsen,  die  durch  gemeinsamen  Zug  fKettcubrcmse), 
durch  Dampf  oder  endlich  durch  Luft  bewegt  werden.  Die 
Bremsklotz-Einrichtung  und  die  Zugstange  der  alten  Bremse  sind 
bei  den  neuen  Einrichtungen  möglichst  beibehalten  worden.  Die 
Heberlein'sche  Kettenbremse  besteht  im  wesentlichen  aus 
2  Friktionsscheiben,  von  denen  die  eine  auf  einer  Wagenachse, 
die  andere  auf  einer  Nebenachse  mit  Ketten-Trommel  steckt; 
letztere  Achse  kann  ersterer  so  weit  genähert  werden,  dass  die 
Friktionsscheiben  und  danach  die  Kettentrommel  in  Bewegung 
treten,  wodurch  das  Anziehen  der  Bremsklötze  erfolgt  Die 
Näherung  der  Scheiben  wird  mit  Hülfe  von  Hebel  und  Gegen- 
gewicht rasch  und  sicher  bewirkt.  Die  Dampfbremsen  haben 
sich  bei  uns,  klimatischer  Verhältnisse  wegen,  wenig  bewährt, 
dagegen  scheinen  die  Luftbremsen,  wie  sie  von  Westin  g- 
house  und  Steel  konstruirt  sind,  eine  Zukunft  zuhaben.  Beide 
Arten  stimmen  darin  flberein,  dass  aus  einem  unter  der  Loko-  I 
motive  befindlichen  Reservoir  komprimirte  Luft  mittels  Rohr-  I 
leitung  bis  zum  Zugende  geführt  und  von  hier  aus  an  die  ein-  | 
zelnen  Hülfsreservoire  vertheilt  wird,  die  mit  den  Bremszylindern  ' 
und  den  mechanischen  Einrichtungen  für  das  Anziehen  der 
Bremsklötze  in  Verbindung  stehen.    Die  Wirkung  des  Druckes  | 


aus  Vereinen. 

auf  die  Kolben  etc.  tritt  erst  ein,  nachdem  der  Lokomotivführer 
einen  am  Leitungsrohre  befindlichen  Dreiweghalin  umgestellt  hat. 
Es  wird  hierdurch  die  Verbindung  des  Haupt-Reservoirs  an  der 
Lokomotive  mit  der  Leitung  aufgehoben,  während  der  Inhalt 
letzterer  mit  der  atmosphärischen  Luft  in  Verbindung  gesetzt 
wird,  infolge  dessen  der  Druck  in  der  Leitung  sinkt  Durch 
eine  gleichzeitig  wirkende,  automatische  Einrichtung  schliel'sen 
sich  sämmlliche  Hülfsreservoire  gegen  die  Leitung,  während  sich 
die  von  dort  nach  den  Bremszylindern  gehenden  Verbindungsrohre 
öffnen  und  die  Bremskolben  zur  Thätigkeit  gelangen. 

Der  Unterschied  in  beiden  genannten,  sinnreichen  Systemen 
besteht  im  wesentlichen  darin,  dass  bei  der  Westinghouse-Bremse 
durch  den  Luftdruck  nur  das  Anziehen  der  Bremse  bewirkt  wird, 
während  das  Zurückziehen  durch  Federn  erreicht  werden  muss, 
wogegen  bei  der  Steel-Bremse  der  Luftdruck  auch  auf  die  Rück- 
seite des  Kolbens  geführt  wird,  so  dass  das  Oeffnen  der  Bremse 
ebenfalls  durch  ihn  geschieht.  Redner  bespricht  einige  Details 
der  Einrichtung,  wie  die  Luftkompressions-Pumpe  und  die  Rohr- 
verbindung zwischen  den  einzelnen  Wagen  mittels  Gummi- 
schläuchen, erwähnt  die  besonderen  Vorzüge  dieser  Bremsen, 
welche  ausser  der  momentanen,  gleichmäfsigen  Wirkung  darin 
bestehen,  dass  dieselbe  bei  zufälliger  Zugtrennung  sofort  von 
selbst  in  Wirksamkeit  treten  und  dass  von  jedem  Wagen  aus  die 
Bremse  in  Thätigkeit  gesetzt  werden  kann ,  sobald  ein  Ventil  des 
Hauptrohrs  geöffnet  und  der  komprimirten  Luft  der  Austritt 
gewährt  wird.  Endlich  werden  über  dio  Stärke  der  Brems-Wir- 
kung  einige  Angaben  gemacht:  Die  bis  auf  5-Ü  Atm.  gepresste 
Luft  drückt  bis  zu  2  750  *  auf  die  Kolben,  während  mit  der 


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94 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


6.  MSn  1878 


Handbremse  nur  ein  Druck  von  467  •  ausgeübt  werden  kann. 
Die  Bremswirkung  durch  du  elastische  Medium  ist  eine  sehr 
ruhige  und  wird,  trotz  der  Beschleunigung  der  Hemmung,  wenig 
nachtheilig  empfunden.  Der  Stillstand  eines  mit  gewöhnlicher 
Geschwindigkeit  fahrenden  Zuges  kann  auf  ca.  100 «  Lange 
innerhalb  12 — 16  Sek.  erzielt  worden,  während  Handbremsen 
einen  Zug  erat  nach  3  bis  500  m  innerhalb  25—30  Sek.  zum 
Stehen  bringen.  —  Dem  Vortrage  folgt  eine  Besprechung,  an  der 
sich  die  Hrn.  Koehne,  Reck,  Jacobi,  Hanstein  betheiligen  und 
in  welcher  namentlich  des  größeren  Zeitaufwandes  beim  Aus- 
rangiren heils  gewordener  Achsen,  sowie  der  größeren  Empfind- 
lichkeit der  Einrichtungen  gegen  Witteiungs- Einflüsse  als  Nach- 
theile etc.  gedacht  wurde. 

In  der  Versammlung  am  21.  Januar  sprach  Hr.  Sixt 
über  den  Bau  der  von  Otzcn  (Berlin)  entworfenen  Johannis-Kirche 
zu  Altona,  welchen  Hr.  Sixt  unter  der  Oberleitung  des  Ilm  Otzen 
ausgeführt  hat.  Mit  Rücksicht  auf  bereits  vorliegende  Publika- 
tionen (s.  Dtsch.  Bztg.  1872,  S.  IM)  ist  der  Inhalt  des  Vor- 
trages hier  zu  ubergehen,  dagegen  aus  der  anschliefsenden  Be- 
sprechung die  durch  Hrn.  Sixt  angeführte  Angabe  mitzuthcilcn, 
der  zufolge  bei  der  Thomas-Kirche  in  Berlin  die  Baukosten  pro 
Sitz  694  M.,  bei  der  Johannis-Kirche  nur  480  M.  betragen  hatten, 
wobei  freilich  die  Preise  der  Hauptmaterialien  in  Betracht  kämen, 
da  z.  B.  1000  Ziegel  in  Altona  nur  42  M.  gekostet  hatten. 

Eine  längere  Diskussion  ruft  die  Frage  nach  der  unter  ge- 
gebenen Verhaltnissen  besten  Art  der  Abführung  der  Gase  aus 
den  nach  d'Arcet'schem  Systeme  eingerichteten  Abtritten  hervor. 
Sie  führt  zu  dem  Resultat,  dass  es  unter  allen  Umständen  richtiger 
sei,  den  unteren  (Tonnen-)  Raum  zu  entlüften  und  einen  Zug 
durch  die  Sitze  nach  jenem  Raum  herzustellen,  um  den  oberen 
(Sittraum)  gegen  Eintritt  der  in  den  Tonnen  entwickelten  Gase 
zu  schützen. 

Am  28.  Januar  fand  unter  Führung  des  Hrn.  Grüder  eine 


diuiuu:  uer  dl-uuizujik  ujeses  iiuiismmcis  zu  uan 

In  der  Versammlung  am  3.  Januar  hielt  Hr. 
Vortrag  Uber  die  Hafen- Anlage  bei  Ruhrort.  Die 
aus  zwei  in  verschiedenen  Perioden  ausgeführt 


bei  Beleuchtung  durch  elektrisches  Licht  in  Augenschein  genommen 
ward.  Zum  Betriebe  der  Lichtmaschine  (Lichtstarke  2000  Kerzen) 
diente  eine  4pferd.  Giler'schc  Gasmaschine,  die  sich  durch  ge- 
räuschlosen Gang  und  geringen  Gasverbrauch  (stündlich  für 
0,50  M.)  auszeichnet.  Demnächst  erläuterte  Hr.  Grüder  die  Kon- 
struktion der  Brücke,  über  welche  Folgendes  anzuführen  ist: 
Dieselbe  (iberspannt  mit  20  Oefinungen  von  je  33  ,n  Weite  den 
Wurthefluss  mittels  abgesetzter ,  parabolischer  Eisen  -  Träger 
Die  Richtung  der  Brücke  ist  normal  zur  Stroinaxe,  wodurch  eine 
Verschiebung  gegen  die  Richtung  des  Straisenzuges  sich  ergeben 
hat.  Die  Brückenbahn  ist  aus  vorzüglichem  Steinpflaster  auf  sog. 
Buckelplatten  hergestellt.  Die  Fusswege  sind  außerhalb  der 
Tragerkonstruktion  gelegt  Hr.  Prof.  Magener  sprach  noch  über 
Erzeugung  elektrischen  Lichtes  unter  Bezugnahme  auf  den  Bau 
der  Brücke,  dessen  wesentliche  Förderung  während  der  Winter- 
monate der  Benutzung  dieses  Hülfsmittels  zu  danken  ist. 

v.  Staa  einen 
Anlage  besteht 
teil  Theilen,  zu 

denen  eine  neueste  noch  nicht  ausgeführte  Anlage  in  nächster 
Zeit  hinzu  treten  wird.  Der  ganze  Hafen-Komplex,  welcher 
bei  30  —  40«  Breite  eine  Lange  von  15 Km  bat,  wird  Platt 
für  400  Schiffe  bieten,  welche  sämmtlich  der  Lange  nach  plazirt 
werden  können.  Eine  doppelte  2armige  Drehbrücke  für  Fufsgungcx 
gesttttet  den  Schiffen  die  Einfahrt,  ohne  dass  diese  die  Masten 
nieder  zu  legen  haben.  Die  Einfahrt  unter  Segel  ist  unthuulich; 
es  werden  dazu  kleine  Bugsir-Xchrauben-Dampfer  benutzt  —  Der 
Vortragende  giebt  ferner  ein  spezielles  Bild  der  Ruhrbrücke,  die 
mit  4  Mittelöffnungen  von  je  31,5  m  und  3  Fluthöffnuugeu  zu 
jeder  Seite  von  je  10,5  ">  Weite,  also  im  Ganzen  mit  10  Oeff- 
nungen  ausgeführt  ist,  und  berührt  endlich  noch  die  Rentabilitäta- 
frage  der  dem  Fiskus  gehörigen  Anlage.  Die  Magazine  werfen 
einen  bedeutenden  Miethsertrag  ab  und  das  aufgewendete  Kapital 
verzinst  sich  überhaupt  gut 

Hr.  Thomsen  erläutert  den  patenlirten  automatischen  Dampf- 
kcssel-Spcisc-Apparat  von  S.  G.  Cohnfeld,  dessen  Vorzug  darin 
besteht,  dass  der  Wasserstand  im  Kessel  bei  kontinuirlkher 
Speisung  konstant  erhalten  wird.  Im  Anschluss  hieran  tlieilt 
Hr.  Reck  die  Konstruktion  des  Kortingschen  Patent -l'uivcrsal- 
Injektors  mit,  der  aus  zwei  Danipfstrahlpumpeu  besteht,  deren 
eine  das  Wasser  der  zweiten  unter  Druck  zuführt,  wahrend  es 
aus  dieser  unter  entsprechender  Druck- Vennehrung  dem  Kessel 
vorgewärmt  zugeführt  wird. 

Eine  für  die  Hinterbliebenen  eines  verstorbenen  Kollegen 
eröffnete  Sammlung  findet  lebhaften  Anklang.  —  Mit  Wahl  einer 
Kommission  zur  Vorbereitung  einer  Schinkelfeier  schliefst  die 
Versammlung! 

Anschluss  des  banteohnisonen  Vereins  in  Aachen  an 
den  Architekten-  and  Ingenieur -Verein  für  Niederrhein 
and  Westfalen.  Nach  der  in  No.  5  d.  lfd.  J.  d.  Bl.  mitgcthcilten 
Konstituirung  des  erst  genannten  Vereins  trat  am  1 2.  Januar  d.  J. 
die  zur  Ermittelung  eines,  die  Bildung  eines  Lokal -Vereins  in 
Aachen  regelnden  Modus  gewählte  —  aus  dem  Vonstand  des 
letzt  genannten  Vereins  und  aus  Mitgliedern  beider  Vereine  be- 
stehende —  Kommission  unter  dem  Vorsitze  des  Geh.  Kegierungs- 
ratli  Funk  aus  Köln  und  unter  Betheiligung  der  Professoren 
Damert  und  Heinzerling  aus  Aachen  in  Köln  zusammen. 
Nach  eingehender  Beratlmng  einigten  sich  die  KommLssions-Mit- 


glieder,  vorbehaltlich  der  Genehmigung  der  von  ihnen  vertretenen 
Vereine,  dahin,  dass  der  Verein  für  Niederrhein  und  Westfalen 
die  Bildung  von  Lokalvercinen  überhaupt  vorzusehen 
und  seine  Statuten  m  diesem  Sinne  zu  ergänzen  bexw.  abzuändern 
habe.  Insbesondere  wurde  in  Aussicht  genommen,  dass  jeder, 
aus  mindestens  25  dem  Gesammtvereine  angehörigen  Mitgliedern 
bestehende  Lokalverein,  welcher  auf  Grund  seines  eigenen  Statuts 
einen  Vorstand  wählt,  regelmässige  Versammlungen  abhält  und 
regelmässige  Beiträge  erhebt,  zur  Aufnahme  neuer  Mitglieder 
nach  den  Bestimmungen  jenes  Statuts  berechtigt  sein  soll,  wobei 
die  neu  aufgenommenen  Mitglieder  ohne  weiteres  Mitglieder  des 

^^ahres^inc6»^  M^lieder^^ttprecb^ndrZaW^on 


jedes 

Mitgliedern  in  den  Vorstand  des  Gesammtvereins  wählen,  an 
Vertretung  des  Gesammtvereins  auf  den  Abgeordneten-Versamm- 
lungen des  Verbandes  der  deutschen  Architekten-  und  Ingenieur- 
Vereine  nach  MaaJ'sgabe  ihrer  Mitgliederzahl  Theil  nehmen  und 
die  Protokolle  ihrer  Versammlungen  unter  denselben  Bedingungen 
in  die  Zeitschrift  der  verbundenen  süd-  und  westdeutschen  Archi- 
tekten- und  Ingenieur  •  Vereine  aufgenommen  werden,  wie  die 
Protokolle  des  Gesammtvereins.  Ferner  sollten  die  Lokalvereine 
gehalten  sein,  ihre  Statuten,  welche  auf  Grundlage  der  Statuten 
des  Gesammtvereins  von  ihnen  selbstständig  fest  gesetzt  werden, 
dem  Vorstande  des  Gesammtvereins  mittutheilen,  wahrend  deren 
Vorstände  die  Korrespondenz  zwischen  dem  Vorstande  des  Gesammt- 
vereins und  ihren  Vereinsmitgliedern,  sowie  die  Einziehung  und 
Ablieferung  der  Beitrage  ihrer  Mitglieder  für  die  Vereinszeitschrift 
und  Jur  ai;g.'mi'ine  Vt  rwaltucgskostcu  au  di  u  Kassier  des  Gesatnint- 
Vereins  zu  vermitteln  hätten. 

Der  in  diesem  Sinn  redigirte  Zusatz-Paragraph  der  Statuten 
wurde  in  der  am  18>  Jan.  d.  J.  abgehaltenen  Versammlung  des 
bautechiuscheu  Vereins  in  Aachen  en  bloc  uutcr  der  Voraussetzung 
angenommen,  dass  der  Gesammtverein  denselben  in  der  gleichen 
Fassung  gut  heilst  und  die  Aufnahme  des  bautechnischen  Vereins 
in  Aachen  in  seiner  Gesammthcit  ausspreche.  Beides  ist  in  der 
am  16.  v.  Mts.  in  Köln  stattgehabten  Versammlung  des  Vereins  für 
Niederrhein  und  Westfalen  geschehen  und  damit  der  Eintritt 
des  ersten  Lokalvereins  in  denselben  erfolgt. 

Werden  nacb  den  dem  Vorstande  des  Gesammtvereins  bereits 
zugegangeneu  Mittheilungen  auch  andere  Städte  in  Niederrhein 
und  Westfalen,  von  deren  Fachgenossen  bis  jetzt  erst  eine  ver- 
hältiüssinid'sig  kleine  Zahl  demselben  angehört,  dem  Beispiel 
Aachens  folgen,  so  steht  jenem  Verein  eine  wesentliche  Erweite- 
rung bevor.  Sobald  aber  diejenigen  Fachgenossen  dieser  Pro- 
vinzen, welche  demselben  nicht  mehr  angehören  oder  ihm  nicht 
beigetreten  waren,  weil  sie  bei  der  weiten  Entfernung  der  Städte 
und  der  damit  verbundenen  verhältnissmäisig  groben  Opfer  die 
Versammlungen  desselben  selten  oder  nie  besuchen  konnten,  in 
den  gröfseren  Städten  sich  zu  Lokalvereinen  zusammeugethau 
haben  werden,  ist  der  allmähliche  Beitritt  auch  der  in  ihrer  i  ' 
und  nächsten  Umgebung  wohnenden  Fachgenossen  voraus  zu  i 
und  damit  ein  weiterer  Schritt  zur  Entwickelte  eines  " 
md  zur  Förderung  der  fachlichen 
I  Westfalen  gethan.    Vivant  »ojuenta! 


Konkurrenzen. 

Konkarrenz  für  Entwürfe  zu  einem  Universitäts- 
gebäude in  Leyden.  Die  wohl  durch  die  bekannten  Eigen- 
tümlichkeiten des  amtlichen  Geschäftsganges  verzögerte  Ent- 
scheidung der  Kgl.  niederländischen  Regierimg  ist  nunmehr  erfolgt 
und  zwar  durchaus  im  Sinne  des  von  den  Preisrichtern  erfolgten 
Vorschlages.  Ol.  vergl.  S.  512  Jhrg.  77  u.  Bl.j  Korrekter  Weise 
hat  sich  jedoch  die  Regierung  nicht  für  befugt  gehalten,  den 
Verfassern  der  5  relativ  besten  Entwürfe  die  ihnen  zugebilligte 
Entschädigung  von  je  1  600  Fl.  zu  oktroviren,  sondern  sie  fordert 
vor  Eröffnung  der  bezgl.  Motto  -  Kouverts  die  Verfasser  dieser 
Entwürfe  auf,  ihre  Zustimmung  zum  Ankauf  derselben  für  jenen 
Preis  schriftlich  zu  erklären.  Au  die  übrigen  Konkurrenten, 
keine  Adresse  für  die  Rücksendung  der  Entwürfe  an- 
haben eraeht  das  Ersuchen,  die  Erlaubuiss  zum  Eröffnen 
Kouverts  zu  gestatten. 


Konkurrenz  für  Entwürfe  zu  einer  Krankenanstalt 
des  Kantons  Glarus.  Nach  einer  Mittheilung  der  „Eisenbahn" 
sind  zu  dieser  Konkurrenz  31  Entwürfe  eingegangen,  unter  denen 
diejenigen  der  Hrn.  Reber  (Hasel),  Wolff  jun.  (Zürich)  und 
Sc  hier*  er  (Glarus)  mit  Preisen  von  bOO,  500  und  200  Fr. 
bedacht  worden  sind. 

Personal-  Nachrichten. 
Preufsen. 

Ernannt:  Der  Kreishaumstr.  llrumhard  zu  Arolsen  zum 
Bauiuspcktor  —  Der  Bmstr.  Koch  zum  Landbaumeister  in  Berlin. 

Versetzt:  DerKreisbmstr.  Stark  e  von  Laubau  nach  Rawitscb. 

Die  Baumeister-Prüfung  für  beide  Fachrichtungen  hat 
der  Bauführer  Theodor  Hacke  aus  Bentheim  bestanden. 

Die  Bauführer-Prüfung  haben  für  beide  Fachrichtungen 
bestanden.  Max  Borgmaun  aus  Berlin,  Rudolf  Labes  aus 
Conitz,  Julian  Szalla  aus  Bromlierg,  Ernst  Trog  aus  Harbke 
b.  Helmstedt,  Emil  Ricske  aus  Laudsberg  a./W.,  Viktor  Ruppen- 
thal  ans  Oberstem  und  Gustav  Hangers  aus  Jerxheim.  


IM  C.rl  Betliti  in 


K.  L.  O.  FrU,ch.    bntck:  W.  Mo.ier  llafti  uchdruekf  rel,  Holla. 

UigitizeoDy  t^j 


Ne.  20. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


95 


Vi-rfi*jut  deatartirr  Architekten-  uml  Incmienr  -  Vereine.  Denkschrift 
dir  Kinrlenturnfi   «na  IVurwnsjt«- Au*Ulten   und   V.tnu-1i»  -  NtatinA+n    von  R*n- 
trie  über  d»r  Kiafähninx  einer  utaatlirh  anerkaanicn  KltwitkaUan  der 

-  IWe  " 


•etiiinc  )  —  Mittheilangea  «an  Veraiaea:  Ann  de«  Vre  hanillutJK.ro  der  fiettcrnl* 
VerMmmtttnft  <te«  Vereins  denterrker  Zement  -Fabrikanten.  -  .\  rrhitekleit-  Verein  1« 
Berlin.  -  V.rmUehtea:  Vir ^^Jj*""«  ,Ur  **ub*J>  ~  Un»b,M*  ~ 

Brief-  and  Krtgtkatloa. 


Verband  deutscher  Architekten-  und  Ingenieur-Vereine. 

die  Einrichtung  von  Prilfungs-Anstalten  und  Versuchs-Stationen  von  Baumaterialien, 
Einführung  einer  staatlich  anerkannten  Klassifikation  der  letzteren. 


Es  ist  natürlich  nicht  zu  verkennen,  dan  die  im  Obigen 
als  uuthwendiges  Bcdürfhiss  hingestellte  Errichtung  von 
Prilfiings-Anstalten  und  Versuchs-Stationen  be- 
deutende materielle  Opfer  von  Seite  der  Staaten  erfordert. 
Doch  durften  die  vorstehenden  Erörterungen  gezeigt  haben, 
dass  diene  Opfer  aufgewogen  werden  durch  die  Bedeutung, 
welche  die  zu  errichtenden  Anstalten  für  die  vortheilhafte  und 
nutzbringendste  Verwendung  der  natürlichen  und  künstlichen 
Erzeugnisse  eines  Landes  haben  müssen. 

Diese  Bedeutung  wird  aber  noch  wesentlich  erhöht  und 
auch  für  den  Laien  unmittelbar  greifbar,  wenn  gleichzeitig  eine 
vom  Staate  auerkannte  und  durch  seine  Prüflings- Anstalt'  ga- 
rantirte  Klassifikation  der  wichtigsten  Bau-  und  Maschinen- 
Materialien  eingeführt  wird. 

Eine  solche  Klassifikation  muss  in  einer  klaren,  für  Jeder- 
mann verständlichen  Weise  die  Qualität  der  Materialien  nach 
ihren  wichtigsten  Eigenschaften,  in  möglichst  einfachen  Abstu- 
fungen festsetzen;  sie  muss  und  wird  es  möglich  machen,  das 
geeignetste  Material  und  die  itassendstc  Qualität  desselben  für  be- 
stimmte Zwecke  auszuwählen  und,  wo  verschiedene  Modifikationen 
offen  gelassen  sind,  diejenige  zu  finden,  die  ökonomisch  am 
vortheilhaftesten  ist. 

Dadurch  wird  dann  den  Erzeugnissen  eines  Landes,  den  na- 
türlichen sowohl  wie  den  künstlichen,  ihr  richtiger  Verwendungs- 
kreis, der  Lage  wie  der  Grösse  nach,  angewiesen,  die  Ge- 
winnung und  Erzeugung  guter  und  in  weiterem  Umfang  ver- 
wendbarer Materialien  wird  gefördert,  diejenige  der 
Materiahen  auf  das  richtige  Maafs  zui 
die  Verschleuderung  des  Kapitals  durch 
gen  bestmöglich  verhütet 

Und  grade  dieser  letzte  Punkt  dürfte  geeignet  sein,  die  Not- 
wendigkeit der  möglichst  beschleunigten  Einführung  einer  Klassi- 
fikation und  damit  verbundenen  Einrichtung  von  Prüfung»- An- 
stalten recht  dringend  an's  Herz  zu  legen.  Flaben  wir  doch  die 
schwere  Krisis,  welche  Industrie  und  Handel  gegenwartig  durchzu- 
kämpfen haben,  hauptsächlich  der  Verschleuderung  ungeheurer  Kapi- 
talien in  un  «-ictli,i  haftlichen  Anlagen  und  dem  Misstrauen  zuzuschrei- 
ben, unter  welchem  in  Folge  des  Zusammensturzes  solcher  Unter- 
nehmungen auch  solide  und  gesunde  Geschäfte  zu  leiden  haben. 

Zum  Schutze  und  zur  Erhaltung  der  letzteren,  welche  gute 
Fabrikate  liefern  können,  ist  es  von  der  gröfsten  Wichtigkeit, 
dass  durch  die  Anlage  von  Prüfung»  -  Anstalten  die  Mittel  ge- 
geben werden,  den  wahren  Werth  der  Materialien  zu  erkennen, 
um  für  die  guten  Erzeugnisse  der  Industrie  den  höheren  Preis 
zahlen  zu  können,  welchen  sie  in  Konkurrenz  mit  den 
guten  entbehren  müssen,  weil  es  an  geeigneten  Mitteln  fehlt, 
Eigenschaften  genügend  leicht  und  sicher 

Der  nachstehende  Entwurf  einer  " 
Bau-  und 


in  den  einfachsten  Umrissen  gehalten. 

Der  erste  Theil  desselbeu,  für  Eisen  und  Stahl,  ist  aus  der 
Denkschrift  des  Vereins  deutscher  Eisenbahn-Verwaltungen  herüber 
ommen  und  gründet  sich  auf  Versuche,  welche  mit  passend 
ilten  Materialien  eigens  für  diesen  Zweck  im  mech.-tech- 
Laboratorium  der  techn.  Hochschule  zu  München  ange- 
stellt worden  sind.  Ebenso  ist  die  Klassifikation  der  übrigen 
Materialien  gröfstentheils  aus  den  Versuchs-Resultaten  geschöpft, 
die  in  demselben  Laboratorium  während  seines  nun  neunjährigen 
Bestandes  mit  Materialien  aus  fast  allen  Gegenden  Deutschlands 
und  Oesterreichs  erhalten  wurden. 

Es  wird  eine  der  hauptsächlichsten  Aufgaben  der  zu  errich- 
tenden Versuchs-Stationen  und  Prilfungs-Anstalten  werden  müssen, 
die  Klassifikation  weiter  auszubauen  und  in  ihren  einzelnen  Thei- 
len  fester  zu  begründen.  Aber  auch  dann  wird  dieselbe  nicht 
nnwandelbar  fest  stehen  bleiben  dürfen,  sie  wird  von  Zeit  zu 
Zeit  revidirt  und  den  Fortschritten  der  Technik  und  Industrie 
einerseits,  sowie  der  Wissenschaft  andererseits  angepas 
müssen.  — 

I.  EtHen  and  stahl. 

A.  Bessemerstahl,  Gusstahl,  Marttnirtahl,  als 

tions-Material  z.  B.  für  Eisenbahnschienen,  Achsen,  Radreifen  etc. 
Qualität  L  mit  drei  Unterabtheilungen: 


«.  h.rt 

b.  raiuci 

r.  «tick 

Minimal-Zerreifsuugs-Festigkeit  in  I 

Minimal  -  Zusammenziehung  des 
reifsungs-Querschnittes  in  Pro 

Zer- 

6600 

5500 

4500' 

des  ursprünglichen  Querschnitte. 
Maafs  der  Zähigkeit  . 

25?« 

85?« 

46JJ 

Um  zu 


Quer-  noch  Li 
Qualität 


Qualität  gerechnet  zu  werden 
lengehörigen  Zahlen 
die 

in 


das  Ma- 

erreichen 
gleich- 


».  klrt« 
Snctt 

b.  welchen 

f<»ft* 

Minimal  -  Zerrcilsungs  -  Festigkeit  in  Kilogr. 

Minimal-Zusammenzichung  des  Zerreifsungs- 
Querschnittes  in  Prozenten  des  ursprüng- 
lichen Querschnittes,    also  Maafs  der 

5500 
20  % 

4500 
30». 

Für  die  Bruchfläche  und  hinsichtlich 
Vorschriften  wie  für  Qualität  I. 

B.  Stabeisen. 

Qualität  I.  Minimal-Zerreifsungs-Festigkeit  S  800*  pro  □"»; 
Minimal-Zusammenziehung  des  Zerreifsungs-Querschnittes  in  Pro- 
zenten des  ursprünglichen  Querschnittes,  also  Maafs  der  Zähig- 
keit, 40  Jj. 

Qualitätll.  Mmimal-Zerreifsungs-Festigkeit  3500*  proU»1»; 
Minimal  -  Zusammenziehung  des  Zerreifsuqgs  •  Querschnittes  in 
Prozenten  des  ursprünglichen  Querschnittes,  also  MaaTs  der 
Zähigkeit,  25  »J. 

O.  Eisenbleoh. 

Qualität  L  a  in  der  Walzrichtung.  Minimal-Zer- 
reifsnngs-Festigkeit  3  600k  pro  □«■»;  Minimal-Zusammenziehung 
des  Zerreifsungs- Querschnittes  in  Prozenten  des  ursprünglichen 
Querschnittes,  also  Maafs  der  Zähigkeit, 

b.  quer  cur  Walzrichtung.  Minimal-Zerreifsungs-Festig- 
keit  8  200  *  pro  Q™ ;  Minimal-Zusammenziehung  des  Zerreifsungs- 
Quenchnittes  in  Prozenten  des  ursprünglichen  Querschnittes,  also 
Maafs  der  Zähigkeit,  16V 

Qualität  II.  a.  in  der  Walzrichtang.  Minimal -Zer- 
reifsunga-Festigkeit  8 300 k  pro  D"»;  Minimal-Zusammenziehung 
des  Zerrei&ungs  -  Querschnittes  in  Prozenten  des  ursprünglichen 
Querschnittes,  also  Maafs  der  Zähigkeit,  159.. 

b.  quer  znr  Walzrichtnng.  Minimal-Zerreifsungs-Festig- 
keit  3  000 11  pron11";  Minimal-Zusammenziehung  des  Zcrreifsungs- 
Querschnittes  in  Prozenten  des  ursprünglichen  Querschnittes,  also 
Maafs  der  Zähigkeit,  9%.  — 

Das  Stabeisen  sowohl  als  das  Eisenblech  darf  sich  nach  dem 
Zerreißen  weder  unganz,  noch  an  der  Oberfläche  brüchig  zeigen. 

Materialien  mit  geringerer  Festigkeit  oder  Zähigkeit  als 
einer  der  festgesetzten  Minimal- Werthe  wurden  überhaupt  nicht  zu 
klassiftziren  sein.  — 

Für  andere  Metalle  ist  das  Bedürfnis«  einer  Klassifikation 
nach  ihren  Festigkeits- Eigenschaften  weniger  dringlich;  auch 
reicht  der  Stand  unserer  Kenntnisse  von  denselben  noch  nicht 
aus,  um  eine  solche  aufzustellen. 

II.  StelnmMertallen. 

Da  die  Steine  bei  ihrer  Verwendung  als  Baumaterial  fast 
ausschliefslich  nur  auf  Druck  beansprucht  werden,  so  muss  ihre 
Druckfestigkeit  der  Klassifikation  zu  Grunde  gelegt  werden.  Von 
ihren  anderen  Eigenschaften  sind  zwar  die  Härte,  die  Witterungs- 
Heständigkeit,  die  Widerstandsfähigkeit  gegen  den  Angriff  von 
Gasen,  die  Porosität  und  daraus  entspringende  Durchlässigkeit 
und  Wasser-  Aufsaugnng5verm6gen  unter  Umstanden  von  sehr 
großer  Bedeutung.  Aber  da  cinestheils  diese  Eigenschaften  inner- 
halb einer  nnd  derselben  Materialienklasse  nur  wenig  variiren, 
andenitheils  mit  der  Festigkeit  mehr  oder  weniger  zusammen- 
hängen, wie  namentlich  die  Härte  und  Porosität ,  und  da 
außerdem  sichere  Methoden  zur  vergleichenden  Bestimmung 
jener  Eigenschaften  entweder  noch  ganz  fehlen  oder  erst  in 
der  allem  'ii  '-i  ii  Zeit  in  Anwendung  gebracht  worden  sind,  so 
dürfte  die  Beschränkung  auf  Druckfestigkeit  allein  bei  Aufstellung 
der  Klassifikation  der  Steinmaterialien 
tigt  erscheinen. 

Die  für  jede  Qualitätsklasse  angegebenen  Zahlen 
Druckfestigkeit  sind  wieder  als  Minimalzahlen  zu  verstehen, 
von  dem  Material,  das  in  diese  Klasse  gezählt  werden  soll, 
mindestens  erreicht  oder  überschritten  werden  müssen.  Steine, 
deren  Festigkeit  unter  die  Minimalzahl  der  letzten  Qualität  der 
betreffenden  Materialgattung  fällt,  sind  nicht  mehr  qualifizirbar, 
sie  sind  in  der  Regel  auch  nicht  mehr  als  verlässiges  Baumaterial 
und  Collum  >ach  nicht  mehr  oder  doch  nur  nach 


96 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


9.  Mira  1878 


A.  Natürliche 

Die  Druckfestigkeit  natürlicher 
körpern  in  Würfelform  bestimmt 


tting  senkrecht  zum 


soll  stets  an  Probe- 
in der  Rich- 
tet Zwei  gegen- 
wenn  nöthig  mit 
genau  eben  und 
parallel  zu  hobeln.  Diese  liegen  bei  der  Probe  direkt  ohne 
Zwischenlagen  an  genau  eben  gehobelten  Druckplatten  aus  Hart- 
guss,  von  denen  die  eine,  in  Kugelgelenk  beweglich,  sich  von 
selbst  parallel  zur  anderen  stellt 

Unter  Druckfestigkeit  ist  die  auf  das  □  «■  bezogene  Be- 
lastung, welche  den  völligen  Bruch  herbei  führt,  zu  verstehen. 
Das  Erscheinen  der  ersten  Risse,  der  Beginn  der  Zerstörung, 
ist  zu  sehr  von  der  Genauigkeit  der  Bearbeitung  des  Probe- 
stückes und  geiner  Anlage  an  den  Druckplatten  abhangig,  als 
das»  es  für  ein  sicheres  Mittel  zur  Beurtheilung  der  Festigkeit 
genommen  werden  könnte. 

1)  Versteineruogslose  Felsarten:  Granit,  Diorit,  Grün- 
stein, Syenit,  Syenit- Granit,  Glimmerschiefer  etc.  etc. 

Qualität  L  Mit  dem  Meissel  schwer  oder  nicht  bearbeitbar, 
daher  meist  nur  zu  Pflasterungsmaterial  verwendet :  Minimal-Druck- 
festigkeit  1600*  pro  □»». 

Qualität  II.   Ziemlich  schwer  bearbeitbar,  aber 


zu  Säulen  etc.  verwendet:  Minimal-Druckfestigkeit  12(X>  *  pro  □«». 
Qualität  III.   Gut  bearbeitbar  und  vorzüglich  als  Haustein- 
erwendet:  Minimal -Druckfestigkeit  1000  k  pro  □«>. 
jualität  IV.   Für  geringere  Sorten  Bausteine:  Miniroal- 
tigkeit  800  k  pro 
2)  Kalksteine,  als  Marmor,  Dolomite,  Muschelkalk, 
Nummuliten-Kalkstein  etc.  etc. 
Qualität  L   Die  Druckfestigkeit  steigt  besonders  bei  den 
alteren  Muschelkalken  bis  1600  k  pro  □ m  uud  darüber;  diese 
aber  dann  schwer  zu  bearbeiten  und  dienen  hauptsächlich 
'  als  Strafseuschottcr:  Mininial-Druckfesügkeit  1000  *  pro  □ 
Qualität  II.   Minimal-Druckfestigkeit  800k  pro 
Qualität  HL   Minimal-Druckfestigkeit  600k  pro  Qtm. 

die  letzte  Grenze  fallen  nur  noch  die  weicheren  Kalk- 


gut« 


und  jüngster  Formation,  die 
usteine  geben,  aber  wegen  der  vorl 
Unterschied. 


le  in  Festigkeit  und  Beständigkeit  mit  Vorsicht 
Borgfaltig  zu  prüfen  sind. 
3)  Sandsteine. 
Mit  dem  Vorbemerk,  dass  die  Druckfestigkeit  der  Grauwacke, 
die  dann  aber  nicht  mehr  bearbeitet  werden  kann,  bis  über  20UO  k 
pro  O  *m  steigt,  und  dass  Molassen-Sandsteiue  und  Findlinge  von 
Buntsaudsleiucn  der  Trias  bis  1500k  pro  □  nB  kommen,  setzten 
wir  für  die: 

Qualität  I.  als  untere  Grenze  800  *  pro  □  m  für  die 
Druckfestigkeit  In  diese  Qualitätsklasse  fallen  dann  alle  oben 
genannten  Steinarten  und  die  besten  Bruch-Buntsandsteine. 

Qualität  II.  Miiiiinal-Druckfestigkeit  600  k  pro  □  «»,  die 
besseren  und  mittleren  Buntsandsteine  enthaltend. 

Qualität  III.  Minimal-Druckfestigkeit  400k  pro  die 
geringeren  Bunt-  und  guten  Keuper-  und  Schilf-Sandsteine  in 
sich  fassend. 

Qualität  IV.  Minimal-Druckfestigkeit  200k  proG"»,  ent- 
haltend die  gewöhnlichen  Keuper-,  Bau-  und  Schilf-Sandsteine  etc. 

Unter  letzterer  Minimalzahl  variirt  die  Festigkeit  und  Bestän- 
digkeit der  Sandsteine  ungemein  mit  der  Güte  des  Bindemittels 
und  es  ist  beim  Gebrauch  solcher  Steine  mit  größter  Vorsicht  zu 
verfahren. 

4)  Konglomerate,  Tuffe  etc.  etc. 

Q  u  a  1  i  tä  t  I.     Minimal-Druckfestigkeit  400  k  pro  □  ™. 

Qualität  D.    Minimal-Druckfestigkeit  260k  pr0  Qu». 

Qualität  III.   Mimmal-Dnickfestigkeit  150k  pro  ["]"■• 

Es  lisst  sich  von  vorn  herein  nicht  angeben,  welche  der 
einzelnen  Steinarten  dieser  Abtheilung  vorzugsweise  in  die  eine 
oder  andere  dieser  drei  Klassen  fallen.  Es  giebt  Tuffe,  welche 
in  die  erste,  und  solche,  welche  nicht  mehr  in  die  dritte  Qua- 
litätsklasse  einzureihen  sind,  und  ähnlich  verhält  es  sich  mit 
den  Konglomeraten,  sei  es,  dass  diese  aus  gröberen  Getnengthci- 
len  bestehen,  wie  die  Nagelfluh-Arten,  welche  beispielsweise  in  Tha- 
lern des  bayerischen  Gebirges  vorkommen,  oder  sei  es,  A 
die  Bestandteile  so  fein  werden,  wie  in  den 
aus  der  Gegend  von  Wien  (aus  Brunn  z.  B.j. 


Die  Konkurrenz  für  Pläne  zur  baulichen 


Ausnutzung  der 
in  Dresden. 


Vor  nahezu  einem  halben  Jahre,  am  30.  September  1877, 
ist  die  Konkurrenz,  der  diese  Besprechung  gilt,  bereite  ab- 
gelaufen; seit  Ende  November  v.  J.  liegt  die  Entscheidung 
der  Preisrichter  vor.  Wenn  unsere  thcils  durch  die  schwierige 
Beschaffung  des  Materials,  theils  durch  anderweite  Inanspruch- 
d.  Bl.  verzögerte  Mittheilung  somit  den  Ereignissen 


tal  8.  M  u.  »».) 

beträchtlich  nach  hinkt,  so  glauben  wir  doch,  dass  dieselbe 
immerhin  noch  nicht  zu  spat  kommt.  Einerseits  ist  die  Auf- 
gabe, für  welche  die  Konkurrenz  leider  keine  durchschlagende 
Losung  gebracht  hat,  eine  solche,  die  unter  allen  Umständen 
des  lebhaftesten  Interesses  unserer  gesammten  Leser  gewiss 
sein  kann.   Andererseits  hat  ein  namhafter  Theil  der  Kon- 


Ferdinand  von  Quast. 

Im  Jahre  1842  übernahm  Q.  eine  Bau -Ausführung,  die  als 
der  Ausgangspunkt  seiner  weiteren  Laufbahn  betrachtet  werden 
kann  —  die  Restauration  der  Klosterkirche  zu  Berlin,  welche  er 
unter  Aufsicht  des  Ober -Bau -Inspektors  Berger  (Schwager  von 
Schinkel)  mit  besonderer  Sorgfalt  leitete.  Es  gelang  ihm,  den 
ursprünglichen  Ziegelrohbau  der  Kirche  wieder  herzustellen,  was 
vor  ihm  nur  ein  Mal  durch  Schinkel  an  der  Klosterkirche  zu 
Xcu-Ruppin  versucht  worden  war. 

Im  Herbste  desselben  Jahres  tagte  die  erste  Versammlung 
deutscher  Architekten  zu  Leipzig;  Q.  hielt  daselbst  einen  Vortrag 
und  forderte  zur  Bildung  von  Provinzial- Vereinen  für  Erhaltung 
der  Kunstdenkmälcr^auf.      Bald  darauf  erhielt  er  den  Antrag  nach 


dort  an  die  Spitze 
zu  treten,  lehnte  ihn  jedoch  auf  Stüter"*  Anratken  ab.  Iis 
war  unterdess  schon  eine  andere  Stellung  für  ihn  vorbereitet 

Kugler,  der  1841  im  amtlichen  Auftrage  die  Rheiuprovinz  zur 
Besichtigung  der  Baudenkmäler  bereist  hatte,  hob  in  seinem 
Berichte  über  diese  Reise  die  Notwendigkeit  hervor,  nach 
französischem  Muster  einen  „Konservator  der  Kunst-Denkmäler" 
anzustellen.  Im  Ministerium  ging  man  auf  diesen  Vorschlag  ein 
und  verhandelte,  ohne  auf  Kugler  Rücksicht  zu  nehmen,  hierüber 
mit  dem  Architekten  Zanth,  der  durch  Alex.  v.  Humboldt  dem 
Könige  sehr  warm  empfohlen  worden  war.  Zanth  lehnte  ab,  weil 
er  unterdess  in  Stuttgart  sich  gefesselt  hatte,  und  jetzt  brachte 
Stuler  den  Architekten  v.  Quast  für  jenes  Amt  in  Vorschlag. 
Q.,  über  seine  Ansichten  befragt,  legte  ein  schon  früher  im 
Auftrage  des  Grafen  Brühl  über  diesen  Gegenstand  ausgearbeitetes 
Promemoria  vor,  welches  vollen  Beifall  fand.  Im  Vereine  mit 
Stüter  und  Meilin  wurde  er  zunächst  nach  Haiherstadt,  zur  Be- 
sichtigung der  dortigen,  der  Kesiauration  dringend  bedürftigen 
Liebfrauenkirche  gesendet  Der  Entwurf  zur  Herstellung  des 
Bauwerks,  den  Q.  lieferte,  wurde  später  ausgeführt 

Im  Jahre  1843  erhielt  Q.  mit  dorn  Range  eines  Kgl.  Bau- 
raths (später  seit  1854  eines  Geheimen  Regierungs  •  Raths)  eine 
feste  AnsteUung  als  Kgl.  Konservator  der  Kunst-Denkmäler 
des  preuis.  Staat«  und  wurde  Rath  im 


AU  solcher  unternahm  er  nun  sogleich,  um  zunächst  über  das  weite 
Gebiet  seiner  künftigen  Wirksamkeit  sich  zu  orientiren,  eine  größere 
Dienstreise  durch  die  westlichen  Provinzen  des  Königreichs  und 
die  dazwischen  liegenden,  fremdherrlichen  Landestheile,  welche 
bekanntlich  besonders  reich  an  hervor  ragenden  Denkmälern  sind. 

Diese  erste  und  gröfseste  Dienstreise  war  die  lehrreichste 
und  wichtigste  und  gab  seiner  neuen  Stellung  eine  feste  Basis. 
Auf  einzelnen  Strecken  wurde  er  von  ortskundigen  I<okalbeamten, 
besonders  Roscnthal,  de  Lassaulz  u.  a.  begleitet;  mit  Chr.  Schmidt, 
Jakob  Schneider,  von  Hefner- Alteneck,  Dr.  Urlichs,  Dr.  Lersch, 
Schnaase  u.  a.  trat  er  unterwegs  in  persönliche  Verbindung. 
—  Im  Kloster  Laach,  das  damals  in  der  Restauration  begriffen 
war,  hatte  Q.  Gelegenheit,  gleich  selbst  einzugreifen.  Im  Münster 
zu  Aachen,  in  dem  gerade  die  von  Paris  zurück  geführten  antiken 
Säulen  wieder  aufgestellt  wurden,  stellte  er  die  eingehendsten 
und 


It  verwendete  er  auch  auf  die  Erforschung  der  1 
der  Denkmäler  zu  Köln,  Ober  welche  er  bald  darauf  eine  Grund 
legende  Studie  in  den  Rheinischen  Jahrbüchern  publizirte.  Ge- 
legentlich dieser  Reise  nahm  Q.  auch  an  der  zweiten,  in  Hamberg 
tagenden  Versammlung  deutscher  Architekten  Theil  und  besuchte 
dann  in  Gesellschaft  von  de  Laasaulx  noch  Würzburg,  Heidelberg, 
Speyer,  Worms,  Mainz  und  Frankfurt 

Im  folgenden  Jahre,  1844,  unternahm  Q.  seine  zweite  gröfsere 
Inspektions-Rcise  durch  die  östlichen  Provinzen,  wo  besonders  die 
altcrthürnlit'he  Stadt  Dan/ig  und  der  höchst  malerisch  gelegene 
Dom  zu  Frauenburg  den  gröfsten  Eindruck  auf  ihn  machten.  Bei 
dem  Architektur-Maler  Schultz  in  Danzig  und  dem  Prof.  August 
Hagen  in  Königsberg  fand  er  freundlichste  Aufnahme  und  in  ihnen 
auch  kundige  Führer.  Besondere  Sorgfalt  verwendete  er  auf  die 
Untersuchung  des  Hochmeister-Schlosses  Marienburg,  des  grofs- 
artigsten  und  künstlerisch  vollendetsten  Profanbaues,  der  aus  dem 
Mittelalter  erhalten  ist  —  Auf  beiden  Reisen,  auf  welchen  Q. 
also  fast  alle  bedeutenderen  Kunstdenkmäler  des  preuis.  Staats 
durch  eigenen  Augenschein  kennen  gelernt  hatte,  hat  er  mit 
grobem  Fleifse  Skizzen  und  Notizen  gesammelt,  auf  Grund  deren 
er  befähigt  war.  später  unendlich  oft  Gutachten  abzugeben,  ohne 
rher  erst  noch  einmal  au  Ort  und  Stelle  Bich  begeben  zu  müssen. 
Doch  hat  Q.  auch  später  fast  in  jedem  Jahre  noch,  zum 

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N«.  20. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


97 


kurrenten  und  eine  gewiss  noch  gröfsere  Zahl  deutscher 
Techniker,  die  —  ohne  zu  konkurriren  —  mit  dem  Gegen- 
stände sich  beschäftigt  haben,  bisher  noch  keine  Gelegenheit 
gefunden,  die  preisgekrönten  Plane  und  das  Gutachten  der 
Preisrichter  Ober  dieselben  kennen  zu  lernen.  Die  Veröffent- 
lichung von  Skkzen  jener  6  Plane,  zu  der  wir  durch  das 
freundliche  Entgegenkommen  der  Verfasser  in  Stand  gesetzt 
worden  sind,  sowie  diejenige  des  bezugl.  Gutachtens  bildet 
daher  auch  den  Kern  und  Hauptinhalt  unserer  Mittheilung, 
während  wir  —  der  gegenwärtigen  Sachlage  Rechnung  tragend 
—  die  kritischen  Bemerkungen,  welche  wir  unsererseits  hinzu 
zu  fugen  haben,  auf  ein  möglichst  knappes  Maafs  einschränken. 

Das  vom  5.  Juli  v.  J.  datirtc  Programm  der  Konkurrenz 
ist  seinerzeit  in  d.  Bl.  besprochen  und  in  seinen  Vorzügen 
»orden.  Die  früher  militär-fiskalischen  Grund- 
iuu  deren  bauliche  Ausnutzung  es  zunächst  sich 
handelte,  bestehen  in  je  3  Gruppen  auf  dem  linken  nnd  auf 
dem  rechten  Elbufer  ;  der  Hauptkomplex  liegt,  mit  einer  lan- 
gen Wasserfront,  der  Brühl'schen  Terrasse  schräg  gegenüber 
am  rechten,  neustädtischen  Ufer  und  bildet  einen  inneren 
unregelmäTsigcn  Keil  in  dem  Stadtquartier,  dessen  3  Ecken 
durch  die  Mündungen  der  Augustus-  und  der  Albert-Brücke, 
sowie  durch  den  Albcrt-Platz  bezeichnet  werden.  Selbstver- 
ständlich war  den  Konkurrenten  frei  gegeben,  in  den  mit 
jenen  Grundstücken  unmittelbar  zusammen  hängenden,  bereits 
bebauten  Quartieren  diejenigen  Aenderungen  zu  projektiren, 
die  zum  Zwecke  einer  günstigen  Verwerthung  der  ersteren  als 
erforderlich  sich  heraus  stellten.  Als  spezielle  Bedingung  war 
zunächst  die  Herstellung  mehrer  Haupt- Verkehrslinien ,  sowie 
die  Verbindung  der  Alt-  und  Neustadt  durch  eine  neue 
Brücke  vorgeschrieben  ;  auf  die  Erhaltung  der  Brühl'schen 
Terrasse,  sowie  einer  Anzahl  öffentlicher  Gebäude  —  des 
Zeughauses,  des  (zu  vergröfsernden)  Polizeidirektions-Gebäu- 
des,  des  Kurländer  Palais,  des  Garnison-Hospitals,  des  Japan. 
Palais  mit  seinem  Garten  und  der  Palaiskaseme,  wenn  mög- 
lich auch  des  Kadettenhauses  und  der  neueren  Theile  der 
Pionierkaserne  —  war  Bedacht  zu  nehmen.  Die  stromscitig 
als  Grenze  der  Strafsen-Anhöhung  bezw.  Bebauung  fest  zu 
haltende  Hochufer-Linie  war  genau  bestimmt.  — 

Bekanntlich  waren  nicht  weniger  als  76  Entwürfe  zu 
der  Konkurrenz  eingelaufen  und  es  haben  namentlich  die 
Architekten  und  Ingenieure  der  Stadt  Dresden  selbst  mit 
regem  Eifer  und  aufscrordcntlichcm  Fleifs  an  derselben  sich 
betheiligt  Einer  Zahl  völlig  misslungencr,  mit  zu  geringer 
Orts-  und  Sachkenntnis»  unternommener  Entwürfe  und  vieler 
in  wesentlichen  Punkten  etwas  gar  zu  dürftig  und  oberfläch- 
lich 


von  eingehendstem  Studium  der  Verhältnisse  zeugender  Ar- 
beiten gegenüber,  deren  Verfasser  —  noch  über  die  Forde- 
rungen des  Programms  hinaus  —  Vorschläge  für  die  bauliche 
Umgestaltung  der  gesammten  Alt-  und  Neustadt  Dresden  auf- 
gestellt 


lachdem  die  Entwürfe  vom  13.  Oktober  bis  11.  Novem- 
ber 1877  öffentlich  ausgestellt  worden  waren,  trat  das  ans 
den  Hrn.  Stdtxtb.  Böniscb,  Lndbmstr.  Canzler,  Bmslr.  C.  Eber- 
hardt, Stdtbrth.  Friedrich,  Obrlndbmstr.  Hänel,  Geh.  Finanz- 
rath Hoffmann  nnd  Ws&r.-Bandir.  Schmidt  bestehende  Preis- 
gericht zusammen,  das  am  25.  November  sein  Unheil  füllte. 
Das  Gutachten,  mit  dem  dies  geschab,  ist  nicht  auf  amtlichen 
Wege  pnblizirt  worden,  sondern  hat  nur  dadurch  seinen  Weg 
ins  Publikum  gefunden,  dass  der  sachverstandige  Referent, 
der  die  bezügliche  Konkurrenz  in  den  Nrn.  293 — 95  nnd 
342—13  des  „Dresdn.  Anzeigers"  einer  eingebenden  Bespre- 
chung unterworfen  hat,  dasselbe  in  seinen  Artikel  aufnahm. 
Wir  bringen  es  aus  dieser  Quelle  zum  wiederholten  Abdruck. 

„Die  unterzeichneten  Preisrichter  haben  sich  bei  Prüfung  der 
zur  Preisbewerbung  eingereichten  76  Plane  für  die  Bebauung  des 
staatsliskaliBchen  Militär-  Areales  in  Alt-  und  Neustadt -Dresden 
und  bei  der  Auswahl  der  mit  Preisen  zu  bedenkenden  Entwürfe 
von  dem  Uedanken  leiten  lassen,  dass  in  erster  Linie  nur  solche 
Pläne  zu  wählen  seien,  welche  in  der  allgemeinen  Anlage  ver- 
wertbare und  den  Forderungen  des  Programms  entsprechende 
Ideen  zur  Grundlage  haben  und  diese  Ideen  in  Formen  zu  ver- 
wirklichen streben,  die  neben  ansprechender,  äusserer  Wirkung 
eine  gute  und  zweckentsprechende  Verwerthung  der  zur  Bebauung 
zu  bringenden  Grundstücke  sichern,  wobei  selbstverständlich  die 
lunehaltung  der  bestimmten  Vorschriften  der  Preisatisschreibung 
die  i.i. inwendige  Voraussetzung  der  Beachtung  bietet. 

Nach  diesen  Grundsätzen  sind  die  Pläne  der  eingehendsten 


welche  Oberhaupt  bei  der  näheren  Prüfung  in 
konnten.  Diese  Pläne  sind  wieder  durch  eine  engere  Kommission,  be- 
stehend ans  den  Herren  Canzler,  Eberhardt  und  Friedrich, 
einer  speziellen  Prüfung  unterworfen  worden,  welche  hierüber  in 
den  Sitzungen  der  gesammten  Preisrichter  Bericht  erstattet  hat 
An  der  Hand  des  letzteren  siad  diese  Pläne  nochmals  besichtigt 
und  geprüft  worden. 

Hierbei  hat  man  nun  keinen  gefunden ,  welcher  allen  An- 
forderungen vollständig  und  derart  entsprochen  hätte,  dass  man 
ihn  in  allen  seinen  Theilen  billigen  und  zur  Ausführung  geeignet 
erachten  konnte.  Man  hat  daner  aus  den  Plauen  diejenigen 
auswählen  müssen,  welche  nach  den  eben  angedeuteten  Richtungen 


Theil  in  Gemeinschaft  mit  Stüter,  gröfsere  Reisen  unternommen, 
theils  zur  Untersuchung  einzelner  Monumente,  deren  Restauration 
oder  Rettung  vor  der  modernen  ZerstörungsBucht  in  Frage  kam, 
theils  in  wissenschaftlichem  Interesse  zur  Untersuchung  bisher 
nicht  genügend  oder  noch  gar  nicht  durchforschter  Orte.  — 
Q.  ging  in  dieser  seiner  wichtigsten  und  einflussreichsten 
Thätigkeit  nicht  systematisch  zu  Werke,  sondern  folgte  meist 
dem  Rufe,  der  aus'  Veranlassung  bestimmter  Nothstinde  an  ihn 
erging.  Die  wissenschaftlichen  Ergebnisse  dieser  ReiBen  hat 
er  später,  so  weit  sie  nicht  in  besonderen  Abhandlungen  nieder- 
gelegt wurden,  zum  grofsen  Theil  in  Form  von  Reiseberichten 
oder  losen  Notizen  in  der  in  Gemeinschaft  mit  dem  Pfarrer 
Otte  1856 — 60  herausgegebenen  „Zeitschrift  für  christliche 
Archäologie  und  Kunst"  niedergelegt  An  diese  jährlichen 
Dienstreisen  schlössen  sich  dann  gewöhnlich  auch  noch  weitere 
Reisen  in  die  benachbarten  Länder.  Bei  den  Versammlungen  der 
Architekten  und  Archiiologen  war  Q.  ein  stets  gern  gesehener 
Gast,  dessen  Vorträge  vielfach  belehrend  und  anregend  wirkten. 

Nachdem  er  im  Jahre  1845  zuerst  den  Harz  und  Thüringen, 
dann  abermals  Trier,  Köln  und  den  Niederrhein  durchforscht 
hatte,  besuchte  er  mit  Kugler  und  Raniboux  den  Archäologen-Kon- 
gress  in  Lille;  dort  lernte  er  Didron  und  de  Caumont  kennen, 
mit  denen  er  seitdem  in  steter  Verbindung  blieb.  —  Im  Jahre 
1846  bereiste  Q.  Schlesien,  Böhmen,  Mähren  und  Oesterreich, 
wo  er  in  Wien  L.  Foerster,  Hansen  u.  a.  kennen  lernte,  sowie 
auch  Krakau.  Im  Jahre  1847  besuchte  er  die  Architekten-Ver- 
sammlung  zu  Mainz  und  machte  von  dort  aus  Ausflüge  nach 
Lorsch,  Speyer,  Strasburg,  Colmar,  Basel  u.  s.  w.  —  Im  Jahre 
1848  ging  Q.  abermals  nach  der  Provinz  Preufsen.  Er  verweilte 
diesmal  acht  Tage  lang  in  Marienburg  lud  stellte  hier  eine 
gründliche  Untersuchung  des  dortigen  Schlosses  an.  welche  bald 
darauf  in  den  Preufs.  Provinzialblättern  pnblizirt,  die  Grundlage 
für  die  gesammte  Geschichte  der  Baukunst  im  Ordenslande 
Preufsen  geworden  ist  Auch  sammelte  er  auf  dieser  Reise  das 
Material  für  sein,  ans  malerischen  Ansichten,  architektonischen 
Aufnahmen  und  baugeschichtlichem  Texte  bestehendes  Werk 
„Denkmale  der  Baukunst  in  Preußen",  von  welchem  im  Jahre 
1862  die  erste  Lieferung  erschien.    Leider  ist  es  nur  auf  vier 

-  Im  Jahre  1849 


tiereiste  Q.  Mecklenburg,  Hannover,  Braunschweig,  Bremen, 
Oldenburg  etc.,  im  Jahre  1850  Süd-Deutschland,  besonders  Wien, 
Gurk,  Salzburg,  Landshut,  München,  Regensburg,  woselbst  er 
Studien  für  seinen  im  Jahrgang  1862  des  Deutschen  Kunstblattes 
abgedruckten  Aufsatz  über  Gebäude  des  Mittelalters  in  Regens- 
burg machte,  und  Nürnberg  so  wie  im  Jahre  1851  Württemberg 
und  die  Schweiz.  —  Im  Jahre  18D5  besuchte  er  den  während  der 
grofsen  Ausstellung  tagenden  internationalen  Archäologen-Kon- 
gress  zu  Paris,  welchen  de  Caumont  berufen  hatte.  Hier  macht« 
Q.  die  Bekanntschaft  von  Felix  de  Verneilh,  mit  welchem  er  dann 
gemeinschaftlich  Chartres,  le  Maus,  Angers,  Tours,  Poitiers, 
Augouleme,  Perigueux,  Clairmont,  Orleans  und  viele  andere  Orte 
besuchte.  Im  Jahre  1857  bereiste  Q.  England,  wo  er  innerhalb 
vier  Wochen  12  alte  grofse  Kathedralen  nnd  viele  andere  Denk- 
mäler, sowie  die  umfangreichen  öffentlichen  Sammlungen  Lon- 
dons und  die  Ausstellung  von  Kunstwerken  aus  Privat-Besitz, 
welche  in  Manchester  vereinigt  waren,  sehen  und  atndiren  konnte. 
Im  Jahre  1857  bereiste  er  mit  F.  de  Verneilh  Westfalen  Köln, 
Essen,  Dortmund,  Soest,  Paderborn  Hildesheim,  Magdeburg, 
Brandenburg,  woselbst  Letzterer  Reste  bvzanti  scher  Baukunst 
vermulhete.  Im  Jahre  1864  ging  er  während  des  Krieges  nach 
Schleswig,  wo  er  u.  a.  der  Beschiefsung  von  Düppel  beiwohnte, 
um  einige  Denkmäler  zu  retten,  deren  Kxistenz  bedroht  war.  — 
Im  Jahre  1867  besuchte  Q.  den  Archäologen-Kongress  zu  Ant- 
werpen, lernte  hier  Parker  kennen  und  besuchte  mit  ihm  und 
de  Caumont  Amiens,  Paris,  St  Denis.  Dann  begleitete  er  seinen 
de  Caumont  nach  dessen  Landsitz  Mcsidon  in  der  Nor- 
wo  Ausflüge  nach  Caen,  Rayen»  und  vielen  anderen 
Orten  gemacht  wurden.  Im  darauf  folgenden  Jahre 
weilte  Q.  mit  Archivrath  Dr.  Lisch  und  Staatsrath  Worsae  aus 
Kopenhagen  auf  der  Insel  Rügen,  um  die  alten  Burgwälle  zu 
untersuchen,  und  schloss  daran  zugleich  einen  Besuch  in  Malmö, 
Lund  und  Kopenhagen.  Die  Resultate  dieser  Reise  hat  er  in 
einem  Aufsau  <  in  den  Baltischen  Stadien  niedergelegt  —  Im 
Jahre  1874  endlich  bereiste  er,  im  Anschluss  an  Beinen  Besuch 
des  Archäologen-Kongresses  zu  Stockholm,  in  Begleitung  des 
Dr.  Hans  Hildebrand,  ganz  Schweden  und  gewann  dabei  wichtige 
Aufschlüsse  über  das  Verhältnis«  der  schwedischen  Baudenkmäler 


(«WllUM  fol»t-> 


18 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


9.  Mir«  1878 


piE    PREISGEKRÖNTEN   JLnTWÜRFE    DER   j^ONKURRENZ    FÜR  ^UÄNE    ZUR  BAULICHEN 


■ 


X«.  5.    H«lto:  .Offfnpl  iit  üissc' 

Vfrfmwr:  IUikI  *  Ailam  in  DrmJta 


L 
». 

4—4.  HnililVIi.' 

'IYiTM— , 
4.  K.III.  Ilnfk.n 
Ä.  i         >  t,  be. 

T.  K<i|ihh-tlklrrbl<. 

».  H..l»«.l»rb.T  (Itrtrn. 

10.  Eli»  -  Kirrbhor. 

11.  ArUllfrt«-  o.  Kriu-rKurnH'. 
II  OandkMi-HntpiUl. 


I    H    I«  I« 


Pill  4w  imcnvtrllKTi 


X«.  CS.  M-Mif.  .-v  (Zdrkn  Jr«  Heif«*ii(.) 

VrrfMWr:  B.  Wi.ck  tu  Btrlin. 


]  li,  lütt  Uli  bltnHbJ  rblul  \au  Ph  t.  Wer.  >  i  In  du«. 


X«.  13.   HttU:  .htiititrr.' 
Verfaßten  ä  o  tu  inrrsr  b  u  b  &  Uumprl  !■  Driitdt». 

Di«  neu  iiuukv«« ii  lluufliibai  >«il  Kbwui  fc*iml1v»l  di«  aJUn  Bauvicrtel  mit  ec«IiI<«».  i>.  ,  Iii  Ixmimhi 


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No.  20. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


Ausnutzung  der  früher  /kilitar  -  fiskalischen  PrundstCcke  in  Presden. 

rti 


X«.  ös.   1*IU:  ,r»lri».-  V*.  IL   K.no  .K*iift-  Alkfrt.' 

Vtrin«:  J.  Mul.i.r ii  In  Aackin-  Vartauat:  Kyilraann  4  lleydea  In  Berlin, 

iind  durch  Knuuctinltrang.  Ol«  alt«,  mit  VIII«  b*|.»oim  Qiiarttm  durch  flnl»rtw  Srtiraffirang  bcitkbnH. 

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100 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


9.  Mira  1878 


neuen  und  selbständigen  Gesichtspunkte  für  eine  zweckentsprechende 
und  schöne  Gestaltung  des  Baulandes  darboten.  Man  hatte  dabei 
von  solchen  Flauen,  deren  2  oder  mehre  von  augenscheinlich 
gleichen  Grundanscbauungen  ausgingen  nnd  dieselben  im  wesent- 
lichen in  gleichen  Formen  verwerteten,  jedesmal  nur  diejenigen 
Plane  mit  einem  Preise  ru  bedenken,  welche  unter  den  mehren 
übereinstimmenden  die  Grundidee  am  entsprechendsten  zum  Aus- 
druck gebracht  hatten. 

Darnach  sind  folgende  Plane  aus  den  nbrigen,  zum  Theil 

Entwürfen  als  die 


1)  No. 

2)  , 
8)  n 

4) 

6) 
61 


: 

5a  und  b  mit  dem  Motto: 
14a  und  b   „     ,  „ 

80  ... 


„Oeffnet  die  Gasse", 
„Gitta  nuova", 

„Bclvedere", 
„Patria", 
„König  Albert". 


13  .  „ 

M^  ,  "  »  " 
Hb  und  o  ,     „  „ 

Wobei  noch  Folgendes  zu  bemerken  ist: 

Zu  Plan  No.  5a  und  b:  „Oeffnet  die  Gasse".  Diese 
Planung  zeigt  im  allgemeinen  eine  gelungene  Disposition,  nament- 
lich in  der  Planung  der  Straßenzüge  in  Verbindung  mit  der 
Hriickenanlage  auf  dem  rechten  Elbufer,  in  der  ruhigen  Haltung 
der  Massenvertheilung  und  der  ziemlich  schonenden  Behandlung 
der  auf  dem  linken  Elbufer  bestehenden  Verhältnisse.  Die  Ver- 
bindung sowohl  der  bestehenden  als  auch  der  neu  anzulegenden 
Straßen  und  Plätze  ist  namentlich  in  der  Neustadt  in  geschickter 
Weise  durchgeführt;  besonders  gilt  dies  von  der  im  Programm 
betonten  Verbindung  der  Wasserstralse  mit  der  Klostergasse. 
Die  Lage  der  Brücke  ist  eine  vorteilhafte  und  empfiehlt  sich 
vornehmlich  durch  die  Bildung  einer  geraden  Linie  vom  Altstadter 
Brückenkopf  bis  zum  Albertpiatz.  Die  Ausfahrung  der  Bebauung 
der  militarnskalischen  Grundstücke  nach  dem  Plane  wird  für  die 
Neustadt  jedenfalls  eine  Verminderung  der  Große  der  beiden, 
etwas  zu  reichlich  bemessenen  Platze  und  eine  Verringerung  der 
Breite  der  Hauptstraße  (Platze  und  Straßen  verbrauchen  nach 
dem  Plane  zusammen  43  52on«)  voraus  setzen. 

Zu  Plan  No.  14a  und  b:  „Gitta  nnova".  Der  Plan 
zeigt  im  allgemeinen  eine  klare  und  ansprechende  Disposition. 
Besonders  gut  ist  das  Gleichgewicht  in  der  Massenvertheilung, 
sowie  die  Gestaltung  und  Ausnutzung  des  Baulandes  gelungen, 
obwohl  an  der  Größe  der  Plätze  und  Strafsen  hätte  gespart  werden 
können.  Die  Verkehrsverbindungen  sind  mit  Verstandniss  geplant 
Die  Ausführung  wurde  auch  hier  eine  Verminderung  der  l'latz- 
gTößcu  und  Straßenbrciten  in  Neustadt  (dieselben  verbrauchen 
zusammen  34  3C5Q")  bedingen,  wahrend  auf  Altstädter  Seite 
eine  l  Überarbeitung  des  Planes  zur  Erzielung  besserer  Ausnutzung 
des  früheren  Militärbauhofes  und  des  botanischen  Gartens  nötig, 
aber  auch  ohne  Schwierigkeiten  möglich  sein  würde. 

Zu  Plan  No.  30:  .vV    Der  Plan  bietet  eine  verständige 


nicht  bedeutenden  Acndcrung  nutzbar  gemacht  werden.  Für  die 
Ausführung  ist  der  Plan  besonders  in  Neustadt  verwerthbar,  die 
Beseitigung  der  Vorgarten  an  einigen  Strafsen  würde  die  Ver- 
wendung des  Planes  erhöhen:  die  Ausführung  der  Anknüpfung 
der  Brücke  in  Altstadt  würde  die  Zurückschiebung  der  dort 
geplanten  Hausergruppe  voraus  setzen. 

Zu  Plan  No.  18  „Belvedere".  Eine  Planung,  die  den 
gestellten  Anforderungen  in  Bezug  auf  gute  Disposition  in  der 
Hauptsache  entspricht;  namentlich  ist  die  ruhige  Haltung  und  .Ii- 
Bildung  einiger  Strafsenzügo  und  Platzanlagen  in  der  Neustadt 
als  gelungen  zu  bezeichnen,  wenn  auch  einzelne  Bichtungen  einer 
Verbesserung  fähig  sind.  In  gleicher  Weise  ist  die  Disposition 
auf  Altstadter  Seit«  anzuerkennen.  Die  zweckmäßige  Verbindung 
der  Strafsen  und  Platze  unter  einander  ist  allenthalben  mit  Ver- 
standniss durchgeführt  und  hauptsächlich  in  der  Altstadt  rationell 
ausgebildet.  Die  Anschlüsse  der  Brücke  an  sich  sind  an  beiden 
Elbufern  glücklich  geplant;  ihre  Ausführung  würde  aber  die 
Verschiebung  der  Hauptstraße  in  Neustadt  behufs  der  Erzielung 
einer  geraden  Linie  der  Axe  dieser  Straße  und  der  Brücke  not- 
wendig machen.  Ueberdies  würde  für  die  Ausführung  des  Planes 
in  Neustadt  im  allgemeinen  eine  Verminderung  der  Straßenbreiten 
und  der  Größe  des  Brückenplatzes  in  Aussicht  zu  nehmen  sein. 
Die  Platzaulagen  in  Neustadt  und  die  projektive  Hauptstrasse, 
von  der  Hocbuferlinie  ab  gerechnet,  enthalten  zusammen  31850Q™. 

Zu  Plan  No.  58:  „Patria".  Eine  eigentümliche  und 
nach  vielen  Bichtungen  hin  von  geistreicher  Auffassung  zeugende 
Planung,  die  in  Bezug  auf  Verkehr  und  Ausnutzung,  wenn  von 
der  übermäßigen  Größe  der  ovalen  Square-Anlage,  (circa  4S000Q" 
Grundfläche)  abgesehen  wird,  manche  verwertbare  und  an- 
sprechende Ideen  enthalt.  Auf  Altstadter  Seite  ist  mit  vielem 
Verständnis«  verfahren  worden.^namentJich  wird  die  Bildung^eines 

Für  die  Ausführung  eignet  lieh  der  Plan  im  großen  Ganzen 
nicht,  eDtält  aber  eine  Anzahl  sehr  schätzbarer 
welche  sich  bei  der  späteren,  für  die  Ausführung 
Planung  vorteilhaft  verwerten  lassen  dürften. 

Zu  Plan  No.  11  b,  c:  „König  Albert".  Der  Verfasser 
hat  auf  die  Ausnutzung  der  fiskalischen  Grundstücke  in  Neustadt 
ganz  besonderen  Wert  gelegt  und  in  dieser  Bichtung  manche 
verwendbare  und  gute  Ideen  an  die  Hand  gegeben.  Für  die 
Ausführung  lässt  der  Plan  namentlich  noch  zweckmäßige  Ver- 
bindungen nach  den  vorhandenen  Straßen  und  Platzen  offen. 
Für  die  Altstadt  ist  der  Plan  weniger  wertvoll.  — 

Zum  Sehluss  können  die  unterzeichneten  Preisrichter  sich 
nicht  versagen  darauf  hinzuweisen,  dasa  eine  Anzahl  von  Entwürfen 
noch  Anerkennenswertes  in  Bezug  auf  Verkehrslinien  und  Formen 
von  Platzbildungen  aufweist,  dass  man  aber  bei  der  gewissenhaftesten 
Erwägung  schließlich  dazu  nicht  gelangen  konnte,  einem  derselben 
oder  mehren  einen  Preis  zu  erteilen,  weil  sie,  abgesehen  davon, 
dass  einzelne  offenbar«  Verletzungen  der  Hauptpunkte  des 
Programms  vorkommen,  durchgehend!  eine  Forderung  des  Pro- 
gramms, die  zweckmäßige  Ausnutzung  des  BauareaU,  vermöge  des 
von  ihnen  gewählten  Badial-,  beziehentlich  Diagonalsystems  nicht 
zu  «•füllen  vermocht,  vielnwhr^durch  Bildung  zahlreicher  Ipii» 

möghXrgemacitCb!bcn^ 


Mittheilungen  aus  Vereinen. 


Aas  den  Verhandlungen  der  General- Versammlung 
des  Vereins  deutscher  Zement-Fabrikanten.  Die  in  den 
Tagen  des  28.  und  29.  Januar  d.  J.  im  Hause  des  Berliner  Ar- 
chitekten-Vereins stattgefundene  Versammlung  hat  sich  zunächst 
mit  Beratung  und  endgültiger  Feststellung  ihrer  Statuten,  mit 
Bechnnngslegung  über  das  Vorjahr  und  anderen  Gegenständen  ge- 
schäftlicher Natur  befasst,  Ober  welchen  Theil  der  Verhandlungen 
hier  in  summarischer  Weise  Folgendes  zu  referiren  ist 

Nach  Inhalt  der  nunmehr  fest  gesetzten  Statuten  bildet 
der  Verein  innerhalb  des  Kähmens  des  „Deutschen  Vereins 
für  Fabrikation  von  Ziegeln,  Thonwaaren,  Kalk  und  Zement" 
eine  engere  Verbindung  von  Zement -Produzenten,  welche 
sich  den  Zweck  der  Verfolgung  aller  die  Zement  -  Industrie 

-Fabrikanten  aufnahmefähig  sind.  -  Ein  aus  5  Mit- 
bestehender  Vorstand  leitet  die  Geschäfte,  beruft  insbe- 
die  aUjährlich  stattfindende  General -Versammlung  und 
ist  befugt,  Beitrage  bis  zu  bestimmter  Höhe  (50  M  pro  Anteil) 
von  den  Mitgliedern  zu  erbeben.  Die  Beitrags-Verpflichtung  um- 
fasst  a)  die  einmalige  Zahlung  von  20  M  Eintrittsgeld  und 
b)  fortdauernde  Zahlungen  nach  Bedurfmß,  die  nach  sog.  „Anteilen" 
festgesetzt  werden  und  sich  nach  dem  Umfange  der  Jahres- 
produktion einer  Fabrik  in  der  Wcige  richten,  dass  auf  die 
Produktion  bis  50  000  T  Zement  1  Anteil  und  für  jede  fernere 
Produktion  bis  60  000  1  ein  weiterer  Anteil  entfallt  Im  gegen- 
wärtigen Augenblicke  beträgt  die  Anzahl  der  Vereinsmitglieder  31, 
welche  zusammen  51  Anteile  im  vorgedachten  Sinne  vertreten.  — 
Dringliche  Angelegenheiten  kann  der  Vorstand  (dessen  Vor- 
sitzender z.  Z.  der  Direktor  der  Stettiner  Portland-Zcment-Fabrik, 
Dr.  Delbrück  ist)  durch  schriftlich  ins  Werk  gesetzte  Abstimmung 
zur  Erledigung  bringen,  doch  findet  für  gewöhnlich  die  Besch)  usb- 
nähme  über  geschäftliche  Angelegenheiten  in  der  General-Ver- 

la  den  Verein  betr. 


heiten,  Einladungen  etc.  durch  die  Deutsche  Bauzeitung  zur 
Kenntnis»  der  Vereinsmitglieder  gebracht  werden,  welche  Zeitung 
statutenmäßig  als  Organ  des  Vereins  betrachtet  wird.  — 

Aus  den  Mitteilungen  über  die  Vereinstätigkeit  im  abge- 
laufenen Jahre  ist  insbesondere  der  Bestrebungen  zu  gedenken, 
welche  zur  allgemeinen  Einführung  der  „Normen  über  Fabrikation 
und  Prüfung  von  Portland  -  Zement"  gemacht  worden  sind. 

Die  Normen  hätten  bereits  bei  vielen  Behörden  etc.  Annahme 
gefunden,  seien  indess  auch  hier  und  da  auf  Widerspruch  gestoßen, 
der  jedoch  nicht  dazu  veranlassen  könne,  sogleich  zu  etwaigen 
Abänderungen  zu  schreiten;  vielmehr  erscheine  es  ratiieh,  den 
Normen  erst  eine  gewisse  Lebensdauer  zu  gönnen  und  eine  ans 
der  Zeit  selbst  hervor  gehende  Klärung  der  widerstreitenden  An- 
sichten abzuwarten,  bevor  man  zu  Aendeningen  sien  entt  " 

z^t^MstTdlMBU^B!  ohneeE^griffCUinn,das  W«-" 
eine  Erhöhung  der  geforderton  Minimal-Festigkeits-Zal 
nehmen  könnte,  die  vielleicht  schon  heute  möglich  wäre,  na 
man  inzwischen  zahlreich  Gelegenheit  gefunden  habe,  von  den 
hohen  Festigkeitszahlen,  welche  gute  Zemente  bei  dem  Prüfungs- 
Verfahren  nach  den  Normen  liefern,  sich  zu  überzeugen.  — 

Es  kamen  alsdann  die  Verhandlungen  zur  Sprache }  welche 
z.  Z.  in  dem  Verbände  deutsch.  Archit-  u.  Ingen.-Vereine  Uber 
Einrichtung  von  Prüfung«-  und  Versuchs-Stationen  für  Baumate- 
rialien in  der  Schwebe  sich  befinden.  Es  hat  hierzu  der  Verein 
in  der  Weise  Stellung  genommen,  dass  an  den  Vorort  des  „Ver- 
bandes" das  Ersuchen  gerichtet  worden  ist,  im  Interesse  der  Ein- 


heitlichkeit die  „Nonnen"  vorerst  auch  bei 
als  gültig  zu  akxeptiren,  und  dass,  wenn 
mngen  oder  Erweitenmgen  der  Normen 
sollten,  diese  nur  in  Gemeinschaft  mit  den 
ten  beschlossen  werden  möchten.  — 
Auf  die  fernere  Mitteilung  des  Vi 


den  Prüfungs-Stationen 
in  der  Folge  Abände- 
erwünscht  erscheinen 


dass  der  preuß. 


N«.  20. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


101 


Handelsminister  zur  Begutachtung  der  Normen  eine  Spezial- 
Komnüssion  eingesetzt  habe,  an  deren  Spitze  der  Direktor  der 
Berliner  Gewerbe- Akademie,  Geh.  Rath  Reuleaux,  stehe,  und  dass, 
wie  man  erfahre,  die  Absicht  dieser  Kommission  auf  Feststel- 
lung eines  Werthmessers  für  Zement  auf  Grund  der  in  7  Tagen 
erlangten  Festigkeit  hinaus  gehe,  beschloss  der  Verein,  um 
Zulassung  eines  dem  Kreise  der  Fabrikanten  entnommenen 
Mitgliedes  jener  Kommission  vorstellig  zu  werden,  damit  eine 
Sicherheit  dafür  gewonnen  werde,  dass  in  der  ministeriellen 
Kommission  möglichst  alle  Interessen  zu  ihrer  angemessenen  Ver- 
tretung gelaugten.  — 

Nach  Absolvirnng  des  geschäftlichen  Theils  der  Verbandlungen 
schritt  die  Versammlung  zu  Erörterungen  über  einige  die  Zement- 
Fabrikation  etc.  berührende  wissenschaftliche  Fragen, 
welche  auf  die  T.-ü.  gesetzt  worden  waren. 

Frage  1  betraf  den  Einfluss,  welchen  das  Licht  anf 
die  Qualität  desZements  äussert  Dr.  Heintzel  (Lüneburg) 
hat  diese  bislang  niemals  aufgeworfene  Frage  durch  Vornahme 
einiger  Proben  studirt  und  will  gefunden  haben,  dass  Zement- 
Pulver  im  Tages -Licht  sich  gelblich  verfärbt  und  mit  dieser 
Verfärbung  eine  Veränderung  des  Molekular-Zustandcs  verbunden 
ist,  welche  zunächst  bewirkt,  dass  das  betr.  Pulver  beim  Anmachen 
mit  Wasser  einen  größeren  Wasserzusatz  erfordert  als  Zement- 
pulver, welches  im  Dunkeln  aufbewahrt  wurde.  Es  soll  endlich  mit 
der  angegebenen  Veränderung  eine  Verkürzung  der  Bindezeit 
und  eine  Verminderung  der  Erhärtungsfähigkeit  beim  Lagern 
des  Zements  an  Licht  und  Luft  Hand  in  Hand  gehen.  —  Die  für 
die  Verbrauchs-Praxis  zweifellos  wichtigen  Resultate  der  Heintzel- 
schen  Versuche  riefen  vielfache  Entgegnungen  hervor,  welche 
sich  theils  auf  die  Ursachen  der  beobachteten  Erscheinungen,  theils 
auch  auf  Umfang  und  Art  derselben  bezogen.  Zunächst  seien 
Zustauds  ■  Unterscheidungen  zu  machen,  da  bei  Zement,  welcher 
sieb  im  Zustande  der  Erhärtung  befinde,  Verfärbungen  nicht  als 
Folge  der  Einwirkung  des  Licht's  angesehen  werden  könnten, 
sondern  sehr  wahrscheinlich  mit  der  Austrocknungs- Dauer  zu- 
sammenhängen. Das  Gelbwerden  dunkler  Waare  komme  namentlich 
bei  rasch  bindenden  Zementen  vor  und  sei  bei  langsam  bindenden 
(worden.  Aus  den  damit  verbundenen 
Ober  den  Feuchtigkeitszustand  lasse  sich  ver- 
muthen,  dass  auch  bei  Zementen,  die  zur  Verfärbung  neigen,  die 
Farbenänderung  durch  Anwendung  eines  schützenden  Ueberzugs 
während  der  ersten  Periode  des  Abbindens  verhindert  werden 
könne.  Hierzu  sei  ein  Ueberzng  mit  Kollodium  oder  ein  schwacher 
Gipsüberzug  geeignet,  welch  letzteren  man  erhalte,  indem  man  den 
abbindenden  Körper  in  Wasser  mit  0,5%  Schwefelsäure-Zusatz  ein- 
tauche. Die  von  Dr.  Heintzel  beobachtete  Festigkeils-Aendernng 
wurde  als  befremdlich  erklärt,  da  Zement  durch  Liegen  an  der 
Luft  laugsamer  bindend  vrerde  und  vermehrt«  Festigkeitszahlen 
liefere,  Hr.  Dyckerhoff  (Biebrich)  halt  Verfärbungen  frischer 
Zemcnt-Waarcn,  die  häutiger  beobachtet  werden,  durchaus  für 
Wirkimgen  der  Wärme  und  nicht  des  Lichta.  — 

Frage  2  lautete:  Welchen  Einfluss  hat  der  Zusatz  von 
Gips  auf  den  Porti  and-Zement?  Hierzu  wurde  von  Dr.  Schott 
(Heidelberg),  anknüpfend  an  sehr  günstige  Resultate,  die  vor 
etwa  i> —7  Jahren  durch  Scott  in  England  durch  Versetzung  von 
gemahlenem  Kalk  mit  etwa  5%  Gips  gemacht  worden  sind,  und 
nach  Erwähnung  der  Tbatsache,  dass  zu  schwach  gebrannter 
Portland-Zem.  durch  Gipszusau  verbessert  werden  kann  und  dieses 
"  in  einer  Anzahl  deutscher  Fabriken  in  Uebung  steht, 
ti,  dass  der  Gips  in  beiderlei  Formen 
Zementpulver  zugeführt,  sich  auf 
i  Flächen  hautartig  niederschlage  und  dadurch  direkt  eine 
Verlangsamung  des  Bindeprozesses  und  hierdurch  (indirekt) 
eine  Festigkeits-Vcnnehrung  herbei  führe.  Da  zu  der  gedachten 
Hautbildung  eine  gewisse  Zeit  erfordert  werde,  erkläre  es  sich, 
dass  der  Ginszusatz  bei  scharf  gebrannten  Zementen,  die  sehr 
rasch  abbinden,  unwirksam  sei.  Im  Uebrigcn  kämen  bei  der 
Wirkungsweise  physikalische  und  chemische  Eigenschaften  des 
l'ortland-Zements,  die  in  weiten  Grenzen  wechselten,  in  Frage, 
so  dass  allgemein  gültige  Kegeln  etc.  über  den  Gipszusatz  nicht 
aufstellbar  seien.  Uvber  die  Wirkung  des  im  Rohmaterial 
enthaltenen  Gipsantheils  äufserte  Hr.  Schott  sich  dahin,  dass  er 
der  von  Michaelis  vertretenen  Ansicht,  wonach  Gipsgehalt  eine 
der  Ursachen  des  Treibens  bilde,  nicht  unbedingt  beipflichten  könne. 

Die  anschließende  Diskussion  fördert  mehrfache  Verschieden- 
heiten, die  in  den  Ansichten  über  Menge,  Wirkungsweise,  Form, 
Schädlichkeit,  Vorzüge  etc.  des  Gipszusatzes  bestehen,  zu  Tage. 
Am  ausführlichsten  und  in  einem  die  Bautechniker  speziell 
interessirenden  Sinne  sprach  Hr.  Dyckerhoff  (Amöneburg), 
welcher  ausführte,  dass  nach  seinen  eigenen  Versuchen  Gipszusatz 
sowohl  bei  langsam  als  rascher  biudenden  Zementen  von  grofser 
Wirkung  auf  Verlaugsaniuug  des  Pindeprozesses  und  auf  Festigkeit*- 
zunähme  sein  könne.  Die  'Wirkung  äußere  sich  aber  (bei  Probe- 
körpern) in  höherem  Maafse  bei  reinem  Zement  als  bei  Zement 
mit  Sandzusatz.  Wenn  die  Bautechniker  gegen  Gipszusatz  ein 
gewisses  Misstrauen  hegten,  so  sei  dies  bis  zu  gewissem  Grade 
berechtigt.  Versuche  hätten  nachgewiesen,  dass  schon  bei  ge- 
ringem Gipszusat/  beim  Erhärten  eine  stärkere  Ausdehnung 
stattfinde  als  bei  Proben,  die  ohne  Gipszusatz  angefertigt  wurden. 
Mittels  Renutzung  des  von  Prof.  Bauschinger  in  München  kon- 
struirten  Apparats,  weither  eine  Lingenänderung  von  nur  0,002 
zu  messen  gestattet,  habe  er  konstatirt,  dass  alle  Zemente  — 
in  reinem  Zustande  sowohl  als  mit 


in  Wasser  eine  gewisse,  wenn  auch  nur  kleine  Ausdehnung  er- 
leiden. Schon  bei  geringem  Gipszusatz  nehme  diese  Ausdehnung 
zu  und  wachse  mit  Vermehrung  desselben.  Daraus  ergebe  sich, 
dass  man  Zemente  mit  Gipszusatz  für  solche  Arbeiten  nicht  ver- 
wenden dürfe,  bei  denen  eine  größere 
Erhärtens  nachtheilig  wirken  könne. 


Architekten- Verein  zu  Berlin.    Hauptversammlung  am 

4.  März  1878",  Vorsitzender  Hr.  Möller,  anwesend  272  Mitglieder. 

Aus  dem  Berichte  des  Hrn.  Vorsitzenden  über  die  vorliegen- 
den Eingänge  sei  hier  erwähnt,  dass  die  Techn.  Ober- Prüf ungs- 
Kommission  die  zum  nächsten  Schinkelfeste  gestellten  Aufgaben 
als  gleichwertig  den  Aufgaben  für  die  Baumeister- Prüfung^  auch 

für  ein  Villengebäude,  unter  Gewährung  eines  Preises  von  350  M-, 
gestellt  worden  ist;  das  letztere  wird  der  bezgl.  Kommission  zum 
Bericht  überwiesen.  Ein  von  dem  Vorstande  abgeschlossenes  Ge- 
schäft, durch  das  eine  der  anf  dem  Vereinahause  lastenden  Grund- 
buch-Schulden mit  einem  Gewinn  von  3000  M.  zu  Gunsten  des 
Vereins -Vermögens  abgelöst  worden  ist,  findet  einstimmige  Ge- 
nehmigung. • 

Hr.  Köder  berichtet  über  die  erfolgte  Prüfung  der  von  dem 
Hrn.  Säckelmeister  für  das  Jahr  1877  vorgelegten  Abrechnung  und 
beantragt  Entlastung  desselben,  die  einstimmig  ausgesprochen 
wird;  es  wird  zugleich  von  den  Prüfern  der  Rechnung  wie  von 
dem  Hrn.  Säckelmeister  der  Wunsch  kund  gegeben,  dass  die 
(diesmal  ausnahmsweise  im  voraus  geschehene)  Festsetzung  des 
Voranschlags  für  das  laufende  Jahr  fortan  wie  früher  stets  nach 
Genehmigung  der  Rechnung  für  das  Vorjahr  erfolge.  Auch  be- 
züglich der  Abrechnung  der  Hausverwaltung  für  das  Jahr  1877 
wird  auf  den  schriftlich  vorliegenden  Antrag  der  bezgl.  Prüfungs- 
Kominissiou  die  Entlastung  mit  Einstimmigkeit  beschlossen  und 
sodann  der  von  Hrn.  Faulhaber  näher  erläuterte  Voranschlag 
dieser  Verwaltung,  der  in  Einnahme  und  Ausgabe  mit  82  902,98  M. 
abschliefst,  genehmigt 

Hr.  Schwechten  berichtet  über  die  3  zur  architektonischen 
Monatskonkurrenz  des  Monats  Februar  eingegangenen  Entwürfe 
zu  einem  Altar  für  eine  protestantische  Kirche.  Zwei  dieser  Arbeiten 
stehen  nicht  auf  der  Höhe,  die  für  die  Vereins-Konkurrenzen  als 
maarsgebend  gilt,  obgleich  die  eine  trotz  mangelhafter  formaler 
Durchbildung  immerhin  eine  ansprechende  Silhouette  und  kirch- 
liches Gepräge  zeigt  Das  letztere  fehlt  der  3.  Arbeit  mit  dem 
Motto:  „Schon  etwas  zn  spät",  die  bei  Fortlassung  der  sym- 
bolischen Zuthaten  allenfalls  auch  wohl  für  ein  Büffet  verwendet 
werden  könnte;  dagegen  ist  die  künstlerische  Durchführung  des 
Entwurfs  so  gelungen,  dass  die  Kommission  ihm  einen  Preis  nicht 
versagt  hat.  Verfasser  dieser  Arbeit  ist  Hr.  L.  Schupmann.  — 
Bei  den  diesmaligen  Monats- Konkurrenzen  sind  6  Entwürfe  aus 
dem  Gebiete  des  Hochbaues,  1  Entwurf  aus  dem  Gebiete  des  In- 
genicurweseus  eingegangen. 

Es  folgen  nunmehr  die  Berichte  über  den  Ausfall  der  Kon- 
kurrenzen für  das  diesmalige  Schinkelfegt,  von  denen  derjenige 
der  Ingenieur- Kommission  besonders  umfangreich  gehalten  ist 
Der  letztere  wird  von  Hrn.  Housselle,  der  Bericht  der  Hoch- 
bau-Kommission von  Hrn.  Otzen  vorgetragen. 

AIb  Aufgabe  aus  dem  Gebiete  des  Ingenieurwesens  war  be- 
kanntlich der  Entwurf  zu  einem  Südkanal  bei  Berlin  zur 
Lösung  gestellt  Es  sind  5  Arbeiten  mit  zus.  93  Bl.  Zeichnungen 
eingegangen,  die  von  der  Kommission  einer  nach  3  Hauptgesichts- 
punkten gegliederten  Kritik  unterworfen  worden  sind,  u.  zw.:  1) 
In  Bezug  auf  Linienführung,  Behandlung  der  mit  der  Kanalan- 
lage zusammenhängenden  Veränderungen  des  Strassennetzes  etc. 
und  allgemeine  Anordnung  des  Projekts;  2)  In  Bezug  auf  die 
den  Entwürfen  zu  Grunde  gelegten  hydrotechnischen  Ermittelungen ; 
3)  In  Bezug  auf  die  statischen  Annahmen  und  konstruktiven 
Einzelheiten.  —  Dem  Entwürfe  mit  dem  Motto  „E"  wird  nach 
allen  3  Richtungen  eine  sehr  ungünstige  Kritik  zu  Theil;  auch 
der  Entwurf  „M.  H. "  wird  als  vielfach  mangelhaft  bezeichnet 
An  dem  Entwurf  „ Anker"  wird  die  Linienführung,  die  sich  ge- 
schickt dem  Bebauungsplan  anschmiegt,  gelobt  und  der  Fleiß 
anerkannt,  mit  welchem  der  Entwurf  im  einzelneu  durchgearbeitet 
ist,  wenn  auch  die  Annahmen  zum  Theil  nicht  zutreffen  und 
Mängel  vorliegen.  Die  günstigste  Beurtheilung  erfahren  die 
beiden  Entwürfe  „Et  voluisse  juvat"  und  .Ans  der  Kanne 
in  die  Wanne",  die  —  mit  gleicher  Sorgfalt  auf  alle  Momente 
der  Aufgabe  eingehend  -  -  in  vieler  Beziehung  eine  geschickte, 
obgleich  in  Einzelheiten  immerhin  anfechtbare  Lösung  derselben  dar- 
bieten. Die  letztere  Arbeit  hat  insofern  den  Vorzug  erhalten,  weil 
sie  nicht  nur  in  Bezug  auf  den  oben  erwähnten  dritten  Gesichtspunkt 

technischen  Ermittelungen  das  Wesen  der  Aufgabe  am  besten  er- 
fassl  hat  und  zu  den  richtigsten  Ergebnissen  gelangt  ist. 

Die  Kommission  hat  dem  Entwürfe:  „Aus  der  Kanne  in  die 
Wanne",  als  dessen  Verfasser  Hr.  Chr.  Havcs  tadt  sich  ergiebt, 
den  Staatspreis  und  die  Schinkelmedaille,  dem  von  Hrn.  P.  Röhns 
verfassten  Entwürfe:  „Et  voluisse  juvat"  die  Schinkclmedaille  zu- 
erkannt und  sämmtliche  Arbeiten  mit  Ausnahme  von  „F."  der 
Ober-Prüfungskomm.  zur  Annahme  als  Probearbeiten  für  die  Bau- 
meister-Prüfung empfohlen.  Die  letztere  bat  sich  bereit  erklärt, 
die  beiden  präniiirten  Arbeiten  unbedingt,  die  beiden  anderen  be- 

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102  DEUTSCHE  BAUZEITUNG.  9.  Mare  1878 


Die  Hochbau-Konkurrenz,  für  welche  der  Entwurf  einer  Knr- 
UDd  Badehaiis- Anlage  zu  liefern  war,  hat  6  Losungen  mit 
zusammen  72  Blatt  Zeichnungen  ergeben.  Die  Kommission  bat 
sich  veranlasst  gesehen,  ihr  Gutachten  mit  einer  allgemeinen  Er- 
örterung einzuleiten,  in  der  sie  auf  Grund  ihres  Studiums  der 
vorliegenden  Arbeiten  ihre  Ueberzeugung  dahin  ausspricht,  dass 
der  Umfang  der  Aufgabe  zu  bedeutend  war,  und  dass  dieselbe, 
indem  »ie  gleichzeitig  die  Entfaltung  eine«  grofsen  praktischen 
Geschicks  wie  künstlerischer  Fertigkeit  bedingte,  wohl  zu  hohe 
Anforderungen  stellte.  Es  wird  vorgeschlagen,  daas  in  Zu- 
kunft die  Aufgabe  möglichst  eingeschränkt  und  lediglich  auf  Ge- 
biete erstreckt  werde,  die  auch  jüngere  Architekten  zu  beherr- 
schen im  Stande  sind ,  dass  die  Maafstiibe  möglichst  klein  ge- 
wühlt, dagegen  bestimmte  Baumaterialien  für  die  Facadengestal- 
tung  vorgeschrieben  und  eine  monumentale  Durchbildung  der 
Decken  im  Anschlusg  an  die  Konstruktion  zur  Bedingung  ge- 
macht werde.  Was  die  Beurtheilung  der  diesmal  eingegangenen 
Arbeiten  im  einzelnen  betrifft,  so  ist  die  Kommission  zu  folgenden 
t:  1>  »Wat  «eggst  denn  tan?"  Die  allge- 
lage,  obwohl  von  einigem  Geschick  zeu- 
gend, schmiegt  sich  der  (iestaltung  des  koupirten  Terrains  zu 
wenig  au.  Grundriss  -  Ausbildung  und  konstruktive  Lösung  sind 
mangelhaft;  die  Architektur  verräth  Begabung,  ist  aber  nicht 
reif  und  ernst  genug.  2)  „In  memoriam."  Die  Kräfte  des 
Verfassers  haben  der  Aufgabe  nach  keiner  Richtung  hin  entspro- 
chen; die  Lösung  ist  daher  so  unvollkommen  und  unfertig,  dass 
sie  als  würdig  der  Schinkelfest  ■Konkurrenz  nicht  erachtet  werden 
kann.  3)  „Glück  auf!"  Der  generelle  Simationsplaa  ist  fieifsig 
nnd  zum  Theil  nicht  ohne  Glück  entworfen;  auch  der  Grundriss 
des  Kurhauses  ist  in  praktischer  Beziehung  zu  loben,  dagegen 
nicht  ästhetisch  entwickelt  Dem  architektonischen  Theile  der 
Aufgabe  war  der  Verfasser  nicht  gewachsen.  4)  „Ut  prosit!" 
IHe  Gesammt- Anlage  ist  geschickt  und  in  maaisvoller  Weise 
durchgebildet.  In  der  Disposition  des  Kurhauses  zeigt  sich  mehr 
architektonisches  Gefühl  als  praktisches  Geschick.   Die  Architck- 

kuapp  behandelt,  de: 


Aenfseren  zu  gesucht;  die  Formengebiing  leidet  unter  der  Häufung 
der  Motive.  5)  rReuai8sauce.*  Das  in  16  Blatt  Zeichnungen 
dargestellte  Projekt  zeigt  eine  etwas  gar  zu  weit  getriebene 
Steigerung  der  Aufgabe,  die  der  Verfasser,  nicht  ohne  Vernach- 
lässigung mancher  praktischen  Bedingungen  und  mit  nicht  ge- 
nügender Berücksichtigung  der  durch  die  Situation  gegebenen 
Verhältnisse,  im  Sinne  einer  imposanten  monumentalen  Thermen- 
Anlage  zu  lösen  bemüht  war.  Wenn  die  Kommissinn  diese  Auf- 
fassung auch  nicht  als  die  richtige  ansehen  konnte,  so  hat  sie 
doch  nicht  allein  den  Fieifg  des  Verfassers,  sondern  auch  seine 
Gewandtheit  in  der  formalen  Bewältigung  der  Aufgabe  und  sein 
Talent  für  monumentale  architektonische  Dispositionen  anerkannt. 
6)  -Acre,  sale  salus  aerea."  Der  Entwurf  zeichnet  sich  in 
erster  Linie  dadurch  aus,  dass  er,  der  Situation  am  sorgfältigsten 
und  glücklichsten  angepa&st,  eine  ebenso  praktische  wie  schön 
wirkende  Gesammt -Anlage  zeigt.  Die  Grundriss -Anordnung  des 
Kurhauses,  für  welche  das  Gleiche  gilt,  hat  die  wärmste  Aner- 
kennung der  Kommission  gefunden  —  desgleichen  das  Streben 
des  Verfassers,  den  Aufbau  des  Hauses  zu  einem  organischen 
Ausdrucke  des  Grundrisses  zu  gestalten.  Die  architektonische 
Durchbildung  des  Inneren  und  Aeufteren  ist 


eine  der  Aufgabe 
und  gute;  nur  die  * 


Die  Kommission  hat  diesem  letzten  Entwürfe,  als 
Verfasser  Hr.  P.  Kieschke  sich  ergiebt,  den  Staatspreis,  sowie  ihr 
und  der  Arbeit  „Renaissance"  (Verf.  Hr.  M.  Salzmann)  die 
Schinkelmedaille  verliehen  und  neben  ihnen  noch  den  Eutwurf :  „ITt 
prosit"  der  Ober -Prüfungskommission  empfohlen.  Letztere  hat 
sich  bereit  erklärt,  den  prämiirten  Entwurf  unbedingt,  die  beiden 
anderen  bedingungsweise  anzunehmen.  — 

An  der  Beantwortung  des  Kragekastens  betheiligen  sich  die 
Hrn.  Blankenstein  und  Möller.  Zur  Aufnahme  in  den  Ver- 
ein gelangen  die  Hrn.  Dick,  Dobisch,  Fiedler,  Hesse,  Jung,  Kutt, 
Maas,  Mewis,  Schliemann,  Schneider,  Schubert,  Schupnan,  Sckerl, 
Scligroann,  Soeder,  Walter,  Weisser,  Heidtmann  und  Westphal 
-  die  beiden  letzteren  als  auswärtige  Mitglieder.         -  F.  - 


Vermischtes. 

Für  die  Klarlegnng  der  Begriffe:  Neubau  —  Umbau  — 
Reparaturbau  (man  vergl.  No.  16  d.  Bl.)  erlaubt  sich  der 
Unterzeichnete  folgende  Erwägungen  zur  Verfügung  zu  stellen. 

Die  Wörter  für  die  im  Bereiche  der  baulichen  Unternehmung 
auftretenden  4  Haiiptbegriffe  sind:  1)  Neubau,  2)  Erweiterungsbau, 
3)  Umbau,  4)  Keparaturbau.  Diese  4  Wörter  vertreten  —  an 
und  für  sich  —  ganz  bestimmte,  in  einander  nicht  hinüber 


1)  Neubau:  eine  bauliche  Unternehmung,  welche  die  Aus- 
führung eines  nicht  vorhandenen,  in  Anordnung  und  Kon- 
struktion selbständigen  Bauwerks  bezweckt 

2)  Erweiterungsbau :  eiue  b.  U.,  welche  die  Erweiterung 
—  in  Grundfläche  oder  Höhe  —  eines  vorhandenen  in  An- 
ordnung und  Konstruktion  sonst  unverändert  verharrenden  Bau- 
werks beabsichtigt. 

3)  Umbau:  eine  b.  U.,  bei  der  eine  Veränderung  in 
Anordnung  und  Konstruktion  eines  vorhandenen  Bauwerks 
vorliegt. 

4)  Keparaturbau:  eine  b.  U.,  bei  der  die  Wiederher- 
stellung der  defekten  Konstniktionstheile  eines  vorhandenen 
Bauwerks  unter  Beibehaltung  alter  Anordnung  und  Konstruktion 
bezweckt  wird.  — 

So  streng  sich  auf  der  einen  Seite  die  genannten  4  Wörter 
begrifflich  scheiden,  so  frei  handhabt  dieselben  andererseits 
der  Sprachgebrauch  insofern,  als  er  die  vielfach  vereinigt 
an  einem  Bauwerk  auftretenden  Modalitäten  der  baulichen  Unter- 
nehmung in  die  Kategorie  eines  einzigen  der  4  Worte  bringt. 
Kr  befolgt  hierbei  die  Regel,  daas  die  als  hauptsächlich 
auftretende  wortbestimmend  wirkt  - 

Berlin.  J.  Lohse. 


Neues  in  der  Berliner  Bauauaatellung.  In  der  Zeit 
vom  24.  Februar  bis  2.  März  1878  wurden  neu  eingeliefert  von 
Ed.  Puls  ein  Hausthureüisaü!  aus  Schmiedeisen;  —  von  Schäfer 
&  Hauschuer  1  Waschständer  mit  Becken  und  Kanne,  echt  ver- 
goldet; —  von  W.  Hoyer  galvanisch  verzinkte  Metalldachplatten; 
—  von  Fr.  Spengler  I'ätent-Sicherheitaschlösser;  —  von  der  Akt- 
Gesellsch.  vorm.  Spinn  *  Sohn  I  Messingkrone  zu  Petroleum  mit 
sechs  Flammen;  —  von  Paul  Hyan  farbig  glasirte  und  asphaltirte 
seiserne  Dachziegel  und  eine  amerikanische  Bettstelle  mit 


Konkurrenz  für  Entwürfe  zu  einer  Wasohvorrichtung 
mit  schmiedeisernem  Oesteil  und  kupfernen  Oeratben. 

Die  von  uns  in  No.  1/2  d.  Jhrg.  besprochene,  von  der  Redaktion 
der  Dtschn.  Metall-Industrie-Ztg.  in  Berlin  ausgeschriebene  Kon- 
kurrenz hat  ein  sehr  erfreuliches  Ergebnis«  geliefert,  da  25  Ent- 
würfe in  Zeichnungen  und  2  ausgeführte  Arbeiten  eingegangen 
sind.  Die  Preisausschreiber  sind,  wie  wir  mit  Genugthuung  mit- 
theilen, bereitwillig  auf  die  von  uns  in  jener  Besprechung  geltend 
gemachten  Gesichtspunkte  eingegangen  und  haben  auf  das  voli- 


..  sich  angeschlossen,  in  deren 
Lokal  demzufolge  auch  die  Konkürrenzarbeiten  ausgestellt  sind. 
Zu  Preisrichtern  waren  die  Hrn.  Kyllmann,  Ende,  Luthmer,  Borstel] 
und  Puls,  also  gleichfalls  sämmtlich  zu  der  Bau -Ausstellung  in 
enger  Beziehung  stehende  Persönlichkeiten,  berufen.  — 

Das  vom  25.  Febr.  datirte  Gutachten  der  Preisrichter,  das 
die  bezügl.  Zeitung  unter  Darstellung  der  pramiirten  Entwürfe 
wohl  zweifellos  in  seinem  vollen  Wortlaute  veröffentlichen  wird, 
geht  in  spezieller  Kritik  auf  sämmtlicbe  Entwürfe  der  Konkurrenz 
ein.  Die  beiden  ausgeführten  Arbeiten  werden  als  zur  Massen- 
fabrikation (für  Hotels  etc.)  wohl  geeignete  Arbeiten  ohne  künst- 
lerische Bedeutung  bezeichnet.  Unter  den  gezeichneten  Ent- 
würfen sind  2  Nachbildungen  eines  im  „Kunsthandwerk"  ver- 
öffentlichten ähnlichen  Werkes  von  der  Beurtheilung  ausge- 
schlossen worden;  die  Beurtheilung  der  übrigen  ist  unter  gleich- 
werthiger  Berücksichtigung  der  technischen  Ausführbarkeit  und 
der  künstlerischen  Durchbildung  erfolgt  Der  1.  Preis  von  100  .Ä 
ist  der  Arbeit  des  „Dessinateurs"  (!)  Hrn.  Otto  Köhler,  der 
2.  Preis  von  50  M.  derjenigen  des  Architekten  Hrn.  G.  Weiden- 
bach zugesprochen  worden;  ehrenvolle  Anerkennungen  sind  über- 
dies den  Entwürfen  der  Architekten  Hrn.  L.  Förg  und  Konräd 
Canzler  zu  Theil  geworden.  — 


Brief-  nnd  Fragekasten. 

Hrn.  L.  in  C.  Tabellen  über  Wandstärken  von 
kesseln  finden  Sie  u.  a  in  folgenden  Kalendern:  Ingcuicur- 
Kalender  1870,  pag.  104;  ferner  Kalender  für  Maschinen-  und 
Hutten-Ingenieure  1877,  pag.  61;  endlich  m  Pollitzer,  der  prakt 
Ingenieur  und  Baumeister,  pag.  406. 

Hrn.  H.  in  C.  Mänrer,  die  Formen  der  Walzkunst,  Stutt- 
gart —  sowie  Petzholdt,  die  Fabrikation  etc.  von  Eisenbahn- 
Material  dürften  das  von  Ihnen  gewünschte  Material  enthalten. 

nrn.  C.  P.  in  B.  Jede  Firma,  die  sich  mit  Lieferung  von 
Blitzableitern  befasst,  wird  Ihnen  anch  Kupferdraht  liefern;  das 
Inseratcn-Blatt  uns.  Zeitung  enthält  mehre  Angaben  hierzu. 

Hrn.  C.  F.  in  Offenhach.  Das  „Illustrirte  Patentblatt", 
welches  im  Verlage  von  E.  Grosser  in  Berlin  erscheint,  dürfte 
Ihren  Wünschen  entsprechen.  Ihre  Frage  wegen  Zeitschriften 
über  Bau-  und  Möbeltischlerei  richten  Sic  an  die  Redaktion  der 
deutschen  Tischler-Zeitung  in  Berlin.  — 

Hrn.  K.  in  Steinau.  Für  die  gewünschte  Aufzählung  der 
im  Bau  befindlichen  oder  in  diesem  Jahre  zum  Bau  etc.  kommenden 
preufsischen  Eisenbahnen  fehlt  uns  Zeit  sowohl  als  Raum. 

Hrn.^H.  n.  in  Andritz.    Ueber  die  Emrir.htung^des^ Ant- 

indess  ein  gut  durchdachtes  Projekt  zu  einer  derartigen  Anlage  dar- 
gestellt in  der  kleinen  Schrift:  Reiche,  Sicherung  von  Leben  und 
Gesundheit  in  Fabriken  und  Gewerben  auf  der  Brüsseler  Aus- 
stellung 1876;  Berlin.  Kortkampf. 

Hrn.  G.  W.  Wir  bitten  nach  der  gewünschten  Auskunft,  die 
sich  k.  II.  nicht  geben  lässt,  in  dem  Werke:  Otte,  Glockenkuude, 
Leipzig,  eveut.  auch  11  a  r z  c  r ,  die  Glockengiesscrel,  Weimar,  " 
halten  zu  wollen. 


;  tod  Carl  Bellt«  Ix,  B«ttU>.    Für  dl. 


K.  E.  0.  Frlttea. 


dru.k.r.i.  Berti». 


103 


labllC   Vrrfcuiil  deutwtwr  Arrhilrktci*   und  Ingenieur  •  Vernüw.  IVnkuhrin 
BumitcrUlicn,  »wl«  u1,.t  die  Ktnf&hriiM*  rinn  -U«tlirh  ao*rkiiurieii  KlwdAkitioo  di 
Knnk.rrrulFiL  —  Far  k  1 1  tt  erat ■  r.  (Kort-uims)  —  NfMMl-XMlirUfelnb 


Verband  deutscher  Architekten-  und  Ingenienr- Vereine. 


Iber  die  Einrichtung  von  Prufungs-Anatalten  und 

Einführung  einer  staatlich  anerkannten 

fltritilm] 

II.   B.  Künstliche  Steine. 

1.  Gebrannte  künstlich«'  Steine  aus  Thon. 
Hier  ist  zunächst  xu  unterscheiden  zwischen  solchen,  die  be- 
sonders stark  gehrannt  sind,  um  ihnen  die  für  ihn'  Anwendung 
als  Trottnii-stein,  Pflasterstein  etc.  erforderliche  Harte  zu  geben, 
und  zwischen  den  als  Bausteine  zu  verwendenden,  in  gewöhn- 
liehen  Ziegelöfen  gebrannten.  Krstere  mögen  wie  gebräuchlich 
Klinker,  letztere  schlechtweg  Ziegel  genannt  werden. 

a)  Klinker.  Kin  sicheres  Krkennnngsjteichen  für  die  Harte, 
die  hier  wenn  nicht  allein,  so  doch  vor  der  Festigkeit  zur  BctlT* 
theilung  der  Qualität  dienen  muss,  fehlt  U-kanntlich  bis  jetzt; 
die  Druckfestigkeit  aber  kauu  nicht  als  Krsafy,  gebraucht  werden, 
da  die  Krfahning  gezeigt  hat,  das»  minder  hart  gebrannte  Klinker, 
die  schon  jetzt  als  geringere  Qualität  »erkauft  weiden,  ebeuso 
grofse,  ja  häutig  gröfscre  Druckfestigkeit  besitzen,  als  die  Wst 
gebrannte  1.  Qualität.  Ks  bleibt  deshalb  vorläufig  nichts  übrig, 
als  das  Aussehen  des  Bruches  und  allenfalls  auch  den  Klang 
für  die  Klassifikation  heran  zu  ziehen,  und  in  der  Thal  hisst  sich 
hiernach  die  Scheidung  wenigstens  iu  zwei  Klassen  mit  grofscr 
Sicherheit  ausführen. 

Qualität  L  AeusBcre  überdache  gut  glasirt,  meist  schwarz, 
manchmal  auch  gnin.  Klang  hell  und  scharf ,  Bruch  nieist  dnn- 
kelroth  oder  brauii,  manchmal  auch  hellfarbig,  aber  immer  gla- 
sig, gesintert  und  durchweg  gleichmiifsig  aussehend,  mit  schürfen, 
schwer  abzubrechenden  Kauten,  von  den  Käudcro  herein  bis 
auf  mindestens  1   -  2  rom  die  Farbe  der  Glasur  zeigend. 

Qualität  II.  Aeussere  Oberfläche  nur  wenig  glasirt,  Klang 
ein  dumpferer,  Bruch  roth,  manchmal  auch  gelb,  matt  aussehend, 
immer  aber  gleichmäßig  und  ohne  Streifen  oder  Flecken;  an  den 
Bändern  nicht  anders  gefärbt  als  in  der  Mitte. 

b)  Ziegel.  Dieselben  sollen  bei  der  Probe  stets  in  ihrem 
ganzen  Format  zwischen  Mürtelbaudern  zerdrückt  werden,  die  in 
einer  Starke  von  1  -  2 ««  aus  gutem  Portland-Zement  hergestellt 
werden,  der  mit  feinem  Saud  bis  zum  Verhaltniss  1  :  3  gemischt 
werden  kann.  Diese  Mörtelbändpr  sollen  ca.  18  Wochen  erhär- 
ten, Ho  dass  sie  bei  der  Probe  nicht  zerdrückt,  sondern  nur  in 


Folge  der  Zerstörung  des  zwischen  befindlichen  ! 
werden.  Die  äusseren  Flächen  dieser  Mörtclhändcr  werden  bei 
der  Herstellung  gut  glatt  und  zu  einander  möglichst  parallel 
gestrichen  und  liegen  beim  Zerdrücken  au  Filz  platten,  die  zwi- 
schen sie  und  die  gusäcisernen  Druckplatten  gebracht  werden. 

Qualität  I.  Minimal- Druckfestigkeit  200  »  pro  □  »•».  Dichte, 
manchmal  miischlige  Struktur,  geringe  Porosität  und  Durch- 
lässigkeit 

Qualität  II.    Minimal-Druckfestigkeit  100  k  pro    J «». 

Qualität  III.  Minimal-Druckfestigkeit  190 *  pro  Q  »».  Zie- 
gelsteine unter  letzterer  (irenze  sind  bereits  sehr  weich,  zerreib- 
lirh,  jMirtr«  und  wussersehhickend,  und  sollten  nur  für  schwach 
oder  ganz  imlielastete  Zwischenmauern  verwendet  werden. 

2.  Ungebrannte  künstliche  Steine  und  Mörtel. 

a.  Für  Formsteine  dieser  Art  in  Ziegelformat  sind  vorlaufig 
noch  dieselben  Bedingungen  oder  K lass ifi kaüous-(  ■  i  unKn  beizu- 
behalten, wie  für  die  Ziegel.  Die  Prüfung  hat  genau  so  statt- 
zufinden, wie  bei  diesen. 

b.  Zemente.  Die  Qualifikation  der  Zemente  mtiss  sich  auf 
die  Festigkeit  der  aus  ihnen  hergestellten  Probekörper  stützen  und 
diese  reicht  auch  allein  aus,  da  alle  übrigen  Imstande:  Feinheit 
des  Mahlens,  spezifisches  Gewicht,  chemische  Zusammensetzung, 
auf  die  Festigkeit  Kinfhiss  üben  und  mit  dieser  in  Bcrücksich- 

Von  den  verschiedenen  Festigkeitsarten  muss  wieder  die 
Druckfestigkeit,  auf  welche  die  Zemente  fast  ausschliefslich  in 
Ansprach  genommen  werden,  allein  maalsgebend  sein;  s 
auch  am  sichersten  bestimmt  werden.  Die  Zugfestigkeit, 
allerdings  mit  viel  einfacheren  und  billigeren  Apparaten  gemessen 
werden  kann,  ist  nur  für  die  Kontrolle  einer  Zementbefenuig,  ob 
dieselbe  immer  in  gleicher  Qualität  geschieht,  geeignet,  nicht 
für  vergleichende  Wcrthbcstitumung  verschiedener  Zemente. 

Da  der  Zemeut  fast  nie  rein,  sondern  in  der  Hegel  mit  Sand 
vermischt  in  Anwendung  kommt,  so  umss  bei  seiner  Klassifikation 
auch  die  Biudekraft  zu  Sand  in  Berücksichtigung  gezogen  werden. 
Das  geschieht  am  einfachsten,  indem  man  die  Prohekörper  aus 
einem  Gemisch  von  Zement  und  Sand  in  liestimmtcm  Volumen- 
Verhältnis*  1:3  herstellt.  Die  Druckfestigkeit  ist  zwar  von  der 
Beschaffenheit  des  Sandes,  ob  derselbe  Geröll  oder  scharfer  Quarz- 
sand.  grob-  oder  feinkörnig  ist,  wenig  abhangig;  um  aber  doch 
möglichst  vergleichbare  Resultate  zu  erhalten,  muss  für  Herstellung 
der  Probekörper  reiner,  wenn  nolhig  gewaschener,  scharfer 
Qnarzsand  genommen  werden,  der  durch  ein  Sieb  mit  <>o 
Maschen  pro  □«•»  gegangen,  aber  auf  einem  solchen  mit  12") 
Maschen  pro  ,  J  »">  liegen  geblieben  ist.  (S.  Normen  für  die  einheit- 
liche Lieferung  und  Prüfung  von  Portland-Zement.) 

Die  für  Knuitteluug  der  Druckfestigkeit  herzustellenden  Probe- 


stücke erhalten  die  Würfelform  von  etwa  12""  Seite.  Sie  werden 
hergestellt,  indem  man  die  gut  gemengte  Mischung  von  Zement 
uud  Saud  mit  so  viel  Wasser  anfeuchtet,  dass  sie  die  Konsi- 
stenz feuchter  Gartenerde  erhält  und  diese  Masse  alsdann  in  3 
bis  4  Portionen  iu  gusseiseme  (»der  metallene  Formen  einstampft, 
jedesmal  so  lange,  bis  die  gestampfte  Masse  elastisch  wie  Gummi 
wird  und  sich  oben  mit  einer  feinen  Schicht  Wasser  bedeckt. 

Iii  den  Formen  werden  die  Probestücke  21  Stunden  erharten 
gelassen,  dann  heraus  genommen  und  in  Wasser  gelegt,  wo  sie 
noch  27  Tage  verbleiben.  Gegen  F.nde  dieser  Zeit  werden  zwei 
gegenüber  liegende  Seitenflächen  der  Würfel  durch  Abschleifen 
mit  feinem  Sand  auf  gchoWltcr  Platte  eben  gelichtet,  worauf  die 
Würfel  sofort  wieder  ins  Wasser  gelegt  werden.  Die 
derselben  auf  Druckfestigkeit  geschieht  nach  Vcrfliiss  d 
angegebnen  Krhartuiigsdauer  von  4  Wochen,  unmittelh 
dem  sie  aus  dem  Wasser  genommen  worden  sind.    Sie  werden 

dabei  mit  den  abgesiiiliff«  n  Flachen  direkt,  ohne  Zwnschenlagc, 

an  die  Druckplatte  der  Prttfungsntascbiue  gelegt. 

1)  Portland-Zement  Bei  den  Portland-Zementeu  ist  auch 
die  Bindezeit  noch  von  wesentlichem  Kinfluss  auf  die  Festigkeit: 
von  schnell  bindenden  Zementen  kann  nie  diesellte  Festigkeit  ge- 
fordert werden,  wie  von  langsam  bindenden.  Die  Bindezeit  wird 
bestimmt,  indem  mau  den  reinen  Zement  mit  Wasser  zu  einem 
steifen,  über  voll  uud  glatt  über  die  Kelle  fliessenden  Brei  anmarht, 
auf  eine  Glas-  oder  Metall-Platte  ausgicsst,  so  dass  er  einen  etwa 
1,5 ,ra  dicken,  nach  den  Bändern  dünn  auslaufenden  Kuchen 
bildet.  Solwtld  dieser  Kuchen  so  weit  erstarrt  ist,  dass  derselbe 
einem  leichten  Druck  mit  dem  Fingernagel  oder  mit  einem  Spatel 
widersteht,  ist  der  Zement  als  abgebunden  zu  betrachten.  (Siehe 
„Normen  für  die  einheitliche  Lieferung  und  Prüfung  von  Portland- 
Zement") 

Bäsch  bindende  Zemente  werden  solche  mit  höchstens  halb- 
stündiger, langsam  bindende  solche  mit  mehr  als  zweistündiger 
Biudezeit  genannt. 

Die  zur  Bestimmung  der  Bindezeit  angefertigten  Kuchen 
können  auch  zur  Prüfung  der  Zemente  auf  Treiben  benutzt  wer- 
den. Sie  werden  zu  dem  Kudc  samnit  der  (ilasplatte  unter  Wasser 
gebracht.  IM  rasch  bindenden  Zementen  kann  dies  schon  nach 
';'«  bis  1  Stunde,  bei  langsam  bindenden  darf  es  dagegen  je  nach 
ihrer  Biudezeit  erst  nach  längerer  Zeit,  bis  zu  24  Stunden  nach 
dem  Anmachen,  geschehen.  Zeigen  sich  nun  nach  den  ersten 
Tagen,  oder  nach  längerer  Bcobachtimgszeit  an  den  Kanten  des 
Kuchens  Verkrümmungen  oder  Bisse,  so  deutet  dies  unzweifel- 
haft Treiben  des  Zementes  au.  Solche  Zemente  müssen  unbe- 
dingt verworfen  und  können  nicht  klassifizirt 


r'ür  Um  »am 
l.lmlMMle 
t  •»rtt.inil  Zeiii*«!!*-- 

Kir  rutli 
l.in<l«id« 

Qualität  [. 

Minimal-Druckfestigkeit  .  . 
Qualität  II. 

Minimal-Druckfestigkeit  .  . 
Qualität  III. 

Minimal-Druckfestigkeit     .  , 

I50k  proD«« 

110*  proQ.m 

75  k  pro  □«» 

M)k  pro  □«* 

75»  pro  Quo 

50k  □•■ 

2i  II om an -Zern ent.    Die  Houianzemeute  binden  in  der 
Hegel  rasch  ab.    Ihre  Festigkeit,  ebenso  geprüft,  wie  die  der 
Portland- Zemente,  ist  bedeutend  geringer  als  bei  »Uesen. 
Qualität  I.     Minimal-Druckfestigkeit  lOkproD'». 

"  stigkeit  5  k  pro  U  ""■ 


Qualität  II. 


Minimal-Dmckf 
III. 


ihoh 


•d 


d. 


Als  Bi 
und  Föhrenh 
mit  dem  gemeinsamen  Nau 
Kassitikation  aufgenommen 


Holz. 

i'itaus  überwiegendem  Maal'se  Fichten- 
Deshalb  soll   vorläufig  nur  dieses, 
on  .weiches  Holz"  bezeichnete  in  die 
werden. 


Die  Art  der  Inanspruchnahme  des 
Fällen  die  Biegung,  die  auch  beim 
bei  Pfosten,  Säulen  etc.  mit  ins  Spiel 
nahe,  die  Kassitikation  des  Bauholzes 


Zu 


Holzes  ist  in  den  meisten 
Angriff  auf  Zcrkuiekung 
kommt.  Deshalb  liegt  es 
auf  seine  Biegongsfestig- 


Zweck  werden  Probestücke  mit 


mit  qmv 
ca.  12"» 


keit  zu 
dratischem 

Seite  und  von  1,5"  Länge 

sie,  mit  beiden  Luden  frei  aufliegend,  durch  eine  iu  der  Mitte 
konzentrirte  Kraft  mehr  und  mehr  durchgebogen  werden.  Nach 
den  gewöhnlichen  Biegungsformeln  ist  hieraus  die  beim  Bruch  in 
den  äussersten  Fasern  stattfindende  Hiegnngs-Spniinnng  oder  die 
Biegungü-Festigkeit  zu  berechnen, 

Weichos  Bauholz. 

Qualität  I.    Minimal-Biegnngsfestigkeit  450  k  pro  Q*". 

Qualität  II.    .Mimmiil-Biegungsfcsiigkcit  800  k  pro  □  «■. 

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104 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


18. 


1878 


Mochte  es  \m>  geluiigen  sein,  im  Vorstehenden  die  Wichtig- 
keit der  Errichtung  m>u  I'  fuuu  •  Vnsl  dien  und  Versuchs-Stationen 
für  Baumaterialien,  ho  wie  die  Zweckmäßigkeit  der  Einführung 
einer  staatlich  anerkannten  Klassifikation  derselben,  insbesondere 
der  Klassifikation  von  Kisen  und  .Stuhl,  darzulegen  und  nachzu- 
weisen, da>s  die  Grundlage  zu  einer  solchen  Klassifikation  nicht 
schwer  zu  gewinnen  sein  wird. 

Durch  das  Hingehen  auf  die  Antrage  des  Verbundes  deut- 


scher Architekten-  und  Ingenieur- Vereine  »erden  die  hohen  Lau- 
deh-Kcgierungeu  sich  ein  großes  Veidieust  nicht  allein  um  die 
Förderung  des  Kau-  und  Maschinenwesens,  sondern  auch  um  die 
Förderung  einer  gesunden  Industrie,  welrhe  im  Stande  ist,  gute 
Fabrikate  zu  erzeugen,  erwerben. 

München,  Köln  und  Dresden,  im  Dezember  1877. 

BauscWnger.      A.  Funk.      Dr.  Hartwig. 


Vermischte«. 

Nnmmerirung  und  Gewloht  von  Zinkblech-Sorten.  Mit 

Bezug  auf  die  betr.  Notiz  auf  S.  35  dies.  Zeitg.  dürfte  die  Be- 
kanntgabe folgenden  Vorfalls  von  Interesse  sein: 

Für  die  Bedachung  einer  Perronhalle  war  die  Kindeckung 
einer  Hache  von  rot.  1  400  □>■  mit  Wellzinkblech  No.  12  ohne 
Angabe  des  Gewichts  verdungen  worden.  I  >ic  zur  Anlieferung  ge- 
brachten Tafeln  waren  auch  als  Nu.  12  gestempelt,  hatten  aber 
nur  das  Gewicht  von  5,08  k  pro  Q"1. 

Glattes  Zinkblech  No.  12  soll  (couf.  Deutsch.  Baukalender 
1878.  S.  23,  und  sonstige  Schriftenj  pro  [J™  5,2  k  wiegen  und  es 
muss  Wellblech  derselben  Nummer  5.KÜ5  schwer  sein,  da 
bei  der  «blichen  Wellung  100  □"'  glattes  Blech  8<Ou  gewelltes 
Blech  geben.  Die  gelieferten  Bleche  hatten  daher  ein  Minder- 
gewicht von  13,4  °i.  Als  die  Abnahme  dem  Lieferanten  ver- 
weigert wurde,  erklärte  derselbe,  das^  Zinkbleche  von  der 
alten  No.  12  überhaupt,  oder  doch  in  schlesischen  Mutten 
nicht  mehr  gewalzt  würden,  und  legte  als  Belag  eine  Gewiehts- 
Tabelle  der  Schlesischen  Akt.-Gesellschaft  für  Bergbau  und  Zink- 
hütten-Betrieb in  Breslau  vom  1.  oktbr.  1875  liei,  inhalts  deren 
at.  B.  die  nachstehenden  Nummern  mir  die  beigesetzten  Gewichte 
haben. 

No.  10:  3,50  »  No.  11:  4,00''  No.  12:  4,6*2  k  No.  13:  5,1*1«  *) 
Obgleich  die  Tabelle  das  Datum  „1.  Oktober  1875-  trugt, 
ist  es  mir  nicht  gelungen,  eine  Publikation  oder  eine  entsprechende 
Bekanntmachung  derselben  an  üblichen  Orten  zu  linden,  auch 
vielseitige  Krkundigungen  lieferten  keine  Aufklärung,  hIrt 
Lieferanten  und  Klempner  erklärten,  dass  seit  einiger  Zeit  die 
Zinkbleche  überhaupt  leichter  ausfielen,  als  fniherhin.  Daher 
muss  bis  dahin,  dass  die  genannte  Aktien-Gesellschaft  den  Beweis 
des  Gegentheils  erbracht  hat,  es  als  bedauerlich  bezeichnet  wer- 
den, dass  dieselbe  ohne  Öffentliche  und  den  Fachkreisen  in  gewöhn- 
licher Weise  zugängliche  Bekanntmachung  unter  dun  alten  Nummern 

die  Tabelle  vom  1.  Oktober  1875  in  Brevmann's  Baukonstruktions- 
lehre  abgedruckt  ist,  dieses  Unheil  nicht  alwchwachen,  weil  dort 
dieselbe  ausdrucklich  als  Tabelle  für  Zinkbleche  der  „Vkill* 
M«nlaijnr",  also  eines  ausländischen  Werkes,  bezeichnet  wird. 

Der  Vorgang  lehrt,  dass  der  auf  S.  35  dies.  Bl.  enthaltene 
Batli,  dem  Lieferauten  von  Ziukblechen  weniger  die  Nummer 
als  das  Gewicht  vorzuschreiben,  nur  aufs  dringendste  zu  em- 
pfehlen ist 

Königsberg,  Februar  187.*.  Kratz. 


')  l/w  vriUtiucUct  TtUlU  »ird  in  ta 
rLn.kalvn.ltn  AufMlinir  AMlrn- 


t>. 


Konkurrenzen. 

Konkurrenz  für  Entwürfe  zu  einer  neuen  Friedhof- 
Anlage  für  die  jüdische  Gemeinde  in  Berlin.  Das  unter 
Mitwirkung  des  Berliner  Architektenv  ereins  aufgestellte  Programm 
setxt  die  hei  der  Anlage  zu  erfüllenden  Bedingungen  klar  und 
vollständig  aus  einander.  Zu  entwerfen  sind,  aufser  der  allge- 
meinen Disposition,  ein  Leichenhaus,  eine  Kapelle,  ein  Diensthaiis 
und  die  massive  Umwührung  mit  dem  Kinfahrt&thor  und  der 
rnrtierwnhnung:  der  Situationsplaii  in  1  :  500,  die  übrigen  Zeich- 
nungen mit  Ausnahme  der  des  hapellenprojekts  in  I  :  150,  letztere 
in  1  : 75.  Die  durch  einen  Kostenübcrschlag  nachzuwebenden 
Baukosten  sind  auf  150  000  ,Ä  zu  bemessen. 

Als  Preisrichter  werden  4  Delegtrtc  der  jüdischen  Gemeinde 
die  Hrn.  Prof.  Lazarus,  Bentier  .1.  Meyer,  Maurermstr.  Frankel 
und  Bmstr.  Landsberg,  sowie  3  Delegirte  des  Architektenvereins, 
Geh.  Beg.-  und  Brth.  Hitzig,  Brth.  Hude  und  Bmstr.  Otzen 
fiingireu.  Die  öffentliche  Ausstellung  soll  in  dem  Hause  des 
Architektenvereins  stattlinden,  an  dessen  Sekretär  die  Arbeiten 
bis  zum  15.  Mai.  Abends  6  Uhr  einzureichen  sind.  Die  Preise 
betragen  1500  und  000  .Ä:  die  Gemeinde  behalt  sich  vor,  mit 
dem  Verfasser  derjenigen  Arbeit,  welche  am  meisten  zur  Aus- 
führung geeignet  ist,  in  Verbindung  zu  treten. 


keit  von  den  Steigungs-  und  Krümmungs- Verhält- 
nissen der  Bahn.    Leipzig  1877;  W.  Engelmann.    Pr.  2  Jt 

Hartwich,  Wirk],  Geh.  Ob.-Heg.-Bath  a.  Ü.  etc.,  Bemerkungen 
über  den  bisherigen  Gang  der  Entwickclung  des  Eisenbahn- 
wesens, sowie  über  dessen  Gestaltung  nach  Maalsgabe  der  Ver- 
haltnisse und  Bedürfnisse;  mit  besonderer  Kacksicht  auf  die 
Zwecke  des  Vereins  zur  Forderung  der  Lokalbahnen.  Berlin 
1877:  L.  Simion.    Pr.  2  .Ä 

W.  Hellwag,  Ober- Ingenieur  der  Gotthardthahn,  Technische 
Mittheiluugeu  über  Eisenbahnwesen,  Ingenieur- 
Wissenschaft  und  Baukunde.  7.  Heft.  Mein  Gutachten 
über  A.  Thomen's  „Gotthardtbahn".  Bemerkungen  zur  Beform 
dieses  Unternehmens.  Mit  2  litbogr.  Tafeln.  Zürich  1877: 
Orell,  Füssli  4  Co,    Pr.  1,60  .//. 

Kornau  Abt,  Die  drei  Kigibahucn  und  das  Zahnrad-System. 
Mit  15  Figuren-Tafeln  u.  graphischen  Tabellen.  Zürich  1877; 
Orell,  Fnssli  A  Co.    Pr.  8 

E.  Sehrabelz,  Ingenieur,  Patent-Schicuenkrümmer.  Neues 
Werkzeug  zum  Krümmen  und  .lustircn  der  Eisenbahn- Schienen 
für  Gleise-Legungen.    Mit  1  Tafel.    Wien  1877;  Selbstverlag. 

M.  Jiidell  &  Co.  in  Braunschweig ,  Die  zentrale  Signal-  und 
Weichenstellung  mit  Beschreibung  des  Hebel- Ap, 
System  Büppel   -  Patent  Büssiug.   Selbstverlag  des  Verf. 


Fachlitteratur. 
Verzeichnias  der  bei  der  Redaktion  d  Bl.  einge- 
gangenen neueren  technisohen  Werke.  (Fortsetzung.) 
Oscar  Baron  l.iuarini.  Ingenieur,  Baukosten  der  Eisen- 
bahnen.   Wien  1877;  Lehmann  ifc  Wentzcl.    Pr.  3  .//. 
A.  Zeleny,  Oenie- Hauptmann,  Der  feldmüfsige  Eisenbahn- 
Oberbau.     I  nstruktiousbehelf  zur  Herstellung  von  Gleisen. 
Mit  1  Figurentafel;  Berlin  1877;  E.  S.  Mittler  •£  Sohn.    Pr.  1  M 
\V.  Laiinhanll,  Direktor  des  Hannoverschen  Polytechnikums,  Die 
Betriebskosten  der  Eisenbahnen  in  ihrer  Ahhangig- 


Marrks  &  Balke,  Betrachtungen  über  Anlage  einer  Lokal- 
bahn .laUeiück-Torgelow-Kggessin-Ueckeruiüude  an  Stelle  der 
gleichnamigen  Chaussee,  sowie  übur  den  Einfluss  der  unter 


nothwendig  werdenden  anderweitigen  Ge- 
staltung des  östlich  anschliessenden  Chausseearmes  auf  die 
volkswirtschaftliche  u.  tinanzielle  Rentabilität  dieser  Verkehrs- 
strafseu-Aulage.    Danzig  1877;  Selbstverlag  der  Verfasser. 
A.  V.  Havel,  Direktor  d.  Aachener  Polytechnikums,  Kurze  An- 
leitung zum  Projektiren  von  Eisenbahnen;  in.  3  Fi- 
guren-Tafeln.   Aachen  1878;  .1.  A.  Mayer.    Pr.  (>  M. 
H.  Bartels,  Eisenbahn-Bau-  u.  Betr.-lnspektor,  Ueber  einige 
sog.  Sekundärbahnen,  insbes.  Schmalspurbahnen  in 
Amerika;  Bericht  an  den  preul's.  Handelsminister.  Berlin 
1878;  Ernst  &  Korn.    Pr.  1  .4/. 
—  Organisation  der  Peusylvaiiia-Eisenbahn  in  Amerika; 
Separat-Abdruck  aus  der  Zeits.hr.  f.  Bauwesen.    Berlin  1878: 
Ernst  <i  Koni.    Pr.  1  .//. 
H.  Stlni,  Staatsschreiber,  St  ra  Isen  bah  neu:  Einiges  über  deren 
Konzession  und  Gesetzgebung.    Zürich  1877 ;  Orell,  Fllssli  &  Co. 
Pr.  3  .« 

F.  J.  Baer,  Direktor,  Vorstand  der  grofsberz.  Oberdirektion  d. 
Wasser-  u.  Straßenbaues,  Chronik  über  Wasser-  und 
Strafsenbau  im  Grofsherzogthum  Baden;  mit  Benutzung 
amtlicher  Quellen  bearbeitet  Berlin  1H7S;  J.Springer.  Pr.  18.// 

F.  Einecker,  Ingenieur.  Das  Gotthard- Unternehmen.  Eine 
Zusammenstellung  der  wichtigsten  Projekte  in  technischer  und 
finanzieller  Beziehung.  München  1878;  Th.  Ackermann.  Pr.  &.//. 

Fr.  Kreuter,  Ingenieur.  F,  lementare  Theorie  des  Erd drucke« 
und  Berechnung  der  Stützmauern.  Mit  1  lithogr.  Tafel. 
Leipzig  1877:  Wilh.  Engelmann.    Pr.  1,60  .Ä 

Auszug  aas  dem  Bericht  des  Ober-Ingenieurs  Müller 
an  die  Gemeindeborden  der  Städte  Freiburg  und 
Neustadt  über  die  Erstellung  der  Höllenthalhahn. 
Freiburg  LB.  187s ;  Fr.  Wagner.    Pr.  0,90  JL 


Personal -Nachrichten. 

Preufsen. 

Ernannt:  Der  Eisenbalin-ßauinspektor  Lütteken 
Direktions-Mitgliede  der  Eisenbahn-Kommission  in  Katibor. 

Versetzt:  Die  Eisenbahn  -  Baumeister  Schreinert  von 
Hannover  nach  Bremen  und  Doepke  von  Bremen  nach  Han- 
nover. —  Die  Eisenbahn  -  Maschinenmeister  Mohn  von  Katibor 
nach  Breslau,  Pflug  von  Breslaii  nach  Posen,  Keck  von  Posen 
nach  Katibor,  Kielhorn  von  Stargard  uach  Posen. 

Der  Geh.  Regierung«-  und  Baurath  Pohlmann  zu  Breslau 
tritt  vom  1.  April  er.  ab  in  den  Kuhcsiaud:  die  Stelle  desselben 
wird  nicht  wieder  besetzt.  —  Der  Baurath  Ark,  Stadtbmstr. 
a.  D.  zu  Aachen,  ist  gestorben.  — 

Die  Baumeister-Prüfung  für  das  Bauingenieurfach  haben 
bestanden  die  Bauführer  Ad.  Dittrich  aus  Hcinrikau  Kr.  Brauns- 
berg, Wilh.  Germelmann  aus  Wollershausen  u.  Wilh.  Strals- 
berger  aus  Kassel. 

Die  Bauführer- Prüfung  für  beide  Fachrichtungen  haben 
bestanden:  Wilh.  Bösensell  aus  Ahaus,  Herrn.  Held  aus  Berlin, 
Louis  Mertens  aus  Halle  a./S.,  George  11  ay  aus  Insterburg, 
Herrn.  Nnack  aus  Gnerigk  bei  Drcbkau,  Wilh.  Gar  eis  ans 
Deutz,  Otto  AI  brecht  aus  Berlin  und  Keinh.  Selhorst  aus 
Goldern. 


l.f  »„„  Carl  B.elitl  in  l«.Tl.u     fii  die  I 


IL  K.  O.  Kril.cb.    L>rurk    W.  Htexr  lloH.ack.lr 


I 


N«.  22. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


105 


Ilbkll:  Dm  SValnbelfntt  <Wa  Arrbilabtm-VerrW  aa  Berlin  mm  11.  Min  Uli, 
—  rtatthanl-  »rid  Kauer  Wilkelm-  (Cocherner)  Tunnel  —  KrrdEnanit  TOD  Qiwl. 
(Seklnaa.)  —  Mmbeiluna:en  aue  Vereinen:  BailterbaLarher  Verein  tu  .u-bra. 


Bildung  eine»  ArrbJtektm-  and  In«*nie«r- Verein»  tu  Bremen  —  Architekten -Verein 
»  Berlin.  —  Vermiarhtea:  Zu  den  Kr..rternn|ren  nher  dia  Korrekt*««  der  B*- 
telcbnun*a»'l»en  »«-I  Ii-i  bnUrlien  Vaal'uniajaben-  —  Zur  Pariaer  WeJtaJaaalellniaj  tan 
19TR.  —  Aua  dem  Brandeatiur(tacJiau  fravIailaJ-Mndta««.  —  TIM  der  prealalarheo 
—  Konkurrent- ii  —  Brief-  und  Pragakaatea. 


Das  Schinkelfest  des  Architekten -Vereins  zu  Berlin  am  13.  März  1878. 


nter  Theilnahmc  von  etwa  285  Personen 
beding  der  Berliner  Architekten-Verein  auch 
das  zweite  der  im  eigenen  Hause  gefeierten 
Schinkelfeste  in  den  alten,  durch  33jährige 
Tradition  geheiligten  Formen,  jedoch  in 
demselben  Geiste  heiterer  Unbefangenheit, 
der  schon  im  Vorjahre  so  wohlthuend  zu 
Tage  getreten  war.  Trag  doch  das  diesmalige  Fest,  bei 
welchen»  die  sonst  ergangenen  Einladungen  an  Ehrengaste 
mit  Kocksicht  auf  den  Kaum  eine  weitere  Einschränkung 
erlitten  hatten,  noch  entschiedener  das  Gepräge  einer  Feier 
im  engeren  Kreise  des  Vereins  und  seiner  nächsten 
Bundesgenossen.  — 

In  den  vorderen  Sälen  waren  wiederum  die  zu  den  dies- 
maligen Konkurrenzen  eingegangenen  Entwürfe  ausgestellt, 
wahrend  der  ernste  Anfang,  wie  der  fröhliche  Schluss  der 
Feier  in  dem  großen  Hauptsaale  des  Hauses  sich  abspielten. 
Mit  grofsem  Geschick  war  die  festliche  Dekoration  des  letz- 
teren bewirkt  worden,  bei  der  ein  machtiger  Eindruck  erzielt 
war,  ohne  dass  der  kostbare  Raum  zu  diesem  Zwecke  durch 
störende  Einbauten  beeinträchtigt  wurde.  Kothe  Draperien, 
welche  die  Fenster  verkleideten,  bildeten  an  der  Kockwand 
des  Raumes  3  grofse,  von  den  gelben  Stucksäulcn  der  Saal- 
Architektur  eingerahmte  Felder.  Im  mittelsten  dersell>en 
ragte  die  von  grünen  Palmen  umgebene  Kolossalhuste  Schinkels 
über  dem  Rednerpult  hervor,  seitlich  waren  leicht  geschwungene 
Panueele  angeordnet,  die  von  je  einer  Viktorien  -  Statue  be- 
krönt wurden,  während,  im  Friese  derselben  eingefügt,  eine 
Anzahl  Schinkel'scher  Original-Zeichnungen  —  10  der  schön- 
sten in  Tuschmanier  und  Federzeichnung  ausgeführten  idealen 
landschaftlichen  Kompositionen  des  Meisters  —  sich  darstellten. 

Die  Ansprache,  mit  welcher  der  neue  Vorsitzende  des 
Vereins.  Hr.  Geh.  Keg.-Kth.  Möller,  nach  einem  herzlichen 
Willkommen  an  die  zahlreich  erschienenen  auswärtigen  Vereins- 
mitglieder die  Feier  eröffnete,  gab  zunächst  in  Dblichcr 
Weise  die  Statistik  des  Vereins  für  das  Jahr  1877. 

Durch  Aufnahme  von  154  einheimischen  und  16  aus- 
wärtigen Mitgliedern  hat  sich  der  Verein  bis  zum  Schlüsse 
des  abgelaufenen  Jahres  auf  die  ansehnliche  Zahl  von  643 
einh.  und  792  ausw.  Mitgl.  —  zus.  14  35  Mitgl.  —  vermehrt, 
so  dass  derselbe  fast  V,  der  in  den  24  Vereinen  des  Ver- 
bandes deutscher  Arth,  u.  Ing.  enthaltenen  Gcsammt-Mitgliedcr- 
zahl  vertritt  Ausgeschieden  sind  2  bezw.  10  (zus.  12)  Mitgl., 
gestorben  4  bezw.  10  (zus.  14)  Mitgl.  —  die  Hrn.  Kümmritz, 
Lucae,  Kocholl,  Schramm,  sowie  die  Hrn.  Feyerabend,  Halbey, 
Heimbach,  König,  v.  Quast,  Reinicke,  Roth,  Spannagel,  Spohn 
und  Weidner. 

Es  haben  15  Haupt-  und  20  gewöhnliche  (zus.  35)  Ver- 
sammlungen statt  gefunden.  Die  beabsichtigte  Revision  des 
nach  mehren  Richtungen  zu  eng  gewordenen  Vereins- Statuts 
ist  Gegenstand  längerer  Berathungen  gewesen,  aber  schliefs- 
lich  auf  so  lange  vertagt  worden,  bis  die  neuen  Verhältnisse 
noch  weiter  sich  geklärt  haben.  Gröfscrc  Vorträge  wurden 
18  (von  14  Rednern)  gehalten;  der  Besuch  der  Sitzungen 
schwankte  zwischen  54  und  270  P.  nnd  bclief  sich  im  Mittel 
auf  162  Mitgl.  u.  9  Gäste.  Erheblich  stärker  als  früher  war 
die  Bcthciliguiig  an  den  12  Exkursionen  und  den  2  unter 
Thcilnahme  der  Damen  veranstalteten  Sommerfesten;  sie  be- 
trug bis  zu  25 1  und  durchschnittlich  mehr  als  100  Personen. 

In  den  Monats-Konkurrenzen  wurden  29  von  den  gestellten 
37  Aufgaben  bearbeitet.  Im  Undbau  gingeu  120  Entwürfe 
auf  296  Bl.  Zchng.  ein,  von  denen  32  prämiirt  wurden ;  aus 
dem  Gebiete  des  Ingenicurwcsens  wurden  dagegen  nur  8  Ent- 
würfe auf  9  Bl.  Zchng.  eingeliefert,  von  denen  4  ein  Andenken 
erhielten.  Als  ein  besonders  erfreuliches  Moment  auf  diesem 
Gebiete  der  Vereinsthätigkeit  sind  die  11  auf  Veranlassung 
von  ausserhalb,  zum  Zwecke  direkter  Ausführungen  ein- 
geleiteten Konkurrenzen  zu  erwähnen,  die  lebhafte  Theilnahmc 
fanden,  meist  befriedigende  Ergebnisse  lieferten  und  den  Siegern 
die  ausgesetzten  Preise  citigetragen  haben.  — ■ 

Die  Einnahmen  und  Ausgaben  des  Vereins  haben  die 
ungewöhnliche  Höhe  von  57  700  M.  erreicht.  Da  unter  den 
Einnahmen  25  000  M  aus  dem  Werke  „  Berlin  und  seine 
Bautenu  sich  befinden,  so  sind  ähnliche  Ziffern  wohl  nicht 
wieder  zu  erwarten.  Der  Etat  für  1878  ist  bei  der  Vereins- 
auf 34  000  M.  festgesetzt  und  betragt  bei  der 


Hausverwaltung  57  000  M.  In  Betreff  der  letzteren  gewähren 
die  Erfahrungen  des  Vorjahres  —  des  ersten,  welches  der 
Verein  im  Vollbesitz  seines  eigenen  Heim  zugebracht  hat  — 
ein  günstiges,  wenn  auch  durchaus  kein  glänzendes  Bild.  Der 
Verein  hat  seine  Verpflichtungen  pünktlich  erfüllen  können, 
Ucbersehüsse  aus  der  Hausverwaltung  jedoch  nicht  erzielt, 
sondern  lediglich  aus  eigener  Kraft  einen  Theil  der  auf  dem 
Hause  lastenden  Schuld  getilgt.  Er  darf  hoffen,  dass  es  ihm 
bei  redlichem  Streben  und  weiser  Mäfsigung  gelingen  wird, 
auf  diesem  Wege  —  wenn  aoeh  nur  langsam  —  fort  zu 
schreiten  und  der  späteren  Generation  ein  befreites  Eigen- 
thum zu  überliefern.  — 

Mit  Genugthuung  durfte  der  Redner  auf  die  nunmehr 
wohl  ohne  Zweifel  fest  gestellte  Thatsacbe  hinweisen,  dass  mit 
dem  Hause  des  Architcktonvereins  ein  Bedürfniss  —  nicht 
nur  für  diesen  selbst,  sondern  für  weitere  Kreise  —  Erfüllung 
gefunden  hat  Sind  doch  der  Gesuche  um  Ueherlassung 
seiner  Räume  so  viele,  dass  es  zuweilen  schwor  fällt,  dem 
Vereine  selbst  sein  bescheidenes  Plätzchen  zu  reserviren. 
Weite  Gebiete  neuen  Wirkens  sind  mit  dem  Hause  uns  er- 
schlossen oder  vielmehr  wieder  erschlossen  worden.  Jenes 
Streben  und  Ringen  nach  Neubelebung  der  Kunst  im  Hand- 
werk, das  seit  einem  VierteUahrhundert  durch  die  tonan- 
gebenden Kulturvölker  Europas  geht  und  in  unserem  Staate 
später  als  anderweit  die  Unterstatzung  der  Regierung  gefun- 
den hat  ■»-  es  war  dereinst,  lange  bevor  England  zur  Hebung 
der  Kunstgewerbe  sich  anschickte,  hier  schon  heimisch  und 
fand  in  Schinkel  seinen  Mittelpunkt  Wein  sollte  es  mehr 
zukommen,  die  wenigen,  noch  nicht  völlig  abgerissenen  aber 
gelockerten  Fäden,  die  uns  mit  jener  Periode  verbinden, 
wieder  fester  zu  knüpfen  und  die  Versäumnisse  einer  langen 
Zwischenzeit  gut  zu  machen,  als  dem  Architektenverein ,  der 
Genossenschaft  derjenigen  Künstler,  welche  als  die  ge- 
borenen 


Das  ist  die 

Bauausstellung,  welcher  ein  so  wesentlicher  Theil  des 
Vereinshauses  gewidmet  ist.  Wenn  wir  ihre  Begründung  als 
ein  Vorgehen  im  Geiste  Schinkel's  betrachten  dürfen,  so 
können  wir  der  Entwickclung  uns  freuen,  die  dieses  im 
Bunde  des  Vereins  mit  nahe  stehenden  Kreisen,  unter  selb- 
ständiger Verwaltung,  organisirtc  Unternehmen  genommen  hat. 
Den  Dank,  welchen  der  Verein  hierfür  an  den  unermüdlichen 
Eifer  der  leitenden  Männer  zu  zollen  hat,  richtete  der  Red- 
ner mit  warmen  Worten  insbesondere  an  „den  Thätigsten  der 
Thaiigcn",  Hrn.  Fritz  Kühnemann.  Auch  der  Staatsre- 
gierung,  welche  durch  den  Erlass  zweier,  für  den  Rahmen 
der  Bau-Ausstellung  bestimmter  und  von  schönem  Erfolg  ge- 
krönter kunstgewerblicher  Konkurrenzen  das  Unternehmen 
gefördert  hat,  wurde  der  Dank  des  Vereins  dargebracht 

In  engem  Zusammenhange  mit  der  Bauausstellung  stand 
die  im  Hause  des  Vereins  veranstaltete  kunstgewerbliche 
Weihnachtsmesse,  die  —  in  den  Kreisen  des  Gewerbe- 
Museums  geplant  nnd  durch  das  lebhafte  Interesse  der  Re- 
gierung unterstützt  —  ihren  über  alles  Erwarten  günstigen 
Verlauf  gewiss  zum  grofsen  Tbeile  dem  Umstände  verdankt 
dass  sie  in  ihrer  Vereinigung  mit  der  ßauausstellung  einen 
natürlichen  und  gesunden  Boden  fand.  Bekanntlich  wird  eine 
Wiederholung  derselben  in  gröfscrem  Umfange  beabsichtigt  und 
es  steht  zu  hoffen,  dass  die  längere  Vorbereitungszeit  und  die 
günstiger  werdende  Weltlage  einen  noch  gesteigerten  Erfolg 
zeitigen  werden.  — 

Auch  des  Baumarkts  und  seiner  ersprießlichen  Wirk- 
samkeit gedachte  der  Redner,  nicht  ohne  auch  an  dieser 
Stelle  die  schon  anderweit  ausgesprochene  Mahnung  zu  wieder- 
holen, dass  die  Mitglieder  des  Vereins  die  scheinbare  Unbe- 
quemlichkeit, welche  ihnen  der  Besuch  des  Baumarkts  auf- 
erlegt, nicht  scheuen  möchten,  um  eine  Institution  zu  stützen, 
deren  Nützlichkeit  wohl  aufscr  Frage  steht  und  die  —  wenn 
sie  in  Folge  jener  allseitigen  Thcilnahme  erst  weiter  sich 
entwickelt  —  durch  Zeitgewinn  im  persönlichen  Verkehr  jenes 
kleine  vorläufige  Opfer  reichlich  lohnen  wird.  — 

Nach  einem  kurzen  Hinweise  auf  den  Aufschwung  des 
geselligen  Verkehrs  unter  den  Mitgliedern  —  eines  statuten- 
mäfsigen  Zweckes  für  unsern  Verein,  der  durch  den  Besitz 
des  Hauses  in  erfreulicher  Weise  gefordert  worden  ist  — 

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106 


wurde  endlich  noch  der  Arbeit  des  Architekten- Vereins  inner' 
halb  eines  gröfseren  Ganzen,  des  Verbandes  deutscher  Arch.- 
u.  Ing.-V.,  Erwähnung  gethan.  Die  wohlwollende  Aufmerk- 
samkeit, welche  die  prcul&ischcn  Staatsbehörden,  denen  dos 
in  mehren  Denkschriften  niedergelegte  Ergebui&s  der  Verbands- 
thätigkeit  durch  unsern  Verein  vermittelt  worden  ist,  diesen 
Vorlagen  entgegen  gebracht  haben,  berechtigt  zu  der  Erwar- 
tung, dass  das  im  Verbände  verwirklichte  Streben  nicht  un- 
fruchtbar bleiben  werde.  — 

Die  Uebergabe  der  von  Seiten  des  Architektenvereins 
an  die  Sieger  in  den  diesmaligen  Schinkelfest-Konkurrenzen, 
Hrn.  Kieschke  und  Havestadt,  sowie  an  die  diesen 
zunächst  stehenden  Bewerber,  Hrn.  Salz  mann  und  Röhns, 
verliehenen  Schinkel-Medaillen  erfolgte  in  Vertretung  des  Hrn. 
Ilaiulclsministcrs  durch  Hrn.  Ober- Haudirektor  Schneider. 
Mit  dem  Danke  an  die  Konkurrenten  verband  derselbe  einen 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 

: 


16.  Märr.  187S 


persönlichen  Glückwunsch.  Er 


die  Sieger  darauf  hin, 


dass  sie  der  durch  den  Reisepreis  erleichterten  Erweiterung 
ihrer  Studien  mit  dem  Bewusstsein  obliegen  könnten,  dereinst 
im  Vaterlande  auch  jene  Gelegenheit  zur  Entfaltung  ihrer 
Kraft  zu  linden,  welche  die  altere  Generation  so  schmerzlich 


entbehren  musste.  Die  gesteigerten  Anforderungen  der  i 
wart,  die  Verhältnisse  des  einigen,  in  Macht  und  Gröfse  da- 
stehenden deutschen  Reiches  bieten  für  Architekten  und  Inge- 
nieure eine  Fülle  von  Aufgaben  dar.  Möchte  es  den  mit  dem 
ersten  Erfolge  Iwlohnten  jungen  Fachgenosscn  vergönnt  sein, 
einen  reichen  Aut  heil  daran  zu  gewinnen,  und  möchte  ihnen 
noch  oft  ilie  I'almc  des  Sieges  zu  Theil  werden.  — 

Im  Namen  des  Vereins  dankte  auch  der  Hr.  Vorsitzende 
nochmals  den  Konkurrenten  und  spendete  ihnen  mit  herz- 
lichem Händedrucke  seinen  Glückwunsch.  Den  versammelten 
Festgenossen  aber  rief  er  die  Bitte  und  Mahnung  zn, 
dass  das  vielgliedrige  Bild  der  Vercinstbätigkeit ,  welches 
ihnen  vorgeführt  sei,  sie  anspornen  möge  zu  allseitiger 
Anstrengung  ■  -  dass  auch  diejenigen  Mitglieder,  welche  sonst 
den  Versammlungen  nur  gelten  beiwohnen,  an  der  Arbeit  des 
Vereins  wieder  theilnehmen  möchten.  Dann,  aber  auch  nur 
ilann,  werde  es  gelingen,  das  Errungene  fest  zu  halten  und 
weiter  vorwärts  zu  schreiten  im  Sinne  und  zu  Ehren  des 
Meisters,  den  wir  alljährlich  an  dieser  Stätte  feiern!  — 

Zu  der  Festrede  des  Abends  ergriff  hierauf  Hr.  Bau- 
meister Otzen  das  Wort. 


Gotthard-  und  Kaiser-Wilhelm-  (Cochemer)  Tunnel. 


Die  Entgegnung,  welche  meine  in  No.  3  er.  d.  Bl.  gemachte 
Mittheilung  über  die  Vollendung  und  dpn  Kau  deB  Kaiser -Wil- 
helm-Tunnels in  No.  12  dieg.  Bl.  gefunden  hat,  veranlasst  mich 
zu  folgender  Erwiederung. 

Es  wird  von  mir  zunächst  der  Ausspruch  des  Hrn.  Tunnel- 
bau-Inspektors Kaufmann,  .das»  es  überhaupt  von  vorn  herein 
als  unstatthaft  bezeichnet  werden  dürfe,  ohne  weiteres  aus  den 
mit  einer  Baumethode  erzielten  Fortschritten  auf  die  Vortreffiich- 
keit  dieser  Methode  schliefen  zu  wollen,  und  dass  es  noch  weniger 
zulässig  sei,  auf  flnind  derselben  nur  so  obenhin  auszusprechen, 
dass  eine  Methode  vor  einer  anderen  den  Vorzug  verdiene,"  als 
vollständig  richtig  anerkannt.  Dieser  Ausspruch  i*t  jedoch  un- 
zutreffend in  Bezug  auf  den  Inhalt  meiuer  Mitteilung  und  er- 
scheint daher  nicht  recht  tnotivirt,  da  ich  nur  unter  Bezugnahme 
auf  die  erzielten  günstigen  Resultate  den  regelmäßigen 
und  das  Leben  der  Arbeiter  sichernden  Betrieb  im 
Kaiser- Wilhelm-Tunnel  gegenüber  den  Unregelmäßig- 
keiten und  Unfällen  beim  Gotthard  •  Tunnel  hervor 
gehoben  und  auf  Grund  dieser  Hinweise  meine  Ansicht  aus- 
gesprochen habe. 

Obwohl  nun  Hr.  Kauffmann  so  lebhaft  dagegen  prolestirt, 
dass  lediglich  die  Fortschritte  bei  Reurtheilung  einer  Raumethnde 
als  maaßgebende  Faktoren  in  Rechnung  gestellt  werden,  stutzt 
er  selbst  in  seiner  Entgegnung  sich  lediglich  auf  die  in  letzter 
Zeit  im  Gotthard-Tunnel  erzielten  Fortschritte  und  fuhrt  zur  Ver- 
teidigung des  Firststollen-Betriebes  an,  dass  die  dort  im  sieben- 
ten Baujahr  erreichten  Resultate  die  im  vierten  Baujahr  im 
Kaiser -Wilhelm -Tunnel  erzielten  Fortschritte  übertrafen.  Dass 
diese  Entgegnung  nicht  sehr  beredt  für  den  Firststollen-Bctrieb 


spricht,  tritt  besonders  hervor,  wenn  man  die  in  den  verschie- 
denen Baujahren  im  Kaiser- Wilhelm-Tunnel  erzielteu  Leistungen 
vergleicht  Es  wurden  bei  demselben  im  ersten  Baujahre  (1874) 
noch  keine  Vollausbruchs-  und  Mauer- Arbeiten  ausgeführt  und 
erst  Anfangs  1878  wurden  diese  Arbeiten  in  Angritt'  genommen 
und  hergestellt    Es  sind  dann  aber: 

im  Jahre  1H76  =    K45  «  Vollauabruch  und    798  ■»  Mauenmg, 
187«      1406"  ,  1444" 

1877    -  213(3»  2136  ■        „  ») 


Es  dürften  diesen  Zahlen  gegenüber  die  im  7.  Baujahr  beim 
Gotthard-Tunnel  erzielten  Fortschritte  relativ  doch  wohl  weniger 
hervorragend  erscheinen  und  niemand  für  den  Firststollen-Betrieb 
einnehmen,  selbst  denjenigen  nicht,  der  gern  bereit  sein  möchte, 
an  die  bedingungsweise  in  Aussicht  gestellte  Steigerung  der 
Leistung  bis  zu  50  \  zu  glauben. 

Hr.  Kauffmann  scheint  nun  der  Ansicht  zu  sein,  dass  beim 
hiesigen  „in  Begie  und  auf  Staatskosten"  gebauten  Tunnel  der 
pekuniären  Frage  keine  so  große  Aufmerksamkeit  geschenkt  sei, 
als  beim  St.  Gotthard-Tunnel,  wo  der  Unternehmer  „begreiflicher 
Weise  in  erster  Linie  seine  Oekonomie  ins  Auge  zu  fassen  habe." 
Darauf  kann  erwiednrt  werden,  dass  beim  Kaiser- Wilhelm-Tunnel 
in  erster  Linie  allerdings  für  die  Sicherung  Ton  Menschenleben  und 
für  einen  regulären  Betrieb  Sorge  getragen  worden  ist,  dann  aber, 
soweit  diese  Gesichtspunkte  es  zuließen,  der  pekuniären  Frage 
die  größte  Aufmerksamkeit  geschenkt  wurde  und  uiemals  —  wie 
bereits  in  No.  3  dies.  Bl.  bemerkt  —  die  Arbeiten  mit  Geldopfern 


•)  Mi  ] 


Zahkn  rn1*pr<<hrn  <l«  DinTBvbnitMrimiw  Mr.  Böirfct  K"  J). 


Ferdinand  von  Quast. 

So  hat  Q.  im  Laufe  der  Jahrzehnte,  im  Anschluss  an 
Dienstreisen,  ganz  Mittel  -  Europa,  in  vielen  Theilen  wiederholt 
bereist  und  durchforscht  tind  ist  grade  durch  den  wiederholten 
Vergleich  der  Monumente  unter  einander  zu  den  wichtigsten 
wissenschaftlichen  Resultaten  gelangt  Wohl  wenige  seiner  Fach- 
genosscn haben  so  viele  Deukmäler  gesehen  wie  y.  und  wohl 
keiner  von  ihnen  hat  eine  gröfsere  Anzahl  derselben  so  gründlich 
untci-sucht  wie  er,  der  stets  mit  dem  Notizbuch  in  der  Hand, 
schreibend  und  zeichnend  umherzog,  dem  keine  Reise  zu  stra- 
paziös, kein  Winkel  zu  eng  und  schmutzig,  keine  Leiter  zu  hoch 
war,  wo  es  galt,  eine  baugeschichtliche  Frage  zu  erforschen. 
Dabei  unterstützte  ihn  ein  bewunderungswürdiges  Gcdachtniss. 
Alles  was  er  jemals  gesehen  oder  gelesen,  hatte  er  gegenwartig 
und  stets  wusstc  er  es  in  wohlgeordneter  Rede  klar  'darzulegen 
und  auch  andere  dafür  zu  interessiren.  Dabei  war  er  in  liberal- 
ster Weise  mitlheilsam,  hielt  mit  seinen  Entdeckungen  nie  bis 
zur  Publikation  durch  den  Druck  nirtick,  sondern  theilte  sie  frei- 
gebig in  stets  überraschender  Fülle  in  öffentlichen  Vortragen  oder 
Privatgespräehen  mit  Neben  seiner  umfangreichen,  an  den  kost- 
barsten und  seltensten  Kupferwerken  reichen  Bibliothek  besafs  er 
in  seinem  großen,  mit  Kunstwerken  reich  geschmückten,  malerischen 
Arbeitszimmer  zu  Radensieben  eine  grolse  Anzahl  Mappen,  in 
welchen,  nach  Landern  und  Provinzen  geordnet,  die  auf  die  ver- 
schiedenen Monumente  bezüglichen  Kupferstiche,  Lithographien, 
Photographien,  eigenen  lland/eii  Inningen  und  Pausen  nach  frem- 
den Zeichnungen  (welche  amtlich  in  großer  Zahl  ihm  zur  Kennt- 
nissnahme  oder  Begutachtung  zugingen)  gesammelt  waren,  so 
dass  er  seinem  Gedächtnis*  auch  durch  die  Anschauung  nach- 
zuhelfen stets  in  der  Lage  war. 

Bei  seinen  Untersuchungen  ging  Q.  stets  darauf  aus,  die  ( !  e  - 
schiebte  jedes  einzelnen,  nur  selten  einheitlich  durchgeführten, 
im  Laute  der  Jahrhunderte  meist  vielfach  veränderten  Bauwerks 


an  der  Hand  der  architektonischen  Formen  und  unter  Berück- 
sichtigung der  etwa  vorhandenen  Inschriften  und  archivalischen 
Nachrichten,  die  er  mit  Eifer  aufsuchte,  zu  erforschen  und  die 
Wechselwirkung  der  verschiedenen  bedeutenden  Bauwerke  auf 
einander  fest  zu  stellen.  Es  ist  Q.'s  Verdienst  diese  Methode 
zuerst  angewendet  und  umgebildet  zu  haben!  Später  ist  sie  die 
allgemein  gültige  geworden. 

Trotz  des  ungeheuren  Materiala,  über  welches  Q.  gebot,  ist 
die  Zahl  seiner  zum  Abschluss  gelangten  wissenschaftlichen 
Arbeiten  vcrhältnissmäßig  nicht  groß.  Er  hatte  eben  zu  viel 
Material,  das  er  bearbeiten  wollte,  und  wurde  deshalb  nur  selten 
damit  fertig.  Seine  Notizbücher  enthalten  einen  reichen  Schatz 
an  meist  wenig  bekannten  Daten  kunstgeschichtlichen  Inhalts, 
welcher  jedoch  für  einen  Anderen,  der  nicht  eine  gleich  um- 
fassende Kenntnis*  der  Denkmäler  besitzt  schwer  zu  heben  sein 
dürfte.  Ein  Verzeichnis«  seiner  auf  das  Mittelalter  he/Ji^lichen 
größeren  Arbeiten  hat  W.  Lötz  im  zweiten  Bande  seiner  „Stati- 
stik der  deutschen  Kunst"  gegeben.  Q.  beabsichtigte  in  den  letzten 
Jahren  seines  Lebens  -  und  er  hatte  die  Vorarbeiten  dazu  be- 
reits getroffen  —  seine  in  sehr  verschiedenen  Zeitschriften  ge- 
druckten Abhandlungen  gesammelt  heraus  zn  geben,  doch  ist 
sein  Projekt  bis  jetzt  leider  nicht  zur  Ausführung  gekommen. 
Bei  seinem  großen  Fleißc  und  seiner  hohen  Begabung  hätte  Q. 
auf  dem  Gebiete  der  Archäologie  noch  unendlich  viel  mehr 
leisten  können,  als  er  schon  geleistet  hat,  wenn  seine  Thätigkeit 
und  sein  Interesse  sich  nicht  auch  noch  auf  die  Theologie,  zu 
welcher  er  besondere  durch  seineu  Schwager,  Prof.  Heugstenberg, 
stets  in  naher  Beziehung  blieb,  auf  die  Militair- Wissenschaft  — 
seine  Söhne  waren  Offiziere  —  auf  die  Politik  und  auf  die  Laud- 
wirthsrhaft  erstreckt  hätten  und  wenn  er  nicht  auch  noch  künst- 
lerisch vielfach  thätig  gewesen  wäre. 

Dass  Q.  auch  politisch  streng  konservativ  und  der  treueste 
Anhänger  seines  Königshauses  war,  bedarf  kaum  ausdrücklicher 
Erwähnung. 

In  seinem  Amte  hatte  Q.  sehr  viel  Arbeit  (ohne  jede  Bei- 


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N«.  22. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


107 


forcirt  worden  sind.  Letztere  Thatsache  geht  schon  aus  Nach- 
stehendem hervor: 

Im  November  1876,  als  der  Ran  »ich  hereits  im  regulären 
Retriebe  befand,  die  verschiedenen  Arbeiten  sich  also  in  kon- 
stanter Reihenfolge  schabloiiemnäßig  wiederholten,  wurde  der  Voll- 
ausbrach  und  die  Mauerung  im  Wege  der  öffentlichen  Sub- 
mission vergeben;  aber  es  bewirkte  die  Verwaltung  den  Sohl- 
stollen-Betrieb, die  Lieferung  sämmtlicber  Materialien,  die  Stellung 
der  Forderwagen,  Lokomotiven  etc.  in  Repe.  In  den  Sub- 
missions  •  Bedingungen  wurde  zur  Erzielung  möglichst  niedriger 
Preise  und  mit  Rücksicht  darauf,  dass  die  Verhaltnisse  eine  Kor- 
cining  der  Arbeiten  nicht  erforderlich  machten,  für  jede  Seite 
eine  Mouahdeitiing  von  nur  05  ™  Vollausbmch  und  Mauerung 
stipulirt.  Die  Unternehmer  haben  jedoch,  ohne  jede  Einwirkung 
seitens  der  Verwaltung,  durchschnittlich  W)m  Vollausbruch  und 
Mauerung  hergestellt  und  die  Leistung  ausnahmsweise  sogar  bb 
124  ™  (Monat  Juni,  Südseite!  gesteigert,  waren  aber  —  ihre 
Oekonomie  gewiss  nicht  aus  den  Augen  lassend  —  gem  bereit 
gewesen,  für  eine  mäßige  Prämie  ihre  Leistungen  bis  zu  l&O™ 
auf  jeder  Seite,  also  zu  einer  MonaUleistung  von  3<X>m  fertigen 
Tunnels  zu  forciren. 

I>ass  eine  erhebliche  Steigerung  ohne  Geldopfer  sehr  wohl 
ausfahrbar  war,  gebt  daraus  hervor  —  und  dieser  Punkt  ist  bei 
Rcurtheihing  der  thatsäch liehen  Leistungen  nicht  aufscr  Acht  zu 
lassen  dass  zur  Ennöglichung  einer  genauen  Kontrule  l>ei 
einem  verhältnissraäßig  geringen  Beamten  -  Personal,  im  hiesigen 
Tunnel  die  Mauerarbeiten  nur  wiihrend  der  Tagesschichten 
—  mit  Ausnahme  der  Dnickstrecken  —  ausgeführt  worden  sind, 
wahrend  im  Gotthard  -Tunnel  auch  in  den  Nachtschichten  ge- 
mauert wird.  Es  ist  femer  zu  brachten,  dass  von  Hm.  Kauf- 
mann der  14  bis  10  kb">  pro  m  d.  Lange  enthaltenden  vollständigen 
Ausmauerung  des  hiesigen  Tunnels  das  nur  etwa  0  bis  7  kb"' 
enthaltende  Gewölbe-Mauerwerk  des  Gotthard-Tunnels  gegenüber 
gestellt  wird. 

Die  l>eitn  hiesigen  Sohlstollen-Retriehe  erreichten  und  noch 
bedeutend  steigerungsfähig  gewesenen  Resultate  beweisen,  was 
die  Förderung  durch  einen  geräumigen  Sohlstollen  auf  einem 
in  seiner  Lage  beständig  verbleibenden  Gleis  und  mit 


Förderwagen  zu  leisten  im  Stande  ist;  sie  beweisen  im 
speziellen,  dass  die  —  prinzipiell  äußerst  wichtige  —  Behauptung 
des  Hrn.  Katiffmann:  „Derartige  Leistungen  können  beim  Sohl- 
gtolleu-Betriebo  absolut  nie  erreicht  werden,  da  auf  2  Gleisen,  wie 
sie  heim  Firststollen  -  Betriebe  bestehen,  selbstverständlich  mehr 
gefördert  werden  kann  als  auf  1  Gleis,  auf  das  man  beim  Sohl- 
stollen-Betriebe  beschrankt  ist,  auf  einem  Irrthum  beruht" ;  sie  be- 
weisen aber  auch  ferner,  dass  es  wie  andererseits  vielfach 
vorgeschlagen  —  absolut  unnüthig  ist,  im  Sohlstollen  zwei  Gleise 
anzulegen.*;  Es  ist  der  zu  bewirkende  Transport,  selbst  bei 
einer  Leistung  von  ISO»  für  jede  Seite,  immerhin  kein  groß- 
artiger  zu  nennen,  wenn  nnr  ein  gutes  Gleise,  entsprechende 
Förderwagen  und  die  durchaus  nöthige  Ordnung  und  Regelm:ifsig- 
keit  nicht  fehlen.  Diesen  Redingungen  aber  kann  beim  Sohl- 
stollen-Betriebe im  vollsten  Maafse  Genüge  geschehen.  Das  schon 
ftlr  das  Auffahren  des  Sohlstollens  herzustellende  Fördergleis 


')  Orgm  »Ine  S'iil.H.t»  Fünlertiahn  im  8abUlall«n 
«Vbtlize  (inlnde,  di*  liier  •ufruviblen  fu  m*H 


(ebenso  die  Rohrleitung  ete.)  bleibt  bis  zar  Fertigstellung  < 
liehen  Arbeiten  in  seiner  ursprünglichen  Lage  und  bildet  — 
möglichst  exakt  hergestellt  —  eine  sehr  vollkommene  Verkehrs- 
straße; die  Wagen  brauchen  keine  steilen  Rampen  und  engen 
Kurven  zu  passiren,  können  also  möglichst  kraftig  nnd  geräumig 
sein;  die  sammtlichen  Arbeiten  (mit  Ausnahme  des  Siollenbe- 
triebes)  sind  auf  eine  Tunnelstrecke  von  4<X)  bis  höchstens  5« Kl  "> 
konzentrirt  und  es  ist  also  Uebersichtlichkeit  möglich,  daher  Ord- 
nung und  Regelmäßigkeit  vorhanden. 

Im  Gotthard- Tunnel  ist  die  Operations  -  Linie  über  2O0O  ™ 
lang  und  es  stören  Förderung  und  fast  s*mmtliche  Arbeiten  sich 
gegenseitig,  wahrend  beim  Sohlstollen-Betriebe  die  Forderung 
durch  die  bedeutend  ins  Gewicht  fallende  Herstellung  des  Ober- 
prolils  und  durch  die  Mauerarbeiten  gar  keine  Beeinträchtigung 
erfährt  bezw.  auf  diese  ausübt  Es  sind  die  beim  Firststollen- 
Retriebe  in  so  hohem  Maafse  sich  einstellenden  Störungen  ni<-ht 
weg  zu  leugnen  und  es  werden  dieselben  auch  in  den  offiziellen 
Rerichten  (z.  B.  im  5.  Geschäftsbericht  über  die  Gotthardbahn, 
umfassend  das  Jahr  1876,  S.  36)  offen  eingestanden  und  beklagt. 

Diesen  komplizirten  und  gefahrlichen  Tran 
ist  wohl  zum  großen  Theil  die  seitherige,  wie  i 
geringe  und  äußerst  unregelmäßige  Leistung  im  Gotthard-Tunnel 
zuzuschreiben,  und  es  ist  auch  einigermaafsen  erklärlich,  dass 
Hr.  Katiffmann,  nachdem  man  sich  6  bis  7  Jahre  lang  mit 
diesen  Hindernissen  abgequält  hat,  von  der  mittlerweile  gesam- 
melten Summe  der  Erfahrungen,  die  heute  —  nach  7  Jahren 

einem  mit  8  Jahren  Bauzeit  veranschlagten  Tunnelbau  — 
den  Ingenieuren,  Aufsehern  nnd  dem  Arbeiterkern 
der  Unternehmung  zur  Seite  stehen,  begsere  Resultate 
erwartet  Wie  aber  bei  einem  solrben  unregelmäßigen  Betriebe 
der  Unternehmer  der  Ansicht  sein  kann,  in  erster  Linie  seine  Oeko- 
nomie im  Auge  zu  haben,  ist  nicht  wohl  erfindlich.  —  Reim 
Sohlstollen-Betrielie  ist  eine  solche  Klarheit  in  dem  ganzen  Ar- 
beits-Vorgange  vorhanden,  dass  jeder  Betheiligte  schon  nach 
wenigen  Tagen  die  Summe  von  Erfahrungen  vollständig  besitzt, 
deren  er  bedarf,  um  an  seiner  Stelle  erfolgreich  mitzuwirken. 

Diejenigen  Behauptungen  des  Hrn.  Kauffmann,  welche  zeigen 
sollen,  dass  beim  Gotthard-Tunnel  mit  ungünstigeren  Verhält- 
nissen gekämpft  werden  musste  als  beim  hiesigen,  dass  ein  Ver- 
gleich zwischen  den  in  Rede  befindlichen  Tunneln  also  nur  be- 
dingungsweise zulässig  sei,  übergehe  ich  heute,  weil  die  bete 
Angaben  zum  Theil  —  soweit  sie  sich  auf  den  hiesigen  Tunnel 
beziehen  —  auf  Irrthümern  beruhen,  ferner  aber  deshalb,  weil 
sie  bei  Untersuchung  der  vorliegenden  Frage  irrelevant  sind, 
und  endlich,  weil  hierüber  in  einer  demnächst  erscheinenden 
gröfseren  Abhandlung  über  den  Rau  des  Kaiser-Wilhelm-Tunnels 
das  Erforderliche  mitgetheilt  werden  wird. 

Auf  drei  andere,  von  Hm.  Kauffmann  besonders  hervor  ge- 
hobene Punkte  muss  ich  ihrer  Wichtigkeit  wegen  jedoch  hier  noch 
kurz  eingehen,  nämlich  ai  auf  die  höbe  Temperatur  im  Gotthard- 
Tunnel,  b)  auf  die  uiivermuthet  angetroffenen  Druckstrecken  und 
cl  auf  die  so  häutigen,  nichts  desto  weniger  aber  „unvermutheten" 
Ablösungen  von  Felsblöcken  aus  der  Decke. 

Die  sehr  hohe  Tem|>eratur  bildet  gewiss  eineu  grofsen  Uebel- 
stand  und  beeintrArhtigt ,  im  Verein  mit  der  schlechten  Luft  die 
durch  staguirendes,  sumpfiges  Wasser  auf  der  Sohle  des  Stollens 
noch  verschlechtert  wird,  nicht  allein  die  Leistungsfähigkeit,  sondern 


hülfe!),  denn  er  nahm  die  Sache  sehr  emst.  Die  Erhaltung 
der  historischen  Denkmäler  war  ihm  eine  Herzensangelegenheit 
Er  verband  mit  seiner  umfassenden  und  gründlichen  Kenntniss 
der  Kimstdenkmäler  eine  Anderen  kaum  begreifliche  Kenntniss  der 
politischen  und  kirchlichen  Spezialgeschichte  der  verschiedensten 
Gegenden  und  Städte  und  beherrschte  mit  vollkommener  Freiheit 
alle  historischen  Hnlfswissenschaften.  Und  weil  er  eben  mehr 
vou  den  einzelnen  Denkmälern  wusste.  als  die  meisten  anderen 
Menschen ,  so  hatte  er  ein  bei  weitem  gröfseres  Interesse  daran, 
als  selbst  Jene,  welche  mit  diesen  Denkmälern  in  täglichem  Um- 
gang standen.  Er  kannte  die  Redeutuug  aller  einzelnen  Theile 
und  die  historische  Beziehung  derselben  unter  einander  und 
wusste  selbst  die  kleinsten,  scheinbar  unbedeutenden  Theile  in 
ihrer  wahren  Bedeutung  zu  erkennen.  Daher  sein  Interesse  da- 
ran, daher  die  große  Werthschätzung,  welche  er  den  historischen 
Denkmälern  zutheilte:  daher  endlich  sein  eifriges  Bestreben,  sie 
in  dein  üt>crlicferten  Zustande  zu  erhalten,  und  sein  Widerstreben 
gegen  jede  Modernisirung,  welche  er  stets  nur  für  eine  Minderung 
des  Werthes  dersellien  ansehen  konnte,  oder  gar  gegen  eine  theil- 
weise  Zerstörung  derselben. 

Aber  Q.  fand  wenig  Beifall  und  Unterstützung  in  seinen 
Bestrebungen.  Die  Meisten  verstanden  ihn  nicht;  er  war  elten 
seiner  Zeit  voran.  Anfangs  hatte  er  einen  Hinterhalt  an  dem  für 
Kunst  und  Alterthum  begeisterten  König  Friedrich  Wilhelm  VI.; 
später  stand  er  amtlich  ganz  itolirt.  So  konnte  er  vielfach  mit  seinen 
wohl  begründeten  Ansichten  und  Vorschlägen,  denen  ein  lebhaftes 
Drängen  zahlreicher  Männer,  welche  angeblich  der  Freiheit  und 
dem  Fortschritt  huldigten,  gegenüber  stand,  nicht  durchdringen 
und  musste  oft  den  Schmerz  erleben,  die  besten  und  wichtigsten 
Denkmäler  verfallen  oder  gar  zerstören  zu  sehen.  Deshalb  machte 
ihn  sein  Amt,  besonders  in  der  letzten  Zeit,  auch  wenig  Freude. 

Seit  dreißig  Jahren  arbeitete  Q.  au  der  Herstellung  eines  voll- 
ständigen Inventars  der  Kunstdenkmaler  Preußens  —  wie  leicht 
einzusehen,  ein  wichtiges  Hülßmittel  für  Erhaltung  der  Denkmäler 
—  aber  es  fehlte  der  Regierang  stets  au  „Mitteln"  zur  Her- 


Auf  Q  'g  Vorschlag 


seiner  amtlichen  Thätigkeit  Fragebogen,  zunächst  probeweise  in 
den  Regierungsbezirken  Königsberg  und  Münster,  vertheilt  und 
von  den  Organen  der  Regierung  beantwortet  Pfarrer  Otte  hatte 
zur  Erleichterung  drtr  Beantwortungen  ein  kleines  Büchelchen 
zur  Erläuterung  der  Fragen  geschrieben.  Die  Beantwortungen 
gingen  zahlreich  ein;  das  gesammte  Material  wurde  an  Pfarrer 
Otte  und  Prof.  Lobke  zur  Bearbeitung  übergeben,  liegt  aber 
nun  seit  Jahrzehnten  in  den  Archiven,  ohne  dass  ein  Resultat  zu 
Stande  gekommen  wäre.*) 

In  Betreff  der  Restauration  der  Bau-Denkmäler  hielt  Q.,  ent- 
gegen der  von  vielen  Seiten  beliebten,  sogenannten  Puritikation 
der  Denkmäler,  welche  zu  großem  Vandalismus  führt  und  ihren 
Zweck  doch  niemals  erreicht,  streng  an  dem  Grundsatz  fest,  dass 
das  Gebäude  in  seiner  Gesammt  -  Erscheinung  als  historisch 
gewordenes  Baudenkmal  erhalten  und  vor  weiterem  Ver- 
falle geschützt  werden  müsse,  dass  also  Gebäudetheile  und  Monu- 
aller  Perioden,  wenn  sie  nur  irgendwie  künstlerisch  oder 
von  Werth  sind,  gleich  zu  achten  und  neben 
n  sind.    Nur  wo  ein  Konflikt  zwischen  dem 


Aelteren 

und  Neueren  eintritt,  d.  h.  wo  z.  B.  ein  jüngerer  Bantlieil  einen 
älteren  verdeckt,  soll  die  Kritik  eintreten  und  entscheiden,  welchem 
von  beiden  Theilen,  als  dem  werthvolleren  der  Vorzug  gebührt. 
Durcbans  zu  beseitigen  ist  nur  das  absolut  und  in  jeder  Be- 
ziehung Schlechte  und  Fehlerhafte  oder  gänzlich  Werthlose.  Die 
Au  .hessemngen  sollen  auf  das  geringste  Maaß,  auf  da*  Not- 
wendige, soweit  es  durch  die  Sicherheit  des  Gebäudes  und  die 


•)  Spfclcr  unternahm  Hr.  W.  Urti  nuf  riB'Tie  Ilurvl  dl»  IL  r-Hllmis  »in«  «-|.  h«i 
InTTitAr».  «»Irin»  nnlrr  dem  Til»!  .Suli.li»  nVr  IVnU.-rwn  Kunrt-  «eilruekt  «a> 
•rhe-n-n  itt:  »In  «Utn-j.  «Vrllut».  h.«  Ixt  vmlinMtraliri  iiik!  iiäulkbe.  W-rk,  «elr 

litt.  i>'<elflrb  dir  Verfas—r  nr.ter  B-nn  k>i-bli|ruiuj  Art  il  '  iiuinri  ~  hf  Ii 

liuirmnlttrl  (im  riwliwn  Privatmann»«  He«al>denin«wÜTiU*»  g»lei«t»<  hat. 
UiiU»  nlrht  <,  i.uff.tKl  lat  Km  mmtertültl«»*  liirrnur  d»»  IUKifnlii«»lH  iiri«  K 
b*art>»iu-t*u  und  nubiiilrten,  aaf  V»ra.tila*»uiM4  tU*  Olwriiriui>t»cit«o  vimi  Untier,  rn 
im  Jahr»  IST»  Ranralb  rrm  IMm  -  Rolfeterr  und  Hr.  Willi  l.ol».  «klw  .ta« 
»piter  die  Htatl.uk  von  El»  as-tfl<Vfi«ni  l«*r»»1lrl  >,m  lYut.  K'nu-,  «rMgt 


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108 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


Iß.  lf*rz  1878 


auch  die  Gesundheit  der,  Arbeiter.  Bei  der  außerordentlichen 
Ausdehnung  des  Operationsfeldes  wird  eine  kraftige  Ventilation 
allerdings  schwierig  sein.  Eine  solche  würde  inde&s  erreicht 
werden  können,  wenn,  wie  beim  Sohlstollen -Betriebe,  die  ver- 
schiedene» Arbeitsstellen,  mit  Ausnahme  der  Stollenörter,  auf  einer 
Strecke  von  etwa  500  ■  vereinigt  wären.  Bei  einem  solchen  Be- 
triebe würde  schon  in  Folge  des  L'mstandes,  dass  fast  Oberall  mit 
Maschinen  gearbeitet  wird  (ein  Umstand,  der  für  alle  zu  Gunsten 
des  Gotthard -Tunnels  aufgezahlten  Schwierigkeiten  wohl  ein 
Aequivalent  bieten  dürfte),  auf  der  vcrhältnissniaßig  kunen  Strecke, 
also  in  einem  verhältnissmäßig  kleinen  Baum  so  viel  gute  Luft 
ausströmen,  dass  die  Temperatur  erheblich  sinken  müsste  und  die 
Luft  erheblich  verbessert  würde.  Darnach  dürfte  auch  die  bei 
Tunneln  so  wichtige  Ventilations-Frage,  welche  oft  tu  Un- 
des  Sohlstollen-Betriebes  betont  wird,  vielmehr  zu  dessen 
iten  tu  beantworten  sein. 
Was  die  Druckstellen  anbetrifft,  so  scheint  Hr.  Kaufmann 
zuzugeben,  dass  sur  Bewältigung  der  „linvermutbet"  angetroffenen 
Schwierigkeiten  die  durch  den  Firststollen-Betrieb  bedingte  Bau- 
methode nicht  sehr  geeignet  sei.  Zu  dieser  Krkenntniss  dürfte 
wohl  jeder  gekommen  sein,  der  im  Laufe  des  Sommers  1477  im 
Gotthard-Tunnel  die  Arbeitsstelle  bei  Stat  2  800  in  Augensebein 
genommen  bat  Es  war  in  dem  zersetzten  Gneis  von  der  Höhe 
des  Bogenortes  das  volle  Profil  auf  einer  kurzen  Strecke  bis  auf 
die  Tunnelsohle  abgeteuft,  die  mangelhafte  Verzimmerung  ver- 
drückt und  verschoben,  die  Sohle  durch  das  selbstverständlich  sich 
dort  sammelnde,  des  natürlichen  Abflusses  entbehrende  Wasser 
aufgeweicht  —  kurz  ein  Bild,  welches  unwillkürlich  demjenigen 
Besorgniss  einflößte,  der  seinen  Weg  bis  vor  Stollenort  fortsetzte, 
wissend,  dass  der  in  seinem  Bücken  befindliche  Bau  ihm  tief  im 
Innern  des  Berges  den  Rückweg  versperren  könnte. 

Die  Arbeiten  schienen  an  dieser  Stelle  eingestellt  zu  sein 
vielleicht  weil  der  Unternehmung  noch  die  „Summ«  von  Erfah- 
fehlte,  deren  sie  gewiss  bedurfte,  um  in  erster  Linie  ihre 
ins  Auge  fassend  —  diejenigen  Schwierigkeiten  zu 
die  beim  hiesigen  Tunnel  auf  den  beiden  85  bezw. 
65»  langen,  sehr  schwierigen  Druckstellen  mit  größter  Sicher- 
heit und  Begelmafsigkeit 
sind*). 


Wenn 


gesagt  wird, 


Iii  K"J!i*"n  ,^UW"'a,,"  d"  hl*r  K"°,"""hl""n  B.<jm»tbo.J- 


von 


blähendem,  zersetzten  Gneis  vermuthet  habe,  ebenso  wenig  als 
das  Auftreten  von  losem  zersetzten  Gneis,  wie  er  auf  der  Südseite 
seit  3  Monaten  ansteht,  so  muss  es  doch  als  eine  sehr  gewagte 
Voraussetzung  bezeichnet  werden,  bei  der  Wahl  eines  Bausystems 
für  einen  Tunnel  von  15  000 m  Länge  durchweg  stamlfsthige* 
Gebirge  anzunehmen.  Die  häufigen,  aber  dennoch  „unver- 
mutheten"  Ablösungen  von  Felsblöcken  etc.,  die  den  Betrieb  so 
oft  gestört  und  Menschenleben  gefordert  haben,  sind  ebenfalls 
direkte  Folgen  des  Firststollen-Betriebes.    Bei  der  durch  diesen 


bedingten  Baumethode  würden  ungeheuere 
werden,  wenn  man  (was  beim  Sohlstollen 
billig  möglich  ist)  die  aufgeschlossenen  E 


so  leicht  und 

ist)  die  aufgeschlossenen  Baustrecken  ganz  ver- 
wollte,  abgesehen  davon,  dass  ein  regelmäßiges  Zimme- 
rungs-System schwer  durchführbar  ist  und  die  Hölzer  wegen  der 
langen  Zeit,  bis  die  Mauerung  die  Zimmerung  ersetzt,  stockig 
werden  und  ihren  Zweck  nicht  mehr  erfüllen.  Bei  dem  geregelten 
Sohlstollen-Betriebe,  wo  an  jeder  Arbeitsstelle  Firststollen,  Bogen- 
orte,  Schwellenvorhruch,  Vollausbruch  und  Mauerung  in  konstanten 
Zeitabschnitten  und  rasch  sich  folgen,  findet  das  an  der  einen 
Stelle  frei  werdende  Hobt  an  der  anderen  Stelle  sofort  wieder  Ver- 
wendung und  es  ist  auf  diese  Weise  eine  Sicherung  des  Betriebes 
mit  möglichst  geringen  Kosten  ausführbar. 

Beim  Bau  des  Kaiser- Wilhelm-Tunnels,  wo  seihst  in  der 
härtesten  Grauwacke  das  Herausfallen  einzelner  Steine  aus  der 
nicht  unterstützten  Decke  zu  befürchten  stand,  sind  sämmtlichc 
nur  irgend  wie  verdichtige  Strecken  mehr  oder  weniger  stark 
verzimmert  worden  und  es  ist  dort  kein  Menschenleben  durch 
unvermuthete  Ablösungen  von  Felsblöcken  verloren  gegangen 
oder  auch  nur  gefährdet  worden;  ebenso  gilt  dies  von  der 
Förderung.  Die"  Unglücks-Statistik  des  Gotthard  •  Tunnels  aber 
dürfte  dereinst  ein  System  verurtheilen  helfen,  welches  so  viele 
Opfer  fordert.  Ein  solches  System  würde  beispielsweise  in 
Preußen,  wo  eine  geregelte  Rechtepflege  jeden  Unglücksfall  bis 
ins  kleinste  verfolgt  und  wo  das  Wort  „unvermuthet"  —  zumal 
im  Wiederholungsfalle  --  vor  Gerichten  selten  Gnade  findet,  von 
keiner  Verwaltungsbehörde  geduldet  werden. 

Ich  habe  in  Vorstehendem  die  Frage,  weshalb  —  bezw.  in 
welchen  Fällen  —  der  Sohlstollen-Betrieb  vor  dem  Firststollen-Be- 
triebe den  Vorzug  verdiene,  keineswegs  erschöpfend  behandelt, 
vielmehr  mich  darauf  beschränkt,  nur  diejenigen  Punkte  kurz  tu 
berühren,  welche  Hr.  Kaufmann  besonders  hervor  zu  heben  sich 
veranlasst  gesehen  hat. 


Cochem,  20.  Februar  1878. 


Lengeling. 


Bauteohnischer  Verein  zu  Aachen.  Versammlung 
am  18.  Januar  1878.  Anwesend  30  Mitglieder.  Der  Vor- 
sitzende, Hr.  Heinzerling,  erläutert  die  Resultate  der  Berathnng 
der  in  Köln  gewählten  Kommission  Ober  die  beabsichtigte  Ver- 
bindung des  hiesigen  mit  dem  Niederrheinisch  -  Westfälischen 
'  eilt  die  Anschluss-Bedingungen  zur  Diskussion.  Nach 
e,  in  welcher  versucht-  wird,  die  größere 


gewährten,  und  die 
günstige  Art  der  ~ 


nelvereine  ihren  Zweigvereinen 
ie,  für  den  hiesigen  Verein  un- 
in  Köln  und  in  Aachen  geltend 


zu  machen,  gelangt  der  Kommissions- Vorschlag  en  bloc  mit  17 
gegen  13  Stimmen  zur  Annahme.  Die  ßerathung  der  defini- 
tiven Statuten  bleibt  vorläufig  ausgesetzt  Als  Vereinslokal 
wird  bis  auf  weiteres  die  Kurhaus  -  Restauration  gewählt;  die 
Errichtung  eines  Fragekastens  wird  beschlossen.  — 

Hr.  Henrici  spricht  alsdann  über  Schulbauten ,  mit  speziellem 
Bezug  auf  die  Konkurrenz  zur  höheren  Töchterschule  in 
Karlsruhe.  Redner  hebt  zunächst  die 
Aufgabe,  bestehend  in  der  großen  Zahl  der  ve 
der  Unregelmäßigkeit  des  Bauplatzes  und  der 


charakteristische  Gesammtwirkung  desselben  geboten  erscheint, 
beschänkt  werden.  Dem  ausfuhrenden  Baumeister  ist  vor  allem 
Pietät  vor  dem  Ueberlieferten  und  Scheu  vor  dem  sogenannten 
Bessermacbenwollen  nothwendig. 

Von  Q  's  eigenen  künstlerischen  Entwürfen  ist  leider  nur 
wenig  ausgeführt  worden.  Er  zeigte  sich  in  denselben  als  ein 
schöpferisch  thatiger,  gedankenreicher  Architekt  von  tiefem  Ver- 
ständniss  und  feinstem  Gefühl.  Er  hielt  sich  keineswegs  streng 
an  die  alten  Vorbilder,  sondern  wusste  sich  volle  Freiheit  zu  be- 
wahren, seine  Entwürfe  den  lokalen  Verhältnissen,  den  vorhan- 
denen Bedürfnissen  und  gegebenen  Zwecken  genau  anzupassen. 
Von  seinen  Bauten  und  Anlagen  zur  Verschönerung  seines  Wohn- 
sitzes zu  Radensleben  war  oben  schon  die  Rede.  Seit  dem  Jahre 
1864  widmete  er  besondere  Sorgfalt  auch  der  alten  kleinen  Dorf- 
kirche seines  Gutes,  welche  er  durchgreifend  restaurirte  und  mit 
neuen  Ambonen,  Wandgemälden,  gemalten  Fenstern,  auch  einem 
großen,  nach  dem  Muster  des  Leuchters  im  Dom  zu  Aachen  aus- 
geführten Kronleuchter  schmückte  und  aus  einem  einfachen  Be- 
dürfnissbau zu  einem  künstlerisch  harmonisch  ausgebildeten,  weihe- 
vollen Ganten  umschuf. 

Zu  seinen  ersten  amtlichen  Aufgaben  gehörte  der  im  Jahre 
18-44  gefertigte  Entwurf  tu  den  Brontethüren  für  die  Schlosskirche 
zu  Wittenberg,  die  an  Stelle  der  im  siebenjährigen  Kriege  zer- 
störten alten  Thür,  an  welche  Luther  seine  Thesen  geschlagen 
hatte,  gesetzt  worden  sind ;  auf  den  besonderen  Wunsch  des  Königs 
wurde  auf  ihnen  der  vollständige  Text  der  Thesen  angebracht- 
Die  Ausführung  dieser  Thoren  verzögerte  sich  bis  1858.  Dann 
fertigte  y.  einen  Entwurf  zum  Ausbau  der  römischen  Basilika 
zu  Trier  als  evangelische  Kirche,  der  mit  einigen  von  Stüler  an- 
gegebenen Modifikationen  ausgeführt  wordeu  ist  Auch  entwarf 
er  eine  Kirche  für  Berlin  im  Stil  der  altchristlichen  Basiliken, 
fBr  welche  König  Friedrich  Wilhelm  IV.  bekanntlich  eine  besondere 
Vorliebe  hegte;  der  Entwurf  wurde  zwar  nicht  ausgeführt,  mehre 
"lotive  desselben  sind  jedoch  bei  verschiedenen  Kirchen- 
in  Berlin  zur  Anwendung  gebracht  worden.    Als  größere 


Restanrationsbauten ,  die  nach  seinen  Plänen  hergestellt  wurden, 
sind  —  außer  der  Klosterkirche  zu  Berlin  und  der  Liebfrauen- 
kirche zu  Ilalberstadt  —  namentlich  die  Kirche  auf  dem  Peters- 
berge bei  Halle  und  die  Stiftekirche  zu  Gernrode  (1858  —  65) 
.'  zu  nennen;  letzteren  Bau,  zu  dem  reiche  Mittel  verwendet  sind, 
I  leitete  er  im  Auftrage  der  Anbaltischen  Regierung;  es  ist  in  dem- 
selben auch  ein  Cyclus  von  Wandgemälden   nach  Q.'s  Ent- 
|  würfen  enthalten.   Ein  Giebel  des  Rathhauses  zu  Thom  und  ein 
anderer  an  der  Kirche  zu  Ahrendsee  wurden  nach  seinen  An- 
gaben ganz  neu  gebaut    (j.'s  Entwurf  zur  Ausschmückung  der 
Kuppel  des  Münsters  zu  Aachen  mit  Mosaikgemälden,  für  welche 
er  sich  stete  besonders  interessirt  hat,  kam  dagegen  nicht  zur 
Ausführung.   Lange  Zeit  seines  Leben  beschäftigte  ihn  der  Dom- 
bau zu  Berlin.    Schon  im  Jahre  1630  fertigte  er  einen  Entwurf 


hat;  im  Jahre  1850] 
dem  Könige  vor  und  im  Jahre  18Ü9 
nach  nochmaliger  Durcharbeitung,  bei  der 

Konkurrenz.    Wie  bekannt,  ist  in 


Q.  war  ein  nicht  nur  in  jeder 
sondern  ein  edler  Mann  im  höchsten  Sinne  des  Wortes.  Niemals 
wich  er  von  der  Wahrheit  ab.  Jede  Ungerechtigkeit  brachte  ihn 
in  Zorn.  Neid  uniMissgunst  kannte  er  nicht.  Zugleich  war  er 
wohlwollend,  milde  und  gütig  gegen 


Q.  starb  nach  langem  Herzleiden,  fast  siebeuzig  Jahre  alt, 
am  11.  März  1877  im  Kreise  seiner  Familie  und  wurde  unter 
großer  Theilnahme  seiner  Verwandten,  Nachbarn  und  zahlreicher 
Freunde  am  15.  desselben  Monate  in  der  von  ihm  selbst  erbauten 
Familiengruft  neben  der  Kirche  seines  Gutes  Radensieben 
1878. 

R.  Bergau. 


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No.  22. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


für  aUe  Betheiligten 


Resultat  hervor  gegangen 
sei;  weitere  Erörterungen  brachten  Motivirung  und  Erläuterung 
eine»  vom  Vortragenden  angefertigten  Konlnirrenz-l'rojektes  und 
eine  eingehende  Würdigung  der  Vorzüge  des  preisgekrönten 
Entwurfs  von  Lietzenmayer.  Namentlich  wurde  die  Anwendung 
der  Pfeiler-  und  Säulen-Architektur  mit  geraden  Gebälken  für 
Schulgebäude  als  eine  höchst  glückliche  und  nachahmenswert)^ 
Konzeption  hingestellt  Bezüglich  der  vom  Preisgericht  getroffeneu 
prinzipiellen  Entscheidung  zu  Gunsten  der  offenen  Anlagen  hebt 
Redner,  von  dem  vorliegenden  Falle  absehend,  einige  bedeutende 
Vorzüge  der  geschlossenen  Anlagen  hervor:  Einheitliche,  abge- 
rundete Erscheinung  des  Ganzen  nach  außen,  die  Möglichkeit 
einer  geringsten  Flächentwickelung  der  Korridore  und  einer  be- 
quemeren und  übersichtlicheren  Verbindung  aller  Itatime  unter 
einander,  endlich  die  ruhige,  gleichmäßige  Wärmehaltung.  — 

Hr.  Heinzerling  erläutert  an  ausgehängten  Zeichnungen 
die  eisernen  Decken-  und  Oberlicht -Konstruktionen  des  vom  Ar- 
chitekt Sommer  erbauten  Stadel'&chen  Kunstinstituts  in  Frank- 
furt a.  M.,  welche  ihm  von  deren  Konstrukteur,  Ingenieur  Blecken, 
mitgetheilt  worden  sind.  Redner  giebt  einig«;  Bemerkungen  über 
die  verschiedenen  Beleuchtungsmethuden  von  Kunstgegenständen 
und  schlierst  mit  einer  kurzen  Beschreibung  der  11.6  >»  weiten, 
4,6  "  hoben  Kuppel  über  dem  Vestibül  und  der  Satteldächer  über 
den  Oberlicht-Sälen,  an  welchen  die  Oberlichter  aufgehängt  sind. 

Versammlung  am  1.  Februar  1878.  Anwesend  28  Mit- 
glieder und  2  Gäste.  Vorsitzender  Hr.  Di  eck  hoff.  Als  Ge- 
schenke Kind  eingegangen :  Von  Hrn.  Reisdorff  ein  Frage- 
kasten; von  Hrn.  Heinzerling  eine  französische  Uebersetzung 
des  Werkes  von  Laisslc  und  Schüblcr,  Bau  der  Brückenträger 
und  ein  Exemplar  Heinzerling,  .Die  Brücken  der  Gegenwart."  — 
Hr.  Heinzcrling  spricht  Ober  S icherunga-Konstruktioncn 
für  Gebäude  auf  unterminirtem  Untergrund,  mit  spe- 
zieller Berücksichtigung  der  Bodensenkungen  bei  Essen.  Hier 
wird  durch  Wasserentziehung  oder  Einbruch  abgebauter  Stollen 
das  Gleichgewicht  der  Schichten  gestört  und  es  entstehen  Ein- 
senkungen,  welche  nach  Zahl  und  Lage  der  gebildeten  Wasser- 
spalten einzelne  oder  mehre  Mulden  bilden,  also  im  Querschnitte 
konkav  oder  wellenförmig  sind.  Mauern  von  Gebäuden  auf 
solchem  Terrain  kommen  daher  im  schlimmsten  Falle  frei  auf 
eine  Mulde  oder  auf  einen  Sattel  zu  stehen  und  werden  hier- 
bei einer  Biegung  ausgesetzt,  die  auf  Zerreifsen  bezw.  unten 
oder  oben  wirkt  Bei  der,  unter  Annahme  lOfacber  Sicherheit 
höchstens  4-5''  pro  Q™>  betragenden  Zugfestigkeit  des  Mörtels 
empfiehlt  sich  die  Anwendung  schmiedeiserner  Anker,  die  um  den 
beiden  möglichen  Fallen,  der  in  den  oberen  oder  unteren  Mauer- 
schichten auftretenden  Zugspannung  wirksam  zu  begegnen,  sowohl 
oben  als  unten  einzulegen  sind.  Die  statische  Berechnung  ergiebt 
bei  größter  Beanspruchung,  d.  L  bei  gleichförmig  über  die  ganze 
Mauerlange  vertheilter  Belastung  7,  freitragender  Weite  /,  dem 
Abstände  der  Verankerung-  Ebene  h,  der  Zugfestigkeit  des  Schmied- 
eisens »,  der  mittleren  Mauerdicke  d,  der  Gesammthöhe  des  Ge- 
bäudes //,  dem  Mauergewichte  y,  der  Belastung  g  von  r»  vor- 
handenen Zwischendecken  und  der  Dachlast  g,,  beide  letzteren 
von  der  Tiefe  t  —  den  Querschnitt  des  Zugankers: 

/- £  |J  (bei  rundem  Querschnitt  d  -  2  V  _7,) 

worin  q  =  dlfr  +  j(ng  +  gi) 


Um  die  Ankerquerschnitte  zu 
die  Frontlängen,  Stockwcrkhöhei 

zu  vermindern,  ist  aber  der  Abstand  der  Verankerungg-1 
möglichst  zu  steigern. 

IHe  Rechnung  liefert  bei  frei  schwebenden  Weiten  von 
3,5  bis  5'»  Ankerdurchmesser  von  4  bis  6 "",  was  mit  ausge- 
führten Essener  Konstruktionen  übereinstimmt;  event.  ist  es  zweck - 
mäTsig,  mehre  Zuganker  Uber  oder  neben  einander  zu  legen. 
Redner  erläutert  durch  Handskizzen  die  allgemeine  Anordnung 
und  die  Einzelheiten  solcher  Verankerungen,  wie  sie  in  Essen 
bei  Restauration»-  und  Neubauten  üblich  sind.  Säinmtliche  Um- 
fangs-  und  Zwischen-Mauern  des  Kellergeschosses  sind  sowohl 
unter  der  Sohle  als  auch  unter  der  Decke  ihrer  ganzen  Länge 
nach  durch  gerade  oder  geschleifte  Anker  zusammen  zu  ziehen; 
offene  Stellen,  entstanden  durch  Unterbrechungen  in  den  Scheide- 
mauem  etc.,  sind  durch  Mauerwerk  oder  mit  Eisen  abzuspreizen, 
um  die  erforderliche  Druckspannung  abgeben  zu  können.  Die  Anker- 
köpfe werden  an  den  Gebäudeecken  durch  winkelförmige,  an  den 
Zwischenmauern  durch  flache,  gerippte  Gussplatten  aufgenommen. 
Schließlich  werden  einige  abweichende,  besonderen  Gebäude- 
Grundrissen  angepasste  Verankerungen  an  einer  Reihe  von  aus- 
gehängten Konstruktions-Zeichnungen  erläutert,  welche  dem  Vor- 
tragenden von  dem  Oberingenieur  des  Kruppschen  Stahlwerks, 


die  „zahmen"  Turnfibnn- 
tiefer  liegend» 


Der  anschließenden  Besprechung  des  Gegenstandes  folgte 
eine  Mittheilung  des  Hrn.  von  Perbandt  über  das  von  ihm 
verfasste  Konkurrenz  -  Projekt  zur  höheren  Töchter- 
schule in  Karlsruhe.  Anknüpfend  an  den  oben  mitgethcilteu 
Vortrag  des  Hrn.  Prof.  Henrici  bedauert  Redner,  Anschauungen 
gefolgt  zu  sein,  welche  von  den  im  Schlussprotokoll  der  Jury 
niedergelegten  Grundsätzen  abweichen;  er  hat  die  auch  als  Tuni- 
saal zu  benutzende  Aula  nicht  isolirt,  sondern  an  die  Hauptfacade 


1(19 


des  Gebäudes  gelegt,  um  1 
betonen,  in  der  Anuahi 

gen  der  Madchen  der  Unterricht  in  den  tiefer  liegende!)  Klassen- 
zimmern nicht  gestört  werde,  wenn  man  Saal  Fußboden  und 
Zimmerdecke  trenne.  Der  Vortragende  hat  gleichfalls  eine  ge- 
schlossene Anlage  mit  Di  zu  18™  grofsem  Biunenhofe  und  einem 
schräg  angesetzten  Hügel  projektin  und  hält  diese  Anordnung, 
namentlich  mit  Rücksicht  auf  den  dadurch  gewonnenen  geräumi- 
gen und  zusammen  hängenden  Spielplatz  für  günstiger  als  die  ge- 
theilte  Grundriätbildung  des  preisgekrönten  Entwurfs.  Die  An- 
ordnung besonderer  Ränme  für  Garderobe  hält  Redner  als  nicht 
empfehlenswert]],  dafür  hat  er  den  Korridoren  eine  genügende 
Raumentwicklung  zugestanden,  so  dass  dieselben  bei  ungünstiger 
Witterung  als  Erholungsräume  der  Schülerinnen  dienen  können. 

Es  folgt  alsdann  ein  kurzer  Vortrag  des  Hrn.  Stübhen 
über  den  gegeuw;irlig  in  der  Ausführung  begriffenen  Umbau  des 
zwischen  der  Kue  royale  und  dem  Bouleunrd  dt  Cahretvatoire 
belegenen  Stadtviertels  A'otr«  Dnme-oux-  Stigts  in  Krüssel, 
das  durch  vortheilhafte  Lage  bestimmt  ist,  zu  einem  der  elegan- 
testen Geschäftsviertel  der  belgischen  Hauptstadt  zu  werden. 

Die  bedeutendsten  der  neuen  Straßen  haben  diagonale  Rich- 
tung und  15  bezw.  18m  Breite;  auf  Gewinnung  freier  Plätze  nnd 
anziehender  Scblusspuukte  für  die  geraden  Strafsenlinien  ist  be- 
sondere Sorgfalt  verwendet.  Der  Gang  der  Ausführung,  deren 
auf  einander  folgende  Stadien  auf  ausgehängten  Plänen  mit  un- 
gleichen Farben  dargestellt  sind  und  welche  darauf  berechnet 
ist,  dass  der  Abbruch  der  alten  Hauserkomplexe  derart  vor- 
schreitet,  dass  eine  neue  Straße  nach  der  anderen  in  Verkehr 
kommt  und  der  Baustellen- Verkauf  die  Mittel  zu  weiteren  Arbeiten 
flüssig  macht,  wird  speziell  erläutert  Die  Baustellen  haben 
tbeilweise  nur  5Vim  Facadenbreite,  meist  aber  ist  die  Blocktiefe 
eine  reichliche;  die  Eckplätze  auf  den  spitzwinkligen  Straßen- 
gabelungen  sind  zwar  sehr  beschränkt,  aber  äußerst  werthvoll 
und  zu  reicherer  architektonischer  Ausstattung  besonders  einladend. 

  J-  St 

Auszog  aus  den  Verhandlungen  der  General-Ver- 
sammlung  des   Vereins  Deutscher  Zementfabrikanten. 

(Schluss  ans  No.  20.)  Den  gröfsten  Thcil  der  Verhandlungen 
hat  die  Debatte  über  die  Frage  8  des  Programms  eingenommen, 
welche  sich  mit  dem  Einfluss,  den  die  Art  und  der  Grad 
der  Zerkleinerung  auf  die  Eigenschaften  des  Zements 
ausübt,  befasste.  Wir  beschränken  unser  Referat  hierzu  aus- 
schließlich auf  diejenigen  Punkte,  welche  die  Raupraxis  in- 
toressiren,  indem  wir  alles  das  bei  Seite  lassen,  was  Praxis  nnd 
Verfahren  des  Zement-Fabrikanten  berührt 

Hr.  Dr.  Delbrück  (Stettin),  der  die  Verhandlung  Alter  die 
Frage  8  einleitete,  ging  von  der  heute  kaum  noch  »»streitbaren 
Thatsache  aus,  dass  bei  Zement  mit  Sandzusatz  die  Festig- 
keit bis  zu  gewissem  Grade  proportional  der  Feinheit  des  Ze- 
mentpulvers sei.  Es  handelte  sich  nun  zum  Zwecke  der  Ge- 
winnung eines  sicheren  Urtbeiß  über  den  Werth,  den  ein  paar 
besondere  Mahlungs-Methoden  besitzen,  für  den  Redner  darum, 
zu  bestimmen,  welche  Rolle  der  erreichbar  gröfsten  (absoluten) 
Feinheit  bei  Zugfestigkeit»- Versuchen  zukommt,  und  es  wurde  für 
diesen  Zweck  Zement  in  staubförmigem  Zustande,  wie  er 
regelmäßig  nicht  zu  erzielen  ist,  zu  den  Versuchen  gewählt. 
Dieser  staubförmige  Zement  lieferte,  rein  verwendet,  merkwürdig 
geringe,  in  verschiedenen  Verhältnissen  mit  Sand  gemischt, 
aber  sehr  gute  Resultate,  was  nicht  nur  für  die  kurze  Binde- 
zeit von  nur  7  Tagen,  sondern  in  ganz  besonderem  Grade  für 
die  längeren  Perioden  von  bezw.  28  und  120  Tagen  der  Fall  war. 
Es  bestätigten  diese  Versuche  also  die  Thatsache,  dass  die 
Feinheit  der  Theikhen  hauptsächlich  bei  Mörtel  mit  Sand- 
zusatz  zur  Wirksamkeit  gelangt  Der  Redner  hat  alsdann  Ver- 
suche mit  Zement  verschiedener  Feinung  *)  angestellt  und  dabei 
Resultate  erzielt,  die  dem,  was  von  verschiedenen  Anderen  Itereita 
ermittelt  worden  ßt,  und  insbesondere  auch  den 
der  Versuche  von  Michaelis  zur  Bestätigung  dienen. 

Alle  diese  Resultate  drängen  die  Zement - 
dazu,  bei  allem  Zement,  der  zur  Vorarbeitung  mit 
(und  dieser  bildet  den  ganz  überwiegenden  Thcil  der  Zement- 
I  Produktion)  bestimmt  ßt,  ihr  Hauptaugenmerk  inskünftige  auf 
Feinheit  der  Mahlung  zu  richten.  Im  übrigen  nahm  der  Herr 
Redner  gegen  den  Schluss  seines  Vortrags  noch  kurz  auf  dem 
auch  bereits  anderweitig  (s.  D.  Bztg.  1S77,  No.  3*  n.  folg.)  berührten 
Einfluss  Bezug,  welchen  das  bei  Anfertigung  der  Probe- 
körper beobachtete  Verfahren  auf  die  Festigkeits- 
Zahlen  notorisch  ausübt  Man  habe  es  t.  B.  in  der  Hand,  durch 
Benutzung  der  Gipsplatte  aß  Unterlage  der  Probekörper  nnd 
durch  Wenden  der  Körper  auf  der  Platte  bei  reinem  Zement 
außerordentlich  hohe  Festigkeitszahlen  zu  erzielen.  Ein  in  an- 
gegebener Weise  durchgeführter  Versuch  lieferte  nach  7lagiger 
Erhärtung  die  Festigkeit* zahl  von  71,2  *  pro  O"",  während  der- 
selbe Zement  bei  Herstellung  der  Probekörper  in  anderer 
Weise,  im  übrigen  aber  geschickt  behandelt,  nur  die  Festigkeits- 
ziffer von  38,8 k  ergab:  Ungleichheiten,  die  in  ähnlichem 
Umfange  auch  bei  Proben  mit  Sandzusatz  wiederkehren  und  welche 
darthun,  dass  für  die  zu  erlangende  Festigkeits-Ziffer  die  Art,  in 
die  Probekörper  angefertigt  worden,  entscheidend  ßt. 
Im  übrigen  sieht  Redner  durch  seine  Versuche  die 

hl*.  Ute  1 11s  a  so». 


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110 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


16.  Mär«  1878 


keit  jener  Bestimmungen  der  „Normen1'  bestätigt,  welche  den 
Schwerpunkt  des  Prufuugswcsens  in  diejenige  Probe  verlegen,  bei 
welcher  nicht  reiner  Zement,  sondern  Zement  mit  Sand- 
zusutz  verwendet  wird. 

Hr.  Dyckerhoff  (Amöneburg)  hat  ebenfalls  Versuche  ober 
den  Kinntiss  der  Feinung  des  Zements  angestellt  und  ist  dabei, 
was  die  Vermehrung  der  Festigkeits-Zahlen  bei  den  mit  Sand- 
zusatt  versehenen  Proben  betrifft,  zu  gleichen  Hesultaten  wie 
Hr.  Delbrück  gelangt.  Die  Versuche  erstreckten  sich  auf  3  Zement- 
sorten, die  alle  drei  zu  den  srhurf  gebrannten  Zementen  zahlen, 
jedoch  in  verschiedenem  Grade,  so  dass  verschiedene  Hindezciten 
für  sie  gelten,  und  die  alle  auf  einem  Siebe  von  1000  Maschen 
pro  □»'"  gefeint  waren.  Auch  in  der  Hinsicht  gaben  die 
1  »yckerhonVhen  Versuche  ähnliche  Resultate  wie  die  Versuche 
des  Hrn.  Delhrürk,  dass  bei  dem  gefeinten  Zement,  im  reinen 
Zustande  geprobt,  geringere  Festigkeiten  ermittelt  wurden  als 
hei  gewöhnlicher  uiigefeinter  Waare.  Es  wurde  konstatirt,  dass  der 
gefeinte  Zement  bei  Probong  im  reinen  Zustande,  um  eine  ge- 
nügende Konsistenz  des  Mörtels  zu  erzielen,  einen  höheren 
Wasserzusatz  gebraucht  als  der  ungefointe  Zement,  und  dass 
bei  ungenügendem  Wasserzusatz  Mangel  in  der  dichten  Ablage- 
rung der  einzelnen  Körner  entstehen,  welche  nothweudig  in  un- 
günstigem Sinne  auf  die  Festigkeit  einwirken  müssen. 

Zu  diesem  letzteren  Punkte,  nsmlich  den  Ursachen  der  relativ 
geringen  Fcsügkeitsziffern ,  welche  gefeinte,  in  reinem  Zustande 
geprobte  Zemente  zeigen,  wurden  indess  noch  andere  An- 
sichten laut:  Hr.  Dr.  Delbrück  sieht  die  Ursache  in  der  weniger 
dichten  Lagerung,  d.  i.  dem  grofseren  Volumen  des  gefeinten 
Pulvers.  Die  Festigkeit  müsse  dabei  eine  geringere  sein,  sofern 
man  bei  der  bisherigen  Darstellungsweise  der  Probe- 
körper  stehen  bleibe  und  nicht  etwa  ein  Einstampfen  der 
angemachten  Masse  in  die  Formen  vornehme.  Hr.  Dr.  Hciutzel 
(Lüneburg)  erklärt  hierzu,  dass,  wenn  feiner  Zement  eine  ge- 
ringere Festigkeit  als  grober  liefert,  die  Ursache  in  dem  Um- 
stände zu  sehen  ist,  dass  die  feinen  Kornchen  rascher  abbinden 
und  daher  nicht  Zeit  genug  haben,  sich  dicht  an  einander  zu 
lagern.*)  —  Hr.  Dr.  Slichaelis  (Berlin)  hebt  die  geringere 
Dichte  der  Ablagerung  feiner  Zemente  hervor  und  ist  mit  Dr. 
Heintzel  einverstanden  darüber,  dass  bei  gleicher  Dichte  der 
Probekörper  (aus  reinem  Zement)  die  feiner  gemahlene  Waare 
keine  geringeren  Festigkeiten  als  die  grober  gemahlene  liefern 
werde.  Dieser  Ansicht  stimmt  auch  Hr.  Dyckerhoff  (Amöne- 
burg) zu,  unter  Hervorhebung  jedoch  der  Thalsache,  dass  es 
schwierig  und  bisweilen  sogar  unmöglich  sein  werde,  den  Probe- 
körpern  aus  solcher  fein  gemahlenen  Waare  dieselbe  Dichtigkeit 
zu  verleiben,  wie  denjenigen  aus  gröber  gemahlener  Waare. 
Aber  die  mit  3  Th.  Sand-  und  lOOkb—  Wasser-Zusatz 
führende  „  Norm Probe  könne  sogar  noch  mi 
auf  einem  Siebe  von  5<KX>  Maschen  pro  O?" 
vorgenommen  werden.  —  Hr.  Dr.  Delbrück  ist 
den  darüber,  dass  durch  Kinstampfeu  der  Probekörper  der  feine 
Zement  auf  gleiche  Festigkeit  mit  dem  gi  oberen  gebracht  werden 
könne,  glaubt  aber,  dass  wenn  die  Forderung  gestellt  werde,  auch 
bei  den  „Normen"  auf  derlei  Verschiedenheiten  Rücksicht  zu 
nehmen,  dann  das  Verfahren  nach  den  Normen  ein  sehr  ver- 
wickeltes werden  müsse. 

Hr.  Bernouilly  i Wildau)  führt  den  Mangel  der  dichten  Ab- 
lagerung der  (gh-ichmälsig)  gefeinten  Zemente  auf  den  bekannten 
Salz  der  Stereometrie  zurück :  dass  die  Summe  der  leeren  Zwischen- 
räume bei  einem  mit  kugelförmigen  Körpern  gefüllten  Kubus  un- 
abhängig von  dem  Durchmesser  der  Kugeln  ist.  Um  den  höchsten 
Grad  der  Kaunierfüllung  zu  erzielen,  müssten  daher  in  der  Waare 
Körper  verschiedener  Gröfse,  vom  groben  bis  zum  staubför- 
migen, jeder  zu  bestimmtem  prozentualen  Antheile,  vorhanden  sein. 
Das  gulte  für  l'roben  mit  reinem  Zement,  wahrend  für  Proben 
mit  Sandzusatz  neben  einem  Theil  von  grobkörnigem  Sand  ein 
anderer  von  feinerem  Korn  vorhanden  sein  müsse.  Die  verblei- 
enden Zwischenräume  habe  dann  das  Zement pulv  er  auszufüllen, 
welches  nur  zur  Verkittung  der  einzelnen  Korner  dienen  solle, 
im  übrigen  aber  nur  einen  möglichst  geringen  Kaumantheil  an 
der  Masse  ansmachen  müsse. 

In  mehrfachen  Auslassungen  wendet  Hr.  Toepfer  (Stettin) 
gegen  den  Schluss  der  Verhandlungen  sich  gegen  die  einheitlichen 
Vorschriften  der  .Normen",  die  für  jeden  Fabrikanten  eine  gleicb- 
raafsige  Behandlung  forderten,  wahrend  doch  die  Produkte  so 
grofse  Verschiedenheiten  aufweisen,  dass  notliwendig  einzelnen 
Fabriken  Unrecht  zugefügt  werden  müsste.  Vom  Vorsitzenden 
Hrn.  Delbrück  wird  diesen  Aeufsenuigin  gegenüber  die  Unmög- 
lichkeit betont.  Normen  zu  verfassen,  welche  der  besonderen 
Natur  jedes  einzelnen  in  deutscheu  Fabriken  erzeugten  Fa- 
brikats genau  entsprachen,  und  dass  es  nur  darauf  ankomme, 
ein  Verfahren  fest  zu  stellen,  welches  eine  Vergleichung  zu- 
lasse, ohne  dass  der  Einzelne  benachtheiligt  werde.  Atter  dariy. 
dass  es  gelte,  ein  Verfahren  zu  finden,  hei  dem  die  Besonderheiten 
des  Falles  möglichst  zur  Berücksichtigung  gelangen,  schliefst 
Hr.  lJelbrück  den  Ansichten  des  Hrn.  Toepfer  sich  an  und 
wird  weitere  Schritte  vornehmen,  um  die  charakterisireudeu  Eigen- 
schaften des  Produkts  jeder  deutschen  Zementfabrik  genau  fest 
d  ml  /kh/'m  zu  demonstrirea,  wie  grol's  die  vor- 
i  Verschiedenheiten  sind  und  wie  schwierig  es  ist,  den 


8.  *U  r.  SM,  Zts. 


uer  weitere  i  neu  aer  innaiireicnen  >  ernanuiungen  wcicne 
diesmalige  General-Versammlung  beschäftigt  haben,  kann,  als 

näheren  Interesses  für  die  überwiegende  Mehrzahl  unserer 
?r  entbehrend,  hier  unberücksichtigt  bleiben.        —  B.  — 


eigentlichen  Werth  der  Waare  durch  ein  nur 
Prüfungsverfahren  fest  zu  stellen.  — 

Der  weitere  Theil  der  inhaltreichen  Verhandlungen  welche 

die 
des 

Leser  entbehrend,  hier  unberücksichtigt 

Ostprenfsischer  Ingenieur-  und  Aronitekton- Verein. 
Monatsversammlung  am  7.  Marz  1878;  anwesend  IG  Mitgl.  und 
ti  Gaste:  Vorsitzender  Ilerzbruch. 

Nach  einem  Bericht  Ober  die  Eingänge  werden  durch 
Ballotement  in  den  Verein  aufgenommen:  Bauf.  Koch  und  Baum. 
Köhne  in  Königsberg. 

Kratz  macht  die  bereits  in  No.  21  gedruckte  Mittheilung 
über  schlesisches  Zink-Wellenblech.  Kuttig  bemerkt  dazu,  dass 
in  Frankfurt  bei  Bau  des  Theaters  Versuche  über  Güte  und  Ge- 
wicht der  belgischen  und  der  schlesischen  Zinkbleche  angestellt 
seien,  nach  welchen  die  belgischen,  als  die  besseren,  den  Vorzug 
erhalten  hatten.  —  Derselbe  sprach  dann  über  die  sogen.  Regene- 
ratoren bei  Gasbrennern  zur  Ersparung  von  Gas:  sie  seien  mit 
einem  Vorprodukt  aus  Petroleum  gefüllt  und  daher  gefahrlich 
im  Gebrauch. 

Kratz  erläuterte  ferner  durch  Vorlage  der  Zeichnung  den 
durch  Dorpmüller  verbesserten  und  mit  Sellwt-Scbreib- Apparat 
versehenen  Kaiscr'schen  Gleisemesser  zum  Messen  der  Spur- 
weite und  Höhenlage  der  Schienen:  die  Ostpreursische  Sudhahn 
habe  einen  solchen  Gleiseme&ser  verschrieben,  der  den  Kollegen 
Besichtigung  vorgezeigt  werden  könne. 
Radock  beschrieh  und  slrizzirte  hierauf  die  neue  verbesserte 
und  patentirte  Woolfsche  Maschine,  welche  statt  2  nur  1  Zy- 
linder und  3  Kolben  habe.  Sie  sei  von  einem  Ingenieur  der 
Hnppe'schen  Fabrik  in  Berlin  erfunden  und  werde  dort 
führt  Bei  der  einfachen  und  zweckmäfsigen  Anordnung 
die  neue  Maschine  grofsen  Erfolg  zu  versprechen. 

Bött icher  skizzirte  und  erläuterte  schliefslich  kurz  die  An- 
ordnung der  Ericson'schen  Maschinen  in  dem  ersten  in  Amerika 
gebauten  Monitor.    —  H.  — 

Bildung  eines  Architekten-  und  Ingenieur-Vcrolns  zu 
Bremen.  Am  Dezember  v.  J.  wurde  in  einer  aus  Mitgliedern 
des  „Vereins  Bremer  Baumeister  und  Techniker"  und  des  „Tech- 
nischen Vereins",  sowie  der  auf  Einladung  dieser  beiden  Vereine 
erschienenen  Bremer  Techniker  bestehenden  Versammlung  die 
Auflösung  der  bis  dahin  in  Bremen  neben  einander  bestehenden 
beiden  technischen  Verein  und  die  Bildung  eines  neuen 
Architekten-  und  Ingenieur- Vereins  beschlossen.  Das  Bedürfnis« 
dazu  hatte  sich  langst  geltend  gemacht,  da  jeder  i 
Vereine  zu  weuig  Mitglieder  besafs,  um  auf  die  Dauer  < 
Leben  entwickeln  zu  können.  Beiden  Vereinen  waren  in  letzter 
Zeit  nur  wenige  neue  Mitglieder  beigetreten,  trotzdem  eine  größere 
Anzahl  hiesiger  Techniker,  inbesondere  Baubeamte,  noch  aufser- 
halb  der  Vereine  stand. 

Zum  Vorsitzenden  des  neuen  Vereins  wurde  Hr.  Oberbau- 
direktor.Franziiis  erwählt,  zu  dessen  Stellvertreter  Hr.  Architekt 
Runge,  zu  Schriftführern  Hr.  Architekt  Deetjen  und  Hr.  Zivil- 
Ingenieur  Neukirch,  zum  Säckelmeister  Hr.  Architekt  Polzin  und 
zum  Bibliothekar  Hr.  BauiusjM'lrtor  Bücking.  ALs  Vereinslokal 
dient  einstweilen  das  sogenannte  Stimmzimmer  des  Künstlervereins. 

Der  Verein  zahlt  zur  Zeit  einige  neunzig  Mitglieder  und  ist 
seit  der  konstituirenden  Versammlung  öfter  zu  Sitzungen  zusammen 
getreten.  Vcrhandlungs-Gcgenstandc  haben  aufser  den  Aufgaben 
der  Vereins-Organisation,  mehre  bauliche  Ausführungen  etc.  ge- 
liefert, über  welche  Veröffentlichungen  in  diesem  Blatte  entweder 
schon  erfolgt  sind  oder  für  die  nächste  Zeit  bevor  stehen. 

Architekten -Voreln  zu  Berlin.  Versammlung  am  &  März 
IST«.  Der  Vorsitz  wird  theils  von  Hrn.  Möller,  theils  auch  von 
Hrn.  Hansch  geführt;  anwesend  sind  2l>3  Mitglieder  und  2  Gäste. 

Auf  eine  kurze  geschäftliche  Mitteilung  folgt  die  Beiirthei- 
lung  einer  Monats  -  Koukurrenzaufgabe  durch  Hn».  Schwedler. 
Sic  betrifft  den  Entwurf  eines  eisernen  Brücken  Ueberbaiies  in 
amerikanischer  Konstruktionsweise  und  es  ist  nur  eine  einzige 
Lösung,  die  im  allgemeinen  günstig  beurtheilt  wird,  dazu  ein- 
gelaufen. Bemängelt  werden  jedoch  insbesondere  a)  das  zu  geringe 
Höhenverhältniss  der  Träger,  welches  sowohl  zu  starke  Gurte  als 
Drehbolzen  bedingt;  bl  die  Zusammenführung  der  Vertikalen  und 
des  Obergurts  mittels  eines  unzweckmäßig  geformten  kastenartigen 
GussUtcks,  und  c)  die  Anschluss-Konstruktionen  für  den  horizon- 
talen und  vertikalen  Querverband  der  Trager  unter  sich;  die 
hierbei  gewählten  Verbindungen  werden  geradezu  als  verunglückt 
bezeichnet  Trotz  dieser  relativen  Mängel  hat  die  Kommission 
beschlossen,  der  Arbeit,  als  deren  Verfasser  Hr.  Lonnes  er- 
mittelt wird,  ein  Andenken  zuzusprechen. 

Hiertiäehst  hält  Hr.  Wolff  den  angekündigten  Vortrag  über 
den  Bau  der  Rheinbrücke  bei  Altbreisach.  Ungeachtet  der  Er- 
streckung  des  Vortrages  bis  über  10  I*hr  hinaus  bleibt  derselbe  un- 
beendet  und  es  muss  die  Fortsetzung  für  einen  weitereu  Abend 
vorbehalten  bleiben;  wir  halten  unscru  Bericht  bis  nach  erfolgter 
des  Vortrags  zurück. 
Der  Fragekasten  findet  »eine  Erledigung  durch  die  Hrn. 
Bansch  und  Winkl  er  und  es  schliefst  darnach  die  Versammlung. 

—  B.  — 


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No.  22. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


III 


Vermischtes. 

Zu  den  Erörterungen  über  die  Korrektheit  der  Be- 
zeichntin gswelsen  bei  technischen  Maafaangnben,  welche 
augenblicklich  so  hervorragend  auf  di  r  Tagesordnung  Ihres  Mittles 
stehet),  erlaube  ich  mir  mein  Scherflein  beizutragen. 

Die  Ausdruckweise  „pro  □"»"  etc.  («reich«  ja  unzweifelhaft 
korrekter  ist  als  „per  [  j*m*  etc.)  hat  vor  dem  von  der  hannover- 
schen Vereinweilschrift  und  anderen  Blattern  eingeführten  Ver- 
deutschungs- Versuch  in  „auf  das  |  I«»"  oder  „für  das  neben 
der  einmal  eingebürgerten  Gewohnheit  den  weiteren,  wenn  auch 
nicht  erheblichen  Vorzug  der  Kürze.  Dabei  scheint  mir  das 
Fremdwort  in  der  Ausdnieksweise  ebenso  berechtigt  wie  bei 
manchem  anderen  Terminus  technicus  und  es  dürfte  wohl  gleiches 
Kecht  beanspruchen  wie  der  Ausdruck  „yuadratzentimeter*  gegen- 
über dem  „Geviertzentiuieter*  etc.  —  Was  nun  aber  die  Schreib- 
weise betrifft,  so  mochte  ich  einen  Vorschlag  machen,  welcher 
diese  Unterschiede  der  sprachlichen  Ausdrucksform  gänzlich 
unberührt  lässL  Ich  schreibe  nämlich  schon  seit  Jahren  alle  An- 
gaben der  angedeuteten  Art  in  Bruchiorm,  nach  welcher  also  bei 
Anwendung  der  vom  Verbände  eingeführten  Abkürzungei 
weise  zu  schreiben  ist: 

l 

7!>l  ; 


Zulassige  Beanspruchung  des  Eisens 
Belastung  durch  Menschengedräuge 


Gewicht 


k 

von  Backsteinmauerwerk  —  1800. , 


Geschwindigkeit  eines  Personenzuges  30 


1  Pferdekraft  —  75 


mk 

Sek.' 


M. 


Preis  von  Kiefernholz  =  60,'. 

kb'" 

Preis  von  Eisenkonstruktionen 


kb« 

Km 
Std. 


400 


10 


^«.Ir  ' 


M. 


Wenngleich  eine  derartige  Schreibweise  in  den  für  ein  Laien- 
pnblikum  bestimmten  Schriftstücken,  wie  Submissions-Bedingungen 
etc.,  vielleicht  weniger  am  Platze  wäre,  so  dürfte  sich  dieselbe 
doch  bei  technischen,  und  besonders  bei  mechanisch- wissenschaft- 
lichen Arbeiten  empfehlen.  Jedenfalls  ist  die  Quoticntenform  obue 
jede  Erklärung  sofort  verstandlich  und  durchaus  analug  der- 
jenigen des  Multiplikation»- Produktes,  welches  bei  statischen 
Momenten,  mechanischen  Arbeitsleistungen  und  ähnlichen  Aus- 
drücken der  Mechanik  geläufig  ist 

Neben  der  hier  vorgeschlagenen  Rezeichmingsweise  möchte  ich 
auch  noch  für  andere  Falle  technischer  Zahlenangaben  eine  mög- 
ise  Bezeichnung  der  Maafseinheiten  nach  ihren  tnathe- 
Werthvcrhältnisscn  befürworten.  Beispielsweise  ist  in 
Beziehung  die  «bliche  Form  der  Zahlenangaben  für  Trag- 
>mente  und  Widerstandsmomente  der  Verbesserung  bedürftig. 
Anstatt  dieselben  durch  den  Zusatz  .für  •■>  (oder  Zolle)  als  Ein- 
heit" oder  „auf  "■'  bezogen*  zu  bezeichnen,  würde  für  Trägheits- 
momente das  an  sich  nicht  unbekannte  Zeichen  (ausge- 
sprochen Biquadrat-Zentimeter)  und  für  Widerstandsmomente  die 
Bezeichnung  „kb"»-  den  Vorzug  gröfserer  Präzision  haben.  (Die 
auf  den  ersten  Blick  vielleicht  etwas  wunderlich  erscheinende  Be- 
zeichnung des  Widerstandsmomentes  mit  der  für  den  kubischen 
Rauminhalt  gewohnten  Ausdrucksform  hat  au  sich  nichts  Wider- 
sinniges, wenn  man  unter  „kb*«u  nur  das  'm  in  der  dritten 
Potenz  versteht  Die  übertragene  Verwendung  der  Ausdrucks- 
weise  hat  jedenfalls  die  gleiche  Berechtigung  wie  der  erweiterte 
Gebrauch  der  Multiplikationsform,  welche  im  elementaren  Sinne 
als  ein  mehrfaches  Addireu  derselben  Gröfse  deünirt  wird  uud 
eine  absolute  Zahl  als  Multiplikator  voraussetzt,  aber  im  über- 
tragenen  Sinne  in  der  Geometrie  und  Mechanik  auf  Multiplika- 
toren der  verschiedensten  Maafseinheiten  Anwendung  findet.) 

Werden  die  Maafsbezeichnungen  in  der  hier  angeregten 
Webe  konsequent  beigefügt,  so  können  dieselben  in  die  üblichen 
arithmetischen  Operationen  hinein  gezogen,  beispielsweise  die 
gleichen  Potenzen  dersellien  Maafsgröfse  in  Zahler  und  Nenner 
gegen  einander  gehoben  werden,  n.  s.  w.,  und  die  Ausgleichung 
von  Verschiedenheiten  in  den  zur  Anwendung  gebrachten  Maafs- 
einheiten, wie  etwa  »  für  die  Längen  und  "•>  für  die  (juerschnitts- 
Dimensionen,  u.  dgl..  ergiebt  sich  von  selbst  So  i-t  z.  H.  für 
einen  rechteckigen  Balken  von  24  X  30«-»  das 

54<^'1*'M  -  3«OOkl»™  zu  bezeichnen.  Hat  der  Balken  eine 
Stützweite  von  10  ■  und  eine  konzentrirte  Belastung  von  m)  *■  in 

]()ra       (K)0  k 

der  Mitte,  also  ein  Biegungsmoment  von  X  g  =  2250  '"k, 
so  ist  die  Beanspruchung  des  Materials 

•>  i5iktnk  o ->,V)  mk  k 

- ~.  =        _  -  =  62  .  5   

SÜOOkb"»      :wi  »'□»'» 

Eine  derartige  Durchführung  der  Maafs-Bezeicknungen  in  den 
arithmetischen  Operationen,  wie  sie  bei  so  einfachen  Aufgaben 
allerdings  entbehrlich  scheint,  hat  für  komplizirtere  Falle  den 
Vorzug  einer  Kontrolle  gegen  mancherlei  Versehen  durch  die 


Probe,  ob  das  Endresultat  in 
drückt  erscheint,  „die  richtige  Zahl  von  Dimensionen  bat.' 
Ausserdem  dürfte  es  zur  präzisen  Auffassung  nicht  unwesentlich 
beitragen,  wenn  stets  durch  die  genaue  Beifügung  der  Maafs-Be- 
zeichuung  bei  Angabe  von  Zahlenwerthen  ausdrücklich  auf  die 
Maalseiuhcit,  in  welcher  dieselben  zu  messen  sind,  aufmerksam 
gemacht  witd.  So  müsstc  beispielsweise  der  Koeffizient  für 
gleitende  Keldung  als  absolute  Zahl,  derjenige  für  rollende  Rei- 
bung als  ein  LUngeumaal's,  in  '"  oder  ""  ausgedrückt,  angegeben 
werden,  anstatt  des  üblichen  Verfahrens,  für  letzteren  lediglich 
eine  Zahl  anzugeben,  und  dabei  zu  fordern,  dass  die  anderen 
in  die  arithmetischen  Operationen  einzusetzenden  Zahlen  in  "* 


oder  einem  anderen  \oigeschi 


Maitf 


ausgedrückt  seien.  — 

Neben  der  größeren  Pritzisiou  und  Durchsichtigkeit  hat  das  an- 
geregte Verfahren  noch  den  weiteren  Vortheil  der  Bequemlichkeit, 
wenn  bei  Einsetzung  von  Zahlenwerthen  in  algebraisch  gegebene 
Fortuelu  der  Uehergang  von  einein  Maafs- Systeme  zum  anderen 
in  Frage  kommt  uud  wenn  es  sich  auch  nur  um  den  Einlluss 
des  Ausdruckes  einzelner  Grössen  nach  oder  handelt, 

während  die  gegebeneu  Koeffizienten  für  ein  auderes  Einheit*- 
maafs  berechnet  sind.  Ist  den  letzteren  die  präzise  Maafs-Be- 
beigefügt,  so  braucht  für  die  anderen  vorkommenden 
n  Kinheitsmaafs  vorgeschrieben  zu  werde«,  da  durch 
der  Maals-Bezeichnung  in  die  arithmetischen  Opera- 
tionen alles  sich  von  selbst  ergiebt 

Ans  all'  diesen  Gründen  möchte  ich  die  allerkonsequenteste 
Durchführung  des  Prinziiis  befürworten ,  dass  die  M.uil's  Bezeich- 
nung als  integrirender  Theil  jeder  technischen  Zahlenangabe  be- 
trachtet und  je  nach  den  mathematischen  Werthverhiiltuisseu  als 
entsprechende  Potenz  in  der  üblichen  Ausdrucksform  (i  |,  kb  etc.), 
als  Quotient,  oder  dergl.,  beigefügt  »erde.  Ich  erlaube  mir  l>ei 
den  jetzigen  Ucbergangs- Verhältnissen  in  den  Maafs-Bezeichnungen 
diesen  Vorschlag  zur  gleichzeitigen  Einführung  zu  empfehlen. 
Köln,  im  Februar  1S78.  C.  O.  Gleim. 

(Nachschrift  der  Redaktion.  Wir  haben  geglaubt,  die 
Vorschläge  des  Hrn.  Verf.  auf  diesem  Wege 
Kenntniss  des  technischen  Publikums  bringen  zu 
jedoch,  dass  unser  Blatt  zur  Diskussion  derselben  augenblicklich 
keinen  Kaum  zur  Verfügung  hat.  Vielleicht  nehmen  die  Kom- 
missionen der  deutschen  A.-  u.  I.-V.,  welche  zur  Zeit  die  vom 
Verbände  gestellte  Frage  wegen  einheitlicher  Bezeichnung  mathe- 
matisch-technischer (irössen  behandeln,  Gelegenheit,  die  von  Hrn. 
Gleim  gemachten,  in  dies  Gebiet  fallenden  Vorschläge  ihrerseits 
zu  erörtern.)   

Zur  Pariser  Weltausstellung  von  1878.  Bekanntlich 
ist  —  noch  in  der  zwölften  Stunde  —  eine  Belheiligung  der 
deutschen  Kunst  an  der  Pariser  Ausstellung  angeregt  und  be- 
schlossen worden.  Ein  aus  7  Malern  und  2  Bildhauern  Berlins 
zusammen  gesetzter  Ausschuss,  unter  dem  Vorsitze  des  von  der 
Reichsregierung  zum  deutschen  Kommissar  für  die  bezügl.  Aus- 
stellung ernanuten  Akademie- Direktors  A.  von  Werner,  neben 
dem  noch  Kommissionen  in  anderen  deutschen  Südten  gebildet 
werden  sollen,  hat  die  Finleititug  der  Sache  in  die  Hand  genommen 
und  es  sollen  die  äufsersten  Anstrengungen  gemacht  werden,  um 
—  mit  Heranziehung  der  besten  im  öffentlichen  oder  Privatbesitz 
befindlichen  neueren  Werke  —  eine  würdige  Vertretung  Deutsch- 
lands zu  Stande  zu  bringen.  — 

Weuu  es  auffallen  sollte,  dass  anscheinend  allein  auf  eine 
Betheiligung  der  Malerei  und  der  bildenden  Kunst  gerechnet  wird, 
während  die  grade  in  letzter  Zeit  durch  so  manche  treffliche 
Leistungen  hervor  ragende  dentsehe  Baukunst  unberücksichtigt 
gehlieben  ist,  so  wird  man  diesen  ueuen  Beweis  für  die  Würdi- 
gung architektonischen  Schaffens  zwar  zu  „dem  Uebrigen" 
schreiben  haben,  ihn  aber  aus  den  Verhältnissen  leicht  erkl 
und  in  der  Sache  selbst  sich  trösten  können.  Nelien  dem  auf 
politischem  Gebiete  zu  suchenden  Hauptgrunde  für  diese  späte 
und  vereinzelte  Betheiligting  Deutschlands  an  dem  französischen 
I'nternehrnen  dürfte  nämlich  wobl  der  wesentlichste  Zweck  dieser 
Maafsregel  der  sein,  dass  man  den  in  der  Krach-Periode  wahr- 
lich nicht  auf  Bosen  gebetteten  deutschen  Malern  und  Bildhauern 
die  t  hancen  jenes  internationalen  Markts  für  ihre  Waaie  hat 
vergönnen  wollen  —  ein  Grund,  welcher  den  Architekten  gegen- 
über natürlich  nicht  vorliegt  Thatsächlich  aber  hüben  die  Er- 
fahrungen der  letzten  Ausstellungen  bewiesen,  dass  eine  würdige 
und  wirksame  Vertretung  der  Architektur  Vorbereitungen  er- 
fordert, die  nach  einem  bestimmten  Plaue  in  gemeinsamer 
Th.ttigkeit  und  von  langer  Hand  getroffen  werden  müssen;  die 
bis  zur  Eröffnung  der  Pariser  Ausstellung  noch  zur  Verfügung 
stehende  Zeit  reicht  hierzu  nicht  aus  und  es  wäre  —  falls  etwa 
noch  nachträglich  bezügl.  Einladungen  an  Architekten  ergehen 
sollten  -  im  Interesse  der  Sache  sogar  geboten,  auf  dieselben 
nicht  einzugehen.  — 

L'nter  den  internationalen 
Ausstellung  in  Szene  gesetzt  *,., 

von  der  „Satk'lt  centrale  de*  Arehttectet  ile  I  raner'  >eranstaltcter 
Archi  tekteu-  Kougress  sich  befinden.  Das  Programm  des&ellhen 
umfasst  folgende  Punkte:  1.  Die  Organisation  des  Baupersonals: 
2.  Ocffeutliche  Konkurrenzen:  3.  Die  Stellung  des  Architekten 
im  öffentlichen  und  Privat- Bauwesen  (künstlerisches  Eigenthum, 
Honorar,  Verantwortlichkeit!.  4.  Die  Erkaltung  der  historischen 
Denkmale  in  Frankreich  und  dem  übrigen  Europa.    5.  Bericht 

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die  gelegentlich 


112 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


16.  Märe  1878 


Ober  die  architektonische  Abtheilung  des  Salons  fOr  1878  und 
6.  Bericht  Ober  die  Architektur  und  die  zu  dieser  in  Beziehung 
stehenden  Künste  und  Gewerbe  auf  der  Weltausstellung.  7.  Die 
ästhetische  Frage.  8.  Ueber  die  Bedeutung  der  Kationalitat  in 
der  Architektur.  9.  Ueber  den  architektonischen  Unterricht  bei 
den  verschiedenen  Völkern.  —  Im  Anschluss  an  den  Kougress  sind 
besondere  Exkursionen  zum  Besuch  der  Ausstellung  sowie  zur 
Besichtigung  der  Stadt  Kheims  und  ihrer  Kathedrale  geplant. 

Wie  die  Verhältnisse  zur  Zeit  noch  liegen, 
Architekten  schwerlich  an  dem  Kongresse  sich  betheiligen  können, 
trotzdem  es  vor  11  Jahren  gerade  den  Vertretern  Deutschlands 
be&chiedcu  war,  den  Verhandlungen  des  damals  in  Paris  veran- 
stalteten Architektentages  eineu  Hauch  von  wirklich  internationalem 
Gepräge  zu  geben.  Im  Interesse  der  Aufrechterhaltung  und  Her- 
beiführung persönlicher  Beziehungen  zwischen  den  durch  ihr 
künstlerisches  Glaubensbekenntnis*  so  vielfach  verbundenen  Ar- 
chitekten Frankreichs  und  Deutschlands  ist  dies  zu  beklagen.  Ein 
fruchtbares  Ergebnis«  der  Verhandlungen  selbst  wird  naturlich 
Niemand  erwarten. 

Ans  dem  Brandenburgischen  Provinzial-Landtage  wird 
uns  mitgetheilt,  dass  nunmehr  durch  einen  Beschluss  des  Landtags 
die  Organisation  der  märkischen  Provinzial-Bauverwaltung  um  einen 
wesentlichen  Schritt  vorwärts  gekommen  ist  —  Nachdem  ein  von 
einem  Abgeordneten  früher  g  'stellter  Antrag  einerseits  auf  Ueber- 
nahine  des  Eigenthums  und  der  Kosten  der  Unterhaltung  aller 
Kommunal-  und  Aktieut  hausseen  durch  den  Provinzial-Verband, 
Uebertragung  der  Unterhaltung  sämmtlicber 
Kreis-Verbände  gegen  Gewährung 
aus  Provinzial  -  Fonds,  vor 
längerer  Zeit  dem  Prov.  -  Ausschüsse  zur  Prüfung  und  Bericht- 
erstattung überwiesen  war,  beantragte  letzterer  die  Ablehnung 
dieser  Anträge  unter  ausführlicher  Motivirung.  In  der  Plenar- 
Berathung  des  Landtages  vom  7.  d.  M.  zog  der  Antragsteller  den 
zweiten  Theil  seines  Antrages,  soweit  derselbe  auf  die  Dezen- 
tralisation der  Bauverwaltung  gerichtet  war,  zurück,  weil  er  sich 
überzeugt  hnbe,  dass  diese  Dezentralisation  dem  Provinzial-Ver- 
Itande  nachtheilig  sein  werde,  hielt  aber  den  ersten  Theil  seiner 
Vorschläge  aufrecht  Auch  der  letztere  wurde  indess  abgelehnt: 
dagegen  gelangte  der  Antrag  des  Provinzial-  Ausschusses  mit 
grofser  Majorität  zur  Annahme,  nach  welchem  der  Provinzial- 
Verband  die  Verwaltung  seiner  baulichen  Angelegenheiten  nun- 
mehr definitiv  selbst  in  die  Hand  nimmt  und  bei  der  ev.  Bildung 
der  Baubezirke  die  Wünsche  derjenigen  Kreise  möglichst  berück- 
sichtigt, welche  die  Verwaltung  ihrer  Chausseen  den  Provinzial- 
Raubeamten  Obertragen  möchten.  Der  Provinzial-Verband  hat 
zugleich  denjenigen  Kreisen,  welche  hierzu  geneigt  sind,  die  Aus- 
sicht eröffnet,  dass  er  auf  Wunsch  der  Kreisverbande  event.  die 
Kreis -Chausseen  gegen  eine  F 
der  in  einem 

Zeitraum  Ober  die  Höbe  der  Unterhaltungskosten  zv 
Erfahrungen  fest  gestellt  werden  soll. 

Für  faehgenössische  Kreise  dürfte  sonst  noch  von  Interesse 
sein,  dass  dem  Landtage  der  Provinz  Brandenburg  ein  Antrag 
auf  Gewährung  eines  angemessenen  Betrages  zur  Aufnahme  und 
Ausführung  einer  mit  bildlichen  Darstellungen  begleiteten  Be- 
schreibung der  wichtigsten  Baudenkmäler  in  der  Provinz  und  ein 
Antrag  auf  Gewährung  einer  Unterstützung  fOr  den  Bau  einer 
Lokalbahn  von  Perleberg  nach  Wittenberge  vorliegt.  Die  An- 
nahme beider  Anträge  ist  vom  Provinzial- Ausschusse  empfohlen 
worden  und  in  den  Sitzungen  des  Landtages  am  12.  und  14.  März 
auch  wirklich  erfolgt.  Bezüglich  der  ersten  Angelegenheit,  Ober 
welche  vor  2  Jahren  der  Berliner  Architekten-Verein  auf  Wunsch 
des  Hrn.  Ober- Präsidenten  gutachtlich  sich  geäufsert  hatte,  behalten 
wir  uns  event  weitere  Mittheilungen  vor;  bei  Motivirung  des 
zweiten  Antrags  ist  auf  die  allgemeine  Bedeutung  des  Unternehmens 
und  auf  die  Entlastung  Bezug  genommen,  welche  die  zur  Zeitjeinem 
starken  Lastverkehr  unterliegende  und  daher  grofse  Unterhaltungs- 
kosten erfordernde  Perleberg  -  Wittenberger  Chaussee  durch 
der  qu. 


der  auftraggehenden  Behörde  mitgetheilt  werden.  Ich  Obertasse 
der  kgl.  Regierung,  diesen  Erlass  zur  Kenntnis«  der  Betheiligten 

vii  tirinirpii  - 


,'11 


Im  Briefkasten  d. 
No.  63  bezw.  78,  Jhrg.  77  n.  BL  ist  die  Frage  erörtert  worden, 
ob  Feldmesser  auf  Grund  ihrer  Prüfung  berechtigt  seien,  sich  als 
„Königliche"  liezw.  „Regierungs-Feldmesser  zu  bezeichnen.  Wir 
hatten  diese  Berechtigung  bestritten,  waren  aber  von  einem 
Ministerial-Erlass  aus  dem  Jahre  185!)  in  Kenntniss  gesetzt  worden, 
in  dem  dieselbe  ausdrücklich  anerkannt  worden  war.  Unsere  An- 
sicht, dass  eine  weitere  Aeufserung  des  Ministeriums  schwerlich 
ausbleiben  werde,  falls  die  Anschauungen  desselben  Oher  jene 
Frage  seit  Erlass  der  Gewerbefreiheit  etwa  andere  geworden  sein 
sollten,  hat  sich  bestätigt,  indem  den  preufsischen  Regierungen 
neuerdings  folgender,  vom  25.  Jan.  d.  J.  datirter  Erlass  des  Hrn. 
Handelsminititers  zugegangen  ist: 

„Es  unterliegt  noch  weiterer  Erwägung,  ob  den  geprüften 
Feldmessern  ein  besonderer  Titel  zu  verleihen  sei:  das  Prädikat 
„königlich*  kann  nur  solchen  Feldmessern  zugestanden  werden, 
die  im  königlichen  Dienst  angestellt  sind.  Dagegen  steht  nichts 
dem  entgegen,  dass  die  geprüften,  bezw.  vereidigten  Feldmesser 
sich  als  solche  zeichnen  und  Ii  tonnen,  auch  auf  ihren  Privat- 
siegeln dieser  (Qualität  Ausdruck  geben.  Bei  der  Beschäftigung 
kann  ihnen  /.ur  Erledigung  derselben  ein  Kommissionssicgel  seitens 


Konkurrenzen. 

Kirchen-Konkurrenz  in  Leipzig.  Unseren  Mitteilungen 
in  No.  IG  fugen  wir  auf  Grund  einer  direkten  Nachricht  des  Vor- 
stehers der  Petri  -  Gemeinde ,  Hrn.  Prof.  D.  Fricke,  die  Notiz 
hinzu,  dass  als  Ausstellungslokal  für  die  etwa  474  □»  Flache  be- 
anspruchenden 79  Entwürfe  der  Konkurrenz  nunmehr  die  hierzu 
in  jeder  Beziehung  sehr  geeignete  Aula  der  U 
ist,  welche  der  Rektor  wahrend  der  Ferien 
Liberalität  zur  Verfügung  gestellt  hat  Die 
Stellung,  welche  die  Hrn.  Rths.-Bauinsp.  Kästner  und  Arch.  i 
berg  als  Deputirte  des  Leipziger  Archit-V.,  übernommen  haben, 
beansprucht  etwa  8  Tage;  annähernd  auf  eine  Woche  veran- 
schlagt man  auch  die  Thätigkeit  der  Preisrichter,  so  dass  der 
Beginn  der  öffentlichen  Ausstellung  nicht  vor  Ende  März,  viel- 
leicht sogar  erst  in  der  ersten  Hälfte  des  April  zu  erwarten  ist. 


Brief-  und  Fragfkasteii. 

Hrn.  X.  in  V.  Dass  die  „Norm  für  architektonisches 
Honorar"  nicht  die  Bedeutung  einer  für  alle  Fälle  anwendbaren 
Schablone  hat,  ist  wohl  überwiegend  anerkannt  und  auch  vou  uns 
jederzeit  vertreten  worden.  Wir  müssen  daher  die  Frage,  ob 
der  Prozentsatz  des  Honorars  von  der  vollen  Auschlagsumrae, 
bezw.  erst  nach  Abzug  der  fOr  Zeichnungen,  Bauleitung  und 


Revision  veranschlagten  Kosten 
gemeinen  für  eine  solche  ansehen,  die  nur  von  Fall  zu  Fall  und 
„nach  dem  Gefühl-  sich  entscheiden  lässt  Unser  Gefühl  würde 
im  allgemeinen  der  zweiten  Alternative  zuneigen. 

Hrn.  Kr.  in  M.  Das  Programm  für  die  Aufgaben  zu  den 
Schiukelfesl-Konkurrenzen  des  Jahre»  1879  ist  seit  3  Wochen  im 
Druck  erschienen  und  von  dem  Sekretariat  des  Berliner  Archi- 
tektenvereins zu  beziehen.  — 

Hrn.  II.  in  Altwasser.  Die  bezügl.  generellen  baupolizei- 
lichen Vorschriften,  welche  in  Preußen  bestehen,  werden  Sie  aus 
dem  neuen  Werke  von  Dr.  zur  Nieden,  Bau  der  Strafsen  und 
Eisenhahnen;  Berlin,  Selbstverlag  des  Verfassers,  entnehmen 
können.  Auch  der  Deutsche  Baukalender  enthält  das  Wesentliche 
der  einschlagenden  Bestimmungen. 

Hrn.  W.  in  G.  Ihre  Frage  nach  der  zulässigen  Bean- 
spruchung gebrauchter  Eisenbahnschienen  in  einfachen  Trugcr- 
honstruktionen  erscheint  einer  einfachen  und  allgemeinen  Be- 
antwortung nicht  fähig.  Sind  die  Schienen  in  relativ  gutem 
Zustande  und  ist  die  Belastung,  welche  sie  zu  tragen  haben,  eine  wenig 
wechselnde,  so  steht  kaum  etwas  im  Wege,  mit  derselben 
Spannung,  welche  bei  Trägern  aus  neuem  Material,  die  eine 
wechselnde  Belastung  aufzunehmen  haben,  üblich  ist,  zu  rechnen 
wahrend  unter  ungünstigeren  Verhältnissen  ein  entsprechend 
niedrigerer  Koeffizient  anzunehmen  ist  -  Als  Bettung  für  Stein- 
Pflaster  auf  Brücken  mit  Holzbelag  erscheint  uns  eine  15-  1  er- 
höhe Betonschicht  am  zweckmäßigsten,  die  indessen  durch 
eine  schwache  Sandschicht,  eine  Theerpappen-  oder  Holzzement- 
Lage  von  dem  HoUbelag  zu  isoliren  sein  wird. 

~  Abonn.  hier.  Heusinger  v.  Waldegg,  Handbuch  der  Kalk-, 
Ziegel-  und  Köhrenfabrikation,  sowie  Gottgetreu,  Physische  und 
chemische  Beschaffenheit  der  Baumaterialien  Bd.  1  enthalten  das 
Ihnen'  Wissenswerthe. 

Hrn.  S.  in  C.  Die  Umstände,  unter  denen  Blei  von  Feuch- 
tigkeit und  Luft  angegriffen  wird,  sind  bis  heute  noch  nicht  ge- 
nügend klar  gestellt,  um  mit  voller  Sicherheit  zum  Voraus  wissen 
zu  können,  oh  die  Blei -Abdeckung  eines  Brückengewölbes  sich 
haltbar  erweisen  wird  oder  nicht  Dass  ein  Augriff  von  der 
Unterseite  aus  durch  den  Mörtel  erfolgen  sollte,  ist  nach  dem 
Verhalten  von  Blei  gegen  Feuchtigkeit,  welche  Salze  oder  härte- 
bildende Substanzen  enthält,  unwahrscheinlich;  muthmaafslich 
würde  die  Gefahr  eines  Angriffs  durch  das  von  oben  einsickernde 
Regenwasser  grörser  sein.    Die  Gefahr  wird  jedenfalls  abge- 

Lage  von  fest  gestampftem 
ir  Lage 
'ernach- 

iässigung  dieser  Vorsicht  die  Ausführung  der  Rleiabdeckung  ziem- 
lich grofse  Aussicht  auf  günstigen  Erfolg  besitzt.  — 

Hrn.  M.  in  A.  Näheres  über  den  Gebrauch  von  Fäden 
(insbesondere  Drabtfudeu)  zur  Besserung  akustischer  Mängel  von 
Räumen  können  Sie  aus  dem  Jahrg.  1874  der  englischen  Zeit- 
schrift „The  Huildcr"  erfahren,  in  welcher  der  Gegenstand  an 
2  Stellen,  u.  z.  pag.  G  und  pag.  477,  sich  bebandelt  findet 

Hrn.  M.  in  Badenweiler.  Zum  Dichten  feiner  Risse  so- 
wohl in  Zement  als  Asphalt  giebt  es  Erfolg  versprechende  Mittel 
nicht,  so  dass  ein  Neulegen  der  schadhaften  Stellen  allein  übrig 
bleibt  Die  gewünschten  Litteratur- Angaben  hat  im  Laufe  der 
letzten  Jahre  der  Fragekasten  schon  mehrfach  gebracht. 

Hrn.  M.  in  F.  Ueber  Shed  Dachkonstniktionen  haben  die 
letzten  Jahrgänge  des  Praktischen  Maschinen-Konstrukteur  mehr- 
fach litterariaches  Material  geliefert 

Hrn.  H.  in  Stargard  u.  Hrn.  K.  in  Stettin.  Ahllmrg, 
der  Wegebau  mit  Einschluss  des  Brückenbaues,  Braunsehwcig, 
sowie  v.  Kaven,  der  Wegebau,  Hannover,  werden  als  Studienmittel 
passend  für  Sie  sein.  t  


schwächt  durch  Aufbringen  einer  Lage  von  fest  gestam 
Thon,  oder  wohl  wirksamer  noch  durch  Aufbringen  einer 
gewöhnlichen  Kalkmörtels.  Wir  glauben  aber,  dass  selhstmitVei 


von  Ort  Berlin  in  1 


K.  E.  ü.  t  rit.cn.    l>r»rkt  W.  s»...t  llofbucli 


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No.  23. 


DEUTSCHE  BAÜZEITÜNG. 


113 


lakalt:  Ihr  Ki«M.t,»hitf.rürk..  ül~  r  ,1-n  t>m,m  M  i 
auf  der  dl.-^Urt<t.ii  BnliiKr  Kun«  A0..MI1M«.  - 

FattoaaUSacbrlifctM.  —  Bri»f-  und  Praatkaataa, 


—  Konkurrtmtn.  — 


Die  Eisonbabnbrüoke  über  den 
Dooro  bei  Oporto.  Am  <i.  November 
v.  J.  wurde  in  Portugal  eine  der  bedeu- 
tendsten Eisenbahn  •  Krücken  eingeweiht, 
(Iber  welche  einige  Notizen  die  Leser  dies. 
Ztg.  wohl  interessiren  dürften,  da  der  Bau 
ein  in  ziemlichem  Mauke  ungewöhnlicher 
und  kühner  ist  l»ie  beistehende,  nach 
einer  Photographie  gezeichnete  Skizze  und 
die  folgenden  baten  sind  zum  Theil  einer 
Mittheilung  de»  „Coro- 
du  Porlou  ent- 


■ — 


m*4 


ich  der  Freundlichkeit 
des  Konsuls  des  Deut- 
schen  Kelches,  Herrn 

Eduard  Katzenstein, 
verdanke.    Einige  Er- 
gänzungen jener  Notizen 

entstammen  mehren 
sonstigen  (JucIIpd  und 
unter  diesen  insbesondere 
einer  aus  10  Klaftern  he- 
stehenden  Serie  vortreff- 
licher photographischer 
Aufnahmen,  die  von  der 
Buchhandlung  Kmilio 
Kiel  &  ( 'o.  in  <  *)K>rto 
durch  Venniltelung  der 
Exjm  ditiou  dies.  Kl.  zum 
Kreise  vou  50  be- 
ziehbar ist  — 

Das  Thal  des  Douro, 
der  au  der  Brückenbau- 
stelle  eine  Breite  von 
etwa  140-»  hat,  ist  auf 
einer  großen  Liingc  sehr 
tief  eingeschnitten,  so 
da»s  die  von  Lissabon 
nach  Porto  und  dem 
Norden  führende  Eisen- 
bahu  gezwungen  war, 
dasselbe  in  einer  Höhe 
von  nicht  weniger  als 
(32  m  über  Niederwasser 
zu  kreuzen. 

Man  wählte  eine 
Eisen  -  Konstruktion,  be- 
stehend aus  zwei  kon- 
tinuirlichen  Fach- 
werkträgern, die  durch  7 
eiserne  Pfeiler  und  eine 

Bogen  -  Konstruktion 
unterstützt  werden,  auf 
welch  letzterer  selbst  2 
dieser  Pfeiler  ihre  Unter- 
stauung erhalten  haben. 
Die  beiden  ersten  Öff- 
nungen des  rechten  l'fers 
(Porto)  und  die  ersten  8 
des  linken  L'fers  haben 
eine  Spannweite  von  je 
37, 40B>,  die  < Hoffnungen 
ül:er  dem  Bogen  sind 
je  23,75  m  und  die 
beiden  Schlusstflcke  am 
Scheitel  des  Kogens  je 
2(>cn  weit.  Der  Abstand 
zwischen  den  beiden 
Parallel  -  Trägern  be- 
trägt 3,1 m ;  die  Bogen- 
konstruktion  aber  hat 
Breite  im  Grundriss  und  es 
Träger- Entfernung  von  den 


nach  dem  Scheitel  hin 
während  der  Abstand 


wechselnd 
nimmt  dii 
Kämpfcrpuukten 
gleichmäßig  ab : 

der  Bogenträger  am  Fufspuuktc  15  m  ist, 
l>etrügt  derselbe  am  Scheitel  nur  noch 
3,95».  Diese  geneigte  Stellung  der  Träger 
Versteifung,  insbe- 
Winddruck   dienen  und 
bei  der  besonderen  Art 
der  Montage,  welche  mau  gewählt  hat, 
nothwendig.         Die    Brückentafel  hat 
zwischen  den  auf  Konsolen  ausgekragten 
Geländern  eine  Breite  von  4,5 ». 

Die  Höhe  der  eisernen  Pfeiler  betragt 
von  der  Seite  von  Porto  an  gezahlt:  SC"; 
43";  2  mal  13,20m  (die  beiden  Pfeiler 
auf  dem  Bogenj:  43'";  21)'"  und  15,«»». 


so  weit  vorgeschoben  worden,  bis  ihre  vorderen 
llinien  der  auf  dem  Bogen  aufgestelzten  beiden 


Die  Höbe  der  sichelförmig  konstruirten  Bogenträger  ist  im 
Scheitel  10!»;  ihre  Spannweite  ist  160'"  und  es  übertrifft  die 
Dournbrücke  die  grölste  bis  jetzt  bei  Bogenbrücken  erreichte 
Spannweite  (158,5  m  bei  der  Bracke  Ober  den  Mississipi  in 
St  Louis)  um  1,5"',  nimmt  also  unter  allen  Bngenhrücken  der 
Welt,  was  die  Weite  einer  einzelnen  Spannung  betrifft,  heute 
den  ersten  Rang  ein.  Theils  die  grofse  Wassertiefe,  theils  Un- 
sicherheit des  Baugrundes  und  endlich  grofse  Schwankungen  im 
Wasserstande  des  Flusses,  die  binnen  kürzester  Zeit  zu  An- 
schwellungen von  etwa  12»  führen,  waren  die  Ursachen,  die 
zur  Wahl  dieser  aufsergewöhnlichen  Spannweite  genöthigt  haben. 

Die  Bogenträger  sind  mit  Kämpfer-Scharnieren,  aber  ohne 
Scheitel-Scharniere  ausgeführt.  Diese  Scharniere  stemmen  »ich 
gegen  die  äufscren  Theile  der  Widerlager,  welche  nach  der  Rück- 
seite hin  eine  betrachtliche  Verstärkung  erhalten  haben,  in  welcher 
der  Fugenschnitt  normal  zu  der  Richtung  der  Drucklinie  ange- 
ordnet ist  Zwischen  diesen  rlügelartigen  Verstärkungen  erbebt 
sich  der  Fundament  -  Aufbau  für  die  zunächst  am  Stromufer 
stehenden,  etwa  43  m  hohen,  schmiedeisernen  Fachwerk -Pfeiler. 

Soweit  die  Photographien  erkennen  lassen,  ruhen  die  170™ 
bezw.  132 »  langen  kontinuirlichen  Fachwerkträger,  die  nach 
einfachem  Gitter-System,  aber  durchgängig  mit  Dop|iel-Diagonalen 
ausgeführt  sind,  auf  Kipplagern.  Die  auf  dem  Bogenscheitel 
aulruhenden,  je  2fi m  langen  Einzelträger  haben  eine  der  Rogen- 
form entsprechende  Führung  des  Untergurts  erhalten  und  sind 
gegen  das  spitz  auslaufende  Ende  hin  mit  Blechwand  hergestellt 

Die  Krücke  wurde  in  22  Monaten  erbaut;  man  wollte  sie  zuerst 
in  19  Mouaten  fertig  stellen,  wurde  jedoch  durch  den  vergangenen 
sehr  strengen  Winter  aufgehalten.  An  200  Arbeiter  waren  durch- 
schnittlich beschäftigt  Die  Tagelöhner  erhielten  14,5  (dtsche.)  Pf. 
Lohn  pro  Stunde  Arbeitszeit,  die  besseren  Arbeiter,  wie  Schlosser  etc., 
47  bis  06  Pf.  Die  Dauer  der  Arbeitszeit  war  im  Winter  10,  im 
Sommer  12  Stunden;  die  Ueberstunden  wurden  doppelt  vergütet. 

Ein  besonderes  Interesse  nimmt  die  Art  und  Weise  in 
Anspruch,  in  welcher  die  Aufstellung  des  Ueberbaues  bewirkt 
worden  ist  da  dieselbe  ohne  jegliche  Rüstung,  ohne  provisorische 
Zwischenstufen  oder  sonstige  baulichen  Vorkehrungen  vorge- 
nommen wurde.  Es  sind  zunächst  die  koulinuirlicheu  Parallel- 
Träger 
Enden  in 

Unterstutzungen  gerückt  waren,  und  es  hat  alsdann  der  Aufbau 
des  Bogens  begonnen,  welcher  mit  Hülfe  von  Seilen,  die  nach  dem 
nächsten  Pfeiler  und  nach  den  unterstützten  Enden  der  kontimiir- 
licheu  Träger  hin  ausgebracht  worden  waren,  verwirklicht  ist. 
Neben  diesen  Systemen  von  Seileu  waren  noch  sogen,  fjuifseile, 
die  von  einem  Ufer  zum  andern  hinüber  reichten,  vorhanden, 
sowie  zu  Hebewerken  führende  anderweitige  Seile,  mittels  deren 
die  einzelnen  Eisentheüe  der  Rogenkonstruktion  aus  schwimmenden 
Kähnen  in  die  Höhe  genommen  wurden.  Nach  Fertigstellung 
des  Kogens  folgte  der  Aufbau  der  auf  dessen  beiden  Schenkeln 
aufgcstclzten  Stutzen  und  endlich,  als  Abschluss  der  Montage,  die 
Aufbringung  der  4  mittleren  Theile  des  Parallclträgers.  — 

Der  Plan  des  Bauwerks  rührt  von  den  Hrn.  Eiffel  &  Co. 
in  Paris  her,  deren  Werken  auch  die  Ausführung  des  Haues  über- 
tragen gewesen  ist  —  Die  oben  nur  in  flüchtigster  Weise  ange- 
deuteten Motitagc- Vorkehrungen  wurden  von  Hrn.  Nou guier 
entworfen,  unter  dessen  Oberleitung  die  Aufstellung  der  Krücke 
durch  Hrn.  Angevere  stattgefunden  hat  — 

Es  erscheint  wünschenswerth,  über  die  Gesichtspunkte  bei  der 
Projektverfassung,  ohne  deren  Kenutniss  eine  Kritik  keine  Berechti- 
gung hat,  und  über  die  Art  der  Ausführung  eine  etwas  eingehendere 
Mittheilung  zu  erhalten :  vielleicht  giebt  die  Veröffentlichung  dieser 
Zeilen  den  Anstofs  dazu,  dass  ein  in  Portugal  oder  Spanien  lebender 
deutscher  Fachgenosse  uns  in  dieser  Beziehung  zu  Hülfe  kommt 

Wiesbaden.  H.  L. 

Unfall  -  beim  Bau  des  Sloherheltahafens  bei  Bromberg. 

Aus  der  durch  Deicbbrüche  und  Ueberschwcmmungen  zu  trauri- 
ger Berühmtheit  gelangten  Weichselgegend  ist  abermals  vou 
einem  gleichartigen,  doch  in  ziemlich  engen  Grenzen  sich  halten- 
den Unfall  zu  berichten. 

Nach  einer  in  der  Ostd.  Pr.  enthaltenen  Mittheilung  hat  am 
10.  <L  M.  Abends  ein  Durchbrach  eines  provisorischen  Schutz- 
deiches, der  für  die  Bauausführung  des  sogen.  Sicherheitehafens 
am  Zusammentritt  der  Brahe  mit  der  Weichsel  angelegt  worden 
ist,  stattgefunden.  Der  Bruch  hat  eine  Stelle  betroffen,  an  wel- 
cher der  Deichkürper  auf  unzuverlässigem,  quelligen  Untergründe 
(im  Bett  eines  früher  bestandenen  Flusslaufes)  lag,  und  ist  er- 
folgt trotz  umfassender  Sicherungs-  Vorkehrungen,  die  kurz  vor 
Eintritt  der  Katastrophe  ins  Werk  gesetzt  worden  sein  sollen. 

Die  Länge  der  Durchbnichstelle  betragt  etwa  32"'  bei  4  ■ 
Tiefe  unter  Wasserspiegel^;  die  überschwemmte  Fläche  hat  die 

Man  beabsichtigt  nach  Ablauf  des  Hochwassers  die  Deich- 
lücke zu  schliessen,  alsdann  die  Uberschwemmten  Flächen  wie- 
der trocken  zu  legen,  um  ohne  Abweichung  von  den  ursprünglich 
fest  gestellten  Bau-Programm  die  Aushebung  des  Hafens  voll- 
ständig im  Trocknen 


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114 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


20.  Marz  1878 


Zur  Vertretung  der  Architektur  svuf  da 
Berliner  Kunstausstellung.  Das  Gesuch  des  Berliner  Archi- 
tekteavereios  an  die  öffentlichen  Behörden,  betreffend  die  Aus- 
stellung der  Entwürfe  au  öffentlichen  Bauwerken  auf  der  Berliner 
Kunstausstellung  bezw.  den  Ausstellungen  des  Verbandes,  hat 
seitens  mehrer  Stadtgemeinden  bereits  freundliches  Entgegen- 
kommen gefunden.  Der  Magistrat  von  Berlin  hat  beschlossen, 
auf  der  Kunstausstellung  die  Entwürfe  für  mehre  Schönbauten 
(z.  B.  Nikolaikirche,  Halle'&chc  Thor-Gebiude  etc.),  auf  der  Ver- 
bands- Ausstellung  die  Entwürfe  hervorragender  Kützlichkeitabautcn, 
mehrer  Brücken,  des  Irrenhauses  u.  s.  w.  auszustellen.  Die 
städtischen  Behörden  von  Stettin  haben  beschlossen,  die  Kunst- 
ausstellung mit  den  Plänen  des  neuen  Ratbhanses  und  des  neuen 
Krankenhauses  zu  beschicken,  und  einen  Kostenbetrag  zur  An- 
fertigung hezgl.  Zeichnungen  ausgeworfen.  —  Vielleicht,  dass  dies 
anregt. 


Gewerb  Ueno  Ausstellung  in  Erfurt  Der  Gewerbe- Verein 
in  Erfurt  wird  im  August  d.  J.  eine  Fachausstellung  von 
Kraft-  und  Arbeitsmaschinen  für  das  Kleingewerbe 
veranstalten,  welche  3  Gruppen  umfassen  wird,  und  zwar: 

Gruppe  1.,  Kraftmaschinen  mit  6  Klassen:  Gaskraft-,  Heiss- 
luft-,  Wasserkraft-,  Dampf-,  Kohlenwasserstoff-  etc.  Mose 

dieven"-' 
Holz-, 


F.  Stadler  und  2  vierte  Preise  zu  je  5ix>  Fr.  an  Hrn. 
E.  Reverdin  und  Hrn.  S.  Pittet  vergeben  wurden.  Außerdem 
haben  die  Preisrichter  noch  5  weitereu  Arbeiten  --  von  den  Hrn. 
Camuzat  A  Ponry.  Bertliet,  John  Koch,  Hohrer  (in  Lemberg) 
und  Bachofeu  —  ehrende  Erwähnuug  zu  Theil  werden  lassen. 

Konkurrenz  für  Entwürfe  zu  einem  Museum  in  Linz. 
(M.  vergl.  No.  M,  .Ihrg.  77  d.  Bl.(    Das  aus  <i  Architekten  und 


Ingenieuren  zusammen  gesetzte  Preisgericht  hat  unter  den  21 
Entwürfen  demjenigen  der  Arch,  Hm.  Wendel  er 


u.  Hieser  in  Wien  den  1.  Preis,  demjenigen  d.  Arch.  Hrn.  Carl 
Stattler  in  Wien  den  2.  Preis  zuerkannt.  Die  Entwürfe 
„Urania  Pallas"  und  „Durch  Nacht  zum  Licht"  sind  als  die 
nächst  besten  erklärt 


Blech-,  Leder-,  Stein-  und  Hornbearbeitungs- 
»eitsmaachinen  für  Gürtler,  Mechaniker,  Hutmacher, 
Schuhmacher,  Bürstenmacher,  Seiler;  Näh-,  Stück-,  Stepp-  und 
Wirkmaschinen;  Maschinen  für  Müller,  Bäcker,  Buchdrucker, 
Buchbinder  etc.; 

Gruppe  111.,  Erzeugnisse,  soweit  dieselben  mittels  Maschinen 
der  Gruppe  L  und  IL  hergestellt  sind:  Holz-,  Eisen-,  Blechar- 
beiten; Erzeugnisse  der  Textilindustrie;  Buchdrucker-,  Buchbinder-, 
Portfeuille-Arbeiten  etc. 

Damit  die  Wirkungsweise  der  Arbeits-Maschinen ,  sowie  ihre 
besonderen  Vorzüge  leicht  zu  erkennen  siud,  sollen  dieselben 
durch  die  ausgestellten  Kleinkraft-Maschinen  in  Betrieb  gesetzt 
und  ihre  Leistungen  gezeigt  werden.  Es  sollen  Beurtbeilungen 
durch  Preisrichter  stattrinden  nnd  Zertifikate  (keine  Belohnungen 
etc.)  ertheilt  werden.  Die  Antnelde-Frist  läuft  am  1.  April  er.  ab. 
Meldungen  sind  au  den  Vorsitzenden  der  eingesetzten  .Spezial- 
Kommission, Maschinenmeister  Bork  in  Erfurt  zu  richten. 


Neues  in  der  Berliner  Bau-Austellun».   In  der  Woche 
15.  März  wurden  eingeliefert:  Vor 


echt  persische  Tep- 
piche (im  Vestibül  und  im  Treppeuhause)  --  von  Karl  Heckert 
eine  KrysUllkrone  für  Gas  —  von  Karl  Sprick  Holzjalousie  und 
Rouleaux  —  von  Ed.  Puls  Frontgitter  in  .Schmiedeisen,  La 
mit  schmiedeisernem  Fuss  und  mit  in 


Konkurrenzen. 

Die  Konkurrenz  des  Gewerbe-  und  Industrie- Vereins 
zu  Bremen,  betreffend  die  „Möbel-Einrichtung  eines  ein- 
fachen Wohnzimmers  des  Mittelstandes"  (man  vergl. 
No.  93,  .Ihrg.  77  d.  Bl.)  ist  mit  4  Lösungen  in  wirklicher  Aus- 
führung und  24  Entwürfen  in  Zeichnungen  beschickt  worden.  — 
Für  die  erstere  Lösungsart  konnte  der  1.  Preis  nicht  ertheilt 
werden,  da  keine  Ausführung  völlig  genügend  und  programmge- 
mäß befunden  wurde.  Den  2.  Preis  ( 10«  M)  erhielten  die  Hrn. 
Chr.  Nicderhöfer  Söhne,  Möbelfabr.  in  Edenkoben;  eine  Prämie 
i  50  .//.  wurde  als  besondere  Anerkennung  Hrn.  W.  Dieckelmann, 
i-  und  Möbelschreiner  in  Frankfurt  a.  M.,  für  einen  von 
diesem  gelieferten  Tisch  zugesprochen.  —  Von  den  Entwürfen 
erhielten  diejenigen  des  Hrn.  Arch.  Otto  Fritzsche  in  München 
(Atelier  d.  Hofmöbelfabr.  v.  A.  Pofsenbacher  in  München)  den 
1.  Preis  (150  M),  diejenigen  des  Hrn.  Bildhauer  U.  Behr  in 
Stuttgart  den  2.  Preis. 

Konkurrenz  für  Entwürfe  zu  einem  Altershospital  In 
Anieres  bei  Genf.  Die  von  uns  in  No.  91  Jhrg.  77  u.  Bl.  be- 
sprochene Konkurrenz,  an  der  sich  51  Entwürfe  —  wohl  haupt- 
sächlich schweizerischen  und  französischen  Ursprungs  —  be- 
theiligt haben,  ist  am  6.  März  d.  J.  zum  Abschluss  gelangt  In 
gewissenhafter  Erwägung  des  Programme«,  das  vor  allem  die 
grösste  Einfachheit  und  Schlichtheit  in  Anlage  und  Erscheinung 
der  Anstalt  zur  Bedingung  machte,  sah  sich  die  .Inn"  nicht  in 
der  Lage,  einen  ersten  Preis  zu  verleihen.  Die  für  Preise  zur 
Verfügung  stehende  Summe  ist  unter  die  Verfasser  der  5  besten 
Entwürfe  in  der  Weise  vertheilt  worden,  dass  2  zweite  Preise 
zu  je  1500  Fr.  an  die  Hm.  Kern  £  von  Muydeu,  sowie  Hrn. 
John  Camoletti,   1   dritter  Preis  von   1000    Fr.    au  Hrn. 


Personal -Nachrichten. 

Preufsen. 

Ernannt:  Der  Eisenbahn  -  Baumstr.  Walter  Eggert  in 

bei  d.  Frank- 


—  Der  Ingenieur  Dolezalek  mit  dem  Prä 
um  ordenll.  Lehrer  an  der  polytechn.  Schule 


Kassel 
furt-t 
dikat 
au 

Die  Baumeister- Prüfung  haben  die  Bauführer  Carl 
Wegner  aus  Berlin  und  Hugo  kayaer  aus  Mülheim  a./R.  be- 
standen. 

Die  Bauführer-Prüfung  für  beide  Fachrichtungen  haben 
bestanden:  Emil  Kuhring  aus  Berlin,  Wilhelm  Bassmann 
ans  Meiningen,  Paul  Müller  aus  Berlin,  Herrn.  Salomon  aus 
Gerdauen,  Max  Morin  aus  Wanzleben,  Ferd.  Kleinenbroich 
aus  Bensberg  Kr.  Mülheim  a./R  und  Max  Bressel  aus  Dahlen- 
warsleben Kr.  Wolmirstedt 

Brief-  und  Fragekasten. 

Berichtigung.    In  dem  Artikel  „Das  neue  Gebäude  der 
fiemäldegallerie  zu  Kassel",  No.  10  8eite  43  d.  J.,  ist  am  Schluss 
statt  „Schmidtmann  Sohn  A  Potente"  zu  " 
Zahn  und  Potente". 

Hrn.  E.  H.  in  Stuttgart.  Die  von  Ihnen  angeregte  Frage 
wegen  des  Aquädukts  von  Spoleto  ist  bereits  im  vorigen  Jahre, 
auf  S.  207  und  23S  u.  Bl.  behandelt  worden.  Die  Angaben 
Bziha's  haben  dabei  im  allgemeinen  Bestätigung  gefunden;  aller- 
dings sind  die  genauen  Abmessungen  des  Bauwerks  und  seiner 
einzelnen  Theile  noch  nicht  ermittelt  bezw.  bekannt  gemacht 
worden. 

Abbonent  in  Wittenberge.  Die  Antwort  auf  Ihre  An- 
frage: Ob  und  wann  wir  die  amtlich  eingeführten  abgekürzten 
Bezeichnungen  der  metrischen  Maal'se  und  Gewichte  annehmen 
werden  —  ist  bereits  in  No.  102  Jhrg.  77  u.  Bl.  dahin  ertheilt 
worden,  dass  wir  in  unserer  Stellung  als  Organ  des  Verbände* 
uns  au  die  von  diesem  angenommenen  Bezeichnungen  so  lange 
für  gebunden  halten  müssen,  als  ein  Beschluss  Ober  die  Aufgabe 
derselben  noch  nicht  gefasst  ist.  Wir  gestatteten  uns  damals 
dem  Verbands- Vorsund  anheim  zu  stellen,  einen  solchen  Be- 
schluss möglichst  bald  auf  schriftlichem  Wege  herbei  au  führen, 
haben  aber  damit  keinen  Erfolg  erzielt. 

Hrn.  L.  in  Buxtehude.  Ein  Zusatz  von  Gips  zu  dem 
Untergründe  für  Sgraffito-Malereien  ist  u.  W.  noch  nicht  versucht, 
muthmaai'slicb  weil  derselbe  in  hohem  Grade  bedenklich  für  die 
Haltbarkeit  isL  .Als  Leberzug  des  gefärbten  Untergrundes  genügt 
einfache  Kalkmilch;  etwaige  Zusätze  sind  uns  nicht  bekannt. 

Hrn.  C.  J.  S.  in  Liegnitz.  Adressen  zum  Bezüge  von 
Buckelplatten  enthält  u.  a.  die  Beilage  zum  Deutsch.  Baukalender. 

Abonn.  in  Frankfnrt  a.  M.  Wir  bitten  die  Anfrage  einem 
der  zahlreich  erscheinenden  Fachblätter  für  Keramik  vorlegen  zu 
wollen. 

Hrn.  W.  in  Mühlhausen.  Wir  sollten  denken,  dass  so- 
wohl das  Hohne'sche  Instrument  als  auch  der  Abney'sche  Neigungs- 
messer Ihren  Zwecken  genügen  würden,  und  beziehen  uns  hierzu 
auf  die  Publikationen  in  No.  47  u.  72  Jahrg.  1877  dies.  Ztg. 

Hi  n.  K.  in  W.  Adressen  für  Lieferung  von  Rohrdächern 
sind  uns  nicht  bekannt  Wahrscheinlich  würde  ein  Inserat  Ihnen 
zu  der  gewünschten  Kenntuiss  verhelfen. 

Abonn.  in  Ohligs.  Dass  in  den  ersten  Entwickelungs- 
Stadien  des  Schwammes  ein  kräftiger  Luftwechsel,  und  namentlich 
die  Zuführung  trockener  Luft  genügt,  um  dem  Uebel  Einhalt 
zu  thun,  ist  wahrscheinlich,  aber  doch  zum  voraus  keineswegs 
als  völlig  sicher  anzunehmen.  Dass  Sic  in  einem  besonderen  Falle 
bei  weit  fort  geschrittener  Schwammbildung  sich  mit  dem  an- 
gegebenen Mittel  nicht  begnügt,  sondern  noch  ein  Uebriges  gethan 
haben,  erscheint  uns  l>erechtigt  und  finden  wir  bei  dem  durchaus 
rationellen  Verfahren,  welches  Sie  eingeschlagen  haben,  die  von 
übermäßigen  Sparsamkeitsgelüsten  eingegebenen  Kritiken  Dritter 
sowohl  unverständig  als  unverständlich. 

Ilm.  II.  in  D.  Die  Möglichkeit,  dass  das  Vorhandensein 
eines  mit  Oel  getränkten  Putzlappens,  welcher  ein  kleines  Stück 
Eisen  eingeschlossen  enthielt,  in  einem  Dampfkessel  an  der 
I 'entrichteten  Thatsache  einer  Ausbauchung  der  Kesselwand  be- 
theiligt sei,  scheint  uns  keineswegs  völlig  ausgeschlossen  zu  sein, 
wenngleich  wir  in  den  Kausal-Nexus  einen  näheren  Einblick  nicht 
besitzen.  Wahrscheinlich  liegt  die  Schuld  zumeist  au  derGegenwart 
von  Fett,  wahrend  das  kleine  Metallstück  mehr  oder  weniger 
uubcthciligt  ist.  Ihre  Berufung  auf  die  Benutzung  schwerer 
Zinkblöcke  in  Dampfkesseln  scheint  uns  unzutreffend,  da  die  ein- 
fachsten Vorsichtsmaafsrcgcln,  verbunden  mit  Rücksichten  auf  den 
Dampf  bildungs  -  Prozess,  dazu  drängen,  schwere  Zinkharren  in 
Kesseln  nur  so  anzuwenden,  dass  sie  von  der  Wand  isolirt  im 
Kessel  sich  belinden,  nnd  eben  diese  Einlagemngsweise,  so 
viel  uns  bekannt  auch  diejenige  ist,  von  welcher  gewöhnlich 
Gebrauch  gemacht  wird.  


-,n  r.ti  II.  .  Iii«  in 


K  K.  O  Kril.rh.    Dni.k:  W.  M/iror  HofburbdrurlnrH.  ftwHn. 

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N«.  24.  ______      DEUTSCHE  B  A  UZE  IT  U  NJ}.   llb 

laallt:  Dm  Sthlnkrlfmt  d»  Architekten  V.-,«in»  su  Berlin  im  13-  Mira  187*.  Berliner  fMailthaaa.  —  M 1 1 thnl I ungen  »u«  Veralaaa:  B*ot«rJi»iartier  Venia  n 
(Mehla».)  —  Ueber  ilm  Hau  der  Baeiahrfirk*  bei  Alt-BreU-ch.  —  Die  Beriet»«  de»  I  Aachen.  —  Architekt«!-  und  Ingenieur -  Verein  ia  Haanavw.  —  Art— Katers- Verein 
Hamborg«  ßaunotlael - Uex-tlee.  —   fr  J-  Vi'   lür  die  Bahnhof»  - KhirirhlwigeB  der   j   tu  Berlin. 


Das  Schinkelfest  des  Architekten -Vereins  zu  Berlin  am  13.  März  1878. 

ClilM—] 

eun  die  Trauer  um  den  todten  Meister  auch 
nicht  mehr  der  ürundton  unserer  Feier  sein 
kann  —  so  etwa  leitete  Hr.  Otzen  seineu 
Vortrag  ein,  —  wenn  vielmehr  die  Zeit  von 
nns  verlangt,  offenen  Auges  an  die  Arbeit 
für  die  Leitenden  zu  gehen  —  so  sind  es 
doch  ernste  Betrachtungen,  zu  denen  wir  uns 
an  diesem  Tage  zusammen  linden.  Kr  inahnt  uns.  einzu- 
kehren in  uns  selbst  und  im  Sinuc  Schinkels,  gleichsam  mit 
seinem  verklärten  geistigen  Auge,  zu  erforschen,  wohin  wir 
treiben  und  was  uns  noth  thut. 

Niemals  ist  uns  eine  solche  Einkehr  nöthiger  gewesen, 
als  in  der  Gegenwart  Denn  alle  Verhaltnisse  unseres  Faches 
sind  zur  Zeit  in  völliger  Auflösung  und  Umgestaltung  begriffen. 
Wahrend  die  rastlos  arbeitende  Wissenschaft  taglich  neue 
Aufgaben  zur  Lösung  stellt,  vollzieht  sich  eine  so  schnelle 
Entwickelung  der  Anschauungen,  dass  selbst  der  goldene 
Schatz  des  Alters,  die  Erfahrung,  uns  im  Stiche  zu  lassen 
droht.  Die  früher  angestrebte  Universalität  auf  dem  Gebiete 
baulichen  Schaffens  ist  langst  zur  Unmöglichkeit  geworden: 
vielmehr  sucht  in  entgegen  gesetztem  Sinne  der  Drang  mich 
Spezialisirung  bis  zur  aufsersten  Konsequenz  sich  geltend  zu 
machen.  Der  Architekt  neigt  dazu,  dem  lärmenden  Treiben 
der  Technik  sich  zu  entziehen;  der  Ingenieur  schüttelt  den 
Zwang  ästhetischer  Rücksichten  von  sich  und  bat  die  Parole 
des  krassen,  stofflichen  Minimums  auf  seine  Fahne  geschrieben. 

Angesichts  dieser  Zustande  ist  es  nach  Ansicht  des 
Redners  eine  Frage,  die  sich  vor  allen  anderen  in  den  Vorder- 
grund drangt  und  die  er  daher  auch  für  heute  zum  Gegen- 
stande seiner  Betrachtung  erwählt  hat:  Wie  soll  die 
Schule  sich  gestalten,  in  welcher  die  Techniker 
derZnkunft  zu  bilden  sind,  und  wie  soll  der  Lehr- 
stoff gegliedert  werdeu,  damit  in  dieser  Schule 
sowohl  die  Wissenschaft  wie  die  Kunst  zu  ihrem 
Recht  gelangen?  — 

Um  einen  Ausgangspunkt  für  die  Beantwortung  dieser 
Frage  zu  gewinnen,  erörterte  der  Redner  zunächst  in  längerer 
Ausführung,  wie  der  Bildungsgang  der  groben  Meister  unserer 
Kunst  in  deren  Blüthc-E|>ocheu  beschaffen  war  und  welches 
Ziel  dieselben  verfolgten.  Die  zugleich  als  Bildhauer  und  In- 
thätigen  griechischen  Architekten,  die  namentlich 
der  technischen  Seite  so  bcwunderungswUrdig  geschulten 
römischen  Baumeister,  die  der  klösterlichen  Gemeinschaft  an- 
gehörigen  Architekten  des  frühen,  sowie  die  aus  den  Bauhütten 
hervor  gegangenen  Architekten  des  späten  Mittelalters,  endlich 
die  individuell  entwickelten  künstlerischen  Universalgenies  der 
Renaissancezcit :  sie  alle  stellen  sich  uns  in  erster  Linie  als 
die  Organe  dar,  welche  das  allgemeine  Kunstbewusst- 
sein  ihres  Volkes  und  ihrer  Zeit  mustergültig  zu  ver- 
körpern wussten.  In  zweiter  Linie  vertraten  dieselben  nicht 
nur  jene  Verbindung  der  bildenden  Künste,  ohne 
welche  ei_e  Durchdringung  derselben  unmöglich  erscheint, 
sondern  sie  standen  auch  auf  der  vollen  Höhe  der  t  e  c  h  n  i  s  c  h  e  n 
Einsicht  ihrer  Zeit  und  besafsen  im  Handwerk,  aus  dem 


Unsere  Zeit  hat  sich  so  weit  von  diesem  Ideale  entfernt, 
dass  wir  von  vom  herein  darauf  verzichten  müssen,  dasselbe 
jemals  wieder  in  alter  Weise  verwirklicht  zu  sehen.  Wir 
dürfen  zufrieden  sein,  wenn  jene  Vermählung  des  Wissens  und 
Könnens,  die  sich  ehemals  in  der  Person  des  einzelnen  Archi- 
tekten vollzog,  vom  allgemeinen  Bewußtsein  als  Ideal  aner- 
kannt wird,  wenn  man  es  als  txithwcndig  betrachtet,  die  zer- 
fahrenen Bestrebungen  der  Kunst,  der  Technik  und  des 
Handwerks  wiederum  auf  einen  gemeinsamen  Boden  zu  stellen. 
Und  es  darf  uns  mit  Genugthuung  erfüllen,  dass  die  Gegen- 
t,  im  Vergleich  mit  der  hinter  uns  liegenden  Periode, 
einige  Fortschritte  aufzuweisen  hat.  —  Noch  eut- 
;in  einheitliches  Kunstbewusstsein ,  noch 
wir  in  den  verschiedenen,  nach  einander  auf- 
Iteren  Kunstweisen,  aber  die  Kreise,  die  sich  auf 
nd  derselben  gebildet  haben,  berühren  sich  allmählich, 
fangen  trotz  feindlichen  Widerstandes  an,  von  einander  zu 
lernen,  und  streben,  nachdem  früher  schon  eine  äufserliche 
Verschmelzung  versucht  worden  ist,  nach  innerer  Versöhnung 
der  Gcgcnsutte.  —  Skulptur  und  Malerei,  die  sich  völlig  von 


der  Baukunst  getrennt  hatten,  scheinen  nach  manchen  An- 
zeichen geneigt,  zu  der  Mutter  zurück  zu  kehren  und  wiederum 
ihrem  Dienste  sich  zu  weihen.  —  Die  im  Ingenieurwesen 
vertretene  Technik  hat  in  so  weite  Bahnen  eingelenkt  nnd  ist 
so  schnell  voran  geschritten,  dass  sie  der  Kunst  fast  uner- 
reichbar scheint;  aber  indem  sie  dieser  einige  Brosamen  zu- 
wirft, äul'sert  sie  doch  wenigstens  das  Bedürfniss,  ihre  Blöfse 
nothdürftig  zu  bekleiden.  —  Das  verkümmerte  Handwerk 
endlich,  dem  nicht  blos  die  bis  dahin  vornehm  abgeschlossene 
Künstlerwelt  wieder  ihre  liebevolle  Theilnahmc  zugewendet 
hat,  sondern  dem  auch  der  Staat  und  die  Gemeinden  neues 
frisches  Leben  zuzuführen  sich  anstrengen,  schickt  sich  an, 
aus  seinem  langen,  dumpfen  Schlafe  zu 
Selbständigkeit  wiederum  sich  empor  z 

Um  diese  Errungenschaften  sicher  zu  stellen  und  ein 
weiteres,  gedeihliches  Fortschreiten  auf  derselben  Bahn  herbei 
zu  führen,  giebt  es  kein  näher  liegendes  Mittel,  als  das  Be- 
wusstsein,  aus  dem  jene  hervor  gegangen  sind,  zu  stärken  und 
in  immer  weitere  Kreise  zu  tragen.  Hierbei  auf  dem  prak- 
tischen Boden  der  Kunst,  der  Technik  und  des  Handwerks 
zu  helfen,  ist  Sache  aller  Fachgenossen.  Wichtiger  aber 
und  auch  einflussreicher  ist  hier  die  Wirksamkeit  der 
Schule,  der  es  in  erster  Reihe  obliegt,  den  neuen  Geist  zu 
pflegen  und  die  Verhältnisse,  in  denen  wir  schaffen,  allmählich 
wieder  zu  gesunden  zu  machen.  — 

Die  Forderungen,  denen  sie  in  dieser  Beziehung  zu  ge- 
nügen hat,  näher  zu  entwickeln,  versuchte  der  Redner  im 
zweiten,  Haupt-Theile  seines  Vortrages. 

Was  zunächst  den  Standpunkt  betrifft,  den  die  Schule 
gegenüber  den  Bestrebungen  zur  Wiedergewinnung  eines 
einheitlichen  Kunstbtwusstseins  einzunehmen  hat, 
so  erinnerte  Hr.  Otzen  an  den  mit  Jubel  aufgenommenen 
Trinkspruch  Richard  Lucae's  auf  dem  vorjährigen  Schinkel- 
fest. .Licht  und  Luft  für  Alle",  so  lautete  die  Forderung, 
welche  dieser  hervor  ragende  Vertreter  der  Kunst  und  des 
Lehrfachs  hier  aussprach  und  die  er  uns,  gleichsam  als  sein 
Vermächtnis,  hinterlassen  bat  —  ein  wohlthuender  Gegensatz 
gegen  die  einseitige  Abgeschlossenheit,  in  der  noch  vor  kurzer 
Frist  die  Vertreter  des  Klassizismus,  der  Gothik,  der  Frtth- 
renaissance  und  des  fröhlichen  Zopfes,  jeder  im  Glauben  an 
den  Besitz  des  allein  seligmachenden  Prinzips,  zu  einander 
standen.  Luft  und  Licht  für  Alle,  es  ist  dasjenige,  was  allein 
die  Entwickelung  einer  selbständigen  modernen  Kunst  in  die 
Wege  leiten  kann.  Vorüber  ist  ja  zum  Glück  die  Zeit  jener 
krankhaften  Stilexperimente,  an  denen  leider  so  viel  ehrliche 
und  tüchtige  Kraft  verschwendet  worden  ist,  die  jedoch  not- 
wendig waren,  um  diese  eine  Seite  der  Versuche  zu  einer 
Wiedergeburt,  der  Kunst  für  immer  abzuschliiTseii  und  die 
Nichtigkeit  des  Eklektizismus  darzuthun.  Mag  einer  jeden 
der  verschiedenen  Kunstweisen  die  Gelegenheit  gegeben  werden, 
in  rastloser  Thütigkcit  immer  weiter  in  die  noch  lange  nicht 
erschöpften  Fundgruben  alter  Kunst  sich  zu  vertiefen,  zu 
gleicher  Zeit  aber  die  gewonnenen  Ergebnisse  innerlich  zu 
verarbeiten.  Möge  man  von  dem  künstlerischen  Schaffen  die 
Schablone,  welche  es  auch  sei,  mit  allen  Mitteln  fern  halten, 
damit  der  hödiste  Beiz  der  Kunst,  die  Individualität,  nicht 
von  vorn  herein  erstickt  werde,  damit  ein  Jeder  in  freier 
Wahl  für  diejenige  Kunstsprache  sich  entscheiden  kann,  die 
seinem  Wesen  am  meisten  entspricht  und  ihm  gestattet,  es 
zu  wirklicher  Meisterschaft,  zu  einer  vollständigen  Beherrschung 
ihres  Materials  und  ihres  geistigen  Inhalts  zu  bringen!  — 

Das  Vcrhältniss  der  Architektur  zu  den  Schwe- 
sterkünsten, der  Skulptur  und  Malerei,  bedarf  der  innig- 
sten und  liebevollsten  Pflege,  wenn  die  bereits  vorhandenen 
Anfänge  einer  Wieder- Annäherung  sich  gedeihlich  weiter  ent- 
wickeln sollen.  In  besonders  erfreulicher  Weise  gestaltet  sich 
dieselbe  in  Bezug  auf  die  Malerei,  seitdem  die  Aufnahme 
«ler  monumentalen  Malerei  —  der  Freskoteclmik,  des  Sgraffito, 
der  in  die  architektonische  Gliederung  inneren  Wandschmuckes 
sich  einfügenden  Oelmalerei,  endlich  des  Mosaiks  —  auch  bei 
uns  einen  Wendepunkt  in  den  Anschauungen  und  Zielen  dieser 
Kunst  eingeleitet  hat.  Schwieriger  wird  es  der  Skulptur,  ihre 
Schöpfungen  dem  Bauwerke  einzufügen,  und  es  wäre  für 
einen  modernen  Bildhauer,  der  die  bewegenden  Ideen  unserer 
Zeit  zum  Ausdruck  bringen  will,  auch  ein  gar  zu  hartes 

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11« 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


23.  Mir«  1878 


Opfer,  sollte  er  seine  Gebilde  der  Architektur  in  einer  so 
selbstlosen  Weise  unterordnen,  wie  es  der  kindlich  fromme 
Sinn  des  Mittelalters  gethan  hat ;  er  mag  sich  fOr  die  Opfer, 
die  ihm  allerdings  auch  heut  nicht  erspart  werden  können, 
dadurch  trösten,  dass  er  sich  für  den  » Mitbaumeister " 
des  Hauses  ansieht,  das  seine  Statuen  schmücken. 

In  jedem  Falle  ist  es  erforderlich,  dass  Architekten, 
Bildhauer  und  Maler  einander  verstehen,  mit  und  für  einander 
arbeiten  lernen.  Die  Zeiten,  in  welchen  die  letzteren  der 
Hülfe  des  Architekten  entraüien  zu  können  glaubten,  waren 
für  ihr  eigenes  Schaffen,  bei  dem  sich  der  Mangel  architek- 
tonischen Gefühls  nur  zu  häufig  geltend  machte,  wahrlich 
keine  gesunden.  Aber  auch  der  Architekt,  der  neben  der 
Kunst  noch  Wissenschaft,  Technik  und  Handwerk  zu  pflegen 
hat.  also  fast  ganz  im  Objektiven  sich  bewegt,  bedarf  —  um 
in  diesem  nicht  zu  versinken  —  auf  das  dringendste  eines 
engen  Zusammenhanges  mit  dem  subjektiven  Wesen  der 
Schwesterkünste.  Einen  solchen  herbei  zu  führen,  wird  in 
erster  Linie  aber  Sache  der  Schule  sein  müssen.  -  -  Dass 
es  schwierig  sei,  hier  bestimmte  Vorschlüge  aufzustellen,  er- 
kannte der  Hr.  Redner  ausdrücklich  an,  indem  er  meinte, 
dass  die  Art  der  zu  schaffenden  Verbindung  nicht  durch 
Reflexion  gefunden  werden  könne,  sondern  das  Produkt  ge- 
meinsamer, redlicher  Arbeit  sein  müsse.  Ausgangspunkt  dieser 
Arbeit  sei,  dass  Bauakademie  und  Kunstakademie  nicht  fürder 
als  getrennte  Welten  sich  gegenüber  stehen,  sondern  .lebendigen 
Austausch  von  Hand  zu  Hand,  von  Mund  zu  Mund"  pflegen.  — 

Wohl  ein  rein  äufserlicher  Grund  —  die  Ausdehnung, 
welche  der  Vortrag  bereits  erlangt  hatte,  und  die  Unmöglich- 
keit, den  Stoff  in  der  zur  Verfügung  stehenden  Zeit  ganz  zu 
erschöpfen  —  war  für  den  Hrn.  Redner  Veranlassung  gewe- 
sen, dass  er  im  Schluss  seiner  Ausführung,  der  im  folgerich- 
tigen Aufbau  die  Aufgabe  der  Schule  in  Bezug  auf  die  Ver- 
bindung der  Architektur  mit  der  wissenschaft- 
lichen Technik  und  dem  Handwerk  zu  entwickeln 
hatte,  auf  die  Ausbildung  der  Architekten  nach  diesen 
Richtungen  hin,  nur  ganz  andeutungsweise  Rücksicht  nahm, 
die  Einwirkung  der  Kunst  auf  dns  Handwerk  nur  flüchtig 
streifte  und  sein  ganzes  Interesse  der  Frage  zuwandte,  wie 
das  Ingenicurwesen  vor  der  Pflege  eines  einseitigen  Ma- 
terialismus bewahrt  und  die  Kunst  in  die  Schöpfungen  des- 
selben hinein  getrogen  werden  könne. 

Wenn  die  Schwierigkeiten  dieser  Aufgalw  auch  nahezu 
unüberwindlich  erscheinen,  so  ist  dieselbe  doch  von  so  ein- 
schneidender Wichtigkeit,  dass  wir  vor  einem  Versuch  ihrer 
Lösung  nicht  zurück  schrecken  dürfen.  Der  Werke  des  In- 
genieurwesens sind  so  viele,  sie  sind  so  allgemein  verbreitet 
und  bieten  dem  Auge  einer  so  zahllosen  Menge  sich  dar, 
dass  der  Sinn  des  Volkes  für  das  Schöne  gar  nicht  erfolg- 
reicher geweckt  und  gepflegt  werden  kann,  als  durch  eine  in 
künstlerischem  Geiste  erfolgte  Gestaltung  derselben.  Leider 
liejrt  auf  diesem  Gebiete  noch  vieles  im  Argen  und  es  ist  zu 
befürchten,  dass  die  nunmehr  auch  bei  uns  eingeführte,  nach 
anderer  Richtung  hin  so  segensreiche  Trennung  der 
Fächer,  der  wir  Erlösung  von  dem  Fluche  der  Mittel- 
müfsigkeit  zu  danken  haben,  die  Sachlage  nicht  verbessert, 
sondern  eher  noch  verschlimmert.  Soll  man  hoffen,  dass  der 
Ingenieur,  vom  Zwange  architektonischer  Studien  befreit,  sich 
nunmehr  williger  den  Forderungen  der  Kunst  unterwerfen 
wird,  oder  ist  nicht  vielmehr  anzunehmen,  dass  bei  ihm  mit 
dem  Aufgeben  des  Unheils  in  Kunstangelegciiheitcn  auch  jedes 
Kunstbedürfuiss  schwinden  wird?  Und  ist  darauf  zu  rechnen, 
dass  den  Architekten  der  Gegenwart,  die  —  welcher  Schule 
sie  auch  angehören  —  in  ihren  Werken  vorlaufig  doch  nur 


Reminiszenzen  einer  anderen  Kulturwelt  vorführen,  im  Stande 
sein  sollten,  den  Werken  moderner  Ingenieurwisscnschaft, 
diesen  echten  Kimleru  unserer  Zeit,  diejenige  originelle  Ge- 
stalt zu  geben,  die  für  das  Bewusstscin  der  Gegenwart  die 
Bedeutung  und  das  innere  Wesen  des  Werkes  verständlich 
auszudrücken  vermag?  — 

Hier  ist  Hülfe  von  innen  heraus  nothwendig.  Das 
Ingenieurwesen  darf  der  Architektur  nicht  so  weit  sich  ent- 
fremden, dass  der  Ingenieur  nicht  im  Stande  wäre,  auch  die 
künstlerische  Seite  seiner  Werke  selbständig  zu  pflegen,  oder 
doch  wenigstens  —  im  innigen  Einvernehmen  mit  dem  kon- 
struktiv und  wissenschaftlich  gebildeten  Architekten  —  die 
Konstruktion  derselben  gleichsam  „künstlerisch  vorzubereiten'*. 
Die  Schule,  der  diese  Aufgabe  wiederum  obliegt,  darf  sich 
freilich  nicht  damit  begnügen,  den  Ingenieur  auf  die  Theil- 
nahme  am  architektonischen  Unterricht  zu  verweisen.  Weder 
kunsthistorischc  Vorlesungen,  noch  Uebungen  in  griechischer 
Tektonik,  noch  etwa  das  Zeichnen  gotliischcr  Baudenkmale 
sind  hier  das  Richtige,  sondern  es  bedarf  eines,  speziell  den 
Bedürfnissen  des  Ingenieurs  angepassten  künstlerischen  Unter- 
richts. Eine  Bau  -  Konstruktionslehre .  mit  welcher 
eine  organisch  entwickelte  Formenlehre  sich  direkt  ver- 
bindet, möge  ihm  in  liirekter  Anwendung  auf  die  Probleme, 
welche  er  spater  zu  lösen  hat,  den  richtigen  Weg  zeigen  und 
ihm  den  Blick  öffnen  für  die  Schönheit  der  Verhältnisse  und 
der  Linienführung,  für  die  logische  Entwicklung  des  Ornaments, 
lür  die  charakteristische  Behandlung  des  Materials,  ohne  ihn 
mit  dem  Apparate  einer  schwerfälligen  Gelehrsamkeit  zu 
belasten.  Eine  Ucbcrsicht  der  Kunstgeschichte,  die 
sich  wesentlich  auf  die  Darstellung  des  Wesens  der  ver- 
schiedenen Kulturepochen  beschränkt,  vom  Detail  aber  nur 
giebt,  was  zum  Verständniss  derselben  erforderlich  ist,  möge 
mit  dem  Verständniss  für  die  Schönheiten  der 
Kunstwerke  auch  die  Liebe  zur  Kunst  in  ihm  erwecken, 
welche  kunstsinniges  Streben  fortan  zu  einem  Bedürfnisse  für 
ihn  macht  —  Wohl  wird  es  schwer  sein,  die  Manner  zu 
finden,  welche  dieser  scheinbar  so  einfachen  und  doch  so 
schweren  Aufgabe  gewachsen  sind,  aber  wir  dürfen  hoffen, 
dass  sie  sich  finden  werden.  —  Dass  derartige  Bestrebungen 
in  den  Kreisen  denkender  Ingenicure  auf  bereitwillige  Aufnahme 
rechnen  können,  ja  dass  hier  ähnliche  Ziele  bereits  erwogen 
werden,  dafar  liegen  bereits  erfreuliche  Anzeichen  vor.  — 

Indem  der  Redner  sich  entschuldigte,  falls  seine  Be- 
trachtungen nicht  ganz  im  Rahmen  einer  Festrede  sich  ge- 
halten haben  sollten,  schloss'  er  dieselbe  mit  der  Zuversicht 
dass  die  Suche,  welcher  es  galt,  der  Stätte  und  des  Tages 
nicht  unwerth  war,  und  dass  sie  verhandelt  worden  sei  im 
Geiste  Schinkels,  der  ja  nichts  anderes  wollte,  als  was  auch 
wir  heut  erstrehen :  ein  volles  künstlerisches  Aasleben  unserer 
sonst  so  grofsen  und  schönen  Zeit  und  ab  Ziel  —  die  Ver- 
edelung des  Menschengeschlechtes!  — 

Nach  einer  in  den  Vorderräumen  des  Hauses  zugebrach- 
ten Erholungspause  begann  im  grofsen  Saale  das  Festmahl, 
bei  dem  der  Vorsitzende  des  Vereins,  Hr.  Möller,  den  Toast 
auf  den  Kaiser  und  Hr.  Baurath  Ende  den  Trinkspruch  zum 
Andenken  Schinkels  ausbrachte.  Die  sonstigen  Zuthatcn  des 
Festes  waren  die  alten  —  trefflicher  Quartettgesang,  Tisch- 
licdcr  und  Tischkarten,  ein  von  Hrn.  Grunert  gezeichneter 
und  von  Hrn.  Appelius  erläuterter  humoristisches!  vrisclier 
Rückblick  auf  die  Vereinsbegebenheiten  des  vergangenen 
Jahres,  endlich  im  vorderen  Saale  ergötzliche  Nebelbilder 
gleicher  Tendenz.  Begrüfsungs- Telegramme  von  außerhalb 
waren  diesmal  nur  aus  Breslau,  Danzig  und  Rom  einge- 
troffen. —  F.  — 


Ueber  den  Bau  der  RheinbrUcke  bei  Alt- Breisach. 


(Nach  einem  Vortrage  des  Hrn. 

Auf  der  ganzen  oberen  Rheinstreckc  zwischen  Basel  und 
Strasburg  ist  Breisach  die  einzige  Uferstadt  und  theils  hierdurch, 
Iheils  auch  durch  die  relative  Enge,  welche  das  Inundations-Gebiet 
bei  der  Stadt  besitzt,  ein  Uebergangspunkt  von  besonderer  Wichtig- 
keit. In  neuerer  Zeit  wurzelt  die  Bedeutung  desselben  in  seiner 
Zwischenlage  zwischen  den  Eisenbahn ■  Linien  Freiburg- Breisach 
und  Colmar- Münster,  für  welche  Linien  durch  den  Breisacher 
Brückenbau  das  Verbindungsglied  Breisach -Colmar  geschaffen 
worden  ist.  Sollte  etwa  eine  folgende  Zeit  die  früher  aufgetauchte 
Idee  eines  zweiten  Durchbruchs  der  Vogesenkette  zur  Verwirk- 
lichung ••ringen,  so  würde  das  Bahnstück  Freiburg -Colmar  zur 
wichtigen  Theilstrecke  einer  Welthahn,  nämlich  einer  neuen  Linie 
Wien-Paris  werden. 

Crsprünglich  bildete  das  obere  Rheinthal,  welches  heute  eine 
Breite  von  etwa  40—50      besitzt,  eine  tief  emgesennittene  Kluft 


Wolff  im  Archit-Verein  zu  Berlin.) 

zwischen  Schwarzwald  und  Vogesen,  welche  theils  durch  die  Glet- 
scher-Bewegungen der  Eispenode,  theils  durch  die  spateren  Ge- 


aufgefüllt  worden  ist 
Uferbegrenznngen  besah  der  Strom  in  früherer  Zeit  vielfach 
wechselnde  Lagen  mit  Spaltungen  und  Nebenarmen,  hat  aber  im 
allgemeinen  drei  Becken  bevorzugt:  Ein  mittleres  —  wesent- 
lich sein  jetziges  Bett,  —  ein  westliches  an  den  Vogesen  —  das 
jetzige  Illbett  —  und  ein  östliches,  das  sich  zwischen  dem  isolirt 
liegenden  vulkanischen  Kegel  des  Kaiserstuhls  und  dem  Schwarz- 
walde erstreckt  —  Die  grofsen  I  Überschwemmungen  in  der 
mittelalterlichen  Zeit  gaben  Veranlassung  zur  Anlage  von  Hoch- 
wasser-Deichen, welche  spater  weiter  und  weiter  gegen  den 
Strom  vorgeschoben  worden  sind,  bis  man  endlich,  seit  dem  Jahre 
1840,  auch  dem  gewöhnlichen  Sommer-Wasserstande  ein 

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Nn.  24. 


DEUTSCHE  BAUZEITUN  G. 


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Bett,  welches  200™  Breite  erhielt,  angewiesen  ha».  Doch 
erst  mit  dem  Jahre  1875  ist  der  Zeitpunkt  erreicht  worden,  von 
dem  an  gerechnet  der  Strom  dieses  uoue  Bett  seiner  ganzen 
I^age  nach  in  Besitz  genommen  hat  —  Die  verlassenen  alten 
Laufe  (die  sogen.  Altwasser)  sind  im  ganzen  noch  wenig  ver- 
landet; bei  Hoch  waasern  treten  dieselben  regelmäßig  wieder  in 
Benutzung  und  es  bilden  sich  alsdann  in  ihnen  heftige  Strömt 
aus,  die  an  einzelnen  engen  Anschlusstellen  unter  ach 
Winkeln  in  das  heutige  Strombett  einfallen. 

Bekannt  sind  diu  Unregelmäßigkeiten,  welchen  die  Wasser- 
bewegung auch  in  dem  gewöhnlichen  Strombett  unterliegt  Ob 
ein  paar  zur  Abhilfe  gemachten  Vorschläge  baldige  Aussicht  auf 
Verwirklichung  besitzen,  ist  unbekannt,  gewiss  aber,  dass  bis  zum 
Eintreten  derselben  Hochwasser -Kalamitäten  noch  weiter  zu 
befürchten  sind  und  dass  neue  Rheinbrücken-Projekte  den  ge- 
schilderten unfertigen  Stromzustiindon  in  ausgedehntestem 
Maafse  Rechnung  zu  tragen  haben  und  nicht  etwas  antizipiren 
dürfen,  was  heute  noch  iu  grofser  Unbestimmtheit  liegt. 

Die  wichtigeren  unter  den  fttr  das  Ureisacher  BrOckenprojekt 
niaafsgebenden  Verhältnisse  sind  etwa  in  Folgendem  an- 
j :  Der  mittlere  Jahres- Wasserstand  des  Stromes  am  Brei- 
Pegel  (dessen  Nullpunkt  nahezu  mit  niedrigstem  Wasser 
nen  trifft)  ist  nach  30jährigen  Beobachtungen  ermittelt  zu 
die  monatlichen  Hochwasser-Stände,  welche  zeitweilig  mit 


1,04-»       Mai    .    .    2,02'»       Septbr.     .  1,84™ 
Februar    1,14,       Juni  .    .    2,39,        Oktober    .  1,55, 
Marz    .    1,19,       Juli    .    .    2,38,       November.  1,34, 
April    .    1,73,       August   .    2,20,        Dezember.  1,15, 
Als  absolut  höchste  Wasserstände   haben  wahrend  der  etwa 
8jährigen  Periode  der  Brücken -Ausführung  sich  ereignet:  Hin 
Hochwasser  im  November  1H75  von  3,00  ™,  ein  solches  im 
März  1876  mit  3,73"»  und  ein  3.  im  Februar  1877  mit 
Pegelhöhe.   Als  gröfstes  unter  den  bis  zum  Jahre  1876 
wesenen  Hochwassern  Oberhaupt  war  dasjenige  vom  Se 
1852  mit  6,20™  Pegelstand  bekannt;    dasselbe  ist 
durch  ein  Hochwasser  vom  Juni  1876  um  0,30»  bezw.  0,47 ™ 
noch  übertroffen  worden. 

Die  abgeführten  Wassermengen  wurdeu  beim  1852er  Hoch- 
wasser zu  6  00nkh»  (pro  Sek.)  abgeschätzt;  beim  Juni -Mittel- 
wasser betrugen  dieselben  etwa  1  600  kb™.  Das  Stromgefälle 
bei  Breisach  betragt  etwa  0,001 ;  es  zeigt  übrigens  an  besonderen 
Pnnkten  bei  Hochwasser  beträchtliche  Unregelmäßigkeiten,  da 
z.  B.  bei  der  Breisacher  Schiffbrücke  für  2  Stellen,  die  be/w.  dicht 
oberhalb  und  50 "  unterhalb  derselben  liegen,  eine  Differenz  der 
Spiegelstunde  Ton  0,8™  beobachtet  worden  ist  —  Die  Wasser- 
Geschwindigkeiten  betragen  Ihm  m  Sommer  -  Mittelwasser 
etwa  3,5  '».  die  Hochwasser-Geschwindigkeiten  4—5™. 

Was  die  Besonderheiten  des  Strombetts  und  die  Tiefen 
desselben  betrifft,  so  ist  bekannt,  dass  der  Stromlauf  in  ziemlich 


regelinäfsiger  Weise  zwischen  Kiesbänken,  die  einen  Abstand  von 
ca.  1000"  haben  und  deren  Röcken  1,5—2,5"  über  •  Niedrig- 
wasser sich^erhebt, 


«ntinirt  Im  Thalwege  kommen  ne 
regelmiifsige  Tiefen  von  7  '»  und  hä 
N.W.)  vor;  Stellen,  au  denen  die  Paral 


neben 
ufig 

1  solche  von  9™  (unter  N.W.)  vor;  Stelleu,  au  denen  die  Parallel- 
werke Lücken  enthalten  und  die  vom  Stromstrich  heftig 
fallen  werden,  weisen  öfter  Tiefen  von  13™  auf. 

Es  kommen  nach  diesen  Angaben  als  Differenzen  in  der 
Sohlenlage  des  Rheinbetts  regelmässig  etwa  8,5™,  häutig  auch 
11.6»'  vor  und  es  kann  die  Breite  der  tief  liegenden  Stellen 
der  Sohle  bis  zu  '/>  und  mehr  der  ganzen  Strombreite  aus- 
machen. —  Von  den  Kiesbänken  ist  bekannt,  dass  sie  wandern, 
und  da  diese  Wanderung,  nach  Beobachtungen  in  Einzelfällen, 
mit  einer  Geschwindigkeit  bis  zu  20™  pro  Tag  stattfindet,  so  ist 
die  Möglichkeit  nicht  ausgeschlossen,  dass  binnen  50  Tagen  sich 
die  gröfste  Tiefe  des  Stromes  nach  einer  solchen  Stelle  hin  ver- 
legt, welche  heute  die  höchste  Sohlenerhebung  von  2 — 2,5  ™  Ober 
N.W.  zeigt  —  Eisbildungen  sind  auf  dem  Rheinstrom  sehr 
ungewöhnlich  und  werden  vielleicht  ganz  ausbleiben,  wenn 
erst  eine  völlige  Regulining  des  Stroms  zur  Durchfahrung 
gebracht  worden  ist  — 

Ein  erstes  Projekt  zum  Brückenbau  bei  Breisach  entstammt 
dem  Jahre  1870  und  ist  von  Prof.  Baumeister,  dem  Erbauer 


der  Bahnlinie  Freiburg  -  Breisach,  verfasst  worden.  Das  Bau- 
roeisterache  Projekt  hatte  3  Stromöffhungen  von  je  70™  Weite  und 
keine  Fluthöffnungen  vorgesehen  und  es  sollten  Schwedler-Träger 
auf  runde  Einzel-Pfeiler  von  etwa  8  ■  Durchmesser  gelegt  werden. 
Der  spateren  Zeit  war  die  Erweiterung  für  ein  2.  Gleis  sowohl, 
als  für  eine  Strafsenbrücke  vorbehalten,  für  welche  die  Pfeiler 
den  zuerst  gebauten  gleich  gedacht  waren. 

Die  politischen  Veränderungen  der  Jahre  1870—71  haben 
dies  Projekt  bei  Seite  treten  lassen  dagegen  wurde  das  Brei- 
sacher  Brucken-Projekt  nach  1871,  gleichzeitig  mit  Projekten 
für  zwei  weitere  Rheiubrücken  -  Bauten  bezw.  bei  Hüningen 
und  Neuenburg,  von  der  deutschen  Reichsregierung  aufgenommen 
und  es  wurdeu  lange  Verhandlungen  mit  den  davon  berührten 
Privatbahnea  und  Städten  über  die  Finanzirung  des  Werks  ein- 
geleitet, die  erst  im  Jahre  1874  ihren  Abschluss  erreicht  haben. 

Als  man  hiernach  in  die  nähere  Betrachtung  des  Bauprojekts 
eintrat,  glaubte  man  von  dem  Baumeister'schen  Projekt  Abstand 
nehmen  zu  müssen,  a)  weil  man  das  Schwedler-System  der  Träger 
für  die  Spannweite  von  70  »  bei  eingleisiger  Ausführung  als  nicht 
wohl  geeignet  hielt,  da  wegen  Unmöglichkeit  der  ~ 
des  oberen  Horizontal  -  Verbandes  bei  ihm  die  Gui 
mäßige  Anstrengungen  erfahren,  b)  weil  man  die 
der  isolirten  Pfeiler  für  die  an  der  Bauste 
grol'sen  Stromgeschwindigkeit  als  bedenklich  betrachtete, 
erklärte  eine  zusammen  berufene  Konferenz  technischer  Beamten 
sich  einstimmig  für  ein  auf  folgenden  Grundlagen  zu  entwerfen- 
des Projekt: 

a)  Wahl  von  Trägern,  welche  die  Durchfahrung  des  oberen 
Horizontal-Verbandes  der  ganzen  Länge  nachzulassen,  b)  Ab- 
strahirung  vom  Bau  eines  Montage  -  Gerüstes  und  Ausführung 
der  Montage  am  Lande  nebst  Aufbringen  der  Träger  durch 
Ueherschieben,  c)  HinabfQhrung  der  Pfeiler  in's  Strombett  bis  zur 
Tiefe  von  —  18™,  um  bei  der  von  —  9™  bis  —  13™  voraus 
zu  setzenden  Wandelbarkeit  der  Sohle  und  für  etwa  zu  er- 
wartende weitere  Sohlen  -  Senkungen  in  Folge  einer  späteren 
Einschränkung  des  Strombetts  genügende  Sicherheit  gegen  Unter- 
spülung der  Pfeiler  zu  beschaffen.  — 

Unter  Hinzutritt  der  von  der  Rheinschiffahrts-Kommission  be- 
züglich der  Anlage  von  Fluth-Oeffnungen  und  der  Höhenlage  der 
Brücke  gestellten  Anforderungen,  femer  der  von  der  Militär- 
Verwaltung  verlangten  besonderen  Anlagen  auf  einen  der  Brücken- 
Pfeiler  und  endlich  noch  der  vom  Reichskanzleramt  getroffenen 


Festsetzung,  dass  bei  den  Strompfeilern  unter  den  ungünstigsten 
Voraussetzungen  über  den  Erddruck  die  Belastung  von  6k 
pro  Grundflache  an  der  PfeUerkante  anzunehmen  war,  er- 
gaben sich  nun  folgende  Gnuidzüge  für  das  Projekt  und  dessen 


gaben  sich  nun  folgende  Grundzüge  für  das  Projekt 
Ausführung; 

a)  3  Stromöffuungcn  von  je  70»  1.  W.  und  2mal  2  =  4  Fluth- 
Oeffnungen  von  je  27  ™  1.  W. 

b)  Höhenlage  der  Unterkante  des  Ueberbaues  an  +  8,80  •». 

c)  Breite  von  2  Mittel-  und  2  Ufcrpfeilern :  an  der 
5,75  ™,  in  der  Niederwasserhöhe  4,8     oben  3,0  ™.  Fund 
dieser  4  Pfeiler  auf  pneumatischem  Wege  bis  zur  Tiefe  von 
—  18». 

d)  2  Zwischenpfeiler  auf  dem  Lande,  2  Endpfeiler.  Die 
linksufrigen  beiden  Pfeiler  sind  an  — 6™,  bezw.  — 5™  zu  fun- 

~\5«>  und  —6,6". 


Fundiningsart 
fahlwanden  eingeschüttet 
Item  Fachwerksystem  für  die  3 


diren,  die  rechtsufrigen  an  —7 
aller  4  Pfeiler  Beton  zwischen 

e)  Parallelträger  mit  dop] 
Hauptbrücken ;  Trägerhöhe  7,2™,  Feldertheilung  3,0  ™.  Ausfüh- 
rung in  der  Form  des  kontinuirlichen  Balkens,  aber  Zerlegung 
des  Balkens  in  3  Einzelträger  nach  vollbrachter  Aufstellung. 

f)  Paralleltrager  mit  1  fächern  Fachwerk  auch  für  die  Fluth- 
brücken;  Trägerhöhe  3™,  Feldertheilung  ebenfalls  3™. 

g)  Stromaufwärts  gelegene  Dienstbrücke  für  den  Pfeiler- 
bau,  da  nach  Beschaffenheit  und  Situation  der  Material-Lager- 
plätze, so  wie  nach  Beschaffenheit  des  Strombettes  und  der  Strö- 
mung die  Einrichtung  eines  Schiffstransports  theils  viel  zu  be- 
schwerlich, theils  auch  zu  wenig  gesichert  erschien. 

h)  Benutzung  des  am  linken  Stromufer  alsbald  anzuschütten- 
den Eisenbahn-Dammes  als  Montirungs-Plateau  für  die  Haupt 


Die  Revision  des  Hamburger  Baupolizei -Gesetzes. 


Hamburger  Bürgerschaft  eine 
is  Baupolizei  -  Gesetzes  be- 


In  diesen  Tagen  erhielt  di 
Mittheilung  d,es  Senats,  die  Revisu 
treffend. 

Abweichend  von  anderen  deutschen  Bauordnungen  liegt  dem 
bisherigen  Gesetze  sowohl,  wie  dem  neuen  Entwürfe  derselbe 
Gedanke  zu  Grunde: 

,den  Bauenden  selbst  dafür  sorgen  zu  lassen,  dass  sein  Bau- 
werk den  gesetzlichen  Bestimmungen  entspreche." 
^     Das^ jetzige,  im  Juli  1865  publizirte^Gcsetz  enthält  z.  B.  die 

äuderung  eines  Gebäudes  ,eine  genaue  schriftliche  Anzeige"  zu 
machen  ist,  worüber  ,eine  schriftliche  Bescheinigung"  ertheilt  wird. 

Abgesehen  von  gewerblichen  Anlagen,  welche  einer  besonderen 
Genehmigung  bedürfen,  wird  eine  Bauerlaulmiss  weder  nachgesucht 
noch  ertheilt   Dieses  Gefühl  der  Selbstverantwortlichkeit  ist  daher 


hier  so  tief  in  Fleisch  und  Blut  gedrungen,  dass  es  beispielsweise 
eines  durch  alle  3  Instanzen  geführten  Prozesses  erst  bedurft  hat, 
um  unser  Baupublikum  von  der  Tragweite  des  jj.  868,  3  des 
Strafgesetzbuchs  (der  polizeilichen  Genehmigung  neuer  Feuer- 
stellen) zu  unterrichten. 

Das  Gesetz  von  1865  galt  nur  in  der  inneren  Stadt  und  den 
beiden  Vorstädten,  es  ward  im  Anfang  des  Jahres  1872  auch  auf 
die  Vororte  ausgedehnt  Die  bisher  gemachten  Erfahrungen  haben 
es  zur  Genüge  bewiesen,  dass  sein  Grundgedanke  der  Selbstver- 


bewahrt 

Ebenso  klar  hat  sich  jedoch  herausgestellt,  dass  in  dem  bis- 
herigen Gesetz  den  notwendigen  Anforderungen  an  Licht  und 
Luft  nicht  genügt  ist,  und  hier  enthält  der  jetzt  vorliegende  Ent- 
wurf eiue  durchgreifende  Neuerung.   Man  hatte  in  dem  Gesetz. 

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118 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


23.  Min  1878 


von  1885  noch  nicht  gewagt,  von  dem  vorher  gültigen  Gewohn- 
heitsrecht abzuweichen,  nach  welchem  Licht-  und  Luftöffnungen 
in  den  der  Nachbargrenze  parallelen  Mauern  angebracht  werden 
durfteu,  wenn  letztere  wenigstens  tiO'»  von  der  Grenze  entfernt  lag. 

Deutlich  genug  hat  es  lieh  jedoch  gezeigt,  dass  in  der  bis- 
herigen Weise  nicht  langer  fort  gebaut  werden  darf,  namentlich  nach 
der  Ausdehnung  des  Gesetzes  auf  die  Vororte.  In  der  inneren 
Stadt  —  einer  früheren  Festung  —  war  es  bei  den  vorhandenen 
tiefen  aber  schmalen  Grundstücken  eher  verzeihlich,  Licht  und 
Luft  vom  augenblicklich  freien  Platz  des  Nachbargrundatücks  zu 
beziehen,  doch  die  jetzt  auch  in  den  Vororten  gebräuchliche  Bau- 
weise fuhrt  zu  schreienden  Uebel^Uuden.  Die  neu  erbauten 
Wohnungen  besitzen,  namentlich  in  den  Etagenhäusern ,  häutig 
nur  nach  der  Strafte  gekehrt  einige  helle  /.immer,  während  den 
übrigen  Kaumen  durch  die  dicht  vor  ihren  Fenstern  erbauten 
Mauern  anderer  Gebinde  Licht  und  Luft  fast  vollständig  entzogen 
wird.  Kin  Blick  auf  nebenstehenden  Plan  A.  zeigt,  dass  der  vor 
Zimmer  3  befindliche  sogenannte  Lichthof  (lucut  a  tum  lucendo) 
höchstens  die  Zimmer  der  oberen  Stockwerke  erleuchten  kann. 


J33 

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f;:iriJ  Lirp- 


r. 


1,  J,  3.  Wo»«Jnit«T.  4.  4. 


Vorsichtige  Bewohner  pflegen 
an  solchen  Lichthofen  hegenden 


5  und  6  der  hinteren  Grenze 


bis  auf  «0  '»  nah«  zu  kommen,  oder  wenn  die  Tiefe  < 
es  gestattet,  ein  Hintergebäude  bis  auf  jede  beliebige  Nahe  an 
das  Vorderhaus  heran  zu  nicken. 

Es  ist  deshalb  in  den  neuen  Entwurf  eine  Bestimmung  auf- 
genommen, dass  die  Fenster  der  „zum  Bewohnen,  zum  Schlafen, 
oder  zum  sonstigen  dauernden  Aufenthalt  von  Menschen  dienenden 
Räume,  namentlich  auch  aller  Arbeitsräume  und  Küchen"  nur  in 
eiuein  angemessenen  Abstand  von  anderen  Gebäuden,  beziehungs- 
weise von  der  Nachbargrenze  angelegt  werden  dürfen.  — 

Die  zulässige  Höhe  der  Strafsenfront,  welche  in  Stadt  und 
Vorstadt  -  -  Straftenbreite  +  6  ■  beträgt,  wird  in  den  Vororten  auf 
die  einfache  Straftenbreite  beschränkt  Als  zulässige  Maximal- 
höhe ist  für  Giebelmanera  30m,  für  die  übrigen  Umfassungs- 
mauern 24™  vorgeschlagen. 

Die  sogenannten  Lichthöfe,  nach  welchen  Fenster  anderer 
Räume  (Treppen,  Flur,  Abort  u.  s.  w.)  hinaus  gehen  dürfen, 
sollen  in  Zukunft  mindestens  1  ■  breit  und  nach  wenigstens 
Seite  ganz  offen  sein.    (Aehnlich  wie  im  Plan  B  angedeutet) 


In  den  Vororten  »oll  die  Erbauung  von  Etagenhäusern  und 
Hinterhäusern  nur  in  kattalisirten  Strafsen  gestattet  sein.  Da  hier 
fast  jede  Wohnung  mit  Wasserleitung  und  Schwemmkloset  ver- 
sehen wird,  so  ist  obige  Vorschrift  eine  für  Reinhaltung  des 
Untergrunds  in  sanitärer  Hinsicht  nothwendige  Forderung. 

Wohnkeller  sollen  nur  in  den  an  der  Strafse  liegenden 
Vorderhäusern  gestattet  sein;  um  diese  bei  HochMuthen  vor  Ueber- 
schwemmungen  zu  schützen,  sind  Vorschriften  Ober  di 
hohen  der  Fussboden  aufgenommen.  — 

Der  letzte  Abschnitt  handelt  von  der  Anlegung  neuer  Stra 
durch  Privatpersonen.  Das  jetzt  geltende  Gesetz  schreibt  vor, 
dass  Private,  welche  neue  Strafsen  anlegen  wollen,  ihren  Plan 
bei  der  Baudeputation  (Bauverwaltung)  einzureichen  haben,  tun 
in  Beziehung  auf  Höhenverhältnisse  und  Rirhtung  derselben  die 
Genehmigung  dieser  zu  erhalten.  Die  Miniinalbreite  war  auf 
14,3  m  festgesetzt  Im  Jahre  1875  ward  bei  der  Einführung  eines 
neuen  „SielgeseUes"  (die  Kanalisation  der  Vororte  durch  das 
Geest-Summsiel)  die  Minimalbreite  auf  1"  m  erhöht 

Jetzt  wird  vorgeschlagen  die  Genehmigung  zur  Anlage  neuer 
Strafsen  in  die  Hände  des  Senats  zu  legen.  Voraussichtlich  wird 
jetzt  der  Anbau  und  die  Entwicklung  ganzer  Stadttheile  in  den 
kanalisirten  Vororten  gleichzeitig  an  den  verschiedensten  Stellen 
geplant  werden,  ihr  etwa  ÖO  □  Km  betragendes  Gebiet  aber 
nur  durch  sorgfältige  Erwägung  aller  einschlagenden  Punkte 
vor  einer  schädlichen  Bebauung  bewahrt  bleiben  können. 

§.  110  lautet:  „Wird  die  Parzellirung  einer  gröberen  Fläche, 
namentlich  in  den  Vororten,  mittels  Anlegung  neuer  Strafsen 
beabsichtigt,  so  ist  zunächst  zu  prüfen,  ob  die  allgemeinen  Vor- 
aussetzungen für  die  Bebauung  des  fraglichen  Terrains  in  Bezug 
auf  Bodenbeschaffenheit,  Entwässerung,  Abfuhr,  Wasserversorgung 
u.  s.  w.  vorliegen,  und  welche  Vorbereitungen  und  Bedingungen 
etwa  in  dieser  Beziehung  vorzuschreiben  sind. 

Der  vorgelegte  Bebauungsplan  muss  sich  an  die  Hauptver- 
kehrslinien des  betreffenden  Bezirks  in  passender  Weise  an- 
schliefsen  und  darf  den  zur  Aufschiebung  der  noch  unbebauten 
Theile  des  Bezirks  noch  erforderlichen  Hauptstrafscu  nicht  hindernd 
in  den  Weg  treten;  in  demselben  sind  aufter  den  Strafsen  auch 
die  für  den  Verkehr,  im  Interesse  der  öffentlichen  Gesundheits- 
pflege und  für  sonstige  öffentliche  Zwecke  erforderlichen  Plätze 
auszuweisen.  Können  diese  Erfordernisse  durch  die  Parzellirung 
der  in  Rede  stehenden  Fläche  allein,  sei  es  wegen  der  Gestalt, 
sei  es  wegen  zu  geringen  Umfanges  oder  wegen  mangelhafter 
Zugänglichkeit  derselben  nicht  erfüllt  werden,  so  bleibt  es  dem 
betreffenden  Privaten  überlassen,  ein  gemeinsamns  Vorgehen  der 
benachbarten  Grundeigenthümer  zu  veranlassen. *  Der  folgende 
§.111  giebt  in  ähnlichem  Sinn  die  Vorschriften,  welche  bei  An- 
lage einer  einzelnen  Strafse  zu  beachten  sind. 

Es  schien  fast,  als  sei  man  hier  noch  nicht  zu  der  Erkennt- 
nis* gelangt,  dass  ausser  Strafsen  auch  Plätze  erforderlich  sind. 
Man  würde  z,  B.  auf  der  Uhlenhorst  einen  Platz  vergeblich  suchen. 
Im  übrigen  hat  man  eingesehen,  dass  eine  gleichnuifsige  Breite 
sammtlicher  Strafsen  —  mag  sie  nun  auf  14,3 a  oder  17  »  fest- 
gesetzt sein  —  eine  ganz  verkehrte  Maaftregel  ist  Für  die 
Hauptverkehrsadern  ist  jetzt  eine  Breite  von  20 — 30  m  in  Aufsicht 
genommen ,  für  Strafsen  zweiter  Gattung  17™,  und  man  geht  bei 
kleinen  Nehenstraften  schlieftlirh  bis  auf  8 10  herunter. 

Hoffentlich  wird  die  hiesige  Bürgerschaft  •  welche  ja  unlängst 
die  Wichtigkeit  eines  Bebauungsplans  ausdrücklich  anerkannt  hat 
—  den  jetzt  vorgeschlagenen  Neuerungen  ihre  Zustimmung  er- 
"lcn. 

Hamburg,  den  7.  März  1878.  X. 


Projekte  fUr  die  Bahnhofs -Einrichtungen  der  Berliner  Stadtbahn. 


Die  allgemeinen  Betriebs-  und  Verkehrs  -  Verhältnisse  der 
Berliner  Stadtbahn,  wie  dieselben  von  der  bauausfohrendeu  Direk- 
tion aufgefasst  werden,  haben  bereits  in  den  Nummern  24  und 
26,  Jahrgang  1877  dieses  Blattes  eine  eingehende  Darlegung 
gefunden.  Wir  dürfen  uns  auf  den  Inhalt  der  damals  gebrachten 
Artikel  zurück  beziehen,  wenn  wir  in  nachstehendem  der  Kennt- 
nissnahme  unseres  Leserkreises  einige  Ideen  unterbreiten,  die  den 
Mit- Verfasser  des  ersten  generellen  Projekts  zur  Stadtbahn,  Hrn.  Geh. 
Ub.  Rcg.-IUth  a.  D.  Hartwich,  zum  Urheber  haben  und  die 
eine  weitere  Ausfuhrung  derjenigen  Gedanken  bilden,  welche  von 
Hrn.  Hartwich  in  der  Versammlung  des  Berliner  Architekten- 
Vereins  am  24.  März  1H77,  sowie  auch  auf  sonstige  Weise  zur 
öffentlichen  Diskussion  gestellt  worden  sind. 

Wh-  illustriren  diese  Ideen  durch  Beigabe  einiger  Skizzen  zu 
Bahnhofs- Anlagen  der  Stadtbahn,  welche  —  obwohl  sie 
nur  die  ersten  Versuche  zur  Losung  einiger  baulichen  Probleme 
des  Unternehmens  bilden  und  nicht  entfernt  den  Anspruch  er- 
heben, als  Entwürfe  zu  gelten,  welche  für  die  Ausführung  un- 
mittelbar geeignet  wären  in  weiteren  Kreisen  der  Fachgenossen 
auf  Interesse  zu  rechnen  haben,  nicht  nur  deshalb,  weil  sie  die 
Resultate  von  Mühen  einer  im  Eisenbahnwesen  allgemein  aner- 
kannten, hoch  bewanderten  Kraft  sind,  sondern  auch  deshalb,  weil 
dieselben  auf  ein  Unternehmen  von  grober  Eigenartigkett  sich 
beziehen,  für  welches  Analogien  und  Vorbilder  im  Inlande  wenig- 
stens beute  noch  recht  spärlich  sich  vorfinden. 

Wir  glaubten  diese  einleitenden  Bemerkungen  für  einen  Theil 
unserer  Leser  zur  Kennzeichnung  unseres  Standpunktes  der  be- 
kanntlich nicht  überall  parteilos  behandelten  Stadtbahn  •  Anlage 


gegenüber  vorauf  schicken  zu  müssen  und  lassen  nunmehr  die 
Betrachtungen  und  Motive,  aus  welchen  die  Hartwich'schen  Pro- 
jekte hervorgegangen  sind,  möglichst  in  den  eigenen  Worten  des 
Autors  hier  folgen: 

Es  sind  bei  der  zu  erwartenden  Gröfse  und  der  Art  des 
Verkehrs  der  Stadtbahn  4  Gleise  projektirt,  welche  durchweg 
auf  einen  Viadukt  gelegt  werden  sollten,  weil  Damme  in  städtischer 
Lokalität  die  hiesige,  als  absolut  irratiouell  zu  bezeichnen  sind, 
da  dieselben  dort,  wo  freuuente  Strafsen  bereits  vorhanden  sind 
oder  wo  deren  Anlage  in  kürzester  Frist  erwartet  werden  darf, 
den  Verkehr  behindern,  femer  die  angemessene  Ausnutzung  des 
tbeuer  zu  erwerbenden  Ranroes  nicht  gestatten  und  endlich  auch 
die  Grunderwerbungen  selbst  erheblich  vertheuern.  Es  wurde 
angenommen,  dass  von  den  4  Gleisen  2  für  den  durchgehenden 
und  2  für  den  Lokal-Verkehr  benutzt  werden  sollen. 

Von  grobem  Belang  ist  die  Entscheidung  über  die  Ein  t  hei  - 
lung  dieser  beiden  Gruppen,  die  entweder  so  getroffen  werden 
kann,  dass  die  beiden  Gleise  jeder  Gruppe  unmittelbar  neben 
einander  liegen,  oder  auch  so,  dass  nur  die  eine  Gruppe  aus 
zwei  zusammen  liegenden  Gleisen  sich  bildet,  während  der  an- 
deren ir nippe  zwei  Gleise  zugetheilt  werden,  zwischen  welche 
die  erstgedachte  Gleisgruppe  sich  einschiebt  Hr.  Hartwich  hat 
sich  im  Sinne  dieser  letzteren  Alternative  entschieden  und  will 
die  beiden  mittleren  Gleise  für  den  durchgehenden,  die 
beiden  äufseren  Gleise  für  den  Lokalverkehr  benutzen.  Es 
basiren  auf  dieser  Entscheidung  die  in  den  Skizzen  Fig.  1—8 
dargestellten  Projekte,  von  denen  Fig.  1—8  die  Darstellung  einer 
Lokalstation  enthalten.   Es  bedarf  bei  dieser  Einrichtung  der 

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N».  24. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


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Viadukt-Körper  u  der  ftr  die  Station  gewählten  Stelle  keiner 
Erbreiterung,  welche  vorgenommen  werden  müsste,  sobald  für 
den  Ixikalverkehr  2  neben  einander  gelegte  Gleise  gewählt  wür- 
den.   Die  Personenballen  sind  zu  beiden  Seiten  des  Viadukts 


Stellungen  angebaut  und  gewahren  groöe 
Aufenthalts-  und  Expedition»- Räume.  Die 


Fig.  4—6  geben  die  Darstellung  einer  Haupt-  sowohl  als 
Endstation.  Gemeinsam  mit  der  Lokalstation  sind  die  Hallen- 
bauten zu  beiden  Seiten  des  Viadukts,  während  als  Besonderheit 
die  Einschiebung  des  Hauptgebäudes  zwischen  die  beiden  Durch- 
ist.   Die  Gleis- Entfernungen  sind  in  der 


gauga-Gleise 
Station  auf 


JintwÜrfe  ZU   Gleisanlagen  und 

jBTATIONSGEBAUDBN    DER    J3AHNHÖFE  DER 

Berliner  ^TADTEISBNBAHN 
tob  Hart  wich. 


Anlage  sind  gering  und  es  ist 
thunlich,  auch  nach  Eröffnung  der  Bahn  an  jeder  beliebigen 
Stelle  ohne  Betriebsstörungen  neue  Stationen  anzulegen  -  ein 
Umstand,  der  besonders  wichtig  ist,  weil  das  Bedürfnis»  an  I>okal- 
Stationen  kaum  zum  voraus 
Mehrbedarf  leicht  eintreten 


hing  von  Gewissem  oder  Strafsen  sich  grofse  Ersparnisse  an  Bau- 
kosten erzielen  lassen,  abgesehen  davon,  dass  es  vermieden  wird, 
die  Ueberbruckung  von  Straften  zu  tunnelartigen  dunkelen  Pas- 
sagen auszubilden.  Auch  für  schnelle  und  bequeme  Expedition 
ist  die  Einrichtung  günstig,  da  grofse  Vorhallen  für  Vorfahrt,  für 
Gepack-Annahme  und  Abgabe  unter  bedeckten  Räumen  vorhanden 

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DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


23.  Mir«  1878 


sind.  Auf  jeder  Seite  sind  für  den  durchgehenden  Verkehr  beider 
Richtungen  zwei  gleiche  Billet-,  Gepäck-,  Expeditions-  und  Warte- 
lUume  vorhanden,  so  dass  also  in  den  Räumen  gleichzeitig  für 
zwei  Züge  die  Expedition  sUttliudcn  kann.  Die  Gepäckbeförderung 
soll  von  unten  herauf  durch  hydraulischen  Aufzug,  mittels  dessen 
ein  ganzer  geladener  Gepäckwagen  gehoben  wird,  vermittelt  wer- 
den. Die  Einrichtung  eignet  sich  nicht  nur  für  die  Hauptstationen 
in  der  Stadt,  sondern  eben  sowohl  für  die  Endstationen  der  Bahn. 

Fig.  7  zeigt  die  für  die  Endstation  bei  Charlottenburg  ge- 
dachte Gleis-Anlage,  zu  deren  Beurtbeilung  insbesondere  beachtet 
werden  muss,  dass  diese  Anlage  lediglich  für  die  Durchführung 
der  fertigen  Züge  und  für  die  Aufnahme  von  Personen  und  Gepäck 
zu  genügen  hat,  wahrend  alles,  was  zur  Bildung,  Rangirung  und 
Umstellung  der  Züge  (außerhalb  der  Stadtbahn)  etwa  nothwendig 
sein  möchte,  über  den  Zweck  dcrselton  hinaus  geht 

Die  Maximal-Leistungsfähigkeit  der  Stadtbahn  wird  dadurch 
bedingt,  dass  der  durchgehende  Verkehr  sich  auf  zwei  Ilaupt- 
gleisen  konzentriren  muss.  Für  einen  regelmäßigen,  geordneten 
Verkehr  wird  die  Annahme  genügen,  dass  je  2  Züge  in  10  Mi- 
nuten Abstand  sich  folgen.  Die  Folge  der  Züge  in  der  Zeit  von 
10  Minuten  in  jeder  Kichtung  erscheint  vollständig  ausreichend. 

Legt  man  denjenigen  Punkt,  an  welchem  die  Konzentration 
und  Uebergabe  der  Züge  aller  an  die  Stadtbahn  anschließenden 
Hahnen  an  diese  erfolgt,  zwischen  die  Endstationen  der  Stadt- 
bahn und  nimmt  man  an,  dass  die  Züge  jeder  Bahn  an  einen 
besonderen  Perron  anfahren  und  von  diesem  aus  auf  die  beiden 
(•leise  der  Stadtbahn  Obergehen,  so  bedingt  dies  die  Anlage  sehr 
umfangreicher,  kostspieliger  Stationen  mit  ausgedchnteu  Hallen. 
Es  müssen  dann  femer  die  Lokomotiven  sehr  erhebliche  Wege 
zurücklegen,  das  Gepäck  muss  auf  Umwegen  mit  Ucberschreitung 
der  Gleise  hin  und  her  bewegt  werden  und  ebenso  wird  der 
Uebergang  der  Passagiere  von  einer  Bahn  auf  die  andere  an  Er- 
schwerungen leiden. 

Wenn  indess  die  Uebergabe  der  Züge  an  einen  Punkt  ver- 
legt wird,  der  aufserhalb  der  Endstationen  der  Stadtbahn  liegt, 
und  hier  die  Uebergabe  durch  kurzen  Lokomoavwechsel  statt- 
findet, so  vereinfachen  sich  Anlage  und  Betrieb  ganz  beträchtlich. 


wie  dies  aus  Fig.  7  erkennbar  sein  wird.  Es  sei  dazu  bemerkt, 
dass  bei  A  die  Lokomotiven  der  Anschlu&abahuen  von  dem  durch- 
gehenden Zuge  getrennt  werden,  die  bei  B  aufgestellte  Stadt- 
bahn-Lokomotive  sich  vor  den  Zug  setzt  und  mit  demselben  in 
die  Station  einfährt,  in  der  die  Gesammt-Expedition  in  der  aller- 
kürzesten Frist  geschehen  kann.  Ein  folgender  Zug  rückt  in  dem 
Augenblick,  in  welchem  der  vorher  gehende  die  Halle  verlasst,  in  die- 
selbe ein,  findet  in  der  2.  Expedition  die  Personen-  und  Gepäck-Expe- 
dition vorbereitet  und  könnte  alsdann  schon  in  5  Minuten  weiter 
fahren.  Wenn  jedoch  für  diesen  Wechsel  10  Minuten  vorgesehen 
sind,  so  ist  die  denkbar  gröfseste  Regelmäßigkeit  gesichert.  Es 
fallen  bei  der  vorgeschlagenen  Einrichtung  die  zahlreichen  Perrons 
und  die  großen  Hallenbauten  fort;  der  Betrieb  wird  vereinfacht 
und  die  Bequemlichkeit  des  Publikums  erheblich  gesteigert ;  ganz 
besonders  aber  ist  der  Umstand  zu  berücksichtigen, 
dass  das  projektirte  Arrangement  ohne  j  ede  anderweite  Ein- 
richtung oder  etwelchen  Kostenaufwand  die  Verbin- 
dung aller  in  Berlin  mündenden  Bahnen  mit  der  Stadtbahn 
zulAsst,  welche  bei  Anlage  der  umfangreichen  Endstationen  mit 
6  Perrons  ohne  grnfse  Umbauten,  Gleisdurchschneidungen  u.  s.  w. 
unthunlich  ist. 

Die  Skizze  8  enthalt  schließlich  die  Darstellung  einer  für 
den  Güter-Verkehr  bestimmten  Anlage,  welche  bo  projektirt  ist, 
dass  dieselbe  den  Personenverkehr  auf  der  Stadtbahn  in  keinerlei 
Weise  stören  kann.  —  Was  die  Benutzung  der  Stadtbahn  für  Güter- 
Transport  überhaupt  anbetrifft,  so  kann  dieser  Bahn  unter  den 
obwaltenden  Verhältnissen  nnd  mit  Rücksicht  auf  das  Bestehen 
der  Verbindungsbahn  lediglich  und  ganz  allein  der  Güterverkehr 
der  inneren  Stadt  zugewiesen  werden,  und  es  ist  als  selbst- 
verständlich angenommen  worden,  dass  dieser  Verkehr  in  kleinen 
Wagenabtheilungen  von  höchstens  10  Wagen  bewältigt  werden 
soll.  Hierzu  liegt  an  den  Gütcrstalionen  zwischen  den  beiden 
durchgehenden  Gleisen  nur  ein  d rittes  Gleise,  welches,  nach  Be- 
darf, auf  1  oder  2  hydraulisch  bewegte  Plattformen  auslauft, 
mittels  deren  die  Wagen  die  Niveau-Differenz  zwischen  Viadukt-  und 
Straßen-Höhe  überwinden.  Im  Straßen-Niveau  kann  fast  jede  be- 
liebige Stelle  der  Bahn  zur  Anlage  einer  Güterstation  benutet  werden. 


Mittheilungen  aus  Vereinen. 


Bautechnischer  Verein  zu  Aachen.  Versammlung 
am  15.  Februar  1878.  Anwesend  80  Mitglieder  und  2  Gäste. 
Vorsitzender  Hr.  Heinzerling. 

Nach  Aufnahme  der  Hrn.  Riemann  aus  Burtscheid,  Palme 
und  Kalff  ans  Aachen  beginnt  Hr.  Direktor  von  Kaven  den  an- 
gekündigten Vortrag  Ober  die  Kopfform  von  Pflastersteinen,  die 
der  Abnutzung  durch  Pferdehufe  unterworfen  sind.  Das 
Pferd  bringt  den  Zng  zu  Stande,  indem  es  mit  dem  einen  Hinter- 
fusse,  dessen  Vorderstollen  namentlich  den  Stützpunkt  beim  Ziehen 
bildet,  schiebt.  Bei  einem  400 k  schweren  Pferde  kann  die  I*ast- 
vertheilung  so  geschätzt  werden,  dass  auf  den  Vorderstollen  des 
schiebend  gedachten  linken  Hinterf  usses  100 k ,  auf  den  am 
weitesten  vorgestellten  linken  Vorderfuss  50 k,  auf  den  rechten 
Vorderfufs  175  k  Druck  kommen,  in  dem  Moment  wo  der  rechte 
Hinterfuss  in  der  Hebung  begriffen  ist  Ein  1700k  schwerer 
nniger  Kohlcnkarren  erfordert  bei  Vit  Steigung  und  dem 
on  '/«  =  (Vit  +  V«)  1700  =  150 k  Zugkraft,  und 
groß  ist  der  Schub  des  Htnterfusscs  bei  einem 
Karren,  an  welchen  der  Zug  an  nahezu  horizontalen  Strängen 
geschieht  Die  Resultante  aus  dem  Drucke  auf  den  schiebenden 
Vorderstollen  (100k)  und  der  horizontal  gerichteten  Zugkraft  (150k) 
muss  so  gegen  den  Kopf  des  Steines  gerichtet  sein,  dass  kein 
Gleiten  stattfindet  Aus  dieser  Bedingung  ergiebt  sich  der 
Neigungswinkel,  den  die  Tangente  an  die  Abrundungskurve  des 
Steinkopfs  im  Berührungspunkte  des  Stollens  mit  der  Horizontalen 
bildet,  uud  damit  der  Krflmmungs-llalhmesser  dieser  Kurve.  Bei 
einem  bestimmten  Reibungs  -  Koeffizienten  und  einer  bestimmten 
Zugkraft  ist  der  Neigungswinkel  konstant,  weshalb,  falls  die  Ab- 
rnndung  annähernd  nach  einem  Kreisbogen  geschieht,  die  Radien 
der  Abrundung  proportional  der  Breite  des  Steines  sind.  Eine 
größere  Zahl  von  Abrundungen  der  Steine  an  einer  bestimmten 
Stelle  des  Aachener  Pflasters  (im  Marschierthor)  gefunden  und 
mit  Hülfe  eines  Bleibleches  aufgenommen,  in  welche  die  Kreisbögen 
eingezeichnet  wurden,  scheinen  diese  Schlüsse  zu  bestätigen.  Steine 
von  größerer  Breite  nutzen  sich  wahrscheinlich  nicht  nach  einer 
dem  Kreisbogen  nahe  kommenden  Linie,  sondern  nach  einer  Kurve 
ab,  deren  Krümmungshalbmesser  wechselt  und  für  die  Kante  am 
kleinsten  ist  Diejenigen  Steine,  auf  denen  die  Wagenräder  sich 
bewegen,  sind  wegen  der  durch  Bremsen  der  Rader  herbei  geführten 
Abnutzung  in  Steigungen  in  der  Kopffläche  meßt  flach;  bei  Steinen, 
die  bald  von  den  Hufen,  bald  von  den  Rädern  in  Anspruch  ge- 
nommen werden,  ßt  die  Abrundung  nicht  so  ausgeprägt,  aß  bei 
Steinen,  die  nur  von  den  Stollen  der  Hufe  beansprucht  werden. 

Eine  Diskussion  über  die  zweckmäßige  Form  von  Pflastersteinen 
ergab  die  Schwierigkeit,  Grundsatze  für  eine  Kopfform  aufzustellen, 
welche  für  Pferdehufe,  Wagenräder  (und  für  Fußgänger)  gleich 
gut  geeignet  ist,  da  je  breiter  der  Stein  und  je  größer  die  Ab- 
rundung ist,  um  so  mehr  der  Zugwiders tand  wegen  Stoßverlustes 
bei  Fuhrwerken  wächst,  im  meisten  bei  Fuhrwerken,  die  keine 
Federn  besitzen.  Dass  Steine,  deren  Breite  in  der  Fahrrichtung 
gleich  der  Größe  eines  l*ferdehufes  ist  oder  gleich  einem  aliquoten 
Theile  desselben,  zweckmäßig  sind,  weil  auf  ihnen  die  Hinter- 


Stollen  mit  gestützt  werden,  ist  bekannt  Es  motivirt  sich  da- 
durch die  Breiten-Beschränkung  für  Steine,  die  in  Steigungen  liegen. 

Makadam  nutzt  sich  meistens  nicht  durch  Reibung,  sondern 
durch  Zerdrücken  ab.  Die  Fläche  würfelförmig  gedachter  Steine 
muss,  bei  gleichem  Drucke  des  Rades,  im  umgekehrten  Ver- 
hftltniss  der  Zerdrückungsfestigkeit  des  Steinmaterials  stehen, 
weshalb  die  Seiten  der  Würfel  sich  umgekehrt  wie  die  Quadrat- 
wurzeln aus  den  Festigkeiten  verhalten.  Die  Volumina  der 
zerdrückten  Würfel  verhalten  sich  daher  umgekehrt  wie  die  Festig- 
keiten zur  Viten  Potenz.  Die  Praxis  hat  gezeigt,  dass  bei  Ver- 
gleichung  von  verschiedenen  Steinen  von  sehr  großer  Härte  unter 
einander  die  Potenz  »/<■  bei  sehr  weichen  mit  sehr  harten  Steinen 
die  Potenz  ",/,  -  2  zutreffend  ist  Unter  sonst  gleichen  Verhältnissen 
ersetzt  hiernach  1  kh"1  Basalt  von  etwa  1  080  k  Zerdrücktings- 
Festigkeit  pro  [_)"*  die  angegebenen  Quantitäten  folgender  Steine : 
1,16  kb"  Basalt  von  1  512k  Zerdrtlr.kungs-Festg. 

L34  ,        m  «  IM** 

l."0  n  *  »  1  1™* 

2,15  ,  kieselige  Grauwacke  „  1 00Wk  „ 

3,00  „  kieseligen  Korallenkalk  „  840k  „ 

3.^°  "  l              »  »  75Gk  „ 

5,00  „  Muschelkalk  ,  C72k 

7-  8  ,  Sandstein  »  588k 

8-  11,  Kreidekalk  .  504k 

Bei  der  Wahl  des  Materials  kommen  allerdings  außer 
diesen  Rücksichten  auf  die  Festigkeit  noch  andere  in  Frage, 
welche  sich  nicht  leicht  in  Zahlen  ausdrücken  lassen.*)  Die  Größe 
des  winkelförmig  gedachten  Steinschlages,  um  genügende  Festigkeit 
zu  haben  und  zugleich  gut  gewalzt  werden  zu  können,  ßt  bei 
Gestein  von  geringer  Harte  4,5  bis  5™,  bei  mittlerer  Härte 
4  bis  1,5  "'•  und  bei  sehr  hartem  Gestein  8  bß  4«".  — 

Hr.  Ewerbeck  macht  demnächst  einige  architektonische 
Mittheilungen  aus  Aachens  Vergangenheit,  speziell  über  die  meist 
aus  dem  17.  Jahrhundert  stammenden  Giebelhäuser.  Der  Typus 
derselben  entspricht  hinsichtlich  der  Fenstergruppirung  und  der 
Materialverwendung  genau  den  benachbarten  belgischen  Archi- 
tekturen in  Gent,  Antwerpen,  Brügge  u.  a.  O.  Die  Hauser  sind 
der  Hauptsache  nach  aus  Ziegeln  mit  durchlaufenden  Haustein- 
bandern  errichtet,  im  ganzen  jedoch  annlicher  als  jene;  massive 
Giebel-Ausbildungen  kommen  fast  gar  nicht  vor,  eine  Erscheinung, 
welche  mit  dem  großen  Aachener  Brande  von  1066  zusammen 
hängen  wird.  Das  Interessanteste  an  diesen  Bauten  ist  die  Be- 
handlung der  vortretenden  Giehelbretter,  an  denen  die  verschieden- 
artigsten Kombinationen  und  reiches  Renaissance  -  Schnitzwerk 
beobachtet  werden,  ferner  die  Ausbildung  der  Anker  und  der 


■  Hiera*  dürft«  a»r  dir  intrreauirlen  Anjabcn  Qt"r  den  Materi*]rerbraurb 
den  Ctianmecti  Im  GroMierzotflbum  Hadrn  aufmerluajm  tu  mmi-Ii*h  «ein, 
»kh  llillbeilunirni  Smlen  In  .SUtioik  der  inner™  Verwalten«;  In  Bad.-u,  Abtuvlluiig 
l*,  Karl.ruh«.  Iii«  dort  dürr*  Beoliar  Ii  I  u  Ii  iHuildeiien  Zahlen  wdrhen 
ll.-b  ton  den  oben  durrh  lheorelt«eh^  Hetrarhtuns;  gerundeiten  «h- 

bte  lUd. 


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Nt.  24. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


121 


Es  folgt  alsdann  eine  lebhaft  Refahrte  Besprechung  aber  die 
'  tng  bezw.  die  im  Interesse  der  Verkehrsverbessemng  von 
Seiten  gewünschte  Niederlegung  des  l'ontthores,  eines 
ehrwürdigen  Restes  der  noch  zu  Anfang  dieses  Jahrhunderte 
stehenden  Festungswerke  der  Stadt.  Hr.  Höhn  beschreibt  ein- 
gehend die  Bedeutung  des  Bauwerks  für  die  lokale  Geschichte 
und  die  Art  der  mittelalterlichen  Verteidigung;  sämmüiche 
Meinungen  schließen  sich  der  Forderung  des  Hrn.  Ewerbeck 
an,  das  Pontthor  sei  zu  erhalten  und  ahnlich  wie  das  Spahlentbor 
zu  Basel,  das  Eschenheimer  Thor  zu  Frankfurt,  die  Torte  du  Hai 
zu  Brasse),  das  Holstenthor  zu  Labeck  und  so  viele  andere  Thor- 
reste in  Brflgge,  Mainz,  Speyer,  Stendal,  Prag  etc  zu  restaurircn. 
Zugleich  wird  die  Notwendigkeit  der  Freilegnng  zur  Umführung 
des  Verkehrs  betont  und  behufs  weiterer  Verfolgung  dieses 
Gegenstandes  eine  Lokalbesicbtigung  durch  den  Verein  beschlossen. 

J.  St 

Architekten- und  Iogenleur-Veroin  in  Hannover  Wochen  - 
Versammlung  am  6.  Februar  1878.  Hr.  Bmstr.  Schwering 
macht  unter  Vorzeigung  von  Probestücken  einige  Mittheilungen 
Uber  . französische  Kalksteine",  die  neuerdings  auch  in  Deutsch- 
land mehrfach  Verwendung  finden.  Die  Mitteilungen  sind  zumeist 
einer  französischen  Reklameschrift  entnommen,  betitelt  „Expor- 
tation  de*  pierra  blanche*  de  France11  Motion  F.  Cieet  et  Co. 
Parti,  Boulevard  de  Dermin  8,  etc. 

Die  Schrift  enthalt  eine  Aufzahlung  und  kurze  Beschreibung 
der  von  genannter  Finna  vertriebenen  Steinsorten  und  alsdann 
eine  ausführliche  Abhandlung  aber  <J 
und  ihre  Verwendung,  illustrirt  durch  8  Tafeln 
Steinhauer- Werkzeugen,  Transport gerii 

Man  unterscheidet  in  den  meisten  französ.  Kalksteinbrachen 
2  Schichten,  eine  losere  obere,  genannt  banc  verycle,  und  eine 
festere  untere,  banc  royale.  Der  französ.  Kalkstein  besteht  im 
allgemeinen  aus  einem  unter  mäßigem  Druck  zusammen  gefügten 
kalkigen  Sande.  Die  im  Handel  zumeist  vorkommenden  Sorten  sind: 

1)  Banc  vergebt  et  royale  de  Saint -Vaast;  weichste  Sorte, 
Festigkeit  50  bis  80  k  pro  Q-,  spez.  Gew.  1,55-1,05;  Preis  fr. 
Hannover  in  einfach  bearbeitetem  Zustande  pro  kb"  03  M 

Die  Behauptung,  dass  dieser  Stein  sich  auch  am  Acußcren 
von  Bauwerken  gut  bewährt  habe,  glaubt  der  Vortragende  nach 
den  bei  der  Villa  Krupp  gemachten  Erfahrungen  stark  bezweifeln 
zu  müssen ;  der  Stein  ist  in  Deutschland  vielfach  verwendet,  be- 
sonders in  Baden,  Westfalen,  Frankfurt,  Berlin,  auf  Bügen  etc. 

2)  Banc  royale  de  Conflant,  Festigkeit  8&k,  spez.  (tew.  1,7, 
hat  die  gute  Eigenschaft,  dass  es  nnnöthig  ist,  ihn  auf  sein 
natürliches  Lager  zu  legen,  und  er  daher,  trotz  seiner  geringen 
Starke,  zu  Säulen  und  Statuen  mit  Vortbeil  verwandt  werden  kann. 

8)  Roche  Jine  de  Sentit,  Festigkeit  260  —  300 's  spez.  Gew. 
2,2-2,3;  ist  nicht  mehr  mit  der  Zahnsage  sagbar  und  wird  meist 
im  Innern  benutzt,  da  er  leicht  zerspringt 

Alle  3  genannten  Sorten  kommen  im  Eocän  der  Tertiar- 
formation,  u.  z.  in  der  Schicht  des  Pariser  Grobkalks  vor.  Gleich- 
falls der  Tertiärformation  angehörend  werden  noch  genannt: 

4)  Pierre*  de  Chateau -London  et  de  Souppet,  welche  in  2 
Schichten  Ober  und  unter  dem  Sande  von  Fontainebleau  vor- 
kommen. Die  Festigkeit  schwankt  zwischen  700  und  850  k  bei  2,5 
und  2,6  spez.  Gew. ;  die  Steine  sollen  sich  gut  bearbeiten  lassen,  Po- 
litur annehmen  und  außerordentlich  monumental  sein ;  in  Paris  sind 
sie  wegen  ihrer  Wasserundurchlässigkeit  vielfach  zu  Fontainen- 
Anlagen  benutzt  worden. 

Die  folgenden  Steinsorten  gehören  der  Jura- Formation  an: 

5)  Banc  royale  de  Savonniere*,  Festigkeit  HO  —  100  k ,  spez. 
Gew.  1,7 — 1,76;  Preis  fr.  Hannover  87  .//  pr.  kbm,  Vorkommen 
im  Oolithenkalk  des  oberen  Jura.  Wegen  feinen  Kornes 
sich  der  Stein  besonders  zu  inneren  Verzierungen. 

6)  Roche  fine  de  Morley  hat  ca.  270  k  Festigkeit, 
Vorkommen  wie  Xo.  5;  ist  wenig  frostbeständig. 

7)  Roche  <f  Eueitle  gehört  zum  Korallenkalk  des  mittleren  Jura 
und  besteht  fast  ganz  aus  Encrinitenarmen,  vereinigt  durch  ein 
kristallinisches  Bindemittel,  gemischt  mit  Oolithenkörnern.  Der 

hat  300-  360  k  Festigkeit  bei  2,3-2,4  spez.  Gewicht;  er 
iehlt  sich  besonders  zu  hydraulischen  Arbeiten. 

8)  Roche  de  Lerovville  gehört  derselbe 
dem  R.  d'Euville  sehr,  hat  aber 

1,0—4,0«)  bei  geringerer  Festigkeit 

Der  Formation  des  unteren  Jura  gehören  an: 

9)  Roche  fine  ou  Liati  de  Lareyt,  in  Schichten  von  12  15m 
Mächtigkeit  vorkommend,  hat  800-  400*  Festigkeit  bei  2,3—2,4 
spez.  Gew.,  wird  zu  Säulen  empfohlen  (Beispiel:  neue  Oper  in 
Paris,  Säulen  8,87  ■  hoch  bei  1,02"  unterem  Durchm).  Der 
Stein  soll  aber  (irnndfeuchtigkeit  nicht  gut  vertragen  und  bei 
Versetzung  im  Herbete  leicht  zerfrieren. 

10)  Marmor  von  Combtanchun  ist  die  beste  Sorte  der  französ. 
Kalksteine,  hat  800— 1000  k  Festigkeit  bei  2,6  2,7  spez.  Gew., 
ist  zu  allen  Arbeiten  brauchbar  und  kostet  fr.  Hannover  200  M 
pro  kb™.  — 

Das  Zersägen  der  Steine  geschieht  bei  den  weicheren  Sorten 
mit  2männigen  Zahnsagen;  die  Sandsage  wird  in  der  Kegel  vou 
nur  1  Manne  bedient  Außerdem  spielen  der  Steinhobel  und 
ein  eigentümliches  Kratzeisen  bei  der  weiteren  Bearbeitung  eine 
große  Rolle.  —  Zur  Reinigung  alterer  Steine  wird  ein  Ab- 
scheuern mit  feinem  Sande  empfohlen.  Abkratzen  und  Abwaschen 


Hr.  Baurath  Schuster  erwähnt  hierzu  das  Reinigen  mittels 
Dampfstrahl,  welches  in  Frankreich  vielfach  mit  Vortheil  ange- 
wendet werde ;  sodann  sei  die  bessere  Arbeitsteilung  bei  der  Steinbe- 
arbeitung in  Frankreich  lobenswert.  —  Hr.  Baurath  Hase  gedenkt 
des  Uelielstandcs,  dass  in  dem  französ.  Stein  oft  große  Feuer- 
stein-Klumpen vorkommen,  hebt  dagegen  die  angenehme  warme 
Farbe  der  Steine  hervor.  —  Allgemein  ist  man  der  Ansicht, 
dass  die  französischen  Kalksteine  sich  bei  uns  so  bald  wohl  nicht 
einbürgern  werden.  W. 

Architekten- Verein  zu  Berlin.  Versammlung  am  16.  März 
1878;  Vorsitzender  Hr.  Möller,  anwesend  21!»  MitgL  und  6  Gäste. 

An  Eingängen  liegen  vor:  Die  Protokolle  des  Breslauer 
A.-  u.  Ing.-V.  für  1876/77;  das  1.  Heft  der  vom  Statist  Bureau 
der  Stadt  Berlin  herausgegebenen  Mittheilung  aber  das  Ergebnisa 
der  Volkszählung  von  1875;  1  Exempl.  d.  Separat-Vcröffentlichung 
Ober  die  Johanniskirchc  in  Altona  als  Geschenk  d.  Hrn.  Otzen; 
eine  Mittheilung  des  Gewerbevereins  in  Bremen  Ober  den  Ausfall 
der  von  diesem  ausgeschriebenen  kunstgewerbl.  Konkurrenz;  eine 
Sammlung  von  Umdruckzeichnungen  —  Brücken  in  Holz,  Stein 
und  Eisen,  Vorlagen  für  den  Unterricht  an  der  Bauakademie,  als 
Geschenk  des  Hrn.  Dietrich.  —  In  der  Bibliotek  liegen  zur 
Ansicht  aus :  Die  Fortsetzung  des  Letarouillv'schen  Werkes  Ober 
die  römischen  Baudenkmale,  entaltend  die  Publikation  des 
Vatikans,  sowie  l'art  itArabe  von  Prtite  (tAuenne* 
Werke  von  Seiten  des  Hrn.  Ober-BibUotekars 
vorgeschlagen  werden. 

Nachdem  der  Hr.  Vorsitzende  der  Kommission  I 
fest  den  Dank  des  Vereins  ausgesprochen  hat,  wird  über  den 
schon  vor  einiger  Zeit  eingebrachten  Antrag  auf  Verlegung  des 
Sitzungstages  von  Sonnabend  auf  den  Montag  verhandelt  In  der 
Debatte,  an  welcher  neben  dem  Hrn.  Vorsitzenden  die  Hrn.  Kinel, 
Blankenstein  und  Hanke  sich  beteiligen,  wird  für  den  Antrag 
geltend  gemacht,  dass  der  große  Saal  des  Vereinshauses  am 
Sonnabend  so  stark  begehrt  werde,  dass  der  Verein  —  falß  er 
denselben  an  diesem  Tage  für  seine  eigenen  Zwecke  beanspruche 
—  eine  sichere  Hinnahme  von  1  500—1  800  M  im  Jahre  sich 
verscherze  ganz  abgesehen  von  dem  weiteren  Schaden,  der 
durch  die  Verminderung  des  Verkehrs  im  Vereinsbause  indirekt 
erwachse.  Die  bis  jetzt  ziemlich  häufig  versuchte  Abhaltung  der 
Sitzungen  im  kleinen  Saale  lasse  sich  auf  die  Dauer  nicht  durch- 
führen. Auch  sei  zu  berücksichtigen,  dass  viele  Mitglieder  anderen, 
gleichfalls  am  Sonnabend  tagenden  Vereinen  angehörten.  —  liegen 
den  Antrag  wird  geltend  gemacht,  dass  es  bedenklich  sei,  von 
einer  alten  Vereins-Traditinn  abzuweichen  und  die  Vorzüge,  welche 
bei  so  vielen  Vereinen  zur  Wahl  des  Sonnabends  als  Versammlungs- 
tag geführt  haben  und  die  selbstverständlich  auch  für  den 
Architektenverein  bestehen,  aufzugeben.  Auf  Antrag  von  Hrn. 
Blankenstein  wird  beschlossen,  die  Versammlungen  im  Monat 
April  versuchsweise  am  Montag  abzuhalten,  um  dann  in  der 
Hauptversammlung  des  Mai  einen  definitiven  Beschluss  zu  fassen.  — 
Hierauf  giebt  Hr.  Wolff  den  Schluss  seiner  in  der  Ver- 
sammlung am  9.  d.  M.  begonnenen  Mitteilungen  Ober  den 
der  Rhein-Brücke  bei  Breisach,  worüber  wir  an  anderer  f 
berichten.  Von  Hm.  W  i  n  k  1  e  r  wird  im  Anschluss  an  die  Darlegungen 
des  Vortragenden  betr.  die  Ueberschiebe -Vorrichtungen  der  Krücke 
angeführt,  dass  in  Frankreich  eine  ziemlich  vollkommene  Einrich- 
tung in  der  Anwendung  Sraderiger  Wagen,  auf  welche  die  I>ast 
mittels  2  Neben-  und  6  Haupt-Rai  anders  übertragen  werde,  ver- 
sucht worden  sei.  — 

Hr.  Büsing  legt  eine  Serie  von  Photographien  über  die 
Ausführung  der  Douro-Brückc  bei  Uporto  vor,  unter  Hinzufügung 
einiger  weniger  Bemerkungen  über  diesen  bedeutenden  Bau. 

Es  folgt  sodann  der  Bericht  des  Hm.  Adler  Ober  die 
neuesten  Untersuchungen  und  Ausgrabungen  in  der  Krypta 
der  Schlosskirche  zu  Quedlinburg.  Unter  Bezugnahme 
auf  die  Notizen,  welche  u.  Bl.  im  Jhrg.  73  IS.  244)  Ober  dieses 
Bauwerk  gebracht  hat,  und  auf  die  speziellen  Mitteilungen,  welche 
im  Jhrg.  69  (S.  563)  sowie  im  Jhrg.  72  (S.  301  und  377)  der 
im  Jahre  1869  aufgedeckten  eigenartigen  Anlage  gewidmet  worden 
sind,  können  wir  die  umfangreiche  historische  Darstellung,  sowie 
die  Beschreibung  des  Bauwerks,  mit  welcher  Hr.  Adler 

Bekanntlich  I 


Vortrag  einleitete,  kurz  übergehen.  Be 
dem  Altar  der  Krypta  ein  vertiefter,  h 
gedeckt  worden,  \on  dem  »ir  einen 


gezeichneten  Grundriss  und  Durchschnitt  hier  nochmaß  beifügen. 

Genauere  und  detaillirte  Aufnahmen,  namentlich  in  Betreff  der 
altertümlichen,  heute  leider  schon  bis  auf  geringe  Reste  unter- 
gegangenen Stuckdekoration,  mit  welcher  die  Wandnischen  des 
Raumes  bekleidet  waren,  werden  Hrn.  Raurat  Hase  verdankt, 
der  am  6.  Nov.  1872  Ober  die  Anlage  einen  Vortrag  im  Arcb.- 
u.  Ing.-V.  zu  Hannover  gehalten  hat  Der  zunächst  in  der 
Ztschr.  d.  V.  veröffentlichte  Vortrag,  welchem  jene  Aufnahme, 
sowie  eine  Restauration  des  ursprünglichen  Zustandcs  der  Krypta 
nach  Hase's  Annahme  beigefügt  war,  ist  seiter  zum  zweiten 
Male  in  einer  Schrift  des  Harzvereins  für  Geschichte  und  Alter- 
tumskunde zum  Abdruck  gelangt,  die  ausserdem  einen  trefflichen 
Aufsatz  des  verst.  Hrn.  v.  Quast  über  denselben  Gegenstand 
enthalt;  letzterer  geht  jedoch  vorzugsweise  auf  einen  anderen, 
bei  der  Restauration  der  Quedlinburger  Schlosskirche  gemachten 

Grabsteine  der  Aebtßsinnen  des  Stiftes,  ein.  — 

Von  den  westlich  jener  Vertiefung  befindlichen  Grabsteinen  auf 

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oogle 


122 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


SS.  Hin  1878 


Fufsbodcnhöhe  der  Krypta  bezeichnen  die  in  der  Aze  liegende,  auf 
8  Holxstutzen  erhöhte  Hatte,  sowie  die  südlich  neben  derselben  in 
den  Fulsboden  eingelassene  Platte  (welche  in  nachstehenden  Zeich- 
nungen angedeutet  sind)  der  Tradition  nach  die  Grabstätten  Konig 
Ikiurick  I.,  des  Finklers,  und  seiner  Gemalin,  Königin  Mathilde. 
Westlich  von  diesen  Steinen,  in  der  Zwi*cben-Axe  derselben,  liegt 
eine  dritte  kleinere  Platte,  unter  welcher  man  die  Grabstätte  der 
Prinzessin  Mathilde,  jener  berühmten  Tochter  Kaiser  Otto's  des 
Großen  und  «einer  Gemalin  Adelheid,  angenommen  hat,  die  dem 
Stifte  Quedlinburg  von  y&6  bis  999  als  dessen  zweite  Aebtissin 
vorstand  und  ebenso  durch  ihre  hohe  Bildung,  wie  durch  politi- 
sche Befähigung  (sie  führte,  wahrend  Otto  111.  in  Italien  weilte, 
2  Jahre  lang  mit  Willigis  und  Kernward  die  Reichsregierung) 
hervor  ragte.  Noch  weiter  nach  Westen  ist  endlich  eine  kleine  Platte 
bemerkbar,  welche  wahrscheinlich  die  Stätte  für  eine  ewige  Lampe 
bezeichnet,  in  der  Phantasie  des  Volkes  jedoch  als  die  Begrabniss- 
stittc  des  Handchens  „Quedel"  gilt,  von  dem  Quedlinburg  seinen 
Namen  erhalten  haben  soll. 

Als  jene  Versenkung  entdeckt  wurde,  hat  man  natürlich  nichtver- 
fehlt,  diese  eigenartige  Anlage,  für  die  weder  aus  deutschen  noch  aus 
französischen  Kirchen  bisher  ein  zweites  Beispiel  bekannt  ist,  als  das 
ursprüngliche  Grab  König  Heinrichs  zu  proklamiren.   Die  richtige 


m 


Deutung  ist  jedenfalls  die,  dass  man  es  hier  mit  einem,  zum  Beten  an 
deu  Gräbern  bestimmten  Räume  zu  thun  hat,  in  dessen  Wandnischen 
Reliquien  verwahrt  wurden.  Die  letztere,  von  Hase  aufgestellte 
Annahme  ist  um  so  wahrscheinlicher,  als  die  Quedlinburger  Kirche 
in  der  That  die  von  Kaiser  Otto  hierher  gebrachten  Reliquien 
von  6  Heiligen  besafs;  man  hätte  den  Raum  also  etwa  als  ein 
„Pantheum  tanchmtm"  oder  als  „Memoria"  zu  bezeichnen.  Was 
jener  Deutung  entgegen  zu  stehen  schien,  war  dpr  Mangel  einer 
Trep]H>uverbindung  mit  der  Krypta;  doch  bat  Hr.  von  Quast  be- 
reits darauf  bin  gewiesen,  dass  hinter  der  (roh  vermauerten) 
breiten  nördlichen  Wandnische  an  der  geraden  Wand  der  Ver- 
tiefung sehr  wohl  Platz  zu  einer  Treppe  vorhanden  sei,  und 
wirklich  hat  sich  bei  den  neuesten  Aufgrahungen  eine  solche  auch 
vorgefunden.  Die  von  Hr.  Hase  ausgesprochene  und  jenem  Restau- 
ration* -  Versuch  zu  Grunde  gelegte  Ansicht,  dass  die  Anlage 
mit  der  ursprünglichen  Form  der  Krypta  in  organischem  Zu- 
sammenhange gestanden  habe  und  dass  diese  als  ein  dreischiftiger 
gewölbter  Raum  nach  Art  der  Qucdlinburger  YViperti-Kapelle  zu 
denken  sei,  dessen  Säulen  auf  der  Umfassungsmauer  der  vertieften 
Gruftanlage  standen,  wird  von  Hrn.  Adler  allerdings  entschieden 
abgelehnt.  — 

Seitens  der  Quedlinburger  Fachgenossen,  welchen  die  Sorge 
für  die  Schlosskirclic  obliegt,  war  neuerdings  beobachtet  worden. 


dass  in  der  südlichen  Nische  an  der  glatten  Fluche  der  Hinterwand 
eine  breite  Fuge  sichtbar  war.  Sie  glaubten  hieraus  schliessen  zu 
können,  dass  in  dieser  Nische,  welche  etwa  mit  dem  durch  die 
nördliche  Platte  bezeichneten  Grabe  korrespondirt,  der  Deckel 
eines  Steinsarges  vermauert  sei.  Ein  Antrag  auf  nähere  Unter- 
suchung des  Thatbestandes  durch  Autgrabung  wurde  durch  den 
Hrn.  Kultusminister  genehmigt  und  es  hat  die  letztere  in  der 
vorigen  Woche  unter  Theilnahme  des  Hrn.  Vortragenden,  des  Hrn. 
Bauinsp.  Schütte  und  des  Hrn.  Reg.-Brth.  Doeltz  stattgefunden. 

Hierbei  ist,  wie  schon  oben  erwähnt,  einerseits  die  Treppe 
hinter  der  Nordnische  aufgefunden  worden,  andererseits  hat  sich 
auch  die  Richtigkeit  der  zweiten  Annahme  heraus  gestellt.  Unter 
jener  nördlichen  Grabplatte  stiefs  man  auf  eine  prüfst?  steinerne 
Tumba,  deren  kofferartiger  Deckel  mit  dem  Relief  bilde  eines 
byzantinischen  Vortragekreuzes,  wie  es  zur  Bezeichnung  der  Kir 
chenstifter  üblich  war,  geschmückt  ist  und  eine  sehr  schön  ge- 
meifselte  Inschrift  enthält,  von  der  ein  Papier-Abdruck  vorge- 
legt wurde.  Ks  scheint  jedoch,  dass  diese  Inschrift,  nach 
welcher  in  dem  Sarge  in  der  That  die  Reste  der  Wittwe  Heinrichs  I., 
Königin  „Mahtild"  ruhen,  dem  11.  Jahrhundert  angehört,  also 
vermuthlich  erst  bei  dem  Umbau  der  Kirche  unter  der  Aebtissin 
Adelheid  (Tochter  Otto  II.  und  der  Theophann)  hinzugefügt 
wurde.  Der  Deckel  des  Sarges  zeigte  sich  dadurch  gebrochen, 
dass,  wohl  bei  einer  früheren  Oeffnung  desselben,  der  in  der 
Nische  eingemauerte,  durch  die  obere  Säule  fest  geklemmte  Theil 
abgesprengt  worden  war.  Nachforschungen  imSuperintendur-Archiv 
haben  ergeben,  dass  diese  Oeffnung  im  Jahre  1756,  auf  Veran- 
lassung der  damaligen  Titular- Aebtissin,  Prinzessin  Amalie  von 
Preultien,  bewirkt  worden  ist.  Man  fand  damals  zweierlei  Knochen, 
grössere  und  kleinere,  in  dem  Sarge,  was  wieder  mit  der  urkund- 
lichen Nachricht  stimmt,  dass  man  bei  einer  noch  früheren  Auf- 
grabung dereinst  die  Ueberreste  Konig  Heinrichs  in  den  Sarg 
seiner  Gemahlin  mit  eingeschlossen  habe.  Gegenwärtig  ist,  da 
eine  Vollmacht  hierzu  nicht  ertheilt  war,  die  Ruhe  der  Todten 
nicht  weiter  gestört  worden;  soweit  man  einen  F.inblick  in  den 
Sarg  gewinnen  konnte,  schienen  Gebeine  in  demselben  nicht  mehr 
vorhanden  zu  sein. 

Durch  Aufgrabungen  unter  der  mittelsten  Grabplatte  sind 
lediglich  die  Reste  der  in  den  Felsen  geschnittenen,  längst  ge- 
leerten Gruft  des  Königs  aufgedeckt  worden.  Dabei  ist  man  auf 
das  noch  tiefer  eingeschnittene,  dahinter  liegende  Grab  gestorsen, 
auf  das  die  3.  Grabplatte  im  Fufsboden  der  Krypta  sich  bezieht. 
Auch  dieses  mit  trockenen  Quadern  besetzte  Grab  ist  dereinst 
schon  durchwühlt  worden  und  es  haben  sich  in  der  Verfüllung 
desselben  Reste  von  Stuckdekorationen  vorgefunden,  die  jenen  der 
Memoria  entsprechen;  dagegen  scheint  der  in  ihm  aufgefundene 
Sarg  noch  unberührt  zu  sein.  Es  ist  ein  interessanter  Bleisarg, 
aus  gebogenen  Platten  dieses  Metalls  hergestellt,  natürlich  schon 
mehrfach  verdrückt  und  beschädigt;  es  litis  sich  erkennen,  dass 
derselbe  noch  Skeiettreste  enthält.  Darüber  lag  ein  zweiter 
gröfserer  Bleideckel,  dessen  eiserne  Haken  an  den  Stirnenden  darauf 
hin  zu  deuten  schienen,  dass  er  zu  einem  äusseren  Holzsarge  gehört 
bat;  er  enthält  eine  4zeilige,  fast  2 m  lange  Inschrift  in  einge- 
ritzten Majuskel  -  Buchstaben,  die  bei  dem  sehr  beschädigten  Zu- 
stande des  Deckels  lückenhaft  und  aufserordentlich  schwierig  zu 
lesen  ist.  Ks  ist  jedoch  kein  Zweifel,  dass  sie  auf  die  im  Jahre 
999  verstorbene  und  durch  Bischof  Bernward  begrabene  Aebtissin 
Mathilde,  die  Tochter  Otto's  L  geht;  auch  die  Form  der  Buch- 
staben stimmt  mit  den  Inschriften  an  Bern  ward's  Werken  zu  Hil- 
desheim überein.  — 

Indem  Hr.  Adler  darauf  hinweist,  dass  die  bezgl.,  als  werth- 
volle Beiträge  zu  der  Dokumenten- Geschichte  des  deutschen  Mittel- 
alters zu  betrachtenden  Inschriften  einer  näheren  Würdigung 
durch  die  fachfeelehrten  Historiker  noch  unterzogen  werden 
sollen,  schliefst  er  seinen  Vortrag  mit  der  Aufforderung,  dass  der 
Verein  aus  den  in  Quedlinburg  gemachten  Entdeckungen  eine 
weitere  Veranlassung  nehmen  möge,  endlich  die  schon  so  lange 
gehegte  Absicht  einer  Sommer- Exkursion  nach  dem  Harz  auszu- 
führen. Schon  die  kunstgewerblichen  Schätze  des  Domes  in  Hal- 
berstadt  und  des  „Zithers"  in  Quedlinburg  wären  allein  eines 
solchen  Ausfluges  werth.  *) 

Hr.  Kyllmann  erläutert  mit  einigen  Worten  die  im  Saale 
aushängende  reiche  Sammlung  trefflicher  Rciseskizzen ,  die  Hr. 
Prof.  Ewerbeck  in  Aachen  auf  einer  ^monatlichen  Reise  in 
Italien  gesammelt  bat  und  die  durch  Vermittelung  des  Handels- 
ministeriums, dem  dieselben  zur  Zeit  vorliegen,  hier  zur  Aus- 
stellung gelangt  ist  Neben  den  durch  eine  sehr  charakteristische 
Auffassung  ausgezeichneten  landschaftlichen  Aquarellen  sind  es 
besonders  Durehzeirhnuogen  der  im  Fufsboden  des  Domes  von 
Siena  enthaltenen  figürlichen  Darstellungen  des  Tiepolo  und  Mec- 
eherino,  die  Beachtung  verdienen.  Wenn  ein  derartiger  Schmuck 
des  Fufsbodens  auch  nicht  nachahmenswerth  sei,  so  empfehle  sich 
für  unsere  heutigen  Bestrebungen  doch  ein  aufmerksames  Studium 
der  Technik  jener  Darstellungen  —  Marmor- Linienbilder,  die 
späteren  durch  Einlage  einzelner  farbigen  Partien  im  Effekt  noch 
etwas  erhöht  —  und  es  seien  die  bezgl.  Kopien  von  Hrn.  Ewer- 
beck als  ein  werthvoller  Beitrag  hierzu  zu  erachten.  — 

Mit  Beantwortung  der  eingegangenen  Fragen  durch  die  Hrn. 
Adler,  Bausch,  Büsing,  Hobrecht,  Möller,  Schwedler  und  Winkler 
schliefst  gegen  10'/«  Uhr  die  Versammlung.  —  F.  — 

*)  Wir  hesneekea  Mino,  du»  *oich*  Rtkunlon  wann  1.  J.  187J  grpUat 
worden  iirt,  in  der  AatfTihniae,  'r<l.-*n  nar  an I  llillentedt  und  WenuKcrode  ,kb 
eretrerkt  tut. 


oo<; 


KoamkakpMreilMj  m  Cirl  Beelili  in  Berlin.   Für  die  Redaktion  rennlvarUich  REO  Prlticb.    Druck;  Vf.  Heuer  H  o  Ih  n<  n  dr  n  cke  r«  1 ,  Berlin 


No.  25. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


123 


—  Koakurrtnitn.  —  l'mooil. 


Ueber  den  Bau  der  RheinbrUcke  bei  Alt- Breisach. 

Fast  mehr  Interesse  noch,  als  die  Feststellung  der  Grund- 
zuge des  Projekts  summt  Bauprogramm,  bietet  die  Art  und 
Weise,  in  welcher  der  Man  demnächst  zu  seiner  Verwirklichung 
gebracht  worden  ist  Theiis  liegt  die*  Interesse  in  den  besonde- 
ren Schwierigkeiten  begründet,  welche  die  Stromverhältnisse  schon 
für  gewöhnlich  bieten,  thcils  in  dem  unerwarteten  Vorkommen 


vom  Januar  1875  bis  Ende  1877, 

zur  ordnungsmafsigen  Aufstellung  von  Spezial-Pro- 
mehre  wichtige  Thcile  des  Werks,  die  daher  nach 
welche  neben  nnd  wahrend  der  Bauausführung  entstan- 
stna,  haben  ausgeführt  werden  müssen.  Diese  Art  und  Weise 
Baubetriebes  ist  nur  durch  die  rasche,  Ton  den  gewohnlich 


gestellt.  -  Der  Ueberbau  der  Dienstbrücke  ist  mittel*  Auf- 
stellung auf  flach  gehenden  Schiffsgefärsen,  Einfahren  etc.  auf- 
««bracht  worden.,  — 


beobachteten  Förmlichkeiten  öfter  absehende  Expedition  der  betr. 
Vorlagen  durch  die  vorgesetzten  Behörden  —  die  General-Direk- 
tioD  der  Reichs -Eisenbahnen  in  Strasburg  und  das  Reichs- 
kanzleramt in  Berlin  —  ermöglicht  worden. 

Was  zunächst  die  Betriebsart  des  Baues  anbelangt,  so 
war  dieselbe  gemischt,  indem  ein  Theil  der  Arbeiten  in  Regie, 
ein  anderer  Theil  durch  Unternehmer  zur  Ausführung  ge- 
bracht wurde.  Abgesehen  von  der  Lieferung  des  eisernen 
Ueberbaues,  mit  dem  die  Gutehoffnungs  -  Hütte  zu  Sterkrade 
betraut  gewesen  ist,  ist  an  Unternehmer  die  gesammte  pneu- 
matische Arbeit  nebst  den  Maurerarbeiten  der  Pfeiler 
übertragen  gewesen,  wahrend  die  Beschaffung  aller  Materialien 
nnd  Gerüste,  sowie  die  Ramm-  und  Bagger-Arbeiten  dem 
Regiebau  vorbehalten  geblieben  sind.  — 

Von  interessanten  Einzelheiten  der  Ausführung  müssen  wir 
uns  auf  die  Erwähnung  folgender  weniger  beschränken: 

1)  Dionstbrüeke.  Theiis  aus  Rücksicht  auf  die  Möglich- 
keit, dass  bei  leichter  Bauart  derselben  eine  Zerstörung  durch 
Hochwasser  hätte  eintreten  können,  theiis  auch  zur  Erleichterung 
der  Materialien-Transporte  entschied  man  sich  für  die  Ausführung 
in  solcher  Starke,  dass  die  Brücke  genügende  Tragfähigkeit  für 
den  durch  Ilaud  bewirkten  Ucbergang  zweier  beladenen  Eisen- 
bahn-Fahrzeuge besitzen  würde.  Die  Joche  wurden  relativ  stark, 
der  Ueberbau  aber  mit  möglichst  grofser  Ausnutzung  der  Mate- 
rialfestigkeit ausgeführt  (Hotz  180—150«,  Eisen  1100 *  Festig- 
keit«- Beanspruchung!.  Wegen  der  Flößerei  auf  dem  Strom 
mussteu  die  Joche  die  Weite  von  20  "  erhalten.  Für  die  Pfähle  war 
bei  der  Höhenlage  der  Joche  an  -f-  6ra,  der  gröfsten  vorkommen- 
den Sohlentiefe  von  — 9m  und  der  Notwendigkeit  einer  Ein- 
dringungstiefe  der  Spitze  bis  etwa  5 n,  die  Gesammtlänge  von 
19 — 20«  erforderlich.  Da  hiermit  eine  Stammstärke  der  Pfähle 
von  0,8 d.  h.  eine  grobe  Unhandtichkeit  derselben  verbunden 
war,  sind  dieselben  in  vierkantigem  Zustande  zur  Verwendung  ge- 
langt. Die  Pfähle  haben  konisch  gestaltete  Schnhe  aus  Gusscisen 
ohne  Federn  erhalten,  die  mittels  Nägel  befestigt  wurden.  Als 
Probebelastung  der  Schuhe  war  vorgeschrieben:  Aufsetzen  der- 
selben auf  die  Spitze  eines  2,5™  laDgen  Pfahlendes,  Aufstellen  des- 
selben unter  einer  Ramme  von  20Z  Bargewicht,  wobei  die  Pfahl- 
spitze auf  einen  harten  Steinblock  ruhte;  10  Schlage  des 
Rammbären  mit  der  Fallhöhe  von  1,5  —  Am  Lande  und  in 
den  Altwässern  sind  die  Hammen  auf  Gerüste  und  Schie- 
gestellt  worden;  im  Strom  wurden  dieselben  auf 
montirt  Benutzt  wurden  eine  Nasmyth  -  Ramine  und 
mehre,  von  Menck  *  Hambrok  in  Hamburg  bezogene  Rammen 
nach  Sisson'stUem  System ;  für  ersten;  wurden  neue,  entsprechend 
abbalanzirte  Fahrzeuge  erbaut ,  für  letztere  alte  vorhandene 
Fahrzeuge  in  Benutzung  genommen.  - —  Bei  den  grofsen  Ver- 
schiedenheiten, die  sich  in  der  Eindringnngs-Geschwindigkeit  der 
Pfahle  zeigten,  benutzte  man  als  Mittel  für  die  Beurtheilung  der 
Standfestigkeit  der  Pfähle  das  Verfahren,  Diagramme  herzustellen, 
in  welchen  die  Eindringungstiefen  als  Abszissen,  die  zugehörigen 
Zeiten  als  Ordinaten  aufgetragen  wurden;  die  Form  der  so  er- 
haltenen Kurve  liefs  einen  sicheren  Schluss  über  das  Vorkommen 
sowohl  augenblicklicher  als  dauernder  Hemmnisse,  sowie  Uber  die 
erreichte  Sicherheit  der  Pfahlstellung  ziehen.  Die  Rammkosten 
haben  sich  —  abgesehen  von  den  Anschaffungs  -  Kosten  der 
Ramme  und  deren  Amortisation  —  auf  87    120 .ff.  pro  Pfahl  heraus 


Sehr  sorgfältig  gewählt«;  Konstruktionen  waren  auch  für  den  Bau 
der  Pfeilerrüstungen  erforderlich;  ungeachtet  die  Einzelheiten 
derselben  mehrfaches  Interesse  bieten,  müssen  sie  wegen  derUnthun- 
lichkeit,  erläuternde  Skizzen  beizugeben,  hier  übergangen  werden.  — 
Was  die  Einrichtung  der  pneumatischen  Apparate 
betrifft,  so  musste  aus  Mangel  an  Zeit  zur  Bearbeitung  von 
alternirenden  Projekten  auf  die  bis  d.  hin  zumeist  übliche  eiserne 
Kastenkonstruklion  gegriffen  werden.  Bei  20,14 m  Länge, 
3,29 m  Hohe  und  5,75 '"  Breite  an  der  Basis  erhielt  die  aus 
5  """  starken  Blech  hergestellte  Kastenwand  einen  Anzug  von  Vi». 
Für  die-  Gleichmäßigkeit  des  Senkens  sowohl  als  für  die  Be- 
schränkung der  zu  fördernden  Bodenmassen  erwies  es  sich  sehr 
nützlich,  dass  dem  Kasten  eine  Schneiden- Breite  von  20™ 


Der  Luftschleusen-Behälter  hatte  je  2  Einsteige-  und  Beton- 
Schleusen  an  der  Ober-,  2  Kiesförderschleuscn  an  der  Unterseite. 
Die  effektive  Pfeilersenkung  hat  pro  Tag  2(i  m  im  oberen  und 
16  «■  im  unteren  Theil  der  Senkung  betragen.  —  Die  Anfmauerung 
der  Pfeiler  hat  man  im  Schutze  eines  vielleicht  etwas  srhwarh- 
wamügen  aber  nicht  zur  Wirkung  gekommenen  Fange -Dammes 
aus  4 nun  starkem  Eisenblech  bewirkt  Interessant  hierbei  ist 
u.  a.  die  Art  und  Weise,  wie  man  die  Aufgabe,  den  Pfeiler 
den  Wirkungen  der  heftigen  Strömung  zu  entziehen,  in  diesem 
Falle  gelöst  hat.  Es  wurde  auf  den  Vorschlag  der  Brückenbau- 
Gesellschaft  vormals  Harkort,  welche  die  Vorhaltung  der  pneumati- 
schen Apparate  übernommen  hatte,  -  -  anstatt  d< 
Herrichtung  einer  Seckigen  Schutzwand  aus 
eine  blofse  Verankerung  durch  8  Ketten  benutzt,  die  an 
den  Jochen  der  Dienstbrücke  fest  gelegt  und  mittels  Einschaltung 
von  Flaschenzagen,  welche  zu  Winden  auf  der  Pfeiler-Rüstung 
führten,  regulirbar  war;  diese  Vorkehrung  hat  sich  in  vorzüg- 
licher Weise  bewährt. 

Für  die  Umschlicfsung  der  Fluthbrücken-Pfeiler  erwiesen 
sich  Pfähle  von  20  und  25""  Stärke  als  unzureichend  und  es  sind 
später  solche  von  30"°  Stärke  benutzt  Lücken,  welche  bei  der 
Schwierigkeit  des  Einrammens  nicht  zu  vermeiden  waren,  sind 
durch  Aufnageln  von  Dielcnstücken  geschlossen  worden.  Zur 
Bodenförderung  bediente  man  sich  bei  Schlamm  der  indischen 
Schaufel  und  des  Sackbaggers ;  erster*  erwies  aber  in  groben  Ge- 
schieben als  völlig  unbrauchbar.  Die  Betonirung  wurde  mit 
Trassmörtel  in  der  Mischung  von  1  Th.  Trau,  1  Th.  Kalk, 
1  Th.  Sand  bewirkt  Die  Verschüttung  geschah  mittels  Trichter 
in  Schichten  von  je  etwa  60 "»  Hohe. 

Mehrere  Neuheiten  knüpfen  sich  an  die  Art  nnd  Weise,  mit 
welcher  das  Ueberschieben  des  Trägers  für  die  3  Haupt- 
Öffnungen  bewirkt  worden  ist  Für  diesen  Zweck  war  es  nöthig. 
die  (Zug-)  Diagonalen  des  Trägers  als  versteifte  auszuführen  und 
ebenso  die  getrennten  Hälften  der  Zuggurtung  durch  ein  diagonales 
Stabwerk  gegen  einander  zu  versteifen.  Bei  solcher  Auaführungs- 
weise ist  der  Fachwerkträger  2  fachen  Systems  gegen  den  Gitter- 
trager  mit  gleich  weiter  Stellung  der  Stäbe,  hinsichtlich  der  Be- 
anspruchung der  Gurtungen  in  wesentlichem  Vortheil.  Die  Trager- 
gurtungen  sind  aus  vertikal  angeordneten  Blechen  mit  auf- 
gesetzten Eisen  hergestellt  und  letztere  etwas  in  die  nöhe  ge- 
rückt, damit  der  Druck  der  beim  Ueberschieben  benutzten  Unter- 
lage direkt  und  ohne  Vermittelung  der  [_  Eisen  von  dem  Haupt- 
theile  der  Gurtung  —  den  vertikal  gestellten  Blechen  —  auf- 
genommenwerde. 

Trotz  der  nach  üblicher  Weise  erfolgten  Anordnung  eines 
provisorischen  Pfeilers  in  jeder  Oeffnung  und  eines  eisernen 
Schnabels  von  24  ■  Länge  (der  für  die  8  Bauplätze,  Breisach, 
Höningen  und  Neuenbürg  bestimmt  wurde,  würden  die  untere, 
von  Knotenpunkt  zu  Knotenpunkt  3n  lange  Gurtung  aufser  Stande 
gewesen  sein,  den  Rollendruck  nach  den  Knotenpunkten  hin  zu 
Obertragen.  Man  beabsichtigte  zuerst,  zwischen  Rollen  und 
Gurtungs-Unterseite  Unterzüge  einzuschalten,  welche  ablaufen  und 
nach  geschehenem  Ablauf  von  neuem  untergebracht  werden  sollten. 
Dieser  Plan  ist  mit  der  wesentlichen  ; 
gekommen,  dass  man  die  Unterzüge  nicht  über  fest  .. 
Rollen  hat  laufen  lassen,  sondern  dass  zwei  gekuppelte,  einen  Wagen 
bildende  Rollen,  unter  je  einem  Knotenpunkt  stehend,  über  den 
fest  gelegton  Unterzug  fort  gerollt  worden  sind.  Auf 
Montirungsplateau  wurde  anstatt  einzelner  Unterzöge  ein  sefa 
spuriges  Gleis  angeordnet,  auf  welchem  die  mit  18»>  Entfernung 
gestellten  Wagen  bis  zu  Ende  ausliefen. 

Die  Gesammtkosten  der  Dreifacher  Brücke  ron  2610000  .ff. 
gehen  mit  etwa  300000 .4L  über  die  Kosten  der  gleichartigen  und 
gleichzeitig  ausgeführten  Brücke  zu  Neuenburg  hinaus.  Zur 
Rechtfertigung  dieser  Differenz  verweist  der  Vortragende  thcils 
auf  die  bedeutend  grölsere  Fundiningstiefe  der  Fluthbrücken- 
Pfeilur  bei  Breisach,  thcils  auch  darauf,  dasB  die  Zahl  der  im 
Wasser  stehenden  Pfeiler  eine  grofsere  ist  als  bei  Neuenburg. 

Der  Vortragende  hat  die  Projektiruiig  und  Ausführung  des 
Baues  von  Anfang  bis  zum  April  1877  geleitet;  von  da  an  bis  zur 
Vollendung  Ende  1877  hat  an  seiner  Stelle  der  Baumeister  Dr.  Lau- 
benheimer  gestanden.  Die  Entwürfe  zum  eisernen  Ueberbau 
und  zu  den  Einrichtungen,  welche  zum  Ueberschieben  desselben 
sind  vom  Vortragenden  in  Gemeinschaft  mit  dem 
Richter 


*)  B  r  i  <-  h  1 1  c  u  Ii «.  In  d»m  r«tb*f  Rithmdoi  Artlknl  Int  N.  117,  Z.  U  v.  o. 
»UU  itorh<ra»mtand?  ,  M  Ute  I  waftOrll  inde  "  wt  Imtn  und  es  raun  der  an- 
uchllrfacnde  Narlioau  dann  wltvilvrntaiiillkli  Fortfall». 


Vervollkommnungen  des  Bohne'sohen  Tasohen-Ni' 

Das  in  No.  47  v.  J.  beschriebene  Instrument  hat  neu« 
Vervollständigungen  zu  dem  Zwecke  erhalten,  a)  um  für  ztr 
samincngcsctzte  Nivellements  und  b)  für  rasch  auszuführende 
Messung  von  Horizontal- Winkeln  dienen  zu  können. 

Für  den  ersten  Zweck  ist  ein  Stock-Stativ  von  ganz  be- 

I  sonderer  Leichtigkeit  (nur  l'/j *  Gew.)  hinzu  gefügt,  selbstver- 
ständlich unter  Benutzung  solcher  Verbindungs  •  Einrichtungen 
zwischen  Stativ  und  Instrument,  dass  letzteres  nach  wie  vor  auch 

I  als  nand-lnstmment  -  ohne  Stativ  -  gebrauchsfähig  bleibt 


vjOOQIC 


124 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


27.  Hin  1878 


Für  den  Gebrauch  als  Winkelmesser  ist  das  untere  Ende  de& 
zylindrischen  Korpers  mit  einem  Ring  umgeben  worden,  welcher 
beim  Aufsetzen  des  Instruments  auf  das  Stativ  durch  eine  Klemm- 
schraube fest  gestellt  werden  kann,  wahrend  der  in  demselben 
ruhende  Zvlinder  (mit  seinem  Fernrohr)  drehbar  bleibt.  Beide 
Stocke  haben  auf  ihrem  Umfange  korrespondircnde  Theilnngen 
und  vertreten  demnach  bezw.  Alhidade  und  Limbus  des  gewöhn- 
lichen Theodoliths.  Eine  Nonien-Einrichtung  gestattet  die  Ab- 
lesung auf  Vio  Grade  genau,  welche  Genauigkeit  für  diejenigen 
Gehraochsfalle,  für  die  das  Instrument  Oberhaupt  geeignet  ist, 
vollkommen  ausreicht 

Das  Taschen-Niveau  ist  wie  bisher  zu  30  .//,  das  Stativ 
dazu  Hl  R  Jl  und  das  mit  Winkelmesser  versehene  Instrument 
(iud.  Stativ)  zu  45  .//  vom  Patentinhaber,  Baumstr.  Hohne  zu 
«harlottenburg,  Bismarkstr.  SB,  zu  beziehen. 


üeber  die  Anordnung  von  Schulbänken  bat  der  ärztliche 
Bezirksverein  der  Stadt  Leipzig  neuerdings  folgende  Grund- 
sätze aufgestellt:  1)  Die  Entfernung  der  Sitzrläche  des  Stuhles 
odej  der  Bank  von  der  Schreibtische  des  Tisches  sei  so  grofs, 
dass  der  Oberkörper  des  Schreibenden  sich  vom  oberen  Ende  der 
Magengrube  an  oberhalb  der  SehreibtUche  befindet  —  2)  Die 
Sitzflflche  sei  so  weit  vorgerückt,  dass  ihr  vorderer  Band  2  3"» 
unter  der  SchreibÜAche  vorgeschoben  ist;  von  oben  gesehen 
darf  daher  kein  Zwischenraum  zwischen  Tisch  und  Sitz  wahr- 
nehmbar sein.  —  3)  Der  Schreibende  soll  sich  mit  dem  unteren 
Theile  des  Kückens  (d.  h.  der  Gegend  der  Lendenwirbel)  anlehnen 
können.  Die  Sitzditche  darf  daher  nicht  breiter  »ein,  als  die 
Entfernung  der  Kniekehle  vom  Klicken  des  Kindes  betragt  — 
4)  Die  Füfse  müssen  entweder  den  F'nfsbuden  erreichen  oder 
durch  eine  F'ufsbauk  unterstfitzt  sein.  Letztere  darf  aber  nicht 
so  hoch  sein,  das»  der  vordere  Theil  des  Oberschenkels  vou  der 
SiUllüche  abgehoben  wird.  —  l>ie  Forderang  2  erheischt  entweder 
2  sitzige  Schulbänke  oder  bewegliche  Sitzflächen,  da  sonst  die 
Kinder  nicht  aufstehen  und  an  einander  vorüber  gehen  können. 
Erster«  Anordnung  ist  unbedingt 


Eine  Erklärung  von  Hrn.  Prof.  W.  von  Lfibko  in 
Stuttgart,  die  derselbe  unter'ra  18,  Marz  d.  J.  an  uns  gerichtet 
hat,  bringen  wir  im  folgenden  zum  Abdruck: 

„In  dem  Aufsatz  über  F.  von  Quast  heifst  es  in  Ihrer  No.  22 
auf  s.  107:  -Das  gesammte  Material  (der  durch  die  preiil's.  Re- 
gierung  beschafften  Erhebungen  über  die  Denkmäler)  wurde  an 
l'farrer  Otte  und  Prof.  Lobke  zur  Bearl>eitnng  übergeben,  liegt 
aber  nun  seit  Jahrzehnten  in  den  Archiven,  ohne  dass  ein  l{e- 
sultat  zu  SUnde  gekommen  wäre." 

An  dieser  Nachricht  ist,  soweit  sie  den  Unterzeichneten  be- 
trifft, kein  wahres  Wort."    W.  Lobke. 

Zur  bevorstehenden  Ausstellung  des  Verbandes  In 

Die  Mitglieder  des  Verbandes  deutscher  Architekten- 
Ingenieur- Vereine  erlauben  wir  uns  darauf  aufmerksam  zu 
heu,  dass  es  nothwendig  ist,  etwaige  Anmeldungen  zur  Be- 
schickung der  mit  der  diesjährigen  Wanderversammlung  in  Dresden 
zu  verbindenden  technischen  Ausstellung  rechtzeitig  au  das  Lokal- 
Komite  daselbst  gelangen  zu  lassen.  Wie  uns  von  letzterem 
tnitgetheilt  wird,  steht  zwar  noch  eiuiger  Kaum  zur  Verfügung, 
indessen  können  Anmeldungen  nur  noch  bis  zum  1.  Mai  d.  .1. 
berücksichtigt  werden.  Die  Fachgenossen  würden  es  sich 
daher  im  Versäumniss-Falle  lediglich  selbst  zuzuschreiben  haben, 
wenn  sie  schliefslkh  gar  nicht  oder  nur  auf  ungünstigen  Platzen 
ausstellen  konnten. 

Bezügliche  Anmeldungen  sind  an  Hrn.  Regierungsrath  Prof. 
Dr.  Hartig  in  Dresden  (Königl.  Polytechnikum)  zu  richten. 


Konkurrenzen. 

Konkurrenz  für  Entwürfe  zum  Bau  von  „kleinen 
Häusern"  in  Hamburg.  Die  allgemeinen  Bedingungen  dieser 
am  15.  Mai  ablaufenden  Konkurrenz,  bei  der  6  l'reise  von  je 
150  .  //  ausgesetzt  sind,  enthält  das  Inseratenblatt  der  letzten 
Nummern  d.  Ztg.  Aus  dem  S[»ezial-Programme  tlieilen  wir  mit, 
dass  es  um  Hänser  mit  je  I  Wohnung  (Stube,  Küche,  3  Kammern) 
sich  handelt,  für  welche  eine  gleichmäfsige  Breite  von  6,60»»  vor- 
geschrieben ist.  Neben  Solidität  und  Zweckmäßigkeit  (Licht, 
Trockenheit  und  Wärme)  soll  ein  gefälliges  Aenfsere  und  gröl'st- 
mögliche  Billigkeit  der  Häuser  angestrebt  werden,  so  dass  bei 
einer  Ausführung  in  General -Unternehmung  der  Preis  für  jedes 

als  etwa  auf  2400  M  sich  stellt  - 


100 


Konkurrenzen  des  Architekten- 
und  Ingenieur -Vereins  in  Hannover.  Das  Programm  der 
für  dieses  Jahr  ausgeschriebenen  Konkurrenzen  (von  dem  einige 
Exemplare  b.  d.  Red.  d.  Bl.  entnommen  werden  können)  setzt 
je  2tK>  .//  für  die  Entwürfe  zu  einem  Tafelservice  in  Glas 
und  einem  fals  Rennpreis  gedachten)  silbernen  Pokal  aus. 
Der  erste  Entwurf  ist  am  1.  Jnni,  der  zweite  am  1.  Oktober  d.  J. 
abzuliefern;  das  Schiedsgericht  tiesteht  "aus  den  Bauräthen 
Hrn.  Hase,  Köhler  und  Oppler. 


Nachrichten. 
Preufsan. 

Ernannt:  Der  Regierung*-  u.  Baurath  Küll  in  Berlin 
Geheimen  Baurath  n.  vortragenden  Rath  im  Ministerium  fflr  Handel, 
(iewerbe  etc.  —  Der  bisherige  Titular- Bauinspektor  Baldus  zu 
Diez.  Regbez.  Wiesbaden  zum  Wasserbau-Inspektor. 

Der  ehem.  Stadlbaumeister  G.  J.  Forsmann  zu  Hamburg 
ist  gestorben. 

"Die  Bau führer- Prüfung  halten  bestanden:  a)  für  beide 
Fachrichtungen  Moritz  Rühlmann  aus  Nordhansen;  b)  für  das 
Hochbanfach  Rieh.  Könneberk  aus  Berlin,  Friedr.  Rauschen- 
berg aus  Bremen  u.  Rieh  Borrmann  aus  Orle  bei  Graudenz. 

Brief-  und  Fragekasten. 

Abonn.  in  Berlin.  Das  von  Ihnen  in  Aussicht  genommene 
Mittel ,  gegen  Einfrieren  von  Abfallröhren  wenig  über  der  Rohr- 
endigung  ein  kleines  offene»  AnsaUröhrchen  anzubringen,  Beben 
wir  nicht  als  Erfolg  versprechend  an.  Mittheilungeu  von  etwaigen 
Erfahrungen  über  dieses  oder  irgend  ein  anderes  Mittel  würden 
wir  mit  Dank  entgegen  nehmen. 

Hrn.  C.  S.  in  Frankfurt  a.  M.  Es  ist  uns  durchaus  un- 
wahrscheinlich, dass  im  fraglichen  Falle  eine  Schwammbildung 
vorliegt;  vielmehr  dürften  hier  A uswitterungs-  oder  eigentüm- 
liche Zersetzung» ■  Prozesse  der  Steine  vor  sieb  gehen,  deren 
Natur  aus  der  gelieferten  Beschreibung  nicht  erkanut  werden 
kann.  Bevor  Sie  irgend  etwas  weiteres  ausgenommen  Luft- 
zuführnng  —  unternehmen,  dürfte  die  Zuziehung  eines  Che- 
mikers sich  empfehlen:  wollen  Sie  uns  ein  betr.  Stuck  zusenden, 
so  erklären  wir  bei  dem  allgemeineren  Interesse,  das  der  Fall 
augenscheinlich  bietet,  uns  gern  bereit,  eine  spezielle  chemische 
Untersuchung  vornehmen  zu  lassen. 

Hrn.  M.  K.  in  Nürnberg.  Die  Beantwortung  von  2  unter 
den  von  Ihnen  aufgestellten  Fragen  finden  Sie  m  No.  20  dieser 
Zeitung.  Die  Frage  4  ist  durch  vieljahrige  Erfahrung  in  zahl- 
reichen Orten  Nordwest- Deutschlands  dahin  erledigt,  dass  guter 
<  >elfarhenanstrirh  auf  Zement  durch  Wahl  guter  F' arten  und  ge- 
eigneter Witterung,  durch  Stehenlassen  des  Putzes  durch  minde- 
stens 1,  besser  2  Jahn*  und  Befreiung  der  Putztläche  vor  dem 
Auftragen  des  Anstrichs  vou  Anwüchsen  et«,  durch  Abwasrhen 
mittels  einer  sehr  verdünnten  Säurelöstuig  erhalten  wird.  Ihre 
4.  Frage:  Wie  am  besten  farbige  Zemente  hergestellt  worden, 
übermitteln  wir  unserm  Leserkreise. 

Hrn.  S.  in  L.  Hand  VII  der  Zeitschrift  für  Bauwesen  ent- 
hält die  Beschreibung  der  hydraulisch  betriebenen  Trajekt-Anlago 
bei  Ruhrort.  —  Eine  Spezialschiff  über  Blerhbngen-Hrürken  ist 
uns  nicht  bekannt  Sie  konneu  den  Gegenstand  indes»  in  mehren 
Schriften  Ober  Elastizität  und  Festigkeit,  u.  a.  in  Winkler,  I^hre 
von  der  Elastizitit  und  Festigkeit,  wohl  ausreichend  verfolgen 

A.  B.  in  Kassel.  Einige»  Nähere  über  den  Caligny-Apparat 
»oll,  wie  wir  erfahren,  in  „Sganzin,  Court  da  CamttntetumP  rait- 
getheilt  sein.  —  Sehr  vollständige  Litteraturangaben  Ober  Mühlen- 
bau werden  Sie  aus  Kühlmann's  allgem.  Maschinenlehre  entnehmen 
können. 

Hrn.  H.  hier.  Hein  theilnngen  des  Toth  'sehen  Tunnelbau- 
Systems  vom  Standpunkte  der  Praxis  aus  »iud  uns  noch  nicht  zu 
Gesicht  gekommen.  —  Ziemlich  übereinstimmend  wird  angenommen, 
dass  bei  Fluggeschwindigkeiten  von  1  '"  au  die  Treidclschiffahrt 
aufhört  rentabel  zu  sein.  Dampfschiffahrt  findet  noch  statt  bei 
Geschw.  bis  3"'  und  selbst  darüber ,  wofür  z.  B.  die  Donau  am 
langen  Strecken  ihres  Ober-  und  Mittellaufs  den  Beweis  liefert 
Abonn.  in  B.  Allgemein  geltende  polizeiliche  Bestimmungen 
Ober  Sieherheitsmaufsrcgeln  bei  Erdarbeiten  mit  Lokomotiv-Be- 
trieb  existiren  iL  W.  nicht  Im  übrigen  nehmen  wir  bei 
dieser  Aeufscrung  speziell  auf  die  Bestimmungen  des  Haftpflicht- 
Gesetzes  Bezug. 

Hrn.  K.  in  Neidenburg.  Balkenköpfe  im  natürlichen 
Zustande  fest  ummauert  in  eine  Wand  einzuschliessen,  steht 
mit  anerkannten  Konstruktions  -  Regeln  in  Widerspruch,  wogegen 
es  als  zweckmässig  gilt,  in  dem  Falle,  dass  der  Raum  zur  Anlage 
einer  Luftkammer  absolut  fehlt  und  das  Holz  völlig  ausgetrocknet 
ist,  den  Balkenkopf  mit  einer  dicht  anschließenden  Kappe  aus 
Zinkblech  zu  umkleiden.  Wenn  das  Holz  noch  ziemlich  viel 
Feuchtigkeit  besitzt,  so  wird  es  —  unter  der  vorhin  angegebenen 
Voraussetzung  nöthig  sein,  die  Kappe  mit  einigem  Spielraum 
aufzusetzen,  damit  der  in  den  Mauern  steckende  Holztheil  direkt 
von  der  Luft  umspült  werden  kann. 

Hrn.  W«  P-  in  K.  So  weit  wir  nach  Ihrer  Mittheilung  zu 
urtheilen  vermögen,  scheint  hier  einer  derjenigen  Fälle  vorzuliegen, 
bei  dem  die  Zahlung  vou  Reisekosten  mit  ganz  demselben 
Rechte  sowohl  bewilligt  als  beanstandet  werden  kann ;  wir  würden 
es  indess  der  Billigkeit  entsprechend  finden,  wenn  die  Direktion 
sich  zur  Zahlung  verstände.  Für  den  Fall,  dass  die  Verpflichtung 
zur  Zahlung  überhaupt  anerkannt  wird,  glauben  wir,  dass  dieselbe 
den  vollen  Betrag  umfassen  muss  und  ein  Abzug  von  50 \  im 
Sinne  des  Erlasses  vom  16.  Oktober  1*77  hier  nicht  stattfinden 
könnte,  da  anscheinend  die  Voraussetzung  dafür  — 
Benutzung  der  Bahnzüge      unerfüllt  ist. 

Hrn.  B.  in  Zwickau.    Wir  vermitteln  bei  Mangel 

i  »ich  m 


Kennüiiss  Ihre  Anfrage  wegen 
von  Haken  aus 
g  befasst, 


Fabrik,  die 


liir  «ctueler- 


;  r,m  Crl  BfHIl»  In  1 


K.  K.  O.  PriUrh.    Drwk:  W.  «..ki  II  ofbur  h  itruekrrpl ,  Berlin. 

Digitizedby  VjC 


Xo.  26. 

DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 

125 

Ii  hall:  P»r  oft 

VmllMI  ArrliHrlll 

lata  MuU 
n  tat  tm, 

tut  In  ilm  tiiltUwIn  Käuten.  —  y.ur  Hrn.Ulluh,; 

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n.  —  V«rmU(kUi:  Sur 

Der  optische  Maafstab 

Vortrage,  schalten  im 


in 


flr  keinen  praktischen 
Sorgen  unbekannt,  ilic 


Architekten  sind  die 
l»i'i  Au.sffltiniiiK  von 
Fsu.-aden.  Denkmalen  ete.  aufzutreten  pllegen. 
Wie  oft  stellt  sich  dabei  die  unerfreuliche 
Wahrnehmung  ein,  ilass,  wie  das  Ganze,  so 
insliesoudere  auch  die  Einzelheiten ,  anders 
d.  Ii.  ungünstiger  wirken,  al.s  auf  der  Projekt- 
Zcichiuiug!  Die  Thatsache  z.  B.,  dass  die  Maafsc  der  Haupt - 
gesimse  von  der  geometrischen  Zeichnung  nicht  einfach  ab- 
gegriffen werden  können,  wollen  wir  in  der  Ausführung  eiue 
gleiche  Wirkung  erzielen,  ist  jedem  bekannt,  wie  ja  auch 
mancherlei  Kegeln  für  diesen  Zweck  in  Anwendung  sind.  Die 
bisherige  Litteratur  weife  wenig  oder  gar  nicht  auf  Fragen  zu 
antworten,  welche  den  Unterschied  zwischen  Projekt  und 
Ausführung  im  (icsammleindruck  und  in  Einzelheiten  betreffen, 
und  es  ist  jeder  daliei  auf  einzelne  Ueberlieferangcu.  auf 
elfene,  speziellste  Erfahrungen  angewiesen.  In  wichtigeren 
Fallen  hat  mau  sich  ueuerdings  besonders  mit  kostspieligen 
Modellen  geholfen.  — 

Danach  wird  es  von  den  Fachgenosscn  gewiss  mit  Freuden 
lieirruisl  werden,  wenn  ein  Werk  zu  dem  Zwecke  erscheint, 
oben  berührte,  so  schwierige  Fragen  zu  beantworten,  und  wenn 
dieses  Werk  auf  strenger  Grundlage  wirklich  zu  Resultaten 
gelangt,  die  unser  volles  Interesse  erregen  müssen.  Das 
Werk  betitelt  sieh:  Der  optische  Maafstab,  oder  die  Theorie 
und  Praxis  des  ästhetischen  Sehens  in  den  bildenden  Künsten ; 
von  II.  Macrtens,  Hauinspektor  a.  D.,  Uomi  1*77.  Es  sei  ge- 
stattet, hier  einen  gedrängten  Auszug  desselben  zu  geben.  — 
Wie  der  bildende  Künstler  Alles  durch  sein  Auge  schafft, 
so  müssen  auch  alle  seine  Werke  wieder  durch  das  Auge  auf 
deu  Beschauer  wirken.  So  grol'sartig  und  gewaltig  auch  ein 
Monument,  eine  Facadc  gestaltet  sein  mag  —  das  Auge  ist 
das  Organ,  durch  welches  wir  ihr  Dasein,  ilirc  Wirkung  auf 
uns  erfahren.  Gewiss  muss  es  daher  den  Künstler  interessiren, 
Minimal-  uud  Maximal-Leistung  des  normal  gebildeten 
Auges  kennen  zu  lerneu.  damit  er  nicht  einer  bestimmten 
Kuustschüpfung  au  einem  bestimmten  Platze  Abmessungen 
uud  Einzelheiten  «che.  welche  das  Auge  weder  auf  einmal, 
noch  überhaupt  klar  zu  erfassen  vermag. 

Der  Autor  des  genannten  Buches  folgt  nun  den  neuesten 
Forschungen  über  dos  theoretische  Sehen  und  stützt  sich 


vorzüglich   auf  llclmholtz. 


sen  Vortrag 


über    a  die 

neueren  Fortschritte  in  der  Theorie  des  Sehens"1  und  dessen 
„Handbuch  der  physiologischen  Optik"  von  ihm  benutzt  wurden, 
llclmholtz  sagt,  dass  ein  genaues  Sehen  bei  dem  mensch- 
i  Auge  nur  in  dem  Umkreise  eines  Winkelgradcs  stattfindet; 
er  empfiehlt  dabei  die  Anstellung  des  Experiments:  den  Arm 
beobachten,  wie  das  Auge  in  solcher 
und  in  dem  Umfange  des  entgegen  gehaltenen 
nagels  ganz  deutlich  zu  sehen  vermöge.  Dieses 
Experiment  giebt ,  mit  Zuhülfenohme  trigonometrischer 
Rechnung,  einen  Sehwinkel  von  ca.  1".  Man  wird  dabei  finden, 
dass,  wenn  man  den  Umkreis  des  ganz  deutlichen  Sehens 
erweitern  will,  eine  kleine  Bewegung  des  Augapfels  nothwendig 
ist  und  dass  unser  Auge  derartige  Bewegungen  nach  den 
-1  verschiedenen  Richtungen  bis  zu  gewissen  Grenzen  leicht 
—  freilich  mit  ungleicher  1  Dichtigkeit  —  ausfuhrt.  Das  Sehen 
aufecrhalh  dieses  Gesichts- Kegels  von  1°  bei  unbewegtem 
Auge  nennt  llclmholtz  „skizzirtes  Sehen". 

Die  weitere,  wichtigste  Behauptung  von  llclmholtz  lautet 
dahin,  dass  das  Auge  innerhalb  des  Schkcgcls  von  1° 
noch  genau  '/«„  desselben  —  also  eine  Winkel-Minute  zu 
unterscheiden  vermöge,  eine  Behauptung,  der  auch  die  prak- 
tischen Mediziner  beipflichten  und  die  von  ihnen  als  (iruudlage 
für  die  Feststellung  des  anormalen  Sehvermögens  eines  Auges 
bei  Wahl  von  Brillen  angenommen  worden  ist. 

Schon  aus  tlicseu  ersten  Elementen  können  wir  prak- 
tischen Nutzen  ziehen,  indem  wir  danach  z.  B.  die  erforder- 
liche Gröfsc  einer  Schrift  zu  berechnen  vermögen,  die  auf 
MXX)  m  Entfernung  noch  gelesen  werden  soll.    Es  genügt 
Dicke  alleiit  des  I  zu  bestimmen,  und  es  ergiebt  sich 
Figur  1: 
JC=  1000  sinO«  l'  =  0,29™ 
Passend  wird  man  die  Höhe  des  Buchstaliens  etwa  =  5 
mal  dieser  Dicke  wählen,  wobei  freilich  der  schärfste  Kontrast 


die 
aus 


den  bildenden  Künsten. 

Verein  am  30.  Januar  1877  vou  C.  Dofleiu,  Architekt.) 

(dunkle  Schrift  auf  hellem  Iiiutergrunde)  voraus  gesetzt  ist  ; 
bei  weniger  scharfem  Kontrast  ist  die  Hohe  (nach  weiterer 
Vorschrift)  zu  vergröfscru.  — 


Der  Verfasser  weist  im  Fortgang  seiner  Betrachtungen 
auf  die  Thatsache  hin.  dass  unser  Auge  eiue  Camera  obscura 
bildet;  es  ist  aber  noch  vollkommener  als  diese,  weil  es  eine 
bewegliche  Sammellinse  besitzt,  die  ihm  eiue  Akkomodation 
gestattet,  durch  wclcho  wir  lici  den  verschiedensten  Entfer- 
nungen des  Objekts  in  allen  Füllen  deutliche  Bilder  erhallen. 
Wir  können  andererseits  ibis  Auge  auch  mit  einem  Winkel- 
mess-Instrumente  vergleichen,  dessen  kleinste  erkennbare 
Theiluug  1  Winkelminutc  entspricht. 

Eben  diese  Vorstellung  nun  bildet  die  Grundlage  der 
weiteren  Entwickelungen  des  Buchs  und  muss  für  ilas  Ver- 
ständniss  der  späteren  Kapitel  desselben  fest  gehalten  werdeu. 
—  Die  vorher  gehenden  Kapitel  beschäftigen  sieh  mit  dem 
Gesammteindrucke,  welchen  Objekte  auf  unser  Auge  ausüben. 

Das  Feld,  welches  wir  mit  unbewegtem  Haupte 
übersehen  können,  heilst  bei  Helmholtz  das  „Sehfeld'',  uud 
dasjenige  Feld,  welches  bei  unbewegtem  Haupte  vom  b  e  w  e  « - 
liehen  Auge  noch  überblickt  werden  kann,  das  ..Blickfeld/* 
Beide  sind  bezüglich  des  ästhetischen  Sehens  nicht  wesentlich  zu 
unterscheiden,  llclmholtz  giebt  die  in  vertikaler  Ebene  lie- 
gende Sehgrenze  bis  zu  120",  die  in  horizontaler  Ebene  lie- 
gende zu  iw  an.  Innerhalb  dieser  äufeerstci!  Grenzen  ist 
natürlich  das  Sehen  schon  sehr  ungleich,  und  es  dürfen  bei 
Betrachtung  eiues  Kunstwerks  diese  Maximallcistungcn  des 

der  vollen  Wirkung  eines  Kunstwerks  ist  unmöglich,  wenn 
wir  nicht  in  der  Lage  sind,  den  zum  richtigen  Umfasscu  er- 
forderlichen Standpunkt  mit  unserem  Sehkegel  zu  gewinnen. 
Die  Frage  nun,  welchen  Standpunkt  wir  einem  Gegenstand 
von  bestimmter  Gröfsc  gegenüber  aufsuchen  müssen,  führte 
zu  folgenden  Untersuchungen. 

Befindet  sich  jemand  einer  Tafel  gegenüber,  auf  welcher 
ein  Kreis  den  Durchschnitt  des  Sehkcgels  von  1"  angiebt. 
und  siud  um  diesen  ersten  Kreis  konzentrische  Kreise 
für  einen  Sehkegel  bis  zu  120°  gezogen,  so  haben  wir  hier- 
mit gleichsam  eine  „Skala  des  deutlichen  Sehens",  bei  welcher 
die  Länge  der  Kreis -Durchmesser  in  umgekehrtem  Verhält- 
nisse zum  deutlichen  Sehen  steht,  Mah  mau  nun  Figuren, 
oder  heftet  man  einzelne  Gegenstände  in  den  Ringflächeu  an, 
so  werden  bei  unbewegtem  Haupte  diese  Gegenstande  oder 
Figuren  um  so  deutlicher  erblickt  werden,  je  naher  dieselben 
dem  Mittelpunkte  des  Kingsystems  belegen  sind.  Wenn  der 
Gegenstand  gerade  alle  Ringe  des  deutlichen  und  bc<|ucmcu 
Sehens  füllt,  so  wird  er  das  Auge  ganz  allein  beschäftigen ; 
füllt  er  nur  einen  kleineren  Theil  der  Ringtiächcn,  so  werden 
andere,  dem  Objekte  benachbarte  Gegenstände  mit  derselben 
Starke  gleichzeitig  gesehen  werden,  also  uns  als  gemein- 
sames Bild  beschäftigen.  Daher  ist  es  klar,  dass,  wenn  ein 
Gegenstand  von  bestimmter  Gröfse  unser  Auge  allein  oder 
vorherrschend  in  Anspruch  nehmen  soll,  er  von  einem  be- 
stimmten Standpunkte  aus,  also  unter  einem  ganz  bestimmten 
Winkel,  gesehen  werden  muss.  so  etwa,  dass  allo  jene  Ringe 
des  deutlichen  und  bequemen  Sehens  gefüllt  sein  würden. 

Es  fragt  sich  nun,  welches  der  richtige  Standpunkt  ist,  von 
dem  aus  ein  Kunstwerk  ohne  jede  fremde  Beimischung  von 
Gegenstanden  gesehen  werden  kann,  oder  wie  der  Verfasser 
sagt,  damit  es  als  eine  von  der  Künstler.»  geschaffene 
kleine,  abgeschlossene  Welt  genossen  werden  kann.  Es  wur- 
den zur  Beantwortung  dieser  Frage  die  folgenden  einfachen 
Versuche  angestellt: 

Der  Verfasser  befestigte  Zeichnungen,  Bilder  verschiede- 
ner Arten  und  Abmessungen,  an  eine  Wand  und  näherte 
sich  denselben  in  der  Axe  der  Bilder.  Bis  in  eine  Entfer- 
nung von  ca.  5  mal  der  gröfeten  Bild-Dimension  wirkte  das 
Bild  nur  im  Zusammcnhane  mit  der  umgebenden  Fläche. 
Bei  grofserer  Annäherung  aber  nahm  das  Bild  Auge  und 

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30.  M&ra  1878 


Geist  immer  mehr  allein  in  Ansprach, 
füllte  immer  mehr  das  Blickfeld  dr- 
Augcs,  und  dieser  Eindruck  erreichte 
an  gewissen  Standpunkten  fast  den 
der  Wirklichkeit,  d.  h.  den,  bei 
welchem  wir  den  Gegenstand  in  natür- 
licher Gröfsc  plastisch  vor  uns  zu 
sehen  glauben.  Näherte  man  sich 
dann  dem  Bilde  noch  weiter,  so  kamen 
die  Einzelheiten  desselben  immer 
mehr  zur  Geltung;  es  ticlcn  Theile 
der  Bilder  über  den  deutlichen  Seh- 
kegel hinaus  und  was  innerhalb  des- 
selben lag,  drängte  sich  als  Einzelnes 
vor.  Ein  an  der  Unterkäme  des  Hildes 
befestigtes  Bandmaafs  gab  bei  vielfach« 
Versuchen  die  jedesmalige  Entfernung  des  Beobachters  von 
der  Bildfläche  an,  and  es  stellte  sich  dabei  ubereinstimmend 
das  Faktum  heraus,  dass  jener  geschilderte  günstigste  Ein- 
druck einem  Staudpunkt  vor  dem  Bilde  entsprach,  welcher 
gleich  dosen  .2faehcr  gröfsten  Abmessung  war.  also  einem 
Augenwinkel  von  rot.  27*  zugehörte.  Der  Staudpunkt,  bei 
welchem  die  Details  der  Bilder  besonders  klar  wirkten, 
sich  aber  dem  Gcsammtcindruckc  gegenüber  vordrängten,  ent- 
sprach einem  Augenwinkel  von  45*. 

Waren  diese  Experimente  nur  mit  Zeichnungen  ange- 
stellt, so  verblieb  die  Frage  zur  Losung:  ob  die  ermittelte 
Augendistanz  ebenso  für  jedes  gröfserc  plastische  Kunst- 
werk Geltung  haben  werde.  Hierzu  lenieu  wir  aus  dem 
Buche  verschiedene  Schriftsteller  kennen,  welche  über  den 
sogen.  Normal-Distanzpunkt  bei  Gebäuden  sich  ausgesprochen 
haben:  wir  erfahren  z.  U.  dass  Milizia  (Bürgerliche  Baukunst, 
Kap.  Vom  Sehen  in  Absicht  auf  die  Architektur)  den  Stand- 
punkt nach  dem  Hohen-  und  Breiten-Verhältni&s  wählt.  Ein 
gleichschenkliches  Dreieck  auf  der  Basis  der  Front  errichtet, 
mit  der  Gcbändehohc  als  Schenkel,  giebt  in  seiner  Spitze  den 
gesuchten  Distanzpunkt.  Andere  Autoren  addiren  Höhe  und 
Breite  des  Objekts  und  nehmen  die  Hälfte  der  Summe  als 
Nonnaldistanz  an. 

Diesen  und  ähnlichen  Regeln  tritt  nun  der  Verfasser  ent- 
gegen, indem  er  erklärt,  dass  die  Höhe  eines  Gebäudes, 
eines  Monuments  etc.  allein  für  den  normalen  Standpunkt 
maafsgebend  sei,  und  zwar  für  denjenigen  Standpunkt,  von 
ins  das  Auge  den  Gcsammteindruck  des  Objekts. 
Umgebung  ausgeschieden,  also  ungestört  geniefsen 
ne.    Wir  erhalten  speziell  die  folgenden  Thesen: 

1.  Für  alle  plastischen  Monumente  ist  die  Höhe  der- 
selben allein  maafsgohend  für  den  normalen  Augen- Distanzpunkt. 

2.  Dieser  normale  Angen-Distanzpunkt  entspricht  einem 
Augen  -  Aufschlagwinkel  von  27";  bei  diesem  lässt  sieb  das 
Kunstwerk  als  besondere  kleine  Welt  betrachten. 

3.  Bei  der  Augendistanz,  welche  dem  Augen-Aufschlag- 
winkel von  45°  entspricht  ergeht  sich  das  Auge  im  Genuss 
des  Details. 

4.  Bei  einem  Augen  -  Aufschlagwinkcl  von  20° — 18" 
oder  noch  weniger  vereinigt  sich  das  Objekt  mit  seiner  Um- 
gebung und  wir  geniefsen  dasselbe  mit  dieser 
oder  weniger  zu  einem  Gesammtbüde  vereinigt 

Der  Verfasser  führt  nunmehr  eine  Reihe  der  bekanntesten 
Denkmale  der  Baukunst  und  der  Plastik  an  und  prüft  an  den- 
jenigen derselben,  welche  ihres  besonders  glücklichen,  har- 
monischen Eindrucks  wegen  gerühmt  werden,  die  Richtigkeit 
seiner  Thesen.  Unter  vielen  anderen  Beispielen,  welche  eine 
Bestätigung  liefern,  seien  hier  der  Koionnadcnplatz  vor  der 
Peterskirche  in  Rom,  mit  dem  grofsen  (ca.  47«  hohen) 
Obelisk  in  seinem  Mittelpunkte,  und  das  Schauspielhaus  in 
Berlin  erwähnt,  das  von  dem  nächstliegenden  Trottoir  der 
Markgrafcnstrafsc  betrachtet,  mit  seinen  GicbclkrOnungen 
einem  Sehwinkel  von  27°  entspricht.  Kurz  sei  auch  des 
Monuments  Friedrichs  des  Grofsen  in  Berlin  gedacht,  welches 
von  der  Rampe  des  kaiserlichen  Palais  aus  unter  passendem 
Sehwinkel  erscheint,  und  endlich  als  Beispiel  aus  der  antiken 
Welt  der  Minerva-Statue  in  der  Cella  des  Parthenon,  die  von 
dem  Eintretenden  unter  dem  Augen- Aufschlagwinkcl  von  27" 
erblickt  wurde.  — 

In  der  Bauanlage  einer  Stadt  werden  wir  meistens 
linden,  dass  monumentale  Gebäude  auf  freien  Plätzen  oder 
au  seitlichen  Verbreiterungen  von  Hauptstrafsen  liegen.  Immer 
muss  zum  Genuss  solcher  (Jebäude  ein  Sehwinkel  von  wenig- 
stens 27»  erstrebt  werden.  Etwas  anders  ist  es  in  ge- 
schlossenen Verkehrsstrafsen,  die  meistens  eine  Breite  gleich 
der  Uäuserhöbe  oder  etwas   weniger  haben,   also  einen 


Augcn-Aufschlagwinkel  von  höchstens  45 "  für  die  Betrachtung 
der  Facaden  bieten.  Gerade  hieraus  ergieht  sich  für  die 
Facaden  der  Gebäude  die  Wichtigkeit  der  Details,  die  wie 
erwähnt,  unter  diesem  Winkel  sich  dem  Auge  ganz  besonders 
aufdrängen.  Unter  mehren  glücklichen  Beispielen  bieten 
sich  hierzu  insbesondere  die  Vorstädte  Dresden'«  (s.  Fig.  2), 
in  welchen  der  Beschauer  von  einem  Trottoir  aus  die  nächst- 
liegende Villa  unter  dem  Schwinkel  von  lf>°,  die  gegcnülwr 
liegende  unter  27"  sieht. 

Analog  wie  im  Freien  ist  auch  in  Innenräumen  bei  der 
Aufstellung  von  Kunstwerken  zu  verfahren.  Weiträumige 
Anlagen  sind  zn  vermeiden,  da  sie  dem  Auge  zu  viel  aut 
einmal  darbieten.  Empfehleuswerth  ist  eine  Anlage  wie  im 
alten  Museum  zu  Berlin,  In  der  das  Blickfeld  durch  viele 
markirende  Säulen  begrenzt  und  eingeschränkt  wird;  ebenso 
lobenswerth  ist  die  vcrhaltni.ssmäl'sig  kleine  Raumthcilung  der 
Glyptothek  in  München. 

Vielfache  Fehler  kommen  bei  der  Aufstellung  von  Mo- 
numenten auf  freien  Plätzen  vor.  Wollte  man  dabei  streng 
nach  obigen  Sätzen  verfahren,  so  würde  mau  in  vielen  Fällen 
entweder  zu  Kolossal -Monumenten  gelangen  —  es  sei  hier 
auf  ein  antikes  Monument,  die  Igelsäulc  lici  Trier,  auf  ein 
mittelalterliches  Monument,  den  Schönen  Brunnen  zu  Nürn- 
berg, unter  neueren  Monumenten  auf  die  Siegessäule  in 
Berlin  hingewiesen  —  oder  man  würde  oft  genöthigt  sein,  den 
Platz  des  Monumentes  nebst  Umgebung  durch  Baumpflanzungen 
in  seiner  Ucbersichtlichkeit  zu  korrigiren  (Landschaftsgärt- 
nerei).  Bei  kleineren  Denkmalen  muss  die  Aufstellung  auf 
grofsen  freien  Plätzen  vermieden  werden;  anf  solchen  stehen 


dieselben  event.  am  besten  seitlich  der  Trottoire  au  Haupt- 
strafsen, etwa  in  der  in  Fig.  3  skizzirten  schönen  Anordnung, 
bei  welcher  das  Denkmal  von  dem  Trottoir  aus  unter  18% 
also  in  malerischer  Vereinigung  mit  seiner  Umgebung,  vou 
dem  Bande  des  umschlicfscndcn  Platzes,  von  den  Ruhebänken 
daselbst  unter  27  ",  und  von  dem  umschliclscudeu  Gitter  aus 


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No.  26. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


127 


unter  höelistens  45 ".  also  von  allen  Stellen  aus  günstig  ge- 
sehen wird. 

In  anderen  Fullen  wird  auf  einem  grofsen  Platze 
durch  Batunph'anzungen  et«-,  ein  zweiter,  innerer  Platz  zu 
seluiffen  sein,  welcher  den  geforderterten  Sehwinkeln  ent- 
spricht. Wie  oft  ist  durch  solche  Pflanzungen  ein  über- 
raschend günstiges  Aussehen  eines  Platzes  und  seiner  Um- 
gehung, wie  des  auf  ihm  plazirten  Monuments  erzielt  worden? 
Bei  besonderer  Prachtentfaltung  treten  an  die  Stelle  von 
Baumptianzungen  Säulenhallen  (Kolonnaden  in  Rom,  National- 
gallerie  in  Berlin),  in  anderen  Fallen  ist  man  gezwungen, 
sich  mit  einfachen  Bankett-Erhebungen.  Laternen  oder  Bank- 
stellungen zu  bchelfen,  welche  die  Gröfse  eines  Platzes  etwas 
mildern  und  vor  allem  diejenigen  Stellen  zu  bezeichnen  haben, 
von  denen  aus  die  Hildwerko  betrachtet  werden  sollen.  — 

Folgen  wir  nunmehr  den  Betrachtungen,  welche  der 
Verfasser  über  die  Aufstellung  von  Werken  der  Malerei  anstellt. 

Wenn  auch  für  den  Genuss  eines  Gemaides  gefordert 
werden  kann,  dass  dasselbe  das  Blickfeld  ausfülle,  so  ist  doch 


daran  zu  erinnern,  wie  andrerseits  der  Maler  bei  seiner 
Komposition  so  oft  ein  Stück  gleichsam  aus  seinem  Blickfelde 
heraus  geschnitten  liat  und  dies  als  ganzes  Bild  giebt,  und 
wie  ferner  der  übliche  Kähmen  die  störende  Freiheit,  die  der 
Maler  sich  genommen,  wieder  einschränkt.  —  Für  die  mit 
Gemälden  sehr  grober  Dimension.  Kartons  etc.  gefüllten 
Wände  eines  Ausstellungs-Saales  muss  freilich  stets  gefordert 
werden ,  dass  dieselben  unter  27  0  erblickt  werden  können, 
wie  dies  in  der  neuen  Pinakothek  zu  München  bei  den  Riesen- 
bildern, z.  B.  bei  Kaulhach's  Germanieus ,  musterhaft  ge- 
troffen worden  ist.  —  Gleiches  gilt  für  gemalte  Fliese  an 
Gebäuden,  wenn  dieselben  nicht  wirkungslos  bleiben  sollen, 
und  auf  Achnliches  ist  auch  bei  der  Theaterskenc,  die  ja  als 
Bild  wirken  soll,  zu  achten.  Wir  linden,  dass  in  den  besten 
Theatcrraumen  die  aufserste  Entfernung  der  Mittelloge  des 
I.  Ranges  von  derVorliang-Oeffnung  =  2  mal  deren  lichter  Weite 
ist ,  also  einem  Breiten  -  Winkel  von  ca.  27  0  entspricht :  hier 
ist  ein  Maafsverhältnirs  vorhanden,  auf  welches  bis  jetzt  noch 
menuls  aufmerksam  gemacht  worden  ist. 


Zur  Herstellung  von  Kohlenverladungs -Vorrichtungen  an  Hafenplätzen. 


Auf  Einladung  des  westfälischen  Kohlen- Ausfuhr- Vereins 
hat  am  !).  Februar  1878  eiue  von  87  Tbeilnehmern  besuchte 
Versammlung,  die  ans  Vertretern  von  Bergwerks-  und  Handcls- 
Genossenschaften,  sowie  aus  Delegirten  verschiedener  Hofenpliiuc 
Deutschlands  und  der  Niederlande,  und  endlich  von  Staats-  und 
Privathabnen  sich  zusammen  setzte,  stattgefunden ,  auf  deren 
Tagesordnung  Ik'ratliungeu : 

1 )  Uber  die  verschiedenen  Systeme  von  Ein-  und  Auslade- 
Vorrichtungen  von  ßergwerksprodukten, 

2)  ii her  Beschaffung  der  zur  rasrhen  Herstellung  der  etwa 
empfohlenen  Vorrichtungen  erforderlichen  Geldmitlei, 

S)  Uber  Kisenbahntarife  ItezOgu'ch  der  Hin-  und  Kuckfrachten 
gesetzt  worden  war. 

Vor  dem  Eintritt  in  diese  Tagesordnung  erfolgte  eine  Besich- 
tigung der  in  Hamburg  am  Magdeburger  Hafen  im  Betriebe 
betindlichen  Yerlado-Yorrichtuugen,  welche  ans  mehren  Dampf- 
krahne n  und  zugehörigen  Kobeln,  sowie  aus  einer  hydraulisch 
betriebenen  Kippvorrichtung  bestehen. 

Die  Dampfkrahne  besitzen  ca.  tf"  Hobe  bei  6"  Aus- 
ladung.   Am  zweckniafaigsten  werden  gleichzeitig  je  8  Wagen 


4  KflbelD  nach  der 


in  Fig. 


entleert,  wobei  es  möglich  ist,  iu  85  Minuten  3  Ladungen  von  je 
•sn.  Die  Kübel  (Fig.  2)  fassen  ca.  UtK 


200* 

Die  Bahnverwalnmg  zahlt  im  Akkord  für  das  I'cberladen 
von  200z,  inrl.  An-  und  Abschiebcu  der  Wagen,  2  M  und  es  sind 
an  jedem  Wagen  3  Mann  in  ThiiügkeiL  Von  dem  Empfänger 
der  Kohlen  wird  für  die  Stellung  des  Krahns  und  das  l'eber- 
ladeu  frei  Schiffsluke  der  Satz  von  4  M.  pro  200*  erholten. 

Die  Kippvorrichtung  (Fig.  3)  ist  so  eingerichtet,  dass  eine 
ca.  6"'  lange  Ladebühne,  an  die  eine  1,5"  breite  Schüttrinne 
anschließt,  durch  die  Kolbenstange  einer  im  vonleren  Theil  an- 


rti  s. 


Fl«.  S- 


1 

1 


greifenden  hydraulischen  Presse  um 
dreht  und  gesenkt  wird.  Für 
Apparats  ist  eine  Handdruckpumpe  aufgi 
Arbeiter  in  ca.  15  Min.  den  taglichen  Wasserbedarf  zunächst  in 
Akkumulator  von  ca.  0,8"  Durcbm.  und  1.5™  Hobe 


Nur  Wagen  mit  beweglicher  Konfbraeke  können  mi 
Vorrichtung  entleert  werden.   Ist  der  Wagen  auf  der 


gestellt,  so  wird  das 
das  Wagengewicht 
den  Akkumulator  i 


der  Presse  geöffnet,  wonach  durrh 
lein  Kolben  bettndlichc  Wasser  in 
zurück  gedrückt  wird.  Per  Dnick  im  Akkumu- 
lator ist  ca.  2.~>  Ann.:  derselbe  reicht  hiu,  den  leeren  Wagen  in 
die  Höbe  zu  heben. 

Die  Entladung  eines  Wagens  erfordert  einschl.  An-  und  Ab- 
bringen (>  bis  8  Min.  Zeit  uud  die  Thätigkeit  von  4  Arbeitern, 
welche  0,3  .41  uro  20i»z  erhalten,  wogegen  die  Verwaltung  für 
Itenut/ung  der  Vorrichtung  und  Lieferung  der  Kohlen  frei  Schiffs- 
luke  2  .H.  erhebt.  Die  Anlage,  deren  Entwurf  von  dein  Maschinen- 
meister Itohde  zu  Osnabrück  herrührt,  hat  ca.  17000  .//.  gekostet, 
WM  welcher  Summe  ca.  9400  auf  die  maschinelle  Einrichtung 
kommen.  — 

In  den  an  die  Besichtigung  dieser  Anlagen  sich  anschliefsenden 
Verhandlungen  wurde  von  dem  Vorsitzenden,  Hrn.  Geh.  lteg.-Katb 
Dittmar  (Koblenz),  die  Aufgabe  der  Versammlung  dahin  präzisirt, 
dass  keine  Beschlüsse  zu  fassen  soudera  nur  Ansichten  über  die 
Berathungs-Gegenstände  auszutauschen  seien. 

Zu  No.  1  der  T.-t).  ging  Hr.  Mit Ivany  (Düsseldorf)  sogleich 
auf  den  Kern  der  Sache  ein,  indem  er  den  Gegenstand  in 
die  Frage  nach  dem  besten  System  zum  Ausladen  beladener 
Kohlenwagen  in  Schiffe  zusammen  drängte.  Er  führte  aus,  dass 
die  in  den  Nordseehäfen  Deutschlands  und  der  Niederlande  bis 
jetzt  bestehenden  Anstalten  noch  primitiver  Art  seien  und  zu  viel 
Zeit  und  Kostenaufwand  erforderten.  Neuerdings  habe  man  zwar 
angefangen,  die  Anstalten  zu  verbessern;  so  z.  D.  seien  für  die 
Kmshafen  Dampfkrahe  mit  Kübeln  beschafft,  in  Leer  ein  Kohleu- 
trichter  gebaut  und  in  den  Weserhafen  würde  der  Bau  von  Ver- 
ladevorrichtungen lebhaft  ventilirt.  Hamburg  zeige  bis  jetzt 
die  besten  Einrichtungen  und  es  habe  in  Folge  dessen  auch  der 
Versand  westfälischer  Kohlen  nach  Hamburg  seit  2  Jahren  schon 
den  stattlichen  Umfang  von  258  000  t  erreicht.  Immer  jedoch 
seien  die  Anlagen  noch  zu  beschrankt,  um  den  eigentlichen  Export 
zu  begünstigen.  Von  niederländischen  Hafen  seien  zunächst  nur 
in  Amsterdam  kleine  hydraulisch  betriebene  Kipp  -  Vorrichtungen 
zum  Beladen  von  Scbuiten  angelegt;  aufser  Amsterdam  eigneten 
sich  aber  auch  Rotterdam,  Vlissingen  und  Antwerpen  ganz 
vorzüglich  zur  Kohlenausfuhr.  Für  grofsartige  Anlagen  zum 
schnellen  und  billigen  Entladen  gäbe  uns  England  ein  Vorbild.4) 
Indem  wir  in  Englands  Fufstapfen  einträten,  könnten  wir 
dessen  Erfahrungen  benutzen  und  unsere  Anlagen  noch  zweck- 
mässiger als  die  dort  vorhandenen,  konstruiren.  -  Hr.  MuBany 
unterbreitet  der  Versammlung  das  Projekt  einer  hydraulischen 
Kipp-  und  Hebe -Vorrichtung,  bei  der  je  1  Wagen  auf  2 
neben  einander  stehende  eiserne  Hebethürme*»)  mittels  hydrau- 
lischer Presse  gehoben  werden  soll.  Mittels  einer  zweiten  Presse 
werden  die  Wagen  gekippt,  wobei  die  Kohle  iu  einen  zwischen 
Iwiden  Thürmen  betindlichen  eiserneu  Trichter  von  ca.  40000  k 
Fassungsraum  fällt.  Der  Trichter  hat  einen  Bodenverschluss, 
welcher  nach  der  Füllung  geöffnet  wird,  in  Folge  dessen  die 
Kohlen  in  einer  teleskopartig  zu  verlängernden  Schüttrinne  bis 
zur  Schiffsluke  geführt  werden.  Hier  fallen  dieselben  in  einen, 
an  dem  Gerüste  mittels  Krahn  aufgehängten  kleinen  Trichter, 
welcher  einen  schräg  gestellten,  um  eine  vertikale  Achse  dreh- 
Itaren  Autlauf  hat,  und  werden  auf  solche  Weise  nach  verschie- 
denen Stellen  des  Schiffraums  hin  geleitet.  — 

Wesentlich  beiAnlage  einer  Verladevorrichtung  seien  die  Rück- 
sichten, welche  man  auf  die  Konstruktion  der  Wagen  zu  nehmen  habe. 
In  England  dienen  sie  dem  Kohlentransport  ausschliefsllch,  wäh- 
rend dieselben  bei  uns  für  verschiedene  Zwecke  benutzt  würden. 
Es  frage  sich  nun,  ob  die  heutige  Konstruktion  der  Wagen  bei- 
zubehalten oder  aufzugeben  sei,  event.  welche  Verbesserungen  an 
unseren  tiestehenden  Wagen  anzubringen  seiu  mochten. 


•)  V«,l.  .Rtport  of  tht  Royal  («mmiuiWtj  «w>inttd  U<  iH,,mrf  ml„ 
tht  tgoHtatuwu  comlm.tim  of  cual  im  tkipr-  mi  KätMM  B»u.uuu.»  Um, 

'"J  ")  Clt.  t>H-  S  Mi,  Drut^hr  ■  lllllWH  isn. 


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128 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


30.  Mir*  1878 


Die  Berathung  dieser  Kräfte  wurde  zu  Gunsten  eine»  Vor- 
schlags von  Hrn.  Staberow  (Dortmund)  zunäcltst  ausgesetzt,  um 
andern  technischen  Mitgliedern  der  Versammlung  Gelegenheit  zu 
bieten,  ihre  Projekte  zu  Verlade- Vorricbtungs-Knnstniktionen  dar- 
zulegen. Hr.  Peters,  als  Vertreter  der  Maschinenfabrik  Labrieb 
zu  Dortmund,  fuhrt  au«,  dass  die  meisten  jetzigen  Anlagen  derartig 
eingerichtet  sind,  dass  die  Kohle  nach  dem  Austrittaus  dem  Wagen 
sich  selbst  überlassen  wird  und  durch  die  Kinwirkung  mebrer 
anderer  Kräfte  in  Trümmer  lallt.  Da  es  nöthig  sei,  die  Kohle 
bis  zum  Ort  ihrer  Lagerung  zu  führen,  so  waren  beim  Verlade- 
prozess  3  Abschnitte  zu  unterscheiden,  und  zwar:  I)  das  Kippen 
des  tollen  Wagens,  2)  das  Fortbewegen  der  Kolde  bis  zur  Scluffs- 
luke,  it  )  die  Vertheilung  der  Kohle  im  Schiffsraum.  Sein  Projekt, 
das  auf  Hamburger  Verhältnisse  basire,  berücksichtige  zunächst 
mir  die  2  erstgenannten  Punkte.  Das  Schiefstellen  des  beladenen 
Wagens  glanbt  er  am  besten  durch  Einlegen  eines  Kreisel- 
Wippers  in  das  Kohlengleis  erreichen  zu  können.  Der  Kreisel- 
Wipper  bestellt  aus  einem  kreisförmigen  Kisen-Kahmen,  in  welchem 
der  Wagen  auf  das  unten  liegende  Gleis  geschoben  wird,  und 
der  alsdann  durch  einp  Dampfmaschine  in  schräge  Stellung  ge- 
bracht wird.  An  den  eisernen  Kähmen  schliefst  in  Höhe  der 
Wagenthür  ein  sogen.  Hriart'scher  Host,  der  (bei  einer  Neigung 
von  H— 25°)  durch  Kxzenterbewegung  die  Kohle  langsam  bis  zur 
Scbiffslukc  fortschieht.  Gleichzeitig  kann  dabei  eine  Separation 
der  Feinkohle  vorgenommen  und  letztere  durch  besondere  Trichter 
abgeleitet  werden.  Der  Kost  soll  an  seinem  Ende  auf  einem 
Schwimmer  lagern,  auf  welchem  er  mittels  hydraulischer  Presse 
höher  und  tiefer  gestellt  werden  kann:  die  reberfühnmg  und  Ver- 
keilung der  Kohle  im  Schiffsraum  soll  durch  eine  Schnecke  l>e- 
wirkt  werden. 

Der  Itedner  glaubt,  eine  solche  Anlage  excl.  der  besonderen 
Hafeumauer-Kinrichtung  auf  15  000  M.  veranschlagen  zu  können, 
und  meint,  dass  damit  ein  Wagen  von  H)1'  Ladung  in  IS  Min. 
zu  entleeren  sei.  Würde  man  4  solcher  Anlagen  neben  einander 
machen,  so  könne  damit  ein  Schiff  von  1000 1  Fassung  in  ca. 
0  Stunden  beladen  werden.  Bei  r>  %  Zinsen,  10  %  Amortisation 
des  Baukapitals  und  f.n  M.  Betriebskosten  pro  Tag  würden,  bei 
einer  Verladung  von  ca.  -JIM)  t  pro  Tag,  KHK)  t  Kohle  incl.  Hand- 
Arbeitslohn  ca.  fi  Pf.  zu  verladen  kosten. 

Hin  ferneres  Projekt  des  Hrn.  Peters  nimmt  die  Fortbewegung 
der  Kohle  durch  Wasserkraft  in  Aussicht,  wobei  zwar  vollständige 
Schonung,  aber  auch  Mengung  der  Kohle  mit  7  %  Wasser  statt- 
findet; das  Wasser  soll  spater  durch  einen  Sieb-Boden  des  Schiffs- 
raums abgeleitet  werden.  Letzteres  Projekt  wird  aus  dem  Grunde, 
dass  Feuchtigkeit  der  Hauptgrund  der  Selbstentzündung  der  Kohlen 
sei ,  lebhaft  bekämpft,  und  obgleich  von  dem  Autor  der  Versuch 
gemacht  wird,  die  erhobenen  Kin wände  mit  der  Angabe  zu  ent- 
kräften, dass  der  Schwefelkies  besonders  es  sei,  der  die  Neigung 
zur  Selbstentzündung  veranlasse,  dieser  aber  vermöge  seines  hohen 
spezifischen  Gewichts  durch  die  Waschung  entfernt  werde,  spricht 
man  sich  doch  mehrfach  dabin  aus,  dass  die  Kohle  absolut  trocken 
eingebracht  werden  müsse  und  dies  Projekt  daher  fallen  zu 
lassen  sei. 

Hr.  Freerichs  i Papenburg)  bemerkt  zum  ersten  Peters'schen 
Projekt,  dass  es  für  ein  Seeschiff  unmöglich  sei,  gleichzeitig  4 
Ladestellen  anzunehmen,  da  für  gewöhnlich  nur  durch  eine  einzige, 
2  bis  3  »  im  Quadrat  große  Lücke  die  ganze  Last  eingebracht 

Hr.  Sachs,  Vertreter  der  Maschinenh.- Akt.-Gesellsch.  zu 
Kalk  bei  Deute,  will  die  Idee,  den  Kreisel  wipper  einzuführen, 
bereits  ebenfalls  gehabt  haben;  indessen  hege  er  Bedenken  gegen 
den  Briart'schen  Kost  Das  Ideal  einer  Kohlenverlade-  Hinrichtung 
sei  diejenige  Konstruktion,  bei  der  die  Kohlen  in  eisernen  Kasten- 
Wagen,  oder  (für  den  Fall,  dass  unser  Material  nicht  hierfür 
abzuändern  wäre)  in  kleinen  Einstell-Kästen  von  der  Grube  nach 
den  Hafenplätzen  transportirt,  dort  mittels  Krahn  abgehoben  und 
in  den  Schiffsraum  ausgeschüttet  wurden.  Hr.  Sloman  (Hamburg) 
unterstützt  letzteren  Vorschlag,  während  Hr.  Gräff  noch  weiter 
geht,  indem  er  meint,  dass  für  überseeischen  Transport  die  Kasten 
sogar  mit  in  den  Schiffsraum  gebracht  und  übereinander  aufgesetzt 
werden  müssten,  weil  hierdurch  allein  die  Gefahr  der  Selbstent- 
zündung vermieden  werden  könne. 

Hr.  Buresch  (Oldenburg)  bemerkt  zu  diesen  Vorschlagen, 
dass  die  Einführung  kleiner  eiserner  Kastenwagen  von  vielleicht 
H  bis  4  T  Ladefähigkeit  einen  Rückschritt  im  Wagenbau  darstellen 
würde,  da  man  neuerdings  immer  allgemeiner  auf  Einführung  der 
10  t  -  Wagen  dränge,  um  den  Antbeil  der  todten  Last  möglichst 
zu  beschranken.  Die  Idee,  kleine  eiserne  Kasten  in  die  Wagen 
einzustellen,  müsse  au  der  Frage  scheitern:  Wer  die  Kosten  für 
die  um  ca.  10  l  r.  ?J  vermehrte  todte  Last  trage  und  wer  die 
Bflckfracht  für  die  leeren  Kasten  bezahle?  Wolle  man  die  an 
und  für  sich  gesunde  Idee,  die  Kohle  im  geschlossenen  Gefäß  bis 
über  die  Scbiffslukc  zu  bringen,  durchführen,  so  müsse  man  unsere 
heutigen  2iH)z  -  Wagen  ins  Auge  fassen.  In  Brake  befinde  sich 
ein  feststehender  40Oz  -  Krahn  für  Handbetrieb;  er  hätte  beabsich- 
tigt Dampfbetrieb  dabei  einzurichten  und  ihn  dann  dazu  zu  be- 
nutzen, die  Kohlenwagen  mittels  Förderschale  Ober  die  Schiffs- 
luke zu  beben  und  durch  Nachlassen  von  Ketten  zu  entleeren. 
An  der  Ausführung  dieser  Idee  hätte  ihn  aber  bisher  die  Be- 
sorgnis* gehindert,  dass  durch  den  hohen  Fall  die  Kohle  zu  sehr 
leiden  wurde;  er  glaube  jedoch,  dass  die  von  Hrn.  Mulvany  vor- 
geschlagene Einhanguiig  eines  Trichters  in  die  Schiffsluke  mit 
seinem  Projekt  zweckmässig  zu  verbinden  sei.   Die  ganze  Anlage 


eines  so  großen  Krahns  mit  Dampfbetrieb  und  Fnrderschalc  würde 
sich  für  ca.  2.ri  000  M.  herstellen  lassen  und  es  sei  dann  der  Krahn 
'  auch  noch  für  verschiedene  andere  Zwecke  verwendbar,  wahrend 
eine  hydraulische  Auhige  mindestens  '1  bis  iS  Mal  so  theuer  käme, 
kaum  billiger  arbeiten  würde  und  nur  für  einen  einzigen  /.werk 
'  dienen  könne. 

Hr.  Lnhse  (Kuhn  denkt,  dass  bei  der  Wagen -Hinrichtung 
j  es  sich  mir  um  kleine  Abänderungen  an  den  bestehenden  Wagen 
handeln  könne,  da  dieselben  nicht  ausschlierslicb  für  Kuhlen- 
Transporte  gebaut  werden  konnten.  Allgemein  würden  schon  jetzt 
I  bei  Neu  -  Beschaffungen  Wagen  mit  beweglicher  Kopfhracke  ge- 
fordert; zweckmäßig  mochte  es  sein,  noch  kleine  Bodenklappen 
hinzu  zu  fügen. 

Hr.  Marcus  (Bremen)  macht  filier  die  Absicht  des  Bremischen 
Staate,  in  Bremerhafen  eine  hvdraulische  Kippvorrichtung  an- 
zulegen, welche  1)4000  M.  Kosten  erfordern  würde,  Mittheilung:  ans 
finanziellen  Gründen  wurde  das  Werk  vorläufig  zurück  gestellt. 

Hr.  van  Hasselt  (Amsterdam)  erläutert  die  in  Amsterdam 
bestehenden  und  neu  zu  erbauenden  Vorrichtungen.  Dort  waren 
bisher  kleine  hydraulische  Kipper  mit  hölzernen  Gerüsten  ein- 
gerichtet, von  denen  die  Kohlenwagen  in  Schuhen  und  Leichter- 
fahrzenge  ausgeschüttet  wurden.  Für  Seeschiffe  sind  diese  Kipjter 
unbenutzbar  und  es  wird  daher  beabsichtigt ,  an  den  neuen  Kai- 
anlagen, einen  hydraulischen  Hebethunn  mit  Kippvorrichtung, 
ahnlich  den  englischen  Vorbildern,  zu  errichten.  I>ersclbe  wurde 
I  zum  Herbst  dieses  Jahres  in  Betrieb  genommen  werden  können. 

Die  Beratbung  des  Punkt  1  der  T.-O.  schloss  mit  der  Wahl 
einer  Kommission,  die  aus  den  Hrn.  Haurath  Staberow  (Dort- 
mund),  Banrath  K  riebe Idorff  (Essen),  Rcgicr.-Assesor  Heinsius 
(Hannover),  Senator  Sloman  (Hamburg),  Ingenieur  van  Hasselt 
(Amsterdam)  und  Hoyers  (Antwerpen i  besteht  und  berufen  ist, 
die  eingegangenen  Projekte  und  Vorschlage  zu  prüfen  und  später 
Bericht  zu  erstatten. 

Zu  den  Punkten  2  u.  3  der  T.-O.  wurde  u.  a.  ausgeführt, 
dass  alle  unsere  Häfen  für  einen  umfangreichen  Export  viel  zu 
beschrankt  seien  und  bedeutende  Geldmittel  aufgewendet  werden 
müssten,  um  ihre  au  und  für  sich  günstige  Lage  ausnutzen  zu 
können.     Regierungen  und  Kiseiilwihnen   möchten   durrh  V  er- 
größerung der  Hafenwerke,  Errichtung  zweckmäßiger  Ladcvor- 
kehrungpii,  Ermäßigung  der  Tarife  die  Bestrebungen  des  Kohlen- 
ausfuhr-Vereins  fördern  helfen.   Es  wurde  hieran  von  der  anderen 
Seite  gefordert,  dass  den  lokalen  Verhältnissen  entsprechend  Um- 
stimmte Vorschlage  gemacht  wurden  und  dass  der  Kohlenausfnbr- 
,  Verein  die  Lebensfähigkeit  seines  Unternehmens  dadurch  doku- 
■  roentire,  dass  er  zunächst  die  englische  Kohle  vom  Kontinent 
|  verdränge,  dass  derselbe  alsdann  ferner  für  Bekanntschaft  und 
l  Verbreitung  der  westfälischen  Kohle  im  Auslande  durch  Anstellung 
geeigneter  Agenten  sorge  und  schließlich  den  Schiffen  Rück- 
frachten sichere,  damit  ein  regelrechter  Tauschhandel  zu  Stande 
käme  und  die  Eisenbahnen  nicht  genothigt  wären,  ihre  Wagen 
leer  von  den  Hafenpläteen  zurück  laufen  zu  lassen.  Damit 
schlössen  die  Verhandlungen.  — 

Wirft  man  einen  Rückblick  auf  die  bezüglich  der  Lade- 
Vorrichtungen  gemachten  Vorschläge,  so  ergiebt  sich,  dass 
die  hydraulisch  betriebenen  Hebe-  und  Kipp- Vorrichtungen  jeden- 
falls als  die  vollkommensten  Anlagen  angesehen  werden  können, 
die  sich  allen  lokalen  Verhältnissen  am  besten  anschmiegen 
und  auch  neuerdings  in  England  fast  ausschließlich  erbaut 
werdeu.  Der  Kreiselwipper  (lai  ist  nur  bei  großer  Kai- 
mauerhöhe  verwendbar,  muss  sich  in  der  Praxis  auch  noch  erst 
liewähren,  während  der  Briart'sche  Kost  seiner  vielen  Theile  ballier 
nicht  zweckmäßig  zu  sein  scheint,  da  bei  der  Kohlenverladnng 
größte  Einfachheit,  kraftiger  Bau  und  Leichtigkeit  der  Mani- 

I  pulation  Hauptforderungen  sind.    Der  von  Hrn.  Peters  in  Vorschlag 

J  gebrachte  Schwimmer  ist  ganz  zu  verwerfen,  da  das  Schiff  tinmittel- 
bar am  Quai  anlegen  muss  und  zu  verholen  hat. 

Beide  genannten  Arten  der  Lade- Vorrichtungen  sind  nur  für 

i  den  einen  Zweck  ausschließlich  verwendbar ;  demgemäß  können  sie 
nur  in  besonderen  Kohlenhäfen  oder  an  reservirten  Ladeplätzen  an- 
gelegt werden  und  werden  dadurch  theuer;  deshalb  fragt  sirh's, 
ob  die  Kohlenausfuhr  genug  Dauer  erlangen  wird,  um  solche  An- 
lagen rentabel  erscheinen  zu  lassen. 

Em  der  englischen  Konkurrenz  wirksam  zu  begegnen,  wäre 
es  angebracht,  die  Agitation  zunächst  auf  Anlage  einer  bequemen 
Wasserstralse  aus  dem  Herzen  des  Kohlenreviers  nach  den  See- 
plätzen hin  zu  richten,  da  erst  durch  dieses  Mittel  die  Frarht- 
gebühren  auf  ein  Minimum  reduzirt  werden  können.  Vielleicht 
wäre  dieser  Kanal  au  die  Kanäle  des  mittleren  Hms-Gebiet*  an- 
zuschließen und  bis  zu  dem  am  meisten  binnen  gelegenen  See- 
hafen Papenburg  fortzuführen,  wodurch  man  den  kürzesten  See- 
weg gewönne  und  gleichzeitig  ein  an  Ladeprodukten  reiches,  aber 
D0Ch  wenig  kultivirtes  Land  aufschlösse. 

Zur  Verladung  mittels  Krahn  hat  die  Versammlung  an- 
erkannt, dass  gerade  diese,  sei  es  nun,  dass  datiei  der  ganze 
Wagen  (Iber  das  Schiff  geholten  und  ausgeschüttet  wird,  oder  dass 
Kübel  zur  Umladung  benutet  werden,  für  unsere  Verhältnisse  recht 
zweckmäßig  sein  würde,  da  sie  kein  hohes  Anlage-Kapital  erfordert 
und  gleichzeitig  mehren  Zwecken  dienstbar  zu  machen  ist  An 
Schnelligkeit  der  Leistung  steht  die  Krahnverlatlung  den  anderen  Me- 
thoden wenig  nach,  doch  sind  die  Kosten  derselben  etwas  größer 
als  bei  den  hydraulischen  Anlagen.  Indessen  ist  et  hier  ein  anderer 

I  Punkt,  der  in  besonderen  Betracht  zu  ziehen  ist.    In  englischen 

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N».  26. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


129 


Hafen  hat  man  sie!»  dir-  gloßt  mögliche  .Milbe  Reiben,  das 
Zerbröckeln  der  Kohle  zu  verbaten,  und  es  ist  dazu  ziemlich  all- 
gemein dieS.  MW.  IS77  dies.  Zeit«,  beschriebene  Methode  mittels 
ülierhaiigcuden  Krabn  und  Trirhtcrkasteti  in  Anwendung.  I>er 
Oberingenieur  einer  der  bedeutendsten  engU&chcu  Kohlenlüfcn 
((  urdilTl  führt  aber  in  seinem  ul«rr  die  Kufe-Docks  zu  lardiff 
veröffentlichten  Wi  rk  an,  dass  die  Vorrichtung  noch  lauge  nicht 
genügte,  das  Zerbröckeln  der  Kuhle  zu  bindern,  da  dieselbe  bei 
der- Verlheilung  im  Schiffsraum  zu  sehr  mitgenommen  werde.  Kr 
hat  Versuche  gemacht,  mittels  Krahu  und  Kasten,  die  auf  Kadern 
hülfen,  die  Kohlen  in  den  Schiffsraum  zu  bringen  und  dort  zu 
vertbeilen,  und  sagt  über  diese  Methode,  dass  das  Resultat  derselben 
zwar  in  einer  geringen  Kosten  -  Krhöhung  bestand,  indessen  die 
Kohle  in  einem  so  anssergewohulich  guten  Zustande  geliefert 
werden  konnte,  duss  die  Mehrkosten  mehr  als  vollständig  zur 
Deckung  gelangten. 

Nun  ist  gerade  die  deutsche  Kohle  sehr  zur  Zerbrorkelung 
geneigt,  so  dass  bei  ihr  die  geringe  Vermehrung  der  Ladekosten 
durch  (iebrauch  «011  schonenden  Apparaten  erst  recht  nicht  ge- 
scheut werden  darf.  Der  oben  erwähnte  Trichter  mit  dreh- 
liareui  Auslauf  besitzt  ausser  der  Kom|ilizirtheit  der  Konstruktion 
nur  den  Mangel,  einen  verhaltnissmäßig  kleinen  Kreis  im  Schiffs- 
räume zu  beherrschen.  Vollkommener  als  lieim  (iebrauch  des 
Trichters  wird  daher  die  Kohle  durch  (iehmuch  einer  langen 


len,  die  in  die  Schiffsluke  gestellt 
aus  dem  Kohlenhanfen  heraus  zu- 


eisernen ltinne 
wird, 

ziehen,  auf  eiserne  Stelzen  gesetzt  sein  muss.  Die  Minne  hisst 
sich  leicht  handhaben,  kann  nach  verschiedenen  Hiebtungen  hin 
«enteilt  werdeu  und  wird  von  den  Schiffern  gern  l>eiiut*t  werden, 
da  sie  Zeit-  und  ArMts-Krspanuss  ermöglicht.  Im  übrigen  können 
durch  einen  einzigen  Dampfkrahu  pro  Tag  ca.  500  ''  Kohlen 
verladen  werden.  — 

Zum  Schluss  dieses  Heferats  möge  noch  ein  einziger  Punkt 
berührt  werden.  Ks  dürfte  sich  empfehlen,  mehr  als  bisher  ge- 
schehen, unsere  Kohle  zu  verkoken  und  dieselbe  in  diesem 
Zustande  zu  exjmrüren.  Die  Transportkosten  sind  dann  geringer, 
die  Verladung  ist  bequemer,  Koke  ist  nicht  so  sehr  als  Kohle 
derZerbröckehuig  und  demgemäß  der  Selbstentzündung  ausgesetzt 
und  jedes  Schiff,  selbst  wenn  dasselbe  auch  schon  sehr  gelitten 
hat,  kann  Koke  einnehmen,  wahrend  Schiffe,  die  Kohlen  einnehmen 
wollen,  ein  höheres  Alter  als  ca.  12  Jahre  nicht  haben  dürfen,  da 
sonst  die  Versicherungsprämie  zu  hoch  aufläuft.  Leichtigkeit 
und  Reinlichkeit  machen  dem  Schiffer  tlberdem  tlie  Koke  lieber 
als  die  Kohle,  l'nsere  Koke  erfreut  sich  in  den  russischen 
Ostseehäfen  eines  vortrefflichen  Hufes  und  wir  dürfen  darnach 
hoffen,  in  diesem  Punkte  Englands  Konkurrenz,  eher  als  auf  dem 
Kohleumarkt  aus  dem  Felde  zu  srh 

lächert,  Haumeister. 


Mittheilungen  aus  Vereinen. 


Architekten-  and  Ingenieur- Verein  zu  Hamburg.  Ex- 
kursion am  15.  Februar  1878.  An  einem  von  Hrn.  Hneper 
Namens  der  Exkursion*- Kommission  arrangirten  AusHuge  nach 
Altona  zu  den  von  Frau  ho  ehr  aus  Kopenhagen  in  der  Aula 
der  dortigen  Healschule  gezeigten  Kolossal -Darstellungen  be- 
rühmter Hau-  und  Skulptur  -  Denkmale  betheiligten  sich 
etwa  loo  Personen,  Herren  und  Damen.  Eine  Beschreibung 
der  Weise,  in  welcher  die  Darstellungen  erfolgen,  enthalt  die 
Dtsche.  Hztg.  bereits  auf  S.  lsi  d.  Jhrg.  1870.  Das  Programm 
des  Abends  umfasste  aufser  einigen  Bildern  antiker  und  moderner 
Skulptur  die  Vorführung  ägyptischer  Tempel  und  Kaudenkmale, 
sowie  der  Huinen  von  Pompeji.  Zu  beiden  Serien  lieferte  Hr. 
Direktor  Dr.  Krinckmann  den  kuustgeschichtlichen  Kommentar, 
wodurch  das  Interesse  an  den  in  lebenswarmer  Wahrheit  gezeigten 


Versammlung   am   22.  Februar   1878.  Vc 
Hr.  F.  A.  Meyer,  Schriftf.  Hr.  liargum,  anwesend  57 

Ausgestellt  sind  Proben  des  Anbei -Drucks  aus  dem  Atelier 
von  Aubel  &  Kaiser  zu  l.iudenhöhe  bei  Köln  und  ein  Vertikal- 
Reißbrett  mit  Parallelführung  der  Schiene  aus  dem  Bureau  von 
Nagel  *  Kacmp,  woran  Hr.  Linnen brügge  die  erforderlichen 
Demonstrationen  macht.  Namens  der  Exkursion*  -  Kommission 
ladet  Hr.  Gurlitt  ein  zur  Besichtigung  des  Stollenbaues  für  das 
Schwemmsiel  am  Lübecker  Thor  und  des  Hochreservoin  der  Stadt- 
wasserkunst  am  Berliner  Thor.  —  Da  Hr.  Zimmermann  durch  Un- 
wohlsein verhindert  ist,  den  von  ihm  angekündigten  Vortrag  über 
eine  Reise  nach  Florenz  zu  halten,  so  haben  Hr.  Kaemp  und 
Hr.  F.  A.  Meyer  die  Freundlichkeit,  die  Lücke  durch  einige  Mit- 
theilungen auszufüllen.  - 

Hr.  Kaemp  giebt  seinen  Reise  -  Eindruck  von  dem  grofsen 
Corn-tenre-houne  in  Liverpool  wieder  und  beschreibt  namentlich 
die  von  Armstrong  herrührende  maschinelle  Einrichtung  und  im 
besonderen  den  für  die  Horizontal-Hewegung  des  Korns  dienenden 
Bandtransport,  welchen  er  rücksichtlich  seiner  grossen  Leistungs- 
fähigkeit als  ganz  vortrertbch  bezeichnet.  Das  0,42'"  breite,  mit 
einer  Geschwindigkeit  von  3m  in  der  Sekunde  sich  bewegende 
Ouramiband  liegt  im  Dachgeseboss  oberhalb  aller  Böden  und 
gestattet  ein  Ablöschen  des  Korns  an  jeder  Stelle.  Die  Ein- 
für den  Vertikal -Transport  des  (Jetreides  bezeichnet 
dagegen  als  mangelhaft  und  weit  hinter  anderen  An- 


Hr.  F.  A.  Meyer  giebt  einen  Ueberblick  über  die  gegen- 
wartigen Verhaltnisse  der  Straßenbahnen,  indem  er  voran  selückt, 
wie  die  Begriffe  über  die  Nützlichkeit  dieser  Bahnen,  mit  oder 
ohne  Dampfbetrieb,  so  wenig  geläutert  seien,  dass  es  sich  schon 
lohne,  einmal  hierüber  zu  sprechen,  um  klar  zu  legen,  wie  un- 
gerechtfertigt manches  Verlangen  nach  Spurbahnen  auf  Strafsen 
sei  und  wie  die  Einführung  des  Dampfbetriebes  innerhalb  städtischer 
Bebauung  entgegen  aller  Reklame  und  allen  Zeitungsnachrichten 
noch  nicht  über  die  ersten  Versuche  hinaus  sei. 

Die  Straßenbahnen  seien  einerseits  die  Ausläufer  der  Lokal- 
oder Sekundärbahneil  (Neumünster- Tönning,  Baden,  Bayern.  Frank- 
reich). Wenn  Ihm  diesen  auf  Verbilligung  des  Baues  und  des 
Betriebes  abzielenden  Bahnanlagen  noch  der  eigene  Bahnkörper 
wegfalle  und  als  solcher  die  Landstraße  diene,  sei  die  Straßen- 
hahn fertig  ( Uetersen -Toransch,  Broehlthal,  Ocholt  -  Westerstede 
ii.  s.  w.)  Andererseits  seien  die  Spurbahnen  durch  den  städtischen 
Personen- Verkehr  hervorgerufen  worden:  der  Omnibus  sei  auf 
Schienen  gesetzt  und  solle  jetzt  mittels  Dampf  bewegt,  anstatt 
durch  Pferde  gezogen  werden.  Die  Einführimg  der  Lokomotive 
werde  diese  stadtischen  Straßenbahnen  den  Ukalbahnen  ahnlicher 

uf  den  Ver- 


städtischen  Straßen  sei  noch  in  keinem  Lande  erfolgt.  -  - 
In  Frankreich  mache  Paris  die  emzige  Ausnahme;  dort  seien 
im  südlichen  Stadttheile  auf  einer  so  breiten  Straße,  dass 
aller  sonstiger  Straßenverkehr  neben  der  Bahn  her  und  hin 
sich  bewegen  könne ,  seit  1  '/,  Jahren  Merry  weather'sehe 
Maschinen  im  Betrieb.  In  England  habe  man  nicht  einmal 
den  Versuch  zur  Einführung  von  Straßen-Lokomotiven  gemacht, 
und  in  den  Vereinigten  Staaten  Nord  -  Amerika' s  sei  das  Dampf- 
fuhrwerk auf  deu  Straßen  wieder  eingegangen  und  über  (auf  die 
Pfostenbahnen)  oder  unter  dieselben  (in  Tunnels)  verwiesen 
worden.  —  In  Belgien  sei  es  bei  einem  Versuche  in  Krüssel  ge- 
blieben. Die  Schweiz  halte  zwei  Straßenbahnen,  eine  bei  Genf 
und  eine  bei  Lausame;  Italien  nur  eine,  nämlich  Ihm  Mailand. 
—  In  Deutschland  bestehe  die  Hahn  zwischen  Kassel  und  Wil- 
helmshöhe. Dieselbe  sei  in  ihrer  längsten  Ausdehnung  nur  eine 
Landstraßenbahn.  Sie  sei  eingleisig  und  berühre  nur  eine 
städtische  Straße:  doch  sei  diese,  die  obere  Köuigstraße,  breit 
und  von  ausgedehnten  Pützen  begrenzt,  habe  auch  nur  einen  so 
Wagenverkehr,  dass  dieser  bequem  neben  der  Spurbahii 
Die  dortigen  Verhältnisse  passten  daher  in  keiner 
Weise  für  einen  großstadtischen  Straßenverkehr,  wie  er  i.  B. 
in  Rellin  und  Hamburg  besteht  Hier  sei  die  Einführung  von 
Straßenlokomotiven  auch  noch  nicht  über  die  ersten  Versuche 
hinaus  gekommen.  —  Wahrend  in  Kassel  die  Merry  weather'sehe 
Maschine  Anwendung  finde,  seien  in  Berlin  die  Lokomotiven  von 
Krauss ,  Schwarzkopf ,  Brown  -  Winterthur  und  Kuwait  prnbirt 
worden;  in  Hamburg  habe  man  Versuche  mit  dem  Dampfwagen 
nach  Samnelson's  Patent  angestellt  In  München  sei  trotz  des 
guten  Resultates  der  Versuche  mit  der  Krauss'schea  Maschine  auf 
der  Landstraße  nach  Nymphenburg  die  Ausdehnung  der  Versuche 
auf  das  Innere  der  Stadt  von  der  Polizei  verboten  worden.  — 
Es  werde  gewiss  gelingen,  eine  oder  mehre  dieser  Maschinen  so 
weit  zu  verbessern ,  dass  sie  demnächst  in  belebten  Straßen 
würden  fahren  können-  die  Ursachen,  welche  bis  jetzt  ihrer  Ein- 
führung entgegen  standen,  seien  eines  Theils  bei  denjenigen  Or- 
ganen zu  suchen,  welche  über  die  Sicherheit  und  ungestörte  Be- 
nutzung der  Straßen  absehen  des  sonstigen  Verkehrs  zu  warben 


haben,  wie  auch  in  der  Scheu  vor  Unglücksfällen  und  in  dem 
Bestreben,  den  Adjazenten  der  Straße  ihr  Frontrecht  rnöglirhst 
i;  anderen  Theiß  liege  das  ninderniss 


Widerstreben  der  Su-aßenbahn-Oesellschaften  und  es  sei 
begründet  in  der  l'nsicherheit  der  Konstruktionen  und 
darin,  dass  der  pekuniaire  Vnrtheil  zweifelhaft  sei.  —  In  Kassel 
seien  z.  B.  an  den  dort  laufenden  5  Lokomotiven  im  ganzen 
schon  5  Achsenbrüche  vorgekommen  und  in  Paris  erziele  eine 
Parallelbahn  der  Straßen-Dampfwagen-Koute  mit  Pferdebetrieb 
gegen  jene  noch  einen  geringen  Vortheil  beziehentlich  der  Kosten, 
(0,51  Fr.  pro  Km  Pferdebetrieb  gegen  o,ti3  Fr.  pro  K» 
Dampfbetrieb).  -  -  Welcher  Dampfwagen  in  der  jetzt  bestehenden 
Konkurrenz  siegen  werde,  sei  schwer  zu  sagen,  doch  scheine 
ihm  festzustehen,  das  die  kotnbinirten  Wagen,  mit  der  in  einen 
Personenwagen  eingeluiuten  Maschine,  wegen  ihrer  Massigkeit, 
der  l'cbelstaude,  welche  die  für  diese  Wagensorte  unentbehr- 
lichen Drehscheihon  mit  sich  bringen,  und  wegen  des  UmStandes, 
dass  mit  der  Maschine  gleichmäßig  der  Personenwagen  ruhen 
muß,  keine  Zukunft  haben  können. 

Nach  der  Nutzanwendung,  dass  bei  diesem  Stande  der  Sache 
die  beikommenden  Behörden  oftmals  Ursache  hätten,  gegenüber 
dem  unüberlegten  Wunsche  nach  Straßenhahnen  mit  Dampf- 
betrieb als  OmoibuBlinien  im  Innern  großer  Städte  sich  ab- 
wehrend zu  verhalten,  gielit  der  Vortragende  noch  einige  Notizen 
über  den  Oberbau  von  Spurbahnen.  —  Er  empfiehlt  Stablschienen 
mit  geschlossener  Spurrinne  und  vergleicht  die  hölzernen  Ober- 
bausysteme mit  den  eisernen,  welche  letztere  er  für  ebenso 
Er  verurtheilt  alle  seitlichen  Auskröpfungeu 

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DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


30.  Mira  187$ 


am  Gestänge  und  wünscht  dagegen  im  Interesse  des  Wagenter- 
kehn möglichste  Beschränkung  und  Vereinfachung  der  Weichen, 
sowie  Vermeidung  überhöhter  Zwangschienen  in  den  Kurven.  — 
Aufgenommen  in  den  Verein  ist  Mr.  Estcrer.  Hm. 


Verein  lür  Eisonbahnlraude  zu  Berlin.  Versammlung 
am  13.  März  ISIS.  Vorsitzender  Hr.  Strecken,  Schriftführer 
Hr.  G.  Meyer.  Der  als  (iast  anwesende  Hr.  Ingenieur  von  Hefner- 
Alteneck  erklart  an  einem  vorgezeigten  Kxemplar  die  Konstruktion 
des  in  den  Etablissements  von  Siemens  A  Halske  ausgeführten 
(iesrhwindigkeitsmessers  fflr  Eisenbahnzüge  und  Dampfmaschinen 
nach  dem  Patent  des  Direktionsrnths  l'etri  in  München.  Zwecke 
des  Instruments  sind: 

1)  Messung  der  Geschwindigkeit,  mit  welcher  ein  Eisen- 
liahiurug  oder  eine  Lokomotive  sich  bewegt  oder  mit 
welcher  der  Kolben  einer  stationären  Maschine  arbeitet. 

2)  Abwendung  von  Gefahren,  welche  ans  mangelnder 
Kenntnis»  einer  unerlaubtenGescliwindigkcit zu  befurchten 
sind,  durch  ein  Zeigerwerk,  welches  direkt  die  jeweilige 
Geschwindigkeit  anzeigt,  und  durch  Glockensignale, 
welche  auf  die  I  Überschreitung  der  gestatteten  Ge- 
schwindigkeit aufmerksam  machen. 

3)  Konstatirung  der  Maximalgeschwindigkeit  innerhalb  eines 
bestimmten  zurückgelegten  Weges  oder  einer  bestimmten 
Zeit. 

4)  Leserliche  graphische  Darstellung  der  verechiedenen 
Geschwindigkeiten  in  Verltindung  mit  den  zugehörigen 
Zeitangalien. 

[>cr  Apparat  giebt  die  Geschwindigkeit  der  Züge  in  Zeit- 
inten allen  von  SO  zu  30  Sek.  an.  Die  Bewegung  des  gebrauchten 
Papierstrciß  geschieht  durch  ein  Uhrwerk,  welches  durch  die 
l'mdrehuhg  einer  Lokomotiv-  oder  Wagen-Achse  selbst  aufgezogen 
wird  und  nach  Anhalten  des  Zuges  noch  1 ,  Stunde  weiter  geht 
Die  Uehertragung  der  Bewegung  auf  den  Zeiger  des  Apparats  wird 
durch  eine  Verbindung  von  Krummzapfen  und  Sperrbaken  bewirkt: 
letzterer  schiebt  wahrend  des  Zeitverlaufs  von  14  Sek.  Men  Zeiger 
mit  jeder  Umdrehung  der  Lokomotiv-  oder  Wagen-Achse  weiter, 
am  Knde  der  14.  Sek.  wird  ein  leichter  Schlag  auf  einen  mit 
dem  Zeiger  verbundenen  Stift  ausgeübt  iuid  dadurch  der  z.  Z. 
höchste  Stand  des  Zeigen  auf  dem  Papierstreif  tnarkirt  Nach 
der  14.  Sek.  fällt  der  Zeiger  zurück  und  bleibt  während  den 
nächstfolgenden  15  Sek.  in  Ruhe,  um  dann  das  Spiel  von  neuem 
zu  beginnen.  Die  alle  30  Sek.  auf  dem  Papierstreifen  markirten 
Punkte  geben  ein  bleibendes,  znr  Kontrole  dienendes  Bild  von 
der  Bewegung  des  Zages,  während  der  Lokomotivführer  aus  der 
höchsten  Stellung  des  Zeigen  die  Geschwindigkeit  ersieht,  mit 
welcher  er  jeweilig  fährt,  und  bei  Uebenchreitung  des  zulässigen 
Maaßes  durch  ein  ertönendes  Signal  gewarnt  wird.  Nach  Angal>e 
des  Vortragenden  befreunden  sich  die  Lokomotivführer  leicht  und 
schnell  mit  dem  Apparat,  dessen  genaues  Funktioniren  auf  mehren 
Probefahrten  konstatirt  worden  ist.  In  Folge  dieser  günstigen 
Resultate  hat  die  bayerische  Regierung  die  Einführung  des  Apparats 
auf  den  Staatsbahnen  beschlossen. 

Nach  Beantwortung  einiger  den  Gegenstand  betr.  Fragen, 
insbes.  das  genaue  Fwiktionircii  des  Apparats  nach  eingetretener 
Abnutzung  der  Radreifen,  die  Beschaffungskosten  etc.  betreffend, 
weist  Hr.  Schwabe  auf 

Versuche  mit  der  Rowan'srhen  Dampfwagen- 
Maschine  hin,*)  die  in  der  neuesten  Zeit  auf  der  Niederechl.- 
Märk.  F.isenhahn  stattgefunden  halten.  Bei  diesen  Venuchcn 
sind  Geschwindigkeiten  bis  zu  2  Min.  pro  K"1  erreicht  worden, 
wenn  sich  auch  heraus  gestellt  hat,  dass  für  regelmäßigen  Betrieb 
die  Geschwindigkeit  zweckmäßig  bis  auf  etwa  2s/j  Min.  pro  Km  zu 
ermäßigen  sein  wird  ;  es  sind  ferner  Strecken  bis  zu  11,7  Km  Lunge 
ohne  Aufenthalt  und  ohne  Nachfeuerung  mit  der  angegebenen 
Maximal-ticschwindigkeit  durchfahren  worden,  so  dass  auf  Grund 
dieser  Erfahrungen  die  Einrichtung  eines  regelmäßigen  Betriebes 
für  den  öffentlichen  Verkehr  mit  dem  Rowan'schen  Dampfwagen 
beabsichtigt  wird. 

Die  Grunde,  welche  überhaupt  zu  diesen  Versuchen  Veran- 
lassung  gegeben  haben,  beruhen  darauf,  dass  in  Folge  des 
starken  Rückgangs  des  Personenverkehn  die  Einnahmen  der 
Personenzüge  in  vielen  Fällen  nicht  zur  Deckung  der  Ausgaben 
hinreichen,  dass  Oberhaupt  bei  Verwendung  der  für  Lokomntiv- 
Bahnen  üblichen  Betrielwmittel  die  Betriebs-Ausgaben  der  Personen- 
züge nicht  so  weit  ermäfsigt  werden  können,  um  den  geringen 
Einnahmen  des  Peraonenverkeh«  in  dünn  bevölkerten  Gegenden 
zu  entsprechen,  und  dass  es  daher  als  eine  dringende  und  wich- 
tige Auf  gälte  der  Bahn- Verwaltungen  betrachtet  werden  muss, 
durch  Einführung  einfacherer  Betriebsmittel  die  Kosten  der 
Personenzüge  auf  ein  Minimum  zu  reduziren.  Der  Rnwan'sche 
Dampf  wagen,  der  allerdings  für  Strafseubahueu  bestimmt  ist, 
scheint,  außer  dieser  Verwendung  zum  Ersatz  für  Pferdebetrieb, 
noch  den  Anforderungen  für  I/okouiotivbahnen  von  geringer 
l.ängc,  also  insbes.  auch  für  Lokalbahnen  zu  entsprechen,  wobei 
selbstredend  von  der  Anwendung  der  vorhandenen  Koudensations- 
Vorrichtung  Abstand  genommen  werden  kann  und  vielleicht  auch 
noch  anderweite  Modiiikationen  sich  empfehlen  werden.  Ein 
einfacher  Vergleich  zwischen  diesem  Dampfwagen  —  in  2  Etagen 
Iii)  Personen  fassend  und  einem  aus  den  auf  Lnkomntivhahnen 
üblichen  Betriebsmitteln  bestehenden  Pereoneuzugo  -  Tender, 

•)  Ur.  D.  B/U  »«■  8.  1*«. 


Lokomotive,  Packwagen,  2  Personenwagen  zeigt,  dass  im 
letzteren  Falle  der  Personenzug  in  minimo  au»  4  Fahrzeugen  mit 
zusammen  H  Achsen  und  einem  Gesammtgewicht  von  ca.  44  * 
besteht,  ungefähr  47000  .//.  Beschaffungskosten  und  mindestens 
2  l«okomutiv-  und  2  Wageulieamte  zur  Begleitung  erfordert, 
während  der  Howan'sche  Dampfwagen  nur  2  Manu  beansprucht, 
nur  17  000  ..//  kostet,  ein  Gewicht  einschl.  Maschine  von  uur 
ö,75 1  und  nur  4  Achsen  hat  Sofern  daher  bei  längerem  und 
regelmäßigem  Betrielte  die  bisher  gewonnenen  Erfahrungen  sich 
bestätigen  sollten,  würde  iu  der  Benutzung  des  Rowan'schen 
Danipfwagens  ein  Mittel  gefunden  sein,  die  Kosten  der  Personen- 
züge attt  unrmaUpurigeu  Bahnen  auf  ein  bisher  noch  nicht 
erreichtes  Minimum  zu  reduziren,  und  damit  bei  Bahnen  von 
geringer  Länge  die  Möglichkeit  geboten  sein,  selbst  bei  sehr  ge- 
ringem Penonen-Verkehr,  wobei  unter  Benutzung  der  jetzt  üblichen 
Betriebsmittel  entweder  die  Zahl  der  Personenzüge  auf  das 

j  äußerste  eingeschränkt  oder  dieselben  durch  gemischte  Züge  er- 
setzt werden  raüssten,  eine  öftere  l'enoneabeförderung  einzurichten. 

Im  Laufe  der  anknüpfenden  Diskussion  erklärt  Hr.  Kinel, 
dass  die  Garcke'sche  Formel  und  die  Resultate  der  danach  attf  der 

I  Niederschi. -Märk.  Bahn  augestellten  Berechnungen  sehr  angreifbar 
seien.    I>er  ans  ihnen  gezogene  Schluss,  dass  der  Personenver- 

\  kehr  durchschnittlich  mehr  koste  ab  aufbringe  und  dass  hier 
Ausfälle  durch  die  Einnahmen  aus  dem  Güterverkehr  gedeckt 
werden  müssten,  sei  nicht  stichhaltig,  jedenfalls  sei  der  Beweis 
für  diese  Angabc  durch  jene  Formel  und  Berechnungen  nicht 
erbracht.  —  Hr.  G  o  1  *  hebt  hervor,  dass  die  Rowan'schen  Datnpf- 
Spur- Wagen,  welche  jetzt  auf  der  Niederschi. - Märk.  Bahn  er- 
probt werden  und  welche  vorher  schon  auf  der  Militär-Eisenbahn 
ausgedehnten  und  zum  Theil  sehr  rauhen  Versuchen  unterworfen 
worden  sind,  nicht  als  vollendete  Repräsentanten  des  Systems, 
sondern  eben  nur  als  Versuchs  -  Exemplare  betrachtet  werden 
dürfen,  dass  daher  einzelne,  an  diesen  Fahrzeugen  etwa  noch 
hervor  tretende  Mängel  eine  ungünstige  Beurtheilung  des  Systems 
keineswegs  rechtfertigen  würden.  Die  Rowan'schen  Konstruktions- 

|  Prinzipien  seien  gesund  und  höchst  beachtenswert!) ,  tiesonders 
die  Yerwerthung  der  Nutzlast  zur  Adhäsion.  Her  Rowan'sche 
Dampf-  Spur  -Wagen  erscheine  hierdurch  zu  einem  ökonomischen 

[  Betriebe  auch  auf  Linien  mit  starken  Steigungen  besonders 
geeignet  Ebenso  genüge  er  den  weit  geltendsten  Anforderungen 
im  Betriebe,  insbes.  in  Bezug  auf  die  Dampf-,  Rauch-  und  Ge- 
räuschlosigkeit. — 

Hr.  Schwabe  bringt  ferner  den  Missbraucb  zur  Sprache, 

I  welcher  in  Betreff  der  Benutzung  der  Dampfpfeifc  Itei  den  Kisen- 
bahnzügen,  sowie  auf  den  Bahnhöfen  stattfindet  und  in  neuerer 

i  Zeit  auch  zu  Klagen  in  der  Presse  Veranlassung  gegeben  hat. 

"  Der  Redner  bemerkt  dass  auf  dem  Niederschi. -Mark.  Bahnhofe 
in  Berlin  das  vorgeschriebene  Achtungssignal  mit  der  Dampf- 
pfeife schon  seit  mehren  Jahren  mit  günstigem  Erfolge  durch 
ein  Hornsignal  ersetzt  worden  sei  und  dass  nach  der  auf  den 
preuss.  Staatsbahnen  in  Aussicht  genommenen  Einführung  der 
kontinuirlichen  Bremsen  nach  den  Systemen  von  Smith,  Westing- 
house,  Steel  u.  A.  bei  den  schnell  fahrenden  Zügen  die  die 
Passagiere  während  der  Fahrt  so  störenden  Bremssignale  in 
Wegfall  kommen  können ,  weil  bei  der  Anwendung  der  vorge- 
nannten Hremssysteme  das  Bremsen  des  ganzen  Zuges  mit  voller 
Sicherheit  vom  Lokomotivführer  bewirkt  wird.  Im  übrigen  werde 
weder  bei  den  Personenzügen,  so  lange  dieselben  nicht  mit  kon- 
tinuirlichen Bremsen  ausgerüstet  sind,  noch  bei  den  Güterzügen 
eine  Beschränkung  der  Dampfpfeifen -Signale  eintreten  können; 
auf  den  Bahnhöfen  dagegen  werde  die  weitere  Einführung  des 
Rangirdienstes  mit  Pferden,  sowie  die  Benutzung  ansteigender 
Ausziehgleise  zum  Raogirdienst,  durch  welche  beide  Rangirmethoden 
die  Betriebskosten  überdies  wesentlich  ermäßigt  werden ,  Ge- 
legenheit zu  einer  wesentlichen  Einschränkung  der  Dampfpfeifen- 
Signale  bieten. 

Hr.  Hartwich  bemerkt  im  Anschlure  hieran,  dass  beim 
Betriebe  auf  der  Rampe  vom  Zentral  -  Personenbahnhofe  in  Köln 
bis  zw  Rheinbrücke  die  Dampfpfeifen  -  Signale  von  jeher  ausge- 
schlossen worden  seien,  ohne  dass  sich  in  Folge  dessen  Heitel- 
stände  ergeben  hätten. 

Hr.  Bessert-Nettelbeek  wünscht  die  Rücksicht  auf  das 
Publikum  nicht  zu  weit  getrieben  zu  sehen.  Das  Signal  der 
Dampfpfeife  behalte  immer  einen  großen  Werth.  Nach  den 
Bestimmungen  des  Ii. -Pol.-  u.  des  Betr.  -  Reglern,  sei  es  zur  Zeit 
überdies  gar  nicht  zu  entbehren.  Beim  Rangiren  wäre  es  wegen 
seiner  Präzision  kaum  durch  ein  anderes  Signal  zu  ereetzen.  Auf 
der  Strecke  könne  es  an  vielen  Stellen  wegfallen  oder  leiser  ge- 
geben werden.  Im  Ganzen  plädirt  Redner  für  Reibehaltung  der 
I  lampfpfeife,  alter  zweckmäßige  Einschränkung  ihres  Gebrauchs.  — 

In  üblicher  Abstimmung  werden  die  Hrn.  Hauptmann  a.  D. 
W.Schüler  u.  Eisenb.-Bauinsp.  Stock  als  einheimische  ordent- 
liche Mitglieder  des  Vereins  aufgenommen. 


Architekten  -  Verein  zu  Berlin.  Versammlung  am 
25.  März  1878.  Vonitzender  Hr.  Möller;  anwesend  210  Mit- 
glieder und  ü  Gäste. 

An  Eingängen  liegen  vor:  Separatabdruck  eines  von  Hrn. 
ITartwich  im  Ver.  f.  Eisenhahnkunde  gehaltenen  Vortrags  uud 
eine  Zuschrift  des  Laudesbauinspektor  Weniger  zu  Mühlhausen, 
betr.  eine  Konkurren«  zur  Erlangung  von  Plänen  für  ein  Krieger- 
denkmal in" Mühlhauscn.  Auf  Vorschlag  des  Hrn.  Vorsitzenden 
erklärt  der  Verein  seine  Zustimmung  aar  Veranstaltung  dieser 

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N«.  26. 


DEUTSCHE  BAUZEITÜNG. 


131 


Kommission  ersucht  wird.  — 

Hr.  Winkler  halt  den  augekündigten  Vortrag  über  Brücken- 
koustruktionen  nach  amerikanischem  S  vstem.  Einleitend 
betont  der  Hr.  Redner  die  gebotene  Beschränkung  desselben  auf 
kleiustmöglichcn  Umfang,  die  ihn  nöthige,  sein  ans  litterarischen 
und  brieflichen  Mittheilungeu  uud  nicht  aus  eigeuer  Anschauung 
geschöpftes  Wissen  zu  diesem  Gegenstände  nur  so  weit  hier  dar- 
zulegen, als  dasselbe  die  amerikanische  Balkenbrücken  —  aus- 
genommen die  Drehbrücken  —  betrifft  und  als  es  sich  um  die 
blofse  Hervorhebung  charakterisirender  Unterschiede  handele. 
Alle  weiter  gehenden  speziellen  Untersuchungen  müssen  eben 
sowohl  ausgeschlossen  bleiben,  als  eine  Besprechung  der  Bogen- 
und  Hänge-Brücken,  wie  auch  der  besonderen  Fundintngsweisen 
bei  Brückenbauten,  für  welche  in  Amerika  bestimmte  Typen  sich 
ausgebildet  haben. 

I  ist  immer  sind  die  amerikanischen  Balkenbrücken  Parallel- 
<  >itt<>rträger  oder  Hängewerk-Träger.  Gekrümmte  Gurtungen 
kommen  --  abgesehen  von  den  Drehbrücken  —  fast  nie  zur  An- 
wendung, wie  ebenso  wenig  die  kontinuirlichen  Träger  europäischen 
Systems.  Erst  in  neuere  r  Zeit  sind  kontinuirliche  6  e  1  e  n  k  t  r  a  g  e  r 
in  Amerika  versucht  worden.  Die  Gründe  für  diese  Erscheinun- 
gen sind  in  dem  Vorwalten  praktischer  Rücksichten  und  in  dem 
vergleichsweisen  Zurücktreten  theoretischer  Behandlungsweise  von 
Problemen,  welche  der  Brückenbau  bietet,  zu  sehen. 

Die  üblichen  Konstruktion*  -  Systeme  der  Balkenbrücken 
können  iu  3  grolse  Gruppen  geschieden  werden:  a)  Träger  mit 
2  Gurtungen  und  Druck  -  Vertikalen  (Systeme  Whipple, 
Pratt,  Iiinville)  oder  Dmckstuben,  welche  mit  nur  geringer 
Neigung  gestellt  sind  (  Post  );  b)  Träger  ebenfalls  mit  2  Gurtun- 
gen, zwischen  welchen  die  Zug-  und  Druckstäbe  gleiche  Neigung 
haben,  oder  das  sogen.  Warron-  oder  Triangulär- System. 
Vertikale  Stäbe,  die  bei  grofser  Trägerhöhe  auch  in  diesem 
System  vorkommen,  haben  nur  den  sekundären  Zweck,  als  Un- 
terstützungsmittel für  die  Querträger  oder  die  zwischen  den 
Knotenpunkten  reichlich  lang  gewordenen  Gurtuugastücke  zu 
dienen;  e)  Trager  mit  fortgelassenem  Untergurt,  Hängewerk- 
Träger,  welche  als  Dreieck-I langewerke  (King  pott  trotten),  Tra- 
pez-Hängewerke (Queen  potl  truttet)  oder  nach  dem  Systeme 
Fink  ausgeführt  werden.  Redner  gieht  in  kurzen  Worten  einen 
Vergleich  dieser  drei  Gruppen. 

Fernere  allgemeine  Kennzeichen  bilden  das  durch  ökonomische 
Rücksichten  begründete  Streben  nach  Reduktion  der  Knotenpunkts- 
Zahl  und  nach  möglichst  weit  getriebener  Steigerung  der  Höhen- 
verhältnisse  der  balkenförmigen  Träger,  da  dies  Höhenverhaltniss 
zwischen  den  Grenzen  von  1:9  bis  1:5  sieh  bewegt  Endlich 
sind  als  Kennzeichen  von  mehr  oder  weniger  allgemeiner  Bedeu- 
tung die  geneigte  Stellung,  welche  man  der  Endstütxe  zu  geben 
pflegt  und  die  Durchführung  der  doppelten  Diagonale  bis  nach 
den  Träger-Enden  hin  anzumerken.  Letzt  gedachte  Konslruktions- 
weise  geht  auf  den  praktischen  Zweck  hinaus,  einen  festen 
Schluss  des  Systems  zu  erzielen,  bezw.  das  Mittel  zn  bieten, 
.\rbeits-Ungenauigkeiten  zu  korrigiren,  wird  indessen  in  Folge 
der  in  neuerer  Zeit  erreichten  groTsereu  Vollkommenheit  der 
Ausführung  mehr  und  mehr  verlassen. 

Unter  den  hauptsächlichsten  Einzelnheiten  der  Träger  Huden 
zunächst  die  Zug-Stäbe  ein  kurze  Besprechung.  Für  gröfsere 
Querschnitte  werden  dieselben  regclmäfsig  aus  Flacheisen  mit 
grofser  Breite  und  relativ  geringer  Dicke  ( bis  20 1IB  Br.  und  3,5  "* 
Dicke)  hergestellt.  Das  an  beiden  Enden  vorkommende  Augen- 
stück wird  in  neuerer  Zeit  durch  Pressen  fabrizirt.  Die  Bohrung 
erfolgt  oft  für  die  sämmtlichen  an  einem  Knotenpunkte  aufzu- 
hängenden Stäbe  gleichzeitig  und  mittels  Auflegen  auf  eine  Guss- 
platte,  wodurch  grölst«  Genauigkeit  der  Lochung  und  Unabhängig- 
keit von  Läugenveränderuitgen  infolge  Temperatur-Schwankungen 
erzielt  wird.  Eine  Verdickung  des  Angenstrtcks  zur  Verminde- 
rung des  spezitischen  Drucks  am  Bolzen  kommt,  im  Interesse  der 
gebotenen  möglichsten  Längenbeschränkung  des  Bolzens,  nur 
selten  zur  Ausführung.  Die  Mctallbreiten  2  e  (neben)  .und  e 
(hinter)  der  I^ochstelle  werden  beispielsweise  nach  folgenden 
Regeln  bestimmt: 

1)  c  =  0,5  h  -f  0,30  d;  t  =  0,75  d 
für  durch  Pressen,  und 

2)  e  —  0,5  b  +  0,25  d;  e  =  d 

für  durch  Hämmern  erzeugte  Stäbe.  In  diesen  Regeln  bezeich- 
net •/  den  Lochdurchmesser  und  6  die  normale  Breite  des  Stabes 
für  das  Stück  zwischen  den  Augentheilen.  Zu  bemerken  ist  etwa, 
dass  die  beiden  Regeln  sub  1  nahezu  mit  den  Ergebnissen  von 
Versuchen  übereinstimmen,  welche  l»ereits  l-i;t  von  Malberg  in 
Deutschland  angestellt  worden  sind. 

Unter  den  Druckstäben  ist  es  besonders  die  ans  4  Quodrant- 
Eiseu  mittels  Flanschenverbindung  gebildete  sogen.  Phönix- 
Säule,  die  stell  bei  ihrer  erprobten,  besonders  guten  Tragfähig- 
keit der  weitesten  Verbreitung  erfreut.  Eine  anderweit  verwendete, 
der  Keystone  -  Brückengesellschaft  patentirte  Form  weicht  von 
der  der  Phönix -Säule  nur  insoweit  ab,  als  die  Verbindimg  der 
4  Quadrant  -  Eisen  mittels  aufgeschobener  Leisten  —  uuthen- 
artig  bewirkt  wird.  Beide  Säulcnarteu  tritt,  der  Vor- 
wurf der  Unzugänglichkeit  ihrur  Innenflächen,  zur  Beseitigung 
dessen   von  anderen   Konstrukteuren  durch  Verwendung  tou 

|_  |  |  f~  undT  Eisen,  in  Verbindung  mit  plattenfönnigem  Eisen, 

mehre  andere  offene  oder  halb-offene  Querschnittsformen  er- 
dacht worden  sind. 


Stäbe,  welche  einen  Wechsel  zwischen  Zug  und  Druck 
erleiden,  werden  oftmals  2theilig  ausgeführt,  i.  B.  auch  in  der 
Weise,  dass  für  den  Zugstab  ein  Rundeisen,  für  den  Drockstah 
eine  hohle  Säule  dient  und  erste  res  durch  die  Säule  hindurch 
geführt  wird.  — 

Die  Querschnittsberechnung  der  DruckstAbc  erfolgt  nach  der 
Gordon'schen  oder  der  rationelleren  Rankine'schen  Regel. 

Was  die  Bildung  des  Knoten- Punkts  bei  amerikanischen 
Brücken  betrifft,  so  wendet  man  im  allgemeinen  einzelne  Bolzen 
(pint)  an,  wo  wir  mehre  Nieten  verwenden.  Diese  Bolzen- 
verbiudung  ist  entweder  eine  vollständige,  d.  h.  es  können  sieh 
alle  einzelnen  Theile  frei  um  den  Bolzen  drehen,  oder  eine  mehr 
oder  minder  unvollständige,  d.  h.  es  sind  einzelne  Theile  fest 
!  mit  einander  verbunden.  Am  Untergurte  sind  in  der  Kegel,  indess 
nicht  immer,  vollständige  üolzcnverbiudungeu  angewendet.  Im 
Obergurte  aber  ist  die  Bolzenverbindung  meist  unvollständig. 
I  Die  einzelnen  Gurtstücke  stofsen  an  den  Knotenpunkten  entweder 
stumpf  zusammen  und  sind  nur  gegen  zufällige  Verschiebungen 
durch  Laschen  gedeckt,  oder  es  ist  ein  gnsseisernes  Knotenstock, 
das  zugleich  als  Lager  für  den  Bolzen  dient,  eingeschaltet;  diu 
Gurtstücke  uud  meist  auch  die  gedrückten  Gitterstäbe  stofsen 
stumpf  gegen  dieses  Gusstück,  so  dass  also  eine  freie  Beweglich- 
keit um  den  Itolzen  mangelt.  Nur  hinsichtlich  der  gezogenen  Theile 
ist  dieselbe  konsequent  durchgeführt.  -  Da  der  Gclcukbolzen  neben 
seiner  Beanspruchung  auf  reine  Druckfestigkeit  noch  auf  Biegungs- 
und Scherfestigkeit  in  Anspruch  genommen  wird,  so  ist  die  Art 
Und  Weise,  in  welcher  die  verschiedenen  Stalle  am  Holzen  grtippirt 
werden,  von  ganz  besonderer  Wichtigkeit,  da  bei  ungeschickter 
Verkeilung  die  Beanspruchung  des  Bolzens  sehr  erheblich  ge- 
steigert wird. 

In  Bezug  auf  einen  allgemeinen  Vergleich  zwischen 
Bolzen-  und  Niet-Verbindungen  resflmirt  der  Hr.  Yor- 
!  tragende  etwa  wie  folgt:  Abi  Vortheile,  welche  die  Bolzcnvcrbin- 
dung  mit  sich  bringt,  hört  man  gewöhnlich  hervorheben:  a.  die 
Möglichkeit  einer  exakten  Berechnung,  b.  Vermeidung  der 
Schwächung  durch  die  Nietlöcher,  c.  Erleichterung  und  Beschleuni- 
gung der  Montage,  endlich  d.  leichtes  Probireu  aller  einzelnen 
Theile  der  Konstruktion. 

Der  Vortheil  sub  a  ist  vorab  um  ein  Geringes  einzuschränken 
wegen  der  am  Huben  auftretenden  Reihung,  im  dann  verbleibeudeu 
ganzen  Umfange  aber  nur  bei  vollständiger  Durchführung  des 
Bolzensystems  (siehe  oben)  zutreffend,  während  er  bei  unvoll- 
ständiger Bolzenverbindung  bedeutend  reduzirt  werden  kann. 
—  Zu  b.,  der  bei  Nietungen  eintretenden  Verschwächtuig, 
die  allerdings  grnls  ist,  da  die  Beanspruchung  in  der  Umgebung 
des  Nietlochs  thatsAchlich  1,2  -1,3  mal  so  grofs  ist,  als  gemeinbin 
angenommen  zu  werden  pflegt,  kann  bemerkt  werden,  dass  diese 
Schwächung  durch  entsprechende  Verbreiterung  der  Anschluss- 
stfleke  vermieden  werden  könnte.  —  Zu  c,  dass  bei  Wahl  von 
Schrauben  anstatt  Nieten  dieser  Vortheil  auch  bei  europäischer 
Koustniktiousweise  realisirbar  ist.  Nach  Anerkennung  des  Vor- 
teils sub  4  sind  als  relative  Mängel  der  amerikanischen  Kon- 
struktionsweise anzuerkennen:  a.  die  Notwendigkeit  sehr  exakter 
Ausführung,  b.  gröfsere  Schwierigkeiten,  eine  wirklich  gute  Kon- 
struktion zu  erzielen,  und  c.  gröfsere  Schwierigkeit  insbesondere 
in  Bezug  auf  die  Anbringung  rationeller  Quer- Konstruktionen, 
welche  bei  der  amerikanischen  Bauweise  häutig  im  höchsten  Grade 
mangelhaft  sind,  wie  der  Vortragende  dies  au  Beispielen,  in  denen 
die  Querträger-Anordnung  sowohl  als  die  Einrichtung  der  sonstigen 
Quer-Verbandtheile  heran  gezogen  wird,  speziell  nachweist.  — 

Als  Auflager- Vorrichtungen  werden  in  Amerika  benutzt: 
a.  das  Rollenlager  oder  Walzenlager,  meist  mit  Walzen  von  ge- 
ringem Durchmesser,  im  übrigen  aber  etwa  wie  bei  uns  konstruirt, 
und  b.  das  sogen.  Radlager,  welches  nur  für  kleine  Spannweiten 
geeignet  ist  und  aus  einem  Radsegmeut  besteht,  an  dessen  Achse 
Ober-  und  Untergurt  angehäugt  sind  und  das  in  eiuer  schuh- 
förmig  gestalteten  Platte  sich  dreht  c.  Bei  den  sogen.  Post-Tragern 
tindet  endlich  eine  Benutzung  der  Endstütze  für  die  Auflagerung 
in  der  Weise  statt,  dass  diese  Stütze  durch  den  Untergurt  hindurch 
geführt  wird,  welcher  dazu  eine  schlitzförmige  Durchlochuug  erhalt 

In  Bezug  auf  die  Bildungen  eisuroer  Pfeiler  bei  amerika-  • 
nischen  Brücken  sind  die  sog.  TreMle-teork*  (Gcrüst-Brflekcn)  vor- 
herrschend, die  aus  vielfach  vertheilten  Einzelsäulen  ans  Schmied- 
eisen, gewöhnlich  mit  •«.!  »  Abstand,  bestehen,  welche  durch  dia- 
guuale  Bander  zu  Gruppen  von  mehr  oder  minder  grofser  Breite 
zusammen  gefasst  werden.  Diese  Gruppirung  im  Gegensatz  zur  ein- 
I  hcitlichen  Durchführung  des  unterstützenden  Gerüstes  ist  nöthig, 
damit  die  Längenänderungeu  durch  Temperatur -Schwankungen 
ihren  Ausgleich  finden  können.  Brücken  mit  zentralisirten  Unter- 
stützungen wie  in  Europa,  kommen  in  Amerika  Itisjctxt  nur  ver- 
einzelt vor.  Zuzugeben  ist,  dass  die  vom  architektonischen  Stand- 
punkte aus  ztt  bemängelnden  Treslk-wnrks  für  auf  Land  geführt*.' 
Knicken  zweckmafsig  sind  und  in  der  Oekounmie  vor  den  Pfeiler 
brücken  eineu  Vorzug  haben,  da  das  Gewicht  derselben  pro  ' 

Ansichtsflache  (Thalprofil)  <j  —  30  4-  Kilogramm  Im  - 

trägt,  während  bei  Brucken  mit  Kinzelpfcileru  uud  bei  40   50  >  • 

1  tu  y  | 

PfeilcrabaUud  y  ungefähr  _  45  +  -~  ist,  welche  Zahlen  fin- 
den vorausgesetzten  Fall  auf  eine  Gewkhtserspamiss  von  55  80", 
hinaus  laufen.  In  beiden  obigen  Formeln  wird  durch  A  die 
Pfeilerhohe  der  Brücke  bezeichnet 

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1H2 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


SO.  März  1878 


Der  Hr.  Kedner  hefasst  sich  uoch  in  Kurze  mit  den  mangel- 
hafU'ii  architektonischen  Erscheinungen  amerikanischer  Krücken 
und  zitirt  zum  Beweis«'  dafur,  das»  dieser  Mangel  in  Amerika 
nicht  unbekannt  sei  und  von  Einzelnen  «ehr  stark  empfunden 
werde,  eine  Auslassung  von  Holl  er  aus  dessen  Werke:  /ron- 
Uvjhwaylirul.jt*,  New  York  167Ü.    Den  Hcschluss  bildet  die  An- 


gabe der  vorliandeuen  in-  und  ausländischen  Litteratur  n  dem 
gegebenen  Vortrage,  welcher  durch  Detailmodelle  tuid  Zeichnungen 
illustrirt  wurde. 

Hie  Beantwortung  der  im  Iragckasieu  vorgefundene!!  Fragen 
übernehmen  die  Hrn.  Moller,  Dirckseu  und  Rüsing.  Darnach 
Schiusa  der  Versammlung.  -  — "B.  - 


Vermischtes. 


hornstein-Anlagen.  Die 

in  Xo.  Iii  d.  BL  enthaltene  Mittkeilung  über  einen  durch  fehler- 
hafte AusführuDg  eine»  Schornsteins  entstandenen  Brand  erin- 
nert mich  daran,  das*  die  Gefährlichkeit  gewisser  Schornstein- 
Einrichtungen  bisweilen  grade  in  Folge  bestehender  bau- 
polizeilicher Vorschriften  unbewusst  herbeigeführt  wird.  Ich 
gestatte  mir  in  Folgendem,  einen  solchen  von  mir  beobachteten 
Spezialfall,  durch  den  ein  Brand  auf  einer  Oberforsterci  her- 
bcigefulirt  wurde,  mitzuthcilen. 

Wenn  man  iu  einem  vorhandenen  Gebäude  mit  inneren  Fach- 
werkwauden narhtrüglieh  einen  Schornstein  erbauen  oder  bei 
Errichtung  eines  Neubaues  mit  inneren  Faehwcrkwändcn  den 
Zusammenhang  der  Iuiienwäiulc  im  Interesse  der  Stabilit.it  nicht 
unterbrechen  will,  so  wird  oft  —  auf  Grund  der  Vorschrift,  dass 
die  inneren  Flachen  des  Schornsteins  2i>  'm  vom  Hubwerk  entfernt 
bleiben  sollen  ■    die  nebenstehend  skizzirte  .Schornstein-Anordnung 

ausgeführt.    Steht  nun  bei  a 
|f  ein  (Ifen,  so  wird  anfänglich 

wahrscheinlich  das  Ofenrohr 
durch  die  Fachwand  /  /  und 
die  Schornsteinwand  bis  zur 
inneren  Schorusteiurulche  h 
durchgesteckt,  später  aber 
—  bei  Verandeningen,  —  be- 
sonders wenn  Nicht-Sachver- 
standige einen  neuen  Ofen 
setzen  lassen,  wird  das  ueue 
Ofenrohr  häufig  nur  bis  zum 
1 'unkte  c  eingeschoben  und 
das  Feuer  dringt  in  den  Zwi- 
schenraum zwischen  Schorn- 
stein und  Wand.  Dieser  Zu- 
|  stand  kanu    ohne  sofortige 

" '  tiefahr  vielleicht  Jahre  lang 

dauern  —  weil  ja  Abxug  durch 
die  OetTuuug  U  vorbamlcu,  bis  endlich  einmal  durch  besonders 
scharfes  Heizen  oder  sonstige  Umstände  sich  Hobtheile  der  vom 
Feuer  bespülten  Fachwaud  entzünden  und  der  Brand  auabricht  - 
ein  Brand,  der  offenbar  nicht  ausgebrochen  wäre,  wenn  die 
Schornsteiuwand  unmittelbar  an  der  Fachwand  gestanden  hatte. 

Mass  der  mit  der  Setzung  eines  neuen  Ofens  beauftragte 
Arbeiter  sehr  leicht  den  Fehler  begehen  kann,  das  Kohr  nur 
ditreh  die  Fachwand  hindurch  zu  schieben,  liegt  nahe,  und  man 
wird  ihm  hieraus  nicht  einmal  einen  Vorwnrf  machen  können. 
Er  fühlt  in  die  Oeffuung  hinein,  findet  auf  13 


leeren  Raum,  welchen  er  natürlich  für  das  Schornsteinrohr  ansieht, 
und  beschrankt  die  Lange  des  einzusteckenden  Abzugsrohrs  auf 
genannte  Entfernung.  —  Es  dürfte  in  Erwägung  zu  nehmen 
,  ob  nicht  eine  Veränderung  bezw.  Erläuterung  der  bezgl. 


die 
sein 

Bau-Polizei- Verordnungen  geboten 
Siegen,  Februar  I87H. 


Konkurrenzen. 

Außerordentliche  Konkurrenz  für  die  Mitglieder  des 
Architektonvereins  zu  Barlin  betretTond  Entwürfe  für  ein 
villenartig;©«  Wohnhaus  in  Gera.  Nach  dem  in  der  Vereins- 
bibliolhek  zu  entnehmenden  Sozialprogramm  handelt  es  sich  um 
eine  einfache,  im  Putzbau  mit  Sandsteindetails  aus  zu  führende, 
vorstadtische  Villa  nebst  Stall  gehäude,  für  die  eine  Gcsammtsummc 
von  nur  50  000  M.  (etwa  gleichwertig  einem  Bankapital  von 
60  000  M.  in  Berlin)  zur  Verfügung  steht.  Die  Entwürfe  sind  bis 
zum  20.  April  an  den  Archit-V.  ab  zu  liefern  und  werden  von 
der  Konkurrenz-Kommission  für  den  Hochbau  beurtheilt.  Der 
Bauherr,  in  dessen  Besitz  die  prämiirte  Zeichnung  ubergeht, 
während  die  übrigen  Eigenthuui  de«  Vereins  verbleiben,  hat  als 
1.  Preis  300  M-,  als  2.  Preis  100  M. 


Kunstgewerbliche  Konkurrenz  der  Handele-  und  Ge- 
werbe-Kammer in  Ulm.  Die  am  31.  Mai  ablaufende  Konkurrenz 
U'trirft  Entwürfe  zur  Einrichtung  eines  Schlafzimmers  (Bettstelle, 
Nachtkastchen ,  Waschkommode,  Kleiderschrank,  Kommode  mit 
Spiegeltoilette  und  Stuhl)  für  ein  gut  bürgerliches  Wohnhaus. 
Die  Formen  des  in  Naturholz  bezw.  in  matt  gehöhntem  Holz  mit 
pnlirtcii  Kehleu  zu  hallenden  Mobiliars  sollen  sich  an  die  besseren 
Arbeiten  der  deutschen  Beuaissance  ansehlicl'seii.  Verlangt  werden 
aufser  Ucbcrsichibzeiclinungeu  alle  für  die  Ausführung  nothigen 
Details  in  natürlicher  Grörse  eine  Forderung  die  zu  der  Hohe 
des  ausgesetzten  Preises  1300  M.)  wohl  aufser  Verhältnis*  steht. 
Die  Preisrichter  sind  im  Programm  nicht  erwähnt. 


Brief-  nnd  Fragekasten. 

Hrn.  T.  iu  Wismar.  Die  fragliche  Deikart  bei  italienischen 
Bauten  ist  zweifellos  eine  Variante  der  s»g.  antiken  Dei  kart, 
worüber  Sie  einiges  im  Deutsch.  Rauhandbuch  Heft  3  linden.  Im 
übrigen  bietet  die  von  Ihnen  bemerkte  Atisfüliruugsweisc  mit 
Latten,  die  der  Dachneiguiig  folgen  -  wahrscheinlich  mehre  Be- 
sonderheiten dar,  die  deu  Wunsch  hervor  rufen,  Eiusicht  in  die 
Details  zu  bekommen.  Vielleicht,  dass  ein  in  Italien  weilender 
Fachgeuossc  die  Freundlichkeit  hat,  uns  gelegentlich  nähere  Mit 
tJieilung  zu  machen. 

Hrn.  V.  in  L.  Zu  weifsem  Anstrich  von  Schiefer-,  Ziegel- 
oder  Papp-Dächem  halten  wir  Kalkmilch  iu  nicht  zu  wässe- 
riger Losung  am  vorlheilhuftesteu ;  so  viel  wir  wissen,  wird  von 
diesem  Mittel  auch  Ihm  dem  Anstrich  der  Pappdächer  und 
Bretterwände  von  Petroleum  -  Schuppen  iu  mehren  llafeuorten  an 
der  N'oitlseeküste  seit  lange  Gebrauch  gemacht.  Für  Metalldaeher- 
Anstriche  stehen  bekanntlich  vielerlei  Mittel  zu  Gebote,  unter 
denen  wir  ohne  mihere  Kenntnis*  Ihres  Falles  ein  bestimmtes 
nicht  nennen  können. 

Abonnent  in  Berlin.  Wir  haben  über  die  von  Ihnen 
angeregte  Frage,  ob  bei  der  Konkurrenz  bezgl.  d.  neuen  Friedhofs 
für  die  Berliner  jüdische  Gemeinde  auch  das  im  Sittialionsplau 
mit  punktirten  Linien  bezeichnete  Terrain  in  das  Projekt  zu 
ziehen  sei,  au  kompetenter  Stelle  Erkundigung  eingezogen  und 
erfahren,  dass  jenes  Terrain  unberücksichtigt  bleibt  und  lediglich 
die  bauliche  Gestaltung  des  in  Wirklichkeit  bereits  abgegrenzten 
und  mit  Zaun  versehenen  Grundstilrktheils  an  der  Strafst!  zu 
entwerfen  ist. 

Hrn.  S.  in  Lichterfelde.  Wir  können  Ihrem  Lrtheile  über 
die  Brochüre:  „Das  neue  Kgl.  lioftheater  zu  Dresden"  von 
('.  Gurlitt  nur  insofern  beipdichten,  als  die  Form  der  bucli- 
händlerischeu  Anzeige  allerdings  die  Erwartung  erregte,  dass 
dieselbe  an  bildlichen  1  larstellnugen  mehr  bieten  würde,  als  that- 
sachlich  der  Fall  ist.  In  Betren"  des  Textes  wollen  Sie  berück- 
sichtigen, dass  eiu  für  das  Feuilleton  einer  Tageszeitung  geschriebener 
Artikel  sich  nicht  auf  einen  streng  fachmännischen  Standpunkt 
stellen  darf.  Als  werthlos  für  Fachleute  können  wir  die  Schrift 
trotz  alledem  nicht  bezeichnen,  halfen  vielmehr  unsererseits  mit 
Interesse  von  ihr  Kenntniss  genommen. 

Hrn.  O.  in  Emden.  Wir  haben  auf  Ihn»  Warnung  vor 
einer  Betheiligung  an  der  Aachener  Bebauungsplan  -  Konkurrenz 
nicht  Rücksicht  genommen,  obwohl  wir  der  Meinung,  dass  der  zu 
Grunde  liegende  .Situationplan  für  einen  nicht  ortskundigen  Tech- 
niker ein  ungenügendes  Material  liefere,  vollkommen  beipflichten. 
Es  scheint  uns  jedoch  von  vorn  herein  ausgeschlossen,  dass 
an  einer  sulcheu  Konkurrenz  Techniker  mit  einiger  Aussicht 
auf  Krfolg  sich  betheiligen  können,  die  nicht  über  eine  voll- 
ständige Anschauung  des  in  Bebauung  zu  nehmenden  Terrains 
verfügen. 

Hrn.  B.  in  Kaiserslautern.  Die  neuere  Litteratur  libcr 
Schlachthäuser  beschränkt  sich  noch  immer  auf  den  bekannten 
Reisebericht  von  Riad)  und  Heunicke,  sowie  auf  die  Publi- 
kationen der  in  Berlin  und  Pest  ausgeführten  Anlagen  von 
Orth  und  Hennicke  &  v.  d.  Hude.  Eigene  Spezial-  Studien  au 
ausgeführten  Anlagen  sind  unerlässlicb,  doch  dürften  Ihnen  vor 
allem  auch  die  mit  Vorbereitung  der  neuen  Schlachthäuser  iu 
Berlin  und  Hamburg  beschäftigten  Techniker  erwünschte  Aus- 
kunft geben  können. 

Hrn.  E.  G.  100.  Ein  gesetzliches  Hecht  auf  Anstellung  im 
Staats-Eisenbahndienst  wird  Ihnen,  falls  dieselbe  nicht  auf  ander- 
weitige Momente  sich  begründet,  durch  die  Thatsache  einer  mehr- 
jährigen diatorischen  Beschäftigung  bei  demselben  iu  keinem 
Falle  gewährt. 

Hrn.  O.  Z.  in  Deutz.  Japanischer  Holzlack  ist  zu  beziehen 
durch  Vernuttelung  der  Finna  Kcx  &  Co.,  Jägerstr  41),  Berlin. 
Die  Verarbeitung  dieses  Lackes  ist  jedoch  für  europaische  Arbeiter 
so  schwierige  und  fremdartige,  dass  eine  allgemeine  Ver- 
nas desselben  hier  noch  nicht  stattfindet 
Hrn.  G.  G.  iu  Plaidt  b.  Andernach, 
kleine  Mengen  von  Trass  in  Tuffstein  zu 
vorlheilhaft  vermählen,  werden  selten  gebaut  mid  sind 
mäfeig  sehr  theuer.  Ein  eiserner  Mörser  von  200— 2.r>0 
Durchmesser  und  (»assende  Siebe  entsprechen  Ihrem  Bedürfnisse 
am  besten.  Kleine  Apparate  zum  Mischen  der  Mörtel  können 
Sie  von  Dr.  Frühling,  Friedenstr.  15,  Berlin  l»eziehen. 

Hrn.  B.  in  Hannover.  Geschäfte,  welche  sich  besonders 
mit  Einrichtung  chemischer  Laboratorien  in  Rücksicht  auf  Wasser-, 
Gas-  und  Dampfleitungen,  Feuerungen,  Hefen,  Ventilation  u.  s.  w. 
befassen,  sind  uns  nicht  bekannt.  Solche  Anlagen  sind  mit  Hülfe 
eines  erfahrenen  Chemikers,  der  zugleich  mit  bautechuischen 
Anordnungen  vertraut  ist,  auszuführen.  Wenn  Sie  wünschen, 
können   wir   Ihnen   eine  passende  Persönlichkeit   zur  Hülfc- 

■'I  "in:'  .ir..'.  [  i  'i  


eine 


.o«  Call  B«llU  In  BorlU..    Für  di«  BciUkti™  .«out. örtlich  K.  K.  O.  fiitK-h.  Dncfc: 


W.  Uot.cr  Holbu,  Mm,  *,  ,<!,  IWrhu. 
■ 


N«.  27. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


133 


und  FrigrkitWn- 


ien.   -   IVr.on»)  Xarhrlrhui».  —  Brl»f- 


Hr. 


Vors  am  ml  «nie 
Heinzerling.  An- 


Baatechnlachor  Verein 

am  1.  Marz  1878.  Vorsil 
weseud  29  Mitgl.  und  I  Gäste. 

Der  Vorsitzende  macht  Mittheilung  davon,  a.>  dass  der 
Statutcnzusatz  -  Paragraph  Ga  nun  auch  iu  Kolu  angenommen 
uud  daun  der  hiesige  Verein  als  Ganzes  in  dpn  Vereii  für 
Niederrhein  und  Westfalen  aufgcnomineu  sei;  ht  über  die  Kon- 
kurrenz-Bedingungen fOr  ein  TitelhUtt  zur  „Zeitschrift  für  Bau-, 
künde".  Zur  Aufnahme  gelangen  die  Hrn.  Haupini.  a.  D. 
Berndt.  Baufr.  Göcke,  Prof.  Pinzger  und  Ingen.  Hartman n. 

Behufs  Ausarbeitung  eines  Gutachten»  und  einen  Restauration»- 
Vorschlags  für  das  l'ontthor- Gebäude  wird  eine  "gliedrige  Kom- 
mission eingesetzt. 

Hr.  Kdcker  halt  einen  längeren  Vortrag  Ober  Bahnhofs- 
anlagen  der  Rheinischen  Eisenbahn.  Redner  stellt  als 
wesentlichste  Anforderungen  für  größere  Bahnhöfe  folgende  auf: 
1)  Genügende,  aber  nicht  übertriebene  Grofse,  weil  dies  den 
Retrieh  erschwert.  2)  Bestimrauiigsgemufsc  Gruppirung  der  ver- 
schiedenen, gesondert  zu  bedienenden  Anlagen  und  Lage  derselben 
in  nicht  zu  grolser  Entfernung  von  der  Iteatifsichtigenden  Dienst- 
stelle. 3)  Anordnung  der  Weichenstral'scn  so,  dass  die  Weicheii- 
zahl  möglichst  gering  und  die  beim  Raogirgesch.xft  zurück  zu 
legenden  Wege  thuulichst  kurz  sind. 

An  der  Hand  ausführlicher  Plane  werden  alsdann  die  Gleis- 
v, steine  der  Bahnhofe  Rotheerde,  Düren,  Gereon  und  Speldorf 
erläutert  Düren  verstößt  gegen  die  Grundregel  suh  2,  da 
Wagenreparatur-  und  Maschinen  -  Werkstatte  an  die  entgegen 
gesetzten  Enden  des  Bahnhofs  gelegt  sind,  welche  Ausnahme  aber 
durch  Terrain  •  Schwierigkeiten  bedingt  worden  ist.  Der  Güter- 
schuppen weicht  von  der  sonst  üblichen  Einrichtung  insofern  ab, 


als  die  Wagen  auf  kurzen  Quergleisen  mittels  Drehscheiben  zu 
Vorbauten  des  Schuppens  gelangen,  wo  sie  ihre  Ent-  und  Be- 
ladung linden  und  von  wo  sie  nach  Abfertigung  einzeln  entfernt 
werden  können.    Einen  gleichen  Schuppen  hat  bekanntlich  der 


en  Schuppen  hat  bekanntlich  der 
Bahnhof  Gereon  (Köln):  dort  dient  derselbe  einem  wesentlich 
greiseren  Ladegeschäfte  und  hat  allgemein  befriedigt.  Der  Plan 
von  Gereon  zeigt  außer  dieser  Schup|*nanlage  auch  ein  Dreh- 
scheiben-System für  den  Freiladeverkehr,  welches  iu  unmittelbarem 
Zusammenhange  mit  dorn  ersteren  steht,  so  dass  die  Watren  je 
nach  Bedarf  von  der  einen  zur  anderen  Stelle  gebracht  werden 
können.  Die  Pereonengleise  für  die  Linie  Köln-Bingen  sind  zur 
Vermeidung  von  Störungen  beim  Umbau  ganz  an  die  Nordseite 
des  Hahnhofes  geschoben  worden;  die  Aufstellungsgleise  und 
Rangirslrange  nehmen  den  Güterverkehr  nach  und  von  folgenden 
Richtungen  auf:  Bingen,  Trier,  Aachen,  Cleve,  Kheinstaüon  und 
l'ebergabe  an  Köln-Älinden. 

Der  bei  Mülheim  a.  d.  Ruhr  angelegte  grofse  Sammel-  und 
Rangirbahnhof  Speldorf  dient  zur  Formirung  der  von  den  ost- 
wärts belegenen  Zechen  kommenden  kleineren  Züge  zu  groben 
Zügen  für  die  verschiedenen  Verkehrsrichtungen,  und  umgekehrt 
auch  dazu,  ans  den  von  Westen  kommenden  Güterzügen  die 
kleineren  durchgehenden  nnd  die  Zechen-Züge  zusammen  zu 
stellen.  Erst  erwähntes  Geschäft  vollzieht  sich  auf  den  Gleis- 
(Truppen  nördlich,  letzt  erwähntes  südlich  von  den  Hanptgleisen. 
—  2  polvgonale  Lokomotivschuppen  enthalten  zus.  42  Sunde;  sie 
stehen  im  Zusammenhang  mit  einer  aus  7  Gebäuden  bestehenden 
größeren  Filial-Werkstätte.  In  der  Wagenreparatur  laufen  2 
Schiebebühnen;  links  und  rechts  von  jeder  derselben  liegt  eiil 
Wagenstand,  so  dass  jeder  Wagen  für  sich  ein-  und  ausgesetzt 
werden  kann.  — 

Der  Fragekasten  gab  Anlass  zu  der  Mittheilung,  dass  man  die 
Kreuzblumen  des  Kölner  Domes  mit  ihren  Messingdollcn  auf  den 
Riesen  nicht  mittels  Blei,  sondern  mittels  Asphalt  vergießt,  weil 
man  an  diesen  Stellen  das  beim  Erkalten  schwindende  Blei  nicht 
verstemmen  kann.  — 

Versammlung  vom  15.  März  1878.  Vorsitzender  Hr. 
Heinzerling.    Anwesend  345  Mitglieder. 

Die  vom  Vorstande  redigirten,  auf  dem  Zusatzparagr.  7  des 
Kölner  Statuts  beruhenden  definitiven  Vereinsstatuten  werden  mit 
einer  Resolution,  welche  wie  folgt  lautet,  einstimmig  ange- 
nommen: „Indem  der  bautechnische  Verein  die  Statuten  mit  den 
heute  beschlossenen  Abänderungen  annimmt,  spricht  er  zugleich 
den  Wunsch  ans,  dass  bei  fortschreitender  Bildung  von  Lokal - 
vereinen  der  Arch.- 
falen  sich  nach 


Sammlungen  in  Köln  nicht  als  Generalversammlungen  des  Ge- 
sammt-Vereins  betrachtet  werden,  sondern  dass  als  solche  nur 
die  jährlich  ein  oder  mehre  Male,  event  in  Köln  stattfindenden 
bisherigen  sogen.  Wanderversammlungen  anzusehen  sind."  Als 
Mitglied  zum  Vorstande  des  Gesamrotvereins  wird  Hr.  Baurath 
Heinzerling  durch  Akklamation  erwählt  — 

Ilr.  von  Kaven  spricht  unter  Bezugnahme  auf  eine  reich- 
haltige Ausstellung  illustrirender  Vorlagen  über  die  verschiedenen 
Arten  der  Zeichnung  nnd  plastischen  Darstellung  von 
Karten.  Nach  einer  längereu  einleitenden  Betrachtung  und 
nachdem  der  Vortragende  die  Bedingungen,  welche  an  eine 
missenschaftlirh  eearbeitete  Karte  zu  stellen  sind,  dargelegt  und 
,  dass  schon  Streffleur  auf  der  Pariser  Welt- 


ausstellung i.  .1.  1867  nicht  weniger  als  77  Methoden  der  Karten- 
Zeichnung  aufgezählt  habe,  gab  Hr.  v.  Kaven  noch  eine  kurze 
Notiz  über  Srhichtenkarten.  Philipp  Buache  soll  schon 
1788  die  Darstellung  der  Unelienheiten  des  Meeresbodens  durch 
Srhiihtenphine  empfohlen  haben,  Ducania  17458  in  gleicher 
Weise  die  Darstellung  der  Bergformeu,  das  Meer  in  gleich  hoben 
Stufen  steigend  gedacht  Dupain-Triel  verfertigte  1782  eine 
derartige  Karte  von  Frankreich,  die  aber  bei  der  zu  geringen 
Anzahl  bekannter  Höhenpunkte  unvollkommen  und  ungenau  war. 
An  demselben  Mangel  scheiterte  1821!  der  Versuch  des  franzö- 
sischen Generalstabs,  eine  Srliichtenkarte  von  Frankreich  in 
1  : 80  4)00  herauszugeben.  In  neuerer  Zeil  sind  genügend  zahl- 
reiche Hobenpuukte  bekannt  geworden,  so  dass  bereits  fast 
alle  Staaten,  namentlich  die  europäischen,  Schichteukarten  be- 
sitzen. Vor  allen  ausgezeichnet  sind  die  schweizerischen  Kan- 
tonalkarten in  1  :  25 IKK)  (schwarzer  Unterdrück  mit  gelb  aufge- 
druckten Horizontalen)  und  die  belgischen  Karten  in  1  :  20  4WO 
und  1  :  40  4)00.  — 

Hr.  Intze  giebt  in  einer  Fragebeantwortung  die  zulässige 
Maximal- Druckbeauspruchung  des  rothen  Kyllhurger  Sand- 
steins (aus  dem  Steinbruch  Hasenkopf)  bei  20facher  Sicherheit 
zu  28  k  pro  au;  der  beste  weil'se  Kyllburger  wird  noch 
etwas  tragfahiger  sein,  da  die  Analyse  bei  ihm  3,2  %  Kiesel- 


säure mehr  (**,4  gegen  85, 


,)  nachgewiesen  hat    Die  Maxi- 


malhclastung  für  Trierer  Sandsteine  wird  zu  26—28»  MM* 
geben;  in  Säulen  soll  mau  ihn  indess  nicht  über  15— 20 k  bean- 
spruchen. -  Schließlich  macht  Hr.  Stübben  mit  Bezug  auf  mehre 
in  Ueberdruck  vorliegende  und  vielfach  bekannt  gewordene  Projekt- 
skizzen eine  kurze  Mittheilung  über  die  bisherigen  Vorarbeiten 
für  einen  Theil  des  zur  allgemeinen  Konkurrenz  ausgeschriebenen 
Bebauungsplanes  des  Pontthor-   und  Lousberg-Stadtviertels  zu 


auf  4  'haussee- 


Kulturtoolmlaoho  Studien  der  Feldmesser.  Gegen- 
wärtige Aussichten  des  Feldmesser- Berufs.  Von  einem 
älteren  Feldmesser  erhalten  wir  mit  Bezugnahme  auf  unsere  Mit- 
theilung in  So.  1 1  er.  dies.  Zeitg.  eine  Zuschrift  folgenden,  nicht 
uninteressanten  Inhalts : 

Es  wird  der  Redaktion  nicht  unangenehm  sein,  über  das,  was 
|  auf  der  landwirtschaftlichen  Akademie  in  Poppelsdorf  gelehrt 
|  und  worin  geprüft  wird,  etwas  Näheres  zu  erfahren.  Das  schrift- 
:  liehe  und  mündliche  Examen  erstreckt  sich: 

1)  Auf  Terraiulehre,  bes.  in  ihrer  Anwendung 
und  Wasserl»an,  Wiesenbau,  Drainage,  Ent- 
Kanalbau,  Meteorologie. 

2)  Strafsen bau,  einschl.  Konstruktion  kleiner  Brucken, 
Schleusen,  Durchlasse,  Materialienlehre. 

8)  Landwirtschaftlichen  Wasserbau. 

4)  Hydraulik. 

5)  Bödenkunde  und  Taxationslehrc. 
t>l  Kulturtechnik.  Technischer  und  landwirtschaftlicher 

M  Drainage,  Meliorationslehre,  Kanalbau,  Moor-, 
und  Weidenkultur. 
Außerdem  hören  die  Studirenden  der  Kulturtechnik  Vor- 
über National  -  Oekonomie ,  Landeskultur -tiesetzgebung, 
Staats-  nnd  Landwirthschafts-Recht 

Berücksichtigt  man,  wie  oft  bisher  von  höheren  und  niederen 
Beamten  bei  Ausführung  von  Meliorationswerken  und  _ 
baulichen  Anlagen  aus  Mangel  landwirtschaftlicher  und 
haupt  kulturtechnischer  Kenntnisse  gesündigt  worden  ist,  so 
mau  anerkennen,  dass  der  Minister  Dr.  Friedenthal  durch  Ein- 
führung des  kulturtechnischen  Lehrstuhls  sich  ein  Verdienst  er- 
worben hat.  Ich  selber  habe  nach  Absolvjrung  des  Feldmesser- 
Examens  und  nach  viejjähriger  Praxis  in  allen  Zweigen  feld- 
messerischcr  Thätigkeit  schon  im  höheren  Alter  stehend,  das  an- 
strengende Studium  in  dem  kostspieligen  Bonn  durchgemacht 
und  das  Examen  mit  mehren  •  älteren,  in  den  knltnrtechnisehen 
Fächern  erfahrenen  Herren  dort  abgelegt,  freilich  in  der  Hoff- 
nung, dadurch  eine  gesicherte  l/ebensstellung,  wie  sie  leider  nur 
wenigen  Feldmessern  bisher  geboten  wurde,  zu  erringen. 

Darin  sehe  ich  mich  nun  bis  jetzt  arg  getäuscht,  da  mir  auf 
vielfache  Anträge  und  Gesuche  entweder  gar  keine  oder  eine  ab- 
lehnende Antwort  zu  Theil  geworden  ist  Sammtliche  Meliora- 
tions-Bauinspektionen,  die  ich  der  Reihe  nach  befragte,  eröffneten 
mir,  dass  sie  gerne  auf  mich  reHektiren  wtirden,  aber  aus  Mangel 
an  Geld  kein  Engagement  treffen  könnten.  Die  Generalkom- 
missionen Stargard,  Merseburg.  Hannover  und  Frankfurt  beschieden 
mich,  dass  Beschäftigung  für  neue  Kräfte  nicht  vorliege  nnd  sie 
kaum  Beschäftigung  für  ältere  und  schon  pensionsberechtigte 
Feldmesser  hätten. 

Es  ist  bitter,  im  43.  Lebensjahre  solche  Erfahrungen  machen 
zu  müssen,  bitter,  sauer  ersparte  Gelder  fruchtlos  geopfert  zu 
haben.  Hei  der  tieneralkominissiou  in  Münster  liegen  40 
tiesuche  von  tüchtigen  Feldmessern  vor,  die  allerdings  in  Poppels- 
dorf die  oben  berührten  Kenntnisse  sich  nicht  aneigneten!  — 

Das  ist  unsere  augenblickliche  Lage,  die  ich  im  Interesse 
meiner  Kollegen  hier  kurz  berührt  habe.  Soviel  ich  weif»,  haben 
schon  im  vorigen  Jahre  schlesische  Behörden  gewarnt  die  Feld- 
messer-Laufbahn zu  ergreifen.  Das  ist  löblich,  wenigstens  offen 
und  redlich.   Wünschen  aber  will  ich,  dass  Feldmesser,  die  den 

Digmzeaby  L,oogle 


134 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


8.  April  1878 


schweren  Gang  nach  Bonn  noch  unternehmen,  dies  nicht  thun, 
ohne  die  Möglichkeit  zu  bedenken,  sich  zum  2.  Male  bitter  zu 


l 


 jn'Xe 

und  in  fast  unvennuth 
die  nachstehende  Tabelle  dies 


Ein 

liegen  .>a<nncnu,n 

SLf*  entw'ckl!t, 


JUr. 

Zahl  iW 
Muffe 

Ihirrtuchti. 
T*m(n»iH(eliaH 
iL  KcbiSc. 

1870 

In; 

895 

1871 

7l»fj 

995 

1872 

1082 

1073 

1173 

1178 

1874 

1400 

17»» 

1*76 

law» 

l'JCO 

1876 

1457 

2KI8 

in  der  7jähr.  Periode  1H70— 77 
ai  der  Schiffszahl  ....  2iX)  % 

b)  des  Tonnengehalts  der 
.Schiffe  135  % 

c)  der  gesatnmtun  Ton- 
nenzahl  uO<>  % 

Die  hierin  nachgewiesene  Vermehrung  des  Tonnengehalu  der 
passirten  Schiffe  liefert  den  Beweis  für  die  (irundlosigkceit  der 
in  früherer  Zeit  erhobenen  Befürchtungen  über  die  Versandung 
des  nördlichen  Eingangs  und  des  Kauales  seihst,  wahrend 
andererseits  die  Zunahme,  der  Gesammt-Tonneuzahl  darlegt,  dass 
das  Unternehmen  sehr  rasch  einer  befriedigenden  Kenubilit.it 
zugeführt  worden  ist  Im  Jahre  1870'  ist  nämlich  bei  einer 
(iesaoiinteinnahme  von  ca.  24UOOOO0  .41  und  einer  Ausgabe  von 
ca.  13  800  (KM)  ,4t  ein  Ueberschuss  von  10  800  000  ►//  und  damit 
eine  durchschnittliche  Verzinsung  des  ganzen  Itaukapitals  von 
ca.  3901  wo  000  .//.  mit  ca.  2,7  Prozent 


Abbrach  von  altem  Mauerwerk.  Im  Anschluss  und  aus 
Anregung  des  Artikels  in  So.  13  d.  Bl.  gestatte  ich  mir  die  Mit- 
theilung, dass  ich  vor  24  Jahren  beim  Abbruch  des  600  Jahre 
alten  Felsenmauerwerkes  des  Chors  der  St  (Jeorg-  Kirche  zu 
Waarcn  in  Mecklenburg  fast  dasselbe  Verfahren  angewandt  habe, 
welches  jetzt  der  jüngere  Kollege  Müschen  in  dem  unweit  gele- 
genen Malchow  ausgeführt  hat  Der  vorhandene  Unterschied  war 
durch  das  Mauerwerk  selber  geboten.  Ich  hatte  1,4 m  dicke, 
8,t> "'  hohe  alte  Mauern  zu  bewältigen,  die  im  Aeusseren  aus  roh 
bearbeiteten  Granittiudlings-Quadcrn,  im  übrigen  aus  gesprengten 
und  runden  Feldsteinen  bestanden.  Der  Mörtel  aus  reinem  See- 
sand und  wahrscheinlich  hydraulischem  Mergelkalk,  wie  solcher 
zum  Neubau  verwendet  wurde,  war  so  fest  geworden,  dass 
sich  die  Granitsteinc  zerschlagen  Uelsen,  ehe  der  Mörtel 
iich  löste.  Somit  konnte  ich  eine  horizontale  Xuthe  unterhalb 
nicht  ausbrechen  lassen,  sondern  mnsste  mich  damit  begnügen, 
diu  Fensterstürze  und  Brüstungen  auszubrechen  und  pfeilerweise 
die  Mauern  zu  stürzen.  Hierzu  bediente  ich  mich  aulser  den 
nöthigen  Streben  der  8.  g.  Treibladen.  Der  Erfolg  war 
diesem  Falle  ein  vollständiger;  die  Steine  waren  vom  Mörtel 
und  die  Kosten  des  Abbruchs  stellten  sich  sehr  billig. 

H.  Harms. 

i  Eisens  durch  Verzinkung.  Nach  einer  Notiz 
im  Archiv  f.  Poet  und  Telegraphie  ist  auf  die  von  einem  englischen 
Elektriker  bei  sänimtlichen  Telegraphen-Verwaltungen  Europas 
gestellte  Anfrage  wegen  der  Haltbarkeit  des  Eisendrahts  von 
allen  Verwaltungen,  deren  Aeusserung  bis  jetzt  gedruckt  vorliegt, 
übereinstimmend  die  Antwort  erfulgt,  dass  besonders  aus  Rück- 
sichten der  Oekonomie  dem  verzinkten  Drath  der  Vorzug  gegeben 
werde.  Unverzinktem  Eisendrath  wird  eine  Dauer  von  16  —  30 
Jahren  zugeschrieben;  verzinkter  Drath,  welcher  sich  seit  25  Jahren 
in  der  Linie  befindet,  lasst  erst  sehr  geringe  Spuren  von  Ver- 
schlechterung erkennen.  —  Da  liei  allen  unter  Wasser  oder  im 
feuchten  Zustande  befindlichen  eisernen  Bautheilen  die  Verzinkung 
hat  und  da  die  Ausführung  der  Verzinkung 
'  wenig  kostspielig  sich  gestaltet,  so  ist 
i,  weshalb  man  dieselbe  im  Bauwesen  bis 
jetzt  noch  verhiiltnissmafsig  selten  anwendet  und  weshalb  noch 
fortdauernd  Wünsche  und  Bestrebungen  nach  Erfindung  neuer 
Schutzmittel  des  Eisens  gegen  Rostbildung  gehört  werden,  welche 
derart  dringlich  auftreten,  dass  dem  Schwindel  und  der  Geheiinniss- 
kramerei  hier  ein  Feld  sich  öffnet,  welches  vielfachen  Anbau 
rindet.   

Neues  in  der  Berliner  Bau  •Ausstellung/.  In  der  Zeit 
vom  10.  bis  30.  Miirz  lieferten  zur  Ausstellung  ein:  Gebr.  Hahn 
Papierrohr  zur  Ventilation  —  Ferd.  Thielemann  1  Wetterhahn 
von  getriebenem  Zinkblech,  inodellirt  von  Heusei;  1  Drachen  mit 
Flügel  von  getriebenem  Zinkblech  als  Mansarden-Eckstück,  entw. 
von  K.  Grunert  —  N.  Kosen feld  &  Co.  englische  und  spanische 
Fliesen.  —  Ed.  Puls  Oberlichtgitter  u.  Hausthür  -  Einsatz  von 
Schmiedeisen.  —  Schafe  r  *  Ha  uschner  Seiteuf üilung  zu  einem 
Thorweg  von  Schiniedeiscn,  Treppengeländer  von  Schmiedeisen.  — 
.loh.  Pingel  Mappenschrank,  Stuhl,  eichen  geschnitzt;  entw. 
von  Lhnu  4  Stegmülicr.  -  Ferd.  Vogts  A  Co.  Aktenschrauk  in 
Ebenholz  mit  Elfenbein-Einlage,  Spind  mit  Elfenbein-Einlage, 
1  Sopha,  2  Fauteuils  mit  Gobelinbezug.  —  A.  Büttner  &  Co. 
Köhren-Dampfkessel  (auf  der  Terrasse).  —  W.  Lusk  Taufstein 
von  galvauisirtem  Zink.  —  C.  K  ramme  eine  Gaskroue,  Kupfer 
mit  Nickel,  von  C.  K ramme  entworfen.  —  


Konknrreiuea. 

Monats-Konkurrenzen  für  den  Architekten -Verein  zu 
Borltn  zum  4.  Mai  1878. 

I.  Kathhaus.  —  Für  eine  kleine  märkische  Provinzialstadt 
soll  auf  einem  freien,  von  alten  Backsteinbauten  umgebenen  Markt- 
platz ein  Kathhaus  in  streng  durchgeführter  markischer  Backstein- 
Architektur  entworfen  werdeu.  Die  Grenzen  des  Bauplatzes  von 
3o  resp.  40 m  dürfen  nicht  überschritten  werden.  Das  Gebäude 
soll  enthalten  im  Souterrain  im  wesentlichen  einen  Itatbswein- 
keller mit  Zubehör.  Im  Parterre  Büreaus  mit  Kassenlokalen, 
'sowie  ein  geräumiges  Vestibül.  Im  ersten  Stock  einen  Stadtver- 
ordneten-Saal mit  Tribüne  von  pp.  150  [3»  Grundfläche,  welcher 
in  Verbindung  mit  anschliefsenden  Räumen  gleichzeitig  zu  Fest- 
lichkeiten dienen  kann.  Hauptausicht  1 : 150.  Seitenansicht  und 
Durchschnitt  1  :  150,  Grundrisse  1 :  300.    Ein  Detail  erwünscht. 

IL  Thalsperre.  In  einer  Bergbau  treibenden  Gegend  soll 
zur  Verhütung  von  Wassermangel  an  geeigneter  Stelle  durch  Ab- 
sperrung des  Thaies  eines  kleinen  Baches 


ca.  150  000  kb™  Fassung&raum  hergestellt  werden.  Der 
zulässige  Aufstau  des  Wasserspiegels  über  der  tiefsten  Thalsohle 
betragt  8™.  Der  Boden  in  letzterer  besteht  aus  einer  0,8» 
starken  oberen  Humuslage  auf  1,5  m  starker  sandiger  Lehmschicht, 
unter  welcher  sich  fester  Lehm  befindet  Die  Thalsperre,  mit 
einer  zweckmafsigen  und  bequem  zu  handhabenden  Ablassvorrich- 
tung,  durch  welche  bei  einem  mittleren  Wasserstande  noch  200  Liter 
pro  Sekunde  abtiiessen,  und  mit  einer  zur  Abführung  des  in  dem 
bergigen  ca.  5ooo  Hektaren  grofsec  Entwasserungsgebiete  schnell 
zusammen  strömenden  Hochwassers  genügend  grolsen  Atistluth 
(l'eberfall),  ist  im  Detail  zu  entwerfen,  die  Stabiiitat  etc.  der  ein- 

zu  skizziren. 

Bezüglich  der  Leipziger  Klrohenkonkurrenz  geht  uns 
die  Nachricht  zu,  dass  nach  Rücktritt  des  durch  Krankheit  ver- 
hinderten Überbrth.  Prof.  Dr.  Semper,  Wien,  und  des  nach 


Olympia  verreisten  Geh.  Bith.  Prof.  Adler,  Berlin,  die  Hrn. 
Oberbrth.  von  Hansen,  Wien,  und  Prof.  Nicolai,  Dresden,  zu 
Preisrichtern  erwählt  worden  sind  und  die  Wahl  angenommen  haben. 


Dieselben  werden  mit  Hrn.  Oberbrth.  Prof.  Schmidt,  Wien,  am 
7.  April  zur  BeurtheUung  der  Entwürfe  in  Leipzig  zusammen 
treten.  Die  Ausstellung  der  Entwürfe  wird  jedenfalls  unmittelbar 
nach  erfolgtem  Urteilsspruch  beginnen,  soll  aber  auch  unter 
allen  Umstanden  in  der  Osterwoche  und  wahrend  der  Osterfeier- 
tage  geöffnet  sein.    Nähere  Bekanntmachungen  stehen  noch  bevor. 

Personal  -  Nachrichten. 

Preufsen. 

Versetzt:  Der  Eisenb.  -  Bauinspektor  Petersen  von  Berlin 
nach  Bromberg;  die  Eisenb.-Baumeister  Massalski  von  Brom- 
berg  nach  Osterode,  Michaelis  von  Jastrow  nach  Kunitz  und 
der  Eisenb.-Masch.  Mstr.  Kielhorn  von  Stargard  nach  Posen. 

Die  Baumeister- Prüfung  haben  die  Hauführer  Paul 
Schulz  aus  Berlin  und  Gustav  Henning  aus 

Die  Bauführer-Prüfung  für  beide  Facbri. 
bestanden:  Carl  Krüger  aus  Fürstenberg  a  O,  Arnold  Moser 
aus  Merseburg,  Dirk  Busch  aus  Norden,  Alfred  Fromm  aus 
Marienwerder,  Heinr.  Schmale  aus  Münster,  Rud.  Kroeber  aus 
Meerholz  Kr.  Gelnhausen  und  Paul  Büttner  aus  Berlin. 

Brief-  und  Fragekasten. 

Hrn.  K.  in  Sorau.  Ob  irgendwo  bereits  Erfahrungen  über 
die  Ersetzung  der  HoLzspliesse  des  gewöhnlichen  Ziegeldachs  durch 
Zinkspliesse  gemacht  sind,  ist  uns  unbekannt  Erheblich  theurer 
werden  die  letzteren  auch  noch  bei  den  gegenwartigen  Metall- 
preisen sich  stellen. 

Hrn.  M.  v.  d.  B.  in  St  Johann.  Kegelbahnen  mit  Marmor- 
belag haben  sich  im  allgemeinen  bewährt  und  sind  den  Holz-  oder 
Hamwerschlag-Bahnen  vorzuziehen.  Es  empfiehlt  sich,  die  Platten 
nicht  zu  klein  und  möglichst  massiv  -  da  wo  die  Kugel  auf- 
setzt, nicht  unter  4»«',  sonst  2,5  3 '»  Stork  -  zu  wählen;  auch 
lür  gute  Bettung  ist  Sorge  zu  tragen.  Die  Herstellung  wird  jede 
Marmorwaareu-Fabrik  übernehmen;  die  Kosten,  welche  selbstredend 
erheblich  theurer  als  die  gewöhnlicher  Kegelbabuen  sich  stellen, 
werden  Sie  am  besten  ermitteln,  indem  Sie  von  verschiedenen 
Seiten  Offerten  einziehen. 

Hrn.  G.  in  Zwickau.  Die  zum  Ersatz  der  in  Norddeutsch- 
land üblichen  Bohrung  fabrizirten  sogen.  „Stuckatur- Rohrdecken  " 
haben  sich,  obgleich  dieselben  konstruktiv  vortheilhaft  erscheinen, 
in  Berlin  noch  wenig  Eingang  verschafft,  so  dass  wir  Ihnen  über 
Erfahrungen  mit  denselben  nicht  zu  berichten  wissen.  — 

Hrn.  C.  P.  in  L.  L.  Es  ist  langst  festgestellt,  dass  Ihm 
Blitzableiter -Leitungen  die  Verbindungen  durch  Löthen  oder 
Schweissen  vor  denjenigen  durch  blas  mechanische  Hfllfsmitiel. 
wie  Schelle,  Keil  etc.,  den  Vorzug  besitzen.  Theils  fallt  hierbei 
die  Kontinuität  in  der  Fortpflanzung  der  Elektrizität  und  die 
FeruhaJtung  von  Widerständen,  die  mit  jedem  (Jebertritt  von 

bieten  gut  ausgeführte 
Sicherheit  für  gute  Funk 

Zukunft)  als  die  durch  blofse  mechanische  Vorkehrungen  bewirkten 
Verbindungen. 


verbunden  sind,  in  s  Gewicht,  theils  auch 


Löthungen  oder  Schweissuugen  grofsere 
tionirung  des  Apparats  (besonders  in  der 
)fse  mechanische  Vorkehrungen  bewirkten 

tos  C»rl  Detliti  In  HerUa.   Vit  die  KodakUm  »«»ntwortäfh  K.  K.  Q.  PrIUrh.    Dinrk:  W.  IltiMr  H«rt>tich4rurk«r*l.  IttrUa. 


No.  28. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


135 


likllt:   Di«  K'aumv  für  Plin»  mr  bwillrbni  AuMmUnaK  An  früher      Kiwit- arm.   -    llltthellnng«s  im  V.r»lo»n:    DreadiMr  Zntgitnin  At 
r.ilil.ir  (i.UlUrhr,,  (Imnd.tirke  in  Dnodra.  (SrhtuM.)  -    hr  r  oplUrtw  khaMa*  bi   !   tttctubrlxii  Ingenitar-  »Dil  Ar.-tlicki.ti 
den  VUmtm ,  CflMtm    {.Val«».)  —    B.hnh.ifi.  ■  Anilin    lUr    Berliner   NUdt-   j   —  Brl«f-  and  a*Mf«kMtM, 

Die  Konkurrenz  für  Pläne  zur  baulichen 

Grundstücke 

(Schlau  i 

em  am  Eingänge  unseres  Berichts  dargelegten 
Standpunkte  gemäfs  können  wir  zu  gegen- 
wartiger Zeit  die  einzelnen  Momente  der 
Aufgabe  und  deren  Lösung  in  den  verschie- 
denen Km  würfen  Oberhaupt  nicht  mehr  zum 
Gegenstände  der  ^^JfWJliM  mm-hen  und 
müssen  datier  auch  von  jeder  Kritik  des 
preisrichterlichen  Gutachtens,  soweit  dasselbe  auf  die  Vorzüge 
und  Nachtheile  der  pramiirten  Entwürfe  naher  eingeht,  von 
vorn  herein  Abstand  nehmen.  Wer  für  die  Angelegenheit 
besonders  lebhaft  sich  interessirt,  sei  in  dieser  Beziehung  auf 
die  bereits  erwähnte,  werthvolle  Studie  im  „Dresd.  Anzeiger" 
verwiesen.  Sämmtliche  Vorschlage,  welche  die  Konkurrenz 
für  die  Lösung  der  einzelnen  Hauptpunkte  der  Aufgabe  ge- 
bracht hat,  sind  dort  in  klarer,  übersichtlicher  Weise  zusammen 
freimüthig  stellt  der  Verfasser  dem  Urtheile  der 
über  die  pramiirten  Entwürfe  seine  eigene,  zum 
Thcil  sehr  abweichende  Ansicht  gegenüber.  — 

Für  den  Zweck,  den  diese  Zeilen  verfolgen,  wird  es 
genügen,  wenn  wir  zum  Schlüsse  unserer  Mittheilung  das 
Gesammtcrgebniss  der  Konkurrenz  einer  kurzen  Er- 
örterung unterziehen. 

In  dem  Gutachten  der  Preisrichter  tritt  uns  dasselbe  in 
keineswegs  günstiger  Weise  entgegen.  Der  Schluss,  zu  dem 
dieselben  gelangt  sind,  ist  ein  rein  negativer  und  das 
Unheil,  dass  keiner  der  vorliegenden  Plane  zur  vollständigen 
sich  eigne,  wird  durch  den  Hinweis  auf  die  Fülle 
die  Konkurrenz  gelieferten  schaubaren  Materials 
an  anregendeu  und  verwendbaren  Gedanken  nur  unwesentlich 
gemildert.  Ware  es  so  leicht,  aus  diesen  Gedanken  einen 
neuen,  allen  Anforderungen  entsprechenden  Plan  zusammen 
zu  stellen,  so  würden  sich  die  Preisrichter  schwerlich  mit 
jenem  Ausspruche  und  einigen  Andeutungen  von  ziemlich 
nebensächlichen),  zum  Theil  sogar  anfechtbarem  Werthe  be- 
gnügt haben;  sie  waren  vielmehr  sicherlich  daran  gegangen, 
zum  mindesten  die  prinzipiellen  Grundlagen  eines 
solchen  Planes  klar  zu  formuliren. 

Wie  die  Sachen  zur  Zeit  liegen,  mag  allerdings  genügen- 
des Material  vorhanden  sein,  um  die  amtlichen  Kräfte,  denen 
die  Lösung  der  Aufgabe  nunmehr  obliegt,  in  den  Stand  zu 
setzen,  einige  unwesentlichere  Theile  derselben  —  die  neuen 
Strafsenanlagen  in  der  Gegend  des  Kaiser  -Wilhelm-  Platzes, 
die  Gestaltung  des  Terrains  hinter  der  Brübl'schen  Terrasse 
und  die  Verwerthung  des  alten  Jitger-Kasernements  —  in  all- 
seitig befriedigender  Weise  zum-  Absehluss  zu  bringen.  Aber 
es  wäre  ihnen  dies  wühl  nicht  minder  gelungen,  wenn  auch 
keine  mit  76  Plänen  beschickte  Konkurrenz  voran  gegangen 
wäre.  —  Für  den  schwierigsten  und  wichtigsten  Tbcil  der 
Aufgabe  dagegen,  dem  die  Konkurrenz  in  erster  Linie  galt  — 
für  die  Bebauung  jenes  grofsen,  zwischen  Augustus-  und 
Albert  - Brücke  liegenden  Komplexes  am  rechten  Elbufer  und 
für  die  Anlage  der  nach  diesem  zu  führenden  neuen  Elb- 
brücke —  ist  eine  genügende  Klärung  der  Ansichten  durch 
die  Konkurrenz  leider  noch  nicht  erzielt.  Unvermittelt 
stehen  hier  die  verschiedenartigsten  Auffassungen  einander 
gegenüber  und  die  Frage  nach  der  richtigen  Lösung  ist  heute 
eine  noch  eben  so  offene  wie  am  Tage  des  Preisausschreibens. 

Ein  solches  Ergebnis*,  das  zu  den  Hoffnungen,  mit  denen 
die  Konkurrenz  dereinst  begrüfst  worden  ist,  wie  zu  der  für 
diese  aufgewendeten  Arbeit  ganz  aufscr  Yerhältniss  steht, 
muss  mit  Recht  befremden,  und  diesem  Gefühle  ist  es  wohl 
in  erster  Linie  zuzuschreiben,  dass  das  unzweifelhaft  ans 
sorgfältigster  und  gewissenhafter  Detail  -  Erwägung  hervor 
gegangene  Urtheil  der  Preisrichter  allgemein  so  wenig  be- 
friedigt bat.  Denselben  hieraus  einen  persönlichen  Vorwurf 
zu  machen,  wäre  offenbar  ungerecht,  da  ja  dieser  Vorwurf 
nicht  minder  für  die  Konkurrenten  gilt  und  auf  diese  zurück 
fallen  würde.  Es  scheint  uns  vielmehr  dieser  Ausgang  der 
Konkurrenz  vor  allem  darauf  hinzudeuten,  dass  deren  ver- 
hältnissniäl'sig  geringer  Erfolg  durch  einen  tieferen,  im  Wesen 
der  Aufgabe  liegenden  Grund  verschuldet  wurde,  der  bis 
jetzt  noch  verborgen  geblieben  ist,  der  aber  klar  gestellt 
werden  muss.  ehe  von  einem  befriedigenden  Absehluss  der 
Frage  die  Rede  sein  kann.  — 


in  Dresden. 

l  No.  JO.) 

Wenn  dem  so  ist,  so  müssen  alle  diejenigen,  denen  ein 
solcher  Absehluss  am  Herzen  liegt,  ihre  Anstrengungen  zu- 
näclist  dahin  vereinigen,  jenen  dunklen  Punkt  zu  ermitteln. 
In  hervorragendem  Maafsc  ist  dies  Sache  derjenigen  Kreise 
Dresdens,  die  bei  der  Angelegenheit  direkt  betheiligt  und  mit 
ollen  in  Betracht  zu  ziehenden  Verhältnissen  genau  vertraut 
sind  —  der  Vertreter  des  Staats  und  der  Gemeinde  einerseits, 
der  Architekt c n  und  Ingenieure  andererseits ;  es  werden  jedoch 
immerhin  auch  diejenigen,  die  den  Verhältnissen  etwas  ferner 
stehen,  ihr  bescheidenes  Scherflein  hierzu  beitragen  und  die 
Ansicht,  welche  sie  durch  das  Studium  der  Angelegenheit 
gewonnen  haben,  offen  äufeern  dürfen.  Indem  wir  selbst 
einen  anspruchslosen  Versuch  nach  dieser  Richtung  hin  unter- 
nehmen, glauben  wir  wenigstens  zur  Förderung  der  Sache 
selbst  mehr  nützen  zu  können,  als  dies  auf  irgend  einem 
anderen  Wege  möglich  wäre.  — 

Vergleicht  man  die  Kritik,  welche  die  Preisrichter  den 
einzelnen  pramiirten  Entwürfen  haben  zu  Tbeil  werden  lassen, 
ja  lässt  man  selbst  nur  die  in  No.  20  u.  Bl.  gegebene  Neben- 
einander-Stellung  dieser  Pläne  unbefangen  auf  sich  wirken, 
so  ist  es  leicht  ersichtlich,  dass  ihre  Entscheidung  ein 
Kompromiss  zwischen  zwei  entgegen  gesetzten  Ausgangs- 
punkten der  Beurtbeilung  bildet  —  zwischen  der  Rücksicht 
auf  eine  möglichst  schöne  und  grofsartige  Gestaltung  der 
neuen  Bauanlagen  und  zwischen  der  Rücksicht  auf  eine  möglichst 
vortheilhaftc  Ausnutzung  des  Terrains.  Es  mag  dahin  gestellt 
sein,  ob  diese  Gegensätze  durch  die  Persönlichkeiten  einzelner 
Preisrichter  einseitig  vertreten  waren,  oder  ob  die  Mehrheit 
derselben  mit  zwei  Seelen  in  der  eigenen  Brust  zu  kämpfen 
hatte:  jedenfalls  aber  erscheint  jenes  Kompromiss  als  ein 
ziemlich  äufserliches.  Es  fehlt  an  einem  einheitlichen, 
höheren  Gesichtspunkte,  dem  jene  Gegensätze  harmonisch 
sich  unterordnen,  durch  den  die  Grenze  fest  gestellt  wird,  bis 
zu  welcher  in  diesem  konkreten  Falle  eine  jede  der  ge- 
nannten Rücksichten  ihre  Berechtigung  hat.  Daher  entbehrt 
das  Urtheil.  das  in  dieser  Beziehung  einen  getreuen 
Spiegel  des  Eindrucks  der  Konkurrenz  selbst 
bildet,  auch  des  Zwingenden  und  Ueberzeugenden.  Es  ist 
ängstlich  abgewogen,  schwankend  und  individuell  gefärbt.  — 
Jenen  entscheidenden  Gesichtspunkt  abzugeben,  ist  aber 
allein  die  Bedürfnissfrage  geeignet,  wenn  man  dies  Wort 
nicht  blos  in  dem  gewöhnlichen  trivialen  Sinne  verstehen  will. 
Nur  diejenige  Lösung  der  Aufgabe  wird  befriedigen  und  von 
der  einsichtsvollen  Mehrheit  als  eine  richtige  anerkannt 
werden,  die  bis  zu  einem  gewissen  Grade  das  Gepräge  des 
Nothwendigen  an  der  Stirn  trägt! 

Um  zu  einer  solchen  Lösung  zu  gelangen,  genügt  es 
freilich  noch  nicht,  auf  schöne  Perspektiven  und  auf  ein  wohl* 
thuendes  „Gleichgewicht  in  der  Massen vert heil ung"  einerseits, 
auf  zweckmäßige  Verkehrslinien,  regelmäfsige  Bauviertcl,  an- 
gemessene Gestalt  und  Vertheilung  der  Plätze,  passende 
Strafsenbreiten  etc.  etc.  andererseits  zu  sehen,  sondern  es 
muss  die  Anlage  vor  allem  organisch  den  örtlichen 
Verhältnissen  sich  einfügen. 

Bevor  der  Entwurf  bestimmte  Gestalt  gewinnen  kann, 
müssen  zunächst  die  Fragen  beantwortet  werden:  Wie  wird 
unter  den  vorhandenen  Verhältnissen  dieZukunft 
des  neu  anzulegenden  Stadttheils  sieb  entwickeln? 
Welche  Stelle  wird  er  im  Organismus  des 
städtischen  Ganzen  einnehmen?  Wie  wird  dem- 
zufolge der  Charakter  seiner  Bebauung  beschaffen 
sein?  — 

Es  will  uns  dünken,  dass  diese  Fragen  von  den  meisten 
Konkurrenten  entweder  gar  nicht  oder  doch  nur  flüchtig  bezw. 
irrthümlich  beantwortet  worden  sind,  sowie  dass  dieselben 
auch  seitens  der  Preisrichter  nicht  genügende  Berücksichtigung 
gefunden  haben,  und  wir  stehen  nicht  an,  gerade  hierin  einen 
Hauptgrund  für  den  Ausfall  der  Konkurrenz  zu  erhlickcn. 

Eine  namhafte  Anzahl  der  Konkurrenten  hat  sich  von 
dem  Hange  zu  einer  möglichst  „grossartigen'*  Lösung  auf  eine 
falsche  Bahn  verlocken  lassen  und  dem  an  Stelle  der  neu- 
städtischen Militär-Etablissements  projektirten  Stadttheile  eine 
Gestalt  gegeben,  die  zu  dem  Range,  welchen  derselbe  im 
Verlaufe  seiner  natürlichen  Entwickelung  einnehmen  dürfte, 

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13« 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


6.  April  1878 


in  schroffem  Widerspruche  stehen  würde.  Es  ist  sehr  er- 
klärlich, dass  namentlich  die  Architekten  Dresdens  nach 
dieser  Richtung  hin  gefehlt  haben.  Gegenüber  den  im  Bezirk 
der  ehemaligen  Festung  gelegenen  alten  Stadtvicrtelu.  mit  I 
ihren  engen  winkeligen  Strafsen,  den  ziemlich  ärmlichen 
Vorstädten  und  den  villcnartig  bebauten  Aussenbezirken, 
mangelt  es  in  Dresden  an  einem  Stadttheile,  der  in  regel- 
mäfsiger.  monumental  gedachter  Weise,  mit  breiten  Strafcen 
und  grofsen  Plätzen  angelegt,  speziell  den  Charakter  einer 
modernen  Grofcstadt  zur  Schau  trüge,  und  es  liegt  der 
Wunsch  nahe,  den  mannichfacheu  Reizen  der  herrlichen  Elb- 
stadt auch  noch  den  Schmuck  eines  derartigen  Prunk-Quar- 
tiers hinzu  zu  fügen.  Dies  ist  z.  B.  offenbar  der  Ausgangspunkt 
für  den  schönen  Entwurf  rUeffnet  die  Gasse-  gewesen,  der 
in  erster  Linie  den  Beifall  der  Preisrichter  sich  errungen 
hat,  dessen  Werth  uns  jedoch  ein  vorwiegend  akademischer 
zu  sein  scheint. 

Ist  wohl  jemals  daran  zu  denken,  dass  das  Bild,  welches 
sich  aus  der  Bebauung  des  neuen  Stadtviertels  ergeben  wird, 
einem  derartigen  Rahmen  entsprechen  sollte/  Wii  würden 
diese  Frage  verneinen  müssen,  selbst  wenn  wir  an  die  .Mög- 
lichkeit Klaubten,  das»  man  durch  sofortige  Ausführung  der 
neuen  Elhbrückc  und  gleichzeitige  Aiüagc  der  viel  be- 
sprochenen altstädtischen  Ringstralse  die  Vorbedingung 
schaffte,  ohne  welche  jene  Aussicht  überhaupt  in  der  Luft 
schwebt.  Wir  bezweifeln,  dass  der  Verkehr  zwischen  Alt- 
stadt und  Neustadt  sich  aus  seiner,  durch  die  See-  und 
Schloss-Strufse  nach  der  Augustus-Brü'kc  führenden  histori- 
schen Hauptrichtung  zu  Gunsten  der  neuen  Linie  vom  Pirnacr 
nach  dein  Albert  -  Platz  wird  abdrängen  lassen  und  dass  — 
bei  der  Breite  de»  trennenden  Stroms  —  jemals  eine  so 
innige  Verschmelzung  zwischen  Alt-  und  Neustadt  herbei 
geführt  werden  kann,  dass  die  letztere  aus  ihrer  untergeord- 
neten Sonder-Existenz  zu  dem  Range  der  ersteren  empor 
gehoben  werden  könute.  Wir  bezweifeln  vor  allen  Dingen, 
dass  von  dem  neuen  Stadti|uartier  jener  Charakter  fern  ge- 
halten werden  kann,  den  das  zur  Zeit  vorhandene  Be- 
dürfniss der  Bevölkerung  verlangt. 

Wenn  wir  die  Verhältnisse  Dresdens  nicht  völlig  falsch 
beurtheilcn,  so  ist  ein  Bedürfnis»  nach  Prachthäusern  mit 
grofsen  Wohnungen,  wie  sie  in  jenen  Prunkrahmen  gehören 
würden,  dort  nur  in  geringem  Maafse  vorhanden;  der  wohl- 
habende Theil  der  Einwohnerschalt  zieht  mit  Recht  das 
Wohnen  in  einer  Villa  bezw.  in  einem  villenartigen  Vorstadt- 
hausc  vor.  Was  dagegen  in  dringendster  Weise  noth  tliut, 
ist  ein  von  dem  Kern  des  hauptstädtischen  Amts-  und  Ge- 
schäfts-Verkehrs  nicht  zu  weit  entlegenes  Quartier  mit  ge- 
sunden, bequem  eingerichteten  und  billigen  kleinen 
Wohnungen,  in  denen  derjenige,  unter  beschränkten  Verhält- 
nissen lebende  Theil  der  Bevölkerung,  der  jetzt  nach  zum 
Theil  nicht  menschenwürdiger"  Weise  in  den  engen  hohen 
Häusern  der  Altstadt  zusammen  gepfercht  ist,  Gelegenheit  zu 
besserer  Unterkunft  findet.  Zur  Entstehung  eines  solchen 
Quartiers  bieten  die  grofsen,  in  der  Neustadt  frei  werdenden 
Militär-Grundstücke  den  natürlichen  Boden  und  es  müsstc 
seltsam  zugehen,  wenn  die  Spekulation  der  Bauunternehmer, 
welcher  die  Bebauung  des  ueuen  Stadtviertels  doch  jedenfalls 
überlassen  werden  muss,  sie  nicht  in  diesem  Sinne  verwerthen 
sollte,  zumal  in  Wirklichkeit  wohl  nicht  daran  zu  denken 
ist  dass  jene  oben  erwähnten  Vorbedingungen  erfüllt  werden 
und  die  vierte  Elbbrücke  so  bald  zur  Ausführung  gelangt. 
Auch  für  die  grandiosen  öffentlichen  Gebäude,  welche  die 
Mehrzahl  der  Konkurrenten  an  hervorragender  Stelle  geplant 
hat,  dürfte  das  rechte  Elbufer  zunächst  wold  schwerlich  als 
der  zweckentsprechendste  Ort  erachtet  werden.  — 

Der  Charakter  des  neuen  Stadtviertels  würde  demnach 
als  der  eines  spezitischen  Wohnquartiers,  etwa  von  einem 
der  Pillnitzer  Vorstadt  entsprechendem  Range,  anzunehmen 
sein  und  hiernach  dürfte  auch  die  Grenze  sich  bestimmen, 
nach  welcher  die  im  Interesse  der  Schönheit  auf  Kosten  der 
.Ausnutzung"  des  Terrains  zu  bringenden  Upier  bemessen 
werden  müssen.  Man  hat  sich  in  Dresden  an  den  letzteren, 
im  Gutachten  der  Preisrichter  wiederholt  vorkommenden  Aus- 
druck wohl  zu  sein-  gestofsen,  wenn  man  bedenkt,  das  einer- 
seits die  Konkurrenz  schon  ihrem  Titel  nach  auf  die  „ bau- 
liche Ausnutzung-'  der  bezgl.  Grundstücke  gerichtet  sein  sollte 
und  dass  andererseits  ein  möglichst  hoher  Erlös  aus  den  zum 
Verkaufe  zu  stellenden  Bauterrains  die  Mittel  zur  Durch- 
führung so  mancher  Reformen  in  den  bereits  bebauten  Quar- 
tieren der  Alt-  und  Neustadt  Dresden  gewahren  könnte  —  Re- 
formen, die  anderenfalls  wohl  noch  lange  ein  Traum  bleiben 
dürften,  die  aber  wohl  allerseits  als  ein  wichtigeres  Bedürfnis*- 


erscheinen  werden,  als  ein  im  Interressc  architektonischer 
Schönheit  angenommenes  Plus  in  Bezug  auf  Platzgröfsen  und 
Strabeubreiten  jenes  neuen  Stadtteils. 

Dass  die  Rücksichten  architektonischer  Schönheit  in  keinem 
Falle  vernachlässigt  werden  dürfen,  dass  jedoch  no  h  genug 
Mittel  zur  Förderung  derselben  übrig  bleiben,  auch  wenn  die 
Anlage  bescheidener  und  etwas  mehr  im  Sinne  praktischer 
Terrain- Verwerthung  projektirt  wird,  brauchen  wir  kaum 
näher  auszuführen.  Wir  wollen  nur  beiläufig  daiauf  hin- 
weisen, dass  eine  allzu  reiche  Bemessung  des  von  der  Be- 
bauung frei  zu  haltenden  Terrains  unter  den  örtlichen  Ver- 
hältnissen auch  durch  die  Rücksicht  auf  Annehmlichkeit  und 
Gesundheit  als  ein  Bedürfniss  nicht  genügend  motivirt 
wird.  /..  B.  würde  die  Anlage  eines  Squares,  wie  ihn  der 
Entwurf  „Patriaa  zeigt,  einem  neuen  Stadttheile  Berlins  uicht 
nur  zur  Zier,  sondern  auch  zum  gröfsten  Segen  gereichen ;  sie 
dürfte  jedoch  gegenüber  der  begünstigten  Umgebung  Dresdens 
und  in  der  unmittelbaren  Nachbarschaft  der  Elb-Promenaden 
in  der  That  als  eine  aus  individueller  Liebhaberei  hervor 
gegaugeue  Verschwendung  erscheinen.  Die  kolossalen  Flächen 
der  Elbe  und  ihrer  Uferstrafsen  bieten  einen  Luftraum,  der 
—  in  entsprechender  Weise  ausgenutzt  -  -  in  der  Bemessung 
der  Strafscn  und  Plätze  eines  benachbarten  Stadtviertels 
sogar  eine  gewisse  Sparsamkeit  gestatten  würde,  olme  dass 
die  Rücksichten  der  Gesundheit  darunter  litten. 

Der  letzte  Umstand  leitet  uns  zur  Erwähnung  eines 
anderen  Gesichtspunktes  hin,  der  uns  als  einer  der  maafs- 
gclwndstcn  und  wichtigsten  für  die  Detail-Gestaltung  des  bezügl. 
Bebauungsplanes  erscheint,  der  zu  unserer  Verwunderung 
i  jedoch  weder  in  den  Entwürfen,  noch  im  Gutachten  der  Preis- 
|  rieht  er,  noch  in  den  zu  unserer  Kcnntniss  gelangten  Be- 
sprechungen der  Konkurrenz  genügende  Beachtung  gefunden 
hat.  Das  Programm  betonte  als  ein  Grund-Erfordemiss  des 
I  Plans,  nächst  der  Herstellung  der  notwendigsten  Verkebrs- 
'  Linien  .eine  gute  und  zweckentsprechende  Verwerthung  der 
Bnuflächen  unter  Rücksichtnahme  auf  deren  Lage." 
Wenn  aus  dieser  Forderung  zunächst  die  ganze,  im  Vorstehen- 
den von  uns  dargelegte  Untersuchung  sich  ergeben  musstc, 
so  forderte  dieselbe  überdies  noch  zu  einer  zweiten  Erwägung 
auf,  bei  welcher  weniger  das  Verhältniss  des  Terrains  zu  der 
Stadt,  als  vielmehr  seine  Lage  und  Beschaffenheit  an  sich 
in  Betracht  kommen.  Das  bedeutendste  und  charakteristische 
Moment  derselben  al>cr  scheint  uns  in  diesem  Falle  eben  die 
Nachbarschaft  des  Elbstroms  zu  sein,  dessen  Ufer 
mit  der  Aussicht  auf  das  herrliche  Bild  der  Altstadt,  auf  die 
Berge  stromab-  und  stromaufwärts  eine  mit  der  gegenüber 
liegenden  Brühl'schen  Terrasse  wetteifernde  Promenade  dar- 
bieten wird  und  dessen  Atmosphäre  berufen  ist,  allen  land- 
einwärts gelegenen  Strafsen  und  Bauvierteln  beständig  einen 
Hauch  lebendiger  Frische  zu  spenden.  Wenn  der  Vortheil 
einer  solchen  unschätzbaren  Lage  wirklich  verwertet  werden 
soll  —  und  eine  solche  Art  der  „  Ausnutzung"  dürfte  wohl 
sicherlich  gleichfalls  in  der  Aufgabe  liegen  —  so  genügt  hierzu 
noch  nicht  die  wohl  von  keinem  der  Konkurrenten  verab- 
säumte Anlage  einer  entsprechenden  Ufcrstrafse,  sondern  es 
erscheint  als  ein  unabweisbares  Bedürfniss:  das  Hinter- 
land derselben  soviel  als  möglich  nach  dieser 
I  Strafse  zu  öffnen.  Das  Strafsennetz  des  Viertels  ist  dem- 
|  nach  so  anzuordnen,  dass  eine  möglichst  grofse  Zald  auf  die 
Uferstrafse  mündender  Querstrafsen  sich  ergiebt, 
deren  Bewohner  aus  ihren  Fenstern  über  die  Elbe  hinweg 
eines  Blicks  auf  das  gegenüber  liegende  Ufer  geniefsen,  jenes 
belebenden,  vom  Strome  her  wehenden  Lufthauche*  aus  erster 
Hand  teilhaftig  werden  und  auf  kürzestem  Wege  zu  der 
Ufer- Promenade  gelangen  können.  Wie  naheliegend  erscheint 
dies  und  wie  "wenig  ist  es  in  den  meisten  Entwürfen  der 
Konkurrenz  befolgt,  weil  deren  Verfasser  sich  nicht  klar  gemacht 
haben,  dass  das  gewohnte  Vorbild  älterer  Städte,  bei  denen  an 
die  erste  Uferstrafse  allmählich  weitere  Ringe  sich  angesetzt  haben 
und  demnach  nur  ein  System  von  vorwiegend  parallel  dem 
Strom  geführten  Strafsen  entstehen  konnte,  für  eine  neue,  auf 
einmal  ins  Leben  zu  rufende  Anlage  nicht  maafsgebend  zu 

sein  braucht!  

Es  sei  uns  gestattet,  unsere  Erörterungen,  die  das  Thema 
selbstverständlich  bei  weiten»  nicht  erschöpft  haben,  aber  ja 
auch  keineswegs  erschöpfen  wollten,  hiermit  abzubrechen,  zumal 
dieselben  ohnehin  weiter  sich  ausgedehnt  haben,  als  ursprüng- 
lich in  unserer  Absicht  lag.  Wenn  unsere  Anregung  den 
Erfolg  haben  sollte,  dass  die  Angelegenheit  weiterhin  durchdacht 
und  einer  abermaligen,  von  etwas  anderen  Ausgangspunkten 
unternommenen  Durcharbeitung  unterzogen  wird,  so  haben  wir 
unseren  Zweck  in  vollem  Maafse  erreicht.  —      —  F.  — 


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No.  28. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


137 


Der  optische  Maatstab  in  den  bildenden  Künsten. 

{•Vblu»».) 


Nach  den  kurz  berührten  vielfachen  Mittheilungen,  welche 
insbesondere  als  statistische  Erläuterungen  und  Beweise  gelten 
sollen,  gebt  der  Verfasser  zur  Untersuchung  über,  welche 
kleinste  Formen  in  den  Ob  Ii  eben  (iesimsprofilen 
unserem  Minimal- Augenwinkel  von  0"  1 '  entsprechen. 
Dies  sind  die  kleinen  scharfkantigen  Stege  oder  Riemchen. 

Eine  Abrundung  macht  derartige  Glieder  unklarer,  daher 
kann  der  Rundstab  nie  bis  zu  dem  Maafs  von  1  Winkel-Minute 
verkleinert  angewendet  werden.  Als  ein  weiterer  Beweis, 
dass  der  Standpunkt,  welcher  dem  Augen- Aufscblagswinkel 
von  27  0  entspricht,  für  die  Formen  der  Architektur  ein  nor- 
maler ist,  muss  es  gelteu.  dass  vom  so  gewählten  Stand- 
punkte aus  jene  kleinsten  Glieder  noch  genau  erkennbar 
sind;  ein  mehr  genäherter  oder  entfernter  Standpunkt  würde 
sie  entweder  undeutlich  werden  lassen,  oder  jene  kleinsten 
gerade  noch  möglichen  Protilformcu  überhaupt  unerkennbar 
machen.  Der  Verfasser  liefert  nun  hierzu  in  2  Tabellen 
interessante  Zusammenstellungen  über  die  kleinsten  Glieder 
an  klassischen  Bauwerken  des  Alterthums.  Indem  er  diesen 
Bauwerken  gegenüber  in  jedem  Einzelfalle  seinen  Nonnal- 
Distanzpunkt  annimmt,  berechnet  er  die  zugehörige  Gröfsc 
der  kleinsten  Stege  oder  Stäbchen  und  erhält  (mit  grofser 
Uebereinstimmuug  bei  diesen  Bauten  von  verschiedenster  Dimen- 
sion» als  Maafs  für  die  Stege  1  —  1 ,5,  und  als  solches  für  die 
kleinsten  Rundstabe  2 — :J>  Winkel-Minuten.    Diese  kleinsten 


Glieder  geben  für  die  Profilirung  einer  Facade  das  Ei  tili  ei  ts- 
maafs  ab,  und  es  wird  ein  geschickter  Proiiizeichner  schon 


leicht  die  Gröfse  der  übrigen  Profilformen  treffen. 
Entspricht  t.  B.  lM>i  einer  Facade  die  Gröfse  von  1  Winkcl- 
Min.  dem  I^angenmaals  von  1  so  kann  bei  der  feinsten 
Profilirung  kein  einziges  Glied  unter  diesem  Maafse  bleiben ; 
andererseits  kann  z.  B.  an  demselben  Gebäude  auf  einem 


Stege  oder  Bande 


ib.h. 


gerade  deutlich  ein 


einfacher  Maandcrzug  angebracht  werden,  da  jeder  Strich 
bezw.  Zwischenraum  der  Gröfse  von  1  Winkcl-Min.  entspricht. 

Von  dem  Maafse  der  kleinsten  Glieder  ausgebend,  unter- 
wirft nun  der  Verfasser  auch  die  übrigen  antiken  Profil-  und 
Gesims-Formen  einer  Betrachtung,  wobei  die  empfehlenswerthen 
Gröfsen  z.  B.  des  Eierstabes,  des  Herzblatt-Profils  etc.  ange- 
geben werden.  Bei  Behandlung  der  Hängoplatte  wird  auf  die 
besondere  Wichtigkeit  der  Verkürzung  aufmerksam  gemacht, 
unter  welcher  wir  alle  Glieder  von  vertikaler  Richtung  er- 
blicken. Natürlich  kann  diese  Verkürzung,  wenn  erst  einmal 
ein  normaler  Standpunkt  angenommen  ist,  leicht  berechnet  und 
auch  korrigirt  werden.  Zur  Ersparung  derartiger  Berech- 
nungen wird  eine  Tabelle  gegeben,  die  für  jede  Höhenlage 
und  Augcndistanz  eines  Gliedes  den  Verkürzungs-KocfHzienten 
angiebt. 

Wie  oft  wird  nicht  ein  schönes  antikes  Hauptgesims 
einfach  proportional  der  Höhe  auf  einen  neuen  Bau  über- 
tragen! Der  Verfasser  zeigt  den  richtigen  Weg  für  derartige 
Uebertragungen,  indem  er  als  Beispiel  die  Uebertragung  des 
Hauptgesimses  am  Tempel  der  Minerva  Polias  auf  einen  Bau 
mit  anderer  Höhenlage  dieser  Profile  vornimmt.  In  ähnlicher 
Weise  müssen  alle  vertikalen  Architekturtheile,  überhaupt  alle 
Höhenmaafse  bei  hoher  Lage  übertragen  und  korrigirt  werden. 
Dies  wird  in  weiteren  Beispielen:  einem  Kreuze  auf  dem 
Dachfirste,  einem  Thurmhelme  etc.  vom  Verfasser  gezeigt. 

Die  besondere  Wichtigkeit,  welche  Hängeplattcn  au  Haupt- 
gesimsen in  Facadcn  zukommt,  veranlasst  den  Autor  zur 
Mitthcilnng  von  4  interessanten  Tabellen,  welche  von  einer 
Reihe  hervorragender  antiker  nnd  moderner  Bauwerke  ab- 
geleitet sind. 

Bemerkenswerth  sind  auch  die  Korrekturen,  welche 
an  Hangeplatten  der  Antike  beobachtet  werden.  Wenn  wir  z.  B. 
am  Pantheon  die  Vorderkante  der  Hängeplatto  nicht  vertikal, 
sondern  nach  vorn  oder  innen  geneigt  gestellt  finden .  so 
ist  klar,  dass  die  Platte,  vom  normalen  Standpunkte  aus 
gesehen,  in  dem  einen  Falle  unter  einem  gröfseren,  in  dem 
andern  unter  einem  kleineren  Augenwinkel  erblickt  wird.  Als 
ähnlichen  Fall  betrachtet  der  Verfasser  den  säumenden,  eigen- 
tümlichen Rundstab  an  der  Unterkantc  der  Hangeplatte  des 
Bcilincr  Schauspielhauses,  welchen  er  als  eine  nachtragliche 
Korrektur  (um  die  Höhe  der  Hangeplatte  zu  mildern)  ansieht.  — 

Nachdem  alle  Hauptgliederungen  in  Bezug  auf  die  Wirkung, 


welche  sie,  in  Winkelmaafs  ausgedrückt,  hervorbringen,  unter- 
sucht worden  sind,  macht  der  Verfasser  das  Eingeständnis.*), 
dass  die  Durchführung  des  trigonometrischen  Verfahrens  in 
der  Praxis  unmöglich  sei  und  deshalb  ein  anderer  Weg  ein- 
geschlagen werden  müsse,  um  die  gewonnenen  Resultate  dem 
schaffenden  Künstler  nutzbar  zu  machen. 

Stellen  wir  uns  z.  B.  dem  Erechtheion  gegenüber  in 
der  Normal  -  Distanz  auf,  d.  h.  so.  dass  unser  normaler 
Gesichtskegel  die  Giebelspitze  der  Tempelfront  unter  einem 
Sehwinkel  von  27°  streift.  Denken  wir  uns  nun  diesen  Augen- 
Aufsrhlagswinkcl  vou  27"  in  Minuten  gctheilt  und  alle 
Thcilungslinien  ge/ogen.  so  ist  klar,  dass  diese  Linien 
27  X  HO  -  1620  Höhentbeile  auf  der  senkrechten  Facaden- 
linie  abschneiden,  deren  jedes  die  Gröfse  eines  noch  er- 
kennbaren kleinsten  Gliedchens  (Steges)  abgeben  wird. 
Diese  in  Rechnung  ausgeführte  Theilung  am  Erechtheion, 
wobei  die  genauen  Aufme>siingeii  dieses  Bauwerks  von  Stuart 
und  Revett  benutzt  worden  sind,  erpicht  die  genaue  Ueber- 
citistimmung  der  Gröfse  der  kleinsten  Stege  etc.  mit  der 
Theorie  des  Verfassers.  Derselbe  nennt  nun  jedes  jener 
lG2t>  Theilcheu  nicht  mehr  Winkel-Minute,  sondern  im  An- 
schluss  an  altere  Bezeichnungen  „Minutcn-Pars,i  und  schreibt 
M 1',  setzt  also  z.  B.  den  kleinsten  Steg  =  1  21 1'.  Der 
bei  solcher  Einheit  gewonnene  Maafstab  wird  „  Optischer 
MoafsUb"  genannt  und  sollte  auf  jeder  Architektur-Zeichnung 
neben  dem  Ltngonmaafstab  angebracht  werden.  Derselbe 
wird  in  jedem  speziellen  Falle  dadurch  erhalten,  dass  man 
die  für  das  Auge  nutzbare  Höhe  des  Gebäudes  in  lf>2<)  Theile 
zerlegt.  Die  Einwendung,  dass  dabei  auf  der  Fa«;adcnlinie 
ungleiche  Theile  abgeschnitten  werden,  findet  in  einem  l>e- 
sonderen  Anhang  des  Buchs  ihre  Widerlegung,  indem  der  Beweis 
geliefert  wird,  dass  die  gleichförmig  durchgerührte  Eint  Heilung 
der  Höhe  der  !>ei  einem  Bau  in  Betracht  kommenden  Ge- 
nauigkeit noch  vollständig  genüge.  — 

Nunmehr  wird  im  Buche  die  wichtigste  Tabelle  gegeben, 
d.  i.  diejenige,  welche  für  fortlaufende  Gcbäudehöhen  den 
zugehörigen  .1/  P  liefert ,  also  die  Einheiten  der  sämmtlichen 
optischen  Maafstäbc.  Wird  dieselbe  bei  einer  im  verjüngten 
Maafstabe  aufgetragenen  Zeichnung  eingeführt,  vielleicht  sogar 
zur  Bildung  eines  über  die  Zeichnung  ausgebreiteten  Netzes, 
so  kann  der  Zeichner  mit  jedem  Profilzuge,  mit  jedem 
Ornamentenzuge  den  Grad  der  Deutlichkeit  dieser  kleinsten 
plastischen  Gliedchen  (in  Minuten)  ablesen. 

Es  sind  in  dem  Werke  nicht  allein  Bauwerke  antiker 
Herkunft,  sondern  auch  solche  aus  mittelalterlicher  Zeit  unter- 
sucht worden  Dabei  wird  die  glückliche  Formwirkung  der 
gothischen  Monumente  hervor  gehoben,  aber  ebenso  das 
oft  so  plumpe  und  schwere  Aussehen  von  Gebäuden  dieser 
Stilart.  die  an  geschlofsenen  Strafsen  stehen.  Die  genauen 
Aufmessungen  des  Kölner  Domes  von  Schmitz  haben  dem 
Verfasser  überall  Belege  für  seine  Theorie  geboten.  Man 
beachte  die  schöne  klare  Wirkung  der  Details  an  der  unteren 
Chorparthie  [Kaitellenkranz]  und  dagegen  den  Aufbau  des 
hohen  Chores  darüber  mit  seinen  überreichen ,  überfeinen 
Detailformen,  die  seitist  in  nächster  Umgehung  des  Gebäudes 
nicht  mehr  erkennbar  sind !  Bei  der  klassisch  schönen  Abtei- 
kirebc  zu  Laach  entsprechen  die  kleinsten  Glieder  der 
romanischen  Profile  in  den  Facaden  genau  1,5  3/  1'.  — 

Mancherlei  Gebäude  -  Gruppirungen  werden  die  Beant- 
wortung der  Frage  nach  dem   maafsgebenden  Standpunkte 
schwierig  machen;  so  z.  B.  werden  bei  zusamn 
Gebäuden,  vorspringenden  Flügeln  etc.  Schwierigkeiten  i 
wir  finden  eine  Reihe  betr.  Fragen  im  Buche  beantwortet.  — 

Von  *  besonderer  Wichtigkeit .  auch  für  den  geübten 
Architekten,  ist  die  Ausbildung  von  Innenräumen  nach  dem 
optischen  Maafstabe.  Verfahren  wir  bei  Innenräumen  kon- 
sequent nach  der  vorgeführten  Theorie,  so  wird  unser  normaler 
Standpunkt  in  vielen  Fällen  allerdings  ein  idealer  sein.  Nach- 
dem in  2  statistisch-ästhetischen  Tabellen  die  Gliederungen  etc. 
anerkannt  geschmackvoll  behandelter  Innenräume  vorgeführt 
worden  sind,  nachdem  der  Verfasser  hervor  gehoben  hat.  dass 
die  natürliche  Beleuchtung  in  Innenräumen  meist  viel  mangel- 
hafter, effcktloser  ist  als  bei  der  Aufscn-Arehitektur,  dass  die 
Schlagschatten  der  Gliederungen  meist  fehlen,  die  vertikalen 
Glieder  stark  schwinden ,  dagegen  die  Untersichten  an 
Bedeutung  gewinnen  —  kommt  er  zu  dem  Schlüsse,  dass 
für  die  In  neu- Architektur  als  kleinstes  Einheit  smaafs  das 
Anderthalbfache  der  Winkel  -  Minute  zu  nehmen  sei. 
ein  kleinstes  Glied  im  Innern   also   wenigstens  mit  IV, 

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138 


6.  April  1878 


Minuten  gesehen  werden  müsse.  Kr  setzt  also  0°1,.V  = 
„ Inneren  Minuten  Pars"  und  schreibt  dies  J  21 P;  es  ist  also 
1,5  MP  =  UMP.  Für  Inncnraume  haben  wir  somit  zur 
Erlangung  des  optischen  Maafstabes  die  Gc*ammthöbo  nicht 
in  1620,  sondern  in  V5 . 1620=  1080  oder  rot.  1000  Thcilc 

H 

zu  zerlegen.   Ist  //  die  Höhe  eines  Saales,  so  ist  1(K)0=  J~ KP, 

d.  i.  die  Höhe  eines  kleinsten  möglichen  Gliedes. 

Wie  Oberall  macht  auch  hier  der  Autor  die  Anwendung 
seines  Verfahrens  durch  Tabellen  praktisch  bequem;  wir 
erfahren  für  jede  Kaumhöhe  den  entsprechenden ./  M  P,  z.  H. 
auch  für  die  deutliche  Formung  des  Möbeldotails  etc.  Die 
Tabellen  sollen  uns  nach  Absicht  des  Verfassers  auch  noch 
auf  den  nahen  Zusammenhang,  der  zwischen  den  Gesammt- 

Architektur  besteht,  hinweisen,  damit  das  an  der  Aufsen- 
Architektur  geübte  Auge  lerne,  die  Verhältnisse  der  Innen- 
Architektur  passend  abzustimmen.  Die  Fehler,  welche  hier- 
bei von  den  geübtesten  Architekten  gemacht  werden,  und  die 
Uneinigkeit,  welche  Ober  die  Stärke  und  Schwache,  in  der 
feinere  Gliederungen  d.  h.  Profile  bei  der  Innen  -  Architektur 
angewendet  werden  sollen,  bestehen,  sind  bekannt.  Dieser 
Streit  möchte  jetzt  zu  Gunsten  derer  entschieden  sein,  die 
auf  feinere  Gliederung  hinarbeiten.  Der  Verfasser  giebt  auch 
die  Grenze  an,  von  der  an  es  gut  sein  wird,  auf  den  Profil- 
flachen der  Innen -Architekturen  Relief-Verzierungen,  Eier- 
stab, Herzblatt  u.  dergl.  anzubringen,  wenn  diese  Flachen  dem 
Auge  nicht  gerade  als  zu  plump  erscheinen  sollen. 

Der  Standpunkt,  von  welchem  wir  einen  Inneiiraum  be- 
trachten können,  liegt  immer  im  Raum  selbst,  oder  vielmehr 
am  Eintritt  zu  dem  Raum.  Die  Frage  nach  Regeln  für 
die  harmonische  Gestaltung  bezw.  Wirkung  von  Innenraumcn 
wird  auf  Grund  der  früheren  Thesen  beantwortet  und  die 
Beantwortung  an  zahlreich  mitgetheilten  Raum-Abmessungen 
einiger  wegen  ihrer  harmonischen  Wirkung  berühmten  Säle  be- 
wahrheitet. Es  ist  früher  gesagt,  dass  wenn  eine  fac,adenartige 
Wand  unter  27°  Augcn-Aufschlagswinkel  erblickt  wird,  diese 
Wand  das  Blickfeld  füllt,  dieselbe  das  Auge  allein  beschäftigt. 
Soll  demnach  ein  geschlossener  Raum  harmonisch  wirken,  soll 
aus  Hinterwand,  Decke,  Seitenwinden  etc.  ein  Gesammt- 
Bild  entstehen,  so  darf  die  Hinterwand  nicht  die  ganze 
Winkelgröfse  von  27  °  allein  ausfüllen ,  sondern  nur  einen 
Theit  davon,  etwa  18°  — 20°,  also  nur  einen  Winkel,  von 
welchem  wir  wissen,  dass  derselbe  die  Umgebung  zur 
vollen  Mitwirkung  gelangen  lässt. 

Natürlich  sind  bei  der  betreffenden  Entwicklung  im  Buche 
gewisse  Normal-Verhältnisse  des  Grundrisses  (1:2;  2:3  etc.) 
voraus  gesetzt;  für  überlang  gestreckte  Säle,  Gallerien  etc. 
gestaltet  sich  die  Auffindung  der  harmonischen  Höhe  anders.  Der 


J  Verfasser  führt  bei  Gallerien,  wie  sie  hier  in  Betracht  kommen, 

j  den  Grundriss  auf  normale  Verhältnisse  zurück  und  giebt 
demselben,  je  nachdem  z.  B.  ein  saalartiger  oder  kathedral- 
artiger Raum  geschaffen  werden  soll ,  Verhältnisse  von  1 : 3 
bis  1 : 8  und  sucht  alsdann  die  zugehörigen  normalen  Höhen. 
Als  Beispiele,  die  ein  derartiges  Verfahren  bekräftigen  sollen, 
werden  die  Bildergallerie  im  Schloss  zu  Berlin  (60,26-  lang), 
der  ehemalige  Stadthaus  -  Saal  zu  Paris  ( 49,30  ■  lang)  und 
endlich  der  berühmte  Saal  des  Vatican,  lirarrio  nuovo  des 
Museums  Chiaramonti  ( 68,86"  lang)  angeführt. 

Das  Innere  von  Basiliken,  gothischen  Kirchen  und  Kathe- 
dralen, von  Zentralbauten  und  einfachen  Stuben  wird  lietrachtct 
und  eine  gröfsere  Zahl  von  Mittheilungen  Ober  deren  Raum- 
verhältnisse gegeben,  auch  Ol>erall  auf  die  passende  Ent- 
Wickelung  der  Breiten-Verhältnisse  hingewiesen.  — 

Zum  Schlüsse  dieser  Besprechung  mag  hier  noch  die 
vom  Verfasser  mitgctheilte  I>chre  über  die  Wahl  der  ver- 

\  jüngten  Maafstäbe  wiedergegeben  werden. 

Gehen  wir  davon  aus,  dass  der  Grad  der  Deutlichkeit 

I  auf  unserer  Zeichnung  auch  der  Deutlichkeit  der  Details  des 
ausgeführten  Objekts  zu  entsprechen  hat.  Berechnet  man  die 
Entfernung,  in  welcher  kraftige  Schraflirstriche  oder  gedrängte 
Parallclstriche  von  Profilansichten  auf  dem  Zeichenbrette  noch 
zu  erkennen  sind,  so  ergiebt  sich  die  Augen-Entfernung  vom 
Reissbrett  zu  etwa  1,0"  und  wir  sehen  aus  der  Skizze 
Fig.  1,  dass  die  Gröfse  des  Bildes  proportional  zu  der  des 
Objekte  jedesmal  leicht  festgestellt  werden  kann,  indem  wir, 
wie  früher  angegeben,  unser  Bild  in  den  normalen  Augen- 
Aufschlagwinkel  von  27"  einschliesscn ,  oder  indem  wir  die 
doppelte   Höhe  des  Objekte  zur  Augendistanz  annehmen. 

Darnach  ist  jj=Tjj<  <*en  F«Hi  «lass  wir  etwa 

H  =  10  haben,  ein  Verhältniss  der  Bildgröfse  zu  der  des 
I  Objekte  von  ',„,  d.  h.  die  Maafsstabs-Verjüngung  von  1:20 
I  zu  wählen.  Dabei  sehen  wir  auf  unserer  Zeichnung  in  der  Ent- 
|  fernung  von  1.0 n  alle  Einzelheiten  ebenso  klar,  wie  auf  dem 
I  ausgeführten  Bau.  —  Architektonische  Zeichnungen,  welche 
an  der  Wand  aufgehängt  beurtheilt  werden  sollen,  müssen 
aber  in  einem  doppelt  so  grofsen  Maafstäbe  gezeichnet 
werden,  wofür  der  Beweis  im  Buche  geliefert  wird.  — 

Es  sind  dem  Werke  im  ganzen  14  Tabellen  beigegeben,  und 
da  bei  ihnen  keine  Mühe  der  Aufstellung,  keine  Sorgfalt  in 
der  Auswahl  erspart  ist,  so  machen  sie  dem  praktischen 
Architekten  die  Anwendung  der  Theorie  des  Autors  bequem, 
abgesehen  davon,  dass  diese  Zusammenstellungen  und  Maafs- 
angaben  an  sich  interessante  und  werthvolle  Zugaben  des 
Buchs,  dem  die  vollste  Aufmerksamkeit  der  Fachgenossen  zu 
wünschen  ist,  bilden. 


Bahnhofs-Anlagen  der  Berliner  Stadteisenbahn. 


No.  24  dies.  Zeitg.  brachte  unter  dem  Titel:  „Projekte 
für  die  Bahnhofs- Anlagen  der  Berliner  Stadteisenbahn'  einen  Ar- 
tikel, durch  welchen  einige  Ideen  des  Hrn.  Geh.  Ob. -Regier.- 
Raths  a.D.  Ilartwich  in  Wort  und  Bild  vorgeführt  wurden. 

Es  wird  vielleicht  nicht  überflüssig  sein,  den  weiteren  Leser- 
kreis dies.  Bl.  dazu  auf  den  Umstand  aufmerksam  zu  machen, 
dass  von  Hrn.  Hartwich  zu  der  Zeit,  als  die  Ideen  über  die  Ber- 
liner Stadteisenbahn  greifbare  Formen  annahmen,  nur  die  aller- 
ersten Vorprojekt- Arbeiten  geleitet  worden  sind,  dass  seitdem 
aber  Hr.  Hartwich  diesem  Unternehmen  und  dessen  weiterer  Ent- 
wicklung gerade  so  fern  gestanden  hat,  wie  jeder  andere  Tech- 
niker, der  neue  Projekte  und  Bauausführungen  mit  Interesse  zu 
verfolgen  pflegt.  Es  wird  demnach  auch  Hr.  Hartwich  sich  heute, 
gleich  jedem  anderen  an  den  Projekten  UnbetheUigtwi,  in  verzeihlicher 
l'nkenntniss  z.  B.  über  die  Ergebnisse  aller  jener  verwickelten 
Verhandlungen  mit  den  Verwaltungen  der  an  die  Stadtbahn  an- 
schließenden Eisenbahnen,  wie  auch  in  völliger  Unkenntniss 
über  Verlauf  und  Beschlüsse  zahlreicher  in  Stadtbahn-Angelegen- 
heiten vom  Handelsminister  einberufener  Versammlungen  von 
Eisenbahnbetriebs-  und  Maschinen  -  Technikern  befinden  müssen. 
Während  die  Stadlbahn-Projekte  unter  den  angedeuteten  Auspizien 
unablässig  umgebildet  und  fort  entwickelt  worden  sind,  bat  der 
unbethciligte  Techniker  auf  »einem  ersten,  frühesten  Standpunkte 
stehen  bleiben  müssen,  welcher  für  generelle  Vorprojekte  wohl 
genügen  konnte,  für  einen  kritischen  Uebcrblick  über  die  spezi- 
elleren Projekte,  welche  mit  dem  fortschreitenden  Ausbau  der  so 
bildungsfähigen  Stadthahn  -  Idee  gewachsen  sind,  indes«  unzu- 
reichend werden  musste.  — 

Die  in  No.  24  veröffentlichten  Projekte  sind  8.  Z.  als  für  die 
er  Stadteisenbahn  ungeeignet  abgelehnt  worden;  sie  ver- 
als  akademische  Lösungen  einer  Anginen  Aufgabe  gewiss 
jedoch   zu  der  Stadtbahn  in 


da  in 


mit  zwingender  Notwendigkeit  diktirten,  für  jeden  einzelnen 
Bahnhof  grundverschiedenen  Vorbedingungen  absolut 
keine  Rechnung  getragen  wird. 

In  dem  Folgenden  sollen  nun  zunächst  einzelne  der  prin- 
zipiellen Anordnungen,  die  für  die  Anlage  von  Bahnhöfen 
vorliegender  Art  in  Frage  kommen,  eine  kurze  Besprechung 
finden,  bei  der  sich  zeigen  wird,  dass  dasjenige,  was  Hr.  Hartwich 
in  den  angezogenen  Vorschlägen  vertritt,  vielleicht  anderswo 
motivirt  sein  mag,  für  die  eigentümlichen  lokalen  Verhaltnisse 
der  Berliner  Stadteisenbahn  indessen  in  der  Ausführung  geradezu 
undenkbar  ist 

1.  Was  zuerst  die  Gleis- Anordnung  bei  einer  4gleisigen 
Bahn  betrifft,  so  hat  Hr.  Ilartwich  sich  für  eine  Anordnung  ent- 
schieden, nach  welcher  ein  Gleispaar  für  den  durchgehenden 
(externen)  Verkehr  in  der  Mitte  zwischen  den  zu  beiden  Seiten 
sich  erstreckenden  Einzelgleisen,  die  für  den  Lokalverkehr 
bestimmt  sind,  hegen  soll.  Diese  Idee,  welche  im  Hinblick  auf 
die  Anordnung  von  Lokal -Stationen  etwas  ungemein  Bestechen- 
des hat,  ist  durchaus  nicht  neu.  Bereits  1875  wurden  derartige 
Projekte  zur  viergleisigen  Xeic-York  Underground  Railroad  (A'«r- 
York  and  Hartem  River  Railroad)  im  Engineering  mitgelheilt 
und  es  sind  seitdem  auch  diese  Skizzen  in  der  Zcitschr.  f.  Bauw. 
Jahrg.  1877  zur  weiteren  Veröffentlichung  gelangt 

Der  hierin  gegebene  äufsere  Anstois  musste  selbstverständlich 
gleich  damals  (1875)  erneute  Veranlassung  geben,  darüber 
klar  zu  werden,  ob  der  mit  dieser,  in  New- York  durchaus  moti- 
virten  Gleis  -Gruppirung  unverkennbar  verbundene  Vortheil  der 
einfachsten  Anordnung  von  Lokalstationen  schwerwiegend  genug 
sein  könne,  um  die  andererseits  dabei  auftretenden  Uebel- 
stande  und  die  aus  Berliner  Lokalverhaltnissen  erwachsenden, 
fast  unüberwindlichen  Schwierigkeiten  in  den  Kauf  zu  nehmen, 
a)  Zunächst  scheint  nun  der  von  Hrn.  Hartwich  so  sehr  be- 
;n  vortheilhaftcn  Lage  der  Lokal-Perrons  außerhalb  der 

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No.  28. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


139 


Gleise  selbst  in  New- York  eine  absolut  durchschlagende  Wichtigkeit 
nicht  beigelegt  worden  zu  sein,  da  man  dort  keinen  Anstand  ge- 
nommen hat,  dieselbe  speziellen  örtlichen  Verhaltnissen  --  die 
aber  in  den  Veröffentlichungen  nicht  weiter  erkennbar  sind  —  zu 
opfern.  Bei  der  66.  SlraTsc  in  New -York  sind  die  Lokal -Perrons 
zwischen  die  Lokalgleise  und  die  Gleise  für  durchgehenden 
Verkehr  gelegt  und  es  sind  die  Lokalgleise  zu  diesem  Zwecke 
von  dem  mittleren  Gleisepaar  abgeschwenkt,  gerade  so,  wie  es 
bei  der  gegensätzlichen  paarweisen  Gnippirnng  der  Gleise, 
wie  sie  für  die  Berliner  Stadteisenbahn  zur  Ausführung  gelangen 
wird,  «ich  als  erforderlich  heraus  gestellt  hat 

b)  Ungleich  wichtiger  war  bei  der  hier  getroffenen  Ent- 
scheidung zu  Gunsten  der  paarweisen  Gruppimng  der  Gleise  die 
Rücksicht  auf  die  Gestaltung  und  Ausführbarkeit  der  Bahn-An- 
schlüsse an  den  Enden  der  Stadteisenbahn.  Zwar  hat 
Hr.  Hartwich  dieses  Problem  in  Bezug  auf  den  Charlottenburger 
Endbahnhof  a.  a.  O.  zur  Losung  gebracht,  jedoch  in  einer  Weise, 
welche  kaum  besser  denn  als  „sehr  simpel"  bezeichnet  werden 
kann.  Man  vergegenwärtige  sich  nur  den  Zugverkehr  an  der- 
jenigen Stelle  (Fig.  7  der  Skizzen),  wo  s  inimtliche  Gleise  in  nur 
zwei  zusammen  gezogen  sind.  Es  sperrt  an  dieser  Stelle  jeder 
Ton  der  Stadtbahn  nach  Bahnhof  Grunewald  der  Ringbahn  aus- 
fahrende Lokalzug  die  Ein-  und  Ausfahrt  jedes  anderen  Zuges, 
der  entweder  von  oder  nach  den  sammt  liehen  4  anschließenden 
Bahnen  (Potsdam -Magdeburg,  Berlin- Wetzlar,  Berlin- Hamburg, 
Magdeburg  - 1  laibers  tadti  und  nach  oder  von  dem  Bahnhof  Char- 
lottenburg der  Ringbahn  fahrt.  Dieselbe  allgemeine  Verkehrs- 
sperrung findet  in  dem  gedachten  Engpasse  durch  jeden  von  der 
Ringbahn  (Hahnbof  Charlotienburg)  anf  die  Stadtbahn  über- 
gehenden Lokalzug  statt,  --  dieselbe  vollkommene  Verkehrssperrung 
würde  jeder  von  der  Stadlbahn  auf  die  Potsdam-Magdeb.  Bahn 
ausfahrende  Zug  verursachen,  —  dieselbe  Sperrung  jeder  von  der 
Magdeb.-Halberstädter  auf  die  Stadtbahn  übergehende  Zug! 

Wenn  man  nun  erwagt,  das«  nach  Hm  Hartwich's  eigener  An- 
schauung schon  allein  die  Lokalziige  sich  in  Abstanden  von 
10  Minuten  folgen  sollen  und  dass  schon  diese  Lnkalzüge 
in  der  in  Rede  stehenden  Geleis-Zusammenziehung  sich  gegenseitig 
behindern  müssen,  so  dürfte  wohl  die  Frage  berechtigt  sein:  Wann 
und  wie  oft  denn  bei  der  Anordnung  nach  Fig.  7  die  Züge  der  an- 
schließenden vier  Hauptbahnen,  auf  welchen  nach  heutigem 
Fahrplane  taglich  120  Züge  in  beiden  Fahrrichtungen  laufen, 
eigentlich  auf  die  Stadtbahn  übergeführt  werden  sollen?  Man 
sieht,  dass  mit  der  Unzahl  von  Gleiskreuzungen ,  welche  Fig.  7 
aufweist  und  welche  schon  unter  gewöhnlichen  Verhältnissen 
äußerst  bedenklich  erscheinen  würde,  in  einem  Anschluss  Bahn- 
hofe der  Berliner  Stadtbahn  ein  Betrieb  Oberhaupt  nicht  möglich 
sein  würde.  Indessen  braucht  man  sich  mit  diesem  Nachweise 
der  Unmöglichkeit  der  von  Hrn.  Hartwich  vorgeschlagenen  Gleis- 
Anordnung  noch  nicht  genügen  zu  lassen,  um  dieselbe  als  unaus- 
führbar abzufertigen.  Schon  vor  Bekanntwerden  der  betr.  Skizze 
des  Hrn.  Hartwich  waren  seitens  der  Stadtbahn  Projektskizzen 
aufgestellt  worden,  welche  Klarheit  darüber  schaffen  sollten,  ob 
unter  Vermeidung  jener  unmöglichen  Niveau-Kreuzungen,  etwa  mit 
Hülfe  von  Unter-  bezw.  Ueberfflhrungen ,  eine  solche  Lösung  der 
Anschlüsse  im  Westen  und  Osten  der  Stadtbahn  sich  erzielen 
lasse,  welche  zugleich  mit  einer  Anordnung  der  4  Gleise  nach 
dem  Vorbild  der  New- Yorker  Projekte,  wie  sie  von  Hm.  Hartwich 
befürwortet  wird,  für  die  Berliner  Stadtbahn  vereinbar  sein  würde. 

Im  Osten  von  Berlin,  wo  die  bewohnten  Stadttheile  bereits  bis 
nahe  an  die  Ringbahn  heran  treten,  erwies  sich  aus  Gründen  der 
kurzen  Langen  zwischen  den  Qnerstrafsen,  welche  über  die  Stadt- 
bahn und  ihre  Anschlüsse  überführt  resp.  unterführt  werden 
müssen  (Fruchtsir.,  Warschauer  Str.,  Markgrafendamm),  eine  solche 
Lösung  von  vorn  herein  als  unmöglich.  Im  Westen  bei  Char- 
lottenburg, wo  das  Terrain  noch  verhaltnissmüßig  frei  ist,  würde 
die  Anordnung  allenfalls  zu  ermöglichen  gewesen  sein,  nicht  aber 
ohne  die  ungünstigsten  Steigungsverhaltnisse,  doppeletagige  Ueber- 
führungen,  hohe  Damme  bezw.  Viadukte  zu  erhalten,  nnd  nicht 
ohne  Zerstückelung  eines  umfangreichen,  aufserst  kostbaren  Terrains 
durch  vielfach  verschlungene  Anschlusskurven  in  noch  viel  höherem 
Maalae,  als  es  schon  jetzt  nach  dem  definitiv  angenommenen  Pro- 
jekte der  Stadtbahn*)  der  Fall  ist. 

Hatten  nun  schon  diese  Untersuchungen  der  Anschlüsse  an 
der  Stadteisenbahn  die  Unmöglichkeit  dargethan,  eine 
der  Gleise  nach  dem  Vorschlage  des  Hrn.  Hartwich 
a,  so  fiel  gegen  diesen  Vorschlag  noch  ein 

Grund  ' 


2.  Der  flüchtigste  Blick  auf  einen  Uebereicbtsplan  von  London 
zeigt  als  Charakteristikum  dieser  Stadt  ein  engmaschiges  Netz  von 
Eisenbahnen,  welches  selbst  die  innersten  Stadttheile  umstrickt 
Weiter  eingehende  Studien  lassen  dann  das  unablässige  Streben 
der  englischen  Bahnen  erkennen: 

a)  die  Endpunkte  ihrer  Stammlinien,  sei  es  mittelbar  oder 
littelbar,  bis  in  das  Herz  der  Stadt  vorzuschieben, 

b)  Lokalbahnen  zu  hauen,  welche  die  Zuführung  der  Passa- 
giere aus  entfernteren  Stadttheilen  auf  die  Stammbahnen  und 
deren  Zweiglinien  nach  den  Vororten  übernehmen,  und 

c)  Verbindungsbahnen  zwischen  den  verschiedenen  Stamm- 
bahnen zu  schaffen. 

man,  dass  von  diesem  erstaunlichen  Gewirre  von 
in   IjDntlon  (lfts  tirsljß  Stück  der 


in  „Berlin  und  I 


■npiinkte 
Abzwei- 


bahn*)  nicht  früher  als  1863,  also  vor  kaum  15  Jahren  in  Verkehr 
getreten  und  dass  seit  dieser  kurzen  Zeitspanne  die  Stadt  mit  einem 
ganzen  Netz  der  verschiedenartigsten  Bahnen  durchzogen  worden 
ist,  so  liegt  der  Gedanke  nahe,  dass  trotz  der  allerdings  viel 
beschrankteren  Gröfse  und  des  viel  geringeren  Verkehrs  auch  in 
Berlin  die  jetzt  im  Bau  begriffene  Stadtbahn  nicht  für  ewige 
Zeiten  ausreichen  und  nicht  als  in  sich  abgeschlossen  auf  die 
Dauer  besteben  bleiben  wird.  Ks  gehört  keine  grofse  Sehergabe 
dazu  um  voraus  zu  sagen,  dass  bald  nach  der  Betriebseröffnung  der 
Berliner  Stadt-Eisenbahn  sich  das  Augenmerk,  wenn  auch  nicht 
auf  den  Bau  neuer  Stadtbahnen,  so  doch  auf  ' 
Anschlüssen  an  gewiss«  Kaon  jiH  sskennban 
der  Stammbahn,  vielleicht  auch  auf  die  Anlage 
gungen  lenken  wird.  Derartige  Anschlüsse  in  Zi 
würden  aber  bei  der  von  Hrn.  Hartwich  befürworteten  Gleise- 
Gruppirung  geradezu  unmöglich  sein.  Denn  mag  entweder  eine 
Abzweigung  aus  dem  in  der  Mitte  liegenden  Gleisepaar  für  ex- 
ternen Verkehr  oder  aber  eine  solche  aus  den  beiderseitigen  Einzel- 
gleisen für  Lokalverkehr  beabsichtigt  werden  —  in  jedem  Falle 
wird  dabei  eine  Niveaukreuzung  von  mindestens  zwei 
Hauptgleisen  nothwendig.  Hat  diese  schon  bei  einer  Bahn  mit 
normalem  Verkehr  ihre  groben  Bedeuklichkeiten ;  um  wie  viel 
gröfser  werden  dieselben  bei  einer  Stadtbahn  sein  mit  ihrer  un- 
unterbrochenen Aufeinanderfolge  der  Züge! 

Fragt  man  sich  nun,  wie  trotz  dieser  offenbaren  Bedenk- 
lichkeiten  die  von  Hrn.  Hartwich  befürwortete  Gleis-Gruppirung 
für  die  Sew-York  Underground  Railroad  hat  gewählt  werden 
können,  so  liegt  die  Antwort  einfach  in  der  bestehenden  Ver- 
schiedenheit der  Oertlichkeiten.  New- York  liegt  auf  einer  schmalen, 
lang  gestreckten  Landzunge  und  die  Sew-York  Underground 
Railroad  bildet  die  Fortsetzung  der  Sew-York  and  Hartem  Rirtr 
Railroad,  welche  die  Landzunge  der  Lange  nach  in  der  Mitte 


durchzieht  Es  sind  daher  hier  Anschlüsse  wenigstens  an 
Ende  nnd  Abzweigungen  aus  Zwischenstationen  überhaupt  und 
für  alle  Ewigkeit  ausgeschlossen.  In  der  Glcise-Gnippirung 
dieser  Bahn  war  man  also  ziemlich  frei  und  es  hat  dieselbe 
so  gewählt  werden  können,  wie  sie  für  die  Anordnung  der  Lokal- 
stationen, vielleicht  auch  für  den  allm  ihliehen  Ausbau  der  zunächst 
nur  2 gleisig  hergestellten  Bahn  am  bequemsten  war.**) 

Der  New- Yorker  Bahn  gegenüber  stehen  die  4  gleisigen 
Londoner  Stadtbahnen,  nämlich:  a)  Die  Metropolitan  Railieag 
zwischen  den  Stationen  Moorgate  Strett  und  King»  Vrou.  b)  Die 
Metropolitan  Rrtention  Railwag  (der  London-Ckathnm-Dorer-}ithn 
gehörig)  zwischen  Ludgate  Hill  und  Longhbyrough  Jimction.  c)  Die 
Sörth  -  London  Railtcay  von  liroad  -  Street  •  Station  bis  DiUton- 
Junetion.  Alle  3  Stadtbahnen  haben  eine  paarweise  Gruppimng 
ihrer  4  Gleise  grade  so,  wie  sie  für  die  Berliner  Stadt-Eiseubahu 
thatsachlich  in  Aussicht  genommen  worden  ist 

8.  Was  die  allgemeine  Anordnung  der  Bahnhöfe  der 
Berliner  Stadteisenhahn  betrifft,  so  muss  von  vom  herein  darauf 
verwiesen  werden,  dass  Stationen  von  so  normaler  Beschaffenheit 
wie  Hr.  Hartwich  dieselben  in  der  in  Rede  befindlichen  Publi- 
kation voraussetzt,  in  Wirklichkeit  üb 

Bei  Erbauung  einer  Bahn  mitten  durch  eine 
spieligen  Wohnhausera  und  unantastbaren  öffentlichen 
nur  fiskalischen  Gebäuden  dicht  besetzte  Stadt  ist  es 
standlich,  dass  die  Trace  der  Bahn  sich  ungleich  mehr  als  in 
jedem  anderen  Falle  der  Lokalitat  anschmiegen  muss; 
häufige  und  z.  Th.  verhältnissmäßig  enge  Kurven  sind  deshalb 
bei  der  Berliner  Stadlbahn,  soweit  sie  sich  durch  die  Innen- 
stadt erstreckt,  unvermeidlich.  Es  ist  somit  auch  nicht  zu 
verwundern,  wenn  auch  die 
werden  mussten. 

Hierzu  kommt,  dass  sämmtliche  Bahnhöfe  durch  die  zu 
unterführenden  Querstraßen  oder  Wasserläufe  theilweise  recht 
eng  und  theilmeise  schiefwinklig  hegrenzt  werden.  Eine  freie 
Länge  von  225 »,  wie  sie  bei  den  Skizzen  des  Hrn.  Hartwich  zur 
Unterbringung  der  Bahnhoßräume  verwendet  wurde,  steht  in 
Wirklichkeit  in  keinem  einzigen  Falle  zur  Verfügung.  — 

Die  Anordnung  des  Grundrisses  der  Stationen  ist  in  jedem 
einzelnen  Falle  von  der  Lage  und  der  Bedeutung  der  Zuführung*- 
Straßen  abhängig  zu  macheu.  Diese  allererste  Rücksichtnahme 
ist  bei  den  Projektskizzen  des  Hm.  Hartwich  vollkommen  außer 
Acht  gelassen.  Anscheinend  sind  die  publizirtcn  Stationen  auf 
einem  freien  Platze,  oder  mindestens  an  einer  Parallelstraße  ge- 


dacht, wähnfnd  beispielsweise  bei  den  Bahnhöfen  an  der  Friedrich- 
Straße  und  an  der  Konigstraße  die  Hauptzuführungs-Straße  eine 
Querstrafae  ist  In  London  ist  man  in  gleichem  Falle  an- 
scheinend stets  bemüht  gewesen,  den  Mittelpunkt  der  Station,  den 
fast  allein  vom  Publikum  bennuten  Raum  —  nämlich  das  Zugangs- 
Vestibül  —  möglichst  nahe  au  die  Haupt  -Zuführung« -Straße  zu 
legen,  nicht  aber  in  eine  Seitengasse. 

4.  Die  Anordnung  der  Aufbauten  auf  den  Perrons  ist  in  den 
Skizzen  des  Hm.  Hartwich  offenbar  nach  Londoner  Vorbildern 
gewählt  Dazu  muss  jedoch  bemerkt  werden,  dass  bei  fast  allen 
wichtigeren  Stationen  der  Innenstadt  von  London,  also  bei  fast 
allen  Stationen  der  Metropolitan  -  Railwag  und  der  Metropolitan- 
Diitrict-Raüteag  geschlossene  Hallen  für  nothwendig  erachtet 
wurden,  und 


•)  Cfr.  Pl«n  ran  Bcriu,  to. 


')  Bi*hop$  Hoad  M.  Fnrringdim  Street  Art  Mttrv>poUtnn-k*hn, 
•*)  So  vlri  holuumt  grwnrdeii,  »md  b*l  diewrr  Bahn  tatner  nur  die  i»  der  Mitte 
Hemden  ükoe  fit  durrb(trb-ii.lrn  Verkehr,  nirht  ttwr  dl«  ulmi  Unf»d*o  KhikJ- 

fir\m  rar  uwwk.hr  tm  AM«»™.,  geko»»e„.         Digitized  by  Gc 


140 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


6.  April  1878 


•bei 


in  Anbetracht 


Ausführung  ge- 
'  i  rauheren 
die  offene 


a)  mittels  Beiladen  des  Gepäckes  der  einzelnen  Stadtbahn- 
i,  welche  derselbe  Personenzug  passirt,  in  einen  und 

denselben  Packwagen,  oder : 

b)  mittels  Einstellen  besonderer  Packwagen  für  jede  einzelne 
Station  in  denselben  Zug. 

Was  zunächst  die  letzte  Alternative  betrifft,  so  ßt  dazu  zu 
bemerken,  dass  nach  dem  bisher  aufgestellten  Betriebsprogramm*) 
die  Ueberftihrung  der  Kourier-  und  Schnellzüge  der  au  die  Stadt- 
bahn anschließenden  Bahnen  über  die  Stadtbahn  in  der  Weise 
gehandhabt  werden  soll,  dass  beispielsweise  ein  Kourierzug  auf  die 
Berl.-Potsd.-Magdeb.  Bahn  gleichzeitig  in  zwei  Theilzügen  von 
Berlin  abgelassen  werden  wird,  von  denen  der  eine  auf  dem 
ostlichen  Anschlussbahnhofe  der  Stadtbahn  (Niederschi.  •  Mark. 
Bahnhof)  originirend,  die  Passagiere  in  den  Hauptstationen  der 
Stadtbahn  sammelt,  wahrend  der  entsprechende  andere  Theilzug 
in  herkömmlicher  Weise  vom  eigenen  Bahnhofe  der  Potsd.  Bahn 
werden  wird;  in  Potsdam  oder  in  einer  naher  liegenden 
zu  einem  einzigen,  weiter 


vereinigen  sich  beide 


Lage 

5)  Die  Perron  •  Anlage  steht  selbstverständlich  in  engiter 
Beziehung  zu  der  Gleise  -Gruppirung.  In  .jedem  Kalle  dürfte  es 
wünschenswert!!  sein,  die  Perrons  nach  den  beiden  eigenartig  I 
verschiedenen  Verkehrsarten  getrennt  zu  halten.  Die  Festhaltung 
dieses  Gesichtspunktes  fuhrt  bei  der  von  Hrn.  Hartwich  ange- 
nommenen Gleis-Gruppirung  nach  dem  Vorbilde  der  .Veir-Forier 
l'nderground  Rnilroad  ganz  naturgemäß  auf  die  Anordnung 
eines  Inselperrons  für  externen  Verkehr  und  zweier  Halbperrons 
für  Lokal  verkehr.  Bei  der  t'Ur  die  Berliner  Stadteisenbahn  pro- 
jektirten  Gleis-Gruppirung  (2  Gleispaare  neben  einander)  scheint 
die  Anordnung  zweier  Insel  -  Perrons  die  natürlichste  Losung  zu 
sein.  Wenn  dieselbe  bei  Londoner  Zwischcubahuhöfen  mit 
analoger  Gleisgnippirung  nicht  durchweg  beliebt  worden  ist,  so 
durfte  die  Ursache  in  dem  Umstände  zu  suchen  sein,  dass  da- 
selbst die  Unterschiede  zwischen  Lokal  -  und  Extern  -  Verkehr 
nicht  so  scharf  ausgeprägt  sind  wie  in  Deutschland,  wo  der 
externe  Verkehr  mit  einer  unvermeidlich  schwerfälligen  Passa- 
gier-Gepackexpedition behattet  ist.  Eine  strikte  Trennung 
der  Verkehrsarten  nach  Perrons  ist  daher  in  London  weniger 
nothwendig  als  in  Deutschland.  Doch  bleibt  es  interessant  zu 
konstatiren,  dass  grade  in  demjenigen  Zwischenbahuhofe  von  London, 
in  welchem  der  überwiegend  größte  Theil  des  kontinentalen  Ver- 
kehrs seine  Abfertigung  findet,  nämlich  in  Ludgate- Hill  der  Lon- 
don-Chatham-  and  Ductr-Railway,  wo  also  der  Aufsenverkehr  in 
l>esonders  charakteristischer,  dem  deutschen  Personenverkehr 
ahnlicher  Form  auftritt,  dieselbe  Anlage  von  zwei  Insel- 
Perrons  durchgeführt  worden  ist,  wie  man  sie  für  die  Ber- 
liner Stadthahnhofe  projektirt  hat.  Während  im  östlichen  Gleis- 
Paare  des  erwähnten  Bahnhofs  und  an  dem  zugehörigen  Perron 
ausschliefslich  die  externen  Züge  der  London  -( 'haOiam  -  /)oivr 
Bahn  und  nur  wenige  Vorstadt  •  Züge  der  London  and  South- 
Heitern- Railtray  ihre  Expedition  erhalten,  fahren  in  dem  west- 
lichen Gleise-Paar  an  dem  zugehörigen  Perron  ausschliefslich 
Lokal-Züge  an,  besonders  die  Viktoria-Stadt-Züge  und  die  Krystall- 
Pallast-ZOge. 

Hinsichtlich  des  Betriebs  in  den  Personenbahnhöfen  bedarf 
noch  ein  Punkt  der  eingehenderen  Betrachtung.  Es  ist  dies  die 
Gepäck-Expedition.  Nach  den  Projekten  des  Hrn.  Hartwich 
„soll  die  Gepäckbeförderung  von  unten  herauf  durch  hydraulischen 
Aufzug,  mittels  dessen  ein  ganzer  geladener  Gepäckwagen  gehoben 
wird,  vermittelt  werden".  Bei  derartiger  Einrichtung  würden 
2  Möglichkeiten  für  die  Abwickelung  der  Gepäckexpeditiou  denkbar 


Weiche  auf  die  Aufzugs- Plattform  zurück  gesetzt,  mittel«  des  Auf- 
zugs in  das  Straßenniveau  hinunter  gelassen,  dort  in  die  Gcpack- 
uxpedition  geschoben  und  mit  den  Gepäckstücken  beladen,  um 


epedition  geschoben 
dann  denselben  umständlichen  Weg  zurück  zu  machen.  Da*s  bei 
diesen  vielfachen  schwerfalligen  Manipulationen  ein  längerer  Auf- 
enthalt des  Zuges  in  dem  Zwischcnbahnbofe  unvermeidlich  ist, 
dass  dieser  Aufenthalt,  welchen  Hr.  Hartwich  selbst  in  den  Anschluss- 
bahnhöfen  zu  in  Moniten  anschlagt,  bei  seiner  mehrmaligen 
Wiederholung  in  den  vorkommenden  Zwischenstationen  den  Hei- 
senden die  Benutzung  der  Stadtbahn  im  Externverkehr  sehr  bald 
verleiden  würde,  liegt  wohl  auf  der  Hand. 

Damit  nun  ist  die  Einrichtung  hydraulischer  Aufzüge  zum 
Heben  und  Senken  von  Eisenbahn-Fahrzeugen  zum  Zwecke  der 
Passagiergepäck- Expedition  hinfallig,  ganz  abgesehen  von  den 
unverhaltnissrnäßigen  Betriebskosten  einer  so  kolossalen  Gleis- 
und  Maschinenanlage  zur  Bewältigung  einer  so  geringfügigen 
Arbeitsleistung,  wie  es  die  Expedition  des  Passagiergepucka  ist. 
Es  darf  behauptet  werden,  dass  eine  analoge  Einrichtung  von 
Aufzügen  in  Personenbahnhöfen  bisher  in  der  ganzen  Welt  nicht 
existirt,  selbst  nicht  in  England,  dem  Vaterlande  der  hydrau- 
lischen Aufzüge  für  Eisenbahnwagen^  — 
6)  Hydraulische  Aufzüge  i 
bilden  nach  dem  V< 


Fahrzeuge 


g,  wie  sie  in  London  bei  der  London-fhatham-Vorer- 
ftaittcay  üblich  ist  Die  sogen,  lioat  - Train*  gehen  in  2  Theilzügen 
ans  dem  Innern  der  Stadt  ab,  nämlich  einer  von  Hotoorn  Station 
aus  über  die  Metropolitan  Ejtenßion  R.,  der  andere  von  Victoria 
Station  aus  über  die  Stammhahn  und  beide  Theilzüge  werden  in 
/lerne  Hill  zu  einem  Zuge  zusammen  gesetzt,  welcher  dann  bis 
Dover  resp.  Queensborough  weiter  lauft. 

Im  vorliegenden  Falle  würde,  da  die  Berliner  Stadtbahn 
einschl.  der  Alischlussbahnhöfe  5  IlaiiptKtalionen  aufweist,  in 
welchen  der  Zugang  auf  KourierzOge  gestattet  werden  muss,  der 
Stadtbahn- Theilzug  im  Falle  der  Beistellung  besonderer  Pack- 
wagen für  die  einzelnen  Stationen  schliefslich  fünf  Packwagen 
führen  und  der  Kourierzug  nach  seiner  Zusammensetzung  aus  den 
beiden  Theilzügen,  ungerechnet  die  etwa  in  dem  östlichen  An- 
schlussbahnhofe von  den  östlichen  Bahnen  übernommenen  Durch- 
gangswagen,  mindestens  sechs  Packwagen  und  einen  Postwagen 
mitschleppen  müssen.  Dass  ein  derartiger  Betrieb  undurchführbar 
ist,  bedarf  keines  Nachweisest 

Sonach  bleibt  nur  übrig,  das  Reisegepäck  in  den  Zwischen- 
stationen beizuladen.  Dicsereluzig  mögliche  Modus  der  Expedition 
würde  sich  bei  der  von  Hrn.  Hartwich  vorgeschlagenen  Anordnung 
hydraulischer  Aufzüge  für  Heben  und  Senken  ganzer  Fahrzeuge 
wie  folgt  vollziehen  müssen:  Nachdem  der  Zug  in  den  Bahnhof 
eingelaufen,  wird  der  Packwagen  losgekuppelt,  von  der  Maschine 
bis  vor  die  Weiche  des  Aufzuggleises  vorgezogen,  durch 

•)  Cfr  So  51  «.  W  die.  Bl. 


des  Hrn.  Hartwich  den 
für  die  Anlage  von  Güter-Stationen  an  der 
Stadtbahn.  Offenbar  haben  dabei  englische  Güterbahnhofs-An- 
lagen  an  Viaduktbahnen,  wie  sie  besonders  in  London  mehrfach 
zu  linden  sind,  als  Vorbilder  gedient  Dabei  ist  nur  eins 
zu  bemerken,  nämlich,  dass  eine  derartige  Anordnung  wie 
die  in  Fig.  a.  a.  0.  gezeichnete  in  London  nicht  vor- 
handen ist.  Bei  keinem  der  dort  ausgeführten  Güterbahnhöfe 
liegen  die  Aufzüge  mitten  in  einem  Aufstellungsgleis,  welches  —  wie 
es  in  der  vorliegenden  Skizze  der  Fall,  an  beiden  Enden  theil- 
weise  sogar  mit  gegen  die  Spitze  zu  befahrenden  Weichen  an  die 
Hauptgleise  angeschlossen  ist.  Unvermeidlicher  Weise  werden  in 
dem  einzigen  Aufstellungsgleis  des  Projekts  Raugirbewegungen 
über  die  Aufzugs-l'lattformen  hinweg  staltfinden,  vielleicht  sogar 
Maschinen  die  letzteren  passiren.  Die  hiermit  verbundene  Gefahr 
des  Hinabstürzens  der  Wagen,  sowie  die  in  der  unmittelbaren 
Verbindung  der  Aufzugsgleise  mit  den  Hauptgleisen  durch 
Weichen  gegen  die  Spitze  liegende  Gefahrdung  der  Personenzüge 
dürfte  begreiflich  sein.  Bei  Londoner  Gflterstationen  liegen  die 
Aufzüge  stets  am  Ende  todter  Gleise,  u.  z.  entweder  am  Ende 
todter,  mit  Weiche  an  die  Aufstellungsgleise  angeschlossener  l'arallel- 
gleise,  wie  z.  B.  bei  ISUmk/riar*  (Jood*- Station  der Lnndon-Chatham- 
Daver-Railtcay,  oder  al>er  in  besonderen  quer  zu  den  Aufstellungs- 
gleisen  gerichteten  und  mit  diesen  durch  Drehscheiben  verbundenen 
Aufzugsgleisen.  Die  Anordnung  von  Quergleisen  ist  die  häufigere; 
sie  ist  unter  anderen  angewendet  bei  der  Gflterstation  liroad- 
ttreet*),  ISrick-Lane,  Minoriet,  ilint-*tre*t,  London-Docks  u.  a.  m. 
Jedenfalls  ist  kein  Fall  bekannt,  in  welchem  die  Aufzüge  mitten 
in  den  Aufstellungsgleisen  liegen. 

Viel  wichtiger  jedoch,  als  die  Frage  über  die  Anordnung  der 
Aufzüge  in  den  Gleisen  ist  die  allgemeinere  über  die  Anwend- 
barkeit von  Aufzügen  überhaupt,  über  ihre  Einführung  für 
deutsche  Eßenbahnverhältnisse  und  speziell  für  Stadtbahnzwecke, 
Eine  Einrichtung,  welche  in  der  City  von  London  bei  einem 
Grunderwerbs- Preise  von  800  M.proL]10  motivirt  sein  mag,  empfiehlt 
sich  deshalb  noch  nicht  für  Berlin.  Aber  noch  andere  örtliche  Ver- 
hältnisse lassen  die  direkte  Uebernahme  der  in  England  beliebten 
Anordnung  von  Aufzügen  nach  Deutschland  nicht  unbedenklich 
erscheinen.  Während  in  England  die  Güterwagen  regelmäßig 
nur  6T  Ladefähigkeit  besitzen,  haben  die  deutseben  Wagen  in 
min.  10  f.  Die  Aufzüge  würden  also  in  Deutschland  wesentlich 
bedeutend  starker  konslruirt  werden 
jetzt  der  Fall  ist  Die  Platform 
"«  wie 

für  Personenzug-I'ackwageu  benutzt  werden  sollte,  i 
Dimensionen  erhalten**).  Dazu  kommt,  dass  selbst  englische  In- 
genicure kein  Hehl  aus  den  unverhältuisstnäßig  hohen  Betriebs- 
kosten ihrer  Aufzugsanlagen  machen.  Die  reichhaltige  Litteratur 
Ober  das  Vorbild  derartiger  Bahnhöfe  ( Broad  Street- Stution  in  London) 
gestatten  den  ziffermäfsigen  Nachweis,  dass  die  Stationskosten  bei 
dieser  Anlage  sich  höher  belaufen,  aß  die  für  die  Güter  verein- 
nahmten Expeditions-Gebühren.  Dabei  ist  nicht  zu  vergessen,  dass 
in  der  genannten  Station,  welche  vor  den  jetzt  in  Ausführung 
begriffenen  Erweiterungen  den  Höhepunkt  ihrer  Leistungsfähig- 
keit erreicht  hatte,  dem  entsprechend  eine  nahezu  vollkommene 
Ausnutzung  der  Maschinenkraft  vorausgesetzt  werden  darf,  wie 
sie  bei  einem  nnverhältnissmafsig  geringen  Verkehre  und  trotz 
der  noch  umfangreicheren  maschinellen  Anlagen  kaum  zu  er- 
reichen sein  würde.  Es  mag  zugegeben  werden,  dass  die  ruhige 
und  sichere  Funktionirung  der  in  England  üblichen  Aufzüge  einen 
äußerst  bestechlichen  ersten  Eindruck  auf  den  deutschen  Be- 
obachter ausübt;  vor  der  bedingungslosen  Uebertragung  der  Ein- 
richtung auf  deutsche  Verhältnisse  aber  sollte  doch  eine  etwas 
eingehendere  Ueberlegung  stattfinden,  welche  wohl  dahin  führen 
dürfte,  dem  Urthcilo  eines  gerade  für  diesen  Fall  1 
Petenten,  anerkannten  Betriebstechnikers  beizutrt«u. 
lautet:  „Mehr  technisch  interessant,  aß  praktisch  und 
  8chwieger. 


mm.  iu  ».  i/ie  Auizuge  Warnas 
schwerer,  die  Maschinen  bedei 
müssen,  als  dies  in  England  bis 
des  Aufzugs  liesonders  müsste,  i 


•)  Ofr.  H*rtwi«"h,  Aptvtri«tUrh<»  B*»m*'ikimiJpiv,  T»fr-I  X. 
-)  Di«  iMImii»  tut  i.ct>ük«ttna  law  19,12-  Laase. 


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Nt.  28. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


141 


Dresdener  Zweigrverein  des 
and  Architekten -Vereins. 

Sitzung  vom  12.  November  1677.  Hr.  Dampfkessel- 
Inspektor  Siebdrath  spricht  über  Imprägniren  von  Klei- 
dungsstoffen zur  Verhütung  von  Feuersgelahr.  Durch  den  in 
eiuer  Zünderfabrik  bei  Meissen  vor  längerer  Zeit  vorgekommenen 
Fall,  dass  die  Kleider  der  Arbeiterinnen  in  lirand  gerathen  und  be- 
deutende Verletzungen  eingetreten  sind,  ist  Redner  veranlasst 
worden,  über  besondere  Sicherheit*-  Vorkehrungen  nachzudenken. 
Zuerst  ist  derselbe  zu  dem  Vorschlag  gekommen,  eine  Art  Bein- 
kleid für  die  Dauer  der  Arbeitszeit  einzuführen,  »elcher  Vorschlag 
jedoch  keinen  Eingang  gefunden  hat ;  demnächst  hat  derselbe  die 
Anlegung  von  Ueberkleidern  aus  unverbrennlichen  Stoffen  vor- 
geschlagen. Es  sind  mit  Hülfe  eines  Chemikers  Versuche  an- 
gestellt worden  und  man  hat  zunächst  eine  Tränkung  der 
Kleiderstoffe  mittels  5prozentiger  und  alsdann  mittels  lOprnzentiger 
Alaun-Losung  ausgeführt  Diese  Versuchsreihen  haben  ein  günstiges 
Resultat  nicht  erwiesen,  da  die  mit  Alaunlösungen  impräguirten 
Stoffe  nach  wie  vor,  mehr  oder  weniger  mit  heller  Flamme 
brannten.  Ausserdem  werden  die  Stoffe  (leinene  und  baumwollene) 
durch  die  Alaunlosung  unansehnlich.  Weiter  ist  eine  5prozentige  Lö- 
sung von  phosphorsaurem  Ammoniak  versucht  worden,  welche 
vollständig  gelungene  Ergebnisse  geliefert  hat,  da  mit  dieser 
Lösung  imprägnirte  Kleiderstoffe  nicht  mehr  mit  heller  Flamme 
brennen,  sondern  nur  noch  durch  Verkohlen  zu  Grunde  gehen. 
Endlich  hat  der  Redner  eine  Losung,  die  b\  Alaun  und 
h\  phosphorsaures  Ammoniak  enthält,  zum  Tränken  leinener  und 
baumwollener  Stoffe  benutzt  und  auch  durch  diese  Tränkung 
dass  die  Stoffe  nicht  mehr  brennen. 
Die  mit  phosphors.  Ammoniak  behandelten  Stoffe  bewahrten 
bei  den  vor  der  Versammlung  ausgeführten  Experimenten  ein 
recht  gutes  Aussehen  und  brannten  selbst  dann  nicht,  nachdem 
sie  znvor  mit  Schiefspulver  stark  eingerieben  worden  waren. 
Das  Schiefspulver  verpuffte,  Hess  aber  den  Stoff  unverbrannt.  — 
Die  Tränkung  ist  nach  spezieller  Instruktion  auszuführen.  Die 
Kosten  derselben  berechnen  sich  für  1  Kleid  auf  etwa  2,5  JL 
Die  Stoffe  sind  von  Schlichte  zu  befreien ;  sie  können  durch 
Nasswerden  —  Auswaschen  —  die  Unverbrennlichkeit  wieder  ein- 
büssen.  Da  die  Stoffe  indes*  nur  in  liedachten  Räumen  getragen 
werden  und  nach  dem  erfolgten  Auswaschen  abermals  für  die 
Ausgabe  von  2,5  ./<£  neu  impragnirt  werden 
ein  wesentlicher  Nachtheil  nicht  zu  erblicken. 

Hr.  Sekt.  -  Ingenieur  Daumann  referirt  über  seine  eigen- 
tümliche Konstruktion  von  Eisenbahn-Ueherführungen 
in  Städten.  Die  Konstruktion  soll  geringe  Höhe  erfordern, 
gefällig  ausseben,  eine  sichere,  wasserdichte  Decke  bieten  und  das 
Rasseln  der  Eisenbahiunge  abschwächen  oder  auch  ganz  aufheben. 

"le  eiserne  Bogenträgcr  unter  sirh  durch  Querverbindungen 
und  mit  (patentirtem)  Wellblech  abgedeckt  Die 
Rinnen  des  Wellblechs  laufen  in  der  Richtung  der  Träger,  so  dass 
die  Abwässerung  nach  den  Auflagern  hin  erfolgt  Die  Blechufeln 
sind  an  ihren  Enden  aufgekrempt  und  hängen  an  diesen  Auf- 
krempungen etwa  in  der  Art  von  Dachziegeln.  Dieselben  sind 
durch  eine  Asphaltschicht  vor  den  Einflüssen  des  Wassers  ge- 
schützt; auf  dieser  ruht  eine  Kiesschicht,  in  der  die  Schwellen 
gebettet  werden.  Die  Stirnen  der  Bauwerke  sind  ebenfalls  in 
Eisen  konstruirt  — 

Hr.  Ingenieur  Kuhn  legt  dem  Verein  eine  Reihe  vorzüglich 
ausgeführter  Photographien  vor,  welche  die  Caisson-Gründung  der 
Riesaer  Elbbrücke  darstellen.  — 

In  der  Sitzung  vom  19.  November  1877  sprach  Hr. 
Professor  Dr.  Rittcrshau  s  über  Kinematik  und  in  der  Sitzung 
vom  26.  November  Hr.  Ingenieur  von  Scholz  über  die 
Bauten  der  neuen  Pariser  Weltausstellung.  Die  Aus- 
stellungs-Gebäude auf  dem  Marsfelde  bedecken  eine  rechteckige, 
750  m  lange,  350  m  breite,  272  500  grofse  Fläche,  während 
die  für  Festlichkeiten  bestimmten  Gebäude,  die  auf  dem  Trocadero- 
Plaue  errichtet  werden,  einen  Flächenraum  von  243  000[> 
Redner  erläutert  die  für  die  Bauten   auf  dem 


den  meisten  Frachtgut« 


cht  schädlich,  und  es  können 


und  beschreibt  die  hauptsächlichsten  Konstruktionen,  mit  Hülfe 
zahlreicher  Photographien,  Pläne  und  Skizzen.  — 

Sitzung  vom  3.  Dezember  1H77.  Hr.  Ingenieur-Major 
Richter  referirt  über  die  neuen  Militftrbauten  bei  Dresden 
und  giebt  unter  Bezugnahme  auf  ausgestellte  grobe  Pläne  sowohl 
einen  Gesammt-Ueberblick  Uber  die  Bauten,  als  auch  die  spezielle 
Beschreibung  einzelner  unter  ihnen,  so  des  Kadettenhauses,  des 
Lazaretbs  und  der  Kommandantur. 

Hierauf  macht  Hr.  Baurath  Römer  MittheUungen  über 
Sekundärbahnen,  deren  Unterschied  im  Vergleich  zu  Haupt- 
bahnen nicht  in  erster  Linie  in  der  Art  der  Bauausführung,  sondern 
in  der  Betriebs-Art  liegen  soll,  da  diese  Bahnen  so  beschaffen 
sein  müssen,  dass  sie  auch  bei  schwachem  Verkehr  eine  Rente 
bringen.  Wenn  das  Bauareal  billig  und  wenig  koupirt  ist,  so 
kann  für  Sekundärbahnen  die  normale  Spurweite  angemessen 
sein;  wenn  jedoch,  namentlich  wie  im  sächsischen  Gebirge,  schmale, 
steilwandige  Thäler  zu  durchfahren  sind,  so  wird  die  engere 
Spurweite  rentabler  sein,  weil  sie  erheblich  weniger  Anlage- 
kapital erfordert  Was  das  durch  die  Schmalspur  bedingte  Um- 
laden betrifft,  so  ist  das  nicht  so  wichtig,  als  es  auf  den  ersten 
Zunächst  ist  dasselbe  nicht  theuer  und 


außerdem  die  Wagen  der  Hauptbahnen  mit  langem  Radstande  ja 
ohnehin  auf  den  mit  engen  Kurven  gebauten  Sekundärbahnen. 
nicht  laufen.  Umgekehrt  wäre  es  der  Rentabilität  nicht  förder- 
lich, wenn  die  Wagen  der  Sekundärbahnen  auf  die  Hauptbahnen 
übergingen.  Wäre  letzleres  der  Fall,  so  müsste  die  Sekundär- 
bahn eine  ungleich  gröbere  Wagenzahl  besitzen,  als  sie  für  den 
eigenen  Betrieb  bedarf,  wodurch  nicht  Mos  ein  Mehrbedarf  an 
Anlagekapital,  sondern  auch  an  Berriebsaufwand 
Weun  ferner  die  Wagen  der  Sekundärbahnen  auf  die  1 
übergehen  und  dort  in  den  gewöhnlichen  Güterzügen 
sollen,  müssten  sie  viel  stärker  konstruirt,  also  auch  viel 
voller  sein,  als  der  Betrieb  der  äekundärbahn  es  erfordert 

Hr.  Geh.  Finanzrath  Köpke  bemerkt,  dass  die  Güter,  nament- 
lich in  Frankreich,  beim  Uebcrgauge  von  einer  Bahn  auf  die 
andere  vielfach  umgeladen  werden,  um  den  Wagenpark  auf  der 
eigenen  Bahn  zurück  zu  halten.  Die  Umladekosten  sind,  nach 
Mittheilung  des  Betriebs-Ins|>ektors  Saling  bei  der  Bröhlthalbahn, 
für  Kohlen,  die  umgeschaufelt  werden  müssen,  75  pro  100 
und  für  Erze  sowie  Kohlen,  die  gestürzt  werden  dürfen,  40  s\ 
pro  loo z,  daher  ziemlich  unbedeutend.  Die  schmalspurigen 
Bahnen  haben  ferner  den  grofsen  Vortheil,  dass  man  von  ihueu, 
unter  Anwendung  kleiner  Radien,  leicht  Zweiggleise  in  die  Fabrik- 
etc.  Etablissements  legen  kann.  Wie  billig  der  Betrieb  der 
schmalspurigen  Bahnen  sein  könne,  beweisen  die  bekannten  Er- 
fahrungen auf  der  Bröhlthalbahn. 

Hiernärhst  theilt  Hr.  Baurath  Römer  noch  mit,  dass  in 
Amerika  zur  Entfernung  des  Schnees  von  den  Eisenbahnen  das 
Verfahren  angewendet  worden  ist,  dass  man  flache  Kinnen  in 
den  Schnee  gemacht,  diese  mit  Petroleum  gefüllt  und  letzteres 
entzündet  hat  — 

Sitzung  vom  10.  Dezember  1877.  Hr.  Zivil-Ingen. 
Scharowsky  referirt  über  die  Hafen-  und  Brückenbauten 
in  Rotterdam.  In  Rotterdam  fehlte  es  an  einer  direkten 
Schienenverbiudung  zwischen  den  3  dort  mündenden  Eisenbahnen, 
weiter  auch  an  Haienraum  und  es  waren  endlich  auch  die  vor- 
handenen Lagerräume  für  den  immer  mehr  aufblühenden  Handel 
unzureichend  geworden.  Die  sehr  grofsen  Kapitalien,  welche  man 
brauchte,  wurden  durch  Zusammenwirken  der  Rotterdamer  Handels- 
Vereinigung,  des  hol  ländischen  Staats  und  der  Kommune  Rotter- 
dam beschafft  Schlechter  Baugrund,  Moorboden  von  20  bis  23» 
Mächtigkeit  und  Schwankungen  des  Wasserstandes  von  etwa  4» 
machten  die  technische  Seite  der  Aufgabe  überaus  schwierig. 
Hergestellt  wurde  zunächst  der  Königshofen,  der  eine  Krüm- 
mung der  Maas  abschneidet,  1200»  lang,  150»  breit  ist  und 
eine  Sohlenlage  von  C(84™  unter  A.-P.  hat.  Der  Hafen  ist  bis 
auf  6m  unter  A.-P.  trocken  ausgehoben  und  im  Uebrigen  ausge- 
baggert worden.  Der  Hauptzweck,  den  der  Königshafen  erfüllen 
soll,  ist  die  Zufahrt  von  der  Maas  zu  den  eigentlichen  Hafen  der 
Stadt  zu  vermitteln  und  die  bisherige  durchgehende  Schiffahrt  der 
Maas  vor  Rotterdam  aufzunehmen.  Ersteres  war  nothwe 
weil  die  Versandung  des  linken  Maasufers  gegenüber  der 
es  nicht  zuliefe,  direkt  aus  dem  Strom  in  die  Häfen  zu  g< ' 
es  musste  die  Schiffahrt  nach  dem  Königshafen  verlegt 
da  die  Maas  mit  2  festen  Brücken  zu  überspannen  war. 

Im  Sinne  der  Richtung  des  Maas-Stromes  sind  links 
Königshafen  und  etwa  unter  rechtem  Winkel  von  demselben  ab- 
zweigend 2  andere  große  Hafen  hergestellt  worden,  von  denen 
der  eine  noch  einen  kleineren  Zweighafen,  den  sogen.  Entrepöt- 
Hafen  aufnimmt  Diese  Werke  haben  5  bezw.  6m  Sohlentiefe 
unter  A.-P.  erhalten  und  sind  auch  fast  ganz  im  Trockenen  aus- 
gehoben. —  Die  Kaimauern  der  Häfen  sind  von  verschiedener 
Konstruktion,  alle  aber  stehen  auf  Pfahlrost,  dessen  Pfähle  über 
20»  lang  sind.  Bei  der  Anlage  wurde  als  msafegebeftd  betrachtet, 
das  Gewicht  der  Mauern  und  den  Horizontalschub  des  Erdreichs 
auf  das  Mindeste  zu  reduziren.  Dies  ward  erreicht,  indem  man 
die  Böschung  des  gestützten  Erdkörpers  entweder  durch  den 
Pfahlrost  oder  sogar  durch  das  auf  dem  letzteren 
Mauerwerk  hindurch  treten  liefe»)  Zur  Verbindung  der 
der  Hafcnanlagen  gelegenen  Eisenbahnstation  Mallegi 


vom 


bedeutende  Brückenbauten  erforderlich,  u.  z.  zur  Ueberbrückung 
des  Königshafens  und  der  Maas,  so  wie  zur  Anlage  eines  die 
Stadt  durchscheidenden  Viadukts  von  etwa  1506™  Länge**).  Die 
Einfahrtstellen  vom  Königshafen  nach  den  beiden  Haupthäfen 
sind  mittels  beweglicher  Brücken  überspannt,  von  denen  eine 
Klappbrücke  von  23"1  Lichtweite  bemerkenswertn  ist  Für 
den  Fuhrwerk- Verkehr  zwischen  Rotterdam  und  den  Hafenanlagen 
ist  neben  den  Eisenbahnbrücken  über  die  Maos  und  den  Königs- 
hafen je  eine  Strafeenbrücke  angelegt  worden.  —  Zwischen  den 
Häfen  werden  grofse  Magazine  erbaut,  wozu  umfängliche  Bamm- 
arbeiten nothwendig  sind,  welche  grofse  Bausummen  erfordern. 
Es  kostete  z.  B.  die  Pilotiruug  für  das  grofse  Magazin  am 
Eutrepot  •  Hafen  gegen  300  000  .//  Die  zum  Theil  gewagten 
Ausführungen  gingen  im  ganzen  gut  von  Statten  und  einzelue 
Unglücksfälle,  welche  vorkamen,  wurden  glücklich  überwunden. 
So  z.  B.  wurde  ein  in  Folge  Answeichens  des  Untergrundes  in  der 
Mitte  durchgerissener.  Pfeiler  durch  Zement&usguss  und  Ver- 


•)  V»ml.  u.  «.  t).  Bit«.  1171.  8.  571  und  1S76,  8.  SGI. 
")  V,r,tl,  D.  Bit«.  1*77,  &  18». 


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142 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


I.  April  1878 


ankerung  reparirt;  eiuige  durch  den  Bodenschub  stark  ausge- 
bauchte Kaimauern  wurden  durch  frische  Verankerung  wieder  fest 
gestellt;  ein  sammt  pneumatischem  Caisson  in  eine  Neigung  von 
45"  gegen  den  Horizont  geratbener  Brückenpfeiler  wurde  durch 
hydrostatischen  Auftrieb  wieder  gerade  gerichtet.4)  —  Der  zu  den 
Mauern  verwendete  Mörtel  wurde  aus  3  Tb.  Kalk  und  5  Th.  Trass, 
oder  aber  aus  3  Th.  Kalk,  2  Th.  Trass  und  1  Tb.  Sand  gemischt 
und  nur  zu  Zeiten,  wo  Frostwetter  in  Aussicht  stand,  kam  Zement 
zur  Verwendung.  — 

In  der  Sitzung  vom  17.  Dezember  sprach  Hr.  Pro- 
fessor Dr.  Krunkel  Uber  die  neue  Douro- Brücke  in  Portugal; 
unsere  Mitlheilung  in  Xu.  28  d.  J.  enthebt  uns  eines  betr.  Refe- 
rats. Demnächst  wendet  Redner  sich  zur  Beschreibung  neuerer 
Montirungsartcn  eiserner  Brücken,  bei  welchen  weder  ein  fest 
stehendes  Montirungs-Gerust,  noch  ein  Vurrollen  der  fertigen 
Konstruktion  angewendet  worden  ist  An  die  groben  ausgeführ- 
ten Brückeu,  nämlich  dem  Vanigas  -  Viadukt  in  Amerika,  der 
Dal-Brücke  in  Schweden  und  der  St.  Louis- Brücke  in  Amerika 
sind  derartige   Moutirungs-  Modalitäten   in  grobem  Stile  vor- 


Iieder 


Architekten -Verein  zu  Berlin. 

1.  April  1878.    Vorsitzender  Hr.  Moller;  anwesend  145  Mit 
und  2  Gaste. 

Eingänge:  Heft  2  des  2.  Jahrg.  der  Publikationen  des 
Arcbit-  U.  Ing.-Vercins  zu  Florenz,  von  diesem  Verein;  24  Bl. 
Normalien  etc.  der  Mosel-  u.  Fischbach-Bahn  von  der  K.  Eisenb- 
Direktion  in  Saarbrücken:  245  Bl.  Normalien  etc.  der  Venlo- 
Hamburger  Bahn  nebst  zugehöriger  Druckschrift,  von  der  Direkt 
der  Köln- Minden  er  Kisenb.- Grs.  zu  Ko!n;  24  Bl.  photograph.  Auf- 
nahmen von  E.  March  in  <  'harlottenburg  betr.  neue  keramische 
Leistungen  seiner  Fabrik;  Zuschrift  des  Vereins  Dresdener  Stein- 
bildhaiier  betr.  Konstituirung,  Zweck  etc.  dieses  Vereins;  desgl. 
des  Bildhauers  Massier  in  Geinbausen,  betr.  Herstellung  und 
Verkauf  von  Abgüssen  von  Kapitellen  und  Säulenbündeln 
aus  der  Stiftskirche  zu  Gelnhausen;  endlich  eine  Zuschrift  von 
Max  Friedrich,  Eiscngiesserei  u.  Maschinenfabrik  in  Plagwitz  bei 
betr.  Empfehlung  der  patentirten  selhstthätigen  Desinfek- 
htungeu  und  Wasserklosets  dieser  Fabrik. 
Von  Hm.  En  t  hm  er  werden  die  zur  Hochbau  -  Aufgabe  pro 

2.  Marz  eingelaufenen  u  Entwürfe  zu  einem  Soiuinertheatcr 
Die  Konkurrenz  hat  einen  sehr  erfreulichen  Erfolg 

es  sind  aber  die  meisten  der  Konkurrenten  wohl  in 
t  olge  ungenügender  Strenge  in  der  Programm-Fassung  über  den 
ziemlich  eng  gedachten  Rahmen  der  Aufgabe  hinaus  gegangen. 
Eine  günstige  Beurthcilung  wird  der  Losung  mit  dem  Motto: 
„Aeschylos*  vornehmlich  wegen  der  in  derselben  verwirklichten 
gelungenen  Verbindung  von  Massiv-  und  Holzbau  zu  Theil  und 
übe  nso  der  Arbeit  mit  dem  Motto:  „Nur  eine  Skizze",  weil  sie 
von  hoher  künstlerischer  Leistungsfähigkeit  und  Gestaltungskraft 
des  Autors  Zeugnis»  ablegt  Beide  genannten  Arbeiten  sind  mit 
dem  Preise  bedacht  worden;  als  Verfasser  der  ersten  wird 
Hr.  Ignaz  Schoekl,  als  der  der  anderen  Hr.  L.  Schupmann 
ermittelt.  —  Die  einzige  zur  Aufgabe  im  Ingenieurwesen  einge- 
laufene Arbeit:  Projekt  zu  einer  Kreuzdrehscheibe  auf  einer 
Dammschüttung,  wird  von  Hrn.  G.  Meyer  beurtheilt  Auch  diese 
Arbeit  ist  ungeachtet  mehrer  Unvollkommenbeiten  wegen  des  darin 
entwickelten  Fleisses  eines  Preises  für  würdig  erachtet  worden; 
Verfasser  derselben  ist  Hr.  R.  Scheck.  — 

Hr.  Appelius  berichtet  kurz  über  das  finanzielle  Resultat 
der  diesmaligen  Schinkelfcst  -  Feier.  Die  Gesammt -Ausgabe 
hat  rot  2  413  M  betragen,  die  Einnahme  aus  dem  Verkauf  von 
Eintrittskarten  dagegen  1  5<53  Ȁ,  so  dass  von  der  durch  den 
Etat  zur  Disposition  gestellten  Summe  von  100«  .it.  nur  850  .// 
haben  in  Anspruch  genommen  zu  werden  brauchen.  — 

Hr.  Schwieger  hat  eine  Sammlung  photographischer  Blatter 
von  der  Margarethen  -  Brücke  in  Budapest  ausgelegt  und  giebt 
eine  kurze  Erläuterung  zu  denselben.  Eiuige  dieser  Blätter 
bilden  eine  Zuwendung  an  die  Vereins-Bibliothek.  — 

Es  folgt  die  Berathung  über  den  Antrag  ützen  und  Ge- 
nossen, betr.  eine  Abänderung  derjenigen  Bestimmungen  der  Ge- 
schäfts-Ordnung des  Vereins,  die  von  dem  Aufnahme- Verfahren 
der  Mitglieder  handeln.  Die  Vorberathung  des  Antrags  im  Vor- 
stande hat  das  Ergebniss  geliefert,  dass  derselbe  den  Antrag, 
unter  Vornahme  einiger  leichten  Abänderungen,  zu  dem  seinigen 
gemacht  hat.  Nachdem  der  Antragsteller  sich  zustimmend  aus- 
gesprochen hat,  wird  ungeachtet  eines  gelinden,  von  Hrn.  Kinel 
ausgehenden  Widerspruchs,  der  Antrag  mit  einer  ziemlichen 
Majorität  zum  Beschluss  erhoben.  Nach  Inhalt  desselben  soll 
die  bisherige  Verlesung  des  Lebenslaufs  neu  aufzunehmender 
Mitglieder  fortfallen  und  an  die  Stelle  derselben  insbesondere 
eine  HUgigc  Auslegung  des  mit  möglichster  Vollständigkeit  abzu- 
fassenden Lehenslaufs  im  Bibliothek-Saale  treten.  — 

Zur  Annahme  gelangt  feraerein  Antrag  der  Hrn.  Schwechten 
und  Gen.,  der  dahin  geht,  dass  inskünftige  die  Sorge  für  die 
llerausgahe  der  Vereins- Publikationen  den  beiden  Beurtheilungs- 


KominUsionen  für  die  Monats-Aufgaben  obliegen  soll.  — 

Hr.  Housselle  macht  an  der  Hand  einer  kleinen  Broschüre, 
betitelt:   Das  Mülhausener  System  der  Arbeiter -Wohnungen  v. 


J.  Schultz,  welche  von  der  Firma  E.  H.  u.  D.  Cordes 
in  Hamburg  gratis  zu  beziehen  ist,  einige  Mittheilungen  über  die 
Bestrebungen  einer  in  Hamburg  zu  dem  Zwecke  gegründeten 
Gesellschaft,  den  Bau  von  Arbeiterwohnungen  noch  Mülhausener 
System  dort  und  anderwärts  in  die  Hand  zu  nehmen;  diese  Be- 
strebungen werden  im  allgemeinen  als  verdient  und  nachahmens- 
würdig  hingestellt.  Hr.  Kyll  mann  findet  an  der  Broschüre  eine 
gewisse  Einseitigkeit,  die  sich  namentlich  in  der  unterlassenen 
Berücksichtigung  betr.  grobartiger  Vorgange  in  Amerika  und 
Kng'aod  ausspreche,  zu  tadeln;  der  Redner  beschränkt  sich 
in  Rücksicht  auf  einen  bevorstehenden  Vortrag  im  Verein 
auf  nur  wenige  allgemeine  Andeutungen.  Hr.  Fritsch  macht 
mit  einigen  Worten  auf  die  wegen  Erlangung  von  Plänen  für  die 
Hamburger  Arboiterstadt  ausgeschriebene  Konkurrenz  auf- 
merksam, die  er  wegen  interessanter  Einzelnheiten  der  möglichst 
ausgedehnten  Beachtung  empfiehlt 

An  die  erfolgende  Bcschlussfassung  über  einige  umfassende 
Beschaffungen  für  die  Bibliothek  reiht  zunächst  ein  Antrag  des 
Hrn.  Winkler  sich  an,  welcher  wünscht,  dass  der  Verein  die 
Publikationen  ausländischer  Vereine  zu  erlangen  suche;  dieser 
in  zustimmender  Weise  besprochene  Autrag  wird  den  Uber- 
Bibliothekaren  zur  Erledigung  überwiesen.  Es  findet  alsdann 
die  Aushändigung  der  Preise  und  Andenken  an  die  Sieger  in 
den  Monatskonkurrenzen,  welche  das  abgelaufene  Jahr  gebracht 
hat,  statt  — 

Neben  den  skizzirten  Verhandlungen  hat  die  Vornahme 
mehrer  Wahlen  stattgefunden. 

Neu  aufgenommen  sind  die  Hrn.  Brandt,  Fragstein 
v.  Niemsdorff,  Sarra,  G.  Wegner  und  Wohlgemuth. 

In  die  Beurtheiliings-Kommission  für  die  Monats- Auf  gaben 
sind  gewählt:  a)  für  die  Landbau-Aufgaben  die  Hrn.  v.  Grols- 
heim, Heyden,  Jacobstbal,  Luthmer,  Otzen,  Schmieden 
und  Schwechten;  b)  für  die  Wasserbau-Aufgaben  die  Ilrn. 
Baenscb,  Bitsing,  Housselle,  G.  Meyer,  J.  W.Schwedler, 
A.  Wiehe  und  Winkler. 

Li  die  Exkursions-Kommission  sind  gewählt  die  Hrn. 
Appelius,  Blankenstein,  Boeckmann,  Büsing,  Dietrich, 
Faulhaber,  Fritsch,  Genth,  Hinkeldeyu,  Höhmaun, 
Hossfeldt,  G.  Knoblauch,  Kuhn,  D.  Scbultze,  Steg- 
müller und  Wolff. 

Der  Beantwortung  der  im  Fragekasten  enthaltenen  Fragen 
unterziehen  sich  diu  Hrn.  Büsing  und  Röder. 

-  B.  - 

and  Fragekasten. 

Abonnent  V.  in  Hannover.  Ueber  den  Arnual!  der 
Züricher  Konkurrenz  bezgl.  des  Donatorenbuches  ist  uns  eine 
Nachricht  noch  nicht  bekannt  geworden.  Eine  Bespr 
Synagogen-Konkurrenz  in  Munster  können  wir  nur  nach  ] 
des  etwa  uns  zugehenden  Materials  in  Aussicht  stellen. 

Hrn.  ('■  6.  in  Waltershausen.  Sie  finden  eine  Notiz  über 
Rhein.  Schwemmsteine  auf  S.  8,  Jhrg.  74  u.  Bl.  Zu  Schornstein- 
Mauerwerk,  sowie  zur  Herstellung  einer  massiven  Decke  über 
einem  Kuhstall  würden  wir  das  Material  nicht  grade  für  geeignet 
ansehen. 

Hrn.  St  in  Bl.  Ihre  Beschwerde  Ober  die  schlechte  ausser- 
liehe  Behandlung,  die  den  von  Ihnen  bei  einer  Behörde  ein- 
gereichten Zeugnissen  zu  Theil  geworden  ist,  mag  vollständig 
gerechtfertigt  sein;  ob  Sie  etwa  einen  Anspruch  auf  Schadenersatz 
im  Wege  der  Zivilklage  durchsetzen  können,  müssen  Sie  mit 
einem  Sachwalter  besprechen. 

Hrn.  E.  L.  Grofs-Gerau.  Ein  „Gesetz"  über  die  Frist, 
in  welcher  diätarisch  beschäftigten  Technikern  gekündigt  werden 
muss,  dürfte  wohl  in  keinem  deutschen  Staat«  vorhanden  sein, 
bi  der  Regel  erfolgt  bei  monatlicher  Diätenzahlung  die  Kündigung 
'/,  Monat  bezw.  1  Monat  vor  Aufhebung  des  Engagements.  — 
Wir  rathen  Ibnen,  diesmal  auf  jeden  Anspruch  zu  verzichten, 
künftig  aber  stete  eine  bestimmte  Kündigungsfrist  schriftlich  sich 
garantiren  zu  lassen. 

Hrn.  H.  in  Danzig.  (Jeher  die  Kominunalstcuer-Pflichtigkeit 
diätarisch  beschäftigter  prenfsischer  Baumeister  bat  unsere  Zeitung 
im  Jhrg.  G9,  S.  «48  —  Jhrg.  7«,  S.  8  u.  222  —  Jhrg.  75, 
S.  239,  271,  351  u.  360  verschiedene  Mittheilungen  gebracht 
Genaueres,  als  dieselben  enthalten,  wisseu  wir  Ihnen  nicht 
anzugeben. 

Abonnent  in  Berlin.  Dass  die  Orthographie  unseres 
Blattes  auffallend  schwanke,  können  wir  nicht  zugeben,  ebenso- 
wenig, dass  die  Ersetzung  des  wie  „z"  ausgesprochenen  „c"  „in 
jeder  Beziehung  dem  allgemeinen  Sprachgebrauch  widerstrebe". 
Zur  Erörterung  dieses  Themas  fehlt  uns  der  Raum. 

Hrn.  IL  in  Berlin.  Ein  Vereidigung*- Attest  wird  als  eine 
..amtliche  Ausfertigung"  in  der  Regel  einem  Stempelsatze  von 
1,50  M.  unterliegen.  Der  Betrag  für  den  Stempel  wird  von  der 
ausfertigenden  Behörde  bei  Entnahme  des  Attestes  eingezogen. 

Hrn.  A.  F.  in  Freiberg.    Auskunft  über  die  bei  Eiureichun 
eines  Patentgesuches  zu  b 
Seite  279,  Jhg.  77  u.  Bl. 

Hrn.  C.  W.  in  Birkau.    Eine  Mittheilung  über  die  betr. 
Ventilations-Einrichtung  befindet  Bich  in  Vorbereitung. 
Anfrage.    Welche  Fabrik  beschäftigt  sich 
von  1-3'»  breiten  Stah  1- Bsn  dem? 


Sie 


au! 


;  »oq  C.rl  Belm  In  ; 


K.  E.  O.  Krlncli. 


:  W.  Stull  UglturMrickfitl,  Bwl 


racktrtl,  Bwlln. 

Digitized  by  l^OOg 


Nt.  29. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


143 


Iah«»:  KaJac?  WUlwlm-  und  Ootthnrd .  Tum»).  -  Pitentirt«.  G*rudi  •  VotoUum  tob  ZerUer.   -  Dr.   Rotwrt  «.  M«y«  t  -  Hm*  Thmte-Brirk«  in 
London.  —  Neum  in  d«r  Berlin«  B»u - AuMeUujHj.  —  Konknrronian.  —  Per«on»l-N*rbrirnt*n.  —  Brl«f-  und  Prtgekitten. 


Kaiser  Wilhelm-  und  Gotthard -Tunnel.*) 

Hr.  L engeling,  der  Bauleiter  de«  Kaiser  Wilhelm-Tunnels, 
hatte  in  No.  S  dies.  IM.  diu  Resultate  der  im  genannten  Tunnel 
erzielten  Fortschritte  de»  letzten  Baujahrs  zusammen  gestellt  und 
solche  mit  den  Leistungen,  die  am  Gotthard-Tunnel  im  Jahre  1876 
erzielt  worden  sind,  verglichen  und  alsdann  den  Schluss  gezogen, 
dass  das  am  Gotthard-Tunnel  befolgte  Bauaystem: 
1)  wegen  seiner  geringen  Leistungsfähigkeit,  und 
2}  wegen  der  damit  verbundenen  Unregelmäßigkeiten  und 
Unglücksfalle 

hinter  dem  im  Kaiser  Wilhelm-Tunnel  augewendeten  zurück  stehe. 
Meiner  in  No.  12  gebrachten  Widerlegung  dieser  Behauptung 
tritt  Hr.  I. engeling  in  einem  weiteren  Artikel  in  No.  22  entgegen. 

Ich  würde  mich  zu  einer  Replik  nicht  veranlasst  linden,  sofern 
es  sich  nicht  um  ltichtigstellung  von  Thatsachen  und  nm  wichtige 
Prinzipieniragen  handelte. 

Durch  Gegenüberstellung  der  Leistungen  am  Gotthard  im 
Jahre  1877  wurde  die  Behauptung  zu  1  ziffermäisig  widerlegt 
und  in  Betreff  der  „  t  jiregelinilfsigkeiu:n  und  Unglücksfälle  * 
ausdrücklich  von  mir  hervor  gehoben ,  dass  das  Forciren 
des  Stollens  und  die  Vernachlässigung  der  übrigen  Arbeiten 
Seitens  des  Unternehmers  während  der  ersten  3  Baujahre  einen 
finanziellen  Grund  gehabt  habe,  da  der  Bauunternehmer  Favre 
sein  Baubetriebs-Kapital  von  vorn  herein  zu  niedrig  veranschlagt  hatte 
und  nun,  weil  an  allen  Arbeiten  —  ausgenommen  den  Firststolleu 
-  wegen  der  sehr  schwierigen  Gesteins-  und  Wasser- Verhältnisse 
Geld  verloren  ging,  nicht  anders  als  geschehen  vorgehen  konnte, 
endlich  dass  erst  nach  Verdoppelung  des  Quantums  an  kom- 
primiiter  Luft  im  Sommer  187«>  im  Arbeitsbetriebe  Regelmäfsig- 
keit  erzielt  worden  ist 

Diese  Umstände  werden  von  Hrn.  Lengeling  in  seiner  Ent- 
gegnung vom  20.  Februar  gänzlich  ignorirt;  wiederum  werden  die 
Leistungen  im  Kaiser  Wilhelm-Tunnel  während  der  Jahre  1875 
bis  1877  zusammen  gestellt,  um  aus  der  Steigerung  derselben  von 
Jahr  zu  Jahr  den  Schluss  zu  ziehen:  „dass  diesen  Zahlen  gegen- 
über die  im  siebenten  Baujahre  beim  Gotthard-Tunnel  erzielten 
Fortschritte  relativ  doch  wohl  weniger  hervor  ragend  erscheinen 
und  niemand  für  den  Firststollen-Betrieb  einnehmen." 

Hiergegen  bemerke  ich  nun  wiederholt,  dass  das  Jahr  1877 
das  fünfte  und  nicht  das  siebente  Baujahr  ist  (der  vertragsmäfsige 
Bautermin  geht  vom  I.  Oktober  1872  bis  1.  Oktober  1880,  also 
8  Jahre,  wahrend  die  internationale  Kommission  als  Endtermin 
für  die  ganze  Bahn  den  1.  Oktober  1841  —  also  U  Jahre  ver- 
langt); ferner,  dass  niemals  von  mir  behauptet  wurde,  die 
Unternehmung  habe  stets  die  jewcilen  möglichen  Leistungen  er- 
zielt oder  nur  zu  erzielen  gesucht,  weil  icli  im  Gegentheil  zugebe, 
dass  die  Bauunternehmung  bis  zum  Jahre  1676  alle  Arbeiten 
aufter  dem  Stollen  absichtlich  vernachlässigt  hat  Es  fehlf 
daher  der  obigen  Schlussfolgerung  des  Hm.  Lengeling  jede  Basis. 

Ebenso  unrichtig  ist  diu  Voraussetzung,  das  Firststolleu- 
System  bedinge  ein  Arbeitsfeld  von  2<X>0  »  Länge,  da  diese  grolse 
dermalige  Ausdehnung  desselben  im  Gotthard-Tunnel  ja  uur  von 
der  erwähnten,  vom  technischen  und  finanziellen  Standpunkt 
aus  tadelnswerthen  Vernachlässigung  aller  Arbeiten  aufser 
dem  Stollen- Vortrieb  herrührt,  und  wenn  Hr.  I<engeling  auf  den 
Geschäftsbericht  vom  Jahre  1876  S.  31  verweist,  wo  die  „beim 
Firststollen- Betrieb  in  so  hohem  Maafse  sich  einstellenden 
Störungen  offen  eingestanden  werden",  so  ist  zu  bemerken,  dass 
a.  a.  0.  es  wörtlich  heisst:  „Seitdem  die  Kalotte  durch  Maschinen- 
bohrung  ausgeweitet  werden  kann,  ist  das  Haupthindernis»  der 
Förder  ungderArbeiten  beseitigt  und  ein  rcgelmäfsiges  System 
in  den  Baubetrieb  gebracht  worden."  Die  dagewesenen  Kollisionen 
bestanden  in  der  Hemmung  der  Ausmauerung  durch  den  geringen 
Kalotten-Fortschritt,  so  dass  eine  gleichförmige  und  regelmäßige 
Entwickelung  der  Arbeiten  nicht  Platz  greifen  konnte,  während 
bekanntlich  bei  jedem  Tunnelbau-System  alle  Arbeiten  in  einander 
greifen  müssen,  bezw.  von  einander  abhangig  sind. 

Die  seitherigen  Fortschritte  in  der  Fertigstellung  des  Tunnel» 
beweisen  aber  evident,  dass  es  ein  Leichtes  ist  und  von  vorn 
herein  geweseu  wäre,  alle  Arbeiten  mit  dem  Stollenfortschritt  in 
gleichem  Schritte  zu  erhalten.  Es  gilt  für  die  Bemessung  des 
Werthes  des  für  Alpeutuuuels  anzuwendenden  Tunnelbau-Systems 
der  Satz:  Dass  dasjenige  System  das  beste  ist,  welches 
den  größten  Stolleufortschritt  gewährleistet  und  bei 
welchem  das  Schritthalten  der  übrigen  Auswcitungs- 
und  Maucrungs-Arbeiteu  mit  den  geringsten  Opfern 
möglich  ist  —  Als  das  diese  Bedingungen  am  besten  erfüllende 
System  habe  ich  im  Mai  1875  in  einem  längeren  Aufsatze  das 
belgische  System  bezeichnet,  zu  einer  Zeit,  wo  noch  kein 
Erfolg  mit  demselben  zu  verzeichnen  war.  Die  seit  Mitte  1876 
erzielten  Resultate  stellen  fest,  dass  die  Vollendung  des 
Tunnels  schliel'slich  nur  vom  Stolleufortschritt  ab- 
hangig ist,  trotz  der  vorliegenden,  nicht  zu  rechtfertigenden  Ver- 
spätung der  ernstlichen  Inangriffnahme  der  Ausweitung*-  und 
Manenmgs  -Arbeiten.     Es  muss  jedoch  hierzu  zur  Entschul- 

')  Nncbd-ni  wir  Uurx-h  Aufnahm?  des  gfgrawirugrn  Artikels  )ed«r  der  beiden 
Seiten  »*■•!  uul  o..  Wort  >  .'»Uttel  lutoti.  halten  »it  tliw  »»il»M  Portertiung  dar 
Ottotte  tu  uiutrui  Blast-  für  uathnnJkk  nud  tchlletno  dlcnelbe  hiermit. 

D.  R*d. 


digung  des  Unternehmers  der  schwer  wiegende  Umstand  erwähnt 
werden,  dass  die  erste  Anlage  der  ( 'oUadou'schen  Kompressoren 
weitaus  nicht  den  versprochenen  Nutzeffekt  ergeben  hat  und 
dadurch  eine  Kompressoren- Vermehrung  unumgänglich  nöthig 
geworden  ist,  welche  natürlich  nicht  ohne  groben  Geld-  und  Zeit- 
Aufwand  hat  beschafft  werden  können.  — 

Hr.  Lengeling  schreibt  ferner  den  „komptizirten  und  gefähr- 
lichen Transport-Verhältnissen  die  bis  jetzt  erzielten  geringen 
Fortschritte  am  Gotthard  zu,  wobei  der  Unternehmer  unmöglich 
seineOekouomielindenkönne."  —  Ueberdie  Leistungsfähigkeit 
spreche  ich  mich  nach  Voranstehendem  nicht  weiter  aus.  Wie 
man  aber  den  durch  das  Baiuyatem  bedingten  Transport  einen 
unregelmäßigen  nennen  kann,  ist  mir  unerklärlich.  Es  werden 
die  gewonnenen  Berge  der  oberen  Etage  am  Ort  der  Gewinnung 
in  die  Wagen  geladen  und  über  die  mit  27  0 Steigung  ange- 
legten Rampen  direkt  auf  die  Abladestellc  geführt  Ausweichen 
in  genügender  Zahl  auf  der  oberen  Etage  lassen  den  vollen  Wagen- 
zügen freie  Passage  und  es  stehen  die  leeren  Wagen  zum  Ge- 
brauch in  der  Nähe  bereit  Gleichzeitig  mit  den  leeren  Wagen 
gehen  die  mit  Wölbsteinen,  Sand  und  Kalk  beladenen  Wagen  in 
die  obere  Etage  und  halten  au  den  Arbeitsstellen  und  es  braucht 
nicht,  wie  beim  Sohlstollen-Betrieb,  Stein  für  Stein  in  die  Höhe 
gehoben  zu  werden.  Die  Gleise  der  unteren  Etage  dienen  der 
unteren  Stufe  des  Sohlschlitzes  und  der  Strosse. 

Es  dürfte  nun  doch  einleuchten,  dass  diese  Bahnanlagen  eine 
lebhaftere  Förderung  gestatten,  als  solches  eine  Gleisanlage  auf 
der  Sohle  allein  vermag.  Die  Förderung  aber  bildet  nächst  dem 
Stollen-Fortschritt  eines  der  wichtigsten  Momente  in  Bezug  auf 
Bauzeit  und  Kosten. 

Die  Behauptung  des  Hrn.  Lengeling:  „dass  man  im  Kaiser 
Wilhelm-Tunnel  pro  Monat  auf  einer  Tunnelseite  bis  zu  160  ■ 
Ausbruch  hätte  fordern  können,"  ist  mir  nicht  bewiesen.  In- 
dessen war  dort  das  Obirge  höchstens  halb  so  schwer  zu  ge- 
winnen als  am  Gotthard,  und  es  müssten  daher  bei  letzterem  für 
die  Gewinnung  derselben  Ausbruchsmasse  doppelt  so  viel  Aufbrüche 
in  Betrieb  erhalten  werden.  Nun  weifs  ich  von  den  von  mir  als 
Unternehmer  mit  Sohlstullen  gebauten  Tunnels  her  (zuletzt 
dem  2526  ">  langen  Potzberg- Tunnel  i ,  dass  jeder  neue  Aufbruch 
weitere  Störungen  bezw.  Verzögerungen  im  Transport  verursacht. 
Man  würde  z.  B.  am  Gotthard  nicht  100  ">  Ausbruch  auf 
Sohlstollen  fördern  können,  selbst  wenn  mau  sich  zur  Nachahmung 
des  Beispiels  der  10  rjm  weiten  Sohlstollen  -  Anlage  im  Kaiser 
Wilhelm-  Tunnel,  auf  welche  Hr.  Lengeling  ein  so  grolses  Gewicht 
legt  und  die  er  als  sein  Verdienst  ansieht,  entschließen  wollte. 
Dass  ein  so  grofser  Stollen  für  Alpentunnels  in 
Bezug  auf  Zeit  und  Geld  einen  grofsen  Missgriff 
darstellen  würde,  wird  wohl  allgemein  zugegeben 
werden.  — 

Von  meinem  Ausspruch,  dass  die  Arbeiten  auf  der  Südseite 
des  Gotthard  seit  geraumer  Zeit  völlig  regelmäßig  und  von  An- 
fang au  bis  jetzt  so  glucklich  von  Statten  gegangen  sind,  wie  nur 
bei  irgend  einem  anderen  Tunnel,  nimmt  Hr.  Lengeling  einfach 
keine  Notiz,  behauptet  aber,  „dass  die  häutigen,  aber  dennoch  un- 
vermuteten Ablösungen  von  Felsblöcken,  die  den  Betrieb  so  oft 
gestört  und  Menschenleben  gefordert  haben,  direkte  Folgen  des 
Firststollen-Betriebs  seien.  Bei  der  durch  den  Firststollen-Betrieb 
bedingten  Baumethode  würden  ungeheure  Holzmassen  erforderlich 
werden,  wenn  man  die  aufgeschlossenen  Baustrecken  ganz  ver- 
zimmern wollte,  abgesehen  davon,  dass  ein  regelmässiges  Zimmerungs- 
System  schwer  durchführbar  sei  und  die  Hölzer  wegen  der  langen 
Bauzeit,  bis  die  Mauerung  die  Zimmerung  ersetzt,  stockig  würden 
und  ihren  Zweck  nicht  mehr  erfüllen  könnten." 

Derartige  Raisonnemcnts  stellen  die  vorliegenden  That- 
sachen geradezu  auf  den  Kopf  und  man  könnte  sich  versucht 
fühlen,  daraus  zu  schliefsen,  dass  das  Wesen  der  belgischen 
Tunnelbau-Methode  in  Deutschland  im  allgemeinen  noch  wenig 
bekannt  sei.  Genau  das  Gegen theil  von  dem.  was  Hr.  Len- 
geling behauptet,  trifft  zu!  Abgesehen  davon,  dass  man  beim 
belgischen  System  nur  einen  Stollen  zu  treiben  hat,  wird  das- 
selbe hauptsächlich  wegen  des  bedeutend  erleichterten  und  weniger 
Gefahr  ztdassenden  Abbaues,  gegenüber  dem  Ausbau  im  ganzen 
Proiii,  in  Frankreich,  Belgien  und  der  West -Schweiz  allgemein 
vorgezogen  und  auch  in  weicheren  Gebirgsarten  angewendet,  wie 
dies  z.  B  in  dem  Tunnel  von  Ouchy  nach  Lausanne  in  Diluvial- 
Thon  mit  gutem  Erfolg  geschehen  ist  Es  dürfte  einleuchten,  dass 
der  Abbau  der  Uewölbekappe  viel  leichter,  wohlfeiler  und  sicherer 
geschehen  kann,  als  der  Ausbau  des  ganzen  Profils  mit  der 
doppelten  Höbe.  Wenn  Ablösungen  vorkommen,  so  ist  dies  nur 
ein  Beweis,  dass  entweder  nicht  die  gehörige  Vorsicht  beobachtet 
oder  zu  schwach  abgebaut  war;  das  Bausystem  hat  damit  wahr- 
lich nichts  zu  schaffen.  Wenn  die  belgische  Metbode  an  und  für 
sich  nicht  hinreichend  Garantie  für  das  Leben  der  Arbeiter  bieten 
würde,  so  wäre  sie  selbstverständlich  schon  längst  von  den  staat- 
lichen Behörden  als  unzulässig  bezeichnet  worden.  Dass  mit 
der  Mauerung  in  allen  druckhaften  Strecken  unmittelbar  nach 
Vollendung  der  Minirarbeiten  begonnen  werden  kann,  liegt  auf 
der  Hand,  und  es  ist  lediglich  ein  Kehler,  wenn  es  nicht 
geschieht.  Gerade  in  der  Möglichkeit  des  sofortigen  Ersatzes  des 
Holzausbaues  der  Tunneldecko  durch  das  Gewölbe  besteht  ja 
ein  charakteristischer  Vorzug  des  Mgisrhen  Bau-Systems. 

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144 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


10.  April  1878 


an  dem  von  mir  gebrauchten  Ausdrucke : 
nt,  so  möchte  ich  mir 
giebt,  l»ei  deren  An- 
iu  Zweifel  geräth,  ob  nach 
tewordenen  Theile 
zu  befürchten  sind  oder  nicht.  Je  nachdem 
sein  Urtheil  darüber  ausfallt,  wird  er  einbauen  oder  sogar  mauern 
lassen,  oder  nicht;  das*  man  hierin  eher  zu  viel  als  zu  wenig 
thun  soll,  ist  eine  allgemeine  Pflicht.  Die  mir  zugeschriebene 
Behauptung:  man  hatte  „aberall  nur  standfähiges"  Gebirge  er- 
wartet, ist  durchaus  ungegründet  Langjährige  Praxis  belehrt 
hierin  besser  als  Rücher.  —  Dagegen  wurde  das  Auftreten  von 
blähendem  Gebirge,  3000™  vom  Mundloche  entfernt,  nicht  erwartet 
und  musste  wohl  Jedermann  überraschen.  Uebrigens  hat  dasselbe, 
gerade  weil  man  seine  Eigenschaften  kennt,  noch  keinen  Unfall 
verursacht  und  selbst  dann,  wenn  mau  über  sein  Auftreten  zum 
Voraus  unterrichtet  gewesen  wäre,  wurde  es  keinen  Ausschlag  bei 
der  Wahl  der  Haumethode  abgegeben  haben. 

Srhliefslich  erwähne  ich  in  Bezug  auf  die  Stellung,  welche 
die  Ingenieure  der  Gesellschaft  Unglücksfällen  gegenüber  ein- 
nehmen, daas  erstere  von  jedem  vorkommenden  Falle  der  Polizei- 
Behörde  behufs  Untersuchung  Anzeige  zu  machen  haben,  Den 
Organen  der  Unternehmung  gegenüber  rügen  sie  jede  ihnen 
auffällige  Unsicherheit;  dem  direkten  Eingreifen  aber  stehen 
VertragslK'stimmunge.n  entgegen,  und  es  hat  der  Unternehmer  alle 
Verantwortlichkeit  allein  zu  tragen. 

Auf  die  Argumente  des  {Iru.  Lengeling  betr.  die  günstigeren 
Ventilations- Verhältnisse  beim  Sohlenstollenbetrieb  , 
nicht  nöthig  zu  haben,  naher  einzutreten. 

Zürich,  den  28.  Marz  1878.  Kauffmann 

iu....«n..u.ii»1H>ki.  «i 


glaube  ich 


PatenUrter  Gereon -Verschluss  von  Zeitler.  Der  neue 
Verschluss,  welcher  in  beistehender  Skizze  1  in  seiner  speziellen 
Ausbildung  für  ein  Kloset  dargestellt  ist,  unterscheidet  sich 
von  der  gewöhnlichen  Hinrichtung  insbesondere  durch  die  Hin- 
zuffigung  einer  selhstthatigen,  hinter  dem  Wasserverschluss  an- 
geordneten Klappe,  die  ihre  Drehung  durch  ein  Scharnier  erhalt, 

welches  zur  Ver- 
hütung von  Rost 
und  Ungangbarkeit 
aus  Messing  ge- 
bildet wird.  Zur 
Erleichterung  des 
(langes  der  Klappe 
ist  an  derselben 
auf  der  Rückseite 
ein  Schirm  ange- 
bracht, der  vom 
Strahle  des  Druck- 
Wassers  getroffen 
wird;   das  Zufüh- 


Wl 

bogenförmig  gestal- 
tet werden  und  da- 
durch einen  Wasser- 
sack  erhalten,  um 
den  Eintritt  von 
Gerüchen  in  den 
Kloset- Raum,  der 
durch  dieses  kleine 
Rohr  stattfinden 
könnte,  zu  ver- 
hindern. 

Küchen- Verschlüsse  nach  der  neuen  Einrichtung  (Fig.  2) 
gestalten  sich  insofern  etwas  einfacher,  als  der  oben  gedachte 
Schirm  fehlt,  wahrend  eine  für  Reinigungszwecke  vorgesehene, 
durch  eine  Schraube  Terschliefsbare  Oeffnung  unter  dem  Wasser- 
Back  hinzu  tritt 

Bei  allen  Verschlossen  liegt  hinter  der  Geruch -Verschluss- 
klappe  ein  Revisionsschieber.  —  Patentinhaber  ist  der  Fabrikant 
.1.  J.  Zeitler,  Berlin  C.  Linicnstr.  20  I. 


Dr.  Robert  v.  Mayer,  der  Entdecker  des  mechanischen 
Aequivalents  der  Warme,  ist  am  20.  März  d.  J,  zu  Heil- 
bronn,  seiner  Vaterstadt,  verstorben.  Geboren  am  25.  No- 
vember 18U  hat  er  den  weitaus  gröGtten  Theü  seiner  64jährigen 
Lebensdauer  als  Arzt  in  seiner  Heimathstadt  zugebracht.  Seine 
für  alle  Zeiten  epochemachende  Entdeckung,  wonach  die  Tempe- 
ratur-Zunahme von  0  bis  IT  ,  bei  1 k  Wasser  einer  mechanischen 
Arbeit  von  3K5  (spater  genauer  zu  424  mk  tixirt)  äquivalent 
ist,  sichert  ihm  ein  immerwährendes  Andenken  auch  in  mecha- 
nisch-technischen Kreisen,  da  erst  durch  diese  Entdeckung  die 
Wege  zu  näherer  Einsicht  in  die  Wirkungsweise  und  die  Aus- 
nutzimg der  Warme  in  der  Technik  eröffnet  worden  sind.  Aufser 
dieser  speziellen  Leistung  auf  dem  Gebiete  der  Experimental- 
physik hat  v.  Mayer  sich  durch  werthvolle  Forschungen,  die  den 
höber  liegenden  Gebieten  der  Natur- Philosophie  angehören,  ver- 


Neue  Themse -Brücke  In  London.  Nach  einer  ziemlich 
verlasslich  erscheinenden  Notiz  der  K.  Z.  soll  London  um  eine 
neue  Bogenbrücke  bereichert  werden,  die  in  Bezug  auf  die 
Spannweite  alle  bisher  dagewesenen  Bogenbrflcken  (iucL  der  kürz- 
lich vollendeten  Douro-Brflcke  in  Portugal)  in  den  Schatten  stellen 
würde,  da  die  Spannweite,  für  welche  man  sich  bereits  entschie- 
den hatte,  rot.  200'»  beträgt.  Die  Brückentafel,  welche  an  dem 
Bogen  aufgehängt  werden  soll,  muss  für  l'assirung  der  Seeschiffe 
da  das  Werk  etwa  0,8  Km  unterhalb  London  Bridye  bei  Tower 
Hill,  an  der  Stelle  des  erst  im  Jahre  1870  vollendeten  sog.  Totrer- 
Subway  gedacht  ist  —  die  Höhenlage  von  nahezu  30»  über 
Ebbespiegel  der  Themse  erhalten. 

Als  Konstruktion*- Material  kann  bei  den  Abmessungen,  für 
welche  man  sich  entschieden  hat,  selbstverständlich  nur  Stahl  in 
Frage  kommen.  —  Auf  dem  linken  —  nördlichen  —  Themse- 
Ufer  machen  sich  bei  der  ziemlich  bedeutenden  Höhenlage  und 
der  Unbebautheit  des  dortigen  Terrains  die  Anschlussbauten 
relativ  leicht:  besondere  Schwierigkeiten  erheben  sich  jedoch  auf 
dem  rechten  Ufer,  weil  dasselbe  tief  liegt  und  dicht  mit  Gebäuden 
besetzt  ist.  -  Nach  unserer  Quelle  soll  das  Projekt  bereits  der 
Prüfung  des  Hauptstadtischen  Bauamts  unterstanden  haben,  so 
dass  weitere  Nachrichten  darüber  wohl  in  Kürze  zu  erwarten  sind. 

Neues  In  der  Berliner  Bau-Ausstellung.  In  der  Zeit 
vom  31.  Marz  bis  »».  April  er.  wurden  neu  eingeliefert:  vom 
Pommerschen  Industrie- Verein  Slrarsenflaster-Steine  und  Durch- 
fahrteplatten ,  Iron  bricks;  -  von  Ferd.  Vogt  &  Co.  1  Büffet  von 
Nussbaumholz;  -  von  Ed.  Puls  Schmie  Jeiseme  Feuergeräthe  für 
das  Arbeitezimmer  des  Fürsten  Bismarck,  Ampeltrager  (ein  in 
Scbmiedeiscn  getriebener  Delphin),  Kerzenkrone  aus  getriebenem 
Schmiedeisen;  —  von  Siecke  £  Schulz  Kleinau'sche  Sicherheite 
Schlösser;  —  von  Heinr.  Kraft  Yellowpine-Stamm.  Yellowpine-Stab- 
Fubbodeu,  Yellowpine  -  Tischlerhotz,  Zypressholz,  amerikanisches 
Pappel-  und  Nussbauraholz ;  -  von  Franz  Spengler  amerikanische 
Schlösser  u.  Drücker;  —  von  Heinr.  Freese  Holzjalousie  und  Ham- 
burger Holzspan-Tapete ;  —  von  der  Grat!.  Stolberg- Wernigcrod. 
Faktorei  1  gusseiserner  Thorweg;  —  von  Friedr.  Peters  Akroterie 
von  Zink-  und  Kupferblech;  von  P.  Wimmel  Sc  Co.  Figur  aus 
Savonnieres  Kalkstein  mit  der  Punktirmaschine  vorgearbeitet,  von 
Andreas  Suerfsen  ausgeführt  Tisch  aus  Morley  resp.  Satoiinieres 
Kalkstein  (nach  einem  im  hiesigen  Museum  befindlichen  Marmor- 
Original):  Ballustrade  aus  verschiedenen  einheimischen  Sand- 
und  Kalksteinen  resp.  Marmoren;  Hingelegte  Arbeiten  in  Kalk- 
stein; Tischplatte  aus  Moorley- Kalkstein;  Tischfüfse  aus  Sa- 
vonnieres Kalkstein;  Schles.  Saudsteine  aus  den  Wenig- Rack- 
witzer- u.  Alt-Warthauer  Steinbrüchen. 

Konkurrenzen. 

Konkurrenz  für  Entwürfe  zu  einem  Oeruoh- Verschluss 

für  Rohrleitungen,  Küchenatisgüsse  and  Klosets.  Redaktion  und 
Verlagshand!'.' iL-  von  „Rombergs  Zeitschrift  f.  prakt.  Baukunst" 
haben  einen  1.  Preis  von  ICH»  und  einen  2.  von  50  .//  für: 

Hinliefertuig  eines  undurchdringlichen  wohlfeilen  Geruch-Ver- 
schlusses, durch  praktische  Anwendung  erwiesen  und  begleitet  von 
Zeichnung  und  Preisangabe 

ausgeschrielieu.  Die  Ablieferung  hat  bis  zum  1.  Juni  d.  .1.  bei 
der  Verlagshandlung  J.  Fngelmann,  Berlin  S.W.,  Neuenburger 
Str.  31  zu  erfolgen.  Als  Jury  wird  die  „Redaktion  von  Rom- 
bergs Zeitschr.  f.  prakt  Baukunst  mit  Zuziehung  bewährter  Fach- 
männer" fungircu.  Bei  der  relativen  Kürze  des  Einlieferungs- 
Termins,  sowie  einer  gewissen  Unbestimmtheit,  welche  über  Leistung 
und  Preisrichter  waltet,  wird  auf  eine  besonders  grorse  Be- 
theiligung an  der  Konkurrenz 


Personal  •  Nachrichten . 

Preufsen. 

Ernannt:  Der  Kreisbmstr.  Russell  z.  Wasserbau-Inspektor 
z.  Halle  a.  S. 

Versetzt:  Die  Eisenbahn-Maschinen  im  Mohn  von  Rati- 
bor  nach  Breslau,  Pflug  von  Breslau  nach  Posen,  Reck  von 
Posen  nach  Rat i bor. 

Die  Baumeister-Prüfung  im  Bauingenieurfache  hat  der 
Bauführer  Maximil.  Fenkner  aus  Echte  bei  Northeim  bestanden. 

Die  Bauführer- Prüfung  für  beide  Fachrichtungen  haben 
bestanden:  Job.  Millitzer  aus  Weifseufels,  Friedr.  Müller  aus 
Weimar,  Max  Bath  aus  Greifswald,  Bruno  I.adisrh  aus  Callies 
i.  Pom.,  Gustav  Hippel  aus  Seeburg  Kr.  Roessei,  Bruno  Schulz 
aus  Tursnitz  Kr.  Gratidenz,  Rob.  Köhler  aus  Bekum  Kr.  Hildes- 
heim,  Franz  Stefanski  aus  Samoczyn  und  Casimir  v.  Kar- 
lowskl  aus  Slupowo  Kr.  " 


Martinet  in  Kobnrg  ist  das  Prädikat 


Dem 
Herzogl.  Baurath 

Brief-  und  Fragekanten. 

Hrn.  S.  Ii.  in  Düsseldorf.  Wir  bitten  wegen  allgemeiner 
Angaben  über  Holzkonserviruug  u.  a.  Bd.  2  des  Gottgetreu'scncn 
Werkes:  Physische  u.  c" 
konsultiren  zu  wollen. 


K-  K.  O.  Frlt.rl,. 


W.  Mortrr  llofl.nrhdi u| 


No.  30. 


telMit:  Du  Ilufth«uer  «u  Dnd«.  -  Mulh-M«»-  Apparat.  —  &ir 

B.-)ll,.|  lfr.ir.it  d-r  Arrhitektar  U  d>r  dm^np-n  Aiurfdluuft  d»r  rjerilaw  IHM- 
AUftanka.  -  Zur  Fr«»«  der  Vrninr*tiii«<iB«  der  Klaue.  -  Mit  tbel  laag.o  • 


145 


Varel  nen:  Architekten -Venia  »  Berlin.  —  VertaUrttea:  Nmim!»»»»  in» 
fhtMriuWrts.  —  Kmlteilen  in  Kernler-  and  Tliiir-Vwrhluun.fi.  —  Zun  Brurh»  dea 
Kuhf.iuhl«  Im  Pirtwr  (irand  HüUJ.  -  Brl.f-  and  H r »*» k      .  n. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


C.  Za.r  rjM. 


liillliÜ'llli  i?i 


X.  .V.  Barlla. 


4 


Das  neue  Hoftheater  zu  Dresden. 


m  2.  Fcl 
Bauzeit  < 
Dichteten 
Werk  Gottfried 


iruar  d.  J,  ist  nach  nahezu  siebenjähriger 
as  an  Stelle  des  IHK!)  durch  Brand  ver- 
Dresdener Uoftheaters  ausgeführte  neue 
Semper's  in  feierlicher  Weise  seiner 


Bestimmung  übergeben  worden. 

Maiinii  hfache  Gründe  vereinigen  sich,  um  dieser  Schöpfung 
eine  nicht  gewöhnliche  Bedeutung  zu  sichern.  Wesentliches 
Glied  in  eiuem  der  schönsten  und  berühmtesten  Architektur- 
bilder Deutschlands,  Ersatz  für  ein  Gebäude,  in  dessen  Be- 
wunderung die  Kritik  der 
Sachverständigen  mit  der 
naiven  Empfindung  des  Vol- 
kes Oberem  stimmte  und 
dessen  Verlust  wie  der  eines 
nationalen  Kleinods  be- 
trauert wurde  —  stellt  der 
nunmehr  vollendete  Neubau 
nach  seiner  Gescliichte  zu- 
gleich als  das  künstlerische 
Glaubensbekenntniss 
sich  dar,  mit 
.Meister,  der  nach 
den  tiefsten  und 
tigsten  EinHuss  auf  die 
Entwickelung  der  deutschen 
Baukunst  gewonnen  hat, 
seine  ruhmreiche  Laufbahn 
zu  krönen  bestrebt  war. 

Unsere  Zeitung  ist  der 
Bedeutung  des  Werks,  das 
zur  Zeit  aller  Augen  auf 
sich  gelenkt  hat  und  das 
im 


vorher 


feiert  wird,  wie 
bemäkelt  und  verurtheilt 
worden  ist,  nicht  erst  heute 
gerecht  geworden.  Schon 
als  vor  7  Jahren  der  neue 
Entwurf  Sempers  in  Dresden  zw  Ausstellung  gelangt  war, 
haben  wir  (in  No.  7  u.  8,  Jhrg.  71  u.  Bl.)  demselben  eine 
eingehende  Studie  gewidmet  und  unsern  Lesern  eine  —  aller- 
dings nur  nach  dem  Gedächtnis«  aufgetragene  und  daher  nicht 
uberall  korrekte  —  Skizze  der  Grundriss  -  Disposition  darge- 
boten. Und  unser  Standpunkt  zu'  der  Schöpfung,  ja  unser 
Unheil  Ober  die  Einzelheiten  derselben,  wie  solche  in  jener 
auf  den  Entwurf  bezogenen  Studie  dargelegt  sind,  können  von 
uns  in  allen  Hauptpunkten 
Werke 


es  fast  nichts  als  eine  kurze  Zusammenfassung  und  eine  Er- 
gänzung unseres  damaligen  Berichtes  ist,  die  wir  für  dies- 
mal zu  liefern  haben.  — 

Indem  wir  eine  etwas  korrektere  Skizze  des  Grundrisses, 
sowie  eine  perspektivische  Skizze  der  llauptansicht  des  Ge- 
bäudes beifügen,  wollen  wir  zunächst  in  kurzen  Zogen  noch- 
mals die  eigenartige  Anlage  des  Ganzen  erläutern.  Die  mit 
Semper's  künstlerischer  Tbätigkeit  auch  nur  oberflächlich  ver- 
trauten Fachgenossen  weiden  wissen,  bezw.  unschwer  erkennen, 

dass  dasselbe  als  ein  Kom- 
promiß zwischen  seinem 
Jugendwerke  —  dem  alt- 
gebrannten  froheren  Hof- 
theatcr  in  Dresden  —  und 
jenem  Eut  würfe  für  ein 
Eesttheater  in  München  zu 
bei  rächten  ist,  in  welchem 
der  gereifte  Meister  sein 
Ideal  eines  Theatergebäudes 
zu  verkörpern  versucht  hat. 

Entsprechend  jenem  Stre- 
ben nach  einer  organischen 
Utsung  des  der  Aufgalic 
zu  Grunde  liegenden  Pro- 
gramms, nach  einem  künst- 
lcrisch  wahren  Ausdrucke 
der  dem  Gebäude  und  dessen 
eiuzelnen  Theilen  gegebenen 
Bestimmung,  welches  das 
letzte  und  höchste  Ziel  der 
Gestaltung  des  Aussenbaucs 
war,  sind  die  verschieden- 
artigen Zwecken  gewidmeten 
Abteilungen  des  Gebäudes 
bereits  im  Grundrisse 
möglichst  von  einander  ge- 
sondert. 

In  der  hinteren,  nach 
Nordwesten  gekehrten  Hälfte 
des  Hauses  sind  sämmtliche,  für  den  eigentlichen  Theater- 
Betrieb  dienenden  Bäume  vereinigt:  die  Bohne,  Ober  welche 
sich  ein  hoher,  zum  Aufnehmen  der  Kulissen  in  ganzer  Länge 
geeigneter  Schnürboden  befindet  —  hinter  derselben  die  mittels 
einer  Treppe  und  llampe  von  aussen  zugängliche  Hinterbühne 
und  die  Prohesälc  —  zu  beiden  Seiten  längs  breiter,  mit  den 
•J  Bülinentreppen  und  2  äusseren  Treppen  zusammen  hängen- 
der Korridore  die  in  8  Geschossen  angeordneten  Garderoben 
des  Schauspieler-  und  Sänger-Personals.  Die  klare  und  ein- 
fache Anordnung,  bei  welcher  lediglich  dem  Bedürfnisse  — 

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146 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


13.  April  1878 


jedoch,  namentlich  in  Bezug  auf  Grösse  der  Räume 
vollauf  —  genügt  ist,  bedarf  keiner  weiteren  Erläuterung. 

Die  vordere,  bei  weitem  gröf&ere  Hälfte  des  Baues,  die 
ihre  breite  Front  nach  Südosten,  der  kath.  Hofkirche  und  dem 
Schlosse  zukehrt,  ist  dagegen  in  einer  Weise  entwickelt,  welche 
neben  der  Erfüllung  des  Notwendigen  auch  die  ideale  Be- 
stimmung des  Hauses,  als  einer  Statte  festlichen  Genusses, 
weihevoller  Erhebung  und  Erholung,  zum  monumentalen  Aus- 
druck bringen  solL  Wenn  beide  Rücksichten  auch  vielfach 
in  einander  laufen  müssen,  so  sind  doch  wiederum  die  Bau- 
teile, in  denen  sie  hauptsächlich  sich  verkörpern,  klar 
unterschieden  und  selbständig  behandelt  worden.  Der  an  das 
liuhnenhaus  sich  anlehnende  Kern  des  Ganzen  enthält  in 
knapper  Konzentrirung  die  Gesammtheit  derjenigen  Bäume, 
welche  für  das  unmittelbare  BedQrfniss  der  Theater- 
Besucher  erforderlich  sind;  die  äufseren  Bauten,  welche 
dieselben  nach  3  Seiten  hin  umgeben,  dienen  den  Zwecken 
festlicher  Repräsentation  und  enthalten  im  wesentlichen 
diejenigen  Räume,  die  einen  freien,  behaglichen  Verkehr  des 
Publikums  vor  Beginn  der  Vorstellung  und  während  der 
Zwischenakte  ermöglichen  sollen. 

Es  ist  ersieht  lieh,  dass  jener  Kern  aus  dem  hebten 
Linenraum  des  Auditoriums  und  3  ihn  umgebenden  Zonen 
sich  zusammen  setzt  Die  erste  Zone,  welche  dem  halbkreis- 
förmigen Abschluss  des  Auditoriums  folgt,  enthalt  die  Sitze 
des  L — 4.  Banges  und  ist  im  1.— 3.  Rang  in  Logen  gctbeilt, 
während  der  4.  Rang  einen  offenen  Balkon  bildet.  Die 
zweite  Zone,  in  deren  äufscrer  Begrenzung  ein  rlachbogiger 
Abschluss  durchgeführt  ist,  enthält  in  den  4  unteren  Ge- 
schossen den  Korridor  des  entsprechenden  Zuschauer-Raumes, 
im  obersten  Geschoss,  das  mit  einer  Pfeilerstellung  nach 
dem  Auditorium  sich  ölfhet,  die  Plätze  des  5.  Ranges.  Die 
dritte  äufserste  Zone  enthält  in  den  geraden  Seitentheilen 
aufser  den  Zugängen,  welche  von  dort  nach  dem  Panmel 
und  dem  1.  wie  2.  Range  führen,  die  Garderoben  der  bezgl. 
Ränge  sowie  einige  für  Verwaltungszwcckc  reservirte  Räume; 
in  dem  vorderen  bogenförmigen  Thcile  hegen  doppelte  Treppen, 
welche  einerseits  weitere  Zugänge  zum  Parquct,  1.  und  2. 
Rang  gewähren,  andererseits  zum  3.,  4.  und  5.  Rang  führen 
und  sämmtliche  Ränge  unter  sich,  sowie  mit  den  beiden 
Foyers  verbinden. 

Die  letzteren  schliefsen  als  breite,  im  Segmentbogen  ge- 
krümmte Hallen  unmittelbar  jener  Treppen- Zone  .sich  an  und 
bilden  mit  ihren  weiten  Arkaden-Oeffnungen  den  bedeutsamen 
Mitteltheil  der  Hauptfacade;  in  der  Axe  des  Baues  ist  ihnen 
noch  eine  nach  anfsen  geöffnete  Exedra  vorgelegt.  Der  Fufs- 
boden  des  unteren  Foyers  liegt  wenige  Stufen  Ober  dem 
äufseren  Terrain,  etwa  in  Höhe  eines  Banges  unter  dem 
Parquet;  als  UauptvestibOl  des  Hauses  enthält  dasselbe  die 
Kasse  und  hat  nach  allen  Seiten  hin  Zu-  bezw.  Ausgänge. 
Das  obere,  eigentliche  Foyer  liegt  mit  seinem  Fufsboden  in 
cm  1.  und  2.  Rang  ;  von  der  Höhe  des 


letzteren  führen  daher  in  der  Mittelaxe  (von  der  grofsen  kgl. 
Loge  nach  dem  Balkon  der  Exedra),  sowie  an  den  beiden 
Stirnwänden  Treppenläufc  zu  ihm  empor.  —  Die  beiden  seit- 
lichen Abschlüsse  des  Vorderbaues  werden  durch  zwei  statt- 
liche zweigeschossige  Vestibül  -  Anlagen  gebildet,  denen  breite 
Oberwölbte  Unterfahrten  sich  vorlegen.  Je  zwei  Prachttrcppen, 
von  denen  die  eine  ausschliefslich  zu  den  gleichfalls  für  den 
Hof  reservirten  Proszenium-Logen  des  1.  und  2.  Ranges  ge- 
hört, verbinden  das  untere  mit  dem  oberen,  in  Höhe  des  1. 
Ranges  hegenden  Vestibül;  von  den  Podesten  der  vorderen 
Treppe  führen  einzelne  Trepjwnläufe  zum  Parquet,  bezw.  dem 
2.  Range,  während  andere  Treppen  den  Zugang  zu  den  in 
Höhe  des  oberen  Foyers  liegenden  Balkons  über  den  Unter- 
fahrten vermitteln.  — 

Von  einer  Anführung  der  einzelnen  Haupt-Abmessungen 
des  Baues  glauben  wir  bei  dem  Zweck,  auf  den  diese  Mit- 
theilung sich  beschränkt  Abstand  nehmen  zu  können.  Ebenso 
dürfte  eine  nochmalige  spezielle  Kritik  der  Grundriss-Anord- 
nung,  in  der  —  ganz  abgesehen  von  ihrer  Beziehung  zum 
künstlerischen  Aufbau  des  Gebäudes  —  fürstliche  Opulenz 
und  eine  bis  dahin  wohl  nur  in  wenigen  Theatern  erreichte 
Zweckmässigkeit  sich  vereinigen,  überflüssig  sein.  Wo  be- 
züglich der  letzteren  noch  Wünsche  sich  geltend  machen 
können,  handelt  es  sich  keineswegs  um  Mängel,  die  in  der 
allgemeinen  Disposition  der  Anlage  organisch  begründet  sind. 
So  ist  die  viel  beklagte  Unbrauchbarkcit  mancher  Logenplätze 
eine  unvermeidliche  Konsequenz  davon,  dass  die  3  unteren 
Ränge  ausschließlich  zu  Logen  ausgebaut  werden  mussten ; 
für  die  Garderoben  des  Parquets  würden  sich  unter  aus- 
giebigerer Verwendung  der  zwischen  Korridor  und  Seiten- 
Vestibül  liegenden  Räume  leicht  erträglichere  Zustände  schaffen 
lassen  und  für  die  Akustik  des  Hauses  dürfte  eine  etwas 
andere  Ausbildung  des  Proszeniums,  auf  die  wir  weiterhin 
noch  zurück  kommen,  wohl  günstiger  gewesen  sein.  Als  der 
schwächste  Punkt  der  Grundriss-Bildung  macht  immerhin  jene 
Verbindung  zwischen  den  Foyers  und  den  Seiteu  -  Vestibülen 
sich  geltend,  auf  die  bereits  in  unserer  früheren  Besprechung 
des  Entwurfs  aufmerksam  gemacht  wurde;  doch  kann  von 
Schwäche  freilich  nur  insofern  die  Rede  sein,  als  die«  Ver- 
bindung zu  der  Opulenz  jener  Vestibül  -  Anlageti  in  einem 
gewissen  Missverhältnisse  steht  —  keineswegs  im  absoluten 
Sinne  und  im  Vergleich  zu  anderen  Theatern.  Ob  die  Breite 
des  Foyers  nicht  etwas  zu  gering  bemessen  ist,  wollen  wir 
nicht  entscheiden.  In  den  ersten  Wochen  nach  Eröffnung 
des  Hauses  wurde  das  Foyer  von  einem  so  dichten  Menschen- 
st nime  durchwogt,  dass  es  nicht  möglich  war,  die  Richtung 
zu  wechseln,  geschweige  denn  stellen  zu  bleiben  utid  gruppen- 
weise zu  behaglichem  Plaudern  sich  zu  vereinigen  ;  vielleicht 
dass  aUmahhch  eine  Verminderung  des  Zudranges  eintritt 
und  dass  dann  die  Breite  des  Raumes  auch  eine  solche,  für 
die  Annehmlichkeit  des  Theaterbesuchs  so  wesentliche  Be- 
nutzung gestattet  —  (ScUu»  folgt.) 


Fluth  -  Mess  -  Apparat 

nach  dem  System  des  Ingenieurs  Ueitz  in  Hamburg. 

Die  Aufgabe  der  Bestimmung  der  Gestalt  und  Gröl'se  der 
Erdoberfläche  umfafst  die  Bestimmung  auch  der  mittleren 
Meeres  hohen  und  die  Vergleichung  dieser  Höben  mit  Hülfe 
genauer  geometrischer  Nivellemente.  Die  Europäische  Grad- 
messung, welcher  diese  Aufgaben  anvertraut  sind,  hat  sich  in 
den  letzten  Jahren  insbesondere  darum  bemüht,  die  Apparate 
fUr  die  Bestimmung  der  Meeresböhen  genau  kennen  zu  lernen, 
und  es  bildete  dieser  Umstand  für  Se.  Exz.  den  Gen.-Lieut 
Baeyer,  Präsidenten  des  Zentral-Büreaus  der  Europaischen  Grad- 
messung, und  für  das  Treu  frische  Geodätische  Institut  deu  Anlass, 
an  den  Ingenieur  im  Vermessung«  -  Büreau  der  Stadt  Ham- 
burg, Hrn.  F.  H.  Reitz,  den  Auftrag  zu  ertheiien,  einen 
Fluth  -  Apparat  nach  seinem  System  herzustellen.  Das  zu- 
folge dieses  Auftrags  in  der  Offizin  von  Dennert  >fe  Pape 
in  Altona  ausgeführte  Instrument  und  die  dazu  gehörige,  von 
Theodor  Knoblich,  Chronometerroacher  in  Hamburg  gelieferte 
Uhr  haben  an  der  Nordsee -Küste,  u.  z.  auf  der  Insel  Sylt  Auf- 
stellung gefunden. 

Der  Hrn.  Reitz  ertheilte  Auftrag  ging  dahin,  dass  das  In- 
strument neben  dem  Kegistrir-Apparat  eine  Vorrichtung  zur 
mechanischen  Bestimmung  des  mittleren  Wasserstandes 
besitzen  solle,  letztere  nach  einer  von  Hrn.  Reitz  im  Jahre  1»71 


Nach  Mittheilung  dieser  Vorgeschichte  soll  im  Nachstehenden 
eine  kurzgefasste  Beschreibung 
werden. 

Ein,  in  einem  Schachte  plazirter  Schwimmer  A,  Fig.  1, 
setzt  bei  fallendem  Wasser  mittels  eines  Kupferdrahts  B  eine 
Scheibe  C  in  rotirende  Bewegung;  auf  der  Achse  von  C  ist  eine 


zweite  Scheibe  E  und  ein  Zahnrad  Fangebracht.  Die  Scheibe  E, 
auf  welche  ein  Gewicht  D  wirkt,  dient  zur  Erzielung  der  umge- 
kehrt gerichteten  Bewegung  der  Achse  von  C  bei  steigendem 
Wasserspiegel,  wahrend  das  kleine  Zahnrad  F,  welches  in  eine  Zahn- 
stange iJ  eingreift,  dazu  bestimmt  ist,  die  Grölse  der  Bewegung 
des  Schwimmers  für  die  bequemere  Kegistrirung  derselben  ent- 
sprechend zu  reduziren.  Die  Zahnstange  wird  mittels  Kriktions- 
rollen  geführt;  sie  trägt  auf  ihrem  einen  Ende  eine  Diamant- 
spitze  //  und  auf  dem  andern  2  Rollen  i,  L 

Die  in  Eig.  1  angegebene  Uhr  hat  die  zweifache  Aufgabe,  — 
einen  Zylinder  //  in  24  Stunden  und  eine  Glasscheibe  M  in  6  Stun- 
den  1  volle  Umdrehung  ausführen  zu  lassen.  Der  Zylinder  tragt 
eine  Papierhülle,  auf  welcher  von  der  erwähnten  Diamantspitze 
die  Eluthkurven  verzeiclmct  werden,  und  auf  der  Scheibe  AI  be- 
wegen sich  theils  gleitend,  theils  drehend  die  Rollen  /. 

Die  T heile  des  Apparats  sind  auf  einer  gehobelten  Guss- 
eisenplatte A*  aufgestellt,  welche  auf  3  Säulen  ruht,  die  ihrerseits 
auf  der  Deckplatte  des  Schwimmer-Schachts  stehen.  Der  Zylin- 
der //  ist  aus  horaisirtem  Kautschuk  hergestellt;  die  Papierholle 
desselben  besteht  aus  geschwärztem  Kreidepapier.  Die  Zylinder- 
Oberfläche  ist  mittels  einer  Theilungs  -  Vorrichtung  für  Meter 
und  für  halbe  Stunden  genau  eingeteilt;  die  Thcillinien  sind 
bezw.  der  Grundfläche  und  der  Axe  des  Zylinders  parallel.  Die 
Abmessungen  des  Zylinders  und  die  Verhältnisse  der  Triebwelle 
sind  derartig  gewählt,  dass  der  Apparat  ohne  Unterbrechung  für 
etwa  einen  Monat  und  darüber  dienstfähig  ist;  nach  Ablauf  eines 
Monats  jedoch  ist  es  der  Deutlichkeit  wegen  erwünscht,  die 
Zvlinder- Umhüllung  zu  erneuern.  Um  bei  dieser  Operation  mög- 
lichst wenig  Zeit  zu  verlieren,  sind  2  Zylinder  vorhanden,  deren 

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Nt.  30. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


147 


im  Apparat 
u  Zylinders 


erhalt, 

«ich  befindet;  sogleich  nach  II. 
wird  der  andere  eingesetzt 

Für  die  Konstanten  -  Bestimmung  des  Apparate,  wobei  volle 
Umdrehungen,  sowohl  der  Kolle  C  als  der  Glasscheibe  AI  genau 
ku  fixiren  sind,  haben  beide  Theile  entsprechende  Indices  erhalten. 
In  der  Axe  des  Drahts  gemessen  beträft  der  Umfang  der 
Rolle  C  genau  2».  — 

Für  die  Erklärung  der  Leistung  des  Apparats  und  der  zu 
Grunde  liegenden  Verhältnisse  ist  Folgendes  anzufahren.  Die 
Aufgabe  ist,  au  geeigneten  Kostenpunkten  die  mittlere  Meeres  - 
Hohe  für  bestimmte  Zeiträume  fest  zu  stellen.  Waren  Fltith- 
entwickelung  nnd  Fluthhöhe  rollkommen  regelmäßig,  so  würde  die 
Fluth-Höhe  mit  dem  Mittel  aus  Hoch-  und  Niedrigwasser 
zusammen  fallen.  Da  aber  ertahrungsmäisig  die  Fluthkurven  von 
der  regelmäfsigcn  Fluthwcllen-Linie  (Sinuslinie)  mehr  oder  weniger 
erheblich  abweichen,  wie  beispielsweise  die  Kurven  zu  Cuxhaven, 
Southhamptou,  Ipswich(Fig.  2)  ersichtlich  machen,  so  ist  zur  Be- 
stimmung der  mittleren  Meereshöhe  jene  erwähnte  einfache  Be- 
stimmung unanwendbar.  In  Fig.  2  sind  zur  gröberen  Hervor- 
hebung der  Unregelroäfsigkciten  der  wirklichen  Fluthkurven  die 
idealen  Fluthkurven  punktirt  mit  angegeben  worden. 

Bei  der  -  gleichen  -  Gesammthöhe  A  der  3 


wird. 


die  Einheit 
die  Ab- 


Gl.  (2.): 
(3) 


für 

0,527  A,  für  Southhainpton  0,567  A  und  für  Ipswich 
0,471  A,  anstatt  0,5  A,  die  für  die  vollkommen  regelinäfsige  Form 
der  Kurven  übereinstimmend  gelten  würden.  — 

Die  Feststellung  der  mittleren  Meereshöbe  gewahrt  uns 
die  Unvcräiiderlichkeit  oder  das  Maafs  der  Verände- 


rungen der  Höhe  der  Kon- 
tinente und  Inseln  beur- 
theilen,  hezw.  auf  die  Ab- 
nahme und  Zunahme  der 
Wassermenge  im  Meere, 
etwa  durch  gleichmäßige 
Veränderung  der  mittleren 
Mereshöhe  an  vielen  Kosten- 
punkten, sichere  Schlüsse 
ziehen  zu  können. 

Jene  mittlere  Höhe 
aegi  (Fig.  2)  ist  durch 
die  selbstverständliche  Be- 
dingung bestimmt,  dass  Fl. 
nbc  -f  fff'i  iuhaltsgleich  Fl. 
edge  sind.     Die  zur  Be- 


(  =  p)  multiplizirt  mit  der  Differenz 
Diese  Differenz  ist  natürlich  so  zu 
von  einer  vollen  Umdrehung  gebildi 
lesung  am  Anfang  des  Zeitraums 

so  tat:     1  fxd9  =  p  (*,-«,)  i 

Ist  ferner  z  die  dem  Bogen  <p  entsprechende  Sekunden-An- 
zahl und  6  der  zu  1  Sek.  gehörende  (konstante)  Bogen,  den  die 
Scheibe  AI  zurücklegt,  also  b:  =  p.  so  wird  durch  Substitution 

in  GL  (3): 

.  .  Jf.  SZSL  (4) 
oder  unter  Abkürzung  des  konstanten  Faktors  dieser  Gleichung: 
m  =  c  ÄZÄ  0) 

sich,  auch 


Die 
;  da 
uud  mit 


die 


(iei 


JU  machen  lasst,  die  einer  bekannten 
Sek.-Zahl  i,  entspricht  (zu  1  Umdrehung  von  AI  gehören  im 
Apparat  21600  Sek.),  und  die  dieser  Umdrehung  entsprechenden 
Ablesungen  <i,  und  a,  auf  der  Rolle  /  macht.    Hiernach  wird 


eine 


Hohe  erforderlichen  Daten 
werden  vom  Apparat,  ohne 
Vermittlung  e  iner  Zeichnung, 
sehr  genau  durch  die  auf 
der  Glasscheibe  AI  sich 
drehenden  Rollen  /,  Ton 
welchen  die  eine  zur  Kon- 
trole  dient,  angegeben.  Die 
Umdrehungszahl  der  Rollen 
vor  nnd  nach  einem  beliebig 
gewählten  Zeitraum  kann  am 
getheilten  Bande  derselben 
und  am  Zählapparat  abge- 
lesen werden.  Der  Rand 
der  Rollen  ist  dazu  in  loo 
Theile  getheilt,  Vi«  eines 
solchen  Theils  kann  noch 
sicher  geschätzt  werden;  am 
Umdrehungen  registrirbar. 
Die  Wa. 


er- Drahts  durch  Drehung 
der  Scheibe  C  (welche  2™ 
Umfang  hat)  abgewickelt. 
Von  der  so  erlangten  neuen 
Stellung  der  Rolle  aus  lasst 
man  Ii  abermals  eine  einer 
bekannten  Sek.-Zahl  z,  ent- 
sprechende Zahl  von  Um- 
drehungen machen,  mit 
welchen  die  übrigen  Ab- 
lesungen a,  und  1 '  i  an  der 
Rolle  l  korrespondiren.  Be- 
zeichnen dann  m,  und  m, 
die  zugehörigen  mittleren 
Wasserspiegel-Höhen,  so  ist 

p»  m 


uud  mi, 


da  aber  m,— m,  =  so 
ist  auch 

.  _  _  /  g«  -«i»  _  «i— «i  \ 
V.    a,  c,  ) 

und  hieraus 


c  = 


I 


a,—a, 


(II) 


1(K) 


ii,  bei  dem  die  bez.  Rolle  im  Mittelpunkte  der  Glasscheibe 
steht 

Wird  die  Spiegelhöhe  des  Wassers  über  jener  Höhe  x  genannt 
und  das  Verklemerungs- Verhältnis*,  welches  zwischen  der  Bewegung 
der  Rollen  /  auf  der   Glasscheibe  AI  in   der  Axcnrichtung 

und  der  Veränderung  des  Wasserspiegels  besteht,  mit  ^  bezeich- 
net, so  ist  die  Bewegungsgröfse  eines  Punktes  des  Rollen-Umfangs 
wahrend  eines  Zeitraums,  innerhalb  dessen  die  Scheibe  AI  sich 
y  dreht: 


S 


(i) 

xrff»  ist  nun  der  Inhalt  einer  Fläche,  deren  Ordinaten 
=  x  und  deren  Abszissen  =  tp  sind.  Soll  hieraus  das  gesuchte 
mittlere  x  gefunden  werden,  so  ist  jener  Werth  einfach  durch  y> 
zu  dividiren,  nachdem  man  durch  Hinzufilgung  des  Faktors  n, 
der  das  Uehcrsebtungs-VerhAltniss  augiebt,  die  wirkliche  Rpiegel- 
hohe  des  Wassers  wieder  in  die  Rechnung  eingeführt  hat  Nennt 
Höhe  m,  so  wird: 


(2) 


Der  Werth  ^  f x<i<p  ist  aber  gleich  dem  Umfange  der  Rolle  / 


z, 

Hat  man  in  dieser  Weise 
für  beide  Hollen  die  Kon- 
stante c  bestimmt,  so  ergiebt 
sich  eine  weitere  Gröfse,  um 


welche  die  Rolle  rechts  konstant  größere  Angaben  für  m  liefert 


der  für  die  beiden  Rollen  ge- 
Werth von  r»,  wie 


von  in  ist 


die  Rolle  links;  mit  Hülfe 
c  ist  ein 

beide 

eine  gewisse  Anzahl  von  Un 
Die  Differenz  der  so  gefundenen  beiden  We 
jener  gesuchte  konstante  Werth. 

Für  das  in  Rede  befindliche  spezielle  Instrument  sind  folgende 
Werthe  ermittelt: 

für  die  Rolle  links:  m  =  6656,««^-^ 


für  die  Rolle  rechts:  m 


<H  -n, 


Korrektion.  Die  einzige  bei  dem  Apparate  auszuführende 
Korrektion  ist  die  folgende.  Es  ist  nöthig,  dass  die  Axe  der 
Rollen  ihrer  Bewegungsrichtung  über  die  Glasschcilte  AI  bin 
parallel  sei,  da  eine  Bewegung  der  Rollen  nur  durch  die  Drehung 
der  Scheibe  AI  und  durch  keine  anderen  Ursachen  bewirkt  werden 
soll.  —  Bei  festgestellter  Scheibe  AI  lässt  man  die  Rollen  über 
die  Scheibe  hingleiten,  wobei  sie  sich,  wenn  l'arallelismtis  vor- 
handen ist,  nicht  drehen  dürfen.  — 

Auf  den  ersten  Blick  könnte  es  nöthig  erscheinen,  dass  die 
Bewegungsrichtung  der  Köllen  l  durch  den  Mittelpunkt  der 
Scheibe  AI  geht  Dies  ist  indess  unnöthig,  und  allein  aus  prak- 
tischen Gründen  ist  eine  Annäherung  an  diese  Lage  zu  wählen. 
Eine  seitliche  Abweichung  der  Rollen  bringt  keinen  Unterschied 
in  der  Ablesung  mit  sich,  wie  folgendermaafsen  bewiesen  wird. 

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148 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


13.  April  1878 


I.age  I  (Fig.  3) 
Jröfse  der  Holle 


3)  ist  die 


Ii 


pq  =  ad<p 
in  clor  Lage  II,  der  mechanischen 
Einrichtung  des  Apparats  wegen: 
wo  —  nm  cot  y, 

da  aher  cos/-  —  "  nm      a,  d<p  ist, 


so  wird 

mo  —  a,  dp 


Fi«.  X 


faltig  die 
in  einem 


mitWa 


Es  ist  zum  Schluss  noch  anzu- 
geben, auf  welche  der  Genauigkeit 
des  Instruments  entsprechende  Art 
mun  die  lleziehung  seiner  Angabe 
auf  einen  durch  Nivellement  ge- 
gebenen Höhepunkt  feststellt 
Man  bestimmt  zu  diesem  Zweck  sorg- 
eliebigen Punktes  am: 
gefüllten  ' 


Messung  sicher  ist;  man  am--  nur  berücksichtigen,  dass  durch  das 
Gewicht  ü  (Fig.  1)  der  Schwimmer  später  etwas  angehoben  wird, 
dass  also  der  Wasserstand  wahrend  der  praktischen  Verwendung 
des  Schwimmers  um  diese  —  leicht  aus  der  Grundflache  des 
Schwimmers,  der  Gröfse  des  Gewichtes  D  und  den  Kadien  der 
Scheiben  C und E zu  berechnende  —  Gröfse  der  Hebung  unterh  alb 
des  gewählten  Fixpunkts  liegt.  Ist  die  Messung  dieses  Punktes  aus- 
geführt, so  wird  der  Schwimmer  in  den  Schacht  eingesenkt  und 
durch  Auflegen  des  Drains  auf  die  Schpibe  C  mit  dem  Apparat 
verbunden.  In  irgend  einer  Lage  wird  nun  der  Schwimmer  mittels 
eines  am  Rand  des  Schachtes  befestigten  Drahtes  festgehalten 
und  in  dieser  Lage  die  Tiefe  des  Fixpunkts  in  Vergleich  zu  einem 
durch  Nivellement  bestimmten  Punkte  gemessen,  so  dass  also  die 
gewählte  Schwimmer-Lage  einer  bekannten  Hobe  des  Wasser- 
spiegels entspricht.  Hei  der  angegebenen  Lage  des  Apparats  wird 
die  Scheibe  M  vielleicht  10  Mal  umgedreht  und  aus  dem 
Ergebniss  dieser  Drehung  das  zugehörige  m  nach  Gl.  (I.) 
Ist  etwa  die  Spiegelhöhe  entsprechend  der 

Stellung  =  A,  so  wäre  h  -m  die  absolute  Höhe,  über  der  die  Rolle 
/  die 


Zur  Betheiligung  der  Architektur  an  der  diesjährigen  Ausstellung  der  Berliner  Kunst -Akademie. 

Jene  Vereinigung  von  Architekten  Berlins,  welche  im  vorigen 


Jahre  die  Einführung  und  Einbürgerung  der  Architektur  in  diese 
periodisch  wiederkehrenden  akademischen  Kunstausstellungen  sich 
zur  Aufgabe  stellte,  hat  nach  Beschlussfassung  Uber  die  Abhal- 
tung einer  Ausstellung  im  Jahre  1878  ohne  Zeitverlust  einen 
Antrag  bezüglich  der  lietheiligung  der  Architektur  an  den  Senat 
der  Akademie  gerichtet,  der  mit  unwesentlichen  Modifikationen 
genehmigt  worden  ist  und  daher  nach  seinem  Inhalt  und  seiner 
Tendenz  wohl  Anspruch  anf  das  Interesse  der  Fachgenossen  hat. 

In  erster  Linie  ist  beantragt:  Der  Senat  möge  seinerseits 
Einladungsschreiben  und  Programme  nicht  nur  an  die 
Akademien,  sondern  auch  an  die  Architekten-Vereine  zur 
Versendung  bringen  Die  Agitation  für  eine  würdige  und 
reichhaltige  Beschickung  der  AbtheiTung  für  Architektur  wäre  damit 
ohne  weiteres  dorthin  verlegt,  wo  eine  bestehende  und  anerkannte 
lokale  Organisation  mit  der  besten  Aussicht  auf  Erfolg  ihre  Ideen 
vertreten,  erläutern  und  realisiren  kann  —  in  die  Vereine 
selbst.  Der  Berliner  Architekten- Verein  hat  in  dieser  Richtung 
auch  bereits  seit  einiger  Zeit  mit  Erfolg  die  Initiative  ergriffen; 
seine  an  diverse  städtische  und  Staats-Behörden  gerichteten  Auf- 
forderungen, die  diesjährige  Ausstellung  durch  Einsendung  der  in 
Betracht  kommenden  Entwürfe  für  monumentale  Bauten  zu  be- 
reichern, haben  vielseitige  Berücksichtigung  gefunden. 

Erfreulicher  Weise  ist  dadurch,  dass  der  Senat  der  Berliner 
Akademie  von  nun  ab  selbst  die  Einladung  an  die  Architekten 
und  an  die  Vereine  erlässt,  dieser  ganzen  Institution  der  Charakter 
des  Versuches  genommen  und  der  Stempel  einer  dauernden, 
Vertrauen  verdienenden  Einrichtung  aufgedrückt.  Wir  dürfen 
hoffen,  dass  diese  veränderte  Sachlage  auch  die  Mehrzahl  der  aus- 
wärtigen Fachgenossen  veranlassen  wird,  aus  ihrer  im  vorigen  Jahre 
sehr  zum  Schaden  der  Sache  beobachteten  Reserve  hervor  zu  treten. 

Im  weiteren  sucht  der  Antrag  die  äufsere  Anordnung  der 
Architektur-Abtheilung  gemäl's 

regeln.   Nicht  nur  die  Mängel  und  Vorzüge  des  1877er 


ich  auch  ein  direkter  Vergleich  mit  dem  Pariser 
„Salon"  musste  die  Ueberzeugung  aufdrängen,  dass  die  Art  und 
Weise  der  Inszenirung  von  gröfster  Bedeutung  für  den  verfolgten 
Zweck  sein  wird,  und  dass  in  dieser  Beziehung  unter  uns  offeubar 
noch  irrige  Vorstellungen  verbreitet  sind. 

Es  ist  in  der  That  nichts  daran  gelegen,  dass  möglichst 
massenhaftes  Material  in  der  provisorischen  Gallerie  der 
Museums- Insel  aufgehäuft  werde,  sondern  es  handelt  sich  darum, 
seitens  der  Aussteller  selbst  eine  sorgfältige  Auswahl  nach  Inhalt 
und  Vortragsart  zu  treffen,  bei  welcher  die  Rücksicht  auf  ein 
zwar  gebildetes,  aber  mit  der  Technik  unseres  Faches  so  gut  wie 
gar  nicht  vertrautes  Laienpublikum  in  erster  Linie  stehen  muss. 
Diese  Rücksicht  auf  die  Beschauer,  mit  deren  Gemüt  und  Ver- 
ständniss  die  Formensprache  der  Architektur  wiederum  innig  ver- 
wachsen soll,  ist  es,  welche  eine  zweckentsprechende  Behandlung 
der  Ausstellung  fordert. 

Es  ist  in  dieser  Beziehung  zunächst  beim  Senat  beantragt 
worden,  dass  der  Katalog  seitens  der  Akademie  selbst 
erweitert  werde.   Schon  gelegentlich  der  1877er  Ausstellung 

Eröffnung 
ich  hinge- 
Projektes 

selbst  wird  deshalb  für  den  Katalog  in 
Zukunft  unerlässlich  sein.  Dieselbe  soll  durch  schematisch  abge- 
fasste  Anmelde-Formulare  erleichtert  werden.  Neben  der  Bezeich- 
nung der  Aufgabe  und  der  Veranlassung  ihrer  Lösung  werden  der 
Grundgedanke  der  Disposition.,  die  Stilrichtung,  das  zur  Verwendung 
kommende  Material  nnd  die  Kosten  der  Herstellung  zu  erwähnen 
sein,  und  zwar  möglichst  in  derjenigen  Fassung,  welche  eine 
direkte  l'ebertragnng  in  den  gedruckten  Katalog  gestattet  — 

Endlich  ist  beantragt:  der  Senat  möge  auch  dieses  Mal 
den  Grundsatz  festhalten,  dass  der  einzelne  Aussteller 
im  Maximum  3  Projekte  zu  höchstens  4  Blatt  zur  Aus- 
stellung bringen  dürfe. 


erweitert  werae.  senon  gelegentlich  aer  iö/<er  Ausstenui 
ist  in  diesem  Blatte  auf  die  guten  Dienste  des  nach  Eröffnui 
der  Ausstellung  herausgegebenen  .Führers"  nachdrücklich  hing 
wiesen  worden.  Ein  kurze  schriftliche  Erläuterung  des  Projekt! 
durch  den  Verfasser  selbst  wird  deshalb  für  den  Katalog  i 


Aus  dieser  Bestimmung  lassen  sich  für  die  Art  des  Vortrages 
solcher  Projekte  einige  Gesichtspunkte  als  maafsgebend  folgern: 
Sowohl  die  Natur  dieser  Ausstellungen,  als  auch  die  Prä- 
miirung  der  besten  Arbeiten  durch  Ehrenpreise  des  Senats  erheben 
vor  allem  die  Forderung,  nur  das  Beste,  und  dieses  in  kon- 
kurrenzfähiger künstlerischer  Form  und  Darstellung 
zu  geben.  Ferner  verlangt  dieselbe  eine  dem  greiseren  Laien- 
Publikum  möglichst  leichte  Verständlichkeit  der  Projekte. 
Der  Nachdruck  wird  also  auf  künstlerisch  durchgeführte  Perspek- 
tiven und  Facaden  in  grofsem  Maalstabe  zu  legen  sein, 
während  Grundrisse  und  Schnitte  der  Zahl  nach  und  im  Maafstabe 
einzuschränken  und  mehr  wie  Noten 
sind,  insofern  sie  mehr 
sollen  Für  diese  letzteren 
in  kleinerem  Maalstabe  vollkommen  genügen.  Konstruktive  Details 
sind  ganz  zu  vermeiden,  da  es  sich  für  den  vorliegenden 
Zweck  lediglich  um  die  allgemein  verständliche  künstlerische 
Formensprache  der  Architektur,  nicht  um  die  konstruktiven  Mittel 
ihrer  Ausführung  handele 

Nach  diesem  Gesichtspunkte  wäre  es  sehr  wohl  möglich,  sogar 
ein  und  dasselbe  Projekt  in  diesem  Jahre  gleichseitig  in  Berlin 
und  zur  Wanderversainmlung  in  Dresden  zur  Ausstellung  zu 
bringen,  wenn  dort  wie  hier  die  wesentlichen  nicht  vertretenen 
Blätter  durch  Photographien  ersetzt  würden. 

Ferner  empfiehlt  es  sich,  jedes  für  sich  auftretende 
Projekt  durch  entsprechende  Einrahmung  zu  Indivi- 
dualismen und  bei  symmetrischer  Anordnung  der  Haupthlätter 
und  Unterordnung  der  erläuternden  Photographien  im  Rahmen 
so  zu  Kruppiren ,  dass  das  Ganze  ähnlich  wie  ein  in  sich  abge- 
schlossenes Bild  wirkt,  ohne  dass  der  Beschauer  gezwungen  wäre, 
sich  hier  die  Perspektive,  dort  die  Facaden,  Grundrisse  und 
Schnitte  längs  der  Wände  zusammen  zu  suchen. 

Man  wende  nicht  ein,  dass  damit  auf  eine  vom  Werth  des 
Projektes  unabhängige  „Mache"  ein  zu  grolses  Gewicht  gelegt 
werde!  Die  ausstellenden  Künstler  wollen  ja  eben  mit  ihren 
Projekten  in  den  Hallen  der  Ausstellung  unter  der  festlich  ange- 
regten Menge  der  Beschauer  Gefallen  erwecken;  sie  wollen  werben, 
—  nicht  um  eine  Gunst  der  Tageslaune,  sondern  um  die  er- 
wachende Liebe  de*  Volkes  für  ihre  Kunst  Warum  sollten  sie 
die  Kinder  ihrer  Phantasie  nicht  ebenfalls  festlich  ausstatten,  wo 
die  Geschwisterkünste  in  Farbenpracht  und  plastischer  Fülle 
ohnehin  überwiegend  zur  Geltung  kommen? 

Es  wird  überhaupt  unerlässlich  sein,  soll  die  Abtheilung  für 
Architektur  nicht  in  wenig  Jahren  verarmen  oder  ihren  Zweck 
gänzlich  verfehlen,  dass  die  Architekten  die  Rücksicht  auf  die 
akademischen  Ausstellungen  bei  ihren  Arbeiten  walten  lassen. 

Wir  haben  immer  noch  allen  Grund,  auch  auf  diesem  Ge- 
biete von  den  Franzosen  zu  lernen,  die  zugleich  verständig  und 
geschmackvoll  den  berechtigten  Ansprüchen  des  Publikums  ent- 
gegen kommen,  und  wollen  zum  Schluss  auszugsweise  hier  wieder- 
geben, welchen  Eindruck  ein  tüchtiger  Künstler  und  feiner  Be- 
obachter im  vorigen  Jahr  von  dem  Pariser  Salon  empfangen  hat. 

Treten  wir  dort  in  die  Uberlichtsäle  des  2.  Stockwerks  des 
Palait  dt  CInduttrie,  welche  die  Abtheilung  für  Architektur  um- 
schließen, so  fällt  dem  Besucher  zunächst  die  Einheitlichkeit  in 
der  äufseren  Anordnung  sehr  angenehm  in  die  Augen,  mit  welcher 
ein  durchgehendes  Prinzip  in  der  Gestaltung  der  Arbeiten  Hand 
in  Hand  geht 

Der  Vortrag  ist  immer  streng  architektonisch  und  mit  gröfster 
Gewissenhaftigkeit  den  Gesetzen  der  darstellenden  Geometrie 
untergeordnet  Von  jener  saloppen  Behandlung,  der  wir  nicht 
ungern  die  falsche  Bezeichnung  des  „Malerischen"  geben,  keine 
Spur.  Nur  eine  Andeutung,  ein  Schimmer  der  wirklichen  farbigen 
Erscheinung  ist  gegeben,  und  die  Schatten  sind  zwar  auf  das 
Gewissenhafteste  roodellirt,  aber  in  Tönen,  bei  deren  Wahl  mehr 
die  stimmungsvolle  Erscheinung  des  Gcsammtbildes  als  die  Natur- 
wahrheit maafsgebend  ist 

Der  perspektivischen  Darstellung  ist  die  weiteste  Anwendung 


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149 


eingeräumt,  weun  auch  der  gute  Geschmack  unsere  Nachbarn 
davor  bewahrt,  allzu  häufig  solche  Kunststücke  auszuführen,  wie 
wir  sie  bei  den  letzten  inländischen  Konkurrenren  mit  perspek- 
tirischen  Durchschnitten  betrieben  sahen.  Namentlich  ist  der 
Grundriss,  zumal  derjenige  größerer  Gesammtaniagen,  durch  das 
schöne  Mittel  der  Vogel-Perspektive  dem  Verständnis»  der  Laien 
am  Leichtesten  nahe  zu  bringen.  In  den  meisten  Fallen  sind 
Grundrisse  und  Schnitte  vorgetragen,  als  ob  sie  nur  zur  näheren 
Erläuterung  der  perspektivischen  Ansicht  dienen  sollten,  in  den 
Abmessungen  nicht  gröfter  als  zur  Deutlichkeit  genügt.  So  sind 
sie  auch  in  der  Augenhöhe  aufgehängt;  darüber  thront  in  seiner 
dominirenden  Grüfte  das  perspektivische  Bild,  und  zwar  in  einer 
Neigung,  die  es  den  Sehstrahlen  ermöglicht,  sich  senkrecht  darauf 
zu  richten. 

Soweit  handelt  es  sich  um  die  Geaammt  -Darstellung  einer 
architektonischen  Idee;  bei  Vorführung  von  Einzelheiten  nioditizirt 
sich  natürlich  die  Behandlung  je  nach  dem  Zwecke,  doch  ver- 


drängt nie  (z.  B.  Itei  perspektivischen  Innen-Ansichten)  die  Sucht 
nach  farbigem  Effekt  die  Präzision  der  architektonischen  Zeich- 
nung. In  der  Kunst  aber,  mit  einfachen  Mitteln  der  Zeichnung 
und  Färhnng  den  Charakter  des  jeweiligen  Stoffes  wieder  zu 
geben,  suchen  die  französischen  Architekten  ihre  Meister.  — ' 

Es  ist  ja  nicht  nöthig,  dass  wir  uns  sklavisch  diesem  Vorbilde 
unterordnen,  und  es  ist  auch  nicht  möglich,  ja  nicht  einmal 
wünschen» werth,  dass  Berlin  je  in  gleichem  Sinn  und  gleicher 
Ausdehnung  der  beherrschende  Mittelpunkt  der  künstlerischen 
Interessen  und  Schaustellungen  für  Deutschland  werde,  wie  es 
Paris  für  Frankreich  ist  Trotzdem  wollen  wir  die  Hoffnung 
nicht  unterdrücken,  dass  die  Einladung  des  Senates  der  Berliner 
Kunstakademie  nicht  unbeachtet  in  den  deutschen  Fachkreisen 
verhalle,  sondern  dass  dieselben  durch  ihre  Sendboten  sich  hier 
von  Zeit  zu  Zeit  ein  Stelldichein  geben  mögen,  zu  Ehren  ihrer 
Kunst  und  zur  Wiedererweckung  des  warmen  Antheils,  der  der- 
|  selben  unzweifelhaft  im  Herzen  unseres  Volke»  gebührt.  — 


Zur  Frage  der 

Die  in  den  meisten  deutschen  Staaten  bestehenden  Ver- 
ordnungen, wonach  öffentliche  Wasserläufe  nicht  ungebührlich 
verunreinigt  werden  dürfen,  sind,  da  sie  keine  Grenzen  nach 
Zahl  und  Maaft  festsetzen,  bis  zu  welchem  die  Einleitung  von 
Schmutzwasser  getrieben  werden  darf,  dehnbar  und  es  müssen  daher 
die  Gutachten  von  Sachverständigen  und  Verfügungen  der  Be- 
hörden »ich  mehr  oder  weniger  auf  blofses  schwankendes  Ge- 
fühl stützen.  Bei  solchem  Zustande  der  Dinge  ist  weder  auf  der 
einen  Seite  ein  beruhigendes  Vorgehen  gegen  übertriebene  Ver- 
unreinigung der  Wasserlaufe,  noch  auf  der  andern  Seite 
Sicherheit  gegen  etwaige  Willkür  der  Behörden  geboten.  Der 
Deutsche  Verein  f.  öffentl.  Gesundheitspflege  hat  auf  seiner  Ver- 
sammlung in  Düsseldorf  1676  eine  Eingabe  an  das  Reichs- 
Gesundheitsamt  beschlossen,  in  welcher  um  Anstellung  systema- 
tischer Untersuchungen  der  Flüsse  tind  den  hierauf  zu  stutzenden 
Erlass  exakter  Bestimmungen  petitiouirt  worden  ist  Leider 
hat  die  Förderung  dieser  Angelegenheit  vorerst  gegen  andere 
Aufgaben  zurück  stehen  müssen,  obgleich  dei selben  lebhaftes 
Interesse  und  freundliche  Zustimmung  an  betr.  Stelle  zu  Theil 


von  Köln 

ist  nun  bekanntlich  unterm  2.  Mai  1877  ein  Gutachten  der 
königl.  preufs.  Wissenschaft!  Deputation  für  Mtdizinalwesen  er- 
lassen worden,  welches  in  dem  Ausspruche  gipfelt,  das»  es  behufs 
Reinhaltung  der  Wasserlitufe  allgemein  verwerflich  sei,  mensch- 
liche AbfaJlstoffe  aus  Wasserklosett  durch  städtische  Kanäle  in 
die  Flüsse  einzuleiten,  und  es  hat,  auf  dieses  Gutachten  gestützt, 
das  preuss.  Staatsministerium  am  1.  Sept.  1877  eine  generelle 
Verfügung  erlassen,  wonach  von  den  Mittelbehörden  kein  Sttdte- 
reinigungt- Projekt,  welches  auf  Kanalisation  basirt,  ohne  zuvor 
eingeholte  Entscheidung  des  Staattministeriums  zu  genehmigen 
ist;  im  Voraus  wird  dabei  auf  jenen  Ausspruch  der  Medizinal- 
behörde als  maafs gebend  hingezeigt.*) 

Hierdurch  ist  nach  einer  Richtung  hin  die  Sachlage  eine 
klare  geworden,  zugleich  aber  eine  höchst  beunruhigende  für 
eine  Reihe  von  Städten,  die  eine  systematische  Entwässerung, 
einschl.  der  Anlage  von  Abtritten  mit  Wasserspülung,  in  Aufsicht 
genommen  hatten.  Beispielsweise  sind  hier  Köln,  Stettin,  Posen, 
Hanno. er  und  Frankfurt  a.  M.  zu  nennen.  In  unserer  No.  79, 
Jahrg.  1877  sind  die  Resolutionen  mitgetheilt,  durch  welche 
in  jener  Versammlung  vom  Septbr.  1677  der  D.  Verein  für 
öffentl.  Gesundheitspflege  zu  dieser  Angelegenheit  Stellung  ge- 
nommen hat;  der  Verein  hat  damals  erklärt,  dass  z.  Z.  ein  absolutes 
Verbot  des  Einladens  von  städtischem  Kanalwasser  mit  Kloset- 
inhalt  in  die  Flüsse  nicht  gerechtfertigt  erscheine,  und  dass  die 
Notwendigkeit  dieses  Verbott  durch  das  Gutachten  der  preuss. 
Medizinal  -  Deputation  nicht  begründet  sei.  Bei  der  Dringlich- 
keit, den  der  Gegenstand  für  zahlreiche  Städte  gegenwärtig  bereits 
erlangt  hat,  wird  es  von  Interesse  sein,  hier  die  Gründe  dieser 
Resolution  und  namentlich  diejenigen  wirtschaftlicher  Natur 


kurz  mitzutheüeu. 

Es  ist  eine  unrichtige  Ansicht,  dass  nur  solche  Kanal- 
Wässer  gefährlich  seien,  in  denen  menschliche  Exkremente  ab- 
sichtlich und  offenkundig  einem  Flusse  zugeführt  werden,  und 
dass  diejenigen  Kanalwasser  von  ganz  anderer  Beschaffenheit 
seien,  in  welchen  die  Exkremente  für  die  Behörden  nicht  ersicht- 
lich sind,  weil  ihre  Einleitung  in  den  Fluss  verboten  ist  Schon 
die  äufseren  Sinne  reichen  aus,  um  »ich  von  der  Irrigkeit  dieser 
Auffassung  zu  überzeugen.  Wenn  für  den  äufseren  Eindruck  und 
für  die  Vorstellung  zwar  oft  eine  Verunreinigung  durch  Fäkalstoffe 
widerlicher  ist  als  die  Beimengung  von  gewerblich 
Küchenausläufcn  und  Straften- Spülwasser,  so  komm 
das  Umgekehrte  vor,  je  nach  der  Menge  und  dem 

{,  welches  man  gewahrt  Entscheidender  aber  ist  das 
sehr  vieler  chemischer  Untersuchungen  von  Kanal- 
wonach zwischen  solchen  Städten,  in  denen  Abfuhr 
t,  und  anderen,  in  denen  Wasserklosets  in  die  Kanäle 
münden,  ein  wesentlicher  Unterschied  hinsichtlich  des  durch- 
schnittlichen Mischungs-Verhältnisses  der  Abwasser  nicht  besteht 
Die  Erklärung  für  diese  Thatsache  liegt  einfach  darin,  dass  die 


1  c«(.  u.  Hr.«.  isn  m. 


Meng«  der  Klnsetstoffc  im  Vergleich  zu  den  anderen 
tiellen  und  sonstigen  Verunreinigungen  nicht  so  erheblich  ist,  als 
gewöhnlich  geglaubt  wird,  und  dass  die  Bevölkerung  trotz 
etwaiger  Verbote  gern  den  bequemsten  und  billigsten  Weg, 
nämlich  den  flüssigen,  durch  Kanäle  oder  Straftenrinnen ,  ein- 
schlägt, auch  nach  bestimmten  Erfahrungen  stets  einschlagen 
wird,  da  die  Macht  der  Polizei  jener  ganz  allgemeinen  Tendenz 
gegenülter  unzureichend  ist 

Das  Gutachten  der  Wissensch.  Deputation  gesteht  selbst  zu, 
dass  wenn  einmal  die  Grundstücke  behufs  Ableitung  der  Haus- 
wässer an  Kanäle  angeschlossen  sind,  dann  eine  Kontrole  darüber 
kaum  zu  ermöglichen  »ei,  dass  nicht  auch  Fäkalstoffe  in  die 
Kanäle  gelangen  Darnach  wird  also  kein  Gegensatt  zwischen 
Kanal  wässern  mit  und  ohne  Exkremente  bestehen,  sondern  es 
werden  sammtliche  Kanalwässer  eine  einzige  lange  Reihe  bilden, 
deren  Glieder  sich  durch  den  Grad  der  Verunreinigung, 
aber  nicht  nach  der  chemischen  Beschaffenheit  der  Bestand  - 
thcile  unterscheiden.  Das  quantitative  Verhältnis»,  welches 
zwischen  der  Menge  des  Wassers  und  den  verschiedenen  Bei- 

mit  dem  Wasserverbrauch,  der  Industrie  etc.  variiren,  im  all- 
gemeinen aber  nur  wenig  mit  der  Methode,  nach  welcher  die 
Exkremente  beseitigt  werden.  Folgerichtig  müssen  daher  Anord- 
nungen zur  Reinhaltung  der  Flüsse  auf  alle  Gattungen  städtischer 
Kanalwässer  sich  beziehen,  und  weun  man  es  für  erforderlich 
hält,  menschliche  Abfallstoffe  gänzlich  ausxuschliefsen ,  so  muss 
da»  betr.  Verbot  eben  auch  alle  diese  Gattungen  treffen.  Dar- 
nach ist  die  Vermuthung  nahe  gelegt,  dass  die  Maafsnegel  der 
Sperrung  der  Flüsse  für  Einleitung  von  Verunreinigungen  künftig 
vorschärft  werden  wird.  — 

Die  Wirkungen,  welche  ein  verunreinigter  Fluss  auf  die 
Anwohnerschaft  übt,  sind  bis  jetzt  weder  direkt  noch  durch  die 
medizinische  Statistik  nachgewiesen.  Gerüche  bekunden  noch 
keine  spezifischen  Gefahren,  sondern  erfordern  mehr  wegen  ihrer 
allgemeinen  Unannehmlichkeit  Vorschriften  über  Reinhaltung. 
Freilich  steht  die  Schädlichkeit  faulender  organischer  Stoffe  über- 
haupt und  insbesondere  bei  epidemischen  Krankheiten  fest,  und 
mit  dem  unmittelbaren  Genuas  von  Wasser  aus  verunreinigten 
Flüssen  und  Brunnen  wird  man  vorsichtig  sein  müssen  Aber 
Fäulnissprodukte  ändern  sich  in  fließendem  Wasser  mehr  oder 
weniscr  rasch  und  es  ist  ferner  die  so  ircfürchU'te  Ucbertrainine 
von  Krankheitskeimen  durch  faulende  Stoffe,  insbes.  durch 
menschliche  Exkremente  bis  jetzt  ganz  hypothetisch.  Noch 
weniger  ist  das  Schicksal  solcher  Keime  verfolgt  worden,  welche 
etwa  mitten)  städtischer  Kanäle  in  das  Flusswasser  gelangen  und 
anderwärts  getrunken  werden.  Das  rasche  Streben  der  Jetztzeit 
nach  greifbaren  Resultaten  führt  vielfach  zur  Ueberstflrzung  in 
Behandlung  wissenschaftlicher  Probleme  und  bat  beispielsw.  auch 
auf  dem  vorliegenden  Gebiete  gewissen  Erscheinungen  und  Ge- 
fühlen eine  Zeit  lang  eine  Bedeutung  verliehen,  welche  später, 
nach  eingehenderen  Prüfungen  wieder  geschwunden  ist  Die 
neuesten  Forschungen  (Pettenkofer,  Nägelil  sprechen  eher 
gegen  als  für  die  Wahrscheinlichkeit  der  Uebertragung  von 
Infektions-Pilzen  durch  Wasser  oder  durch  exkrementielle  Massen, 
und  es  hat  die  medizinische  Statistik  noch  nirgends  die  Ver- 
schleppung einer  Epidemie  durch  einen  Fluft  nahe  gelegt  Unter 
solchen  Verhältnissen  ist  es  dem  Verein  f.  öffentl.  Gesundheits- 
pflege zur  Zeit  durchaus  ungerechtfertigt  erschienen,  eine 
vorbeugende  Maaftregel  von  so  grofter  Tragweite,  wie  das  in 
Rede  befindliche  Verbot  zu  erlassen. 

itrliche"  Wege  zur  Beseitigung 


Alters  her  Gebrauch  gemacht  worden  ist,  darf  nur  mit  Vorsicht 
und  durch  entschiedene  Fordeningen  des  allgemeinen  Wohls 
beschränkt  werden.  Die  vollständige  Aufhebung  des- 
selben würde  —  abgesehen  von  der  praktischen  Undurchführbarkeit 
einer  betr.  Vorschrift  -  eine  solche  Menge  von  Verlegenheiten, 
Kosten  und  anderweiten  Uebelständen  erzeugen,  dass  unsere 
ganze  Lebensweise  eine  Umgestaltung  erfahren  müsste.  In  Eng- 
land, dem  klassischen  Lande  der  öffentlichen  Gesundheitspflege, 
sind  nur  Grenzbestimmungen  für  den  Gehalt  von  Abwassern 

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150 


vorgeschlagen  worden,  Uber  welch«  hinaus  dieselben  nicht  in 
Flüsse  eingelassen  werden  sollen.  Aber  schon  eine  Beschrän- 
kung bestehender  Gewohnheiten  ergiebt  einen  Interessen-Kampf, 
welcher  ebenso  von  finanzieller  wie  von  hygienischer  Bedeutung 
ist  Wenn  die  Städte  ihr  Kanalwa&ser  nicht  in  die  Flosse  ab- 
lassen dürfen,  sind  sie  zu  Heinigungs-,  vorzugsweise  zu  Berie- 
selung** Anlagen  genöthigt.  Diese  mögen  zwar  recht  wunschens- 
werth,  unter  Umstünden  auch  noth  wendig  sein,  sind  aber  bis 
jetzt  selten  lohnend  und  eben  infolge  dieser  einen  Thatsache 
werden  vielleicht  segensreiche  gesundheitliche  Verbesserungen 
innerhalb  der  Mulle  ganz  unterlassen,  obgleich  sie  auf  der 
anderen  Seite  gegenüber  der  bisherigen  ungeregelten  Entwässe- 
rung kaum  eine  nennenswerthe  Veränderung  im  Flusse  herbei 
gefuhrt  haben  würden.  Gegeutheils  wird  bei  zunehmender  Ver- 
unreinigung eines  Flusses  die  unterhalb  wohnende  Bevölkerung 
zu  Filtration* -Anlagen  oder  sonst  geeigneten  Werken  für  Be- 
schaffung von  Wasser  genothigt.  Nun  lehren  zwar  vielfache  Erfah- 
rungen, das*  durch  gute  Sandnlter  au*  nicht  allzusehr  venin  rei- 
nigten Flüssen  ein  Trinkwasser  erhalten  werden  kann,  welches 
vollkommen  unbedenklich  und  insbesondere  in  seinem  Gehalt  an 
organischen  Substanzen  eingeschränkt  ist,  aber  es  werden  durch 
solche  Anlagen  immer  Kosten  veranlafst 

Sowohl  dort  wie  hier  stehen  also  Gesundheit  und  Geldopfer 
in  Frage,  und  da  kommt  es,  wie  überall  im  wirtschaftlichen 
Leben,  auf  eine  Vermittelung  an,  welche  die  zulässige 
Grenze  von  Verunreinigungen  möglichst  genan  fest  setzt, 
damit  ein  Fluss  einerseits  als  Abzugskanal ,  andererseits  als 
Wasserspender  benutzbar  bleibe.  Auch  die  öffentliche  Gesund- 
heit ist  ein  Gut,  welches  bezahlt  werden  muss,  und  bei  dem 
man  sich  in  Acht  zu  nehmen  hat,  übertriebene  Forderungen 
zu  stellen,  deren  Kosten  viel  schwerer  wiegen  als  die  Gefah- 
ren, welche  man  vermeiden  möchte.  Theoretisch  mag  man  der 
Ansicht  beipflichten,  dass  ein  stadtisches  Kanalwasser  auch  bei 
der  größten  Verdünnung  nicht  als  unschädlich  zu  betrachten 
ist,  und  mag  gegen  die  Vermischung  desselben  mit  Flusswasser 
unter  allen  Umstanden  Einsprache  erheben.  Denn,  so  lange 
bestimmte  Beweise  pro  oder  contra  nicht  besteheu,  darf  auch 
der  denkbar  schlimmste  Standpunkt,  welcher  in  der  A usicht  gipfelt, 
dass  die  Verschleppung  von  Krankheiteu  durch  Kanalwasser  und 
Flüsse  möglich  sei,  dass  ein  Infektionskeim  wirklich  ein  mal 
diese  lossage  nebst  der  PUttmÜM  BMMtahl  und  datui  KZI  dem 
grofsen  und  mannichfaltigen  Wasserverbrauch  einer  Stadt  gerade 
in  ein  empfängliches  Individuum  gelangt,  dass  endlich  gegen 
diese  Gefahr  um  jeden  Preis  Sicherheit  geschaffen  werden 
solle,  inebt  abgestritten  werden.  Es  fragt  sich  aber,  ob  ein 
solcher  Standpunkt  praktisch  ist?  Offenbar  ist  der  Grad 
der  Wahrscheinlichkeit  zu  berücksichtigen,   nüt  welcher  jene 


Gefahr  eintreten  kann.  Uubedeuklich  laut  man  die  I.uft  aus 
einem  Blattern  -  Spital  in  die  Atmosphäre  eintreten,  obgleich  das 
Kontagium  daselbst  einer  Menge  von  Personen  zuströmen  kann; 
aber  die  Verdünnung  ist  grofs  und  die  Ansteckungs-Möglichkeit 
nimmt  in  dem  Maaße  der  Verdünnung  ab.  Analog  würden  auch 
Gewerbs- Abfalle,  Exkremente  und  selbst  spezifische  Krankheits- 
keime in  entsprechend  grofse  Gewauer  abgeladen  werden  können, 
I  weil  mit  der  Verdünnuug  die  Gefahr  abnimmt  Was  erforderlich 
ist,  sind  gesetzlich  gezogene  Grenzen  über  das  Verhält- 
nis! zwischen  Schmutzwasscr  und  Flusswasser! 

Der  im  Vorstehenden  geschilderte  Streit  der  Anschauungen 
erscheint  als  ein  Thcil  des  ewigen  Gegensatzes  zwischen  Ideal 
und  Wirklichkeit  Die  preufsische  Wissenschaftliche  Deputation 
möchte  vermeintlich  vollständige  Sicherheit  gegen  Ansteckungen 
auf  einem  gewissen  Wege  schaffen,  bereitet  auf  demselben  aber 
den  Städten  grofse  Schwierigkeiten  hinsichtlich  einer  rationellen 
Entwässerung;  ihr  wohlmeinendes  aber  einseitiges  Streben 
setzt  gleichsam  eine  Prämie  auf  die  Erhaltung  vorhan- 
dener schlechter  Zustände,  welche  der  allgemeinen  Ge- 
sundheit erfahrungsmäßig  weit  sicherer  Schaden  bringen,  als 
eine  mäßige  Verunreinigung  der  Flüsse  das  thun  würde.  Der 
Verein  f.  öffentl.  Gesundheitspflege ,  aus  Aerzten,  Gcmeinde- 
vertretern,  Beamten  und  Technikern  zusammen  gesetzt,  dem  mau 
gewiss  nicht  den  Vorwurf  der  Verleugnung  seiner  eigenen  Firma 
machen  wird,  stellt  das  Ziel  als  etwas  praktisch  Erreichbares  hin, 
indem  er  anerkennt,  das*  der  Gesundheit  nur  eine  relative 
Berechtigung  neben  anderen  Mitteln  zum  Wohlergehen  zukomme, 
dass  .das  Leben  nicht  der  Güter  Höchstes  sei".  —  Hervor- 
ragende Mitglieder  der  preuß.  Wissenschaftlichen  Deputation 
haben  übrigens  bis  vor  kurzem  jene  strenge  Ansicht  nicht 
gelheilt;  auch  darin  liegt  ein  Grund  zum  Bedauern,  dass  die- 
selbe von  dem  preußischen  Ministerium  sofort  als  Leitfaden  an- 
genommen worden  ist,  ohne  den  Ansichten  in  anderen  Kreisen 
und  wichtigen  wirthschaftlichen  Rücksichten  Rechnung  zu  tragen. 
Die  übrigen  deutseben  Regierungen  stehen  in  dieser 
Frage,  soweit  bekannt,  auf  einem  riebtigeren  Standpunkt,  und 
es  fehlen  nur,  wie  eingangs  erwähnt  worden  ist,  noch  exakte 
Normen.  Da  der  Gegenstand  offenbar  von  Reichs  wegen  zu 
behandeln  sein  wird,  ja  zum  Thcil  sogar  von  internationaler 
Bedeutung  ist  (Donau  und  Rhein!),  so  hat  der  Verein  für  öffentl. 
Gesundheitspflege  sich  jetzt  an  den  Reichskanzler  gewandt 
um  eine  Modifikation  des  speziellen  preufsischeu  Verbot*  zu  er- 
bitten, und  um  seinen  früher  gestellten  Antrag  auf  baldige  genaue 
Vorschriften  bezüglich  der  Verunreinigung  der  Flüsse  zu  wieder- 
holen. —  Wir  unsererseits  können  diesem  Vorgehen  nur  den 
besten  Erfolg  wünschen! 


Architekten  -  Verein  zn  Berlin.  Versammlung  am 
8.  April  1878;  Vorsitzender  Hr.  Möller,  anwesend  193  Mitglieder 
und  13  Gäste. 

Die  Fabrik  von  Schäfer  &  Hauschner  ladet  die  Vereins- 
mitglieder zur  Besichtigung  eines  von  ihr  nach  Motiven  des 
Architekten  Tietz  in  Kunst- Schmiedearbeit  angefertigten  greisen 
Thorweg*  ein.  —  Zu  der  diesmaligen  architektonischen  Monats- 
Konkurrenz  sind  5  Entwürfe  für  die  Au*tattung  eines  Herren- 
zimmers eingelaufen,  wahrend  die  Ingenieur  -  Konkurrenz  keine 
Betheiligung  gefunden  hat.  — 

Nachdem  Hr.  Cornelius  im  Namen  der  Unterstützungs- 
Kommission  über  einen  Fall  dringenden  Nothstandes  eines  Tech- 
nikers berichtet  und  eine  Sammlung  für  diesen  in  Gang  gesetzt 
hat,  hält  Hr.  Bartels  den  von  ihm  angekündigten  Vortrag  über 
( 'hicago. 

Der  Redner  hat  Chicago  gewählt,  um  dem  Verein  ein 
amerikanische*  Städtebild  vorzuführen,  weil  dieser  Ort  nach  seinein, 
seit  dem  großen  Brande  von  1871  erfolgten  Wieder-Aufbau  unter 
allen  großen  Städten  Amerika*  noch  am  meisten  ein  europäisches 
Gepräge  trägt,  während  New- York  und  Philadelphia  in  der  Anlage 
ihrer  älteren  Theile  so  eigenartige  und  von  unsern  Zustanden 
abweichende  Verhältnisse  zeigen,  dass  ein  Vergleich  mit  diesen 
kaum  möglich  ist 

Chicago,  das  seinen  Namen  von  dem  gleich  benannten  Flusse 
(nach  der  Indianerspracbe  Checatme,  d.  b.  der  grofse  Fluss)  er- 
halten hat,  liegt  an  der  Mündung  dieses  Flusses  in  den  Michigan- 
See,  auf  der  westlichen  Seite  des  letzteren  und  unter  41*  nördl. 

von'  der  Hitze,  die  im  Sommer  St  Louis,  Cincdnnati  und  andere 
etwa*  südlicher  gelegene  Städte  heimsucht,  verschont  Der  See 
gewährt  ihm  eine  Wasserverbindung  mit  den  großen  nordamerika- 
nischen Binnenseen:  ein  Kanal,  der  den  Chicago-Fluss  mit  dem 
Illinois -Fluss  verbindet  und  durch  den  seit  einer  neuerdings  durch- 
geführten Vertiefung  des  Chicago  das  Wasser  vom  Michigan-See 
mit  den  gesammten  Abflüssen  der  Stadt  nach  dem  Illinois  geführt 
wird,  ermöglicht  den  Wuserverkehr  mit  dem  Mississippi.  Ein 
dichte*  Net*  von  Eisenbahnen  überzieht  die  fruchtbare  Ebene, 
welche  die  Stadt  auf  mehre  Hundert  Kilometer  weit  nach  N.,  ü.  u.  S. 
umgiebt  —  So  bildet  die  letztere  einen  der  bedeutendsten  Ver- 
kehrs -  Knotenpunkte  der  ganzen  Welt  und  hat  sich  zum  ersten 
Handelsplätze  für  Getreide,  Vieh  und  Nutzholz  empor  geschwungen, 
dessen  Eiigros  •  Umsatz  bereits  im  Jahre  1871  eine  Höhe  von 


1U3  Vereinen, 

1  snj  Millionen  M.  erreicht  hatte.  Entsprechend  diesem  Auf- 
schwünge war  die  Vermehrung  der  Einwohnerzahl,  die  in  den 
ersten  35  Jahren  des  Bestehens  der  Stadt  jährlich  x>,v„  betragen 
hat.  1801  wurde  hier  ein  kleines  Fort  erbaut,  das  1812  in  Folge 
der  Indianerkämpfe  verlauen  und  erst  1816  erneuert  wurde. 
1830  hatte  der  Ort  12  (hölzerne)  Häuser  und  loo  Einwohner, 
1833  bei  seiner  Erbebung  zur  „'/Wn"  4  170  E.  1850  zählte 
die  seit  1837  als  „C«y  inkorporirte  Stadt  30000,  1860  110 (XX), 
1807  299  000,  1875  endlich  mehr  als  Vi  Million  Bewohner  und 
60000  Wohnungen. 

Die  Stadt,  welche  von  N.  nach  S.  etwa  16-*«-  und  von  0. 
nach  W.  etwa  8— Ii)"*-»  Durchmesser  hat  und  rot  10  400«* 
Fläche  bedeckt,  liegt  nach  der  bekannten,  in  den  60er  Jahren 
durchgeführten  Hebung  der  älteren  Quartiere*)  etwa  5—10"  über 
dem  Spiegel  des  Sees.  Der  Chicago-Fluss,  der  sie  durchzieht 
und  vor  seiner  Mündung  in  den  See  in  2  Arme  sich  spaltet,  theilt 
sie  in  3  natürliche  Abschnitte,  den  Nord-,  Süd-  ti.  West- Distrikt 
die  durch  zahlreiche  Dreh  •  Brücken  und  2  unter  dem  Flusse 
durchgeführte  Tunnels  verbunden  werden.  Von  den  61  l*"1  Ufer- 
länge,  welche  der  Fluss  innerhalb  der  Stadt  besitzt,  sind  nicht 
weniger  als  40  mit  Docks  und  Waarenhänsern  ausgebaut  Die 
Mral>n,  welche  24-  30"-  breit  sind,  kreuzen  sich  sämmtlich  im 
rechten  Winkel  und  folgen  einander  in  solchen  Abständen,  dau 
Häuserblocks  von  91  ">  Länge  und  61  <■>  Tiefe  sich  ergeben;  die 
einzelnen  Baustellen  (Lob),  welche  demnach  30,5  m  Tiefe  haben, 
sind  6,1  »  bis  6,75  11  breit  und  es  ist  die  Bebauung  derselben  so 
geregelt,  dass  im  Inneren  der  Blocks  ein  zusammen  hängender 
freier  Raum  sich  ergiebt.  Größere  Plätze  sind  in  der  Stadt  selbst 
nicht  vorhanden:  dagegen  sind  im  Außengebiete  mehre  Park* 
von  bedeutenderem  Umfange  angelegt 

War  schon  die  ältere  bauliche  Entwicklung  Chicagos  hoch 
interessant,  so  wird  dieselbe  doch  bei  weitem  überboten  durch 
das,  was  in  der  Erneuerung  der  Stadt  nach  dem  großen  Brande 
am  8.  u.  lt.  Oktober  1871  geleistet  worden  ist  Das  durch  Um- 
werfen einer  Petroleumlampe  in  einem  Kuhstalle  entstandene,  vom 
Südwestwind  angefachte  Feuer  fand  in  den  leicht  gebauten,  an 
Holzwerk  reichen  Häusern  üppige  Nahrung,  während  die  unge- 
nügende Zugänglichkoit  dieser  Häuser  und  die  Förderung,  welche 
das  Feuer  durch  den  mittels  der  Fahrstuhl-Schächte  hervor  ge- 

•)  tl.ui  wtitM<-lK  IM  Artikel:  Vbtaw  und  Mine  llü»ertirl,uu«  »uf  H.  Ana 
Jim-  M  u  tu 

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N».  30. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


151 


brachten  Luftzug  erfuhr,  die  Anstrengungen  der  in  Amerika 
trefflich  organisirten  Feuerwehr  zu  Schanden  machte.  3  Stunden 
nach  Ausbruch  des  Brandes  war  die  Flamme  bereits  1 200  ™ 
weit  vorgedrungen,  hatte  den  Klus»  au  zwei  4uo  "'  weit  von  einander 
entfernten  Stellen  überschritten  und  erlangte  eine  Kraft,  welcher 
selbst  die  solidesten  Steinhäuser  nicht  widerstehen  konnten.  Der 
Brand  erstreckte  sich  auf  8-10 iu  und  vernichtete  17  450  Gebäude; 
100  000  Menschen  wurden  obdachlos,  200  fanden  in  den  Flammen 
ihren  Tod.  Der  Werth  des  vernichteten  Eigenthums  belief  sich 
auf  rot  800  Millionen  M,  von  denen  185  Millionen  zwar  ver- 
sichert waren,  aber  bei  dem  Bankerott  fast  aller  Versicherung«- 
Anstalten  gleichfalls  nicht  gerettet  werden  konnten. 

Bei  diesem  großartigen  Unglück  zeigte  sich  die  zihe  Energie 
der  Amerikaner  ond  ihre  Fähigkeit,  sich  schnell  in  gegebene 
Verhältnisse  zu  schicken,  im  glänzendsten  Lichte ;  allerdings  kam 
der  schwer  geprüften  Stadt  auch  die  Theilnabme  und  Unterstützung 
der  ganzen  Welt  zu  Hülle.  Die  Kautleutc  konsolidirten  ihre 
Interessen  und  beschlossen,  ihren  Verpachtungen  voll,  wenn  auch 
erst  allmählich,  nachzukommen ;  in  der  That  soll  der  wirkliche 
Ausfall  in  Betreff  derselben  nicht  mehr  als  4,20  Millionen  .// 
betragen  haben.  Der  Geschäftsverkehr,  welcher  im  Herbst  seinen 
Höhepunkt  erreicht,  erlitt  nur  eine  kurze  Unterbrechung  und 
wurde  bald  in  provisorischen  Holzbauten  wieder  aufgenommen. 
Unmittelbar  darauf  ging  es  mit  Eifer  an  die  Erneuerung  der 
Wahnhäuser  und  öffentlichen  Bauten,  wobei  —  im  Gegensatz  zu 
der  früheren  Sorglosigkeit  —  in  rigoroser  Weise  auf  Feuersicher- 
heit der  Konstruktionen  (meist  Backsteinbau  mit  Sandstein-Facaden) 
gehalten  wurde.  Von  den  83  550  ™  Slrafsenfront,  die  in  dem 
Haupt-Geschäftsnuartier,  dem  S.-Distrikt,  abgebrannt  waren,  wurden 
binnen  Jahresfrist  bereits  16150">  mit  einem  Kostenaufwande 
von  189  Millionen  M  erneuert  —  Unter  den  93  Architekten-Firmen, 
die  an  der  Rekonstruktion  der  Stadt  betheiligt  waren,  hat  eine 
allein  27  mi*  Strafsenfront  erbaut,  eine  andere  ein  Baukapital 
von  378  Millionen  M  verwendet  Zur  Zeit  ist  von  den  Spuren 
des  Brandes  selbstverständlich  längst  nichts  mehr  zu  bemerken.  — 
Die  Eintheilung  der  Stadt  in  Wohn-  und  Geschäfts-Quartiere 
und  die  Gliederung  der  letzteren  nach  dem  Gegenstände  der  ver- 
schiedenen Geschäftszweige,  welche  der  Hr.  Vortragende  an  der 
Hand  der  ausgestellten  Pläne  schilderte,  müssen  wir  an  dieser 
Stelle  übergehen.  Besonders  bemei  kenswertk  erscheint  die  Dock- 
Anlage  des  South-Brand-Distrikt,  die  Schöpfung  eines  Privatmannes, 
Mr.  Walker;  sie  umfasst  eine  Fläche  von  ÖOO  liA.  enthält  eine 
Ausladelänge  von  12000 n,  wovon  3000 m  Kanalufer,  und  steht 
mit  allen  13  grofsen  Eisenbahn  -  Linien  Chicagos,  von  denen  5 
hier  ausmünden,  in  Verbindung.  —  Die  Kommunikationsmittel 
Bind,  wie  überall  in  Amerika,  sehr  gut  entwickelt  Außer  den 
zahlreichen  Linien  der  3  Pferdebahn  -  Gesellschaften  gewähren 
auch  die  Lokomotiv-Eiseubahnen,  welche  gleichfalls  in  den  Straften 
liegen  und  deren  langsam  fahrende  Züge  an  jedem  2.  Block  an- 
halten, eine  sehr  bequeme  Verbindung.  Dagegen  ist  das  l'riaster 
(Holzpflaster  mit  Holztrottoirs)  sehr  schlecht  unterhalten  und  fehlt 
stellenweise  ganz,  da  die  Stadt  bei  ihrer  grofsen  Schuldenlast 
ist,  die  Herstellung  des  Pflasters  den  Privaten  zu 


hervorragender  Bauwerke, 
Ddte  sich  der  Kedner,  der  gleichzeitig  eine  größere  Zahl  von 
Zeichnungen  und  Photographien  zur  Ansicht  zirkuliren  lief»,  zu- 
nächst den  Hochbauten  zu.  Die  größeren  öffentlichen  Gebäude 
monumentalen  Charakters  sind  fast  sämmtlich  das  Werk  von 
Korporationen  oder  Aktien-Gesellschaften,  die  in  dieser  äußeren 
Repräsentation  ihrer  Bedeutung  sich  zu  tiberbieten  gesucht  haben. 
Wenn  europäische  Architekten  mit  der  künstlerischen  Haltung 
dieser  Bauten  auch  nicht  durchweg  einverstanden  sein  werden  und 
von  einer  Stilreinheit  selbstverständlich  nicht  die  Bede  ist  »°  ist 
der  Gesammt- Eindruck  doch  ein  sehr  stattlicher  und  imponirender. 
Chicago  besitzt  238  Kirchen,  83  Woblthiitigkeitt  -  Anstalten, 
49  Freimaurer-Logen,  H2  Erziehungs-Anstalten  (ohne  die  öffent- 
lichen Schulen  und  Bibliotheken)  14  Theater  und  84  Zeitungs- 
Ktablissements,  welche  in  Amerika  bekanntlich  nicht  selten 
palastartige  Gebäude  inne  haben. 

Etwas  eingehender  verweilte  Hr.  Bartels  bei  Beschreibung 
zweier  Gebäude  —  der  <  hamber  of  commerce  und  des  Palmer- 
/W.  Das  erstere  1864  für  1960  000  M  von  einer  Aktien- 
und  an  den  Board  ot  Tnatees  auf  99  Jahre 
von  80  000  M.  vermiethet,  ist  nach  dem 
im  Jahre  1872  neu  erbaut  worden.  Es  ist  28  "  tief, 
157"  lang  und  enthält  in  dem  16""  Uber  Trottoir  liegendem 
„Batement*,  sowie  im  Erdgeschoss  durchweg  Büreaus,  die  feuer- 
sicher hergestellt  und  je  mit  1  feuerfestem  Geldspind  versehen 
sind.  Im  Obergetchoss  befindet  sich  der  48  m  lange,  26  m  breite 
und  12,60  m  hohe  Börsensaal,  der  an  der  einen  Schmalseite  die 
6  m  breite  Zuschauer-Tribüne,  an  der  andern  den  sehr  reich  aus- 
gestatteten Sitz  für  das  Präsidium  enthält  und  mit  Fresken  an 
Decke  und  Wänden  geschmückt  ist  —  Das  Palmer -House,  das 
erste  Hötel  der  Stadt,  welches  gleichfalls  nach  dem  Brande  in 
feuersicherer  Konstruktion  (Gewölbe  auf  eisernen  Trägern)  er- 
neuert worden  ist,  misst  im  Aenfseren  76,24  ™  zu  77,46  ">  und 
enthalt  einen  Hof  von  27,43  ™  X  343,58 n.  Im  Erdgeschoss  sind 
im  Aenfseren  durchweg  Läden  angeordnet;  im  Inneren  befindet  sich 
eine  große,  mit  italienischem  Marmor  getäfelte  Halle  von  19,5*im 
X  32.83 m  mit  dem  Ofßce,  an  welche  sich  Billardzimmer,  der 
Bar-limm  (das  Restaurant)  etc.  anschließen.    Eine  breite  Treppe 


welchem  sich  die  Dining  und  Receplinn-Room»  sowie 
von  sonstiger  amerikanischer  Sitte)  einige  besonders  luxuriös  ein- 
gerichtete Schlafzimmer  befinden.  Der  große  Speisesaal  ist  ein 
Raum  von  28,17™  Lange,  19,51™  Tiefe  und  8,39™  Höhe,  an 
den  sich,  durch  eine  Säulenstellung  von  ihm  getrennt,  noch  ein 
zweiter,  gleich  langer  Saal  von  10,36 m  Tiefe  anschliefst  Die 
Empfangszimmer  sind  nach  den  Entwürfen  hervor  ragender  fran- 
zösischer Architekten  in  grofser  Manmchfaltigkeit  des  Stils 
dekorirt,  eines  derselben  sogar  in  „egyptischem"  Stile.  Die  8 
folgenden  Stockwerke  enthalten  durchweg  Logirzimmer,  deren  das 
Hötel  i.  g.  700  zählt;  jedes  derselben  ist  5,80»  X  4.27™  grofs 
und  mit  einem  besonderen  kleinen  Badekabiuet  kombiuirt  Die 
Hötelküche  ist  durch  tiesondere  Vorkehrungen  isolirt,  so  dass  die 
Gerüche  derselben  niemals  in  das  Innere  des  Hauses  dringen 
können.  —  Die  Kosten  des  Baues  haben  33,6  Millionen  M.,  die  der 
Einrichtung  noch  8,4  Millionen  M.  betragen,  doch  hat  der  Betrieh, 
über  den  der  Hr.  Vortragende  mehre  interessante  Einzelheiten 
mittheilt,  sich  nicht  ganz  rentirt  — 

Die  Privatbauten  bieten  in  ihrer  Art  keine  Momente,  die 
besonders  hervor  zu  heben  wären.  Der  Grundbesitz  von  i.  g. 
8360  ha  in  104000  Baustelleu  eingctheilt,  von  denen  260 
und  60000  l.ots  auf  Geschäftshäuser,  die  übrigen  auf  Wohnhäuser 
kommen.  Der  Werth  der  Grundstücke,  welcher  1825  für  1 
Meter  Wasserfront  etwa  179  Ȁ,  sonst  55  M  gerechnet  wurde, 
beträgt  heut  in  bester  Gegend  450  Jl  für  1  □'»,  bis  zu  135  M 
in  untergeordneter  Lage;  der  höchste  Preis  ist  mit  1500  für 
1  □»  bezahlt  worden.  Meist  werden  die  (30,50  ™  tiefen)  Grund- 
stürke jedoch  nach  der  Länge  der  Strafsenfront  verkauft  und 
gelten  alsdann,  je  nach  der  Lage,  in  bester  Gegend  34  500.//  bis 
zu  2  750  M  für  1  m  Front  herab.  — 

Unter  den  großartigen  [Ingenieurbauten  der  Stadt  sind  die 
Wasserwerke  die  bemerkenswerthesten.  Wir  können  die 
Schilderung  der  Anlage,  bei  welcher  das  Wasser  bekanntlich 
durch  einen  3,225  Km  langen,  unter  dem  Boden  des  Sees  vor- 
getriebenen Tunnel  aus  dem  Michigan-See  entnommen  wird,  hier 
übergehen,  da  u.  Bl.  bereits  auf  S.  416  Jahrg.  67  einen  bezügi. 
Artikel  gebracht  hat.  Zur  Ergänzung  ist  lediglich  anzuführen, 
dass  das  Wasserquantum,  welches  jener  eiste,  im  Jahre  1K66 
vollendete  Tunnel  lieferte,  bereits  im  Jahre  1872  nicht  mehr 
ausreichte  und  dass  man  in  Folge  dessen  zur  Ausführung  eines 
zweiten,  2,14  >.  2,19  "»  weiten  Tunnels  geschritten  ist,  der  bei 
einer  Tiefe  von  26,21  ra  etwa  6,5  Km  unter  der  Stadt  hindurch 
geführt  ist  und  an  einem  südwestlich  gelegeneu  Punkte  mündet, 
während  das  Standrohr  des  alten  Wasserwerks  am  Ufer  des  Sees 
liegt.  Die  Kosten  der  Gesantmt-Anliige,  welche  täglich  ö8loookb™ 
Wasser  liefert,  haben  33,6  Mill.  M.  betragen,  doch  ist  der  Wasser- 
verbrauch der  Bevölkerung,  an  welchem  allein  die  mit  Wasser 
betriebenen  Elevatoren  mit  rot  109  000  kb™  betheiligt  sind,  ein 
so  grofser,  dass  man  an  Einschränkungen  denkt;  gegenwartig  ist 


die  Wasserentnahme  für  die  Haushaltungen  frei  gestellt  u  nd  es 

(in  industriellen  Anlagen) 

aufgestellt 


sind  überhaupt  nur  1313  Wa 


Nach  kurzer  Erwähnung  der  beiden  in  der  Richtung  der 
Washington-  und  der  Lasalle- Street  unterhalb  des  Chicago- 
Flusses  durchgetriebenen  Tunnels,  welche  je  2  Oeffnungen 
von  2,74  X  4,27  ™  für  Fuhrwerke  und  1  <  k'ffnttng  von  2,74  X 
2,74  ™  für  den  Fussgänger- Verkehr  enthalten,  giebt  der  Hr.  Vor- 
tragende noch  einige  statistische  Notizen  über  den,  wohl  einzig 
in  der  Welt  dastehenden  Viehmarkt  Chicagos,  die  Union -Stock- 
Yards.  Das  im  Jahre  1865  mit  einem  Kostenaufwande  von 
rot  50  Millionen  .//  errichtete  Etablissement  bedeckt  wo- 
von 60  HA  auf  die  Eisenbahn -Anlagen  und  Uniwährungen,  2  "* 
auf  die  Gebäude  (Hötel,  Bank,  Kirche,  Telegraphengebäude  etc. 
so  wie  Wohnhäuser  für  die  Einwohnerschalt  von  etwa  40tx>  Köpfen) 
kommen.  Die  Anlage  kann  25  000  St.  Rinder.  100  000  St 
Schweine,  22OO0  St.  Schafe  und  500  St  Pferde  mit  einem  mal 
aufnehmen;  Rinder  und  Pferde  werden  in  1  5O0  offenen  Stillen, 
Schweine  und  Schafe  in  soo  bedeckten  Ställen  untergebracht. 
Es  sind  13  Km  Straßen.  6  Km  Wasserleitung*-,  50  Km  Kntwässe- 
ruugs-Rohren  und  16 Km  offene  tierinne  zum  Trinken  des  Viehs  vor- 
handen. Die  Straßen  sind  makadamisirt,  die  Hauptstraße  ist  mit 
Holzpflaster  versehen,  wahrend  die  Stalle  mit  7,6  "»  starken 
Die  Eisenbahnen,  auf  welchen  das  Vieh 


führt 


1. 


...uiu«-..   u.,..    ™„™u,  „    -„»,    ™  «  40  — 

Gleis  mit  mehr  als  160  Weichen.  -  Der  Umsatz  für  das  im 
Jahre  1S76  auf  dem  Markte  verkaufte  Vieh  hat  466  Millionen  M. 
erreicht;  er  erstreckte  sich  auf  1  096  745  St.  Rinder,  4  190  006  St. 
Schwein  •,  364  095  St  Schafe  und  8  159  St.  Pferde.  Die  Schweine 
werden  fast  sämmtlich  in  Chicago  geschlachtet  (in  einzelnen 
der  hierzu  bestimmten  Packing  •  Häuser  bis  zu  10  000  St.  an 
einem  Tage),  eingepnckelt  und  für  den  Versandt  verpackt;  neuer- 
dings hat  man  auch  mit  Gluck  begonnen,  den  Transport  frischen 
Fleisches  nach  Europa  zu  organisiren.  Die  Einrichtungen,  durch 
welche  jene  Leistung  der  Packing -Häuser  ermöglicht  wird,  sind 
sehr  sinnreich  und  beruhen  auf  einer  weit  gehenden  Thcilurig 
der  Arbeit,  die  im  4.  Stock  mit  dem  Schlachten  des  auf  Hampeu 
empor  getriebenen  Viehes  beginnen,  bis  im  untersten  Geschoss 
die  Waare  zur  Versendung  fertig  ist  —  Eine  Schattenseite  des 
großartigen  Viehbandeis,  dessen  Mittelpunkt  Chicago  ist,  bildet 
leider  die  ziemlich  grausame  Behandlung  des  Viehs  beim  Eisen- 
bahn-Transport, obwohl  ein  Gesetz,  dass  dasselbe  nicht  länger 
als  2*  Stunden  hinter  einander  im  Eisenbahnwagen  gehalten 
darf,  den  schlimmsten  Ucbelstaud  gesteuert  hat ;  uomeut- 

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152 


13.  April  I87K 


lieh  ist  eg  üblich,  die  Wagen  so  dicht  mit  Vieh  zu  fallen,  das» 
dasselbe  sich  gegenseitig  als  Buffer  dient.  — 

Der  Redner  schliefst  seinen  mit  Beifall  aufgenommenen  Vor- 
trag, auf  dessen  zahlreiche  Anmerkungen  wir  nur  theil  weine  ein- 
gehen konnten,  mit  einem  Hinweise  auf  diejenigen  Momente, 
denen  Amerika  es  verdankt ,  das  ■  daselbst  Leistungen  der  be- 
schriebenen Art  ermöglicht  werden:  die  Vereinigung  des  Kapitals 
und  der  Unternehmungsgeist  des  Volkes  leiste  dort  so  Grofses, 
weil  dem  letzteren  auch  ein  entsprechender  freier  Spielraum 


Hr.  Bänsch  erwähnt  im  Anschlüsse  an  die  Bemerkungen 
über  den  Viehtransport  in  Amerika,  dass  auch  der  in  grofsem 
Maal'stabe  zur  See  stattfindende  Transport  schleswig-holsteinischen 
Rindviehs  nach  Kugland  in  ganz  ahnlicher  Weise  betrieben  werde; 
das  Vieh  wird  eng  zusammen  gepfercht  und  während  der  Fahrt 
durch  Treiber,  die  auf  den  Hucken  desselben  entlang  springen, 
in  Bewegung  gehalten,  um  am  Niedurlegen  verhindert  zu  werden. 

Die  Beantwortung  der  im  Fragekasten  enthaltenen  Fragen 
erfolgt  durch  die  Hrn.  Strecken,  Büsing  und  Uoussellc. 


Vermischtes. 

Neuanlagen  von  Wasserklosett  sollen  hehufs  Reiner- 
hai tun  n  der  öffentlichen  Wasser  laufe  in  Berlin  fernerhin 
selbst  indem  Falle  nicht  mehr  zugelassen  werden,  dass  die  betr.  Grund- 
stücke  eine  unterirdische  Entwässerung  in  die  in  früheren  Jahren  an- 
gelegten städtischen  Kanäle,  welche  in  die  öffentlichen  Wasserläufe 
munden,  besitzen.  Nur  wenn  die  alten  Kanäle  einen  Auschluss 
an  die  städtische  Kanalisation  besitzen,  soll  die  F.inrichtung  von 
Wasserklosets  zugelassen  werden.  —  So  sehr  man  der  Absicht 
dieser  Bestimmung  im  allgemeinen  beipflichten  kann,  ebenso  sehr 
wird  man  wünschen,  dass  nicht  durch  rigorose  Durchführung 
derselben  in  solchen  hüllen  Schwierigkeiten  und  unnütze  Kosten 
den  Grundstuckbesitzern  werden  auferlegt  werden,  in  denen  es 
sich  um  im  Entstehen  begriffene  Gebäude  in  Suditheilen  handelt, 
in  welchen  schon  nach  wenigen  Monaten  die  Strafsen-Kana- 
lisirung  beendet  sein  wird.  Die  Forderung  nach  „Iteineihaltung 
der  öffentlichen  Wasserlaufe-  könnte  bei  deu  heute  vorwaltenden, 
etwas  Ober-puristischen  Neigungen  zum  vorüber  gehenden  Ge- 
brauche von  Hülfsmilteln  und  Einrichtungen  führen,  welche  un- 
gleich schlimmere  l  ehel  mit  sich  bringen,  als  solche  mit  dem  Fort- 
bestehen der  bisherigen  Zustände  für  nur  noch  kurze  Dauer  ver- 
knüpft sein  würden.  — 

Kenhelten  in  Fenster-  und  Thür  -  Vorschiftssen.  Der 
Hamburg  •  Berliner  Jalousien  -  Fabrik,  H.  Frese,  Berlin 
S.W.,  Beuthstr.  Iü,  ist  ein  Patent  ertheilt  worden  auf  eine 
Neuerung  an  Jalousie- Verschlossen,  welche  in  mehrfacher  Beziehung 
als  recht  zweckmässig  anerkannt  werden  muss.  Die  Kon- 
struktion bietet  Sicherheit  gegen  das  Schiefziehen,  —  die  beider- 
seitigen Zugschnüre  werden  oben  in  ein  schmales  Gurtband 
zusammen  gefasst,  das  durch  eine  recht  praktische  Klemmvor- 
richtung in  jeder  Lage  sich  selbst  (und  damit  auch  die  Jalousie) 
fest  stellt,  —  die  Stellkette  für  die  Jalousiestäbchen  liegt  auf 
gleicher  Seite  mit  dein  Zuggurt  —  und  es  findet  endlich  bei 
völlig  hoch  gezogener  Jalousie  ein  geringerer  Verlust  an  Licht- 
höhe  des  Fensters  sUtt  als  bei  den  sogen.  Wellen-Konstruktionen 
der  Jalousien.  Ein  Probestück  ist  seit  einigen  Tagen  in  der 
Perman.  Bauausstellung  ausgestellt. 

Ebenfalls  befindet  sich  dort  z.  7,.  ein  Probestück  eines 
Laden- Verschlusses  aus  Stahlblech,  eingeliefert  von 
A.  Kammerich  *  Co.,  Berlin  K,  Fennstr.  27,  welches  in  der 
Einrichtung  seiner  Aufzugs- Vorrichtung  etwas  neues  gegen 
dasjenige,  was  bisher  gewöhnlich  angetroffen  wird,  zeigt.  Zum 
Aufziehen  sind  Ketten  angewendet,  welche  über  Rollen  gehen,  die 
auf  dem  Im  fang  entsprechende  Rückhaltstege  haben;  weiter  ist 
durch  Einfügung  einer  Neben-Leitrolle  in  Kurbelhöhe  eine  solche 
Kettenführung  etc.  erzielt,  dass  das  Aufgeben  der  Jalousie,  unter 
Aufgabe  des  selbstthätigen  Herabfallens  aber  mit  genauer 
Regulirung  der  Geschwindigkeit  und  daher  auch  mit  Vermeidung 
des  dnnnerähnlichen,  höchst  lästigen  Geräusches  erfolgt,  welches 
mit  der  Bewegung  dieser  Art  von  Luden  bei  Benutzung  der  ge- 
wohnlichen Mechanismen  als  großer  MissUnd  verbunden  ist.  — 


Zum  Brache  des  Fahrstuhls  im  Pariser  Grand  Hotel, 
welcher  an  einem  der  letzten  Tage  des  Februar  er.  suttgefunden 
und  bekanntlich  mehre  Menschenleben  gefordert  hat,  liegen  jetzt 
vielseitige  nähere  Mittheilungen  vor.  aus  denen  zu  entnehmen  ist, 
dass:  a)  der  Betrieb  durch  einen  direkt  wirkenden  Kolben 
geschah;  b)  die  Verbindung  der  schmiedeisernen  Kolbenstange 
mit  dem  Boden  des  Fahrstuhls  mittels  eines  Kopfstücks  aus  (iuss- 
eisen  und  vielleicht  durch  einfaches  Einschrauben  der  Kolben- 
stange in  dies  Kopfstück  bewirkt  war;  dass  c|  die  Eigenlast  des 
Aufzugs  durch  Gegengewichte,  welche  in  Ketten  hingen,  nahezu 
ausgeglichen  war;  dass  d>  der  Fahrstuhl  Fangvorrichtungen  nicht 
liesessen  hat,  und  dass  e)  der  Unfall  eingetreten  ist,  als  beim 
Stande  des  Fahrstuhls  in  Höhe  eines  Mittelgeschosses  der  Führer 
das  Ablass-Kohr  des  Zvlinders  geöffnet  hat.  um  wieder  abwärts 
zu  gehen.  Vielleicht  in  Folg«'  rascher  Oeffnung,  vielleicht  in 
Folge  eines  vorhandenen  alteren  Schadens  ist  ein  Bruch  au  der 
Verbindungsstelle  zwischen  Kolbenstange  und  Fahrstuhl  -  Boden 
eingetreten;  es  hat  alsdann  die  l'cberlast  der  Eigengewichte  den 
Fahrstuhl  mit  Heftigkeit  in  die  Höhe  gerissen  und  gegen  die  Decke 
des  obersten  Geschosses  geschleudert:  dort  sind  in  Folge  der 
tnomeutaueu  Unterbrechung  der  Bewegung  die  Ketten  der  Eigen- 
gewichte gerissen  nnd  es  ist  alsdann  der  nunmehr  ganz  sieb  selbst 
überlasseue  Fahrstuhl  in  die  Tiefe  des  Kellergeschosses  hinab 
gestürzt 

Die  Fahrstühle,  nach  dem  angegebenen  Svstem  ausgeführt, 
euen   sich   bei   der  Einfachheit   aller    ihrer  Theile  einer 


verhältnissmälsig  weiten  Verbreitung.  Die  bisher  günstige  Beur- 
teilung des  Svsteiiu  wird,  hei  ihrer  thatsächlich  guten  Begründung, 
durch  den  Unfall  im  Grand  Höfel  kaum  leiden  können,  da 
augenscheinlich  hier  entweder  Mangel  an  sorgfältiger  Ueber- 
wachung  und  Behandlung  aller  Theile  des  Apparats,  oder  wahr- 
scheinlicher Ausführungsfehler  vorliegen,  die  mit  dem 
System  an  sich  durchaus  nicht*  zu  schaffen  haben.  Zu  letzterem 
mag  zum  Theil  auf  die  vielleicht  mangelhafte  Vcrbindung-zwischen 
Kolbenstange  und  Fahrstuhl  -  Boden ,  zum  Theil  auf  die  uusorr;- 
fältige  Einrichtung  der  Steuerung,  welche  Ein-  und  Austritt  des 
Druckwassers  mit  ühergrofser  Heftigkeit  gescheheu  liefs,  so  wie 
endlich  auf  deu  Mangel  von  Fangvorrichtungen  hingewiesen 
werden,  ohne  aber  dass  es  uns  einfällt,  dem  letzt  gedachten  Mangel 
einen  sonderlich  grofsen  Werth  beizumessen,  da  dieser  angesichts 
vielfacher  Versagungen,  welche  bei  allen  derartigen  Apparaten 
erfahrungsnuilsig  vorkommen,  gerechtfertigt  nicht  sein  wurde. 


wobei  jedoch  Vorsicht  in  Betreff  der  Unterlage  zi 
die  Anwendung  chemischer  Mittel  ist  bedenklich, 
durch  einen  Sachverständigen  geschieht   2)  Es 


Brief-  und  Frapekasten. 

Hrn.  Th.  Sch.  in  Liegnitz.  1)  Das  Reinigen  alter  vergilbter 
Kupferstiche  etc.  wird  von  manchen  Geschäften  für  Einrahmung 
von  Bildern  übernommen,  kann  aber  auch  bei  einiger  Mühe  und 
Sorgfalt  von  Jedermann  ausgeführt  werden.  Das  beste  und 
sicherste  Verfahren  ist  das  Bleichen  durch  Sonne  und  Wasser, 

i  beobachten  ist; 
sofern  sie  nicht 
geht  aus  Ihrer 

Anfrage  nicht  hervor,  ob  Sie  ImiUtionen  alter  Thongefafse  nach 
Auswahl  zu  kaufen  wünschen  oder  Kopien  bestimmter  Gefäf&e  sich 
herstellen  lassen  wollen.  Im  enteren,  wahrscheinlicheren  Falle 
wird  Ihnen  die  Angabe  der  Fabriken  weniger  nützen  als  die  der 
Verkaufsläger:  wir  bitten  Sic  übrigens,  Ihre  Frage  an  die  Berliner 
Bau-Austeilung  richten  zu  wollen.  3)  „Mauch"  sowie:  Die 
Baustyle  von  C.  Busch  ThL  L  (aus  der  Spamer'scben  Schule  der 
Baukunst )  - 

Abonn.  F.  Nichts  weiter  als  eine  ordnungsmäßige  Kon- 
struktion der  Zwischendecke  und  Sorge  dafür,  dass  die  Balken- 
fache gehörig  dicht  mit  trockenem  Material  ausgefüllt  werden 
und  in  den  Anschlüssen  der  Balkenfache  an  die  Umfangswände 
nicht  Hohlräume  sich  bilden.  Gerade  die  Hohlräume  an  diesen 
Stellen  kommen  nur  zu  häutig  vor  und  sind  alsdann  die  wesent- 
lichsten Ursachen  für  störende  SchallfortpHanzung  von  einem 
Gesc.hoss  zum  andern.  — 

Hrn.  V.  in  Malchow.  Ein  Spezialwcrk  über  AborUnlagen 
für  Schulen  ist  uns  nicht  bekannt:  wir  können  Sie  daher  nur  auf 
Publikationen  üWr  Schulhaus-Bauten,  die  ja  in  den  gröberen 
Zeitschriften  vielfach  vorkommen,  verweisen. 

Hrn.  O.  in  K.  Die  Einwinde  welehc  Sic  (zu  den  in  No.  24 
veröffentlichten  Hartwich'schen  Entwürfen)  gegen  die  Saulen- 
stellungen  auf  den  Perrons  erheben,  sind  allerdings  begründet 
und  als  solche  auch  schon  in  den  Techn.  Vereinb.  sowohl  als 
in  den  Normen  f.  d.  Aufstellung  von  Bahnhofsprojekten  anerkannt; 
wir  glaubten  aber  Einwänden  dieser  Art  dadurch  begegnen  zu 
können,  dass  wir  im  Eingange  unserer  Mittheilung  jene  Projekte 
ausdrücklich  als  erste  skizzenhafte  Entwürfe  bezeichnet  habeu. 

Hrn.  L.  II.  in  l".  Wir  nehmen  Notiz  von  der  Nachricht, 
dass  über  die  Douro-Brücke  bereits  eine  Veröffentlichung  durch 
die  Hrn.  Krantz,  Malinos  &  de  Dion  bei  Gaudier  &  Regnault 
erschienen  ist. 

Hrn.  S.  in  Berlin.  Nach  den  von  uns  eingezogenen  Er- 
kundigungen ist  dio  von  Ihnen  angeführte  Aeufserung  eines  Mit- 
gliedes der  technischen  Oberprüfungs - K.  in  Berlin,  .dass  es 
noth  wendig  sei,  die  in  beiden  Fachrichtungen  vorgehenden  Bau- 
meister-Kandidaten in  jedem  Fache  ebenso  gründlich  zu  prüfen, 
wie  einen  Hochbauer  oder  Ingenieur,  der  nur  für  eine  Fachrichtung 
das  Examen  bestehen  will,  da  nur  so  eine  gleichmäfsigc  Verwen- 
dung der  zweiseitig  und  einseitig  geprüften  Baumeister  sich  als 
möglich  erweisen  würde"  —  in  Wirklichkeil  nicht  erfolgt,  auch 
innerhalb  der  Ober-P.  K.  kein  entsprechender  Beschluss  gefasst 
worden.  —  Es  scheint  uns,  dass  die  bezgl.  Nachricht  den  Stempel 
der  Unwahrscheinlichkeit  auch  schon  an  der  Stirn  trug. 

Hrn.  C.  R.  Umfassende  Angaben  aus  neuerer  Zeit  Uber 
Imprägniren  finden  Sie  in  Heusinger  v.  Waldegg,  Handbuch  für 
spezielle  Eisciibahntechnik,  Bd.  L,  4.  Aufl.  1S77. 

Ahbon.  in  P.  Das  im  Druck  begriffene  Heft  4  des  „Deut- 
schen Baubandbuchs"  wird  den  Abschluss  der  Konstruktions- 
lehre des  Horhhauwesens  und  den  Schluss  des  Kapitels  über 
Eisenbahnwesen  bringen.  Der  wesentlichste  Theil  des  5.  (Schluss-) 
Heftes  wird  der  .Einrichtung  der  Gebäude"  von  verschiedenster  Art 


Kot, 


;  tod  Cirl  B.tlUl  in  1 


.,iwo«JI<l,  K  K.  O.  Krii.cä.   Druci;  VT.  Mo 


Irurkrrol,  Berlin. 

Digitized  by  Goog 


N».  IL 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


153 


Arrhlmku*-  unit  l>«Mlnir-Vwla.  su  Huw«.  —  Dtwlratr 
rhs«-h«i  Ingenieur-  and  Architekten- Vcrrini.   -  Zu 
AnU««0  Ar  dW  Berliner  HudH.«an.  -  Der  Bntrurf  für  du  neue 
der  Uilrmilil  Strift-btttjj.  —  Aufbeben«  der  ort»iH>ll«oUk*»»  Knimtwe  »u 


-  Konkniftii». 


—  Personal-Kirhrlrbten.  —  Brief,  and  I»r«(ek»tten. 


Architekten-  and  Ingenieur -Verein  za  Hannover. 
Wochenversainmlung  am  16.  Januar.  Vortrag  de»  Hrn.  Bau- 
rath Garbe  über  das  Projekt  zur  Trockenlegung  der 
Suder  See.  Angeregt  wurde  das  Projekt  zuerst  durch  den 
Ingenieur  vom  Waterataat,  von  Diggolen,  u.  x.  in  einem  1849  er- 
schienenen Werke,  welches  die  Verbindung  der  friesischen  lasein 
behandelte.  1805  veranlass  e  der  Minister  Rochussen  die  Nieder- 
ländische Gesellschaft  für  Grundkredit  zu  Voruntersuchungen,  mit 
denen  der  damalige  Ober-Ingenieur  des  Waterstaat,  Beijerinck, 
beauftragt  wurde.  Beijerinck  kam  zu  dem  Resultate,  das*  die 
Trockenlegung  des  ganzen  Beckens  der  Süder  See  technisch 
und  finanziell  beinahe  unausführbar,  dagegen  diejenige 
des  südlich  der  Yssel-Müudung  belegenen  Theils  linanziell  gut 
begründet  sei  und  auch  keine  unüberwindlichen  technischen 
Schwierigkeiten  biete.  Demnach  ward  von  Beijerinck  vorgeschlagen, 
einen  Abschluss-Deich  von  dem  östlichsten  Punkte  der  Provinz 
Nordholland,  der  Stadt  Enkhuiten,  über  die  Insel  Urk  bis 
zu  einem  südlich  der  Yssel-Mündung  gelegenen  Punkte  zu  ziehen, 
um  die  südlich  dieses  etwa  40  Km  laugen  Deiches  gelegene 
Fläche  trocken  zu  legen  und  in  Kultur  zu  bringen,  und  auch 
nördlich  des  Deichs  durch  Beförderung  der  Anlandung  noch 
weitere  Flächen  dem  Meere  abzugewinnen.  Die  kürzere  Verbin- 
dung zwischen  Knkhuizen  und  Stavoren  wurde 
1)  um  die  Yssel-Mündung  frei  zu  lassen,  2)  um 


iij.n<». 


Im  Jahre  1870  hat  die  altere  Gesellschaft  ihre  Kon/.essions- 


hat  eine  aus  Männern  aller  irgendwie  betheiligten 
gebildete  UnUsreuchungs-Kommission  ernannt,  welche  auf  Grund 
eines  von  Stieltjes  ausgearbeiteten  vorläufigen  Projekts  und  in 
l'ebcreinstimmung  mit  der  Nordsee-  Kanal  -  Gesellschaft 
Grundzüge  für  das  definitive  Projekt  fest  gestellt  hat: 
L  Der  bisherige  Pegelstand  von  —0,5™  A.  P.  in 
Kanal  wird  für  die  allgemeine  Bnsentläche  auf  —  0,4  ■ 


2.  die  bestehenden  Ahwässerungs-Verbände  dürfen  in  ihrer 
Autonomie  nicht  verkürzt  werden; 

3.  die  Ausführung  des  Werkes  ist  einer  von  der  Regierung 
kraftig  zu  unterstützenden  Gesellschaft  zu  übertragen. 

Man  war  der  Ansicht,  dass  die  Eindeichung  für  die  in  Frage 
»tengegenden  im  allgemeinen  unschädlich  sein 
fand  im  übrigen  das  im  Folgenden  kurz  be- 
schriebene Stieltjes'sche  Projekt  in 
die  " 


Das  Projekt  zerfällt  in  3  Theilc: 

A)  Anlagen,  welche  nicht  direkt  mit  der  Trockenlegung  in 
Verbindung  stehen,  aber  besonders  in  Folge  der  Erhöhung  des 
Binnen- Wasserstandes  um  0,1  »  nothwendig  werden.   Diese  sind: 

1.  Bau  einer  Schleuse  und  eines  300  pferd.  Schöpfwerks  bei 


Haarlemer  Meeres  und 


Texel,  I  leider  gegenüber  liegend,  nicht  zu  verschlechtern 
und  3)  weil  in  der  Linie  Enkhuizen  -  Stavoren  die  Wassertiefe 
relativ  grofs  ist 

Für  die  durch  den  projektirten  Deich  eingepolderte  Fläche 
ergab  sich  eine  Gröfse  von  1  950  □Kn',  so  dass  nach  Abzug  von 
190  □Km  für  Kanäle,  Deiche,  Gräben  etc.  immerhin  noch  eine 
nutzbare  Flache  von  1  760  □*■»,  d.i.  der  lOfachen  Gröfse  des 
nd  ca.  Vi«  der  des 'ganzen  Königreichs  gc- 
le.  Die  Flache  liegt  durchschnittlich  3™ 
bbespiegcl;  die  ordinäre  Flulh  steigt  daselbst 
0,4  m  und  die  Sturmtiuthen  an  der  Over-Yssel'schen  Küste 
erheben  sich  bis  2,5  ™  über  jenen  Wasserspiegel.  — 

Die  von  Beijerinck  jun.  und  Stielties  1866  angestellten 
Boden-Untersuchungen  ergaben,  dass  V»  der  Fläche  mit  einer 
1,0 — l,f. »  mächtigen  Klaischicht  bedeckt  ist  und  %  Sandboden 
besitzt  Unter  der  Klaischicht  liegt  Sand-  oder  Moorboden. 

Nach  Ausführung  der  gedachten  Vorarbeiten  erfolgte  ein  Antrag 
an  die  Regierung,  dass  die  Konzession  zur  Ausführung  einer  Gesell- 
schaft ertheilt,  oder  die  Ausführung  vom  Staate  selbst  in  die  Hand  ge- 
nommen werden  möge.  Eine  in  Folge  dieses  Antrages  berufene 
Kommission  sprach  sich  1868  für  Konzessionirung  einer  Gesell- 
schaft aus,  unter  der  Voraussetzung,  dass  von  der  Gesellschaft 
ein  Projekt  ^vorgelegt  werde,  durch  welches  die  von  Seiten  der 


Katwvk  (an  der  No 
des  Rhynlandes; 

2.  Verbreiterung  des  Nordsee-Kanals  und  Anlage  einer  neuen 
F.ntwnsserungs-Schleuse  (am  westlichen  Ausgange  desselben)  mit 
2  üeffnungen  »9"  Weite; 

8.  Verbindung  des  Nordholländischen  Kanals  mit  der  Nordsee 
bei  Petten  und  Anlage  von  2  Entwasserungs-Schleusen  daselbst 

des 


von  je  10"  Weite, 
4 


ng  des  (nördlich  von 
dam  gelegenen)  Arostellandes  durch  Theilung  desselben  und  Er- 
bauung eines  neuen  250  pferd.  Schöpfwerkes.  — 

B)  Anlagen,  welche  der  Trockenlegung  der  Südersee  voraus 
geben  müssen,  damit  wahrend  derselben  die  Wasserverbindung 
Amsterdams  und  der  Kusteustädte  mit  dem  nördlichen  Theile  der 
Südersee,  sowie  die  Entwässerung  der  anliegenden  Provinzen  nicht 
gestört  werden.    Hierzu  sind  erforderlich: 

1.  Ein  Ringkanal  (E  E  iei  Skizze),  der  mit  dem  Nordhollän- 
dischen Kanal  durch  Kammerschleusen  verbunden  und  an  der 
Mündung  bei  de  Ven  mit  einer  Kammerschleuse  von  18 "Weite. 
96  *  Länge  und  2  Entwasserungs-Schleusen  von  je  10"  Weite 
versehen  ist;  Drempel  auf  —  5,0  bezw.  —  4,4  A.  P. 

2.  Eine  Ringfahrt  (F  F)  in  2  Haltungen,  die  eine  von  Amster- 

da»  bis  Krachtwyck,  die  zweite  von  hier  bis  zur  Ysse.-Mündu^^ 


154 


DEUTSCHE  BADZEITUNG. 


17.  April  1878 


mit  3  Schöpfwerken,  dort  und  hier,  nebst  zusammen  4  Kammer- 
und  1  Entwasserungs-Schleuse  von  8,14  und  10  ■■■>  Weite.  Drempel 
auf  —  3,75  A.  P. 

3.  Ein  Verbindungskanal  G  zur  Abkürzung  deb  Schiffahrtweges ; 

4.  Eine  größere  Zahl  von  Ucberläufen  an  den  Kingkanälen, 
durch  welche  zu  Hochwasserzeiten  eine  Ueberschreitung  der  zu- 
lässigen Wasserstände  Termieden  werden  soll:  außerdem  soll  das 
in  den  neuen  Polder  einzulassende  Wasser  gleichzeitig  die  Aus- 
laugung der  trocken  zu  legenden  Flachen  Tom  Salzgehalte  (der 
übrigens  in  der  Södersee  nicht  beträchtlich  ist)  bewirken.  — 

(')  Anlagen,  die  speziell  der  Trockenlegung  dienen: 

1.  Der  Abschlussdeich  (A  A)  mit  einer  Kronenbreite  von  3  ■ 
hei  -|-  6,0»  Höhe,  in  einer  Höhe  von  —  1,0  A.  P.  mindestens 
40  «  breit,  Sohle  auf  —  8,26  «  bis  3,50  "n.  Aufsenberme  6  ■  br., 
Außenböscbung  1  1 4,  Binnenböschung  1 :  2'/,,  später  1  :  5,  Binnen- 
berme  zur  Aufnahme  einer  2  gleisigen  normalspurigen  Bahn  ein- 
gerichtet 

2.  Ein  Basenkanal  längs  des  Deiches,  besonders  zur  Ent- 
lastung desselben,  (die  Maiimal-Druckhöbe  wird  dadurch  von  7,8  ■ 
auf  3,2  ■  reduzirt)  von  150  ■>  Breite  mit  2  Busen-Meeren  bei 
Enkhuizen  und  Urk. 

3.  Ein  Husen- Kanal  (KK)  150™  k.,  eine  Verlängerung  des 
Nordscekanals  bildend,  dessen  Ausführung  ermöglicht,  dass  die 
in  dem  Alischlussdeiche  des  Y  bei  Schellingwoude  gelegenen 
Orauienschleusen  in  der  Kegel  geöffnet  bleiben  können,  nehst  den 
3,70 '»  breiten  Zweigkanälen  Pt  Q,  R.  Der  Kanal  soll  demnächst 
die  Haupt-  Wasserstraße  von  Amsterdam  nachdem  Norden  bilden  und 
wird  daher  bei  de  Ven  mit  einer  grofsen  Hafenanlagc  abschließen. 

4.  Zwei  Busenkanäle  (L  M  und  /.  A'  |,  bei  Amsterdam  an  den 
Kanal  »ub  8  anschliessend ,  70  ">  resp.  100  "•  breit,  mit  dem  70 m 
breiten  Seitenkanale  N  0,  —  Alle  diese  Busenkanäle  sollen  durch 
Deiche  begrenzt  werden,  welche  auf  +  0,6  A.  1'.,  an  der.  Binnen- 
meeren auf  +  1,5"«  liegen;  sie  werden  zu  Leinpfaden  von  6» 
Breite  eingerichtet,  au fserdem  werden  auch  die  t>m  breiten  Bermen 
als  Wege  dienen  können. 

Die  Kingkanäle  (E  E  und  FF)  nebst  dem  Nordseekanal  ge- 
hören nach  Vollenduug  der  ganzen  Anlage  zu  dem  allgemeinen 
Busen,  d.  h.  zu  derjenigen  Wasserfläche ,  welche  eine  natürliche 
Abwässcrung  besitzt  und  das  durch  Schöpfmaschinen  gehobene 
l'olderwasser  aufnimmt  Die  Oberfläche  dieses  allgemeinen  Busens 
wird  auf  —  0,4  A.  P.  liegen  und  7300  ha  betragen. 

5.  F.in  Kanal  (LI.)  zur  direktesten  Verbindung  der  nordöstlichen 
Provinzen  mit  Amsterdam,  durch  Kammerscbleusen  von  dem 
allgemeinen  Busen  abgeschlossen. 

6.  Kine  Fahrt  ( S  S  T)  mit  3  Haltungen. 

7.  Kine  Anzahl  Nebcnkauäle  zu  Schiffahrt»-  und  Entwässerungs- 
Zwecken. 

8.  Zwei  Kanäle  (7.Z)  durch  die  Insel  l'rk  auf  4,4™  AP,  der 
eine  für  Schiffahrt«  - ,  der  andere  für  Entwä&serungs  -  Zwecke 
bestimmt 

9.  Kine  Amtabi  mit  Dampf  betriebener  Schöpfwerke  von  zus. 
9  400  H  P.  Diese  Zahl  ist  überschläglich  berechnet  nach  einer 
alten  bewährten  Kegel,  wonach  für  1  ««tu  ha  und  1  »  Hubhöhe 
12  HP  Betriebskraft  nöthig  sind.  Dies  entspricht  einer  Nieder- 
ächlagsböhe  von  täglich  7'J '»"'  ohne  Kocksicht  auf  Verdunstung. 

10.  Schöpfanlagen  von  zusammen  1  150  H  P  Hetricbskraft  am 
Ketel,  bei  Urk  und  de  Ven  zur  Erhaltung  des  normalen  Busen- 
Wasserstandes,  falls  die  Abwäaserungs-Schleuaeu  nicht  genügend 
wirken  sollten. 

11.  Kintheilung  der  Poldertlächen,  Herstellung  von  Gräben, 
Wegen,  Brücken,  Eisenbahnen  etc. 

Die  einzelnen  Kabel  sollen  5 ha  Größe  erhalten,  die  ein- 
zelnen Abtheilungen  Pegelstände,  welche  den  Hnhenverhältnissen 
entsprechen,«  Sommcrpegel  0,5  —  u,7  unter  dem  niedrigsten  Terrain. 
Die  Gräben  zur  Ansammlung  des  Wassers  werden  ca.  Vi« — Vis 
der  ganzen  Fläche  bedecken;  sie  liefern  zugleich  das  Material 
zu  den  Deichen  der  Busenkanäle.  — 

Die  Gesammt-Kosten  dieses  großartigen  Projekts  sind  von  der 
Staatskommission  iucl.  Bauziuseu  auf  306 000000  M.  veranschlagt 
bei  einer  Bauzeit  von  10  Jahren.  Davon  sind  8  Jahre  auf  Her- 
stellung des  Abschlussdeiches  und  1%  Jahr  für  das  Auspumpen 
gerechnet  Den  Gang  der  Ausführung  hat  man  sich  folgender- 
mafsen  gedacht: 

Nach  Vollendung  der  Anlagen  ad  A  und  B  wird  der  Deich 
hergestellt,  die  Krde  zum  Deichkern 


oder  durch  Baggerung  p.uuncu, 
Deiches  werden  1,0"-  stark  mit  bestem  Klai  bedeckt.  Die  Einschuttung 
erfolgt  zwischen  Fascbiuetikür|>crn  vou  12»  unterer  Breite,  die 
mittels  Sinkstürken  unter  den  Heimen  versenkt  werden.  An 
beiden  Seiten  werden  zunächst  die  Böschungen  und  Hermen  ab- 
gepflastcrt  und  die  Enden  des  Deiches  am  Schluss  jedes  Baujahres 
durch  mächtige  Steinschüttungen  gesichert  — 

Nach  Fertigstellung  des  Deichs  werden  die  Schöpfmaschinen 
in  Prähmen  an  der  Binnenseite  desselben  aufgestellt,  um  das 
Wasser  durch  eiserne,  provisorisch  in  den  Abschluss-Deich  gelegte 
iHlcker  oder  Siele  zu  entfernen:  später  werden  sie  in  Gebäuden 
untergebracht,  die  gleichzeitig  mit  der  Anlage  der  Deiche  in  den 
verschiedenen  Gebieten  des  Polders  errichtet  werden  sollen.  So- 
bald  das  Land  anfängt  trocken  zu  werden,  soll  zunächst  mit  dem 
Bau  des  HauptkanaU  begonnen  werden,  sodann  nach  und  nach 
mit  dem  der  übrigen  Kanäle  und  den  sonstigen  Anlägen.  — 

Zur  Erleichterung  der  Beschaffung  der  Geldmittel  sind 
folgende  Versehrte  gemacht  worden: 


1.  Kostenlose  Abtretung  der  Rechte,  des  Staats  oder  dritter 
Personen  an  die  trocken  zu  legenden,  oder  aufserhalb  des  Ab- 
schlussdeichs spater  au '»  ach senden  Flächen. 

2.  Zahlung  einer  Subsidie  für  jedes  UA  in  Kultur  gebrachtet 
Fläche  in  Rücksicht  auf  die  dem  Staate  von  dem  neuen  Lande 
zufließenden  Steuern  —  wie  dies  bereits  bei  der  Trockenlegung  des 
Haariemer  Meeres  geschehen  ist  Hier  wurden  vom  Staate  pro 
Ha  250  Fl.  bezahlt;  verkauft  wurde  die  ha  iu  473  Fl.  Nimmt 
man  für  das  vorliegende  Projekt  die  Subsidie  ebenso  hoch  an,  so 
müssen  behufs  Deckung  der  Anlagckosten  7C0'/,  Fl. 
preis  für  1'"  erzielt  werden,  welchen  Betrag  man  bei  den  j 
hohen  Bodenpreisen  und  der  sehr  guten  Bodenb 
niedrig  hält 

Einige  Mitglieder  der  Staatskommission  meinten  auch,  dass 
der  Staat  diejenigen  Anlagen  auf  seine  Rechnung  übernehmen 
müsse,  welche  den  allgemeinen  Zwecken  dienen  würden,  wie  z.  B. 
der  Abschluss-Deich  und  die  grofsen  Kanäle  etc.  —  Jedenfalls  er- 
scheint eine  Garantie-Forderung  unnöthig. 

Eine  Prüfung  des  Projekts  durch  militärische  und  medi- 
zinische Sachverständige  ergab,  dass  dasselbe  für  die  Landesver- 
teidigung und  die  Gesundheitsverhftltmssc  der  Bewohner  günstig 
sei,  letzteres  natürlich  erst  nach  vollständiger  Trockenlegung.  Es 
werden  ausserdem  als  Vortheile  des  Projekts  vorzugsweise  geltend 
gemacht : 

1.  Bereicherung  des  Landes  um  eine  fruchtbare  Provinz 
und  Hebung  der  Industrie  und  des  Handels  der  Nachbar- 
Provinzen. 

2.  Erhebliche  Verbesserung  der  Haudelswege  nach  Amsterdam. 

3.  Sehr  erwünschte  Vervollständigung  des  Eisenbahnnetzes. 

4.  Bedeutende  Verbesserung  der  Wasserverhältnis&o  des  Rhyu- 
und  Amstel-Landes  und  derjenigen  der  Provinz  Nordholland.  -- 
Anderen  früher  ausgeführten  Trockenlegungen  gegenüber  hat  die 
projektirte  den  Vorzug,  dass  der  Imfangsdeick  nebst  King-Kanal, 
welcher  im  Granderwerb  meistens  bedeutende  Kosten  verursacht, 
hier  auf  den  verhältuissmäfsig  kurzen  Abschlussdeich  beschränkt  ist 

Die  tiegner  des  Projekts  machen  Folgendes  geltend; 

L  Die  Fluth  werde  sich  künftig  an  der  östlichen  Küste  der 
Sflder  See,  soweit  solche  nördlich  des  Anschluss-Dciches  liegt, 
weit  höher  als  bisher  bei  nördlichen  und  nordwestlichen  Stürmen 
erhellen  und  die  bestehenden  Deiche  gefährden. 

2.  Es  werde  in  dem  nördlichen,  sandigen  Theile  des  neuen 
Polders  eine  sehr  heftige  Durcb<|uel)ung  (Qualmwasserbildungr 
eintreten. 

8.  Es  werde  sich  der  neue  Polder  nicht  zu  angemessenen 
Preisen  verwerthen  lassen,  da  die  Fläche  desselben  eine  zu 
große  sei. 

Diese  Einwendungen  lassen  sich  alicr  durch  Verstärkung  und 
Erhöhung  der  hetr.  Deiche,  durch  Ausschliessung  der  sandigen 
Tbeile  des  Polders  mittels  einer  Verlegung  des  Abschluss-Deichs 
und  durch  die  allmäliche  Inswerksetzung  des  Verkaufs  der 
Ländereien  wohl  beseitigen.  Zweifelhaft  bleibt  es  allerdings,  ob 
die  Ausführung  des  Projekts  in  der  jetzigen  Zeit  rentabel  sein 
werde.  Jedenfalls  aber  sind  der  Faktoren  gi 
ein  näheres  Eingehen  auf  das  Projekt  zu  recW. «««,.,, 
auch  noch  viele  Jahre  über  der  Ausführung  vergehen  würden, 
so  sei  nach  Analogie  der  Geschichte  anderer  großartiger 
holländischer  Unternehmungen  doch  zu  hoffen,  dass  auch  das 
beschriebene  Lnternehmen  dereinst  einmal  zu  Stande  komme. 


Dresdener  Zwolgvorein  dos  Sächsischen  Ingenieur- 
und  Architekten -Vereins 

Sitzung  vom  7.  Januar  1878.  Hr.  Ingenieur  Tharandt 
berichtet  über  den  Hau  des  Marine-Hafens  in  der  Kieler 
Bucht  Das  hoch  liegende  Bauterrain  verlangte  eine  Boden- 
abtragung und  Ausschachtung  von  etwa  3  000  000  kb1",  die  für 
verschiedene  Zwecke  Wiederverwendung  fanden. 

Vou  den  Hafeneinrichtungen  beschreiht  der  Redner  zunächst 
einen  der  für  Neubau  größter  Schiffe  bestimmten  Hellinge,  der 
aus  dem  Stapelhelling  und  dem  Vorhelling  besteht;  ersterer  ist 
durch  das  Schwimmthor  gegen  die  Bucht  abschließbar.*)  Die 
Baukosten  des  ganzen  Hellings  betragen  mehr  als  2000000  M. 
Die  4  zu  Schiffs  -  Keparatui'en  bestimmten  Trocken  -  Docks 
sind  von  ungleicher  Tiefe  und  Länge,  da  die  Drempel  bezw. 
6,02;  0,0;  7,H.r>  und  8,03  ™  unter  Nullwasser  liegen.  Auch  die 
Docks  haben  Ponton  -  ^erschlösse.  Die  Entleerung  der  Docks 
geschieht  mittels  eines  grofsen  Zentrifugal  -  Pumpwerkes.  Die 
Dock-Sohlen  bestehen  aus  2  ■•'  starker  Betonschicht  mit  Knckstein- 
IJebermaucmng  und  Klinker -Verblendung.  Die  Ecken  etc.  des 
Mauerwerks  und  die  Mauerkronen  sind  mit  Granit  armirt  Die 
Docks  schließen  an  ein  sogen.  Reparatur-Hassin  au,  vor  dem  ein 
zweites  Bassin  —  das  sogen.  Ausrüstungs-Bassin  —  sich  befindet. 
Die  Sohlen  dieser  Bassins  liegen  10,7'»  bezw.  9,4  ">  unter  Null: 
die  Mauern  reichen  bis  10™  nnter  Null  und  sind  auf  Beton 
fundirt;  ihre  Krone  liegt  3,45  über  Null.  1  lfd.  Meter  dieser 
Mauern  kostet  etwa  2  7<K)  M. 

Zur  Bezifferung  des  enormen  Fmfangs  der  Kieler  Hauten 
führt  der  Redner  an,  dass  dazu  u.  u.  48  000 f  '"'  Spundwand, 
53!»75kbm  Steinschlag  zum  Beton,  88OOOO0O  Mauersteine, 
92  000  Tonnen  Portland-Zement,  13  100  Last  Trass  und  23  4 lokb'" 
gelöschter  Kalk 


■)  WrtiL  Z.  U..  hr.  .1.  1 


ßlgiffzed  by  GoogU 


No. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


155 


Sitzung  vom  14.  Januar  1878.  Hr.  Ingenieur  Kuhn 
referirt  über  Fe  8  tigkeita- Versuche  für  Mau  er- Materialien 
und  weist  dabei  die  Abhängigkeit  der  Festigkeit  von  der  Gestalt 
der  Probestücke  nach.  Beispielsweise  zeigt  ein  und  dasselbe 
Material  in  die  Form  des  gewöhnlichen  Ziegels  gebracht,  1  Vi  mal 
so  hohe  Festigkeit  als  in  Gestalt  des  Würfels.  Der  Einrluss  der 
Gestalt  ist  in  der  bekannten  Bauschinger'schen Gleichung  dargelegt.*) 

Hr.  Ingenieur  Röber  zeigt  den  von  Professor  Wienhold  in 
Chemnitz  konstruirten  Ruf- Apparat  —  eine  kräftige  Glocke  — 
für  das  Telephon,  sowie  ein  Telephon  vor,  welches  durch  An- 
bringung eines  Resonators  vervollkommnet  worden  ist 

Sitzung  vom  21.  Januar  1*7*.  Hr.  Prof.  Dr.  Zetzsche 
refetirt  über  das  Telephon,  indem  er  zunächst  die  verschiedenen 
zum  Telephon  gehörigen  Rufer,  Ton  Wienhold,  Siemens,  Fein  und 
Töpel,  von  denen  die  drei  erst  genannten  das  Signal  mittels 
Glocke  geben,  der  letzt  genannte  jedoch  mittels  Stimmgabel  giebt, 
beschreibt  Der  Referent  erläutert  die  Art  und  Weise,  in  der  das 
Telephon  sammt  Rufer  anf  den  Stationen  in  die  Leitungen  ein- 
zuschalten ist,  je  nachdem  diese  Stationen  daneben  gewöhnlichen 
Telegraphendienst  mit  Ruhe-  bezw.  Arbeits-Strom  leisten  oder  alwr 
ausschlielslich  Telephon-Stationen  sind.  — 

Hr.  Major  Dr.  Kahl  referirt  schliefslich  über  die  Versuche, 
jtermanente  Gase,  namentlich  Sauerstoff,  Stickstoff,  Wasserstoff, 
Kohlenoxyd,  in  tropfbar  flüssigen  Zustand  zu  versetzen.  — 

Sitzung  vom  4.  Februar  1878.  Hr.  Regierungsrath  Prof. 
Dr.  H artig  spricht  (Iber  Herstellung  von  Schraubenmuttern. 
Redner  theilt  mit,  dass  auf  der  Philadelphia-Weltausstellung 
eiserne  Schraubenmuttern  erschienen,  die  kalt  gelocht  waren. 
Die  Fabrikanten  derselben  haben  behauptet,  dass  die  kalt  gelochten 
.Schraubenmuttern  eine  gröfsere  Festigkeit  gegen  Abscheruug  der 
Gewinde  besäfsen  als  die  gewöhnlichen,  warm  gelochten. 

Durch  Professor  Thurston  in  Hoboken  sind  hierüber  mehre 
Versuchsreihen  angestellt  worden  und  es  hat  sich  dabei  heraus- 
gestellt, dass  allerdings  kalt  gelochte  Muttern  eine  grölsere 
Festigkeit  gegen  Abscheren  der  Gewinde,  sowie  auch  gegen  das 
Zerreißen  besitzen  als  warm  gelochte.  Kine  der  Versuchsreihen 
z.  B.  hat  ergeben,  dass  die  Abscherungs-Festigkeit  der  Gewinde 
pro  nnm  »ei  den  kalt  gelochten  Muttern  27,7  \  Ihm  den 


23,2  ■  betrug. 

Weiter  erläutert  Redner  die  Art  und  Weise  der  Be- 
anspruchung des  Eiscnmaterials  beim  kalten  Lochen  und 
führt  femer  aus,  in  welchem  bedeutenden  Maafse  der  dabei  ver- 
wendete Stahl-Stempel  beansprucht  wird.  Für  ein  in  Schmiede- 
Eisen  hergestelltes  Loch  von  11,7»»"  Weite  und  45,4""»  Länge 
würde,  wie  es  an  einem  vorgelegten  Probestück  von  der  Firma 
Hoopes  &  Townseud  in  Philadelphia  gezeigt  wurde,  eine  Be- 
anspruchung des  Stahlstempels  von  441  k  pro  [Zmm  sich  ergeben, 
wenn  die  Abscherung  sich  in  einem  einzigen  Momente  ver- 
wirklichte. — 

Sitzung  vom  IL  Februar  1878.  Hr.  Zivil -Ingenieur 
Dr.  Proeil  halt  einen  Vortrag  über  die  von  ihm  aufgestellte 
Methode  der  graphischen  Dynamik,  dip  er  ans  dem  Wesen 
der  Funktionen  überhaupt  entwickelt  hat  K~  wird  für  eine  der 
nächsten  Sitzungen  die  Anwendung  der  graphischen  Dynamik 
auf  das  Gebiet  des  Maschinenwesens  in  Aussicht  gestellt.  — 

Sitzung  vom  18.  Februar  187  8.  Hr.  Professor  Dr. 
Frankel  halt  einen  Vortrag  über  bewegliche  Brücken  und  Hr. 
Dampfkessel-  u.  Fabrik-Inspektor  Siebdrat  legt  Proben  von 
enartig  aus  der  Ebene  heraus  gewundenen  Ringen  vor, 
in  der  Sachsischen  üusstahlfabrik  hergestellt  sind  und 


In  der  Sitzung  vom  25.  Februar  1878  halt  Hr.  Zivil- 
Ingenieur  Dr.  Proell  den  Schluss  -  Vortrag  über  graphische 
Dynamik,  mit  Anwendung  insbes.  anf  die  Compound-Maschinen, 
wahrend  die 

Sitzung  vom  4.  März  1878  z.  Th.  der  Vorlage  etc.  einer 
Reihe  großer  Photographien  von  Balinhofsbauten  durch  Hrn. 
Baurath  Römer  gewidmet  war.  —  Hn.  — 


•>  I». 


.  ist;,  k  17. 


Zu  den  Bahnhofa-Anlagen  für  die  Berliner  Stadtbahn. 

In  Nu.  21  dies.  Hl.  sind  Vorschlüge  zu  Bahnhofs  -  Anlagen  für 
die  Berliner  Stadtbahn  dargestellt,  welche  von  dem  Unterzeich- 
neten gemacht  wurden.  In  Xo.  28  sind  dieselben  von  Hrn.  Bau- 
meister Schwieger  zum  Theil  als  nicht  ausführbar  und  für  die 
Verhaltnisse  nicht  geeignet  bezeichnet 

Zu  einer  richtigen  vergleichenden  Beurtheilung  verschiedener 
Bahnhofs  -  Einrichtungen  sind  ausfuhrliche  Spezial -Zeichnungen 
der  Gleise,  sonstigen  Anlagen  und  Dispositionen  nothwendig,  auf 

AHA  '  .  I  .  -  .  .  .1  ....       ~*         T 1      A  !  . .  1   _        \f         _  _  ^  1         ml  —   A 


welchen  sieh  die  verschiedenen  Betriebs -Manipulationen  nach 
Raum  und  Zeit,  sowie  nach  den  obwalteudeu  Verhältnissen  an- 
ermitteln lassen,    ohne  dergleichen  Spezial  -  Vorlagen 
:  allgemein  gehaltene  Auslassungen  nicht  als  zutreffend 
nd  angesehen  werden. 
Die  gegen  die  skizzirten  Projekt»  gemachten  Einwürfe  werden 
sich  bei  einer  derartigen  Behandlung  widerlegen  lassen. 

Die  nicht  tu  Abrede  zu  stellenden  gröfseren ,  durchaus  ober 
nicht  unüberwindlichen  Schwierigkeiten  später  etwa  möglicher 
Bahnanschlüsse  zwischen  den  Endpunkten  der  Kahn  innerhalb 
der  Stadt  würden  durch  die  grofse  Erleichterung  von  weiteren 
Anschlüssen  aulserhalb  der  Endpunkte  aufgewogen  werden. 
Die  Konzentration  des  durchgehenden  Verkehrs  auf  2  Gleise  mnss 


bei  jeder  Einrichtung  an  irgend  einer  Stelle  aufser- 
halb  oder  innerhalb  der  Endpunkte  stattfinden.  Die 
1  lh  Minute  wahrende  Kreuzung  der  (.leise  mit  den  ganz  leeren, 
beliebig  zur  Seite  zu  stellenden  Zügen  ist  selbst  bei  der  grollten 
Zahl  von  durchgehenden  Zügen  ausführbar. 

Angeführt  mag  nur  noch  Folgendes  werden: 

1.  Die  Anwendung  geeigneter  Kurven  in  den  Bahnhöfen  ist 
keineswegs  ausgeschlossen.  Es  kommt  nachweislich  kein  Punkt 
in  der  Stadtbahn  vor,  wo  die  Bahnhofs- Anlagen  nach  dem  skizzirten 
System  mit  den  leicht  möglichen  Modifikationen  nicht  ausführbar 
waren. 

2.  Es  ist  nicht  ersichtlich,  wie  in  der  Kritik  angenommen 
werden  konnte,  dass  Rangirbcweguugen  mit  durchgehenden  Wagen 
oder  gar  mit  Maschinen  über  die  n«bungs-Plattformen  gedacht 
seien.  Dieselben  liegeu  am  Ende  der  Gleise  und  dienen  dazu, 
um  die  Zahl  von  höchstens  10  mit  einem  Male  an-  und  abzu- 
fahrender Güterwagen  zu  heben  und  zu  senken. 

3.  Das  über  die  Zahl  der  Packwagen  Gesagte  kann  nur  auf 
Missverständniss  beruhen,  indem  die  Beiladung  zu  den  im  Zuge 
stehenden  Packwagen  mit  der  projektirten  Einrichtung  viel 
schneller  und  bequemer  erfolgen  kann,  als  wenn  das  Gepäck  über 
Treppen  geschleppt  werden  muss. 

Die  Einstellung  besonderer  Gepäckwagen  ist  selbstverständlich 
nur  dann  erforderlich,  wenn  dieselbe  durch  das  Quantum  des 
Gepäcks  bediugt  wird. 

4.  Was  die  gerügte  ungeheuerliche  Gröfse  der  Hebung» -Platt- 
formen  anlangt,  so  sind  bei  der,  nach  einem  vom  Unterzeichneten 
festgestellten  Projekte  ausgeführten  Homburg-Ruhrorter-Rhein- 
Trajekt-Anstalt  Plattformen  von  10»  Lange  und  7  ■  Breite  seit 
langer  als  2i>  Jubren  im  Betriebe.  Die  bei  der  Stadtlahn  noth- 
wendigen  wurden  für  die  grol'sesten  Guterwagen  nur  7  und  4  ■ 
groß  sein  dürfen. 

Berlin,  den  14.  April  187a  Hartwich. 

Dur  Entwurf  für  das  netto  Kollegion-Gebäude  der  Uni- 
versität Strafsburg,  der  bekanntlich  im  Deutschen  Reichstage 
Gegenstand  sehr  lebhafter  Angriffe  gewesen  ist,  hat  am  13.  und 
14.  April  der  Beurtheilung  einer  Kommission  unterlegen,  zu  der 
seitens  des  Reichskanzleramtes  die  Hrn.  Geh.  Oberhfbrth.  Strack 


nnd  Geh.  Reg.-Rth.  Hitzig  von  Berlin,  Brth.  Hase  von  Hannover, 
Oberbrth.  Prof.  von  Ncureuther  von  München,  Prof.  Nicolai  von 
Dresden  und  Oberbrth.  von  Egle  von  Stuttgart  berufen  worden 
waren.  Hr.  Geh.  Ob.-Reg.-Rth.  Kiuel,  der  bei  Ausarbeitimg  des 
bezgl.  Entwurfes  die  obere  begutachtende  Instanz  gebildet  bat, 
und  Hr.  Bmstr.  Eggert  aus  Strafsburg,  von  dem  die  Ausarbeitung 
des  Entwurfes  herrührt,  wohnten  der  Beratbung  bei,  als  deren 
Ergebniss  sich  heraus  gestellt  hat,  dass  die  Vorlage  zur  Aus- 
führung als  geeignet  nicht  erachtet,  sondern  die  Beschaffung 
anderen  Entwurfes  auf  neuer  Grundlage  im  Wege 
Konkurrenz  empfohlen  worden  ist. 

Wenu  dieses  Resultat  für  den  Architekten  zweifellos  als  eine 
Niederlage  zu  bezeichnen  ist,  so  mag  sich  derselbe  mit  dem 
liewusstsein  trösten,  dass  wenige  Feldherren  uud  wenige  Archi- 
tekten von  ähnlichen  Wechseltallen  verschont  geblieben  sind  und 
dass  sein  Ruf  durch  frühere  Arbeiten  —  unter  denen  die  Kon- 
kurrenz •  Entwürfe  für  den  Berliner  Dom,  das  Reichstagshaus  nnd 
das  Niederwald -Denkmal  obenan  stehen  —  glücklicherweise  zu 
fest  begründet  ist,  als  dass  ihn  eine  derartige  Schlappe  erschüttern 
könnte.  Ist  ja  doch  ein  auf  amtlichem  Wege,  d.  h.  aus  einer 
fortlaufenden  Kette  der  verschiedenartigsten  persönlichen  und 
sachlichen  Kompromisse  und  leider  nur  gar  zu  oft  invita  Minfrra 
entstandener  Entwurf  an  sich  selten  geeignet,  einen  richtigen 
Maaßtah  für  das  Können  desjenigen  Architekten  zu  gelten,  dem 
der  Auftrag  zu  einem  solchen  obgelegen  hat  Die  Kritik,  welche 
Laien  und  Sachverstandige  an  diesem,  in  der  That  wenig  ge- 
lungenen Entwürfe  ausgeübt  hatten,  kehrt  in  letzter  Linie  und 
durch  die  Befürwortung  einer  Konkurrenz  ihre  Spitze  auch 
nicht  gegen  eine  Person ,  sondern  gegen  den  Weg ,  auf 
welchem  der  Eutwurf  entstanden  ist,  uud  gegen  die  Auf- 
fassung, welche  ihm  demzufolge  vermuthlich  gegen 
die  bewusste  Absiebt  der  lletheiligten ,  einfach  durch  die 
zwingende  und  lähmende  Kraft  bt'ireaukratischer  Tradition 
zu  Grunde  gelegt  worden  ist  Dass  in  einem  so  hervorragenden 
Falle  gegen  diese  Auffassung  in  entschiedenster  Weise  Front  ge- 
macht worden  ist,  dass  dss  Publikum,  die  Volksvertretung  und 
die  Regierung  das  Bedürfnis*  bekundeten,  die  Herstellung  eines 
Monumentalbaues  von  diesem  Bange  mit  einer  gewissen  Freudig- 
keit aus  der  Fülle  freien  künstlerischen  Schaffens  heraus  nnd 
getragen  von  der  Theiluahme  der  Nation  betrieben  zu  sehen, 
ist  eine  Thatsache,  die  in  den  Kreisen  unseres  Faches  ein- 
müthiger  Zustimmung  gewiss  sein  kann  und  die  zu  den 
besten  Hoffnungen  für  die  Zukunft  Veranlassung  giebt.  — 

Leber  die  Art  der  Kritik,  welche  an  dem  Eggert'schen 
Entwürfe  innerhalb  des  Deutschen  Reichstages  geübt  worden  ist, 
behalten  wir  uns  noch  einige  Bemerkungen  vor,  die  wir  nach 
Schluss  des  Reichstags  in  einer  Zusammenfassung  der  zahlreichen 
Fälle,  in  denen  diesmal  Angelegenheiten  unseres  Faches  zur 
Verhandlung  desselben  gelangt  sind,  geben  werden. 


Aufhebung  der  ortspo 
bahn-  (Hoch-)  Bauten.  I 


lizeilichen  Konaenso  zu  Eiscn- 


ekauutlich  ist  die 


Ausführung  von  staatsseitig  genehmigten  K 
1  eine  ortspolizeiliche  Erlaubnis«  erforderlich  sei, 


Frage :   ob  zur 
isenbahnbauten 
in  einem  Er- 

Digitizea  By  VjOOglt 


156 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


17.  April  1878 


Kenntnis*  des  preuß.  Ober- Tribunals  vom  7.  April  1*70  norniirt 
worden,  wahrend  das  Handels-Ministcrium  in  einem  Reskripte  vom 
14.  Juli  1870  diese  Entscheidung  des  obersten  Gerichtshofes 
wegen  ßasirung  auf  einer  thatsachlich  unzutreffenden  Voraussetzung 
außer  Wirksamkeit  genetzt  hat*). 

Nunmehr  scheint  dieser  Streitpunkt  seine  endgültige 
liege  hing  in  einer  am  9.  Februar  d.  J.  ergangenen  Entscheidung 
des  Gerichtshofes  zur  Entscheidung  der  Kom|«etenz-Koufliktc 
gefunden  zu  haben,  in  welchem  ausgesprochen  ist,  dass  für 
staals-polizeilich  genehmigte  Hauten,  die  unter  Leitung  von 
Staato-Baubeatntcn  ausgeführt  werden,  ein  ortspolizeilicher  Rau- 
konsens  nicht  erforderlich  ist 


•>  V.rsl.V 


Ueber  eine  neue  Röhrenart  für  Wasserleitungs-Zwecke 

entnehmen  wir  einer  an  uns  gerichteten  Zuschrift  folgenden  sach- 
lichen Theil  ilire«  Inhalts:  Die  Wunde  dieser  Köhren  bestehen 
ans  Holz ,  welches  mit  Kieselsäure-Unterdruck  impräguirt  wird ; 
demnächst  erfolgt  eine  Sättigung  mit  Chlorraleium  und  nachher 
Augwassernng.  Die  Köhrcnwaud  wird  aus  Dauben  zusammen 
gesetzt  und  zum  festen  Zusammenhalten  mit  verzinntem  Drath 
umspannt  Nachdem  die  Zusammensetzung  erfolgt  ist,  wird  die 
Inuenseite  des  Kohrs  mit  Kolopbon  oder  Terpentin  unter  Zusatz 
fettiger  Substanzen  bestrichen,  wahrend  die  Außenseite  einen 
Uebcrzng  von  Asphalt  erhält.  Ks  können  bis  2o»  lange  Schüsse 
gefertigt  werden,  doch  ist  als  Normal -Lange  5™  angenommen 
worden.  Die  Dichtung  geschieht  durch  Muffen,  in  welche  für 
hohen  Druck  Asphalt,  für  geringeren  Werg,  Thon  etc.  eingebracht 
wird.  Vorzüge  des  Materials  sind  a.  die  große  Lunge  der  ein- 
zelnen Schusse,  b.  geringes  Gewicht,  c.  grofsc  Elastizität  und 
endlich  d.  geringerer  Preis  als  Kisenröhren  und  hei  größerem 
Kaliber  sogar  geringerer  als  bei  Thouröhren. 

Nähere  Nachrichten  und  event.  Prnbeatücke  sind  zu  beziehen 
durch  das  Hüreau  des  Ingenieurs  Bausch,  Berlin  N,  lnvaliden- 


Meästerprilfungen  von  Baugeworken.    An  der  Thürin- 
gischen Baugewerk-  und  Maschinenbau-Schule  in  Sulza  besteht 
freiwillige  Meisterprüfung,  der  sich  am 
leten  Semesters  21  Schüler 


Auslegung  von  Submlaaions  -  Ausschreibungen  am 
Berliner  Baanutrkt.  Ks  sind  Veranstaltungen  getroffen,  dass 
hinfort  sammtliche  Submissions-Ausschreibungcu  in  Bausachen,  an 
welchen  Berlin  interessirt  am  Baumarkt  zur  Auslage  gelangen.  Bisher 
war,  obgleich  mit  augenscheinlichem  Krfolg.  dies  Seitens  der  Be- 
hörden nur  vereinzelt  geschehen.  Der  Vorstaud  des  Baumarkts 
hat  nunmehr  an  alle  Staats-  und  Kommunal-Hehorden  etc.  ein 
Zirkular  entsprechenden  Inhalts  ergehen  lassen  und  namentlich 
daraufhingewiesen,  dass  die  Auslegung  der  Submissions-ßedingungen 
im  Lokal  des  Baumarku,  iu  der  Berliner  Bauausstellung,  kosten- 
frei geschiebt 

Durch  dieses  Vorgehen  soll  der  doppelte  Zweck  erreicht 
werden:  den  Bauindustriellen  und  Händlern  kostspielige  und 
zeitraubende  Reisen  zu  ersparen,  wenn  es  sich  z.  B.  um  Liefe- 
rungen handelt,  die  außerhalb  ausgeschrieben  werden,  und  ande- 
rerseits wird  für  derartige  Ausschreibungen  ein  größeres  Publikum, 
mithin  eine  regere  Ketheiliguug  zum  Vortheil  der  Behörden  erzielt. 

Neues  in  der  Berliner  Bau  -  Ausstellung.  In  der  Zeit 
vom  7.  bis  13.  April  er.  wurden  neu  eingeliefert:  von  T.  Jumpertz 
ein  Schrank,  schwant  Birnbauroholz  mit  Marqueiteric ;  —  von 
L.  &  S.  Abraham  Portierenstoffe;  —  von  X.  Khrenhaus  Leinen- 
teppiche; —  vom  Warsteiner  Grubenverein  First-,  Falz-  und 
Schuppen-Pfannen;  —  von  L.  Meyer  jr.  <S  Co.  eine  Gaskroue  im 
gotbischen  Stil  aus  Schmiede-  u.  Gusseisen;  —  von  C.  Geisler 
Ventlliröfen  mit  feuerfestem  Anstrich:  -  von  ('.  Köhlich  Portrait- 
Kahmen  zum  Kniestück,  echt  vergoldet;  —  von  Ed.  Puls  ge- 
schmiedeter Balkon  für  Schloss  Kravom,  entw.  v.  Kyllmann  & 
Heyden:  ein  luftdichte«  eisernes  Doppelfenster,  Patcnt  der  Gebr. 
"  i-i'Schles. 


Die  Leipziger  Kirchen -Konkurrenz  hat  am  H».  April 
ihren  Abschluss  erreicht,  nachdem  die  Preisrichter,  wie  beab- 
sichtigt, am  7.  d.  M.  zusammen  getreten  waren.  Das  motivirte 
Gutachten  derselben,  dessen  Veröffentlichung  bevor  steht.  lässt 
Ki  Entwürfen,  die  als  die  hervorragendsten  bezeichnet  sind,  eine 
spexielle  Beurtheilung  zu  Theil  werden.  Der  erste  Preis  (  von 
3D0O  .//)  ist  einstimmig  dem  Entwürfe:  „Soii  Dto  Gloria"  zu- 
gesprochen worden,  als  dessen  Verfasser  sich  die  Hrn.  Giese 
i  Weidner  in  Dresden  ergeben  haben.  Den  zweiten  Preis 
Ivon  1500  M)  hat  Hr.  August  Härtel  inCrefeld  für  den  Ent- 
wurf: .Geh'  und  besteh""  erhalten;  des  dritten  Preises  (von  eben- 
falls 1500  M.)  wird  der  von  Hrn.  Hans  Grisebacb  in  Wieg- 
baden verfasste  Entwurf:  ,,Stritet  hüte  fröhliche  um  Hie  Kuntt 
btgd  tuitseheti  riehe"  würdig  befunden.  Die  Ausstellung  der 
Entwürfe  (in  der  Aula  der  Universität)  ist  am  12.  d.  M.  eröffnet 
wordeu  und  wird  (mit  Ausnahme  des  Charfreitags)  iu  der  Zeit 
von  9    5  l'br  täglich  bis  zum  25.  April  geöffnet  sein,  eine  Ver- 


längerung derselben  über  diesen  Termin  hinaus  ist  unthunlich. 
Für  die  Kucksendung  der  nicht  pramiirteu  Entwürfe  wird  bis 
spitesteus  1.  Juni  Angabe  des  Mottos  und  der  Adresse  erbeten. 
—  In  Betreff  der  vom  leipziger  Architektenverein  geplanten, 
wahrend  der  bezgl.  Ausstellung  zu  veranstaltenden  Zusammen- 
kunft verweisen  wir  auf  die  Bekanntmachung  im  Inseratentheil. 


Preuisen. 

Ernannt:  Der  Kegicrungs-  u.  Baurath  P.  E.  Spieker  in 
Potsdam  z.  Geh.  Regienmgs-  u.  bantechnisch  vortragend  Rath  im 
Minist  d.  geistl.,  Uuierrichts-  u.  Medizinal-Angelegenheiten. 

Die  Baumeister-Prüfung  haben  bestanden:  a)  für  beide 
Fachrichtungen:  Gustav  Michaelsen  aus  Barth,  Werner  Kuntze 
aus  Stalluponen  i.  Ostpr. ;  b)  für  das  Bau- Ingenieurfach:  Herrn. 
Steinworth  aus  Lüneburg,  Otto  Frühling  aus  Blankenburg  a. 
Harz,  Arthur  Wetz  aus  Köln;  c)  für  das  Hochhaufach :  Max 
Ahrendts  aus  Frankfurt  an,,  u.  Jakob  Siefer  aus  Köln. 

Die  Bauführer-Prüfung  haben  bestanden  a)  für  beide 
Fachrichtungen:  Emil  Philipp  aus  Elbing,  Gustav  Cohn  aus 
Schlochau,  Franz  (  rackau  aus  Elbenau  b.  Schönebeck,  Rudolf 
Henze  aus  Salzkotten,  Hugo  Schnitze  aus  Berlin;  b)  für  das 
Maschinenfach:  Otto  Krause  aus  Bünde,  Gustav  Leifsuer  aus 
Gr.  Weigelsdorf.   

Brief-  nnd  Fragekasten. 

Ein  Abonnent  Die  in  Preußen  früher  bestandene 
Regelung  der  Spurweite  von  Fuhrwerken  war  provinzieller 
Art:  sie  ist  von  selbst  außer  Kraft  getreten  und  wird  vollends 
hinfällig  durch  den  dem  Landtage  in  seiner  letzten  Session  vor- 
gelegten Entwurf  eines  Chaussee -Polizei -Gesetzes,  welcher  Ober 
die  „Spurmaaß-Frage"  mit  Stillschweigen  hinweg  geht 


Aboun.  S.  Ein  sicheres  Schutzmittel  für  (Jussciscn,  welches  zur 
Aufnahme  von  Exkrementen  und  namentlich  Urin  verwendet  wird, 
kennen  wir  außer  Emaillirung  nicht;  wir  glauben  indess  nach 
vorliegenden  Erfahrungen,  dass  durch  Einsetzen  eines  2.  Gefäßes 
aus  Zinkblech  ein  vieljähriger  Schutz  erzielt  wird.  —  Die  Frage 
betr.  Einhaltung  des  nachbarlichen  Abstandes  von  3'  mit  «jiner 
solchen  Anlage  möchte  nach  dem,  was  in  Rönne's  Baupolizei 
S.  Hl 9  ff.  mitgetheilt  ist,  zu  verneinen  sein;  wir  bitten  indess  a. 
a.  0.  selbst  hierüber  nachsehen  zu  wollen. 

Hrn.  B.  in  E.  Die  fragliche  Angabe  im  Baukalender  S.  23 
Z.  10  r.  u.  beruht  auf  einem  Satzfehler  und  sollte  heissen  ca.  '-''«>  *. 
Die  Bewährong  der  Holzzement-Dacher  bei  guter  Ausführung  ist 
sehr  allgemein  anerkannt 

Hrn.  F.  Z.  hier  u.  Hrn.  B.  in  P.  Spezialschriften  über 
Zement  -  Gusswoaren  •  Fabrikation  sind  uns  nicht  bekannt.  Wir 
können  Sie  einzig  auf  mehre  Artikel,  die  die  Jahrg.  1875 
u.  1870  dies.  Ztg.  hierüber  gebracht  halten,  als  auf  der  Neuzeit 
angehöriges  Material  zu  dieser  Frage,  hinweisen. 

Hrn.  A.  S.  in  G.  Lieber  die  Bewahrung  der  speziellen  Sorte 
von  Dachplatten,  auf  welche  Sie  sich  beziehen,  sind  uus  bis  jetzt 
weder  günstige  noch  ungünstige  Nachrichten  zu  Ohren  gekommen ; 
dass  aber  das  Material  an  sich,  bei  Voraussetzung  richtiger  Fabri- 
kation, nicht  ungeeignet  ist,  können  Sie  aus  mehren  Mitthei- 
lungen, welche  die  früheren  Jahrgänge  dies.'  Zeitg.  iu.  z.  1866, 
1870,  1871  u.  1872)  gebracht  haben,  mit  Sicherheit  entnehmen. 

Hrn.  C.  in  I).  Veröffentlichungen  über  Eindeichungen 
und  Entwässerungen  am  Strande  der  Ostsee  sind  uus  nicht 
speziell  bekannt  Wegen  der  Litteratur-Angaben  Ober  Zentrifugal- 
pumpen bitten  wir  insbes.  in  Kuhlmann's  öligem.  Maschinenlehre 
nachzusehen. 

Hrn.  R.  B.  hier.  Ihre  Frage  ist  zu  allgemein«)  Inhalts, 
um  an  dieser  Stelle  eine  Antwort  finden  zu  können. 

Hrn.  A.  T.  in  G.  Dass  die  Errichtung  einer  Baugcwcrk- 
schule  durch  einen  Privaten  in  Preußen  an  eine  Konzession 
gebunden  sei  und  dass  der  Unternehmer  derselben  event.  gewissen 
behördlichen  Anforderungen  (außer  solchen,  die  etwa  aus  lokal- 
polizeilichen Bücksiebten  entspringen)  zu  genügen  hatte,  ist 
uns  völlig  unbekannt  und  erlauben  wir  uus  nach  Lage  der  gegen- 
wärtigen Gesetzgebung  auch  durchaus  zu  bezweifeln. 

Hrn.  G.  H.  iu  Wismar.  Ueber  Dachrinnen  ohne  Gefälle, 
aus  Zinkblech  hergestellt,  halten  wir  mehre  günstige  Urtheile  ' 
gehört  und  werden  eine  spezielle  Mittheilung  darüber  demnächst 
veröffentlichen.  Wie  sich  derartige  Binnen  in  Gussciscn- Aus- 
führung etwa  bewähren,  ist  uns  unbekannt  Wenn  wir  bei  An- 
wendung eines  genügenden  Schutzmittels  für  das  Eisen  am 
guten  Erfolge  auch  nicht  grade  zweifeln,  scheint  uns  die  Aus- 
führung doch  insofern  im  Nachtheil  zu  sein,  als  die  horizontal 
verlegte  Rinne  zum  Ersatz  des  Gefälles  eine  erhebliche  Mehr- 
tiefe haben  rouss,  wodurch  sie  bei  Ausführung  in  Gusseisen 
verhaltnissmäßig  schwer  und  kostspielig  wird.  Was  die  Länge 
der  einzelnen  Schüsse  betrifft,  so  wira  diese  theils  an  der  Leistungs- 
fähigkeit der  Gießerelen,  mehr  aber  noch  an  dem  sichercu 
Transport  der  Stücke  eine  Grenze  linden,  und  glauben  wir. 
dass  5— 6m  eine  kaum  zu  Uberschreitende  Länge  bilden.  Der  nicht 
kleinen  Schwierigkeit,  die  bei  dem  großen  Wechsel  der  Tempe- 
ratur, dem  die  Rinne  unterworfen  ist,  das  gute  Abdichten  der 
Fugen  mit  sich  bringen  wird,  glauben  wir  hier  ebenfalls  Erwähnung 
thnn  zu  müssen. 


;  tot  C.rl  nteMti  in  1 


K.  K.  O.  Prll.ct..    Drwk:  W  Mo*»>  Hotfiu^f. 


4.««a,r.l.»f* 


N».  32. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


157 


Inh&It:  IH>  Koiihurrrn*  Jiir  Knlwürfo  mn  Neubau  der  HL  r<tri  Klrrb*  In 
IxifiMR.  —  IVber  die  TraKfiinl£kelt  Hnrr  Ancthl  rwrUneiliyrr  aimrwer  Ol»vrt>*it- 
»jfrtcnt»  iuIi  I^iinÄThw^lIrn.  —  DI«  Eftat-Ktor  BnVte  In  New  -  York.  —  Die  Kon 

I  In  Lmuui».  -  Mit- 


tbcUungrn  in  Vor^lifii:  Archit*AU«-  and  lng*f)ivur- Verein  ru  Htntvtfcr.  - 
AnhiL-kle» -Wrdn  i«  Berlin.  —  Vtrmiir  hte«:  Neuer  rVborMtHft-AiilWU.  — 
Enl»irJwtnag  der  Rokrt«««  In  EVrtJa.  —  Brief-  und  Fr«  k-UiKd. 


Die  Konkurrenz  für  Entwürfe  zum  Neubau  der  St.  Petri- Kirche  in  Leipzig. 

Entwurf  in  seiner  unveränderten  AusfQhrung  die  festgesetzte  Bau- 
summe  weit  überschreiten  müsste. 

Motto:  »Geh  und  besteh."  Kntwurf  10  ist  im  früh- 
gothischen  Stile  entworfen,  zeigt  ein«  sehr  schone  und  klare 
Grundriss-Anlage  und  erfüllt  überhaupt  die  Bedingungen  des  Pro- 
gramms in  möglichst  vollkommener  Weise.  Die  Schaffung  eines 
mafsig  überhdhteu  Zentralraumes,  welcher  nur  die  Annehmlich- 
keiten, ohne  die  Schwierigkeiten  eines  solchen  mit  erhöhter 
Kuppel  darbietet,  erscheint  hier  in  Berücksichtigung  des  Zweckes 
als  sehr  vortheilhafL  Bei  einiger  Zurückhaltung  in  der  Detail- 
Entwicklung  möchte  auch  die  bestimmte  ßausurome  für  die  Aus- 
führung hinreichen.  Als  nachtheilig  sind  zu  bezeichnen  einige 
Derbheiten  in  der  äufscren  Architektur,  zumal  des  Thurmes, 
welche  die  Harmonie  stören. 

Motto:  „Eine  feste  Burg  ist  unser  Gott".  Entwurf  18 
zeigt  in  seinem  Grundrisse  eine  vollständig  durchgebildete  Zeutral- 
Anlage  im  frühgothischen  Stil.  Auf  sechseckiger  Basis  erhebt  sich 
ein  gewalliger  Mittelbau,  welcher  von  einem  knppelartigen  Dache 
mit  hohem  Dachreiter  bekrönt  ist  An  diesen  Mittelbau  schliefsen 
sich  kapellenartige  Ausbauten  an,  in  welchen  die  Emporen  unter- 
gebracht sind,  während  ein  sehr  niedriger  Kapellcnkraiiz,  die  Beicht- 
stuben etc.  enthaltend,  an  der  Ostseite  vorgelegt  ist  Die  Be- 
dingungen des  Programme*  erscheinen  allseitig  vollkommen  erfüllt 
und  es  muss  anerkannt  werden,  da&s  dieser  Entwurf  einen  sehr 
gediegenen  und  imposanten  Eindruck  hervorbringt  Dagegen 
läfst  sich  nicht  ableugnen,  dass  namentlich  die  Gestaltung  des 
Mittelbaues  etwas  Fremdartiges  an  sich  trägt,  was  mit  dem  Zwecke 
des  Gebäudes  wenig  Uberein  stimmt,  und  in  konstruktiver  Beziehung 
muss  die  Anbringung  eines  so  schweren  Geläutes  über  dem 
Zentralraume  und  in  solcher  Höhe  als  ein  Maugel  bezeichnet 
werden. 

Motto:  -Backstein".  Entwurf  19  ist  gleichfalls  im  früh- 
gothischen Stile  entworfen,  und  zwar,  wie  der  Hr.  Verfasser  selbst 
betont,  als  Ziegelrohbau  gedacht  Die  Dedingungen  des  Programms 
erscheinen  durch  die  einfache  und  klare  Disposition  des  Grund- 
risses allseitig  vollkommen  erfüllt  und  es  bringt  überhaupt  der  ganze 
Entwurf  eine  in  seiner  Art  sehr  harmonische  Wirkung  hervor. 
Nicht  ohne  Bedenken  ist  wohl  die  getrennte  Unterbringung  der 
Glocken  in  den  vier  Erkthünnen  und  bei  aller  Grazie  der  Er- 
der hohe  Vierungsthurm  doch  i 


eit  der  Konkurrenz  des  Jahres  1867/ 68, 
welche  der  Aufstellung  neuer  Entwürfe  für 
eiuen  protestantischen  Dom  in  Berlin  galt, 
ist  der  deutschen  Arcliitektenwelt  keine  inter- 
essantere und  bedeutendere  Aufgabe  aus  dem 
Gebiete  der  kirchlichen  Haukunst  gestellt 
worden,  als  diejenige,  welche  der  hier  zu  be- 
sprechenden Konkurrenz  zu  Grunde  lag.  Und  um  so  dank- 
barer und  interessanter  gestaltete  sich  dieselbe,  als  sie  gewisser- 
mnafsen  an  jene  grofse  Berliner  Preisbewerbung  anknüpfte 
und  deren  Ergebnisse  zu  verwerthell  suchte,  indem  das  Pro- 
die  Annahme  der  „dem  protestantischen  Kultus  am 
entsprechenden  zentralen  Form"  als  oberste  Be- 
dingung für  die  Eutwürfc  von  vom  herein  fest  stellte.  — 

Die  Erwartung,  dass  die  Betheiligung  an  der  Konkurrenz 
dem  zu  Folge  eine  sehr  grofse  und  das  Ergebniss  derselben 
ein  erfreuliches  sein  werde,  ist  nicht  getauscht  worden.  Die 
seit  dem  12.  d.  M.  eröffnete  Ausstellung  der  Entwürfe  in  der 
Aula  der  Leipziger  Universität  zeigt  SO  Arbeiten  und  unter 
ihnen  in  nicht  geringer  Anzahl  solche,  die  als  gereifte  Werke 
erfahrener  Meister  sich  offenbaren.  Es  ist  nicht  allein  wiederum 
eine  Fülle  neuer  Ideen  zu  Tage  getreten,  dio  für  die  weitere 
Annäherung  an  das  noch  immer  ungelöste  Problem,  einen 
idealen  Typus  des  protestantischen  Kirehcngcbäudcs  zu  finden, 
sich  fruchtbar  erweisen  werden,  sondern  es  steht  auch  zu 
hoffen,  dass  die  spezielle,  hier  gestellte  Aufgabe  in  befriedi- 
gender Weise  zum  Abschluss  gelangt  und  ein  Entwurf  ge- 
wonnen ist,  dessen  Ausführung  ins  Auge  gefasst  werden  kann. 

Bevor  wir  unsererseits  in  eine  Besprechung  der  Kon- 
kurrenz eintreten,  haben  wir  unsern  Lesern  das  Urtheil  des 
Preisgerichts  vorzuführen.  Wie  wir  bereits  früher  gemeldet 
haben,  sollte  dasselbe  ursprünglich  aus  den  Herren  Semper 
(Wien),  Adler  (Berlin)  und  Fr.  Schmidt  (Wien),  also  aus 
je  einem  Vertreter  der  römischen  und  der  hellenischen  Ro- 
und einem  Gothiker  bestehen,  die  sAmmÜich  bereits 
'  Aufgabe  monumentaler  Kirchenbauten  in  zentraler  An- 
ig  sielt  versucht  hatten  und  von  denen  die  letzten  beiden 
dem  praktischen  Kirehenbau  besonders  nahe  stehen.  Durch 
den  Eintritt  der  Herren  Hansen -Wien  und  Nicolai  -Dresden 
für  die  Herren  Semper  und  Adler  war  die  Vertretung  der 
verschiedenen  Stilrichtungen  im  Preisgericht  annähernd  die- 
selbe geblieben,  dagegen  fand  innerhalb  dessellien  die  spe- 
zifisch kirchliche  Kunst  und  deren  praktische  Uebung  nur  in 
Fr.  Schmidt  noch  eiuen  Vertreter. 

Wir  geben  im  Folgenden  das  vom  10.  April  datirtc  Gut- 
achten der  Preisrichter,  theils  im  Auszüge,  theils  —  soweit  es 
die  Heurtbeilung  der  einzelnen  Entwürfe  enthalt  —  noch 
seinem  Wortlaute  wieder. 

In  einer  Einleitung  erklären  die  Preisrichter  zunächst, 
dass  sie  die  Bestimmung  des  Programms :  „Ueberschrcitung  der 
RauMimme  schliefst  von  der  Konkurrenz  aus",  nicht  zu  wört- 
lich aufgefasst.  sondern  alle  diejenigen  Entwürfe  in  ernstliche 
Erwägung  gezogen  halten,  welche  nach  ihrer  auf  praktische 
Erfahrung  gestützten  Anschauung  ganz  direkt  oder  mit  mafsi- 
gen  Modifikationen  für  die  bestimmte  Bausummc  hergestellt 
werden  koimten.  Sie  geben  demnächst  ihrer  Freude  Aus- 
druck, dass  neben  vielen  Erstlingsversuchen  angehender  Archi- 
tekten eine  solche  Fülle  hervorragender  Arbeiten  —  über- 
wiegend in  der  Architektur  des  Spitzliugens  oder  der  Re- 
naissance, bezw.  in  individueller  Weiterbildung  beider  Rich- 
tungen  —  zusammen  gekommen  sei,  und  erläutern  sodann  das 
Verfahren,  wie  sie  nach  Ausscheidung  der  ungenügenden  und 
allmählicher  Sichtung  der  übrigen  Entwürfe  schlielslich  zur 
Auswahl  von  15  als  die  relativ  vorzüglichsten  zu  bezeich- 
nenden Entwürfen  gelangt  sind.  Die  Charakteristik  der  letz- 
teren und  die  Motivirung  der  schliefslichen  Preiserlheilung 
hat  folgenden  Wortlaut: 

„Motto:  „Psalm  122,"  Entwurf  4  erscheint  als  grofsartig 
monumental  aufgefasst  im  Stile  dpr  italienischen  Früh-Kenaissance; 
der  Grundriss  iti  nahezu  quadratischer  TIauptform.  ist  schon  an- 
geordnet, hinsichtlich  der  Kaumerfordernisse  ist  vollkommen  Genüge 
geleistet,  wobei  leider  zu  grofse  Opfer  gebracht  wurden  für  die 
ästhetische  Durchbildung,  welche  allerdings,  namentlich  was  die 
luueu-l  o -konition  betrifft  als  hervorragende  Leistung  zu  bezeichnen 
ist.  Als  uachthcilig  ist  zu  bezeichnen  die  für  eine  Prediiftkirrhe 
übergrofte  Hübe  der  Kuppel,  die  für  den  gegebenen  Bauplatz 


Motto:  „Juni 


iperus". 

Stile  durchgebildet  dessen  Formen  nicht  < 
Anschauungen  anzupassen  versucht  wurden, 
schön  entwickelten  Grundrisses  bildet  ein  griechisches  Kreuz  und 
es  sind  die  Bedingungen  des  Programme«  dem  Wesen  nach  erfüllt 
Weniger  glücklich  als  die  aufsere  Arcffitcktur  ist  die  Gestaltung 
des  Iuneren,  wie  überhaupt  in  mehren  Punkten  sich  eine  archi- 
tektonische Lösung  nicht  angedeutet  findet 

Motto:  „Bramantc".  No.  21.  Das  Motto  dieses  Entwurfes 
kennzeichnet  dessen  architektonische  Richtung,  welche  mit  vielem 
Gluck  befolgt  ist  Die  vollkommen  zentrale  Anlag«!  des  Grund- 
risses ist  schön  gedacht  und  steht  in  Harmonie  mit  dem  ge- 
samtsten Aufbau;  die  Bedingungen  des  Programms  sind  wesent- 
lich erfüllt  Bedenken  erregt  hingegen  die  Anordnung  der  beiden 
Langseiten  in  ästhetischer,  sowie  auch  in  statischer  Hinsicht 

Motto:  „Quantum  potes  tantum  aude".  No.  31. 
Dieser  im  Stile  der  italienischen  Früh-Renaissauce  ausgearbeitete 
Entwurf  zeigt  einen  äusserst  fein  und  im  Geiste  dieser  Architektur 
disponirten  Grundriss:  aüf  vier  mächtigen  Pfeilern  ruht  eine  aus 
dem  Zwölfecke  konstruirte  Kuppel,  Hankirt  von  4  kleineren  Eck- 
thürmen.  Während  zu  beiden  Langseiten  sich  wenig  vorspringende 
Absiden  anschlicfscn,  ist  das  Presbyterium  weiter  vorgescholien ; 
das  kurze  Langschiff  wird  in  der  Stirnfacade  von  zwei  Glocken- 
thürmen  Hankirt  Auf  diese  Weise  entsteht  ein  Grundriss  von 
länglicher  Gesammtform,  welcher  zwar  der  Konfiguration  des 
Bauplatzes  entspricht,  denselben  aber  auch  zum  überwiegenden 
Thcile  okkupirt  Der  eigentliche  Reiz  dieses  Entwurfes  beruht 
in  den  überaus  glücklich  getroffenen  Verhältnissen  des  Innen- 
raumes. Weniger  glücklich  ist  die  äufsere  Gestaltung  des  Baues 
und  es  lässt  namentlich  die  Anordnung  der  Stirnfacade  vieles  zu 
wünschen  übrig. 

Motto:  ,  V  (Blaues  Kreuz).  No.  35  zeigt  einen  schon 
geordneten  Grundriss  mit  Kuppel-Anlage  auf  quadratischer  Basis; 
die  Verhältnisse  des  Inuenrauincs  sind  als  sehr  gelungen  zu  be- 
zeichnen, weniger  glücklich  hingegen  die  des  aufseren  Aufbaues. 
Die  Architektur  schliefst  sich  der  italienischen  Früh-Renaissance 
an  und  zeigt  einzelne  sehr  anziehende  Motive. 

Motto:  „St  Peter".  No.  40.  Dieser  im  Spitzbogenstile 
durchgebildete  Entwurf  zeigt  einen  Grundriss  in  der  Gestalt  des 
lateinischen  Kreuzes.  I'eber  der  Vierung  erhebt  sich  ein  mächtiger, 
kupftelartiger  Aufbau,  welcher  in  seinem  oberen  Theile  zur  Auf- 
nahme des  Gelautes  bestimmt  ist.  An  den  vier  Ecken  der  Vierung, 
sowie  an  der  Stinitacad«  sind  I 


in  Form  von 


Altarraum  vor- 

Digitized  by  CjC 


158 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


20.  April  1878 


gelegt   Diese  in 

wirkt  besonders  durch  die  Einheit  der 
einem  Gusse  dargestellt  erscheinen.  Sehr  interessant  ist  auch  die 
konstruktiv.-  Durchbildung  des  Vierungs-Thurmes,  dessen  Stabilität 
an  und  für  sich  wohl  gesichert  erscheint,  wogegen  aber  die  an 
demselben  aufgehängten  Glocken  auf  die  Dauer  nachtheilig  für 
die  Struktur  des  Ganzen  sein  müssten.  Die  Anordnung  eines  be- 
sonderen Glockenbames  an  der  Stinifacade  würde  diesen  Uebel- 
stand  behoben  und  zugleich  die  Möglichkeit  gewahrt  haben, 
für  den  Hanpteingang  mehr  Raum  zu  schaffen.  Den  Bedingungen 
des  Programms  ist  allseitig  dem  Wesen  nach  entsprochen. 

Motto:  Soli  Deo  Gloria.  Ko.  42.  Der  Grundtiss  dieses 
im  Rundbogenstile  durchgebildeten  Entwurfes  ist  in  jeder  Hinsicht 
ganz  vortrefflich  angeordnet  und  muss  als  eine  monumentale  Anlage 
im  besten  Sinne  des  Wortes  bezeichnet  werden.  Das  Kaumaus- 
maafs  entspricht  den  Bedingungen  des  Programms  und  ist  auch 
den  sonstigen  Bedürfnissen  der  Kirche  Rechnung  getragen.  Be- 
sonders anziehend  sind  die  Raumverhältnisse  des  Innern  der  Kirche, 
welche  sehr  wenig  zu  wünschen  übrig  lassen.  Das  architektonische 
Kormensvstem,  welches  hier  zur  Anwendung  gebracht  ist,  muss 
prinzipiell  als  sehr  geeignet  anerkannt  werden,  wenn  dasselbe 
auch,  wahrscheinlich  in  dem  Bestreben,  die  Ausführbarkeit  zu  er- 
möglichen, mitunter  etwas  zu  wenig  durchgebildet  erscheint. 

Motto:  „St  Petri."  No.  43.  Gothischer  Entwurf  strenger 
Observanz  mit  schöner  and  praktischer  Grundriss-Anlage.  Der 
Vierungsraum  ist  nach  Breite  und  Höhe  ausgedehnt,  wodurch 
das  Raumverhaltniss  des  Innern  ein  sehr  schönes  wurde.  Den 
Anforderungen  des  Programmes  ist  allseitig  vollkommen  ent- 
sprochen. Die  Haltung  der  Architektur  ist,  einige  Harten  abge- 
rechnet, eine  sehr  würdige  und  das  Ganze  einheitlich  durch- 
gebildet. 

Motto:  „Eine  feste  Burg  ist  unser  Gott"  No.  45. 
Grofsartig  gedachte  Zentral -Anlage  mit  einem  durch  Arkaden  dem 
Hauptbauc  verbundenen  Thurme.  Die  Architektur  dieses  Ent- 
wurfes ist  als  eine  freie  Auffassung  des  Spitzbogenstils  zu  be- 
zeichnen und  zeigt  einzelne  sehr  schöne  Motive.  Den  Bedingungen 
des  Programmes  ist  iu  allen  wesentlichen  Punkten  entsprochen. 

Motto:  „Rast  ich,  so  rost  ich."  No.  49.  Zwei  Alter- 
nativ- Projekte,  in  welchem  der  Gedanke  einer  gothischen  Kuppel- 
Konstruktion  sehr  interessant  durchgeführt  ist.  Die  Grundrisse 
enthalten  sehr  viel  Gutes,  sowie  auch  in  der  Architektur  sehr 
schöne  Gedanken  zum  Ausdrucke  gebracht  sind,  wobei  nur  etwas 
ruhigere  Haltung  zu  wünschen  gewesen  wäre. 

Motto:  S«  No.  56.  Interessante  Gesammtanlage  mit 
Viernngskuppel  und  zur  Seite  gestelltem  Hauptthurme.  Die 
Architektur  zeigt  ein  an  mittelalterliche  Formen  sich  anlehnendes 
welchem  allerdings  zumeist  eine  feinere  Durch- 
nschen  wäre. 

lotto:  „Stritet  hüte  fröhliche  um  diu  Kunst  inme 
Untschen  riche."    No.  64.    Sehr  schöne,  Oberaus  einfache 
Grundriss- Anlage,  in  welcher  die  Bedingungen  des  " 
Ii  erfüllt  sind.    Der  Grundriss  ist  in  " 


Lnkirt 


und  es  erhebt  sich  Ober  der  Vierung  ein  machtiger  Thurm, 
von  vier  kleineren  Thürmchen;  in  ersterem  sind  die 


mg 
Mo 


Glocken  aufgehängt  Die  gewählte  Architektur  zeigt  die  Formen 
des  sogenannten  Uebergangsstilea  und  sind  dieselben  mit  ausser- 
ordentlichem Geschicke  und  feinem  künstlerischen  Gefühl  zur 
Anwendung  gebracht  Zu  wünschen  wäre  nur,  dass  die  Dimen- 
sionen der  Gesammtanlage  etwas  weniges  gröber  gegriffen  wären, 
was  zur  Vermeidung  einzelner  Unzukömmlichkeiten  geführt  hatte.  — 

Nach  fortgesetzter  Rerathung  und  nach  reiflicher  Erwägung 
der  Vortheile  und  Nachtheile,  welche  die  verschiedenen  Entwürfe 
an  sich  tragen,  einigten  sich  die  Mitglieder  der  Jury  in  dem  ein- 
heitlich gefassten  Beschlüsse,  die  drei  ausgesetzten  Preise  in 
folgender  WTeise  zuzuerkennen: 

Erster  Preis  dem  Entwürfe  No.  42  mit  dem  Motto: 
„Soli  Deo  Gloria." 

Zweiter  Preis  dem  Entwürfe  No.  10  mit  dem  Motto: 
„Geh  und  besteh." 

Dritter  Preis  dem  Entwürfe  No.  D4  mit  dem  Motto: 
-Stritet  hüte  fröhliche  um  diu  Kunst  inme  tiulschen  riche." 


maal'sgebend  für  i 
der  Jury  den  m 


onumentalen  Gedanken, 


Entwürfe  No.  42  zu  Grunde  gelegt  ist.  Indem  hierbei  nicht 
diesem  Kntwiirie  noch  mancherlei  Schwächen 


anhaften,  mussten  sich  die  Mitglieder  der  Jury  doch  sagen,  dass 
gerade  dieser  Entwurf  sich  zu  einem,  allen  Anforderungen  völlig 
entsprechenden  Kunstwerke  ausbilden  lasse,  ohne  den  Organismus 
des  vorliegenden  Entwurfes  anzugreifen.  Indem  die  Mitglieder 
der  Jurv  davon  absehen,  in  Bemerkungen  über  einzelne  Details 
einzugehen,  beschränken  sie  sich  darauf  den  Wunsch  auszu- 
sprechen, dass  die  tiefe  Nische  über  dem  Hauptportale  zum 
inneren  Kirchenraum  gezogen  werde,  dass  in  der  auiseren  Archi- 
tektur die  horizontalen  Bindungen  kräftiger  betont  werden,  und 
dass  die  Kuppel  in  ihrer  üufseren  Form  etwas  mächtiger  ge- 
staltet werde. 

Den  Entwurf  No.  10  glaubten  die  Mitglieder  der  Jury  deshalb 
bevorzugen  zu  müssen,  weil  derselbe  in  knapper  und  kundiger 
Form,  sowie  mit  gesunden  technischen  Mitteln  seinen  Zweck 
erreicht,  und  weil  anzunehmen  ist,  dass,  wenn  dieser  Entwurf 
etwa  zur  Grundlage  einer  Ausführung  gemacht  werden  sollte, 
die  gerügten  Harten  in  der  äufseren  Formgebung  zu  beseitigt  n 
sind,  ohne  den  Organismus  des  Entwurfs  irgendwie  anzutasten. 

Dem  Entwürfe  No.  64  glaubten  die  Mitglieder  der  Jury  eine 
Anerkennung  nicht  versagen  zu  können,  weil  derselbe  in 
Weise  einheitlich  nach  einem  klar  ausgesprochenen  1 
durchgebildet  ist  und  weil  eine  etwaige  Vergrößerung 
die  allerdings  wüuschenswerth  erscheint,  vorgenommen 
könnte,  ohne  die  Gesammtanlage  irgendwie  zu  berühren."  — 

Die  Preisrichter  schliessen  ihren  Bericht  mit  dem  Wunsche, 
dass  der  Konkurrenz,  die  so  grofse  Opfer  bedingt  habe,  recht  bald 
die  Ausführung  des  Werkes  sich  anschliefsen  möge.  


Ueber  die  Tragfähigkeit  einer  Anzahl  zweiteilige 

Die  bekannten  Mingel  und  die  Unzulänglichkeit  des  Holz- 
schwellen-Oberbaues haben  zu  vielfachen  Bestrebungen  geführt, 
das  Holz  als  Unterstützungsmittel  der  Schienen  durch  dauer- 
haftere Materialien  zu  ersetzen.  Von  allen  vorgeschlagenen  neuen 
Systemen  hat  sich  dasjenige  mit  schmiedeisernen  Langschwellen 
am  besten  bewahrt,  da  einestheils  die  kontinuirliche  Unterstützung 
der  Schiene  eine  wesentliche  Reduktion  dieses  der  Abnutzung  be- 
sonders ausgesetzten  Theils  erlaubt  und  anderenteils  das 
Schmiedeisen  wegen  seiner  Zähigkeit  das  für  die  Langschwelle 
am  meisten  geeignetste  Material  ist 

Ohne  die  sämmtlicben  Langschwellen-Obcrbau-Systeme  einer 
eingehenderen  Kritik  zu  unterwerfen,  sei  dazu  kurz  nur  folgendes 
bemerkt: 

Die  sogen,  eintheiligen  Systeme  —  Hartwich  und  Barlow  — 
zeichnen  sich  durch  grofse  "Einfachheit  aus,  haben  aber  den 
prinzipiellen  Nachthell,  dass  bei  Abnutzung  des  Kopfes  durch  den 
Itadangriff  die  ganze  schwere  Schiene  unbrauchbar  wird.  — 
Entgegengesetzt  verhält  es  sich  mit  den  dreitheiligen  Systemen: 
Sie  verwenden  eine  möglichst  kleine  Laufschiene,  sind  aber  in 
ihrer  Zusammensetzung  zu  komplizirt 

Vom  zweiteiligen  Langschwellen-Oberbau  sind  nach  der  Zeit 
des  Entstehens  etwa  folgende  Systeme  zu  erwähnen:  Hilf, 
Rheinische  Bahn,  Hohenegger,  Heusinger  v.  Waldegg I., 
Hottenrott  und  Heusinger  v.  Waldegg  II. 

1.  System  Hilf  (Fig.  1).  Die  9r-  lange  Stahlschiene  wird 
mittels  Klemmplättcben  und  Schrauben  bereits  in  der  Werkstatt 
mit  der  schmiedeisernen,  8,«)6n>  langen  Schwelle  der  Art  fest 
verbunden,  dass  die  Stofse  beider  Theile  zusammen  fallen.  Das 
Verlegen  der  dadurch  entstehenden  schweren  Stücke  soll  mit 
Hülfe  eines  von  Hilf  konstruirten  Krahnwagens  schnell  und  be- 
quem geschehen.  •)  Der  Stöfs  wird  durch  eine  Querschwelle  von 
demselben  Profile  wie  das  der  Langschwelle  gestutzt;  durch  die 
Form  der  Schwellen  ist  eine  etwas  unsichere  und  künstliche 
Auflagerung  und  Befestigung  der  Sehwellen-Enden  bedingt  Zur 
weiteren  Sicherung  des  Abstandes   der  Schienenstränge  dient 


•)  IHK,  iltt  ,i..r,;-  Otwt»u.  Wtnhadrii.  Kmdd  Itt«. 


eiserner  Oberbau  -  Systeme  mit  Langschwellen. 

eine  in  halber  Schienenlange  angebrachte  Verbindungastange, 
die  in  Gemeinschaft  mit  der  entsprechend  gebogenen  Quereehwelle 
auch  die  Seiten  •  Neigung  der  Schienen  herstellt.  —  Für  Kurven 
werden  die  Laugschwellen  nicht  gebogen,  sondern  nach  Schablonen 
genau  gelocht  und  hiernach  die  Schienen  gekrümmt  —  Das 
sog.  Wandern  der  Schienen  auf  den  Langschwellen  wird  durch 
stärkere,  vor  die  Stofslaschen  reichende  Klemmplättcben  verhin- 
dert, das  Wandern  des  ganzen  Syatemes  soll  durch  Zusammen- 
klemmen der  Lang-  mit  den  Qnerschwellen  verhindert  werden.  — 
Die  Schienen- Verbindung  geschieht  mit  Laschen  von  gewöhnlicher 
Form  und  etwas  geringer  Tragfähigkeit 

2.  Das  System  der  Rheinischen  Bahn  (Fig.  2)  wird  von 
der  Verwaltung  dieser  Bahn  als  eine  Modifikation  des  Hilf  sehen 
bezeichnet  Die  Befestigungsweise  von  Schiene  und  Schwelle  ist 
ungeändert,  nur  werden  die  Stöfs«  um  0,56  ra  versetzt  und  sehr 
starke  Winkel-Laschen  verwendet.  Die  Schienen  sind  7,6  ■,  die 
Schwellen  7,4 m  lang.  Die  Querschwellen  unter  den  Stöfsen  werden 
weggelassen,  dagegen  werden  auf  jede  Schienenlange  3  Verbin- 
dungsstangen verwendet  —  Das  System  hat  den  prinzipiellen 
Mangel,  dass  das  Schienenprofil  im  Vergleich  zum  Schwellenprofil 
zu  grofs  ist,  so  dafs  nach  Abnutzung  des  Schienenkopfes  eine 
zu  grofse  Eisenmenge  ausgewechselt  werden  muss.  Die  relative 
Güte  des  Systems  wachst  mit  der  Vorzüglichkeit  des  Schienen- 
Materials  gegenüber  dem  Schwellen  -Materiale;  die  Rheinische 
Bahn  nimmt  deshalb  Bessemer  Stahlschienen  und  die  aufserge- 
wohnliche  Abnutzung  von  13»"  an,  woraus  sie  eine  30jäbnge 
Dauer  der  Schienen  berechnet  Ob  die  Reibung  der  Langschwelle 
auf  der  Bettung  allein  im  Stande  ist,  ein  Wandern  des  ganzen 
Systems  zu  verhindern,  muss  die  Praxis  erst  lehren. 

3.  Im  System  Hohenegger  (Fig.  3)  ist  die  Mittelrippe  der 
Hilfschen  I-angschwelle  fort  gelassen.  Schiene  und  Schwelle  sind 
höher  und  dadurch  steifer  als  bei  Hilf;  dagegen  sind  die  Ver- 
bindungen von  Schiene  und  Schwelle,  die  Querschwellen  und  die 
Verbindungsstangen  beibehalten.  Die  Stöfse  von  Schiene  und 
Schwelle  sind  um  0,76»  versetzt  und  aussen  ist  eine  kräftige 
Winkel-Lasche  verwendet  Die  Schiene  ist  6,6  bis  9,76  "  lang 
aus  Stahl  angenommen,  die  Langschwelle  dagegen  aus  Walaeisen 

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Ne.  32. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


159 


4  Du  System  ITottenrott  (Fig.  4)  stimmt,  wie  du  vorige, 
in  Bezug  auf  die  Verbindungen  mit  dem  Hilfschen  aberein. 
Die  Stöße  der  6,6  bis  7,5'»  langen  Stahlschienen  und  der  ü,2  bis 
7,1™  langen  schmiedeisernen  Langschwellen  fallen  zusammen; 
twischen  den  Schwellenenden  wird  ein  Zwischenraum  ton  20»™ 
Länge  belassen,  um  den  Schienenstoß,  entsprechend  der  günsti- 
gen Wirkung  des  schwebenden  Stoßes  beim  Querschwellen-Ober- 
bau,  elastisch  zu  machen.  Die  äußere  Lasche  ist  als  Winkel- 
lasche  ausgebildet.  Die  Knden  der  Langschwellen  ruhen  auf 
einer  Querschwelle  von  j"~ I  Kisen,  die  Verbindung  der  Langschwelle 
mit  dieser  Querschwelle  ist  durch  die  unteren  Flanschen  in  ein- 
facher Weise  möglich.  —  Auch  bei  diesem  System  ist  eine  Ver- 
bindung von  Schiene  und  Schwelle  in  der  Werkstatt  beabsichtigt, 
da  hierdurch  am  besten  dem  blutigen  Brei  heu  der  leichten 
Stahbc'iiencn  während  des  Transportes  vorgebeugt  werden  möchte. 

6.  Das  Heu  singe  r'scbe  System. 

a)  Erster  Versuch  (Fig.  6).    Die  Langschwelle  ist  die 


rainderung  der  Befestigungsmittel  ist  nur  durch  Schwächung  der 
Befestigung  selbst  erreicht  worden ;  die  wesentliche  Reduktion  des 
Schienengewichts  geht,  wie  wir  bei  der  Berechnung  sehen  wer- 
den, auf  Kosten  der  Stabiiitat  des  Systems,  und  was  die  Ein- 
fachheit der  Montirung  betrifft,  so  werden  beim  Transport  die 
schwachen  Schienen  häufig  verbogen  werden  und  brechen.  Du 
Verlegen  in  Kurven,  mit  12  verschiedenen  Sätteln,  nach  e 
chenden  Tabellen,  wird  fut  eine  wissenschaftliche  Arbeit, 
sich  Bahnmeister  und  Oberbau-Vorarbeiter  schwerlich  befr 
können.  Da  schließlich  nur  für  Kurven  von  mehr  als  850  ■ 
Radius  normale  Schwelleulingen  und  damit  normale  Gleisver- 
haltnisse überhaupt  verwendet  werden  können,  so  fallt  auch  der, 
im  übrigen  ja  anzuerkennende  Vorzug  des  gleichmäßigen  Lochcu 
der  Schwellen  für  Oerade  und  Kurven  weniger  ins  Gewicht  und 
wird  durch  die  Gleichmäßigkeit  des  Kleineisenzeugs  für  gerade 
und  krumme  Strecken  bei  den  anderen  Systemen  wohl  reichlich 
aufgehoben. 


Ktg.  6. 


oben  gekehrter  Mittelrippe,  die  sehr  schwache, 
9,0™  lange  Bruckschiene  aus  Stahl,  welche  sich  in  den  angegebenen 
Stärken  wohl  schwer  walzen  und  noch  schwerer  transportiren 
lassen  wird,  wird  mittels  Sattel,  welche  für  die  gerade  Strecke 
gleiche,  für  die  Kurven  ungleiche  Schenkelstärken  in  12  Ab- 
stufungen erhalten,  auf  die  Mittelrippe  der  Langschwelle  aufge- 
steckt und  durch  Klcmmplättcheu  und  Bolzen  fest  gehalten.  Die 
Stöße  von  Schiene  und  Schwelle  sind  um  '/,  der  Schienenlange 
versetzt  und  je  durch  eine  Querschwelle  von  T  Eisen  unterstützt ; 
den  Stöfs  der  Langschwelle  deckt  ein,  entsprechend  der  Höhlung 
derselben  gebogenes  Blech,  den  der  Schiene  ein  längerer  Sattel. 
Ein  durch  diesen  Sattel  und  die  Mittelrippe  der  Langschwelle 
gesteckter  Dorn  hindert  du  Wandern  der  Schienen.  —  Als  Vor- 
zug des  Systemes  vor  dem  Hilf  sehen  ist  das  bedeutend  größere 
Tragvemiögen  der  Langschwelle  bei  gleichem  Gewichte  tu  ver- 
zeichnen, dagegen  können  die  von  dem  Erfinder  weiter  bean- 


b)  Zweiter  Versuch  (Fig.  6).  Du  System  ist  tragfähiger 
als  das  erste.  Die  Langschwelle  wird  der  Hottenrott'schen 
ahnlich,  wenn  man  dieser  die  obere  Mittelrippe  hinzufügt  Die 
Sättel  sind  beibehalten,  dagegen  geschieht  die  weitere  Befeati- 

guog  der  Schiene  auf  der  Langschwelle  durch  Klauen  und  Holz- 
eile.   Diesseits  kann  diese  Befestigungsweise  nicht  als  Ver- 
besserung angesehen  werden. 

Die  verwechselten  Stöfse  der  Schiene  und  Langschwelle 
sind  durch  2  Querschwellen  unterstützt;  die  unter  den  Enden 
der  Langschwellen  liegende  Querschwelle  hat  mit  dieser  gleiches 
Profil  und  es  hindert  die  Mittelrippc  du  Wandern  der  Lang- 
schwelle. Die  andere  Querschwelle  soll  entweder  ein  Stück  Hilf- 
sche  Langschwelte  oder  ein  |  1  Eisen  sein.  —  Gegen  du  Wan- 
dern der  Schiene  auf  der  Langschwelle  ist  nichts  gethan.  Du 
bei  dem  vorher  beschriebenen  System  über  Kleineise 
tiren  etc.  Gesagte  gilt  gleichmäßig  auch  liier.  — 


Im  Anschluss 


chlnss  an  unsere  früheren  Mittheilungen  über  die 
rücke*)  wollen  wir  nach  einem  Vortrage,  den  Francis 
am  L  Novbr.  1876  in  der  amerikanischen  Society  of 


(  ollingwood  a 

Civil  Enginetrt  gehalten  hat  einige  Angaben  über  das  Mauerwerk 
jener  Brücke  geben  und  sodann  nach  dem  Scientific  American  die 
Vorbereitungen  cur  Herstellung  der  Kabel  beschreiben. 

Bei  so  großen  Mauermassen,  wie  die  Thürme  der  Eut-River 
Brücke  sie  enthalten,  ist  die  an  den  wichtigsten  Stellen  auftretende 
Pressung  auf  die  Einheit  des  Querschnitts  von  intereue.  Es  ergeben 
sich  bei  dem  New- Yorker  Thurm,  dem  höheren  der  beiden,  am 
Baugrunde  8k,  an  der  Buis  des  Mauerwerks  12,4*  und  an  der 
Basis  des  mittleren  Pfeilers  über  dem  Fahrweg  28,4  *  pro 
alles  einschließlich  des  Gewichts  des  Ueberbaues  und  der  zu- 
fälligen Lut 

Die  verwendeten  Steine  haben  bei  Schichthöhen  von  0,5  bis 
0,76 m  und  im  Durchschn.  0,61  m  sehr  erbebliche  Abmessungen. 
Die  Verblendsleine  enthalten  je  1,15  bis  3,82,  die  Schlnssteine 
der  Bogen  sogar  4,2  kb™,  und  selbst  die  Hintermauerungssteine 
sollen  im  Durchschnitt  einen  Inhalt  von  0,96  kb"  in  Kalkstein 
und  1,15  kb™  in  Granit  haben. 

Du  Mauerwerk  der  Thürme  unter  Wasser  besteht  meist  aus 
Kalkstein,  mit  Ausnahme  der  Verblendung  der  obersten  beiden 
Granit  ist    Die  " 


isTo  a.  uj.  Jhc*.  1*71  s.  au, . 


Die  East  -  River  Brücke  in  New-York. 

wuserlinie  und  unter  der  Fahrbahn  besteht  meist  aus  Granit,  alle 
übrigen  Theile  des  Bauwerks  sind  nur  Grünt  Die  Endwiderlager 
sind  ganz  von  Kalkstein  erbaut,  mit  Ausnahme  der  Ecken,  der 
Bögen  und  des  Gesimses.  Es  liegen  auch  ungefähr  500  kb™ 
schwere  Granitblöcke  in  jedem  Endwiderlager,  unmittelbar  Ober 
den  Ankerplatten,  um  einen  guten  Verband  mit  dem  darüber 
liegenden  Mauerwerk  herzustellen. 

Zum  Mörtel  ist  ausschließlich  ein  langsam  bindender  Zement 
is.  g.  Kosendale)  verwendet,  in  dem  Mischungsverhältniss  von 
1  Th.  Zement  und  2  Th.  Sand.    Du  Mauerwerk  ütt  an  den 
wichtigsten  Stellen  durch  eingemauerte  starke  Eisens  tahe  verankert. 
Die  zum  Versetzen  der  Steine  verwendeten  Krahne,  aus  Holz 
i  und  mit  Eisen  armirt,  meist  mit  horizontalem,  von  der  Spitze  der 
Krahnsäule  aus  gehaltene  Ausleger,  auf  dem  eine  Katze  läuft, 
haben  bedeutende  Abmessungen  (bis  10,1)7  ra  Auslegerlange).  Um 
.  beim  Versetzen  der  höheren  Schichten  nicht  zu  viel  Tau  auf- 
|  wickeln- zu  müssen,  wurde  nach  Aufmauerung  von  12,2  ■  Thurm- 
höhe eine  Plattform  mit  einem  Schienengleis  um  das  Mauerwerk 
gelegt,  bis  zu  welcher  ein  Kr  ahn  von  unten  du  Material  hob, 
während  es  auf  dem  Sehienenglcis  an  die  einzelnen  Versetzkrahne 
vertheilt  wurde.    Der  Thurm  am  Brooklyner  Dfer  wurde  bis  zur 
Höhe  von  21,4  •»  mit  einer  solchen  Platfonn,  der  Ncw-Yorker  bis 

Von  diesen  Höben  an  wurden  die  Thürme  weiter  geführt 

ihnp  mit  honzoil" 

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161«  8.  Ui  u.  47». 


160 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


20.  April  1878 


talen  Auslegern  Ton  7,93  ■  Lange ,  denen  einer  den  Stein,  der 
andfrc  dos  verschiebliche  Gegengewicht  ru  tragen  hatte,  und  eiuem 
Laiifkrahn.  Die  Steine  wurden  mit  einer  2&pft;rd.  Dampfmaschine 
und  einem  38  ■»«  starken  Drahtseil  aufgezogen.  Die  einarmigen 
sowohl  wie  die  zweiarmigen  Krahne  sind  auf  den  für  die  Aufbrin- 
gung der  Kabel  beigefügten  Skizzen  ersichtlich. 

Bei  der  Höhe  der  Thürrne  und  dem  verhiiltnissmäfsig  raschen 
Fortschritt  der  Arbeit  machte  die  Verständigung  der  oben  und 
unten  thatigen  Arbeiter  Schwierigkeiten.  Kufe  der  menschlichen 
Stimme  waren  nur  selten  hörbar,  Töne  einer  scharfen  lfeife  oft 
nur  schwach;  Klingeldrühtc  kamen  zu  leicht  in  Unordnung.  Den 
besten  Dienst  für  die  Signalisirung  leisteten  Flaggen  und  bestimmt« 
mit  ihnen  ausgeführte  Bewegungen.  Außerdem  wurde  eine  Pfeife 
zu  Hülfe  genommen.  — 

Um  die  Vorbereitungen  für  die  Aufbringung  der  Haupt-Trag- 
kabel der  Drücke  zu  veranschaulichen,  geben  wir  die  beistehenden 
Figuren  nach  dem  Scientific  American  wieder  und  theilen  die 
dazu  gehörende  Beschreibung  auszugsweise  mit.  Die  Beschrei- 
bung leidet  zwar  an  einigen  Unklarheiten,  die  aber  hoffent- 


Die  HAlfsseile  werden  alle  aus  verzinktem  Chrom-Stahl- 
Draht  gemacht.  Die  „Arbeiteseile"  haben  eine  Seele  von  gebeer- 
tem Hanf,  einen  Durchmesser  von  Ii) mm  und  ein  Gewicht  von 
1,3 *  pr.  lfd.  ".  Die  „Führungsseile"  haben  eine  Drahtseele, 
einen  Durchm.  von  44'»™,  bezw.  29«™  (?)  und  wiegen  4,4-1  k 
pr.  lfd.  ■.  Die  „Korbs eile"  sind  f>7  mm  stark  und  wiegen  1 3,32  k. 
Sie  sollen  später  als  Seile  für  die  horizontale  Aussteifung  der 
Fahrbahn  dienen.  Die  „Laufbrücken-Seile",  etwa  6(inun  stark, 
wiegen  17,76*,  und  endlich  die  „Pendelacile"  17  ""w  stark,  1,11 k. 

Es  ist  zu  erwähnen,  dass  von  „Korben",  welche  den  die  Kabel- 
drilhte  ordnenden  Arbeitern  als  Aufstellungsorte  dienen,  10  Stflck 
vorhanden  sind,  je  14,33  m  lang,  1,22  ■  breit,  u.  z.  in  der  Mitte 
jeder  der  3  Brückenöffnungen  je  2  und  aufserdem  noch  auf  dem 
ersten  und  dritten  Viertel  der  grofseu  Oeffnung  je  2.  Diese 
Körbe  tragen  feste  Bollen  für  die  Arbeitsseile,  welche  die  Kabel- 
drahtc  überführen,  wie  in  der  Skizze  dargestellt  ist*)  —  Die 
Arbeitsseile  werden  durch  eine  2t)pferd.  Dampfmaschine,  welche 
am  Fuss  des  Widcrlagspfcilers  steht,  getrieben. 

Die   Korb-   und    Laufbrücken  -  Seile   werden    sehr  straff 


lieh  schwinden  werden,  wenn 
das  Blatt  die  „volle  Beschrei- 
bung der  verschiedenen,  mit  dem 
Kabel-Machen  zusammen  hän- 
genden Operationen"  bringen 
wird,  welche  zu  liefern  dasselbe 
versprochen  hat. 

Die  in  Figur  1  anf  dem 
Brooklyner  Widerlager  gezeich- 
neten Vorkehrungen  sind  in 
ganz  gleicher  Weise  auch  auf 
dem  New -Yorker  •Widerlager 
vorhanden.  Die  zum  Aufbringen 
der  Tragekabel  dienenden  llülfs- 
seile  zerfallen  in  5  Klassen: 

1.  4  ArbeitB- Seile  (oder 
eigentlich  nur  2,  da  je  2  dersel- 
ben, nachdem  sie  aufgebracht 
sind,  zu  einem  Seil  ohne  Knde 
verbunden  werden),  welche  zum 
Hinüberziehen  der  Kabeldrähte 
dienen;  sie  sind  in  Figur  1 
rechter  Seit*  mit  A  und  ß  bezeichnet. 

2.  2  Führung»-  oder  Trage-Seile.  Sie  dienen  vorüber 
gehend,  um  die  schwereren  Hülfsseile  (also  wohl  die  beiden  fol- 
genden Arten)  hinüber  zu  führen. 

8.  3  Korb s eile.  Sie  sind  in  der  Figur  von  selbst  kennt- 
lich, da  sie  die  „Körbe"  oder  Qucrstegc  (englisch  ('radlet  :  Wiege) 
tragen.  Das  am  weitesten  nach  rechts  liegende  ist  mit  D  be- 
zeichnet; das  mit  6'  bezeichnete  Seil  erfüllt  zwar  als  viertes 
den  gleichen  Zweck,  zahlt  jedoch  unter: 

4.  Die  2  Laufbrücken-Scile  0  und  E  in  der  Figur, 
deren  Bestimmung  aus  ihrem  Namen  und  aus  der  Zeichnung  klar  ist. 

6.  4  Pendel- Seile,  welche  die  Kabel-Strange  oder  Litzen 
während  der  Ausführung  trennen  sollen.  (Wie  das  zu  verstehen 
ist,  wird  voraussichtlich  die  später  zu  erwartende  „volle  Beschrei- 
bung" aufklaren.) 


gespannt  Sie  sollen,  der  Be- 
rechnung nach,  in  der  Haupt- 
öffnung nur  einen  Pfeil  von 
22,33»  haben,  was  zur  Spann- 
weite ungefähr  das  Verhaltniss 
von  J/si  giebt 

Die  Laufbrücke  wird  durch 
seitliche  Halttaue  gegen  Schwan- 
kungen abgesteift. 

Am  12.  August  1876  wurde 
das  erste  Arbeitsseil,  auf  eine 
Trommel  gewickelt,  am  First 
der  Wasserseite  des  Brooklyner 
Thurms  aufgestellt.  Sein  freies 
Ende  wurde  an  ein  Tau  ge- 
bunden, welches  vom  Wider- 
lager über  den  Thurm  hinab 
reichte.  Am  14.  wurde  die 
Trommel  auf  eine  der  Stein- 
H  ^— —  harken  gestellt  und  diese  durch 
2  kleine  Dampfer  Uber  den 
  FIuss  geschleppt,   wobei  das 

*)  Aa>  der  Be»i  hreil.ui«  de*  Scientific  American  ihm  man  entnehmen,  daa«  die 
„Körbe1-  auf  den  Seiten,  welche  nie  tragen.  fe»t,  <L  h.  tu  der  Laiigcurkatung  dar 
Brück«  nnverechtebllca  »lad.  Ba  wird  die«  auch  durch  die  ZeicnmiKtrn  wahrwcheinlich 
irmarht,  da  daa  eine  l-aufbnkiru-Seil  idclehautig  ala  Traawaeil  far  dl«  Körbe  dienen 
»oll,  and  iiirht  recht  vwrataaiiliea  M.  aie  eioe  Bewegung  dleaer  letzteren  ohne 
Behinderung  durch  die  treJaotler  der  LaufWueke  p-.whrhen  könnt«. 

Hiermit  tea  vYid«r»proeh  ttteat  aber  eine  Be »ehret bang  der  Vorbereitung  xur 
KaMmontirung  tm  lieft  I  du  Jahrg.  1H71  derZeiH.  hr.  d.  öatorr.  Ingta.-  n.  Archrl- 
Vereiat.  in  der  ea  wörtlich  heilet:  ..Nachdem  der  rNtfaatac  hergiwralit  lac,  werden 
auf  duraMch«!!  3  weiter«  Draataafl«  hinüber  he  fördert,  an  beiden  Verankerungen  Ue* 
re»b(rt.  nrad  ao  anf  na  pari  ai.  daaa  de  oherkalh  daa  Pufatelfea.  an  airajeen  kommen. 
Auf  diewen  beidea  Drantaeileti  wertten  bewegliche  lloäaatege  angebracht,  Ton  denen 
aua  die  Kabel  rnnnurt  warnMWV' 

Dioae  Panftellumr  hat  riel  für  »ich,  da  In  der  That  nicht  recht  an  Terato hen  lat, 
wie  die  Htihurtetr»  (oder  Körbe)  ihres  Zweck  hei  der  Montinanx  erfiilien  aollea,  wenn 
«1«  eich  nicht  In  der  i.*ngcurlrhtuag  dar  Bracke  vecarhtebewi  iaaaen. 

Der  vurtlecende  Wider»rjrwch.  der  lieh  d«rch  fcruere  Berichte  ohne  Zweifel  auf. 
klSren  wlnl,  durfte  vielleicht  daher  röhren,  dtuw  die  Becirhteretatter  (uder  wemiodeni 
■Irr  dea  Üamtific  American)  nur  Entwarf«  nicht  at«r  dl«  Aualuhrun«  (wehen  hatten. 


H:  32. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


Ifil 


Stahlseil  sich  abwickelte  und  auf  den  Grund  sank.  Am  Kufe  des 
New- Yorker  Thurms  angekommen  wurde  der  Rest  de»  Seil»  von 
der  Trommel  abgenommen  und  auf  die  l.andungsbrücke  gelegt, 
so  dass  das  freie  Ende  oben  war.  Dies  wurde  sodami  an  ein 
hänfene»  Tau,  das  vom  Thurm  herab  gelassen  wi 
und  nun  durch  eine  lopferd.  Dampfmaschine  l  au 
Ober  den  Thurm  nach  dem  Ufer  gezogen. 

Als  das  Seil  aus  dem  Wasser  auftauchen  sollte,  m 
Dampfer  die  Schiffe  von  der  Annäherung  zurück  halten.  Wegen 
des  ungeheueren  Verkehrs  auf  dem  Fluss  dauerte  es  V«  Stunden, 
bis  die  Freiheit  der  Passage  für  das  Seil  gesichert  war.  Das 
weitere  Heben  des  Seils  besorgte  eine  ÜOpferd.  Maschine. 

Diellauptkabel,  welche  zu  dem  Kabel-Mach-Apparat  gebraucht 
werden,  (welche  Kabel  dies  sind,  —  ob  die  Korb-  und  Lauf- 
hrttcken-Seile  gemeint  sind,  oder  noch  andere  -  ist  aus  der  vor- 
liegenden Mittheilung  nicht  recht  zu  ersehen)  werden  mit  einem 
„Führungsseil"  verbunden  und  so  herüber  gezogen.  Ein  Mann 
in  einem  Bootsmanns-Stuhl  wird  dann  an  den  Arbeitsstilen  hangend 
hinüber  gezogen,  um  die  Verbindungen  zu  durchschneiden  und  das 
Kabel  von  dem  Führungsseil  frei  zu  machen. 


Wenn  alle  Vorbereitungen  für  die  Kahel-Anfertigung  beendet 
sind,  wird  ein  I lautende  au  das  Kndv  einer  der  Ankerketten 
befestigt  und  um  eine  Führongsrolle  (Corner  $heaf  —  (»'  iu  den  Fig.) 
gelegt  Diese  Holle,  an  welcher  unten  ein  Gewicht  hängt,  wird 
dem  Arbeitsseil  befestigt  und  mit  dem  doppelten  Draht  hinüber 
gezogen,  wie  aus  den  Skizzen  ersichtlich  ist.  Bei  jedem  „Korb" 
wird  die 


Holle 

Thttrmen.  Auf  der  New- Yorker  Seite  angekomn 
von  der  Führungsrolle  abgenommen  nnd  fest  gemacht  2  Führuugs- 
rollen  <  d.  h.  wohl  jederseiu,  im  Ganzen  also  i  i  sind  im  Gebrauch ; 
so  dass  eine  leer  zurück  kommt,  während  die  andere  mit  dem 
Draht  hinüber  geht  Wenn  die  Drähte  hinüber  gezogen  sind, 
werden  sie  von  den  auf  den  Korben  aufgestellten  Arbeitern  zurecht 
gelegt,  welche  durch  Flaggen  und  andere  Signale  den  Arbeitern 
auf  den  Thürroen  und  an  den  Drahttrommeln  Zeichen  geben,  ob 
sie  den  Draht  nachlassen  oder  anriehen  sollen. 

Das  Anfertigen  der  Kabel  wird,  von  der  Beendigung  der 
Vorbereitungen  an  gerechnet,  fast  2  Jahre  in  Anspruch  nehmen. 

W.  H. 


Die  Konkurrenz  für  Entwürfe  zu  dem  Schweizer  Bundes-Justizpalast  in  Lausanne. 


Als  wir  in  No.  9  d.  Jhrg.  das  Ergebniss  der  Konkurrenz  für 
den  Bundes-Justizpalast  in  Lausanne  mittheilten,  sagten  wir  unsern 
Lesern  nachträglich  noch  einen  kurzen  Auszug  aus  dem  Bericht 


Lesern  nachträglich 
zu,  welchen  „Die 
hat  und  wir  dürfen 


Der 

d.  Bl.  hat  an 
allerdings  nicht  jenes  per- 
sönliche Interesse,  das  er 
für  die  Architekten  der 
Schweiz  in  hervorragendstem 
Maafse  beanspruchen  durfte. 
Die  mit  82  Plänen  beschickte 
Konkurrenz  war  nicht  allein 
die  bedeutendste,  die  bisher 
jemals  in  der  Schweiz  zu 
Staude  gekommen  ist, 
sondern  gewann  auch  da- 
durch eine  besondere  Be- 
deutung, dass  von  den 
Konkurrenten ,  welche  fast 
ausschließlich  dem  I-ande 
seitist  angehörten  oder  im 
Auslände  lebende  Schweizer 
waren,  so  ziemlich  die  Gc- 
sammtheit  der  bau- 
künstlerischen Kräfte 
der  Schweiz  vertreten 
Es  war  somit  eine, 


sen  und  von  der 
baukünstlerischen  Leistungs- 
fähigkeit des  Landes,  wie 
von  den  Richtungen,  in 
denen  diese  sich  bewegt,  ein 
anschauliches  Bild  zu  ge- 
winnen. 

Das  letztere,  dem  wohl 
in  erster  Linie  die  Theil- 
nahme  der  deutschen  Archi- 
tekten sich  zuwenden  würde, 
spiegelt  sich  in  dem  von  Hrn. 
Architekt  Alex.  Ko  ch  in  Zü- 
rich erstatteten,  mit  2  Faca- 
den  nnd  den  Grundriss-Skiz- 
i  Plane  illu- 


in 
Jury, 


Sitzungen  theilnehmenden  Advokaten,  Parteien  und  Zeugen,  die 
Arbeitszimmer  der  Hichter,  ein  Archiv,  eine  Bibliothek  mit  Lese- 
und  einige  disponible  Räume.    Es  ist  sehr  erklärlich, 


für 


K*n>M-  VonirlKT 
(Grrlftt*). 
lUniM. 

KommlftAfein*-  und 
Partrirn  Zjnaiurr. 
Kinderzimmer. 
UeUrftdcii. 
Advolurtrn. 
IltrlrhkxliFiitr. 
Z.  f.  Tand»  und 
Zruitr«. 

Trrp|m>  tn  drn 
Arrhiv.il  (l.  Unter. 


\m  tilrrzwchos»: 

Unter  5  und  it-  hi  »ii- 
ifrruMMum  Korridur : 
Arrhlv 

Unter  Kl  a.  Ii  low. 
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Unter  1 :  Blblkithtk, 
danal*n  üb«  10  liU 

Vtbtt  j-14  Zimrorr 
für  dm  Priildentün 
und  13  Kirhter.  so- 
«U  rlntg«  diffHinlbl« 


dem  Ziele  zustreben  mussten, 
iniacne  monumentale  Lösung  in  aka- 
die  zugleich  geeignet  war,  die  .Würde 
ngen.    Schwierig  war  es  da- 
gegen, hiermit  die  im  Pro- 
gramm als  oberste  Bedingung 
hin  gestellte  Ökonomie  der 
Anlage  zu  vereinigen,  zu- 
mal die  Unbestimmtheit  der 
bezüglich  der  Raumgröfse 
gestellten  Anforderungen 
leicht   zu  Ausschreitungen 
verführen  konnte. 

Diese  Schwierigkeit  hat 
sich  in  der  That  als  verhäng» 
nissvoll  erwiesen  und  zu  dem 
Ergebniss  geführt,  dass  die 
Preisrichter  kein  einziges 
der  82  Projekte  als  zur  Aus- 
führung geeignet  erklären 
konnten,  sondern  sich  mit  der 
Bemerkuug  begnügen  muss- 
ten, dass  die  3  prätniirten 
und  die  6  mit  einer  ehrenden 
Anerkennung  ausgezeichne- 
ten Pläne  brauchbare  Ele- 
mente zur  Aufstellung  eines 
neuen  Planes  enthielten. 
Angesichts  der  letzteren  und 
unter  der  Voraussetzung,  dass 
jene  Pläne  in  der  That  die 
besten  Leistnngen  der  Kon- 
kurrenz enthielten,  können 
wir  freilich  mit  der  Ansicht 
nicht  zurück  halten,  dass  das 
in  derselben  aufgewendete 
Geschick  der  Grundrissge- 
staltung für  ein  öffentliches 
Gebäude  nur  als  ein  mäßiges 
erscheint  — 

Für  den  Weg  der  Lö- 
sung, den  die  besten  Ent- 
würfe eingeschlagen  halten, 
giebt  die  Bourrit-Siramler- 
»che  Arbeit,  die 


Gut- 
auf die  wir 


Prcisgtkrlntrr  Kitwarf  «rr  ArrkiltkUi  Bmrrit  4  8taalcr  I»  d«lt 


die 


auch  uns 
hervorra- 


»u  -ui j,  ui  nw  wu  ui«  nminiii  Mduoav ...  leider  nicht  in 
•  Vollständigkeit  wieder,  dass  wir  es  wagen  könnten,  hier- 
aus ein  abgeschlossenes  eigenes  Unheil  uns  zu  bilden;  dem  Ver- 
nehmen nach  steht  jedoch  eine  Publikation  von  25  der  hervor- 
ragendsten Konkurrenz-Entwürfe  in  Lichtdruck  bevor,  die  für  alle 
diejenigen,  die  die  Ausstellung  in  Lausanne  nicht  gesehen  haben, 
eine  werthvolle  Ergänzung  jenes  Materials  liefern  wird.  Unter 
den  vorliegenden  Umständen  müssen  wir  unter  Verzicht  auf 
eine  Besprechung  einzelner  Entwürfe  —  auf  einige  allgemeine 
Bemerkungen,  die  wesentlich  dem  Gesammt  -  Ergebniss  der  Kon- 
kurrenz gelten,  sowie  anf  eine  skizzenhafte  Reproduktion  des  mit 
dem  1.  Preise  gekrönten  Entwurfs  der  Hrn.  Bourrit  &  Simmler 
in  Genf  uns  beschränken. 

Ein  Studium  des  letzteren  zeigt,  dass  das  Programm  der 
Anfgabe  einfacher  Art  war:  2  Sitzungssäle,  ein  „Salle  de»  pat 
pträtu",  der  einen  bequemen  und  direkten  Zugang  zu  den  Sälen 

geben  sollte,  eine  Kanzlei,  die  nöthigen  Räume  für  die  an  den     ein  klarer  Organismus 


ein 

ristisches  Beispiel.  Ks  sied 
die  Sitzungssäle  mit  den  zu  diesen  gehörigen  Räumen  in  einem  ein- 
zigen Geschosse,  zu  dem  von  aufsen  eine  monumentale  Freitreppe 
bezw.  Rampe  empor  führt,  vereinigt ;  in  einem  Untergeschoss,  das 
auf  der  linken,  im  Terrain  abfallenden  Seite  volle  Beleuchtung  hat, 
sind  die  Dienstwohnungen  und  das  Archiv  untergebracht;  das  obere 
Gcschoss  enthält  lediglich  Arbeitszimmer  der  Richter  und  die  Biblio- 
thek. Der  Salle  dt»  pai  perdia,  dem  im  Interesse  der  akademischen 
Lösung  eine  weit  über  Bedflrfniss  gehende  Gröfse  gegeben  ist, 
liegt  im  Zentrum  des  Gelüudes  und  ist  in  seinem  mittleren,  von 
einem  Tonnengewölbe  bedeckten  Theile  durch  beide  Geschosse 
geführt;  sein  Licht  empfängt  derselbe  durch  Halbkreisfenster  in 
den  Schildmauern  dieses  Gewölbes.  In  der  Hauptaxe  liegen  vor 
demselben  das  durch  Überlicht  beleuchtete  Treppenhaus  und  das 
in  der  Facade  durch  einen  viersäuligvn  Portikus  bezeichnete 
Vestibül  nach  hinten  der  große  Sitzungssaal  —  in  der  (juer- 
axe  der  kleine  Sitzungssaal  und  die  Kanzlei.    Dem  Grundrisse  ist 

,  wie  der  nach 

igiiized  by  kjO< 


162 


20.  April  1878 


antikem  Teropclschema  gestalteten  Hanpt-Facade  die  monumentale 
Wirkung ;  freilich  ist  die  letztere  nicht  ohne  ITebertreibung  und 
Zwang  erreicht  und  es  macht  sich  zwischen  dem  eingeschossigen 
Mittelbau  und  den  2  bezw.  8  geschossigen  Seitentheilen  ein  sehr 
fühlbarer  Mangel  an  Harmonie  geltend,  wahrend  die  Seitenfacaden, 
in  denen  die  Fenster  des  Vorsaals  die  Giebelfelder  des  Mittelbaues 
zerschneiden,  ungelöst  geblieben  sind. 

l>ie  Grundrisse  der  übrigen,  von  den  Preisrichtern  ausge- 
zeichneten Entwürfe  zeigen  sämmtlirh  eine  Verwandtschaft  mit 
dem  Hauptgedanken  des  vorbesproebenen,  ohue  dass  einer  der- 
selben, trotz  mancher  Vorzüge  im  einzelnen,  zu  gleicher  Heife 
gediehen  wäre;  namentlich  ist  vielfach  eine  bei  dem  Klima 
der  Schweiz  unzulässige  Anwendung  von  Oberlicht  gemacht,  die 
Hei  euch  tun«  der  Korridore  vernachlässigt  und  die  Grftfse  des 
Vorsaals,  sowie  der  mit  diesem  zusammen  hängenden  Räume  ins 
Ungemessene  übertrieben  worden.  —  Die  von  anderer  Grundlage 
ausgehenden  Entwürfe,  bei  denen  der  grofse  Sitzung« -  Saal  im 
Zentrum  de»  Gebäudes  liegt  und  entweder  durch  Oberlicht  oder 
von  2  seitlichen  Lichlhöfen  aus  beleuchtet  wird,  sind  von  den 


Preisrichtern  mit  Recht  zurück  gentellt  worden.  —  Die  archi- 
tektonische Gestaltung  der  Entwürfe,  bei  denen,  abgesehen  von 
einigen  Arbeiten  der  Berliner  Schule,  die  Auffassung  der  Pariser 
und  der  von  Semper  begründeten  Züricher  Schule  sich  etwa  die 
Wage  hielten,  soll  vielfach  eine  außerordentlich  verdienstvolle 
und  bestechende  gewesen  sein.  — 

Eine  gewisse  Enttäuschung  hat  es  in  der  Schweiz  hervor 
gerufen,  dass  seitens  des  Gemeinderaths  von  Lausanne,  der  Über 
die  Ausführung  des  Gebäudes  zu  entscheiden  hat,  das  formale 
Ergebuiss  der  Konkurrenz  ignorirt  worden  ist  Die  Anfertigung 
eines  neuen  definitiven  Piano»  ist  weder  durch  eine  zweite,  engere 
Konkurrenz  unter  den  Verfassern  der  9  besten  Entwürfe  an- 
gestrebt, noch  den  Verfassern  des  sieggekrönten  Planes  über- 
tragen worden,  wie  man  zu  erwarten  berechtigt  war,  sondern  es 
ist  hiermit  der  Verfasser  des  an  3.  Stelle  prämiirten,  weder  im 
Grundriss  noch  in  der  künstlerischen  Gestaltung  der  Architektur 
besonders  ausgezeichneten  Entwurfes,  Hr.  Architekt  Recordon 
in  Vevey,  beauftragt  worden.  — 


Mittheilungen 

Architekten  -  and  Ingenieur  -  Verein  zu  Hannover. 
Ausserordentliche  Versammlung  am  13.  Februar. 

Zunächst  erhält  Hr.  Geh.  Reg.-R.  Röhl  mann  das  Wort  zu 
einem  Nachruf  auf  den  am  19.  Januar  in  Paris  verstorbenen  be- 
rühmten Physiker  Heinrich  Victor  Regnaul t 

R.  wurde  am  21.  Juli  1810  in  Aachen  geboren,  wo  sein 
Vater  als  Präfekt  des  damaligen  französischen  Departements  der 
Roer  in  nicht  besonders  glänzenden  Verhältnissen  lebte,  so  dass 
nach  seinem  frühen  Tode  der  Sohn  fast  mittellos  dastand.  Er 
wurde  zwar  von  einem  Pariser  Handelshanse  aufgenommen,  musste 
jedoch  hier  lange  Zeil  die  niedrigsten  Arbeiten  verrichten.  Zum 
Cornaus  avanzirt,  verbrachte  er  seine  Mussestunden  fast  taglich 
in  der  Pariser  Wbliathüjue  nationale  und  es  gelang  ihm  durch 
diese  Studien  sich  soweit  vor  zu  bilden,  dass  er  1830  in  die 
Ecole  polytechni'pi*  aufgenommen  werden  konnte.  Schon  1832 
trat  Regnault  als  Ingenieur-Eleve  in  die  EcoU  de*  mintt  ein,  in 
welcher  Eigenschaft  er  auf  Staatskosten  Instruktionsreisen  nach 
Belgien  und  dem  Harz  (1834),  nach  Württemberg  und  der  Schweiz 
(1835)  machen  konnte.  —  Seine  Berichte  über  diese  Reisen  sind 
noch  heute  lesenswürdig. 

Von  seinem  I.i  hrer  Berthier  zum  Assistenten  des  chemischen 
Laboratoriums  der  EcoU  de*  Mine*  erwählt,  begründete  er  bereits 
in  dieser  Stellung  durch  eine  gröfsere  Zahl  wissenschaftlicher 
Aufsätze  seinen  Ruf  als  ausgezeichneter  Chemiker.  1840  ward 
er  Mitglied  der  Akademie  der  Wissenschaften  und  stieg  sodann 
nach  einander  zum  Prof.  der  Chemie  an  der  Polytechnischen 
Schule,  zum  Prof.  der  Physik  am  College  dt  France,  endlich 
(1852)  zum  Direktor  der  Porzcllanfabrik  zuSevres  empor.  Die  ausge- 
zeichneten Leistungen  Regnault's  in  allen  diesen  Stellungen  sind 
verzeichnet  in  den  Campte*  rendu*  etc.  de  tAcademie  de* 
21.  Januar  1878.  - 
Die  höchsten  Verdienste  hat  sich  aber  Regnault  erworben 
für  die  zur  physikalischen  Theorie  der 
erforderliche  Bestimmung  von  Konstanten,  zu 
welchen  er  durch  die  Ernennung  zum  Mitglied?  der  Zentral- 
Kommission  zur  Ueberwachung  der  Sicherheit  der  Dampfapparate 
and  Dampfmaschinen  veranlasst  wurde.  Diese  Arbeiten,  die  sich 
ausführlich  in  den  Me'moires  de  rAcademie  de*  Science*  de  Cln- 
ttüut  de  France,  Tome XXI  verzeichnet  finden,  sichern  Regnault 
allein  schon  ein  unvergessliches  Andenken  bei  den  rationellen 
Techniken!  aller  Nationen.  — 

Die  10  wichtigsten  Versuchsreihen  betrafen: 

1.  Die  Ausdehnung  elastischer  Flüssigkeiten; 

2.  Die  Dichtigkeit  der  Gase; 

8.  Die  Bestimmung  des  Gewichts  von  1  Liter  atmosphäri- 
scher Luft  und  der  Dichte  des  Quecksilbers; 

4.  Temperatur-Messungen  mittels  Gas-  und  Quecksilber- 
Thermometer  und  thenno-plektrischer  Ströme; 

5.  Die  absolute  Auadehnung  des  Quecksilbers; 

keilen. 

7.  Die  Zusammendrückbarkeit  „tropfbarer"  Flüssigkeiten, 
insbesondere  deB  Quecksilbers; 

8.  Die  Klastuitätskraft  des  Wasserdampfes  bei  verschiede- 


latente  Warme  des 
Pressungen ; 

10.  Die  spezifische  Wärme  des  Wassers  unter  verschiedenen 
Temperaturen. 

Ad  ü  ist  zu  bemerken,  dass  Regnault  entschieden  nachwies, 
dass  das  Mariotte-Rayle'sche  Gesetz  Ober  die  Zusammendrück- 
harkeit  elastischer  Flüssigkeiten  nur  bis  zu  gewissen  Druck-  und 
Temperatur  lirenzen  richtig  sei,  sodann  aber  der  luftförmige 
Zustand  in  den  tropfbar-flüssigen  übergehen  würde.  —  Kurz 
vor  seinem  Tode  hatte  Regnault  noch  die  Freude,  durch  die  Ver- 
suche von  Cailletet  in  Paris  und  Pictet  in  Genf  seine  Annahmen 
bestätigt  zu  sehen. 

Leider  wurde  er  in  den  letzten  Jahren  von  allerlei  häuslichem 
Unglück  heimgesucht;  besonders  schwer  traf  ihn  der  Verlust  seines 
einzigen  Sohnes,  des  bereite  hoch  berühmten  Malers  Alex.  Georg, 


aus  Vereinen. 

der  als  Held  in  der  Schlacht  von  Buzenval  1871  fiel;  leider  wurden 
bei  der  Belagerung  von  Paris  auch  manche  seiner  treulichen 
Apparate  zerstört.  —  Regnault  war  ein  Mann  von  einfachem,  an- 
spruchslosem und  liebenswürdigen  Wesen,  der  sich  schnell  die 
Herzen  aller  gewann,  die  mit  ihm  in  Berührung  kamen.  —  Friede 
seiner  Asche!  —  — 

Nach  diesen  Worten  tritt  die  Versammlung  in  die  Berathuug 
des  Hauptgegenstandes  des  Abends  ein:  „Die  Betheüigung  des 
Vereins  an  der  für  den  Sommer  1878  in  Hannover  geplanten 


referirt  namens  der  zu  dem  Zweck  er- 
und  giebt  an,  dass  man  die  Gruppe  1 
in  8  Abtheilungen:  Architektur,  Ingenieunrescn 
rialien,  gegliedert  habe. 

Rocksichtlich  letzterer  glaube  die  Kommission,  dass  sich  der 
Verein  auf  Veranstaltung  einer  Kollektiv- Ausstellung  von  natürlichen 
Steinen  der  Provinz  beschränken  könne,  da  die  künstlichen  Bau- 
materialien von  den  Industriellen  selbst  genügend 
werden  würden;  für  eretere  sei  dagegen  eine 
wissenschaftliche  Zusammenstellung  durchaus  nöthig.  — 

Betreffs  der  Einsendung  von  Projekten  zu  Bauwerken  waren 
die  Ansichten  sehr  getheilt;  einig  war  man  aber  vollständig 
darüber,  dass  Entwürfe  aus  der  Kleinarchitektur  und  bauliche 
Details  in  künstlerischer  Ausbildung  zuzulassen  seieu.  —  Bei  der 
über  die  Kommisaions- Vorschläge  eröffneten  Diskussion  entspinnt 
sich  über  letzteren  Punkt  eine  längere  Debatte  —  besonders  weil 
im  allgemeinen  eine  Bezahlung  der  Wand-  und  Tischflächen  ver- 
langt ist  —  über  die  Frage,  ob  die  Architekten  ein  Interesse  an  der 
Ausstellung  ihrer  Entwürfe  haben  könnten.  Diese  Frage  wird 
verneint  und  man  beschliefst  daher,  dass  der  Verein  als  solcher 
sich  auf  die  Ausstellung  der  natürlichen  Steine  der  Provinz  be- 
schränken solle,  giebt  aber  den  Wunsch  zu  erkennen,  dass  auf 
die  Kunsthandwerker  nnd  Privatperson 
stände  des  Kunstgeworb««  «ich  befinden,  von  den 
Stand  gesetzten  Architekten  eingewirkt  werde,  dami 
handwerk  der  Provinz  auf  der  Auastellung  eine  würdige  Vertretung 
finde.  — 

Die  Entscheidung  der  Frage  über  die  Zulassung  von  Plänen 
wird  als  nicht  dringlich  verschoben,  da  Wandflächen  stets  genügend 
zu  haben  sein  würden.  — 

Wochenversammlung  am  20.  Februar.  Vortrag  des  Hm. 
Architekten  Unger  Uber  die  „Konkurrenz  zur  baulichen  Umge- 
staltung der  Stadt  Dresden". 

Hedner  ging  aus  von  einer  Beschreibung  des  Dresdener  Grund- 
planes  und  dessen  topographischer,  historischer  und  moderner 
Entwickelung,  der  sich  eine  Beschreibung  des  in  Frage  kommenden 
Terrains,  eine  Besprechung  des  Programms  und  des  Ergebnisses 
der  Konkurrenz  anschloss. 

Für  die  Haupt -Schwierigkeit  der  Aufgabe  hält  der  Vor- 
tragende die  Kombination  zweier  Anforderungen,  nämlich  die 
Auffindung  der  einfachsten  Verbindung  zwischen  dem  Albert-Platz 
und  dem  Pirnaischen  Platz  und  Ueberführung  dieser  Verbindung 
Ober  die  Elbe  an  der  für  eine  Brücken- Anlage  geeignetsten  Stelle. 

Bei  der  Besprechung  der  haup 
Fehler  in  den  Entwürfen  giebt  Redn< 
und  anschauliche  Skizzen  in  Bezug  auf  die 
Gestallung  von  Axen  -  Abweichung  und  Durchschneidung  der 
Straften,  von  Plätzen  und  Brückenköpfen.  Aufser  den  in  dieser 
Beziehung  oft  gemachten  Fehlern  wurde  mancher  Entwurf  be- 
einträchtigt durch  die  Unklarheit  des  Systems,  die  Rücksichts- 
losigkeit in  Beseitigung  alter  Häuser-Quartiere,  andererseits  durch 
ein  zu  engherziges  System,  übergrofte  Symmetrie  oder  Künstelei 
und  Unzweckmäfsigkeit  der  gewählten  Formen  der  Straften 
und  Plätze. 

Bei  Erläuterung  der  durch  Skizzen  dargestellten  preisgekrönten 
Entwürfe  bezeichnet  Redner  bei  dem  Entwurf  „König  Albert" 
als  Hauptschwiche  die  Annahme  einer  den  Strom  spitzwinklig 
schneidenden  steinernen  Brücke.  Dem  Entwurf  „Patria"  wird  — 
wie  von  den  Preisrichtern  —  Vergeudung  des  Iheuren  Baugrundes 
zu  einer  fast  unmöglichen  Platzanlage,  den  Entwürfen  „Zeichen 

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N».  32. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


163 


des  Hexagona"  und  „Belvedcre-  zu  häufige  Abwechslung  in  der 
Richtung  der  Hauptaxen  vorgeworfen.  Die  Entwürfe  „Citta  nuora" 
und  .  Oeffnet  diu  Gaste "  bezeichnet  Redner  als  die  schönsten, 
bedauert  jedoch,  das*  hei  denselben  zwei  bedenkliche  Anlagen: 
die  schiefe  Uebcrbrflckung  der  Klbc  und  die  Durchschneidung 
des  botanischen  Gartens,  nicht  vermieden  seien.  Ks  sei  unnatürlich, 
in  Dresden  eine  bei  schiefer  UebcrbrOckung  notwendige  Ketten- 
brücke  bauen  zu  wollen,  da  das  Steinmaterial  so  ganz  außer- 
ordentlich günstig  zu  beschaffen  sei-,  ebenso  könne  man  sich 
nicht  damit  befreunden,  inmitten  der  Stadt  glücklich  gerettete 
Parkflächen  der  Anlage  von  Bauquartieren  zum  Opfer  zu  bringen. 

Endlich  erläutert  der  Vortragende  den  von  ihm  aufgestellten 
Kntwuif,  welcher  Bich  von  den  übrigen  durch  ein  vielleicht  zu 
scharf  und  prinzipiell  durchgeführtes  Prinzip  der  Klarheit  in  dem 
Haupt-Axensystem  und  durch  eine  in  großartiger  Weise  geplante 
Umgestaltung  der  Brühl'schen  Terrasse  unterscheide ,  welche 
wegen  einer  Programm-reberschreitung  verworfen  sei. 

Zum  Schluss  wird  noch  der  geringen  Chancen  gedacht,  welche 
die  letzten  Konkurrenzen  bei  der  grofsen  Zahl  der  Bewerber 
bieten,  und  des  hier  besonders  klar  hervor  getretenen  Nachtheils, 
in  welchem  sich  bei  Plan  -  Konkurrenzen  auswärtige  Architekten 
den  einheimischen  gegenüber  befinden.  Dabei  hatten  aber  grade 
solche  Konkurrenzen  den  höchsten  Werth ;  besonders  werde  durch 
sie  auch  das  lokalpatriotische  Interesse  sehr  gefördert  — 

Eine  an  den  Vortrag  sich  schließende  Debatte  Ober  den 
Bebauungsplan  von  Hannover  wird  wegen  vorgerückter  Zeit  ab- 
gebrochen. 

Ordentliche  Versammlung  am  6.  Marz  1878.  Nach 
Verlesung  eines  Schreibens  der  Kommission  für  die  Prov.-Gcwerbe- 
Ausstellung,  worin  dem  Vereine  ein  bestimmter  Raum  zur  Aus- 
stellung von  modernen  kunstgewerblichen  Gegenstanden  und  Bau- 
materialien gratis  zur  Verfügung  gestellt  wird,  tritt  die  Versammlung 
ein  in  die  Berathung  einer  Anzahl  von  Thesen  Ober  die  Kanalisation 


Erledigung  der 

Der  Vorsitzende  betont,  dass  es  der  Verein,  wie  bei  ähnlichen 
technischen  lokalen  Fragen,  für  seine  Pflicht  halten  müsse,  seine 

C«  Kraft  für  eine  rationelle  und  baldige  Lösung  der  brennenden 
alisationä- Frage  einzusetzen,  dass  daher  die  ausgearbeiteten 
Thesen  weniger  eine  Kritik  des  vorliegenden  (früher  besprochenen) 
Planes,  sondern  eine  Agitation  für  die  Ausführung  ausüben 
sollten ;  es  sei  daher  zunächst  der  patriotische,  sodann  der  technische 
Standpunkt  des  Vereins  iu's  Auge  zu  fassen.  —  Hr.  Hagen  verliest 
und  erläutert  hiernach  die  vom  Vorstande  aufgestellten  Thesen. 

These  1  betont  die  Notwendigkeit  der  Kanalisation  im  oll- 
gemeinen  und  besonders  bei  vorhandener  Wasserleitung;  beide 
Anlagen  mflssten  Hand  in  Hand  gehen,  wenn  nicht  die  traurigsten 
Erfahrungen,  wie  in  Basel  und  Berlin,  gemacht  werden  sollten.  — 
These  2  wendet  sich  gegen  die  Aussprüche  des  Münchener 
Archit-  n.  Ing  -Vereins,  welche  für  hiesige  Verhältnisse  nicht 
maafsgebend  seien  und  gegen  welche  auch  bereits  eine  Autorität 
wie  Pettenkofer  protestirt  habe.  — 

Dagegen  wird  in  These  3  ausgeführt,  dass  die  Bedenken  des 
ner  Vereins  Veranlassung  geben,  die  Ausführung  mit 
Sorgfalt  zu  überwachen,  vorzugsweise  die  Anlage  der 
ilüsse  und  die  Housentwftsserung  im  ganzen  zu  kontroliren. 
Die  Thesen  4  und  5  beziehen  sich  auf  die  Entfernung  der 
Kanal-Kffltivien  und  beschäftigen  sich  besonders  mit  dem  bekannten 
Ministerial- Reskript  und  dem  Gutachten  des  Deutsch.  Vereins  für 
offentl.  Gesundheitspflege,  welche  nochmals  verlesen  und  diskutirt 


Der  Verein  glaubt  dem  Magistrate  die  Hoffnung  machen  zu 
dürfen,  dass  die  Abführung  des  Spülwassers  in  die  Leine  genehmigt 
werde.  —  Ks  wird  von  verschiedenen  Anwesenden  darauf  hin- 
gewiesen, dass  die  Untersuchungen  von  Pettenkofer  und  die  Ver- 
handlungen in  Nürnberg  schon  Licht  in  die  Frage  der  Aufnahme 
der  Fäkalien  bringen  würden  und  dass  der  Ministen  alcrlass  nicht 
so  schlimm  sei  wie  erscheine;  mit  Recht  behalte  sich  allerdings  der 
Minister  in  so  wichtigen  Angelegenheiten  die  Entscheidung  vor.  — 
These  6,  welche  sich  auf  Regelung  der  vorläufig  in  Hannover 
noch  notwendigen  Abfuhr  bezieht,  ruft  eine  rege  Debatte  hervor, 
wird  aber  doch  mit  einigen  Modiiikationen  genehmigt 

Endlich  wird  These  7,  das  Berg'sche  Kanalisationsprojekt 
im  speziellen  gebilligt  und  nochmals  die  Dringlichkeit  des  Gegen- 
standes hervorgehoben. 

Den  Schluss  der  Besprechung  bilden  die  Vorschläge  zur 

Saue.  W. 


Architekten  -  Verein  ztj 
15.  April  1878;  Vorsitzender  Hr.  Möller,  anwesend  UM  Mit- 
glieder und  6  Gäste. 

Eingänge:  Jahresbericht  pro  1H77  des  Bundes  der  Bau-, 
Maurer-  u.  Zunmermeister  Berlins,  in  1 1  Exemplaren  nel*t  einer 
Mittheilung  des  Bundes,  wonach  die  Jahres-Ausstellung  von  /eichen- 
arbeiten der  Fortbildung»-  und  Lebrlingsschulen  Berlins  dies- 
mal in  der  Zeit  vom  14  —28.  d.  Mts.  in  der  städtischen  Gemeinde- 
achulc  Neue  Friedricbstr.  32  stattfindet  —  ferner  Mittheiluug 
des  Bauraths  Li  psius -Leipzig,  dass  die  zum  Petri  -  Kirchenbau 
eingelaufenen  Konkurrenz-Entwürfe  bis  zum  25.  d.  M.  öffentlich  aus- 
gestellt werden  nnd  dass  der  .Verein  Leipziger  Architekten" 
ittr  den  Abend  des  20.  April  0  " 


haltenden  Zusammenkunft  im  Lokal  des  Kaufmännischen  Vereins 
giebt,  an  welcher  die  ßetheüigung  auswärtiger  Fachgenossen 
erwünscht  ist  —  Von  der  Redaktion  der  D.  Bauzeitung  eiue  Zu- 
schrift, betr.  Ueberlassung  der  Publikationen  ausländischer  Vereine 
an  die  Bibliothek;  —  von  Maler  Davide  in  Wien,  wodurch  der- 
selbe sich  zur  Anfertigung  von  Architektur-Malereien  in  Oel  nach 
gegebenen  Photographien  erbietet;  —  endlich  vom  Hüttenwerk 
Keula  bei  Muskau,  mittels  dessen  ein  Prospekt  über  Gegenstände 
des  Gas-  und  Woaserleitungswesens  überreicht  wird.  — 

Hr.  Otzen  hat  in  Verbindung  mit  9  anderen  Vereins-Mit- 
gliedern einen  Antrag  vorgelegt,  der  dahin  geht:  .Der  Arcbit- 
Verein  wolle  beschließen :  Eine  Kommission  von  3  Mitgliedern  zu 
ernennen,  welche  die  Aufgabe  erhalt,  bezüglich  einer  zeitge- 
mäßen Umarbeitung  der  amtlich  aufgestellten  uud 
empfohlenen  Entwürfe  zu  Kirchen-,  Pfarr-  und  Schul- 
gebäuden einen  motivirten  Antrag  auszuarbeiten  und  im  Namen 
des  Vereins  hei  den  Behörden  vorzulegen".  Der  Hr.  Antragsteller 
giebt  hierzu  eine  summarisch  gehaltene  Motivirung  etwa  folgen- 
den lnh.il ts:  Die  aus  guten  Absichten  entstandenen  und,  wie 
nicht  zu  leugnen,  auch  von  vielen  „Erfolgen  begleitet  gewesenen" 
Entwürfe  hätten  bei  ihrem  langen  unveränderten  Bestehen  das 
künstlerische  Schaffen  theils  in  eiue  gewisse  schablonenhafte  Art 
und  Weise  hinein  gedrangt,  theils  dasselbe  auch  Händen  von  un- 
genügender Bt-gabuug  überlassen.  Besonders  bedenklich  seien  die 
Entwürfe  in  den  Händen  junger  ungeübter  Kräfte  und  „gefährlich" 
in  den  Händen  von  Studirenden,  welche  dieselben  leider  in  sehr  aus- 
giebigem MaaJ'se  zu  benutzen  pflegten.  Aber  nicht  nur  auf  neue  An- 
lagen, sondern  auch  auf  Restaurationen  älterer  Bauwerke  hätten  die 
Entwürfe  vielfach  einen  verderblichen  Einfluss  geübt  und  möchte  es 
sich  deshalb  vielleicht  am  meisten  empfehlen,  das  durch  amtliche 
Finna  gedeckte  Werk  einfach  aus  der  Welt  zu  schaffen.  In 
Betracht  der  entgegen  stehenden  Schwierigkeiten  hätten  die  Antrag- 
steller aber  den  weniger  weit  zielenden  Weg  eingeschlagen,  ihre 
ten  auf  eine  zeitgemäße  „Umarbeitung  der  Ent- 
lonzcntriren,  die  man  zudem  der  Hand  der  Be 


„  dass 

kleineren,  relativ  unbekannt  gebliebenen  Anlagen,  welche  in 
der  Zeit  der  letzten  20  Jahre  etwa  entstanden  seien,  gerichtet 
werden  möchte,  da  für  größere  Anlagen  in  den  vorliegenden 
ausführlichen  Publikationen  von  Werken  dieser  Kategone  ein 
ausreichender  Vorlagenschatz  bereits  heute  geboten  sei.  —  Nach- 
dem Hr.  Böckmann  und  der  Hr.  Vorsitzende  angesichts  der 
gehörten  Motivirung  eine  vorbereitende  Ueberlegnng  des  Antrags 
für  notwendig  erklärt  haben  und  eine  Beschlussfassung  daniber  für 
eine  der  nächsten  Versammlungen  in  Aussicht  genommen  worden 
ist,  wird  der  Gegenstand  für  heute  verlassen.  — 

Es  beginnt  aßdann  der  Vortrag  des  Hrn.  Schwieger  Ober 
den  östlichen  A  n. sc  hl  uns -Bahnhof  der  Berliner  Stadt- 
Eisenbahn.  Indem  wir  uns  für  einen  großen  Theil  des  bei- 
gebrachten begründenden  Materials  auf  unsere  in  den  No.  24 
u.  26  des  vorigen  Jahrg.  gebrachte  Publikation  sarorot  beigefügtem 
Plan  bezichen,  können  wir  unsere  Mittheiluug,  was  den  ersten 
Theil  des  Vortrags  betrifft,  auf  die  Hervorhebung  einiger  wenigen 
Hauptpunkte  beschränken.  -  Der  Redner  betont,  dass  die  Stadt- 
bahn weder  westlich  noch  östlich  E  n  d  -  Bahnhöfe,  sondern  A  li- 
sch luss- Bahnhöfe  haben  werde  und  dass  für  die  Lage  dieser 
Bahnhöfe  das  für  die  Vermittelung  des  Verkehrs  der  Innenstadt 
mit  der  Umgebung  von  Berlin  nothwendige  Zusammen- 
wirken der  Stadtbahn  mit  der  Verbindungs-  (Ring-) 
Hahn  von  entscheidender  Bedeutung  sei.  Die  Notwendigkeit 
dieses  unmittelbaren  Zusammenwirkens  (welches  durch  Einrichtung 
von  Zügen ,  die  von  der  Stadtbahn  ausgehend  und  auf  dieselbe 
zurück  kehrend,  theils  deu  nördlichen  und  theils  den  südlichen 
Halbkreis  der  Ringbahn  befahren,  seine  Verwirklichung  finden 
soll)  zwinge  zu  einer  Lage  der  beiden  Anschlussbahnhöfe  inner- 
halb des  Zirkels  der  Ringbahn  und  lasse  es  zweckmäßig  er- 
scheinen, für  diese  Bahnhöfe  Punkte  in  möglichster  Nähe 
der  Ringbahn  auszuwählen.  Während  bei  dem  westlichen  An- 
schluss-Bahnhof  (Charlottcnburg)  beiden  gedachten  Erfordernissen 
im  vollen  Umfange  hat  entsprochen  werden  können ,  haben  beim 
östlichen  Anschluss- Bahnhof  die  Vonheile  eiuer  möglichst  nahen 
Lage  zur  Ringhahn  gewissen  örtlichen  und  finanziellen  Verhält- 
nissen zum  Opfer  gebracht  werden  müssen. 

Das  erste  Projekt  für  einen  östlichen  A  nschl  uss-  Bahnhof 
rührt  (gleichwie  mehre  ihm  voran  gegangene,  durch  spätere  Um- 
gestaltungen der  Grundlagen  des  Stadtbahn-Uuternehnieus  obsolet 
gewordene  Projekte,  die  den  Bau  eines  End  bahnhofs  in  Aussicht 


Projekte, 
von  der 
Darnach  sollte  der  Bahnhof 
neben  dem  Empfangs  •  Gebäude  der  Niederschi.  •  Mark.  Eisenbahn 
erbaut  werden  und  es  war  die  Anlage  so  gedacht,  dass  die  beiden 
südlich  liegenden,  für  den  Lokal- Verkehr  bestimmten  Gleise  der 
Stadtbahn  hinter  einem  Inselpcrron  auf  einer  I  »rehscheibe  endeten ; 
die  beiden  nördlichen  Gleise  sollten  dem  so  gen.  durchgehenden 
Verkehr  dienen,  für  welchen  im  Bahnhof  3  besondere  Insclperrons 
vorgesehen  waren.  Der  am  weitesten  nördlich  liegende  Perron 
wur  für  die  westlich  anschließenden  Privathahnen  Itestimmt  und  es 
sollten  hinter  ihm  die  beiden  Gleise  (genau  so  wie  heim  Lokal- 
Perron)  auf  einer  Drehscheibe  endigen.  I>er  zunächst  südlich 
liegende  Perron  sollte  dem  Uebergangs- Verkehr  der  anschließenden 
Staats-  und  Privathahnen  und  der  alsdann  folgende  ( 3. )  Perron 
für  dte  Staatsbahnen  dienen.  Digitized  by  Google 


164 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


20.  April  1878 


Die  4  Gleise  der  beiden  milderen  (des  2.  u.  3.)  Perrons 
waren,  ihrer  Bestimmung  entsprechend,  hinter  den  Perrons  wieder 
in  2  Gleise  zusammen  gezogen,  welche  mittels  Kampe  bis  auf  das 
Niveau  der  Ostbahn  und  der  Niederschl.-Märk.  Hahn  abfielen,  um 
die  Ueherführung  der  Zöge  der  Stadlbahn  auf  diese  Hahnen  und 
umgekehrt  zu  ermöglichen.  So  ergab  sich  ein  Hahnhof  mit- 8 
Giemen  und  4  nach  Bahnen  —  im  Gegensatz  zur  Unterscheidung 
nach  Fabr-Hichtungen  —  unterschiedenen  Perrons.  Eine  derar- 
tige Unterscheidung  zwingt  dazu,  an  jeden  Perron  je  1  Gleis  der 
beiden  eutgegen  gesetzten  Fahrrichtungen  heran  zu  fuhren,  und 
es  ergeben  sich  hieraus  in  notawendiger  Folge  Gleis -Kreuzungen 
der  in  den  Bahnhofs  •  Knden  gegabelten  Hauptgleise.  Das  hier 
besprochene  Projekt  der  I).  Eisenb.-Baugesellschaft  wies  deren 
zwei  am  westlichen  und  eine  am  östlichen  Bahuhnfs-Ende  auf.  | 

In  diesem  Projekte  war  also  davon  Abstand  genommen,  für 
den  Lokal-Verkehr  eine  direkte  Weiterführuug  sowohl  auf  die  | 
Hingbahn  als  auf  eine  einzige  der  in  Berlin  mundenden  Haupt- 
bahnen zu  beschaffen.  Dass  bei  einer  derartig  beschränkten 
Durchführung  der  Werth,  den  die  Stadtbahn  als  Verkehrsmittel 
für  die  Innenstadt  —  die  von  derselben  nur  auf  eine  Länge 
von  etwa  4  Km  durchschnitten  wird  —  haben  würde,  sehr  an- 
i  würde,  dass  diese  Ausfuhrungsweise  die  Auf- 
i  Kapitalien,  deren  man  bedarf,  nicht  recht- 
.  wird  sowohl  damals  als  heute  als  völlig  zweifel- 
los anzusehen  sein. 

Die  äufsere  Umgestaltung,  welche  das  Unternehmen  im  Jahre 
1874  erfuhr  —  vermöge  deren  dasselbe  aus  einer  einzigen  Hand  in 
das  Eigenthum  einer  Mehrzahl  von  Bahnverwaltungen  und  des 
Staats  Uberging  —  ermöglichte  es,  die  Stadtbahn,  soweit  es 
sich  um  ihre  Bestimmung  als  Mittel  für  den  Lokal  -  Verkehr 
handelt,    von    einem    ungleich    höher    liegenden  Geaichts- 

f unkte  aus,  als  der  bisher  fest  gehaltene  es  war,  zu  behandeln. 
)urch  Proklamirung  des  von  der  königl.  Direktion  der  Stadt- 
bahn aufgestellten  Grundsatzes,  dass  die  Stadtbahn  als 
Lokalbahn  mit  der  Kingbahn  ein  Ganzes  bilden  und 
einen  einheitlichen  Betrieh  haben  müsse,  war  das  „er- 
lösende Wort"  gesprochen  und  die  erste  Grundlage  für  Projekte 
gewonnen,  die  den  thatsächlichen  Verhältnissen  zu  entsprechen 
im  Stande  sein  könnten.  In  weiterer  Entwickelung  jenes  Grund- 
satzes gelangte  man  zu  der  8|>ezielleren  Formulirung:  dass  die 
Stadtbahn  als  Durchmesser  des  Kingbahu-Zirkels  mit  jeder 
Hälfte  dieses  Zirkels  einen  kleineren  geschlossenen 
King  zu  bilden  hätte,  auf  welchen  durchgehende  Lokalzüge 


in  der  Weise  zirkuliren  mtlssten,  dass  von  der  Stadtbahn 
selben  Fahr-Richlung  abwechselnd  je  ein  Zug  über  den  nöi 
Ring  und  ein  zweiter  Zug  über  den  südlichen  King  zu 


Ring 

wäre.     Hierin  lag 
die  Lokal  -Gleise  der 
-Hälften 
Zwecke  der  Stadtbahn, 


dann    die  Notwendigkeit 


en, 
an 

Mit   Hinzunahme  der 
dieselbe  sur  Ueber- 


fuhning  von  Kourier-  und  Schnellzügen  der  anschliefsendeu  sechs 
Hauptbahuen  dienen  soll,  mnssten  die  bisherigen  Bahnhofs-Pro- 
jekte wesentliche  Umgestaltungen  erleiden  uud  niusste  namentlich 
auch  dasjenige  Bahnhofs-Projekt  der  D.  Eisenb.-Baugesellschaft, 
welchem  oben  eine  nähere  Besprechung  gewidmet  worden  ist, 
völlig  unzureichend  werden  und  als  für  die  neuen  Auffassungen  kaum 
ncM-b  brauchbare  Anknüpfungspunkte  bietend,  erscheinen.  War 
nun  auch  insoweit  Klarheit  erreicht,  so  blieb  immer  noch  Un- 
gewissheit  über  die  Frage  be-itehen,  welche  genaue  Lage 
dem  östlichen  Anschluss-Bahnhofe  zu  geben  sei?  Bisher  hatte 
man  der  Idee  gehuldigt,  den  beiden  im  Osten  der  Stadt  bereits 
bestehenden  grofsen  Bahnhöfen  für  die  Zwecke  der  Stadtbahn 
einen  dritten  Bahnhof  zuzugesellen.  Ks  traten  nunmehr 
ernste  Zweifel  darüber  auf,  ob  eine  solche  Vermehrung  der  An- 
lagen wirthschaftlich  gerechtfertigt  werden  könne,  angesichts  der 
Thatsache,  dass  der  neue  —  dritte  Bahnhof  einen  Theil  des 
Verkehrs  der  beiden  anderen  Itahnhöfe  an  sich  ziehen  werde  und 
letztere  für  den  ihnen  verbleibenden  Rest  überflüssig  gross  sein 
würdeuV  Diese  Frage  kam  bald  in  einem  verneinenden  Siune 
zur  Entscheidung,  weil  dem  eben  berührten  inneren  Grunde 
schwer  wiegende  andere  Motive  sich  zugesellten.  Es  würde  die 
Anlage  eines  separaten  dritten  Bahnhofs  theils  die  Niederlegung 
eines  grofsen,  nur  mit  bedeutenden  Kosten  zu  erwerbenden  lläuser- 
die  Inanspruchnahme  eines  unentbehrlichen 


grofsen  Theils  des 


der  Ostbahn  erfordert  habend  und 


es  ist  aus  diesen  Erwägungen  —  im  November  1674  -  der  Be- 
schluss  hervorgegangen :  Die  Stadtbahn  an  ihrem  östlichen 
Ende  in  den  hierfür  am  zweckmäßigsten  belegenen 
Personen -Bahnhof  der  Niederschlesisch  -  Märkischen 
Bahn  einzuführen. 

Dazu  wird  erfordert:  a)  die  bestehenden  Gleise  des  Bahn- 
hofs um  so  viel  zu  heben,  dass  die  denselben  östlich  und 
westlich  begrenzenden  beiden  Straßen,  bezw.  die  Fruchtstrafse  und 
die  Koppenstrafse  unterführt  werden  können ,  dass  b)  die 
bestellende  Anlage  der  zu  erwartenden  Verkehrs -Steigerung  ent- 
sprechend erweitert  werde,  uud  dass  3.  aus  Anlass  dieser  Er- 
weiterung der  Güterbahnhof  der  Ostbahn  so 
in  nördlicher  Richtuug  verschoben  wird. 

Es  ist  nnn  auf  Grund  der  bisher  besprochenen  allgemeinen 
Bedingungen  eine  Anzahl  von  alternirenden  Projekten  bearbeitet, 
unter  denen  schließlich  eins  für  die  Ausführung  gewählt  worden 
ist.  Diesem  genehmigten  Projekt  denken  wir,  unter  Beigabe 
einiger  verdeutlichenden  Skizzen,  in  einer  folgenden  Nummer  d.  BL 
eine  spezielle  Besprechung  zu  widmen. 

Wir  schließen  diesen  ersten  Theil  unseres  Referats  mit  der 
Angabe,  dass  der  mit  Beifall  aufgenommene  Vortrag  sich  bis 
über  10  Uhr  hinaus  erstreckte  und  diese  späte  Zeit  zum  Schlüsse 
der  Versammlung  unmittelbar  nach  Beendigung  des  Vortrags 
nöthigte. 


Vermischtes. 

Sohornstein-Anfeatz.  Die  grofsen  Belästigungen 
Rauch-Abzug  hervor  gerufen  werden, 
Konstruktionen  von  Schornstein -Aufsätzen 
unter  denen  nur  wenige  ihrem  Zwecke  in 
so  einfacher  Weise  genügen  dürften,  wie 
der  in  nebenstehender  Skizze  dargestellte, 
von  Hrn.  Hanel  erfundene  „Luftsauger*. 
Derselbe  wird  aus  einem  Systeme  von 
abgestumpften  Kegel  -  Mänteln  gebildet, 
welche  derartig  über  einander  geordnet 
siud,  dass  die  Luft  genügende  Zwischen- 
räume zum  Durchströmen  findet,  ohne 
dass  der  Wind  in  horizontaler  Richtung 
in  das  Rohr  eintreten  kann,  weil  die 
Kegel-Mäntel  derartig  gestellt  sind.  daM 
die  Verlängerung  aller  nach  der  Oeffnung 
Kopfes  gerichtet  ist.  .Teder  Windstoß 
wird  im  Kopf  eine  gegen  die  obere  Oeff- 
nung gerichtete  Bewegung  annehmen 
müssen.  Gegen  schädliches  Eindringen 
des  Windes  ist  diese  Oeffnung  durch 
Rand  und  Deckel  geschützt  und,  um  die  nachthcilige  Kinwirkung 
der  Sonneustrahlen  auf  die  Schonisteinmündting  aufzuheben,  hat 
zudem  der  Deckel  einen  kegelförmigen  Hut  erhalten,  der  einen 
thermisch  isolirenden  Luftkörper  einschliefst.  Dieser  Kopf  bat 
keine  beweglichen  Theile,  die  ihren  Dienst  so  leicht  versagen;  er 
erfüllt  außer  seiner  eigentlichen  Bestimmung  auch  noch  den 
Zweck,  die  durch  Regen  und  Schnee  erzeugte  Durchnässung  der 
Innenseiten  der  Schornstein  Wandungen  zu  verhindern,  und  hat 
sich  unter  Verhältnissen  besonders  ungünstiger  Art  bereits  be- 
währt. Ich  halte  es  für  eine  begründete  Fürsorge,  nicht  erst  den 
Kintritt  ungünstiger  Erfahrungen  abzuwarten,  sondern  in  Fällen, 
welche  irgendwie  bedenklich  sind,  von  vorn  herein  einen  Aufsatz 
anzuwenden,  der  Schutz  und  Wirksamkeit  des  Schornsteins  sichert. 
Potsdam,  Februar  187a  VogdL 


der  Rohrpost  in 

gemachten  Vorlage 


Nach  Inhalt  einer 
für  die  weitere  Folge- 


zeit  erhebliche  Erweiterungen  der  m  Anfang  1877  in  Betrieb  ge- 
setzten Berliner  Rohrpost  bevor  und  handelt  es  sich  dabei  um 
Ausdehnung  des  Rohrnetzes  theils  auf  die  Nachbarorte  ( 'harlotteu- 
btirg  und  Moabit,  theils  auf  die  nördlichen  Gegenden  Berlins 
(Weddiug  uud  Rosenthaler  Vorstadt),  theils  endlich  auf  die  west- 
lich und  südwestlich  liegenden  Stadttheilc  Stralauer  Viertel  und 
Luuiseustadt. 

Die  Gesammtausdehnung  der  neuen  Linien  wird  etwa  15000» 
erreichen,  so  dass  nach  Vollendung  derselben  (nachdem  bereits 
im  Laufe  des  Jahres  1*77  durch  einige  Erweiterungen  die  ur- 
sprüngliche Netzlänge  von  etwa  2(1000»  auf  roL  30  000"»  ge- 
bracht worden  ist)  Berlin  sich  im  Besitee  eines  Rohrpost- Neues 
von  etwa  45 Km  Ausdehnung  sehen  wird,  und  damit  einer  An- 
lage, wie  sio  in  annäherndem  Umfange  nirgendwo  anderweitig 
zum  2.  Male  existirt 

Brief-  nnd  FrÄfrekasten. 

Hrn.  rh.  x.  1  in  Berlin.  Ihr  Wunsch,  dass  das  Thema 
Ihres  Briefes  in  unserer  Antwort  nicht  berührt  werden  soll, 
nöthigt  uns  mit  der  kurzen  Bemerkung  uns  zu  begnügen,  dass 
wir  den  von  Ihnen  entwickelten  Standpunkt  völlig  billigen  und 
theileu,  zu  jeder  persönlichen  Unterstützung  desselben  geneigt 
sind,  eine  öffentliche  Besprechung  des  Gegenstandes  jedoch  vor- 
läufig für  untbunlich  hallen,  weil  die  Ar/.enei  leider  fast  eben  so 
viel  Schaden  stiften  würde,  als  das  Uebel.  Zu  einer  persönlichen 
Unterredung  über  die  anderweiten  Mittel  wider  das  letztere  stehen 
wir  Ihnen  —  selbstverständlich  unter  Wahrung  vollständiger 
Diskretion  -  -  jederzeit  gern  zur  Verfügung. 

Hrn.  R.  M.  in  Demmiu.  Wir  bedauern,  Iiineu  über  die 
Modalititten ,  in  welchen  die  greisen  schwedischen  Kiseuhahu- 
Unternehmungen ,  welche  zur  Zeit  schweben,  zur  Verwirklichung 
kommen  sollen,  keinerlei  positive  Auskunft  geben  zu  können. 

Hrn.  M.  in  W.  Fast  alle  Jahrgänge  der  Zeitschrift  d. 
bannv.  Archit.-  u.  Ingen. -Vereins  —  namentlich  die  älteren  -  - 
enthalten  umfassende  Notizen  über  Steinzerbrechungs-Maschinen. 

Hrn.  F.  Zur  Anfrage  in  No.  2«  erfuhren  wir,  dass  Stahl- 
bänder von  der  feinsten  (20  pro  »»  Kicke)  bis  zur  gröbsten 
Qualität  und  in  den  verschiedensen  Breiten  von  der  Fabrik 
Coulaux  &  Co.  in  Molsheim  im  F.lsass  fahrizirt  werden. 


rou  C.rl  BmIISI  im 


K.  E.  O.  FriLck,    Dreck:  W.  Ne«».r  Hu  fkurbdr  u<  k Ifll,  Bertin. 


DigitizedDy  de 


No.  33 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


t  —  P«f»«»l-S»ekrl»h««» 


Verbesserter  Fensterverschluss. 

Unsere  Wohnräume  würden  offenbar  am  vollkommensten 
hergestellt  sein,  wenn  alle  Oeffnungen  derselben  für  Licht  und 
Zulange  dicht  verschliefsbar  wären,  da  nur  dann  ein  vollstän- 
diger Schutz  gegen  Temperatur-  und  Witterungs-F.influsse  möglich 
ist.  Wenn  die  theils  im  Material,  theils  durch  die  Forderung 
leichter  Beweglichkeit  begründeten  Undichtheiten  zuweilen  als 
zweckmäfsig  für  die  Zuführung  frischer  Luft  bezeichnet  werden, 
so  bleibt  unberücksichtigt,  dass  die  Platze  am  Fenster  zwar  die  ge- 
suchtesten, daneben  aber  bei  Wind  oder  Kälte  unbehaglich  und 
sogar  gesnndbeitsgefahrlich  sind.  Zudem  inuss  jede  Lüftung  ohne 
Zug.  regulirbar  und  so  hergestellt  sein,  dasg  die  eintretende  Luft 
möglichst  die  Temperatur  der  Zimmerluft  besitzt;  diese  Be- 
dingungen aber  sind  heim  Eintritt  der  Luft  durch  andichte 
Fensterfalze  unerreichbar. 

Im  Nachstehenden  soll  ein  neuer,  dichter  Fensterverschluss 
dargestellt  werden,  der  sich  gut  bewährt  hat  und  welcher  den 
Vorzug  vor  anderen  bisher  bekannten,  sogen,  dichten  Verschlüssen 

verdient    Die  eigenthnm- 
lichen  Vorzüge  des  neuen 
Verschlusses  sind  theils  in 
der  Konstruktion  des  Fen- 
sters selbst,  theils  in  der 
Einrichtung  seines  Beschla- 
ges  begründet     Für  die 
Fensterkonstruktiou  ist  das 
Prinzip  befolgt,  den  Falzen 
viel  Spielraum 
iss  ein  spätere» 
en  der  Flügel  ver- 


mieden  wird.  THe  dabei  verbleibenden  Undichtheiten  werden 
durch  Einlegen  eines  Filzstreifens  (a)  beseitigt,  dessen  Breite 
und  Lage  so  angenommen  wird,  dass  beim  Dehnen  und  Schwinden 
des  Flügels  immer  noch  volle  Deckung  des  Falzes  vorhanden 
bleibt  Der  Filzstreif  Itedarf  einer  besonderen  Präparlrung,  Bowohl 
um  dauernd  elastisch  als  um  gegen  das  Kindringen  von  Nässe 
geschützt  zu  bleiben. 

Auf  die  Oberkante  des  Losholzes  und  des  Unterrahms  sind 
Eiaensokienen  gelegt,  theüs  um  die  so  häutig  oft  schon  wahrend 
des  Baues  —  vorkommenden  Beschädigungen  zu  verhüten,  theils 
um  einen  dichten  Schluss  gegen  die  Filzlage  herbei  zu  fahren, 
welch  letztere,  um  zu  verhindern,  dass  bei  geöffnetem  Flügel  das 
Regenwasser  direkt  Ober  den  Filz  läuft,  an  diesen  Stellen  nicht 
in  den  Rahmen,  sondern  in  den  Flügel  falz  gelegt  wird.  Vor 
den  erwähnten  Schienen  wird  eine  lothrechte  Sturmschiene  auf- 
gesetzt, die  das  Eintreiben  des  liegen*  in  die  Unterfalzc  verhin- 
dern soll;  gleichzeitig  ist  der  Querschnitt  des  Wasserschenkels  so 
angeordnet,  dass  die  Unterfläche  desselben  nicht,  wie  gewöhnlich, 

"l  aussen 


tiesitzt  (Fig.  1);  das  Unterrahm-Stack  ist  mit  einem  Deckfalz 
für  die  ftufsere  Abdeckung  der  Sohlbank  versehen.  Die  loth- 
rechten  Seiten-  und  Mittel-Falze  erhalten  ähnlich  angeordnete 
Dichtungen,  die  zudem  so  eingerichtet  sind,  dass  das  etwa  eil 
triebene  Regenwasser  wieder  nach  aussen  abziehen  muss. 

Doppelfenster  werden  so  hergestellt,  dass  die  wie  die 
äufseren  gedichteten  inneren  Flügel  in  Falzen  der  äufseren  ruhen. 
Beiläufig  erwähnt,  ist  diese  Anordnung  zwar  früher  schon  ausgeführt 
worden,  hat  sich  aber  bisher  nicht  bewährt,  weil  es  nicht  ge- 
lungen war,  eine  absolnt  sichere  Dichtung  der  Falze  herbei  zu 
fahren.  Es  bleibt  beim  Oeffnen  dieses  Doppelfenster«  der  Luft 
räum  zwischen  den  Scheiben  der  beiden  Flügel  stets  dicht  abgc 


jbgc- 

schlossen  und  es  kann  kein  Schwitzen  und  Befrieren  des  Glases 
entstehen.  — 

Der  Beschlag  der  neuen  Fenster  besteht  aus  einem  ver- 
besserten Itaskai,  Aufsatzbändern  und  Schrauben.  Die  Bänder 
sind  so  gearbeitet,  dass  der  Flügel  beim  Schließen  etwas  an- 
gepresst  wird.  Die  Schrauben  dienen  zur  Befestigung  der  inneren 
auf  den  äufseren  Flügeln:  da  die  inneren  Flügel  nur  selten  ab- 
zunehmen sind  (weil  bei  dem  dichten  Schluss  der  Falze  Staub 
und  Schmutz  fern  gehalten  werden),  so  konnten  für  diese  die  Bänder 
fort  bleiben.  —  Das  Üaskfll  wird  durch  eine  Klinke  mit  Doppelhebel 
bewegt  und  anstatt  der  üblichen,  beim  Schliefen  in  den  stehenden 
Flügel  eingreifenden  Zunge  hat  hier  die  Klinke  einen  direkt  in 
den  äufseren  Anschlag  fassenden  Ilaken.  Die  gewöhnlichen 
Schliefskloben  endlich  sind  ersetzt  durch  eine  Messingrolle,  hinter 
welche  das  Baskai  beim  Schliefseu  herab  gleitet  — 

Die  eigentümlichen  Vorzüge  der  neuen  Fenster-Einrichtung 
dürften  aus  dieser  knappen  Beschreibung  und  den  beigefügten 
Skizzen  hinreichend  erkennbar  sein.  Bei  allem  Umfange  derselben 
stellt  sich  aber  der  Preis  eines  Doppelfensters  neuer  Kon- 
struktion nicht  theurcr,  als  derjenige  eines  gewöhnlichen  Doppel- 
fensters, wenn  bei  beiden  gleiche  Hüte  der  Ausführung  voraus 
gesetzt  wird.  — 

Fenster  und  Beschlag  sind  durch  gesetzliche 
Nachahmung  gesichert  und  es  wird  der  Beschlag  vom 
meister  J.  Kienle,  Brüder*  trafse  25,  das  Fenster  vom  Hoftischler- 
meister Chr.  Siering,  llaidestrafsc  33  hierselbst,  angefertigt. 

Die  Frage  des  Hambarger  Rathhaas-Baaes,  welche  in 

den  durch  u.  Bl.  mitgetheilten  Verbandlungen  dea  dortigen  Ar.  h  - 
u.  Ing.-V.  neuerdings  eine  so  eingehende  Besprechung  gefunden 
hatte,  ist  durch  den  in  diesen  Tagen  an  die  Bürgerschaft  gelangten 
Bericht  der  aus  Mitgliedern  des  Senats  und  der  Bürgerschaft 
eingesetzten  Kommission  in  ein  neues  Stadium  getreten. 

Der  Bericht,  aus  welchem  der  Hmbg.  Korresp.  einen  längeren 
Auszug  veröffentlicht,  behandelt  in  eingehender  Weise  sämmtliche 
in  der  bczgl.  Frage  aufgetauchten  neuen  Vorschläge,  kommt  jedoch 
zu  dem  als  e  i  n  ■  0 1 1  i  g  e  Ueberzeugung  der  Kommissionsmitglieder 
ausgesprocheneu  Schluss,  dass  es  sich  empfehle,  an  den  für 
die  Konkurrenz  von  1876'  fest  gestellten  Grundlagen 
unverändert  fest  zu  halten.  —  Den  auf  die  Wahl  eines 
anderen  Platzes  gerichteten  Bestrebungen  tritt  die  Kommission 
mit  der  Ausführung  entgegen,  dass  keiner  von  den  etwa  in  Betracht 
zu  ziehenden  Plätzen  die  für  das  Gebäude  unentbehrliche  zentrale, 
der  Börse  benachbarte  Lage  habe,  welche  der  Rathhausmarkt 
besitzt    Es  sei  untunlich,  einen  Platz  aufserhalb  der  inneren 


Stadt  zu  wählen,  während  die  Möglichkeit 
Bauplatzes  durch  Beseitigung  vorhandener  Gebäude  des 
punkte«  wegen  unberücksichtigt  bleiben  müsse  —  Eine  andere 
Stellung  des  Gebäudes  auf  dem  Rathbausmarkte,  als  die  mit  der 
Front  nach  der  Richtung  des  A  Uterbassins,  wird  als  ungefällig, 
bezw.  für  die  Umgebungen  nicht  passend  oder  den  Verkehr  störend 
bekämpft,  möge  nun  ein  einheitliches  Gebäude  errichtet  oder 
dasselbe,  wie  in  den  1676  aufgetauchten  Vorschlägen  von  Haller 
A  Lamprecht  bezw.  Haussen  &  Meerwein,  in  ein  Regierungs- 
(■ebäude  und  in  ein  oder  mehre  Verwaltungs-Gebäude  zerlegt 
werden.  —  Dem  neuesten  llaller'schen  Vorschlage  endlich,  das 
Hegiernngsgeliäude  am  alten  .lungferstipg  in  der  Binnenalster  zu 
erbauen,  das  Verwaltungsgebäude  dagegen  mit  der  erweiterten 
Börse  zu  kombitüren,  wird  vorgeworfen,  dass  der  Bevölkerung  eine 
Verbauuug  der  Alster  widerstrebe,  dass  die  örtliche  Trennung 
zwischen  Regierung«-  und  Verwaltungs-Gebäude  geschäftlich  un- 
zweckmäßig sei  und  dass  bei  einer  solchen  Trennung  Hamburg 
auf  ein  wirkliches,  den  Charakter  des  Rathhauses 
tragendes  monumentales  Gebäude  Verzicht  leisten 
müsse,  das  —  als  eigentlicher  Zentralnunkt 
städtischen  Lebens,  die  Regierung  und  die  sti 
mit  den  hauptsächlichsten  Abtheilungen  der  städ 


ver 

bildet  Die  Errichtung  eines  solchen  Gebäudes  aber  sei 
es,  die  der  Senat,  die  Bürgerschaft  und  die  ganze  Be- 
völkerung stets  angestrebt  hätten.  —  Schliefslich  weist 
die  Kommission  darauf  hin,  dass  bei  einem  Abweichen  von  dem 
früheren  Programm  alle  bisherigen  Vorarbeiten  verloren  und  die 
Ausführung  des  immer  dringlicher  erforderlichen  Baues  in's  Un- 
absehbare verschoben  werde.  — 

Eine  redaktionelle  Notiz  des  Hambg.  K.  ergänzt  diesen  Bericht 
durch  die  Mittheilung,  dass  die  Kommission,  selbstverständlich 
unter  dem  Vorbehalt  der  Entscheidung  durch  Senat  und  Bürger- 


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166 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


24.  April  1878 


Schaft,  die  Verfasser  des  in  der  Konkurrenz  d.  J.  187(i  preis- 
gekrönten  Entwurfes,  Architekten  Mylius  &  Blums  eh  Ii  in 
Frankfurt  a.  M.  veranlasst  habe,  zu  ihrem  vornehmlich  wegen 
seines  vortreftlicben  Grundrisses  prämiirten,  in  den  Facaden  aber 
weniger  günstig  beurlheilten  Entwürfe  neue  Facadenzeich- 
nungen  zu  entwerfen,  und  dass  sie  nach  Abschlu&s  der  bezgl. 
Verhandlungen  die  letzteren  binnen  kurzem  dem  Senat  und  der 
Bürgersthaft  vorlegen  werde.  — 

Voraussichtlich  wird  der  Hamburger  Architekten-  i 
Verein  es  nicht  unterlassen,  zu  diesem  Gutachten  der  i.»»uu»u0- 
Baukommission  seinerseits  Stellung  zu  nehmen,  und  wir  können 
deshalb  auf  eine  kritische  Besprechung  desselben  unsererseits  um 
so  mehr  vereichten,  als  wir  in  Betretf  desjenigen  Momentes,  auf 
welchen  der  Beriebt  in  erster  Linie  sich  stützt  —  der  im  Senat, 
der  Bürgerschaft  und  der  Bevölkerung  Hamburgs  bezüglich  des 
Hathhausbaues  gehegten  Wünsche  eines  Urtheils  entbehren. 
Auf  eines  nur  gestatten  wir  uns  aufmerksam  zu  machen,  dass 
nämlich  der  Grundriss  des  Mylius -Bluntschli'scbeD  Entwurfes  — 
so  einstimmiges  Lob  er  auch  allerseits  erfahren  hat  —  doch 
keineswegs  als  ein  absolut  vorzüglicher  anerkannt  worden 
ist,  sondern  nur  als  eine  der  besten  Lösungen,  welche  auf 
Grund  des  vorliegenden  Konkurrenz  -  Programme* 
relativ  möglich  waren.  Gerade  die  Mängel  dieses  Grundrisses 
—  wir  dürfen  dieselben  mit  einem  kurzen  Schlagwort  wohl  als 
die  einer  gewissen  „Hausbackcuheit"  bezeichnen  welche 
der  Sachverständige  leicht  als  unvermeidliche  Konsequenzen  des 
Programms,  nicht  aber  als  Mangel  der  trefflichen  Architekten  er- 
kennen konnte,  waren  Veranlassung,  dass  man  von  architektonischer 
Seite  prinzipielle  Bedenken  gegen  jenes  Programm  erhob  und 
dem  von  Haller  &  Lamprecht  sowie  Haussen  & 
geregten  Wege  der  Lösung,  wonach  der  ideale  wie 
praktische  Theil  der  Aufgabe  von  einandi 
Sympathien  zuwendete.  Wir  gestatten  u 
Ausführungen  zu  erinnern,  die  dahin  lauteten:  dass  nach  jenem 
Programm  einerseits  die  freie  Entwickelung  der  Repräsentations- 
Räume  des  Hause*  ohne  Verkümmerung  der  darunter  liegenden 
Geschaftstokale  in  gar  zu  enge  Grenzen  gebannt  sei  und  dass 
andererseits  die  unvermeidliche  Anlage  der  letzteren  im  H.  Ge- 
schoss  es  noth  wendig  mit  sich  bringe,  dass  die  in  dem  2geschossigen 
Unterbau  liegenden  Geschäftslokale  bei  einem  ganz  unverh&ltniss- 
mafsigen  Aufwände  an  konstruktiven  Mitteln  doch  in  keinem  Falle 
so  zweckmäßig  gestaltet  werden  könnten,  wie  dies  möglich  wäre, 
wenn  dieselben  nicht  an  die  Form  der  darüber  liegenden,  er- 
heblich gröfscre  Tiefen  erheischenden  Bäume  gebunden  waren. 

Leistungen  der  Sekundar-Ba.hn*en  fttr  die  Reichspost. 
Unter  mehren  Hindernissen,  denen  —  trotz  der  allgemeinen  Er- 
kenntniss  von  dem  Nutzen  bezw.  der  Unentbehrlichkeit  der 
Sekundarbahnen  —  der  Bau  solcher  Bahnen  zur  Zeit  noch  begegnet, 
steht  das  eigenartige  Verhalten  der  Reichs -Postverwaltung  den 
Sekundär  -  Bahnen  gegenüber  oben  an.  Kürzlich  ist  dasselbe 
Gegenstand  der  Verhandlungen  im  Verein  zur  Förderung  der 
Lokal-Bahnen,  sowie  in  der  betr.  Reichtags-Kommiasion  gewesen. 

Das  Postgesetz  vom  20.  Dezbr.  1875  verpflichtet  bekanntlich 
die  deutscheu  Haupt-Bahnen  zu  sehr  bedeutenden  Leistungen  für 
die  Post,  welche  auf  die  Sekundär-Bahnen  ubertragen,  die  meisten 
derselben  zur  Lebcusunfähigkeit  verdammen  würde.  Es  ist  nun 
zwar  in  dem  quast  Gesetze,  Art.  !»,  für  den  Reichskanzler  aus- 
drücklich die  Ermächtigung  vorbehalten  worden,  bei  Bahnen  von 
schmaler  Spur  oder  Bahnen  von  untergeordneter  Bedeutung  die 
Verpflichtungen  für  Postxwecke  zu  ermäßigen  oder  ganz  zu  er- 
lassen; es  lehrt  jedoch  die  bisherige  Erfahrung,  dass  die  Post- 
Verwaltung,  wenngleich  sie  auf  betr.  Verhandlungen  in  der  i 
bereitwilligsten  Weise  eingeht,  es  doch  zur  Einräumung  von  , 
nennenswerthen  Zugestandnissen  im  Sinne  des  zit  Art.  !)  nicht 
kommen  lässt.  Von  einer  Verwaltung,  deren  Verdienste  um  För-  | 
derung  des  Verkehrswesens  im  allgemeinen  so  sehr  anerkannt 
werden,  ist  das  Verfahren,  welches  sie  den  Sekundär-Bahnen  gegen- 
über meistens  inne  halt,  beinahe  unverständlich.  Für  die  Post- 
Verwaltung  handelt  es  sich  um  geringfügige,  für  die  Sekundär- 
Bahnen  im  Verhältnis»  zu  ihren  kleinen  Einnahmen  um  sehr  erheb- 
liche Summen,  wie  dies  die  folgenden  Zahlen  beweisen  werden. 

Die  Entschädigung,  welche  von  den  Sekundär  -  Bahnen 
die  nur  auf  Ersatz  der  Selbstkosten  hinaus  gehen  —  für  Be- 
förderung der  Post  d.  h.  Stellung  eines  Postkoupecs  beansprucht 
wird,  betragt  zwischen  IM  und  900  M.  pro  .lahr  und  *■  Bahnlänge, 
erster«  Summe  für  normalspurige,  letztere  für  schmalspurige  Bahnen, 
die  nur  unter  ungunstigen  Verhältnissen  angelegt  werden. 

Bei  einem  Projekt,  welches  SU  Km  Bahnlänge  umfasst, 
würde  daher  beim  höchsten  Satze,  der  in  Frage  kommt,  der 
Reichs-Fostvcrwaltung  eine  jahrliche  Entschädigung  von  WWO  M. 
zur  Last  fallen;  kommt  nun  eine  bisher  bestandene  Personeu- 
und  Packet-Post  in  Fortfall,  so  ergiebt  sich  für  die  l'ostverwaltung 
eine  Ersparnis«  von  mindestens  50  %  dieser  Ausgabe,  so  dass 
für  die  Beförderung  des  gesammten  ihr  zufallenden  Verkehrs, 
im  Vergleich  zu  den  bisherigen  Kosten,  höchstens  iiUOU  M.  ver- 
ausgabt würden.  Eine  solche  Ausgabe  ist,  im  Vergleich  zu  dem 
Nutzen,  den  Handel  und  Industrie  von  der  Bahnanlage  ziehen, 
geringfügig  und  erscheint  um  so  mehr  als  solche,  wenn  man 
den  Etat  der  Postvcrwaltuug  in  Betracht  zieht  unter  deren  Auf- 
gaben gewiss  diejenige  nicht  die  geringste  ist,  Handel  und  Ver- 
kehr zu  erleichtern  und  zu  befördern.  — 


In  Wirklichkeit  dürfte  die  Sache  sich  häutig  so  stellen,  dass 
die  Postverwaltung  bei  obigen  Sätzen  geradezu  Ersparnisse  macht, 
da  die  I.amlpnsten  sehr  viel  kosten  und  von  Personen  sehr  wenig 
benutzt  werden.  Aber  entgegen  allen  diesen  Momenten  verfahrt 
bei  betr.  Verhandlungen  die  Keichg-Postverwaltnng  meist  so,  dass 
sie  sich  nur  zur  Zahlung  von  Sätzen  bereit  erklärt,  bei  welchen 
eine  Bahn  nicht  annähernd  auf  die  Selbstkosten  kommt,  und  sie 
verlangt  ferner,  dass  die  Bahn  die  Haftpflicht  für  Wertbsichen 
übernehme,  ein  Verlangen,  das  bei  der  Summe,  um  welches  es 
sich  möglicherweise  handeln  kann,  die  Sekundär-Bahnen  gar  nicht 
erfüllen  können,  ohne  ihre  eigene  Existenz  zu  gefährden. 

Bis  jetzt  bewegen  sich  die  Forderungen  der  Postverwaltung  in 
Umfangen,  die  eine  gesunde  Entwicklung  des  Sekundär- Bahn- 
wesens verhindern  müssen,  und  es  ist  dringend  zu  wünschen,  dass 
dieselben  erheblich  eingeschränkt  werden,  zu  Gunsten  von  An- 
lagen ,  die  ebenfalls  wichtige  Glieder  unseres  Verkehrswesens  sind 
und  denen  der  Art.  !•  des  Gesetzes  vom  20.  Dezbr.  1875  eine 
Förderung  und  nicht  eine  Zurücksetzung  unzweifelhaft  hat 
sichern  wollen.  W  

Oeo.  Gilbert  Soott  f  England  hat  einen  seiner  berühm- 
testen Architekten,  den  hervor  ragendsten  Gothikcr  der  dortigen 
Schule,  verloren.  Am  28.  März  ist  Sir  Gilbert  Scott  im  Alter 
von  67  Jahren  einem  Herzübel  erlegen  und  am  »!.  April  ist  sein 
Leichnam  in  dem  Pantheon  britischen  Ruhms,  der  Wesfminster- 
Abtei,  neben  der  Grabstätte  Stephenson's  beigesetzt  worden.  Die 
Zahl  der  aus  seinem  Atelier  hervor  gegangenen  Werke  ist 
und  beschränkt  sich  nicht  allein  auf  Europa,  sondern  i 
nicht  wenige  Rauten  in  fast  allen  britischen  Kolonien, 
überwiegenden  Theile  war  die  Thatigkeit  Scotts  der  kirchlichen 
Baukunst  zugewendet  Neben  den  Neubauten,  die  er  auf  diesem 
Gebiete  geschaffen,  fallt  ihm  das  Verdienst  der  Restauration  von 
vielen  der  bedeutendsten  mittelalterlichen  Kathedralen  Englands 
zu:  auch  ein  Werk  über  die  „Erhaltung  alter  Baudenkmäler" 
hat  er  1804  herausgegeben.  Unter  den  Profanbauten  Scott'*,  die 
zahlreiche  Schlösser,  Kathhäuser,  Hospitale  etc.  umfassen,  sind  die 
Universität  in  Glasgow,  der  Bahnhof  der  St  Pancras  -  Station  in 
London  und  die  Regierungsgebäude  in  Whitehall  hervor  zu  heben 
—  letztere  in  Gemeinschaft  mit  Sir  Digby  Wyatt  und  im  Re- 
naissancestil ausgeführt  Die  populärste  Leistung  Scotts  dürfte 
das  Albert -Monument  im  Hvde  •  Park  sein,  dessen  Herstellung 
ihm  die  Baronets-Würde  einbrachte.  —  • 

Dass  der  Verstorbene  auch  auf  deutschem  Boden  schöpferisch 
thätig  gewesen  ist  und  weiteren  Eingang  auf  demselben  zu  finden 
bemüht  war,  dürfen  wir  bei  unsern  Lesern  als  bekannt  voraus 
setzen.  Sein  Konkurrenz-Entwurf  für  die  Nikolai-Kirche  in  Ham- 
burg, ein  solides  gothisches  Kffektstück  mit  einem  Tkurnie,  der 
in  der  Ausführung  das  höchste  Bauwerk  der  Welt  geworden  ist. 
errang  1*42  den  Sieg  über  Sempers  und  Stracks  ungleich  werth- 
vollere aber  bescheidenere,  auf  der  Idee  eines  Zentralbaues  fussende 
I/eistungen.  —  1855  siegte  bei  einer  zweiten  Hamburger  Kon- 
kurrenz zum  dortigen  Rathhause  abermals  ein  Entwurf  von  Scott, 
dem  hohes  künstlerisches  Verdienst  aufserordentlicher  malerischer 
Reiz  und  ein  bemerkenswerthes  Verständnis*  für  die  Eigenart 
deutscher  Gothik  nicht  abzusprechen  sind.  —  1872  lieferte  Scott 
in  Gemeinschaft  mit  seinem  Sohne  einen  Konkurrenz-Entwurf  für 
das  deutsche  Reichstagshaus,  dem  die  von  dem  phantastischen  Reize 
des  aufseren,  im  Uebergangsstil  entworfenen  Aufbaues  und  der 
künstlerischen  Mache  geblendeten  Preisrichter  einen  der  zweiten 
Preise  zuerkannten,  obwohl  der  Grundriss  des  Entwurfes  eine 
ernste  Beurtheilung  nicht  vertrug.  —  1H7C  endlich  hatte  sich 
Scott  an  der  zweiten  Konkurrenz  für  das  Hamburger  Ratlrhaus 
betheiligt;  sein  in  2  Facaden -Variationen  bearbeiteter  Entwurf, 
der  weit  unter  dem  Werthe  der  früheren  Arbeiten  des  Meisters 
stand,  muaste  sich  diesmal  eine  entschiedene  Zurückweisung 
gefallen  lassen. 

Wenn  diesseits  bei  Gelegenheit  der  zuletzt  erwähnten  beiden 
Konkurrenzen  eine  scharfe  Kritik  an  Scott'»  Arbeiten  geübt  worden 
ist,  so  sind  wir  doch  weit  entfernt,  hierdurch  unsere  Ansicht  über 
die  hohe  Bedeutung  und  das  künstlerische  Verdienst  des  Ver- 
storbenen beeinflussen  zu  lassen,  der  —  wie  jeder  Künstler  — 
mit  dem  Maaistabe  seiner  Heimat  gemessen  werden  muss.  Das 
architektonische  Ideal  der  Engländer,  die  von  einem  Bauwerke 
in  erster  Linie  malerischen  Effekt  verlangen,  dagegen  ziemlich 
gleichgültig  sind,  ob  die  Mittel  zur  Erziclung  dieses  Effektes  im 
logischen  Zusammenhange  mit  der  Bestimmung  des  Gebäudes 
stehen  und  organisch  entwickelt  sind,  weicht  von  dem,  was 
französische  und  deutsche  Architekten  erstreben,  durchaus  ab  und 
es  ist  nothwendig,  dass  diesem  Umstände  Rechnung  getragen  werde. 
Unter  den  Engländern  aber,  zum  mindesten  unter  den  englischen 
Architekten,  war  es  gerade  Scott,  der  noch  am  meisten  der 
kontinentalen  Anschauungsweise  sich  näherte  und  dessen  Werke 
daher  bis  zu  gewissem  Grade  durch  maaTsvolle  Strenge  und  Würde 
weit  über  andere  Leistungen  britischer  Baukunst  sich  erheben. 
Sein  Andenken  wird,  weit  Über  seine  Heimat  hinaus,  fortleben 
als  das  eines  Architekten  ersten  Ranges! 

Pf  rsonal  •  Nachrichten. 

Preufsen. 

Ernannt:  Der  Baumeister  Goering  und  der  Maschinen- 
meister Meyer  zu  Berlin  mit  dem  Prädikat  „Professor" 
mäßigen  Lehrern  an  der  Königlichen  Bau-Akademie. 


H  tob  C.rl  Btellti  ia 


K.  E  O.  Fritick.    fr»  I   W.  Kotier  llofbuc 


N».  84.  DEUTSCHE  BAUZEITÜNG.  167 

lululi:  IH«  am«  Hoftkuter  ■■  Dmdn.   (Kortwtunc  Man  Srktan.)  —  MilthtilQDgn»  |||  Vot.iln««:  rUiiu>rt»l«-lier  Venl.  ui  Avbim.  —  Art-hit*kUa- 

PaixUtlon  cImt  Lofconotir-DnfcwMl»  «uf  <)«*  B.hohofe  Brau».  -  ürfxr  die  ukI  tapriw  -  Verein  »  lUniwvw.  -  Vormltebt.i:  F.  G.  1.  Potnuaa  f.  «- 

TragfihlgkeU  .■„.•.  Am*M  »ritkriluer  ««>"  Ol»rt.»u->i)»U'B..  mit  l.u«>eh»*lk«.  BtWtraad.  CW  Ingrunu  Orr  Surft  t'.ri»  f.  -  All  <l«r  P.cklltt.r.tor.  — 

(Srttu».)  -  IAHiwia.nrtU.mM.  d»  l>lUJ>  uf  .Uro  Troc*lero  (P«i.).  -  Konkarr.. |W 


Das  neue  Hoftheater  zu 


tgSga»  >c  äufsere  Erscheinung  des  Hauses  j 
»CJVsxa  haU(  jn  logischer  Folgerichtigkeit  einerseits  j 
aus  dem  Grundriss,  andererseits  nach  den  ! 
für  die  einzelnen  Abtheilungen  des  Gebäudes 
erforderlichen  Ilöhendimensionen  sich  auf.  Je 
nach  der  verschiedenen  Bedeutung  dieser 
Thcile  ist  auch  die  architektonische  Ausge-  | 
stallung  und  der  Schmuck  der  Facaden  bestimmt  worden. 

Als  dominirendes  Glied  erhebt  sieb  inmitten  des  Ganzen 
das  mit  einem  Satteldach  und  2  Giebeln  geschlossene,  bis 
etwa  40™  Aber  Terrain  anfragende  Bühnenhaus.  Seine  schlichte 
Architektur,  in  welcher  die  niedrigen  Fensteröffnungen  des 
Schnürbodens  zu  einer  Pfeilcrstellung  gereiht  sind,  geht  wenig 
Aber  die  reinen  Konstruktionsformen  hinaus ;  eine  Lyra  in  der 
Mitte  und  2  Greifengestalten  auf  den  Ecken  bekrönen  die 
Giebel.  —  Nicht  minder  einfach  ist  der  etwa  25 m  hohe  Bau- 
theil  ausgebildet,  der  das  Auditorium  mit  seinen  Rangen  ent- 
haltend, an  die  vordere  Seite  des  Bahnenhauses  sich  lehnt 
und  dessen  Ecken  umfasst.  Im  wirksamen  Gegensatz  zu  der 
Form  des  lang  gestreckten  schmalen  Mauerstreifens,  der  von 
ihm  Oberhaupt  nur  zur  Erscheinung  kommt,  ist  hier  eine  kräftige 
Vertikal  -  Theilung  mittels  Lisenen  angeordnet  worden,  welche 

—  das  von  Konsolen  gestatzte  Hauptgesims  durchdringend 

—  in  Pabnetten-Bekrönung  endigen;  dazwischen  sind  die 
niedrigen  Fenster  eingefugt,  die  vom  5.  Rang  aus  dem  Audi- 
torium auch  ein  mäßiges  Tageslicht  zufahren.  — 

Die  äufsere  Umschließung  des  flaues,  deren  Attika  etwa 
18n  über  Terrain  liegt,  wird  durch  die  durchgehenden  Haupt- 
Horizontalen  der  Architektur  zwar  einheitlich  verknüpft,  hat 
jedoch  in  der  vorderen  und  der  hinteren  Hälfte  des  Hauses 
eine  abweichende,  charakteristische  Durchbildung  erfahren. 

Die  Facaden  der  letzteren  werden  durch  Pilaster  ge- 
gliedert und  sind  mit  Fenstern  kleineren  MoaTstabcs  durch- 
brochen. Seitlich  zeigen  sich  die  4  niedrigen  Stockwerke  der 
Garderoben-Räume ;  im  Mittelbau  der  Hinterfront  ist  den  ent- 
sprechenden beiden  höheren  Geschossen  noch  ein  Halbgeschoss 
aufgesetzt  worden,  das  den  Anschluss  an  die  hohe  Masse  des 

Als  Krönung  desselben  und  als 
er  ganzen  hinteren  Hälfte  des 
Ist  das  von  den  Genien  der  Liebe  und  der  Gerechtig- 
keit gehaltene  sächsische  Wappen  angebracht  worden;  ein 
dazu  gehöriger  ornamentaler  Fries  enthält  das  Medaillonbild 
Gottfried  Semper's.  — 

Ungleich  reicher  ist  —  entsprechend  ihrem  inneren  Ge- 
halt und  der  reicheren  Gruppirung  ihres  Grundrisses  —  die 
vordere  Hälfte  des  Gebäudes  gestaltet  worden,  für  deren 
Theilung  in  2  nahezu  gleichwerthige  Geschosse  die  Höhen- 
lage der  beiden  Foyers  bestimmend  war.  Das  Architektur- 
System  ist  hier  in  2  Reihen  von  Arkaden  zwischen  breiten 
Mauerpfeilern  aufgelöst,  vor  denen  auf  hohen  Stflobaten 
sind  —  im  Untergcschoss  und  an 
leulen  >  estibuinauten  rüaster,  im 
Obergcschoss  und  an  der  Exedra  korinthische  Säulen.  An 
der  letzteren,  deren  machtiger  Bogen  auf  dem  Hauptgesims 
als  Kämpfer  ansetzt,  konzentrirt  sich  der  plastische  und  male- 
rische Schmuck,  der  die  Bedeutung  des  Hauses  im  Aeufseren 
hervor  hebt  Die  Halbkuppel-Fläche  des  Nischengewölbes  ist 
mit  3  in  Wachsfarbe  gemalten  Bildern  von  Paul  Kiefsling 

—  die  8  Grazien,  Marsyas  und  Apollo  —  geziert.  Als  krö- 
nende Gruppe  ist  auf  hohem  Postament  ein  von  Schilling 
modellirtes  Erzbild  —  Bachus  und  Ariadne  in  der  Panther- 
Quadriga  —  aufgestellt;  4  Musengestalten  stoben  auf  dem 
verkröpften  Gebälk  der  Säulen,  mit  welchen  die  Ecken  der 
Exedra  besetzt  sind,  und  zwischen  den  Säulenpaaren,  welche 
den  unteren  Haupteingang  flankiren,  haben  die  beiden  von 
RietschePs  Meisterhand  geschaffenen,  aus  dem  Brande  des 
alten  Theaters  geretteten  Figuren  Schillers  and  Göthe's  ihren 
Platz  gefunden.  Die  mit  diesen  korrespondirenden  Schöpfun- 
gen Hähners  —  Shakespeare  und  Moliere,  Sophokles  und 
Euripides  —  sind  in  den  Nischen  jener  beiden  Seitenfronten 
der  Vestibüle  aufgestellt  worden,  die  in  der  Vorderansicht 
des  Hauses  den  ruhigen  Abschluss  für  die  Bogenlinie  des 
Foyerbaues  bilden.  Ueber  den  Säulenpaaren  in  der  Front 
dieser  Vestibüle  erheben  sich  je  2  zusammen  gehörige  Ge- 
stalten des  modernen  bezw.  des  antiken  Drama's:  auf  der 


Zwingerseite:  Macbeth  und  Lady  Macbeth,  Mephistopbeles 
nnd  Fant,  Don  Juan  und  der  steinerne  Gast,  Oberen  und 
Titania  —  auf  der  Elbseite :  Zeus  und  Prometheus,  Antigone 
und  Kreon,  Medea  nnd  Jason,  Bakchantin  und  Satyr.  — 
Das  architektonische  Detail,  im  Untergcschoss  und  an  den 
Ecken  in  derber  Rustika-Quaderung  gehalten,  weist  —  abge- 
sehen von  der  Exedra  —  nur  an  den  Schlussteinen  der 
Bogenöffhungen,  sowie  in  einem  zwischen  den  Säulenkapitellen 
des  Obergeschosses  eingefügten  Friese 
auf;  die  Brüstungsgelander  des  Obergesebosses,  sowie  die 
Zwischenfelder  der  Attika  sind  als 


Das  öffentliche  Urtheil  Über 
welche  wir  nochmals  eingehend  beschrieben  haben,  weil  in 
ilir  zweifellos  der  künstlerische  Schwerpunkt  dos  neuen  Semper'- 
schen  Werkes  enthalten  ist,  war  während  des  Baues  bekannt- 
lich ein  sehr  absprechendes.  Wenn  viele  der  wider  sie 
erhobenen  Vorwürfe  auch  als  geradezu  albern  keine  Berück- 
sichtigung verdienen,  so  bietet  dieselbe  im  einzelnen  allerdings 
manche  angreifbaren  Momente  dar.  Die  Silhouette  des  Baues 
erscheint  von  nicht  wenigen  Standpunkten,  namentlich  von 
der  Elbbrücke,  aus  etwas  hart  und  steif.  —  Im  Gegensatz 
zu  der  anmuthigen  Erscheinung  des  alten  Hauses  haftet  dem 
Neubau  eine  herbe  Strenge  an  und  es  ist  dem  Architekten 
nicht  völlig  gelungen,  die  verschiedenen,  selbständig  charakte- 
risirten  Theile  desselben  zu  dem  Schein  organischer  Einheit 
zu  verschmelzen ;  vor  allem  fällt  der  Aufbau  des  Auditoriums, 
dessen  Anschluss  an  das  Bühnenhaus  architektonisch  eben  so 
wenig  gelöst  ist,  wie  der  Uebergang  von  den  geraden  Seiten 
desselben  zu  dem  bogenförmigen  Abschluss,  etwas  aus  diesem 
Organismus  heraus.  —  Die  Durchbildung  des  architektonischen 
Details,  die  übrigens  weniger  der  Spätrenaissance  angehört, 
als  nach  den  Entwürfen  vermuthet  werden  konnte,  erreicht 
nicht  ganz  die  Vollendung,  die  an  anderen  Semper'schen 
Bauten  mit  Recht  bewundert  wird.  — 

Aber  was  wollen  diese  Mängel,  die  zum  Theil  vielleicht 
nur  auf  Rechnung  des  Ungewohnten  zu  schreiben  sind, 
sagen  gegenüber  dem  überwältigenden  Eindrucke ,  den  das 
Werk  trotz  aUedem  in  seiner  Gesammtbcit  hervor  bringt? 
Auch  die  kühle  Reflexion  des  Kritikers  denkt  nicht  mehr  an 
solche  Einzelheiten;  sie  giebt  willig  und  freudig  dem  Bewusst- 
sein  sich  hin,  dass  hier  die  Schöpfung  eines  Meisters  vorliegt, 
der  auf  der  Höhe  künstlerischer  Einsicht  und  Kraft  nicht 
mehr  der  zufalligen  Inspiration  des  Augenblicks  sich  über- 
lassen —  der  festen  Willens  und  klaren  Blicks  nach  den 
höchsten  Zielen  seiner  Kunst  gestrebt  hat  Gegenüber 
den  Streitigkeiten  und  Tüfteleien  über  stilistisches  Detail,  in 
denen  die  uns  voran  gegangene  Architekten  •  Generation  sich 
fast  ganz  verfangen  hatte  und  denen  auch  die  Gegenwart 
leider  noch  viel  zu  einseitig  huldigt,  predigt  das  neue  I 
sehe  Theater  eindringlicher  als  irgend  ein  anderer  Bau  I 
Zeit,  dass  nicht  der  korrekte  Vortrag  gewisser 
oder  —  falls  dies  überhaupt  einem  Einzelnen  mt>t 
die  Erfindung  neuer  FoVmen  und  Motive  das  Endziel  archi- 
tektonischen Schaffens  bildet  sondern  der  Werth  dessen,  was 
durch  diese  Mittel  zum  Aasdruck  gebracht  werden  soll:  die 
durch  ein  Aufgehen  der  Zweckmäßigkeit  und  Schönheit  in 
einander  erzielte  Wahrheit  des  baulichen  Organismus. 

Wer  wollte  es  leugnen,  dass  das  Programm  des  mo- 
dernen Theaters  —  eines  der  schwierigsten  und  komplizirtesten. 
die  überhaupt  gestellt  werden  können  —  in  dem  Dresdener 
Neubau  eine  Losung  gefunden  hat,  in  der  Zweck  und  Form 
so  nahezu  vollständig  sich  decken,  dass  selbst  dem  Laien  die 
Beziehung  beider  verständlich  in  die  Augen  springt  und  ihm 
somit  ein  Einblick  in  das  geheimnissvolle  Wesen  baukünstle- 
rischer Erfindung  sich  öffnet!  Wer  könnte  bestreiten,  dass 
das  Haus  —  obgleich  mit  rücksichtsloser  Hingabe  an  die  An- 


—  obgleich 

forderungen  des  Bedürfnisses  gebildet,  doch  zugleich  als  ein 
Monument  im  besten  Sinne  des  Wortes  sich  darstellt,  das  den 
hervorragenden  Platz,  auf  dem  es  errichtet  worden  ist,  wie 
den  Rang,  welchen  ihm  der  Wille  des  königlichen  Bauherrn 
und  der  Wunsch  des  Volkes  zugewiesen  haben,  mit  Ehren  be- 
hauptet An  diesen  Raug,  an  die  Bestimmung  des  Bau.es  als 
Hoftheater  mögen  übrigens  diejenigen  Kritiker  sich  er- 
innern, welche  in  halb  widerwilliger  Anerkennung  der  in  der 

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DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


27.  April  1878 


Charakteristik  des  Baues  erzielten  Erfolge,  den 
zu  abertrumpfen  meinen,  indem  sie  gegen  die  verschwenderische 
Opulenz  der  Vestibül-  und  Foyer-Anlagen  eifern  und  die  An- 
ordnung der  Exedra,  die  in  ihren  Augen  ein  völlig  zweck- 
loses Dekorationsstock  ist,  als  eine  grobe  Inkonsequenz  be- 
kämpfen. Wem  die  Hxistcnz  dieses  Bautbeils  nicht  schon 
dadurch  sieb  rechtfertigt,  dass  zwingende  ästhetische  Gründe 
inmitten  des  tlachbogigen  Foyerbaus  eine  kraftige  Betonung 
der  Hauptaxe,  dass  die  reiche  Gruppirung  des 


eine  entsprechend  bewegte  Gruppirung  des  Aufbaues  ver- 
langten: der  wird  sein  tektonisches  Gewissen  durch  die  Be- 
ziehung jenes  Prunkstücks  zum  Haupteingang  einerseits  und 
zur  königlichen  Hofloge  andererseits  wahrscheinlich  noch 
leichter  beruhigen,  als  durch  die  in  mehren  Berichten  wieder- 
holte, ihrer  Quelle  nach  uns  unbekannte  Erläuterung,  dass 
die  Exedra  „die  Beziehung  des  Hauses  zu  dem 
ihm  liegenden  Platze  zu  vermitteln  habe".  


Fundation  einer  Lokomotiv- Drehscheibe  auf  dem  Bahnhofe  Bremen. 


Fortwährende  Sackungen  de«  auf  einer  SandschQttung  fundir- 
ten  Lautrings  einer  1  .oknmth -Drehscheibe  auf  dem  Haupthahnhofe. 
Bremen  und  dadurch  hervorgerufene  Reparaturen  forderten  die 
Krneuerang  der  Drehscheibe,  wobei  als  Hauptbedingung  bestimmt 
wurde, '  dass  der  Laufring  absolut  sicher  zu  fundiren  sei  und 
nicht  wieder  in 


Drehscheibe  ist  auf  einen  Brunnen  von  quadratischer  Gründliche 
gestellt  worden,  wahrend  zur  Unterstützung  des  aus  Gu&stahl- 
■chienen  gebildeten  Laufringes  und  des  die  Drehscheibe  ab- 
schließenden, 0,6  •  hoben  gusseisernen  Umfanget  2H  eiserne 
Scheiben  -Pfahle  verwendet  worden  sind.  Die  Pfahle  haben  bei 
1,6  "»  Wandstärke  und  4,C2  '»  Lange  80 


Mg.  9 


f»,ft0.*.l.llJL**MM.*M.  j- 


An  der  Baustelle  liegt  oben  eine  etwa  2,0  •»  hohe  Aufschüttung,  auf 
welche  nach  unten  0,95  ™  mooriger  Klei,  1,10  m  Moor,  0,80  •  Thon 
und  alsdann  fester  Sand  folgen,  und  et  konnte  vorausgesetzt 
werden,  dass  der  letztere  über  den  ganzen  Bauplatz  hin  in  gleicher 
Tiefe  anstehe. 

Das  zunächst  aufgestellte  Projekt,  welches  die  Fundirung 
von  Mittelzapfen  und  Laufring  auf  Brunnen  in  Aussicht  nahm, 
bedingte  so  hohe  Kosten  (rot.  20000  M) ,  dass  es  geboten 
erschien,  die  Anwendung  einer  anderen,  billigeren  und  doch 
ebenso  sicheren  Fundation  in  Erwägung  zu  ziehen.  Es  ging 
hieraus  das  Projekt  der  Fundation  des  Laufringes  auf  eisernen 
Scheibenpfahlen  hervor,  nachdem  man  sich  durch  Senken 
eines  aus  alten  Bohrröhren  hergestellten  Probepfahls  mittels 
Anwendung  einer  Dampfspritze  die  Ueberzeugung  verschafft 
hatte,  dass  dem  Hinunterbringen  derartiger  Pfahle  mittels  Druck- 
wasser besondere  Schwierigkeiten  nicht  entgegenstehen  würden, 
ludessen  war  ein  Versuch,  den  Probepfahl  mittels  einer  gewöhn- 
lichen Feuerspritze  einzutreiben,  resultatlos  geblieben. 

Die  Skizzen  Fig.  1  u.  2  lassen  die  zur  Autführung  gekom- 
menen allgemeinen  Konstruktionen  ersehen.    Der  Mittclzapfen  der 


|  Am  untern  Ende  befindet  sich  eine  Scheibe  von  0,P  ™  Durrhm- 
I  (Fig.  lOn.  1 1 ),  deren  Unterflitche  mit  (i  niesserartigen  Rippen  von  (i 
'  Höhe  verschen  ist;  4  Rippen,  die  an  ihren  oberen  Enden  iu 
Nasen  endigen,  dienen  zur  Verstärkung  der  Pfahle.  Der  guss- 
eiserne Mantel  der  Drehscheibe  wird  von  Konsolen  nach  Fig.  12u.  13 
unterstfitzt,  welche  auf  den  durch  tiesondere  Deckel  geschlossenen 
Pfählen  aufrahen  und  deren  Höhe  durch  Stahlkeile  verstellbar 
eingerichtet  ist 

Der  Gang  der  Arbeiten  war  der,  dass  nach  Aushebung  einer 
gehörig  üefen  Baugrube,  sowie  Fundirung  und  Aufstellung  des 
Mittelzapfens  ein  durch  Pfahle  mit  aufgezapften  Holmen  gebildetes 
fettes  Gerüst  (Fig.  8)  hergestellt  wurde,  auf  welchem  das  zur 
Führung  der  Pfahle  wahren  1  des  Eintenkens  bestimmte  Gerüst 
(Fig.  3  u.  4)  verschiebbar  angeordnet  war.  Im  wesentlichen  betteht 
das  Führungsgerflst  aus  2  starken  Ständern,  an  welchen  eine  aus 
2  starken  Zangen  gebildete  Führung  mit  dem  einsinkenden  Pfahle 

I  hinunter  geleitet;  am  unteren  Fuft  der  Stander  ist  eine  fest  liegende 
Zangenführung  angeordnet 

Nach  Aufstellung  und  Befestigung  des  Pfahls  in  den  Führung«  • 

|  zangen  wurde  im  Anfange  der  Arbeiten  der  Schlauch  einer  Dampf- 

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\o.  34. 


DEUTSCHE  BADZEITUNG. 


169 


Feuerspritze  in  den  Pfahl  eingeführt,  u.  z,  so  tief,  dass  das  mit 
einer  Oeflfnung  von  3"»  versehene  Mundstück  bis  zum  Pfahlende 
hinab  reichte;  der  Pfahl  wurde  wahrend  des  Einspritzens  mit 
der  in  Fig.  5—7  dargestellten  Vorrichtung  in  hin  und  her  gehender 
Drehbewegung  erhalten.  Das  Einsenken  der  Pfahle  auf  die  ersten 
2— 2,5 m  Tiefe  erforderte  in  der  Kegel  2—3  Minuten,  verlang- 
samte sich  von  da  an  jedoch,  weil  die  Moor-  und  Thonschicht 
grofse  Hindernisse  darboten.  Waren  die  Pfahle  bis  etwa  3,0  ■ 
Tiefe  gesunken,  so  wurde  die  obere  Führung  am  weiteren  Hinab- 
gleiten verhindert  und  die  Drehung  der  Pfahle  mit  der  in  Fig.  8  u.  9 
dargestellten  Drehvorrichtung  so  lange  fortgesetzt  bis  durch  das 
Aufsetzen  der  Nasen  der  Rippen  auf  den  unteren  Führungszangen 
die  richtige  Tiefenstellung  markirt  wurde.  Nach  Einstellung  des 
Wasscrerospritzens  trat  alsbald  der  Sand  des  Untergrundes  in 
den  Hohlraum  des  Pfahls  ein  und  es  wurde  in  den  meisten  Füllen 
ein  Autlaufen  des  Sandes  von  1,0  ■>  im  Innern  der  Röhre  konstatirt 
So  lange  das  obere  Pfahlende  sich  noch  wenigstens  2,0»  über 
Terrainhohe  befand,  trat  das  eingespritzte  Wasser  in  Tcrrainköhe 
aus;  bei  tieferer  Einsenlcung  kehrte  ein  grofser  Theil  des  Wassers 
zum  oberen  Pfählende  zurück  und  kam  hier  zum  L'ebcriliesscn, 
wobei  eine  erbebliche  Menge  Material  des  Untergrundes  mit  ge- 
rissen wurde.  Je  nach  Umstanden  erforderte  die  Einsenkimg 
eines  Pfahls  zwischen  »0  Minuten  bis  3  Stunden;  gewöhnlich 
wurden  2  Pfahle  pro  Tag  eingetrieben  und  nur  an  einem  einzigen 
Tage  gelang  es,  3  Pfahle  zu  versenken. 

Die  Pfahle  liefsen  sich  im  allgemeinen  mit  grofser  Genauig- 
keit an  den  für  sie  bestimmten  Platzen  eintreiben;  doch  trat  bei 
mehren  derselben  noch  im  letzten  Augenblick  eine  kleine  Ver- 
setzung ein,  und  zwar  in  demjenigen,  wo  die  oberen  Fühnings- 
zangen  den  Pfahl  noch  eben  fassten.  Es  lag  dies  an  der  reichlich 
bemessenen  Weite  der  Führungen,  die  wegen  der  Ungleichmafsigkeit 
in  den  Pfahlstiirken  gegeben  werden  musste.  Nachträglich  sind 
die  schief  gegangenen  Pfahle  mit  " 
worden. 

Mit  derselben  Reonemlichkeit,  mit  der  die  Pfahle  eingetrieben 
wurden,  konnte  man  dieselben  auch  wieder  heraus  ziehen,  wenn 
der  Wasserstrahl  eine  Zeit  lang  auf  den  Untergrund  eingewirkt 
hatte.  Ein  sehr  schief  gerathener  l*fahl  wurde,  nachdem  er 
wahrend  einer  Nacht  in  der  richtigen  Tiefe  gestanden  hatte,  am 
andern  Morgen  durch  1  stündige  Arbeit  wieder  heraus  gezogen. 

Ein  Versuch,  durch  Verscnliefsen  des  oberen  Pfahlendes  mit 
einer  Platte  (Fig.  14)  das  Druckwasser  zu  nöthigen,  noch  bei 
tieferem  als  dem  oben  angegebenen  Stande  des  Pfahles  am  unteren 
Ende  desselben  auszutreten,  hatte  keinen  nenneuswerthen  Erfolg. 

Wahrend  der  ersten  8  Arbeitstage  war  eine  Dampf-Feuerspritze 
thittig,  die  bei  etwa  BO—90  Touren  pro  Min.  1  bis  1,20  kbm  Wasser 
warf.  Ein  am  8.  Tage  eingetretener  Defekt,  dessen  Beseitigung 
mindestens  6  Tage  in  Anspruch  genommen  haben  würde,  nöthigte 
nur  Anlegung  einer  Zweigleitung  von  der  städtischen  Wasser- 


leitung nach  dem  Rauplatze,  welche  120»  Lange  erhielt,  aus 
Röhren  von  U  ™  Durchm.  bestand  und  an  der  Baustelle  in 
3  Hydranten  endigte.  Der  Druck  in  dieser  Leitung  wurde  an 
der  Baustelle  zu  4  Atmosph.  ermittelt.  Das  Eintreiben  der 
Pfahle  erfolgte  nunmehr  mit  2  Lederschlauchen  von  je  6 "»  Durchm., 
bei  welchem  Verfahren  die  gleichen  Leistungen  wie  mit  der 
Dampfspritze  erzielt  werden  konnten. 

Die  Pfahle  sind  nachträglich  mit  Sand  gefüllt,  und  ist 
letzterer  geschlemmt  worden,  um  alle  etwa  unter  den  Scheiben 
entstandenen  Hohlräume  zu  füllen.  — 

Die  Versenkungsarbeiten  begannen  am  19.  September  v.  J. 
nnd  waren  den  24.  Oktober  beendet.  Für  das  Eintreiben  von 
1  Pfahl  wurde  an  Arbeitslohn  und  für  Lieferung  des  Druckwasgers 
aufgewendet: 

a)  wahrend  der  Thütigkeit  der  Dainpf-FeuerspriUe  unter  Be- 
rücksichtigung der  Kosten  für  verbrauchte  Kohlen  35,48 

b)  wahrend  der  Benutzung  des  (unentgeltlich  gelieferten) 
Druckwassers  aus  der  provisorischen  Zweigleitung,  unter  Hinzu- 
rechnung der  Kosten  für  Herstellung  und  Wiederbeseitigung  der 
Zweigleitung  und  Verkeilung  dieser  Kosten  auf  29  Pfahle,  31,24  M 

DieGesammtkosten  der  Fundirungsarbeiten  stellen  sich  wie  folgt : 

Erdarbeiten   1228,86  .Ä 

Gleisarbeiten   832,54  „ 

Fundirung  des  Mittelzapfens   738,22  „ 

Gerüste,  einschl.  der  Drehvorrichtungen  .  .  1163,06  n 
Versenken  der  Pfahle,  Montiren  der  Konsolen  2394,88  „ 
Lieferung  der  Pfahle,   Konsolen  und  Keile 

fölOZ  Gusseisen)   4594,97  „ 

....    •    ■    ■    ■       326,31  . 

Sa.    11278,84  M. 

Da  die  Kosten  der  beweglichen  Drehscheiben-Theile  8700  M 
so  hat  die  vollständige  Anlage  rund  20  000  .Ä 

Es  unterliegt  nach  den  in  vorliegendem  Falle  gemachten  Er- 
fahrungen keinem  Zweifel,  dass  die  gewählte  Fundirungsart,  be- 
sonders in  dem  Falle,  dass  der  Untergrund  etwas  sandig  ist,  un- 
gemeine Vortheile  bietet  Zu  empfehlen  ist  es,  den  Scheiben  nur 
den  kleinsten  erforderlichen  Durchmesser  zu  geben,  da  dieselben 
bei  größerem  Durchmesser  zwar  die  Belastung  besser  auf  den 
Untergrund  Obertragen,  dafür  aber  dem  Einsenken  einen  um  so 
gröfseren  Widerstand  entgegen  setzen.  Die  in  dem  beschriebenen 
Falle  angewendete  Durchlochung  der  Scheiben  ist  nicht  zu 
empfehlen,  da  diese  Oeffuuugeu  vom  Druekwasser  für  den  Aus- 
tritt gewählt  werden,  wahren«!  der  Anstritt  am  aufseren  Rande 
der  Scheiben  nothwendig  ist,  wenn  die  Kortspülung  der  Boden- 
massen mit  einiger  Leichtigkeit  geschehen  soll. 

1877. 

H.  Bücking,  Bau-Inspektor. 


(SthlllEI.) 


Wenden  wir 


einer  Berechnung  der  Tragfähigkeit  der 
Die  zu  verwendenden  Formeln  und 
sind  Winkler's   Eisenbahn  -  Oberbau 
Publikation  der  Rheinischen  Bahn  vom 


26.  Juni  1872,  denselben  Gegenstand  behandelnd,  entnommen. 

Es  werde  voraus  gesetzt,  dass  der  Gegendruck  p  der  Unter- 
lage (Kies)  proportional  der  Eindrückung  y  der  Schwelle  iu  die- 


selbe sei,  d.  i.  p  =  Cy. 

C  wird  von  Winkler  nach  Versuchen  v.  Webers  zu  4  bis  46, 
im  Mittel  —  9,  von  der  Rheinischen  Bahn  =  16  angegeben. 
Bei  der  Unsicherheit  darüber  ist  es  vorgezogen,  die  folgende 
Rechnung  sowohl  für  C=9  als  für  t'^16  auszuführen  und 
die  Resultate  neben 


Pi«.  I. 


n»  * 


I  I  MM  t  !  I 
p,     p.     p.  p- 


i 


Es  werde  eine  Anzahl  gleich  weit  von  einander  abstehender 
ait  dem  gleichen  Drucke  O  =  7  500  *  auf  die  Schiene 
wirkend  gedacht  Der  Radstand  21  sei  mindestens  140"»  und 
höchstens  180"»,  ferner:  W,  das  Trägheitsmoment  der  Schieue, 
W,  dasjenige  der  Langschwelle  und  es  werde  gesetzt  W,  +  W, 
=  TU;  e  sei  der  gröfste,  bei  Schiene  oder  Schwelle  vorkommende 
Faser  Abstand  von  der  jeweiligen  neutralen  Faser;  b  die  Breite 
der  Langschwclle,      die  Breite  der  Srhieuenhasis. 

Der  Einfachheit  wegen  werde  der  Elastizitätsmodul  für 
Stahl  und  Eisen  gleich,  u.  zw.  E  —  2  0(K)  <K»0  gesetzt 

Es  ist  nun,  der  ersten  Voraussetzung  entsprechend,  der 
Druck  der  Langschwelle  auf  den  Unterkörper  pro  Längeneinheit 


derselben  p6  =  Cby  und  die  Differential-Gleichung  der 


scheu 


i.iuie 


<£r* 

Cb 


=  k 


g— 4», 


Die  Integration  dieser  Gleichung  liefert  als 
elastischen  Linie  des  belasteten  Systems: 


cos  kl]  <<*«  +  «->»)  cos  kr  +  [(«U  +  e-u)  sin  iZ  -  (**  -  r-M) 


CM  IQ  (•**-«--*)  sin  txj 


und  da: 


Ja» 

p  =  Cy  und  M  =  E  W  ^  so  erhalten  wir,  wenn  wir 

für  die  Wellenberge  (C,  x  =  0)  der  elastischen  Linie  den  Index  0, 
für  die  Thiler  (A,  B,x=*±l)  den  Index  1  setzen: 

_  g  k  («M-Hr-W)  „in  kl+ftU-e-U)  cos  kl 
*™T  "      «*»+«-*>  -  2  cos  2  kl 

0*e»W-e-»[+2sin2W 
Pl  ~2b      +  e-»i     2  cos  2  kl 

_  0  sin  kl  -  («"-f-")  cos  kl 

Mo  ~  2  t       —jii+t-m  _  2  gm  2  kl 
_  G  e*u  -  e-ni  _  2  gin  2kl 
'  ~  4  i-  e*"  +  e-*"  —  2  cos  2  kl 

Es  ist  zu  bemerken,  dass  pi  ">  p0,  Mi  absolut  genommen 
gröber  als  3fn  ist;  es  wird  deshalb  im  Folgenden  nur  auf  pt 
und  M,  Rücksicht  genommen  werden.  Ferner  liefert  2Z  =  HO»™ 
für  pi,  2  l  =  180«™  für  J/i  den  gröfseren  Absolutwerth. 

Sind  ferner  Wt  ;  e, ;  TO,  und  A'i  bezw.  Trägheitsmoment, 
I  grofster  Faserabs, taud,  Biegungsmoment  und  gröEste  Faserspan- 


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DEUTSCHE  BADZEITUNG. 


27.  April  1878 


nnng  für  die  Schiene,  W,;  et\  SR,  und  AT,  desgl.  für  die 
»eh  welle,  go  ist:  MW 
Jf,  =  W,-f-SX,;  ».-^L-^ 


AT,  W, 


My  4  W, 


v  -      W|  e< 

w,  +  wy      -  »r,  +  w:  " (tv,  +  w,)* 


Nehmen  wir  ferner  an,  es  sei  j> ,  quer  zur  Langschwelle  be- 
wir  für  die  Schwelleulänge  —  l«" 


311,3  ist  kleiner  als  3Xa  und  wird  deshalb  nicht  weiter  beachtet 
Ei  tu    die  Dicke  der  Langschwellc  am  Rande  des  Schie- 
nenfußes und  AT,  die  gröfste  Faserspannung  für  diese  Stelle  der 
Longschwclle,  so  ist: 

Vs*l      =        *>  =  6-^ 

Es  sind  nun  alle  Elemente  ftlr  die  Berechnung  gegeben  und 
wir  gehen  zu  den  einzelnen  Systemen  Ober: 

1.  Das  Hilf  sehe  System. 

Der  Laufschienen-Kopf  sei  6»»  tief  abgelaufen.  W,  =468; 
W,  =113;  W=  576;  e,  =  5,993  (Schienenfuß));  «,=4,106 
(SchweUenfuft);  6  =  30«««;  6,  =8,5:  <*  =  0,S. 

Daraus  ergebt  sich  nach  den  oben  gegebenen  Formeln: 
Mt  m  102082«»«  für  C  =  16  und  111057»»*  für  C=9, 
3/,  im  Mittel  =  108070««». 
p,  =2,11  bezw.  1,77,  im  Mittel  1.94*  pro  □  «» 
M  =w  768     ,    859      .         817  „ 
A,  =  163     ,    121       ,         142 ,  , 
N,=  1144    .     956       ,        1050,  . 
Nehmen  wir  an,  die  Langschwellc  sei  an  beiden  Oberflächen 
um  0,5"""  tief  eingerostet,  so  dass  i  nur  noch  =  o,7,m  sei,  so 
wurde  A,  =  1494  bexw.  1249,  im  Mittel  1372«  pro  Li""  sein. 

Diese  übermäfsige  Beanspruchung  der  Langschwelle 
könnte  leicht  dadurch  vermieden  werden,  dass  das  Langschwellen- 
Plateau  10  statt  S™*  dick  gemacht  wurde;  -Y,  wurde  dann  im 
Mittel  ca.  673  *  und  nach  einem  Abrosten  Ton  0,5»»,  also  für 
i  =  0,9"",  =  831  «  sein,  während  die  Langschwelle  pro  lfd.  » 
32  «  wiegen  wurde  Bei  dem  Ililfschen  System  wiegt  aber  die 
Schiene  25,6  und  die  Langschwelle  29,37  k. 

2.  Das  System  der  Rheinischen  Bahn. 

a)  Schiene  neu : 

B7,  =971;  rK,  =  34;  B/=  1005. 

«,  =7,76"»  (Scbienenfuft);  e,  =  4,6  «»  (Schwellenfuls), 
4  =  25  «» ;  b,  =  8,5  «■;  A  =  0,84  «». 
My  =  122046  bezw.  135834,  im  Mittel  128940»« 

p,  =  2,105      „     1,733         „       1,969  *  pro  □"■ 

AT,  =909        B     1012  ,       961  , 

A',  =  19        „        21  »20 

N,  =  609         .      501  ,       555  . 

Nach  Einrosten  der  Schwelle  um  0,5«™,  also  für  d—  0,74: 

AY  =  784  bezw.  646,  im  Mittel  715  *  pro  □»». 

b)  Schiene  13mni  abgelaufen: 
W,  -  704;  W,  -  84;  W  -  788. 

e,  =6,45  (Schienenfuis); 

My  =  113064  bezw.  125850,  im  Mittel  119452«"« 
»,=2,274       ,     1,840         .       2,057«  pro  □*». 

Ar,  =943         ,      1049  ,       996  „ 

Ntmm  30         „         85  ,  33  „ 

Ar,  =  65ö         n       536  ,  596 

Nach  0,5»""  Einrosten,  also  für  <J  =  0,74: 
AT»'  =  844  bezw.  690,  im  Mittel  767  *  pro 
Die  Schiene  wiegt  30,37  «,  die  Schwelle  19,51 »  pro  lfd.  ». 

3.  Das  System  Hohenogger. 
W,  =  674 ;  Schienenkopf  5 lnm 
W,  =  176;  W  =  85a 

«,  =6,71  (Schienenfuft);  e,  =  4,6  (Schwelienfuft). 

6  =  27,5;  6,  =9,0;  A  =  0,8 *». 
Af,  -  112832  bezw.  124101,  im  Mittel  118467«»*. 

p,  =  2,00«      ,     1,663         „       1,836«  pro  □«». 

Ar,  =    601       ,       661  „  631  „ 

A,=    121       „        133  „  127 

JV,  =    805       „       667  „  736  , 

Nach  0,5  mm  Einrosten  der  Schwelle,  also  für  <J  =  0,7  •» : 

AY  =  1052  bezw.  871,  im  Mittel  962  *  pro  □««". 

Die  Schiene  wiegt  27,7  «,  die  Schwelle  25,6  «. 

4.  Das  System  Hottenrott 
Scbienenkopf  7  »«  abgelaufen. 
W,  =  578;  W(  =  145;  W  718, 

«,  =  5,7 «»  (Schienenfuft);  e,  —  8,75  »»  (Schwellenfuls), 

6  =  27«™:  6,  =8,6 »■  d=  1,0 «». 

Jf,  =  109583  bezw.  121804,  im  Mittel  115694«»« 

»,=2,142       „     1,783          „  1,968«  pro  O». 

AT,  =    694       ,       772          ,  733 

A,=    115      ,       123         ,  119 

AT,  =   564       ,       453          ,  505 


Nach  0,5»»  Einrosten  der  Schwelle,  also  für  <>  — 0,9*": 
AY  =  684  bezw.  659,  im  Mittel  622  «  pro  □*». 
Die  Schiene  wiegt  28.5  «,  die  Schwelle  24,6  «. 
Würde  die  Hilf  sehe  Schiene  mit  Hottenrott'scher  Langschwelle 
kombinirt,  so  wäre  unter  der  Voraussetzung,  dass  der  Schienen- 


köpf  5« 

>»  abgelaufen  ist: 

w, 

=  463;  W,  =  145;  W  = 

608. 

=  5,393»»;  e,  — 3,75«™. 

6 

=  27«";  6,  =8,5«»;  S  = 

=  1,0«». 

My 

=  105492  bezw.  117125, 

im  Mittel  U1309*»* 

—  2,236       „  1,868 

,       2,052*  pro  □*». 

& 

=    713       ,  791 

762 

AT, 

=    165       ,  173 

164  , 

AT,  =    568       „       474  .  521 

Nach  0,6  n"»  Einrosten  an  der  Schwelle,  also  für  9  =  0,9 »» : 
Nt  =  88«  bezw.  741,  im  Mittel  815*  pro  □»». 
Diese  Schiene  wiegt  25,8  *,  die  Schwelle  24,6 «. 

5.  System  Heusinger  von  Waldegg.  Erster  Versuch. 

a)  Schiene  neu: 

W,  =  148;  W,  =  169;  W  =  317. 
«,  =  4,916«»   (Schienenfuft);  «,=5,64*»  (Schwellen- 

Mittelrippe  oben) 
6  =  30;  6,  =  8,8;  1  =  0,8«». 
M,  =  89399  bezw.  101888,  im  Mittel  96644  "**. 
p,  =  2,524     „     2,137         „       2,331  *  pro 
Ar,  =  647       .     788  „  698 

AT,  =  848       „     MM  ,  907 

A3  =  1329  1126  ,        1228  , 

Nach  0,5»»  Einrosten  an  der  Schwellenoberflache ,  also 
für  S  =  0,7«»:  • 

AY  =  1736  bezw.  1470,  im  Mittel  16o3*  pro  LT™. 

b)  Schienenkopf  5  »m  abgelaufen,  entsprechend  der 
Annahme  bei  dem  HUTschon  System. 

Wi  =  131;  W,  =  169;  W  =  300;  e,  =  4,35«». 
M,  —  88238  bezw.  100676,  im  Mittel  94457  «»«. 
p,  =  2,563     -■     2,172         ,        2,868  *  pro 
A',  =  659       „     637  „        698  , 

Arj  =  934       „     1066  B        1000  „ 

Ars  =  1350      B     1144  .        1247  „ 

Nach  0,5  »»  Einrosten  an  der  Schwelle,  also  für  >1  —  0,7 '». 
AY  =  1763  bezw.  1494  i.  M.  1629«  pro  □»». 
Die  Schiene  wiegt  15,3,  die  Schwelle  29,37  *. 

6.  System  Heusinger  von  Waldegg.   Zweiter  Versuch. 

a)  Schiene  neu: 

W,  =  181 ;  W,  =  300;  W  =  481 ; 

«i  =  4,84  (Schienenfuft),  e,  se  6,5  (Schwellen-Mittehippe  oben) 
6  =  81 ;  6,  =  9,5;  »  =  0,8  «». 
M,  =98149  bezw.  111534,  im  Mittel  104842  «»«. 
v,  —  2,216     „     1,673         „        2,045  *  pro  □«». 

Ny  =    372     „       422  „  397  „ 

AT,—    827     „       940  n  884  „ 

AT,=  1200     „      B)15  yy  1108 

Nach  0,6»»  Einrosten  der  Langschwelle,  also  für  t  =  0,7«»: 

AY  =  1568  bezw.  1325,  i.  M.  1447*  pro  Q>». 

b)  Schienenkopf  5  rom  abgelaufen.  Analog  wie  bei  dem 
1.  System  von  Hcusingcr  würde  sich  AT,  u.  AY  etwas  vergrößern, 
und  zwar  wurden  sie  i.  M.  ungefähr  werden: 

AT,  =  1125  «;  NY  =  1470  •  pro  □»».  Zu  dieser  Berechnung 
ist  W,  =  160  geschätzt  worden. 

Die  Schiene  wiegt  17,71,  die  Schwelle  29,18«  pro  lfd.  ». 

Wir  wollen  schheblich  noch  untersuchen,  wie  sich  die  be- 
trachteten Systeme  auf  kleinen  eisernen  Brücken,  offenen  Durch- 
lassen etc.  verlegen  lassen.  Jedenfalls  ist  es  rathlich,  das  ganze 
System  u  n  g  e  ä  n  d  e  r  t  über  diese  kleineren  Bauwerke  fort  zu  führen, 
wenn  man  auch  vielleicht  auf  groben  eisernen  Brücken  die 
allein,  durch  Schienenträger  unterstützt,  verwenden  will. 
Um  die  Langschwellen  auf  die  Fahrbahn  der  Brücke  — 
oder  hölzerne  Querträger,  Schienenträger  oder  die  Haupt- 
träger  selbst  —  aufzulegen,  kann  man  sie  mit  hölzernen  oder  guss- 
eisernen Futterstücken  versehen.  Es  leuchtet  auf  den  ersten 
Blick  ein,  dass  die  nach  unten  gekehrte  Mittelrippe  des  Hilf  schen- 
und  Rheinischen  Systems  diese  Auflagerung  erschwert  und  dass 
in  dieser  Hinsicht  die  anderen  Svsteme  bequpmer  sind. 

Nach  Winkler,  Eisenbahn-Oberbau,  S.  244  ff.  ist  das  gröbte, 
bei  auf  Quer  -  Schwellen  gelagerten  Schienen,  vorkommende 
Moment  dasjenige  in  der  Mitte  zwischen  2  Schwellen,  wenn  hier 
ein  Rad  steht,  die  beiden  Nachbarfelder  frei,  die  nächsten  in 
bestimmten  Abständen  durch  Rader  belastet  sind  und  der  De- 
lasttiDgszustand  in  dieser  Weise  abwechselnd  weiter  geht.  Das 
Moment  ist: 

M  —  0,1888  0  l 

wobei  0  den  Raddruck,  /  den  Abstand  der  Schwellen,  von 
M.  s.  M.  gerechnet,  bedeutet.  Dieses  Moment  kann  zwar 
nur  bei  ganz  bestimmten  Schwellen-  und  f  lad  -  Abständen 
eintreten,  doch  soll  dasselbe  hier  in  Rechnung  gestellt  werden, 
da  die  in  Wirklichkeit  auftretenden  nur  wenig  kleiner  sind.  Behalten 
wir  die  bei  der  obigen  Rechnung  gewählten  Bezeichnungen  bei, 


M  -  0,1888  G  l  =  W,  4-  W, 
_    MW,  _  MW, 

Digitized  by  Google 


M«.  84. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


171 


»I  W,  e, 


(W,  +  Wt)> 

Setzen  wir  nun  .V,  far  die  Stahlschiene  ■>  1000  A',  für  die 
Eisenschwelle  =  760  k,  so  ist: 

l  =  0,706  <W>+  Wt,t  ;  bezw.  /  =  0,68  iB+JZst 

Von  diesen  beiden  Werthen  von  <  gilt  jedesmal  der  kleinere. 
1.  Hilf*  System: 

Scbienenkopf  6  "™  abgenutxt:  i  =  0,706  -  „„  ,-„„  =  94  ra. 


2.  System  der  Rheinischen  Bahn: 
Schienenkopf  13 mm  abgenutzt:  / 

3.  System  Hohenegger: 
Schieuenkopf  5  mm  abgenutzt:  l  =  0,706 


463  .  4,393 


°'706  70^46 


850> 


133 


4.  System  Hottenrott: 
a)mit  12-  hoher  Schiene; 

I-  0,706  7W 


678 .  6,7 

b)  mit  11  «■  hoher  Schiene  nach  Hilf; 


674  .  6,71 

7  abgenutzt: 

-  III«. 


6.  System  Heusinger,  Erster 
a)  für  neue  Schienen: 

<=J  0,63  T(  8171 


=  56' 


169 . 6,64 
h)  Schienenkopf  imm  abgeuutzt: 

<-°*8  TWJjB  -  50 

6.  System  Heusinger,  »weiter  Versuch: 

b)  Schienenkopf  6°"»  abgenutzt: 
460» 


/  =  0,53 


=  56***. 


606» 


Scbienenkopf  b""  abgenutzt:  l  =  0,706 


105- 


300 . 6,5 

Die  nachstehende  Tabelle  enthalt  die  Resultate  der  obigen 
Rechnung  in  Form  einer  übersichtlichen  Zusammenstellung. 

In  neuester  Zeit  soll  die  Rheinische  Bahn  bei  ihren  prakti- 
schen Versuchen  mit  verschiedenen  Langscb  wellen  auf  eine  der 
Hottenrott'schen  sehr  Ahnliche  gekommen  sein,  die  Einzelmaaße 
i  sind  dem  Verf.  dies,  leider  nicht  bekannt  geworden  und  es  konnte 
deshalb  dieses  System  bei  der  obigen  Berechnung  nicht  berück- 


ST»t*ine. 


S<Hw«U.. 


Hilf,  RchJcncokoff  J  —  ah^lufrn  .  . 
tUlfinbrlw  B*hB,  dr^d.  11—  .  .  . 
HolMMHrr,  d««l.  J—  

IMtenrntl,  Jr»rl.  1  mm  

mil  Uilr-Srhloie,  dolgl.  :  mm 
t  Qmm  ttt^Unkn  .  .  .  . 
t  5—     d«gt     .    .   .  . 

II,  0  —  üo*l  

II,  1—  .  .   .  . 


Frankfurt  a./M.  im 


IM 
104 
«4 

y.s 
*«» 

14* 
1SI 

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Gewirkt  pro  Uli. 


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Schwell*. 

Za- 
umm». 

Kiio«r. 

Ki!  ..«r. 

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55,17 

3U.ST 

1S.51 

49.SS 

S7.7 

IM 

i:u 

SB.» 

>4,6 

43.1 

25.» 

34.« 

.M.,4 

IM 

».37 

44.S7 

17.71 

»,1S 

UM 

1877. 


W.  Wolff, 


LUfiungs- Einrichtungen  des  Palais  auf  dem  Trocadero  (Paris). 


Wie  die  Lüftungs-Einrichtungen  des  Pariser  IndiiRtriepalastes 
vom  Jahre  1867  durch  Neuheit  und  Zweckmäßigkeit  s.  Z.  ver- 
diente Aufmerksamkeit  erregt  haben,  so  scheint  etwas  Aehnliches 
für  diejenigen  Vorkehrungen  in  Aussicht  zu  stehen,  welche  zur 
angemessenen  Lüftung  des  Fest -Palais  auf  dem  Trocadero  ge- 
troffen werden.  Die  hier  sich  bietende  Aufgabe  ist  außer- 
gewöhnlich grofs  und  wird  durch  die  Eigentümlichkeit  gegebener 
Vorbedingungen  so  »ehr  erschwert,  dass  die  Lösung,  in  welcher 
Weise  sie  auch  immer  geschehe,  notwendig  interessant  sein 

Wir  geben  dieselbT 


Bulletin  de  la 

civil»  geschöpft  hut 

Das  Trocadero -Palais,  welches  die  Festraumlichkeiten 
der  Weltausstellung  bildet,  ist  dazu  bestimmt,  für  ähnliche  Zwecke 
wie  die  ihm  zunächst  bevorstehenden,  erhalten  zu  bleiben  und 
wird  deshalb  in  einer  dieser  Absicht  entsprechenden  Solidität  auf- 
geführt. t  Auf  Kosten  des  Weltausstellungs-Fonds  errichtet,  soll 
der  Bau'  demnächst  der  Stadt  Paris  als  Eigcnthura  überlassen 
werden  und  es  resultirt  aus  diesen  Grundbedingungen,  dass  Lüs- 
tlings- und  Hei/.- Hinrichtungen  völlig  getrennt  zu  halten  sind,  da 
für  erstere  der  Weltausstellungs-Fonds  zu  sorgen  hat,  für  letztere 
spater  die  Stadt  Paris  eintreten  wird. 

Der  Hauptraum  des  Trocadero -Palastes  ist  zur  Aufnahme 
von  50(X)  Personen  bestimmt  und  man  hat  sich  vorgesetzt,  pro 
Kopf  und  Stunde  40  kbn  frische  Luft,  d.  i.  rot  66  kbm  pro 
Sekunde  zuzuführen.  Bei  der  hohen  Geschwindigkeit  von  lm 
im  Zuftthrungskanal  wird  man  14  □'"  Querschnitt  gebrauchen; 
bei  dieser  Größe  sowohl,  wie  bei  der  stattfindenden  Symmetrie  der 
Lokalanlage  hat  man  sich  für  eine  Zerlegung  in  zwei  gleich 
große  und  gleich  disponirte  Anlagen  entschieden,  deren  jeder 
also  die  Auf  gälte  zufallt,  pro  Sek.  28  kbm  frische  Luft  durch 
einen  Luftkanal  von  7  □"•  Querschnitt  einzuführen. 

Ausgehend  von  der  Thatsache,  dass  ein  mit  relativ  großer 
Geschwindigkeit  eintretender  Luftstrom  vermöge  seines  Beharrungs- 
Moments  sich  weit  in  den  Saal  hinein  fortsetzen  und  bei  seiner 
Unerwarmtheit  unangenehm  empfunden  werden  würde,  hat  man 
sich  dafür  entschieden,  die  Eintrittsöflhungen  in  möglichste  Ferne 
von  der  Saal -Bevölkerung,  d.  i  in  die  Decke  des  Raums  n 
verlegen.  Umgekehrt  sollen  die  Abzngsöflntingen  ihre  Lage  im 
Fufsboden  des  Raumes  erhalten  uud  zur  noch  vollkommeneren 
Vermeidung  des  Gefühls  von  Zug  in  einer  so  großen  Zahl  ange- 
bracht werden,  dass  auf  jede  Person  eine  Abzugsöffnung  entfallt 
In  Bezug  auf  die  Wahl  zwischen  Pulsion  und  Aspiration 
hat  man  erwogen,  dass  infolge  der  bei  Aspiration  stattfindenden 
Luft- Verdünnung   im   Lokal    bei   Oeffuung   von    Thoren  und 


vermieden  werden,  und  man  hat  dem  enti 
des  Pulsions- Systems  sich  entschieden. 

Da  der  Betrieb  von  Flügel- Ventilatoren  sehr  geräuschvoll 
ist,  wird  man  statt  derselben  von  Schrauben -Ventilatoren  Ge- 
brauch machen,  deren  ausreichende  Kapazität  und  sonstige  Zweck- 
mäßigkeit bereits  durch  vorher  gegangene  Probeversuche  fest 
gestellt  worden  ist  —  Schrauben- Ventilatoren  sollen  in  gleicher 
Weise  wie  zur  Einführung  der  frischen  Luft,  so  auch  zur  Ab- 
führung der  verdorbenen  Luft  durch  Aspiration  verwendet 
werden.  Die  frische  Luft  wird  nach  Belieben  entweder  ans  dem 
tief  gelegenen  Hohlräumen,  die  in  Steinbrüchen  unter  und  neben 
dem  Gebäude  geboten  sind,  oder  mittels  Schachte  aus  höher 
gelegenen  Lufträumen,  oder  auf  beiden  Wegen  gleichzeitig  ent- 
nommen werden,  so  dass  man  du  Mittel  besitzt,  die  Temperatur- 
Extreme  im  Innern  des  Saales  zu  mildern.  Zur  Abführung  der  ver- 
dorbenen Luft  soll  ein  zu  großer  Höbe  aufgeführter  Schlott 
dienen,  mit  welchem  auch  die  große  Laterne,  welche  im  Zentrum 
der  Decke  angeordnet  ist,  in  Verbindung  steht  — 

Es  ist  bei  der  großen  Lange,  welche  die  Luftleitungen  be- 
sitzen, ^und  bei  der  ^gewählten  bedeutenden  DuKhströjnungs-Ge- 

Pressionen  in  Wassersaulen-Höhe  ausdrücken  lassen,  zu 
Für  Reibungsverluste  ergiebt  die  Formel  d'Aubuissons : 


Fenstern  heftig  eingehende  Luftströmungen  sich  ergeben  m,u.u  ii. 
die  beim  Pulsions-System,  wo  die  Luft  eine  Verdichtung  erleidet, 


*i  -  0,000008 


•'00 

*,  =  0,000003 

8 


nach  Einsetzung  der  Werthe  /  =  200 m ;  Z)  =  3m;  e  —  4™: 

0.0032"'. 

Die  erforderliche  Geschwindigkeits-Höhe  berechnet  sich  nach 
der  allgemeinen  Gleichung  h,  =  * ,  in  welcher,  um  auf  über- 
einstimmende Einheiten  zu  kommen,  der  eine  Luft- 
saulen-Höhe repnisentirende  Werth  A,  durch  die  entsprechende 
Was  s  ersiiu  le  n-Höhe  zu  ersetzen  ist  Hierzu  dient  die  Beziehung : 

10t» 

Aj  =  z  - 

1,30 

in  welcher  die  Zahlen  rechter  Seits  die  Gewichte  von  bezw. 


1  kb1"  Wasser  und  1  kb">  Luft 
Transformation  ergiebt  sich: 

r'  IJO 


Mit 


d.  i. 


1^0 

1000 


0,001 '» 


2<j  1000 

Die  gesammte  Wassersäulen -Höhe  A,  -f-z  ist  demnach  0,0032  | 
0,001=0,0042»,  anstatt  welcher  man,  um  den  Verlusten  durch 
Querschnitts-Aenderungen  und  sonstigen  Umstanden  Rechnung  zu 

"      "'"'Wgitizec)  by  Google 


172 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


27.  April  1878 


dies«  Hohe  einem  Drucke  von  nicht  veniger  als  etwa  6  *  pro  □  '» 
Flache  entspricht,  su  würden  hei  demselben  bereits  Unbequemlich- 
keiten für  das  Offnen  und  Schließen  der  Thuren  sich  ergeben, 
und  um  diesen  zu  begegnen,  hat  man  zu  dem  Aushülfsmitlel 
gegriffen,  den  Druck  zu  gleichen  Theilen  zu  dekomponiren,  I 
d.  i.  denselben  zu  3"*'"  als  positiven  Druck  und  zu  II»»  als  ! 
negativen  Druck,  d.  h.  in  saugender  Weise  zu  verwirklichen,  j 
Ks  ist  demnach  den  Pulsions -Organen  die  Aufgabe  auferlegt  I 
worden,  der  einzufahrenden  Luft  eine  Pression  mitzutheilen,  j 


welche  einer  Wassersäulen-Höhe  von  3m™  entspricht,  während  den 
Aspirations-Organen  die  Aufgabe  zufallt,  die  Dichtigkeit  der  ab- 
zuführenden Luft  entsprechend  einer  Wassersäulen-Hohe  von 
gleichfalls  Smm  zu  ermäfsigen.  — 

Wir  glauben,  dass  die  hier  nütgetkcilten  knappen  Daten  für 
manchen  llesucher  der  Pariser  Weltausstellung  den  Anlass  ent- 
halten könnten,  die  Lttftungs-Einrichtungeu  des  Trocadcro-Palais 
einer  eingehenden  Kenntnissnahme  zu  unterziehen. 


Verein  zu  Aachen.  Versammlung 
am  2U.  Marz  1878.  Anwesend  31  Mitglieder.  Vorsitzender  Hr. 
Heinzerling. 

Nachdem  der  Rantechnische  Verein  nunmehr  als  I/okalverein 
des  Archit-  u.  Ingen. -Vereins  für  Niederrhein  und  Westfalen 
konstituirt  ist,  wird  der  bisherige,  aus  den  Hrn.  Heinzerl  in«, 
Adenaw,  Dieckhoff,  Stübben  und  Tull  bestehende  Vor- 
stand für  das  .Jahr  1H78  definitiv  ernannt.  -  Auf  Vorschlag  der 
Hrn.  Ewerbeck  und  Henrici  wird  eine  Konkurren/  unter  den 
Vcreinsmitgliedern  zur  Erlangung  einer  künstlerisch  auage- 
bildeten Mitgliedskarte  eröffnet.  —  Zur  Aufnahme  gelangt 
Hr.  Prof.  Dr.  Stahl. 

Bs  folgt  der  durch  Zeichnungen  illustrirte  Vortrag  des  Hrn. 
Prof.  Dam  er  t  Ober  das  Werk  von  H.  Martens  in  Botin:  .Der 
optische  Maafsstab  etc.";  ein  Referat  hierüber  kann  mit  Huck- 
sicht  auf  einen  in  dies.  Zeitg.  bereits  gebrachten  betr.  Aufsatz 
unterbleiben.  Hr.  Ewerbeck  macht  im  Anschluss  an  den  Vor- 
trag auf  den  in  Viollet-le-Duc's  Dictionnaire  raisonne  behandelten 
Artikel  ..Profil"  aufmerksam,  worin  ähnliche  Grundsätze  und  Er- 
wägungen Ober  die  besondere  Bildung  der  Profile,  je  nach  ihrer 
Lage  zum  Auge  des  Beschauers,  mitgetheilt  werden.  Hr.  v.  Kaven 
betont  das  Gewohnheitstnüfsige  im  ästhetischen  Sehen  und 
sucht  aus  der  Abweichung  von  der  Gewohnheit  z.  B.  das  schein- 
bare Stärkerwerden  eines  uuverjüngten  Schornsteins  nach  oben, 
das  scheinbare  Schiefstehen  von  Gebäuden  an  den  Berglehnen  etc. 
zu  erklären.  Hr.  Heinzerling  thcilt  eine  physiologische  Be- 
gründung dieser  aus  der  wechselnden  Anspannung  der  verschie- 
denen Sehmuskeln  resultirenden  Erscheinungen  mit  und  belegt 
seine  Ansicht  durch  eine  Erörterung  Uber  das  bekannte  schein- 
bare Vornüberneigen  der  Obergeschosse  des  Berliner  Universitilts- 
gebäudes,  welche  senkrecht  auf  den  scharf  gebuchten  Sockel 
aufgesetzt  sind.  — 

Hr.  Pinzger  macht  eine  eingehend"  Mittheilung  ober  eine 
von  ihm  aufgestellte  Berechnungsweise  von  Trägem  mit  un- 
symmetrischem Querschnitt.  Die  Methode  ermöglicht,  Trägheits- 
moment und  Widerstandsmoment  von  T  undT_  Profilen  mit  un- 
gleich breiten  Flanschen,  und  mit  massiver  oder  ausgesparter 
Mittelrippe,  in  sehr  bequemer  Weise  fest  zu  stellen,  wobei  sich 
ausserdem  die  Bedingung  erfüllen  lässt,  für  das  Verhältnis« 
zwischen  der  Beanspruchung  der  am  meisten  gedrückten  und  der 
am  meisten  gezogenen  Faserschicht  von  vorn  herein  einen  be- 
stimmten Werth  anzunehmen.  Dem  Vortrage  nebst  Zubehör  an 
Tabellen  und  Profilzeichnungen  steht  eine  anderweite  baldige 
Veröffentlichung  bevor.  — 

Hr.  Heinzerliug  beantwortet  die  Frage,  in  welcher  Weise 
das  Geniusch  beim  Befahren  eiserner  Eisenbahntirücken  zu  mildern 
sei,  durch  Angabe  folgender  Mittel: 

1)  Einleitung  elastischer  Zwischenmittel  (Holzschwellen  etc.) 
zwischen  die  Fahrschienen  und  die  direkte  Unterstützung  derselliett. 

2)  Thunlichste  Vermeidung  von  losen  Bolzen  oder  Nieten 
und  unverbunden  über  einander  liegenden  Trägertheilen.  Als  Bei- 
spiel wird  die  Mainzer  Rheinbriicke  angeführt ,  bei  der  das 
Klappere  der  Kreuzdiagonalen  nachträglich  dadurch  gemildert 
wurde,  dass  au  den  Kreuzungspunkten  Verbindung« •  Bolzen  in 
weiten  Löchern  angebracht  wurden.*) 

3)  Möglichste  Beschrankung  der  Berührungsflächen  von 
Trägern  und  Auflagern.  Kipp-  und  Walzeulager  verursachen 
weniger  Geräusch  als  Unterlagsplatten. 

Die  Anfrage  des  Hrn.  Stühben,  ob  sich  die  Brücken  ameri- 
kanischen Systems,  wie  zu  Termutheu',  in  vorliegender  Be- 
ziehung nicht  günstiger  als  die  genieteten  Brücken  verhalten,  konnte 
nicht 


Versamrahrng  vom  12.  April  1878.  Anwesend  3»  Mit- 
glieder. Vorsitzender  Hr.  Heinzerling.  Zur  Aufnahme  gelangt 
Hr.  Chr.  Müller,  Direktor  der  Baugesellsch.  Frankenberg  hierseihst 

Hr.  Ewer  heck  referirt  über  die  Thätigkeit  der  Poutthor- 
Kommissiou.  Das  alterthümliche  Bauwerk  ist  durch  mehre  Mit- 
glieder des  an  hiesigen  Hochschulen  bestehenden  „  Akademischen 
Architekteu  -  Vereins"  speziell  aufgenommen  und  gezeichnet 
worden;  einige  Blatter  hiervon  werden  vorgelegt  Die  Restau- 
rationsentwürfe  hat  die  Kommission  in  Arbeit  genommen.  Die 
Stadtverordneten-  Versammlung  hat  dem  Vereine  einen  Znschuss 
zu  den  entstehenden  Kosten  zur  Verfügung  gestellt. 

Hr.  E  werbeck  beginnt  darauf  einen  Vortrag  über 
Sgraffitto- Malerei.  Nach  einer  kurzen  Schilderung  der  Be- 
deutung und  der  Herstellnngsweisc  des  Sgraffitto  und  der  zur 
Ausführung  der  Zeichnung  dienenden  Instrumente  sowie  Mit- 


•)  riKlukt  drr  Hr,LF„t«l.  Buh,,  in  ferlio:  _ 

durrn  KUmmrrDwrfic  1'uUrS.HKlM.  ,1«  Y„<TTni|Kr. 


(D.  Red.) 


theilung  einiger  geschichtlichen  Notizen  liebt  der  V> 
die  Wichtigkeit  der  Sgraffittomalerei  für  die  heutige  Zeit  hervor 
und  betont  den  geringen  Preis  (2  bis  3  JL  pro  £y  exc'- 

i  Karton).  Er  giebt  sodann  Andeutungen  über  die  geeignetsten 
Anordnungen  an  Gebäudctläcken,  die  zu  wählenden  Farbentöuc  und 
die  Kombination  derselben  mit  plastischen  Darstellungen,  und 
empfiehlt  besonders  die  Ost-  und  Nordseite  als  am  günstigsten  für 
lange  Haltbarkeit,  sowie  die  Anordnung  des  Sgraffiitto  nutet  weit 
vorspringenden  Hauptgesimsen.  Der  angeflogene  Slrafsenstaub  lasst 
sich  durch  wiederholtes  Abspritzen  beseitigen  oder  mildem. 
Schliefslich  empfiehlt  Redner  das  Sgraffitto  auch  für  verschiedene 
Bauwerke  hier  in  Aachen,  z.  B.  das  Belvedere  auf  dem  Lousberg, 
das  Stadttheater  und  besonders  für  die  Hallen  und  die  Kuppel- 
decke des  Kliseubruuneus,  dessen  kahle  Wände  und  Decken  be- 
kanntlich von  Schinkel  von  vornherein  für  Malereien  berechnet 
worden  sind.  Der  Vortrag  war  durch  eine  Reihe  ausgehängter 
Kartonzeichnungen  des  Sgraffittoschmucks ,  welcher  am  hiesigen 
neuen  chemischen  Laboratorium  ausgeführt  werden  soll,  illustrirt 
—  In  der  folgenden  Besprechung  bestreitet  Hr.  Roehn  die  Ange- 
messenheit des  Sgraffitto  auf  den  Aufsenflachen  des  Stadttheater- 
Gebäudes  aus  dem  Grunde,  dass  die  Dekoration  zum  griechischen 
Tempclhau  nicht  passe.  Hr.  F.werbeck  hält  solche  Strenge 
um  so  weniger  für  nölhig,  als  bekanntlich  über  die  griechische 
Malerei  eigentlich  nicht  viel  bekannt  und  auch  die  Herstellung 
des  Sgraffitto  in  mehren  Tönen  nicht  ausgeschlossen  sei.  — 

Zu  einer  Frage  über  die  Bewährung  des  Pitch  -  Pine  -  Holzes 
erklärt  Hr.  Mechelen  dieses  Material  fnr  Fußböden.  Hr.  Intze 
dassellm  außerdem  für  Thüren  (Pitck-Proc-Rahmen  mit  Yellow- 
Pine-Fflllungen)  für  sehr  empfehlenswert!),  wahrend  Hr.  Cudell 
mittbcilt,  dass  in  Amerika,  speziell  in  Chicago  und  Cleveland, 
das  Pitch-Pine  wohl  zu  IHehmgen,  nicht  aber  zu  Thoren  und 
dergl.  benutzt  werde;  für  letztere  werde  dort  Weil'stannen-Holz 
angewendet,  welches  man  aus  Norwegen  beziehe;  das  fragliche 
amerikanische  Holz  werde  ohne  Anstrich  mit  blofsem  Oel  oder 
Firniss  verwandt  und  nehme  Politur  nicht  an;  das  Pitch-Pine  sei 
wegen  seiner  Leichtigkeit  und  grofsen  Zähigkeit  vorzugsweise  als 
Konstruktions-Material  zu  betrachten.    Ueber  die  Neigung 

|  desselben  zum  Splittern  und  Reifsen  sind  die  Ansichten  ver- 
schieden.*) J.  St 


•J  so  iM 


Architekten-  und  Ingenieur  -  Verein  in  Hannover. 

Aufserordentliche  Versammlung  am  13.  März  1678. 

Hr.  Prof.  Grovc  spricht  über  „Bergbahnen  mit  Zahnstangen- 
Betrieb".  Ausgehend  von  den  kostspieligen  Mitteln  zur  künstlichen 


Verlängerung  der  Trace  erwähnt  Redner  einige  zu  direkter  tyelterwin- 
dung  starker  Steigungen  versuchte  Vorkehrungen,  wie  die  Vermehrung 
des  Lokomotiv-Gewichts,  mit  welcher  zugleich  die  Annehmlichkeit 


its,  mit  welcher  zugleich  d 
grofscr  Dampf-Eutwickelungsfähigkeit  erreicht  wird;  ferner  das 
System  Fell,  welches  indess  ohne  Bewährung  gehlieben  sei.  Redner 
wendet  sich  darauf  zu  dem  neuerdings  besonders  in 
gekommenen  Zahnstangen-System,  fürt" 
so  gewaltige  Reklame  gemacht  werde. 

Die  älteste,  1812  von  ßlenkinsop  ausgeführte  Zahnstangenbahn 
bei  Leeds  bat  sich  mehre  Jahre  bewährt  Eine  1848  von 
Jeffereon  bei  Indianapolis  mit  der  Steigung  von  59*/w  hergestellte 
Zahnstangenbahn  ist  deshalb  bemerkenswert!),  weil  die  auf  derselben 
arbeitenden  Maschinen  auch  auf  den  angrenzenden  Horizontal- 
strecken liefen. 

In  Deutschland  und  der  Schweiz  ist  erst  1870  durch  Riggenbach 
(Industriebahn  bei  Bern)  das  Zahnstangen-Svstem  in  Aufnahme 
gekommen,  aber  erst  seit  1S7<>  ist  durch  die  Ausführung  der 
Strecke  Rohrschach-Heyden  eine  Vergleichung  des  Zahnstangen- 
Betriebs  mit  dem  auf  gewöhnlichen  Bahnen  möglich  gewesen,  indem 
jene  Strecke  anch  im  Winter  befahren  wird  und  dieselbe  mit 
den  vereinigten  Schweizerhahnen  verbunden  Ut.  — 

Die  jüngsten  Zahnstangen-Bahnen  sind  am  Zürcher  See  und 
zu  Wasseralfingen  iu  Württemberg  angelegt 

Die  Zahnstange,  gewöhnlich  aus  zwei  £  Eisen  und  dazwischen 
gesetzten  100""»  langen  Stäben  gebildet,  ruht  direkt  auf  den 
Querschwelleu,  oder  auf  höher  liegenden  Langschwellen  Otohrachach- 
Heyden),  oder  auf  Gusstühlen,  die  sich  neuerdings  bewährt  haben 
solien.  Für  den  Betrieb  ist  das  Einfetten  der  Zahnstange  sehr 
vorteilhaft ;  man  bewirkt  dasselbe  jetzt  selbstthätjg  mittels  eines 
an  den  hintersten  Wagen  gehängten  Rades,  auf  welchem  ein 
Schmiergefäfs  sitzt    Das  Einfetten  erzeugt  allerdings  den  Uebel- 

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No.  34. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


173 


stand,  dass  sich  durch  die  Verstaubung  ein  Schmirgel  bildet, 
welcher  die  Räder  sehr  angreift;  auch  igt  dasselbe  im  Winter  untbun- 
lich.  Besondere  Beachtung  erfordert  die  Konstruktion  der  Einlauf- 
Zahnstange  von  etwa  2,5™  Länge;  sie  ist  durch  ein  Scharnier 
mit  dei  Hauputauge  verbunden,  so  dass  bei  unrichtigem  Kingriff 
ein  Hinunterdrücken  derselben  stattfinden  kann.  Die  Theilung 
der  Einlaufstange  muss  etwa»  größer  als  sonst 
wodurch  freilich  der  Uebelstand  entsteht,  dass 
bei  richtigem  Eingriff  des  Zahnrades  auf  den 
schleifen. 

Nicht  geringere  Schwierigkeit  bieten  die  Auswcich-Konstruk- 
tionen  auf  Zahnstangen-Bahnen.  Früher  wurden  die  Wechsel  nach 
Art  der  Schiebebuhnen  konstruirt,  dabei  w  ar  aber  der  Betrieb  sehr 
schwierig;  neuerdings  ist  mit  Erfolg  eine  vom  Maschinen-Inspektor 
Klose  (Rohrschach)  erfundene  Zahnstangen-Weiche  angewandt 
Dieselbe  ist  ganz  nach  Art  der  gewöhnlichen  Weiche  kon- 
struirt: Ine  Zahnstange  erbreitert  sich  zunächst,  theilt  sich 
alsdann  und  ist  an  den  Kreuzungsstellen  mit  den  inneren 
Schienensträngen  (die  Kreuzung  findet  wegen  der  höheren  Lage 
der  Zahnstange  nicht  in  einer  Ebene  statt)  beweglich  gemacht 
Die  Stellung  erfolgt  gleichzeitig  mit  der  der  gewöhnlichen  Weiche. 

lieber  die  Betriebsmittel  der  Zahnstangen-Buhnen  läast  sich 
im  allgemeinen  nur  sagen,  dass  die  Wagen  so  leicht  als  möglich 
konstruirt  sind  und  dass  die  Lokomotiven,  abgesehen  vom  Zahnrade, 
am  besten  ganz  wie  die  Maschinen  der  Adhäsionsbahnen  gebaut 
werden.  Stehende  Kessel  oder  schräg  liegende  Kabinen  haben 
sich  nicht  bewährt    Die  direkte  Wirkung  der  Kolben  auf  die 

wegen  der  geringen  Fahrgeschwin- 
j,  man  schaltet  eine  Zahnrad-Uebersetzung 
ein.  -  Während  man  froher  die  Adbasionsräder  lose  auf  die 
Achsen  steckte,  spater  fest  keilte,  ist  man  neuerdings  sogar  bemüht, 
die  Adbasionsräder  zu  Triebrädern  zu  machen.  Klose  setzt  zu 
dem  Zwecke  auf  die  Achse  des  Adhasionsradcs  ein  Zahnrad, 
welches  er  mit  der  Triebachse  kuppelt;  in  Wasseralfingen  hat 
man  auf  die  Zahnradwelle  2  Kurbeln  gesteckt  und  diese  mit 
Kurbeln  der  anderen  Achsen  gekuppelt;  in  Amerika  bat  man  eine 
Losung  der  Aufgabe,  mit  Adhäsion  und  Zahnrad  gleichzeitig  zu 
arbeiten,  mittels  doppelter  Zylinder  versucht.  Die  Klose'scbe 
Konstruktion  scheint  wohl  nur  ein  Nothbehelf  zu  sein.  Die  Zweck- 
mäfsigkeit  der  zweiten  Konstruktion  ist  wohl  fraglich,  da  die- 
selbe bei  stärkerer  Abnutzung  der  Laufräder  ein  Schleifen 
hervor  ruft,  dem  man  allerdings  (nach  Riggenbach)  durch 
Vergrößerung  der  Laufräder  begegnen  kann.  —  Bei  der  Thal- 
fahrt wirkt  das  Maschiuengetricbe  bekanntlich  als  Luftbremse, 
d.  h.  es  wird  durch  die  umgekehrte  Kolbenbewegung  Luft  in  die 
gegen  den  Kessel  abgeschlossene  Dampfleitung  gesaugt  und  dort 
komprimirt  und  auf  solche  Weise  ein  sehr  widerstandsfähiges  und 
doch  elastisches  Bremsmittel  geschaffen.  Die  Maschine  leidet 
allerdings  dabei;  insbesondere  darf  eine  Abkühlung  der  Schieber- 
Hachen  durch  Waaserstrahlen  nicht  versäumt  werden.  Aufser  der 
Luft-Bremse  werden  die  Maschinen  der  Zahnstangenbahnen  noch 
mit  zwei  Sicherheiu-Bandbremsen  für  Handbetrieb  versehen,  wie 
solche  auch  an  jedem  Wagen  angebracht  sind.  Ihe  Bremsscheiben 
haben  meist  Keiluuthen.  Die  Maschine  befindet  sich  bekanntlich 
stets  auf  der  Thalseite  des  Zuges  und  wird  nicht  angekuppelt— 
Somit  ist  bei  der  Konstruktion  und  dem  Betriebe  der  Zahn- 
stangen-Bahnen  bis  jetzt  wohl  mit  der  größtmöglichen  Vorsicht 
zu  Werke  gegangen  worden ;  diesem  Umstände  sowie  der  geringen 
Fahrgeschwindigkeit  ist  es  xuzuschreiben ,  das  gröfsere  Unfälle 
bis  jetzt  nicht  vorgekommen  sind.  Würde  das  Zahnrad  keine 
Zeit  zum  Hcräbrutschen  finden,  so  wäre  bei  jeder  Entlastung 
desselben,  die  nur  zu  leicht  vorkommen  kamt,  die  Möglichkeit 
eines  Unfalls  da,  den  die  Bremsen  schwerlich  alle  Mal  verhindern 
könnten.  Größere  Geschwindigkeit  ist  bei  der  jetzigen  Konstruk- 
tionsweise der  Zabnstangenbahnen  stets  bedenklich  und  hat  man 
sich  daher  nach  der  Meinung  des  Redners,  trotz  aller  [Reklame, 
bei  der  Goltburdbuhn  mit  Recht  gegen  das  Zahnstaugcusystcm 
entschieden. 

Für  die  Vergleichung  der  Zahnstangen  -  Bahnen  mit  Adhä- 
sions-Bahnen mag  die  Bemerkung  nicht  unwesentlich  sein,  dass 
die  direkten  Betriebskosten  bei  beiden  Betriebsarten  dieselben 
sind,  da  die  Kraft  zum  Heben  der  Last  auf  eine,  bestim 
die  gleiche  bleibt,  ob  diese  Höhe  auf  kürzerem  oder 
Wege  erstiegen  wird;  es 
und  die  Betriebssicherheit  Bei 
bahnen  werden  dieselben  oft  zu 
bei  den  Weltbahncu  stets  zu  Gunsten  der 
sprechen.  — 

Wnchenversammlung  am  20.  Marz. 

Hr.  Dr.  Fischer  spricht  unter  Vorführung  von  Experimenten 
über  „Untersuchung  von  Feuerungsanlagen."  Nach  einigen  ein- 
leitenden Bemerkungen  Ober  die  älteren  und  neueren  Erklärungen 
des  Feuers  zeigt  Redner,  wie  an  der  Berührungsfläche  eines  brenn- 
baren Körpers  mit  der  Luft  stets  Verbrennung  stattfindet,  indem 
er  Luft  in  Leuchtgas  und  Leuchtgas  in  Luft  brennen  lässt  Das 
Hauptprodukt  der  gewöhnlichen  Verbrennung  ist  Kohlensäure; 
daher  rührt  das  Verlöschen  der  gewöhnlichen  Flamme  in  Kohlen- 
säure, während  Magnesiumdraht  in  Kohlensäure  weiter  hrennt,  weil 
das  Magnesium  die  Fähigkeit  besitzt,  der  Kohlensäure  Sauerstoff 
zu  entziehen.  Mit  der  Vollkommenheit  der  Verbrennung,  d.  h. 
mit  dem  Grade  der  Oxydation  der  Kohle,  steigt  die  Wärmeent- 


wickelung,  daher  die  Verbrennung  um  so  besser  ist,  je 
der  Gehalt  an  Kohlensäure  in  den  Rauchgasen  ist 

Zur  Untersuchung  der  Rauchgase  giebt  es  zweierlei  Apparate: 

1.  solche  bei  denen  Absorption  der  verschiedenen  Verbrenn- 
ung«-Produkte  und  Messung  derselben  in  einem  Gefäße, 

2.  solche  bei  denen  Absorption  und  Messung  in  mehren 


tc.  Der  l>etr.  Apparat  hat  aber  die  gehegten  Erwartungen  nicht 
rfnllt;  insbes.  erfordert  die  Analyse  viel  Zeit,  weil  zu  jeder  ein- 
elneu Bestimmung  ein  neuer  Versuch  nothwendig  ist  —  Will 


Zur  Kl.  I.  gehört  der  1835  erfundene  Rnnsen'sche  Apparat,  wel- 
cher aus  einer  Bürette  (eingetheilten  Glasröhre)  besteht,  die  in  einGe- 
fftfs  mit  Quecksilber  eintaucht  Das  zu  untersuchende  Gas  wird  darin 
über  Quecksilber  aufgefangen  und  man  erhält  so  das  Gesammt- 
Volumen.  Nach  Einführung  einer  Kalikugel  reduzirt  sich  das 
Volumen  auf  das  der  Bestandtheile  excl.  Kohlensäure,  indem  diese 
dnreh  das  Kali  absorbirt  wird;  es  giebt  mithin  die  Differenz  der 
Volumina  den  Kohlensaure- Antheil.  Analog  lässt  man  durch  eine 
Cokekugel  das  Kohlenoxydgas,  durch  Wasserstoff  den  Sauer- 
stoff, durch  Sauerstoff  den  Wasserstoff  absorbiren;  letztere 
Absorptionen  geschehen  mit  Hülfe  des  elektrischen  Stroms,  und  man 
erhält  so  nach  einander  die  Volumina  der  verschiedenen  Bestand- 
teile. Das  beschriebene  Verfahren  ist  sicher  aber  auch  umständlich 
und  das  gute  (ielingen  der  Versuche  an  die  Erfüllung  vieler  Be- 
dingungen geknüpft  Das  Erfordernis*  großer  Quecksilbermengen 
macht  das  Verfahren  sehr  kostspielig.  Billiger  stellt  sich  das  Ver- 
fahren von  Winkl  er  in  Freiberg,  welcher  anstatt  Quecksilber  direkt 
die  Ahsorptions-Flüssigkeitcn  anwendet,  u.  z.  Kalilauge  zur  Kohlcn- 
snure-Bestimmung,  l'irogallus  -  Säure  zur  Sauerstoff- Bestimmung 
etc. 
er 
zcli 

man  rasch  arbeiten,  so 
in  zweierlei  Gefäßen  vornehmen,  wie  es  zuerst  von  Regnanlt 
(1855)  versucht  wurde.  Später  haben  sich  Schlüssing  und 
neuerdings  Orsat  um  die  Ausbildung  des  Prinzips  und  die  Kon- 
struktion praktischer  Apparate  verdient  gemacht  Der  Orsat'sche 
Apparat  besteht  im  wesentlichen  aus  einer  Bürette  (in  der  die 
(rase,  durch  Wasser  abgesperrt,  quantitativ  bestimmt  werden)  und  3 
Ahsorptionsglasern  bezw.  für  Kohlensäure,  Kohlenoxyd  und  Sauer- 
stoff —  Redner  macht  mit  dem  vorgeführten  Orsat'schen  Apparate 
einen  Versuch,  indem  er  das  aus  einer  Gasflamme  gesogene 
Rauchgas  analysirt,  und  zeigt  damit  dass  die  Bestimmungen  sehr 
rasch  bewirkt  werden  können.  In  6  Minuten  lässt  sich  eine 
vollkommene  Analyse  ausführen  und  es  betragt  die  Ungenauigkeit 
durchschnittlich  nur  Vi  %.  Der  Apparat  ist  daher  zur  Kontrole 
der  Heizer  und  aller  Arten  von  Feuerungsanlagen  sehr  zu 
empfehlen  und  scheint  eine  große  Zukunft  zu  haben  ;  dabei  lässt 
derselbe  sich  für  70  M.  nnd  in  einer  Größe  herstellen,  welche 
ihn  zum  Mitführen  in  der  Hand  geeignet  macht  — 

Redner  hat  mit  dem  Orsat'schen  Apparate  u.  a.  auch  Versuche 
an  Z  i  m  m  e  r  ö  f  e  n  angestellt  und  ist  dabei  zu  i 
den  Resultaten  gekommen.  Bei 
ziehenden  Gase  bei  Kohlenfeuerung  nur  \n%  Kohlensäure  und  es 
ging  die  doppelte  Luftmenge  unverbraucht  hindurch.  Bei  gewöhn- 
lichen Oefen  möchte  die  unverbrauchte  Luft  das  7  8  fache  der 
erforderlichen  betragen  und  es  dürften  70—80  \  der  erzeugten 
unbenutzt  entweichen. 

Zum  Schlüsse  führt  Redner  noch  den  vonScheuer-Kestner 
erfundenen,  von  Seeger  &  Aron  in  Berlin  wesentlich  verbesserten 
Zugmesser  vor,  an  welchem  der  Druck  der  Schornsteingase  üi 
Millimetern  einer  Wasser-  oder  Petroleum-Säule  gemessen  wird.*) 

Wochenvcrsammlun g  am  27.  März. 

Hr.  Archit.  Unger  macht  einige  kurze  Mittheilungen  Uber 
„Ausgrabungen  in  Goslar  und  Alterthumsfunde  im  Kreuzgange 
der  Michaelskirche  zu  Hildesheim. " 

Nahe  Goslar  liegt  den  Harzbergen  gegenüber  der  sogen. 
Georgenberg,  benannt  nach  dem  daselbst  von  Kaiser  Conrad  II. 
gegründeten  Kloster,  welches  1527  so  weit  zerstört  wurde,  dass 
keine  oberirdischen  Reste  zurück  geblieben  sind.  Die  Erfolge 
der  Ausgrabungen  auf  dem  Petersberge  bei  Goslar  und  einige 
überkommene  Nachrichten  von  dem  Georgen- Kloster  (die  Kirche 
wurde  1128  vollendet)  sowie  ein  erhaltenes  Kirchensiegel  gaben 
Veranlassung,  auch  auf  dem  Georgenberge  Ausgrabungen  zu  be- 
ginnen, die  denn  kürzlich  auch  zu  sehr  interessanten  Aufschlüssen 
über  den  Grundriss  der  Kirche  geführt  haben.  Die  Kirche  muss 
ein  öseitiger  Zentralbau  gewesen  sein,  der  vielleicht  an  2  Seiten 
je  zwei  Tbürme  hatte,  so  dass  die  Kirche  in  der  That,  wie  das 
Siegel  zeigt,  eine  öthürmige  gewesen  sein  kann;  es  ist  dies  für 


unsere  Gegend  ein  sehr  seltenes  Vorkommen. 

Nicht  minder  selten  sind  die  Funde,  die  man  in  St  Michael 
zu  Hildesheim  gemacht  hat  Bei  Erneuerung  des  Putzes  im  west- 
lichen Ann  des  Kreuzganges  sind  eine  Thür  und  zwei  Fenster 
aufgefunden  worden,  die  wohl  aus  der  frühesten  Zeit  des  13. 
Jahrhunderts  stammen,  und  wovon  die  Thür  merkwürdigerweise 
ganz  im  normännischen  Stile  —  Kleeblatthogen  mit  Zickzackfries 
—  gehalten  ist  Die  Architektur  der  Fenster  ist  rein  romanisch, 
die  Bauglieder  gehörten  wahrscheinlich  dem  alten  Dormitorium 
an,  bei  welcher  Annahme  sich  am  leichtesten  die  Ornamentik  des 
anschließenden  Gurtbogens  erklärt,  welche  einen  Drachen  zeigt, 

W.  - 


der  einen  Bären  und  einen  Menschen 
svmbnlisch  auf  den  Schlaf  hindeutet.  — 


•)  \>t*L  D-  BuH«.  IHJ7  H.  Ms. 


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174 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


27.  April  1878 


Vernisrhtfs. 

F.  O.  J.  Formnann  f.  Am  17.  März  d.  J.  «Urb  zu  Hamburg 
der  ehemalige  Sladlbaumeiater  Forsmann.  1795  geboren,  hat 
der  Verstorbene,  der  in  Eutin  Schuler  des  bekannten  Malers 
Tischbein  gewesen  war  und  nach  dort  empfangenem  ersten  architek- 
tonischen Unterricht  auf  Reisen  in  Deutschland,  Frankreich,  Italien 
und  England  sich  gebildet  hatte,  von  1827—1872  im  Dienste  seiner 
Vaterstadt  gestanden,  die  ihm  und  seinem  1845  verstorbenen 
Wiinmel  die  Monumentalbauten  der  Börse  und  des 


Belgrand,  Chef-Ingenieur  der  Stadt  Paris  +.  Zu  An- 
fang des  laufenden  Monats  verstarb  Mr.  Bclgrand,  Mitglied 
des  Instituts  von  Frankreich,  General-Inspektor  der  Brücken  und 
Chausseen,  Direktor  der  Ent-  und  Bewässerungs-Werke  von  Paris 
und  des  hydrometrischen  Dienstes  für  das  Seine-Becken. 

Der  Verstorbene  war  einer  der  eifrigsten  Mitarbeiter  Hauss- 
luauns  am  Werk  der  Umgestaltung  von  Paris  und  spezieller  Leiter 
der  grofsartigen  Kanalisations-  und  der  noch  gröberen  Wasser- 
leitungs-Anlagen, die  Paris  heute  besitzt.  Sein  letztes  hierher 
gehöriges  und  eben  vollendetes  Werk  ist  die  Vanne- Wasserlei- 
tung, ein  Unternehmen  von  kolossalem  Umfang,  durch  welches 
der  Stadt  aus  einer  Entfernung  von  ca.  150  Kr»  sehr  bedeutende 
Mengen  von  Quellwasser  zugeführt  werden. 

Von  sonstigen  Leistungen  des  Verstorbenen  auf  prakti- 
schem Gebiete  ist  uns  weiter  nichts  bekannt  als  frühere  (1856) 
I*rojekt-Studien  für  Verbesserung  des  Fahrwassers  der  unteren 
Seine,  wobei  eine  Fahrtiefe  von  3  *  bis  Paris  hinauf  erstrebt 
wurde,  um  Paris  in  die  Heihe  der  Seehafen-Plätze  einrangiren 
Bekanntlich  hat  die  neueste  Zeit  für  Verwirklichung 
Projekts  bestimmtere  Aussichten  eröffnet. 
Belgrand  hat  sich  gleichfalls  als  fruchtbar  auf  litterari- 
schem Gebiete  erwiesen;  die  betr.  Arbeiten  sind  entsprechend 
den  Gegenstanden,  auf  welche  sie  sich  bezieben,  in  .  probte  m 
Stil"  in  Angriff  genommen  worden  und  vielleicht  eben  dadurch 
unvollendet  geblieben.  Wir  fuhren  hierzu  das  im  Erscheinen  be- 
griffene Werk  an:  La  Travaux  touterrains  de  Pari»,  wovon 
u.  W.  die  ersten  8  Bande  erschienen  sind,  die  bezw.  sich  mit 
den  Vorarbeiten  zu  den  heutigen  Wasserwerken  der  Stadt,  den 
Anlagen  aus  der  Römerzeit  und  den  der  neueren  Vergangenheit 
angehörenden  Anlagen  befassen.  Aufserdem  ist  Belgrand  Ver- 
fasser eines  Memoire  sw  rEgout  colUcteur,  dil  de  la  Iiiii-re 
et  U  Siphon  de  CAlma  (1870)  und  der  Schrift:  U  Seine,  Etüde» 
hgdrologi<fue*  rlc-  (1873). 

Aus  der  i  i  tteratar. 

Erdtr&naport  -  Prelatabellen  verschiedener  Bahnen ; 
nach  amtlichen  Quellen  bearbeitet  von  C.  Howe,  Ingenieur  bei  der 
Berlin-Anhalt  Eisenb.  Selbstverlag  d.  Verf.,  Berlin  S.  W.  Aska- 
nischer  Plate  7.   Preis  2  M. 

Die  kleine  Schrift  enthält  eine  detaillirte  Zusammenstellung 
der  Kosten  von  Erdarbeiten,  die  in  den  Jahren  1865  bis  Ende 
1877  bei  den  Neu-  und  Erweiterungs-Bauten  einer  gröberen  Zahl 
von  Eisenbahnen  im  nördlichen  und  westlichen  Deutschland  theils 
in  Regie,  theils  nach  Vertragen  ausgeführt  worden  sind ;  die  End- 
resultate sind  in  Tabellen  zusammen  gefaset  Eine  interessante 
Beigabe  bildet  eine  vergleichende  graphische  Darstellung  der 
Transport-Tabellen,  wie  sie  bei  den  Regiehauten  der  betr.  Hahnen 
zur  Anwendung  gelangt  sind;  für  einzelne  Bahnen  haben  in  dieser 
Darstellung  auch  die  Kosten  vertragsmäbig  hergestellter  Erdar- 
beiten Berücksichtigung  gefunden.  Für  technische  und  Revisions- 
Bureaus,  für  Veranschlagungszwecke  und  für  den  Ausführenden 
bis  hinab  zu  demjenigen,  in  dessen  Händen  die  Zahllisten  entstehen, 
halten  wir  das  kleine  Werk  um  so  besser 
nf  Thatsichlichkeiten 


Verzeiohniss  der  bei  der  Hedaktion  d.  BL  einge- 
gangenen neueren  technischen  Worke.  (Fortsetzung.) 

Heinrieh  Ott«.  Geschichte  der  deutschen  Baukunst  von 
der  Römerzeit  bis  zur  Gegenwart  1.  Band:  Geschichte 
der  Romanischen  Baukunst   Leipzig;  T.  O.  WeigeL  Pr.  18  .// 

E.  Fotnter.  Die  deutsche  Kunst  in  Bild  und  Wort  32 
Lfrg.  I  1,80  M   Leipzig  1877;  T.  O.  Waigel. 

Alois  Hasser,  Architekt,  Prof.  an  der  Kunstgewerbeschule  des 
K.  K.  Oesterr.  Museums  etc.  Stillehre  der  architektoni- 
schen Formen  des  Alterthums.  Mit  17  Holzschnitten. 
Wien  1877;  Alfred  Hölder.   Pr.  2  M 

Th.  Prüfer,  Architekt  Die  Baustile.  I.  Die  griechischen  und 
römischen  Säulenordnungen.  Mit  12  lithogr.  Tafeln.  Berlin  1877; 
Th.  Wendler. 

Jilins  Swireiafowski,  Architekt.  Die  musikalische  Skala 
in  der  Welt  Mit  einem  Auszug  ans  dem  gekrönten  Werke : 
Die  ästhetische  Skala  der  griechischen  und  römischen  Baukunst 


Mittheilungen  aus  der  Tagealitteratur  des  Eisenbahn- 
en». Berlin  1878. 
Seit  dem  1.  Januar  d.  J.  hat  der  Verein  f.  Eisenhahnkunde 
die  für  alle  eisenbahntechnischen  Kreise  interessante  Aufgabe  der 
(für  seine  Mitglieder  bestimmten )  Herausgabe  eines  Repertoriums 
über  die  Kisenbahnli tteratur  in  die  Hand  genommen.  Alle 
Bücher  und  die  Mittheilungen  von  etwa  30  in- 
darin  Berücksichtigung,  und 
zwar  in  der  Weise,  dass  neben  Titel,  Ortsangabe  etc.  eines  Buches 
oder  einer  Mittheilung  in  einer  auf  den  kleinsten  Umfang  zusammen 
gedrängten  Notiz  die  Hauptpunkte  aus  dem  Inhalte  hervor  gehoben 
werden.  Bis  jetzt  sind  2  Hefte  von  90  Druckseiten  Inhalt  erschienen. 
Da  die  Bearbeitung« weise  durchaus  dem  Zwecke  angemessen 
t,  so  können  wir,  bei  der  Schwierigkeit,  die  das  „Erhalten 
Laufenden"  auf  dem  groben  Gebiete  des  Eisenbahn- 
lit  sich  führt,  das  Unternehmen  nur  bestens  begrüben 
dass  dasselbe  baldigst  zu  einem  der  Allgemein- 
heit zuganglichen  „Repertoriuni  der  gesammten  Litteriatnr  des 
erweitert  we 


Berlin  1877;  Eigenthum  des  Verfassers.    Pr.  2  .//. 
Kr il*  Sarbtlrr.    Beitrag  zu  einer  tektonischen  Lösung 

des  Konflikts  zwischen  Stütze  und  Bogen.   Berlin  1877; 

Th.  Grieben.   Pr.  l^li 
H  Maerteis  Der  optische  Maafsstab.   Mit  Holzschnitten  und 

Tafeln.   Bonn  1877;  Max  Cohen  k  Sohn.    Pr.  12  .</. 
Lothar  Abel,  Architekt  Garten-Architektur.  Mit  lös  Illustra- 
tionen.  Wien  1876;  Lehmann  &  Wentzel.    Pr.  20  M. 
H.  Jager,  Hofgarten-Inspektor  zu  Ebenach  etc.  Lehrbuch  der 

Gartenkunst  oder  Lehre  von  der  Anlage,  Ausschmückung 

und  künstlerischen  Unterhaltung  der  Garten  und  freien  Anlagen. 

Berlin  und  Leipzig  1877;  Hugo  Voigt    Pr.  10  M 
E.  Jaeobtthal.  Prof.  Grammatik  der  Ornamente.  140  Tafeln 

in  Farbendruck  mit  Text  Berlin  1877;  ü.  Winckelmann  k  Söhne. 

Pr.  63  M 

Georg  Hirt h .  Dr.  Der  Formenschatz  der  Renaissance. 
Eine  Quelle  der  Belehrung  und  Anregung  für  Künstler  u.  Ge- 
werbetreibende. 2.  Autlage.  1.  —  10.  Heft  Leipzig  1878; 
O.  Hirth.    Pr.  pro  Heft  1  M. 

Mrolau  Hofmaan,  Architekt  in  Wien.  Kenaits-ance-Möbel 
und   Dekorationen.    Berlin,  Nicolai'sche  Verlags-" 
handlung.   Pr.  72  Ji 

U.  Palt.  Mustersammlung  moderner  schmiedeiserner 
Heft  1  n.  2.  Gottingen  und  Leipzig  1877;  G.  C. 
Preis  pro  Heft  12  M 

Fr.  0.  Sehilre.  Kunstschmiede- Arbeiten.  Leipzig  1877; 
C.  Scholtze.    Pr.  pro  Heft  5  M. 

—  Tischlerarbeiten  im  Charakter  der  Renaissance. 
Leipzig  1877;  C.  Scholtze.   Pr.  pro  Heft  5  ./<£ 

Tb.  RVineek.  Vorlegeblätter  für  Firmenschreiber,  Archi- 
tekten, Bild-  u.  Steinhauer  etc.  SO  Urobplano-Tafeln,  enthaltend 
Vorlagen  der  gebräuchlichsten  Schriftarten  Zahlen  etc.  mit 
Hülblinien,  sowie  eine  Sammlung  von  Ornamenten,  Einfassungen, 
Eckstücken  etc.    Weimar  1875;  Bernh.  Friedr.  Voigt. 

Stockbaner  u.  H.  Otto  (Bayer.  Gewerbe- Museum  in  Nürnberg). 
Die  antiken  Thongefäfse  in  ihrer  Bedeutung  für  die 
moderne  Gefafsindustrie.  L— V.  Heft  Nürnberg  1878; 
Korn'sche  Buchhandlung. 

E.  Presabi.  Die  Pompejanischen  Wanddekorationen. 
24  Tafeln  nach  Originalzeichnungen  von  Discano  nebst  einem 
Plan  der  Malereien  Pompejis.   Leipzig  1877;  T.  0.  Wcigel. 

Pr.  40  M  CFortMttuni  Mfi.) 


Konkurrenzen. 

Konkurrenz  für  das  Projekt  einer  Pregel-Brfioke  in 
Königsberg  i.  Pr.  Das  vorliegende  Programm  entspricht  in 
seinen  Bedingungen  allgemeiner  Art  genan  den  „(Grundsätzen", 
ist  aber  auch  in  den  speziellen  Bedingungen  so  gefasst,  dass 
die  Beteiligung  an  der  Konkurrenz  dringend  empfohlen  werden 
kann.  Einen  einzigen  Punkt  desselben  möchten  wir  für  solche 
Bearbeiter,  die  nicht  am  Orte  selbst  genau  bekannt  sind,  klar 
gestellt  sehen;  es  ist  das  die  Angabe  über  den  Baugrund,  die 
uns  hei  der  einfachen  Programmauberung :  „dass  4  bezw.  6 m 
unter  N.-W.  „blauer  Thon"  anstehe",  und  bei  dem  Inhalte  des 
hinzugefügten  graphischen  Materials  immerhin  als  der  Ergänzung 
in  dem  Sinne  bedürftig  erscheint,  dass  ein  gewisser  Anhalt  Uber 
die  bekanntlich  sehr  wechselnde  Tragfähigkeit  dieser  Bodenart 
geliefert  werden  müsste. 

Was  die  spezielle  Art  und  den  Umfang  der  Aufgabe  betrifft, 
so  handelt  es  sich  um  einen  in  Eisen  oder  in  Holz -Eisenbau 


bei  relativ  geringer 
einer  etwa  40»  weiten,  für  Fracht-Fuhrwerk  bis  220  Ztr.  Schwere 
ausreichenden  Brücke,  die  einen  Schiffs-Durchlaas  von  10  "  Weite 
erhalten  soll.  Gefordert  werden  Zeichnung,  statische  und  Massen- 
Berechnung  so  wie  Kostenanschlag,  alles  derart  bearbeitet,  dass 
Ober  Maai's,  Gewicht,  Form  und  Zweckdienlichkeit  irgend  welchen 
Konstruktionstheils  ein  Zweifel  nicht  besteht;  ein  Kostenbetrag 
ist  nicht  tixirt  1.  Preis  1000  M  2.  Preis  500  M  Der  Ein- 
lieferuugs  -  Termin  läuft  •  ■  etwas  kurz  -  bis  1.  Juni  er.  — 
in    der    7gliedrigen    Benrtheilungskonunissiou    betinden  sich 


K«nmlwlo<iiT«rl>(  von  Ctrl  »ttllt«  la  B«rtla.   Kur  Ol*  KeiUMiva  >w«ji!»orllkh  K.  B.  O.  FriWefc.   Drwk;  W.  Haaitr  Hof  barbdracktral,  Barilo. 

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No.  35. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


175 


.  in  .1«  B-rliwr 


Znr  Kreatinin«  'let  CHrtrrtiW»!«.  —  7.nr  fVtbrnxWalirlknk*«  it*r  SflvmutHn- Anliuwn.  —  Brikk.-uhiiill.hrr 
Zur  AuMrUuuR  de  I.  So.  JU  UMhrieb«,cn  Flulo 14WAf.h«r»t.f«.  -  F,mi*»«n1.  Bau  und 
-  Kr,okurr.T.i.D  —  I'trional-Karlirirkteti.  -  Brlrf.  null  Pf»g»k««t» n. 


Humor  au* 
li,Jurtn>.Au 


•  IWuiii  für 
in  Frankfurt  a.  M. 


Zur  Regulirung  des  Oberrheins. 

I>er  Verfasser  des  betr.  Artikels  in  No.  16  und  18  die».  Bl. 
hat  das  Verdienst,  eine  sowohl  far  die  Interessen  & 
laude*  als  für  die  Erhöhung  der  Schiff  barkeit  der 
Flusse  tut  allgemeinen  Iredeutungsvolie  Frage  zur  öffentlichen 
Debatte  gestellt  zu  haben.  Es  kann  sich  nun  hierbei  derjenige 
Hydrotekt,  welcher  die  Regulirung  des  Oberrheüis  im  wesentlichen 
für  schou  rollendet  und  abgeschlossen  hielt,  nicht  mehr  betheiligeu, 
wag  sowohl  nach  dem  Saue  „audiatur  et  altera  pars",  als  im 
Interesse  der  Sache  selbst  zu  bedauern  ist.  Wenngleich  der 
Unterzeichnete  die  Ansichten,  welche  der  jüngst  verstorbene 
Wasser-Bau-Dircktor  Grebenau  über  Stromreguliruugeu  besaß, 
nicht  theilt,  denselben  vielmehr  wiederholt  (cfr.  Jahrg.  1*75  und 
1877  dies.  BL,  sowie  Handb.  der  lue. -Wissensch.  Bd.  III)  ent- 
gegen getreten  ist,  so  kann  er  doch  nicht  umhin  zu  konstatiren, 
das*  Grelreuau  ein  hervorragender  Kenner  des  Oberrheins  war, 
der  zweifellos,  wenn  über  die  qu.  Frage  vor  Jahr  und  Tag  de- 
battirt  worden  wäre,  seinen  Standpunkt  gewahrt  und  auch  wohl 
zur  Klarung  der  Sache  beigetragen  haben  würde. 

Der  erwähnte  Artikel  in  No.  16  u.  18  ist  wegen  seiner 
eingehenden  Angaben  über  die  lokalen  Verhältnisse,  so  wie  nicht 
minder  wegen  der  Abgabe  des  L'rtheils,  dass  die  Erhöhung  der 
Schiffbarkeit  des  Oberrheüis  durch  Einschränkung  der  Flussbreite 
für  Niederwasser  nothwendig  und  ausführbar  sei,  als  werthvoller 
Beitrag  zur  Lösung  jener  Frage  zu  begrüßen. 

Das  was  in  dem  Artikel  über  die  Notwendigkeit  und  Zweck- 
mäßigkeit der  besseren  Schiffbarmachung  der  genannten  Strom- 
strecke durch  erhebliche  Einschränkung  der  jetzigen  Normalbreite 
gesagt  worden  ist,  dürfte  im  allgemeinen  zutreffend  sein,  die 
Grundsätze  aber,  auf  denen  die  neuen  Vorschlage  des  Artikels 
bezüglich  Herstellung  und  Wirksamkeit  der  projektirten  Niedcr- 
wasser-Rinue  basiren,  erscheinen  nicht  annehmbar,  weil  diese  Grund- 
sätze sich  weder  mit  den  allgemeinen  Eigenschaften  der  Müsse,  noch 
mit  den  speziellen  des  Oberrheins  in  Harmonie  beiluden.  Dieser 
Ausspruch  stützt  sich  auf  den  vom  Verfasser  des  qu.  Artikels 
unterschätzten  Satz,  dass  sich  die  ungleichförmige  Wasserbe- 
wegung,  die  uugleichmafsige  Gestaltung  des  Fln&sbetts  und  dag 
Serpentiniren  der  Fahrrinne  oder  des  Stromstrichs  in  keinem  ge- 
schiebeführenden Flugs  beseitigen  lagst,  weil  einem  solchen  Flusse 
fort  und  fort  durch  die  oberen  Flugstrecken  uud  die  Seitenflosse 
neue  Sinkstoffe  zugeführt  und  weil  seine  aus  beweglichen  Massen 
bestehenden  Ufer  und  Sohlen  Wandungen  dauernd  angegriffen  werdeu. 

Ist  dies  richtig,  so  kann  sich  auch  nicht  einmal  annähernd 
ein  Niederwasser-Protil,  wie  es  auf  S.  88  d.  Bl.  in  Fig.  3  pro- 
jektdrt  worden  ist,  ausbilden  und  noch  viel  weniger  erhalten,  uud 
es  sind  dann  auch  die  wesentlichsten  der  Schlussfolgerungen 
jenes  Artikels  hinfällig  so  namentlich  diejenigen,  welche  an- 

ebung  der  allzu  breiten  und  seichten,  allzu  schmalen  und  tiefen 
Thalwegs-Kinne,  sondern  auch  in  der  ganzen  Breite  derselben  eine 
nahezu  gleichmäßige  Tiefe  und  Stromgeschwindigkeit  ein- 
treten müsse,  und  das«  ein  eigentlicher  Stromstrich,  also  auch 
ein  Scipentüüren  nicht  mehr  vorkommen,  die  Geschiebeführung 
fast  ganz  aufhören  und  sich  endlich  sogar  die  Flussohle  von 
selbst  mit  einer  aus  groben  Kieseln  bestehenden  Steindecke  be- 
decken werde. 

Solche  idealen  Zustände  können,  wenn  auch  zeitweise  etwas 
derartiges  in  vereinzelten  Profilen  angetroffen  wird,  niemals  im 
gesammten  Niederwasser-Bctt  oder  in  längeren  Strecken  desselben 
erwartet  werden.  Die  stetige,  wenn  auch  mir  allmählich  vor  sich 
gehende  Verwitterung  des  Gesteins  an  der  Oberfläche  der  Gebirge 
und  das  Herabrollen  der  abgelösten  Massen  bedingen  die  Zuführung 
von  Sinkstoffen  in  die  Flüsse,  die  Strömung  in  den  letzteren  aber 
die  Fortführung  der  Sinkstoffe  zum  Meere.  Lässt  sich  uun  auch 
durch  Regulirung  der  oberen  Strecken,  sowie  der  Nebenflüsse  etc. 
die  Zuführung  der  Sinkstoffe  erheblich  vermindern,  so  ist  dies 
doch  eine  schwierige,  lange  Zeitperioden  bedürfende  Aufgabe,  so 
dass  wahrend  eines  absehbaren  Zeitraums  auch  den  best  regulirte- 
sten  Flüssen  zweifellos  noch  erhebliche  Sinkstoff-Massen  weiter 
die  selbst  in 


wie  dies  bei  den  heutigen  Flüssen  der  Fall  ist  Diesen 
I 'ebelstand  vermag  kein  Fhuwregulirongs-System  ganz  zu  besei- 
tigen ;  das  Bestreben  wird  nur  darauf  gerichtet  bleiben  können,  die 
Hauke  ihrer  Zahl  und  ihrem  kubischen  Inhalte  nach  durch  Fest- 
legung der  Hauptmasse  der  zur  Zeit  im  Flussbett  vorhandenen 
Blinke,  sowie  durch  Regulirung  der  Seitenflüsse  etc.  zu  vermindern. 

Der  nicht  festlegbare  Theil  uud  die  immer  neu  hinzu  tretende 
Masse  der  Sinkstoffe  aber  bringen,  wie  sowohl  die  natürlichen  als 
auch  die  schon  regulirten  Flusslaufe  beweisen,  die  ungleichförmige 
Wasserbewegung,  die  verschiedenartige  Flussbett-Geslaltung,  das 
vorzugsweise  in  geraden  und  wenig  gekrümmten  Flugstrecken 
eintretende  Serpentiniren  des  Flusses  und  die  periodische  Ver- 
legung der  Fahrrinne  daselbst  mit  sich.  Es  werden  also  dauernd 
Konkaven,  Konvexen  und  sogen.  Uebergänge  oder  Schwellen, 
folglich  auch  wechselnde  Tiefen  und  Unregelmäßigkeiten  des 
Mussbetts  vorhanden  sein.  Alle  Flüsse  zeigen  denn  auch  reichlich 
Konkaven  und  Konvexen,  die  sich  auch  nicht  durch  Durchstiche 

Ni 


wird  —  beseitigen  lassen.  Mit  dieser  Flussbett-Gestaltung  wird 
daher  jede  Regulirung  dauernd  rechnen  müssen  und  zu  berück- 
sichtigen haben,  dass  von  der  Schaffung  eines  regelmäßigen  Nieder- 
wasser-lief  U  mit  durchweg  nahezu  gleichen  Tiefen  und  Geschwin- 
digkeiten im  Langen-  und  Querprolil  nicht  die  Rede  sein  kann. 

Was  die  Lage  der  projektirten  Niederwasser-Rinne  des  Ober- 
rheins betrifft,  welche  prinzipiell  möglichst  an  einem  der  Fluss- 
ufer entlang  geführt  werden  soll,  sn  ist  zu  Itemerken,  dass  hier- 
durch der  Flusslanf  nicht  unbeträchtlich  verkürzt,  die  Geschwin- 
digkeit airer  entsprechend  vennehrt  werden  wurde.  Die  Geschwin- 
digkeit aber  ist  in  Folge  der  erheblichen  Verkürzung  des  Flusslaufs, 
welche  durch  die  für  die  I-andeskultur-Interessen  zwar  erfolgreiche, 
für  die  Schiffahrts  -  Interessen  aber  sehr  unglückliche  Tulla'sche 
Regulirung  veranlasst  wurde,  schon  jetzt  eine  so  bedeutende, 
dass  gerade  sie  als  wesentliches  Hinderniss  der  Schiffahrt  auf  dein 
Oberrhein  gilt.  Man  wird  deshalb  dabin  streben  müssen,  die  Strom- 
geschwindigkeit möglichst  zu  vermindern,  was  aber  durch  die  vorge- 
schlagene \  erringerung  der  Tiefe  in  praxi  nicht  möglich  ist,  weil  das 
projeklirte  Niederwasser-Bett  keineswegs  eine  Ausgleichung  der 
jetzigen  Tiefen,  sondern  in  den  Konkaven  sogar  eine  Vergrößerung 
derselben  zur  Folge  haben  würde.  Eine  Verringerung  der  Ge- 
schwindigkeit wird  nur  dadurch  zu  erreichen  seiu,  dass  man  den 
Lauf  des  Niederwasserbetts  durch  Verstärkung  der  Serpentinen 
(soweit  diese  kein  Schiffahrts-Hinderniss  bilden)  verlängert. 

Jede  Vergrößerung  der  Geschwindigkeit  ist  bedenklich  und  es 
wird  dieses  Mittel  sich  erst  dann  rechtfertigen  lassen,  wenn  ohne 
dasselbe  die  erforderliche  Fahrtiefe  überhaupt  nicht  zu  schaffen 
ist  Immerhin  wird  die  Geschwindigkeit  stets  so  erheblich  bleiben, 
dass  nur  von  der  Einrichtung  des  Tauereibetriebs  eine  ge- 
regelte Schiffahrt  auf  dem  Olierrhein  erwartet  werden  kann.  Das 
Niederwasserbett  muss  daher  die  Legung  und  Erhaltung  des  Taues 
gestatten;  dies  aber  ist  bei  der  projektirten  Rinne  nicht  der  Fall, 
weil  dort  ganz  erhebliche  Sinkstoff-  Bewegungen  und  Unregelmäßig- 
keiten in  der  Gestaltung  des  Betts  unvermeidlich  sein  werden. 
Itie  Wirkung  des  projektirten  mittleren  Parallelwerks  würde 
nämlich  darin  bestehen,  die  Strömung  noch  mehr  als  dies  schon 
jetzt  der  Fall  ist,  auf  die  vorhandenen  Ufer-Deckwerke  zu  drängen, 
die  Tiefen  daselbst  zu  vermehren  und  Beschädigung  und  Zerstörung 
der  Bauwerke,  die  erhebliche  Neu-  und  Reparaturhauten  erforder- 
lich machen  würden,  anzurichten.  Der  mittlere  Kiesrürken  aber 
würde  nur  zum  Theil  von  der  Strömung  fort  gerissen  werden  und 
es  mttsste  statt  der  erhofften  gleichmäßigen  Niederwasser- Rinne 
ein  ganz  verwildertes  Bett  entstehen,  in  welchem  das  Tau  stets 
erheblichen  Versandungen  mit  entsprechenden  Folgen  für  den 
Taucreibc  trieb  ausgesetzt  wäre.  Dass  unter  diesen  Verhältnissen 
auch  sehr  bedeutende  Regulirungskosten,  welche  mit  den  im  Artikel 
angegebenen  nicht  annähernd  übereinstimmen,  und  zur  Aus- 
führung nicht  6,  sondern  wohl  10  bis  15  Jahre  erforderlich  sein 
würden,  darf  als  sicher  angenommen  werden.  — 

Endlich  lässt  sich  auch  die  richtige  Normalbreite  für  das 
Niederwasser-Protil  nach  dem  zeitigen  Sunde  des  technischen 
Wissens  nicht  so  genau  ermitteln,  dass  nachträgliche  Modifikationen 
als  ausgeschlossen  zu  betrachten  sind.  Daher  wird  man  solche 
Einschränkungs-Werke  wählen  müssen,  die  eine  nachträgliche  Ver- 
schiebung ohne  großen  Kostenaufwand  gestatten.  Das  ist  aber 
bei  dem  projektirten  Parallelwerk  nicht  der  Fall,  da  jede  noth- 
wendig werdende  Verlegung  desselben  einen  kostspieligen  Um- 
oder  Neubau  erfordern  würde. 

Aus  den  vorstehend  kurz  angedeuteten  Gründen  halt  der 
Unterzeichnete  die  Regiilirnngsweise  des  Oberrheins  nach  den 
Vorschlägen  des  Artikels  in  No.  16  und  18  d.  Bl.  für  ungeeignet; 
er  empfiehlt  vielmehr  zur  Lösung  dieser  Frage  und  zur  Her- 
stellung eines  Niederwasserbetts  das  sogen,  .komhinirte  System", 
über  welches  ein  demnächst  in  der  Zeitschr.  f.  Bauw.  erscheinender 
Aufsatz  eine  eingehende  Erläuterung  briugeu  wird.  Damit  ver- 
bunden sollen  auch  die  Einwendungen  in  der  Anmerkung  auf 
S.  85  d.  Bl.  ihre  Widerlegung  finden. 

Wesel,  im  März  1S78.  .1.  Schlichting. 

^     Zur  FeuorgofjilirUohkeit  dor  Soho^tein-Anlavgren^dftrfte 

d.  Bl.  beschriebenen  Schornsteinanlage  wohl  nicht  durch  die  bau- 
polizeilichen Vorschriften,  sondern  lediglich  durch  fehlerhafte 
Ausführung  verursacht  worden  ist  Die  meßten  Kanpsilizei- 
Ordnungen  begnügen  sich  nicht  damit,  den  Abstand  zwischen 
den  inneren  Schornstein  •  Wanden  uud  deu  an  ihnen 
führenden  Fachwerkwänden  und  Balkenhölzern  fest  zu 
sondern  fordern  eine  massive  Verblendung  voi 
Mauerziegeln  in  Kalkmörtel.  Wird  diese  in  der  ganzen  Aus- 
dehnung der  Schorusteinwände  —  nicht  blos  an  den  Vorderseiten, 
wie  es  in  der  Regel  zu  geschehen  pflegt  —  und  entweder  gleich 
mit  der  Aufführung  des  Schornsteins,  oder,  wenn  der  Schornstein 
schon  vorhanden,  mit  dem  Aussetze»  der  Wände  ausgeführt,  auch 
über  die  Rahmen  und  Riegelhölzer  hinweg  fortgesetzt,  so  kann 
sie  nur  schützend,  durchaus  nicht  gefahrbringend  auftreten. 

Sie  wird  die  im  Schornstein-Gemäuer  etwa  vorhandenen,  von 
leichtfertiger  Arbeit  herrührenden  offenen,  oder  nur  mangelhaft 
mit  Mörtel  geschlossenen  Fugen  gegen  das  Ilolzwerk  verdecken 
und  die  den  Hölzern  zugewendeten  Schornstein-Umfassungen  ge- 
verstarken. 

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176 


DEUTSCHE  BAUZEITÜNG. 


1.  Mai  1878 


Zwecke 


Das  Einschlagen  einer  Oeffnung  nach  dem  Schornstein,  zum 
:ke  der  Einführung  eines  Rauchrohres,  wird  dann  durch  volles 
erwerk  hindurch  stattrinden  und  man  wird  nur  das  Schorn- 


iu  otw&,  wie 

es  bei  offenem  Abstände  vorkommen  kann,  für  dasselbe  halten 
könnte,  bei  dieser  Arbeit  autreffen.  Selbst  ein  zu  kurzes,  nicht 
bis  in  das  Schornsteinlicbter  reichendes  Rauchrohr  kann  ohne 
(«■fahr  hierbei  zur  Verwendung  kommen,  weil  die  Ausmündung 
des  Rohres  immer  von  massivem  Mauerwerk  umgeben  sein  wird. 
Chemnitz,  April  1878.  A.  C.  Lang,  B.-V.-Inspektor. 

Brückenbaulicher  Humor  ana  Rusaland.  Wir  berichteten 
in  No.  94  v.  .1.  über  den  bevorstehenden  Bau  einer  für  Kriegszwecke 
bestimmten  provisorischen  Donau  -Brücke,  bei  dem  die  Haupt- 
eigcuthümlichkeit  in  der  Anwendung  grofscr  schwimmender 
Zylinder  aus  Eisenblech  bestand,  welche  die  Brücken-Fahrltahn 
trageu  sollten. 

Die  Zylinder  sind  nach  Mittbeilungen  von  Tagesbliittcni 
allerdings  angefertigt  worden  (wie  es  heilst  von  einem  preufsisob- 
rheinischen  Werke),  haben  jedoch  ihren  Bestimmungsort  nicht 
erreicht,  da  sie  für  den  Transport  auf  den  russischen  Bahnen 
—  wenigstens  wie*  derselbe  zur  Zeit  betrieben  wird  sich  als 
zu  „uniiandbar"  erwiesen.  Nirgends  sollen  sich  die  nöthigen 
Hebekrahne  zum  Abladen  gefunden  haben  und  nachdem  einzelne 
Theile  bereits  6eit  Oktober  vorigen  Jahres  die  Bahngleise  ver- 
Theil  der  Waggons  in  ganz  Rumänien  sich  zer- 
üngheni  seine  unförmige  Ladung  gen 
t  hat  und  120  Waggons  auf  wunderbare  Weise  gar 
gerathen  sein  sollen,  hat  an  eine  regelrechte  Zu- 
uicht  mehr  gedacht  werden  können  und  soll  der 
ergangen  sein,  die  Waggons  mit  den  einzelnen  Brücken- 
wo  dieselben  sich  auch  befinden  mögen,  mit  möglichster 
Beschleunigung  nach  Warschau  —  zurück  zu  spediren!  120  Wagen 
hatten  dazu  jeder  etwa  2  500  K,K  zurückgelegt! 

Eine  Prüfung  für  Masohinenteonnlker  zum  Staats- 
dienst« hat  nunmehr  auch  Baden  eingeführt.  Vorbedingung 
ist  aufser  der  deutschen  Reichsangehörigkeit  Nachweis  allge- 
meiner Bildung  durch  Vorlegung  von  Gymnasial-  oder  Realschul- 
I  Abgangs  V-)Zeugnissen,  event  Bestehen  einer  Spezialprüfung, 
die  beim  grofshurz.  Oberschulrath  eingerichtet  ist.  Der  Nachweis 
fachlicher  Bildung  wird  durch  Studien -Zeugnisse  über  den 
4', jjahrigen  Besuch  einer  deutschen  technischen  Hochschule 
und  eine  2fach  gegliederte  Prüfung  erbracht,  wovon  die  erste 
das  mathematisch  -  naturwissenschaftliche  Wissen,  die  zweite  das 
speziell  fachliche  Wissen  umfasst  Die  mathematisch-naturwissen- 
schaftliche Prüfung  kann  übrigens  bereits  nach  2jahrigem  " 
einer  technischen  Hochschule  absolvirt  werden.  — 


Zur  Aufstellung  des  In  No.  30 
thätigen  Fluth-Meos-Apparates  bittet  der  Autor  uns,  ..«.zu- 
tragen, dass  der  ausgeführte  Apparat  allerdings  anfanglich  auf  Sylt 
hat  aufgestellt  werden  sollen.  Um  aber  den  Beobachtungspunkt 
der  Eluthwelle  von  lokalen  Einwirkungen  der  Küstenbildung  und 
Ströme  unabhängiger  zu  machen,  will  man  denselben  möglichst 
weit  in  See  vorrücken  und  hat  nunmehr  vor,  den  Apparat  auf 
Helgoland  aufzustellen;  die  Vorarbeiten  für  die  dortige  Auf- 


Permanente  Bau-  und  Industrie-Ausstellung  in  Frank- 
furt a.  M.  Durch  Zusendung  eines  Prospektes  erhalten  wir 
Kcnntniss  von  einem  Unternehmen  angegebener  Art,  das  im  ehe- 
maligen Bundes-Palais,  Eschenheimer  Gasse,  stattfinden  soll 
und,  wie  es  scheint,  bereits  eröffnet  ist;  als  Vorstand  desselben 
fungirt  Herr  Jean  Klein. 

Die  Ausstellung  umfasst  folgende  Zweige: 

1)  Ständige  Ausstellung  aller  zum  Baufache  gehörigen  Gegen- 
stande: Steine,  Eisen-,  Bronze-  und  Zinkgusswaaren, 
Maschinen,  Modelle,  Sgraftito,  Parquets,  Gas-  und  Wraaser- 
leitungs-Artikel,  Haustelegraphen,  Oefen,  Heerde,  Ventila- 
toren etc.  etc. 

2)  Depöt  von 


3)  Spezial- Ausstellung  neu  patentirter  Gegenstande. 

4)  Die  Modellküche  der  Frankfurter  Kochkunst  -  Ausstellung. 

5)  Periodische  Ausstellung 
Meister  aus  der  Kunst - 
Merkel  zu  Wiesbaden. 

Neu  patenlirte  Gegenstände  werden  auf  die  Dauer  von 
'/«  Jahr  gratis  zur  Ausstellung  zugelassen  und  können  auch 
nach  besonderer  Vereinbarung  in  Betrieb  gesetzt  werden.  Die 
Ausstellung  ist  täglich  einschl.  Sonntags  von  9  bis  6  Uhr  geöffnet 

Neues  in  der  Berliner  Bauaasstellung.  In  der  Zeit 
vom  14.  27.  April  wurden  neu  eingeliefert  von  ('.  Harney  Man- 
sardenfenster von  Zinkblech.  —  Gustav  S  c  h  a  1 1  e  h  n ,  Magdeburg, 
Mittel  und  Verfahren  gegen  Schwamm  und  Feuchtigkeit  (Antime- 
rulion),  Patent  Dr.  H.  Zerener,  No.  378,  Klasse  37,  Hochbau. 
Li  trockener  Form  als  Ausfüll  -  Material  gegen  intizirtes  und 
feuchtes  Mauerwerk.  Ersatz  der  Luftzirkulatiuns  -  Anlagen,  resp. 
deren  Ergänzung.  Wasserglasfarben  -  Anstriche  für  Holz  und 
Sparmiwerk.  


Konkurrenzen. 

M  inat ^-Konkurrenzen  für  den  Architekten-Verein  zu 
Berlin  zum  1.  Juni  1878. 

I.  Pavillon.  —  Im  Thiergarten  soll  ein  Kaffeehaus  mit 
einem  300 QJ'"  grolsen  Saale,  offenen  Hallen,  entsprechenden 
Nebenranmen  und  Aborten  iu  Holzbau  mit  Schindeldach  errichtet 
werdeu.    Grundriss  I  :  20t),  Ansichten  und  Durchschnitte  1 : 100. 

II.  Fu  fsgänger- Tunnel.  —  Gelegentlich  des  Umbaues 
eines  Bahnhofs  soll  ein  vorhandener  Niveau  -  Uebergang  über  die 
Bahnhofsgleise  durch  eine  nur  für  Fufsgitnger  bestimmte  Tunnel- 
Verbindung  zwischen  den  beidpn  Parallelstrafsen ,  welche  den 
Bahnhof  begrenzen  und  mit  dessen  Planum  in  gleicher  Höhe  liegeu, 
ersetzt  werden.  Die  Breite  des  Bahnhofs  wird  an  der  betreffen- 
den Stelle  dadurch  bestimmt,  dass  15  Gleise  gelegt  werden  sollen 
und  aufserdem  der  Raum  für  einen  Güterschuppen  nebst  Zufuhr- 
weg reservirt  bleibt  Der  Tunnel  soll  gewölbt  und  durch  Ober- 
lichter, welche  an  passenden  Stellen  zwischen  den  (.leisen  einzu- 
legen sind,  erleuchtet  werden.  I>ie  Entwässerung  erfolgt  durch 
eine  Rohrleitung  nach  einem  nahen  Müsse,  bei  eintretendem  Hoch- 
wasser alter  muss  die  Leitung  geschlossen  und  das  etwaige 
Sammelwasser  ausgepumpt  werden.  Die  Details  der  Oberlichter 
und  der  Entwässerung  sind  im  Entwurf  anzugeben  und  im  Er- 
liluterungs-Bericht  ist  die  Bauausführung,  durch  welche  der  Bahn- 
betrieb nicht  unterbrochen  werden  darf,  zu  beschreiben. 

Personal  •  Nachricht«!. 

Preufsen. 

Ernannt:  Der  Bmstr.  Schmitz  zu  Münster  zum  Landbau- 
meister daselbst 

Versetzt:  Die  Eisenbahn-Baumeister  Sobeczko  von  Saar- 
brücken nach  Cassel,  Braune  von  Trier  nach  Saarbrücken  u. 
Dr.  Mecklenburg  von  Kreuznach  nach  Trier. 

Die  Baumeister-Prüfung  haben  bestanden:  a)  für  beide 
Fachrichtungen:  Heinrich  Hauptuer  aus  Hagen  u.  Hermann 
v.  Roinowski  aus  Paderborn;  b)  für  das  Hochbaufach:  Otto 
Lehmann  aus  Breslau.   

Brief-  und  Fragekaaten. 

Hrn.  S.  in  Aachen.  Die  Herstellung  grofser  Kronleuchter 
für  Theater  etc.,  die  bei  Bauten  höheren  Ranges  wohl  meist  nach 
besonderen  Zeichnungen  des  Architekten  erfolgt,  bildet  keine  be- 
sondere Spezialitat,  sondern  dürfte  von  den  meisten  Firmen,  die 
Belcuchtungs-Gegenstiinde  fabriziren,  mit  übernommen  werden. 
Unter  den  letzteren  hat  sich  neben  den  bekannten  Berliner  Firmpu, 
die  in  den  Besprechungen,  welche  u.  Bl.  den  kunstgew.  Ausstellungen 
der  letzten  Jahre  gewidmet  hat,  häufig  erwähnt  sind,  besondere 
der  Fabrik  von  Riedinger  in  Augsburg  einen  guteu  Namen  gemacht 

Hrn.  K.  in  Altona.  Auch  unseres  W'issens  ist  zu  den  von 
den  preufsischen  Baubeamten  ausgestellten  Attesten  über  die 
Druckprobe  von  Dampfkesseln  ein  Stempel  überall  nicht  verwendet 
worden  und  es  würde  eine  stempeltiskalische  Untersuchung  hier 
massenhafte  Kontraventionen  zu  Tage  fördern,  falls  die  wider 
Sie  geltend  gemachte  Anschauung  sich  als  richtig  erweist,  dass 
I  60  d.  Stempel -  Tarifs  in  Verbindung  mit  S.  1297  No.  2,  3,  4 
des  Verordnnngsbl.  Jahrg.  1867,  dem  Finanz -Minist. -Reskript 
v.  2/2.  68  (Zentralbl.  S.  130)  und  §  24  der  Gewerbe  -  Ordnung 
v.  21/6.  69  die  StempelpnVhfigkeit  derartiger  Atteste  begründen. 
Da  uns  die  bezgl.  Materiahen  nicht  alle  zur  Verfügung  stehen, 
so  erlauben  wir  uns  die  Anfrage,  ob  dem  in  der  That  so  sei, 
unserem  Leserkreise  vorzulegen. 

Hrn.  W.  in  Rom.  Sie  scheinen  bei  Ihrer  Anfrage  über  die 
Aenderungen,  welche  die  jetzt  geltende  Prüfungsordnung  gegen- 
über der  Alteren  (v.  23.  Sept  1868)  hinsichtlich  des  praktisch 
zu  erwerbenden  Theils  der  Ausbildung  der  Kandidaten  enthalt, 
nicht  ganz  im  Klaren  gewesen  zu  sein.  $  1  und  §  8  Z.  2  der 
Vorschriften  v.  27.  Juni  1876,  welche  hierzu  in  Betracht  kommen, 
enthalten  darüber,  von  welcher  speziellen  Art  die  praktische 
Thätigkeit  eines  Kandidaten  gewesen  sein  muss,  um  das  Anrecht 
auf  Zulassung  zur  Prüfung  zu  erwerben,  keinerlei  Festsetzungen 
und  ist  nach  dieser  Omission  zu  schließen,  dass  jeder  Einzelfall 
in  Bezug  hierauf  der  Beurtheilung  bezw.  der  Entscheidung  des 
Handels  -  Ministeriums  untersteht  Damach  würde  allerdings  die 
Möglichkeit,  dass  eine  '/jährige  Studien-Reise  für  eine  '  iiahrige 
praktische  Thätigkeit  angerechnet  werde,  nicht  ausgeschlossen 
sein :  weuu  Sie  aber  fragen,  ob  wir  die  Gewährung  eines  derartigen 
Ausgleichs  für  wahrscheinlich  ansehen,  so  glauben  wir  uns  im 
Hinblick  auf  den  Zweck  der  betr.  Bestimmungen  in  nicht  ganz 
zweifelsfreiero  Sinne  aussprechen  zu  müssen. 

Hrn.  O.  II.  in  Riesa.  Die  neueste  Spezialschrift  ist  Klascn, 
Handhuch  der  Holz-  nnd  Holz-Eisen-Konstruktionen,  Leipzig  1877. 

Hrn.  L.  in  S.  Wir  glauben,  dass  Sic  von  der  Berliner 
Bauakademie  Abstand  nehmen  und  irgend  eines  der  zahlreichen 
deutschen  Polytechniken  würden  vorziehen  müssen. 

Abonn.  A.  B.  in  Düsseldorf.  Wir  würden  den  Gebrauch 
von  Dachpappe  an  den  fraglichen  Stellen,  als  nicht  ausreichende 
Sicherheit  für  längere  Dauer  bietend,  kaum  rüthlich  finden,  viel- 
mehr l'nterlagsplatten  aus  Robglas  oder  Blei  vorziehen. 

Abonnent  in  Scbneidemühl.  Das  älteste  Berliner  Ge- 
schäft für  Anfertigung  von  Kupferschablonen  ist  das  von  Friedr. 
Protzen,  W.,  Krononstr.  27. 


;  v»,  Oarl  tU.llt«  I« 


K.  E.  O.  Prll.ch.    Druck:  W.  Iloe.ir  llofl.ncM.  urkcrel ,  Bwllu- 


Berlin- 


N"  36. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


177 


In  ball:  I>i«  Kncw(e«,r-l«ng  uad  di«  Orgtninition  d»  In£mlmir*rc«6n«  In  luden. 
—  Dm  neue  HoAheuer  m  Ureaden.  (Hrlili*»»-)  —  Heh«]am»rnder  Kralm  im  Bftlen 
To«  New- York. —  MlUbtilungen  tu«  Vereinen:  OatpraaM*tb*r  Ifrini  mut 
Arrbltekten  -  Verein.  —  Architekt«»-  and  Infptüm •  Vtreko  u  rUnn«™.  —  Arcnd- 


UktM - Wrtin  tu  Berlin.  —  Vermiteht««.'  Di«  X.  G«n#r«Jv»rMurtmliitif;  dft»  Vrr- 
n«Ml«*  4.  A.-  u.  I.-V,  —  Ahindtrunx  drr  preuf».  Vorschriften  fttwr  die  Beeldkcuiut 
der  Ktitdiditten  d««  Itxti  und  Mnerhlneniirhji.  —  GewerMlebc  Veirnrnulen  in  llam- 
tmr%.  —  BannitigkeH  In  Berlin-  —  Brief-  und  Prtftk««!«». 


Die  Entwickelung  und  die  Organisation  des  Ingenieurwesens  in  Baden. 


it  Rücksicht  auf  die  in  mehren  deutschen 
Staaten  und  namentlich  in  Prenfsen  beab- 
sichtigte Neugestaltung  des  öffentlichen  Bau- 
wesens durften  einige  nähere  Mittheilungen 
Aber  das  zu  einer  eigenartigen  nnd  hohen 
Entwickeluug  gelangte  Ii 
nicht  ohne  Nutzen  sein.*)  — 


Als  Baden  durch  den  Reichsdeputations-I 
1803  zu  doppelter  Gröfse  angewachsen  war,  entsprach  Mark- 
graf Karl  Friedrich  dem  BedOrfniss  einer  neuen  Organisation 
der  Verwaltung  durch  Bildung  von  5  General-Kommissionen. 
Einer  derselben  wurde  die  Leitung  des  Hochbaues,  einer 
anderen  die  Leitung  des  Wasser-  and  Strafsenbaues 
ubertragen.  Das  als  oberste  Verwaltungsbehörde  fungirende 
Geheimraths-KoUegiam  wurde  1808  durch  eine  in  5  Departe- 
ments getbeilte  Zentral-Verwaltung  ersetzt.  Die  Departements 
der  Polizei,  der  Finanzen  und  des  Innern  wurden  abwechselnd 
mit  der  Leitung  des  Wasser-  und  Strafsenbaues  betraut  — 

Eine  1808  angeordnete  Untersuchung  Ober  den  Zustand 
der  Landstrafsen,  die  ein  wenig  erfreuliches  Resultat  ergab, 
war  Veranlassung,  dass  der  1797  als  Ingenieur  angestellte 
und  1814  zum  Chef  des  Wasser-  und  Straisenbaues  beförderte 
Oberst  Tulla  Vorschläge  zur  Verbesserung  des  Strafsenwescns 
aufstellte.  Schon  1810  folgte  ein  vom  Minister  Marschall 
von  Bieberstein  —  dem  Stein  Badens  —  aasgearbeitetes 
Strafsengesetz.  das  in  seinen  Hauptzagen  bis  1868  in  Geltung 
blieb.  Die  Unterhaltung  der  Strafsen  erfolgte  durch  die  erst 
1831  aufgehobenen  Frohnden.  Von  1813  bis  1816  wurde 
der  Wasser-  and  Straßenbau  von  einer  aus  dem  Ober-Landes- 
ingenieur (Tulla),  2  Kreis  -Ing.  und  1  Halfs-Ing.  zusammen- 
gesetzten Kommission  geleitet,  die  von  1816  an  (bis  1823) 
den  Titel  „Direktion  des  Wasser-  und  Strafsenbaues"  fuhrt« 
und  aus  dem  Direktor  und  etlichen  Oberingenieuren  bestand. 
Zugleich  wurde  zur  Besorgung  des  Bezirksdienstes  des  Wasscr- 
und  Strafsenbaues  das  Ijuid  in  13  Inspektionen  geteilt,  deren 
jödp  von  piii£?jxi  ßczirlLsiu^ctiic  u  r  mit  dorn  erforderlichen 
Gehilfenpersonal  geleitet  wurde.  1819  ging  der  Wasser-  und 
Strafsenbau  an  das  Ministerium  des  Innern  Ober,  bei  welchem 
derselbe  bis  zur  Bildung  des  Handels-Ministeriums  1860  ver- 
blieb. Bei  jedem  Direktorium  der  10  Kreise,  in  die  das 
Land  seit  1809  getheilt  war,  fungirte  ein  Kreis-Oberingenieur 
als  Beirath  in  technischen  Sachen.  Die  Wasser-  und  Strafeen- 
ban-Inspektionen  wurden  den  Verwaltungsbehörden  (Kreis- 
Direktorien)  und  nur  in  technischer  Hinsicht  der  Direktion 
des  Wasser-  und  Strafsenbaues  unterstellt  Diese  Unterord- 
nung unter  2  Behörden  hatte  jedoch  so  viele  Misstande  zur 
Folge,  dass  endlich  1823  die  schon  1810  von  Tulla  angeregte 
Zentralisation  des  Wasser-  und  Straisenbaues  zu  Stande  kam. 
Die  gesammte  Leitung  ging  an  die  bis  heute  noch  bestehende 
Ober-Direktion  des  Wasser-  und  Strafsenbaues  aber,  welcher 
Titel  der  früheren  Direktion  beigelegt  wurde.  Diese  aus 
einem  Direktor,  eUichen  technischen  Rathen  und  -einem 
RechtsTcferenten  bestehende,  den  Rang  einer  Zentral -Mittel- 
steile  bekleidende  Behörde  wurde  1860  dem  Handels-Mini- 
sterium unterstellt  an  welches  die  GesammUeitung  des  Wasser- 
und  Strafsenbaues  —  mit  Ausnahme  der  beim  Ministerium 
des  Innern  verbleidenden  Oberaufsicht  Ober  die  Gemeinde- 
strafsen  —  Oberging. 

Inzwischen  erwies  sich  das  Strafsengesetz  von  1810  mit 
den  geänderten  wirtschaftlichen  Verhältnissen  in  stetig  steigen- 


Widerspruch  und  eine  Reform  war  unabweisbar,  als  im 
i  1863  eine  auf  dem  Grundsätze  der  Selbstverwaltung 


Organisation  der  Verwaltung  ins  Leben  trat,  die  in 
wirtschaftlichen  Fragen  eine  gre-fsere  selbständige  Thätigkeit 
nnd  Mitwirkung  der  Gemeinden  und  Kreise  bedingte.  So 
trat  1868  ein  neues,  noch  galliges  Strafsengesetz  ins 
Leben.  Hiernach  werden  fernerhin  nur  2  Arten  öffentlicher  Wege 
nach  ihrem  Zwecke  unterschieden:  Gemeindewege  und  Land- 
strarsen. Die  Anlage  und  Unterhaltung  der  ersteren,  die  dem 
örtlichen  Verkehr  dienen,  liegt  in  der  Regel  ausschliefs- 
lich  den  betreffenden  Gemeinden  ob.  Die  Beaufsichti- 
derselben  geschieht  durch  die  Verwaltungsbehörden, 

*)  Bluijt-  ■»«•*•«  SnthuMi  hierüber  «ind  bereit«  Im  Jrurg.  lr)«7.  8.  4M  <L  Bl. 
Ii«n  »orden.     Wer  nrh  eingebender  über  die  Verlii!tnin»e  dea  btdisrben  B«u- 
tm  I«  orirtiii  ren  »amw-hr,  d«rn  biete*  In  Brune,  tmt  W  tater-  und  Ktrtfoeflhtu  du 
Werk  de.  Direktor»  Rur  du  best«  MnlerUl.    11  «nrh«  der 


unter  Beiziehung  der  Wasser-  nnd  Strafsenbau-Inspektionen, 
namentlich  des  technischen  Hilf- Personals  derselben  (der 
Strafscnmeister).  Seit  Etiass  des  Gesetzes  hat  sich  in  Folge 
der  tatkräftigen  Unterstatzung  der  Behörden  das  Interesse 
der  Gemeinden  um  die  Gemeindewege  wesentlich  gehoben. 
Was  die,  vorzugsweise  dem  durchgehenden  Verkehr  dienenden 
Landstraisen  anbelangt,  so  geht  das  1868er  Gesetz  von  dem 
GrundsaUe  aus,  dass  dieselben  zunächst  nnd  hauptsächlich 
für  den  Staat,  dann  aber  in  zweiter  Linie  für  die  berührten 
Kreide  und  Gemeinden  von  besonderer  Wichtigkeit  seien. 
Es  haben  daher  die  beiden  letzteren  Korporationen  nicht 
nur  an  den  Kosten  der  Neuanlagen  und  der  Unterhaltung  — 
Neubau:  Staat  Vi,  Kreis  V«,  Gemeinden  V«;  Unterhaltung: 
Staat  Vi ,  Kreis  V« ,  Gemeinden  V«  der  Kosten  —  zu  parti- 
zipiren ,  sondern  es  steht  ihnen  auch  bei  Neubauten  and  der 
Aufnahme  von  Gemeindewegen  in  den  Landstrafsenverband 
das  Recht  der  Mitwirkung  zu. 

Diese  Einrichtung,  deren  Idee  beim  neuen  Wassergesetze 
adoptirt  wurde,  hat  sich  bisher  als  praktisch  bewährt.  Die 
Beaufsichtigung  der  Landstrafsen  steht  aasschliefslich  den 
technischen  Behörden  zu.  Als  einerseits  der 
Eisenbahnbau  und  den  wirtbschaftlichen  . 
Verkehr,  andererseits  das  BedOrfniss, 
seinen  Schätzen  besser  und  leichter  zugänglich  zu  machen, 
die  Herstellung  neuer  und  die  Verbesserung  bestehender 
Strafsen  stets  fühlbarer  notwendig  machte,  wurde  durch  die 
Gesetze  von  1870  und  1876  vom  Staate  eine  Summe  von 
8  Millionen  Mark  für  Vervollständigung  des  Landstrafse<netzes 
ausgeworfen.  Sind  diese  Strafsen  auch  noch  nicht  vollständig 
vollendet,  so  erfreut  sich  doch  schon  heute  Baden,  Dank  der 
angewendeten  Sorgfalt  and  der  gebrachten  Opfer  —  von  1852 
bis  1876  wurden  auf  den  Strafsenbau  44  Millionen  Mark  ver- 
wendet —  eines  der  dichtesten  Netze  wohl  angelegter  und 
gut  erhaltener  Strafsen.  Damit  die  " 
die  durch 


etlichen  Inspektionen  besondere,  diesen  i 
für  Wasser-  und  Strafsenbau"  errichtet 

Das  Land  ist  jetzt  in  18  Inspektionen  —  darunter  2  provi- 
sorische —  geteilt.  Die  Kompetenz  derselben  erstreckt  sich 
bei  Submissionen  bis  auf  4000  M.,  bei  schriftlichen  Akkorden 
unter  der  Hand  bis  zu  1000  M.  und  bei  mündlichen  Akkorden 
auf  200  M.  An  der  Spitze  steht  der  Bezirksingenieur,  der 
ausnahmsweise  den  Titel  Oberingenieur.  Baurath  oder  Ober- 
baurath fahrt  und  dem  je  nach  Erfordernisse  Ingenieure  I.  und 
II.  Klasse,  Ingenieur-Praktikanten  und  ein  Büreau -  Assistent 
als  SchrcibhOlfe  beigegeben  sind.  Der  Inspektion  unterstchen 
die  Strafsen-,  Damm-  und  Brückenmeister;  die  Flossaufseher; 
die  Faschinenleger  u.  s.  w.  —  Die  unmittelbare  Beaufsichti- 
gung der  Landstrafsen  sowohl  wie  der  Gemeindewege  eines 
Bezirks  geschieht  durch  die  Strafsenmeister,  die  ebenso  wie 
die  Dammmeister  vor  ihrer  Anstellung  eine  Prüfung,  umfassend 
die  Anfangsgründe  der  niederen  Mathematik.  Aufnahme  von 
Nivellements  und  Situationen  mittels  Kreuzscheibe  und  Mess- 
tisch, Absteckung  in  der  Natur,  Planzeichnen  u.  s.  w.,  abzu- 
legen haben.  Als  ständige  Arbeiter  sind  den  Strafsenmeistern 
die  Strafscnwarte  —  früher  Strafsenknechte  genannt  —  unter- 
stellt Gewisse  Inspektionen  werden  wieder  zu  einem  Bezirke 
zusammen  gefasst  und  behufs  Oberleitung  einem  der  technischen 
Mitglieder  der  Oberdirektion  als  „Rcspiziat"  übertragen.  An 
der  Spitze  der  Oberdirektion  stand  anfangs  und  zeitweise  später- 
hin ein  Techniker.  Der  jetzige  Vorstand  ist  ein  Jurist  Zur 
Bearbeitung  von  Karten,  Plänen  u.  b.  w.,  zur  bildlichen  Dar- 
stellung Ober  Strafsenverkehr  und  Geldaufwand  u.  s.  w.  sind 
der  Oberdirektion  ein  topographisches  und  ein  technisches 
Bureau  untergeordnet,  mit  welchem  letzteren  ein  photogra- 
phisches Atelier  verbanden  ist,  das  sich  zur  Vergröfserung, 
Verkleinerung  sowie  Vervielfältigung  von  Karten  und  Plänen 
als  sehr  neulich  erwiesen  hat  — 

Was  den  Wasserbau  anbetrifft,  so  sei  erwähnt,  dass 
1779  eine  Rheindeich-Ordnnng,  1807  eine  Flussbau-Ordnung  fOr 
den  Rhein  and  andere  schiffbare  Flüsse  erlassen  wurde:  1816 
wurden  durch  die  Bemühungen  Tullas  die 
aufgehoben.    1812  gab  Tulla  die  erste 
mäfsigen  Rheinkorrektion,  die  jedoch,  da 

sen  waren  und 

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178 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG 


4.  Mai  1878 


Hessen  und  Preußen  mehrmalB  Einsprache  erhoben,  zuerst 
nur  langsam  und  schwierig  zur  Inangriffnahme  gelangte.  In 
Folge  der  Rheinkorrekrion  —  auf  die  Baden  von  1852 — 1876 
24  Millionen  M.  verwandte  —  hatte  Baden  schon  1K61 
33  000  Morgen  Land  im  Werthe  von  17  Millionen  M.  ge- 
wonnen. Zugleich  bat  sich  in  Folge  der  Korrektion  Schiff- 
fahrt und  Handel  gehoben,  und  es  wurden  die  Gesundheits- Ver- 
hältnisse wie  auch  die  Boden-Ergiebigkeit  der  Rhein-Niederung 
so  gebessert,  dass  früher  arme,  stels  in  Gefahr  der  Uebcr- 
sebwemmung  schwebende  Gemeinden  zu  großem  Wohlstande 
gelangten. 

Ebenso  wie  beim  Straßenbau  machte  sich  auch  beim 
Wasserbau  die  Verbesserung  der  veralteten  Gesetze  fühlbar 
und  so  wurde  1876  ein  neues,  in  seiner  Art  mastergütiges 
Gesetz  über  Benutzung  und  Instandhaltung  der 
Gewässer  erlassen. 

Der  erste  Tbeil,  der  für  die  Benutzung  der  Gewässer 
feste  Grundsäue  und  Regeln  aufstellt,  geht  von  dem  Grund- 
satze aus,  dass  die  treibenden  und  befruchtenden  Kräfte  des 
Wassers  überall  zur  gröfstmöglichen  wirtschaftlichen  Aus- 
beutung sollen  gelangen  können,  sei  es  durch  einzelne  Private, 
sei  es  durch  Genossenschaften  behufs  Errichtung  größerer 
Ent-  und  Bewässerungsanlagen.  Um  solche  gemeinnützige 
Kultur-Unternehmungen  nicht  an  dem  Widerstand  Einzelner 
scheitern  zu  lassen,  ist  zur  Bildung  einer  Genossenschaft  nur 
die  Zustimmung  von  */,  der  die  betreffende  Grunddäche  be- 
sitzenden Eigentümer  erforderlich.  —  Trügt  dieser  erste  Theil 
des  Gesetzes  einen  mehr  wirtschaftlichen  Charakter,  so  bat 
der  zweite  Tbeil,  der  die  Instandhaltung  der  Gewässer  be- 
bandelt, einen  vorherrschend  öffentlich-rechtlichen  Charakter. 
Die  Pflicht  der  Instandhaltung  der  im  Staats-Flussbau- Verband 
stehenden  Gewässer  (schiff-  und  riassbare)  fallt  —  analog 
wie  bei  den  Landstraßen  —  dem  Staate  zu,  unter  Heran- 
ziehung der  betheiligten  Gemeinden.  An  den  Damm-Baukosten 
partLdpiren  die  Gemeinden  mit  Vi ,  an  den  sonstigen  Unter- 
haltungskosten mit  V»  die  Rhein-,  Main-  und  Neckar-,  mit  V, 
die  an  die  übrigen  Flüsse  anstoßenden  Gemeinden;  die  Auf- 
sichtskosten  trägt  der  Staat  allein.  Bei  den  übrigen  fließen- 
den Gewässern  hegt  —  analog  wie  bei  den  Gemeindewegen  — 
die  Instandhaltung,  soweit  sie  durch  das  öffentliche  Interesse 
—  Schutz  der  Ortschaft  und  Gemarkung  gegen  Ucberschwem- 
mung  und  Versumpfung  —  geboten  ist.  den  betreffenden  Ge- 
ob;  im  übrigen  fällt  sie  den  Uferanstößeru  zu.  Auch 
;ann  sich  für  die  Instandhaltung  der  Ufer  eine  Genossen- 
bilden,  falls  die  Eigentümer  yon  V,  der  in  das  Unter- 
nehmen  fallenden  Grundfläche  ihre  Zustimmung  geben.  Die 
Bau-Leitung  und  Beaußichtigang  der  fließenden  Gewässer 
steht  den  Verwaltungsbehörden  unter  Mitwirkung  der  techni- 
schen Behörden,  die  der  öffentlichen  Gewässer  ausschließlich 
den  letzteren  zu. 

Von  jeher  sind  in  Baden  die  Wasser-  und  Straßenbau- 
Behörden  vereinigt  gewesen.  Erst  1876  hat  man  versuchs- 
weße  den  Rheinbau  von  der  Schweizer  Grenze  bei  Höningen 
bis  zur  Lautermündung  auf  183 *»  Länge,  sowie  die  flößbare 
Kinzig  an  2  neu  errichtete,  ebenfalls  der  Ober- Direktion  des 


in  der  Unzulänglichkeit  der  Be-  und  Entwäaserungs  -  Anlagen, 
in  der  Mangelhaftigkeit  der  Flureintheilung  und  der  Feldwege 
lagen.  Die  schon  1852  mit  der  Vermessung  sämmtlicher 
Liegenschaften  in  Aussicht  genommene  und  1856  durch  Gesetz 
eingeleitete  „  Fcldbereinigung "  bezweckt  die  Wegschaffung 
dieser  Hindernisse,  die  Abschaffung  überflüssiger  und  Anlage 
neuer  zweckmäßiger  Feldwege,  sowie  die  Zusammenlegung 


Dagegen  ist  von  der  Lanier  bis 
Grenze  die  Sorge  des  Rheinbaucs  noch  den  Wasser-  und 
Straßenbau-Inspektionen  Karßruhe  und  Mannheim  anvertraut. 
So  richtig  auch  der  in  Baden  zur  vollen  Geltung  gelangte 
Grundsatz  ßt,  dass  durch  Theiiung  der  Arbeit  die  Kräfte  und 
besonderen  Anlagen  des  Einzelnen  am  ergiebigsten  ausgenutzt 
werden,  so  dürfte  doch  hier  die  Grenze  erreicht  sein,  wenn 
nicht  die  Vorteile  dieser  Theiiung  durch  den  Nachtheil  der 
erschwerten  Zentralisation  in  Frage  gestellt  werden  sollen. 

Dank  der  auch  im  Wasserbau  entfalteten  Thätigkeit  ßt 
die  Rhein-Korrektion  in  der  Haupt-Idee  vollendet ;  die  wilden, 
stark  anschwellenden,  dem  Schwarzwald  entspringenden  Neben- 
flüsse des  Rheins  sind  meist  kanafourt  und  durch  Deiche 

durch  die  großartigen  Bahn-  und  Hafen- Anlagen  in  Mann- 
heim —  die  im  letzten  Jahrzehnt  21  Millionen  Mark  Aufwand 
erforderten  —  ist  Mannheim  nächst  Ruhrort  der  bedeutendste 
Rheinhafen  geworden.  Es  hatte  1874  Ruhrort  bei  circa 
320  000  Hafenfläche  26  Millionen  Ztr.  Umsatz,  Mann- 
heim bei  circa  240  000  Hafenfläche  8  Millionen  Ztr. 
dann  erst  folgte  Köln  mit  4  500  000, 
3  000  000  Ztrn.  — 

Was  die  Landeskultur  anbelangt,  so 
der  fünfziger  Jahre  Gesetzgebung  und  V< 


einer  rationelleren  Bewirtschaftung.  Im  Interesse  der  land- 
wirtschaftlichen Kultur  kann  die  Feldbereinigung  in  einer 
Gemarkung  selbst  gegen  den  Willen  Einzelner  durchgeführt 
werden,  wenn  mindestens  */j  der  Besitzer  der  betreffenden 
Grundstücke  sich  für  das  Unternehmen  erklären.  Auch 
förderte  ein  1851  erlassenes  Gesetz  die  Bildung  von  Genossen- 
schaften behuß  Urbarmachung  Adliegender  oder  versumpfter 
Gelände  oder  behufs  Be-  and  Entwässerungs- Anlagen  (neu 
geregelt  durch  das  oben  erwähnte  1876  er  Gesetz).  Der 
weiteren  übermäßigen  Zerstückelung  des  Geländes  suchte  ein 
1854  erlassenes  Gesetz  dadurch  vorzubeugen,  dass  es  für  die 
einzelnen  Kulturarten  das  zur  gehörigen  Bewirtschaftung 
erforderliche  Mindestmaaß  festsetzte  und  eine  Theiiung  unter 
dieses  Maaß  —  bei  Wald  und  Weide  10  Morgen,  bei  Acker 
und  Wiese  7,  Morgen  —  verbot.  Diese  Gesetze  übten  auf 
die  Hebung  der  Landwirtbschaft  einen  unschätzbaren  Rinfluss 
und  wurden  von  besonderem  Erfolge  gekrönt,  seit  zur  tech- 
nischen Vorbereitung,  Leitung  und  Beaufsichtigung  der  Kultur- 
Unternehmungen  im  Jahre  1868  den  Wasser-  und  Straßen- 
bau-Inspektionen besondere  „Kultur -Ingenieure"  beigegeben 
wurden,  die  jedoch  1874  direkt  einer  unmittelbar  unter  dem 
Handeß- Ministerium  stehenden  „Landes -Kultur -Inspektion" 
unterstellt  wurden.  Den  6  Bezirks -Kultur -Ingenieuren  des 
Landes  steht  das  nötige  Gehilfen  -  Personal  —  Kultur -Ober- 
Aufseher,  Kultur -Aufseher,  Kultur -Gehilfen  u.  8.  w.  —  zur 
Seite.  Zur  besseren  Förderung  der  Feldbereinigung  ging 
1861»  die  Oberleitung  derselben  an  eine  zu  diesem  Zwecke 
ernannte  Minßterial- Kommission  über.  Von  1870—1875 
wurden  in  142  Gemarkungen  Feldhereinigungen  vorgenommen, 
die  sich  auf  ein  Areal  von  19  000 114  erstreckten.  — 

Was  den  Eisenbahnbau  betrifft,  so  wurde  dieser 
1838  dem  Ministerium  des  Innern,  der  Betrieb  der  Eisen- 
bahnen dagegen  dem  Ministerium  des  Großh.  Hauses  and 
der  auswärtigen  Angelegenheiten  übertragen,  dem  dann  seit 
1853  auch  die  Bahnbauten  unterstellt  wurden.  Im  J.  1860 
ging  das  gesammte  Eisenbahnwesen  an  das  Ressort  des  neu 
gebildeten  Handels -Ministeriums  über.  Die  technische  Ober- 
leitung wurde  von  1838—1840  durch  eine  Eisenbahnbau- 
Koimiißaion,  von  1840-1872  durch  die  Ober -Direktion  des 
Wasser-  und  Straßenbaues  geführt.  Im  Mai  1872  wurde  zur 
Leitung  und  Beaufsichtigung  des  Eisenbahnbaoes  die  „General- 
Direktion  der  Großh.  Eisenbahnen"  gebildet,  der  unmittelbar 
darauf  auch  der  bß  dahin  von  einer  Direktion  der  Großh. 
Verkehrs- Anstalten  geleitete  Eisenbahnbetrieb  übertragen  wurde, 
tre  jetzige  Organisation  erhielt  die  General  -  Direktion  durch 
die  Verordnungen  von  1871  und  1876.  Dieselbe  besteht 
demnach  aus  3  Abheilungen:  der  Betriebs-,  der  technischen 
und  der  Rechnungs-Abtheilung.  Ihr  unmittelbar  unter 
sind  u.  a.  ein  lu  luv  hau  technisches,  ein  maschin 
ein  hoeb  bau  technisches  und  ein  Zeichen-Büreau.  — 

Bß  zum  Jahre  1853  leiteten  die  Wasser-  und  Straßen- 
bau-Inspektionen regelmäßig  auch  die  Ausführung  der  Eisen- 
bahnbauten, bß  vom  Jahre  1853  an  allmählich  dem  Bedürfniss 
entsprechend  für  Eßenbahnbau  besondere  Eisenbahnbau- 
Inspektionen  errichtet  wurden,  an  deren  Spitze  ein  Bezirks- 
Ingenieur  —  bezw.  ein  Balm  -  Architekt  für  den  Hochbau  — 
steht  Beigegeben  sind  denselben  nach  Erfordernßs  Ingenieure 
I.  und  U.  Klasse  oder  Ingenieur-Praktikanten  und  Gehilfen. 

Für  die  techiüsche  Aufsicht  der  im  Betrieb  befindlichen 
Bahnen  wird  das  \mA  für  das  Bau-Ingenieurwesen  in  8  Bezirke 
mit  je  einem  Bezirks -Ingenieur  aß  Vorstand,  Hochbau- 
Assßtentcu,  technischen  Assßtenten  u.  s.  w.  aß  Beistand,  für 
das  Maschinenbauwesen  dagegen  nur  in  4  Bezirke  geteilt, 
an  deren  Spitze  der  Maschinen -Ingenieur  mit  dem  Hilfs- 
personal steht 

Das  badisc.be  Eisenbahnnetz  gehört  zu  den  dichtesten 
Europas.  Die  mit  52  Millionen  Mark  Aufwand  durch  Gerwig 
erbaute  Schwarzwaldbahn,  die  die  Wasserscheide  in  einer 
Höhe  von  885  ■  ü.  M.  mit  einer  Maximal-Steigung  von  1 : 54 
ohne  künstliche  Adhäsion  nur  durch  Entwickelung  der  Linie 
in  Schleifen  und  Kehrtunneß  erreicht,  gehört  zu  den  merk- 
würdigsten Gebirgsbahnen.  Im  allgemeinen  ßt  der  von  An- 
fang an  aufgestellte  Grundsatz  beibehalten,  dass  der  Bau  und 

len  Staat  zu  besorgen  sei. 

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N».  36. 


Nur  für  etliche 


von  lokaler  Bedeutung  wurde 
;  es  erfolgt  jedoch  der  Betrieb 
und  zwar  auf 


der 


Der  General  -Direktion  untersteht  noch  die  1863  im 
Interesse  des  allgemeinen  Verkehrs  in  Staateverwaltung  über- 
nommene Bodensee  -Dampfschiffahrt  — 

Um  das  Bild  der  Organisation  des  badischen  Staats- 
Bauwesens  zu  vervollständigen,  sei  in  Betreff  des  Hochbau- 
wesens nur  erwähnt,  dass  dasselbe  —  soweit  es  nicht  in 
den  Bereich  des  Eisenbahnwesens  fallt  —  dem  Finanz- 
Ministerium  unterstellt  ist  und  von  einer  aus  1  Vorstand  und 
2  Rathen  bestehenden  „ Bau-Direktion"  geleitet  wird.  Dieser 
sind  zur  Ausführung  und  Leitung  der  Bauten  im  Lande  unter- 
14  BBezirks-Bau-Inspektionentt,  denen  Bezirks-Bau- 


voretehen.  Aufser  beim  Hochbaunesen  des  Staates  haben 
diese  Behörden  noch  mit  zu  wirken  bei  den  technischen  Auf- 
gaben der  Bau-Polizei,  ferner  beim  Bauwesen  der  Gemeinden 
und  der  unter  Staatsaufsicht  stehenden  Körperschaften  und 
Stiftungen  —  letzteres  auf  Verlangen  der  zustandigen  Ver- 
waltungsbehörden. — 

Nach  dem  Regulativ  von  1876  betragt  das  Dienst- 
einkommen ohne  Wohnungsgeld-Zuschuss  für  die  2.  Beamten 
der  Wasser-  und  Strafsenbau  -  Inspektionen,  sowie  für  die 

Kultur-Ingenieure  als  Maximum   4  000  H. 

Für  die  Vorstande  der  Wasser-  und  Strafsen- 
bau-Inspektionen,  für  die  Bezirks-Bau-Inspektoren, 

für  den  Landes-Kultur-Inspektor  desgl   4  500  „ 

Für  die  Mitglieder  der  verschiedenen  Direktionen 

  5  200  „ 

ic  Vorstande  der  Direktionen  als  Fixum  6  800  „ 
Es  bliebe  nun  noch  übrig,  die  wissenschaftliche 
Ausbildung  der  Ingenieure  in  Baden  zu  besprechen.  Es 
war  auch  hier  Tulla,  der  sich  zuerst  die  Heranziehung  eines 
wissenschaftlich  gebildeten  Ingenicurkorps  angelegen  sein  liefs 
und  im  Jahre  1807  die  erste  Ingenieur -Schule  in  Baden  ins 
Leben  rief,  an  der  anfangs  nur  ein  Lehrer  der  Mathematik 
(Ladomus)  wirkte,  der  aufser  niederer  Mathematik  auch 
Differential-  und  Integral-Rechnung  vortrug.  Erst  1818  wurde 
noch  ein  zweiter  Lehrer  für  angewandte  Mathematik  an- 
gestellt. Eigentliche  Fachkenntnisse  konnten  jedoch  nicht 
auf  dieser  Schule,  sondern  nur  auf  den  polytechnischen  Schulen 
in  Wien  oder  Paris  erworben  werden.  Erst  im  Jahre  1832 
wurde  die  1825  mit  der  neu  gegründeten  polytechnischen 
Schule  vereinigte  Ingeuieur-Schule  zu  einer  Fachschule  erweitert 
Nach  den  jetzt  giltigen  Bestimmungen  ist  die  Aufnahme 
in  die  Ingenieur -Schule,  deren  Kurs  2  7,  jahrig  ist,  bedingt 
durch  die  Nachweisung  der  Kenntnisse,  die  in  den  beiden 
Kursen  der  mathematischen  Schule  des  Polytechnikums  er- 
worben werden.  Das  Stndium  des  Ingenieurfachs  in  Baden 
erfordert  also  47»  Jahre  (in  Preußen  und  Hessen  4  Jahre, 
in  Bayern  4 — 5  Jahre).  Wer  in  Baden  zum  Staatsdienst  im 
Ingeni'eurfach  gelangen  will,  muss  ein  Real -Gymnasium  voll- 
standig  (8  Jahreskurse)  oder  ein  Gymnasium  bis  zur  Unter- 
Prima  (einschlielslich  des  7.  Jahreskursus)  absolvirt  haben. 
Die  Gymnasiasten  haben  dalier  den  Vorzug.  Bayern  empfiehlt 
im  Gegensatze  zu  Baden  den  Gymnasial  -  Abiturienten  1  Jahr 
Studium  mehr  als  den  Absolventen  der  Real  -  Gymnasien  und 
Ober -Realschulen,  und  Prenfsen  stellt  Gymnasial-  und  Real- 
schul- (1.  0.)  Abiturienten  gleich.  Hoffentlich  werden  solche 
Unterschiede  bald  verschwinden  und  alle 


Staaten  für  ihre  Beamten  das  gleiche  Maafs  der  Vorbildung 
beanspruchen.  *) 

Wahrend  bis  1874  die  badischen  Ingenieur -Kandidaten 
in  einer  einzigen  Staatsprüfung  nicht  nur  den  Besitz  der 
|  Kenntnisse  in  den  Fachdisziplinen,  sondern  auch  in  den 
mathematischen  und  den  Natur -Wissenschaften  nachzuweisen 
>  hatten,  hat  seit  1874  der  baJJsche  Ingenieur  -  Kandidat  vor 
der  Staatsprüfung  eine  mathematisch  -  naturwissenschaftliche 
Prüfung  in  den  Fertigkeiten,  die  in  dem  2jährigen  Kurs  der 
I  mathematischen  Schule  des  Polytechnikums  erworben  werden, 
abzulegen,  und  zwar  bei  einer  aus  I^ehrcrn  des  Polytechnikums 
von  der  Direktion  des  letzteren  gebildeten  Prüfungs- Kommis- 
sion, zu  der  von  der  Oberdirektion  des  Wasser-  und  Strafsen- 
baues  und  der  Generaldirektion  der  Eisenbahnen  noch  je  ein 
Rath  abgeordnet  wird.  Der  Staatsprüfung  braucht  eine  prak- 
tische Thatigkeit,  wie  in  Prenfsen  (2  Jahre)  und  Württemberg 
(3  Jahre),  nicht  vorher  zu  gehen.  Die  Staatsprüfung  wird  vor 
einer  vom  Handels- Ministerium  ans  Lehrern  des  Polytechni- 
kums und  Mitgliedern  vor  erwähnter  Ober-  und  Generaldirektion 
gebildeten  Kommission  abgelegt  und  besteht  aus  einer  Vor-, 
einer  schriftlichen  sowie  einer  mündlichen  Prüfung.  In  der  Vor- 
prüfung hat  der  Kandidat  eine  gröfscre  Aufgabe  zu  bearbeiten 
und  zwar  nicht  —  wio  in  Preufscn  —  in  einer  freiwillig  be- 
messenen, sondern  in  einer  gegebenen  Frist  Die  schriftliche 
und  mündliche  Prüfung  umtasst  höchstens  14  Tage.  Der 
Natar  der  Ingenieur- Wissenschaften  entsprechend,  dienen  vor- 
nehmlich die  Vor-  und  die  schriftliche  Prüfung  dazu,  die 
Tiefe,  den  Umfang  und  die  Gediegenheit  der  Kenntnisse  des 
Kandidaten  an  den  Tag  zu  legen.  Die  mündliche  Prüfung 
Js  Ergänzung  der  vorher  gegangenen  und  soll  sich 
darauf  beziehen,  ob  der  Kandidat  die  in  den  vor- 
her gehenden  Prüfungen  gestellten  Aufgaben  durchdrungen 
hat,  sowie  ob  er  im  Stande  ist  gemachte  Fehler  zu  verbessern 
und  unklare  Punkte  aufzuklären.  Nach  bestandener  Prüfung 
werden  die  Kandidaten  zunächst  von  der  Oberdirektion  des 
Wasser-  und  Strafsenbaues  als  Ingenieur -Praktikanten  ange- 
stellt Bei  der  Avancirung  erfolgt  die  Anstellung  weiter  vom 
Handels-Ministerium  und  endlich  durch  Patent  des  Grofsherzogs. 

Der  Kurs  der  Bauschule  des  Polytechnikums  zur  Aus- 
bildung der  Architekten  für  den  Staatsdienst  umfasst 
4  Jahre  und  es  wird  für  die  Aufnahme  Nachweisung  der 
Kenntnisse,  die  in  dem  ersten  Kurs  der  mathematischen 
Schule  erworben  werden,  verlangt  Die  Absolvirung  des 
Gymnasiums  ist  nur  bis  zur  Obersekunda  (einschl.)  erforderlich. 
Dieses  sowohl  wie  auch  die  gegenüber  den  Ingenieur- Kandi- 
daten geringeren  Studien  der  angewandten  Mathematik  dürften 
wohl  nicht  als  naebahmungswerth  zu  bezeichnen  sein.  Die 
Prüfungen  bestehen  in  einer  Vorprüfung  (Mathematik,  Natur- 
wissenschaften, graphische  Aufgaben)  und  in  einer  Fachprüfung, 
vor  deren  Ablegung  der  Kandidat  sich  praktisch  eingeübt 
sowie  womöglich  Kunstreisen  unternommen  Itaben  muss.  — 

Diese  Notizen  mögen  genügen,  um  zu  beweisen,  in  wie 
hohem  Grade  das  Bau-Ingenieurwesen  in  Baden  entwickelt  ist 
Seine  mit  dem  Bedttrfniss  stets  in  Uebereinstimmung  geblie- 
bene Organisation  dürfte  als  ebenso  mostergiltij 
sein,  wie  seine  Leistungen  und  Erfolge  dem  Lande  ; 
Ehre  gereichen.   r. 

*)  hVhafoia  Vrroahman  v.t:tt  w<~den  noch  im  Laufe  tliw*  Jahrva  die  Pr&fanfp- 
Vondirifteo  für  die  dem  badiartrn  Staaladkenrti'  »irh  wMtarmlrn  Ingealrure  and 
Architekten  •im  Jahr*  1RI4  Im».  IM»  Li  dar  WM«  abändert  »erden,  daaa  Mab 
BbitttM  in  deaKiaaudlnut  dir  lallitamli*».  AtoolTiruna:  in  Uamnatiui 
rerUnat  wird.  All«  dHmkfM.  denen  die  Heliwn«  tn  Mandl»  der  , 
Ineenleor»  am  Ilm«  Nagt,  werden  diaae  Aenderur*.  dorrt  welche 

"  Uten,  wlt  Prr«tk-n,  Hwwn-r>ariiut»dt  n. «.  w-, 


Das  neue  Hoftheater  zu  Dresden. 


Ueber  das  Innere  des  Hauses,  dessen  dekorative 
Durchbildung  in  «lern  ersten  Entwürfe  selbstverständlich  nur 
skizzenhaft  angedeutet  war,  konnte  unser  früherer  Bericht 
nur  wenige  kurze  Bemerkungen  bringen.  Auch  diesmal  beab- 
sichtigen wir  auf  eine  detaillirte  Beschreibung  sämmtlieher 
Einzelräume  und  ihrer  Ausstattung  nicht  einzugehen,  da  diese 
Seite  der  Ausführung,  so  viele  künstlerische  Schönheiten  sie 
auch  darbietet,  doch  keineswegs  an  die  Originalität  der  Ge- 
staltung des  Aeussereu  hinan  nicht  und  diesem  an  Werth 
nicht  völlig  gleich  gestellt  werden  kann.  Wir  beschränken 
uns  demnach  darauf,  in  flüchtigen  Strichen  die  Ausbildung 
der  llaujiträume  zu  charaktcrisiren  und  von  dem  Eindrucke,  den 
sie  auf  uns  hervorgebracht  haben,  Rechenschaft  abzulegen.  — 

Im  allgemeinen  sei  voraus  geschickt,  dass  in  der  Aus- 
stattung des  Inneren  einzelne  Spuren  darauf  hin  zu  deuten 


scheinen,  dass  die  Architekten  durch  Sparsatnkeits-Kücksiehtcn 
zu  einem  theilweisen  Verzicht  auf  ihre  ursprünglichen  In- 
tentionen genöthigt  worden  sind.  Wir  meinen  hiermit  nicht 
blos  die  hier  und  da  auffallige  Verwendung  von  imitirenden 
Surrogat-Materialien  —  eichenholzartig  bemaltem  Stuck,  Stuck- 
marmor etc.  —  an  Stellen,  wo  schon  die  leichte  Gefährdung 
des  Surrogats  echtes  Material  zu  verlangen  schien,  sondern 
wir  leiten  hieraus  auch  die  sonst  unerklärliche  Thatsache  ah, 

ihre  dürftige  Belwndlung  gegen 
Ein  Uebennaafs  dekorativen 
Reifbthums  ist  mit  Recht  an  keiner  Stelle  entfaltet,  sondern 
es  ist  der  Effekt  vor  allem  in  der  Abmessung  und  in 
der  Gestaltung  der  Räume  selbst  erstrebt  worden.  Ebenso 
tritt  der  plastische  Schmuck  und  die  ornamentale  Skulptur 
überall  zurück  gegen  den  in  Fülle  heran  gezogenen  Büdcr- 


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180 


4.  Mai  1878 


schmuck,  das  gemalte  farbige  Ornament  und  die  farbige 
Wandfläche.  — 

Als  das  Gelungenste  ist  uns  die  Ausbildung  der  beiden 
oberen  Seiten- Vestibüle  erschienen,  in  welchen  die  zur  Höhe 
des  ersten  Ranges  empor  führenden  Doppeltrepjten  münden. 
Durch  eine  umhegte  Oeffnung  im  Fusslwden  mit  den  unteren 
Vestibülen  verhundeu,  mit  dem  Foyer  und  den  Balkons,  dem 
1.  u.  2.  Hange  zusammen  hängend,  gestatten  diese  Kauine, 
denen  das  auf  den  verschiedenen  Treppen  verkehrende  Pu- 
blikum eine  sehr  wirksame  Staffage  liefert,  nach  allen  Seiten 
hin  reizvolle  Durchblicke.  Architektur  und  Dekoration  sind 
nicht  allein  im  Maafstab  und  Detail  geglückt,  sondern  ent- 
sprechen auch  trefflich  dem  Charakter  der  Räume.  Die  far- 
bige Wirkung  ist  hier  die  vollste  und  kräftigste,  aber  trotzdem 
die  harmonischste  des  ganzen  Hauses.  Prächtige  Renaissance- 
Säulen  jonischer  Ordnung,  mit  dunkelgrünen  Schäften,  ver- 
goldeten Basen  und  Kapitellen,  stützen  die  Deckengewölbe, 
die  mit  ornamentaler  Malerei  genuesischen  Stils  auf  hellem 
Grunde  dekorirt  sind,  während  in  der  Mitte  je  ein  gröfscres 
Gemälde  —  die  Apotheose  antiker  und  moderner  Dramen- 
helden —  sich  befindet.  Die  Gewölbe-Schilder  sind  mit  land- 
schaftlichen Malereien  —  stimmungsvollen  Schauplätzen  antiker 
und  moderner  Dramen  —  geschmückt ;  farbiger  Stuckmannor 
bekleidet  die  Wandfelder,  sowie  die  Wangenmauern  der  mit 
Serpentin-Ballustraden  versehenen  Treppen. 

Noch  reicher  ist  die  Detail-Ausbildung  des  olwrcn  Foyers, 
wo  Relief  und  Vergoldung  die  Wirkung  der  Farbe  unter- 
stützen, doch  kann  die  Zierlichkeit  seiner  Architektur,  in  der 
mit  Glück  der  Findruck  des  Salons  fest  gehalten  ist,  und  die 
Feinheit  der  Farbenstimmuug  mit  dem  Effekt  jener  Treppen- 
haus-Vestibüle mcht  ganz  sich  messen.  Von  hervorragendem 
Wcrthe  —  unzweifelhaft  wohl  die  stilvollsten  Leistungen  der 
Malerei  in  dem  neuen  Gebäude  —  siml  die  Deckengemälde 
(Szenen  ans  der  Götterwelt  der  Antike,  besonders  aus  dem 
Leben  des  Dionysos),  mit  denen  Prof.  Grofsc  diesen  Raum 
geschmückt  hat  —  Ziemlich  einfach  dagegen  —  hello  Wände 
und  Decken  mit  spursamem  Bilderschmuck  über  eichenholz- 
artigem  Panncel  —  ist  das  untere  Foyer  und  in  völliger 
Schlichtheit  sind  die  beiden  unteren  Vestibüle  gehalten,  denen 
freilich  in  dem  anziehenden  Durchblick  nach  den  Decken- 
bildern  der  obereu  Räume  hierfür  genügender  Ersatz  gegeben 
worden  ist.  — 

Es  erübrigen  noch  einige  Worte  über  das  Auditorium, 
bekanntlich  denjenigen  Thcil  des  Hauses,  der  noch  am  meisten 
an  das  frühere  Werk  Scmper's  erinnert.  Die  allgemeine  Dis- 
position desselben  ist  bereits  bei  Darstellung  der  Grundriss- 
Anordnung  berührt  worden.  Die  4  unteren  Ränge  des  Hauses, 
von  denen  der  erste  durch  feine  Eiscnsäulen  gestützt  wird, 
treten  —  bei  einer  Höhe  von  etwa  3  ■  —  je  75  hinter 
einander  zurück,  während  der  5.  Rang  erst  hinter  der  Rück- 
wand des  4.  empor  steigt  und  mit  einer  Pfeilerstellung  nach 
dem  Hause  sich  öffnet  Der  4.  Rang  ist  als  offener  Balkon 
gestaltet;  die  3  unteren  Ränge  sind  durch  leichte,  schön  ge- 
schwungene Zwischenwände  in  Logen  getheilt  Der  vordere 
Absdüuss  der  letzteren,  der  im  alten  Hause  bekanntlich  eine 
muschelförmige  Halbknppel  zeigte,  i&t  gegenwärtig  durch  eine 
in  2  Vicrtelkuppcln  endigende  halbe  Tonnenwölbung  bewirkt  ; 
die  Brüstungen  haben  das  bekannte  geschwungene  Profil  er- 
halten, das  sich  akustisch  am  meisten  bewährt  hat  Neben 
dem  Proszenium  sind,  im  Zusammenhange  mit  der  Architektur 
des  letzteren  und  etwa  in  Breite  von  2  anderen  Logen,  die 
Proszenium-Logen  angeordnet  —  je  eine  Säulenstellung  mit 
Gebälk  in  der  Höhe  des  1.  und  2.  bezw.  3.  und  4.  Ranges, 
darüber  im  5.  Rang  ein  von  Karyatiden  tiankirter  Balkon. 
Das  Proszenium  selbst,  welches  im  alten  Hause  von  2  mäch- 
tigen Säulen  eingerahmt  wurde,  ist  —  entsprechend  jenen 
beiden  unteren  Logengruppen  —  zweigeschossig  mit  2  Säulen- 
stellungen ausgebildet  und  schliefst  in  der  Höhe  des  ü.  Ranges 
mit  einer  geraden  Decke.  Gegenüber  der  Bühne  tritt  aus 
dem  1.  Range  the  königliche  Hauptloge  hervor,  deren  Aufbau 
bis  zum  3.  Range  reicht.  In  der  Decke  des  Auditoriums 
entspricht  den  Proszeniumslogen  ein  selbständig  behandelter 
gerader  Streifen,  während  der  übrige  Raum  durch  eine  Kreis- 
fläche mit  2  Zwickeln  ausgefüllt  wird.  In  der  Mitte  des 
Kreises  —  in  einer  Höhe,  welche  von  der  Schlinic  aus  dem 
5.  Rang  nach  der  Hinterbühne  nicht  mehr  berührt  wird  — 
ist  der  grofce  Kronleuchter  angeordnet,  durch  welchen  das 
Haus  beleuchtet  wird. 

Ueber  die  dekorative  Ausstattung  und  den  Schmuck  des 
Auditoriums  ist  zu  bemerken,  dass  die  Brüstungen  des  1.  Ranges 
mit  den  Reliefportraite  von  berühmten  Künstlern  der  Dresdener 
Bühne,  diejenigen  der  3  oberen  mit  ornamentalen  Skulpturen 


(Amoretten  und  Fruchtschnüren)  geschmückt  sind.  Zwischen 
den  Säulenstellungen  des  Proszeniums  stehen  in  Nischen  die 
Figuren  der  Tyche  und  Nemesis,  des  Eros  und  der  Psyche ;  der 
Raum  über  dem  Architrav  des  Proszeniums  enthält  eine  von 
Putten  mit  Fruchtgehängen  eingefasste  Uhr.  Das  in  8  Sektoren 
zerlegte  Rundfeld  der  Decke,  sowie  der  Fries  ülwr  dem 
Proszenium  ist  mit  farbigen  Gemälden  von  Marshall  ge- 
sclunückt —  dort  die  Musen  Deutschlands,  Englands,  Frankreichs 
und  Griechenlands  sowie  die  DoppclmedaiUons  der  gröfsten 
dramatischen  Dichter,  hier  eine  Personifikation  der  poetischen 
Gerechtigkeit  in  Verbindung  mit  dramatischen  Figuren  dar- 
stellend. Den  Hauptvorhang,  dessen  ornamentale  Umrahmung 
die  Medaillon -Bildnisse  berühmter  Dichter  und  Komponisten 
enthält,  schmückt  das  im  Wege  der  Konkurrenz  erlangte 
allegorische  Bild  von  F.  Keller  in  Karlsruhe  —  die  Phantasie, 
Dichtkunst  und  Musik  mit  ihrem  Gefolge.  —  Die  Gesammt- 
Farbenstimmung  des  Saales  zeigt-  als  Grundion  ein  lichtes 
Weissgrün,  von  dem  die  Ornamente  und  Skulpturen  weiss 
auf  lichtrosa  Grund  sich  abheben.  Zu  diesem  Tone  tritt  das 
tiefe  Roth  der  BrOstungspolster,  der  Behänge  und  Draperien 
der  Hoflogen  in  einen  wirkungsvollen  Gegensau;  Vergoldung 
ist  nur  sparsam  angewendet  — 

Der  Gesammteindruck  des  Raumes  hat,  wie  wir  offen 
bekennen  müssen,  nicht  ganz  unseren,  vielleicht  zu  hoch  ge- 
spannten Erwartungen  entsprochen.  Recht  gut  getroffen  ist 
jene,  in  diesem  Falle  wohl  doppelt  schwierig  zu  ziehende 
Grenze  dekorativer  Ausstattung,  bei  welcher  der  Würde  de» 
Hauses  noch  Genüge  geschieht,  ohne  dass  der  Prunk  des 
Zuschauerraums  die  Wirkung  des  szenischen  Bildes  be- 
einträchtigt. Der  absolute  Maafstab  des  Details  ist  ein  sehr 
glücklicher,  die  Farbenstimmung  —  zum  wenigsten  bei  voller 
Beleuchtung  —  eine  aufserordentüch  schöne.  Aber  die  Durch- 
bildung des  Details  lässt  an  manchen  Stellen  gar  viel  zu 
wünschen  übrig  und  zeigt  Gegensätze,  die  eine  rückhaltlose 
Befriedigung  nicht  aufkommen  lassen.  — 

Bedenket i  erregt  zunächst  die  Gestaltung  des  Proszeniums. 
Die  zweigeschossige  Architektur  desselben  mag  zwar  theoretisch 
den  Vorzug  vor  dem  ans  dem  Maafstabe  heraus  fallenden 
Säulenrahmen  des  alten  Hauses  verdienen,  wirkt  aber  that- 
sächlieh  nicht  viel  organischer  als  dieser,  ohne  im  entferntesten 
die  Macht  desselben  zu  erreichen;  denn  die  Verknüpfung 
dieser  Architektur  des  Proszeniums  und  der  Proszeniums- 
Logcn  mit  derjenigen  des  Auditoriums,  die  auf  der  geometrischen 
Zeichnung  sich  vielleicht  ausreichend  geltend  machen  wird, 
genügt  für  die  perspektivische  Ansicht  eben  so  wenig,  wie  die 
analoge  Einfügung  der  königlichen  Mittellogo  in  die  Ränge 
glücklich  genannt  werden  kann.  Welche  Gründe  es  veranlasst 
haben,  die  Decke  des  Proszeniums  nicht,  wie  üblich,  abzu- 
schrägen, sondern  gerade  anzuordnen  und  um  die  Höhe  eines 
Ranges  tiefer  als  die  des  Zuschauerraumes  zu  legen,  ist  uns 
um  so  unerfindlicher,  als  diese  Anordnung  nicht  nur  unschön, 
sondern  auch  gewiss  nich  akustisch  vortheilbaft  ist.*)  In  der 
ihm  gegebenen,  seltsamen  Dekoration  wirkt  der  breite  Wand- 
streifen über  der  Proszenium  -  Oeffnung  geradezu  störend.  — 
Noch  weniger  hat  uns  die  Decke  des  Zuschauerraums  gefallen, 
ohne  dass  wir  jedoch  geneigt  wären,  die  Mängel  derselben 
allein  der  Ausführung  der  Malereien,  die  allerdings  tief  unter 
denen  des  alten  Baues  stehen,  zur  Last  zu  legen.  Für  die 
Ansicht  aus  den  oberen  Rängen,  in  denen  man  die  Stützen- 
Stellung  des  V.  Ranges  erblicken  kann,  mag  diese  eine  gewisse 
Verbindung  zwischen  Decke  und  Wand  vermitteln;  für  die 
Ansicht  vom  Panmet  aus  entbehrt  der  schwere  Rahmen, 
welcher  das  runde  Deckenfeld  umgiebt,  einer  solchen  Ver- 
mittelung  in  fühlbarster  Weise.  Es  erweckt  diese  ganze  obere 
Partie  des  Raumes  über  dem  4.  Rang  fast  den  Eindruck, 
als  habe  hier  plötzlich  eine  andere,  weniger  befähigte  Kraft 
die  Detaillirung  übernommen.  —  Dagegen  bat  der  von 
Riedinger  in  Augsburg  ausgeführte  Kronleuchter  mit  Recht  ein- 
stimmigen Beifall  sich  errungen. 

Dass  der  letztere  dem  von  F.  Keller  gemalten  Haupt- 
Vorbange  versagt  wird,  darf  bei  dem  Enthusiasmus,  den  die 
Skizze  desselben  erregt  hatte.  Wunder  nehmen;  wenigstens 
klingt  es  seltsam,  wenn  auch  Kunstverständige  über  die  kalten, 
schweren  Farben  desselben  sich  beklagen  und  dem  lichten, 
freskoartig  wirkenden  Bilde  Hühners  aus  dem  alten  Hause  den 
Vorzug  geben.  So  wenig  wir  —  bei  aller  Anerkennung  der  for- 
malen Schönheit  —  für  den  zopfig -allegorischen  Inhalt  des 


•)  W«no  im«  <Ua  in  X*.  «9  Jhrg.  7«  o.  BL  <Un;»t»m»,  •»»  akowUeh«,  Kr 
»»irengen  .bgeMM,  Vnmunium  Bildung  de.  Dariond  Boordaiiaeb«  Entwurf*  Ar 
ein  VotkK>F*n>kau>  l>  Paria  naii  dertaalgMI  d~  Soaar«  »che«  B*iim  tergleirhi,  ao  kaan 
man  airfa  des  Gadanker*  nirbt  erwehren,  daa  die  für  das  pesTrorbene  Wort  nur  schwer 
eil  tivherrwlMod«  AhiMIlk  da*  le  latevwn  wohl  pwJistiffe*  weh  geslajtet  Bitte,  fall»  )enen 
Erwägungen  euch  hier  etwa»  RehiigBf  jetrsge»  worden  wart. 

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Xo.  36. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


181 


Keller'schen  Bildes  uns  erwärmen  können,  m>  sehr  haben  wir 
den  feinen  Takt  des  Meisters  bewundert,  der  auf  die  Ent- 
faltung einer  ihm  wohl  vor  allen  geläufigen  aber  an  jene 
Stelle  niebt  gehörigen  Farbenpracht  Verzicht  geleistet  und  in 
seinem  Wliange  offenbar  die  tiefe,  ruhige  Wirkung  eines 
Gobelin -Hildes  angestrebt  hat.  Dies  ist  ihm  in  vorzug- 
licher Weise  gelungen  und  es  Ist  hierdurch  eine  künstlerische 
Harmonie  zwischen  der  Wirkung  des  Bildes  und  derjenigen  des 
Hauses  erzielt  worden,  wie  sie  sonst  nur  in  solchen  Theatern  be- 
steht, deren  Vorhang  ausschliefslich  dekorative,  nicht  figürliche 
Malerei  enthalt.  —  Gern  wollen  wir  indessen  glauben,  dass  ein 
gewisser  Theil  des  Publikums  befriedigter  gewesen  wäre,  wenn 
auch  von  der  geschlossenen  Szene  her  ein  in  Farbenglut 
gesättigtes  Bild  ihm  entgegen  gestrahlt  hätte.  Es  ist  der- 
selbe, der  an  den  Seitenwinden  und  Giebelfeldern  des  Buhnen- 
liauaes  im  Acusscrcn  eine  passende  Stelle  für  reichen  Skulp- 
turenschmuck erblickte.  

Leider  entbehren  wir  der  genugenden  Information,  um 
unserer  Besprechung  hinsichtlich  der  künstlerischen  Seite  des 
Baues  eine  ähnliche  Mittheilung  bezüglich  der  nicht  minder 

hinzufügen  zu  können.  Es  sei  dalier  nur  in  Kürze  bemerkt, 
das«  in  erster  Linie  auf  möglichste  Feuersicherbeit  des 
Hauses  überall  Bedacht  genommen  worden  ist.  Die  Decken 
sind  —  zum  Theil  zwischen  eisernen  Trägern  —  gewölbt, 
die  Dachstühle  durchweg  in  Eisen  hergestellt;  Huhne  uud 
Zuschauerraum  können  durch  eine  bewegliche  Wand  aus  ge- 
welltem Eisenblech  von  einander  isolirt  werden.  Die  Heizung 
des  Hauses,  von  Helling  entworfen  und  ausgeführt,  erfolgt 
in  den  Bühnenräumen,  den  Garderoben  und  den  königlichen 
Logen  durch  Dampf,  in  allen  (ihrigen  Räumen  durch  erwärmte 
Luft  und  hat  —  soweit  bis  jetzt  Erfahrungen  gesammelt 
werden  konnten  —  sich  bewährt;  nur  Ober  die  unvollkommene 
Ausnutzung  des  Brennmaterials,  die  Veranlassung  gewesen  ist, 
dass  man  auf  den  Theaterbau  den  in  Dresden  sehr  geläufigen 
Namen  des  „grofsen  Rauchhauses"  Obertragen  hat,  wird  Klage 
geführt.  Die  Ventilation  erfolgt  mittels  Fulsion  und  Aspiration 
durch  die  Kronleuchter-Rosette ;  zur  Verstärkung  der  letzteren 
sind  auf  dem  Kronleuchter -Boden  einige  durch  Dampf  be- 
triebene Exhaustoren  angeordnet,  während  sämmtliche  Heiz- 
rohren in  einen  über  dem  Dach  des  Auditoriums  errichteten 
Auf  hau  mit  Jalousie-Oeffnungen  münden.  Gas-  und  Wasser- 
versörgungs- Anlagen,  von  Gebr.  Barne witz  in  Dresden  aus- 
geführt, sind  in  grofser  Vollständigkeit  vorhanden.  Ersten? 
können,  wie  die  Heizvorrichtungen,  von  einer  Zentralstelle  aus 
auf  elektrischem  Wege  Oberwacht  und  beliebig  geregelt 
werden;  eine  andere  elektrisch«  I^itung,  gleich  den  Obrigen 
vom  Beleuchtung* -  Inspektor  Bähr  konsüuirt,  vorbindet  das 
Dirigentenpult  mit  der  Hinterbohne,  den  Räumen  seitlich  der 
Kulissen  und  der  Orgel  und  macht  dort  mittels  dreier  Pendel 
den  vorgeschriebenen  Takt  sichtbar.  Dass  die  maschinellen 
Einrichtungen  des  Bühnenhauses,  welche  nach  Angabe  des 
Theater-Maschinenmeisters  Witte  ausgeführt  worden  sind, 
den  weit  gehendsten  Anforderungen  des  modernen  Theater- 
wesens entsprechen,  bedarf  kaum  einer  Versicherung.  — 
Hoffentlich  wird  der  gesammte  Bau  in  einer  Monographie  zur 
ausführlichen  Veröffentlichung  gebracht  und  dabei  auch  den 
hier  berührien  Anlagen  gebührende  Berücksichtigung  zu  Theil 

Die  Zahl  der  im  neuen  Hause  vorhandenen  Sitzplätze 
wird  zu  1712  (excl  des  Orchesters),  die  der  Stehplätze  zu 
etwa  300  angegeben.  Die  Grundfläche  des  Baues  beträgt 
5200  Q-,  der  räumliche  Inhalt  desselben  134  600  kb-  —  Die 
Baukosten  waren  ursprünglich  auf  2349840  M.  (783200  Thlr.) 
veranschlagt  worden,  von  denen  360  000  M.  durch  die  Ver- 
sicherang des  alten  Theaters  gedeckt  waren,  1  560  000  M. 


vom  Staate  und  der  Rest  seitens  der  Zivilliste  übernommen 
wurden.  1873  bewilligte  der  sächsische  Landtag,  nicht  ohne 
Widerstreben,  eine  erste  Nachforderung  von  1  125  000  M.  und 
1876  eine  zweite  Nachforderung  von  712  000  M.  Auch  diese 
letzte  Summe  soll  noch  nicht  genügt  haben,  die  Kosten  des 
Baues  zu  decken ;  es  sind  an  das  Land  jedoch  keine  weiteren 
Ansprüche  gestellt  worden,  sondern  es  hat  die  Zivilliste  den 
ganzen  Restbetrag  übernommen.  Wie  hoch  derselbe  sich  be- 
lauft, ist  bis  jetzt  noch  nicht  fest  gestellt,  bezw.  nicht  bekannt 
geworden  und  es  kann  daher  ein  abschliefsendes  Unheil  über 
die  gröfsere  oder  geringere  Kostspieligkeit  des  Baues  nicht 
gefällt  werden.  Wenn  man  bedenkt,  dass  die  Fundirung  des- 
selben auf  eine  Tiefe  von  8  =>  geführt  werden  musste  und  dass 
die  Ausführung  des  Rohbaues  in  die  Zeit  der  maafslosesten 
Steigerung  aller  Materialienpreise  und  Löhne  fällt,  so  wird 
man  es  sehr  begreiflich  finden,  dass  die  bis  jetzt  bekannt 
gewordene  Summe  von  rot.  4  187  000  M.,  d.  i.  rot.  808  M. 
pro  rj",  nicht  ausreichen  konnte;  sollen  doch  die  Kosten  der 
neuen  Pariser  Oper  2520  M.,  die  des  Wiener  Opernhauses 
1278  M.,  die  des  neuen  Frankfurter  Theaters  (bis  jetzt  V) 
1075  M  pro  □«  betragen.  —  Zu  bedauern  bleibt  es  frei- 
lich in  diesem  wie  in  jedem  ähnlichen  Falle,  dass  man  —  sei 
es  in  wirklicher  Selbsttäuschung,  sei  es  aus  „  diplomatischen 
Gründen"  —  die  Wahrheit  so  lange  verschleiert  und  das 
Publikum  in  seinem  Glauben  über  den  Werth  baulicher  Kosten- 
anschläge und  die  Zuverlässigkeit  der  Architekten  aufs  neue 
bestärkt  hat  — 

Die  Namen  aller  einzelnen  Kräfte,  die  bei  dem  Baue 
betheiligt  waren,  anzuführen,  dürfte  an  dieser  Stelle  nicht 
erforderlich  sein ;  wir  ergänzen  die  bezüglichen,  im  Laufe  unserer 
Beschreibung  gegebenen  Mittheilungen  nur,  indem  wir  an- 
führen, dass  sämmtliche  dekorativen  Bildhauer- Arbeiten  von 
G.  Seinper's  Sohne  Emanuel  Semper,  sämmtliche  deko- 
rativen Malereien  des  Inneren  vou  dem  Maler  Schaberschul 
in  Dresden  ausgeführt  worden  sind.  Die  eigentliche  obere 
Bauleitung  hat  bekanntlich  in  den  Händen  von  Gottfried  S. 
ältestem  Sohne,  Architekt  Manfred  Semper,  gelegen, 
dem  für  die  praktische  und  finanzielle  Seite  der.  Ausführungen 
der  kgl.  Oberlandbaumeister  Häncl  zur  Seite  gestellt  war, 
während  ülier  die  künstlerische  Seite  derselben  allein  Gott- 
fried Semper  zu  entscheiden  hatte  und  daher  auch  allein 
für  diese  verantwortlich  ist  Wie  weit  seine  Verantwortung 
sich  in  Wirklichkeit  erstreckt,  bezw.  welcher  selbständige 
Antheil  an  der  Durchbildung  des  Werkes  dem  jüngeren,  aus- 
führenden Architekten  zufällt,  ist  eine  Frage,  die  wir  weder 
beantworten  können  noch  wollen.  Wer  die  Schwierigkeiten, 
mit  welcher  die  Stellung  des  letzteren  umgeben  war,  auch 
nur  oterflächlirh  sich  klar  macht,  wird  jedenfalls  geneigt  Bein, 
sein  Verdienst  mit  hohem  l^obe  zu  würdigen  und  ein  nicht 
geringes  Maafs  des  Ruhmes  für  die  glückliche  Vollendung  des 
Werkes  auf  ihn  zu  übertragen  —  die  Mängel  des  Baues 
hingegen  aus  jenen  Schwierigkeiten  erklären  und  entschuldigen. 

Dass  diese  Mängel  im  Vergleich  mit  den  Vorzügen  des 
Baues  nur  geringfügig  sind,  haben  wir  im  Einzelnen  seliou 
ausgeführt,  müssen  es  jedoch  wiederholen ,  wenn  wir  das 
Werk  nochmals  als  Ganzes  in 's  Auge  fassen.  Als  ein  bedeut- 
samer Schritt  auf  neuer  Bahn  stellt  es  sich  dar  und  selten 
glückt  es  ja  denen,  welche  die  Bahn  gebrochen,  auf  ihr 
bereits  zum  Gipfel  der  Vollendung  vor  zu  dringen.  —  Dass 
(ler  Organismus  des  modernen  Theaters  bisher  noch  nirgends 
in  gleicher  Klarheit  und  Schönheit  verkön*rt  worden  ist, 
wie  in  diesem  Werke  Gottfried  Sempers,  steht  ausser  Frage 
und  diese  Tliat  allein  würde  genügen,  dem  Meister  einen 
Platz  unter  den  ersten  Architekten  unseres  Zeitalters  zu 
sichern,  wenn  er  denselben  nicht  schon  längst  durch  die 
Arbeit  seines  Lebens  sich  errungen  hätte.  —  F.  — 


Schwimmender  Krahn  im  Hafen  von  New-York. 


Nach  einem  Vortrage  von  Hrn.  Böttcher  (Königsberg)  im 
Ostpreu bischen  Archit-  u  Ingen.  -  Verein  bringen  wir  heute  die 
folgende  Mittheilimg: 

Im  New- Yorker  Hafen  sind  früher  die  l'iers  in  Holzkonstruk- 
tiou  hergestellt  worden.  Da  in  den  Hohlräumen  dieser  Brücken 
sich  groUe  Mengen  von  Ungeziefer,  vornehmlich  Hatten,  ansammel- 
ten, ferner  die  Flusspiraten  dort  Schlupfwinkel  fanden  und  endlich 
wahrend  der  Kbbe  der  angesammelte  Schlamm  üble  Gerüche  ver- 
breitete, so  beschlog«  man  an  Stelle  der  Holzwerke  massive 
l'iers  zu  erbauen. 

Der  1  Iberingenieur  Mac  Clellan  baute  die  Einfassungsmauern 
dieser  Piers  aus  großen  Betonblöcken,  deren  zu  unterst  liegende 
1900 — 2000 z  Gewicht  hatten.  Aus  dem  vortrerHicheu  amerikani- 
schen Zement  in  den  Steinbrüchen  bei  New-York  zwischen  Holz- 
die  Blocke  schon  nach  6  Tagen 


Transport  fertig.  Zur  Verbindung  der  Blocke  unter  einander  wurden 
in  den  Berührungsflächen  0,88""  tiefe  Rinnen  (durch  Einlegen  höl- 
zerner Kerne)  angebracht,  die  man  nach  dem  Verlegen  der  Blöcke 
mit  Betou  gefüllt  hat;  diese  Nutheu  dienten  zugleich  beim  Ein- 
schlingen der  Blöcke  in  die  Kette  des  Hebewerks.  Der  Udhe 
nach  bestehen  die  Mauern  ans  nur  3  Blockreihen,  deren  oberste 
mit  Granitplatten  abgedeckt  worden  ist. 

Zum  rieben  und  zum  Transport  von  den  Steinbrüchen  nach 
der  Baustelle  im  Hafen  wurde  ein  schwimmender  Krahn,  nach 
den  beigefügten  Skizzen  konstruirt  Daa  aus  Holz  gezimmerte 
Ponton  dazu  hat  25,6"  Länge,  22,86""  Breite,  3,66 n  Höhe  und 
ist  in  Abständen  vnn  je  3,0ö»  durch  Ikings-  und  Quergitter  aus 
Holz  verstrebt  Als  beim  Betriebe  sich  ergab,  dass  die  Herstellung 
des  Gegengewichts  bei  Benutzung  des  Krahns  sehr  umständlich  sei, 
in  die  hinteren  Abtheilungen  des  Pontons  zu  wasserdichten 

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182 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


4.  Mai  1878 


Räumen  eingerichtet,  die  mittels  Syphons  gefallt  and  entleert 
«erden.  Du  Ponton  hat  ohne  Krahn  0,62m,  mit  dem  Krahn  1,14» 
und  mit  4  Stack  Betonblöcken  behütet  1,83  b  Tauchungstiefe. 

Der  Krahn- Auf  bau  besteht' zunächst  aus  12  hölzernen  Streben 
von  31  zu  31 m  Stärke  und  lH,*!)"»  Länge,  welche  in  einen  guss- 
eisernen  Kranz  von  12,19™  Durchm.  (Fig.  4)  stehen  und  oben  durch 
ein  gusseisernes  Kopfstück  zusammen  gefasst  werden.  Die  Mittcl- 
säule  dieses  Gerüste»  wird  von  einem  Eisenzylinder  aus  16»"" 
starkem  Blech  gebildet  und  hat  einen  Durchmesser  von  1,05  ■, 
dieselbe  ruht  mittels  28  Kugeln  aus  Hartguss  von  IM)»""»  Durchm. 
in  einem  gussetsernen  Schuh  und  die  Kugeln  laufen  in  einem 
Kreuzstück,  welches  seitlich  mit  den  12  Streben  und  aufserdem 
durch  12  Bolzen  von  'Mmm  Starke  mit  dem  oberen  Kopfstück 
des  Gerüstes  verbunden  ist.  Zur  seitlichen  Führung  der  Kr  ahn-  [ 
säule  befindet  sich  in  diesem  Kopfstück  ein  weiteres  System  von 
Kugeln,  welche  100«»  Durchm.  haben. 

In  geringer  Höbe  Ober  dem  Kopfstück  liegt  ein  grofses  Mittel- 
stück für  den  eisernen  Ausleger  des  Krahns  (Fig.  »),  dessen  eines 
Knde  zweitheilig  und  dessen  anderes  eintheiüg  ausgeführt  ist. 
Der  eintheilige  Ann  dient  als  Gegengewicht,  der 

1%  I. 


80"»  Durchm.,  die  mit  4  Scheiben,  welche  an  den  Kugel-  und  Rollen- 
gehäusen sitzen,  durch  ein  40  ">™  starkes  Drahtseil  verbunden 
sind;  dies  Arrangement  dient  theils  zur  Balancirung,  tbeils  zur 
Drehung.  Es  laufen  hierzu  unten  in  dem  grofsen  gusseisernen 
Binge  4  unter  sich  verbundene  Rahmen,  die  am  oberen  Ende 
eine  Kugel,  am  unteren  Ende  eine  Rolle  haben.  Die  beiden 
äufsersten  Rahmen  sind  in  ein  Drahtseil  eingescblungen,  welches 
um  den  grofsen  gusseisernen  Ring  herum  geführt  ist  und  in 
dem  Hohlräume  des  Gerüstes  auf  2  Trommeln  endet;  dieses 
Drahtseil  wird  durch  12  Rollen,  die  im  Ringe  angebracht  sind, 
geführt.  Dieses  Seil-Arrangement  mit  den  Rahmen  und  Trommeln 
dient  zur  Bewirkung  der  rotirenden  Bewegung  des  Krahns, 
welche  bis  zu  Vit  Umlauf  ausgeführt  werden  kann.  Für  lieben 
und  Senken  der  Last  ist  eine  andere  grofse  mit  einer  Reversir- 
M  aschine  bediente  Trommel  vorhanden  (Fig.  1).  Das  Aus-  und 
Einholen  des  Blockwagens  zur  Last  wird  durch  2  weitere  Trom- 
meln, die  im  Innern  des  Thurmes  liegen,  nebst  zugehörigen 
(Draht-)  Seilen  uud  RoUenfuhrungeo  bewirkt  Der  ' 
hat  Pockhols-Schienen,  die  auf  Metallscbienen  gleiten 
Die  oben  erwähnte  Reverainna&chkie  wirkt  auf  eine 


K  t  4. 


Fi«.  I. 


Fi*  3 


für  den  aus  und  ein  gehenden  Blockwagen  (Katze)  des  Krahns. 
Der  Flaschenzug  besteht  aus  20  Scheiben  von  HO  »■  Durchm. 
und  hat  ein  2(>b>b  starkes  Seil  aus  Stahldrath.  Der  für  den 
Hlockwagen  dienende  Vorderarm  wird  durch  Bänder  unterstützt, 
welche  sich  auf  dem  Helm  in  2  Eisenschuhen  vereinigen  und  dort 
mit  *i(in'm  starken  Bolzen  befestigt  sind.  Der  Hiuterarm  des  Aus- 
legers wird  von  2  Bändern  von  Iihi»  Stärke  und  etwa  20=»  Länge 
getragen.  Dieser  Arm  trägt  am  äufsersten  Ende  4  Scheiben  \on 


gehende  Welle,  auf  der  die  4  gedachten  Trommeln  stecken,  die 
mittels  Friktionsscheiben  ein-  und  ausgekuppelt  werden. 

Der  Thurm  enthält  in  unterem  Theile  Maschinen-  und  Kessel- 
raum, darüber  die  Wohnungen  der  Bedienungs-Mannschaft  und  über 
diesen  den  Raum  für  die  verschiedenen  Steuerungs-Apparate, 
welche  im  allgemeinen  höchst  einfach  sind,  so  dass  ein  einziger 
Arbeiter  zur  Bedienung  derselben  gelingt.  Der  Krahn  ist  1872 
in  einem  Werke  New- Yorks  gebaut  und  hat  126000  Dollar  gekostet 


Mittheilungen  aus  Vereinen. 


Ostpreuffllaoher  Ingenieur-  und  Architekten- Verein. 
Monatsversamnilung  am  4.  April  187h.  Anwesend  lfi  Mit- 
und  1  Gast;  Vorsitzender:  Herzbruch. 
Nach  dem  Referat  über  die  Eingange  wurde  beschlossen,  sich 
gemäls  der  erhaltenen  Aufforderung  dem  Verein  zur  Beförderung 
des  Gewei  büeifses  in  Berlin  anzuschließen.  -  -  Als  Mitglieder 
werden  aul genommen:  Landesbauinsp.  Kretschmar,  Landesbaum. 
Wienhold,  Bauf.  Scheerbarth,  Ingen.  Schondurf,  Ingeu.  Gerike, 
sämmtlich  in  Königsberg. 


Feistel  (Königsberg)  beschrieb,  unter  Vorlegung  von  Zeich- 
nungen, die  von  Brandt  beim  Bau  des  Sonnenste  in-'l  nnnels  kon- 
struirte  Gesteins -Bohrmaschine.  —  Der  Bohrer  derselben  ist  ein 
hohler  Kerubohrer  aus  Stahl  von  80 nm  Durchm.,  der  am  Umfang 
Zahne  hat  Er  macht  nur  5—8  Umgänge  in  der  Minute  und 
wird  durch  Wasserdruck  von  75—80  Atm.  betrieben.  Er  ist 
mittels  eines  röhrenförmigen  Verlängerungs-Gestänges  an  dem 
Kopf  einer  hydraulischen  Presse  befestigt,  dem  sog.  Vorschub- 
Mechanismus.'  Dieser  trägt  ein  Paar  schnell  laufende  Hydro- 

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No.  36. 


DEUTSCHE  B 


AUZEITUNG. 


183 


welche  mittels  Schnecke  und  Schneckenrad  dem  Hohr- 
ein« von  dem  Vorschub  unabhängige  rotirende  Bewegung 


Architekten-  und  Ingenieur  -  Verein  in  Hannover. 
Versammlung  am  3.  April.  Vortrag  des  Hrn.  Kaurath  Hagen 
„Ober  den  Gebrauch  von  Aufzugsmaschinen  beim  Betriebe  von 
Hochbauten.1'  Redner  kotistatirt  zunächst  die  auffallende  Er- 
scheinung, das a  bei  der  reichen  Bauthätigkeit  in  Hannover  so 
wenig  von  Maschinen  etc.  zum  Betriebe  derselben  Gebrauch  ge- 
macht werde.  Abgesehen  davon,  dass  es  Pflicht  jedes  rationellen 
Technikers  sei,  dem  Missbrauch  menschlicher  Kräfte  durch  Ein- 
führung bewahrter  mechanischer  Vorrichtungen  vorzulegen,  ge- 
biete die  bevorstehende  Ausdehnung  des  Haftpflicht -Gesetzes  auf 
das  Baugewerbe,  für  möglichste  Sicherung  und  Erleichterung  des 
Handarbeiters  bei  Bauten  Sorge  zu  tragen.  — - 

Als  Gründe  gegen  die  Anwendung  von  Baumaschinen  hört 
man  in  der  Regel  nennen :  Zu  grofse  Anschaffung«-  und  Unter- 
haltungs-Kosten der  Maschinen,  die  dadurch  bedingte  größere 
Solidität  der  Gerüste,  häufige  Betriebsstörungen,  ferner  Ums 
lichkeit  infolge  davon,  dass  die  Maschinen  nicht  auch  die 
theilung  der  Materialien  bewirken  können, 


Ver- 


igel  an  Arbeitern  sich  gezeigt  habe,  welche  diese  Ar- 
beiten billig  und  befriedigend  besorgten. 

Bei  kleineren  Bauten  mögen  diese  Gründe  stichhaltig  sein, 
für  gröbere  Bauten  aber,  und  dann,  wenn  die  Förderhöhe  ca.  8  ■ 
neigt,  glaubt  Redner  bei  rationeller  Einrichtung  und  Wahl 
passenden  Betriebsmaschine  entschieden  den  Vortheil  media- 
Betriebes  nachweisen  zu  können. 
In  Zürich  wurden  beim  Bau  der  Kreditbank  als  Motoren  für 
gewöhnliche  Bauwinden  die  bekannten  Schmidt'schen  Wasser- 
druck-Maschinen mit  oszillirendem  Zylinder  angewendet,  die 
sich  dort  bei  der  Billigkeit  des  Wasserleitung»  -  Wassers  der- 
artig eingebürgert  haben,  dass  sie  Vi  des  ganzen  Wasserkonsums 
von  Zürich  beanspruchen  und  selbst  von  den  Holzs&gern  auf  der 
Strafte  benutzt  werden.  Das  Windegenist  war  bei  genanntem 
Hau  zweckmäßiger  weise  zwischen  den  fertigen  Mauern  des  Ge- 
baudeüures  aus  4  Baumen  gebildet,  die  in  Abstanden  von  4  m 
durch  in  die  Wände  eingelassene  Querhölzer  verbunden  waren. 
Das  Hanfseil  hatte  3 «™  Starke,  die  Seilrolle  2  «  Durchm.,  ein  am 


Förderkorbe  befestigtes  Nebensei]  trog  das  zur  Ausbalanzirung  er- 
forderliche Gewicht,  das  bei  2fachen  Förderkörben  erspart  werden 
kann.  Zur  Bedienung  der  ganzen  Vorrichtung  waren  oben  und 
unten  zusammen  4  Jungen  angestellt,  von  denen  3  die  Füllung 
bexw.  Entleerung  des  Fördergefäises  besorgten,  indes»  der  vierte  die 
Maschine  bediente.  War  der  Förderkorb  oben  angelangt,  so 
wurde  mittels  eines  Hebels  ein  Riegel  untergeschoben  und  gleich- 
zeitig die  Maschine  ausgerückt.  Bei  der  Abwartsbewegung  des 
Korbes  regulirte  man  die  Geschwindigkeit  durch  eine  Handbremse; 
war  der  Korb  unten  angelangt  und  wieder  gefüllt,  so  wurde  die 
Transmission  wieder  eingerückt,  das  Schwungrad  über  den  todten 
Punkt  gebracht  und  es  begann  das  Spiel  alsdann  von  neuem.  Das 
Hinaufziehen  erfordert  an  Zeit  bei  12 ra  Förderhöbe  1  Min.,  das 
Hinunterlassen  '/<  Min.,  dabei  macht  die  Maschine  160 Umdrehungen 
pro  Min.  und  leistet  bei  30 m  effektivem  Wasserdruck  und  einem 
Wasserverbrauch  von  Vi  kb™  pro  Min.  1  Vi  Pferdekraft;  der  Zy- 
linder hat  100  Durchmesser  bei  126mB1  Hnbhöbe.  Die  ganze 
Aufzugsmaschine  nimmt  eine  Grundfläche  von  I  .  1 '  >  ™  ein. 

Unter  den  obigen  Annahmen  berechnet  sich  die  Nettoleistung 
der  Maschine  pro  Zug  zu  etwa  400 .  12«»,  d.  h.  es  können  pro 
Zug  60—100  St  Ziegel  (je  nach  Format)  12  «  hoch  gefördert 
werden  Rechnet  man  die  Zeit  eines  Spielea  zu  8'/«',  so  ist  in 
lOstünd.    Arbeitszeit   die  Förderung  von  7  Tausend  Ziegeln 

racL  Zubehör  1200  M  Bei  20»/.  für 
(«=  180  Arbeitstagen)  wie  folgt 


Die 


Bohrloch  wurde  horizontal,  die  äufseren  Ecklöcher 
schräg  divergirend  eingeschnitten.  Da  der  Bohrapparat 
nicht  auf  einem  auf  Gleis-  laufenden  Wragcn  fort  bewegt  wurde, 
so  konnten  die  Arbeiten   immer  sofort  nach  stattgefundener 

ohne  dass  erst  der  Schutt  fort- 


Der  Vortragende  theilte  ferner  mit,  dass  die  cor  Aufsuchung 
guten  Wassers  für  die  hiesige  Wasserleitung  am  rechten  Pregel- 
ufer  abgesenkten  Versuchsbrunnen  ein  gutes  Resultat  ergeben 
kitten,  das  Wasser  frei  von  Eisen  und  organischen  Stoffen  sei 
und  Kalk  als  Beistoff  enthalte;  dasselbe  rieche  anfangs  unange- 
nehm, der  Geruch  verliere  sich  an  der  Luft  jedoch  schnell. 

Wiegand  (Kbg.)  bemerkte  hierzu,  dass  er  am  linken  Pregel- 
ufer  einen  Brunnen  für  ein  Wohnhaus  gesenkt  habe  und  dabei 
auch  auf  übel  riechendes  Wasser  gestoßen  sei,  dessen  Geruch  sich 
jedoch  nicht  verloren  habe,  so  dass  der  Brunnen  unbenutzbar  sei.  — 
Vor  Schluss  der  Versammlung  wurde  bestimmt,  dass  die 
nächste  Generalversammlung  anfangs  Juni  er.  in  Pill  au  abgehalten 
werden  solle.  H 


Reparaturen  etc.  (die  beiläufig  gesagt,  wenig  vorkommen)  und 
einem  Preise  des  Wassers  von  9  4  pro  kb»  setzen  sich  die  Kosten 


.   .        240  M. 

0,09.  180.70.  •/«  =    a«3,5  - 

4  Jungen  4,2  .  180   —  1440  • 

Summa  194)3,5  M 
Dagegen  kostet  das  Hinauftragen  bei  gleicher 
pro  Tausend  in  Hannover  2,5  JL,  macht  für 

7  .  180  Tausend  ^3150  - 

folglich  Ersparung  pro  Jahr  1186,5  .// 
Die  Summe  ist  jedenfalls  bedeutend  genug,  um  der  Sache 
Aufmerksamkeit  zuzuwenden,  selbst  wenn  die  obigen  für  den 
Maschinenbetrieb  gemachten  Annahmen  etwas  zu  günstig  sein 
sollten. 

Redner  beschreibt  hiernach  noch  einen  Dampf-Drehkrahn, 
welcher  in  Frankfurt  a.  M.  zum  Versetzen  der  Quader  der  Facade 
eines  großen  Privatgebäudes  verwendet  wurde.    Vor  dem  Gebäude 
war  eine  sehr  solide  Gerüstwand  aufgezimmert,  auf  welcher  das 
Krahugleis  in  höchster  erforderlicher  Höhe  gelegt  war;  die  Ma- 
schine bewirkte  die  Verschiebung  des  Krahnwagens,  veränderte 
die  Ausladung  des  Krahnbalkens  und  hob  die  I**, 
Stein  direkt  vom  Fuhrwerk  abgehoben  uud  verseü 
Die  Arbeit  ging  sehr  präzis  von  Statten.  Die 
sich  jedoch  in  Anlage-  und  Betriebs-Kosten  verbiltnissmflßig  2 
und  verlangte  eine  sehr  sorgfaltige  Behandlung,  was  bei  Dampf- 
betrieb immer  der  Fall  sein  wird.  — 

Anschließend  an  den  Vortrag  erwähnt  Hr.  Baurath  Schuster, 
das-  bei  Garnisonbauten  in  Hildesheim  und  Lüneburg  vom  Unter- 
nehmer mit  Vortheil  eine  gewöhnliche  Lokomobile  zum  Heran- 
fahren der  Materialien  von  der  Lagerstelle,  zum  Heben,  sowie 
zum  Verfahren  oben  auf  dem  Bau  benutzt  worden  sei;  hier  wur- 
den die  Gleise  oben  auf  die  Balkenlagen  gelegt  und  es  wurde 
der  ganze  Wagen  mit  gefördert  Die  Lokomobile  trieb  außerdem 
Pumpe  und  Mörtelmaschine. 

Hr.  Hagen  macht  noch  auf  die  kostenlose  Wassergewinnung 
für  die  Mörtelbereitung  bei  Anwendung  von  Wasserdruck-Maschi- 
nen aufmerksam,  wodurch  jedenfalls  die  Kosten  eines  noch  er- 
forderlichen Horizontal-Transports  ausgeglichen  würden.  Hr.  Robbe- 
len  erwähnt,  dass  beim  Bau  des  Bahnhofsgebäudes  sich  die  För- 
derung mittels  Bockwinde  und  Handbetrieb  erst  bei  18  «  Hob- 
höhe rentirt  habe.  _____  —  (W.) 

Arohitekten-Voreln  zu  Berlin.  Versammlung  am  29.  April 
1878,  Vorsitzender  Hr.  Möller;  anwesend  128  Mitglieder  und 
4  Gaste.  — . 

Eingänge:  Schreiben  der  Soeiäe  dt»  Ingenieur»  civil*  ä 
Charleroit,  betr.  einen  Schriften  -  Austausch ;  Mittheilung  des 
StoUe'schen  Stenographen- Vereins,  betr.  Eröffnung  eines  neuen 
Kursus;  1  Exemplar  v.  Rocnne,  Baupolizei  -  Gesetze ,  von  der 
Verlagshandlung;  1  Expl.  der  Statistik  des  deutschen  Reichs 
Bd.  29  (welcher  den  Verkehr  auf  den  deutschen  Wasserstraßen 
in  1876  und  die  Wasserstande  desselben  Jahres  darstellt);  das 
neueste  Heft  des  Architekt  Skizzenbuchs,  von  der  Verlags- 
bandlung;  1  Blatt,  enthaltend  photograph.  Abbildung  der  Mit- 
arbeiter am  Handbuch  für  spezielle  Eisenbahntecbnik  (zum  1 'reise 
von  5  M.  durch  die  Buchhandlung  von  Ernst  &  Korn  beziehbar). 

Hr.  Archit  Stiller  hat  im  Saale  eine  Sammlung  von  Keise- 
Skizzen  aus  Italien,  Hr.  Maler  v.  Deutsch  seine  Entwürfe  für 
Ausschmückung  des  Kaiserhauses  zu  Goslar  ausgestellt  — 

Hr.  Kinel  macht  im  Anseht uss  an  ein  paar  Blatt  Situations- 
Zeichnungen  und  eine  Serie  photograph.  Reproduktionen  eine  kurze 
Mittheilung  über  Thatsächlichkeiten  zu  den  Strafsburger 
Uni»  er sitäts- Bauten.  Als  man  im  Jahre  1872  zur  Errichtung 
der  Universität  schritt,  war  es  die  Lokal -Frage,  welche  in  den 
Vordergrund  sich  drängte  und  der  man  zunächst  durch  provisorische 
Installationen  in  vorhandenen  älteren  Räumlichkeiten  verschiedener 
Art  Abhülfe  schaffte.  Bei  der  Heranziehung  der  Lehrkräfte  haben 
dann  Seitens  der  leitenden  Persönlichkeit,  des  Frhm.  v.  Stauffen- 
berg,  vielfache  Zusagen  ertheilt  und  Vertrage  Ober 
Gewährung,  sowie  über  die  eigenartige  Gestallung  1 
ertheilt  werden  müssen.  Aus  ihnen  ergab  sich  die  Zerlegung  der 
betr.  Baulichkeiten  in  2  große  Gruppen,  deren  eine  die  Anlagen 
der  medizinischen  Fakultät,  die  andere  die  der  übrigen  Fakultäten 
umfasst  Für  die  medizinische  Abtheilung  wurde  mit  Rücksicht 
auf  bestehende  Verhältnisse  —  worunter  die  Lage  eines  älteren 
Krankenhauses  die  Hauptrolle  spielte  —  die  Unterbringung  an 
der  Südfront  der  Stadt  nothwendig  auf  einem  Terrain,  das  bei 
der  unmittelbaren  Nachbarschaft  von  Befestigungswerken  mehrfache 
Schwierigkeiten,  und  darunter  solche  von  ganz  eigenthümlicher 
Art,  hervorrief.  Erst  der  vor  etwa  3  Jahren  zwischen  .Stadt  und 
ReJchsregierung  zu  Stande  gekommene  Vertrag  über  die  Straß- 
burger Stadt -Erweiterung  ermöglichte  es,  die  Sache  in  Fluss  zu 
bringen  und  die  Anlagekosten  einigermaaßen  zu  lixiren,  die  bei 
der  großen  Ausdehnung  der  Baulichkeiten  auf  etwa  10000000  M. 
zu  schätzen  waren.  Bei  der  nur  5  000  000  M.  betragenden  Höhe 
der  Mittel,  über  die  man  disponiren  konnte,  musste  man  sich 
darauf  beschranken,  zunächst  nur  den  dringendsten  unter  den 
vielfachen  Erfordernissen  Abhülfe  zu  schaffen. 

Im  vorigen  Jahre  kam  nun  im  Reichstage  der  Besch! uss  zu 
de,  die  für  den  Bau  des  Kollegien-Hauses  erforderliche 
Summe  von  2  600  000  M.  unter  der  Voraussetzung  zu  bewilligen, 
dass  eine  entsprechende  lietheiligung  aus  Mitteln  des  Reichslandes 
erzielt  werde.    Es  ist  in  den  Vorverhandlungen  der  Reichstags- 

,  dem  Staatssekretär 

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184 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG.  4.  Mai  1878 


Herzog,  der  Gedanke  in  Anregung  gebracht  worden,  den  Ent- 
wurf des  Kollegien- Hauses  auf  .  ein  Wege  der  Konkurrenz  zu 
erwerben;  dieser  Oedanke  i»t  indes«  in  Erwägung  vorliegender 
grofser  Eile  gefallen  und  nur  die  Idee  bestehen  geblieben,  den 
auf  gewöhnlichem  Dienstwege  zu  beschaffenden  Entwurf  dem- 
nächst einer  Kommission  hervorragender  Fachmänner  zur  Be- 
gutachtung zu  unterbreiten.  Die  Fertigstellung  dieses  Entwurfs 
und  die  ungünstige  Beurtheilung,  welche  derselbe  gefunden  hat, 
sind  durch  die  theilweise  etwas  staubaufwirbelnd  gehaltenen 
Zeitungsberichte  genügend  bekannt  —  Der  Hr.  Redner  deutet 
alsdann  noch  kurz  die  Stellung  an,  welche  er  selbst  als  super- 
revidirender  Beamter  der  Verfassung  eines  Plans  künstlerischer 
Natur  gegenüber  für  angemessen  erachte.  Diese  Stellung  sei 
durch  die  Idee  gekennzeichnet,  dass  der  Künstler  in  seinen 
speziellen  künstlerischen  Leistungen  sich  selbst  zu  revidiren 
habe  und  dass  die  Superrevision  auf  die  Beachtung  der  finanzi- 
ellen Seite  der  Projekte  beschränkt  bleiben  müsse.  Es  gereiche 
ihm  zur  Befriedigung,  erklären  zu  können,  dass  bei  Hrn.  Bau- 
meister Eggert  das  Projekt  zum  Strafsburger  Kollegien  -Gebäude 
in  den  Hunden  einer  Persönlichkeit  gewesen  sei,  die  diesem 
Standpunkte  zur  Sache  und  den  vielerlei  lokalen  Schwierigkeiten 
im  ganzen  Umfange  zu  entsprechen  gewusst  habe! 

Es  folgt  alsdann  die  auf  der  T.-O.  stehende  Diskussion  über 
den  östlichen  Anschlusabahnhof  der  Berliner  Stadteisenbahn,  welche 
von  Hrn.  Schwabe  eingeleitet,  unter  Betheiligung  der  Hrn. 


Direkten,  Schwieger,  Bessert  -  Nettelbeck,  Orth  und 
Weishaupt  verläuft.   Die  Diskussion  dreht  sich  in  Torwiegender 
Weise  um  die  Frage  nach  der  Käthlichkeit,  Zweckmäfsigkeit  oder 
Notwendigkeit  der  Unterkellerung  des  Bahnhofs -Hauptge- 
bäudes, mit  Rücksicht  auf  die  Benutzung  der  Souterrain  -  Kaome 
entweder  für  den  Eilgutverkehr  des  Bahnhofs  oder  für  allgemein 
wirthschaftliche  Zwecke,  wie  Markthallen,  Lagerkeller  etc.  —  Da 
'  ohne  Beigabe  illustrirender  Zeichnungen  die  Eigentümlichkeiten 
!  der  vorliegenden  Verhältnisse  sich  nicht  wohl  klar  legen  lassen,  so 
|  müssen  wir  vorziehen,  das  gegenwärtige  Referat  auf  die  vorstehende 
j  kurze  Angabe  zu  beschränken  und  in  Aussicht  stellen,  den  in  der 
Diskussion  vorgebrachten  Hauptmomenten  durch  Verflechtung  in  die 
für  einen  baldigen  Zeitpunkt  bevorstehende  Separat-Puhtikatii  m  zur 
Oeffentlichkeit  zu  verhelfen.  Das  Schluss-Resumr*,  welches  der  Hr. 
Vorsitzende  gab,  gipfelte  übrigens  in  dem  Ausspruche,  dass  die 
Debatte  keinerlei  Anlass  für  eine  etwaige  Befürchtung  geliefert 
habe,  dass  durch  die  von  der  Stadtbahn  verworfene 
Unterkellerung  der  Bahnhofs-Räume  ein  öffentliches 
Interesse  werde  geschädigt  werden.  — 

In  der  nächsten  Versammlung  wird  nach  Mittheflrrng  des 
Hrn.  Vorsitzenden  die  Frage  wegen  etwaiger  Beibehaltung 
des  Montags  als  Versammlungstag  zu  erledigen  sein.  — 

Die  Beantwortung  der  im  Kragekasten  vorgefundenen  Fragen 
erfolgt  durch  die  Hrn.  Fritsch,  GrOttefien,  Wiehe  und 
Winkler.   Schluss  der  Versammlung  gegen  10  Uhr.    —  B.  — 


Vermischtes. 

Die  3.  Generalversammlung  des  Verbandes  d.  A  -  u 
I  -V,  war  nach  den  vorläufigen  Dispositionen  des  dresdener  Vor- 
standes auf  die  Zeit  vom  1.  6.  September  d.  J.  fest  gesetzt.  Eine 
offizielle  Ankündigung  derselben  sollte  erlassen  werden,  ist  jedoch 
zurück  gezogen  worden,  da  ein  Antrag  des  Württembergischen 
für  Baukunde  auf  Vertagung  der  Versammlung  für  das 


1879  eingetroffen  ist,  der  zur  schleunigsten  Abstimmung  der 
gebracht  werden  solL  Motivirt  wird  dieser 
Antrag  durch  die  Vennuthung,  dass  die  Pariser  Weltansstellung 
zahlreiche  Mitglieder  von  der  Theilnahme  an  der  Dresdener  Ver- 
sammlung ablenken  werde.  In  manchen  Kreisen  dürfte  der- 
auch  wohl  durch  die  Unsicherheit  der  allgemeinen  politi- 
Lage  eine  gewisse  Unterstützung  finden.  — 
Unsererseits  können  wir  diese  Gründe  allerdings  nicht  für 
so  zwingend  erachten,  dass  wir  ans  ihnen  allein  eine  Vertagung 
der  Versammlung  für  geboten  erachten,  und  wir  vermuthen,  dass 
die  Majorität  der  deutschen  Fachvereine  derselben  Ansieht  sein 
wird.  Andere  dürfte  sich  dagegen  die  Sache  stellen,  falls  auch 
das  Dresdener  Lokal-Körnitz  aus  irgend  welchen  lokalen  oder 
persönlichen  Gründen  eine  solche  Vertagung  der  Versammlung 
für  nächstes  Jahr  als  zweckmäßig  erachten  sollte.  Es  scheint 
uns  daher  dringend  erwünscht,  dass  dasselbe  eine  bezügl. 
Aeus8erung  erlasse,  bevor  jene  Frage  zur  Abstimmung  der  Ver- 
eine gestellt  wird. 

Abänderung  der  preuis.  Vorschriften  über  die  Be- 
eidigung der  Kandidaten  des  Bau-  und  Masoninenfachs. 

Der  Minister  für  Handel  etc.  hat  unterm  1*.  März  er.  folgende 

an  die  Vorschriften  über  die  Ausbildung  und 
für  den  Staatsdienst  im  Bau-  und  Maschinenfach  vom 
27.  Juni  187G  bestimme  ich,  unter  Abänderung  des  $•  1  des  An- 
hangs zu  den  Vorschriften  für  die  Auabildung  und  Prüfung  der- 
jenigen Bautechniker,  welche  sich  dem  Baufache  im  Staatsdienste 
widmen,  vom  3.  September  1868,  dass  die  Vereidigung  der  Bau- 
fuhrer  und  Maschinenbauführer,  welche  in  den  Staatsciscubahn- 
Dienst  eintreten,  bei  derjenigen  Königlichen  Eisenbahn- 
Direktion  erfolgen  kann,  in  deren  Verwaltungsbezirk 
ihnen  zuerst  eine  dienstliche  Beschäftigung  über- 
tragen wird. 

Gewerbliche  Vorsohulen  in  Hamburg.  Die  zur  Ent- 
lastung der  Hamburger  Gewerbeschule  seit  dem  letzten  Semester 
versuchsweise  eingerichteten  Vorschulen  sollen  definitiv  beibehalten 
und  überdies  2  weitere  Vorschulen  in  den  entfernteren  Bezirken 
errichtet,  sowie  die  Gewerbeschule  in  St  Pauli  als  gewerbliche 
Vorschule  organisirt  werden.  Die  neuen  Vorschulen  werden  eine 
Knabenklasse,  sowie  eine  Unter-,  Mittel-  und  Oberklasse  enthalten ; 
Unterrichtsgegenstände  sind:  Deutsche  Sprache,  Sehreiben, 
"  Zirkel-Zeichnen. 


Bauthätigkelt  in  Berlin.  Im  ersten  Quartal  des  laufenden 
Jahres  sind  seitens  der  Straßenbau  -  Polizei  in  Berlin  208  Bau- 
gesuche genehmigt  worden,  u.  zw.  122  für  das  rechte  Spreenfer 
und  86  für  das  linke  Spreeufer.  Im  L  Quartal  1877  hat  die 
Zahl  286  betragen. 


Alter  Abonnent  in  Düsseldorf.  Die  von  Ihnen  gestellten 
Fragen  entscheiden  sich  nach  dem  Gesetz  vom  27.  Mars  1872, 


§.  18.  Die  Dienstzeit  wird  vom  Tage  der  Ableistung  des 
Diensteides  gerechnet 

tj.  14.  Bei  Berechnung  der  Dienstzeit  kommt  auch  die  Zeit 
in  Anrechnung,  während  welcher  ein  Beamter  etc. 

ad  4)  eine  praktische  Beschäftigung  außerhalb  des  Staats- 
dienstes ausübte,  insofern  und  insoweit  diese  Beschäftigung  vor 
Krlangung  der  Anstellung  in  einem  unmittelbaren  Staat&anite 
behufs  der  technischen  Ausbildung  in  den  Prüfungsvor- 
schriften  ausdrücklich  angeordnet  ist 

$.  19.  Mit  Königlicher  Genehmigung  kann  zukünftig 
bei  der  Anstellung  nach  Maafsgabe  der  Bestimmungen  in  den 
§§.  13  bis  18  zugesichert  und  bei  den  jetzt  bereits  Angestellten 
angerechnet  werden: 

ad  2)  die  Zeit  praktischer  Beschäftigung  anfserhalb  des 
Staatsdienstes,  insofern  und  insoweit  diese  Beschäftigung  vor  Er- 
langung der  Anstellung  in  einem  unmittelbaren  St 
kömmlich  wai 

Hieraus  ist  zu  folgern,  dass  zwar 
en  Beschl 


jahrigen  praktischen  Beschäftigung  als  ««uu.i.u, 
dieselbe  in  Privatdiensten  erfolgte,  nicht  aber  irgend 
Zeit,  welche  zwischen  der  Vereidigung  und  der 


Baumeister  liegt,  stattfindet.  Die  Zeit,  innerhalb  deren  ein  Bau- 
meister  vor  seiner  Anstellung  im  Staatsdienste  bei  Privatverwal- 
tungen thätig  gewesen  ist,  kann  gemäß  §.  19  nur  mit  Königlicher 
Genehmigung  für  die  spätere  Pensionirung  in  Anrechnung  I 
Der  Wortlaut  jenes  g.  lässt  es  zweckmäfsig  erschein 
Frage  sogleich  hei  der  definitiven  Uebernahme  in  den  Si 
zur  Entscheidung  zu  bringen. 

Hrn.  M.  G.  in  Strchlitz.  Längere  Erfahrungen  über 
Dachungen  aus  gu fs eisernen  Platten  (namentlich  diejenigen  der 
Tangerhotte  und  die  damit  übereinstimmenden  des  Eisenwerks 
Groditz  bei  Riesa)  stehen  uns  nicht  zu  Gebote;  wir  glauben  aber, 
dass  bei  den  sehr  niedrigen  Eisenpreisen  der  Jetztzeit  die  Be- 
dachungen mit  Gusseisen-Platten  wohl  konkurrenzfähig  mit  anderen 
besseren  Deckarten  sind.  Gewicht  und  Preis  dürften  sich  aber 
auch  heute  noch  reichlich  so  hoch  wie  beim  Schieferdach  bester 
Qualität  stellen.  Bedachungen  aus  Eisenblech  sind  kaum  anders 
zu  empfehlen,  als  wenn  das  Blech 
gewendet  wird, 
uns.  Bl.  in 


in  verzinktem  Zustande  an- 
al« die  letzten  Jahrgänge 
gebracht  haben,  stehen 

Hrn.  W.  in  F.  Das  sog.  trockene  Lichtpaus  -Verfahren  tat 
bekanntlich  jüngsten  Datums  und  kann  demnach  von  einer  eigent- 
lichen •.Bewahrung"  bis  jetzt  nicht  wohl  die  Rede  sein;,  was  wir 
sagen  können,  ist  einzig  das,  dass  uns  bisher  mancherlei  günstige 
Urtheilc  Ober  jenes  Verfahren  zu  Ohren  gekommen  sind. 

Hrn.  T  in  V.  Sie  finden  das  Nähere  in  v.  Rönne,  die 
Baupolizeigesetze.  8.  Auflage,  Breslau.  —  Auch  dem  Privaten 
steht  heute  das  Recht  baulicher  Ausführungen  im  allgemeinen 
zu,  doch  ist  der  Baupolizei  geeigneten  Falls  nicht  unbenommen, 
die  Zuziehung  sachverständiger  Kräfte  zu  beanspruchen. 

Hrn.  CM,  in  D.  Zusatz  von  Gips  beim  Ziehen  von  Gesimsen 
aus  Zement  ist  uicht  anräthlich.  Sollte  die  Form  der  Glieder  ein 
besonders  rasches  Anziehen  bezw.  Abbinden  erforderlich  machen, 
so  würde  es  sich  empfehlen,  rasch  bindenden  Zement,  den  jede 
Fabrik  auf  Wunsch  liefert,  zu  benutzen.  Durch  Zusatz  von  an- 
gewärmtem Wasser  und  Beschränkung  des  Sandantheils  lässt 
sich  übrigens  das  Anziehen  langsam  bindenden  Zements  etwas 
beschleunigen. 

Hrn.  F.  G.  in  II.  Auch  uns  sind  nähere  biographische  etc. 
Nachrichten  über  Pap  in  als  diejenigen,  die  sich  in  Rühlmann's  all- 
gem.  Maschinenlehre  finden,  nicht  bekannt 

Bitte.    Es  werden  möglichst  voUstandige  Angaben  über 
diejenigen  deutschen  Städte  erbeten,  in  denen  in  neuerer  Zeit 
und  Viehmarkt- Anlagen  ausgeführt  worden  sind. 


;  r<m  Carl  B..IIH  hl  1 


IL  B.  0.  Frille». 


W.  H»l»u«b«r*ck«r*i,  Btrlla. 


■  Illlliril,  D«riiii- 

uigitizea  Dy\jOOg 


N«.  37. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


185 


Hünrter»  —  Au»  Jf 
Brluf-  und  Kiaj.  ki-iiM.. 


Ver-hl  •« 
OMT-ft. 


W  S  l.riit.«   <lM  I 

—  Aal  «Irr  Kirhlillrritar.  —  Konkurrenten.  —  F  er»  ou»l  ■  N  «c  b  r  I  <  h  l  p  i.  — 


Arohitekten-   und   Ingenieur  -  Verein   zu  Hambarg. 

Exkursion  am  1.  Marz  1878. 

An  der  Besichtigung  des  Stollenbaues  bei  Herstellung  des 
Schwemmsieles  zwischen  flammerbrock  and  dem  Geest-Staramsiel 
nahmen  unter  Führung  des  Bauinspektor  Gurlitt  etwa  40  Ver- 
cinsmitglieder  TheiL  —  Dieses  Siel,  welches  den  Höhenrücken 
zwischen  Hille  und  Alster  in  einer  Tiefe  bis  zu  12  ■  durch- 
schneidet, ist  dazu  bestimmt,  das  Sielwasser  des  Hammerbrooks 
dem  Geest-St&mmsiel  zuzuführen;  es  soll  zu  diesem  Behufe  die 
gesanimte  SielentwüBsermig  des  Hammerbrooks,  welche  jetzt  bei 
der  Brandshofer  Schleuse  (Mündung  der  Bille  in  die  Elbe)  über- 
gepumpt  wird,  künftig  an  einem  Platze  in  der  Nähe  des  Berliner 
Thors  gesammelt  und  dort  in  das  um  ca.  2  ra  höher  als  die  Siele 
im  Hammerbrook  liegende,  jetzt  in  der  Ausführung  befindliche 
Verbindungs-Siel  gehoben  werden. 

Das  neue  Siel  folgt  vom  Berliner  Thor  ziemlich  der  Richtung 
der  ehemaligen  Walle  und  mündet  an  der  Barcastrasse  in  das 
Geest-Stanimsiel.  Die  Sohle  desselben  liegt  an  -f  4,1  ™,  auf 
der  ganzen  ca.  1420"  langen  Strecke  horizontal.  —  Das  eiförmige 
Profil  hat  1,90»  Höhe  bei  1,40™  Weite  und  wird  durchweg  in 
3  Ractatein-Rollschichten  gemauert 

Unter  den  Straßendiinunen  beim  Berliner  und  beim  Lübecker 
Thor  wird  der  Sielbau,  um  den  lebhaften  St ralsem erkehr  nicht 
zu  stören,  auf  C8  bezw.  72  *  Lauge  mit  Hülfe  von  Tunnellung 
zur  Ausführung  gebracht  Als  Hauptnuucime  hierbei  gilt  es  —  wie 
im  größeren  Maafse  beim  Bau  des  Geest-Stammaials  der  Fall  gewesen 
nicht  mehr  Boden  heraus  zu  schaffen,  als  zi 


Mauerwerks  uuumganglich  nothwendig  ist  und  es  muss  daher  das 
Stollenprotil  sich  dem  Aufsenprolil  des  Mauerwerks  möglichst 
genau  anschließen.  Rtteksichtfich  der  oralen  Form  des  Mauer- 
werks ist  dieses  Anschmiegen  in  Holz- Konstruktion  nicht  wohl 
ausführbar  und  man  hat  daher,  abgesehen  von  sonstigen  Motiven, 
schon  aus  diesem  Grunde  Thürstöcke  aus  Eisen  genommen.  Die- 
selben sind  aus  gewöhnlichen  Eisenhahnschienen  hergestellt,  u.  z. 
so,  daas  der  Schienenfuss  nach  innen  liegt  Durch  diese  Anord- 
nung wird  das  Vorschlagen  der  Abtreibpfähle  erleichtert  Die 
Thürstöcke  bestehen  aus  1  oberem  Bogenstück  und  2  Seilenstocken, 
die  mit  dem  Oberstück  durch  Laschen  verbunden  sind.  Die  Laschen 
sind  oval  gelocht  und  es  werden  zwischen  die  Schiencueuden 
Breitkeile  eingelegt,  um  das  Ausrüsten  zu  erleichtern.  Die  Füfse 
der  Stöcke  setzen  sich  auf  einer  Fufsplatte  gegen  die  Grund- 
schwelle, welche  so  tief  unter  dem  Mauerwerk  liegt  dass  min- 
destens noch  2  Kollschichten  voll  über  dieselbe  hinweg  gemauert 
werden  können.  Zur  Versteifung  in  der  Längsrichtung  dienen 
Klammern  aus  Kundeisen  (1,15'»  lang,  25  stark),  welche  in 
ingreifen,   die  mit  den  Schienen  verschmi 


nach  beiden  Richtungen  hin 
_J  nöthigen,  die  Thürstöcke  immer  in  genau  gleichen 
Abstand  zu  stellen.  Letzteres  ist  deshalb  von  Werth,  weil  dabei 
beim  Ausmauern  der  Fächer  dieselben  Lehrgerüste  wieder 
zu  benutzen  sind.  Die  Absteifung  gegen  die  Brust  geschieht  auf 
die  gewöhnliche  Art  mittels  Bolzen.  —  Die  Abtreibepfahle  sind 
1  "»  stark  und  nicht  über  14  «>  breit  Die  Pfändung  wird  nicht 
als  für  das 


eben  nöthig  ist ;  eine  Pfandlatte  ist  bei  dem  runden  Profil  selbst- 
verständlich nicht  anzubringen,  weshalb  jeder  Pfahl  auf  dem 
Bogen  für  sich  abzukeilen  ist  Die  Pfähle  sind  1,80»  lang  und 
werden  so  weit  ausgetrieben,  dass  die  Schwankenden  noch  30"" 
über  dem  Bogen  hinaus  stehen,  über  welchem  die  Pfahle  ange- 
steckt sind. 

Der  Stollen  wird  von  beiden  Enden  aus  getrieben,  in  der 
Weise,  dass  Erdförderung  und  Ausmauerung  wechseln,  bis  in  der 
Mitte  der  Durchschlag  erfolgt  Die  Ausmauerung  beginnt  mit 
Herstellung  des  Sohlbogeus  in  ganzer  Ausdehnung  der  aufgefah- 
renen Strecke,  dann  folgen  die  Seitenwangen  bis  zum  Kämpfer 
der  Einwölbung  innerhalb  der  einzelnen  Felder  unter  Belassung 
der  Thürstöcke  in  Schlitten  und  dann  wird  der  obere  Bogeu 
mal  so  weit  gemauert  dasa  er  die  überstehenden  Pfahl- 
noch  fasst,  worauf  nach  Entfernung  des  Thürstockes  und 
Zumauerting  des  Schlitzes  die  Weiterführung  der  Einwölbung 
geschieht  — 

Im  Anschluss  an  die  Exkursion  fand  die  Besichtigung  des 
am  Berliner  Thor  belegenen  Hochreservoirs  der  Stadtwasserkuust 
statt  Das  überdachte  Kcservoir,  welches  in  Gusseisen  ausgeführt 
ist  und  auf  einer  ca.  12  m  hohen  Unterlage  ruht  entstammt  be- 
kanntlich noch  der  Lindlcy'schen  Bauperiode.  Bm. 

Ueber  den  in  Ausführung  begriffenen  neuen  Entwurf 
zum  Abaohluss  der  Vierung  des  Strafsburger  Münsters 

geht  uns  die  nachfolgende  Mittheilung  zu.  Wir  geben  dieselbe 
ohne  jede  weitere  Bemerkung,  behalten  uns  eine  solche  jedoch 
event  nach  Erscheinen  der  in  Aussicht  gestellten  Broschüre  vor. 

Strafsburg,  26.  April  1673.  —  So  eben  ist  man  damit  be- 
schäftigt, das  als  Modell  aufgestellte  und  bemalte  Holzgerüst 
über  der  Vierungskuppel  des  Münsters  fort  zu  nehmen  und  auch 
das  unmittelbar  nach  dem  Brande  1870  provisorisch  aufgebrachte 
Pap|Mlach  zu  entfernen.  Das  neue,  von  Hrn.  DnmbaumeUter 
Klotz  entworfene  Projekt  ist  von  den  vorgesetzten  Behörden  ge- 
nehmigt und  die  Ausführung  bereits  an  die  Unternehmer  verdun 

Die  von  dem  älteren  Münsterbau  herrührende,  durch  Nif 
legung  der  SeiteuschifT- Dächer  im  Jahre  1871  bekanntlich  in  l 
Ausdehnung  sichtbar  gewordene  romanische  Bogengallerie,  die 
das  Achteck  uingicbt  uebBt  Fries  und  Gesims  bleibt  unberührt 
und  wird  durch  eine  Brüstung  in  entsprechenden  Formen  erhöht 
Darüber  werden,  etwas  hinter  die  Flucht  zurück  tretend  und  auf 
dem  inneren  Mauerkern  des  Aufbaues  sich  stützend,  24  stark 
gegliederte  Pfeiler  im  Uebergangsstil  aufgeführt,  die  ein  kleineres 
Achteck  von  ca.  17™  Durchmesser  bilden  und  durch  gedrückte 
Spitzbogen  verbunden  werden.  Ueber  den  Bögen  umziehen  zwei 
kraftige  Gesimse  den  Aufbau  und  schliel'scn  einen  hohen,  jnit 
romanischen  Formen  belebten  Fries  zwischen  sich. 

Die  ganze  Höhe  des  neuen  Aufbaues,  von  dem  jetzt  vorhan- 
denen Obergesims  der  Bogengallerie  bis  zur  Oberkante  des  neuen 
Abschlussgesimses,  beträgt  ca.  1 1 m,  ist  also  bedeutend  gröber  als 
die  dea  bisherigen  Holzmodells. 

Den  AbschlusB  endlich  bildet  eine  achteckige  Pyramide,  welche 
bei  gleichem  Durchmesser,  wie  oben,  sich  gleichfalls  etwa  11  =■ 
hoch  erhebt  und  in  einem  Knauf  mit  hohem  Kreuz  endigt  Die 
acht  Seiten  derselben  werden  sowohl  am  unteren  als  auch 
am  oberen  Rande  durch 
kleinere  Dachfenster  belebt 


aber  niedrig 
der  Querschiff- 

aufgeführt,  das  Dach  in  derselben  Art  wie  bei  diesen  ge- 
bildet und  der  neue  Giebel  ebenso,  wie  die  beiden  letzteren,  mit 
tlankircnden  schlanken  Seitenthürmchen,  entsprechend  den  vor- 
handenen Wendeltreppen,  versehen  werden.  Selbstredend  sind 
Giebel  wie  Thürmchen  in  Uebereinstimmung  mit  den  schwereren 
Formen  der  Ostansicht  und  abweichend  von  den  Nord-  bezw.  Süd- 
gicbeln  des  (juerschiffs  durchgebildet. 

Die  immerhin  ziemlich  breit  und  schwer  gelagerte  Masse  des 
neuen  Vierungsthurmea  soll  durch  die  zwischen  den  Hauptpfeilern 
verbleibenden  großen  Oeffuungen,  welche  die  Aufsicht  auf  die 
innere  eigentliche  Kuppel  gestatten,  leichter  erscheinen  und  die 
an  der  Nord-,  Süd-  und  Ostaette  tiankirenden  sechs  Thürmchen 
den  Abschluss  der  Silhouette  vervollständigen,  durch  welche  die 
Vierung  eine  sehr  bedeutende  Betonung  erhalten  wird. 

I 'er  Aufbau  erfolgt  in  rothem  Sandstein,  welcher  ausschließlich 
beim  Münster  angewendet  ist;  die  Dachpyramidc  wird  in  Holz 
konstruirt  und  mit  Kupfer  eingedeckt,  wie  dies  bei  allen  Dachern 
des  ganzen  Baues  bisher  durchgeführt  worden.  Die  Baukosten 
sollen  300  000  M.  betragen. 

Der  um  die  Erhaltung  des  Münsters  hoch  verdiente  Verfasser 
des  Projekts  wird  in  einer  mit  allen  nöthigen  Zeichnungen  ver- 
sehenen Broschüre,  anschließend  an  seine  frühere  ahnliche  Dar- 
legung, demnächst  seine  Au 
aesthetischen  Beurtheilung  der 


Aus  dem  Jahresberichte  des 
Museums  In  Berlin  für  das  Jahr  1877  entnehmen  wir,  wie 
in  froheren  Jahren,  folgende  Haupldaten. 

Während  der  Staat  in  immer  steigendem  Maaße  der  Anstalt 
Unterstützung  zu  Theil  werden  liuwt.  wird  die  Theilnahme 
für  das  bekanntlich  aus  privater  Initiative  hervor 


186 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


8.  Mal  1878 


Institut  leider  zusehends  schwächer.  Die  Zahl  der 
nitglieder  ist  auf  312 gesunken;  unter  den  Einnahmen  von 
144  20U  M  fallen  15105  M  auf  die  stadtische  Friedrich- Wilhelm- 
Stiftung  und  »4  000  M.  auf  die  Beitrage  de»  Staates.  —  Die 
Sammlungen,  die  von  18000  Personen  besucht  wurden,  haben 
einen  Zu  wachs  von  482  Nummern,  darunter  viele  werthvolle  G*« 
schenke,  erfahren  und  sind  auf  rot  11)000  Nummern  und  5000 
Doubletten  gestiegen.  Die  Bibliothek,  für  welche  in  den  letzten 
3  Jahren  je  4-- 5000  M.  verwendet  worden  sind,  umfasst  8200 
Bände  und  10  000  Abbildungen.  Sammlungen  und  Bibliothek 
sind  zusammen  mit  2  2SH>  000  .//  gegen  Feuer  versichert  — 
I)ie  Unterrichtskurse,  bei  welchen  keine  Veränderung  zu  be- 
richten ist,  sind  recht  zahlreich  besucht  worden,  namentlich  auch 
von  Damen,  die  den  fünften  Thcil  der  Schiller  bilden.  Die  Zahl 
der  ausgegebenen  Unterrichtskarten  betrug  1771!,  darunter  lOProz. 
Freikarten.  —  Unter  den  l'nternehmungen  der  Anstalt  sind 
zu  erwähnen :  die  Verkaufe  von  Gipsabgüssen  und  Photographien, 
die  Betheiligung  an  den  beiden  Ausstellungen  zu  Schwab. -Gmünd 
und  Görlitz,  die  neue  Extradition  von  Stubenmalern  nach  Italien, 
endlich  die  kunstgewerbliche  Weihnachtamesse  im  Saale  des  Ar- 
chitektenhauses und  die  beiden  kunstgewerblichen  Konkurrenzen, 
welche  sich  bekanntlieh  auf  die  Herstellung  kunstgerechter  Stuhle 
und  farbiger  Kachelöfen  bezogen.  Die  prämiirten  Stühle  sind 
dem  Museum  tiberwiesen  worden;  die  Oefen  haben  bei  verschie- 
denen Staatsbauten  Verwendung  gefunden.  —  Der  im  vorigen 
Jahre  begonnene  Neubau  eines  Gebäudes  für  die  Anstalt  Ist  bis 
zum  2.  Stockwerke  gediehen  und  wird  voraussichtlich  in  etwa 
2  Jahren  zu  Ende  geführt  sein. 


Ans  der  Pachlitteratir. 

C.  L.  Staebe's  Prelssohrift  über  die  zwöckinafsigsten 
VouUlatior.H  -  Systeme.  Redigirt,  durch  Anmerkungen  und  einen 
Anhang  vervollständigt  von  Prof.  Dr.  A.  Wolpert  Heraus- 
gegeben von  dem  Verbände  deutscher  Architekten-  und  Ingenieur- 
Vereine.  Berlin  1878;  Verlag  der  Deutschen  Bauzeitung  (Kom.- 
Verlag  v.  Carl  Beelitz).   Preis  3  M 

Daa  am  4.  Oktober  1873  erlassene  Preisausschreiben  des 
Verbandes  hat  die  Einlieferang  von  6  Arbeiten  zur  Folge  gehabt, 
unter  welchen  derjenigen  von  C.  L.  Stäbe  in  Aacheraleben  der 
ausgesetzte  Preis  von  1  500  .Ä  zugesprochen  worden  ist 

DasUrtbeil  der  Preisrichter  hat  als  augenscheinlichen  Vorzug  der 
Arbeit  die  bestandige  Rücksichtnahrae  derselben  auf  die  Möglich- 
keit der  praktischen  Ausführung  der  vorgeschlagenen 
Lüftungssysteme  hervor  gehoben,  daneben  als  Mängel  ein 
paar  Irrtbümcr  in  den  rechnerischen  Grundlagen,  sowie  die 
relative  Fernhaltung  der  Schrift  von  einer  " 
älterer  bis 
bezeichnet 

Dem  Wunsche,  die  bezeichneten  Mängel  abzuhelfen,  hat  wegen 
seines  inzwischen  erfolgten  Ablebens  der  Autor  selbst  nicht  mehr 
entsprechen  können  und  es  ist  in  Folge  dessen  die  Schrift  in  die 
Hände  eines  Dritten,  des  Prof.  Wolpert  in  Kaiserslautern  gelegt 
worden,  einer  Persönlichkeit,  deren  Kompetenz  auf  dem  Gebiete 
des  Heiz-  und  LQftungsweseus  allseitig  anerkannt  ist 

Hr.  Prof.  Wolpert  hat  die  ihm  vom  Verbände  gestellte 
Aufgabe  in  möglichst  umfassender  Weise  zu  lösen  sich  bemüht 
und  ist  dabei  so  verfahren,  tlass  die  Berichtigungen  von 
Inkorrektheiten  des  Manuskripts,  bezw.  die  Auffassungen  ab- 
weichender Art  in  Anmerkungen  niedergelegt  worden  sind,  die 
in  unmittelbarem  Anschluss  an  die  betr.  Stellen  des  Manu- 
skripts gegeben  werden,  während  alle  Erweiterungen,  zu  denen 
der  Ucberarbeiter  sich  veranlasst  gefunden  bat,  in  einen  be- 
sondern Anhang  verwiesen  worden  sind. 

Es  hat  durch  diese  Art  der  Ueberarbeitung  zwar  die  Schrift 
erheblich  erweiterten  Charakter 


einen  erheblich  erweiterten  Charakter  angenommen  und 
dem  entsprechend  auch  einen  Umfang  erreicht,  der  Uber 
die  ursprünglich  gesteckten  Grenzen  sehr  betrachtlieh  hinaus 
geht   Die  Schrift  ist  gewisserraaa&en  zu  einem  Kompendium 


des  Lfiftungswescns  geworden,  in  welchem  der  Gegenstand  in 
einer  vom  Herkömmlichen  zwar  ziemlich  abweichenden  Art  und 
Weise  sich  behandelt  lindet,  welche  indess  den  groben  Vorzug 
besitzt,  in  ganz  besonderem  Maaise  zur  Uebung  eigener  Kritik 
und  zur  Bildung  eigenen  Crtheils  förderlich  zu  sein. 

Dem  St  V  i  Bogen  umfassenden  Buche  sind  30  Abbildungen 
im  Text  als  erklärende  Hilfsmittel  beigegeben  worden. 

Sachregister  zur  Deutschen  Bauzeitung,  umfassend  die 
ersten  II  Jahrgänge  (1867  —  1877)  der  Zeitung.  8  Bogen  im 
Zeitungs-Format  Kommissions- Verlag  von  C.  Beelitz.  Preis  1,50  M. 

Daa  Sachregister  ist  in  seiner  typographischen  Anordnung 
ähnlich  den  als  bewährt  anerkannten  Sachregistern  zur  Zeitsrhr. 
f.  Hauw.  und  zur  Zeiüschr.  d.  hann.  Archit-  u.  Ing.-Ver.  angelegt 
ha  dasselbe  den  Inhalt  der  Zeitungs- Rubriken  n  Mittheilungen 
aus  Vereinen"  und  a I'ragekaaten "  mit  berücksichtigt,  so  wird 
dasselbe  zu  fast  jedem  der  zahlreichen  Gegenstände,  die  in  den 
bisher  erschienenen  11  Jahrgängen  der  Zeitung  berührt  worden 
sind,  mit  Aufwendung  sehr  geringer  Mühe  die  Quelle  ermitteln 
lassen.  Die  Herausgeber  der  Zeitung  dürfen  hoffen,  mit  diesem 
I  Hilfsmittel  einem  vielfach  laut  gewordenen  Wunsche  in  möglichst 
vollkommener  Weise  gerecht  geworden  zu  sein. 


Konkurrenzen. 

Zu  der  Konkurrenz  für  das  Projekt  einer  Pro  gel - 
Brttoke  in  Königsberg  theilt  uns  Hr.  Stadtbaurath  Krüger 
daselbst  auf  Grund  des  in  unserer  No.  84,  S.  174  ausgesprochenen 
Wunsches  bezüglich  des  Baugrundes  mit:  „1)  Dass  der 
blaue  Thon,  wie  im  Programm  erwähnt,  15»  unter  N.-W. 
ansteht,  und  zwar  in  einer  Mächtigkeit,  dass  auf  Benutzung  einer 
anderweiten  Fundirungsschicht  nicht  zu  rechnen  ist;  2)  dass 
die  Rohrproben  nach  etwa  4  Wochen  trockneten,  also  eine  nicht 
unbedeutende  Wasserhaltigkeit  der  Thonschicht  und  dem  ent- 
sprechende Pressbarkeit  des  Baugrundes  bekundet  wird,  welche 
3)  dadurch  näher  präzisirr  wird,  dass  die  Rammtiefe  zwischen 
8  und  10-  unter  N.-W.  variirt"  - 


Bezüglich  der 
Bebauungsplan  für 

erfahren  wir,  dass  zu 
eingelaufen  sind.  Die 
sondere  Anzeige  noch 
im  Laufe  dieser  Woche 


r  Entwürfe  zu 
Synagoge 

51  Pläne  und  zu  letzter  82 

Auastellung,  über  die  ein 
wird,  dürfte  in  beiden  Fällen 


Personal  -  Nachrichten. 
PrenXeen. 

Ernannt:  Der  Geh.  Regierungsrath  Kind  bei  der  oberst 
Post-  u.  Telegraph. -Verwltg.  zu  Berlin  z.  Geh.  Ob.-Reg.-Rath.  - 
Der  bish.  Baurath  u.  Prof.  Heinr.  v.  Dehn-Rotfelaer  in  Kassel 
zum  Reg.-  u.  Baurath  in  Potsdam.  —  Der  Kreisbmstr.  Stoedtnjer 
in  Minden  zum  Landbmstr.  in  Schleswig.  —  Der  Eisenb.  -  Bmstr. 
Seick  in  Kassel  zum  Eisenb.-Bau-  n.  Betrieba-InspeJrt  das. 

Versetzt:  Der  Kreisbmstr.  Nünneke  von  Oscheralebeu 
nach  Halberstadt  -  Die  Eise, 

Müller  von  Memel  nach  Schneidemühl ;  Baumert  von  f 
mühl  nach  Memel;  Wilhelm  Schnitz  von  Bromberg  nach  Neu- 
stettin. —  Der  Eisenb.  -  Bmstr.  Z ick ler  von  Schneidemuhl  nach 
Bromberg. 

Die  Baumeister-Prüfung  haben  bestanden:  a)  für  beide 
Fachrichtungen:  Peter  Schmitz  aus  Walbeck,  Geelhaar 
Hohenstein;  b)  für  daa  Bauingenieurfach:  Danziger  i 
bürg  und  Assmann  aus  Osnabrück. 

Brief  nnd  Frapekasten 

Abonnent  in  Halle.    Die  Deutsche  Bauzeitung  erscheint 
mit  äusserster  Regelmäßigkeit   Wenn  Sic  Ursache  haben, 
über  unregelmäfsige  Besorgung  seitens  der 
so  können  Sie  so  gut  wie  wir  dies  nur  thun  unter  Angabe  ganz 
bestimmter  Fälle  und  selbstverständlich  auch  nur  unter  Angabe 
Ihres  Namens. 

Hrn.  K.  in  Altona  Auf  Ihre  in  No.  35  u.  Kl.  angezogene 
Frage,  betreffend  die  StempelpHichtigkeit  von  Dampfkessel-Druck- 
probe-Attesten, gehl  uns  durch  Hrn.  Bauinsp.  Wartow  in  Berlin 
folgende  dankenKWPrthe  Auskunft  zu: 

Zirkular-Erlass  des  Finanz-Miniat,  des  Minist  für  Handel  etc. 
vom  2./2.  «8  (Minist-Bl.  f.  d.  ges.  i.  Verw.  1868  S.  67)  bestimmt, 
dass  bei  Dampfkessel -Anlagen  in  jedem  Falle  nur  die  letzte  der 
Bescheinigungen,  nach  deren  Ausstellung  gemäss  §.  12  des  Gesetzes 
vom  1.  Juli  1861  der  Betrieb  der  Dampfkessel-Anlagen  beginnen 
kann,  auf  Grund  der  Position  „Atteste"  in  dem  Stempel  -  Tarif 
vom  7.  Marz  1822  für  stempeiptiiektig  zu  erachten  ist,  dass  jedoch 
die  vor  dieser  Bescheinigung  ausgestellten  Bescheinigungen  nur 
daun  von  der  StempelpHichtigkeit  befreit  sind,  wenn  sie  lediglich 
zu  dem  im  §.  12  des  Gesetzes  vom  1.  Juli  1861  vorgesehenen 
Zwecke  ausgestellt  und  benutzt  werden.  Es  ist  in  dem  Vor-Atteste 
demnach  der  Vermerk  zu  machen,  dass  das  Dampfkessel  -  Druck 
probe-Attest,  als  zum  stcmpelprlichtigcr 
gehörig,  stempelfrei  ist 

Hrn.  F.  S.  in  Berlin.  Die 
legenheiten  ist  augenblicklich  noch  in  einem  offenbaren  Ueber- 
gangs- Stadium  begriffen,  dessen  weitere  Klärung  wir  erst  abzu- 
warten gedenken,  ehe  wir  über  den  Antheil,  den  unser  Blatt  dem 
Patentwesen  dauernd  zu  widmen  hat,  einen  festen  Eutschluss  fassen. 

Abonnent  in  Wien.  Ihr  Entwurf:  „Rast  ich,  rost  ich" 
war  bei  der  Ausstellung  der  Konkurrenz  -Entwürfe  zur  Leipziger 
Pctrikirche  mit  No.  53  bezeichnet  und  ist  weder  mit  No.  4  noch 
mit  No.  49  verwechselt  worden. 

Hrn.  T.  in  Nimptsch.  Die  Entwürfe  des  Berliner  Archi- 
tekten-Vereins sind  im  Buchhandel  nicht  käuflich  —  es  sei  denn 
ausnahmsweise  auf  antiquarischem  Wege.  Die  Meldung  um  Auf- 
nahme in  den  Verein  braucht  keineswegs  durch  zwei  in  Berlin 
wohnende  Mitglieder  unterstützt  zu  werden,  sondern  es  sind  zu 
einem  solchen  Vorschlage  auch  auswärtige  Mitglieder  berechtigt 
Hiernach  dürfte  es  Ihnen  wohl  nicht  schwer  werden,  event  durch 
einige  der  in  Breslau  wohnenden  Vereinsmitglieder,  sich  in  Vor- 
seldag  bringen  zu  lassen. 

Abonnent  in  J.  Ueber  die  Honorirung  von  Zeugen  und 
Sachverständigen  sind  bekanntlich  erst  in  jüngster  Zeit  neue 
gesetzliche  Vorschriften  erlassen  worden,  denen  gegenüber  ein 
auf  die  .Norm"  begründeter  Anspruch  nicht  durchgesetzt  werden 
kann.  Wir  bitten  Sie,  von  den  Besprechungen,  die  u.  BI.  in 
früheren  Jahrgangen  diesem  Thema  gewidmet  hat,  Einsicht  zu 
nehmen. 


...u.  .....  Carl  B*.iitt  i.  n«bu   Kür  dir  i 


K  K.  O.  Kriech.  Druck. 


W.  Ilotitr  Hon.aekdru.  krr*!,  Borllo. 

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38.   DEUTSCHE  BAUZEITU  «G^   1 * 7 

labalt  Dm  IV~iUll*>m  M. .  Dmbrbra  Reicht«  au/  drm  ka|>ltoIliii»,-o™  nü»rl  !  ordmu«.  —  alllta.lla»«.  n  an«  V.r«li..n:  Arraltekfearanja  n  Berlin.  - 
«nd  der  SiiiHu  fiir  du  Ifeiunrn«  ArrMnto«i»rne  Iwtiwt  «u  Hun.  -  Pic  Rrgultrung  I  »rroiachtei:  Dn  Katwurr  Kr  Hm  bcvc  K..llnri»r«i-t.«ud.>  dir  Ualvmttit  Ntrmlv- 
4n  Obcr-Konu»  b»trtff«>d.  —  Du  N„nnal-Zie|[rlfonn»t  und  diu  IxT.riarlw  Hm-      bar».  —  Urb«  MottoiTrrtllguoc.  -  Im  der  Parkllltoralar.  -  Kaakarraiiiaa. 


Das  Besitzthum  des  Deutschen  Reiches  auf  dem  kapitolinischen  Hügel  und  der  Neubau  für  das 

Deutsche  Archäologische  Institut  zu  Rom. 


Von  1' ii  iil  Laspeyres. 

(Ilkru  Ah  per«nFk1lrt»rlui  A»knl  auf  8.  IUI.) 


inom  von  clor  Redaktion  dieser  Zeitung 
gcaufserten  Wunsche  entsprechend,  ist  die 
hier  mitgethcüte  Ansicht  des  neuen  archäo- 
logischen Institutes  in  Rom  unter  Zugrunde- 
legung einer  Photographie  gezeichnet  worden 
und  gern  fuge  ich  dieser  Skizze  einige  er- 
läuternde Bemerkungen  bei. 
Die  Lage  des  Gebäudes  bietet  mancherlei  Eigentümlich- 
keiten dar.  Als  der  Bau  in  seiner  aufseren  Erscheinung 
bereits  nahezu  fertig  dastand,  überraschte  mich  eines  Tages 
eine  Dame  mit  der  verfänglichen  Frage :  ..Bekommt  denn  Ihr 
Haus  auch  eine  Facade?"  Zwar  zog  ich  mich  mit  der  Ant- 
wort: ,J£i  gewiss,  4  Stück",  aus  der  Verlegenheit,  allein  ich 
fühlte  wohl,  dass  der  Sinn  der  Frage  der  sei,  ob  es  einen 
Standpunkt  gäbe,  der  dem  Gebäude,  aus  der  Nähe  betrachtet, 
eine  günstige,  planmäfsig  vorbedachte  Wirkung  sichere.  So 
aufgefasst  hätte  die  Frage  füglich  mit  ..Nein"  beantwortet 
werden  müssen  und  allenfalls  hätte  hinzu  gefügt  werden  dürfen : 
„Bitte,  wenn  Sie  sich  recht  weit  fort  bemühen  wollen,  etwa 
nach  S.  Pictro  m  Montorio,  oder  auf  den  palatiniseben  Hügel, 
oder  wenn  Sie  einen  Spaziergang  nach  dem  Arcntin  machen 
möchten,  oder  nach  dem  Tiberufer  bei  der  Marmnrala, 
-Linn  kommen  Sic  wohl  an  I  »unkte,  wo  das  Gebäude  eine 
„Facade*  bekommt."  In  der  That  bringt  es  die  Situation, 
von  welcher  die  neben- 
stehende Skizze  eine 
Anschauung  geben  mag, 
mit  sich,  dass  von 
keinem  nahen  Stand- 
orte aus  der  Bau  gut  zu 
übersehen  ist.  Musste 
doch  auch  der  Photo- 
graph sein  Instrument 
in  dem  Dachfenster 
eines  der  höheren 
Häuser  in  der  Nach- 
barschaft aufstellen,  um 
die  in  unserer  Zeich- 
nung wieder  gegebene 
Aufnahme  machen  zu 
können.  Nach  rein 
Aufserlich  architektoni- 
schen Gesichtspunkten  % 
betrachtet ,  mochte 
daher  der  Bauplatz 
ungünstig  genug  er- 
scheinen. Um  so  vor- 
theilhafter  alier  stellt 
er  sich  dar,  wenn 
man,  wie  billig,  die  be- 
absichtigte Benutzung 
als  in  erster  Iinie 
maafsgebend  gelten 
lässt.   Ganz  abgesehen 

davon,  dass  der  Grund  und  Boden  als  /.um  kaiserlich 
Deutschen  Botschaftsterrain  gehörig,  nicht  erst  erworben  zu 
werden  brauchte,  hätte  das  neue  Institut,  welches  dem  Studium 
der  Alterthumswissenschaftcn  in  der  Benutzung  der  sehr  werth- 
vollen Bibliothek  eine,  dem  Lärm  der  Weltstadt  einrückte 
Freistätte  gewähren  und  zugleich  seiiren  Zugehörigen  gesunde 
und  behagliche  Wohnungen  darbieten  sollte,  an  keiner  anderen 
Stelle  einen  in  gleichem  Maafse  begünstigten  Sitz  wählen 
können,  wie  hier  auf  der  Grenze  zwischen  dem  antiken  und 
dem  modernen  Rom,  und  keinen  so  idealen  wie  hier  auf  der 
Stätte,  die  einst  das  erste  Heiligthum  der  alten  Römerwelt, 
den  Tempel  des  kapitolinischen  Jupiter  getragen. 

Von  keinem  Nachbargebäude  berührt,  an  drei  Seiten  von 
Garten  umgeben  und  mit  den  oberen  Stockwerken  hoch  über 
die  Dächer  der  an  der  vierten  Seite  nahe  heran  rückenden 
Häuserquartierc  hinaus  ragend,  erfrent  sich  der  neue  Bau 
einer  Folie  von  Luft  und  Licht,  die  ihm  von  allen  Seiten 
zuströmt.    Aus  den  Wohnräumen  oder   von  der  flachen 


Dachterrasse  herab  aber  schweift  der  Blick  frei  nach  Süd, 
West  und  Nord,  von  den  Ruinen  des  Palatiu's,  hinter  welchem 
das  Albaner  Gebirge  den  Horizont  abgrenzt,  nach  dem  Aventin 
und  dem  unteren  Tiberlauf,  ober  den  ganzen  trasteverinischen 
Stadttheil  zum  Vatikan  mit  der  Peterskirche  und  weiter  bis 
zur  Pincio- Terrasse.  So  sieht  man  hier  viel  und  wird  doch 
selbst  wenig  gesehen. 

Es  ist  ein  außerordentlich  interessant  gestaltetes  Stück 
Erde,  das  unser  Deutsches  Reich  in  Rom  sein  Eigen  nennt 
Der  steil  nach  allen  Seilen  abfaUende  kapitolinische  Hügel 
erstreckt  sich  in  lauglicher  Gruudform  vou  Süd-Südwest  nach 
Nord-Nordost.  In  der  Mitte  gleichsam  ein  wenig  eingeschnürt, 
trägt  er  eine  von  der  Pineea  del  Campitloi/lio  und  den 
Munizipal-Gebäudcu  eingenommene  Einsattelung,  welche  zwei 
breite  Gipfel  von  einander  scheidet  An  den  Fufs  der  beiden 
Kuppen  drängen  sich  die  Häusermassen  der  Stadt  von  Norden 
und  Süden  her  eng  heran.  In  den  benachbarten  schmalen 
und  winkeligen  Gassen  ahnt  man  kaum  etwas  von  der  Nähe 
des  weltberühmten  Hügels.  Die  ganze  nördliche  Bergkuppe 
halt  das  Kloster  der  Franziskaner  mit  der  Kirche  S.  Murin 
in  Ära  Cotli  hme,  wogegen  der  weitaus  gröfstc  Theil  des 
südlichen  Gipfelptateaus  und  des  südwestlichen  Abhanges 
den  in  unserer  Skizze  dargestellten  deutschen  Besitz  bildet. 
Der  Hauptzngang  zu  dem  letzteren  (hei  a  ün  Plane)  zweigt 

sich  von  der  Via  deÜe 
tre  pile  ab,  durch 
deren  durchgreifenden 
Umbau  im  Jahre 
1872  die  Stadt  Rom 
neben  der  Ranipen- 
ireppe  des  Michel 
Angelo  ein«  liojueme 
und  stattliche  Auffahrt 
zum  Kapitolsplalz  ge- 
schaffen haL  Architek- 
tonisch unschön,  aber 
ausgezeichnet  durch 
die  vornehme  Zurück- 
gezogenheit der  Lage 
nimmt  unser  Bot- 
schaftshotel, der  Pa- 
tazzo  Caffarrüi  (c), 
mit  seinem  geräumi- 
gen Garten  (</)  und 
der  nordwestlich  vor 
seiner  Hauptfront  sich 
ausdehnenden .  neuer- 
dings völlig  frei  ge- 
legten Terrasse  (/<)  in 
höchster  I^age  und  k-i 
nur  sehr  geringfügi- 
gen Niveau  -  Verschie- 
denheiten die  Hälfte 
der  ganzen  Besitzflüche 
ein.  Im  Zusammenhang  mit  diesem  grorseu  Terrainabschnitt 
schliefst  sich '  westwärts  in  sehr  viel  tieferer  Lage,  fast 
bis  an  den  Fufs  des  Hügels  hinab  reichend,  ein  grofses 
Stück  Gartenland  (</)  an,  wahrend  nach  Süden  zu  die 
Via  äi  Moufr  Otprino  ein  etwas  kleineres  Grundstück 
mit  der  sogenannteu  Casu  Tarpea  (/,•)  (dem  deutschen 
Hospitale  und  bisherigen  Sitze  des  archäologischen  In- 
stitutes) und  mit  einem  im  Jahre  1HH»  angekauften, 
gewöhnlich  als  (.Visa  Lelli  bezeichneten  Wohnhause  (ml 
abtrennt. 

Die  Fi«  di  Munt"  Cupritw  ist  eine  öffentliche  Strafso, 
ebenso  die  17«  (Ir'Sajxmitri.  Beide  Straf*1)!  bilden,  in 
annähernd  rechtem  Winkel  zusammen  treffend  nnd  zumeist 
stark  ansteigend,  für  das  oben  genannte  tief  liegende 
Gartenterrain  <;0  die  Grenze  gegen  Südwest  und  Südost.  In 
dem  Winkel,  den  sie  einschliefst* n ,  stand  früher  ein  grofser 
mehrstöckiger  Kornspeicher,  der  sogenannte  Granarone; 
jetzt  erhebt  sich  daselbst   der  Bau  des  neuen  archäolo- 


>y  Google 


188 


DEUTSCHE  BAÜZEITUNG. 


11.  Mai  1878 


gischen  Instituts.  Gerade  hier  zeigen  die  Niveauverhältnisse 
eine  besondere  Mannichfaltigkeit ;  sie  erschwerten  aufser- 
ordentlich  die  Beschaffung  eines  geeigneten  Zuganges  und 
bedingten  hauptsächlich  die  Besonderheiten  des  neuen  Ge- 
bäudes. Die  Via  de'ikijwnari  kommt  von  Nordwesten  her 
längs  der  unteren  Grenze  des  hinter  einer  Futtennauer, 
um  4"  höher  liegenden  deutschen  Terrains  in  starker 
Steigung  herauf.  Vor  der  Sudwestfront  geht  sie  in 
eine  viel  geringere  Steigung  Ober  und  erreicht  da  ihren 
höchsten  Punkt,  wo  sich  die  Via  di  Monte  Caprino  von 
ihr  abzweigt.  Diese  überwindet  zunächst  vor  der  Sudostfront 
des  Institutsgebäudcs  mittels  einer  vom  Munizipium  neu  her- 
gestellten Trepj>ennnlage  (Ii)  eine  Höhe  von  8,75 m.  nimmt 
dann  den  vom  Palazeo  Cajfarelli  her  kommenden  neu  ge- 
schaffenen Verbindungsweg  (f)  auf,  steigt  geradeaus  mit 
betrachtlicher  Steigung  um  weitere  4  ■  an  und  erreicht 
zwischen  der  Ecke  des  neuen  Stallpebäudes  (e)  und  der  Cosa 
Tarpea  die  Krone  des  HOitels.  An  diesem  Punkte  befindet 
man  sich  gerade  vor  dem  Eingang  zur  alten  Bibliothek  des 
Instituts  (0,  in  welcher  auch  wahrend  der  Wintermonate  die 
allwöchentlichen  Sitzungen  abgehalten  wurden.  Es  muss  indess 
hervorgehol>cn  werden,  dass  der  Weg,  welchen  wir  so  eben 


verfolgt 


nie  der  gebräuchliche 


um  von  der  Stadt 


gelangen.  Vielmehr  stieg  man 
zu  demselben  immer  in  viel 
würdigerer  Weise  von  dem  Ka- 
pitolsplatz  aus  herauf  Ober  die 
steile,  breite  Scilentreppe,  welche 
gegenüber  dem  gleich  gestalteten 
Aufgange  zur  Kirche  &  Maria 
in  Arn  Cocli  zu  jener  schönen, 
im  Letarouilly'schen  Werke  aus- 
führlich dargestellten  Bogenhalle 
des  Vignola  und  weiter  mittels 
eines  Durchgangs  zu  dem  Nord- 
ostendo  der  Via  di  Monte  Ca- 
prino (bei  n  im  Situationsplan) 
hinauf  geleitet.  Weser  Weg 
musste  auch  für  die  Zukunft 
als  der  gebräuchliche  Zugang 
zum  archäologischen  Institut  an- 
gwehen werden,  und  es  lag  be- 
sonders nahe,  genau  von  dem- 
selben Punkte  aus,  von  welchem 
man  in  den  alten  Sitzungssaal 
eintrat,  auch  den  Eingang  zu 
Sitze  des  Instituts 
Der  Situatiousplan 
zeigt,  wie  dies  Ziel  erreicht 
werden  konnte. 

Durch  ein  Gitterthor  tritt 
man  von  der  Strafsc  aus  in 
einen  länglich  dreieckigen  Vor- 
garten (i)  ein  und  gelangt, 
denselben  mit  ganz  gelindem 
Anstieg  durchschreitend ,  zum 
des  neuen  Insti- 
Ichem  eine  den 
erwähnten  Verbindungsweg  Oberbrückende  kleine  Terrasse  mit 
Sitzbanken  angelegt  ist.  Hübsche  Durchblicke  öffnen  sich 
hier  nach  rechts  und  links  hin  dem  Besucher,  der  gleichsam 
wie  zu  ebener  Erde  in  das  Haus  eintritt  und  es  sich  schwerlich 
vergegenwärtigt,  dass  sich  hier  bereits  drei  Geschosse  unter 
seinen  Füfsen  befinden,  wogegen  er  nur  noch  eine  Treppe 
hoch  zu  steigen  braucht,  um  in  dos  oberste,  den  Bibliothek- 
und  Sitzungs  -  Saal  enthaltende  Hauptgeschoss  zu  gelangen. 
So  wurde  es  durch  die  Eigenartigkeit  der  Terrainverhältnisse 
ermöglicht,  vier  Geschosse  von  den  fünfen,  die  das  Gebäude 
zählt,  unmittelbar  von  aufsen  her  zugänglich  zu  machen  und 
den  höchst  gelegenen  noch 


-L3  *  t  f  T  t  T  V» 


I.  rU«F1irfj>pr. 

1.  Hof- 

X  Offener  Gu»g. 

Amrsnohnaiiir  de»  traten 

S.  Vtini  fi«rwr. 

«.  Wohmlmner. 

7.  Kaln«, 


Betrachten  wir  jetzt,  ohne  uns  bei  Nebensächlichem  auf- 
zuhalten, die  Raumvertbeilung  in  den  einzelnen  Stockwerken 
des  Baues.  Das  *>  m  hohe  Erdgeschoss  enthalt,  mit  5  grofsen 
Thoren  nach  der  Via  de  Saponari  sich  öffnend,  nur  eine 
Reihe  von  gewölbten  Werkstätten.  Darüber  liegt  ein  3,6 " 
hohes  Mezzanin  -  Geschoss .  welches  von  dem  zweiten  Absätze 
der  grofsen  Treppe  in  der  Via  di  Moide  Caprino  direkt  zu- 
gänglich, längs  der  Südost-  und  Südwest-Front  eine  Anzahl 
vermiethbarer  kleiner  Wohnungen  enthält.  Diese,  sowie  die 
Werkstätten  sind  sowohl  durch  die 


ihrer  Eingänge,  als  auch  innerhalb  des  Gebäudes  vollständig 
von  den  Räumlichkeiten  des  archäologischen  Instituts  getrennt 
gehalten.  Sie  waren  in  dem  für  den  Institutsbau  aufgestellten 
Bauprogramin  nicht  vorgeschrieben  und  verdanken  ihre  Ent- 
stehung dem  aus  der  Terraingestaltung  erwachsenden  Bedürf- 
nisse, das  Gebände  aus  der  Tiefe  frei  empor  zu  heben,  damit 
die  wichtigeren  Räumlichkeiten  der  Gunst  der  Lage  unge- 
schmälert theilhaftig  werden  könnten.  In  dem  rückwärts 
nach  der  Berglehne  zu  gelegenen  Theile  des  Mezzanin- 
Geschosses  konnten  noch  Keller  und  Depoträume  für  das 
archäologische  Institut  untergebracht  werden.  Erst  in  dem 
nun  folgenden  3,9 m  hohen  zweiten  Stockwerk  kommt  der 
Grundplan  des  Baues  zu  freier  Entwickelung.  Hier  zuerst 
unterscheidet  sich  deutlich  der  nach  Südwesten  gelegene,  vor- 
wiegend für  Wohnungen  bestimmte  gröfscre  Gebäudetheil  von 
dem  nach  Nordosten  vorspringenden  Baukörper,  welcher  speziell 
den  eigentlichen  Instituts-Zwecken  vorbehalten  bleibt.  Rechts 
und  links  von  dem  in  der  Mitte  der  Nordastfront  und  unter- 
halb der  obeu  erwähnten  Terrasse  gelegenen  Eingange  zum 
2.  Stockwerke  befinden  sich  die  gewölbten  Lager-Räume  für 
die  Drucksachen  und  antiquarischen  Sammlungen  des  Instituts. 
Ein  in  der  Richtung   der   Hnuptaxe  angelegter  Korridor 

,  wo  sich  die  Haupt- 
in  einen  inneren  Licht- 
hof mit  freien  Bogenöffuungen 
anschliefst.  Die  ringsum  an 
den  Strafsenfronten  und  nord- 
westwärts  liegenden  Zimmer.  10 
an  der  Zahl,  sind  vollständig 
möblirt  als  Wohnstuben  für  die 
Stipendiaten  des  archäologischen 
Instituts  (deren  das  Deutsche 
Reich  jährlich  fünf,  mit  je 
30<JO  M.  Pensinn  und  fast  freier 
Wohnung  in  Rom  und  Athen, 
aussendet)  und,  soweit  noch  dis- 
ponibel, auch  für  andere  dem 
Institut  nahe  stehende  durch 
passirendc  deutsche  Gelehrte 
bestimmt.  0,  die  glücklichen 
Herren  Archäologen! 

Das  3.  und  4.  Stockwerk, 
deren  jedes  4,50  ■  Höhe  misst, 
stimmen  in  ihren  süd westlichen 
Hälften  vollkommen  überein. 
Hier  sind  die  Amtswohnungen 
der  beiden  Sekretäre  des  Instituts 
angeordnet,   bestehend   aus  je 

1  Salon  und  6  durch  ein  Vor- 
zimmer und  den  hellen  Korridor 
in  bequeme  Verbindung  unter 
einander  gebrachten  Wohnräu- 
men nebst  geräumiger  Küche 
und  einigen  Kammern.  Für  den 
Mangel  besonderer  Gärten  ist 
diesen  Wohnungen    durch  die 

2  Säulenhallen ,  von  denen  die 
gröfsere  15,50"  Länge  hat, 
Ersatz 

Wie  von  hier  aus  sich  der 
den  giöfsten  TheU  Roms  eröffnet,  ist 
worden.  Ausser  den  Amtswohnungen  enthält  das  8.  Stock- 
werk zur  Rechten  und  Linken  des  bis  zur  Hanptt]'ep]»c 
reichenden  Vestibüls  die  kleinen  Dienstwohnungen  für  den 
Kustos  und  für  den  Portier,  das  4.  Stockwerk  aber  den 
Hauptraum  des  ganzen  Baues,  den  aus  3  quadratischen,  mit 
Klai'hkuppeln  überspannten  Gewölbejoeben  bestehenden  Bibüo- 
thek-  und  Sitzungs-Saal.  Die  Gcwölbcspaimung  zwischen  den 
Gurtbögen  beträgt  7  ".  die  Hohe  im  Scheitel  der  Kuppeln 
gemessen  eben  so  viel.  Von  einem  zwischen  dem  Treppen- 
liuuse  und  dem  Saale  liegenden  Vorzinuner  führen  kurze 
Korridore  zu  dem  mit  der  Bibliothek  und  dem  Arb 
des  ersten  Sekretärs  unmittelbar  kommuiiizirenden  '. 
und  zu  einem  besonderen  Nebeuraume  der 
Nordwest-Front.  Im  Daebgeschoss  endlich  umschliefst  eine 
Anzahl  niedriger  Kammern  den  inneren  Hof  und  tragt  über 
sich  eine  freie  Dach-Terrasse,  von  deren  Brüstungsinaner  sich 
die  Dachflächen  der  Bodenräume  über  den  Wohnungen  zum 
Hauptgesims  hinab  senken.  Auch  der  etwas  höher  empor- 
ragende Bibliothekhau  schliefst  mit  einer  offenen,  die  Wöl- 
bungen der  drei  Kuppeln  umgebenden  Dachfläche  ab. 

Das  Gebäude  ist  durchaus  massiv  erbaut.    Bei  allen 


■  1.  KloseL 
13.  Kjunratrn. 
Ovffrnllirh*  Inatitulariame: 

13.  V.ir/imrmr. 
Ii.   rJit.Uolh.-k  und 

u. 
Ii 

Haler  U  In  rtrr 


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DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


189 


Räumen,  welche  nicht  eingewölbt  sind,  wurden  gewalzte  eisenie 
Träger  mit  horizontaler  Ausmauerung  zur  Deckcubilduug 
Inmutzt  Auch  für  die  Dachkonstraktion  kam  Uberwiegend 
das  Eisen  zur  Anwendung.  Jeder  Luxus  musste  bei  der 
Bauausführung  vermieden  werden,  schon  um  mit  der  aus- 
geworfenen und  auch  nahezu  inne  gehaltenen  Kostensumme 
von  rund  HOO  000  M.  auskommen  zu  können.  Aber  auch 
die  völlig  zurüc  k  gezogene  Lage  abseits  von  dem  lebhaften 
Straßenverkehr  musste  es  verbieten,  hier  architektonischen 
Aufwand  zu  treiben.  Immerhin  konnten  jedoch  sowohl  im 
die  exponirtesten  Bautheile  wie  auch  am  Acufscren 
Gliederungen  in  Werkstein  ausgeführt 
sich  für  die  glatten  Mauerflachen  der 
Aufsenseiten  ans  den  ortsüblichen,  an  den  Stirnen  sauber  zu- 
gerichteten Backsteinen  grofsen  Formats  ein  leidliches  Ver- 
blendung*-Mauerwerk  herstellen  liefs.  Bis  zur  Fabrikation 
von  Formsteinen  und  scharfkantigen  Verblendsteinen  hat  sich, 
trotz  guten  Rohmaterials,  die  heutige  Ziegeltechnik  Rom's 
noch  nicht  aufzuschwingen  vermocht.  Das  ganze  archi- 
tektonische Gerüst  des  Aeufsereu  besieht  aus  l'eiierin,  dessen 
sattes  grünliches  Grau  sich  von  dem  fleischfarbigen,  öfter  in 


ein  tieferes  Roth  übergehenden  Ton  der  BacksteinfläclKtn 
vortheilhaft  abhebt.  Für  die  Treppenstufen  und  Pfcilersoekel 
im  Inneren  ist  der  weibliche  römische  Kalkstein,  der  un- 
übertreffliche Travcrtin,  gewählt  worden.  Für  einige  besondere 
Bautheile  im  Treppcnlinuse,  Säulen,  Pflaster  und  Thürgewande, 
hat  die  Umgegend  von  Assisi  ein  marmorahnliclics  Material 
von  milder,  theils  gelbgrauer,  theils  röthlicher  Farlie  geliefert. 

Zur  Weihnachtszeit  1873  wurde  mit  dem  Ausschachten 
der  Fundamente  begonnen,  im  Herbst  1876  waren  alle  Arbeiten 
eiiischliel'slich  der  Abrechnung  beendigt.  Darauf  hat  aber  das 
Gebäude  noch  während  eines  vollen  Jahres  leer  gestanden, 
weil  die  l>c$omlcrcn  Eigenschaften  der  romischen  Baumaterialien 
ein  vollständiges  Austrocknen  des  Mauerwerks  aufserordcntlich 
verzögen). 

Seit  ungefähr  einem  halten  Jahre  nun  ist  das  neue 
archäologische  Institut  bewohnt  und  regelmäßig  Freitags 
Nachmittags  werden  darin  die  öffentlichen  Sitzungen  desselben 
abgehalten.  Und  die  darin  wohnen,  sagen,  es  wohne  sich 
gut  darin,  und  wer  zu  ihnen  kommt,  freut  sich  der  herr- 
lichen Lage  des  Hauses.  — 

Ja,  ja!  die  glücklichen  Herren  Archäologen! 


Die  Regulirung  des  Ober -Rheins  betreffend. 


Dem  Hrn.  Verfasser  der  Artikel  in  No.  IG  u.  18  dies.  Bl.  ist 
darin  unbedingt  beizutreten,  das»  die  Vervollkommnung  der  vor- 
handenen Parallel  werke  der  Schiffahrt  schwerlich  in  wflnsebens- 
werthem  Maafite  zu  Statten  kommen  würde,  dass  vielmehr  anderes 
kann.  —  Aus  pekuniären  Rucksichten  wird 
eine  der  beiden  seitlichen  Kinnen  als  Thal  weg 
gleichzeitig  aber  angedeutet,  dass  dieses  Projekt 
an  Ladeplatzen,  Flussmündungen  etc.  mit  sich 
(geben  wird  auch,  dass  in  schärferen  Kurven  die 
an  das  konkave  Ufer  zu  legen  sei;  da  nun  letzteres 
lieh  bald  auf  der  rechten,  bald  auf  der  linken  Seite  findet,  würde 
auch  die  Fahrrinne  entsprechend  traversiren  müssen. 

Angesichts  der  grobartigen  Geschiebe-Bewegung  des  Rheins 
entsteht  die  Befürchtung,  dass  man  nach  straffem  Hochwasser 
die  Spur  dieser  travertirvaden  Fahrrinne  stellenweise  wohl  ver- 
geblich suchen  werde,  da  „mit  steigendem  Wasser  die  Serpentinen 
schnell  abnehmen  und  sich  der  Tbalwcg  mehr  gerade  streckt* 
Die  Schiffahrt  wäre  durch  solche  Fatalität  beim  Eintritt  niedrigerer 
Stande  arg  gestört;  das  Drahtseil  würde  in  den  l'eberschlagen 
kaum  zu  überwältigende  Versaudungen  erleiden,  ganz  abgesehen 
Ton  der  erheblichen  Belästigung,  welche  aus  grofser  Längen- 
Differenz  des  Thalwegs  bei  N.-W.  und  M.-W.  fnr  den  Tauerei- 
Betrieb  entsteht  So  ist  außerdem  zu  besorgen,  dass  eine  leicht 
zu  weit  getriebene  Beschränkung  des  Flussbettes  (behufs  des 
kraftigen  Zusammenhaltens  des  Nieder -Wassers)  Wassermassen 
zum  Ausufern  zwingt,  welche  recht  füglich  in  demselben  bleiben 
und  die  Kraft  zur  Weiterführung  der  Sinkstoffe  gewähren 
könnten.  Umgekehrt  wird,  dank  der  Disposition  der  Fahrrinne 
neben  dem  Parallclwerk  und  Ufer,  längs  desselben  die  gröfste 
Tiefe  (und  zwar  eine  für  Schiffahrtzwecke  unnütze,  aber  die  Kraft 
des  Stromes  zur  Reinhaltung  der  übrigen  Bettbreite  sehr  ab- 
schwächende) sich  einstellen  nnd  die  Uferunterhaltung  gewaltig 
vertheuera.  Je  tiefer  aber  die  Auskolkung,  desto  höher  pflegt 
auch  die  unterhalb  derselben  folgende  Barre  aufzusteigen. 

So  wenig  man  erwarten  durfte,  dass  der  Rhein  bei  etwa 
Sfäeher  Böschung  der  Parallelwerke  im  Stande  sein  werde,  trotz 
1200 

eines   "     —  C  fachen  Wechsels  seiner  Wassermenge  von  M.-W. 

zu  N.-W.  eine  Bettbreite  von  ca.  200«  in  Wünschenswerther 
Kegelmäfsigkeit  zu  erhalten,  so  wichtig  scheint  es  andrerseits, 
das  Tulla'sche  Prinzip:  „ein  einziges-Rinnsal"1  und  zwar  für 
alle  Wasserstände,  bei  den  weiteren  Maafsnahmen  anzustreben 
und  nicht  zu  Projekten  zu  greifen,  welche  ohne  zwingende  Noth 
von  den  natürlichen  Verhältnissen  sich  entfernen.  Solche  Ent- 
fernung von  den  natürlichen  Verhältnissen  muss  darin  gefunden 
werden,  wenn  man  —  wie  anderwärts  nicht  nur  vorgeschlagen,  son- 
dern auch  ausgeführt  worden  ist  —  das  Flussbett  in  mehre  Etagen 
theilt  und  dem  N.-W.  die  Füllung  des  Souterrains,  dem  M.-W. 
die  der  Bel-Ktage  und  der  Uochfluth  die  Füllung  der  Etagen  bis 
zum  Dachgeschoss  zuweist  Mag  der  Erfolg  solcher  Behandlung 
eine  Besserung  gegen  früher  ergeben,  eine  Hülfe  in  dem  wirklich 
möglichen  Umfange  wird  dieselbe  nicht  gewähren. 

Alle  Fluss-  oder  Strombetten  werden  anfser  durch  die 
Breite,  auf  welche  man  so  vielfach  allein  Werth  legt,  auch 
bedingt  durch  die  Tiefe.  Beide 


reelle  Erfolge  erzielt  werden  sollen, 
(welche  ohngefähr  vorhanden  sein  md 
Hrn.  Verf.  des  betr.  Artikels:  keinen 


sich  verwirklichen  sollte)  findet  sich  in  der  Natur  nicht: 
heil  ergiebt  das  Zusammenfassen  von  10,  20  bis  50  Profilen 
stets  und  immer  eine  Zunahme  der  Tiefe  nach  der  Mitte  hin. 
(Wenn  das  Maximum  der  Tiefe  eines  einzelnen  Profils  einmal 
hart  an  der  steil  abgebrochenen  Konkave  hegt,  so  bedeutet  diese 
scheinbare  Ausnahme  nur  eine  Fluss-Verwildemng  hohen  Grades.) 
Und  entsprechend  der  regelmälsig  ausgebildeten  Tiefe  wächst 


auch  die  Geschwindigkeit;  die  Maximal -(Geschwindigkeit  im  richtig 
disponirten  Stromstricbe  —  als  auf  statischen  und  dynamischen 
Gründen  beruhend  —  wird  darum  beizubehalten  sein.  Beiläufig 
scheint  es  für  das  Anlegen  der  Fahrzeuge  an  das  Ufer  wie  für 
billigere  Unterhaltung  desselben  sogar  erwünscht,  wenn  neben 
demselben  eine  geringere  Geschwindigkeit  stattfindet,  und  auch 
der  Tauerei  ist  nur  gedient,  wenn  dieselbe  bei  allen  Wasserständen 
mit  derselben  Lage  und  Länge  des  Thalwegs  arbeitet 

Zahlreiche  Untersuchungen  des  Reg.-  u.  Baur.  Sasse  (s.  u. 
a.  Ziv.-  lugen.  1861  u.  Zeitscbr.  f.  Bauw.  18741,  vielfache  eigene 
Ermittelungen  nach  der  von  genanntem  Autor  angegebenen 
Methode*)  haben  unter  den  verwickeltcsten  Verhältnissen  immer 
wieder  klar  und  deutlich  ergeben,  dass  die  parabolische  Be- 
grenzung der  Flussbetten  die  von  der  Natur  angestrebte  ist 
Wenn  man  diesen  Fingerzeig  benutzt  und  solche  Begrenzung 
auch  nur  annähernd  herstellt,  so  erreicht  man  nach  wieder- 
holter Erfahrung  alles,  was  überhaupt  erreicht  werden  kann. 

Nach  den  Slittheilungen  in  No.  16  u.  18  entstehen  bei  N.  W. 
(—  0,7  P.)  Tiefen  bis  zu  13"»;  man  wird  also  eine  durchschn. 
Scheitelticfe  des  parabolischen  Profils  von  4  m  unter  N.W.  bfliw. 
6,2»  unter  dem  bei  -f-  1,5  P.  angenommenen  Mittelwasserstande 
als  ohngefähr  angemessen  erachten  dürfen,  welche  Tiefe  für 
SchifTahrtzwecke  überaus  genügt  Ein  Parabelprofif  von  250  "> 
Breite  (—  Entfernung  der  beiderseitigen  Parallelwerke)  und  ti,2m 
Tiefe  hätte  1033G">  Grobe.  Bei  einer  Waaserraengc  von  1200kb» 
pro  Sek.  ergäbe  sich  die  durchschn.  Geschwindigkeit  zu  nur 
1200 

— —  =  1,16 ,n.  Die  Breite  des  N.W.  ermittelt  sich  ans  dieser 
1033 

Parabel  zu  201  »,  der  N.  W.- Querschnitt  zu  536  □»  und  die 
Gcschw.  des  N.  W.  zu  nur  0,37 ».  Nach  meiner  Erinnerung  sind 
die  Geschwindigkeiten  indess  viel  grnfser,  es  wird  deshalb  das  den 
Stromverhältnissen  angemessene  Profil  wahrscheinlich  wesentlich 
kleiner  als  hier  berechnet  sein  dürfen.  Aus  der  einfachen  Be- 
rechnung von  40  -  50  Einzelprofilen  wird  sich  die 
Gröfse  leicht  ergeben;  einstweilen  möge  angenomi 
dies  Parabelprofil  sei  das  für  gerade  Flugstrecken  gültige  Durch- 
schnitts-Profil.  Seine  praktische  Darstellung  würde  unbequem 
sein,  mit  genügender  Genauigkeit  wird  dasselbe  indess  durch 
das  umstehend  skizzirte  geradlinig  begrenzte  Profil  mit  llfacher 
Böschung  zwischen  M.  W.  u.  N.  W.,  bezw.  ISfachcr  unter  dem 
N.  W.-Spicgcl  ersetzt  weil  der  Flächeninhalt  für  M.  W.  u.  N.  W. 
ziemlich  genau  derselbe  ist,  wie  oben  für  das  parabolische  Profil 
gefunden  wurde  (1031,4  u.  535,9  □">  gegen  1033  und  536  □«). 

Könnte  man  die  wohl  nur  2— Sfach,  also  sehr  steil  geböschten 
und  deshalb  zu  Einrissen  gewissermaafsen  einladenden  Parallel- 
werke mit  den  hier  gefundenen,  viel  flacheren  Böschungen  aus- 
statten, so  wäre  allen  Bedürfnissen  sicher  Rechnung  getragen  und 
das  Serpentiniren  des  N.  W.  unmöglich  gemacht  weil  auch  dieses 
letztere  nur  den  ihm  zustehenden  Raum  fände.  Solchem  Plane 
stellt  sich  alter  der  Kostenpunkt  entgegen.  Wenn  auch  etwas 
langsamer,  so  doch  ungleich  hilliger  gelaugt  man  jedoch  zu  dem- 
selben Ziele  mit  den  (u.  a.  bei  dem  verstorbenen  Grebenau 
allerdings  nicht  besonders  gut  angeschriebenen)  bescheidenen 
preuftischen  Buhnen,  sofem  dieselben  nur  in  rationeller  Wreise 
angeordnet  werden.  Beweise  für  diese  Behauptung  finden  sich 
aut  der  Saale;  dort  sind  mit  flach  geböschten,  dem  Durchschnitts- 
profile angepassten  Buhnen  recht  erfreuliche  Resultate  erzielt 

Ein  etwa  wie  umstehend  geformtes  Profil  sei  in  das  in 
der  Figur  punktirt  angedeutete  umzugestalten.  Unbedenklich  ist 
die  Schüttung  des  rechtsseitigen  schraflirten  Buhnenkörpers 
mit  etwa  1,2»  Kronenbreite  und  Ifachen  Seitenböschungen.  Die 
tbeuere  Abpflasterung  bleibt  fort,  weil  es  an  sich  kein  Unglück 
ist  *enn  ein  einzelner,  etwa  von  einer  Scholle  gefasster  Stein  in 


Couf.  K.  t  b.  I9B  d.  .Uhr«.  1*71  din  Bl. 


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190 


die  Tiefe  rollt  und 
weil  die  Bildung  eines 
gröberen  Loche«  durch 
die  lockere  Stützung 
der  einzelnen  Steine 
gegen  einander  schon 
ausreichend  verhütet 
wird.  Die  Unebenhei-  1 
ten  der  rohen  Schot-  ! 
tung  brechen  aber  in 
den  kleinen  Verhalt- 
nissen des  Stroms  die 
Kraft  der  Strömung  viel 
besser  als  eine  glatte 
Flache.*) 

Ob  man  linker 
Seite  des  ProHU  von 
Tora  herein  den  ganzen 


darf,  hängt  von  der  Erfahrung 
des  Stroms   ab.     Den  sanfteren 


zum  Abtrieb  des 
hegen  erforderliche  Knergie  nicht  leicht  zumuüien,  vielmehr  bei 
ihnen  zunächst  nur  etwa  den  Theil  d  b  t  schatten  dürfen,  um 
nach  Ablauf  des  nächsten  Hochwassers  mit  parat  gehaltenen 
Steinen  etwaige  zu  tiefe  Einrisse  bei  d  zu  begrenzen  bezw.  auf  der 
durch  den  ersten  Einwurf  erzeugten  Veriandung  die  weitere  Dar- 
stellung des  Profils  nach  oben  hin  nachzuholen.  Aus  Rücksicht  auf 
den  Kostenpunkt  empfiehlt  sich  ein  ahnliches  Vorgehen  trotz  der 


")  An  der  Oajar  Klba  vbfntat  man  an  abrt*«tgen  L'farfttraakaaj  mit  t*»ttm  Kr- 
fitfcc*  "1t*  tu*  "tarn  Strom«  ffrbagjrartta  SiolUtnnTe  «Idar  möe; lirlurt  Saeter  Briatbtirig 
(Var*,.  Lohaa.  KorrakUo«  .lr„  KlUtraata  «f.):  tduarikb.»  A<Uaaan'an  dar  Hula  darkan 
Ihr  LTi'r  fninx  ainfafh  mit  roh 
raicliaoj  damit  na/*rt  jahn>Utigi»r 
ilarum  ■-  ketna  PSaatsniiig. 


frischen  Jugendkraft  des  Rheins  vielleicht  auch  dort,  weil  durch 
die  Veriandung  die  Bauhohe  sich  verringert  Abermalige  Peilungen 
nach  ferneren  Hochwassern  werden  neben  erheblicher  Abnahme 
des  Mittelhegen  vielleicht  auch  wiederum  unerwünschte  gröbere 
Ticfenbildungeo  ergeben.  Man  verbaut  dieselben  ohne  Gefahr, 
weil  die  gröbere  Tiefe  für  die  Schiffahrt  nicht  zu  verwerthen 
ist,  hat  davon  aber  den  groben  Vortheil,  dass  die  Kraft  des 
Stroms  zusammen  gehalten  wird  zur  weiteren  Freilegung  des 
Profil«,  für  welches  die  seitlich  in  etwa  70—80™  Entfernung  an- 
gelegten Buhnen,  wie  die  eventuelle  Sohlenschüttung  der  Strömung 
die  rechte  Direktive  geben. 

Dass  man  in  breiten,  flachen  Profilen  der  Wirksamkeit  der 
seitlichen  Buhnen  durch  Ausbaggern  eines  ca.  '20  •  breiten 
Schlitzet  in  der  Strom-Mitte  zu  Hülfe  kommen  darf,  im  übrigen 
aber  wieder  allen  Ucbenchreitiingen  durch  Steinwurf  begegnet  — 
dass  man  in  Krummen  das  verschobene  Normalprofil  (dem  Radius 
entsprechend  in  der  Konkave  flachere,  in  der  Konvexe  steilere 
Böschung)  zu  Grunde  zu  legen  hat,  dass' man  au  Landeplatzen  etc. 
die  Böschung  dem  Bedürfnis«  entsprechend 
wenn  nur  der  Querschnitt  gehalten  wird  —  sei  nebenbei  1 

Von  einer  solchen,  mit  der  Natur  des  Stromes 
Behandlung  möchte  mehr  Erfolg  erhofft  werden  dürfen,  als  von 
der  doch  mehr  oder  weniger  willkürlichen  —  und  wenn  nur  die 
Breite  berücksichtigenden  —  einseitigen  Einengung  des  N.  W. 
durch  Parallelwerke.  Die  steilen  Böschungen  der  letzteren 
werden  immer  kostspielig  zu  unterhalten  sein;  die  Anlage  der 
flachen  Ruhnenköpfe  vor  den  am  Rheine  bereits  vorhandenen  und 
—  glücklicherweise  —  reichlich  weit  entfernt  liegenden  Parallel- 
werken  wird  die  Fortsetzung  der  letzteren  bis  zu  der  bedeutenden 
Tiefe  von  1 .  ■"  unter  Null  einfach  entbehrlich  machen.  Wollte 
man  probeweise  die  böseste  Strecke  von  4 — Ii  K,k  Lange  nach 
diesem  Prinzipe  behandeln  man  würde  sich  unzweifelhaft 
überzeugen,  dass  die  richtig  behandelten  preußischen  Buhnen 
viel  besser  sind  als  ihr  Ruf.  —  0. 


Das  Normal- Ziegelformat  und 

Zu  diesem  Kapitel  veröäentlicht  Hr.  Prof.  Gottgetreu  in 
Manchen  im  Januarheft  des  Bayer.  Industr  -  u.  Gewerbe- Blattes 
von  1878  eine  Mittheilung,  aus  der  wir  einige«  für  aufoerbayerische 
Kreise  Interessante,  zusammen  mit  ein  paar  Nutzanwendungen, 
hier  glauben  reproduziren  zu  sollen. 

Es  ist  bekannt,  dass  die  zu  Ende  des  Jahres  1869  in  Berlin 
beschlossenen  Resolutionen  Ober  ein  einheitliches  deutsches  Ziegel- 
format in  den  verschiedenen  bayerischen  Architekten-  und  In- 
genieur-Vereinen allgemein  mit  Anerkennung  begrübt  worden  sind 
nnd  ihre  Sanktionirung  für  Bayern  insbesondere  durch  eine  in 
längerer  Kommission«- Berathung  wohl  vorbereitete  Verhandlung 
des  bayerischen  Zentral- Vereins  erlangt  haben,  welche  mit  Aus- 
spruch des  Wunsche*  endete,  „dass  sammtliche  deutschen  Vereine 
dem  vorgeschlagenen  neuen  Ziegelformate  zustimmen  möchten." 

In  Bayern  ist  nun  im  Jahre  1877  eine  sogen.  Allgemeine  ' 
Hauordnung  erlassen  worden,  welche  im  ganzen  rechtsrheinischen  i 
Gebiete  Gültigkeit  hat.  Neben  ihr  besteben  in  den  einzelnen 
Orten  etc.  Bauordnungen,  welche  lokalen  Verhaltnissen  angepasst 
und  von  lokaler  Gültigkeit  sind,  und  unter  diesen  ist  diejenige  der 
Stadt  München  seit  einigen  Jahren  in  einer  Umarbeitung 
begriffen,  an  welcher  der  Münchener  Architekten-  und  Ingenieur- 
Verein  thatkräftig  mitgewirkt  hat  — 

Die  bayerischen  Ziegeleien  produzirten  bislang  im  allgemeinen 
noch  einem  Format,  welche»  erheblich  gröfser  als  das  Normal- 
format  ist  und  es  scheinen  die  Fabrikanten  bei  dieser  Gewohnheit, 
ohne  Rücksicht  auf  die  oben  berührte  Erklärung  des  bayer. 
Archit-  und  Ingen.  -  Vereins  und  ohne  jedwede  Acht  auf  die 
Format- Umwandlung,  welche  in  Folge  der  Berliner  Resolutionen 
in  Norddeutschland  sich  thatsachlich  vollzogen  hat  stehen  ge- 
blieben zu  sein,  weil  andernfalls  die  Thatoache  kaum  genügend 
erklärbar  sein  würde,  dass  die  allgemeine  bayerische  Bauordnung 
vom  20.  Juli  1877  das  Normalformat  einfach  hat  ignoriren  und 
allen  in  ihr  enthaltenen  Bestimmungen  über  Mauerstarken  ein 
Ziegelformat  von  SO"11  Lange  zu  Grunde  legen  können.  —  So 
geschlagen  durch  die  Bestimmungen  der  allgemeinen  Bauord- 
nung haben  die  Münchener  Architekten  sich  bemüht,  dem  Normal-  | 
format  wenigstens  in  der  Lokal-Bauordnung  für  die  Stadt  I 
Manchen  zur  Anerkennung  zu  verhelfen,  sind  aber  auch  hier 
mit  ihren  Mühen  gescheitert  indem  die  Einführung  jenes  For- 
mate auch  für  die  Münchener  Bauordnung  definitiv  abgelehnt 
worden  ist. 

Zwei  Gründe  sind  es  gewesen,  mit  denen  man  diese  Ab- 
lehnung motivirt  hat:  Entens  den,  dass  eine  mit  IV,  Stein  Starke 
aufgeführte  Aulsenmauer  bei  der  Gröfse  des  Normal-Formats  den 
Münchener  Witterangs  -  Verhältnissen  nicht  genüge  und 
ungesunde"  Wohnräume  geben  würde!  Wir  denken,  aus  die 
Fadenscheinigkeit  dieses  Einwurfs  gegenüber  den  Erfahrungen, 
welche  in  vielen  Theilen  Norddeutachlands  mit  gewiss  nicht 
günstigeren  klimatischen  Verhältnissen  gemacht  sind,  zu  sehr 
auf  der  Hand  liegt,  als  dass  hierzu  viele  Worte  verloren 
werden  dürften,  und  es  genüge  auf  den  Bau  zahlloser,  allen 
Witterung«  -  Unbilden  preis  gegebener  Wohngebaude  für 
Eiseubahnbeamte  an  norddeutschen  Eisenbahnen  aufmerksam 
■B  machen,  die  mit  Luft-Isolirschichten  von  4  8»«  Weile 
mit  l'/i  Stcinlangen  und  theilweise  sogar  mit  nur  1  Steinlange  I 


seit  Dutzenden  von  Jahren  erbaut  worden  sind  und  bei  ihrer 
ausreichenden  Bewahrung  auch  fernerhin  werden  erbaut  werden! 

Etwa«  anders  als  mit  diesem  ersten  Gegengrunde  von  völli- 
ger Inhaltlosigkeit  ist  es  allerdings  um  den  andern  bestellt  Dieser 
Grund  besagt  nämlich,  dass  durch  die  besondere  Beschaffenheit 
des  in  München  verwendeten  Mörtels  die  Anwendung  des 
kleinen  Ziegelformats  ausgeschlossen  werde.  Es  ist  hierzu  in 
unserer  Quelle  bemerkt  dass  das  was  in  München  bei  den  meisten 
Bauten  unter  dem  Namen  „Mörtel"  verarbeitet  werde,  diese  Be- 
zeichnung nur  uneigentlich  führe,  da  der  Zusatz  zum  Kalk  „nuss- 
grofse",  ja  oft  noch  gröbere  Steinchen  enthalte,  so  daas  Mörtel- 
fugen von  2™  (!)  Weite  nothwendigerweise  gang  und  gäbe 
geworden  seien.  Hr.  Prof.  Gottgetreu,  dem  man  hierin  ein  maafs- 
geltendea  Urtheil  zutrauen  darf,  findet  bei  den  meisten  vorkom- 
menden Hauseiustürzen  und  gefahrdrohenden  Zerstörungen  von 
Mauern  den  Grund,  auber  io  mangelhafter  Arbeit,  in  der 
Verwendung  eines  „umiualifizirbaren" ,  richtiger  „Beton"  zu 
nennenden  Mörtels,  and  würde  aus  zahlreich  vorliegenden  That- 
sachen  ein  Verbot  gerechtfertigt  linden,  welches  gegen  die  Ver- 
wendung desselben  gerichtet  ist  —  Dais  wir  unsererseits  dieser 
Ansicht  in  ihrem  ganzen  Umfange  beitreten  und  die  thatsachlich 
bestehende  Schwierigkeit  für  Einführung  des  Normalformats  gern 
durch  ein  gesetzgeberische«  Einschreiten,  welches  auf  Begünstigung 
rationeller  Bauweise,  anstatt  auf  Konservirung  von  B*u- 
Schlendrian  hinaus  kommt  beseitigt  zu  gehen  wünschen,  ist  voll- 
kommen selbstverständlich !  — 

Wie  die  Sachen  heute  einmal  liegen,  muss  man  mit  der  That- 
sache  rechnen,  dass  Bayern  in  dem  Ausschluss  de»  Normal-Ziegel- 
formats  «ich  eine  aber  die  Landesgrenze  hinaus  wirkende 
bajuvarische  Klausel  geschaffen  hat,  und  eben  diese  Seite  der 
Sache,  das  Hinübergreifen  der  Klausel  über  die  heimatlichen 
Grenzen,  ist  es,  auf  die  wir  die  Aufmerksamkeit  der  gesammten 
Architektenschaft  Deutschlands  mit  einigen  Worten  hinlenken 
möchten. 

Der  Paukt  spielt  nämlich  auber  in  der  Ziegel -Technik  und 
Ziegel -Industrie  eine  wesentliche  Rolle  bei  Konkurrenz-Ent- 
würfen, gleichgültig  ob  diese  bayerischen,  ob  sie  deutschen 
Ursprung!)  sind.  Auber •  Bayerische  Architekten  werden,  bevor 
sie  sich  an  eine  etwaige  bayerische  Konkurrenz-Aufgabe  machen, 
zunächst  in  die  Tiefen  der  bayerischen  Bauordnungen  hinab- 
steigen müssen,  um  der  Wahrscheinlichkeit  zu  begegnen,  ihre 
Projekte  etwa  wegen  ungenügender  Mauerstarken  ver- 
worfen zu  sehen;  sie  werden  auberdem  in  den  Raumdiapositinnen 
rte«chrankungen  and  Unbequemlichkeiten  unterliegen,  die  au« 
dem  abweichenden  Ziegel-Format  und  seiner  Wiederholung  in  den 
vorgeschriebenen  Mauentivrken  notwendiger  Weise  resultiren 
müssen!  Ganz  analoge  Schwierigkeiten  —  indessen  bei  der 
gröberen  Freiheit,  welche  die  übrigen  deutschen  Bauordnungen 
wohl  sammt  und  sonders  gewahren,  von  etwas  geringerem  Umfange 
—  werden  sich  für  denjenigen  bayerischen  Architekten  ergebeu, 
der  sich  an  au  her  bayerischen  Konkurrenzen  betheiligen  will! 

Diese  Schwierigkeiten  möchten  passend  einem  Stück  chine- 
sischer Mauer  zu  vergleichen  sein,  auf  deren  baldige  Fortraumung 
das  energische  Sireben  aller  ßetbeüigten  sich  richten  muss.  Es 
freut  uns,  gerade  in  der  Fachwelt  Bayerns  so  viele  Mitkampfer 

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192 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


11.  Mai  1878 


von  hervor  ragender  Stellung  zu  erblicken,  und  unsere  Aus- 
sichten auf  günstigen  Erfolg  vennehren  sich,  wenn  vir  unter 
ihnen  einen  Vertreter  der  bayerischen  technischen  Hoch- 
schule sehen,  weil  darin  der  Beweis  gefunden  werden  kann, 
dass  der  Lehrkörper  der  Münchener  Hochschule,  wie  im  übrigen 
gar  nicht  anders  zu  erwarten,  streng  rationeller  Baukon- 
struktionsweise zugethan  ist  und  unbekümmert  um  den  durch 
die  gegenwartigen  bayerischen  Bauordnungen  mit  gesetzlicher  Sank- 
tion umkleideten  Rausch  lendrian,  nur  diese  allein  den  angehenden 
Tragern  des  Faches  lehren  wird  —  ein  Mittel,  dem  auf  die  Dauer 


Hrn.  Professor  Gottgetreu  wünschen  wir  für  die  Zwischen- 
zeit zu  der  von  ihm  unternommenen  Agitation  für  die  heute  mög- 
liche Verbesserung  der  Zustände  den  besten  Erfolg.  Diese  Agi- 
tation richtet  sich,  nachdem  das  Hauptziel  vorläufig  unerreichbar 
geworden  ist,  zunächst  auf  die  Einführung  des  Dreiquartiers 
neben  den  Vollziegeln  des  grofsen  gesetzlich  sanktinnirten 
Formats.  Diese  Einführung  mochte,  wie  a.  a.  O.  nachgewiesen 
ist,  auch  unter  der  Herrschaft  der  jetzt  geltenden  bayerischen 
Bauordnungen  wesentlichen  Verbesserungen  in  den  Mauerkon- 
struktionen  das  Feld  öffnen.  — 

-  B.  - 


Mittheilungen  aus  Vereinen. 


Hr.  Möller, 


1C4  Mit- 


Eingange:  Das  Protokoll  der  letzten  General- Versammlung 
des  Vereins  deuueher  Zementfabrikanten,  sowie  der  HI.  Theil  von 


G.  Hägens  Handbuch  der  Wasserhaukunst  als  Geschenk  des 
Hrn.  Verfassers. 

Hr.  Krieg  berichtet  über  einen  vom  Vorstande  des  Ver- 
bandes übermittelten  Antrag  des  neu  begründeten  Architekten- 
und  Ingenieur- Vereins  in  Bremen  auf  Aufnahme  in  den  Verband, 
dem  von  der  Versammlung  zugestimmt  wird.  Die  in  No.  36  d. 
Dtschn.  Bztg.  enthaltene  Notiz,  dass  eine  Vertagung  der  für 
dieses  Jahr  angesetzten  General- Versammlung  des  Verbandes  ge- 
plant werde,  giebt  Veranlassung,  die  Zweckmässigkeit  einer  solchen 
Maafsregel  zu  diskntircu,  obwohl  ein  offizieller  Antrag  bezgl.  der- 
selben noch  nicht  vorliegt  In  dieser  Diskussion,  an  welcher  sich 
die  Hrn.  Krieg,  Orth,  Blankenstein  und  Fritsoh  betheiligen, 
wird  von  der  einen  Seite  ausgeführt,  dass  die  Besorgniss  einer 
Beeinträchtigung  des  Besuches  der  Versammlung  durch  die  Pariser 
Welt-Ausstellung  nicht  nur  im  Württemberg!  sehen,  sondern  auch 
in  anderen  westdeutschen  Vereinen  laut  geworden  sei.  Von  der 
anderen  Reite  wird  dagegen  hervor  geholten,  dass  diese  Besorg- 
niss wohl  nicht  sehr  schwer  in's  Gewicht  falle,  da  die  a 
ordentlich  günstige  Lage  und  die  Anziehungskraft  Dresdens 
zahlreichen  Besuch  der  Verbands-Versammlung  unter  allen  Um- 
standen verbürgen,  sollte  auch  eine  Anzahl  von  Fachgenossen 
durch  die  Reise  nach  Paris  an  anderweitigen  Unternehmungen 
gehindert  werden.  Im  Interesse  des  Verbandes,  dessen  vorlaufig 
nur  sehr  loser  Zusammenhang  in  der  regelmäßigen  Abhaltung 
der  General  -  Versammlungen  sein  vorzüglichstes  Bindemittel  be- 
sitze ,  läge  eine  solche  Vertagung  jedenfalls  nicht  und  es  sei  zu 
befürchten,  dass  seine,  ohnehin  etwas  schwerfallige  Thätigkeit 
hierdurch  abermals  verlangsamt  und  jener  Zusammenhang  noch 
weiter  gelockert  werde.  Ein  von  Hm.  Blankenstein  gestellter 
Antrag,  dass  der  Verein  sich  für  die  Abhaltung  der  Dresdener 
Versammlung  erklären  möge,  falls  nicht  gewichtigere  Gründe,  als 
die  in  der  bezgl.  Notiz  angeführten,  gegen  dieselbe  vorliegen,  ge- 
langt mit  grofser  Majorität  zur  Annahme.  — 

Die  Hrn.  Schwechten  und  Winkler  berichten  Uber  die 
von  den  bezgl.  Betirtheilungs  -  Kommissionen  entworfenen  Pro- 
gramme für  die  Monatskonkurrenzen  des  nächsten  Jahres ;  als  ein 
neuer  Versuch  ist  es  zu  bezeichnen,  daas  eine  der  Aufgaben 
(zn  einer  StrafscnbrOckc)  von  beiden  Kommissionen  gemein- 
schaftlich und  mit  dem  ausdrücklichen  Wunsche  gestellt  worden 
ist,  dass  zur  Bearbeitung  derselben  je  ein  Architekt  und  ein  In- 
sich  vereinigen  möchten.  —  Die  in  Aussicht  genommene 
kation  von  Ingenieur-Entwürfen  hat  die  Frage  nahe  gelegt, 
ob  zu  Gunsten  der  letzteren  die  Zahl  der  zu  publizirenden  archi- 
tektonischen Entwürfe  reditzirt  oder  eine  entsprechende  Er- 
weiterung der  alljährlichen  Veröffentlichungen  des  Vereins  ein- 
treten soll.  Die  Hochbau-Kommission  halt  das  entere,  angesichts 
der  steigenden  Bedeutung  der  architektonischen  Vereins -Kon- 
kurrenzen, für  unzulässig  und  empfiehlt  daher  den  zweiten  Weg. 
Eine  Berathung  dieser  Angelegenkeit,  welche  in  erster  Linie  als 


Etats- 1-' rage  zu  behandeln  ist,  wird  auf  die  Tl 
nächsten  Hauptversammlung  gesetzt  werden. 

Die  für  diesmal  zur  definitiven  Entscheidung  stehende  Frage, 
ob  die  regelmäßigen  Versammlungen  fortan  wie  früher  am  Sonn- 
abend oder  fernerhin  am  Montag  abgehalten  werden  sollen,  wird 
ohne  Diskussion  zu  gunsten  des  Montags  entschieden.  Die 
Wahl  des  Tages  für  die  Exkursionen  soll  hierdurch  nicht  beein- 
rlusst  werden,  sondern,  je  nach  dem  Ziel,  in  jedem  einzelnen 
Falle  besonderer  Bestimmung  unterliegen.  — 

Es  folgt  hierauf  die  Berathung  de*  von  Hrn.  Otzen  ge- 
„Der  Architekten- Verein  wolle  beschüefson,  eine 


Kommission  von  3  Mitgliedern  zu  ernennen,  welche  die  Aufgabe 
erhalt,  bezgl.  einer  zeitgemäfsen  Umarbeitung  der  amtlich 
aufgestellten  und  empfohlenen  Entwürfe  zu  Kirchen-,  Pfarr-  und 
Schulgeb&nden  einen  motivirten  Antrag  auszuarbeiten  und  im 
Namen  des  Vereins  bei  den  Behörden  vorzulegen." 

Der  Hr.  Vorsitzende  theilt  mit,  dass  der  Vorstand  Veran- 
lassung genommen  habe,  den  Antrag  seinerseits  in  Vorberathung 
zn  ziehen.  Hierbei  habe  sich  eine  Uebereinstimmung  der  An- 
sichten dahin  ergeben,  dass  eine  Vervollständigung  des  genannten 
Werkes  allerdings  wuuschenswerth  sei,  während  man  von  der 
Art,  wie  eine  Umarbeitung  desselben  erfolgen  solle,  keine  rechte 
Vorstellung  sich  habe  machen  können  und  daher  einen  hierauf 
Antrag  bedenklich  " 


Hr.  Otzen  erklärt,  dass  dt 
zu  fassenden  Beschlusses  weniger  gelegen  sei,  als  daran,  dass  in 
der  Angelegenheit  überhaupt  etwas  geschehe.  Der  Hr.  Redner 
wiederholt  in  längerer  Ausführung  noch  einmal  die  Motivirung, 
welche  er  bereits  in  der  Versammlung  vom  15.  April  (man  vergl. 
S.  163  d.  Kl.)  gegeben  hat,  und  ergänzt  dieselbe  durch  eine  ein- 
gehendere Kritik  des  Werkes  und  der  von  König  Friedrich 
Wilhelm  IV.  inangurirten  Richtung  kirchlicher  Baukunst,  die  in 
ihm  sich  spiegelt  Bedingt! -  Anerkennung  verdienten  lediglich 
einige  auf  italienischen  Motiven  beruhende,  in  geschickter  male- 
rischer Gruppirung  des  Aufseubaues  komponirte  Entwürfe,  denen 
jedoch  der  protestantische  Charakter  fehle  —  am  schlechtesten 
sei  die  mittelalterliche  (gothische)  Baukunst  und  die  Ausstattung 
der  Kirchen  vertreten ;  auch  dass  in  dem  ganzen  Werke  nur  3 
Beispiele  monumentaler  Bauten  mit  gewölbten  Decken  vorkämen, 
sei  charakteristisch.  Bei  dem  unheilvollen  Einflüsse,  deu  die 
bezgl.  amtlichen  Vorbilder  ausgeübt  haben  und  noch  ausüben, 
sei  in  der  That  zu  bedauern,  dass  eine  Vernichtung  jenes  Werkes 
nicht  möglich  sei  Um  so  dringender  erforderlich  sei  es,  dass 
man  dasselbe  durch  eine  Sammlung  besserer  Beispiele  ersetze, 
und  dem  Architekten-Verein  komme  es,  in  Ermangelung  einer 
anderen  Instanz,  zu,  hierfür  die  Initiative  zu  ergreifen.  Wie  die 
bezgl.  Umarbeitung  des  Werks  geschehen  solle,  sei  eine  schwie- 
rige, noch  in  nähere  Ueberlegung  zu  ziehende  Frage;  eines  scheine 
jedoch  von  vorn  herein  fest  zu  stehen :  dass  es  nämlich  allein  um 
eine  Sammlung  ausgeführter  Kirchen  -  Entwürfe  sich  handeln 
dürfe,  während  jeuca  ältere  Werk  bekanntlich  zum  grösseren 
Tbeile  aus  ad  hoc  hergestellten  Schemen  zusammen  gesetzt  sei. 

Hr.  M  ö  1 1  c  r  glaubt,  dass  Hr.  Otzen  die  Entwürfe  für  Kirchen  etc. 
doch  wohl  etwas  zu  hart  beurtheile  und  dass  namentlich  im  Hin- 
blick auf  die  unter  ihnen  enthaltenen  Soller'schen  Arbeiten,  wie 
z.  B.  den  Entwurf  zur  Michaelskirche  in  Berlin,  ein  Verdikt  auf 
Vernichtung  jenes  Werks  sich  nicht  rechtfertigen  würde. 

Hr.  Orth  schliefst  sich  dieser  Ansicht  au  und  weist  darauf 
hin,  dass  jene  Leistung  der  vormaligen  ober- Kaudeputation  vor 
allem  historisch  gewürdigt  werden  müsse;  vieles,  was  jetzt 
dürftig  erscheine,  werde  dadurch  entschuldigt,  dass  man  in  Preufsen 
lange  Zeit  mit  äufserst  geringen  Mitteln  sich  habe  behelfen  und 
daher  auf  möglichst  knappe  Lösungen  habe  Bedacht  nehmen 
müssen.  So  großes  Unheil,  wie  Hr.  Otzen  glaube,  sei  durch  das 
bezgl.  Werk  nicht  verschuldet  worden;  die  Ursache,  dass  so  viele 
Leistungen  kirchlicher  Baukunst  in  Preufsen  zu  wünschen  Heften, 
liege  vielmehr  daran,  dass  man  die  Entwürfe  von  Kräften  habe  an- 

Dass  eine  Fortsetzung  der  Entwürfe  für  Kirchen  etc.  erscheine, 
erkennt  auch  Hr.  Orth  für  nützlich  an,  wünscht  jedoch,  dass  die- 
selbe von  einem  möglichst  unbefangenen  Standpunkte  aus  redigirt 
werde  und  dass  es  den  Autoren  der  publizirtcn  Entwürfe  frei 
stehe,  ihre  Arbeiten  selbst  zu  erläutern.  Hr.  Endel I,  der 
gleichfalls  gegen  eine  Umarbeitung  und  für  eine  Fortsetzung  des 
Werkes  sich  ausspricht,  theilt  mit,  dass  im  preußischen  Handels- 
Ministcriuni  bereits  eine  Anzahl  neuerdings  ausgeführter  Kirchen- 
Entwiirfe  gesammelt  und  zur  Publikation  vorbereitet  sei.  — 

Hr.  Fritsch  äußert  sein  priuzipielles  Bedenken  dagegen, 
dass  man  die  kirchliche  Baukunst  durch  ein  auf  amtlichem  Wege 
zu  sammelndes  und  amtlich  zti  publizirendes  Werk  werde  fördern 
können.  Wenn  ein  solches  Werk  auch  zweifellos  werthvoller 
ausfallen  werde,  als  die  vor  HO  .lahrcn  entstandenen  Entwürfe 
für  Kirchen-,  Pfarr-  und  Schulbauten ,  so  bleibe  doch  immerhin 
der  Nach  theil  bestehen,  dass  in  demselben  die  Schablone  vor- 
walten und  dass  die  Entwürfe  desselben  als  Schablone  benutzt 
werden  würden.  Wenn  die  Publikation  der  Ober- Baudeputation 
in  ihrer  verhältnissmäßigen  Maunichfaltigkeit  einen  gewaltigen 
Fortschritt  gegen  die  vorher  gegangene  Aera  kirchlicher  Baukunst 
in  Preufsen  einleitete,  wo  für  evangelische  Kirchen  kleineren 
Maafstabs  eine  einzige  Schablone  -  die  Nonnallrirche  in  Nakel, 
mit  oder  ohne  Thurm  —  amtlich  vorgeschrieben  war,  so  gezieme 
es  unserer  Zeit,  von  jeder  amtlichen» Schablone  auf  diesem 
Gebiete  abzusehen.  Eine  Sammlung  ausgeführter  Entwürfe  zu 
Kirchenbauten  sei  gewiss  in  hohem  Grade  nützlich  und  wünschens- 
werth,  würde  aber  wobt  mit  besserem  Erfolge  als  ein  Privat- 
untenehmen —  etwa  durch  eine  Kommission  von  bewährten 
Kirchen  -  Baumeistern  verschiedener  deutscher  Staaten  zu  ge- 
stalten sein.  Nur  so  werde  es  gelingen,  die  Parole:  „Luft  und 
Licht  für  Alle"  zn  verwirklichen ,  allen  wirklich  berechtigten 
Bestrebungen  Vertretung  zu  sichern  und  uns  davor  zu  bewahren, 
dass  an  Stelle  jener  alteren  Schablone  eine  andere,  wenn  auch 
trete.    Von  der  preufsischen  Regierung,  die  ja  achon 


Nn  38. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


vi  r  20  Jahren  neben  den  amtlichen  Entwürfen  für  Kirchen  etc. 
eine  Anzahl  von  Werken  als  Material  für  Ausarbeitung  von 
Kirchen  -Entwürfen  empfohlen  habe,  gegen  die  Hr.  Otzen  wohl 
geringere  Einwendungen  erheben  werde  (die  damals  zugänglichen 
Publikationen  deutscher  mittelalterlicher  Baukunst,  die  Detail- 
Sammlung  von  State  und  l'ngewitter  etc.),  dürfe  die  Unbefangen- 
heit erwartet  werden,  dass  sie  ein  solches  Werk  ihren  Haubeamten 
gewiss  gern  empfehlen  und  zugänglich  machen  werde.  Uebrigciis 
sei  beiläufig  darauf  aufmerksam  zu  machen,  dass  ja  bekanntlich 
seit  langer  Zeit  nur  ein  sehr  geringer  BruchtheU  der  auf  Staats- 
kosten bezw.  mit  staatlicher  Beihilfe  erbauten  Kirchen  nach  den 
Entwürfen  der  Prorinzial  -  Baubeamten  zur  Ausführung  gelangt 
ist  und  dass  die  Plane  zu  denselben  ganz  überwiegend  von  der 
Zentralstelle  des  Ministeriums  aus  geliefert  wurden.  — 

Hr.  Otzen  verwahrt  sich  wider  die  Absicht  einer  Begünsti- 
gung schablonenmäßiger  Kirchen- Architektur  ebenso  wie  wider 
den  Vorwurf  der  lmpietät  gegen  die  verstorbenen  Herausgeber 
der  Entwürfe  für  Kirchen  etc.,  denen  man  viel  eher  einen  solchen 
Vorwurf  der  lmpietat  gegen  unsere  historische  Kunst  inachen 
könne.  Die  Entschuldigung,  dass  ihre  Entwürfe  auf  die  knappen 
Mittel  des  damaligen  preußischen  Staates  hatten  zugeschnitten 
werden  müssen,  treffe  nicht  zu,  da  der  Aufsenbau  der  bezgl. 
Kirchen  meist  in  überflüssiger  Weise  aufwandvoll  sei  und  aul'ser 
Verhältnis«  stehe  zu  dem  dürftigen  Inucnbau,  der  dem  Charakter 
kirchlicher  Kunst  entsprechend  doch  die  Hauptsache  sein  solle. 
Angesichts  der  von  anderer  Seite  geäußerten  Bedenken  zieht 
Hr.  Otzen  jedoch  den  Antrag  in  »einem  früheren  Wortlaute  zurück 
und  beschränkt  ihn  dahin,  dass  eine  Kommission  von  3  Mitgliedern 
gewählt  werde,  welche  über  die  Mittel  zu  einer  zeitgemafsen 
Fortsetzung  der  Entwürfe  für  Kirchen  etc.  in  Beratbung 
treten  und  dem  Verein  einen  bezgl.  motivirten  Vorschlag  unter- 
breiten soll. 

Hr.  Hasecke  halt  jeden  Beschluss  in  dieser  Angelegenheit 
für  überflüssig.  Die  von  Hrn.  Otzen  angeführte  Thatsache,  dass 
neuerdings  erfreuliche  Fortschritte  auf  dem  Gebiete  kirchlicher 
Baukunst  gemacht  seien,  beweise,  dass  die  amtlichen  Vorbilder 
in  der  That  nicht  so  unheilvoll  gewirkt  hatten.  Ueberdies  würden 
dieselben  langst  nicht  mehr  benutzt,  da  es  bei  den  vielfachen 
Publikationen  an  anderen  Vorbildern  nicht  fehle.  Für  Entwürfe 
zu  größeren  Kirchen  aber  werde  fast  regelmäfsig  eine  Konkurrenz 
ausgeschrieben. 

Die  Abstimmung  der  Versammlung  über  deu  moJitizirten 
Otzenschen  Antrag  ergiebt  die  Annahme  desselben.  In  die 
bezgl.  Kommission  werden  die  Hrn.  Otzen,  Adler  und  Orth 
gewählt  — 

Hr  Höckmann  berichtet  im  Namen  der  Kxkursions-Kom- 
kurz  über  das,  den  Mitgliedern  durch  Druck  zugänglich 
Programm  derselben,  gegen  das  sich  ein  Widerspruch 
Programm,  welches  nur  im  allgemeinen  über 
ielpunkte  Rechenschaft  ablegen  soll,  in  Betreff 
der  Termine  für  die  einzelnen  Exkursionen  und  das  Spezialpro- 
gramm  derselben  als  fest  stehend  jedoch  noch  nicht  zu  erachten 
ist,  nimmt  i.  g.  11  Exkursionen  in  Berlin  und  seiner  näheren 
Umgebung,  4  kleinere  Ausflüge  (nach  Lichterfelde,  Osdorf,  Spandau 
und  Potsdam)  1  größeren  Ausflug  (nach  " 
noch  nach  Hildesheim  und  Goslar)  und  1 


(Haveltour)  I  Rommel. 


an.    Das  letztere  soll  noch  im  Laufe  d.  M.,  die 
Hannover  im  Juni  veranstaltet  werden.  — 

Im  Namen  der  Beurtheilungs- Kommission  für  die  architek- 
tonischen Monatakoiikurrenzen  referirl  sodann  Hr.  Schmieden 

würfe  zu  einem  villenartigen  Wohnhause  in  Gera.  Es  sind  zu 
demselben  nicht  weniger  als  16  Entwürfe  mit  61  Blatt  Zeichn. 
eingegangen,  von  denen  jedoch  7  Entwürfe  theils  wegen  Programm- 
Ueberschreitungen,  theils  als  künstlerisch  ungenügend  von  der 
engeren  Wahl  ausgeschieden  worden  sind.  Bei  Beurtheilung  der 
anderen  9  Entwürfe  durch  die  Kommission  ist  vor  allem  die 
Grundriss- Disposition  und  bezgl.  dieser  namentlich  die  Anlage 
des  Vorzimmers  in  Erwägung  gezogen  worden.  Abgesehen  von 
dem  Entwürfe:  „Elbe",  der  bei  gefalliger  Architektur  leider 
einen  ganz  misaglückten  Grundriss  zeigt,  haben  auch  die  Ent- 
würfe: „Stein  und  Eisen*,  „Zum  Beispiel  so"  und  „Unter- 
haus", bei  denen  das  Vorzimmer  wohnlich  nicht  nutzbar  ist, 
trotz  mancher  Vorzüge  in  Architektur  und  Grundrisslösung  zurück 
stehen  müssen.  Die  fleißig  durchgeführte  Arbeit  „SOOn™", 
der  eine  ruhig  wirkende  Architektur  nachzurühmen  ist,  bat  die 
wirtschaftliche  Seite  des  Programms  nicht  genügend  gelöst 
Der  Entwurf  „April",  der  einen  sehr  beacbtenswei then ,  in 
mehren  kleinen  Fehlem  leicht  verbesserungsfiihigcn  Grundriss 
zeigt,  ist  in  der  Garten  -  Facade  nicht  ganz  geglückt  und  treibt 
zu  großen  Aufwand  mit  Balkons;  auch  bei  dem  Entwurf: 
„Euphrosyne"  steht  die  Architektur  nicht  ganz  auf  der  Höhe 
der  Grundrisslösung.  Die  Arbeit  „Thüringen"  hat  die  An- 
erkennung, welche  die  trotz  aller  Einfachheit  sehr  gefällige  Be- 
handlung der  Architekur  und  die  geschickte  Disposition  verdienen, 
nur  dadurch  beeinträchtigt  dass  in  dem  verhältuissmaßig  kleinen, 
freistehenden  Gebäude  ein  Lichthof  zur  Beleuchtung  des  Vor- 
zimmers angeordnet  worden  ist  —  An  dem  Projekt  „Wind- 
rose" endlich,  das  von  allen  am  reichsten  durchgeführt  ist, 
werden  Architektur  wie  Grundrisslösung  gleichmüßig  als  sehr 
geschickt  und  gefällig  gelobt;  getadelt  wird  nur  die  Anordnung 
der  Nebenräume  und  die  etwas  zu  geringe  Größe  der  Zimmer, 
die  sich  jedoch  —  bei  geringer  Ueberschreitimg  der  Bauflärhe 
von  200  □»  —  leicht  steigern  lässt  —  Die  Kommission  hat  der 
Arbeit  „Windrose",  als  deren  Verfasser  sich  Hr.  Johannes 
Vollmer  ergiebt,  den  1.  Preis  von  300.//,  dem  von  Hrn.  Thür 
verfassten  Elitwurfe  „Thüringen*  den  2.  Preis  von  100  M 
zugesprochen.  — 

Wegen  vorgerückter  Zeit  wird  die  Besprechung  der  Hochbau- 
Konkurrenz  für  den  Monat  April  (Einrichtung  eines  Herren- 
zimmers) auf  die  nächste  Hauptversammlung  vertagt  und  es 
schließt  die  Sitzung,  nachdem  auf  Antrag  des  Oberbibliothekars 
Hrn.  M  e  1 1  i  n  die  Anschaffung  der  Photographien  von  der  Douro- 
brücke  bei  Oporto  und  der  neuen  „Zeitschrift  für  Bau- 
kunde" beschlossen  worden  ist.  mit  der  Beantwortung  einer  im 
Fragekasten  enthaltenen  Frage  durch  Hrn.  Fritsch. 

Zur  Beurtheilung  bezw.  Ausschreibung  einer  Konkurrenz  für 
ein  Denkmal  in  Mühlhausen  wird  eine  Kommission,  bestehend 
aus  den  Hrn.  Ende,  Gropius,  Orth,  v.  Groszhcim  und 
Emmerich  gewählt  Zur  Aufnahme  in  den  Verein  gelangen 
die  Hrn.  Bernhardt,  v.  Fisenne,  Karl  Hesse,  Lewy,  Maley  und 

—  F.  — 


Vermischtes. 

Entwurf  für  das  neue  Kollegiongebäude  der  Uni- 
Stratoburg  Die  kurze  Notiz,  welche  wir  in  No.  31 
u.  Bl.  vom  17.  April  d.  J.  unter  vorstehendem  Titel  veröffentlicht 
haben,  ist  von  verschiedenen  Seiten  so  verschieden  aufgefasst 
und  hierbei  so  grundlich  missverstanden  worden,  dass  wir,  wohl 
oder  übel,  zu  einer  Ergänzung  und  Erläuterung  derselben  uns 
genöthigt  sehen.  Während  es  Absicht  jener  Zeilen  war,  die  per- 
sönliche Spitze  der  viel  besprochenen  Angelegenheit  abzustumpfen 
und  auf  die  prinzipiellen  Gesichtspunkte,  welche  im  Verlaufe 
derselben  in  den  Vordergrund  getreten  waren,  hin  zu  weisen,  hat 
man  sie  ausschließlich  persönlich  gedeutet.  Hierbei  ist 
uns  nun  von  der  einen  Seite  —  in  Straßburger  Korrespondenzen 
der  Köln,  und  der  Nat-Ztg.  sowie  in  einer  direkten  Zuschrift 
aus  Straßburg  -  der  Vorwurf  gemacht  worden,  dass  wir  jenen 
Entwurf  mit  ungerechtfertigter  Härte  beurtheilt  und  seinen  Ver- 
fasser, Baumeister  Eggert,  in  wenig  schonender  Weise  bloß  ge- 
stellt hätten;  überdies  wird  in  jenen  Korrespondenzen  das  Auf- 
geben des  vorliegenden  Entwurfs  und  der  Erlass  einer  Konkurrenz 
als  unheilvoll  für  die  Straßburger  Universität  bezeichnet  Nach 
einer  anderen  Auffassung  hätten  wir  dagegen  deu  Verfasser  des 
Entwurfes  dadurch  entlasten  wollen,  dass  wir  die  Mängel  desselben 
dem  schädlichen  Einflüsse  einer  höheren  Instanz,  d.  h.  mit  kurzen 
Worten  der  durch  Hrn.  Geh.  Ob. -  Reg.  •  Rath  Kinel  bewirkten 
Revision,  zuzuschieben  versuchten.  Der  Einwirkung  letzterer 
Annahme  und  ihrer  Reproduktion  durch  die  politische  Presse 
dürfte  auch  die  Erklärung  entsprungen  sein,  welche  der  betref- 
fende Beamte  in  der  Sitzung  des  Berliner  Architektenvereins  vom 
29.  April  abgegeben  hat 

Dass  die  bezgl.  Deutung  eine  durchaus  willkürliche,  weder  aus 
dem  Wortlaut  noch  aus  dem  Sinne  unserer  Mittheilung  gerecht- 
fertigte war,  wird  sich  aus  den  folgenden  Erläuterungen  ergeben. 
Wir  wollen  denselben  jedoch  voraus  schicken,  dass  uns  jene 
i  ADSicnt  um  so  terner  gelegen  nat,  als  wir  duren 


Eggert  von  der  Art  des  Einflusses,  welchen  Hr.  Geh.  Rath  Kinel 
auf  seinen  Entwurf  genommen  hat,  vollständig  unterrichtet  waren. 
Es  war  uns  bekannt  dass  eine  .Revision"  desselben  in  der  Art, 
wie  solche  etwa  an  deu  Entwürfen  zu  preußischen  Staatsbauten 
ge-  und  zuweilen  verübt  wird,  überhaupt  nicht  stattgefun- 
den bat.  und  wir  haben  dieses  Wort  demnach  ganz  ausdrücklich 
vermieden.  Hr.  Geh,  Rath  Kinel  hat  sich  —  fast  genau  in  der 
Art,  wie  wir  dies  früher  einmal  als  die  Aufgabe  des  Ingenieurs 
gegenüber  dem  architektonischen  Verfasser  eines  Bahnhofs-Projekts 
entwickelt  haben  —  auf  die  Vertretung  der  Interessen  des 
Bauherrn  beschrankt  die  Entwürfe  nach  dieser  Richtung  hin 
lediglich  begutachtet  und  seine  Wünsche  auf  Abänderung  der- 
selben dem  Architekten  nur  aß  Vorschläge  unterbreitet  Hr. 
Eggert  erkennt  sogar  bereitwilligst  an,  dass  diese,  im  wesent- 
lichen nur  die  Grundriss-Dßposition  betreffenden  Vorschläge  an 
sich  und  im  einzelnen  durchweg  Verbesserungen  gewesen  sind.  — 
Sollte  die  von  uns  versuchte  Erklärung,  weshalb  der  von 
Hrn.  Eggert  im  amtlichen  Geschäftsgänge  ausgearbeitete  Entwurf 
an  Werth  hinter  den  von  demselben  Architekten  gelieferten 
Konkurrenz  -  Arbeiten  zurück  steht,  wirklich  so  unverständlich 
gewesen  sein? 

Wir  hatten  einerseits  auf  den  Weg  der  Entstehung  des 
Kntwurfs,  andererseits  auf  die  ihm  zu  Grunde  gelegte  Auf- 
fassung hin  gewiesen.  In  erster  Beziehung  wollten  wir  beson- 
ders den  ungünstigen  Einfluss  verantwortlich  machen,  der  sieb  in 
dem  hier  vorliegenden  Falle  dadurch  ergeben  zu  haben  scheint 
dass  erst  mit  dem  Entwürfe  zugleich  und  nur  allmäh- 
lich das  komplizirte  Programm  desselben  sich  ent- 
wickelt hat  In  jenen  Straßburger  Korrespondenzen  wird  aus- 
drücklich betont  out  welcher  Mühe  sich  der  Architekt  in  die 
ganz  eigenartigen  Bedürfnisse  der  Universität  habe  hinein  finden 
müssen  und  wie  es  ihm  endlich  gehangen  sei,  den  verschieden- 
artigsten Wünschen  der  einzelnen  Fakultäten  und  Persönlichkeiten 
gerecht  zu  werden.  Wer  wird  es  nicht  begreifen  und  entschul- 
digen, dass  eine  gewissenhafte  Natur  in  dieser,  durch  fast  2  Jahre 

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194 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


11.  Mai  1878 


Arbeit,  die  zu  fortwahrenden  Aenderungen  der 
künstlerischen  Idee,  zu  einer  fortlaufenden  Reihe 
von  Kompromßsen  nätbigte,  den  Schwerpunkt  des  Entwurfs 
schließlich  zu  einseitig  in  diese  praktische  Seite  desselben 
verlegte,  mit  der  künstlerischen  Gestaltung  aber  etwas  konven- 
tioneller sich  abgefunden  hat,  als  geschehen  wäre,  wenn  der 
Entwurf  auf  Grund  eines  fertigen  Programms  in  einem  Gusse 
hatte  entstehen  können!  —  Leber  die  aus  bureaukratischer 
Tradition  hervor  gegangene  Auffassung,  die  bei  Errichtung 
unserer  öffentlichen  Gebäude  dem  Schwünge  künstlerischer  Phan- 
tasie die  Fluge]  zu  lahmen  pflegt  und  die  zweifellos  auch  hier 
den  ungünstigen  Einfluss  des  oben  erläuterten  Moments  verstärkt 
hat,  brauchen  wir  uns  eigentlich  wohl  kaum  zu  äußern :  es  ist  die 
bekannte  Einschränkung  der  Geldmittel,  welche  von  vorn  herein 
auf  eine  sogen.  , knappe  Lösung"  hin  drangt  und  es  fast  nur 
Zufall  erscheinen  lasat,  wenn  je  einmal 
auch  noch  das  Baudenkmal  zur  ange- 

Wie  ganz  anders  und  um  wie  viele«  günstiger  steüen  sich 
unter  den  nunmehr  gegebenen  Voraussetzungen  die 
einer  Konkurrenz!  Wir  hoffen,  dass  der  Ausfall  eil 
auch  diejenigen,  welche  sie  zur  Zeit  im  Interesse  der 
Straßiburg  vermieden  sehen  wollten,  versöhnen  wird, 
vor  allen  Dingen,  dass  dieselbe  dem  Verfasser  des  verworfenen 
Projekts  Gelegenheit  geben  wird,  zu  zeigen,  was  er  —  durch 
eine  schmerzliche  Operation  von  dem  Produkt  qualvoller  und  ge- 
bundener Thätigkeit  erlöst  —  „aus  der  Fülle  seines  freien,  künst- 
lerischen Schaffens"  zu  leisten  vermag.  Dann  wird  es  am  besten 
sich  zeigen,  ob  uns  von  seinen  Freunden  aus  dem  Standpunkte, 
den  wir  in  dieser  Frage  eingenommen  haben,  ein  Vorwurf  ge- 


Uebar  Mottenverülgnng  bringt  das  neueste  (III.)  Heft  d. 
„Org.  f.  d.  Fortachr.  d,  Eisenbahn«."  eine  Mitteilung,  die  großes 
Interesse  erregen  wird.  Auf  eine  vom  V.  dtschr.  Eisenbahn- Verw. 
aufgestellte  Frage:  -Welche  Mittel  werden  gegen  die  Motten  in 
der  Polsterung  der  Personenwagen  angewandt  und  können  als 
erprobt  empfohlen  werden?"  sind  nämlich  zwar  43  Beantwor- 
tungen eingelaufen:  die  referirende  holländische  Bahn  fasse  die- 
selben jedoch  in  folgende,  wenig  tröstliche  Schlussfolgerung 
zusammen:  „Allgemein  bewahrte  Mittel,  die  Motten  aus  den 
Polsterungen  der  P.-W.  entfernt  zu  halten,  sind  noch  nicht 
gefunden.  Nützlich  dazu  ist  nur  ein  häufiges  Lüften,  Klopfen 
and  Beinhalten,  sowie  in  größerem  oder  geringerem  Mails e  eine 
Anzahl  Substanzen  (Insektenpulver  event  unter  Beimischung  von 
spanischem  Pfeffer  und  Phenyl,  Kampfer,  Juchtenleder,  gepulverter 
Alaun,  Fineol,  Hanfblätter,  Kieuöl,  Zinkchlorvd  -  Lösuug  etc.), 
welche  dem  Polstermaterial  zugefügt  werden.'  Schließlich  ist 
nach  dem  Auftreten  der  Motten  eine  gründliche  Reinigung  des 
Materials  nothwendig."  — 

Die  Redaktion  des  „Organs  etc."  schließt  diesem  Berichte 
die  Notiz  an,  dass  Hr.  Ingenieur  H.  Schafer  in  der  Anwen- 
dung komprimirter  Kohlensäure  ein  Radikalmittel  zur 
Vertilgung  von  Motten  gefunden  habe.  Versuche  dieses 
Technikers,  wie  sich  das  Insekt  in  gewöhnlicher  verdünnter  bezw. 
komprimirter  Luft  verhalte,  hatten  ergeben,  dass  in  erster  die  Eier 
unversehrt  blieben,  Larven  und  Schmetterlinge  dagegen  starben, 
wahrend  die  komprimirte  Luft  letzteren  unschädlich  war,  die 
Lebensfähigkeit  der  Eier  dagegen  zerstörte.  In  Kohlensaure,  die 
bis  auf  4  Atmosphären  verdichtet  war,  wurden  Motten,  Larven 
und  Eier  vollständig  getödtet 

Bestätigt  sich  diese  Mittheilung  —  und  der  Betrag  des  all- 
jährlich durch  Mottenfraß  verursachten  Schadens  fordert  dringend 
zu  Versuchen  auf  —  so  ist  gegen  den  gefürchteten  Feind 
Haare  und  Federn  ein  wenig  kostspieliges  Mittel 
in  Anwendung  bei  gewöhnlichen  Möbeln.  Teppichen, 
etc.  noch  leichter  sein  dürfte,  aß  bei  dem  Polster- 
Material  der  Eisenbahnen.  Wir  zweifeln  nicht  daran,  dass  in 
den  großen  Städten  gar  bald  „Mottenvertügungs-  Anstalten"  sich 
aufthun  und  ebenso  lohnende  Beschäftigung  finden  würden,  wie 
seinerzeit  die  Anstalten  für  chemische  Wäsche.  Vielleicht  bewahrt 
sich  das  Mittel  auch  gegen  den  in  jüngster  Zeit  in  diesem  Bl. 


Aus  der  Pachlitteratar. 

Verzeichnis»  der  bei  der  Redaktion  d.  Bl.  einge- 
gangenen neueren  technischen  Werke.  (Fortsetzung.) 
Das  Strafsburger  Münster.    5  Lichtdruckbilder. 

R  Schultz  A  Co.  Preis  pro  Blatt  5  M 
\.  Esseiwein,  I.  Direktor  des  German.  Museums  in  Nürnberg. 
Kunst-  und  kulturgeschichtliche  Denkmale  des 
Germanischen  National-Muscums.  Eine  Sammlung  von 
Abbildungen  hervorragender  Werke  aus  sammtlichen  Gebieten 
der  Kultur.  Leipzig  1877;  W.  Drugulinsche  Buchdruckerei. 
».  Litzsw  &  Tischler,  Wiener  Neubauten.    Wien  1877, 

Lehmaun  k  WenUel.  Pr.  pro  Heft  8  .Ä 
6.  Walther.  Die  Vernachlässigung  der  Dekorations- 
Malerei  in  Deutschland  und  der  daraus  für  Kunst  und 
Leben  erwachsende  Nachtheil.  Dresden  1871»;  II.  Reinhardt. 
Iiis*  Liebt,  Architekt  ArchitekturDeutschlands.  1UO Tafeln 
in  Licliidrurk.    Berlin  1878;  Ernst  Wasmuth,  Pr.  100  .// 


H.  Lieht.  Architektur  Berlins.  100  Tafeln  in  Lichtdruck. 
Berlin  1878;  Ernst  Wasmuth,  Pr.  100  UC 

Hamburgs  Privatbaaten  Herausgegeben  vom  Hamburger  Archi- 
tekten- und  Ingenieur- Verein.  72  Tafeln  in  Lichtdruck.  Ham- 
burg 1877;  Strumpfer  *  Co.,  Pr.  72  .// 

J.  Michel,  Baupläne  zu  Wohn-  und  Geschäftshäusern 
fürStadtundLand.  Wien  1877;  Lehmann <fc  Wentzel.  2,50.Ä 

Zur  Erinnerung  an  die  XV1L  Jahresversammlung  des 
Schweizer  Ingenieur-  u.  Architekten-Vereins.  Zürich 
1877;  Grell  Füsali  A  Co. 

F.  SalvUberg,  Kantonsbaumeister.  Die  Entbindungsanstalt 
in  Bern.  Mit  4  lithogr.  Tafeln.  Zürich  1877;  Orell  Füssli  A  Co. 
Pr.  1  M. 

M.  Zedtler,  Oberlehrer  in  Chemnitz.  Die  Anlage  und  Ein- 
richtung von  Turnhallen  und  Turnplätzen  für  Volks- 
schulen. Mit  1  Tafel  Abbildungen  u.  Plänen.  Leipzig  1878; 
Eduard  Strauch.    Pr.  0,75  M 

R.  Klette,  Architekt  Das  deutsche  Familienhaus.  Samm- 
lung ausgeführter  Wohngebäude.  Leipzig  1878;  G.  Knapp s' 
Verlagsbuchhandlung.   Pr.  16  M. 

C.  Weiehardt,  Architekt  Das  Stadthaus  und  die  Villa. 
Entwürfe,  enthaltend  Typen  von  Miethhäusern,  städtischen  und 
vorstädtischen  Wohngebiluden,  Landhäusern,  Villen  etc.  50  Tafeln 
mit  erläuterndem  Tezt  Weimar  1878;  Beruh.  Friedr.  Voigt 
Pr.  12,50  M 

Mart.  Sehall,  Garntsons-Pfarrer  in  Spandau.  Das  Arbeiter- 
Quartier  in  Mülhausen  im  Elsass.  Ein  Gang  durch 
dessen  Entstehung  und  Geschichte,  unter  Berücksichtigung  der 
vorzüglichsten  damit  verbundenen  Anstalten  zum  Wohle  der 
Arbeiterklasse.  2.  erweiterte  Aufl.  mit  mehren  Plänen.  Berlin 
1877;  Fr.  Kortkampf.    Pr.  1,60  JL 

A.  Füßen.  Theaterbrände  und  die  zur  Verhütung  der- 
selben erforderlichen  Schutzmaafsregeln.  Mit  einem 
Verzeichnis  von  523  abgebrannten  Thealern  und  4  Tafeln. 
Hamburg  1878;  Otto  Meissner.    Pr.  8  M 

Ferd.  Koch,  Ingenieur,  die  Be-  und  Entwässerungsanlagen 
der  Grundstücke  von  Berlin.  Berlin  1878;  A  Koenigs- 
mann.   Pr.  1  M 

C.  Sebwatls,  Regierungs-  und  Baurath,  Handbuch  zur  Beur- 
theilung  und  Anfertigung  von  Bauanschlägen.  Ein 
Hülfsbuch  für  Baumeßter,  Kameralisten,  Gutsbesitzer,  Bau- 
unternehmer und  Gewerksmeister.  7.  vermehrte  Aufl.  Leipzig 
1877;  G.  Kapp's  Verlagsbuchhandlung.    Pr.  7,50  M 

U.  Peters.  Architekt  Hülfsbuch  zur  Aufstellung  von 
Lohnregulativen  u.  Preisberechnungen  für  Bau- 
tischlerarbeiten. Mit  63  Blatt  Zeichnungen.  Berlin  1877; 
Ernst  Wasmuth. 

Herrn  Zwick,  Dr.  Die  Natur  der  Ziegelthone  und  die 
Ziegelfabrikation  der  Gegenwart  Handbuch  für  techn. 
Chemiker,  Ziegeltechniker,  lim-  u,  Maschinen  -  Ingenieure  etc. 
Mit  123  Abbildungen  auf  2  Tafeln.  Wien,  Pest,  Leipzig  1878; 
A.  Hartleben.  Pr.  8,30  M 
J.  Berseh,  Dr.  Die  Fabrikation  der  Mineral-  und  Lack- 
farben. Enthaltend  die  Anleitung  zur  Darstellung  aller  künst- 
lichen Maler-  und  Ansireicherfarben,  der  Email-  u.  Metallfarben. 
Mit  19  Abbildungen.  Kbend.  1878;  Pr.  7,60  .<(. 
Eisenhnlh,  Dr  Dezimalbrüche  nebst  einigen  Andeutungen  über 
abgekürztes  und  praktisches  Rechnen  für  Gymnasien,  Semina- 
rien,  Real-  u.  Elementarschulen.   Halle  a/8.  1878;  Verlags- 

Pr.  0,60  UL 
Hat] 


Konkurrenzen. 

Konkurrenz  für  daa  Universitätsgebaude  in  Loy  den 

—  (Vergl.  8.  512  Jbrg.  77  u.  Bl.)  —  Es  wird  unsere  Leaer 
interes&iren,  die  nunmehr  vollständig  bekannt  gewordeneu  Namen 
derjenigen  5  Konkurrenten  zu  erfahren,  deren  Entwürfe  auf  Vor- 
schlag der  Preislichter  seitens  der  niederländischen  Regierung 
angekauft  worden  sind.  Wir  verdanken  dieselben  der  Mit- 
theilung des  Vertreters  der  deutschen  Baukunst  im  Preßgericht, 
Hrn.  Baurath  Hase  in  Hannover. 

1)  „Vivat  Acaderaia."  =  1..  Hohnstedt,  Architekt  und  Hof- 
rath  in  Gotha.  2)  Vitus."  =  Tarring  A  Wilkinson,  Archi- 
tekten in  London.  3)  »Eigen  Kunst  is  eigen  leven."  =  Gebr. 
E,  A  W.  Mengelberg,  Architekten  in  Utrecht  2)  .Wer  wagt 
gewinnt"  =  O.  Spetzler,  Architekt  in  Bochum  (Westfalen). 
5)  „Art  et  Science."  —  J.  H.  M.  Brekelbaum  A  G.  H.  Wiegand, 
Architekten  in  Hamburg.  — 

Die  Verfasser  von  3  und  5  hatten  bekanntlich  schon  früher 
sich  genannt.  Da  auch  die  enteren  deutsche,  wenngleich  in  den 
Niederlanden  thätige  Architekten  sind,  so  stellt  sich  die  Thataacbe 
heraus,  dass  auf  Deutschland  trotz  seiner  sehr  geringen  Be- 
theiligung an  dieser  internationalen  Konkurrenz,  xh  der  Aus- 
zeichnungen gefallen  sind. 

Konkurrenz  für  Entwürfe  zu  einer  Synagoge  in 
Münster.  Das  Preßgericht,  in  welchem  Hr.  Postbaurath  R.  Neu- 
mann  als  technischer  Vertreter  der  Gemeinde  fungirte  ,  hat  den 
Preis  (von  800  M.i  einstimmig  der  Arbeit  des  Architekten  Hrn. 
('.  Hofmann  zu  Herborn  in  Nassau  zuerkannt.  Die  öffentliche 
Ausstellung  der  Entwürfe  findet  vom  8  bis  zum  22.  d_  M.  statt 


H  io-  Carl  Breun  iii  Berlin.   Kür  <Un 


K  E.  O  Frltkch.    Druck:  W.  Mo. .er  Hol 


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H:  39. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


195 


—  IM«  K*Mt*uril!un  dfr  Krewaklrrh«  Id  Nürnbr-rg  and  4 
roo  BckundirtulitMi.  —  Aixtrlhu«  von  Kultur  T-rhiilkfru  U  hnhtn.  -  KIb  Ambn«.  V-jho 


BauuiKrtrlluiaj.  —  p«  rltn  >  I  -  S  »  t  Ii  r  i  c  Ii  l  ri>.  —  Brief-  und  In,  


SJtt.  -  Cur  Kr*«*  4«  rinkrm«  <M  Bmm 
-  Dr.  Frbdrirb  8a«d.rt.  -  in  d« 


Neu«  Lüftungs-Einrichtung 

von  W.  lind  F.  I-önholdt  in  Frankfurt  a.  M. 
Die  genannten  Konstrukteure  haben  rieh  eine  Lftftungs-Ein- 
richtung  patentire  n  lassen,  welche  auf  dem  Aspirations -System 
beruht  und  gleichseitig  für  Abführung  verdorbener  und  Zu- 
fuhrung frischer  —  kalter  -  Luft  dient;  jede  dieser  beiden 
Funktionen  ist  an  einen  gesonderten  Apparat  Obertragen. 

1  Was  zunächst  den  Zufuhr- Apparat  für 

frische  Luft  betrifft,  so  zeigt  die  Skiate  Fig.  1, 
dass  derselbe  aus  einem  etwa  2  »  hohen,  vor 
eine  AufSenwand  gestellten  Rohr  besteht,  das 
am  unteren  Kode  niit  einem  Verdunstungsgefafs 
und  durch  ein  entsprechendes  Ansatzstuck  mit  der 
Aufsen-  Atmosphäre  in  Verbindung  gesetzt  ist 
Lange  und  Stellung  des  mit  einer  Verschluss- 
klappe  am  oberen  Ende  versehenen  Hauptrohrs 
haben  den  Zweck,  die  kalte  Luft  in  eine  ange- 
messene Zimmerhöhe  zu  fuhren  und  zur  Ver- 
breitung und  Vorwarnung  derselben  in  den  oberen 
Schichten  des  Raumes  zu  dienen,  bevor  diese 
Luft  zur  Einathmung  gelangt.  — 

Man  ersieht,  dass  dieser  Apparat,  abgesehen 
voo  dem  beigefügten  Verdunstungsgefafs  (welches 
in  der  gewühlten  Lage  und  Gröfse  seinen  Zweck 
jedenfalls  nur  in  sehr  unvollkommenem  Grade 
zu  erfüllen  vermag)  den  vor  ein  paar  Jahren 
bekannt  gewordenen  und  damals  in  öffentlichen 
Blattern  viel 
tungs- Apparat  vi 
desselben 


Tobin 'sehen  Lüf- 
Der  besondere  Zweck 


hangig  von  etwaigen  Zweifeln,  "die  man  über 
eine  einigermaafsen  gleichmafsige  Wirkung 
des  Apparats  immerhin  wird  aufwerfen  müssen.  — 


Apparats 

n  Apparat,  der  für  Abführung  der  ver- 
dorbenen Luft  von  den  Erfindern  konstrnirt  worden  ist,  in  einer 

(jgfc  in  der  Anbringung  sogen.  Düsen,  die  den 
r-*{  Zweck  haben,  der  von  einer  Wärmequelle, 
r  ■  ■»  welche  uns  einer  oder  mehren  Flammen 
besteht,  erhitzten  Luft  in  einem  zusammen 
gefaasten  Strahl  eine  rasche,  aufwärts 
gerichtete  Bewegung  zu  ertheilen,  wodurch 
eine  saugende  Wirkung  auf  die  Zimmer- 
luft ausgeübt  werden  soll.  Die  Eintritts- 
Oeffhnngen  für  die  Luft  liegen  in  etwa 
gleicher  Höhe  mit  den  Ddsenendigungen 
und  es  sind  letztere  —  zur  Verstärkung 
der  Saugwirkung  —  möglichst  nahe  an 
dasjenige  Stück  der  Wand  heran  gedrängt, 
welches  die  Einströmung»  -Oeffnung  ent- 
hält. Der  Regel  nach  werden  zwei  Ein- 
strömungs-Oeffnungen  angelegt;  eine  nahe 
dem  Fufsboden,  die  andere  nahe  der 
Decke  des  Raumes;  korres]»ondirend  mit 
der  oberen  Oeffnung  findet  sich  im  Rohr 
eine  zweite,  etwas  erweiterte  Düse. 

Die  Skizze  Fig.  2  giebt  diejenige 
der  be- 

.  ist,  sobald  es  rieh  um  einen 
Raum  handelt,  in  dessen  Umfassungs- 
wänden gemauerte  Kanäle  fürLuftabführung 
fehlen.  Wo  diese  vorhanden  sind,  ent- 
fallt die  Aufstellung  des  Hlechrohrs, 
wie  in  Fig.  2,  und  kommt  es  selbstver- 
ständlich nur  auf  die  Anlage  des  Raumes, 
der  die  Wärmequelle  enthält  und  auf  die 
Einfügung  der  Düsen  in  das  gemauerte 
Rohr  an.  Der  Apparat  besitzt  demnach 
eine  gewisse  Akkomodationsfähigkeit  ein 
Vortheil,  der  nicht  unwesentlich  in  solchen 
Fallen  ist,  wo  es  sich  um  Lüftung  von 
Räumen  handelt,  bei  deren  ursprünglicher 
Anlage  entsprechende  Vorkehrungen  unter- 
lassen worden  sind. 

Die  Firma  Schafer  &  Hauschner, 
Berlin  S.W.,  Friedrichstrafae  233,  besorgt 
den  Vertrieb  der  Apparate  und  es  ist  in  deren  Büreau-LokalitAten, 
sowie  in  der  Berliner  Bauausstellung,  auch  Gelegenheit  geboten, 


Die  _ 

der  Kiroho  St.  Severin  in  Köln  wird  beabsichtigt 

Bei  der  z.  Z.  als  Pfarrkirche  der  katholischen  Gemeinde 
dienenden  Frauenkirche  am  Nürnberger  Herrenmarkt  handelt  es 
sich,  nach  einer  im  „Anz.  f.  Kunde  der  deutschen  Vorzeit"  ent- 
haltenen Mittheilung,  sowohl  um  die  Beseitigung  konstruktiver, 
durch  den  .Zahn  der  Zeit"  hervorgebrachter  Schäden,  wie  nm 
die  Beseitigung  mehrfacher  Entstellungen ,  die  bei 


früherer  Restaurationen  (zuletzt  durch  den  seinerzeit  so  berühmten 
Heideloff)  eingetreten  sind.  Im  Aeufseren  soll  das  reiche  Stein- 
werk der  Facade  und  des  Portals  in  möglichst  genauer  Herstellung 
des  ursprünglichen  Zustandes  ergänzt  werden;  nur  der  Heideloffsche 
Giebelahschluss,  das  Glockenthürmchen  und  der  Thürverscbluss 
der  Vorhalle  werden  beibehalten;  auch  das  mechanische  Uhrwerk, 
dereinst  als  „Männleinlaufen"  bekannt,  wird  wieder  in  Gang  ge- 
setzt werden.  —  Im  Innern,  dem  die  hässlichen  F.mporen-Einbauten 
leider  belassen  werden  müssen,  will  man  die  durch  HeidelorT 
bewirkte  polychrome  Ausstattung  vertilgen ;  voraussichtlich  werden 
unter  der  Tünche  noch  genügende  Reste  der  alten  Malerei  oder 
doch  wenigstens  Anhaltspunkte  zur  Herstellung  derselben  sich 
finden.  Das  zum  Th.  il  sehr  werthvolle  Schnitzwerk  der  Altare 
wird  unter  Beseitigung  der  bedenklichen  modernen  Zuthaten 
stilgemäfs  ergänzt  werden.  Zu  einem  Hauptschmuck  des  Kirchen- 
raums aber  sollen  die  Glasgemälde  der  Fenster  gestaltet  werden, 
für  die  ein  grober  Vorrath  alter,  theils  von  der  ursprünglichen 
Kirchen-Ausstattung,  theils  aus  der  Karthäuserkirche  stammender 
Scheiben  des  14.  Iß.  Jahrh.  vorhanden  ist,  der  gegenwärtig  leider 
nicht  zur  Geltung  gelangt,  weil  diese  Scheiben  ohne  alles  System 
in  die  Fenster  eingesetzt  worden  sind.  Man  hofft,  dass  es  ge- 
lingen werde,  diesen  Schatz  nach  seiner  Zusammengehörigkeit  zu 
ordnen  und  unter  angemessener  Ergänzung  so  zu  vertheilen,  dass 
jedes  Fenster  eine  innere  Einheit  erhält  —  lieber  die  künstlerische 
Kraft,  welcher  die  Restauration  anvertraut  ist,  sagt  unsere  Quelle 
nichts;  voraussichtlich  ist  es  der  Direktor  des  Germanischen 
Museums,  Hr.  Dr.  Essenwein  selbst.  — 

Wie  weit  die  Restauration  von  St  Severin  in  Köln  sich  er- 
strecken wird,  sind  wir  nicht  in  der  Lage  anzugeben.  Nach  einer 
Notiz  in  der  K.  /...  die  sich  hauptsächlich  mit  der  Geschichte 
des  Bauwerks  beschäftigt,  ist  „eine  gründliche,  stilgerechte  R." 
geplant,  durch  welche  das  Bauwerk  für  den  südlichen  Stadttheil 
das  werden  soll,  was  St  Kambert  für  den  nördlichen  geworden 
ist  Die  Leitung  des  Baues  ist  den  erprobten  Händen  des 
Architekten  Franz  Schmitz  anvertraut  —  eine  erfreuliche  Bürg- 
schaft dafür,  dass  man  nicht  blos  stilgerecht,  sondern  auch 
"  am  Werke  schaffen  wird.  - 


in  über  gesetzgeberische  Vor- 
bereitungen von  Interesse  sein,  welche  zur  Zeit  in  Frank- 
reich schweben  und  über  die  wir  einer  betr.  Mittheilung  der 
N.  F.  P.  folgendes  entnehmen. 

Es  steht  in  Frankreich  der  Erlaas  von  zwei  Gesetzen  über 
Bahnen  niederer  Ordnung  in  Aussicht,  welche  auf  der  Scheidung 
jener  Bahnen  a)  in  solche,  die  die  Herstellung  eines  separaten 
Unterbaues  erbeischen,  und  b)  in  solche  Schienenwege,  welche  auf 
bereits  vorhandenen  Straften  gelegt  werden  (Tramways  oder 
überhaupt  Strafsenbahnenl,  basiren. 

Eine  Bahn  von  der  Art  sub  a  muss,  um  konzesaionirbar  zu  sein, 
von  der  Legislative  als  Gegenstand  „öffentlicher  Nützlichkeit" 
anerkannt  werden.  Man  rechnet  für  diese  Bahnen  auf  einen 
B  an  kosten -Betrag  von  48  000  bis  64  000  .(/.  pro  Km  und  beim 
Ablass  von  3  bis  4  taglichen  Zügen  auf  eine  Betriebs -Ausgabe 
von  durebschn.  2400  M.  Zur  Deckung  der  Betriebskosten  und 
zur  Verzinsung  des  Anlagekapitals  mit  G  %  wird  die  Brutto-Ein- 
nahrae  durebschn.  66O0  M  betragen  müssen.  Da  man  für  den 
Anfang  einen  so  hohen  Ertrag  nicht  wird  erwarten  können,  so  ist 
es  nnthwendig,  dass^  Staat  und  Departement  ^derartigen  ünteineh- 

Stzentwurf^irt  die  vereinigte  HüUe'der  Staats-^™«  De- 
parte mental-  Kasse  auf  ein  Maximum  von  3200  M  pro  Jahr  und 
Kilometer  und  will,  dass  diese  Subvention,  den  eigenen  Ein- 
nahmen der  Bahn  entsprechend,  nach  und  nach  abnehme  und 
nach  80  Jahren  jedenfalls  aufhöre.  —  Für  die  spezielle 
Bemessung  der  Jahres-Subventinn  soll  nun  die  Spurweite 
ein  wesentliches  Moment  abgeben,  da  es  dem  Bautenminister  von 
grofser  Wichtigkeit  acheint,  dass  die  Bahnen,  welche  der  Klasse 
a  angehören,  mit  normaler  Spur  ausgeführt  werden.  Hieriii 
findet  derselbe  den  mehrfachen  Vortheil,  dass  1)  das  Betriebs- 
material —  oder  doch  mindestens  die  Wagen  —  auf  die  Haupt- 
bahnen übergehen  können,  2)  der  Betrieb  der  Lokalbahn  durch 
eine  grofse  Nachbar-Gesellschaft  zu  fuhren  sei  und  3)  vermieden 
werde,  der  Zukunft  vorzugreifen,  indem  es  möglich  bleibe,  die 
Rangirung  einer  Linie  lokaler  Natur  später  in  eine  Linie  von 
allgemeiner  Bedeutung  vorzunehmen.  —  Diese  günstigen  Vor- 
theile für  die  normal  spurige  Bahn  sollen  denn  auf  die  Höhe  der 
zu  gewährenden  Subvention  in  solcher  Weise  einwirken,  dass  die 
Bahnen  mit  Normalspur  die  Subvention  in  dem  oben  angegebenen 
Umfange  event  bis  zur  vollen  Höhe  erhalten,  dagegen  den 
Bahnen  mit  schmaler  Spur  höchstens  1CO0  M  pro  zu  Theil 
werden  und  dass  diese  geringere  Beihülfe  auch  aufhört,  sobald 
die  eigenen  Einnahmen  der  Bahn  4000  Jl  erreicht  haben.  - 

Was  die  Straßenbahnen  betrifft,  so  soll  für  diese,  da  es 
sich  bei  der  Konzessionirung  nicht  um  die  Gewährung  von  Ex- 
propriationsrechten handelt,  die  Erklärung  der  „öffentlichen  Nütz- 
lichkeit1" durch  den  Staatsrath  genügend  sein  und  die  Kon- 
zession von  den  Mittelbehörden  ertheilt  werden.  Man  rechnet 
auf  einen  Bau-  und  Betriebs-Kosten-Betrag  von  2800  -8200  M 
pro  Jahr  und  Kilometer  und  will  demnach  die  aus  öffentlichen 


196 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


15.  Mal  1878 


gewahrende  Subvention  auf  800  H.  beschranken, 
zudem  endigen  soll,  sobald  die  eigenen  Einnahmen 
3200  M.  pro  Jahr  erreichen;  jedenfalls  soll  die  Zahlung  nach 
Ahlauf  von  20  Jahren  aufhören.  An  Voraussetzungen  aber  irgend 
welche  Bau  -  Normalien  der  Straßenbahnen  wird  übrigens  die 
Gewährung  der  Subvention  staat&seitig  nicht  geknüpft,  sondern 
dieser  Punkt  der  Regelung  im  Einzelfalle  durch  die  Mittel-  und 
event  Lokal -Behörden  Uberlassen.  — 

Es  ist  wohl  nicht  zweifelhaft,  dass,  wenn  die  hier  ange- 
deuteten Vorschlage  Gesetz  werden  sollten,  dem  Bau  der  Lokal- 
bahnen in  Frankreich  ein  mächtiger  Impuls  ertheilt  werden 
würde.  Unwillkürlich  wirft  sich  bei  dieser  Besprechung  die 
Frage  auf,  wie  lange  Zeit  in  Preufsen  noch  verfliefsen  wird, 
bis  überhaupt  irgend  eine  gesetzliche  Regelung  des  Lokal- 
bahn-Wesens zu  Stande  kommt  —  wie  viel  Zeit  bis  dahin  uoch 
verfielst,  dass  das  bloi'se  behördliche  Ermessen,  welches  bis 
heute  im  allgemeinen  nur  von  geriugem  Wohlwollen  praktischer 
Art  geleitet  gewesen  ist,  sein  Ende  erreicht? 


Anstellung;  von  Kultur -Technikern  in  Preufsen.  Es 
verlautet,  dass  im  Schoolse  des  landwirtschaftlichen  Ministeriums 
die  Absicht  besteht,  eine  Anzahl  neuer  Stellen  für  technische 
Beamte  zu  schaffen,  deren  Obliegenheiten  in  einer  gewissen  Ueber- 
einstimmung  mit  denjenigen  stehen  würden,  welche  zur  Zeit  dem 
Geschäftskreise  der  sogen.  Meliorations  -  Bauinspektoren  anheim 
fallen,  von  denen  heute  für  den  ganzen  Bereich  des  preuTsischen 
Staates  11  vorhanden  sind. 

Die  neuen  Beamten  sollen  thcils  direkt  für  staatliche  Zwecke 
verwendet  werden,  theils  den  Interessen  von  Privaten  und  ins- 
besondere denen  der  Landwirtschaft  dienen,  welcher  für  die 
mancherlei  Meliorations-Aufgaben,  die  die  heutigen  Zeitverhältnisse 


gar 


mit  sich  bringen,  geeignete 
nicht,  theils  in  nur  sehr  b« 
Entsprechend  der  Zwe 


Zahl  zu  Gebote 


Zweitheiligkeit  der  Geschäfte  wird  daran 
gedacht,  "den  neuen  Beamten  nur  einen  niedrig  bemessenen  fixen 
(iehaltssatz  aus  Staatsmitteln  zu  gewähren  und  dieselben  im  übrigen 
auf  Bezüge  für  Einzel-Leistungen  anzuweisen,  die  seitens  derjenigen 
zu  gewahren  sind,  von  welchen  die  Hülfeleistungen  dieser  Beamten 
in  Anspruch  genommen  werden. 

Aehnliche  Einrichtungen,  wie  die  geplanten,  bestehen  in 
mehren  süddeutschen  Staaten  längst;  so  z.  B.  zählte  Bayern  17 
und  Baden  7  kulturtechnische  Beamte;  in  Württemberg  ist 
u.  W.  dieser  Zweig  der  Technik  —  wenigstens  in  der  in  Bayern 
und  Baden  vorhandenen  äufseren  Form  —  unvertreten,  doch  besitzt 
das  Land  an  3  Spezial-Tcchnikern,  die  für  das  öffentliche  Wasser- 
versorgungswesen  staatsseitig  angestellt  sind,  Beamte,  deren 
Aufgaben  einige  Aehnliehkeit  mit  denen  der  Kultur- Techniker 
haben,  wie  denn  auch  die  Art  ihrer  Geschäftsführung  und  Remu- 
nerirung  auf  dem  sogen,  gemischten  System,  bei  welchem  Staat, 
Gemeinden  und  Private  betheiligt  sind,  beruht 

Wie  es  heifst,  fasst  man  für  die  Verleihung  der  neaen  Aemter 
—  die  beiläufig  in  ziemlich  grober  Zahl  in  Aussicht  genommen 
—  in  erster  Linie  Feldmesser  ins  Auge.   Unter  diesen 

diejenigen,  welche  durch 


liehen  Kenntnisse  erlangt  haben,  welche  theils  allgemeiner,  theils 
landwirtschaftlicher,  theils  bautechnischer  Art  sind  und  aufser 
den  Naturwissenschaften  wirthschafUiche  Betriebs-  und  Taxations- 
Lehre,  Wald-  und  Pflanzenbau,  Volkswirthschaft,  Landwirthschafts- 
Recht,  Landeskultur-Gesetzgebung,  Terrain-Lehre,  Hydromechanik, 

int-  und  Bewässerung  etc. 


Wege-,  Wasser-,  Kanal-  und  Brückenbau, 
umfasseil.') 

Wir  denken,  dass  der  in  generellen  Zügen  vorgeführte  Plan 
alle  Anerkennung  verdient,  und  sind  auch  insoweit  ganz  mit  dem- 
selben einverstanden,  als  derselbe  in  erster  Linie  auf  Heranziehung 
feldmesserischer  Kräfte  für  die  neuen  Aemter  basirt.  Zum 
Theil  werden  wir  zu  dieser  Ansicht  durch  die  Thatsache  geleitet, 
dass  die  speziellen  Aufgaben,  die  dem  Kulturtechniker  gestellt 
werden,  in  das  Gebiet  des  feldmesserischen  Berufs  entweder  völlig 
hinein  fallen  oder  demselben  doch  sehr  nahe  liegen ;  zum  andern 
Theile  glauben  wir,  dass  gerade  dieser  Beruf  mehr  als  irgend 
ein  anderer  seit  ein  paar  Jahren  an  einer  Ueberhäufung  von 
Kräften  leidet,  an  welcher  die  Staatsregiemng  im  Interesse  gleicher 
Behandlung  der  Beamten-Berufe  nicht  unbekümmert  vorüber  gehen 
darf,  sofern  ihr  dos  Mittel  geboten  ist,  auf  ' 


so  sehr  bereit  wir  sind, 
Ansprüche,  die  der  Feldm 


als 

Billigkeits-Ansprüche,  die  der  Feldmesser-Stand  besitzt,  zu  ver- 
treten —  mit  um  so  greiserem  Rechte  dürfen  wir  auch  der  Kehr- 
seite, wie  sie  bisher  sich  prasentirt,  gedenken.  —  Seit  lange  ist 
in  den  Kreisen  des  deutschen  Geometer- Vereins  auf  die  Mangel- 
haftigkeit der  Vorbildung,  die  dem  Feldmesser  ins  Fach  ver- 
hilft, hingewiesen  worden ;  in  den  letzten  Jahren  ist  diesen  Klagen 
—  n.  z.  speziell  aus  landwirtschaftlichen  Kreisen  —  die  andere 
hinzu  getreten,  dass  auch  das  fachliche  Wissen  der 
beträchtlich  zu  wünschen  übrig  lasse  und  eine 
Bildung* weseus  derselben  von  nötben  sei.**) 

Wir  sind  nur  wenig  sicher  darüber,  dass  die  Einrichtungen, 
welche  seit  ein  paar  Jahren  an  der  Akademie  in  Poppelsdorf 

■)  Vrritf.  Slvlicn»  l'n«.  133  rr.  dir».  SMl«. 

••)  K  l'm.  9S  J»lint  1817  d  z.  


bestehen,  ausreichend  sein  könnten,  um  den  angedeuteten  Mängeln 
abzuhelfen.  Wäre  dies  nicht  der  Fall,  so  würde  angesichts  der 
bestellenden  Absicht  zur  Schaffung  einer  grofsen  Anzahl  kultur- 
technischer Beamten  die  an  den  Handelsminister  wiederholt  heran 
getretene  Forderung  nach  einer  umfassenden  Neuordnung  des 
Feldmesser- Bildungswesens  sich  noch  wesentlich  dringender  als 
bisher  geltend  machen,  um  nicht  die  Gefahr  aufkommen  zu 
lassen,  der  Unzulänglichkeit  oder  Mitteln*  feigkeit  «in  neues  Gebiet 
zu  erschliefseu.  — 

Ein  Auakunfta- Verein  Berliner  Bau-Interessenten.  Zu 

den  mannichfaclien  Organisationen,  die  sich  im  Laufe  des  letzten 
Jahrzehnts  innerhalb  des  Berliner  Bauwesens  gebildet  haben,  ist 
in  jüngster  Zeit  auch  der  oben  genannte  Verein  —  eine  Ab- 
zweigimg aus  dem  Berliner  Baumarkt  neu  hinzu  getreten. 
Der  statutengemäß  Zweck  der  Gesellschaft  ist: 

.ihren  Äütgtiedern  über  die  Zahlungsfähigkeit  von  Kredit- 
suchenden, die  in  Berlin  oder  den  umliegenden  ( Irtschaften  ihren 
Wohnsitz  oder  ihr  Geschäft  haben,  Auskunft  zu  ertheilen,  das 
Inkasso  von  Wechseln  und  Forderungen  zu  übernehmen,  die 
Schlichtung  von  Streitigkeiten  unter  ihnen  anzubahnen,  den  Ver- 
einsmitgliedern juristischen  Rath  und  Hülfe  zu  gewähren  und 
ihre  Interessen  Behörden  gegenüber  zu  vertreten. " 

Wer  in  die  Verhältnisse  des  grofstädtischen  Baugeschäfts 
jemals  einen  tieferen  EiubUck  gewonnen  hat,  wird  nicht  zweifel- 
haft darülier  sein,  dass  die  Gründung  des  Vereins  einem  wirk- 
lichen Bedürfnisse  entsprungen  ist  und  dass  seine  Wirksamkeit 
—  wenn  sie  taktvoll  und  geschickt  gehandhabt  wird  —  in  segens- 
reichster Weise  sich  gestalten  kann.  Um  aktcnuiäfsiges  Material 
für  die  bezügl.  AiLskunfts-Ertheilungen  zu  gewinnen,  bestimmt 
das  Statut,  dass  jedes  Mitglied  Ober  die  Einleitung  bezw.  den 
Ausgang  eines  Prozesses  gegen  einen  säumigen  Schuldner,  bei 
Vermeidung  einer  Konventionalstrafe  bis  zur  Höhe  von  50  M., 
binnen  H  Wochen  zu  berichten  hat.  Der  Name  des  Mittheilenden 
darf,  ohne  seine  Genehmigung  niemals  bekannt  gemacht  werden; 
Auskunft  über  Mitglieder  au  Nichtmitglieder  zu  ertheilen  bleibt 
dem  Vorstande  überlassen.  — 

Weitere  Details  aus  dem  Statut,  das  gegen  die  Aufnahme 
bezw.  das  Verbleiben  zweifelhafter  Elemente  innerhalb  des  Vereins 
weit  gehende,  aber  gewiss  sehr  gerechtfertigte  Vorsichtsmafsregeln 
getroffen  hat,  dürften  an  dieser  Stelle  nicht  interessiren.  Seinen 
Sitz  wird  der  Verein,  an  dessen  Spitze  z.  Z.  die  Herren  M.  .T.  Boden  - 
x  *  Co.,  0.  Titel  und  J.  Hin  stehen,  entweder  im 
elbst,  falls  sich  in  diesem  noch  ein  Lokal  ab- 
.,  oder  doch  in  unmittelbarer  Nähe  desselben  auf- 
schlagen. Meldungen  zum  Beitritt  sind  an  die  oben  genannten 
Adressen  zu  richten. 

Dr.  Friedrieh  Sander  f.  Am  Abend  des  4.  Mai  ist  im 
Alter  von  45  Jahren  Dr.  Friear.  Sander  zu  Hamburg  verstorben. 
Der  Verewigte  hat  bis  in  die  2.  Hälfte  des  Jahres  1877  als  Arzt 
in  seiner  Vaterstadt  Barmen  gewirkt  und  ist  damals  in  das  neu 
geschaffene  Amt  eines  Direktors  am  hamburger  Allgemeinen 
Krankenhause  berufen  worden. 

Was  uns  veranlasst,  dieses  Ablebens  zu  gedenken,  ist  die 
eifrige  und  erfolgreiche  Wirksamkeit,  die  der  Verstorbene  auf 
dem  Gebiete   der  öffentlichen  Gesundheitspflege  geübt 

i  hat   Kr  hatte  sich  mit  vielen  Seiten  des  genannten  Gegenstandes 

|  und  insbesondere  denjenigen,  die  mit  dem  Bauwesen  in  inniger  Be- 
rührung stehen,  genau  bekannt  gemacht  und  es  legen  darüber, 

;  wie  sehr  ihm  dies  gelungen  war,  zahlreiche  litterarische  Leistungen 
in  Zeitschriften,  vor  allem  aber  sein  erst  kürzlich  erschienenes 

I  „Handbuch  der  öffentlichen  Gesundheitspflege"  Zeugnis»  ab.  — 

Neuen  in  der  Berliner  Bauausstellung.  Von  J.  .1  e  s  e  r  i  r  h 
Asphalt-Isolirplatten;  von  Schütz  &  Inel  Teppich;  von  G.  A.  L. 
Schultz  .v  Co.  Vasen,  Hermen,  Blumenschalen  aus  Kunstsandstein ; 
H.  Salbach  Drahtgitter;  M.  Fabian  Front  und  Gartengitter  zu 
einem  Mausoleum  auf  Java  (entw.  vom  Baumstr.  F.  Wolff); 
W.  Lusk  - 


Person*! -Nachrichten. 

Preufsen. 

Ernannt:  Der  Wasser-  u.  Landes-Meliorations-Bauinspek- 
tor  Pralle  zu  Kiel  zum  Regierung»-  u.  Baurath  in  Oppeln. 

Der  Eisenhahn-ßau-  u.  Betrieos-Inspektor  Crone  zu  Cassel 
nnd  der  Bauinspektor  Brown  zu  Osterode  i./Ostpr.  sind  gestorben. 

Die  Baumeister-Prüfung  für  beide  Fachrichtungen  haben 
bestanden:  Eduard  Lambrecht  aus  Bettenhausen  u.  Karl  v.  Dahl 
aus  Bossel. 

DicBauftthrer  - Prüfung  haben  bestanden :  Boleslaus  J  e  s  k  c 
aus  Posen,  Eduard  Bluhm  aus  Bialla,  Karl  Nolda  aus  Holz- 
Karl  Ciareu  aus  Trier. 


Brief-  and  Frageka«ten. 

Hrn.  H.  G.  in  PL   Unseres  Wissens  besteht  die  volle  Frei- 
en Oesterreich  noch  nicht;  auf  die  Oültig- 
erlangten  Qualifikation; 
können.  -  Ein  Werk  üb 
in  dem  Sinne,  wie  Sie  es  < 
verlangen,  existirt  nicht.  


Ka-jiailMloiuicili«  10«  C»rl  Beet i ta  In  Berlin.    Fit  die 


K.  B.  O.  Prltica.   Drnrk:  W.  Kotier  Harbiietiariitkttri,  Berllo. 


N«.  40. 


197 


IllUl!  Zur  An»,-nililt*;  .I  i  Null.lil  im  I|..rltl  .in  -  Zur  l.i  «  hl.Mi-  .1». 
iMlMMI  in  *  .->|.1.ii  »ihr. Hfl  altr  I  W»nu-r.  Merl-»,  hnll  -  Ihilraulix  hv  him— 
UutMm.         Midkeilaagen  IUI   Vereinen:   Vrr.Hi  liir  KU.  u1.«h.,kiMwl.-  iu 


Berlin.  -  Arrh.l.  kl.  n  Wrrlu  nl  Berti».  -  VermiiclMe.:  H«iu«»m 
—  Kit  Btltotlh  für  Blerrurbcller  n  Aue  in  H.  -  Konkurrenten  —  Briet- 
■■4  Kr«»ek.»leii. 


Zur  Anwendung  der  Statistik  im  Hochbau. 


cit  etwa  einem  Jahre  sind  im  Bereiche  der 
städtischen  llauverwaltuug  Berlins.  Abtheilung 
für  den  Hochbau.  gelegentlich  der  Rechnungs- 
AbschlOsse  über  fertige  Iiauteii  statistische 
Zusammenstellungen  angefertigt  worden  und 
man  bat  demnächst  versucht,  das  auf  diesem 
Wege  erzielte  Ergcbniss  für  die  Zwecke  der 
Verwaltung  nutzbar  zu  machen.  Da  ein  L'rtheil  über  den 
praktischen  Werth  der  eingeschlagenen  Methode  und  der 
erlangten  Resultate  schon  gewonnen  werden  kann,  so  mögen 
einige  Mittheilungen  über  die  Anschauungen,  die  bei  diesen 
Arbeiten  sich  herausgebildet  haben,  den  Fachgenossen  von 
Interesse  sein. 

Das  praktische  Bedürfnis«  der  diesseitigen  Verwaltung 
forderte  vornehmlich  Material  für  Kostenübersehlage 
und  für  eine  generelle  Kosten  vergleichung  in  Bezug  auf 
konknrrirende  Projekte.  Dies  ist  voraussichtlich  auch  der 
Punkt,  dem  eine  Statistik  des  Hochbaues  zunäelist  sich  zu- 


wenden wird,  falls  die  im  Verbände  deutscher  Aren.-  u.  Ing.-V. 
angeregten  Bestrebungen  auf  Einfühning  der  Statistik  im 
Bauwesen  praktischen  Boden  gewinnen.  Im  allgemeinen  be- 
schrankt man  sich  bei  genereller  Veranschlagung  auf  Schätzung 
der  Kosten  für  die  bebaute  Flächeneinheit  auf  Grund  der 
Ergebnisse  bei  ausgeführten  Bauten4).  Diese  Einheit  ist 
wenig  glücklich  gewählt,  wenn  man  Anspruch  auf  einiger- 
maafsen  präzise  Resultate  erhebt.  Es  ettiptielüt  sich,  die 
Kosteneinheit  für  1  kb™1  Gebäude  fest  zu  setzen  und  daher  auch 
die  Kosten  ausgeführter  Bauten  auf  diese  Einttcit  reduzirt,  in 
die  Zusammenstellung  statistischer  Ergebnisse  einzuführen. 

Wir  geben  zur  Erläuterung  dieses  Prinzips  nachstehend 
<he  reduzirten  Kosten  einer  Reihe  von  neueren  Bau-Ausfüh- 
der  Stadt  Berlin. 


in  STiiiüVut-«-rilaiid  ui 
K'Wtenrtnlieil  «ui  I 
Kln|{iD<  ut-fuintni. 


Objekt 


Bemerkungen 
«ur  Charakterisirung  de«  Baues. 


I.  Höhere  Lehranstalten. 


1.  Dorotheeiistädt.  Realschule,  excl.  Kuu- 

Sept.  1*71  - 

-Okt. 

1 875 

458,85 

20,17 

2.  Friedr.-Wcrd.  Gymnasium,  wie  vor. 

do. 

498,18 

21,32 

3.  Sophienachule  ( höhere  Töchterschule). 

Aug.  1874  - 

Mai 

187« 

358,10 

16,45 

4.  Askanisches  Cvmnasiuin. 

1*74 

1676 

308,30 

15,07 

5.  Humboldt-Gymnasium. 

April  1874  - 

-Okt. 

187(1 

345,03 

16,19 

0.  Leibuitz-Gynmasium. 

Juli  1876  - 

Okt 

187« 

289,09 

15,50 

Reicher  Terracotten-Rohbau.  Kellergeschoss 

uud  4  Etagen. 
Wie  vor,  in  noch  reicherer  Ausstattung  der 

Favaden. 

Terracotten-Rohbau  in  einfacher  Ausstattung. 

Kellergeschoss  und  4  Etagen. 
Arch.  wie  vor.  Kellergeschoss  u.  4  Etagen. 
Einfacher  Teiracotten-Rohbau,  Verblendung 

mit  Steinen  II.  Klasse.    Sonst  wie  vor. 


7.  Mädchenschule  Uaruther  Str. 

8.  Knabenschule  Wiesen  Str. 

9.  Doppelschule  Kraut-Str. 

10.  Madchenschule  Schwedter  Str. 

11.  Duppelschule  am  Obau. 

12.  Doppelsrhule  Reinickendorfer  Str. 

13.  do.         Kl.  Frankfurter  Str. 

14.  do.        Moabit,  Thurm-Str. 


Aug. 


IL  Qemeindeschnlen. 

1875  —  Okt  187«  801,86 


1875-187« 
do. 


Juli  1875  Okt  1876 
Juli  1*75  Sept  187« 
Aug.  1*75    Okt  187« 

1875  lb7« 
.lan.  1875  —  Sept  1870 


948,44 
S01.34 

3iÖ,12 
308,93 
301,01 
2*3,31 
334,40 


13,«7 

13,«* 
12,89 

14.80 
13,r>3 
13,20 
14,08 
14,71 


|  Arch.  wie  3  u.  4.  Kellergeschoas  d.  3  Etagen. 
Mittelbau  mit  Aula  höher  gebaut. 

Einfacher  Rohbau  mk  sparsamster  Terracot- 
leu-Verwcudung.  Kellergesch.  ti.  4  Etagen. 
Kellergeschoss  u.  3  Etagen.  Aren,  wie  vor. 
Kellergeschoss  u.  4  Eugen.   Mittelbau  mit 


Aula 

Arch. 
Wie  •». 
Wie  vor. 
Arch.  wie  vor. 
Wie  9l 


wie  vor.    Kellergesch.  u.  4 


u.  4 


III.  Wohn-  und  Verwaltung« -Gebäude. 


15.  Direktorial  -  Gebäude  der  Dornt 

Stadt.  I.chntustalteu,  excl.  Kutidiruiig. 
1«.  desgl.  des  Askanischen  Gymnasiums. 
17.  desgl.  des  IIutnbuldi-Gvumasiums. 
1*.  desgl.  des  I.eihniu-tiynmasiums. 
19.  Feuerwache  Tieck-Str. 


1871  - 1875 

1874—  187« 
Sept  1874     Okt  1*7« 
Juli  187".  -  Okt  1*7« 

1875  187« 


24«,20  21,23 


372,49 
269,60 
32« 
297,40 


21,54 
17,54 

20,58 
2o,0ü 


In  vorstehend  angegebenen  Kosten  sind  nicht  entlialten: 
1)  Die  Kosten  für  Mobilien  und  Inventar  l  in  so  weit  letzteres 
nicht  etwa  zur  Gaseinrichtuug  oder  Zentralheizung  gehört». 
Für  diese  sind  bei  höheren  Lehranstalten  nach  den  Preisender 
letzten  Jahre  rot.  38  M..  bei  Gemeindcsehuleu  9  M.  auf  jeden 
Schüler  zu  rechnen.  2)  Die  Kosten  für  Bauleitung,  Ilulfs- 
und  Schutzvorkehrtingcu  etc.  Hierfür  sind  3 — 4"  ,,  in  Zu- 
schlag zu  bringen.  3)  Die  Kosten  für  llofreguliruug,  Um- 
wälirungeu,  Brunnen.  Trottoirs  etc.  —  Man  wird  gut  thun, 
stets  bei  Aufstellung  reduzirter  Baukosten  diese  eben  erwähnten 
Beträge  vorher  auszusondern.  1  und  3  sind  von  baulichen 
Momenten  Ides  Hochbaues!  unabhängig,  also  gewissennaaisen 
etwas  zufälliges.  Die  Kosten  für  1  und  3  sind  ferner  l»ei 
Vielen  Bauten  ülrerhanpt  nicht  vorhanden  und  (he  Kosten  für 
2  und  3  bei  allen  Gruppeul»auteii  nicht  zu  einem  einzelnen 
GaUode,  sondern  zur  ganzen  Anlage  bezug  nehmend. 

Man  sieht  aus  obiger  Zusammenstellung,  dass  die  Kosten 
pro  kb™  Gebäude  bei  den  einzelnen  Gebäudegattungcn  in  so 
engen  Grenzen  schwanken,  dass  dieselben  für  generelle 
Kostenberechnungen  oder  Kostenvergleiche  gut  brauchbar  sind. 
Der  Werth  dieser  Einheit  liegt  wesentlich  darin,  dass  sie  sich 
jeder  Gcbäudeforiu  anschmiegt.    Bei  der  Reduktion  auf 


Sehr  einfache  Terracottenarchitektur.  Keller- 
gesch, u.  2  Etagen. 
Architektur  wie  4.  Kellergesch.  u.  6  Etagen. 
Wie  vor. 
Wie  vor. 

Einfacher  Rohhau  mit  sparsamer  Verwendung 
von  Terracolten,  nur  «um  kleinsten  Theil 
unterkellert,     desenosse  uoer  lerram. 

die  Grundfläche  kann  man  nur  Gebäude  mit  gleicher  Geschoss- 
zahl  und  nicht  allzu  sehr  abweichender  Geschosshöhe  vergleichen. 
Ist  das  obere  Geschoss  Ober  einem  Theil  der  Grundfläche 
höher  hinaus  gebaut  wie  in  den  Ohjckten  6,  9,  11,  12, 
so  hat  die  Kosten-Angul«  pro  FJ"  zweifelhaften,  ist  das  Ge- 
bäude nicht  Ober  die  ganze  Grundfläche  gleichgeschossig,  so 
hat  dieselbe  gar  keinen  Werth.  Es  wird  sieh  daher  empfehlen, 
für  eine  Statistik  der  Baukosten  das  Raum -Maars  als  Einheit 
allgemein  zu  Grunde  zu  legen. 

In  vorstehenden  Beispielen  ist  der  Gchände-lnhalt  bc- 
rechnet  durch  Multiplikation  der  behauten  Grundfläche  mit 
der  Höhe  von  Bankett-Oberkante  bis  Oberkante  Hauptgesims. 
Da  es  sich  hier  stets  um  mehrgeschossige  Gebäude  mit 
flachen  Dächet n  handelt,  ist  diese  Raumberechnung  wohl 
ganz  zutreffend.  Hat  man  indessen  niedrige  Gebäude  mit 
hohen  steilen  Dächern,  welche  zum  Theil  vielleicht  noch  zu 
Wohnzwecken  ausgebaut  sind,  so  darf  das  Dach  nicht  ver- 
nachlässigt werden.  Es  kommt  nur  in  Frage,  ob  man  es 
ganz  oder  theilweise  in  Rechnung  ziehen  soll.  Entscheidet 
man  sich  in  erstcrem  Sinne,  so  wird  es  sich  wohl  empfehlen, 
das  Dach  ganz  allgemein  in  die  Raumberechnnng  hinein  zu 
ziehen.  Dieser  Punkt  bliebe  also  vor  Aufstellung  statistischer 


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198 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


18.  Mai  1878 


Ermittelungen ,  die  ein  weiteres  Gebiet  und  Gebäude  «Ii-  ' 
weichender  Art  umfassen,  noch  zu  diskutiren.    Als  Prinzip  1 
für  die  Bcrechnungsweiso  nmss  gelten,  dass  die  Einholt  so 
Rewählt  werde,  dass  die  Kosten  in  gewissen  Grenzen  derselben 
annähernd  proportional  sind.  — 

Die  Statistik  von  Baukosten  soll  verschiedenen  Zwecken 
dienen.  Einmal  soll  sie,  wie  bereits  erwähnt,  Material  für 
generelle  Veranschlagung  liefern,  andcn>cits  vergleichen  lassen, 
mit  welchen  Mitteln  unter  verschiedenen  Verhältnissen  gleiche 
Zwecke  erreicht  worden  sind.  Diesen  Bedürfnissen  können 
Kosten-Angaben  wie  die  vorstellenden  noch  nicht  ganz  ge- 
nügen, denn  die  Kosten  waren  nicht  allein  abhängig  von 
Konstruktions-Methoden,  Ausstattung  etc.,  sondern  auch  von 
i  h  Ort  und  Zeit  aufserordentlich  schwankenden  E 

er  Titel  an 


aber  vergleichen  will,  ist  der  Einfluss  der  rein  baulichen 
Momente  auf  ilic  Kosten.  Es  ist  6ehr  schwer  richtig  zu 
um  wie  viel  die  bekannten  Einheitskosten  eines  Ge- 
unter Voraussetzung  der  Einheitspreis«?  eines  anderen 
Ortes  oder  einer  anderen  Zeit  sich  ändern  werden,  weil  die 
Preis-Differenzen  für  verschiedene  Arbeiten  uu 
sehr  ungleich  sind.  Man  wird  indessen  bei  einiger  Ucb 
wohl  durch  Verglcichung  der  Preise  für  die  wichtigeren  Po- 
sitionen zu  schätzen  vermögen,  um  wie  viel  Prozent  die  Preise 
innerhalb  der  einzelnen  Titel  durchschnittlich  unter  ver- 
schiedenen Verhältnissen  differiren.  Es  bedarf  daher  der 
Kenntniss,  welchen  Anthcil  die  Kosten  der  einzelnen  Titel  an 
den  Gcsammtkosteu  haben.  Dieser  Anthcil  ist  bei  gleicher 
baulicher  Ausstattung  ziemlich  konstant,  wie  die  nachstehenden 


Ob). kl. 

Ä 

Friedr.-Werd.  (ivmnagium  (exel.  Fundament)  . 

!  20,0 

36,8 

Dorothevnst  KeiUcliule  (      do.      )    .    .  . 

20,2 

86,6 

19,1) 

35,0 

Sophiennchule  '(höhere  Töchterschule)    .    .  . 

20,9 

35,2 

!  20,3 

10,(1 

10,8 

37,0 

Zlmrrver- 
Ar  hallen 
und 


\Ul 


ilki 

•S  ||  TWhli-r 

M"^-lii  m 


Ei  um 
ArUpU-n 


Für  die  Kosten  -  Reduktionen  genügt  es,  abgerundete 
Durchschnittszahlen  für  nicht  zu  eng  begrenzte  Gruppen  von 
Gebäude-Gattungen  zu  kennen.  In  unserem  Falle  würden 
z.  B.  die  Verhältnisszahlcn  20,  10,  10,  10,  5,  5,  3,  7  De- 
imern und  genau  genug  sein. 

Beispielsweise  würden  sich  die  Kosten  für  die  Dorothccn- 
städt.  Realschule .  falls  dieselbe  während  des  Jahres  1875 
zur  Ausführung  gekommen  wäre,  ermäfsigen:  in  den  Maurer- 
Arbeiten  durchschnittlich  um  30  "/„,  in  den  Maurer-Materialien 
um  8  °  o,  in  den  Zimmer-Arbeiten  und  Materialien  um  25  •/„, 
fajjen  flogen  Arbeiten^durchschmtUich  um  18  %.  Somit 

{20  .  80  +  40  .  8+  10  .  25  +  30.18  }  =  rot  17%. 

Die  Kosten  pro  kb-  Gebäude  würden  sich  also  stellen  auf: 
20,17(1  —0,17)=  16,7  M. 

Um  zu  zeigen,  wie  nöthig  für  die  Vergleichung  der 
Kosten  Reduktionen  sind«  führen  wir  an,  dass  die  in  der 
Zeitschrift  für  Bauwesen  1876  veröffentlichte,  von  1H70 — 71 
erbaute  Realschule  in  Zwickau  pro  kb™  9,41  M.  gekostet  hat. 
Nach  der  Publikation  steht  die  Ausstattung  dieser  Schule  der- 
jenigen der  Berliner  höheren  Lehranstalten  nicht  nach,  nur 
sind  die  Facadcn  in  Putz  ausgeführt;  dennoch  differiren  die 
Einheitskosten  so  ganz  aufserordentlich.  Der  Grand  liegt  jeden- 
falls in  der  Differenz  der  Einheitspreise,  namentlich  wohl  der- 
jenigen für  das  Material.  Das  einfache  Nebeneinanderstellen 
zweier  solcher  Zahlen  würde  leicht  zu  ganz  irrigen  Schlüssen  führen. 
Es  wird  sich  daher  empfehlen,  einer  allgemeinen  Statistik 
von  Gchäudckosten  Zusammenstellungen  über  die  an  ver- 
schiedenen Orten  und  zu  verschiedenen  Zeiten  gezahlten  Ein- 
heitspreise für  die  wichtigsten  Materialien  und  Arbeiten  bei- 
zufügen, und  zwar  auf  Grand  der  Ergebnisse  bei  Ausführung 
der  angezogenen  Bauten. 

In  der  zuletzt  gegebenen  Tabelle  sind  die  Titel  in 
2  Gruppen  vereinigt.  Die  Gruppe  B  umfasst  wesentlich  Ar- 
beiten, welche  dem  inneren  Ausbau  augehören.-  nur  bei  den 
Eisenarbeiten  sind  auch  Eisenwalz-  und  Eisenguss- Arbeiten 
sowie  Anker  etc.  gebucht.  Gewöhnlich  werden  erster«  Posten, 
wenu  sie  gröfsere  Beträge  umfassen,  in  einen  besonderen 
Titel  gebracht  und  können  dann  auch  zur  Grupi>c  A  gerech- 
net werden.  Die  Kosten  der  Gruppe  A  sind  wesentlich  ab- 
hängig von  der  Anordnung  des  Gebäudes  und  den  konstruk- 
tiven Bedingungen.  Während  diese  Kosten  noth wendig  be- 
dingt und  beschränkt  sind,  ist  die  Ausstattung  des  Ausbaues 
hiervon  verhältnissmäfsig  unabhängig.  Sie  ist  in  hohem  Grade 
willkürlich  und  die  Kosten  dieser  Gruppe  können  bei  ganz 
gleichartigen  Gebäuden  aufserordentlich  schwanken.  Für  die 
Zwecke  der  Statistik  ist  daher  die  Feststellung  der  Kosten 
innerhalb  jeder  dieser  beiden  Gruppen  ganz  besonders 
wcrthvoll. 

Ein  sehr  willkürliches  Moment,  das  unter  den  Kosten 
der  Gruppe  A  enthalten  ist,  büden  die  Kosten  der  Facade. 


10,1 

11,7 

5,1 

4,8 

2,8 

11.2 

9,1 

5,0 

r»,H 

3,0 
5,0 

i;t,o 

10,7 

7,8 

7,0 

3,7 

10,3 

5,5 

5,1 

3,5 

10,0 

tfi 

5,7 

5,1 

3,5 

12,1 

9,3 

e,3 

6,8 

3,9 

3;  *J 

i  =  :  s 

ihn 

(t  nippe 
A. 

l.ropjic 
B. 

8,7 
9,1 
8,3 
8,7 
8,5 
8,3 

78.« 
77,1 
75,4 
77,2 
77,2 
76,2 

21,4 

22,9 
24.6 
22,8 
22,8 
23,8 

Es  ist  von  Nutzen,  wenn  gleich  meistens  umständlich .  diese 
Kosten  aus  der  Gruppe  A  auszuscheiden.  Oft  können  auch  im  Titel 
Steinmetzarbeiten  bedeutende  Ausstattungskosteu  stecken,  dann 
wird  auch  dieser  Titel  zur  Gruppe  B  zu  rechnen  sein.  In 
den  nachfolgenden  Beispielen  bleiben  nach  Aussonderung  der 
Fa^adenkostcn  bei  Steinmetzarbeiten  nur  die  Granittreppen 
und  verschiedene  Granitschwellen.  In  gedachter  Weise  geben 
wir  die  zerlegten  Einheitskosten  pro  kb»  Gebäude: 


1. 

2.  Fr.-Werd. 

3.  Süpliit1  lisch 
4. 

5.  Humboldt-Ujjnmuium . 

»i.  Leibnitz-Grmnasiuxn 
7.  (jcmeindegchule 
ßaruthenstr. 


8. 
9. 
10. 

11. 
12. 
18. 
14. 


Kniiikfurterstr. 
Wit'senstr.  .  . 
Krautstr.    .  . 


Urban  .  .  .  . 
Reinickendorfers  tr. 
Moabit,  Thurmstr. 


(irii|  )•'" 

A. 
«vi. 

1 

Fn?aite. 

1871/75 

12.3H 

do. 

11,69 

1874  7« 

11,07 
10,21 

1874/75 

do. 

9,95 

Mi 

9,55 

ou.  im 

.  Aug.  ISIS 

9,73 

Okl  MH 

|  1875,7b' 

9,94 

do. 

9,74 

do. 

9,50 

iMl™    10  44 

.Okt.  I«7«  '"''4 

Juli  ISIS 

9,70 

scfit.iM;« 

Allltlfif. 

nk,.  ,-uz 

9,31 

Jani  i-; . 

^1 

Okl. 

K<Ht<an  pro  kt'B 


lieh! 

B 


3,00 
6,07 
1.00 
1,70 
1,75 

2,23 

1,34 

1,40 
1,20 
1.20 
1,00 

1,26 

1,25 

1,34 


i 


4,84 
4,5« 
3.78 
3.76 
3,49 

3,72 

2.60 

2,74 
2.74 
2,19 

2,86 
2,57 
2  Hl 
2,90 


i 

e 
« 

J 

20,17 
21,32 
16,45 
16,67 
15,19 

15,50 

13,67 

14.08 
18,68 
12,89 

1»,30 
13,53 
13.20 
11,70 


Mittelwerth  rot    10  M 


Bei  den  3  ersten  Gebäuden  würden  die  Kosten  der 
Gruppe  A,  nach  oben  angedeuteter  Methode  auf  die  Preis- 
Verhältnisse  reduzirt.  welche  sich  beim  Humboldt-  und  l>eib- 
nitz-G)  mnasium  ziemlich  übereinstimmend  ergeben  haben,  sich 
auf  bezw.  10,81;  12,2  und  10,3  M.  stellen. 

Besonders  interessant  ist  es.  die  Werthe  der  Gruppe  A 
für  die  höheren  Lehranstalten  mit  denen  der  Gemeindesebulcn 
zu  vergleichen.  Die  grofsc  Ucbereinstimmung  in  den  Ein- 
heitskosten entspricht  der  Ucbereinstimmung  in  der  räum- 
lichen Anordnung  und  Konstruktionsweise,  bei  sonst  verschie- 
dener Ausstattung.  Die  kleinen  Schwankungen  auch  bei  den ' 
gleichzeitig  ausgeführten  Gebäuden  entsprechen  meistens  auch 
Schwankungen  der  Einheitspreise.  Die  grölste  Abweichung 
in  der  Gruppe  A  differirt  um  ca.  6,5"  „  gegen  den  Mittelwerth. 
Die  Genauigkeit  einer  speziellen  Veranscldagung  wird  kaum 
so  grofs  angenommen  werden  dürfen.  Man  wird  also  gene- 
rell der  Art  veranschlagen,  dass  mau  die  Einheitskostcu  nach 
Maafsgabe  der  Vorgänge  aus  A  und  B  zusammensetzt 
zu  dem  dann  ermittelten  Betrage  der  Baukosten  die  " 
für  die  Facade,  unter  Zugrundelegung  eines  Einheitspreises 
pro       Facade,  hinzufügt.  


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No.  40. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


199 


Näclist  einer  Statistik  der  Kosten  wurde  innerhalb  der 
Berliner  städtischen  Bau  Verwaltung  aach  eine  Statistik  der 
Massen  versucht,  in  Erwartung,  mittels  derselben  zu  einer 
Vereinfachung  der  Massenberechnungen  für  die  Kosten  -An- 
schlage zu  gelangen.  Die  zeitraubendsten  Berechnungen  sind 
bekanntlich  die  Ermittelung  der  Mauermassen  der  Wand- 
und  Deckenflachen,  des  Maurermaterials,  sodann  der  Hölzer 
in  Balkenlagen,  Dacbverbanden  etc.  Hat  eine  Verwaltung 
viele  Bauausführungen  bestimmter  weniger  Gcbaudegattungen 
mit  fest  stehenden  Grundrisstypen,  so  empfiehlt  es  sich,  für 
die  fertigen  Bauten  auf  Grund  der  Rechnungsbeläge  das  Ver- 
hältnis«) der  Mauerquerschnitte  zur  bebauten  Grundfläche  zu- 
Das  Ausziehen  der  betreffenden  Zahlen 
Massenberechnungen  der  Rechnungsbelage  ist  im 
allgemeinen  ohne  nennenswertben  Zeitverlast  zu  bewerkstelli- 
gen. Man  wird  finden,  dass  diese  reduzirten  Mauerquer- 
schnittc  in  engen  Grenzen  schwanken.    Wir  geben  in  Nach- 


pro 100  □■»  behauter  Grundflaohe 


Objekt. 


1 

M 

i 

G  ' 

! 

|t 

88 

25,7 

22 

„ 

. 

23,« 

33 

26,7 

23,!» 

21,2 

20.9 

25,1 

3a 

25 

21 

19 

17 

23,2 

32,2 

23 

20,7 

17,5 

17 

22,1 

28  3 

20,9 

19.6 

15.5 

14,3 

19,2 

30> 

19,1 

17,4 

13,0 

20,2 

s  in  nicht 

2.  rr.-Wenl.  Gymnasium 

3.  Kophienschufe  

4.  Humboldt-Gymnasium   .  . 

Typus  IL  Mittel-Korridor. 

5.  Askan.  Gymnasium  .  .  , 
ti.  Leibnitz-G)  innasium  .    .  . 

Die  erhaltenen  Werthc 
hinreichend  engen  Grenzen,  um  dieselben  direkt  in  die 
Massenberechnungen  einfuhren  zu  können,  sind*  aber  doch 
praktisch  brauchbar  für  die  Kontrolle  der  Berechnun- 
gen. Es  empfiehlt  sich  hierbei  alsdann  die  Benutzung  der  noch 
viel  zu  wenig  verbreiteten  Berechnungsweise,  bei  welcher  die 
Flächen  des  inneren  Baumes  von  der  bebauten  Grundfläche 
abgezogen  werden,  um  die  Mauerquerschnitte  zu  ermitteln. 
Dann  stehen  im  Exempel  die  nöthigen  Zahlenwerthe  rar  die 
KontruUreehnung.  Bei  dieser  berechnet  man,  wieviel  □■ 
Maucrquerschnilt  pro  CJ™  bebauter  Grundfläche  veranschlagt 
sind,  und  vergleicht  die  Ergebnisse  bei  analogen  Bauten. 
Bleibt  das  Resultat  in  den  Grenzen  früherer  Ergebnisse,  so 
hat  man  ausreichende  Sicherheit  für  itie  Richtigkeit  der  Rech- 
iiuiiir.  ii as  A.ui]truii-rj\t-"iiipci  kouiromn  /ultu  r  ii  tut'  ijorcc i\~ 
nung  <ies  Mauerwerks,  aer  necken  und  uer  ruisuoaen.  uieicn 
brauchbare  Warthe  rar  die  Kontrolle  ergiebt  die 
der  Raumumfange  auf  die  bebaute  Grundfläche. 


Ebenso  empfiehlt  es  sich,  nach  Fertigstellung  von  Bauten 
zu  ermitteln ,  wieviel  Ziegel ,  Kalk  und  Zement  pro  100  kb,a 
Gebäude  gebraucht  wurden.  Diese  Ergebnisse  stellt  man 
zweckmäfsig  mit  denen  der  reduzirten  Mnucrquerschnitte  zu- 
sammen, da  diese  Werthe  in  gewisser  Beziehung  stehen. 
Bei  gleichartigen  Bauten  wird  man  nach  den  diesseits  vor- 
liegenden Erfahrungen  in  so  engen  Grenzen  schwankende 
Satze  erhalten,  dass  dieselben  für  (üe  Veranschlagung  ganz 
wohl  direkt  verwendet  werdeu  können. 

Nicht  minder  brauchbar  sind  die  Einheitssätze,  welche 
für  den  Holzbedarf  ermittelt  wurden.    Wir  geben  auch  hier 
ine  Zusammenstellung  einiger  Resultate. 


1.  Friedr.-Werd. 

2.  Dorotkeenst.  Realschule 

3.  Sophiensrhule  .... 

4.  Askanisches  Gymnasium  . 

5.  Humboldt-Gymnasium  .  . 


Im  Mittel 


Holl  in  BalkmlaitLU  ll.Jilollaf lurrl.iml.-i 


1/d.  « 
Hob 
pro  r> 


1,29 
1,31 
1,35 
1.31 
1,27 
1.35 


1.31 


kU"  H»l< 
pro  IM.  ■ 
Holl 

IM." 
Hob  pro 

O»  bob. 

Gnni<M. 

kl."  HoJi 
pro  IM- 

Hob 

0,069 
0,064 
0,056 
0,060 

2,75 
2,54 
8,15 
3,30 

0,025 
0,026 
0,026 
0,028 

0,055 
0,053 

3,05 

0,1  üs 

0,027 

0,060 

2,91 

0,027 

es  zweckmäßig 

ist,  die 

Veranschlagung  zu  be- 


Will  man  sich  vergewissern,  ob 
ermittelten  Massen-EinlieiLssalze  für 
nutzen,  so  empfiehlt  es  sich,  die  Differenzen  der  vcransclüag- 
ten  und  der  ausgeführten  Massen,  in  Prozenten  der  letzteren 
ausgedrückt,  zusammen  zu  stellen.  Man  wird  dann  ersehen, 
ob  die  Felder,  welche  unvermeidlicher  Weise  auch  der 
speziellen  Veranschlagung  anhaften,  durchschnittlich  gröfser 
oiler  kleiner  sich  herausstellen  als  diejenigen,  welche  l»ci 
Anwendung  der  Einheitssatze  zu  befürchten  sind. 

Eine  solche  Statistik  der  Massen  wird  kaum  für  ein 
weiteres  Gebiet  von  Werth  sein  und  eignet  sich  daher  auch 
nicht  zum  Gegenstände  allgemeiner,  zu  veioffentlichender  Er- 
mittelungen. Um  so  brauchbarer  ist  sie  für  die  Zwecke  einer 
einzelneu  Verwaltung  und  kann  hier  dem  Büreaudienst  sehr 
werthvolle  Vereinfachungen  der  einschlägigen  Arbeiten  ge- 
währen. Es  wird  ja  bei  weitem  die  gröbste  Zahl  von  Bauten 
nach  bestimmten,  in  nur  allmählicher  Entwickelung  begriffenen 
Typen  ausgeführt  und  es  ist  daher  die  Arbeitsmenge ,  welche 
durch  jene  Vereinfachung  der  MassenberechnMBM  bezw.  der 

ist,  nicht 
ZusanuncnsteUu 


darfei 


Ergebnisse 

nungsausweise  ausgeführter  Bauten  sich 


auf  die  Rech- 


Zur  Geschichte  des  Wasserbaues  in  Aegypten  während 
der  Pharaonen  »Herrschaft,  . 

(444W-332  vor  Chr.  Geb.) 
Von  Professor  Hr.  Kduard  Schmitt  in  D&rnutadL 

Immer  mehr  lichtet  sich  da»  Dunkel,  das  bis  in  den  Rcginn 
unseres  Jahrhunderts  die  eigenartige  Bildung  und  die  gesummte 
ältere  Geschichte  jenes  merkwürdigen  Kulturvolks  verdeckte, 
welches  einst  das  gesegnete  Thal  des  Nil  bewohnte.  Mit  vollem 
Rechte  und  in  sich  steigernder  Weise  Qbt  Aegypten  nunmehr  auch 
auf  uns  die  starke  Anziehungskraft  aus  und  erweckt  in  uns  da» 
gleiche  lebhafte  Interesse,  das  es  vor  mehr  als  zwei  Jahrtausenden 
bereit«  einem  Pythagoras ,  l'lato  und  Ilerodot  eingctlöfst  hat  — 

Der  ganz  beispiellose  Kifer,  mit  welchem  das  Aegypter-Volk 
sich  bemüht  hatte,  von  seinem  Thun  und  Treiben,  von  seinen 
(iedanken  und  T baten  der  späten  Nachwelt  ein  möglichst  treues 
urkundliches  Bild  zu  hinterlassen ,  schien  bis  vor  wenigen  Jahr- 
zehnten vergeblich  gewesen  zu  «ein.  Erst  seit  Champollion  durch 
Entzifferung  der  ersten  Hieroglyphen  den  Uber  dieses  Bild  ge- 
breiteten Schleier  zu  lüften  begann,  ergießt  sich  immer  mehr 
neues  Licht  auf  jene  uralten  Zeiten. 

Gerade  die  ägyptischen  Studien  haben  auf  unsere  ganze  An- 
schauung von  dem  Kntwickelnngsgangp  der  Menschheit  unver- 
merkt, aber  um  so  gründlicher,  umbildend  gewirkt  Bis  in  die 
Mitte  des  vorigen  Jahrhunderts  bewegte  sich  das  Bild  der  Uni- 
versalgeschichte der  Menschheit,  namentlich  der  ältesten  Perioden, 
ganz  überwiegend  im  Rahmen  der  alUestamenÜichen  Pcbcr- 
hefening.  Das  Religiöse  galt  als  Maafsstab  der  Kultur.  Die  ur- 
alten Offenharungen,  der  Beginn  <i;r  Menschheit  mit  sandlosem 
Dasein  stallten  die  Urzeit  in  das  I.  cht  einer  höheren  Verklärung. 
I'usere  ganze  Entwickelung  sollte  demnach  ein  stetes  Schlechter- 
werden gewesen  sein,  bis 
lichkeit  bot,  zu  jener  Hohe 
klimmen. 


tiung.  Die  Menschheit 
,  wie  die  Entwickelung 


!S  ■- ........  ..   vu.         ..  «  ■  v-...  ......  . 

das  Christcnthum  wiederum  die  Mög- 
ie  der  Urzeit  nach  und  nach  empor  zn 


Seit  jener  Zeit  wechselte  die  Anschauung 
"  »mnach  denselben  Verlauf  genoi 
des  einzelnen  Individuums.  Jene  Urzeit  empfing  das  Gepräge 
Kindheit;  alle  Uebcrlieferungen  wurden  darauf  angesehen,  ob  sie 
mehr  kindlich-naiv  oder  kindisch-roh  seien.  Alle  Urtheile  durch- 
drang das  erhabene  Selbstgefühl,  mit  der  Kultur  der  Gegenwart 
hoch  über  jenen  dürftigen  Anfängen  xu  stehen.  Die  Entdeckungen 
der  Paläontologie  und  der  Sprachvergleichung,  welche  die  Ge- 
burttstunde  der  Menschheit  um  ungezählte  Jahrtausende  hinauf 
rückten,  schienen  dieser  Anschauung,  nach  welcher  die  Mensch- 
heit aus  kindlicher  Barbarei  sich  stetig  immer  höher  entwickelt 
habe,  einen  festen  naturwissenschaftlichen  und  linguistischen  Unter- 
grund zn  geben. 

AU  aber  die  ägyptischen  Denkmäler  ihr  vieltauscndjähriges 
Schweigen  brachen,  verlief»  man  zwar  nicht  die  Vorstellung  einer 
aufsteigenden  Entwickelung,  beseitigte  indess  einen  gleichfalls 
„kindlichen"  Irrthum.  Früher  hatte  man  nämlich  alle  unsere 
Ueberlieferungen  als  Denkmaler  eben  jener  Kindheit  des  Memchen- 
geschlechtes  angesehen.  Fortau  war  dies  unmöglich.  Heute  steht 
es  fest:  wir  kennen  die  Menschheit  in  ihrer  Kindheit  nicht; 
diese  ist  völlig  prähistorisch.  Sobald  ein  Volk  erat  Denkmäler 
schafft,  liegt  seine  Kindbettszeit  weit  hinter  ihm  nnd  es  ist  längst 
in  das  Mannesalter  eingetreten.  Und  daher  weicht  das  Be- 
fremden Ol  »er  die  Reife  der  Zivilisation  und  Kultur  dem  höheren 
Interesse,  die  Eigentümlichkeit  derselben  kennen  zu  lernen.»)  — 
Kundigeren  Händen  und  Vertretern  der  humanistischen  Wissen- 
schaften mu»s  es  überlassen  bleiben,  eine  Schilderung  des  ge- 
sammten  Kulturzustandes  Aegyptens  zur  Zeit  der  Pharaonen  zu 
entwerfen.  Uns  sei  es  gestattet,  ein  Blatt  zn  diesem  Gesammt- 
bilde  zu  liefern  und  im  Nachfolgenden  einige  Beiträge  zur  Kennt- 
niss  des  allägyptischen  Wasierbauwescns  vorzufahren. 

Schon  Reuleaux  hat  in  seiner  interessanten  Abhandlung 
„Ueber  das  Wasser  in  seiner  Bedeutung  für  die  Yölkcrwohlfahrt 


•)  \Vr*i  Aiin  Zn«.  i-;;.  x  Miss. 


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200 


18.  Mai  1878 


Hydraulische  Läute -Maschine. 

Konstniirt  von  Ingenieur  Karl  Gramm  in  Frankfurt  a,  M. 


Wer  öfter  Gelegenheit  hatte,  dem  Lauten  schwerer  Glocken 
beizuwohnen,  und  sich  der  Muhe  unterzog,  genauere  Wahrnehmungen 
anzustellen,  wird  ohne  Zweifel  zu  dem  Resultat«  gelangt  »ein, 
dass  die  Gesainintleisiung  des  Personals,  abgesehen  von  einer 
bedeutenden  Unregelmässigkeit  de«  Geläutes,  in  keinem  Verkält- 
niss  zur  Arbeit  und  der  hohen  Anstrengung  des  einzelnen  Mannes 
steht,  Ks  kann  dann  weiter  der  Gedanke  nicht  fern  liegen,  an 
die  Stelle  der  sämmtlicben  sich  gegenseitig  beeinflussenden  Kräfte 
eine  einzige,  von  einem  menschlichen  Willen  geleitete  Kraft  zu 
d.  h.  Glocken,  die 
aschine  in 


Laute-Maschine  muss  vor  allen  Dingen  gefahrlos, 
einfach  in  Konstruktion  und  Bedienung  sein  und  endlich 
die  wesentliche  Bedingung  erfüllen,  die  Glocke  allmählich  in 
Schwingung  zu  bringen,  so  dass  gefahrliche  Spannungen  in  den 
Konstruktionsthcilen  möglichst  vollständig  vermieden  werden. 

Die  weitläufigen  Versuche,  die  in  den  letzten  Jahren  au  der 
Biesen -Glocke  des  Kölner  Doms  angestellt  worden  sind,  waren 
mir  s.  Z.  die  direkte  Veranlassung  zur  vorliegenden  Konstruktion,  die 
vielleicht  manchen  um  so  mehrinteressirendiirfte,  als,  soweit  bekannt, 
bis  heute  noch  keine  derartige  Maschine  emstirt.  Voraussetzung 
für  die  Anlage  ist  das  Vorhandensein  einer  ausgiebigen  Wasser- 
leitung von  nicht  unter  2  Atm.  nutzbarem  Druck.  Abgesehen 
nun  von  relativ  geringen  Kinzelnheiten  der  Durchbildung  ist  im 
übrigen  zu  der  Konstruktion  meiner  Läutemaschine  mit  Bezug 
auf  die  umstehende  skizzenhafte  Darstellung  folgende  Beschreibung 
zu  geben: 

Die  Verbindung  der  unten  in  der  Thurmhalle  aufgestellten, 
solid  zu  verankernden  Maschine  mit  der  in  der  Höhe  aufgehängten 
Glocke  geschieht  durch  ein  von  der  Kolbenstange  ausgehendes 
starkes  Drahtseil,  welches  ohne  jede  Zwischenftihrung  an  den 
einen  Arm  des  radfönnigen  (Krümmlings)  Glockeu-Balanricrs  an- 
greift, wahrend  ein  von  dem  Oegenarme  aus  führendes  schwächeres, 
zur  Steuerung  dienendes  Drahtseil  mittels  zweier  Leitrollen  zunächst 
zur  Rechten,  dann  senkrecht  herab  zu  einer  Seilscheibe*)  und 
schliefslich  über  eine  dritte  Bolle  bis  wir  Maschine  hinab  geleitet 
wird ;  das  untere  Knde  des  Steuerseils  trägt  ein  kleine»  Spanuungg- 
Gewichl 

Das  am  Kopfe  des  Treibzylindera  zutretende  Druckwasser 
ist  Ober  Tage  durch  ein  Ventil  sperr-  und  regulirbar.  Auf  der 
in  Bocklagern  laufenden  Steuer-Welle  stecken  2  schmiedeiserne, 
zweistufige,  unrunde  Scheiben  in  solcher  Weise,  dass,  wenn  die 
Scheiben  sich  in  der  in  der  Skizze  angegebenen  (Ruht-)  Stellung 
beiluden,  das  zutretende  Druckwasser  sowohl  Uber,  als  auch 
(mittels  Oeffnung  des  Admissions-Ventils  |<>|)  unter  den  hvdro- 
statisch  geliderten  Treibkolben  gelangen  kann,  so  dass  der  Kollien, 


n,  wodurch  eilte  der  Spamiuug  des  Dru 
Wirkung  auf  den  Kolben  und  Kewegung 
ud  das  verdrfuigte  1  nterwasscr  durch  das  I 


abgesehen  von  der  Wirkung  der  durch  Gegengewicht  aiifgeholieneu 
Schwere  der  Kolben* Stange.  Mibslthatig  nieder  sinken  und  die 
in  der  Figur  angegebene  tiefste  Stellung  ciunehmeu  muss.  Wenn 
sich  jetzt  die  Steuerscheiben  um  einen  Winkel  von  10"  drehen, 
so  wird  das  Adiuissions- Ventil  («)  vermöge  des  auf  demselben 
lastenden  Überdrucks  geschlossen  werden,  während  das  Emissions- 
Ventil  (rj  geöffnet  wurde.  Nunmehr  nimmt  die  Steuerung  die 
2.  Stellung  ein 
entsprechende 

ventil  \t)  entweicht  und  in  passender  Weise  abgeleitet  wird.  Bis 
zu  einer  weiteren  Drehung  der  Steuer* eile  um  110"  behalten  die 
Ventile  die  angegebene  Stellung  bei,  alsdann  aber  wird  das 
Emissions- Ventil  sehr  rasch  geschlossen,  wodurch  sowohl 
im  oberen,  als  im  unteren  Zylinderrautne  eine  plötzliche  Kraft- 
aflSchwellung  entsteht,  in  Folge  deren  der  Kolben  plötzlich 
mit  grofser  Geschwindigkeit  nach  abwärts  getrieben  wird 
und  der  für  die  regelrechten  (ilockenschwingungen  illieraus 
wichtige  und  nothwe ndige  Kuck  im  Zugseil  erzeugt  wird.  Während 
dieses  kurzen  Vorgangs  ist  der  Druck  unter  dein  Treibkolben 
aber  so  bedeutend  geworden,  dass  derselbe  im  Stande  ist,  das 
mit  Differeutial-Ventiitlächen  versehene,  belastete  Emissions- Ventil 
zu  öffnen  und  dem  eingeschlossenen  Wasser  den  Austritt  zu 
gestatten.  Indessen  wird  das  Emissions- Ventil  durch  die  Belastung 
sehr  bald  wieder  herab  sinken,  während  das  Admissions- Ventil 
durch  die  stattgefundene  weitere  Drehung  der  Steuerwelle  allmählich 
zur  Oeffnung  gelangt,  «o  dass  die  Steuerung  schliefslich  wieder 
in  ihre  erste  Stellung  zurück  kehrt. 

Die  auf  der  Steuerwelle  lose  sitzende  Seilscheibe,  deren 
Umfang  etwas  gröfser  ist,  als  der  bei  normalem**)  Glockenaus- 
schlage abgewickelte  Bogen  des  { Knimmling)  Balanciere,  wird  mit 
der  Welle  durch  ein  einfaches,  geräuschlos  arbeitendes  Schaltwerk 
gekupiielt,  sobald  die  schwingende  Glocke  mittels  des  Steuerseils 
die  Scheihe  in  die  durch  den  I "feil  in  der  Figur  angedeutete  Kreh- 
richtung  versetzt;  das  wird  immer  in  demjenigen  Augenblicke  der 
Fall  sein,  wo  der  Treibkolben  im  Begriff  steht,  eine  rherab 
gehende"  Bewegung  anzunehmen.  Ks  folgt  aus  dem  Vorstehenden, 
dass  die  Steuerwelle  bei  eiuer  ständigen  (ilockenschwingung  (von 
der  Bechten  zur  Linken  gerechnett  eine  vollständige  Umdrehung 
macht,  bei  welcher  der  letzte  Theil  des  Weges  in  Folge 
der  den  bewegten  Massen  eingeprägten  Zentrifugalkraft  zurück 
gelegt  wird.  Kine  auf  dein  abgedrehten  Kranze  eines  Kettenrades 
schleifende  und  in  einen  Ausschnitt  einfallende  Bremse  verhindert 
eine  zu  weit  gehende  Drehung  der  Steuerwelle,  so  dass  bei 
einem  Zurückschwingen  der  Glocke  von  der  Linken  zur  Bechten 
die  Steuerung  in  ihrer  Buhelage  verharrt.    Bei  dieser  ist,  wie 

'*)  K»  Ilu0  iIi-tmU»'!!  dm*  t'rimil|i  fit  lioikitl.-,  ili.a  iilm-k»  nur  »-it  jt,  K.-(twii» 
«um-  ta  T.T«-ti*o.  iIm»  tK'i  riibem  srV>f*V*i  Ati.wtal-*;..  dk  St  illt«-™*  KailU-  utiu*riiiit 


(Berlin  1871)"  ein  zwar  gedrängtes,  aber  ungemein  lichtvolles 
Bild  von  den  Bewässerungsanlagen  und  der  Wasserwirthschaft  im 


alten  Aegypten  entworfen.  Urkundliche  Nachweise  und  Besultate 
gelehrter  Forschungen  sollen  im  Nachstehenden  als  Ergänzung 
des  dort  Gesagten  dienen  und  es  soll  neben  den  .Strombauten 
noch  eiu  anderer  Zweig  des  Wasserbauwesens  eine  besondere 
Berücksichtigung  finden,  nämlich  derjenige  der  alUgypti  sehen 
Brunnen-Anlagen.  Wir  stutzen  uns  hierbei  wesentlich  auf 
„Brugsch-Bey,  Geschichte  Aegyptens  unter  den  Pharaonen  (Leipzig 
1877)"  und  „Maspero,  Geschichte  der  morgenländischen  Völker 
im  Alterthum.  (Uebersetst  von  Pietschmann.  Leipzig  1877)." 
In  der  Zeitrechnung  tienutzen  wir  ausschließlich  das  erst 
genannte  Werk.  — 

Das  Land  Aegypten  gleicht  einem  schmalen  Gürtel,  in  seiner 
Mitte  von  einem  Strom  durchzogen,  der  zu  beiden  Seiten  von 
langen  Gebirgszügen  eingefasst  wird.  Den  Strom  bezeichnen 
(iriechen  und  Römer  mit  dem  Namen  des  „Keilos"  oder  „Nilus". 
Obgleich  sich  dieses  Wort  noch  in  der  heutigen  arabischen 
Sprache  als  „NU"  mit  der  besonderen  Bedeutung  von  „Ueber- 
schwemmung"  erhalten  hat,  so  ist  dennoch  sein  Ursprung  nicht 
in  der  alUgyptischen  Sprache  zu  suchen,  sondern,  wie  neuer- 
dings mit  großer  Wahrscheinlichkeit  nachgewiesen  ist,  herzuleiten 
von  dem  semitischen  Worte  „Nahal"  oder  „Nabar",  welches  ganz 
allgemein  „Fluss"  bedeutet.  Von  seiner  GabelungssteUe  an,  süd- 
wärts von  der  alten  Stadt  Memphis,  thcilte  sich  der  Strom  in 
drei  grofse  Anne,  welche  das  unterägyptiache,  in  der  Gestalt  des 
griechischen  Buchstabens  J  (Delta)  breit  daliegende  Flachland 
bewässerten  und  mit  vier  Nebenarmen  die  bekannten  sieben  Nil- 
Mündungen  bildeten, 

Memphis,  des  alten  Reiches  glanzvoller  Königssitz,  soll  von 
Mens,  dem  ersten  Pharaonen  (4400  vor  Chr.  Geb.),  gegründet 
worden  sein,  nachdem  er  zuvor  den  Lauf  des  Stromes  abgelenkt 
hatte,  um  breites  Land  für  den  Bau  der  neuen  Stadt  zu  ge- 
winnen. Durch  die  Anlage  eines  riesigen  Erddammes  wurde  dem 
NU  der  ehemalige  Flusslauf  längs  des  libyschen  Höhenzuges  ab- 
geschnitten und  das  leer  gewordene  Bett  für  ewige  Zeiten  zuge- 
schüttet. Einer  der  thatigsten  Förderer  des  neuerslandencn 
Aegyptens,  Linant-Bev,  hat  durch  Selbstschau  und  durch  Ver- 
an  Ort  und  Stelle 


der 


derselbe  sei,  welchen  Mena, 
l  agen,  aufwerten  iiefs,  um  dem  Strome  die  Richtung  nach  Sonnen- 
aufgang zu  gehen.  Noch  gegenwartig  leistet  der  alte  Damm 
wichtige  Dienste;  denn  er  allein  halt  den  Anprall  der  Ueher- 
schwemmungB-Wasser  zurück,  welche  vom  oberen  Laude  mit  ge- 
waltigem Andränge  den  unteren  Gegenden  zuströmen.  Breite 
Schleusen  im  Damme  des  alten  Mena  gestatten  allein  den  Wassern 
den  Ausriuss  nach  dem  Marschlande  oder  zurück  in  das  Fluss- 
bett des  Nil.  So  kann  in  künstlicher  Weise  die  Wassermenge  in  den 
tieferen  Berken  vermehrt  und  die  Höhe  des  Flusspiegels  so 
plötzlich  gesteigert  werden,  dass  dieselbe  in  Kairo's  Umgebungen 
fast  1  Meter  beträgt.  Linant-Bei  erkennt  in  einer  Stelle, 
zwei  fränkische  Meilen  südwärts  vom  alten  Memphis,  den  Punkt 
wieder,  von  welchem  aus  der  NUstrom  in  (istlicher  Richtung  ab- 
geleitet worden  ist. 

Nach  Mena's  Befehl  wurde  es  kundigen  Herren  aus  dem 
Geschlecht  der  Kdleu  aufgegeben,  der  Bauten  und  allerlei  Arbeit 
in  Stein  sich  zu  beiieifsigen.  In  den  Höhlen  des  Gebirges  von 
Ta-roau  ( dem  ägyptischen  Troja  der  (iriechen  und  Börner,  dem 
Tura  der  heutigen  Araber),  im  . 
sie  den  weilseu  Kalkstein  zum 
und  der  Grabhätiacr  und  zum  künstlichen 

und  Bildsaulen,  oder  begaben  sich  nach  dem  JUttagslande,  gegen 
die  obere  (.renzmarke  hin,  um  harten  Granit  zu  lösen  vom  „rothen 
Berge"  hinter  der  Stadt  Suan  und  Flnl'se  zu  zimmern  für  die 
leichtere  Niederfahrt  der  gewaltigen  Steiumassen  nach  dem  unteren 
Lande  in  der  günstigen  Zeit  der  hohen  Wasser. 

Aehnlicher  Flöfserei  -  Anlagen  wird  unter  Pharao  Mer-en-ra 
(3200  vor  Chr.  Geb.)  Erwähnung  gethan.  Wie  alter  Brauch  und 
alte  Sitte  es  erheischte,  gedachte  er,  als  er  den  Thron  bestieg, 
zunächst  „der  ewigen  Wohnung",  die  nach  dem  Tode  seinen 
königlichen  Leichnam,  in  dunkler  Grabeskammer  und  im  festen 
Sarge  wohl  verborgen,  dereinst  empfangen  sollte.  Znm  Bau  der 
königlichen  Pyramide,  welche  den  Namen  «Cha-uofer",  d.  h.  „der 
schöne  Aufgang"  erhielt,  hatte  man  an  der  Sndgrenze  des  Landes, 
in  den  Brüchen  hinter  Assuan,  kolossale  Stücke  festen  Gesteines 
von  der  Felswand  los  gesprengt  und  war  bemüht,  die  Riesenlast 
stromabwärts  zu  befördern.    Grofse  Flöl'se  von  W  Ellen  *t  Länge 


ecneu  uiiu  nomer,  uem 
vom  Memphis,  brachen 
der  Köuigs -Pyramiden 

i  Werke  der  Sargkasten 


•)  1  »ItStJI'ti-rl..   KU.       .l.:,2'.  » 


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No.  40. 


DEUTSCHE  B  AUZEITUN  G. 


201 


oben  bereits  angeführt  wurde,  über  und  nnter  dem  Treibkolbcn 
gleicher  Druck  vorhanden,  so  dass  der  Kolben  ungehindert  die 
ihm  durch  die  Gloekensrhvringung  rnitgetheilte  aufwärts  gehende 
Bewegung  antreten  kann. 

Die  Hauptsache,  das  Anlassen  der  Maschine,  wird  in 
folgender  Weise  bewirkt.  Eine  kurzgliedrige,  endlose  Kette  ver- 
bindet das  Kettenrad  der  Stcuerwellc  mit  einem  auf  der  Absperr- 
schieber- Spindel  aufgekeilten  Kettenrade  von  gleicher  Gröl'se; 
wenn  demnach  die  Steuerwcllc  iu  Umdrehung  versetzt  wird,  muss 
sich  die  Scbieberspindel  in  gleichem  Maafse  drehen.  Die  Verbin- 
dung l>eider  Kettenrader  ist  durch  einfaches  Ausheben  der  Kette 
aus  dem  Kode  an  der  Steucrwelle  lösbar.  Nachdem  der  Warter  die 
Kette  aus  dem  Spindel-Rade  entfernt  hat,  bringt  er  durch  Ziehen 
an  der  Kette  die  Steuerung  in  die  2.  Lage,  bei  der  das  Admissions- 
Ventil  geschlossen,  das  Kmissions-Ventit  geöffnet  ist,  und  öffnet 
den  Absperrschieber  von  Hand  aus  so  lange,  bis  das  angebrachte 
Manometer  einen  bestimmten  Druck  anzeigt;  dabei  wird  die  Glocke 
langsam  ans  ihrer  Ruhelage,  u.  z.  nach  der  linken  Seite  hin  be- 
wegt  Die  dann  folgende  Aufgabe  des  Maschinisten  besteht 
darin,  nach  Wieder-Einlegen  der  Verbindungskette  in  das  Spindel- 
Rad  die  Steuerwelle  mittels  eines  energischen  Ruckes  an  der 
Kette  vollständig  um  ihre  Achse  zu  schleudern,  und  es  schwingt 
nunmehr  die  Glocke  wieder  zurück,  um  zur  Rechten  einen  ent- 
sprechenden Ausschlag  zu  vollenden. 

Man  kann  nun  durch  eine  geeignete  Handhabung  'Lüften 
und  Anziehen)  der  Bremse  beim  jedesmaligen  Zurückschwingen 
der  Glocke  von  der  Rechten  zur  Linken  die  hei  der  Drehung  der 
Steuerwelle  entstehende  Zentrifugalkraft  dazu  benutzen,  die 
Steuerwelle  nebst  Steuerscheiben  ein  Mal  sich  dreheu  zu  lassen; 
bei  einer  solchergestalt  bewirkten  Umdrehung  der  Welle 
ein  vollständiges  Steuerspiel  eintreten  muss,  braucht 
besonders  erwähnt  zn  werden.    Da  aber  bei  diesem  Vor- 


gelagert Oben  ist  die  Eisenstange  zu  einer  vollständigen  Kugel, 
unten  zu  einem  kleinen  Auge  ausgeschmiedet,  in  welchem  mittels 
eines  Querbolzens  und  einer  Gabel  ein  Gewicht  eingehängt  ist, 
welches  ungefähr  2'/»  mal  schwerer  als  besagte  Kugel  ist  und 
etanfalls  nur  in  der  Schwingiingscbene  der  Glocke  eine  Itc- 
wegimg ausfuhren  kann;  das  Gewicht  der  Kugel  soll  etwa  den 
250  Thcil  des  Glockcngewichts  betragen.  Diese  Art  der  Klöppel- 


der8«'. 


so  müssen  die 

Schwingungen  der  Glocke  immer  mehr  zunehmen,  bis  sie  endlich 
so  bedeutend  geworden  sind,  dass  die  Steuerweile  ohne  jedes 
Lüften  der  Bremse  selbstthatig  eine  vollständige  Drehung 
auszuführen  vermag.  Wenn  dieser  Zustand  erreicht  ist,  wird  die 
Verbindung  zwischen  den  beiden  Ketten  -  Rädern  unterbrochen 
und  der  Wasserdruck  mittels  des  Schiebers  von  Hand  aus  noch 
so  lange  regulirt,  bis  die  Glocke  (in  unten  auseinander  gesetzter 
Art  und  Weise)  zum  Anschlage  gelangt  Die  nöihigcn  Bewegungen 
der  Steuerung  werden  alsdann  durch  die  Maschine  selbstthatig 
ausgeführt  und  bedarf  es  der  Nachhülfe  von  Hand  weiter  nicht. 

Teber  den  zweiten  wesentlichen  Theil  der  Maschine,  die 
Anschlag- Vorrichtung,  ist  folgendes  anzuführen.  Es  ist  bei  dieser 
Konstruktion  der  Klöppel  von  seinem  gewöhnlichen  Platze  entfernt 
und  in  etwas  veränderter  Gestak  unterhalb  der  Glocke  ange- 
bracht. Um  eine  annähernde  Vorstellung  von  der  Klöppelform 
zu  erhalten,  denke  man  sich  eine  schlanke  Eisenstange  von  der 
halben  Lange  des  Schlagring-Durchmessers,  in  ihrer  Mitte  mittels 
einer  kurzen  Welle  in  der  Schwingungs-El>ene  der  Glocke  drehbar 


Q0 


hingung  beruht  auf  dem  Prinzip,  dass  die  Glocke  den  ruhig 
stehenden  Klöppel -Kopf  treffen  soll.  Durch  den  statt- 
findenden Anprall  wird  bei  gehöriger  Regulirung  der  Maschine  die 
Glocke  alsbald  in  entgegen  gesetzter  Richtung  zartick  geschleudert 
und  gleichzeitig  gerathen  der  Klöppel  nebst  dem  daran  hangenden 
Gewicht  in  eine  schwingende  Bewegung,  wonach  der  ganze  Klöppel 
gewissermafsen  2  materielle  Pendel  von  sehrungleJchcrSchwinguuirs- 
dauor  bildet.  Die  auftretenden,  entgegen  gesetzt  wirkenden  Kräfte 


SO  Ellen  Breite  wurden  gezimmert  Allein,  als  man  dies, 
iteen  wollte,  zeigte  es  sich,  dass  der  Strom  bei  der 
ckten  sommerlichen  Jahreszeit  so  tief  gefallen  war,  dass 


gefallen  war,  dass  man 
nicht  mehr  im  Stande  sich  befand,  sich  der  langen  und  breiten  Flöl'se 
zu  bedienen.  Eine  neue  Arbeit  erwuchs  dem  Landvogt,  um  minder 
grofse  Flöfse  in  aller  Eile  zu  bauen.  Das  Holz  dazu  musste  in 
den  benachbarten,  von  Mohren  bewohnten  Landschaften  gefällt 
werden. 

Ein  hoher  Beamter  mit  Namen  L'na  berichtet  darüber  wie 
wörtlich  folgt:  „Seine  Heiligkeit  sandte  mich  aus,  um  vier  Haine 
nieder  zu  schlagen  im  Mittagslande ,  um  drei  breite  Fahrzeuge  zu 
hauen  und  vier  Schleppschiffe  aus  dem  Schotendorn  des  Landes 
L'ana-t.  Und  siehe  die  Amtleute  von  Areret,  Aam  und  Mala  Uelsen 
das  Holz  fallen  um  dcsscutwillcn.  Und  solches  Alles  führte  ich 
aas  in  dem  Verlauf  eines  Jahres.  Als  nun  die  Wasser  stiegen, 
belastete  ich  die  Fahrzeuge  mit  gewaltigen  Granitstücken  für  die 
Pyramide  Cha-nofer  des  Königs  Mer-en-ra.u 

Tiefes  Dunkel  bricht  nach  dem  Tode  Nofer-ka-ra's,  des 
Bruders  und  Nachfolgers  Mer-cn-ras,  in  der  ägyptischen  Geschichte 
herein,  welches  selbst  die  leisesten  Spuren  der  Anwesenheit  von 
Königen  verhüllt  Das  Reich  scheint  lange  Zeit  schweren,  durch 
Bürgerkrieg  und  Königsmord  heimgesuchten  Zeiten  unterworfen 
gewesen  sn  sein.  Eine  deutliche  Spur  jener  traurigen  Tage  zeigt 
sich  in  der  ül  erlieferten  Sage,  welche  sich  an  die  märchenhafte 
Gestalt  der  Königin  Nitokris  (um  das  Jahr  3000  vor  Chr.  Geb.) 
knüpft.  Nach  der  Erzählung  Herodot's  hatten  Verschworene  den 
König  von  Aegypten,  Bruder  der  schönen  Nitokris,  umgebracht, 
ihr  selber  aber  das  Königthum  übergeben.  L'ui  den  Tod  des 
geliebten  Bruders  zu  rächen,  verfuhr  sie  mit  List,  indem  sie  ein 
langes  unterirdisches  Gemach  bauen  liefs  und  vorgebend,  dasselbe 
einzuweihen,  die  Hauptanstifter  des  Mordes  zu  einem  fröhlichen 
Feste  einlud.  Wahrend  sie  beim  Mahle  safsen,  wurde  durch  einen 
versteckten  Wassergang  der  Fluss  in  das  Gemach  eingelassen, 
so  dass  sammtliche  Tiscbgenossen  ertranken.  Sie  aber,  nachdem 
sie  solches  vollbracht  hatte,  stürzte  sich  in  ein  mit  Asche  an- 
gefülltes Zimmer  und  tödtete  sich  selber,  um  der  Rache  der 
Acgypter  zu  entgehen.  —  — 

Die  ersten  gesicherten  Nachrichten  über  gröbere  Bruuneu- 
Anlagen  stammen  aus  der  Zeit  um  2500  ror  Chr.  Geb.  Damals 
herrschte  Neb-cher-ra  Mentu-hntep,  der  mit  fesw  Hand  das 


In 

den  sicheren  Hafen  der  Ruhe  und  Ordnung  zurück  führte.  I>ie 
schwarzen  Felsen  des  Eilandes  von  Konoaso  gedenken  seiner  in 
rahmender  Weise.  Dort  ist  er  an  einer  Felsenwand  sammt  seiner 
Mutter  Ama  verewigt  Er  hatte,  so  sagt  seine  Inschrift  aus,  in 
der  wasserleeren  öden  Wüste  einen  tiefen  Brunnen,  10  Ellen  iu 
der  Breite,  graben  lassen,  um  frisches  Wasser  als  Labetrnnk  zu 
spenden  allen  Pilgern  sammt  ihrem  Lastvieh  und  allen  Mannen, 
welche  den  königlichen  Auftrag  hatten,  in  dem  heifsen  Thale  den 
Stein  zu  brechen. 

Weiteres  wird  von  einem  Brunnen  berichtet,  den  unter  König 
l'surtasen  I.  (2433  vor  Chr.  Geb.)  dessen  Oberbaumeister  Mentn- 
hotep  ausführte.  Der  König  hatte  demselben  den  Bau  des 
Tempels  des  Gottes  Osiris  und  die  Anlage  eines  Brunnens  zu 
Abydiis  übertragen.  Dieser  Brunnen  ist  wohl  derselbe,  von 
welchem  mehr  als  2  Jahrtausende  nach  seiner  Anlage  der 
griechische  Erdbeschreiber  Sirabo  erzahlt,  dass  in  dem  Memnoniura 
von  Abydos  ein  Brunnen  sei,  zu  dessen  Tiefe  man  durch  nieder- 
gebogene Gewölbedecken  aus  einem  Steine,  ausgezeichnet  durch 
Gröfse  und  Bauart,  niedersteige.  Ihn  aufzufinden  ist  bis  jetzt 
noch  nicht  gelungen  trotz  mehrfacher  Versuche,  den  Ort  des- 
selben wieder  aufzudecken. 

Wir  finden  ferner  auch  in  fast  sammtlichcn  monumentalen 
Grabmälern  brunnenartige  Schachte.  Jedes  solche  Grabmal  zer- 
fallt, wenn  es  vollständig  ist,  in  3  Theile:  eine  äufsere  Kapelle, 
einen  Brunnen  und  einen  unterirdischen  Keller.  Die  Kapelle  ist 
ein  viereckiger  Bau,  den  man  von  Weitem  für  eine  abgestumpfte 
Pyramide  halten  könnte.  Das  Innere  der  Kapelle  enthalt  in  der 
Regel  nur  ein  Zimmer.  Der  Brunnenschacht,  welcher  in  den 
Keller  hinab  fuhrt,  befindet  sich  mitunter  in  einer  Ecke  des 
Zimmers.  Meist  jedoch  muss  man,  um  seine  Oeffnung  zu  ent- 
decken, auf  das  flache  Dach  der  äufseren  Kapelle  steigen.  Er  ist 
viereckig,  mit  grofsen,  schönen  Steinen  ausgemauert  bis  zu  der 
Stelle,  wo  er  in  den  Felsen  eingehauen  ist.  Seine  durchschnitt- 
liche Tiefe  betragt  12  —  I5m;  sie  kann  aber  auch  bis  30"  und 
darüber  geben.  Auf  der  Sohle,  an  der  südlichen  Wand  öffnet 
sich  ein  Schlupfgang,  durch  den  man  nur  gebückt  hindurch  kann, 
der  Eingang  zum  eigentlichen  Grabzimmer.  Dieses  ist  gleichfalls 
iu  den  Felsen  gehauen  und  ganz  schmucklos.  In  der  Mitte  steht 
der  Sarkophag.  —  (r«tart»uiig  Mft) 


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202 


DEUTSCHE  BAÜZEITÜNG. 


18.  Hai  1878 


werden  aber  die  Veranlassung  geben,  dag*  der  Klöppel  ungemein  | 
rasch  wieder  in  die  Ruhelage  zurück  gelangt.  Die  eigenthümliche 
Art  des  Anschlagt  der  Glocke  bewirkt  eine  Heinbeil,  vornehmlich 
aber  eine  Sicherheit  und  Regelinäfsigkeit  der  Tönung,  die  auf 
.alt«  Laute- Weise"  bei  nur  einigermaafsen  schweren  Glocken  wohl 
nie  erreichbar  sein  dürfte .  — 

Verfasser  gestattet  sich  hier  noch  einige  Bemerkungen  (Iber 
einen  andern  wesentlichen  Punkt  bei  Läutewerken  mit  zu  berühren. 
Hei  einigertnafsen  schweren  Glocken  verbietet  es  sich,  feste 
Lager  für  die  Glocken  -Aufhängung  in  Anwendung  zu  bringen: 
wenigstens  sollten  die  Kosten  für  eine  „bewegliche"  Aufhängung 
um  so  weniger  gescheut  werden,  als  dieselben  durrh  die  bei  den  [ 
(ihrigen  Theilen  der  Anlage  erzielte  Ersparnis«  reichlich  wieder  j 


gedeckt  werden.  Eine  recht  einfache  und  auch  für  grofse  Glocken 
vollständig  ausreichende  Aufhängung  (deren  l'rinsdp  tibrigena  wie 
alle  in  der  neueren  Zeit  angewandten  Drei- Hacken-Systeme  keinen 
Anspruch  auf  Orginalitilt  machen  kann)  durfte  aus  der  umstehend 
beigefügten  kleinen  Skizze  ersichtlich  sein.  Die  Stalüzapfen  des 
schmiedeisernen  Glockenjochs  (zwischen  .loch  und  GIncken-Kronc 
befindet  sich  eine  starke  Holzscheibe)  wälzen  sich  bei  dieser 
Lagerung  auf  den  gabelförmigen  Köpfen  von  2  drehbaren,  guss- 
eisernen Säulen,  während  die  Seitenkräfte  durch  je  2  in  offenen 
Hachsen  laufende  (iuss-Räder  aufgenommen  werden. 

Allen  Interessenten  stehen  auf  direkte  Anfragen  beim  Ver- 
fasser ausführliche  Dispositions-Skizzen  der  Anlagen,  dowie  gang- 
bare größere  Modelle  jederzeit  zur  Verfügung. 


Mittheilungen 

am  9.  April  1878;  Vttltertoder  sfe*8b«tiert,  Vc"rX?hrer 
Hr.  G.  Meyer. 

Hr.  Dr.  Engel  hält  den  angekündigten  Vortrag  „lieber  die 
motorischen  Kräfte  der  Industrie  und  des  Verkehrs  im 
preufsischen  Staate",  dessen  Veröffentlichung  in  einer  beson- 
deren Broschüre  in  Aussicht  genommen  ist.  Die  dem  Vortrage 
zu  Grunde  gelegte  Disposition  ist  folgende: 

1)  lieber  das  Studium  der  motorischen  Kräfte,  der  Motoren, 
der  Arbeits-  und  Werkzeug-Maschinen,  vom  theoretischen,  prak- 
tischen und  statistischen  Standpunkte  aus. 

2)  Jede  dieser  Stadienrichtungen  erfordert  eine  besondere 
Eintheilung. 

a.  Die  theoretische  Eintheilung  der  Maschinen  von  Rühlmann; 

b.  die  praktischen  Eintheilungcn  der  mechanischen  Tech- 
jie; 

c.  die  statistische  Eintheilung  in  dem  Berichte  der  Zollvereins- 
Vorbereitung  einer  deutschen  Gewerbezählung 

1871. 

od  Wege,  um  zu  einer  genauen  Kenntnis*  der  in 
;aaten  und  Landestheilen  vorhandenen  Motoren 
zu  gelangen. 

a.  Die  Vorschläge  im  Berichte  von  1871  ('s.  2  c),  fast  durch- 

ßends  adoptirt  vom  internationalen  statistischen  Kongress  in 
ersburg  im  Jahre  1872: 

b.  Vorschlage  für  eine  Dampfkessel-  und  Dampfmaschinen- 
Statistik  in  allen  Kulturstaaten  der  Erde. 

a.  Ausführung  der  Dampfkessel-Statistik  nach  diesem  Plane 
in  Oesterreich-!  isleithanien. 

ß.  Ausführung  der  I  lampfkessel-,  I  tampfmaschinen-  und  Dampf- 
el-Explusions-Statistik  nach  diesem  Plane  im  Deutschen  Reich. 
Y-  Theilweise  Ausführung  der  Motoren-Statistik  bei  Gelegen- 
heit der  Gewerbezählung  vom  Jahre  1875. 

4)  Nachweis  der  Resultate  der  Motoren-Statistik  von  1875 
in  Preufsen. 

a.  Summe  der  in  Preufsen  vorhandenen  motorischen  Kräfte 
in  Pferdestarken  nnd  Zahl  der  Motoren  für  jede  Kraft, 
den?  für  Wind-,  Wasser-  und  Daim.fkraft. 

b.  Gewerbliche  Verbreitung   der   motorischen  Kräfte 


c.  Geographische  Verbreitung  derselben ;  beides  veranschaulicht 
durch  verschiedene  graphische  Darstellungen. 

b)  DerKraftbedarf  der  einzelnen  Industriezweige,  ein 
Kriterium  für  die  Zukunft  der  Klein-Industrie  gegenüber  der 
Grofs-Industrie. 

ß)  Mittel  und  Wege,  um  zu  einer  genauen  Kenntniss  der 
für  die  einzelnen  Industriezweige  charakteristischen  Arbeits-  und 
Werkzeug-Maschin  en  zu  gelangen. 

a.  Monographische  Beschreibung   einzelner  Industrie- Eta- 
blissements; 

b.  desgl.  einzelner  Industriezweige; 

c.  Statistik  der  Arbeits-  und  Werkzeug-Maschinen,  gewonnen 
auf  dem  Wege  einer  allgemeinen  Gewerbezählung. 

Ausgangspunkt  der  Gewerbezähluug:  der  Gewerbebetrieb, 
zum  Unterschiede  von  der  Berufszahlung,  bei  welcher  die 
Person  die  Zähleinheit  bildet. 

7)  Nachweis  der  Resultate  der  Arbeits-  und  Werkzeug- 
maschinen-Statistik in  Preufsen,  nach  dem  Stande  vom 
1.  Dezember  1875  nnd  nach  dem  Durchschnittstande  des  Jahres 
1876;  insbesondere: 

a.  .  beim  Bergbau  und  der  Industrie  der  Erden  und  Steine; 

b.  bei  der  Metallgewinnung  und  Verarbeitung  und  bei  der 
Maschinen-,  Transportmittel-  und  Waffen-Fabrikation; 

c.  bei  den  Eisenbahn-Reparaturwerkstätten : 

d.  bei  der  Industrie  der  Nahntngs-  und  Genussmiltel; 

e.  bei  der  Industrie  der  Holz-  und  Schnitzstoffe; 

f.  bei  der  Textil  industrie. 

8)  DerKraftbedarf  der  einzelnen  wichtigsten  Arbeits- 
und  Werkzeug-Maschinen  und  die  hierdurch  gegebene  Kon- 
trole  für  die  nachgewiesenen  motorischen  Kräfte. 

a.  Das  Maats  der  Ausnutzung  dieser  Kräfte  ein  Maafstab  der  I 
Vollkommenheit  der  vorhandenen  Arbeits-  und  Werkzeugmaschinen 
und  diese  Vollkommenheit  wiederum  ein  Maal'stab  der  Kultur  und 
der  Knnkurrenzkrnft  und  Konkurrenzfähigkeit  gegenüber  anderen 
Ländern. 

b.  Mangelbafter  Ersatz  dieser  Kenntniss  durrh  die  Angabe  I 


des  Zeitwerths  der  zu  irgend  einer  Zeit  in  einem  Lande  vorh 
denen  Arbeits-  und  Werkzeugmaschinen. 

9)  Der  Kraftbedarf  des  Handels  und  Verkehrs. 

a.  Schätzungen  des  Verbrauchs  an  menschlicher  Kraft  beim 
Stadtverkehr  der  Menschen. 

b.  Der  Kraftl>edarf  und  Verbrauch  des  städtischen  öffentlichen 
Fuhrwesens:  Droschken,  gewöhnliche  Omnibus,  Pferde-Eisenbahnen 
und  oberirdische  und  unterirdische  Dampf-Eisenbah 

c.  Der  Verkehr  auf  Steinstrafsen  (Chausseen). 

d.  Der  Verkehr  auf  Wasserstraßen :  See- 
Segel-  und  Dampfschiffahrt 

e.  I>er  Verkehr  auf  Draht-  und  Luftstrarsen  (Kraftbedarf  nur 
unbedeutend). 

10)  DerKraftbedarf  und  die  motorischen  Kräfte  des  Eisen- 
bahn-Verkehrs. 

a.  Das  Eisenbahn-Netz  der  Erde  und  seine  allmähliche  Ent- 
wickelung. 

b.  Das  preußische  Eisenliahn  -  Netz  und  seine  allmähliche 
Entwickelung  (in  graphischen  Darstellungen}. 

a.  Die  beförderten  Personen; 
ß.  die  beförderten  Güter; 

y.  die  vorhandenen  Lokomotiven  und  deren  Ausnutzung; 
<J.  die  vorhandenen  Transportmittel  und  deren  Ausnutzung. 

11)  Die  Eisenbahnen  und  ihr  Verhältniss  zur  Industrie 
nnd  zum  Handel  in  Bezug  auf  Kraftbedarf  und  Kraftverbranch. 

a.  Nicht-Existenz  eines  Kräfte-Verhältnisses  zwischen  den  form- 
verändernden Maschinen  der  Industrie  und  den  ortsverändernden 
Maschinen  des  Handels  und  Verkehrs. 

b.  Die  Eisenbahnen  und  die  Kohlen-Industrie;  Abhängigkeit 
der  Rentabilität  der  letzteren  von  den  ersteren. 

c.  Die  mangelhafte  Statistik  der  Gilterbewegung  auf  den 
deutschen  Eisenbaluien.  -  Ihre  Verbesserung  ein  frommer  Wunsch 
seit  20  Jahren. 

d.  Die  Güterbewegung  auf  den  russischen  Eisenbahnen. 
Atlas  von  .1.  Bloch  hierüber. 

12j  Die  Entwickelung  der  Industrie  gegenüber  der  Ent- 
wicklung der  Eisenbahnen  in  Preufsen. 

a.  Vorherrschende  Entwickelung  der  Industrie  nach  der  Seite 
des  Berg-  und  Hüttenwesens.  I  eberproduktion  von  Kohlen, 
Eisen  und  Stahl? 

b.  Ueberproduktionen  von  Eisenbahnen  V 

Der  Vortragende  erläuterte  sodann  in  eingehendster  Weise 
die  graphischen  Darstellungen  über: 

1)  Das  Verhältniss  zwischen  der  Gesammthevölkcrong  und  der 
erwerbthfttigen  Bevölkerung,  ferner  der  laiidwirthschaftlich-erwerb- 
thätigen  und  der  in  den  l!t  Industrie-Gruppen  erwerbthatigen 
Bevölkerung  im  Deutschen  Reiche,  in  jedem  einzelnen  Staate 
desselben  und  in  den  preufsischen  Provinzen,  Regierungsbezirken 
und  Kreisen  —  gleichzeitig  zur  Veranschaulichung  der  Zahl  der 
Produzenten  und  der  Zahl  der  Konsumenten  excl.  Produzenten. 

2)  Die  allgemeine  und  die  gewerbliche  Dichtigkeit  der  Be- 
völkerung in  denselben  Territorien  wie  1. 

3)  Die  Vertbeilung  der  motorischen  Kräfte  über  die  < 


4)  Die  Vertbeilung  der  Stein-,  Braunkohlen  und  Torf-Industrie 
über  diese  nämlichen  Kreise. 

5)  Die  Vertbeilung  der  Nahrungs-  und  Genussmittel-Industrie 
über  diese  nämlichen  Kreise. 

»J)  Die  Entwickelung  der  preufsischen  Eisenbahnen  in  der 
Zeit  von  1844  bis  incl.  187«. 

7)  Das  Anwachsen  des  Ausbringens,  des  Werths  und  der 
Arbeitaleistaug  im  rheinisch-westfälischen  Steinkohlenbergbau  von 
I8.V2  bis  187t». 

8)  Den  Einfluss  der  Eisenbahnen  auf  die  Kohlen -Industrie 
im  Königreich  Sachsen  von  1840  bis  incl.  1875.  - 

In  der  an  den  Vortrag  sich  anschlielsenden  Diskussion  wendet 
sich  zunächst  Ilr.  Weisbaupt  gegen  die  bei  Besprechung  der 
IVberprnduktion  in  Verkehrsmitteln  geäufserte  Annahme,  dass 
die  Eisenbahn  -  Betriebsmittel  wegen  ihrer  grofsen  Anzahl 
nicht  ausgenutzt  würden.  Der  Verkehr  liewege  gich  nicht  nach 
beiden  Richtungen  glcichmälaig  nnd  sei  auch  zu  verschiedenen 
Zeiten  ungleich.  Hei  den  Anforderungen,  welche  zeitweise  au 
die  Eisenbahnen  gestellt  würden,  könnten  diese  sich  nicht  mit 
dem  Knappsten  liebelten,  ein  gewisses  l'ehermaafs  müsse  vor- 
handen sein.    Dass  dieses  Obermaats  aber  nicht  zu  grofa  sei, 

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BU.  40. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


203 


regen  Verkehr  die  Vorräthe  an 
braucht 


so  weit  anfge- 
schou  für  die  nächste  Zeit 


dem  weiteren  Verlauf  der  Debatte  kommt  der  Einiluss  zur 
welchen  die  Aufhebung  der  Kisenzöllc  und  die  Kon- 
kurrenz des  Auslandes  auf  die  einheimische  Industrie  (Iben. 
Nach  II.  Engels  Antrabe  zeigen  die  stastitischeii  Nacbweisungen 
illtcr  die  Resultate  der  Submissionen,  dass  meistens  die  inlän- 
dischen Fabrikanten  den  Preisdnnk  veranlassen,  nicht  die  aus- 
ländischen, welche  mir  in  sehr  geringem  Maaf&e  konkurrirten  und 
vorwiegend  nur  dann,  als  die  inlandischen  Werkstatten  wegen 
l'eberhaufuiij  au  Auftragen  rechtzeitig  zu  liefern  Oberhaupt 
nicht  im  Stande  waren. 

Ilr.  Sch wartzk opf  erkennt  auch  hierin  den  Kintluss  des 
Auslandes.  I>er  Markt  im  Auslande,  wo  die  Fabriken  günstiger 
arbeiten  als  bei  uns,  sei  massgebend.  Die  fremde  Konkurrenz 
veranlasse  die  Inländer,  die  Preise  so  niedrig  zu  stellen,  wie  es 
jetzt  geschehe,  wobei  es  aber  nicht  möglich  sei,  mit  Gewinn  zu 
arbeiten  und  deshalb  eine  Uuterbilanz  in  den  Jahres-Absehlüsscn 
resultiren  müsse. 

An  der  zum  'I  heil  sehr  lebhaften  Debatte,  welche  sich  auch 
auf  die  Leistung  unserer  Industrie  gegenüber  derjenigen  de« 


dass  die  aus  dem  Auslande  bezogenen  Betriebsmittel  von  nicht 
geringerer  Qualität  als  die  im  Inlande  fabrizirten  gewesen  seien, 
ja  in  einzelnen  Fallen  die  letzteren  sogar  wegen  schlechteren 
Materials  hatten  zurück  stehen  müssen,  und  die  Frage  —  ob 
Schutzzoll  oder  Freihandel  zur  Erörterung  kam,  betheiligteu 
sich  aufser  den  bereits  genannten  die  Hrn.  v.  Weiter,  Quassowski, 
Kaselowski,  Kinel  und  Kessler. 

Zum  Schluss  wurden  in  üblicher  Abstimmung  die  Herren: 
Hegierungsrath  a.  D.  WindtnUller,  Regierung»-  und  Haurath 
l>r.  Krieg,  Regierungsratli  Wehrmann  als  einheimische  ordentliche 


Architekten- Verein  zu  Berlin.  1.  Sommer-  Kikunrion  1878. 
Am  11.  d.  Mts.  hat  unter  Hetheiligung  von  etwa  120  Vereins- 
mitgliedern der  I.  diesjährige  Sommer  -Ausflug  stattgefunden,  für 
welchen  als  Gegenstand  eine  Hefahrung  der  Berliner  Ring- 
bahn gewählt  worden  war. 

Das  altere,  25,82  *™  hinge  östliche  Theilstück  der  Ringbahn: 
Schöneberg-  Stralau  -  Moabit,  ist  bekanntlich  um  Mitte  Juli  1871 
in  Betrieb  gesetzt  worden,  wahrend  auf  dem  westlichen,  den  Ring 
schliefsendcu  Thcilstuck)  Tempelhof  -  Charlottenburg  -  Moabit  von 
-1,95  Km  Länge  der  Betrieb  erst  im  I>ezember  1877  eröffnet 
ist  Für  den  Personen-  und  Güterverkehr  auf  der  Ringbahn  ist 
dieselbe  z.  Z.  mit  den  Bahnhöfen  der  Berlin  -  Potsdam  -  Magde- 
burger, der  Niederschlesisch  -  Märkischen,  der  Nordbahn  und 
der  Berlin-Lehrter  Bahn  verbunden,  wogegen  die  übrigen  Berliner 
Hahnen  Anschlüsse  an  die  Ringbahn  nur  allein  für  den  Güterverkehr 
beaitzen. 

Zur  Zeit  —  und  bis  dahin,  dass  die  den  längeren  Durch- 
messer des  Zirkels  der  Ringbahn  bildende  Stadtbahn  eröffnet 
sein  wird  —  bewegt  sich  der  Personen- Verkehr  auf  der  Ringbahn 
in  ziemlich  engen  Grenzen,  da  derselbe  beispielsweise  im  Jahre 
1875  1  200000  Personen  nicht  überstiegen  bat  und  ein  wesentliches 
Anwachsen  dieser  Zahl  auch  durch  den  jetzt  stattgefundeneu 
Schluss  des  Zirkels  au  der  Westseite  kaum  erwartet  werden  kann. 
Wenn  sonach  die  Bedeutung  der  Berliner  Ringbahn,  bislang  und 
auch  for  die  nächsten  Jahre,  vorwiegend  in  der  Rolle  beruht, 
welche  dieselbe  für  die  Vermittlung  des  Güter-Verkehrs  zwischen 
den  zahlreichen  Berliner  Bahnhöfen  besitzt,  so  wird  eine  weseut- 
liche  Aenderung  dieses  Zustande«  doch  mit  dem  für  1880  oder 
1881  bevorstehenden  Zeitpunkte  der  Vollendung  der  Stadtbahn 
eintreten,  die  mit  dem  nördlichen  und  südlichen  Halbringe  der 
Ringbahn  zusammen  gefasst,  zwei  Bahn  -  Systeme  liefert,  unter 
deren  Aufgaben  die  fliege  des  Lokalverkehrs  theils  in  der  Stadt 
selbst,  theils  des  Verkehrs  der  Stadt  mit  den  umliegenden  Ort- 
schaften in  hervorstechendem  Maalse  in  Aussicht  genommen  ist. 

Die  Ringbahn  besitzt  bei  ihrer  Ausdehnung  von  3fi,!(5  Km  (excl. 
der  Anschlüsse)  einen  von  Westen  nach  Osten  gerichteten  — 
gröfseren  -  Durchmesser  (Stralau  -  Charlottenburg)  von  12,5  Km 
und  einen  in  nordsüdlicher  Richtung  vorhandenen  -  kleineren 
-  Durchmesser  (Tempelhof- Wedding)  von  7,8  K™  Länge:  sie  hat 
12  Stationen,  deren  Lage  zu  einander  und  zum  Zentrum  der  Stadt 
aus  den  nachstehend  tabellarisch  zusammen  gefaaslcn  Angaben 
erkannt  wird.  Als  Stadt -Zentrum  ist  darin  der  Schloss -Platz 
gedacht,  in  welchem  —  laut  der  Angabe  in  der  Schwieger'scheu 
Karte  über  die  Bevölkerongs-Dichte  der  Stadt  -  z.  Z.  der  Schwer- 
punkt der  Bevölkerung  Berlins  liegt») 

Ebenso  wenig  wie  der  ältere  Theil  der  Ringbahn  besitzt  das 
Schlusstück  Bauten  von  hervorragender  Art,  da  neben  einigen 
Strafsen- Unter-  und  Feberführungen  und  einer  mit  dem  Uelier- 
gange  für  die  Berlin-Lehrter  und  Berlin-Hamburger  Bahn  zusammen 
gelegten  Spree  -  l'eberbrückung  sogen.  Kunstbauten  nicht  vor- 
kommen und  auch  die  Bahnhofs-Anlagen  in  allen  ihren  Theilen  in 
bescheidenem  Charakter  gehalten  sind;  die  relative  Höhe  der 
i  Stücks  von  pp.  13  000  000  IL,  d.  i.  pro  K«. 


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850  000  M.  erklärt  sich  aus  den  hohen  Grunderwerbs  -  Kosten, 
welche  aufzuwenden  waren.  Die  Ausführung  des  Baues,  ist  zu- 
nächst 2 gleisig  bewirkt,  das  Terrain  jedoch  sogleich  für  1  gleisigen 
Ausbau,  der  für  später  in  Aussicht  steht,  erworben  worden, 
dieselbe  hat  in  den  Händen  des  Abtheilungs  -  Baumeisters 
Hrn.  Grapow  gelegen. 

Die  Fahrt  begann  auf  dem  Potsdamer  Bahnhofe  und  wurde 
mit  Hülfe  eines  von  der  lietriebsführcnden  Direktion  bereitwilligst 
gestellten  Extrazuges  vollführt,  welcher  sich  gegen  Stralau  wendete. 
Es  war  hier,  auf  Veranlassung  des  technischen  Mitgliedes  der 
Direktion,  des  Hrn.  Reg.-  u.  Bauraths  Schwabe,  eine  reiche 
Ausstellung  von  Planen  zu  bevorstehenden  Erweitenings-  und 
einbauten  der  Ringbahn  etc.  veranstaltet,  worunter  beispielsweise 
des  Umbaues  der  bestehenden  inneren  Anschlüsse  der  Nicdcr- 
schlesisch-Märkischcn  und  der  Ostbahn,  ferner  der  Anlage  zweier 
äufseren  Güter-Anschlüsse  für  die  genannten  Bahnen,  des  Baues 
eines  grol'sen  Rangir-Bahuhofes  bei  Rummelsburg  und  eines  Kohlen- 
Bahnhofes  beim  Weddiug,  endlich  der  Anschlusswerke  für  den 
neuen  Berliner  Viehhof  bei  Lichtenberg  zu  gedenken  ist  Ks  i 
alle  Einzeluheiten  übergehend,  unsere  Berichterstattung  aul 
generellen  Angaben  beschrankt  werden. 

Die  bisherige  Personen-Station  Stralau  wird  in  den  zwischen 
den  näher  zusammen  zu  ziehenden  inneren  Anschlüssen  der  Nieder- 
schlesisch -  Märkischen  und  der  Ostbahn  sich  ergebenden  Zwickel 
verlegt;  die  neue  Station  ist  u.  a.  dazu  bestimmt,  den  Reisenden, 
die  aus  östlicher  Richtung  kommen,  den  l'ebergang  auf  jeden  der 
beiden  Ringbahn  -  Zweige  zu  gestatten,  ohne  dass  dieselben  ge- 
zwungen sind,  zuvor  in  den  etwa  2,25  Km  stadteinwärts  liegenden 
späteren  Anschluss- Bahnhof  einzufahren.  —  Für  den  Güterverkehr 
soll  dieselbe  Funktion  den  oben  erwähnten  auTseren  Anschluss  - 
Gleisen  übertragen  werden. 

Der  Kangir-Betrieb  auf  dem  neuen  Rangir- Bahnhof  Rummela- 
burg  soll  mit  Benutzung  von  Rangirköpfen  bewirkt  werden,  und 
sind  wegen  der  beschrankten  Höhe  von  nur  etwa  7™,  welche 
dafür  zur  Verfügung  steht  zwei  Köpfe  einander  gegenüber  an- 
zuordnen. Es  soll  vom  Kopf  I  aus  die  Rangirung  der  Wagen 
nach  Richtungen  stattfinden  und  es  werden,  nachdem  diese  voll- 
führt ist,  die  Wagen  auf  den  gegenüber  liegenden  Kopf  II  geschleppt, 
von  welchem  aus  sie  getrennt  nach  Stationen  in  die  entsprechen- 
den Gleise  ablaufen.  —  Der  neue  Kohlen  -  Bahnhof  Wedding 
erhält  inmitten  eines  industriereichen,  sehr  abnahmefähigen  Stadt- 
bezirks seinen  Platz.  Derselbe  ist  hoch  liegend  gedacht  und  es 
ruhen  die  Abstnrzgleise ,  welche  normal  zur  Richtung  der  Ring- 
bahn-Gleise gestreckt  sind,  auf  Eisenträgern,  die  durch  Mauer- 
pfeiler unterstützt  sind.  Das  Aussetzen  der  Wagen  aus  den 
Rahngleisen  soll  durch  Drehscheiben  erfolgen,  die  Bewegung 
der  Wagen  in  der  Richtung  parallel  den  Bahngleisen 
Schiebebühne.  — 

Der  durch  Hm.  Schwabe,  unterstützt  von  Hrn.  Bmstr.  ( 
gegebenen  allgemeinen  Erklärung  der  Pläne  folgte  eine 
Besichtigung  der  Anfange  des  Rangirbahnhofs-Baues  und 
die  Wiederbesteigung  des  Zuges,  welcher  die  Exkursions -Theil - 
nehmer,  in  rtickwArriger  Richtung,  über  die  Station  Tempelhof 
hinaus  nach  Wilmersdorf,  Grunewald  und  an  den  Endpunkt 
<  harlottenburg- Westend  führte.  Ein  einmaliges  Halt  unterwegs 
war  der  Gewinnung  eines  Ueberblicks  Uber  die  Anfange  der  aus- 
gedehnten Bahnhofs-Werke,  welche  für  die  Berliner  Stadtbahn  etc. 
|  am  Grunewalde  bekanntlich  entstehen  sollen,  gewidmet  —  Auf 
Bahnhof  Charlottenburg- Westend  konnte  vermöge  der  geschehenen 
Aufhängung  einer  reichen  Kollektion  von  Plänen  von  verschiedenen 
Anlagen,  die  dem  Schlusstücke  der  Ringbahn  angehören,  nähere 
Kenutniss  gewonnen  werden. 

Den  Schluss  der  Exkursion  bildete  ein  geselliges  Znsammen- 
sein der  Theilnehmer  auf  Westend.  — 

Wir  können  uns  nicht  versagen,  am  Ende  unseres  Berichts 
unsere  Befriedigung  über  die  wohl  gelungene  Veranstaltung  der 
Exkursion,  wie  insbesondere  über  die  ausgezeichnete  Art  und 
Weise,  in  welcher  zur  Kenntuissuahmc  von  Plänen  mannichfachcr 
und  grofser  eisenbahnlicher  Anlagen  Gelegenheit  gegeben  war, 
ein  paar  Worte  zu  widmen.  Dass  alle  weiteren  Exkursionen,  die 
nns  der  angetretene  Sommer  bringt,  gleich  gut  in  der  Vorbereitung 
und  Durchführung  ausfallen  mögen,  gleich  fruchtbar  in  Bezug  auf 
die  Erreichung  ihres  belehrenden  Zweckes  sich  erweisen  mögen, 
wie  das  Erstlingskind,   das   der   heutige  Tag    gebracht  hat, 


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204 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


18.  Mai  1878 


Vermischte*. 

ILauswassor- Ableitungen.  Im  Anschlugt!  um  die  betr. 
Darlegungen  in  No.  15  er.  dies.  Zeitg.  kann  wohl,  ohne  viel  zu 
wagen,  die  Behauptung  aufgestellt  werden,  dass  gute,  geruchfreie 
Hauswasser- Ableitungen  relativ  selten  sind.  In  vielen  Fallen 
werden  durch  eine  bestehende  ununterbrochene  Ventilation  der 
mit  der  Leitung  direkt  in  Verbindung  stehenden  Räume  die 
Mangel  solcher  Anlagen  unschädlich  gemacht,  in  nicht  wenigen 
Fallen  aber,  besonders  wenn  die  Wasserklosets  mehr  im  Innern 
der  Wohnung  liegen,  tritt  das  Febpl  in  seinem  ganzen  Um- 
fange tu  Tage.  Ks  besteht  hierin  bei  Anlagen  aus  neuerer  und 
älterer  Zeit  kaum  ein  erheblicher  Unterschied,  obwohl  bei  den 
ersteren  etwaige  Schwierigkeiten  von  vorn  herein  mit  verhiütnias- 
ermeidbar  waren  llierau  tragen  nur  in 
Hausherren  die  Schuld,  meistens  fallt  dieselbe 
i  Technikern  zu,  denen  leider  Dur  zu  oft  der 
lilaube  beiwohnt,  dass  Anlagen,  wie  Wasser-Ab-  und  Zuleitungen 
dem  Spezialisten  zu  Oberlassen  seien. 
Anlagen  zu  verhindern  und  bestehende  niangel- 
-Ableitungen  /u  verbessern,  dürfte  kaum  anders 
als  mit  Hülfe  des  kräftigen,  durchgreifenden  Anus  der  Haupolizei 
zu  erreichen  sein,  die  zu  dem  Zweclte  mit  gesetzlicher  Voll- 
macht und  mit  speziellen  grundlegenden  Bestimmungen  über  die 
Konstruktion  der  Leitungtin  versehen  sein  und  von  Zeit  zu  Zeit  auch 
eine  Kontrole  der  Anlagen  (Iben  mflsste.  Wird  von  schlechter  Aus- 
fahrung abgesehen,  so  besteht  der  Hauptfehler  der  betr.  An- 
lagen gewohnlich  darin,  dass  den  Wasserversrhlüssen,  wenn  die- 
selben nicht  etwa  gar  fehlen,  eine  zu  grofse  Last  aufgebürdet 
wird,  u.  z.  in  tofem  als  von  Vorkehrungen  für  die  Entlastung 
der  Rohrleitungen  von  den  Spannungen  der  Gase  nicht  die  Rede 
ist.  Indem  die  obere  Robrendigung  abgeschlossen  wird,  setzt 
man  voraus,  dass  die  Wasserverschlüsse  im  Stande  sind,  jedem 
möglichen  Druck  von  innen  zu  widerstehen.  Diese  Voraussetzung 
ist  falsch,  da  erfahrungsmäfeig  fest  steht,  dass  die  Ruhrgase 
mehr  oder  weniger  stark  durch  die  Wasserverschlüsse  hindurch 
zu  treten  vermögen.  Diese  Fähigkeit  wechselt  z.  B.  mit  der 
Starke  des  Winddrucks  auf  die  Kanalmündung,  mit  dem  Wasser- 
stande eines  Flusses,  in  den  der  Sammel-Kanal  ausmündet,  und 
mit  Ursachen  noch  sonstiger  Art 

Aus  dem  Gesagten  folgt  nun,  dass  hauptsächlich  zwei  Wege 
vorhanden  sind,  auf  denen  eine  Besserung  angestrebt  werdeu 
kann,  nämlich:  a)  Vervollkommnung  der  Wasserversehlüsse  und 
b)  Verminderung  der  Gasspannungen  in  den  Rohren.  Krsteres 
kann  durch  Vergrößerung  der  Hohe  der  schliefsenden  Wasser- 
säule (die  in  vielen  Fallen  das  absolute  Minimum  wenig  Übertrifft) 
und  durch  Verdoppelung  des  Verschlusses  (der  meist  nur 
einfach  vorhanden  ist)  erreicht  werden;  derselbe  tiudet  aber  in 
der  praktischen  Ausfahrbarkeit  eine  Grenze. 

Gegen  Gasspanuung  in  den  Abiallrohren  ist  es  am  zweck- 
mafsigsten,  das  oben  offene  und  hinreichend  weite  Hauptrohr  bis 
Uber  Dachhöhe  hinauf  zu  fahren. 

Kine  Gas-Spannung  ist  selbst  dann  nicht  unmöglich,  wenn 
das  Hauptrohr  oben  ungeschlossen  ist.  Wie  bei  Schomstein- 
röhren  können  solche  Spannungen  durch  Wind  erzeugt  werdeu 
und  es  ist  darum  nöthig,  die  Windwü-kungen  abzuhalten,  oder 
besser  noch,  die  Kraft  des  Windes  direkt  zur  Zugbeförderung  zu 
verwerthen,  was  durch  Aufsätze  oder  Ventilatoren  bewirkt  werden 
kann.  Dass  die  durch  derartige  Mittel  zeitweilig  erzeugte  Luft- 
Verdünnung  in  den  Abfallrohrcn  eiuen  den  Wassert erschlossen 
gefährlichen  Grad  erreichen  könnte,  steht  bei  dem  ungehinderten 
Zuflüsse,  der  für  die  Luft  aus  dem  Kanalneu  vorhanden  ist, 
kaum  zu  befürchten.  Sollte  die  Praxis  etwa  das  Gegentheil  be- 
weisen, so  würde  es  nöthig  sein,  entweder  die  Strafsenkanäle 
oder  die  einzelnen  Abfallrohre  (an  ihren  unteren  Enden)  mit  j 
Luft-Kinlässen  zu  versehen. 

Niemals  sollte  eine  kräftige  Lüftung  der  Kloseträume,  die 
ja  gewöhnlich  das  Hanpt-Abfallrohr  einschliel'sen,  fehlen,  da  sie 
die  Aufgabe  zu  erfüllen  hat,  etwaige  Undichtigkeiten  der  Kohr- 
leitung unschädlich  zu  machen  und  ferner  die  in  den  Räumen 
unvermeidlich  sich  sammelnde  schlechte  Luft  abzuführen. 

Zur  Verbesserung  der  Stadtluft  im  allgemeinen  dürfte  es 
sich  dann  noch  empfehlen,  das  ganze  Kanaluetz  durch  hohe 
Schornsteine,  in  Verbindung  mit  kräftigen  Ventilatoren,  von  dem 
Gasinhalt  zu  befreien.  Mag  auch  das  Bedürfniss  hierfür  nicht 
direkt  fahlbar  sein,  so  steht  doch  wohl  fest,  dass  in  dieser  Rich- 
tung nicht  leicht  zu  viel  gethan  werden  kann.*)  Sch. 

•)  IHe  Anklebte»  «ner  die  Wirksamkeit,  die  eini(^  weniße  hohe  Srhlote  Uli 
den  l.uft«eeh*el  fiittiAj  In  «eil  amgedxhnten  RttuOneti»»  au*ut*n  kötiiMMt.  «lud  li-^ti 
tehr  «etbelit  und  m  wird  ertl  Hagerer  KruLhrwiir,  bedürfen,  um  mit  Nieherbelt  eul- 
-eheiden  xn  kennen,  nh  nkht  der  vur*eM-«rte  Zwerk  dur^li  einOn-lier»  und  minder 


Die  Fachschule  für  Blecharbeiter  zu  Aue  in  8.,  ül»er 
n  Grtinduug  wir  auf  S.  2u7  Jhrg.  77  u.  Bl.  berichteten,  ist 
am  29.  April  d.  J.  in  ihr  eigenes  Gebäude  übergesiedelt  Die 
freudige  Zuversicht  und  der  Stolz,  denen  die  Gründer  und  Leiter 
dieses  vom  Verein  deutscher  Blecharbeiter,  mit  Unter- 
stützung der  sächsischen  Behörden  und  der  Stadt  Aue  ins  Leben 
gerufenen  Unternehmens  bei  den  Einweihuugs- Feierlichkeiten 
Worte  liehen,  scheinen  uns  durchaus  berechtigt  zu  seiu  und  mau 


kann  nur  auf  das  dringendste  wünschen,  dass  die  Kinsicht,  Kraft 
und  Opferwilligkeit,  welche  der  Verein  deutscher  Blecharbeiter 
durch  diese  Schöpfung  bekundet  hat,  die  Vertreter  anderer  Ge- 
werbe zur  Nacheiferung  anspornen  mögen. 

Der  Lehrplan  der  Schule,  der  auf  einen  Kursus  von  3  Se- 
mestern berechnet  ist,  unterscheidet  sich  von  dem  der  älteren 
allgemeinen  gewerblichen,  bezw.  Fachschulen  dadurch,  dass  den 
praktischen  Uebungcn  ciii  nahezu  gleicher  Zeitraum 
zugewiesen  ist,  wie  dem  theoretischen  Unterricht 
Für  die  Organisation  der  eigentlichen  Handwerkerschule,  über 
welche  im  Verlauf  der  letzten  Jahre  zwar  viel  geredet  und  ge- 
schrieben wurde,  die  aber  trotzdem  noch  immer  ziemlich  proble- 
matisch geblieben  ist,  dürfte  in  diesem  l'rinzipe  das  Ki  des 
Kolumbus  gefunden  sein.  Die  oft  ausgesprochene,  an  sich  gewiss 
nicht  anfechtbare  Wahrheit,  dass  unter  den  Verhältnissen  des 
modernen  Oewerbewesens  der  systematische  Schulunterricht  an 
Stelle  der  patriarchalischen  Lehrlings- Ausbildung  treten  müsse, 
bleibt  eine  Phrase  oder  findet  doch  nur  sehr  beschrankte  Erfüllung, 
wenn  diese  Schule  —  sei  sie  als  Fachschule  oder  als  Fortbildungs- 
schule nrganisirt  sich  darauf  beschrankt,  dem  jungen  Hand- 
werker nach  und  neben  seiner  anderweit  erlangten,  nicht  weiter 
kontrollirten  praktischen  Ausbildung,  ausschließlich  theo- 
retische Unterweisung  zu  ertheilen.  Wenn  derartige  Anstalten 
tu  einzelnen  Fällen  auch  erfolgreich  wirken  können  und  gewirkt 
haben,  so  können  sie  doch  weder  einen  solchen  Erfolg  verbürgen, 
noch  die  (iefahr  vermeiden,  dass  durch  sie  —  im  direkten  Gegen- 
satz zu  ihrem  Ziel  —  einer  ebenso  dünkelhaften  wie  leistungs- 
unfshigen  Halbbildung  Vorschub  geleistet  werde.  Ganze  und 
volle  Fachtneister,  wie  sie  dem  deutschen  Handwerk  Noth  thun, 
können  jedenfalls  nur  erzogen  werden,  wenn  der  für  die  Verhält- 
nisse der  Gegenwart  unentbehrliche  theoretische  Unterricht  mit 
dem  praktischen  organisch  sich  verbindet,  der  letztere  aber,  die 
Ausbildung  der  Hand,  nach  wie  vor  als  eine  Hauptsache 
behandelt  wird. 

Dieser  Forderung  ist  in  der,  aus  den  Kreisen  des  intelligenten, 
vorwärts  strebenden  Gewerks,  nicht  vom  grünen  Tische  her,  ins 
Leben  gerufenen  Anstalt  zu  Aue  (ienOge  geschehen.  Die  Schüler 
der  untersten  Klasse  (III),  welche  1(>  Jahr  alt  sein  müssen  und 
neben  genügender  Fertigkeit  in  den  Elementarkenntnissen  eiue 
bereits  zweijährige  Thatigkeit  im  Gewerk  nachzuweisen  haben, 
werden  neben  einem,  auf  i.  g.  22  Stunden  p.  Woche  bemessenen 
theoretischen  Unterricht  (Arithmetik.  Geometrie,  deutsche  " 
geometrisches  und  Freihand  -  Zeichnen)  in  ebenfalls  22 
pro  Woche  zu  praktischen  Uebungcn  angehalten.  In  der  1 
(II)  wächst  der  theoretische  Unterricht,  zu  dem  noch  Projektions- 
lehre,  architektonisches  Zeichnen,  Physik  und  Mechanik,  Techno- 
logie und  gewerbliche  Buchführung  hinzu  treten,  auf  2(1  Stunden 
p.  W.,  während  den  praktischen  Uebungen  noch  immer  17  Stunden 
gewidmet  bleiben.  In  der  Oberklasse  (I)  endlich  sollen  die  letzteren 
auf  12  Stunden  beschränkt,  der  theoretische  Unterricht  durch 
Hinzutreten  von  Kunstgeschichte  und  Modelliren  auf  'M  Stunden 


erweitert  werdeu;  man  würde  jedoch  den  letzteren  Lehrgcgenstaud 
(I  St.)  füglich  elten  so  gut  zu  den  praktischen  Lehrgegenständen 
rechnen  können. 


Von  Erfolgen  kann  bei  der  jungen,  erst  im  Oktober  v.  J.  ins 
Leben  getretenen,  von  Hm.  H.  Schmidt  geleiteten  Anstalt,  der 
Hr.  E.  Kircheis  in  Aue  als  Kurator  vorsteht  füglich  noch  nicht 
die  Rede  sein,  wenn  nicht  die  Thatsache,  dass  die  Schülerzahl 
von  10  auf  32  (1H  in  Kl.  III,  14  in  Kl.  II)  sich  vermehrt  hat 
und  dass  diese  Schüler  zum  Theil  aus  weiter  Fern«  herbei  ge- 
kommen sind,  bereits  als  Erfolg  gelten  darf.  —  Ein 
glückliches  (iedeihen,  das  wir  der  Schule  und  den  in  ihr 

wird 


Herzen 


nicht  ausbleiben! 


Konkurrenz«:  ii. 

Zur  Konkuxrenz  für  die  Friedhofa-Anlage  der  jüdischen 
Gemeinde  zu  Berlin  siud  23  Entwürfe  auf  I  II  Blatt  7 

eingelaufen.   

Brief-  und  Fragckuten. 

Abonnent  in  Dresden.  Die  Verzögerung  unseres  He- 
richtes  über  die  Leipziger  Kirr.henkoukurrenz  ist  dadurch  herbei 
geführt  worden,  dass  es  uns  erst  spat  gelungen  ist,  in  den  Be- 
sitz derjenigen  Abbildungen  der  prämiirten  Entwürfe  zn  gelangen, 
mit  der  wir  unseren  Artikel  illustriren  wollen.  Derselbe  wird 
nunmehr  in  nächster  Hauptnummer  d.  D.  Bztg.  (No.  A'l)  fort- 
geführt werden.  Hätten  wir  es  nicht  für  erwünscht  gehalten, 
unseni  Lesern  das  Gutachten  der  Preisrichter  noch  während  der 
öffentlichen  Ausstellung  der  Entwürfe  zugänglich  zu  macheu,  so 
würden  wir  auch  deu  Beginn  des  Berichtes  bis  jetzt  vertagt 


Hrn.  T.  in  Berlin.  Das  Stellenvermitteluugs-Büreau  Alk- 
und  dessen  Besitzer  M.  K.  Uitinaun  in  Kassel  sind  uns 
zwar  nicht  speziell  bekannt,  doch  müssen  wir  auf  Grund  ganz 
allgemein  gemachter  Erfahrungen  vor  der  Henutzung 
aller  Stellenvennittelungs-Büreaus,  die  aus  der  Privats|reküJatiou 
entsprungen  sind,  warnen.  Wenn,  wie  in  dem  vorliegenden  Falle, 
von  vorn  herein  eine  Vorausbezahlung  von  2  verlangt  wird, 
kennzeichnet  sich  der  Zweck  dieser  Institute  ganz  von  selbst. 


;  tu  Cr!  Beel. Ii  In  I 


K.  K.  O.  Frille».    DmeS:  w.  MetMr  Ho(l,uebdruek«rel, 


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Xo.  41. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


Aawtalaii«  wa  Tbuurühnn  Kr  Dnu-Uatu«* 
Nachliefern).  -  Brief-  and  Pngekailai 


•  n.  —  P«rt»u>l- 


Zar  Auslegung  des  preußischen  Gesetzes,  betreffend 
die  Anlegung  und  Veränderung  von  Strafsen  und  Plätzen 
In  Städten  und  ländlichen  Ortsohaften.  Das  prenfsische 
sogen.  Fluchtlinien-Gesotz  vom  2.  Juli  1675  findet  aller 
Orten  eine  so  verschiedenartige  Auslegung  und  Anwendung  und 
die  Folgen  dieses  Wirrsals  sind  von  so  tief  gehender  Wirkung 
sowohl  auf  den  Werth  städtischen  Grund-  und  Hausbesitzes,  wie 
auf  die  Rauthätigkeit  uud  die  Finanzwirthsch&ft  aller  Gemeinden, 
dass  Mittheilungen  über  die  Auslegungen  genannten  Gesetzes 
gewiss  in  weiten  Kreiseu  der  Leser  dieses  Blattes  mit  Interesse 
aufgenommen  werden  dürften.    Der  Zweck  des  vorliegenden 


geht  indessen  weiter  und  ist  darauf  gerichtet,  die 
lichuog  bereits  erfolgter  privatrechtlicher  oder  verwaltungsgericht- 
licher Entscheidungen  hervor  zu  rufen,  die  vielleicht  Tausenden 
von  Gemeinde -Vorstanden  zur  heilsamen  Lehre  dienen  können. 
Ks  handelt  sich  um  die  Frage: 

„Hat  der  Eigenthümer  eines  an  einer  seit  unvordenklichen 
Zeiten  bestehenden  Strafse  gelegenen  bebauten  Grundstücks  auf 
Grund  des  jj.  13  des  Gesetzes  vom  2,  Juli  1875  einen  Anspruch 
auf  Entschädigung,  wenn  eine  neue  Strafsen-  und  Bau- 
flucht-Linie vorhandene  Gebäude  trifft,  die  betreffende 
Gemeinde  die  Freilegung  des  Grundstücks  \on  Gebäuden 
aber  nicht  verlangt  und  den  Ankauf  der  abzuschneidenden 
Parzelle  ablehnt?" 

Die  YerwaltungB-Behörde  einer  gröberen  Provinziabtadt  ver- 
neint diese  Frage  und  im  schaffensfrohen  Drange  ergreift  sie 
(Ins  Lineal  und  durchschneidet  frischweg  ganze  Hauserreihen  mit 
Fluchtlinien.  Diese  Flucht-  und  Luft-Linien  werden  der  Ge- 
meinde-Vertretung mit  der  Besteuerung  vorgelegt,  dass  durch 
deren  Genehmigung  der  Stadt  keinerlei  Unkosten  erwüchsen, 
denn  eine  Entschädigungspflicht  trete  nach  §  13  al.  2  erst  „mit 
der  Freilegung  des  Grundstücks  von  Gebäuden  ein"  und  eine 
solche  Freilegung  zu  verlangen,  sei  durchaus  nicht  beabsichtigt. 
Gelangt  nun  die  Festsetzung  einer  solchen  Fluchtlinie,  sei  es 
Genehmigung  der  Stadtverordneten  -  Versammlung  oder 
höhere  Entscheidung  zur  Perfektion,  so  sind  die  betroffe- 
llausbesitzer  zum  allgemeinen  besten  verurthcilt,  ihre  Hauser 
auf  den  Aussterbe- Etat  zu  stellen,  Aus-,  Um-  und  Anbauten  zu 
unterlassen  und  bei  eintretendem  lteparatur-BedQrfniss  über  den 
Begriff  „Reparatur- Bau"  mit  den  Organen  der  Baupolizei  uner- 
quickliche Kämpfe  auszufechten.  Eine  Entschädigung  oder  eine 
Erklärung  darüber,  wann  es  den  Orts -Behörden  belieben  wird, 
das  durch  die  Fluchtlinie  abgeschnittene  Terrain  bezw.  Gebäude 
zu  erwerben,  wird  nicht  gewahrt.  -  -  So  weit  der  Tbatbestaud, 
dessen  Darstellung  noch  hinzugefügt  werden  mag,  dass  eine  sehr 
grobe  Zahl  von  lläuseru  in  einem  kurzen  Zeitraum  in  der  be- 
zeichneten Weise  kalt  gestellt  worden  ist. 

Trotzdem  das  Ucchubcwusstsein  der  Hausbesitzer  sich  gegen 
eine  solche  Auslegung  und  Anwendung  des  in  Rede  stehenden 
Gesetzes  entschieden  sträubt,  so  besteht  doch  andererseits  die 
betreffende  städtische  Polizei-  und  Verwaltungs-Behörde  fest  auf 
der  Richtigkeit  ihrer  Anschauung  und  Handhabung  des  Gesetzes 
und  es  lohnt  sich  daher,  in  des  letzteren  Entstehungs-Geschichte 
nach  einer  Aufklärung  jener  dunklen  Bestimmung  zu  forschen. 
Ein  solcher  Versuch  lohnt  sich  um  so  mehr,  als  er  volle  Klarheit 
liefern  verspricht  und  das  Material,  welches  diesen  Aufschluss 
bt,  allen  Anspruch  darauf  hat,  selbst  vor  dem  Richter  als 
eigentlichen  Absichten  des  Gesetz- 
anerkannt  zu  werden. 
Der  wirkliche  Verfasser  des  Gesetzes  ist  die  X.  Kommission 
des  Hauses  der  Abgeordneten  der  12.  Legislaturperiode,  II.  Session 
1875,  deren  Bericht  vom  22.  April  1875  datirt  und  von  den 
Herren  Dr.  Virchow  als  Vorsitzenden,  Zelle  als  Berichterstatter, 
Dr.  Baehr,  Dr.  Brüel,  Dr.  Dohm,  Frenger,  Gajewski,  Haken,  Prinz 
Handjcry,  Hobrecht,  Klotz,  Höste),  Stader,  Graf  v.  Wintzingerode 
unterzeichnet  ist.  Die  von  dieser  Kommission  bewirkte  Reduktion 
des  Gesetzes  ist  bekanntlich  vom  Landtag  mit  wenigen,  unerheb- 
lichen Aeuderungen  angenommen  worden,  nachdem  dieselbe  den 
Regierungs-Entwurf  vollständig  umgeworfen  hatte.  Speziell  der 
hier  in  Betracht  kommende  §  13  ist  eigene  Schöpfung  der  Kom- 
mission, ist  ausführlich  in  deren  Bericht  Seite  6—8  motivirt  und 
ganz  unverändert  in  beiden  Häusern  des  Landtags  angenommen 
worden. 

Laut  dieses  Berichtes  lag  dem  genannten  Paragraph  der  §  10 
des  Regierung« -Entwurfs  zu  Grunde,  der  in  Bezug  auf  die  hier 
aufgeworfene  Frage  Folgendes  bestimmte: 

„Das  Enteignungs- Verfahren  muss  eingeleitet  werden,  wenn 
die  FluchÜinie  ein  bebautes  Grundstück  durchschneidet  und  wegen 
derselben  der  Wiederaufbau  von  Gebäuden  in  den  früheren  Grenzen 
oder  der  Ausbau  innerhalb  der  alten  Fluchtlinie  versagt  wird!" 

Nach  dieser  Fassung  war  es  ganz  unzweifelhaft,  wie  unsere 
Frage  zu  beantworten  gewesen  wäre:  die  Stadtgemeinde  muss 
den  durch  eine  Fluchtlinie  von  einem  bebauten  Grundstock  ab- 
geschnittenen Tbeil  nach  Maarsgabe  des  Enteignungs  -  Gesetzes 
erwerben  und  hat  kein  Recht,  die  Freilegung  und  Erwerbung 
beliebig  zu  verzögern!  Die  Kommission  erklärt  sich  nnn  mit 
dem  Inhalt  des  Regierungs-Paragrapheu  und  speziell 
damit  ganz  einverstanden: 

i,  welche  durch  Fi 


linien  in  der  Freiheit  zu  bauen  eingeschränkt  werden,  wegen 
dieser  Einschränkung  eine  Entschädigung  fordern  können  1 )  sobald 
die  betreffende  Grundfläche  für  den  öffentlichen  Verkehr  in  An- 
spruch genommen  wird,  und  2)  wenn  die  Fluchtlinie  ein  bebautes 
Grundstürk  durchschneidet."  (Seite  ti  No.  II  des  Kommissions- 
Berichts.)  Sie  spricht  ferner  aus:  „Bei  der  vorliegenden  Ent- 
schudigungsfrage  kommt  es  nicht  sowohl  auf  logische  Schlüsse 
aus  vorhandenen  gesetzlichen  Vorschriften,  ab  auf  ein  billiges 
Abwägen  der  Berechtigungen  an,  welche  den  streitenden  Interessen 

beiwohnen"  „um  es  kurz  auszudrücken,  es  erfolgt  für  die 

durch  neue  Fluchtlinien  erfolgte  Einschränkung  eine  Entschädi- 
gung, wenn  es  sich  um  dadurch  betroffene  Gebäude 
handelt,  aber  bei  unbebauten  Grundstücken  keine"  (Seite  7 
ebendaselbst).  Sie  findet  aber:  „dass  die  Formuiirung  des 
Regierungs -  Entwurfs  nicht  deutlich  (!)  scheine." 

In  ihrem  Ringen  nach  höchster  Klarheit  hat  schlieblich  die 
Kommission  die  SS  12  und  13*)  zu  Stande  gebracht,  deren 
Fassung  jedoch,  wie  im  vorliegenden  Berichte  nachgewiesen  ist, 
Deutungen  der  alierwichtigsten  Bestimmungen  des  Gesetzes  zu- 
lässt,  die  an  dem  Original  -  Entwurf  unmöglich  gewesen  wären 
—  Deutungen,  die  ganz  auszuschliefseu  von  der  Kommission 
dem  Anschein  nach  beabsichtigt  war  und  die  den  unter  Haus- 


iu>  ■aal  . 


.Inn  ,uf  s.  «14,  Jferit  'S  u.  Bt. 


wo 

Sprünge 


Miira  Pi 


Anwendung    von   Thonröhren    für  Druckleitungen. 

Während  die  Verwendung  von  Thonröhren  kleinen  Kalibers  zu 
Entwässerungsleitungen  so  allgemein  üblich  geworden  ist,  dass 
kaum  noch  Jemand  bei  Weiten,  die  unter  0,5  ■  liegen,  Bedenken 
dagegen  erheben  wird,  sind  über  die  Verwendung  zu  Druck - 
Leitungen  die  Meinungen  sehr  gctheilt,  da  hierbei  sich  das 
Material  hin  und  wieder  als  nicht  fest  genug  erwiesen  und 
auch  besondere  Schwierigkeiten  der  Muffen  -  Verbindung  und 
Dichtung  hervorgetreten  sind.  Eine  Aufzählung  der  gemachten 
Erfahrungen  dürfte  im  Interesse  der  Sache  liegen  und  es  hat  Verf. 
dieses  die  s.  Z.  von  der  Verwaltung  der  Königsberger  Wasser- 
leitung eingezogenen  Erkundigungen,  welche  durch  unangenehme 
Erfahrungen  auch  in  Königsberg  veranlasst  wurden,  zusammen 
gestellt  und  übergiebt  das  Wesentlichste  aus  denselben  hiermit 
der  Oeffentlichkeit 

In  Harburg  hat  man  für  Wasserzuführungen  Thonröhren 
verwendet;  der  Seitendruck,  den  diese  Röhren  erleiden,  bt  ein 
äuberst  geringer  und  es  sind  durch  ihn  noch  niemals  Brüche 
veranlasst  worden.  Auf  schlechtem  Baugrund  und  an  Stellen, 
die  Rohren  Erschütterungen  erleiden,  zeigen  sich  hautig 
»ei  guten  Bodenverhältnissen  aber  haben  sich  die 
Kohren  gut  bewährt.  Die  Muffen- Verbindungen  sind  mit  einer 
Mischung  aus  Tbcer  und  Asphalt  gedichtet,  an  feuchten  Stellen 
mit  Talg-,  vielleicht  auch  Wachs-Zusatz.  Die  Ausführung  geschieht 
in  der  Weise,  dass  das  Rohrende  mit  der  Mischung  umstrichen, 
mit  Hanf  vorsichtig  umwickelt,  dann  wiederum  umstrichen 
und  so  vorbereitet  in  die  ebenfalls  ausgestrichene  Muffe  gesteckt 
wird.  Darauf  findet  Umwickelung  etc.  der  ganzen  Verbindungs- 
stelle in  derselben  Webe  stau,  so  dass  sich  ein  förmlicher 
Wobt  bildet  Die  Am 
Dichtungen  wird,  wegen 
bringend  erachtet 

In  Frankfurt  a.  M.  sind  Thonröhren  für  Druckleitungen 
verwendet,  welche  bei  ca.  15  ■  Druck  sehr  vielfach  gesprungen 
und  zerbrochen  sind.  Ab  Dichtungsmaterial  bt  Zement  gebraucht 
worden,  der  sich  so  fest  mit  den  Röhren  verband,  dass  eher  ein 
Bruch  der  Röhren  als  eine  Lösung  des  Bindemittels  eintrat 
(Auch  Eisen -Röhren  sind  mit  Zement  gedichtet,  doch  hat 
man  diese  Dichtungen  beseitigen  und  durch  Blei  -  Dichtungen 
ersetzen  müssen.)  Nach  den  (wenig  vollständigen)  Mittbeilungen 
sind  in  Frankfurt  a.  M.  die  Thonrötiren  durch  Eisen-  Kohren  ersetzt 
worden. 

In  K.Ii  i  ng  sind,  ähnlich  wie  in  Königsberg,  Thonröhren  von 
21  zur  Verbindung  einer  Sammebtube  mit  dem  Reservoir  ver- 
wendet worden,  und  zwar  mit  theilweber  Benutzung  auch 
von  Eben-Röhren.  Das  Totalgefälle  beträgt  3,45  <*,  die  Tiefen- 
lage der  Leitung  unter  Terrain  1,8— 2,8  m;  das  Erdmaterial  in 
dieser  Tiefe  ist  theib  Lehm,  theib  Sand.  Die  Dichtungen  sind 
mit  Zementmörtel  in  derselben  Weise  wie  in  Königsberg  bewirkt 
—  Gleich  nach  Inbetriebsetzung  der  Leitung  haben  sich  Undich- 


tigkeiten gezeigt  und  es  bat  die  Untersuchung  eine  unvollständige 
Füllung  der  Muffen  mit  Zementmörtel  gezeigt;  in  der  unteren 
Strecke  war  eine  Muffe  gebrochen.    Die  Erdschichten,  in  denen 


fehlerhaften  Stellen  sich  fanden,  waren  theib  Lehm,  theib 
Sand.  Nach  Reparatur  der  Fehler  haben  sich  abermals  und 
später  wiederholte  Undichtigkeiten  gezeigt;  wie  oft  sich  diese 
Mängel  wiederholt  haben,  ist  nicht  bekannt  geworden,  doch  sollen 
nach  Zeitungsmittheilungen  die  Thonröhren  durch  eiserne  ersetzt 
worden  sein.  Die  Schäden  der  Zement-Dichtungen  sollen  übrigens 
durch  Eintritt  von  Wasser  in  die  Baugrube  während  der  Ver- 
legung der  Rohre  entstanden  sein. 

In  Weimar  sind  auberhalb  der  Stadt  in  Feld-  und  Wiesen- 
c  1100-  1400-  Thonröhren  von  7  - 10»  Dm.  verlegt, 


206 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


22.  Hai  1878 


T 


0,5  k  Mennige, 

0,25  k  eingedicktes  Terpentin, 
0,33  k  pulveris.  blaues  \  itriol, 


B0< 


die  in  max.  eine  Drnrkhöhe  von  8,5"'  ausxu halten  haben;  zur 
Muffen-Dichtung  ist  Zement  verwendet.  Die  Kohren  haben  sich 
bis  auf  kleine  Reparaturen  gut  gehalten;  alle  Jahr  entsteht  ge- 
wöhnlich 1  Köhrenbruch,  der  seine  Ursache  in  der  Senkung  der 
Kohren  hat 

In  Gera  sind  Thonrohren  von  10—20«'»  Durchm.  zur  Ver- 
An  den  tiefsten  Stellen  stehen  diese  Köhren 
2,0-2.5»;  wahrend  dieselben  min- 
destens 1,25  "•  unter  Terrain  liegen.  Zur  Dichtung  der  Muffen 
ist  ein  sogen.  Feuerkitt  verwendet  worden,  welcher  sich  gut 
bewährt  haben  soll:  leider  kann  dieser  Kitt  nicht  bei  nasser 
Witterung  gebraucht  werden  und  ist  ziemlich  kostspielig  1 50  k  Kitt 
womit  30  «■  Köhren  von  15  •">  Weite  gedichtet  werden  können, 
hal>en  25  ,//  gekostet).  In  der  Leitung  vorgekommene  Röhrcn- 
brilche  sind  veranlasst:  l)  bei  schlechter  Verlegung  (Längs- 
risse), 2)  bei  ungenügender  l'nter&topfung  (Querrisse),  3)  durch 
Vorkommen  von  Stcingalleu  in  der  Rohrenwand. 

In  I  uiia  sind  außerhalb  und  innerhalb  der  .Stadt  Thou- 
röhren  verlegt,  deren  Durchmesser  zwischen  5,5  und  M  "» 
varürt;  der  Köhren -Druck  soll  in  max.  9,4  m  betragen  und  es 
sollen  sich  hier  die  Leitungen  ca.  30  Jahre  lang  selbst  an  den 
bedenklichsten  Stellen  bewahrt  haben.  Nach  inannichfaltigen 
Proben  hat  man  als  Dichtungsmaterial  folgende  Komposition 
hergestellt: 

7,5  k  schwarzes  Pech, 
1,0  k  reines  Talg, 
0,6  k  Kolophonium, 
1,5  k  gestofseuer  Schwefel. 
0,5  k  Schellack, 
Die  Stoffe  werden  in  eine« 
bis  innige  Mischung  erreicht  ist    Itei  zu 
wird  die  Zuthat  an  Talg  entsprechend 

Vorstehendes  Material  ist  sehr  unvollständig  und  nicht  aus- 
reichend fttr  sichere  Schlussfolgerungeu.  Vielleicht  regen  diese 
Zeilen  zur  Vervollständigung  der  Angaben  an;  namentlich  wäre 
es  erwünscht.  Resultate,  die  in  neuerer  Zeit  erlangt  worden 
sind,  weiteren  Kreisen  zugänglich  gemacht  zu  sehen. 

Leonhardt. 

Das  sogenannte  trockene  Lichtpaus  -Verfahren.  Be- 
zugnehmend auf  die  Keantwortung  einer  Anfrage  in  No.  3(>  der 
Deutschen  Bauleitung,  wie  auch  auf  die  wiederholt  erscheinenden 
Ankündigungen  de»  Hrn.  Lother  in  Torgau  sehe  ich  mich  ver- 
anlasst, Folgendes  Ihnen  mitzutheilcn. 

1.  Das  Verfahren  ist  keinesfalls  jüngsten  Datums,  vielmehr 
vor  bereits  mehr  als  15  Jahren  von  dem  Krtinder  Willi  in  Eng- 
land  organisirt  worden;  derselbe  fertigte  seitdem  Kopien  auf  Be- 
stellung. Ferner  bat  bereits  seit  mehren  Jahren  Ilr.  I'rnf.  Dr. 
Vogel  dies  Verfahren  in  seinem  Atelier  der  hiesigen  Oewerbe- 
Akademie  gelehrt  und  viele  Schüler,  zu  denen  auch  der  Marine- 

llr.  Schrodter  in  Kiel  gehört,  darin  ausgebildet 
lalums  ist  nur  die  vou  Hrn.  Lother  eingeführte  falsche 
/Trockenes  (?)  I  .ichtpaus  -  Ver- 
fahren«, ' 

2.  können  auf  lediglich  trockenem  Wege  dauerhafte, 
klare  Kopien  nach  diesem  Verfahren  nie  erzielt  werden  |  es  müssen 
vielmehr  die  Kopien  stets  nach  der  Käuchcrung  zur  Kntfernung 
des  nicht  reduzirten  (  hromsalzcs  in  Wasser  gewaschen  werden, 
wobei  Maalsveränderuugen  (Einschwaudt)  allerdings  stattHndeii. 
Die  nicht  gewaschenen  Kopien  erscheinen  in  Folge  der  späteren 
Reduktion  des  Chromsalzcs  mit  einem  grünlichen  Schleier  belegt 
(('hromoxyd),  werden  gelb  und  die  Zeichnung  sehr  matt  und  un- 
klar, l.'ntcr  den  vielen  von  Hrn.  Lother  gefertigten  mir  zu 
Gesicht  gekommenen  Lichtpausen  habe  ich  keine  einzige  gefunden, 
die  nicht  gewaschen  war  (es  zeigten  dieselben  einen  Karten-Kin- 
sch wandt  von  2  4  %).  Auch  sind  die  Lichtpausen  des  Marine- 
Ingeniours  Hrn.  Schrodter  in  Kiel  säinmtlich  gewaschen.  Fs  hat 
somit  dies  Verfahren  in  Bezug  auf  Waschungen  den  übrigen  bis 
jetzt  bekannten  Lichtpaus- Verfahren  nichts  voraus,  sobald  man 
eine  klare,  dauerhafte  Kopie  wünscht.  —  In  meinem  Besitze 
befinden  sich  2  Lother'sche  Kopien  nach  ein  und  demselben 
Original:  dieselben  uiüsstcn  also,  wenn  trocken  behandelt,  gleiche 
Abmessungen  zwischen  denselben  Punkten  zeigen,  differiren  aber 
um  ca.  4  Sgl 

Andere  Punkte,  welche  gegen  Hm.  Lother  sprechen,  lasse 
ich  vorläufig  unerwähnt  und  mache  nur  wiederholt  darauf  auf- 
»m,  dass  derselbe  lieim  Verkauf  seiner  Flüssigkeit,  wie  Hr. 

'  Zeit  schon  angedeutet  hat,  3"0  %  fttr  sich  be- 
t;  es  kostet  nämlich  das  Liter  ind.  Käucheressenz  dem 
Selbstanfertigcr  l,so  M.,  bei  Lother  aber  7,0  M. 

Dem  Versuche  einer  etwaigen  Widerlegung  meiner  Angaben 
würde  ich  sachverständige,  glaubhafte  Atteste  der  Hrn.  Prof.  Dr. 
Vogel  und  l'rof.  Dr.  Sonnenschein  entgegen  setzen. 

  Josef  Kolk,  Ingenieur. 

Restauration  der  Tuilerien.  In  den  letzten  Monaten  vor 
Kröffnung  der  Weltausstellung  ist  die  Frage,  was  mit  den  vom 
Brande  des  Jahres  1871  übrig  gebliebenen  Ruinen  der  Tuilerien 
geschehen  solle,  in  Paris  und  insbesondere  in  den  Kreisen  der  I 
dortigen  Architekten  lebhaft  erörtert  worden.  In  dem  sehr  er-  , 
kl  i.Im  In  ii  Wunsche,  den  zum  Besuche  der  Ausstellung  herbei- 
»trömenden  Angehörigen  anderer  Nationen  dieses  traurige  Denk-  j 


zeichen  an  den  Kommune -Aufstand  nicht  ins  Auge  fallen  zu 
lassen,  und  bei  der  Unmöglichkeit,  in  so  kurzer  Zeit  etwas  zur 
Wiederherstellung  des  Baues  zu  unternehmen,  neigte  man  sich 
schon  in  bedenklicher  Weise  zu  dem  Entschlüsse,  die  Reste  ganz 
zu  entfernen  und  den  Platz,  wo  eines  der  bekanntesten  und  werth- 
vollsten  historischen  Iiaudenkmale  Frankreichs  gestanden  hat,  in 
Garten- Anlagen  zu  verwandeln.  Ks  ist 
Reaktion  gegen  diese  Absicht  nicht  ausgeblieben  und  es 
neuerdings"  eine  Restauration  des  Bauwerks  in  riemlich  sicherer 
Aussicht  zu  stehen.  In  der  letzten  No.  der  „Gaz.  d.  Arch.  et  d. 
Hat."  lesen  wir,  dass  eine  «ir  Berathung  der  Frage  eingesetzte 
Kommission  sich  für  Erhaltung  der  noch  als  genügend  standfest 
anerkannten  Baureste  entschieden  hat.  Dieselben  sollen  ergänzt 
und  die  Karaden  unter  Erneuerung  der  Kuppelhchne  in  dem- 
jenigen Zustande  wieder  hergestellt  werden,  den  dieselben  vor 
den  unter  Louis  Philipp  und  Napoleon  III.  bewirkten  Arbeiten 
zeigten.  Die  Kosten  dieses  Baues  sind  auf  3  «OB  »50  Fr.  be- 
rechnet, während  man  die  Kosten  seiner  Kinrichtu.ig  zu  einem 
Museum  der  modernen  Kunst  auf  weitere  1335000  Fr. 
Eine  auf  (irund  dieses  Kommissions  -Gutachtens 
Vorlage  wird  den  Kammern  unterbreitet  werden. 

Konkurrenzen. 

Die  Konkurrenz  -  Projekte  für  den  Aachener  Be- 
bauungsplan sind  vorläufig  vom  19.  bis  einschliefslich 
2(1.  Mai  r.  täglich  im  Krönungssaal  des  Rathhauses  daselbst  aus- 
gestellt. Alsdann  beabsichtigt  die  Jury,  ihre  Spezialunter- 
suchung zu  beginnen,  um  nach  gefälltem  Frtheilsspruche  die 
zu  wiederholen. 


Preufsen. 


Ernannt:  Der  Baumeister  Bugge  zum  Mai  ine -Garnison 
hau-Olieringenieur  in  Wilhelmshaven. 

Dem  Wasserbau-Inspektor,  Baurath  Runde  in  Gcestemfindt 


ist,  unter  Anweisung  seines  Wohnsitzes  in  Kiel,  die  ; 
Bauinspcktor-Stclle  der  Provinz  Schleswig-Holstein  verliehen  worden. 

Die  Baumeister-Prüfung  hat  bestanden:  Walter  Hedwig 
aus  Berlin. 

Die  Bauführer- Prüfung  für  beide  Fachrichtungen  haben 
bestanden:  Otto  Molz  aus  Gemünden,  Oscar  Born  aus  Neu- 
Kuckerneese,  Ludwig  Herrmann  aus  Stettin,  Hermann  Schmidt 


Brief-  und  Fraj;ekast«n. 

Berichtigungen.  Zu  unserer  Mittheilung  in  No.  3»,  betr. 
den  Lönholdt'schen  Lüftung* -Apparat,  werden  wir  ersucht  nach- 
zutragen, dass  die  Hrn.  Schäfer  A  Hauschner  in  Berlin  als 


/uu^rn.    u«a   uic    iiiu.   ouuuici   ix   nuuseunei    in    nenni  als 

General-Vertreter  für  Norddeutschland  fungiren,  der  Ver- 
trieb des  Apparats  dieser  Firma  jedoch  nicht  obliegt.  - 

In  der  Notiz  in  No.  35,  betr.  die  Frankfurter  Bau-  und 


Industrie  -  Ausstellung,   ist  der  Name  des  Vorstandes 
Jean  Fischer  (anstatt  Jean  Klein)  zu  lesen.  — 

Im  Bericht  über  die  Exkursion  des  Berl.  Archit -Vereins  in 
Xo.  40  alinea  2  Sp.  5  muss  anstatt  4,95 *■»  14,40"™  gelesen  werden. 

Hrn.  N.  X.  in  B.  Zu  einem  1—2 monatlichen  Aufenthalt  in 
Italien  wird  die  Vorbereitung,  die  Sie  aus  Burckhardt's  .Cicerone" 
gewinnen  können,  vollkommen  genttgen. 

Hrn.  M.  in  M.  Ihrem  Wunsche  entsprechend  tbeilen  wir  mit, 
dass  die  ältesten  Fabriken  Deutschlands  für  Herstellung  grofser 
Kronleuchter  (z.  Z.  K.  Eichelberg,  Kilsiug  u.  Möllmaun)  sich  in 
Iserlohn  beliuden.    Dieselben  waren  uns  bisher  nicht  bekannt 

Hrn.  A.  R.  Wir  sind  in  die  I'orsouaJ  Verhältnisse  der  Bau- 
beamteu  der  Provinz  Hannover  nicht  tief  genug  eingeweiht,  um 
Ihre  Anfrage  mit  Sicherheit  beantworten  zu  können,  vermuthen 
aber,  dass  Sie  etwas,  was  auf  blofsen  Zufälligkeiten  beruht,  als 
aus  Absichtlichkeit  hervor  gegangen  auffassen.  Im  übrigen  er- 
innern wir  an  die  bekannte  Thataache,  dass  in  Hannover  seit 
laugen  Jahren  „Trennung  der  Fächer"  bestanden  hat,  wahrend 
in  den  alten  Provinzen  bis  heute  noch  thataachlich  die  Vercini- 


Abonu.  in  Magdeburg.  Wir  glauben,  dass  die  betr. 
Steuerkasse  nicht  inkorrekt  gehandelt  hat,  als  sie  Ihnen  den 
Betrag  ihrer  Auslagen  -  Liquidation  unfrankirt 
Freiheit  möchte  es  der  Billigkeit  angemessen  sein,  den  Emrj 
Porto-Auslagen  fttr  Geldsendungen,  wenn  solche  ans  öffe 
Kassen  erfolgen,  zu  ersparen.  Am  einfachsten  würde  dies  durch 
Zuschlag  zur  Endsumme  der  betr.  Liquidationen  ge- 
schehen können  und  hierin  eine  Form  gegeben  sein,  die  wir  zur 
versuchsweisen  Anwendimg  in  betr.  Fällen  empfohlen  haben 
mochten.  Dass  man  Sie  beinahe  3  Monate  auf  Bezahlung  Ihrer 
Forderung  hat  warten  lassen,  ist  eine  Probe  bureaukratischer  Ge- 
pflogenheiten, die  bei  der  tiefen  Einwurzelnng,  welche  dieselben 
besitzen,  leider  immer  noch  „mehr  als  zahlreich"  vorkommen. 

Hrn.  G.  D.  in  Leipzig.  Die  Zahl  der  Bildhauer  bezw. 
Gipsgieber,  von  denen  Sie  Figuren  der  verlangten  Grofse  beziehen 
können,  ist  so  grofs,  dass  wir  Ihnen  zunächst  die  Einforderung 
von  Offerten  im  Inseratenwege  anrathen.  Die  ' 
Sie  am  besten  persönlich  in  Berlin  vornehmen. 


;  <r«B  C»rl  !<•■■■  I  ..  .  la 


K  K.  O.  PrU«ch_   Druck:  W.  ll..„r  UclUu 


N«.  42. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


Inhalt-    Alln-rurlr.«   14m.    i,l»r  dl«  Eni.  I.luiu;   nn   Irn-n- AutlaUen. 
(•nidttVa*  BnKrkmm«  m  mrliedrrt««  Böcrn.  —  Zur  lirwMrBM  Um  Wmttr- 
s»ue.  In  A«wpWn  «Uinml  4«r  l'haraniwn  -  H«r  m-kari-     -   M  IlthHlunn  fo  an« 
Vereinen:   OfttyrenCsUrh«  Infnucur-  und  An-hjlekt.-n- Verein.   —  Architekten- 
Veroln  u  B»rlhi.  —   Vermischt*.:   Xetwr   UfUaiHtUDjiara«.   -   FakrUali»  au( 


207 


llu^°UFhn''r^i^HMI<i>«  in*B«lfa!  -"'""aur^r"  h»  BobSthi!'-  Th"  "I;." 
•trlne  «In«  Anuhl  der  »rAfaen  fii™-ken.  -  Zu»  Kr«*«  4m  NlaJnauM  mit  KI*m>- 
rimtnrrvtiit  —  Konkurrenten.  —  Am  der  Parhlitteratur.  -  Brief-  und 
l*Mf*kMt«aV. 


Allgemeine  Ideen  Ober  die  Errichtung  von  Irren -Anstalten. 


Staude  ist,  dass 


Von  Dr.  Pelm  an,  Direktor 

u  keiner  Zeit  sind  wohl  so  viele  Irrenanstalten 
neo  erbaut  worden,  als  gerade  in  den  letzten 
Jahren.  Trotzdem  lässt  es  sich  meines  Er- 
achtens nicht  bestreiten:  dass  1)  das  Bedürf- 
niss  nach  neuen  Anstalten  rascher  sich  geltend 
macht,  als  man  dasselbe  durch  die  noch  so 
zahlreichen  Neubauten  zu  befriedigen  im 
also  die  Bauthätigkeit  ihr  Ende  noch  keines- 
wegs erreicht  hat.  und  dass  man  2)  die  Erfahrungen,  die  man 
an  den  früheren  Bauten  zu  macltcn  Gelegenheit  hatte,  bei  den 
spateren  nur  unvollkommen  und  durchaus  nicht  in  der  richti- 
gen Weise  zur  Anwendung  gebracht  hat. 

Die  Rautechnik  der  Irrenanstalten  ist  in  eine  Bichtung 
hinein  gcrathen  und  hat  Dimensionen  angenommen,  die  ich 
nicht  für  richtig  und  als  der  Sache  zweckdienlich  ansehen 
kann.  Von  dem  Einfachen,  dem  Praktischen  ist  fast  nirgends 
melur  die  Rede.  Ich  kann  mich  des  Gedankens  nicht  erweh- 
ren, dass  der  Irrcnanstalts-Bau  immer  mehr  von  dem  Boden 
des  wirklichen  Bedürfnisses  sich  los  gelöst  hat  und  gewisser- 
mafsen  zum  Selbstzweck  gewurden  ist.  Jede  neue  Anstalt 
sollte  die  früheren  auch  an  Pracht  der  Ausstattung  und  an 
Großartigkeit  der  Einrichtungen  überragen.  Der  Baumeister 
setzte  seinen  Stolz  einerseits  in  Fav&de  und  Stil,  und  es  ent- 
stand das  monumentale  Bauwerk  —  andererseits  in  komplizirtc 
technische  Einrichtungen  und  er  fand  bei  diesem  Mango  volle 
Unterstützung  von  Seiten  des  Irrenarztes,  der  es  sich  gleich- 
falls glaubte  schuldig  zu  sein,  die  weit  gellendsten  Forderungen 
auch  nach  einer  Richtung  zu  stellen,  die  streng 
nicht  mehr  innerhalb  seiner  Kompetenz  gelegen  war. 

Durchmustert  man  die  Neubauten  der  jüngsten  Zeit,  so 
in  der  Thal  mit  Staunen  eine  Art  Wettrennen 
Vorkehrungen  und  eine  geradezu  ungebühr- 
liche Werthsehätzung  der  mehr  auTserlichen  Einrichtungen,  I 
die  aus  dem  verfehlten  Streben  hervorgegangen  ist,  die  natür- 
lichen Aeufserungen  und  die  verschiedenen  Symptome  eine« 
krankhaft  veränderte»  Seelenlebens  durch  technische  Einrich- 
tungen bekämpfen  und  unschädlich  machen  zu  wollen.  Ich 
sage  von  dem  verkehrten  Bestreben,  weil  dasselbe  nalurgemäfs 
keine  Grenzen  hat,  eilte  Steigerung  endlich  nicht  mehr  mög- 
lich ist  und  man  in  eine  Sackgas.se  hinein  geräth,  wo  nichts 
anderes  übrig  bleibt,  als  zu  dem  UrsprungUchen  und  Einfachen 
zurück  zu  kehren,  das  man  nie  hätte  verlassen  sollen.  Bei  i 
alle  dem  drangt  sich  uns  ganz  unwillkürlich  die  Frage  auf  — 
und  sie  ist  eine  erlaubte,  —  ob  die  neuen  Anstalten  hierdurch 
um  so  viel  besser  geworden  sind,  ob  sich  der  Kranke  bei 
alle  dem  wohler  fühlt  als  früher,  und  ob  ihm  die  " 
Einrichtungen  auch  wirklich  zu  gute  kommen.  — 

Ich  glaube  dies  nur  zum  Tlieil  und  in  sehr  bedingter  Weise 
bejahen  zu  können,  dagegen  behaupte  ich  mit  viel  gröfserer 
Gewissheit,  dass  diese  Richtung  dem  gesummten  Irrenwesen 
zum  Nachtheil  gereichen  muss.  Die  Wichtigkeit  des  Gegen- 
standes erfordert,  dass  wir  einen  Augenblick  dabei  verweilen. 

Wenn  dem  Staate  auch  die  Verpflichtung  obliegt,  für 
die  unbemittelten  Geisteskranken  -  und  um  diese  wird  es  sich 
ja  wesentlich  handeln  —  Sorge  zu  tragen,  so  ist  es  doch  klar, 
dass  er  nur  einen  bestimmten  Tlieil  seiner  Mittel  auf  die 
IrrenpBege 
Je 


sich  nun  die  Baukosten 


Anstalt  heraus- 


,  je  hoher  sich  der  Preis  pro  Kopf  der  Verpflegten 


beläuft,  um  so  wenigere  werden  an  dieser  Vergünstigung 
nehmen  können  und  um  so  beschrankter  wird  die  Zahl  der 
Verpflegten. 

England,  mit  den  absolut  niedrigsten  Baupreisen,  ver- 
pflegte im  Jahre  1«77  iu  Anstalten  tifi  63t»  oder  etwa  2,54  %<, 
der  Bevölkerung,  während  Preufscu  in  seinen  öffentlichen 
Anstalten  nur  12  594  hatte,  oder  also  nur  den 

5.  Theil  von  dem,  was  England  verpflegt. 

Dass  diese  für  uns  so  beschämende  Thatsache  nicht  etwa 
aus  dem  Verhältniss  in  der  Zahl  der  Geisteskranken  beider 
Länder  zu  erklären  ist,  will  ich  hier  kurz  erwähnen:  der 
(•rund  ist  vielmehr  in  den  billigen  Baupreisen  zu  suchen,  die 
sich  beispielsweise  für  eine  der  neuereu  Anstalten,  Brookwootl, 
bei  650  Kr.  auf  104  H77  Pfund  Sterling  oder  3  240  M.  pro 
Kopf  belaufen.  Eine  Zusammenstellung  der  13  neuesten  An- 
stalten Englands  im  J.  l»6i>  ergab  4  200  M.  pro  Kopf  und 


der  Irrenanstalt  Grafenberg. 

speziell  für  Haywards  Heath,  das  ich  für  eine  der 
Anstalten  Englands  halte    und  das  1H59  für  720 
erbaut  wurde,  nur  2  .Yr>0  M.,  wahrend  in  den  5  neuen  An- 
stalten des  Rheinlands  das  Bett  über  «»000  M.  kosten  wird. 

Wenn  ich  mich  nun  auch  noch  so  sehr  auf  die  Seite  der 
Geisteskranken  stelle  und  für  die  Pflicht  einer  erleuchteten 
Verwaltung  halte,  eine  passende  ZutlucbtstAtte  für  alle  die 
zu  errichten,  die  ihrer  bedürfen,  so  kann  ich  doch  auf  der 
anderen  Seite  die  Notwendigkeit  einer  offenbaren  Ver- 
schwendung nicht  einsehen,  denn  eine  Verschwendung  ist  es 
zu  nennen,  Paläste  zu  erbauen  für  eine  Klasse  von  Leuten, 
die  nicht  im  Stande  sind,  die  ihnen  gebotene  Pracht  zu  würdigen 
oder  sie  zu  bezahlen. 

Es  will  mir  scheinen,  als  ob  wir  auf  einem  Höhepunkt 
angelangt  seien,  der  aber  zugleich  ein  Wendepunkt  für  uns 
sein  muss,  wo  uns  nur  die  Umkehr  übrig  bleibt,  dass  diese 
aber  auch  sehr  nothwendig  sei. 

Woran  scheiterte  der  Bau  einer  neuen  städtischen  Irren- 
Anstalt  Berlin's  so  lange  Jahre  hindurch,  wenn  nicht  an  der 
Hube  der  Bausumme,  die  allentings  den  nicht  psychiatrisch 
geschulten  Stadträthen  nur  schwer  einleuchten  wollte  V  Und 
so  liefs  man  dort  seit  undenklicher  Zeit  Verhaltnisse  bestehen, 
die  jeder  bedauerte  und  deren  Aenderung  leicht  gewesen  wäre, 
wenn  man  nicht  im  Laufe  der  Zeit  so  viel  herum  gefragt  und 
so  viel  Antwort  bekommen  hätte,  dass  man  den  Ansprachen 
nicht  mehr  gerecht  werden  konnte. 

Dies  ist  nur  ein  Fall  unter  vielen,  der  es  beweist,  dass 
die  Rückkehr  zur  Einfachheit  uns  nur  zum  Heile  gereichen 
könnte.  Das  Bessere  ist  aber  ein  Feind  des  Guten  und  wenn 
inkehr  in  sein  Gewissen  hält,  so  ist  es  geradezu 
mit  wie  wenig  technischem  Apparat  man  aus- 
kommen, und  zwar  recht  gut  auskommen  kann. 

Wenn  man  hier  nach  einer  Richtung  hin  des  Guten 
offenbar  zu  viel  gethan  hatte,  so  hatte  man  andrei'seits,  wie 
ich  schon  im  Eingänge  bemerkte,  die  Erfahrungen  der  frü- 
heren Anstalten  in  vielen  und  wesentlichen  Punkten  nur  unvoll- 
kommen benutzt,  und  wir  sehen  daher,  wie  sich  grofse  und 
für  deu  Betrieb  der  Anstalt  äufserst  störende  Fehler  fast 
überall  wiedcruolcu,  deren  Beseitigung  später  nur  mit  Mühe 
und  einem  unvcrhältnissmäfsigeii  Kosteiiaufwandc  bewerkstelligt 
werden  kann,  während  ihre  Vermeidung  von  Anfang  an  sehr 
leicht  gewesen  wäre. 

Hauptsächlich  dieser  Fehler  halber  habe  ich  mich  ent- 
schlossen, meiiu  Ansichten  und  Ideen  in  diesem  Fachblatte 
dem  Gutachten  technischer  Sachverständigen  vorzulegen,  da 
eigentlich  ül>er  diese  Dinge  wenig  oder  nichts  veröffentlicht 
ist.  Die  vorhandenen  Werke  sind  zum  Theil  schon  von  der 
Zeit  überholt  (Seiffcrt,  Funk  und  Rasch)*)  und  so  hoffe  ich, 
vielleicht  dem  einen  oder  andern  etwas  zu  bringen,  aus  dem 
er  sich  Rath  oder  Belehrung  erholen  kann,  wenn  auch  nur 
darüber,  wie  man  es  nicht  machen  soll. 

Am  wenigsten  aber  kann  es  meine  Absicht  sein,  ein 
Vademekum  für  den  Bau  von  Irrenanstalten  und  zum  Gebrauche 
für  Baumeister  zu  schreiben:  es  wäre  das  eben  so  verkehrt 
wie  es  Ober  mein  Wissen  und  meine  Kräfte  hinaus  gehen 
würde.  Vielmehr  möchte  ich  es  hier  als  die  erste  und  vor- 
züglichste Bedingung  zum  gedeihlichen  Zustandekommen  eines 

vorn  herein  Hand  in  Hand  gehen  müssen,  wobei  de 
gewissermaCsen  als  Bauherr  fungirt.  Mit  dem  Autstellen 
allgemeinen  Bauplans  allein  ist  es  nicht  gethan,  der  Arztliche 
Sachverständige  muss  von  Anfang  bis  zu  Ende  bei  dem  Bau 
zugegen  sein,  und  nichts  hat  sich  allerorten  bitterer  gerächt, 
als  die  vermeintliche  Oekonomie  von  1  bis  2  Jahren  Gehalt, 
die  man  bei  dem  Irrenärzte  ersparen  wollte. 

Leider  stehen  mir  Beispiele  genug  zur  Seite,  wo  ledig- 
lich aus  diesem  Grunde  sehr  verfehlte  Machwerke  zu  Stande 
gekommen  sind,  die  später  mühsam  und  mit  schweren  Opfern 
zur  relative..  Brauchbarkeit  zugestutzt  werden  mossten.  Und 
andrerseits  sehen  wir,  dass  eigentlich  nur  diejenigen  Anstalten 
ihren  vollen  Zweck  erfüllen,  wo  der  Direktor  den  Bau  selber 
leitete  und  dem  Baumeister  während  der  ganzen  Bauperiode 
hülfreich  zur  Seite  stand,  wie  dies  u.  A.  in  lllenau,  Heppen- 


Zum  andern  liehaiideln  lie  Dur  rio 
Werk  vim  (in  i :  •  über  Neurtadt-KSenwalda. 


Bau.  »1.  ..  B.  da. 


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208 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


25.  Mai  1878 


heim,  Klingenmünstcr,  Königsfeldcn  in  der  Schweiz  und  über- 
all anders,  nur  leider  nicht  bei  uns  geschehen  ist.  Wenn 
ich  dieses  Hand  in  Hand  gehen  von  Irrenarzt  und  Baumeister 
als  Conditio  sine  qua  non  an  die  Spitze  stelle,  so  will  ich 
daraus  jedoch  keineswegs  folgern,  dass  sich  der  Baumeister 
nun  jeder  eigenen  Meinung  in  diesen  Dingen  zu  cuthalten 
habe.  Diea  ist  nicht  der  Fall,  vielmehr  halte  ich  es  für 
selbstverständlich,  dass  er  sich  mit  einer  Sache,  der  er  mehre 
Jahre  seines  Lebens  und  einen  grofsen  Thcil  seines  Rufes 
widmen  will,  so  viel  als  möglich  bekannt  machen  und  sich 
sein  eigenes  Urtheil  darüber  bilden  soll 

Und  hierzu  sollen  ihn  die  folgenden  Zeilen  so  viel  als 
thunlich  in  den  Stand  setzen  und  ihm  die  allgemeinen  Grund- 
sätze mit  möglichster  Unparteilichkeit  vorführen. 

Es  ist  daher  nicht  meine  Absicht  gewesen,  ein  Bau- 
Programm  aufzustellen,  worin  alles  das  aufgeführt  wäre,  was 
beim  Bau  einer  Irrenanstalt  in  Betracht  kommt.  Im  Gegen- 
theil,  das  meiste  davou  würde  man  hier  vergeblich  suchen. 
Dagegen  kam  es  mir  vor  allen  Dingen  darauf  an,  eine  Reihe 
von  Grundsätzen  richtig  zu  stellen,  gegen  die  meiner  Erfah- 
rung nach  am  häufigsten  gesündigt  wird  und  deren  Nicht- 
beachtung sich  doch  gerade  am  bittersten  rächt  Im  wesent- 
lichen werden  es  daher  ganz  allgemeine  Fragen  sein,  die  hier 
einer  Betrachtung  unterzogen  werden,  und  wenn  auch  im 
Verlaufe  meiner  Ausführungen  hier  und  da  gewisse  Einzel- 
heiten berührt  werden,  so  leiteten  mich  auch  dabei  allgemeine 
Gesichtspunkte  und  die  Hoffnung,  den  neuen  Irrenanstalten 
die  traurigen  Erfahrungen  ihrer  Vorganger  wo  möglich  ersparen 
zu  können.  — 

Gröfse  der  Anstalt 
Die  Frage,  welche  Gröfse  eine  Anstalt  erhalten  soll, 
scheint  sich  von  vorn  herein  einer  allgemeinen  Betrachtung  zu 
entziehen  und  so  sehr  auf  den  besonderen,  für  jeden  einzelnen 
Fall  gegebenen  Verhältnissen  zu  beruhen,  dass  sich  allgemeine 
Regeln  darüber  nicht  aufstellen  lassen.  Dein  ist  jedoch  nicht 
so  und  es  kommen  hier  ganz  bestimmte  Gesichtspunkte  in  Be- 
tracht, die  man  kennen  muss,  um  eventuell  eine  Entscheidung 
treffen  zu  können. 

Man  hielt  früher  und  zwar  namentlich  in  Deutschland 
kleine  Anstalten,  <L  h.  solche  von  höchstens  200  Kranken,  für 
das  beste  und  gab  an ,  dass  über  diese  Zahl  hinaus  die  Last 
für  den  Direktor  zu  grofs  werde  und  eine  individuelle  Be- 


halte man  die  älteren  Anstalten  ursprünglich  auf  diese  Zahl 
eingerichtet.  Als  dann  im  Laufe  der  Jahre  die  Zahl  der 
Kranken  anwuchs  und  die  Anstalten  mehr  und  mehr  sich 
füllten,  bis  man  endlich  nothgedrungen  zu  einer  Vergrößerung 
derselben  schreiten  musste,  hielten  die  theoretisch  geäußerten 
Bedenken  vor  der  Erfahrung  nicht  Stand  und  man  sali  Bich 
ganz  von  selbst  im  Besitze  von  Anstalten  von  400— 450  Kranken, 
die  recht  gut  geleitet  waren. 

Andrerseits  lehrte  dieselbe  Erfahrung,  dass  gewisse 
Zweige  und  Vorzüge  des  Anstaltlebens  sich  nur  in  gröfscren 
Anstalten  entfalten  und  dort  gedeihen  können.  Ich  glaube, 
dass  namentlich  die  ökonomische  Seite,  die -wir  schon 'einmal 
flüchtig  gestreift  haben,  wohl  Ansprüche  auf  eine  ernste  Beach- 
tung erheben  darf.  Gröbere  Anstalten  sind  relativ  billiger  als 
kleinere,  und  es  dürfte  kaum  einem  Zweifel  unterliegen,  dass 
eine  Anstalt  für  600  Kranke  nicht  mehr  kosten  wird,  als  2  klei- 
nere für  je  200  Kranke.  Ganz  dasselbe  gilt  von  der  Verpflegung. 

Nur  größere  Anstalten  gewähren  in  hinreichender  Anzahl 
Aibeiter  für  Gärten  und  Feld,  so  wie  Handwerker  für  die 
Werkstätten,  und  ein  gedeihlicher  Betrieb  der  Landwirt- 
schaft ist  in  kleinen  Anstalten  überhaupt  nicht  denkbar.  — 
Beschäftigung  ist  den  Kranken  aber  im  eigenen  Interesse 
eben  so  noth wendig,  wie  sie  im  Interesse  der  Anstalt  liegt. 

Diesen  Vortbeilen  gegenüber  kommen  die  Gegengründe 
meines  Erachtens  nicht  in  Betracht;  denn  was  sich  überall 
anderswo,  in  England,  Frankreich  u.  s.  w.,  wo  man  doch  auch 
etwas  von  Irrenpflege  versteht,  als  möglich  und  zweck- 
mäßig bewiesen  hat,  wird  bei  uns  nicht  verkehrt  sein.  Und 
in  der  That  sehen  wir,  dass  man  von  den  kleinen  Anstalten 
immer  mehr  zurück  kommt  und  die  Anstalten  von  vorn 
herein  auf  größere  Verbältnisse  bemisst 

Wenn  wir  darauf  hin  die  Anstalten  einer  Betrachtung 
unterziehen,  so  kann  ein  Zweifel  darüber,  auf  welcher  Seite 
die  Vortheile  zu  suchen  sind,  nicht  bestehen.  Die  kleineren, 
mit  dem  überwuchernden  Verwaltungsapparat,  sind  überall 
von  fremder  Hülfe  abhängig,  dabei  naturgemäß  in  ihren 
Mitteln  beschränkt  und  dennoch  unverhältnismäßig  theuer. 
Die  grötseren  dagegen  entwickeln  nach  allen  Seiten  hin  ein 
und  bilden  gewissermafsen  eine  Welt  für  sich. 


Bei  einer  viel  grötseren  Oekonomic  im  ganzen  fliefsen  die 
Mittel  für  das  Einzelne  reichlicher  und  die  Hülfsquellcn  sind 
gröfsere. 

Ich  will  mich  hier  nur  auf  wenige  Beispiele  beschränken, 
da  die  Sache  kaum  eines  Beweises  bedarf.    Stefansfeld  im 
bei  800  Kr.  im  Jahre  1874  pro  Kopf 
471,52  M.  =  1,29  M.  pro  Tag, 
Allenberg  hei     464  Kr.  467,71  „  =1^7,  pro  Tag, 
Hildesheim  mit  739  Kr.  527      „  =  1,44  „  pro  Tag, 
Schweiz  mit      360  Kr.  535      n  =  1,46  „  pro  Tag, 
während 

Königslutter  mit  180  Kr.  638  M.     =  1,75  M  und 
Siegburg  bei      350  Kr.  776  „      =  2,06  „ 
pro  Kopf  und  Tag  verausgabten. 

Dass  Siegburg  in  den  letzten  Jahren  an  350  K.  verpflegte, 
kann  als  Beweis  gegen  meine  Behauptung  nicht  geltend  ge- 
macht werden.  Denn  ursprünglich  auf  200  eingerichtet  und 
auf  viel  kleinere  Verhältnisse  zugeschnitten,  litt  es  zuletzt  an 
maafsloser  Ueberfüllung  und  die  Verpflegungskosten  pro  Kopf 
würden  bei  normaler  Belegung  noch  bei  weitem  höhere 
gewesen  sein.  Stefansfeld  konnte  für  Erheiterungen  der 
Kranken  die  bedeutende  Summe  von  9343  M.  verwenden, 
wovon  allein  6  229  M.  als  Arbeit&vergütigung  an  arbeitende 
Kranke  gezahlt  wurden,  während  Siegburg  für  den  gleichen 
Zweck  der  Vergnügungen  nur  1620  M.  zu  verwenden  hatte. 
Ueberdies,  und  das  ist  für  mich  entscheidend,  kann  an 
rationellen  Betrieb  der  Landwirtschaft  bei  kleinen 
gar  nicht  gedacht  werden;  es  bedarf  hierzu  eines 
reichlicheren  Krankenmatcriales.  In  der  Landwirtschaft  aber 
erblicke  ich  einen  so  grofsen  Fortschritt  des  ganzen 
Irren- Verpflegungswesens,  dass  ich  schon  von  dieser  Bedingung 
allein  die  Gröfse  einer  Anstalt  abhängig  machen  würde. 
Eine  Irrenanstalt  sollte  daher  mindestens  4 — 500  Kr.  enthalten, 
kann  aber  ohne  Schaden  auf  600  und  allenfalls  selbst  auf  700 
gebracht  werden.  Ueber  die  letztere  Zahl  hinaus  wachsen 
wieder  die  Ausgaben  durch  Vermehrung  des  Personals  und 
der  Einrichtung,  und  jede  persönliche  Behandlung  der  Kranken 
verschwindet  unter  der  Masse. 

Ich  für  mein  Theil  würde  kleinere  Anstalten  von  2 — 300  Kr. 
ganz  verwerfen  und  5—  600  als  die  geeignetste  Zahl 
Dabei  halte  ich  eine  Vermehrung  bis  auf  höchstens 


700  für 


Gröfse  der  Anstalt  muss  das  Terrain 
und  hier  würde  ich  im  Gegensatze  zu  dem  eigentlichen  Bau 
die  weit  gehendsten  Forderungen  machen.  Vielleicht  gehe  ich 
nicht  so  weit,  wie  dies  jüngst  die  Provinz  Sachsen  gethan, 
die  für  ihre  neue  Irrenanstalt  ein  Terrain  von  300  ■*■  ange- 
kauft hat,  obwohl  ich  diesen  Schritt  als  einen  durchaus 
richtigen  nur  loben  kann;  aber  ich  gehe  nur  deshalb  nicht 
so  weit,  weil  wir  kaum  erwarten  dürfen,  überall  so  viel  Ver- 
ständniss,  Einsicht  und  Muth  anzutreffen,  als  die  säch- 
sischen Stande  in  dem  Ankauf  von  Alt  -  Schcrbitz  bewiesen 
haben.  Die  Englander  verlangen  10*  pro  Kopf,  mithin 
60  "*  für  600  Kr.  Dieselbe  Forderung  stellte  schon  Seiffert 
anf  und  von  dieser  Gröfse  sollte  man  sich  nichts  abhandeln 


Wenn  wir  so  die  zweckmäßigste  Gröfse  einer  Anstalt 
auf  5— «00  Kranke  und  das  Terrain  auf  50—60  «*  fest- 
gestellt haben,  so  ergiebt  sich  die  weitere  Frage:  in  welcher 
Anzahl  uns  das  Land  diese  -  Kranken  liefern  wird.  Hier  gilt 
zur  Zeit  und  nach  den  übereinstimmenden  Zählungen  fast 
aller  Länder,  dass  sich  die  Zahl  der  Geisteskranken  und 
Blödsinnigen  zur  Zahl  der  Bevölkerung  verhält  wie  1 :  3 — 400, 
dass  mithin  auf  1000  Köpfe  der  Bevölkerung  etwa  3  Geistes- 
kranke zu  rechnen  sind.  Nur  ein  Theil  dieser  Zahl  ist  in 
Anstalten  untergebracht,  und  es  ist  kein  Erforderniss,  dass 
dies  bei  allen  geschieht;  immerhin  aber  sollte  jener  Theil 
nicht  unter  V,  der  vorhandenen  Geisteskranken,  d.  i.  1  :  1000 
der  Bevölkerung  herab  sinken.  Dieses  Vcrhältniss  schwankt 
in  den  verschiedenen  Ländern  sehr.  Die  Länder  mit  der 
entwickeltesten  Irrenpflege  verpflegen  auch  die  meisten  Kranken, 
während  wir  in  Prcufsen  noch  sehr  weit  zurück  sind.  Denn 
während  Prcufsen  im  Jahre  1H71  nur  1  Geisteskranken  auf 
2095  seiner  Einwohner  in  einer  Anstalt  untergebracht  hatte, 
verpflegten  zu  gleicher  Zeit  England  1 :  442,  Belgien  1 :  771, 
Frankreich  und  Sachsen  1  : 1000. 

Zur  Füllung  einer  Anstalt  von  der  angenommenen  Gröfse 
von  600  Köpfen  würde  es  bei  einein  Vcrhältniss  von  1 : 1000 
einer  Bevölkerung  von  600  000  Seelen  bedürfen,  was  etwa 
der  Gröfse  eines  preußischen  Regierungsbezirkes  entspricht. 
Zugleich  entspricht  dies  noch  einer  anderen,  im  folgenden  zu 


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R«.  42. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


Lage  der  Anstalt 

Aach  hier  sind  gewisse  allgemeine  Grundsätze  einzuhal- 
ten, da  von  ihnen  das  Gedeihen  der  Anstalt  abhängt.  Vor 
allem  gilt  das  Gesetz,  dass  man  die  Anstalt  möglichst  in  die 
Nähe  des  Punktes  legen  soll,  der  ihrer  am  meisten  bedarf, 
was  in  der  Kegel  die  Hauptstadt  des  Bezirks  sein  wird. 

Es  ist  eine  Erscheinung,  die  sich  fiberall  wiederholt  und 
die  Nasse  an  der  Hand  langjähriger  Siegburgcr  Erfahrun- 
gen für  die  Rheinprovinz  schlagend  nachgewiesen  hat,  dass 
mit  der  Entfernung  von  der  Anstalt  auch  die  Benutzung  der- 
abnimmt.    Denn  während  der  Reg. -Bez.  Köln,  in  wel- 
Siegburg  gelegen  ist.  in  5  Jahren  325  Kranke  dort 
rarden  aus  Trier,  dem  entlegensten  Reg. -Bezirk, 
bei  übrigens  gleicher  Gröfse  nur  144  Kr.  aufgenommen. 
Und  ganz  dieselben  Verhältnisse  ergab  eine  über  23  Jahre 
(1843—65)  fortgesetzte  Untersuchung  im  Staate  New- York. 
Wenn   man  diesen  Staat    in   4   gleich   grofse  Distrikte 
theilte,  in  deren  ersten  die  Anstalt  log,  während  der  zweite 
bis  60  englische  Meilen  von  derselben  entfernt  war,  der  3. 
bis  120  und  der  4.  bis  zu  350  Meilen ,  so  ergab  sich  Folgendes : 
Im  1.  Distrikte  kam  1  Kr.  auf  2772  Einwohner 
»2.       „        ,    1    „     ,     5820  . 
n  3.       „        „    1    „     „     7351  „ 
,4.       „        „    1    „     „  11535 
Was  aber  Nasse   ferner  nachwies    und  was  meines 
Erachtens  noch  mehr  ins  Gewicht  fällt,  war,  dass  die  Hei- 
lungen für  die  entfernteren  Gegenden  ein  viel  ungünstigeres 
Verhältnis  zeigen,  indem  die  Kranken  je  näher  der  An- 
stalt,   auch   um  so   früher  und  um  so  genesungsfähiger 
zur  Aufnahme  kommen.    Wenn  die  Aufnahmen  etwa  in  ein- 
fachen Verhältniss  abnehmen,  so  thun  dies  die  Heilungen 
fast  im  Quadrat  der  Entfernungen,  und  wollte  man  dieses 
Verhältniss  graphisch  darstellen,  so  könnte  man  um  die  Anstalt 
eine  Anzahl  von  Kreisen  legen,  deren  jeder  die  gleiche  Zahl 


Mittelpunkte  würde  für  die  Aufnahmen  in  und 
für  die  Heilungen  dagegen  im  I  so 


Quadrat  zunehmen.  Natürlich  werden  hier  die  Verkehrs- 
wege in  Betracht  zu  ziehen  sein,  wodurch  ja  im  wesentlichen 
die  Entfernungen  bestimmt  werden,  und  der  Mittelpunkt  einer 
Provinz  oder  eines  Rcg.-Bcz.  wird  z.  B.  dort  anzunehmen  sein, 
wohin  die  meisten  Eisenbahnlinien  führen.  Wenn  man  sich 
daher  im  gegebenen  Falle  auch  nach  der  Gelegenheit  richten 
wird  und  muss,  so  kann  man  doch  folgende  allgemeinen  Grund- 
sätze als  fest  stehend  ansehen: 

1.  Zentrale  Lage  im  Distrikt 

2.  Nähe  einer  gröfseren  Stadt  Diese  Forderung  müssen 
wir  im  Interesse  des  Betriebes  der  Anstalt  stellen,  der  anderer- 
seits auf  grofse  Schwierigkeiten  stofsen  dürfte.  Ich  erwähne 
nur  den  Bezug  der  Lebensmittel  und  der  sonstigen  Bedürfnisse, 
der  Reparaturen  an  Mascldncn  und  Gebäuden  u.  desgl.  mehr. 
Für  die  Liebenswürdigkeit  schottischer  Behörden ,  welche 
hierbei  auch  auf  die  Aorztc  und  deren  gesellschaftliche  Be- 
dürfnisse Rücksicht  nehmen,  können  wir  bei  uns  kaum  auf 
Nachahmung  rechnen.  Die  Entfernung  von  der  Stadt  von 
3 — 4Ka  kann  übrigens  bei  Eisenbahnverbindung  ohne  Nach- 
theil auf  12 — 15      erhöht  werden. 

3.  Etwas  erhöhte  Lage  und  wo  möglich  angenehme  Um- 
gebung, Richtung  der  Baufront  nach  S.W.,  Nähe  einer  Eisen- 
bahnstation, Wasser  in  guter  und  hinreichender  Qualität  und 
die  Möglichkeit  der  Wasserabfuhr.  Das  Ausserachtlassen  der 
letzteren  bereitet  beispielsweise  den  rheinischen  Anstalten  zur 
Zeit  grofse  Umstände  und  Kosten. 

Schliefslich,  jedoch  nicht  zuletzt  em  hinreichend  grofses 
Terrain  und  die  Möglichkeit  der  späteren  Ausdehnung.  Eine 
zu  grofse  Annäherung  an  gröfsere  Städte  verbietet  sich  dalier 
schon  von  selbst  da  die  Kaufsumme  des  Terrains,  das  wir 
oben  zu  10  H*  für  je  100  Köpfe  angenommen  haben,  eine  zu 
hohe  sein  würde,  wenn  dasselbe  Ol>erhaupt  in  dieser  Ausdeh- 
in  der  Nähe  einer  Stadt  zu  beschaffen  ist    Auch  ist 


ist  versteht  sich,  wie 


Graphische  Berechnung  von  gegliederten  Bügen. 

Von  C.  Reymann,   Maschinenmeister  in 


sollen  nur  solche 
unfähig  sind,  im  Bogenscheitel 
verhältniss  uiäTsii 


Sieht  man  bei  Bögen  vorli 
stellten  Bedingung:  Unfähigkeit  im 
stehen  isu  können,  ab,  so  kann  u.« 
einen  auf  2  Stauen  ruhenden  Träger 


Zur  Geschichte  des 


in  Aegypten 


(PaitHrtUM«  ) 

Wenn  wir  die  historische  Reihenfolge  beibehalten,  so  ist 
nunmehr  für  unsere  Betrachtungen  die  Regiemngszeit  des  Königs 
Ra-n-maat  Amenemhat  III.  (2300  vor  Chr.  Geb.)  von  der  gröfsten 
Wichtigkeit  Sein  Name  blieb  der  Nachwelt  weniger  wegen 
glocklich  geführter  Kriege,  als  vielmehr  wegen  Segen  bringender 
Werke  des  Friedens  erhalten.  Denn  nach  den  neuesten  For- 
schungen ist  er  der  Gründer  jenes  so  wunderbaren  Moeris-See's, 
von  dessen  Oröfse  und  Nutzen  die  Alten  nicht  genug  erzählen 
konnten,  so  voll  des  Lobes  waren  sie  über  die  Anlage  l 
den  Urheber  des  kunstlichen  „Meeres". 

Der  Wohlsund  Aegyptens  beruhte  in  alter  Zeit  uz 
noch  in  unseren  heutigen  Tagen  auf  der  Fruchtbarkeit 
bedingt  durch  die  regelniäfsifr  wiederkehrenden  Ueberschwemmun- 
gen  des  Nilstroms.  Halten  dieselben  das  rechte  Maats  inne,  so 
spenden  sie  dem  Boden  reichen  Segen.  Ueberstei(ren  sie  die 
Höhe,  welche  nothwendig  ist,  um  dem  Lande  die  hinreichende 
Wassermasse  zuzuführen,  so  wirken  sie  verderblich  und  zerstören 
die  Hoffnungen  de»  Landmannes.  Bleibt  im  Gegentbeil  das  stei- 
gende Wasser  unter  dem  erforderlichen  Maafse  stehen,  so  ist 
Misswachs  und  Hungersnoth  die  natürliche  Folge  des  Wasser- 
mangels. Zu  allen  Zeiten  war  daher  die  Sorge  der  Bewohner 
auf  den  Sund  des  Nils  zur  Zeit  der  Schwellung  gerichtet,  um 
Mittel  und  Wege  zu  finden,  die  vorhandene  Wassermenge  je  nach 
der  augenblicklichen  Hohe  abzuleiten  oder  den  Feldern  zuzufüh- 
ren. Dämme  und  Schleusen,  Kanäle  und  Wasserbecken  leisteten 
hierbei  die  erspriefslichsten  Dienste. 

Wie  in  unseren  vorgeschrittenen  Zeiten  auf  dem  Wege  des 
Drahtes  von  Khartum  aus  das  beginnende  und  zunehmende  Stei- 
gen des  Nilcs  nach  Kairo  gemeldet  wird,  um  die  Regierung 
rechtzeitig  in  die  Lage  zu  setzen,  die  kommenden  Wasser  im 
voraus  abzuschätzen  und  die  nöthigen  Vorbereitungen  für  die 
bevorstehende  Ueberschwemmung  zu  treffen,  so  diente  in  den 
Tagen  Königs  Amenemhat  und  seiner  Nachfolger  der  südlichste 
Punkt  des  Reiches  die  neu  gegründete  Festung  von  Semne  als 
Beobachtungspunkt  für  die  eintretende  und  steigende  Schwellung. 
Von  hier  aus  ging  Botschaft  den  tiefer  liegenden  Gegenden  zu. 


Auf  den  Felsen  von  Semne  und  Kumme  wurde  zugleich  der 
höchste  Sund  der  Fluth  zur  Vergleichung  angemerkt  und  der 
Nilstrich  mit  einer  entsprechenden  Inschrift  versehen.  So  liest 
man  an  einer  Stelle  am  Felsen:  .Hohe  des  Niles  im  Jahre  14 
unter  der  Regierung  Seiner  Heiligkeit  des  Königs  Amenemhat  in., 
des  immerdar  Lebenden."  In  einzelnen  Beispielen  wird  mit  dem 
Könige  zugleich  der  Name  und  die  Würde  der  Beamten  erwähnt, 
welche  vor  dem  Eintritt  der  größten  Wasser  das  allmähliche 
Steigen  des  Flusses  zu  prüfen  und  die  nöthigen  MaaTsregcln  zu 
ergreifen  hatten.  Die  grofse  Zahl  von  Beobachtungen  dieser  Art, 
welche  Lepsius  an  Ort  und  Stelle  entdeckt  und  zuerst  zusammen 
gestellt  hat,  gestattet  uns  die  sehr  auffallende  Thatsache  anzu- 
merken, dass  in  den  Zeiten  des  zwölften  Königshauses,  d.  h.  drei 
und  vierzig  Jahrhunderte  vor  unseren  Tagen,  die  höchste  Fluth 
8,17  Ellen  Ober  dem  höchsten  Punkte  der  heutigen  Schwellung 
sUnd,  und  dass  die  mittlere  Nühöhe  die  gegenwärtige  um  7  Ellen 
überschritt,  als  Amenemhat  IH.  in  Aegypten  König  und  Herr  war. 

Die  besondere  Aufmerksamkeit,  welche  dieser  König  so 
augenscheinlich  der  Beobachtung  der  Mlschwelltwg  widmete,  wird 
am  deutlichsten  durch  seine  Anlage  des  Riesenbeckens,  welches 
in  der  heutigen  Landschaft  des  Fajum  von  Menschenhand  herge- 
stellt wurde,  um  zur  Aufnahme  und  Aufspeicherung  der  über- 
schüssigen Wasser  der  Ueberschwemmung  zu  dienen.  Zweifels- 
ohne befremdeten  den  König  und  seine  Baumeister  die  geringen 
Erfolge,  welche  die  Wasserbehälter  von  mäfsigen  Dimensionen 
gewährten,  die  damals  wie  heutzutage  am  Nil  einer  hinter  dem 
andern  lagen.  Der  König  kam  auf  den  Gedanken,  sie  durch 
Herstellung  eines  enormen  Behälters  zu  ersetzen  oder  sie  doch 
durch  dieselbe  zu  vervollständigen. 

Einige  Meilen  aufwärts  von  Memphis  bricht  die  lybischc 
Bergkette  plötzlich  ab  und  enthüllt  den  Eingang  eines  Thals, 
welches,  anfangs  eingeengt  zwischen  den  Bergwänden,  sich  um  so 
mehr  verbreitert,  je  mehr  es  gegen  Westen  vordringt  und  schliefs- 
lich amphitheatralisch  sich  verläuft  In  der  Mitte  dehnt  sich 
eine  breite  Hochebene  aus,  deren  mittlere  Höhe  dieselbe  wie 
beim  ägyptischen  Flachlande  ist  Im  Werten  dagegen  zeigt  sich 
eine  nicht  unbedeutende  f 
ein  natürlicher,  Ober  10 
Wa 

Diese  Stätte  vereinigte  die  beiden  zur  Herstellung  eines  ge- 

Digitized  by  G( 


tnde  ist   Im  Werten  dagegen  zeigt 
Senkung  des  Terrains,  ein  Thal,  weh 
Meilen  langer  See  (Birket-el-ouerun) 


210 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


25.  M»i  1878 


Stellt  man  eisen  Bogen  derartig  her,  dass  er  die  Momente, 
denen  ein  frei  aufliegender  Träger  ausgesetzt  ist,  aufnehmen 
kann,  und  gestattet  man  den  Bogenendeu  auf  den  Auflagern, 
entsprechend  der  elastischen  Durchbiegung ,  seitwärts  hin 
auszuweichen,  so  ist  der  Bogen  für  Sie  Berechnung  nichts 
anderes  als  ein  frei  aufliegender  Trager.  Kann  dagegen  der 
in  irgend  einem  Querschnitt  wohl  Krafte,  aber  nicht 

Auflager,  um  den 
Kräfte  zur 

entwickeln.  Diese  zum  Auflager- 
druck hinzu  tretenden  Kräfte  wirken  naturgemäß  in 
dem  ursprunglichen  Drucke  abweichenden  Richtung.  Demnach 
liast  sieh  für  den  gewöhnlich  vorkommenden  Kall  der  Belastung 
durch  Vertikal  kräfte  sagen,  dass  der  Bogen  sich  theoretisch  nur 
dadurch  von  einem  frei  aufliegenden  Träger  unterscheidet, 
er  auf  die  Auflager  sowohl  in  vertikaler  als  auch  in  ' 
Richtung  Drucke  ausübt. 

Ks  sollen  nun  die  Momente  eines  Bogens,  der  im  Scheitel 
nur  Krafte  aufzunehmen  fähig  ist  nnd  der  daher  hier  z.  B.  ein 
Scharnier  haben  kann,  bestimmt  werden;  nur  eine  Belastung 
durch  vertikal  abwärts  wirkende  Lasten  wird  voraus  gesetzt. 

Betrachtet  man  den  Bogen  zunächst  als  frei  aufliegenden 
Trüger,  äbstrahirt  man  also  von  der  schwachen  Stelle  im  Schar- 
nier, so  kann  man  das  Kräftepolygon  durch  Aneinandersetzen 
der  äußeren  Krafte,  die  aus  Belastungen  und  Eigengewicht 
n,  erhalten.  Um  das  Seilpolygon  zu  bilden,  ist  in  be- 
•  Weise  ein  Pol  anzunehmen  und  es  sind  sodann  die  Seil- 


Fin  1  u.  ». 


In  dem  Produkt  aus  Ordinate  der  Momcnteniläche  und  Pol- 
Abstand  erhält  man  die  Gröfse  des  Momentes.  Es  ist  also,  um 
zu  rekapituliren,  in  Fig.  1.  der  vertikale  Auflagerdruck  Q  —  bc, 
das  Moment  31  =  atf  und  ferner  die  Vertikalkraft  zwischen 
dem  Auflager  rechts  und  der  Last  II  V=  Q. 

Der  Scheitel  des  Bogens  wird  durch  ein  Moment  von  der 
Gröfse  31,  —  a  y„  und  eine  Vertikalkraft  V  —  Q  beansprucht. 

Befindet  sich  an  dieser  Stelle  nun  ein  Scharnier,  so  kann 
dasselbe  wohl  die  Vertikalkraft  V,  aber  nicht  das  Moment 
aufnehmen,  und  es  müssen  daher,  soll  das  System  bestehen, 
die  Widerlager  Momente  von  der  Gröfse  31  „  =  a  y,  im 
entgegen  gesetzten  Drehungssinn  entwickeln.  Bezeichnet  man 
das  Moment  des  Widerlagers  mit  SN  .  >>  »  worin  v  die  Komponente 
des  Auflagerdrucks  und  x_  ihr  Hebelarm,  bezogen  auf  das 
Scharnier  als  Drehpunkt  ist,  so  muss  A/„  -»r.  sein.  Da 
nun  die  vertikalen  Auflager  -  Reaktionen  sich  im  Gleich- 
gewicht mit  den  vertikal  wirkenden  Belastungen  befinden  müssen, 
so  ist  Gleichgewicht  nur  möglich,  wenn  die  beiden  Kräfte  $> 
gleich  und  entgegen  gesetzt  gerichtet  sind,  also  dies*?  Kräfte 
in  die  Verbindungslinie  der  beiden  Auflager  fallen.  Hierdurch 
Hebelarm  z,  der  gleich 


ist  zugleich  ai 


Liegen  die  Auflager 
in    einer  Horizontalen, 
wie  in  Fig.  1,  so  ist 
//  =  £i  und  r  =  x,, 

also  31,  —  Hz,,  und  der 
Horizonlalschub : 

* 

Aus  der  Figur  und 
ebenso  aus  der  Gleichung 

J/<,  —  «j„=  //  z„ 
ersieht  man,  dass  beide 
Momente  einander  ent- 
gegen wirken.  Das 
Moment  der  Belastung 
n  ya  hat  das  Bestreben 
das  Scharnier  zu  senken, 
das  Moment  der  Auf- 
lagerkrftfte  » jrfl  wirkt 
auf  Heben  des  Scharniers. 

Auf  das  durch  einen  Vertikalscbnitt  abgetrennte  Kon- 
struktiansstück  wirken  1)  die  Belastungen,  2)  der  Auflagerdruck 
(beide  in  vertikaler  Richtung)  und  8)  der  Horizontalschuh  //. 

Das  durch  die  Kräfte  snb  1  und  2  erzengte  Moment  ist: 
31  =  mg,  und  das  durch  H  erzeugte  Moment  W  =  Hz,  worin  x 
die  Bogen-Ordinate  bezeichnet;  demnach  ist  das  totale  "' 
Jfc  =  ay  -Hz-(y-z). 

Der  Ausdruck  Hz  ist  leicht  in  folgender  Weise 
struiren: 

Trage  ,»/„  —  z„  (Fig.  1)  in  horizontaler  Richtung  vom  Bogen- 
scheite!  ab  und  ziehe  im,  so  sind  alle  Momente  Hz  derartig 
gegeben,  dass  zu  einem  beliebigen  z  als  Abszisse  sich  das  ent- 
sprechende Hz  als  Ordinate  z  findet.  So  repräsentirt  s.  das 
Moment  des  Horizonthalschubs  im  Scheitel  und  z  dasjenige  im 
Punkte  P  des  Bogens ,  dem  die  Bogen  -  Ordinate  z  zugehört. 
Will  man  die  Momente  in  Zahlenwerthen  ausgedrückt  halten,  so 
ist  z  mit  z  zu  multipliziren. 

Nachdem  die  beiden  Theile,  aus  welchen  sich  Mi  zusammen- 
setzt, konstruirt  sind,  erübrigt  noch  die  graphisch  auszuführende 
Subtraktion;  man  hat  dazu  von  der  Seilkurve  aus  die  Längen  i 
abzutragen  (Fig.  2)  und  die  erhaltenen  Punkte  zu  verbinden, 
um  in  der  umschlossenen,  in  der  Figur  schraffirten  Fläche 
die  Momenten  -  Flächen  zu  erhalten.  Da  wo  die  Be- 
grenzung der  Fläche  die  Schlusslinie  schneidet,  findet  ein  Wechsel 
der  Beanspruchung  statt  In  dem  vorliegenden  Falle  ist  die 
rechte  Seite  so  beansprucht,  dass  die  innere  Bogen-l 
Druck,  die  äufsere  auf  Zug  beansprucht  ist;  vom 
nahe  zum  Punkt  P  findet 
statt,  und  von  P  bis  zum  Kampfer  wieder  eine  der  anderen  Bo- 
gleiche Inanspruchnahme. 

it  man  den  Horizontalschub  und  die  Vertikalkräfte  eines 


eigneten  Reservoirs  wesentlichen  Bedingungen:  sie  war  hinreichend 
vom  Nil  entfernt,  um  nicht  von  der  Ueberschwcminung  direkt  er- 
reicht zu  werden,  und  befand  sich  dessen  ungeachtet  in  nahezu 
gleicher  Hohe  mit  dem  Nilthal.  Amenemhat  brauchte  auch  dort 
nicht  einmal  tiefe  Erdausgrabungen  vornehmen  zu  lassen.  Er  musste 
nur  einen  Theil  der  mittleren  Hochebene  mit  Dämmen  einschliel'sen, 
die  hinreichend  stark  waren,  das  Wasser  zusammen  zu  halten  und 
das  Ausfließen  nach  dam  westlichen  Abhänge  des  Thals  zu  verhin- 
dern, und  die  dabei  hinreichend  hoch  waren,  um  nie,  selbst  nicht 
zur  Zeit  der  größten  Ueberschwemmungen,  überrlutbet  zu  werden. 

Die  üeberreste  dieser  Dämme  bestehen  noch  gegenwärtig 
zwischen  den  modernen  Städten  Ellahuu  und  Medinet-el-Fajum. 
Sie  hatten  bis  50  ■»  Breite  und  nur  3,50»  Höhe. 

Zwei  mit  Schleusen  versehene  Kanäle  setzten  den  Behälter 
mit  dem  Nil  in  Verbindung  und  regelten  den  Zu-  und 
des  Wassers.  Der  eine  von  diesen  Kanälen  zweigte  vom 
in  einiger  Entfernung  südlich  ab  und  lief  in  der  Diagonale  die 
lybische  Kette  entlang  ungefähr  in  der  Richtung  des  gegen- 
wärtigen Bahr- Ynsuf;  er  führte  dem  Reservoir  das  Wasser  zu. 
Der  andere  Kanal  zweigte  viel  weiter  unten  östlich  von  Fajutn 
ab  und  folgte  wahrscheinlich  den  L'mrisslinien  des  Hülfskanals, 
der  gegenwärtig  sich  in  der  Nachbarschaft  von  Beni-Suef  auf- 
thut  Durch  diesen  Graben  wurde  während  der  Zeit  des  sinken- 
den Wasserstandes  das  Wasser  nach  dem  Flusa  geleitet 

Reichte  das  Wachsen  des  Nils  aus,  so  erhielt  das  im  See  auf- 
gespeicherte nnd  je  nach  BedOrfniss  abgelassene  Wasser  die 
Üeberschwemmung  auf  der  Höhe,  welche  für  ganz  Mittelägypten 
und  am  ganzen  linken  Nilufer  bis  zum  Meere  zweckmäßig  war. 
Drohte  das  Wachsen  des  Stromes  sich  der  Städte  zu  bemächtigen 
oder  die  Ortschaften  des  Delta  trotz  der  künstlichen  Erdauf- 
Schöttlingen,  auf  denen  man  sie  erbaut  hatte,  fort  zu  schwemmen, 
oder  bloß  zu  lange  in  den  Niederungen  zu  bleiben  und  sie  in 
Moorboden  zu  verwandeln  —  so  nahm  der  Moeris-See  den 
Wasserüberschuss  auf  und  bewahrte  ihn  Iiis  zu  dem  Zeitpunkte, 


zu  beleben  suchte,  denn  es  ist  erwiesen,  dass  die  einheimische 
Bezeichnung  für  ein  solches  Becken,  meri  oder  Mi-uer,  den 
Grund  zur  Schöpfung  eines  Sagenkönigs  Moeris  abgab.  Auch 
die  arabisch-koptische  Benennung  der  Landschaft,  in  welcher  der 
künstliche  See  gelegen  war,  das  sogenannte  Fajum,  erklärt  sich  ohne 
Schwierigkeit  durch  den  älteren  Namen  I'hajum  d.  h.  „das  Seeland". 

Lange  Zeit  war  man  im  Zweifel  über  die  Lage  des  Sees, 
dessen  Lage  und  Umfang  so  gut  wie  verwischt  schien.  Man 
suchte  ihn  wieder  zu  erkennen  in  dem  westlich  gelegenen  natür- 
lichen großen  See ,  dem  schon  erwähnten  Birket  -  el  -  querun  der 
Araber,  bis  es  endlich  den  Nachforschungen  Linant-Bey's  gelang, 
die  unverkennbaren  Spuren  des  künstlichen  Moeris -Sees  wieder 
zu  entdecken. 

Die  Landschaft  des  Fajum,  welche  von  den  Zeiten  des  Königs 
nemhat  Iii.  durch  das  Vorhandensein  des  Moeris-Sees  eine 


wo  der  Fluss  zu  sinken  begann. 

Die  Alten  gaben  dem  Becken  den  Namen  „Moeris-See", 
weil,  wie  sie  anführen,  aßo  der  Erbauer  desselben  hieß,  ein 
Den 

r 


alter  König  Moeris.  Den 
Märchen  und  Krtiudun, 
Geßt  die  todte  Welt 


wir  indess  zu  den 
mit  welchen  der  griechische 


ganz 

langte,  wird  in  den 

wenig  berücksichtigt  Wahrscheinlich  deshalb,  weil  man  diese 
Landschaft  sammt  ihren  Bewohnern  als  Osirisfeindlieh  verabscheute. 
Was  jedoch  die  Denkmäler  mit  ewigem  Stilßchwetgen  bedeckt 
zu  haben  schienen,  hat  durch  die  neueste  Auffindung  eines 
gebrechliehen  Papyrus  (gegenwärtig  im  Besitz  des  ägyptischen 
Museums  zu  Bulaq)  seine  theil  weise  Aufklärung  gefunden;  denn 
der  Inhalt  der  genannten  Urkunde  gewährt  uns  einen  Einblick  in 
manche  wissenswerthe  Einzelnheiteu ,  die  mit  dem  See  und  den 
Bauten  und  Anlagen  in  seiner  Nähe  in  unmittelbarster  Beziehung 
stehen.  Um  von  vorn  herein  auf  die  Hauptsache  überzugehen,  so 
sei  bemerkt,  dass  der  Papyrus  uns  im  Bilde  den  lang  gestreckten 
Moeris -See  darstellt,  sammt  seinem  Verbindungsgraben.  Rings 
um  das  Becken  hat  der  unbekannte  Zeichner  eine  Zahl  von 
Städten  und  Heiligthümern  wieder  zu  geben  gesucht,  in  Begleitung 
hieroglyphischer  Beischriften,  welche  für  das  Verständnßs  der 
Anlage  und  für  die  Kenntniss  der  verschiedenen  Oerttichkeiten 
und  ihrer  Götterdienste  von  nicht  zu  unterschätzender  Wichtigkeit 
Mit  Hülfe  dieser  Angaben  sind  wir  in  den  Stand  gesetzt, 
ist  über  die  verschiedenen  Namen  des  See«  die  nöthige 
zu  gewinnen.  Derselbe  heiast  darin  bald  Sehe,  <L  h. 
»"  oder  „See",  bald  Sche-ur,  „das  gröfse  Seebecken",  bald 
Miuer  (Moeris  I)  „der  große  See".  Nach  der  allgemeinsten 
Sehe  erhielt  die  Landschaft  die  Benennung  Ta  sche, 

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No.  42. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


211 


Tingens,  so  kann  man  durch  Aneinandertragen  dieser  Kräfte  die 
Drucklinic,  den  Resultanten-Zug  bilden.    Der  Homontalkraft 

//  =       wird  durch  Rechnung  erhalten  und  die  Vertikalkraft 

•Co 

am  Scheitel  als  Differenz  der  vertikalen  Auflager- Reaktion  A  and 
der  zwischen  Autlager  und  Scheitel  befindlichen  Belastungen. 

Zur  graphischen  Konstruktion  benutzt  man  die  bereits  ge- 
zeichnete Seilkurve.  Würde  der  Abstand  a  im  Kraftepolygon 
gleich  tlem  Horizontalschub  H  und  die  Urdinate  to  gleich  der 
Pfeilhöhe  r  sein,  wurde  ferner  die  Schlusslinie  des  SeÜpolygons 
horizontal  liegen,  so  wtirden  das  Seilpolvgon  und  die  Drucklinie 
symmetrisch  sein.    Das  die  Drucklinie  selbst  ergebende  Kräfte- 


Ff*  J- 


Polab- 

ae  abträgt 
Tragt  man  im 
Kräftepolygon  (Fig.3) 
a  in  horizontaler  Rich- 
tung ron  b,  dem 
Schnittpunkt  der  Auf- 
lagerlinie  *)  mit  der 

Kraftlinie  a  e,  ab, 
verlegt  also  den  Pol 
von  p  nach  p,  und 
konstruirt  das  Seil- 
polygon ,  so  muss 
dessen  Schlusslinie 
horizontal  (und  pa- 
rallel za  b  pt  )  liegen. 
Schlägt  man  das  Seil- 
polygon nach  oben 
iiber  und  hebt  dasselbe,  bis  die  Punkte 
d  und  <  in  die  Auflager  «  und  m  fallen, 
so  erhält  man  ein  Polygon,  welches 
sich  nur  dadurch  von  der  Drucklinie 
,  dass  dasselbe  nicht 
Scheitel  geht.   Es  ist  nun 

aber,  d»ft«jp  (1) 

auf  if„  konstant  Bc- 
daajenige  a,  welches 
einem  y„  —  r„  entspricht^  mit  a„  so 

muss  hierfür  sein:  x„  = '  *  (2) 


zugleich  die  gesuchte  Horizontalkraft  H.  Wurde  man  beispiels- 
weise  die  Dnickliuie  durch  den  Punkt  g  (Fig.  3)  haben  wollen, 
so  müsste  man  entsprechend  anstatt  g„  und  xa  die  Werthe  yt 
und  x,  zur  Bestimmung  des  Polabstandes  a  benutzen.  Wenn 
man  nun  a,  auf  der  anderen  Seite  der  Kraftlinie  ac  bis  />„ 
abträgt,  so  ist  abc p„  dasjenige  Kräftepolygon,  welches  ein  Seil- 
IHilygon  erzeugt,  das  sowohl  durch  die  Kämpferpunkte  l  und  m, 


Kräftepolygon,  welches 
»rteugt,  das  sowohl  durch  die  Kämpferpunkte  l 
durch  den  Scheitel  n  des  Bogens  geht,  also 
die  Drucklinie  bildet  Die  Spannnogslinien  des  Krftftepolygons 
stellen  die  gesuchten  Resultanten  aller  äußeren  Kräfte  des 
Srhamierträgers  dar  und  zwar  entspricht  a  p„  der  Reaktion  im  linken 
Kämpfer,  c p„  derjenigen  im  rechten  Kämpfer,  bezw.  in  den  Thcileu 
des  Trägers,  welche  zwischen  den  Kämpfern  und  den  Lasten- 
punkten I  bezw.  IH  liegen;  ferner  stellt  i >„  die  Kraft  in 
dem  zwischen  den  Lasten  I  und  U  hegenden  Theil  und  ähnlich 
p„  k  die  Kraft  zwischen  II  und  Hl  dar.  — 

Nachdem  im  Vorstehenden  das  Verfahren  zur  Bestimmung 
der  Momente  und  Kräfte  dargelegt  ist,  soll  dazu  Ubergegangen 
werden,  dasselbe  auf  einen  Bogen  mit  mobiler  Belastung 
anzuwenden.  L'm  zu  zeigen,  dass  es  für  die  Theorie  gleichgültig 
ist,  ob  die  Kämpfer  in  gleicher  oder  ungleicher  Höhe  liegen,  ist 
der  folgenden  Betrach- 


U.  in 


Durch  Division  der  Gleichung  (1)  durch  (2)  folgt:  — 


Trägt  man  von  p,  ans  in  vertikaler  Richtung  y„  und  z,,  ab 
(dieselben  reichen  bis  zu  den  Punkten  /  und  und  zieht  /* 
parallel  zu  bg,  so  ist  h  p,  =  a,  der  gesuchte  Polabstand  und 


")  Mit  AlsflagerliliiD  irt  die  Linie  im  Kraftpoljgon  b<jeieta(*et  worden,  die  par&llel 
im  flcUuulinle  <le.  SeUpolTjpn,  iprirhfct  M. 


tung  ein  steigender  Bo- 
gen zu  Grunde  gelegt. 
Der  Einfachheit  wegen 
ist  der  Träger  nur 
durch  2  Kräfte  P  und  Q 
belastet 
Die  erst 

Last    sei    mit  F 
und  Q,  die  zweite  mit  P, 
und  Q,  bezeichnet,  der 
id     der  beiden 

sei  konstant. 
Zunächst  zeichne 
man  das  Kräftepolygon 
OPQ  (Fig.  4),  nehme 
den  Abstand  des  Pols 
beliebig  (=  <z)  an  und 
bilde  die  Seilkurve  edef. 
Nimmt  man  den  Punkt 
g  so  auf  cd  an ,  dass 
die  Projektion  des  Stacks 
g  d  gleich  a  ist,  be- 
stimmt man  ferner  Punkt 
/  so,  dass  die  Projektion 
von  gf=  l  ist,  und  zieht 
man  gf,  so  ist  g/ed 
das  Seilpolygon  für  die 
Laststellung  P  Q.  Macht 
man  dagegen  die  Pro- 
jektion vou  A  d  gleich  a, 


„das  Seeland",  wovon  das  arabisch  -  koptische  Fajum  eine  genaue 
Üebertragung  darstellt  Eine  andere  Benennung  für  denselben 
See  mit  Einschluss  des  Grabens  ist  außerdem  Hunt,  .das  Wasser- 
wehr",  ein  sonst  auch  üblicher  Ausdruck,  welcher  in  den  Gaulisten 
auf  die  grofsen  Sammelbecken  im  Hinterlande  eines  jeden  Bezirkes 
angewendet  wurde.  Die  Stelle,  bei  welcher  der  obere  Kanal  vom 
Nil  ausgehend  in  das  1  haigebiet  des  groben  Gebirgskessels  des 
Fajum  eintrat,  hieß  Ape-tasch,  d.  h.  „die  Schlucht  des  Seelandes". 
Hier  befand  sich  „die  Oeffnung  (der  Schleuse)  des  Grabens",  der 
Ra-hunt  oder  La-hunt,  aus  welchem  Worte  sicherlich  der  heutige 
Name  des  Ortes  EUahun  (mit  dem  arabischen  Artikel  el  vor  La- 
hunt)  in  der  Nähe  der  angegebenen  Stelle  entstanden  ist  — 

Kehren  wir  nunmehr  wieder  zu  den  Brunnenbau  ten  zurück, 
so  haben  wir  von  ausgedehnteren  Ausführungen  dieser  Art  Nach- 
richten aus  der  Zeit  des  Königs  Mineptah  I.  Seti  I.  (1866  vor 
Chr.  Geb.).  Die  Steuern  und  Abgaben  scheinen  unter  seiner  Re- 
gierung weniger  reichlich  geflossen  zu  sein  als  unter  seinen  Vor- 
i,  während  die  Bedürfnisse  des  Königs  dieselben 


kostspieliger  Bauten  große  Ausgaben  er- 
Neue  Quellen  für  die  notwendigen  Mittel  raussten 
deshalb  eröffnet  werden.  So  ring  man  an,  einer  geregelten  Aus- 
beutung der  vorhandenen  Goldltergwerke  in  Aegypten  und  Nubien 
alle  Sorge  zuzuwenden  und,  was  zunächst  lag,  der  Anlage  von 
Brunnen  inmitten  der  wasscrlosen  Gcbirgsländer,  aus  welchen  das 
Gold  gewonnen  wurde,  die  nöthige  Aufmerksamkeit  zu  schenken. 
Zu  diesen  Gegenden  gehörte  die  wüste  Strecke  auf  der  Ostscite 
des  Nil,  gegenüber  van  Edfu,  welche  heut  zu  Tage  den  Namen 
Redesieh  führt,  mit  den  Resten  eines  altägyptischen  Fcßcntem- 
peU.  Er  bezeichnet  durch  seine  Lage  einen  der  Halteplätze  auf 
der  grofsen  Handelstraße,  welche  im  Alterthum  quer  durch  die 
Wüste  von  der  Stadt  Koptos  aus,  am  Nil,  nach  dem  Hafenortc 
Berenice  am  rothen  Meere  führte.  Die  Inschriften  am  Tempel 
rühren  aus  den  Zeiten  Sctfs  her.  Sie  bestätigen  nicht  nur  das 
Vorhandensein  von  Goldstufen  im  Innern  des  Gebirges,  sondern 
auch  die  Anlage  eines  Brunnens,  eines  Hydreuma,  wie  die  Grie- 
chen denselben  benannten,  auf  den  Refehl  des  Königs.   Sie  er- 

im  Monat  Epiphi,  am  20. 
unen  Rerggegendeu 
r,  die  bestehenden 


aufwärts  gestiegen  war,  machte  er  eine  Rast  um  mit  sich  selber 
zu  Rathe  zu  gehen  und  einen  Entschluss  zu  fassen,  nachdem  ihm 
mitgetheilt  war,  d&ss  der  Wassermangel  die  Straßen  fast  unbe- 
tretbar  mache  und  die  Wanderer  auf  denselben  in  der  heißen 
Jahreszeit  vor  Durst  stürben.  An  einer  passenden  Stelle  wurde  ein 
Brunnen  tief  in  den  Felsengmnd  gebohrt  und  der  kleine  Felsen- 
tempel angelegt  „auf  den  Namen  des  Königs  Seti  I."  nach  dem 
ausdrücklichen  Gebot  Pharaos.  Somit  war  alles  geschehen,  um 
die  Goldwäschcrei  mit  Erfolg  zu  betreiben.  Die  Leute,  welche 
diesem  mühseligen  Geschäfte  oblagen,  wurden  der  Aufsicht  von 
Hir-pit's  oder  „Vorstehern  der  Fremdvölker*  übergeben  und  alle 
sonstigen  Maaßregeln  getroffen,  um  die  Erhaltung  des  Tempels 
und  die  Verehrung  seiner  göttlichen  Insassen  Osiris,  Isis  und 
Horas  neben  den  drei  grofsen  Landesgöttern  Amon  von  Theben, 
Ptah  vom  Memphis,  Ilormachu  von  Theben  für  alle  Zeiten  zu  sichern. 
Dass  die  Bewohner  des  Landes  von  diesem  Werke  äußerst 


erbaut  waren,  erklären  sie  selber  in  den  Inschriften  des  1  cmpels. 
.Der  König  Seti  hat  solches  gethan  zu  seinem  Gedächtnis*  für 
seinen  Vater  Amon-ra  und  seine  Mitgötter,  indem  er  ihnen  neu 


chen  denselben  benannten,  aut  den  Hei 
zählen,  wie  im  Jahre  9  Königs  Seti  L,  i 
Tage,  der  Pharao^eine  Reise  nach^den 

Gnldliergwerke  selber  zu  besichtigen.  ] 


erbaute  ein  Gotteshaus,  in  dessen  Innerem  die  Gottheiten  voller 
Zufriedenheit  weilen.  Er  hat  den  Brunnen  bohren  lassen  für  sie. 
Solches  ist  niemals  vollbracht  worden  von  irgend  einem  Könige, 
ihn,  den  König,  ausgenommen.  Ein  gutes  Werk  hat  also  gethan 
der  König  Seti,  der  wohlthätige  Wasscrspeudcr,  welcher  das 
Leben  fristet  seinem  Volke,  er,  der  Vater  und  Mutter  für  Jeder- 
mann ist  Sic  sprechen  von  Munde  zu  Munde:  Amon  schenke 
ihm  (ein  langes  Dasein),  vermehre  ihm  die  ewige  Dauer.  Ihr 
Götter  vom  Brunnen!  gewährt  ihm  euere  Lebenszeit,  dieweil  er 
uns  gebahnt  hat  die  Straße  zum  Betreten  und  geöffnet  hat,  was 
verschlossen  da  big  vor  unserem  Angestellt  Nun  können  wir 
hinauf  ziehen  wohlbehalten  und  können  erreichen  das  Ziel  und 
bleiben  leben.  Die  schwierige  Straße  liegt  offen  da  vor  uns  und 
gut  geworden  ist  der  Weg.  Nun  kann  hinauf  geführt  werden 
das  Göhl,  wie  es  der  König  und  Herr  geschaut  hat  AU  die 
(lebenden)  Geschlechter  und  die,  welche  dereinst  sein  werden, 
sie  werden  für  ihn  erbitten  ein  ewiges  Gedächtnis*.  Er  feiere 
die  dreißigjährigen  Jubelfeste  wie  Tum,  er  blühe  wie  Horas  von 
Apollinopolis, 
Ländern  der  Götter, 

Gebirge."  (Hru«.  folgt.) 


irigen  Jubelfeste  wie  Tum,  er  blühe  wie  Horas  von 
darum  weil  er  gestiftet  hat  ein  Denkmal  in  den 
Götter,  weil  er  hat  Wasser  bohren  lassen  auf  dem 


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212 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


25.  Mai  187* 


und  die  von  A 1- gleich  l  und  zieht  k  k,  so  ist  hked  das  Seilpolygon 
tur  Stellung  P,  Q, ;  nur  ist  dasselbe  um  «,  n  gegen  die  Pro- 
jektion des  Bogen»  verschoben.  Der  Bogen  ist  gewissormafsen 
unter  der  Last  hinweg  gezogen  worden.  —  Zieht  man  in  dem 
horizontalen  Abstand  =  *  von  /  und  k  Vertikalen,  st 
die  Momente  des  Bogenscbeitels  i),  und  .v.  Diese 
vom  Scheitel  aus  parallel  zur  Verbindungslinie  der  Auflager  ab- 
getragen nnd  ihre  Endpunkte  mit  dem  Schnittpunkt  des  Loths 
aus  dem  Scheitel  mit  der  Verbindungslinie  der  Auflager  ver- 
bunden. Nunmehr  können  die  Momente  ganz  wie  vorhin  be- 
schrieben gebildet  werden.  Für  den  Punkt  i  ergiebt  sich  z.  B. 
für  Laststellung  P  Q  das  Moment  m,  für  Stellung  P,  Q,  das  Mo- 
ment n ;  da  n  oberhalb,  m  unterhalb  der  Schlusshnie  liegt,  so  drehen 
diese  Momente  in  entgegen  gesetzten  Richtungen. 

Um  die  Kräfte  des  Systems  zu  bestimmen,  ist  die  Scheitel- 
höhe z  von  p  aus  nach  unten  oder  oben  hin  abzutragen,  dasselbe 
geschieht  mit  den  Ordinaten  y  und  </,  und  es  sind  alsdann  die 
Horizontalschübe  als  Längen  ß  und  jr  in  bekannter  Weise  zu 
konstruinen.  Von  den  Endpunkten  l  und  m  der  Autlagerlinien 
p  l  und  p  m  sind  darauf  Parallelen  zu  der  Kampfer- Verbindungs- 
linie zu  ziehen  und  auf  diesen  die  Pole  </,  und  bezw.  <j  in  den 
Abständen  ß  und  y  zu  bestimmen.  Ks  sind  dann  <>-,■..  Pq,  und 
Q<]x  die  gesuchten  Kräfte  für  die  Stellung  /',  Q,  und  Oq,  Pq, 
Q  q  für  die  Stellung  P  Q.  — 

soll  dazu  Obergegangen  werden,  die  Kräfte  der 

Bogens  durch 
graphische 


einzelnen  KoMtruktionstheile 


»,  u.  iSt 

Glieder  des  Systems  getroffen 
Fig.  5  stellt  eine  durch 
jedem  Knotenpunkt  belastete 


Bestimmung 
zu  ermitteln. 
Es  ist  dabei 
vorausgesetzt, 
das»  der  Bogen 
2  üurtungen 
und  zwischen 
beiden  solche 
Verbindungen 

hat,  dass 
dadurch  ein 

Dreieck- 
System  nach 
Fig.  5  entsteht 
Zunächst  ist 
das  Kräfte- 
polygon und 
die  Drucklinie 
8 


vertikal  wirkende 
Bogenhälfte  mit 


eingezeichneter 


richtiger  Drucklinie  dar;  Im  ist  das  Kräftepolygon  mit  dem  Pol  i>; 
R  ist  diejenige  Kraft,  welche  dem  durchschnittenen  Stacke  der 
Drucklinie  entspricht  Wären  die  Kräfte  der  geschnittenen  Kon- 
stniktionstheile  bekannt,  so  könnte  man  je  2  und  2  derselben  zu 
einer  Resultante  zusammensetzen  und  es  müssten  dann  diese  beiden 
Resultanten,  damit  Gleichgewicht  hergestellt  ist,  gleich  grofs  sein, 


Von  den  Kräften,  die  in  den  durchschnittenen  Konstruktions- 
theilen  wirken  and  mit  A,  B  und  D  bezeichnet  sein  mögen,  sind 
nur  die  Richtungen  bekannt,  von  der  Kraft  R  ist  außer  der 
Richtung  auch  die  Gröfse  gegeben.  Es  müssen  nn 
die  Angriffspunkte  der  beiden  Resultanten  bestimmt  werden 
man  erhält  dieselben  in  den  Durchschnittspunkten  a  von  A 
R  und  in  b  von  D  und  11*).  Da  beide  Resultanten  in 
Geraden  liegen  müssen,  so  ist  durch  die  Verbindungslinie  oft  (in 
Fig.  6  nicht  angegeben)  zugleich  die  Richtung  dieser  Resultanten 
bestimmt,  und  es  kann  nun  dazu  übergegangen  werden,  die  Gröfse 
der  Kräfte  A,  B  und  D  zu  ermitteln. 

Am  Punkte  o  greifen  3  Kräfte  an:  R,  A  und  die  Resultante 
ab;  von  diesen  sind  die  Richtungen  und  ist  aufserdem  von  /.'  die 
Gröfse  bekannt,  demnach  kann  R  nach  den  Richtungen  A  und  ab 
zerlegt  werden.  Zu  dem  Ende  sind  im  Kräftepolygon  von  den 
Endpunkten  p  und  e  der  Kraft  R  Parallelen  zu  A  und  zur  Re- 
sultante a  b  zu  ziehen  und  man  erhält  so  das  Dreieck  pde.  In 
diesem  Dreieck  stellt  p  d  die  Gröfse  der  Kraft  A  und  d  e  die  der 
Resultanten  n  6  dar.  Von  den  8  im  Schnittpunkte  b**)  angreifenden 
Kräften  D  B  nnd  Resultante  a  b  sind  die  Richtungen  und  die 
Grö&e  der  Resultante  a  b  bekannt,  demnach  kann  auch  hier  durch 
Zerlegung  von  d  e  für  Kraft  Ii  die  Gröfse  d f  und  für  l)  die 
Gröfse  je  ermittelt  werden.  Im  Kräfte-Viereck  pdr'ep  hat  man 
also  die  Kräfte  A,  B,  D  und  R. 

Da  die  Richtung  von  R  die  durch  den  Pfeil  angedeutete  ist, 
vorausgesetzt,  dass  man  den  unteren  Bogentheil  weggeschnitten 
denkt,  da  ferner  die  Kräfte  pd,  df  nnd  je  diese  Kraft  R  nicht 
aufheben,  sondern  nur  ersetzen  sollen,  so  schliefscn  sich  die 
Kräfte  nicht  in  der  gewöhnlichen  Weise  an  einander,  sondern  es 
sind  dieselben  vielmehr  von  p  Ober  /  nach  «  gerichtet  und  man 
erhält  für  A,  B  und  D  Druckkräfte.  Die  Vertheilung  von 
Druck  und  Zug  Ober  die  Bogengnitungen  ist  aufserdem  leicht  aus 
der  Lage  der  Drucklinien  zu  ersehen.  Liegt  nämlich  die  Drucklinie 
zwischen  den  Gurbangen,  so  haben  beide  Druck,  liegt  sie  in  der 
einen  Gurtung,  so  hat  diese  den  ganzen  Druck  allein  auszuhalten 
und  die  andere  Gurtung  ist  nicht  beansprucht.  Liegt  die  Druck- 
linie endlich  außerhalb  der  Gurtungen,  so  ist  die  zunächst  liegende 
derselben  auf  Druck,  die  andere  auf  Zug  in  Anspruch  genommen. 
Da  meistens  die  Maximal-Beanspnichungen  gleichzeitig  in  den  an 
demselben  Knotenpunkt  befindlichen  Diagonalen  und  Vertikalen 
stattlinden,  so  ist  es  zweckmäisig,  die  Kraft  V  der  Vertikalen  im 
Anscbluss  an  das  für  die  Diagonale  inaafsgebende  Kräftepolygon 
zu  konstruiren. 

Zieht  man  zu  dem  Ende  ge  parallel  V  und  dg  parallel  «, 
so  stellt  ge  die  Kraft  V  dar,  denn  es  ist  efdgt  das  Kräfte  - 
Viereck  rar  den  Knotenpunkt  b.  Darnach  ersieht  man  auch,  dass 
V  auf  Zug  beansprucht  ist  (mim  m«.) 


•)  Bb«n  »o  tat  wi<-  hier  wr  RIMiu*  An  R»u)Unltn  A  mit  R  und  D  mit  B 
knnliintrt  w.»d»u  »ind.  Uniwo  nurS  lalm  Konililullnara  «rnorht  *fr4m-  ».  B. 
n  mit  R  und  A  mit  B  *«1  A  omi  B  tuuuidrr  panul.1.  »  füll  Ittr  NrhiiiK|,.i:,kt 
In«  Unrodll.-b«  unil  nun  «rliill  .11»  liMiluon  plrh  dirann  Rrhnittponkl  dilrrh  «im 
raralMe  iu  A  <o«  K,  bfiittpuiikt  RI)  tu«  Di»  W«bl  (Wr  fuukt*  wilr.1»  ' 
in  db*«n  Kalle  eine  i»f*lirli«l  Murin*  und  traf«'  Konilruköon  liefern. 


il*  llrcrnil« 

I  und  V  u. 


Mittheilungen 

Ostpreufsischer  Ingeniour-  nnd  Architekten  -  Verein 
Monatsversaromlung  am  2.  Mai  1878.  Anwesend  31  Mit- 
glieder und  3  Gäste;  Vorsitzender  Herzbruch. 

Dem  Referat  über  die  Eingange,  ferner  der  Erinnerung  an 
das  verstorbene  Mitglied  Bauinspektor  Brown  zu  Osterode,  der 
Aufnahme  des  Baumeisters  Besse! -Lorck  (Khg.)  als  Mitglied, 
so  wie  endlich  dem  Beschlüsse,  sich  für  die  Aufnahme  des  Archi- 
tekten- und  Ingenieur- Vereins  zu  Bremen  in  den  Verband  auszu- 
sprechen, folgte  ein  mit  der  Vorlage  von  Maschinen-Zeichnungen 
begleiteter  Vortrag  von  Bötticher  (Khg.)  über  mechanische 
Schuhfabrikation.  Nach  der  Erfindung  der  Nahmaschinen 
habe  ein  Konstrukteur  in  der  Fabrik  von  Singer,  Mr.  ßleak, 
sich  mit  der  Konstruktion  von  Maschinen  für  Stiefel- 
fabrikation beschäftigt.  Als  es  nun  bei  Ausbruch  des  Krieges 
zwischen  den  Nord-  und  Südstaaten  von  grofscr  Bedeutung  ge- 
worden war,  in  kürzester  Frist  eine  gröfse  Anzahl  von  Schuhwerk 
herzustellen,  sei  demselben,  da  er  mittellos  war,  Geld  zur  Dispo- 
sition gestellt  und  es  ihm  gelungen ,  die  nöthigen  Maschinen 
tu  konstruiren.  Das  Zuschneiden  des  Oberleders  erfolgt,  wie 
früher,  mit  der  Hand  nach  Schablonen,  die  Sohlen  werden  ge- 
stanzt nnd  durch  Walzen,  statt  durch  Klopfen  bei  der  Hand- 
arbeit, gepresst  Dann  folgt  das  Nähen  mit  der  Sohlen-Näh- 
maschine, mit  welcher  ein  Arbeiter  pro  Tag  300  Paar  Stiefel 
(statt  15  Paar  durch  Handarbeit)  fertig  machen  kann.  Die  Ah- 
t,  zusammen  geleimt  und  getrocknet,  mit 


aus  Vereinen. 


einer  Maschine  gelocht  und  fest  genagelt  Ein  Arbeiter  fertigt 
200  Paar  pro  Tag.  Durch  Maschinen  werden  gleichfalls  die 
Sohlen  abgeschliffen  und  die  Absätze  polirt  — 


polirt 
über  die  h 


abgeschliffen 
Fcistcl  (Kbg.) 
Folgendes : 

Das  Reservoir  von  50  OHO  kb»  Inhalt  sei  als  einzeiliger 
Raum  mit  Einlauf  etwa  bei  o  und  Ausfluss  bei  a,  angelegt  worden. 
Dabei  hätten  sich,  wenn  Ein-  und  Ausfluss  gleich  grofs 


\aai 


in  2 


in  dem  abgewendet  liegenden  Theile  k 
des  Reservoirs  Stagnirungen  und  starke  Ab- 
lagerungen ergeben. 

Um  dies   zu    vermeiden,   sei  das 
Reservoir  durch  Einbau  einer  Zwischon- 
Tbcile  zerlegt   und  zum  Zwecke  der 
in^jede    der    beiden   Abtheihingen    eine  Wand 

Austritteöffnungen  nach  b  b  gelegt  worden.  Die  Einrichtung  er- 
fülle aufscr  dem,  was  olien  angegeben,  den  Zweck,  dafs  der  Be- 
trieb des  Reservoirs  ununterbrochen  geführt  werden  könne. 

Da  das  Reservoir  so  wenig  hoch  liege,  dass  in  den  oberen 
Stadttheilen  nur  die  Erdgeschosse  der  Häuser  versorgungsfahig 
seien,  so  solle  jetzt  ein  Hebewerk  gebaut  werden,  u.  z.  seit 
Königsberg  von  Forts  umgeben  sei,  nicht,  wie  anfangs  projektirt, 
innerhalb  der  Festungswerke,  sondern  neben  dem  Reservoir, 
wodurch  die  Anlage  eines  tiesonderen  Bassins  bei  dem  Hebewerk 
erspart  werde.  Lieber  dieses  Hebewerk  behält  der  Referent  sich 
einen  späteren  Vortrag  vor.  —  H. 


Architekten  -Verein  zu  Berlin.  Die  zweite  diesjährige 
Sommer-Exkursion,  die  am  1h.  Mai  d.  J.  unter  Bethciligung  von 
etwa  85  Vereiusmitgliederu  stattfand,  nahm  ihren  Anfang  in  der 
Marienkirche  und  führte  von  da  zunächst  in  die  auf  dem  Grund- 
stück der  Alten  Münze  befindlichen  Ateliers  der  Bildhauer  A.  Wolff, 
Schweinitz,  Walger,  Möller,  Wittich,  A tinger  nnd  t  'alandrelli,  sowie 
in  die  Gladenbeck'sche  Kunstgiesserei.  Nachdem 
Bildhauer-Atelier  und  das  Ranch-Mn 
worden  waren,  erfolgte  zum  Scblus 
sichtigung  der  Klosterkirche  und  der  aus  mittelalterlicher  Zeit 
erhaltenen  Räume  des  Gymnasiums  zum  Grauen  Kloster.  — 
In  den  erwähnten  altberlinischen  Bauten,  die  in  diesem  Blatte 

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um  im  Lager- 
noch  die  Be- 


»•.  42. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


213 


schon  bei  froheren  Gelegenheiten  Erwähnung  gefunden  haben, 
ist  keine  Veränderung  vorgegangen,  aber  welche  neuerdings  zu 
berichten  wäre.  In  den  Bildhauer- Atelier« ,  von  deren  Inhabern 
die  Hrn.  Atioger,  Möller  und  Walger  die  Besucher  persönlich  in 
liebenswürdiger  Weise  empfingen,  sowie  in  der  Gladenbeck'schen 
Gie&screi  herrschte  unter  dem  Drucke  der  harten  Zeit  leider  kein 


allzu  reges  Leben.  Von  den  in  Arbeit  befindlichen  Gegenstanden 
erregten  das  von  Hrn.  Atinger  modellirte  Relief  für  den  Portal- 
bogen der  neuen  Kirche  in  Bonn,  sowie  2  Reliefs  und  2  Eck- 
tiguren  für  das  Kriegerdenkmal  auf  dem  Marienberge  bei  Bran- 
denburg —  entere  von  Hrn.  Siemering,  letztere  von  Hrn.  Calau- 
drclli  modellirt  —  vorzugsweise  das  Interesse  der  Beschauer.  F. 


Vermischtes. 

Neuer  Ltiftungsapparnt  C.  Greven  in  Köln  vertreib» 
den  in  beistehender  Figur  dargestellten  Lttftungs-Apparat,  welcher  in 


einfacher  Wi 


ilip  Wärme  der 


Abzugs-Gase 
zur 


eines  Ofens  etc. 
Abfuhrung  der 
verdorbenen  Luft 
nutzbar  macht,  a  a 
sind  Federn,  durch 
die  der  trompeten- 
förmig  gestaltete  Ein- 
satz im  Rauchrohr 
fest  gehalten  wird, 
b  ist  die  Stange  zu 
einem  Vcrsckluss- 
deckel  der  Trompete. 
Die  Wirkung  des 
Apparats  kann 
Hinzufügung 
Locktiamme  unterder 
Eintritteöffnung  für 
die  abströmende  Luft 
verstärkt  werden. 
Was  wahrscheinlich 
nicht  selten  als 
Mangel  des  Apparats  empfunden  werden  dürfte,  ist  die  leichte 
Möglichkeit  des  Eintritts  von  Rauchgasen  in  den  gelüfteten 
Raum  und  die  erzwungene  Abstellung  desselben  in  Zeiten 
konträrer  Winde.  Es  scheint  uns  gewagt  zu  sein,  von  dem  leicht 
installirbaren  Apparate  bei  anderen  als  solchen  Ileizeinrichtangen, 
deren  Abzüge  mit  vollster  Sicherheit  " 
zu  machen. 


Fahrbahn  auf  eisernen  Elsonbahnbrücken.  Der  Enginttr 
bringt  in  seiner  Nummer  vom  19.  Oktbr.  d.  J.  eine  Mittheilung 
über  den  der  Vollendung  nahen  Bau  des  llkeston  -  Viadukts  iu 
einer  neuen  Linie  der  Great  -  Northern  -  Bahn  bei  Derby.  Der 
Viadukt,  welcher  wegen  des  von  alten  Stollen  durchzogenen  und 
deshalb  wenig  tragfiikigen  Baugrundes  möglichst  leicht  und  daher 
trotz  seiner  nicht  sehr  erheblichen  Höhe  (etwa  16,5 1,1  über  Terrain) 
auch  in  den  Pfeilern  ans  Eisen  herzustellen  war,  hat  Di  Spannungen 
von  23,47™  Weite  von  M.  z.  M.  der  Pfeiler.  Der  Uebeibau  besteht 
aus  8  Gitterträgern,  die  die  7,93 m  breite  Fahrbahn  für  2  Gleise 
auf  dem  Obergurt  tragen. 


Die  Fahrbahn  ist  in  der  durch  die  beistehende  Skizze  ver- 
anschaulichten Weise  hergestellt  Es  werden  durch  Bleche  und 
L  Eisen  normal  zur  Kahnlinie  liegende,  0,711  ■»  von  M.  z.  M. 
entfernte  Furchen  gebildet,  in  welchen  je  1  hölzerne  Querschwelle 
in  Kiesbettung  liegt  IHe  Entwässerung  erfolgt  zu  beiden  Seiten  der 
Fahrbahn  durch  Rinnen,  welche  an  der  ganzen  Hrücke  entlang  laufen. 

Da«  Eisen-Gewicht  der  Fahrbahn  von  13m  *  pro  □»  erscheint 
an  und  für  sich  ziemlich  groß,  doch  muss  berücksichtigt  werden, 
dass  die  Fahrbahn  sich  von  M.  z.  M.  der  3,33«  von  einander 
entfernten  Hauptträger  ohne  jede  Zwischenkonstruktion  frei  tragt, 
und  dass  dieselbe  eine  gute  Horizontal  -  Absteifung  der  Brücke 
bildet  Auch  durfte  sie  bei  guter  Ausführung  wasserdicht  sein 
und  das  Geräusch  beim  Befahren  erheblich  dampfen.  Es  wird 
andrerseits  durch  die  eigentümliche  Form  des  Belags  die  Menge 
und  das  Gewicht  der  erforderlichen  Kiesbeschüttung  möglichst 
eingeschränkt. 

I>ie  Erbauer  des  Viadnkts  legen  besonderes  Gewicht  darauf, 
dass  das  Gleis  nicht  in  unmittelbarer  Verbindung  mit  der  Eisen- 
knnstruktion  sich  befindet  Sie  beben  aber  hervor,  dass  der  Relag 
sich  nur  dann  mit  Vortheil  anwenden  lasse,  wenn,  wie  hier,  für 
2  Gleise  3  Haupttrager  oder  für  jedes  Gleis  2  Haupttrager  vor- 
handen sind,  an  die  der  Itclag  sich  unmittelbar  befestigen  lagst. 

W.  II. 


Patentirto  Fenster  -  Dichtung  von  ß.  Glöckner  in 
Tschirndorf  bei  Haibau.  Diese,  insbesondere  für  eiserne 
Fenster  bestimmte  Dichtung  wird  durch  Einlegen  einer  Gumini- 
sebnur  in  den  Falz  erzielt,  welche  entweder  hohl  oder  vollkernig 
ist  und  zum  straffen  Anapannen  eine  geringere  Länge  erhält, 
als  der  Umfang  des  Hügels  hat  Das  Eigenthümliche  der  Ein- 
richtung beruht  in  der  Einlagerungsweise  der  Schnur;  die- 
selbe ruht  in  einem  Falz  von  halbkreisförmigem  Querschnitt, 
der  das  Herausfallen  verhütet 

Bei  alten  Fenstern  kann  die  Dichtung  ebenfalls  nachtraglich 
angebracht  werden,  doch  entfällt  alsdann  die  angegebene  besondere 
Einlagerungsweise  der  Schnur  und  es  wird  diese  einfach  um  den 
Flügel  herum  geschlungen.  Das  Rahmstuck  muss  dabei  eine 
geringe  Abscbrägung  erhalten. 

Der  Erfinder  will  die  Konstruktion  aufser  für  eiserne  Fenster 
(und  Thann)  auch  für  Verschlüsse  aus  Holz  verwenden;  wir 
glauben  aber  kaum,  dass  derselbe  auf  dem  Gebiete  der  Hobt- 
konstruktiouen  besondere  Erfolge  mit  diesem  Mittel  erzielen 
wird ,  das  für  Eisen  -  Ausführungen  relativ  billig  und  ungleich 
notwendiger  sein  dürfte. 

Die  Kosten  der  Gummischnur  betragen  pro  <■  etwa  0,25 M 
Der  Erfinder  (i.  F.  Gebrüder  Glöckner  in  Tschirndorf  bei 
Hai  bau;  übernimmt  entweder  selbst  die  Anfertigung  oder  verkauft, 
zur  Legitimation  Zweiter,  Augführungsmarken  zum  Preise 
von  18  .Ä  für  30  Fenstcrgaroituren.  — 


Zar  bevorstehenden  akademischen  Kunstausstellung 

In  Berlin.  Wir  werden  ersucht,  darauf  aufmerksam  zu  machen, 
dass  mit  dem  1.  Juli  d.  .1.  der  Tennin  für  Einsendung  der  Kunst- 
werke zur  diesjährigen  akademischen  Ausstellung  in  Berlin,  bei 
welcher  die  Bethciligung  der  Architektur  voraussichtlich  eine  noch 
regere  sein  wird  als  im  vergangenen  Jahre,  seinen  Anfang  nimmt 
Das  vom  24.  Februar  d.  J.  datirte  Ausstellungs-I'rogramm,  sowie 
Formulare  für  die  Anzeigen,  welche  den  (bis  spätestens  den 
31.  Juli  einzureichenden)  Ausstellung«- Gegenständen  beizufügen 
sind,  können  für  Mitglieder  des  Berliner  Architektenvereins  in 
der  Bibliothek  entnommen  werden  und  sind  von  allen  deutschen 
Akademien  bezw.  Kunstgeu« >ssen.schaf ten  zu  beziehen. 

ThalsperTe  im  Boberthal  Die  V.  Z.  meldet  von  einem 
Projekte,  wie  sie  in  Anlas»  zahlreicher  Ueberschwemmungen  in 
einer  früheren  Zeitperiode  in  Frankreich  vielfach  aufge- 
taucht sind. 

Um  den  häutig  wiederkehrenden  Verheerungen  des  Bob  er 
Einhalt  zu  thun.  soll  nach  einem  Vorschlage  des  Melioratiotis- 
Ruu Inspektor  Knechte!  zu  Breslau  das  Boberthal  an  einer 
dafür  geeigneten  Stelle,  welche  oberhalb  des  Orts 
findet,  gesperrt  und  so  ein  Reservoir  gebildet  werden 
12  000  000  kb"  Wasser  aufzunehmen  vermöchte, 
Regulirwerke  auf  einen  geeignet  langen  Zeitraum 
sen  lassen  könnte.  — 
Das  Projekt  scheint  zur  Zeit  sich  noch  in  den  Anfangs- 
stadien  zu  befinden,  so  dass  zur  Abgabe  einer  bestimmten 
Meinung  noch  die  Grundlagen  fehlen.  Dass  die  schweren 
Bedenken,  welche  gegen  Thalsperren-Anlagen,  die  zu  Tempe- 
rirungen  eines  Gebirgswassers  zu  dienen  bestimmt  sind,,  ganz 
allgemein  bestehen,  von  dem  Autor  des  Projekte  in  ganzem  Um- 
fange gewürdigt  werden,  dürfte  wohl  sicher  sein.  — 

Die  Gewichte  einer  Anzahl  der  gröfsten  Glocken 
stellen  wir  nach  verschiedenen  Quellen  wie  folgt  zusammen, 
vorauf  schickend,  dass  wir  eine  Gewähr  für  die  Genauigkeit  der 
gebrachten  Angaben  nach  Lage  der  Sache  nicht  zu  leisten  ver- 
mögen und  etwaige  Berichtigungen  gern  entgegen  i 
.  Es  wiegen,  in  absteigender  Ordnung  gegeben; 


1.  1  Kjamt^Um  kr  km  Knlner 
Ikim  (bei  3.4}  •  8cbl«- 
rtiig-Dur.  hm.)   37  ISS1 

3.    lUupqd'«  k*  der  Pelm. 

kirrb»  in  Korn   1»<KH». 

3.  tteHtl.  de.lKnnji  iu(Mmuu    IMKJO  , 

4.  I>«««l,  .1«  MtrplunMlon» 

I«    Wl.„  J.|«- 

Sfhl«riort>or<lim.l  ..  17 SM, 
-V  :  Iwgl.  vnet  N.itre  tnim*  In  ' 

l'irl»  I  1 7  IHXJ  , 

*i.    I**v»ul.  der  We-rttnineter- 

AMd  in  Und»*  ....  injon. 
7.    Vttfl.  dej  Don»  in  Erfurt    14  OVO  . 

5.  Dra((L  mV«  Ikroi»  in  PruiiX- 

fart  a.  II.   IJ  ;.UO  , 

l.uo(   II  300. 

10-  .  Z«eit£P?M*   Glocke  de» 

I    K-.ln.i  I*.iim   II  OllO, 

II.     Haiipujloe  knier  Kll-aUto. 

KirdM)  hl  Breslau    ...     II  («Hl. 

13.    Dem»,   der   Pw»  -  Pmll- 

.  .    lu  »Kl . 


Hjui[itirliM'ke  der 
klrrtie   In   Berlin  (1*4 
?.3li«!lebl«|tri«s-l>ur.n- 


14. 

IV 

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II. 

1». 

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Dnfl    .Irr  Prtrikirra»  in 


IWirt.  der  C.llinrinen- 
kir.lie  in  H»ml.iir*  .  .  . 

Itmül.  de.  Ih>m.  lu  Hilde»- 
beim  

l>e»J.de.t km»  InHall-r- 
»Iddl  (hei  US  »  Scillae 
riisC-Diirrktn  )  

I>e>«l     der  McuUlklrche 

in  llarain.nj  (bei  3,35  - 
Sfldjtfrli«.t>ur»hm.    .  . 

der  MieliaelKkirtt» 
in  ll.mlmr«  

DmA  der 

in  Uarui«  .... 
lhitur,.U«e  Glocke 
Kölner  Dum.   .  . 


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214 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


25.  Mai  1R7S 


Zur  Frage  des  Sielbaues  mit  EisenzimmerunK.  Durch 
die  in  No.  87  er.  gebrachte  Dorstellung  eines  Sielhauet  in  Hom- 
burg könnte  die  Meinung  erweckt  werden,  dam  das  beim  Bau 
des  Schwemmsiels  zwischen  Hammerbrok  und  dem  Geest-Stammsiel 
etageschlagene  Verfahren  dort  erfunden,  oder  Oberhaupt  neu  sei. 

Die  Unterzeichneten  hatten  im  Jahre  l  ->  -  liei  der  Kanali- 
sation von  Frankfurt  a.  M.  einen  1,70™  hohen,  1,1  \'"  weiten  und 
etwa  200"*  langen  Kanal  unter  den  westlich  liegenden  Ii  Bahn- 
höfen der  Stadt  auszuführen,  welcher  Bon  nur  vermittels  Stollen- 
betrieb  hergestellt  werden  konnte. 

Oer  Stollen  lag  in  grobem  Kieshoden  und  mit  seinem  ganzen 
Querschnitt  unter  dem  Grundwasser-Spiegel,  so  das«  uüt  Dampf- 
kraft  betriebene  Pumpen  zur  Anwendung  kommen  mussten; 
aufserdem  wurde  das  vorsichtigste  Vorgehen  bei  der  Ausführung 
durch  die  fortwährende  En,chüttcrutig  heim  Passirai  der  Züge 
nach  und  vou  den  Bahnhöfen  bedingt. 

Wir  fanden  bald,  dass  der  bis  dabin  überall  angewandte 
gewöhnliche  Stollenbetrieb  mit  Holz  nicht  genügte,  und,  durch  die 
Notwendigkeit  zu  etwas  anderem  gezwungen,  kamen  wir  auf  den 
Gedanken,  eiserne  Ringe  zu  verwenden,  in  der  Weise,  dass 
durch  die  äufsere  Form  der  Ringe  der  für  den  Kanal  herzu- 
stellende Raum  möglichst  genau  eingehalten  wurde,  damit  nach 
Herstellung  des  Kanals  weder  eine  Beifüllung  nötlüg  wäre,  noch  ein 
nachträgliches  Setzen  des  darüber  befindlichen  Bodens  möglich  sei. 

Das  Verfahren  enUprach  so  vollkommen  allen  Erwartungen, 
dass  seit  jener  Zeit  sammtliche  Kanäle  in  Frankfurt,  bei  denen 
Tunnel-Betrieb  nöthig  war,  auf  diese  Weise  zur  Ausfahrung  ge- 
kommen sind.  Auch  bei  den  von  uns  im  Laufe  der  letzten  10 
Jahre  ausgeführten  Kanal  bauten  zu  Düsseldorf,  Krefeld.  Stuttgart 
und  Linz  a.  d.  Donau  wurde  ebenfalls  in  allen  gleichartigen 
Fallen  dieselbe  .Metbode  eingehalten. 

Dieselbe  ist  identisch  mit  dem  jetzt  in  Hamburg 
benutzten  Verfahren.  « 

Frankfurt  o.  IL,  17.  Mai  1*78. 

Philipp  Holzmann  &  Co. 


;  für  Entwürfe  zu  dem  Kollegien  - 
■  Universität  Strafsburg  gelangt  so  eben  mit  dem 
Auftrage  in  unsere  Hände,  dasselbe  in  Verbindung  mit  dem  Pro- 
gramm, dem  Situationsplan  und  einer  Zusammenstellung  der  bei 
der  Kostenberechnung  zu  Gründe  zu  legenden  Arbeit*-  und 
Materialien-Preise  zur  allgemeinen  Kenntniss  der  deutschen  Archi- 
tekten zu  bringen.  Bei  dem  Umfange  der  betreffenden  Schrift- 
stücke kann  diese  Veröffentlichung  leider  erst  in  nächster 
Nummer  u.  Bl.  erfolgen,  wir  theilen  daher  die  wichtigsten  Be- 
stimmungen des  Preisausschreibens,  dag  auf  dos  regste  Interesse 
der  deutschen  Architektenschaft  rechnen  kann,  vorläufig  auszugs- 
weise mit. 

Die  Konkurrenz,  welche  am  1.  Oktober  d.  .1.  ablauft,  ist  für 
„die  Architekten  im  deutschen  Reich"  bestimmt,  schliefst  also 
Auslander  von  der  Bewerbung  aus.  Wie  schon  früher  bei  der 
Konkurrenz  für  dos  deutsche  Reichstagshaus  ist  auf  Anonymität 
der  Entwürfe  verzichtet  und  ausdrücklich  vorgeschrieben,  dass 
jeder  Entwurf'  mit  dem  Namen  und  Wohnort  des  Verfertigers  zu 
bezeichnen  ist.  Von  den  Konkurrenten  sind  Grundrisse  und 
Facaden  im  Maafsstab  von  1:200,  Durchschnitte  im  Maafsstab 
von  1 :  100,  1  Situationsplan  und  1  Erlauterungsbericht  nebst 
Kostenüberschlag  zn  liefern.  Perspektivische  Darstellungen  wer- 
den nicht  verlangt  und  nehmen  an  der  öffentlichen  Ausstellung, 
die  nach  erfolgtem  Sprach  des  Preisgerichts  auf  die  Dauer  von 
14  Tagen  stattfinden  soll,  nicht  Theil.  l  eberschreitung  der  auf 
2,25  Millionen  M.  fest  gesetzten  Bausumme  schliefst  von  der 
Preisertheilung  ans.  Als  erster  Preis  ist  eine  Summe  von 
0000  Mark  ausgesetzt:  weitere  vier  Preise  von  je  3000  Mark 
werden  an  die  nächst  besten  Entwürfe  vertheilt.  Als  Mit- 
glieder des  Preisgerichts  werden  neben  2  durch  Rektor  und 
Senat  bestimmten  Vertretern  der  Universität  die  ti  Architekten 
fungiren,  welchen  kürzlich  ttereite  die  Beurtheilung  des  amtlichen 
Entwurfs  für  dos  bezgl.  Gebäude  obgelegen  hat  (Strack,  Hitzig, 
Hase,  Neureuther,  Nicolai  und  Eglei.  Ihr  Unheil  wird  durch 
den  Deutsch.  Reichs  •  Anzeiger  und  die  Deutsche  Bauzeitung  be- 
kannt gemacht  werden.  —  Das  klare  und  iu  Bezug  auf  die  Raum- 
anspruche  sehr  detaillirte  Bau-Programm,  welches  die  Wahl  der 
Architektur,  sowie  die  Grundform  des  Gebäudes  innerhalb  der 
Grenzen  des  Bauplatzes  frei  giebt,  dagegen  Haustein-Material  für 
die  Facaden  und  feuerfeste  Konstruktion  der  Treppen,  Vor-  und 
Verbindung!;- Räume  vorschreibt,  ist  von  der  Vertretung  der  Uni- 
versität und  den  architektonischen  Preisrichtern  geprüft  und 
-  ^gebilligt 

Her  Natur  nicht  zu  machen  sine 
eiten  überall  einer  unzweideutig 
Ein  einziger  Punkt,  bei  welchem  wir  dieselbe  mit  Bedauern  ver- 
missen die  Deutung  dessen,  was  unter  dem  zu  veröffent- 
lichenden „Urtheil  des  Preisgerichts"  zu  verstehen  sei,  wird 
hoffentlich  von  diesem  selbst  nicht  iu  der  bei  der  Reichstags- 
haus-Konkurrenz  beliebten  Beschränkung  als  einfache  Bezeich- 
nung der  pramiirten  Kniwürfe,  sondern  in  juristischem  Sinn«  als 
ein  Unheil  mit  Motivirung 


.So 


Details  des  I*rogramms,  an  welchem 


Zu  einer  Betheiligung  an  der  Konkurrenz  brauchen  wir  die 
deutsche  Architektenschaft  wohl  kaum  aufzufordern.  Wir  glauben 
nicht  zu  irren,  dass  dieselbe  zahlreicher  ausfallen  wird,  als  bisher 
jemals  bei  einer  Konkurrenz  der  Fall  war.  Möge  auch  der 
innere  Werth  der  Arbeiten  ihr  entsprechen! 


Ans  der 

d.  BL 

(Fortectzung.) 

P.  J  Boer.  Vorstand  der  g 

und  Strafsenbauc».  Chronik  über  Strafsenbau  und 
Straßenverkehr  in  dem  Grofsherzogthum  Baden. 
Mit  Benutzung  amtlicher  Quellen.  Berlin  1878;  Jul.  Springer. 
Pr.  18  M 

K.  Bäck,  Kuhik-Preisrechner  fü  r  beschlagene  und  runde 
Hölzer,  Latten,  Bretter  und  Läden,  Stollen,  Erdschichten,  F.rz, 
Steine,  Kies,  Mauern  etc.  Mit  einem  Anhang  von  Münzumrech- 
nuugs-  u.  Prozent-Rechnungs-Tabellen.  Berlin  u.  Leipzig  1877 ; 
Hugo  Voigt    Pr.  2,50  M. 

L.  Klanen,  Architekt  u.  Ingenieur  in  Wien.  Graphische  Er- 
mittelung der  Spannungen  in  den  Hochbau-  und 
Brückenbau-Konstruktionen.  Mit  19!)  Holzschnitten  u. 
ti  lithogr.  Tafeln.    Leipzig  1878;  Arthur  Felix.    Pr.  10  M 

P.  R.  Harter.  Die  Theorie  der  Bewegung  des  Wassers 
iu  Flüssen  und  Kanälen,  mit  vergleichender  Anwendung 
und  2  Figurentafeln.    Hamburg  1878;  Otto  Meissner.    4  M. 

Reitz,  Ingenieur  in  Hamburg.  Ein  für  das  Königlich  preußi- 
sche geodätische  Institut  der  europaischen  Grad- 
messungen ausgeführter  Fluthapparat  Mit  einer  Tafel 
Hamburg  1878;  Selbstverlog  des  Verf. 

Heia,  Wasserbau-Inspektor  in  Hannover.  Die  Bedeutung  des 
Rostock-Berliner  Schiffahrtskanals  für  die  land- 
wirthschaftl.  Interessen  in  den  Gro&berzogthüineru  Meck- 
lenburg. Mit  einem  Bericht  von  Moritz  Wiggers.  Rostock  1878; 
Wilh.  Werthers  Verlag. 

Derselbe.  Die  Melioration  der  in' den  preußischen  A ernte rn 
Buchhausen  und  Syke  und  im  Brounschweigischen  Amtsgerichte- 
bezirk  Thedinghausen  belegenen  Niederungen,  Hannover  1878; 
Klindworth's  Hofbuchdr. 

Tb  (leiser,  Zivil -Ingenieur.  Wienfluss -  Regulirung  und 
Wiener  Metropolitan-Bahnen  nach  dem  vom  Gemeinde- 
rat  he  der  ReicbshoupUtadt  Wien  akzeptirten  neuen  Projekte. 
2.  vermehrte  Aufl.  Mit  einer  Karte  von  Wien  und  Umgebung 
u.  einem  Anhange.    Wien  1878;  R.  v.  Waldheim. 

A.  Rirkli-Ziegler,  Ingeuieur,  u.  P.  E.  Haber.  Direktor  des  Oe- 
werbemusenms  in  Zürich.  Technische  Mittheilungen. 
11.  Heft  Bericht  über  Straßenbahnen,  Tramwavs  und  deren 
Einführung  in  Zürich.  Zürich  1878;  Grell,  Füssli  A  Co.  Ft.  4.4 

A  Thommen.  Bauleiter  der  Brennerbahn.  Die  Gotthardbahn. 
Bemerkungen  zur  Reform  dieses  Unternehmens.  Wien  1878; 
Lehmann  &  Wentzel.    Pr.  1  M. 

L.  Kohlfllrst. Oberingeuieur.  F.  Krizik's  elektrisches  Block- 
signal. Separat-Abdnick  aus  den  Technischen  Blättern.  Prag 
1878;  II.  Domiuicus.    Pr.  1  .// 

Fr.  Pärderrnthfr,  königl. General-Direktionsrath.  Beschreibung 
der  elektrischen  Läutewerke  auf  den  königl.  havr. 
Staatsbahnlinien.  Mit  1  Tafel  Abbild.  München  1877; 
Theod.  Ackermann.    Pr.  0,80  M 

H.  Sehaeebeli,  Dr.  u.  Prof.  au  der  Akademie  Neuchälel.  Die 
elektrischen  Uhren.  Mit  besonderer  Rücksicht  auf  die  von 
Hipp  konstruirten  Regulatoren  und  Zeigerwerke.  Mit  25  Fig. 
im  Text  u.  2  lithogr.  Beilagen.  Zürich  1878;  Grell,  Füssli  A  Co. 
Pr.  3  M 

P.  Hell,  die  wichtigsten  Klein-Krait-Maschinen,  ihre 
Vorzüge  und  ihre  Mängel.    Mit  16 
187«;  Harold  Bruhn.    Pr.  1,20  M 


Brief-  und  Fragekasten. 

Hrn.  Architekt  R.  hier.  Gleich  wie  Ihnen,  so  sind  auch 
uns  die  Mängel,  welche  die  sogen,  luftdichten  St'eriug''schen  Fenster 
nach  früherer  Konstruktion  begoßen,  nicht  unbekannt 
geblieben.  Sie  finden  jene  ältere  Konstruktion  im  Jhrg.  1  »<:*.». 
S.  18<j  dies.  Zeitg.  beschrieben  und  dargestellt  und  werden  bei 
einem  Vergleich  mit  der  Publikation  in  No.  33  er.  ersehen, 
dass  zwischen  der  älteren  und  neueren  Anordnung  nicht  un- 
wesentliche Unterschiede  bestehen,  die  es  uns  erlaubten, 
der  neueren  Veröffentlichung  unsere  Spalten  zu  öffnen.  Selbstver- 
ständlich hat  es  daliei  nicht  die  Absicht  sein  können,  eine  Ga- 
rantie für  die  Güte  der  neuen  Konstruktion  zu  übernehmen,  da 
durch  praktische  Erfahrungen 


Abonn.  in  Hildesheim.  Wir  sind  nicht  im  Stande,  Ihre 
Frage  nach  Bezugsquellen  von  mit  Graphit-Pulver  impräg- 
nirtem  Holz,  dos  für  Lagerung  von  Stahlzapfen  bestimmt  ist, 
aus  eigenem  Wissen  zu  beantworten;  wir  bitten  um  gef.  Mitthei- 
lungen  ans  unserm  Leserkreise. 

Abonnent  in  Elberfeld.  Sie  finden  Auskunft  auf  Ihre 
Anfrage  in  dem  so  eben  erschienenen  Sachregister  über  die 
ersten  1 1  Jahrg.  u.  Hl.  


|  *■  Cirl  BttllW  U> 


K  K.  O.  Friweä. 


:  W.  Mtuttr  U«(Vurkdrucktr>l,  Bwu». 

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No.  43. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


215 


Inhalt:  Zur  llna.1  orp-r  Rathluiu  -  Kau  -  Krwv       Zar  Vnic  «Vr  Flu»' 
Nmii'«  IMi|>IU»trr    —   Nrui-»  in  *  r  It^rliivn  llau .  Auxli  lliuuc.   —   I'af  Kinal-Narlirir  Ilten.   —   Brltf-  und  Pli|>kl>Un 
AüitraviiH'ii  Kolfoncu  •  4»M*tiud>»  für  ilu-  kai»«r- Wilbt'lnis- l'im  it»)**!  Strftbt-urjf;. 


Zur  Hamburger  Rathhaus -Bau -Frage. 

1  »er  Hamburger  Architekten-  und  Ingenieur- Verein,  über  dessen 
Beschäftigung  mit  der  Kathhausbaufr, 
i»t,  hat  zu  dem  iu  So.  :iS  dies, 
rührten  Gutachten  der  amtlichen  lUthtiansbau-Koinmission  ausge- 
sprochene Stellung  genommen  und  diese  durch  eiue  genau  formulirte 
Erklärung  gekennzeichnet,  welche  wir  unten  zum  Abdruck  bringen. 

Da  die  Rathhausbau  -  Kommission  an  deu  bisherigen  Pro- 
gramm-Bestiiuniungeü  derartig  fest  zu  halten  scheint,  <!u»s  der 
von  der  .lury  prämiirte  Konkurrenz-Entwurf,  um  für  die  Aus- 
fahrung adoptirt  zu  werden,  in  ihren  Augen  nur  einer  Neubearbeitung 
der  Kuraden  bedürfe,  diese  Anschauung  aber  in  direktem  Wider- 
spruch mit  gewissen  Ansichten  steht,  welche  im  Kreise  des  Archi- 
tekten- und  Ingenieur-Vereins  durch  die&tattgefucdencn  Keratliungcu 
zur  Keife  gelangt  sind  —  so  glaubte  der  Verein  bei  der  hohen  Wich- 
tigkeit der  Angelegenheit  nicht  zögern  zu  dürfen,  seine  Bedenken 
gegen  die  Hestimmungen  des  Knnkurrenz-Prograinins  von  1K7I! 
zu  aiifseru,  und  hat  dem  zu  folge  iu  der  Versammlung  am 
17.  Mai  d.  .1.  einstimmig  den  Keschluss  gefasst,  dem  Senat, 
der  Bürgerschaft  und  der  Rathhausbau- Kommission  nachstehende 
Resolution  zu  unterbreiten: 

.Der  Architekten-  und  Ingenieur -Verein  theilt  nicht  die  im 
4.  Bericht  (5.  April  d.  .1.)  der  zur  Kerathung  über  den  Itathhaus- 
bau u.  w.  d.  a.  niedergesetzten  gemeinschaftlichen 


I  Ansicht,  nach  welcher  es  „für  gel>oten 
für  die  Kc  • 
gratum  fest  zu  halten. 


vonkurrenx  von  1^7«  beschlossenen  Pro- 

Als  Resultat  dieser  Konkurrenz  ist  die  Erkenntnis*  zu  ver- 
zeichnen: dass  auf  Grund  des  aufgestellten  Programms 
eine  befriedigende  Lösung  der  Rathhausbaufragc 
weder  gefunden  wurde,  noch  zu  erwarten  ist. 

Angesichts  dieser,  bei  den  Architekten  in  weiten  Kreisen 
i'blich  fest  stehenden  Meinung  hält  der  Architekten-  und 
Ingenieur- Verein  es  für  seine  I'tlicht,  zu  dem  Gutachten  der 
Itatlibausban-KommUsion  seinerseits  Stellung  zu  nehmen  und  aus- 
drücklich zu  warnen  \or  einer  reberbürdung  des  Ituuplatzes,  wie 
■olche  das  von  der  Kommission  auch  jetzt  noch  empfohlene  Pro- 
gramm mit  sich  bringt. 

Die  Uelierbürdung  erwächst  nicht  nur  aus  der  Forderung  zu 
vieler  Räumlichkeiten  im  Verhältnis»  zu  den  Abmessungen  der 
Künstelte,  sondern  sie  entspringt  auch  zum  grofsen  Theil  dem 
Streben  nach  Unterbringung  einer  sehr  beträchtlichen  Zahl  ver- 
schiedenartigen Zwecken  dienender  Lokale  in  einem  Gebäude. 
Hierdurch  wird  einerseits  die  Lage  der  Baume  für  Senat  und 
Bfirgcrscliaft  im  dritten  Geschosse,  mithin  in  übergrolser  Entfer- 
nung vom  .StraJsenniveau  bedingt,  wie  auch  die  Kntwiekelung  der 
Kepnksentationsmume  erschwert,  anderseits  es  unmöglich  gemacht, 
die  Geschäftslukalc  so  zwecktn.ifsig  zu  legen  und  zu  gestalten, 
wie  ihre  lienuUnng  es  wünschenswert!)  macht,  und  es  wird  uufscr- 
dem  jede  spätere  Erweiterung  der  Hüreaus  von  Verwaltungs-Be- 
hörden,  deren  Haumbedürfniss  stetem  Wechsel  unterworfen  ist, 
in  nachteiliger  Weise  behindert. 

Diese  Uettelstände  werden  alsbald  so  fühlbar  sich  machen, 
dass  dagegen  die  Vortheile,  welche  die  Vereinigung  möglichst 
vieler  der  wichtigeren  Verwulbings-llüreaus  im  Kathhause  haben 
mag,  nicht  ins  Gewicht  fallen.  Dass  bei  einer  Trennung  wie 
die  Kommission  meint  -  Hamburg  auf  ein  wirkliches,  den 
Charakter  des  Rathhauses  besitzendes  monumentales  Gebäude 
gänzlich  werde  verzichten  müssen,  ist  eine  unbegründet«*,  durch 
nichts  gerechtfertigte  llefürchtnng. 

Der  Architekten-  und  Ingenieur- Verein  empfiehlt  vielmehr, 
wenn  an  dem  ltathhausrmirkt  als  llanplatz  fest  gehalten  werden 
soll  welche  Krage  der  Verein  offen  liissl  iu  das  zu  erltauende 
Kathhaus  nur  die  Sitzungsrüume  und  Bureaus  der  beiden  Rcgie- 
ruugskürper,  die  Kepritseutatiousr.kume  und  allenfalls  die  Geschäfts- 
räume der  Kinauz-Deputution  und  das  Staatsarchiv  aufzunehmen, 
dagegen  die  Büreaulokale  aller  übrigen  Behörden  aus  dem  Ge- 
bäude fort  zu  lassen  und  anderswo  einzurichten.  Dem 
würde  die  Krage  nach  Unterbringung  der 
Programm  für  den 
wortuntr,  davon 


Zur  Frag«  der  Fluas -Verunreinigung  nehmen  wir  von 
einer  iu  der  Reichstags  •  Sitzung  am  7.  d.  M.  stattgehabten  Ver- 
handlung Kenntnis«,  die  nach  dem  Berichte  des  R.  und  St.  A. 
folgenden  Inhalt  hat: 

l>er  Abgeordnete  Hnlthnff  motivirte  eine  Interpellation, 
welche  lautet: 

.In  der  dem  Reichstage  zur  Kenntniss  gebrachten  Denkschrift 
des  K.  Gesundheitsamts  ist  die  Miuheilung  enthalten,  dass  dem 
Hrn.  lieichskanzler  ein  Antrag  auf  Veranstaltung  einer  eingehenden 
Ermittelung  über  die  Verunreinigung  der  Klussbiuie  durch  Kanal- 
juuehe  und  Industrie-Abfälle,  weiterhin  ütier  die  Einwirkung  dieser 
Klussverunreinigiingen  auf  die  menschliche  Gesundheit,  über  die 
Mittel  gegeu  etwa  koustutirte  Uebelstände,  und  zwar  hauptsächlich 
aus  dem  Grunde  unterbreitet  worden  sei,  weil  diese  Krage  innerhalb 
des  engeren  Erhebungsbezirks  der  Einzelstaaten  einer  be- 
friedigenden Lösung  nicht  fähig  sei, 


und  umfassender  Fassung  im  Gebiet  des  ganzen  Reiches  dringend 
auffordere.  Es  ist  damit  anerkannt,  dass  die  Gesetzgebung  über 
diese  Angelegenheit  der  Kompetenz  des  Reiches  unterstehe.  Ange- 
sichts dessen  wird  an  Jen  Hrn.  Reichskanzler  die  Krage  gerichtet: 

1)  Ist  ihm  bekannt,  dass  in  Preufsen  die  Angelegenheit  der 
Klussverunreiiiigung  als  vollkommen  entschieden  angesehen  und 
diese  Entscheidung  zur  Grundlage  administrativer  Verbote  und 
Zwangsverfaliren  gemacht  wird? 

2)  Welche  Schritte  gedenkt  er  gegen  dieses,  der  Kompetenz 
der  Rcichsregicrung  präjudizirliche  Verhaltung  zu  thun?" 

Der  Präsident  des  Reichskanzler- Amts  Hr.  Hofmann  hat  hierauf 
erklärt :  * 

Dass  dorn  Reichskanzler  das  Vorgehen  der  preufs.  Regierung 
hinsichtlich  des  Erlasses  eines  Verbots  Ober  Einleitung  von  Aus- 
wurfstoffen iu  öffentliche  Wasserläufe  als  auch  hinsichtlich  der 
hierauf  gestützten  Vereagnng  der  Erluubniss  des  St*jUsminisleriuins 
lieknnnl  sei.  Der  Reichskanzler  habe  hierin  keinen  Grund  ge- 
sehen, seinerseits  dagegen  vorzugehen,  da  die  preulsischc  Re- 
gierung nur  von  ihrem  vcrfassungsmiilsigen  Rechte  der  Aufsicht 
über  das  Medizinal-  und  Veteriniirwesen  Gebrauch  gemacht  habe. 
Sie  habe  sich  mit  ihren  Maafsregeln  auch  nicht  in 
Widerspruch  mit  den  Intentionen  der  Reichsregierung 
gesetzt,  welche  letztere  iu  absehbarer  Zeit  nicht  in 
der  Lage  sein  werde,  einen  Gesetzentwurf  über  diese 
Materie  vorzulegen. 

Da  ein  Antrag  auf  Besprechung  der  Inter|iellation  nicht  die 
nötliige  Unterstützung  erhalten  hat,  ist  mit  dieser  Beantwortung 
die  Verhandlung  beschlossen  worden.  -  Diese  einfache  Miuheilung 
ist  geeignet,  mehre  Gedanken  anzuregen : 

Zuerst  das  Gefühl  des  Bedauerns  darüber,  dass  im  Reichs- 
tage für  eine  Krage  von  so  eminenter  Bedeutung,  wie  die  vorliegende, 
nicht  einmal  dasjenige  geringe  Maafs  von  Interesse  -  oder  tagen 
wir  lieber  Verstäuduiss  -  vorhanden  zu  sein  scheint,  welches  zur 
Krzie hing  eines  hlofeen  öffentlichen  Meiuungs-Austausches  zwischen 
2  bis  3  Mitgliedern  der  Versammlung  zugereicht  haben  würde. 

Alsdann  das  weiten;  und  gröfsere  Bedanern,  dass  die  Reichs- 
regienmg  das  einseitige  Vorgehen  Preuisens  nicht  nur  formell, 
sondern  anscheinend  auch  materiell,  h.  *.  wie  auf  der  Hand 
liegt,  gewissermalsen  unbesehens  sanktionirt  hat,  wenigstens 
vorläufig  und  bis  zu  demjenigen  unabsehbaren  Zeitpunkte,  wo 
es  der  Reicbsregicrung  möglich  sein  wird,  der  Krage  ernstlich 
nahe  zu  treten. 

Alle  diejenigen,  welche  das  von  der  preufaischen 
eingeschlagene  Verfahren  weder  für  sachlich  genügend 
halten,  noch  dasselbe  als  durch  rein  praktische  Erwägungen  ge- 
rechtfertigt ansehen ,  werden  ihre  Anstrengungen  nunmehr  so- 
wohl auf  die  tiefere  Klarlegiing  von  Einzelfällen,  die  in  Gefahr 
stehen  vom  .Verbot1'  ereilt  zu  werden,  als  auch  auf  die  Auf- 
deckung von  Schwachen,  welche  dem  bekauntcu  Gutachten  der 
preu Ts.  wissenchaftl.  Deputation  anhaften,  zu  richten  haben. 

Indem  wir  ihnen  dazu  den  besten  Erfolg  wünschen,  treten 
uns  Vorgänge  gleicher  Art  aus  anderen  1. andern  vor  Augen  und 
erinnern  wir  uns  insbesondere  des  Eifers,  deu  die  englische 
Regierung  durch  Einsetzung  mchrcr  Empieten  für  die  weit- 
gehendste Klarleguug  der  Wir.  Kragen  bekanntlich  an  den  Tag 
gelegt  hat  Im  Vergleich  zu  der  beinahe  Qbergrolsen  Kfllle  ton 
i  die  eni  " 


Matei  iäii.  welches  die  cngiisrL  en  Enqueten  zu  Tage  gefördert 
haben,  dürften  diejenigen  Grundlagen,  welche  den  preulsischen 
Behörden,  bezw.  der  wissenschaftlichen  Deputation  hente  bei  Be- 


il rtheilung  betr.  Kalle  als  Grundlage 
bedeutenheit 


Zum  Tltolwoson.  Durch  < 
des  llaudelsniinisters  wird  eine  Kruge 
welche  in  den  Kreisen  der  Berliner  und  überhaupt  der  i 
Baumeister  vielfach  den  Gegenstand  von  Erörterungen 
hat  Es  wird  durch  den  erwähnten  Erlass  den  geprüften  Bau- 
meistern und  Maschinenmeistern  der  Titel  „Rogieruugs- 
Baumeister*  bezw.  „Regierungs-Maschinenmeister"  offiziell  bei- 
gelegt: und  es  hat  der  Erlass  unbeschrankte  rückwirkende  Kraft. 

Mit  erfolgter  definitiver  Ueberualime  iu  den  Staatsdienst 
sollen  die  seitherigen  Bezeichnungen  als  .Königlicher  Kreis-,- 
Eisenbahn-,  Wasser-  etc.  Baumeister"  wieder  Platz  greifen. 

Der  neue  Handclsmiitister  darf  für  diese,  ein  entschiedenes 
Wohlwollen  gegen  die  technischen  Fächer  dokumentirende  Maafs- 
nahnic  vielfachen  Dankes  gewiss  sein  und  auch  dein  neuen  Direktor 
der  Banabtheiliing  des  Handelsministeriums,  Hrn.  Weishaupt, 
dürfte  für  deu  Eifer,  mit  welchem  derselbe  für  die  betr.  durch  die 
heutigen  Umstände  begründeten  Ansprüche  einer  grofsen  Zahl  von 
Technikern  eingetreten  ist,  der  wärmste  Dank  derselben  gebühren. 

Forderung  dos  Baues  von  Sokundärbahnen.  Wir  ge- 
dachten in  So.  22  er.  mit  einigen  Worten  der  Körderung,  welche 
in  einem  Einzelfalle  der  brandenburgische  Prorinzial -Landtag 
einem  Sekundarhahn- Unternehmen  durch  Hergäbe  einer  Provinzial- 
strafse  und  daneben  gebende  Bewilligung  einer  Geldbeihülfe  hat 
zu  Theil  werden  lassen. 

Es  freut  uns,  melden  zu  können,  dass  sich  diesem  Vorgänge 
in  einer  anderen  preufs.  Provinz  jetzt  ein  zweiter  an  die  Seite  stellt 

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216  DEUTSCHE 


Der  Provinzial-Laneltag  von  Posen  hat  in  ••  iner  diesmaligen, 
am  7.  er.  geschlossenen  Sossion  den  Beschlusg  gefasst,  der  fflr 
din  Verwaltung  der  Provinzialstrafsen  eingesetzten  ständischen 
Kommission  die  Ermächtigung  xu  ertheilen: 

.Vorkommenden  Falls  mit  den  Interessenten  Bedingungen 
zu  vereinbaren,  unter  welchen  einzelne  Strecken  der  Proviu/.ial- 
»trafsrn  zur  Anlage  von  Sekundarbahneu  hergegeben  werden 
können." 

Her  bierin  liegenden  generellen  Ermäeditiguug  ist  der  Vor- 
behalt der  provinzial- ständischen  Zustimmung  und  die  Voraus- 
seuung,  dass  in  keinem  Kalle  aun  einem  derartigen  l'ebeninkom- 
men  der  Provinz  Kosten  erwachsen  dürfen,  angeknüpft  worden. 
Vermutlich  darf  diese  Voraussetzung  in  dem  engeren  Sinne 
intorpretirt  werden,  dass  der  Landtag  sieh  im  allgemeinen  vor 
direkten  Geld-Zuschüssen  bei  Anlage  von  Sekundarhahnen  auf 
Straften  hat  sichern  wollen,  dagegen  nicht  abgeneigt  ist,  J'nter- 
uehmungen  fraglicher  Art  jedwede  anderweit  mögliche  Unter- 
stützung,     deren  es  ja  sehr  viele  giebt      angedeilieu  zu  bissen. 

Im  übrigen  regt  es  sich,  wie  Überall  so  muh  in  der  Provinz 
I  *  -  •  s  -  *  1 1 ,  lebhaft  um  Sckundärhahu-Aulagcn  und  es  wird  das  allseitige 
Krwachen  dieses  Interesses  wohl  ein  Moment  bilden,  durch  welches 
die  Staatsregiening  aus  der  bishcriircu  etwas  indifferenten  Haltung, 
die  sie  den  Sokiiüdarbahnen  gegenüber  eingenommen  bat,  heraus 
gedrangt  wird.  So  wie  jenes  Interesse  einen  gewissen  I  lufang 
erreicht  hat,  wird  der  Krlass  einiger  gesetzlichen  Normen 
nicht  mehr  aufschiebhar  sein,  durch  welche  einerseits  dem 
behördlichen  Verhalten  bestimmte  Grenzen  angewiesen  werden, 
andererseits  die  öffentlich  rechtlichen  Verhältnisse  der  betr.  Unter- 
nehmungen ihre  Regelung  finden. 

Neues  Holzpflaster.  Diese  Pflasterung,  welche  in  einer 
von  schwerem  Fuhrwerk  lebhaft  fre-pieiitirten  Strasse  Wiens 
(IX.  Hez.,  Aiserbach  strafse»  zur  Ausführung  gelaugt  ist,  bat  mit 
dem  in  No.  ü.'i  Jahrg.  1P76  die«.  Zeitg.  beschriebenen  Copland'sehen 
1'aU'ntprtaster  grol'se  Aehidicbkeil. 

Wie  bei  diesem  Asphalt  zur  Isolirung  und  Drue-krermittluug 
verwendet  wird,  so  erfüllt  bei  deiu  hier  fraglichen  Pflaster  eine 
2 fache  Bretterlage  von  je  2b™»  Starke  denselben  Zweck,  und 
anstatt  der  Betonschicht  Copland'*  wurde  hier  die  alte  bestehende, 
nach  üblicher  Weise  hergestellte  Packlage  aus  starkem,  grollen 
Schlägel  und  Kies  lienutzt 


IUI  ■  —   — ->«  Mt  > 


Die  Ausführung  geschah  in  folgender  Weise:   Ks  erhielt  die 

15  »m  starke  Kieslage  auf  die  Breite  von  11,37"'  eiue  Satünng 
von  2:i "«.  In  dieselbe  legte  man  in  Abständen  von  ca.  2  •»  nor- 
mal zur  Strafsenaxe,  2ti  ">■»  starke.  30««  breite  Bretter  und  auf 
diese  mit  (Miralleler  Richtung  zur  Strafsenaxe  eine  Dieding  aus 
4  ■  langen,  2ü""'  starken  Brettern,  unter  Verwechselung  der  Stofs- 
fugen.  Auf  die  untere  Dielung  kam  eine  gleich  starke  zweite 
Dtelung,  in  der  die  Bretter  mit  diagonaler  Richtung  verlegt 
worden    sind.    Alle    Bretter   sind    mit  Thecr   getränkt.  Die 

16  2a«™  langen,  S""  breiten  und  Iii"»  hohen  Ptlastei klotze 
bestehen  aus  Weichholz  und  sind  mit  der  Fugenweite  von  ]  «'» 
versetzt,  die  durch  Hinlegen  und  Feststiften  von  Leisten  her- 
gestellt worden  ist  Die  Fugen  wurden  mit  sandfreiem  Kies  ge- 
füllt und  mit  Asphalt  vergossen. 

Das  Pllaster  bildet  ein  Probestück,  welches  von  einer  Privat- 
gesellschaft unter  Aufsicht  der  kommunalen  Bauverwaltung  aus- 
geführt worden  ist  Dassell>e  ist  im  Herbste  1*75  hergestellt, 
in  einer  Strafsr,  eieren  Tagesfreipten*  3<h>  850  Lastwagen 
und  2<m  Omnibus  nebst  einer  grol'seu  Zahl  sonstiger  Fuhrwerke- 
umfasst.  Die  Kosten  stellten  sich  inclusive  Abtrag  des  alten 
Pllastcrmaterials  pro  □"'  auf  6  Fl.  ö.  W.  A.  P. 

Neues  in  der  Berliner  Ban -Ausstellung.  In  der  Zeit 
vom  11.  bis  25.  Mai  sind  eingeliefert:  Von  Ferd.  Vogts  &  Co. 
Altdeutscher  Bücherschrank,  Xussbaum:  1  Büffet,  schwarz,  im 
Renaissancestil;  1  Herrenschmbtisch,  altdeutsch.  Xussbaum;  — 
W.  Lusk  KerzenkTone:  F.  Albrecht  Marmorfufsboden,  Mosaik- 
platten;  —  Carl  Rakeniiis  &  Co.  Hängelampen ;  Aktien- 
(iesellsch.,  vorm.  Spinn  >fc  Sohn  Krone,  vernickelt;  Krone, 
Nickel  mit  Kupfer;  Ampel,  Zink  verkupfert:  Laterne  in  Bronze; 

Spinn  et  Menke  Spiegel,  schwarz  Birnbaum  geschnitzt: 
Bettstelle  und  Spiegelschrank,  Ahorn  weifs  lackirt;  A.Waagen 
ifc  Co.  Lampen  mid  Zinkgusswanrcu;  F.  Zieger  «t  (i.  Wenkel 
1  Büffet,  italienisch  Xussbaum;  —  M.  Fabian  Schmii-deiserne 
Geländer  der  Haupttreppe  für  das  Direktiousgeb.iude  der  Zentral- 
Kaelottcn-Anstalt  zu  Lichte-rfelde. 


Preufsen. 

Ernannt:  Der  Ilofliaurath  Persius,  so  wie  die  Banräthe 
Hobrecbt  und  Kudo  in  Berlin  zu  Mitgliedern  der  technischen 
Baudepiitation.       Der  Baumeister  Maunsdorf  zum  Landhau- 


B A U ZE I T 1 MNG.  29.  Mai  1878 

meister  bei  der  Re'gie'rtmg  in  Münden.  —  r>er  Tit-Bauinspektor 
van  Nes  in  Klbing  zum  Kisenb.-Bau-  und  Betrielw-Iuspektor 
daselbst.  —  Der  Professor  Dr.  Dubliert  in  Berlin  zum  etats- 
malsigen  I^brer  an  der  Ban -Akademie.  — 

Dem  Ve>rsitzeuden  iles  Direktoriums  der  Magil.-Halb.  Kisenh.- 
Ges.,  lieg.-  u.  Baurath  Lent  in  Magdeburg  ist  der  Charakter  als 
Geb.  Kcg.-lialh  verliehen.  Dem  Landbaumeister  Wille  zu 
Wiesbaden  ist  die  kommiss.  Wahrnehmung  der  Geschäfte  der 
Mcliorations-Bauinspektion  für  die  Prov.  Sachsen  mit  ele-m  Wohn- 
sitz in  Magdeburg  übertragen.  — 

Der  amtliche  Wohnsitz  des  Krei&baume-iste>rs  Meissner  ist 
.von  Xeisse  nach  Grnttkau  verlegt 

Die  Baumeister-Prüfung  haben  abgelegt:  a)  Für  beide 
Fachrichtungen:  Carl  Honsel  aus  Potsdam,  Hermann  Auffer- 
mann  aus  Dortmund,  b)  Für  das  Bauingenieur- Fach:  Max 
Contag  aus  Numeiten,  Hermann  Keller  aus  Gießen,  Hans 
Wolffrani  aus  Seehausen. 

Die  Bauführer-Prüfung  haben  abgelegt:  a)  In  Berlin 
für  bciele  Faeiiricblungen ;  Martin  Kruszvnski  ans  Görka,  Max 
Inhoffen  aus  Lieblar,  Paul  Meblhorn  aus  Gera,  Wilhelm 
Aries  aus  Kleve,  b)  In  Aachen  für  das  Architedctur-1- ach : 
C.  Mergard  aus  Aachen;  für  das  Ingenieur  ■  Fach:  Ludwig 
Dv  rssen  aus  iHirpath,  Kmil  G rot h  aus  Kvttenelorf,  F.  W.  Schulte 
aus  Münster,  Wilhelm  Geber  aus  Seefeld. 


Brief-  und  Fragekastei. 

F.  F.  Berlin.  Ihre  Frage:  Wenn  ein  Techniker  in  einer 
Fabrik  oder  in  einer  Privatstcllung  eine  Erfindung  macht,  welche 
putcutirt  wird,  hat  dann  die  Fabrik,  (bezw.  der  Besitzer 
derselben)  oder  überhaupt  der  Brotherr  eines  sedchen  Er- 
finders irgend  welchen  Anspruch  an  die  Erfindung  oder  deren 
Nutzen,  wenn  derselbe  nicht  selbst  dabei  mitgewirkt  hat?*  ist  unter 
eleu  neu  e<  ordneten  Putentve'rludtuissen  höchst  zoitgemafs,  praktisch 
und  interessant ,  indes»  kaum  für  alle  verschiedenen  Einzelfalle, 
die  in  der  Praxis  vorkommen,  tM'antwortnngsfahig.  So  gemäss  im 
Büreaulchen  Erfindungen  entstehen,  auf  deren  Nutzung  der 
Bllreanherr  keinen  rechtlichen  e>dor  Billigkeit*- Anspruch  wirel 
geltend  macheu  können,  ebenso  gewiss  werden  dort  auch  Falle 
von  Erfindungen  vorkommen,  an  de-uen  das  Nutzuugsre-cht  de*s 
Erfinders  sich  Einschränkungen  wird  gefallen  lassen  müssen,  selbst 
dann,  wenn  der  Büreauhcrr  nicht  unmittelbar  bei  dem  Zu- 
standekommen der  Erfindung  mitgewirkt  haben  sollte. 

Wir  erfahren,  dass  die  Frage  nach  den  Hechten  des  Er- 
liuders  gegenüber  der  Behörde  zur  Zeit  im  Kreise»  der  preußischen 
Staats -Eisenbahn- Verwalt ii n g  e'iner  näheren  Erörterung 
unterliegt  und  dass  man  hier  liemüht  ist,  Grundsätze  zu  foramlircn, 
nach  deuen  Einzelfälle,  die  in  den  Bureaus  dieser  Verwaltung  sich 
ereignen,  beuitheilt  werden  sollen.  Wir  denken  von  'den  Besul- 
tateu  der  betr.  Verhandlungen  demnächst  Kcnntniss  zu  erlangen 
und  werden  alsdann  auf  Ihre  Frage  zurück  kommen. 

Im  übrigen  werden  wir  Mittlieilungen  vom  Gebiete  der  Praxis 
des  Gegenstandes  mit  Dank  entgegen  nehmen. 

Hrn.  v.  F.  in  Berlin.  Ihrem  Wunsche  in  Be-treff  des  Bau- 
handbuches, dessen  i.  Lieferung  übrigens  nicht  vor  dem  Spät- 
herbst erscheinen  wird,  soll  entsprochen  werden.  Auf  Ihre 
Be-schwerden  über  das  Vorfahren  unserer  Expedition  bemerken 
wir  auf  Grund  spezieller  Uutersuchuug  der  von  Ihnen  angeführtem 
Fälle  Folgendes:  1)  Ein  geschäftliches  ('ntci-nehmcn  wie  der 
Inseratcntheil  e>inor  Zeitung  intiss  selbstverständlich  nach  be- 
stimmten, auf  Erfahrung  begründeten  Nonnen  verwaltet  werden 
und  es  ist  unmöglich,  das  Verfahren  für  jede'n  Einzelfall  zu 
moditiziren.  Eine  Vorausbezahlung  der  unter  der  Rubrik 
^Gesuchte  Stellen"  fallenden  Inserate  hat  sich  als  unbedingt 
nothig  erwiesen,  um  Verluste  und  die  durch  Einziehen  der  Post- 
vorsebfisse  von  meist  nicht  sesshaften  Personen  entstehenden 
Umstände  zu  vermeiden;  es  erscheint  als  eine-  ungerechtfertigte 
Empfindlichkeit,  wenn  der  Einzelne  das  in  durchaus  schonender 
Form  an  ihn  gerichtete  Gesuch  um  Vorausbezahlung  eines  solchem 
Inserats  als  ein  gegen  ihn  |>ersemlioh  gerichtetes  Misstrauen  aiff- 
fasst  Uebrigeus  wird  das  bezügl.  Verfahren  im  allgemeinen 
nur  für  die  Inserate  jener  nubrik  durchgeführt.  In  dem  von 
j  Ihnen  angeführtem  zweiten  Falle  wurde  Vorausbezahlung  verlangt, 
weil  der  Inserat- Auftrag  durch  einen  Buchhändler  ortheilt  war, 
der  im  schwarzen  Buch  des  Verleger-Vereins  wegen  ungenügender 
Erfüllung  scuner  Verbindlichkeiten  angemierkt  war.  2)  Dass  ge- 
wisse Beilagen  u.  III.  den  Abonnenten,  welche  dasselbe  durch 
die  Peist  beziehen,  nicht  zugehen,  liegt  in  den  Anordnungen  der 
K.  l!eicbs|»ost,  welche  einerseits  Beilagen  für  bestimmte 
Plätze  (also  z.  B.  für  die  Berliner  Abonnenten  allein)  nicht 
annimmt  und  andererseits  Beilagen  von  der  Art  der  Schleicher  A 
Schul!  sehen  Papierprohen  als  Waarenmuster  von  der  Beförderung 
ausschliefst. 

Hrn.  X.  Y.  in  Hannover.  Die  Journal  -  Litteratur  über 
germanische  Alterthümer  wird  hauptsächlich  durch  eine  giüfscre 

I  Zahl  periodischer  Publikationen  kleinerer  Alterthums- Vereine  ver- 
treten.   Sie  werden  über  dieselbe  bessere  Auskunft,  als  wir  sie 

i  an  dieser  Stelle  geben  könnten,  erlangen,  wenn  Sie  die  litterari- 
Bchen  Nachweise  des  vom  German.  Museum  iu  Nürnberg  heraus- 
gegebenen „  Anzeigers  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit* 
durchblättern. 


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üo.  43. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


217 


Konkurrenz 

um  tat 

Entwurf  eines  Allgemeinen  Kollegien -Gebäudes  für  die  Kaiser -Wilhelms -Universität 

Strafsburg. 

Berlin,  den  22.  Mai  1878. 

Für  die  Kaiser-WMhelms-Universrtät  zu  Strafsburg  im  Elsass  soll  ein  „Allgemeines  Kollegien-Gebäude"  errichtet 
werden.  An  die  Architekten  im  Deutsrhen  Reich  ergeht  hierdurch  die  Einladung,  Plane  für  diesen  Bau  zu  entwerfen  und 
einzureichen. 

Das  Programm  für  den  Bau,  ein  Situationsplan,  welcher  den  Bauplatz  und  das  denselben  umgelicndc  Terrain  er- 
sichtlich macht,  sowie  eine  Zusammenstellung  der  l>ei  der  Kostenberechnung  zum  Grunde  zu  legenden  Preise  der  wichtigsten 
Baumaterialien  und  der  Arbeitslöhne  sind  nachstehend  abgedruckt. 

Exemplare  dieses  Konkiirrenz-Au*schreibens,  des  Programms,  des  Situationsplaits  und  der  Preis-Zusammenstellung 
werden,  so  weit  der  vorhandene  Vorrath  reicht,  Konkurrenzhewcrbern  oder  deutschen  Architekten-Vereinen  durch  das  Bureau 
de*  Reichskanzler- Amts  für  Elsass-Lothringen  (Berlin  W.,  Wilhelmstrafse  74)  auf  Ersuchen  zugestellt  werden. 

Bezüglich  der  Konkurrenz  gelten  folgende  Bedingungen : 

1.  Berücksichtigt  werden  nur  solche  Entwürfe,  deren  Verfertiger  Angehörige  des  Deutschen  Beichs  sind.  Bei  jedem 
Entwurf  ist  der  Name  und  der  Wohnort  des  Vcifertigers  anzugel>en. 

2.  Der  Entwurf  mnss  den  im  Programm  gestellten  Anforderungen  entsprechen. 

3.  Der  Anschlag  der  Baukosten  darf  einschliefslich  derjenigen  der  inneren  Einrichtung  und  der  Bauleitung  den 
Betrag  von  2  250  000  M.  nicht  übersteigen.  Entwürfe,  welche  dieser  Bedingung  nicht  entsprechen,  können  einen 
der  ausgesetzten  Preise  nicht  erhalten. 

4.  An  Zeichnungen  sind  einzureichen: 

al  die  Grundrisse  aller  Geschosse  und  alle  Facaden  im  Maafsstabe  von  V»»  der  natürlichen  Griese; 

b)  die  zum  Verstündniss  des  Planes  nöthigen  Durchschnitte  im  Maafsstabe  von  Vi,»  der  natürlichen  Gröfsc; 

c)  ein  Situationsplan  im  Maafsstabe  des  mitgetheilten  Planes. 

Perspektivische  Zeichnungen  werden  nicht  verlangt. 

5.  Ein  Erläuterungsberieht  nebst  einer  klaren  überschläglichen  Kostenberechnung  ist  mit  den  Zeichnungen  einzureichen. 

6.  Die  Entwürfe  sind  spätestens  am  1.  Oktober  1878  an  das  Beichskanzler-Amt  für  Elsass-Lothringen  (Berlin  W.. 
Wilhelmstrafse  74)  portofrei  abzusenden.  Arl»eiten,  welclie  nicht  spätestens  an  diesem  Tage  bei  der  Post-Station 
des  Absenders  aufgegeben  oder  in  dem  Büreau  des  Reichskanzler-Amts  für  Elsass-Lothringen  kurzer  Hand  ein- 
gereicht sind,  werden  von  der  Konkurrenz  ausgeschlossen. 

7.  Für  den  relativ  besten,  den  Bestimmungen  des  Programms  und  der  Ausschreibung  am  meisten  entsprechenden 
Entwurf  wird  ein  erster  Preis  von  tiOOO  M.  gezahlt.  Weitere  vier  Preise  von  je  3000  M.  wenlcu  für  die  vier 
zunächst  besten  Entwürfe  gewährt.  Die  prämiirten  Entwürfe  werden  gegen  Zahlung  der  Prämie  Eigenthum  der 
Regierung,  welche  jedoch  nicht  die  Verpflichtung  übernimmt,  einen  derselben  zur  Ausführung  zu  bringen,  oder 
dem  Verfertiger  des  zur  Ausführung  gewählten  Planes  die  s|*zicllere  Ausarbeitung  zu  Obertragen.  Die  nicht 
prämiirten  Plane  werden  den  Konkurrenten  kostenfrei  wieder  zugestellt. 

8.  Das  Preisgericht  bilden  zwei  von  Rektor  und  Senat  zu  wählende  Vertreter  der  Kaiser-Wilhelms-Universitat  und 
folgende  Architekten : 

Königlicher  Geheimer  Ober-Hofhaurath,  Professor  Strack  zu  Berlin; 

Präsident  der  Königlichen  Akademie  der  Künste,  Geheimer  Regierungs-  und  Baurath  Hitzig  zu  Berlin; 
Konsistorial-Baumeistcr  und  Lehrer  an  der  Köiüglichen  polytechnischen  Schule,  Baurath  Hase  zu  Hannover; 
Königlicher  Ober-Baurath  und  Professor  von  Neu  reut  her  zu  München; 
Professor  Nicolai  zu  Dresden; 

Ober-Baurath  und  Königlicher  Uof-Baumcister  von  Egle  zu  Stuttgart. 

9.  Sämmtlichc  eingereichten  Pläne,  mit  Ausnahme  der  etwa  eingegangenen  («rspektivischen  Darstellungen,  werden 
nach  erfolgtem  Spruche  des  Preisgerichts  zwei  Wochen  lang  öffentlich  ausgestellt. 

10.  Das  Urtheil  des  Preisgerichts  wird  in  dein  „Deutschen  Reichs- Anzeiger"  und  in  der  „Deutschen  Bauz  Ortung" 
veröffentlicht. 

In  Vertretung  des  Reichskanzlers 
Herzog. 


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j^AISER  -^ILHELMS-JjNt\ 

Situation*  ■  Plan  der  Ailingen  für  die  theologische,  die  juristisch -staatswissenschaftliche 


Hü  uif  Mi 


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I.  l'b)üUJi»rkM  In.uiui.  2.  l«.ül»t  für 
7.  t.»r1«r-tU«»    ».,  S. 


I*  rogram  m 

für  den 

Bau  des  Allgemeinen  Kollegien -Gebäudes  der  Kaiser -Wilhelms -Universität  Strafsburg. 

Bibliothek  für  das 


her  Bauplatz  dt'*  Gebäudes  befindet  »ich  vor  dem  Fischcr- 
Tlior*'  auf  dem  früheren  Festunesterrain  und  ist  in  der  beiliegenden 
Situationszcichnutig  mit  A  B  V 1)  bezeichnet.  Seine  Gröfse  beträgt 
125  zu  7.r)  m;  es  ist  jedoch  erwünscht,  das  Gebäude  so  anzuordnen, 
das»  es  die  Bauflucht  der  Kuprechtsauer  Allee,  das  ist  die  Linie  E  F 
des  1 'laues,  nicht  idierschreitet. 

Innerhalb  dieser  Grenzen  kann  der  Hau  in  der  von  dem  Be- 
werber für  gut  befundenen  Grundligur  projektirt  werdeu.  Die  Wahl 
der  Architektur  bleibt  dem  Bewerber  überlassen. 

Das  Kollegien-Gebäude  soll  enthalten: 

a.  Für  die  theologische  Fakultät: 

1.  1  Hörsaal  für  35  Zuhörer, 

2.  3  Hörsäle  für  90  und  für  2.5  Zuhörer, 

3.  I  Seminarraum  mit  Itirektorzimmer  für  systematische  Theo- 
logie von  zusammen  65  t|m  Grundfläche, 

•t.  1  Seminarraum  mit  Itirektorzimmer  für  praktische  Theologie 
von  zusammen  65  ipn  Grundfläche. 

h.  Frtr  die  rechts-  und  Staats  wissenschaftliche 
Fakultät: 

1.  1  Hörsaal  für  70  Zuhörer, 

2.  1  Hörsaal  für  15  Zuhörer, 
:!.  2  Hörsäle  für  35  Zuhörer, 
I.   1  Hörsaal  für  2t»  Zuhörer, 

5.  1  Kaum  mit  Direktor/immer  für  das  juristische  Seminar  von 
m  .(in  Grundfläc  he, 
iit  Itirektorzimmer  für 


«.   1  Kaum 


das  staatswissenschaftliehe 


1 


zusammen  80  cpu  Grundfläche. 

c.  Für  die  philosophische  Fakultät: 
1  Hörsaal  für  Zuhörer, 
1  Hörsaal  für  »10  Zuhörer, 
9  Hönftle  für  SB  Zuhörer, 
1  Hörsaal  für  20  Zuhörer, 

1  Kaum  für  das  philosopl 
von  zusammen  65  <|m, 

2  Käume,  je  mit  Itirektorzimmer,  für  die 
des  historischen  Seminars  von  je  so  <pn. 


Hircklorzi  mmer 
Attheill 


7.  1  gröfscreu  Kaum  mit  llireklorziinmcr  und 
philologische  Seminar  von  ca.  160  um, 

8.  1  Kaum  mit  Itirektorzimmer  für  das  germanistische  Seminar 
von  ca.  INI  i|tn, 

!).  2  Käume  für  das  Seminar  für  romanische  S]iruchkunde  von 
zusammen  ca.  HM)  i|m, 

10.  1  Kaum  mit  Direktor/immer  für  das  Seminar  für  englische 
Spraclikundc  von  ca.  so  qm, 

11.  2  Räum«  für  das  geographische  Seminar  mit  Dircktorzimmer 
von  ca.  100  ip»  Grundfläche.  Das  Seminar  inuss  nahe  einem 
für  geographische  Vorlesungen  mitbenutzbaren  Hörsaal  liegen. 

12.  2  Kaume  für  das  Institut  für  Altertumswissenschaften  von 
ca.  1IKI  tpn  Grundfläche,  in  unmittelbarer  Nähe  des  philo- 
logischen Seminars, 

13.  Käume  für  das  kunstarcbaologische  Institut  nou  ca.  12O0  qm 
Grundfläche,  und  zwar: 

1  Hörsaal  für  c*.  50  Zuhörer, 
L  Vorliereitungs-  hezw.  Itirektorzimmer. 
Ausstellungssale  für  die  Gvpssammlung  und  einen  l'ack- 
raum,  zugleich  als  Kcparaturwcrkstättc  dienend. 
I)ie  Kaume  des  kiinstarchäologisehen  Instituts  müssen 
eitle  Anordnung  erhalten,  welche  die  Aufstellung  der  Kunst- 
werke in  historischer  Keihenfolge  ermöglicht,  und  wind"  sich 
eine  Gmppiruug  wie  folgt  am  meisten  empfehlen: 


1. 

1  Korridor  oder  Vorraum  für  as 

syrische  etc.  Skulptureu, 

il. 

Hiichaltcrthümlichc  Kunst,  even- 

ca.  100  qm 

III. 

Aegina  und  die  sonstige  spät- 

archaische  Kunst  

■  WO  „ 

IV. 

Die  attische  Kunst  der  periklei- 

.  2<K)  . 

V. 

Olympia,  l'higalia.  Grabreliefs 
etc.   

■  150  . 

VI. 

Zeit  der  Skopas  und  Praxiteles, 

Mausoleum,  Niobideu  etc.  .  .  . 

.  IM  , 

vn. 

I.ysippos  und  die  hellenische 

Kunst,  eventuell  2  Zimmer  .  . 

.  2oo  . 

Latus  .  .  . 

;i5o<pn 

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-.RSITAT  Strassdlirg. 

und  die  philosophische,  die  mathematische  und  die  naturwisstnschaflliche  Fakultät 


Htiusrr  3>jertfL 


|H  (>ri|0ul»   I  :  |1X)U>. 

lau  4.  Cbeaiirbft  um  Um.  ."».  B».  fbanutfiuaeheii  uutltil.  (.  ÜlrektarHiu 
tl»r.   U.  ttlrrktor  IUu».   13.,  14..  ir,.,  Iii.  OtorrriUrffa-foblaJc 

Transport  itiiOum 
VIII.  Hämische  Kunst,  eventuell  2 

Zimmer   ca.  loo  „ 

IX.  Ftruskische   und  altitalische 

Kunst   ■  ,    5(1  „ 

Summe  . 


14. 

i:.. 


I». 


I  Km)  <|m  < irundflärhe. 
Im  Saal  III  ist  eine  Giehelgruppe  von  12  m,  im  Saal 

IV  eine  solche  mui  17  in  Lftngc  aufzustellen,  weshalb  dies« 
Säle  eine  Langte  von  15,  bezw,  In  Iiis  20  ni  haben  müsspn. 
Saal  V  kann  auf  120  qiu  Grundfläche  beschränkt  werden, 
wenn  Saal  VI  dat'flr  lsn  qm  erhält. 

In  allen  Sttlca,  namentlich  im  Saal  IV  und  V,  ist  Cur 
möglichst  profse,  ruhige  Wandflächen  Sorge  zu  tragen,  da 
umfangreiche  zusammenhängende  Iteliefreihen  anzubringen 
sind,  z.  It.  im  Saal  IV  etwa  ÖD  i|in  Paithvnonfries,  im  Saal 

V  30  m  Fries  von  l'higalia. 

Für  alle  Säle  ist  nebst  reichlicher,  ruhiger  Beleuchtung 
eventuell  durch  gleichzeitige  Anwendung  von  Oberlicht  —  auf 
möglichste  Freiheit  von  Staub  und  Feuchtigkeit  Bedacht  zu 
nehmen. 

Kautne  für  den  kunstgpschichtlicben  Apparat  von  180  bis 
200  um  Grundfläche  nahe  dem  kunstarchäologischen  Institut, 
Bäume  fttr  Aegyptologie  von  lifiqm  Grundfläche,  nahe  dem 
kuustarchäologischcu  Institut, 

Seminarraum  für  Musik  von  ca.  40<|in  Grundfläche. 

1  Gesangsaal  von  mindesten»  70  «im  Grundfläche  und  einem 

Verhältnis*  der  Länge  zur  Breite  von  6:2. 


d.  Fttr  die  mathematische  und  naturwissenschaftliche 
Fakultät: 

1.  1  Hörsaal  für  80  Zuhörer, 

2.  I  Hörsaal  für  85  Zuhörer, 

3.  2  Semiuarräume  mit  Direktor/.immeni  von  W  und  von  65  4M 
Grundfläche. 

e.   Für  die  medizinische  Fakultät: 
1  Hörsaal  für  ca.  tio  Zuhörer. 

f.  Für  alle  Fakultäten  gemeinschaftlich: 

1.  I  Hörsaal  für  ca.  200— 220  Zuhörer, 

2.  1  Hörsaal  für  ca.  120  Zuhörer, 

3.  1    Spre<_li/mi  mir    der    Universitätslehrer    mit  Vorzimmer, 
Klosct  etc., 

I.   I  Lesesaal  von  ca.  270 qn  GnindHächv.    Her  Lesesaal  wird 


auch  von  der  ruiversiiät  nicht  angehangen  Personen  besucht 

und  muss  also  leicht  zugänglich  «ein. 
5.   1  Fechtsaal,  eventuell  im  Kellergescho&s. 

Die  Seminarräume  aller  Fakultäten  müssen  unter  «ich  so 
zusammen  gelegt  werden,  dass  ihr  Besuch  leicht  und  sicher,  thun- 
lichst  «Inn  Ii  einen  Diener  an  einem  gemeinschaftlichen  Fingang 
(im  Innern  des  Gebäudes),  überwacht  werden  kann: 

Zugleich  sind  für  jedes  Fach  Hörsäle  und  Seminarräume,  wo 
immer  möglich,  so  auf  die  einzelnen  Stockwerke  zu  vertheilen, 
dass  der  Transport  von  l>cmonsiratious-Gegen*tändcn  aus  den 
Seminaren  in  die  Hörsäle  leicht  bewerkstelligt  werden  kann. 

g.  Fe  st  räume. 

1.  1  Aula  zur  Versammlung  von  ca.  80  Itozenten,  80—100 
F.brengasien  und  OVO  Studenten.  Von  letzteren  brauchen  nur 
ca.  41 10  Sitzplätze  zu  erhalten.  In  der  Aula  soll  eine  Tribüne 
für  Musikauffnbrungen,  Festpnblikum  etc,  angebracht  werden. 

2.  1  angemessenen  Vorsaal,  welcher  auch  ah  Gesaugsaal  dienen 
kann, 

8.  Garderoben. 

h.  Geschäftsräume: 

1.  I  Zimmer  für  den  Kurator  mit  Vorzimmer, 

2.  2  Zimmer  für  das  Sekretariat,  die  Hegistratur  und  Kanzlei 
des  Kurators  von  zusammen  ca.  5">ijm  Grundfläche, 

daneben : 

2  Zimmer  für  die  (juästur  und  Unhcr&itätskasse  mit  feuer- 
sicherem Kasscngcwölhe  von  zusammen  ca.  SOipn  Grundfläche, 

1  Zimmer  für  den  Kektor  der  Universität  mit  Vorzimmer, 
daneben : 

2  Zimmer  für  das  Universitäts-Sekretariat  von  zusaninum  75  um 
Grundfläche, 

1  Sitzungssaal  des  akademischen  Senats  und  des  rienums, 
auch  für  Immatrikulationen,  von  I20ipu  Grundfläche,  dazu 
ein  Vorzimmer. 

7.  2  Faktiltätszimmcr  von  je  Jo  qm  Grundfläche, 

8.  1  Uesen i'/iimner  zur  Abhaltung  von  Prüfungen  mit  öOqm 
Grundfläche. 

i.  Nebenräume: 

1.  1  l*förtnerzimmer, 

2.  2    8  Diener/immer  zur  IVberwachuiig  des  Lesesaales  und 

der  S< 'miliare. 

3.  Klosets  in  gelingender  Anzahl.  Garderoben,  Hcizknmmern  etc., 
VoiTathsräume  für  Brennmaterialien  n.  s.  w, 


220 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


29.  Hai  1878 


k.  Dienstwohnungen: 

1.  1  Dienstwohnung  des  Quastors,  bestehend  in  5  Stuben,  Kuche, 
S|teisekaminer  und  Keller, 

2.  Kinige  kleine  Wohnungen  für  Pedell«;,  Hausmeister,  Pförtner 
u.  s.  w.  im  Kellei 


1  las  Gebäude  soll  eine  stattliche  Eingangshalle  erkalten,  in 
welcher  die  Anschlagshretter  ihren  Platt  rinden,  sowie  helle  und 
geräumige,  aber  möglichst  zugfreie  Vcrbiudungsgängc  und  Hallen 
i  Aufenthalt  und  zur  Erholung  der  Studenten. 
Die  Hüheulaife  des  Plaues  vor  dem  Kollegien  ! iebaude  ist  auf 
e  139,«  über  dem  Strafsburger  Kisenbannhorizont  anzu- 
nnd  der  I  niversttHtsgarteii  auf  138,62,  die  Kellersohle  auf 
138,6  zu  legen. 

Die  Decken  der  Verbindungsgange  und  Vorräume,  sowie  die 
Treppen  des  Gebäude»  sind  in  feuerfesten  Konstruktionen  herzu- 
stellen. 

Zur  Herstellung  der  Fayaden  sind  Hausteine  zu  verwenden. 

Das  vorstehende  Programm  ist  von  der  Vertretung  der  l'ui- 
versitat  und  von  den  zu  Preisrichtern  berufenen  Architekten  ge- 
prüft und  grundsätzlich  gebilligt. 


Baupreise  der  Stadt  Strasburg. 


Gegenstand  der 


I 

2 
3 
4 
5 
6 
7 
H 

9 
10 

11 

12 
13 
14 
16 

16 
17 
16 
Iii 


A.  Material. 


franko  Bauplatz 


1  cbm  feiner  Mauersand  .    .  . 
1  cbm  grober  Kies  zn  Beton 
1  cbm  gelftaehter  schwarzer  Kalk 

1  cbm  Lehm  

1  Tonne  Zement  zu  ISO  kg  .  . 

1  cbm  Gvps  

1  ebn  " 
1O00  Sttick 

1  cbm  rohe  Quadern,  1 
1  cbm  Haustein  zu  Fenster-  und 

Treppen  und  zu  Platten  bis  20 
1  cbm  Eichenholz,  scharfkantig 
1  qm  eicheue  Dielen  und  Bohlen,  2,7  cm  stark,  ruh 

1  qm  desgleichen,  3,3  cm  stark,  roh  

1  qm  desgleichen.  6  cm  stark,  roh  

1  cbm  Tannenholz,  scharfkantig  beschlagen,  bis 

27  zn  32  cm  stark  

1  cbm  desgleichen  Ober  27  und  32  cm  stark  . 
1  qm  tannene  Dielen  und  Bohlen,  roh,  2,7  cm  stark 
1  qm  desgleichen,  3,3  cm  ........  . 

1  qm  desgleichen,  6  cm  


Mm*. 


3,20 

2,20 
16,00 

4,80 
15.00 
28,00 

7,01) 
36,00 
42,00 

52,00 
120,00 
8,20 
4,00 

6,80 

48,00 
56.00 
1,00 
2,00 
3,40 


20 
21 
22 
23 
24 
25 
26 
27 
28 
2«J 
30 
31 
32 


33 
34 
8» 

»6 


38 
31t 
40 


II 

42 
13 
44 

45 
46 
47 
48 

49 
50 
51 

62 
53 
54 
55 


liegenstand  der  Berechnung. 


B.  Arbeit. 

lOslund.  Arbeitstag  eines  Steinmetzen. 

„     Maurers .  . 


Zimmermanns  .... 
Handlaugers  .  .  .  . 
liypsers  resp.  Putzers  . 

Schreiners  

Schlossers  

Blechners  od.  Klempners 

lilasers   

Malers  

Pflasterers  

Asphaltlegers  .... 
Schieferdeckers   .    .  . 


f.  Fertige  Arbeit  iucl,  Arbeit  IL  Material. 

1  cbm  Kniaushub  und  Hinterfüllung  

1  cbm  Fundamentmauerwerk  in  fertiger  Arbeit  . 

1  cbm  Bruchsteinmauerwerk  des  Kellergeschosses 
wie  vor  ine).  Hogen  

1  cbm  Zicgehnaucrwerk  des  Kellergeschosses  wie 

vor  incl.  Högen  

Zulage  zu  1  cbm  Hruchstein-  oder  Y.iegeltnauer- 
werk  für  jedes  Geschus»  mehr  Hohe  ca.    .  . 

1  cbm  Haustein,  charirt.  fertig  versetzt  ohne  Gesimse 

1  qm  abgewickelte  Fläche  für  (iesimsarbeit  rot. 

1  qm  Möellonverblendung  als  Zuschlag  zum  Bruch- 
steinmauerwerk   

1  ihm  ( iewölbemauerwerk  in  Ziegeln  zu  Kappen 
in  fertiger  Arbeit,  einschließlich  lUistung  und 
Schalung  

1  cbm  desgleichen  zu  Kreuzgewölben  

1  qm  roher  Bestich  auf  massiven  Mauern  u.tiewolbcn 

1  qm  desgleichen  abgerieben  .    .  . 

1  qm  Deckenputz  auf  Spalierlatten, 


1  cbm  Tannenholz,  in  Balkenlagen  zu  verarbeiten 
1  cbm  Tannenholz,  im  Dachverband  zu  verarheiten 

1  qm  Zwischendecke  mit  Hesclmttung  

1  qm  rauher  gespundeter  tannener  Fufsboden  fertig 

verlegt,  2,7  cm  

1  qm  gehobelter  und  gespundeter  Tannenfufcboden 

mit  eichenen  Friesen  3,3  cm,  wie  vor  .   .  . 

1  qm  eichener  Stabfufsboden  3.3  cm  

1  qm  desgleichen  auf  Asphah  

1  qm  2,5  cm  Dachschalung  

1  qm  l.eistenzinkdach  excl.  Schalung  

1  qm  Schieferdach  excl.  Schalung  


4,50 
3.20 
3,20 
2,40 
3.5H 
3.20 
3.20 
3,00 
3,00 
3.20 
3.20 
4,50 
3,50 


II.HO 
11,00 

13.00 

25,00 

1,20 
38.1  Kl 
8,00 

8.00 


2H.O0 
32,00 
0.50 
1,00 

1,50 
10,00 
12,00 

1,50 

2,00 

5,00 
8,50 

10,00 

K80 
bjSß 
4,50 


tob  Cirl  II,, I»  1 


K.  K.  O.  rrltirk.    Drorkt  W.  Ho.itr  Ho.buckdmcktril  l*fH». 


Digitized  by  Google 


.1«.  44. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


221 


Inhalt:  l«i»  Koiitummi  dir  KnUiirtV  turn  Nnihan  «Vr  »I.  I'ctri - Kirrbr  In 
iU    iK  ir«—  innig. |  —  AHürnMiiM  Mm  Aber  dir  Krrii-btuaa'  <>«i  Im»  A»«lallMi. 
(r«rlirtiaw)  --  Kntrug  nr  trtft  der  Krabb'lhiiii:  flnhirillkrticr  Klarabahntariie. 
—  i.f«|.l>i».      Hm-f-bimmt  »oi»  KnrJi"Jpr»>»  lfc«i>iu  (fttblwa.)  —  Wluh»lloaf*n 


ini  V«rflnrn:  Arrhitrktra  iumI  lnerfii<«ir ■  Wp-in  iii  Hmnlivnt.  —  AycMKltlaii- 
Vf-irin  »«  IWrlni  —  V  r  r  m  i  *  ■■  M  c, :  IVrmatmile  VtfkuiLB'AtfcittrIliiiiR  At*  Wfflm 
fnr  dculartjM  Kun>1cr«<rhe.  —  Kunkurrrnii'n.  —  Brl*f-  lind  V  r  a  itrk  >  «I  c  n 


Die  Konkurrenz  für  Entwürfe  zum  Neubau  der  St.  Petri- Kirche  in  Leipzig. 


IfPorUtmiAK 
nrkn  wir  unserem  ersten  einleitenden  Artikel  in  No.  32 
eine  kurze  kritische  Besprechung  der  Konkurrenz  an- 
schliefsen,  fuhren  wir  unsern  Lesern  zugleich  die  Grund- 
risse der  3  pramiirten  Entwürfe  von  Giesc  £  Weidner, 
Härtel  und  Griscbach  vor;  Seitenansicht  und  Längendurcb- 
schnitt  der  mit  dem  ersten  Preise  gekrönten  Arbeit  von  Giese 
u.  Weidner  sollen  in  nächster  No.  folgen.  Um 
den  absoluten  Maafstah  der  Grundrisse  in  an- 
schaulicher Weise  zu  erläutern  und  überdies 
dem  von  uns  mehrfach  heran  gezogenen  Ver- 


Entwnrf  v.  lirlirtic Ii.    I1L  frei*. 

gleich  dieser  Leipziger  Kirchen-Konkurrenz 
mit  derjenigen  rar  den  Berliner  Dom  cii>e  un- 
mittelbare Grundlage  zu  geben,  liaben  wir  den 
bezgl.  Skizzen  den  in  annähernd  gleichem 
Maafstalie  gezeichneten  Grundriss  eines  Entwurfs  aus  jener 
alteren  Konkurrenz  —  und  zwar  eines  solchen,  in  welchem  der 
Dom  in  erster  Linie  lediglich  als  eine  monumentale,  für  den 
Zweck  des  protestantischen  Kultus  bestimmte  Anlage  be- 
handelt war  —  gegenüber 
gestellt  — 

Der  Gesammtein- 
druck,  den  wir  bei  ein- 
gehendem Studium  der  in 
der  Aula  der  Leipziger  Uni- 
versität zu  einer  muster- 
haft angeordneten  Ausstel- 
lung vereinigten  80  Kon- 
kurrenzarbeiten gewonnen 
haben,  hat  leider  die  Hoff- 
nungen nicht  ganz  be- 
stätigt, zu  welchen  wir 
ons  —  auf  das  rosig  ge- 
färbte Gutachten  der  Preis- 
richter gestützt  —  für  be- 
rechtigt hielten.  Dass  eine 
namhafte  Anzahl  solcher 
Architekten  an  der  Bewer- 
bung sich  betbeiligt  habe, 
die  das  Gebiet  kirchlicher 
Baukunst  als  Meister  be- 
herrschen ,  müssen  wir 
in  entschiedenen  Zweifel 
ziehen.  Wohl  spricht  sich 
eine  nicht  geringe  Summe 
von  Flcifs  und  Talent, 
eine  Fülle  origineller  Ge- 
danken und  ein  beinerkens- 
werthes  Geschick  künst- 
lerischer Gestaltung  in  jenen  Arbeiten  aus,  aber  ihr  Werth  ist 
doch  ganz  überwiegend  ein  etwas  einseitig  akademischer. 
Ks  ist  die  Konzeption  des  idealen,  kirchlichen  Monumentalbaues, 
welcher  die  Mehrzahl  der  konkurrirenden  Künstler  ihr  aus- 
schliefsliches  Interesse  zugewendet  hat,  während  diepraktische 
Benutz  barkeit  des  Gebäudes  für  die  konkreten  Ansprüche 
der  kirchlichen  Gemeinde,  seine  Ausführbarkeit  für  die  im  Pro- 


au  No.  St.) 

gramm  festgesetzte  Bausumme  nnd  die  aus  der  Gestalt  und 
Lage  des  Bauplatzes  hervor  gehenden  Bedingungen  eine  ver- 
haltnissmäfsig  geringere  Berücksichtigung  gefunden  haben.  So 
ist  trotz  eines  äufserlich  glänzenden  Resultats  der  Konkurrenz 
in  Wirklichkeit  doch  weder  ein  so  bemerkenswerther  Gewinn 
für  das  Problem  des  protestantischen  Kirehengebäudes,  noch 
ein  so  durchschlagender,  direkt  verwendbarer 
Erfolg  für  den  durch  das  Preisausschreiben 
angestrebten  Zweck  erzielt  worden,  als  wir 
früher  annehmen  zu  können  glaubten. 


KnHrarf  T.  Rirttl.  U.  Fr«».. 


Kntwnrf  i.  Uli 4  Weliaer.   I.  frtli. 


Koiknrrrai-F.nlmiirr  tarn  Brrliarr  IXia  \.  f.  Adlrr. 


Vor  allem  macht  diese  akademische 
Richtung  in  Bezug  auf  die  grundsätz- 
liche Auffassung  des  Entwurfs  sich 
gtiltaod,  mit  welcher  die  KtMkwrronteu  an 

die  Bearbeitung  desselben  heran  getreten  sind.  Viele  unter 
ihnen  —  und  nicht  etwa  Mos  solche,  in  denen  der  heifse 
jugendliche  Ungestüm  noch  galirt  und  überschäumt  —  halten 
sich  leider  wiederum  auf  jene  Bahn  einer  gewaltsamen 

Steigerung  der  Auf- 
gabe verlocken  lassen, 
die  so  lange  den  schlimm- 
sten Fluch  des  Konkurrenz- 
Wesens  bilden  wird,  als 
nicht  «lic  Preisrichter  mit 
einer  für  solche  Effekte  un- 
zugänglichen, alle  rein  aka- 
demischen Gesichtspunkte 
ausser  Acht  lassenden 
Nüchternheit  und  Strenge 
ihres  Amtes  walten.  Wäh- 
rend es  um  eine  Pfarr- 
kirche für  1300  Sitz- 
plätze, also  um  ein  Kultns- 
gehäude  mittlerer  Grofse 
sich  handelte,  tritt  uns  in 
den  betreffenden  Entwürfen 
ein  Dom  entgegen.  «1er 
nach  seinem  Itcirhthum  an 
Motiven  und  im  Aufwände 
.  seiner  formalen  Durchbil- 
dung mit  den  stolzesten 
Vorbildern  kirchlicher  Bau- 
kunst wetteifern  zu  wollen 
scheint  —  freilich  ein  Dom, 
dessen  absoluter  Maafs- 
stab  jenem  Reiehthura  zu 
Liebe  bis  auf  einen  unter 
die  Grenze  des  Monumen- 
talen herab  gehenden  Grad  verkleinert  worden  ist  und  an 
dessen  Ausführung  nicht  gedacht  werden  konnte,  selbst  weun 
Entwurf  und  ßaukapilal  nicht  in  so  grofsem  Mißverhältnisse 
ständen,  als  es  überdies  der  Fall  ist  — 

Als  nicht  minder  unheilvoll  hat  es  sich  erwiesen,  dass 
die  im  Programm  gegebene  Hinweisunir  auf  das  zu  wählende 
Haupt  -  Grundriss  -  Motiv  überwiegend  in  dem  Sinne 


222 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


I.  Jg. 


aufgefasst  worden  ist,  als  sei  hiermit  auch  die  Gestaltane  des 
Innen-  and  Aukenbancs  von  vorn  herein  bestimmt.  Zentrale 
Form  und  Kuppelkirche  scheint  vielfach  als  (deich  bedeutend 
verstanden  zu  sein  und  so  sehen  wir  nicht  weniger  als  51 
von  den  80  Entworfen  der  Konkurrenz  als  Kuppelbauten 
behandelt  —  die  Mehrzahl  jedoch  leider  wiederum  in  einer 
rein  äufserlichen,  akademischen  Auffassung  dieses  Motivs,  ohue 
dass  die  Rucksicht  der  Beleuchtung  dies  erforderte  and  ohne 
dass  in  Ueberlegung  gezogen  wurde,  ob  wohl  im  Innern  des 
Kirchenraums  Standpunkte  zur  Würdigung  des  Kuppelbaues 
vorhanden  seien  und  welchen  Einfluss  die  Kuppel  auf  Akustik 
und  Heizbarkeit  der  Kirche  ausüben  dürfte!  

Doch  wir  wollen  auf  Details  dieser  Art  vorlaufig  nich; 
weiter  übergreifen,  sondern  in  systematischer  Form  eine 
übersichtliche  Zusammenstellung  dessen  zu  geben  versuchen, 
was  in  der  Konkurrenz  bezüglich  der  wichtigsten  Momente 
der  Aufgabe  geleistet  worden  ist. 

Für  die  Grundriss-Gestaltung  waren  im  Programm 
wesentliche  Anhaltspunkte  gegeben. 

Zunächst  jene  Forderung  einer  zentralen  Form  des 
Gebäudes,  die  selbstverständlich  nur  in  dein  allgemeinen 
Sinne  gedeutet  werden  konnte,  dass  im  Mittelpunkte  des 
Baaes  ein  gröfscrer  freier  Raum  anzuordnen  war,  um  den 
die  Nebenschiffe  mit  den  für  eine  Predigfkirchc  typischen,  bei 
dem  hier  vorliegenden  Gröfsenvcrhältniss  des  Kauplatzes  zu 
der  Zahl  der  Kirchengänger  nicht  zu  entbehrenden  Emporen 
sich  zu  gruppiren  hatten.  Es  mag  sogleich  bemerkt  werden, 
dass  bis  auf  3  Arlteiten.  deren  harmlose  Verfasser  mehr- 
schiffige gothische  Langhaus-Bauten  geliefert  hatten,  sammtliche 
Entwürfe  dieser  Forderung,  wenn  auch  in  den  mannichfachsten. 
weiter  zu  erörternden  Variationen,  entsprechen. 

Dann  die  Bestimmungen  über  die  Grofsc  des  Altar- 
platzes (der  auf  100  Sitzplatze  einzurichten  war)  und  Ober 
Zahl  und  Gröfse  der  Nebenräume  (1  Sakristei  zu 
70  —  80  und  3  „Beichtstuben''  zu  50  —  60  □"■).  In 
Bezug  auf  diesen  Punkt,  der  besonders  für  eine  eigen- 
artige Losung  von  hoher  Bedeutung  werden  konnte,  aber 
auch  an  sich  einen  nicht  zu  unterschätzenden  Einfluss  auf 
die  gesammte  Grundriss-Entwickelung  ausübte,  hat  leider  bei 
vielen  Konkurrenten,  die  mit  den  Gebrauchen  der  evan- 
gelischen Kirche  Sachsens  nicht  vertraut  waren,  die  gröfste 
Unklarheit  geherrscht  und  es  ist  angesichts  der  Fehler, 
die  hieraus  hervor  gegangen  sind,  zu  bedauern,  tlass  eine 


Aufklärung,  welche  unsere  Zeitung  so  leicht  hätte  vermitte. 
können,  von  keiner  Seite  beantragt  worden  ist.  Jene  „Beicht- 
stuben", zo  denen  in  Wirklichkeit  auch  noch  die  Sakristei 
zu  zählen  ist,  dienen  nämlich  dazu,  um  vor  der  Abendmahls- 
feier  je  einen  Theil  der  Kommunikanten  um  denjenigen 
Geistlichen  zu  versammeln,  dem  er  in  persönlichem  Vertrauen 
ergeben  ist.  Von  den  einzelnen  Geistlichen  in  gesonderter 
Andacht  auf  das  Abendmahl  vorbereitet,  wendet  sich  sodann 
die  <i  es  a  mint  hei  t  der  Abendmahls  -  Empfänger  aus  den 
Beichtstuben  nach  dem  Altarplatze,  wo  sie  zu  der  gemein- 
samen, an  den  hohen  kirchlichen  Festtagen  im  Angesicht 
der  ganzen  Gemeinde  stattfindenden  Feier  sich  vereinigt. 
Es  ergeben  sich  hieraus  wohl  ohne  weiteres  die  Bedingungen, 
welche  bei  Anlage  jener  Räume,  die  mit  dem  Chor  ein 
organisches  Ganze  bilden  müssen,  zu  beobachten  sind,  und 
es  darf  einfach  auf  die  in  dem  Gicse  &  Weidner'schen  Ent- 
würfe enthaltene  Lösung  dieser  Partie  als  Beispiel  einer  im 
Prinzip  eben  so  zweckmäfsigen  wie  würdigen  Anlage  ver- 
wiesen werden.  Das  hier  zu  Grunde  gelegte  Motiv  eines 
Kapellenkranzes,  in  welchem  die  bezgl.  Ncbenraumc  um  deti 
Chor  sich  reihen,  ist  übrigens  in  43  Entwürfen  —  wenn 
auch  selten  in  gleicher  Vollendung  —  durchgeführt  worden; 
namentlich  dürfte  es  als  unstatthaft  zu  bezeichnen  sein,  wenn 
die  Thürcn  aus  den  Beichtstuben  direkt  und  im  Rücken  des 
Altars  nach  dem  Chor  führen  (wie  z.  B.  I>ei  Grisebach), 
oder  wenn  Sitzplätze  hinter  dem  Altar  angebracht  sind. 
5  Entwürfe  haben  jene  Nebenräume  zu  einem  selbständigen, 
hinter  dem  Chorbau  liegenden  Baukörper  vereinigt,  was  unter 
gewissen  Bedingungen  gleichfalls  noch  als  zulässig  angesehen 
werden  könnte.  In  31  Entwürfen  sind  die  Beichtstuben  dagegen, 
ohne  Rücksicht  auf  die  Art  ihrer  Benutzung,  an  verschiedenen 
Stellen  des  Baues,  neben  und  hinter  dem  Chor  oder  jenseits 
des  Kirchenraumes,  zum  Theil  sogar  (wie  z.  B.  in  dem  Härtel'- 
sehen  Entwürfe)  in  einem  oberen  Stockwerk  augeordnet  — 
Bezüglich  der  Art  und  Weise,  in  welcher  die  Konkurren- 
ten die  im  Programm  geforderte  zentrale  Form  des 
Grundrisses  auszubilden  bemüht  waren,  lassen  sich  3  Haupt- 
[  typen  unterscheiden,  in  welche  sSmmtliche  Entwürfe  entweder 
direkt  oder  als  Vermittlung»  •  Versuche  zwischen  zwei  dieser 
Typen  eingereiht  werden  könnten:  Polygonal-Kirchcn, 
Kirchen  nach  dem  Schema  des  griechischen  Kreuzes 
und  Kirchen  nach  dem  Schema  des  lateinischen  Kreuzes. 

(Fori««.,»«  fol*e) 


Allgemeine  Ideen  über  die  Errichtung  von  Irren -Anstalten. 


Augen  verlieren  sollte,  als  einen  der  Hauptfehler  zu  bezeichnen, 
an  dem  unsere  modernen  Irrenanstalten  fast  ausnahmslos  leiden. 
Ein  anderer  Punkt,  der  häufig  nicht  genug  berflek- 
wird,  ist  der,  dass  die  Geisteskranken  in  den  meisten 
körperlich  gesund  und  rüstig  sind,   dass  also  die 


Bauplan. 

Hier  stehen  sich  eine  Reihe  sogenannter  „Systeme" 
gegenüber,  und  jedes  derselben  zählt  seine  Anhänger.  Aber 
welches  derselben  man  auch  wählen  wird:  eine  Bedingung 
sollten  sie  alle  erfüllen,  die  nämlich,  dass  sieh  «ler  Kranke 
in  der  Anstalt  möglichst  zu  Hause  fühlt.  Daher  Anlehnung 
an  ilie  Einrichtung  des  Privatbauses  und  möglichste  Einfach- 
heit Das  ist  zwar  nichts  neues,  sondern  vor  Jahren  als 
Bedingung  aufgestellt  worden,  und  der  alte  Falret  widmet 
dieser  Frage  in  seinem  Bncbe  ober  Geisteskrankheiten  und 
Irrenanstalten  ein  ganzes  Kapitel;  aber  was  hat  es  geholfen? 
Wenn  man  sich  die  neuesten  Irrenanstalten  hierauf  ansieht, 
dann  wird  man  von  Einfachheit  verzweifelt  wenig  bemerken 
und  es  wird  niemandem  einfallen,  die  Anstalt  für  ein  Privat- 
zu  halten.  Die  wenigen  Anstalten,  die  noch  einiger- 
Charakter  tragen,  wie  z.  B.  Stefansfeld, 
Winnenthal,  sind  alle  älter,  und  obwohl  sie  uns  in 
Weise  anheimeln,  so  ist  doch  Niemand  auf 
den  Gedanken  gekommen,  sie  darin  nachahmen  zu  wollen. 
Es  ist,  als  ob  uns  das  Verständniss  hierfür  ganz  abhanden 
gekommen  sei,  und  das  möglichst  Grofsartigo  und  Komplizirtc 
uns  am  meisten  anziehe.  Muss  denn  in  einer  Irrrenanstalt  | 
alles  anders  sein,  als  in  einem  gewöhnlichen  Hause,  und  ist 
es  durchaus  nothwendig  durch  die  Sonderbarkeit  in  Bau  und 
Einrichtung  auf  die  Sonderlichkeit  der  Bewohner  hin  zu 
weisen?  Wahrhaftig  nicht  und  ich  stehe  nicht  an,  jene 
Abweichung  von  dem  Einfachsten  und  Zutraulichsten,  das 
bei  Aufstellung  des  Bauplans,  wie  bei 


Anforderungen,  welche  man  an  eigentliche  Krankenanstalten 
stellen  muss,  bei  der  Irrenanstalt  nur  in  beschränkterem 
Maafse  zur  Frage  kommen.  Die  Anforderungen,  welche  man 
aus  hygienischen  Gründen  an  eine  Irrenanstalt  zu  stellen 
berechtigt  ist,  werden  im  wesentlichen  dieselben  sein,  wie 
sie  bei  jeder  gröfseren  Anhäufung  übrigens  gesunder  Men- 
schen, /.  B.  in  Kasernen  und  Gefängnissen,  zu  beachten  sind, 
und  erledigen  mit  wenigen,  geringen  Abweichungen  sich  nach 
denselben  Grundsätzen. 

Die  verschiedenen  Systeme  der  baulichen  Anordnung 
von  Irrenanstalten  lassen  sich  in  folgende  4  Formen  grup- 
piren: 1)  die  geschlossene  Anstalt,  2)  die  Pavillon-  oder 
Block -Form,  3)  die  Cottage-Form,  an  welche  sich  4)  das 
Farm- Asyl  oder  die  Irren- Kolonie  an  schliefst.  — 

1)  Die  geschlossene  Anstalt  Man  kann  hier 
wieder  2  Unter -Abtheilungen  unterscheiden,  und  von  einer 
Korridor-  so  wie  von  einer  Hausform  reden. 

Bei  der  Korridor  -  Form  ziehen  sich ,  wie  der  Name 
besagt,  lange  Korridore  durch  die  Anstalt  hindurch.  Hier- 
bei wird  die  Anstalt  Obennäfsig  lang  und  ausgedehnt  und 
die  Bansumme  aufscrordentlich  erhöht;  kaum  eine  einzige 
der  in  England  und  Amerika  nach  diesem  System  erhauten 
Anstalten  ist  unter  6  500  M.  pro  Bett  hergestellt  worden. 
Werden  nun  gar  die  Korridore  zu  Wohnräumen  benutzt,  an 
welche  sich  die  Schlafzimmer  unmittelbar  atischliefsen,  so  hat 
man  eine  der  unpraktischsten  Einrichtungen  geschaffen,  die 
sich  denken  kann.  England,  dem  wir  diese  Bauform 
I,  hat  sich  daher  in  der  neuesten  Zeit  wieder  ganz 
rewendet.  In  seinen  neueren  Anstalten  wenlen  die 
Korridore  nur  als  Verbindungsgänge ,  nicht  aber  als  Wohn- 
räume benutzt.  Und  in  der  TTiat  kann  man  sich  nichts 
Ungemüthlicberes  denken,  als  diese  langen  und  im  Verhältnis* 
viel  zu  schmalen  Wohnräume,  die  nebenbei  als  Durchgänge 
dienen  und  daher  nicht  Fisch  nicht  Vogel  sind.  — 

Digitized  by  Goc 


• 

U.  44. 


DEUTSCHE  B 


AUZEITUNG. 


223 


Die  ,?Haus-Formu  ist  diejenige  Form,  in  welcher  die 
der  filteren  deutschen  Anstalten  errichtet  sind,  und 
es  läfst  sich  nicht  verkennen,  dass  sie  mancherlei  Vorzüge 
gewährt.  Sie  ist  der  ganzen  Gewohnheit  ihrer  Insassen  am 
genehmsten,  die  Ueberwachnng  ist  leichter,  die  Entfernungen 
sind  geringer  und  der  ganze  Dienst  einfacher,  als  bei  der 
vorigen.  Andrerseits  findet  diese  Form  ihre  Beschrankung 
in  der  Ausdehnung,  und  sie  kann  nicht  gut  ober  ein  gewisses 
Maafs  hinaus  vergrößert  werden.  200  —  250  Kr.  dürften 
das  Höchste  sein,  was  sich  in  einer  geschlossenen  Anstalt 
bequem  und  ohne  anderweitige  Unzuträglichkeiten  unter- 
bringen lässt. 

Dies  führt  uns  zu  einer  anderen  Frage,  die  hier  am 
besten  ihre  Erledigung  findet.  Wie  sollen  die  Kranken 
untergebracht  werden?  Zwei  Systeme  stehen  sich  hier  gegen- 
ülwr,  ilie  sogenannte  horizontale  und  die  vertikale  Trennung, 
je  nachdem  man  die  verschiedenen  Abtheilungen  über  ein- 
ander oder  neben  einander  wohnen  lasse  Im  ersten  Falle, 
dem  der  horizontalen  Trennung,  bewohnt  die  eine  Abtheilung  das 
erste  Geschoss,  die  andere  das  zweite,  eventuell  noch  eine 
dritte  das  dritte.  Jede  Abtheilung  hat  ihre  Wohn-  und 
Schlafzimmer,  Bader,  Aborte  n.  dcrgl.  auf  derselben  Etage, 
und  es  ist  dabei  wohl  der  Gedanke  maafsgebend  gewesen, 
dass  man  es  den  Leuten  so  bequem  und  wohnlich  machen 
wollte,  wie  nur  möglich. 

Abweichend  hiervon  bewohnt  bei  der  vertikalen  Trennung 
dieselbe  Abtheilung  den  ganzen  Abschnitt  des  Hauses  durch 
alle  Stockwerke  hindurch,  sie  wohnt  unten  und  schlaft  oben. 
Dass  hierdurch  der  ganze  Plan  des  Hauses  ein  durchaus 
anderer  sein  wird,  ist  klar;  ebenso  klar  aber  ist,  dass  man 
bei  der  letzteren  Art  viel  weniger  Raum  braucht  und  eine 
Menge  von  Einrichtungen  in  Wegfall  kommen  können.  Rechnet 
man  die  Tageräume  halb  so  grofs  als  die  entsprechenden 
Schlaf/immer,  so  kann  man,  wenn  alle  Kranken  unten  wohnen, 
2  Geschosse  zu  Schlafräumen  einrichten,  man  braucht  in  den 
oberen  Geschossen  keine  Korridore,  keine  Bader  und  selbst 
die  Aborte  können  füglich  durch  einfache  Nachtslühle  ersetzt 
werden.  Ein  anderer  Grund,  der  die  Vorzüge  dieses  Systcmes 
über  allen  Zweifel  erhebt,  ist  folgender:  Nichts  ist  für  die 
Kranken  angenehmer  und  lfisst  sie  leichter  über  das  Gefühl 
der  Beeinträchtigung  ihrer  Freiheit  hinweg  gehen,  als  eine 
freie  und  unbehinderte  Bewegung  innerhalb  der  Anstalt. 
Jede  Abtheilung  muss  daher  aus  ihren  Wohnräumen  frei  auf 
den  Hof  oder  in  den  Garten  gelangen  können,  und  das  ist 
nur  möglich,  wenn  die  Wohnräume  zur  ebenen  Erde  ge- 
legen sind.  Ich  lege  auf  diese  Anordnung  der  Garten  und 
auf  den  freien  Verkehr  aus  Zimmer  und  Garten  einen  ganz 
besonderen  Werth  und  sehe  darin  eine  Hanptbedingung  für 
das  Wohlbefinden  der  Kranken,  aber  auch  für  die  Ordnung 
und  Disziplin  der  Anstalt  selbst 

Neben  das  Verlangen  der  Einfachheit  stelle  ich  daher 
die  zweite  Hauptforderung,  von  der  ich  unter  keinen  Um- 
ständen abgehen  würde,  die:  dass  die  Kranken  im  Erd- 
geschoss  wohnen  und  in  den  oberen  Stockwerken  schlafen, 
und  ferner,  dass  aus  allen  Wohnzimmern  Thüren  zum  direkten 
Verkehr  nach  den  Garten  führen.  Wer  nur  einmal  das 
Angenehme  und  Bequeme  dieser  Art  der  Einrichtung  aus 
persönlicher  Anschauung  kennen  gelernt  hat,  der  kann 
fürderhin  nicht  im  Zweifel  sein,  wo  das  einzig  Richtige  zu 
suchen  ist,  und  er  wird  nicht  begreifen,  wie  es  möglich  war, 
dass  man  bei  den  neueren  Anstalten  noch  nach  anderen 
Grundsätzen  verfahren  konnte. 

2)  Das  Pavillon-  oder  Block-System  ist  im  wesent- 
lichen nur  eine  weitere  Entwickelung  der  zuletzt  erörterten 
Abart  des  vorigen.  Au  die  Stelle  des  übergroßen  kompakten 
Gebäudes  sind  einzeüie  kleinere  Pavillons  getreten,  die  Ab- 
tbeilungen  bewohnen  jetzt  nicht  mehr  einzelne 
gemeinsamen  Hauses,  sondern  sie  sind  in  getrennten 
untergebracht. 

Einige  Vorzüge  dieses  Systeme«  springen  sofort  in  die 
Augen.  Die  Anstalt,  oder  vielmehr  ihre  einzelnen  Theilc, 
gewinnen  an  Luft  und  Licht,  die  Abtheilungen  können  mehr 
von  einander  gescliieden  und  die  Belästigung  der  einen  durch 
die  andere  kann  besser  vermieden  werden;  ferner  ist  durch 
eine  Vermehrung  der  einzelnen  Blöcke  die  Anstalt  einer 
beliebigen  Vergrößerung  fähig  und  es  ist  leicht,  den  Höfen 
und  Gärten  eine  grölsore  Ausdehnung  zu  geben. 


Vortheilen  stehen  jedoch  auch  einige  Nachtbeile 
gegenüber.  Einmal  ist  das  Pavillon-System  entschieden  kost- 
spielig. (Hausmann  hatte  für  Paris  den  Bau  von  10  Anstalten 
für  je  600  Kr.  in  Aussicht  genommen,  die  sammt  und 
sonders,  wie  es  in  Frankreich  überhaupt  gebräuchlich  ist,  im 


Pavillon- System  errichtet  werden  sollten.  Für  diese  10  An- 
stalten war  eine  Bansumme  von  56  000  000  M.  veranschlagt, 
also  9  600  M.  pro  Kopf,  und  bis  zum  31.  Dezbr.  1869  waren 
für  3  Anstalten  (St.  Anne,  Ville  Evrard  und  Vaucluse)  mit 
zusammen  1  840  Betten  18  663  000  M.  verausgabt  worden, 
oder  10 160  M.  pro  Kopf.)  Dann  aber  beansprucht  das 
Pavillon  -System  eine  sehr  grofse  Bauflache  (für  Grafenberg 
z.  B.  bei  300  Kr.  ca  6  HA),  erschwert  Aufsicht  und  Dienst 
und  erfordert  ein  sehr  zuverlässiges  und  tüchtiges  Wart- 
personal. 

In  Frankreich,  wo  wie  bereits  bemerkt,  dieses  System 
das  allein  herrschende  ist,  hat  man  in  den  Anstalten  überall 
barmherzige  Schwestern,  die  allerdings,  was  Zuverlässigkeit 
und  Güte  anbetrifft,  nicht  leicht  ihres  gleichen  finden-  Daher 
treten  dort  die  Nachtheile  nach  dieser  Richtung  hin  weniger 
zu  Tage  als  bei  uns,  und  wenn  man  sieh  trotzdem  auch  bei 
uns  den  Luxus  des  Pavillou-Systemes  gewähren  will,  so  wird 
man  sieh  auch  mit  ähnlichen  Einrichtungen  wie  in  Frank- 
reich befreunden  müssen. 

8)  Das  Cottage-System,  wie  es  sich  seit  Jahr- 
hunderten in  Gbeel  entwickelt  hat  und  seitdem  eigentlich 
nur  in  Schottland  zur  Anwendung  gekommen  ist,  kann  hier 
kaum  in  Frage  kommen.  Ob  es  an  sich  zweckmäfsig  sei 
oder  nicht,  darüber  will  ich  hier  nicht  entscheiden,  jedenfalls 
ist  es  eine  Sacltc  der  allmählichen  Entwickelung  und  macht  so 
eigenthümliche  Ansprüche  an  Kranke  und  Gesunde,  dass  es 
sich  nur  unter  ganz  besonderen  Verhältnissen  empfehlen 
dürfte,  einen  Versuch  damit  zu  wagen.  Die  Kranken  werden 
hier  vereinzelt  an  einzelne  Familien,  Landleute  oder  ver- 
heirathete  Wärter  übergeben,  sie  leben  und  weben  mit  der 
Familie  zusammen,  und  bilden  gewissermafsen  ein  Glied  der- 
selben. Im  Gegensatz  zu  den  geschlossenen  Anstalten  bildet 
dies  die  sogenannte  freie  Verpflegung  der  Geisteskranken, 
über  die  man  seiner  Zeit  viel  geschrieben  und  von  der  man 
sich  mancherlei  versprochen  hatte.  Ein  bauliebes  Interesse 
liegt  hier  nicht  vor.    Anders  verhält  es  sieh: 

4)  mit  dem  Farm-Asyl  oder  der  Irren-Kolonie. 
Als  Muster  kann  hier  die  Kolonie  Fitz -James  bei  Clermont 
gelten,  die  berühmte  Privatanstalt  der  Gebrüder  Labittc, 
denen  übrigens  seither  eine  Reihe  deutscher  und  fremder 
Anstalten  mit  der  Errichtung  von  Ackerbau -Kolonien  gefolgt 
ist.  Mit  der  (geschlossenen)  Mutteranstalt  ist  hier  eine 
landwirtschaftliche  Kolonie  verbunden,  anf  der  die  dazu 
geeigneten  Kranken  wohnen  und  sich  nach  Art  der  freieu 
Arbeiter  beschäftigen.  Labitte  hat  darüber  einen  Bericht 
herausgegeben  (La  Cdonie  de  Fite- James),  der  allen, 
die  sich  dafür  intcressiren ,  empfohlen  werden  kann.  Wenu 
wir  auch  nicht  hoffen  dürfen,  sofort  ein  Fitz -James  zu 
schaffen,  so  müssen  wir  doch  von  vorn  herein  und  mit  allen 
Kräften  nach  der  Errichtung  einer  solchen  Kolonie  streben. 
Sie  bildet  gewissermafsen  die  Krönung  des  Gebäudes  und 
liefert  den  besten  Beweis  von  der  Leistungsfähigkeit  der 
Anstalt.  In 
blicke  ich 
gestellt  sind  und 
gestellt  werden  sollten.  — 

So  viel  von  den  einzelnen  Formen  im  allgemeinen.  Es 
fragt  sich  nun,  welche  Schlüsse  sich  für  uns  daraus  ergeben. 

Zunächst  wohl  der,  dass  bei  jeder  Einrichtung,  welcher 
Art  sie  auch  sei,  von  vorn  herein  auf  eine  spätere  Ver- 
gröfserung  Rücksicht  genommen  werden  muss.  Dies  gilt 
namentlich  für  die  Betriebs-  und  Verwaltungsräunie,  ins- 
besondere für  Küche  und  Waschküche,  die  einer  späteren 
Vergrößerung,  wie  sie  sieh  bisher  fast  für  jede  Irrenanstalt 
als  nothwendig  herausgestellt  bat,  hinterher  die  gröfsten 
Schwierigkeiten  bereiten.  Dies  vorausgesetzt,  können  wir 
folgende  Sätze  aufstellen. 

Für  kleine  Anstalten,  zumal  für  Privat -Anstalten  wird 
sich  ein  modinzirtes  Cottage-System  empfehlen.  Kleinere 
Häuser  mit  streng  familiärem  Charakter  sind  Ober  ein  ver- 
haltiussmafsig  grobes  Terrain  zerstreut  und  bilden  so  ge- 
wissermafsen eine  Kolonie,  die  petites  maisons  der 
Franzosen.  In  dieser  Weise  ist  die  Privat- Anstalt  des  Geh. 
Rath  I^)ehr,  Schweizerhof  bei  Berlin,  eingerichtet  (siehe 
Skizzen  bei  Gropius),  so  wie  die  Privat  -  Anstalt  von  Falrct 
bei  VanvTes  u.  a.  m.  Die  in  vieler  Hinsicht  bemerkens- 
werthe  neue  Anstalt  bei  Marburg  für  250  Kr.  kann  gleich- 
falls hierher  gerechnet  werden.  Sie  besteht  aus  2  Gruppen 
kleinerer,  zerstreut  liegender  Gebäude  für  beide  Geschlechter, 
die  nur  durch  2  dazwischen  hegende  Verwaltungsgebäude 
getrennt  sind.   Sämmtliche  Gebäude  und  Gärten  liegen  frei 

Umfassungsmauern  da.    rjjgijjzecj  j^y  Google 


Betreibung  der  Landwirthschaft  aber  er- 
der Hauptaufgaben,  welche  der  Irrenpflege 
ihr  meines  Erachtens  auch  von  oben  herab 


224 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


1.  Jmü  a 


Für  Anstalten  von  200  Kr.,  bei  denen  jedoch  die 
Absicht  der  s|>ateren  Vergröfserung  vorliegt,  passt  am  besten 
die  Ilausfonn  oder  das  Pavillon-System.  Für  grofce  Anstalten 
endlich,  von  5  —  tiOO  Köpfen ,  wird  sich  eine  Verbindung  der 
verschiedenen  Systeme  am  zwerkmäfsigsten  erweisen.  Einen 
Theil  der  Kranken,  und  zwar  diejenigen,  welche  die  meiste 
Sorgfalt  erfordern,  die  körperlich  leidenden  und  die  kürzlich 
Erkrankten,  wird  man  in  enge  Verbindung  mit  dem  Ver- 
waltungsgebäude und  in  eine  geschlossene  Anstalt  bringen. 
An  diese  möge  sich  eine  Anzahl  von  Pavillons  und  detachir- 
ten  Bocka  anleimen.  Mit  dem  Ganzen  wird  dann  eine  Acker- 
haukolonie, eine  Farm  verbunden,  wo  die  rulligen  und 
arbeitenden  Kranken  in  gewöhnlichen  Häusern  von  länd- 
lichem Charakter  wohnen.  Ueberall  herrsche  die  vertikale 
Trennung;  die  Kranken  wohnen  zu  ebener  Erde  und  schlafeu 
zum  grofsten  Thcile  in  den  oberen  Stockwerken,  von  denen 
die  Hauptgebäude  oline  Nachtheil  3  haben  können.  — 

Die  klinische  Anstalt 

Im  Vorangehenden  haben  wir  das  Programm  der  grofsen 
Irrenanstalt  mit  ländlicher  Lage  und  ländlichem  Charakter, 
der  Irrenanstalt  im  eigentlichen  Sinne  des  Wortes,  ent- 
wickelt. Ganz  andere  Ansprüche  erhebt  die  Wissenschaft. 
Man  ist  in  der  neueren  Zeit  immer  mehr  zu  der  Uelierzeugung 
von  der  Notwendigkeit  des  psychiatrischen  Unterrichts  an  den 
Universitäten  gekommen,  der  selbstverständlich  eine  psy- 
chiatrische Klinik  voraussetzt.  Iiis  man  so  weit  kam  galt  es, 
mannichfachc  Schwierigkeiten  und  grolscn  Widerstand  zn  über- 
winden. Zuerst  sollten  sich  die  Geisteskranken  überhaupt 
nicht  zur  Vorstellung  und  zum  klinischen  Unterrichte  eignen, 
und  als  dies  an  der  Hand  der  Erfahrung  widerlegt  worden 
war,  wurde  die  Unmöglichkeit  entgegen  gehalten,  den  An- 
forderungen einer  Irrenanstalt  in  Bezug  auf  Lage,  Terrain  und 
dergl.  mitten  in  einer  Universitätsstadt  oder  doch  in  unmittel- 
barer Nähe  einer  solchen  gerecht  zu  werden. 

Diese  Behauptung  beruht  auf  einer  falschen  Voraussetzung. 
Der  psychiatrische  Unterricht  bcilarf  zu  seinen  Zwecken  einer 
Klinik  und  keiner  Anstalt,  und  es  würde  die  Verbindung  von 
Anstalt  und  Klinik  meines  Erachtens  sogar  verkehrt  sein.  Die 
Erfahrung  hat  bewiesen,  dass  sich  die  psychiatrische  Klinik, 


wemi  sie  besucht  werden  und  gedeihen  soll,  räumlich  nicht  zu 
weit  von  den  anderen  klinischen  Instituten  entfernen,  darf  und 
am  zweckmäfsigsten  in  unmittelbare  Verbindung  mit  denselben 
gebracht  wird.  Das  bedarf  keines  Beweises,  eben  so  wenig 
als  dass  es  selten  oder  nie  gelingen  wird,  diese  Bedingung  mit 
denen  zu  vereinen,  die  wir  an  eine  vollständige  Anstalt,  und 
sei  es  auch  nur  von  20t  >  Betten,  stellen  müssen.  Es  ist  aber 
ferner  die  Leitung  einer  Anstalt  nicht  so  einfach,  dass  man 
noch  viel  anderes  daneben  treiben  könnte,  am  wenigsten  aber 
die  klinische  Beschäftigung  und  die  Förderung  einer  so  jugendlich 
anstrebenden  Wissenschaft,  wie  es  die  Psychiatrie  ist.  Non 
omnia  ptmumus  omnrs,  das  eine  muss  unter  dem  andern 
leiden  und  der  Herr  Professor  wird  im  günstigsten  Falle  einen 
höchst  mäßigen  Direktor  abgehen. 

Aber  wozu  ihn  Oberhaupt  damit  belasten  und  ihm  eine 
Verwaltuugsarhcit  aufladen,  die  ihm  kein  Vergnügen  machen 
kann,  da  sie  ihn  von  wissenschaftlichen  Forschungen  abhält? 
Weshalb  verlangt  man  denn  hierzu  eine  Anstalt?  Weil  man 
behauptet,  dass  nur  eine  solche  das  hinreichende  Material  an 
Kranken  liefern  kann.  Das  ist  in  gewisser  Beziehung  richtig, 
lässt  sich  aber  leicht  auf  andere  Weise  ermöglichen.  Der 
Professor  bedarf  zu  seinen  Vorstellungen  weniger  eines  massen- 
haften Materials  als  vielmehr  der  Sicherheit,  dass  er  zu  jeder 
Zeit  passende  Fälle  liei  der  Hand  hat.  Hierzu  genügen  rar- 
hältnissmäfsig  wenig  Plätte;  ca.  60—80  Betten  würden  das 
höchste  sein,  das  billiger  weise  beansprucht  werden  kann, 
wenn  die  Klinik  in  der  Loge  ist,  die  zum  Unterricht  untauglichen 
Fälle  abgeben  und  sich  in  ausreichender  Weise  durch  neue 
Aufnahmen  ergänzen  zu  können.  Sie  muss  zu  diesem  Helmte 
einen  Rückhalt  an  einer  gröberen  Anstalt  haben,  wie  z.  B. 
Würzburg  an  Wemeck,  Graz  an  dem  Feldhof  u.  s.  w. 

Wenn  dies  aber  der  Fall  ist,  dann  braucht  sieb  die 
psychiatrische  Klinik  in  baulicher  Beziehung  wenig  von  den 
übrigen  Kliniken  zu  unterscheiden  und  wird  sich  in  Plan  und 
Lage  meist  nach  diesen  richten  müssen.  Daher  wird  die 
Scheidung  hier  wahrscheinlich  mehr  uach  dem  horizontalen 
Systeme  in  Anwendung  kommen.  Ausserdem  dürften  hier  die 
besonderen  Wünsche  und  Anschauungen  des  betreffenden 
Dozenten  so  sehr  in  den  Vordergrund  treten,  dass  sieh  all- 
gemeine 


Beitrag  zur  Frage  der  Feststellung  einheitlicher  Eisenbahntarife.*) 


Das  Ungeheuerliche  des  früher  bestandenen  und  zum  grofsen 
Theile  noch  heute  bestehenden  Tarifwosens  hat  Vorschläge  zur 
Abhalte  gezeitigt,  die,  wie  wohl  nicht  anders  zu  erwarten  war,  noch 
gewaltige  Mängel  in  sich  bargen.  Es  soll  in  diesen  Zeilen  ein 
weiterer  Vorschlag  gemacht  werden,  der  den  Ursachen,  die  zu  der 
Verworrenheit  geführt  haben,  Rechnung  tragen  will. 

Unzweifelhaft  dürften  die  Absender  grösserer  Transporte 
nach  ein  und  demselben  Orte  auf  weiten  Entfernungen  — 
da  diese  Transporte  verhaltnissinafsig  weniger  Unkosten  verur- 
sachen —  darauf  Anspruch  machen  können,  dass  sie  einen  ver- 
hiütmssmäfsig  geringeren  Preis  dafür  zaldcn,  als  für  den  Trans- 
port kleinerer  Massen  auf  kürzeren  Entfernungen  und 
nach  verschiedenen  Orten. 

Man  kann  aber  weiter  gehen  und  sagen,  dass  der  Absender 
nicht  irgend  welche  Privatperson,  sondern  die  Station  ist,  an 
der  die  Sachen  aufgegeben  werden;  es  senden  also  z.  B.  nicht 


die  Kaufleute  A,  B,  C  in  Hamburg  an  die  Kaufleute  M,  X,  o 
in  Berlin  ihre  Waaren,  sondern  Hamburg  sendet  nach  Herlin. 


sehr  wohl  allen  Gütern,  die  in  Hamburg  nach  Berlin 
aufgegeben  werden,  denselben  billigen  Frachtsatz  zugestehen  wie 
einzelnen  Grofshändlern,  da  in  Wirklichkeit  die  Kosten  nicht 
gerade  erheblich  differiren,  sobald  man,  abgesehen  von  sonstiger 
Klassifikation,  Stückgüter  und  ganze  Wagenladungen  aus  einander 
hält  und,  wie  später  gezeigt  werden  soll,  nicht  an  den  Transport- 
Gebühren,  sondern  an  den  „Abfertigungs" -Gebühren  Ermäßigungen 
eintreten  lässt 

Indessen  soll  noch  hierüber  hinaus  gegangen  und  die  Frage 
aufgeworfen  werden:  üb  jede  Bahnstation  verlangen  darf,  dass 
Menschen  und  Güter  von  und  nach  einer  beliebigen  anderen  Bahn- 
station für  einen  im  Verhaltniss  zum  durchzumessenden  Wege 
stehenden  Preise  befördert  werden,  d.  h.  ob  für  den  Transport 
von  A  nach  B  und  A  nach  C  die  Preise  sich  verhalten  müssen, 
wie  die  Bahnhlngen  A  B  und  A  C? 

Als  Beispiel  werde  die  alte  Tour  Berlin- Wien  über  Kohlfurt, 
Breslau,  Oderberg  heraus  gegriffen.  Hie  Luftlinie  Berlin -Wien 
hat  eine  Lange  von  rot  526""1,  die  Bahnlange  der  gen.  Richtung 
beträgt  rot  816  *=>  oder  das  l.ööfache  der  Luftlinie.  Sammtliche 


*>  D»  in  Torlliw-iktrr  Miulicüung  bearixitrta  (i«M»t  üttf  in  aUccmrinra  anb«r- 
t»n>  it-i  <Jr*iii«rn.  iniMiSilli  dwn  ,11»  1>.  Baimtit,  proftramralAlg  ihr»  Stoff  in  ent- 
iwhnm  hat  -  (Vre  <nrllfiKndcn  Artikel  gewahrten  wir  Aufnahme  nur  au«  t!«n 
Grande,  .taaa  d-nclne  direkt  an  alt»«  Mitlhri  langen  anknüpft,  »Idu  urser  Butt 

Oer  ra      gea  Juanen  I"rür«ng  n«,t 


Personen  und  Güter  wurden  und  werden  ja  zum  Theil  noch  heute 
auf  kolossalem  Umwege  gefahren  und  müssen  dafür  extra  be- 
zahlen, ohne  dass  weder  bei  dem  Einen  der  Wunsch  noch  bei 
dem  Andern  das  Interesse  obwaltet,  jene  Gegenden  und  Länder, 
durch  welche  sie  geschleppt  werden,  zu  passiren.  In  früheren 
Zeiten,  als  Breslau  Hauptzwischen-  und  Stapelplatz  für  den  Handel 
nach  Wien  war,  war  dies  anders;  heute  liegt  ein  Anachronismus 
vor,  der  nur  dadurch  möglich  ist,  dass  eben  von  früher  her  der 
ganze  Handel  diesen  Weg  benutzte  und  dass  durch  Verträge  und 
Vereinbarungen  zwischen  den  einzelnen  Verwaltungen  der  Trans- 
port ein  so  geregelter,  das  Ineinandergreifen  der  Züge  ein  so 
präzises  ist,  dass  auf  dieser  langen  Linie  eine  eben  so  schnelle 
Beförderung  stattfindet,  als  auf  den  im  Laufe  der  Zeit  entstan- 
denen kürzeren  Linien.  Um  nun  die  kürzeren  Koukiirrenzlinien 
in  Bezug  auf  den  Kostenpunkt  in  Schach  zu  halten  und  überhaupt 
der  eigenen  Bahn  Waaren  zuzuwenden,  die  bei  grofsen  Entfer- 
nungen den  gewöhnlichen  Tarif  nicht  vertrugen,  wurden  Diffe- 
rential-Tarife und  Vereinbarungen  geschaffen,  die  es  ermög- 
lichten, dass  ein  grofser  Theil  des  Verkehrs  von  Berlin  nach  Wien 
der  genannten  Strecke  erhalten  blieb. 

Wie  bei  dieser  Linie  ging  es  bei  fast  allen  anderen  Bahnlinien 
und  es  entstand  allmilig  durch  Differentialtarife  und  Verein- 
barungen zwischen  den  Anschluss-  und  Konkurrenz-Linien,  zwi- 
schen einzelnen  Eisenbahn-Verbänden  eine  solche  Verworrenheit 
des  Tarifwesens,  dass  Entfernungen  und  Frachtsätze  zum  Theil 
gar  nicht  mehr  in  Zusammenhang  zu  einander  stehen  und  dass 
kein  Mensch  schliefslich  mehr  weifs,  was  denn  eigentlich  die 
Transportkosten  für  irgend  ein  Gut  von  einer  Station  zur  andern 
betragen. 

Gab  es  und  giebt  es  keinen  andern  Weg  den  wohl  berech- 
tigten Forderungen  der  Bahnen  und  des  Grafs-Kaufmanns  zu 
genügen,  ohne  dass  alle  Uebrigcn  darunter  zu  leiden  hatten  und 
»chlielslich  die  beiden  enteren  in  Mitleidenschaft  gesogen  wurden? 

Das  von  Natur  gesunde  Prinzip,  das  durch  I'cbertreibung 
und  Ausartung  zu  den  jetzt  herrschenden  abnormen  Zuständen 
geführt  hat,  darin  bestehend,  einmal  dem  (irofshandel  und  damit 
der  eigenen  Bahn  zu  nützen,  dadurch,  dass  bei  Benutzung 
größerer  Strecken  und  Versendung  gröfserer  Massen,  den  wirk- 
lichen Unkosten  der  Bahnen  entsprechend,  eine  ErmäfBigung  der 
Frachtsätze  eintritt  und  so  Waaren  an  Orten  konkurriren  können, 
wo  dieselben  bisher  der  weiten  Entfernung  ihres  Produktionsortes 
halber  nicht  auf  dem  Markt  sich  halten  konnten;  dann  aber  trotz 
kürzerer  Konkurrenzbahnen  wenigstens  einen  Theil  des  durch- 
Verkehrs der  eigenen  Bahn  zu  erhalten  -  dieses  Prinzip 

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So.  44. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


225 


lügst  sich  auch  noch  auf  anderem  aß  dem  eingeschlagenen  Wege 
zur  Geltung  bringen. 

Wie  schon  oben  angedeutet  und  wie  hier  des  spezielleren 
ausgeführt  werden  soll,  ist  es  möglich,  die  Frachtsatze  mit  den 
Entfernungen  in  Einklang  zu  erhalten  und  trotzdem  die  ge- 
Vortheile  zu  erreichea  Dazu  aber  wäre  es  ein  ganz 
ntcrnehmeu,  wie  vorgeschlagen,  die  schon  jetzt  bc- 
4ahnlängen  für  die  Tarifberechnung  noch  mehr  zu 
um  den  einzelnen  Dahnen  es  zu  ermöglichen,  trotz 
Raukosten  dieselben  Einheitssätze  zu  fuhren  und  somit 
ganz  Deutschland  und  spater  vielleicht  für  die  ganze  Welt 
ein  und  denselben  Einheitssatz  zu  erlangen.  Das  hieße  einfach 
—  wie  ja  auch  ausdrücklich  ausgesprochen  ist  —  die  Bahnen, 
die  nicht  in  der  kürzesten  Linie  liegen,  auf  den  Durchgangsver- 
kehr in  dieser  Linie  Verzicht  leisten  zu  lassen,  wahrend  gerade 
die  Erhaltung  des  Durchgangsverkehrs  für  manche  Bahnen  eine 
Existenzfrage  ist  Namentlich  aber  wäre  es  fehlerhaft  im  Hin- 
blick auf  die  schwebende  Konzentration  der  Bahnen  in  der  Hand 
des  Reichs.  Ist  einmal  festgestellt,  dass  die  sogen,  „ideelle" 
Lange  niaalsgebend  sein  soll,  so  läge  eine  Inkonsequenz  darin, 
bei  Ueberbürdung  einer  Strecke  die  Guter  auf  einer  längeren 
Strecke  für  den  auf  der  enteren  geltenden  Preis  zu  trauspor- 
tireu,  und  die  Absender  würden  sich  schwerlich  gefallen  lassen, 
den  Erachtpreis  der  längeren  Strecke  zu  entrichten. 

Sondern,  um  es  kurz  auszusprechen,  sowie  der 
Bahnbau  der  neueren  Zeit,  mit  Ausnahme  vonTerrain- 
schwicrigkeiten,  zwischen  2  bedeutenden  Handels- 
plätzen nur  die  direkte  Linie  kennt,  so  ist  auch  diese 
Linie  bei  allen  Preisberechnungen  zu  Grunde  zulegen, 
ganz  gleichgültigj  ob  eine  solche  direkte  Bahn  vor- 
handen ist  oder  nicht 

Demnach  lasse  man  von  einer  ans  bewährten  und  kenntniss- 
reichen Mannern  der  dabei  interessirten  Berufsklassen  gebildeten 
Kommission  alle  Stationen  bestehender  Bahnen  in  Handelsplätze, 
oder  besser  Verkehrsplätze  1.,  2.  und  8.  Klasse  eintei- 
len, je  nach  dem  Verkehr  der  zwischen  und  an  diesen  Stationen 
herrscht  Darauf  verbinde  man  sämtntliche  Plätze  1.  Klasse 
durch  Luftlinien,  ferner  siimrntliche  2.  Klasse  mit  den  benach- 
barten an  denselben  Bahnen  belegenen  Plätze  1.  Klasse  durch 
Luftlinien  und  schließlich  behalte  man  für  die  Entfernung  der 
Plätze  3.  Klasse  nach  denen  2.  Klasse 
wirklichen  Bahnlängen  bei. 

Also  z.  B.  wie  in 
nebenstehender  Skizze:  QBatm 

Man  verbinde  Ber-  ^> 
lin,  Wien  und  Breslau 


mit 
Breslau, 
m  desgl. 
Oppeln  mit  Wien  und 

Breslau, 
Katibor  desgl. 
Darauf  Frankfurt  mit 
Kohlfurt  und  Oppeln  mit 
Hatibor,  in  welchen  Ver- 
bindungen die  vorge- 
schlagenen Luftlinien 
gegeben  sind,  während 
für  alle  anderen  Statio- 
nen die  Bahnlängen  vom 
nächsten  Platze  2.  K  lasse 
würden. 
Als  Transport-Ent- 
fernungen werden  nun 
lten : 

für  Wien-Soran:  die  Luftlinie 
Bahnlänge  Kohlfurt-So  rau, 
für  Wien-Frankfurt  a./0.:  die  Luftlinie  Wien-Berlin-Frankfurt. 
Für  jeden  Ort  gilt  diejenige  Entfernung,  auf  der  er  mit  ge- 
am  schnellsten  zu  erreichen  ist  Hierdurch 
handeltreibend« 


gedient  und  für  Reisende  liefse  sich  eine 
lung  einfuhren. 

Nach  dem  vorgeführten  Beispiel  ergiebt  sich  Folgendes: 

1)  Mit  der  Lange  der  Benutzung  der  Bahn,  d.  h.  mit  der 
Höhe  des  Frachtgeldes  für  ein  und  dieselbe  Sache,  wächst  der 
Rabatt,  der  dem  Absender  zufällt 

2)  Die  kleineren  Orte,  welche  jetzt,  unbekümmert  um  die 
Zentren,  zu  denen  sie  gehören,  über  die  Köpfe  dieser  hinweg 
sich  am  Welthandel  betheiligen,  werden  zu  diesen  Zentren  wieder 
in  die  richtige  Abhängigkeit  gebracht 

3)  Das  scheinbar  Paradoxe,  dass  beispielsw.  Fürstenwaldc 
von  Wieu  aus  billigere  Frachtsätze  haben  würde,  als  das  bedeu- 
tend näher  an  Wien  liegende  Sorau  (nämlich  Luftlinie  Wien- 
Berlin,  Bahnlänge  Berlin- r  ürstenwalde)  giebt  den  kleineren  Orten 
die  Vortheile  der  Nachbarschaft  größerer  Zentren,  die  ihnen  ge- 
bühren, wieder  zurück. 

4)  Da  für  die  gröTsten  Handelsplätze  die  Entfernungen  gleich 
den  Luftlinien  sind,  so  werden  die  Bahnen  von  ihren  Bahn- 
en bei  _  Berechnung  der  Frachtsätze  unabhängig,  können  also 


Vororte  der 


Frachttarif  für  alle  Bahnen  angenommen  werden  soll  und  der 
etwaige  Ausfall,  wie  später  gezeigt  werden  wir«!,  auf  andere  Weise 
zu  decken  ist,  so  wird  der  Verkehr  derjenigen  Bahn  zufallen,  die 
am  intelligentesten  verwaltet  wird,  d.  h.  s|>eziell  am  präzisesten 
und  sichersten  befördert;  es  tritt  also  eine  solche  Art  der  Kon- 
kurrenz ein,  die  allen  Tbeilen  den  berechtigten  Nutzen  bringt. 

5)  Ein  noch  weiterer  Vortheil  ergiebt  sich  für  die  Wagen- 
Ausnutzung.  Die  Verkehrsplätze  2.  Klasse  werden  V 
VcrkebrsphUze  3.  Klasse;  die  dem  Haupt- Verkehr 
Güterzüge  halten  (so  weit  dies  geboten)  nur  an  d< 
2.  Klasse  und  geben  und  empfangen  dort  die  Wagen.  Für  den 
Lokal-Güterverkehr  werden  Lokal-Güterzüge  eingerichtet,  die  die 
Verbindung  der  Plätze  2.  Klasse  mit  denen  3.  Klasse  unterhalten. 
Es  können  daher  Stückgüter  für  Plätze  3.  Klasse  in  die  Wagen 
für  Stückgüter  benachbarter  Plätze  2.  Klasse  und  dann  mit  den 
Lokalstückgütern  in  die  Lokalzüge  verladen  werden.  Dadurch 
wird  einestheils  eine  bessere  Ausnutzung  des  Wagenraums  er- 
zielt anderntheils  werden  durch  die  schnellere  Expedition  der 
durchgehenden  Güterzüge  die  Wagen  frühzeitiger  wieder  disponibel. 
Es  gewinnt  zu  gleicher  Zeit  der  Handelstaud  der  größeren 
Orte,  ohne  dass  derjenige  der  kleineren  Orte  wesentlich  einbüßt. 
Annähernd  existirt  diese  Einrichtung  schon,  sie  würde  aber  nach 
meinem  Vorschlage  durchgängig  eingeführt  und  nach  einem  ge- 
wissen Prinzip  geregelt  werden  und  es  würden  dadurch  viele 
Stationen  in  ihren  Gleisanlagen  und  durch  Wegfall  der  nur  für 
durchgehenden  Verkehr  nöthigen  Einrichtungen  bedeutend  billiger 
werden. 

6)  Die  Bahnen  würden  gezwungen  werden,  (und  zwar  aus 
dem  eigenen  Vortheil  heraus,  nicht  durch  äußeren  Zwang)  so 
weit  der  Lokalverkehr  nicht  hindert  und  so  weit  die  Terrainver- 
hältnisse  es  irgend  zulassen,  möglichst  die  kürzesten  Linien  aus- 
zubauen. 

Der  Hauptvortheil  aber,  welcher  erzielt  werden  kann,  besteht 
in  dem  gänzlichen  Fortfall  des  Tarifunwesens  und  der  darin  herr- 
schenden Willkür.  Um  dies  noch  näher  vorzufuhren  muss  der 
zweite  Haupt-Faktor  beleuchtet  werden,  nämlich  die  Frage:  Wie 
ersetzen  die  Bahnen  die  durch  die  Besonderheiten  der  Anlage, 
durch  landespoUzeiliche  Erschwernisse  und  durch  kostspielige 
Einrichtungen  ihnen  auferlegten  und  erwachsenden  Unkosten, 
welche  mit  der  Zahl  der  Stationen,  der  Länge  der  Bahn  und 
dem  ungünstigen  Terrain  sich  steigern? 

Kurz  ausgesprochen,  müssen  alle  diese  Unkosten,  so 
weit  sie  nicht  durch  die  Transportkosten  gedeckt 
werden,  durch  Lokalzulagen  ausgeglichen  werden.  Auch 
hierin  ist  ein  wesentlicher  Unterschied  gegen  den  in  dies.  Ztg.  ge- 
machten Vorschlag  über  „Ideelle  Bahulänge"  enthalten.  Wollte  man, 
wie  dort  vorgeschlagen,  alle  Anlagen,  die  lokaler  Natur  sind  und 
die  eben  nur  verlangt  werden,  weil  die  Bahn  gerade  diese  Gegend 
durchschneidet  und  die  Station  gerade  dieser  Stadt,  koste  es  was 
es  wolle,  möglichst  nahe  gebracht  werden  soll  —  das  allein  richtige 
Prinzip  zwischen  8  Ortschaften  ziemlich  gleichen  Werthes,  die 
aber  zur  Bahnrichtung  ungünstig  liegen,  den  Schwerpunkt  als 
Stationsort  zu  wählen,  ist  ja  selten  ausgeführt,  man  legte  eben 
die  Bahn  so,  dass  sie  möglichst  alle  3  Orte  berührt  —  wollte  man  jene 
Anlagen  dem  ganzen  Verkehr  zur  Last  legen,  wie  es  jetzt  • 
auch  in  anderer  Weise,  doch  zum  grüßten  Theil  i 


Weise,  doch  zum  grüßten  Theil  wirklich  geschieht, 
so  würde  das  vollkommen  unrichtig  sein.  Diese  Anlagen  kommen 
nur  dem  Orte  oder  dem  Kreise  zu  Gute,  für  welchen  sie  gemacht 
werden,  und  um  das  hier  zitirte  Beispiel  anzuwenden:  Was  geht  es 
dem  Verkehr  Wien -Berlin  an,  dass  in  Breslau  ein  kostspieliger 
Bahnhof,  theure  Ringbahn,  schwierige  nur  mit  den  grofsten  Geld- 
opfern auszuführende  Wege-Ueber-  oder  Unterführungen  herzu- 
stellen sind.  Es  könnte  auf  den  ersten  Blick  scheinen,  als  ob  so 
ziemlich  das  Gleiche  herauskomme,  ob  jedem  Stationsort  seine 
eigenen  Anlagekosten  angerechnet  werden,  oder  ob  man  alle 
Gemein-Kosten  zusammen  fasst  und  gleichmäßig  auf  die  Fracht- 
sätze vertheilt  Eine  genaue  Betrachtung  wird  jedoch  ergeben, 
dass  dem  nicht  so  ist  und  dass  hier  ein  Moment  hinzu  tritt, 
welches  von  weit  tragendster  Bedeutung  ist. 

Die  den  Eisenbahnen  auferlegten 
Opfer,  die  im  landespolixeüichen  Inlere 

von  den  militairischen  Ansprüchen  namentlich  bei  Festungen  soll 
hier  ganz  abgesehen  werden,  obgleich  vielleicht  auch  hier  eine 
Aenderung  sich  vollziehen  würde  —  diese  Opfer  fallen  jetzt  dem 
Gesammt-Verkehr  zur  Last  und  kommen  im  Einzelvcrkehr  gar 
nicht  zur  Geltung,  fallen  demnach  nirgend  in  die  Augen.  Wird 
nun  jedem  Stationsort,  jedem  Kreise  sein  Theil  direkt  zur  Tilgung 
zugewiesen,  so  wird  es  in  das  Interesse  der  Behörden  und  Adjazenten 
gelegt,  nicht  Unnöthiges  zu  verlangen  und  den  Bau  nicht  zu  er- 
schweren. —  Hier  sei  nebenbei,  die  Noth wendigkeit  erwähnt,  in 
Eiseubahnbau  -  Sachen  eine  besondere  Expropriations- Behörde  für 
jede  Provinz  zu  errichten,  welcher  Behörde  zugleich  die  Beur- 
theilung  der  Wege-  und  Vortluth  -  Verhältnis*  zugewiesen 
würde.  Diese  Behörde  hätte  sich  je  nach  Bedarf  aus  den  ein- 
zelnen Kreisen  durch  Kooptation  zu  verstärken,  und  es  würde  in 
ihr  eine  Garantie  gegeben  sein,  dass  wirklich  erfahrene  und  vor- 
urteilsfreie Männer  in  den  betr.  Sachen  urtheilen  und  nur  das 
absolut  Nöthige  verlangt  würde.  Leider  gilt  heute  noch  immer 
der  Grundsatz,  dass  die  Eisenbahn  alles  bczahleu  kann.  — 

Die  Abfertigungsgebühr,  die  so  am  Versand-  und  Empfangs- 
orte zu  erheben  wäre,  würde  sich  aus  2  verschiedenen  Großen 
zusammen  setzen.  Ks  wären  diejenigen  Unkosten,  die  aus  dem 
Bau  und  Betrieb  gerade  dieser  Bahn  resultiren  und  die  der  ganzen 

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226 


1.  Jnni  187» 


Hahn  zur  Last  zu  Jonen  sind,  aber  durch  die  auf  allen  h 
gleichen  Meilengelder  nkht  gedeckt  werden,  zusammen  zu 
und  dem  gesammten  Verkehre  anzurechnen,  ferner  alle  die  1 
Unkosten,  sowohl  des  Baues  als  des  Betriebes  dem  Verkeh 


Hahn  zur  Last  zu  Jegen  sind,  aber  durch  die  auf  allen  Bahnen 

fassen 
:  lokalen 
Verkehre  der 
die 

.,  welche  Unkosten  der 
_en  und  welche  lokaler  Natur  sind  oder 
sieh  darauf  zurück  fahren  lassen,  mit  gröfster  Gründlichkeit  vor- 
genommen werden  musseu.  Wenn  jede  Bahn  für  ihre  Stations- 
orte diese  Abfertigungsgebühr  berechnet  hat,  so  ist  mit  Leichtig- 
keit ein  Verzeichniss  derselben  nach  den  Orten  zusammen  zu 
stellen  und  jeder  Absender  oder  Empfänger  kann  sich  auf  der 
Stelle  ein  klares  Bild  machen,  welche  Kosten  ihm  aus  dem  Transport 
ciues  Frachtstückes  von  A  nach  B  erwachsen  werden. 

(ieht  man  nun  von  einem  Kiuhcitefrachtsatze  aus  und  setzt 
für  alle  Bahnen  fest,  dass  pro  Kilometer  Transport  für  Rohpro- 
dukte und  denen  gleich  zu  stellende  Güter  in  ganzen  Wagenladungen 
ein  bestimmter  niedrigster  Satz  uro  Zentner  zu  entrichten  ist,  und 
nonuirt  für  diese  Güterart  desgleichen  die  Abfertigungsgebühren, 
so  kann  man  leicht  den  Tarif  so  einrichten,  dass  für  Stückgüter, 
sperrige  Güter  und  für  die  ihrem  Werth«  nach  hoher  zu  klassi- 
tizireuden  Güter  ein  gewisses  Multiptum  dieser  Einheit  in  Zehntel 
steigend  in  Ansatz  zu  bringen  ist 
Drei  ~ 

L 


>rei  Preissätze  würden  bei  jeder  Sache  zu  beobachten  »ein: 
I rauäportko&tL'u  pro  Kiloii:ctt  r-Zcntm-r.  für  den  Verkehr 
auf  allen  Bahnen  dieselben, 

Halirikosten,  für  den  Verkehr  auf  ein  und  derselben  Hahn 


2.  Bahnkosten, 
die  gleichen,  aber  für  jede  Bahn  verschieden, 

3.  Statiooskosten  für  den  Verkehr  auf 
nach  den  Stationen  verschieden, 

wo  also  2  und  3  die  Abfertigungskosleii  ausmachen  würden,  die 
pro  Ztr.,  unabhängig  von  der  Länge  des  Transparts,  zu  berechnen 
waren.  Kür  Durchgangsgüter  waren  selbstverständlich  nur  die 
Kosten  1  und  2  zu  entrichten,  eine  Einrichtung,  die  wieder  dem 
grofsen  Verkehr  zu  Statten  kommen  würde. 

Bei  Vereinbarungen  mit  Grofs-Kaufleutcn  würde  nunmehr 
der  Vorth«!  sich  ergeben,  dass  genau  übersehbar  ist,  wo  der 


Natur  der  Sache  entsprechende  Preisermifsigungen 
werden  können,  nämlich  bei  den  Stationskosten;  bei 
jekten,  die  von  einem  Zentralpunkte  nach  verschiedenen  Orten 
hin  sich  zersplittern,  trifft  es  die  Abfertigungsgebühren?  am 
Versandorte;  die  Kosten  am  Empfangsorte  werden  im  umgekehrten 
Fall  berührt  und  wenn  große  Transporte  von  einem  Ort  nach  ein 
und  demselben  anderen  gehen,  kann  man  beide  Gebührensätze 
erniäfsigen.  Für  den  Fall,  dass  der  Versender  eigene  Wagen 
zu  den  Transport*»!  stellt,  wären  ihm  die  Bahnkosten  z.  Th.  oder 
Stanz  zu  erlassen,  der  eigentliche  Transportpreis  pro  Kilometer- 
Zentner  wäre  dagegen  unter  keinen  Umstunden  zu  moditiziren.  - 

Der  Modus  der  Abrechnung  zweier  oder  mehrer  Bahnen,  die 
an  einer  und  derselben  Luftlinie  porti/ipiren,  wäre  sehr  einfach 
dadurch  zu  bestimmen,  dass  jede  Bahn  einen  solchen  Theil  der 
Luftlinie  zugerechnet  erhielte,  der  im  Verhältniss  der  Summe  der 
Luftlinien  zwischen  den  derselben  Bahn  zugehörigen  Stationen 
2.  Klasse  stände  und  dass,  wie  schon  erwähnt,  durchgehende 
Güter  auf  den  Bahnen,  innerhalb  deren  Bezirk  sie  weder  verladen 
noch  abgeladen  werden,  das  Bahngeld  dieser  Bahn  zu  tragen  haben. 

Dass  für  den  internationalen  Verkehr  durch  Staatsvertrage, 
zumal  bei  Staataeisenhahneii,  gleichfalls  das  Prinzip  der  Luft- 
linien für  den  Hahntransport  leicht  sich  einführen 
soll  hier  nur  angedeutet  werden. 

Es  konnte  hier  nur  in  grob 
werden,  ein  Bild  zu  entrollen  von  der  Gestaltung  des  Tarif- 


längen und  der  daraus  sich  ergetwnden  Eintheilung  der ! 
in  Plätze  1.,  2.  und  3.  Klasse,  der  daraus  wieder  sich  ergeben- 
den Thcilung  des  Betriebs,  wonach  gewissermaafsen  die  Verkehrs- 
Plätze  1.  u.  2.  Kl.  als  Station  einer  Hauptbahn,  die  Plätze 
3.  Klasse  als  Stationen  einer  Lokalbahn  anzusehen  wären,  und 
schließlich  durch  Einführung  eines  einheitlichen  .und  doch 
wiederum  jeder  einzelnen  Bahn  und  Lokalität  Rechnung  tragenden 
Tarifs.  Die  speziellere  Ausbildung  dieses  Systems  an  der  Hand 
der  Statistik  dürfte  wohl  nur  einem  Zusammenwirken  aller  be- 
theiligten Kreise  und  Kräfte  gelingen. 

Khrenberg. 


Graphische  Berechnung  von  gegliederten  Bügen. 


Die  im  vorhergehenden  beschriebene  Ermittelung  der  Kräfte 
Systeme  ist  für  jedes  frei  aufliegende  Svstem  anwendbar. 
•iac  horizontale  Hülfskraft  //  an  den  Auflagerpunkteu 


Drucklinie,  bis  sie  die  Verbindungslinie  der  Aullager,  die  hier 
in  dem  oben  gestellten  Theile  der  Figur  zugleich  Verlängerung 
iteren  Gurtung  ist,  in  a  schneidet,  so  hat  man  in  a  einen 
der  liesultante  Ii:  ein  zweiter  Punkt  derselben  wird  im 
Schnittpunkt  b  der  beiden  auderen  geschnittenen  Glieder  gefunden. 
Im  Punkte  a  ist  nun  die  Kraft  R  nach  a  b  und  der  Verbindungs- 
linie der  Auflager  zu  zerlegen.  Da  nun  aber  die  angenommenen 
Hülfskräfte  //  nicht  in  der  Richtung  dieser  Verbindungslinie  wirken, 
so  muss  von  der  Kraft  Ii  die  Komponente  //,  die  jetzt  nichts 
anderes  als  der  Polabstand  n  ist,  abgesetzt  werden  und  es  reduzirt 
sich  somit  die  Kraft  Ii  auf  die  Gröfse  1  ' '.  Diese  Kraft  ist  nach 
der  Richtung  der  unteren  Gurtung,  die  in  der  Figur  mit  der  Auflager- 
Verbindungslinie  zusammenfallt  —  die  aber  auch ,  wie  z  B.  bei 
Paulf sehen  Trägern  (Kig.  6,  unten  gestellter  Theil).  eine  andere 
Richtung  haben  kann  -  und  nach  der  Verbindungslinie  a  b  zu 
zerlegen,  und  es  ist  alsdann  wie  früher  angegeben  weiter  zu 
verfahren.*)  — 

•}  K.  hl  dl.-  tAM.li.wl  «.«ri.ni«  Holl»»!»«  d.r  Kri.fl«  -in,-,  fn-i  auai<p«od»n 
Trw-r.  >ll  und  UkaimL  II.  W.  al.«  i.t  die  ilerleitui,«-  AmrUn  »ru,  u.«d  d.  »irl. 
die...  K-Uftruktl".,  liier  mir  ah  ei»  ».«Lller  Kall  danrtoill,  an  «cl.b«u  lugM,» 

IMU  ereirhtlUh  Ut.  <l.w  dir  DrucItUllir,  dl«  früher  nur  lud  l  ir»   ancrwriidrt 

«urde,  und  die  rVilk.irve.  du-  t*i  Ki>HMiaon<lruatfe>n^UetY.-hiiuri«et)  WrweriduiiK  fan.i. 
.In»  und  daiM-ll«-  Li.  tu  hnl«  i.t»  .II.mii  »|»-«l. Um  Kall  li"-r  raillbrikni  iu  »..äeti 


Es  erübrigt  nunmehr  noch  die  theoretische  Untersuchung 
eines  Bogens,  der  durch  beliebig  gerichtete  Belastungen  in 

Ansprach  gc- 
k%.  I.  nommen  ist 

(Fig.  7). 

Auf  be- 
kannte Weise 
bildet  man  zu- 
nächst das 
Kräftcpolvgon 
0,  I,  II.'  III. 
IV,  V.  VI  und 
dann  das  Seil- 
polygon 1,  2, 
3,  4,  5,  6,  7, 
mit  dem  be- 
liebig ange- 
nommenen Pol 
p.  Zunächst 
sind  dann  die 

Resultanten 
der  Kräfte,  für 
jede  Hälfte  des 
Bogens  geson- 
dert,  zu  er- 


erhält Gröfse 


tigen  Resul- 
tanten A  in 
der  Geraden 
0  III  und  ihre 

Lage  im 
Schnitt  von  1 

und  4,  also  in  tl:  auf  der  rechten  Seite  in  ähnlicher  Weise  die 
Resultanten  III-  VI  in  e.  Wäre  der  Bogen  nur  durch  die 
Resultante  A  belastet,  so  inüssten  sich  die  Auf  lager  -  Reaktionen 
der  Resultanten  A  in  einem  Punkte  schneiden,  wobei  dieser 
Schnittpunkt  /  durch  die  Gerade  c  b,  die  durch  die  Scharnier- 
punkte  b  und  c  gehen  muss,  bestimmt  ist.  Denn  da  auf  der 
anderen  Bogenhälfte  nur  der  Widerlager-  und  Scheitel- Dnick 
wirkt,  so  müssen  dieselben  in  einer  Geraden,  die  durch  diese 
beiden  Punkte  gebt,  liegen;  hierdurch  ist  auch  die  Richtung  des 
anderen  Widcrlagsdruckes  «?/  bestimmt.  Zieht  man  im  Kräfte- 
polygon von  0  und  III  aus  in  diesen  Ricbtungun  v/ood/c 
Gerade,  so  erhalt  man  in  go  und  g  III  die  durch  A  in  beiden 
Widerlagern  erzeugten  Drücke.  —  Dasselbe  Verfahren  kann  man 
nun  für  die  andere  Bogenhälfte  wiederholen  und  mau  erhält  so  die 
Widerlags  -  Drücke  III  h  und  h  VI.  Komponirt  man  die  zu- 
Drücke  eines  Widerlagers,  z.  B.  o  g  und  h  VI, 

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.*  44. 


227 


so  erhält  man  im  I'nDkt  p  diejenige  Pol-Lage,  welche  ein  Seil- 
pnlvgon  liefert,  das  durch  a,  6  und  t  geht;  in  der  Fig.  ist  das- 
selbe durch  starker  gezogene  Linien  markirt 

Den  Vorzug  vor  dieser  etwas  umständlichen  Ermittelung  der 
Pol-I-age  verdient  hier  die  analytische  Methode,  und  es  sol 
halb  die  Bestimmung  des  Pols  p  durch  Rechnung  hier  et» 
gezeigt  werden. 

Werden  die  Abstände  der  Kräfte  I,  II  und  III  vom  Auf- 
lager a  mit  «n,  m,  und  m3  bezeichnet,  ferner  der  Abstand  einer 
be  gehenden  Kraft  /<■  mit  r,,  so  hat  man  die 
Im,   I  II  m,  f  IIIwij    -  R,  r,  =  0; 


Im,  -  II  m,  +  III  ms 


Die  Kraft  Ä,  ist  mit  der  Kraft  gilt 

liehe  Rechnung  findet  man  VI  h  und  durch  Verbindung  von  III 
mit  h  die  ander«  Komponente  III  h  am  Auflager  c;  fügt  man 
beide,  III  A  und  g  III  von  VI  aus  an  einander,  so  erhalt  man 
den  Toi  />,.  — 

Bisher  wurden  die  Momente  stete  als  Produkte  von  Pol- 
abstand und  Scilkurven-Ordinatcn  erhalten.  Dieses  Verfahren  ist 
hier  nicht  anwendbar  und  es  müssen  die  Momente  daher  auf  andere 
Art  und  Weise  entwickelt  werden.  Noch  mag  bemerkt  werden, 
das«  dieses  andere,  jetzt  mitzutheilende  Verfahren  das  allgemeinere 
ist,  das  daher  auch  auf  die  früheren  Falle  angewendet  wer- 
den kaiin. 

Würde  der  Bogen  die  Form  der  Drucklinie  haben,  so 
wurde  derselbe  nur  auf  Druck  beansprucht  werden.  Sobald  aber 
die  Drucklinie  nicht  mehr  mit  der  Mittellinie  der  Konstruktion 
zusammenfallt,  treten  Momente  auf,  die  je  nachdem  sie  an  einem 
kleineren  oder  gröfseren  Hebelarm  wirken,  entweder  nur  eine 
ungleichmäßige  Druckvertheilung  oder  aber  eine  gleichzeitige  Bean- 
spruchung des  Rogens  auf  Zug  und  Prunk  hervor  rufen. 

Legt  man  nun  einen  Schnitt  durch  Bogen  und  Drucklinie, 


am  bei|tiemsU.'n  in  der  Weise,  dass  die  Schnittfläche  senkrecht 
steht,  etwa  wie  in  Fig.  8  dargestellt,  wo  R  die 
Drucklinie  und  il  die  Mittellinie  eine  Bogens 


sei,  so 
stellen. 

Zerlegt  mau  die  Kraft  R  in  die  Kompo- 
nenten S  und  S  bpzw.  senkrecht  und  parallel 
zum  Schnitt,  denkt  man  ferner  in  der  Axe 
des  Bogens,  in  »,  2  sich  aufhebende  Kräfte 
parallel  zu  .V  und  von  der  Größe  .V  ange- 
bracht, so  erhalt  man  für  den  Querschnitt 
das  Moment  A  n,  wenn  mit  n  der  Abstand 
von  R  im  Schnitt  bezeichnet  wird,  ferner  die 
normal  auf  den  Querschnitt  wirkende  Kraft  .V 
und  endlich  noch  die  im  Schnitt  thätige 
Kraft  S.  Da  sich  nun  die  Momente,  die 
durch  die  Kraft  R  erzeugt  werden,  wie  die 
Abstünde  des  betr.  Theils  der  Drucklinie  von  der  Mittellinie  der 
Konstruktion  verhalten,  so  ist  die  in  Fig.  7  von  der  Drucklinie 
und  vom  Bogen  begrenzte  Flache  die  Momentenfläehe.  Dieselbe 
unterscheidet  sich  darin  von  der  früher  konstruirten  Flache,  dass, 
wahrend  froher  das  Moment  nur  proportional  den  Ordinalen  war 
und  sich  als  Produkt  aus  Ordinalen  und  Polabstand  darstellte, 
jetzt  das  Moment  sich  als  Produkt  aus  dem  Abstände  und  der 
Kraft-Tangente  der  Drucklinie  ergiebt.  Die  schraffirte  Fläch« 
giebt  also  nur  eine  richtige  Darstellung  der  Ab-  und  Zunahme 
3er  Momente  innerhalb  einer,  durch  die  Drucklinie  geradlinig  be- 
grenzten Strecke.  Will  man  eine  für  den  ganzen  Bogen  richtige 
Darstellung  des  Wachsthums  der  Momente  haben,  so  niuss  man 
die  Momente  auf  eine  konstante  Kraft  rvduziren. 

Da  man  bei  gegliederten  Systemen  das  Moment  selbst  nicht 
zur  Bestimmung  der  Kräfte  braucht,  vielmehr  schon  die  richtige 
Lage  der  Drucklinie  und  die  tiroß«  ihrer  einzelnen  Kräfte  ge- 
nügt, so  lassen  sich  die  Kräfte  der  einzelnen  Konstruktionstheile 
in  der  oben  entwickelten  Weise 


Mittheilungen  aus  Vereinen. 


Architekten-  und  Ingenieur- Verein  zu  Hamburg.  Ver- 
sammlung am  8.  Marz  187«.  Vorsitzender  Hr.  F.  A.  Meyer, 
Schriftführer  Hr.  Bargum,  anwesend  62  Mitglieder. 

Unter  den  Vorlagen  betindet  sich  eine  von  Ilm.  F.  A.  Meyer 
herrührende  Illustration,  zum  Straßenverkehr  New- Yorks,  nebst 
seinem  Gutachten  Ober  eine  Strafseubahn-Anlage  in  Nürnberg, 
welches  Hr.  F.  A.  Meyer,  im  Anschtuss  an  den  in  einer  früheren 
Versammlung  von  ihm  gehaltenen  Vortrag  über  Strafsenltahnen, 
dem  Verein  überreicht.  Hr.  Strumper  hat  eine  Sammlung  von 
l.irbtdrurkbildem  nach  engtischen  Aufnahmen  ausgestellt  und  dem 
Verein  zum  Geschenk  gemacht.  -  -  Hr.  A.  Vermehren  legt  das 
Konkurrenz-Programm  für  den  Bau  von  „kleinen  Häusern"  auf 
der  Veddel  bei  Hamburg  vor,  mit  dem  Antrage  der  gemeinnützigen 
Baugesellschaft,  unter  den  Vereinsmitglicdern  drei  Preisrichter  zu 
wählen.  Ks  wird  diesem  Ersuchen  unter  der  Bedingung  Folge 
gegeben,  dass  gegen  die  Konkurrenz- Vorschriften,  welche  zunächst 
der  Kommission  zur  Ueberwachung  von  Konkurrenzen  zur  l*rüfung 
werden,  Anstände  nicht  zu  erheben  sind.  Bei  der 
-  bedingungsweisen  -  Wahl  der  Preisrichter 
Ahrens,  F.  A.  Mever  und  Hastedt  die 


In  die  Kommission  für  das 
Stiftungsfestes,  das  mit  Damen  gefeiert  werden  soll,  werden  die 
Hrn.  Hennicke,  Schiffer  nnd  Zinnow  gewählt. 

Ea  folgt  ein  Vortrag  von  Hrn.  Zimmermann  über  eine 
Reise  nach  Florenz.  Unter  dem  Voransenden,  dass  die  Mit- 
theiluogen  Uber  eine  im  vergangenen  Herbst  gemachte  Reise 
keinen  Anspruch  erhoben,  neu  oder  erschöpfend  zu  sein,  aber 
doch  —  wie  gewöhnlich  bei  Beschreibungen  von  selbst  Gesehenem 
der  Fall  —  Anregendes  enthalten  mochten,  bemerkt  der  Redner, 
dass  man,  wenn  man  Italien  schon  einmal  bereist  und  alles  ge- 
sehen hsbe,  was  auf  den  gewöhnlichen  Touristen» egen  berührt 
wird,  bei  späterem  Besuche  und  beschrankter  Zeit  gut  thue,  sich 
auf  einen  bestimmten  Ort  oder  Bezirk  zu  beschranken,  um  frühere 
Findrücke  zu  rektitiziren,  zu  ordnen,  zn  ergänzen;  der  Kunst- 
reichthum Italiens  sei  ja  so  grofs,  dass  man  von  solcher  Reise 
nie  mit  dem  Gefühl  der  Sättigung  zurück  kehre,  sondern  jedesmal 
den  Vorsatz  mitbringe,  nun  erst  dnreh  ergänzende  Studien  die 
empfangenen  Eindrücke  weiter  auszunutzen.  Er  habe  diesmal 
Florenz  als  Ziel  gewählt,  lediglich  in 
Wochen  der  Erholung  zu  verleben, 

athmen,  gewählte  Gesellschaft  von  Kunstwerken  1.  Ranges  zu  ge- 
nießen und  an  denselben  den  richügen  Maafsstab  für  den  abso- 
luten Werth  der  Dinge  wieder  zu  finden,  den  man  im  beschränkten 
Kreise  des  Alltagslebens  so  leicht  verliere. 

Seine  erste  Etappe  auf  italienischem  Boden  sei  Vicenza  ge- 
wesen. Diese  Stadt,  vom  gewöhnlichen  Touristen  wenig  berührt, 
sei  für  den  Architekten  hoch  interessant,  weil  einer  der  höchst 
begabtesten  Baukünstler  aller  Zeiten  ihr  bleibend  den  Stempel 
seines  Geistes  aufgedrückt  habe.  —  Was  wäre  Vicenza  ohne 
I'alladio?  Eine  unbedeutende  Provinzialstadt  von  .7  mm  Einw. 
und  lediglich  (iravitationspunkt  für  die  nächste  Umgegend. 
I'alladio  aber  hat  sie  zu  einem  Kunstwerk  gestaltet  1518  geboren, 
ganz  in  den  Anschauungen  der  Hochrenaissance  aufgewachsen, 


auf  das  imponirend  Großartige  ge- 
richtet, im  bewnssten  Gegensatz  gegen  die  Zierlnst  der  Früh- 
renaissance.  Fast  unter  Verschmäh img  alles  Dekorativen  zeigt 
seine  architektonische  Vortragsweise  -  immer  edel  und  ernst  — 
grofsartige,  fast  studirte  Einfachheit.  Seine  Facaden  sind,  wo 
möglich,  Säulenballen,  wo  nicht  angänglich,  wenigstens  Halhsäulen. 
Auch  Doppelsaulcn,  Unterordnung  zweier  Stockwerke  unter  eine 
Säulenordnung,  Tabernakel  -  Architektur  der  Fenster,  große  Di- 
mensionen, namentlich  gewaltige  Erdgeschosse  sind  charakteristische 
Züge  Palladio's,  die  man  am  besten  in  Vicenza  kennen  lernt,  wo 
er  weit  über  die  kleinbürgerlichen  Verbältnisse  der  Provinzialstadt 
hinaus  eine  ganze  Keine  großartiger  Paläste  erbaut  hat.  Bntilicn, 
Ttalro  olimpico,  Paläste  am  '  »rno  und  Contraria  dau  Lorenzo, 
Pal.  Tiene,  Valmarana,  Prefettizia,  I  'hieregalli,  Stmitiariu  rtehin, 
sein  eigenes  Haus  am  Ende  des  <  'arm  u.  s.  w.  —  Die  moderne, 
nach  Monumenten  lüsterne  Zeit  hat  ihm  ein  Denkmal  gesetzt,  in 
einem  unpassenden  Winkel  neben  der  Basilika,  und  mit  der  Statue 
selbst  auch  kein  Glück  gehabt. 

Wer  Vicenza  besucht,  darf  nicht  versäumen  auf 
Bergkuppe  des  Monte  Berico  zu  steigen;  «in»  lang 
Arkaden  führen  bis  zur  Wallfahrtskirche  auf  dem  Gipfc 
eine  entzückende  Aussicht  auf  die  Stadt  und  das  Theater  der 
Zentralalpen  sich  bietet  Auf  halber  Höhe  hat  man  den  besten 
Blick  auf  die  Villa  l'apra  oder  Rotonda  des  Palladio,  das  viel 
bewunderte  Ideal  einer  italienischen  Villa;  hier  lernt  man  die 
Bedeutung  dieses  Bauwerks  kennen.  Bei  ausgezeichneter  Lage 
in  der  Landschaft,  auf  dem  Ende  eines  lang  gestreckten  Höhen- 
rückens, dominirt  es  in  schönster  Weise;  im  direkten  Gegensatz 
zur  nordischen  Romantik  stellt  es  »ich  selhsthewusst  als  frei  ge- 
schaffenes Kunstwerk  der  Natur  gegenüber,  ohne  sich  den  un- 
regelmäßigen und  willkürlichen  Bildungen  derselben  unterzuordnen. 
Ob  mit  der  merkwürdigen,  um  den  Fries  laufenden  lateinischen 
Inschrift:  -dum  tuttintt  et  abstinel" ',  das  allgemeine  Mensrhenloos 
bezeichnet  oder  auf  Anschlags-Ueberschreitungeu  angespielt  werden 
soll,  bleibt  ungewiss;  Göthe  sagt  dazu:  „Pas  kann  mau  mit 
weniger  Aufwand  lernen." 

Von  Vicenza  gelangt  man  nach  -istündiger  Eisenbahnfahrt  durch 
die  interessante  lombardische  Ebene  nach  Bologna.  Schon  an 
dem  geräuschvollen  Treiben  auf  dem  großartigen  Bahnhofe  merkt 
man  die  große  Stadt.  Die  alte  Hauptstadt  der  Aemilia,  wegen 
ihrer  Wohlhabenheit  Ja  graua"  genannt,  bat  jetzt  '.KHAKI  Kinw. 
und  ist  in  neuster  Zeit  in  stetem  Wachsen  begriffen;  sie  ist 
Knotenpunkt  der  beiden  Hauptbahnen  Venedig-Bologna-Knm-Neapel 
nnd  Turin-Bologna-  Brindisi. 

Wenn  man  von  dem  Sehenswerthen  Bolognas  sprechen  will, 
muss  man  die  schiefen  Thürme  mit  Stillschweigen  übergehen;  sie 
sind  eine  hässliche  Kaprize,  beleidigend  für  jedes  gebildete  Auge 
und  im  Grunde  nur  ein  Handwerkshurschen- Wahr/eichen.  Inter- 
essant ist  aber  an  Bologna  der  Stadtplan,  eine  bewusste,  freie 
Schöpfung,  da  die  Stadt  in  der  Ebene  liegt,  keinen  schiffbaren 
Fluss  hat  und  keinerlei  bestimmte  derartige  Motive  für  die  Ge- 
staltung vorlagen.  Das  Straßennetz  ist  höchst  regelmäßig,  ohne 
schablonenhafte  Regelmäßigkeit  wie  (.'arlsruhe,  wo  man  vor 
Degout  über  das  Einerlei  des  unvermeidlichen  allgemeinen  „  Point 

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228  DEUTSCHE  BAUZEITUNG.  1.  Juni  1878 


de  vue"  sich  verglicht  fohlt,  die  Strafsen  rückwärts  entlang  zu 
•eben  Vou  der  kurzen  Zentralstralsc  (Meroulo  <li  mezz»)  mit 
dem  seitlich  daran  liegenden  Hauptplatzc,  der  nicht  vom  Verkehr 
durchschnitten,  sondern  nur  tangirt  wird,  fuhren  an  den  beiden 
Endpunkten  je  5  Radialstrafsen  nach  den  Stadttboren.  Alle 
Hauptstraßen  sind  beiderseitig  mit  Hallen  versehen,  so  dass  man 
trockenen  Ful'ses  durch  die  ganze  Stadt  gehen  kann.  Man  findet 
sehr  reiche  malerische  Strafsen- Perspektiven  und  immer  wechselnde 
Bilder.  —  Das  Hauptinteresse  konzentrirt  sich  auf  den  Marktplatz, 
Piazza  Victor  Emmnnutle  getauft,  von  alterthümlichen  und 
malerischen  öffentlichen  Gebäuden  umgeben  und  geziert  mit  dem 
schonen  Neptunsbrunnen  von  Giovanni  de  Bologna,  dem  Pal.  publico 
mit  dem  schonen  Pfeilerhof  und  der  berühmten  Treppe  Bramante's, 
dem  Pal.  del  Podest«,  wo  der  junge  König  Enzio  länger  als 
20  Jahre  gefangen  gehalten  wurde,  und  endlich  mit  der  machtigen 
Kathedrale  San  Petronio  mit  ihrer  unfertigen  breiten  Fa^ade  und 
einer  Terrasse  davor,  welche  groß)  genug  ist,  dass  allein  anf  ihr 
eine  ansehnliche  Kirche  stehen  könnte.  —  Sau  Petronio,  13UO  be- 
gonnen, in  Rivalität  mit  dem  Dom  in  Florenz,  ist  kolossal  im 
Hauplan,  900  ■  lang,  IM ,n  breit  im  Querschin*.  Nur  das  Langhaus 
ist  bis  zur  Vierung  fertig  geworden.  Kin  Vergleich  mit  dem 
Florenzer  Dom  fallt  sehr  zum  Vortheil  von  S.  Petronio  aus, 
namentlich  wegen  der  trefflichen  Gliederung  des  Innern  durch  <Iie 
Seitenkapellen  zwischen  den  eingezogenen  Strebepfeilern.  - 

Aus  Mangel  an  Zeit  (ibergeht  der  Redner  die  interessanten 
Kirchen  Bolognas  wie  die  bedeutsamen  Frührenaissance - PaUste 
in  Backstein-Rohbau  und  widmet  nur  noch  dem  Campo  santo  vor 
der  Porta  S.  Isaia  einige  Worte,  weil  dies  nicht  nur  eine  der 
gröfsten,  sondern  auch  eine  der  charakteristischsten  Friedhofs- 
Anlagen  Italiens  ist    Bei  Anlegung  des  Friedhofs  zu  Anfang 
dieses  Jahrhunderts  in  der  ehemaligen  f'ertosa  wurde  der  richtige 
Platz  getroffen,  denn  man  hat  an  derselben  Stelle  einen  alt- 
etruskischen  Begrabnissplatz  entdeckt  und  eine  Menge  Sarkophage  | 
gefunden,  die  jetzt  dort  aufgestellt  sind.    Auf  den  italienischen 
Kirchhöfen  wird,  abweichend  von  deutscher  Sitte,  nur  in  gemauer-  ; 
ten  Grüften  begraben,  theil«  im  Erdboden  liegend,  theiU  in  be-  , 
deckten  Hallen.   Anfangs  fanden  die  Begrabnisse  in  den  vorhan- 
denen Klosterhöfen  der  Certosa  statt,  spater  wurde  ein  ganzes  | 


System  ausgedehnter,  geschlossener  Hallen  erbaut  Der  Quer- 
schnitt ist  Sbchiffig,  durch  dorische  ummantelte  Säulen  getheilt; 
das  Mittelschiff  hat  Tonnengewölbe  mit  Oberüchten,  die  Seiten- 
schiffe sind  horizontal  abgedeckt.  Die  Gräber  liegen  im  Fufsbodcn 
und  in  den  Seitenwinden.  Hervor  ragende  und  bevorzugte  Graber 
und  Monumente  befinden  sich  an  den  Kreuzungs-  und  Endpunkten 
der  Gallerie.  Die  Architektur  ist  von  kühler  Klassizität,  Alles 
gelb  getüncht  Das  Monumenten- Wesen  ist  nur  wenig  erfreulich, 
das  Beste  stammt  noch  aus  den  beiden  ersten  Dezennien  unseres 
Jahrhunderts,  das  übrige  ist  bei  trefflicher  handwerklicher  Mache 
nicht  zu  loben.  Allegorische  Figurengruppen  durch  gelbe  und 
blaue  Glasscheiben  beleuchtet,  gcschlechts-  und  gedankenlose  Engel 
jeder  Grölse,  naturalistische  Portrait- Büsten  und  Statuen,  ausge- 
hauene Wolken,  ganz  frei  schwebende  Marmor- Engel  mit  einem 
heimlichen  Dübel  im  Magen  auf  einer  Postamcnteckc  befestigt 
und  dergleichen  künstlerische  Fach-  nnd  Sinnlosigkeiten  überall 
als  Zeicben  moderner  Skulptur- Unfähigkeit,  die  leider  mit  sehr 
geringen  Ausnahmen  durch  ganz  Italien  verbreitet  ist  — 

Hr.  Zimmermann  geht  nunmehr  mit  Schilderung  von  Florenz 
über;  da  dieselbe  nicht  zu  Ende  gebracht,  so  bleibt  die  Wieder- 


Architekton  -Verein  zu  Berlin.  Die  für  den  25.  d.  M. 
projektirt  gewesene  Feier  eines  „Maifestes",  welche  durch  eine 
Befahrung  der  Havel  etc.  zur  Verwirklichung  gelangen  sollte, 
hat  wegen  ungünstiger  Witterungsaussichten  eine  vorläufige  Ver- 
schiebung erleiden  müssen.  Es  ist  an  die  Stelle  des  Festes  eine 
gewöhnliche  Exkursion  getreten,  welche  der  Besichtigung 
italienischer  Dekorationen  (aufgenommen  von  Schülern  des  D.  Ge- 
werbe-Museums unter  Leitung  des  Malers  M.  Meurer  und  aus- 
gestellt im  Gebäude  der  Kunstakademie)  so  wie  die  Besichtigung 
von  Zeichenarbeiten  einer  Anzahl  von  Gewerbe-  und  Baugewerk- 
Scbulen  —  im  provigor.  Ausstellungsgebäude  auf  der  Museums- 
insel  ausgestellt  —  gewidmet  war.  An  der  Exkursion  haben 
55  Vereins-Mitgliedcr  Theil  genommen;  wir  behalten  einen  be- 
sonderen Bericht  über  den  Gegenstand  der  Exkursion  vor. 


Vermischtes. 

Permanente  Verkaufs  -Ausstellung  des  Vereins  für 
deutsches  Kunstgewerbe.  Wir  registriren  die  Thatsache,  dass 
der  hiesige  Verein  f.  deutsch.  Kunstgewerbe  sich  mit  der  Absicht 
trägt,  eine  permanente  Verkaufs- Ausstellung  kunstgewerb- 
licher Gegenstande  zu  errichten. 

Zeit  nnd  Ort  der  Eröffnung  sind  zunächst  noch  unbekannt: 
es  werden  aber  gegenwärtig  Unterschriften  für  die  Betheihguug 
an  der  Ausstellung  gesammelt,  deren  Kosten  durch  Miethsertrage 
aufgebracht  werden  sollen,  die  man  zur  Höhe  von  im  Maximum 
10%  des  Verkaufs-Umsatzes  des  betr.  Ausstellers  in  Aus- 
sicht nimmt  Ena  scheint 
zu  sein. 


Konkurrenzen. 
Konkurrenz  um  Erlangung  von  Zeichnung  und  Modell 
einer  Aschen -Urne  zur  Feuerbestattung.  Der  Redakteur 
des  „Sprech  -  Saal1*,  Hr.  Fr.  Jacob  Müller  in  Koburg,  hat  einen 
Preis  von  800  .IL  ausgesetzt,  von  welchen  150  .//  für  Lieferung 
der  Zeichnung  und  die  andern  150  M  für  Lieferung  des 
Gipsmodells  einer  Aschen-Urne  bestimmt  sind. 

Die  wesentlichen  Bedingungen  der  mit  Ende  dies.  Jahres 
ablaufenden  Konkurrenz  sind: 

Die  Entwürfe  sind  in  Renaissance  -  Styl  zu  halten  und  in 
Farbenzeichnung,  Aquarell  oder  bunter  Kreide  anzufertigen  und 
für  die  Ausführung  in  polychromer  Terracotta  oder  in  Majolika 
mit  farbigen  Glasuren  zu  berechnen. 


Die  passendste  Grölse  der  Urne  ist  zu  ermitteln.  Zur  Auf- 
nahme der  Asche  igt  ein  besonderer  Einsatz  zu  konstruiren  und  mit 
Deckel  zu  versehen.  Bei  Einsatz  und  Urne  ist  auf  einen  sicheren 
Verschluss,  vielleicht  durch  Band  und  Siegel,  Rücksicht  zu  nehmen. 

Die  ßeurtheilungs  -  Kommission  soll  aus  -I  Fachmännern  ge- 
bildet werden,  deren  einer,  Hr.  Prof.  Alex.  Schmidt  in 
Meilsen,  bereits  genannt  wird:  an  diesen  sind  auch  die  Einsen- 
dungeu  der  Arlieiten  zu  richten.  — 

Das  ausführliche  Programm  findet  sich  in  der  Nu.  21  er. 
deg  in  Koburg  erscheinenden  „Sprech-Saal"  abgedruckt.  — 

Zur  Orientirung  mag  hinzu  gefügt  werden,  dass  muthmaafs- 
lieh  im  Herbst  des  lfd.  Jahres  in  Gotha  die  Feuerbestattung 
ehmen  wird  und  dass  dieger  Umstand  anlassgebend 
des  vorliegenden  Konkurrenz  -  Ausschreibens  ge- 


ist 


Konkurrenz  für  die  Synagoge  in  Münster.  Es  liegt 
uns  jetzt  das  sehr  dürftig  gehaltene  Urtheil  der  Preisrichter  vor, 
aus  welchem  wir,  in  Ergänzung  früherer  Nachrichten  mittheilen, 
dass  von  den  32  eingegangenen  Entwürfen  8  auf  die  engere  Wahl 
gesetzt  worden  sind,  von  denen  2  Titz*  Atelier  für  Architektur 
in  Berlin,  1  Hrn.  .loh.  Vollmer  in  Licüterfelde,  1  die  Hrn.  Jaehn 
<v  Andrae  in  Magdeburg,  I  Hrn.  G.  Wielers  in  Bochum,  1 


Hm.  <>.  Spetzler  in  Bochum,  1  Hrn.  C.  Hofmann  in  Herhorn 
und  1  einen  Ungenannten  zum  Verfasser  hatten. 

Bei  einer  nochmaligen  Sichtung  fielen  die  2  Arbeiten  von 
Titz,  ferner  diejenigen  von  Hrn.  Vollmer  und  von  den  Hrn.  Jaehn 
&  Andrae  aus  und  es  blieben  4  Arbeiten,  unter  denen  der 
von  Hrn.  Hofmann  in  Herborn  einstimmig  der  Preis  zuerkannt 
worden  ist 

Unter  den  überhaupt  eingelaufenen  32  Projekten  befanden 
sich  nach  dem  Urtheil  der  Preisrichter  mehre  sehr  anerkennet«  - 
werthe  Arbeiten ;  von  einem  näheren  Eingehen  auf  dieselben  wurde 
aber  Abstand  genommen,  weil  auf  den  ersten  Blick  die  Unaus- 
führbarkeit  für  die  festgesetzte  Bansumme  sich  in  die  Augen 


Brief-  nnd  Fragekasten. 

Mehren  ungenannten  Abonnenten.  Erfahrungsmäisig 
ist  diejenige  Kategorie  von  Anfragen,  welche  Litterat ur-  oder 
Quellenangaben  betrifft,  bei  uns  fortwährend  im  Zunehmen  be- 
griffen und  es  wird  gerade  für  diese  Art  von  Erkundigungen  mit 
einer  gewissen  Vorliebe  die  anonyme  Form  gewählt. 

Die  Redaktion  wird  durch  dieses  Verfahren  in  die  Lage  ver- 
setzt, häutige  Wiederholungen  derselben  Angabc  zu 
machen,  u.  z.  Wiederholungen,  die  immerhin  nur  für  eine  sehr 
geringe  Zahl  von  Lesern  des  Blattes  Interesse  haben.  Diese  That- 
sache zwingt  uns  dazu,  Fragebeantwortungen  der  vorliegenden 
Art  auf  möglichst  enge  Grenzen  zu  beschränken  und  in  zahl- 
reichen Fällen  ganz  zu  unterlassen. 

Indem  wir  bitten,  betr.  Vorkommnisse  durch  den  angedeuteten 
StAnd  der  Sache  erklären  und  entschuldigen  zu  wollen,  geben  wir 
anheim,  Anfragen,  welche  litterarische  Angaben  betreffen, 
fernerhin  eveut.  nur  unter  genauer  Adressen- Mi ttheilung 
au  uns  richten  zu  wollen,  da  nur  in  Fällen,  wo  solche  Mittheilung 
geschieht  vorausgesetzt,  dass  die  Beantwortung  uns  Oberhaupt 
möglich  ist  dieselbe,  auf  dem  Wege  der  Post  erfolgen  wird. 

Abonn.  W.  hier.  Ihren  Wunsch  nach  Mittheilutig  der 
wichtigsten  Resultate  möglichst  aller  Submissionen  haben  wir 
selbst  bereits  wiederholt  in  Erwägung  gezogen,  vou  der  Erfüllung 
desselben  aber  abgesehen,  weil  mehre  Gründe  vorliegen, 
die  wir  für  unüberwindlich  halten  müssen.  Wir  erwähnen 
darunter  nur  den  einen,  der  in  den  grofsen  Schwierigkeiten 
liegt,  mit  dem  dieBeschaffungdcs  betr.  Materials  verbunden 
ist  Wir  sind  gewiss,  dass  dies  Material  nur  sehr  unvoll- 
ständig und  unregelmäßig  zu  erhalten  ist  und  zuweilen  ge- 
rade dasjenige  Material,  auf  welches  der  meiste  Werth  gelegt 
werden  müsste,  gar  nicht  erlangt  werden  kann.  Warum  dies  so 
und  nicht  anders  ist,  brauchen  wir  wohl  nicht  aus  einander 

Wir  berichtigen 
nur  zur  Dichtung 
wird,  dahin,  dass 


B.  Glöckner  in  Tschirudorf. 
Mitteilung  in  No.  42,  dass  1  - 
eigerner  Fenster  mit  25  Pf.  von  Ihnen 
nur  1  1  Pf.  dafür  angerechnet  werden. 


terlaj  tos  Carl  Uealit*  in  BtrUa.   für  du  Radaktua  Twaatrotlkn  K.  E.  O.  FriUtk.   Drack:  W.  Moa.ar  Hofkockdmtkarai.  I 


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No.  45. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


229 


I»ll*lt     l>»-Mall<-a  ».  I 


-  K'inlurrrnifn.  - 


Dachplatten  aus  Gusseisen 

nach  Vorschlag  von  Ingen.  Krulisch  in  Kuttenberg. 

Die  Platten  sind  rechteckig  mit  bezw.  3'iü  und  ISO«»»  Seiten- 
lange geformt,  greifen  mit  ltaudleisten  über  einander  und  zer- 
fallen iu  zweierlei  Arten:  olier-  und  Fnterplatten. 

Erstere  (Fig.  1)  haben  Dach  unten  gekehrte  lUndleisten  und 

eine  mittlere  Versteifungsrippe;  bei  leUUren  (Fig.  2)  sind  Kaud- 

leisten  und  Mittei- 
le. 3. 

(«—  oa .  > 


PK  1. 


rippe  aufwärts  ge- 
kehrt. Zum  Auf- 
hängen auf  der 
3ü0 "'"!  weiten 
I.attung  dienen 
Nagen ;  für  sehr 
expnnirte  Dach- 
flachen  ist  in- 
dessen eine  wei- 
tere Befestigung 

durch  verzink- 
ten Drath  vor- 
gesehen ,  welche 
in  den  Flg.  4  u.  5 
(mittels  l'unktirnng  der  Drathschnfiret  angegelieu  ist.  Anstatt  der 
VcrschnUrung  mit  Drath  kann  auch  Nageluug  verwendet  werden. 

FOr   die    Drathschuuruiig   sind  ent- 
sprechende  Durchloehuugeu  der  üand- 
%»  leisten  beiw.  der  Kippen  vorbanden  und 

f«.  «. 


Ha 


Fi«.  I 


es  wird  der  Drath  um  Nagel  geschlun- 
gen, die  mit  der  Dachneiguug  korrespon- 
dirend  in  die  nach  unteu  gekehrte  Seite 
der  Latte  eingetrieben  werden  (Fig.  4). 

Die  Platten  sind  nahe.ii  2—  stark 
gedacht  und  wiegen  dabei  pro  Stück 
etwa  o,'|k.  Da  für  das  □"'  22  Stück 
Platten  gebraucht  werden,  so  wird 
1  Cm  Dachfläche  das  relativ  geringe 
tiewicht  von  20  k  haben.  -  Für  Firet- 
Kindeckungen  müssen  besondere  sattelförmig  gestaltete  Stücke 
hergestellt  werden  (Kig.  8);  Grate  und  Kehlen  werden  mit 
Zinkblech  einzudecken  sein,  da  das  vorliegende  Plattcnsystem 
sieh  für  die  Fimleckung  dieser  Dachtheile  nur   schwer  einer 

Der  Erfinder  hält 
sein  „System",  in 
gleich  guter  Weise 
wie  für  Ausführung 
in  Gusseisen  auch 
für  eine  solche  in 
Thon  (gebrannt  und 
ungebrannt)  verwend- 
bar; wir  glauben  in- 
des*, dass  bei  den 
bereits  vorhandenen 
Formen  von  Thon- 
platten, und  nament- 
lich bei  den  Falz- 
xiegeln  die  ange- 
strebte Dichtung  eine  bessere  als  diejenige  ist.  die  bei  den  Platten 
nach  Krulisch's  Vorschlägen  stattfindet 

Nochmals   Berliner   Stadtbahn   und  Königsgroben. 

Nachdem  nunmehr  fast  4  .lahre  dahin  gegangen  sind,  seit 
die  .Kunigsgraben-Krage"  weite  Kreise  der  Bevölkerung  Berlins 
bewegt  uudi  auch  die  Thutigkeit  mehrer  Behörden  lebhaft  in 
Anspruch  genommen  hat,  ohne  dass  dabei  andere  als  negative  Besul- 
tate  erreicht  worden  waren,  ist  plötzlieh  und  lieinahe  unerwartet 
der  Zeitpunkt  heran  genickt,  der  die  eudgültige  Entscheidung 
bringen  muss,  und,  wie  wir  nicht  zweifeln  mögen,  eine  Kntschei- 
dung,  welche  geeignet  ist,  über  die  bisherige  Misere  der  Frage 
mit  Vergessenheit  hiuweg  gehen  zu  können. 

fiünstigcn.  hier  nicht  zu  ereifernden  Umstanden  mag  man 
es  verdanken,  dass  der  Berliner  Magistrat  iu  die  Lage  versetzt 
worden  ist.  der  Vertretung  der  Stadt  eine  Vorlage  zu  unterbrei- 
ten, in  welcher  die  Zuschuttuug  des  lv>uigsgritbens  unter 
Bedingungen  empfohlen  wird,  die  nach  heutiger  Sachlage  günstig 
genug  sind,  um  nicht  nur  das  Kiugeheu  auf  den  Vorschlag  xu 

zu  verlangen. 


Der  Magistrat  beantragt  zu  lieschliel'sen,  ihn  zu  ermächtigen. 


1)  Die  Stadtgemeinde  Ubernimmt  die  Zuschüttung  des  Kü- 
nigsgrabens,  aiisschliefslich  der  unter  der  Suidtbahn  belegenen 
Abschnitte,  und  vertritt  den  Fiskus  gegen  etwaige  aus  der  Zu- 
schüttuug  zu  erbebende  KnUchüdigwurs -Ansprüche  von  Privaten, 
sofern  nicht  das  Grabeiiterrain  vor  dem  Grundstücke,  für  welches 
die  Entschädigung  in  Anspruch  genommen  wird,  im  Kigeuthum 
des  Fiskus  verhleibt: 

2)  Behufs  Ausführung  der  Grabenzuschüttung  wird  eiu  Ent- 
wässerung*- !>erw.  Nothauslass-Kaual  auf  Kosten  der  Stadt  her- 
gestellt ; 

Ii)  Die  Stadt  zahlt  an  den  Fiskus  einen  Beitrag  zu  den 
Kosten  der  Krweiternng  der  Stauwerke  und  Gerinne  an  den 
Werdenchen  Mühlen,  welcher  die  Summe  von  24«  000  .41  keines- 
falls erheblirh  übersteigen  darf : 

\\  4)  Die  Stadt  bringt  nördlich  des  Stadtbahn -Viadukts  auf 
der  Strecke  von  der  Stralauer  Brücke  bis  zur  Herkules- Brücke 
eine  |ü"1  breite  Stral'se,  auf  Grund  der  bezüglichen  ortsstatutari- 
uud  gesetzlichen  Bestimmungen,  zur  Ausführung; 

5)  Der  Fiskus  übereignet  dagegen  unentgeltlich  der  Stadt- 
las  Terraiu  des  Königsgrabens,  mit  Ausschluss  der 

südlich  der  Stadtbahn,  unter  derselben  und  vor  fiskalischen 
Grundstücken  der  Nordseite  belegenen  und  weder  zur  Herstellung 
einer  Anzahl  von  Qu>  rstralseu  Ideren  Baufluchten  am  9.  März  ls7<> 
fest  gesetzt  sind  -  noch  zur  Verlängerung  der  Kaisentrafse  er- 
forderlichen Grabenahschmtte ; 

6)  Die  Stadt  verpflichtet  sich  für  den  Fall,  dass  auf  dem 
Arbeitshaus-Grundstück  der  Neubau  eines  Polizei-Dicnstgcbäudes 
zur  Ausführung  gelangt  nnd  über  die  Herstellung  der  von  dem 
Fiskus  zu  errichtenden  Baulichkeiten  eine  audere  Vereinbarung 
nicht  zu  Staude  kommt,  für  deu  Bau  dieser  letzteren  einen  der 
vor  diesem  Grundstück  an  der  anzulegenden  Stral'se  als  Bauterrain 
nutzbar  bleibenden  Fläche  von  23,5  A  gleich  grofsen  Bauplatz 
unentgeltlich  herzugeben: 

7)  Die  OetTnungen  im  Bahnkörper  der  Stadtbahn  für  pro- 
jekürte  Vuerstralsen  sind  auf  Kosten  der  Stadtbahn  bezw.  des 
Fiskus  zur  Ausführung  zu  bringen; 

B)  Für  die  Verpflichtung  des  Fiskus,  zur  Hentellung  der 
unter  Benutzung  von  Terrain  des  Königsgrabens  anzulegenden 
Strafsen  beizutragen  bezw.  mitzuwirken,  sind  die  gesetzlichen  und 
nrtsstatutarischen  Bestimmungen  maarsgebend.  — 

Was  die  der  Stadt  erwachsenden  Kosten  anbetrifft,  so  werden 
dieselben  in  der  Vortage  wie  folgt  spezifixirt: 

auslas«  -  Kanal  *  .    .      450000  M 

b.  Für  die  Erweiterung  der  Gerinne  ete,  an 
deu  Werdeneben  Mühlen,  excl.  des  von  der  Stadt- 
bahn zu  leistenden  Beitrages  von  hooüo  .//  ca. 

c.  Für  die  Zuschütttnig  der  Grabenllitche,  excl. 
der  unter  der  Stadtbahn  belegenen  Abschnitte  .  . 

d.  Für  die  Pflasterung,  excl.  Bürgenteige 

e.  Fiir  die  Erwerbung  liezw.  Hergäbe  des  von 
fiskalischen,  städtischen  und  Privat -Grundstücken 
erforderlichen  Terraiu»,  80,37  ■  zu  20  000  .41  pr.  * 


240  000 

BOOOOO 
350  000 


1707  400  , 
3  047  400  .« 


Es  wird  zu 

darauf  hingewiesen,  dass  von  den  oben  berechneten  Kosten  all- 
malich  etwa  die  Hälfte  von  den  Adjazenten  der  Nordseite  des 
Grabens  wieder  eingehen  und  aul'serdem  der  Stadt  veräulscr- 
bare  Terrainflachen  im  fiesammtumfange  von  etwa  75  *  zufallen 
werden.  — 

Es  ist  nach  unserer  Meinung  eine  aufset-gcwöhnliche  ge- 
schäftliche Nüchternheit,  welche  der  Vorlage  des  Magistrats 
ihr  eigenthümliches  Gepräge  verleiht  Diese  Nüchternheit  ülier- 
schreitet  sogar  ein  gewisses  gebräuchliches  Maafa,  indem  sie  einer- 
seits es  dazu  bringt,  einen  Geld posten  von  450  000 .4t.  für  Anlage 
eines  Entwasserungskanals  ä  Conto  der  Königsgraben-Ztisrhüttung 
aufzufahren,  welcher  richtiger  it  Conto  der  Kanalisation  xu 
buchen  wäre,  und  indem  sie  weiter  in  der  Vorlage  ülier  den 
Geldgewinn,  welcher  der  Stadt  mit  dem  Erwerb  von  75* 
Terraitiflärhe  in  Abschnitten  erwächst,  mit  völligem  Stillschweigen 
hinweg  gebt.  Es  hleitien  endlich  unerwähnt  mehre  audere  Vor- 
t heile,  welche  die  Beseitigung  des  Grabens  für  die  Stadtbewohner- 
schaft mit  sich  bringen  wird,  für  welche  aber,  wie  zugegeben 
werden  muss.  der  zalilenmAisige  Ausdruck  schwer  oder  vielleicht 
nur  höchst  unzuverlässig  gefunden  werden  konnte.  Wir  rechneu 
zu  dii-sen  Posten:  I.  die  allgemeine  Wertherhöhuug,  welche  die 
Grundstücke  der  vom  Königsgraben  durchschnittenen  Gegend 
dadurrh  erfahren  werden,  dass  man  etwa  9000"  neue  Strafst- n- 
front  (in  der  nördlichen  Parallelstralse  und  in  den  den  Graben 
kreuzenden  Strafsen»  gewinnt  und  daneben  eine  zur  Entstellung 
und  vielfacher  Verkehrshehinderung  dienende  Anlage  verschwindet, 
und  ferner  2.  denjenigen  Werthxuwacbs .  »elcher  der  lietr.  Stadt- 
gegeml  dadurch  zu  Theil  wird,  dass  der  Stadlbahn- Viadukt  auf 
der  ganzen  Strecke  des  Konigsgrabens  znganitlich  wird  und 
so  eine  weit  gellende  Brniitzbarkeit  seiner  Hoklraiune  für 
Lager-  und  Marktzwecke  erlangt  - 

Die  günstige  Wendung,  welche  durch  die  Zuschüttung  des 


230 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


m»rr  umriurii  in»  nmir  /.u  itirui 

in  langatmigen  Verhandlungen 
sache  ans  den  Augen  zu  verfiel 


Königsgraltens  in  den  gesundheitlichen  Verhältnissen  jener 
zentral  liegenden  Partie  der  Stadt  sich  vollziehen  wird,  mau  mit 
einer  schliefslichcn  kurzen  Erwähnung  abgefertigt  werden  und  nur 
um  die  Reihe  der  Vortheile  zu  vervollständigen,  welcher  die  Stadt 
theilhaitig  werden  kann,  wenn  ihre  Vertreter  die  (itinst  des 
A  ngeohlirks  zu  nutzen  wiesen  und  erweiterten  Klicke*  über  klein- 
liche Anstünde  und  Bedenken  hinweg  sehen. 

Wohl  mag  es  letztere  gelten  und  wob!  mag  man  streben, 
Uber  dieselben  ins  Klare  zu  kommen,  huten  aber  mag  man  sich, 

über  Kleinigkeiten  die  Haupt- 
i,  wie  dies  so  leicht  geschieht. 
Derartiges  Feilschen  ist  heute  um  so  weniger  am  Platz,  als  die 
städtische  Vertretung  —  gleichwie  alle  bei  der  Sache  l>etheiligten 
Behörden  —  nicht  von  dem  Vorwurf  frei  gesprochen  werden 
können,  bei  einer  Angelegenheit  von  grober,  umfassender  Bedeutung 
für  die  Stadt,  wie  die  Frage  der  Zuschüttung  des  Königsgrabens  es 
ist,  von  jeher  an  demjenigen  Maafs  von  Interesse  es  haben  fehlen 
zu  lassen,  welches  dieselbe  verdiente,  und  nicht  rechtzeitig  diejenigen 
Maafsregelu  angeregt  und  gefordert  zu  haben,  welche  zur 
allseitigen  Klarstellung  der  vielseitigen  Frage  zu  er- 
greifen gewesen  waren.  —  Ist  man  bei  der  heute  unabweisbar 
bevorstehenden  Entschlicfsung  genothigt,  zu  diesem  und  jenem 
l'unkte  blol'se  Ansichten  als  vollwerthige  Grunde  zu  akzeptiren, 
wird  hier  oder  da  der  blofse  (Haube  das  Wissen  vertreten  müssen, 
muss  man  es  sich  gefallen  lassen,  in  seinem  Eutsckluss  unter 
dem  Drange  äufserer  Verhältnisse  zu  arbeiten  und  weniger  Nütz- 
liches au  Stelle  dessen  zu  akzeptiren,  was  unzweifelhaft  richtiger, 
gerechter  und  l>esser  sein  wurde,  so  wird  man  sich  doch 
auch  zu  sagen  haben,  dass  diese  Sachlage  zum  guten  Theil 
dem  eigenen  Verschulden  zu  danken  ist.  Wenn  in  diesem 
Bewusstsein  die  ««'vorstehende  lierathung  geführt  wird,  ist  mit  Be- 
stimmtheit anzunehmen,  dass  die  Sache  zu  einem  ersprießlichen 
Knde  gelangt,  da  niemand  die  Verantwortung  für  einen  negiren- 
den  Fntschluss  wird  tragen  »ollen,  dessen  schlimme  Folgen, 
während  sie  für  den  Kundigen  schon  heute  aufser  Zweifel  stehen, 
auch  dem  weniger  Kundigen  nach  Ablauf  nur  einiger  Jahre  zum 
Bewusstsein  kommen  werden!  Kenn  dass  durch  den  Fortbestand 
des  Königsgrabens  langjährig  getragene  Feliel,  wenn  erst  die 
Stadtbahn  vollendet  ist,  nicht  blos  fortdauern,  sondern 
wesentlich  gesteigert  werden  und  dass  darum  die  Konigs- 
grabenfrage  so  lange  nicht  von  der  Tagesordnung  verschwinden 
wird,  bis  sie  sei  dies  uun  heute  für  relativ  geringe,  sei  es 
später  mit  erheblich  vermehrten  Kosten  —  durch  Beseitigung 
der  Kloake  aus  der  Welt  verwiesen  sein  wird,  ist  längst 
nicht  mehr  zweifelhaft  -  B.  — 

Neues  in  der  Berliner  Bau  -  Ausstellung .  Iu  der  Zeit 
vom  2(>.  Mai  bis  1.  Juni  er.  wurden  ueu  eingeliefert :  von 
Kd.  Puls,  »chmiedeiserner  ( iartensessel  mit  Suhlsitx;  — 
F.  Fuhrmann,    .luwelenschrank  von  Schmiedciaen ,  feuerfest 


r:  -  P.  Itaddatz  .t  Co.,  Majoliken,  Kruge  und 
;  —  Spinn   A    Menke,    Karteuschrank  von 
r;  —  von  der  Gräfl.  Stolberg-Wernigerodischen 
Faktorei,  ein  Kochheerd  und  verschiedene  Gegenstände  in 


Konkurrenz«»!!. 

Kunstgewerbliche   Konkurrenzen  der 
Baunusstollung-  und  dos  Deutaohen  Gewerbe  -  Museums 

Zur  Fortsetzimg  der  im  Jahre  1877  begonnenen  öffentlichen 
Konkurrenzen  hat  das  K.  preufs.  Ministerium  für  Handel, 
Gewerbe  etc.  soeben  wieder  zwölf  Fhreupreise  für  die  Lösung 
von  4  Aulgaben  kunstgewerblicher  Art  ausgesetzt 

Wir  entnehmen  (Iber  die  Aufgaben  und  über  die  Bedingungen 
der  Konkurrenz  dem  vorliegenden  speziellen  Programm  das 
Folgende: 

Aufgabe  1.  Gegenstand:  Kamin  aus  natürlichem 
Stein  mit  plastischen  Verzierungen,  zum  Maximal-Verkaufspreise 
von  1  imi  M.  —  Preis«  für  die  ,'i  besten  Lösungen  bezw. 
1000  ..//,  75(1  M  und  500  .// 

Aufgabe  2.  (iegenstaiid:  Pfeilerspiegel-Rahmen  aus 
Holz,  mit  Steinpappe  belegt,  zum  Maximal- Verkaufs- Preis« 
von  600— WH)  .//  —  Preise  für  die  8  besten  I«ösungen  bezw. 
500       350  M.  und  200  M 

Aufgabe  3.  Gegenstand:  Begulator-Gehäuse  aus  Holz, 
i  Maxim.-Verk.-Preise  von  200  M.    Preise  für  die  3  besten 

bezw.  350  M,  250  .Ä  und  154» 
Aufgabe  4.  (iegenstaiid:  Photographie-Album  in  Kin- 
band  von  Leder  oder  gewebtem  Stoff,  zum  Maxim.-Verk.- 
Preise  von  300  M.      Preise  für  die  3  besten  Lösungen  bezw. 
350       250  Ut.  und  150  .//,. 

E»_  wird  iu  den  Bedingungen  aU  .angemessen"  bezeichnet, 
ilass  die  Lösungen  aller  4  Aufgaltcu  sich  au  die  Formen  der 
Renaissance  oder  der  Antike  anschließen,  namentlich  aber  natura- 
listische Auffassung  vermieden  werde. 

I>ie  wichtigsten  unter  den  allgemeinen  Bedingungen  dieser, 
mit  grofser  Aiierkeimung  für  das  Vorgehen  des  Handelsministeriums 
/ü  begrüßenden  Konkurrenz  sind  im  übrigen  folgende: 

Hie  zur  Preisbewerbung  gelieferten  Gegenstände  müssen 
vollständig  ausgeführt  sein;  Entwürfe  in  Zeichnung  oder 
Modell  werden  zur  Preisbewerbung  nicht  zugelassen. 

Neben  dem  künstlerischen  Werth  der  zur  Preisbewegung 
gestellten  Gegenstände  und  der  Vollkommenheit  der  technischen 


Ausführung  derselben  wird  insbesondere  auch  die  Innehaltung  des 
vorgeschriebenen  Verkaufspreises  für  das  I'rtheil  der  Preisrichter 
maalsgeltend  sein. 

Die  Arbeiten  müssen  bis  zum  1.  September  d.  J.  im  Büreau 
des  Deutschen  Gewerbe -Museums  oder  in  dem  der  Permanenten 
Bau- Ausstellung  angemeldet  werden.  Die  Einlief  er  im  g  muss 
bis  zum  31.  oktolier  erfolgen. 

Hie  eingelieferten  Kamine  werden  vom  1.  bis  30.  Nov.  d.  .1. 
in  der  Permanenten  Bau-Ausstellung,  die  übrigen  Arbeiten  vom 
1.  bis  15.  November  im  Deutschen  Gewerbe-Museum,  vom  Iii. 
bis  SO.  November  in  der  Permanenten  Bau-Ausstellung  au 
Das  I'rheberrecht  au  allen 


den  Verfertigern  gewahrt;  auch  ist  das  Zeichnen  nach  den  ausge- 
stellten Gegenständen  nur  mit  ausdrücklicher  schriftlicher  Kr 
laubniss  der  Verfertiger  gestattet. 

Die  Verleihung  der  Preise  geschieht  durch  das  K.  Ministerium 
f.  Handel  etc.  auf  Grund  der  Beurtheilung  einer  Kommission,  zu 
deren  Mitgliedern  die  Hrn.  Maurermstr.  Borstell.  Direktor 
Dr.  Lessing,  Baurath  Ende,  Direktor  M.  Gropius,  Direktor 
(irunow,  Baumeister  Kyll  mann  und  Bildhauer  Suis  mann- 
Hetthorn  ernannt  worden  sind. 

Das  ausführliche  Programm  wird  entweder  vom  Bureau  der 
Permanenten  Bau-Ausstellung,  Berlin  S.W..  Wilhelmstralse  92. 
oder  vom  Büreau  des  Deutschen  Gewerbe-Museums,  Berlin  S.W.. 
Königgratzerstral'se  120,  zu  beziehen  sein. 

Monats-Konkurrenzen  für  den  Architekten -Verein  zu 
Berlin  zum  0.  Juli  1-76. 

I.  Kittfahrtspnrtal  mit  Pförtnerhatis.  —  Für  einen 
herrschaftlichen  Park  ist  ein  Kinfakrtsportal  in  Verbindung  mit 
einem  l'fortnerhaiise  zu  entwerfen.  Das  Portal  ist  in  reicher 
Weise  in  Schmiedeeisen  mit  einem  mittleren  Thorwege  von  8,50 '» 
Weite  und  zwei  seitlichen  Eingängen  herzustellen,  an  welche 
letztere  sich  die  Einfriedigung  des  Parks  gefällig  anzuschließen 
hat.  Das  PfOrUierhaus  soll  eine  Wohnstube  von  ca.  SO  Qm  Grund- 
fläche, eine  Schlaf  stillte,  eine  kleine  Küche  und  einen  bescheidenen 
Kellerraum  enthalten.  I  m  dem  Gebäude  möglichst  knappe  Ab- 
messungen zu  geben,  empfiehlt  es  sieh ,  die  Schlafstube  in  den 
Dachraum  zu  verlegen.  Vom  Wohnzimmer  aus  muss  man  min- 
destens nach  zwei  Richtungen  sehen  können.  Die  Wahl  der  Archi- 
tekturformen  ist  freigestellt  —  Verlangt  wird  eine  Situationszcich- 
uung  uebst  Grtiudriss  des  Gebäudes  im  Maarsstabe  von  1  : 200, 


eine  landschaftlich  behandelte  Gesammt-Ansicht  im 
von  1  : 75  und  eiu  Detail  des  schmiedeeisernen  Portals  im  Maal's- 
stabe  von  1  :  20. 

II.    Hölzerner  Viadukt       Für  eine  iiurmaUpurige  ein- 
gleisige Balm  minderer  Ordnung,  welche  sich  mit  einer  Steigung 
von  o,025  (1:40)  an  dem  Gehänge  eines  Waldthales  empor- 
zieht, soll  zur  I'eberschreitung  eines  Seitenthalcs  ein  sowohl  in 
j  den  Pfeilern  als  im  Feberbau  hölzerner  Viadukt  entworfen  werden. 

Die  Bahn  liegt  an  der  Baustelle  in  gerader  Linie.  Der 
j  Viadukt  erhalt  eine  Länge  von  150  ">.  Die  Tiefe  des  Thals  unter 
Schieneniinterkante  beträgt  in  der  Mitte  20  m,  an  den  Enden  des 
Viadukts,  wo  sich  Dammschüttungen  anschließen,  *> ni.  Guter 
Baugrund  durchschnittlich  1 ,5  ™  unter  Erdoberfläche. 

Bewegliche  Last  für  die  Berechnung:  Zug  von  4radrigen 
Tenderlokomotiven  mit  (;,4™  Bufferlange,  2 ™  Badstand,  12T  Axlast 

Weite  der  OefTuiingeu  so,  dass  die  im  (ianzen  erforderliche 
llolzmenge  möglichst  gering  wird. 

Es  können  runde  Stamme  verwandt  werden.  Zapfenverbindun- 
gen sind  bei  allen  wiebtigeren  Konstruktionstheilen  ausgeschlossen. 

Inanspruchnahme  des  Holzes  auf  Zugfestigkeit  70 1,  anf 
Druckfestigkeit  60*  pro 

Zu  zeichnen:  Ansicht,  Schnitte  und  Gruudriss  in  1:250, 
sowie  einer  der  höchsten  Pfeiler  und  der  Uelierbau  der  daran 
stoßenden  oefTiiung  in  1:50  (wenn  der  Deutlichkeit  ballier 
wütischeuswerth ,  unter  Beifügung  von  Einzelnheiten  iu  1  : 20). 
Eine  statische  Berechnung  des  höchsten  Pfeilers  und  daran- 
stolsenden  l'eberbaues,  sowie  eine  überschlägliche  Ilolzlierech- 
iiung  für  den  ganzen  Viadukt  sind  zu  geben. 


neu  i.egeiistanile  unü  Oer  Vollkommenheit  der  technischen  faul  Bhode  a  s  Gratia».  Carl  Diesend  ans  Oliva  b.  Da 
Ko.n.niv.ioo.,,.1^  „>„  c.rl  B^lil«  in  Berlin.    Kü,  41,  UalaXtnir.  T.nM«ortl>cn  K.  E.  O.  Pril.cb.    Diwk:  W.  t  H«0.«charii<.k.,M,  BwUb. 


Personal-  Nachrichten. 

Deutsches  Roieh 
Ernannt:  Der  Admiralität« -lUth  Wagner  z.  Wirklichen 
Admiraliutarath  u.  vortragd.  Rath  in  der  Admiralität  Der 
Marine-Hafenhati-Ober-lngetiieur  Vogeler  zum  Hülfsdezenienten 
in  der  Admiralität  mit  dem  Charakter  als  Admiralitäts-Itath. 
Preufsen. 

Den  Bau- Inspektoren  Gramer  in  Zellerfeld,  Dr.  Taaks  in 
Wittmiind,  Fenkhausen  in  Celle  und  Bansen  in  Hannover 
ist  der  Charakter  als  Baurath,  dem  Ingenieur  Dr.  Doergens, 
I^hrer  an  der  Gewerbe-  und  der  Bau-Akademie  zu  Berlin,  das 
Prädikat  Professor  verliehen. 

Die  Baumeister- Prüfung  haben  bestanden:  a)  für  beide 
Fachrichtungen:  Georg  Voerkel  aus  Delitzsch,  Joseph  Ebers 
aus  I Hillesheim ;  b)  für  das  Hochbaufach:  Friedr.  Heimann  aus 
(  öln,  Bud.  Wiethoff  aus  Breslau. 

Die  Bauführer- Prüfung  halten  in  Berlin  bestanden: 
Adolf  Schikarski  aus  Alienstein,  Alb.  Hübner  ans  Berlin, 
Carl  Pohl  aus  Munsterberg,  Adalb.  Stringe  aus  Steinbeck, 
Paul  Bhode  a  s  Granau,  Carl  Dieseud  aus  Oliva  b.  Dan/ig. 


No.  46.  DEUTSCHE  BAUZEITUNG.  231 


InhAll:  VrrtiuMl  <1vu1*.|ht  ArrliiUkt*n-  uml  Itifti'iiiuiir- Vrrriiw.  —  Allgemeine      kundv  iu  BctUd.  -  Atvbitckteu ■  Vejrin  tu  Herlin.  ~-  KoBhurremen.  —  ftricf- 
Mcrti  ttWr  <lt*  Krrlrliluiiu  »oo  lrr.o-Ao.ullr...  (tbhliM*.)  —  Z»nioMl|irufauii  In  .Irr       und  Fri«'k«>l.ii. 
■illägll.br-ii  Haupruit.       Mttlhrllunsrn  »II«  Vo/nluio:  Wrvin  für  KlwnUl.n- 


Verband  deutscher  Architekten-  und  Ingenieur-  Vereine. 


1.  Die  Verschiebung  der  3.  General-Versammlung  um  ein  Jahr  ist  abgelehnt  worden.  Von 
17  Vereinen,  welche  ihre  Stimmen  bis  zum  31.  Mai  d.  J.  abgegeben  haben,  haben  sieh  12  Vereiue  mit  I"  Stimmen  gegen 
Verschiebung  uml  f»  Vereine  mit  15  Stimmen  für  Verschiebung  ausgesprochen. 

In  Folge  dessen  würde  eine  bereits  früher  getroffene  Bestimmung  des  Vorstandes  zur  Geltung  gelangen,  wonach: 

die  Abgeordneten- Versammlung  am  30.  und  31.  August  und 
die  General-Versammlung  am  1.  bis  6.  September 

dieses  Jahres  in  Dresden  stattfinden  sollen.  Die  Programme  zu  beiden  Versammlungen  werden  in  den  nächsten  Nummern 
(üeses  Blattes  zur  Mittheilung  gelangen. 

2.  Der  Architekten- und  Ingenieur-Verein  zu  Bremen  ist  in  den  Verband  aufgenommen  worden. 
Es  haben  sich  19  Vereine  mit  t>4  Stimmen  überhaupt,  und  zwar  durchaus  für  die  Aufnahme  erklärt,  wahrend  5  Vereine  mit 
15  Stimmen  eine  Rückantwort  auf  die  von  hier  gestellte  Aufrage  nicht  gegeben  haben. 

Dresden,  den  2.  Juni  1?*7H. 

Der  Vorstand. 

Tk.  Priedrlcl.  Dr.  phil.  Kahl. 

Stellvertreter  des  Vorsitzenden. 


Allgemeine  Ideen  über  die  Errichtung  von  Irren -Anstalten. 

(S.HJUM.) 


Eintheilung. 

as  die  Eintheilung  der  Anstalt  anlangt,  so 
wird  man  hier  meist  durch  aufserc  Umstände 
gebunden  sein  und  selten  freie  Hand  haben. 
Abgesehen  von  der  klinischen  Anstalt,  von  der 
im  vorigen  Abschnitte  die  Rede  war,  und  der 
Frage  nach  einer  Trennung  der  Kranken  in 
heilbare  und  unheill>are,  waren  l>ei  der  Kr- 
richtung  von  Anstalten  folgende  Gruppen  von  Krauken  zu 
unterscheiden. 

1.  Arme.  d.  h.  solche,  für  deren  Verpflegung  die  Pro- 
vinz oder  Gemeinde  die  Kosten  trägt  (Provinzial-,  Departe- 
mental-,  städtische  Anstalten).  —  2.  Selbstzahlende  der 
höheren  Stände.  Pensionäre  (Privatanstalten).  —  3.  Geistes- 
kranke Verbrecher.  —  4.  Idioten.  —  5.  Trunken- 
bolde (Trinker- Asyle). 

Eine  jede  dieser  Anstalten  wird  in  Bau  und  Einrichtung 
einen  besonderen  und  von  den  anderen  abweichenden  Cha- 
rakter erhalten  müssen,  auf  den  wir  hier  übrigens  nicht  näher 
eingehen  wollen.  Für  uns  kommen  zunächst  nur  die  unter 
1  und  2  angeführten  Kranken  in  Betracht,  und  auch  diese 
nur  in  so  fern,  als  es  sich  darum  handelt,  ob  in  den  öffent- 
lichen Anstalten  für  die  zahlenden  Kranken  aus  den  besseren 
Ständen  besondere  Abtheilungen  errichtet  werden  sollen  oder 
nicht.  Bevor  wir  jedoch  dieser  Frage  näher  treten,  müssen 
wir  auf  die  zuerst  berührte  zurück  kommen,  auf  die  Einthei- 
lung in  heilbare  und  in  unheilbare  Kranke. 

Ich  übergehe  das  Historische  der  Frage  —  denn  dicsell«  hat 
eine  Geschichte  -  und  licmerke  nur.  dass  man  von  den  früheren 
reinen  Heilanstalten,  wie  z.  B.  Siegburg  eine  war.  allgemein 
Abstand  genommen  hat.  Dort  wurden  nur  die  voraussichtlich 
heilbaren  aufgenommen  und  die  Kranken  wurden  fort  geschickt, 
wenn  eine  (ieuesung  nicht  zu  erwarten  war. 

Von  den  mancherlei  Gründen,  die  gegen  diesen  Modus 
sprechen .  interessirt  uns  an  dieser  Stelle  vorzugsweise  der 
ökonomische.  Eine  gröfsere  Anstalt  kann  ohne  sesshafte 
Arbeiter  nicht  bestehen  und  diese  arbeitenden  Kranken 
können  der  Natur  der  Sache  nach  nur  aus  der  Klasse  der 
Pfleglinge,  d.  h.  der  Unheilbaren  genommen  werden.  Sie 
bilden  den  festen  Bestand  der  Anstalt,  verwachsen  mit  derselben 
durch  jahrelangen  Aufenthalt  und  halten  gegenüber  dem  rasch 
wechselnden  und  nur  durchpassireuden  Haufen  der  Heilbaren 
die  Disziplin  unJ  die  Tradition  der  Anstalt  aufrecht.  Mit 
der  Zeit  häufen  sich  zwar  diese  Rückstände,  welche  der  An- 
stalt verbleiben,  immer  mehr  an  und  drohen  mit  Ueberfüllung. 
Man  wird  dann  die  ganz  Unbrauchbaren ,  die  Siechen  und 
tielahmten  und  die  zu  keiner  Arbeit  mehr  verwendbaren 
Blödsinnigen  an  sogenannte  Siechen- Anstalten  oder  an  Pflege- 
Anstalten  abgeben  müssen.  Reine  Pflege- Anstalten  wird  es  daher 
auch  fernerhin  geben ;  sie  sind  durch  die  Oberwuchernde  Zahl 
der  Unheilbaren  von  selbst  bedinirt  und  nicht  zu  entbehren. 
Im  allgemeinen  aber  wird  der  Charakter  jeder  größeren 


Anstalt  von  vorn  herein  ein  gemischter  sein ,  d.  h. 
heilbaren  und  unheilbaren  Kranken  in  Wohnung  und  Ver- 
pflegung kein  Unterschied  bestehen. 

Die  baulichen  Einrichtungen  werden  von  dieser  —  ich 
möchte  sagen  fachwissenschaftlichen  —  Unterscheidung  nicht 
weiter  berührt ;  für  sie  braucht  diese  Eintheilung  nicht  zu  existiren. 
Anders  ist  es  mit  der  zweiten ,  mit  der  Eintheilung  in  eine 
sogenannte  Normal-  und  in  eine  Pensions-Klusse.  in  arme  und 
in  zahlende  Kranke.  Will  man  diese  beiden  Klassen  iu  einer 
und  derselben  Anstalt  vereinigen,  so  erfordert  dies  besondere 
bauliche  Vorrichtungen;  man  wird  einen  eigenen  Pawllon  für 
sie  bestimmen  und  eine  Reihe  von  Einrichtungen  treffen 
müssen,  die  sonst  nicht  uöthig  gewesen  wären.  England 
kennt  diese  Verbindung  nicht;  seine  öffentlichen  Anstalten 
halten  nur  eine  Klasse  und  alle  größeren  Ansprüche  werden 
an  die  Privatanstalten  verwiesen.  Aus  mancherlei  Gründen 
stimme  ich  dieser  englischen  Einrichtung  bei  und  ich  würde 
die  öffentlichen  Anstalten  nur  auf  eine  einzige  Klasse  ein- 
richten. 

Zunächst  wieder  aus  ökonomischen  Gründen.  Nimmt 
man  Pensionäre  auf.  so  fügt  man  der  öffentlichen  Anstalt 
noch  eine  Privat-Anstalt  hinzu,  die,  wenn  sie  vollständig  sein 
soll,  alles  das  getrennt  enthalten  sollte,  was  die  übrige  Anstalt 
bereits  besitzt.  (Abtheilung  für  Tobsüchtige.  Unreinliche 
und  dergl.)  Das  vertheuert  die  Bausumme  ungemein  und 
ich  halte  die  Idee,  dass  die  Pensionäre  der  Anstalt  einen 
pekuniären  Vortheil  eintragen  würden,  in  den  meisten  Fällen 
für  eine  irrige. 

Eben  so  wenig  kann  für  uns  das  Vorurtheil  mnafsgcbcinl 
sein,  wonach  die  Krauken  in  den  öffentlichen  Anstalten  besser 
aufgeholten  wären  als  in  den  Privat  -  Anstalten.  Meiner 
Erfahrung  nach  ist  dies  nicht  der  Fall.  Ich  kenne  so  ziem- 
lich die  meisten  Privatanstalten  Deutschland»  aus  eigener  An- 
schauung und  kann  sagen,  dass  sie  recht  gut  sind  und  die 
Kranken  sich  dort  mindestens  eben  so  wohl  befinden  wie  iu 
den  besten  öffentlichen.  Und  dies  ist  leicht  erklärlich,  wenn 
wir  dos  schwerfällige  starre  Getriebe  einer  öffentlichen  Anstalt 
betrachten,  in  der  die  Ansprüche  des  Kinzelnen  von  vorn  herein 
dun  h  das  Regulativ  fest  gesetzt  sind  und  jede  Ausnahme  auf 
so  viel  Reibung  iu  Schreibwesen  und  Bueliführung  stufst,  dass 
nicht  viel  davon  übrig  bleibt.  In  der  Privatanstalt  dagegen 
ist  Besitzer  und  Arzt  gewöhnlich  iu  einer  und  derselben  Person 
vereinigt;  er  ist  sein  eigener  Herr  und  hat  Niemanden  danach 
zu  fragen,  wenn  er  auf  die  noch  so  weit  gehenden  Wünsche 
eines  Kranken  oder  seiner  Angehörigen  eingehen  will.  Alle 
Bedenken  aber,  die  mau  noch  hier  uud  da  gegen  Privatan- 
stalten hat,  müssen  als  unbegründet  fortfallen,  wenn  eine 
Oberaufsicht  des  Staats  über  dieselben  Iwsteht.  — 

Eine  Notwendigkeit,  auf  die  als  eine  von  den  vor  er- 
wähnten Fragen  unabhängige  hier  noch  hingewiesen  werden 
mag,  ist  die  zahlreicher  und  bernu  m  gelegener  Gärten.  Jede 
Abtheilung  muss  einen  Garten  erhalten,  den  sie  entweder  für 

Digitizeo  by 


Gc 


232 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


8.  Juni  1878 


sich  allein  oder  auch  mit  anderen  Abtheilungen  zusammen  be- 
nutzen kann.  Die  Abiheilung  der  Unruhigen  erhalt  stets 
ilircn  eigenen  Hof.  Je  größer  diese  Abtheilungs-Gärten  sind, 
um  so  angenehmer  und  Itesser  ist  es,  und  man  wird  mit  be- 
sonderer Sorgfalt  darauf  sehen  müssen,  sie  nicht  durch  Mauern 
und  Gebäude  gar  zu  sehr  einzuengen  und  ihnen  dadurch  ein 
gefängnßsartiges  Aussehen  zu  geben. 

Abtheilungen. 

Abgesehen  von  der  Pension»  -  Abthe'lune.  die,  wie  wir 
vorhin  ausgeführt,  am  besten  ganz  in  Wegfall  käme,  würden 
für  jedes  Geschlecht  noch  6-8  getrennte  Abtheilungen  er- 
forderlich sein.  Je  mehr  Möglichkeit  zur  Trennung  und 
Scheidung,  um  so  erwünschter  für  den  ganzcu  Dienst;  deshalb 
sind  kleinere  Abtheilungen,  d.  h.  solche  die  nicht  mehr  als. 
2 — 3  Wärter  erfordern  und  15—20  Kranke  enthalten,  ent- 
schieden den  größeren  vorzuziehen.  Im  übrigen  lege  ich 
keinen  besonderen  Werth  auf  eine  zu  feine  Unterscheidung 
in  der  Gröfse  und  Einrichtung  der  einzelnen  Abtheilungen, 
wofern  sie  nur  nicht  gar  zu  klein  liemesscn  werden,  wie  dies 
u.  a.  mit  der  sogenannten  Tobabthoilung  fast  regelmäßig  der 
Fall  ist.  Dem  Direktor  einer  Anstalt  wird  es  vor  allen  Dingen 
darauf  ankommen,  dass  ihm  durch  die  bauliche  Einrichtung 
in  der  Versetzung  der  Kranken  nicht  die  Hände  gehunden 
sind  und  er  dieselben  möglichst  leicht  trennen  kann.  Je 
mehr  Abtheilungen  und  einzelne  Räume,  um  so  lieber  wird 
es  ihm  daher  sein ;  auf  eine  Verschiedenheit  in  der  Einrichtung 
und  auf  besondere  Feinheiten  kommt  es  —  mit  einzelnen 
wenigen,  besonders  anzuführenden  Ausnahmen  —  nicht  an.  — 

Da  wir  ülierall  von  dem  Korridorsj  stein  absehen  und  die 
Wohnräume  fast  ausschließlich  in  das  Krdgeschoss  verlegen, 
so  ist  es  leicht,  für  eine  jede  der  Abtheilungen  1  — 2  Ziinmct 
für  je  15 — 20  Kranke  zu  gewinnen,  die  alsdann  in  den  oberen 
Geschossen  schlafen;  es  wird  dies  um  so  leichter  sein,  wenn 
wir  auch  bei  2  anderen  Punkten  das  Richtige  treffen,  und 
zwar  sind  dies  die  Einzel-Schlafzimmer  und  die  gemeinsamen 
Ess-Säle. 

Je  mehr  Einzel-Schlafzimmer  um  so  besser,  und  die  Zahl 
dieser  kleinen  Räume  zu  1  und  zu  3  Betten  (2  Retten  sind 
aus  praktischen  Gründen  unzweckmäßig)  sollte  nicht  unter 
V,  der  Krankenanzahl  bemessen  werden,  was  bei  500  Kranken 
nach  Abzug  der  Arbeiter  etwa  150  betragen  würde.  Diese 
Einzelzimmer  sollten  sich  in  allen  Abtheilungen  befinden,  also 
sogar  in  denjenigen  der  ruhigen  Kranken ;  denn  sie  sind  eine  so 
grofse  Annehmlichkeit  und  für  Ruhe  und  Ordnung  der  Anstalt 
von  so  großem  Werthe,  dass  die  Forderung  einer  möglichst 
großen  Anzahl  durchaus  aufrecht  erhalten  werden  muse. 

Ganz  dasselbe  gilt  von  den  gemeinsamen  Essälen  und  ich 
wurde  hier  für  1  bezw.  2  grofse  Ess-Sale  in  unmittelbarer  Ver- 
bindung mit  der  Küche  sein.  Mindestens  Vi  aller  Kranken 
könnten  hier,  entweder  l>eide  Geschlechter  zusammen  oder 
auch  jedes  für  sich,  gemeinsam  sjießen,  wie  es  in  England 
geschieht  und  unläugbare  Vortheile,  dagegen  keinerlei  Be- 
denkon hat.  Will  man  dies  jedoch  nicht,  so  sollte  mau  jeden- 
falls nach  französischem  Muster  in  jeder  Ahtheilung  besondere 
Esszimmer  einrichten,  was  im  Iutercs>e  der  Reinlichkeit  und 
Ordnung  liegt. 

Die  Eintheilung  der  Abtheilungen  selbst  ist  zunächst 
durch  das  äußere  Verhalten  der  Kranken  gegeben  und  richtet 
sich  mich  dem  Maaße  ihres  sozialen  Benehmens.  Im  allge- 
meinen kann  man  hier  folgende  Gruppen  unterscheiden. 

1.  Ruhige  Kranke.  Hier  ist  eine  weitere  Scheidung 
in  2  oder  mehre  verschiedene  Räume  erwünscht,  je  nach 
dem  Grade  der  Bildung  oder  der  Stellung  im  früheren  Leben. 
—  2.  Halbruhige.  —  3.  Unruhige. 

Eine  sogenannte  Tob-Abthcilung.  d.  h.  eine  solche,  die 
fast  nur  aus  Tobzellen  liesteht,  halte  ich  für  ebenso  verkehrt 
wie  unnöthig.  Sind  in  den  übrigen  Abteilungen  Einzelzimmer 
in  hinreichender  Menge  und  entsprechender  Einrichtung  vor- 
gesehen, so  kann  man  eine  Tob- Abtheilung  mehr  oder  weniger 
entbehren.  In  Marburg  fohlen  solche  besonderen  Zellen- Ab- 
thcilungen  gänzlich.  In  jedem  Falle  aber  brauchen  sie  sich  in 
Gröfse  und  Einrichtung  von  den  andern  nicht  gar  zu  weit  zn 
entfernen  nnd  es  dürfte  genügen,  wenn  die  Einzelzimmer 
hier  in  größerer  Anzahl  und  von  besonders  einfacher  und 
starker  Konstruktion  sind. 

Ueber  die  Einrichtung  von  Tobzellen,  d.  h.  von  zur  Auf- 
nahme von  zerstörungssüchtigen  und  tobenden  Kranken  be- 
sonders geeigneten  Räumen,  ist  viel  gestritten  worden  und  der 
Ertindungsgeist  meiner  Kollegen  hat  hier  wundersame  Blüthen 
zu  Tage  gefördert.  Wenn  man  aber  einfach  auf  das  zurück 
geht,  was  sie  eigentlich  leisten  sollen  -    Schutz  für  den 


Kranken  und  Widerstand  gegen  seine  Zerstörungswuth  —  so 
wird  sich  das  einfachste  auch  hier  ohne  große  Schwierigkeit 
j  als  das  beste  ergeben.  Einfache  viereckige  Räume  mit  glatten 
Wänden  und  ohne  alles  Mobiliar,  deren  Fenster  zolldicke 
Glasscheiben  erhalten  und  deren  Thür  nach  außen  aufschlägt 
—  viel  mehr  wird  es  nicht  bedürfen  und  alles  andere  ßt  vom 
Uebel.  Inslwsonderc  bin  ich  ein  abgesagter  Feind  des  Ober- 
lichts, welches  der  Isolirzclle  das  Ansehen  und  die  Luft 
eines  Grabes  verleiht.  Auch  die  Zelle,  nnd  gerade  sie  erst 
recht,  soll  heiter  und  wohnlich  aussehen  und  so  soll  es  die 
ganze  Abtheilung  thun.  Daher  darf  hier  am  wenigsten  der 
Korridor  vor  den  Zellen  als  Wohnraum  benutzt  werden, 
sondern  es  mögen  hierzu  1  oder  2  eigene  Zimmer  dietieu, 
I  die  in  direkter  Verbindung  mit  dem  Hofe  stehen. 

-I.  Unreinliche  und  Gelähmte.  In  dieser  Abthei- 
lung wird  man  von  dem  Prinzip  der  vertikalen  Trennung  in 
so  weit  eine  Abweichung  machen  müssen,  als  ein  Theil  dieser 
Kranken  keine  Treppen  steigen  kann  und  sich  daher  auch 
in  dem  unteren  Geschosse  ein  Schlafraum  befinden  muss. 
Der  größere  Theil  der  Kranken  kann  auch  hier  oluie  Nach- 
theil in  den  oberen  Stockwerken  schlafen. 

5.  Etwas  ähnliches  ßt  mit  der  Abtheilung  der  körper- 
lich leidenden,  der  Infirmerie,  der  Fall,  die  übrigens  ganz 
und  gar  im  2.  Gescboss  untergebracht  werden  kann.  Diese 
Abtheilung  kann  meiner  Erfahrung  nach  nicht  groß  genug 
angenommen  werden,  da  es  sich  hier  weniger  um  körperlich 
erkrankte  Irre  handelt,  als  vielmehr  um  alle  alten  oder  sonst 
der  Schonung  und  der  Hülfe  besouders  bedürftigen  Individuen, 
für  die  diese  Räume  eine  große  Wohlthat  bilden.  Hier  tritt 
nämlich  die  Dßziplin  der  Anstalt  am  meisten  gegen  ein  mehr 
familiäres  Verhalten  und  mancherlei  individuelle  Berttcksich- 
tigungen  zurück,  die  sich  für  viele  sehr  heißam  erweisen. 
Daher  kann  ich  nur  rathen.  der  Infirmerie  außer  den  Schlaf- 
zimmern auch  einen  gemeinsamen  Wohnraum  zu  geben  und 
aus  ihr  eine  der  größten  Abtheilungen  der  Anstalt  zu  machen. 
D-.iss  ich  bei  dieser  Anschauung  dem  hier  und  da  angeregten 
Vorschlage,  zum  Krankenzimmer  eine  Baracke  zu  verwenden, 
entgegen  treten  muss,  versteht  sich  nach  dem  vorher  Gesagten 
von  seilist.  —  Eine  Trennung  der  Infirmerie  in  2  gesonderte 
Abtheilungen,  ganz  ruhige  und  mehr  unsichere  Elemente,  halte 
ich  gleichfalß  für  sehr  zweckmäßig.  In  diesem  Falle  wird 
man  die  letzteren  in  das  Erdgeschoss  und  die  erstereu  in  den 
ersten  Stock  verlegen. 

b\  Epileptische.  Die  Fallsüchtigen  verlangen  ihrer 
Krampfanfälle  halber  und  des  Eindrucks,  den  dies  auf  andere 
Kranke  hervor  zu  bringen  pflegt,  eine  eigene  Abtheilung.  Be- 
sonderer baulicher  Einrichtungen  bedarf  es  bei  ihnen  nicht. 

7.  Dasselbe  gilt  von  der  Aufnahme  -  Abtheilung,  wo  die 
neu  aufgenommenen  Kranken  unter  besonderer  Außicht 
so  lange  verweilen  sollen,  bß  sie  in  eine  andere  Abtheilung 
des  Hauses  übergehen. 

H.  Arbeitende  Kranke.  Die  Werkstätten  liegen  am 
zweckmäßigsten  von  den  übrigen  Kranken- Abtheilnngen  getrennt, 
in  eigenen  detachirten  Blocks,  in  denen  die  Kranken  zugleich 
wohnen  können.  Sie  in  die  Souterrains  zu  verlegen  halte  ich 
für  weniger  rathsam;  jedenfalls  müssen  die  Werkstätten  ak- 
dann  ganz  gesondere  Eingänge  erhalten,  da  es  sonst  zu 
allerhand  Konflikten  und  Durclisteckereieu  zwßchen  Wart- 
personal und  Handwerkern  führt.  Auch  ist  die  Kontrole  in 
den  Souterrains  eine  ungenügende. 

9.  Den  Schluss  bildet  die  Ackerbau- Kolonie,  auf 
deren  Vorzüge  ich  bereits  früher  hingewiesen  habe.  Der 
Werth,  den  ich  auf  diese  Einrichtung  lege,  in  welcher  ich 
den  Hauptfortschritt  der  modernen  Irrenpflege  sehe,  veranlasst 
mich  jedoch,  noch  einmal  darauf  zurück  zu  kommen. 

Die  landwirtschaftliche  Kolonie  wird  etwa  '/»—'/»  der 
Männer  aufnehmen  können,  also  ungefähr  50  Kranke.  Für  diese 
wird  Wohnung  nach  ländlichem  Muster  vorgesehen.  Hier  wird 
die  äußerste  Einfachheit  herrscheu  und  es  fallen  besondere 
Einrichtungen,  Gitter  und  dergl.  unter  allen  Umständen  fort. 
Dagegen  wird  von  vorn  herein  die  Mögliclikeit  der  künftigen 
j  Fortentwickelung  in's  Auge  gefasst  werden  müssen  und  alle 
Einrichtungen  »erden  so  zu  treffen  sein,  dass  sie  einer 
späteren  Vergrößerung  fähig  sind.  Dass  „bis  hierher  und 
nicht  weiter"  wird  gerade  hier  so  verkehrt,  dass  man  kaum 
begreift,  wenn  man  siebt,  wie  demtoch  dagegen  gesündigt 
wird.  Die  Farm  ist  eine  Lelicnsqucllc  der  Anstalt,  die  sieh 
erweitern  wird,  wenn  die  Kräfte  dazu  vorhanden  sind,  deren 
Erweiterung  man  aber  der  persönlichen  Tüchtigkeit  des  Leiters 
der  Anstalt  überlassen  sollte  nnd  die  man  am  allerwenigsten  am 
grünen  Tische  dekretiren  kann.  Eben  so  verkehrt  wäre  es 
je*  loch,  bei  der  Einrichtung  der  Anstalt  hierauf  nicht  schon 

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N«.  46. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


233 


Rücksicht  zu  nehmen.  Gerade  die  Kolonie  ist  im  Stande, 
mit  leichter  Muhe  und  bei  den  geringsten  Kosten  eine  dro- 
hende Ueberfüllung  der  Anstatt  auf  Jahre  hinauszuschieben 
unrl  für  (bis  gute  Verhalten  und  den  Fleifs  der  Kranken  eine 
Belohnung  zu  bilden.  Ackerbau-Kolonie  und  gröfsere  Anstalt 
geboren  meines  Kruchtens  zusammen  wie  der  Punkt  zum  i 
oder  die  Federn  zum  Vogel.  Leider  dauert  es  auf  manchen 
Gebieten  sehr  lange,  bis  eine  bessere  Einsicht  sich  Bahn 
bricht,  und  es  scheint  die  praktische  Irrenpflege  zu  diesen 
konservativen  Gebieten  zu  gclioren.  — 

Raumlich  würden  sich  diese  Abtheilungen  etwa  in  der 
Weise  vertheilen,  dass  diejenigen,  welche  die  meiste  Pflege 
und  Aufsicht  bedürfen,  in  dem  Hauptgebäude  untergebracht 
werden  (Aufnahme- Abtheilung,  Iniirmcric  und  allenfalls  noch 
die  Abtheilung  für  ruhige  Kranke). 

Die  Halbruhigen,  Unruhigen.  Gelähmten  und  die  Epileptiker 
erlialtcn  eigene  Pavillons,  die  Arbeiter  wohnen  in  detachirten 
Blocks,  woselbst  sich  auch  ihre  Werkstatten  befinden  (Schuster, 
Schneider,  Schreiner,  u.  s.  w.  auf  der  Männerseite,  Wäsche- 
rinnen bei  den  Frauen),  und  die  Feldarbeiter  wohnen  auf  der 
Kolonie. 

Alle  diese  Abteilungen  und  einzelnen  Pavillons  stehen 
mit  den  inneren  Hofen  und  Gärten  der  Anstalt  in  unmittelbarer 
Verbindung.  DerVerkehr  innerhalb  derGcschlcchts- Abtbeilungen 
kann  überhaupt  so  frei  sein  als  möglich,  wenn  nur  nach  nufscu 
für  den  nöthigen  Abschluss  und  die  genügende  Sicherheit  ge- 
sorgt wird.  Es  Ist  daher  grundfalsch,  die  innere  Anstalt  durch 
Mauern  in  eine  Art  von  Gefätigniss  umzuwandeln  und  sie  mit 
einer  solchen  Masse  von  Thören  zu  versehen,  dass  der  Ver- 
kehr auf  Schritt  und  Tritt  gehemmt  ist  (obwohl  die  Thüren 
trotz  Strafe  und  Verbot  nie  geschlossen  werden),  nach  aussen 
aber  alles  offen  und  ungeschützt  zu  lassen. 

Grade  umgekehrt  empfiehlt  sich  der  Abschluss  des  An- 
stalts-Terrains nach  aulsen  durch  eine  Mauer  oder  durch  Gitter. 
Dass  ein  solcher  Abschluss  nach  aufsen  der  Anstalt  einen 
unfreundlichen  Charakter  verleihe,  ist  nicht  richtig.  Warum 
soll  das,  was  jeder  Privatmann  mit  seinem  Besitzthun)  thut 
und  was  dort  Jedermann  für  selbstverständlich  hält,  dass  er 
es  nämlich  mit  Mauer  oder  Gitter  umgiebt,  bei  «1er  Anstalt 
falsch  sein?  Die  Hauptbedingung  für  Freiheit  der  Bewegung 
im  Innern  ist  Sicherheit  nach  aufsen,  und  dieser  Bedingung 
muss  sich  alles  andere,  als  von  geringerer  Bedeutung,  unter- 
ordnen. Also  eine  freundliche  aber  sichere  Umschliefsung 
und  ein  Haupteingang,  an  der  die  Pförtnerwohnung  gelegen 
ist  In  England  und  Frankreich  hat  man  vielfach  die  Mauern 
in  Gräben  angelegt,  um  den  Kranken  den  freien  Ausblick  zu 
gewähren.  Bei  uns  hat  diese  Art  der  Umfassung  bisher  keine 
Nachahmung  gefunden  und  ich  würde  vorziehen,  zu  diesem 
Zwecke  in  den  Gärten  kleine  Hügel  zu  errichten,  wodurch 
man  dasselbe  in  einer  weniger  auffallenden  Weise  erreichen  kann. 

Einzelheiten. 

Obwohl  ich  in  der  Hauptsache  nur  allgemeine  Ideen  hier 
vortragen  wollte,  kann  ich  mir  doch  nicht  versagen,  zum 
Schluss  noch  über  eine  Reihe  besonderer  Einrichtungen  meine 
aus  der  Erfuhrung  langer  Jahre  hervorgegangene  Ansicht  kurz 
mit/utheilcn,  und  zwar  Ober  solche,  gegen  die  am  hautigsten 
gesündigt  wird.  Es  sind  dies  eine  Reihe  von  Einzel-Vor- 
kehrungen, von  deren  Beobachtung  zwar  nicht  grade  das  Heil 
der  Anstalt  abhängt,  deren  Nichtbeachtung  jedoch  recht  stiftend 
sein  kann. 

Beginnen  wir  mit  der  Fenster  Vergitterung.  Auch 
diese  Frage  wiederholt  sich  beim  Bau  fast  jeder  Irrenanstalt; 
merkwürdiger  weise  wird  sie  jedoch  zumeist  in  der  Art  gestellt, 
dass  man  sich  fragt,  welcher  Art  der  Vergitterung  der  Vor- 
zug gegeben  werden  solle,  nie  aber  ob  eine  Vergitterung 
überhaupt  iiotbwendig  oder  aber  nicht  am  Ende  entbehrlich 
sei.  Sind  Gitter  in  der  Thal  nöthigV  Ich  antworte  darauf 
mit  „Nein"  und  stelle  an  einen  verständigen  Bauplan  die  An- 
forderung, dass  er  mit  dazu  beiträgt,  sie  überflüssig  zu  inachen. 
Wird  nur  in  dem  Erdgeschoss  gewohnt,  so  bedarf  es  dort 
Gitter  oder  anderweitiger  ebenso  künstlicher  wie  un- 


lieb dann  nicht ,  wenn  ich  die  Fenster  nach  den  Gärten  zu 
verlege  und  die  Thüren  offen  lasse. 

In  den  Schlafzimmern  bleiben  die  Fenster  den  Tag  über 
zur  Lüftung  der  Bäume  offen,  und  in  der  Nacht  können  im 
Sommer  die  Oberlichter  gleichfalls  offen  bleiben.  In  der  In- 
tirmerie,  die  wir  ja  in  das  zweite  Geschoss  verlegten,  wird  in 
jedem  Zimmer  eiu  leichtes  Drathgitter  genügen,  zumal  wenn 
die  Zimmer  so  gelegen  sind,  dass  sie  von  beiden  Seiten 
Fenster  erhalten.  —  So  bleibt  nur  die  Tob- Abtheilung  und 


selbst  hier  können  wir  in  den  Wohnräumen  die  Gitter  ent- 
behren. In  den  Zellen  selbst  werden  wir  sie  nicht  entbehren 
können,  wahrend  in  den  gewöhnlichen  Einzel-Schlafzimmern 
innere  iJtden  genügen.  Auf  diese  Weise  erledigt  sich  die 
Gitterfragc  sehr  einfach,  wie  es  denn  thatsachlich  Irrenanstalten 
giebt,  die  ganz  gut  ohne  sie  auskommen.  (Stefansfeld,  Mar- 
burg u.  a.) 

Bäder.  Man  hat  einen  Fortschritt  darin  zu  finden  ge- 
glaubt, jede  einzelne  Abtheilung  mit  einem  Bade  zu  versehen 
und  das  gemeinsame  Bad  in  eine  Reihe  von  Einzelbädern 
aufzidöseu.  Was  man  aber  dabei  nicht  beachtet  hat,  ist  dass 
die  Bäiler  in  den  Irrenanstalten  nur  zum  Theil  zum  Zwecke 
der  Kur  und  viel  liaufiger  als  Keinigungsbäder  gegelwm  werden 
und  dass  es  weitaus  mehr  Arbeit,  Aufsicht  und  Zeit  erfordert, 
10  Menschen  in  10  verschiedenen  Badezimmern  zu  baden  als 
in  einem  gemeinsamen  —  von  dem  Kostenpunkte  ganz  zu 
schweigen,  denn  auf  diesen  Rücksicht  zu  nehmen,  hat  man  sich 
schon  seit  langem  entwöhnt.  —  Will  man  Einzelbäder  anlegen, 
so  werden  wir  dies  dankbar  annehmen,  aber  doch  nur  da,  wo 
sie  nothwendig  sind:  in  der  Iutirmerie,  bei  den  Gelähmten 
und  den  Unruhigen;  ein  gemeinsames  gröfseres  Bade- 
zimmer für  jedes  Geschlecht,  mit  Gelegenheit  zu  Bassinbädern, 
möchte  ich  unter  keiner  Bedingung  vermissen.  Dabei  muss 
ich  mich  ganz  besonders  gegen  die  Anlage  von  Bädern  in  den 
oberen  Stockwerken  erklären,  da  sie  zu  vielen  Unzuträglieh- 
keiten  Veranlassung  geben  und  ich  keinen  Grund  dafür  aus- 
findig machen  kann,  weshalb  mau  nicht  eine  Treppe  herunter 
gehen  darf,  um  ein  Bad  zu  nehmen.  Es  ist  dies  ein  Theil 
von  jeuem  Luxus,  den  ich  aus  den  Anstalten  verbannen  möchte. 

Abtritte.  Das  viel  besprochene  Thema:  hie  Schwemm- 
system, hie  Abfuhr,  will  ich  hier  nicht  weiter  berühren  und 
nur  meine  Uebcrzeugung  anführen,  dass  mir  für  Anstalten 
das  Tonnensystem  als  am  geeignetsten  erscheint,  und  zwar 
aus  folgenden  Gründen:  Die  Anlage  der  Tonnen  kann  auf 
keine  Schwierigkeit  stofsen,  im  Gegentheil  sie  wird  die  aller- 
einfachste  sein.  Dassellie  gilt  von  der  Entleerung,  da  es  an 
Kräften  hierzu  nicht  fehlt  und  die  thuuliche  Gruppirung  der 
Anstalt  den  Zutritt  zu  den  Tonnen  sehr  erleichtert. 

Zu  diesen  allgemeinen  Gründen  kommt  noch  ein  spezieller. 
Die  Krauken  halten  vielfach  die  Neigung,  alles  Mögliche  in 
den  Abtritt  zu  werfen,  und  was  sich  da  alles  ansammelt, 
grenzt  an  das  Unglaubliche.  Hierbei  giebt  es  nun  nichts 
Verkehrteres  als  Gruiten,  und  wie  mau  bei  aller  Schwärmerei 
für  d'Anct  bei  dem  Neubau  von  Anstalten  gerade  darauf 
verfallen  konnte,  ist  mir  gerade  unerklärlich.  Was  einmal 
in  den  Gruben  liegt,  ist  verloren,  denn  man  kann  doch  nicht 
wegen  jeder  Kleinigkeit  die  Entleerung  derselben  vornehmen. 
Und  nimmt  man  sie  endlich  vor,  dann  wird  sie  fast  unmöglich 
durch  all  das  Zeug,  was  darin  liegt:  Mützen  und  Jacken, 
Schuhe,  Strümpfe,  Taschentücher,  Servietten  und  dcrgl.  Zeug, 
das  durch  das  längere  Verweilen  in  den  Gruben,  ganz  un- 
brauchbar geworden  ist  und  nun  die  Roliren  verstopft. 

In  den  oberen  Stockwerken  bedarf  es  der  Abtritte 
haupt  nicht,  da  in  den  Scblafrüumen  Nachtstühle  ausreichen. 
Dasselbe  gilt  für  die  Infirmerie,  auch  können  hier  Wasser- 
Klosets  eingerichtet  werden.  Ich  für  meinen  Theil  bin  ferner 
ein  Gegner  der  Einrichtung,  die  Abtritte  in  unmittelbarer 
Verbindung  mit  den  Wohnräumen  anzubringen,  und  ich  würde 
es  vorziehen,  sie  nach  Art  der  Franzosen  auf  den  Höfen 
anzulegen. 

Heizung.  Bei  der  Heizung  kann  es  sich  im  Ernste 
nur  um  Zentralheizung  handeln  und  ich  kenne  keinen  Grund, 
der  mit  Recht  in  irgend  einer  Abtheilung  gegen  dieselbe 
geltend  gemacht  werden  könnte.  Dies  gilt  auch  für  die  Isolir- 
Zellcn  in  der  Tob-Abtheilung.  Allenfalls  können  dieselben 
auch  durch  eine  Art  russischer  gemauerter  Oefen  in  der 
Zwischenwand  zwischen  je  2  Zellen  erwärmt  werden.  Je 
weiter  man  sich  von  dem  System  der  Zentralheizung  entfernt, 
um  so  verkehrter.  Am  verkehrtesten  aber  wird  es  sich  er- 
weisen, zu  einer  Art  der  Kiuzelfcutrung  zu  greifen,  die  nicht 
landesüblich  ist  also  z.  B.  da  Kachelöfen  anzubringen,  wo 
Niemand  mit  denselben  umzugehen  oder  sie  zu  repariren 
versteht. 

Beleuchtung.  Bei  der  Beleuchtung  kann  nur  Gas  in 
Frage  kommen.  Besondere  Vorrichtungen  zum  Schutz,  Schlüssel 
oder  dergl.  halte  ich  für  überflüssig. 

Waschküche.  Abweichend  von  der  gewöhnlichen  Lage 
im  Zentrum  der  Anstalt  und  in  der  Nahe  der  Kochküche 
empfiehlt  es  sich,  die  Waschküche  ganz  auf  die  Seite  der 
Frauen  zu  verlegen,  du  der  Wäscherei-Betrieb  ausschliefslich 
durch  weibliche  Kranke  besorgt  werden  soll.  Für  die  Ein- 
richtung derselben  enthält  ,  Plage,  Studium  über  Krankenhäuser" 

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DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


8.  Juni  1878 


sowie  „Sander,  Hau  und  Einrichtung  der  Krankenhäuser" 
recht  gute  Angaben,  deren  ich  hier  nicht  erwähnen  würde, 
wenn  mich  die  Erfahrung  nicht  leider  belehrt  hatte,  das* 
trotzdem  recht  unzweckmüfsige  Anlagen  möglich  sind. 

Mit  der  Kochküche  sowohl  als  der  Waschküche  werden 
Schlafräume  für  die  dort  beschäftigten  Kranken  verbunden, 
mit  der  Waschküche  aufserdem  ein  Flickraum  und  ein  Ess- 
zimmer für  die  dort  beschäftigten  Frauen  (25 — 30 1,  mit  der 
Kochküche  dagegen  2  grofoe  Ess-Süle  für  je  200  Kr.,  in 
denen  auch  die  Kranken  aus  der  Farm  essen  können.  — 

Was  in  der  Anctalt  unter  allen  Umstanden  vermieden 
ind  dunkele  Ecken  und  Winkel  auf  den  Gängen 


sowie  in  den  Gärten  und  Höfen;  überall  sollte  die  gerade 
Linie  vorherrschen  und  die  Rücksicht  auf  Aufsicht  und  Ueber- 
siehtlichkcit  jeder  künstlerischen  Anforderung  vorgezogen 
werden.  Dagegen  rächt  es  sieh  sehr,  wenn  in  dem  Bauplan 
gar  nichts  zum  Wegstellen  der  Gerathe,  sogenannte  Gerüthe- 
Depots,  zum  Aufbewahren  der  Wäsche  und  dcrgl.  vorgesehen 
ist  ;  diese  Räume  lassen  sich  später  nur  schwer  beschaffen. 
Eigene  Wärtcrzimincr  sind  entbehrlich;  das  Wartepersoual 
wohnt  und  schläft  bei  den  Kranken.  Eben  so  wenig  würde 
ich  Familien- Wohnungen  in  die  Anstalt  verlegen.  Wenn  ver- 
heirathete  Oberwärter  und  sonstige  Dienstleute  angestellt  sind, 
was  seine  grofse  Schattenseiten  hat,  so  müssen  deren  Woh- 
je" 


Zement prüfung  in  der  alltäglichen  Baupraxis.*) 


Ungeachtet  der  in  Aussicht  stehenden,  möglichst  allgemeinen 
Einführung  der  „Normen"  dürfte  doch  für  Einzelne  und  insbe- 
sondere Solche,  die  noch  nicht  gleich  dazu  kommen  werden, 
nach  Angabe  der  Nonnen  zu  prüfen,  ein  einfaches  Hülfsmittel 
wilkontmen  «ein,  welches  ausreicht,  um  sich  jederze it  mit  grnfster 
Leichtigkeit  darüber  orientiren  zu  können,  welchen  Wert!)  bezw. 
welche  Zugfestigkeit  ein  vorliegendes  Fabrikat  ergeben  möchte, 
wenn  eine  Prüfung  desselben  nach  den  „Normen"  stattfinde. 
Ich  denke  mir,  dass  die  aus  mancherlei  äufseren  Ursachen  oft  nicht 
gerade  leicht  zu  bewirkende  Einführung  des  Normprüfungs-Ver- 
fahreus  auf  Kaustationen  geringen  Uiufangs  ein  Tunkt  ist,  der 
ein  Bedenken  gegen  die  ganz  allgemeine  Kinfühning  der  Normen 
abgeben  könnte,  obwohj  ich  dem  Wunsche,  das  beregte  Ver- 
fahren ausschliefslich  als  öffentlich  tu  aufstellend 
gelten  zu  lassen,  aus  voller  Ueberzeiigung  beitrete. 

Die  Vortheile  des  Prflfmigsvcrfakrens  nach  den  Nonnen 
besteben  theils  in  der  greiseren  Wissenscbaftlichkeit,  die  im 
Vergleich  zum  alteren  Verfahren  die  direkte  Bestimmung  der 
Zugfestigkeit  besitzt,  theils  auch  darin,  das*  durch  die  allgc- 
meine  Annahme  der  Normen  der  Sinn  für  Zementfestigkeits- 
Priifuug  überhaupt  viel  reger  werden  wird.  Letzteres  Motiv  durfte 
freilich  zunächst  nur  bei  Zement- Fabriken,  wissenschaftlichen 
Stationen  und  größeren  Baubüreaus  seine  Anwendung  finden, 
dagegen  nicht  in  dar  alltaglichen  kleineren  Baupraxis ,  für 
welche,  wie  bemerkt,  das  Verfahren  nach  den  Normen  nicht 
hiureichend  einfach  ist. 

Zur  Zeit,  als  man  die  Normen  in  Vorschlug  brachte,  bezeichnete 
man  als  einen  ihrer  Zwecke  die  Gleichartigkeit  der  damit 
an  den  verschiedensten  Prüfungsorten  zu  erzielenden  Resultate 
und  betonte  die  direkte  Verwerthbarkeit  des  neuen  Verfahrens 
auf  allen  möglichen  Bauplätzen  fast  noch  mehr,  als  den  ihm  bei- 
wohnenden Vorzug  strengerer  Wia&euschaftlichkeit  gegenüber  der 
alten  Brechprobe,  aus  der  die  absolute  Festigkeit  der  Waare 
ja  nicht  direkt,  sondern  erst  durch  Rechnung  sich  gewinnen  lasse. 

Da  wo  gröfsere  Bauausführungen  vorliegen,  wo  die  Materialien 
durch  geschulte  Ingenieure  vor  und  bei  ihrer  Verwendung  ge- 
prüft werden,  ist  der  neue  Apparat  und  das  neue  Prüfungsver- 
fahren allerdings  auch  sehr  am  I'latze;  indess  ist  doch  zu  be- 
denken, dass  bei  solch  grölsercu  Bauobjekten  die  Kosten,  welche 
man  für  eine  genaue  Prüfung  anwendet,  keine  Rolle  spielen,  und 
es  ist  mir  dalier  gerade  dort  oft  genug  begegnet,  dass  mir  gesagt 
wurde:  „Wenn  wir  uns  diese  gröfsere  Umständlichkeit  mit  den 
Prüfungen  machen,  wenden  wir  lieber  gleich  noch  etwas  mehr 
Kosten  daran,  um  auf  Das  prüfen  zu  können,  worauf  es  uns 
ja  lediglich  ankommt,  auf  die  Kenntnis»  des  Zerdrück ungs- 
Widerstandes." 

Ks  dürfte  aus  diesen  Gründen  die  Einbürgerung  der  Normen 
in  die  Bau -Praxis  wohl  nur  sehr  langsam  vor  sich  gehen 
und  es  vielleicht  sich  ereignen,  dass  trotz  der  grösseren 
Kosten  die  Ermittelungen  der  Dnickfestigkeiten  diejenigen  der 
Zugfestigkeiten  nach  den  Normen  weiterhin  an  Zahl  überholen 
werden.  Wollte  man  darauf  bestehen,  dass  bei  den  gewöhn- 
lichen kleine)  en  Bauten  der  Portland-Zement  nach  den  Normen 
geprüft  werde,  so  dürfte  dies  -  vorerst  wenigstens  noch  — 
meist  die  ganzliche  Unterlassung  von  Festigkeitsbestimmungen 
und  die  Beschränkung  auf  andere,  in  der  Kegul  nebenher  mitge- 
machte Pnifungen:  auf  Treiben,  Haften  am  Ziegel,  Schnelligkeit 
des  Abbindens  u.  s.  w.,  zur  Folge  haben. 

Ks  tritt  daher  bei  allem  Iwrechtigten  Kifer  für  die  neuen 
Prüfungsnormen  die  Aufgabe  au  uns  heran,  nach  Mitteln  zu 
suchen,  dun  allmilichett  rebergang  zu  ihnen  möglichst  zu  er- 
leichtern, um  ihre  endliche  allgemeine  Einführung  um  so  sicherer 
und  rascher  zu  erzielen. 

Die  Schwierigkeiten,  welche  sich  dein  auf  sehr  vielen  Bau- 
plätzen entgegen  stellen,  werden  beseitigt  und  es  fallt  damit 
gleichzeitig  auch  die  jetzt  noch  hautig  vorhandene  Abneigung, 
die  neuen  Normen  als  die  bestimmende,  bezw,  allein  inaal's- 
gebende  Grundlage  des  ganzen  neueren  Prüfungsverfahrens  an- 
zuerkennen, sobald  man  neben  der  als  allgemein  gültig 
anzunehmenden  neuen  Methode   das  bisherige  Ver- 

*)  Wir  lultrn  mit  ll~7»rf  auf  miwllrlt  li,-e»'ii'W?  Iilt,>rarti*rlir  KrxijrimiDKcll  llio 
DriiKTkuiw  nicht  für  üterlt<ual|r,  iLa»  ilrr  «rsmwärtkja  Artikel  livrttila  in  Januar  4.  .1. 
w-rfaMi  «.»nlen  W  und  «rtrtn  AiibänfnttK  arxier»nli-r  Maiio*kri|itR  »ich  ein* 
Zur»,  luu-Uuiuj  liU  h*pl*  Sit  „tI-iHmi  la»u>i>  osli,,.  a.  1).  KmL 


fahren,  das  Zerbrechen  der  Proben  mittels  Hebel, 
als  Aushülfsmittel  gestattet.  Das  Verfahren  ist  einfach 
genug,  um  jedem  sogar  leidlich  geschickten  Maurer  in  die  Hand 
gegeben  werden  zu  können. 

Vor  allem  wird  es  sich  bei  einem  derartigen  Vorschlage 
um  die  Untersuchung  handeln,  ob  die  alte  Methode  auch  die 
erforderliche  Genauigkeit  für  den  beabsichtigten  Zweck 
bietet,  und  eben  dies  zu  konstatiren,  ist  die  Aufgabe,  welche  sich 
der  gegenwartige  Artikel  gesetzt  bat 

Es  haben  bei  den  bisher  üblich  gewesenen  Prilfungsweisen 
nicht  entfernt  so  subtil  präzisirte  Vorschriften  bestanden,  als  für 
das  Verfahren  nach  den  Normen  jetzt  aufgestellt  sind,  und  so  hat 
eben  hierin  ein  Theil  der  beobachteten  Ungleichartige iten  seinen 
Urspning.  Diese  Unregelmäßigkeiten  schwinden  bei  der  alten 
Brechprobe,  sobald  man.  wie  bei  der  Normprobe,  jedes  mal  genau 
gleiche,  abgewogene  Quantitäten  Zement,  Sand  und  Wasser 
nimmt  und  die  Probestücke  stets  auf  gleichartiger  Unterlage  an- 
fertigt: es  wird  sich  dann  sogar  zeigen,  dass  die  Resultate  unter 
sich  im  allgemeinen  eine  gröfsere  Annäherung  zeigen  als  diejenige, 
welche  bei  den  Norm -Proben  erzielt  wird.  Die  früheren  grofsen 
Abweichungen  rührten  thcUs  von  der  Verschiedenheit  in  der  An- 
fertigung der  Probekörper,  theils  von  der  Verschiedenheit  in  der 
Berechnungsweise  der  absoluten  Festigkeit  aus  dem  Bruchergeb- 
nisa  her.  So  z.  R.  habe  ich  in  meiner  Abhandlung  „lieber  die 
Veränderungen,  welche  Portland-Zement  beim  Lagern  erleidet" 
(Diuglcr,  PolyL  Journ.  Bd.  210,  H.  1),  bemerkt,  dass  ick  bei 
reinem  Zement  nie  eine  höhere  Festigkeit  nach  20  Tagen  ge- 
funden habe  als  24  k,  wahrend  von  derselben  Marke,  die  ich  dabei 
im  Auge  hatte,  zu  etwa  derselben  Zeit  Festigkeiten  bis  50  und  60* 
nach  gleicher  Erhärtungsfrist  aufgeführt  wurden.  Es  resultirten 
aber  meine  Fe 
genen  Formel: 


PI  i 


der 
4  k  b  »' 

2,55  " 


Uct 
2,55 


Die 


ändern  sich  aber  sofort  zu  Gunsten  grofser 
wenn  man  den  Michaelisscheu  Koeffizienten 
sich  der  ursprünglichen  Formel: 

AkbV 


PI 


6 


zur  Berechnung  bedient  Beiläufig  ist  zu  bemerken,  dass  dies 
von  manchen  Fabrikanten  bei  Angabe  der  aus  der  relativen 
Festigkeit  hergeleiteten  absoluten  Festigkeit  ihres  Fabrikats  — 
der  Reklame  halber  —  zuweilen  ohnehin  gethan  wurde,  dass 
alier  in  dieser  Verschiedenheit  des  blofsen  Rechnungs- Verfahrens 
grolse  Differenzen  zwischen  Festigkeitsangaben  von  Marken,  die 
in  der  Praxis  als  gleich  gut  bekannt  waren,  ihre  einfache 
Erklärung  finden. 

Die  oben  erwähnte   Maximal-Festigkeitazahl  für  20tägige 


der  direkten  Ermittelung  nach  den  Nonnen  flberein.  Meine 
sämmtlicheu,  a.  a.  0.  aufgeführten  Zahlen  mit  dem  Quotienten 

multiplizirt,  gelangen  mit  den  Resultaten  der  neueren  Be- 

stimuinngsweise  mehr  in  Einklang  und  werden  richtiger. 

Ich  habe  das  eben  Erwähnte,  was  für  reinen  Zement  gilt, 
nur  anführen  wollen,  um  an  einem  Beispiele  zu  zeigen,  dass 
manche  der  früher  bestandenen  scheinbar  grofsen  Abweichun- 
gen leicht  zu  beseitigen  gewesen  wären.  Dass  indessen  beim 
reinen  Zement  stets  die  Bruchproben,  bezw.  die  aus  dem  Broch- 
gewicht berechneten  absoluten  Festigkeiten,   auch  nach  ver- 

I  schiedenen  Zeiten  den  direkt  ermittelten  Zugfestigkeiten  ent- 
sprechen, soll  mit  Auführung  jeuer  Zahlen  etc.  noch  keineswegs 
behauptet  werden.  Mit  reinem  Zement  habe  ich  neuerdings  nur 
eine  geringe  Anzahl  von  Proben  nach  beiderlei  Methoden  gemacht, 
um  die  eben  aufgeworfene  Frage  mit  Bestimmtheit  entscheiden  zu 
können.  Da  gegenwärtig  die  Probe  mit  3  Th.  Sand  die  maafs- 
gebeude  geworden  ist,  bin  ich  veranlasst  gewesen,  mein  Augen- 
merk besonders  auf  diese  San  dp  rohe  zn  richten,  und  habe  zu 

!  ermitteln  versucht,  ob  auch  bei  dieser  zwischen  der  aus  dem 

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236 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


S.  Jini  1878 


rieht  ermittelten  und  der  direkt  gl 
genügende  Uebereinstimmung  bestehe? 

Da  bei  Verringerung  des  Wassei-zusatzes  bis  ru  einer  gewissen 
Grenze  die  Festigkeit  des  Zementmörtels  vermehrt  wird,  so  war 
in  dem  Falle,  das«  Brech-  und  Nonn- Probe  ru  ungleichen 
Resultaten  führen,  der  Anlass  gegeben,  zu  untersuchen,  bei 
welchem  Wasserzusalze  zu  dem  für  die  Brech-Probe  zu  be- 
nutzenden Zement  eine  Festigkeit  erzielt  wird,  welche  der  ans  der 
Norm-Probe  ermittelten  Festigkeit  möglichst  nahe  kominL  Hierzu 
habe  ich  gefunden,  dass  7  Gewichtstheilen  der  trockenen  Mischung, 
die  aus  Zement  und  Sand  im  Verhältnis*  von  1  : 3  zusammen 
gesetzt  ist,  1  Gewicbtstbeil  Wasser  zugegeben  werden  rauss, 
um  die  erstrebte,  hinreichend  befriedigende  Uebereinstimmung  zu 
erzielen ;  es  gilt  dies  jedoch  nur  bei  einem  stets  gleich  bleibenden 
und  nicht  ^zu  k^^genommenen^Quere^nitt^der^Proben.  Bei 

100  Wasser,  176  Zement,  525  Sand  (100  W.  u.  700  Z.  u.  S.) 

und  ist  in  dieser  Zusammensetzung  meist  ein  nicht  mehr  allzu 
konsistenter,  oft  schon  ziemlich  dünner  Brei. 

Ich  führe  folgende  Beispiele  zur  Vcrgleickung  an,  unter 
die  auch  solche  mit  schwachen  Zementen  aufgenommen  sind, 
um  die  Allgeiueingülligkeit  der  rebereinstimmiiug  ersicht- 
licher werden  zu  lassen.  Voraus  zu  schicken  ist,  dass  die  anzu- 
gebenden Resultate  der  Norm-Probe  jedesmal  Miltelwerthe  aus 
je  5  Probekörpeni,  die  Resultate  der  Breeh-Probe 
aus  uur  2  Probekörpern  sind  und  dass  zur  Hei 


FestigkeiU-Zahlen  für  die  Brecfi-Probo  die  Formel  PI 
ist 


4  Wk 

6 


II. 
III. 
IV. 


VI. 


VII. 

VIII. 
IX. 

X. 


Kom-I'ralw  niil      Bnch-l'r»**  n 
i  1k.                     3  Tb  iMtA 

50  Tagen 

10,9  11 

17  ti  * 

EO  . 

1 5,7 

15,2 

* 

"  P 

11,0 
14.0 

11,8 

7 

14,0 

15,5 

16.1 

100 

17,0 
109 

18.1 

7 

28  : 

19,7 

50  „ 

21.3 

70  . 

22,5 

22,1 

7  ■ 

13,4 

*o  . 

50  , 

25,0 

70  „ 

30,0 

100 

32,0 

50  . 

24,0 

22,0 

100  . 

28,5 

30,0 

100  , 

13,6 
13,5 

12,8 

100  „ 

13.5 

80  . 

17.4 

17,4 

Mittheilungen 

Verein  tär  Eisenbahnkunde  zu  Berlin.  Versammlung 
am  14.  Mai  1878.  Vorsitzender  Hr.  Strecken.  Schriftführer 
Hr.  G.  Meyer. 

1  irr  Vorsitzende  gedachte  iu  wannen  Worten  des  verstorbenen 
langjährigen  Vereinsmitgliedes,  des  Geh.  Kommerzien-Kaths  llorsig. 

Hr.  Frust  berichtet  im  Namen  des  Reise  -  Komites  über  die 
Verhandlungen  betr  die  in  Aussicht  genommene  Reise  nach 
Schlesien  zur  Besichtigung  der  im  Bau  begriffenen  Bahn  Ditters- 
bacb-Glatz.  Die  Versammlung  beschliel'st  die  Kommission  zu  er- 
suchen, ein  Programm  zu  einer  3'  jtagigen  Heise,  beginnend  etwa 
am  13.  Juni  d.  J.,  aufzustellen  uud  zur  Theilnahine -Erklärung 
zu  versenden. 

Hr.  W  ei  dt  mann  macht  eine  kurze  Mittheilung  über  die  Re- 
sultate einiger  in  Holland  vorgenommener  Prüfungen  von  ge- 
nieteten eisernen  Bruckentheilen  auf  rückwirkende  Festigkeit 
Unter  Vorlegung  von  Photographien  der  deformirten  Stücke  führte 
Redner  an,  dass  nach  Ausweis  des  Protokolls  Ober  die  Versuche 
die  gefundenen  Resultate  eine  annähernde  l'ebereinstiromung  mit 
den  nach  den  Ritter  sehen  Formeln  berechneten  zeigten;  die 
Druckfestigkeit  des  Walzeisens  habe  sich  dabei  zu  35,8  bis  38,1k 
pro  □"»«>  ergeben. 

Hr.  Frischen  hält  einen  Vortrag  über  zentrale  Weichen- 
und  Signalstellung  uud  die  Sicherung  des  Bahnhofs 
Lehrte.  Wenngleich  die  verschiedenen  Weichen-  und  Signul- 
Sichenuigs-Methnden  den  Verein  schon  mehrfarh  beschäftigt  haben, 
so  glaubt  der  Vortragende  eine  nochmalige  eingehende  Be- 
sprechung des  Gegenstandes  zunächst  mit  dessen  Wichtigkeit  selbst, 
sodann  mit  dem  Umstände  entschuldigen  zu  können,  dass  in- 
zwischen weitere  Ausbildungen  und  Ausbreitungen  des  Systems, 
für  welches  er  in  die  Schranken  getreten  sei,  stattgefunden  haben. 
Dieses  System  sei  das  durch  Siemens  &  Halske  ausgebildete,  dem 
das  Saxby-Farmer'sche  und  die  demselben  verwandten  Systeme 
gegenüber  stehen.    Bei  der  allgemeinen  Betrachtung  des  Gegen 


eien  diejenigen  Hinrichtungen,  welche  wesentlich  zur  Kr- 
von  Arbeitskräften  —  Weichens 


aus  Vereinen. 

der  im  .Jahre  lw>9  auf  der  Niedersehl.-Märk.  Bahn  hierülier  an- 
gestellten Versuche  mit.  Die  Bewegungen  der  Züge  sind  auf  20 
planmäßigen  Fahrten  bei  Kotirier-,  Personen-  und  Güterzügen,  für 
welche  normale  Fahrzeiteu  von  bezw.  6,  8  und  18  Min.  pro  Meile 
gestattet  waren,  beobachtet  und  mit  dem  Claus'scbcn  Gleis-Indikator 
registrirt.  Die  Resultate  sind  folgende  gewesen.  Bei  Steigungen 
bis  1  : 3.'«o  ist  keitie  Vermindemnir  der  Fahrgeschwindigkeit  mar 
kirt.  Die  angegebenen  Fahrzeiten  sind  anf  das  Doppelte  ver- 
längert :  bei  Kouricrzflgen  auf  Steigungen  von  1  : 50,  bei  gew. 
Personenzügen  auf  Steig,  von  1  :  75  bis  1  : 80  und  bei  Güterzügen 
auf  Steigungen  Ober  1  ;  100.  Das  Anhalten  der  Züge  hat  einen 
Zeitaufwand  von  durchschn.  29  Sek.,  das  Abfahren  einen  solchen 
von  1  Min.  23  Sek.,  zusammen  1  Min.  52  Sek.  erfordert,  wofür 
in  der  Praxis  gewöhnlich  2  Min.  angenommen  werden.  Beim 
Durchfahren  von  Stationen  ist  keine  Verzögening  bemerkt.  Nach 
diesen  Ergebnissen  ist  folgende  Tabelle  der  Zuschlage  zu  den 
Fahrzeiten  pro  Kilometer  berechnet  worden. 

Fahrgeschwindigkeit  der  Züge  auf  horizontaler  Bahn  pro  Std. 


ustellem 

i  Vorrichtungen,  welche  die  Sicher- 
heit, also  die  richtige  Stellung  der  Weichen  lind  Signale,  bezwecken. 
Alle  diese  Einrichtungen  setzen  eine  mehr  oder  weniger  zentralisirte 
Handhabung  und  Behandlung  voraus.  Die  Punkte,  auf  welche  es 
seien  die  zentralisirte  Weichen-Stellung,  die  zentralisirte 
•Stellung,  die  zentralisirte  Weichen-  und  Signal  -  Siche- 
die  Dispositionen  der  Gleisbenutzung  und  die  Abhängig- 
keit der  Zugbewegungen  bezw.  der  Signale  vom  Stationschef, 
endlich  die  Rangir- Bewegungen,  zu  denen  alle  diejenigen  Bewegun- 
gen eines  Zuges  oder  einzelner  Fahrzeuge  zu  rechnen  seien, 
welche  ohne  ein  bestimmtes  optisches  Signal  im  abgesperrten 
Bahnhofe  ausgeführt  werden. 

Nach  eingehender  Besprechung  dieser  Punkte  wird  das 
Siemens-  und  Halske'sche  System  speziell  an  dem  für  den  Bahn- 
hof Lehrte  der  Hannoverschen  Staatsbahn  aufgestellten  Projekte 
erläutert  Im  Ganzen  sind  hier  —  ausschliefslich  des  der  Ver- 
waltung der  Berlin -Lehrter  Bahnstrecke  unterstellten  Theils 
84  Weichen  in  Thütigkeit,  die  auf  14  Gruppen  vertheilt  sind.  In 
10  Weichengruppen  mit  je  1  Wilrter  werden  CO  Weichen  bedient. 
Für  die  übrigen  4  Gruppen  ist  nur  1  Wärter  in  Aussicht  ge- 
nommen, um  die  Weichen  in  der  gewöhnlichen  Weise  zn  be- 
dienen. Eine  kleine  Anzahl  Weichen 
standigen  Wärter.  Die  Kosten  der 
110000  M  veranschlagt  — 

Hr.  Reder  erörtert  die  Frage,  ob  und  welche  Zuschläge 
für  Steigungen  zu  den  nurmalen,  für  die  horizontale  Bahn 
geltenden  Fahrzeiten  zu  machen  sind,  uud  theilt  die  Ergebnisse 


k™;k,« 


Km  |  Km  |  Kn. 
55  50 


I 

0,2 

11.3 

0.3 

0,9 

OvS 

aj> 

W 

M 

0,4 

0.4 

SM 

0.1 

0.« 

14 

0.5 

U.« 

0.« 

14 

I.S 

ijt 

K' 

0,T 

II,» 

II,» 

1.0 

M 

14 

xs 

Zwhlfer  In  Minirtffi  |im  Km 
l.-iM..<«»f^i.l    3h<    I    Sf.M  H.2 

.  1  :  S10  -  I  :  »III  0.J  '  0..V 

I  :  »nO-l  :  151  W  I  0,4 

I :  ISO-Ii  100  [ OJt  10,« 

Hr.  Schwabe  halt  diese  Zeitzugaben  für  zu  grofs.    Auf  der 
Niederschi. -Mark.  Bahn  wurden  jetzt  durchschn.  für  Steigungen 
von  1 : 300  —  1  Min.  pro  Meile 

,i-2oo    2  .    .  „ 

■  1:100  3  „  „  „ 
den  normalen  Fahrzeiten  zugerechnet  Die  Zeit  von  2  Min.  für 
An-  und  Abfahren  auf  Stationen  sei  ebenfalls  zu  grofs  angenommen 
und  könne  nur  selten  in  diesem  Umfange  gewährt  werden.  Auf 
der  Londoner  Meiropolitan-Uahn  werden  heispielsw.  hierfür  nur 
15  Sek.  gerechnet  Von  Hrn.  Reder  wird  darauf  hingewiesen,  dass 
eine  so  geringe  Zeit  für  hiesige  Verhältnisse  und  für  Züge,  mit 
welchen  Passagiere  mit  Gepäck  bezw.  Traglasten  befördert  wür- 
den, nicht  genüge,  welcher  Ansicht  aurh  von  mehren  Seiten 
zugestimmt  wurde.  Hr.  v.  Weber  erwähnt,  dass  die  angeregte 
Frage,  welche  bei  Gebirgsbahnen  eine  grofse  Bedeutung  habe, 
mit  der  auch  deu  Einlluss  der  Kurven  berücksichtigenden  Frage 
über  die  virtuellen  Längen  zusammen  falle.  Wie  bekannt,  seien 
in  Oesterreich  genaue  Versuche  hierüber  gemacht  und  von  Gott- 
schalk veröflentlicht  worden.  Die  Zeit  für  An-  und  Abfahren 
richte  sich  auch  wesentlich  mit  nach  der  Lage  der  Bahn  vor  und 
hinter  den  Stationen,  ob  steigend  oder  fallend.  Hr.  We:  ' 
halt  die  für  An-  und  Abfahren  notwendige  Zeit  wesentlich 
die  Konstruktion  der  Lokomotiven 


namentlich  die  Kuppelung  der  Triebruder  von  j 

In  üblicher  Abstimmung  wird  als  einheimisches  ordentliches 


Mitglied  der  Betr.  Direktor  der  Magdeb -Halberst  Bahn,  Herr 
Illing 


Haupt- Vi 


3.  Juni  1878;  Vorsitzender  Hr.  Möller,  anwesend  104  Mitglieder 
und  8  Gäste. 

Eingänge:  1  Kxempl.  von  Bd.  3,  Kap.  9  des  Handb.  der  In- 
genieur-Wissenschaften, vom  Verf.  Hrn.  Bauinsp.  Schlich ting  in 

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No.  46. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


237 


Wesel,  1  Exempl.  vom  neuesten  lieft  (10)  der  Denkmäler  der 
Baukunst  von  den  Studirenden  der  Bauakademie,  —  eine 
Anzahl  kleinerer  Schriften  über  verschiedene  Gegenstände  aus 
dem  Gebiete  des  Bauwesens  und  verwandter  Fächer,  von  Hrn. 
F.  \V.  BQsing,  —  1  Exempl.  des  neuesten  Heftes  der  Zeitschr. 
f.  Bauwesen  von  der  Verlagshandlung,  —  und  endlich  Pho- 
tographisches  Album  von  Papier- Tapetenmustern  aus  der  Handlung 
der  Hrn.  Gebrüder  Hildebrandt  hier,  von  dieser  Handlung.  — 
Durch  Abstimmung  werden  die  Hrn.  Max  Böttcher, 
Pallien,  Woas  und  Zippel  als  Mitglieder  aufgenommen.  — 

Als  erstt>r  Verbandluugs- Gegenstand  liegt  ein  von  Vereins- 
Mitgliedem  zahlreich  unterschriebener  Antrag  auf  Abänderung 
der  Grundsätze  für  das  Verfahren  bei  öffentlichen 
Konkurrenzen  vor,  zu  dessen  Motivirung  Hr.  Luthmcr  das 
Wort  erhalt.  Derselbe  knüpft  an  die  Wahrnehmung  an,  dass  die 
bisherige  Handhabung  des  Konkurren/.wesens  in  zahlreichen 
Fallen  zu  einem  uuverhältnissmäisigeu  Aufwände  an  Arbeits- 
leistungen auf  der  einen  Seite  und  zu  grofsen  Gel 
der  anderen  Seite  geführt  habe,  ohne  dass  eL 
Projekt  erlangt  worden  wäre.  Der  häufige 
Verlauf  von  Konkurrenzen  müsse  nothwendig  zu  einer  Diskredi- 
tirung  des  ganzen  Verfahrens  führen  und  zwinge  dazu,  auf  ab- 
helfende Mittel  zu  sinnen.  Wenn  nun  auch  in  manchen  Fällen 
der  unbefriedigende  Verlauf  einer  Konkurrenz  der  nicht  gewissen- 
haften Amtswaltung  der  Preisrichter  zugeschrieben  werden 
könnte  und  hierin  vielleicht  ein  Wechsel  zum  Bessern  sich  von 
selbst  vollziehen  möchte,  so  sei  es  ihm,  nebst  einer  grofsen  An- 
zahl anderer  Vereinsmitglieder,  doch  nothwendig  erschienen,  von 
Erwartung  einer  Besserung  von  Innen  heraus  Abstand  zu  nehmen 
und  an  durchgreifende  Maafsregeln  allgemeiner  Art,  welche  für 
die  bezeichneten  Hauptmängel  Abhülfe  schaffen  könnten,  zu  den- 
ken. Hr.  Luthmer  verliest  hierzu  die  vorläufige  Formulirung 
einer  langen  Reihe  von  Abänderungs-Vorschlägen  der  Grundsätze 
und  stellt  bei  der  Dringlichkeit  der  Sache  anheim,  in  die 
sofortige  Kerathung  und  Beschlussfassung  Uber  diese  Abände- 
rungen einzutreten. 

Der  Hr.  Vorsitzende  hält  nach  der  gehörten  Darlegung 
über  Zweck  und  Umfang  der  gemachten  Vorschläge  dieselben 
für  zu  weit  greifend,  um  auf  die  sofortige  Berathung  über 
das  Materielle  der  Sache  eingehen  zu  können.  Er  spricht  den 
is,  dass  die  heutige  Verhandlung  auf  die  rein  formale 
Gegenstandes  beschrankt  bleiben  möge.  —  Nach  viel- 
istimmung,  die  diesem  Wunsche  zu  Theil  wird,  werden 
bezügl.  Anträge  und  Vorschläge  gestellt,  und  zwar: 
L  von  Hm.  Otzen.  Derselbe  beantragt  die  Einsetzung  einer 
Kommission,  die  in  kürzester  Frist  Bericht  erstatten  solle,  da- 
mit Zeit  bleibe,  den  Gegenstand  noch  vor  die  diesjährige  General- 
Versammlung  des  „Verbandes'4  bringen  zu  können. 

%  von  Hm.  Hobrecht,  welcher  zwei  Arten  der  geschäft- 
lichen Behandlung  für  möglich  halt,  nämlich: 

a)  Drucklegung  und  Vertheilung  der  gehörten  Abänderungs- 
vorschläge und  darauf  folgende  Berathung  derselben  in  der 
nächsten  oder  auch  einer  besonderen  Vereins-Sitzung,  oder  aber: 

b)  Absendung  der  Vorschläge,  wie  sie  sind  und  unter  Ueber- 
lassung  der  sachlichen  Vertretung  ihres  Inhalts  durch  die  Unter- 
zeichner derselben,  an  den  Verbands-Vorort,  mit  dem  Anheim- 
stellen, über  dieselben  in  Berathung  zu  treten. 

Hr.  Büsing  empfiehlt  den  Vorschlag  sub  2b,  theils  aus  dem 
Grande,  dass  derselbe  zur  möglichst  baldigen  Erledigung  der 
Angelegenheit  im  Verbände  die  meiste  Aussicht  biete,  theils  weil 
er  es  in  Rücksicht  auf  die  Mitwirkung  der  zahlreichen  übrigen 
Vereine  für  nicht  ganz  passend  erachte,  dem  Verbände  mit 
genau  durchberathenen  Vorschlägen,  mit  etwas  „Fertigem"  zu 
kommen,  noch  bevor  an  irgend  einer  einzl 
ähnliche  Wünsche  laut  geworden  sind 
hier  die  nöthige  Zeit  gehabt  habe, 
Ueberlegnng  zuzuwenden. 

Hr.  Böckmann  vermag  die  grofsc  Dringlichkeit,  von  der 
die  Rede  sei,  nicht  anzuerkennen;  die  einzelnen  Schäden,  über 
die  man  sich  beklage,  seien  der  Abhülfe  fähig,  auch  ohne  dass 
man  an  den  .Grundsätzen''  rüttele.  Er  warnt  davor,  tabula  rasa  zu 
machen,  und  meint,  dass  eveut  mit  einem  kurzen  Nachtrag  zu 
den  „Grundsätzen"  wobl  geholfen  werden  könne.  Er  stelle 
den  Urhebern  des  Antrags  die  Abfassung  eines  gründlich  bear- 
beiteten Promemorias  anheim,  das  der  nächsten  I>elegirten-Ver- 
sammlung  vorgelegt  und  von  dieser  berathen  werden  würde. 

Hr.  Hobrecbt  widcrrälh  nunmehr  bestimmt  die  Einsetzung 
einer  Kommission  und  formulirt  seinen  ölten  sub  2a  gemachten 
Vorschlag  zu  dem  Antrage:  Die  neuen  Vorschläge  den  Vereins- 
Mitgliedern  gedruckt  zuzusenden  und  über  dieselben  in  der 
nächsten  Versammlung  in  eine  Debatte  einzutreten. 

Nachdem  Hr.  Orth  zu  Gunsten  dieses  Antrages  gesprochen, 
wird  zur  Abstimmung  geschritten,  wobei  der  Antrag  Otzeu  gegen 
eine  geringe  Minorität  abgelehnt  und  der  Antrag  Hohr  echt  mit 
grofser  Majorität  angenommen  wird.  — 

Aus  den  Verbandlungen  der  Kommission  für  Berathung  des 
Antrags,  betr.  eine  zeitgemäße  Umarbeitung  der  „Entwürfe  zu 
Kirchen-,  Pfarr-  und  Schulgebäuden",  theilt  Herr  Otzen  mit,  dass 
die  Kommission  sich  über  zwei,  alternativ  aufzufassende  Antrage 
geeinigt  habe.  Es  solle  das  Ministerium  für  Handel  etc.  ersticht 
entweder: 

ni  Behufs  einer  zeitgemäßen  Fortsetzung  der  „Entwürfe  etc." 


■mzigen  anderen 
noch  bevor  man 
Sache  die  allseitigste 


eine  Edition  in  neuerer  Zeit  ausgeführter  Bauwerke  aus  dem  Ge- 
biete von  ganz  Deutschland  zu  veranstalten,  oder: 

b)  Falls  eine  derartige  Fortfuhrung  etwa  als  Privatunter- 
nehmen sich  verwirklichen  lasse,  das  Ministerium  dieses  Unter- 
nehmen dadurch  wirksam  unterstützen  möge,  dass  dasselbe  eine 
bedeutende  Anzahl  von  Exemplaren  zu  gunsten  der  betr.  Organe 
der  Bauverwaltung  subskribire.  — 

Der  sub  b  angedeutete  Ausweg  habe  wahrscheinlich  die 
größeren  Chancen  auf  Verwirklichung.  —  Die  Versammlung  be- 
Kommission. — 

Namens  der  Beurtheilungs  -  Kommissionen  für  die  Monats- 
knnkurrenzen  berichtet  Herr  Scbwechten  über  den  gegen- 
wärtigen Stand  der  Geldmittel  für  die  bevorstehenden 
Publikationen.  Es  wird  beabsichtigt  ein  Heft  Publikationen  aus  dem 
Hochbau  in  bisherigem  Umfang  und  ein  —  etwas  kleineres  — 
Heft  von  Publikationen  aus  dem  Ingenieurwesen  erscheinen  zu 
Da  für  diese  Zwecke  heute  besondere  Mittel-F 


Es  folgt  die  Beurtheilung  mehrer  Monatskonkurrenz- 
Aufgaben;  wobei  zuerst  Herr  A.  Wiehe  über  3  eingegangene 
Lösungen  zum  Projekt  einer  Thalsperre  Bericht  erstattet. 
Die  erste  Arbeit,  in  welcher  eiue  gemauerte  Sperre  gewählt  ist, 
leidet  an  Mängeln  der  Ueberfall-  und  Umriuth-Einrichtungen  und 
der  Detailkonstruktioncn  der  Schieber.  Die  beiden  anderen  Pro- 
jekte verwenden  —  richtiger  Weise  —  eine  Dammschüttung. 
Bei  dem  ersten  derselben  ist  die  Anordnung  einer  Spundwand  im 
Kern  des  Dammes  als  fehlerhaft  zu  bezeichnen,  desgl.  der  zwei- 
seitige Verschluss  des  Ablauf rohrs  und  bei  dem  einen  dieser  Ver- 
schlüsse die  besondere  Ausbildung  desselben  als  Klappe.  Die 
3.  Arbeit,  welche  das  Motto :  „?  ?"  trägt,  ist  frei  von  Mängeln  und 
zeichnet  sich  in  der  Einrichtung  der  Schieber  und  der  Rohrab- 
lässe als  gut  durchgearbeitet  aus.  Die  Kommission  hat  derselben 
den  Preis  zugesprochen;  als  ihr  Verfasser  wird  Herr  A.  de  Ball 
ermittelt. 

Hr.  Luthmer  beurtheilt  die  zur  Aufgabe  einer  Herren- 
zimmer-Einrichtung eingegangenen  -I  Arbeiten.  Das  in 
die  Aufgabe  hinein  gelegte  reizvolle  Moment,  eine  Zimmer- 
Ausstattung  zu  erfinden,  welche  einer  ausgesprochenen  Indi- 
vidualität angepaast  sei,  haben  alle  5  Bearbeiter  aufser  Acht 
gelassen,  wodurch  man  leider  zu  Projekten  gekommen  ist,  die  der 
scharfen  Charakterisirung,  welche  einem  Herrenzimmer  im  Gegeu- 
satz  zu  einem  Zimmer  für  gewöhnliche  Zwecke  verliehen  werden 
kann,  entbehren.  „Kleinkunst"  ist  unvollständig  bearbeitet  und 
darum  nicht  genau  zu  beurtheilen;  auch  das  Projekt  „Kreis"  ist 
nicht  ganz  vollständig,  laset  indessen  im  ganzen  eine  vornehme 
Haltung  erkennen,  die  bei  der  Farbenwahl  zu  einem  etwas  Ober- 
großen Ernste  geführt  hat  „Im  Zimmer  ist's  mollig"  behandelt 
das  Zimmer  zu  sehr  als  Salon,  die  Architektur  ist  stellenweise 
unschön,  die  Farbenstellung  jedoch  im  ganzen  hübsch.  Bei  „Ar- 
beite gern"  ist  die  Anordnung  der  Möbel  nicht  überall  glücklich 
und  die  Deckenausstattung  etwas  kleinlich  gerathen.  Ein  grofser 
Aufwand  ist  in  dem  Abschluss  der  vorgelegten  Nische  getrieben, 
die  angedeuteten  Mängel  sind  aber  gering  im  Vergleich  zu  den 
Vorzügen,  welche  die  Arbeit  sonst  und  insbesondere  in  Bezug  auf 
die  Vornehmheit  und  Schönheit  der  farbigen  Dekoration  besitzt 
Dieselbe  hat  den  Preis  erhalten  und  es  wird  als  ihr  Verfasser 
Hr.  Architekt  R.  Rhode  ermittelt  — 

Hr.  Otzen  widmet  4  Projekten,  welche  zur  Aufgabe:  „Pro- 
jekt zu  einem  kleinen  Rathhaus  in  streng  märkischer  Backstein- 
Architektur"  eingegangen  sind,  eine  eingehende  Beurtheilung  auf 
der  Basis  etwa  folgender  Erwägungen:  Zweck  der  Aufgabe  war 
die  stilistische  Vertiefung  in  eine  bestimmte  Bauperiode  der  Ver- 
gangenheit und  insbesondere  in  die  Architektur  derselben;  in 
der  Grundrissbildung  war  absichtlich  ein  weiter  Spielraum  gelassen. 
Es  hat  daher  die  Kommission  bei  Beurtheilung  des  Grundrisses 
wesentlich  auf  schone  und  klare  Disposition  gesehen  und  weniger 
Gewicht  auf  die  bewiesene  Kenntiuss  städtischer  Verwaltung*- 
Organismen  gelegt  Die  Ergebnisse  der  Konkurrenz  lassen  in  den 
angedeuteten  Richtungen,  gegenüber  früheren  Versuchen,  zu  schönen 
Hoffnungen  berechtigende  Fortschritte  erkennen. 

Zu  den  einzelnen  Projekten  übergehend,  zeigt  „Backstein" 
Sinn  für  klare  Raumvertheilung,  leidet  aber  doch  an  mehren 
untergeordneten  Mängeln;  die  Architektur  dagegeu  ist  durchweg 
modern  und  dabei  —  wenn  auch  in  Einzelnheiten,  wie  z.  B.  in  der 
Vertheilung  von  Oeffnungen  und  Wandfläche,  ein  glücklicher  Sinn 
sich  zeigt  —  doch  in  der  Gesammt-Konzeption  ungünstig.  —  „Vom 
kiefernen  Holze  etc."  Der  Grundriss  ist  gut  und  dem  praktischen 
Gebräuche  angepasst  weniger  gelungen  die  Anlage  des  Raths- 
weinkellers.  I>ie  Architektur  hat  eine  sehr  glückliche  Gruppirung  zur 
Grundlage,  die  Massen  sind  gut  abgestimmt;  zu  tadeln  ist  nur  die 
der  Vertikalen,  die  durchaus  nicht  im 
i(t  Es  tritt  im  Entwurf  das  Vor- 
der Empfindung  hervor;  das  beigegebene 
Detailblatt  aber  verdient  hohes  Lob.  -  „Mai."  DerGrundrUs  ist  bei 
etwas  reichlicher  Große  zweckmäßig,  klar  und  schon;  die  Gruppirung 
des  Aeufseren  zwar  etwas  schwerfällig  und  in  einzelnen  Theileu 
des  malerischen  Reizes  entbehrend,  dagegen  im  Gesammteindmck 
durchaus  „echt"  und  von  der  Fähigkeit  des  Verfassers  zeugend, 
in  die  Empfindungsweise  des  Mittelalters  sich  einzuleben.  — 
„Mark."  Der  Grundriss  lässt  nur  sehr  geringem  Tadel  Raum, 
der  sich  auf  die  übermäßige  Gröfse,  welche  dem  Vestibül  gegeben 

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S.  Juni  1878 


ist,  und  auf  Mangel  in  der  Beleuchtung  des  RathsweinkeHers 
beschrankt  Die  Architektur  entbehrt  in  ihrem  Gesamratansdruck 
der  historisch«!)  Treue;  für  die  Thurmanlage  i.  B.  fehlen  in 
deutschen  Kathhausern  Vorbilder  und  es  sind  auch  die  Formen 
derselben  nicht  diejenigen  märkischer  Backstein-Gothik.  Das  bei- 


Konknrrenien. 

Kunstgewerbliche  Aufgaben  dos  Dresdener  Kunst- 
gewerbe-Vereins.  Der  genannte  Verein  hat  so  eben  ein  Preis- 
Ausschreiben  erlassen,  durch  welches  3  Preise  für  Entwürfe 
zu  mehr»  u  ( iegenstäuden  des  Kunstgewerbes  ausgesetzt  werden,  u.  z. : 

1.  Entwurf  zu  einem  Kafee-Service  für  Ausführung 
in  Steingut  Ausstattung  so,  dass  der  Preis  nicht  höher  sich 
stellt,  als  zur  Zeit  für  ähnliche  Gefäfse  in  mittleren  bürgerlichen 
Haushaltungen  gebrauchlich  ist.    1.  Preis  120       2.  desgl.  75  M 

2.  Entwurf  zu  einem  in  Silber  getriebenen  Pokal 
von  25  «*  Höhe  (ohne  Deckel),  der  als  Ehrenbecher  verwendbar 
ist    1.  Preis  90  M,  2.  desgl.  7:.  M 

3.  Entwurf  zu  einem  Stoffmuster  für  Möbel  und 
Portiere  mit  Bordüre,  in  Jutestoff.  Nähere  Bestimmungen  sind 
im  Programm  nachzusehen.    1.  Preis  30  Ut,  2.  desgl.  50  M 

4.  Entwurf  zu  einem  einfachen  Thürbeschlag 
(Drücker,  Schild  und  Schlüssel)  für  eine  Wohnzimmer  -  Thür,  in 
Bronce  oder  vernickelter  Bronce  durchzuführen.  1.  Preis  30  .Ä, 
2.  desgl.  50  M 

Spatester  Einüefenings  -  Termin  L  Septbr.  d.  J.  beim  Dres- 
dener Kunstgewerbe  ■  Verein ,  Antonsplatz  1.  —  Die  pramürten 
Entwürfe  werden  Eigenthum  des  Kunstgewerbe  -  Vereins,  doch 
bleibt  dem  Erfinder  die  weitere  Verwendung  seiner  Idee  frei 
gestellt.  —  Ausstellung  der  Entwürfe  8  Tage  vor  und  nach  der 
Preis-Ertheilung.  Das  Preisrichter-Amt  wird  von  den  Hrn.  Muster- 
zeichner Beck,  Prof.  Graff,  Archit  Hauschild,  Kaufmann 
Höltinghausen,  Kunstschlosser  Kühnscherf,  Juwelier  Mau 
und  Prof.  Weiss bach  geübt  werden. 


Kunstgewerbliche 
Architekten-  und  Ingenieur- Vereins.  Zu  der  zum  I.  Juni 
abgelaufenen  Konkurrenz  um  den  Entwurf  eines  Tafelservices  sind 
7  Entwürfe  eingegangen.  Die  Beurtheilungs-Komraission  hat  sich 
nicht  in  der  Lage  befunden,  den  1.  Preis  einem  dieser  Entwürfe 
zuzusprechen,  sondern  vielmehr  beschlossen,  die  für  den  1.  Preiä 
ausgesetzte  Summe  an  die  Verfasser  der  zwei  besten  Arbeiten  zu 
verüieilen. 

Somit  erhielten:  Otto  Köhler,  Zeichner  f.  Kunstgewerbe 
u.  Iudusuie  iu  Berlin  und  Architekt  H.  Vincent  iu  Berlin  eine 
Prämie  von  je  100 .  //..  Das  motivirte  Gutachten  der  Benrtheilungs- 
Kotnuiissiou  soll  im  dritten  Hefte  des  „Kunst-Gewerbe"  ver- 
öffentlicht werden.  -- 

Konkurrenz  für  die  Bebauung  des  Friedhofs  der  jüdi- 
schen Gemeinde  zu  Berlin.  Von  25  eingegangenen  Entwürfen 
siud  die  folgenden  3  als  die  relativ  besten  erklärt  worden: 
„Mo  enosek  ki  tukereno'-,  Verf.  Hr.  huhu;  „Mortalis",  Verf.  Hr. 
v.  Holst;  „O-,  Verf.  Hr.  Lieht. 

Die  Kommission  hat  beschlossen,  die  zu  I*reiscu  ausgesetzte 
Summe  unter  die  drei  genannten  Verfasser  zu  gleichen  Theilen 
zu  vertheileu  und  nuter  ihnen  eine  zweite  engere  Konkurrenz  zu 

eröffnen.      Die  Entwürfe  «erden  vom  nächsten  Dinstag  an  im 

..  .  .ii.  • 


Brief-  und  Frspekastm. 

Hrn.  L.  in  W.  Wir  werden  uns  bemühen  Ihrem  Wunsche 
hinsichtlich  der  typographischen  Anordnung  der  Berichte  des 
Berliner  Baumarkt  nachzukommen,  glauben  aber  die  Befürchtung 
aussprechen  zu  müssen,  dafs  unsere  Absicht  hantig  durch  Augen- 
blicks -  Erfordernisse  gekreuzt  werden  wird,  die  bei  Eutstehuug 
einer  Zeitungs-Nummer  im  allgemeinen  eine  grnfsere  Holle  spielen, 
als  der  Laie  gemeinhin  annimmt.  —  Zuverlässige,  tendenzfreie  Be- 
richte über  Baumaterialien-Preise  auch  aus  anderen  Hauptorten 
Deutschlands,  sei  es  in  regelmäßiger,  sd  es  in  zwangloser  Folge 
zu  bringen,  halten  wir  für  eine  unlösbare  Aufgabe  und  stützen 
uns  dabei  auf  Erfahrungen,  welche  anderseitig  bereits  mehrfach 
gemacht  worden  sind.  — 

Hrn.  N.  N.  in  Hamburg.  So  angenehm  uns  Ihre  fortgesetzten 
Zuschriften,  die  ein  so  reges  Interesse  an  nnserm  Bauhandhinh 
bekunden,  auch  sind,  so  bitten  wir  Sie  d.ich  wenn  Sie  sich 
durchaus  eines  fremden  Namens  dazu  bedienen  müssen  —  nicht 
den  Namen  bekannter  Personen  (wie  z.  B.  des  Hrn.  lug.  V.  dort) 
zu  wahleil.  Vorlaufig  ist  die  Sache  zwar  ganz  harmlos;  unter 
1'mständen  konnten  Ihnen  aber  doch  ruanuehmlicbkeiten  daraus 
erwaebseu,  gegen  welche  Ihre  leicht  zu  durchbrechende  Anonymität 
Sie  nicht  schützen  diirfte. 

Hrn.  A.  S.  in  Fr.  i.  B.  Ihre  Frage,  ob  hei  frischem,  in 
einem  Speicher  aufgehäuften  Gras  Selbstentzündung  möglich  sei, 
glauben  wir  bejahend  beantworten  zu  können:  wir  sind  aber 
nicht  im  Stande,  Ihnen  zuverlässige  Gegenmittel  gegen  ein  gol- 


Kunst  erkennen.  Oie  Kommission  hat  dem  Projekt:  „Mai- 
einen Preis,  dem  Projekt:  „Vom  kiefernen  Holze  etc.*  ein  Andenkeu 
zugesprochen.  Als  Verfasserwerden  die  Hrn.  Stooff  —  Templin 
und  Kleinau      Berlin  ermittelt  — 

Nach  Beantwortung  von  ein  paar  Fragen  durch  die  Hrn.  Hagen 
und  Winkler  schliefst  die  Versammlung  etwa  10  Uhr.    -  B. - 


Abonn.  P.  W.  in  Magdeburg.  Nach  Erkundigung  an 
informirter  Stelle  können  wir  mittheilen,  das*  der  im  Programm 
der  nächstjährigen  Schinkelkonkurrenz  (Aufgabe  im  Ingenieur- 
wesen) vorkommende  Passus:  „Beide  Fahrbahnen  sollen  nelien 
einander  zu  liegen  kommen"  einfach  so  zu  verstehen  ist,  dass 
die  Anordnung  der  Fahrbahnen  über  einander  ausgeschlossen 
bleibt 

Eine  ausführlichere  Veröffentlichung  des  Vortrags  von  Prof. 
Winkler  in  der  Versammlung  des  Berl.  Arrhit  Vereins  v.  25.  März  er. 
als  diejenige,  welche  dies.  Bl.  in  No.  2« 
nicht;  wir  sind  indessen  im  Stande 
der  wesentlichsten  litterarischen  Quellen) 
Brücken  in  etwas  zu  ergänzen  und 
Bücher-Liste  mit: 

Holter.  A  praetüal  Trentisc  m  the  Vonttruction  of  Jron 
Highway  Bridge».    Sew  Fori-  1X76'. 

Flemming.  The  Intercohnnial.  A  historical  Sketch  of  (he 
Innption,  Creation,  t  onstrueiion  and  Completiun  of  tke  Line  oj 
Railway  uniting  tke  Jullnnd  und  atlantic  Procinces  oj  tke  Dominion. 
Montreal  1816. 

Bender.  Proportions  of  Pins  med  in  Bridge*.  New 
York  IS?:). 

Voss.  Manuel  Jor  Railroad -  Engineer*  and  Engineering 
Student».  Boston  BUS?  N*S  York  187 '4. 

Whipple.  An  elementar;)  and  praclieal  Treatise  on  Bridge- 
buüding.    Ii.  Bd.    Sew  York  1872. 

Vhesnute  and  Morison.  The  Kansas -<  ity  -  Bridge.  Witk 
au  Account  of  the  Ile'/imen  or' tke  Missouri- Rirer.  Sew  York  1870. 

Rabling.  Long  and  short  span  RailwaV- Bridge».  Sew 
York  1S«9. 

Maltzieux.  Travaux  publice  des  Etats  fni»  de  f  Amcrigue 
en  1*70.    Rapport  de  Missourie.    ParU  187.X 

Steiner,  lieber  Brflckenbauteu  in  den  Verein.  Staaten  von 
Nordamerika.  Offizieller  Bericht  über  die  Weltausstellung  in  Phila- 
delphia.  Wien  1878. 

Journal-Literatur:  Zeitschr.  des  bann.  Archit  u.  Ingen.  - 
Ver.  187U.  Notizblatt  des  Niederrh.  Archit-  u.  Ingen.-Ver.  1870. 
Zivil-Ingenieur  1*78. 

Hrn.  L.  J.  E.  in  M.  So  weit  wir  zuverlässige  Angaben  ül»er 
die  Höheulage  von  Nullpunkten  an  deutscheu  Hauptstromen  er- 
langen können,  sollen  dieselben  zur  Vervollständigung  der 
naehstj  ührigeu  Ausgabe  des  Deutschen  Baukalenders  vor- 
gedruckten Talhelle  über  gvogr.  Lage  etc.  einer  Anzahl  von  Haupt- 
orten verwendet  werden.  Wir  macheu  aber  darauf  aufmerksam, 
dass  bei  dem  relativ  zurück  gebliebenen  Zustande  der  Laudes- 
Aufuahme  zur  Zeit  noch  viele  der 
ihrer  Verifikation  harren. 

Hrn.  M.  in  Kbg.  Ihr  Wunsch  nach  einer  Ausdehnung 
der  S.  ttt>  der  Beigabe  zum  Dtsch.  Baukaieuder  gegebenen  Tabelle 
soll  im  nächsten  Jahrgang  erfüllt  werden.  Verfasser  der  tragl. 
Tabelle  ist  übrigens  Hr.  Baurath  Gärtner  in  Berlin  und  es  hat 
die  erste  Veröffentlichung  derselben  im  Jahrg.  1874  der  Zeit- 
schrift f.  Bauw.  stattgefunden.  — 

Hrn.  K.  in  P.  Das  spez.  Gewicht  des  menschlichen  Körpers 
schwankt  nach  Alter,  Geschlecht,  Ernährungsweise,  allgemeinem 
Köqierbau,  Jahreszeit  etc.  iu  so  weiten  Grenzen,  dass  zur  Angabe 
desselben  eine  einzige  Zahl  nicht  gpnügt  und  man  da,  wo 
solche  dennoch  verlaugt  wird,  nur  von  der  allgemeinen  Definition 
Gebrauch  machen  kann,  dass  jenes  Gewicht  um  ein  geringes 
gröfser  als  das  des  Wassers  ist.  — 

Hrn.  E.  L.  in  D.  Die  Behörde,  welche  ein  im  Submissions- 
wege  eingegangenes  Gebot  ablehnt  ist  zur  Mitteilung  der  Gründe, 
aus  denen  die  Ablehnung  erfolgt,  im  allgemeinen  nicht  ver- 
pflichtet, sondern  wird  nur  dann  gezwungen  werden  können, 
diese  Gründe  anzugeben,  wenn  in  den  Siihmi&sionshedmgungeu 
eine  betr.  Zusage  ausdiücklich  gemacht  worden  ist;  derartige 
Zusagen  siud  indessen  u.  W.  willkommen  ungebräuchlich.  - 

Abonn.  iu  Tilsit.  Iiis  jetzt  ist  uns  von  dem  Erscheinen 
eiues  „Technischen  Führers  durch  Paris"  nichts  bekannt  ge- 
worden, dagegen  haben  die  bekannteren  lteisehaudbücbur  iu 
Anlass  der  Weltausstellung  neue  Auflagen  erlebt 

Hrn.  Sp.  in  H.  Ihre  Frage  nach  Bezugsquellen 
von  Sehenk\schen  Biegemaschiuen  übermitteln  wir  hiermit 

Abonn.  in  Lenzburg.    Wir  legen  Ihre  Frage: 

1)  Wie  weit  kann  ein  Stollen,  1,11™  weit,  I,H->  hoch  mit 
2"  ...  Steigung,  vom  Mundloch  aus  in  lehmhaltigcm,  trockenen, 
Sandboden  vorgetrieben  weiden,  oh ne  künstliche l.uftzuführung,  hei 
bloßer  Handarbeit  [ohne  Sprengung)  mit  2  Arbeitern? 

2)  Wie  weit  wäre  dies  möglich  bei  Verwendung  von  Pulver 
oder  Dynamit  (ohne  schädlichen  Ktulluss,  resp.  Erstickung  der 
Arbeiter  befürchten  zu  müssen)? 

Leserkreise  mit  Bitte  um  Einsendung  von  auf  die  Praxis 


•  on  Carl  Htelit»  » 


K.  tL  u.  Krit.ch.    Dr«.rk:  W.  Ilxxi  Uli fbu  r  b  d  ruc ker.i  IWrlia. 


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No.  47. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


239 


Inbftlt:  Zur  Frnjrtf        Kl|C*iithiijn*r»Tht*  «n  |i«l»fttAliigan  KfAnilufi>;ciL 
—  K«Bkurr»Bioii.  —  Pur.aml  Nirhrirhlm.  —  llri» 


Zur  Aiwlrguu«  di-»  pn-uf.-  Clin MIIiih-ii - < .i-—ü»*  vom  S,  .luti  l»7J.   -  Kinn  rwrau- 
.-Zur  »crtlnrr  <;twcrt*>Aiu»«r.luiig  1«;».-  A  u>  .1«  r  F»  i  h  III  tr  r.tu  r. 


Zur  Frage  des  Eigenthumsreohts  an  patentfähigen 
Erfindungen  ging  uns,  im  Anschluss  an  eine  betr.  Auslassung 
im  Fragekasten  der  No.  43  er.  eine  Aiislauung^u,  welche 

dem^wu^in  jener Totiz "benfal'ls  Abdruck  ''gegeben 
Zur  Foniiulirung  fester  Normen,  welche  alle  bezüglichen 
Falle  treffen  wnrde,  gelangt  auch  der  Hr.  Verfasser  vorliegender 
Arbeit  nicht,  und  es  bleibt  daher  eine  Lücke  bestehen,  zu  deren 
Ausfallung  wir  durch  Mittheilung  anderweit  uns  zugehender,  neue 
Gesichts  punkte  in  den  Gegenstand  hinein  tragender  Er- 
örterungen erbötig  sind.  Die  uns  heute  vorliegende  Zuschrift  lautet : 
Die  Frage  nach  dem  Eigentumsrecht  an  patentfähigen  Er- 
findungen wird  durch  das  Deutsche  l'atentgeseU  selbst  nicht 
völlig  klar  gelegt.  Von  dem  Gesetz  nahe  stehenden  Sachverstän- 
digen wird  jeduch  diese  Frage,  mit  Zugrundelegung  der  dem 
Gesetze  zugehörigen  Motive,  für  den  vorliegenden  Spezialfall 
dahin  interpretirt,  dass,  wenn  ein  Beamter  eine  Erfindung 
in  derjenigen  Branche  macht,  in  welcher  er  amtlich 
beschäftigt  ist,  bezw.  in  welcher  er  zu  arbeiten  eng agirt 
ist,  die  Erfindung  das  Eigenthum  seiner  vorgesetzten 
Behörde  bezw.  seines  Chefs  sei. 

Der  Beamte  wird  zur  Verwendung  seiner  geistigen  Kraft 
(und  hierhin  gehört  auch  seine  Erfindungsgabe)  gewonnen  und 

iiuivalcnt  hierfür  einen  Gehalt  Je 
\  erkatttt 


engagirt,  und  empfängt  als  Ac<|uivalcnt  hierfür  einen 
höher  seine  geistige  Kraft,  je  höher  ist  sein  Honora 
er  seine  Fälligkeiten  zu  billig,  so  ist  dies  eben  sein  ei 
und  Schaden.    Oft  ist  es  aber  nicht  nur  das  Talent, 


Oft  ist  es  atier  nicht  nur 
findet,  sondern  die  langjährige  Erfahrung.  Die  zu  Gebote  stehenden 
Mittel,  Vorrichtungen,  Werkzeuge  eines  Geschäfts  etc.  etc.  haben 
einen  wesentlichen  Eintiuss  auf  die  Erfolge  eines  Erfinders. 

Das  Musterschutz-Gesetz  (nicht  zu  verwechseln  mit  dem  Mar- 
kenschutz-Gesetz), der  Vorganger  des  Patentgesetzes,  dem  ersteres 
auch  vielfach  als  Vorbild  gedient  hat  und  dem  es  durch  seinen 
Zweck  mannichfach  verwandt  ist,  spricht  sich  im  g.  2  klar  und 
deutlich  über  das  Eigenthumsrecht  dahin  aus,  dass  künstlerische 
und  geistige  Leistungen  der  Beamten  einer  gewerblichen  Anstalt, 
welche  in  das  Fach  dieser  Anstalt  fallen,  da,  wo  es  speziell 
durch  Vertrag  nicht  anders  bestimmt  ist,  Eigenthum  des  Chefs 
der  Anstalt  sind  und  der  letztere  als  der  Urheber  zu  betrachten  ist. 

Ebenso  wie  künstlerische  Leistungen,  sind  jedenfalls  wissen- 
schaftliche und  technische  Erfindungen  der  Beamten  zu  beurtheilen, 
sobald  dieselben  in  das  Fach  der  Anstak  gehören,  für  welche 
sie  engagirt  sind.  Denn  es  sind  diese  Erfindungen  stets 
an  der  Hand  der  im  Geschäft  vorliegenden  praktischen 
Erfahrungen  und  wissenschaftlichen  Hilfsmittel  ent- 
standen, so  dass  der  Chef  nicht  allein  durch  seine  Gehaltszah- 
lung an  den  Beamten,  sondern  auch  durch  Darbietung  der  ihm 

der  Erfindung  des  Beamten  be- 


gehörenden 
theiligt  erst 


Selbstverständlich  ist  aber,  dass  diejenige  Erfindung  eines 
Beamten  in  einer  Branche,  in  welcher  der  Beamte  etc.  nicht 
speziell  beschäftigt  ist,  für  welche  er  nicht  engagirt  wor- 
den und  wozu  nicht  die  geistigen  und  materiellen  Mittel  und 
Werkzeuge  des  Chefs  gedient  haben,  das  unbestrittene  Ei  gen - 
thum  des  Beamten  ist  und  bleibt  Beschäftigt  sich  der  Chef 
des  Beamten  z.  B.  mit  dem  Bau  von  Dampfmaschinen  und  der 
für  den  Dampfmaschinen-Bau  engagirte  Beamte  erfindet  eine 
Maschine,  etwa  zur  vortheilhaften  Herstellung  von  Hufeisen,  so 
ist  unbestreitbar  diese  Erfindung  das  Eigenthum  des  Beamten, 
sofern  dieselbe  nicht  in  der  dem  Chefgehörenden  Dienstzeit 
und  mit  seinen  Hilfsmitteln  ausgearbeitet  worden  ist 
Die  Behörde  bezw.  der  Chef  hat  durch  den  Anstellungs-Ver- 
trag  unzweifelhaft  das  Hecht  erworben,  die  Leistung  ihrer  Beamten 
iu  dem  von  ihnen  vertretenen  Fache  nach  Ermessen  zu 
verwerthen.  Würden  überhaupt  divergirende  Ansichten  Ober 
diesen  Punkt  zu  Tage  treten  und  das  Gesetz  den  Behörden  etc. 
keine  Sicherheit  gewähren,  so  würde  dies  schnell  zur  Folge  haben, 
den  Anslellungs-Vertrag  ein  hierauf  bezüglicher  Passus, 

lern  Chef  gewahrt  wird, 


Ich  muss  hierzu  noch  bemerken,  dass  nach  dem  Reichs- 
Patentgesetze  zunächst  demjenigen  der  Erfinderschutz  gewährt 
wird,  welcher  die  Erfindung  zuerst  und  vorschriftsmäßig 
anmeldet.  Das  Patentamt  fragt  bei  der  Vnrpritfung  nicht  danach, 
ob  es  fllierhaupt  mit  dem  wirklichen  Erfinder  zu  thun  hat  Der 
umgangene  Erfinder  kann  nur  durch  eigene  oder  durch  in 
seinem  Auftrag  geführte  Beschwerde  und  Beweise  zu  seinem 
etwaigen  Rechte  gelangen. 

Görlitz,  den  I.  Juni  1878.  Richard  Lüders. 


Zur  Auslegung  des  proufs.  Fluchtlinien-Gesetzes  vom 
2.  Juli  187fi.  Die  Erörterung  in  No.  41  d.  Bl.  ist  geeignet,  in 
dem  Leser  den  Eindruck  zu  hinterlassen,  dass  der  §.  Li  des 
Fluchtlinien-Gesetzes  eine  besondere  Härte  enthalte  nnd  dass  die 
betr.  Stadtverwaltung,  über  den  Willen  des  Gesetzes  hinaus,  den 
Hausbesitzern  Schaden  zufügte. 

Es  möge  mir  gestattet  sein,  den  Beweis  des  Gegentheils  zu 
versuchen.    Die  Frage:  „Hat  der  Eigenthümer  eines  an  einer  seit 
Zeiten  bestehenden  Strafsc  gelegenen,  ' 


Grundstücks  auf  Grund  von  §.  18  des  zit.  Gesetzes  einen  Anspruch 
auf  Entschädigung,  wenn  eine  neue  Strafsen-  und  Bau- 
flucht-Linie vorhandene  Gebäude  trifft,  die  betreffende 
Gemeinde  die  Freilegung  des  Grundstücks  aber  nicht 
und  den  Ankauf  der  abzuschneidenden  Parzelle  ablehnt?" 
auch  ohne  den  $.  13  unbedingt  verneint 
fachen  Grunde,  weil  weder  jener  Strich 
auch  die  Ablehnung  des  Ankaufs  der  in  Zukunft  frei  zu 
Flache  dem  Besitzer  irgend  einen  NJachtheil  zufügt, 
welcher  durch  eine  Entschädigung  auszugleichen  wäre! 

Ein  Schade  tritt  erst  in  dem  Augenblicke  ein,  wo  der  Be- 
sitzer faktisch  an  der  Bebauung  bezw.  Wiederbebauung 
des  in  die  Stral'se  fallenden  Terrains  gehindert  wird,  und  es 
verlangt  in  diesem  Falle  nicht  allein  das  natürliche  Rechtsbewusst- 
sein  die  Sc  hm  Hofhaltung,  sondern  No.  2  des  §.  13  schreibt  dieselbe 
auch  in  aller  Form  mit  den  Worten  vor:  „Eine  Entschädigung 
kann  ....  wegen  Entziehung  oder  Beschränkung  des  von  der 
Festsetzung  neuer  Fluchtlinien  betroffenen  Grundeigenthums  .... 
gefordert  werden,  wenn  die  Strafsen- oder  Bauflucht-Linie 
vorhandene  Gebäude  trifft  und  das  Grundstück  bis  zur 
neuen  Fluchtlinie  von  Gebäuden  frei  gelegt  wird." 

Sobald  also  Jemand  neu  bauen  oder  sein  Grundstück  in  einer 
anderen  Weise  verwerthen  will  und  diese  Absicht  dadurch  an  den 
Tag  legt,  dass  er  die  alte  Baulichkeit,  in  so  weit  sie  auf  dem 
zukünftigen  Strafsenterrain  steht,  nieder  legt,  so  ist  die  Gemeinde 
—  auch  wenn  sie  die  Freilegung  nicht  verlangt  —  zur 
Entschädigung  verpflichtet.  Allerdings  hat  das  Gesetz  im  Gegen- 
satz zum  Kegierungsentwurf  die  Verpflichtung  zur  Entschädigung 
nicht  an  die  einfache  Verweigerung  einer  alignementswidrigen  Bau- 
erlaubniss  geknüpft,  und  das  wird  niemand  wundern,  der  weil's, 
dass  z.  B.  die  Stadt  Berlin  in  früherer  Zeit  jährlich  Tausende  von 
Thalern  an  solche  Terrainbesitzer  bezahlen  musste,  deren  Bau- 
gesuche nicht  genehmigt  werden  konnten,  weil  sie  in  den  Be- 
bauungsplan nicht  hinein  passten,  ohne  dass  die  Stadtverwaltung 
die  Möglichkeit  besafs,  fest  zu  stellen,  ob  das  Baugesuch  ein 
fingirtes  oder  ein  reelles  war! 

Auch  für  die  Versagung  der  Erlaubniss  zu  einem  Umbau  hät 
das  Gesetz,  vennutblich  aus  dem  gleichen  Grunde,  eine  Eni- 
schadigungsptticht  nicht  angeordnet,  zur  Beschränkung  polizei- 
licher Willkür  aber  im  §.  11  fest  gesetzt,  dass  auch  Um-,  Aus- 
fund Au-)  Bauten  nur  dann  untersagt  werden  können,  wenn  sie 
über  die  Fluchtlinie  hinaus  reichen. 

Wenn  mau  die  oben  aufgeworfene,  dem  Artikel  in  No.  41 
entnommene  Frage  kompetenten  Orte  bejahen  und  weiterhin  für 
die  blosse  Ablehnung  eines  alignementswidrigen  Baugesuches  einen 
Entschädigungs-Anspruch  stipuliren  würde,  so  wäre  für  alle  von 
einer  abweichenden  Fluchtlinie  „betroffenen"  Hausbesitzer  das 
eiufaclistu  Mittel  gefunden,  sich  auf  Kosten  des  Stadteäckels  eine 
Einnahme  zu  verschaffen.  Es  wäre  zu  diesem  Zwecke  nur  nöthig, 
den  Ankauf  der  durch  die  ideelle  Fluchtlinie  abgeschnittenen 
Fläche  zu  verlangen  und  dieses  Verlangen  ovcnL  durch  ein  fin- 
girtes Baugcsucb  zu  bekräftigen,  um  die  Gemeinde  zur  Zahlung 
zu  zwingen. 

Denjenigen  Besitzern,  welche  wirklich  bauen  wollen,  giebt 
das  Gesetz  das  Mittel,  die  ihnen  zustehende  Entschädigung  zu 
erhalten,  dadurch  an  die  Hand,  dass  sie  den  ersten  Schritt 
Bauen  faktisch  machen,  d.  h.  die  alte 
in  die  zukünftige  Siralse  fällt,  beseitigen. 

Aachen,  23.  Mai  1878.  J.  Stübben. 

Eine  permanente  Staats-Kommission  für  das  gesammte 
Bauwesen  des  Landes  wird  nach  einer  Mittheilung,  welche  wir 
in  der  Gazette  des  Architecta  finden,  in  Frankreich  errichtet 
werden.  Frankreich  besitzt  als  Annex  zum  Ministerium  der  öffent- 
lichen Arbeiten  einen  „Conseil  ge'neral  da  hatimenti  rieih",  dem 
insbesondere  die  Funktion  der  Üeberwachung  der  „tüchtigen  Aus- 
führung öffentlicher  Bauten"  üliertragen  ist.  Da  eine  Menge  von 
Fragen  allgemeiner  Art,  die  bei  alleu  grofsen  Bauprojekten 
auftauchen,  wie  u.  a.  die  Platzfrage,  die  Frage  wegen  Zeit  und 
Reihenfolge  in  der  Errichtung  öffe  ' 
Fixirung  von  Zweck,  Umfang  und 
ments,  nebst  anderen  Fragen,  sich  dem  Wirkungsbereich  des 
bestehenden  „l'oiueil  ginrrat"  entziehen  und  die  öftere  Einsetzung 
von  Kommissionen  für  Behandlung  von  Spezialfällen  mancherlei 
Unzuträglichkeiten  für  die  obere  VerwalUing  des  öffentlichen  Bau- 
wesens mit  sich  bringt,  denkt  man  an  .die  Errichtung  einer 
ständigen  Kommission  höchsten  Ranges,  welche  unter  der  Firma: 
„Commürion  supirieure  da  bütiment*  ciciU  et  paUiit  ntitimintu  '' 
in  Funktion  treten  soll.  Interessant  ist  aufser  der  Aufgabe,  die 
der  t'ommwfion  ruptrieure  überwiesen  wird,  die  Zusammen- 
setzung derselben.  Aufser  den  Ministern  des  öffentlichen  Unter- 
richte, des  Kultus  und  der  schönen  Künste,  dem  Vize-Präsidenten 
des  Staateraths,  dem  Generalsekretär  im  Ministerium  der  öfTentl. 
Arbeiten,  dem  Seine-Präfekten  und  dem  Direktor  der  öffentlichen 
Bauten  etc.  als  ständigen  Mitgliedern,  soll  die  Kommission  aus 
24  durch  Ernennung  des  Präsidenten  der  Bepublik  berufenen 
Mitgliedern  bestehen,  von  denen  je  5  dem  Senat  und  der  De- 
putirten-Karamer  angehören,  5  dem  Institut  von  Frankreiih, 
.*>  aus  den  höchsten  Kreisen  der  verschiedenen  Verwaltungen  des 
Landes  und  4  der  Zahl  der  General-Inspektoren  der  öffentlichen 


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240 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


12.  Jnni  1878 


Arbeiten  etc.  zu  entnehmen  sind.  —  Die  Kommission  soll  auf 
jedesmalige  Anordnung  des  Ministers  der  öffentl.  Arl«  iten  zusammen 
treten  und  Qlier  alle  Gegenstande,  die  ihr  vom  Minister  vorge- 
legt werden.  lierathung  pflegeu;  auf  Wunsch  oder  mit  Zu- 
stimmung des  Ministers  kaun  die  Kommission  förmliche  Knuueten 
veranstalten.  — 

Bekanntlich  sind  dieselben  Mängel,  welchen  in  Frankreich 
durch  die  Krrichtung  der  „'  ommitsion  .«ti/Kxic  ure"  jetzt  abge- 
holten werden  soll,  auch  hei  uns  in  den  letzten  .lahren  häutig  zu 
Tage  getreten  und  Wünsche  nach  Fiiiseizung  einer  sogenannten 
ImmiHliat-Kommission  lant  geworden,  welcher  etwa  die  gleichen 
Aufgaben  zuzuweisen  sein  möchten,  welche  der  neuen  französi- 
schen Institution  zur  l'flege  anvertraut  werden  sollen. 

Harfen  wir  hoffen,  dass  das  erspriel'sliche  Vorgehen  des 
französischen  Ministers  Freycinet  in  Preufsen  Nachahmung  findet, 
Nachahmung  wenigstens  in  dem  geringeren  Umfange,  dass  der 
besleheuden  Technischen  Baudeputatiou  durch  eine  vorzunehmende 
Umgestaltung  die  Fähigkeit  verliehen  werde,  der  Wege  des 
öffentlichen  Bauwesens  auf  breiterer  und  mehr  den  heutigen 
Zeitumständen  angemessener  Art  und  Weise,  als  es  bisher  der 
Fall  ist,  gerecht  zu  werden? 


Vom  Amsterdamer  Seekanal  Die  Frequenz  an  den 
Misen  bei  Velsen  hat  im  Jahre  1H77  17tMi  ein-  uud  337«;  aus- 


gehende Fahrzeuge  mit  dem  Touuengehalt  von  beatw.  523  OUO  und 
1  831  Odo  betragen. 

Bis  jetzt  ist  die  normale  Tiefe  von  7,7  ™,  welche  der  Kanal 
erhalten  soll,  lange  nicht  erreicht,  da  an  derselben  z.  Z.  nicht 
weniger  als  1,3 ■  fehlen.  Welche  Rolle  die  Baggerarbeiten  heute 
und  voraussichtlich  noch  für  eine  lange  Keihe  von  Jahren  spielen, 
ist  aus  der  Angabc  zu  entnehmen,  dass  in  den  ersten  .">  Monaten 
des  gegenwartigen  Jahres  ungefähr  öOOOOUkb"1  Boden  durch 
Baggern  gefördert  worden  sind. 

Zur  Berliner  Gewerbe- Ausstellung-  1870  sind  die  Mel- 
dungen zur  Belheiligung  bis  jetzt  sehr  zahlreich  eingegangen,  unter 
ihnen  namentlich  solche  von  Gegenständen,  die  dem  Gebiete  der 
I'raezisions-Mechanik  und  Metall-Industrie  im  allgemeinen  an- 
gehören. Die  gesicherte,  zahlreiche  Heranziehung  der  Gewerbe 
hat  zur  Itajektirung  zahlreicher  Kollektiv- Ausstellungen 
geführt.    Hie  Organisation  der  Ausstellung  hat  insofern  einen 

Gruppen  sich  kon- 
tn.  Die  Anmeldungs- 


Fortschritt  gemacht,  als  die 
stituirt  und  ihre  Spezi«!- Vorstände  gewählt  haben. 


Listen  sind 

i  nach  wie  vor  Gartenstrasse  21.  K., 


es  werden  Anmel- 
Herrn  F.  Kithne- 


Ans  der  Fachliteratur. 

Von  den  Denkmälern  der  Baukunst,  herausgegeben 
von  Studirenden  der  Bauakademie  zu  Berlin,  liegt  die  Lieferung  10 
vor,  welche  auf  12  Blattern  Darstellungen  von  14  franzosischen 
Kirchen  der  got bischen  Stilperiode  bringt;  die  autographischen 
Darstellungen  sind  wie  in  den  früheren  Heften  im  allge- 
meinen gut  gelungen.  Ks  hat  mit  dieser  Lieferung  das  Werk 
etwa  die  Hälfte  des  projektirten  Umfang»  erreicht  und  es  sind, 
wie  man  uns  mitlheilt,  Veranstaltungen  getroffen,  nm  die  zwei 
nächst  folgenden  Hefte  in  etwas  rascherem  Tempo  erscheinen  zu 
lassen,  als  es  bei  den  bisher  versendeten  Lieferungen  durch- 
führbar gewesen  ist  — 

Die  eben  erschienene  Broschüre:  EL  Schicket  ans.  Das 
Polytechnikum  für  Berlin;  Selbstverlag  des  Verf.  W.,  Link- 
strafse  1'.).  Fr.  1,50  M,  bildet  eine  Denkschrift,  die  sich  insonder- 
heit mit  den  Zeiche nsalcn  des  Polytechnikums  oder,  schärfer 
ausgedrückt,  mit  der  Einrichtung  des  Zeichensaal -Gebäudes  des 
Polytechnikums  befasst  und  daneben  auf  einige  Fragen  über  die 
Bibliothek  sowie  mehre  Unterrichts-Fächer  allgemeiner  Art  ein- 
geht. Der  Verfasser  will  für  die  Zeichensäle  ein  Gebäude  mit 
eigenartiger  Beleuchtung  geschaffen  wissen,  die  so  einge- 
richtet ist,  dass  jedem  Zeichenplatz  möglichst  gleiche  Mengen 
von  Licht  zugeführt  werden.  Dies  soll  durch  die  gleich- 
zeitige Zuführung  von  Seiten-  und  Oberlicht  erzielt  werden,  was 
aber  bei  den  6  Geschossen,  die  Verf.  dem  Zeichensaal -Gebäude 
giebt,  nicht  anders  erreicht  werden  kann,  als  dadurch,  dass  die 
Fa^adenwande  der  einzelnen  Geschosse,  ähnlich  wie  die  Futter- 
stufen  gewöhnlicher  Treppen,  hinter  einander  gestellt  werden. 

Wir  denken,  dass  die  von  grofser  Krwärmnng  für  den  Gegen- 
stand zeugenden  Vorschläge  mehr  originell  als  durchführbar  sind, 
i  letzteres  speziell  mit  Bezug  auf  die  monumentalen  Ali- 
en güt^  welcher 


einiger  Zeit 

Der  II.  Jahresbericht  über  die  Thätigkeit  des 
Bundes  der  Bau-,  Maurer-  u.  Zimmermeister  Berlins, 
welcher  vor  kurzem  erschienen  ist,  enthält  einen  Rückblick  auf 
die  nunmehr  lojahrige  Thätigkeit  dieses  Vereins  und,  als  recht 
interessantes  Zubehör,  die  Abdrücke  mehrer  Erklärungen  und 
Schriftstücke,  die  in  den  Jahren  1871  und  1*72  zwischen  den 
sinkenden  Gehülfen  der  Bauhandwerke  und  dem  „ Bunde"  ge- 
wechselt worden  sind. 


Die  Nachrichten  Ober  praktische  Erfolge,  welche  der  Bund 
auf  mehren  Gebieten  seines  Wirkens,  insbesondere  auf  dem  der 
Ordnung  des  Lehrlingswesens  und  der  Bildung  der  Lehrlinge,  zu 
verzeichnen  hat,  erwecken  den  Wunsch  nach  weiterer  glücklicher 
Kntwickelung  dieser  Institutinn  und  theilen  gleichzeitig  der  Lektüre 
des  kleinen  Heftes  so  viel  Belehrendes  mit,  um  dasselbe  vielen 
gelehrten  Abhandlungen  von  Professoren  und  Anderen  .(Iber  die 
soziale  Frage"  an  die  Seite  stellen  zu  dürfen. 

Konkurrenzen. 

Konkurrenz  um  Projekte  für  eine  nene  evangelisch« 
Kirche  zu  Dresden.  In  Dresden  werden  abermals  Vorberei- 
tungen zur  Erbauung  einer  neuen  evangelischen  Kirche  für  die 
sogen.  Striefsner  Vorstadt  getroffen.  Zur  Erlangung  des  Bau- 
plans bat  das  evangelisch •  lutherische  lindes- Konsistorium  jetzt 
eine  beschränkte  Konkurrenz  unter  vier  hervorragenden  Kir- 
ebenbaumeistern  Sachsens  fAltciKiorff  in  Leipzig,  Arnold, 
(Üese  &  Weidner  in  Dresden)  veranstaltet. 

Zur  Synagogen-Konkurrenz  in 

träglkh  mitgetbeilt,  dass  das  auf  die 
Entwürfen  —  gesetzte  Projekt 
Klose  Ä  Walter  in  " 


Wahl       unter  4 
"  die  Archi- 


Personal -Nachrichten. 

Deutsches  Reich. 

Ernannt:  Der  Marine-Hafenbau-Ober-Ingenieur  Franzius 
in  Kiel  zum  Marine-Hafenbau-Direktor  mit  dem  Range  eines  Rathes 
4.  KL  Der  Baumeister  Conrad  Müller  zum  etatsm.  Marine- 
Hafenhau-Oberingenieur  in  Kiel. 

Die  Baumeister-Prüfung  haben  bestanden:  ai  für  beide 
Fachrichtungen:  Heinr.  Bergmann  aus  Rahm,  Adolph  Seidel 
aus  Neil'se ;  b.  für  das  Bauingenieurfach:  Adolph  Gilttier  aus 
Rawitsch,  Paul  Naumann  aus  Birkenhof  u.  Max  Goerz  aus' 
Johannisbürg. 

Die  Bauführer-Prüfung  haben  bestanden:  Anton  Filbry 
aus  Münster  i.'W.,  Moritz  Reifsbrodt  aus  Trossin,  Franz  Willert 
aus  Greifswald,  Franz  Lubecki  aus  Kwilcz,  Aug.  Baecker  aus 
Koblenz,  Reinhold  Zieger  aus  Wolkstedt. 


Architekt  hier.  Wir  glauben,  dass  bei  der  grofsen  Em- 
pfindlichkeit, welche  Eisen  sowohl  als  Glas  gegen  Tcmperatur- 
Aendeningen  besitzen,  und  bei  der  Unskberheit,  die  über  die 
Leistung  des  Glases  in  relativer  Festigkeit  stattfindet,  eine  Decken- 
konstruktion aus  diesen  Materialien,  welche  gleichzeitig  die  Zwecke 
des  Fufsbodcns  und  der  Belichtung  des  darunter  liegenden  Raumes 
erfüllen  soll,  weder  empfehlenswerth  ist,  noch  auch  baupolizeilich 
gestattet  werden  könnte.  Litterarische  Nachrichten  über  Be- 
währung (?)  derartiger  Konstruktionen  sind  uns  nicht  bekannt.  — 

Hm.  L.  S.  in  Stuttgart  Es  sind  uns  aus  der  Praxis 
geschöpfte  Urtheilc  über  die  Leistungsfähigkeit  von  Musgrave's 
irischen  Sparöfen  bis  jetzt  nicht  bekannt  geworden. 

Hrn.  M.  N.  in  Altona.  Wir  würden  Ihnen  nur  mit  einem 
sehr  lückenhaften  Material  dienen  können,  dessen  Bekanntgab 
daher  am  besten  ganz  unterbleibt 

Hrn.  St  in  G.  Ihre  Frage  nach  dem  „Wertbo  von  ','»  Stein 
starken  (Innen-?)  Wänden  entweder  in  regelmäfsigem  Fachwerk 
oder  massiv,  hlos  mit  Thürpfosten  und  Thflrriegel  ausgeführt", 
wird  in  einem  Falle  zu  Gunsten  des  Riegel-,  im  anderen  Falle 
n  Gunsten  des  Massivbaues  entschieden  werden.  Fast  allent- 
halben da  wo  die  Gröfse  der  betr.  Wand  nicht  außergewöhn- 
lich ist,  dürfte  die  Kntscbeidung  zn  Gunsten  des  Massiv- 
baues ausfallen,  weil  derselbe  bei  ausreichender  Stabilität 
wesentlich  billiger  als  Fachwerkbau  sich  stellt 

Hrn.  O.  fi.  in  C.  Die  Anwendung  von  Zementröhren  an 
Stelle  von  Thouröhren  gröf/senm  Kalibers  gii  Entwässerung»: 
Anlagen  steht  in  Süddeutschland  und  auch  an  einzelnen  Punkten 
Norddeutschlands  in  ziemlich  ausgedehntem  Gebrauch  und  es 
sind  uns  besondere  Bedenken  dagegen  nicht  bekannt  geworden. 
Wenn  das  Fabrikat  nach  innerer  (Qualität  gut  ist,  wenn 
ferner  nicht  (tbergrofse  Lange n  der  einzelnen  HchQste  gewählt, 
die  Verbindungen  richtig  ausgeführt  und  die  Wandstärken 
nicht  zu  knapp  bemessen  werden,  kann  man  auf  Haltbar- 
keit rechneu  und  auch,  sofern  nur  die  Verlegung  de« 
Rohrenzuges  sorgfältig  behandelt  wird,  etwa  die  gleichen  Gefälle 
zulassen,  welche  bei  glasirten  Thonröhren  üblich  sind. 

Hrn.  K.  I).  hier.  Wir  nehmen  Notiz  davon,  dass  die  in 
So.  43  beschriebene  Hnlzpflnsterung  identisch  mit  Ausführungen 
ist,  welche  bereits  187Ö  in  London  vorgekommen  »hui. 

Hrn.  Th.  in  Victz.  Die  Verzinnung  von  Eilen  gewährt 
erfahrungsmäfsif  keinen  überall  ausreichenden  Schutz  gegen  An- 
griffe von  Wasser,  (h4U  wpü  »e)M  bei  irrofter  Sorgfalt  im  Ver- 
zinnungsprozess  leicht  8udum  mit  unvollkommener  Deeknng  ver- 
bleiben, theils  weil  Wasser  zuweilen  auch  Be 
durch  welche  die  Zinnhalle  angegriffen  wird. 
Schutz,  den  das 


ist  der 


rzuinteu 
l,  wo  die 


Eisen  durch  Verzinnung  erfahrt,  bedeuteud  genug, 
öhren  vor  unverzinnten  den  Vorzug  da  zu  ge- 


Röl 

Preisdifferenz 


i  ins  Gevvifht  fällt. 


.»rl«»  na  C»rl  Be*liU  in  1 


K  K  O.  Krlurk.    DriKk:  W.  Not», 


HoR.u,  Mn.rkiTfi.  Itrrlhl. 

Digitizea  by  LiO 


N».  48.  DEUTSCHE  BAUZEITUNG.  241 

Iululi:  De»  MUrta  Aiixlilux-IUlinbu«  diT  BarllaM  Modi  Kl»eiil..tiii.  -  h>n*li«ar»-l>rl,i>nii<>sen.  -  Mtttkelluuo«  •■•  Vereine«:  Arrfcllekle».  und 

MolUleln»  iietrolUU  offene  KlüUiniliaru  mit  hurllonuler  Bol>u.luUuii«.  —  ZenieoC  l«||eui«ur- Venia  tu  Ummr,    —    ZneVer.i-i   ilea  HÄrtieiftchea  Inirenieur-  anil 

ttriUnf  In  iW  •IltäiiUrlvra  B»uiimxi.   (Meklaw.)  —  Zur  Ge«-hkule  ile»  W'nwerliiue.  Areallekien - Terato  tu  Draal tn,  -  VermUr h t e » :  UjHii-nierker  Koiwre».  «ikreiul 

In  Aexrptea  »Mirrnd  der  Pbuaaaaa .RmrWl  (üeMau.)  -  Konten  lulleal»-ber  Oer  Hiri-i  Welinuwielluiia  —  Konkurrenten.  —  Brief-  und  Kr anekatlen. 


Der  östliche  Anschluss- Bahnhof  der  Berliner  Stadt -Eisenbahn. 


Nach  einem  Vortrage  des  Hrn.  Baumeister  Schwieger,  ge 

achdem  in  No.  32  er.  dies.  Zeitg.  die  ein- 
leitenden Betrachtungen,  welche  für  dos  vor- 
liegende Projekt  maafsgebeml  gewesen  sind, 
Mittheilung  gefunden  haben,  erübrigt  es,  vor 
Eintritt  in  eine  genaue  Darlegung  des  Projekts 
eine  ganze  Anzahl  von  Punkten  zu  berühren, 
die  von  mehr  oder  weniger  zwingendem  EinHuss 
auf  die  Grundgcstaltung  jenes  Projekts  und  namentlich  auf 
die  Gestaltung  des  Gleiscplans  und  der  Pcrron-Aitlit- 
g  e  n  gewesen  sind. 

Wahrend  der  bestehende  Bahnhof  der  Niedersehlesisch- 
Märkischen  Bahn  bisher  die  alleinige  Sammelstelle  für  den 
(Personen-)  Verkehr  der  ganzen  Stadt  von  und  zu  dieser 
Bahn  war,  wird  nach  Eröffnung  der  Stadthuhn  dieser  Verkehr 
eine  Vertheilung  auf  nicht  weniger  als  etwa  U  Bahnhöfe,  welche 
für  die  Stadthahn  angelegt  werden,  erleiden  und  jener  Bahnhof 
dem  zu  Folge  später  nur  für  den  Verkehr  eines  gewissen 
Theils  des  Stadtgebiets  den  Konzentrationspunkt  bilden. 
Es  ist  dieser  Verkehrsbezirk  in  der,  unserer  Mitteilung  in 
No.  24,  Jahrg.  1877  beigefügten  Karte  ersichtlich  gemacht 
und  es  mag  hier,  rückgreifend  auf  jene  Publikation,  er- 
gänzend bemerkt  werden,  dass  der  genannte  Bezirk  zur  Zeit 
mit  einer  Einwohnerzahl  von  ca.  275  000  bevölkert  ist. 

Uebcrsehlägliche  Berechnungen,  denen  die  Personen- 
Frequenz-Zahlen  des  Jahres  1875  zu  Grunde  liegen,  haben 
den  zu  erwartenden  Jahres  -  Personen  -  Verkehr  des  künftigen 
Anschluss -Bahnhofs  (unter  Ausschluss  desjenigen  Lokal- 
Verkehrs,  welcher  erst  durch  den  Stadtbahn-Betrieb  ins 
Lebeu  gerufen  werden  wird)  zu  ca.  1512000  ankommende 
und  abgehende  Beisende  ergeben,  während  die  Frequenz 
des  bisherigen  Niederschl.-Märk.  Bahnhofs,  mit  Ausschluss  des 
Bingbahnvcrkehrs,  1  629  000  Personen  umfasst  hat.  Es  ist 
also  für  den  künftigen  Ansehluss-Bahnhof  (abgesehen  vom 
Lokal- Verkehr)  zunächst  eine  um  etwa  10"  „  geringere  Personen- 
Frequenz  als  die  bisherige  in  Aussicht  zu  nehmen. 

Während  die  Personen- Frequenz  für  die  Bestimmung  der 
Gröfse  der  Bahuhofs-Lokalitäten  unbedingt  maafsgebeud 
ist.  wird  Art  und  Umfang  der  erforderlichen  Gleisanlagen 
hiervon  relativ  unabhängig  sein  und  sich  durchaus  nach 
dem  Zugverkehr,  sowohl  was  die  Zahl  als  die  Besetzung 
der  Zuge,  endlich  auch  deren  Abfertigt! ngs weise  betrifft, 
zu  richten  nahen.  Was: 


a)  den  Gleiscplan 

betrifft,  so  ist  insbesondere  der  vielseitige  Charakter,  den  der 
künftige  Ansehluss-Bahnhof  besitzen  wird,  ins  Auge  zu  fassen. 

Gleich  jedem  der  übrigen  Stadt  bahn  büfe  ist  jener  Bahn- 
hof Doppelstation  für  I^okalzüge  einerseits  und  für  sogen. 
Externzüge  andrerseits.  Für  die  Lokalzüge  des  Stadtbahn- 
Hingbahn  -  Verkehrs  bildet  der  Balmhof  eine  einfache 
Durchgangs -Station,  gleichwie  für  die  Extemzüge  der  öst- 
lichen Staatsbahnen,  welche  künftighin  in  Charlottenburg 
endigen  bezw.  beginnen  werden.  Für  eine  zweite  Kategorie 
von  Lokalzügen ,  nämlich  die  sogen.  Vororts  -  Züge  (engl. 
Suburlmn- Trains!  der  Irciden  östlichen  Staatsbabnen,  ist  der 
Bahnhof  l'cbergangs-Station.  da  diese  Züge  auf  ihrem 
Laufe  zum  und  vom  Endbahnhofe  Charlottenburg,  um  auf 
die  Lokalgleise  der  Stadtbahn  zu  gelangen  und  auf  den 
zwischen  liegenden  7  Stationen  derselben  Passagiere  auf- 
nehmen und  absetzen  zu  können,  im  Ansrhlussbahnhofc 
die  »igen,  durchgehenden  Gleise  (südlich)  mit  den  Lokal- 
gleisen  (nördlich)  vertauschen  müssen.  Endlich  ist  der 
künftige  Bahnhof  End -Station  für  die  sehr  zahlreichen 
Züge  der  im  Westen  an  die  Stadtbahn  onschliefsenden  4 
Bahnen:  Berlin-Hamburg,  Berlin-Lehrte ,  Berl.-Potsd.-Magde- 
burg  und  Berlin- Wetzlar,  welche  im  neuen  Bahnhofe  endigen 
bezw.  beginnen  sollen. 

Durch  zwei  Umstände  wird  die  hiernach  stattfindende 
ganz  aulsergewöhnliclre  Vielseitigkeit  der  Anlage  wesentlich 
gesteigert;  diese  Punkte  sind  darin  gegeben,  dass  der  neue 
Bahnhof  Zentral-Punkt  sowohl  des  Post- Verkehrs  als  auch 
des  Eilgut  -  Verkehrs  für  die  3  an  die  Stadtbahn  an- 
schliersendeu  Staatsbahnen  (Nicdcrsfhl.-Märkischc ,  Ostbahn 
und  Berlin-Wetzlar)  werden  soll,  da  sämmtliehc  Postzüge 
dieser  3  Bahnen  inskünftig  über  die  Stadtbahn  laufen  werden. 


halten  im  Architekten- Verein  zu  Berlin  am  15.  April  1878. 

Da  es  nun  unthunlich  ist,  an  den  Zwische Stationen  dieser 
Bahn  den  für  die  Bewältigung  des  Postlade-Geschäfts  erforder- 
lichen Aufenthalt  zu  gewahren,  so  hat  man  es  als  nothwendig 
bezw.  auch  als  am  zweckmäfsigsten  erkannt,  den  Sitz  des  ge- 
satnmten  Postverkehrs  der  3  Staatsbabnen  Berlins  an  der 
einzigen  Stelle  des  neuen  östlichen  Anschluss-Bahnhofcs  zu 
kouzentriren ,  wo  also  demnächst  die  Postwagen  vorher  zu 
beladen  und  den  ausfahrenden  Zügen  beizustellen,  bezw.  aus 
den  ankommenden  Zügen  auszusetzen  und  später  zu  ent- 
laden sein  werden.  —  Da  für  den  Eilgut  -  Verkehr  dieser 
3  Bahnen  die  gleichen  Ueberlegungen  sich  geltend  gemacht 
haben,  so  ist  folgerichtig  auch  für  diesen  eine  Konzen)  rirung 
im  neuen.  Bahnhofe  vorgesehen  worden.  — 

Zu  dem  Hauptpunkte  der  Einrichtungen,  nämlich  der 
Anordnung  der  Gleise  und  Perrons  im  Bahnhofe, 
halien  umfassende  VorlrOrathungen  und  Projektarbeiten  statt- 
gefunden, aus  denen  der  schlicfslich  angenommene  Gleiseplan 
(Fig.  1 1  mit  fast  zwingender  Notwendigkeit  sich  ergeben  hat. 
Wesentliche  Meinungsverschiedenheiten  haben  zunächst  über 
die  Frage  bestanden:  ob  die  Gruppirung  der  erforderlichen 
zahlreichen  Perrons  nach  Bahnen  oder  nach  Fa'ur- 
richtungen  erfolgen  solle,  d.  h.  ob  jede  der  anschliefsendcn 
Bahnen  ihren  eigenen  Perron  mit  2  anliegenden  (ileisen 
für  die  entgegen  gesetzten  Fahrrichtungen  erhalten .  oder  ob 
man  die  nach  der  Fahrrichtung  übereinstimmenden  Zuge  aller 
Bahnen  an  einem  und  demselben,  nur  für  eine  Balu>- 
richtung  bestimmten  Perron  anlaufen  lassen  solle. 

Die  Frage  war  um  so  eingehender  zu  l>ehandclu,  als  für 
die  zwei  zu  erbauenden  Anschlussbahnhofe  der  Stadtbahn 
(in  Charlottcnburg  und  an  der  Ostseite  Berlins)  die  bedingenden 
Umstände  einigennaafsen  verschieden  lagen. 

Für  den  Charlottenburger  Bahnhof  hat  man  sich  zu 
Guusten  der  Perron  -  Gruppirung  nach  Bahnen  entschieden 
(Skizze  2)  und  diesen  Besehluss  damit  motiviren  können,  dass 
hier  »He  Einmündung  von  vier  westlichen  Stammbäumen  mit 
gesonderten  (ileisen,  aufserdem  der  Anschluss  eines  neuen 
Betriebs-Bahnhofes  der  beiden  östlichen  Staatsbabnen,  so  wie 
weiter  von  Nebengleis- Anlagen  von  noch  drei  Privatbahueu 
stattfinden  wird.  Es  würde  l>ci  einer  gegensätzlichen  Gruppi- 
rung der  Perrons  in  der  Westrichtung  des  Balmhofs  eine 
grofse  Häufung  von  Gleis- Krezungen  sich  ergeben  haben. 

Beim  östlichen  Bahnhofe  war  die  Sachlage  um  deswillen 
eine  völlig  andere,  weil  hier  (abgesehen  von  den  Anschlüssen 
der  Ringbalm-Hälftcn)  für  beide  einzuführenden  Staatsbahnen 
nur  ein  einziges  Gleiscpaar  zu  führen  ist  und  deshalb  die 
Bedenken  wegen  Gleis-Kreuzungen  (die  zwar  auch  lucr  nicht 
völlig  haben  vermieden  werden  können)  wesentlich  reduzirf 
erscheinen.  Für  den  östlichen  Anschluss  ist  deshalb  eine 
Gruppirung  der  Perrons  nach  Fahrrichtungen  akzeptirt 
worden  (Fig.  3),  wobei  zwei  zweigleisige  Haupt  -  Perrons,  die 
für  An-  und  Abfahrt  der  Züge  aller  anschließenden  Bahnen 
dienen,  gewählt  worden  sind.  Im  Interesse  der  Pünktlichkeit 
und  Sicherheit  des  Verkehrs  ist  jedes  der  beiden  Extern- 
Gleise  der  Stadtbahn  vor  und  hinter  den  Perrons  gegabelt 
und  an  beide  Seiten  des  Perrons  heran  geführt  worden.  Da 
aus  sogleich  näher  zu  erörternden  Gründen  dasselbe  System 
auch  für  die  beiden  Lokalgleise  der  Stadtilm  akzeptirt  wurde, 
so  entsprechen  den  4  Gleisen  der  Stadtbahu  4  Insel -Perrons 
mit  je  zwei  anliegenden  Hallengleiscn. 

Die  gewählte,  ganz  gleichniäfsigo  Vertheilung  der  Perrons 
und  Hallengleise  an  die  lieiden  Verkelirsarten  isi  aus  der 
richtigen  Erkenntnis  der  Bedeutung  des  Vorort-Verkehrs 
(s.  oben)  und  der  zweckmäßigsten  Abwickelungsweise  desselben 
hervor  gegangen. 

Wenn  man  nämlich  die  Personen-Frequenz  der  Berüner 
Bahnhöfe  auf  Ursprung  und  Ziel  untersucht,  so  ergiebt  sich 
bei  denjenigen  Buhnen,  welche  an  die  Stadtbahn  anschüefsen, 
eine   ganz   erhebliche  Bedeutung   für  den  Vorort  -  Verkehr 
im  Vergleich  zum  Extern  -  Verkehr.    Für  das  Jahr  1875 
hal.cn  sich  beispielsweise  folgende  prozentige  Antheile  des  Vor- 
ort-Verkehrs bei  diesen  Bahnen  ergeben: 
Niederschl.-Märk.  Bahn  61  Prozent  des  Gesammt- Verkehrs 
Berlin-Hamburger     „    48     „       „  , 
Berliner-Lelirter       „    4!i      „        «  r 
Berl.-Po»sd.-Magdeb.„    80     „       ,        .DjgjtjAd , 


15.  Juni  1878 


Von  allen  I  Hahnen  werden,  «lieser 
Bedeutung  iles  Vorort- Verkehrs  Rech- 
nung trafen«!.  schon  seither  regelmäfsig 
besondere  Lokalzüge  zwischen  Berlin 
und  bezw.  Erkner,  Spandau  und  Pots- 
dam liefördert.  Dass  in  Folge  der 
durch  die  Ausführung  der  Stadtbahn 
erzielten  grol'scn  Erleichterung  in  der 
Zugangliehkeit  aller  genannten  4  Bah- 
nen die  Bedeutung  des  Vorort -Ver- 
kehrs wesentlich  zunehmen  wird, 
ist  zweifellos,  dagegen  wird  für  den 
Extern  -  Verkehr  eine  wesentliche  Ver- 
mehrunis' durch  die  Stadtbahn-Anlage 
kaum  erwartet  werden  können.  Die  Ver- 
mehrung wird  um  so  reicher  sich  ent- 
wickeln, je  mannichfachcr  die  Ge- 
legetiheit  zur  Besteigung  eines  Vorort- 
zuges in  der  inneren  Stadt  geboten  ist, 
und  es  resultirt  aus  dieser  Anschauung 
die  Notwendigkeit,  dass  die  Vorort- 
züge nicht  nur  auf  den  vorgesehenen 
IIa upl -Zwischenstationen  der  Stadt- 
bahn, sontiern  überhaupt  auf  allen 
sieben  Zwischen-Stationen  regelmäßig 
anhalten,  um  Fahrgaste  aufnehmen, 
bezw.  absetzen  zu  können.  Dies  ist 
jedoch  nur  dann  erreichbar,  wenn  die 
Vorortzüge  in  «lern  Lokal-Gleise- 
paar der  Stadtbahn  sich  bewegen. 
Da  nun  die  Vorortzüge  der  westlichen 
Bahnen  im  östlichen  Anschluss-  Bahn- 
hofe beginnen,  bezw.  dort  enden,  die 
gleichartigen  Züge  der  östlichen  Bahnen 
aber  hier  (s.  Fig.  21  die  FebcrfOhrang 
GleisejKiar 


■  ,  so  sind  Ursachen  zum  Vor- 
kommen von  Unregelmafsigkeitcn  vor- 
handen und  es  liegt  die  (refahr  vor,  dass 
die  Lokal-Züge  der  Stadtbahn-Ringbahn 
(welche  mit  den  Vorort-Zügen  dassellw 
(ileisepaar  der  Stadtbahn  befahren  I  durch 
die  Vorort  -  Züge  an  dem  «"blanken 
Durchfaliren  der  Anschluss  -  Bahnhofe 
werden  gehindert  werden,  -sofern  man 
nicht  Vorkehrungen  trifft,  durch  die  den 
Vorort-Zügen  ein  etwas  verlänger- 
ter Aufenthalt  im  östlichen  An- 
schluss-Bahnhofc  erlaubt  wird.  —  Diese 
Vorkehrungen  besteheu  (gleichwie  bei 
den  Anlagen  für  den  Extern- Verkehr)  in 
der  Verdoppelung  der  ilcu  Lokal- 
gleisen entsprechenden  Porrongleisc, 
bei  welcher  Einrichtung  die  Hinfahrt  eines 
nachfolgenden  Zuges  möglich  ist,  bevor 
noch  der  zuvor  angekommene  Zug.  der  am 
Uchcrgaug  in  ein  anderes  (ileisepaar  oder 
in  die  Auistcllungsgleise  verliindert  war. 
den  l'errou  wieder  verlassen  hat. 

Die  liier  erfolgte  Erwähnung  der 
Aufstellungsgleise  führt  auf  eine 
fernere  Seile  der  Anlage,  welche  von 
prinzipieller  Bedeutung  ist.  Es  sind 
aufser  Aufstellungsgleiscn  für  Post-, 
Eilgut-  und  Back -Wagen  dergleichen 
Gleise  auch  noch  für  etwaigen  Ma- 
schinen -  Wechsel  und  endlich  — •  als 
Hauptsache  —  für  die  im  östlichen 
Bahnhofe  beginnenden  und  hier  ernten- 
den Züge  der  westlichen  Bahnen 
erforderlieh,  wobei  wieder,  cutsprechend 
der  Disposition  über  «tie  Perrons  etc., 
zwischen  Vorort-  und  Extcra-ZOgcn  zu 
unterscheiden  ist. 

Zunächst  ist  für  die  aus  west- 
licher Richtung  kommenden,  in  den 
Lokalglcisen  fahrenden  Vorort  -  Züge, 
welche  hier  endigen,  um  nach  längerem 
oder  kür/crem  Aufenthalt  wieder  zurück 
zu  kehren,  vorzusorgen.  Die  Auf- 
stcllungsgleiso  für  diese  Zugkategorie 


1 J 


I 


II 


1  !ü 


bldl 


h  »U 


4 


.4 


V.V 


liegen  unbestritten  am  zweckmäßigsten 
zwischen  den  I.okalgleisen  der  entgugett 
gesetzten  Fahrrii'htung,  u.  /..  hinter  den 
Perron-Gleisen,  in  denen  diese  Züge  en- 
digen und  licginncn.  Dieselbon  siu«l  dem 
entsprechend  im  Gleiseplan  disponirt 
wonlen  (Gleisgruppe  A  des  Plans). 

Die  Aufstellungsgleise  für  die 
Extern-Züge  der  westlichen  Bahnen 
haben  in  ziemlich  analoger  Weise  ihren 
Platz  zwischen  den  Extern  -  Perrons  der 
entgegen  gesetzten  Fahrrichtnngen  er- 
halten  (Gleisgrupi>c  B  des  Plaus).  Da  die 
Züge  dieser  Kategorie  nach  vollendeter 
Fahrt  bei  Seite  gesetzt  werden  und 
längere  Zeit  im  Bahnhofe  verbleiben,  so 
war  nicht  nur  eine  relativ  grofsc  Aus- 
dehnung iler  Aufstcllung-gleise  hierher 
gehöriger  Art  erforderlich,  sondern  es 
lag  aufserdem  die  Notwendigkeit  vor. 
wenigstens  einen  Theil  dieser  Gleise 
unter  das  schützende  Hallendach  zu 
bringen.  Durch  diese  Lage  ist  zu- 
dem die  Möglichkeit  gewährt ,  Inn 
der  Bahnhofs  -  Anlage  im  Falle  später 
eintretenden  Bedürfnissos  (nach  stalt- 
gefundener  Transferiruug  dieser  Glcis- 
gruppe)  einen  fünften  Perron  zu  etabliren. 
Eiu  Theil  des  dafür  erforderlichen 
Raumes  ist  zunilcl ist  für  einen  Eilgut- 
Perron  nutzbar  gemacht,  für  welche 
Verkehrsart  im  übrigen  auch  die 
verlängerten  Enden  der  beiden  Ex- 
tern -  Perrons  zu  dienen  bestimmt 
sind.  Für  späteren  gesteigerten  Eil- 
gut- und  Post -Verkehr  ist  die  Etabli- 
rung  einer  gesonderten  Nebcn- 
anlagc  (hinter  dem  Bahnhofe,  südlich) 
in  Aussicht  genommen,  welche  von 
den  zu-  und  abfahrenden  Fuhr- 
werken direkt  erreicht  werden  kann, 
so  dass  die  Stücke  in  Schienen- 
höhe zur  Annahme  und  Ausgabe  ge- 
langen. Eine  nähere  Motivirung  «lieser 
Eilgut -Anlage  wird  für  eine  spätere 
Stelle  dieser  Mittheilung  vorliehalten. 

Die  Manipulation  der  Gepäck-. 
Eilgut-  und  Poststücke  an  den  unter 
der  Halle  befindlichen  Anlagen 
ist  so  gedacht,  dass  die  Stücke  in 
Strafsenhöhe  angenommen  werden,  be- 
ziehungsweise zur  Ausgabe  gelangen. 
Die  Uebcrwindung  der  etwa  6™  be- 
tragenden Höhendifferenz,  welche  zwi- 
schen Strafseu-  und  Perron-Niveau  be- 
steht, soll  durch  hydraulische  Kraft,  unter 
Benutzung  kleiner  Karren  von  allgemein 
üblicher  Form,  erfolgen.  Die  hvdrau- 
lischen  Aufzüge  müssen,  der  Stellung  der 
Gepäckwagen  an  der  Spitze  des  Zuges 
entsprechend ,  an  den  Perron  -  E  u  d  c  n 
sich  befinden  und  es  sollen  hier  jedesmal 
zwei  Aufzüge  angeordnet  werden. 
Für  zeitweisen  regeren  Gepäck-  etc. 
Verkehr .  wie  z.  B.  in  der  Weihnachts-, 
Mess-  und  Badezeit,  muss  Gelegenheit 
zur  Beistellung  einer  Mehrzahl  von 
Post-  und  Packerei  -  Wagen  geboten 
sein;  um  diese  zu  schaffen,  sind  die 
Enden  der  betr.  Perrons  in  Zungenfonn 
verlängert  und  es  ist  an  jedes  Ende  ein 
kurzer  todter  Strang  heran  geführt 
worden.  Die  einzelnen  Anordnungen 
dieser  Art  lässt  der  Plan  genügend  er- 
kennen, zu  dem  im  übrigen  nur 
noch  zu  bemerken  sein  möchte,  dass 
bei  den  Lokal  -  Perrons  die  für  den 
Gepäck-  Verkehr  erforderlichen  Ein- 
richtungen fehlen .  weil  t>ei  der  raschen 
Folge  der  Züge,  die  für  den  Lokal- Ver- 
kehr in  Aussicht  genommen  ist,  eine 
Gepäck-Expedition  unthunlich  ist. 

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&*•.  48. 


DEUTSCHE  BAUZEIT  ÜNG. 


243 


Gleichartige  Einrichtungen  werden  auf  «len  Londoner 
Stadtbahnen  durchgängig  angetroffen. 

Noch  bleibt  üi  Bezug  auf  den  Gleiseplan  zu  erwähnen, 
dass  für  die  Züge  der  Halm  Berlin  -  Wetzlar  (  welche  säunntlku 
im  östlichen  Dahnhof  enden)  Aufstcllungs-Glcise  nicht  vor- 
gesehen sind,  weil  die  Absieht  •  begeht,  diese  Gleise  weiter 
östlich  in  der  Nahe  und  in  Verbindung  mit  den  Gleisen  der 
Reparatur- Wetkstätteu  des  Niederschi. -Mark.  Bahnhofs  anzu- 
legen. Ebenso  wenig  ist  für  Aufstellungsirlcise  der  Lokalzügc 
der  Stadtbahn-Ringbahn  vorgekehlt,  aus  dem  Grunde,  weil  die 
Wagen  dieser  Züge  fortwährend  zirkuliren  uud  die  Re- 
vision und  Reparatur  derselben  an  jedem  beliebigen 
Tunkte  der  Stadtbahn  oder  Ringhalm  erfolgen  kann.    Dem  ent- 


fi«  »• 


und  Frucht-Slrafsc  und  östlich  weiter  bis  vor  die  äußerste 
(etwa  350  ■  vom  östlichen  llalleneude  entfernt  liegende)  Bahn- 
hofs-Weiche,  von  wo  ab  die  hier  beginnenden  Anschlüsse  der 
liingbahu  und  der  beiden  Östlichen  Staatsbahnen  mit  dem  Gefalle 
von  0,009  "'.Ki  sich  senken  bis  dieselben  etwa  «oo™  weiter, 
nahe  vor  der  bestehenden  Ueberführung  dcrWarscltaucr-Strafse. 
wiederum  das  bisherige  Bahnhofs- Niveau  erreichen.  Aul'scr 
den  2  Gleisen,  die  für  die  östlichen  Staatsbahnen,  und  den 
2  andern,  die  für  die  Lokalgleisc  der  Stadtbahn -Ringbahn 
dienen,  tragt  die  Kampe  ein  fünftes  Gleis,  das  mit  der  Steigung 
0,016  %q  angelegt  ist  und  welches  die  Verbindung  mit 
dem  N'iederscbü.-Märk.  Betriebs  -  Balmhofe  herstellt  ;  süllich 
neben  diesem  Gleis  liegt  noch  ein  Rangirkopf  (Gleisgruppe  D 

Fl*  i 


sprechend  ist  die  Anlage  eines  Betriebs- Bahnhofs  der  Stadt- 
bahn bei  Charlottenburg  geplant,  wo  man  durch  Rück- 
sichten, auf  Terrain-Erwerb  weniger  eingeschränkt  ist,  als  am 
östlichen  Ende  der  Stadtbahn. 

WiW  noch  einige  weiter  zu  berührende  Punkte  des 
Gleise  -  Plans  betrifft,  SO  sind  dieselben  folgende: 

Die  Einführung  der  hoch  liegenden  Stadlbahn  in  den 
Nicdcrsehl.  -  Märkischen  Balmhof  erfordert  die  Umwandlung 
dos  letzteren  aus  einer  Niveau-Station  in  eine  Viadukt-Station 
und  es  muss  zu  diesem  Zwecke  die  Schienen -Olterkante  von 
-f-  37.0"»  auf  42,53 m  gehoben  werden.  Die  Gleise  er- 
strecken sich  in  dieser  Höhenlage  Ober  die  das  llallcngebaude 
au  beiden  Enden  begrenzenden  Unterführungen  der  Koppen- 


Kxtemtujt 
l.omltL&dtf.  litgt. 


des  Plans).  Etwa  1000m  jenseits  (östlich)  der  Warschauer  Strafsc 
findet  die  Gabelung  der  beiden  Lokalgleise  (somit  Kreuzung) 
behufs  der  Anschlösse  derselben  an  die  südlichen  und  nördlichen 
Zirkel  der  Ringbahn  statt  (Fig.  wobei  die  bestehenden 
Ringbahn-Anschlüsse  der  Nicdcrsehl. -Mark,  und  der  Ostbalm 
nur  theilwei.se  Benutzung  finden. 

l'cbcr  ilic  für  den  Eil  gut -Verkehr  bestimmte  südlich 
angeordnete  Gruppe  ((')  der  Bahubofsgleisc  etc.  werden  die 
nothwendigeu  Bemerkungen  am  passendsten  in  den  folgeudeu 
i.Sculuss-)  Artikel  zu  verflechten  sein,  welcher  sich  mit  den 
baulichen  Umänderungen  und  Hinrichtungen  des  Duhuhols- 
Hauptgebüudcs  zu  liefussen  haben  wird. 

N  Ii  Ii...  1.1." 


Rollsiein's  patentirte  offene  Stützmauern  mit  horizontaler  Bodenstützung. 


Die  Konstruktion  hat  die  Eigeuthümlichkcit ,  dass  sie  dem 
KU  stnueudcu  Hodenkrtrper  keine  kontinuirliche  Flache,  sondern 
ein  System  entgegen  stellt,'  welches  das  charakteristische  Quer- 
protii  ( Fig.  1 )  hesit/t.  Dasselbe  setzt  sich  aus  horizontal  au- 
geordneteu  Thcilcu  zusammen,  auf  denen  der  zu  stützende  Boden 
sich  unter  seinem  natürlichen  Böschungswinkel  ablagert,  also 
horizontal  gestützt  wird. 

Da  das  statische  Moment  de»  horizontalen  Buden  schubs, 
bezogen  auf  eiac  horizontale  Axc  im  oberen  Boden -Niveau,  pro- 
portional dem  statischen  Moment  der  Vertikal  -  Projektion  der 
gedrückten  Flache,  bezogen  auf  dieselbe  Momenten- Axe,  ist,  so 
findet  zunächst  allgemein  statt,  das»  die  neue  Mauer-Konstruktion 


Fl«  I. 


Fi«. 


Khc.  K 


gegen  Umkippen  viel  stabiler  sein  muss,  als  eine  Konstruktion, 
die  dem  zu  stützenden  Boden  eine  kontinuirliche  Flache  eut- 
Segen  stellt,  und  es  bedürfen  daher  Stützmauern  nach  dem  neuen 
System  behufs  Sicherheit  gegen  Umkippen  nur  eines  verhältniss- 
mafsig  geringen  Gewichts. 

Diu  auf  den  horizontalen  Konstruklionstheilcu  lagernden 
Bodeiitnassen  Masten  ihre  Unterstützungen  und  gestatten  eben 
deshalb,  dass  das  ohnehin  nur  geringe  Mauergewicht  noch  ander- 
weit erhehtirh  abgemindert  werden  kann.  — 

I  mich  einfache  Rechnung  findet  man,  dass  offene  Stützmauern 
mit  horizontaler  Bodenstützung,  um  1)  den  zu  stutzenden  Boden 
zu  verhindern,  über  die  horizontalen  Koustruktionstbcile  hinaus 


gedrängt  zu  werdeu,  um  2)  sicher  gegeu  Verschiebung  und 
3)  sicher  gegen  Umkippen  zu  sein,  folgenden  Bedingungen  ge- 
nügen müssen: 

Diu  Mauern  müssen  ad  1  eine  gewisse  fiestalt  besitzen, 
die  am  einfachsten  durch  den  noth wendigen  Aulauf: 


o  -  taug*  (45"  —  ^ )  cot%  <•'' 


angehbar  ist;  --  ad  2  ist  ein  gewisses  Gewicht: 
Q—i-iS—»)  Ccotgc"' 

Fij  Flu-  K. 


noth  wendig  und  endlich  ad  :t  ein  gewisses  Gewicht  Qi,  welches 
stets  kleiner  als  Q  ist  und  desseu  etwas  kom]ilizirter  Ausdruck 
hier  füglich  fort  gelassen  werden  kann. 

In  den  vorstehenden  Gleichungen  bedeutet  »  den  Uö- 
tchungswinkel  des  Bodens;  if>  den  Reibtingswiukel  zwischen 
Boden  und  Mauer- Konstruktion;  4f  das  statische  Moment  der 
Vertikal-I'rojektion  der  Mauerfront,  bezogen  auf  eine  horizontale 
Axe,  die  im  Niveau  der  Oberfläche  des  zu  stutzenden  Bodens  liegt ; 
s  die  Summe  der  statischen  Momente  der  Vertikal  -  Projektionen 


15.  Juni  1878 


oller  Oeffnungen,  die  von  den  horizontalen  Konstruktionstheilcii 
in  der  Mauerfront  gebildet  sind,  bezogen  auf  die  Momenten- Axe 
wie  vor;  ß  «inen  Sicherheits-Krjeflizienteu  und  C  die  Abkürzung 

für  den  Wertb  y  lang  '  (iö*  —  ^  J,  worin  y  das  Kigengewicht  de» 

Hoden«  bezeichnet. 

Nach  Ausweis  der  Gleichung  für  <l  strebt  das  Mauergewicht 
für  den  Fall  einfacher  Sicherheit  (/?=!)  und  sehr  dünner  hori- 
zontaler Konsiruktioustheile  (6'-^»i  dem  Grenzwerth  „Null"  zu. 
Natürlich  kann  dieser  Grenzwerth  praktisch  nicht  erreicht  werden ; 
allein  dass  mau  sich  demselben  erheblich  nähern  kann,  lehrt 
folgendes  Experiment,  welches  vom  Krfiuder  wiedorholt  und  u.  a. 
auch  in  der  88.  Hauptversammlung  des  Sachs.  Ingen.-  u.  Arch- 
Verews  gezeigt  worden  ist  und  nachträglich  noch  jederzeit  vor- 
geführt werden  kann. 

Wenn  Rohren  aus  gewöhnlichem  Schreibpapier  mit  ihren 
Langen -Axen  in  der  Richtung  des  horizontalen  Bodenscbubes 
auf  einander  gelegt  werden,  so  bilden  dieselben  eine  Stützmauer 
nach  vorliegendem  System.  Ein  ans  7rt  Itogen  Schreibpapier  her- 
gestelltes derartiges  Modell  z.  Ii.  stützt  einseitig  einen  Saudkörper 
von  0,66  «•  Höhe,  0,62 1,1  Breite  und  1,00»  Länge  schon  seit 
Jahresfrist.  Das  verwendete  Papier  wiegt  etwa  WO s  und  wenn 
man  dieselbe  Sandmenge  durch  eine  gewöhnliche  Mauer-Konstruktion 
stützen  wollte,  so  müsste  diese  Konstruktion  etwa  260  mal  so 
schwer  als  die  verwendete  sein.  — 

Die  neue  Konstruktion  ist  in  vielen  Modalitäten  ausführbar. 
Nach  Analogie  des  eben  beschriebenen  Experimentes  kann  man 
z.  B.  Köhren  aus  Steinzeug,  <  hamotto  etc.  mit  ihren  Längen  - 
Axen  in  Richtung  des  horizontalen  Bodenschubes  auf  einander 
schichten  ( selbstverständlich  unter  Beachtung  der  vorerwähnten 
Bedingungen  für  Anlauf  «  und  Konstniktions-liewicht  <^).  Es 
lassen  sich  auf  diese  Weise  schwache  Wände  sofort  zu  wider- 
standsfähigen Stützmauern  machen,  indem  man  dazu  eben  nur 
zwischen  ihnen  und  dem  zu  stützenden  Boden  Köhreu  aufzu- 
schichten braucht,  etwa  wie  in  Fig.  2  dargestellt  ist.  Alter  auch 
selbständige  Stützmauern  sind  aus  Röhren  herstellbar,  wie  Fig.  3 


angiebt  Wegen  geringen  Gewichtes  und  des  niedrigen  Preises 
j  des  Röhrenmaterials  empfiehlt  sich  dieses  allemal  dann ,  wenn 
grofse  Transportweiten  und  knapp  bemessene  Bauzeit  vorkommen, 
wie  etwa  bei  Herstellung  ron  Interims-Bauten,  Fcldeisenbahnen  etc. 

In  massiver  Konstruktion  sind  die  neuen  Mauern  dergestalt 
auszuführen,  dass  man  Pfeiler  errichtet  uud  zwischen  denselben 
Hache  Bögen  einwölbt  Fig.  *  und  5  zeigen  eine  derartige  Kon- 
struktion für  einen  Damm.  Da  die  Bögen  in  der  Richtung  ihrer  Axeu 
nur  kurz  zu  sein  brauchen,  so  erfordert  die  Konstruktion  nur 
sehr  wenig  Material  und  speziell  bei  Anwendung  an  Gehängen 
auch  nnr  wenig  Bodenabgrabnng,  weil  ja  zwischen  den  Pfeilern 
ein  Theil  des  gewachsenen  Bodens  Btehen  bleiben  kann.  Ks  sind 
ferner  nur  einzelne  Pfeiler  zu  fundiren.  Hieraus  ergiebt  sich 
eine  grofse  Ersparnis*  an  Baukosten,  gegenüber  den  gewöhnlichen 
Konstruktionen  SO  %  und  mehr. 

Bei  der  Ausführung  in  künstlichem  Stein  sind  die  Pfeiler  im 
Innern  aus  Hintermauerunga  •  Steinen ,  die  Verblendung  derselben 
aber,  sowie  die  Gewölbe  aus  besserem  Material,  z.  B.  Klinkern 
herzustellen.  Aus  praktischen  Gründen  empfiehlt  es  sich,  den 
Fufs  der  Böschungen,  in  welchen  der  gestaute  Boden  sich  auf 
die  Gewölbe  aufsetzt,  durch  SteinschütUiDg  aus  billig  zu  habendem 
Material  zu  befestigen  (Fig.  4  u.  6). 

Auch  in  Holz  ist  die  neue  Konstruktion  ausführbar  und 
unter  Umständen  vortheilhaft.  Ine  horizontalen  Konstmktions- 
Theile  sind  dann  Bühnen,  die  auf  Grundpfählen  gelagert  sind  (Fig.  6). 

Selbstverständlich  ist  die  neue  Konstruktion  auch  in  Kom- 
binationen, z.  B.  mit  steinernen  Pfeilern  und  hölzernen  oder  wohl 
auch  eisernen  Bühnen  herzustellen,  nicht  minder  auch  ganz  in 
Eisen  ausführbar.  Dieselbe  wird  wegen  ihrer  Billigkeit  und 
leichten  Ausführbarkeit  sicher  bald  sich  einbürgern  und  bewirken, 
dass  manche  Anlagen  von  hohem  nationalökonomischen  Werth, 
welche  aber  wegen  theuerer  Mauerbauten  bislang  unterblieben 
sind,  finanziell  möglich  werden. 

Die  vorstehende  MiUbeilung  rührt  vom  Autor  der  neuen 
Stützmauer -Konstruktion,  Chaussee  -  Inspektor  a.  D.  Böllstein 
in  Dresden  her,  der  zum  Schutz  gegen  Nachahmungen  ein  Reichs- 
Patent  auf  seine  Erfindung  erwirkt  hat 


Zur  näheren  Beleuchtung  sei  einer  der  obigen  Fä 
speziell  durchgenommen.  Eine  Nonn-Probe  mit  3  Th.  Sand  er- 
gab nach  TO  Tagen  k  =  22,5  k.  Das  prismatisch  geformte, 
I  I  im  lange  Probestück  der  Brech  -  Probe  brach  nach  70  Tagen 
hei  16  k  Hebelbelastung.  Nun  ist  für  einen  auf  2  Punkten  frei 
und  horizontal  anfliegenden,  in  der  Mitte  belasteten  Balken  von 
rechtwinkligem    -  und  konstantem  Querschnitt: 

P**—j-  k, 

des  Werthes  für  B7: 
4ft*'i    _,    .  «/V 


Zementprüfung  in  der  alltäglichen  Baupraxis. 

priHaas) 
hier 


Der  bei  der  Probe 


6/ 


Hebel 


Verhaltniss 


von  1  : 8  getheilt,  wonach  an  der  Bruchstelle  der  von  der  (variablen: 
Belastung  erzeugte  Heheldruek  8  .  Mi  =  12B  k  wirkte,  dem 
noch  der  vom  Eigengewicht  des  Hebels  herrührende  (konstante) 
Druck  6 .  4,t>69  =  rot  28  k  hinzu  tritt,  'so  dass  i' =■  12«  +  28 
=  laO^lst  Da  ferner  die  Abmessungen  des  Probekörpers /  =  10M, 
I  =  7,85      und  k  —  3,8  m  waren,  so  faad  sich 

6.168,10 
4.7,35  (3,8)»  ' 
wie  in  der  Tabelle  angegeben,  im  Vergleich  zu  22,5  ■  für  die  be- 
zügliche Norm-Probe. 

Wenn  auch  die  Uebereinstimmung  nur  in 

sein  wird  wie  hier,  m  ist  doch  im 


die  Differenz  zwischen  den  Resultaten  der  Brech-  und  der  Nonn- 


Zut  Geschichte  des  Wasserbaues  in  Aegypten 
der  Pharaonen -Herrschaft. 

Auch  Seti's  Sohn,  Ra-Usenna  Sotep-en-ra  Ramessu  II.,  ge- 
wöhnlich Rarasrs  II.  genannt  (1333  vor  Chr.  Geb.),  folgte  dem 
Beispiel  seines  Vaters  und  wandte,  zur  Vermehrung  des  Einkammens 
und  zur  Vergröfserung  des  Staatssäckels,  seine  besondere  Auf- 
merksamkeit den  entdeckten  Goldländern  und  vor  allem 
den  reichen  nubischen  Goldbergen  des  heutigen  Wadi  Alaki,  im 
Alterthumc  Aki-la,  zu.  Aber  das  Wasser  fehlte  in  den  traurig- 
öden Thälern  dieses  Gehirgslandes  und  Mensch  und  Thier  starben 
auf  den  Wegen  zu  den  Goldlagern.  Durch  eiueu  merkwürdigen 
Zufall  ist  die  Wissenschaft  in  den  Besitz  des  altagyptischen  Planes 
gekommen  (zu  Turin),  der  uns  die  Lage  der  Bergzüge,  die 
Strafsen,  die  Goldplätze,  die  Brunnen  und  was  sonst  an  Anlagen 
und  Bauten  vorbanden  war,  erkennen  lasst  Hier  sind  nach  den 
Beschriften  „die  Berge,  aus  welchen  das  Gold  heraus  gezogen 
wird.  Sie  sind  mit  rother  Farbe  angemerkt,"  dort  „die  Strafte, 
welche  verlassen  Ist,  nach  dem  Meere  zu,"  hier  „die  Häuser  von 

 der  Goldwasche/  der  „Brunnen"  und  der  „Denkstein 

des  Königs  Mineptah  I.  Seti  I.,"  dort  „das  Hciligthum  des  Amon 
in  dem  heiligen  Berge".  Nichts  ist  vergessen,  was  geeignet  er- 
scheinen könnte,  dem  Beschauer  eine  Vorstellung  von  dem  Zustande 
der  (fegend  zu  gewähren,  bis  zu  den  Steinen  und  vereinzelt 
stehenden  Bäumen  auf  den  Strafsen  hin.  Seti  1.,  der  Goldsucher, 
hatte  zuerst  das  Goldbergwerk  bearbeiten  lassen,  aber  ohne  be- 
sonderen Erfolg.  Er  hatte  den  in  den  Inschriften  genannten 
Brunnen  angelegt  und  daneben  den  Denkstein  errichtet,  von  welchem 
die  Beischrift  auf  dem  Plane  spricht  Das  ßrunnenloeh  hat  eine 
Tiefe  von  mehr  als  63  Stäben  (120  altägyptischon  Ellen),  aber 
das  Wasser  versiegte  sehr  bald  und  der  Berghau  wurde  verlassen. 

Eine  steinerne  Inschrift  meldet  in  aller  Weitläufigkeit,  was 
im  dritten  Jahre  der  Regierung  des  Königs  Ramses  geschah. 
Dieselbe  bedeckt  einen  Stein,  welcher  an  dem  Orte  Kuban  gefunden 
worden  ist,  gegenüber  von  Dakkeh,  auf  dem  östlichen  Ufer  der 


nubischen  Landschaft.  Wir  greifen  ans  den  Worten  der  steinernen 
Inschrift  das  Nachstehende  heraus: 

7.  „Also  ist  der  König  Ramessu  Miamun,  der  Lebenspender 
ewiglich  und  immerdar,  wie  sein  Vater  der  alltägliche  Sonnengott 

Da  Wand  sich  der  König  in  der  Stadt  Memphis,  um  zu 
danken  seinen  Vätern,  den  Göttern  und  Herren  von  Süd-  und 
Nordägyptcn,  damit  sie  ibm  schenken  möchten  Kraft  und  Sieg 
und  eine  lange  Lebensdauer  von  unendlich  vielen 

8.  Jahren.  An  einem  dieser  Tage  geschah  es,  dass  der 
König  da  sal's  auf  seinem  großen  Throne  von  Gold,  geschmückt 
mit  dem  Königsreifen  und  dem  Doppel  -  Federschmuck ,  um  zu 
gedenken  der  Länder,  aus  welchen  das  Gold  gewonnen  wird,  und 
um  zu  erwägen  die  Art  und  Weiso  zu  bohren 

!).  Rrunnen  auf  den  Strafsen,  welche  verwünscht  sind  wegen 
des  Wassers,  nachdem  er  gehört  hatte,  dass  viel  Gold  vorhanden 
sei  im  Lande  Akita,  doch  wäre  sein  Zugang  verwünscht 
des  Wassers  gar  sehr.    Es  wären  dorthin  gezogen  einige 

10.  Goldwäacher  nach  der  Stelle,  wo  jenes  wäre,  doch 
die,  welche  daselbst  angelangt  waren,  gestorben  vor  Durst  auf 
der  Strafsc  sammt  den  Eseln,  welche  bei  ihnen  waren.  Nicht 
fände  man  für  diese  das  Nothdürftige 

11.  zum  Tränken  beim  Hinaufsteigen,  es  sei  denn,  dass  der 
Regen  vom  Himmel  fiele.  So  könne  kein  Gold  in  diesem  Lande 
gewonnen  werden  wegen  des  Wassermangels.  Da  sprach 
König  zu  seinem  Edelmann,  welcher  neben  ihm  stand:  „1 
herbei  rufen  die  Fürsten,  welche  gegenwärtig  sind. 

12.  Ich  hole  mir  Halbes  bei  ihnen  wegen  dieses  Landes,  wie 
ich  die  M  aal  «regeln  treffen  kann."  Sobald  als  sie  vor  den  gou 
liehen  Wohlthäter  geführt  waren,  erhoben  sie  ihre  Hände  um  zu 
preisen  seinen  Namen  unter  Lobreden  und  um  anzubeten  vor 
seinem  schönen  Angesichte.  Und  der  König  beschrieb  ihnen  den 
Zustand  dieses  Landes,  um  einzuholen 

13.  ihren  Rath  darüber,  wegen  der  Absicht  Brunnen  zu 
bohren  auf  seiner  Strafsc.  Und  sie  mieten  vor  dem  Könige ; 
„„Du  bist  wie  die  Sonne.  Es  gelingt  Dir  alles.  Was  Dein  Herz 
begehrt,  das  kommt  zum  Austrag.    Wenn  Du  einen  Wunsch 


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DEUTSCHE  BAUZEITÜNG. 


245 


Probe  nicht  grol'ser  als  derjenigen  Achten,  welche  dem  wirklichen 
DurchschnittswerthK  ans  10  Achtprohen  nahe  stehen,  und  kleiner 
als  der  von  diesem  Durcbsehnittswerthe  Entfernteren  unter  den 
10  Achten. 

Nimmt  man  einen  erbeblich  geringeren  Wasserzusatx  als  den 
oben  angegebenen  an,  so  findet  die  Ucbercinstimmung  nicht  mehr 
t,  sondern  es  überragen  die  Resultate  der  Brech  -  Probe 
■  Norm-Probe.  So  i.  B.  brachen  Proben  aus  Zement 
bei  nur  B8  Gew.  -  Tneilen  Wasserawatz  auf  700  Oew.- 
Theile  der  trockenen  Mischung  nach  70  Tagen  erst  bei  20 k 
die  bererhnete  Zugfestigkeit  zu  21.  k  «ich 
Wenn  fnr  die  Probekörper  der  BrechProbe  eine  ein  für 
bestimmte,  gleich  bleilwmio  Querschnitts-Fnrm  und  Lange 
gewühlt  wird,  so  wird  b  h  «  ein  konstanter  Werth,  der  dann  nicht 
erst  jedes  Mal  berechnet  zu  werden  braucht;  dieser  konstante, 
rechtwinklige  Querschnitt  sei  q  und  der  ebenfalls  konstante  Ab- 
stand der  den  Stab  tragenden  Schneiden  L  Ist  dann  ferner  der 
Hebel  nach  dem  zweckmälsigen  Verhnltniss  von  1  :  10  gelheilt, 
so  wird  P  =  lOx-f-  O,  worin  X  das  am  Ende  des  Hebels  ange- 
hängte Gewicht  und  G  das  (reduzirte)  Hebelgewicht  bedeutet,  und 
die  allgemeine  Formel  geht  in  folgende  (Iber: 
«(10«+ C), 
*1 

k  von  den  Veränderlichem  j-  ab 
t  Tabellen  anfertigen,  worin  fii 
Werthe  von  x  der  Werth  k  ausgerechnet  ist,  so  dass  man  nur  nothig 
hat,  fnr  das  jedesmalige  (iewicht,  welches  den  Bmch  herbeiführt, 
den  in  der  Tabelle  enthaltenen  Werth  von  1  aufzusuchen. 

Zweckmürsig  dürfte  man  die  lichte  Breite  und  Höhe  der  Form 
so  wählen,  dass  t;  =  b  Ai  —  100 ist,  also  etwa  b  —  7,50  <™ 
oder  b  —  7,1 "■>  und  h  —  S.tiö""  oder  h  —  3,75  ferner  /  =  10«", 
wie  es  ohnehin  meist  üblich  sein  wird.  Für  diese  Werthe  wird 
die  der  Tabellen  -  Berechnung  zu  Grunde  zu  legende  Formel: 

B(10x+g)  10        IMIO5+C)    ,  , 

4.100  100      oder*=  15  lQ 

Maafse  deshalb  an, 
hierin  nicht  obwalten 


Sic  bietet  ferner  demjenigen,  der  an  die  Nornialprobe  nicht  recht 
gern  heran  gehen  mag  und  in  Folge  dessen  die  Festigkeitsprü- 
fungen lieber  ganz  unterlassen  würde,  u.  a.  noch  die  folgenden 


Ich  führe  die  event  anzunehmenden 
weil  ein  beliebiger  willkürlicher  Spielraum 
darf.  Querschnittaform  und  Gräfte  müssen  vielmehr  ungefähr  be- 
grenzt sein,  ähnlich  wie  bei  der  Norm-Prüfung.  Wenn  der  Quer- 
schnitt z.  B.  zu  klein  ist,  so  wird  die  Brech -Probe  Resultate 
liefern,  die  gegenüber  denjenigen  der  Norm-Probe  zu  grofs  sind. 

Bei  Anfertigung  der  parallelepipedischen  Probekörper  habe 
ich  die  Form  auf  eine  starke  Brettunterlage  gesetzt,  auf  die  ein 
Blatt  gewöhnlichen,  znm  Verpacken  des  Zements  angewandten 
Papiers  gelegt  worden  war.  Die  Mörtalinasse  wurde  so  weit  sorg- 
fältig in  die  Form  eingedruckt,  dass  sie  auch  die  Ecken  gut 
füllte,  und  dann,  ohne  die  Masse  zu  schlagen,  einfach  mit 
Hand  oder  mit  dem  Spatel  ausgeglichen.    Nach  6-12  S 


den  wird  vorsichtig  die  aus  2  Hälften  bestehende  Form  abge- 
nommen, den  folgenden  Tag  die  Probe  in  Wasser  gelegt  und  bis 
zum  Brech moment  darin  belassen,  ganz  so,  wie  dies  bei  der 
Norm- Probe  vorgeschrieben  ist.  Die  ganze  Prozedur  ist  so 
überaus  einfach,  da»«  sie  jedem  Maurer  anvertraut  werden  kann. 


Wer  _  Wje  dies  ja  auf  kleineren  Bauten  meist  bei  den  1 
den  der  Fall  sein  wird  —  bei  Anfertigung  der  Probekörper 
alles  selbst  ohne  Assistenz  besorgen  muss,  als  da  ist:  das  stete 
Wiederreinigen  der  Gefälse  und  Formen,  das  Abwiegen,  Mischen, 
Anmachen,  Einschlagen  etc.,  wird,  alles  dies  mitgerechnet,  bei 
den  Normproben  im  Durchschnitt  nicht  unter  3-4  Minuten  Zeit 
für  1  Probekörper  gebrauchen,  was  bei  10  Probekör|>crn,  die 
ja  schon  für  eine  einzige  Ermittelung  vorgeschriel>en  sind, 
3« — 10  Minuten  macht  Wahrend  Geübtere  sich  mit  Anfertigung 
einer  geringeren  Anzahl  von  Probekörpern  begnügen  dürfen  —  ich 
mache  z.  B.  zur  Zeitersparnis  stets  nur  3  bis  5  —  kann  bei  Unge- 
übteren kaum  unter  die  Zahl  10  herab  gegangen  werden ;  liei  den 
parallelepipedischen  Proben  genügen  dagegen  schon  zwei  Probe- 
körper völlig,  bei  stets  sorgfältiger  Herstellung  und  elienso  weiterer 
Behandlung  sogar  nur  einer.  Jede  dieser  Proben  nimmt  nicht 
mehr  Zeit  in  Anspruch  als  eine  einzige  Norm-Probe,  so  dass  bei 
der  Brech- Probe  erheblich  an  Zeit  gespart  wird.  Ferner:  Obgleich 
zu  einer  Nonn-Probe  nur  ca.  30—40«  Zement  gebraucht  werden, 
so  wird  doch  durch  die  Verzehnfachung  immerhin  ein  Zement- 
quantum  von  300  -  400«  für  jede  Ermittelung  gebraucht,  während 
eine  Brech-Probe,  nach  obigen  Maafs- Vorschlagen  durchgeführt, 
nur  175-1  HOs  Zement  erfordert,  also  selbst  2  Probekörper  nur 
35U--3«>i^  Die  früher  zuweilen  als  Vortheil  des  neuen  Verfahrens 

stau.  Auch  das  Etiquettiren  der  Brcch-Proben  ist  sehr  einfach, 
da,  sobald  die  Probe  an  der  Oberfläche  etwas  hart  geworden  ist 
etwa  nach  1  2  Stunden  man  mit  einer  Nagelspitze  auf 
die  eine  Seite  des  Probekörpers  das  Datum  der  Anfertigung 
desselben,  auf  die  andere  Seite  die  Nummer  der  Probe  an  diesem 
Datum  schreibt;  in  der  Mitte  hat  man  dann  noch  Raum,  die 
Zementaorte,  wenn  nöthig  abgekürzt,  zu  bezeichnen.  Ein  so  be- 
quemes Etiquettiren  ist  bei  den  Norm-Proben  nicht  gut  zu  er- 
möglichen. — 

Auf  die  vorgeschlagene  Weise  wird  jeder,  selbst  nur  kleine 
Bauten  Ausführende  in  den  Stand  gesetzt,  den  gelieferten 
Zement  mit  Sicherheit  zu  prüfen ,  was  bei  manchem  wohl  noch 
lange  ein  frommer  Wunsch  bleiben  würde,  da,  wenn  bei  der 
Nonn-Probe  IJn-Nonnalitüten  sich  zeigen,  der  Ungeübte  niemals 
sicher  ist,  oh  das  mangelhafte  Ergebnis!  nicht  etwa  auf  unkorrekte 
Handhabung  des  Verfahrens  zurück  zu  führen  ist  Wenn  auch 
die  Hauptpnlfnng  stets  den  Zementtechnikeni  und  den  bei  gröfse- 
ren  Bauausführungen  leitenden  Ingenienren  zufallen  wird,  bei 
kleineren  Bauten  dagegen  selten  auf  das  Ergebniss  solcher  Prü- 
fung, gewartet  werden  kann,  so  macht  doch  jedem  die  leicht 
erreichbare  Möglichkeit  Vergnügen,  sich  selbst  jederzeit  von 
der  Güte  der  Waare  überzeugen  zu  können,  und  eben  diese  Mög- 
lichkeit wird  die  Baumeister  dazu  führen,  in  den  Zwischenzeiten 


verschiedene  Zementsorten  in  ihren  eigenen  Büreaus  der  Prüfung 
unterwerfen  zu  lassen,  wenn  die  Geschicklichkeit  eines  gewöhn- 
lichen Vorarbeiters,  Büreaudiencrs  oder  dgl.  dazu  ausreichend  ist. 
Es  wird  ferner  auch  bei  den  niederen  Bauhandwerkern,  Pnlirem 
etc.  das  Prüfen  von  Zement  auf  Festigkeit  häufigere  Anwendung 


it  in  der  Nacht,  so  ist  er  verwirklicht,  wenn  die  Erde  (wieder) 
geworden  ist.    Wir  sind  herbei  geeilt,  um  zu  thun,  was  zu 


hegst 

h< 

thun  ist,  denn 

14.  grofs  ist  die  Zahl  Deiner  erstaunlichen  Werke,  seitdem 

Du  erschienen  bist  als  König  des  Landes   Da  sprach 

der  Königssohn  des  elenden  Landes  Kusch,  indem 

20.  er  also  redete  vor  dem  Könige:  „„Es  ist  (das  IjuuD  in 
dieser  Weise.  Verwünscht  ist  es  wegen  des  Wassers  seit  der  Zeit 
des  IIa.  Man  stirbt  auf  ihm  vor  Durst  Es  haben  begehrt  alle 
früheren  Könige  Brunnen  zu  bohren  in  ihm,  aber  es  geläng  ihnen 
nicht  mit  Erfolg. 

21.  Auch  König  Seti  I.  that  desgleichen.  Er  lieft  einen 
Brunnen  bohren  von  120  Ellen  Tiefe  zu  seiner  Zeit,  aber  man 
liefe  ihn  liegen  am  Wege:  denn  kein  Wasser  kam  zum  Vorschein. 
Wenn  Du  nun  selber  sprächest  zu  Deinem  Vater,  dem  Nilgott  Hapi, 

22.  dem  Vater  der  Götter:  lass  hervorkommen  Wasser  oben 
auf  dem  Berge,  so  wird  er  thun  alles,  was  Du  sagst,  wie  ja  alles, 
was  Du  vorhattest,  verwirklicht  worden  ist  vor  uns,  und  nicht 
blos  nach  Hörensagen,  dieweil  Dich  lieben  Deine  Väter,  alle  Gölter, 
mehr  als  alle  Könige, 

23.  welche  gewesen  sind  seit  Ra.*"1  Spricht  der  König  zu 
den  Fürsten:  Ist  es  wahr  alles,  was  ihr  geredet  habt  und  ward 
also  nicht  geöffnet  das  Wasser  in  jenem  Lande  seit  der  Zeit  des 
Gottes,  wie  ihr  gesagt  habt,  so  will  ich  daselbst  einen  Brunnen 
bohren,  um  Wasser  zu  liefern  fortdauernd,  doch  so,  dass  der 
Brunnen 

24.  unter  dem  Befehle  des  Vaters  Atnon-ra,  des  thebanischen 
Gottes,  und  des  Hör,  der  Herren  des  Landes  Nubien  stehe,  damit 
gestimmt  sei  ihr  Herz  in  Liebe.  Ich  werde  deshalb  veranlassen, 
dass  er  genannt  werde  nach  (ihrem  Namen."'    Und  die  Fürsten) 

25.  priesen  ihren  Herren  und  beteten  an  und  fielen  auf  ihren 
Bauch  vor  (dem  Konige  1  und  stiessen  Freudeurufe  aus 

2t>.  bis  zur  Himmelshohe.  Da  sprach  der  König  zu  einem 
koiüglichen  Schreiber,  (welcher  sich  in  seiner  Nähe  befand: 
„, Rüste  Dich  und  begieb  Dich  auf  den) 

27.  Weg  nach  dem  Lande  Akita.    Lass  gelten  den  zweiten 


Tag  des  Mondmonates  als  den  Tag,  an  (welchem)  Du  Deine 
Sendung  (ausführen  wirst'1''    Der  Schreiber  that) 

28.  gleichwie  ihm  geheilten  war.  Siehe  da,  er  versammelte 
die  Leute,  (welche  kundig  waren  des  Rohrens,  auf  dass  sie  arbei- 
teten und  schafften  einen  Brunnen,  welcher  Wasser  spendete 
denen,  welche  betraten) 

30.  den  Weg  nach  dem  Lande  Akita.  Niemals  ist  Aehnliches 
geschehen  seit  den  früheren  Königen.  (Und  von  dem  heraus 
strömenden  Wasser  wurden  gebildet  Bache  und) 

31.  Fischfänger  von  den  Inseln  in  der  Nahe  der  Untiefen 
von  Natho  vergnügten  sich,  indem  sie  bauten  (kleine  Nachen, 
und  bedienten  sich  der  .  .  .  .  ) 

32.  gleichwie  eines  Ruders  beim  Winde.  Da  kam  an  ein 
Briefträger  Seitens  des  Königssobnea  des  elenden  Landes  Kusch 
(wegen  des  Bmnnens,  um  dem  Könige  anzusagen:  „„Es  ist  zur 
That  geworden  alles) 

33.  was  Deiue  Heiligkeit  mit  seinem  cigemm  Munde  gesagt 
hat  Es  ist  zum  Vorschein  gekommen  das  Wasser  aus  ihm  bei 
12  Ellen.  Es  waren  4  Ellen  an  ihm  .  der  l  iefe  

34  sie  ...  .  hinaus  wie  es  die  Absicht  der  Arbeit 

war.  Der  Gott  hat  das  Herz  wohl  gestimmt  durch  Dein«  Liebe. 
Niemals  hat  sich  solches  ereignet  (seit  der  Zeit  des  Gottes  Ra.)** 

35.  (Und  die  Bewohner  von)  Akita  machten  eine  Freudeu- 
rauaik  auf  grofeen  Trommeln  <?).  Die  welche  augenkrank  waren 
(wuschen  sich  mit  dem  Wasser  und  wurden  geheilt.    Sie  alle 


sangen: 

86,  „.Heil)  dem  Könige!  Das  Wasser,  welches  in  der  liefe, 
ist,  war  ihm  gehorsam.  Er  hat  geöffnet  Wasser  auf  dem  (Berge.** 
Und  sie  liefsen  Dank 

37.  sagen)  ihm  durch  den  Köuigssohu  wegen  der  Sendung. 
Das  war  schöner  für  (das  Herz  des  Königs  nls  alles  Andere.  So  waren 

3«.  denn  (wohl  ausgeführt  die  Pläne.  Schön  waren  die 
Zeugnisse,  welche  aussprachen  (die  Anwohner  der  Gegend.  An- 
gelegt ward  eine  Straft* 

39.  von)  diesem  Brunnen  (ans)  nach  dem  Brunnen  Ramses 
Miamun's,  des  Siegers  in  (dem  Lande  ).* 


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246 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


IS.  Jnni  1878 


und  größere  Verbreitung  als  bisher  Huden,  immer  melir  Usus 
«erden  und  so  das  Verständniss  für  diese  Sache  überhaupt  bald 
auf  eine  viel  breitere  Hast»  stellen,  als  sie  bisher  vorhanden  ist  und 
für  die  nächste  Zukunft  erwartet  werden  kann.  Jede  noch  so 
kleine  Baustation  kann  leicht  zu  einer  Prülungsstation  werden 
und  Leute,  die  auf  die  angegebene  Weise  erst  einmal  gelernt  hüben, 
sich  mit  Zemeutprofuugeu  zu  Iwschaftigen,  werden  alsdann  auch 
unschwer  auf  das  etwa»  schwierigere  Verfahren  nach  den  Nurmen 
eingerichtet  sein.  Sohin  durfte  das  von  mir  vorgeschlagene  ein- 
fachere Verfahren  nicht  selten  eine  l'ehcrgangsstufe  zu  dem  zwar 
wissenschaftlich  korrekteren,  aber  schwieriger  durchführbaren 
Prüfungsverfahren  werden  und  letzteres  mehr  einbürgern  bellen, 
als  es  beim  Mangel  dieser  Zwischenstufe,  ohne  welche  Viele  von 
Anstellung  der  Festigkeitsversuche  überhaupt  Alratand  nehmen 
dürften,  der  Fall  sein  wurde. 

Schon  öfter  ist  behauptet  worden,  dass  man  jetzt,  durch  das 
Verfahren  nach  den  Normen,  recht  eigentlich  erst  alle  Eigen- 
schaften des  Portland-Zenicntes  erkennen  könnte.  Dies  ist  indess 
Mir  ist  keine  Eigenschaft  oder  neuere  Forschung 


über  Portland-Zement  bekanut,  die  nicht  genau  mit  ebeu  solcher 
Klarheit  nach  der  alten  Methode  hatte  ermittelt  werden  konneu, 
sofern  auch  bei  dieser  genau  formuliite  lledingungen  für 
Anfertigung  und  Aufbewahrung  der  I'robckörpcr  inne  gehalten 
werden.  Krüher  haben  nur  wenige  bei  ihren  Versuchen  ähnliche 
ltedtugungen,  wie  sie  jetzt  gelten,  sich  gestellt;  allgemein  ist  dies 
erst  hei  dem  jetzt  eingeführten  Verfahren  geschehen.  Der  Fort- 
schritt, den  die  Normen  verwirklichen,  liegt  also  vor  allem  in  der 
allgemeinen  Annahme  präziser,  der  Sache  entsprechender 
Normen  uud  ebeuso  liegen  die  Abweichungen  der  Festigkeits- 
angaben nach  der  früheren  Methode  auch  nicht  au  den  mehr  oder 
weniger  guten  Apparaten  und  der  Krmittelungsforni,  sonderu  vor 
allem  au  dem  damaligen  Mangel  an  allgemein  geltenden 
Normirungen.  Etwas  rasch  bindende  Zemente  lassen  sich  sogar 
nach  dem  alten  Verfahren  —  meiner  Meinung  noch  -  leichter 
und  mit  größerer  Zuverlässigkeit  auf  ihren  wirklichen  Werth 
prüfen.  Aber  nichts  desto  weniger  bleiben  grofse  Vorzüge  des 
neuen  Verfahrens  bestehen,  die  ich  oben  gubührend  hervorge- 

Dr.  L.  Erdmcnger. 


Kopien  italienischer  Renaissance» Dekorationen. 


In  der  Kunstakademie  ist  seit  einiger  Zeit  durch  Hrn.  Maler 
Meurer  das  Resultat  seiner  letzten  Aufnalimc-Kainpttgfie  in  Italien 
ausgestellt  —  ein  iu  hohem  Grude  befriedigendes,  sowohl  in 
Betracht  der  großen  Fülle  mustergültiger  und  wenig  bekannter 
Dekorationen,  als  auch  iu  der  Ausbeute  für  die  moderne  Dekoration*- 
Malerei  und  in  der  Ausbildung  der  mit  Anfertigung  dieser  Kopien 
beauftragten  Schüler,  der  Ilm.  Koch,  Grimmer  und  l'loehn, 
die  im  technischer  Fertigkeit  dpm  Personal  der  früheren  ersten 
Ex|*edhion  in  keiner  Weise  nachstehen.  — 

Das  Interesse  au  der  Ausstellung  wird  dadurch  wesentlich 
erhöht,  dass  in  derselben  die  drei  Hauptperioden  der  Reuaissance- 
Dckorationskuim  uns  vorgeführt  werden.  Die  ersten  Anfänge,  die 
mühsam  sich  Insringra  von  der  Dekoratiotisweise  de»  Mittelalters,  ja 
innerlich  noch  einigermaßen  befangen  erscheinen  in  dieser  Manier, 
Während  sie  sich  auch  äußerlich  au  die  scharfgrätiiren  Gewolbe- 
löriuen  des  Mittelalters  anschliefseu  müssen,  zeigen  uns  Mantegna*s 
Malereien  in  der  Kirche  der  Eremitani  zu  Padua.  Aber  wie  durch- 
geistigt der  grofse  Meister  der  Frilhreiiaissance  diesen  Raum! 
Das  ganze  Gewölbe  wird  in  ein  Netzwerk  von  grünen,  kraftigen 
K  nützen  aufgelöst,  welche  die  Gurte  uud  Rippen  \  erkleiden  und 
die  einzelnen,  mit  'Irau  in  Grau  gemalten  Guirlandenfriesen  ein- 
gerahmten (icwölbefelder  von  einander  trennen.  Auf  dem  tiefen 
Miau  dieser  Felder  setzen  sich  grofse  stehende  Heilicen-Figuren  in 
lebhaften  Farben,  aber  noch  etwas  in  der  steifen,  gewundenen 
Stellung  mittelalterlicher  Gestalten,  kräftig  ab.  In  der  Spitze  der 
(icwölbefelder  aber,  um  den  Schlussteinen  hemm,  jubelt  uns  das 
ganze  daseinslustige  Leben  der  Renaissance  entgegen  iu  Frucht- 
Guirlanden,  auf  denen  sich  Putten  schaukeln,  in  flatternden  Rändern 
und  dem  ganzen  Apparat  einer  übersprudelnden  Lebenslust. 

Die  Hauptzierde  der  Dekoration,  das  XV.  Jahrhundert,  das 
sich  —  in  selbständiger  Weise  —  noch  unbeeinflnsüt  durch  ilie 
Ausgrabungen  spatrömischer  lmicuräumc.  mit  der  Ausschmückung 
gegebener  Hitchen  abfindet,  stets  in  gebundener,  strenger,  von  der 


Architektur  eng  abhängiger  Anordnung,  sehr  oft  mit  Beihülfe  eine* 
bescheidenen  Reliefs,  ist  hier  durch  einige  der  allcrsrhöustcn 
Beispiele  vertreten,  welche  anlserdern  Jeu  Reiz  haben,  für  unsere 
Kenntnis«  fast  als  neu  entdeckt  zu  gelten.  Wer  kennt  den  Palast 
Scrofa  Calcamini  iu  FerraraV  Selbst  die  Kuiistluuulbücher  lassen 
uns  über  dieses  Meisterwerk  der  Frührenaissance  im  Stich, 
und  doch  sind  die  Deckenmalereien,  die  sich  an  den  Namen  des 
Garnfalo  Benvcnutn  Tisio  Nrtl  —  155!t)  knüpfen,  \ou  einer  über- 
raschenden Vollendung  und  Festigkeit  in  der  Komposition  nud 
Färbung.  Eine  imponimid  grofse  Tafel,  eine  ganze  Saaldecke 
wiedergebend,  die  über  einem  Itichfarbigen  Stichkappen-Gesimf  ins 
Freie  öffnend  gedacht  ist,  so  dass  man  eine  färben  prachtig  ge- 
kleidete Gesellschaft  hinter  der  mit  orientalischen  Teppichen 
behängten  Gallcrie  in  den  Saal  hinein  schauen  sieht,  zeigt  diese 
Eigenschaften  in  hoher  Potenz,  ja  fast  etwas  ins  Schwerfällige 
und  Starre  gesteigert.  Eine  zweite  kassettirte  Dec  ke  mit  Mittel- 
bildrhen, die  wie  in  Kupfer  getrieljen  behandelt  sind,  spricht  in 
der  Färbung  noch  mehr  an. 

Aus  Olieritalien  hat  ferner  die  Scuola  del  Santo  zu  Padua 
eine  schöne  kassettirte  I  lolzderke  aus  derselben  Zeit,  mit  überaus 
bescheidener  Farbenstellung  geliefert.  Aus  Rom  sind  dem  gleich- 
falls so  ent  wie  unbekannten  Kloster  dei  Peniteuzieri  drei 
Kassetten- Ih-eken  entnommen,  die  ebenfalls  zu  dem  Schönsten 
gehören,  was  Italien  in  dieser  Richtung  aufzuweisen  hat.  Die 
Aufserst  bescheidene  Farbenstellung,  fast  stets  auf  Steiiigian,  Blau 
und  (iold  licschränkt,  Lst  hier  in  höchst  erfolgreicher  Weise  dun* 
dezent  angebrachte  rothe  Punkte  und  Linien  gehoben.  Derselben 
Farbcubchandlung  gehören  zwei  mustergültig  gezeichnete  Pilaster 
von  den  Carrara-Gräbern  in  den  Eremitani  zu  l'adua  an. 

Endlich  sehen  wir  hier  zum  ersten  Male  aus  dem  Schlosse 
zu  Urbino  die  köstlichen  Dekorationsstücke,  Thoren,  Kamine, 
Decken,  in  größcrem  Maafsstabe  wiedcrtreifehen,  jenem  Bau  des 
Luciano  Lauranna,  der  in  so  unvergleichlicher  Weise  die  liebens- 


Bereits  in  den  Zeiten  des  eilften  Königshauses  linden  sich 
deutliche  Spuren  von  Brunnenbohrungen  in  den  wüsten  Thitlern 
von  Hamtnam&t  Zwölf  hundert  Jahre  vor  der  Thronbesteigung 
Königs  Ramessu  II.  hatte  einer  seiner  Ahnherrn,  Sanchkara,  auf 
der  alten  Strafte  von  Koptos  nach  Qosseir,  vier  Brunnen  anlegen 
lassen,  deren  Reste  noch  heutigen  Tages  nachweisbar  sind.  Die 
Alten  haben  es  auch  darin  den  Leistungen  unserer  jungen  Tage 
voraus  getbau  und  Werke  geschaffen,  deren  Nutzen  und  Bedeu- 
tung von  den  Reisenden  in  den  Wüsten  Afrika'*  immer  mehr 
erkannt  und  geschätzt  wird.  — 

Von  einer  eigentümlichen  Brunnenanlage  erzählt  die  Geschichte, 
der  Regierung  Itamessu  III.  Hag-On,  gewöhnlich  Ramses  III. 
genannt  (1200  vor  Chr.  Geb).  Um  sein  Land  au  der  Ostgreuzc 
zu  schützen,  gegen  Suez  hin,  lief«  der  König  im  Lande  von 
Aina  oder  "Aian  (der  Heimath  der  Aperiu  oder  Krvthraer)  einen 
mächtigen  Brunnen  anlegen  und  ihn  rings  herum  mit  starken 
Befestigungen  versehen.  Die  ManerwAnde  der  letzteren  hatten 
eine  Höhe  von  30  Agypt.  Ellen  l betnahe  16»).  Im  Hafen  von 
Suez,  also  in  dichter  Nahe  jener  Brunnen-Festung,  lieft  Ramses  III. 
eine  Flotte  grofser  und  kleiner  Schiffe  bauen,  um  ihre  Fahrten 
auf  dem  rotlien  Meere  nach  dpn  Küsten  der  Pun-Gegend  und  des 
.heiligen  Landes"  zu  unternehmen.  Als  oAchster  Zweck  ihrer 
Verwendung  wird  die  Herheiführung  der  kostbaren  Erzeugnisse 
jener  fern  liegenden  Lander,  besonders  des  Weihrauches,  bestimmter 
hervorgeholten.  Handelsbeziehungen  mit  den  Königen  und  Fürsten 
jener  Küsteugegeuduu  wurden  angeknüpft  und  der  Verkehr  zu 
Laude,  auf  der  Strafte  von  (Josscir  über  Koptos,  am  Nil,  den 
Karawanen  gestaltet.  Mit  einem  Worte,  Ramses  HI.  öffnete  eine 
unmittelbare  Verbindung  zu  Lande  und  zur  See  mit  deu  reichen 
Küstenländern  des  indischen  Ozeans,  wie  sie  in  spateren  Zeiten 
von  den  Ptolemaero  mit  groften  Erfolgen  für  den  allgemeinen 
Weltverkehr  iu  neuer  Aullage  wiederholt  wurde.  — 

Zum  Schlüsse  gedenken  wir  noch  eines  Wasserbauwerkes 
der  Zeit,  da  Aegypten  bereits  unter  persischer  Herrschaft 
Der  Perserkönig  Kambvses  (527  vor  <  hr.  Geb.)  hatte  das 


Laud  unterworfen.  Sein  Nachfolger,  Darius  I.  (521  vor  Chr.  Geh.) 
fasste  den  kühnen  Plan,  das  rothe  Meer  mit  dem  Nil  durch  einen 
Kanal  zu  verbinden.  Die  Feberreste  einer  Bildsäule  des  Königs 
sowie  mehre  Denksteine,  welche  mit  dreisprachigen  Inschriften 
in  Keilschrift  uud  mit  Ägyptischen  Hieroglyphen  bedeckt  waren 
und  in  der  Nahe  des  angelegten  Kanals  (nördlich  vou  Suez) 
aufgefunden  worden  sind,  stellen  die  Thatsache  außer  allen 
Zweifel.  Die  Wissenschaft  dankt  es  dem  Scharfsinn  des  berühmten 
Keilinschriften-Entzifferers  J.  Oppert,  den  Inhalt  dieser  Denktafeln 
durch  seine  Uebertragungen  dem  allgemeinen  Versttindniss  zu- 
gänglich gemacht  zu  haben.  Wir  geben  in  Folgendem,  nach 
Oppert,  die  Febersetzung  der  wohlerhalteusteu  und 
Stein- Inschrift: 

„Ein  grofser  (iutt  ist 
schuf,  welcher  jene  Erde  schuf,  welcher  deu  Menschen  schuf, 
welcher  einen  Willen  gab  dem  Menschen,  welcher  Darios  als 
König  einsetzte,  welcher  dem  Könige  Darius  dieses 
so  (herrliche)  Reich  übergab. 

Ich  bin  Darius,  der  König  der  Köuige,  der  König  ' 
Länder,  der  König  dieser  groften  Erde,  in  der  Ferne  und  in 
Nähe,  des  Hvstaspcs  Sohn,  Acb&cmenidc. 

Spricht  Darius  der  König:  Ich  bin  ein  Perser.  Mit  Persieu 
eroberte  ich  Aegypten  (Mudrayai.  Ich  befahl  diesen  Kanal  zu 
graben,  vom  Strome  Namens  Nil  (Pirava)  an,  welcher  in  Aegypten 
(ließt,  bis  zum  Meere  hin,  welches  von  Persien  herkommt.  Her- 
nach war  jener  Kanal  hier  gegraben  worden,  wie  ich  den  Beleb! 
dazu  erlassen  hatte,  und  ich  sprach:  Gehet  hin!  von  Bira  an  bis 
zum  Gestade  hin  zerstöret  den  halben  Kanal.  So  war  es  mein 
Wille. - 

Nach  Strabo's  Versicherung,  wie  J.  Oppert  als  Erklärung 
hinzufügt,  hörte  Darius  auf,  den  Kanal  weiterzuführen,  nachdem 
man  ihm  versichert  hatte,  dass  Aegypten  unter  dem  Spiegel  des 
rothen  Meeres  gelegen  sei  und  somit  Gefahr  drohe, 
Land  unter  Wasser  gesetzt  zu  sehen. 


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ff..  48. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


247 


würdige  lVrsönüchkeit  seiues  Erbauers,  des  Federigo  Montcieltro, 
wieder  spiegelt  Vor  alli'in  spi  auf  die  Kasselten-I  »ecke  aus  des 
Künsten  Arbeitszimmer  aufmerksam  gemacht,  die  dir  einen  ganz 
kleinen  Kaum  berechnet,  in  ihrer  reichen  und  doch  bescheidenen 
Farlicnstellung  für  den  heutigen  Gebrauch  direkt  als  Vorbild 
diciipn  kann. 

Mit  der  dritten,  durch  Decken  aus  der  Villa  Madanw  und 
dem  Palast  Altnviti  in  Ron  vertretenen  Dekorationsweise  kommt 
dann  der  volle  Kinrluss  zur  Geltung,  den  auf  Baffael  und  »eine 
Schüler  da»  Studium  der  altromisrhen  Dekorationsmalerei  in  den 
wieder  aufgegrabenen  KaiserpahtsU  n  und  Thermen  gewonnen  hat 
Völlig  wird  jetzt  mit  der  Anlehnung  an  da»  Architektur-Gerippe 
gebrochen.  Neue  architektonische  'rheilunir  wird,  zum  Theil  mit 
einem  leichteu  Stukko- Relief,  ineisten»  diu*cb  Malerei  gewonnen 
und  in  leichterer,  heiterer  Farlienstellung,  mit  Vorliebe  auf  weißem 


Grunde,  entwickelt  »ich  diese  in  meisterhafter  Technik  behandelte 
Dcknrationskuuat.  Die  hier  ausgestellten  Kopien,  namentlich  die 
Figurenfriese,  Reben  diese  Rravour  in  der  Behandlung  mit  wünschens- 
werthester  Vollkommenheit  wieder  und  g  hören  zum  Besten  der 
ganzen  Ausstellung. 

Zum  Srhluss  seien  noch  der  in  Aquarellfarben  äußerst 
charakteristisch  ausgeführten  Kopien  von  Kufsboden-KUesen  au» 
einer  Kapelle  iu  S.  Sebasliano  in  Venedig  und  aus  S.  Petronin 
iu  Bologna,  die  ersten  von  IS  10,  letztere  von  14H7,  Erwähnung 
gethan.  Geradezu  unerschöpflich  zeigt  sich  die  Phantasie  der 
alten  Kunsthandwerker  in  den  zahllosen  Srhmuckmotiven,  die,  was 
feine  und  wirkungsvolle  Vertheilting  der  Massen  und  Farben 
betrifft,  für  uns  eine  Hochschule  der  Gelaß-Dekoration  genannt 

L 


Mittheilungen  aus  Vereinen. 


Architekten-  und  Ingenieur  -  Verein  zu  Hannover. 
Versammlung  am  10.  April  1878.  Die  Fortsetzung  der  durch 
den  Vortrag  des  Hrn.  Unger  Ober  die  Dresdener  Stadtplan-Kon- 
kurrenz hervor  gerufenen  Besprechung  des  hannoverschen  Stadt- 
Bebauungsplanes  endet  mit  der  Wahl  einer  Kommission  zur  Be- 
gutachtung desselben.  — 

Die  Kommission  für  die  hiesige  Provinzial  -  Gewerbe  -  Aus- 
stellung berichtet,  dass  man,  abweichend  von  früheren  Projekten, 
die  Veranstaltung  mehrer  Kabinet- Ausstellungen  ins  Auge  ge- 
fasst  habe;  die  Kollektiv- Ausstellung  natürlicher  Steine  beabsichtige 

che  Entwürfe  zur 


Iu  der  Versammlung  am  17.  April  spricht  Hr.  Heusinger 
v.  Waldegg  unter  Vorlage  von  Planen  über  die  projektirte 
Sckuiidärbahu  Elze-Düngen,  zu  welcher  er  die  Vorarbeiten  aus- 
geführt hat.  —  Für  die  1.  Strecke  Klze-Gronau  kann  wegen  un- 
günstiger Stcigungs-  und  Kmmmungs-Verhältnisse  (Steig.  60  und 
bezw.  40  „|  die  bestebendu  Laudstraßc  nicht  benutzt  werden. 
Die  jenseits  Gronau  zu  benutzende  Chaussee  hat  eine  Breite  von 
9,6— 10  wovon  3,2  «  für  das  Gleis  (vou  normaler  Spurweite) 
benutzt  werden  sollen.  Die  Maximalsteigung  wird  20",„,,  der 
Minimalradius  300™  betragen.  Die  Fahrgeschwindigkeit  ist  zu 
IS — 20  Km  pro  Std.  angenommen,  wobei  die  besondere  Babnüber- 
wachung  wohl  auf  wenige  Stellen  beschrankt  werden  kann.  Die 
Maschinen  sollen  so  konstruirt  werden,  dass  man  dieselben  gleich 
gut  für  die  Fahrt  in  beiden  Richtungen  benutzen  kann,  anstatt 
der  Dampfpfeile  sollen  dieselben  eine  Glocke  erhalten.  Die  Hälfte 
der  Wagen  soll  mit  Heberlein-Kreuisen  versehen  »erden.  — 

Kine  kurze  Debatte  wird  durch  eine  Anfrage  über  die  zweck- 
mäßigste Trennung  der  Eisenbahn  von  der  Fahrbahn  der  Chaussee 
veranlasst;  für  eine  ron  dem  Vortragenden  projektirte  andere 
Sekundärbahn  ist  im  Ministerium  zu  diesem  Zwecke  die  Auf- 
führung eines  kleinen  Dammes  empfohlen  worden. 

Hr.  Launhardt  fürchtet,  dass  der  Damm  Schneewehen  be- 
günstige, das  Austrocknen  der  Straße  verhindere  und  viel  Baum 
erfordere;  zweckmäßiger  erscheine  es  ihm,  den  Bahnkörper 
möglichst  hoch  zu  legen  und  an  der  Seite  der  Straßenbahn 
einen  Graben,  (womöglich  einen  gemauerten  Schlitz)  herzustellen. 
Hr.  Voigts  halt  beides  für  überflüssig:  ein  bestimmter  Be- 
schluss  wird  zur  Frage  nicht  gefasst.  — 

Versammlung  am  24.  April.  Nach  Bekanntgabe  eines 
Einladungsschreibens  des  Braunschweiger  Vereins  zu  dem  bevor- 
stehenden .OUrner-Fest"1  erläutert  Hr.  Opplcr  an  der  Hand  aus- 
führlicher Zeichnungen  die  von  ihm  bearbeiteten  Entwürfe  zu  den 
Bauten  des  Geh.  Kommerzien-Baths  Stumm,  eines  der  größten 
Kiseniudustriellen  Deutschlands.  Als  Bauplatz  dient  der  nahe 
Saarbrücken,  den  Spicherer  Höhen  gegenüher  gelegene,  prachtig 
bewaldete  Hallberg,  von  welchem  ein  großer  Komplex  vom  Fiskus 
durch  den  Bauherrn  käuflich  erworben  ist  Der  Hallberg  trug 
bis  1720  ein  Luslschloss  des  Herzogs  von  Saarbrücken,  vou 
welchem  Bauwerk  alter  nur  noch  einige  zerfallene  Felsenkeller  und 
eine  mächtige  Terrasse  übrig  geblieben  sind.  Durch  diese  Terrasse 
war  ohne  weiteres  die  Lage  und  Orientirung  des  Herrenhauses 
Der  Grundriss  des  Gebäudes  war  durch  die  unabweis- 
Forderuug  des  Bauherrn,  einen  das  ganze  Haus  durch- 
schneidenden Korridor  zu  besitzen,  welcher  bei  größeren  Fest- 
lichkeiten als  Tafelraum  für  die  Unter-Beamten  dienen  könne, 
von  vorn  herein  ziemlich  bestimmt;  es  ist  dadurch  eine  reizvolle 
Gmppirung  der  verschiedenen  Räume  zwar  verhindert,  aber  manche 
recht  zweckmäßige  Anordnung  möglich  geworden. 

Au  der  Terrassenseite  des  42  ™  langen,  3,5 '"  breiten  Korridors 
liegen  die  Gesellschaftsräume,  an  der  gegenüber  liegenden  Kin- 
gangsseite  außer  dem  geraumigen  Vorilur,  der  sich  äußerlich 
durch  eine  Vorballe  von  7  zu  4  ™  Größe  kennzeichnet  —  die  beiden 
Treppenhäuser,  2  Geschäftszimmer,  Dienerzimmer  und  sonstige 
Neltenräume.  —  Im  oberen  Gcschoss  sind  an  der  TerrassenseiUt 
die  Familienzimmer,  an  der  gegenüber  liegenden  Fremdenzimmer 
angeordnet,  der  geräumige  mit  vielen  Krkern  versehene  Kniestock 
enthalt  ebenfalls  Fremdenzimmer,  Baume  für  die  Domestiken  und 
Vorrathsranmc.  Durch  die  Forderung  der  Hausfrau,  die  Küthe 
im  Parterre  zu  halten,  wurde  der  Bau  eines  Kücbengehäudes  be- 
dingt, das  sich  dicht,  nur  durch  einen  Gang  getrennt,  an  das 
Hauptgebäude  anschließt  Ks  enthält  außer  der  Küche  eine  Speise- 
r,  von  ersterer  durch  einen  Gang 


zimmer  des  Gesindes,  die  Waschküche,  ein  Anrichtezimmer  in 
unmittelbarer  Nähe  des  Haupt-Speisesaal»  und  verschiedene  Neben- 
räume.  Die  Küche  ist  so  gelegt,  dass  von  ihr  aus  der  Zugang 
zum  Haupteiugongc  Oberwacht  werden  kann.  Hinter  dem  Küchen- 
gebäude liegt  ein  10.  13 m  großer  Küchenhof,  der  nach  der 
Terrassenseite  hin  durch  einen  Wintergarten  von  20  .  8  ■  Größe 
begrenzt  wird.  — 

An  der  Eingangsscite  des  60»'  langen,  17™  tiefen  Herren- 
hauses soll  sich  eine  weite  Parkfläche  von  etwa  0,4  >»  Größe 
ausbreiten,  an  der  Bückseite  ein  großes  Stallgebäude  mit  Reit- 


wird ein  Thorgebäude  und 
am  Hange  des  Berges  ein  Beamten-  und  Förster- Wohnhaus  auf- 
geführt 

Die  Ausführung  sämmtlichcr  Gebäude  geschieht  in  Quadern 
und  Bruchsteinen ;  letztere  werden  auf  der  Baustelle  selbst  ge- 
wonnen, erstere  von  Metz  und  Mezieres  bezogen.  Der  sehr  schöne 
gelbliche  Kalkstein  von  Mezifcres  stellt  sich  fertig  vermauert  in 
beliebiger  Form  auf  96  .41  pro  kb">.  Das  Bruchstein-Mauerwerk 
kostet  iucl.  Material  pro  kb™  !)  bei  40,n>  geringster  Mauer- 
starke.  Die  Kalkenlagen  werden  nach  französischer  Art  konstruirt, 
Balkenquerschnitt  "/*»  **■  bei  0,55'»  Kutfernuug  und  6,0— 6,5  ■ 
frei  tragender  Länge;  zur  Anbringung  der  Wechsel  dienen  eiserne 
Schuhe.  Das  Holz  (Schwarzwälder)  stellt  sich  pro  kb™  auf  43.// 
Die  Dachdeckung  —  französischer  oder  luxemburger  Schiefer  auf 
Schalung  —  wird  incl.  Kindeckung  der  /ah Ire' 
pro  Q™  auf  4,7  ,4t  zu  stehen  kommen. 

Das  Hauptgebäude  ist  darnach  incl.  Innen-Dek 
850  .fi  pro  Gründliche,  das  Thorgebäude  zu  125  .Ä,  das 
Beamtenwohnhaus  zu  104.4%,  das  Försterhaus  zu  120  M.  (wegen 
seiner  Holzarchitektur)  veranschlagt  Sämmtliche  Kauten  wurden 
in  früh-gothischem  Stil  projektirt,  das  Hauptgebäude  in  strengerer 
Entwickelung,  jedoch  auf  Wunsch  des  Bauherrn  mit  Anwendung 
gerader  Fenstersturze  und  Vermeidung  steinerner  Fensterkreuze. 
Die  Mitte  wird  durch  einen  kräftigen  quadratischen  Thurmbau 
von  7,7™  Seitenlftnge  und  80»  Höhe  hervor  gehoben  werden; 
die  Treppenhäuser  sind  äußerlich  durch  Vorbauten  charakterisirt, 
außerdem  sind  dem  Hauptbau  verschiedene  Vorhallen  und  Thflnn- 
chen  hinzugefügt  —  Die  Terrasse  erhält  bei  einer  Länge  ran 
HO  einer  Breite  von  23  ™  und  einer  mittleren  Höhe  von  4,25  ™, 
in  der  Mitte  eine  Fontaine  von  10  ™  Bassin-Durchmesser.  — 

Nach  Schluss  des  Vortrages  fordert  Bedner  die  Versammlung 
zu  einer  freien  Kritik  seiner  Entwürfe  auf,  welcher  Aufforderung 
in  der  spateren  Versammlung  am  1.  Mai,  nachdem  die  Entwürfe 
eine  Woche  laug  im  Vereinslokal  ausgestellt  gewesen  sind,  Folge 
geleistet  wird.  Die  ausgesprochenen  Bedenken  beziehen  sich  auf  die 
Korridor-Anlage  des  Hauptgebäudes,  die  für  sehr  ungünstig  er- 
klärt wird,  da  ihre  Helligkeit,  trotz  direkter  Beleuchtung  von 
einem  Ende  aus  und  der  seitlichen  von  zwei  Treppenhäusern 
und  dem  Vorilur  aus,  sehr  ungenügend  ausfallen  werde.  Auch 
die  Ventilation  des  Korridors  würde  zu  wünschen  übrig  lassen. 
Der  Verfasser  macht  dagegen  die  Größe  der  Fensteröffnungen 
und  die  freie  Umgebung  des  Gebäudes  geltend.  Es  wird  ferner 
die  Orientirung  des  Hauptgebäudes  verschiedentlich  angegriffen 
Kine  Kritik  der  Außenarchitektur  regt  der  Verf.  durch  Mittheilung 
einiger  Bemerkungen  an,  die  Hr.  Reichensperger  über  den 
Entwurf  gemacht  habe,  derselbe  verwerfe  die  quadratischen  Eck- 
thürme  am  Hauptthurme  und  empfehle  runde  Thflrme,  Hr.  Hase 
und  Hr.  Hehl  pflichten  dem  bei,  halten  auch  die  projektirte 
Auskragung  für  zu  bedeutend.  Hr.  Oppler  vertheidigt  seine 
Anordnung  damit,  dass  Eckthürmcben  desto  mehr  der  Wirkung 
von  Wirbelwinden  ausgesetzt  seien,  je  näher  sie  am  Hauptthurme 
stehen,  wie  dasselbe  anerkannt  bei  den  Fialen  siatttlude.  W. 


Zweigverein  des  Säohaiaohen  Ingenieur- u.  Architekten- 
Vereins  zu  Dresden.  In  der  Sitzung  vom  11.  März  er. 
hielt  llr  Ingen.  Scharnwsky  einen  Vortrag  über  das  Thema: 
„Der  amerikanische  und  der  deutsche  Brückenbau  in  Eisen', 
während  in  der 

Sitzung  vom  IS.  März  Hr.  Finanxralh  Nowotny  Mit- 
theilungen über  die  Zerstörungen  des  Kesselmaterials  im  Innern 
der  Dampfkessel  machte.     Zunächst  zeigt   Redner  an  vielen 

an  welchen 


Dampfkessel,  an  welchen 

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248 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


15.  Jnni  187» 


die  Zerstörungen  -  Korrosionen  -  am  häutigsten  eintreten  und 
legt  eine  grofse  Anzahl  rem  Bleiabgüssen  derartiger  Korrosionen, 
wie  solche  aus  Lokomotiv-Kesselu  herrühren,  vor.  Au  Abgössen, 
die  bei  einem  und  demselben  Kessel  zu  verschiedenen  Zeiten 
genommen  worden  sind,  legt  Redner  die  sukzessive  Y«r- 
grofserung  der  Korrosionen  dar.  —  Die  Kntstebungs-Ursache  der 
Korrosionen  ist  noch  nicht  aufgeklart;  so  viel  scheint  indes»  fest 
zu  stehen,  das«  diejenigen  Kesselteile,  deren  Material  Bewegungen 
zu  erleiden  bat  seien  diese  nun  durch  Wärine  oder  durch 
Dampfdrücke  erzeugt  (welch  letztere  den  Kessel  „rund  zu 
machen"  bestrebt  sind)  —  besonders  empfanglich  für  Kor- 
rosionen sind. 

liedner  verliest  nun  eine  gröfsere  Anzahl  von  bezügl.  Urteilen 
deutscher  Eisenbahu- Verwaltungen,  die  sich  aber  vielfach  wider- 
sprechen, ausgenommen  in  den  Ansichten  über  den  Einrlu&s,  den 
die  gedachten  Bewegungen  des  Kesselmaierials  ausüben.  Für 
Kessel,  an  welchen  derartige  Bewegungen  nicht  vorkommen,  ist 
man  Ober  die  Kntstehungs-l'rsache  von  Korrosionen  ganzlich  im 
Dunkeln.  Man  hat  zwar  versucht,  die  Korrosionen  zu  erküren: 
ai  mit  elektrischen  Strömungen,  namentlich  bei  solchen 
die  Kupfertheilc  in  den  Stehbolzen  etc.  -  besitzen: 
bemischen  Wirkungen  der  Fettsäuren,  die  dadurch  in 
._  iel  gelangen,  dass  das  Schmieröl  der  Speisepumpen  Zu  tritt 
Kessel  hat  und  dort  in  Glyzerin  einerseits  und  Fettsäuren 
zerlegt  wird:  c)  mit  der  chemischen  Wirkung  d<s 
der  mit  der  im  Speisewasscr  beigemischten  atmosph. 
Duft  in  den  Kessel  kommt:  d  mit  dem  KinHuss  von  Kesselstein 
u.  s.  w.,  allein  alle  diese  Erklärungen  sind  nicht  stichhaltig, 
weil  unter  übrigeus  ganz  gleichen  Verhältnissen  der  eine  Kessel 
Korrosionen  zeigt,  der  andere  nicht. 

In  der  an  den  Vortrag  anschliel'senden  Debatte  fanden  die 
vorstehend  gemachten  Mittheilungen  vielfache  Bestätigung.  Ins- 
besondere referirt  lir.  Finanzrath  Strick  Ober  das  Verhalten 
eines  Kessels  von  elliptischem  Querschnitt  mit  vertikaler  Rich- 
tung der  grofsen  Axe  —  den  also  der  innere  Dampfdruck  kreis- 
rund zu  machen  bestrebt  war,  dass  an  den  festgenieteten  Kessel- 
trägern  viel  Korrosionen  sich  gezeigt  hätten. 

Hr.  Dampfkessel- Inspektor  Sieodrat  theilt  mit,  dass  Kessel 
mit  ebenen  Stirnflächen  mehr  zu  Korrosionen  im  Innern  geneigt 
seien,  als  Kessel  mit  gerundeten  Kndtiächen,  anscheinend  weil  bei 
letzterer  Gestaltung  dem  Bestreben  des  Dampfdruckes,  die  Kessel 
zu  runden,  entgegen  gekommen  sei.  Ueber  die  etwaige  Wirkung 
des  Speisewassers  referirt  Hr.  Fiuanzrath  Strick,  dass  ein 
Kessel,  der  während  längeren  Betriebes  keine  Korrosionen  gezeigt 
hotte,  plötzlich  davon  heimgesucht  wurde,  nachdem  in  der  Nähe 
des  Brunnens,  der  das  Speise wasser  lieferte,  eine  gröfsere  Auf- 
schichtung von  Kohlcnvorraten  stattgefunden  hatte.  Möglicher 
Weise  sind  die  Kohlen  vom  Regen  etc.  ausgelangt  worden  und  die 
Auslaugunga-l'rodukte  in  den  Brunnen  und  aus  diesem  in  den 
Hr.  Finanzradi  Nowotny  theilt 


Vermischtes. 

Hygienischer  Kongress  während  der  Pariser  Welt- 
ausstellung. Während  der  ersten  Hälfte  des  Monats  August 
soll  in  Paris  ein  „Congrit  international  iCUSgime"  unter  dem 
Protektorate  der  Regierung  stattlinden,  welcher,  anschliefsend  an 
den  Brüsseler  Kongress  von  inTti,  Fragen  der  Gesundheitspflege 
und  diskutiren  wird.  Das  Organisation  s-h'umiu1,  aus  im) 
in  und  um  Paris  wohnenden  Aerzten,  Technikern  und  Pro- 
fessoren bestehend,  hat  zunächst  <J  Fragen  zur  Diskussion  gestellt, 
von  welchen  insbesondere  zwei  das  liautechnische  Interesse  erregen  -. 

1.  Die  Flussverunreinigung  durch  gewerbliche  Abgänge  und 
durch  KanaUtoffe,  sowie  die  Verwerthung  der  letzteren  auf  land- 
wirtschaftlichem Wege ; 

2.  Wohnungen  und  Quartiere  für  Arbeiter. 

Referenten  zu  1  sind  die  Hrn.  Durand ,-< 'laye ,  Proust,  Prof. 
der  Medizin,  und  Srhloesing,  Direktor  der  Kcole  <C Application  tU* 
Manufarturti ,  zu  2  die  Hm.  Treiat,  Prof.  am  < '»tirrreatoirf  ilet 
Arts-et-Mttiert  und  Du  Mesnil,  Arzt 

Andere  Fragen,  deren  Berathung  auf  dem  Kongress  gewünscht 
wird,  sind  spätestens  bis  zum  1.  Juli  an  das  Komite,  dessen 
Präsident  Professor  Dr.  Gubler  ist  und  als  dessen  geschäftsfnhrender 
Sekretär  Dr.  Liouville,  Palais  des  Tuileries.  Pavillon 
de  Flore,  Paris  fuugirt,  einzureichen.  Der  Kongress  setzt  sirh 
aus  einheimischen  und  fremden  Mitgliedern  zusammen,  die  letzteren 
nehmen  ohne  Beitriltsgeld  an  den  Berathungen  Theil,  nachdem 
sie  sieh  durch  den  Sekretär  haben  eintragen  lassen.  Leber  jede 
der  olien  ermähnten  ti  Fragen  wird  eine  Denkschrift,  den  heutigen 
Stand  der  Wissenschaft  darstellend,  unter  Leitung  des  KomlU's 
und  allen  angemeldeten  Mitgliedern  vor  Eröffnung 

J.  St, 


Zur  Konkurrenz  für  Projekte  zu 
in  Hamburg  ersehen  wir  aus  ein« 
Betheiligung  eine  anfserordenUich  rege  gewesen  ist  nnd  dass  aufser 
Ii  Prämien  (ä  150  M.)  welche  bezw.  an  die  Hrn.  Vermehren* 
Dorn,  Yiol  &  Koop,  beide  in  Hamburg,  Hachmann  in  Altona, 
Schmitz  in  Deutz,  Laurig  in  Hraunschweig  und  W eissbach  ifc 


die  nachträgliche  Vertiefung  eines  Brunnens  eine  wesentliche  Ver- 
änderung des  Siieisewassers  selbst  dann  herbeiführen  könne,  wenn 
die  Vertiefung  nur  verhältnissmäfsig  gering  sei. 

Sitzung  vom  25.  März.  —  Hr.  Professor  Dr.  Zetzsche 
legt  ein  Instrument  vor,  welches  den  Zweck  hat,  ein  elektrisches 
Glocken-Signal  für  den  Fall  zu  veranlassen,  dass  in  einem  Baume, 
in  dem  das  Instrument  aufgestellt  ist,  an  einem  Körper  (wie  z.  B. 
einem  Zapfenlager  etc.  etc.)  die  Temperatur  eine  gewisse  Höhe  erreicht. 
Redner  beschreibt  die  Art  und  Weise,  in  welcher  das  Instru- 
ment in  einen  zu  erzeugenden  elektrischen  Strom  eingeschaltet  wird. 

Hr.  Bezirks- Ingenieur  Dr.  Fritzsche  erwähnt  eine  von  der 
Deutsch.  Bauztg.  gebrachte  Notiz  über  das  Gewichta-Mauko,  welches 
die  Zinkbleche  gewisser  Hutten  im  Vergleich  zu  der  üblichen 
Voraussetzung  besitzen.  •—  Hr.  Ingenieur  Kuhn  legt  die  Druck- 
schrift von  Stronsberg  über  einen  Seeschiff- Kanal  nach  Berlin  vor, 
während  Hr.  Professor  Dr.  Frankel  aber  neu 
an  Drehbrücken  spricht. 

Sitzung  vom  1.  April.  Hr.  Geh.  Kinanzratb  Köpke  i 
Mittheilungen  über  die  Umwandlung  der  Berliner  Markthalle  in 
einen  Zirkus  und  ferner  Ober  die  Abschaffung  der  bisberi 
Art  von  Nothketten  für  Eisenbahnwagen.  Derselbe  referirt 
dann  über  ein  Projekt  for  Schiffbarmacbung  der 
für  Seeschiffe,  endlich  Ober  durch  Ebbe-  und  Fluthwechsel  be- 
triebene Schiffmühlen,  sowie  über  die  Entleerung  des  Docks  von 
Paimboeuf  mit  Hülfe  desFluthwassers.  Hr.  Uberingenieur  Kitzler 
spricht  über  eine  von  ihm  am  Südabhange  des  Erzgebirges  in 
Böhmen  projektirte  Zahnradbahn.  — 

Sitzung  vom  15.  April.  Hr.  Stadtbaurath  Friedrich 
referirt  über  den  Neubau  der  städtischen  Arbeiteanstali  an  der 
Königsbruckerstrafse  in  Dresden,  zu  deren  Besichtigung  Redner 
einladet  —  Hr.  IYofessor  Dr.  Fränkel  legt  eine  künstliche 
Blume  vor,  welche  die  Eigenschaft  der  sogen.  Fluoreszenz  im 
hohen  Grad  besitzt.  Folgendes  Experiment  wird  vorgeführt.  Die 
Blume  wird  mittels  Verbrennung  von  Alnminium-Drath  intensiv 
beleuchtet  und  es  werden  sodann  die  Gasflammen  im  Lokal  ausge- 
löscht. In  der  Dunkelheil  leuchtet  die  Blume  während  längerer 
Dauer  kräftig  in  schöner  blauer  und  grüner  Farbe  nach.  — 

Sitzung  vom  29.  April.  Hr.  Wasserbaudirektor  Schmidt 
macht  Mittheilungen  über  einen  Seeschiff-Kanal  nach  Paris  und 
stellt  weitere  Mitteilungen  für  einen  späteren  Zeitpunkt  in 
Aussicht 

Die  Sitzung  vom  6.  Mai  war  der  Behandlung  innerer 

während  in  der: 


Unter -Weser 


Sitzung  vom  13.  Mai  Hr.  Professor  Dr.  Fränkel  aus 
Hartgummi  gepresste  Pferdebahn-Marken  vorlegte,  die  aus  Valparaiso 
und  St  Jago  stammen.  In  den  genannten  Orten  dienen  diese 
Marken  zugleich  als  Kleingeld  im  Tages- Verkehr.  —  Hr.  Ingenieur 
Pöge  macht  Mitteilungen  über  den  zur  Zeit  in  Dresden  ausge- 
stellten Phonograph.  —  Der  Zweigverein  wählt  für  den  Sommer 
ii  Heibig  an  der  Elbe  als  Versammlungslokal.  11. 


Viehweger  in  Dresden  gefallen  sind,  ein  Plan  von  Grofsnor 
in  Hamburg  und  ein  desgl.  von  Vincent  in  Berlin  zum  Ankauf 
empfohlen  wurden. 

Vielleicht  genügt  die  gegenwärtige  Anregung,  um  einen 
unserer  Hamburger  Freunde  zu  bestimmen,  uns  eine  etwas  ein- 


„Fabri- 


Brief  nnd  Fragekasten. 


Abonn.  H.  hier.    Ihre  Anfrage  betr.  Adressen  von 

uns  an  einer  gewissen  Unklarheit  zu  leiden:  vermutlich 
indelt  es  sich  um  einfache  Imitationen  von  Topfgewächsen 
in  Zinkblech  -Ausführung.  Sie  werden,  wenn  diese  Auffassung 
richtig  ist,  eine  ganze  Anzahl  vou  Firuteu  dem  Inseratenteil 
dies.  Bl.  entnehraeu  können,  welcher  Ankündigungen  von  Zink- 
waaren-Fabrikanten  vielfach  bringt  — 

X.  X.  Die  Holz-Zement-Dächer  werden  vom  Berliner  Polizei- 
Präsidium  (und  von  Bautmlizei- Behörden  wohl  allgemein)  als  .feuer- 
sicher" anerkannt  Bei  guter  Ausführung  sind  sie  dauerhaft 
und  gegen  Flugfeuer  unempfindlicher  als  die  gleichfalls  als  feuer- 
sicher polizeilich  anerkannten  Thcerpäpp  -  Dächer.  Auch  gegen 
Brände  auf  den  Ilausboden  leistet  das  Holz-Zement-Dach  größeren 
Widerstand,  als  andere  Dachdeckungs- Arten. 

Hrn.  A.  H.  in  Jena.  Uns  sind  Fälle  aus  der  Praxis,  in 
denen  sich  Filzpappe  bei  Abdeckung  von  Gewölben  bewährt 
hat,  Iris  jetzt  nicht  bekannt  geworden :  desgleichen  sind  wir  ohne 
Kenntniss  über  die  Bewährung  von  Holzzement  für  den  gleichen 
Zweck.  Wrir  würden  Mitteilungen  über  l*tr.  Spezialfälle  mit 
Dank  entgegen  nehmen. 

Hrn.  M.  B.  in  L.  Wir  haben  über  den  Termin  der  Aus- 
schreibung der  betr.  Konkurrenz  Bestimmtes  nicht  erfahren  könuen. 
Sicher  wird  dieselbe  auf  die  Betheiligung  durch  Mitglieder  des 


Anfrage.  Wie 
seine  Elastizität 


man  Kork  derart  verhärten,  dass  er 
verliert,  ohne  sein  spezifisches  Ge- 
hren und  ohne  ihn  seiner  beliebten 


rlu  »cm  Carl  Bttlill  in 


K   K.  O  KrIUf  k,    t>r»rk:  W. 


Moc.tr  HoriKrMriirkrrri,  ikrifu. 

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Kl  49. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


249 


Inhalt:  fiNttld  ilVirtiwrli-r  Arrliitekitn-  uixl  IiigPtii*mr- Wrvim*.    -  Hau1>Tltni»rber  Verein  tu  Aarhrn.  —  Patotirt*  Ziitfl.arritrr,   -  Koogr***»r  girlrgentl.rh  der 
l**ri-*r  WVlUowtflluiHC  —  ItlkirNBIfl       Per  »  on  »l  ■  N  ac  b  ri  c  b  t  en. 


Verband  deutscher  Architekten-  nnd  Ingenieor- Vereine. 


7.  Abgeordneten -Versammlung. 

Die  diesjährige  Abgeordneten  -  Versammlung  ist  auf  Freitag  den  30.  und  Sonnabend  den  31.  August  anberaumt 
worden.  Die  Heim  Delegirten  der  Einzelvereine  werden  hierdurch  zu  derselben  eingeladen  und  ersucht,  sich  zum  lleginn 
der  Verhandlungen,  am: 

Freitag  den  80.  August  1878,  Vormittags  »  Uhr 
im  Konigl.  Polytechnikum  zu  Dresden  einzufinden. 

Tages-Ordnung. 

1)  Vorlegung  der  Rechnung  für  das  abgelaufene  Jahr. 

2)  Bericht  Ober  den  Mitglieder-Bestand. 

3)  Bezeichnung  mnthematisch-t cehnischer  CiröTsen: 

Beschlussfassung  Ober  die  den  Vereinen  mit  den  neuesten  Arbeiten  über  diesen  Gegenstand  zugegangenen  An- 
trüge des  Hamburger  und  WOrttemhergiselien  Vereines,  sowie  des  Zwickauer  Zweigvereins  vom  Sachs. 
Ingenieur-  und  Architekten-Verein  etc. 

4)  Dauer  der  Eisenkonstruktionen. 

5)  Kosten  der  Binnenschiffahrt. 
Ii)  Statistik  des  Bauwesens. 

7»  Publikation  bedeutenderer  Bauten. 

8)  Baurechtlichc  Bestimmungen  Ober  Hochbauten. 

»1  Haftpflicht  bauleitender  Techniker. 

10)  Privat-Polj techniken  und  Privat-Gewerbescliulen. 

11)  Vereinigung  der  Interessen  von  Kommunikation  und  Landeskultur. 

12)  Bezeichnung  metrischer  Maafsc  und  Gewichte: 

Antrag  des  Vororts:  Der  Verband  wolle  von  seinem  früheren,  in.  der  1.  Abgeordneten- Versammlung  (D.  Bauzeitung 
1871,  S.  3(!2)  gefassten  Beschlüsse  Ober  die  Bezeichnung  metrischer  Maafse  und  Gewichte  aligebcn  und 
sich  für  Annahme  des  am  8.  Oktbr.  1877  vom  Bundesrate  des  Deutschen  Meiches  aufgestellten 
Bezeichnungs-Systcmes  auch  beim  privaten  Verkehr  aassprechen. 

13)  Einfahrung  einer  einheitlichen  technischen  Prüfung. 

14)  Erforschung  und  Erhaltung  der  Baudenkmale  des  Deutschen  Reiches. 

15)  Honorirnng  technischer  Sachverständiger, 
lü)  Druckhöhen-Vcrluste  in  Röhren. 

17)  Prüfungsanstalteu  und  Versuchsstationen  für  Eisen,  Stahl  und  Baumaterialien  im  allgemeinen. 

18)  Transportmethoden  bei  der  Kanalschiffahrt. 

K»)  Besprechung  über  eine  Anregung  des  bayerischen  Architekten-  und  Ingenieur- Vereins,  die  bis- 
herige zweijährige  Verwaltungsperiode  in  eine  dreijährige  zu  verwandeln. 

20)  Antrag  des  Vororts:  „Der  Verband  deutscher  Archit.-  und  Ing.-Vercine  wolle  sich  mit  der  Auf- 
stellung von  Normalprofilen  für  Walzeisen  befassen. 

Die  Motivirung  dieses  Antrages  wird  den  Vereinen  in  Kurzem  zugeben. 

21)  Antrag  des  Vororts,  auch  in  der  nächsten  Geschäftsperiode  den  Vereinen  die  Einreichung  von 
Geschäftsberichten  am  1.  Januar  und  1.  April  jedes  Jahres  zur  Pflicht  zu  machen. 

22)  Wahl  des  Vororts  fOr  die  nächste  Geschäftsperiode. 

23)  Vorlegung  des  Budgets  für  das  Jahr  1879. 

Dresden,  den  15.  Juni  1878. 

Der  Vorstand. 
Böttcher,  Dr.  phil.  Kahl. 


Bautochaischer  Verein  zn  Aachen.  10.  Versammlung 
am  26.  April  1B78.  Anwesend  38  Mitgbeder.  Vorsitzender 
Hr.  Heinzerling.  Der  Entwurf  einer  Mitgliederkarte  von 
Hrn.  Lambris  wird  akzeptirt  —  Hr.  Peters  spricht  mit  Be- 
ziehung auf  eine  Anzahl  ausgehängter  Zeichnungen  über  die 
projektirte  bauliche  Ausstattung  des  zwischen  Rathhaus  und  Dom 
belegenen  Chorusplatzes,  wobei  zunächst  ein  kurzes  geschicht- 
liches Bild  der  verschiedenen  Anbauten  der  Münsterkirche  und 
der  in  den  letzten  25  Jahren  durch  den  „KarUverein-  betriebenen 
»v  leaernerstenung  una  suaucnen  r  reuegung  aerseitten  gegeoen 
wird.  In  jüngster  Zeit  ist  auch  die  Nordfront  des  Domes  am 
<  horusplatz*  durch  Niederlegang  mehrer  alter  Baulichkeiten 
frei  gestellt  worden,  so  dass  nur  noch  die  Kegulirung  und 
architektonische  Umrahmung  der  neu  entstandenen  Platztiache 
erübrigt,  damit  die  Erscheinung  der  Nordseite  ebenso  wie  die- 
jenige der  Südfront  in  monumentaler  Hinsicht  befriedige.  Redner 
geht  naher  auf  die  Platz  •  Gestaltung  etc,  ein  und  stellt  Nach- 
grabungen nach  dem  vennutheten  Karlsgrabe  in  der  Nahe  der 
sogen.  Armenseelenkapelle  in  Aussicht 

Hr.  Stübbcn  spricht  über  die  in  den  Jahren  1873  und  14 
ausgeführten  schiefen  Brücken  der  Volmethal  -  Bahn, 
deren  Entwürfe  unter  Leitung  des  Reg.-  und  Naurath  Dircksen 
bearbeitet  worden  sind.  Nach  Vorführung  der  bei  der  Projekt- 
Verfassung  fest  gehaltenen  allgemeinen  Grundsätze  beschreibt  der 
Vortragende  sfieziell  eine  Brücke  bei  den  sogen.  Fulvermühlen, 
welche  den  Kluss  mittels  2  Offnungen  von  1 1  »  normaler  lichter 
Weite  unter  45  "  überschreitet.  Die  Gewölbe  sind,  da  die  üblichen 
schiefen  Wölbmethoden  wegen  der  sehr  geringen,  anf  nur 
1  Gleiabreitc  beschränkten  AxlUnge  hier  keine  Anwendimg  Anden 
konnten,  aus  je  5  parallelen  geraden  Ziegelstein-Gurten  von  84  «» 
Breite  und  108«»  Hohe  hergestellt,  welche  in  der  Nahe  des 
Scheitels    durch    Ankerholzen    verbunden    sind.      Diese  Vor- 


|  sichtsmaafsregel  hat  sich  bis  jetzt  als  entbehrlich  erwiesen,  du 
weder  Versetzungen  noch  Undichtigkeiten  vorgekommen  sind  und 
auch  ein  Nachziehen  der  Muttern  nicht  nöthig  gewesen  ist  Die 
Bogenxwickel  sind  mit  magerem  Beton  gefüllt;  die  Stirnmauern 
haben  am  Fu&e  schräge  Anlaufllüchen ,  über  welche  die  Ab- 
wiisserungsschicht  ausgedehnt  ist,  erhalten.  Der  eine  Widerlags- 
l'feilcr  ist  durch  Spannung  eines  10»  weiten  Gewölbes  „aufge- 
löst", wodurch  die  namentlich  bei  schiefen  Kreuzungswinkeln  so 
misslichen  Anlagen  der  Flügel  vermieden  sind  und  eine  Material- 
ersparnis« von  pptr.  150kb»  Mauerwerk  erzielt  worden  ist  Auf 
der  anderen  Flusseite  schliefst  sich  eine  8  »  weite,  in  Kisen  kon- 
struirte  Chaussee-Unterführung  an,  deren  bergscitiges  Widerlager 
gleichfalls  eine  Gewulbeaudösung  enthalt.  Ks  sind  im  ganzen 
14  Brücken  über  die  Volme  ausgeführt  worden,  welche  ein  Bild 
reichster  Abwechslung  darbieten. 

Hr.  Heinzerling  macht  im  Anschlüsse  hieran  Mittheilung 
über  2  neuere  Anordnungen  schiefer  Gewölbe  mit  grufaen  l'feil- 
verhältnissen,  darin  bestehend,  dafs  die  Wölbschichten  entweder 
mit  mehren  (je  nach  der  Höhe  8  bis  6)  Uber  einander  ange- 
ordneten, oben  gröfseren  konstanten  Fugenwinkeln,  oder  mit 
variablen  Fugenwinkeln  ausgeführt  werden,  bei  denen  die  ein- 
zelnen Wölbsteine  nicht  als  Werkstücke  bearbeitet,  sondern 
aus  Backsteinen  mit  konvergirenden  Fugen  gemauert  sind.  — 
Hr.  Mergard  erörtert  aus  Anlass  einer  dem  Fragekasten 

I  entnommenen  Frage  in  längerer  Kntwickelung  die  Gründe  der 
bisherigen  Vernachlässigung  des  Backstein-Rohbaues  und  der 
Ziegelfabrikation  in  Aachen  und  Burtscheid  und  empnehlt  als  ab- 
helfende Mittel  die  Verwendung  mustergültiger  Beispiele  bei 
staatlichen  und  städtischen  Hauten,  nebst  Errichtung  einer 
Prflfungsstation  für  Baumateralien  beim  hiesigen 
Polytechnikum.  Der  Verein  tritt  nach  längerer  Diskussion 
den  MergardVheu  Entwickelnngen  in  einer  Resolution  einstimmig 

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250 


19.  Juni  1878 


bei,  welche  der  Direktion  de*  Polytechnikums  behufs  Förderung 
der  Angelegenheit  vorgelegt  werden  soll. 

II.  Versammlung  am  10.  Mai  1878.  Anwesend  29  Mit- 
glieder, Vorsitzender  Hr.  Heinzerling.  Zur  Aufnahme  gelangt 
Hr.  Architekt  Rhocn  II.  zu  Burtscheid.  —  Hr.  Schwartz 
spricht  aber  kontinuirliche  Eisenbahn-Bremsen,  wobei  zunächst 
Mittheilungen  über  die  zu  Guntershausen  im  vorigen  Jahre  statt- 
gehabten Versuche  mit  den  wichtigsten  neuen  Hrenisss  steinen  ge- 
macht werden.  Einen  durchschlagenden  Erfolg  hat,  wie  die  von 
(i untershausen  mitgetheüten  Versiichsresultate  beweisen,  keine 
der  verschiedenen  Bremsen  erzielt;  die  meisten  Freunde  scheint 
die  Smith'sche  Vakuum-Bremse  wegen  ihrer  Einfachheit  und  ihrer 
Billigkeit  in  Anlage  und  Betrieb  gewonnen  zu  haben,  wenn  sie 
auch  in  ihrer  Wirksamkeit  gegen  die  Hebcrlcin'sche  und  die 
Luftdruck-Bremsen  zurück  steht  Gegen  die  Heberlein'sche  Rremse 
spricht  der  Umstand,  dass  sie  sich  nicht  rocht  den  Betricbebe- 
(lurfnissen  entsprechend  handhaben  läast  und  auch  leicht  zu  ge- 
waltsam wirkt  Bei  den  bisherigen  Luftdruck-Bremsen  fallt  die 
Komplixirtheit  des  Apparats  ungünstig  in  die  Wagschale.  Eine 
definitive  Entscheidung  der  Frage,  welches  System  das  beste  sei, 
kann  erst  die  Zukunft  bringen,  auf  Grund  weiterer  Erprobung 
im  Betriebe  und  Vervollkommnung  der  einzelnen  Theile;  die 
Möglichkeit  hierzu  ist  gegeben,  seitdem  außer  amerikanischen 
nnd  englischen  nunmehr  auch  deutsche,  belgische  und 
reichisebe  Bahnen  mit  partieller  Einführung  der 


St. 


die 

mir  im  verfli 
mehrfach 
betr.  Betriebs-] 


In  den 


Jahre  für  verschiedene 
worden  ist  und  sich  nach 
>hr  gut  bewährt  hat. 


Die  beiden  Schlagbaume  sind  durch  2  Ketten  a  and  6  so  mit 
einander  verbunden,  dass  beide  stets  die  gleiche  Bewegung  machen 
müssen.  Die  Drehazc  der  Schlagbaiunc  liegt  etwas  unter  der 
Schwerpunkts  -  Axe  wonach  die  genau  abbalanzirten  Baume  «in 
geringes  Bestreben  haben  werden,  in  den  beiden  äuasersten  Lagen  zu 
verharren.  In  den  durch  eine  Kette  (oder  Draht)  gebildeten  Zug  ist 
bei  d  —  e  eine  Kundeisen-Stange  Ton  ungefähr  90  Länge  ein- 
geschaltet, die  an  jedem  Ende  einen  Bund  [d  bezw.  e  hat  Diese 
Stange  geht  durch  einen  am  Schlagbaum  befestigten  Muff  m,  der 
um  den  Bcfestigungsbolzen  drehbar  ist  Wird  die  Barriere  vom 
Wärter  geschlossen,  so  bewegt  sich  zunächst  die  Stange  (rf  —  e) 
durch  den  Muff  (m)  so  lange,  bis  der  Bund  «  sich  gegen  dieselbe 
ginnt  die  Bewegung  der  Schlagbäunte, 
al  bei  A  vom  Anfang  der  Bewegung  des 
Oeffnen  wird  vom  Wärter  durrh  entgegen 
gesetzte  Drehung  der  Winde  bewirkt.  Durch  die  Verkeilung  der  vom 
Warter  zu  verrichtenden  Arbeit  des  Oeffnens  und  Scbliefseris  der 
Barriere  auf  nahezu  die  ganze  Dauer  der  Bewegung  derselben  wird 
erreicht,  dass  die  Winde  ein  Vorgelege  entbehren  kann  und  dass 
sich  dieselbe  durch  Anziehen  des  Drahts  an  irgend  einer  Stelle 
in  Bewegung  setzen  lägst 

Will  man  eine  sehr  lange  Dauer  des  Vorläutens  erzielen,  so 
kann  das  durch  Anbringung  eines  Vorgeleges  an  der  Winde  erreicht 
werden.  Je  nach  der  Einrichtung  der  Winde  betragt  die  Zeit- 
dauer des  Vorläutens  1&  -85  Sekunden. 

Von  einem  eingeschlossenen  Passanten  lisst  die  Barriere  sich 
leicht  öffnen  und  es  ertönt  dabei  das  GlockensigiuJ  am  Wärterstande. 
Das  Schließen  der  Barriere  muss  dann  wieder  vom  Warter  be- 
wirkt werden;  hierbei  findet  ein  Vorlauten  nicht  statt,  weil 
der  Bund  t  an  der  Muffe  m  anliegt    Da  die  Schlagbftume  in  I 


ihren  beiden  liewegungs-Kichtungen  dem  Zuge  den  Drahts  folgeu 
müssen,  so  ist  die  Gangbarkeit  der  Barriere  von  Witterungsver- 
hältniasen  unabhängig.  Das  Kontregewicht  und  die  T 
sind  aus  Gusseisen,  alle  übrigen  Theile  aus  Hobt  und  ! 
hergestellt 

Die  Barriere  ist  mit  Reichspatent  versehen.  l>er  Preis  der- 
selben, bei  4  bm  lichter  Weite,  in  Eisen  ausgeführt,  beträgt  310  .//.. 
in  Eichenhol/,  ausgeführt  B00  M,  ab  Station  Hassbergen  der  Venlo- 
Hamburger  Eisenbalm.  —  Dasselbe  Konstruktionsprinzip  kann  mit 
gleichem  Vortheil  auch  auf  Dreh-Rarrieren  angewandt  werden. 

Auf  der  Strecke  Osnabrück-Bremen  der  Köln-M  indener  Eisen- 
bahn -Gesellschaft  sind  nach  und  nach  6  verschiedene  neuere 
Konstruktionen  von  Zugharrieren  versticht  worden;  von  diesen 
ist  die  beschriebene,  die  gelbst  bei  der  Länge  des  Drahtzuges  von 
950"  noch  sehr  gut  ftmktionirt,  als  die  beste  anerkannt. 

In  Heft  1  des  Organs  f.  d.  F.  d.  E.  pro  1*78  sind  Zeich- 


nung und  Beschreibung  einer  Zugbarriere  (System  de  Serie  he- 
iles \  orl.uiti'iis  iK-ini  Schliefsen  der  Barriere  im 


wie  hei  meiner  Barriere;  die  Vorrichtungen  zum  Bewegen  sind 
dagegen  verschieden.    Ein  Vergleich  ergiebt  folgendes: 

lu  der  obigen  Beschreibung  ist  betont,  dass  die  Gangbarkeit 
der  Barriere  \on  Witicruugsverhältnissen  unabhängig  ist  Bei 
dem  System  de  Serre  werden  die  Schlagbäume  nur  nach  der 
einen  Kichtuug  (beim  Offnen}  direkt  durch  Anziehen  des  Drahtes 
bewegt,  das  Schliefsen  der  Barriere  wird  dagegen  von  einem  Ge- 
wichte am  Barrieren- Pfosten  bewirkt  Es  hängt  jedesmal  von  den 
augenblicklich  stattfindenden  Widerstanden  ab,  wie  weit  der  Draht 
vom  Wärter  nachgelassen  werden  muss,  damit  eine  Bewegung 
eintritt,  und  so  kann  es  nicht  ausbleiben,  dass  die  Barriere  sich 
zuweilen  plötzlich  in  Bewegung  setzt  und  sich  ruckweise  schliefst. 
Ks  kann  sogar  der  Fall  eintreten,  dass  die  Barriere  beim  Nach- 
lassen des  Drahts  sich  gar  nicht  schliefst,  und  der  Warter  wird 
dem  l'r  bei  stände  abzuhelfen  suchen,  indem  er  das  Gewicht  am 
Barrieren-Pfosten  vennehrt;  sobald  aber  das  geschieht,  ist  die  ganze 
Wirkungsweise  der  Barriere  gestört.  Beim  Reißen  des  Leitungs- 
drahts schliefst  sich  die  Barriere  System  de  Seret  selbstthätig, 
indem  das  Gewicht  an  dem  Barrieren-Pfosten  zunächst  ungefähr  1 ' 
tief  sinkt  und  dann  die  Schlagbäume  mit  reifst;  vielleicht  werde 
in  Folge  des  heftigen  Aufschlagens  die 
es  können  Passanten  bei  der  raschen  Bewegung  der 
letzt  werden.  — 

Für  die  Konstruktion  der  Zagbarrieren  sind  so  viele 
gungen  gestellt,  dass  es  fast  unmöglich  scheint,  allen 
gerecht  zu  werden.  Hauptsache  ist,  dass  die  Barrieren  beV  ein- 
facher, dauerhafter  Konstruktion  die  wesentlichen  Bedingungen 
sicker  erfüllen;  dies  wird  nach  den  mir  von  verschiedenen  Betriebs- 
Beamten  ausgestellten  Zeugnissen  durch  die  in  Vorstehendem 
beschriebene  Barriere  erreicht 

Georgs-Marien-Hötte  bei  Osnabrück.  C.  Stahmer. 


Kongresse  gelegentlioh  der  Pariser  Weltausstellung-. 

Der  in  No.  48  erwähnte  Kongress  ftlr  Hygiene  soll  in  den  Tagen 
vom  6.— 10.  August  stattfinden.  Aufter  ihm  werden  noch  folgende 
andere  Kongresse,  die  för  den  einen  oder  anderen  unserer  Leser 
Interesse  haben  könnten,  abgehalten  werden: 

Kongress  für  Transportmittel  22.  Juli ;  Kongress  für  Architektur 
2'J.  Juli  —  S.  Aug.;  Kongress  für  Zivil-Ingenieurwesen  6.-14.  Aug. 

für  das  industrielle  Eigenthum  (Erhnd.-Patenie, 
Marken  etc.)  7.-17.  ~ 


Konkurrenz  zur  Erlangung  von  Planen  für  eine 
Kunsthalle  In  Düsseldorf.  Wir  erfahren  kurz,  dass  das  Projekt 
„Paraass",  Verf.  Giese  &  Weidner  in  Dresden,  den  1.  I'rcis  und 
das  Projekt  „Aua  Liebe  zur  Sache",  Verf.  Baumeister  Riffart  in 
Düsseldorf,  den  2.  Preis  erhalten  hat  — 


Personal- Nachrichten. 


Der  Garnison  -  Baumeister  Hein 
Garnison-Bauinspektar  ernannt  - 
Hechingen  ist  anlässlich  seines  Uebertritta  in  den 
rharakter  als  Baurath  verliehen. 


ist  zum 
Zobel  in 


Die  Bauführer-Prüfun 


g  haben  bestanden :  Ffir  beide  Fach- 
richtungen a)  in  Hannover:  Rronikowski  aus  Pohl. -frone 
Fischer  aus  Göttingen,  Engberding  aus  Gr.-Mimmelage,  (  las 
aus  Kaltennordheim,  Funk  aus  Rieder,  Piehl  aus  Brunsbüttel, 
Steinmann  aus  Osterrieden  und  Schwarze  ans  Lindau; 
b)  in  Berlin:  Otto  Pagdach  aus  Danzig,  Max  Hudemann  aus 
Weifsensee,  Georg  Henke  aus  Kreuznach.  Für  das  Bauingenieur- 
fach: Oscar  Schroeter  aus  Göhrenz  i./Sachs.,  Carl  Rasch  aus 
Mainz,  Max  Werren  aus  Wiesbaden  und  Samuel  Scheibner  aus 
Unter-Szucs  in  Ungarn. 

Die  Baumeister-Prüfung  haben  bestanden:  Für  beide 
Fachrichtungen:  Richard  Witzell  aus  Cassel,  Otto  Techow  aus 
Brandenburg  a./Havel.  —  Für  das  Bauingeuieurfach :  Christ 
Ilavestadt  aus  Emmerich,  Emil  Peters  aus  Elpersbüttel  und 
Wilh.  Matthes  aus  " 


*<•«!■>  I.  „■ 


v.l..  Carl  H».lil«  in  U,,l.„     Für  dir 


K.  K.  o  ftiork-  Diwai  w.  a.„„ 


H*l»«eti>at kntl,  B<rU«. 

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No.  50. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


251 


Inn&lt:  Der  tktJkiie  AnwitliiM-IUluibor  der  Bcrllwr  M«jutl-Kl«*nt>«li».  (Sehla**) 
—  ZT.rh«m-Au.»e4».llurtr.  voll  Hrhületfn  mittlerer  und  niederer  Kewi-rUtrln'r  ttuterrlrbt.«- 
in  Berlin  Mal  und  Jaui  MV,  -  Flore».    -  Iteruerkaiige*  über  die  Br- 


reeauauc  der  lÄrluaEi  -  Kl  um  hl.in|ni  de*  Truradero-Fela«l«n  iu  Paria.  —  Mlt- 
thelluune»  «im  Vereinen:  Arthltekteu  Vefrja  m  Berlin.  —  Konkurrenten. 
—  Brief,  nid  Kragekaatea. 


Der  Ostliche  Anschluss- Bahnhof  der  Berliner  Stadt -Eisenbahn. 

(InMWev) 


b)  Das  Bahnhofs-Hauptgebüude. 

ttr  die  Unterbringung  der  zahlreichen  Gleise 
und  der  4  Hauptperrons  ist  das  bestehende 
Empfangsgebäude  der  Niederscld.-Märk.  Eisen- 
bahn bei  seiner  Hallenweite  von  nur  'A7,7tim 
und  den  abweichenden  Grundbedingungen, 
denen  dasselbe  zu  genügen  hat,  theils  unzu- 
reichend theils  ungeeignet,  so  dass  eine  Ver- 
breiterung desselben,  die  mit  der  Beseitigung,  bezw.  mit 
dem  Umbau  einer  Anzahl  von  Räumen  und  Bcscliaffunc 
L'i'oidiotcn  rjrsiit/t's  flu ttir  verhunileii  iM   hitt  r.ro.cktirt  weriien 

e.      o  uM.*.w    ... . .. .    -...<ii.iii.vii  **■   •  ■  •  • 1  |     J  ..... .  ..»■ 

müssen.  Für  diese  Verbreiterung  ist  die  Nordseite  des  Ge- 
bäudes auserseben,  weil  dort  die  nothwendige  Niederlcgung 
er  Baulichkeiten  und  damit  die  erforderlichen  Grunder- 


werbskosten  auf  den  relativ  kleinsten  Umfang  beschrankt 

fcmlfte. 


öffentliche  Verbindung  zwischen  den  die  Bahn- 
hofs-Halle  an  lieiden  Enden  begrenzenden  Strafscn  durch 
eine  neue  Strafsc  zu  ersetzen,  welche  in  der  Breite  von 
24  ■  nordlich  am  Bahnhofsgebäude  entlang  führen  wird.  — 
Die  L finge  des  bestehenden  Hallenbaues  wird  durch  den 
projektirten  Umbau  nicht  berührt. 

Die  getroffene  Wahl  von  Inseli>errons  bedingt  die 
Anlage  von  U  cbcrbrückurigen  oder  Untertuuuelungcn 
derselben.  Nur  für  den  Zweck  einer  untergeordneten  Kom- 
munikation für  die  Perron  -  Beamten  ist  eine  Ueberbrückung 
projektirt,  wahrend  für  das  Publikum  und  den  Gepäck- Ver- 
kehr Tunnel-Anlagen  vorgesehen  sind.  Da  mit  dem  Tunnel- 
Verkehr  die  Lage  der  liestehenden  Bahnhofs- Räumlichkei- 
ten in  Strafsenhöhe  gut  korrespondirl,  so  wird  es  thunlich, 
dieselben  zum  großen  Tlieil  auch  in  den  neuen  Anlagen  zu 


(Vflrxreey* 


i  l'rojekl  für  dje  Urben.»  nun« 


Die  Mancrnaehen  der  su  erhaltenden  Tbeilc  de«  vorhandenen 

C  Ab'ahrla-Veeh'bül. 


Empfin«xtebiudes  aind  »rh»»rt,  diejealgea  de»  Alduederarajea  und  Kncaatauraran 
<b>  nea  Linau  gekoejunnao  TMb  an  der  Nordadte  iat  a.  Z.  noch  nicht  fe»t  gee 


(1-  tiepark-AnaahTne, 
A.  (iepackAuaitah*. 


i  MrlUlter  1-  —  III.  Rlaaae. 
t.        .       IV.  Kliu~- 

/  WarleeAal  IV. 
?•  .  IU. 
*.        .        L  a.  II 

I.  1'ji.T.rnjimme.. 

k.  Ki.nl»,  PaTtUoa 

L  Auaganga-VeAtlhul. 

IT».  WarteMal  mit  arudotaetider  Tn 


n  I'oat-PaTilloB. 
o.  Adtan/U- VeHilwiü  Kr  di 
park/relen)  LokalTerkehr. 
p.  Zu  «  (ebörkxe  W 

7- 

r.  warten 

rUUeade. 
i    \l  iiajcrnura. 
t.   (tajtK  far  die  rataarvi-Te. 
M,   <H  |ie>k  Traiiapart  (tleix. 
i"    Raum  für  ree^rviriea  ItrtaVk 
K.  (Marne  f  Bctriel.*Vlat.Tta)t«i 


aark  |  II  ni  IT  itt  (irun4ris»es. 


durrh  N<  lira-Tii  uk</  aiL^.-|{eijeii. 

IcUL 

A   Mit    Erde  auaanatküL- 
lende  Kaitine. 
H,  B.  Pereoraen-Tunnei. 

C,  C.  Gepark-Tnnarl. 

D.  Vmi»*iK*t  Klient .  Expe- 
dition nut 

£   ali  DoreSeahrt. 
>'.   Poet  Parkkan 
G,  G.  Aufiflice. 


«■Iii 


dt*«* 


■ÄwifrV'  "  '  Ah/1  TtJit<6ur 
i»rE.x/r««a*f*r 

GtprrrAtrtiiupt. 


werden  können  und  weil  zudem  die  Wahl  der  Nordseite  eine 
schlankere  Entwickelung  der  Bahnhofs -Gleise,  als  sie  sonst 
möglich  wäre,  gestattet.  Es  müssen  aus  Anlass  dieser  Ver- 
breiterung die  Ankunftsraume  der  Niederschi.  -  Mark.  Bahn 
und  ebenso  der  Versand-Güterschuppen  der  Ost  bahn,  welcher 
seine  Stelle  östlich  der  Fruchtslrafse  hat,  nieder  gelegt 
werden.  Aufserdem  wird  durch  dieselbe  der  jetzige  Droschkcu- 
Halteplatz  betroffen  und  es  ist  die,  jetzt  über  diesen  Platz 


verwenden,  ohne  dass  Aenderungen  erheblichen  Umfangs  — 
abgesehen  von  der  vorhin  schon  erwähnten  totalen  Nietler- 
legung  der  Ankunflseitc  — 'daran  nothwendig  wären.  — 

Bei  dem  Masscn-Andrangc,  der  zu  gewissen  Tagen  und 
Zeiten  zu  erwarten  ist,  wird  völlige  Sicherheit  für  die  Exakt- 
heit des  Betriebs  nur  in  einer  durch  die  Disposition  der 
betr.  Räumlichkeiten  zu  erzwingenden  Ordnungs- 
streuge  erreicht  werden  können.    Es  wird  hiernach  beim 

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252 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


22.  Juni  1878 


Umbau  des  Hauptgebäudes  die  Aufgabe  ganz  speziell  dahin 
gehen:  Unter  Offenhaltung  thunlichster  UebersichUichkcit  das  1 
Publikum  so  viel  als  irgend  möglich  in  ganz  bestimmte  Bahnen 
zu  drängen  und  dasselbe  in  diesen  Bahnen  abgeschlossen  | 
und  unbehindert  von  dem  dienstlichen  Verkehr  zirkulircn  zu 
lassen.    Dies  soll  wie  folgt  erreicht  werden: 

Zur  Knielang  einheitlicher  Bewegungen  auf  den  Perrons 
wird  beabsichtigt,  für  den  Zutritt  zu  denselben  ausschließlich 
das  eine,  für  den  Abgang  mit  gleicher  Ausschließlichkcit  das 
andere  Perron-Ende  zu  benutzen.  Darnach  ist  (Fig.  4)  der 
(|uer  unter  dem  östlichen,  der  Abgangs-Tunnel 
westlichen  Perron-Ende  disponirt  worden. 
Dem  entsprechend  muss  sich  die  Abfahrts- Station  um 
den  Eingang  zu  dem  westlichen,  die  Ankunft s  -  Station  um 
den  Ausgang  aus  dem  östlichen  Tunnel  gruppiren.  Ob  nun 
Ankunfts-  und  Abgangs- Station  an  derselben  Seite  des 
(iebäudes  liegen,  oder  ob  dafür  beide  Seiten  desselben 
in  Anspruch  genommen  werden,  ist  eine  Frage  ohne  prin- 
zipielle Bedeutung,  die  Mos  nach  Lage  des  einzelnen  Falles 
entschieden  werden  kann.  Im  vorliegenden  Falle  würde 
die  Anlage  der  neuen  Ankunft -Station  an  der  sich  dafür 
naturgemäß  bietenden  Nordost-Ecke  des  Gebäudes  in 
Hinsicht  auf  die  Abführung  der  Reisenden  weder  besonders  zweck- 
mässig, noch  ohne  erhebliche  Mehrkosten  für  Grunderwerb  zu 
beschaffen  gewesen  sein,  und  galt  es  darnach,  in  dem  (zu 
erhaltenden)  Süd-Trakt  Abgangs-  and  Ankunft« -Station 
gleichzeitig  untenabringen;  für  entere  ist  das  westliche, 
für  letztere  das  östliche  Ende  des  Baues  gewählt  worden. 
Die  angedeutete  Anordnung  hat  aus  s]>ezicllen  Gründen  keine 
ganz  strikte  Durchführung  erfahren,  sondern  es  sind  einige 
im  Folgenden  angegebene  Abweichungen  eingetreten. 

Von  den  beiden  Verkehrsarten,  denen  der  Bahnhof  zu 
dienen  hat:  Extern-  and  I<okuI -Verkehr,  wohnt  ersterem, 
infolge  der  mit  ihm  verbundenen  Gepäck- Expedition,  eine  ge- 
wisse Schwerfälligkeit  bei,  die  zu  gegenseitigen  Hinderungen 
in  Momenten  grofsen  Andrangs  führen  würde.  Es  soll, 
um  diesen  vorzubeugen ,  für  den  gepäckfreien  Theil  des 
Publikums  (d.  L  den  im  reinen  Lokal -Verkehr  zu  befördernden) 
die  Nordwest  -  Ecke  des  Gebäudes  zur  Abf ah rt s  -  Station, 
die  Nordost-Ecke  zur  Ankunfts-Station  eingerichtet  werden. 

Aufser  den  tteiden  endwärts  liegenden  Personen  -  Tunneln 
enthält  der  Bau  noch  einen  Mittel -Tunnel,  dessen  Bestimmung 
zunächst  die  ist,  die  in  der  Mitte  des  südlichen  Gebäude- 
Traktes  angeordneten  sogen.  Königs-Zimmer  mit  den  ver- 
schiedenen Perrons  in  direkte  Verbindung  zu  setzen.  Neben 
dem  soll  dieser  Tunnel  für  den  Uehergungs- Verkehr  von  Bahn 
zu  Bahn,  also  lieispielsw.  von  den  I^ikal-Penons  der  Stadtbahn- 
Ringbahn  auf  «lic  Perrons  des  Extern- Verkeim  und  umge- 
kehrt, dienen  und  endlich  eine  Verbindung  zwischen  den 
Wartesälen  und  den  Perrons  herstellen.  Als  vermittelnder 
Bauthcil  dient  hierbei  ein  den  Wartesälen  entlang  laufender 
Gang  mit  entsprechenden  Treppen -Anordnungen,  neben 
welchem  sieh  die  Gcp&ck-Transportbahn  erstreckt,  welche  an 
beiden  Enden  durch  Tunnel  -  Anlagen  mit  den  hydraulischen 
Anfzügcn  für  Zuführung  und  Abgabe  des  üei>äcks  in  Ver- 
ladung steht. 

Um  Personen-  und  Gepäck- Verkehr  aufser  jeglicher  Be- 
rührung zu  halten,  sind  die  Sölden  der  Personen-Tunnels  und 
der  Gepäck  -  Transportbahn  in  ungleiche  Höhe  gelegt 
worden,  und  zwar  liegt  die  Sohle  der  Tunnel  in  halber 
Höhe  zwischen  Strafsen- Niveau  und  -f-  5.75"  der  Perron- 
Kote  und  es  ist  bei  dieser  Lage  möglich  geworden,  die  Gepäck- 
Transportbahn  an  den  Kreuzungsstellen  mit  den  Tunnels  zu 
unterführen.  Der  Verbindungsgang  vor  den  Wartesälen  hat 
eine  gegen  die  Sohle  der  Gepäck  -  Transportbahn  um  ein 
weniges  erhöhte  Lage  und  es  bildet  erstcrer  zwischen  dem  in 
die  Halle  eingebauten  Viadukt  und  den  Bahnhofe  -  Räumlich- 
keiten eine  Art  von  Lichtgraben.  —  Die  Personen  -  Tunnel 
haben  die  Breite  von  5.0  bei  der  Höhe  von  2,t*m  unter 
-Unterkante  erhalten.  s 
Den  vorgeführten  Dis|>ositionen  nach  beschränkt  sich  der 


lieh  darauf,  dass  das  bisherige  Abgangs- Vestibül  zu  den  soRcn. 
Königs-Räumen  und  zu  darüber  angeordneten  Räumen  für  den 
Stationsdienst  umgebaut  and  die  jetztge  Gepäck-Annahme  in 
Zukunft  als  Gepäck -Aus  gäbe  dieuen  wird.  Die  südöstliche 
Ecke  des  Gebäudes  wird  zu  einem  Stadt -Postamt  ausgebaut 
und  hinter  demsellten  die  Post-Packkammer  angelegt  werden, 
welche  durch  Tunnel  und  hydraulische  Aufzüge  mit  den  Post- 
packet-Lade- Perrons  in  direkter  Verbindung  steht. 

Von  besonderer  Wichtigkeit  sind  die  speziellen  Einrich- 
tungen des  Abgangs -Vestibüls  und  die  der  anschließenden 


Kommunikationen  etc.  Dem  Eingang  des  enteren  gegenüber 
liegt  eine  zum  Personen-Tunnel  hinauf  führende  Treppe,  und 
links  daneben  finden  sich  die  Billetschalter  für  die  I.  —  III.  KL. 
von  welchen  aus  der  Reisende  entweder  gerade  aus  zum  Perron 
oder  rechts  nach  den  Wartesälen  oder  links  zur  Gepäck- 
Annahmestelle  geht;  in  letzterem  Falle  braucht,  wie  der 
Grnndriss  erkennen  läset,  das  Vestibül  nicht  abermals  von 
ihm  betreten  zu  werden.  Für  die  IV.  Klasse  sind  besondere 
Billetschalter  rechts  neben  dem  Vestibül  und  in  unmittelbarer 
Verbindung  mit  dem  Wartesaal  IV.  Kl.  angeordnet.  Es  Iwzweckt 
iliese  Disposition  zu  verhüten,  dass  das  Publikum  IV.  Kl. 
—  für  welches  eine  Gepäck-Expedition  nicht  besteht  —  weder 
den  Zutritt  zur  Gepäck  -  Annahme  noch  auch  das  Vestibül 
okkupirc,  sondern  vom  Schalter  aas  entweder  direkt  nach 
dem  Perron  hin  oder  in  den  Wartesaal  verschwinde.  — 

Von  untergeordneter  Bedeutung  sind  die  Einrichtungen  der 
Ankunft  s-  Station .  Das  Ausgangs -Vestibül  ist  in  die  Axe 
des  Personen- Ausgangs  -Tunnels  gerückt  und  auf  geringe  Ab- 
messungen Iwschränkt.  Der  Durchgang  erfolgt  entweder  direkt 
ins  Freie,  oder  rechts  zur  Gepäck -Ausgabe,  oder  endlich  — 
in  vereinzelten  Fällen  —  gegen  einen  Wartesaal  gewendet, 
neben  welchem  eine  Waschtoilette  liegt.  — 

Die  sonstigen  Einrichtungen  des  Gebäudes  sind  aus  den 
Skizzen  mit  genügender  Deutlichkeit  zu  entnehmen.  Zu  der 
Querschnitts -Skizze  wird  es  indess  nöthig  sein  zu  bemerken, 
dass  das  Ueberdachungs  -  Projekt  für  den  an  der  Nordseitc 
hinzu  tretenden  Theil  der  Halle  z.  Z.  noch  der  Feststellung 
harrt.-  Gestattet  mag  es  sein,  noch  einmal  zu  betonen,  dass 
durch  die  getroffenen  Einrichtungen  ein  System  von  Kominu- 
nikatiounen  aller  Art  geschaffen  wird,  bei  dem  Gepäck-  und 
Personen- Verkehr  in  den  Bahnhoferäumen  und  auf  den  Perrons 
absolut  isolirt  vor  sich  geht  und  ebenso  die  denkbar 
schärfste  Trennung  von  Zu-  und  Abgang  des  Publikums  erzielt 
ist.  Diese  Trennung  ist  nicht  allein  aus  den  bereits  oben 
berührten  Gründen  erforderlich,  sondern  aufeerdem  noch 
dazu,  eine  den  außergewöhnlichen  lletrichs- Verhältnissen  des 
Bahnhofe  angepasste  B  i  1 1  e  t  -  K  o  n  t  r  o  1 1  e  zu  ermöglichen.  Bei 
dem  nothwcniüger  Weise  sehr  abgekürzten  Aufenthalt  der 
Züge  in  der  Station  ist  <lie  Handhabung  der  Killet- Kontrolle 
in  derjenigen  Art,  wie  sie  sonst  auf  deutschen  Bahnen  üblich 
ist,  hier  ausgeschlossen  und  es  muss  auf  das  englische  System 
gegriffen  werden,  zufolge  dessen  an  jedem  Tunnel -Ende  ein 
Kontrolleur  postirt  ist,  der  am  Zugangs -Tunnel  Niemandem 
ohne  Billct  den  Eintritt  gestattet  und  am  Abgangs -Tunnel 
Niemand  hinaus  lässt,  ohne  dass  ein  auf  die  Statiou  lautendes 
Billet  vorgezeigt  winl.  — 

In  den  bisherigen  Darlegungen  sind  die  Vorrichtungen 
etc.,  welche  man  für  den  Eilgut-Verkehr  zu  beschaffen 
vorhat,  noch  unberührt  geblieben.  Für  diesen  Verkehr  soll 
östlich  vom  Hauptgebäude,  an  einer  Stelle,  die  gegenwärtig 
von  Bauwerken  des  Niederschi.  -  Märk.  Bahnhofes 
wird,  in  Schienen  höhe  eine  Station  errichtet 
(vcrgl.  den  Gleise-Plan  auf  S.  242),  die  mit  der  Fruchtstrafee 
durch  eine  befahrbare  Rampe  in  Verbindung  gesetzt  ist.  Die 
Verwirklichung  dieser  Anlage  steht  indess  erst  für  einen  späteren 
Zeitpunkt  in  Aussicht  und  es  wird  bis  dahin  für  den  Eilgut- 
Verkehr  der  in  der  Skizze  schraffirte  Theil  des  Hohlraums,  den 
das  Hauptgebäude  anter  den  Gleisen  an  der  Nordastecke 
besitzt,  benutzt  werden.  Nach  der  Grundriss-Skizze  ist  diese 
Eilgut  -  Exjiedition  von  der  Fruchtstraßen  -  Unterfülirung  aus 
zugänglich  gemacht.  Für  Heben  und  Senken  der  Stücke 
sollen  Aufzüge  kleiner  Art,  die  von  gleicher  Gröfse  und 
Einrichtung  sind,  wie  die  für  den  Gepäck  -  Verkehr  be- 
stimmten, angelegt  werden. 

Es  sind  der  zu  gunsten  einer  abgetrennten  definitiven 
Eilgut -Anlage  in  Schienenhöhe  getroffenen  Entscheidung  lang 
•lauernde,  vielseitige  Bearbeitungen  voraus  gegangen,  über 
deren  wesentlichsten,  allgemein  interessanten  Inhalt  nachstehend 
einiges  in  summarischer  Form  mitgetheilt  werden  mag. 

Von  vorn  herein  und  auch  noch  wieder  in  den  spatesten 
Stadien  der  Projekt-Bearbeitung  ist  der  Gedanke  aufgetaucht, 
dass  in  der,  dem  obigen  muh  beabsichtigten  Preisgabe  großer 
Räumlichkeiten,  ilie  unter  dem  Bahnhofsgebäude  durch 
Ucbcrwölbung  geschaffen  werden  könnten,  vielleicht  eine  ge- 
wisse Unwirthschaftlichkeit  liegen  werde,  sei  es  dass  man 
diese  Räume  für  Zwecke  der  definitiven  Eilgut- Anlage,  sei 
es  dass  man  dieselben  znr  Benutzung  als  Lagerkeller  oder 
für  Markthallen  ins  Auge  fasse. 

Zur  Erledigung  dieser  Zweifel  kann  theils  die  Aus- 
dehnung, örtliche  Lage,  Zaganglichkeit  und  bauliche  Be- 
schaffenheit der  zu  gewinnenden  Räume,  theils  der  Kosten- 
punkt und  muthinaafeliche  Ertrag,  endlich  —  soweit  es  insbe- 

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No.  50. 


DEUTSCHE  B AOZEITUNG. 


253 


sondere  um  die  Ausnutzung  für  die  Eilgut-Anlage  sich 
—  der  Umfang  des  Kilgut -Verkehrs,  in  Verbindung  mit  den 
Betriebskosten  (Stationskosten)  und  endlich  die  l>ei  der  eigen- 
thumlichen  Betriebsart  gebotene  Gewahr  für  Pünktlichkeit  und 
Stetigkeit  des  Betriebes  in  Frage. 

Die  Gesammtgrtfse  der  eventuell  zu  beschaffenden  Hohl- 
räume ist  reichlich  9000  □«■;  dieselben  erreichen  damit 
eine  Ausdehnung,  für  die  man  in  Rücksicht  auf  ihre  Lage 
in  einer  Stadtgegend  mit  relativ  schwacher  Bevölkerung, 
beschränkter  Zugänglichkeit  und  schon  jetzt  einigermaafsen 
zum  Abschluss  gekommener  Bebauung  eine  ausreichende  Ver- 
wertbung  nicht  in  Aussicht  nehmen  konnte,  zumal  auf  langen 
Strecken  des  Stadtbahn  -  Viadukts  Gelegenheit  getioten  ist, 
durch  einfachen  Abschluss  der  Gewölbestirnen  grofse  Lager- 
räume in  passenderer  Lage,  als  der  östliche  Anschlussbahnhof 
sie  besitzt,  herzustellen.  —  Laut  Grundriss  -  Skizze  zerfallt 
der  Raum  unter  dem  Bahnhofe  in  4  grofse  Abtheilungen, 
welche,  getrennt  durch  den  Mitteltunnel  sowie  durch  die 
Fundamentmauer  der  nördlichen,  stark  belasteten  Hallenwand, 
in  unmittelbare  Verbindung  nicht  gesetzt  werden  können  und 
dalier  eine  einheitliche  Art  der  Ausnutzung  nicht  erlauben. 

Bei  den  durch  die  Lage  der  Bahubofs-Horizontalcn  einer- 
seits, durch  den  Wasserstand  der  Spree  andrerseits  beding- 
ten Höhenverhaltnissen  der  Räume  würden,  um  genügende 
Tragfähigkeit  für  die  schwer  belastete  Decke  zu  beschaffen, 
sehr  zahlreiche  Stützen  gestellt  und  relativ  komplizirte  Decken- 
konstruktioucn  erforderlich  sein,  die  einen  Baukosten-Aufwand 
von  75—80  IL  pro  U™  hervor  rufen  würden,  dem  nach  vor- 
liegenden Beispielen  im  allergünstigstcn  Falle  nur  ein  Mietv- 
ertrag von  1,75  —  3,00  M.  gegenüber  sieht.  Es  würden 
endlich  die  Hohlräume,  wenigstens  zum  Theil,  an  mangel- 
hafter Lüftung  und  ganz  allgemein  an  Lichtmangel  leiden 
und  sie  würden  endlich  bei  der  durch  die  beiden  End-Tuhnel 
und  die  Lage  des  südlichen  Gebäude -Traktes  gegebenen 
Eigenartigkeit  der  Umschließungen  nur  in  mehr  oder  weniger 
unbequemer  Weise  zugänglich  zu  machen  sein ;  letzteres  würde 
am  meisten  für  denjenigen  Theil  der  Hohlräume  gelten,  welcher 
unter  der  Südbälfte  des  Gebäudes  anzuordnen  wäre. 

Beleuchtung,  Lüftung  und  Zugänglichkeit  der  Räume 
würden  etwa  in  dem  Maafse  gewinnen,  als  man  in  der  Breite 
des  Gebäudes  eine  Beschränkung  vornähme.  Diese  Reduktion 
würde  ausführbar  sein,  so  wie  man  von  dem  Mittel  Gebrauch 
dürfte,  die  zwischen  den  beiden  Extcrn-Perrons  vor- 
Gruppe von  Aufstellung^  -  Gleisen  ausschließlich 
aufscrhalb  der  Halle  (bei  B  des  Gleiscplans  auf  S.  2i2)  aiuu- 
ordnen.  Die  Anwendung  dieses  Mittels  verbietet  sieb  aber 
aus  betriebstechnischen  Gründen,  welche  (um  die  Leistung 
des  Bahnhofs  mit  derjenigen  der  freien  Strecke  auf  gleicher 
Höhe  zu  halten)  die  möglichst  nahe  Lage  der  Aufstellungs- 
gleise an  den  Hauptgleisen  bedingen.  Auch  das  in  der  Ver- 
ringerung der  Anzahl  und  Veränderung  der  Lage  der  Tunnel 
event.  noch  gebotene  Mittel  der  Verbesserung  der  Souterrain- 
Räume  ist  ausgeschlossen,  weil  die  geschilderten  grofsen 
Besonderheiten  des  Bahnhofs- Verkehrs,  Imjzw.  die  Rücksichten, 
welche  auf  den  zu  erhaltenden  Gebäudctheil  zu  nehmen  sind, 
eine  anderweite  Einrichtung  der  Tunnel  als  diejenige,  für 
welche  man  sich  entschieden  hat.  nicht  zulassen.  — 

Was  den  Werth  betrifft,  den  die  Souterrain  -  Räume  für 
Etablirung  der  definitiven  Eilgut  -  S tat  iou  des  Bahnhofs 
besitzen,  so  ist  vorab  zu  beachten,  dass  der  betr.  Verkehr, 
selbst  unter  Heranziehung  eines  Tbcils  vom  Stückgüter- Verkehr 
der  Bahn,  zur  Zeit  liöchstcns  16  0O0T  pro  Jahr  umfasst. 

Spezielle  Veranschlagungen  haben  ergeben,  dass  der  Aus- 
bau der  Souterrain-Räume,  zusammen  mit  ihrer  für  Hebung 
ganzer  Fahrzeuge  vorgesehenen  maschinellen  und  Gleise- 
Ausstattung  einen  Kosten-Betrag  von  700  000—1  000  000  M. 
erfordern  würde.  Da  dieser  Summe  noch  die  Kosten  der 
unter  der  Halle  liegenden  Grupiic  von  Aufstellungsgleiscn. 
—  welche  für  die  Eilgut-Anlage  ganz  oder  zum  Theil 
zur  Benutzung  gezogen  werden  mussten  —  hinzu  treten,  so 
handelt  es  sich  im  ganzen  um  einen  Baukosten  -  Betrag 
von  1  100  000  —  1  400  000  M. ,  für  welche  nach  der  be- 
sonderen Art  der  damit  zu  licschaffendcu  Anlagen  eine  Ver- 
zinsung (incl.  Amortisation)  von  8  Proz.  gefordert  werden  müsste. 
Das  Zinsen-  Erforderniss  allein  bedingt  an  Stationskosten 
der  Eilgüter  bei  dem  angegebenen  Umfange  des  Verkehre  einen 
Satz  von  etwa  3»>  Pf.  pro  Zentner,  welchem  noch:  a)-die 
Betriebskosten  der  maschinellen  Werke  —  die  aus  den  analogen 
Kosten  beim  Homberg-Ruhrorter  Rhein  -  Trajekt  zu  2  Pf.  pro 
Zentner  ermittelt  worden  sind  —  und  b)  zur  Deckung  von 
Arbeitslöhnen  und  Beamtengehältern  12,5  Pf.  pro  Ztr.  hinzu 
treten  —  ein  Satz,  der  unter  Zugrundelegung  der  nach  Erfah- 


begründet  sind  und  die 
>r  der  Spree  von  der 


rungen  auf  anderen  deutschen  Bahnhöfen  für  den  vorliegenden 
Bahnhof  als  angemessen  zu  erachtenden  Zahlen  vou  23—30 
Arbeiten!  und  7 — 9  Beamten  berechnet  worden  ist.  E6  würden 
demnach  bei  Aidage  einer  zweigeschossigen  Eilgut-Station  (und 
bei  Festhaltung  der  Gütermenge  von  16  000  T  pro  Jahr) 
die  reinen  Stationskosten  auf  mindestens  50  Pf.  sich 
beziffern,  zur  Beurtheilung  welcher  Kosten  darauf  hingewiesen 
werden  mag:  a)  dass  bei  der  hiesigen  Ostbahn  z.  Z.  noch 
nicht  ganz  Vj  dieses  Satzes  thatsächlich  zur  Erhebung  gelangt 
und  b)  dass  auf  der  so  vielfach  als  Musteranlage  einer 
zweigeschossigen  Güterstation  hingestellten  Londoner  Broad- 
Street-Station  die  Stationskosten  excl.  Verzinsung  der  Gründ- 
er« erbskosten  17  Pf.  und  incl.  der  Verzinsung  29  Pf. 
betragen.  *) 

Es  kommt  endlich  noch  die  Gewähr  in  Betracht,  welche 
bei  der  einen  oder  anderen  Ausführungsart  der  Eilgut-Station 
für  Sicherheit  und  Stetigkeit  des  Betriebes  vorhanden 
ist.  Schon  aus  dem  blos  äufserlichen  Grunde,  dass  das  Sou- 
terrain des  Bahnhofs  durch  den  Mitteltunnel  in  2  Räume 
zerlegt  wird,  die  nicht  in  unmittelbare  Verbindung  gesetzt 
werden  können,  würde  für  die  maschinellen  Vorrichtungen  eine 
zweifache  Anlage  nothwendig  sein.  Es  würde  indessen  selbst 
die  Verdoppelung  der  Maschinen  eine  Gewähr  für  die  Stetigkeil 
des  Betriebes  noch  nicht  mit  sich  bringen,  weil  bei  vor- 
kommender Dienstunfähigkcit  des  einen  der  Hebewerke  das 
zweite  nicht  zur  völligen  Vertretung  des  ersten  im  Stande 
sein  würde,  vermöge  des  Hindernisses,  welche  in  der  Zerlegung 
der  Station  in  2  getrennte  Abtheilungen  vorliegt  Weiter 
sind  hier  noch  die  Schwierigkeiten  anzudeuten,  die  in  der 
Höhenlage  der  Flure  des  Souterrains 
es  nicht  ermöglichen,  das 
Gleise-Bettung  fern  zu  halten. 

Dieser  Ungunst  fast  aller  Verhältnisse  stellen  sich  die 
Umstände,  welche  bei  Anlage  einer  Eilgut-Station  in  S  c  h  i  e  u  e  n- 
höhe  stattfinden,  etwa  so  gegenüber:  dass  a)  die  Anlage- 
kosten derselben  nur  die  Hälfte,  d.  h.  etwa  500  000  M. 
betrageu  und  dass  b)  der  Betrieb  der  offenen  Station  nicht 
von  der  mehr  oder  weniger  sicheren  Funktionirung  komplizirter 
Maschinen  abhängig  ist,  sondern  frei  davon  mit  Gewähr  voll- 
kommenster Regelmäßigkeit  sich  abwickeln  kann. 

Die  angegebenen  Motive  haben  im  vorliegenden  Falle 
die  Wald,  welche  in  der  Verwerfung  der  2geschossigen 
Anlage  gipfelt,  nicht  schwanken  lassen  und  diese  Entschei- 
dung ist  um  so  sicherer  getroffen  worden,  als  man  —  um 
allen,  etwa  von  analogen  Anlagen  auf  englischen  Bahnhöfen 
hergenommenen  Gegcngrflnden  von  vom  herein  die  Spitze 
abzubrechen  —  sich  begutachtende  Urthcile  einiger 
englischen  Techniker,  die  an  der  Spitze  betr.  Werke 
stehen,  verschafft  bat.  Sämmtliche  Urtheile  sind  zu  Gunsten 
der  gewählten  offenen  Anlage  ausgefallen  und  sprechen  fast 
Obereinstimmend  in  dem  Sinne  sich  aus,  dass  Hebewerke  nur 
im  Falle  unumgehbarer  Notwendigkeit  zu  Hülfe  ge- 
nommen werden  sollten,  weil  ihr  Gebrauch  viel  Zeit  und 
hohe  Betriebs  -  Kosten  bedingt,  —  weil  die  Souterrain-Räume 
an  Lichtmangel  leiden,  —  weil  die  Aufsicht  nur  unge- 
nügend geübt  werden  kann  —  «eil  die  Sicherheit  des  Betriebes 
nicht  garantirt  ist  und  weil.  Summa  -Summarum,  Souterrain- 
Baume  für  den  Zweck  von  Eilgut-Anlagen  verwerthet,  gerade 
alles  das  entbehren,  was  zur  sclmelleu  und  sicheren  Ab- 
wickelung des  Eilgut  -  Verkehrs  erforderlich  ist.  Es  haben 
dagegen  die  englischen  Techniker  die  definitive  Eilgut-Anlage 
des  östlichen  Anschluss-Bahnhofs  in  Schienenhöhe  in  der  Art, 
wie  dieselbe  projektirt  worden  ist,  im  allgemeinen  gut 
geheifsen,  wie  ebenso  auch  anerkannt,  dass  die  ins  Auge  gc- 
fasste  provisorische  Eilgut-Anlage  mit  ihrer  Zweigeschossig- 
keit und  ihrer  besonderen  Betriebsart  sowohl  für  den  heuti- 
gen Verkehr  als  für  einen  nicht  unerheblich  vermehrten  Um- 
fang dcssclbcu  entsprechend  sein  würde.  — 

Diese  Auslassungen  der  englischen  Techniker  leiten 
naturgemäß  zu  einigen  Bemerkungen  ülier,  die  das  vereinzelt 
hervor  getretene  Streben  betreffen,  Londoner  Bahnhofs-Anlagcn 
und  Einrichtungen  möglichst  unmndifizirt  auf  deutsche  Ver- 
hältnisse zu  übertragen.  Die  stattfindenden  Verschieden- 
heiten beider  sind  zu  groß,  um  diese  direkte  Ucbertragung 
zu  rechtfertigen.  Es  mag  hierzu,  absehend  von  untergeord- 
neten Differenz  •  Punkten,  nur  etwa  auf  das  Folgende  auf- 
merksam gemacht  werden: 

In  London  ist  die  Notwendigkeit,  Souterrain  -  Räume 
und  Maschinenkräfte  für  die  Zwecke  des  Güterverkehrs  zu 
insbesondere  durch  das  Bedürfniss  angezeigt,  die 


•)  Dl.  Brxud-Bt» 


M  H«l  SKJtMXjt  pro  Jiiir 

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254 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


22.  Juni  1878 


Güter-Stationen  bis  ins  Herz  der  Stadt  hinein  zu  schieben, 
und  bis  zu  Punkten,  an  denen  der  Bodenwerth  die  an 
allen  übrigen  Orten  noch  unbekannte  Höhe  von  bis  zu  800  M. 
pro  [H"*)  erreicht.  —  In  London  ist  das  Bestatterungs- 
wesen in  die  Hände  der  Dahn -Verwaltungen  Belegt,  denen 
damit  die  Möglichkeit  gegeben  ist.  An-  und  Abfuhr  der  Güter 
in  ein  regelmäßiges  System  zu  bringen  und  grofse  Güter- 
massen  auf  verhältnissjnälsig  kleinem  kaum  zu  bewältigen.  — 
Die  englischen  Güterwagen  haben  im  allgem.  kleinere  Abmes- 
sungen und  geringere  Tragfähigkeit  (10T)  als  die  Güterwagen 
der  deutschen  Dahnen  (Iß7)  und  sie  erlauben  es  darnach, 
mit  geringeren  Hebekräften,  mit  Platformen  von  nur  etwa 
ljlnge  und  mit  Drehscheiben  von  nur  kleinem 
l,  woraus  u.  a.  der  günstige  Gleis- 


abstand von  nur  3.5 ■  in  den  Dahnhöfen  resultirt  Es 
kommt  schließlich  für  die  Ikmicssung  der  Ladest  rufsen 
noch  die  Kürze  und  die  Beweglichkeit  in  Betracht,  welche 
den  im  Destatterungsweson  der  Bahnen  dienenden  londoner 
Strafsenfuhrwerken  eigen  ist.  —  Bei  deutschen  Bahnen 
kommen  bedeckte  Güterwagen  bis  zu  9,4™,  Packwagen 
bis  12,25"  Lange,  Achsstände  bis  zu  5,4»  und  Gleisalistande 
in  den  Balmhöfen  von  4,5"  vor.  Diese  Verhaltnisse  bedingen 
bei  allen  Anlagen,  die  auf  Drehscheiben-  oder  Schiebebühnen- 
Verbindung  basiren,  eine  gewisse  behindernde  Weitläufigkeit 
und  sie  machen  für  Schaffung  unterirdischer  Bahnhofs-Raume 
sehr  schwere  nnd  darum  kostspielige  Decken bildungen 
erforderlich.  —  —  B.  — 


.  fiit 


Berli-htlgnDg.  In  Nn  4s  S  n\  rtrht*  K|wll*  7.  V,  v.  »  kim  M  M 
ritt-  Ixrtiinint*  F  »Ii  rrtchU.il»"  »i»Utt  fir  «in.  Intlmmtr  lubnnrlitu«*. 


Zeichen -Ausstellung  von  Schillern  mittlerer  und  niederer  gewerblicher  Unterrichts -Anstalten  in  Berlin 

Mai  und  Juni  1878. 

Gleiwitz,  Görlitz,  Halberstadt,  Hagen,  Halle  a.  S.,  Hildesheim, 
Iserlohn,  Königsberg  i.  P.,  Liegnitz,  Potsdam,  Saarbrücken, 
Schweidnitz,  Stettin),  von  Raugewerkschiilen  4  <  Nienburg  a.W., 
Höxter,  Idstein,  Kckernförde),  von  Kunst-  und  kunstgewerb- 
lichen Zeichenschulen  B  (Berlin,  Hanau,  Görlitz,  Magdeburg, 
Erfurt,  Breslau,  Danzig,  Köuigsberg  i.  1'.},  von  gewerblichen 
Zeichenschulen  7  (Breslau,  Cottbus,  Magdeburg,  Halle  a.  S., 
Cassel,  Elberfeld,  (  öln)  vertreten  und  es  hatten  sich  22 
gewerbliche  Fortbildungsschulen  (darunter  15  allein  des 
Gewerbe- Vereins  für  Nassau  l  und  die  ob« 
bambnrgische  Anstalt  angeschlossen. 

Der  Besuch,  den  wahrend  der  lang  liemeasenen  Ocffnungs- 
dauer  die  Ausstellung  gefunden  bat,  mag  nach  allem,  was  von  uns 
wahrgenommen  worden  ist,  als  „spärlich"  bezeichnet  werden;  er 
dürfte  sich  fast  ganz  aus  sogen,  fachlichen  nnd  aus  Schfllerkreisen 
rekmtirt  haben  nnd  es  scheint  uns,  dass  das  sogen,  gröbere 
Publikum  von  der  Ausstellung  ziemlich  unberührt  geblieben  ist 
In  diesen  weiteren  Kreisen  fehlt  einmal  das  Verständniss  und  damit 
das  lebendige  Interesse  an  den  papiernen  Leistungen  auf  dem  Gebiete 
des  Kunstgewerbes  und  des  Gewerbes  überhaupt,  und  man  wird 
in  diesem  Punkte  für  die  nächste  Zeit  selbst  dann  nicht  allzu 
viel 


Das  provisorische  Ansstellungsgehäude  auf 
hat  wilhrend  einer  längeren  Deine  von  Wochcu  eine  reich  be- 
schickte Ausstellung  der  oben  angegebenen  Art  beherbergt,  die 
von  den  Hrn.  Ministern  des  Handels  und  der  L'nterrichts- 
Angelegenheitcn  zu  dem  Zwecke  ins  Leben 
ist,  von  den  thatsächllchen  Leistungen  der  betr.  i 
Kenntniss  zu  gewinnen,  l>ezw.  zu  fesiei 

erstrebende  Aenderungen  und  Verbesserungen  aiif  dem  Gebiete 
des  Zeichen-Unterrichts  zu  gelangen. 

Nicht  weniger  als  etwa  7l>  Schulen  sind  an  der  Ausstellung 
hetheiligt  gewesen ;  von  diesen  waren  es  vorzugsweise  solche,  die 
entweder  reine  Staats  -  Anstalten  sind,  oder  doch  einer  Sub- 
vcutionirung  aus  staatlichen  Mitteln  sich  erfreuen,  und  es  standen 
neben  ihnen  nur  wenige  andere  Anstalten,  die  von  Kommunen, 
Vereinen  oder  Privaten  unterhalten  werden.  Mit  nur  einer 
einzigen  Ausnahme  (welche  von  der  Allgem.  Gewerbeschule  und 
.Schule  f.  Baubandwerker  in  Hamburg  gebildet  wird)  handelte 
es  sich  zudem  um  Schulen  von  preufsischer  Staatsange- 
hörigkeit —  Was  eine  mehr  ins  Einzelne  gebende  Gliederung  I 
betrifft,  so  waren  von  Königlichen  Gewerbeschulen  2U  i 
(Aachen,  Bannen,  Dielefeld,  Bochum.  Breslau,  Brieg,  Cassel, 
Coblenz,  Cöln,  Crefeld,  Elberfeld,  Erfurt,  Frankfurt  a.  d.  0„ 


Florenz. 

Nach  einem  Vortrage  des  Drn  Baudirektor  Zimmermann,  ge- 
halten in  der  Versammlung  des  Arch.-  u.  lug.- Vereins  zu  Damburg 
am  lf>.  Marz  187H. 

Florenz,  die  Stadt  der  Frflhrenaissance,  im  Sprichwort  la  belln 
genannt,  ist  nicht  überraschend  wie  Neapel,  oder  märchenhaft 
wie  Venedig,  aber  lieblich  und  anheimelnd  und  bei  allem  Ernste 
freundlich  und  in  bestem  Sinne  zivilisirt  Die  Stadt  hat  eine 
unendlich  reizende  Lage  im  Aruothal,  von  mäßig  hohen  Gebirgen 
umgeben.  Die  Bevölkerung  ist  unter  allen  italienischen  Summen 
für  uns  Deutsche  die  am  meisten  sympathische,  gesittet,  fleißig, 
nichtig,  bescheiden  und  geistig  angeregt.  Zwar  zeigen  sich  neuer- 
dings auch  schon  Spuren  großstädtischer  Uebel,  aber  doch  nur 
vereinzelt  und  ein  eigentliches  Proletariat  fehlt  ganz. 

Die  Grofse  der  Stadt  ist  merkwürdig  stabil  geblieben;  jetzt 
170  000  Einw,  aber  schon  1334]  nach  Villanfs  Chronik  90— 100  000. 
Eine  schwere  Wandlung  hat  Florenz  dadurch  erfahren,  dass  es 
von  1664  bis  1870  Hauptstadt  Italiens  war;  diese  kurze  Periode 
hat  das  Aussehen  der  Stadt  vielfach  wesentlich  verändert 

Florenz  hat  von  jeher  ein  greiseres  Decht  als  Frankreich 
gehabt,  von  sich  zu  rühmen,  dass  es  an  der  Spitze  der  Zivilisation 
schreite;  auch  in  der  Gegenwart  hat  es  seine  Zeit  am  richtigsten 
begriffen.  In  Würdigung  der  vorwiegenden  Dedentung  des 
Ingenieur-Fachs  hat  es  allen  anderen  Städten  einen  Schritt 
gethan,  indem  es  einen  Techniker  zum  Bürgermeister 
Denn  der  höchst  verdiente  und  der  größten  Achtung  sich  er- 
freuende Sindaco  von  Florenz,  Commend.  Uhaldino  Perazzi,  der 
schon  seit  einer  Reihe  von  Jahren  die  Geschicke  seiner  Vater- 
stadt unter  allgemeiner  Anerkennung  leitet,  ist  Ingenieur  von  Fach. 
Das  merkt  man  auch  der  Stadt  an,  nicht  etwa  darin,  dass  sie 
finanziell  an  den  Rand  des  Verderbens  gebracht  ist  —  denn  das 
I/Oos  theilen  auch  viele  andere  Städte,  die  von  Nicht-Technikern 
verwaltet  werden  —  vielmehr  daran,  dass  die  Neuschöpfungen  fast 
alle  dem  Gebiete  des  Ingenieurwesens  angehören  und  vielfach 
die  Physiognomie  der  Stadt  nicht  unwesentlich  verhindert  haben. 

Dahin  rechnet  zunächst  die  in  den  .fahren  1865— 68  ausgeführte 
Schleifung  der  Stadtmauern  auf  dem  rechten  Arno-Ufer,  wogegen 
die  Mauern  auf  dem  linken  Ufer  des  Flusses  erhalten  ge- 
hliehen sind.  Ebenfalls  hat  man  die  schönen,  charakteristischen 
mittelalterlichen  Thore,  Porta  San  Gallo,  Santa  Ooce,  San  Nieeolo 
zur  Erinnerung  erhalten.  Statt  der  alten  Stadtmauern  sind  breite, 
staubige  Ringstraßen,  Viali  angelegt,  die  aber  erst  zum  Theil  be- 
haut sind.  Gleichzeitig  damit  ist  ein  ausgedehnter 
ausgelegt,  dessen  Ausfüllung  mit  Gebäuden  aber 
kleinsten  Theil,  fast  nur  innerhalb  des 
gefunden  hat  nn< 


Zugleich  sind  thcils  auf  den 
größeren  Plätzen  freundlich 
die  Uferstrarsen  am  Arno  entlang"  fort- 

Daa  Straßimpflaster  ist  umgewandelt,  namentlich  das  frühere 
konkave  Protil  in  ein  konvexes,  mit  Rurgerstcigen  an  den  Seiten, 
umgebaut.  Das  Sielnetz  ist  erweitert  und  rationeller  ausgebildet, 
ein  Vereucbs-Rieselfeld  angelegt  nnd  ein  neues  Schlachthaus  gebaut 
Auch  3  neue  Markthalleu,  in  Glas  und  Eisen  ausgeführt,  sind 
errichtet,  aber  bis  jetzt  noch  nicht  in  Denutzung  genommen.  Es  ist 
eine  Wasserleitung  angelegt,  die  das  Wasser  oberhalb  des  oberen 
Wehres  dem  Arno  entnimmt  dasselbe  in  einer  langen,  unter  der 
Uferstraße  liegenden  Filtergallerie  tiltrirt,  nach  2  hoch  gelegenen 
Reservoirs  pumpt  und  von  dort  vertheilt.  Die  Maschinen-Anlage 
befindet  sich  am  linken  Arnoufer  bei  der  Porta  San  Xiccolo;  als 
Motoron  dienen  Turbinen  und     aushilfsweise  —  Dampfmaschinen. 

Die  grol'ste  aller  Neuschöpfungen  der  Residenzperiode  ist  die 
höchst  opulente  Anlage  des  sog.  Viale  tlei  <  olli,  einer  Luxusstrafse 
als  Promenade  nnd  Spazierweg  für  die  Korsofahrten  der  feinen 
Welt  Die  Strafte,  eine  breite  Chaussee  mit  Baumalleen  und  Fuft- 
wegen  zu  beiden  Seiten,  beginnt  vor  der  Porta  nmana  und  steigt 
in  vielen  Windungen  an  den  im  Süden  der  Stadt  gelegenen 
Höhen  hinan  und  erweitert  sich  an  einzelnen  Stellen  zu  größeren 
Gartenanlagen.  Sie  bietet  auf  verschiedenen  Strecken  wechselnde 
schöne  Aussichten  auf  Stadt  und  Landschaft  und  erreicht  bei  der 
Porta  San  Siccolo  auf  dem  l'iazsale  Michrlangtlo  ihren  Döbe- 
und  Glanzpunkt,  um  von  da  in  langer  Serpentine  wieder  zum 
Arnoufer  hinab  zu  steigen. 

Der  genannte  Platz,  ein  auf  hohen  Futtermanern  aufgebautes 
Plateau  von  bedeutender  Gröfte,  ist  mit  dem  Flussufer  durch  eine 
reiche  Treppen-  und  Terrassen- Anlage  verbunden,  ähnlich  dem 
Monte  Piucio  in  Rom,  auch  mit  springendem  und  tUeftendem 
Wasser  verBeben  und  zeigt  in  seiner  Architektur  ein  angemessenes 
derbes  Darocco,  welches  indessen  im  einzelnen  kleine  Unarten 
enthält,  wie  z.  B.  an  den  Wagsergrotten  künstlich  abgewitterte 
Steine  urd  eingemauerte,  die  Quadern  wie  Auswüchse  durchsetzende 
Tropfsteine.  I)en  Hintergrund  bildet  eine  hübsche  Kaffeehaus- 
Halle  mit  einem  kleinen  Wasserbassin  davor,  während  die  Mitte 
durch  ein  Monument  geziert  ist,  den  Bronce-Abguss  der  David- 
statue auf  hohem  Postamente,  um  welches  auf  den  Ecken  die  4 
liegenden  Statuen  der  Mcdicaer-Gräber,  ebenfalls  in  Broncegugs, 
gelagert  sind.  —  Leider  ist  das  ganze  Monument  ein  redendes 
Zeugnis«  für  die  moderne  italienische  Skulptur-Taktlosigkeit  und 
wirkt  wenig  befriedigend.  —  Michelangelo  hat  den  David  in  Marmor 
gehauen  und  auf  niedrigem  Postament  vor  die  geschlossene 
Frontwand  des  Palazzo  vtcckw  gestellt;  hier  steht  er  hoch 


sich  in 


n  jetzt  eine  schwärz- 

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No.  50. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


255 


einer  solchen  Ausstellung  so  günstig  wie  überhaupt  möglich,  und 
günstiger  noch  wie  in  dem  gegenwärtigen  Falle  gestaltet  worden  sind. 
Wir  anerkennen  im  übrigen  hierbei  ausdrücklich,  dass  die  äußeren 
Verhältnisse  der  diesmaligen  Ausstellung  im  ganzen  mit  Sorgfalt 
und  Umsicht  behandelt  worden  sind,  und  sehen  blos  zwei  Punkte, 
in  denen  für  spatere  Wiederholungen  wohl  etwas  mehr  geschehen 
könnte:  in  der  Auslegung  von  erläuternden  Schulprogrammen 
und  in  den  Itekannttnachungen  über  die  Existenz  der  Aus- 
stellung selbst. 

Zum  Punkte  1  hat  die  diesmalige  Ausstellung  sehr  wenig 
geboten  nnd  zum  Punkte  2  können  wir  behaupten,  dass  in  Folge 
einer  gewissen  Zurückhaltung  in  öffentlichen  Bekanntmachungen, 
Einladungen  etc.  Hunderte  der  Ausstellung  fem  gehlieben  sind, 
weil  Anfang,  Dauer  und  Hude  derselben  ihnen  theils  völlig  unbe- 
kannt geblieben,  theils  nur  sehr  mangelhaft  bekannt  geworden  war. 

Indessen  ist  in  diesem  Falle  die  Heranziehung  von  Besuchern 
blofser  Nebenzweck  gewesen,  dessen  Erreichung  hei  einem  Ueber- 
blick  Ober  den  Nutzen  derselben  nur  wenig  ins  Gewicht  fallen 
kann;  urtheilen  wir  nach  dem  Hauptzweck,  so  sind  wir  ge- 
zwungen anzuet kennen,  dass  die  am  15.  Juni  geschlossene  Zeichen- 
Ausstellung  von  außerordentlich  hohem,  bleibenden  Nutzen  sich 
erweisen  wird,  weil  die  Art,  in  welcher  die  Staatsregierung  die- 
selbe zu  benutzen  gewusst  hat,  einen  Schatz  von  Erfahrungen 
und  eine  Fülle  von  That&nchen  und  Ansiebten  ans  Licht  gebracht 
hat,  die  für  die  Weiter  -  Entwickelung  des  Zeichnens  von 
höchster  Bedeutung  sein  müssen.  Es  sind  die  ausgestellten  Ar- 
teten von  mehren  regierungsseitig  berufenen  Kommis- 
sionen beurtheilt  worden  und  es  " 
Gutachten  erstattet,  die  ein  rei.  be 
unbekannten  Thatsacheu,  nebst  Winket!  und  Vorschlagen  enthalten, 
in  welcher  Art  und  in  welchen  Richtungen  der  Zeichenunterricht 
an  den  mittleren  Lehransi. 'ilten  des  Landes  zu  bessern  sein  möchte. 

Wir  gedenken  unsere  Leser  mit  dem  wesentlichen  Inhalte  jener 
Gutachten  bekannt  zu  machen  und  beginnen  unsere  Mittheilung 
mit  dem  ersten  unter  denselben,  welches  von  einer  Kommission 
nrsuttet  worden  ist,  der  als  Aufgahe  die  „Bcurtheilung  der  Uebungen 
im  Freihandzeichnen'  und  der  Versuche  im  Entwerfen  kunstge- 
pi 'werblicher  Gegenstände^  zugewiesen  war.  Diese  aus  den 
Hrn.:  Geh.  Ob.-Regier.-Rath  Hr.  Schneider,  Geh.  Ob.-Regier.- 
Bath  Dr.  Schöne,  Geh.  Ob.-Baurath  (iiersberg.  Geb.  Regier.- 
Rath  Lüders,  Direktor  u.  Professor  Gropius,  Professor 
Dr.  Hertzer,  Direktor u. Professor  Ewald,  Bildhauer  Sussmann- 
Mellhörn,  Lehrer,  Baumeister  Elis,  Zeichenlehrer  Troschel 
und  Gemeindeschullehrer  Hoffmann  bestellende  Kommission  hat 


„Wir  haben  geglaubt  datou  absehen  zu  sollen,  die  Leistungen 
einzelner  Schüler  oder  auch  nur  jede  einzelne  Schule 
besonders  und  namentlich  zu  erwähnen,  indem  wir  annehmen, 
dass  es  für  diesmal  genügen  wird,  diejenigen  für  die  Hebung 
Unterricht« 
an  den 


diejenigen  Mangel 
uns  besonders  aufgefallen  sind. 

Lehrer  wie  Schüler  haben  es  an  Fleifs  durchgehend*  nicht 
fehlen  lassen  und  es  ist  auch  verschiedentlich  ein  Fortschritt 
besonders  in  der  Auswahl  der  Vorlagen  und  deren  Wiedergabe 
bemerkbar;  aber  an  manchen  Orten  ist  die  Vorbildung  der  Lehrer 
von  Anfang  an  eine  ungenügende  gewesen  oder  es  hat  der  Mangel 
einer  sachgemäßen  Beaufsichtigung  des  von  ihnen  ertheilten 
Unterrichts  nnd  die  Schwierigkeit,  sich  und  ihre  Methode  weiter 
auszubilden,  dahin  geführt,  dass  die  Leistungen  vieler  Orte  der 
auf  das  Freihandzeichnen  verwendeten  Zeit  und  Mühe  nicht  ent- 
sprechen. 

Es  dürfen  übrigens  die  Schwierigkeiten  nicht  verkannt  werden, 
welche  vielen  Schulen  aus  den  Mängeln  oder  dem  gänzlichen 
Fehlen  des  Zeichen-Unterrichts  an  den  von  ihren  Schülern  früher 
besuchten  Schulen  oder  daraus  erwachsen,  dass  sie  —  wie  die 
gewerblichen  Zeichenschulen,  mehre  Kunst-,  Gewerbe-  nnd 
Rauhandwerker-Srhulen  nnd  die  Fortbildungsschulen  -  Schüler 
der  verschiedensten  Vorbildung  zu  jeder  Zeit,  auch  mitten  im 
Kursus,  aufnehmen. 


dass  der  Dirigent  der  einzelnen  Sehlde  nicht  im  Stande  ist,  die 
Befähigung  und  die  Methode  des  den  UDterricht  im  Freihand- 
zeichnen ertheilenden  Lehrers  und  die  I/eistungen  der  Schüler 
zu  beurthcilen  und  auf  den  Lehrer  einzuwirken:  es  ist  dies  be- 
sonders bei  einzelneu  Gewerbeschulen  bemerkbar  nnd  ein  Uebel- 
stand,  der  kaum  zu  beseitigen  sein  dürfte.  Um  so  notwendiger 
wird  es  sein,  von  Zeit  zu  Zeit  eine  sachverstandige  Revision  des 
Unterrichts  eintreten  zu  lassen  nnd  für  diese  nnd  die  Krtheilung 
des  Unterrichts  im  Freihandzeichnen  selbst  durch  Aufstellung  von 
Lehrplanen  eine  gemeinschaftliche  Basis  zu  schaffen. 

Eine  Wiederholung  der  jetzt  stattfindenden  Ausstellung  etwa 
von  8  zu  3  Jahren,  eine  eingehende  Prüfung  des  Ausgestellten, 
welche  dann  auch  mehr  auf  die  Einzelheiten,  als  diesmal  möglich 
und  zweckmäßig  gewesen  ist,  eingehen  müsste,  verbunden  mit 
einer  Zusammenberufung  einer  grösseren  Ansah]  der  Lehrer, 
würde  nicht  zu  entbehren  sein. 


liehe  Patina  bekommen  hat,  dunkel  als  Silhouette  gegen  den 
Himmel  ab.  Diu  liegenden  Figuren  der  Medicäergräber  hat  Michel- 
angelo für  einen  Innenraum  von  kleinen  Dimensionen  in  Marmor 
gearbeitet  und  vor  einer  absichtlich  dürftig  gehaltenen  Wand- 


entlieh  dürftig 

architektur  plazirt,  so  dass  sie  um  so  grobartiger  wirken  «»..«., 
hier  liegen  sie  in  schwarzer  Bronce  gegen  die  freie  Luft  am 
Postament  einer  Kolossal-Figur  und  wirken  dürftig.  —  So  ehrt  man 
den  unverstandenen  Meister!  — 

Nach  einer  Schilderung  der  herrlichen  Aussicht,  welche  man 
vom  Plateau  genießt,  führt  Hr.  Zimmermann  seine  Zuhörer  hinunter 
in  die  Stadt  und  beschreibt  in  2  stündiger,  fesselnder  Rede  einen 
Rundgang  durch  die  Straften,  welchen  vollständig  wieder  zu  geben 
an  dieser  Stelle  unmöglich  ist.  —  Begnügen  wir  uns  mit  der 
Beschreibung  des  Weges  und  mit  einigen  besonders  charakteri- 
stischen Bemerkungen. 

A  Jove  prineipium!  Die  Wanderung  beginnt  beim  Dom,  dem 
mächtig  hervor  ragenden  Mittelpunkt  der  Stadt  Ganz  anders  wie 
Iteim  St.  Peter  dominirt  hier  der  gewaltige  Kuppelbau,  weil  das 
Banwerk  ringsum  frei  und  überall  zugänglich  liegt  Die  inter- 
essante altere,  1294  beginnende  Baugeschichte,  nach  welcher  200 
Jahre  gebaut  wurde  und  der  Dom  doch  unvollendet  blieb,  mag 
ein  Trost  sein  für  erregte  Gemütber  über  die  rathlose  Verschleppung 
heutiger  kommunaler  Bauunternehmungen.  Von  Ende  des  15.  Jahrh. 
ruhte  der  Bau,  bis  lritt)  der  neue  König  von  Italien  den  Grund- 
stein für  die  Fortführung  legte  und  11*65  Prof.  de  Fabris  als 
Sieger  aus  den  Konkurrenzen  für  die  Vollendung  des  Doms,  den 
Aufbau  der  Westfacade,  hervor  ging.  Jetzt  ist  die  ganze  Facade 
mit  Ausschluss  der  Giebel  aufgemauert  und  die  Marmor-Inkrustation 
bis  ungefähr  2™  über  Terrain-Höhe  gediehen. 

Der  Westfacade  des  Doms  gegenüber  liegt  das  alt  ehrwürdige 
Baptisterium,  die  frühere  Kathedrale  von  Florenz,  mit  seinen  S  reich 
geschmückten  Erz-Thüreo.  Der  Südseite  des  Baptisteriumg 
genüber,  an  der  Ecke  der  Via  de  Valxaioli,  die  hoch 
Halle  des  Higallo,  etwa  aus  der  Zeit  Orcagna's. 

Verfolgt  man  weiter  den  Weg  um  den  Dom,  so  trifft  man 
südlich,  der  Kuppel  gegenüber,  unter  einem  Portikus  die  beiden 
sitzenden  Statuen  von  Arnolfo  und  Bruuellesco:  letzterer  mit  dem 
etwas  genreartigen  Motiv  des  Anfwärtaschauens  nach  seiner 
Kuppel. 

Vom  Domplatz  führen  die  Hauptstraßen  nach  allen  Rich- 
tungen; nordöstlich  die  17«  de'  Servi,  auf  deren  Hälfte  links  der 
Palazzo  Niccolini  und  am  Ende  der  Palazzn  Marulli  von 
Buontalenti,  der  einzige  Backstein- Rohbau  in  Florenz.  Der  Erbauer 
rnuss  entweder  ein  Fremder  oder  ein  Originalhasrher  gewesen 
sein  sonst  würde  er  bei  dem  Florentiner  Steinreichthum  nicht 
dies  relativ  elende  Surrogat  gewählt  haben.  Die  Technik  aber 
ist,  wie  bei  all« 


alle  nordischen  derartigen  Leistungen  sowohl  in  Material  als  Aus- 
führung weit  überragend. 

das  letzte  Werk  Oiovanni's  da  Bologna;  rechts  und  links  2  kleine,  sehr 
wirksame  Barock- Brunnen  vou  Pietro  Tacca.  Die  ganze  rechte 
Seite  wird  eingenommen  von  einem  der  reizendsten  Bauwerke 
Brunellesco's,  dem  Findelhaus,  mit  gewölbter  Säulenhalle  vor  der 
ganzen  Front.  Gegenüber  bildet  die  linke  Seite  des  Plaues  eine 
ahnliche  Säulenhalle,  angeblich  nach  einem  Plane  Brunellesco's 
von  Antonio  da  San  Gallo  für  das  Gebäude  der  .Sern'  di  Marin 
erbaut  Den  Fond  des  Platzes  nimmt  endlich  die  Vorhalle  der 
Annunziata,  ebenfalls  von  A.  d.  S.  Gallo,  ein:  dahinter  liegt  die 
Modekirche  von  Florenz,  viel  besucht  wegen  ihrer  guten  Musik- 
aufführungen, die  einschiflige  Kirche  der  Santünima  Annunziata. 

Von  der  Kirche  gelangt  man  durch  die  Via  Sapienza  nach 
der  nahe  gelegenen  IHazza  San  Marco ;  gleich  links  an  der  Ecke 
der  Via  liinololi  liegt  die  Accademia  delle  belle  arti,  von  Lorenzo 
il  Magnitico  gegründet  Hierher  ist  jetzt  zu  den  Kolossal-Mndellen 
des  Raubes  der  Sabinerinnen  und  des  Kentauren  von  Giovanni  da 
Bologna  wie  dem  Abozzo  des  Mathaus  vou  Michelangelo  u .  a.  auch  des 
Letzteren  Orginal  des  David  geschafft  An  dem  Platze  San  Marco 
liegt  auch  die  Kirche  gleichen  Namens,  einschiffig  mit  Barockfacade, 
interessant,  weil  hier  einst  Florenz  bußfertig  zu  den  Füßen  des 
schwärmerischen  Dominikaners  Savonarola  lag,  der  1498  verbrannt 
wurde.  In  dem  neben  der  Kirche  belegenen,  jetzt  aufgehobenen 
Kloster,  von  Michelangelo  gebaut,  wird  seine  Zelle  mit  seinem 
Portrait,  der  Büste  und  der  Todtenmaske  bewahrt.  Der  Kopf, 
welchen  näher  anzuschauen  sich  schon  verlohnt,  erscheint  aus  dem 
Groben  modellirt,  höchst  energisch  knochig,  louare-faced ,  durch- 
aus ohne  Sinnlichkeit,  das  Prototyp  des  Fanatikers  —  aber  keines 
hageren  Asketen. 

Ganz  in  der  Nähe  des  Klosters  San  Marco  hetindet  sich  ein 
nicht  zu  übersehendes  kleines  B(jott,  der  Klosterhof  deilo  Scalzo, 
wo  in  kleinsten  Dimensionen  durch  10  Säulen  mit  10  Kreuzge- 
wölben darüber  ein  höchst  malerisches  Architekturetflck  geschaffen 
ist,  das  noch  einen  besonderen  Werth  durch  wundervolle  Fresken 
Andrea  del  Satins  in  Terra  verde  erhalt;  sie  stellen  die  Geschichte 
Johannes  des  Täufers  dar.  — 

Von  hier  führt  Hr.  Zimmermann  -  die  Richtung  nach  dem 
Dome  zurück  einschlagend  —  seine  Zuhörer  durch  die  stattliche 
Via  t'arour  (früher  Via  largo)  zu  dem  berühmten  Pal.  Hicrardi 
und  von  dort  an  der  Seitenfront  dieses  Palastes  entlang  durch 
eine  kurze  Querstraße  nach  der  Piazza  San  Lorenzo,  einem 
kleinen,  tmregulirten,  nach  der  Kirche  stark  aufsteigenden  Platze, 

die  in  roher  Verzahnung  f  - 

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256 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


22.  Jnii  1878 


Schulen  noch  veraltete  Lehrmittel  im  Gebrauch  sind, 
dieselben,  wie  uns  bekannt  ixt,  im  Besitz  besserer  Vorlagenwerke 


fehlt  es  deu  Lehrern  an  der  unerlässlichen  Einsicht 
von  den  Zielen,  welche  der  Unterricht  verfolgen  mute,  und  es 
herrscht  daher  auch  keine  Klarheit  über  den  einzuschlagenden 
Weg.  An  die  Stelle  jener  Hinsicht  tritt  dann  der  unbestimmte 
Wunsch,  die  Schüler  nur  „Schönes"  zeichnen  zu  lassen,  ohne  das* 
der  I  .ehrer  auch  im  Stande  wäre,  Schönes  und  Unschönes  von 
einander  zu  unterscheiden. 

Daneben  macht  sich  besonders  in  denjenigen  Schulen,  in 
welchen  Erwachsene,  die  bereits  praktisch  beschäftigt  sind,  Abends 
und  Sonntags  im  Zeichnen  unterrichtet  werden,  die  Neigung  be- 
merklich, lediglich  den  Schülern  selbst  die  Auswahl  des  zu  zeich- 
nenden Gegenstandes  zu  überlassen,  sei  es,  um  dieselben  in  der 
Sehlde  fest  zu  halten,  sei  es,  «eil  der  Lehrer  das  für  den  Ein- 
zelnen Zweckmäßigste  selbst  auszuwählen  nicht  im  Stande  ist. 

Bisweilen  wird  mau  versucht  zu  glauben,  dass  die  Absicht 
des  Lehrers  darauf  gerichtet  gewesen  ist,  seine  Schüler  besonders' 
durch  Aquarelliren  zu  unterhalten  oder  durch  derartige  und  andere, 
über  das  Können  der  Schüler  hinaus  gebende  Uebtingen  das  An- 
sehen der  Schule  in  den  Augen  Urthcilsloser  zu  heben. 

Die  Folge  von  alle  diesem  ist,  dass  bei  der  Mehrzahl  der 
Schulen  jeder  Schüler  Zeichnungen  der  verschiedensten  Art  an- 
gefertigt hat  Die  geschmacklosesten  Ornamente  im  missverstan- 
denen fiokkokosül  wechseln  ab  mit  wirklich  antiken,  romanischen, 
gothischen  und  Renaissance  -  Ornamenten  oder  demjenigen,  was 
dafür  ausgegeben  wird,  da,  wie  schon  bemerkt  ist,  vielfach  nicht 
einmal  die  besseren  im  Besitz  der  Schulen  befindlichen  Vorlagen- 
werke benutzt  werden.  Statt  deren  sind  durchaus  ungenügende 
ältere  Werke,  zum  Theil  französischen  Ursprungs,  nach  wie  vor 
Vorzügsweise  und  bisweilen  ausschließlich  im  Gebrauch. 

Die  Zeichnungen  nach  Gips  lassen  nicht  selten  erkennen, 
dass  es  dem  Schuler  an  der  nothigen  Sicherheit  in  der  Auf- 
fassung und  hier  unerlässlichen  genauen  Wiedergabe  der  Größen- 
verhaltuisse  und  der  Stellung  der  einzeluen  Theile  zu  einander, 
und  aufserdem  an  dem  Verstündniss  für  die  Beleucbtungs-Kr- 
scheinuugen,  wie  an  der  Fähigkeit  sie  darzustellen,  noch  in  hohem 
Grade  fehlt.  —  Als  ein  auffallender  Mangel  in  der  Methode 
mancher  Lehrer  muas  hervor  gehoben  werden,  dass  in  den  auf 
Tonpapier  nach  Gips  ausgeführten  Zeichnungen  der  Lokalton  des 
l'apiers  nicht  oder  nur  unvollständig  benutzt  worden  ist. 

Die  Kommf 
Unterrichts  im 


uu*     'in  "-'iin  utiiuip^    i'tuuui     t*  ui  ui  st  jai>. 

n  glaubte  für  die  bezüglich  der  Erlheilung  des 
ihandzeichnen  an  deu  an  der  Ausstellung  be- 


utendes Prinzip  den  Satz  aufstellen  zu  müssen,  dass  im  allge- 
meinen nur  nach  plastischen  Vorlagen  gezeichnet  werden  darf, 
uud  gute,  sorgfältig  ausgeführte  Abbildungen  von  plastischen  Gegen- 
ständen nur  so  weit  zu  benutzen  sind,  als  erforderlich  ist  um  die 
Art  und  Weise  der  Darstellung  zu  erlernen.  Die  Kommission 
muss  dabei  aber  zugleich  hervor  heben,  dass  die  Schulen  gegen- 
wartig weder  mit  den  für  die  Anfanger  im  Zeichnen  unentbehr- 
lichen Wandtafeln  mit  guten  Flachmustern,  noch  mit  einer  Stufen- 
folge plastischer,  mit  den  einfachsten  Körpern  beginnender  Gegen- 
stände ausgestattet  siud.  Die  Schulen  werden  für  den  Zeichen- 
unterricht nicht  blos  mit  Holzkörpern  und  zahlreicheren  und 
besseren  Gipsabgüssen,  als  sie  jetzt  besitzen,  sondern  auch  mit 
Gegenständen  verschiedener  Art,  sei  es  dauernd  sei  es  zeitweilig, 
aus  kunstgewerblichen  Sammlungen  zu  versehen  sein.  Der  Lehrer 
wird  bei  der  Auswahl  der  dem  einzelnen  Schüler  zu  gebenden 
Aufgaben  und  der  von  ihm  zu  verlangenden  Dar&tellungsweise 
seine  künftige  oder  die  schon  von  ihm  eingenommene  Lebens- 
stellung berücksichtigen  müssen.  Ks  versteht  sich  von  selbst,  dass 
dann  auch  Uebungea  im  Schattiren  nur  gedachter  Aufgalten,  durch 
welche  die  Schüler  einer  Schule  zur  Anfertigung  von  sorgfältig 
und  effektvoll  ausgeführten,  aber  durchaus  ungenügenden  Zeich- 
nach Gips  vorbereitet  worden  sind,  nicht  mehr  vorkommen 
Die  strenge  Auswahl  und  die  Vermehrung  der  Lebr- 
,  lie  durchgreifende  Beseitigung  der  noch  vorhandeuen  ver- 
alteten und  unbrauchbaren  Vorlagen  und  die  regelmäßige  Beauf- 
sichtigung des  Unterrichts  werden  auch  der  unverständigen  Be- 
nutzung in  riesigen  Dimensionen  angefertigter  Gipsabgüsse  von 
einzelnen  Theilen  des  menschlichen  Antlitzes  ein  Ende  macheu. 
Das  Zeichnen  nach  Gipsabgüssen  wird  in  der  Hegel  an  den  Ge- 
werbeschulen, den  gewerblichen  Zeichenschulen  und  den  Kunst- 
schulen —  mit  Ausnahme  der  eine  besondere  Stellung  einnehmenden 
Kunstschulen  zu  Berlin  und  Breslau,  für  welche  hier  andere 
Erwägungen  Hau  greifen  —  auf  das  Zeichnen  von  plastischen 
Ornamenttonnen  zu  beschränken  sein.  Zeichnungen  nach  Köpfen, 
nach  grofsen  Figuren  im  Relief  oder  in  Runden,  und  gar  nach 
anatomischen  Figuren,  wie  sie,  zum  Theil  in  der  mangelhaftesten 
Art,  fast  von  allen  Schulen  ausgestellt  sind,  werden  nur  besonders 
begabte  Schüler  ausnahmsweise  anfertigen  dürfen. 

Die  Scbülaufsicht  wird  auf  die  Innehaltung  dieser  Grenze 
strenge  halten  müssen,  da  die  Auastellung  zeigt,  dass  manche 
Lehrer,  denen  der  Maafstab  auch  für  das  eigene  Können  allmälich 
verloren  gegangen  ist,  nur  zu  sehr  geneigt  sind,  die  Schüler  statt 
des  Ornaments  antike  Köpfe  etc.  zeichnen  zu  lassen.  Die  vor- 
nehmlich an  einer  Schule  als  Vorbereitung  für  das  Zeichueu  von 


stehende  Front  der  facadenlosen  Kirche  beiträgt;  er  gedenkt  im 
Vorbeigehen  bei  der  unvollendeten  Marmorstatue  des  Giovanni  delle 
bände  uere  des  Baccio  Bandinelli.  jenes  Künstlers 
sein  Ruf,  der  das  Unglück  hatte,  ein  Zeitgenosse 
zu  sein  und  mit  diesem  rivalisiren  zu  wollen. 

Von  &i»  Lorenzo  gehts  über  die  Piazza  itehia  nach  Santa 
Maria  Soi  tlla,  die  Michelangelo  seine  „Braut"  genaunt  hat.  Die 
vielen  einzelnen  Kunstwerke  im  Innern  Ubergehend,  gedenkt  der 
Redner  nur  der  wundervollen  Intarsien  des  Chorgestühls  von 
Baccio  d'Agnolo  als  eines  der  feinsten  Dekorationswerke  aus  der 
Zeit  der  Hochrenaissance.  Vor  der  Kirche  liegt  der  weite  Platz 
gleichen  Mainens,  auf  dem  zur  Zeit  der  Medici  Wagenrennen 
abgehalten  wurden ;  auf  dem  Platze  stehen  zwei  stumpfe  Obelisken 
und  der  Kirche  gegenüber  liegt  eine  schöue  Brunellesco'schc  Halle, 
ähnlich  der  auf  der  Piazza  S.  Annunziata. 

In  schräger  Richtung  gelangt  man  durch  eine  Seitenstraße 
nach  der  noblen  Via  Tornabuoni  und  direkt  zu  dem  bekannten 
und  berühmten  Pal.  Strozzi.  In  derselben  Strafse  sind  noch  zwei 
kleine,  nur  dreiaxige  Paläste,  die  aber  sehr  interessant  sind  und 
zu  den  vereinzelten  Bauten  der  Hochrenaissance  in  Florenz  ge- 
hören: Pal.  hartolini  (jetzt  Hötel  du  Nord)  von  Baccio  d'Agnolo 
und  Pal  (  orderet  von  G.  Ant  Dosio.  Sie  zeigen  ganz  die  heute 
überall  üblichen  Facadcnmotive,  aber  hier  sind  die  Originale,  die 
nachgeahmt  werden.  Tabernakel  Architektur  der  Fenster  und 
Thüren,  früher  nur  bei  Kirchen  üblich,  wurde  hier  zuerst  bei 
Privathausern  angewendet.  Die  damaligen  Florentiner  Kunstweisen 
haben  gewiss  darin  einen  nicht  reinen  Stil  gesehen.  Am  Ende 
der  Via  Tornabuoni,  an  der  Ecke  des  Lungarno,  hegt  der  Pal.  Spini, 
ein  mittelalterlicher,  zinnengekrönter  Bau,  neuerdings  restaurirt. 
Derselbe  enthält  allerlei  Vereinslokale,  u.  a.  auch  das  des  Floren- 
tiner Architekten-  und  Ingenieur- Vereins. 

Ueberschreitet  man  den  Arno  dann  auf  der  schönsten  seiner 
4  Brücken,  dem  Ponte  della  Trinita,  so  sagt  man  sich,  dass  es 
gut  sein  kann ,  einem  Architekten  das  entscheidende  Wort  über 
die  aufsere  Form  städtischer  Brücken  zu  geben,  und  denkt 
schaudernd  an  „Schwedler- Träger"  u.  a.  Jenseits  des  Arno  be- 
tritt man  die  lange,  stattliche  Via  Maggio,  auf  deren  rechter 
Seite  das  Haus  der  unglücklichen  Bianca  t'apello,  aus  der  Mitte 
des  Cinquecento,  liegt  Rechts  ab  geht  es  durch  eine  Seitengasse 
nach  Santo  Spirito,  der  zweiten  Brunellesco'schen  Säuleubasilika, 
1470,  also  erst  nach  seinem  Tode  ausgeführt.  Am  Platz  vor 
S.  Spirito  liegt  auch  der  berühmte  Pal.  (Juadoyni  von  t  'nmaca. 
Nach  nochmaliger  Kreuzung  der  l'ia  Maggio  gelangt  man  durch 
ein  enges  Gäascheu  plötzlich  vor  den  imponirenden  Pal.  Pitti, 
den  unübertroffenen,  grofsartigen  Riesenbau,  den  Bau,  an  welchem 
man  lernt,  wie  ausschlaggebend  die  Macht  der  absoluten  Gröfse 
in  der  Architektur  ist   Eine  Nachahmung  des  Pal.  Pitti  in 


Details  in  kleinen  Verbältnissen  -  ist  Nichts.  Hinter  dem  Palast 
erstreckt  sich  auf  sehr  bedeutendem  Terrain  der  köstliche  G'mr- 
dino  Boboli,  eines  der  glänzendsten  Beispiele  italienischer  Gatten- 
kunst, von  Tribolo  angelegt 

Auf  dem  Rückwege  durch  den  Pal.  Pitti  nach  der  Via  Romano 
und  dann  rechts  durch  die  sehr  enge  und  stark  belebte  Straße  wird 
das  stattliche  Haus  Giucctardüüs ,  des  edlen  Staatsmannes  und 
ersten  bedeutenden  Florentiner  Geschichtschreibers,  passirt;  gegen- 
über links  das  mehr  einfache,  fast  ärmliche  kleine  Haus  des 
Macchiavelli  und  wenige  Schritte  weiter,  rechts,  das  Haus  Gallilei's 
—  so  eng  drängen  sich  hier  die  Erinnerungen  an  berühmte  Namen 


zusammen. 

Die  nächste '  Straßenkreuzung  ist  ein  höchst  malerischer 
Punkt:  Links  mündet  der  alterthümliche  ßorgo  San  Jacopo  uud 
an  der  Ecke  steht  in  einer  Wandnische  über  einem  antiken 
Sarkophag  eine  interessante  Bacrhusstatue,  rechts  ein  hober  Familien- 
thurm  und  zwischen  beiden  geht  es  hinauf  in  starker  Steigung 
nach  dem  Ponte  vecchio.  Aehnlich  wie  der  Rialto  ist  die  Brücke 
zu  beiden  Seiten  mit  Buden  der  Goldschmiede  besetzt;  in  der 
Mitte  ist  eine  Oelfnung  gelassen,  durch  die  man  das  Flussbild, 
ab-  und  aufwärts,  genießen  kann.  Jenseits  der  Brücke  setzen 
sich  die  Goldschmied-Laden  in  der  Via  di  Por  Santa  Maria,  einer 


weit  fort.  Hier  liegt  der  älteste  Theil  von  Florenz,  die  urb, 
quadruta,  die  sich  durch  die  abweichende  Richtung  ihrer  Straßen- 
züge  deutlich  als  Kern  aus  dem  Stadtplaue  heraus  sondert  Alte 
schwarze  Faiuilieuthürme,  enge  Quergassen,  rechts  die  alt-toska- 
nische,  schwarz  und  weiß  gestreifte  Fo^ade  von  S.  Stefano,  wo 
Bocaccio  in  öffentlichen  Vorlesungen  die  Divina  comedia  er- 
läuterte. Gerade  aus  geht's  nach  dem  Mercato  nuoco,  einem 
kleinen  alterthümlich  engen  Platz,  der  fast  ganz  eingenommen 
wird  von  der  für  den  Wollmarkt  bestimmten,  schönen  offenen 
Säuleuhalle  von  Beniardo  Tassto,  1547.  Dieser  malerische  Wiukel 
erhält  einen  besonderen  Heiz  durch  die  Brunnenfigur  des  liegenden 
Ebers,  wovon  das  Original  in  den  Uflizien  sich  befindet.  Hier 
kreuzt  eine  der  verkehrreichsten,  wenngleich  sehr  enge  Straße 
der  alten  Stadt,  die  von  der  Via  Tornabuoni  kommende  Via  di 
Porta  ro»»a ;  rechts  gelangt  man  auf  die  Via  <  'atzaioli,  die  von 
dem  Dom  nach  dem  Signorenplatz  führende  alte  Hauptstraße  von 
Florenz.  Hart  an  der  gerauschvollen  Strafse  steht  das  seltsame 
Kirchengebäude  Or  San  Michele,  im  Innern  das  hoch  berühmte 
Tabernakel  Grcagna's,  vielleicht  der  reichste  und  vollendetste 
Zierbau  italienischer  Gothik.  Wenige  Schritte  weiter  das  alte 
politische  Zentrum  der  Stadt,  einst  Forum  der  Republik,  dann 
Piazza  di  yranduca,  jetzt  Piazza  della  signoria  genannt,  dessen 

Palazza  ,,/.«'ßoAn"  — 


Digitized  by  Goc 


If«.  50. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


257 


bekannten  Dupuis'sehen  Modello  hat  vielfaches  Bedenken  erregt 
Insbesondere  werden  die  auf  den  Abend-  und  Sonntags-Unterricht 
beschrankten  Unterrichte  •  Anstalten  sich  davor  zu  hüten  haben, 
ihren  Schulern  auf  dem  Gebiet  des  Gipszeichnens  wie  des  Ent- 
werfens  weit  über  die  Grenze  ihres  Könnens  und  ihrer  Vorbildung 
liegende  Aufgaben  zu  stellen.  Diese  Schulen  werden  ihre  Haupt- 
aufgabe darin  sehen  müssen,  ihre  dem  Gewerbestande  angehörigen 
Schüler,  je  nach  ihrem  Beruf,  zunächst  in  den  für  sie  wichtigen 
Gebieten  de*  linearen  und  geometrischen  Zeichnens  und  in  der 
Auffassung  und  Darstellung  von  körperlichen  Gegenständen  und 
Ornamenten,  bezw.  von  Flachmustern  auszubilden. 

Wahrend  fast  in  allen  Gewerbeschulen  Landschaften  mit  der 


Feder  oder  mit  Tusche  und  dem  Pinsel  oder  in  Wasserfarben, 
Blumen,  sogar  ganze  Stilleben,  meist  in  höchst  ungenügender 
Weise  angefertigt  werden,  vermisst  die  Kommission  fast  überall 
die  für  eine  korrekte  und  einfache  Darstellung  überhaupt  sehr 
nützliche  und  für  einige  Gewerbe  völlig  unentbehrliche  Wieder- 
gabe von  Gipsabgüssen  in  Aquarellfarben  mit  abgesetzten  Tönen 
und  aufgesetzten  Lichtern  in  Deckfarbe.  —  Die  vereinzelt  auf- 
tretende Bestrebung,  den  Zeichenunterricht,  sowohl  das  Linear- 
zeichnen wie  das  Freihandzeichnen,  ganz  in  Abhängigkeit  vom 
gothischen  Stil  zu  bringen,  können  wir  weder  für  eine  Gewerbe- 
schule, noch  für  eine  gewerbliche  Zeichenschule  als  zweckmafsig 
oder  auch  nur  gelungen  bezeichnen.  (FwtMtuii«  Ms» 


Die  No.  34  dies.  Ztg.  brachte  nach 
Fachblatter  einige  Angaben  aber  die 


Richtigkeit  Zweifel  zu 
Ks  wird  zuerst  mitgetheilt, 
Pulsions- Systems  (mit  Eintreibung  der  Luft  an  der  Decke  und 
Abtluss  durch  sehr  viele  Oeffhungen  am  Fufsboden)  entschieden 
habe  und,  um  das  Yentilations-  Quantum  für  5000  Personen  mit 
otikb™  in  der  Sekunde  zu  liefern,  durch  zwei  Luftkanäle  von 
je  7  □«  Querschnitt  die  Ventilations-Luft  mit  4™  Geschwindigkeit 
einführen  muss,  was  durch  Schrauben- Ventilatoren  bewerkstelligt 
werde. 

Dann  ist  für  die  200"  langen  und  3™  weiten  Luftleitungen  die 
den  Widerstanden  entsprechende  Wassersäulen-Höhe  A,  zu  0.0032"' 
und  die  der  geforderten  Luftgeschwindigkeit  von  4  m  entsprechende 
Wasserhöhe  z  zu  0,UU1 «  richtig  berechnet,  hierauf  anstatt 
«i  4-  z  —  0,0042",  um  den  Verlusten  durch  Querschnitts- Aende- 
rungen  und  sonstigen  Umstanden  Rechnung 
Anderthalbfache  =  6""  angenommen. 

Gegen  alles  das  ist  nichts  einzuwenden; 
weiter: 

„Da  diese  Höhe  einem  I »nicke  von  nicht  weniger  als  etwa 
•ik  pro  Flache  entspricht,  so  würden  bei  demselben  bereits 
Unbequemlichkeiten  für  das  Oeffnen  und  Schliefsen  der  Touren 
sich  ergeben,  und  um  diesen  zu  begegnen,  hat  man  zu  dem 
Ausbülfsroittel  gegriffen,  den  Druck  zu  dekomponiren,  d.  i. 
denselben  zu  3»"  als  positiven  Druck  und  zu  II«»  als  negativen 
Druck  (d.  h.  in  saugender  Weise)  zu  verwirklichen.  Es  ist  dem- 
den  Pulsions  -  Organen  die  Aufgabe  auferlegt  worden,  der 


Einrichtungen  des  Trocadero- Palastes  zu  Paris. 

einzuführenden  Luit  eine  Pression  mitzuthcilen ,  welrhe 
-Hohe  von  ?,mm  entspricht,  wahrend  den 
die  Aufgabe  zufallt,  die  Dichtigkeit  der  ab- 
zuführenden Luft  gleichfalls  einer  Wassersäulen-Höhe  von  3""" 
ermäßigen." 

Der  angegebene  Grund  des  Dekomponirens  scheint  mir 
nicht  stichhaltig.  Selbst  unter  der  Voraussetzung,  dass  mau  es 
mit  einem,  aufcer  an  den  bestimmten  ZuHuss-  und  Abfluss-Oefl- 
nungen  dicht  geschlossenen  Kaum  zu  thun  hätte,  wäre  der 
Druck  auf  die  Innenflachen  viel  geringer,  als  berechnet.  Gestüt, 
die  angenommene  Kanal-Länge  von  200™  gelte  gänzlich  für  die 
Zuleitung,  für  den  Abtluss  seien  nur  einfache  Oeffhungen  oder 
sehr  kurze  Kanäle  vorhanden,  in  welchen  die  Bewegung» -Wider- 
stände unbedeutend  wären,  so  würde  der  Ueberdruck  auf  die 
Innenflächen  bei  der  Einströmung» -Geschwindigkeit  von  4<n  nur 
ungefähr  1  k  pro  sein,  weil  die  übrige  Pression  bereits  bei 
Ueberwindung  der  Bewegung»  -  Hindernisse  in  der  Leitung  auf- 
gezehrt worden  ist.  Wenn  dagegen,  anter  Beibehaltung  des  dicht 
geschlossenen  Raumes,  die  Hälfte  der  Kanal -Länge  für  den  Ab- 
tluss der  Luft,  jedoch  ohne  Absaugung  angenommen  werden  soll, 
so  ist  der  innere  Ueberdruck  ungefähr  3 k  pro  Q ra.  Da  aber 
der  zu  ventilirende  kolossale  Raum  keineswegs  dicht  geschlossen 
ist,  sondern  an  Thür-  und  Fenster- Fugen,  Mauer|>oren  etc.  un- 
zählige Oeffhungen  besitzt,  auch  grofse  Thflren  Termuthlich  zahl- 
reich vorhanden  und  häutig  geöffnet  sind,  so  gleicht  sich  sehr 
schnell  nach  dem  Einniefsen  der  gepressten  Luft  auch  ohne  Ab- 
saugung die  innere  und  äufserc  Luftdichte  nahezu  oder  gänzlich  aus. 


Der  französische  Ingenieur,  welcher  die  Berechnung 
hat,  wird  sich  hoffentlich  die  schöne  Gelegenheit  nicht 


oder  —  englisch  geschrieben  PaL  Laviton,  nicht  zu  ver- 
wechseln mit  dem  PaL  Levi,  der  Palazzo  vecchio  mit  seinem  be- 
kannten charaktervollen  Thurm  und  seiner  malerischen  Facade. 
Daneben  in  der  Ecke  Andrea  Orcagna's  mächtige  Loggia  de'  lanzi, 
ein  Skulpturen-Museum  auf  offener  Straise,  wo  unabgeschlossen,  un- 
hr schützt  und  seit  Jahrhunderten  unbeschädigt!  eine  Menge  von 
liildhauerwerkcn  ersten  Ranges  steht.  —  Noch  ein  Gebäude  des 
Platzes  fesselt  die  Aufmerksamkeit  des  Architekten,  nämlich  die 
unvollendete,  aber  großartig  wirkende  Facade  des  Pal.  Cguccioni 
mit  dem  mächtig  geipiaderten  Erdgeschoss  und  dem  darüber, 
zwischen  frei  vorliegenden  Dnppetsäulen  stark  zurücktretenden 
oberen  Stockwerke.  (Es  galt  damals  für  anständig,  dass  die 
Fenster- Balkons  nicht  über  die  unteren  Mauern  vortraten.) 

Nach  einer  Beschreibung  des  Pal.  MCeUo  wendet  der  Redner 
sich  den  Uftizien  zu  und  gelangt  alsdann  am  Ufer  des  Arno  ent- 
lang stromaufwärts  nach  der  Höhe  von  San  Miniato  und  an  die 
östlichste  der  4  gewölbten  Arnobrücken,  der  Ponte  alle  Grazie. 
Hier  steht  an  der  Ecke  das  stattliche  Familieuhaus  des  Universal- 
genies der  Renaissalicezeit,  des  viel  bewunderten  Leon  Batista 
Alberti.  -  Die  Fortsetzung  der  Brücke  führt  nach  der  Piazza 
Santa  Croce,  einem  länglich  viereckigen  Platz  von  bedeutenden 
Dimensionen  mit  der  lrM>5  errichteten  Marmorslatue  Dante's. 
Auf  einer  der  kurzen  Seiten,  der  Kirche  gegenüber,  liegt  der 


reizvolle  PaL  Serriilori  von  Baccio  d1  Aquilo,  einer  der 
sehr  vereinzelten  Florentiner  Paläste  aus  der  Zeit  der  Hoch- 
renaissance. Die  Mitte  der  einen  Langseite  des  Platzes  nimmt 
die  merkwürdige  Facade  des  Pal.  Anttlla  ein,  ein  auf  Konsolen 
ausgekragter,  architektonisch  wenig  bevorzugter  Bau,  aber 
interessant  durch  seine  ziemlich  wohl  erhaltenen  bunten  Malereien, 
welche  die  ganze  Facade  bedecken  und  manche  reizvolle  Gruppe 
und  schwungvoll  gezeichnete  Figuren  enthalten.  Nach  der 
Künstler-Legende  wurde  die  ganze  Facade  in  der  unglaublich 
kurzen  Zeit  von  27  Tagen  von  Giov.  di  San  Giovanni  gemalt.  — 
Das  dominirendste  Bauwerk  des  Platzes  ist  die  alte  gothische 
Franziskaiicrkirche  Sa.  Croce,  welche  jetzt  um  so  mehr  in  die 
Augen  fällt,  als  sie  im  letzten  Dezennium  eine  Marmor-inkrusürte 
Facade  erhalten  hat  Die  Kirche  ist  die  Ruhmeahalle  von  Florenz ; 
ihre  Wände  bedecken  eine  lange  Reihe  von  Grabmalern  hoch 
Florentiner,  meist  auf  Staatskosten  errichtet:  Dante, 
"'  i,  Macchiarelli,  Marzuppiui,  I.ionardo  Bruni,  Alberti, 
viele  Andere.  In  dieser  Kirche  ist  auch  die  weitaus 
schönste  Kanzel  Italiens  aus  der  Renaissancezeit,  das  bekannte 
Marmorwerk  Bcnedctto  da  Majano's.  Im  ehemaligen  Refektorium 
des  Klosters  ist  die  geometrische  Facaden-Zeichnung  der  jetzt  in 
Ausführung  begriffenen  Domfacade  im  Maafsstahe  von  etwa  1  :  20, 
in  glänzender  Weise  in  bunten  Farben  gemalt,  ausgestellt  Die 
Darstellung  in  Gouachefarben  ist  eine  höchst 


In  der  Nähe  von  Sa.  Croce  in  der  Via  OhiMUna  liegt,  des 
Besuches  in  hohem  Grade  werth,  das  Haus  Michelangelo'*,  welches 
von  dem  letzten  Bimnarotti  mit  seinem  ganzen  Inhalt  an  Familien- 
Erbstücken  der  Stadt  Florenz  geschenkt  und  zu  einem  Michel- 
Angelo-Museum  ausgestattet  worden  ist.  — 

Vor  dem  Verlassen  dieser  Stadtgegend  wirft  der  Redner  noch 
einen  Blick  auf  die  in  den  neuen  Strafsenanlageu  zwischen  Porta 
Sa.  Croce  und  Porta  a  Pinti  während  der  letzten  Jahre  ent- 
standenen Wohnhaus-Neubauten.  Der  Gesammteindruck  derselben 
ist  ein  durchaus  günstiger.  Wenn  diese  Bauten  auch  nicht  Kunst- 
werke ersten  Ranges  sind,  so  befriedigen  sie  doch  im  allgemeinen, 
da  sie  sich  ebenso  von  der  haaren  Dürftigkeit  als  von  bizarren 
Ausschreitungen  fern  halten.  Die  alten  Florentiner  Bau-Traditionen 
sieht  man  hier  immer  noch  fortwirken;  es  wird,  den  italienischen 
Lebensgewohnheiten  entsprechend,  an  grofsen  Dimensionen  fest 
gehalten,  der  schöne  Baustein  der  Umgegend  bewahrt  vor  dem 
tristen  Backstein  und  die  Architekten  haben  sich  in  anerkennens- 
werther  Weise  von  der  französischen  Üetaillirung  und  geleckten 
Mache  frei  gehalten.  Die  reinen  Quaderbauten  sind  selten; 
meist  zeigen  die  Facaden  Werksteine  für  das  Architekturgerüst 
und  Mörtelpute  fü>  die  Wandflächen,  wobei  die  Formen  gewöhn- 


Auf  dem  Rückwege  in  der  Richtung  nach  dem  Signorenplatze 
stofst  man  an  der  Grenze  des  Kerns  der  ältesten  Stadt  auf  die 
altertümliche  IHazza  San  Firenze.  An  diesem  Piatee  hegt  der 
bekannte,  aufserst  zierliche  Pal.  Gondi,  1490  von  Giul.  da  San 
Gallo  erbaut,  dessen  Säulenhöfchen  mit  seiner  frei  ansteigenden 
Etagentreppe  ein  architektonisches  und  malerisches  Schmuckstück 
ist  Das  für  die  Physiognomie  der  Piazza  San  Firenze  bedeut- 
samste Bauwerk  ist  der  sog.  Bargello,  ein  burgartig  schroff  aus- 
sehendes mittelalterliches  Gebäude  mit  Zinnen  und  einfach  pris- 
matischem Thurm.  Der  ehrwürdige  Kau  hat  reiche  und  seltsame 
Schicksale  gehabt:  ungefähr  gleichalterig  mit  dem  Pal.  reccJiio  war 
er  ursprünglich  Residenz  des  Podestes,  des  obersten  Verwaltungs- 
Beamten  der  Republik,  wurde  mit  Eintritt  der  Monarchie  Staatsge- 
fängniss  und  behielt  diese  Bestimmung  bis  zur  Gründung  des  neuen 
Regno  d'ltalia.  Seil  1860  resteurirt,  ist  in  demselben  jetzt  das  sog. 
Muieo  nazionale  untergebracht,  eine  reiche  Sammlung,  die  wir  mit 
dem  modernen  Namen  „ Kunstgewerbe-Museum"  bezeichnen  würden. 

Eine  kurze  Strafse,  die  Via  del  Proconiolo ,  mit  der 
interessanten  liadia,  Bruncllesco's  schönem  anmutigen  Pal. 
Quaralai,  dem  als  Barock bauwerk  bedeutenden  PaL  non  ßniio  und 
manchen  anderen,  den  Blick  fesselnden  Gebäuden,  fuhrt  von  dem 
Bar  gell»  nach  dem  Domplate,  dem  Ausgangspunkt  der  Wanderung. 
Damit  ist  der  Rundgang  vollendet  und  bricht  Hr.  Zimmermann 

berührt  ist,  was  den 

Digitizea 


Vortrag  ab, 
in  " 


*By  Google 


258 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


22.  Juni  1878 


um  bei  Windstille  und  bei 

■  Organe  den  inneren  Druck  auf  die  Thoren  zu  unter- 
suchen, und  »eine  Resultate  im  Interesse  der  Sache  veröffentlichen. 
Er  wird  aber,  vennuthe  ich,  inneren  l'eberdruek,  überhaupt 
größere  Dichte  der  inneren  als  der  äußeren  Luft  nicht  oder  nur 
in  geringem  Grade  finden.  Es  kann  sogar,  weil  die  Innenluft  in 
der  Regel  durch  die  Produktion  von  Wärme  und  Wasserdampf 
von  Seiten  der  Saalbevölkerung  und  der  nächtlichen  Beleuchtung 
spezifisch  leichter  wird,  trotz  des  Eintreiben«  grober  Luftmeugen 
und  des  Abstellens  der  Saug-Organe  ein  Druck  gegen  die  Thüren 
von  aufsen  nach  innen,  eine  verminderte  Dichte  der  liineuluft 
wahrzunehmen  sein. 

Da  bei  dem  Dicht  dicht  geschlossenen  Räume  die  Fort- 
pflanzung des  gleichen  Druckes  von  den  Pulsions-Oeffnungen  nach 
den  Saug-Kanalen  nicht  stattfindet,  so  ist  auch  die  angegebene 
Berechnung  für  die  Dekomponirung  nicht  mehr  zutreffend. 
Die  Leistung  der  l'ulsious-Organe  und  der  Aspirations- 
Organe  müsste  getrennt  berechnet  werden;  dabei  sind 
die  verschiedenen  spezifischen  Gewichte  der  Luftmassen  in  den 
sich  gegenseitig  beeinflussenden  Luftsaulen  oder  kommunizirenden 
Rohren  keineswegs  gleichgültig.  Doch  mag  au  gegenwärtiger 
Stelle,  wie  in  dem  erwähnten  Artikel,  von  der  verschiedenen  Lut't- 
besebaffenheit  in  Bezug  auf  Temperatur  uud  Feuchtigkeit  ab- 


itnd  Aspirations  -  Organe  als  vou 
unabhängig  betrachtet  und  sogar  den  Fall  setzt,  dats 
hzeiuger  Thätigkeit  derselben  zwar  eine  Ausgleichung 
der  Luftdichten,  aber  kein  Luftwechsel  durch  die  zufälligen  Oeff- 
uungen  stattfindet,  folglich  die  Gcsammtwirkung  hier  keine  gröfsere 
sei,  als  die  Einzelwirkung  beim  Entweichen  der  eingetrielienen 
Luft  durch  zufallige  und  etwa  noch  andere  einfache  Oeffuungen, 
so  ergiebt  sich  immer  noch  ein  glinstiges  Resultat.  Wird  ange- 
nommen, dass  die  Kanal-Lange  vou  200»  gleichnuißig  auf  Xulcituug 
und  Ableitung  vertheilt  sei  und  dass  die  Luft  mit  4 ">  Geschwin- 


digkeit zugeführt  und  abgeführt  werden  soll,  so  ist  für  jede  der 
beiden  Einrichtungen,  unabhängig  von  der  anderen: 


-  v>,  wobei  l  =  100»;  D  =  8-;  t-  =  4»; 

also:  *,  -  0,000003  *™4>  =  0,0016» 

als  Wassersäulen-Hohe,  welche  den  Widerstanden  entspricht  Der 
Luftgeschwindigkeit  von  4ro  entspricht  die  Wassersäulen-Höfa« 
0,001 m.  Die  gesammte  Wassersaulen -Höhe  ist  demnach  0,0016 
\  0,001  —  0,0026»,  und  wenn  man  wieder  das  1'  »fache  nimmt, 
0,0039 m  oder  nicht  ganz  -I mm. 

Es  ist  also  auch  bei  der  viel  ungünstiger  scheinenden  ge- 
trennten Thatigkeit  der  Eintreibungs-  und  Absaugungs  -  Organe 
für  gleiche  Leistung  ein  nicht  bedeuteud  gtöfserer  Kraft-Aufwand 
nothwendig,  als  im  Original  bei  irriger  Voraussetzung  berechnet; 
ja  es  können  die  Pulsions -Organe  allein  bei  100""  langen  Kanälen 
mit  der  halben  Kraft  fast  das  Gleiche  leisten,  was  dort  als 
gemeinsame  Leistung  angegeben  ist. 

Die  angewandten  Apparate  werden  dem  Zweck  um  so  eher 
noch  deshalb  entsprechen,  weil  die  theoretischen  Geschwindig- 
keiten sich  verhalten  wie  die  Quadratwurzeln  aus  den  Geschwin- 
digkeits  •  Höhen,  die  Widerstande  aber  wie  die  Quadrate  der 
Geschwindigkeiten.  Eine  Abnahme  der  durch  die  Wassersäulen- 
Höhe  gegebenen  Pressung  hat  also  nur  eine  verhalüüssmarsig 


geringe  Abnahme  der  Geschwindigkeit  zur  Folge,  eine  geringe 
Abnahme  der  Geschwindigkeit  aber  eine  verhahnissmafsig  große 
Verminderung  der  Widerstande. 

Vorstehende  Diskussion  soll  keineswegs  die  Zweckdienlichkeit 
der  fraglichen  Einrichtungen  in  Abrede  stellen,  sondern  nur  einen 
Beitrag  dazu  liefern,  um  Uber  solche  Fragen  gröbere  Klarheit 

IU  ^TiserTlauieru,  28.  April  167a 

Prof.  Dr.  Wolpert 


Ueber  die  beiden  letzten 
Exkursionen,  welche  der  Verein  unternommen  hat,  registrireu  wir 
kurz,  dass  die  erste  derselben,  am  8.  Juni,  der  Besichtigung  des 
Mausoleums  in  f'harlottenburg  und  der  neuen  Berliner  Wasser- 
werks-Anlagen auf  Westend  gewidmet  war  und  die  andere  am 
15.  Juni  in  Szene  gesetzte  Exkursion  nach  Potsdam  ging,  wo 
sie  der  Besichtigung  des  Stadtschlosses,  der  Nikolaikirche,  der 
Katholischen  Kirche  und  schließlich  der  mannichfacb  interessanten 
Anlage  der  neuen  „Souneuwarte*  auf  Wackermaimshöhe  galt 

Die  erste  der  genannten  Exkursionen  war  von  etwa  30,  die 
andere  von  etwa  50  Theilnebmern  besucht  —  Ueber  den  Bau 
der  Potsdamer  Sounenwarte  bleibt  eiue  spezielle  MiUheilung  für 
spateren  Zeitpunkt  vorbehalten.  B. 


Konkurrenzen. 

Konkurrenz  für  Entwürfe  zu  kleinen  Wohnhäusern 
auf  der  Veddel  bei  Hamburg.  Wir  ergänzen  unsere  in  No.  48 
gebrachte  vorläufige  Notiz  durch  nachstehende,  dem  Gutachten 
der  Preisrichter  entnommenen  ausführlicheren  Mittbeilungen : 


Auf  das  Ausschreibi 


ler  „Gemeinnützigen  Baugesell- 


schaft zu  Hamburg'  sind  107  Eingaben  aus  den  verschiedensten 
Theilen  Deutschlands  erfolgt  Die  Eröffnung  der  Einsendungen 
ergab,  dass  von  vielen  Verfassern  mehre  Lösungen  versucht 
worden  sind,  so  dass  die  Zahl  sammtlicher  Projekte  mit  ihren 
Varianten  Uber  200  betrug.  Ein  Gesammtüberbliek  der  Projekte 
ergab  das  hohe  Interesse,  welches  dieser,  für  architektonische 
Entwickelung  wenig  ergiebigen  sozialen  Aufgabe  auch  seitens  der 
Architekten  entgegen  getragen  wird. 

Es  war  die  Auswahl  aus  der  groften  Fülle  wohl  durchdachter 
und  praktisch  brauchbarer  Arbeiten  um  so  schwerer  zu  treffen, 
als  die  an  und  für  sich  wenig  umfangreiche  Aufgabe  durch  die 

in  technischer  Beziehung  so  genau 
Ausscheidung  solcher  Lösungen,  die  das 
Programm  augenscheinlich  nicht  innc  gehalten  hatten,  oft  nur 
kleine,  leicht  zu  variirende  Differenzen  es  waren,  die  dem  einen 
Plan  vor  dem  andern  einen  Vorzug  verliehen.  Von  den  endlich 
cn  Wahl  gelangenden  16  Plänen,  bei  denen  aufser  der 
Einhaltung  der  speziellen  Vorschriften  auch  die  allge- 
meinen Bedingungen  des  Programms,  bestehend  in:  Solidität, 
Zweckmäßigkeit,  Licht,  Trockenheit  und  Wärme,  gefalligem 
Aeufseren  und  größtmöglicher  Billigkeit,  am  besten  erfüllt  zu  sein 
schienen,  wurden  folgende  6  nach  dem  Namen  der  Verfasser 
alphabetisch  aufgezählten  Pläne  prämürt  und  außerdem  der  im 
Ausschreiben  vorgesehene  Ankauf  von  weiteren  2  Plänen  empfohlen : 
a.  Pramürte  Entwürfe: 

1)  „Rast  ich  so  rost  ich",  Verf.  C.  U ach  mann  in  Altona. 

2)  „Adjuoa  atierum",  Entwurf  B-,  Verf.  C.  1. aurig  in  Braun- 
schweig. 

3)  .  f  *  Bl.  2,  Entwurf  II  und  Variante  dazu,  auch  Entwurf  I 
dies.  III.;  Verf.  W.  Schmitz  in  Deutz  b.  Köln. 

4)  „Daheim",  Verf.  Vermehren  &  Dom  in  Hamburg. 

fij  „Immer  gemuthlich",  Verf.  Arthur  Viol  &  Herrn.  Koop 
in  Hamburg. 


6)  „Mein  Haus  meine  Heimath",  Verf.  Prof.  Weissbach  u. 
Archit.  Herrn.  Viehweger  in  Dresden. 

b.  Zum  Ankauf  empfohlene  Entwürfe: 
„Daheim",  Verf.  R  Grefsner  in  Hamburg  und 
„  jt"  (1.  Bl.)  Verf.  II.  Vincent  in  Berlin.  — 
Als  Preisrichter  haben  die  Hrn.  J.  E.  Ahr^ns,  H.  I).  Hastedt, 
F.  Andreas  Meyer,  Jul.  Schultz  und  Rob.  M.  Slomau 
fungirt.   

Brief-  und  Fragekasten. 

Bei  der  Anlage  von  Zeichensälen 
werden  pro  Kopf  2,0  bis  4,0  Q»  g«- 


Besucber  sind  in  Hörsälen 


B.  G.  in  Dresden, 
in  höheren  Lehranstalten 
rechnet    Pro  Kopf  der  sonatigen 
0,9  bis  1,8  anzunehmen. 

Beantwortungen  zur  Frage  am  Schluss  derNo.  46.  er. 
1)  Ein  Stollen  (Gallerte)  yon  1,00»  Weite,  1,80"  Höhe  mit 
2       Steigung  kann  in  der  angegebenen  Bodenart  ohne  künst- 
liche Zuführung  von  Luft  vorgetrieben  werden: 
bei  Erleuchtung  mit  Oel:  21-23™ 

,   Petroleum:  18-20» 
„  „    beiden  gemischt:  20  -22» 

Bei  eintretenden  Sprengungen  ist  Vcnf 
5™  ab  empfehlenswert!! ,    wenn  die  Arbeit 
unterbrochen  werden  soll.  —  Ueber  weitere, 
Details  bei  Ausführung  solcher  Bauten  bin  ich  gern  bereit,  Be- 

an  mich  • 


sich 


2)  Im  Jahre  1876  habe  ich  auf  de 
i  Stollen  von  1»  Weite  und  1,3» 


einen  gum™  .»  •  -  nsuB  > 
schiebt  getrieben,  um  Wasser  aus  einer 
zu  erlangen.  Der  Stollen  hatte  eine  Steigung  von  5"  *„ 
von  2  Arbeitern  bei  bloßer  Handarbeit  ausgeführt  und  es  musste 
bei  20»  Länge  für  Zuführung  von  Luft  gesorgt  werden.  Der 
Stollen  ging  in  einer  Tiefe  von  10»  von  einem  3»  weiten  ge- 
mauerten Brunnen  aus,  was  für  den  Luftzutritt  allerdings  etwas 
ungünstig  wirken  mochte.  —  Die  Ltiftzufuhrung  geschah  in  ein- 
facher Weise  dadurch,  dass  vor  Ort  ein  Bohrloch  von  der  Ober- 
fläche zum  Stollen  durchgetrieben  wurde ,  wonach  die  Arbeit 
wieder  fortgesetzt  werden  konnte,  bis  bei  etwa  26»  Länge  das 
Ziel  erreicht  war.  La  über,  Eisenb.Kaunistr. 

8)  Die  Frage  lasst  sich  generell  nicht  beantworten,  hängt 
vielmehr  vou  der  Durchlässigkeit  des  Gebirges  für  Luft,  vou  der 
Stellung  des  Mundlochs  gegen  die  Windrichtung  und  vor  allem 
von  dem  Temperatur-Unterschiede  der  äußeren  Luft  und  der  Stollen- 
Luft  ab.  Ist  letzterer  erheblich,  so  kann  selbst  bei  Sprengarbeiten 
mit  Pulver  auf  mehrere  hundert  Meter  Länge  ohne  Ventilation 
gearbeitet  werden,  auch  kreuz  und  iiuer,  herauf  und  herunter  im 
Stollen,  während  bei  annähernd  gleicher  Temperatur  der  äußeren 
Luft  und  des  Stollens  und  stillem  Wetter  dattei  schon  ein  kurzer 
Stollen  Schwierigkeiten  wegen  der  Wetter  macht  —  Es  giebt 
aber  eine  einfache  Regel,  die  die  Frage  entscheidet:  Wenn  das 
Grubenlicht  nicht  mehr  brennt,  oder  mir  noch  sehr  schlecht 
brennt,  dann  kann  kein  Arbeiter  ohne  Nachtheil  für  seine  Ge- 
sundheit mehr  arbeiten.  S.  iL 


;  m  C4rl  H.tl.ti  :n 


K.  E.  O.  Frtt.c». 


;  W.  VtiMt  H*rii«ch4ruck«r«l,  B*fB» 


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No.  51. 


DEUTSCHE  BAUZEITÜNG. 


259 


Inh.ll 


InbAIl:  Arrliil»kt«ii   und  ta^mUm -  W*la  tu  H»r.,l  ur«  —  Weiter»  «ur  Krag«  <l*s  KIcmUiamttMuW*  u  p»tnitf»uiKeu  rlrtndunfeu.  —  Lirttliwu»- Vtrfelimi 
iuvu  A-m  Prtuilp.  *m  Willi» '«com  AuUin  Druck».    -  Keae.  In  iWf  tferltn«  tUu-AauUllunit.  -  Konkurrent  für  Projekt,  tiun  Nnihaii  der  Itonigtrück«  tu  KAnk<pl*r. 
-  Fer.o.tl  -N.carUhlen.  -  Brief   und  r  r.«-f  k..lelu 


I.  Pr. 


Architekten-  and  Ingenieur- Verain  zu  Hamburg.  Ver- 
sammlung am  5.  April  1678.  Vorsitzender  Hr.  Haller,  anwesend 
61  Mitglieder. 

Der  Vorsitzende  gedenkt  in  längerer  Hede  des  verstorbenen 
Architekten  Forsmann,  weiland  Stadtbaumeister  in  Haniburg,  dessen 
Verdienste  um  die  Kunst,  die  Vaterstadt  und  um  den  Verein,  dem 
er  seine  Bibliothek  durch  Schenkung  an  die  patriotische  Gesell- 
schaft hinterlassen  hat,  er  lobend  hervor  hebt. 

Ausgestellt  im  Lokal  sind:  1.  eine  Mustersammlung  Kleinau'- 
scher  Sicherheitsschlösser;  2.  Dekorations-Entwürfe  aus  dem  Re- 
gierungs-Gebäude zu  Schleswig  von  Hrn.  Kindermann,  nämlich 
der  Fries  des  Sitzungssaales  —  eine  allegorische  Darstellung  von 
dem  Wirkungskreise  einer  Provinzial-Regierung  —  und  das  Plafond- 
Bild  den  Treppenhauses :  Schleswig- Holstein  und  Lauenburg  unter 
Schirm  und  Schutz  der  Boro 


Korresp 


Unter  den  Hingängen  bei 

denzbiatt  d.  niederrh.  Ver.  f. 


Verhandlungen  d  Arth.-  u.  Ing.-Ver. 
d.  Arch.-Ver.  zu  Berlin, 


portal  der  Hamb.  Nikolaikirche  von  Hrn.  Stmmper.  — 

lieber  Fischfänger  für  Wasserleitungsröhren  theilt  Hr.  H  a  s  t  e  d  t 
mit,  dass  er  mit  einem  vor  seiner  Hausleitung  angebrachten 
Fischfänger  nicht  unzufrieden  sei,  weil  —  nicht  obgleich  —  er 
noeh  nie  einen  Fisch  in  seinen  Wasserröhren  gefangen  habe. 
Wahrscheinlich  kehrten  die  Fische  in  dem  Apparat,  der  in  einer 
bassinartigen  Erweiterung  besteht,  die  gegen  die  Hausleitung  durch 
ein  Dratbgitter  abgeschlossen  ist,  um  und  es  werde  so  einer  Ver- 
stopfung der  Röhren  vorgebeugt  — 

Der  Beschluss  aber  einen  von  Hrn.  Hai  Ii  er  eingebrachten 
Antrag:  500  M.  für  Anschaffung  architektonisch  interessanter 
Stucke  aus  der  Renaissance-Periode  zu  bewilligen  und  die  Summe 
dem  gegenwartig  in  Italien  weilenden  Direktor  des  Hamb.  Museums 
für  Kunst  und  Gewerbe,  Hrn.  Dr.  Brinckmann,  für  den  Ankauf 
eines  dem  Museum  zu  machenden  passenden  Geschenks  zur  Ver- 
fugung zu  stellen,  wird  nach  einer  Vorbesprechung  auf  Antrag 
des  Hrn.  Kaemp  bis  zur  nächsten  Versammlung  vertagt  — 

Hr.  Bargum  berichtet  in  Verbands- Angelegenheiten  über  den 
"  der  betr.  Arbeiten  im  Hamb.  Verein  und  legt  die  Ausar- 
lissionen  über  Statistik  des  Bauwesens,  bau- 
igen für  Hochbauten  und  zivilrechtliche  Ver- 
antwortlichkeit der  Architekten  und  Ingenieure  vor. 

Hr.  Linnenbrügge  theilt  den  Kommissionsbericht ,  betr. 
gleichinafsige  Bezeichnung  mathematisch-technischer  Grüften,  mit 
und  Hr.  Kaemp  stellt  die  Ausarbeitimg  der  Denkschrift  Uber 
Druckhöhenverlust  in  Röhren,  fertig  zum  Druck,  bis  Ende  Juni 
in  Aussicht.  Die  eingereichten  Berichte  sollen  acht  Tage  aus- 
liegen und  dann  nach  zweiter  Lesung  festgestellt  werden.  — 

Hr.  Heunicke  macht  einige  Mittheiluugeu  über  Rauchver- 
brennung im  allgemeinen  und  Uber  die  Einrichtung  des  getheilten 
Rostes  von  Eggert  &  Kirchmann  im  besonderen.  Er  bezeichnet 
das  Verfahren  der  Theilung  des  Rostes  als  vollendet  in  der  Wir- 
kung, doch  ist  dasselbe  im  grofsen  noch  nicht  verwendet  worden 
wegen  der  dabei  erzeugten  übermafsigen  Hitze,  gegen  welche  kein 
bekanntes  Material  Stand  hält  Bei  kleinen  Heizanlagen,  auch  im 
Industriebetrieb,  hält  er  es  für  recht  brauchbar  und  spricht  den 
Wunsch  aus,  dass  durch  wiederholte  Versuche  d: 
weiter  ausgebildet  werden  möge. 

in  den  Verein  ist  Hr.  Juhl. 


Weiteres  zur  Frage  des 
fähigen  Erfindungen.*) 

Die  Gesetzgebung  erkennt  neben  materiellem  Eigenthum 
i  Eigentum"  ausdrücklich  als  rechlmäl'siges  Besitzthum 
will  den  Besitzer  desselben  genau  so  wie  den  Besiizer 
von  sichtbaren,  körperlichen  Werthobjekten  in  seinem  Besitzrecht 
vor  dem  Angriff  Anderer  schützen.  Dieses  Prinzip  ist  u.  a.  auch 
dem  Patentgesetz  zu  Gründe  gelegt  und  aus  dem  Wortlaut 
dieses  Gesetzes  geht  zweifellos  hervor,  dass  der  Erfinder  ge- 
schützt werden  soll  und  nicht  etwa  umgekehrt  dritte  Personen 
gegen  den  Erfinder  in  Schutz  zn  nehmen  sind. 

Die  Frage  nach  dem  Eigentumsrecht  an  einer  Erfindung, 
und  die  Frage:  Wer  berechtigt  ist,  für  eine  Erfindung  Sehnt/  zu 
beanspruchen,  kann  als«  gar  nicht  aufgeworfen  werden,  wenn  der 
betr.  Erfinder,  der  direkte  Urheber  einer  geistigen  Errungenschaft 
auf  technischem  etc.  Gebiete  bekannt  ist  Hierin  kann  sich  eben 
nichts  ändern  und  es  ist  ganz  gleichgiltig,  ob  der  Erfinder  freier 
unabhängiger  Mann,  d.  h.  sein  eigener  Herr  ist,  oder  ob  er  sich 
zur  Zeit  in  einem  Abhängigkeits-Verhältnisse  befindet. 

Wollte  man  derartigen  Verhältnissen  Rechnung  tragen  und  unter 
irgend  welchen  Bedingungen  das  Eigenthums-  (bezw.  Patent-) 
Recht  auf  eine  Erfindung  gelegentlich  einem  andern,  als  dem 
wirklichen  Erfinder,  z.  B.  dessen  augenblicklichem  Brodherrn,  zu- 
sprechen (ich  nehme  natürlich  an,  ohne  Genehmigung  oder  gar 

der  eigentümliche  Fall 
ein  Anderer  gegen  den 


itz  ein  Anderer  ge 
diesem  das  Recht 


•)  H.  Nn.  4T  . 


s,  vgn  dem  Produkt  seiner  eigenen  Geistesthitigkeit  Gebrauch 
zu  machen,  weil  ja  dem  Inhaber  des  Patents  alle  Rechte  des 
alleinigen  Besitzers  zustehen  und  er  also  auch  befugt  ist,  die  Be- 
nutzung der  patentirten  Erfindung  jedermann  zu  gestatten  oder  zu 
verbieten.  In  solchem  Falle  würde  demnach  aas  Patentgesetz 
gerade  das  Gegentheil  von  dem  bewirken,  was  bezweckt  wird,  und  der 
Begriff  von  geistigem  Eigenthum  würde  vollständig  illusorisch  werden. 

Die  Gründe,  welche  a.  a.  0.  zu  gnnsten  des  „Brodherrn" 
angeführt  werden,  erweisen  sich  bei  näherer  Betrachtung  als  hin- 
fällige, denn  mit  demselben  Rechte,  wie  der  augenblickliche  Chef 
einer  geistig  befähigten  Person,  könnten  auch  alle  bisherigen 
Lehrer  und  könnte  schliefslich  alle  Welt  bezügliche  Ansprüche 
aufwerfen.  Es  ist  angeführt  worden ,  dass  der  Beamte  „zur  Ver- 
wendung seiner  geistigen  Kraft  (und  hierher  gehört  auch  seine 


Erfindungsgabe)  gewonnen  und  engagirt  wird  und  hierfür  als 
Gehalt  etc.  empfängt",  und  ferner,  dass  „die 
Mittel,  Vorrichtungen,  W, 


Aequivaleut 


unzweifelhaft  das  Recht 


folge  eines  Erfinders  haben", 
bezw.  der  Chef  durch  Anstelh 
erworben,  die  Leistung  ihrer  Beamten  in  dem  von  ihnen  ver- 
tretenen Fache  nach  Ermessen  zu  verwerten  etc." 

Ich  kann  diese  Sätze,  insbesondere  aber  die  aus  denselben 
gezogenen  Konsequenzen,  nicht  gelten  lassen. 

Allerdings  wird  ein  Beamter  etc.  engagirt,  well  die  Behörde 
oder  der  Chef  von  den  geistigen  Fähigkeiten  etc.  des  Engagirten 
sich  Vortheile  in  seinem  Geschäfte  verspricht  Es  versteht  sich 
aber  von  selbst,  dass  solche  Erwartung  sich  nur  auf  ein  be- 
stimmtes, vorhaudenes  Geschäft  beziehen  und  sich  nicht 
auf  ein  Etwas  erstrecken  kann,  das  nicht  existirt,  das  noch  ganz 
unbekannt  ist  und  wovon  weder  der  Eine  noch  der  Andere  in  dem 
Augenblicke  eine  Ahnung  bat,  wo  der  Engagements- Vertrag  ge- 
schlossen wird 

Es  ist  also  klar,  dass  das  dienstliche  Verhältniss  eines  Beamten 
zu  seinem  Brodherru,  eines  Untergebenen  zu  seinem  Vorgesetzten 
jenen  niemals  zu  etwas  Anderem  verpflichten  kann,  als  das 
Interesse  desjenigen  Geschäfts  seines  Chefs,  für  welches  derselbe 
engagirt  wurde,  mit  den  ihm  zu  Gebote  stehenden  Mitteln,  mit 
seinen  Kenntnissen,  seiner  Begabung  etc.  gewissenhaft  wahr  zu 
nehmen  und  fördern  zu  helfen.  In  diesem  Siune  ist  derselbe  also 
auch  mit  seinem  Erfinder-Talent  dem  Geschäftsinteresse  verpflichtet. 
Ich  möchte  auch  nicht  beatreiten,  dass  das  Geschäft,  in  welchem 
seitens  eines  Beamten  eine  dem  Geschäfte  Nutzen  bringende  Er- 
findung gemacht  wird ,  im  allgemeinen  und  gerechter  Weise  be- 
fugt ist,  diese  Erfindung  für  sich  und  in  dem  bestehenden  Ge- 
schiiftsumfange,  auch  ohne  besondere  Remuneration  an  den  er- 
findenden Beamten  etc.  zu  benutzen. 

Etwas  anderes  ist  es  jedoch,  sobald  die  Erfindung  pateutirt 
werden  soll  und  nun  als  patentirte  Erfindung  ein  Vermögens-Objekt 
für  «ich  ausmacht,  mit  dessen  Verwertung  (Verkauf,  Verpachtung 
etc.)  ein  ganz  neues,  eigenes  Geschäft  entsteht,  welches  mit  dem- 
jenigen, für  welches  der  Beamte  sich  s.  Z.  engagirte,  gar  nichts 
zu  tnun  hat  und  für  welches  also  auch  gar  keine  Verpflichtung 
des  Beamten  besteht. 

Abmachungen  und  Verträge,  in  denen  stinulirt  wird,  dass 
etwaige  Erfindungen  eines  Beamten  dem  Chef  desselben  zufallen 
und  als  Eigenthum  gehören,  würden  im  praktischen  lieben  das 
erhoffte  Resultat  kaum  jemals  zur  Folge  haben,  dagegen  häufig 
Grund  zn  Streitigkeiten  und  komplizirten  Prozessen  abgeben. 
Dieses  z.  B.  dann,  wenn  es  darauf  ankommt,  fest  zu  stellen,  in 
welches  Herrn  Brod  der  Erfinder  zu  derjenigen  Zeit  gestanden 
hat,  als  die  Erfindung  entstand,  bezw.  ob  derselbe  zu  dieser  Zeit 
im  Dienste  (??)  sich  befand  oder  nicht,  und  anderes  dergleichen. 

Wenn  a.  a.  O.  angeführt  wird,  dass  in  Folge  etwa  auftretender 
divergirender  Ansichten  über  das  Eigentumsrecht  des  Chefs  auf 
die  Erfindung  eines  Beamten,  in  den  Anstellungs-Verträgen  ein 
Passus  aufgenommen  werden  würde,  durch  welchen  dem  Chef  das 
Eigentumsrecht  gewahrt  wird,  so  lässl  sich  mit  Bestimmteit  er- 
warten, dass  Verträge  mit  einer  derartigen  Klansei  bald  das 
Gegenteil  von  dem  zur  Folge  haben  würden,  was  bezweckt  werden 
soll.  Die  Erfinder  würden  sich  meistens  veranlasst  sehen,  in 
Mitteilungen  an  ihre  Brodherren  vorsichtig  zu  sein  und  überhaupt 
nicht  eher  etwas  zu  erfinden,  als  bis  sie  sich  frei  gemacht  haben, 
oder  sie  werden  Mittel  und  Wege  aufsuchen,  sich  der  Wii ' 
des  leidigen  Vertrages  zu  erwehren. 

Ich  kann  meine  Ansicht  nach  di 
zusammen  fassen: 

Jede  Erfindung  ist  Eigenthum  des  Erfinders  und  er  allein  ist 
berechtigt,  für  seine  Erfindung  ein  Patent  zu  beanspruchen  Der 
Chef,  der  Brodherr  etc.  eines  Erfinders  bat  an  der  Erfindung  des 
Untergebenen  nur  in  so  fern  ein  Anrecht,  als  er  dieselbe  für 
sich  und  den  Umfang  seines  Geschäftes  benutzen  kann, 
sofern  die  Erfindung  in  seinem  Geschäfte,  mit  Hülfe 
der  dem  Erfinder  zu  Gebote  stehenden  Mittel  des  Chefs 
gemacht  worden  ist,  oder  ihm  (dem  Chef»  überhaupt  nur 
bekannt  geworden  war,  bevor  der  Erfinder  ein  Patent 
nachsuchte.*) 


•)  Dl*  Tr.rt.cH.  dt»  alerta  liosr.nl™ 


ui  den  „(  a.r*  Ut  uu. 

D.  Red. 


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260 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


26.  Jnni  1 S78 


Niemals  aber  und  unter  keinen  Umständen  kann  der  Krodherr 
die  Erfindung  seine«  Beamten  ganz  und  gar  als  »ein  Eigenthum, 
als  seine  eigene  Erfindung  in  Anspruch  nehmen  und  sich  dieselbe 
patent) ren  lassen,  es  sei  denn,  dass  der  Erfinder  hierzu  seine 
ausdrückliche  Genehmigung  ertheilt  Wer  bei  Beurtbeilung  der 
vorliegenden  Frage  von  diesen  Prinzipien  abgeht,  geräth  bald  auf 
Holzwege,  auf  denen  er  nicht  weit  fortkommt 

B.,  14.  Juni  1878.  E.  Kl. 


Llohtpaua  -  Verfahren  nach  dem  Prinzlpe  des  Willia'- 
sohen  Anilin  Drucks.  Hr.  Prof.  Dr.  Vogel  in  Berlin  hat  in 
dem  Juniheft  der  „Photographischen  Notizen*,  herausgegeben  von 
A.  MoU  in  Wien, 


Moll  in  Wieu,  einen  Artikel  über  Lichtpaus  -  Verfahren  ver- 
ficht, aus  welchem  ich,  unter  Bezugnahme  auf  meine  in 
41  dies.  Zeit*  gemachten  Angaben,  im  speziellsten  Interesse 
und   Industriellen   Folgendes  ziemlich 


„Neuerdings  ist  man  auf  einen  dritten  Prozesi  alten  Damms 
zurück  gekommen;  das  ist  der  von  Willis  schon  1865  erfundene 
Anilin-l'rozess ,  eins  der  interessantesten  photographischen  Ver- 
fahren, welches  darauf  hinauskommt,  dass  man  einen  mit  einer 
Innung  von  chromsaurem  Kali  und  Schwefelsaure  oder  Phosphor- 
säure  praparirten  Bogen  unter  der  Zeichnung  dem  Lichte  aus- 
setzt. Die  Chromsäure  wird  alsdann  an  allen  vom  Licht  ge- 
troffenen Stellen  reduzirt,  an  den  Übrigen  nicht  Man  erhalt  so 
ein  blassgelbes  Bild  auf  grünem  Grunde.  Räuchert  man  dieses 
Bild  in  einem  Kasten  mit  Anilin,  so  bildet  sich  an  allen  gelben 
—  vor  dem  Lichte  geschützt  gewesenen  Stellen  Anilinfarbe 
in  dunkel  violetter  Nuance  und  dadurch  entsteht  ein  positives 
Bild  in  unvergftnglicher  Farbe.  Zum  Fiziren  genügt  einfaches 
Waschen  mit  Wasser. 

Der  Willisiebe  Anilin-Druck  fand  jedoch  keinen  allgemeinen 
bis  vor  etwa  zwei  Jahren  durch  verschiedene  technische 
lie  Nachricht  von  einer  grofscn  Erfindung  lief,  welche 
die  Hrn.  Lother  in  Torgau  und  Schröder  in  Kiel  gemacht 
haben  wollten,  die  aber  in  nichts  weiter  bestand,  als  in  dem  alten 
WilliB'schen  Anilinprozess. 

Zur  Charakteristik  der  Hrn.  »Erfinder"  genügt  es  wohl, 
darauf  hinzuweisen,  dass  Hr.  Lother  im  Jahre  1867  und  Hr. 
Schröder  im  Jahre  1870  in  meinem  Atelier  arbeiteten.  Beide 
lernten  den  I'rozess  daselbst  kennen,  ebenso  mein  Photometer. 
Das  Photometer,  welche*  Hr.  Lother  unter  seinem  Namen  in 
den  Handel  bringt,  und  welches  auf  der  Skala  die  Aufschrift: 
„Lother-Photometer"  trügt,  ist  in  der  That  eine  ganz  genaue 
Kopie  des  meinigen,  ein  Plagiat  in  ausgesprochenster  Form. 
Origineller  Weise  reichte  sogar  Hr.  Lother  auf  dem  Kaiserlichen 
Patentamte  ein  PaU'iitgesuch  ein  und  es  war  uur  sein  Pech,  dass 
ich  zufälliger  Weise  nach  dem  Patentamte  kam,  als  sein  Gesuch 
vorlag  und  ich  die  Beamten  sofort  auf  den  Jahrgang  18tJ5  der 
„Photographischen  Mitteilungen"  aufmerksam  machen  konnte, 
in  der  das  Verfahren  beschrieben  ist  Natürlich  wurde  Bewerber 
abgewiesen. 

Hr.  Lother  erklärt  in  seinem  Prospekte,  dass  er  seine 
Kopieen  auf  trockenem  Wege  anfertige.  Dem  gegenüber  muss 
bemerkt  werden,  dass  die  durch  Rauchern  hervor  gerufe 
Kopien  sich  im  Lichte  grün  färben  und  dass  die  in 
zurückbleibende  Saure  nachtheilig  auf  das  Papier  wirkt  Ein 
Auswaschen  der  fertig  geräucherten  Kopien  ist  daher  unbedingt 

erforderlich."  

So  weit  Hr.  Dr.  Vogel.  Es  ist  sehr  zu  beklagen,  dass  der- 
selbe als  anerkannte  Autorität  auf  diesem  Gebiete  mit  vorstehender 
Aufklärung  so  lange  Zeit  zurück  gehalten  hat  Jedenfalls  würden 
durch  eine  früher  erfolgte  Darlegung  viele  Techniker  etc.  vor 
(ield  und  Zeitverlust  geschützt  geblieben  sein.  Den  Vogel'schen 
wie  auch  meineu  Angaben  gegenüber  vergleiche  man  nun  die  in 
No.  57  pro  1877  dies.  Zeitg.  von  Lother  ausgesprochenen  Worte: 
„Die  Kopien  bleiben  in  Licht  und  Luft  unveränder- 
lich", und  urtheile  alsdann  I  — 

Die  von  Hrn.  Baumeister  Heeren  s.  Z.  in  No.  80  pro  1877 
dies.  Ztg.  gemachten  Angaben  konstatire  ich  hierdurch,  soweit 
dieselben  sachlich  gehalten  sind,  als  richtig,  bemerke  jedoch, 
dass  nach  dem  betr.  Verfahren  bei  der  Belichtung  das  Bild 
stets  (also  auch  bei  Schröder)  in  gelben  Linien  auf  grünem 
bezw.  graugrünem  Grunde  sichtbar  wird. 

Die  in  No.  89  pro  1877  von  Hrn.  Lothef  gemachte  Mitthei- 
lung, dass  er  im  Stande  sei,  einige  vorherrschende  Farben  durch 
Mittel  auf  den  Kopien  zur  Erscheinung  zu  bringen,  ist 
.  da  nach  diesem  Verfahren  verschiedene  Farben  des 
Originales  in  der  Kopie  nie  wieder  gegeben  werden  können. 
Diese  Angabe  spitzt  sich  dahin  zu,  dass  Lother  nach  der  Be- 
lichtung die  gelben  Linien  der  Kopie  mit  (ngrediei 
welche  dieselbe  entweder  gelb,  roth,  grün  etc.  fi.»«., 
ArJlindftmpfe  dunkelviolett  färben;  darin  vermag  ich  einen 
praktischen  Vortheil  nicht  zu  linden,  da  für  die  Linien  der  Zeich- 
nung diejenige  Farbe  die  beste  ist,  welche  sich  dem  „Schwarz" 
am  meisten  nähert,  d.  i.  hier  die  dunkelviolette  Anilin-Farbe. 

Die  Lotber'sehe  Lichtpaus-Augelegenheit  glaube  ich  mit  vor- 
stehender Mittheiluug  als  ahgethan  betrachten  zu  dürfen,  benutze 
aber  diese  Gelegenheit,  um  einige  Worte  auch  noch  über  das  in 
allerjüngater  Zeit  durch  Versendung  von  Prospekten  etc.  von 
Eduard  Brandt  in  Berlin  angekündigte:  „Verbesserte  Kopir- 
Verfabren  von  P.  Hoppe-  zu  sagen,  welches  ebenfalls  dem 


Lienen 


behandelt, 
,  während 


Prinzip  nach  in  nichts  anderem,  als  dem  Willis'schen  Anilindruck 
besteht  Prospekt  und  Gebrauchs  -  Anweisung  machen,  im  allge- 
meinen auf  den  Leser  einen  guten  Eindruck,  es  tritt  kein  neuer 
„Erfinder"  auf,  das  Dr.  Vogel'sche  Photometer  wird  nicht  als  ein 
neu  konstruirtes  Instrument  bezeichnet,  es  wird  als  4.  Operation 
ausdrücklich  das  Wässern,  Auswaschen  der  Kopien  erwähnt, 
also  kein  trockenes  (bis  jetzt  Oberhaupt  unmögliches)  Ver- 
fahren empfohlen  -  aber  dennoch  enthalten  die  gedachten 
Ankündigungen  theils  unrichtige,  theils  mangelhafte  Angaben,  die 
es  mit  aich  bringen,  daas  der  Käufer  der  Präparate  nicht  im 
Stande  sein  wird,  ein  zufriedenstellendes  Resultat  zu  erzielen. 
Die  meinerseits  mit  dem  Hoppe'schen  Präparate  angestellten 
Versuche,  wobei  ich  dem  Principe  nach  korrekt  manipulirte, 


Einduss  nicht 
jetzt  nicht  ergeben. 

Die  in  dem  Prospekt  gemachte  Angabe,  man  könne  eine  Kopie 
auf  weissem  0)  Grunde  in  richtiger  Stellung  bei  einer  einzigen 
Operation  TO  erzielen,  verspricht  Unerreichbares  und  enthält 
zwei  Inkorrektheiten.  Es  ist  1)  nach  diesem  Verfahren  eine 
Kopie  auf  weissem  Grunde  nicht  zu  erreichen,  sondern  nur 
eine  Kopie  auf  mehr  oder  weniger  hellem  grau-grünem  oder 
grau- blauem  Grunde  und  es  ist  auch  2)  eine  vollendete  Kopie 
bei  einer  einzigen  Operation  unerreichbar,  wie  man  sich  am  der 
Gebrauchs-Anweisung  schon  allein  überzeugen  kann. 

Weiteres  über  das  Hoppesche  Verfahren  behalte  ich  noch  vor. 
•  1878.  Kolk,  ■ 


Nettes  ia  der  Berliner  Bau  -  Ausstellung.  Bis  zum 
20.  Juni  er.  wurden  neu  eingeliefert:  von  J.  W.  Köppen  2 
Kerzenkronen  in  Bronce;  —  Ferd.  Thielemann  Antike  Schüsseln 
in  gepresstem  Messing;  —  Ed.  Puls  Treppengeländer  von  Schmied- 
eisen mit  Bronce,  entw.  von  Gropius  4  Schmieden ;  Erbbegräbniss- 
Gitter  von  Schmicdeisen,  entworfen  u.  ausgeführt  von  Ed.  Puls;  — 


Lewin  *  Goldmann  Reflektor  für  dunkle  Zimmer;  —  C.  Ginikey 
Tcppiche,  im  Vestibül;  -  A.  Waagen  &  Co.  ~ 
stände;  eine  Uhr  in  Bronce;  —  C.  Krainmo 
kandelaber,  entw.  u.  ausgeführt  von  C.  K ramme;  —  A.  Gorgens 
&  Co.  1  Büffet,  eichen  geschnitzt  mit  Intarsien. 


Konkarrenz  für  Projekte  zum  Neubau  der  Honigbrttoke 
zu  Königsberg  .  Pr.  Bis  zu  der  erst  in  einigen  Wochen  zu 
erwartenden  Bekanntmachung  des  Preisrichter-  Unheil»  mag  es 
erwünscht  sein,  mitzutheilen,  dass  12  Projekte  eingegangen  sind, 
in  welchen  mit  untergeordneter  Ausnahme  durchgängig  Ehen  für 
den  Ueberbau  zur  Verwendung  gebracht  ist  wahrend  für  die 
Unterstützungen  im  Strome  die  Verwendung  von  Stein  mit  Eisen 


Nach  ein  paar  Haupt  -  Gesichtspunkte  gliedernd,  mag  noch 
Folgendes  angeführt  werden :  Je  2  Projekte  verwenden  4,  7  Pro- 
jekte 3  und  8  Projekte  je  2  Oeffnungen;  ferner  ist  als 
beweglicher  Ueberbau  bei  7  Projekten  von  einer  Drehbrücken-, 
bei  2  von  einer  Portalbrücken-,  bei  2  von  einer  Wipphrttcken- 
nnd  bei  1  von  einer  Rollbrücken-Koiistniktion  Gebrauch 
Die  Anschlagssumme  wechselt  in  den  sehr  weit 
nden  Grenzen  von  87  800  und  ItiSüüU  M. 


Personal  -  Nachrichten- 

Deutsches  Reich. 
Ernannt:   Der  Wasserbau-Bezirks-Ingenieur  Willgerodt  in 
Metz  zum  Regierungs-  u.  Baurath  mit  d.  Charakter  als  Wa 
bau-Direktor  in  der  Verwaltung,  v.  Elsass-Lothringen. 


Ernannt:  Der  Kreisbmstr.  Ossent  zum  Bauinspektor  in 
Ottelsburg  i./Ostpr.  —  Der  Regierungsbmstr.  Lindemann  in 
Uslar  tum  Wasserbmatr.  in  Koblenz.  -  Der  Werkstätten- Vorsteher 
Ti  llv  in  Paderborn  zum  Eisenbahn-Masckinenmeister  b.  d.  West- 
fäl.  Eisenbahn. 

Versetzt:  Der  Eisenbahnbau-  u.  Betriebs-Inspekt  Schepers 
von  Elberfeld  nach  Paderborn. 

Die  Bauführer -Prüfung  haben  bestanden  in  Berlin 
a)  für  beide  Fachrichtungen:  Paul  Wüster  aus  Berlin,  Eduard 
Endeil  aus  Potsdam,  Bruno  Rathke  aus  Danzig;  —  b)  für  das 
Maschinenbaufach:  Rieh.  Alt  aus  Neustadt  i./'Obcrschl.,  Benno 
Leitgebel  aus  Scheitnig,  Max  Eckhardt  aus  Cöslin  U.Eduard 
Wetzel  aus  Berlin.  —  o)  in  Hannover  für  das  Bauingenieur- 
Fach:  Schwartzkopf  aus  Berlin,  Jougebloed  aus  Leer,  Karten 
aus  Hannover;  —  b)  für  das  Maschinenbau  -  Fach :  Te uscher 
aus  Aricas. 

Die  Baumeister-Prüfung  haben  bestanden  a)  für  beide 
Fächer:  Hugo  Fischer  aus  adl.  Wickerau;  —  b)  für  das  Bau- 
ingenieurfach: Herrn.  Claussen  aus  Schleswig,  Max  Bergfeld 
aus  Weimar  u.  Aug.  Morgenstern  aus  Frankfurt  a./M. 

Brief-  nnd  Fragekasten. 

Beantwortung  veröffentlichter  Fragen.  Als  sehr 
geschickter  Spczialibt  für  Anfertigung  von  Blumen  aller  Art  ans 
Blech  wird  uns  von  unbeteiligter  Seite  der  Klempner  Hr. 
Schwartz  in  " 


»mU«  tos  C»rl  B««lli>  in 


K.  K.  O.  Friuck.   Units:  w.  U°..tr  Hofb.ckdr.cktr.l,  Bcrbu. 


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No.  52. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


261 


■■halt:  lUr  WdmnU(t  mit  Wink..,-  (Troninarl-)  Scluitie  im  Ilain  bei 
Sehwdaniri.  —  Zcarnen-AnMlftllung  v.in  Schülern  mittlerer  und  niederer  ^rwrrldli'lx-r 
CnlirrirtiK-Atirtaltni  In  Berlin.  Mal  and  Juni  1RTB.  (FixtaedmiK.)  —  llltt  h 1 11  angen 
am  Vereinen:  Architekten-  und  Ingenirar- Verein  so  Hamtiurg-  ItautcrhriUrher 


Verein  «"  Ä^a.  —  Vamltcbtea:   Reataaraticm  der  KL  Qereon  Kirche  in  Oiln. 
-  Zur  Frage  der  HrrMeUung  geruchfreier  Hau«  ■  Ableitungen.  —   Zaglerrleeen.  — 
A*>  der  Facblltterator.  —  Konkurrenten- 


Die  Wehranlage  mit  Winkel-  (Trommel  )  Schütze  im  Main  bei  Schweinfurt. 


Die  Stauanlagen  im  Main  bei  Srhwcinfurt  befanden 
sich  bU  vor  wenigen  Jahren  in  einem  etwas  verwahr- 
losten, nach  dem  Urt  heile  befragter  Sachverständiger*) 
sogar  gefahrdrohenden  Zustande.  Bei  dem  Umbau 
derselben  handelte  es  sich  um  die  Anlage  eines  beweg- 


Kanal  von  ca.  W»  lichter  Weite  sollte  prograinmgcüiäfs  eine 
AbsrbuLz-  Vorrichtung  geschaffen  werden,  die  ein  besonders 
rasches  (»offnen  und  Schliefsen  zum  Zwecke  des  Durchlassen» 
der  Flöfse  gestatte  und  welche  in  geschlüsseltem  Zustande 
auch  möglichst  dicht  hielte. 


Kitt.  i. 


Flu.  X 


liehen  Wehrs  in  dem  für  die  Flöfserei  bestimmten  Kanal, 
dem  sogen.  Flosskanal.    Für  diesen  —  neu  angelegten  — 

•)  \  rei  .  T.TinUHi—  Gutachten  dm  früheren  StadlhammHaten  .1  G.  Oladelc 
vom  Mal  HM«,  Hnferh'a  Oftiln  In  Scbwrinfnrl.  imit  ,KrUulcrung»berlchl  «n  dem 
von  I raren.  H.  Srbmlrk  eerfnaateai  generellen  Rntwurf  rlaea  Uaabtwea  der  Htaa 
Anlagm  In  Ilain  «H  -■<rb«rei»furi«.  Jaul  IM4  nebe*  .Nachtragen'  Aurtt  18««!  efcea- 


Die  normale  Stauhöhe,  d.  h.  die  Differenz  zwischen  Ober- 
und  Unter- Wasserspiegel,  betrug  damals  rund  2"  und  man 
gab  sich  der  begründeten  Hoffnung  hin,  dass  nach  Anbrin- 
gung eines  genügend  dicht  schliefsenden  Stauwerks  diese 
Differenz  sich  zu  Gunsten  der  nachbarlichen,  mit  Turbinen 
bezw.  mit  Wasserrädern  betriebenen  industriellen  Etablissements 

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[Ie 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


29.  Jani  1878 


vergrößern  und  daneben  überhaupt  eine  gröfsere  Gleich- 
mäfsigkcit  der  Wasserstande  werde  erreicht  werden. 

Die  Unterzeichneten  haben  dem  aufgestellten  Programm 
um  besten  durch  Aufstellung  einer  „Winkclschütze *,  d.  h. 
eines  2  schenkligen,  um  eine  horizontale  Achse  drehbaren 
Wehrs,  das  In  den  beigegebenen  Figuren  dargestellt  ist,  zu 
genügen  geglaubt ;  zur  näheren  Erläuterung  des  Werks  durfte 
die  folgende  kurze  Beschreibung  hinreichend  sein. 

Es  ist  nach  Fig.  4  und  5  der  Flosskaual  durch  Einbau 
eines  Mittelpfeilers  der  Breite  nach  in  2  ungleiche  Theile  zer- 
legt, von  denen  der  gröfserc,  9.64  m  weite  für  die  Einlegnng  der 
Winkelschütze,  der  engere,  etwa  halb  so  breite  Lauf  für  den 
Grund-Ablass 
Der  Flosskanal   wird  an 


Abstand  von  V,  //  von  der  Drehachse  liegt ;  der  andere  Schenkel 
von  der  Höhe  =  1,32  -  und  der  Breite  (Länge)  B  erleidet 
unter  der  Wirkung  der  Wassersäule  II  einen  nach  aufwärts 
gerichteten  Druck  Q  =  ^  B  II  1.32.  der  au  einem  Hebelarm 
'/j .  1.32  wirkt.  Das  Eigenwicht  der  Winkelschütze  //,  welches 
am  Hebelarm  l  <___  V, .  1,32  wirkt,  sucht  die  Schütze  nieder 
zu  legen.  —  Bei  den  gewählten  Abmessungen  und  Gewichten 
ist  bei  geöffneter  Drehklappe  «  das  auf  Aufrichten  der 
Schütze  wirkende  Drehmoment  gröfscr  als  die  algebraische 
Summe  der  Drehmomente,  welche  dem  Druck  des  Uber- 
wassers und  dem  Eigengewicht  der  Schütze  entsprechen. 
Das  Niederlassen  der  Winkelschütze  erfolgt  durch 


der  Wehrstelle  durch  eine 
mit  eisernem  Unterbau 
ausgeführte ,  schräg  zur 
Strumrichtung  liegende 
Strafsenbrücke  über- 
schritten. Der  parallel 
zur  Stromrichtung  ge- 
nommene Vertikalschnitt 
Fig.  1  zeigt  die  Winkel- 
schütze   in  vollkommen 


Von 

Winkel  von  86"  bilden- 
den Schenkeln  ist  dereine 
1,85  der  andere  1,32  ■ 
lang.  Die  aus  einem 
Rahmwerk  aus  |_  Eisen 
mit  Blechbekleidung  ge- 
bildeten Schenkel  sind  an- 
der! Kopfenden  durch  Stirn 
platten  und  parallel  zur 
Drehachse  durch  einen 
Viertel-Zyliuder-Bogen  ge- 
so  dass  die  in 
schiffsdicht 
liergestellte  Schütze  einen 
Sehwim  mkorper  bildet, 
der  um  die  horizontale 
Grundachse  drehbar  ist 
und  vermöge  seiner  beson- 
deren Form  und  Lage  die 
Tendenz  hat,  sich  auf- 
zurichten. Bei  geschlosse- 
nem Wehr  steht  der  längere 
Schenkel  nahezu  vertikal 
und  der  kürzere  ent- 
sprechend nahezu  horizon- 
tal. Wird  tiie  Schütze 
nieder  gelegt,  so  bewegt 
sich  das  Ende  des  kürzeren 
Schenkels  an  dem  viertel- 
krei  *  förmigen ,  in  Mauer- 
werk ausgeführten  Gerinnboden  entlang  so  weit, 
bis  der  längere  Schenkel  eine  nahezu  horizon- 
tale Stellung  angenommen  und  nun  den  Durch- 
gang des  Wassers  in  der  ganzen  Breite  von 
9,84  m  und  das  Passiren  der  Flöfse  gestattet. 
Der  kürzere  Schenkel  steht  dann  nahezu  vertikal 
abwärts  gerichtet. 

Der  kürzere  Schenkel  bildet  in  jeder 
Stellung  eine  Abschlusswand  für  die 
Schützenkammer  K  (Fig.  1,  3,  5).  welche,  je 
nach  der  Stellung  der  im  Strompfcilcr  ange- 
brachten Drehklappen  a  bezw.  fc,  unter  dem 
Druck  des  Oberwassers  oder  einzig  unter 
dem  Druck  des  Unterwassers  steht.  Wenn 
die  Dms-clklappe  «  mittels  Handrädchen  nnd  Schneckengetriebe 
geöffnet,  dagegen  die  Drosselklappe  b  geschlossen  ist,  so 
kommunizirt  die  Kammer  A"  allein  mit  dem  Oberwasser  und 
es  wirkt  in  diesem  Falle  auf  den  kurzen  Schenkel  die  ganze 
Höhe  der  Wassersäule,  welche  der  Niveau-Differenz  zwischen 
Ober-  und  Unterwasser  bezw.  der  Höhe  des  Oberwassers  über 
der  Gerinnsohle  entspricht.  Dagegen  steht  der  längere  Schenkel 
unter  einem  Druck,  der  nur  V,  der  eben  genannten  Wasser- 
saulenhöhe entspricht. 

Auf  den  vertikalen  Schenkel  der  Breite  (Länge)  B  wirkt 

ein  Druck  P  =  y  B  II  ^f,  dessen  Angriffspunkt  im 


1 

b 

M 

j — i  _ 

— r-— v 

Fi*.  I 


den  Handrädern,  durch 
welche  die  Drchklappcn  a 
und  b  stellbar  sind.  So- 
bald a  geschlossen  nnd 
damit  die  Wirkung  des 
Oberwassers  auf  den 
kürzeren  Schenkel  der 
Schütze  abgeschnitten 
wird,  würde,  wenn  das  in 
der  Kammer  A'  cinge- 
Wasser  rasch 
könnte, 
die  Winkelschütze  unter 
der  Wirkung  des  alsdann 
nur  am  aufgerichteten 
Schenkel  aktiven  Ober- 
wasser -  Druckes ,  sowie 
unter  der  Einwirkung  des 
Eigengewichtes  rasch 
herunter  klappen.  Damit 
dieses  Niederklappen  nicht 
mit  zu  grofser  Heftigkeit 
erfolgt,  ist  der  Ablauf  des 
in  der  Kammer  K  da- 
durch die  Drehklupi>c  b 
ganz  entsprechend  zu 
reguliren,  da  das  in  dem 
Itanme  K  eingeschlossene 
Wasser  beim  Niedergehen 
der  Schütze  in  der  Art 
einer  hydraulischen  Bremse 
wirkt ,  deren  Intensität 
dadurch  erhöht  werden 
kann,  dass  durch  partielles 
Offenhalten  der  Dreh- 
klappe «  eine 


Flg.  *. 


zu  schliefsen  und 
wonach  unter 
wassere  gegen 


in  der  Kammer  K  er- 
zeugt wird. 

Soll     die  Schütze 
aufgerichtet  werden, 
so  ist  die  Drehklappe  b 
lie  Drehklappe  n  zu  öffnen, 
dem   Ueberdruck   des  Olier- 
len  kürzeren  Schenkel  alsbald 


die  entsprechende  Drehung  der  Schütze  erfolgt. 
Da  <lieser  Drehung  die  ganze  im  Flosskanal 
bei  nieder  gelegter  Schütze  vorhandene  Strom- 
geschwindigkeit entgegen  wirkt,  so  muss.  um 
die  Schütze  dem  Wasserlauf  entgegen,  unter 
der  alleinigen  Wirkung  des  am  kleinen  Schenkel 
aktiven  Ueberdrucks,  aufrichten  zu  können,  der 
Ueberdruck  gröfser  sein  als  oben  für  den 
Zustand  der  Ruhe  berechnet  worden  ist .  u.  z. 
muss  derselbe  zur  Ueberwindung  der  Stofs- 
wirkung  des  Oberwassers  gegen  den  sich 
aufrichtenden  Schenkel  ausreichend  sein. 

Nach  diesen  Verhältnissen  ist  die  Läntre  des  unteren 
Schenkels  in  jedem  einzelnen  Falle  zu  bestimmen,  und  es 
ergab  schon  die  dem  ersten  Projekt  für  die  Anlage  beigefügte 
Rechnung,  dass  dort  diejenige  Schenkellänge,  welche  für  das 
Aufrichten  genügt  hätte,  nicht  mehr  erreicht  werden  konnte, 
weil  zur  Zeit,  als  man  sich  für  die  Anlage  der  Winkelschütze 
entschied,  die  Fundamentarbeiten  am  Flosskanal  bereits  zu  weit 
gefördert  waren.  Sollten  diese  Fundament-Ausführungen  geschont 
werden,  so  musste  man  sich  an  der  Schenkcllänge  von  1,32™ 
genügen  lassen  und  das  Fehlende  durch  einen  Nothbehelf,  die 
Anwendung  von  Gegengewichten,  zu  erlangen  suchen. 


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No.  W>. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


263 


Hierdurch,  und  aas  keiner  andercu  Rücksicht  motiviron  sich 
die  in  Fig.  1  und  3  angegebnen,  je  4M) k  schweren  Gegen- 
gewichte, hinsichtlich  deren  Zuhülfenalune  es  nicht  ganz  über- 
flüssig sein  nun?  zu  betonen,  dass  dieselben  dein  Prinzip  der 
Winkelschütze  eigentlich  entgegen  stehen  und  ihre  Anwendung 
überall  entbehrlich  und  sogar  verwerflich  ist,  wenn  die  Ver- 
hältnisse eine  genugende  Länge  für  den  kurzen  Schenkel  der 
Winkelschütze  erreichbar  machen.  Es  liegt  im  Konstruktion»- 
Prinzip  der  Wiukelschütze,  dass  das  Niederlegen  wie  das  Auf- 
richten des  Wehres  ausschliefslich  durch  Wasserdruck  er- 
folgen soll.  — 

Auch  in  noch  sonstiger  Beziehung  hat  die  Schweinfurter 
Anlage  an  ihrer  Vollkommenheit  Kinbufse  erlitten,  indem 
der  vorgerückte  Stand  der  Fundament-Arbeiten  uns  im  freien 
Disjioniren  hinderlich  gewesen  ist.  Es  ist  aus  diesem  Grunde 
nicht  mehr  thunlich  gewesen,  eine  genügend  energisch  wirkende 
Vorrichtung  zum  S  |>  ü  l  e  n  d  e  r  K  a  m  m  e  r  K  und  zur  raschen  Be- 
seitigung des  dort  etwa  zur  Ablagerung  gekommenen  Sandes 
zur  Durchfahrung  zu  bringen.  Mit  Rucksicht  auf  diese  Un- 
Vollkommenheiten,  auf  die  die  ßauverwaltung  von  vorn  herein 
aufmerksam  gemacht  worden  ist,  kann  nach  dem  ausdrücklichen 
Zeugniss  der  betr.  Behörde  der  Betrieb  der  Schweinfurter 
WinkelschOUc  als  ein  durchaus  befriedigender  ange- 
sehen werden,  und  es  durften  gleich  günstige  Resultate  mit 
einer  anderen,  dem  allgemeinen  Programm  ungepassten  Wehr- 
vorrichtung  kaum  zu  erreichen  gewesen  sein.  Bas  Nieder- 
lassen wie  das  Aufrichten  geschieht  ebenso  rasch  wie  sicher 
und  es  genügt  für  die  ganze  Operation  ein  Zeitraum  von  wenigen 
Minuten.  Zur  Bedienung  der  Winkelschütze  ist  bei  gewohn- 
lichen und  mittleren  Wasserständen  nur  ein  einziger  Mann, 
der  Wehrmeister,  erforderlich,  der  gleichzeitig  als  Fli>sszühler 
für  Berechnung  der  Wehrgebühreii  funktiouirt.  Die  Winkel- 
schütze ist  seit  ihrer  1873  erfolgten  Aufstellung  ununterbrochen 
im  Betrieb  gewesen.  Grundeis,  Eisgang  und  Hochwasser 
haben  bisher  keine  nennenswerthen  Schwierigkeiten  veranlasst. 
Nach  länger  andauernden  Wasserständen,  wahrend  welcher 
ilic  Winkelschütze  offen  gehalten  wird,  kommt  es  vor,  dass 
sich  feinkörniger  Sand  in  gröfsereu  Mengen  durch  den  ca. 
1  «■  weiten  Spielraum  zwischen  Mauerwerk  und  der  Kante 
lies  nieder  gelegten  Scbützenschenkels  zieht  und  dass  es  dann 
etwas  längere  Zeit  dauert,  bis  durch  mehrmalige  SpOlung, 
welche  liier  aus  schon  erwähnten  Gründen  nicht  so  anzu- 
ordnen war,  dass  sie  energisch  genug  wirkt,  der  Sand  wieder 
eutfernt  und  der  sonst  leichte  und  rasche  Gang  der  Schütze 
wieder  hergestellt  wird. 

Gegenüber  der  Wirkung  des  früher  in  Schweinfurt  be- 
standeneu Nadelwelirs  liat  sich  insbesondere  ergeben,  dass 
die  St  au  Verhältnisse  wesentlich  besser  geworden  sind  und 
nunmehr,  selbst  bei  der  stärksten  Frequenz  im  Flosskanal 
und  bei  den  niedrigsten  Wasserständen  im  Main,  fast  keinen 
Schwaukuntron  mehr  unterliegen.  Die  Niveau  -  Differenz 
zwischen  Ober-  und  Unterwasser,  welche  früher  normal  2  ■ 
betrug,  stellt  sich  seit  Herstellung  des  bei  der  Winkel- 
schütze erzielten  In-ssercn  Abschlusses  auf  2,9™  bei  nie- 
drigstem Wasser  und  betragt  i.  M.  mehr  als  2,6 ra,  so 
dass  den  dortigen  industriellen  Etablissements,  deren  Wasser- 
Motoren  unter  dem  Einfluss  dieser  Gefällhöhe  stehen,  ein 
recht  bedeutender  Nutzen  erwachsen  ist.  Ks  kann  angenom- 
men werden,  dass  der  Main  bei  Schweiufurt  in  trockenster 
Jahreszeit  <a  45  kbIB  und  zur  Zeit  des  Hochwassers  unge- 
fähr 2000  kb»  Wasser  pro  Sek.  abführt.  Seit  Funktionirung 
der  neuen  Stauwerke  hat  sich  heraus  gestellt,  dass  auch  bei 
allerschlechtcstem  Wasserstande  jetzt  noch  ca.  10  kbra  pro 
Sekunde,  welche  von  den  vorhandenen  industriellen  Etablissc- 
werden  können,  für  anderweitige  Vcr- 
gewordeu  sind. 
Bei  der  Gefällhohe  von  2,5 m  und  unter  Annahme  der 
Aufnahme  der  Wasserkraft  durch  Turbinen  von  75"  „  Nutz- 
effekt repräsentiren  diese  10  kb™  Wasser  eine  effektive  Be- 
triebskraft von  250  Pfdkr.  Die  Wassergewerkschaft  in 
Schaff  hansen  *)  verpachtet  in  Schaffhauseu  die  mit  Drahtseil 


den  diversen  Etablissements  zugeftthrtc  Betriebskraft  zu  dem 
billigen  Preise  von  96  M.  pro  Pfdkr.  und  Jahr.  Unter  An- 
nahme der  gleichen  Summe  würde  in  Schweinfurt  durch  Ver- 
pachtung jener  gewonnenen  250  Pfdkr.  eine  Jahres  -  Rente 
von  24  000  M.  zu  erzielen  sein. 

Was  einige  Details  der  WinkelschuLzeu- Konstruktion 
betrifft,  so  zeigt  die  Skizze  Fig.  9,  dass  der  kurze  Arm  der 
Sciiütze  durch  eine  Holzleiste  gegen  den  Unterboden  ge- 
dichtet ist,  während  die  Abdichtung  an  der  Drehkantc 
durch  einen  Lcdcrstulp  geschieht.  Nach  Fig.  4  (oben)  hat 
die  Schütze  1  Unterstützungen  durch  kurze  Achsstücken  er- 
halten, deren  gussciserne  Kloben  nach  Fig.  9  mit  Holz- 
klötzen gefüttert  sind.  Die  sonstigen  Konstruktions-Details  sind 
durch  den  Hinweis  auf  diese  Figur  genügend  klar  gelegt, 
sofern  die  Angaben  hinzu  genommen  werden,  dass  die  Anzahl 
der  aus  |_  Kiscn  und  durchbrochenen  Stahlblechen  gebildeten 
yuerrahmen,  abgesehen  von  den  beiden  Eudrahmeu,  7  beträgt 
und  dass  das  Gewicht  der  Winkelschütze  für  sich  rot.  7500"  ist. 

Was  noch  den  Grund-Ablass  anlangt,  so  mögen  über 
denselben,  nur  im  Interesse  der  Vollständigkeit  und  mit  Bezug- 
nahme auf  die  Fig.  l!  u.  7.  folgende  summarische  Angaben 
hinzu  gefügt  werden: 

Fi«.  V. 


Der  Grund- Abhiss  ist  der  Höhe  nach  2  t heilig  eingerichtet; 
lürdie  untere  Hälfte  sind  Drehschütze  mit  genau  zentrischer 
Lage  der  Drettachsc  ausgeführt,  die  durch  ein  Schneckenrad, 
welches  durch  ein  Hnndrädchen  iu  Drehung  gesetzt  wird,  liewegt 
werden.  Die  Drehschicber  nilein  werden  benutzt  in  Zeiten, 
wo  die  Freiwassennengc  gering  ist,  während  in  Zeiten  grolser 
Freiwassennengen  die  durch  Zahnstange  und  Windewerk  be- 
wegten Zugschieiter  ebenfalls  in  Benutzung  treten.  —  Die 
Drehscliieber  bestehen  aus  Gusseiseu,  die  Zugschielier  sind 
aus  Protileiseu  und  Blech  hergestellt.  Bei  normalem  Wasser- 
stande beträgt  der  Wasserdruck  auf  die  Gesauuntfläche  der 
Schieber  rot.  20  00Ok;  das  Gesammtgewicht  des  dazu  ver- 
wendeten Eisens  aller  Art  ist  1 1  500  k. 

Die  Kosten  der  gesummten ,  vom  Lüneburger  Eisenwerk 
gelieferten  Eisenarbeiten  zu  der  Winkelschütze  haben  Ihm 
einem  Gosamintge wicht  von  rund  11  (XX)11  etwa  12  000  M. 
betragen,  einschl.  der  Kosten  des  Holzbeschlags  und  der 
Drehklapi>en- Einrichtungen  in  deu  Kanälen.  Das  Gewicht 
des  beweglichen  Theils  allein,  also  der  eigentlichen  Schütze, 
ist  rund  7500  K 

Die  Ausführung  des  Werks  geschah  im  Jahre  1873 
nach  den  Plänen  und  unter  Leitung  der  Unterzeichneten, 
welche  geuenüber  dein  Magistrate  der  Stadl  Schweiufurt 
die  Garantie  für  das  richtige  Funktioniren  der  Winkelschütze 
übernommen  hatten. 

1878. 

Nagel  ifc  Kaemp. 


mittlerer  und  niederer  gewerblicher  Unterrichts -Anstalten  in  Berlin 
Mai  und  Juni  1878. 


i  Kommission,  welche  aus  den  Hrn.  (ieh.  Ob.-Bau- 
rath  Giersberg,  Direktor  Gropius,  lTof.  Dr.  Hertzer,  Prof. 
Wiukler,  Baumeister  Bö ck mann,  Baumeister  Otze»,  " 
meister  Jänicke,  sammtlicb  in  Berlin,  suwie  Direktor 
Knien  aus  Nienburg  a.  d.  W.  und  Lehrer  Schlotke  at 


) 

bürg  zusammen  gesetzt  war,  hat  die  Beurtheilung  der  Arbeiten 
aus  den  (iebieten  des  geometrischen,  architektonischen 
und  Baukonstruktions-Zeichuens  und  Bauentwerfeus 
obgelegen. 

Die  Kommission  hat  sich,  gegenüber  der  großen  Masse  des 


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264 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


29.  Juni  1878 


angehäuften  Stoffes,  hinsichtlich  der  zur  Beurtheilung  kommenden 
Schulen  eine  gewisse  Beschränkung  auferlegen  müssen,  insofern 
lange  nicht  alle  Anstalten,  sondern  nur  einige  derselben  eine 
speziellere  Würdigung  gefunden  haben.  Die  Kommission  schickt 
ferner  voraus,  dass  das  Urtheil,  welches  über  einzelne  L'nter- 
richtazweige  der  betr.  Schulen  gefallt  wird,  lediglich  auf  der 
Beobachtung  einer  gewissen  Durchschnitts-Leistung  beruht,  wahrend 
im  einzelnen  Vieles,  je  nach  den  Verhältnissen),  größeres  Lob, 
bezw.  auch  größeren  Tadel  verdient  haben  würde. 

1.  Die  Schule  für  ßauhandwerker  au  der  Allgem. 
Gewerbeschule  zu  Hamburg.    Wahrend  ein  großer  Theil 

l1eg\,Bdte*anUS 

für  Bauhandwerker  in  eine  gewisse  Konkurrenz  mit  den  Bau- 
gewerkschulen der  preufs.  Monarchie.  —  Bei  dieser  Schule  muss 
zunächst  eine  sehr  wissenschaftliche  und  gründliche  Behandlung 
der  darstellenden  Geometrie  hervor  gehoben  werden.  Dieselbe 
hat  eine  Vurbercitungastufe  im  Linearzeichnen  und  erweist  gute 
Resultate,  welche  indessen  vielleicht  einen  größeren  Zeitaufwand 
beanspruchen,  als  hierfür  im  allgemeinen  den  Baugewerkschulen 
gewährt  werden  kann.  —  Die  Art  des  Zeichnens  anlangend,  so 
wird  als  wünschenswerth  erkannt,  die  Strichfnhrung,  namentlich 
der  Linien,  die  dasjenige  bezeichnen  „was  istu,  gegenüber  den 
Hülfslinien  etwas  energischer  zu  halten. 

Die  Bauzeichnungen  der  Kl.  IV.  lassen  vermuthen,  dass  man 
es  im  wesentlichen  mit  Kopien  zu  thun  hat,  im  besten  Falle 
mit  einer  Fortführung  angefangener  Motive.  Auch  hier  wäre  es 
vielleicht  am  Platze,  ton  vorn  herein  der  Ausbildung  eines  festen 
und  derben  Striches  eine  gröfsere  Neigung  zuzuwenden.  —  In 
den  oberen  Klassen  ist  durch  die  Ausstellung  selbst  eine  hin- 
reichende Entwickelung  der  Baukonstruktionslehre  zwar  nachge- 
wiesen, indessen  zeigen  sich  in  den  später  folgenden  Entwürfen 
konstruktive  Mangel,  oder  es  wird  mindestens  eine  diesem  Zweige 
nicht  hinreichend  zugewendete  Aufmerksamkeit  ersichtlich. 

Was  die  künstlerische  Ausbildung  und  Ausstattung  der 
selbständigen  Entwürfe  der  obersten  Klassen  anbelangt,  so  ist 
es  schwer,  angesichts  des  Programms  für  die  wirklieh  hervor 
ragenden  und  in  formaler  Beziehung  sehr  entwickelten  Leistun- 
gen, den  richtigen  Maafsstab  der  Beurtheilung  zu  linden.  Für 
solche  Leistungen  ist  nach  dem  vorliegenden  gedruckten  Unter- 
richtsplan nicht  die  Vorbildung  zu  erwarten,  vielmehr  genügt  der 
ertheilte  ästhetische  Unterricht  augenscheinlich  nur  für  die  ein- 
fachsten Entwickelungen  der  Kunstformen.  —  Es  dürfte  hier  der 
Fall  vorliegen,  dass  von  mehren  Schülern  ein  Unterricht  außer 
der  Schule,  wozu  sich  in  Hamburg  wohl  Gelegenheit  bietet,  be- 
uutzt  worden  ist. 

1  Baiigewerkschnle  zu  Nienburg  a.  d.  W.  Hinsicht- 
lich des  Umfangs  und  der  Gründlichkeit  der  Behandlung  der 
darstellenden  Geometrie  besteht  eine  gewisse  Verwandtschaft 
mit  der  Hamburger  Schule;  indessen  muss  hier  dem  Bedenken 
Kaum  gegeben  werden,  dass  Nienburg  auf  diese  Disziplinen 
mehr  Zeit  verwendet:  1)  als  die  für  solche  Anstalten  knapp 
bemessene  Zeit  wünschenswerth  macht,  und  2)  als  absolut  not- 
wendig ist  Dieses  gilt  um  so  mehr,  als  der  darstellenden 
Geometrie  noch  ein  besonderes  Linearzeichen  vorher  geht.  Die 
Methode  des  Unterrichts  in  der  darstellenden  Geometrie,  nach 
welcher  aufser  angehängten  großen  Tafeln  auch  die  Entwickelung 
der  Figuren  daneben  in  anderen  Lösungen  vom  Lehrer  gezeichnet 
wird,  wird  als  zweckentsprechend  anerkannt. 

Dieselbe  Gründlichkeit  herrscht  auf  dem  Gebiete  des  Kon- 
strnktionszeichnens.  Große  schwarze  Tafeln  mit  weißen 
Konturen  werden  beim  Vortrage  benutzt.  Der  Schüler  kopirt 
ins  Skizzenbuch  mit  eingeschriebenen  Maaßen  und  überträgt 
nachher  selbständig  auf  sein  Zeichenbrett.  Das  erzielte  Resultat 
ist  eine  grofse  Summe  wirklich  brauchbaren  Materials,  womit  den 
Handwerksmeistern  auch  ohne  Besitz  besonderer  Werke  eine 
feste  Grundlage  für  die  spätere  Praxis  gegeben  ist. 

Gegenüber  der  so  außerordentlich  ausgedehnten  und  gründ- 
lichen Behandlung  der  erwähnten  Disziplinen  tritt  nun  das 
eigentliche  Projektiren  in  sehr  bescheidener  Weise  auf.  Wäh- 
rend in  Klasse  III.  und  II.  noch  von  keiner  selbständigen  Arbeit 
die  Rede  ist,  zeigt  diese  Thätigkeit  in  Klasse  I.  große  Schwan- 
kungen zwischen  1  und  4  Projekten,  indessen  ist  als  Durchschnitt 
die  Zahl  2  anzusehen.  Es  begründet  sich  dieser  relativ  geringe 
Erfolg  durch  die  Gebundenheit,  die  bis  dahin  den  Lehrstoff  be- 
herrscht hat,  und  die  Befangenheit,  mit  der  die  ersten  freiereu 
Schritte  unternommen  werden.  Sehr  verständiger  Weise  halten 
aber  die  gelieferten  Projekte  (mit  Ausnahmen,  von  denen  noch 
weiter  die  Rede  sein  wird)  streng  den  Boden  fest,  auf  welchem 


genossene  Ausbildung  sich  mit  Sicherheit  bewegen  kann,  und 
zeigt  sich  das  lobenswerthc  Streben,  in  gesunder  Ausbildung 
einfachen  Holz-  und  Steinbaues  die  Aufgabe  zu  losen.  Hicr- 


des  einfachen  Holz-  und  Steinbaues  die  Aufgabe 
bei  muss  indessen  (wie  eigentlich  bei  der  gesammten  dargestell- 
ten Thätigkeit  der  Schule)  der  Wunsch  ausgedrückt  werden,  dass 
dem  zeichnerischen  Können,  der  Strichführung,  eine  etwas  ver- 
mehrte Aufmerksamkeit  zugewendet  und  dass"  der  Schüler  hin- 
sichtlich der  Anordnung  der  Blätter  an  eine  größere  Freiheit 
gewöhnt  wird.  Alle  Schattenlinien  an  Konstruktionen,  Grund- 
rissen etc.  dürften  besser  vermieden  und  durch  einen  gleichmäßig 
kräftigen  Strich  ersetzt  werden.  Ein  besonderes  Bedenken,  wel- 
ches sich  gegen  die  neuerdings  aufgenommene  Formenlehre 
(Kl.  I.  und  II.)  richtet,  darf  nicht  zurück  gehalten  werden.  Es 
erscheint  bedenklich,  den  dafür  jetzt  eingeführten  Rahmen  fest 


des  U.  Semesters  eine  kleine  Aufgabe 
lassen  und  somit  für  die  im  i).  Halbjahr 
!hen  Resultate  besser  vorgebildete  Schüler 


zu  halten,  der  einerseits  zu  weit  und  andrerseits  zu  eng  ist:  Zu 
weit,  als  die  gezeichneten  Stilübungen,  namentlich  aber  die  sehr 
unerfreulichen  Entwürfe,  für  das  erzielte  Resultat  zu  viel  der 
kostbaren  Zeit  wegnehmen,  zu  eng,  als  das  damit  erschlossene 
Gebiet  für  praktische  Resultate  eiu  viel  zu  sehr  begrenztes  ist 

Im  großen  und  ganzen  erscheint  es  angänglich,  die  vorbe- 
reitenden Disziplinen,  namentlich  Linearzeichnen  und  darstellende 
Geometrie,  so  weit  einzuschränken,  dass  damit  Raum  gewonnen 
wird,  schon  am  Ende  des 
selbständig  arbeiten  zu 
zu  erstrebenden  pn 

Es  erscheint  erwünscht,  den  stilistischen  Zeichcn- 
lediglich  auf  die  Anleitung  zu  beschranken,  die  beim 
Entwerfen  selbst  bezüglich  der  Entwickelung  der  einfachen  Holz-  und 
Steinformen  gegeben  werdet!  kann,  dafür  aber  die  Zeit  zu  einem 
größeren  Umfang  selbständiger  Projekte  zu  gewinnen. 

3.  Die  städtische  Bauschule  zu  Eckernförde.  Bei 
dieser  Sehlde  tritt,  im  Gegensatze  zu  Nienburg,  ein  er- 
heblicher Umfang  der  selbständigen  Thätigkeit  der  Schüler  im 
Entwerfen  in  die  Erscheinung ;  die  Zeit  dazu  wird  gewonnen  durch 
die  Beschränkung  des  Umfangs  des  Zeichnens  in  darstellender 
Geometrie,  vor  allen  Dingen  durch  den  -4 -halbjährigen  Kursus, 
der  im  wesentlichen  der  Thätigkeit  im  Entwerfen  su  gute  kommt 
und,  nachdem  im  dritten  Semester  die  einfachsten  Bauwerke  voran 
gegangen  sind,  es  in  der  Thal  gestattet,  die  Aufgaben  im  vierten 
Halbjahre  weiter  zu  fassen. 

Eine  auffällige  Erscheinung  ist  die  mit  Vorliebe  geübte 
parallel  perspektivische  Darstellung  der  Baukoastruktioneu. 
Es  kann  deren  Nützlichkeit  sowohl  in  Richtung  der  konstruktiven 
Klarheit  als  in  der  Uebung  im  Zeichnen  nicht  in  Abrede  gestellt 
werden,  indessen  scheint  doch  das  Maitis  der  Zweckmäßigkeit 
insofern  überschritten,  als  ein  großer  Theil  der  Blätter  in  ihrer 
perspektivischen  Darstellung  absolut  nichts 
Horizontalschnitt  der  Körper  vor  die  Augen  zu 
Die  im  " 

in  Farbe  und  Form  sind  sehr  gut 


Ausbildung  sehr  zu  empfehlen ;  dagegen  dürfte  die  reine  Formen- 
lehre, wie  sie  in  den  Zeichnungen  ersichtlich  wird,  wenn  auch 
mit  anerkennenswerthem  Geschick  geleitet,  doch  das  nothwendig 
der  Bauschule  gesteckte  Ziel  überschreiten  und  nicht  den 
Nutzen  gewähren,  der  die  aufgewendete  Zeit  rechtfertigt. 

4.  Städtische  Baugewerkschule  zu  Höxter  a.  d.  W. 
Bei  dieser  Schule  tritt  das  Bestreben  hervor,  die  vorberei- 
tenden Disziplinen  des  Linearzeichnens  und  der  darstellenden 
Geometrie  auf  das  äußerst  geringste  Maaß  zu  reduziren.  Das 
Linearzeichnen  beschränkt  sich  auf  einige  Strichübungeu  und  es 
erfolgt  die  Uebung  darin  au  den  fortschreitenden  Aufgaben  der  darst 
Geometrie  selber.  Während  der  wissenschaftliche  Umfang  der 
gelehrten  darstellenden  Geometrie  in  der  That  als  bis  zur  äußerst 
zulässigen  Grenze  beschränkt  erscheint,  i»t  andrerseits  durch  die 
Arbeiten  der  Schüler  als  erwiesen  zu  betrachten,  dass  die  Uebung 
im  rein  geometrischen  Linearzeichnen  (worauf  z.  B.  in  Hamburg 
erhebliche  Zeit  verwendet  wird)  sehr  wohl  durch  die  Zeichen- 
Uebung  in  der  darst.  Geometrie  selbst  zu  ersetzen  ist,  ohne  dass 
Nachtheile  sich  ergeben. 

Eine  besondere  Beachtung  verdienen  das  Streben  dieser  Schule, 
tiefer  in  das  Wesen  der  Formen-  und  Stillehre  einzudringen,  als 
dies  die  meisten  anderen  Schulen  beabsichtigen ,  so  wie 
ferner  die  Wege,  die  zu  diesem  Behuf  eingeschlagen 
Während  die  meisten  Schulen  dies  Gebiet  für  das  letzte  ! 
aufschieben,  beginnt  Höxter  die  stilistischen  Uebungen  bereits  in 
der  untersten  (Hl.)  Kl.,  u.  z.  nicht,  wie  dies  bei  kunsthistorischem 
Unterricht  naturgemäß  erscheint,  von  innen  heraus,  sondern  quasi 
vou  außen  heran,  indem  Haus-Skelette  mit  besonders  charakteri- 
sirten  und  zeichnerisch  geübten  Stäben.  Kehlen,  Karniesen  (!!) 
in  ihren  verschiedenen  Funktionen  bekleidet  werden.  Es  soll 
nicht  verkannt  weiden,  dass  diese  Uebungen  im  Zeichnen  der 
Proülc  großen  Maaßstabes  vortrefflich  zu  wirken  vermögen,  in 
sofern  sie  rechtzeitig  durch  eine  gründliche  kunstwissenschaftliche 
Bildung  unterstützt  werden  können.  In  Höxter  tritt  aber  eine 
solche  von  sehr  beschränktem  Umfange  erst  in  der  Kl.  I.  ein  und 
es  liegt  die  Befürchtung  nahe,  dass  damit  aus  dem  Nutzen  eine 
Gefahr  wird,  die  darin  besteht,  dass  der  Schüler  mit  einem  großen 
Apparat  von  Sülformen  in  die  Welt  geht,  ohne  deren  rechte 
geistige  Verarbeitung,  dass  er  sich  in  Folge  dessen  reich  dünkt 
und  im  Grunde  doch  arm  ist,  dass  er  sich  im  weitereu  Verlaufe 
seines  fachlichen  Lebens  sodann  jeder  Aufgabe  gewachsen  glaubt 
und  auf  diese  Weise  entweder  Misserfolge  erntet,  oder,  was 
schlimmer  ist,  die  Zahl  der  bedauerlichen,  künstlerische  Rohheit 
zur  Schau  tragenden  Bauwerke  vermehrt,  anstatt  in  richtiger  Ent- 
seines  Bildungsganges,  durch  weise  Beschränkung,  in 
Weise  für  die  Hebung  eines  gesunden  Volks-Bauwesens 
in  seiner  Entwickelung  von  innen  heraus  thätig  zu  sein. 

Nachahmens-  und  empfehlenswert!),  namentlich  für  die  Schulen 
mit  knapp  zugemessener  Zeit,  sind  die  sogenannten  Schnell- 
entwürfe in  Skizzen.  Dieselben  haben  den  Vorzug,  den  Schüler 
an  rasche  Dispositionen  zu  gewöhnen  und  ihn  von  dem  zeichne- 
rischen Apparat  unabhängiger  zu  machen.  — 

Die  in  Höxter  eingeführten  Meisterprüfungen  zeigen  in  den 
vorliegenden  Resultaten  relativ  bedeutende  Leistungen.  Durch- 
weg erscheinen  aber  die  Programme  zu  hoch  gegriffen  und  daher 
zeigen  die  Arbeiten  (wie  nicht  anders  zu  erwarten)  in  stilischer  Be- 
ziehung wenn  auch  erstaunliche,  so  doch  keine  recht  erfreuliehen 


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No.  52. 


DEUTSCHE  BAU  ZEITUNG. 


265 


Resultate.  Das  einfachste  stadtische  oder  ländliche  Wohnhaus, 
wenn  dasselbe  wirklich  vollendet  gut  durchgearbeitet  ist  und  in 
seinen  Kunstformen  eine  gesunde  Uebung  guter  nildungspriuzipieii 
zeigt,  ist  unendlich  werthvoller  —  sowohl  als  ZeugmsB  für  die 
Tüchtigkeit,  dann  auch  als  Uebung  für  den  jungen  Meister  — 
als  reiche  Kirchen,  die  neben  grobem  Formenreichthuni  dennoch 
zeigeD,  (lass  das  innerliche  Verständnis*  für  das  eigentliche  Wesen 
der  betr.  Kunstformen  und  deren  logische  Entwickelung  nur  sehr 
mangelhaft  vorhanden  ist.  Die  Durchsicht  der  Mappen  ergab  bei 
den  mit  demselben  Namen  bezeichneten  Arbeiten  Kontraste,  die  — 
da  die  Absicht  der  Täuschung  nicht  voraus  gesetzt  werden  kann 
-  -  für  die  sachverständige  Kritik  unerklärlich  bleiben. 

5.  Städtische  Baugewerkschule  zu  Idstein.  Der 
Unterricht  in  darstellender  Geometrie,  welcher  die  2  untersten 
der  4  Baukurse  begleitet,  während  er  im  dritten  ausfällt 
und  in  der  Oherklasse  in  seiner  Anwendung  auf  Perspektiv- 
und  Schattenkoustrukliouen  sich  wieder  einfahrt,  ist  nach  den 
Heften  in  seinem  wissenschaftlichen  Gange  befriedi- 
dagegen  und  mit  geringer  Liebe  behandelt 
in  der  zeichnerischen  Ausführung,  so  dass  die  Darstellung  der 
meisten  Kurvenschnitte  u.  s.  w  völlig  karrikirt  erscheint  Ks 
scheiut  die  Absicht  voreuherrschen ,  die  Zeiche  nübung  durch 
das  sogen.  Baukonstruktions-Zeichnen  nach  Vorlagen  zu  ersetzen. 
Zugegeben,  dass  dieser  Zweck  sich  erreichen  liefse,  so  zeigen 
doch  die  ausgelegten  Mappen  mit  kopirten  Konstruktionen,  dass 
die  Arbeiten  zu  mechanisch  betrieben  werden,  ohne  Hinweis  auf 
die  konstruktiv  wichtigen  Momente,  und  so  mindestens  die  parallel 
gehende  Absicht,  dem  Schitier  neben  zeichnerischer  Fertigkeit 
auch  konstruktives  Wissen  zu  geben,  durch  die  Verwirklichung 
derselben  in  bedenklicher  Weise  beeinträchtigt  wird.  — 

Die  Baukonstruktionslehre  hat  in  Idstein  ein  sehr  reich- 
haltiges l'rugrauun  und  es  ist  wohl  der  Massenhaftigkeit  des  ge- 
gebenen Stoffes  zuzuschreiben,  dass  die  zeichnerische  Ausführung 
auffallend  bescheiden  ausfallt  Während  ein  verhäJtnissmäfsig 
geringer  Theil  der  Zeit  auf  das  Detail  der  Konstruktionen  ver- 
wendet wird,  strebt  man  dahin,  den  Schüler  eigentlich  nach  jedem 
Kurse  in  gewissem  Sinne  abgangsfähig  zu  machen.  Die  Möglich- 
keil, in  wöchentlich  2  Stunden  der  untersten  Klasse  in  nur  1 
alle  Steinverbande,  Bogen  und  Gewölbe,  Feuerung*- 
i  Treppen,  Verankerung,  Eindeckung  der  Dacher, 
Gerüste  " 


knapp  bemessenen  und  daher  weise  zu  benutzenden  Zeit  rindet,  wird 
empföhlen.  —  Endlich  wird  noch  die  Aufstellung  ciues 
Normal-Schulplans  befürwortet,  wozu  die  Arbeiten  der  Kom- 
mission die  Grenzen  des  in  den  einzelnen  Fächern  zu  Erreichen- 


iing  der  1) 
(N.  B.  u.  s.  w.)  zu  lehren, 
sachverstandi'gerscits  absolut  bestritten  werden.  Die 


gen,  einfache 
ändigerseits  a 

Kurse  kommen  nicht  auf  die  einfachen  Konstruktionen  "zurück, 
sondern  beschäftigen  sich  eingehend  mit  allen  Aufgaben  der  Bau- 
führung, den  Hulfsmaschinen  u.  s.  w.  Unzweifelhaft  ist  alles  dies 
sehr  erwünscht,  nur  scheint  es  derjenigen  Basis  zu  ermangeln, 
die  eine  gründliche  konstruktive  Vorbildung  allein  verleihen  kann. 

Dass  alle  Zeichnungen,  welche  diesen  Unterrichtszweigen 
folgen,  ziemlich  mangelhaft  ausfallen,  kann  unter  solchen  Ver- 
hältnissen nicht  befremden.  Man  darf  die  nicht  genügend  gründ- 
liche Behandlung  der  grundlegenden  Fächer  in  Idstein  ebenso 
wie  die  geringe  Mühe,  welche  auf  die  zeichnerische  Vollendung 
der  darst  Geometrie  dort  verwandt  wird,  um  so  weniger  gut 
heilsei],  als  in  späteren  Kursen  ein  ganz  unverhältnissmäfsiger 
Zeitaufwand  auf  Dinge  verwendet  wird,  die  den  eigentlichen  Zielen 
einer  Baugewerkschule  ferner  liegen  sollen.  Hierher  gehört  vor 
allen  Dingen  das  Aquarelliren  von  Landschaften,  welches  nach 
den  ausgelegten  Mappen  in  erheblichem  Umfange  getrieben  wird 
und  dadurch  die  Hauptsache  des  betr.  Programm  -  Titels  —  das 
Ornamentzeichnen      in  ungebührlicher  Weise  beeinträchtigt 

Ebenso  erscheint  die  Durchführung  von  Stillehre,  Formen- 
lehre, Kunstgeschichte  durch  8  Kursse  mit  wöchentlich  3  bezw.  5  und 
4  Stunden,  angesichts  von  nur  '2  Stunden  Baukonstruktionslehrc 
in  3  Kursen  für  die  aufgezählten  Konstruktionen  des  Maurers,  als 
ein  absolutes,  nicht  wohl  zu  verteidigendes  Missverhältniss. 

6.  Sonstige  Schulen.  Die  Arbeiten  der  übrigen  Schulen, 
worunter  auch  die  „Reotganisirten  Gewerbeschulen"  einbe- 
griffen sind,  haben  nicht  speziell  geprüft  werden  können.  Es 
glaubt  die  Kommission  jedoch  hervor  heben  zu  müssen,  dass,  tun 
für  das  Praktische  ausreichende  Resultate  zu  geben,  der  auf  das 
Baugewerbe  bezügliche  Theil  des  Unterrichts  in  den  r'achklassen  der 
reorganisirten  Gewerbeschulen  jedenfalls  einer  Umgestaltung  be- 
dürftig ist.  Hierüber  sowie  über  die  Frage,  ob  nicht  vielleicht 
in  Betracht  der  den  Schülern  an  diesen  Anstalten  in  der  Regel 
abgehenden  praktischen  Vorbildung  die  Aufhebung  dieser 
Abt  hei  hing  allgemein  sich  empfiehlt,  hat  sich  in  der  Kommission 
eine  längere  Debatte  erhoben,  deren  Inhalt  Uber  das  hier  zu  be- 
handelnde Thema  hinaus  greift. 

Nachdem  die  vorgenannten  Schulen,  wie  vorstehend,  einzeln 
beurtheilt  waren,  ist  die  Kommission  in  die  Diskussion  der 
Gesammt- Resultate  eingetreten  und  hat  sich  zunächst  mit 
der  Frage  beschäftigt,  auf  welche  Weise  die  von  ihr  gewonnenen 
I  i  U  rzeugungen  am  besten  nutzbar  zu  machen  seien? 

Wahrend  einerseits  die  periodische  Wiederholung  der 
Ausstellungen  befürwortet  wird,  wird  andererseits  vorge- 
die  besseren  Arbeiten  auf  allen  Gebieten  ver- 
igen zu  lassen  und  den  sämmtlichen  Instituten  zu- 
Der  Schwerpunkt  einer  korrigirenden 
... .«wüte*  wUU  n-tuci  in  einer  thunlichst  genauen  Abgren- 
zung der  einzelnen  Disziplinen  und  Feststellung  von 
Minima  und  Maxiina  gefunden;  die  Beseitigung  einzelner  Aus- 
wüchse, die  wesenüich  ihren  Grund  in  einer  raischeu  Verthcilung  der 


vielfältigei 


den  bezeichnen  sollen. 

Im  allgemeinen 
Prinzip  Zustimmung: 

a.  Vorbereitendes  Zeichnen.  Im  Rahmen  des  Lehr- 
plaus  einer  Baugewerkschule  erscheint  es  nicht  erforderlich,  der 
zeichnerischen  Uebung  in  der  darstellenden  Geometrie  eine  be- 
sondere Linearzeichen-UebuDg  voran  zu  schicken,  vielmehr  ist  als 
erwiesen  anzusehen,  dass  die  fortschreitenden  Uebungen  in  der 
darstellenden  Geometrie  selber  diesen  Zeichen -Unterricht  zu  er- 
setzen vermögen.  Am  wenigsten  geeignet  ist  dazu  das  mecha- 
nische und  gedankenlose  Kopiren  von  Konstruktions  -  Zeichnungen. 

b.  Darstellende  Geometrie.  Der  wissenschaftliche 
Umfang  derselben  ist  so  weit  zu  begrenzen,  als  es  die  Rücksicht 

Ein  übcrPdas  z.  B.  in  Höxter  gelehrte  Maars  um  Einiget  hinaus 
gehendes  Material  durfte  ausreichen.  Das  Zeichnen  in  der 
darst.  Geometrie  ist  gleichzeitig  als  Zeichen  •  Uebung  überhaupt 
zu  betreiben.  Es  ist  von  vorn  herein  auf  die  Erzieluug  eines 
kräftigen  derlien  Striches  hin  zu  arbeiten.  Der  Maafsstab  der 
Zeichnungen  ist  im  allgemeinen  gröber  zu  halten;  die  sehr  zeit- 
raubende Punktirung  der  Linien  ist  völlig  zu  vermeiden.  Am 
vortheilhaftesteu  erscheint  es,  die  Striche  nach  ihrer  Bedeutung 
durch  Ausführung  in  verschiedenen  Farben  zu  geben,  wofür  ein 
allgemeines  System  leicht  zu  finden  ist.  —  Zeitraubende  zart  ge- 
tuschte Schattengebung  auf  runden  Körpern  ist  als  zwecklos  zu 
beseitigen.  Bei  ebenen  Flächen  genügen  2  Schatten:  ein  Lokal- 
schatten und  ein  Schlagschatten;  bei  gekrümmten  Flächen  möglichst 
wenige  uuverwaschene,  auf  einander  gesetzte  Töne,  deren  Ränder 
gerade  am  besten  erkennen  lassen,  wie  weit  der  Schüler  das 
Wesen  der  Schattenbildung  beobachtet  hat  —  Die  Perspektive 
ist  durch  eine  äufserst  einfache  Methode  zu  lehren,  welche  nur 
geringe  Zeit  kostet  und  den  Schüler  befähigt,  sich  selber  weiter 
zu  helfen. 

c.  Baukonstruktions-Lehre.  Die  Grenzen  durch  Be- 
schreibung zu  ziehen,  ist  nicht  wohl  möglich.    Auf  alle  fälle 

Unterricht  aber  gründlich  geübt  werden 


liefern.  Eine  Methode,  wie  z.  B.  die  in  Nienburg 
Benutzung  von  Modellen  —  scheint  nicht  un; 
holungen  sind  thunlichst  zu  vermeiden,  veraltete 
Dachverbände  etc.  sind  aus  dem  Unterricht  zu  entfernen,  dagegen 
ist  Gewicht  auf  die  Erweiterung  des  Unterrichts  in  einfachen 
Eisenkonstniktionen  zu  legen.  Eine  Ausdehnung  auf  alle  der 
Bau  -  Ausführung  angehörende  Hilfskonstruktionen,  wenigstens 
durch  Vortrag  und  Skizzen  bis  an  die  mögliche  Zeitgrenze,  kauu 
empfohlen  werden. 

d.  Formen-  und  Stil-Lehre.  Bei  der  äufserst  geringen 
Zeit,  welche  die  Baugewerkschulen  diesem  Zweige  der  Baukunst 
widmen  können,  muss  notwendigerweise  vermieden  werden,  zu 
weit  auszugreifen  und  Gebiete  zu  kultiviren,  für  deren  Kultivimng 
in  der  Regel  selbst  die  für  das  akademische  Studiuni  bestimmte 
Zeit  bei  dem  Durchschnittsschüler  kaum  hinreicht.  Das  grofsc 
Gebiet  der  Kunstformen  architektonischer  Stile  wird  dem  Schüler 
kaum  anders  als  in  einem  knappen  Auszuge  im  Wege  eines 
gründlichen  Anschauungs-L'nterrichts,  an  der  Hand  eines 
kurzen  Abrisses  der  Kunstgeschichte  erschlossen  werden  können, 
indem  man  ihm  die  prägnantesten  Beispiele  in  guten  und  deut- 
lichen Vorlagen,  wenn  möglich  in  Modellen,  zur  Anschauung 
bringt.  Ks  wird  nicht  daran  zu  denken  sein,  den  Schüler  durch 
eine  hinreichende  Uebung  in  diesen  Formen  zu  einer  sachgemäßen 
freien  Verwendung  derselben  heran  zu  bilden.  So  weit  als  mög- 
lich muss  hier  der  Unterricht  im  Freihandzeichnen,  welcher 
wesentlich  auf  diese  Seite  zu  richten  ist,  zu  Hülfe  komuieu.  Es 
dürfte  auch  schon  recht  viel  gewonnen  sein,  wenn  der  Schüler 
auf  diese  Weise  soweit  geschult  wird,  dass  er  vor  missbräuchlicher, 
misst  erstandener  Anwendung  von  Architvkturformen  geschützt  ist. 
Die  Gewandtheit,  welche  derselbe  sich  aneignen  muss,  um  ein- 
fache Gebäude  in  ihrer  Facade  und  ihrer  Inneu-Architektur  richtig 
zu  protiliren,  dürfte  am  besten  dadurch  gewonnen  werden,  dass 
man  den  Schüler  anhält,  sämmtliche  Details  von  einfachen  Bau- 
werken, zumeist  der  von  ihm  selbst  entworfenen,  in  natürlicher 
Gröfse  zu  protiliren  und  zwar  unter  Zuhülfenahme  derjenigen 
Vorlagen  —  Modelle  und  Zeichnungen  welche  ihm  beim  An- 
schauungs-Unterricht erklärt  worden  sind. 

Die  Anfertigung  eines  Facaden  -  Systems  im  Maafsstabe  von 
etwa  1  :  5U  sollte  der  Protilining  wo  möglich  jedesmal  voraus- 
gehen. —  In  der  Anwendung  der  Detailformen  sollte  der  Schiller 
vor  allem  auf  die  Entwickelung  derselben  durch  rationelle 
konstruktive  Verwendung  der  Materialien  hingewiesen  werden, 
als  auf  ein  Gebiet,  auf  dem  er  vermöge  seiner  Vorbildung  es  selbst 
dem  kunstgebUdettm  Architekten  gleich  zu  thun  am  ehesten  in 
der  Lage  ist,  um  auf  diese  Weise  den  Sinn  für  naturgemäße 
Einfachheit  da  zu  erwecken,  wo  die  jugendliche  Phantasie  sich 
bekanntlich   mit   Vorliebe   in   unverstandenen,  phantasievollen 


( »bgleich  das  Ornamentzeichnen  nicht  zu  denj enigen Gegen- 
ständen gehört,  zu  deren  Bcurtheilung  die  Kommission  aufgefordert 
worden  ist,  will  sie  an  dieser  Stelle  doch  nicht  unerwähnt  lassen, 
dass  der  Schüler  nur  in  den  allcrseltensten  Fällen  in  die  Lage 


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266 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


29.  Jini  IK7fc 


kommen  durfte,  reichere  Ornamente  selbst  zu  entwerfen  —  eine 
Kunst,  die  in  der  rahtmäßig  zugewiesenen  Zeit  unmöglich  ge- 
lehrt und  gelernt  werden  kann.  Da  iudess  auch  den  Handwerkern 
zuweilen  die  Aufgabe  zufallen  wird,  ihre  Ausführungen  mit  freien 
Ornamenten  zu  dekoriren,  so  ist  es  von  höchster  Wichtigkeit, 
dass  die  Vorlagen  für  dag  Freihand-  und  Ornament-Zeichnen  mit 
Sorgfalt,  mehr  wie  dies  bisher  geschehen,  gewählt  werden,  als 
ein  Hauptmittel,  den  Kunstsinn  des  Schülers  nach  Möglichkeit  zu 
bilden.  Es  hat  der  Kommission  die  Wahrnehmung  sich  aufge- 
drängt, dass  auch  tur  diese  T)i.sziplin  der  Architekt,  nicht  der 
Maler,  der  geborene  Lehrer  des  Bauhand werkers  ist.  —  Mit  Aus- 
lassungen wie  den  vorstehenden  soll  der  Entwickelung  der 
.Talente-  keineswegs  entgegen  getreten  sein.  Ks  scheint  indess 
besser,  dann  der  Drang  zum  Fortschreiten  bei  ihnen  zwar  auge- 
regt, zugleich  aber  durch  den  Hinweis  gezflgelt  werde,  dass  der- 
selbe auf  Grund  der  auf  der  Haugewerkschule  zu  erwerbenden 
tüchtigen  praktischen  Bildung  mit  dem  Hülfsniittel  der  Weiter- 
bildung auf  den  Ateliers,  bezw.  der  Benutzung  des  akademischen 
Studiums,  sich  zu  den  höchsten  Zielen  hindurch  zu  arbeiten  sehr 
wohl  im  Stande  ist,  anstatt  sich  in  unverstandenen  Produktionen 
zu  ergeheu,  die  leicht  zur  Verkenuung  der  «igenen  Ausbildung 
fuhren. 

e.  Entwerfen  von  Gebäuden.  Das  eben  ausgeführte 
Prinzip  findet  seine  volle  Anwendung  auf  den  Unterricht  im  Ent- 
werfen. Ks  erscheint  zulässig,  auch  bei  den  Baugewerkschulen 
mit  !I  Klassen  sehon  am  Ende  de«  /.weiten  Kursus  einige  kleine 
Arbeiten  selbständig  machen  zu  lassen,  um  damit  diu  Befangen- 
heit und  den  Zeitverlust  zu  vermindern,  die  sich  beim  Heran- 
treten der  Schuler  an  Selbstthfitigkcit  immer  heraus  stellen. 
Zweckmäßig  ist  die  Einrichtung  von  Schnellentwürfen  in  Skizzen. 
Dagegen  ist  unzweifelhaft,  dass  die  Baugewerkschulen  in  ihrer 
jetzigen  Verfassung  bei  höchster  Anstrengung  von  Schillern  und 
Lehrern  nicht  Architekten  für  reich  durchgebildete  Bauanlageu, 
wie  z.  B.  grofse  Kirrheu  und  dergleichen,  bilden  können.  Wenn 
durch  einzelne  der  vorliegenden  Projekte  diese  Behauptung  in 
Frage  gestellt  zu  sein  scheint,  so  wäre  es  wichtig,  in  diesen  Fällen 
speziell  den  Bildungsgang  und  die  Befähigung  des  Schalers  zu 
prüfen.    Die  Kommission  steht  nicht  an  zu  behaupten,  dass  sich 


heraus  stellen  wird,  dass  entweder  die  Schüler  die  Gelegenheit 
gefunden  haben,  aufser  dem  Kursus  der  Schule  sich  die  Uber 
das  gewöhnliche  Maaß  gehende  Fertigkeit  anzueignen,  oder  dass 
eine  geschicktere  fremde  Hand  mehr  als  eigentlich  erlaubt  und  für 
den  Schüler  gut  ist,  an  den  Projekten  gethan  hat  Aufserdem  darf 
nicht  unerwähnt  gelassen  werden,  dass  bei  eiuer  grölsern  Anzahl 
mit  architektonischem  Aufwände  ausgestatteter  Entwürfe  der 
konstruktive  Theil  so  mangelhaft  ausgefallen  ist,  dass  es  fast 

j  scheint,  als  sei  auf  Kosten  des  Unterricht!  in  der  Konstruktion 
der  Unterricht  im  Formen-  und  Farbenwesen  in  unzulässiger 

I  Weise  bevorzugt  worden. 

Es  erscheint  dem  gegenüber  zweckmäßig:  1)  die  Entwürfe 
auf  einfachere  Objekte  zu  beschranken  und  darauf  zu  halten, 

]  dass  nicht  ein  leeres,  schwulstiges  Formenwesen  eiuer  naturge- 
mäßen, dem  Wesen  des  Materials  und  der  Konstruktion  ent- 
sprechenden Ausbildung  vorgezogen  werde:  21  sich  damit  zu  be- 
gnügen, die  Fahnden  durch  eine  korrekte  Behandlung  mit  einem 

|  Schattenton  oder  durch  Srhraffirung  in  die  plastische  Erscheinung 
zu  rufen,  und  endlich  j)  die  Konstruktion  in  allen,  auch  den  unter- 
geordneten Einzelheiten  klar  und  richtig  darzustellen,  namentlich 
aber  auch  alle  für  die  Ausführung  nothigen  Maaße  einschreiben 
zu  lassen.  -  Jedes  ausgearbeitete  Projekt  sollte  füglich  derart 
beschaffen  sein,  dass  dasselbe  unmittelbar  auf  der  Baustelle  ver- 

Als  Resultat  ihrer  Wahrnehmungen  erschien  der  Kom- 
mission hiernach  eine  nicht  unwesentliche  Umgestaltung  des 
Uuterriehtowesens  an  den  Hängewerk-  etc.  Schulen,  soweit  es 
I  die  zur  Begutachtung  unterstellten  Disziplinen  betrifft,  geboten 
und  es  beschließt  dieselbe,  eine  solche  Sr.  Exzellenz  dem 
Hrn.  Handelsminister  in  vorangedeuteter  Weise  zu  empfehlen. 
Die  Kommission  war  der  Ansicht,  dass  die  Frage,  welche  Ver- 
änderungen im  Lehrplan  der  Baugewerkschulen  —  deren  Unter- 
stützung, Beaufsichtigung  und  Vermehrung  angelegentlichst  em- 
pfohlen wird  —  vorzunehmen  sein  müssten,  zunächst  einer 
Konferenz  preußischer  und  auswärtiger  Baugewerkschulen,  unter 
Zuziehung  von  Männern  der  l*raxis,  vorzulegen  sein  werde.  — 

qumm  folgt.) 


Architekten-  und  Ingenieur- Verein  zu  Hamburg.  E x- 
kursion  nach  der  Zollverein*  ■  Niederluhe  am  8.  April  187«. 

Die  Zollvereins  -  Niederlage  ist  ein  nach  den  Entwürfen  des 
Architekten  Hugo  Stammann  erbauter  Hauserkomplex,  welcher  im 
Freihafen-Gebiet  belegen,  eine  Insel  des  Zollvereins  bildet  Die 
Niederlage  enthält  ungefähr  50  theils  drei-,  theiß  viergeschossige 
Häuser,  die  zu  Privatlagern  und  Kuratoren  bestimmt  sind,  aufser- 
dem einen  allgemeinen  Lagerschuppen  und  mehre  Fabrikschup|>en. 
Alle  Waaren,. mit  Ausnahme  von  feuergefahrlichen,  sowohl  zoll- 
freie wie  zollpllichtige,  können  in  dieselbe  eingeführt  werden.  Die 
Niederlage  steht  durch  ein  Gleis  mit  dem  Bahnhof  rSternscbanze" 
und  so  mit  allen  Bahnen  und  den  Kaianlagen  der  Häfen  in  Ver- 
bindung, ist  auch  mit  Post-  und  Telegraphen-Amt  versehen. 

Etwa  M  Mitglieder  unternahmen  den  Ausflug,  um  speziell 
die  Möbel-Fabrik  von  .1.  D.  Hermann,  die  Anstalt  von  Aug.  Specht 
zur  Bereitung  des  Berliner  Tivoli-Bieres  für  den  Export  und  die 
Filiale  der  weltbekannten  Taback-  und  Zigarrenfabrik  von  Justus 
in  Augenschein  zu  nehmen.  Ist  auch  keines  der  Etablissements 
von  so  hervor  ragender  Bedeutung,  oder  besitzt  so  neue  und  inte- 
ressante Hinrichtungen .  dass  eine  eingehende  Beschreibung  au 
dieser  Stelle  gerechUertigt  wäre,  so  war  der  Ausring  doch  lohnend 
genug,  um  dankerfüllt  gegen  die  Besitzer  nach  mehrstündigem 
angenehmen  Aufenthalt  von  dort  zurück  zu  kehren.  — 

Versammlungam  12.  April  1878.  Vorsitzender  Hr.  Hai  ler, 
Schriftführer  Hr.  Kargum,  anwesend  2'J  Mitglieder. 

Verhandlung  über  den  Antrag  von  Hrn.  Hallier,  betr.  eiu 
Geschenk  an  das  Museum  für  Kunst  und  Gewerbe.  Der  Vor- 
sitzende maebt  bekannt,  dass  der  Vorstand  einstimmig  beschlossen 
habe,  von  der  Annahme  des  Antrags  abzurathen,  u.z.  aus  folgenden 
Gründet! :  1.  Weil  derartige  Bewilligungen  überhaupt  außerhalb 
des  Bereichs  der  Vereinslhätigkeit  lägen  und  auch  schon  bei 
anderen  Gelegeuheiteu  abgelehnt  worden  seien;  2.  Weil  der  Be- 
trag von  .rii>o  M.  für  den  Verein  als  Geber  so  erheolich  sei,  dass 
eine  Beschränkung  anderer  diesjähriger,  sehr  nöthiger  Ausgaben 
erforderlich  werde,  wahrend  die  Summe  für  die  Bereicherung 
des  Museums  nicht  ins  Gewicht  falle;  3.  Weil,  wenn  ein  archi- 
tektonischer Verein  einem  Museum  Kunstgegenstände  schenken 
wolle,  dieses  besser  in  Form  eines  gleich  verwendbaren  Geschenkes 
als  in  Form  einer  Geldsumme  geschehen  könne.  — 

Hr.  Hallier  bekämpft  diese  Gründe  energisch,  doch  fallt 
sein  Antrag  mit  allen  gegen  2  Stimmen,  da  die  Freunde  desselben 
in  der  schwach  besuchten  Versammlung  fast  ausnahmlos  fehlen. 

Hr.  Kargum  trägt  die  nach  Beschluss  der  letzten  Versamm- 
lung im  Lesezimmer  ausgelegten  Gutachten  in  Verbands  -Ange- 
legenheiten vor.  Zurück  gezogen  wird  die  Vorlage,  betr.  zivil- 
rechtliche Verantwortlichkeit  der  Techniker  (Haftpflicht),  wahrend 
die  Gutachten  der  Kommissinnen  in  den  Fragen,  betr.  Bezeichnung 
mathematisch -technischer  Größen,  Statistik  des  Bauwesens  und 
baurechtliehe  Bestimmungen  über  Hochbauten  Genehmigung  finden. 

Bin. 


aus  Vereinen. 

Bauteohnischer  Verein  zn  Aachen.  12.  Versammlung 
am  7.  Juni  1878.  Anwesend  1!)  Mitglieder,  Vorsitzeuder  Hr. 
Heinzerling. 

Hr.  Stubben  macht  mit  Bezugnahme  auf  eine  Verhandlung 
des  Ostpreuft.  Vereins  (vcrgl.  I).  B.-Ztg.  1*77  No.  itt)  einige  Mit- 
theilungeu  über  die  für  städtische  Strafseupflasterungen 
und  Trottoire  zur  Anwendung  zu  bringenden  Grundsätze. 

Die  Sorten  -El  u  theilung  der  mastersteine  richtet  sich 
a)  nach  der  Grefte  der  Knpftläche,  welche  für  horizontale  und 
für  ansteigende  Straßen  wesentlich  verschieden  ist;  b)  nach  der 
Genauigkeit  der  Bearbeitung  (In  den  belgischen  Brüchen  werden 
in  dieser-  Hinsicht  5  Sorten,  nämlich  Würfel,  Ketailles,  Ordinaires, 
(  haussee- Pflastersteine  und  Mosaik-Pflastersteine  unterschieden); 
c)  nach  dem  Material,  welches  selbstredend  örtlich  die  gröTste 
Mannichfaltigkeit  darbietet.  Interessant  ist,  dass  die  Brüche  an 
der  Ouithc  gleichzeitig  nach  Paris  und  Brüssel  einerseits  und 
nach  Köln,  Hamburg  und  Berlin  andrerseits  liefern. 

Die  Manipulationen  beim  Pflastern  sind  bei  städtischen 
Strassen  und  Chausseen  ziemlich  gleich:  anders  ist  es  mit  der 
Rundung  des  Profils,  welches  auf  Stadtstraßen  bei  regel- 
mäßiger Reinigung  und  guter  Abwässerung  durch  zahlreiche  Ein- 
laufe  auf  '/«„  bis  '  ,,„  der  Breite  zu  ermäßigen  ist  Für  die 
Entwässerung  des  Untergrundes  ist  bei  städtischen  Straßen  eine 
Unterschotterung  mit  entsprechenden  Rigolen  durchaus  zu 
empfehlen;  die  in  Budapest  neuerdings  befolgte  Methode,  eine 
Straße  zuerst  zu  makadamisiren  und  erst  nach  mehrjähriger  Be- 
nutzung über  den  Makadam  zu  pflastern,  führt  manche  praktische 
Schwierigkeiten  mit  sich. 

Der  Grundsatz,  dass  es  zweckmäßig  sei,  die  Straßenrinne 
in  einige  Entfernung  von  den  Bordsteinen  des  Bürgersteigs  zu 
legen  und  letztere  durch  eine  schräge  A  npflasteruug  zu 
stützen,  hat  sich  auf  städtischen  Straßen  nicht  bewährt:  derartige 
Hohlrinnen  werden  allmälich  unter  Anwendung  eines  geeigneten 
Bordsteinprolils  in  Flachrinneu ,  welche  nur  aus  einer  Reihe 
Pflastersteine  oder  Werksteine  bestehen  und  unmittelbar  an  dem 
9  bis  12""  erhöhten  Trottoirbord  liegen,  abgeändert,  wodurch  die 
nutzbare  Fahrbalm-Breite  vergrößert,  der  Fußverkehr  erleichtert 
uud  das  Aussehen  der  Straße  verbessert  wird. 

Der  Vortragende  geht  dann  zur  Besprechung  der  am  Rhein 
üblichen  Trottoir  Konstruktionen  über:  er  beschreibt  die  Vorzüge 
und  Nachtheile  der  Trottoire  aus  Asphalt,  Zement,  Thon-,  Nieder- 
mendiger- und  Trachvt-Plattcn  sowie  aus  den  sogen.  Platines  von 
Kohlensandstein.  Zement-,  Thun-  und  Niedermendiger  Truttoire 
werden  als  unzuverlässig  oder  undauerhaft  getadelt;  für  breite 
Straßen  werden  Asphalt-  oder  Trarhyt-Trnttoire  empfohlen,  wäh- 
rend für  enge,  verkehrsreiche  und  vielen  Veränderungen  unter- 
worfene Straßen  die  Platines-Trottoire  als  die  geeignetoten  be- 
zeichnet werden. 

Von  Hrn.  Kalff  wird  hervor  gehoben,  dass  Zement- Estrich 
für  Bürgersteige  zwar  nicht  zu  empfehlen  sei,  Zemeutplatten  da- 
gegen in  sehr  zuverlässiger  Beschaffenheit  geliefert  wurden. 

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Nr  52. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


267 


Ilr.  He  in  Gerling  beantwortet  eine  Frage  nach  zweckmäßiger 
Konstruktion  eiserner  Kachwerkwinde ;  er  unterscheidet  2  Arten 
dieser  Wände,  nimlich  solche,  die  an  Stelle  von  massiven  Um- 
fassungsmauern etc.  errichtet  werden,  und  solche,  die  nur  Ilolz- 
fackwerk  ersetzen  sollen.  Die  enteren  bestehen  aus  einer  etwa 
14  . 1 >n  starken  Fußplatte  auf  gemauertem  Sockel,  aus  T_  '"r" 
migen  Pfosten  von  etwa  M  •  1  .  4  .  1  «■  Querschnitt  in  Ab- 
standen von  1  big  1,5 aus  doppelten  Eck-  und  Thürpfosten 
und  aus  etwa  8.1.4.1™  starken  "J  förmigen  Doppel- 
riegeln, welche  in  Stockwerkshöhe  die  Balken  tragen.  Die  /.weite 
Art  wird  aus  T  oder  _J_  förmigen  9 . 3 .  1  *m  starken  Pfosten  und 
i>  ■  0,0  ""  starken  horizontalen  Flacheisen  mit  einer  Feldertkeilung 
von  etwa  1,5 — 2 m  Breite  und  0,7  0,8"  Hohe  gebildet;  die 
Felder  werden  sn  ausgemauert,  dass  die  au  den  Kndcn  umge- 
kröpften und  vernieteten  Flacheisen  mitten  in  der  Mörtelfuge 
liegen;  Thür-  und  Fensteröffnungen  werden  durch  Einlegen  von 


Joder"!  Eisen  hergestellt.  Die  Vortheile  des  Eiseufachwerks  liegen 
in  der  lUuinerspai  niss  gegenüber  massiven  Mauern  und  in  der 
grösseren  Dauer  und  Feuersicherheit  gegenüber  dem  Holzfachwerk. 

Der  Fragekasten  enthält  die  Frage:  Ob  es  zweckmäßig  sei, 
in  Aachen  einen  Ge  werbe  verein  zu  begründen  und  ob  der  Bau- 
technische  Verein  dies  anregen  solle?  Die  Hrn.  Kalif,  Heinserling 
und  von  Kaven  machen  Mittheiluugeu  Ober  die  Organisation 
und  das  Wirken  ähnlicher  Vereine  in  Frankreich,  in  Württem- 
berg und  in  Hannover.  Der  Vorschlag,  zunächst  eine  Aus- 
stellung der  Baugewerbe  und  der  verwandten  In- 
dustriezweige hier  in  Aachen  zu  veranstalten,  tiudet  allge- 
meinen Beifall;  eine  Kommission,  bestehend  aus  den  Hrn.  Dieck- 
hoff,  Hürth,  Ritze,  Kotiert/  und  Zimmermann,  wird  ernannt,  um 
dem  Vereine  nähere  Vorschlage  zu  machen.  — 

Zur  Aufnahme  in  den  Verein  gelangt  Hr.  v.  Rosnowski. 

St 


Vermischtes. 

Restauration  der  St  Gereon -Kirche  In  Cöln.  Die  im 
1.  .lahrhnndert  durch  die  Kaiserin  Helena  erbaute  Pfarrkirche 
St.  Oereon  zeigt  in  ihrer  jetzigen  Oestalt  die  Forraengebung 
aller  mittelalterlichen  Stilarten.  Der  erste  Bau,  dessen  Beste 
wir  noch  auf  der  Nordseite  und  Südostseite  des  Zehneck-Baues 
sehen,  hatte  den  Charakter  einer  Rundkirchc  mit  Kuppel  und 
Kapellenkranz  und  war  nach  Osten  mit  halbrundem  Chorabschluss 
versehen.  Die  Kirche  hiel's  .Zu  den  goldenen  MaUrern"  und 
lag  bis  zur  Erbauung  der  jetzigen  Umwallung  mit  ihren  Thürmen 
und  Thorburgen  vor  den  Mauern  der  ehemaligen  Römerstadt; 
das  Kuppeldach  soll  von  Knpfer  mit  vergoldeten  Mustern  ge- 
wesen sein;  bei  einem  Raubzuge  der  Normannen  soll  die  Kirche 
geplündert  und  des  „goldenen*  Daches  Im- raubt  worden  sein. 

Im  11.  Jahrhundert  fand  ein  bedeutender  Umbau  des  Gottes- 
hauses statt,  durch  welchen  der  alte  Chor  entfernt  und  nach  der 
Ostseite  bin  ein  basilikenartiger  Langbau  mit  llolzdecke,  darunter 
die  dreischiffige  Krypta,  zwei  Seitenthürmu  und  ein  halbrunder 
Chorschluss,  errichtet  wurde.  Die  Nikolai-Kapelle  auf  der  Süd- 
seite und  die  jetzt  abgebrochene  Cäcilien-Kapelle  auf  der  Nord- 
seite scheinen  die  unteren  Geschosse  der  damaligen  Seitenthürme 
gewesen  zu  sein.  Unterhalb  des  jetzigen  Pfarraltars  befand  sieh 
Grabmal  und  Sarkophag  des  h.  Gereon. 

Krzbischnf  Arnold  U.  entfernte  im  12.  Jahrhundert  den  da- 
maligen Chorabsehluss,  verlängerte  die  Krypta,  errichtete  die 
jetzige  Chorabsis  mit  den  herrlichen  Seitenthflmien  und  liefs  den 
rdtcren  Langbau  erhöhen  und  überwölben. 

Der  Beginn  des  13.  Jahrhunderts  schuf  an  St.  Gereon  die 
gewaltige  Zehnecks-Kuppel  statt  des  alten  Rundbaues,  im  Innern 
»4,5  •»  hoch,  mit  ihrem  Kapellenkranz  und  den  Emporen,  ferner 
auch  die  liebliche  Taufkapelle  an  der  Südseite. 

Im  Anfange  des  14.  Jahrhunderts  entstand  die  gewölbte 
Sakristei  auf  der  Südseite,  ein  herrliches  Muster  schönster  gothischer 
Formcugebung ,  in  den  hohen  Fenstern  noch  mit  ursprünglichen 
Glasmalereien  versehen. 

Das  15.  Jahrhundert  brachte  für  die  Kirche  die  Erneuerang 
der  Gewölbe  im  östlichen  Laughaus,  welche  eingestürzt  waren, 
und  das  Iii.  Jahrhundert  die  Erneuerung  des  Kuppeldaches. 

In  den  folgenden  Jahrhunderten  erstreckte  sich  die  Haupt- 
thätigkeit  auf  das  Innere  der  Kirche;  leider  war  dieselbe  vor- 
wiegend auf  Zerstörung  des  schönen  und  charakteristischen  Alten 
bedacht.  So  wurden  alle  alten  Wandmalendon  theils  zerstört, 
tbeils  mit  beziehungslosen  Ornamenten  Ubermalt,  und  welche 
Schatze  man  hierbei  acht-  und  pietätlos  opferte,  ersieht  man  aus 
den  in  neuerer  Zeit  wieder  aufgedeckten  Wandgemälden  aus  dem 
13.,  11.  und  15.  Jahrhundert  am  Haiiptportale,  in  der  Taufkapelle, 
Nikolai-Kapelle  und  Krypta. 

In  den  letzten  Dezennien  erst  war  man  wieder  darauf  be- 
dacht, das  gute  Alte  zu  erhalten,  zu  schützen  und  wo  möglich  zu 

Unter  dem  Krzbischof  v.  Geifsel  wurde  durch  Raschdorf 
der  Zehnecks-Bau  restaurirt,  ferner  auch  der  alte  Mosaikboden  in 
der  Krypta  studirt,  gesammelt,  gezeichnet,  vervollständigt  (durch 
Wiethase  und  Avenarius)  und  aufs  neue  gelugt  Die  Krypta 
selbst  wurde  restaurirt  und  nach  den  alten  Resten  wieder  ausge- 
malt; später  erfuhren  der  I  .angbau  des  Chors,  die  Sakristei  und 
Taufkapelle  durch  Raschdorf  äußerlich  eine  Restauration  und 
es  wurde  durch  Stau  der  neue  Pfarraltar  nebst  Kommunionbank 
am  Anfang  des  Chorea  errichtet. 

Neuerdings  führten  die  durch  den  Orkan  vom  12.  März  1870 
an  dem  Kirchendach  verursachten  Beschädigungen  zu  genauen 
Untersuchungen  und  schliefslich  zu  dem  Keschtuss,  einen  Neuhau 
der  Kuppelbedacbung  vorzunehmen,  welche  ganz  und  gar  aus 
Tannenholz  konstrnirt,  an  mehren  Strebehölzern  die  Inschriften 
enthält:  1)  Julumnt*  Lutkicig  Juü  magitler  operis.  Anno 
Vitu*  llgtn  Jtei»  hec.  .  .  .  Anno  WiS '.  2)  Panis  Ilugonis  tuil 
aeeeptzio  hujwt  laltorb.    Anno  Ifec  scripiit  Anno  Urft) 

und  3)  verschiedene  Wappen  mit  dem  Dachdecker-Zeichen  und 
Anno  1576'.  Die  Deckung  besteht  aus  schweren,  gegossenen 
Blei  platten  und  zeigt  an  einigen  Stellen  um  die  Spitzen  herum 
noch  die  mit  Zinn  aufgelötbeten  geometrischen  Figuren  eines 
Mosaikmusters,  welche  ehemals  vergoldet  waren  und  wahrschein- 
lich von  einer  früheren  Bedachung  herrühren,  deren  Reste  im 
Jahre  157«  wieder  benutzt  wurden. 


Es  besteht  nun  die  Absicht,  das  jetzige  in  sehr  schlechtem 
Zustande  befindliche  Kuppeldach  zu  entfernen  und  durch  ein 
neues  zu  ersetzen,  welches  unter  genauer  Beibehaltung  der  alten 
Form  und  Gestaltung  unter  dem  Schlusskreuz  wieder  einen  Kranz 
uiusivischer  Ornamente  besitzt.  Die  Ausführung  der  betr.  Ar- 
beiten hat  vor  kurzem  begonnen,  die  Leitung  derselben  ist  in  die 
Hände  des  Baumeisters  Hrn.  Lange  gelegt  worden.  — 

Zar  Frage  der  Herstellung  geruchfreier  Haas  -  Ab- 
leitungen gingen  uns  im  Anschluss  an  die  Mittheilnngen  in  No.  15 
und  40  er.  2  weitere  Zuschriften  zu,  die  wir  nachstehend  der 
Oeffentlichkeit  unter  Beifügung  des  Wunsches  übergeben,  von 
einer  weiteren  Verfolgung  des  Gegenstandes  in  den  Spalten  dies. 
Rl.  für  die  nächste  Zeit  Abstand  zu  nehmen,  weil  wir  durch 
Raummangel  gehindert  sein  würden,  betr.  Zuschriften  Auf- 
nahme zu  gewähren. 

Die  heute  vorliegenden  beiden  Zuschriften  lauten: 

L 

In  deujeuigeu  Fällen,  welche  bei  der  Mittheilung  in  No.  15  er. 
dies.  Bl-  vorausgesetzt  werden,  haben  die  Wasserschlüsse  häufig 
ganz  gefehlt.  Das  kommt  bei  neueren  Leitungen,  die  aus  der 
Hand  tüchtiger  Spezialisten  hervor  gegangen  sind,  gewiss  nicht 
vor,  und  es  wird  somit  wohl  ein  Unterschied  zwischen  alteren  und 
neueren  Anlagen,  den  der  Hr.  Verf.  der  Mittheilung  in  No.  40 
kaum  anerkennen  will,  zu  machen  sein. 

Es  lässt  sich  behaupten,  dass  eine  geruchfreie  Abfluasleitung 
in  jedem  Fall  herzustellen  ist  —  freilich  nur,  indem  mau  das- 
jenige beherzigt,  was  in  No.  15  ausgesprochen  ist.  Von  einem 
Einschreiten  der  Baupolizei  ist  nur  wenig  Gutes  zu  erwarten, 
und  zwar  deshalb  nicht,  weil  die  dynamischen  Verbältnisse,  die  in 
langen  Rohrleitungen  stattfinden,  so  komplizirter  Art  sind,  dass 
es  oft  dem  tüchtigen,  fachlich  gebildeten  Spezialisten  selbst  an 
einer  genügenden  Erklänmg  fehlt.  Daher  tappt  dann  der  zwar 
fachlich  hoch  gebildete,  aber  meist  ziemlich  unerfahrene  jüngere 
Bautechniker,  dem  die  nähere  Untersuchung  solcher  Fälle  zuge- 
wiesen wird,  oft  im  Dunkeln  und  die  daraus  resultirende  Polizei- 
Verfügung  klammert  sich  an  irgend  ein  passend  zu  habendes 
Wort  oder  ein  Schema  an,  ohne  den  eigentlichen  wunden  Punkt 
zu  treffen.  — 

Ueber  die  Wirkungen ,  die  ein  aufgesetztes  Ventilationsrnhr 
ausübt,  scheinen  die  meisten  Techniker  im  Unklaren  zu  sein. 
Woher  soll  in  einem  Rohr  von  100— 150'°"»  Weite,  welches  in 
den  allermeisten  Fällen  unten  offen  ist,  im  Ruhezustande  eine 
Spannung  herkommen?  Eine  einfache  Rechnung  ergieht,  dass  ein 
Orkan  außer  Stande  ist,  eine  Wassersäule  auch  nur  5"""  hoch 
zu  beben,  gewiss  also  auch  nicht  im  Stande  ist,  das  Wasser  aus 
einem  Verschluss  zu  verdrängen,  der  sehr  leicht  mit  30  bis  !*)>«<« 
hoher  Wassersäule  gesperrt  wenlen  kann.  Spannungen  in  den 
Rohren  können  eben  nur  dadurch  entstehen,  dass  das  aus  relativ 
großer  Hohe  herab  stürzende  Wasser  Luft  von  oben  nachsaugt 
and  iiiiteu  Luft  kotupriiuirt,  wie  etwa  bei  dem  sogen.  Wasser- 
trommel-Geblase. Gegen  solche  Wirkung  nun  kann  ein  Ventilations- 
rohr gar  nichts  helfen;  höchstens  vermag  dasselbe  zu  verhindern, 
dass  der  Verschluss  zur  Hälfte  ausgesaugt  wird.  Das  ist.  aber 
bei  genügender  Höhe  des  Verschlusses  ganz  unschädlich ,  da 
immer  noch  15  bis  30ronl  Wassersäule  verbleiben  werden. 
Mehr  als  zur  Hälfte  kann  ein  Verschluss  nie  ausgesaugt  werden, 
da  bei  noch  weiterem  Saugen  die  ganze  Wassersäule  im  auf- 
steigenden Schenkel  des  U  förmigen  Rohrs  sich  befindet  und  die 
nachdringende  Luft  in  Blasenform  einziehen  lässt. 

Das  in  Gestalt  der  Verringerung  des  Abfallrohrs  nach  oben 
angebrachte  Ventilationsrohr  hat  also  für  das  Haus  selbst  nur 
geringen  Werth:  nützlich  bezw.  nöthig  dagegen  ist  dasselbe  an 
,  Stellen,  wo  durch  herab  stürzendes  Wasser  Spannungen  der 
Kanalgase  erzeugt  werden,  also  meistens  im  unteren  Tb  eil  der 
Leitung,  da  wo  Regenrohre  einmünden  oder  auch  Krümmungen 
oder  verkehrte  Gefälle  den  Abzug  von  Luft  und  Wasser  hindern. 
Ebenso  ist  dasselbe  nützlich  am  oberen  Luftsack  des  Traps 
fOcruch-Verschlusses),  wo  es  jedes  Aufsaugen  oder  Herauswerfen 
der  Wassersäule  absolut  hindert.  Ohne  ein  Veutilationsndir  an 
dieser  Stelle  ist  ein  doppelter  Wasserschlnss  nicht  besser,  als  ein 
einfacher,  uie  aber  ist  ein  doppelter  Verschluss  besser  als  ein 
einfacher  Verschluss  von  doppelter  Wassersäulen-Hohe. 

Das  einfache  U  fönnige  Rohr  ist  bei  richtiger  Anwendung  ein 

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268 


DEUTSCHE  &AOZEITUNG. 


29.  Jnni  1878 


vollkommener  Apparat,  dass  es  schwerlich  je  flbertroffen 
wird. 

Die  Lüftung  von  Kloset-Räumen  ist  schon  deshalb  sehr 
nöthig,  weil  da»  Spülen  der  Kloseta  häufig  unterbleibt,  aber  auch 
selbst  dann,  wenn  die  Spülung  nicht  gerade  unterlassen  wird,  das 
Wasser  ausser  Stande  ist,  fettige  Anthcile  der  Exkremente  voll- 
ständig weg  zu  waschen.  Leider  kommt  es  selbst  in  sogen,  reinlichen 
Haushaltungen  vor,  dass  der  Duft  des  Klosets  lieber  Tagt  lue 
ertragen  wird,  als  dass  man  von  Seife  und  Bürste  zur  gründ- 
lichen Reinigung  der  lnuentlücho  des  Klosetbeckens  ein  oder  ein 
paar  Male  Gebrauch  macht. 

Frankfurt  a.  d.  0.  F.  Schmetzer. 

n. 

Kine  Haupt-Quelle  des  Qhlcn  Geruchs  unserer  Hauswasser-Ab- 
leitungen  sind  die  Vorsenken  oder  Schlammkästen ,  welche  dazu 

Sand  ut 


>r  Natur  der  Sache  nach  keine  grofen  Abmessungen 
md  werden  daher  in  kurzer  Zeit  bis  zur  Abflusshohe 
angefüllt.  Alle  nachfolgende  Flüssigkeit  rührt  die  faulende  Masse 
wieder  auf  und  bringt  ihr  neue  Nahrung,  so  dass  sich  abscheu- 
liche Gerüche  von  vielerlei  Zusammensetzung  nnd  giftige  Gase 
entwickeln,  die  mit  der  warmen  Kanalluft  in  die  Hausleitungen 
aufsteigen  und  durch  die  Wasserverschlns&e  durchtreten. 

Je  gröfer  die  Vorsenken  siud.  desto  gröfer  wird  das  Lehel. 
Würden  dieselhen  taglich,  oder  womöglich  mehrmals  im  Tage 
gereinigt,  so  würde  der  Febelstand  weniger  fühlbar  sein;  aber 
derjenige,  der  mit  dem  Betriebe  solcher  Ableitungen  hekannt  ist, 
weifs,  dass  diese  öftere  Reinigung  trotz  strenger  Polizei  -  Ver- 
ordnungen nicht  zu  erreichen  ist.  Der  Schlamm  bleibt  lange  in 
den  Behältern  stehen,  und  wenn  dieselben  zur  Höhe  der  Abtluss- 
mündung  sich  gefüllt  haben,  so  wird  dieser  Schlamm  durch  die 
Schlitze  oder  Maschen  der  vor  den  Rohrleitungen  befindlichen 
Gitter  in  die  Sypbons,  u.  s.  w.  gedruckt  oder  gespült,  und  es  ist 
dann  nichts  weiter  mit  den  Vorsenken  erreicht,  als  dass  schwere 
nnd  gröbere  Stücke  zurück  gehalten  werden. 

Das  kann  aber  ebenfalls  erreicht  werden,  wenn  man  die 
Abflussröhren  am  Boden  des  Senkkastens  münden  lässt,  nnd 
sie  dort  mit  einem  fest  sitzenden  Rost  versieht.  Ich  fürchte 
mich  bei  kraftiger  Wasserspülung  durchaus  nicht  vor  Schlamm 
und  Sand  in  den  Thonröhren  und  begehbaren  Kanülen :  ich  halte 
anderswo  Haseufelle,  grolien  Grand,  hall«  Ziegelsteine  und  ganze 
Damen -('hignons  durch  die  Thonrohr  -Leitungen  passiren  sehen, 
und  deshalb  bei  hiesiger  Stadtverwaltung  auch  durchgesetzt,  dass 
für  die  Haus-Anschlüsse  wie  für  die  Rinnstein-Einfalle  Vorsenken 
angewendet  werden,  bei  denen  das  Abttussrobr  am  Boden  und 
an  der  tiefsten  Stelle  des  Sinkkastens  liegt,  so  dass 
nur  solche  festen  Korper,  die  durch  die  Maschen  oder  Schlitze 
der  Roste  nicht  hindurch  können,  in  deu  Senkkasten  zurück  ge- 
halten werden. 

Spezielles  über  die  Konstruktion  der  Roste  und  Anordnung 
der  Rinnstein- Hinfalle  und  Hansableitungen ,  wie  ich  sie  hier  in 
Duisburg  eingeführt  habe,  behalte  ich  zur  Mittheilung  in  meinem 
in  Arbeit  befindlichen  Buche  „fleher  gesunde  Wohnungen"  etc.  vor. 

Duisburg,  deu  18.  Mai  1878. 

H.  Schill»,  Stadtbaumeister. 

Zagbarrleren.  In  No.  -10  er.  dies.  Zeitg.  ist  der  von  mir 
konatruirten  Zugbarriere  Erwähnung  geschehen  und  hierbei  die 
Ansicht  ausgesprochen  worden:  es  könne  nicht  ausbleiben,  dass 
die  Barriere  sich  zuweilen  plötzlich  in  Bewegung  setze  und  sich 
ruckweise  schliefe  u.  s.  w. 

Ich  glaube  dieser  Ansieht  widersprechen  zu  müssen.  Die 
an  beiden  Knden  des  Drahtzuges  angebrachten  Gewichte  sind  so 
reichlich  bemessen,  dass  der  Draht  stets  straff  angezogen  bleibt, 
in  Folge  dessen  beim  Heben  des  einen  Gewichts  sofort  ein 
Sinken  des  anderen  eintritt  und  daher  ein  mckweises  Schliefen 


wird.     Das  Keguliren  dieser  beiden  Gewichte 
durch  den  Bahnwärter  ist  daher  nicht  erforderlich.  - 

Durch  Reskript  des  Handels  -  Ministers  vom  18.  Januar  1877 
ist  anerkannt  worden,  dass  bei  Zugbarrieren  es  vorzuziehen  sei,  dass 
beim.  Reifen  des  Drahtes  die  Barriere  sich  schliefe,  wie  dies 
bei  der  von  mir  knnstniirten  Barriere  der  Fall  ist;  dieses  Schliefen 
lindet  keineswegs  in  so  heftiger  Weise  statt,  wie  in  dem  obigen 
Artikel  angenommen  wird.  Bereits  im  .fahre  1876  fand  durch 
die  technischen  Mitglieder  der  hiesigen  Eisenbahn -Direkt]  i  und 
mehre  Oberbeamte  eine  dahin  zielende  Prüfung  einer  seit 
längerer  Zeit  im  Betriebe  befindlichen  Barriere  von  350'»  Zug- 
lange statt,  wobei  der  Draht  an  der  ungünstigsten  Stelle  (am 
Barrierepfosten)  zerschnitten  wurde.  Diese  Versuche  ergaben, 
dass  weder  für  die  Bäume  noch  für  die  Passanten  irgend  welche 
Gefahr  verletzt  zu  werden  vorhanden  war. 

Ine  Konstruktion  dieser  Barriere,  von  welcher  etwa  40  Stück 
Inn  der  Saarbrücker  Eisenbahn  bereits  im  Betriebe  sind,  ist 
durch  Reichspatent  No.  101-t  geschützt. 

St.  Johann-Saarbrücken,  den  21.  Juni  1878. 

de  Neree,  Eisenbahn  -  Bau 

An»  der  Pachlitteratnr. 

Dio  städtische  Waseerversorgnns;. 

München,  1878.    R.  Oldenltourg.   


Der  Band  f  dieses  auf  8  Bände  berechneten,  das  ganze 
Gebiet  der  modernen  Wasserversorgung  umfassenden  Lehrbuches 
wird  nicht  verfehlen,  selbst  bei  denjenigen  Lesern  Interesse  zu 
erwecken,  welche  den  speziellen  Th eilen  des  bearbeiteten  Gebiets 
fem  stehen.  Derselbe  ist  als  „Statistik  der  städtischen  Wasser- 
versorgungen" bezeichnet  und  enthält  über  ca.  300  deutsche,  öster- 
reichische nnd  Schweizer  Orte  in  gedrängter  Kürze  schätzens- 
werthe  Angaben.  Seitens  des  Vereins  deutscher  Gas-  und  Wasser- 
Fachmänner  wurden  1876  an  eine  grofe  Zahl  von  Wasserwerken 
Fragebogen  gesandt,  deren  zum  Theil  mit  gröfer  Vollständig- 
keit und  Genauigkeit  eingelaufene  Beantwortungen  als  Haupt- 
material  hei  Abfassung  der  Statistik  gedient  haben. 

Die  Zusammenstellungen  haben  ihrer  Grundlage  nach  natür- 
lich nicht  für  alle  Städte  gleiche  Vollständigkeit,  doch  finden  sich 
namentlich  aus  den  gröberen  Städten  sehr  vollständige  Angaben 
über  alle  Fragen,  die  bei  Neu-Anlagen  und  bei  Veränderung  be- 


vorkommen.  —  Diese  sind  z.  B.  Maxima  und  Minima  der  Wai 
abgäbe,  Verbrauch  pro  Kopf,  Verbrauch  für  öffentliche  Zwecke, 
Verkauf  nach  Taxation  und  durch  Wassermesser,  Länge  und  Weite 
des  Rohrnetzes,  Zirkulations-  oder  Verästelungs-System,  Druck- 
verhältnisse, Hochreservoirs,  spezielle  Beschreibung  der  Maschinen 
und  Pumpen,  Leistung  und  Kosten  derselben,  verschiedene  Ge- 
winnungsweisen des  Wassers  und  Qualität  desselben. 

Neben  den  technischen  und  sanitären  Daten  laufen  finanzielle 
Mittheilungen  her.  Können  auch  die  Wasserwerke  im  Punkte 
des  Geldgewinns  nicht  mit  den  Gaswerken  konkurriren,  so  lange 
nicht  ein  den  strengsten  Anforderungen  genügender  Wassermesser 
erfunden  ist,  so  zeigt  sich  doch  wie  fast  überall  die  durch- 
schnittlichen Förderkosten  pro  kbn  trotz  der  „theueren  Zeiten" 
sich  vermindert  haben,  wed  bessere  maschinelle  Einrichtungen 
Erspaningen  gebracht,  vielleicht  auch  schärfere  Kontrollen  der 
Wasservergeudung  gesteuert  haben. 

Der  schon  im  Alterthum  anerkannte  Satz,  dass  reichliche 
Zuführung  eines  gesunden  Wassers  einen  wichtigen  Faktor  des 
gesammteii  Knlt Urzustandes,  also  auch  des  Nationalvermögens 
bilde,  ist  neuerdings  wieder  in  den  Vordergrund  getreten.  Die 
„Statistik"  zeigt  deutlich  dies  Streben  der  neueren  Zeit  nach 
möglichst  tadelloser  Qualität  und  einer  für  alle  absehbare  Zeit 
genügenden  Quantität  des  Wassers. 

In  der  Einleitung  des  Buches  stellt  der  Hr.  Verf.  sich  auf 
den  mehr  nnd  mehr  zum  Ausgangspunkte  mancher  technisch- 
litterarischen  Leistungen  gewählten  .historischen"  Boden.  Man 
wird  hier  erfreut  durch  den  Eifer,  mit  dem  alle  einschlägigen 
Daten  aus  der  Bibel  und  aus  alten  Klassikern  der  Griechen  und 
Römer  gesammelt  worden  sind. 

Spezialisirung  der  Leistungen  ist  das  Schlagwort  der  Zeit; 
in  der  Spezialität  aber  muss  höchste  Gründlichkeit  stattfinden. 
Das  begonnene  Werk  ist  ein  solches,  welches  dieser  Forderung 
in  vollstem  Maafe  entspricht.  Reese. 


Von  E.  Gr  ah  ii. 


KonknrrenxeD. 

Aafaerordontllcho  Monats  -  Aufgaben  für  den  Axoni- 
tekten- Verein  zu  Berlin  zum  1.  August  1878. 

1)  Die  Stadt  Mühlbausen  i.  Th.  beabsichtigt,  auf  einem 
freien  Platze  vor  dem  Bnrgtbore  ein  Kriegerdenkmal  zu  errichten. 
Die  Ausführung  ist  für  Haustein  oder  Rronzegnss  zu  projektiren. 
Die  Kosten  des  Denkmals,  ausseid,  der  Fundamentining,  dürfen 
die  Summe  von  18  00»  M.  nicht  überschreiten.  Die  Form  wird 
frei  gegeben.  Ks  werden  verlangt:  1  Grundriaa  und  die  nöthigen 
geometrischen  Ansichten  im  MaaTstabe  1  :  Ii»,  1  Situationsplan  im 
Maafstabe  1  : 600,  eine  perspektivische  Skizze  und  1  Kostenüber- 
schlag,  der  die  strenge  Innehaltung  der  ausgesetzten  Summe 
nachweist  —  Nach  dem  Unheil  der  Kommission  wird  den  beiden 
besten  Arbeiten  ein  Preis  von  300  bezw.  200  M.  zuerkannt,  wobei 
vorbehalten  ist,  die  Summe  von  500  M.  als  einzigen  Preis  zu  er- 
theilen.  -  Ausserdem  wahrt  das  Krake  sich  das  Recht,  für 
100  M.  einen  weiteren  Entwurf  zu  erwerben.  Eine  Situation  des 
für  das  Denkmal  iu  Aussicht  genommenen  Platzes  ist  vom  Vereins- 
Sekretariat  zu  beziehen. 

2)  Eine  Weinhandlung  wünscht  eine  künstlerischen  Ansprüchen 
genügende  Zeichnung  für  ihre  auf  die  Weinflaschen  zu  klebenden 
Etiquetten,  welche  in  einer  Länge  von  12 "*  nnd  einer  Breite 
von  t>,5  *ra  angefertigt  werden  sollen.  Hinreichender  Raum  für 
deutliche  Bezeichnung  der  Weinsorte,  des  Namens  und  Hauses 
des  Weinhändlers,  sowie  inshes.  die  geographische  Darstellung 
der  Mosel  von  Koblenz  bis  westlich  von  Trier  mit  der  Saarmündung, 
unter  Aufschrift  der  bedeutenderen  und  bekannteren  Orte  an  der 
Mosel,  sind  Hauptltedingnngen.  ■  -  Die  event  Anbringung  einer 
Schutzmarke  ist  frei  gestellt  Einen  Anhalt  bietet  den  Kon- 
kurrenten die  von  dem  Vereint-Sekretariat  zu  beziehende  Etiquette. 

-  Es  ist  jedoch  frei  gestellt ,  die  Gröfse  der  kleinen  mittleren 
geographischen  Karte,  ohne  der  Deutlichkeit  zn  schaden,  einzu- 
schränken. —  Verlangt  wird  eine  Zeichnung  in  natürlicher  Grofe 
und  eine  zweite  in  doppeltem  Maafstabe.  —  Für  die  beiden  besten 
konkurrenzfähigen  Arbeiten  sind  Preise  von  50  resp.  30  M.  aus- 
gesetzt — 

Die  gekrönten  Arbeiten  werden  Eigenthnm  des  Komites, 
bezw.  der  Weinhandlung,  die  übrigen  Eigenthum  des  VcreinR. 

Die  Entwürfe  sind  bis  zum  1.  August,  Abends  >.  l'hr, 
an  die  Vereins-Biblinthek  einzuliefern. 


>uu  C»rl  B..IIH  1»  B.rll.     K*f  d.r 


K   K.  <>  PriSSSt,    »ntrk:  W.  M»*«r  Hoftür  kdrork.r.l .  B«li,. 


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Nt.  53.  DEUTSCHE  BAUZEITUNG.  269 


1:  ArrhrUkt« - VVrria  »  Bulla.   -  Vtbcr  Aabullan«  roo  Nora.lprofilen  für  Wllnlwn    -  Konk.r  r.mro.  —  F.r.on.l .  N»cbrlf  hC.B.  - 
Bj|»f-  and  Kr«»oli»»lrn. 


Architekten-Verein  zu  Berlin.  Exkursion  am  22.  Juni  1878. 
Die  Reichhaltigkeit  des  diesmaligen  Programms  hatte  die  unge- 
r-Zahl  von  etwa  140  an  der  Sammelstelle  Hu- 
des Tapes-Programms,  das  „Physiologische 
n-iiustrafsc  15,  IG,  zusammen  geführt, 
in 


i  gebrachte  „Physikalische  Institut* 
ahren  auf  Staatskosten  errichtete, 


bilden  eine  in  den  letzt 

eben  erst  vollendete  Gebludegruppe  von  ansprechender  architek- 
tonischer Erscheinung.  Insbesondere  das  Aeufsere  der  Bauten 
ist  es,  an  welchem  ein  verhältnissraäßiger  Reichthum  der  Aus- 
stattung in  die  Augen  tritt,  während  im  Innern  durchgehend» 
eine  gewisse  Zurückhaltung  in  der  Dekoration  bemerkt  wird, 
die  im  engen  Einklang  mit  der  Grondriss-  und  Höhen- 
Gestaltung  der  Räume  steht,  bei  welcher  jeder  Anklang  an 
Reichthuin  oder  Monumentalität  fast  sorglich  vermieden  ist.  Die 
ganze  innere  Einrichtung  der  beiden  Institute  halt  den  Charakter 
des  reinen  Nützlichkeitsbaues  aufrecht,  welchem  man  auf  den  ersten 
Blick  die  zwingenden  Einflüsse  ansieht,  die  auf  den  Architekten 
seitens  derjenigen  Persönlichkeiten  ausgeübt  worden  sind,  für 
deren  wissenschaftliche  Thatigkeit  die  beiden  Institute  errichtet 
worden  sind:  die  Professoren  Hrn.  Dubois - Keymoud  und  Heim- 
holte. —  Wir  haben  bei  der  Besichtigung  des  Gebäude-Imiem  mit 
seinen  zahlreichen  kleinen  und  kleinsten  Räumlichkeiten,  den  engen 
Korridoren,  Durchgängen,  kleinen  Treppeuläufcn  und  anderem 
uns  des  Kindrucks  nicht  erwehren  Können ,  dass  in  der 
G<>sta]tnng  dieser  beideu  Bauten  dem  Iudividualismus  wahrschein- 
lich ein  etwas  zu  weiter  Spielraum  überlassen  geblieben  ist  und 
auf  solche  Weise  Räumlichkeiten  und  Räume  entstanden  sind, 
die  den  Bedürfnissen  der  heutigen  Bewohner  muthmaafslich  in 
möglichster  Vollkommenheit  entsprechen,  jedoch  bei  einem  Wechsel 
der  Persönlichkeiten  mancherlei  Wunsche,  dass  dies  und  jenes 
eben  „ anders"  sein  möchte,  aufkommen  lassen  werden! 

Im  übrigen  sind  wir  durch  Umfang,  Mannichfaltigkeit  und 
relative  Unübersichtlichkeit  der  Anlage  daran  verhindert,  auch 
nur  andeutungsweise  auf  Einzelheiten  einzugehen,  die  nur  unter 
Zuhülfenahme  zahlreicher  Skizzen  und  mit  großem  Raumauf- 
wande  event  würden  leidlich  klar  gelegt  werden  können. 

Was  bei  einem  flüchtigen  Besuche  durch  Vorlage  von  Bau- 
zeichnungen und  mündliche  Erklärungen  zur  Orientirung  der 
Theilnehmer  überhaupt  geschehen  konnte,  wurde  durch  die  sorg- 
lichen Bemühungen  des  Hrn.  I,andbauitieistcr  Zastrau  und  der 
Baumeister  Hrn.  Neiiniaun  und  Wentzel  geleistet,  so  dass 
die  Exkursion  nach  längeren!  Aufenthalt,  befriedigt  von  dem  Ge- 
sehenen, sich  ihrem  zweiten  Zielpunkte,  den  baulichen  Aulagen 
auf  dem  Terrain  der  vormal.  Königl.  Eisengiefserei, 
Invalidenstraße  57  —  72,  zuwenden  konnte. 

Wir  hatten  diesen  Anlagen  bereits  in  No.  Hl  des  Jahrg.  1H71! 
eine  eingehende  Darstellung  gewidmet  und  können  uuseru  heu- 
tigen Bericht  daher  auf  eine  hlofse  Darlegung  des  seitdem  er- 
reichten Bauzustaudes ,  mit  demjenigen,  was  hieran  in  unmittel- 
er Weise  sich  anschließt,  beschränken. 
Von  den  3  grofseu  Gebäuden,  die  auf  diesem  Terrain  er- 
sollen, Ist  das  erste,  westlich  gelegene,  bereits  so  weit 
gefördert,  dass  dasselbe  zum  bevor  stehenden  Herbst  in  Benutzung 
genommen  werden  kann.  Die  Bergakademie,  für  welche  das 
Erdgeschoss  dieses  Gebäudes  bestimmt  ist,  wird  dalier  im  nächsten 
Wintersemester  dort  ihre  Arbeiten  in  einem  neuen  Heim  beginnen, 
und  die  geologische  Landes-Anstalt  —  die  den  1.  Stock 
erhält  ihre  Sammlungen  zum  Herbst  neu  aufstellen  können; 
beiläufig  ist  für  diese  Aufstellung  eine  Ordnung  nach  den  ver- 
schiedenen Provinzen  des  Staates  vorgesehen.  Das  2.  (ieschoss 
enthalt  neben  der  Dircktorwohnung  ein  allgemeines  Lesezimmer 
und  einen  Kartensaal,  sowie  eine  größere  Anzahl  von  Arbeits- 
zimmern für  Geologen.  Den  reizvollsten  Gehäudetheil  dürfte 
nach  seiner  demnäclistigen  Ausstattung  und  Einrichtung  der 
grofse  35,6™  lange,  15,0  «  tiefe,  mit  doppelter  Glasdcekc  über- 
deckte Hof  bieten,  bei  dem  danach  gestrebt  wird,  Fassung  und 
Inhalt  in  möglichst  vollkommenen  Kinklang  zu  bringen,  da  z.  B. 
die  verschiedenen  Bantheile,  wie  Säulen,  Geländer  etc.,  sowie  Auf- 
stellung»-Vorrichtungen  derartig  gebildet  werden  sullen,  dass  sie 
selbst  zugleich  als  Ansstelliings-Stücke  gelten  können. 

Das  andere,  nach  Osten  gelegte  Gebäude,  welches  das 
Landwirtschaftliche  Museum  und  Lehrinstitut  auf- 
wird,  geht  seiner  Vollendung  erst  zum  Herbst  1875» 
Das  Erdgeschoss  desselben  wird  zum  überwiegenden 
Theil  von  einem  (etwa  800  O  großen)  Lichthofe  nebst  offen 
an  seinem  Umfange  sich  anschließenden  kleineren  Räumen  ein- 
genommen; Hof  und  anschließende  Räume  sind  zur  Aufstellung 
von  der  Landwirtschaft  dienenden  Maschinen  und  Apparaten  tie- 
stimmt und  es  ist  Absieht,  einen  TheiP  derselben  am  Aufstellungs- 
ort in  Gang  zu  setzen.  Eine  Anzahl  von  geschlossenen 
Räumen,  die  sich  in  diesem  Geschosse  findet,  ist  zur  Aufnahme 
von  Sammlungen  aus  dem  Thierreich  bestimmt  —  Den  Samm- 
lungen aus  dem  Pflanzenreich  und  den  Modellsammluugeu  soll 
das  1.  Geschoss,  ausschließlich  zu  Lehrzwecken  des  landwirth- 
schaftlichen  Lchrinstituts  das  2.  Geschoss  gewidmet  sein.  Von 
dem  Innern  des  Gebäudes  darf  mau  nach  der  Vollendung  sich 
eine  große  architektonische  Wirkung  versprechen,  da  in  allen  Theilen 


der  Bautheüe  betrifft,  auf  Erzielung  langer  Durchblicke  und 
interessanter  Perspektiven  hingearbeitet  worden  ist. 

Besonderes  lutercsse  nehmen  neben  der  bemerkenswerthen 
monumentalen  Durchführung  des  Aeussern  und  Innern  der 
beiden  Gebäude  noch  verschiedeue  unter  den  Baumaterialien  in 
Anspruch,  welche  dabei  zur  Verwendung  gekommen  sind.  Die 
Außenseiten  der  Gebäude  sind  —  wohl  als  erstes  derartiges  Bei- 
spiel in  Berlin  —  mit  einer  Verblendung  aus  rheinischem 
1  Ullstein  —  von  Andernach  bezogen  —  versehen  und  im 
'  Innern  hat  man,  im  besonderen  bei  den  zahlreich  vorkommenden 
Säulen  und  Trepjien,  um  eineu  reichen  Wechsel  des  Materials  sich 
bemuht,  indem  neben  schlesischem  Granit  und  schlesischem  Marmor 
auch  belgischer  Marmor  und  schwedischer  Granit,  Trachyt  etc.  in 
verschiedenen  Färbungen  dazu  heran  gezogen  worden  sind. 

Ein  ungefähres  Bild  von  dem  verhältnissmäßigen  Reichthum, 
in  dem  die  beiden  Gebäude  durchgeführt  sind,  mag  die  Angabe 
gewähren,  dass  bei  etwa  4000 [jj»  Grundfläche  der  Bau  der 
Geologischen  Landesanstalt  etwa  1  500  000  M  .  der  des  Land- 
wirtschaftlichen Museums  (bei  gleicher  Grundflache)  etwa 
1  800000 M.  erfordern  wird.  —  Die  13'™  starke  glatte  Tuffstein- 
Verblendung  des  Aeussern  stellt  sich  pro  Q»  auf  16,2  M.,  die 
Säulen  (von  3,70  m  Höhe  und  51  »™  unterem  Durchin.)  kosten  im 
Durchschn.  pro  Stuck  etwa  600  M.  — 

Was  ein  paar  Nützlichkeits-Einrichtungcu  betrifft,  so 
sei  erwähnt,  dass  in  beiden  Gebäuden  Luftheizung  eingerichtet 
wird,  in  den  großen  Hallen  etc.  mit  Zirkulation,  in  den  Sälen  und 
kleineren  Räumen  ohne  Zirkulation.  Die  Zuführung  soll  von  oben, 
die  Abführung  unten  geschehen,  letztere  mit  Zuhülfenahme  von 
Aspiratious-Schloten.  Es  werden  bei  der  großen  Ausdehnung  der 
Gebäude  für  jedes  derselben  vielleicht  I  Dutzend  Heizstellen  er- 
forderlich sein  und  es  ist  diese  Vielheit  wohl  geeignet,  den  Ge- 
danken anzuregen,  ob  nicht  ein  anderes,  eine  weit  geltendere 
Konzentration  der  Heimstellen  ermöglichendes  Heizungs-System 
in  diesem  Falle  gegen  die  Luftheizung  in  entschiedenem  Vortheile 
gewesen  sein  würde?  —  Zumeist  sind  die  Räume  feuersicher, 
d.  i.  mit  Wölbung,  unter  Zuhülfenahme  von  Eisen  erbaut;  der 
Feuersicherheit  wegen  werden  auch  die  Dachböden  mit  einem 
Estrich  belegt.  — 

Das  3.  Gebäude,  welches  die  Gruppe  schliessen  soll  und  zu 
einem  naturwissenschaftlichen  Museum  von  bedeutendem 
Umfang  bestimmt  ist.  harrt  zur  Zeit  noch  der  Projekt -Feststellung, 
so  dass  der  Bau  noch  nicht  hat  in  Angriff  genommen  werden 
können.  — 

Die  Exkursion  schloss  hier  ab,  da  die  unter  Führung  des 
Hnub'itenden,  Hrn.  Baitinspektor  Tiede  verlaufene  Besichtigung 
der  beiden  Gebäude  sich  so  weit  in  den  Abend  hinein  erstreckt 
hatte,  dass  die  Absnhirung  des  3.  auf  das  Tagesprogramm  ge- 
setzten Gegenstandes:  Besichtigung  der  neueren  Postbauten  in 
der  Oranienburger  Strasse,  für  die  Mehrzahl  der  bisher  gefolgten 


Ueber  Aufstellung 

Nach  einem  Vortrage,  gehalten  in  der  93.  Hau| 


B.  - 

für  Walzeisen. 

ptversammlung  des 
Sachs.  Ingen,  u.  Archit-Vereins  vom  Zivilingen.  Scharowsky. 
Bei  dem  vom  Autor  gestellten  Antrage: 
„Der  Verband  deutscher  Architekten-  und  Ingeuieurvereine 
wolle  sich  mit  der  Aufstellung  von  Normalprotilen  für  Walzeisen 
befassen", 

ist  der  Gedanke  leitend  gewesen,  in  der  Herstellung  und  Ver- 
wendung des  protilirten  WaTzeisens  eine  wesentliche  Vereinfachung 
und  größere  Gleichmäßigkeit  herbei  zu  führen. 

Diejenigen  Walzeisen-Sorten,  welche  sich  zu  einer  Normirung 
besonders  eignen,  welche  also  eine  immer  wiederkehrende  An- 
wendung erfahren,  sind  Flach-,  Winkel-,  T-»  I-,  [~-  und  U-Eisen. 
Das  Flacheisen  gehört  jedoch  nur  insoweit  zum  Profileisen ,  als 
es  mittels  Kaliberwalzen  hergestellt  wird.  Bekanntlich  ist  diese 
Herstellungsweise  nur  beim  schmäleren  Flacheisen,  etwa  bis  150R"* 
Breite  gebräuchlich ,  wahrend  das  breitere  Flacheisen  mittels 
Universalwalzen  ohne  jede  Schwierigkeit  in  beliebiger  Breite  und 
Dicke  fabrizirt  wird.  Alle  übrigen  Profileisen  erfahren  aber  in 
allen  ihren  Dimensionen  bei  ihrer  Herstellung  eine  gleichartige 
Behandlung.  — 

Betrachten  wir  die  Entstehung  unserer  Walzeiseu-Profile,  so 
finden  wir  dabei  in  den  seltensten  Fällen  ein  systematisches  Vor- 
gehen; es  werden  bis  jetzt  die  Profile  angeschafft,  wie  sie  in  den 
einzelnen  Fällen  tler  Bedarf  vorschreibt  und  der  Bedarf  an  Profilen 
wird  durch  die  verschiedenen  Konstrukteure  bestimmt  Wir  sind 
nun  in  Eisenkonstruktionen  kaum  über  die  erste  Entwickelungs- 
Periode  hinaus  und  es  gehen  die  Ansichten  der  Konstrukteure 
(liier  die  Verwendung  von  Profileisen  noch  sehr  aus  einander. 
Die  Folge  hiervon  ist,  dass  eine  Unmeuge  von  Profilen  geschaffen 
wird,  von  denen  viele  nur  in  ganz  vereinzelten  Fällen  zur  An- 
wendung gelangen.  Damit  nun  die  Walzwerke  den  verschiedensten 
Ansichten  der  Konstrukteure  gerecht  werden  können,  werden  sie 
dahin  gedrängt,  die  mannichfaltigstcn  und  verschiedensten  Profile 
anzuschaffen. 

Die  Fabrikation  des  Walzeisens  ist  um  so  umständlicher, 
also  auch  theurer,  je  mehr  Profile  hergestellt  werden  müssen; 
dann  ist  auch  die  Anschaffung  von  Protilwalzen  sehr  kostspielig. 

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270 


DEUTSCHE  BAUZEITÜNG. 


3.  Jnll  1878 


Durch  die  vorliegenden  Erfahrungen  aber  Eisenkonstruktionen 
wird  fest  gestellt,  dass  es  in  der  Hand  der  Konstrukteure  liegt, 
die  Ansah!  der  rur  Verwendung  gelangenden  Profile  sehr  tu  be- 
schränken, ohne  die  Bauwerke  unvorteilhaft  ausführen  zu  müssen. 
Nehmen  wir  als  Beispiel  die  I  Eisen  an :  Auf  den  verschiedenen 
Walzwerken  Deutschlands  werfen  dieselben,  in  ihren  Schenkel- 
langen  um  je  5  »»  abgestuft,  bis  zur  Maximal-Schenkellange  von 
160  hergestellt;  wenigstens  haben  sich  die  Walzwerke  darauf 
eingerichtet  bezw.  einrichten  müssen.  Die  Abstufung  um  das  ge- 
ringe Maaß  von  5  »">  bei  größeren  L  Eisen  ist  überflüssig,  da  die 
bisher  schon  übliche,  leicht  ausführbare  und  in  der  Verwendung 
sehr  bequeme  Abstufung  in  den  Schenkel -Dicken  der  Winkel  einen 
viel  grösseren  Spidlraum  in  deD  Schenkel-Längen  sulatst  Der  Meinung 
des  Autors  nach  würde  für  die  gewöhnlichen  Bedürfnisse  neben  der 
üblichen  Abstufung  in  den  Schenkel  -  IHcken  folgende  Abstufung 
in  den  Schenkel-Langen  vollständig  genügen:  50,  55,  60,  65,  70, 
80,  90,  100,  120,  140,  160  Es  würden  bei  dieser  Eintheilung 
M  Profile  weniger  erforderlich  sein,  als  bisher  bei  der  Abstufung 
utn  &  mm  zur  Ausführung  gelangt  sind.  -  -  Eine  Regelung  erfordern 
ganz  besonders  die  ungleichschenkligen  L Eisen.  Dieselben 
bieten  viele  Vortheile  in  der  Anwendung,  nur  exiatiren  bei  den 
vorhandenen  Profilen  die  verschiedensten  Verhaltnisse  zwischen 
den  beiden  Schenkellangen,  wodurch  eine  rationelle  Verwerthung 
derselben  sehr  erschwert  wird. 

Aehnlkhes  ist  von  allen  übrigen  Protilsorten  zu  sagen 
und  so  erhellt,  dass  ganz  wesentliche  Vereinfachungen  in  der 
Auswahl  der  Profile  erzielt  werden  können. 

Die  Vortheile,  welche  aus  der  Aufstellung  von  Normalprofilen 
erwachsen,  sind  folgende: 

Das  bisherige  Verfahren  in  der  Beschaffung  von  profilirteni 
Walzeisen  ist  gewöhnlich  so,  dass  bei  der  Ausarbeitung  des 
Projekts  der  Konstrukteur  das  Profil  entweder  nach  eigenem  Er- 
messen bestimmt,  ohne  zu  wissen,  ob  ein  Walzwerk  auf  die 
Herstellung  desselben  eingerichtet  ist;  oder  er  bestimmt,  dasselbe 
nach  dem  Profilheft  irgend  eines  beliebigen  Werks  ohne 
lerein  für  die  Beschaffung  des  Materials  in 
Hierbei  tritt  nun  der  Misstand  auf,  dass 
i  zur  Anfertigung  des  Profils  gemacht  werden 
oder  dass  der  Besteller  auf  eines  oder  nur  wenige  Werke, 
die  das  gewählte  Profil  bereits  besitzen,  angewiesen  ist;  in  beiden 
Fallen  wird  das  Material  wesentlich  vertheuert  Oefter  geschieht 
es  auch,  dass  ein  dem  vorgeschriebenen  ähnliches  Profil  des 
billigst  offerirenden  Fabrikanten  benutzt  wird,  wobei  aber  nicht 
selten  eine  höchst  kostspielige  und  umständliche  Umarbeitung 
des  Projekts  nothwendig  ist. 

Durch  die  Einführung  von  Normalprofilen  würden  diene 
Uelielstände  vollständig  schwinden,  denn  das  vom  Konstrukteur 
gewählte  Profil  würde  von  mehren  Werken  hergestellt  werden. 
Ein  nicht  zu  unterschätzender  Vortheil  liegt  aber  anch  darin, 
dass  die  Konstrukteure  hei  der  Auswahl  der  Profile  schon  durch 
den  geringeren  Preis  der  Normal-Profileisen  zur  Einfachheit  ge- 
drangt werden  würden.  Es  würde  dem  grofsen  Uebelstaude 
entgegen  gearbeitet  sein,  dass  neuerungssflehtige  Konstrukteure 
uns  wiederholt  mit  neuen  Profilen  beglücken,  was  leider  bis  heute 
noch  viel  zu  häufig  vorkommt  und  unsere  Industrie  wesentlich 
belastet  Es  ist  nicht  die  Absicht  des  Autors,  dem  Entstehen 
neuen  guten  Profilen  zu  besonderen  Zwecken  entgegen 

gut  erkannte  Profile  zu 
billigeren  Verwendung  passend  zu  nonniren. 

Sind  die  Normalprotile  eingeführt,  die  Eisensorten  derselben 
gewissennaafsen  als  Handelswaare  erkürt,  in  welcher  sich  ein 
stetiger,  regelmäßiger  Absatz  voraus  setzen  lasst,  so  können  sich 
unsere  Walzwerke  von  geringerem  Umfange  viel  leichter^  als 
jetzt  spezialisiren,  während  die  größeren  Walzwerke,  welche 
auf  sehr  viele  oder  alle  Profile  sich  einrichten  wollen,  mit  einer 
bedeutend  geringeren  Anzahl  von  Walzen  ausreichen  können. 
Die  wenigsten  unserer  Walzwerke  können  heute  auf  Vorrath 
walzen  und  es  ist  eine  schwierige  Aufgabe  für  sie,  so  viel  Auf- 
träge zu  annehmbaren  Preisen  zusammen  zu  bringen ,  dass  ein 
regelmäßiger  Betrieb  möglich  ist  Sowie  aber  Normalprofile  ein- 
geführt sind  und  der  Bedarf  immer  wieder  auf  dieselben  zurück 
greift,  ist  es  gestattet  nnd  ausführbar,  ein  sortirtes  Lager  von 
Profileisen  zu  halten,  wobei  Unregelmäßigkeiten  im  Einlaufen 
der  Auftrage  anggeglichen  werden  und  in  vielen  Fallen  die 
Lieferungen  schneller  effektuirt  werden  können.  Dann  kommt 
noch  der  wesentliche  Vortheil  hinzu.,  dass  bei  einem  einfachen 
und  regelmässigen  Betriebe  die  Fabrikate  billiger  und  besser  sein 
werden,  als  es  jetzt  zu  erreichen  möglich  ist.  — 

Die  hier  angeregte  Frage  ist  von  hoher  wirthscbaftlicher 
Bedeutung  für  ganz  Deutschland.  Durch  die  Annahme  von 
Normalprofilen  wird  der  Eisenindustrie  eine  große  Erleichterung 

unsere  Eisen- 
iger zu 


Normalprofilen 
geboten  und  es  durfte  dieser  Umstand  dazu 
Fabrikate  auch  dem  Auslande  gegenüber 


Uerade  die  heutige  Zeit  ist  zur  Normirung  der  Profile  am 
geeignetsten,  indem  noch  viele  unserer  Walzwerke  in  Bezug  auf 
die  Form  ihrer  Walzen  vor  einem  Umwandlungs-Prozess  sich  be- 
finden. Alle  Walzwerke,  welche  noch  die  Profile  nach  Zollmaaß 
herstellen,  sind  genöthigt,  ihre  Walzenprofile  auf  Metennaafs  um- 
zuarbeiten. Kann  nun  bei  dieser  Umarbeitung  sogleich  auf  die 
Normalprofile  Rücksicht  genommen  werden,  so  ist  dieses  jeden- 
falls  von  großem  Vortheil. 


Falb  die  Normalprofile  von  Seiten  des  Verbandes  zur  An- 
nahme gelangen,  darf  nicht  etwa  verlangt  werden,  dass  die  Walz- 
werke sogleich  alle  ihre  Walzen  ändern ;  es  wird  ein  Uebcrgangs- 
stadium  eintreten  müssen,  in  welchem  die  Walzen  ohne  Normal- 
protile auf  den  Aussterbe  •  Etat  gesetzt  werden ,  während  die 
Walzen  mit  Normalprofilen,  soweit  als  erforderlich,  sukzessive 
angeschafft  werden.  Durch  ein  einsichtsvolles  Verhalten  der  Be- 
steller bezw.  der  Konstrukteure  lasst  dieser  Uebergang  sich  leicht 
vollziehen. 

Zur  wirksamen  Einführung  der  Normalprofile  würde  es  er- 
forderlich sein,  eine  Zusammenstellung  derselben  zu  machen, 
ähnlich  derjenigen,  wie  sie  jetzt  von  den  Walzwerken  Ober  ihre 
Profile  geliefert  werden.  Wir  besitzen  in  der  Eisenindustrie  bereits 
einige  Normalien,  nämlich  die  Bandeisen-  und  Drath-Lehren, 
ferner  die  Normalien  zur  Herstellung  von  gusscisemen  lt. ihren; 
ebenso  wie  diese  Einrichtungen  sich  bewährt  haben,  würden  sich 
auch  die  Normalprofile  für  Walzeisen  bewähren. 

Nachdem  der  Hr.  Antragsteller  sich  bereit  erklärt  hatte,  eine 
betr.  spezielle  Vorlage  forden  Verb  and  auszuarbeiten,  erfolgte 
die  einstimmige  Annahme  des  Antrags.  (Vergl.  No.  20  der  in 
No.  49  d.  Ztg.  veröffentlichten  Tagesordnung  der  " 
Delegirten-Vcrsammlung). 


Konkurrenzen. 

Monats-Konkurrenzen  für  den  Architekten- Verein  zu 
Berlin  zum  3.  August. 

I.  Dorf  schul  hau».  —  In  unmittelbarer  Nähe  einer  alten 
Dorfkirche  im  märkischen  Backsteinbau,  welche  etwa  die  Form- 
gebung der  Ruine  von  t'horiii  zeigt  (s.  Adler's  Bauwerke  der 
Mark  Brandenburg  i,  soll  ein  Schulhaus  erbaut  werdeu. 

Dasselhe  soll  enthalten: 

a.  2  Schulzimiiier  für  45  grofse  bezw.  60  kleine  Kinder: 

b.  eine  Wohnung  für  den  Hauptlehrer,  bestehend  aus 
2  Zimmern,  2  3  Kammern,  Küche  nebst  Zubehör,  Keller 
und  Dachboden- Raum; 

c.  eine  Wohnung  für  den  Hülfslehrer.  bestehend  aus  Stube 
und  Kammer. 

Die  Schulzimmer  müssen  parterre  liegen  und  können  einen 
gemeinschaftlichen  Vorplatz  erhalten.  Dieser  Vorplatz  inuss 
mindestens  von  einer  Lehrerwobnung  aus  (am  besten  von  der 
des  HOlfslehrers)  direkt  Oberwacht  werden  können.  Die  Wohnung 
des  Hauptlehrcrs  kann  eventuell  in  2  Geschossen  liegen  nnd 
muss  einen  getrennten  Zugang  haben,  doch  dürfen  in  dem  Dach- 
geschoss  nur  Schlafkammern  untergebracht  werden.  —  Der  Kau 
soll  märkische  Ziegelarchitektur  zeigen,  im  engen  Anschlug»  an 
die  Formen  der  Kirche.  Eine  etwas  malerische  Omppirung  ist 
erwünscht  Bezüglich  der  lUumvcrhälluitise  und  aller  übrigen 
Bedingnisse  einer  guten  Schulhaus-Anlage  wird  verwiesen  auf: 
W.  Zwez,  das  Schulhaus  nnd  dessen  innere  k'intheilung.  uud 
C.  W.  Hase,  das  Volksschulhaus.  —  Erfordert:  Grundrisse  im 
Maal°sütalM>  1  :  150,  Ansichten  und  Durchschnitt  1  :  75,  eiue 
Detailsludic  der  Backstein-Architektur  1  :  25.  Eine  skizzirte  Per- 
spektive erwünscht  Die  Orientiruug  in  Bezug  auf  die  Windrose 
ist  im  Grundriss  genau  anzugeben. 

II.  Grundwehr.  —  Ein  Grundablass  von  25»  Lichtweite 
ist  in  Eisen  so  zu  fcunstruiren,  dass  sowohl  Schutze  wie  Ständer 
bei  Hochwasser  vollständig  zu  entfernen  sind.  —  Der  Statupiegel 
iegt4°»  über  der  Solde  und  2  "  über  Niedrigwasser.  Hochwasser  6™. 

Personal  •  Nachrichten. 

Ernannt:  Der  Titular-  Bauinspektor  Dom  ei  er  in  Güttingen 
zum  Bauinspektor  in  Lübben.  —  Der  Wasserbmstr.  Boos  in 
Coblenz  zum  Wasser -Bauinspektor  in  Naumburg  a.  S.  —  Der 
Kreisbmstr.  Hitgers  zu  Naumburg  a.  S.  zum  Landbmstr.  in 
Wiesbaden.  —  Der  Reg.-Bmstr.  Hehl  zum  Kreisbmstr.  in  Birn- 
baum. —  Der  bish.  Werkstätten -Vorsteher  Farwick  in  Elber- 
feld zum  Eisenbahn-Maschinenmstr.  b.  d.  Bergisch-Märk.  Eisenb. 
Versetzt:  Der  Wasserbauinspektor  Evers  von  Lüneburg 


Die  Bauführer-Prüfung  für  beide  Fachrichtungen  haben 
bestanden:  Hob  Klingelhöffer  aus  Büdiugen,  Ewald  Bindel 
aus  Unna,  Jos.  Huperz  aus  Olpe,  Jos.  Kathol  aus  Berlar, 
Eugen  v.  Crihak  aus  Aschaffenburg,  Max  Heinrich  au: 
höfen,  Wilh.  Gude will  aus  Grohnde,  Ernst  .laenigen  i 

Die  Baumeister-PrUfung  für  das  Hochbaufach 
standen:  Otto  March  aus  Charlottenburg  uud  Fritz  Haack 
aus  Berlin. 


an  allen 


Brief-  und  Fragekasten. 

Abonn.    G.    in    Magdeburg.    Dass    für  unbemittelte 
»igen  technischen  Lehranstalten,  gleichwie 
Anstalten,  Stipendien  oder  Unterstützungen 
werden,  sollte  nachgerade  wohl  so  bekannt 
sein ,  dass  eine  desralaige  Anfrage  etwas  Verwunderliches  für  uns  bat 
nerrn  S.  hier.   Auf  Wunsch  berichtigen  wir  gern,  daß  in 
Nr.  50  auf  S.  252  Sp.  1  Z.  11  und  13  v.  o.  eine  Verwechslung 
stattgefunden  hat   Anstatt  „ östlich "  muss  dort  „westlich"  und 
umgekehrt  gelesen  werden. 

Abonn.  in  Stet  »in.  In  Petersburg  erscheint  eine  architek- 
tonische Zeitschrift  unter  dem  Titel:  „Sottehy";  Redakteur  der- 
selben  ist  Professor  Küttner,  Offizierstr.  18.  Petersburg.  _ 


\H  ™>  Ctrl  Bxllli  I»  Btrlia.   fit  dl«  ] 


K.  K.  O.  HrlUch. 


I  W.  Ski»  Uo/backd 


No.  54. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


271 


Inhalt :  KUcnfertivuk  Bau  der  Chok.iUdrB  KiNrtk  v..n  JaVuler  >u  N.>Hirl  •  d. 
Manir  (Krankrpicb)  —  Der  rbeioiarbe  Trau,  »etue  Gewinnung  uoil  «ein*  Fand* 
Mitten.  —  Zeit  ten  •  Awfttellung  Ton  Hrbüiem  mittlerer  und  niederer  fenerWIrher 
OntarrUbla-AMUlleB  in  Berlin.  Mal  und  Juni  1KJ«.  (Henluaa)  —  Dia  Obenchlcstkrl» 


Ii  hinaJumr  -  Bahn,  —  llitllieilunicen  aal  Vereinen;  ArrhlUn,U«  -  Verein  «« 
Berlin.  —  im  der  Parkllttrratnr.  —  Brief-  and  Pragekaaten.  —  Reeben 
•rha/b-Berlrfct  •!.»  Z«,iral-Hoi(^K..min  <  dir  iljc  Im  Jahr*  \*U  71  Im  Peine  »tet.ru 
den  ArrhitektcB  und  Uan-Iogenienre. 


Eisenfachwerk -Bau  der  Chokoladen-  Fabrik  von  M6nier  zu  Noisiel  a.  d.  Marne  (Frankreich). 

Bearbeitet  von  Regierung»  -  Baumeister  Schwieger  in  neriin. 


In  den  Jahrgängen  1874  u.  folgd.  der  Etwi/cfaprtiie 
(fArchittdure  findet  sich  eine  längere,  von  zahlreichen 
Illustrationen  begleitete  Veröffentlichung  des  Architekten 
Saulnier  Ober  einen  in  sehr  eigentümlicher  Weise 
durchgeführten  Eisenfachwerk-Bau  für  ein  Fabrikgebäude,  der 
uns  als  wichtiger  Beitrag  zur  Frage  der  Verwendung  des 
Eisens  im  Hochbau  den  Stoff  zu  folgender  Mitteilung  liefert. 

Das  Gebäude,  welches  3  Stockwerke  und  Dachboden  um- 
fasüt.  i-t  auf  t  Stnmipfcileru  der  Marne  emeatet,  ntanthea 
denen  in  3  Gerinnen  die  in  Verwendung  stehenden  hydrauli- 
schen Motoren  (Turbinen)  derart  eingebaut  sind,  dass  eine 
direkte  Kraftübertragung  in 
das  darüber  befindliche  Ge- 
bäude stattfinden  kann.  Dw 
Gebäude  hat  58"  l  .  n  ■ 
2Hm  Tiefe  und  vom  Kopf 
der  Strompfeiler  bis  zum 
First  25™  Hohe.  Ks  sind 
aufserdem  die  twiscbeo 
den  Pfeilern  üb.r  Wasser- 
spiegel liegenden  Bäume  in 
der  Weise  umschlossen,  dass 
dieselben  gewissennaalsen 
in  Formen  von  Kcllerr.'iumen 

3  Eiuzelkompartimente  von 
6™  Höhe  bilden. 

Die  der  Kontraktion 
zu  Grunde  liegend''  Um 
geht  darauf  hinaus,  auf  den 
in  den  nahezu  l m  breiten 
Strom  -  Pfeilern  geboteneu 
Einzelunterstützuni.'i'ii  ein 
Bauwerk  mit  Umschliefsun- 
-tjeti  m  errichten,  wHehe  in 
sich  eine  genügende  Trag- 
fähigkeit besäfsen  und  da- 
her etwa  in  der  Art  rofl 
Brücken-Faehwerk-Trägern 
zu  konstruiren  wären. 

Es  ist  hierzu  auf  dk 
Strompfeiler  zunäclist  ein 
horizontaler  Eisenralun  ge- 
streckt worden,  welcher  aus 

4  eisernen,  kästen tVtnniL'  u*e- 
bildeten  Längstragem  von 
(1.72  m  Höhe,  und  2  an  den 
Enden  liegenden,  mit  jenen 
fest  verbundenen  Quer- 
,t ragern  von  gleicher  Hohe 
gebildet  wird;  die  beiden 
mittleren  I^ängstrager  tlienen 
für  die  Unterstützung  von 
Säulenreihen,  die  im  Innern 
des  Gebäudes  stehen .  wah- 
rend auf  den  aufsei  en  iJings- 
trägern  und  den  beiden 
Querträgeni  vor  Kopf  die 
Umfassungswände  ruhen. 

Für  die  Herstellung  des 
Fufsbodens  im  Erd-Geacbosi 
sind  zwischen  den  Längs- 
trägern I  Eisen  fest  einge- 
legt, welche  11  ,m  starke 
Kappen    aus  Ziegelmauer- 
werk tragen.    Der  Hur  des  Souterrains  besteht  aus  Wellen- 
blech, welches  auf  I  Träger  gestreckt  ist,  während  die  Ab- 
schluss -Wände  dieser  Bäume  aus  X  Eisen  mit  14""  starker 
Hohlziegel-Ausmauerung  hergestellt  worden  sind. 

Für  die  Bildung  der  L'mfassungswäude  des  ganzen 
oberen  Baues  ist  ein  Eisen -Fach  werk  hergestellt,  das 
instesonderc  aus  einem  Netz  von  Diagonalen  besteht, 
welches  Felder  von  etwa  3 : 2 a  Weite  aufweist  (Fig.  2). 
Die  scluniedeiserncn  Netzwerk -Stäbe  haben  ein  J_  förmiges 
Profil  von  14  m  Höhe  und  mit  ungleicher  Flanschenbreite, 
da  der  schmälere  nach  aufsen  gekehrte  und  in  der  Facade 


sichtbar  werdende  Flansch  4  ,m,  der  nach  innen  gekehrte 
Flansch  aber  —  wahrscheinlich  der  leichteren  Befestigung  der 
andern,  zur  Wandbildung  benutzten  Tlieile  wegen  —  8  lm  Breite 
besitzt.  Gegen  die  nach  der  Innenseite  gekehrten  Flansche 
sind  (zumeist  zum  Zwecke  der  Fenster-Umrahmung)  horizon- 
tale und  vertikale  Stäbe  genietet ;  erstere  haben ,  als 
Fensterstürze  angewendet,  I  -Profil  und  als  Unterstützungen 
für  das  untere  Bahmstück  der  Fenster  benutzt,  |_  -  Profil 
erhalten. 

Ucber  die  zwischen  den  Fenster  -  Systemen  liegenden 
Knotenpunkte  des  Netzwerks  sind  Vertikalen,  die  aus  I  Eisen 

bestehen,  genietet,  deren 
Stege  im  Innern  des  Gebäu- 
des sichtbar  werden  (Fig.  3 
u.  4),  da  dieselben  tm  weit 
aus  der  1Ö',B  starken  Mauer 
hervor  treten. 

Von  den  Vertikalen  sind 
diejenigen,  die  den  vorer- 
wähnten Säulciistellun- 
gen  im  Innern  des  Ge- 
bäudes entsprechen,  etwas 
abweichend  gebildet,  indem 
dieselben  einestheils  auch 
im  Aeufseru  des  Gebäudes 
zur  Erscheinung  kommen 
(Fig.  1),  andererseits  im 
Innern  mit  den  über  die 
Säulen  quer  durch  das  Ge- 
bäude gestreckten  Unter- 
zügen der  Decken- Konstruk- 
tion in  vermittelnden  Zu- 
sammenhang gebracht  wor- 
den sind.  Diese  stärker  ge- 
wählten Vertikalen  sind 
darnach  aus  4  ungleich- 
schenkligen  J_  Eisen  zu- 
sammen gesetzt,  zwischen 
deren  längere  Schenkel  nach 
der  Aufsenseite  hin  ein  ™ 
Eisen,  nach  der  Innenseite 
hin  ein  Flachcisen  gelegt  ist, 
welches  an  einer  Kaute 
durch  einen  Kuntlstab  ver- 
stärkt ist  (fer platt) bouditt). 
Das  |  Eisen  umfasst  mit 
seinem  Flansche  die  Aus- 
mauerung und  tritt  also 
ebenso  wie  das  diagonale 
Netzwerk  in  der  Facadc  zur 
Erscheinung;  dus  Buiulstab- 
Flacheisen  ist  nahe  den 
Decken  aus  der  Quer- 
schnitts-Figur der  Vertikale 
heraus  gebogen  und  kopf- 
bandartig  mit  dem  l'nter- 
zuge  der  Decken-Konstruk- 
tion verbunden.  (Vergl.  hier- 
zu und  zu  den  Knotenpunkts- 
Bildungen  des  Netzwerks  die 
Fig.  2,  5,  6,  7  u.  8.) 

Theile  des  Netzwerks 
bilden   endlich    noch  die 
eisernen  Umfassungen  der 
Fenster,  über  deren  besondere  Einrichtung  die  Fig.  !•  und 
H)  Auskunft  geben.    Diese  Umrahmungen  sind  in  den  Faraden 
ebenfalls  zur  Erscheinung  gebracht. 

Die  Ausmauerung  der  durch  alle  3  Stockwerke  hin- 
durch nur  18 gm  starken  Umfassungswände  ist  in  11""  starker 
Verblendung  und  6*™  starker  Hintermauerung  ausgeführt. 
Die  Vcrblendsteine  sind  rlach  gelegt,  die  Iiintcrmauerungs- 
steinc  hochkantig  gestellt,  so  dass  eine  Konstruktion  mit  zwei 
unabhängigen  Mauern  entstehen  würde,  wenn  nicht  durch 
Einfügung  von  Bindersteinen  ein  Zusammenhang  geschaffen 
worden  wäre.  Als  solche  Bindet  dienen  grau  gefärbte  Ziegel, 

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272 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


6.  Jili  1878 


in  der  Fahrte  ein  den  eisernen  Diagonalen 
Muster,  welches  auf  rhombisch  gestaltete 
Figuren  von  ungleicher  Gröfsc  hinaus  kommt,  gebildet 
ist-  Aufser  diesen  und  einigen  andorweiten,  aus  Fig.  1 
erkennbaren  farbig  dargestellten  Mustern  ist  an  Schmuckwerk 
in  den  Kacaden  nichts  aufgewendet  worden  und  es  hat  nament- 
lich auf  schmuckende  Zuthaten  durch  Profilirungen,  Kisalit- 
Bildungen  und  plastische  Formen  verzichtet  werden  müssen, 
weil  die  Rück- 
sicht auf  mög-  fi*.  J. 
tichste  Einfach- 
heit des  Eisenge- 
rippes jedwedem 


Das  dritte  Gcschoes  ist  frei  von 
und  um  dies  zu  ennoglichen,  hat  die  Decke  desselben  "am 
Dachstuhl  aufgehängt  werden  müssen.  Letzterer  ist  selbst- 
verständlich ebenfalls  ganz  in  Eisen  konstruirt  und  hat  als 
Besonderheit  überhangende  Sparren,  zwischen  welchen  4,ni 
starke  Kappen  eingespannt  sind.  Die  Kappen  sind  mit  Putz 
abgeglichen  und  es  sind  auf  der  Oberseite  alsdann  Latten  aus 
L_  Eisen  gelegt,  aufweichen  die  Dachdeckung  aus  Ziegeln  hangt. 

Zu  den  Kappen- 

fi*. ».  tbeilen  zwischen 

den  Oberragenden 
Stocken  derSpar- 
ren  sind  email- 
lirte  Steine  bc- 


Mauernucht  zu- 
widerwar. Unter 
solchen  Umstan- 
den ist  demArehi- 
tekten  als  Mittel, 
sein  künstleri- 
sches Bedürfniss 
zu  befriedigen, 
kein  anderes  als 
die  Farbe  ver- 
blieben und  ein 
Blick  auf  den  in 
Fig.  1  dargestell- 
ten Thcil  der 
Facade  zeigt,  dass 
von  diesem  Mittel 
in  möglichst  aus- 
giebigem Maafse 
Gebrauch  ge- 
macht worden  ist, 
sowohl  in  der 
Mannichfaltigkcit 
der  Dessins  und 
feiner  Or- 
al* 

in 

Zahl  der  ver- 
wendetenFarben. 
zu  deren  selbst 
nur  andentungs- 
weiscr  Wieder- 
gabe allerdings 
die  beigefügte 
Skizze  unzurei- 
chend ist  und 
bezüglich  welcher 
wir  einfarh  auf 
die  Original-Mit- 
verwei- 
Wir 

ikcti 

auf  die  Angabe, 
dass  als  Grand- 
ton  der  Facade 
hellgelb  (nankin 
c/ai>>gewahltund 
im  übrigen  noch 
schwarz ,  hoch- 
roth  und  dunkel- 
gelb benutzt 
worden  sind. 
Sammtliche  Ver- 


Flg.  *. 


Fl«.  » 


F%.  t 


r%  io. 


1 

Hl*.  *. 


Hohlsteine. 

Hinsichtlich 
der  Konstruktion 
des  Gebäudes  ist 
nochmals  zu  be- 
merken, dass  die  Zwischendecken  aus  gemauerten  Kappen 
auf  eingelegten  I  Trägern  bestehen,  denen  die  Unterzüge, 
welche  sich  über  die  Säulen  im  Innern  quer  durch  das  Ge- 
bäude erstrecken,  als  AuHagcr  dienen.  Die  Unterzüge  sind 
in  der  mittelsten  Zwischendecke  besonders  stark  konstruirt, 
theils  weil  dieselben  hier  durch  schwere  Maschinen  stark 
belastet  werden,  theils  auch  zu  dem  Zweck,  um  die  beiden 
in  der  mittleren  Gebäudehöhe  kraftig  gegen 


nen  dieser  Kap- 
pen  durch  ein 
Blech  m  lambre- 
quin  gedeckt.  — 
Ueber  die 
statischen 
Berechnun- 
gen,   die  Ge- 
wichte und 
Kosten  des 
Baues   fehlt  in 
unserer  Quelle 
jedwede  Angabe, 
so    dass  man 
hinzu  auf  blofse 
Muthmaafsungen 
angewiesen  ist, 
denen  zufolge  es 
scheinen  konnte, 
dass  derjenige 
Kostenanthcil, 
welcher  für  rein 
konstruktive 
Z  wec  kehierhat 


den  i 
unter  Annahme 

m&fsiger 
Eisenpreis«  nicht 
gerade  ungünstig 
stellen  möchte. 
Immerhin  aber 
lässt  sich  sagen, 
dass  eine  Durch- 
führung des 
Eisenbaues  in 
derjenigenWeise, 
wie  sie  hier  ge- 


ist,  ihre  Berech- 
tigung ganz 
ausschliefs- 
lich  aus  loka- 
len Verhält- 
nissen zu 
schöpfen 
haben  wird. wohin 
z.  B.  —  wie  hier 

—  grAfst  mög- 
lichste Beschrän- 
kung des  Eigen- 
gewichts, in 
anderen  Fallen 
—  aber  wohl 
weniger  leicht  — 
die  Forderung 
nach  einer  über 
das  Gewöhnliche 
engen  Bautorrains 


eines 

aussergewöhnlicben  Ver- 


weit Innaus  gehenden  Ausnutzung 
gehören  würde.    Nur  unter  solch 

haltnissen  dürfte  —  von  der  Kostcnfragc  völlig  Abstand 
genommen  —  eino  Kombination  von  stein  und  Eisen 
solch  besonderer  Art  und  Weise  sich 
wie  sie  bei  dem  hiei 
uent  worden  ist. 


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Na.  54. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


273 


Der  rheinische  Trass,  seine  Gewinnung  und  seine  Fundstatten. 


Der  echt«  rheinische  Trass  wird  durch  Mahlen  des  an  den 
östlichen  Abhängen  der  Eifcl  vorkommenden  vulkanischen  Tuff- 
steins gewonnen,  der  ein  Produkt  der  erloschenen  Vulkane 
dortiger  Gegend  und  nicht  mit  den,  ganz  anderen  Bildungen 
angehörenden  sedimentären  Kalktuffen  zu  verwechseln  ist.  Einige 
Tbaler  und  Terrainmulden  in  der  Nahe  des  Laachcr  Sees  insbe- 
sondere sind  die  Fundstätten  des  Tuffsteins,  der  dort  aus- 
schließlich  durch  Tagebau  gewonnen  wird,  speziell  bei  den  etwa 
1  Vj  Wegstunden  von  Andernach  entfernt  gelegenen  Dorfen)  im 
Nettethal,  Plaidt,  Kruft,  Kretz,  sowie  in  dem  bei  Brohl  in's 
Kheintbal  mundenden  Brohlthale  nebst  anschließendem  Tönnßstein- 
Thale  etc.  Auch  bei  dem  westlich  von  Brohl  gelegenen  Dorfe 
Weibern,  sowie  bei  dem  6S"  oberhalb  Koblenz  an  der  Mosel 
gelegenen  Dorfe  Winningen  werden  Tuffsteine  gebrochen.  Die 
aller  betr.  Orte  ist  aas  der  beigefügten  kleinen 


Der  Tuffstein  besteht  aus  den  staubförmigen  Auswurftmassen 
früherer  Vulkane,  welche  durch  Wasser  und  durch  Druck,  in 
Verbindung  mit  der  Lange  der  Lagerung,  in  den  unteren 
Schichten  iu  festem  Gestein  geworden  sind.  Es  ist,  entsprechend 
dieser  Entstehungsart,  durchgangig  nachstehende  Schichtenfolge 
zu  erkennen. 

Zu  unterst  der  den  frühesten  Eruptionen  angehörende  feste 
Stein,  dann  ein  jüngerer,  weniger  fester  Stein,  spaterer  Eruption 
entstammend,  darüber  bedeutende  Massen  noch  vulkanischer  Asche 
und  schließlich  einige  Meter  Humus  oder  sonstiger  Abraum-Boden. 

Die  Dichtigkeit  dieser  einzelnen  Ascheschichten  ist  sehr  ver- 
schieden; als  mittleres  Maaft  wird  etwa  10  ■  anzugeben  sein;  im 
Brohlthale  ist  die  .Schichtenstärke  durchgangig  größer.  — 

Zur  Römerzeit  und  im  Mittelalter  diente  der  Tuffstein  aus- 
schließlich zu  Bauzwecken  und  wurde  dieserhalb  unterirdisch 
gebrochen;  jetzt  findet  Verwendung  zu  Wassermörtel  und  aus- 
schließlich Tagebau  statt. 

Der  getrocknete,  echte  Tuffstein  hat  ungefähr  die  Harte  eines 
gut  gebrannten  Ziegelsteins;  er  zeigt  scharfkantigen  Bruch,  ist 
porös  und  von  gelblich-grauer,  theilm-eise  in's  Bläuliche  spielender 
Farbe.  Gemahlen  giebt  er  ein  graues,  sich  scharf  anfühlendes 
Pulver,  welches  zum  Mörtel  mit  Kalk  zu  mengen  ist  Der  Trass 
hat  ungefähr  dieselben  Bestandteile  wie  der  Zement,  nur  fehlt 
ihm  fast  ganz  der  Kalk,  welcher  in  dem  Verhältniss  von: 
2  Kaumtheilen  Trass  und  1  Kaumtheil  Kettkalk,  oder 
1         ,  „     -   1  Wasscrkalk 

anzusetzen  ist,  um  einen  guten,  fltr  die  meisten  Zwecke  passenden 
Trassmörtel  zu  erhalten.  Je  nach  besonderer  Beschaffenheit  der 
Materialien  ist  von  diesem  in  der  Praxis  vorwiegend  angewandten 
Mßehuugsverhaltuiss  abzuweichen,  ebenso  wohl  wie  in  dem  Sand- 
zusatze  zum  Mörtel,  welcher  großen  Schwankungen  unterliegt, 
da  er  im  allgemeinen  nur  den  Zweck  hat,  die  Quantität  des 
Mörteß  auf  Kosten  seiner  Qualität  zu  vermehren.  Veblich  ist  es 
meßt,  das  halbe  Volumen  von  Kalk  und  Trass  an  Saiidzusatz 
beizugeben. 

Der  aus  der  zweiten  Eruption  stammende  Tuffstein,  der  zu 
Brohl  „Knuppen",  zu  Andernach  „Tauch"  genannt  wird,  bildet 
den  Uebergang  vom  unteren  festen  Tuffstein  zur  oberen  vulkanßchen 
Asche.  Derselbe  hat  ungefähr  die  Härte  der  Kreide,  wird  in 
rundlichen  Stücken  leicht  gebrochen,  ist  nicht  porös  und  zeigt 
bedeutende  Verunreinigungen  von  Bimsstein  und  Thonschiefer. 

Die  obenauf  liegende  vulkanische  Asche,  oder  der  sog.  wilde 
Trass,  ist  ein  leicht  zusammen  geballtes,  weißlich  graues  Pulver, 
welches  ebenso  wie  die  gemahlenen  Knuppen  dem  echten  Trass 
äußerlich  sehr  ähnlich  ist,  jedoch  bedeutend  geringere  hydraulische 


Im  Falle  nicht  der  Tuffstein  selbst  bezogen  wird,  was  bei 
zu  empfehlen  ßt,  ums»,  bei  dem  Mangel 
charakteristischer  Merkmale,  das  Trassmehl, 
welches  man  bezieht,  vor  dem  tiebrauche  besonderen  Proben 
unterworfen  werden.  Dabei  benutzt  man  allgemein  ein  Gemisch 
von  1  Kaumth.  Fettkalk  und  2  Raumth.  Trass,  ohne  Sandzusatz. 
Die  früher  vielfach  maaßgebtnde  sogen.  Nadelprobe  ist  illuso- 
risch, da  sie  nur  die  Erhärtung  für  einige  Tage  ergiebt,  während 
die  Dauer  des  Erhärtungs-Prozesses  bei  gutem  Trassmörtel  eine 
Reihe  von  Wochen  betragt. 

Besser  sind  Zug-  oder  Druck-Proben  nach  wenigstens  40tä- 
im  Wasser;  hierbei  ist  aber  auf  die  Terape- 


giger  Erb* 
ratur  des 


da  bei  niedriger  Wasser-Temperatur  sich  die  Erhärtung  sehr  be- 
deutend verzögert;  es  folgen  hierzu  einige  nähere  Angaben  am 
Schiusa  dieser  Mittheilung.  Den  besten  Aufscbluss  Uber  den 
Werth  des  Materials  gewahrt  die  Kenntnßs  der  Schichtenfolge 
des  Hohtnateriuls,  in  Verbindung  mit  der  Kenntniss  der  Terrain- 
gestaltung  der  Kundstatte m  Das  Nettethal,  in  welchem  die 
Dorfer  Plaidt,  Kruft  und  Kretz  liegen,  ist  eine  breite  Thalmulde 
mit  schwachem  Gefalle  nach  dem  Bachlaufe  hin,  das  Brohlthal 
dagegen  nebst  dem  anschließenden  Tönnissteiner  Thale  etc.  sind 
bß  zu  60  m  tief  eingeschnittene,  schmale  Gehirgsthäler,  in  welchen 
der  feste  Tuffstein  in  ungefährer  Höhe  des  Bach-Niveaus  ansteht. 
Aus  den  augefügten  heulen  Prodi- Schematen  ßt  ersichtlich,  dass 


wilden  Trasses  daselbst  nicht 

Anarbeiten  der  Tbalwande  stattfinden  kann.  Da  nun  im  Brohl- 
thale die  in  der  Sohle  anstehenden  Tuffsleinlager,  insoweit  aß 
dieselben  mit  Leichtigkeit  erreichbar  waren,  ausgebeutet  sind,  so 
muss  jetzt  zur  Gewinnung  weiterer  größerer  Tuffstein-Mengen  so 
zu  sagen  erst  die  ganze  Thalwand  angebaut  werden,  wobei  natür- 
lich gewaltige  Mengen  au  sogen,  wildem  Trass  mit  gewonnen 
werden.  Nur  in  diesem  Umstände  und  nicht,  wie  vielfach  ange- 
nommen wird,  im  Mangel  an  guten  Tuffsteinen  liegt  die  heutige 
geringe  Produktion  des  Brohlthals.  Dieselbe  beträgt  pro  Jahr 
ungefähr  2000  T  feste  Tuffsteine,  15  000'r  Kuuppen  und  20  000  » 
wilden  Trass;  dabei  ist  jedoch  zu  bemerken,  dass  den  beiden 
letztgenannten  Sorten  durchaus  nicht  jede  hydraulßche  Kraft  fehlt 
und  dass  sie  in  der  Rheingegend  hui  minder  wichtigen  Bauten 
auch  vielfach  Anwendung  Huden. 

Die  Gewinnung  des  Trasses  findet  im  Brohl-  und  Tönnissteiner 
Thale  auf  einer  großen  Zahl  zerstreuter  Arbeitsstätten  statt 
Eine  relativ  geringe  Zahl  von  Arbeitern  ist  in 
thatig,  um  unten  die  Knuppen  bezw.  die  ohne  zu  großen  Wa 
drang  zu  erreichenden  festen  Tuffsteine  zu  lösen,  weitei 
oben  aber  die  vulkanßche  Asche  mit  Harken  von  der  Thal  wand 
abzukratzen.  Die  Asche  rieselt  dann  aß  feines  Pulver  von  der 
Thalwand  herab,  wird  gesammelt,  getrocknet  und  gesiebt 

Die  gewonnenen  Knuppen  und  festeren  Tuffstucke  werden 
auf  Stampfwerken  und  Mahlgängen  zerkleinert.  Im  Brohlthale 
sind  8  Stampfer  und  1<>  Mahlginge  ün  Betriebe,  welche  meßt 
durch  Wasser  getrieben  werden.  Im  flachen  Nettethale,  wo 
weniger  bedeutende  Abraum-Massen  aß  ün  Brohlthal  zu  be- 
wältigen sind,  ist  die  volle  Ausbeute  des  unteren  5 — 12  m  mäch- 
tigen Tufßteinlagers  möglich,  sobald  auf  größerer  Fläche  der 
wilde  Trass  und  der  Bruch  erst  beseitigt  sind.  Immerhin  ver- 
ursacht aber  die  derartige  Abräumung  einer  mehre  Hektaren 
großen  Fläche  verhältnissmäßig  bedeutende  Kosten,  so  daas  im 
Nettethal  Oberhaupt  nur  6  Graben  im  Betriebe  sind,  in  denen 
sich  freilich  eine  um  so  lebhaftere  Thätigkeit  entwickelt.  In  den 
Gruben  des  Nettethals  wird  fast  ausschließlich  Tuffstein  ge- 
brochen; derselbe  wird  nach  vorher  gegangener  Sprengung  der 
festen  Bänke  in  Stocken  von  etwa  10*  Schwere  nach  oben  befördert 
und  dort  in  langen  Haufen  zum  Trocknen  aufgesetzt  Nach  Verlust 
der  Bergfeuchtigkeit  wird  der  größere  Theil  der  Steine  per  Achse 
h  Andernach  geschafft  und  von  dort  per  Schiff  oder  Bahn 
gesandt;  der  verbleibende  Rest  kommt  in  die  DampfmOhlen, 
inen  sich  bei  Andernach  1,  im  Nettethal  3  bedeutende  Werke 
von  zusammen  24  Mahlgängen  und  200  Pfdkr.  Leistungsfähigkeit 
befinden.  Der  Tuffstein  wird  hier  erst  in  Steinbrech  -  Maschinen 
zerkleinert,  dann  auf  Mahl-  theilweise  auch  auf  Koller-Gängen 
gemahlen  und  schließlich  durch  Trummeßiebe  geführt  Hierbei 
rechnet  man  bei  1 1  stündigem  Tagesbetriebe  pro  Mahl-  oder 
Kollergang  13 1  gewöhnliche  Leistung  und  hierzu  als  Betriebskraft 
8  —  10  Pfdkr.  mit  den  Leistungen  an  Steinbrechern,  Paternoster- 
werken und  Sieben. 

Die  durchschnittliche  Jahresproduktion  des  Nettethals  beträgt 
50000  Tuffsteinstücke  von  je  ca.  10  «  Gewicht,  und  15  000  kleinere 

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274 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


6.  Juli  1878 


» 


Stücke,  welche  letzteren  vorwiegend  aus  Bruchabfall,  theilweise 
auch  au»  Tauch  bestehen  mögen.  — 

Aul'ser  an  den  bisher  genannten  Fundorten  wird  noch  bei 
dem  ebenfalls  schon  erwähnten  Dorfe  Winningen  an  der  Mosel 
ein  dunkelbrauner  Tuffstein  in  schichtcnmAfsig  abgelagerten  Hanken 
von  zusammen  etwa  10 ■  Mächtigkeit  vorgefunden.  Die  obere 
Ablagerung  von  jüngeren  Eruptionsmassen,  insbesondere  die  Ab- 
lagerung der  vulkanischen  Asche,  fehlt  hier  ganz  und  es  ist  der 
Winninger  Tuffstein  augenscheinlich  durch  Wasserfluthen  nach 
diesem  südlich  vom  eigentlichen  Eruptionsheerde  gelegenen  Mosel- 
thal geschwemmt  worden.  Die  1857  eröffneten  Drache  sind  nach 
einem  längeren  Stillstande  vor  einigen  Jahren  wieder  in  Betrieb 
geseut  worden;  es  wird  in  denselben  nach  Abräumung  der  etwa 
2»  starken  Diluvial-  und  Ackerboden-Schicht  das  feste  Gestein 
durch  Sprengung  in  plattenförmigen  Stücken  gewonnen. 

Der  Winninger  Tuff  zeigt  scharfkantigen  Bruch,  enthalt  be- 
deutende Mengen  von  eingesprengten  Stücken  Thonschiefer  und 
Kimsstein  und  hat  etwas  geringere  Harte  als  der  Plaidter  Tuffstein, 
von  welchem  er  sich  insbesondere  auch  durch  seine  braune  Farbe 
unterscheidet.  Gemahlen  giebt  der  Winninger  Tuffstein  ein  feines, 
scharfkörniges  Pulver,  bezüglich  dessen  hydraulischer  Kraft  bisher 
bedeutende  Erfahrungen  nicht  vorliegen. 

Schließlich  sei  hier  noch  des  beim  Dorfe  Weibern,  etwa  20  Km 
von  Brohl  entfernt  gewonnenen  sogen.  Weibersteins  Erwähnung 
gethan.  Es  ist  das  ein  Leucit-Tuff,  der  in  Farbe  und  Hurte  dem 
Plaidter  Tuff  gleicht,  jedoch  nicht  porös  ist  und  besonders  stark 
mit  eingesprengten  Leucitkörnern  verunreinigt  ist.  Der  Weibern- 
stein findet  fast  ausschliefslich  als  Baustein  Verwendung;  seine 
hydraulische  Kraft  ist  höchst  geringfügig.  — 

Für  den  Bau  der  Harburger  Hafenschleuse  sind  im  Jahre 
1877  ca.  2000 T  Trass,  wozu  der  Tuffstein  aus  Andernacher  Oraben 
gewonnen  war,  bezogen  worden.  Es  war  in  dem  abgeschlossenen 
LieferuDgs  -  Kontrakt  bestimmt  worden  ,  dass  Dntckproben  mit 
Würfeln  von  10  ™>  Seite,  aus  der  Mischung  von  2  Volumtheilen 
Trass,  1  Volnmtheil  Fettkalk  hervor  gehend,  nach  40  tagiger  Er- 
härtungsdauer •  wovon  1  Tag  an  der  Luft  nnd  8i»  Tage  im 
Wasser  -  die  Festigkeit  von  1700*  [17 k  pro  □ «»)  aufweisen 
müssten.  Diese  Festigkeit  ist  bei  demjenigen  Theile  der  Lieferung, 
der  während  der  Sommermonate  zur  Ausfuhrung  kam,  auch  an- 
nähernd erreicht;  während  der  kälteren  Herbstperiode  aber  hat 
sich  eine  erhebliche  Minderung  (die  bis  zu  450  *  bei  der  Temp. 
von  4  *  R.  herab  ging)  heraus  gestellt  Bei  einer  späteren  Liefe- 
rung ist,  in  Folge  dieser  Wahrnehmung,  die  Festigkeits-Bedingung 
dahin  vervollständigt  worden,  dass  1700  t  «jg  mittlerer  Werth  bei 
der  Temperatur  des  Erhärtungswassers  von  15*  R.  erreicht  werden 
sollten,  und  es  haben  die  so  vervollständigten  Bestimmungen  sich 
bei  den  vorgenommenen  Proben  als  recht  augemesseu  heraus 
gestellt 

Wettere  eingehende  Versuche  führten  schliefslich  auf  nach- 
stehende Prflfungs-Normen  berw.  Resultate,  welche  in  den  Ein- 
rluss,  den  die  Temperatur  des  Erhärtnngs-Wassers  aufsert,  einen 
näheren  Einblick  eröffnen.  Es  wurden  9  Würfel  von  10  Seite 
aus  einer  Mischung  von  2  Th.  Trass  und  1  Th.  Fettkalk  (von  Elze) 
3  dieser  Würfel  wurden  in  einer  Tonne  verpackt  in 


die  Erde  versenkt,  3  andere  Würfel  in  einem  kontinnirlich  ge- 
heizten Zimmer  aufbewahrt,  die  letzten  3  Würfel  in  ein  Fass  gelegt 
und  dieses  auf  einem  Dampfkessel  aufgestellt;  sämmtliche  Probe- 
stücke lagen  eingetaucht  Die  täglich  angestellten  Temperatur- 
Messungen  des  Erhärtung«  -  Wassers  ergaben  als  Durchschnitta- 
Werthe  für  die  40tägige  Dauer  der  Erhärtung  bei  den  3  Würfeln 
ad  1  (!",  bei  den  3  Würfeln  ad  2  15"  und  bei  den  3  Würfeln 
ad  3  22"  R.  Nach  Abschluss  der  Erhärtung»  -  Periode 
dann  folgende  Druck-Festigkeits-Resultate  erzielt: 


Mittlen 
Temperatur 
In  •  He»wn»r 

Würfel  1 

Druckfe 

Würfel  i    |    Wirfei  S 

stigkeit  pro  □  i>» 

Mittlere 

l)  * 
11)  IS 

III)  » 

SM« 
IS5U. 

«SS*. 

K.M. 
41SÜ. 

its> 

1400. 

SSO» 

UM, 

«IIS. 

Würfel  S  III 

Gleichzeitig  vorgenommene  Versuche  mit  Mischungen  von 
1  Th.  Portland-Zement  und  3  Th.  Sand  ergaben,  dass  diese 
nach  40  Tagen  bei  den  verschiedenen  Temperaturen  des  Er- 
härtungswaasers  unter  sich  fast  übereinstimmende  Druck- 
festigkeit zeigten ,  dass  daher  die  bei  diesen  Materialien  in  längerer 
Zeitperiode  erreichten  Festigkeiten  vielleicht  unabhängig  von  den 
Temperaturen  des  Erhärtungswassers  sind.  Um  zu  konstatiren, 
ob  die  Erhärtungsfahigkeit  des  Traasmörtels  durch  die  niedrige 
Temperatur  des  Wassers  überhaupt  beeinträchtigt  oder  nur  ver- 
langsamt worden,  sind  mehre  Probewürfel  3  Monate  in  Wasser 
von  0"  R.  Temperatur  eingetaucht  worden;  diese  Stücke  haben 
nach  Abschluss  der  Periode  eine  Druckfestigkeit  von  1500  k  ge- 
zeigt, wonach  wohl  bewiesen  sein  dürfte,  dsss  durch  niedrige 
Temperaturen  die  Erhärtung  von  Trassmörtel  wohl  sehr  ver- 
langsamt, die  Fähigkeit  des  Mörtels  zum  Erhärten  überhaupt 
aber  wenig  oder  vielleicht  gar  nicht  beeinffusat  wird.  Leber 
diesen  Punkt  werde  ich  durch  noch 
gonnenen  Versuche  Gewissheit  zi 
zeigen  schon  die  bisherigen  Resultate  mit  1 
heim  Gebrauch  von  Trassmörtel  etwa  zu  Ftiudirungcn  an  die  Berück- 
sichtigung von  Wetter-  und  Temperatur-Schwankungen  viel  we- 
niger gebunden  ist  als  bei  Benutzung  von  Zement -Mörtel  und 
daher  durch  den  Gebrauch  von  Trass  relativ  unabhängig  in 
den  Bau-Dispositionen  wird.  Durch  anderweite,  in  dieser  Mit- 
beilung  nicht  berührte  Eigenschaften  des  Trass  -  Materials  wird, 


theilung 
wie  den 


,  die  mit  diesem  Material  operirt  haben, 
,  jene  Unabhängigkeit  noch  erheblich  vermehrt. 

Zum  Schlnss  mag 
nebenstehend  noch  der 
kleine  einfache  Apparat 
dargestellt  werden.dessen 
ich  mich  zur  Vornahme 
der  oben  besprochenen 
Proben  bedient  habe. 


] 


Hamburg,  im  April  1Ö78. 


Löhmann, 


Zeichen -Ausstellung  von  Schülern  mittlerer  und  niederer  gewerblicher  Unterrichts -Anstalten  in  Berlin 

und  Juni  1878. 


SMtssa) 

Der  Beurthoilung  der  Arbeiten  vom  Gebiete  dea  Maschinen-  •  Anders  ist  es  mit  dem  speziellen  Maschinen-Zeichnen.  Bei 
Zeichnens  endlich  haben  sich  die  Herren:  Geh.  Ober  Baurath  den  hier  behandelten  Gegenständen  kommt  es  höchst  selten  auf 
Schwedler,  Geh.  Reg. -Rath  Reuleaux,  Geheimer  Bergrath  äufsere  Schönheit,  vielmehr  auf  möglichste  Einfachheit  in  der 
Dr.  Wedding,  Prof.  Fink,  Ober -Maschinenmeister  Gust,  die  Formengebung,  behufs  leichterer  Darstellung  der  oft  schwer  zu 
Direktoren  Kaselowski,  Schultz  und  Mehlis,  Ober-Ingenieur  bearbeitenden  Materialien  in  der  Praxis,  namentlich  aber  auf  eine 
Larenz  und  der  Zivil  -  Ingenieur  Veitmeyer  unterzogen.  Der  richtige,  dem  Zweck  entsprechende  Konstruktion  an.  Die 
folgende  Bericht  bat  die  Zustimmung  der  Majorität  der  aus  den  Maschinen  -  Zeichnungen  sind  in  der  Mehrzahl  in  Linien  ausge- 
genannten  Mitgliedern  gebildeten  Kommission  gefunden;  es  haben  drückte  Resultate  voran  gegangener  Berechnungen  bezw.  gewonne- 
indess  einzelne  Mitglieder  auch  abweichende  Ansichten  geäußert,  |  ner  Erfahrung«  -  Resultate, 
die  aber  bei  der  Kürze  der  der  Kommission  zugemessenen  Zeit 
nicht  zu  einer  angemessenen  Formulirang  gebracht  werden  konnten. 

„Die  Kommission  bat  vorerst  den  Gesichtspunkt  näher  bespro- 
chen, von  welchem  aus  die  Beurtheüung  dieser  Art  Zeichnungen, 
wie  der  Methode  des  Zeichnens  selbst  zu  erfolgen  habe.  Im 
Vergleich  zu  den  mitausgestellten  Arbeiten  der  Schüler  ver- 
schiedener Kunstschulen,  wie  den  architektonischen  Arbeiten  der 
Separatabtheilung  für  Bauwesen  in  den  Gewerbeschulen,  ist 


von  dem   aus  dieselbe  geschehen  muss,  ein 


zweifellos  ve 

Beim  künstlerischen  Zeichnen  kommt  es  in  erster  Linie 
darauf  an,  die  Gegenstände  in  möglichst  vollendeter,  dem  Auge  wohl 
thuender  Schönheit  and  Naturwahrheit  darzustellen.  Die  Zeich- 
nung des  Künstlers  soll  ein  Bild  sein,  das  den  Eindruck,  den  die 
gezeichneten  Geyenstände  in  der  Natur  machen,  auf  dem  Papier 
wieder  giebt.  Ebenso  liegt  es  in  dem  Bestreben  des  Architekten, 
in  der  aufseren  Darstellung  eines  Gebäudes,  einer  inneren  Deko- 
ration etc.  knnst lieh  den  Eindruck  zu  erwecken,  den  der  pro- 
jektirte  Gegenstand  dem  Auge  nach  der  Ausführung  machen  wird, 
oder  ein  schon  bestehender  auf  den  Beschauer  ausübt.  Es  ist 
hier  die  Anwendung  von  Farben,  das  Abtönen  und  Schattiren  in 
Farben,  Tusche  oder  Bleistift  —  die  Malerei  —  die  Benutzung 
von  Licht-  und  Schattcnlinicn ,  wie 
eine  unerläasliche  Bedingung. 


Ist  es  dem  Künstler  oder  Architekten  demnach  Mittel  zum 
Zweck,  seine  Zeichnung  in  schöner  äulserer  Form  zu  gestalten, 
so  soll  der  Zeichenlehrer  für  Maschinenwesen  hingegen  seinen 
Schüler  nicht  durch  derartige,  seinem  Beruf  unnütze  und  viel 
Zeit  raubende  Arbeiten  ermüden,  ihn  vielmehr  an  eine  möglichst 
einfache  und  verständnissvolle  Darstellung  des  gewählten  Gegen- 
standes gewöhnen.  Der  Gegenstand  selbst  soll  ferner  in  seiner 
it  nicht  so  komplizirt  sein,  dass  dem  Schüler  das 
für  denselben  abgeht,  z.  B.  nicht  in  Vorbildern  grober 


Verständniss  für  denselben  abgeht,  z.  B.  nicht  in  Vorbildern  grober 
Maschinen-Anlagen  oder  Maschinen  bestehen,  deren  mechanischer 
Zusammenbang  demselben  noch  vollkommen  unbekannt  ist,  und 
wobei  die  zu  leistende  Arbeit  mithin  auf  ein  geistloses  Kopiren 
von  Vorlagen  hinaus  läuft  Die  manuelle  Geschicklichkeit  des 
mechanischen  Zeichnens,  die  sich  ein  Schüler  bei  solchen  Arbeiten 
erwirbt,  kann  derselbe  ebenso  gut  an  einfacheren  Objekten  er- 
langen, die  er  begreift  und  bei  deren  Darstellung  er  zugleich  die 
Regeln  der  Konstruktion  kennen  lernt ?  somit  einen  nachhaltigen 
Nutzen  für  sich  und  seinen  Beruf  gewinnt. 

Von  diesem  Gesichtspunkte  aus  betrachtet,  bietet  die  Aus- 
stellung leider  viel  Verurtheilnngswerthes,  sowohl  betreffs  der 
Methode  des  Zeichnens,  als  in  Hinsicht  der  zur  Darstellung  ge- 
wühlten Objekte. 

Mit  rühmlicher  Ausnahme  weniger  Schulen,  deren  Bestre- 
bungen und  Leistungen  Anerkennung  verdienen,  sind  die  Lehrer 


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No.  54. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


275 


sichtlich  bemüht  gewesen,  ihre  Schiller  mit  der  Anfertignng  von 
Zeichnungen  zu  beschäftigen,  die  in  ihrer  aubcren  Erscheinung 
dem  Auge  wohlgefällig  sind,  oho»  zu  berücksichtigen,  das»  bei 
der  geringen  Stundenzahl  des  Zeichenunterrichte  oft  Monate  fast 
nutzlos  mit  der  Anfertigung  solvfcer  Bild«r  »erloren  gehen,  die 
für  den  späteren,  praktischen  Beruf  der  Schiller  oder  für  ihre 
Fortbildung  auf  einer  höheren  technischen  Lehranstalt  so  gut 
wie  gar  keinen  praktischen  Werth  haben.  Sehr  hantig  bestehen 
diese  Zeichnungen  sogar  nur  in  der  Darstellung  von  äußeren 
■  Ansichten  einzelner  grofserer  Maschinen,  bei  denen  es  auf  der 
Hand  liegt,  dass  dem  Schaler  das  Verständnis«  für  deren  Kon- 
struktion noch  vollkommen  fehlen  muss  und  dass  er  dassellie 
schwerlich  wahrend  der  langen,  mühevollen  Arbeit  erlangt  haben 
kann.  Andere  Blatter,  die  im  Querschnitt  einzelne  Theile  der 
Konstruktion  selbst  näher  angeben,  sind  gerade  in  diesen  Punkten 
sichtlich  vernachlässigt,  oft  sogar  unrichtig  behandelt. 

Viele  der  Blatter  wiederum,  welche  die  eigentlichen  Elemente 
des  Maschinenbaues  enthalten  und  dem  Schüler  in  allen  Details, 
vermöge  des  ihm  ertheilten  Unterrichts,  vollkommen  klar  sein 
können  und  sollen,  beweisen,  dass  der  Schüler  das  behandelte 
Objekt  nicht  vollkommen  begriffen  und  darzustellen  gewasst  hat 
oder  nach  falschen  Vorbildern  bezw.  Angaben  arbeitete. 

Der  Hauptgrund  des  Uebelstandes  ist  wohl  darin  zu  suchen, 
dass  der  Zeichenunterricht  vielfach  in  die  Hände  von  nur  bau- 
te chni  seh  gebildeten  Lehrkräften  gelegt  ist,  bezw.  in  solche, 
denen  eine  genügende  maschinen-technische  Vorbildung,  wie  die 
Kenntnis«  der  Ansprüche,  welche  die  Praxis  an  den  jungen  Tech- 
niker stellt,  mangelt  Es  ist  hiernach  eine  besondere  Sorgfalt  in 
der  Auswahl  der  bezüglichen  Lehrkräfte  angelegentlichst  zu 
empfehlen.  Ferner  drängt  sich  der  Kommission  das  Gefühl  auf, 
als  fehle  es  den  Schulen  an  geeigneten,  dem  Zweck  und  den 
Bedürfnissen  der  Schüler  entsprechenden  Vorlagen  bezw.  Hilfs- 
mitteln zum  Unterricht 

Von  der  zweifellos  sachgemäßen  Ansicht  ausgehend,  das-  die 
Schüler  der  masebinen-techmschen  Abtheilung  auf  den  Gewerbe- 
schulen, mögen  sie  nach  Abgang  von  der  Schule  uoeb  eine  höhere 
technische  Lehranstalt  besuchen  oder  direkt  in  die  Praxis  über 
treten,  mit  den  Ansprüchen,  die  der  spätere  praktische  Beruf  an 
sie  stellt,  bezw.  mit  dessen  Bedürfnissen  bekannt  gemacht  werden 
sollen,  halt  es  die  Kommission,  als  Resultat  ihrer  Beobachtungen 
and  in  Folge  der  ihr  gestellten  Aufgaben,  für  angemessen,  den 
hohen  Ministerien  die  Herausgabe  eines  geeigneten  Vor- 
lagewerks für  das  maschinen-technische  Zeichnen  an  den  Ge- 
werbeschulen zu  empfehlen.  Dies  Werk  hätte  io  erster  Linie 
die  Elemente  des  Maschinenwesens  zu  enthalten,  wie  z.  B.  die 
Konstruktion  der  Schrauben,  Bolzen,  Stifte,  der  Niete  und  Niet- 
Verbindungen,  der  Lager,  Kiemscheiben,  Räder,  Ketten,  Ketten- 
haken,  der  Zapfen,  Wellen,  Kuppelungen,  Stangen  und  Kreuz- 
köpfe der  Ventile,  Kolben,  Stopfbüchsen  etc.  etc.  Endlich  die 
Zusammenstellung  dieser  Theile  zu  einfachen  Maschinen,  wie  z.  B. 
zu  Pumpen,  Winden,  Erahnen,  Spritzen,  einfachen  Dampfmaschinen 
und  Dampfkesseln. 

Da  eine  jede  gröbere  Maschine  aus  einer  gröberen  oder 
geringeren  Zahl  dieser  Elemente  zusammen  gesetzt  ist  und  deren 
Anwendung  sich  stetig  in  den  verschiedensten  Formen  wiederholt, 
so  ist  eine  genaue  Kenntnis.«  der  Details  und  ihrer  Konstruktions- 
Verhältnisse  für  den  Schüler  von  dauerndem  Werth;  er  nimmt 
mit  der  eingehenden  Kenntnis*  derselben  etwas  wirklich  Nutz- 
bringendes, ein  ihm  später  sehr  werthvolles  Material  in  sich  auf, 
welches  er  bei  der  bisherigen  Art  des  Zeichnens  nicht  erwirbt. 
Die  praktischen  Erfahrungen  ergeben  häufig,  dass  ein  Schaler 
mit  sonst  guten  technischen  Vorkenntnissen  und  einer  vollkommen 
genügenden  Fertigkeit  im  Zeichnen,  gänzlich  unerfahren  ist  in 
der  richtigen  Darstellung  der  einfachsten  Elemente  des  Maschinen- 
wesens. Der  Unterricht,  so  weit  er  auf  diesen  Schulen  gegeben 
wird,  genügt  aber  vollkommen,  den  Schüler  mit  den  Prinzipien 
der  Konstruktion  dieser  Details  vertraut  zu  machen. 

Zur  Erleichterung  des  Unterrichte  und  des  Verständnisses 
würde  es  sich  empfehlen,  auf  den  Blättern,  bei  denen  der  Gegen- 
stand dies  geeignet  macht,  die  Konstruktions-Regeln  bezw.  Formeln 
der  Berechnung  mit  zu  bemerken.  Die  Vorlagen  selbst  sollten 
zugleich  in  der  in  der  Praxis  gebräuchlichen  Methode  des 
Zeichnens  hergestellt  werden,  d.  h.  für  Maschinentheile  in  ein- 
fachen, der  Gröfse  des  Gegenstandes  entsprechenden,  scharfen 
l.injen,  jedoch  mit  in  Farben  angelegten  Querschnitten.  Wo  es 
zur  gröberen  Deutlichkeit  erforderlich  scheint,  können  die  Aufsen- 
konturen  der  in  Ansicht  gezeichneten  Gegenstände  zweckmäßig 
von  schmalen,  mit  dem  Pinsel  aufgetragenen  Streifen  in  Material- 
farhen  umrändert  werden.  Licht-  und  Schattenlinien,  wie  das 
Tuschen  oder  Malen  von  Rundungen  und  Schatten,  sind  auf  das 
äußerst  geringste  Maars  zu  beschränken  und  sind  insonderheit 
nur  bei  den  komplizirteren,  zusammen  gestellten  Zeichnungen  zur 
Erhöbung  der  Deutlichkeit  anzuwenden.  Zu  besonderen  Zwecken 
ist  bei  Zeichnungen  in  kleinerem  Maaßstabe,  wie  solche  z.  B. 
für  Zwecke  der  lithographischen  Vervielfältigung  in  den  technischen 
Büreaus  gefertigt  werden,  das  Schraffiren  der  Querschnitte,  be- 
ziehentlich auch  einzelner  runder  Formen  in  beschränkterem 
Maafse  zu  üben.  Die  Vorlagen  sollten  zugleich,  wie  es  in  der 
Praxis  üblich  ist,  mit  Mittel-  und  MaaTslinie,  wie  mit  eingeschriebe- 
nen Maafsen  versehen  sein,  um  den  Schüler  an  eine  richtige  Be- 
handlung, wie  an  die  im  Maafs  ausgedrückten  Gröfsenverhältnisse 
der  gezeichneten  Gegenstande  zu  gewöhnen.  In  dem  Unterricht 
selbst  muss  jedoch  das  nur  mechanische  Kopiren  oder  die  Ueber- 


tragung  der  Zeichnung  in  einen  veränderten  Maafsstab  möglichst 
vermieden  werden.  Es  soll  dem  Schüler  vielmehr  die  Aufgabe 
gestellt  werden,  ejnen  ähnlichen  Gegenstand,  für  den  die  Kon- 
struktion* -  Grundbedingungen  gegeben  sind,  mit  Benutzung  der 
Vorlage  selbst  zu  entwerfen.  Hiernach  bestimmt  es  sich  natur- 
gemäß, dass  dem  Schüler  nur  solche  Aufgaben  gestellt  werden, 
die  er  nach  dem  empfangenen  Unterricht  zu  lösen,  bezw.  zu  ver- 
stehen vermag. 

Eine  Trennung  des  Zeichenunterrichte  oder  eine  Verschieden- 
heit in  der  Folge  und  in  der  Wahl  der  zu  zeichnenden  Gegen- 
stände zwischen  den  Schülern,  die  spater  eine  höhere  Lehr- 
anstalt besuchen,  und  denen,  die  direkt  in  die  Praxis  eintreten, 
Ist  nur  in  so  weit  erforderlich,  als  die  letzteren  einen  eingehenderen 
Unterricht  in  der  Maschinenlehre  empfangen  und  eine  gröbere 
Zahl  von  dem  Maschineuzeichnen  speziell  gewidmeten  Stunden 
halten.  Die  Differenz  in  der  Zahl  der  Stunden,  die  dem  Schüler 
hier  geboten  werden,  bewirkt  in  sich  ein  weiteres,  zugleich 
schnelleres  Fortechreiten  der  letzteren  in  der  Kenntniss  und  Be- 
arbeitung der  ihnen  für  das  spätere  Leben  so  wichtigen  Maschinen- 
Details,  während  den  enteren  das  auf  diese  Weise  folgerichtig 
Gelernte  bei  ihrem  späteren  Studium  eine  wesentliche  Erleichte- 
rung gewährt  und  für  das  wettere  Verständnis*  eine  gute  Grund- 
lage bildet  Bei  den  Schülern,  die  aus  der  Fachklasse  direkt  in 
die  Praxis  über  treten,  Ut  dem  Lehrer  noch  insbesondere  zu 
empfehlen,  in  der  Wahl  und  Folge  der  zu  zeichnenden  Gegen- 
stände auf  den  speziellen  Beruf  Rücksicht  zu  nehmen,  den  die 
Schüler  für  ihre  spätere  Lebensstellung  gewählt  haben.  — 

Betreffs  der  Art,  wie  ein  Vorlagen- Werk  hergestellt  werden 
soll,  hält  die  Kommission  es  für  empfehlenswert!),  die  zur  Vorlage 
bestimmten  Konstruktions-Details,  bezw.  einfache  Maschinen  be- 
währten Mustern  guter  Ausführung  der  Praxis  zu  entnehmen. 
Einem  Gesuch  an  die  besseren  Maschinenfabriken  Deutschlands 
um  Einsendung  geeigneter  Muster  -  Konstruktionen  für  besagten 
Zweck  wurde  zweifellos  gern  Folge  geleistet  werden  und  es  ist  zu 
erwarten,  dass  die  Fabriken  die  zur  Verfügung  gestellten  Zeich- 
nungen auf  Wunsch  auch  in  der  Gröfse  und  in  der  Art  der  Be- 
handlung einsenden  werden,  die  bei  dem  event  Gesuch  zur  ein- 
heitlichen Herstellung  des  besagten  Werkes  als  wünscheoswerth 
oder  erforderlich  zu  erkennen  gegeben  wird.  Einer  aus  Lehrern 
und  Männern  der  Praxis,  ähnlich  der  gegenwärtigen,  zu  ernennen- 
den Kommission,  würde  es  dann  ein  leichtes  sein,  die  besten  und 
zweckentsprechendsten  Konstruktionen  zur  Zusammenstellung 
dieses,  für  unsere  technische  Jugend  wichtigen  und  sicher  segens- 
reich wirkenden  Vorlagcwerkes  auszuwählen. 

Ferner  ist  die  Beschaffung  von  Modellen  der  Details, 
wie  kleiner  Maschinen,  angelegentlichst  zu  empfehlen.  Das 
richtige  Verständnis«  für  Formen  und  Dimensionen  wird  hierdurch 
wesentlich  gefördert,  nnd  es  ist  überdem  sehr  wichtig  für  den 
späteren  Beruf,  die  Schüler  auch  in  der  praktischen  Aufnahme 
solcher  Details  oder  Maschinen  zu  üben. 

Es  wurde  zweckmäßig  erscheinen,  die  Stunden  des  Freihand- 
zeichnens, die  in  der  Fachklasse  zur  Verfügung  stehen,  zur  Auf- 
nahme solcher  Modelle  zu  benutzen  und  die  Schüler  in  dieser 
Weise  in  dem  Skizziren  aus  freier  Hand  der  Maschinen  -  Details 
zu  üben.  Ferner  kann  in  denselben  Stunden  das  perspektivische 
Zeichnen  und  das  Tuschen  der  Maschinen-Elemente,  soweit  es 
wünschens werth  erscheint  und  nicht  bereite  in  den  vorher 
gehenden  Klassen  gelegentlich  der  Projektions-  und  Schatten- 
Konstruktionslehre  gelernt  ist,  geübt  werden. 

In  Uebereinstimmung  mit  den  hier  dargelegten  Ansichten 
erlaubt  sich  endlich  die  Kommission  bei  den  hohen  Ministerien 
den  Antrag  zu  stellen,  den  §.  9.  des  Reglements  für  die  Ent- 
lassung« -  Prüfung  bei  den  Königlichen  Gewerbeschulen  vom 
21.  März  1870  für  das  Unearzcichoen  dahin  zu  ändern,  das«  der 
Schluss  des  Satzes :  „als  auch  perspektivisch  korrekt  darzustellen 
und  nach  den  gründlich  aufgefassten  Elementen  der  Schatten- 
Konstruktion  sauber  abzutuseben  und  zu  koloriren"  als  mit  den 
Bedürfnissen  der  Praxis  nicht  im  Einklang  stehend,  entsprechend 
zu  mildern."  —  —  — 

Der  voran  gegangenen  Mittheilung  der  Urtheile  der  drei  ein- 

rtzt  gewesenen  Kommissionen,  in  welchen  zweifellos  ein  reiches, 
praktischen  Vcrwerthung  fähiges  Material  zur  Frage  der 
passenden  Gestaltung  des  Zeichenunterrichts  an  den  mittleren 
gewerblichen  Lehranstalten  zusammen  getragen  worden  ist,  dürfen 
wir  einige  aus  eigener  unmittelbarer  Anschauung  und  praktischer 
Thätigkeit  geschöpfte  Ideen  hinzu  fügen,  die  sich  auf  den  schul- 
mäfsigen  Unterricht  in  den  Baugewerben  beschränken 
und  im  allgemeinen  als  etwas  anderes  nicht  gelten  wollen, 
denn  als  leicht  hin  geworfene  Gedanken,  durch  welche  der  Ideen- 
kreis,  in  dem  die  Mitglieder  der  betr.  Kommission  sich  gehalten 
haben,  nach  einigen  Richtungen  hin  überschritten  wird. 

Wir  nehmen  zunächst  Akt  von  der  bedeutsamen  Thateache, 
dass  die  diesmalige  Ausstellung  den  an  vielen  Stellen  seit  lange 
gehegten,  aber  bislang  unausgesprochen  gebliebenen  Gedanken: 
Dass  auf  den  sogen,  reorgnnisirten  Gewerbeschulen 
der  Unterricht  in  den  Baugewerhen  nicht  zn  seinem 
Rechte  gelange  und  dass  eine  Abtrennung  dieses  Un- 
terrichts sich  wohl  am  meisten  empfehlen  werde,  zum 
klaren  Durchbruche  verholfen  hat  und  dass  dieser  Gedanke 
der  Gegenstand  längerer  Verhandlungen  zwischen  hoch  gestellten 
Vertretern  der  Staateregierung  und  ihnen  gegenüber  stehenden 
nicht  beamteten  Mitgliedern  der  Kommission  gewesen  ist.  Von 
da  bis  cur  Erfüllung  der  praktischen  Konsequenz  jener  Ideen, 

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DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


6.  Jnli  1878 


der  durchgängigen  Verweisung  de«  baugewerblichen 
Unterrichts  auf  besondere  Lehranstalten,  mag  freilich 
ein  weiter,  nur  in  langer  Zeitfolge  zu  vollziehender  Schritt  sein, 
da  die  völlige  Abtrennung  jenes  Unterrichts  von  den  reorganisirten 
(iewerbeschulen  vermöge  der  zwitterhaften  Stellung,  welche  eben 
diese  Schulen  Staat  und  Gemeinde  gegenüber  einnehmen  und  ver- 
möge der  zu  fordernden  Schonung  berechtigter  Interessen  sach- 
licher und  persönlicher  N«nr  ihre  grofsen  Schwierigkeiten  bieten 
wird.  Aber  hoffen  darf  man  jedenfalls,  dass  von  heute  an  schon 
jene  Abtrenuung  auf  jede  mögliche  Weise  angebahnt  und 
u.  a.  auch,  dass  die  Kntstehung  neuer  baugewerblicher  Fach- 
klasseu  an  Gewerbeschulen,  welche  sich  inskünftige  reorganisireo 
würden,  verhütet  werden  wird.  Ks  wird  alsdann  die  immer  mehr 
wachsende  Bedeutung  der  Baugewerbe  von  selbst  dahin  fuhren, 
dass  in  nicht  zu  langer  Zeit  zahlreiche  Lehranstalten  ent- 
stehen, die  sich  der  Pflege  dieses  Unterrichts  ausschließlich 
widmen  und  denselben  alsdann  auf  eine  Stufe  erheben,  die  selbst 
derjenigen,  welche  der  Unterricht  an  den  heutigen,  relativ  voll- 
kommenen Baugewerkschulen  einnimmt,  überlegen  ist  — 

Die  zur  Beurtheilung  der  baugewerblicben  Zeichnungen 
berufen  gewesene  Kommission  hat  als  unzweifelhaft  erste  unter 
den  Konsequenzen,  welche  sie  aus  ihren  Wahrnehmungen  ge 


zogen,  die  P Aufstellung  eines  Normal -Schulplans"  befürwortet. 


ist 

der  Kommission 
als  eine  unge- 
fähre Begrenzung  des  Unterrichtsstoffes  und  eine  ungefähre 
Fixirung  des  Lehrziels  im  baugewerblichen  Unterricht.  Alles, 
was  (Iber  diese  Grenzen  hinaus  geht,  was  bestimmt  ist,  die  betr. 
Schulen  an  das  Gangelband  der  Schablone  zu  bringen  und 
die  Einzelnhciten  des  Unterrichts  durch  generelle  Ver- 
fügung von  oben  herab  zu  regeln,  müssen  wir  entschieden 
perhorresziren ,  weil  wir  der  Ansicht  sind,  dass  kein  einziger 
Unterricht  zu  seinem  Gedeihen  eine  so  weit  gehende  V  u  ge- 
bunden bi'it  erfordert,  als  eben  der  baugewerbliche,  so- 
fern derselbe  der  Pflege  besonderer  Anstalten,  der  der  Han  ge  - 
werkschulen,  überwiesen  wird  und  sofern,  wie  wir  es  als  einzig 
richtig  erachten,  die  Baugewerkschulen  die  Aufgabe  erhalten, 
ausschliefslich  der  Bildung  des  Handwerkerstandes 
zu  dienen  und  nicht  etwa  gleichzeitig  als  Vorbereitungs-Anstalten 
für  den  höheren  bautechnischen  Unterricht  zu  wirken. 

Werden  von  dem  Wirkungskreise  der  Baugewerkschulen 
Zwecke,  wie  der  oben  angedeutete  und  andere  ahnliche,  wie  z.  B. 
die  Vervollkommnung  der  sogen,  allgemeinen  Bildung  —  diese 
im  weiteren  Sinne  des  Wortes  verstanden  fern  gehalten  und 
wird  dem  entsprechend  als  unerl assliche  Aufnahme-Bedingung 
der  Nachweis  eines  gewissen  Maalses  von  handwerklicher 
Ausbildung  fest  gesetzt,  so  strömt  jenen  Schulen  erfahrungs- 
mafsig  ein  Schülerkontingent  buntester  Art  zu,  für  welches 
ein  durch  detaillirte  Vorschriften  genau  umgrenzter,  schablonen- 
haft gehandhabter  Unterricht  sehr  unpassend  und  darum 
auch  mehr  oder  weniger  unwirksam  sein  wird.  Die  Er- 
fahrung lehrt,  dass  diejenigen  Baugewerkschulen ,  welche  wie 
z.  B.  die  Nienburger  Schule,  als  Lehrziel  ausschliefslich  die 
Heranbildung  tüchtiger  Handwerker  erstreben,  in  der  Vor- 
bildung, welche  von  den  Schülern  mitgebracht  wird,  mit  der 
i  Mannigfaltigkeit  zu 


Bildungsstufen,  welche  zwischen  der  in  einer  niederen  Dorfschule 
zu  erwerbenden  und  derjenigen,  die  durch  Abgang  aus  der  zweit- 
oder  dritt-  obersten  Klasse  eines  Gymnasiums  oder  einer  Real- 
schule  erlangt  wird,  darunter  vertreten  sind. 

Was  bei  einer  so  vielfach  zusammen  gesetzten  Schülerzahl 
ein  durch  detaillirte  Vorschriften  geregelter,  durchaus  gleich- 
artiger, nur  auf  den  Durchsehnittsschüler  berechneter  Unter- 
richt erzielt,  ist  ohne  weiteres  einzusehen!  Ks  besteht  in  dem 
Fortbringen  einer  relativ  geringen  Zahl  von  Schülern  auf  eine 
mittlere  Stufe  des  Wissens,  in  dem  Zurückbleiben  einer 
grofsen  Zahl  anderer  Schüler,  die  wegen  ungenügender  Vorbildung 
nicht  zu  folgen  vermögen,  und  endlich  in  der  relativen  Erfolg- 
losigkeit des  Unterrichts  bei  demjenigen  Tbeile  der  Schüler, 
welcher  mit  relativ  hoher  Jugendbildung  ausgestattet,  auf  der 
Schule  nicht  dasjenige  findet,  was  für  ihn  erreichbar  war,  und 
der,  hierdurch  degoutirt,  auf  den  Pfad  der  Nachlässigkeit  ge- 
räth,  von  dem  die  Schuldisziplin  vermöge  einer  gewissen  Zahm- 
heit, an  die  sie  bei  der  ganzen  Art  des  Schülerbestandes  ge- 
bunden ist,  ihn  nicht  zurück  zu  halten  vermag!  — 

Was  dem  Unterricht  auf  den  Baugewerkschulen  frommt, 
besteht  daher  nicht  in  detaillirten  Lehrplanen,  Normalien  und 
Schablonen  für  den  Unterriebt,  sondern  besteht  einzig  und  allein 
in  der  möglichst  grofsen  Bemessung  der  Lehrkörper, 
damit  auf  den  einzelnen  Lehrer  eine  relativ  niedrige  Schülerzahl 

irt  bleibe,  seine  Tha- 


komme  und  dem  Lehrer  die  Möglichkeit  j^e  wahrt 
tigkeit  dem  Einzelnen  anstatt  der  Masse 
individuellen  Verschiedenheiten  und  Fähigkeit 


Fähigkeiten 

Rechnung  zu  tragen.  Wir  sind  auf  Grund  eigener  pr 
Erfahrungen  der  Ansicht,  dass  die  Lehrerzahl  an  einer  Bau- 
gewerkschule, soll  diese  ihren  Zweck  in  möglichst  vollkommener 
Weise  erfüllen,  nicht  niedriger  bemessen  werden  darf  als  so,  dass 
dieselbe  nicht  weniger  als  etwa  '/h  der  gesammten  Schüler- 
zahl  betragt.  Es  sind  in  dieser  Zahl  die  Neben-  und  Hulfs- 
lehrer  einbegriffen-,  die  eigentlichen  Fachlehrer  mögen  etwa 
'/>—  •/«  jener  Zahl,  d.  i.  V»  bis  Vm  der  Gesammt-Schülerzahl 
ausmachen.  —  Die  Zahlen  sind  grols  und  es  würde  bei  näherer 
Umschau  unter  den  Kräften,  die  heute  vorhanden  sind,  wahr- 
scheinlich sich  zeigen,  dass  die  Menge  des  brauchbaren 
Materials  gering  ist.  Um  über  diesen  Mangel  hinweg  zu  kommen, 
giebt  es  ein  anderes  Mittel  nicht,  als  dass  der  Staat  sein  Augen- 
merk der  Sache  zuwendet,  dass  er  für  eine  tüchtige  Heranbil- 
dung von  ßaugewerklebrern  Vorsorge  trifft  und  vor  allem, 
dass  er  durch  die  eigene  Errichtung  einiger  Baugewerk- 
schulen denjenigen  die  Möglichkeit  eines  angemessenen  Fort- 
kommens sichert,  die  dem  schwierigen  Lehramte  im  Baugewerbe 
sich  zuwenden.    Weder  besteht  heute  diese  Möglichkeit,  noch 


ive  von  Privaten,  Vereinen  oder 
Kommunen  etwa  den  bisher  schon  bestehenden  hinzu  tretet 
sollte,  weil  alle  derartigen  aulserstaatlichen  Gründungen  an  Ver- 
folgung von  Nebeninteressen  gebunden  sind,  die  das  Lehrerthum 
in  seiner  gedeihlichen  Entwicklung  hemmen  und  dasselbe  auf 
ein  Niveau  herab  drücken,  welches  bei  weitem  zu  niedrig  ist! 

Wir  behalten  uns  vor,  die  im  vorstehenden  nur  nebenbei 
berührte  Frage  der  baldigen  Errichtung  einiger  staat- 
lichen  Baugewerkschulen  bei  passendem  Anlass 
weiter  zu  verfolgen.  — 

-  B.  - 


Die  Oberschlesische 

Die  Bedeutung,  welche  der  Bau  und  Betrieb  von  Bahnen 
minderer  Ordnung  neuerdings  gewonnen  haben,  lenkt  den  Blick 
unwillkürlich  auf  gleichartige  Unternehmungen  aus  früherer  Zeit, 
da  die  bei  denselben  gewonnenen  Erfahrungen  sich  vortheilhaft 
verwerthen  lassen.  Es  sei  gestattet,  einen  Blick  auf  die  vor 
27  Jahren  begründete  und  im  Laufe  der  Zeit  maonichfachen  Be- 
triebgveranderungen  unterworfen  gewesene  Oberschlesische  Schmal- 
spur-Bahn zu  richten. 

Die  Bahn  dient  nicht  zum  Personen-Transport,  da  ein  Be- 
dürfniss  hierzu  nicht  vorliegt;  dieselbe  vermittelt  vielmehr  nur 
den  Verkehr  von  Produkten,  namentlich  von  Galmei,  Eisenerz 
und  Steinkohlen  zwischen  den  Bergwerken  und  Huttenanlagen 
unter  einander  und  mit  der  Oberschlesischen  Hauptbahn,  und  es 
sind  zu  diesem  Zwecke  einige  Hauptlinien  vorhanden,  an  welche  < 
sich  ein  vielfach  verzweigtes  Netz  von  Nebenlinien  anschliefst 

Die  Gesammtlange  der  Bahn,  soweit  sie  sich  im  Besitze  der 
Oberschlesischen  Eisenbahn- Gesellschaft  befindet,  betragt  94  Kl» 
mit  einem  Anlagekapitale  von  110  034  .//  pro  Km  incl.  Betriebs- 
mittel-Beschaffung. 

Die  Spurweite  ist  0,795  m.  Die  Schienen  sind  jetzt  gröfsten- 
theils  breitnasig,  91,6 ■»  hoch,  während  aus  früherer  Zeit  noch 
Brucken-  und  Stuhl-Schienen  vorbanden  sind.  Die  Schwellen  sind 
theils  von  Eichen-,  theils  von  Kiefernbolz,  imprägnirt,  1,25  ™  lang, 
0,26 B  breit  und  0,16 m  stark.  —  Die  Krümmungsradien  gehen 
für  Hauptglcise  auf  75,  ausnahmsweise  auf  37«  herab,  wahrend 
in  Nebengleisen  selbst  solche  von  20«  vorkommen.  Für  die 
Steigungen  ist  das  Verhältniss  von  1 : 60  als  Maximum  fest  ge- 
halten worden.  — 

Der  Bau  begann  im  Jahre  1851.  Damals  bestand  die  Ab- 
sieht,  lediglich  Pferdebetrieb  einzurichten.  Noch  während  der 
Bauzeit  gelangte  man  zu  der  Befürchtung,  dass  ein  solcher  Betrieb 


Schmalspur -Bahn. 

theils  unzulänglich,  theils  auch  zu  kostspielig  sein  würde,  und 
ging  daher  dazu  Ober,  die  Hauptlinien  für  den  Betrieb  mit 
Maschinen  umzubauen.  Es  bestand  somit  seit  1855  ein  gemischter 
Betrieb:  mittels  Maschinen  auf  den  Haupt-  und  Pferden  auf  den 
Neben-Linien.  Aber  auch  diese  Einrichtung  bewahrte  sich  auf 
die  Dauer  nicht,  obwohl  in  den  ersten  Jahren  nicht  ganz  un- 
günstige Erfolge  dabei  erzielt  wurden. 

In  Folge  davon,  dass  ein  Tbeil  des  Wagenparks  und  ein 
Theil  der  Hauptstrecken  den  Anforderungen  des  Lokomotiv- 
Betriebes  nicht  genügten,  wahrscheinlich  auch  dadurch,  dass  zum 
Hau  bereit«  halb  abgenutztes  Material  von  der  breitspurigen 
Hauptbahn  entnommen  worden  war,  nahmen  die  Unterhaltungs- 
Kosten  in  dem  Maalse  zu,  dass  man  im  Jahre  1860  zur  Aufrecht- 
erhaltung des  Lokomotivbetriebes  ein  Kapital  von  1  200  000  Jt 
hätte  aufwenden  müssen.  Dieses  Opfer  erschien  zu  hoch;  man 
kehrte  daher  wieder  allgemein  zum  Pferdehetrieb  zurück  und 
schloss  mit  einem  Unternehmer,  welcher  bis  dahin  schon  den 
Pferdebetrieb  auf  den  Nebenlinien  besorgt  hatte,  einen  auf  12  Jahre 
geltenden  Pachtvertrag  für  das  ge  sammle  Transportwesen  ab. 
Der  Erfolg  dieses  Schrittes  entsprach  auch  wenigstens  insofern 
den  Erwartungen,  als  die  Ueberschüsse  der  Einnahmen  über  die 
Ausgaben,  welche  in  den  letzten  Jahren  negativ  gewesen  waren, 
positiv  wurden  und  sich  längere  Zeit  hindurch  auf  1%  des  An- 
lagekapitals hielten,  gegen  Ende  des  Pachtvertrages  im  Jahre  1871 
sogar  bis  auf  S  '/>  %  stiegen. 

Bei  Ablauf  des  genannten  Jahres  musste  zur  Bewältigung  des 
inzwischen  bedeutend  gestiegenen  Verkehrs  der  Lokomotivbetrieb 
in  erneute  Erwägung  gezogen  werden,  und  es  wurde  ein  weiterer 
Vertrag  zwischen  der  Direktion  und  dem  Unternehmer  auf  12  Jahre 
abgeschlossen,  welcher  im  wesentlichen  Folgendes  bestimmt: 

Der  Unternehmer  übernimmt  den  gesammten  Betrieb,  wah- 

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N».  54. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG 


277 


Direktion  die  Unterhaltung  and  Erneuerang  der  Bahn- 
anlagen und  die  ßahnaufsicht  zufallt.  Das  Schneeräumen  ist 
Sache  des  Unternehmen.  —  Die  Direktion  ist  berechtigt  Strecken 
tu  kassiren,  wenn  die  ihr  daraus  zuweisenden  Einnahmen 
(s.  unten)  kleiner  werden,  als  die  Kosten  der  Bahnunterhaltung 
und  Erneuerung  und  die  Zinsen  des  Oberbaumaterial-Werthes, 
d.  i.  kleiner  als  roL  1600  M.  pro  Kilometer  bei  Pferdebetrieb 
und  2400  M.  bei  Lokomotivbetrieb.  —  Der  Unternehmer  darf 
Lokomotivbetrieb  nach  Einholung  der  Genehmigung  der  Direktion 
einfilhren,  welche  auch  die  Lokomotiven  prüft  —  Die  Direktion 
Oberlässt  dem  Unternehmer  den  gesammten  Wagenpark  mit  der 
Verpflichtung,  denselben  auf  »eine  Kosten  su  unterhalten  und  uach 
bestimmten,  mit  der  Frequenz  zusammen  hangenden  Normen  zu 
vermehren. 

Die  Stellung  der  Tarife  ist  Sache  des  Unternehmers,  indessen 
darf  derselbe  folgende  Satze  nicht  überschreiten: 

Für  0,i  Meilen  pro  Ztr.  1,8  Pf.  (alter  Währung) 
,   0,6     ,       „     ,    3  „ 
.1       .       .     .    4,5  . 

n    *         it         n      »     GD  n 
■    3       „,       „     ,  10,5  B 
u.  s.  f.  mit  0,3  Pf.  pro  Vi»  Meile  steigend. 

Die  Direktion  kontrolirt  den  Unternehmer  durch  Stationare 
und  ambulante  Beamte.  Für  jeden  Transport  hat  der  Unter- 
nehmer eine  Frachtkarte  in  duplo  auszustellen,  wovon  1  Exemplar 
dem  Stations-Beamten  im  nächsten  Kontrolhause  abzugeben  ist. 

Die  obigen  Maximaltarife  muss  der  Unternehmer  ermäfsigen, 
wenn  ihm  selbst  die  Pacht  ennafeigt  wird.  Die  letztere  betragt 
l'/i  Pf.  pro  Zentner-Meile. 

Der  Unternehmer  zahlt  eine  Kaution,  verfallt  in  Konventional- 
strafe für  jeden  Fall  der  Vertragsverletzung,  hat  die  Bestimmun- 
gen des  Gesetzes  vom  3.  Nov.  1S38  einzuhalten,  auch  die  Direktion 
gegen  alle  aus  dem  Betriebe  abzuleitenden  Entschädigungs-An- 
sprücbe  zu  vertreten. 

Bei  Auflösung  des  Vertrages  giebt  der  Unternehmer  den 
omten  Wagenpark  zurück,  u.  zw.  den  Ton  der  Direktiou 
unentgeltlich,  den  von  ihm  selbst  beschafften  gegen 
des  zeitigen  Werthea. 


Für  die  Sicherung  des  Betriebes  und  den  Fracht- Verkehr 
bestehen  ausserdem  besondere  Bestimmungen.  - 

Die  Wagen  sind  von  einfachster  Konstruktion,  iachsig,  ohne 
Federn,  mit  unelastischen  Zug-  und  Stob- Vorrichtungen  und  einer 
Tragfähigkeit  von  100  Ztr. 

Es  wurden  in  den  letzten  Jahren  durchschnittlich  1  400  000  t- 
befördert,  welche  (bei  15  Millionen  Kilometer  Tonnen)  für  die 
Direktion  eine  Brutto-Eiunabmc  von  520  000  M.  brachten. 

Der  Betriebsresnlute  der  ersten  Jahre  ist  bereite  Erwähnung 
in  den  letzten  Jahren  betrugen  dieselben  in 


im  Jahre  1870  -f  3,3  % 
.      „     1871  +  3,5 


1»72  +  3,7  „ 
1873  +  1.0  „ 
,      „     1874  -  0,7  „ 
ff      ,     1875  +  3,1  „ 
,     1876  +  2,4  . 
Das  ungünstige  Resultat  der  Jahre  1H73  und  74  ist  anf  die 
in  Folge  der  Wiedereinführung  des  Lokomotivbetriebes  not- 
wendig gewordene  umfangreiche  Erneuerung  des  Oberbaues  und 
die  Verstärkung  der  Brücken  zu  schieben.    Es  sind  indessen 
andrerseits  durch  die  Einführung  von  Stahlschienen  und  durch 
vereinfachte  Bahnbewachung  in  den  letzten  beiden  Jahren  bei 
sich  ziemlich  gleich  bleibenden  Brutto -Einnahmen  die  Betriebs- 
Ausgaben  ermäßigt  worden,  indem  dieselben 
im  Jahre  1874  234,000  ./£ 
,      „     1876  214,000  „ 
„      ,     1870  181,000  , 
betrugen,  und  es  ist  daher  die  Hoffnung  begründet,  dass  auch  die 
(iesammtergebnisse  des  Betriebes  sich  steigern  werden.  Es  muss 
indessen  hierbei  berücksichtigt  werden,  dass  der  Hauptzweck  der 
Bahn  weniger  in  einer  hoben  Verzinsung  des  direkt  verwendeten 
Kapitals,  als  vielmehr  in  der  Hebung  der  Gesammt- Industrie 
OberHchlesieus  und  in  der  leichteren  Zuführung  der  Produkte  zur 
Hauptbahn  besteht,  und  dass  die  Aktionare,  da  diese  Zwecke  in 
hohem  Maafse  erreicht  werden,  für  den  etwaigen  Ausfall  an  dem 
Betriebe  der  Schmalspurbahn  reichlich  in  den  höheren  Einnahmen 
der  Hauptbahn  Entschädigung  erlangen.  T. 


Mittheilungen  aus  Vereinen. 


Architekten- Verein  zu  Berlin.  Nach  Hmaligetn ,  durch 
Wrtterungszustimdo  und  sonstige  Hemmnisse  nothwendig  ge- 
wordenem Aufschübe  des  Sommerfestes  ist  dasselbe  endlich 
am  28.  Juni  glücklich  von  statten  gegangen.  Die  Betheiligung 
am  Fest  wird  nns  zu  etwa  120  Personen  angegeben  und  der 
Verlauf  desselben  als  durchweg  sehr  befriedigend  bezeichnet.  — 
Den  unmittelbar  folgenden  Tag  —  29.  Juni  —  widmete  der  Verein 
der  Besichtigung  der  großen  Anlage,  die  in  den  letzten  Jahren 
Lichterfelde  hat  entstehen  scheu:  der  Zentral-Kadetten- 
Anstalt,  welche  bestimmt  ist,  etwa  800  Kadetten  aufzu- 
Wir  gedenken  auf  diese  bedeutende  Ausführung  der 


oer-Zahl  von  150 
bei  dem  Ausfluge  zusammen  zu  führen.  — 
Am  1.  Juli  hat  unter  nur  schwacher  Betheiligung  die  gewöhn- 
liche Haupt- VersammJung  stattgefunden.     Vor  Knöitt  in  fle 

denken  des  jungst  verstorbenen  Mitgliedes  Hrn.  Steenbock  nnd  dem 
erfolgreichen  Wirken  desselben  auf  dem  Gebiete  des  Kunst- 
gewerbes einige  anerkennende  Worte  und  gab  alsdann  Kenntniss 


E.  Puls, 

nte;  1  desgl.  Howe,  Eitransport- Tabellen  ver- 
schiedener Bahnen,  vom  Verfasser;  Jahresbericht  des  Deutschen 
Gewerbe-Museums  pro  1877;  1  Heft  Gropius  Archiv  der  orna- 
mentalen Kunst  von  der  Verlagshandlung  Winckelmann  &  Söhne. 
Es  liegen  außerdem  vor: 

Eine  Erwiederung  der  Hrn.  Minister  für  Handel  etc.  und  für 
Kultus  etc.,  mitteil  welcher  zugesagt  wird,  dass  zur  Förderung 
künstlerischer  Bestrebungen  dem  Antrage  des  Vereins  auf  Aus- 
stellung von  Projekten  zu  fiskalischen  Bauten  auf  der  akademischen 
Kunstausstellung  willfahrt  werden  soll;  ferner  ein  Schreiben  des 
Hrn.  Handelsministere  —  bei  Gelegenheit  der  Rücksendung  eines 
Reiseberichts  worin  daran  erinnert  wird,  dass  dag  Schinkel- 
Reisesripendium  bestimmungsmäßig  nur  für  Forschungen  etc.,  die 
dem  Gebiete  des  eigentlichen  Bauwesens  angehören,  verliehen 
werde  und  es  unzulässig  sei,  diese  Mittel  ausschließlich  oder 
auch  nur  vorwiegend  für  Studien,  die  auf  dem  Gebiete  des 
Kunstgewerbes  liegen,  zu  verwenden.  Die  Stipendiaten  sollen 
beim  Antritt  ihrer  Reise  auf  diesen  Zweck  der  Verleihung  des  Reise- 
Stipendiums  aufmerksam  gemacht  werden.  —  Das  Kommando  des 
Eisenbalin-KegimenU  hat  in  besonderer  Zuschrift  darum  ersucht, 
von  den  Resultaten  der  am  6.  d.  M.  ablaufenden  Konkurrenz, 
betr.  Projekte  so  einem  Viadukt  in  Holzbau,  nähere  Kenntniss 
zu  erhalten. 

Es  folgt  die  Bcurtheilung  von  Konkurrenz-Projekten  der 
zum  1.  Juli  er.   Zur  Hochbau-Aufgabe :  Pavillon 


im  Thiergarten,  ist  nur  eine  einzige  Lösung,  zur  Aufgabe  im 
Ingenieurwesen:  Fußgänger- Tunnel,  sind  zwei  Lösungen  einge- 
laufen. Beide  Aufgaben  trind,  nach  den  von  den  Hrn.  Schwech- 
ten  und  Bausch  erstatteten  Referaten,  so  ungenügend  bear- 
beitet worden,  dass  die  Zubilligung  von  Preisen  oder  Andenken 
nicht  hat  stattfinden  können. 

In  weiterer  Fortführung  der  T.-O.  tritt  die  Versammlung  in 
die  Berathung  des  Antrags  auf  Abändenirig  der  „Grundsätze  für 
das  Verfahren  bei  öffentlichen  Konkurrenzen"  ein,  nachdem  die 
Abänderungs-VorschlSge  den  Mitgliedern  durch  Drucklegung 
genau  bekanntgeworden  sind.  Hr.  Blankenstein  weist  darauf 
hin,  dass  die  Verhandlung  der  Antrage  auf  der  bevor  stehenden 
Delegirten-Versammlung  wegen  vorgeschrittener  Zeit  nur  unter 
Schwierigkeiten  zu  ermöglichen  sein  werde,  und  legt  alsdann  in 
längerer  Ausführung  seine  Ansicht  dar,  dass  in  dem  Entwürfe 
der  Abänderungen  die  Interessen  der  Konkurrenten  etwas  zu 
einseitig  betont  und  dem  Interesse  der  Preisausschreiber  voran 
gestellt  worden  seien.  Gegen  diese  Anschauung  wendet  sich 
Hr.  Kuhn,  der  es  für  unschwer  hält,  diezwischen  den  Ansichten 
des  Hrn.  Blankenstein  und  denjenigen  der  Unterzeichner  des  An- 
trags bestehenden  Verschiedenheiten  auszugleichen.  —  Hr.  Luth- 
mer  beantragt,  dass  die  Delegirten  des  Vereins  veranlasst  wer- 
den möchten,  die  Abäiiderungs-Vorscblage  in  Berathung  zu  nehmen 
und  ihre  Meinung  über  dieselben  in  der  nächsten  Hauptver- 
sammlung darzulegen;  jedenfalls  sei  es  nothwendig,  die  Sache 
noch  an  die  diesjährige  Dresdener  Delegirten-Versammlung  zu 
bringen.  Der  Antrag  Luthmer  erhält  die  Zustimmung  der  Ver- 
sammlung. -- 

Zustimmend  erklärt  die  Versammlung  sich  ferner:  a)  zu  der 
vorgelegten  Fassung  eines  Schreibens,  welches  in  Angelegenheit 
der  Fortführung  des  Werkes:  Entwürfe  zu  Kirchen-,  Pfarr-  und 
Schulgebäuden  an  den  Hrn.  Handelsminister  gerichtet  werden 
■oll  und  welches  dem  in  der  Versammlung  vom  3.  Juni  (D.  Bztg. 
No.  46)  gefassten  Beschlüsse  entspricht,  und  b)  zu  dem  von  Hrn. 
W'inkler  vorgetragenen  Referate  einer  Kommission,  welche  sich 
mit  der  Frage  der  einheitlichen  Bezeichnung  der  matliemat-techn. 
Gröfsen  befasst  hat.  Der  Scblussantrag  lies  Referats  will  zur 
Erledigung  der  Frage  eine  Versammlung  von  Delegirten  säninit- 
licher  deutschen  technischen  Hochschulen  heran  ge- 
zogen wissen.  — 

Hr.  Büsing  macht  namens  der  Exkursions-Kommission  Mit- 
theilung davon,  dass  der  geplante  Ausflug  nach  Hannover 
und  Hi Kiesheim  auf  die  läge  des  20,  und  21.  d.  M.  angesetzt 
worden  sei.  Er  entwickelt  das  ungefähre  Programm  der  Reise 
und  empfiehlt  eine  möglichst  zahlreiche  Betheiligung  an  derselben. 

Nachdem  alsdann  Hr.  G.  Knoblauch  einen  Plau  der  Pa- 
riser Weltausstellung  überreicht  hat,  erfolgt  die  Beantwortung 
der  im  Fragekasten  enthaltenen  Fragen  durch  die  Hrn.  Möller, 
Wiehe,   Bänsch  und  Kinel  und  schliefst  darnach  die  Ver- 

—  B.  — 


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278 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


6.  Juli  1878 


Aus  der  Faehlitteratnr. 
Leitfaden  für  den  Unterricht  der  Anatomie  and  Pro- 
portionslebre  des  menschlichen  Körpers,  von  A.  Vischer, 

Hofmaler  und  Professor,  Karlsruhe,  A.  Bielefeld.  Der  genannte 
Autor,  Professor  für  Figurenzeichnen  am  Polytechnikum  zu  Karls- 
ruhe, hat  ein  kleines  Werkeben  erscheinen  lassen,  das  durch  die 
praktische  Anordnung  seines  Inhalts  sowie  seine  pnignaute  und 
kompendiöse  Fassung  sich  für  weitere  Kreise  empfiehlt  Der 
Verfasser  behandelt  auf  BS  Seiten  Text,  der  von  25  meist  gut 
in  Stein  gestochenen  Tafeln  begleitet  ist,  nach  allgemeiner  Ein- 
leitung zunächst  die  Anatomie  des  Korpers,  u.  z.  derartig,  dass 
in  sehr  übersichtlicher  Weise  bei  den  einzelnen  Abtheilungen  des 
Kopfes,  des  Rumpfes,  der  oberen  und  der  unteren  Extremitäten 
immer  zuerst  das  Skelett  und  hiernach  die  Muskulatur  in  Betracht 
gezogen  und  alles  Wissenswürdige  in  kurzen  Worten  und  kritischen 
Bemerkungen  für  den  Zeichner  mitgetheilt  wird.  Die  Proportions- 
lehre beginnt  mit  einer  geschichtlichen  l'ebereicbt  und  Würdigung 
der  verschiedenen  Werke  berühmter  Künstler  über  diese  Disziplin, 
an  welche  sich  die  einzelnen  Abtheilungen,  die  IVoportionen 
im  speziellen,  anschließen.  Mit  richtigem  Takt  hat  der  Verfasser 


allen  gelehrten  Apparat,  sowie  alles,  wag  statt  zu  fördern,  hemmen 
würde,  fem  zu  halten  gewusst  —  ein  Vorzug,  der  dem  bei  seiner 

|  Kürze  inhaltreichen  Lehrbuch  das  Eindringen  in  diejenigen  Kreise, 
für  welche  es  vorzüglich  bestimmt  ist:  Studirende  technischer 

|  Hochschulen,  Schuler  von  Kunst-,  kunstgewerblichen  und  ahn- 
lichen Schulen,  wesentlich  erleichtern  wird.  —  Die  Ausstattung 
des  Ganzen  ist  eine  ansprechende.  —  K.  — 

Brief-  und  Pr&ßfkasten. 

Beantwortung  veröffentlichter  Fragen.  In  einem 
ilause  auf  dem  Brühl  in  Leipzig  soll  lediglich  aus  Glas  und  Eisen 
eine  Zwischendecke  ausgeführt  sein,  die  zugleich  als  Fufsboden 
dient.  (Der  untere  Raum  wird  sls  Restauration,  der  obere  —  nur 
am  Abend  —  als  Vaudeville- Theater  benutzt)  Ueber  die  Be- 
wahrung der  Konstruktion  ist  nichts  Besonderes  bekannt 

Hrn.  Bfr.  M.  in  K.  Ein  uns  speziell  bekannter  Fall  der 
Anwendung  von  Pendelsaulen  unter  koutinuirlichen  Tragern  liegt 
bei  der  Ueberführung  der  Warschauer-Strafse  in  Berlin  über  die 
beiden  östlichen  Staätsbahnen  vor.  Abbildung  der  Konstruktion 
,  mit  Details  linden  Sie  auf  S.  54  ff.  von  «Berlin  u.  seine  Bauten*. 


•Bericht  des  Zentral -HUIfs- Komites  fUr  die  im  Jahre 

Bau -Ingenieure.*) 


1870  71  im  Felde  stehenden  Architekten  und 


Wie  im  Kriegs-Jahrc  1S06  dpr  Architekten-Verein  zu  Berlin 
ein  Komite  gebildet  hatte,  um  seine  zu  den  t  abuen  einlterufenen 
Mitglieder  zu  unterstützen,  so  hielt  es  derselbe  im  Jahre  1870, 
als  durch  die  deutschen  Lande  der  Ruf  xu  den  Waffen  erging, 
wiederum  für  seine  Ptlicht,  ausser  der  allgemeinen  Theibiahnie, 
welche  jeder  Deutsche  für  das  Heer  in  seiner  Gesammtheit 
empfand,  eine  spezielle,  mehr  familiäre  Wirksamkeit  innerhalb 
der  Grenzen  des  gemeinsamen  Berufes  anzuregen,  um  die  in  fried- 
licher Arbeit  bewahrte  Zusammengehörigkeit  auch  in  diesem  Kriege, 
für  den  Einzelnen  schwere  Opfer  und  Verluste  voraus 
iefs,  zu  erhalten  und  zu  befestigen. 
Es  vereinigten  sich  deshalb  unmittelbar  nach  erfolgter  Mobil- 
machung eine  Anzahl  Vereins  -  Mitglieder,  um  in  einem  Aufruf 
die  Fachgeuossen  in  ganz  Deutschland  zu  gemeinsamer  Fürsorge 
für  alle  im  Felde  stehenden  Architekten  und  Bau- Ingenieure  auf- 
zufordern. Diesem  Aufrufe  wurde  aller  Orten  entsprochen,  von 
allen  Seiten  flössen  reiche  Beitrage  und  in  kurzer  Zeit  bildeten 
sieh  Lokal  -  Komites  in  München,  Dresden,  Karlsruhe,  Kassel, 
Königsberg,  Magdeburg,  Breslau,  Bautzen  und  in  Schleswig- Hol- 
stein, die  alsbald  im  Verein  mit  der  Zentral  -  Stelle  Berlin  ihre 
ThiUigkeit  zu  entwickeln  beganuen. 

Auch  das  Ausland  bekundete  seine  Sympathien.  Von  Wien, 
Pest  und  Bukarest,  aus  Riga,  Kopenhagen  und  Christania,  aus 
London  und  Buenos  Ayres  übersandten  die  dort  ansässigen  Fach- 
genossen  namhafte  Beitrage. 

Dank  so  thatkhtftiger  l'uterstützuug  konnte  das  Komite  seiner 
Aufgabe  erfolgreich  gerecht  werden.  Ks  wurden  Namens  -  Ver- 
zeichnisse aller  Einberufenen  aufgestellt  und  dem  schnellen  Gange 
der  grol'seu  Ereignisse  folgend,  dauernd  ergänzt  und  berichtigt. 
Diese  Listen  wurden  allwöchentlich  durch  die  Deutsche  Itanzeitung 
veröffentlicht  und  in  wiederholten  Abdrucken  jedem  Einzelnen 
ins  Feld  flbersandt,  so  dass  dieselben  von  einander  und  die 
Familien  nah  und  fern  von  ihren  Augehörigen  stets  schnelle  und 
sichere  Kunde  erhielten. 

Beim  Ausmarsch  wurden  die  Unbemittelten  thimlichst  mit 
allem  Notlügen  an  Kleidungsstücken  und  haarem  tielde  ausge- 
rüstet, Verpflegung«  -  <  iegenslände  aller  Art  wurden,  besonders  zu 
Anfang  des  Krieges,  in  grofsen  Mengen  versendet,  theils  auf  An- 


•)  Ein»  erst*  «arliiifae  IVt.erMrht  de 
wurde  iu,-b  Beendigung  dn  Kr»*v<s  in  Nr. 
IHe  KniUtttuif:  eines  «eiteren  Ueehrn»eha.rt» 
l«vU...rlill|CI.  imlerhlieh  »her.  «eil  <li.rai.lt 
Kendler  Nt* 

J»hrr  181s,  » 


Kinbuhraeia  und  A(l*£ftU'n  de»  Kinnriei 
is  Jahnt  Tl  d.  Dlich  Httc,  imWHIrt. 

Hert.-bre»  «nrdn  Kehito  im  Jahre  IS.4 
>  Korane  dunb  den  T«l  d< 


trag  der  Bedürftigen,  theils  auch  aus  freier  Initiative  des  Komites 
bei  geeigneten  Anbissen ,  wie  z.  B.  zur  Weihnachtsfeier  im 
Jahre  1*71  au  Alle,  deren  Namen  in  den  Listen  verzeichnet 
waren. 

Bei  der  Sorgfalt,  die  auf  die  genaue  Ermittelung  der  Adressen 
verwendet  wurde,  verfehlten  solch«  Sendungen  nur  sehr  selten  ihre 
Bestimmung.  Nach  den  grofsen  Siegen,  welche  die  deutschen 
Heere  in  schneller  Folge  errangen,  erweiterte  sich  der  Wirkungs- 
kreis des  Komites  wesentlich  durch  die  Fürsorge  für  die  Ver- 
wundeten. 

Durch  die  Vermittclung  der  dem  Kriegsschauplätze  zunächst 
wohnenden  süddeutschen  Fachgenossen  gelang  es  in  vielen  Fullen, 
die  Verwundeten  >or  den  Gefaliren  der  Lazarethe  zu  bewahren 
und  ihnen  bei  Familien  gastliche  Aufnahme  und  liebevolle  Pflege 
zu  verschaffen.  L  ud  als  dann  nach  beendetem  Kampfe  der  Friede 
geschlossen  war,  konnten  aus  dem  inzwischen  dauernd  angewach- 
senen Baarfouds  Allen,  die  von  ihren  Wunden  Genesting  suchten 
und  nach  den  Strapazen  der  Erholung  bedurften,  reichliche  Mittel 
bewilligt  werden,  um  durch  Kuren  und  Bäder  ihre  Gesundheit 
neu  zu  kraftigen.  Wer  unter  den  Jüngeren  seine  Studien  hatte 
unterbrechen  müssen  uud  jetzt  seine  eigenen  Mittel  erschöpft  sah, 
wurde  durch  angemessene  Beihilfe  in  den  Stand  gesetzt,  in  seinem 
Beruf  weiter  zu  arbeiten  und  seine  Studien  bis  zu  selbständiger 
Erwerbsfähigkeit  sorgenfrei  fort  zu  setzen  und  zu  beenden. 

Wo  Wittwen  oder  Waiseu,  denen  der  Krieg  den  Ernährer 
geraubt  hatte,  sich  einer  unsicheren  Zukunft  gegenüber  sahen, 
da  konnte  auch  iluien  die  Sorge  um  die  Existenz  zeitweilig  ab- 
genommen oder  doch  wesentlich  erleichtert  werden. 

So  erstreckte  sich  nach  beendetem  Feldzuge  die  Wirksamkeit 
des  Komites  noch  auf  Jahre  hinaus,  bis  es  jetzt,  nachdem  die 
vorhandenen  Fonds,  die  ausreichend  waren,  um  in  allen  ihm  zur 
Kenntniss  gelangten  Fallen  hülfreich  einzutreten,  angemessen  ver- 
ausgabt sind,  seine  Aufgabe  als  erfüllt  betrachten  kann. 

Wir  legen  unseni  Fachgenossen  hiermit  deu  nachstehenden 
iibericbt  vor,  nach  dem  Seitens  einer  vom  Vorstande  des 
er  Architekten  -  Vereins  ernannten  Decharge  -  Kommission 
die  Rechnungen  und  Belage  im  Einzelnen  geprüft  worden  sind. 

Wir  verbinden  insbesondere  damit  den  Ausdruck  des  wiirmsteu 
Dankes  an  Alle  in  Nah  und  Fern,  die  seiner  Zeit  dazu  beigetragen 
haben,  dass  das  Hülfs  -  Komite  eine  so  erfolgreiche  Wirksamkeit 
entwickeln  " 


Berlin,  den  25.  Juni  187«. 

Hagen.    Fritsch.  Hinckeldeyn. 

Hülfs-Komite  für  die  1870  71  im  Felde  stehenden  Architekten  und  Bau -Ingenieure. 


Einnahmen. 


Beiträgen 

Komite  für  Baden  . 

in  Bautzen  . 

„  Breslau  . 

„  Dresden  . 

a  Kassel  .  , 
Königsberg 


»  ■ 

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•  • 
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9  ■ 


„  Magdeburg 
„  München  .... 
für  Schleswig  •Holstein  . 
Beim  Komite  tu  Berlin  gingen  direkt  ein 
An  Zinsen  wurden  vereinnahmt    .    .  . 


Us 
130 

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l  300 

13 
Kl!» 
310 

1  ISO 
211 

7  167 

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4 

38 


10 

tl 
15 


Summa  der  Kinnahmen 
ode 

Berlin,  den  25.  Juni  1878. 


11  31«    17  — 

83  949  M  70  4 


A  usgaben. 


Baar  gezahlt  an  Architekten  und  Bau- 
Ingenieure  theils  wahrend  des  Feld- 
zuges,  theils  nach  Beendigung  dessellseu 
für  Badereisen,  und  als  Beihülfe  zur 
Fortsetzung  unterbrochener  Studien,  so- 
wie an  Hinterbliebene  Gefallener    .  . 

Verausgabt  für  Waaren-Sendungen  an  die 
im  Felde  Stehenden  

Porto  für  Briefe  und  Packete  und  Druck-  • 


i 


«j  mit; 

17 

1  117 

9 

3 

232 

20 

9 

der  Ausgaben    .    .        11  SU»     1"  — 
.   .        33  949  .Ä  70  4 


Noch  den  Belagen  geprüft  und  richtig  befunden. 
 Krieg 


toi.  Carl  Berlin  ia 


Für  dir 


K  K  O.r-ril.ca   Dm«*:  W.  Motor  H.iW« 


..........  I*» 


No.  55. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


279 


a«*  IS7JT8. 


AtUrita-ttiiMur«  m  Kiwa  «M^jf führt.  ^- 
in  d»r  llnlln.r  Hau  <AuwMIhuk-  -  Au»  «Itr  PaeklttKTat«  —  Ptnntl   N»c  hrLcblr  ii.  -  Bri«f-  und  Pragekaklrn. 


Architekten- Verein  zu  Berlin.  l''är  den  Autritt  der  im 
Kähmen  der  diesjährigen  Sommer- Exkursionen  des  Vereins  ge- 
planten Heise,  als  deren  Ziel  ht-kanntlieh  die  Städte  Hannover 
und  Hildes  heim  in  Aussicht  genommen  sind,  ist  nunmehr  der 
■Tuli  d.  .1.  fest  gesetzt  worden.  Noch  den  ungünstigen  Kr- 
fahrungen  früherer  Jahre,  in  denen  diese  (Iber  die  1  »auer  eines  Tages 
hinaus  erstreckten  Ausflöge  leider  zumeist  eine  sehr  schwache,  zur 
Repräsentation  des  Vereins  nicht  sehr  geeignete  Betheiligung  ge- 
funden haben,  und  im  Hinblick  auf  die  noch  im  Laufe  d.  .1.  statt- 
findende Verband- Versammlung  in  Dresden  war  es  ursprünglich 
Absicht  der  Kxkursions-Kommission,  die  bezgl.  Heise  auf  einen 
möglichst  frühen  Termin  zu  verlegen:  es  hat  jedoch  hiervon  aus 
Gründen  Abstand  genommen  werden  müssen,  die  —  an  sich 
zwingend  —  hoffentlich  auch  stark  genug  sich  erweisen  werden, 


Jahreszeit  eine  rege  Hethciliguug 
der  Vereinsgenossen  au  der  Kxkursion  zu  veranlassen. 

Bietet  Hannover,  der  Sitz  einer  ganz  eigenartig  entwickelten 
Architektur-Schule,  eiues  blühenden  Polytechnikums  und  eines 
lebenskräftigen  Architekten-  und  Ingenieur- Vereins,  in  der  reichen 
Gestaltung  seiner  älteren  und  neueren  Bautätigkeit  unter  allen 
Umständen  schon  des  Interessanten  und  Sehenswerthen  eine  solche 
Fülle,  dass  es  als  einer  der  geeignetsten  Zielpunkte  für  den  Be- 
such eines  Vereins  von  Bautechnikem  gelten  darf,  so  ist  namentlich 
in  der  seit  dem  1.  Juli  d.  J.  daselbst  eröffneten  Provinzial- 
Gewerbc- Ausstellung  ein  Moment  besonders  anziehender  Art 
noch  hinzu  getreten.  Aehnlich  wie  Inn  der  Dresdener  Ausstellung 
des  Jahres  1875  ist  bei  derselben  ein  ganz  hervor  ragendes  Gewicht 
auf  die  Vertretung  des  Kunstgewerbes  gelegt  worden  und  man 
ist  bemüht  gewesen,  hierbei  —  innerhalb  der  gegebenen  Be- 
grenzung -  hinter  dem  glänzenden  Vorbilde  der  letzten  deut- 
schen Kunstgewerbe -Ausstellung  zu  Manchen  nicht  zurück  zu 
bleiben.  Wie  dort  haben  auch  hier  einzelne  Architekten  es  sich 
angelegen  sein  lassen,  die  zur  dekorativen  Ausstattung  der 
Wohnung  gehörigen  Werke  neuereu  Ursprungs  in  Itcsonderen 
Kabineten  zu  einem  einheitlich  wirkenden  künstlerischen  Ganzen 
zu  vereinigen:  wie  dort  sind  auch  hier  die  kunstgewerblichen 
Schatze  früherer  Jahrhunderte,  an  denen  Niedersachseu  bekannt- 
lich noch  reicher  ist  als  die  meisten  übrigen  Theile  Deutschlands, 
von  allerwärts  herbei  geschallt  und  in  übersichtlicher  Art  zur 
Anschauung  gestellt. 

Das  Programm  der  Kxkursion  (man  vergl.  den  Inseratentheil 
d.  Bl.j  ist  vorläufig  erst  in  den  allgemeinen  Umrissen  fest  gesetzt 
Die  an  derselben  Theil  nehmenden  Mitglieder  des  Berliner 
Architektenvereins  werden  Sonnabend,  den  20.  Juli  d.  J.  um 
12  U.  30  M.  mittels  der  Berlin-Lehrter  Balm  die  Heise  antreten  und 
um  4  U.  4  M.  in  Hannover  eintreffen,  wo  nach  Aufsuchung  der  (Quar- 
tiere und  kurzer  Krfrischungsrast  der  Best  des  Tages  ganz  aus- 
schliefslich  auf  die  Besichtigung  des  großartigen  Bahnhofs- 
Umbaues  verwendet  werden  wird,  dessen  von  II.  Stier  ent- 
worfenes und  ausgeführtes  Kmpfangsgebiinde  z.  /..  im  Acußcreu 
nahezu  vollendet  ist  Der  Abend  soll  in  Tivoli  verbracht  werden. 
Die  Morgenstunden  des  folgenden  Tages  (Sonntag,  den  21.  Juli) 
demnächst  dazu  benutzt  werden,  um  in  kleineren  Gruppen, 
sachkundiger  Führung  die  interessantesten  Bauwerke  Hanno- 
vers zu  besuchen  und  die  allgemeine  Krscheinung  der  Stadt  zu  stu- 
diren;  es  werden  hierbei  diejenigen  Vereinsgenossen  sich  unschhefsen 
können,  welche  erst  mit  den  Nachtziigeu  eingetroffen  sind.  Um 
11  Uhr  wird  ein  Frühstück  in  der  Gewerbe- Ausstellung,  zu 
welchem  der  Hannoversche  Archit-  u.  Ing.-V.  die  Gäste  eingeladen 
hat,  die  verschiedenen  Gruppcu  vereinigen,  die  dann  gemeinsam 
die  Ausstellung  in  Augenschein  nehmen  werden.  Die  heifsen 
Nachmittagstundeu  sollen  einer  Krholung  im  Park  von  Herren- 
hausen,  der  Abend  wiederum  einem  fröhlichen  Zusammensein  in 
Tivoli  und  Bellavista  gewidmet  sein,  so  dass  es  dunen,  welche 
die  Zeit  drängt,  möglich  wird,  noch  mit  dem  Nachtzuge  nach 
Berlin  zurück  zu  kehren. 

Der  Ausflug  nach  Hildesheim  (und  event  noch  nach  Goslar), 
dessen  für  die  frühmittelalterliche  Kunstgeschichte  Deutschlands 
einzig  dastehende  Bedeutung  ja  allgemein  liekannt  ist,  das  aber 
leider  bei  weitem  nicht  so  häufig  besucht  wird,  als  es  verdient, 
würde  Montag,  den  22.  Juli,  sich  anschließen;  ein  besonderes 
Programm  für  denselben  ist  vorläufig  noch  nicht  aufgestellt,  da 
derselbe  nicht  obligatorisch  sein,  sondern  aus  freiwilligem  Ent- 
schlüsse der  Kxkursions-Genossen  hervor  gehen  soll. 

Fügen  wir  dem  Vorstehenden  noch  hinzu,  dass  der  Han- 
noversche Arch.-  u.  Ing.-V.,  der  dem  Besuch  des  Berliner  Vereins 
mit  grolser  Freude  entgegen  sieht,  Veranlassung  genommen  hat, 
auch  an  die  nachbarlichen  Fachvereine  zu  Hamburg,  Bremen, 
Braunschweig  etc.  eine  Kinladung  zu  jenen  Tagen  zu  erlassen, 
dass  also  aus  unserer  Kxkursion  voraussichtlich  eine  anregende 
und  fröhliche  Zusammenkunft  eines  größeren  Kreises  norddeut- 
scher Fachgcuossen  in  Hannover  sich  ergeben  wird,  so  hoffen 
wir  für  unser  Theil  -genug  gethon  zu  haben,  um  Theilnahme  für 
das  Unternehmen  zu  erwecken.  Möge  der  Krfolg  desselben  die 
ungünstigen  Erfahrungen  früherer  Jahre  zu  schänden  machen 
und  sich  in  einer  Weise  gestalten,  wie  er  des  gröfsten  Vereins 
deutscher  Arch.  u.  Ing.  würdig  ist! 


Arbeits- Rüstung  in  Eisen  ausgeführt.  Au  der  Vorder- 
faeade  des  Architektenbauses  ist  gegenwartig  behufs  des  Ansttjchs 
eine  eigenartige  Rüstung  aufgestellt,  welche  Aufmerksamkeit  ver- 
dient: es  ist  in  dieser  Rüstung  ein  von  Hrn.  Ingenieur  Hahn 
angegebenes  „System"  zum  ersten  Male  verwirklicht  worden. 
Die  HOstung  besteht  aus  schmiedeisernen  Höhren  von  ca. 
Durchm.  Die  vertikalen  Stangen  bilden  sich  aus  Kinzel- 
läugen,  welche  unter  Anwendung  von  Muffen  aus  Gusseisen 
stumpf  auf  einander  gepfropft  werden:  für  das  Auflegen  der 
(juerstäbc,  welche  gleichfalls  aus  6™  weiten  Höhreu  bestehen, 
werden  auf  den  Stangen  verschiebbare,  sogen.  Schellen  aufge- 
setzt Zu  den  Riegeln  dienen  ebenfalls  Höhren  von  gleichem 
Durchmesser,  wie  vor  angegeben. 

Die  eiserne  Hüstung  macht  einen  außerordentlich  luftigen 
Kindruck;  wenn  es  möglich  wäre,  dieselbe  namentlich  für  Werk- 
stein-Fa«.  adenbau  statt  der  abgebundenen  Hüstungen  zu  benutzen, 
so  würde  dem  Architekten  der  grolse  Vortheil  erwachsen,  dass 
er  einen  fortwährenden  guten  Ucberbhck  über  die  entstehende 
Facade  liesasse.  - 

Kinstweilen  ist  die  Sacke  noch  Versuch  und  es 
ein  sicheres  Urtheil  noch  nicht  abgeben.  Um  z.  B. 
Punktes  speziell  zu  gedenken,  so  hat  das  in  der  Theorie  auTser- 
ordentlich  einfach  erscheinende  Aufstellen  der  Rüstung  thatsäch- 
lich  weit  mehr  Zeit  erfordert,  als  zur  Aufstellung  einer  gewöhn- 
lichen ilolzrüstung  erforderlich  gewesen  sein  würde.  Ms  ist 
indess  wohl  möglich,  dass  bei  wiederholter  Anwendung  dieser 
Maugel  vollständig  in  Wegfall  kommt 

Spezielleres  mitzutheilen  behalten  wir  uns  für  einen  spateren 
Zeitpunkt,  wo  erst  eine  gewisse  Bewährung  dos  Systems  einge- 
|  treten  sein  wird,  vor  und  erwähnen  zum  Schlüsse  nur  noch,  dass 
der  Leih  preis  der  ltüstung  incl.  Aufstellen  im  gegebenen 
Fall  sich  nicht  hoher  stellt,  als  der  einer  gewöhnlichen  Stangen- 
rüstuug.  Von  dem  Konstrukteur  wird  beabsichtigt,  die  Hüstimg 
in  erster  Linie  zum  Verleihen  zu  bauen,  sobald  die  Praxis  die 
Bewährung  heraus  gestellt  hat 


Patentirtcs  Einschalte  röhr  mit  inneren  Schrauben- 
gängen zur  Ausstofsung  fester,  mit  Flüssigkeiten  durch- 
geführter Stoffe,  von  F.  Lobe  in  Malapaae. 

Im  Inner»  eines  Hohrs  sind  unter  dem  Winkel  von  4.V  Spiralgänge 
angegossen,  zwischen  denen  schraubenförmige  Kammern  entstehen, 
welche  die  Flüssigkeit  bei  ihrer  Fortbewegung  zu  durchlaufen  hat. 
Die  Kamuicrwände  hören  in  einer  gewissen  Entfernung  über  dem 
tiefsten  Punkte  des  Hohriuuern  auf,  haben  als  der  Hohrwaud  an- 
liegende Begreuzungsrluche  die  Form  einer  von  2  fast  regelmäßigen, 
parallelen  Schraubenlinien  gebildeten  Fläche,  als  dem  Wasser- 
strome zugekehrte  Begrcnzungsrlitche  die  Form  einer  von  zwei 
parallelen  Parabeln  gebildeten  Fläche.  Die  Parabeln  bestimmen 
sich  aus  der  Bedingung,  dass  das  Gewicht  der  in  den  Kammern 
;eitsiuasse  größer  sein  soll,  aß  das  der  darunter 
i,  so  wie,  dass  die  Möglichkeit 


gewahrt 

haltbaren  Kern  für  die  Herstellung  des  Rohrs  zu  erlangen. 
Darnach  wird  der  obere  Theil  des  Stromes,  der  für  sich  eine 
den  schraubengangfürmigen  Kammern  entsprechend  drehende 
Bewegung  erhält  Uebergcwicht  über  den  unteren  Theil  des  Stromes 
besitzen,  dessen  Bewegung  eine  gerade  fortschreitende  ist  Wegen 
dieses  Uebergewicbtes  reißt  der  obere  Strom  deu  unteren  in  seine 
Beweguug  fort  und  theilt  diese  ihm  schließlich  vollständig  mit. 
Die  Folge  davon  ist,  dass  von  der  Flüssigkeit  mitgeführte  feste 
Stoffe  sich  schwieriger  auf  dem  Boden  absetzen,  solche  aber,  die 
sich  auf  den  Boden  abgesetzt  haben,  durch  die  eigenthümlich 
gewuudeue  Beweguug  des  Stromes  wieder  in  die  Höhe  gehoben 
und  weiter  geführt  werden.  Die  vollständige  Wirkung  des  Kin- 
Bchallerohres  tritt  nur  bei  voller  Rohrfüllung  ein. 

Das  Einschalterohr  soll  nahe  dem  Anfang  der  Höhrenleitung 
eingelegt  und  demnächst  an  denjenigen  Stellen,  wo  die  durch 
dasselbe  hervor  gerufene  drehende  Bewegung  des  Flüssigkeits- 
Stromes  in  den  nachfolgenden  glatten  Rohren  duren  die  Reibungs- 
eti'. Verluste  in  die  gerade  fortschreitende  übergegangen  ist, 
oder  auch  noch  ein  Stück  weiter  hin. 

Das  Einschalterohr  glaubt  der  Erfinder  verwendeu  zu  können: 
bei  liegenden  Leitungen  für  Flüssigkeiten  aller  Art,  die  Sand 
oder  Schlamm  in  größeren  (Quantitäten  mit  sich  führen,  so  wie 
zur  Entfernung  von  absichtlich  in  die  Röhrenleitungen  hinein 
gebrachten  festen  Stoffen,  in  Fabriken  und  bei  Gewerben  etc.  etc. 


Bau- Akademie   für  das 

>,  Ordentliche  18,  Hilfslehrer 


Statistik  der  Königlichen 
Sommer -Semester  1878. 

lj  Lehrer:  Fest  angestellte  1 
30,  Privatdozenten  V,  —  I.  0.  72. 

2)  Studireude:  U4  Bauführer,  (J8!l  Baukunstbeflissene  für 
den  Staatsdienst,  t>7  Privat -Architekten,  Iii  Ausländer  fNicht- 
deutsche;  —  805  immutrikulirtc  Studireude.  Hierzu  42  Hospi- 
tanten fdarunter  2  Ausländer;  oder  i.  G.  847  Studireude. 

8)  Am  Beginn  des  Semesters  sind  neu  aufgenom- 
men worden:  Durch  Immatrikulation  14,  als  Hospitanten  3r», 
i.  g.  41t  Studireude.  Hinter  den  Hospitanten  hetinden  sich  4  Studi 
reude  der  Universität,  2  der  Gewerbe- Akademie 
und  Lehrer  am 


und  1  Oftizier 

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280 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


4)  Zahl  der  wöchentlich  erthcilteu  Unterrichts- 
stunden: Im  ordentlichen  Unterricht  233  Stunden,  im  ausser- 
ordentlichen Unterricht  50  Stunden,  zus.  283  Stunden. 

5)  Von  den  ad  9  aufgeführten  6811  Raukuustbe- 
flissenen  für  den  Staatsdienst  haben:  354  Gymnasien 
und*  335  Realschulen  1.  Ordnung  besucht. 

Ii)  Von  den  17  Ausländem  sind:  Aus  Holland  1,  a.  der 
Schweiz  2,  a.  Mähren  1,  a.  Ungarn  2,  a.  Russland  1,  a.  Nr 
2,  a.  Schweden  1,  a.  Portugal  1,  a.  Nord  -  Amerika  2,  a. 
silien  2,  a.  Kngland  1,  a.  Australien  1. 


baugewerblichen  Lehranstalten  pro 
1877/78. 

Die  Baugewcrkschulc  zu  Nienburg  a.  d.  W.  wurde 
im  WinterkuiMis  1877/78  von  insges.  223  Schülern  besucht,  unter 
denen  sich  11»;  Maurer  mid  Steinhaucr.  8'J  Zimmerer,  11  Tischler, 

3  Bildbauer  befanden:  4  Schuler  geborten  anderen  als  den  ge- 
nannten Gewerben  an.  Die  Anstalt,  bereits  lt>53  gegründet,  ist 
eine  rein  staatliche  und  es  sind  an  derselben  im  ganzen  lti 
Lehrer  thätig,  worunter  sich  2  Baugewerksmeister  betinden. 

Die  Schule  beendet  ihren  Lehrgang  in  3  Halbjahrs -Kursen, 
welche  in  die  Winter  •  Monate  November  -  April  lallen:  wahrend 
der  Sommer- Monate  wird  Unterricht  nicht  ertheilt  —  Von  vielen 
gleichartigen  Anstalten  unterscheidet  (he  Nienburger  Schule  sich 
vortheilhaft  durch  einen  Passus  ihrer  Staunen,  welcher  vorschreibt, 
dass  von  jedem  Aufzunehmenden  ein  Zeugnis*  darüber  zu  erbringen 
ist,  dass  er  wenigstens  2  Sommer  hindurch  sein  Gewerbe 
im  Dienste  eines  Meisters  ausgeübt  habe.  Wir  halten 
diese  Bedingung  für  sehr  nützlich  nach  verschiedenen  Uichtungen 
hin  und  sehen  ungern,  dass  viele  andere  baugewerbliche  Schulen 
Deutschlands  sich  von  derselben  dispensiren.  — 

Die  Baugewerkschule  zu  Holzminden  a  d.  W..  im 
Jahre  1631  gegründet,  wurde  im  Winter  1877  78  von  1025  Schillern 
besucht.  Davon  waren:  442  Maurer.  10  Steinmetzen.  335  Zimmerer. 
34J  Tischler.  9  Dachdecker,  Iis  Schlosser.  20  Muhlenhauer. 
8  Kupferschmiede,  8  sonstige  Metallarbeiter  und  38.  die  ein  be- 
stiuuutes  Gewerbe  noch  nicht  ergriffen  hatten:  es  wirkten  an 
der  Anstalt  im  ganzen  45  Lehrer.  Der  vollständige  Lehrgang 
ist,  je  nach  dem  Grade  der  mitgebrachten  Vorbildung,  in  :;  oder 

4  „Semestern*  von  je  20wöchigcr  Dauer  zurück  zu  legen  und 
es  lindet  der  Unterricht  nicht  nur  in  den  Wintemionateu.  sondern 

-  mit  sehr  geschwächtem  Besuch  -  auch  während  der  Sommer- 
monate statt.  Für  etwa  die  Hälfte  ihrer  gegenwartigen  Schük-rzahl 
besitzt  die  Holzmindener  Schule  eine  Vcrptlegungs-Anstalt  — 

Die  Schule  für  Bauhandwerker  in  Hamburg,  welche 
in  Verbindung  mit  der  dortigen  „Allgemeinen  Gewerbeschule"  steht, 
zählte  im  Winter  1 877  78  181  Schüler,  worunter  sich  100  Maurer, 
1  Steinmetz,  75  Zimmerer,  2  Maschinenbauer  und  3  Zeichner 
befanden.  Der  Lehrgang  zerfallt  in  4  Klassen;  der  Unterricht 
wird  auch  deu  Sommer  über  fortgesetzt. 

Neues  in  der  Berliner  Bau  -  Ausstellung.     Bis  zum 

G.  Juli  er.  wurden  neu  eingeliefert:  Von  Dietrich  Reimer  neuer 
grofger  Erdglobus;  —  Heinr.  Kraft  Bogenfenster  von  Cypressen- 
holz;  —  Schäfer  &  Hauschner  Gaskrone  v.  polirtem  Messing: 

—  Ponunerscher  Industrie-Verein  Eck-  und  Flinten-Steine  aus 
Eisenklinker  -  Material ;  Ed.  Puls  Erbbegräbniss-Gitter  von 
Schmiedeisen,  gez.  von  Baumeister  Knoblauch  &  Wex. 

Ans  der  Fachliteratur 

Verzeichnis»  der  bei  der  Redaktion  d.  Bl.  einge- 
gangenen neueren  technischen  Werke.  (Fortsetzung.) 
Sach  -  Register   über   die  Jahrgänge    1807  -   ls77  der 

Deutschen   Kauzeitung.    Kerlin  1878;    Kommissionsverlag  v. 

('.  Beelitz,  IV.  1,50  .H. 
Kurntarsch  u.  Heeren  N  Technisches  Worterbuch.  3.  Aull., 

ergänzt  u.  bearbeitet  v.  den  Prof.  Kick  u.  Gintl.  Lfrg.  26  u.  27. 

Prag  1678;  Verlag  der  Bnhemia.    Pr.  pr.  Lfrg.  2  .// 
F.  Otto  Schulze,  Architekt  Tischlerarbeiten  im  Charakter 

der  Renaissance.    3.  lieft    Leipzig  1678;  Karl  ScholUe. 

Pr.  5  M 

(Jermano  Wanderte)',  Architekt,  Fachvorstand  u.  Professor  etc. 
Die  ländlichen  Wirtschaftsgebäude,  mit  Einschluss 
der  Heger-,  Unter-  u.  Oberförster- Wohnungen,  der  Pächter-  u. 
Gutsherrenhäuser,  in  ihrer  Konstruktion,  Anlage  u.  Einrichtung. 
Unter  Mitwirkung  von  Baumstr.  Jahn.  II.  Bd.,  mit  uber  Hxki 
Holzschnitten.    Uteff  1878;  G.  Knapp. 

Friedr.  Engel,  königl.  Breuls.  Baurath  etc.  Handbuch  des 
landwirtschaftlichen  Bauwesens  mit  Kiuschluss  der 
Gebäude  für  landwirtschaftliche  Gewerbe.  Sechste 
U.  verb.  Aufl.,  mit  «00  in  den  Text  gedruckte 
u.  42  lithogr.  Tafeln.  Berlin  1878;  Wiegand,  Uempel  &  Parev. 
20  .« 

Dr.  Bersch.  Die  Fabrikation  der  Erdfarben.  Enthaltend 
die  Beschreibung  aller  natürlich  vorkommenden  Erdfarben, 
deren  Gewinnung  u.  Zubereitung.  Mit  14  Abbildungen.  Wien, 
Pest,  Leipzig  ls7*;  A.  Hartlehen's  Verlag.    Pr.  3  .// 

W.  Buchier,  Dr.  Leitfaden  der  Kunstgeschichte.  Für 
höhere  Lehranstalten  u.  den  Selbstunterricht  bearbeitet  Mit 
in  den  Text  eingedruckten  Abbildungen.  Essen  1878; 
G  1).  Itädeker.  Pr.  1,80  ■//.  


Franz  Rziha.  Di«  ehemalige  Judith-Brücke  zu  Prag, 
das  erste  grol'se  Ingenieur  -  Werk  in  Böhmen.  Separat  -  Abdr. 
aus  den  Mittheil.  d.  Vereins  für  Geschichte  der  Deutschen  in 


i,  lti.  Jahrg.  4.  lieft.  Prag  1*78;  Verlag  der. 
gesellsch.  Bnhemia. 
Hartwich,  Wirkt  Geb.  Ober-Reg.-Kath  a.  D.  etc.  Bemerkungen 
über  den  bisherigen  Gang  der  Entwicklung  de«  Eisen- 
bahnwesens, sowie  Uber  dessen  Gestaltung,  nach 
Maafsgabcder  Verhältnisse  und  Bedü  rfnisse,  mi t  be - 
sonderer  Rücksicht  auf  die  Zwecke  des  Vereins  zur 
Forderung  der  Lokalbahnen.  Mit  7  Anlagen.  Berlin  1877: 
Leuuh.  Simion.  Pr.  2  .U 
Heinr.  Birnbaum,  Zivil-Ingenieur  etc.  Das  T u n  n e  I-Lä ngs  t  rä ge r- 
System,  System  Menne.  Mit  7  lithogr.  Tafeln.  Berlin  1878; 
Julius  Springer.  Pr.  5  .// 
('.  I.  Staebe's  Preisschrift  über  die  zweckmäßigsten 
Ventilations-Systeme.  Redigirt,  durch  Anmerkungen  u.  einen 
Anhang  vervollständigt  von  Prof.  Dr.  Wnlpert.  Herausgegeben 
von  dem  Verhande  deutscher  Architekten-  u.  Ingenieur- Vereine. 
Berlin  1678;  Kommissionsverlag  von  C.  Beelitz.  Pr.  3  .//. 
Cnrt  Maqnet,  Ingenieur,  Inhaber  der  Firma  Fischer  k  Co.  Ab- 
handlung über  geruchlose  Ansammlung  und  Abfuhr 
menschlicher  Abfallstoffe,  mit  spezieller  Berücksichtigung 
des  Heidelberger  Touuensystems.  3.  vermehrt  u.  verh.  Autl. 
Heidelberg  1878;  Carl  Winters  Uimcrsiläts  -  Buchhaudlg. 
F.  H.  Reiz.  Hamburg.  (Zeitschrift  für  Vermessungswesen,  5.  Heft) 
Korrektur  des  Amsler'sehen  Planimcters  und  Kon- 
struktion zweier  neuer  Varietäten  desselben. 
[s"8:  l!.  Gruning 


Personal  Nachrichten. 

Preulaen. 

Der  Wasserbau-Inspektor  Schwartz  in  Bromberg  ist,  unter 
Entbindung  von  seinen  gegenwart.  Amtsgeschäften ,  mit  der  Leitung 
der  Arbeiten  zur  Schiffbarniachuug  der  oberen  Netze  beauftragt 
worden. 

Ernannt:  Der  Kreisbmstr.  Loenartz  zu  Frankenstein 
i.  Schles.  z.  Wasserbau-Inspekt  b.  d.  Elbstrom -Bauverwltg.  in 
Magdeburg.  -  Der  Kreisbmstr.  Seil  in  Pless  zum  Wasscrban- 
lnspekt.  in  Bromberg. 

Versetzt:  Der  Kreisbmstr.  Hammer  von  Altwasser  nach 
Pless  i./Oberschles. 

Die  Baumeister-Prüfung  f.  d.  Bauingenieur-Fach  haben 
bestanden:  Aug.  v.  Wickede  aus  Mölln,  Franz  Winter  aus 
Naumburg  a.  d.  S. 

Die  Bauführer-Prüfung  haben  bestanden:  a)  für  beide 
Fachrichtungen.  Alb.  Altsmann  aus  Leobschntz,  Paul  Adami 
aus  Berlin,  Ed.  Rüden  aus  Ponickel,  Friedr.  Bücher  aus  Cöln, 
Alexand.  Varuesius  aus  Düsseldorf,  Roh.  Herzfeld  aus 
Sprottau,  Ed.  Dobberstein  aus  Buchholz  und  Jacob  Wevlaud 
aus  Cöln;  —  b)  für  das  Hochbaufach:  Ludw.  Knoop  ans 


Brief-  und  Fragekasten. 

Abonn.  in  Berlin.  Wir  nehmen  von  Ihrer  Ansicht  Notiz, 
die  iu  No.  48  er.  mitgethcilte  Konstruktion  der  Hollsteiu'schen 
patentirten  Futtermauern  den  Anspruch  auf  unbedingte  Neuheit 
kaum  dürfte  erheben  können,  weil  eine  nach  jenem  Prinzip 
bewirkte  Ausführung  bereits  in  dem  Buche  von  Chiolich-Löweus- 
berg  über  Wasserbau,  S.  46,  publizirt  worden  ist  Wir  können 
dabei  aber  die  Meinung  nicht  zurück  halten,  dass  diese  Thal- 
sache  dem  Patentamt  wold  bekannt  gewesen  sein  dürfte,  als  das- 
selbe an  Hrn.  Hollstein  ein  Patent  verheben  hat  Im  übrigen 
enthält  das  Paleutgcsetz  eine  spezielle  Bestimmung  für  den 
Fall,  dass  die  mangelnde  Neuheit  patentirter  Gegenstände  später 
nachgewiesen  wird. 

Hrn.  V.  in  L.  Zweifellos  würde  eine  Beschwerde  bei  der 
vorgesetzten  Behörde  zur  Nullitäts-Erklarung  der  betr.  Submission 
geführt  haben;  leider  aber  ist  es  eine  häutig  wiederkehrende  Er- 
scheinung, dass  solche  Beschwerden  unterbleiben  und  in  Folge 
davon  selbst  grobe  Verstöfse  gegen  die  Vorschriften  über  das 
Submissionswesen  fort  uud  fort  sich  wiederholen. 

Abonn.  in  Hamburg.  Auch  uns  ist  über  den  Ausfall  der 
in  No.  73  pro  1877  erwähnten  Konkurrenz  in  Helsingfors  bis 
jetzt  nichts  bekannt  feewordeu.  Vielleicht  regt  diese  Notiz 
Kundige  dazu  an,  uns  mit  ihrem  Wissen  in  der  Sache  an  die 


Hrn.  R.  .t  M.  hier.  Um  in  der  Sache  ein  klares  Urthcil 
gewinnen  zu  können,  müssteu  vor  allem  die  ortsstatutarischen 
Vorschriften,  welche  iu  Duisburg  gelten,  bekannt  sein;  leider  er- 
strecken sich  unsere  Kenntnisse  auf  jene  Vorschriften  nicht 

Abonn.  R.  in  C.  Wir  bezweifeln,  dass  Ihre  Frage  einer 
liefriedigeudeu  Antwort  fähig  ist,  wollen  dieselbe  aber  dennoch 
unserm  Leserkreise  unter  Beifügung  einer  entsprechenden  Bitte 
vermitteln : 

„Auf  welche  Weise  kann  Oelfarben-Austrich  auf  Holz  der- 
artig entfernt  werden,  dass  das  Holz  wieder  in  seiner  ursprüng- 
lichen Beschaffenheit  zum  Vorschein  kommt,  ohne  dass  etwa 
Abhohehing  stattfindet >"  


erUj  «Mi  Carl  Beeilt«  Iu 


K.  K.  o.  rnt.ck. 


W,  Moe>«r  UofbncMrscktrei, 

Dl 


gltrzeci^T'Google 


N«.  57. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


289 


Verband  deutscher  Architekten-  und  Ingenieur  Vereine. 
III.  General- 


Die  geehrten  Einzelvcreiiie  werden  unter  Bezugnahme  auf  das  nachstehend  abgedruckte  Programm  hierdurch  zu  der 
am  1.  bis  incl.  5.  Septbr.  1878  in  Dresden  abzuhaltenden  Generalversammlung  ergehenst  eingeladen. 

Zur  Bestreitung  der  Kosten  wird  für  jeden  Theilnehmer  von  dem  Vereine,  welchem  derselbe  angehört  bezw.  von 
dessen  Vorstund  er  als  Gast  eingeführt  wird,  ein  Beitrag  von  fünfundzwanzig  Mark  erhoben.  Dafür  werden  alsbald  als 
Quittung  eine  Mitglieds-  bezw.  Gastkarte,  sowie  eine  Theilnchmcrkartc  als  Legitimation  bei  Benutzung  der  gütigst  gewahrten 
Eisenbahn  -  Fahrpreis-Ennäfsigungen  und  Freifahrten  verabfolgt.  Ersten:  Karte  berechtigt  zugleich  zur  Empfangnahme  eines 
Exemplars  von  dem  Werke  „Die  Bauten  von  Dresden  etc."  mit  etwa  30  Bogen  gr.  8°  Text  und  Ober  300  Abbildungen, 
welches  nach  der  Versammlung  im  Buchhandel  erscheint  und  dann  20 — 24  Mark  kosten  wird.  Aufscrdem  wenlcn  die 
speziellen  Zutrittskarten  und  eine  Urientirungsschrift  den  Theilnehmern  bei  ihrer  Ankunft  in  Dresden  ausgehändigt  werdet:. 

Die  Vereine  werden  nun  hiermit  ersucht,  die  angenäherte  Zahl  der  aus  ihrer  Mitte  zu  erwartenden  Besucher 
möglichst  bis  1.  August  d.  J.  bei  dem  Kassirer  des  Verbandes,  Herrn  Chaussee -Inspektor  a.  D.,  Zivil -Ingenieur  Hollstein, 
Dresden -A.,  Neuegasse  38  U.  anzumelden,  welcher  hierauf  die  vorerwähnten  Karten  an  die  Vereine  vertheilen  wird,  für 
deren  jede  der  betreffende  Verein  mit  25  Mark  zu  belasten  ist  Die  Abrechnung  bittet  man  höflichst,  bis  spätestens  zum 
20.  August  d.  J.  durch  Einsendung  der  Betrage  bezw.  Rücksendung  der  nicht  zur  Verwendung  gelangenden  Karten  an 
dieselbe  Stelle  zu  erledigen. 

Bei  etwa  noch  spater  eintretendem  Bedarf  muss  die  Anmeldung  zu  Anfang  oder  wahrend  der  Versammlung  beim  Em- 
pfangs-Cotnite  erfolgen,  kann  aber  selbstverständlich  nur  bei  zweifellosem  Nachweis  der  Berechtigung  hierzu  berücksichtigt  i 
Dresden,  am  15.  Juli  1878. 

Der  Vorstand. 

Dr.  phil.  Kahl. 


PROGRAMM. 

Sonntag,  den  1.  September. 

Abends  7  Uhr:  Begrüfsung  der  Theilnehmer  im  oberen  Saale  des  Bclvcdcrc  auf  der  Brühl'schen  Tcrassc. 

Hontag,  den  2.  September. 
Morgens  6  bis  8  Uhr:  Morgen-Konzert  im  Bclvcdcrc  der  Brohrsehcn  Terrasse. 
Vormittags  8  bis  10  Uhr:  Führungen  in  der  Stadt 

Vormittags  11  bis  1  Uhr:  Erste  Plenarsitzung  in  der  Aula  des  Königl.  Polytechnikums. 
Eroffmrog  durch  den  Vorsitzenden  des  Vorortes,  Herrn  Geh.  Regierungsrath  Böttcher. 
Wahl  des  Bureaus  für  die  Plenarsitzung. 

Vortrag  von  Herrn  Baurath  Lipsius,  Leipzig,  über  die  ästhetische  Behandlung  des  Eisens  im  Hochbau. 
Bericht  über  die  Thätigkeit  der  Delegirten  -  Versammlung. 
Konstituirung  der  Abtheflungen. 
Nachmittags  von  3  Uhr  an:  Ausflüge  nach  den  Militärbauten,  dem  Wasserwerk  und  verschiedenen  industriellen 

auf  dem  rechten  Elbufer. 
Abends  8  Uhr:  Kellerfest  auf  dem  Waldschlösschen. 

Dinatag,  den  3.  September. 

Vormittags  von  9  Uhr  an:  Abtheilungs-Sitzungen  im  Königl.  Polytechnikum. 

Abtheilung  für  Hochbau.    Vortrag  des  Herrn  Arclütekt  G u r  1  i 1 1 ,  Dresden,  über  den  Einfluss  der  Renaissance 
die  Verhältnisse  der  deutschen  Steinmetz-Hütten. 

Diskussion  über  die  ästhetische  Behandlung  des  Eisens  im  Hochbau. 
Diskussion  über  die  Reform  der  Kosten  -  Anschläge  von  Gcl»äudcn. 

Referate  aus  den  Sitzungen  der  Abgeordneten- Versammlung  über  Statistik  des  Bauwesens,  Publikation  bedeuten- 
Bauten  und  baurechtlkhc  Bestimmungen  über  Hochbauten. 

Abtheilung  für  Ingenieurwesen.  Vortrag  des  Herrn  Regierung*-  und  Baurath  Wcrnekinck,  Charlotten- 
bürg,  Olwr  Anlage  und  Transportmethoden  von  Wasserstrafsen,  Kosten  der  Binnenschiffahrt  und  Verglciehung  derselben  mit 
denen  anderer  Transportarten. 

Vortrag  des  Herrn  Bezirks  -  Ingenieur  Dr.  Fritz  sehe,  Dresden,  über  die  Dauer  der  Eisenkonstruktionen. 
Referate  aus  den  Verhandlungen  der  Abgeordneten- Versammlung  ober  Privat- Polytechniken  und  Privat-Gcwcrbc- 
Vcreinigung  der  Interessen  von  Kommunikation  und  I  Landeskultur. 
Abtheilung  für  Maschinenwesen.    Vortrag  des  Herrn  Ingenieur  Handrick  Ober  die  Spezial  -  Httlfsrnittcl 
der  Eiscngicfscrei  und  Maschinenfabrik  von  H.  Grüson  in  Buckau  bei  Magdeburg. 

Referat  aus  den  Verhandlungen  der  Abgeordneten  -  Versammlung  Ober  Prüfangsanstaltcn  und  Versuchsstationen 
für  Eisen,  Stahl  und  Baumaterialien  im  allgemeinen. 

Nachnüttags  2  Uhr:   Ausflug  nach  Mcifscn  (AlbrcchUburg). 

Mittwoch,  den  4.  September. 

Vormittags  von  8  Uhr  an:   Abtheilungs-Sitzungen  im  Königl.  Polytechnikum. 

Abtheilung  für  Hochbau.  Vortrag  von  Herrn  Maschinenfabrik -Besitzer  Friedrich,  Plagwitz -Leipzig, 
über  Desinfcktions-  Anlagen  für  Privat-  und  öffentliche  Gebäude,  unter  besonderer  Berücksichtigung  des  patentirtcu 
Fricdrich'schen  Verfahrens. 

Referate  aus  den  Sitzungen  der  Abgeordneten- Versammlung  über  Haftpflicht  bauleitcndcr  Techniker,  Erforschung 
und  Erhaltung  der  Baudeukmale  und  Uotiorirung  technischer  Sachverständiger. 

Abtheilung  für  Ingeuiourwcsou.  Vortrug  des  Herrn  Geh.  Finanzrath  Köpcke,  Dresden,  über  Messung 
_  en  an  Bauwerken. 

Vortrag  von  Herrn  Oberingenieur  Kitzler,  Dresden,  über  das  Prinzip  des  Zahnrad-Betriebes  in  Anwendung  auf 
die  Ersteigung  des  Erzgebirges  von  bOhmfecbcr  Seite. 

Referate  Ober  Druckhühenvcrluste  in  Röhren  und  Transportmethoden  von  der  Kanalsclüffahrt. 
Abtheilung  für  Maschinenwesen.    Vortrag  des  Herrn  Ingenieur  Hahn,  Obergruna  bei  Siebenlchn  im 
Königreich  Sacliseu,  über  Papier-Surrogate  und  deren  Vcrwcrthuug  zu  Papier,  sowie  über  die  Herstellung  desselben  mit 
Rocksicht  auf  die  crfonlcrlicbcn  Maschinen. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


17.  Juli  1878 


Mittags  12  bis  IV,  Uhr:    Zweite  Plenarsitzung  in  der  Aula  des  Königl.  Polytechnikums. 

Berichte  über  die  Abthtnliuigssitzurigeii. 

Scbluss  der  Sitzungen. 
Nachmittags  2  bis  6  Uhr:    Festbankett  im  Gewcrbehausc. 

Donnerstag,  den  6.  September. 

AusHug  vom  bölimiscben  Bahnhof  aus  (Rundfahrt  in  der  sächsischen  Schweiz)  auf  «1er 
Neustadt  -  Schnitz  -  Schandau. 


Bahnstrecke  Pirna- 


Die  mit  der  3.  General  -  Versammlung  verbundene  Ausstellung  von  Gegenständen  aus  dem  Gebiete  des  Hochbau-  und 
Ingenieur-Wesens  wird  vom  31.  August  bis  inci.  12.  September  d.  J.  im  Orangeriehaus  an  der  Ostra- Allee  ab 
dieses  Programms  werden  im  stellen  Programm  spater  bekannt  gegeben  werden. 


Praktisches  Verfahren  bei  der  Berechnung  der  Röhrenweiten  für  Wasserleitungen. 


Die  Abneigung  gegen  alles  zeitraubende  Reebnen  hat  mich 
auf  den  Gedanken  geführt,  für  die  Bestimmung  von  Böhrenweitcn 
bei  Wasserleitungen  eine  Tabelle  aufzustellen,  aus  der  mit  den 
gegebenen  Hauptfaktoren  <^  —  verlangte  Wassermenge  pro  Sek. 
und  P  =  Gefalle  in  Prozenten  ausgedrückt,  die  nöthige  Köhren- 
weite  sofort  ersichtlich  ist 

Selbstverstilndlich  kann  eine  solche  Tabelle  nicht  alle  mög- 
lichen Werth«1  für  D  =  Durchmesser  enthalten,  sondern  muBS 
diese  in  gewissen  Abstufungen  geben.  Ich  halte  für  die  Kaliber 
einer  jeden  der  Fabriken,  mit  denen  ich  in  Beziehungen  stehe, 
eine  solche  Tabelle  berechnet  Nachstehend  gebe  ich  als  Bei- 
spiel einen  Auszug  aus  der  Tabelle  für  die  Kaliber  der  Thon- 
-Fabrik  von  ('.  Zeller  zu  Ollweiler  im  Ober-Klsass. 

T"~"i  In   der  vordersten 

|D=«i  »  |  M  I  in*  ||jg  j  Hl     Hubrik  aU,bea  dic  Werthe 

für  Q  in  Abstufungen  von 
0;5  zu  0,5  Liter  pro  Sek. 
Lieber  jeder  der  anderen 
Rubriken  steht  ein  Werth 
von  1)  64,  75,  93  u  s.  w. 
in  ""■ 


den  Wertheu  für  Q  ! 
die  Werthe  der  zugehöri- 
gen Gefalle  in  Prozenten. 


Von  I  bis  2  betragt  das  Gefalle  ss  18,0  —  2,5=16,6™ 
auf  100  m  Länge.  I>ie  Tabelle  zeigt,  dass  Rohren  von  Ii 1 1"»  nur 
13,77  \  verlangen,  Hass  das  Gefalle  von  0  bk  9  nur  9  %  be- 
tragt, bat  nichts  zu  sagen,  es  kann  der  Punkt  1  als  Anfangspunkt 
für  die  Strecke  0  bis  2  betrachtet  werden;  denn  ob  die  Leitung 
1  bis  2  das  Wasserquantum  aus  einer  Röhre  oder  aus  einem 
otTeneu  Gefäfse  (Brunnstubc)  empfangt,  ist  gleichbedeutend,  wenn 
die  Leitung  I  bis  2  nur  im  Stande  ist,  das  empfangene  Quantum 
weiter  zu  führen. 

Anders  verhalt  es  sich  mit  der  Strecke  von  2  bis  4.  Hierfür 
muss  wieder  das  Gesammtgefalle  von  0  bis  4  —  26,0  -.  4  =  6,6  •/. 
in  Anspruch  genommen  werden,  so  dass  von  2  bis  4  75  <*■*  weite 
Bohre  genommen  werden  müssen. 

Von  4  bis  5  reichen  wieder  04  "•">  weite  Rohre  aus,  weil 
das  Gefalle  auf  100  ■  =  40,0  -  26,0  =  14  »  betragt. 
Für  den  steigenden  Theil  von  5  bis  10  ziehe 


Kür  den  steigenden  Theil  von  5  bis  10  ziehe  man  zuerst 
von  0  aus  Hfllfslinien  mit  den  dem  Quantum  6  entsprechenden 
verschiedenen  Neigungen  der  Tabelle,  also  bezw.  6,32;  2,2;  1,2; 


Sei  z.B.  das  gewünschte  Quantum  5'  und  das  Gefalle  0,5  »/o, 
ist  der  nöthige  Rohrdurchmesser  106 Liegt  das  Gefalle 
ischen  2  der  in  der  Tabelle  angegebenen ,  z.  H.  für  4  Prot 


zwischen  5,47  und  2,52,  so  ist  selbstredend  diejenige  Röhren- 
weite zu  nehmen,  welche  dem  kleineren  Gefalle  entspricht,  in 
Falle  und  für  Q  -  5  1  also  1>  =  75"»". 
Wie  einfach  dieses  Verfahren  ist,  mag  das  in  nachstehendem 
Läiigenpronl  verzeichnete  Beispiel  zeigen,  das,  nebenbei  bemerkt, 
1  d tili) c  xj Actiift?  \)\  l(lf?t  ist. 


0,68;  0,2S 

In  6  schneidet  die  Leitungslinie  die  6,32  prozentige  Hülfs- 
linie.  Bis  dahin  können  demnach  Röhren  von  75»»  verwendet 
werden,  bis  8  =  93  «"»,  bis  ü  =  105  bis  unter  den  Auslauf- 
stock 120'«'«  und  für  das  senkrechte  Rohr  im  Brunnenstock 
Bohren  von  141 Weite. 

In  den  Punkten  der  Querschnitts-Aenderungen  bringe  ich  in 
der  Regel  Streifkasten  an,  an  deren  einem  Ende  ein  konisches 
Rohrensteck  angegossen  ist,  das  den  Geber-gang  von  einem  Quer- 
schnitt in  den  anderen  erleichtern  soll. 

Ein  vergleichender  Kostenanschlag  mag  zeigen,  welche  Er- 
sparniss  bei  Benutzung  der  von  mir  vorgeschlagenen  Bestimmung«- 
weise  erzielt  werden  kann,  und  führe  ich  dazu  die  Preie  für 
Thonröhren  aus  der  schon  genannten  Fabrik  von  ('.  Zeller  in 
Ollweiler  in  die  Rechnung  ein.  Dieselben  verstehen  sich  loco 
Fabrik  incl.  Verlegen,  aber  ohne  Grabarbeit 

1;  Bei  Vernachlässigung  der  Zwischengefalle  sind  er- 
forderlich : 

1000  "•  Rohren  von  141  ™»  Weite  ä  5,20  .//  -         5200  Ji 
2)  Mit  Berücksichtigung  " 
gefalle: 


-  —         200«  Rohren  von   84      Weite  ä  2,20  M.  —  440 


Die  Leitung  ist  100D">  lang,  der  Höhenunterschied  zwischen 
dem  Auslauf  und  dem  Wasserspiegel  in  der  Brunnstube  betragt 
4™,  das  tiefalle  also  0,4  %  Die  Quelle  liefert  6>  pro  Sek.,  doch 
wurde  der  Berechnung  das  Quantum  von  8  >  zu  Grunde  gelegt, 
um  die  durch  Querscbnitts-Vertndentngen  u.  s.  w.  verursachte  Ein- 
bufse  mit  Sicherheit  wieder  einzubringen. 

Nimmt  man  auf  die  Gefallverhaitnisse  zwischen  der  Brunn- 
stube und  dem  Auslauf  keine  Bücksicht,  so  wäre  die  Leitung 
durchweg  mit  Röhren  von  Hl""»  Weite  zu  legen  gewesen 

Von  o  bis  1  betragt  aber  das  Gefalle  —  2,5  %  und  die 
Tabelle  zeigt ,  dass  Röhren  von  nur  93  mm  hinreichen ,  tun  mit 
nur   2,2  %  schon   ein  Quantum    von   8  l    pro  Sek.  durch 


300 
300 
100 
100 


Steigrohr  von 


6 

n 

105 
120 
141  in 


2,65 
3,30 
3,80 


=  795 
=  990 
mm  380 
=  420 


neu  S025  M 
Differenz    2176  M 


oder  =  nahezu  42"/,,  Ersparnis* 
üblichen  Verfahrungsweise. 

Es  läge  gewiss  mit  im  Interesse  aller  Köhrenfahrikantcn, 
wenn  sie  mit  ihren  Preisverzeichnissen  solche  Tabellen,  welche  für 
ihre  Kaliber- Abstufungen  berechnet  sind,  ausgeben  wurden.  — 
Ich  bin  bereit,  derartige  Tabellen  gegen  mälsiges  Honorar  auf- 
stellen zu  lassen. 

Colmar. 

Loeffel, 


(Nach 


Das  Ergebniss  der  Bebauungs 

Vortrage  des  Hrn.  Prof.  Remid  in  der  Sitzung  des 


Plan  •  Konkurrenz  in 

Bautechnischen  Vereins  für  Aachen  u.  Burtscheid  am  5.  Juli  1878.) 


Her  Vortragende,  welcher  Mitglied  des  zur  Entscheidung 
der  Konkurrenz  berufenen  Preisgerichts  war,  schickte  seinen  im 
Nachfolgenden  auszugsweise  wieder  gegebenen  Mittlieilungen  die 
ausdrückliche  Bemerkung  voraus,  dass  dieselben  keineswegs  als 
eine  offizielle,  im  Namen  des  Preisgerichts  abgegebene,  soudern 
lediglich  als  eine  persönliche  Auslassung  zu  betrachten  seien. 

Er  sei  weder  berufen  und  somit  berechtigt,  ein  Referat  über 
die  Verhandlungen  des  Preisgerichts  abzustatten,  noch  fühle  er 
für  die  Beschlüsse  desselben  einzutreten,  da  dic- 


md  er  sich  bei 

l'riuzipienfrageu  in  der  Minorität  befunden  habe.   So  z.  B. 


und  Veröffentlichung  eines  aus- 
Wiederholung  einer  öffentlichen 


seine  Antrage  auf  Abfassung 
fiihrlichen  Gutachtens  und  auf 
Ausstellung  der  sammtliche 
geblieben  und  abgelehnt  worden. 

Wahrend  der  langen,  dem  Urtheilspruch  voran  gegangei 
Ausstellung  hatte  jeder  der  Preisrichter  Gelegenheit  gehabt,  die 
Plane  eingehend  zu  studiren,  und  schon  die  ersten  Sichtungen 
und  Abstimmungen  ergatien  eine  auffallende  Ucbereinstimraung 
der  bereits  fertigen  Meinungen  über  die  Projekte,  welche  aut  die 
engere  und  engste  Wahl  zu  stellen  seien,  und  somit  konnte  die 
gemeinsame  Arbeit  der  I>reisrichtcr  sehr  abgekürzt  werden.  -• 
Dem  Vernehmen  nach  sollen  übrigens  die  4  preis- 

uigitized  VjOOgU 


Up.  57. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


281 


gekrönten  und  die  beiden  zu  besonderer  Berück- 
sichtigung empfohlenen  Pläne  vervielfältigt  und 
sämmtlichen  Konkurrenten  mitgclheilt  werden. 

Dos  Konkurrenz- Programm  hatte  den  Vorzug,  dass  es  sehr 
kurz  war  und  den  Projektanten  einen  grofscu  Spielraum  lieft;  es 
war  damit  aber  der  Nachtbeil  verbunden,  dass  allen  mit  den 
örtlichen  Verhältnissen  Unbekannten  nur  sehr  geringe  Anbaltepunkt" 
geboten  waren.  Aber  auch  das  ausführlichste  Programm  wurde 
ein  Studium  der  Verhältnisse  an  Ort  und  Stelle  nicht  entbehrlich 
gemacht  haben. 

Unter  Hinweis  auf  die  Bedeutung  von  Bebauungsplänen 
überhaupt,  hebt  der  Vortragende  hervor,  dass  das  l*rogramm  in 
keiner  Weise  Veranlassung  gegeben  habe  zu  einem  kleinlichen 
Vorgehen,  dass  ferner  das  in  Frage  stehende  Stadtviertel  selbst 
eine  möglichst  künstlerische  Behandlung  herausfordere.  Dabei 
kommen  aber  in  erster  Linie  auch  sehr  wichtige  Wrkehrsinteressen 
in  Betracht,  uud  zwar  handelt  es  sich  um  Verbesserung  liezw. 
Neubestellung  von  Verkehrslinien ,  welche  durch  die  folgenden 
vorhandenen  und  dem  menschlichen  Ermessen  nach  stets  in  Be- 
deutung bleibenden  Verkehrszentren  bedingt  werden: 

1)  Bahnhof  Templer-Bend  bezw.  Polytechnikum. 

2)  Das  Poutthor,  als  Einmündung  einer  frequenten  Land- 
strafse  in  die  Stadt,  zugleich  als  Auf 
der  Bergisch-Markischen  Eisenbahn. 

3)  Die  Einmündung  der  I.ousberg-Str.  in  die  Ludwigs-AlJee. 
Es  ist  dieses  die  Stelle,  an  welcher  man  ohne  erhebliche  Niveau- 
Veränderung  stadtische  Strafsen  in  die  Promenade  direkt  munden 
lassen  kann,  was  weiter  östlich  bis  zum  Sandkaul-Thor  durch  die 
bedeutenden  Höhendifferenzen  »ehr  erschwert  wird. 

Für  das  im  Entstehen  begriffene  Stadtviertel  am  Abhänge 
des  Ixmsberges  wird  gleichzeitig  hier  dir  allen  Warenverkehr 
der  geeignete  Eintritt  in  das  innere  Stadtgebiet  stattfinden. 

4.  Das  Sandkaul-Thor.  Wiederum  Einmündung  einer  u.  a. 
mit  Kohleufuhrwerk  stark  befahrenen  Landstraße  in  die  Stadt 

5.  Der  Park  des  Mariahilf -Spitals.  Der  Park  selbst  ist 
allerdings  nur  für  das  promeuireude  Publikum  als  wichtiges  Ver- 
kebrszentntm  zu  bezeichnen.  Die  Verbindung  desselben  mit  dem 
Pontthor  und  mit  dem  Bahnhof  Templer-Bend  gewinnt  jedoch  an 
Bedeutung  durch  den  Verkehr,  welcher  beim  Cölnthor  iu  die 
Stadt  mündet  und  zur  Zeit  auf  die  sehr  beschwerliche  Alexander- 
Strai'se  etc.  angewiesen  ist  letztere  würde  durch  diese  neuen 
Linien  nicht  unerheblich  entlastet  werden. 

6.  Das  Kurhaus  an  der  Comphansliad-Str.  Es  ist  dasselbe  ein 
Hauptzentrum  für  den  Badeverkehr  und  die  geselligen  Interessen  des 
Aachener  Publikums  und  steht  dadurch  in  inniger  Beziehung  zu  der 
Bevölkerung  des  Lousberg- Viertels  und  den  Lousberg-Promenaden. 

7.  Der  Marktplatz 

Alle  Verbindungslinien  zwischen  diesen  Verkehrszentren 
durchschneiden  mehr  oder  weniger  das  in  Frage  stehende  Ge- 
biet; alle  diese  Linien  sind,  wenn  auch  vereinzelt  und  stellenweise 
unbewusst,  in  den  verschiedenen  Projekten  vertreten,  und  die 
Aufgabe  für  einen  detinitiven  Bebauungsplan  wird  es  sein,  allen 
diesen  Verkehrslinien,  je  nach  ihrer  Bedeutung  und  unter  Berück- 
sichtigung der  anderweitig  gegebenen  Faktoren,  Rechnung  zu  tragen. 

Es  geht  schon  daraus  hervor,  dass  alle  Projekte,  welche 
sich  darauf  beschrankten,  lediglich  die  im  Programm  besonders 
hervor  gehobenen  Bedingungen  zu  erfüllen,  sowie  diejenigen,  welche 
nach  vorheriger  tabula  rasa  ein  bestimmtes  System  zur  Anwen- 
dung gebracht  haben,  nicht  rivalisircn  konnten  mit  denen,  welche 
nach  jeder  Richtung  eine  fleißige  Durcharbeitung  unter  Berück- 
sichtigung der  gegebenen  Verhältnisse  aufzuweisen  hatten.  — 

Der  Vortragende  geht  dann  naher  auf  jede  der  Verkehrs- 
linien ein,  beleuchtet  deren  Bedeutung  und  kritisirt  an  der  Hand 
der  im  Vereinslokale  ausgestellten  ß  prämiirten  bezw.  auf  engste 
Wahl  gestellten  Projekte  die 
Lösungen.  — 

Als  «ine  der  wichtigsten  Seiten  der  ganzen  Aufgabe  war  die 
Behandlung  der  Promenaden  zwischen  Sandkaul-Thor  und  Pontthor 
aufzufassen. 

Diese  Promenaden,  speziell  zwischen  dem  Institut  „zum  guten 
Hirten"  und  der  sogen.  Marienburg,  besitzen,  trotz  augenblicklicher 
Verwahrlosung,  eine  eigentümliche  und  seltene  Schönheit  und 
diese  beruht  in  dem  herrlichen,  uralten  Baumbestände,  in  einer 
sehr  glücklichen  Terrainbewegung  und  in  der  Aussicht  auf  Stadt 
und  Landschaft  Der  Reiz  dieser  Aussicht  entspringt  in  erster 
Linie  aus  der  Konstellation  des  Vordergrundes.  Die  selten  schonen 
Bäume  zu  Seiten  der  Marienburg  gewähren  sowohl  einen  herrlichen 
Anblick,  wie  auch  die  nur  denkbar  schönste  Einrahmung  für  den 
städtischen  und  landschaftlichen  Hintergrund,  und  für  diese  Ein- 
rahmung spielen  die  Baume  auf  dem  alten  Wallgange  eine  nicht 
minder  wichtige  Rolle.  Der  Hintergrund  kommt  zu  so  hervor 
ragender  Geltung  dadurch,  dass  der  Mittelgrund  ganzlich  verdeckt 
ist,  was  zur  Zeit  durch  die  Reste  der  alten  Stadtmauer  bewirkt 
wird.  Wenn  nun  auch  die  letztere  in  ihrem  jetzigen  Zustande 
wohl  bestehen  bleiben  kann,  so  ist  es  doch  möglich  und  es 
geboten,  diesen  letzten  Rest  romantischer  Schönheit  in 
Nahe  der  Stadt,  unter  Berücksichügung  der  hervor 
.  Kein  nennenswertes  Verkehrs- 
Theil  der 


stellungsjfosteu  dieser  Promenaden-Partie  werden  sich  um  so 
geringer  heraus  stellen,  in  je  geringerem  Maaße  Umwälzungen 
vorgenommen  werden. 

Redner  würde  es  mit  vielen  seiner  Freunde  für  einen  Vanda- 
lismus  erklären,  wenn  man  ungeachtet  der  ganz  besonderen  Liebe, 
mit  welcher  ein  großer  Theil  des  Aachener  Publikums  an  diesem 
Theile  der  Anlagen  hängt,  den  herrlichen  alten  Bäumen,  welche 
zum  bei  weitem  größten  Theile  in  voller  Gesundheit  und  Pracht 
noch  manche  Generationen  zu  überleben  versprechen,  den  Garaus 
machen  wollte.  Manche  in  einzelnen  Konkurrenzarheiten  vertre- 
tene, an  und  für  sich  schöne  Ideen  werden  dadurch  hinfällig, 
dass  durch  deren  Ausführung  ohne  Notwendigkeit  die  -Stadt 
Aachen  einer  ihrer  schönsten  Eigentümlichkeiten  beraubt 
werden  würde. 

Was  den  übrigen  Theil  der 
Sandkaul-Thor  und  Poi 
intakt  zi 

praktische  Anordnung  der  stadtseitigon  Baufluchten  den  Verlust  an 
Bauplätzen  einigermaaTsen  zu  decken,  welchen  die  Erhaltung  der 
Aussicht  zwischen  dem  Institut  zum  guten  Hirten  und  der  Marien- 
burg an  dem  stadtseitigen  Wallabhange  zwingend  erheischt  — 
Die  Bebauung  der  Bergabhange  hat  nur  in  wenigen,  fast  nur 
in  den  preisgekrönten  und  auf  engste  Wahl  gestellten  Planen  eine 
befriedigende  Lösung  gefunden.  Hier  handelte  es  sich  darum, 
genau  die  Terrainbewegnngen  zu  studiren  und  sich  ihnen  so  viel 
wie  möglich  anzuschmiegen,  um  einerseits  eine  Erschließung  des 
Terrains  für  die  Bebauung  mit  Villen  zu  ermöglichen  und  andrer- 
seits die  schönen  Aussichten  von  den  Berghöhen  und  den  Land- 
schaftlich schönen  Anblick  der  letzteren  zu  erhalten  bezw.  zu 
erhöhen. 

Eine  höchst  werthvolle,  mit  grol'ser  Liebe  durch  gearlieitete 
Studie  liefert  der  Plan  No.  18  (Motto:  Nicht  immer  ist  der  gerade 
Weg  der  beste,  Verfasser  Hr.  Vogel)  in  welchem  eine  vielfach 
gewundene  Villenstrafse 
gasse  überbrückt. 

Künstlerisch  wird  jedoch  dieser  Plan  in  manchen  Punkten 
von  den  beiden  preisgekrönten  Projekten  des  Herrn  Stübben 
und  dem  „En  gau  Krümm  is  nich  üm"  von  den  Hrn.  Frentzen 
u.  Stubben  übertroffen.  Hervorzuheben  ist  besonders  die  Ver- 
schiedenartigkeit der  iu  diesen  3  Planen  niedergelegten  glücklichen 
Ideen,  welche  sich  auch  mit  grofsem  Geschick  auf  die  Korrektur 
der  Vogelgasse  und  des  Pont-Steinweges  erstrecken.  — 

Für  die  Beurteilung  der  KonkurrenzplAnc  musste  dann  noch 
von  Belang  sein,  ob  mit  den  neuen  Strafsenzflgen  durchweg  gut 
gestaltete  Bebauungstiächen  in  genügender  Größe  geschaffen 
und  ob  disponible  gröfsere  Flächen  für  die  Bebauung  ge- 
nügend erschlossen  waren.  In  letzterer  Beziehung  besprach  der 
Vortragende  besonders  das  von  Sandkaul-Str.,  Sandkaul-Bach,  Iterg- 
Str.  u.  Achtcr-Str.  eingeschlossene  Terrain,  innerhalb  dessen  es 
nicht  an  einer  Platzanlage  fehlen  dürfe  und  durch  dessen  Er- 
schliessung für  die  Bebauung  mit  bescheidenen  Wohnungen  in 
gesundester  Uge  vortrefflich  gesorgt 
welche  Schwierigkeiten  können  auch 
Schönheit  mit  denen  auf  praktische  Vcrkehrsrichtuugen  Hand  in 
Hand  gehen,  wofür  einzelne  Projekte  den  Beleg  lieferten.  - 

als  koat- 
allgemeiu 


spielig 


Die  Frage, ^ob^ die  Pwfekte  in  ihrer  Ausfüh 


gende  Notwendigkeit,  d.  h. 
Verkehrs-Verbesserungen,  zu  vermeiden  waren,  und  dass  diejenigen 
Projekte  den  Vorzug  verdienten,  welche  das  W'ünschenswerthe 
unter  engster  Anlehnung  an  die  vorhandenen  Niveau-Verhältnisse 
erzielten,  dass  aber  auch  übertriebene  Aengstlichkeit  in  dieser 
Beziehung  in  vielen  Projekten  fruchtbare  Ideen  nicht  hatte  auf- 
kommen lassen. 

Redner  macht  dann  darauf  aufmerksam,  dass  in  nur  wenigen 
Projekten  eine  genügende  Rücksicht  auf  vorhandene  Aussichts- 
Objekte  genommen  sei,  wodurch  aufser  für  die  Schönheit  der 
Straßenznge  auch  besonders  für  die  leichte  Orientirung,  wo  nur 
immer  möglich,  gesorgt  werden  müsse.  Es  bieten  sich  zur  Zeit 
aufser  den  Rathhaus-Thürmen ,  dem  Münster  und  der  Mariahilf- 
Kuppel,  noch  der  Dachreiter  von  St  Nicolaus  an  der  Grosscöln- 
Straße,  der  Thurm  der  St.  Petri- Kirche,  die  im  Bau  begriffene 
.lacobskirche,  der  Pulverthiinn,  die  Gipfel  des  Lous-  und  Salvator- 
Berges  etc.  Diese  Objekte  als  Points  de  vue  zu  gewinnen  be- 
dürfe es  in  den  meisten  Fällen  nur  sehr  geringer  Hichtungsver- 
anderungen  der  Strafsen,  ohne  dass  nur  im  entferntesten  das 
Verkehrsinteresse  eine  Einbuße  zu  erleiden  hätte. 

Redner  verwirft  schliefslich  als  unschön  lang  gestreckte, 
gerade  Strafsen  mit  absolut  gleichmäßigem  Gefälle,  ohne  be- 
deutende Aussichts-Objekte,  ebenso  diejenigen,  welche  bei  ungleich- 
mäTsigem  Gefälle  in  der  Mitte  buckelig  erscheinen,  auch  solche, 
welche  durch  zu  kleinliche  Windungen  und  Rieh tungs Veränderungen 
die  Orientimng  erschweren  und  zu  wenig  stadtischen  Charakter 
tragen.  --•  — 

Die  von  dem  Vortragenden  gewünschte,  gesunde  Diskussion 
über  die  für  die  Stadt  Aachen  so  wichtige  und  fachlich  so  interes- 
sante Angelegenheit  musste  wegen  vorgerückter  Zeit  auf  die 
nächste  Sitzung  des  Vereins  \crschuben  werden.  — 


J.  H. 

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292 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


17.  Jnli  1878 


Patontirto  Dosinfektions- Einrichtung  von  Max  Frie- 
drich in  Plngwitz  -  Leipzig. 

Diese  in  Leipzig  und  anderen  Orten  Sachsens  bereits  mehr- 
fach ausgeführte  Einrichtung,  deren  Kinzelnlieiteu  aus  den  bei- 
gegebenen Skizzen  1—5  erkennbar  sind,  geht  insbesondere  darauf 
hinaus,  die  Mischung  der  Fakahvtoffo,  Abwässer  etc.  mit  den 
desintizirenden  Maasen  von  dem  Willen  des  Einzelnen 
relativ  unabhängig  sich  vollziehen  zu  lassen. 

Es  werden  zu  diesem  Zwecke  die  den  AbfallstofTen  etc.  bei- 
zumengenden Mittel,  als  welche  Karbolsaure,  Eisenoxyd,  Thon- 
erde-liydrat,  Kalk  etc.  dienen  und  die  zum  Theil  speziell  auf  Des  in- 
fiziru'ng,  zum  anderen  Theil  auf  Klarung  wirken,  in  ein  Ge- 
fafs  (6)  gebracht,  welches  einerseits  an  die  hausliche  Wasser- 
leitung (a),  andererseits  an  ein  Zuleitungsrohr  (c),  das  zu  den 
Klosets,  Küchenausgüssen  etc.  führt,  sich  anschließt.    Wird  im 

zeitiges  Sinken  eines  Schwimmers  im  Gcfäls  *  das  Ventil  in  der 
Zuleitung  n  für  so  lange  geöffnet,  bis  für  das  aus  b  abgeflos- 
sene Wasser  wieder  völliger  Ersatz  beschafft  worden  ist. 


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Kitt  1  o.  V;  rc.  Ziiriuw,  »on  »ler  Wa»- 

«flritulHC. 

b.  HMtHai  Apparat  tat 
Miulmi*  i|«t  IVunfonliutimuaac 
mit  Warn 

C.  Lriltttlic    <ler  DatattttaW» 
Klii»»lKki  It  »u  il»uKln«!t».  IW.ir™. 
Kürh^nnuigÜMtn  i-tf . 
KU-  2-  1/  Kinmimiltin*  'Im  Fallrohr» 
für  .l..l.iMirl.„      An»»  Ulf- 

»tolU  iu 

f-  4it-  finita*  »um  NkiiFrwlilaftt'ti 
ilrl  fluten  Moffii. 

f.  Klar  und  MMitrni*^- 

g.  s»nnirlirruti^  für  dir     klart,  n 

Wa«*«,  Iii  Vflthl  öKi'Ul.  BOfh  du: 

[lnrtuhfnllroriru  einmünden. 
Fl*.  ».    Variante   .1-»  laftalthaalfl 


KU        Bn<iod«rr  K!m.  I  Kinrirhdiii« 
für  Srhulm,  Kn-nu-r..  Il«hi.li..c-, 


Beiuerkeiiswerth  ist  die  besondere  Art  und  Weise,  iu  welcher 
im  Gcfäls  •'•  die  innige  Mischung  der  desintizireuden  etc.  Mittel 
mit  dem  Spülwasser  zu  Süinde  gebracht  wird.  Es  dient  hierzu 
eiu  kuii'förmig  gebogenes  Hohr,  dessen  horizontaler  Schenkel 
einige  I  nirchlochungen  (l,l,Vig.  3)  besitzt,  aus  denen  das  Hein- 
wasser, mit  Luft  gemischt  und  unter  Druck,  austritt.  Dabei  werden 
die  am  Hoden  des  Gefäfses  b  lagernden  Desinfektions-  etc. 
Massen  kraftig  aufgerührt  und  zur  möglichst  innigen  Mischung 
mit  dem  eintlielsenden  Wasser  gebracht. 

Fig.  4  stellt  eine  Variaute  des  Gefafses  b  vor,  welche  zu 
dem  Zweck  ausgeführt  wird,  die  Desinfektionswasser- Menge  im 
GefäJ's  b  uiit  gröfserer  Sicherheit  konstant  zu  erhalten,  als  dies 
bei  der  ursprünglichen  Form  jenes  Gefäßes  nach  Fig.  3  möglich 
ist  Hierzu  dient  die  Verkleinerung  der  Spiegelfläche 
jenes  Gefäfses,  welche  dnreh  Hinzufugung  eines  engeren  Auf- 
satzes, in  dem  der  Schwimmer  liegt,  verwirklicht  ist.  Der 
aufserdem  hinzu  gekommene  Trichter  hat  lediglich  deu  Zweck, 
die  Einiubruu«  der  iJcsiufcktiousniasseu  in  b  zu  erleichtern, 
bezw.  unter  vermehrter  Saulierkeit  zu  ermöglichen. 
Die  Einrichtung  der  Gruben  (Fig.  2)  ist 

e  soll  zui 


verständlich.  I>cr 


V 


zur  Absetzung  sns- 


pendirter  Theile,  der  Raum  /für  Fällung  ausgeschiede- 
ner Bestand  ttheile  dienen.  In  den  Kaum  <j  werden  daher 
die  Abwasser  in  möglichst  gereinigtem  Zustand  (in  mechanischem 
und  chemischen  Sinne  verstanden)  übertreten,  so  dass  dieselben, 
sei  es  in  unterirdische  Kanäle,  sei  es  in  offene  Abzüge  oder 
Wasserläufe  abgelassen  werden  dürfen.  Selbst  verstand]  ich  ist, 
dass  in  >j  auch  die  Hegenrohre  des  Gebäudes  einmünden 
können,  so  wie  ferner,  dass  bei  entsprechender  Grölst  in  Be- 
messung von  ij  dieser  Raum  auch  als  Reservoir  verwerthbar 
ist,  welches  das  für  wirksame  Spülung  von  Rohren  und  Kanälen 
erforderliche  Wasscruuacturn  enthalt 

giebt  in  schematischer  Weise  die  Darstellung 
Einrichtung  für  solche  Fälle,  in  denen  auf  das  jedes- 
malige Ziehen  des  Durch!  ass-  Ventils  für  das  Desinfektions  waaser 
nicht  mit  Sicherheit  gerechnet  werden  kann.  Um  eine  innige 
mit  jenem  Wasser  zu  erzielen,  ist  quer 
ine  auf  Uronze-Spitzcn  drehbare  Walze  gelegt, 
Auftreffen  der  Auswurfstoffe  in  Drehbewegung 
wird.  Die  anhaftenden  Massen  gelangen  hierbei  in  das  Des- 
und  werden  zugleich  einigermaafsen  vertheilt. 


iner  Klosct- 


Daa  Spezial-Programm  für  die  Exkursion  des  Berliner 
Architekten-Vereins  nach  Hannover  und  HUdesheim  ist  iui 

Einvernehmen  der  diesseitigen  Kommission  und  des  Vorstandes 
des  Archit-  u.  Iug.-V.  zu  Hannover  nunmehr  wie  folgt  fest  ge- 
stellt worden. 

Sonnabend,  deu  20.  Juli,  Nachmittags  12  Uhr  30  Min. 
Abfahrt  vom  Leluter  Hahnliof,  4  Uhr  4  Min.  Ankunft  in  Hannover. 
Nachmittags  5  Uhr,  nach  Restaurirung  iu  der  Hjhuhofs- Restauration 
und  Aufsuchen  der  Hotels,  Zusammenkunft  in  der  Restauration 
von  llartmann's  Hötel  am  Itahnhnf.  —  Besichtigung  der  Halin- 
liofstiuuten,  soweit  die  Zeit  es  gestatten  wird,  eventuell  einschlicfs- 
lich  des  Werkstätten-Hahnhofs. 

Abends:  Zusammenkunft  im  ^Odeon". 

Sonntag,  den  21.  Juli,  Morgens  8  Uhr:  Versammlung 
im  Cafe  Hobby.  Gang  durch  die  Stadt  (HcMffgraben,  Königs- 
stralse, Georgstrafse,  altes  Rathhaus,  Waterlooplatz,  Synagoge, 
Christuskirrhe,  Welfenschloss,  Gewcrbo-Ausstellung.) 

Mittags  11'/»  Uhr:  Frühstück  in  der  Gewerbe- Ausstellung, 
chtigung  der  Ausstellung. 
Nachmittags  4  Uhr:  Spaziergang  durch  i 

Besichtigung  der  Wasserkünste,  des 
des  Palmengarteus  und  des  Mausoleums.  Rückkehr 
mit  der  Pferdebahn  nach  Hannover. 

Nachmittags  «  Uhr:  Mittagessen  im  Königssaale  des  Tivoli. 
Abends  geselliges  Zusammensein  im  Garten 
Montag,  den  22.  Juli:  Morgens  l>  Uhr  80 
nach  Hildesheini,  Ankunft  daselbst  10  Ohr  37  Min. 
Gütig  durch  die  Stadt,  Hesichtigung  des  Marktplatzes,  des  1 


Ii: 


der  Godchardikirche,  Miehaeliskirche, 


des  Museums. 

Abfalirt  nach 


Nachmittags  3  Ulir  13  Min.  event.  Abfalirt  nach  Goslar. 
6  Uhr  15  Min.  Ankunft  daselbst  ~ 

Ueber  einige  weitere  Details  giebt  die  Bekanntmachung  im 
Inseratentheil  dies.  No.  Auskunft  Die  Retheiligung  an  dem  viel 
versprechenden  Ausflüge  seitens  der  Mitglieder  des  Berliner 
Architekten-Vereins  wird  nach  der  Anzahl  der  bis  zum  15.  ein- 
gegangenen Anmeldungen  zwar  eiue  solche  sein,  dass  dem  Ver- 
ein die  iu  früheren  Jahren  zweimal  eingetretene  peinliche  Not- 
wendigkeit erspart  bleibt,  die  getroffeneu  Einleitungen  wieder 
ruckgängig  zu  machen,  ist  indessen  immerhin  noch  nicht  so  grofs. 
dass  nicht  ein  Hinzutritt  weiterer  Mitglieder  dringend  erwünscht 
wäre.   

Personal  -  Nachrichten . 

Preufsen. 

Die  Baumeister-Prüfung  haben  bestanden:  a)  für  das 
Hochbaufach:  Oscar  Hennig  aus  Landsberg  a.  W.,  Ueorg  Rei- 
marus  aus  Berlin:  b)  für  das  Hauingenieurfach :  Georg  Hauer 
aus  Wehrbergen  und  Carl  Horchers  aus  Linden. 

Der  Titular-Bau-Insi>ektor  Meyer  zu  HUdesheim  ist  gestorben. 


Brief-  und  Fragekaaten. 

Mehre  Fachgeuosseu  hier.  Klagen  wegen  neuerdings 
überhand  nehmender  Inanspruchnahme  durch  vorgebliche  Hülfs- 
bedürftige  sind  uns  bereits  auch  von  anderen  Seiten  zugekommen. 
Wir  nehmen  daraus  Anlass,  Betroffene  zu  ersuchen:  a)  allen  Be- 
rufungen auf  dritte  Personen  immer  zu  misstrauen,  sofern  nicht 
ein  schriftlicher  Beweis  dazu  beigebracht  werden  kann,  und 
b)  schriftliche  Nachweise  einer  genauen  Prüfung  zu  unterwerfen, 
bevor  mau  sich  zum  Glauben  an  dieselben  herbei  laset;  meist 
tragen  solche  Nachweise  den  Charakter  des  Schwindels  deutlich 
an  der  Stirn. 

Ilm.  N.  in  II.  Wir  sind  ohne  Kenntnis*  von  Erfahrungen 
über  die  Benutzung  des  sogen.  Wegehobels,  der  indessen,  wie  wir 
glauben,  in  mehren  Varianten  vorkommt 

Hrn.  L.  in  M.    Hei  der  notorischen  Erfolglosigkeit  aller  der- 
artigen  h  lutig    wiederkehrenden    Ktmstruktions  -  Versuche  von 
sehen  wir  gar  keinen  Grund,  uns  um  derlei  1 
auch  weit  verbreitete  Blätter  sich  <" 


Koi, 


ila«  voo  G»rl  BoalUa  In 


K.  ¥..  U.  Krii.rh     Umrk:  W   II....,  Uofl.ncfc.lrnra.r.l,  Berlin. 


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No.  58. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


293 


lakalt-  Dia  Huf.-ii**r%(  Ton  Vllaiingni  and  die  UmSaha-  «ad  Wiaw- 
Baatrn  in  der  F'rorim  Seeland.  (Sehluaa)  —  Ufh*T  die  Restauration  von  BaWbak- 
inilern.  —  Vtttn  du  Brennen  Ton  Petroleum  anf  Wu«r.  Hr*u)tate  der  Prüfungen 
von  Br&rken-Kbra  auf  ib«l>ie  Ptatigke.t.  -  lllttb«lliin(*n  IM  Vtr.l«.»: 


Architekten- Verein  tu  Berlin.  -  Verni»ektei:  Nene  BaagitwarlurJinUn.  —  PhotA- 
Kratnnietrie  in  Pemen.  —  Zuruf-knahme  der  Protie*rue1t#n  preufBincber  Baoneiater. 
—  l>iier  41*  Berliner  (iewerb* - An.rtellon*.  —  Brief-  und  Pragakaeten. 


Die  Hafenwerke  von  Vlissingen  und  die  Eisenbahn-  und  Wasser- Bauten  in  der  Provinz  Seeland. 


ür  die  Erweiterung  der  Hafenwerke  ist  das 
Terrain  der  Festungsanlagen  benutzt,  die 
im  Jahre  1867  aufgelassen  worden  sind. 
Dieses  Terrain  umgab  die  Stadt  in  Form 
eines  Halbkreises  und  es  ist  zunächst  nur 
die  östlich  liegende  Hälfte  desselben  zur 
Verwendung  gezogen,  während  die  westliche 
genereller  Projektirung  der  < 
vorbehaltenen  Werke  — 


frei  geblieben  ist  Die  in  grofsen  Linien  entworfenen 
„Zukunftswcrke"  Vlissingens  umfassen  den  Bau  eines  abge- 
sondert liegenden  grofsen  Bassins  tob  etwa  30  Wasserfläche, 
mit  mehren  eingebauten  Piers  und  mit  Zugänglichkeit  von 
dem  ältesten  Theile  der  Hafen  werke  des  Platzes  aus,  die, 
wie  schon  im  ersten  Artikel  angefahrt  wurde,  gegenwartig  in 
der  Umwandlung  zu  Flott  bassius  begriffen  sind. 

Auch  bei  den  fertigen  Anlagen  auf  dem  östlichen  Terrain 
sind  einige  Erweiterungen  vorgesehen,  welche  speziell  in  der 
Vergrößerung  des  sogen.  II.  Binnenhafens,  in  der  Verbrei- 
terung des  an  den  Stichhafen  sich  entlang  erstreckenden 
(Schleusen-)  Kanals  in  seinem  nördlichen  Theile  und  endlich 
in  dem  Bau  eines  Trockendocks  bestehen,  für  welches 
diejenige  Stelle  des  Terrains  iu  Aussicht  genommen  ist, 
welche  im  Situations-Plan  mit  //  bezeichnet  ist  Die  bis  jetzt 
vollendeten  Werke  umfassen: 

Die  Hafeneinfahrt  mit  einer  aber  den  Schleusen- 
eingang und  neben  dem  (projektirteu)  Bahnhöfe-Hauptgebäude 
hinaus  sich  erstreckenden  bassinartigen  Verlängerung,  welche 
einen  jederzeit  zuganglichen  Aufsenhafen  bildet.  Hafen- 
einfahrt und  Aufsenhafen  haben  eine  Wasserfläche  von  zu- 
sammen 13,5 ,u  und  es  betragt  die  Einfahrtsweite  zwischen 
den  Molcnköpfen.  rechtwinklig  gemessen,  160  ■,  die  Länge  der 
Molen  —  gemittelt  —  etwa  340™.  In  beiden  Einfahrten 
der  älteren  Häfen  um!  in  den  unmittelbar  sich  anschliefsen- 

leitere  T^'hhSSlTio  duTtte" Fläche  Aufenhifcn 
Vlissingens  mehr  als  20 ,u  beträgt.  Die  Molen  der  neuen 
Hafeneinfahrt  bestehen  aus  Dämmen  mit  Busch -Unterlage, 
Erdkern  und  Ueberptiasterung  aus  möglichst  grofsen,  unregel- 
mäßigen Steinblöcken.  Die  Dämme  werden  von  einem  3  reihi- 
gen, stark  nach  der  Ruckseite  gelehnten  und  augemessen  ver- 
strebten Pfahlwerk  getragen,  an  dessen  vonlerer  Pfablreihe  die 
von  eisernen  Konsolen  unterstützte  I, aufdrücke  angebracht  ist. 

Die  Hafeneinfahrt  wird  von  den  Binnenbassins  durch  ein 
Kammerschleuscn-Paar  mit  je  2  Ebbe-  und  2  Fluth- 
Thoren  geschieden.  Die  Binnenbassins  sind  aufserdem  durch 
die  Kammerscbleu.se  des  alten  Marine-Docks  von  der  Rhede 
aus  zugänglich  und  es  kann  für  dieselben  event  ein  dritter 
durch  die  beiden  älteren  (Handels-)  Hafenbassins 
Trockendock  hindurch,  mit  geringer  Muhe  ge- 
schaffen werden.  Die  beiden  neuen  Schleusen  haben  un- 
gleiche Qröfse;  die  Hauptschleuse  hat  die  bedeutenden  Ab- 
messungen von  20  ■  Weite  bei  146  ■  Länge  zwischen  den 
inneren  Thorpaaren,  4,5 m  Wassertiefe  auf  dem  Drempel 
bei  gewöhnlichem  Ebbestande  und  8,1  ■  bei  gewöhnlichem 
Ftuthstande.  Die  Nebenschleuse  ist  8  ■  weit  hat  60  ■  Länge 
zwischen  den  inneren  Thorpaaren  und  0,5  bezw.  4,6  ■  Wasser- 
tiefe auf  den  Drempeln  bei  den  extremen  Wasserständen.  — 
Die  gegen  Ende  der  40er  Jahre  mit  hölzernen  Thoren  er- 
baute Kainmerechleuse  vor  dem  vormaligen  Marine-Bassin 
besitzt  ebenfalls  20  ■  Weite,  bleibt  iudess  in  der  Kammer- 
lange  erheblich  gegen  die  der  beiden  neu« 
ruck.  —  Von  Konstruktions-Eigenthümlichkeiten 
Schleusen  mag  erwähnt  werden,  dass  die  Kammern  ohne 
gemauerte  Böden  sind  und  nur  eine  einfache  Abpflasterung 
erhalten  haben.  Die  Thore  der  gröfseren  Scldeuse  sind 
in  Eisenkonstruktion  mit  zylindrischer  Rundaug  der  Vorder- 
seite und  ebener  Abflachung  der  Hinter-  (Anschlags-)  Seite  aus- 
geführt: die  Hinterseite  ist  nur  bis  wenig  Ober  die  Höbe 
der  gewöhnlichen  Fluth  geschlossen.  Die  Höhe  der  beiden 
Flut bt höre  ist  11,40"";  jeder  einzelne  Flöget  derselben  hat 
das  Gewicht  von  ca.  70 T.  —  Die  Thore  der  kleineren 
in  Holz  ausgeführt  nnd  zum  Schutz  gegen 
i  den  Bohrwura  gekupfert  Für  den  gleichen 
Zweck  hat  man  bei  einigen  sonstigen  Holztheilcn  im  Hafen  und 


namentlich  auch  an  den  Reibehölzern  die  dichte  Bespickung 
mit  grofsköpflgen  Eisen -Nägeln  in  Anwendung  gebracht 
Auch  am  gegenüber  hegenden  Ende  besitzt  der  Hafen 

—  gegen  einen  nach  Middelburg  und  Voere  führenden  Kanal 

—  einen  Schleusen  -Abschluss,  der  mit  dem  Zwecke  her- 
gestellt worden  ist  den  Wasserstand  im  Hafen  unabhängig 
vom  Wasserstande  im  Kanal  halten  zu  können.  Da  der  Regel 
nach  der  Spiegelstand  im  Kanal  niedriger  als  derjenige  im 
Hafen  ist,  so  waren  für  diese  rückwärts  hegende  Schleuse 
einseitig  wirkende  Thorpaare  ausreichend,  die  eine  solche 
Stellung  erhalten  haben,  dass  sie  gegen  den  höheren  Wasser- 
stand des  Hafens  sich  stemmen.  Die  Weite  auch  dieser  Kanal- 
Schleuse  ist  2t)"1;  die  Länge  von  Tborspitze  zu  Tborspitze 
ist  127  ™;  über  das  südliche  Schleusenhaupt  führt  eine,  für 
ein  Nebengleis  des  Bahnhofs  und  gewöhnlichen  Wagen  verkehr 
erbaute  einarmige  Drehbrücke  von  18  ■  Weite,  dio  —  bei 
den  heftigen  Winden  der  dortigen  Gegend  etwas  unzweck- 
mäfsigerweise  —  mit  vollen  Blech -Trägern  und  ohne  Lauf- 
kranz ausgeführt  ist  Die  Schleusentbore  sind  in  Holz 
hergestellt  ;  da  ihre  Oberkante  den  ordinären  Hocbwasserstand 
nur  um  0,5 »  überragt ,  so  können  dieselben  für  den  Fall 
außergewöhnlicher  Hochwasserstände  des  Hafens  überströmt 


Rechnet  man  noch  4  Thore  der  am  nördlichen  Ende  des 
Middelburger  Kanals  erbauten  Schleuse  (über  welche  weiterlün 
einige  Worte  folgen)  und  die  Thore,  welche  zum  Abschluss 
des  Trockendocks  am  vormaligen  Marine  -  Bassin  sich  finden, 
der  Zahl  der  Tbore  der  bisher  erwähnten  Schleusen 
etc.  hinzu,  so  kommt  eine  Gesammtzahl  von  nicht  weniger 
als  26  Schleusenthor  -  Paaren  zusammen.  Diese  außer- 
gewöhnliche Anhäufung  von  Schleusenthoren  auf  verbalt- 
nissmassig  kleinem  Raum  hat  Anlass  zur  Ausführung  einer 
Anlage  gegeben,  die  ausschüefslich  für  Vornahme  von  Re- 
paraturen an  den  Thoren  bestimmt  ist  und  die  man  um 
so  weniger  entbehren  konnte,  als  das 
welches  der  Hafen  besitzt  voraussichtlich  I 
schon  über  seine  Leistungsfähigkeit  hinaus  beansprucht  werden 
wird,  so  dass  auf  einen  Gebrauch  desselben  für  die  Zwecke 
von  Reparaturen  an  den  Schleosenthoren  nicht  gerechnet 
werden  durfte.  Die  Anlage  besteht  aus  einem  kleinen  Bassin 
(.7  des  Plans),  welches  gegen  den  Binnenhafen  durch  ein 
Thorpaar  abgeschlossen  ist.  An  2  Seiten  dieses  Bassins 
sind  Pfahlhöft  er  mit  Holm  und  Verriegelung  hergestellt, 
deren  Oberkante  reichlich  1 B  unter  dem  gewöhnlichen  Spiegel- 
stande  des  Hafens  liegt  Ein  zu  reparirendes  Thor  wird 
schwimmend  in  das  Bassin  eingeführt  und  Ober  eins  oder 
zwei  dieser  Höfter  geschafft  und  demnächst  das  Bassin  durch 
entsprechende  Spiegelsenkung,  die  durch  einen  unterirdischen 
Kanal  mit  fallendem  Wasser  geschieht,  trocken  gelegt.  Der 
Hafenspiegel  bleibt  von  dieser  Senkung  wie  ebenso  von  der 
nach  beschaffter  Reparatur  erfolgenden  Erhebung  des  Spiegels 
im  Schleusenthor-Bassin  unberührt,  vermöge  der  bestehenden 
Trennung  der  beiden  Spiegel  durch  das  vorhin  erwähnte  Thorpaar. 

Der  Binnenhafen  bildet  sich: 

a)  Aus  dem  sogen.  Verbreiterten  Kanal,  der  die  Fläche 
umfasst,  welche  sich  zwischen  den  beiden  Schleusen,  die  bezw. 
auf  die  Rhede  hinaus  und  in  den  Middelburger  Kanal  hinein 
führen,  erstreckt  Die  Langenausdehnung  dieser  Wasserfläche 
ist  fast  1200  ■  und  ihre  Breite  wechselt  zwischen  80—150  ■» : 
Ihre  Gcsammtgrösse  ist  13,4,IA  und  es  ist  eine  spätere  Erwei- 
terung derselben  um  ppt  1 IIA  an  der  i 


b)  dem  sogen,  ersten  Binnenhafen,  einem  Stich- 
bassin, mit  den  gemittelten  Abmessungen  von  450»  Länge 
und  150™  Breite,  daher  6,7  h*  Wasserfläche. 

c)  dem  sogen,  zweiten  Binnenhafen,  gleichfalls 
einem  Stichbassin  mit  den  mittleren  Abmessungen  von  400  m 
Länge  und  120"  Breite,  daher  4,8 HA  Wasserfläche.  Für  dieses 
Bassin  ist  eine  spätere  Vergrößerung  tlieiß  durch  Verlängerung, 
theils  durch  Verbreiterung  nm  8,7  HA  vorgesehen. 

d)  dem  vormaligen  Marine-Dock  mit  dem  haßartigen  Zu- 
gang vom  Kanal  aus.  Diese  Theile  haben  bei  relativ  großer 
Iangenerstrecknng  und  einer  Breite,  die  zwßchen  60  und  80  ■ 
wechselt,  eine  Flachenausdehnung  von  6,0 

belauft  sich  die  Wasserfläche 


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294 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


20.  Jnli  1878 


der  verschiedenen ,  in 
unmittelbarem  Zusam- 
menhang stehenden  Bin- 
nenbassins gegenwärtig 
auf  30,9  welchen  in 
den  abgetrennt  liegen- 
den beiden  Bassins 
aus  alterer  Zeit  noch 
2.2  HA  hinzu  treten,  so 


eine  Flotthafen -Flache 
von  mehr  als   33 11 A 
Ausdehnung  vorhan- 
den ist.  — 

An  Erweiterun- 
gen in  unmittel- 
barem Ansehluss  an 
diese  Flachen  sind  (im 
Kanal  und  am  2.  Binnen- 
hafen) rot.  10 ,u  vor- 
gesehen worden,  aufser- 
dem  an  spater  auszufüh- 
renden Erweiterungen, 
die  muthniafslich  aber 
erst  in  sehr  ferner 
Zeit  zur  Verwirklichung 
kommen  werden ,  rot. 
30 HA.  Diese  schliefs- 
liche  Ausdehnung  wird 
von  dem  sogen,  drit- 
ten Binnenhafen 
gebildet,  für  dessen  An- 
lage das  vormalige 
Terrain  an  der  Nord- 
und  Westseite  der  Stadt 
in  Aussicht  genommen 
ist.  Der  Situations-Plan 
S.  282  lasst  erkennen, 
wie  dieses  Erweiterungs- 
werk heute  etwa  ge- 
dacht wird.  — 

Was  die  Umsäu- 
mung   der  Wasser- 
,  so  zeigt 


nur  ein  Theil  der 
Anlagen  mit  Kai- 
mauer -  Einfassungen 
versehen  ist,  wahrend 
diejenigen  Uferstrecken, 
die  entweder  heute  noch 
nicht  als  definitiv  gelten, 
oder  auch  solche,  die 
für  den  besonderen 
Zweck  der  Be-  und 


i  heute  noch  nicht 
in's  Auge  gefasst  sind, 
geböschte  Ufer  mit 
Steindeckung  er- 
halten haben.  Es  sind 
an  Kaimauer- Landen 
hergestellt  am  Vorhafen 
rot  400  ™  und  femer 
an  den  beiden  Stich- 
bassins  des  Binnen- 
hafens rot.  1  700  ». 
Diesen  Mauerlängen 
treten  etwa  1  100»  an 
steilen,  in  Holzbau 
Einfas- 
vormaligeu 
Marine-Dock  hinzu  und 
es  belauft  sich  sonach 
die  vorhandene  Kai- 
lange der  Binnenhafen 
auf  etwa  2800"'. 
Hierbei  sind  nicht  mit 
gerechnet  die  ausge- 
dehnten Kailängen, 
welche  theils  noch  an 
an 


den  Aufsen-Bassins  der 
älteren    Hafen  werke 

vorhanden  sind. 
Bei  thatsächlicher  Aus- 
führung aller  vor- 
gesehenen Erweiterun- 
gen kann  die  Kailänge 
event.  auf  etwa  8  <>i>0" 
gebrocht  werden;  frei- 
lich sind  das  wohl  weit 


Projekte-'. 

Die  Kaimauern  be- 
stehen   ans  Basalt- 
Mauerwerk   iinl  sind 
auf  Pfahlrost  gestellt. 

Zum  Schluss  dieser 
generellen  Beschreibung 
der  Hafenwerke  erübrigt 
noch  die  Angabe  der 
Tiefen,  welche  in  den 
einzelnen  Partien  der- 
selben stattfinden.  Die- 
se Tiefe  beträgt  in  der 
Hafen-Einfahrt  bei  ge- 
wöhnlichem Ebbestand 
6,7  ™  and  bei  ge- 
wöhnlichem Flutlistand 
10,3";  im  Binnenha- 
fen bei  gewöhnlichem 
Wasserstande  8,25 ». 
In  dem  vormaligen 
Marinedock  ist  eine 
etwas  geringere  Tiefe, 
als  die  hier  angegebene, 
vorhanden.  — 

Ein  fast  unmittelbares 
Zubehör  der  Hafen- 
werke ist  der  an  den 
Binnenhafen  nördlich 
ausehliefsende  Kanal 
über  Middelburg 
nachVecrc,  durch  den 

eine  Verbindung 
zwischen  der  Wester- 
und Oster-Scbclde  ge- 
schaffen wird.  Der 
14,8  Kib  lange  Kanal 
ist  für  Passirung  von 
Seeschiffen  einge- 
richtet und  hat  bei  ge- 
wöhnlichem Hochwasser 
eine  durchgängige  Tiefe 
von  7,4  Ii»,  bei  w  echseln- 
den Sohl-  und  Spiegel- 
Breiten. 


M|t:  Die 
Sohlbreite  von  12"  bis 
zu  22»,  die  Spiegel- 
breite  von  48  ■  bis  zu 
69  ■.  Die  Kanalufer 
haben  eine  Stcinab- 
pflasterung  erhalten, 
welche  von  2 ,n  unter 
bis  1,7  ■  Ober  gewöhn- 
liche Hochwasser-Linie 

reicht.  —  Da  die 
Wasserstände  an  beiden 


dieselben  sind,  so  ist 
der  Kanal  an  beiden 
Enden  durch  Schleu- 
sen geschlossen  worden. 
Der  Schleusen  am  süd- 
lichen Ende,  die  den 

Kanal  gegen  den 
Vlissingcr  Binnenhafen 
schlicfsen .  ist  schon 
oben  gedacht.  Hin- 
sichtlich der  Schleuse 
am  nördlichen  Kanal* 

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K«.  58. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


295 


ende  bei  Veere  ist  zu  bemerken,  dass  dieselbe  als  Kammer- 
schleu.se  mit  vier  Thorpaaren  und  in  gleicher  Größe  und 
Bauart,  wie  die  gröfsere  der  beiden  neuen  Schleusen  des 
Vlissinger  Hafens,  mit  20  ■  Weite  etc.  ausgeführt  worden  ist. 

Von  Middelburg  aus  hat  der  Kanal  eine  längere  Ab- 
zweigung nach  Arne m aide n  erhalten,  welche  4,25  =>  Wasser- 
tiefe, 7  "  Sohlbreite  und  22  °>  Spiegelbreite  besitzt  — 

Mit  der  Gröfse,  die  man  den  Ylissinger  Hafenwerken 
gegeben  hat,  steht  die  bedeutende  Ausdehnung,  welche  den 
anschließenden  Bahnhofs-Aulagen  zugedacht  wird,  in 
engem  Einklang.  Freilich  ist  von  den  Bahnhofs-Anlagen  zur 
Zeit  nur  erst  ein  verhältnissmäßig  geringer  Theil  that&ächlich 
vorbanden  und  die  Ausführung  des  überwiegenden  Theils  der 
Zukunft  vorbehalten  geblieben. 

Die  sehr  günstige  Lage,  die  der  Bahnhof  zu  den  Hafen- 
werken besitzt  und  durch  welche  beinahe  das  Ideal  einer  Ver- 
bindung zwischen  Schiffs-  und  Eisenbahn-Transport  verwirk- 
liebt wird,  ist  aus  dem  Situationsplan  hinreichend  erkennbar. 
Erläuternd  ist  dazu  zu  bemerken,  dass  nur  diejenigen  Bau- 
lichkeiten, welche  im  Plane  mit  dunkler  Schaftirung  an- 
gegeben sind,  so  wie  der  Oberwiegende  Theil  der  Gleisanlagen 
heute  bereits  existiren,  das  übrige  aber  Zukunftswerk  ist, 
so  wie  ferner,  dass  der  Bahnhof  zwei  Stationen  umfasst ,  von 
denen  die  westlich  —  am  Middelburger  Kanal  —  liegende 
als  Lokalstation  gilt,  während  der  östlichen,  zwischen  den 
Vorhafen  und  dem  1.  Binnenhafen  angeordneten,  als  eigent- 
licher Hafen-Station  ausschließlich  die  Aufgabe  zugewiesen 
ist,  als  Zwiscbeuwcrk  zur  Verknüpfung  des  Wassertransports 
mit  dem  Landtransport  zu  dienen. 

Für  die  Versehung  des  Eildienstes  für  Personen  sowohl 
als  geeignete  Güter  (ebenso  für  Viehtransport  -  Zwecke)  ßt 
dann  eine  Anlage  besonderer  Art  geschaffen,  die  in  einem 
grofsen  schwimmenden  Kai  besteht,  der  im  Vorhafen 
hegt  und  durch  eine  eiserne  Brücke  mit  dem  Lande  —  u.  z. 
beinahe  direkt  mit  dem  Hauptgebäude  der  Hafenstarjon  — 
in  Verbindung  gebracht  ist.  Aus  dem  Situationsplan  ist  die 
Lage,  welche  dieser  schwimmende  Kai  erhalten  hat,  zu  er- 
sehen, die  speziellen  Skizzen  auf  der  vorher  gehenden  Seite 
geben  ein  Bild  von  den  Konstruktions-Besonderheiten  dieser 
Lande  Vorrichtung. 

Dieselbe  —  augenscheinlich  nach  dem  Vorbilde  der  schwim- 
menden Kais  zu  Liverpool  entworfen  —  besteht  aus  einer 
Platform  aus  Holz-Bohlen,  die  auf  niedrigen  I-Trügern  liegen. 
Die  I-Trager  finden  ihre  Unterstützung  auf  5  grofsen  kasten- 
förmigen, kontiimirliehen  Längsträgern,  welche  ihrerseits 
über  14  eiserne  Pontons  fort  gestreckt  sind,  deren  Axe  nor- 
mal zur  Längenrichtung  des  Kais  orientirt  ist.  Die  4  mitt- 
leren Pontons  sind  von  einer  etwas  größeren  L.inue  als 
die  übrigen  und  tragen  auf  ihrem  Vorsprunge  das  wasserseitige 
Ende  der  eisernen  Landebrücke,  die  ans  2  abgesetzten 
Fachwerk  -  Trägern  mit  gekrümmtem  Obergurt  besteht,  auf 
deren  beiden  Außenseiten ,  mittels  Streckung  von  durch- 
gehenden Querträgern,  Fußwege  angeordnet  sind.  —  Von  etwas 
eigentümlicher  Art  sind  die  Vorrichtungen,  welche  zur 
Sicherung  der  örtlichen  Lage  des  schwimmenden  Kais  in 
Anwendung  gebracht  worden  sind.  Die  hierzu  meßt  benutzten 
Duc  d' Alben  fehlen  und  es  werden  ihre  Funktionen  durch 
steife  Verbindung  vertreten,  welche  aus  2  eisernen, 
Sprcitzen  besteht,  die  an  beiden  Enden 
,  bezw.  mit  dem  Lande  und  mit  den  beiden  zu 
äusseret  liegenden  Pontons  des  schwimmenden  Kais  ver- 
bunden sind.  Um  die  Gelenke  und  Spreitzen  gegen 
Bewegungen  in  horizontaler  Richtung  zu  sichern,  sind 
zwischen  den  Enden  der  Sprcitzen  diagonal  geführte  Ketten 
gezogen,  und  um  die  Kaimauer  vor  Ueberlastung  durch  die 
Zugwirkungen  der  Spreitzen  zu  bewahren,  ist  in  das  land- 
seilige Lager  jeder  Spreitze  das  Ende  einer  Kette  geschlun- 
gen, deren  anderes  Ende  landeinwärts  an  einem  tief  ver- 

(Fig.  3). 


Die  Abmessungen  einiger  Haupt  -  Konstruktion^  heile 
des  schwimmenden  Kais  nebst  Zubehör  sind  folgende:  Größe 
der  Platform  61.5  ■  Länge  und  25,0"»  Breite.  —  Länge  der  5 
kastenförmigen  Träger,  die  über  die  Pontons  fort  gestreckt 
sind,  übereinstimmend  61,5°»;  Höhe  derselben:  die 
außen  hegenden  1,25»,  der  mittlere  1,50»,  die 
übrigen  1,437  ™.  —  Abmessungen  der  Pontons:  3  ■  Breite, 
1,5 "  Höhe;  die  vier  mittleren  Pontons  haben  30°,  die 
übrigen  25™  Lange.  —  Länge  der  I^andebrücke  26";  Ax- 
weite  der  beiden  Träger  4.5  ■ ;  Trägerhöhe  in  der  Mitte  3.5 
an  den  Enden  2,5  m.  —  Länge  der  beiden  Spreitzen  25,5"; 
Höhe  derselben  in  der  Mitte  0,9  ™,  an  den  Enden  0,5  m. 

Das  Eisen-Gewicht  des  schwimmeuden  Kais  ßt  nur 
mich  einigen  Gruppen  angebbar.  Es  wiegen  die  14  Pon- 
tons nebst  allen  eßernen  Unterstützungen  der  PlAtform 
ti  lö  000  k ,  die  sämmtlichen  Eisetitheile  der  Landebrücke 
t>3  000 k,  die  beiden  Abspreitzungen  mit  ihren  Lagern  und 
Verankerungen  27  500",  endlich  die  diagonal  angeordneten 
Haltckettcn  10000*.  —  Die  Baukosten,  welche  der 
schwimmende  Kai  erfordert  hat,  haben  570  (XX)  M 

Einige  andere  Theilc  der  Gesammtanlagen  haben  an  ! 
kosten  erfordert :  Die  neue  Doppeßchleuse  (excl.  der  8  Tbor- 
paare)  2  500  000  M ;  die  Durchdämmung  der  Oster  Scheide 
3  000  000  M. ;  die  Durchdämmung  des  Sloe  1  800  000  M. ; 
der  Bau  des  Kanaß  von  Uansweert  (Südbeveland'sche  Kanal) 
8  UOO  000  M.  —  Wenn  mau  diese  Einzelkosten  mit  den 
Gesammtkosten,  welche  zu  rot.  50 000 000  M.  angegeben 
werden,  in  Beziehung  bringt,  so  lassen  sich  —  mit  Zuhdlfe- 
nahinc  einiger  Schätzungen  —  folgende  Anlagekostcn  der 
verschiedenen  Haupttheile  des  Werks  in  summarischer  Weßc 
fixiren : 

Kosten  der  75  K™  langen  seelandischen  Eisenbahn  20  000  000  M. 
..     des  Südbeveland'schen  Kanals  8  UOO  000  „ 

„  ,  Middelburger  Kanaß  mit  Zweigkanal  120OOOO0  „ 
„     der  neuen  Hafeuwerke  von  Vlßsiiigcn     10  ODO  000  , 

Es  sind  hiernach  und  nach  der  bloßen  skizzenhaften 
Vorführung,  die  wir  im  Vorstehenden  geliefert  haben,  die  auf 
Kosten  des  holländischen  Staate  geschaffenen  Vlissinger  Anlagen 
mit  ihren  weiterem  Zubehör  Werke,  die  nach  Umfang  und 
Eigenartiekcit  über  vieles  hinaus  gehen,  was  selbst  die  neuere, 
seböpfungsreiche  Zeit  hat  entstehen  sehen.  Aber  so  sehr  man 
über  diese  Auffassung  der  Dinge  sich  vergewissert  fühlen 
mag,  so  ungcwßs  kann  man  sein  über  die  andere  Frage, 
welche  gleich  daneben  auftaucht:  Ob  jene  Werke,  und  unter 
diesen  speziell  die  Hafenanlagen,  in  ihrer  heutigen  Groß- 
artigkeit nicht  etwa  bei  weitem  über  das  thatsächliche 
Bedürfniss  hinaus  gehen  und  ob  nicht  in  " 
Verkehrs-Umfang  vorgesorgt  ist,  von  < 
eines  winzigen  Bruchtheiß  sich  erfreut  und  den  er  vielleicht  auch 
in  Dutzenden  von  Jahren  sich  noch  nicht  erobert  haben  wird? 
Jedenfalls  gewährt  der  heutige  Anblick  jener  beinahe  leeren 
Werke  und  die  relative  Oede,  die  in  den  Straßen  der  kleinen 
Hafenstadt  Missingen  angetroffen  wird,  ein  recht  trübes  Bild, 
welches  unwillkürlich  zu  Reflexionen,  wie  die  hier  angedeuteten, 
heraus  fordert.  

Es  liegt  nicht  in  unserer  Absicht,  diese  etwas  sehr  weit 
ausschauende  Seite  der  Sache  weiter  zu  verfolgen;  wir 
wollen  liier  abbrechen  und  unsern  Bericht  mit  der  einzigen 
Notiz  schließen,  dass  Projektirung  und  Ausführung  der  sämmt- 
lichen von  uns  besprochenen  großartigen  Werke  den  Händen 
des  holländischen  Ober -Ingenieurs  Hrn.  M.  Simons  zu 
Vhssingen  anvertraut  ^gewesen  sind.  Ihm  verdanken  wir,  neben 
freundlicher  Führung  an  Ort  und  Stelle,  das  Material  zu  der 
vorstehenden  Skizze  und  haiton  uns  überzeugt,  dass  jeder 
die  hoUändßcheu  Anlagen  besuchende  Fachgenosse  der  freund- 
lichsten Aufnahme  und  Förderung  seines  Vorhabens  durch 
Hrn.  Simon  zum  voraus  gewiss  sein  darf. 

-  B.  - 


Ueber  die  Restaurati 

Von  Rudolf 

Die  wichtige  Frage,  welcher  Weg  bei  der  Restauration  von 
Baudenkmälern  ein  geschlagen  werden  mu&s,  um  zu  einem  guten 
Ziele  zu  führen,  ist  im  Prinzip  noch  keineswegs  erledigt  Wer, 
wie  der  Verfasser  dieser  Blauer.  Gelegenheit  gebäht  hat,  sich 
mit  ihr  während  eines  längeren  Zeitraums  theoretisch  und 
praktisch  zu  beschäftigen,  wird  nicht  darüber  im  Zweifel  sein, 
dass  eine  eingehende  Beleuchtung  und  Erörterung  derselben  im 
hohen  Grade  nützlich  und  nothwendig  ist. 

Warum  liefern  so  wenige  Restaurationen  ein  wirklich  be- 
friedigendes Ergebnis«  ?    Es  sei  ganz  abgesehen  von  den  Mßs- 


on  von  Baudenkmälern. 

Redtenbacher. 

erfolgen  unkünstlerßcb  verfahrender  Restauratoren,  deren  Wirk- 
samkeit ich  anderen  Ortes  geschildert  habe.*)  Aber  auch  Archi- 
tekten, die  an  sich  sowohl  Ober  künstlerische  Fälligkeiten,  wie  (Iber 
kunstgeschichtliche  Kenntnisse  geboten,  haben  bei  Wiederher- 
stellung und  Vollendung  von  Baudenkmälern  gar  häutig  Mangel- 
haftes geleistet  Ich  glaube  hierfür  in  erster  Linie  die  Tbatoache 
verantwortlich  machen  zu  können,  dass  die  Schwierigkeit 


•)  Sirh«  twin*  Dnikvhrift  üf«  dir  B».iil«t>kmil«  im  <lful»rtirn  Bci.'b  t(c. 


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DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


20.  Juli  1878 


der  bei  Restauration  eines  Baudenkmals  to  lösenden 
Aufgabe  in  den  meisten  Fällen  unterschätzt  wird. 
Der  mit  einer  solchen  Aufgabe  betraute  Architekt  ist  über  die 
Mittel  und  Wege,  welche  ihm  hierbei  zur  Verfügung  stehen,  Ober 
die  Art  und  Weise,  wie  er  das  Werk  anzupacken  hat,  selten 
im  Klaren.  Er  wird  sich  nicht  bewuast,  dass  die  ihm  obliegende 
Arbeit  aus  einer  Anzahl  yon  Rinzelfunktionen  sich  zusammen 
die  nicht  nur  vollständig  and  in  gröfster  Gewissenhaftigkeit, 
auch  in  bestimmter  Reihenfolge  erledigt  werden 
wenn  das  Gelingen  der  Restauration  nicht  von  vnru 
ein  in  Frage  gestellt  sein  soll.  Vor  allem  sind  es  die  unum- 
gänglich notwendigen  Vorarbeiten  für  eine  Restauration,  die 
—  zum  Theil  aus  Mangel  an  Verstandniss  für  die  Bedeutung 


derselben,  zum  Theil  aus  übel  angebrachter  Sparsamkeit  —  in 

n  Fallen  entweder  gar  nicht  od 
und  oberflächlich  zur  Ausführung  gelangen. 


Sparsamlcei 

den  meisten  Fallen  entweder  gar  nicht  oder  doch  nur 
ir  Ausführung  gelangen, 
soll  daher  der  Versuch  gemacht  werden,  die 


Im  Folg« 

Gesammtheit  der  bei  Restauration  eines  Baudenkmals  erforder- 
lichen Arbeiten  in  ihrem  durch  die  Aufgabe  bedingten  systema- 
tischen Verlaufe  einer  Besprechung  zu  unterziehen.  —  Es  werden 
hierbei:  A.  Die  Untersuchung  des  Denkmals,  B.  Die  Aufnahme 
desselben,  C.  Die  Aufstellung  des  Restaurationsplans ,  D.  Die 
Durchführung  der  Restauration  zur  Erörterung  gelangen.  — 

A.  Die  Untersuchung  eines  Baudenkmals. 
Wer  nicht  selbst  erfahren  hat,  wie  es  in  der  Restaurations- 
Praxis  zugeht,  wird  es  kaum  glaublich  finden,  welche  Irrthümer 
in  dieser  Beziehung,  selbst  bei  sonst  durchaus  qualifizirten  Per- 
sönlichkeiten, noch  herrschend  geblieben  sind. 

Stellen  wir  vor  allem  den  Satz  auf,  dass  der  mit  der  Restau- 
ration eines  Baudenkmals  beauftragte  Architekt  selbst  dessen 
Untersuchung  Tornehmen  muss,  und  den  zweiten,  dass  die  Unter- 
suchung sich  über  das  ganze  Bauwerk  erstrecken  muss,  wenn 
auch  nur  ein  Theil  desselben  restaurirt  werden  soll. 

Die  wichtigste  Grundlage  jeder  Restauration,  die  Vorunter- 
suchung, von  irgend  einem  Bureau-Gehilfen  besorgen  zu  lassen,  wie 
das  thatsachlich  vorkommt,  ist  durchaus  verwerflich ;  denn  einerseits 
gewinnt  der  Restaurator  nur  durch  möglichst  oft  sich  wieder- 
holende Anschauung  von  Bau -Denkmälern  den  richtigen  Blick 
und  die  nöthigen  Kenntnisse  zur  Beurtheilung  eines  einzelnen 
Monumentes,  andrerseits  verliert  er  in  zweifelhaften  Fällen  voll- 
ständig das  Recht  und  die  Macht  der  Autorität  gegenüber  dem 
Untergebenen,  falls  dieser  das  Baudenkmal  durch  Autopsie  kennt, 
jener  aber  nicht  Im  allgemeinen  werden  der  Chef  ebenso  wie 
der  Untergebene  doppelt  sicher  gehen  und  sich  gegenseitig  unter- 
stützen, wenn  sie  die  Untersuchung  gemeinschaftlich  vornehmen 
Dass  vier  Augen  mehr  sehen  als  blos  zwei,  bewährt  sich  bei 
gemeinschaftlicher  Besichtigung  eines  Baudenkmals  oft  so  auf- 
fallig, dass  man  gegen  alle  blos  von  einer  Person  gewonnenen 
Beobachtungs-Resultate  misstrauisch  wird. 

Nicht  minder  verwerflich  ist  es,  gar  auf  Grund  von  Photo- 
graphien oder  mangelhaften  Aufzeichnungen  und  Messungen  eines 
Baudenkmals,  wie  sie  nur  zu  häufig  zur  Beurtheilung  vorgelegt 
werden,  ein  entscheidende«  Wort  sprechen  oder  Restaurations- 
Plane  anfertigen  tu  wollen,  ohne  das  betreffende  Bauwerk  selbst 
gesehen  und  untersucht  zu  haben.  Wohin  solches  Verfahren 
führt,  kann  folgendes  Beispiel  lehren :  Ein  städtischer  Baumeister 
sendete  Zeichnungen  eines  alten  Maafswerk-Fensters,  dessen  tlani- 
bnyante  Fischblasen  er  durch  strenge  Vierpass-Formen  ersetzen  zu 
sollen  glaubte,  einem  Architekten  zur  Ansicht,  theilte  auch  mit, 
es  seien  noch  16  Stück  solcher  Maafswerk-Fenster  neu  zu  machen. 
Anstatt  nun  die  Sache  in  Augenschein  zu  nehmen,  um  die  es 
sich  handelte,  beschloss  der  um  Rath  gefragte  Architekt,  das 
flamboyante  Fenster-Maafswerk  beizubehalten,  und  lieft  in  dessen 
Charakter  die  16  neuen  Fenster  entwerfen,  für  jedes  eine  Variation 
des  in  dem  alten  Fenater-Maaiswerk  angedeuteten  Grundmotivs 
endlich  die  Zeichnungen  persönlich  in 
Ort  ablieferte,  ergab  es  sich,  dass  jenes  vor- 
einer  Vorhalle  Ton  ca.  1520  gehörte,  die 
Fenster  aber  zur  Kirche,  die  etwa  1420  erbaut 
worden  war.  — 

Auch  der  zweite  Grundsatz,  dass  sich  die  Untersuchung  Uber 
das  Ganze  erstrecken  muss,  will  man  auch  nur  einen  Theil  eines 
Baudenkmals  restauriren,  wird  leider  viel  zu  wenig  beachtet 

Nur  aus  dem  Ganzen  kann  man  die  leitenden  Gesichtspunkte 
für  die  Wiederherstellung  des  Einzelnen  gewinnen.  Will  man 
ein  Baudenkmal  restauriren,  so  muss  man  sich  vor  allem  Ober 
seine  kunstgeschichtliche  Stellung,  über  den  Meister,  welcher 
es  schuf,  und  die  Kunstrichtungen  und  Kunstschulen  klar  werden, 
unter  deren  EinHuss  er  stand;  man  muss  zu  ermitteln  suchen,  ob 
die  letzteren  sich  in  der  betreffenden  Gegend  vielleicht  durch- 
kreuzten oder  blos  berührten.  Nicht  selten  geben  in  dieser  Be- 
ziehung die  Archive  die  wichtigsten  Aufschlüsse,  und  was  sie 
nicht  gewähren,  muss  das  Monument  und  sein  Stil  offenbaren. 
Der  Wandertrieb  der  Steinmetzen  im  Mittelalter,  das  allgemeine 
Bedürfniss  nach  tüchtigen  Kräften  gab  Veranlassung,  dass  diese 
ihre  Thätigkeit  und  ihre  Kunst  in  die  entlegensten  Gegenden  über- 
brachten; so  finden  wir  einen  Meister  aus  Stadl  Slevr  in  über- 
osterreich,  als  am  (  bor  des  Münster«  zu  Freiburg  thätig,  urkund- 

r  Michelson  aus  Cöln  als  Erbauer 
i  an  derZuijdersee^ deren  bauliche 

Dom  verwandte  Gestaltungen  sich  finden.    Solche  bau- 


geschichtliche Nachrichten  oder  stilistische  Eigen  thümlichk  ei  ten 
sind  die  Spuren,  deren  Verfolgung  zu  weiteren  Aufschlüssen  Ober 
den  Bau  führen  können.  Die  Baugeschichte  hat  bereits  eine 
Menge  der  wichtigsten  Einzel-Thatsachen  urkundlich  fest  gestellt 
Wenn  es  ihr  zum  Theil  nicht  gelang,  aus  einer  Unzahl  von  llyito- 
thesen  die  Wahrheit  heraus  zu  schälen,  so  haben  gerade  die  Re- 
stauratoren die  willkommene  Gelegenheit  —  und  sie  sollten  sich 
dieselbe  niemals  entgehen  lassen  —  an  der  1 
Antheil  zu  nehmen.  Ohne  diese  werden  sie 
winder  im  Dunkeln  umher  tappen. 

Baugeschichtliche  Forschungen  können  aber  wieder  nur  dann 
mit  Erfolg  betrieben  werden,  wenn  neben  der  Autopsie  des  be- 
treffenden Monumentes  noch  die  weit  gellendste  Benutzung 
von  litterarischen  Hülfsquellen,  der  Photographien  und 
Abbildungen  anderer  Bauten,  die  mit  dem  Untersuchungs-Objekt 
verwandt  sind  oder  zu  sein  scheinen,  ermöglicht  wird.  An 
solchen  Hülmmitteln  zum  Studium  mangelt  es  jedoch  bisweilen  sehr 
auf  den  Bureaus  restaurirender  Architekten,  und  nicht  immer  sind 
-  cum  Schaden  des  Werks  —  die  auftraggebenden  Behörden 
zu  Ausgaben  für  Studienreisen  oder  Anschaffung  der  genannten 
Hülfsmittel  bereit  Auch  haben  die  Restauratoren  selten  den 
Muth,  beim  Beginn  ihrer  Thätigkeit  mit  Geldforderungen  fOr 
solche  Zwecke  hervor  zu  treten,  da  sie  in  ihrer  neuen  Stellung 
den  Schein  der  Unbescheidenheit  vermeiden  und  erst  den  positiven 
Beweis  ihrer  Fähigkeiten  liefern  möchten,  ehe  sie 
stellen;  sie  unterschätzen  freilich  auch  ihrerseits  nicht 
den  Werth  solcher  Hausmittel. 

Die  gründliche  Voruntersuchung  eines  Monumentes  ist  ferner 
oft  nicht  mögu'ch  ohne  eine  theil  weise  Einnistung  desselben, 
den  Abbruch  und  die  Entfernung  später  hinzu  gefügten 
Mauerwerkes,  welches  dekorativ  bedeutende  Theile  verdeckt, 
Bloslegung  unter  den  Dächern  versteckter  Bautheile  durch  Weg- 
nahme der  Dächer  etc.  Auch  mit  diesen  unumgänglich  nöthigen 
Ilülfsarbeiten  zum  Zweck  einer  guten  Voruntersuchung  pflegt 
man  in  kleinlicher  Sparsamkeit  zu  geizen,  ohne  zu  bedenken, 
dass  eine  gute  Restauration  nicht  minder  ihrer  sicheren  Grund- 
lage bedarf,  wie  eine  Hypothese  -  -  mit  der  sie  sich  vergleichen 
lässt  —  richtiger  Prämissen. 

In  technischer  Beziehung  hat  die  Untersuchung  eines 
Monumentes  auf  die  ganze  Gestaltung  desselben,  soweit  sie  nicht 
Sache  des  Baustils  ist,  sondern  von  der  Wahl  des  Baumaterials 
und  der  angewendeten  Konstruktion  abhängt,  sich  zu  beziehen. 
Das  Baumaterial  bestimmt  zum  Tbeil  den  Reicbthum  des 
Schmuckes,  die  absoluten  Dimensionen  von  Profil-Gliederungen 
und  ihre  Gestaltung,  sowie  die  Anwendung  gewisser  Formen  und 
Verhältnisse,  welche  je  nach  der  Beschaffenheit  des  Materials 
verändert  werden  müssen.  Wer  «ich  eingehender  mit  den  Bau- 
denkmälern befasst,  wird  sich  einerseits  leicht  überzeugen,  wie 
sehr  die  Architekten  sich  in  der  Regel  nach  den  einzelnen  Bau- 
Materialien  gerichtet  haben,  andererseits  aber  auch,  welche  Un- 
zuträglichkeiten die  Unkenntniss  ihrer  Eigenschaften  häufig  ver- 
anlasst hat.  Jedes  Baumaterial  bat  gleichsam  seinen  Koeffizienten, 
von  welchem  die  Form  mit  bedingt  ist,  und  einen  zweiten,  von 
dem  die  Unveranderlichkeit  der  Form  abhängt   Häufig  wird  der 

I  Restaurator  gezwungen,  mit  dem  Baumaterial  zu  wechseln  und 

>  bestehende  Formen  auf  ein  anderes  Material  zu  übertragen,  als 
das  ursprünglich  beim  Bau  verwendete. 

Welchem  Material  man  dann  nach  Ausscheidung  eines  anderen, 
das  sich  nicht  bewährt  hat,  den  Vorzug  geben  soll,  erfordert  die 

!  sorgfältigste  Ueberlegung.  Leider  hat  die  Unkenntniss  der  Bau- 
materialien für  manche  mittelalterliche  Baudenkmäler  sehr 
schlimme  Folgen  gehabt,  beispielsweise  für  den  Würzburger 

I  Dom,  an  welchem  man  statt  eines  sehr  dauerhaften  gelb- 
grünlichen Sandsteins  einen  ebenso  gefärbten  leicht  verwit- 
ternden Kohlensandstein  verwendete:  auch  die  Verwechslung 
gewisser  in  der  Pfalz  vorkommender  Schichten  des  Rothliegenden 
mit  Buntsandstein  hat  sich  an  manchem  miUelrheiniscben  Bau 
Obel  gerächt  Die  an  der  Kathedrale  von  Herzogenbusch  ver- 
wendeten Sandsteine,  welche  sich  im  Innern  des  Baues  vortrefflich 
erhalten  haben,  sind  im  Aeufseren  bis  zur  vollständigen  Unkennt- 
lichkeit aller  Bauformen  verwittert;  auch  die  festen  Trachyte  vom 
Drachenfels  bewahren  sich  im  Aeufseren  der  Gebäude  selten  gut, 
da  die  großen  Einschüsse  von  glasigem  Feldspath  wegen  ihrer 
feinen  Risse  Waaser  eindringen  lassen  und  dem  Frost  nicht 
widerstehen. 

Ebenso,  wie  man  bisweilen  mit  dem  Material  wechseln  muss, 
sind  auch  mangelhafte  Konstruktionen  bei  der  Restauration 
eines  Raudenkmals  durch  bessere  zu  ersetzen;  dieselben  müssen 
daher  unter  allen  Umständen  bei  seiner  Untersuchung  richtig 
beurtbeilt  werden.  Es  ist  der  Fall  denkbar,  dass  um  die  Aus- 
führbarkeit eines  Gedankens,  den  ein  Meister  gefasst  hatte,  zu 
ermöglichen,  wir  sowohl  dessen  Konstruktionsweise  als  Formen- 
gebungen verlassen  müssen.  Vom  archäologischen  Standpunkt 
betrachtet  könnte  das  ungerechtfertigt  erscheinen;  in  Wirklichkeit 
aber  liegt  uns  nicht  die  Pflicht  ob,  die  konstruktiven  Mängel  eines 
Bauwerks  der  Nachwelt  zu  erhalten,  wohl  aber  dessen  künstlerischen 
Gedanken.  Genügen  wird  es,  falls  das  überhaupt  möglich  ist, 
wenn  wir  dem  Monumente  keine  Konstruktion  aufhöthigen,  die 


seinem  Stil  widerspricht. 

In  Bezug  auf  die  B 
künstlerischen  Standpunkt  sei  endlich  erwähnt,  dass  wir  uns 
bei  der  Restauration  derselben  in  der  Haltung  fortbewegen  müssen, 
die  es  zeigt,  sei  dieselbe  nun  eine  edle  und  strenge,  oder  jene  eigen- 


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Nt.  58. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


297 


ojutuig  uuu  uci   acuioui  ivcuKi  vi^i-u  KU.     ist  iuhciuc  i  ui  « 

ein  dekoratives,  so  müssen  wir  dem  angeschlagenen  Ton 
Ergiebt  sich  aber,  dass  der  Meister  ein  Liebhaber  geomet 
Spielereien  und  Spitzfindigkeiten  war,  wie  so  viele  Architekt 


■y.iuvwv,  -c.^.<;  manche  Werke  kennxeichnet  Wir 
und  darin  liegt  für  den  Restaurator  wohl  die  gröbte 
Schwierigkeit  -  den  Kunstgeist  erkennen,  welchem  das  Werk  ent- 
sprang und  der  seinem  Meister  eigen  war.   Ist  dasselbe  vorwiegend 

rir  dem  angeschlagenen  Ton  folgen. 

netrischer 
Architekten  der 

,  so  sind  wir  so  weit  verpflichtet,  in  diesem  Sinne 
weiter  zu  arbeiten,  als  dadurch  nicht  das  Baudenkmal  als  Kunst- 
werk leidet.  — 

Ist  die  Voruntersuchung  eines  Baudenkmals  nach  diesen 
Gesichtspunkten  durchgeführt,  ist  seine  Erscheinung,  soweit  sie 
von  der  baugeschichtlichen  Entwickelung  eines  Volkes  zu  einer 
bestimmten  Zeit  abhangt,  ihrem  Wesen  nach  erkannt,  ist  in  tech- 
nischer Besiehung  eine  Kenntnis*  seiner  Existenzbedingungen  und 
in  künstlerischer  Beziehung  ein  Ergebniss  hinsichtlich  der  Indivi- 
dualitat seines  Schönfers  gewonnen  worden,  so  empfiehlt  sich  eine 
Zusammenfassung  der  Unterauchungs-Ergebnisse  in  einem  Gut- 
achten Ober  das  Baudenkmal.  Dieses  Gutachten,  welches 
den  Schluss  der  Restaurations-Vorarbeiten  zu  bilden  hat,  soll  im 
wahren  Sinne  des  Wortes  ein  Vor-Urtheil  sein,  in  dessen  Forum» 
lirung  der  ganze  Restanrationsplan  schon  enthalten  sein  wird  und 
Ton  dessen  Richtigkeit  oder  Unrichtigkeit  die  Qualität  der  Restau- 
ration im  groben  Ganzen  abhängt  Dieses  Gutachten  muss  man, 
als  prinzipiell  entscheidend  für  den  Standpunkt  und  die  Meister- 
schaft des  Restaurators,  an  Klarheit,  Zuverlässigkeit  und  Ueber- 
zeugungskraft  bis  zu  einer  gewissen  Vo' 
Für  die  Aufnahme 
der  Vorbereitnngen  die  Aktion 
Winke  enthalten. 


B.  Die  Aufnahme  des  Baudenkmals. 
Die  Aufnahme  soll  zunächst  ein  Bild  Ton  dem  gegenwartigen 
Zustand  des  Monumentes  geben,  auf  Grund  dessen  die  fehlenden 
Theile  iu  der  Zeichnung  ergänzt,  die  nicht  zur  Vollendung  ge- 
kommenen ausgearbeitet  werden  können.  Durch  diesen  Zweck 
der  Aufnahme  sind  die  Gremien  bestimmt,  die  man  hinsichtlich 
deren  Gründlichkeit  einhalten  soll  und  muss.  Nicht  Detailzeich- 
nuugcu.  sondern  nur  Skizzen  plane  sollen  nach  ihr  ausgearbeitet 
werden;  sie  hat  daher  die  wesentlichen  Abmessungen  und  die 
Verhältnisse  des  Baues  richtig  wieder  zu  geben,  sowie  das  Detail 
charakteristisch  anzudeuten,  nicht  aber  sich  in  Nebensächliches 
zu  verlieren. 

Es  ist  keineBweps  überflüssig,  dass  man  ül>er  das  Betreiben 
von  Aufnahmen  ein  Wort  verliert;  denn  thatalichlich  herrscht  in 
dieser  Beziehung  eine  recht  gemüthliche  Konfusion  der  Begriffe. 
Bald  meinen  die  Einen,  die  genaue  Aufnahme  eines  Baudenkmals, 

für  die  Ausführung  sich  entwerfen 
man  so' 
-bald 


die  Restauralions-  Projekte  beginnen 

In  der  Praxis  des  Aufnehmens  von  Baudenkmälern  erlebt 
man  ganz  sonderbare  Beispiele  von  der  Unbehülflichkeit  selbst 
ganz  tüchtiger  Facbgenossen,  die  aber  in  dieser  Spezialität  keine 
Hebung  haben,  und  von  der  Naivetat  anderer,  die  sich  ohne  die 
geringste  Kenntnis»  der  Aufgabe  den  Schein  der  Autorität  geben 
wollen.  Aufnahmen  eines  Mainzer  Doms  oder  eines  Freiburger 
Münsters,  nach  denen  gediegene  Restaurationsplane  aufgestellt 
werden  können,  lassen  sich  nicht  in  einigen  Wochen  bewirken; 
zu  deren  Anfertigung  bedarf  es  aber  ebensowenig  jahrelang  be- 
triebener detailiirtester  Aufnahmen.  Bei  kleineren  Monumenten 
ist  die  Arbeit  de«  Aufnehmens  eine  ziemlich  einfache,  und  es 
genügt  falls  zwei  Architekten,  die  sich  beim  Messen  unterstützen 
müssen,  die  Arbeiten  gemeinschaftlich  unternehmen,  dass  man 
zuerst  die  Grundrisse,  dann  die  Durchschnitte  und  Facadcn  und 
endlich  die  Details  nach  der  Reihe  aufnimmt.  Bei  grolsen  Domen, 
Schlossern  etc.,  Bauten,  welche  in  verschiedenen  Zeitperioden  ent- 
und  demni 
sich,  jeden 
im 


Der  Zweck  der  i 

zu  Grunde  gelegt  werden  sollen,  bestimmt  als  den  Schwerpunkt 
der  Arbeit  anzusehen,  dass  die  Hauptverhältnisse  des  Baues 
richtig  in  die  Zeichnung  kommen,  weil  sie  beim  Entwerfen  maars- 
gebend sind  für  die  Verhältnisse  der  Ergänzungen.  Die  Unregel- 
raafsigkeiten  eines  Baues,  soweit  sie  vou  ungenauer  Fundamen- 
tirung  und  Bauausführung  stammen,  brauchen  vorerst  meistens 
nicht  berücksichtigt  zu  werden,  falls  sie  nicht  so  betrachtlich  sind, 
dass  der  Kosten- Voranschlag  durch  sie  um  Vieles  vermehrt  wird  ; 
es  genügt,  wenn  die  Grundrisse  ziemlich  genau  sind.  Wenn  bei- 
spielsweise der  Chor  einer  Kirche  so  unregelmafsig  angelegt  ist, 
dass  die  Strebebögen  im  Grundriss  um  1  bis  2  Meter  Spannweite 
differiren,  so  wird  der  Fehler  den  Kostenanschlag  höchstens  um 
einige  Kubikmeter  Steinmetzarbeit  vermindern  oder  vermehren,  die 
man  auch  schätzungsweise  zurechnen  kann;  wenn  aber,  wie  daa 
bei  einem  unserer  Dome  vorkam,  der  Haupt-Thurm  von  8— 10» 
Durchmesser  im  Grundriss  um  1—  2  ■»  verzeichnet  war,  so  musste 
sich  der  Fehler,  bei  ca.  30  01  Neuaufbau,  in  dem  Kostenanschlag 
ausserordentlich  bemerklich  machen. 

Sich  bei  den  Details  mehr  aufzuhalten,  als  nöthig  ist,  um 
sie  in  den  Restaurationsplänen,  die  kaum  gröfser  als  im 
Maafsstab  1  s  100  gezeichnet  werden,  charakteristisch  anzudeuten, 
I  ist  zwecklos;  denn  diese  Pläne  müssen  doch  nach  ihrer  Ge- 
nehmigung im  einzelnen  durchgearbeitet  werden,  was  wieder  nach 
Einrüstung  der  zu  restaurirenden  Theile  die  sorgfältigsten  Detail- 
Aufnahmen  erfordert. 

Allerdings  lässt  es  sich  auch  für  diese  erste  Aufnahme  des 
Baudenkmals  meist  nicht  vermeiden,  einzelne,  schwer  zugangliche 
Theile  bereits  einzurüsten,  durch  Leitern,  Aufzugskörbe  ete.  zur 
Untersuchung  und  Aufnahme  bequem  zu  machen.  Dass  man  in  der 
Bewilligung  von  Mitteln  für  solche  Vorarbeiten  nicht  knausern 
soll,  wurde  bereits  erwähnt;  denn  solche  übel  angebrachte  Spar- 
samkeit trägt  häufig  genug  einen  Hanpttheil  der  Schuld,  dass 
durch  eine  mit  oberflächlichem  Verständniss  durchgeführte 
Restauration  das  Baudenkmal  verpfuscht  wird.  —  In  wie  weit 
die  Voraufnahmen  mit  Hülfe  der  Photogrammetrie  sich  abkürzen 
und  erleichtern  lassen ,  scheint  noch  nicht  ganz  fest  zu  steheu ; 
jedenfalls  ist  die  I'hotogrammetric  eine  im  Prinzip  vortreffliche 
Methode,  die  nur  der  Bewahrung  in  praxi  bedarf. 

Der  für  die  Grenzen  der  Aufnahme  maafsgebende  Zweck,  ein 
getreues,  wenn  auch  nur  im  grofsen  Ganzen  zuverlässiges  Bild 
des  Monumentes  zu  gewinnen,  bestimmt  auch  die  Behandlung  der 
Aufnahme-Zeichnungen.  Man  kann  dieselben  mit  grober  Er- 
sparniss  an  Zeitaufwand  herstellen,  wenn  man  über  jenen  Zweck 
klar  ist;  man  kaun  an  ihnen  aber  auch  sehr  viel  Zeit  vergeuden, 
wenn  man  sich  an  nebensächlichen  Dingen  zu  lange  aufhält. 
So  z.  B.  kommt  es  bei  allen  in  schiefer  Projektion  gezeichneten 
Theilen  mehr  auf  die  richtige  Erscheinung,  als  auf  absolut  genaue 
Konstruktion  an  und  man  wird  hier  sehr  Vieles  nachdem  Augen- 
maafs  zeichneu  können,  ohne  den  Werth  der  Zeichnung  zu  beein- 
trächtigen. Die  Rippen  von  Kreuzgewölben  bei  den  Vertikal- 
Durchschnitten  als  Kreisbögen  zu  zeichnen,  wie  bisweilen  geschieht, 
ist  falsch  und  sieht  schlecht  aus;  sie  müssen  elliptisch  sein.  Ob 
jedoch  ein  solcher  Ellipsenbogen  gauz  genau  konstruirt  ist  oder 
nicht  spielt  keine  Rolle;  die  Stetigkeit  der  Kurve  ist  für"*  Auge 
entscheidender  als  ihre  Form.  Bei  einiger  Uebung  und  Ueber- 
legung  wird  man  übrigens  aus  freier  Hand  ziemlich  richtig  die 
Linie  zu  treffen  wissen.  So  lassen  sich  auch  Fenster-Maafs  werke 
in  schräger  Ansicht,  Fialen  und  dergl.  ziemlich  leicht  aus  freier 
Hand  mit  Hülfe  einiger  Anhaltspunkte  richtig  oder  nahezu  richtig 
zeichnen. 

Ob  man  nach  Herstellung  der  Aufnahme-Zeichnungen  ein 
besonderes  Resümee  über  die  Restauration  im  einzelnen  zusam- 
men stelleu  soll  oder  nicht,  hangt  von  der  Grefte  der  Aufgabe 
ab.  Gut  wird  es  immer  sein,  wenn  man  sich  ein  vollständiges 
Verzeichniss  derjenigen  Theile  ausarbeitet,  welche  ergänzt,  er- 
neuert oder  ganz  neu  errichtet  werden  sollen.  Man  gewinnt 
durch  eine  solche  Aufstellung  einen  klaren  Ueberblick  über  das, 
was  zu  thun  ist,  ein  Bild,  das  sich  leicht  dem  Gedflchtniss  ein- 
prägt, nichts  übersehen  lässt  und  selbst  für  eine  Taxirung  der 
Restaurations-Kosten  cn  gros  dienen  kann. 


Ueber  das  Brennen  von  Petroleum  auf  Wasser. 


In  den  gröberen  Hafen  sind  den  mit  Petroleum  und  andereu 
brennbaren  Stoffen  beladenen  Schiffen  meistens  besondere  Stellen 
zum  Liegen  und  Löschen  angewiesen,  die  von  dem  übrigen  Schiffs- 
verkehr ausreichend  weit  entfernt  sind,  so  dass  bei  eintretendem 
Brandunglück  andere  Schiffe  nicht  in  Mitleidenschaft  gezogen  werden. 

Ist  der  Hafen  so  beschränkt,  dass  eine  solche  Absonderung 
nicht  möglich  ist,  dann  sucht  man  wohl  dadurch  einem  gröberen 
Unglück  vorzubeugen,  dass  man,  so  lange  sich  ein  l'etroleumscbiff 
in  dem  Hafen  befindet,  ein  Bugsir-Dampfschiff  beständig  unter 
Dampf  liegen  lagst,  um  bei  ausbrechendem  Feuer  das  betreffende 
Schiff  so  schnell  wie  möglich  aus  dem  Hafen  heraus  und  an  eine 
Stelle  zu  schleppen,  wo  es,  ohne  der  anderen  Schiffahrt  gefährlich 
zu  werden,  ausbrennen  kann. 

Eine  ausreichende  Sicherheit  wird  hierdurch  aber  kaum  er- 
reicht und  es  ist  namentlich  in  den  Häfen,  die  einem  bedeutenden 
Fluthwechsel  ausgesetzt  sind,  das  Herausschleppen  der  Schiffe 
nicht  zu  jeder  Zeit  möglich. 


Zur  Lokalisirung  eines  eintretenden  Brandes  ist  man  deshalb 
dazu  übergegangen,  besondere  Uafenbassins  für  den  Petroleum- 
Verkehr  anzulegen,  die  durch  ein  Ponton  verschlossen  werden, 
so  dass  das  brennende  Petroleum  zusammen  gehalten  und  ver- 
hindert wird,  sich  über  die  anderen  Theile  des  Hafens,  in  denen 
die  übrigen  Schiffe  liegen,  auszubreiten. 

Bekanntlich  ist  bei  Geestemünde  au  dem  hinteren  Theile  des 
Handelshafens  ein  derartiges  abgeschlossenes  Bassin  erbaut.  Ebenso 
ist  in  neuester  Zeit  auf  dem  kleinen  Grasbrook,  Hamburg  gegen- 
über, ein  besonderer  Petroleum-Hafen  angelegt 

Wenn  diese  geschlossenen  Bassins  auch  den  Uebelstand  hahen, 
dass  bei  eintretendem  Brande  alle  darin  befindlichen  Schiffe  dem 
Untergänge  preis  gegeben  sind,  indem  die  Verschlüsse  dann  sellwt- 
redeud  nicht  geöffnet  werden  dürfen  und  das  brennende  Schiff 
nicht  heraus  bugsirt  werden  kann,  so  ist  bei  der  leichten  Brenn- 
barkeit des  Petroleums  und  bei  der  Schnelligkeit,  mit  der  es  sich 
über  die  Wasserfläche  ausbreitet,  die  Gefahr  doch  weit  gröfser, 


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298 


DEUTSCHE  BAU  ZEITUNG. 


20.  Juli  1878 


wenn  ein  Petroleum-Schiff  mitten  unter  anderen  Schiffen  in  Brand 
geräth,  und  es  bietet  ein  geschlossener  Pctroleumhafen  deshalb  doch 
wohl  die  verhfiltuissmäfüig  grofsere  Sicherheit. 

In  Verbindung  mit  den  bedeutenden  Erweiterungsbauten,  die 
gegenwärtig  bei  dem  Pillauer  Hafen  zur  Ausführung  kommen, 
soll  daher  auch  ein  besonderer  Petioleum-Hafen  angelegt  werden, 
der  vom  übrigen  Schiffsverkehr  vollständig  getrennt  ist  und  einen 
direkten  Zugaug  au«  dem  Vorhafen  hat.  Dieser  l'etrolemnhafen 
ei  hält  eine  mitilere  Länge  von  240  ■  und  eine  Breite  von  801". 
Die  Einfahrt  wird  20»  breit  und  in  gleicher  Weise,  wie  bei  Geeste- 
münde,  durch  ein  eisernes  Ponton  geschlossen  werden.  — 

L'eber  das  Brennen  von  Petroleum  auf  Wasser  sind 
im  Jahre  lWiO  bei  Marseille  ausgedehnte  Versuche  angestellt 
und  in  der  holländischen  „Tijdthrijt  van  htt  Koninlctijk  Instituut 


ineaser  nane,  *™  noen  war  und  durch  ein  umgeleg 
Geschlinge  in  senkrechter  Stellung  schwimmend  erli 
Ferner  ein  aus  2ti"™  breiten,  hochkantig  gestellten 

Etolvonrlav   .  .1 .......  ~]  I>  „  1   — .i    1 '     l  .  «»•_; 


Jahrgang  1H74  —  75  in  dem  Aufsalz:  „Over  de 
rrrbranding  en  ket  optlaan  von  petroleum"  eingehend  be- 
schrieben. Da  diese  Mitteilungen  M  uns  weniger  bekannt  ge- 
worden sind  und  die  verschiedensten  Ansichten  und  Vermuthungen 
über  das  Verhalten  brennenden  Petroleums  auf  Wasser  berneben, 
sogar  vielfach  in  Zweifel  gezogen  wird,  dass  Petroleum  auf 
einer  bewegten  Wasserfläche  überhaupt  weiter  brenne,  so  schien 
es  wünschenswerth,  den  bei  dem  Bau  des  Pillauer  Hafens  be- 
theiligten Baumeistern  durch  direkte  Vereuche  Gelegenheit  zn 
geben,  aus  eigener  Anschauung  eine  Voretclliuig  über  das  Brennen 
von  Petroleum  auf  Wasser  iu  gewinnen,  und  vor  allem  auch  aus 
diesen  Versuchen  ein  Urtheil  Uber  die  Angemessenheit  und  Zweck- 
mäfsigkeit  der  für  den  l^illauer  Petroleum-Hafen  in  Aussicht  ge- 
nommenen Konstruktionen  abzuleiten. 

Im  Mai  d.  J.  wurden  deshalb  theils  auf  einem  Teich  des 
Bussischen  Dammes  bei  Pillau,  theils  auf  dem  Frischen  Haff 
mehre  Vereuche  dieser  Art  angestellt.  Wenn  dieselben  auch 
keine  grofse  Ausdehnung  hatten  und  in  keiuer  Weise  als  er- 
schöpfend angesehen  werden  könneu,  so  ergaben  sie  doch  be- 
stimmte Resultate,  die  der  Mittheilung  Werth  sein  dürften. 

Ks  wurde  zu  diesen  Versuchen  ein  an  beiden  Fnden  offener 
Zylinder  aus  2,5«"»  starkem  Eisenblech  beuutzt,  der  00  Durch- 
hatte, 62  *™  hoch  war  und  durch  ein  umgelegtes  hölzernes 

rhalteu  wurde. 
_  Hrettern  be- 
stehender quadratischer  Rahmen  von  73  «  lichter  Weite,  in 
e  Enden  der  Bretter  durch 
waren  und  dessen  quadratische  Form  durch  eine  auf 
der  unteren  Seite  diagonal  angenagelte  Latte  erhalten  wurde. 
Endlich  ein  gleich  hoher,  aus  zusammen  genagelten  Brettern  be- 
stehender und  unten  ebenfalls  offener  Kähmen  von  47""  Lange 
und  30«»  Breite,  in  dessen  eine  Längswaml  ein  vertikaler  Schliüt 
von  1  "»  Breite  eingeschnitten  war,  der  durch  einen  auf  der  inneren 
Seite  angebrachten  Schieber  geschlossen  und  geöffnet  werden  konnte. 

I)iese  Apparate  wurden  nun  auf  das  Wasser  gesetzt;  es  wurde 
Petroleum  bineingefülk  und  dasselbe  angezündet.  Am  leichtesten 
wurde  dies  durch  brennende  Hobelspäne,  die  mit  Petroleum  ge- 
trankt waren,  bewirkt 

Es  ergab  sich  hierbei,  dass  das  Petroleum  pro  Höhe  etwa 
1  Minute  lang  brannte.  Eine  82»™  hohe  Schicht  brannte  94  Minnten, 
eine  4  <•.■»  Lohe  Schicht  erlosch  bei  stärkerem  Wellenschläge  und 
Regen  nach  3  Minuten. 

I  m  zn  untersuchen,  ob  auch  eine  ganz  schwache  Pctroleum- 
auf  dem  Wasser  brenne  wurde  in  den  quadratischen 
von  0,73  ■  Seite,  der  einen  Flacheninhalt  von  rot.  Q" 
die  Menge  von  0,5  1  Petroleum  geschüttet,  so  dass  eine 
_  ikht  von  nur  1  ™i»  gjcn  ergab,  fam  Teich,  in  dem 
Versuch  angestellt  wurde,  liefs  sich  das  Petroleum  auch 
bei  dieser  geringen  Höhe  der  Schicht  noch  enUünden,  der  Brand 
entreckte  sich  über  die 

Fläche;  das  Feuer  erlosch  nach  reichlich  '/,  _ 

Ein  Herausschleudern  brennenden  Petroleums,  welches  bei 
den  zu  Marseille  angestellten  Versuchen  vielfach  beobachtet  ist, 
tand  hier  nur  einmal  bei  den  Versuchen  mit  dem  eisernen  Zylinder 
und  in 


Bei  den  Marseiller  Vereuchen  sollen  gefüllte  Petroleum- 
Tonnen,  die  sich  iu  brennender  Masse  befanden,  stets  bedeutende 
Explosionen  veranlasst  haben.  Um  dies  im  kleinen  zu  ve 
wurden  Kaviarfusschen  mit  Petroleum  gefüllt,  möglichst  I 
geschlossen  und  dann  zwischen  brennendes  Petroleum  ge- 
worfen. Es  erfolgte  keine  Explosion,  sondern  es  zerfielen  die 
Fä&schen  nach  einiger  Zeit  und  es  wurden  nach  Erloschen  des 
Feuen  die  Deckel  und  Dauben  zum  gröfsten  Theil  in  verkohltem 
Zustande  vorgefunden.  Es  ist  wahrscheinlich,  dass  der  Verschluss 
nicht  genügend  dicht  gewesen  war  und  dass  die  Dampfe,  welche 
sich  in  Folge  der  hohen  Temperatur  in  den  Fässern  entwickelten, 
einen  Ausweg  durch  die  Fugen  gefunden  hatten. 

In  den  73  "™  weiten  Kähmen  wurden  40  1  Petroleum  geschüttet; 
dasselbe  ward  angezündet  und  sodann  der  Kähmen  abgehoben. 
Bei  recht  starker  Wellenbewegung,  die  im  II  a  ff,  wo  dieser  Ver- 
such angestellt  wurde,  statt  fand,  verbreitete  sich  das  Petroleum 
auf  eine  Fläche  von  etwa  10  □<=  und  brannte  mit  mächtiger 


^^dmen^ne^  »efo^iiSf  dtT™™  bnte^btiu 
befand,  angestellt  wurden. 

In  dem  gegen  Wind  geschützt  liegenden  Teiche  wurden  in 
den  Kähmen,  dereine  Flache  von  0,14  □»  umschloss,  10'  Petro- 
leum geschüttet  Als  dann  die  ganze  Fläche  im  Brand  stand, 
wurde  der  Schieber  heraus  gezogen  und  es  tloss  nun  das 
brennende  Petroleum  durch  den  Schlitz  heraus  und  brannte 
in  einer  Fläche  von  etwa  2\Z,m  weiter.  Nach  3  Minuten  hörte 
außerhalb  des  Rahmens  das  Feuer  auf  und  es  schlug  nur  noch 
die  Klamme  zum  Schlitze  heraus,  ohne  aber  dass  eine  weiterer 
AusHuss  des  Petroleums  erfolgte.  Nach  Ablauf  weiterer  7  Minuten 
hörte  auch  der  Brand  innerhalb  des  Kähmens  auf  und  es  brannte 
nur  nuch  der  hölzerne  Kähmen  selbst 

Bei  einem  zweiten  Versuch,  der  bei  starker  Wellenbewegung 
und  Regen  auf  dem  Haff  angestellt  wurde,  waren  11  1  Petroleum 
in  diesen  Rahmen  geschüttet  worden.  Nachdem  der  Schieber 
entfernt  war.  Uns*  Petroleum  aus  und  brannte  in  einer  Flache 
von  etwa  1 ,5  QJ™.  Nach  4  Minuten  erlosch  das  Feuer  außer- 
halb und  es  hörte  bald  darauf  auch  der  Brand  innerhalb  des 
Rahmens  auf. 

Wenn  bei  diesen  letzten  beiden  Versuchen  das  Feuer  ver- 


hältnissmäfsig  geringere  Zeit  wahrte,  als  bei  den  anderen 
so  mag  dies  darin  seinen  Grund  halten,  dass  Bich  das 
bei  den  Ausflüssen  Uber  einen  so  grolsen  Raum  und  i 


dünnen  Schicht  verbreitete,  dass  es  in  Folge 
das  Wasser  veranlassten  Abkühlung  nicht  I 
Beim  letzten  Versuch  hatte  ohne  Zweifel  die  starke  Wellenbe- 
wegung das  frühzeitige  Erlöschen  veranlasst  — 

Wenn  diese  Vereuche,  wie  oben  erwähnt,  auch  in  keiner 
Weise  als  vollständige  und  erschöpfende  zu  betrachten  sind,  so 
wurde  durch  dieselben  doch  fest  gestellt,  dass  auch  bei  starker 
Wellenbewegung  Petroleum  auf  dem  Wasser  brennt  und  das  Feuer 
fortpflanzt;  dass  ferner  auf  ruhigem  Wasser  selbst  eine  Petro- 
leumschicht von  nur  1  """  Höbe  entzündbar  ist  und  weiter  brennt 
und  dass  durch  eine  schmale  Fuge  von  1 lm  Breit«  das  Petro- 
leum, wenn  die  Schicht  innerhalb  des  abgeschlossenen  Raumes 
keine  zu  geringe  Höhe  hat  heraus  (liefst  und  auf  offener  Wasser- 
fläche weiter  brennt  Endlich  ergab  sich  aus  diesen  Versuchen, 
dass  auch  Holz,  das  vollständig  vom  Wasser  durchzogen  war, 
wenn  es  längere  Zeit  mit  brennendem  Petroleum  in  Berührung 
gewesen  ist,  in  Brand  geräth. 

Letzter  Umstand  weist  darauf  hin,  dass  man  bei  den  Um- 
schliefsungen  von  Petroleum-Häfen  sorgfältig  vermeiden  muss. 
irgend  welche  wichtigere  Konstruktionstheile  aus  Holz  über  den 
niedrigsten  Wasserstand  hervor  treten  zu  lassen.  Für  den  Pillauer 
ist  dies  um  so  mehr  zu  berücksichtigen,  als  im  Winter, 


L.  Hagen. 


Resultate  der  Prüfungen  von  Brucken -Eisen  auf  absolute  Festigkeit. 


Als  Kontroibeamter  der  K.  Westfälischen  Eisenbahn  mit  der 
Abnahme  eiserner  Brücken-Ueberbatiten  für  die  Neubau-Strecken 
betraut,  war  ich  in  die  Lage  vereetzt,  zur  ßeurtheilung  des  Ma- 
terials eine  grofse  Zahl  von  Versuchen  anzustellen.  Da  nun  die 
^Zerreifs-Proben"  vor  allen  anderen  in  der  Regel  durch  die  Lie- 
femngs-Bedingungen  vorgeschriebenen  I*roben  wohl  als  die  brauch- 
barsten angesehen  werden  können,  so  veröffentliche  ich  hiermit 
eine  Anzahl  der  gewonnenen  Durchschnitts-Resultate,  geleitet  von 
der  Ansicht,  dass  sie  vielleicht  dem  einen  oder  anderen  der 
Hrn.  Kollegen  bei  der  Festsetzung  von  Bedingungen  für  Lieferung 
von  Eisenkunstruktionen  dienlich  sein  können.  — 

Auf  neuere  Festigkeits-Versuche  mit  Stabeisen  und  Blech 
gestützt,  war  in  den  Bedingungen  ein  Minimal-Bruchgewicht  von 
38  "i  pro  11  *■  in  der  Faserrichtung  für  Stäbeisen  und  Bleche 
und  aufcerdem  für  letztere  ein  solches  von  36  »  pro  □  n™  quer  zur 
Faserrichtung  vorgeschrieben  worden.    Diese  immerhin  grofse  An- 


sich  empfehlen,  die  Forderung  für  die  Festigkeit  in  der  Quer- 
richtung nicht  zu  hoch  zu  schrauben,  vielmehr  dem  Beispiele  der 
holländischen  Staatseisenbahnen  zu  folgeu,  welche  diese  Festig- 
keit auf  85«/.  derjenigen  in  der  Faserrichtung  fest  gesetzt 
haben.  — 

Zu  den  Proben  wurden  aus  einem  gröfseren  Stapel  2—3 
Stocke  ausgewählt,  mit  dem  Abnahme-Stempel  versehen  und  als- 
dann in  den  Werkstätten  der  Fabrikanten  weiter  verarbeitet 
b  Sie  erhielten  die  neben  stehende 
""»rm.     Der  mittlere  prisma- 


-n  For 

•    O     tische  Theil  von  100-200« 
 '  Lau 


forderung,  besonders  für  die  QnerrichUing,  erschien  mit  Rücksicht 
auf  wesentliche  Konstruktion  st  heile  einer  90™  weiten  Brücken- 
nothwendig  und  es  ist  dieselbe  ja  auch,  wie  die  Resultate 
grölsteu  Theile  erfüllt  worden.    Trotzdem  dürfte  es 


1  *v       '  Länge  hatte  einen  Qiiereehnilt 

von  250-300  □»»»;  es  wurde  besonderes  Augenmerk  darauf  ge- 
richtet, dass  auf  der  ganzen  Länge  der  möglichst  gleiche  Quer- 
schnitt vorhanden  war.  Die  Bolzenlöcher  b  dienten  zur  Ein- 
spannnng  der  Stücke. 

Zur  bequemen  und  direkten  Bestimmung  der  pnaentigen 
Ausdehnung  wurden  die  Körner  a  in  einer  Entfernung  von  200 m 
—  seltener  100nim  —  geschlagen.  Diese  direkte  Messung  der 
Ausdehnung  ist  vor  der  durch  Zeiger-Apparate  vorzuziehen,  weil 


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N».  58. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


299 


letztere  die  Zerdrürkung  des  Materials  in  den  Bolzenlöcbern  mit 
angeben  und  deshalb  höchst  mangelhaft«  Resultate  liefern. 

Die  zu  den  Versuchen  dienenden  l'robirmaschinen  sind  aufserst 
einfacher  Konstruktion  und  bestehen  im  wesentlichen  aus  einem 
ungleicharmigen  Hebel  mit  dem  Verhaltniss  1 :  25  bezw.  1 :  20, 
an  dessen  einem  Ende  die  Probe  und  an  dessen  anderem  die  Ge- 
wichte direkt  aufgehängt  «erden,  lue  Maschinen  sind  wegen 
ihrer  Einfachheit  leicht  auf  Richtigkeit  zu  kontroliren. 

Bei  der  Zusammenstellung  der  Resultate  sind  diejenigen 
Proben  außer  Acht  gelassen,  deren  Bruch  entweder  mehr  als 
Ii)  ti  Korn  —  z.  B.  verbranntes  Eisen  —  oder  unganze  .Stellen 


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1.  Gleichschenkliges  Winkeleisen. 

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Ungleichschenkliges  Winkeleisen. 

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und  Schweifcfehler  zeigte.  Diese  Kehler,  zwar  fOr  die  Ahnahme 
oder  Verweigerung  des  Materials  bestimmend,  sind  nur  zufällige 
und  müssen  besonders  dann  als  solche  betrachtet  werden,  wenn 
das  Gesummt. Resultat,  wie  das  vorliegende,  ein  gutes  zu  nennen 
ist.  Im  übrigen  sprechen  die  Resultate  wohl  für  sich  selbst  und 
bedürfen  einer  weiteren  Erläuterung  nicht. 

Schließlich  sei  bemerkt,  dass  das  Stabeisen  von  der  Aktien-Ge- 
sellschaft für  Eisen-Industrie  und  Bruckenbau  vormals  .1.  C.  Iiarkort 
zu  Duisburg,  die  Bleche  hingegen  von  dem  Aktien -Verein  Gute- 
boffnungshatte  zu  Oberhausen  a.  d.  Ruhr  angeliefert  wurden. 


B.  Bleche. 


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Bemerkung.  Die  Prob«  nutet  3.  4.  5,  S.  10,  11  und  IS  und  von  Stürbe«  go- 
>ni,  derm  grAM«  AbncMunt  noch  »in  Vuer»»!«*  inlieb. 

Geck,  Ingenieur. 


Mittheilungen 

Architektenverein  zu  Berlin.  Die  8.  Exkursion,  welche 
mm  13.  Juli  d.  J.  stattfand,  hatte  leider  nur  eine  aufserordentlich 
schwache  Itetbeiligung  (von  etwa  30  Personen,  d.  i.  4,5  %  der 
Mitgliederzahl)  gefunden.  Die  Gesellschaft  besichtigt«  zunächst 
die  städtische  Gasanstalt  in  der  Greif swalder-S tr,  de- 
ren Beamten  für  Ausstellung  der  vorhandenen  Bauzeichnungen 
gesorgt  hatten  und  der  Erklärung  dieser  Zeichnungen,  sowie  der 
Führung  innerhalb  der  Anstalt  in  zuvorkommendster  Weise  sich 
unterzogen.  Einen  Bericht  über  die  Anlage  können  wir  mit 
Rücksicht  auf  unsere  früheren  Mittheilungen  (Jhrg.  1874  S.  198 
u.  ELX  sowie  die  in  „Berlin  und  seinen  Bauten"  enthaltenen 
Angaben  und  Skizzen  unterlassen.  Wir  erwähnen  nur,  dass  der 
Umfang,  bis  zu  welchem  die  Anstalt  bisher  ausgedehnt  worden 
ist,  einer  Mazimal-Tages- Produktion  von  80  000  kb"  (etwa  Vi  der 
für  die  Zukunft  in  Aussicht  genommenen  Leistungsfähigkeit) 
entspricht  und  dass  man  in  dem  neu  erbauten  zweiten  Retorten- 
Hanse,  in  welchem  seit  diesem  Frühjahr  vorläufig  12  Oefeu  im 
Betriebe  sind,  zu  dem  System  der  Generator-Feuerung  über- 
gegangen ist  — 

Der  Besuch  der  in  unmittelbarer  Nahe  der  Gasanstalt  be- 
legenen (fälschlich  so  genannten)  Pondrette-Fabrik,  in  welcher 
das  bei  der  Gasbereitung  gewonnene  Ammoniakwasser  zu  Dung- 
salzen  verarbeitet  wird,  musste  unterbleiben,  da  bei  dem  augeu- 


ius  Vereinen. 

blicklich  auf  dem  Minimum  angelangten  Stande  der  Gasproduktion 
der  Betrieb  der  Fabrik  eingestellt  worden  ist. 

Die  Mehrzahl  der  Gesellschaft  schloss  an  die  Exkursion  einen 
Besuch  des,  an  die  nordöstliche  Grenze  des  Berliner  Weichbildes 
stofsenden,  seit  Jahresfrist  durch  eine  Pferdebahn  zuganglich  ge- 
machten Dorfes  Weifseusce.  Auch  dieser,  früher  lindlich  •  stille 
Ort  ist  in  der  Gründerzeit  Schauplatz  der  Terrain-  und  Bau- 
Spekulation  gewesen  und  es  ist  die  Thatigkeit  der  beiden  Aktien- 
gesellschaften, die  hier  gewirkt  haben,  nicht  ohne  sichtbare  Spuren 
an  ihm  vorüber  gegangen.  Neben  einer  Anzahl  viclstöckiger 
Miethakasernen,  die  in  dieser  Entfernung  von  der  Stadt  als  traurige 
Zeugen  einer  ungesunden  Banspekulalion  erscheinen,  sind  auch 
mehre  villenartige  Gebäude,  vor  allem  aber  mehre  grofse  Ver- 
gnügungslokale entstanden,  deren  mit  einem  gewissen  Talent  in 
Szene  gesetzter  Betrieb  es  verstanden  hat,  den  Ort  als  eine  Stätte 
für  Volksbelustigungen  gröberen  Maafstabes  dauernd  in  Aufnahme 
zu  bringen.  Die  Szenerie  an  den  belaubten  Ufern  des  etwa  1,5  ha 
grofsen  (angeblich  25 m  tiefen)  zu  Kahnfahrten ,  Schwimm- 
produktiooen ,  Wasserfeuerwerk  etc.  benutzten  Sees  entbehrt  in 
der  Tbat  nicht  eines  bescheidenen  landschaftlichen  Reizes;  die 
baulichen  Anlagen,  einscbliefslich  des  großen  Schloss-Restaurants, 
bieten  dagegen  keinerlei  Sehenswürdigkeiten.  — 


Vermischt««. 

Nene  Baug-erwerkschulen.  Es  liegen  uns  zu  gleicher  Zeit 
die  Programme  von  zwei  neuen  Baugewerkschulen  vor,  welche 
beide  zu  Anfang  November  d.  .1.  eröffnet  werden  sollen;  wir 
theilen  daraus  dasjenige  mit,  was  von  allgemeinem  Interesse  ist. 

Die  Baugewerkschule  zu  Insterburg  in  Ustpreufsen  ist 
eine  stadtische  Anstalt;  sie  stellt  sich  die  Aufgabe,  nicht  nur 
eigentliche  Bauhandwerker,  sondern  auch  Maschinen-  und  Müh- 
lenbauer  etc.  so  weit  heran  zu  bilden,  dass  sie  die  Fähigkeit  er- 
langen, in  selbständigen  Stellungen  thfttig  zu  sein.  Beide  Ab- 
theilungen, in  welchen  die  Schule  sich  gliedert,  —  Bauhand- 
werker, Maschinenbauer  ■  -  haben  einen  Lehrgang  von  vier 
Semestern  a  20  Wochen,  der  entweder  in  zusammen  hangender 
Folge  oder  mit  Unterbrechungen  wahrend  der  Sommermonate 
zurück  gelegt  werden  kann.  —  Eine  Eigentümlichkeit,  die  uns 
anderweitig  noch  nicht  aufgestörten  ist,  besteht  in  der  Einfüh- 
rung eines  sogen.  Vorbereitungs-Unterrichts,  der  für  die 
3  unteren  Klassen:  II,  III  und  IV  wahrend  einer  dem  Beginn 
des  Unterrichts  unmittelbar  voraus  gehenden  Zeit  von  vier 
Wochen  crtheilt  werden  soll.  Der  Voninterricht  soll  theils  zur 
Erzielung  der  Aufnahmefähigkeit  in  eine  der  beiden  unteren 
Klassen,  theils  auch  zur  Befestigung  desjenigen  Lehrstoffs  ver- 
wendet werden,  der  vom  Schüler  in  dem  voran  gegangenen 
Halbjahre  erworben  wurde.  — 


Aufnahmefähig  in  die  Kl.  IV  ist  —  ohne  Rücksicht  auf 
Alter  —  jeder,  der  den  Nachweis  gewöhnlicher  Volksscbulbildung 
erbringen  kann,  aufnahmefähig  in  Kl.  III  jeder,  der  eine 
etwas  gesteigerte  Vorbildung  besitzt;  in  keinem  Falle  wird  der 
Nachweis  sogen,  fachlichen  Wissens  oder  genossener  hand- 
werklicher Vorbildung  zur  Bedingung  gestellt.  Dass  wir  eine 
solche,  thatsfich I ich  vollkommen  uneingeschränkte  Auf- 
nahmefähigkeit mit  gröfster  Entschiedenheit  perhorresziren  und 
strikte  an  dem  Satze  halten:  Ohne  Nachweis  genossener  hand- 
werklicher Vorbildung  keine  Aufnahme,  wollen  wir  an  dieser 
Stelle  abermals  bemerkt  haben.  — 

Nach  Absolvirung  der  Kl.  I.  ist  dem  Schüler  am  Orte  Ge- 
legenheit zur  Ableguug  einer  sogen.  Meisterprüfung  gegeben.  — 
An  Schulgeld  sind  pro  Semester  120  M.  zu  entrichten,  wofür 
Schreib-  und  Zeicbenmaterialien  mit  geliefert  werden:  der  voll- 
standige  Unterhalt  soll  sich  am  Orte  auf  etwa  40  M.  pro  Monat 
stellen. 

Aus  dem  sehr  reichhaltigen  Lehrplan  würden  ohne  Schaden 
für  die  Sache  mehre  Gegenstände  entfernt  werden  können,  wie 
z.  B.  „Experimentalphysik4  und  „Chemie",  so  wie  ans  dem  mathemat. 
Pensutuder  Kl.  IL  die  „Arithmetischen"  und  „Geometrischen  Reihen" 
und  die  „Gleichungen  2.  Grades  mit  mehren  Unbekannten".  Wahr- 
scheinlich bilden  diese  Gegenstände  nebst  mehren  anderen,  die 
unerwähnt  bleiben  können,  auch  blofse  Schilder-Inschriften,  welche 
im  Drange  der  knappen  Unterrichtszeit  mehr  oder  weniger  von 


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DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


20.  Jnli  1878 


selbst  heraus  zur  Unmafsgeblichkeit  herab  sinken.  —  Im  allge- 
meinen linden  wir  im  Lehrplan  das  sogen.  „Wissen"  auf  Kosten 
den  eigentlichen  Könnens  etwas  stark  betnnt  und  hallen  dies  um 
so  mehr  für  bedenklich,  als  wir  im  Lelirer-Yerzeiclinisg  diejenigen 
Kräfte  unvcrtreten  erblicken,  die  ein  Heranziehen  zum  Können 
für  gewöhnlich  nicht  am  wenigsten  zu  leisten  pflegen:  die  Bau- 
gewerksmeister;  vielleicht,  das»  ein  späteres  Programm  die  hier 
angedeutete  Ltlcke  ausgefüllt  enthalt.  — 

Weniger  reichhaltig  und  überhaupt  als  etwas  weniger  hohen 
Fluges  chärakterisirt  sich  das  andere  Programm,  das  uns  vorliegt, 
dasjenige  der  staatlich  konzessionirten  Baugcwerkschule 
zu  Treuenbrietzen,  Regier.-Bezirk  Potsdam,  in  welcher  wir, 
soweit  die  zu  diesem  Punkte  etwas  unbestimmt  klingenden  An- 
gaben des  Programms  ein  Urtheil  gestatten,  ein  mit  städtischer 
Unterstützung  versehenes  Privatunternehmen  glauben  er- 
blicken zu  können. 

Ks  ist  bei  dieser  Schule  ausschließlich  auf  die  Heranbildung 
von  Bauhandwerkern  abgesehen  und  den  Krnst  dieser  Absicht 
tinden  wir  insbesondere  in  der  klaren  und  Nachahmung  ver- 
dienenden Programm-Bestimmung  dakunientirL  dass  zur  Aufnahme 
in  die  unterste  1 1 11. 1  Klasse  neben  dem  Nachweis  genossener 
Yolksschul-Bildung  fernerhin  der  Nachweis  erforderlich  ist,  dass 
der  Aufnahme  .Suchende  wahrend  des  Zeitraums  von  bereits  zwei 
Sommern  im  Dienste  eines  Meisters  auf  Baustellen  th.itig 
gewesen  ist,  —  Der  Lehrgang  ist  üklaasig  mit  je  fi  monatlicher 
l>auer;  Airsicht  ist  es  auch,  sogen.  Sotunierkurse  einzurichten. 
Am  Knde  der  Schulzeit  soll  Gelegenheit  zur  Absolvirung  einer 
sogen.  Meisterprüfung  geboten  werden. 

Im  Lehrplan  der  Schule  ist  eine  gewisse  Beschränkung  zu 
erkennen,  die  uns  aus  einer  näheren  Hinsicht  in  den  Utniäng 
dessen ,  was  in  der  kurzen  Spanne  von  3  mal  5  Monaten  den 
thatsächlichen  Verhaltnissen  nach  geleistet  werden  kann,  hervor 
gegangen  zu  sein  scheint.  Abgesehen  von  einzelnen  kleinen  Aus- 
wüchsen wie  wir  einen  solchen  beispielsweise  in  dem  für  die 
Kl.  1U  aufgeführten  Lehrgegenstande:  „Baureehf ,  „Gemeines 
bt",  „Baupolizei",  zum  wenigsten  in  dieser  ganzlich 
Fassung,  erblicken  müssen,  können  wir  nicht  um- 
Lehrplan  der  Treuenbrietzener  Schule  ausdrücklich  als 
en  anzuerkennen.  Dem  Eintritt  in  die  unterste  (III.»  Kl. 
event-  ein  3—4  wöchentlicher  Vorbereitung* -Unterricht 
vorauf  gehen. 

Ueber  Zahl  und  Art  der  Lehrkräfte  enthält  das  im  ganzen 
etwas  dürftige  Programm  Angaben  nicht:  über  Schulgeld  wird 
bemerkt,  dass  dasselbe  zu  130  Ji.  pro  Semester  normirt  worden 
ist.  —  Verpflegung*-  und  Wohnuiigskostcii  in 
werden  zu  etwa  30  M  pro  Monat  angegeben.  — 


PhotogTarometrie  in  Porsion.  Das  Mitglied  der  Kxpe- 
dition  zur  Beobachtung  des  Venusdurcbganges  von  1874,  Herr 
Dr.  Stolze,  ist  in  Gemeinschaft  mit  Hrn.  Dr.  Andreas  mit  archäo- 
logischen Arbeiten  seit  jener  Zeit  in  Persien  beschäftigt  geblieben. 
Er  ist  im  Besitz  meines  photogrammetrischen  Instruments  und 
erzielt  mit  demselben  merkwürdige  Resultate.  Ein  hierher  ge- 
Plan  giebt  das  Ruinenfeld  von  Persepolis  mit  der  Situation 


Das  Terrain  ist  in 
Ein  so  eben  eingegangener  Brief  aus  Schiraz 
13.  Juni  er.  berichtet  ferner  Folgendes: 
„Ich  habe  mit  Dr.  Andreas'  Beihülfe  unter  größten  Hinder- 
nissen die  Moschee  Djuma,  bisher  seihst  dem  Namen  nach  in 
Europa  unbekannt,  die  älteste  Moschee  nicht  nur  in  Schiraz, 
sondern  in  ganz  Persien,  dem  Jahre  !rJ0  n.  Chr. 
photograavmetriach  mit  44  BUdern  von  14 
aufgenommen. 

Die  ganze  Arbeit  hat  4  Stunden  gedauert,  incl.  Messung 
einer  42,215*"  langen  Standlinie.  Leider  habe  ich  einen  l.ltrn 
Standpunkt  nicht  mehr  bekommen  können,  weil  die  Aufregung 
der  fanatischen  Bevölkerung  von  Moment  zu  Moment  stieg  und 
die  Haltung  zu  drohend  ward.  Sämmtlichc  Aufnahmen  sind  vnm 
Dach  der  Moschee,  die  ganz  zwischen  Häusern  eingebaut  ist,  ge- 
macht. Das  Innere  oder  auch  nur  den  Hof  zu  betreten,  wäre 
mit  Lebensgefahr  verbunden  gewesen.  Selbstredend  durften  wir 
nicht  wagen,  unsere  „unreinen  Hände"  an  irgend  einen  Hautheil 
zum  Zweck  direkter  Messung  zu  legen.  —  Hier  hat  die  Photo- 
grammetrie  gewiss  einen  seltenen  Triumph  gefeiert!"  — 

Bei  der  bevorstehenden  Rückkehr  Herrn  Dr.  Stolze's  und 


..  die  Platten  glücklich  überkommen,  werden  wir  also  eine 
bis  auf  Zentimeter  genau  gezeichnete  Aufnahme 
gänglichen,  bisher  unbekannten  Wethe 
kunst  haben  können.  Die  Arbeit  des  Aufnehmenden, 
eines  Nichtarchitekten,  hat  dabei  an  Ort  und  Stelle 
nur  4  Stunden  gedauert! 

Meschede,  den  14.  Juli  1878. 

A.  Meydenbauer. 

Zurücknahme  der  Probearboitcn  preuXsiBoher  Bau- 
meister. Die  K.  Technische  Baudeputation  erlässt  folgende  Be- 
kanntmachung: 

Tinter  Bezugnahme  auf  die  am  13.  Oktober  isiis,  9.  Juni 
1868  und  13.  Mai  1870  erlassenen  Bekanntmachungen  werden 
die  angestellten  Baubeamten,  sowie  diejenigen  Bau- 


meister, welche  vor  dem  Jahre  1860  die  architektonische 
Prüfung  abgelegt  haben,  hierdurch  aufgefordert,  ihre  Probe- 
arbeiten spätestens  bis  zum  I.  Januar  1879  zurück  zu  nehmen, 
widrigenfalls  sie  deren  Vernichtung  zu  gewärtigen  haben.  Dasselbe 
gilt  auch  von  den  Probekarten  und  den  originalen  derselben,  die 
bei  Gelegenheit  der  Feldmesser -Prüfungen  vor  dem  Jahre  1860 
eingereicht  sind. 

Auf  schriftliche,  an  uns  zu  richtende  Eingabe  wird  die  Rück- 
gabe direkt  an  den  Verfertiger  oder  an  den  Bevollmächtigten 
desselben  erfolgen ,  auch  kann  auf  besonderes  Verlangen  die  Zu- 
sendung durch  die  Post  geschehen,  jedoch  nur  unfrankirt  und 
gegen  Erstattung  der  etwaigen  Verpackungskosten. 

In  der  Eingabe  sind  die  Vornamen  des  betreffenden  Bau- 
meisters resp.  Feldmessers,  sowie  auch  der  Tag.  an 
Prüftingszeugniss  ausgestellt  worden  ist,  anzugeben. 

Berlin,  den  11.  Juli  1878. 

Königliche  technische  Bau  -  Deputation. 


Ueber  die  Berliner  Gewerbe  -Ausstellung  für  1879  be- 
richten wir  im  Anschluss  an  frühere  Mittheilnngen ,  dass  dem 
Komitl  der  fiskalische  Platz  zwischen  dem  Lehrter  Bahnhof  nnd 
der  Ulanen -Kaserne  (welcher  seinerzeit  auch  als  Baustelle  für 
das  Polytechnikum  in  Frage  gekommen  war)  seitens  des  Handels- 
ministeriums kostenfrei  zur  Verfügung  gestellt  worden  ist.  An 
den  Entwürfen  für  ein  auf  diesem  Platt  zu  errichtende»  Aus- 


Brief-  und  Frsjrfkiwten 

Abonn.  in  Mühlheim  a.  d.  R.  Sand  mit  lehmigen  Bei- 
mengungen zur  Ptlasterunterbcttuug  zu  verwenden,  ist  ein  so  zweck- 
widriges Verfahren,  dass  wir  nicht  glauben  können,  dass  dasselbe 
heute  noch  irgendwo  vorkommt.  Wo  besseres  Material  völlig  fehlt, 
kann  es  sich  jedoch  empfehlen,  dem 


körnigem  Sande  besteht,  eine  geringe  Menge  lehmiger  Theile  zu 
zu  setzen. 

Hrn.  G.  S.  in  Frankfurt  a/M.   Von  Ihrer  Mittheilung: 
„Dass  bei  der  unter  Ihrer  Leitung  zur  Ausführung  gekommenen 
Frankfurter  Qucllwasser-Leituug  Tbonröbren  überhaupt  nicht 
verwendet  wurden,  dass  vielmehr  sammtliche  Leitungen,  welche 
einem  inneren  Drucke  ausgesetzt  sind,  aus  Eiscn-MuffenRohren 
mit  Bleidichtiing  bestehen," 
nehmen  wir  mit  Bezug  auf  die  betr.  Angaben  in  No.  41  S.  205  er. 
dies.  Bl.  an  dieser  Stelle  Notiz,  hinzu  fügend,  dass  wir  keinen 
Grund  haben,  weder  in  die  obige  Angabe,  noch  in  diejenige  des 
Verfassers  der  oben  angezogenen  Mittheilung  Zweifel  zu  setzen. 

Hrn.  W.  in  Carlsruhe.  Antwort  auf  Ihre  Anfrage  bezgl, 
des  Programms  für  du  Strafsburger  Kollegien-Gebäude  ist  bereits 
in  No.  5«  d.  Bl.  enthalten.  Das  Auffallige  bei  der  geringen 
Differenz  zwischen  der  Höhenlage  des  Plattes,  bezw.  des  Gartens 
und  derjenigen  der  Keller&ohle  beruht  wohl  lediglich  dariu,  dass 
für  das  nm  nur  40«»  gegen  das  Aul'senterrain  zu  vertiefende 
Untergeschoss  des  Gebäudes  der  Name  „Keller"  gewählt  ist. 

Hrn.  S.  in  Bocbnm.  Die  Entwürfe  zu  den  Nebengebäuden 
der  Strafsburger  Universität  stehen  in  der  Architektur  selbstver- 
ständlich noch  nicht  fest,  sondern  werden  der  —  je  nach  dem 
Ergebniss  der  Konkurrenz  zur  Annahme  gelangenden  Archi- 
tektur des  Haiipt-Baukörpera,  des  neuen  Knllegiengebäudes,  ange- 
passt  werden.  Im  Bau  begriffen  ist  allein  das  Observatorium, 
ein  eigenartiger  Eisenbau,  dessen  „Stil"  zu  demjenigen  der  übrigen 
Gebäude  —  wie  dieser  auch  gewählt  werden  möge  -  schwerlich 
in  Disharmonie  treten  wird. 

Hrn.  R.  Fahrenholz  hier.  Wir  nehmen  Akt  von  dein 
uns  Ihrerseits  übersandten  Briefe  des  Hrn.  Barheine,  Strauss- 
berger  Stral'se  47  in  Berlin,  der  Ihnen  auf  ein  (vermuthlich  pro- 
vozirtes)  Stellengesuch  einen  Vorsehusa  von  10  .Ä  „für  Auslagen, 
Portos  und  sonstige  Mühewaltung  etc."  abfordert,  überdies  aber 
Ausstellung  eines  Reverses'  verlangt,  in  welchem  dem  bezgl. 
Stellenvermittler  nach  erfolgtem  Engagement  eine  Zahlung  von 
2%  des  Jahreseinkommens  garantirt  werden.  Die  wahrscheinlich 
auch  in  diesem  Falle  vorliegende  Art  der  Industrie,  l>ei  welcher 
der  hezgl.  Revers  von  vorn  herein  gegenstandslos  zu  sein  pflegt, 
der  haare  Vorschuss  alwr  die  Hauptsache  bildet,  ist  bereits  so 
bekannt,  dass  man  die  Gefahr  eines  „Keinfalls"  für  ausgeschlossen 
halten  sollte.  Trotzdem  wollen  wir  eine  Warnung  an  dieser 
Stelle  nicht  unterlassen. 

Hrn.  M.  in  Kiel.  Bezuglich  Ihrer  Anfrage  über  die  Kom- 
mumüsteiier- Erleichterung  diätarisch  beschäftigter  Regienmgs- 
Baumcister  können  wir  Sie  nur  auf  die  früheren  Mittheilungeu 
u.  Bl.  im  Jahrg.  1874  (S.  Hit)  und  Jahrg.  1875  (S.  239,  271,  351, 
380)  verweisen. 

Anfragen:  1)  Wer  liefert  Metall-Oeten  und  Metall-Knöpfe 
mit  Ketten  ftlr  Zug -Jalousien?  2)  Woher  sind  Kochkessel  aus 
Walzeisen  für  die  Küche  einer  grösseren  Anstalt  zu  beziehen'' 

Hrn.  Ingenieur  Leonhard  (früher  in  Königsberg i.  P  ),  an 
den  wir  eine  Honorarzahlung  zu  leisten  haben,  ersuchen  wir  um 
freundliche  Angabe  seines  gegenwärtigen  Aufenthaltsortes. 
 D.  Red,  d.  Puchen  Banztg- 


;  t«  Ort  B«llt>  i. 


K,  B.  O.  PrUicä.   Druck:  W.  Mo..<>  Hofbu.lxlrack.r... 


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Ko.  69. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


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Inhalt :  Neu»  Mlu<-t  il»n  lUiwwhwanm.  -  K 

in  l'rru/wm.  —  BctfitiuuDi:  al:er  IMfarl'rn-AintrMi,'  auf  Holl. 
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Wr><w**runi:  in  Kaiii^r>it/?n  v..n  IHitial-U-iteru.  —  £ta*tü<  Im,  Vtr*u,  li*ari>falt  lue  iU«  Kt»<-uhütU'iiv>i-»<,u 
liitnv.ii'«  Paunl-Dat'l- x-sif inhrei'l»  Uui  lMar.  —  It-riimr  Bas ■  AwuttMoaf    -  Konkorrenien.  — 


Neue  Mittel  gegen  den  Haasschwamm.   I  iem  Dr.  11.  Ze  • 

reuer  iu  Magdeburg  ist  ein  Keichspatent  auf  die  Anwendung 
von  zwei  betr.  Mitteln  erthcilt  worden,  über  welche  wir  der  „Pa- 
tentschrift" folgendes  entnehmen: 

Das  eine  der  beiden  Mittel  ist  vorbeugender  Art  und 
soll  speziell  die  l.uft  zi  rku  lati  ons- Kinri  rh  t  im  gen  vertreten, 
von  welchen  bckauntcrmaal'sen  im  Privalbau  itniner  noch  iu  nur 
wenige«  Fallen  Anwendung  gemacht  wird;  das  andere  Mittel  ist 
zur  Abhülfe  bei  bereits  vorliegender  Schwammbildung 
bestimmt. 

Jedes  der  beiden  Mittel  vermag  für  sich  allein  seinen  Zweck 
zu  erfnllen;  nicht»  desto  weniger  aber  wird  die  gleichzeitige  Ver- 
'  beider  Mittel  für  zweekmüfsig  erachtet,  infolge  der  über 
")S  Schwamm«  neuerdings  sich  liahn  breehen- 
.i,  uosa  die  . Infektion"  bereits  M  einer  Zeit  erfolgt 
t,  die  dem  Verwemlungs-Zcitpunkte  der  Hölzer  weit 
voraus  liegt  —  z.  11.  schon  beim  noch  wachsenden  Baume  - 
oder  auch  erst  spater  durch  Zuführung  von  „Keimen"  zu  Hölzern, 
welche  entweder  im  Stadium  der  Verarbeitung  sich  befinden, 
oder  welche  —  im  bereits  fertigen  Hau,  ihrer  definitiven  Bestim- 
inung  genügend  —  intizirt  worden  sind.  Die  vereinigte  Anwendung 
beider  Mittel  empfiehlt  sich  um  so  mehr,  als  das  eine  derselben 
eine  Nfcbeneigenschaft  besitzt,  welche  in  vielen  Kalle»  für  sich 
allein  schon  ausreichend  sein  würde,  seiner  Anwendung  das  Wort 
zu  reden;  diese  Nchcneigenschaft  besteht  in  der  im  hohen  Maafse 
vorhandenen  t h e r mi sch e n  Isnlationsfahigkeit,  von  der  man 
für  einige  andere  Zwecke  und  auch  im  Bauwesen  Gebrauch  macht. 

Das  Mittel  vorbeugender  Art  ist  in  der  Verwendung  der 
sogen.  Kieseiguhr  gegeben,  einem  Körper,  der  neben  seinen 
thermisch  isolirenden  Kigenschaften  die  Fähigkeit  besitzt,  grofse 
Meugen  von  Feuchtigkeit  aufzunehmen,  dereu  Vorhandensein  eins 
der  I.ebenselemente  des  Schwammes  bildet.  Um  desto  sicherer 
gehen,  wird  die  Kieseiguhr  einem  Imprägnirungs-Prozess 
unterworfen,  wobei  man  derselben  ein  paar  energisch  am  tisep tisch 
wirkende  Mittel  zusetzt:  t  hlornatrium  und  Borsäure,  von 
ersterer  etwa  »J,  von  letzterer  ü  Prozent. 

Nehen  der  -  trockeueii.  pulverformigeu  -  Kieseiguhr  steht 
ein,  bei  bereits  ausgebroebenem  Schwamm,  zur  Wieder!*- 
seitigung  anzuwendendes  Mittel  von  flüssiger  Form,  mit  der 
die  kranken  Holztheilo  bestrichen  werden  sollen.  Dies  flüssige 
Mittel  hat  als  Grundbestandteil  Wasserglas  und  als  Nebenhe- 
standtheile  die  vorhin  angegebenen  Körper  (  hlornatrium  und  Bor- 
säure, welche  in  gleichen  Mengen,  wie  vor  dem  Wasserglas  hinzu 
gefügt  werden. 

Die  Auwendungswebe  der  beiden  Mittel,  welche  —  bei  statt- 
findender Ucberoiustimmung  der  darin  vorhandenen  antiseptiseben 
Stoffe  —  den  gleichen  Namen  „Antimerulion*  führen,  besteht,  dem 
Vorhergehenden  nach,  in  dem  Bestreichen  der  Hölzer  mit  der 
nassen  Losung  und  in  der  Umhüllung  der  bestrichenen  bezw. 
auch  uubestrichenen  Hölzer  mit  einer  Lage  imprägnirter  Kieseiguhr. 

Es  ersieht  sich  von  seihst,  dass  die  Umhüllung  sowohl  zur 
Abhaltung  von  Feuchtigkeit  als  auch  zur  thermischen  lsolirung 
der  umhüllten  Räume  dient  und  dass  deshalb  der  Verwendung 
des  trockenen  Antimeruliou  ein  relativ  weites  Feld  sich  bietet. 
Beispiels*,  wird  an  den  Bau  von  F.ishäusern  etc.  etc.  erinnert. 

Wegen  nilherer  Informationen  über  die  Zerencrschen 
Mittel  sowie  über  den  Hausschwamm  überhaupt,  nehmen  wir  auf 
eine  kleine  Broschüre  Bezug;  Dr.  W.  Zerener,  Beitrag  zur  Kennt- 
niss,  zur  Verhütung  und  zur  Vertreibung  des  Haussebwamms; 
Magdeburg,  E.  Baensch  jun.  1877.  Die  Herstelllung  und  der 
Vertrieb  der  Mittel  geschieht  durch  den  Fabrikanten  Gustav 
Schallchn  in  Magdeburg.  — 

Bei  der  volligen  Offenheit,  welche  über  Art  und  Zusammen- 
setzung der  Mittel  stattfindet,  scheint  uns  kein  Grund  zu  Vor- 
urtheilen,  die  den  Geheimmitteln  gegenüber  meist  nur  zu  sehr 
berechtigt  sind,  am  Platze  zu  sein.  Ob  freilich  die  neuen  Mittel 
sich  bewähren,  wird  erst  durch  ausgedehnte  Erfahrungen  er- 
wiesen werden  können;  wir  wünschen  im  Interesse  der  Allgemein- 
heit, dass  es  an  praktischen  Versuchen,  bei  denen  solche  Er- 
-  &ind,  nicht  fehlen  möge. 


Eine  Verbesserang  an  Fangspitzen  von  Blitzableitern, 

welche  K.  Köhler  in  Leubett  bei  Dresden  patentirt  worden  ist, 
besteht  in  der  lsolirung  der  Spitze  gegen  die  tragende 
Kisenstange. 

Die  Spitze  hat  in  ihrem  mittleren  Theil  einen  Wulst  und 
setzt  sich  unter  dem  Wulste  in  einem  zylindrischen  Suite-  fort, 
dessen  letztes  kurzes  Stück  mit  Schraubengewinde  versehen  ist. 
Auf  den  Stift  wird  zunächst  ein  -  umgekehrt  gestellter  hut- 
förmiger  Isolator  aus  Olas  oder  Porzellan  gesteckt,  dessen  unterer 
Längentheil  von  einer  Oese  der  eisernen  Fangstauge  umfasst 
wird!  Das  Anklammern  zwischen  Isolator  und  Oese  erfolgt 
mittels  einer  Druckschraube.  Gegen  das  untere  Ende  der  Fang- 
spitze  tritt,  unter  Einfügung  einer  Zwischenscheibe  aus  Kupfer- 
blech, das  kupferne  Leittuigsseil  und  es  wird  die  dichte  Ver- 
bindung au  dieser  Stelle  mittels  Aufsetzen  einer  Schraubenmutter 
bewirkt,  zu  welcher  das  Spindelgewinde  auf  dem  untern  Lungen 
tliei)  des  Stiftes  der  Fangspitze  sich  findet.  —  Der  Preis  einer 
Spitze  beträgt  14-18  M. 


Staatliche  Versuchsanstalt  fftr  das  Eisonhüttenweseu 
in  Prcufsen.  Unter  dieser  Febcrschrift  enthalt  die  diesjährige 
Ko.  140'  des  lt.-  u.  M.-A.  eine  Mitthedutig,  aus  der  wir,  unter 
Hinweis  auf  die  von  uns  früher  gebrarhten  Auslassungen  über 
diesen  Gegenstand  und  auf  die  im  „Verbände-  schwebende  Frage 
der  Errichtung  von  Versuchsanstalten,  Nachstehendes  reproduziren : 

In  der  neueren  industriellen  Krisis  wurde  im  Interesse  der 
Eisen-  und  Stahl-Produzenten,  wie  der  Konsumenten  die  Frage  im 
Handels-Ministerium  angeregt,  ob  es  nicht  wesentlich  zur  Hebung 
der  Eisenindustrie  beitragen  könne,  wenn  staatliche,  dem  Publikum 
zur  Benutzung  zugängliche,  sowohl  der  Praxis  als  auch  der 
Wissenschaft  dienende  Versuehsstiuten  für  Eisen  eingerichtet 
würden.  Entwürfe  zur  Einrichtung  und  zum  Betriehe  einer  der- 
artigen Zentralanstalt  zu  Berlin  wurden  ausgearbeitet  aber  auf 
Grund  der  von  Techniken!.  Hüttenverwaltungen  und  Staatsbehörden 
eingeholten  Outarhten  mehrfach  umgestaltet. 

Die  in  Folge  wesentlicher  Einwendungen  hervor  ragender 
Techniker  gegen  die  ganze  Einrichtung  kurze  Zeit  unterbrochenen 
Arbeiten  fanden  neue  Aufnahme,  als  von  den  zur  Ausstellung  nach 
Philadelphia  entsendeten  Kommissaren  äusserst  günstige  Berichte 
ülier  das  Versuchs-Institut  zu  Hobnken  einliefen  und  als  ferner  zu 
Mülheim  a. '  Ruhr  angestellte  Untersuchungen  zur  Vergleich  trag 
des  in-  und  ausländischen  Gicsserei- Roheisens  den  Beweis  für  die 
praktische  Nützlichkeit  einer  staatlichen  Koutrole  lieferten.  Es 
wurde  nun  beschlossen,  eine  Versuchsstation  zu  Berlin  zu  errichten, 
deren  chemischer  Theil  mit  der  Berg-Akademie,  deren  mechanischer 
Thtil  mit  der  Gewerbe- Akademie  verbunden  werden  sollte. 

Nach  der  Bewilligung  dir  erforderlichen  Mittel  Seitens  der 
Laudesvurtretung  sind  auch  die  für  das  zunächst  liegende  Bc- 
dürfniss  erforderlichen  Vorkehrungen  an  den  bilden  Anstalten 
getroffen  worden,  jedoch  kuiin  die  chemische  Abtheilnng  erst  nach 
l'ebersii  diiung  der  Bergakademie  in  das  für  sie  errichtete  neue 
Gebiinde  an  der  luvalideustralse,  vergl.  No.  53  c.  dies.  7A;\  ,  welche 
wahrscheinlich  im  Herbste  dieses  .lahres  stattfinden  wird,  und  die 
mechanische  Abtheilnng  nach  Aufstellung  von  mehren  Maschinen 
für  Festigkeitsversuche,  welche  etwa  zu  gleicher  Zeit  ihrer  Vollen- 
dung entgegen  gehen  wird,  in  volle  Wirksamkei 

Es  liegt  in  der  Absicht,  die  Anstalt  nur  in  den 
halten,  dass  sie  den  Z»eck  erfüllen  kann,  Versuche  von  all- 
gemeiner Nützlichkeit  und  Kontroiversuche  mit  öffent- 
licher Glaubwürdigkeit  auszuführen;  dagegen  soll  dieselbe 
nicht  den  Zweck  haben,  Analysen  und  Festigkeitsv  ersuche  für  das 
Einzelinteresse  des  Produzenten  oder  Konsumenten 
auszuführen.  Ebenso  wenig  soll  sie  darauf  eingerichtet  werden, 
Versuche  mit  grofsen  Massen  durchzuführen;  beides  muss  der 
Industrie  selbst  überlassen  bleiben.  Die  grofsen  Hüttenwerke  sind 
mit  Laboratorien  und  Festigkeits-Maschinen  ausgerüstet,  welche 
ihre  Sonderzwecke  hinreichend  befriedigen  können.  Für  gemein- 
schaftliche Untersuchungen,  die  zum  Nutzen  ganzer  Eisendistrikte 
gereichen. sollen,  sowie  zu  dem  Zwecke,  den  kleineren  Produzenten 
und  Konsumenten  von  Eisen,  welche  eigene  Versuchsanstalten 
nicht  errichten  und  unterhalten  können,  die  Gelegenheit  zu  bieteD, 
die  chemischen,  physikalischen  und  mechanischen  Eigenschaften 
ihrer  Materialien  und  Produkte  fest  zu  stellen,  würde  es  nur 
zweckmikfsig  erscheinen ,  wenn  die  Industriellen  der  wichtigsten 
Bezirke  selbst  zusammen  treten  und  auf  gemeinschaftliche  Kosten 
Versuchsanstalten  errichteten,  die  dann  ihrer  alleinigen  I^itung 
unterstellt  bleiben  würden.  — 

iml^Ei^gaben^oV  Industriellen*  dk'Notliwcndlgkeit 
die  in  der  Zentralanstalt  auszuführenden  Versuche  nicht 
lediglich  wissenschaftlicher  Leitung  zu  überlassen,  sondern  die 
Industrio  daran  theilnehmeu  zu  lassen,  so  erscheint  diese  An- 
forderung an  sich  gerechtfertigt  und  ihre  Erfüllung  unbedenklich. 
Abgesehen  von  der  technischen  Leitung  der  beiden  Abtheilungen 
der  Zentral-Versurhsstiitte  zu  Berlin,  welche  von  den  Direktoren 
der  betr.  Anstalten  einzurichten  ist,  kann  das  Urtheil  einer  aus 
Praktikern  und  Theoretikern  gebildeten  gemischten  Kommission, 
behufs  Aufstellung  des  jahrlichen  Arbeitsplans,  der  Anschaffung 
der  erforderlichen  Apparate  innerhalb  der  etatsmiifsigen  Mittel 
u.  dergl.  m.,  nur  erwünscht  sein,  um  einen  möglichst  grofsen 
Nutzen  für  die  Industrie  aus  dem  Betriebe  dieser  Anstalt  zu 
gewinnen. 

Ehe  indessen  über  die  etwaige  weitere  Ausdehnung  der 
Versuchsanstalt  und.  die  zweckentsprechendste  Organisation  ihrer 
Verwaltung  entschieden  werden  kann,  wird  abzuwarten  sein,  ob 
und  wie  weit  dieselbe  die  Theilnahme  der  Eisenindustriellen, 

Beseitigung  alter  Oelfarben-Anstriohe  aaf  Holz.  Die 
in  No.  55  mitgetheilte  Frage  nach  einein  Mittel  zur 
alter  Oelfarben -Anstriche  von  Holz  ist  sehr  erfolgreich 
da^uns  dazu  bis^  je^t  7  Beantwortungen  emgesendtt 

aus  dem  Inhalt  der  Zuschriften  das  Folgende  mit: 

Einer  der  Hrn.  Einsender  schlagt  eine  Alaunlösung  mit 
Wasser,  event  auch  Bestreichen  mit  Terpentinöl  vor,  wahrend 
hinsichtlich  noch  eines  dritten  von  ihm  angegebenen  Mittels 
Uebereinstimmung  zwischen  ihm  und  drei  sonstigen  Einsendern 
stattfindet,  welche  bezw.  „kaustisches  Natron",  „kaustische  Soda", 


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302 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


24.  Juli  I87S 


„Natronlauge  (loprozentige)"  und  „Soda"  —  alle«  etwa  dasselbe  — 
empfehlen, 

Hinsichtlich  der  Alt,  wie  das  Mittel  behandelt  werden  soll, 
finden  einige  Differenzen  in  den  4  Mitteilungen  statt:  Wah- 
rend das  „kaustische  Natron"  in  destillirtctn  Wasser  24  Stunden 
die  erhaltene  Lösung  einfach  aufgetragen  und 
die  Farbe  mit  einem  Leinentuch  abgerieben  werden 
soll,  wird  gefordert,  das»  die  „kaustische  Soda"  in  heifsem  Wasser 
gelöst,  die  Lösung  aufgetragen  und,  nach  Abreiben  der  alten 
Farbe,  die  Holzriacbc  sorgfältig  gewaschen  werde,  um  die  Reste 
der  Sodalöaui.g  zu  entfernen  und  dadurch  einen  etwa  aufzu- 
tragenden neuen  Anstrich  haltbar  zu  machen.  —  Die  konzentrirte 
lOprozentige  Natronlauge  soll  in  heifsem  Zustande  aufgetragen 
werden.  —  I>ie  „Soda"  ist  nach  Angabe  des  Einsenders  mit  „schw  ar- 
zer Seife"  zu  mischen  und  soll  aas  (temisch  einige  Stunden  laug 
kochen;  darauf  der  Anstrich  erfolgen,  welcher  mit  Inten  allen  von 
etwa  ',i  Tag  zu  wiederholen  ist.  In  Fallen,  wo  die  Farbe  sehr 
alt  und  hart  geworden  ist,  soll  ein  Zusatz  von  Kalkmilch  —  ans 
frisch  gebranutem  Kalk  hergestellt  —  zur  Mischung  gute 
Dienste  thun. 

In  einer  fünften  Zuschrift  wird  das  „Sengen"  alter  Farben- 
krusten  mit  Hülfe  einer  SiblauchHamine  empfohlen,  wobei  die 
Farbe  genügend  weich  werde,  um  mit  grober  Leichtigkeit  ent- 
fernt werden  zu  können. 

Als  sechsten  Linsender  nennen  wir  Hrn.  Glasermstr.  K.  Leh- 
mann in  Hanau,  der  angiebt  ein  Spezialmitte)  zu  besitzen, 
welches  er  gegen  einen  geringen  Selbstkostenpreis  verabfolge.  An 
ein  paar  Proben,  welrbe  Hr.  Lehmann  uns  sendete,  findet  sich 
die  Wirksamkeit  seines  Mittels  praktisch  demonstrirt. 

Der  siebente  Einsender  ist  Hr.  G.  B.  L.  Kessler,  Berlin, 
Grobbeerenstr.  75,  der  sich  bereit  erklart,  Fragestellern  direkt 
mit  Rath  an  die  Hand  zu  gehen. 

Aus  eigenem  Wissen  können  wir  der  obigen  Mittheilung  die 
Notiz  hinzufügen,  dass  in  Fallen  MM  nicht  allzu  hohem  Alter  etc. 
der  Farbe  Bchon  ein  Molses  Bestreichen  mit  sogen,  schwarzer 
(grüner;  Seife  den  verlangten  Dienst  zu  leisten  vermag. 


Gimson'a  Patent  -  Duplex  -  .Steinbrech  -  Maschine.  Die 

Steinbrech-Maschine  hat  neuerdings  eine  Verbesserung  erfahren, 
übtr  welche  uns  durch  das  Maschinen -Geschäft  von  Jacob  i 
Becker  in  Leipzig,  das  die  Vertretung  dieser  Ma&chinengattung  für 
Deutschland  besitzt,  folgende  Mittluilung  zugeht: 

Unter  Festhalten  an  der  bewährten  llaupteinrichtung  des 
Systems  Blake  sind  die  Einzelheiten  derartig  verändert  worden,  dass 
der  Rückwärtsgang  des  Itrechbacken  ebenfalls  zur  Arbeit  ver- 
wendet wird,  so  das»  die  neue  Maschine  eine  sogen,  doppelt 
wirkende  geworden  ist. 

Nach  beistehender  Skizze  ist  der  Brechhebel  um  eine  an 
seinem  unteren  Ende  fest  gelagerte  Axc  x  schwingend  ein- 
gerichtet und  es  bilden,  ver- 
möge der  durch  die  regulir- 
hare  Zugstange  ' '  bewirk- 
ten Verbindung  der  beiden 
Brechhacken  Ii  und  der 
Spreitzen  E,  Hebel  und 
Backen  ein  Svstem,  das  ab- 
wechselnd in  den  ober-  und 
unterhalb  der  Axe  x  liegen- 
den Stücken  eine  gemein- 
same Bewegung  nach  rechts 
bezw.  nach  links  hin  aus- 
fuhrt, wodurch  der  Wechsel 
in  der  Wirkung  der  beiden  Backen  hervor  gebracht  wird. 

Der  ohne  weitete»  erkennbare  Hauptvortheil  der  neuen  Ein- 
richtung liegt  in  der  gröberen  Leistung,  welche  nahezu  doppelt 
so  grofs  ist  als  die  der  früheren  Maschine,  ohne  dass  der  Kraft- 
verbrauch  in  demselben  Maafse  sich  steigert. 

Hie  Duplex -Maschine  soll,  mit  3'/,  l'fdkr.  ausgeführt,  bei 
einer  Brechofliiung  von  3< t5 .  1  52  ■««  und  der  Tourenzahl  von 
200  pro  Min,  in  1  Stunde  2,5  —  4  kb«'  Straßenbau-Material  (7,5  T> 
liefern.  Ein  Nebenvortheil  mag  darin  gesehen  werden  können, 
dass  man  im  Stande  ist,  mit  der  Duplex-Maschiue  zwei  verschie- 
Sorteu  Stratsenbau-Material  J 


In  der  Berliner  Bau-  Ausstellung  -m.j  bis  zum  V.K  Juli  c. 
neu  hinzu  getreten:  Ancion  <V  Schnerzel,  Garteumobel  von 
Hohrgetlecht.  Ferd.  Vogt*  &  Co.,  zwei  1 'feile rspinden, 
schwarz  mit  Messing.  —  ('.  (;.  Hörich  it  Co.,  ein  Büffet  von 
Eichenholz,  geschnitzt,  ein  Silherspind  und  ein  Bücherschrank 
von  schwarzem  Ilirnbaumholz.  —  Ed.  I'uls.  schmiedeeisernes 
Gitter  für  die  neue  Kirche  in  Wiesbaden,  entw.  v.  J,  Otzen; 
Theil  eines  Fenstergitters  von  Schmiedeisen,  entw.  von  Kajaer  & 
v.  Grofsheim.   

Konkurrenzen. 

Ein  Preisausschreiben  des  Vereins  zur  Förderung 
des  Kunstgewerbes  in  Braun  schweig  (Vorstand:  '  F.  Ritt- 
meyer und  H.  Gebhard)  eröffnet  2  Konkurrenzen  (ur  Entwürfe 
zu  Bilderrahnien  und  zu  Rahmen  für  Photographien 
in  Kabiuetgröfse.  Beide  lauten  am  14.  Oktober  d.  .1.  ab  und 
Jen  von  einem  Preisgericht  entschieden,  dem  die  Hrn.  Bau- 


rath Lilly  iu  Braunschweig,  Architekt  Moldenschardt  in  Kiel. 
Bauraih  Orth  in  Berlin,  Hof  bildbauer  Strümpell  in  Braunscbweig 
und  Professor  Uhde  iu  Braunschweig  angehören;  für  die  erste 
sind  3  Preise  im  Betrage  von  300  ,Ä,  200  M  und  150  für 
die  zweite  2  Preise  im  Betrage  von  200  bezw.  120  .//.  ausgesetzt. 
Den  speziellen  Bedingungen  entnehmen  wir  folgende  Notizen: 
Die  Wahl  der  stilistischen  Formen  ist  iu  der  Beschränkung 
frei  gegeben,  dass  die  Gothik  ausgeschlossen  ist.  deutsche  Re- 
naissance dagegen  den  Vorzug  erhält.  Die  Entwürfe  zu 
Bilderrahmen  sind  in  d.  natürl.  Gröfse  zu  zeichnen  und 
von  Modellen  der  einzelnen  Verzierungen  (eveut  eines  oberen 
und  unteren  Eckstücks,!  in  natürl.  Gröfse  zu  begleiten.  Die 
Breite  der  Seitcnleisten  darf  9 «™  nicht  überschreiten ;  die  obere 
Leiste  soll  eine  gesimsartige  Bekrönung,  die  untere  dagegen  einen 
entsprechenden  Abschlug»  erhalten,  so  dass  in  der  Komposition  der 
Charakter  des  Hängenden  sich  ausprägt.  Bei  Prohlirung  der 
vorzugsweise  als  Flachoruameut  zu  behandelnden  Verzierungen 
ist  auf  die  Technik  der  Ausführung  'Pressung  einer  weichen 
Masse  in  Metallformen;  Rücksicht  zu  nehmen;  dieselben  dürfen 
daher  nicht  unterschnitten  sein  und  nicht  frpi  über  die  Grund- 
fläche der  Leisten  überstehen.  Wüuscheuswerth  bt,  dass  sauunt- 
liche  Theile  so  eingerichtet  werden,  dass  sie  in  geraden  Leisten 
gearbeitet  werden  können  und  ferner,  dass  das  Relief  in  einem 
anderen  Farbeuton  gehalten  ist  als  der  Grund,  wobei  jedoch 
der  ganze  Rahmen  nicht  mehr  als  zwei  Farbeutöne  erhalten 
darf.  —  Hie  Entwürfe  zu  Photographie-Rahmen  sind  in 
natürlicher  Gröfse  zu  zeichnen  und  von  einem  Modell  in  gleicher 
Gröfse  zu  bezeichnen;  es  ist  ln?i  derselben  zulässig,  die 


oberen  und 
Die 

Vereins  über.  ... 
Entwürfe  sollen 


eine  freiere 
Entwürfe  gehen  in  das 
bare  Arbeiten  aus  der  Zahl  der 


.  meiner,  KonstniKteur  an  uer  lecni 
Brandt  s  hvdraulische  Gesteins 
neues  Svstem  der  Gesteinsliohrung  du 
und  mtireude  Stahlbohrer.    Mit  7  T 


Ans  der  Fachlitteratnr. 

Verzeichnis«  der  bei  der  Redaktion  d.  Bl. 
g&ngenen  neueren  technischen  Werke.  (Fortsetzung.) 
L  eber  die  Bedachung  der  Vierungskuppel  am  Münster 
zu  Strafsburg.    IL  Bericht    Mit  3  artistischen  Beilagen. 
Strafsburg  ls7S;  R.  Schultz  A  Co. 
Die  prärnürten  Entwürfe  der  Konkurrenz  zum  Bau  von 
kleinen  Hausern  in  Hamburg,  ö  Bl.  Lichtdruck.  Hamburg 
18~8;  Strumper  &  Co.    Pr.  6,50  M 
Studien  aus  der  Spezialschule  von  Tb.  Ritter  v.  Hansen, 
herausgegeben  vom  Vereine  der  Architekten  an  der  Akademie 
der  bildenden  Künste  zu  Wien.    Liefrg.  1  U.  2.    Wien  1878; 
Lehmann  <äc  Wentzel,    Pr.  pro  Liefrg.  3  .41 
Bauschatz.    Eine  Sammlung  hervor  ragender  Bauwerke,  Details 
etc.  in  Reproduktionen  nach  seltenen  und  kostbaren  Werken, 
Einzelstichen  etc.  etc.  PhoUilithographie  d.  artist.  Austalt  v. 
L.  C.  Zamarski  in  Wien.    1.  u.  2.  Lfrg.    Wien  187»;  Lehmann 
ifc  Wentzel.    Pr.  pro  Lfrg.  4  .//. 
A.  Riedler,  Konstrukteur  an  der  techn.  Hochschule  in  Wien. 

Bohrmaschine.  Ein 
durch  hydraulischen  Druck 
Tafeln  u.  7  " 

Wien  1*78;  Lehmann  A  Wentzel. 

1,  Architekt  u.  Bmstr.,  Bauplane  zu  Wohn-  und 
Geschäftshäusern  für  Stadt  und  Land.    40  Bl.  Folio  in 
autograpb.  Farbeudruck.    Mit  Voraus-Maal'sberechnung.  Lfrg. 
2  —  8.    Wien  1878;  Lehmann  Sl  Wentzel.    Pr.  pro  Lfrg.  2,50  M. 
M.  WaHrowits,  Architekt  u.  Prof.  an  der  Hochschule  zu  Belgrad. 
Mittheilungen    über   neue    Forschungen    auf  dem 
Gebiete    serbischer   Kirchenbaukunst     Wien  1878; 
Lehmann  >\  Wentzel. 
Hipolyte  Fontaine.  Die  elektrische  Beleuchtung.  Deutsch 
bearbeitet  von  Friedr.  Boss.    Mit  44  Holzschnitten.    Wien  1878; 
Lehmann  &  Wentzel. 
RiiNtnunn,  Landesbau- Adjunkt  in  Graz.  Tabellen  der Steiguugs- 
Ve rhit  Itnisse  von  1 : 10  —  1  :  SO  für  Distanzen  von  1  —  100 
und  der  analogen  Neigungswinkel.    Wien  1878;  Lebmann  & 
Wentzel.    Pr.  1,60  Ui 
Willi.  Seiht,  Assistent  im  Geodätischen  Institut.  Präzisions- 
N helle tnent  der  Elbe.    Mit  2  Figurentaieln  und  1  Ueber- 
sirhtskarte.    Berlin  187r»;  P.  Suaukiewicz. 
BerthoM,  Waaren-Bezugs- Adressbucb  aller  Branchen, 
enthalt,  ca.  liooo  verschiedene  Bezugsquellen,  vom  geringsten 
Handelsprodukt  bis  zum  gröfsten  Fabrikerzeugniss,  aus  Deutsch- 
land. < tester.  u.  d.  Schweiz.   Dresden  1878;  F.  Heinrich.  Pr.  4.Ä 
K  v.  Uanesch,  Der  Lupkower  Tunnel  der  ersten  ungarisch- 
galiziscben  Eisen!..  Mit  <J  Tai.,  Wien  1878;  Lehmann  &  Wentzel. 

Personal  -  Nachrichten. 

Preufsen. 

Versetzt:  DerEisenbabnbmstr.  Hahn  v.  Northeim  nach  Uslar. 

Die  Baumeister-Prüfung  haben  bestanden:  a>  für  beide 
Fachrichtungen:  Carl  Beckmann  aus  Wellinghofen,  Herrn.  Stahl 
aus  Naugard:  —  b)  für  das  Hochbaufach:  Carl  Moritz  aus 
Berlin;  —  c)  für  das  Bau  -  lugenietirfach:  Wiethü'chter  aus 
Lübbecke,  Eduard  Stiehl  aus  Ilaiger  und  Paul  Bttrczek  aus  Brieg. 


Kofnmteuoomrli«  »o«.  C»rl  Beeilt.  Id  B-r.ln.    Für  dit  Ited.küo»  Tcnstwoflikh  K.  E  O.  Frlt.f  h.    DnKk:  W.  Il,.,e  Uo  f  b  u  c  bd  r  u  r  ktr*  I.  B«rll<>. 


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N».  60.                                DEUTSCHE  BAUZEITUNG.  303 

,  _  —  __  »-  = — — .11  .     ■■    ■  -  —   ii  - 

Inklll:  Wrhtad  d«ut»rlier  Architekten-  and  Imcenirar  Vereine.  —  Zar  Fr«e  »pur»«rn  Betrlet»  uif  ll»uplb»!uien.  —  Brürketih»  *n>  Ofobmirtel-  —  Zar  K»l- 

dt*r  V«r»»-ndiui£  det  Kt»ens  im  Uorhbeu    —  lleher  di*  lle*«;wiret»<ift  ti«ti  Bmaitetik-  |  .truklinn  iI»t  Holl»t''inVlli.u  piMeiitirVu  r*nH*rra«*em-  —  Riner  Elbbru>keiili»u.  — 

ctiMem.  (t-'«rto.Uuii|t  J  —  Dir  ."ik-nwnnlwlie  Form  lunt  Hi>ll»  u»»c>IMer  !Uu«*rkr.  —  j  Lelirr  dl»  Trwlihlxkell  itiiel  Anuhl  l»eitbeilu:er  elwrwr  0»i«fL»u •  Hymne  mit 

MttthcU  nnf((B  buk  Vereinen:  ArrniU'kten-  und  ln|£etileur -  Vcrem  Hl  llMnlmot.  1  iMfBthme'tlm.  —  Brief'  und  Fra|2rk»Bte 

-  VerraUrllte»:  B.a|[ewrrk.<-Iiu]e  In  Inriertiara.  -  Zur  Ki»f.l>rut.|l  .lo.  D»npf-  | 


Verband  deutscher  Architekten  und  Ingenieur-Vereine. 


7.  Abgeordneten- Versammlung. 

Die  diesjährige  Abgeordneten  -  Versammlung  ist  auf  Freitag  den  30.  und  Sonnaliend  den  31.  August  anberaumt 
worden.  Die  Herrn  Delegirtcn  «1er  Kinzelvereino  werden  hierdurch  zu  derselben  eingeladen  und  ersucht,  sich  zum  Beginn 
der  Verhandlungen,  am: 

Freitag  den  30.  August  1878,  Vormittags  9  Uhr 
im  Königl.  Polytechnikum  zu  Dresden  einzufinden. 

Tagcs-Ordnung. 

1)  Vorlegung  der  Rechnung  rar  das  abgelaufene  Jahr. 

2)  Bericht  über  den  Mitglieder-Bestand. 

3)  Bezeichnung  mathematisch  -  technischer  Gröfsen: 

Beschlussfassung  über  die  den  Vereinen  mit  den  neuesten  Arbeiten  über  diesen  Gegenstand  zugegangenen  Antrage 
des  Hamburger  und  Württembergischen  Vereines,  sowie  des  Zwickauer  Zweigvereins  vom  Sächsischen 
Ingenieur-  und  Architekten- Verein  etc. 

4)  Dauer  der  Eisenkonstruktionen. 
">i    Kosten  der  Binnenschiffahrt. 

ti)  Statistik  des  Bauwesens. 

7)  Publikation  bedeutenderer  Bauten. 

8)  Baurechtliche  Bestimmungen  über  Hochbauten. 
5»)  Haftpflicht  bauleitcnder  Techniker. 

10)  Privat-Polytechniken  und  Privat-Gewerbeschulen. 

11)  Vereinigung  der  Interessen  von  Kommunikation  und  Landeskultur. 

12)  Bezeichnung  metrischer  Maafse  und  Gewichte: 

Antrag  des  Vororts:  Der  Verband  wolle  von  seinem  früheren,  in  der  1.  Abgeordneten- Versammlung  (D.  Bauzeitung 
1H71,  S.  3t»2)  gefassten  Beschlüsse  über  die  Bezeichnung  metrischer  Maafse  und  Gewichte  altgehen  und 
sich  für  Annahme  des  am  8.  Oktober  1877  vom  Bundesrathe  des  Deutschen  Reiches  aufgestellten 
Bezeichnungs-Systems  auch  beim  privaten  Verkehr  aussprechen. 

13)  Einführung  einer  einheitlichen  technischen  Prüfung. 

14)  Erforschung  und  Erhaltung  der  Baudenkmale  des  Deutschen  Reiches. 

15)  Honorirung  technischer  Sachverständiger. 
1(5)   Druckhöhen- Verluste  in  Rohren. 

17)  Prüfungsanstaltcn  und  Versuchsstationen  iür  Eisen,  Stahl  und  Baumaterialien  im  allgemeinen. 

18)  Trnnsportmethoden  bei  der  Kanalschiffahrt. 

19)  Besprechung  über  eine  Anregung  des  bayerischen  Architekten-  und  Ingenieur -Vereins,  die  bisherige  zweijährige  Ver- 
waltungspcriodo  in  eine  dreijährige  zu  verwandeln. 

20)  Antrag  des  Vororts:  „Der  Verband  deutscher  Archit.-  und  Ing.- Vereine  wolle  sich  mit  der  Aufstellung  von  Normal- 
protilen  für  Walzeison  befassen." 

Die  Motivirung  dieses  Antrages  ist  den  Vereinen  vor  kurzem  zugegangen. 

21)  Antrag  des  Vororts,  auch  in  der  nächsten  Geschäftsperiode  den  Vereinen  die  Einreichung  von  Geschäftsberichten  am 
1.  Januar  und  1.  April  jedes  Jahres  zur  Pflicht  zu  machen. 

22)  Wald  des  Vororts  für  die  nächste  Geschaftsperiode. 

23)  Vorlegung  des  Budgets  für  das  Jahr  1879. 

Dresden,  den  15.  Juni  1878. 

Der  Vorstand. 
B6lteh«r.  Dr.  phil.  Kahl. 


III.  General -Versammlung. 

Die  geehrten  Einzelvereine  werden  unter  Bezugnahme  auf  das  umstehend  abgedruckte  Programm  hierdurch  zu  der 
am  1.  bis  incl.  5.  Septbr.  1878  in  Dresden  abzuhaltenden  Generalversammlung  ergeheust  eingeladen. 

Zur  Bestreitung  der  Kosten  wird  für  jeden  Theilnehmer  von  dem  Vereine,  welchem  derselbe  angehört,  bezw.  von 
dessen  Vorstand  er  als  Gast  eingeführt  wird,  ein  Beitrag  von  fünfundzwanzig  Mark  erhoben.  Dafür  werden  alsbald  als 
Quittung  eine  Mitglieds-  bezw.  Gastkarte,  sowie  eine  Theilnehmerkarte.  uls  Legitimation  bei  Benutzung  der  gütigst  gewährten 
Eisenbahn -Fahrpreis-Ertnäl'sigungen  und  Freifahrten,  verabfolgt.  Erstere  Karte  Iverechtigt  zugleich  zur  Empfangnahme  eines 
Exemplars  von  dem  Werke  „Die  Bauten  von  Dresden  etc."  mit  etwa  30  Bogen  gr.  8"  Text  und  über  300  Abbildungen, 
welches  nach  der  Versammlung  im  Buchhandel  erscheint  und  dann  20  —  24  Mark  kosten  wird.  Aufscrdem  werden  die 
speziellen  Zutrittskarten  und  eine  Orieutirungsschrift  den  Theilnehmera  bei  ihrer  Ankunft  in  Dresden  ausgehändigt  werden. 

Die  Vereine  werden  nun  hiermit  ersucht,  die  angenäherte  Zahl  der  aus  ihrer  Mitte  zu  erwartenden  Besucher 
möglichst  bis  1.  August  d.  J.  bei  dem  Kassirer  des  Verbandes,  Herrn  Chaussee -Inspektor  a.D.,  Zivil  -  Ingenieur  Holls  t  ein, 
Dresden -A.,  Neuegasse  38  II.  anzumelden,  welcher  hierauf  die  vorerwähnten  Karten  an  die  Vereine  vertheilen  wird,  für 
deren  jede  der  betreffende  Verein  mit  25  Mark  zu  belasten  ist  Die  Abrechnung  bittet  man  höflichst,  bis  spätestens  zum 
20.  August  d.  J.  durch  Einsendung  der  Betrüge  bezw.  Rücksendung  der  nicht  zur  Verwendung  gelangenden  Karten  an 
dieselbe  Stelle  zu  erledigen. 

Bei  etwa  noch  später  eintretendem  Bedarf  muss  die  Anmeldung  zu  Anfang  oder  während  der  Versammlung  beim  Em- 
pfangs-Comite  erfolgen,  kann  aber  selbstverständlich  nur  bei  zweifellosem  Nachweis  der  Berechtigung  hierzu  berücksichtigt  werden. 

Dresden,  am  15.  Juli  1878. 

Der  Vorstand. 
Böttcher.  Dr.  phil.  Kahl. 


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304 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


27.  Jnli  1878 


Sonntag,  den  L  September. 

Abends  7  Uhr:  Begrüfsung  der  Tliciliiehmer  im  oberen  Saale  des  Bclvcderc  auf  der  Brührschen  Terassc. 

Montag,  den  2.  September. 
Morgens  6  bis  8  Uhr:  Morgen-Konzert  im  Belvedere  der  BrOhl'schen  Terrasse. 
Vormittags  8  bis  10  Uhr:  Führungen  in  der  Stadt. 

Vormittags  11  bis  1  Uhr:  Erste  Plenarsitzung  in  der  Aula  des  Königl.  Polytechnikums. 
Eröffnung  durch  den  Vorsitzenden  des  Vorort«.  Herrn  Geh.  Regierungsrath  Böttcher. 
Wahl  des  Bureaus  für  die  Plenarsitzung. 

Vortrag  von  Herrn  Baurath  Lipsius,  Leipzig.  Ober  die  ästhetische  Behandlung  des  Eisens  im  Hochbau. 
Bericht  über  die  Thätigkeit  der  Deiegirten  -  Versammlung. 
Konstituirung  der  Abteilungen. 
Nachmittags  von  3  Uhr  an:  Ausflüge  nach  den  Militärbauten,  dem  Wasserwerk  und  verschiedenen  industriellen 
Etablissements  auf  dem  rechten  Elbufer. 

Abends  8  Uhr:  Kellerfest  auf  dem  Waldschlösschen. 

Vormittags  von  9  Uhr  an:  Abtheilungs-Sitzungen  im  Königl.  Polytechnikum. 

Abtheilung  für  Hochbau.  Vortrag  des  Herrn  Architekt  G u r  1  i 1 1 ,  Dresden,  über  den  Einfluss  der  Renaissance 
auf  die  Verhältnisse  der  deutschen  Steinmetz-Hütten. 

Diskussion  über  die  ästhetische  Behandlung  des  Eisens  im  Hochbau. 
Diskussion  über  die  Reform  der  Kosten  -  Anschläge  von  Gebäuden. 

Referate  aus  den  Sitzungen  der  Abgeordneten- Versammlung  über  Statistik  des  Bauwesens.  Publikation  bedeuten- 
derer Bauten  und  baurechtliche  Bestimmungen  über  Hochbauten. 

Abtheilung  für  Ingenieur wesen.  Vortrag  des  Herrn  Regierungs- und  Baurath  Wernekinck,  Charlotten- 
burg, über  Anlage  und  Transportmethoden  von  Wasserstrarsen,  Kosten  der  Binnenschiffahrt  und  Vergleichung  derselben  mit 
denen  anderer  Transportarten. 

Vortrag  des  Herrn  Bezirks -Ingenieur  Dr.  Fritzsche,  Dresden,  über  die  Dauer  der  EisenkonstruktioDen. 

Referate  aus  den  Verhandlungen  der  Abgeordneten-Versammlung  über  Privat-Polytechniken  und  Privat-Gewerbe- 
schulen  und  Vereinigung  der  Interessen  von  Kommunikation  und  Landeskultur. 

Abtbeilung  für  Maschinenwesen.  Vortrug  des  Herrn  Ingenieur  Handrick  über  die  Spezial-Hülfsmittel 
der  Eisengiefscrei  und  Maschinenfabrik  von  EL  Grttson  in  Buckau  bei  Magdeburg. 

Referat  aus  den  Verhandlungen  der  Abgeordneten  -  Versammlung  über  Prüfungsanstalten  und  Versuchsstationen 
für  Eisen,  Stahl  und  Baumaterialien  im  allgemeinen. 

Nachmittags  2  Uhr:    Ausflug  nach  Meifsen  (Albrechtsburg). 

Mlttwooh,  den  4.  September. 
Vormittags  von  8  Uhr  an:    Abtheilungs-Sitzungen  im  Königl.  Polytechnikum. 

Abth  eilung  für  Hochbau.  Vortrag  von  Herrn  Maschinenfabrik  -  Besitzer  Friedrich,  Plagwitz -Leipzig, 
über  Desinfektion*  -  Anlagen  für  Privat-  und  öffentliche  Gebäude,  unter  besonderer  Berücksichtigung  des  patentrirten 
Friedrich'schcn  Verfahrens. 

Referate  aus  den  Sitzungen  der  Abgeordneten-Versammlung  über  Haftpflicht  bauleitcnder  Techniker,  Erforschung 
und  Erhaltung  der  Baudeakmale  und  Honorinuig  technischer  Sachverständiger. 

Abtheilung  für  Ingenieurwesen.  Vortrag  des  Herrn  Geh.  Finanzrath  Köpcke,  Dresden,  Ober  Messung 
von  Bewegungen  an  Bauwerken. 

Vortrag  von  Herrn  Oberingenieur  Kitzler,  Dresden,  über  das  Prinzip  des  Zahnrad- Betriebes  in  Anwendung  auf 
die  Ersteigung  des  Erzgebirges  von  böhmischer  Seite. 

Referate  Ober  Druckhöhenverluste  in  Röhren  und  Transportmethoden  von  der  Kanalschiffahrt. 

Abtheilung  für  Maschinenwesen.  Vortrag  des  Herrn  Ingenieur  Hahn,  Obergruna  bei  Siebenlelm  im 
Königreich  Sachsen,  über  Papier-Surrogate  und  deren  Verwerthung  zu  Papier,  sowie  über  die  Herstellung  desselben  mit 
Rücksicht  auf  die  erforderlichen  Maschinen. 

Mittags  12  bis  17,  Uhr:    Zweite  Plenarsitzung  in  der  Aula  des  Königl.  Polytechnikums. 

Berichte  über  die  Abtheilungs-Sitzungen. 

Schluss  der  Sitzungen. 
Nachmittags  2  bis  6  Uhr:    Festbankett  im  Gewerbehause. 

Ausflug  vom  böhmischen  Bahnhof  aus  (Rundfahrt  in  der  sächsischen  Schweiz)  auf  der  neuen  Bahnstrecke  Pirna- 
lxdimen  -  Neustadt  -  Schnitz  -  Schandau. 

Schlussvereinigung. 

Die  mit  der  3.  General- Versammlung  verbundene  Ausstellung  von  Gegenständen  aus  dem  Gebiete  des  Hochbau-  und 
Ingenieur-Wesens  wird  vom  31.  August  bis  incl.  12.  September  d.  J.  im  Orangeriehaus  an  der  Ostra-AUee  abgehalten  wenlen. 
Erweiterungen  des  obigen  Programms  werden  im  speziellen  Programm  später  bekannt  gegeben  werden. 


Zur  Frage  der  Verwendung 

Die  No.  1  des  lfd.  Jahrgangs  dies.  Zeitg.  bat  eine  summarisch 
gehaltene  Beschreibung  des  reuen  Personen-Bahnhofs  der  öster- 
reichischen Staatsbahn  tu  Budapest  gebracht,  in  welcher  auch 
der  eigentümlichen  Verwendungsweise,  die  das  Eisen  bei  diesem 
Kau  gefunden  hat,  gedacht  worden  ist,  freilich  nur  in  einer  Weise, 
die  den  Wunsch  zurück  lief*,  Uber  diese  Seite  des  interessanten 
Katies  eine  weitere,  mehr  eingehende  Mittheilung  zu  erhalten.  — 
Indem  wir  von  der  uns  gebotenen  Gelegenheit,  diesem  Wunsche  i 
m  willfahren,  gern  Gebrauch  machen,  nehmen  wir  vorab  —  was  die 
Grßrsenrerhiütnisse  und  Raumgestaltnngen  des  in  Rede  befindlichen 
Gebäudes  anbetrifft  —  auf  die  Publikation  in  No.  1  er.  Bezug  und 


•j  BMih-IM  l>»rli  Vll!liW!..np.n  ,1c«  Hrn.  Bau  mri  lt< r  «r  h  wien.r  in 


des  Eisens  im  Hochbau.*) 


Bei  Dacbbinderweite  der  Halle  und  4,426  ™  Abstand 

der  eisernen  Gespärre  der  Seitenbauten  ergeben  sich  wechselnde 
Querschnitte,  welche  in  skizzenhafter  Weise  in  deu  Fig.  1  u.  2 
zur  Darstellung  gebracht  worden  sind.  Passender  Weise  ist  diesen 
Gesimm>n,  da  dieselben  nicht  auf  die  Dachkonstruktion  beschrankt, 
sondern  bis  zur  Flurhöhe  des  Gebäudes  in  eisernen  Stutzen  hinab 
geführt  worden  sind,  die  Bezeichnung  „Gerippe"  beizulegen; 
u.  z.  den  Gespärren  nach  Fig.  1  als  Gerippe  1.  den  Gespärren  nach 
Fig.  2  als  Gerippe  2.  Ordnung.  Zwar  wird  bei  den  Gerippen 
der  1.  Ordnung  der  Mangel  empfunden  werden,  dass  dieselben  hei 
unterlassener  Festlegung  einiger  der  Knotenpunkte  nicht  eigent- 
liche Systeme  bilden,  immerhin  aber  anzuerkennen  sein,  dass  bei 

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No.  fiO. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


305 


■  zwischen  Dachbindern  und  Stützen 
sich  bildenden  Ecken  durch  konsolartige  Eisen- Netzwerke  Zu- 
gamnicubang  und  Halt  des  Baues  in  der  Qu  er- Richtung  erheblich 
gefördert  werden.  Es  wird  aber  dieser  Halt  im  oberen  Theile  der 
Halle  an  demjenigen  Stellen  entbehrt,  wo  die  Gerippe  der  2.  Ord- 
nung liegen  und  in  noch  höherem  Maaße.  auf  dem  ganzen  84,8  ■ 
betragenden  Liüigentbeile  der  Halle,  an  welchem  das  in  seinem 
Eisengerippe  vom  Haupt  bau  los  gelöste  Kassen-  Vestibül  sich 
anschließt,  wie  die  beigefügte  Skizze  Fig.  3  dies  naher  erkennen 
laßt.  Noch  mehr  ungünstig  gestaltet  sich  die  Stabiiitat  des 
Hallenaufbaues  gegen  seitliche  Windwirkungen  auf  demjenigen 
Stück  seiner  Lauge,  au  dem  die  Seiteubauten  fort  fallen,  da  hier  die 
Gerippe  (Fig.  4)  einzig  auf  die  Hauptbinder  mit  zugehörenden 
Wandstielen  reduzirt  sind.  An  diesen  Stellen  hat  man  freilich 
Streben  aus  Eisen  zu  Hülfe  genommen,  die  mit  Buschwerk  oder 
in  anderer  durch  die  Lokalität  angezeigten  Weise  raaskirt  worden 
sind;  die  Fig.  5  lässt  diese  Anordnung  etwas  genauer  erkennen. 

In  Bezug  auf  die  bei  dem  Kau  verwirklichte  Verwendungs- 
weise des  Eisens  zur  Wandbildung  sind  3  scharf  gesonderte 
Arten  zu  unterscheiden: 


Bei  der  Hallenwand  und 
Langwauden  der  An- 
(hierbei  abgesehen  von 
Vestibül),  sind 


Klg.  I 


die  Stutzen  eiserne  Riegel 
gefügt  und  ist  auf  solche  Weise 
ein  Fach  werk  gebildet  worden, 
dessen  Feldei  Öffnungen  man  mit 
Xiegelausmauerong  geschlossen 
hat.  —  Hinsichtlich  der  Stellung 
welche  die  Stiele  in  der  Wand 
erhalten  haben,  ist  bei  Haupt- 
und  Nebenbauten  ein  Unter- 
schied gemacht  worden,  da  bei 
letzteren  (nach  Fig.  6)  die  Stiele 
eine  derartige  Position  erhalteu 
haben,  dass  die  Flansche  der 
|— j  förmigen  Stützen  auf  beiden 
Seiten  aus  der  Wandfläche  her- 
vor treten  und  sichtbar  belassen 
sind,  während  bei  der  Hallen- 
wand eine  Verborgung  beider 
Flansche,  an  der  Außenseite 
der  Wand  durch  gewöhnliche 
Verblendung,  an  der  Innenseite 
durch  Umhüllen  des  Flansches 
mit  einer  güsseisernen  Halb- 
saule, staugefunden  hat  (Fig.7); 
der  Raum,  welcher  hierbei  hinter 
den  beiden  Hälften  des  Flansches 
bleibt,  ist  zur  Ein- 
j  der  Abfallrohre  für  das 
Dwasser  benutzt  worden.  — 
An  dieser  Stelle  ist  auch  die 
an  einigen  Bautheilen  erfolgte 
Bildung  der  Fensterzarge  aus 
£  Eisen  zu  erwähnen,  welche 
sichtbar  liegen,  mit  3  kleinen 
Rosetten  verziert  sind  und  ein 
aus  Haustein 
tragen.  ~ 


w*.  i. 


Fig.  a. 


Kl«.  S. 


Giebelfront  des  Gebäudes  vertreten»);  dieselbe  besteht  zunächst 
darin,  dass  die  Mauerkanten  mit  profilirtcn  und  sonst  wie  ge- 
schmückten Gusstücken  durchlaufend  geschient  worden  sind. 
Die  Schienen  sind  in  den  Gesimsen  stumpf  gestoben  und  es  ist  der 
Stols  durch  ein  besonders  ornamentirtes  Gusstück  gedeckt;  jede 
einzelne  Schienenlange  ist  durch  Steiuschrauben  mit  dem  Mauer- 
werk verankert,  deren  Muttern  äußerlich  als  verzierte  Rosetten 
etc.  sichtbar  werden.  Es  sind  an  den  Eckpavillons  endlich  im 
Sockel  und  in  den  Gesimsen  mächtige  Uolirte  Gusstucke  eingelegt 
worden,  die  im  konstruktiven  Sinne  bedeutungslos  sind  und  gleich 
den  oben  besprochenen  Eckscbienungen  fast  ausschließlich 
dekorativen  Zwecken  dienen.  — 

Soweit  nicht  einige  zugehörende  kritische  Bemerkungen  in 
die  vorstehende  Darstellung  bereits  verflochten  siud,  mögen  die- 
selben nachträglich  wie  folgt  gegeben  werden: 

Dass  der  dekorativen  Verwenduugsweise  des  Eisens  wie  sie 
in  einem  Theilo  des  neuen  Bahnhofs  verwirklicht  worden 
ist,  Vortheile  überhaupt  kaum  beizumessen  sind,  und  jedenfalls 
keine  von  solcher  Bedeutung,  dass  die  schweren  Nachtheile, 

erzwungenen  Verbinduugsweise 
zweier  so  ungleicher  Materialien, 
wie  Mauerwerk 
sind,  darüber  ver_ 
könnten,  liegt  auf  der 
Was  die  bei  dem  Kassen  -  Vesti- 
bül in  den  Formen  der  so- 
gen. Drempelwand  verwirklichte 
Kombination  von  Eisen-  und 
Steinbau  betrifft,  so  wird  hier- 
bei das  StrelHin  nach  reizvoller 
Gestaltung  des  betr.  Innenrau- 
mes  maaßgebend  gewesen  sein 
und  es  werden  bei  der  stattgefun- 
denen glücklichen  Erreichung 
dieses  Ziels  geringe  kritische 
Bedenken,  welche  gegen  die 
etwas  unorganische  Zusammen- 
bringung von  Stein  und  Eisen 
sich  erheben  lassen,  zurück  zu 
treten  haben.  Gewiss  ist,  dass 
dieser  erste  Versuch,  in  dem 
wir  weder  eine  völlig  befriedi- 
gende Trennung  noch  eine  zu- 
reichende Verbindung  hetero- 
gener Materialien  verwir 
Anden,  nicht  ohne  einen 
günstigen  Erfolg  verlaufen  ist, 
welcher  den  Anreiz  zu  Wieder- 
holungen in  sich  trügt.  —  An- 
erkennung endlich  verdient  die- 
jenige Art  und  Weise  der  Ver- 
wendung des  Eisens,  welche  in 
den  Wandkoustruktionen 
der  Halle  und  ihrer  Anbauten 
zur  Verwirklichung  gekommen 
ist.  Nicht  nur  wird  dabei  die 
Wandstärke  auf  ein  Minimum 
reduzirt,  sondern  es  werden 
außerdem  Dach  und  Wände 
in  einem  fest  geschlossenen, 
widerstandsfähigen  Konstruk- 


(    (  -CS- 


\jf  :..  ~t    C  *a. 


Wenn  die  eben  geschilderte  Art  und  Weise  der  Benutzung 
des  Eisens  vom  konstruktiven  und  z.  Tb.  auch  dekorativen  Stand- 
punkte aus  kaum  einem  Tadel  begegnen  wird,  so  gilt  dies  etwas 
weniger  von  derjenigen  besonderen  Art  und  Weise,  in  der  das 
Eisen  beim  Aufbau  des  Kassen- Vestibüls  zur  Wandbildung  Ver- 
wendung gefunden  hat.  Dieselbe  lässt  sich  mit  der  Konstruktion, 
welche  die  sogen.  Drempclwände  aus  Stielwerk  mit  Verblendung 
besitzen,  vergleichen,  da  im  Kassen- Vestibül  die  eisernen  Säulen, 
welche  auf  zwis 
niedrige  Wände 
Iunern  vor  die 
der  gemauerten  Ur 
treten,  welche  den  in  den  Langseiten  34,»°"  langen,  etwa  15"' 
hoben  und  dabei  nur  60 ,m  starken  Umfassungsmauern  die  sonst 
fehlende  Standfestigkeit  verleihen. 

Die  endlich  zu  besprechende  3.  Art  der  Eisenverwendung 
findet  sich  theils  am  Aeußeren  des  Kassen  -  Vestibüls ,  theik 
auch  an  den  Eckpavillons  der  an  die  Ringstraße  stoßenden 


ten  Bögen  aus  Gusseisen  zuuä 
diesen  das  Dachgerflst  tragen, 
ie  gerückt  worden  sind  und  sie 


tions-S)  stem  zusammen  gefasst,  in  denen  diejenigen  Theile, 
welche  gegen  äußere  Wirkungen  Widerstand  zu  leisten  haben, 
eng  konzentrirt  sind.  Diese  Konzentration  äußert  sich 
vortheilhaft  insbesondere  nach  der  Richtung  hin,  dass  die 
Fundirungs- Arbeiten  und  deren  Kosten  eine  erhebliche  Ein- 
schränkung zulassen.    Bei  dem  Budapester  Bahnhofe  sind  die 


Stiele  der  Gerippe  1.  Ordnung  auf  Einzel  •  Pfeiler  gestellt  wor- 
den, die  man  unter  Terrainhohe  mittels  Bogen  verbunden 
bat,  welche  dazu  dienen,  das  Füllwerk  der  Wunde  zu  unter- 


ist, d 

Uebcrtragung  der  I^ast  auf  den 
lange  nutzbringend  sein  kann,  als  dabei  die  Tragfähigkeit 
Fundamcnttlächeu  der  Einzelpfeiler  nicht  in  übermäßiger  Weise 

braucht.  — 


mm 


K.  1  Sil  rt. 


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306 


DEUTSCHE  BADZEITUNG. 


27.  Jili  1R7K 


Ueber  die  Restauration  von 

(KortMUung) 


C.  Die  Anfertigung  der  Restaurationspläne. 

Bei  kleineren  Objekten  —  und  zwar  wenn  keine  Veränderungen 
am  Bau  vorgenommen  sondern  nur  fehlende  Tlieile  ergänzt 
werden  sollen  können  die  Aufnahme-Zeichnungen  gleich  als 
Restaurationspläne  dienen.  Zweckmäfsig,  und,  falls  der  Bau  seihst 
(»deutende  Veränderungen  erleiden  soll,  absolut  nöthig  ist  e», 
die  Restaurationspläne  ganz  neu  anzufertigen,  damit  die  Auf- 
nahme-Zeichnungen, als  Urkunden  über  den  Zustand  dea  Baueil 
vor  der  Restauration,  erhalten  bleiben.  Im  Uehrigen  gilt  das  im 
vorigen  Abschnitt  Gesagte  auch  für  die  Restauratiouspljiie.  Da 
sie  mit  einem  Erläuterungsbericht  und  Kostenanschlag  der  Be- 
hörde eingereicht  werden  sollen,  so  sind  sie  in  einer  solchen 
Vollständigkeit  auszuarbeiten,  dass  der  ganze  Bau  in  allen  seinen 
Theilen  klar  und  deutlich  vor  Augen  tritt  Zu  dem  Ende  sind 
die  Grundrisse  der  verschiedenen  Stockwerke  zu  geben,  die 
Facaden  und  Durchschnitte  je  nach  Umstünden  jedoch  zur  Ab- 
kürzung der  Arheit  nur  so  weit,  als  zur  Deutlichuuv'hung  des 
Konstruktious-Svsteins  und  der  Erscheinung  der  einzelnen  Partien 
uöthig  ist.  Damit  soll  angedeutet  sein,  dass  beispielsweise  bei 
einem  Kircheuplan  vou  7  Langhauajocheu  und  6  .lochen  des 
Chors,  einem  Querschiff  und  Westthurme  es  nicht  ahsolnt  imth- 
wendig  ist,  die  ganze  Längenfacade  oder  den  ganzen  Längen- 
schnitt  zu  zeichnen,  da  es  vollständig  genfigt,  blos  ein  Joch  des 
Chores  und  die  buden  an  Querschiff  und  Thann  anliegenden 
Joche  darzustellen.  So  genügt  auch  vielleicht  die  Hälfte  eines 
Querschnittes  der  Kirche,  oder  es  sind  mehre  halbe  Querschnitte 
zu  zeichnen;  auch  kann  man  mittels  Klappen  die  Zeichnung  so 
einrichten,  dass  sie  sich  in  eine  verwandte  aber  verschiedene  An- 
sicht verändern  lässt.  Anbauten  als  besondere  Bautheile,  welche 
sich  nicht  wiederholen  und  nicht  bedeutend  genug  sind,  um  ihret- 
wegen die  Pläne  noch  einmal  aufzuzeichnen,  giebt  man  am 
zweckmäßigsten  als  Beilagen  in  Grund-  und  Aufrissen  sowie 
Durchschnitten  auf  besonderen  Blattern.  Details  werden  hei  den 
Restaurations-Skizzenplänen  selten  erforderlich;  will  man  einzelne 
Theile  in  gröfserem  Maafstabe  vor  sirh  sehen,  so  genügt  es,  das 
Verhiiltniss  1  :  00  anzuwenden. 

Nicht  genug  kann  man,  da  viele  Architekten  daran  nicht 
denken,  auf  die  Notwendigkeit  aufmerksam  machen,  dass  in  den 
Planen  aufs  sorgfältigste  die  Verhältnisse  überlegt  und  fest  ge- 
stellt werden  müssen,  von  welchen  mau  bei  späterer  L'ebertragung 
der  kleinen  Zeichnungen  in  grofsen  Maafstab  absolut  nicht  ab- 
weichen darf.  Einzelne  Theile  sehen  im  grofsen  Maafstab  oft 
unverlultnissiiiälsig  aus,  wtil  wir  sie  nicht  im  Zusammenhang 
mit  dem  Ganzen  erblicken,  und  nur  zu  oft  kommt  der  Architekt 
dann  in  Versuchung,  nachträglich  eine  Veränderung  vorzunehmen, 
ohne  noch  einmal  den  Bautheil  auf  den  kleinen  Maafstab  redu- 
zirt  und  in  die  Pläne  eingezeichnet  zu  haben,  verdirbt  aber  damit 
seine  ganze  Arbeit.  Nur  wer  sein  eigenes  Werk  zu  beherrschen 
weiss,  verdient  in  Wirklichkeit  den  Namen  eines  Künstlers,  nicht 
alier  der  konfuse  Kopf,  der  ewiges  Aendern  frtr  Verbessern  an- 
sieht.   Der  absolute  Maafstab  für  das  Hcstauraiiüusprojekt  ist 


klaren  Bewusstsein  zu  bringen, 
lerische  (iaben  und  sorgfältige  Ueberlegung;  man  muss  wissen, 
was  grofs,  was  klein  erscheinen  soll  und  man  muss  Herr  ilher 
die  zu  verwendenden  Kunst -Mittel  sein,  um  den  Eindruck  der 
Grüfte  oder  Kleinheit  je  nach  Erfordernis»  beibehalten  oder  her- 
vor rufen  zu  können.  Das  alles  lässt  sich  im  kleinen  Maafstab 
einer  Zeichnung  vollständig,  wenn  auch  nur  andeutungsweise  und 
im  Prinzip  ausdrucken ,  und  der  grofse  Maafstab  hat  nur  die 
Detailverbältnisse  zu  reguliren.  Im  Sicherheit  zu  gewinnen,  ob 
die  beabsichtigte  Wirkung  auch  in  Wirklichkeit  er/ielt  werden 
wird,  reichen  geometrische  Zeichnungen  häutig  nicht  aus  und  es 
sind,  will  man  sich  über  die  malerische  Wirkung  des  Bauwerks 
nicht  täuschen,  nicht  nur  Perspektiven  sondern  auch  Sil- 
houetten aufzuzeichnen.  Su  wurden  beispielsweise  den  Restau- 
rationsentwOrfen  für  den  Dom  in  Frankfurt  a'M.  drei  Silhouetten 
im  Maafstab  1 :200,  geometrische  Ansichten  des  Thurmes,  beigelegt, 
und  zwar  die  eine  parallel  der  Seite  des  Grund<|tiadrats,  die  zweite 
parallel  der  Diagonale  desselben,  die  dritte  parallel  der  Acht- 
ecks-Diagonale. Solche  Silhouetten  allein  geben  ein  annähernd 
richtiges  Bild  der  Verschiebungen  der  Architektur  für  gewisse  Stand- 
punkte des  Beschauers.  Die  vielen  schlechten  Silhouetten  mo- 
derner Bauten  mahuen  uns  dringend,  die  kleiue  Mühe  nicht  zu 
scheuen  und  in  der  Zeichnung  von  der  malerischen  Wirkung  eines 
Entwurfes  uns  zu  überzeugen,  ehe  wir  ihn  ausführen.  - 

Für  die  Restauration»-  Entwürfe  selbst  kommen  gewisse  Ge- 
sichtspunkte in  Betracht,  über  welche  ein  Restaurator  vor  allen 
Dingen  sich  Klarheit  zu  verschaffen  hat.  Es  treten  im  einzelneu 
Falle  die  Fragen  an  uns  heran:  Sollen  wir  mehr  Werth  auf  die 
archäologische  Gewissenhaftigkeit  legen  oder  auf  die  künstlerische 
Freiheit?  Sollen  wir  nach  der  stilistischen  Einheit  eines  Bau- 
denkmals streben  oder  nach  einer  Gesammtharmonie  desselben, 
welche  stilistische  Differenzen  nicht  ausschliefst  :*  Süllen  wir  end- 
lich alles  Alte  beibehalten  oder  nur  das  Schöne?  — 

Offenbar  haben  wir  in  letzter  Beziehung  zuvörderst  an  die 
Erhaltung  des  Schönen  zu  denken,  das  blos  Alte  aber  nur  dann 
zu  kunserviren,  wenn  es  kunsthistorisch  oder  kulturgeschichtlich 


werthvoll  ist  Es  kann  dies  aber  bisweilen  auch  durch  Ueber- 
führung  einzelner  Theile  in  ein  Museum  erreicht  werden.  Das 
Prinzip  der  vorwaltenden  Berücksichtigung  der  Schönheit  ent- 
scheidet zugleich,  in  wie  weit  der  stilistischen  Einheit,  in  wie 
weit  der  Gesammtharmonie  Rechnung  zu  tragen  ist  Hat  mau 
klare  Ansichten  über  die  Ziele  des  Restaurirens  gewonnen,  so 
ist  die  Auffassung  der  Aufgabe  im  Grofsen  ebenso  wenig  schwierig, 
als  die  Ausarbeitung  der  Restaurationspläne  im  Einzelneu.  Wer 
an  diesen  Grundsätzen  festhält,  wird  in  den  meisten  Fallen 
im  Zweifel  sein  können,  was  er  zu  thun  hat,  um  eine  " 
des  Einzelnen  unter  sich  und  zum  Ganzen,  sowie  zwischen  dem 
Ganzen  und  seiner  Umgebung  herzustellen.  Entscheidend  ist  die 
zu  erzielende  Gesarnmtwirkuug ;  in  zweiter  Linie  steht  die  For- 
derung, dass  die  Zufügungeii  in  künstlerischer  Hinsicht  zu  den 
Theilen  passen,  an  welche  sie  sich  anschliefsen. 

Ich  benutze  die  in  den  letzten  Jahren  so  vielfach  zur  Sprache 
gekommene  Restauration  zweier  hervor  ragender  Baudenkmäler 
unseres  Vaterlandes,  des  Domes  zu  Mainz  und  des  Münsters  zu 
Strafsburg,  um  an  diesen  Beispielen  das  Gesagte  zu  erläutern. 

t'w  was  es  in  beiden  Fallen  sich  handelte,  darf  als 


voiaus  gesetzt  werden. 

Dass  die  Restauration  des  Domes  in  Mainz  bei  Künstlern 
und  Laien  nur  geringe  Sympathie  gefunden  hat,  ist  zunächst  wohl 
daraus  abzuleiten,  dass  man  der  Gesainuitwirkung  des  Baues 
zu  wenig  Rechnung  gelragen,  und  vorzugsweise  darnach  getrachtet 
hätte,  den  neuen  Chorthurm  in  Einklang  mit  seinem  Unterbau 
zu  setzen.  Unter  allen  Umständen  war  dieser  Ostthurm  in  eiuer 
gegensätzlichen,  weder  den  Westthurm  an  Reichthum  und  Lebendig- 
keit überbietenden  noch  ihm  durch  Plumpheit  widersprechenden 
Gestaltung  aufzuführen.  Es  war  ein  prinzipieller,  durch  den 
Ausbau  der  llankirenden  Thdrme  des  Ostchores  nicht  mehr  gut 
zu  machender  Fühler,  dass  man  dies  nicht  bedachte. 

Interessant  ist  es,  dass  beim  Münster  in  Strasburg  eiu  im 
Wesen  durchaus  verwandtes,  schwieriges  Restaurations  -  Problem 
in  Frage  kam,  i 
bei  dessen  Projektirung  der  Restaurator  direkt  das  Ziel  ins  Auge 
fassen  musste:  die  Ergänzung  nicht  nur  mit  dem  Bau  sondern 
auch  mit  der  Stadt-Silhouette  in  Uebereinstiinmung  zu  bringen. 
Der  archäologische  Standpunkt  ebensowenig  wie  das  Streben  nach 
Einheit  des  Stils  durfte  hierbei  deu  klaren  Blick  des  Restaurators 
trüben;  so  wünschenswerth  diese  letztere  erscheinen  mochte,  so 
war  es  in  beiden  Fällen  doch  nicht  mehr  möglich,  bei  der  nun 
einmal  zur  Thatsacbe  gewordenen  Verwendung  dreier  Bauweisen, 
die  selbst  wieder  verschiedene  Entwickelungsstadien  zeigten,  eine 
stilistische  Harmonie  zu  erzwingen.  Man  hätte  sehr  wohl  von 
dem  Beispiel  mittelalterlicher  Meister  sich  können  leiten  lassen. 
Die  Aufgabe  des  Uestaurirens  von  Baudenkmälern  ist  keineswegs 
eine  durchaus  moderne:  auch  früheren  Zeiten  lag  sie  vor  und 
die  Meister  des  Mittelalters  vertraten  als  Restauratoren  den 
(irundsatz,  das  Alte  zu  lassen,  wie  es  bestand,  dem  Alten  das 
Neue  aber  im  Stile  ihrer  Zeit  zuzufügen  und,  wenn  möglich, 
eine  Harmonie  des  Ganzen  in  künstlerischer  Hinsicht  zu  er- 
zielen. Dieser  Standpunkt  wäre  in  beiden  Beispielen  wohl  der 
geeignetste  gewesen.  Demnach  hätte  man  in  Strafsburg  deu 
romanischen  Vieningsthtirm,  trotzdem  er  nicht  freiliegt  in  seinem 
gegenwärtigen  Zustande  belassen,  den  Mainzer  Thurm  aber  in 
seinen  romanischen  Theilen  herstellen  sollen.  Ueber  den  Haupt- 
simsen  des  romanischen  Theils  I 
was  am 
wendig 

Was  speziell  Strafsburg  anbelangt,  so  scheint  mir,  beiläufig 
gesagt,  das  Sträuben  gegen  die  Wiederherstellung  der  gothischen 
sogenannten  Bischofsmütze ,  wie  sie  einmal  mehre  Jahrhunderte 
bestanden  hat,  auf  einer  vollständigen  Verkennung  der  Aufgabe 
selbst  zu  beruhen.  Namentlich  dürftederStandpunktViollet-le-Duc's, 
der  die  Wiederherstellung  der  Bischofsmütze  berechtigt  fand, 
falls  sich  Bruchstücke  von  ihr  erhalten  hätten,  weil  das  jedoch 
nicht  der  Fall  war,  einen  i omanischen  Abschluss  in  Vorschlag 
brachte,  als  eine  Marotte*)  zu  bezeichnen  sein.  Gerade  weil 
die  Bischofsmütze  bestanden  hat,  weil  sie  noch  in  Zeichnungen 
uns  überliefert  ist,  weil  sie  eine  der  originellsten  Kompositionen 
des  Mittelalters  und  die  erdenklich  genialste  Losung  des  Problems 
war,  ist  sie  jeder  modernen  Erfindung  in  irgend  welchem  Stil 
vorzuziehen.  Es  Bcheint,  dass  mehr  die  Abneigung  gegen  eine 
Gothik  von  schon  deutscher  Haltung  die  Herren  Viollet-Ie-Duc 
und  Klotz  zur  Bevorzugung  des  romanischen  Stiles  veranlasst  hat. 
In  Betreff  des  östlichen  Vieningsthurms  in  Mainz  war  jedenfalls 
die  schon  andern  Ortes  mitgetheilte  Denzinger'scbe  Auffassung 
berechtigt,  dass  der  ehemalige  gothische  Aufbau,  welcher  das 
gleiche  Motiv  wie  der  Oppeuheimer  Vieruugsthurm  und  die 
Strafsburger  Bischofsmütze  verwerthet  hatte,  in  reicherer  Weise 
und  in  besseren  Verhältnissen  gestaltet,  zum  Ganzen  wie  zum 
Ostchor  gepasst  hätte,  während  uns  in  ihm  zugleich  ein  Zwischen- 
glied zwischen  der  Früh-  und  Spätgothik  am  Mainzer  Dom  er- 
halten geblieben  wäre.  —  Wenn  ein  noch  so  sehr  begabter  und 
geschickter  Baumeister  solche  Fragen  aus  Voreingenommenheit 


Irb  Cliflll 


hinzu  fügen, 
Upueikteu  uoth- 


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No.  60. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


307 


für  den  romanischen  oder  den  gothischen  Stil  entscheiden  will, 
dann  ist  er  überhaupt  alles  Andere  eher,  als  ein  Restaurator. 
Selbstverständlich  ist  es  ebenso  wenig  ein  solcher,  wenn  er  sich 
mit  seinen  eigenen  Ideen  auf  Kosten  des  \V  erkes  vordrangen  will. 
Ohne  Entsagung  wird  Nietnatid  restauriren  können.  — 

Es  sei  hier  ferner  ein  drittes  Betspiel  angeführt,  welches  in 
ahnlicher  Weise  nicht  selten  vorkommen  mag.  Die  Nikolauskirche 
in  Kämpen  ist  urkundlich  136»,  und  wie  schon  erwähnt,  vom 
Meister  Kuotger  Michelson  aus  Köln  begonnen  worden.  Dies" 
Notiz  bezieht  sich  offenbar  nur  auf  den  Chorbau,  dessen  Plan 
eiu  reduzirter  Kölner  Dom-Grundriss  ist  Die  untere  II  Ufte  des 
Chores  ist  streng  im  reifen  gothischen  Stil  mit  leichter  Tendenz 
zur  Spätgothik  durchgeführt  Die  Obertheile  des  Chores  zeigen 
einen  viel  entwickelteren  und  etwas  abnormen  Stil,  namentlich  in 
den  Fenstenuaafswerken,  die  ebenso  wie  die  Anlage  der  nicht 
zur  Ausführung  gekommeueu  Strebebögen  manches  Ueberein- 
stimmeude  mit  dem  Detail  am  Chor  des  Domes  zu  Prag  haben. 
Soll  man  nun  die  zu  erneuernden  Strebebögen  im  Sinne  des  Unter- 
oder  des  Oberbaues  halten?  Ein  strenges  Festhalten  des  Charakter* 
der  alteren  Theile  wäre  dadurch  gerechtfertigt,  dass  die  Strebe- 
pfeiler-Aufsätze wenigstens  in  der  Grundrissanlage  angedeutet 
sind;  diesen  Spuren  brauchte  man  bei  der  Aufrissentwickelung 
nur  zu  folgen:  indessen  sind  auch  von  den  Strebebögen  deutliche, 
wenn  auch  unansehnliche  Reste  ihrer  Anschlüsse  an  die  Chor- 
Ober- Theile  erhalten.  Ein  Versuch,  beiden  Anhaltspunkten  Rech- 
nung zu  tragen,  liefs  nun  als  günstigste  Losung  der  Aufgabe  eine  Ver- 
mittlung in  dem  Sinne  erscheinen,  dass  eine  gewisse  Strenge  in  den 
konstruktiven,  etwas  mehr  Freiheit,  im  Sinne  der  Spätgothik,  bei 
dem  dekorativen  Beiwerk  beobachtet  wurde.  — 

Die  Ausarbeitung  der  Restanrationspläne  im 
Grund  der  vorhandenen  Aufnahmen  erpicht  sich  le 
den  oben  entwickelten  Forderungen  zu  genügen  sucht, 
archäologisch  getreu  und  künstlerisch  vollendet  zu  r 
Die  erste  bestimmt,  dass  alle  willkürlichen  Zuthaten 
Monument  entfernt  bleiben  und  entfernt  werden  sollen,  die  zweite, 
dass  man  der  Schönheit,  nicht  aber  dem  Alter  den  Vorrang  gebe. 
Wenn  Stümper  im  15.  Jahrhundert  ein  Meisterwerk  des  14. 
irgendwie  verunstaltet,  oder  wenn  sie  die  gegebenen  Motive  in 
■  Weise  weiter  gebildet  haben,  so  sind  wir  nicht  aus 


auf 


konservativer  Marotte  verpflichtet,  dem  archäol  gischen  Standpunkt 
strikte  zu  genagen,  diese  Stümpereien  bei  zu  behalten  und  gar 
zu  Ende  zu  führen;  wir  dürfen  den  Kram  abbrechen,  der  die 
Vollkommenheit  des  Werkes  beeinträchtigt,  ja,  sogar  unmöglich 
macht  Würden  wir  z.  B.  das  Chor  des  Münsters  in  Freiburg  zu 
restauriren  haben,  dem  man  in  den  Jahren  1780  1857  neun 
Strebepfeileraufsätzc  zujrefütrt  hat  -  die  anderen  4  fehlen 


Strebepfeileraufsätzc  zugefügt  hat  -  die  anderen  4 
einer  abscheulicher  als  der  andere  und  die  älteren  noch 
\U  die  neueren,  so  müssten  wir  sie,  als  dem  edlen  Charakter  des 


Baues  widersprechend,  beseitigen;  eine  Existenz-Berechtigung  be- 
hielten sie  nur  als  kunstgeschichtliche  Knriosa,  als  Beispiele,  wie 
man  zur  Zeit  ihrer  Herstellung  die  Restaurations-Aufgabe  auf- 
fa&ste.  Hatten  wir  dagegen  ein  Werk,  wie  den  Westthurra  am 
[>om  zu  Mainz  zu  restauriren,  die  hervor  ragende  Leistung  Neumann's, 
des  berühmten  Erbauers  der  Schlösser  zu  Wiinthnrg  und  Bruchsal, 
so  würdeu  wir,  trotzdem  der  Thurm  als  ein  Gemisch  mißver- 
standener spatgothischer  und  barocker  Formen  mit  den  Stilrich- 
tiiugen  des  Domes  nicht  in  Einklang  steht,  ihn  als  eine  künstlerische 
Leistung  in  dem  Sinne  restauriren  müssen,  welcher  der  Konzeption 
des  Künstlers  entspricht.  Stört  ja  doch  ein  Kunstwerk  ein 
anderes  trotz  seiner  Stilverschiedenheit  keineswegs.  — 

Den  Plänen,  welche  der  Behörde  zur  Genehmigung  vorgelegt 
werden,  fügt  man  selbstverständlich  einen  Kosten  Voranschlag  und 
einen  Krläuterungsherirht  bei.  Zu  glauben,  man  könne  bei 
Restauratious-  ebenso  wie  bei  Neubauten  sehr  eingehende  und 
detaillirte  Kostenvoranschläge  anfertigen,  ist  indessen  ebenso  irrig 
als  ungerechtfertigt,  weil  sich  erst  während  der  Restauration  seihst 
beurtheilen  lilsst,  welche  Theile  vom  alten  Bau  ganz  erneuert 
oder  nur  ausgebessert  werden  müssen  und  weil  man  demnach  nur 
summarisch  die  Kosten  voraus  berechnen  kann.  Da  überdies 
mit  der  zunehmenden  Genauigkeit  des  Kostenanschlags  die  Arbeit 
seiner  Herstellung  sich  sehr  steigert,  der  Vortheil  eines 
aber  nur  gering  ist  im  Vergleich  zu  einer  auf  Grund 
Erfahrung  basirten,  annäherungsweise  richtigen  Beurtlieilung  der 
Restaurationskosten,  so  ist  das  letztere  Verfahren  jedenfalls  vor- 
zuziehen. Unter  allen  Umstanden  unterlasse  man  nicht,  für  „un- 
vorhergesehene Fälle",  die  bei  Restaurationen  stets  besondere 
häufig  sich  einstellen,  einen  entsprechenden  Prozentsatz  in  Rechnung 

folSt.) 


Die  ökonomische  Form  und 

Wenn  ein  verlangtes  Nutzprofil  mittels  einer  flherwölbteu 
OefTniing  verwirklicht  werden  soll,  verfahrt  man  gewöhnlich  so, 
dass  einige  Konkurrenzprojekte  mit  beliebig  angenommener 
Gewölbeform  entworfen  werden,  worunter  dasjenige  zur  Aus- 
führung gewählt  wird,  das  unter  der  untersuchten  das  billigste 
ist.  Ein  Verfahren  wie  dieses,  bei  dem  der  Zufall  entscheidet, 
genügt  rationellen  Anforderungen  längst  nicht  und  drängt  zur 
Aenderung,  die  denn  u.  a.  bereits  im  Jahre  18438  von  Böhm  in 
einer  längeren  Arbeit,  die  im  Zivil-Ingenieur,  S.  268,  abgedruckt 
wurde,  versucht  worden  ist;  diese  Arbeit  scheint  bis  jetzt  einen 
ausreichenden  Eingang  in  die  Praxis  nicht  gefunden  zu  habeu. 

Bei  einem  richtig  konstrairten  Bauwerk  müssen  die  Ge- 
saramtkosten,  die  sich,  von  den  Stirnen  abgesehen,  hauptsächlich 
aus  den  Einzelkosten  für  das  Gewölbe,  die  Widerlager  und 
die  Fundameute  zusammen  setzen,  ein  Minimum  sein.  Die 
Stirnen  dürfen  füglich  aulser  Betracht  gelassen  werden,  da  sie 
die  Aufgabe  kotnpliziren  und  da  die  Preisdifferenzen,  welche  sich 
für  das  Stirnmaiierwerk  —  bei  gegebener  lichter  Höhe  —  durch 
die  Wahl  verschiedener  Pfeilhöhen  ergeben,  im  Vergleich  zu  den 
Kosten  des  mittleren  Theiles  eines  langen  Durchlasse*  oder  einer 
langen  Unterführung  bedeutungslos  sind.  Von  Bauwerken  ge- 
ringer Länge,  bei  denen  die  Baukosten  der  Stirnen  von  Bedeu- 
tung sein  können,  soll  hier  nicht  die  Rede  sein,  aus  dem  Grunde, 
dass  bei  geringen  Daromhöhen  dem  Konstrukteur  grol'se  Aus- 
wahl in  Form  und  Höhe  nicht 


Höhe  gewOlbter  Bauwerke. 

Für  die  Parabel  ist  nun: 


Kl«,  t 


Ich  habe 
durch  direkte 
Vergleiche 
■X  gefunden,  dass 
beim  Streben 
nach  Oekonomie 
in  1,  Linie  der 
Oberhöhte 
Korbbogeu, 
in  2.  der  Halb- 
kreis in  Be- 
tracht zu  ziehen 
ist    Man  wird 
aber  iu  beiden 
Fällen  das  Ge- 
wölbe nicht  bis  zum  Berührungspunkt  der  Kurve  mit  der  Senk- 
rechten hinab  führen  und  wenn  der  Beginn  desselben,  wie  hier 
angenommen  ist,  um  0,25  L  höher,  Uber  den  Bogen-Anfingen 
liegt,  so  erhält  man  beim  Halbkreis  eineu  Zentriwinkel  von 
120".    Es  ist  demnach  die  Qnerschnittsfläche  des  Gewölbes 
mit  Vernachliissigung  der  beiden  in  Figur  1  schraffirten  kleinen 
Dreiecke,  wenn  man  als  Bogen-Begrenzungen  Parabel 

Fi  -  g  4(2rf-r-2ctangj<.)  +2r</-  jj  hzd 


=  lang  <p 


2b 

dl  »   V  —  d 

und  wenn  man  einen  überhöhten  Bogen  voraus  setzt,  dessen 
gröfserer  Radius  gleich  der  Lichtweite  ist,  so  ist  2rf  =  0,937  L, 
(wofür  hier  um  die  Vernachlässigung  der  schraffirten,  kleinen 
Dreiecke  auszugleichen)  der  Werth  von  1  L  in  die  Rechnung 
eingeführt  werden  mag. 

Substituirt  man  für  b  seinen  Werth  h  -  0,25  L,  so  ist: 

Nach  Heiuzerliug  ist  die  Stitke  der  Widerlager  überhöhter 
Bögen  anzunehmen  zn: 

0  =  0,30  f  0,15  L  +  0,17  (//-  *) 
und  hierfür  wird  die  Fläche  der  Widerlager: 
F,  =  2  ( 0,30  +  0,15  L  +  0,17  (//-*>  j  (//-*  +  0,25  L  +  c  \ 
Ferner  ist  die  Gesammt- Breite  der  Fundamente: 
B  =  2{0l60  +  0,16i  +  0,17  (//  -  *)} 

Anstatt  der  direkten  Kosten  fahrt  man  am  besten  die 
auf  aufgehendes  Mauerwerk  reduzirten  Kosten  ein,  welche  erhal- 
ten werden,  indem  man  die  Preise  der  verschiedenen  Einheiten 
durch  den  Einheitspreis  des  aufgehenden  Mauerwerks,  welcher 


=  1  gesetzt  wird,  dividirt  Macht  man  die  Ausnahme,  die  Einheiu- 
des  Fundaments  ebenfalls  =  1 


=  1  au  setzen,  so  entspricht 
dies  einem  in  der  Praxis  am  meisten  vorkommenden  Fall,  da  das 
I  Fundament  meist  die  Tiefe  von  1,0™  haben  und  1  kb,n  Funda- 
mentmauerwerk  einschl.  Boden- Aushub  eben  so  viel  kostet 
als  1  kbm  aufgehendes  Mauerwerk. 

Es  werden  hiernach,  wenn  der  auf  aufgehendes  Mauerwerk 
reduzirte  Preis  des  Gewölbe-Mauerwerks  y  ist  (s.  oben) 
die  Einzelkosten: 

A',  =  f  3CL  { 16  (h  -  0,25  Lf  4-  8  L>  | 

Ki  -  (  0,60  +  0,80  L  +  0,34  (H  -  h)  J  (  //     A  f  0,25  L  -f  c  J 
A'i  =  1,20  f  0,30/,  +  0,3-1  (// -  A> 
und  die  Gesammtkosten :  A*  -  -  A',  -f-  A',  -|-  K3. 


Nach  A  differentiirt  und  den  erhaltenen  Ausdrurk 


rfA" 

</A 


gleich 

Null  gesetzt  findet 
~ü~  *  (10'<i7r  ,-»,68)-c (0,34 4-2,67 f) -0,68  tf-n »,94-0,335  /.  <l 


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308 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


27.  .Tu Ii  I87X 


h  _  0,66  //+  0,886  L  f  0,94  +  e  (0,84  +  2,67y) 
10,67  r      +  0,68 

Wird  in  dieser  GL  //  =  N  f.  gesetzt  und  dann  der  Aus- 
druck beiderseits  durcli  L  dividirt,  «o  erhält  man  die  allge- 
meine Oleichimg  für  das  ökonomische  Pfeil- Verhältnis«  unter 
Voraussetzung  eines  uberhöhten  Bogen«: 

A  =  L  (0,38'.  +  0.68JV)  -f  0,94  +  c  (Ofii  +J£[r) 
l-  10,07  rc+  0,68  L 

Für  den  speziellen  Fall,  dass  S  —  1,  also  Hohe  des 
Bauwerkes      Weite  desselben  ist,  ergiebt  sich: 

*__  1,065  L  -f  0,94  -f  c  (0,34  -f  2,67  y) 
L  10,67  y  e  +  0,68  L  " 

Führt  inau  in  diese  Gleichung  der  Reihe  nach 
gehörige  Werth«  von  /<  und  c: 

L      t    «  L  '    c    i  : 
10  I  0,65  I  6      0,45  I  2  I  0,35 
8  I  0,50  |  4      0,40  | 

ein,  so  ergiebt  sich  demnächst  folgende  Tabelle: 


1 

r 

1,0 

1,25 

1,60 

2,0 

2,50 

3,0 

10» 

k 

L 

1,05 

0,i>7 

0,90 

0,80 

0,72 

0,66 

8" 

h 

L 

1,02 

0,93 

0,85 

0,76 

0,69 

0,64 

6  " 

h 

i 

0,98 

Oj99 

0.81 

0,72 

0,65 

0,60 

4  >n 

h 
i 

0,92 

0,83 

0,76 

0,66 

0,60 

0,55 

■>m 

h 

L 

0,81 

0,72 

0,66 

0,57 

0,51  0,4H 

Diejenigen  der  vorstehend  angegebenen  Pfeilverhältnisse, 
welche  nahezu  dem  Halbkreise  entsprechen  -  also  etwa  diejen. 
von  0,6  ab  —  bedürfen  einer  Korrektur,  da  bei  Berechnung  der 
Tabelle  die  überhöhte  Bogenform  voraus  gesetzt  worden  ist. 

Beim  Halbkreis  ist  nun  2</=  0,806/,,  wofür  der  Werth 
=  0,9  /-  in  die  Rechnung  eingeführt  werden  mag,  um  die  Ver- 
n»rbl.is>igwtif  der  schraftirten  Dreiecke  (s.  oben  auszugleichen. 
Dann  ist: 

und  da  für  den  Halbkreis  die  Stärke  der  Widerlager: 

<,  =  o,30  +  0,20  L  +  0,17  (//— A)  ist,  so  wird: 

F,  =  2  j  0,30  +  0,20/.  +  0,17  (//-*)  |  j  //  -  A  +  0,25  L  +  t  \ 

und  die  Gesammtbreite  der  Fundamente: 

B,  —  2  \  0,60  +  0,20  L  f  0,17  (//  -  A;  } 

Ks  ergiebt  sich  hieraus  wie  vor  die  allgem.  Gl.  für  das  Ökono- 
mie Pfeilverhaltniss  beim  Halbkreis-Bogen: 

A  m  l  (0,485  4-  0,68  A-)  +  0,94  -f  c  (0,34  +  2,96 r) 
i  r- 11,86  c  +  0,68  L 

und  für  den  speziellsten  Fall,  dass  .V  =  1,  d.  h.  dass  Höhe 
des  Bauwerks  —  Weite  desselben: 

*  =  i>16bL  +  °',J*  +  c  (°.3*  +  2,96  r) 
L  '  1 1,85  f  c-f  0,68/, 

IHe  hiernach  stattfindende  Aendening  ist  so  unwesentlich, 
daas  die  oben  berechnete  Tabelle,  welche  ohnehin  nur  Mittelwerthe 
umfasst,  die  zum  größten  Theile  keinen  direkten  praktischen 
Werth  besitzen,  unverändert  aufrecht  erhalten  werden  kann.  — 

Bezeichnet  man  solche  Durchbisse  und  Unterführungen,  die 
aus  kauflich  erworbenen  Bruchsteinen  oder  Backsteinen  her- 
gestellt werden,  „unter  normalen  Verhältnissen  ausgeführte",  so 
zeigt  die  kleine  Tabelle,  dass  für  solche  das  ökonomische  Profil 
das  überhöhte  ist  Wenn  in  der  Nahe  der  Baustelle  gelegene 
Einschnitte  zufällig  das  Material  für  Fundameute  und  Widerlager 
liefern,  so  ist  dagegen  der  Halbkreis  die  mehr  ökonomische  Form. 
Bei  kleineren  l'uterführnngen  ist  der  Halbkreis  an  Stelle  des 
überhöhten  Bogens  auch  dann  zu  wählen,  wenn  die  Gestalt  der 
durchpassirenden  Wagen  —  Omnibus,  breite  Erntewagen  etc.  — 
dies  verlangt.  Segnieutbögen  (deren  Pfeil  so  grofs  als  möglich 
zu  wählen  ist)  sind  nur  dann  auszuführen,  wenn  dieselben  durch 
geringe  Damm-Höhe  nöthig  werden. 

Es  würde,  nachdem  ermittelt  worden  ist,  dass  für  normale 
Verhältnisse  die  überhöhte  Bogenform  sich  im  Vorzuge  befindet, 
sich  in  der  Praxis  darum  handeln,  eine  solche  Form  derselben  zu 
bestimmen,  welche  möglichst  geringe  KonstruktionsScnwierigkei- 
ten  mit  sich  bringt.   Als  eine  solche  erlaube  ich  mir  den  neben- 


w*.  t. 

mim 


Korb- 


Rheinischen 
Eisenbahn 
eigentümlich 
ist  Sollte  etwa 
aus  schönheit- 
lichen Rück- 
sichten der  Halb- 
kreis oder  ein 
Segmentbogen 
den  Vorzug  er- 
halten, so  wird 

es  zu  empfehlen  sein,  sich  von  der  Gröfse  des  damit  verbundenen 
Opfere  zu  Oberzeugen.  Es  mögen  zu  diesem  Zwecke  die  Nor- 
malien der  Hannoverschen  Staatsbahnen*)  mit  den  ent- 
sprechenden Normalien  der  Rheinischen  Bahn  sowie  die 
Normalien  der  Mosel  bahn**)  für  Bruchstein-Ausführung  mit  den 
korrespondirenden  Normalien  der  Rheinischen  Bahn,  unter 
Voraussetzung  eines  annähernd  gleichen  Nutzprotils ,  verglichen 
werden.  Für  das  laufende  Meter  enthalten  die  Mittel- Theile 
jener  Normalien  folgende  Material-Mengen  in  kbm. 


J  I 

Uei-ichmiuc       Weil*  Uilie 


I 


Hannover.  B. 
Rheinische  B. 
Hannover.  B. 
Rheinische  B.  , 
Hanuuver.  B.  . 
Rheinische  B. , 

Mosel-B  

Rheinische  B. . 

Mosel-B  

Rheinische  B.  , 

Mosel-B  

Rheinische  B.  , 


.  1,0 
.  1,0 
.  3,0 
3,0 
5,0 
5,0 
1,0 
1,0 
3,0 
3,0 
5,0 
6,0 


1,0 
1,1" 

3,0 

3,20 

4,0 

4,30 

1,50 

1,55 

3,0 

3,15 

5,0 

5,25 


Kuiwi.    Auf-  .... 

kbtn 


I.- 


1,50 
1,93 
2,30 


1,50 
0.66 
6,90 


3,23  4,13 
3,82  18,0 
3,87  6,11 


3,61 
3,15 
10,80 
9,46 


2,35 
3,20 
4,20  I 


0,61 

0.  56 

1,  (10 
2,10 
3,58 
4,48 

4,45 
4,4(i 
10,50 
9,36 
19,91 
7,92  4,21  116,33 


1,64  0,47 
4,38  1,78 


oia» 

TtlX 


Hat  Kr- 


}o,46]  13 
jl,84l  20 


Null 


1,14 


J3,58 


11  % 
18  % 


Zu 


man  immerhin,  dass  die  Bauwerke  mit  überhöhter  1 
wenigsten  Material  erfordern  und  dass  der  Prozentsatz  der 
Ersparniss  mit  der  Weite  des  Bauwerks  zunimmt  — 

Bei  gröfseren  Dammhöhen  wird  es  sich  um  die  Frage 
handeln:  Ob  ein  niedriges  und  entsprechend  langes  oder  ein 
hohes  und  entsprechend  kurzes  Bauwerk  sich  ökonomisch  am 
vortheilhaftesten  heraus  stellt?  Zur  Lesum;  dieser  Frage  wird 
nach  einer  im  Protokoll  der  65ten  Hauptversammlung  des  SAchs. 
Ingen.-Vereins  1868  gedruckten  Mittheilung,  welche  auszugsweise 
auch  im  1.  Bd.  Bauhandbuch  Th.  H.  pag.  314  wieder  gegeben 
ist,  die  vortheilhafteste  Höhe  durcli  Gleichsetzung  der  beiden 
Momente  —  des  im  Gewölbe-Scheitel  wirkenden  Horizontalschubes 
und  des  auf  das  Widerlager  wirkenden  Erddruckes  in  Bezug 
auf  eine  horizontale  Ebene  in  Höhe  der  Fundament  -  Oberkante 
ermittelt  Ich  möchte  dieser  Lösungsart  die  folgende  einfachere 
Betrachtung  an  die  Seite  stellen. 

Bei  einem  Bauwerk  mit  gegebener  Weite  und  bestimmter 
Gewölbeform,  dessen  Flügel  in  der  Richtung  der  Widerlager  liegen 
oder  eine  Verlängerung  derselben  bilden,  ist  die  Gesammt-  Lange 
von  Flugelanfänger  zu  Flügelanfanger  unabhängig  von  der  lichten 
Höhe  und  es  ist  deshalb  ein  Bauwerk  um  so  ökonomischer  je 
weniger  Material  pro  Längeneinheit  verbraucht  wird.  Man  wird 
im  allgemeinen  mit  einem  sehr  niedrigen  Profil  beginnen,  weil 
sowohl  die  Längeneinheit  des  mittleren  Theile«  als  auch  die 
Längeneinheit  der  Flügel  um  so  weniger  kostspielig  ist  je  ge- 
ringer die  Protilhöhe  ist  Findet  man  dann,  das«  ein  niedriges 
Bauwerk  theurer  ist  als  eins  mit  etwas  gröfserer  Höhe,  so  hegt 
nach  dem  vorigen  Satze  der  Grund  lediglich  darin,  dass  ein 
Theil  der  Gesammt-Länge,  welcher  als  Flügel  billiger  hergestellt 
werden  kann,  einen  Bestandttheil  der  Mittel-Partie  des  Durch- 
lasses bildet  Die  ökonomische  Höhe  ist  demnach  diejenige,  bei 
welcher  die  Längeneinheit  des  mittleren  Theiles  und  die  gedachte 
Längeneinheit  der  Anschlussquersehnitte  zweier  Flügelmauern  an 
die  Stirn  in  Bezug  auf  den  Kostenpunkt  gleicbwerthig  sind. 

Es  ergiebt  sich  hieraus  für  die  Konstruktion  solcher  Bau  werke  der 
Satz,  dass  die  Stirnen  möglichst  niedrig  zu  halten  sind. 
Nimmt  man  z.  B.  an,  dass  die  Höbe  der  Stirnmauern  über 
Gewölbe-Oberkante  etwa  der  Gewölbes t.u-ke  gleich  kommt,  so  er- 
hält man  nach  den  obigen  Betrachtungen  als  ökonomische  Höben 
für  den  angeführten  überhöhten  Bogeu  0,75  /.  und  für  den 
Halbkreis  etwa  0,90  L, 

Diese  Angaben  dürfen  indessen  nur  als  Mittelwerthe  ang 
werden,  weil  dieselben  von  den  Preisverhältnissen  der 
denen  Einheiten  abhängig  sind. 

Cöln,  Februar  1878.  Louis  Hoffmann, 


•)  VetKl.  o.  D.  B..ik»l-r„|.  -  1«».  l»«.  5». 
••)  V«sl.  D.  Bit«   1S77.  p«g-  JUS. 


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No.  60. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


309 


Architekten-  und  Ingenieur- Verein  zn  Hamborg.  Ver- 
sammlung am  3.  Mai  1878,  Vorsitzender  Hr.  Haller,  Schrift- 
führer Hr.  Bargum,  anwesend  38  Mitglieder. 

Der  Vorsitzende  legt  den  am  5.  April  d.  J.  an  Senat  and 
Bürgerschaft  erstatteten  Bericht,  der  an  beiden  Körperschaften 
gemeinschaftlich  niedergesetzten  Kommission  für  Vorbereitung  des 
Kathhausbaues  vor  und  stellt  die  Frage:  Ob  der  Verein  zu  der 
in  diesem  Bericht  ausgesprochenen  Ansicht,  dass  an  dem  Kon- 
kurrenz-Programm von  1876  festzuhalten  sei,  seinerseits  Stellung 
nehmen  wolle/  Hr.  A.  L.  J.  Meier  halt  es  für  die  Pflicht  des 
Vereins  die  Resultate  der  mehrmaligen  eingehenden  Besprechungen 
der  Rathhausbau -  Frage  in  bestimmt*  Beschlüsse  einzukleiden 
und  diese  bekannt  zu  machen.  Diese  Ansicht  findet  auch  durch 
Andere,  namentlich  durch  die  Hrn.  F.  A.  Meyer  uud  Hastedt 
Unterstützung,  doch  wird  dabei  vor  solchen  Resolutionen  ge- 
warnt, für  welche  nicht  eine  bedeutende  Majorität  erzielbar  ist. 
Der  Vorschlag,  die  BeschluRS-Formulirung  durch  den  Vorstand 
vorbereiten  zu  lassen  findet  allgemeine  Billigung.  - 

Hr.  Roeper  halt  einen  Vortrag  Uber  die  Bewegung  von 
Drehbrücken,  wozu  dem  Redner  ein  von  ihm  bearbeitetes  Projekt 
für  Ueberbrflckung  der  Einfahrt  zum  Hambarger  -  Binnenhafen 
zwischen  Baumwall  und  Kehrwieder  Veranlassung  gegeben  hat. 
Das  Projekt  für  den  Brtlckenüberbau  einschl.  eines  vorgeschlagenen 
Drehmechauismns  ist   durch  die 


Sabmissions-Ausschreibung  bereiU  bekannt  geworden. 

Stiftungsfest  am  4.  Mai  1878.  Der  Charwoehc  halber 
das  auf  dem  18.  April  fallende  Stiftungsfest  verlegt  werden; 
reite  Umstände  bewirkten  einen  Aufschub  bis  in  den  Mai 
FHese  Verschiebung  gab  dem  Fest  -  Komite  (Schaffer, 
Zinnow,  Heunicke)  Veranlassung  die  Feier  im  Granen,  oder  nach 
Hamburger  Sitte  und  Sprachgebrauch  als  „Architektengnin",  zu 
veranstalten.  Trotz  des  wehenden  „Mailüfterl"  hatte  man  als  Fest- 
platz den  Sagebiel'schen  Saal  gewählt,  dem  aber  durch  Zelte  und 
Buden,  zwischen  Birken-  und  Tauuen-Aupflanzungen  das  Ansehen 
eines  Dorfmarkts  gegeben  worden  war,  auf  dem  in  wechselndster 
Weise  für  das  Amüsement  der  stadtischen  Gäste  gesorgt  war.  — 
Neben  dem  „Dr.  Rnlentfll",  einer  stereotypen  Erscheinung  des 
Vereins,  sowie  neben  Ajeb,  dem  Schachspieler  und  „Miss  Muss". 
der  gröftten  Dame  der  Welt  produxirten  sich  Akrobaten,  Seil- 


Vermischte». 

Baugewerksohule  in  Insterborg.  Der  Direktor  dieser 
neuen  Schule  Hr.  Ingenieur  Leflson  sendet  uns  mit  Bezugnahme 
auf  die  in  No.  58  er.  erfolgte  kurze  Besprechung  der  Anstalt 
einige  Bemerkungen,  aus  denen  wir  folgendes  gern  reproduziren : 

Die  von  der  Redaktion  ausgesprochene  Ansicht,  dass  junge 
Leute  ohne  irgend  welche  fachliche  bezw.  handwerkliche  Vor- 
bildung Aufnahme  an  der  Schule  finden  könnten  sei  irrig,  da  die 
Bestimmung  im  Schulprogramm  übersehen  worden  sei,  dass  die 
Schule  sich  die  Aufgabe  stelle,  junge  Bauhandwerker  so 
heran  zu  bilden,  dass  sie  als  selbständige  Baugewerksmeisler 
wirken  konnten,  hiermit  soll  nach  der  Meinung  des  Hrn.  Di- 
rektor Leflson  gesagt  sein,  dass  nur  Bauhandwerker  d.  h. 


Wa- 


rn der 

■  enge  Interpretation  gern  und  «an- 
bei derselben  verbleiben  möge,  halten  aber 
dafür,  dass  ein  weniger  strenges  ja  thatsachheh  beschranktes 
Verfahren  bei  der  oben  zitirten  Progamm-Beschrankung  recht  wohl 
möglich  ist,  sobald  ea  der  Direktion  beliebt,  sich  über  die  an- 
gedeutete, imaginäre  Schranke  hinweg  zu  setzen. 

Mit  Bezug  auf  die  Art  und  Zahl  der  Lehrkräfte  enthalt  die 
Zuschrift  die  nähere  Angabe,  dass  für  das  künftige  Wintersemester 
auf  eine  Frequenz  von  50— BO  Schülern  gerechnet  werde.  Im 
Programm  seien  nur  die  ständigen  Lehrer  erwähnt  uud  sei 
durch  die  zugesagte  Unterrichtsleistungen  seitens  zweier  am  Orte 
fungirender  Iiaubeamten  allen  in  dieser  Beziehung  an  die  Schule 
zu  stellenden  Anforderungen  Genüge  geleistet.  —  Wir  können  auch 
diese  Meinung  leider  nicht  als  vollgültig  akzeptiren,  weil  dasjenige 
Element,  welches  der  Lehrkörper  einer  Baugewerkschule  unserer 
Ansicht  nach  dringend  braucht,  das  der  Baugewerksmeister 
im  Lehrkörper  der  Insterburger  Schule  jedenfalls  unvertreten  ist.  — 
Hr.  Direktor  Leflson  wendet  sich  endlich  gegen  die  ver- 
neinenden Ansichten,  welche  wir  in  Bezug  auf  die  Aufnahme 
einiger  speziell  bezeichneten  Gegenstände  in  den  Unterrichtsplan 
der  Schule  erhoben  haben.  Als  solche  Gegenstände  hatten  wir 
„Physik,  Chemie,  Gleichungen  2.  Grades  mit  mehren  Unbekannten" 
sowie  „Arithm.  u.  geometrische  Reihen"  bezeichnet.  Es  wird  die 
Berechtigung  zur  Aufnahme  dieser  Fächer  von  Hrn.  Direktor 
I.effson  durch  Berufung  auf  die  diese  Fächer  gleichfalls  ent- 
haltenden Lehrplane  zweier  andern  Baugewerkschulen  „welche 
als  mustergültig  dastanden"  zu  motiviren  versuchL  Wir  vermö- 
gen diesen  Versuch  leider  nicht  als  gelungen  anerkennen,  ein- 
mal weil  der  Begriff  „mustergültig»  bekanntlich  kein  exakter  ist, 
Ober  welchen  alle  Welt  einverstanden  wäre,  sondern  sogar  be- 
trächtliche Verschiedenheiten  einschliefsen  kann  und  sodann,  weil 
uns  mehre  andere  Baugewerkschulen  wohl  bekannt  sind,  welche 
die  oben  genannten  Fächer  in  ihren  Lehrplänen  entweder  gar 
nicht  oder  doch  mit  sehr  bedeutenden  Einschränkungen  führen 
und  deren  Ansprüche  auf  das  Prädikat  „mustergültig"  um 


—u«.«..,  Methodistenprediger,  Tyroler  Sänger  etc.  etc.  Hier  führte 
ein  Eskimo  „ethnographisch  richtig"  eine  Giraffe  durch  den  Saal, 
dort  wurde  das  „Aquarium  der  Hamburger  Stadtwasserkuust"  ge- 
zeigt; hier  leierte  auf  verstimmter  Drehorgel  ein  Wasser- Bau- 
Inspektor  den  Vers:  „Von  Hamburg  geht's  nach  Ritzcbuttcl"  und 
dort  machte  die  Baupolizei  sich  um  die  Statistik  des  Bauwesens 
verdient,  indem  sie  mittels  eines  Wäge  -  Sessels  das  moralische 
Gewicht  des  einzelnen  Architekten  nnd  Ingenieurs  feststellte. 
Kurzum  hier  dies,  dort  das  im  buntesten  Gewoge,  bis  durch  das 
Abendessen  eine  augenehme  Ruhepause  eintrat,  die  freilich  bald 
ihr  Ende  fand,  da  die  Tanzlust  nicht  mehr  zu  dämpfen  war. 
Wer  Terpsichoren  nicht  huldigen  wollte,  verfiel  dem  Bacchus  bis 
Eos  die  Gebannten  erlöste.  — 

Versammlung  am  17.  Mai  1878.  Vorsitzender  Hr.  Hall  er, 
später  Hr.  Ahrens,  Schriftführer  Hr.  Harguin,  anwesend 
39  Mitglieder. 

Ueber  den  Eingängen  befinden  sich  die  Aufforderung  zur 
Beschickung  der  diesjährigen  akademischen  Kunstausstellung  zu 
Berlin,  das  Protokoll  der  Gen.- Vers,  des  Voreins  dtschr.  Zement - 
Fabrikanten,  der  1878er  Bericht  der  Hamb,  mathem.  Gesellsch. 
und  die  Mittheilungen  des  Arch.-  u.  Ing.-Vcr.  für  Böhmen. 

Unter  dem  Vorsitz  von  Hrn.  Ahrens  verlauft  die  Berathung 
der  Resolution  in  der  Rathhausbaufrage,  welche  in  der  in  Xo.  43 
dies.  Bl.  mitgeteilten  Fassung,  die  beinahe  vollständig  mit  der 
Vorlage  des  Vorstandes  überein  stimmt,  angenommen  werden. 

Hr.  Herrmann  giebt  eine  Beschreibung  von  der  Genesis 
des  im  Juni  in  Hamburg  stattfindenden  internationalen  landwirth- 
schaft liehen  Maschinenmarktes  und  ladet  zu  einem  Besuche  der 
Ausstellungsräume  kurz  vor  deren  Eröffnung  ein. 

Hr.  A  vc -l.nl lernen t  macht  auf  die  in  Betrieb  der  hiesigen 
Pferdeeisenbahn  versuchsweise  eingestellten  Spurbahn-Maschinen 
von  Brown  •  Winterthur  aufmerksam  und  empfiehlt  deren  Be- 
sichtigung. —  Ein  Antrag  von  Hrn.  Ehlers,  dass  der  Verein 
eine  Berathung  des  an  die  Bürgerschaft  gelangten  Senats-Vor- 
schlages für  Revision  des  Baupolizei-Gesetzes  vornehmen  und  zu 
diesem  Zwecke  eine  Kommission  bestellen  möge,  findet  durch  die 
Hrn.  Hastedt,  Haller  und  Hallier  bedingte  Unterstützung  und 
wird  dem  Vorstände   zur  Vorbesprechung  und  Wiedervorlage 


über  den 


nichts  hinter  den  Ansprüchen  zurück  stehen,  die  die  von  Hrn. 
Direktor  Leffson  von  ihm  speziell  genannten 
besitzen  sollen. 

Um  selbst  die  leisesten  Zweifel,  welche 
früheren  Auslassung  entstehen  könnten,  z 

„Grundzflge  von  H^tti»»«« 

richtsgegenstände  an  *^ner  Baugewerksohule 
sind,  dass  wir  indessen  Gleichungen  2.  Grades  mit  mehren  Unbe- 
kannten sowie  arithmet  u.  geometrische  Reihen",  als  einen  höchst 
überflüssigen  Luxus  betrachten  und,  hierüber  noch  hinaus  gehend, 
sogar  Zeit  und  Mühe,  welche  von  der  Mehrzahl  der  Schüler 
auf  diese  Dinge  verwendet  wird,  so  gut  wie  verloren  erklären. 
Und  wenn  irgend  wo,  so  ist  gerade  „auf  einer  Baugewerkschule 
die  Lehrzeit  edcL"  -  B.  - 

Zar  Einführung  des  D&mpfaparwagen  -  Betriebs  auf 
Hauptbahnen.  Der  schon  seit  langer  beabsichtigten  Einführung 
dieses  Betriebes  auf  der  Niederachlesiscb-Märkiaeben  Eisenbahn*) 
stellte  sich  bisher  die  Bestimmung  im  §.  34  des  Bahn -Polizei- 
Reglements  vom  4.  Juni  1875  entgegen,  wonach  in  jedem  zur 
Beförderung  von  Passagieren  bestimmten  Zuge  mindestens  ein 
Wagen  ohne  Passagiere  folgen  muss.  Unter  den  am  1.  Juli  er. 
in  Kraft  getretenen  Aenderungen  des  B.-P.-Reglcm.  befindet  sich 
auch  ein  Zusatz  zum  g.  34,  welcher  besagt:  „Dass  unter  beson- 
deren Verhältnissen  von  der  obigen  Bestimmung  in  einzelnen 
Fällen  mit  Zustimmung  des  R.-Eisenb.-Amtea  Abstand  genommen 
werden  kann"  und  es  ist  durch  diesen  Zusatz  das  letzte  Hinderniss, 
welches  der  regelmäfsigen  Benutzung  des  Dampfspurwagens  für 
den  Verkehr  auf  deutschen  Hauptbahnen  entgegen  stand,  beseitigt 
worden.  Die  Seitens  des  Handels-Ministeriums  zu  der  speziell 
erwähnten  und  zu  sonstigen  Abänderungen  des  B.-P.-Reglem.  ent- 
haltenen Erläuterungen  heben  hervor,  dass  durch  jene  Aenderungen 
für  den  Betrieb  mancher  Bahnen  Erleichterungen  -  -  so  nament- 
lich auch  die  Anwendung  des  Dampfspurwagens 
sich  erreichen  lasse. 

Die  Vorzüge,  welche  der  Dampfspurwagen  in  seinen  sehr 
günstigen  Zugkrafts-  und  Adhäsions- Verhältnissen,  sowie  der  ge- 
ringen Zugkraftskosten  gegenüber  der  Anordnung  wobei  der  Motor 
vom  Wagen  getrennt  ist,  besitzt,  lassen  denselben  geeignet  er- 
scheinen, auf  den  Hauptbahnen  eine  öftere  Personenbeförderung 
als  sonst  möglich,  selbst  bei  sehr  geringer  Frequenz  einzurichten, 
snselben  ebenfalls,  auf  Lokalbahnen  den  ge- 
zu  vermitteln,  —  voraus  gesetzt,  dass 
nicht  lediglich  für  F" 


er  Dampfspurwagen  wird  entweder  als  Holser  Pers 
,  mit  einem  kleinen  Raum  für  Passagier-Gepäck 

1  > . »-    - ... »    f «  „  cjt     -J  t\j\äyr    all  r*\\    ftlu    I  'orCAiimt      urtfl  t 

*         OWJIvll     I  M>7I*t  IKM  *  r\SV:  I     Q 11 1.  U     t\l .      Ä  TT  I  71     1 1 1  11        I  I  I  Ml  a 


in  No.  j*  m,  s.  I*J  i 


Güter- 


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310 


wagen  —  etwa  40  bis  50  Personen  und  60  bis  SO  >  Unter  fassend 
—  gebaut  Die  Maschinen  sind  stark  genug,  event.  noch  einen 
angehängten  Güterwagen  mitzufahren.  Der  Bau  der  Maschinen 
der  Dampfspurwagen  findet  in  der  Fabrik  von  H.  ttruson  in 
Magdeburg  statt. 

Brückenbau  aas  Grobmörtel.  (Zemeiu-Betonj.  Die  Vor- 
wohler  Portland -Zement- Fabrik  in  Holzminden,  welche  auf  die 
weitere  Ausbreitung  des  Betonbaues  Itesondere  Mflhe  verwendet, 
hat  der  im  Jahrg.  1877,  S.  25'J  beschriebenen  etc.  Ausführung 
einer  Strafsenbrücke  jetzt  einen  weitern  Bau  von  gleicher 
Art  folgen  lassen,  der  den  zuerst  ausgeführten,  nach  mehren 
Richtungen  hin  übertrifft.  Die  genannte  Fabrik  hat  im  Auftrage 
derHerzogl.-Braunschweigschen  Kreis- Wegebau-Verwaltung  soeben 
eine  schiefe  Straften- Brücke  über  die  Glesse  vollendet,  welche 
bei  8,3""  Lichtweite  (in  normaler  Richtung  zu  den  Widerlagern 
gemessen)  und  (bei  dem  Schragungswinkel  von  37'/,")  in  der  Rich- 
tung der  Strafse  gemessen,  die  Weite  von  13,6  =  besitzt  Die 
Scheitelstarkc  ist  35 «»,  welche  Starke  bis  zu  den  Anfangen  der 
Widerlagskörper  sich  auf  70  ™  erhöht.  Die  Widerlager  selbst 
sind  sogen,  verlorene,  sehr  ahnlich  denen,  die  in  der  Darstellung 
in  No.  53,  Jahrg.  1877  dies.  Hl.  angegeben  worden  sind.  —  Der 
Pfeil  der  Brücke  ist,  beim  absoluten  Maafs  von  1,85  °>,  rot  1:7,3 
bezw.  1:4,5;  der  Kntwurf  der  Brücke  rührt  vom  Architekten 
Licbold  her.  — 

Ks  ist  zweifellos,  dass  gerade  für  Brücken  von  besonderer 
Schiefe,  wie  in  vorliegenden  Falle,  der  Betonbau  Vorzüge  besitzt, 
welche  die  Kntscheidung  zu  seinen  Gunsten  wesentlich  erleichtem. 
Wir  können  nur  wünschen,  dass  durch  diese  und  weitere  Ver- 
suche, die  Betonbau -Technik  Gelegenheit  erhalte,  sich  aufs 
innigste  mit  ihrem  Material  uud  seiner  rationellen  Vcrw<  ndungs- 
weise  vertraut  zu  machen,  und  dass  die  erst  in  längeren  Jabres- 
reihen  zu  machenden  praktischen  Erfahrungen,  die  zum 
voraus  gehegten  Erwartungen  nicht  tauschen  werden. 

Zur  Konstruktion  der  Hollsteln'schen  patentirten 
Fattermauern.  Mit  Bezug  auf  die  Notiz  im  Briefkasten  der 
No.  55  er.  ersucht  Hr.  Chaussee-Inspektor  a.  D.  Holstein  uns  um 
die  Aufnahme  folgender  Notiz. 

Meine  Konstruktion  offener  Stützmauern  mit  horizontaler  Boden- 
btützung  unterscheidet  sich  von  der  Konstruktion  die  in  Chiolich- 
Lowensberg  beschrieben  ist,  dadurch,  dass  bei  mir  die  horizontalen 
Konstruküonstheile,  also  Bogen  bezw.  Bühnen,  nicht  blofse  Ver- 
stärkungen gewähnlicher  Futtermauern  sind,  sondern  vielmehr 
sclbstständig  den  Bodenschub  aufheben,  mithin  keine  gewöhn- 


lichen Stützmauern  noch  außerdem  an  ihren  Stirnen  erheischen 
(wie  das  bei  (Jhiolich-Löwensberg  dargestellt  ist),  in  der  Ausführung 
mittels  Röhren  aber  sogar  ohne  Pfeder  bestehen. 

Prinzipiell  ist  übrigens  der  Unterschied  vorhanden,  dass  in 
der  Konstruktion,  die  Chiolich-Löwensberg  beschreiht,  die  den 

I  ßodenschub  aufnehmenden  Flachen -Elemente  der  Konstruktion 

I  in  kontinuirlicher  Reihenfolge  sich  vom  Fundament  bis  zur  Mauer- 
krone an  einander  reiben,  wahrend  meine  Konstruktion  oben  offen 
ist  und  dem  Bodenschub  nur  in  gewissen  Vertikal-AbsUtnden  ein- 
zelne Angriffspunkte  bietet,  so  dass  derselbe  nur  an  gewissen, 

|  günstigen  Hebelsarmen  angreifen  kann,  woraus  folgt,  dass  das 
statische  Moment  des  Bodenschubes  zu  einem  Minimum,  u.  z.  mit 
dem  theoretischen  Grenzwerthe  Null,  wird. 

Endlich  ist  der  gemachte  Einwand  sachlich  nicht  neu,  sondern 

|  früher,  und  ehe  das  Kaiserliche  Patentamt  amtirte,  von  einer 
Patentbehörde  erhoben,  meinerseits  aber  damals  speziell  wider- 
legt worden. 

Dresden,  am  1».  Juli  1878.  G  A.  Holstein, 

Kgl.  CluilM«e-Iiiip<kt.,  n'prüf.  ZtTU-Inntttmtiir. 

Riesaer  Elbbrüokenbau.  Der  für  Eisenbahnzwecke  die- 
nende erst«  Theil  des  Brücken-Neubaues  ist  bereits  im  Februar  d.  J. 
wieder  dem  Verkehr  übergeben  worden;  der  andere  Theil,  die 
Strafsenbrücke,  naht  gegenwärtig  seiner  Vollendung. 

Wie  schon  in  einer  früheren  Mittheilung  angegeben  worden 
ist,  handelt  es  sich  tiei  diesem  zweiten  Theil  um  die  erstmalige 
praktische  Verwirklichung  der  Idee  Kosckes:  den  Horizontal- 
Schnb  des  Untergurts  der  Träger,  soweit  dieser  vom  Eigenge- 
wicht der  Brücke  herrührt,  aufzuheben.  Die  Aufgabe  wird  bipr 
durch  eine  Verbindung  von  Hebel -Schubstange  und  Gegenge- 
wichte, die  an  nur  einem  Ende  der  Brücke  angebracht  sind, 
gelöst;  das  andere  Trüger-Ende  ist  am  Widerlager  fest  gesetzt 

Mit  der  Fertigstellung  der  neuen  Brücke  geht  der  Abbruch 
der  lnterimsbrUcke ,  zu  deren  Bau  bekanntlich  ein  Theil  der 
Reste  der  im  Frühjahr  1*76  zerstörten  eisernen  Brücke  benutzt 
worden  ist  —  wahrend  ein  anderer  Theil  in  Holzbau  ausgeführt 
wurde  —  Hand  in  Hand.  Die  Reste  des  Eisenbaues  sind  längst 
beseitigt;  es  wird  gegen  wartig  an  der  Fortschaffung  des  Tragers 
aus  Holz- Fach  gearbeitet,  wobei  man  von  schwimmenden 
Rüstungen  Gebrauch  macht.  Demnächst  bleiben  noch  die  Pfeiler 
der  älteren  Brücke  zu  entfernen,  um  die  letzten  sichtbaren 
Erinnerungen  an  den  früheren  Zustand  der  Dinge  zu  verwischen, 
da  die  in  Folge  der  Brückenverlegung  nöthig  gewordenen  Um- 
bauten des  Riesaer  Bahnhofs  ihrer  Vollendung  ebenfalls  ent- 
gegen gehen. 


Uaber  die  Tragfähigkeit  einer  Anzahl  zweit 
eiserner  Oberbau- Systeme  mit  Longschwelleru 

Von  dritter  Seite  auf  einen  lrrthiim  aufmerksam  gemacht, 
der  in  meiner,  in  den  Nrn.  33  u.  34  abgedruckten  Mittheilung 
sich  findet,  beeile  ich  mich,  denselben  wie  folgt,  zu  berichtigen, 
voraus  schickend,  dass  der  Irrthum  durch  einen,  von  mir  leider 
übersehenen  Druckfehler  in  Winklers  .Eisenbahnbau" 
worden  ist. 

Auf  Seite  170  links  oben  muss  e 


/  -  0,706 
Da  bei  de 


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Ar  IT, 


M,  e, 

(  »',  + 


»'.  +  »». 

und  ebenso 
ferner  auf  S.  171  links 
ile, 


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H", 

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W,  +  ir, 


ie  mit  Nj 

der  Langschwelle  durch  die  von 
dem  Gegendruck  der  Kiesunterlagc  herrührende  Biegung  hervor 
gebracht  wird,  die  schlimmste  ist,  und  deren  Bestimmung  von 
dem  fraglichen  Fehler  nicht  berührt  wird,  so  wird  das  früher 
durch  die  Rechnungsresultate  gegebene  Unheil  Uber  die  be- 
handelten Systeme  im  ganzen  wenig  moditizirt.  Nur  bei  den 
beiden  lleusingerschen  Systemen  erscheinen  die  UangHchwellen 
durch  die  Längsbicgungeü  noch  wesentlich  mehr  beansprucht  als 
durch  die  Qnerbiegungen,  d-  tu  es  wird  -V,  noch  wesentlich 
gröfser  gefunden  als  .V3.  Endlich  ist  zu  bemerken,  dass  die  er- 
laubte Freilage  auf  EinzelunterstHUungen  wie  Querschwellen 
bezw.  Querträgern  auf  Brücken  etc.  durch  den  fraglichen  Irrthum 
zu  gross  gefunden  worden  ist. 

Es  sei  mir  gestattet  durch  nachstehende  Zusammenstellung 
die  auf  S.  171  gegebene  Tabelle  zu  korrigiren: 


Klu-iiiferlto  B>h< 
KttrliiUrl»'  tUh 
Hobeiwgjter,  An. 
H»(l«irol1.  <l< 
hu«..  It.,  mit  Hlll  SrhkiK.  An.  .V»» 
HtiMtnp-r  I.  0»»  ibtp-limfn! 
"  i—  do. 
II.  Ii— 


Frankfurt  a.  M.,  im  Juli  1878. 


E.  W.  Wolff,  Reg.-Bmstr. 


Brief-  und  Fragtkasteii. 

Zur  Frage  am  Schluss  der  No.  58  nennt  sich  uns  die  Firma 
Heinr.  Freese,  Beuthstr.  10  in  Berlin  für  Lieferung  von  Metall- 
Oesen  und  Metallknöpfen  mit  Ketten  für  Zug-Jalousien. 

Hrn.  H.  in  Wittlich.  Wie  können  Sie  nur  auf:  v.  Rönne 
_die  Baupolizeigesetze  des  preufs.  Stuats"  Berlin,  verweisen,  ohne 
aber  ganz  sicher  zu  sein,  dass  das  Buch  in  Bezug  auf  die  be- 
sonderen Verhältnisse  Rheinlands  erschöpfend  ist 

Hrn.  R.  W.  in  Mannheim.  Die  Vorschriften  über  das 
Prüfungswesen  in  Preußen  finden  Sie  im  „Programm  der  K.  Bau- 
akademie", welches  vom  Büreau  der  Anstalt  zu  beziehen  ist  — 
Die  Beantwortung  Ihrer  beiden  andern  Fragen  wurde  sehr  viel 


ahne 


Raum  erfordern,  ohne  ein  sicheres  Resultat  zu  liefern  und 
dass  ein  Nutzen  für  die  Allgemeinheit  entstände. 

Hrn.  X.  in  Mainz.  Wiederholt  haben  wir  bereits  angegeben, 
dass,  um  einen  haltbaren  Oelfarhen-Anstrich  auf  Zementputz  her- 
zustellen es  nöthig  ist ,  die  Putzflache  zuvor  mit  einer  »ehr  ver- 
dünnten Säurelösung  (Schwefelsäure,  Salzsäure,  auch  Ammoniak) 
abzuwaschen,  zu  dem  Zwecke,  thierisches  und  vegetabilisches 
Leben  zu  zerstören  etc. 

Anfragen:  1.  Giebt  es  Pumpen,  die  das  Wasser  14  °>  — 
event  noch  höher  -  pumpen  ohne  zu  drücken  nnd  wo  stehen 
dieselben  im  Betriebe?  (Zur  Erklärung  die  Notiz,  dass  die  Neu- 
heit  eiuer  betr.  Erfindung  angezweifelt  worden  ist). 


Korar.k.loMTori.1«  roa  Ctrl  rWiltu  la  Btrila.   Fi/  dl«  R*.UkUon 


»•nurtworUic«  K,  K  O.  PrlL.h.   Druck:  W.  Motor  Hofbuebdrackt  ro  .  Btrlln. 


No.  61. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


311 


KiauUUtn.  -  TnuuporUMrr  ZinuBrf-IIeil 

-  FatsraaVHacbrUaMa,  —  Bri»  f-  und  PnpkHiH 

Verband  deutscher  Architekten-  und  Ingenieur -Vereine. 

Um  etwaigen  Zweifeln  zu  begegnen,  machen  wir  hierdurch  bekannt,  dass  bei  der  technischen  Ausstellung  der 
nächsten  Verbandsversammlung  von  den  Mitgliedern  ein  Platzgeld  nur  insoweit  crhol<cii  werden  wird,  als  dieselben  Industrie- 
Gegenstande  ausstellen,  während  sie  für  die  Ausstellung  graphischer  Arbeiten  Nichts  zu  entrichten  haben. 

Dresden,  am  25.  Juli  1878. 

Die  Kommission  des  Sachs.  Ingenieur-  und  Architekten-Vereins  für  die  technische  Ausstellung. 

Im  Auftr.  Wagel. 


das  Gefalle  von  etwa  8"/,Kl  (  =  ',  „„  < 

Modi- 


Angabe,  wonach 
erhalten  sollen ,  ist 
tikation  bedürftig. 

Die  Bemühung,  die  Kinnen- Konstruktion  möglichst  einfach 
und  solide  zu  gestalten,  hat  mir  als  lieste  Lösung  eine  solche  er- 
scheinen lassen,  bei  der  die  Hinnen  ein  Gefalle  Oberhaupt  nicht 
erhalten.  I>er  Rinnbnden  niht  dann  unmittelhar  auf,  wird  also 
gegen  Ausbauchungen  (Durchbiegungen),  die  sich  bei  Anwendung 
bangender  Rinneisen  bilden,  gesichert  und  kann  ohne  Gefahr  für 
die  Kiune  begangen  werden. 

liei  dem  vielfach  ausgeführten  Abstände  der  Abfallrobre  von 
etwa  20  m  betragt,  unter  Zugrundelegung  der  obigen  Angabe,  das 
absolute  Gefalle  für  jeden  Kndpunkt  der  Kinne  8  "".  Wird  dieser 
nun  im  Scheitelpunkte  eine  Tiefe  von  8 «■  gegeben,  so  betrügt 
die  Rinnenhohe  an  den  Stellen  grülster  Tiefe,  d.  i.  an  den  Fan- 
den, 8  -f  8  =  16 »«. 

Hei  horizontaler  Lage  des  Riunbodcns  könnte  (unter  der 
Annahme,  dass  auf  einem  Gefalle  von  1 :  120  der  Wasserablauf 
ungehindert  und  vollständig  erfolgte)  sich  als  denkbar  ungunstigster 
l  all  der  ereignen,  dass  bei  heftigen  Regengüssen  ein  WasserkeU  mit 
der  Neigung  seiner  Überflache  von  1  :  120  stehen  Miel*;  dal>ei 
würde  aber  der  frei  gelaufene  Theil  der  Rinne  genau  dieselbe 
Gestalt  haben,  wie  eine  Rinne,  die  eine  Hoden-Neigung  von 
1:120  besitzt.  Ks  ist  aber  ohne  Versuch  klar,  und  ich  habe 
mich  auch  bei  Rinnen,  die  ohue  jedes  Gefalle  verlegt  waren, 
tiberzeugt,  dass  in  Wirklichkeit  ein  Wasserkeil  nicht  stehen 
bleibt,  sondern  dass  beim  Aufhören  des  Regens  das  Wasser  auf  dem 
ebenen  Boden  in  kurzer  Zeit  vollständig  abläuft,  wahrend  bei 
der  hängenden  Rinne  in  jedem,  zwischen  2  Rinnen  sich  bilden- 
den Wassersack  eine  mehr  oder  weniger  grosse  Menge  desselben 


Fl*,  i. 


Fl*.  t 


Hei  Rinnen  auf  massiven  Gesimsen  gestaltet  sich  die  Kon- 
struktion mit  Rinnenboden  ohne  tiefalle  etwa  wie  in  Skizze  1 
dargestellt  ist  Die  Rinnciaen  werden  eingemauert,  u.  z.  so,  dass 
die  Schmalseite  des  Eisens  sich  an  die  Rinnen-Wand  anlegt,  und 
es  wird  um  das  Eisen  ein  Zinkstreifen  gelegt,  den  man  mit  der 
Rinnen- Wand  verlöthet 

Bei  Rinnen  auf  hölzernem  Gesims  (Skizze  2)  werden  die 
Rinneisen  aber  die  Kinne  fort  geführt,  am  oberen  Ende  genagelt 
oder  verschraubt,  am  unteren  Ende  mit  einer  Umbiegung  versehen, 
die  sich  auf  die  Abdeckung  des  Gesimses  anliegt.  Die  Befestigung 
der  Vorderwand  der  Kinne  an  den  ltinneisen  geschieht  durch 
t'mlegung  eines  Zinkbandes;  in  derselben  Weise  wird  auch 
der  Fuss  des  Rinneisens  auf  der  Zinkabdeckung  des  Gesimses 
befestigt. 

Potsdam.  Vogdt,  Siadtbaurath. 

Seit  15  Jahren  habe  ich  bei  allen  von  mir  ausgefnhrten  Ge- 
bäuden, bei  welchen  die  Kiune  frei  auf  dem  Gesimse  lag  oder 
als  Sima  ausgebildet  wurde,  der  Rinne  die  horizontale  Lage 
gegeben,  ohne  dass  sich  bis  jetzt  Uebelstande  bemerkbar  gemacht 
haben.    Das  Material  war  in  allen  Fallen  Zinkblech. 

Zur  Sicherung  gegen  die  Gewalt  des  Windes  lasse  ich 
kleine  Eisen,  welche  über  die  Rinne  hinweg  reichen  und  den 
äußeren  Rand  derselben  umfassen,  auf  die  Sparren  nageln. 
(Fig.  3.) 

J.  Schmölcke,  Architekt 


Polychromischer  Kunststein.  In  verschiedenen  gewerb- 
lichen HhUtern  —  Böttgers  l'olyt  Notizblatt,  Hessisches  Gewerbe- 
blatt, Deutsche  Töpfer-  und  Ziegler-Zeitung  —  erschien  vor  einiger 
Zeit  eine  Mittheilung  folgenden  —  abgekürzt  wieder  gegclicncn 


Chemiker  J.  Ferwer  in  Trier  mischte  5  Th.  kohlens.  Kalk, 
1  Th.  Ultramarin  und  eine  geringe  Menge  Wasser  zu  einer 
plastischen  Masse,  welche  in  einer  Schicht  von  1  "»  Dicke  aus- 
gehreitet und  demnächst  mit  einer  gesättigten  Lösung  von  eisen- 
freiem,  schwefelsauren  Zinkoxyd  in  Wasser  so  lange  bestrichen 
wurde,  als  die  Lösung  noch  eindrang  und  die  Oberfläche  der 
Masse  nicht  wieder  aufweichte.  Nach  stattgefuudener  Trock- 
nung und  nach  schwacher  Erhärtung  der  Oberfläche  wurde 
die  Masse  in  die  oben  erwähnte  Zinkvitriol  •  Lösung 
gebracht,  mit  Beachtung  der  Vorsicht,  sie  nicht  froher  völlig 
unter  zu  tauchen,  als  bis  eine  gänzliche  Durchdringung  mit  der 
Flüssigkeit  erreicht  worden  war.  Nach  mehrmaligem  Umwenden 
während  der  etwa  5  Stunden  dauernden  Eiutaurhung  wurde  die 
Masse  heraus  genommen,  welche  sich  nunmehr  in  einen  Stein  von 
mehr  als  Marmorharte  uud  dem  Lasurstein  ähnheb,  verwandelt 
hatte.  Der  Stein  ist  schleif-  und  polirbar  und  widerstandsfähig 
gegen  Einwirkungen  sowohl  von  Luft  als  Wasser.  -  Versuche 
ergaben,  dass  das  (bei  der  ersten  Probe  benutzte)  Ultramarin 
durch  jede  andere  Mineralfarbe  ersetzbar  ist  und  die  er- 
zeugten Kunststein  -  Massen  sich  in  allen  Farben  tönen  dar- 
stellen lassen,  welche  für  dekorative  Verwendung  geeignet  sind, 
lie  Färbung  schon  bei  einem  nur  geringem  Färb 
tritt 


-uigctn  rarbcnzui 
lebhaft  wird.  - 


sich  nach  dem  miigetheilten  Verfahren  nach  einiger  Lehmig 
die  schönsten  und  dau«rhaftesten  Flächenverziernngen 
der  inannickfaltigsten  Art  ausfahren;  ob  auch  Wandgemälde 
damit  sich  werden  darstellen  lassen,  ist  noch  unversucht,  aber 
wahrscheinlich.  — 

Die  hohe  Bedeutung,  welche  in  dem  dekorativen  Theile  der 
Architektur  eine  Erfindung,  wie  die  obige,  im  Falle  ihrer  Be- 
währung besitzwn  wurde,  hat  uns  veranlasst,  über  die  chemisch- 
technische  Seite  derselben  die  Meinung  eines  Spezialisten  ein- 
zuholen; nachdem  dieselbe  eingegangen,  theüeu  wir  sie  unsern 
Lesern  nachstehend  mit : 

Es  In- st  sich  meiner  Meinung  nach  nicht  bestimmt  vorher 
sagen,  ob  die  Marmorhärte  der  ,1'olychromischen  Zemente"  sich 
auf  die  Dauer  bei  Einwirkung  des  Wassers  und  der  Luft  erhalten 
wird.  Wir  haben  in  unserem  Laboratorium  nach  der  betr.  Notiz 
mit  feinst  gemahlenem  Marmor,  mit  und  ohne  ritramarin,  Versuche 
angestellt;  die  Wirkung  ist  allerdings  eine  auffallende. 

Wie  sich  die  Probestucke  weiter  verhalten,  werde  ich  später 
mHtheOen.  Es  scheint  mir  jedoch,  dass  die  Manipulation  eine 
schwierige  und  außerdem  langwierige  ist  und  dass  diese  Zemente 
eveut  nur  zur  Herstellung  von  Fbichan,  wie  auch  die  Notiz  sagt, 
sich  anwenden  lassen,  da  beim  Bestreichen  der  noch  keinen 
rechten  Zusammenhang  habenden  frischen  Masse  mit  Zinkvitriol- 
Lösung  die  Kanten  etc.  zerstört  werden. 

Zur  Herstellung  von  Wandtlächen  vou  auffallender  Schönheit 
gab  Dr.  Frühling  s.  Z.  ^Notizhlatt  d.  d.  Ver.  z.  Fabrikat  von 
Ziegeln  etc.  Jahrg.  1870,  Heft  2;  cbeufalls  ein  Verfahren  an. 
Es  soll  eine  Mischling  von  feinst  gemahlenem  Marmor  und 
Chalcedon  auf  frischen  Zement  putz  aufgetragen  werden,  bezw. 
für  farbige  Flächen  ein  Anstrich  aus  einer  Mischung  von  Chalcedon 
und  dem  betr.  Farbstoff  mit  dünner  Kalkmilch.  Ich  habe  bis 
jetzt  nicht  gehört,  dass  dieses  Verfahren  in  der  Praxis  Anwendung 
gefunden  hat 

Amöneburg  b.  Biebrich.  Rud.  Dyckerhoff. 

Hiernach  bleibt  zunächst  weiteres  abzuwarten. 


Transportabler  Zimmer-Heiz-Apparat.  Dem  Architekten 
van  Ilagen  zu  Berlin  ist  ein  Patent  auf  die  Ausführung  eines 
Heiz -Apparats  crtheilt  worden,  dessen  Kigenlhüinlichkcit  darin 
besteht,  dass  die  Wärrae- Aufnahme  unabhängig  vom  . Sundorte, 
den  der  Apparat  besitzt  erfolgen  kann. 

Zur  Wärmc-Aufuabme  —  an  einer  aufserhalb  des  zu  heizen- 
den Raumes  irgend  wo  liegenden  Feuerlingsstelle  -  dieneu  ent- 
weder Gu&skörpcr  von  konischer,  spiralenartiger,  kreuzförmiger  etc. 
Gestalt,  oder  auch  Längen  alter  Eisenbahnschienen,  oder  Eisen- 
abfulh-  oder  Korper  Oberhaupt,  die  der  Bedingung  genügen,  re- 
lativ grorse  Wärmemengen  aufnehmen  zu  können  und  daneben 
ohne  Gebrauch  besonderer  Apparate  hantiruugsfähig  zu  sein. 

Diese  Körper  werden  nach  Erhitzung  in  ein  zylindrisches 
Gehäuse  gebracht,  welches  doppelwaudig  ist  uud  einen  unteren 
mehrfach  durchbrochenen  Hoden  besitzt  oben  aber  völlig  offen  ist. 
Innerer  Mantel  und  Hoden  bestehen  aus  Cbamotte,  der  äufsere 
Mantel,  welcher  unten  eine  Anzahl  von  Löchern  hat,  aus  Eisen. 

ist  oben,  unter  Verwendung  von  Sand- 


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312 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


31.  Juli  1878 


Dichtung,  mit  einem  kuppelförmigen  oder  konisch  oder  sonstwie 
gestalteten  doppelwandigen  Deckel  geschlossen,  dessen  Hohlraum 
•  gefüllt  ist  und  der  zum  beschleunigten  Wärmeaustritt 
i  einen  kleinen  Deckel  verschließbare  Oeffnung  besitzt. 


Der  beschriebene  Körper  ist  auf  einem  in  beliebiger  Weise  durch- 
zubildenden, fahrbaren  Gestell  aufgestellt,  in  dessem  Zentrum  ein 
oben  und  unten  offenes  Luftzuführungs-Rohr  steht,  das  die  Luft 
aus  dem  Zimmer  entnimmt  und  —  vermöge  seines  unmittelbaren 
Anschlusses  an  den  Heizraum     diesem  kühle  Zimmerluft  zufahrt. 

Ks  ersieht  sich  aus  dieser  Beschreibung,  dass  der  Ofen  an  be- 
liebiger Stelle  in  dem  zu  heizenden  Kaum«  aulgestellt  werden  kann, 
da  derselbe  eines  Abführungsrohrs  für  die  Heizgase  nicht  bedarf. 
Hierin  liegt  allerdings  ein  Vorzug  des  Apparats;  oh  derselbe  in 
Verbindung  mit  einigen  anderen,  welche  ohne  weitere  Angabe 
erkennbar  sind,  ausreicht,  um  dem  Apparate  eine  Zukunft,  z.  K. 
auch  für  Neubauten  zu  verschaffen,  wie  der  Erfinder  erhofft,  ist 
uns  zweifelhaft;  nach  unserer  Meinuug  bandelt  es  sich  hei  ihm 
eigentlich  mir  um  eine  sekundäre  Heizung,  die  für  manche 
Fall«?  —  z.  B.  bei  abseits  liegenden  Kammern,  in  Schlafraumen, 
in  grofsen  nur  ungenügend  zu  erwärmenden  Kiiunieu,  an  tempo- 
rären Arbeitsplätzen  etc.  etc.  —  anwendbar  sein  kann.  - 


Eine  Auastellung  von  archltcktonischon 
und  Reiaeakizzen  In  Berlin  wird  für  das  Frühjahr  1879  ge- 
plant. Ein  aus  den  Hrn.  Geh.  Keg.-Rth.  Luders,  Reg.-Bmstr. 
I.ntbmir,  Maler  M.  Meurer  und  den  Architekten  Schutz,  Stock- 
hardt, ('.  Zaar  und  H.  Ziller  bestehendes  Komitr  versendet  so 
eben  folgenden  Aufruf: 

„Wir  beehren  uns,  Sie  mit  dem  Plan  einer  Ausstellung  von 
Reiseskizzen  und  architektonischen  Aufnahmen  bekannt  zti  machen, 
welche  im  Frühjahr  nächsten  Jahres,  vom  1  ■">.  Mai  bis  15.  Juni  1879, 
in  Berlin  in  dem  provisorischeu  Kunst- Ausstellungsgebäude  auf 
der  Museums-Insel  stattlinden  soll.  Die  Ausstellung  soll  Skizzen 
architektonischen,  dekorativen  und  kunstgewerblichen  Inhaltes 
umfassen.  Kein  figürliche  und  landschaftliche  Darstellungen  sollen 
ausgeschlossen  bleiben. 

Die  Ausstellung  wird  den  Hauptzweck  verfolgen,  eine  Ueber- 
sicht  über  das  zu  bieten,  was  von  deutschen  Künstlern  auf  ihren 
Studienreisen  gesammelt  worden  ist,  und  zugleich  eine  Katatogi- 
sirung  des  Aufgenommenen  wie  des  Aufzunehmenden  zu  ermög- 
lichen, welche  für  spätere  Studienreisen  einen  werthvollen  Anhalt 

olcber  Ausstellung 
und  Fortführung  der  Ueberskht  wird  den  Nutzen  der  gegen 
Ausstellung 


geben.    Eine  regelmäßige  Wiederholung  solcher  Ausstellungen 

Das  Interesse,  welches  der  Vergleich  der  Auffassungen  ve 
schiedener  Architekturschulen  bit  ten  wird,  sowie  die  Verbreitung 


wartigen 


der  Theilnahme  an  unserer  Kunst  im  grofsen  Publikum,  welches 
gleichzeitig  durch  die  geplante  Berliner  Industrie-Ausstellung  vor- 
aussichtlich in  gröberer  Menge  hierher  gezogen  werden  wird, 
erwähnen  wir  nur  beiläufig. 

An  die  Architekten -Vereine,  Architekturschulen  und  Atelier- 
Verbände  wenden  wir  uns  schon  jeut  mit  der  Bitte,  in  ihrem 
Kreise  für  das  Unternehmen  zu  wirken,  sowie  demnächst  als 
Sammelstelle  und  Vor -.Jury  thätig  zu  sein.  Alle  näheren  Be- 
dingungen werden  wir  uns  erlauben,  Ihnen  durch  ein  im  Sep- 
tember d.  J.  zu  versendendes  Zirkular  bekannt  zu  geben  " 

Zweck  und  Ziel  des  Unternehmens,  dessen  Erlolg  um  so 
giöfser  und  dauernder  sein  wird,  je  umfassender  dasselbe  sich 
gestaltet,  siud  im  Vorstehenden  so  klar  entwickelt  und  der  Nutzen 
desselben  leuchtet  so  ohne  weiteres  ein,  dass  wir  zur  Empfehlung 
des  Planes  unsererseits  kaum  etwas  hinzu  fügen  können.  Möge 
die  ßetheiligung  der  deutschen  Faebgenossen ,  unter  welchen 
die  Deutsch-Oesterreicher  einbegriffen  sein  sollen, 
eine  entsprechend  rege  sein. 

Ein    Erkenntnis»    des    preufsisohen  Obertribunals 

(Senat  III)  in  Bezug  auf  die  Abschätzung  eines  zu 
expropriirenden  Grundstückes  als  Baustelle  vom 
27.  Mai  1 H79  stellt  fest,  dass  als  Baustelle  nicht  nur  der  Raum 
für  die  zu  errichtenden  Gebäude,  sondern  auch  der  für  deren 
verschiedene  Bestimmungen  erforderliche  Grund  und  Boden  zu 
taxireu  sei.  „Offenbar  unbegründet,  so  lautet  das  Erkenntnis»,  ist 
der  Einwurf,  dass  als  Baustelle  nur  der  mit  den  Gebäuden  selbst 
zu  besetzende  Grund  und  Boden  zu  schätzen  gewesen  sei;  denn 
für  den  Werth  eines  zur  Bebauung  bestimmten  Grundstücks  sind 
nicht  blos  die  zeitigen  Baupläne,  sondern  die  zweckmäfsige  Be- 
nutzung desselben  zu  Bauten,  welche  sachverständiger  Beurtlieiliing 
unterliegt,  maßgebend,  und  bei  derartiger  Benutzung  kommt  es 
nicht  blos  auf  den  Raum  für  die  Gebäude,  sondern  auch  auf 
den  für  deren  verschiedene  Bestimmung  erforderlichen  Grund 
und  Boden  an."   

Prämien-Erthellung  an  preufaisohe  Baumeister  und 
Bauführer.  Die  Kgl.  Technische  Ober-Prüfungskommissiou  macht 
bekannt,  dass  den  „best  bestandenen"  •!  Baumeistern  und  Bauführern, 
die  in  der  Zeit  vom  I.  April  1877  bis  Ende  März  1878  der 
Prüfung  sich  unterzogen  haben,  Stipendien  von  je  lrtOO  M.  bezw. 
IHK)  M.  zum  Zwecke  von  Studienreisen  bewilligt  worden  sind. 
Unter  den  Baumeistern  wurden  auf  diese  Weise  ausgezeichnet 
die  Hrn.  Jungeblodt  a.  Münster.  II.  Zaar  a.  Koblenz,  Ver- 


worn  a.  Berlin  u.  Barkhausen  a.  Bückeburg  —  unt«?r  den 
führero  die  Hrn.  P.  Hesse  a.  Alalcben,  Mönnich  a. 
Friedrich  a.  Berlin  n.  Eichhorn  a.  Gelle. 


Kouknrreueen. 
Monats  -  Konkurrenzen  für  den  Architekten- Verein  zu 
Berlin  zum  7.  September  1H7H. 

I.  Teller.  -  Für  einen  Teller,  welcher  zu  einem  vollständigen 
Porzellan-Service  gehört,  ist  eine  in  der  Glasur  liegende  farbige 
Omameutatiou  zu  entwerfen.  Die  Dekoration  soll  sich  auf  2 
Farben  beschränken,  wobei  bemerkt  wird,  das«  für  die  vorliegende 
Technik  überhaupt  nur  Dunkelblau  (Kobalt),  Mattgran  (Chrom) 
und  (  hokoladenbraun  (Mangan)  zur  Anwendung  kommen  kann. 
Das  Motiv  der  Dekoration  ist  so  zu  wählen,  dass  es  leicht  für  die 
Anwendung  auf  die  übrigen  Servicestücke  zu  (IbereeUteu  ist 
Farbige  Darstellung  in  natürlicher  Größe.  Zum  Studium  empfohlen  : 
Die  Blaumalereien  in  der  Sammlung  des  deutschen  Gewerbe- 
Museums,  besonders  die  Schränke  207,  203,  215  218. 

II.  Eiserne  Gerüst- Brücke.  -  Für  eine  eingleisige  nor- 
malspurige  Eisenbahn  ist  eine  eiserne  Gerüstbrücke  nach  Art 
der  amerikanischen  Trestleworks  für  eine  Maximalhöhe  von  30" 
zu  konstruiren,  wobei  es  überlassen  bleibt,  ob  die  Konstruktion 
nach  europäischem  oder  amerikanischem  System  durchgeführt 
wird.  Die  Bahuaze  ist  hierbei  als  geradlinig  voraus  zu  setzen; 
jedoch  sind  die  in  Kurven  von  bestimmen)  Radius  nothwendigeu 
Aenderuugen  zu  bezeichnen.  Die  Gerttstbrücke  soll  einem  Wind- 
drucke von  150k  pro  Q™  und  einer  beim  plötzlichen  Brem  si  i 
des  Zuges  eintretenden  Horizontalkraft  Widerstand  leisten  können. 
Außer  den  nöthigen  Zeichnungen  ist  eine  Berechnung  des  Eisen- 
bedarfcs zu  liefern.   

Personal -Nachrichten. 

Preufaen. 

Ernannt:  I >er < Iber-Bau -  Direktor  S  c  h  n  c  i  d  c  r  zum  M inisterial- 
Direktor  in  der  mit  der  Vorwaltg.  der  Staats  -  Eisenbahnen  be- 
trauten Abthlg.  (II)  des  Ministeriums  f.  Handel,  Gewerbe  etc.  Der 
Kreisbmstr.  Nicdieck  in  Aurich  zum  Bau-Inspektor  f.  d.  Bau- 
kreis Mühlheim  a.'Kuhr,  mit  dem  Wohnsilz  in  Essen. 

Versetzt:    Der  Kreisbmstr.  Bruns  von  Paderborn  nach 
Aurich. 

Der  Bau- Inspektor,  Baurath  Rauter  zu  Graudenz  tritt  am 
1.  Oktober  in  den  Ruhestand, 


Brief  und  Fragekasten. 

Hrn.  W.  in  Ingolstadt.  Wir  bitten  Sie,  die  Vorschriften 
bezgl.  der  preufsischen  Staatsprüfungen  im  Baufach,  welche  Sie 
übrigens  auch  von  der  Kasse  der  Kgl.  Bauakademie  zu  Berlin 
gegen  Einsendung  von  1  M.  beziehen  können,  in  No.  61  Jbrg.  7b' 
u.  Bl.  einzusehen,  da  wir  außer  Stande  sind,  Ihre  Fragen  bezgl. 
derselben  in  ganzer  Auadehnung  zu  beantworten.  Eine  Zulassung 
zu  den  bezgl.  Prüfungen  würden  Sie  event  nur  durch  spezielle 
Erlaubniss  des  Hrn.  Haudelsministors  sich  erwirken  können. 

Alter  Abonnent  in  Berlin.  Die  Einfriedigung  eines 
Grundstückes  kann  keinem  Eigentümer  verwehrt  werden  und  ist 
von  der  Zustimmung  der  Nachbarn,  sofern  dieselben  nich 
besondere  Rechte  auf' Zufahrt  etc.  besitzen,  nicht  abhängig; 
wenig  bedarf  es  in  der  Regel  polizeilicher  Erlaubniss  hierzu. 
Dass  die  Einfriedigung  sich  innerhalb  der  Grenzlinien  des  Grund- 
stücks halten  muss,  ist  selbstverständlich ;  Ausnahmen  finden  wohl 
nur  bei  den  gemeinschaftlichen  Brandmauern  städtischer  Gebäude 
statt  Wer  von  den  Nachbarn  zur  Anlage  bezw.  Unterhaltung 
des  Zaunes  verpflichtet  ist,  pflegt  durch  lokales  Statut  bezw.  Ge- 
wohnheitsrecht bestimmt  zu  sein.  Bekannt  ist,  dass  in  Berlin  der 
Eigentlüimer  eines  Grundstücks  iu  der  Regel  die  Einfriedigung 
auf  der  rechten  Seite  desselben  zu  besorgen  hat  Wo  Zweifel 
über  das  Kigcuthumsrecht  an  älteren  Kinfriedigungen,  bezw.  über  die 
Grenzlinie  bestehen,  entscheidet  event.  die  Lage  der  vorhandenen 
Vorsprüuge,  so  dass  die  Grenzlinie  auf  jener  Seite  angenommen 
wird,  wo  die  Nägelköpfe  des  Zaunes  bezw.  die  glatte  Mauerfiäche 
sich  befinden. 

Hrn.  A.  H.  in  Giefsen.  Die  deutsche  Litteratiir  über 
Schlacbtliaus-Anlagen  beschrankt  sich  im  wesentlichen  auf  die 
Reiseherichte  der  Hrn.  Stadtrath  Risch  u.  Bmstr.  Hennicke  in 
Berlin  '\>>Gil),  sowie  auf  die  Publikationen  der  Viehmarkt-  und 
Schachthaus-Anlagpn  in  Berlin  und  Budapest  (von  Orth,  bezw. 
Hennicke  u.  v.  d.  Hude).  Da  sich  auf  dem  bezgl.  Gebiete,  ent- 
sprechend den  in  neuerer  Zeit  gemachten  Krfahrungen,  Aenderungen 
von  tiefgreifender  Art  vollzogen  haben  und  vollziehen  (beispielsw. 
ist  man  in  Paris  zu  einem  anderen  Systeme  übergegangen),  so  ge- 
nügen jene  Werke  nicht  mehr  ganz  und  es  ist  z.  Z.  die  Besich- 
tigung der  neuesten  ausgeführten  Anlagen  unumgänglich.  Voraus- 
sichtlich werden  die  in  Berlin  und  Hamburg  ins  Leben  zu  rufenden 
neuen  Anlagen,  für  welche  sehr  umfassende  Spezial-Studien  und 
Vorbereitungen  stattgefunden  haben,  Veranlassung  geben,  auch 
das  litterarische  Material  über  Schlachthaus-Anlagen  zu  erweitern. 

Berichtigungen.    S.  800  muss  es  in  dem  Artikel  ulier 
die  Raugewerksrhule  zu  Instcrburg,  Zeile  17,  „unbeschränktes 
(anstatt  beschranktes)  heißen. 

8.  310  ist  in  der  Notiz  über  den  Risa'er  Elbbrücken -Bau, 
Zeile  7,  „Kopeke*»"  i statt  Kosckes)  zu  lesen. 


fe- 


rn C.rl  Brtlil»  in 


K.  K  O.  Prior».    Druck:  W.  Hoorr  HefbucMruck.rei, 


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No.  62. 


DEUTSCHE  B AUZEITUNG. 


313 


lataalt:  tulk.iKb«  Can 

VerwricuuK  der  Atädt*.  —  Uttar  <  

Ulli  btllutig* n  an»  Verein*«: 


■  Filtration  .1-  -  I  j  -if«  ttir 

)Q  Baudrakmilrm.  (Sri) lue*.)  — 
i-Vm-in  tu  Berliit  —  V<rmi»chir»: 


M  tlwvl  I(  II  I  Ii  . 

lillcratur. 


Italienische  Camposanto-  Anlagen. 

(Hwno  die  Zrh-hiiuiipm  »iif  8.  117.); 


Wälirend  ilie  Monumente  der  Antike  und  der 
Renaissance,  als  ewig  musterpiltige  Vorbilder 
Italien  zum  gelohten  Laude  des  Architekten 
machen,  ist  es  beinahe  auffallend,  wie  selten 
man  in  dieser  Heimstätte  der  Kunst  originellen  Schöpfungen, 
ja  selltst  nur  hervor  ragenden  Leistungen  der  modernen 
Baukunst  begegnet.  Nur  die  lombardischcu  Grofsstädtc, 
bei  denen  freilich  ein  ziemlich  starkes  Anlehnen  an  die  Ar- 
chitektur Richtung  des  grofsen  französischen  Nachbarvolkes 
nicht  zu  verkennen  ist.  zeichnen  sich  in  dieser  Beziehung 
\  ort  liedhaft  aus.  Mailand  besitzt  in  seiner  Gatteria  Vittorio 
Emmanuele  ein  modernes  Bauwerk  ersten  Ranges,  vielleicht 
das  bedeutendste,  welches  in  dem  Genre  der  öffentlichen 
•.Passagen11  überhaupt  existirt.  —  Ich  spreche  hier  natürlich 
nur  von  der  Architektur;  denn  die  Ingenieur-Baukunst  Italiens 
hat  —  im  Eisenbahn-  und  Tunnel-Bau  —  Werke  genug  auf- 
zuweisen, die  sich  den  grofsartigsten  anderer  Nationen  wür- 
dig zur  Seite  stellen  können. 

Eine  einzige  Art  öffentlicher  Anlagen  ist  es,  durch  welche 
die  im  übrigen  mit  so  manchen  musterhaften  Einrichtungen 
versehenen  modernen  Städte  Italiens  auch  das  besondere  In- 
teresse des  Architekten  in  lebhafter  Weise  erregen  und  durch 
welche  Italien  entschieden  vor  anderen  Landern  exzcllirt.  Es 
sind  das  die  Begräbniss-Stätten  oder  Campi  santi,  in 
deren  Gestaltung  die  Städte  mit  einander  zu  wetteifern 
suchen  und  deren  Ruhm  gar  oft  den  Gegenstand  des  Stolzes 
für  die  Einwohnerschaft  des  Ortes  bildet.  Und  das  mit 
vollem  Recht;  denn  man  findet  unter  ihnen  nicht  wenige 
monumentale  Anlagen,  die  durch  Meisterwerke  der  Skulptur 
verschönt,  einen  wahrhaft  grofsartiecn  Eindruck  machen. 

Es  liegt  ein  prinzipieller  Unterschied  zwischen  dem 
italienischen  „Cimittro"  und  uuserni  deutschen  Kirchhof. 
Während  letzterer  im  wesentlichen  nur  eine  Begräbniss-Stätte 
ist,  die  zumeist  den  Charakter  einer  parkartigen  Anlage  erhalt 
und  eines  weiteren  architektonischen  Gedankens  sowie  eines 
einheitlichen  Planes  entbehrt,  ergeben  sich  diese  aus  der  Idee 
des  italienischen  Kirchhofs,  der  eben  mehr  ObmjM  santo 
ist,  von  selbst. 

Ein  weiter,  von  allen  Seiten  mit  Hallen  umgebener 
Gröf&o  nach  einem  bestimmten  Maximal-Bcdttrf- 
ist,  bildet  hier  den  eigentlichen  Friedhof,  um 
den  sich  nur  dann,  falls  der  eingeschlossene  Bezirk  allein 
nicht  mehr  genügen  sollte,  eine  Kirchhof- Anlage  naci 
Art  gruppirt.    Doch  bleibt  jene  bauliche  Anlage 


die  Hauptsache;  sie  bildet  den  eigentlichen  Camp»  santo, 
den  architektonischen  Kern  des  Ganzen.  Den  geräumigen 
Hallen  sind  die  Grüfte,  etwa  in  der  Weise  der  antiken  Co~ 
lumbarien,  angeschlossen.  Sic  sind  meistens  nach  der  inneren 
Hofseite  offen,  nach  der  äufsercu  Front  geschlossen.  I,etzterc 
wird  häutig,  so  z.  B.  in  Genna,  mit  doppelten  Wanden  auf- 
geführt und  durch  zcllcnartige  Theilungen  zur  Aufnahme  von 
Grüften  eingerichtet.  Zwischen  die  vertikalen  Scheide-Mauern 
werden  horizontale,  einen  halten  Ziegelstein  starke  Kappen  ge- 
spannt und  auf  diese  Weise  Zellen  zur  Beisetzung  der  Särge 
gebildet.  Ist  ihc  Zelle  besetzt,  so  wird  die  Oeffnung  auf 
der  inneren  Seite  der  Hallen  fest  vermauert  und  davor 
dann  die  Grabplatte  in  Marmor  oder  Erz  befestigt. 

Die  praktischen  Vorzüge  einer  solchen  Anlage  leuchten 
ohne  weiteres  ein.  Erwägt  man.  dass  die  Dimensionen  der 
Zelle  auf  das  Minimalmaafs  gebracht  sind  und  dass  dieselbe 
Anordnung  in  einem  überwölbten  Souterrain  sich  wiederholt, 
so  begreift  mau.  wie  auf  einem  vcrhaltnissmafsig  so  geringen 
Raum  eine  so  bedeutende  Anzahl  von  Grabstcllcu  unterzu- 
bringen ist.  Man  vergleiche  wenigstens  damit  den  Platz, 
welchen  bei  uns,  wo  jedem  Grab  ein  bestimmter  Tcrraiutheil 
mit  den  nöthitren  Gängen  zugewiesen  wird,  dieselbe  Zahl 
von  Grübern  erfordern  wurde.  —  Nach  einer  bestimmten  Reihe 
von  Jahren  werden  die  Grabzellen,  wie  bei  uns.  wieder  ge- 
öffnet und  neu  belegt,  falls  nicht  die  Stelle  als  Erbbegräbnis« 
angekauft  ist  und  für  eine  längere  Reihe  von  Jahren  oder 
für  immer  Eigenthum  der  Familie  bleibt. 

Vor  allem  aber  ist  die  ästlietische  Seite  zu  würdigen! 
Man  vergegenwärtige  sich  nur  die  Wirkung  dieser  weit  hin 
sich  erstreckenden  Hallen  mit  ihren  Statuen  und  Denkmälern 
in  Marmor,  die  oft,  wie  in  Genua  und  Bologna,  wahre  Galle- 
neu  von  Sknlpturwerken  und  zugleich  prachtvolle  Ruhmes- 
ballen bilden!  Kapellenartige  Erbbegräbnisse  für  Familien 
oder  Genossenschaften  schliefsen  sich  au  und  nehmen  häutig  in 
fortlaufender  Reibe  ein  selbständiges  Hallenschiff  ein.  In- 
mitten alter  erhebt  sieb  die  Grabeskirche,  ein  hoher  Kuppel- 
bau oilcr  antikisirender  Tempel,  welcher  das  Ganze  beherrscht. 

Wo,  wie  in  Genua  oder  Neapel,  die  Anlagen  in  einer  male- 
rischen Berglandschaft  sich  grnppircn,  werden  die  Terraiu- Ver- 
hältnisse meist  in  aufserordentlich  geschickter  Weise  benutzt,  um 
den  Eindruck  der  Anläge  noch  zu  steigern.  In  beiden  genannten 
Fällen  bilden  sich  gewissennaafsen  Etagen-Friedhöfe,  indem 
der  untere  Theil  zu  Grüften  ausgebaut  wird,  wahrend  an  der 
doiinnircudcn  Stelle  die  Kirche  liegt,  zu  welcher  monumentale 


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314 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


3.  Anglist  1878 


Rampen  und  Treppen  cmi>or  fahren.  Der  beigefügte  Holz-  ! 
schnitt  giebt  lciilcr  nur  ein  schwaches  Bild  des  Geuuescr 
Camposttnio,  bei  welchem  die  oberen  Hallen  auf  riesigen 
Suhstruktioncn  ruhend  erscheinen.  Von  grofscr  Wichtigkeit 
ist  hier  auch  das  edle  Material,  weifscr  Marmor,  vermöge 
dessen  sich  der  Bau  fast  blendend  hell  aus  der  umgebenden 
romantischen  Landschaft  mit  ihren  tiefen  Farbentönen  heraus 
liebt.  Natur  und  Kunst  haben  hier  ein  vollendetes  Ganze 
f^ü  bildet. 

Weniger  imponirt  der  Camposanto  von  Neapel  in  der 
äufseren  Gesummt  erscheinung,  wenn  schon  seine  Lage  wo 
möglich  noch  bevorzugter  genannt  werden  muss,  als  die  des  , 
Gcuueser.  Berühmt  ist  ja  die  Aussicht,  die  mau  von  den 
Terrassen  des  Friedhofs  auf  den  Vesuv  und  die  reiche 
Gegend  zu  seinen  Fttfsen  geniefst.  Doch  gestattete  das 
ziemlich  eng  begrenzte  Gebiet  bei  der  Steilheit,  und  Zerrissen- 
heit  des  Bcrgtcrrains  wotd  kaum  die  Entfaltung  eines  so 
grofsartigen  Hallenbezirks,  wie  in  Genua.  Dazu  kommt  ferner, 
dass  die  Ucbcrsiehtlichkcit  der  Anlagen  durch  die  in  ver- 
wirrender Menge  aufgeführten  selbständigen,  kapcllcnartigen 
Gebäude  der  Arci  eonfraternihi  —  welche  weiter  hin  noch 
besondere  erwähnt  werden  sollen  —  verloren  geht.  — 

Der  von  den  Hallen  umschlossene  innere  Hofraum  ist  bei 
allen  Camjmanto- Anlagen  rar  die  gewöhnlichen  Gräber  be- 
stimmt und  genügt  bei  den  sehr  bedeutenden  Abmessungen 
in  vielen  Fällen  dem  Bcdttrfuiss  allein.  Auf  die  Möglichkeit 
einer  Erweiterung  wird  jetloch  ineist  Rücksicht  genommen 
und  das  nöthige  Areal  für  eine  solche  vorgesehen.  In  der 
Mitte  des  Platzes  erhebt  sich  eine  Marmorstatue  oder  Gruppe, 
gewöhnlich  mit  Rücksicht  auf  die  Ranmverhältnisse  von  kolossa- 
lem Maafsstabe,  häutig  auch  ein  Mausoleum  oder  eine  Kaitelle. 
In  Brescia  schmückt  eine  von  einem  Rundbau  umgebene  hohe, 
weithin  sichtbare  Gedächtniss-Saule  den  Hallenhof  in  bedeut- 
samster Weise. 

In  gröfseren  Städten,  so  in  Rom  und  Neapel,  wird  dieser 
von  den  Hallen  umschlossene  Bezirk  mehr  für  dio  besitzende 
Klasse  reservirt  und  bildet  sogar  nur  einen  geringen  Theil 
des  ganzen  Friedhof- Gebiets.  Bei  einem  ersten  Betreten 
dieser  Begräbnissfelder,  mit  ihren  mamüchfachen,  im  Laufe  der 
Zeit  nothwetidig  gewordenen  Erweiterungen,  ist  allerdings  ein 
einheitlicher  Plan  der  Gesammt-  Anlage  nicht  zu  bemerken, 
doch  lässt  ein  kurzes  Orient  iren  sehr  bald  erkennen,  wie 
immer  noch  der  Schwerpunkt  des  Ganzen  im  eigentlichen 
Camposanto  geblieben  ist.  Selbst  der  Grundriss  des  Sau 
Lorenzo  -  Kirchhofs  von  Rom  gewinnt  hierdurch  eine  Ueber- 
sichtlichkeit,  welche  bei  unseren  gröfseren  Kirchhof- Anlagen, 
wo  sie  überhaupt  vorhanden  ist,  wold  nur  zufällig  sich  er- 
geben liat. 

Die  im  Vorstehenden  angeführten  Bemerkungen  erläutern 
sich  aus  den  in  Grundriss-  und  Situations-Skizzen  mitgeteil- 
ten Anlagen  von  Genua,  ßrcscia,  Bologna,  Neapel  und  Rom, 
unter  denen  die  von  Brescia,  Genna  und  Bologna  durch  ihren 
monumentalen  Charakter  besonders  hervor  ragen.  — 

Die  einfachste  und  klarste  Disposition  eines  Camposanto 
zeigen  die  Friedhöfe  der  kleineren  Provinzialstädtc.  Ich 
erwähne  hier  Vicenza.  Eni  rechteckiger,  weiter  Raum  ist 
einfach  von  Hallen  umgeben,  die  eine  derartige  Ausdehnung 
haben,  dass  das  durch  sie  eingeschlossene  Terrain  für  die  jetzige 
Stadt  weitaus  genügt.  In  der  Mitte  der  Hauptfrout  ist  die 
Kapelle  angeordnet ;  inmitten  der  gegenüber  liegenden  Arkndcn- 
front,  also  an  der  bevorzugtesten  Stelle,  ein  kleiner  Kuppel- 
bau zu  Ehren  Palladio's,  des  grofsen  Meisters,  dem  Vicenza 
seine  Berühmtheit  verdankt. 


Auch  der  Grundriss  von  Genua  ist  noch  einfach.  Eine 
reichere  Anordnung  zeigt  Brescia,  die  reichste  aber  der  neue, 
von  Mengoiü  geschaffeue  Camposanto  von  Bologna,  auch  in 
architektonischer  Beziehung  der  bemerkenswerteste  von  allen. 
Im  Anschluss  an  ein  früheres  Karthäuscr-Kloster,  die  Certosa, 
erbaut,  ist  der  neuere  Theil  in  geschicktester  Weise  dem  schon 
vorhandenen  Klosterbau  angepasst  und  letzterer  selbst  für  die 
Zwecke  des  Camposanto  verwerthet.  Die  Opulenz  der  Archi- 
tektur dürfte  aus  dem  in  gröfscrem  Maafsstabe  mitgeteilten 
Grundrisse  genügend  zu  erkennen  sein.  Die  monumentalen 
Räume,  welche  die  edelsten  Verhältnisse  zeigen,  machen 
weniger  den  feierlichen  Eindruck  von  Friedhofs-Halleu,  sondern 
fast  den  eines  Museums,  wozu  die  Fülle  von  Marmor-Bildwerken, 
darunter  viele  von  bedeutendem  Kunstwerth,  wesentlich  beiträgt. 

Die  drei  Anlagen  von  Brescia.  Genua  und  Bologna  waren 
beim  Besuch  des  Verfassers  (in  den  Wintermonaten  1870,77) 
noch  nicht  ganz  vollendet ;  es  scheint  fast,  dass  die  vollständige 
Fertigstellung  des  Baues  sowohl  vom  Bedürfnis»  wie  von  den 
den  Kommunen  zu  Gebote  stehenden  pekuniären  Mitteln  al>- 
hängig  gemocht  ist 

Wie  schon  erwähnt,  erscheint  beim  San  Lorenzo-Kirchhof 
von  Rom  und  dem  von  Neapel  der  Camposanto-Bezirk  klein 
gegen  den  Raum,  den  die  aufserhalb  des  Hallenbezirks  be- 
legenen gewöhnlichen  Gräber,  das  heifst  gröfstentheils  die 
Gräber  der  Unbemittelteren  und  Annen,  einnehmen ;  man 
könnte  aus  diesem  Verhältnis»  cinigermaafscu  zurück  schlicl'scn 
auf  dio  gerade  in  Rom  und  Neapel  so  liedeutendc  Mehrheit 
derselben  in  der  Bevölkerung.  —  Die  Grundriss-Anordnung  der 
Hallen  ist  bei  beiden  sehr  einfach.  Der  Friedhof  von  Neapel 
ist  jedoch  dadurch  besonders  interessant,  dass  er  das  allen 
diesen  Anlagen  zu  Grunde  liegende  Prinzip  der  Kollcktivgräbcr 
noch  erweitert  aufweist,  indem  aufser  den  Hullen  überall  auf 
dem  umgebenden  Terrain  kleine  tempeturtige  Bauten.  Kajicllen 
und  Erbbegräbnisse  errichtet  sind,  welche  die  Grüfte  für  ein- 
zelne Familien  bis  zu  gesammten  Genossenschaften,  den 
„Arci  mnfrnternita" ,  enthalten  und  gewissermafscu  klein.: 
Campisanti  für  sich  bilden.  Die  Mitglieder  einer  solchen 
Genossenschaft,  welche  sich  meist  zunftartig  nach  ihrer  Be- 
rufsthätigkeit  zusammen  thun.  stiften  ein  derartiges  Haus,  in 
welchem  sie  nach  ihrem  Tode  die  letzte  Ruhestätte  linden. 
Vielleicht  hat  das  abscheuliche,  sogar  —  wie  ich  hörte  — ■  noch 
jetzt  auf  dem  alten  Friedhofe  von  Nca|iel  in  Gebrauch  stehende 
System  der  Massengräber,  in  welche  die  Todtcn  der  ärmeren 
Klasse  ohne  Unterschied  von  Alter  oder  Geschlecht  ohne  Sarg 
hinein  geworfen  werden,  das  Wesentlichste  dazu  beigetragen, 
selbst  Leute  der  unteren  Stände  zu  veranlassen,  für  eine  an- 
ständige Beisetzung  nach  ihrem  Tode  in  derartigen  Brüder- 
schafts-Kaj>cllen  schon  bei  Lebzeiten  Sorge  zu  tragen.  Der 
ganze  steile  Weg  zu  den  auf  der  Höhe  des  Bcrgabhangs 
liegenden  Hallen  des  Camposanto  ist  von  solchen  Gebäuden 
auf  beiden  Seiten  dicht  besetzt,  so  dass  der  Besucher  dieses 
Friedhofs  in  einer  Strafsc  von  eigentümlichstem  Charakter 
wandelt. 

Die  sonstigen  Camposanto-Anlagcn,  die  ich  Gelegenheit 
hatte  zu  sehen,  zeigen  dieselben  Prinzipien,  wie  die  mitge- 
teilten, ohne  weitere  spezielle  Erwähnung  an  dieser  Stelle 
zu  vcriliencn. 

Sehliefslich  möchte  ich  noch  bemerken,  dass  die  beige- 
fügten Grundriss-  und  Sit uations- Zeichnungen  mir  Reiseskizzen 
sind,  l>ci  welchen  die  Maafse  teils  durch  Abschreiten,  theils 
durch  Taxiren  fest  gestellt  wurden,  dass  dieselben  also  auf 
Genauigkeit  keinen  Anspruch  erheben  können. 

0.  Peters,  Baumeister. 


Filtration  des  Flusswassers  zur  Versorgung  der  Städte. 


Der  amerikanische  Ingenieur  James  1*.  Kirkwood  hat  unter 
dem  obigen  Titel*)  eiu  Buch  erscheinen  lassen,  das  vielleicht  das 
erste  ist,  welches  ganz  speziell  und  ausführlich  auf  ein  begrenztes 
Kapitel  der  Wasserwerk-Baukunst  die  Filter-Aulageu  —  ein- 
geht .  während  die  bisherige  Litteratur  fast  nur  aus  Beschreibungen 
einzelner  Bauwerke  besteht,  die  für  das  Studium  des  Wesens  der 
Filtration  unzureichend,  mindestens  aber  sehr  unbequem  sind. 
Das  Werk  ist  freudig  zu  begru&en  und  der  Wunsch  hinzu  zu 
fügen,  dass  die  darin  betretene  Bahn  wissenschaftlich  weiter 
verfolgt  würde.  Ks  wird  am  Platze  sein,  dem  Buche  eine  etwas  aus- 
führlichere Besprechung,  als  einer  andern  gewöhnlichen  Litteratur - 
Krschciuung  zu  widmen. 

James  Kirkwood  hat  im  Auftrage  des  B<wä  oj  tt'attr- 
Commüsianeri  der  Stadt  St  Louis  im  Jahre  IHM  Kuropa 
bereist,   um  Studien  über  die  Abklärung  des  Flusswassere 


^)  KlltrUkm  du  FluarwuBor«  mr  Vmoriwn«  >i«i  »Adle;  Berirkt  ran  Jim 


behufs  Wasser-Versorgung  von  St  l.nuis  zu  machen.  Kr  hat  seine 
Wahrnehmungen  in  einem  „Bericht''  uieder  gelegt,  der  deu  Haupt- 
inhalt der  deutschen  Bearbeitung  bildet  In  einer  Nachschrift 
giebt  der  Uebcrsetzer  des  Buchs,  Hr.  lug.  Samuelson,  seine 
eigene  Meinimg  kund  und  «cht  ferner  speziell  auf  die  von  ihm 
projektirten  Filter-Anlagen  der  Stadtwasserkuust  von  Hamburg  ein. 

Der  „Bericht'  zerfällt  in  2  Tin  nie,  deren  oraler  die  Frucht 
des  nachfolgenden  2.  Theils ,  nämlich  die  Beschreibung  einer 
FUter-Anlage,  wie  sie  der  Verfasser  für  St  Louis  nach  seinen 
tleilsigeu  Studien  prujektirt  hat,  enthält  Das  Mississippi- Wasser, 
welches  für  St  Louis  benutzt  werden  soll,  enthält  sehr  wenig 
organische  Substanzen,  zeitweilig  aber  viel  Sinkstoffe;  die  Zeit, 
welche  nötig  wäre,  nm  dieselben  durch  Ablagerung  auszuschei- 
den, nimmt  Kirkwood  zu  U  Tsgeu  au.  Kr  zieht  es  daher  »ur, 
nur  die  gröbsten  Theile  durch  1  Uigige  Ablagerung  zu  entfernen 
und  alsdann  eine  Filtration  folgen  zu  lassen.  Die  Filtcrttache 
wird  von  ihm  ohne  ireuauere  Berechnung  einfach  zu  etwa  3  <>2t)  □«■ 
angenommen;  die  Filterechichten  soHen  I^B-IJJB"  tief  und  das 

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N«.  62. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


315 


Wasser  in  der  untersten  Kiesschicht  durch  l!i<)  his  230«""  starke 
Tbonrohre,  die  in  2,4  his  3,6 m  Entfernung  verlegt  sind,  dem  Haupt- 
kanal  des  Filters  zugeführt  werden,  welcher  0,76 m  breit  und  0,88  "• 
hoch  angenommen  ist  Um  die  Depressionshöhe  ( Differenz  zwischen 
den  Spiegelhohen  des  Filters  und  des  Koiuwaaser-Kanals)  zuverlässig 
regulären zu  können,  sollen  stellbare  Ueberfällein  Schieber- 
form angewandt  werden  -  eine  Einrichtung,  deren  Grundgedanke 
zweifellos  gut  ist.  Die  Filterbanins  sollen  mit  Rücksicht  auf  die 
Hewegung  der  winterlichen  Eisdecke  mit  vertikalen  Maueru  ein- 
gefant  werden.  Mit  Ausnahme  der  erwähnten  Schieber-Anlage 
vorgeschlagenen  Anordnnngen  Nachahmungen  guter 
ler  Vorbilder. 

Diesem  1.  Abschnitt  des  Ruches  folgt  eine  gewissenhafte  Be- 
schreibung aller  von  Kirkwood  besuchten  Wasser- 
Werke,  nämlich  der  von  London,  Leicester,  York,  Liverpool, 
Edinburgh,  Dublin,  Perth,  Altona,  Hamburg,  Berlin,  Tours,  Angers, 
Nantes,  Lyon,  Toulouse,  Marseille,  Genua,  Livorno,  Wakeneid. 
Der  Verfasser  liefert  eine  getreue  Erzählung  alles  desjenigen,  was 
er  von  den  gen.  Werken  gesehen,  gemessen  und  gebort  hat.  Die 
gewählte  Vortrags-Art  hat  ihre  guten  Eigenschaften,  da  sie  leicht 
erkennen  laset,  wie  weit  die  eine  oder  die  andere  Angabe  genau 
ist.  Aus  der  mitgetbeilten  Beschreibung  anrb  verfehlter  Anlagen 
ist  viel  zu  lernen  und  der  t'ntslAnd,  dass  die  Angaben  einer 
langst  verflossenen  Zeit  angehören,  ist  für  den  turnenden  Ingenieur 
ileshalh  nicht  störend,  weil  die  Filter  -  Konstruktion  in  neuerer 
Zeil  kaum  merkliche  Veränderungen  erlitten  hat,  höchstens,  das* 
egen  steigendem  Wawrlieditrfnisses  die  Gröfse  derselben  ge- 
steigert worden  ist.  Dennoch  aber  muu  die  Beschreibung,  welche 
unser  praktischer  amerikanischer  Kollege  geliefert  hat,  als  eine 
etwas  „handwerkermäßige" ,  manchmal  sogar  naive,  bezeichnet 
werden,  die  leider  eine  grölst'  Menge  deB  mühsam  gesammelten 
Materials  unverwerthbar  macht,  in  jedem  Falle  aber  den  Leser 

,an  S.  146  u.  147  eine  Tabelle 
Abmessungen,  in  der  die  Angaben 
und  den  Ventil-Querschnitt  fehlen;  ohne 
erstere  sind  aber  die  Angaben  über  Zylinder-Dimensionen,  ohne 
letztere  die  Zahlen  über  die  Pumpen  und  Geschwindigkeit) -Ver- 
hältnisse fast  werthlos. 

Während  mehrfach  harmlose  Kleinigkeiten  im  Buche  Er- 
wähnung linden,  vermint  man  beispielsweise  bei  den  Angaben  über 
Filter  feinere  .Messungen,  also  Zahlen  (Iber  Korngrößen  der 
Materialien.  Was  bezeichnet,  wenn  wir  nach  Maafsen  fragen,  ein 
Sandkorn,  was  dagegen  feiner,  was  grober  Kies?  Gerade  hierüber 
dürften  die  Ansichten  weit  aus  einander  gehen,  da  es  sich  beim 
Filtcrsand  um  Bnichtbcile  von  Millimetern  handelt,  während 
freilich  beim  Kies  rohere  Angaben,  wie  etwa  von  Wallnun- 
Gröfse,  llascluuss  -  Gröfse  etc.,  genügt  halten  würden.  Eine 
.Anleitung  zum  Filterbau"  bildet  sonach  das  Kirkwood'sche 
Buch  nicht;  daneben  ist  das  Studium  desselben  ziemlich  mühsam, 
ins  bes.  schon  deshalb,  weil  Mualsangäbeu  in  der  buntesten  Zu- 
sammenstellung noch  allerlei  Einheiten,  namentlich  nach  den  für 
uns  sehr  uubequcnicn  englischen  CaUon»,  Mütt,  Acre*  e4e. 
gemacht  worden  sind,  die  nur  mit  steter  Beiziehung  der  Re- 
duktious-Tabelle  übersehbar  werden.  Es  bleibt  zu 
dass  der  Hr.  Ilebersetzer  des  Werks.neben  V« 
der  Sprache  nebt  auch  eine  Verdeutschung  der  Zahlenangaben 
geliefert  bat  Hingegen  muss  anerkannt  werden,  dass  der 
Hr.  Ucbersetzer  den  vorhin  erwähnten  Mangel  einer  klaren 
Zusammenstellung  der  wichtigsten  aus  den  von  Kirkwood  mit- 
getbeilten Erfahrungen  abzuleitenden  Erklärungen  und  Zahlen 
empfunden  hat,  indem  derselbe  —  unterstützt  durch  eigene 
Beobachtungen  —  auf  die  feineren  Vorgänge  auf  dem  Filterbett 
eingeht  und  seine  betr.  Angaben  genau  präzisirt 

Ans  dem  vielen  werthvollen  Material,  welches  im  Buche 
enthalten  ist,  möge  eine  kurze  generelle  Mittheilung  hier  ge- 
stattet sein. 

Kirkwood  besuchte  Anlagen  aller  Art,  solche,  die  gar  uicht 
filtriren,  andere,  die  eine  künstliche  Filtration  halten,  endlieb 
solche,  die  mit  sogen,  natürlicher  Filtration  arbeiten. 

Kr  findet,  dass  die  künstliche  Filtration  in'  England  fast 
allerorten  gut  verstanden  und  gelungen,  die  natürliche  Filtration 
dagegen  mißverstanden,  verunglückt  ist 

In  Frankreich  verhält  sich's  umgekehrt  K.  fand  dort 
gute  Anlagen  für  natürliche  Filtration;  dabei  ist  indes«  nicht  zu 
verkennen  und  auch  Kirkwood  ahnt  dies  bereits  dass  für 
diese  Anlagen  das  Grundwasser  eine  Kolle  spielt, 
heutzutage  von  filtrirtem  Flunwasser  scharf  zu 
bemüht  ist 

Fast  überall  in  England  wird  „Ablagerung"  vor  der  Filtration 
t;  den  Ablagerung*- Bassins  hat  man  oft  sehr  hedentenden 
Fanungaranm  gegeben ;  K.  hält  aber  eine  mehr  als  1  Tag  dauernde 
für  untohnend,  welche  Ansicht  in  statistischen  Zu- 
aus  neuester  Zeit  bestätigt  wird. 


gediegenen  Arbeiten  von  Grahn  (Journal  f.  Gasbeleuchtung  1876 
S.  280)  geht  hervor,  dass  bei  den  Filtern  der  Wal  ifiddlaex 
Waier  Hnrlr«  (London)  die  Ablagerungs-Bassins  etwa  das  (»fache 
des  Tagesbedarfs  fassen  und  pro  Q"  nur  HOkb"»  Wasser 
durchließen,  bis  die  Filter  zu  reinigen  waren,  während  die  Filter 
der  Chthea  Wairr  Work*  (London),  welche  ohne  Ablagerungs- 
Hassius  siud,  336  kb™»  bis  zur  Reinigung  durchließen.  Beide  Werke 
aber  entnehmen  das  Wasser  unfern  von  einander  aus  der  Themse. 

Aus  solchen  Fällen  soll  freilich  nicht  gefolgert  werden, 
dass  die  Ablagerung  ganz  unnütz  seil  aber  jedenfalls  das, 
dass  dieselbe  nur  für  ganz  grobe  Sinkstoffe,  die  sich  innerhalb 

von  Werth  ist    Der  " 


dass  Thonschlamm,  welcher  viele  unserer  Flüsse  trübt,  nur 
in  sehr  langer  Ablagerung  zu  Boden  sinkt,  und  dan  die  Be- 
antwortung der  Frage,  ob  Bassins  nützlich  seien  und 
Gröfse  sie  erhalten  sollen,  wesentlich  davon  abhänge,  ob 
Anlage  durch  lokale  Umstände  gegenüber 
wesentlich  begünstigt  ist  oder  nicht  In  keinem  Falle  sei  es 
möglich,  durch  Ablagerung  an  Filter-Fläche  zu  sparen. 

Zweck  der  Filtration,  als  deren  Erfinder  der  Ingenieur 
der  ( 'heitern  &  Lambeth  W.  W.,  James  Simpson,  genannt  wird, 
ist  nach  Kirkwood  nicht  nur  die  Ausscheidung  trübender  Sink- 
stoffe, sondern  auch  die  der  nicht  mit  freiem  Auge  sichtbaren 
Organismen  und  Reste  derselben,  die  auf  den  ausgenutzten 
Filtern  als  Schlamm  von  grünlicher  Farbe  angetroffen  werden. 
Samueison  fügt  hinzu,  dan  diese  zurück  gehaltenen  Körper 
z.  Th.  jedenfalls  viel  kleiner  seien  als  die  Zwischenräume,  welche 
die  Sandkörner  lassen,  auf  deren  Oberfläche  sich  diese  feinen  Theile 
rund  herum  ablagern  und  nicht  etwa  wie  auf  einem  Sieb, 
auf  der  obersten  Bngrenzungsrläcbc  der  Körper  mechanisch  zn- 
gehäufl  liegen  bleiben.  Diese  Acufsernug  steht  in  inni 
•nhaug  mit  den  von  demselben  Autor  aufgestellten 
geeigneter  Filiersand  möglichst  gleichmäßiges 
Korn  von  bis  1™"  Durchm.  haben  soll;  dass  nicht  mehr  als  1  f< 
bis  V,  der  Körner  grofser  als  1 »»  sein  darf;  dass  kleinere  Körner 
möglichst  ganz  fehlen  sollen  event  durch  Waschen  entfernt 
werden  müssen,  und  dass  schon  bei  ';,  bis  '/,  ■**"  Korngröfse  der 
Sand  ganz  untauglich  sei. 

Zur  Untersuchung  der  Korngröfse  wendet  Samueison  da» 
Verfahren  an,  eine  Messerspitze  voll  Sand  auf  fein  quadrirtes 
Millimeter-;  Papier  zu  streuen  und  die  Körner  nach  ihrer  Gröfse 
mit  Hülfe  der  Lnnpe  zu  zählen.  Uns  will  die  Sortining  eines 
etwas  größeren  Quantums  durch  ein  Sieb  mit  runden  Löchern  von 
bekannter  Gröfse  sicherer  und  besser  als  diese  Methode  erschei- 
nen. Die  Quantitäten  der  Aussiehungen  wären  durch  Wiegen 
mit  dem  Oesammtuuantum  zu  vergleichen. 

Das  Wasser-Quantum,  welches  ein  Filter  gut  zu 
reinigen  im  Stande  ist,  giebt  Kirkwood  nach  den  besten  An- 
sichten englischer  Ingenieure  zu  3,5  bis  3,9  kb'»  pro  (  ]™  und  Tag 
(Tages-Maximum)  bei  mittlerem  Zustande  des  Filters  an,  wah- 
rend er  gelbst  3,66  kb™  für  das  günstigste  Quantum  hält  Manche 
Filter  leisten  weit  mehr,  z.  B.  die  der  Lambeth  W.  W.. 
trotzdem  dan  das  Wasser  einer  strengen  Kontrolle 
seiner  Güte  unterliegt,  im  September  1H73  pro  [  ]"»  8,1131  kb™ 
gaben  (Grahn,  Jonrn.  f.  GasbeL  1876).  Aber  auch  Kirkwood 
kennt  dergleichen  Fälle,  ohne  dadurch  veranlasst  zu  werden,  von 
seiner  Ansiebt  abzugehen.  Samueison  erklärt,  alle  diese  An- 
gaben seien  nur  für  Flüsse  zulässig,  welche  blos  grobe  Sink- 
stoffe führten,  wie  die  englischen ,  und  jedes  Wasser  habe  seine 
eigene,  günstigste  Filtrotions-Gesehwind'igkeit ;  liei  Floaten  wie 
die  Elbe,  die  zeitweilig  einen  sehr  feinen  und  doch  vollständig 
trübenden  Thnnschlarom  fahrten,  teien  nur  1,7  his  1,8  kb™  zu- 
lässig. Diese  letzte  Angabe  stützt  sich  auf  Versuche  im  Kleinen, 
sowie  darauf,  dan  die  Filter  der  Altonaer  Wasserwerke  durch- 
schnittlich nur  1,6  kb"  leisten  sollen.  Hier  ist  jedoch  ein  Irr- 
thum unterlaufen,  den  der  Direktor  der  Altonaer  Werke,  Herr 
Kümmel,  bereits  in  No.  18,  1876  der  D.  Bau/tg.  richtig  gestellt 
hat;  auch  aus  neueren  Angaben  des  Hrn.  Kümmel  (Journ. 
f.  Gasbel.  Nn.  76,  S.  302)  folgt,  dass  man  in  Altona  1875  bei 
Tagesmaximnm  2,3*5  kb'»  Wasser  filtrirte,  früher  manchmal 
vielleicht  noch  mehr,  nnd  dan  zur  Verringerung  dieser  Leistung 
ist. 


Die  Samuelson'sche  Zahl  von  1,8  kb»  ist  daher  wohl  zu 
niedrig  gegriffen,  unbeschadet  der  Berichtigung,  welche  die 
Kirkwood'sche  Angabc  durch  Samueison  erhalten  hat  Andrer- 
seits raun,  da  die  Normirung  des  Durrhrluss-Qiiantums  innerhalb 
gewiner  Grenzen  eine  Geldfrage  ist  (größere  Filter  sind  in 
der  Anlage  theurer,  aber  billiger  zu  unterhalten  als  kleine) 
nnd  da  Deutschland  theurere  Zinsen  nnd  hilligere  Lohne  als 
England  hat,  das  Dtirchtluss-Quantum  unter  sonst  gleichen  Ver- 
hältnissen bei  deutschen  Wasserwerken  im  allgemeinen  höber  als 
in  England  gewählt  werden. 


Ueber  die  Restauration  von  Baudenkmälern. 

(SrkJltu.) 

D.  Die  Restauration.  I  die  leichte  Zugänglichkeit  jeder  einzelnen  Stelle  ist  es,  die  Ge- 

Fflr  die  Zwecke  der  eigentlichen  Restauration  ist  zunächst  |  rüste  in  niedrigen  Stockwerken  von  3— 4™  Höhe  zu  errichten; 
die  Einrüstung  des  Monuments  erforderlich.  Dieselbe  ist  j  um  die  Materialien  bequemer  zu  transportiren  empfiehlt  sich  bis- 
eine  so  «ehr  von  dem  Einzelfall  abhängige  Aufgabe,  dass  man  |  weilen,  die  Stockwerke  summarisch  durch  einige  Etagen  absn- 
kaum  etwas  Allgemeines  über  sie  sagen  kann.    Zweckmäßig  für     thcilen,  welche  bequeme  Lagerplätze  für  die  zunächst  zu  ver- 


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3.  An-nst  1878 


man  i 

xclne  nöthige  Maafse 
Aufnntiren  der  Koten 


setzenden  Werkstucke  bieten.  Dass  das  Einrüsten  von  Baudenk- 
mälern meistens  eine  schwierige  Arbeit  ist,  welche  die  prüfet? 
Sorgfalt  und   raflichste^^a^nng^aJIer  Umsttade^  erfordert, 

kaum  besonderer  Erwähnung.  WaB  die  Aufgabe  besonders  erschwert, 
ist  die  oftmals  sehr  unregelmäßige  Anlage  der  Baudenkmäler. 

Erst  wenn  die  Gerüste  vollendet  sind,  kann  man  alle  nötliipcn 
Dctailanfnahmen  an  dem  Baudenkmal  besorgen,  nach  welchen 
die  Ergänzungen  zu  bilden  sind.  Es  versteht  sich  ebenso,  dass 
diese  Aufnahmen  sich  auf  alle  EigenthQmlichkeiten  der  Architektur 
des  Monumentes  erstrecken  müssen,  wie  auch,  dass  sie  den  Un- 
genanigkeiten  in  der  Ausführung  nnd  den  Unregelmässigkeiten 
der  Anlage  Rechnung  tragen  müssen.  Kiese  Detailaufnahmcn 
müssen  au  Ort  und  Stelle  aufgezeichnet  werden,  damit  man  in 
einzelnen  zweifelhaften  Fallen  am  Bauwerk  selbst  sich  Raths  er- 
holen kann.  Auch  wenn  die  Aufnahmen  mit  noch  so  greiser 
Sorgfalt  erfolgen,  werden  doch  Kleinigkeiten  übersehen ,  auf  die 
rst  beim  Aufzeichnen  aufmerksam  wird;  man  vergisst  ein- 
oder  irrt  sich  auch  bei  dem  Messen  und 
Wegen  jedes  streitigen,  beim  Auftragen 
der  Messungen  sich  ergebenden  Punktes  an  den  Ort  des  Bau- 
denkmals hin  zu  reisen,  ist  kostspieliger,  als  die  Aufnahme  an  Ort 
wenigstens  im  Brouillon  auszuarbeiten.  Bei  diesen, 
langwierigen  Aufnahmen  darf  man,  um  der  Sorgfalt 
lit  derZeit  nicht  kargen;  der  Grad  der  Schnelligkeit,  mit 
sie  sich  besorgen  lassen,  hangt  sehr  von  der  Geschick- 
lichkeit der  Persönlichkeit  ab,  welche  man  mit  der  Arbeit  he- 
trant  Wer  sie  nicht  versteht,  misst  dreimal  soviel  Maaße  als  nöthig 
sind  und  vergisst  die  unentbehrlichsten.  Hei  allen  Aufnahmen  ist 
das  Wichtigste,  dass  man  möglichst  korrekte  und  vollständige  Skizzen 
macht  Es  ist  die  Regel  nur  zu  richtig:  .Was  man  nicht  gezeichnet 
hat,  hat  man  nicht  gesehen".  Die  Skizzen  sollen  womöglich  in  ziem- 
lich grofse  Bücher  gezeichnet  werden,  auf  jedes  Blatt  nur  ein  Objekt, 
damit  die  Deutlichkeit  nicht  leide  und  sich  zum  Schlüsse  die  Blatter 
als  urkundliche  Beweisstücke  leicht  einregiatriren  lassen.  Die 
Maafse  selbst  nimmt  man  in  bestimmter  Reihenfolge  auf,  um 
nichts  zn  übersehen,  und  schreibt  sie  zwischen  2  Pfeile  ein,  z.  B. 
(<  8,079 " —  — >).    Die  Art  und  Weise,  wie  manche 

Architekten  die  Aufnahme  betreihen,  dass  sie  nämlich  angesichts 
des  Objektes  jedes  genommene  Maafs  sogleich  auftragen,  also 
die  Skizzen  ganz  umgehen,  ist  als  eine  zeitraubende  und  sehr 
unvollkommene  Methode  verwerflich.  Beim  Feldmesscn,  dem  sie 
entlehnt  ist,  mag  sie  zuweilen  unvermeidlich  sein,  bei  architek- 
tonischen Aufnahmen  ist  sie  unzweckmäßig,  weil  die  Skizzen  mit 
den  Originalmaafsen  zur  Kontrole  nöthig  sind.  Sie  ist  überdies 
in  den  meisten  Fällen  ganz  undurchführbar,  ebenso  wie  eine  andere 
gebrauchliche  Methode,  nach  welcher  man,  um  der  Reinhaltung 
der  Skizzen  willen,  die  Punkt-  eines  Gegenstandes,  z.  B.  eines 
Grundrisses,  mit  Buchstaben  bezeichnet  und  die  Maafse  als  Ta- 
belle beischreibt;  man  würde  also  schreiben:  oi  =  0,357  >», 
bc  =  1,456"  erf  =  3,045 -  ad  =  2,040™  etc.  Wie  beim 
Feldmessen  muss  man  sich  übrigens  daran  gewöhnen,  die  Maal'sc 
dretzifferig  abzulesen  und  zu  schreiben,  um  Irrtbümer  zu  ver- 
meiden, zu  welchen  die  Nullen  Anlass  bieten. 

Was  das  Aufzeichnen  der  Detail-Aufnahmen  betrifft,  so 
sollte  man  es  nicht  versäumen,  für  dieselben  einen  möglichst 
grofsen  Maarsstab,  z.  ß.  ',■„,,  zu  wählen,  auch  wenn  sie  nicht 
direkt  für  die  Restauration  gebraucht  werden.  Beim  Ausarbeiten 
der  Restaurationsphuie  sind  die  Maaßvcrhältnissc ,  an  die  der 
restaurirende  Architekt  sich  halten  muss,  zwar  durch  die  vor- 
handenen Theile  gegeben :  aber  die  einzelnen  Ergänzungen  lassen 
sich  doch  nur  im  Zusammenhang  und  im  Vergleich  mit  dem 
Bestehenden  entwerfen.  Dm  gilt  ganz  besonders  bei  der  Regn- 
guten Architekturwerk, 
,  stehen  die  Detailver- 
Ganzen 

einzelne  Theil  als  Maaßstab  für  die  übrigen  gelten 
um,  ».u  man  dieselbe  Harmonie  bei  dem  ergänzten  Theil  er- 
zielen, so  muss  man  ihn  mit  allen  Einzel theilcn  vergleichen. 
Die  s&mmtlichen  Details  in  grobem  Maafsstab  zu  zeichnen  hat 
aufserdem  den  Zweck,  dass  man  sich  in  den  Geist  des  Werkes 
immer  mehr  vertieft',  der  theilweise  eben  erst  während  dieser 
Operation  klar  erkennbar  wird.  Hat  sich  der  Meister  des  Werkes 
hei  der  Behandlung  der  Details  an  bestimmte  Regeln  und  Normen 
angeschlossen,  so  sind  diese  gleichfalls  im  Einklang  mit  solchen 
Normen  zu  ergänzen. 

Bei  der  Restauration  selbst  bildet  es  eine  wichtige  Frage, 
wie  die  Verbindung  der  neuen  Theile  mit  den  alten  herzustellen 
ist.  In  der  Regel  ergiebt  sich  diese  von  selbst ;  nicht  selten  aber 
muss  man,  anstatt  eine  allmähliche  Verwischung  der  Grenzen  der 
alten  und  neuen  Theile  durch  die  im  Laufe  der  Zeit  eintretende 
einheitliche  Färbung  des  Baumaterials  ins  Auge  zu  fassen,  diese 
Grenze  als  einen  besonderen  Abschnitt  hervor  heben. 

Wenn  ein  Bau  im  Mittelalter  längere  Zeit  unterbrochen 
worden  war  und  man  ihn  Bpflter  nach  einem  neuen  Plane  fort- 
,  so  achloss  man  sich  nicht  allzu  selten  nicht  blas  im 


behielten  beispielsweise  das  ältere,  schon  in  der  ursprüng- 
Anlage  gegebene  Pfostenprofil  mit  Rundstaben  bei.  Ja 
sogar  am  Vierunpthurm  des" 


lining  der  Detailverhaltnisse.  Bei  jedem  guten  Architektur 
gehöre  es  diesem  oder  jenem  Baustil  an,  stehen  die  Deta 
haltnisse  so  sehr  in  Harmonie  mit  dem  Ganzen  und  unter 


Doms 
liehen 

die 

die  spfct- 

zu  verwerthen.  Am  Dom  zn  Worms 
hat  man  in  der  Zeit  der  Spätgothik  Würfelkapitelle  nachgeahmt  etc. 
In  anderen  Fällen,  und  zwar  wohl  in  den  meisten,  verlief« 
man  die  alte  Form  ohne  weiteres  und  fügte  die  neuen  Theile 
ohne  Vermittclung  an.  Zuweilen  auch  schaltete  man  einen  vier- 
eckigen Stein  oder  ein  Blatt-Ornament  an  der  Stelle  ein,  wo  man 
die  neuen  Formen  einzuführen  begann. 

Die  Unregelmäfsigkeiten  der  Anlage  oder  der  Ausführung  mit 
den  neuen,  regelmitfsig  angelegten  oder  gestalteten  Theilcn  zu  ver- 
mitteln, ist  in  den  meisten  Fällen  unmöglich.  Man  ignorirt  alsdann 
lieber  die  erste ren  und  sucht  von  solchen  Stellen  an  regelmäßig 
zu  bauen,  an  welchen  sich  die  Differenzen  verbergen  lassen,  z.  B. 
da,  wo  die  Strebepfeiler  absetzen.  Wenn  allerdings  die  Unregel- 
mäßigkeiten der  Anlage  so  bedeutend  sind,  dasa,  wie  beispielsweise 
an  der  Eusebius-Kirche  zu  Arnheim,  die  Spannweite  der  Strebe- 
bogen um  beinahe  2™  differirt,  so  muss  man  jeden  einzelnen  Fall 
für  sich  behandeln  und  nur  dafür  sorgen,  dass  im  Gesammt-Ein- 
druek  die  Unregelmäfsigkeit  möglichst  wenig  auffallt  Es 
nen  hierbei  recht  schwierige  Fragen  zu 
Wie  soll  man  z.  B.  sich  helfen,  wenn  man  eine  Mauer  erhöht, 
die  sich  ganz  unregelmäßig  und  an  einzelnen  Stellen  bis  zu 
10"»  ausbaucht? 

Ueber  die  Bauausführung  bei  Restaurationen  lässt  »ich 
wenig  Allgemeines  sagen,  was  nicht  überhaupt  für  Bauausführungen 
gälte.  Prinzipiell  kann  man  es  als  verwerflich  hinstellen,  Nestau- 
rations  -  Arbeiten  auf  dem  Submissionswege  zu  vergeben.  Bei 
Restaurationen  ist  eigene  Regie  und  das  Vergeben  der  Arbeiten 
um  Taglohn  wohl  das  Zweckmäßigste,  da  man  nicht  die  wohl- 
feilste oder  eine  einigermaafsen  erträgliche  Leistung  verlangen 
soll,  sondern  die  möglichst  beste.  Den  besten  Restaurator  zn 
gewinnen  ist  Sache  des  Vertrauens  der  Behörden  wie  ihrer  Kennt- 
niss  der  zur  Verfügung  stehenden  Persönlichkeiten:  ihn  durch 
ein  Konkurrenz  -  Ausschreiben  ausfindig  machen  zu  wollen,  wird 
selten  guten  Erfolg  haben.  Für  die  Ausführung  größerer  Restau- 
rationen muss  der  Chef  sich  die  geschicktesten  Polire  zu  ver- 
schaffen und  zu  erhalten  suchen,  selbst  wenn  sie  nur  gegen  be- 
trächtlichen Lohn  zu  bekommen  sind ;  die  Polire  sind  bei  Restau- 
rationshanten  nächst  dem  Chef  eben  so  wichtige  Personen,  wie 
die  Feldwebel  beim  Militairdienst  Dass  das  RUreaupersonal 
besonders  zwec 
sich  von  selbst  - 

Im  Verlauf  des 
übergangen  werden,  da 
diente,  jedoch  in  den  Rahmen  der  Darstellung  sich  nicht  gefügt 
hätte,  ohne  diesen  zu  oberladen.  Erwähnt  sei  zum  Schlüsse 
nur  das  wichtigste.  Eine  Klippe,  an  welcher  so  leicht  die  best 
gemeinten  Bemühungen  um  die  Wiederherstellung  von  Baudenk- 
mälern zu  scheitern  pflegen,  ist  der  Büreaukratismns,  der 
leider  bei  nnserm  deutschen  Staatslebea  noch  überall  sich  störend 
vordrängt.  In  meiner  Denkschrift  über  die  Baudenkmäler  im 
Deutschen  Reich  habe  ich  diesen  ihren  größten  Feind  rück- 
sichtslos angegriffen.  Bekanntlich  hofft  der  Verband  deutscher 
Architekten-  und  Ingenieur- Vereine,  durch  eine  Petitinn  an  den 
Reichstag  und  die  Reichsregierung  die  Einsetzung  einer  Behörde 
zum  Schutze  der  deutschen  Baudenkmäler  zu  voranlassen.  Aus 
mehren  mir  zugegangenen  Zuschriften  ergiebt  sich,  dass  man  mit 
Einsetzung  einer  solchen  Behörde  erst  recht  eine  Zentralisation 
des  büreaukratischen  Verfahrens  in  der  Behandlung  der  Restau- 
rationsfragen erwartet  und  Preußen  am  wenigstens  zutraut,  dass 
es  solche  Angelegenheiten  von  freieren  Gesichtspunkten  aus  be- 


mir  indeas  keineswegs  Berech - 


*)  K»  «ni  hifr  M  dl*  ttniSrlitige  Btbmiptunp  Wnltmanii '■  rowtri  Adlrr  prkirMir 
Ikb  4t.  atrabb.rgrr  UäaMn  «tnfttrt,  du.  <U»  BrtbHuüUM.  <«hi  ülw-n  Web» 


Angele 
wird. 

Solche  Befürchtungen 
ti gütig  zu  haben.  Preufse) 
Maafse  wie  die  kleineren 
aber  gerade  diesem  eine  so  wichtige  Angelegenheit  wie  die 
Restauration  der  Baudenkmäler  im  Deutschen  Reich  zu  entreifsen, 
ist  ja  das  Ziel,  welches  wir  im  Auge  haben.  Das  Reich  als 
Ganzes  kann  viel  eher  sich  des  Büreaukratismns  erwehren,  als 
der  kleinere  oder  größere  Einzelstaat  in  Deutschland,  weil  es  die 
nötliigen  Mittel  besitzt,  um  seine  Ziele  zn  verfolgen,  in  den  Einzel- 
staaten aber  der  Mangel  an  Mitteln  wesentlich  Schuld  daran  trägt 
dass  wichtige  Fragen  bürcaukratisch  behandelt  werden.  In  den 
deutschen  Staaten  hat  man  gerade  um  der  Ersparnis?  willen 
Vieles  nur  halb  gemacht  und  oft  unbefähigte  aber  wohlfeile  Kräfte 
an  die  Spitze  derjenigen  Branchen  gestellt,  die  durchaus  gedie- 
gener Männer  bedürfen.  Die  Bürcaukratic  macht  sich  gerade  da 
breit,  wo  der  beschränkte  Verstand  in  der  Sparsamkeit  um  jeden 
Preß  ein  wirthschaftliches  Prinzip  erblickt  Dem  Deutschen  Reich 
als  Ganzem  zuzutrauen,  dass  es  sich  aus  diesen  ungünstigen  Ver- 
hältnissen der  Einzelstaaten  nicht  wird  heraus  reißen  können,  ist 
doch   ein    verfrüht«  Crfheil.     Würde    man  ^steU^e^  bei 

Auge  halten,  so  würde  von  einer  büreaukratischen  Behandlung 
solcher  Auffraben  nur  insofern  die  Rede  sein  können,  als  das 
Büreaukratiscbe  unvermeidlich,  ja  zweckmäßig  ist  in  Bezug  auf 
die  Formnlirung  der  Aktenstücke,  Rechnungsrevisionen,  Verwaltung 
von  Geldern  etc.   Kein  außerdeutscher  Staat  behandelt  die  Kon- 


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JtäLIENISCHE  pAMPOSANTO-^NLAGEN. 


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318 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


3.  Au sii st  1878 


du  IVouUche  Reich  nicht  ebenso  gut  eine  freie  Behandlung  dieser 
Aufgabe  bewahren  können?  Und  wenn  manche  I.ente  gerade  von 
Preufsen  und  Kerlin  in  dieser  Hinsicht  wenig  Gutes  erwarten,  so 
ist  daran  zu  erinnern,  das«  Preufsen  mehr  und  mehr  sich  selbst 
durch  das  Reich  umgestalten  wird  und  muss,  will  es  überhaupt 
gegenüber  anderen  deutschen  Staaten  einen  Vorzug  sich  bewahren. 
Weil  das  Keich  noch  nicht  im  Einzelnen  fertig  und  vollendet  ist, 
dürfen  wir  doch  nicht  an  seiner  Entwickeln ngsfäbigkeit  zweifeln? 

Wahr  int  es,  dass  die  Mehrzahl  unserer  jetzigen  Volks- 
vertreter, Facbpolitiker,  Juristen  und  Geschäftsleute  für  Förderung 
der  Kunstinteressen  nicht  allzu  viel  übrig  haben.  Kür  den  Augen- 
blick lässt  das  Vorherrschen  politischer  Interessen  eine  solche 
Zusammensetzung  des  Reichstags  erwünscht  erscheinen,  hingegen 
wird  die  Zukunft  uns  hoffentlich  eine  lange  Periode  des  Friedens 
und  damit  eine  Volksvertretung  bringen,  die  sich  vorzugsweise 
der  Förderung  der  Kultur  im  Lande  zu  widmen  hat  Der  Zukunft 
die  Wege  zu  ebenen,  ist  unsere  Aufgabe,  nnd  wollen  wir  jetzt,  in 
der  Kindheit  des  Deutschen  Reiches,  dafür  Sorge  tragen,  dass  die 
Rüreaukratie  nicht  allmählich  dessen  Organisation  beherrsche,  so 
müssen  wir  gerade  das  Reich  zum  Bundesgenossen  gegen  diesen 
Feind  machen,  der  nicht  von  selbst  seine  feste  Position  bei  den 
Einzelstaaten  aufgellen  wird.  Das  Reich  ist  in  der  glücklichen 
Lage,  weder  den  Kallast  historischer  Traditionen  noch  fest  ge- 
wurzelter  Misstitnde  nach  sich  schleppen  zu  müssen,  wie  die 
Einzelstaaten ;  deshalb  dürfen  wir  auch  bei  unserer  Forderung 
einer  Kebörde  zum  Schutze  der  Randenkmäler  im  I  »einsehen  Reich 
von  ihm  unser  Heil  erwarten.  Möchte  sich  unser  Vertrauen 
rechtfertigen  I 

Amsterdam,  den  6.  November  1877. 

Rudolf  Redtenbacher. 

Die  Erwähnung  der  Photogrammetric  im  Abschnitt  C 
des  vorstehenden  Aufsatzes  hat  dem  Erfinder  dieses  Verfahrens, 
Hrn.  Kreisbaumeister  Meydcnbancr  in  Meschede,  Veranlassung 
zu  einer  Zuschrift  an  uns  gegeben.  Wir  dnirken  dieselbe  seinem 
Wunsche  gemäfs  im  unmittelbaren  Anschlüsse  an  deu  Redten- 
bacher'achen  Aufsatz  ab,  können  jedoch  nicht  unterlassen,  hervor 
zu  heben,  dass  wir  die  Tendenz  jener  Erwähnung  als  eine  durch- 
aus wohl* 

das»  demselben 
und  Anwendung 
Zuschrift  lautet: 

Die  vermeintlich  noch  ausstehende  Bewährung  in  praxi  der 
Photogrammetrie  zur  Aufnahme  von  Raudeukmalen  ist  bereits  seit 
zwei  Jahren  mit  dem  denkbar  deutlichsten  Erfolge  nachgewiesen. 
Die  betreffende  Arbeit,  die  Aufnahme  der  Kastorkirche  in  Koblenz, 
wird  in  der  Ausstellung  bei  Gelegenheit  der  bevorstehenden 
Generalversammlung  des  Verbandes  deutscher  Architekten  und 
Ingenieure  in  Dresden  zugänglich  sein.  Diese  Aufnahme  ist  auf 
Veranlassung  des  Herrn  Kultusministers  vom  Unterzeichneten  aus- 
geführt und  von  der  Technischen  Raudeputation  begutachtet 
Auf  Grund  des  Gutachtens  ist  die  Methode  amtlich  den  Regierungen 
und  sonstigen  hcthciligten  Körperschaften  empfohlen.  — 

Dass  die  Methode  jede  direkte  Aufnahme  an  Zuverlässigkeit 
bei  weitem  hinter  sich  lässt,  würde  langst  offenbar  sein,  wenn  sich 
überhaupt  Jemand  die  Mühe  genommen  hätte,  den  kleinsten 
Versuch  damit  zu  jnachen^  Sdche  ,^<lmt<£h^je  Rwj^nWher 

geschlossen.  Dass  alle  Unregelmäßigkeiten  in  Grund-  und  Aufriss, 
alle  Verdrückungen  des  Mauer-  und  Zimmerwerks,  soweit  sie  nicht 
in  den  unmittelbaren  Rereich  der  Hand  fallen,  mühelos  gemessen 
werden,  dass  die  technische  Untersuchung  der  Ran  werke  vor  Inan- 
griffnahme der  Restauration  sehr  erleichtert,  auch  der  Revisions- 
iustanz  an  einem  entfernten  Orte  zugänglich  gemacht  wird,  sei 
nur  nebenher  erwähnt 


-  Die 


Aber  noch  eine  Frage  allgemeinerer  Rcdentung  wird  mittelbar 
durch  I'hotogrammetrie  erledigt  —  nicht  nur,  wenn  es  sich  darum 
bandelt,  einem  älteren  Kauwerk  ein  fehlendes  Glied  hinzuzufügen, 
sondern  hei  Erfindung  monumentaler  Kauwerke  Oberhaupt  Die 
Uebersctzung  geometrischer  Verhältnisse  in  perspektivische  wird 
nur  den  durch  änfsere  Verhältnisse  sehr  begünstigten  Architekten 
geläufig,  und  zwar  durch  unsäglich  kostspielige  Erfahrungen.  IHe 
in  geometrischer  Ansicht  wohl  abgewogenen  Verhältnisse  verschielien 
sich  mitunter  bei  dem  ausgeführten  Kauwerke,  wie  viele  Beispiele 
lehren,  zum  Schrecken  des  Architekten  und  des  Publikums.  — 

Zur  Aneignung  einiger  Uebung  in  der  Kenntnis*  der  perspek- 
tivischen Verschiebung  ist  dem  Architekten  in  seinem  Studien- 
gang wenig  Gelegenheit  und  noch  weniger  Zeit  gegeben. 
Die  Anfertigung  durchkonstruirter  Perspektiven  ist  über  alle 
Maafsen  langweilig  nnd  zeitraubend.  Die  Rücküliersetzung  aus 
der  perspektivischen  Ansicht  in  die  geometrische  Zeichnung,  wie 
sie  die  Photogrammetrie  lehrt,  wurde  mit  einem  Schlage  nicht 
nur  die  Uebung  in  der  perspektivischen  Verschiebung  geben, 
sondern  noch  den  Unterricht  in  der  tektoniseben  Formenlehre 
und  der  Kenntnis»  der  Kaustile  übernehmen.  An  Stelle  de*  sehr 
verschiedenartigen  Einflusses  der  Individualität  des  Lehrers  würde 
der  ungleich  anregendere  oder  vielmehr  fesselnde  Eindruck  der 
I  »riginalwerkc  treten.  — 

Alle  diese  Vortheile  hatte  ich  Hrn.  Geheimrath  Lucae  in 
einer  längeren  Unterredung  vorgetragen  und  dessen  Interesse 
dafür  gewonnen,  als.  sein  jäher  Tod  etwaigen  Planen  für  Ver- 
werthung  der  Photogrammetrie  zu  Uuterrichtazwecken  ein  Ende 
machte. 

27.  Juli  1878. 

A.  Meydenhauer. 

Eine  zweite  au  den  Artikel  anknüpfende  Zuschrift  lautet 
wie  folgt: 

Hr.  Rudolf  Redtenbacher  hat  in  seinem  geistvollen,  viel  Wahres 
und  Reherzigenswerthes  enthaltenden  Aufsätze  .über  die  Restau- 
ration von  Baudenkmälern"  in  No.  5,s  d.  Kl.  auf  Seite  2!Hi  u.  A. 
den  in  der  Theorie  gewiss  richtigen  Lehrsatz  aufgestellt  und  lie- 
grfindet,  dass  bei  der  Restauration  von  Kaudenkmälcrn  dieselben 
in  gewisser  Beziehung  verbessert  werden  dürfen  und  sollen. 

Das  ist  in  seiner  Allgemeinheit  eine  sehr  gefährliche  l.elire 
Wenn  das  Baumaterial,  dem  entsprechend  auch  die  Konstruktion 
nnd  also  auch  die  Formen  verändert  werden,  so  entsteht  schlief»- 
lieh  doch  wohl  etwas  ganz  anderes,  als  ursprünglich  vorhanden 
war.  Den  Grundgedanken  des  alten  Meisters  richtig  au  erfassen 
und  deuselbeu  in  anderem  Material  und  in  anderen  Formen  richtig 
auszusprechen ,  dürfte  auch  für  die  Befähigtesten  keine  leichte 
Sache  sein,  ist  aber  eine  bequeme  Auarede  für  jede  Abweichung 
von  der  alten  und  ursprünglichen  Weise,  welche  ein  leichtsinniger 
Restaurator  sich  hat  zu  Schulden  kommen  lassen.  Das  Bestreben, 
die  alten  Denkmäler,  welche  man  nicht  hinreichend  versteht,  zu 
verbessern,  ist  leider  nur  zu  allgemein  und  hat  in  den  allermeisten 
Fallen  zu  Verballhornungen,  ja  oft  geuug  zu  völligem  Untergange 


der  historischen  Denkmaler,  als  solche,  geführt  Diese  sehr  all- 
gemein verbreitete  Sucht  hat  es  bewirkt,  dass  jetzt  in  sehr  vielen 
Fällen  für  alle  Kunstfreunde  Restauration  eines  Denkmals  und 


Untergang  desselben  für  ziemlich  gleichbedeutend  erachtet  wird. 

Ganz  im  Gegensatz  dazu  pflege  ich  darauf  hinzuweisen,  dass 
die  Restauration  stets  genau  in  der  alten  Form,  in  der  ur- 
sprünglichen Konstruktion  und  in  demselben  Material 
ausgeführt  werde,  womit  ich  freilich  zunächst  dem  Surrogaten- 
Wesen,  der  allzuhäutigen  Anwendung  von  Zement,  Zinkblech  etc. 
entgegen  treten  wollte.  Doch  hat  mein  Grundsatz  auch  ganz  all- 
gemein gefasst  wohl  seine  Berechtigung,  und  ich  glaube,  dass 
damit  in  der  Praxis  in  den  meisten  Fällen  sehr  viel  sicherer  der 
Zweck  erreicht  wird,  als  durch  den  in  der  Theorie  gewiss  rich- 
tigeren Hinweis  Redtenbacher's.  r,  Bergau. 


Architekten -Verein  zn  Berlin.  Die  9.  der  diesmaligen 
Sommer-Exkursionen  des  Vereins,  der  in  diesem  Platte  besonders 
augekündigte  und  wiederholt  besprochene,  mehrtägige  Ausflug 
nach  Hannover,  Hildesheim  und  Goslar,  hat  am  20.  bis 
22.  Juli  d.  J.  stattgefunden  und  einen  Verlauf  genommen,  auf 
den  der  Verein  wie  sämmtliche  Thcilnehmer  der  Exkursion  mit 
grofser  Befriedigung  zurück  blicken  dürfen. 

Nicht  ohne  Sorge  hatten  die  mit  den  Vorbereitungen  beauf- 
tragten Mitglieder  der  Exkursions-Knmmission  der  Entwicklung  der 
;e  entgegen  gesehen.   Vereins-Reisen  nach  entfernteren  Ziel- 

und  neuerer  Zeit,  andererseits  einem  anregenden 
nit  den  Facbgenossen  der  besuchten  Stadt  gilt, 
sind  für  die  Förderung  des  Fachwissens  und  für  die  weitere 
Pflege  der  bereits  zu  so  erfreulicher  Entwickelung  gelangten  per- 
sönlichen Beziehungen  unter  den  deutschen  Architekten  und 
Ingenienren  von  so  hervor  ragender  und  erprobter  Bedeutung,  dass 
der  Wunsch,  alljährlich  zum  mindesten  eine  solche  Reise  zu 
veranstalten,  wohl  in  allen  Vereinen  des  Verbandes  gehegt  wird. 
Leider  hat  die  Erfahrung  im  Berliner  Architekten -Verein  (and  j 
wie  wir  glauben  auch  anderwärts)  ergeben,  dass  es  trotz  alledem 
schwer  ist,  eine  gröfsere  Zahl  von  Theilnehmern,  namentlich 
unter  den  alteren,  zumeist  mit  Arbeit  überhäuften  Fachgenossen 


für  eine  solche  längere  Reise  zu  gewinnen.  Neben  mehren 
glänzend  ausgefallenen  Exkursionen,  unter  denen  diejenigen  narh 
Stettin  stets  besonders  sich  auszeichneten,  erwähnt  unsere  Vereins- 
Chronik  andere  von  etwas  mattem  Verlauf:  sie  meldet  endlich 
sogar  von  dem  gänzlichen  Scheitern  mehrer  ähnlicher  Projekte. 

Wenn  der  Ausflug  nach  Hannover,  trotzdem  er  in  die  heifseste, 
zumeist  für  Badereisen  und  Sommerfrischen  ausgenutzte  Zeit  tiel 
und  überdies  mit  den  Reise -Absichten  bezügl.  der  Pariser  Aus- 
stellung sowie  der  bevor  stehenden  Dresdener  Vcrbandsversamin- 
lung  konkurriren  anrate,  etwa  60,  vorwiegend  dem  „Mittelalter" 
angehörigo  Mitglieder  de*  Rcrliner  Architekten -Vereins  angezogen 
hatte,  so  ist  das  ein  Ergebniss,  das  alle  Erwartungen  übertroffen 
und  den  lief  gesunkenen  Muth  für  die  künftige  Veranstaltung 
ahnlicher  Ausflüge  wieder  belebt  hat  An  jener  Zahl  sind  aller- 
dings die  auswärtigen  Mitglieder  des  Vereins,  die  aus  den  Pro- 
vinzen Brandenburg,  Sachsen  und  Westfalen,  ja  sogar  aus  der 
Rheinprovinz  nnd  Posen  sich  angeschlossen  hatten,  mit  etwa  V» 
bethoiligt.  Ihre  eigentliche  Bedeutung  fand  diese  Exkursion, 
soweit  sie  dem  ersten  und  hauptsächlichsten  Zielpunkte,  Han- 
nover, galt,  jedoch  erst  dadurch,  dass  die  dort  eintreffenden 
Fachgenossen  sich  keineswegs  auf  Mitglieder  des  Berliner  Vereins 
beschränkten.  Der  Hannoversche  Architekten-  und  Ingenieur- 
Verein,  welcher  die  Pflichten  der  Gutfreundschaft  in  ebenso 

9 

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N«.  62. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


319 


liebenswürdiger  wie  großartiger,  nahe  an  das  „Arabische"  strei- 
fenden und  darum  fast  bedrückenden  Art  und  Weise  ausübte, 
hatte  die  zunächst  gelegenen  Nachbarvereine  in  Hamburg, 
Bremen  und  Braunschweig  eingeladen,  sich  unserem  Besuche 
gleichfalls  anzuschließen,  und  es  war  aus  diesen  3  Städten  eine 
Anzahl  von  Hüsten  erschienen,  die  in  ihrer  Gesammtheit  der  von 
Berlin  gestellten  Zahl  etwa  gleich  kam.  Rechnet  man  hinzu, 
dass  die  Mitglieder  des  Hannoverschen  Vereins  sich  gleichlall» 
rege  au  den  von  ihnen  vorbereiteten  Unternehmungen  betheiligten, 
so  dass  die  Gesammtzahl  der  Festgenossen  auf  der  Hohe  des 
Festes  an  250  heran  reichte,  so  darf  man  den  in  Hannover  ver- 
wohl  die  Bedeutung  einer  improvisirten  und  auf 
s  Gebiet  beschrankten,  aber  darum  nicht  mii 


minder 

und    genussreichen  Wandcrversaramlung 
deutscher  Architekten  nnd  Ingenieure  beilegen. 

Mit  Rücksicht  darauf,  data  dieses  Blau  die  Pflege  dca 
Vereiuslebens  unter  den  deutschen  Architekten  und  Ingenieuren 
zu  einer  seiner  Haupt-Anfgaben  zahlt,  glaubten  wir  diesen  ein- 
leitenden Worten  einen  verhältnissmäßig  breiten  Raum  gönnen 
zu  können,  wahrend  unser  Bericht  über  die  Exkursion  selbst 
leider  auf  ein  knapperes  Maafs  zusammen  gedrängt  werden  muss.  — 
Die  unter  dem  Namen  der  „Bierkirche''  allgemein  bekannte 
Restauration  von  Hartmann's  Hötel  war  der  Sammelplatz,  wo 
am  20.  Juli  um  5  Uhr  Nachm.  die  von  verschiedenen  Orten,  auf 
verschiedenen  Wegen  und  zu  verschiedeneu  Zeiten  eingetroffenen 
Tbeilnehmer  der  Exkursion  sich  vereinigten.  Zahlreiche  Mit- 
glieder des  Hannoverschen  Vereins  —  unter  ihnen  die  liebenswürdigen 
Würdenträger  desselben,  welche  das  Hauptkorps  der  von  Berlin 
kommenden  Gäste  bereits  vorher  auf  dem  Bahnhofe  empfangen 
hatten  —  gesellten  sich  zu  ihnen.  Festschleifen,  gedruckte  Pro- 
gramme und  ein  vom  Hrn.  Arch.  Th.  Unger  im  Auftrage  des 
Vereins  bearbeiteter  Spezialkatalog  über  die  von  dem  letzteren 
in's  Leben  gerufene  kunstgewerbliche  Abtheilung  der 
großen  z.  Z.  stattfindenden  „Allgemeinen  Gewerbe  -  Ausstellung 
der  Provinz  Hannover",  mit  2  Planen  der  Stadt  und  des  Aus- 
stellungsplatzes, wurden  vertheilt.  Alsdann  bewegte  sich  der 
mächtige  Zug  in  das  gegenüber  liegende  Empfangsgebinde  des 
neuen  Bahnhofs,  mit  dessen  Besichtigung  die  fachliche  Arbeit 
der  Exkursion  ihren  Anfang  nehmen  sollte. 

In  dem  künftigen  Wartesaal  II.  Klasse  war  eine  übersichtliche 
Ausstellung  der  wesentlichsten,  zum  Verstäudniss  der  Anlage  er- 
forderlichen Zeichnungen  angeordnet:  grofse  Situationsplane, 
welche  den  Gesoinmtumfaiig  der  riesigen,  zum  Umbau  des  liahn- 
hofs  in  Angriff  genommenen  und  zum  groben  1  "heil  bereits 
vollendeten  Arbeiten  anschaulich  machten,  die  vom  Baumeister 
H.  Stier  bearbeiteten  Detailpläue  des  Empfangsgehäudes,  sowie 
endlich  der  vom  Hmstr  Böttcher  gelieferte  Entwurf  des  neuen, 
neben  dem  Bahnhof  zu  errichtenden  Postgehäudes.  Nach  kurzen 
Vortragen  der  Hrn.  Baute.  Seeliger  und  Stier  erfolgte  unter 
des  letzteren  Führung  ein  liang  durch  das  neue  Gebäude.  Dem 
Viadukt  entlang  begab  sich  die  Gesellschaft  von  hier 
dem  bereits  vollendeten  und  im  Betrieb  befindlichen 
.  Hr.  Bmstr.  Schwerin g  mit  Hülfe 
hier  ausgestellten  Zeichnungen  erläuterte.  Eine  Fahrt 
Werkstätten-Bahnhof  bei  Herrenhauseu ,  welche  den 
dieser,  für  den  Eisenbahn-Techniker  vielleicht  etwas 
gar  zu  summarischen  und  (tüchtigen  Besichtigung  des  Bahnhofes 
bilden  sollte,  musste  der  vorgerückten  Zeit  wegen  unterbleiben. 

Müssten  wir  nach  den  bei  diesem  flüchtigen  Gange  gewonne- 
nen Anschauungen  einen  sachgemäßen  Bericht  über  die  Aus- 
führungen liefern,  so  würden  wir  einigermaaßeu  in  Verlegenheit 
geratheu.  Die  MittheUungen,  welche  u.  Bl.  über  das  Gesammt- 
I'rojekt,  sowie  über  einzelne  i  heile  desselben  bereits  gebracht 
hat,  und  der  Umstand,  das*  dasselbe  dem  interessantesten  und 
wichtigsten  Gliede  des  Ganzen,  dem  neuen  Empfangs-Gebande, 
späterhin  eine  seinem  Range  entsprechende  ausführliche  Dar- 
stellung zu  widmen  haben  wird,  entheben  uns  jener  Pflicht  und 
gestatten  es,  dass  wir  an  dieser  Stelle  auf  einige  Bemerkungen 
bezügl.  des  allgemeinen  Eindrucks  der  betr.  Bauten,  sowie  des 
gegenwärtigen  Standes  der  noch  in  der  Ausführung  begriffenen 
Theile  uns  beschränken.  Jeuer  Eindruck  darf  wohl  als  ein  durch- 
weg günstiger  bezeichnet  werden.  Befriedigen  die  spezifischen 
Nutzbauten  bei  einfacher  und  anspruchloser  Haltung  durch 
rationelle  Anlage  und  Konstruktion,  so  ist  auch  in  Bezug  auf  die 
künstlerische  Gestaltung  derjenigen  Bauwerke,  denen  eine 

Griff  "ge^Sen1"1  ZU  ge"0t*eU  **>  e'U  recht  RluckUcher 

In  erster  Linie  gilt  dies  von  dem  Empfangsgebäude 
Stiers,  das  im  Aeuiseren  noch  des  Daches  über  dem  Mittelbau 
entbehrt,  während  im  Inneren  bereits  einige  der  echten  Holz- 
decken der  Wartesäle  vollendet  sind.  Machtvoll  und  schön  iu 
den  Verhältnissen,  klar  und  wirkungsvoll  gruppirt,  (bis  auf  Einzel- 
heiten) in  reizvoller  Detaillimug  durchgearbeitet  und  in  seiner 
Kombination  der  Greppiner  Verblcndsteine  und  Terrakotten  mit 


dem  blaugrauen  Hannoverschen  Sandstein  and  den  grünlichen 
Oberlicht-Kasten  von  sehr  ansprechendem  Farbeueffekt,  fugt  es 
sich  in  seiner  stilistischen  Haltung  auf  das  glücklichste  in  den 
Kähmen  der  älteren  Hannoverschen  Monumentalbauten  ein,  ohne 
doch  die  Eigenart  des  Architekten  und  seine  Selbständigkeit 
gegenüber  der  Hannoverschen  Schule  irgend  wie  zu  verleugucu. 
Jedenfalls  hat  sich  die  AnDahme,  dass  die  originelle,  aus  einer 
gleichwertigen  Befähigung  und  Neigung  für  das  künstlerische 
Empfinden  des  Mittelalters  und  der  Renaissance  entsprungene 
Richtung  Stiers  am  meisten  dazu  geeignet  sein  wurde, 
so  vielen  missglückten  Anläufen  zu  einer  möglichst  befri« 
architektonischen  Lösung  der  Hannov 
gelangen,  glänzend  bewährt  Seine  Leistung  findet  auch  in 
Hannover  überwiegende  Anerkennung  und  wer  die  Verhältnisse 
kennt,  weifs,  was  das  sagen  will.  Vorläufig  beeinträchtigt  übrigens 
die  noch  nicht  erfolgte  Regulirung  der  Höhenlage  des  Erust- 
August-Platzc8  zu  der  Stadtfront  des  Baues  noch  in  etwas  die 
monumentale  Wirkung  desselben.  Die  breiten,  durch  ein  Quer- 
schiff verbundenen  Doppelhallen,  welche  an  die  Bahnfront  sich 
anlehnen  werden,  fehlen  noch  gänzlich;  auch  die  Tunnels,  durch 
welche  die  Reisenden  aus  den  Wartesälen  zu  den  nach  den 
Perrons  führenden  Treppen  gelangen,  sind  erst  theilweise  vollendet, 
jodoch  immerhin  weit  genug  vorgeschritten,  um  das  Vorurtheil, 
das  hin  und  wieder  noch  gegen  eine  solche  Passage  besteht,  zu 
entkräften.  Viel  trägt  hierzu  namentlich  die  glückliche  Idee  bei,  die 
Wände  dieser  Tunnels  mit  weifsen,  blassrutb.  oruainentirten  Mett- 
lacher Fliesen  zu  bekleiden.  Das  Böttcher'sche  Postgebäude, 
ein  Bau  in  gemäßigter  deutscher  Renaissance,  ist  soeben  erst  in 
den  Fundamenten  begonnen;  es  wird  Anstrengung  kosten,  um 
es  bis  zu  der  im  Herbst  nächsten  Jahres  bevor  stehenden  Eröff- 
nung des  neuen  Personen-Bahnhofs  fertig  zu  stellen. 

Recht  günstig,  namentlich  für  die  Berliner  Gäste,  die  dabei 
mit  Seufzen  der  architektonischen  Erscheinung  ihres  Stadtbahn- 
Viaduktes  gedachten,  präsentirte  sich  auch,  was  von  dem  durch 
die  Stadt  führenden  Unterbau  der  erhöhten  Bahnlinie  bereits  zu 
sehen  war  —  eine  einfache,  jedoch  in  der  Detaillirung  nicht  ohne 
einen  Hauch  von  Kunstgefühl  gestaltete  Flachbogcu-  Architektur 
in  hellgelben  Backsteinen  bezw.  Terrakotten,  unterbrochen  von 
den  anscheinend  absichtlich  in  anregender  Abwechselung  nach  den 
verschiedensten  „Systemen"  konstruirten  Brücken  der  Strassvu- 
Unterführungen.  Besonderes  Interesse  erregten  die  nach  J.  W. 
Schwedler's  Angabe  ausgeführten  (im  Jhrg.  77  u.  Bl.  publizirteu) 
Nischen- Futtennoueru,  deren  gänzlicher  Untergang  bereits  durch 
eine  „Bausage"  verkündet  worden  war,  während  die  thaisächlich 
vorgekommenen,  längst  beseitigten  Beschädigungen  der  Konstruk- 
tion sich  auf  einige  wenige  Axen  derselben  beschrankt  hatten.  — 

Dem  seitens  des  Hannoverschen  Vereins  neu  aufgestellten 
Programm  gemäß,  wurde  an  die  Besichtigung  des  Bahnhofs  noch 
der  Besuch  der  Christuskirche,  des  lädt) — 6-1  von  Hase  ge- 
schaffenen kirchlichen  Haupt-Bauwerks  der  hannoverschen  Schule, 
angeschlossen.  Leider  vermochte  die  im  Untergang  begriffene 
Sonne  das  Innere  des  Gotteshauses,  in  welchem  sein  Erbauer  mit 
kurzen  Worten  über  die  Entstehung  des  Baues  und  die  bei 
Durchführung  desselben  fest  gehaltenen  Gesichtspunkte  Aufschluss 
gab,  nicht  mehr  genügend  zu  erhellen.  Dasselbe  darf  als  so 
allgemein  bekannt  und  anerkannt  betrachtet  werden,  dass  es 
nicht  nöthig  erscheint,  seiner  hier  eingehender  zu  erwähnen. 
Steht  es  in  Bezug  auf  einheitliche  Wirkung,  als  Leistung  aus 
„einem  Guss",  auch  gegeu  spätere  Werke  derselben  Schule, 
z.  B.  die  herrliche  Norderkirche  Otxen's  in  Altona,  zurück,  so 
sind  doch  selbst  die  Schwächen  des  Baues  als  Zeichen  des 
Werdeprozesses,  der  mit  demselben  in  der  hannoverschen  Schule 
zum  Abschluss  gelangte,  für  den  Kundigen  von  hohem  Reiz. 
An  Innigkeit  der  in  der  künstlerischen  Durchführung  nieder 
gelegten  Empfindung,  als  ein  aus  dem  Herzen  und  nicht  aus 
dem  Handgelenk  geschaffenes  Werk,  ist  die  Christuskirche 
wohl  noch  nicht  u hertroffen  worden.  — 

Nach  einem  (tauge  durch  die  Stadt,  der  den  Gasten  bereits 
mehre  der  besonders  charakteristischen  Partien  derselben  vor- 
führte, versammelte  sich  die  Gesellschaft  im  Garten  des  „Odeon", 
eines  stark  besuchten  Vergnügungslokales  von  größerem  Maal's- 
stab;  doch  wurde  der  Wunsch,  deu  Rest  des  Abends  in  zwang- 
loser, geschlossener  Vereinigung  zu  verleben,  so  übermächtig, 
dass  späterhin  unter  fast  allseitiger  Betheiligung  noch  eine  Aus- 
wanderung noch  dem  (auch  vom  Arch.-  u.  Ing.-V.  benutzten)  Lokal 
des  Künstlervereins  im  Museum  ausgeführt  wurde.  In  den  be- 
haglichen Räumen  desselben,  eines  der  älteren  Werke  Hase's, 
entwickelte  sich  trotz  des  heißen  Abends,  unter  begeisterter 
Theilnahmc  der  anwesenden,  mit  der  Lieder  holdem  Mund  be- 
gnadigten Künstler,  eine  bis  tief  in  die  Nacht  wähl 
der  es  an  launigen  Reden  und  Toasten,  Einzel  -  Quart  nt- 
Chor-Gesängen,  vor  allem  aber  an  jen 
welche  das  Gelingen  einer  gesellschaftlichen  Unternehmung  be- 
zeichnet, nicht  fehlte. 


Vermischtes".                                  I  sprechnngen  der  Lehrer  an  polytechnischen  Schulen  zu  gelten 

hofft    Den  Schlussatz  des  Artikels,  welcher  auf  einige  neuere 

Zur  Ausbildung  der  Techniker  anf  polytechnischen  J  deutsche  Polytechniken,  die  z.  Z.  noch  nicht  an  Ucberfüllung 

Schalen.  Die  nachstehende  Erörterung  ist  uns  von  einem  Lehrer  leiden,  hinwies,  haben  wir  tun» druckt,  weil  wir  ungewiss  sind, 

einer  deutschen  ]»o]y  technischen  Schule  zugegangen,  der  durch  Her-  .  ob  den  bezügl.  Anstalten  dadurch  ein  Dienst  erwiesen  worden  wäre, 

vorhebung  der  iu  ihr  enthaltenen  Gesichtspunkte  eine  nützliche  An-  I  Wenigstens  deutet  die  vorsichtige  Auslassung  jeder  Notiz  über  die 

regung  für  die  im  Herbst  d.  J.  bevor  stehenden  weitereu  Be-  |  Frequenz  der  einen  Anstalt  in  der  kürzlich  publizirten  Chronik 

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320 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


3.  Aaput  1878 


I' :  -  'Iben  darauf  hin, 
der  Hr.  Verfasser.  — 


als 


V'ou  Technikern,  tuuiu-ntlich  aus  dem  Bau-  bezw.  Ingenieur- 
und  Masrhinenfache,  welche  seit  längerer  Zeit  im  Amt  sind,  hört 
man  nicht  selten  die  Klage  augsprechen,  das»  junge  Techniker, 
welche  nach  vollendeten  Studien  als  Assistenten  u.  dergl.  in  die 
Praxis  treten,  im  Zeichnen  und  Kntwerfen  uoch  sehr  zurück  sind 
und  namentlich  eine  grofse  Langsamkeit  der  Arbeit  -  um  nicht 
zu  sagen  Uiibeholfenheit  -  -  kund  geben.  Diese  Klage  ist  eine 
begründete;  nur  versehen  es  Kinzelue  darin,  das»  sie  die  Ursache 
hierzu  in  der  mangelhaften  Fähigkeit  des  jungen  Technikers  suchen, 
oder  wühl  gar  in  der  geringereu  Qualifikation  des  Unlerrichts- 
Krtheilers.  Krsleres  kann  ja  wohl  1t-i  dem  Kinen  oder  Anderen 
der  Grund  sein ;  im  grofsen  Ganzen  aber  laset  sich  zur  Khre  der 
Studirenden  annehmen,  dass  Jene  nur  Ausnahmen  sind,  welche 
so  weniger  zu  einem  allgemeinen  Urtheil  berechtigen,  als  die 
i  Schulen 


Die  Ursache  zu  jener  berechtigten  Klage  liegt  vielmehr  in 
einem  besonderen  I  mstande,  welchem  —  zwar  nicht  alle  —  al>er 


doch  viele  der  deutschen  polytechnischen  Schulen  unterworfen  sind 
in  der  Ueberfülluug.  Die  betr.  Studirenden  und  Dozenten 
können  im  höchsten  (irade  befähigt  sein;  bei  einer  zu  grofsen 
Zahl  der  erst  ereil  ist  e-  jedoch  absolut  unmöglich,  beim  Unter- 
richt im  Kntwerfen  bezw.  Zeichnen  Hinreichendes  zu  leisten,  selbst 
wenn  man  —  wie  wohl  allgemein  und  mit  Recht  —  den  Stand- 
punkt fest  halt,  dass  die  Studirenden  auf  den  polytechn.  Schulen 
nicht  so  weit  ausgebildet  werden  sollen  und  können,  dass  sie  in 
einem  Berufe  der  Praxis  schon  fertige  Leute  waren.  Das 
„Wissen"  soll  das  Ilaupt-Kndprudukt  der  polytechn.  Schulen  seiu; 
für  das  „Können"  aber  ist  und  bleibt  die  l'raxis  die  hauptsächlichste 
Lehnneisterin.  Nur  hat  die  Schule  bezüglich  des  letzteren  die 
Aufgabe,  dieses  so  weit  vorzubereiten,  dass  ein  Hinarbeiten  im 
praktischen  Berufe  zu  keinen  wesentlichen  Schwierigkeiten  oder 
zu  vorerwähnter  Uubebolfenheit  führt.  Bei  zu  grofser  Anzahl  der 
Studirenden  kann  der  Dozent  sich  dem  Kin/.elnen  leider  viel  zu 
wenig  widmen,  um  jenes  Resultat  mit  Sicherheit  zu  erreichen. 
Wenn  man  erwiigt.  dass  bei  einer  Theiluahme  von  70  bis  100 
Lehmigen  im  Kntwerfen  der  lietr.  Lehrer  sich 
zweier  Stunden  höchstens  1  bis  M/s  Minute  mit  dem 
bescliiutigen  kann,  so  ist  es  wohl  erklärlich,  dass  die 
ii,  sie  mögen  noch  so  intelligent  sein,  entschieden  nicht 
vorwärts  kommen  können. 

Diesem  l'ebelstaude  durch  Anstellung  von  noch  mehr  Ix'hr- 
krälten  abzuhelfen,  hat  seine  natürliche  Grenze,  weil  speziell  für 
dpn  einzelnen  l,ehrzweig  des  Kntwerfen*  besonders  engagirte 
Lehrer  nicht  hinreichende  Beschäftigung  haben  wurden  und  keines- 
falls den  Lehrer,  welcher  zugleich  vorträgt,  ersetzen  könnten. 
Vortrag  und  Kntwerfen  muss  IIAud  inJlaml  gehen,  weil  das  Wissen 
ohne  Können  und  umgekehrt  das  Köunen  ohne  Wissen  in  der 
Technik  an  Werth  verliert.  Im  Hinblick  auf  die  grofse  Bedeutung 
der  1'ebungen  im  Kntwerfen  erscheint  es  daher  wünschenswert]], 
dass  bei  den  polytechn.  Schulen  Deutschlands  die  zu- 
lassige Anzahl  der  Studirenden  des  Bau-,  Ingenieur- 
und  Maschinenfaches  auf  ein  gu  wisse  s  Maafs  beschränkt 
und  der  Ausfall  durch  neu  zu  grandende  Anstalten 
gedeckt  werde. 

bringt  Hr.  Baumsirfwolff  als  Resultat  seiner  Untersuchungen 
über  die  Tragfähigkeit  einiger  Langschwellen  •  Uberbau  -Systeme 
eine  Tabelle,  welche  insofern  unvollständig  ist,  als  aus  derselben 
nicht  die  auf  die  Kinheit  des  Trägheitsmoments  kommende 
Gewichtszahl  entnommen  werden  kann.  Ich  lasse  diese  Zahlen 
nachstehend  folgen: 


1  tium. 

(if«icht 
fro  n, 

OtWicntiBMLJWMi 

köpf  is*-  slplsa 

llolwontxw,  da.  S""  . 
Holt«™«,  du.  7  "~ 
OwwIIn.  mit  Ullf-S-hi«, 

.       II,  da.  0—  . 

c  do.  J"  . 

TiS 
J7« 
SM 
IIS 
eis 
117 

MI 

1J.17 

M^ 

SS.I 
50.4 
44,(7 
4S.9S 

OjOSSS  red.  =  1 
D.09S»   .    =  1 JIS 

ajotn  ,  =-o.*04 

0,0740   .    =  IM4 
40*»  .  «1,19* 
0,1409   .  =i«H1 
0.0971   .    =  1,40» 

Ks  würden  sich  diese  Verhältnisszahlen  wesentlich  zu  gunsten 
des  Systems  der  Rhein.  Bahn  gestalten,  wenn  auf  die  Quer- 
verbindungen gerücksichtigt  wird.  —  Im  Anschluss  hieran  seien 
mir  übrigens  noch  folgende  weiteren  Bemerkungen  gestattet. 

Unter  den  vorgeführten  l*rolilen  ist  das  System  der  Rhein. 
Bahn  der  einzige  Repräsentant  des  reinen  Langschwellen -Ober- 
baues. Ks  scheint  hieraus  deutlich  hervor  zu  gehen ,  dass  dem 
Verlegen  und  dem  damit  zusammen  hängenden  Aufbringen  des 
Bettungsraatvrials  nicht  die  genügende  Rücksicht  geschenkt  wird. 
Das  Fehlen  jeglicher  unter  der  Langschwelle  liegender  Kon- 
slruktioustkcilu  ermöglicht  ein  direktes  Legen  der  montirten 
Gestänge  auf  das  Planum  und  ein  nachträgliches  Aufbringen  des 
Bettuiigsmaterials,  sobald  nur  dafür  gesorgt  wird,  dass  keine 
Maschine  über  ungestopftes  Gleis  fahrt. 

Auf  den  Neubaustreckeu  der  Rhein.  Bahn  werden  die  Ge- 
stange  mittels  eines  für  diesen  Zweck 


„von  Hand"  —  also  ohne  Krahn  und  ohne  Maschine  —  ver- 
legt. Das  Verleiten  von  Hand  kostet  nach  heutigen  Preisen 
ca.  0,12  -0,15  .//.  für  das  lfd.  "'  Gleis  (excl.  des  Transports 
vom  Stapelplatz  bis  zur  Tete)  und  gestattet  bei  langen  Tagen 
einen  täglichen  Fortschritt  von  rot  100  «>. 

Nach  den  bis  jetzt  vorUegendeu  Krfahruugeu  glaube  ich 
behaupten  zu  dürfen,  dass  Krahn  und  Maschine  zu  empfehlen 


gebracht  werden  kann,  während  das  Verlegen  von  Hand 
miU'sig  erscheint,  wenn  ein  nachtragliches  Au" 
Kieses  billiger  ist.  Mit  anderen  Worten:  Krahn  und 
sind  in  der  Regel  bei  Betriebsstrecken  und  lieim  Legen  eines 
zweiten  Gleises  anzuwenden,  während  bei  Neubausirecken  in  der 
Regel  das  Verlegen  von  Hand  vorzuziehen  ist.  Das»  durch  ein 
nachträgliches  Aufbringen  des  Kieses  in  vielen  Fidlen  bedeutende 
Ersparnisse  erzielt  werden .  brauche  ich  wohl  kaum  zu  betonen. 

Kiue  eingehende  Beschreibung  des  hier  angedeuteten  Ver- 
fahrens behalte  ich  mir  vor. 

Cöln,  am  30.  Juli  187«. 

Louis  Hoffmann, 


Abdookung  von  Gewölben  mit  Filzpappe.  Kiu  im  Frage- 
kasten der  No.  48  er.  ausgesprochener  Wunsch  nach  Mitteilung 
der  Krgebniss«  betr.  Spezialfälle  hat  der  bekannten  Fabrik  von 
Büsscher  &  HofTmann  Veranlassung  gegeben,  uns  mit  einer 
langereu  Zuschrift  zu  erfreuen,  in  welcher  eine  grofse  Anzahl 
von  Bauwerken  aufgezählt  ist,  bei  denen  vou  dem  „wasserdichten 
Material"  dieser  Fabrik  Gebrauch  gemacht  wurde.  Wir  sind  ver- 
hindert, dem  an  uns  gerichteten  Krvuchen  nach  Ve 
jener  „Liste"  Folge  zu  geben,  und  dies  um  so  mehr,  als 
von  Kiuzelnen  gewünschte  spezielle  Auskunft  theils  von  den  ge- 
nannten Fabrikanten  eingezogen,  theils  auch  einer  Broschüre 
entnommen  werden  kann,  welche  im  J.  1877  dem  deutschen  Buch- 
handel Obergeben  worden  ist*).  Nur  ans  Rücksicht  auf  die  All- 
gemeinheit verstehen  wir  uns  zur  Anführung  einiger  knappen 
Angaben  aus  der  genannteu  Zuschrift,  welche  uns  der  Veröffent- 
lichung au  dieser  Stelle  werth  erscheinen. 

Die  oben  genannte  Firma  stellt  zur  wasserdichten  Abdeckung 
von  Bautheilen,  die  unterirdisch  liegen,  die  sogen.  Asphalt- 
Filzplatten  her,  die  in  zweierlei  Art,  entweder  mit  Einlage 
aus  Pappe  oder  aus  Filz,  fabrizirt  werden.  Die  Krfindung  dieses 
Materials  fallt  in  die  Zeit  vor  etwa  20  Jahren,  wo  die  erstmalige 
Auwendung  desselben  zur  Abdeckung  des  in  wasserhaltigem 
Gebirge  erbauten  Czernitzer  Tunnels  —  Koscl- <  iderberg-Rv  buiker 
Zweigbabu  —  gemacht  wurde. 

Spätere  Verbesserungen  richteten  sich  insbesondere  auf  Kr- 
zielung  einer  groben  Dehnbarkeit  des  Materials,  um  demselben 
die  liulurchlassigkeit  selbst  für  den  Fall  zu  bewahren,  dass  in 


die  Krsetsung  der 
Papp -Kinlage  durch  Filz -Kinlage,  wodurch  ein  Material  erzielt 
wurde,  welches  ohne  Schaden  eine  Langen-  oder  Breitenausdehnung 
bis  etwa  4?,  vertragt,  und  welches  zahlreiche  Verwendungen, 
theils  zur  Alideckung  der  Gewölbe  von  Kisenbahn- Brücken  — 
der  Labeck  -  Buchener 


bei 


*)  kliubfilfliigni  aber  die  wNeenUrblea  s* 
BiWtw.  Ä  tlüfftewin  In  Kbcnwj.14«  rtc,  Hallt  fc  & 


Ami  der  FacWitteratiir. 

Die  dritte  Auflage  des  Gottgetren'schen  Lehrbachs: 
„Die  physische  und  chemische  Beschaffenheit  der  Bau- 
m aterialien"  ist  in  Vorbereitung  begriffen.  Der  Verfasser  dieses 
Werks,  das  die  wohlwollende  Aufnahme,  die  es  überall  gefunden 
hat,  in  vollem  Maafse  verdient,  möchte  die  neue  Bearbeitung 
desselben  gern  derart  halten,  dass  sein  Buch  gemeingültig  für  ganz 
Deutschland  wird,  und  hat  sich  daher  an  uns  mit  dem  Ersuchen  ge- 
wendet, seine  Bitte  um  Unterstützung  durch  die  ge  sammle 
deutsche  Fachgenossenschaft  an  dieser  Stelle  zu  vermitteln. 
Jeder  Wunsch ,  jeder  Wink  und  jeder  Beitrag,  die  ihm  zu  TheU 
werden,  soll  in  gewissenhafteste  Krwagnng  gesogen  werden.  Da 
der  I.  Rand,  welcher  die  natürlichen  und  künstlichen  Steine  sowie 
das  Holz  behandelt,  schon  mit  dem  Anfange  des  Jahres  187!)  der 
Presse  übergeben  werden  soll,  so  sind  Zuschriften,  die  sich  auf 
diese  Kapitel  beziehen,  möglichst  bald  erwünscht  — 

Wir  können  bei  Vermittelung  dieser  Aufforderung  nicht  unter- 
lassen, einerseits  unsere  Freude  über  den  von  Hrn.  Prof.  Gott- 
getreu  eingeschlagenen  Weg  zur  möglichsten  Vervollkommnung 
seines  Buches,  andererseits  aber  die  Hoffnung  auszudrücken,  dass 
seiner  Bitte  eine  entsprechende  Krfüllung  zu  Theil  werde.  Ks 
würde  um  die  deutsche  Fachliteratur  besser  stehen,  wenn  durch 
öftere  Anwendung  eines  ähnlichen  Verfahrens  dafür  gesorgt  würde, 
dass  die  Zahl  der  als  Konkurrenzwaare  auf  den  Markt  gebrachten 


Werth  gesichert  und  mehr  und 


lag  ««  Cid  Baaliii  i» 


rtUck  K.  B.  O.  Prlliek. 


W.  Maaaar  Hofancud rackaral,  Bartla. 

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H«.  68. 


;  Zw  3.  B— glW— tmg  da  VcrtxndM  tlealM-lier  Arrluleklwe  und  Ingenieur  ■  Verein«.  —  ArcliiUVUl»  VVrt^ 
Leber  Itealaurarjoo  alter  WandjeiuAJitr.  —  Berliner  Bu-Auiatelliiag.  —  Konka 


Berlin.  -  t 


Heinrirk 


.  r  r 11  Ii  i  •  n. 


Zur  3.  Generalversammlung  des  Verbandes  deutscher 
Are  h  -  u.  lug, -Vereine,  Es  wird  uns  aus  Dresden  initgethcilt,  dass 
die  Vorbereitungen  zur  3.  Generalversammlung  des  Vorband^ 
deutscher  Architekten-  und  Ingenieur- Vereine  fast  beendet  sind. 
Die  Liste  der  Vorträge  und  Diskussionen  ist  als  geschlossen  zu 
betrachten;  sie  bietet  manches  Interessante  aufser  den  Themen 
dar,  welche  im  Wunsche  der  vorjährigen  Abgeordneten-Versamm- 
lung lagen.  Der  Druck  des  Werkes  .Die  Ilauten  von  Dresden", 
welches  das  ursprünglich  bestimmte  Volumen  um  etwas  über- 
schreitet, indem  es  35  Druckbogen  Text  bei  ül>er  H<X)  Abbildun- 
gen enthalten  wird,  ist  nahezu  beendigt.  Die  statutengemäße 
Ausstellung,  auch  auf  Industrie-Uesenstande  ausgedehnt,  verspricht 
nach  den  eingegangenen  Anmeldungen  einen  recht  erfreulichen 
Umfang  und  es  wird  dieselbe  deu  besuchenden  Ycrbandsmitglie- 
dern  und  dem  Publikum,  welches  gegen  Kntre  Zutritt  hat,  Er- 
freuliches bieten. 

Das  Programm  führt  Exkursionen  nach  den  Militärbauten, 
dem  großartigsten  Gebäude -Komplex  dieser  Art,  nach  dem 
Wasserwerke,  welches  die  Stadt  in  zufriedenstellendster  Weise  mit 
Wasser  versorgt  und  Ursache  zu  dem  augenfällig  höheren  Ge- 
deihen der  Promenaden  und  Gartenaulagen  ist,  sowie  nach  der 
Albrechtsbnrg  in  Meifsen  mit  ihren  schon  weit  vorgerückten  Re- 
staurations-Arbeiten auf,  deren  Anfang  an  die  freie  Versammlung 
deutscher  Architekten  und  Ingenieure  im  Jahre  1854  zu  Dresden 
anknüpft.  Dem  freundlichen  Entgegenkommen  der  Behörden  ist 
ebenfalls  die  Erlaubnis*  zum  freien  Eintritt  für  die  Theilnehmer 
an  der  3.  Generalversammlung,  sowie  für  deren  Frauen  und 
Töchter  in  der  Zeit  vom  28.  August  bis  incl.  11.  September 
in  folgenden  Sammlungen  zu  danken:  Gcmäldcgallerie,  Kupfer- 
stiche und  Handzeichnungen,  Museum  der  Gipsabgüsse,  zoologi- 
sches Museum,  mineralogisch-geologisches  Museum,  mathematisch- 
physikalischer  Salon,  historisches  Museum,  Gewehrgallerie, 
Porzellan-  und  Crefäß-Sammlung,  grünes  Gewölbe,  Münzkabinet, 
Antikensammlung  u.  s.  w.  Im  Königl.  Pol)^chnikum  wird  den 
Besuchern  zu  einer  gewissen,  im  speziellen  Programm  namhaft 
zu  machenden  Zeit  Gelegenheit  zur  Besichtigung  des  physikalischen 
sowie  des  chemischen  Laboratoriums  und  der  Sammlung  für 
mechanische  Technologie,  unter  Führung  der  betreffenden  Herren 
Dirigenten  geboten  werden.  Für  diejenigen,  die  an  bedeuten- 
den städtischen  Itauten  ein  besonderes  Interesse  nehmen,  werden 
die  Arbeitsanstah,  das  Krankenhaus,  die  Schulen  etc.  auf  Wunsch 


bei  den  genannten  Ausflügen  und  Besichtigungen 
hier  und  da  aus  der  Ferne  ein  Eiublick  in  die  wegen  ihrer  land- 
schaftlichen Schönheit  gerühmte  Umgebung  Dresdens  gethan  wird, 
s»  wird  andrerseits  am  Schluss  der  Generalversammlung  auf  einem 
gütigst  zur  Verfügung  gestellten  Extrazng  noch  besondere  Gele- 
genheit zum  Anschauen  von  Dresdens  Umgegend  aus  nächster 
Nahe  geboten.  Die  Fahrt  von  Dresden  über  Pirna,  Lohmen,  Neu- 
stadt, Sebnitz,  Schandau  und  zurück  fuhrt  die  Theilnehmer  auf 
besonders  interessanter  Bahnstrecke  mit  prachtiger  Aussicht  an 
den  Hauptpunkten  der  sachsischen  Schweiz  vorüber. 


Architekten -Vorein  zu  Berlin.  Bericht  über  die  Ex- 
kursion nach  Hannover,  Hildesheim  und  Goslar  am 
20.  -23.  Juli  1878  (Fortsetzung).  Der  Morgen  des  nächsten 
Tages,  Sonntags  des  21.  Juli,  der  ursprünglich  für  die  Besich- 
tigung der  Stadt  Hannover  verwendet  werden  sollte,  wurde  in 
zweckmässig  veränderter  Disposition  ansschliefslich  dem  Studium 
der  Proviniial-Gewerbe-A nsstellong  gewidmet.  Bei  den; 
Andränge  der  Besucher,  den  diese  allsunntagliob  erfahrt  und  auch 
diesmal  erfuhr,  wäre  es  in  der  That  unmöglich  gewesen,  in  spä- 
terer Stunde  hier  zu  gemeinsamen  Besichtigungen  Baum  zu  ge- 
winnen. In  grossere  und  kleinere  Gruppen  getheilt,  durchzog  die 
Gesellschaft  unter  der  Leitung  orts-  und  sachkundiger  Führer, 

i  Hallen 
Ver- 

das  vergebliche  Beginnen,  allen  Theilcn  derselben 
werden  und  in  weiser  Beschränkung  auf  die  Gegen- 
stände von  besonderem  künstlerischen  oder  technischen  Interesse. 
Ist  doch  schon  die  Menge  der  letzteren  so  grofs,  dass  die 
meisten  derselben  nur  in  ziemlich  oberflächlicher  Weise  gemustert 
werden  konnten. 

Weit  über  den  Rahmen  derjenigen  Vorstellungen,  die  man 
mit  dem  Begriffe  einer  „Provinzial-Ausstellung"  unwillkürlich  ver- 
bindet, hinaus  reichend,  hat  sich  dieses  Werk  zu  einem  Umfange 
und  in  einem  Glänze  entwickelt,  dass  das  Hannoverland  auf  dasselbe 
mit  vollem  Hechte  stolz  sein  darf.  Liefert  einerseits  die  That- 
sache,  dass  das  erst  im  November  v.  .1.  geplante  Unternehmen  in 
solcher  Art  verwirklicht  werden  konnte,  ein  treffliches  Zeugniss 
für  die  Energie,  das  Geschick  und  die  Opferwilligkeit  der  Männer, 
welche  an  der  Spitze  desselben  gestanden  haben,  so  spricht  sich 
andrerseits  in  der  Ausstellung  selbst  der  Reichthuui,  die  solide 
Tüchtigkeit,  die  hohe  wirthschaftliche,  künstlerische  und  technische 
Entwickelung,  welche  das  Hannoverland  zu  einer  Perle  unter  den 
Gauen  Deutschlands  machen,  in  überzeugender  Weise  aus.  Wohl 
kein  Theilnehmer  unserer  Exkursion  hat  sich  dem  Bewusstsein 
entziehen  können,  dass  diese  Ausstellung  allein  der  Reise  werth 
war,  und  gern  weisen  wir  an  dieser  Stelle  auch  den  weiteren  Kreis 


am  1.  Juni 
■  Kosten  sind 


unserer  Leser  darauf  hin,  dass  sie  etwas  versäumen,  wenn  sie 
eine  etwa  vorhandene  Gelegenheit  zu  einem  Besuche  der  Han- 
noverschen Ausstellung  nicht  benutzen. 

Für  die  Einrichtung  derselben  ist  von  der  Staatsregierung 
ein  an  der  Herrenhausener  Allee,  neben  dem  Park  des  Weifen- 
schlosses belegener  Platz  bewilligt  worden,  dessen  Bestand  an 
alten  Baumen  es  wesentlich  erleichterte,  den  Umgebungen  des 
Gebäudes  ein  parkartiges  Ansehen  zu  geben,  während  die  Not- 
wendigkeit, auch  die  innerhalb  des  Gebäudes  fallenden  Bäume  zu 
schonen,  zu  mehren  reizvollen  Unregelmässigkeiten  in  der  Anlage 
desselben  Veranlassung  gegeben  hat.  Entwurf  und  Ausführung 
der  Ausstcllungsbauteu  waren  dem  Architekten  Otto  Götze 
übertrafen  —  der  von  dem  Bauführer  Decker  unterstützt  —  in 
ihnen  ein  Meisterstück  an  zweckentsprechender  und  geschmack- 
voller Disposition,  sowie  nicht  minder  an  schneller  und  verhält- 
nismäßig billiger  Herstellung  geliefert  hat  Die  gesamtsten, 
zum  Zwecke  des  Unternehmens  ausgeführten  Arl>eiten,  bei  denen 
3fMX>  □>»  Flachenraum  unter  Dach  zu  bringen  waren,  sind  erst 
Ende  Februar  d.  J.  begonnen  worden  und  w 
bereits  beendigt  ;  die  auf  175  (XX)  M. 
nicht  überschritten  worden. 

Begreiflicher  Weise  konnte  für  das 
der  Holzbau  in  Frage  kommen.  Der  Architekt  hat  es  sich  - 
in  erfreulicher  Schaffenslust  —  jedoch  nicht  nehmen  lassen, 
die  iu  ähnlichen  Fallen  übliche  und  im  Interesse  des  Kot 
pnnktes  auch  wohl  gerechtfertigte,  einfachste  Anwendung 
ben  hinaus  zu  gehen;  er  bat  die  Repräsentation  seines  Baues 
nicht  alleiu  dem  bunten,  hei  längerer  Dauer  der  Ausstellung 
wohl  nicht  ganz  zuverlässigen  Festschutm-k  an  Fahnen,  Festons  etc. 
anvertrauen  wollen,  sondern  —  wenn  auch  mit  einfachen  Mitteln 
—  überall  eine  künstlerische,  dekorativ  wirkende  Durchbildung 
der  Holzarchitektur  angestrebt  —  Das  Ausstellungsgebaude 
nimmt  etwa  die  Mitte  des  ganzen,  dreieckigen  Platzes  ein  und 
beansprucht  ein  Drittel  desselben,  so  dass  vor  und  hinter  dem 
Gebäude  2  größere  Parkflächen  frei  geblieben  sind.  Es  ist  im 
übrigen  kein  einheitlicher,  durch  große  Massen  wirkender  Bau, 
sondern  stellt  sich,  ohne  der  Klarheit  eines  bestimmten  Grund- 
riss-Systems  zu  entbehren,  äufserlich  als  ein  Komplex  vielfacher, 
an  einander  gereihter  Hallen  dar. 

An  dem  vorderen  Park,  dem  Haupteinfang  gegenüber,  er- 
hebt sich  der  höhere,  von  der  dahinter  liegenden  Masse  abgelöste 
Hallenbau,  dem  in  erster  Linie  die  Aufgabe  feworden  ist,  das 
Ausstellungsgebaude  äußerlich  zur  Geltung  zu  bringen,  wie  er 
auch  im  Inneren  die  erlesensten  Schaustücke,  und  zwar  vorzugs- 
weise die  dem  Kunstgewerbe  angehörigen  Gegenstände,  enthält. 
Es  ist  ein  3  schilfiger  Bau  von  basilikalcr  Anordnung,  seitlich 
chorartig  mit  kleinen  Querschiffen  und  je  einer  grofsen  Apside 
geschlossen,  in  der  Mitte  von  einem  grofsen  Querschiff,  das  die 
Verbindung  mit  dem  hinteren  Theile  gewährt,  durchsetzt  Die 
Front  des  letzteren  ist  mit  Thürmen  und  einem  Giebel  geschmückt  , 
der  inorigineller  aber  anziehender  Weise  den  plastischen  Schmuck 
eines  Tympanon  in  die  charakteristischen  Formen  der  Holz- 
architektur eingefügt  zeigt;  über  der  dahinter  liegenden  Vierung  er- 
hebt sich  eine  Kuppel ,  welche  das  Ganze  wirksam  bekrönt  Der 
hintere,  niedrigere  Theil  setzt  sich  aus  einer  Anzahl  von  Hallen 
zusammen,  die  —  mit  Sheddächern  überdeckt  —  dem  vorderen 
Gebäude  parallel  laufen  und  nach  jener  vorerwähnten,  mittleren 
Quergallerie  sich  öffnen;  hier  haben  die  Massen-Erzeugnisse  der 
Industrie  ihren  Platz  gefunden.  Eine  gröfsere  Qucrhalle  für  die 
Luxus-Uolzwaarcn  bildet  auf  der  der  Herrenhausener  Allee  zu- 
gekehrten freien  Seite,  die  mächtige  Maschinenballe  an  der  hinteren 
Parkfront  den  äußerlichen  Abschluss  des  Komplexes.  Kleinere 
Freibauten  bezw.  Ncben-Hallen  sind  überdies  in  größerer  Zahl 
in  beiden  Theilen  des  Parkes  errichtet  •  hinten  vorzugsweise 
einfachere  Schuppen  zur  Ausstellung  von  Objekten  der  Maschinen- 
Industrie,  in  der  vorderen,  als  Schmuckaulage  durchgebildeten 
Hälfte  des  Parks  dagegen  vorzugsweise  Pavillons  und  Kioske  in 
zum  Theil  sehr  reicher  dekorativer  Ausstattung.  Namentlich  ist 
die  längs  der  Grenze  des  Welfengarteiu  sich  hinziehende  Kastanien- 
Allee  benutzt  worden,  um  längs  derselben  die  Ausschank-Lokale 
von  10  Hannoverschen  Brauereien  zu  etabliren,  die  von  ver- 
schiedenen Architekten,  u.  a.  Götze  und  Opnler,  in  phantasie- 
w .Hein,  malerischen  Holzbau  durchgeführt  sind  und  für  das  I 
Leben  und  Treiben,  das  sich  vor  ihnen  i ' 
glücklichen  Hintergrund  abgeben.  — 

An  dieser  Stelle  des  längeren  auf  die  eigentliche  Ausstellung 
einzugehen ,  wäre  uns  selbstverständlich  unmöglich,  selbst  wenn 
wir  dieselbe  gewissenhafter  und  gründlicher  hätten  studiren  können, 
als  leider  der  Fall  gewesen  ist  Es  sei  daher  im  allgemeinen  nur 
erwähnt,  dass  dieselbe  in  1 1  Gruppen  (Land-  und  Forstwirtbschaft, 
Berg-  und  Hüttenkunde,  mechanische  und  Kunstgewerbe,  Chemie, 
Esswaaren,  Kleidung,  Bauwesen,  Musik,  Physikalische  Instrumente, 
Lehrmittel  und  kunstgewerbliche  Altcrthünier)  zerlegt  ist,  deren 
Sonderung  allerdings  nicht  mit  voller  Strenge  hat  durchgeführt 
werden  können,  Unter  diesen  Klassen  bieten  sowohl  das  Hütten- 
wesen, in  dem  vor  allen  die  Georgs-Marienhütte  bei  Osnabrück 
hervor  ragte  —  das  Maschinenwesen,  in  dem  die  (vom  Lüncburger 
Eisenwerk  ausgestellten)  Wasserförderungs-Maschinen  von  Nagel 
&  Kamp  in  Hamburg,  wie  weiland  in  Wien,  den  Kundigen  wie  die 

—  sowie  das  Bauwesen, 


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322 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


7.  AuRMt  1878 


in  welchem  die  Hannoversch**  Steinmetzen,  Ziegeleien,  Töpfereien 
und  Bautischlereieu  glänzend  \  ertreten  waren  gar  manches  dar, 
was  das  Interesse  unserer  Exlnirsions-Gesellschaft  erweckte.  Am 
lebhaftesten  wurde  dasselbe  allerdings  durch  jenen,  vorzugsweise 
von  dem  hannoverschen  Architekten-  und  Ingenieur-Verein  in 
Sitene  gesetzten,  bezw.  beeinflussten  Thcil  der  Ausstellung  ange- 
regt, der  dem  Kunstgewerbe  im  engeren  Sinne  angehorte. 
Ueber  diesen  allein  wollen  wir  daher  einige  besondere  Notizen 
geben.    (Schia«  Mgt.) 

Oberbanrath  Heinrich  Leonhard  t.  Am  Ib.  Juli  d,  J. 
verschied  zu  Karlsruhe  der  Chef  des  badischen  Hochbauwesens, 
Oberbrth.  H.  Leonhard,  her  Verstorbene,  welcher  einem  or- 
ganischen Herzleiden  erlegen  ist,  war  am  17.  Oktober  1818  zu 
Nulzhach  bei  Weinheim  geboren,  hat  seine  Studien  am  Karlsruher 
Polytechnikum  unter  Hübsch  und  Kisenlohr  abgelegt  und  ist  im 
Jahre  1S41  als  Baupraktikant  in  den  badischen  Staatsdienst  ein- 
getreten. Kin  zweijähriger  Aufenthalt  in  Italien  und  ein  ein- 
jähriger Aufenthalt  in  Berlin  vollendeten  die  künstlerische  Aus- 

'  p  Thäugkeit  die 
»Konstanz  ( unter  Hübsch)  betraf.  Spitter 
wirkte  er  als  Bczirks-Bauinapektor  zu  Waldshut,  /.u  Lörrach  und 
endlich  wieder  zu  Konstanz.  Aus  der  letzten  Stellung,  in  welcher 
Leonhard  zugleich  die  Hochbauten  der  Eisenbahn  von  Konstanz 
bis  Schaffhausen  zu  schaffen  hatte,  wurde  er  1868  als  Vorstand  in 
die  Grossherzgl.  Baudirektion  berufen.  —  Die  monumentalen  Haupt- 
werke seines  Lebens,  die  erst  der  letzten  Periode  seines  amt- 
lichen Schaffens  angehören,  sind  das  Schwimmbad  in  Itadenwciler, 
das  neue  Gymnasium*  -  Gebäude  und  der  Justizbau  in  Karlsruhe 
sowie  die  noch  im  Bau  begriffene  evang.  Kirche  zu  .Müllheim. 
Nicht  nur  ein  thätiger,  bewahrter  Beamter  und  eine  sinnige 
Künstlernatur,  sondern  auch  ein  edler  Charakter,  eine  liebens- 
würdige und  bescheidene  Persönlichkeit  sind  uns  mit  Leonhard 
entrissen.    Sein  Andenken  wird  in  weiten  Kreisen  fortleben.  — 

Ueber  Restauration  alter  Wandgemälde.  Ks  kommt  in 
unseren  Tagen  oft  genug  vor,  dass  in  alten  Kirchen  unter  der 
Kalktünche  mittelalterliche  Wandgemälde  entdeckt  werden.  So 
interessant  ihr  Vorhandensein  und  ihre  Beschaffenheit  in  kultur- 
historischer und  archäologischer  Beziehung  im  allgemeinen  auch 
ist,  so  wird  ihr  Werth  in  vielen  Fallen  doch  bedeutend  über- 
schätzt. Der  Kunstwerth  dieser  alten  Malereien  ist  oft  ziemlich 
an  die  einzelnen  Bilder  gesondert  be- 
Darstellung priegen  die  typischen,  im 
oft  vorkommenden,  die  Zeichnung  priegt 
die  malerische  Ausführung  sehr  primitiv  zu  sein. 
Die  dekorative  Wirkung  der  ganzen  I'olychromie,  welche  dem 
Innern  der  Kirche  eine  farbenreiche,  harmonische  Gcsammt-Stim- 
mung  gab,  war  in  künstlerischer  Beziehung  die  Hauptsache :  diese 
aber  ist  stets  verloren. 

Bei  einer  etwaigen  Restauration  solcher  Wandgemälde  kann 
es  sich  im  wesentlichen  nur  um  zwei  verschiedene  Fälle  handeln. 

Entweder:  Herstellung  der  gesammten  I'olychromie  des 
Kirchen- Innern  zu  einem  künstlerisch  gestimmten  Ganzen  in  der 
ursprünglichen  Weise.  In  diesem  Falle  kann  von  der  alten 
Original  -  Malerei ,  welche  natürlich  nirgends  mehr  die  ursprüng- 
liche Frische  hat,  gar  nichts  erhalten  werden.  Line  solche 
I lestau ration ,  besser  Rekonstruktion ,  kommt  einer  Neuschöpfung 
des  Bilderzyklus,  auf  Grund  der  erhaltenen,  meist  sehr  geringen 
und  oft  nicht  sicher  erkennbaren  Beste  des  Alten  sehr  nahe. 
Ob  eine  solche  sehr  umfassende  und  kostbare,  im  Sinne  und  in 
der  unvollkommenen  Darstellungsweise  alter  Zeit  ausgeführte 
Arbeit,  für  welche  stets  in  nur  sehr  beschränkten  Kreisen  Sinn 
und  Verständnis*  vorhanden  sein  wird,  Aufgabe  der  Kunst  unserer 
Tage  sein  soll,  ist  in  jedem  speziellen  Falle  erst  besonders  zu 

Bilder  als  Theile 

des  ursprünglichen  grofseu  Ganzen.  Solche  Bilder,  an  welchen 
die  Farben  stets,  oft  auch  die  Zeichnung  bis  auf  geringfügige, 


zusammenhanglose  Beate  zerstört  sind,  in  ihren  ursprünglichen 
Zustand  zurück  zu  versetzen,  ist  in  den  meisten  Fallen  unmöglich. 
Ks  kommt  dann  stets  auf  eine  mehr  oder  minder  pietätvolle, 
völlige  Uebennalung  und  willkürliche  Ergänzung,  d.  h.  also  eine 
Beseitigung  des  alten  Bildes  und  Herstellung  eines  völlig 
neuen  hinaus.  Ob  dieses  ülier  dem  alten  entstandene  neue  Bild 
gut,  d.  h.  im  Sinne  und  in  der  Art  des  ursprünglichen,  ist,  hängt 
ganz  und  gar  von  der  Pietät  und  dem  Verständniss  des  aus- 
führenden Künstlers  ab.  Im  besten  Falle  kann  man  schließlich 
nicht  mehr  unterscheiden,  was  daran  alt  und  was  neu  ist.  Dag 
alte  Bild  hat  also  sein  archäologisches  Interesse,  auf  welchem  im 
wesentlichen  sein  Werth  beruhte,  verloren.  Und  selbst  das 
grol'se  Publikum  interessirt  sich  weniger  für  ein  neues  Bild  im 
alten  Stil  als  für  die,  wenn 
eines  wirklich  alten  Bildes. 

Ks  durfte  sich  daher  empfehlen,  in  allen  jenen  Fallen,  wo 
eine  würdige,  mit  vollem  Verständniss  durchgebildete  Herstellung 
der  ursprunglichen  Gesammt-Polychromie  der  Kirche  aus  diesem 
oder  jeuem  Grunde  nicht  möglich  ist,  die  einzelnen  Bilder  jedoch 
so  viel  Interesse  haben,  dass  sie  der  Erhaltung  werth  sind,  die- 
selben in  ihrem  alten  schadhaften  Zustande  als  Reliquien  aus 
vergangenen  Jahrhunderten  völlig  unberührt  zu  belassen. 

Sollten  sie  an  ihrem  Orte  aber  irgendwie  störend  wirken,  so 
kann  man  sie,  zugleich  zum  Schutze  gegen  fernere  Bcschudigiin- 


gen,  leicht  durch  bewegliche  Vorhänge  oder 
chen  sie  für  Alterthunisfreunde  wohl 
lieh  bleiben,  bedecken. 


wel- 


R.  Bergan. 


In  der  Berliner  Bau-Ausstellung  sind  bis  zum  25.  Juli  er. 
neu  hinzu  getreten:  O.  Drews,  Majolika •  Schusseln.  —  F.  \Y. 
Koppen,  eine  Kensenkrone.  —  Ed.  Pols,  2  schmiedeiserne 
Leuchter  zur  Grabkapelle  des  Grafen  Arnim  •  I 
M.  Fabian,  1  schmiedeisernes  Frontgitter. 

Nene  kunstgewerbliche  Konkurrenzen.  Abermals  ha- 
ben wir  von  2  neu  erlassenen  IVeisausschrciben  für  Entwürfe 
bezw.  Ausfuhrungen  kunstgewerblicher  Art  zu  melden. 

1)  Konkurrenz  der  Deutscheu  Metall-lndustrie- 
Zeitung,  betreffend  ausgeführte  Petroleum-Lampen. 
Die  für  ein  Wohnzimmer  bestimmte  Lampe,  deren  Verkaufspreis 
50  Jt  nicht  überschreiten  darf,  soll  in  geschmackvoller  Durch- 
bildung aus  Metall  gefertigt  werden,  das  entweder  in  setner  na- 
türlichen Farbe  zu  belassen,  oder  mit  einem  starken  metallischen 
Ueberzuge,  der  das  Putzen  vertragt,  zu  versehen  ist  Zeichnun- 
gen oder  Modelle  werden  zur  Konkurrenz  nicht  zugelassen ;  von 
einem  Verfasser  dürfen  gleichzeitig  3  Arbeiten  konkurriren.  Die 
Arbeiten  sollen  bis  zum  16.  Sept.  d.  J.  beim  Deutschen  Ge- 
werbe-Museum in  Berlin  (dessen  Vorstand  die  sachgemäßen 
Konkurrenz-Bedingungen  ausgearbeitet  hat  und  bei  Entscheidung 
des  Wettkampfes  betheiligt  sein  wird)  abgeliefert  werden  und  in 
der  Zeit  vom  20.  Sept.  -  15.  Okt.  daselbst  zur  öffentlichen  Aus- 
stellung gelangen.  1.  Preis  100  .4L,  2.  Preis  50  .Ä  —  Das 
Thema  der  Konkurrenz  entspricht  einem  überaus  dringenden 
Bedurfniss,  da  es  bekannt  Lst,  dass  unter  den  im  Handel  be- 
findlichen Modellen  von  Petroleum-Lampen  nur  eine  ganz  geringe 
Zahl  vorhanden  ist,  die  ein  künstlerisch  gebildetes  Auge  nicht 
geradezu  beleidigen.  Wir  wünschen  dem  bezügl.  Preisausschrei- 
ben demnach  einen  möglichst  befriedigenden  Erfolg  und  hoffen, 
dass  der  verhältnissmal'sig  geringe  Betrag  der  ausgesetzten 
Preise  einen  solchen  nicht  schmälern  wird,  da  die  Sieger  in  der 
bezügl.  Konkurrenz,  denen  ihr  Urheberrecht  gewahrt  bleibt,  durch 
die  I'eberlassuttg  ihrer  Modelle  an  den  Handel  zweifeltos  sehr 
reichliche  Entschädigung  linden  werden.  Dagegen  glauben  wir 
entschieden  für  eine  Hinausschiebung  des  Endtermins 
plädiren  au  müssen,  n  Wochen,  zumal  0  Sommerwochen,  sind 
eine  viel  zu  kurze  Zeit,  wenn  die  bezügl.  Entwürfe  zunächst  ge- 
zeichnet, dann  modellirt  und  demnächst  noch  gegossen  bezw.  ge- 
trieben werden  sollen.— Event  lässt  sich  wohl  schon  jetzt  absehen, 
dass  die  Konkurrenz  mehr  mit  dem  alten  werthlosen  Vorrath  der 
vorhandenen  Modelle  als  mit  neuen  Arbeiten  beschickt  werden  wird. 

2)  Konkurrenz  des  Württembergischen  Kunstge- 
werbe-Vereins, betreffend  Entwürfe  zu  einer  Muster- 
ausstattung für  eine  Braut  aus  den  bürgerlichen 
Kreisen.  Es  handelt  sich  um  Skizzen  zu  sammtlichen  Möbeln  und 
Aiisstattungs-Gegcnstinden  (Ind.  Rouleaus  und  Fenstervorhängen, 
jedoch  excl.  Tischdecken  und  Teppichen)  für3  Zimmer  —  ein  Wohn- 
und  Speisezimmer,  ein  Besuchzimmer  und  ein  Schlafzimmer  —  die 
im  Maafsstabe  von  1  l0  zu  entwerfen  sind.  Der  stilistische  (  barakter 
des  in  künstlerischer  Einheit  zu  haltenden  Meublements  kann 
entweder  derjenige  der  Renaissance  aus  der  2.  Hälfte  des  l(i. 
Jahrhunderts  oder  derjenige  der  modernen  Renaissance  sein. 
Hauptbedingung  ist,  dass  die  Preise,  für  welche  die  bezügl.  Ge- 
genstände zu  beschaffen  sind,  die  (im  Programm  durch  Nachweis 
der  Einzelpreise  fest  gestellte)  Gesammt-Summe  von  2  850  .// 
nicht  überschreiten;  Nichtlteachtung  dieser  Forderung  schliefst 
die  Entwürfe  sogar  von  der  Theilnahme  an  der  öffentlichen  Aus- 
stellung aus.  Für  den  durch  die  artistische  Kommission  des 
Vereins  auszuwählenden  besten  Entwurf  ist  ein  Preis  von  '**>  M 
ausgesetzt  —  eine  Summe ,  die  uns  angesichts  der  bedeutenden 
Anforderungen  und  der  Bedingung,  dass  der  Entwurf  in  das 
Eigenthum  des  Vereins  übergehen  soü,  nicht  eben  hoch  erscheint 
Die  Konkurrenten  verpflichten  sich,  im  Falle  ihre  Arbeit  prämiirt 
wird,  für  ein  weiteres  Honorar  von  600  .//  sofort  sämnilliche 
Detallxeichnungen  in  natürlicher  Gröfse  zu  liefern.  Der  Schluss- 
termin  der  Konkurrenz,  von  der  wir  leider  erst  sehr  spät  Kennt- 
niss  erlangt  haben,  ist  der  29.  August  d.  J.;  die  Arbeiten  sind 
anonym  einzureichen,   

01o  Konkurrenz  für  Entwürfe  zu  einem  Gernobver- 
sohluss,  welche  am  1.  April  d.  J.  von  Hombergs  Zeitschrift  aus- 
geschrieben wurde  (vid.  No.  20  u.  III.)  hat  17  Arbeiten  hervor  ge- 
rufen. Das  aus  dem  Redakteur  d.  gen.  Zeitschrift  sowie  8  Leipziger 
Zivil- Ingenieuren  bestehende  Preisgericht  hat  keine  der  Arbeiten 
als  eine  vollständige  Lösung  der  Aufgabe  und  demnach  des 
1 .  Preises  würdig  anerkannt  Drei,  von  den  Hrn.  Bmstr.  B  ö  n  i  s  c  h 
in  Leipzig,  Architekt  Thormann  in  Wismar  und  Ivlempnermstr. 
Abi  cht  in  Berlin  herrührende  Entwürfe  bieten  indessen  theils 
Neues  und  Zweckmäßiges,  theils  kriüsircu  und  moditiziren  sie  in 
lehrreicher  und  zweckentsprechender  Weise  die  bekannten  Vor- 
richtungen. Es  soll  denselben  daher  je  ein  2.  Preis  von  50 
ausgezahlt  werden,  falls  die  Verfasser  mit  der  Publikation  ihrer 
Entwürfe  i.  R.  Ztschr.  sich  einverstanden  erklären. 

Personal  -  Nachrichten. 

Die  Bauinspektoren  Rotmann  in  Ottelsburg  u.  Schiller  in 
( 'ösliu  sind  nach  Hohenstein  i.Ostpr.  resp,  Paderborn  versetzt  _ 


«mrll«  ton  C»ri  HritllU  Ib  Brill«.    Kür  dir 


Ttraatwortllrb  K.  K.  O.  Polirk.    I>ro<-S:  W.  Mo»««r  Uofti 


No.  64. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


323 


.  - 1** 

Mlttheltuiijten  im  Vereinen:  Arenl- 


Vermlerhlo«:  Za 
Brief-  und  Frijckasten 


Zur  Reorganisation  der  preufsischen  Gewerbeschulen. 


ic  Reorganisation  der  bestellenden  preufsi- 
srhen  Gewerbeschulen,  die  seit  Jahren  auf 
der  Tagesordnung  steht  und  auch  in  n.  BL 
mehrfach  Gegenstand  der  Erörterung  war, 
ist  nunmehr  in  ein  entscheidendes  Stadium 

getreten.  Der  Dtech.  Reichs- Ans.  u.  Kgl. 
Prenfs.  St.-Anz.  v.  5.  Antust  d.  J.  ver- 
öffentlicht den  nachstehend  in  seinem  Wortlaute  mitgetlieil- 
ten  Bericht 

„Am  Freitag  und  Sonnaliend,  2.  und  3.  August,  fanden  in 
lüde  des  HandeU-Ministcriunis  die  Sitzungen  der  Konferenz 


,  welche  zur  Begutachtung  der  von  de*  Regierung  healtsichtigten 
Reformen  der  nach  dem  l'lan  von  l**7u  eingerichteten  Ge werbe  - 
schulen  eingeladen  war.  A  ls  Vertreter  der  Industrie  und 
der  Gewerbe,  und  zwar  de«  Itanfachs  wie  der  merhanisch- 
technischen  nnd  chemisch-technischen  (Jewerlie,  waren  erschienen : 
die  Uni.  Gropius  und  Böckiiiann ,  K.  Kaselowgky  und  1..  I/iwc 
ans  Berlin ,  die  Hrn.  Hensehel  |  Kassel).  Ileiuieudahl  (Krefeld), 
L.  Simons  (Elberfeld),  l>r.  Brüning  (Fianklurt  a.  Main;  und 
Lüders  (Görlitz);  ferner  als  Vertreter  hetlieiligter  Gemeinden  die 
über- Bürgermeister  Becker  (Köln),  Hredi  (Barmen ),  Bürger- 
meister Prent/el  (Ilagen);  endlich  die  Direktoren  der  tech- 
nischen Hochschulen  Preufsens:  Renlcaux  (Gewerbe- 
Akademie),  Wiehe  (Bau  -  Akademie).  Launhardt  (Hannovor), 
von  Kaveu  (Aachen);  sowie  die  (iewerbe-Sehul-Direktnren  Fiedler 
(Breslau),  Zierken  (Köln),  Nöggerath  (Brieg),  Zehnte  (Barmen), 
Artope  (Elberfeld;,  Bardeleben  (Hildesheim).  Wicckc  (Kassel). 
Albrecht  (Königsberg  in  IV.).  Ans  dem  Handels- Ministerium 
nahmen  aufser  dem  Dezernenten,  Geheimen  Regierung*  -  Bath 
Wehrenpfennig,  noch  der  Geheime  Rcgieruiigs-Kath  Loders  und 
Geheimer  Bergrath  I>r.  Wedding,  und  als  Kommissar  des  Kultus- 
Ministers  der  Geheime  Regieruugs  -  Itath  Gandtner  Theil.  IHe 
Konferenzen  wurden  in  Vertretung  des  auf  einer  Urlauhsreise 
befindlichen  Handels  -  Ministers  um  dem  Ministerial  -  Direktor 
Dr.  .lacnbi  eröffnet  und  geleitet-  leer  Dezernent  entwickelte  zum 
Hingang  in  ausführlichem  Vortrage  die  Ideen  der  Regierung. 
Hierauf  eröffnete  der  Vorsitzende  die  Generaldebatte  ülicr  folgende 
von  der  Regierung  aufgestellte  Fragen: 

1)  Die  jetzige  reorganisirte  Gewerbeschule  soll  gleichzeitig 
Fachschule  für  die  direkt  ins  Leben  tretenden  jungen  Leute 
und  Vorbereituugsaustalt  für  das  l'ol ytechnikum  sein. 
Haben  die  bisherigen  Erfahrungen  bewiesen,  dass  diesen  beiden 
Zwecken  gleichzeitig  genügt  ist,  und  lässt  sich  denselben  über- 
haupt  in  der  bisherigen  Weise  au  ein  und  derselben  Anstalt 
gleichzeitig  genügen? 

2)  Ist  es  im  Fall  der  Verneinung  der  letzteren  Frage  rathsam, 
die  rcorgauisirten  Gewerbeschulen  möglichst  in  zwei  Gruppen 
zu  theilen,  in  solche,  die  anf  die  Vorbereitung  zum  Polytechnikum, 
und  in  solche,  die  auf  die  Vorbereitung  für  das  praktische  Leben 
eingerichtet  sind,  oder  ist,  soweit  sich  Anstalten  finden,  auf 
welchen  nachweislich  für  beide  Zwecke  eine  erheblichere  Schüler- 
zahl sich  findet,  nicht  wenigstens  die  Trennung  des  wissen- 
schaftlichen und  des  praktischen  Lehrganges  früher 
und  vollständiger  herzustellen? 

8)  Welche  Aendeningen  sind  hiernach  mit  dem  Fachunterricht 
besw.  mit  der  reorgonisirten  Gewerbeschule,  sofern  sie  Fachschule 
für  das  Leben  sein  soll,  vorzunehmen?  Ist  der  heutige  einjährige 
Kursus  der  sogenannten  praktischen  Abtheilungen  auf  zwei 
Jahre  zu  erweitern?  Und  falls  dies  nothwendig  erscheint,  wie 
ist  diese  Zeit  zu  erübrigen?  Vertragt  es  sich  mit  den  Anforde- 
rungen des  Erwerbslebens,  die  jungen  Leute  noch  ein  Jahr  langer 
auf  der  Schule  fest  zu  halten,  oder  muss  dies  Mehr  an  Zeit  dadurch 
gewonnen  werden,  dass  man  den  Fachunterricht  ein  Jahr  früher, 
also  schon  mit  dem  Eintritt  in  die  2.  Klasse  (Prima)  beginnt? 

i)  Sollte  das  Letztere  sich  als  rathsam  heraus  stellen ,  so 
würden  auch  schon  in  der  heutigen  I'rima  die  allgemeinen  Bildungs- 
tiegenstande gegen  den  berufsmäfsigen  Unterricht  schwinden 
müssen.  Dies  ist  nicht  möglich,  so  lange  das  Recht  zum  einjahrie- 
frei willigen  Dienst  erst  mit  dem  Austritt  aus  der  IVima  erworben 
wird.  Ist  demnach  die  frohere  Erwerbung  des  erwähnten  Rechts 
als  wünschenswerth  zu  betrachten ;  welche  Vorbedingungen  würden 
su  dem  Ende  von  den  Gewerbeschulen  zu  erfüllen  sein? 

5)  Da  der  Abiturient  der  sechsklassigen  höheren  Bürgerschule 
mit  zwei  fremden  Sprachen  das  Recht  des  einjährig-freiwilligen 
Dienstes  erwirbt,  wurde  es  sich  nicht  empfehlen,  die  Kommunen 
zur  Vervollständigung  ^der  Vorklassen  der  Gewerbeschulen  hia 

werbest'hulen^und  in  organischer  Verbindung  mit  derselben  das 
gleiche  sechsjährige  System  darstellen  würden? 

6)  Ist  diese  Vervollständigung  der  Vorklassen  nicht  auch 
deshalb  erwünscht,  weil  nur  auf  diesem  Wege  den  höheren  Klassen 
der  eigentlichen  Gewerbeschule  ein  stetiger  und  regelmäfsiger  Z  u- 
fluss  von  Schülern,  und  iwar  von  gleichinäfsig  vorgebildeten 

wird? 


7)  Ist  der  schon  mit  der  2.  Klasse  ■  I'rima»  beginnende  zwei- 
jährige Fachunterricht  nach  den  Vorschriften  von  1S70  ülierall  in 
3  Ahlheilungen  (b,  c,  d)  zu  ertheilcn,  oder  ist  es  nicht  rathsamer, 
in  der  Regel  nur  eine,  höchstens  zwei  dieser  Ahtheilungen  zu 
bilden  und  dabei  die  Auswahl  nach  den  thataächlicheu  Bedürfnissen 
der  Gewerbe  und  der  Industrie  des  Orts  und  Distrikts  zu  treffen? 

8)  Eiue  noch  den  Gesichtspunkten  von  3— 7  organisirte  An- 
stalt würde  als  eine  Gewerbeschule  zur  Ausbildung  von  mittleren 
Technikern  bezeichnet  werden  können.  Ist  nach  dem  Bedürf- 
nisse unserer  Industrie  und  Gewerbe  und  nach  den  heute  Ihm  den 
Polytechniken  geltenden  strengen  Aufnahme-Bedingungen,  tiezw.  der 
Einführung  des  4  jährigen  Kursus  Aussicht  vorhanden,  dass  solche 
mittlere  Anstalten  die  hinreichende  Frequenz  linden? 

9)  Würde  an  der  rcorgauisirten  Gewerbeschule,  sofern  sie 
Vorliereitungsanstalt  für  das  Polytechnikum  sein  will,  die  Bezeich- 
nung „Fachklassc  Abtbeilung  A"  noch  eine  Berechtigung  haben? 
Wiiren  aus  dieser  Abtheilung  nicht  die  Lehrfächer  zu  entfernen, 
welche  in  das  Polytechnikum  vorgreifen?  Wäre  dagegen  der  Lehr- 
plan für  Mathematik  (jetzt  in  den  3  Klassen  Kl,  8  und  zuletzt 
nur  2  Stunden)  und  Naturwissenschaften  (jetzt  in  IA  für  Physik 
und  Chemie  nur  Repetitioueu)  nicht  anders  zu  gestalten  und  den 
modernen  Sprachen  (jetzt  in  allen  3  Klassen  nur  je  2  Stunden) 
ein  gröl'serer  Raum  zu  gewähren? 

10)  Würden  einer  derartig  gestalteten,  in  der  besonderen 
Ptlege  der  Mathematik,  des  Freihandzeichnens  und  des  gebundenen 
Zeichnens  ihre  Eigentümlichkeit  findenden  Gewerbeschule  die 
gleichen  Berechtigungen  für  die  technischen  Studien  eingeräumt 
werden  können,  welche  jetzt  die  lateintreibendc  Realschule  I, 
besitzt?  Oder  welche  Bedingungen  in  Bezug  auf  die  Kursus-Dauer 
würden  behufs  der  Gleichstellung  noch  zu  erfüllen  sein?  — 

Die  General-Diskussion  über  diese  Fragen  dauerte  am  Freitag 
von  11  bis  gegen  5  Dir.  Daran  schloss  sich  am  Sonnaliend  die 
Spezialberothung  von  10—3  Uhr.  Die  Konferenz  entschied  sich 
in  allen  Punkten  für  das  Programm  der  Staatsregicruug  und  sprach 
ihre  Anschauungen  in  folgenden  Sätzen  aus: 

Die  von  dem  Herrn  Handcls-Minister  für  den  2.  August  er. 
zur  Begutachtung  des  Refnrniplaus  der  Regierung  in  Betreff  der 
reorganisirteu  Gewerbeschulen  berufene  Konferenz  erklärt  (mit 
allen  gegen  eine  Stimme)  ihre  volle  Zustimmung  zu  demselben 
und  fasst  ihre  Ansichten  in  folgenden  Resolutionen  zusammen: 

1)  Da  dem  doppelten  Zweck,  welchem  die  Gewerbeschulen 
bisher  dienen  sollten,  nämlich  sowohl  für  die  technische  Hoch- 
schule, als  auch  unmittelbar  für  den  gewerblichen  Beruf  die 
Vorbildung  zu  gewähren,  auf  Grund  eines  und  desselben  Lehr- 
planes erfahrungsmäfsig  nicht  genügt  werden  kann,  so  sind  die 
Gewerl>eschulen  in  Zukunft  in  zwei  Gruppen  zu  theilen. 

Die  Anstalten  der  einen  Gruppe  sind  als  Vorbereitungs- 
Schuleu  für  die  Polytechniken,  die  Anstalten  der  anderen  als 
VorbUdungs-  Fachschulen  für  Techniker  mittleren  Ranges  zu 
organisiren.  In  welcher  der  beiden  Richtungen  sich  jede  der 
bestehenden  Anstalten  entwickeln  soll,  ist  nach  den  Bedürfnissen 
de«  Orts  und  des  Distrikts  und  im  Einverständniss  mit  den  be- 
theiligten Gemeinden  zu  entscheiden. 

2)  Für  l>eide  Gruppen  von  Gewerbeschulen  ist  es  erforderlich, 
dass  sie  den  Schüler  nicht  erst  für  die  Stufe  der  Sekunda  aus 
anderen  Anstalten  empfangen,  sondern  ihn  in  Vorklassen  von  der 
Sexta  au  selbst  heran  bilden.  Nur  unter  dieser  Bedingung  ist  es 
crfahrungsmäTsig  möglich,  einen  stetigen  und  sicheren  Zutluss  an 
gleichmäßig  vorgebildeten  Schülern  für  die  oberen  Klassen  zu 
gewinnen. 

3)  Es  ist  dringend  erwünscht,  dass  diese  Vnrklassen  mit  den 
Klassen  der  eigentlichen  Gewerbeschule  nicht  hlos  iu  Bezug  auf 
die  Direktion,  sondern  auch  in  Bezug  auf  das  Lehrerkollegium, 
die  Verwaltung  und  Aufsicht  in  einen  einheitlichen  Organismus 
verschmolzen  werden. 

4)  Ein  mit  Sexta  beginnendes  fünfjähriges  Vorklssscn-Sytem 
ist  überdies  nach  den  Grundsätzen  der  Reichs  -  Schulkouimission 
die  Bedingung,  um  für  die  Gewerbeschulen  schon  mit  dem  Aus- 
tritt aus  der  jetzigen  Sekunda  das  Recht  zum  einjährig-frei- 
willigen Militairdienst  zu  erwerben.  Dadurch  allein  wird  es 
möglich,  denjenigen  Zöglingen,  welche  aus  der  Gewerbeschule  in 
die  Praxis  übertreten  wollen,  eine  längere  Zeit  für  ihre  Kachaus- 
bildung zu  tieschaffen.  Es  ist  daher  bei  den  betheiligten  Gemeinden 
dahin  zu  wirken,  dass  sie  die  zum  großen  Theil  schon  bestehenden 
Vorklassen  auf  die  Zahl  von  fünf  vervollständigen. 

5)  Unter  dieser  Voraussetzung  haben  die  Anstalten,  welche 
der  Ausbildung  von  Technikern  mittleren  Ranges  dienen  sollen, 
ihre  Zöglinge  In  einem  sechsjährigen,  dem  I«ehrpensum  der  höheren 
Bürgerschule  mit  2  fremden  modernen  Sprachen  entsprechenden, 
jedoch  das  Zeichnen  besonders  pflegenden  Kursus,  von  fler  Sexta 
bis  einschliefslich  der  heutigen  Sekunda,  zu  dem  Punkte  zu  führen, 
wo  die  allgemeine  Schulbildung  abgeschlossen  und  dos  Recht  des 
einjährigen  Dienstes  erworben  werden  kann.  Nach  der  Sekunda 
folgt  ein  zweijähriger  Fachkursus.     Der  allgemeine  Bildungs- 

hArt  in  diesen  Fachklassen  vollständig  auf.   Die  Unter- 

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324 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


10.  Anffnst  1878 


Weisung  konzentrirt  sich  auf  die  für  den  Beruf  erforderlichen 
Kenntnisse  und  Fertigkeiten.  Die  Kachklassen  bilden  entweder  für 
die  ßaugewerke  oder  die  mechanisch-technischen  oder  die  cheuiisch- 
technischen  Gewerbe  vor.  Je  nach  den  besonderen  Bedürfnissen 
des  Orts  und  Distrikts  können  diese  Zwecke  verbunden  werden. 
Den  Schulern  der  Fachschule  wird  nach  Absolvirung  des  Kursus 
■  Prüfung  ein  Abgangszeugnis*  ausgestellt.  —  Die 
von  Schalem  anderer  Lehrar 
von  Schülern  auf 
eprüfung  ist  nicht 
C)  Es  ist  unerlasslich,  dass  die  künftigen  Techniker  mittleren 
Ranges  auJser  dem  Unterricht  in  der  Fachschule  durch  praktische 
Arbeit  sich  ausbilden.  Der  Zeitpunkt,  die  Dauer  und  die  Art 
und  Weise,  wie  diese  Arbeit  in  der  l'raxis  mit  der  theoretischen 
Ausbildung  für  den  Beruf  am  zwedrmalsigsten  zu  verknüpfen  ist, 
wird  der  weiteren  Erwägung  anheim  gegeben.  Insbesondere  bleibt 
es  der  Prüfung  vorbehalten,  ob  mit  einzelnen  Anstalten  nicht 
Lehrwerkstätten  zu  verbinden  sind. 

7)  Diejenigen  Gewerbeschulen,  welche  für  die  Studien  auf 
der  technischen  Hochschule  vorbereiten,  stellen  mit  Einschluss  von 
fünf  Vorklassen  gegenwärtig  einen  achtjährigen  Kursus  dar. 
Damit  sie  das  Kecbt  zum  einj&hrig-freiwilljgeu  Militärdienst  schon 
mit  der  Alisolvintng  der  Unter -Sekunda,  sowie  die  Erweiterung 
ihrer  sonstigen  Berechtigungen  erhalten  können,  ist  der  achtjährige 
Lehrgang  auf  einen  neunjährigen  auszudehnen. 

Es  ist  dringend  zu  fordern,  dass  die  Abiturienten  solcher  An- 
stalten mit  neunjährigem  Kursus  —  wie  es  in  anderen  deutschen 
bereits  geschehen  ist  -    nicht  nur  zu  allen  höheren  toch- 
Studien,  sondern  auch  zu  den  Staatsprüfungen  auf  dem 


mm tf-n  technischen  Gebiete  zugelassen  werden. 
Aus  dem  I-ehrgaugc  dieser  Anstalten  sind  diejenigen  Fächer 
welche  den  Aufgaben  der  technischen  Hochschule 


">ie  oberste  ™~>n-r  wmnmm  W 

8)  Wahrend  der  Lehrplan  dieser  Anstalten  selbst 
Zweck  der  Vorbereitung  für  die  technische  Hochschule 
wird,  ist  es  doch  nicht  ausgeschlossen,  dass,  wenn  die  Bedürfnisse 
des  Ortes  und  Distriktes  dies  wünschenswert!!  machen,  an  die 
Hauptschnle  auch  eine  zur  Bildung  von  Technikern  mittleren 
Raiiges  bestimmte  Fachschule  angelehnt  wird,  in  welche  diejenigen 
Schüler,  die  ein  Polytechnikum  nicht  besuchen  wolleu,  nach  Ab- 
solvirung  der  Unter-Sekunda  übertreten  können. 

Bemerkt  muss  noch  werden,  wie  seitens  der  Vertreter  des 
Handels-Ministers  besonders  hervor  gehoben  wurde,  dass  die  dritte 
und  untere  Stufe  der  gewerblichen  Lehranstalten  —  die  B au- 
gewerk- und  Werkmeister-Schulen  —  in  die  Berathung  der 
Konferenz  nur  deshalb  nicht  hinein  gezogen  seien,  weil  auf  diesem 
Gebiet  streitige  pädagogische  Fragen  nicht  zu  lösen  wären,  dass 
aber  das  Handels -Ministerium  das  grofste  Gewicht  darauf  lege, 
diese  Anstalten  nach  Kräften  an  fordern."  — 

Da  der  HandeJsminister  im  vorigen  Jahre  die  Umwand- 
lung der  noch  bestehenden  alteren  Gewerbeschulen  in  solche 

von  1870  sistirt,  kürzlich  aber 
■  Berliner  Gewerbe- 


Akademie  bezw.  den  polytechnischen  Schulen  zu  Hannover  und 
Aachen  zu  entlassen,  gekündigt  hat,  so  ist  an  dem  ernsten 
Willen  der  Staatsrcgicrung.  bereits  in  nächster  Zeit  eine  neue 
Reorganisation  des  Gewerbeschulwesens  durchzuführen ,  nicht 
zu  zweifeln.  Wir  dürfen  erwarten,  dass  den  Stadtgemeinden, 
in  welchen  Gewerbeschulen  bestehen,  alsbald  die  kategorisclie 
Frage  vorgelegt  werden  wird,  für  welche  Art  der  in  Aussicht 
genommenen  neuen  Gewerbeschulen  sie  sich  bei  der  nicht 
langer  mehr  zu  umgehenden  Umwandlung  ihrer  Anstalt  ent- 
scheiden wollen.  Ein  wichtiger  Zweig  unseres  Schulwesens 
wird  demnach  nach  langem,  unsicheren  Schwanken  endlich  den 
festen  Boden  gewinnen,  auf  dem  er  wurzeln  und  zu  lebens- 
kräftiger Blüthe  sich  entwickeln  kann. 

In  der  Sache  selbst  haben  wir  den  Vorschlägen  der  Kon- 
ferenz unsererseits  eine  Erläuterung  nicht  mehr  hinzu  zu  fügen. 
Was  von  dieser  beschlossen  worden  ist  und  nunmehr  voraus- 
sichtlich zur  Ausführung  kommen  wird,  stimmt  im  Wesen 
völlig  mit  dem  überein,  waC  wir  längst  als  die  natürliche, 
bezw.  einzig  mögliche  Lösung  der  Gewerbeschul  -  Frage  be- 
zeichnet hatten.  Der  ftulserliche  Unterschied  ist  der.  dass  man 
den  Anstalten,  welche  eine  Vorstufe  für  die  technische  Hoch- 
schule bilden  sollen,  den  Namen  einer  Gewerbeschule  be- 
lassen will,  während  sie  ihrer  Einrichtung  nach  wohl  ebenso 
gut  als  eine  (auch  von  anderer  Seite  wann  empfohlene!  neue 
Art  von  Realschulen,  ohne  Latein,  bezeichnet  werden 
könnten,  in  die  wir  event.  einen  Theil  der  bestehenden  Ge- 
werbeschulen umgewandelt  wissen  wollten 

Dem  in  Aussicht  gestellten  Vorgehen  der  Regierung  in 
Bezug  auf  die  Einrichtung  bezw.  Reorganisation  der  dritten 
Gattung  technischer  Schulen,  der  für  praktische  Werkleutc 
mit  Volksschul-Bildung  bestimmten  eigentlichen  Gcwerkschulcn, 
sehen  wir  mit  gespannter  Erwartung,  jedoch  mit  der  Zuver- 
sicht entgegen,  dass  die  klar  blickenden  und  thatkraftigen 
Staatsmänner,  denen  z.  Z.  die  Ix-itung  unseres  technischen 
Unterrichtswcscns  obliegt,  auch  diesen,  für  die  Volks  Wohl- 
fahrt wichtigsten,  aber  am  ärgsten  vernach- 
lässigten Theil  desselben  in  eine  gedeihliche  Bahn 
lenken  werden. 

In  unserer  schnell  lebigen  Zeit,  die  über  dem  Gärtner, 
der  die  Früchte  pflückt,  gar  leicht  des  Manna1;  vorgisst,  der 
die  Bäume  gepflanzt  hat,  mag  es  vielleicht  nicht  überflüssig 
sein,  wenn  wir  bei  dieser  Gelegenheit  daran  erinnern,  dass 
das  Verdienst,  eine  organische  Reform  des  technischen  Unter- 
richtswesens in  Preufsen  eingeleitet  zu  haben,  dem  aus  dem 
Amte  geschiedenen  Handelsminister  Hrn.  Dr.  Achenbach 
gebührt  und  eine  derjenigen  Tbaten  ist.  durch  welche  dieser 
Staatsmann  unter  den  preußischen  Technikern  stets  in 
barer  Erinnerung  leben  wird. 


Filtration  des  Flusswassers  zur  Versorgung  der  Städte. 

{tatNknaf) 


Sehr  interessant  und  nützlich  ist,  dass  Kirkwood  sich  be- 
müht, bei  jedem  Filter  das  grofste  Wasserquantum  fest  zu  stellen, 
welches  während  1  Stunde  der  Maximalleistung  filtrirt 
wird.  Offenbar  ist  diese  Angabe  für  die  Haltbarkeit  der 
Filter  die  wichtigste,  wahrend  dergl.  Angaben  nirgend  zu  fin- 
den sind  und  man  überall  nur  die  Tagesleistung  angegeben  findet 


Die  Durchschnittsleistung  wird  aber  in  einzelnen  Stunden  oft 
ganz  erheblich  überschritten  und  es  bieten  daher  Kirkwoods 
Angaben  das  Mittel,  den  Werth  der  Reinwasser  •  Bassins  bezw. 
Hochreservoire  für  die  Filtration  zu  erkennen.  Eine  übersicht- 
liche Zusammenstellung  der  bezügl.  Zahlen  der  Londoner  Filter 
ist  hier  nachgefügt. 


FIlt*r-Sohlohten  und  Leistung  der  Londoner  Wasserwerke. 


Totaldicke  der  Filterschicht1)  .  Meter 
Dicke  der  Sandschicht  ...... 

Filtrirtes  Quantum  pro  [J'n  aktiver 
Fläche  und  pro  Tag   ....  kb' 

Filtrirt«  Quantum  pro  aktiver 
Hache,  pro  Stunde  bei  stärkstem 
Durchfiuss   „ 

Desgl.  wenn  vorstehender Durrhtlnss 
24  St  währte,  pro  Tag  .... 


ChelAea 

Orand  Junetiun 

Laraljeth 

Nnuthwark 

w  Mkldlem 

London 

N«W  IÜTfT 

K 

o 

K 

0 

K 

i; 

K 

0 

K 

a 

K  < 

r, 

1,78  0 

2,43 

1,5*  •) 

1,67 

1,78  ») 

2,13 

1,98  1 1,97 

1,-t 

1,52 

1,87 

l.oc 

1,83 

1,98-2,29») 

0,78  0 

0,99 

0,60 

0,76 

0,76 

0,91 

0,91  0,91 

0,84 

0,53 

0,76') 

0,61 

0,61 

0,66 

0,91-1,22 

0,46») 

5,10 

5,15 

3,19 

2,00 

11,04  «) 

8,93 

2,42  2,06 

1,54 

1,83 

2,24 

1,37 

3,09 

3,43 

0,293 

0,217 

0,460 

0.1  IS  — 

0,111 

0,140 

0,183 

7,03 

5,21 

11,04 

4,39 

Bemerkung,    the  mit  K  Qt* 
die  mit  G  fuVrv  hrl»r>.  Kai.  enthalten  die  Angaben 
Board.  Major  Holum,  und  der  Hüftr  Pollution  ( 


Kol.  enthüllen  die  Angaben  Klrkwnnd*  für  Jnli  u-  Augnrt  IS«-*,  wie  deraelbe  die  Vernaltnlaui  M  (einen  Beulen*  fand: 
"  ahn»  (J.«r».  f.  UaebeL  181«)  pro  September  IMS,  narb  Angaben  de«  Water  Kjtamnert  de*  ljocal  Gocernemtnt 


•)  Klrtwlid*!'^'»««'  s^i'ti^nt  ^""ab1"  ''he'd'^'"        ,mfAum-    *)  Im  Ta"r"  (»*■»)•    «)  Abgaben  ISrdV»  Hauptwerke  In  Sinke  Newingbw.    «)  JU«(aW. 

an.   •)  Bürkli "iMS  «lebt  t',S»  "aa"  *'*''  *b"4dM"d  "*  "*>"  ""'*"  R*ch"ttn*'°'         4  Kllt"'       Uth  **•        BuM>  lStS  •  Dirk*  ■  ToC'  CM"~  8"d 


S&mmtliche  Angaben  der  Tabelle  beziehen  sich  auf  den 
durchschnittlichen  Znstand  der  Abnutzung  der  Filter;  wäh- 
rend die  Leistung  derselben  mit  ihrer  Reinheit  wechselt  Ein 
frisch  gereinigtes  Filter  kann  nach  Kirkwood  5,38,  ein  ausge- 
ur  1,92 kb»  pro  Q»  und  Tag  leisten,  wobei  die  De- 


Jhe  von  0,22  bis  0,76 «  wachst     Wenn  man  den 
Durchfluss  mit  grflfserer  Druckhöhe  forcirt,  so  wachst  die  Ver- 
stopfung des  Filters  reifsend  schnell  und  endlich  wird  die  ver- 
schlammte Sanddecke  durchbrochen  und  das  Filter  beschädigt 
s  als  einen  groben  Fehler  in  der  Be- 

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No.  64. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


325 


handlung  der  englischen  Filier,  wenn  man  dieselben  im  reinen 
Zustand  stärker  beanspruche  als  im  schmutzigen;  er  weifs  sieb  in 
Uebereinstiniiuuug  mit  den  Ingenieuren  der  Berliner  Werke  darin, 
duss  man  den  Dnrchflnss  im  Anfang  sogar  gegen  das  Durch- 
schuiltsmaafs  herab  mindern  soll,  bis  dabin,  dass  auf  der  reinen 
Kuiiddccke  sich  eine  faserige  Haut  niedergeschlagen  bat.  Er 
verlangt  bei  gekuppelten  Filtern  für  jeden  einzelnen  einen  Apparat, 
um  die  Geschwind igkeit  des  abtlielsenden  Wassere  zu  kon- 
trolliren,  während  Kirkwood  einen  guten  Apitarat  zur  Beobach- 
tung und  Begiilirung  der  Depressionshöhe  für  genügend  erachtet. 
Hier  mag  wohl  der  praktische  Amerikaner  Recht  haben,  da  bis 
dato  wohl  kaum  ein  einziges  Werk  auch  nur  die  letzte  Einrich- 
tung gehabt  hat  und  dennoch  manches  gut  geht;  der  von  Kirkwood 
vorgeschlagene  Kegulir-Apparat  ist  aber  so  einfach,  dass  man 
denselbeu  keinesfalls  weglassen  sollte.  — 

Was  die  Starke  und  Zusammensetzung  der  Filter- 
schichten betrifft,  so  sind  wir  damit  wohl  noch  nicht  über  die 
gröbsten  Handwerksregeln  hinaus  gekommen,  da  sich  die  ab- 
weichendsten Maafse  dazu  neben  einander  vorfanden.  Als  Ma- 
terialien haben  z.  Z.  wohl  nur  Kies  und  Sand  Bedeutung.  Kirk- 
word  führt  bei  einzelnen  Filtern  anfserdem  Muschelschalen  und 
Kohle  an;  in  den  neueren  (irabn'schcu  Mittheilungen  findet  mau 
davon  indess  nichts  mehr.  —  Die  Sttrke  der  Sandschicht  variirt 
nach  Kirkwood  bei  unten  Filtern  im  neuen  Auftrags  -  Zustande 
zwischen  0,40  und  1,22»  (Urahn,  London  0,53  bis  0,99«),  die 
Total  starke  der  Filterschichteu  zwischen  1,87  und  2,2»« 
(Gralin,  London  l.Oti  bis  2.43«). 

Wenn  man  die  obige  Tabelle,  deren  Angaben  im  allgem.  auf 
ähnliche  Umstünde  Bezug  haben  (fast  alle  Londoner  Filter  arbeiten 
mit  Themsewasser),  mit  Rücksicht  auf  das  Verhältnis*  derSchicbten- 
höhe  zum  Durchriuss-Quantum  betrachtet,  so  vermisst  man  jed- 
wede Regelmälsigkcit  Allerdings  linden  wir  bei  der  kleinsten 
Schichtenbübe  (Fast  London)  auch  das  geringste  DurchHuss-Quan- 
tuni,  bei  der  grofsten  Durchtluss -Menge  (Lambethi  aber  nur  eine 
mnfsige  Schichtenbuhe.  Hierbei  ist  zu  bemerken,  dass  die  Lambeth 
W.  W.  C,  die  unter  Simpsons  Leitung  steht,  schon  seit  längeren 
Jahren  (Bürkli,  1865}  ihre  Filter  mit  sehr  grofsen  Durchtluss- 
I  betreibt  und  diese  bis  1873 


(Grahn)  nicht 

nun  die  oben  berührte  etwaige  Ueberau- 
strengung  der  Filter  nicht  so  arg  gefährlich  sein;  zumal  nach 
Grahns  Angaben  die  Lambotb  W.  W.  C.  sogar  zu  denjenigen  ge- 
bort, die  mit  geringen  Betriebskosten  gegenüber  der  Mehrzahl  der 
Kompagnien  arbeitet  (48,89  .//.  pro  loöukb'"  \V.). 

Kirkwood  hält  0,76™  Sandhohe  und  1,73™  Totalhnhe 
der  Filterschicht  für  uöthig,  damit  sieb  nicht  offene  Adern  und 
Durchbrüche  bilden,  nachdem  durch  öftere«  Abnehmen  die  Hohe 
der  Sandschicht  sich  auf  0,3  bis  0,0™  verringert  hat  Sainuelson 
halt  der  vuhStiuidigen  Klärung  wegen  eine  Höhe  der  Saudschiebt  von 
0,9 «  für  nöthig.  Hiergegen  möchte  man  als  Beispiele  anführen, 
dass  die  Berliner  Werke  nur  0,52«,  die  Braunschwoigcr  0,32« 
Sandhöhe  halten  und  trotzdem  vollständig  krystallklares  Wasser 
liefern,  wenn  alles  Sonstige  sich  in  Ordnung  befindet 

Die  Kiesscbichten  haben  nach  Samuelson's  Ansicht  nur 
den  Zweck,  die  feineren  Kanäle  (Röhrcheu)  im  Sande  zu  solchen 
von  gröberem  Kaliber  zu  vereinigen,  und  es  ist  nur  darauf 
zu  achten,  dass  durch  die  Zwischcnriuune  der  unteren  Schiebt 
nicht  Material  der  oberen  hindurch  fällt  Samuelson  betont  mit 
Recht,  dass,  falls  Adernbildung  zu  befürchten  ist,  mau  die  Sain- 
melkauäle  auf  dem  Boden  des  Filtere  näher  zusammen  nicken 
könne.  —  Die  einzelnen  Kiesschichten  brauchen,  um  Zufälligkeiten 
zu  begegnen,  nur  eine  Höhe  von  5  bis  lo«»,  wahrend  die  unterste, 
gröbste,  die  genügende  Höhe  für  Aufnahme  der  Saantuclrohre 
bieten  muss.  Die  Total -Dicke  aller  dieser  Schichten  kann  nach 
diesen  Grundsätzen  1,3  bis  1,5«  betragen.  — 

lieber  die  Dauer  der  Dienstfähigkeit  des  Kiesbettes  ist 
so  viel  fest  gestellt,  dass  noch  auf  keinem  Werke  mit  richtiger 
Sandiiltration  Umlegungen  der  Kiesschiebten  erforderlich  wurden. 
Samuelson  schätzt  die  fragliche  Zeitdauer  auf  mindestens  50  Jahre; 
seine  Bemerkung,  dass  einmal  ein  sehr  schmutziges  Klbwasser 
die  Altonaer  Filter  bis  in  den  Kies  verschlammt  hat,  ist  von  Kümmel 
berichtigt  worden. 

Grofsen  Werth  scheint  man  in  England  auf  gute  Sammlung 
des  Wassers  auf  dem  Filterboden,  ferner  auf  Entlüftung  des 
Filters  und  gleichmäfsige  Verbreitung  des  Wassers  beim 
Aulassen  nach  der  Reinigung  zu  legen  —  alles,  damit  nicht 
durch  Luftblasen  oder  Wasseradern  die  Gleicbmäfsigkeit  des  Filter- 
bette»  gestört  werde.  Zur  Sammlung  des  Wassers  dienen  meist 
perforirte  Thonrnhre  und  Kanälchen  aus  Backstein,  die  in  etwa  2  « 
Abstand  verlegt  und  in  einen  Mittel -Kanal -(Sammler)  münden. 
Vielfach  findet  man  in  Fingland  die  Anlage  so,  dass  direkt  auf 
dem  Abliuss •  Kanal  ein  oben  offener  Zufluss- Kanal  liegt.  Uber 
dessen  Rand  beim  Neu-Anfüllen  des  Filters  das  Wasser  tritt  und 
von  welchem  aus  es  sich  gleichnwfsig  auf  dem  Filter  verbreitet. 
Bei  den  Filtern  zu  Green  Lanes,  Stoke  Newington  hat  man  auf 
den  Boden  des  Filters  parallele  Reihen  von  Ziegelsteinen  in  je 
11«»  Abstand  ohne  Mörtelverweudung  gelegt  und  diese  Reihen 
wieder  mit  quer  liegenden  Flachschichten  bedeckt;  die  so  ent- 
stehenden kleinen  Kanälchen  münden  sämmtlicb  in  2  Haupt- 
Kanäle  ein. 

Zur  Entlüftung  befindet  sich  gewöhnlich  am  äufsersten  (höchsten) 


Die  Umgrenzung  des  Filter -Bassins  fand  Kirkwood  in 
England  gewöhnlich  gebösebt,  mit  der  Neigung  vou  1:1  bis  1:2, 
und  in  Ziegelstein- Abpflasterung  hergestellt,  in  Deutschland  dagegen 
I  durch  Mauern  mit  nahezu  vertikaler  Vorder-flache  gebildet;  letzteres 
um  die  winterliche  Eisdecke,  unter  welcher  die  Filtration  ungestört 
fortgeht,  von  deu  Maueru  getreunt  erhalten  zu  können.  Wegen 
der  Eisbildung  wird  eine  Wasserstandsböhe  auf  dem  Filter  vou 
1,2«  für  nöthig  gehalten.  Fast  ausnahmslos  wird  der  Boden 
durch  einen  0,6  «  starken  Thonschlag  nebst  Ziegelpflaster,  oder 
eine  Konkretlage  gebildet  — 

Von  Wiedergabe  der  Kirkwood'schen  Notizen  über  M  a  s  ch  i  n  c  n 
sei  aus  dem  Grunde  abgesehen,  dass  diese  theils  unvollkommen 
sind,  theils  für  den  heutigen  Zustand  nicht  mehr  passen;  dagegen 
mögen  einzelne  interessante  Spezialfälle  an  Wasserwerks- 
Anlagen  hier  noch  kurz  erwähnt  werden. 

Kirkwood's  Mitthcilungen  Ober  Liverpool,  Edinburgh  und 
Dublin  enthalten  manche  interessante  Vervollständigungen  über 
diese,  bereits  von  Bürkli  in  seinem  „Bericht'  (1867)  beschriebenen 
Werke.  Die  dortigen  Anlagen  dienen  bekanntlich  zur  Sammlung 
des  Wassers  von  B  A  c  h  c  n  in  grofsen,  durch  Eindämmung  vou  Gebirgs- 
thälern  geschaffenen  Reservoiren,  welche  für  ein  gewisses  Stadium 
der  Wasserversorgungs-Technik  in  England  charakteristisch  sind. 

Die  Notwendigkeit  zur  Anlage  dieser  (Kom|»ensations-)  Re- 
servoire entstand  bekanntlich  besonders  dadurch,  dass  vor  Anlage 
der  Wasserleitungen  bereits  Mühlen-  oder  Fabrik  -  Etablissements 
1  an  den  betr.  Wasserläufen  bestanden,  denen  man  das  Recht,  so 
!  viel  Wasser  als  Motor  zu  verwenden,  als  ihre  Wasserräder  bisher 
ausnutzten,  nicht  beschränken  konnte.    Hiernach  stand  nur  die- 
jenige Wassermenge  zur  Disposition,  die  zur  Zeit  des  gröberen 
Regen-Niederschlages  frei  über  die  Wehre  abfloss,  und  diese  musste 
datier  für  die  trockene  Zeit  zur  Aufspeicherung  kommen;  nebenbei 
dienen  diese  Bassins  zur  Klärung  durch  Ablagerung.  Deshalb 
I  wird  das  Wasser  für  die  Leitung  den  oberen,  geklärten  Schichten 
entnommen  und  die  unteren  trüberen,  Schichten  werden  den 
]  Müllern  etc.  überlassen. 

Im  August  1866  erhielt  Liv 
Bedarfs  aus  Brunnen  im  rothe 
lieh  etwa  33  600  kb«,  aus  den 
Oberflächen-  (Regen  )  Wasser  eines  Gebiets  von  etwa  4000  ha  iu 
6  Reservoiren  von  220,5  »a  Fläche  und  rund  14H40<XX>kb«  In- 
halt bei  einer  gröfsteu  Tiefe  von  11,9  bis  23,8»  aufnehmen. 
Die  jährliche  Regenhöhe  jenes  Gebiets  schwankte  von  1H61— 66 
zwischen  0,884  und  1,296«;  1865  betrug  dieselbe  0,834«.  Hier- 
von wurden  0,593«,  also  67  %,  gesammelt,  wobei  von  Interesse 
ist,  dass  das  Niederechlagsgcbiet  theils  angebaut,  gröistentheils 
aber  Weideland  ist  Geognostisch  klassitizirt  gehört  dasselbe 
dem  Sandstein  und  Schieferthon  der  Kohlcuformation  an.  Von  der 
Regeuhöhe  von  0,884«  wurden  0,343«  den  Müllern  abgegeben,  so 
dass  0,25«,  d.  i.  etwa  10 000 000 kb«,  der  Stadt  su  gute 
kamen.  Das  Reservoir  f aaste  hiernach  etwa  die  lVjfache  Jahres - 
lieferung  der  Rivington -Werke ;  dasselbe  liegt  etwa  38 K™  von 
Liverpool  entfernt  und  117«  über  See-Höhe. 

Den  Angaben  über  die  Edinburgh  er  Werke  sei  Folgendes 
entnommen :  Edinburgh,  Leith,  Ncwhaven  und  I'ortobello  werden 
gemeinschaftlich  von  dem  Wasser  der  etwa  12— 13K«  südlich 
dieser  Städte  liegenden  Purtland  Hills  versorgt  Man  benutzt 
eine  Quelle  von  grofser  Ergiebigkeit,  den  Crawley  Spring,  wie 
auch  tiltrirtes  Wasser  des  Baches  Gleucorse;  bis  1866  waren  6 
Quellen  gefasst  und  9  Reservoire  erbaut,  letztere 
sammen  etwa  8  000  000  kb».  Hiervon  dienen  4 
der  Stadtversorgung,  die  übrigen 
für  die  Müller. 

der  Geschäftsführer  der  Werke,  giebt  in  einer  betr. 
Flugschrift  folgende  Daten  über  das  Gleucorse  •  Gebiet,  welches 
eine  Fläche  von  1495"*  hat  und  das  nach  2  Reservoiren  von 
rot  2  100  000  kb«  Inhalt  entwässert  Die  Reservoire  haben  ein 
18«  breites  Wehr,  welches  bei  Ueberfnllung  den  Ueberschuss 
frei  abführt. 

Es  erhalten: 

die  Stadt   0,906«  der  Regenhöhe, 

die  Müller  0,180  «  „ 

durch  Verdunsten  u.  Versickern  schwanden  0,130«    „  , 
Ober  das  Wehr  flössen  1863    .    .    .    .0,482«  „ 


.  0,998«. 
86  »„  de 


Totale  Regenhöbe 

Diese  Reservoire  fassen  hiema 
für  Stadt  und  Mühlen.  — 

Dublin  erhielt  1866  eine  neue  Wasserversorgung  aus  dem 
oberen  Theile  des  Flusses  Vartry  mit  einem  Reservoir  von  165,5  UA 
Fläche  und  10  900<K>okb»  Inhalt,  welches  40 K»  von  Dublin 
entfert  liegt  Das  Regengebiet  beträgt  5  662  ■*,  die  jährliche 
Regenhöhe  schwankte  von  1861-64  zwischen  1,140  und  1,547». 
Man  rechnete  zunächst  auf  ein  Tagesmaximum  (?)  von  etwa 
41 000  kb«,  also  wohl  auf  einen  Jahresverbrauch  von  etwa 
12  000  000  kb«  d.  i.  von  0,2»  =  20?«  der  Regenhöhe. 

Der  Reservoir-Damm  {Thalsperre)  hat  8,54  »  Kroncnbrcite, 
gepflasterte  Böschung  gegen  das  Wasser  mit  der  Neigung  von 
1  :  3,  andererseits  Erdböschung  mit  Neigung  von  1  :  2',',.  Die 
Marimalhöbe  ist  20,1  ™.  —  Zum  Theil 
Broschüre  von  Neville  &  Pallas 


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326 


DEUTSCHE  BAÜZEITÜNG. 


10. 


187« 


Mittheilungen  Uber  Anlage  einer  Drathseil-Bahn  bei  Ottbergen. 


Bcitn  Neubau  der  Eisenbabnslrecke  Ottbergen  -  Northeim  der 
Westfälischen  Eisenbahn  bestand  Mangel  an  gutem  Bettungsmaterial 
für  den  Bahnhof  Ottbergen  und  die  anliegende  Strecke,  dos  nur 
durrh  sehr  weite  Achstransporte  hätte  bew  h  i  •:  werden  können, 
zumal  der  giöfsere  Theil  des  neuen  Bahnhofes  ottbergen  schon 
für  die  alte  Linie  Altenbeken-  /Ottbergen-)  IloUminden  in  Metrieb 
genommen  werden  rausste,  ehe  auf  der  neuen  Linie  Oithcrgeu- 
Northeim  au  Herstellung  des  Oberbaues  gt*lacht  werden  konnte. 
Kh  unternahm  es,  für  den  Bahnhof  ein  geeignetes  Material  zu 
beschaffen,  für  das  ich  als  Gewinnuugsort  den  über  detn  Hahu- 
hofe  gelegenen  sogen.  Stockberg  in  Aussicht  genommen  hatte. 
Der  hier  eröffnete,  durch  eineu  Bremsberg  mit  dem  Bahnhof 
verbundene  Broch  lieferte  zwar  einige  Zeit  hindurch  die  Hölingen 
Packlage-  und  Schotter- Mengen;  indessen  wurden  doch  bald  die 
erforderlichen  Abräumunmarbeiten  so  bedeutend,  dass  auf  die 
Mitbenutzung  einer  anderen  Bezugsquelle  Bedacht  genommen 
werden  musste. 

Nach  der  Kuppe  des  Berges  zu  fandeu  sich  zahlreiche,  durch 
Wasserlaufe  ausgespülte  Hinnen,  die  gutes,  wetterbeständiges  und 
leicht  zu  gewinnendes  .Steinmaterial  enthielten,  freilich  uur  in 
Schichten  von  geringer  Mächtigkeit.  Da  die  Steilheit  und  Lage 
des  Berges  die  Abfuhr  dieses  Uesteins  in  gewöhnlicher  Weise 


bremse,  mittels  welcher  bei  der  Thalfahrt  die  Wagen  -  Bewegung 
regulirt  werden  konnte,  wahrend  die  Bergfahrt  durch  2  Arbeiter 
mittels  der  Kurbeldrehung  bewirkt  wurde. 

I)as  Laufseil  überspauute  am  unteren  Ende  der  Baun  mit 
eiuer  freien  Weite  von  ca.  !.'>">  den  oben  erwähnten  Steinbruch, 
und  es  geschah  hier  die  Eutleeruug  der  TranaportgelüCM  mittels 
Oefftieus  des  eine  Klappe  bildenden  Bodens  entweder  direkt  in 
die  Transportwagcu  des  Bremsberges  hinein  oder  durch  vor- 
läufiges Ausschütten  auf  eine  Ladebühne  (Fig.  1,  c).  Im 
Steinbruch«  erfolgte  die  Ergänzung  der  Ladung  durch  dort  ge- 
brochenes gröberes  Material. 

Der  Bremsberg  haue  2  Gleise  von  72"»  Spurweite,  aus 
Uruhcnschieueu,  die  über  der  Bahnhofsplanie  auf  einem  Sturx- 
gerüst  lagen  und  im  Steinbruch  rechts  und  links  au  eiuer  an- 
nähernd horizontalen  Seilscheibe  von  ca.  1,1  "  Durchm.  mit 
Keilnuthe  vurl>ei  führten.  An  jedem  Ende  des  um  die  Scheibe 
nur  ein  Mal  herum  geführten  Seils  (14  ""o  Durrhm. ,  (>  Litzen 
.i  ti  Drahte  von  1,5"""  und  Haufseele)  befand  sich  eiu  Kipp- 
wagen  von  1  kb,n  Kasteninhalt-  Zur  Hegelung  des  Laufs  dieser 
Wageu  diente  eine  Baudbremse  an  der  Seilscheibe,  die  durch 
Heitel  zu  bandhabe  nwar.  Durch  allmähliches  Uebergehen  des  tie- 
falles in  die  Horizontale  des  Sturzgerüstes  einerseits  und  Kiu- 


ffc  mt(  /lr  ernst 
für  fl+n  Rrtm.iht rtf. 
C.  lAttit hühnt 

d.ßehtshHiftrn  wir  Rtcfiittrunpf 

r<tr  Sri(sfMtnriun<T 
f.  Hptlnififi'  ulfiHrtki.it  u.s.n 


aufserst  kostspielig  gemacht  haben  würden,  entschloss  ich  mich 
zur  An  läge  einer  Drathseil-Bahn,  die  in  Verbindung  mit  oben 
genanntem  Bremsberge  und  der  an  dieseu  auf  der 
Bahuhofsplanie  sich  anschließenden  Hollbahn  binnen 
wenigen  Tagen  in  Betrieb  gesetzt  werden  konnte. 

Als  Laufseil  diente  ein  Eisendrath-Seil  von  21  »«  Durchm., 
aus  7  Litzen  von  je  7  =  2"""  starkeu  Dräthen  nebst  Hanfseele 
bestehend. 

Das  Seil  erhielt  seine  Unterstützung  durch  dreiheinige  Böcke 
(Fig.  3),  die  in  Abständen  von  12  bis  18'»  auf  das  natürliche 
Terrain  gestellt  wurden.  Die  direkte  Unterstützung  der  Hollen 
wurde  durch  llängcstauge  und  Kiegelholz  nach  Fig.  3  bei 
während  zur  Verhinderung  seitlicher  Verschiebungen  des 
Blcchhülsen  (nach  Fig.  5)  zur  Anwendung  kamen.  Eins  der  Seilenden 
wurde  fest  verankert,  das  andere  mit  einem  verankerten  Flaschen- 
zuge verbunden  und  eine  Regutirh&rkeit  durch  aufgehäugte  Be- 
lastungen eingerichtet  Die  Transportgefälse  bildeten  Kasten  von 
ca.  0,3  kb<»  Inhalt,  welche  mit  2  gekuppelten  Hollen  auf  dem 
Seil  liefen  und  deren  Bergauf- Bewegung  mittels  eines  Dratbseiles 
von  7™'»  Durchm.  (6  Litzen  zu  je  4  Dräthen  ä  1,2  mm  und  eine 
Hanfseele)  bewirkt  wurde.  Dieses  Zugseil  führte  auf  der  Berg- 
kuppe zu  der  Trommel  einer  gewöhnlichen  Bockwinde  mit  Band- 


Seils 


legen  der  gröfsten  Steigung  unmittelbar  vor  dem  Standpunkt  der 
Seilscheibe  andrerseits  regulirten  sich  übrigens  der  Lauf  und 
das  Anhalten  der  Wagen  fast  sclbstthätig. 

Vom  Sturzgenist  aus  kippten  die  Wagen  des  Bremsherges 
entweder  in  die  auf  der  Bahuhofsplanie  befindlichen  Rollwagen, 
oder  nach  Bedürfniss  auf  die  l'lanie  in  einen  Vorrathshaufen, 
von  dem  aus  durch  Hollbahu  mit  Handbetrieb  das  Material  au 
den  Ort  seiner  Verwendung  gehracht  wurde. 

Der  Betrieb  der  drei  koinbiuirten  Transport -Einrichtungen 
ist  durchaus  gut  von  statten  gegangen;  es  sind  indessen  bei  der 
Drathseilbahn  nicht  selten  Seilbrüche  eingetreten,  die  ihre  Ur- 
sache in  der  primitiven  Befestigung  des  Seils  auf  den  Stützen 
gehabt  haben,  bei  der  das  Seil  durch  die  Kauten  der  oben  ge- 
dachten Blechhülsen  allinalig  durchgerielMm  wurde.  Vielleicht 
verdient  die  Methode  hier  angegeben  zu 
man  mit  möglichst  geringem  Zeitverlust  solche 
gebessert  hat  Ks  wurden  die  beiden  Seilenden 
stelle  umgebogen,  sodann  gemeinschaftlich  durch  eine 
sprechende  Bohruug  eines  ca.  20«™  starken  Stückes  Hartholz 
gesteckt  und  unterhalb  und  seitwärts  desselben  mit  kleinen  eiser- 
nen Klammern  befestigt.  (Fig.  4.)  Zur  Vermeidung  des  Auf- 
erhielt an  der  Bohrstelle  da»  Holz  eiserne  Bänder.  Nach 


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N«.  64. 


DEUTSCHE  BAÜZEITÜNG. 


327 


geschehener  Anspannung  des  Seils  wurde  das  Holz  zum  Riegel- 
holz eines  Tragebocks  gemacht,  dessen  Stelle  entsprechend  der 
Lage  der  Bruchstelle  gewählt  werden  musste.  I>erattig  ge- 
bundene Stellen  des  Seils  rissen  nie  wieder  und  wurden  von  den 
Köllen  des  Transportgefafses  ohne  Anstand  passirt 

Traiiüpiirtirt  wurden  auf  der  Bahnaulagc  täglich  50  bis  iKikb'" 
Steine,  zu  welcher  Masse  die  Drath&eilbahn  ca.  I  I  bis  1 1>  kli"'  ge- 
liefert haL  Die  Transport  •  Einrichtungen  würden  freilich  etwa 
eine  doppelt  so  hohe  Förderung  gestattet  halten,  wenn  nur  die 


Gewinnung  der  Steine  in  gröberem  Umfange  sich  natu  be- 
werkstelligen lassen. 

Sammtliche  Anlagen  der  Dralhseil-Itahn  waren  derart  einfach, 
dass,  mit  Ausnahme  der  Drathseile,  alle  Apparate  und  Ein- 
richtungen in  deu  provisorischen  Werkstätten,  die  für  den  Bau 
des  Looses  I  oben  genannter  Hahn  hergestellt  waren,  in  kürzester 
Zeit  angefertigt  werden  konnten.  — 

Hirschhorn  in  Hessen,  im  Dezember  1-77. 

Ad.  Neomauu. 


Der  neue  Entwurf  zum  Abschluss  der  Vierung  am  Staatsbürger  Munster. 


Itereits  in  No.  37,  S.  IK5  des  laufend.  Jbrg.  hat  u.  Hl  eine 
kurze  Mittheilung  über  den  von  dem  Münster  -  Architekten, 
Hrn.  Klotz  aufgestellten  neuen  Entwurf  gebracht,  durch  desseu 
Ausführung  die  seit  Jahren  schwebende,  viel  besprochene  Frage 
des  Vierungsschlusses  für  dag  Strafsburger  Münster  nunmehr  zur 
endgültigen  Entscheidung  gebracht  wird.  Das  damals  bereits  in 
Aussicht  gestellte  Erscheinen  der  von  Hrn.  Klotz  verfassteu 
Broschüre,*)  in  welcher  derselbe  dem  weiten  Kreise  aller  derjenigen, 
die  für  das  Münster  und  speziell  für  jene  Frage  sich  interessiren, 
eingehende,  durch  Zeichnungen 
erläuterte  Rechenschaft  Uber 
seinen  neuen  Entwurf  ablegt, 
veranlasst  uns,  auf  die  Ange- 
legenheit noch  einmal  zurück 
zu  kommen  und  jenen  Bericht 
in  einigen  Punkten  zu  er- 
gänzen. 

Es  sei  uns  gestattet,  vorab 
des  ausserordentlich  glinstigen 
Eindrucks  zu  gedeuken,  den 
auch  diese  Publikation  des 
Hrn.  Klotz  wiederum  erweckt. 
Gründliches  Studium  der  Frage, 
künstlerische  Gewissenhaftig- 
keit, warme  und  herzliche  Zu- 
neigung für  das  Hau  werk  und 
eine  liebenswürdige  Bescheiden- 
heit machen  sich  darin  in  einer 
so  ansprechenden  Weise  gel- 
tend, dass  auch  diejenigen 
Fachgenossen,  welchen  sachlich 
eine  andere  Lösung  des  Pro- 
blcmg     erwünschter  gewesen 


könnte  ans  ihnen  zunächst  sogar  gefolgert  werden,  dass  die 
dem  Entwürfe  zu  Grunde  liegende  Idee  dem  Architekten  von 
oben  her  oktroyirt  worden  sei.  Es  wird  nämlich  gemeldet,  daas 
die  neue  Arbeit  in  Folge  einer  seitens  der  Kaiserlichen  Regierung 
erlassenen  Vertilgung  unternommen  worden  sei,  in  der  fest  gestellt 
wurde:  1)  dass  der  Ausbau  des  neuen  Vierungsthurmes  im 
rheinischen  Uebergangsstil  zu  erfolgen  habe,  2)  dass  das  Dach 
des  Langhauses  in  den  Körper  des  Vierungsthurmes  nicht  ein- 
schneiden dürfe,  und  3)  dass  das  Profil  des  Baues  weniger  ge- 
drückt erscheinen  müsse,  als 
das  des  im  Modell  verkörper- 
ten ersten  Klotz'scben  Projekts. 
—  Ans  der  folgenden  Darlegung 
ergiebt  lieh  indessen  ohne 
Zweifel,  dass  Hr.  KloU  seiner- 
seits diese  Gesichtspunkte  aus 
eigener  Uebenteugnn«;  vertritt 
und  daher  wohl  auch  in  seinem 
jener  Verfügung  deB  Ober- 
prasidiums  voraus  gegangenen 
Berichte  geltend  gemacht  haben 
durfte.  Es  ergiebt  sich  die  für 
ihn  ehrenvolle  Thatsache,  dass 
sein  früherer  Appell  an  das 
Urtheil  der  Fach  genossen  ernst 
und  ehrlich  gemeint  war,  dass 
die  gegen  sein  erstes  Projekt 
erhobenen  Einwendungen  von 
ihm  offenes  Sinnes  aufgenom- 
men, gewissenhaft  erwogen  und 
rhunlicbst  berücksichtigt  wor- 
den sind. 

Der    prinzipielle  Unter- 


OitftKSds  in  liasKrs. 


Nllkuurtir  irr  YitrugaksjiptJ  ms  in  «ttillfchea  kreuMklff^lltheU. 

A.  «rb  d<m  illerao  KlouVktn  Kiuwurf  (1*74).  R  Kuh  iVfn  ii«u*n  Kk-t<-*b«>  KnlMrf  (MIT} 


wäre,  mit  der  gegenwartigen  Wendung  der  Dinge  sich  versöhnt 
erklären  dürften. 

Eine  wiederholte  Beschreibung  des  Entwurfs  glauben  wir  mit 
Rücksiebt  auf  die  beigefügte,  der  Broschüre  entnommene  Skizze 
von  der  künftigen  Ostfacade  des  Münsters  unterlassen  zu  können. 
Die  Korrekturen,  welche  der  frühere  Bericht  erfordert,  ergeben 
sich  daraus  von  seihst  Es  sind  nicht  24  sondern  nur  1(>  Pf eiler, 
welche  deu  neuen  Vicrunga-Aufhau  tragen;  die  Spitzbogen,  welche 
dieselben  verbinden,  sind  als  „gedrückt"  wohl  nicht  zu  bezeichnen 
und  das  unter  dem  Hatiptgesims  befindliche  Thurmgeseboas  ist 
nicht  als  ein  „durch  romanische  Formen  belubter  Fries"  (eine 
Beschreibung,  die  leicht  Misstrauen  erwecken  konnte),  sondern  als 
eine  regelrechte  lllendarkatur  ausgebildet.  Ergänzend  zu  bemerken 
wäre  vielleicht,  dass  die  unteren  grofsen  Lukarnen  der  Pyramide 
in  Stein,  die  kleineren  oberen  dagegen  in  Metall  ausgeführt 
werden  sollen. 

Besonderes  Interesse  durften  die  Angaben  beanspruchen, 
welche  Hr.  Klotz  über  die  Entstehungsgeschichte  seines  Werkes 
macht    Zwar  sind  dieselben  nufserst  vorsichtig  gehalten  und  es 

•)  lieb«  Oka  BetUrfaaiitc  <J«r  Vlyrut4c*«uji|ifd  sm  Munal«  tu  SUnto.uix. 
Zweiter  Rtrlrhl  Mit  3  artirtiKbeu  Ik4U«<o.  SutXibiirg,  H  Sthult»  *  CV,  CtMrtu 
Wialei. 


schied  des  jetzigen  gegen  deu  früheren  Entwurf  kann  mit  einem 
kurzen,  an  diu  kürzlich  in  d.  Hl.  erschienenen  Ausführungen 
Redtenbacher's  anknüpfenden  Schlagwort«  dahin  bezeichnet 
werden,  dass  jener  das  Prinzip  der  archäologischen 
Restauration,  der  neue  Entwurf  dagegeu  das  Prinzip  der  künst- 
lerischen Restauration  zum  Ausgangspunkt  genommen  bat. 
War  der  archäologische  Staudpunkt  im  vorliegenden  Falle  über- 
haupt nicht  ausreichend  und  die  künstlerische  Behandlung  der 
Sache  datier  an  sich  schon  richtiger,  so  steht  auch  das  Ergebnis« 
dieses  zweiten  Versuches  auf  einer  ungleich  höheren  Stufe,  als 
das  früher  gewonneue. 

So  wenig  wir  in  der  l'eberzcugung,  dass  die  Wiederherstellung 
der  gothischen  Mitra  vor  allen  anderen  Lösungen  den  Vorzug  ver- 
dient hatte,  waukeud  geworden  sind,  so  willig  erkennen  wir  an, 
dass  der  neue  Entwurf  des  Hrn.  KloU  alle  von  anderer  Seite  bei- 
getragenen Versuche  zur  Lösung  des  Problems  bei  weitem  Ober- 
triflt  Glücklich  gelöst  ist  namentlich,  wie  eine  der  Broschüre 
beigegebene  Gesamini- Ansicht  de«  Münsters  von  der  Nordottseite 
ergiebt,  die  schwierigste,  nur  durch  rastloses  Studiren  und  Pro- 
biren zu  treffende  Seite  der  Frage:  die  Wahl  eines  Höhenver- 
haltnisaes  für  den  neuen  Viernngslhurm,  bei  welchem  derselbe 
dem  Osttheile  des  Monsters  die  erwünschte  domniirende  Krönung 


lyiu 


'ed  Dy  VjOO 


328 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


giebt,  dem  Thurmbau  der  Westseite  dagegen  noch  bescheiden 
sich  unterordnet  -  Was  speziell  u.  Bl.  (in  No.  21  .Ihrg.  75)  an 
dem  Detail  des  alteren  Entwurfs  bemängelt  hatte,  fallt  dem  neuen 
:nr  Last  Der  an  ihrer  ursprünglichen  Stelle  be- 
alten romanischen  Arkadeugallerie  ist  eine  lediglich  de- 
korative Wirkung  zugewiesen,  wahrend  die  neuen  Träger  des 
Dachwerks  einen  den  gegenwärtigen  Verhältnissen  des  Baues  cut- 
sprechenden robusteren  Maarsstab  erhalten  haben;  das  Experiment 
einer  romanischen  Anika  ist  nicht  wiederholt  —  Zum  besseren 
Vergleich  beider  Entwürfe  halten  wir  übrigeng  die  (im  Anschluss 
au  die  frühere  Publikation  der  Münster- Werkstätte)  mitgetheilte 
Ansicht  des  neuen  Vierungsthurmes  aus  ,  dem  Hofe  des  Priester- 
seminars  als  Silhouette  darstellen  lassen  und  der  in  No.  59 
■Ihrg.  75  xl  Bl.  publizirten,  von  demselben  Staudpunkt  aufge- 
nommenen Silhouette  des  im  Modell  ausgeführten  älteren  Klotz'schen 
Entwurfes  gegenüber  gestellt 

Dass  ein  Herausheben  des  Vieruugsthunnes  aus  der  Masse 


10.  August  1878 


mit  zwingender  Notwendigkeit  eine  ent- 
sprechende Erhöhung  derApsis  nach  sich  ziehen  musste,  durfte 
unter  allen  denen,  die  mit  der  Frage  sich  beschäftigt  haben,  nicht 
zweifelhaft  sein,  Ueber  die  Lösung,  welche  Hr.  Klotz  für  diesen 
Aufbau  gewählt  hat,  können  wir  bei  der  Uuvollkouuueuheit  der 
uns  vorliegenden  Skizze  ein  Unheil  uns  nicht  gestatten.  Nach 
der  oben  bereits  erwähnten  Perspektive  fügt  der  neue  <  b  »i  Aufbau 
mit  seinen  Thürmen  wirksam  in  das  Bild  des  Münsters  sich  ein 
und  tragt  wesentlich  zur  Bereicherung  desselben  bei.  Dass  die 
Gestaltung  des  Details  im  gewissenhaften  Anschluss  an  die  vor- 
handenen romanischen  Theilc  des  Münsters  erfolgt,  dürfen  wir 
von  dem  Architekten  voraus  setzen. 

Möge  es  dem  verdienten  Künstler  vergönnt  sein,  das  Werk, 
welches  für  spatere  Jahrhunderte  das  am  meisten  ins  Auge  fallende 
Zeichen  seines  langjährigen,  treuen  Wirken»  am  Münster  bilden 
wird,  rasch  und  glücklich  zu  vollenden.  Und  möge  dieses,  sein 
Iicukmal,  auf  lauge  hinaus  bestehen!  —  F.  — 


Mittheilungen 

Architekten-  und  Ingenieur  •Verein  zn  Hambnrg.  Ver- 
sammlung am  81.  Mai  1878.  Vorsitzeuder:  Hr.  F.  A.  Meyer, 
Schriftführer:  Hr.  Bargum,  anwesend  -12  Mitglieder.  Nach  Er- 
ledigung von  geschäftlichen  Angelegenheiten  spricht  Hr.  Gallo is 
Ober  den  Bau  eines  neuen  Gasometers  auf  dem  Grasbrook. 

Nachdem  die  neue  Gasanstalt  in  Barmbeck  vollendet  war, 
hat  sich  das  Bedürfnis*  nach  einem  Umbau  der  Gasometer  der 
alten,  auf  dem  Grasbrook  belegenen  Gasanstalt  befriedigen  lassen. 
Statt  4  kleiner  Behälter  von  zusammen  13(Xtf)khn>  ist  ein  grofser 
Gasometer  von  SOdOOkb"  Inhalt  der  Glocke  gebaut  worden.  Da 
der  Gaskonsum  in  den  Haupt- Brennstunden  bis  auf  liomkli'" 
in  der  Stunde  gpstiegen  ist,  so  genügte  einer  der  alten  Bekälter 
nur  für  den  Konsum  einer  Viertelstunde;  bei  so  schneller 
Entleerung  nahm  die  Glocke  wahrend  des  Niedersinkens  eine 
das  zulassige  MaaTs  überschreitende  Geschwindigkeit  an.  —  Das 
Bassin  ist  nicht  in  der  ganzen  Gründliche  der  Glocke  ausge- 
hoben, sondern  ringförmig  angelegt.  Es  ist  dadurch  sehr  an 
Ausschachtungs-Kosten  gespart,  denn  im  anderen  Falle  hatten  zu 
2t)  720  kbm  Boden  noch  weitere  29  (KX)  kb™  ausgesehachtet  und 
abgefahren  werden  müssen.  Der  lichte  Bassin  -  Durchmesser  be- 
tragt til,84ln,  dio  Tiefe  9,5";  die  Bassin-Rinne  ist  3™  breit,  die 
Baugrube  zur  Aufführung  der  ringförmigen  Stützmauern  wurde 
in  8  m  Breite  ausgehoben.  Die  Stützmauern  sind  in  sehr  schwachen 
Dimensionen  ausgeführt  und  innen  und  aufsen  mittels  eiserner 
Reifen  gegen  den  Druck  verstärkt  worden.  Die  Fundirung  ist 
auf  einer  1  ■»  starken  Betonschicht  zwischen  Spundwänden  ge- 
schehen. —  Das  Dach  wurde  am  24.  Januar  d.  J.  aufgehoben, 
und  zwar  mittels  Hebeladen.   Die  Kuppel  wiegt  an  Eisen  103000*. 

Die  Glocke  ist  telcskopartig  konstruirt  und  hat  folgende 
Abmessungen:  Die  äufsere  Glocke:  Durchmesser  59,20", 
Höhe  9,51  ">,  Inhalt  24  772,8  kb™.  Gewicht  75  IM  Mi*.  Die  innere 
Glocke:  Durchmesser  58,40  »,  Hohe  9,65  m,  Pfeilhöhe  der  Decke 
5,00     Inhalt  25  813,3  kb»,  Gewicht  260  940*. 

Die  Wasserfüllung  erfordert  5600  kba.  Die  Baukosten 
belaufen  sich  auf  890000  M  oder  bei  50  0UOkb>»  Inhalt  auf 
18  .//  für  1  kb™  Gas;  in  Barmbeck  betragen  die  Baukosten  bei 
26  000kb"  603  000  M  und  bei  30  0OUkba  (»5  000  M,  also  in 
beiden  Fällen  23  .//.  für  1  kba.  — 

Exkursion  am  11.  Juni  1878  nach  dem  Ausstellungsplatz 
für  den  internationalen  Markt  für  landwirtschaft- 
liche Maschiuen  und  Geräthe  auf  dem  Heiligengeist-Felde. 

Uuter  Führung  des  technischen  Leiters  der  Ausstellung,  des 
Hrn.  ('.  E.  Herrmaun,  nahmen  au  der,  zwei  Tage  vor  der  Er- 
öffnung des  Marktes  angeordneten  Besichtigung  der  Ausstellungs- 
räume ungefähr  60  Mitglieder  des  Vereins  Theil.  Der  Zeit- 
punkt war  insofern  günstig  gewählt,  als  auf  dem  Platze  und  in 
den  Hallen  ein  reges,  den  Techniker  fesselndes  Leben  herrschte, 
welches  durch  das  Streben  nach  Beendigung  der  Aufstellung 


Der  von 


in  283«  Lauge  neben  der  Glacis-Allee 
und  dem  Holsten-Thor»  seine  Tiefe  betragt  136». 


Brette runizäunung  umschlossene  Platz  hegt 

iem  Millern- 
Der  Haupt- 
eingang befindet  sich  an  der  Glacis-Allee:  neben  demselben  liegen 
die  Büreaus  für  das  Ausstellungs-Couüie,  des  Ingenieurs  Herrmann, 
der  Spediteure,  der  Post  und  des  Telegraphenamtes  u.  s.  w. 
Bings  an  der  Planke  herum  lauten  überdachte,  uacb  innen  offene 
Ausstellungs-Scbuppen,  an  den  beiden  kurzen  Seiten  durch  Magazine 
und  Erfrischungszelte  und  in  der  Hatiptaxe  durch  ein  Restaurant 
mit  davor  befindlicher  Gartenanlage  unterbrochen.  Innerhalb  des 
so  begrenzten  Raumes  befinden  sich  entweder  in  offenen  Schuppen 
oder  im  Freien,  durch  Gassen,  die  zur  Hauptaxe  normal  laufen, 
getrennt,  die  Ausstelliings-Gegenstände.  Auf  deren  Beschreibung 
muss  hier  verzichtet  werden,  da  sie  durrhgehpml  mehr  der  Land- 
wirthsehait  als  dem  Bauwesen  dienen.  --  Die  Gebäude  vcrlaugneu 
selbstverständlich  nicht  ihren  provisorischen  Charakter,  bieten 
aber  durch  den  bei  solchen  Gelegenheiten  Hamburg  eigeueu 
reichen  und  zierlichen  Flaggenschmuck  einen  besonderen  -Beiz. 

Versammlung  am  14.  und  28.  Juni  und  am  12.  und 
26.  Juli  1878.  Von  den  4  in  die  Sommermonate  fallenden  Ver- 
sammlungen —  den  letzten  vor  den  Ferien  —  sind,  wie  ge- 
wöhnlich, auch  in  diesem  Jahre  einige  ausgefallen,  nämlich  die 
beiden,  welche  am  28.  Juni  und  am  26.  Juli  hatten  abgehalten 


werden  sollen.  Statt  dessen  fanden  zwanglose  Vereinigungen  im 
Grünen  statt,  und  zwar  das  erste  Mal  in  von  Esseu's  Garten  in 
Bannbeck  und  nachher  im  Neuen- ltabcu  vor  dem  Damtnthore. 
Dem  ersten  Ausflüge  ging  eine  Besichtigung  der  gror&artigeu 
Fabrik  der  Newyork- Harburger  GuinmiwaAren-Kompagnie  voran, 
in  der  zweiten  Vereinigung  dienten  die  Erzählungen  der  von 
Hanuover  zurück  gekehrten  Vereinsmitglieder  der  Unterhaltung. 

Die  beiden  anderen  Versammlungen  waren  trotz  der  Sommer- 
schwüle —  Dank  den  Referaten  der  Hrn.  Hauers  und  Kaemp 
über  die  Pariser  Ausstellung  —  für  die  Jahreszeit  sehr  stark, 
bezw.  von  46  und  63  Mitgliedern  besucht  Wenn  auch  die  Redner 
ihren  Vorträgen  voran  schickten,  dass  es  lediglich  persönliche  Reise- 
eindrücke seien,  die  sie  schildern  wollten,  so  gaben  doch  hehle  Be- 
richte zusammen  —  obgleich  sie  so  unabhängig  von  einander  gehalten 
wurden,  dass  Hr.  Kaemp  als  der  zweite  nicht  einmal  Kenntnis« 
von  dem  vorher  von  Hrn.  Hauers  Vorgetragenen  hatte  -  nicht 
allein  ein  höchst  leliendiges,  sondern  auch  eiu  recht  vollkommenes 
Bild  von  der  Ausstellung.  Keiuer  der  beiden  Besucher  derselben 
verläugnete  in  den  Beschreibungen  seine  Eigenart:  Hr.  Hauers 
nicht  den  kunstsinnigen,  einer  bestimmten  Richtung  huldigenden 
Architekten,  Hr.  Kaemp  nicht  den  scharf  bückenden,  kritisirenden 
und  reebnenden  Ingenieur,  und  so  ergänzten  sich  die  beiden  Vor- 
träge ohne  Absieht  der  Redner  in  einer  für  die  Zuhörer  höchst 
angenehmen  und  lehrreichen  Weise.  —  Auf  den  Stoff  selbst  an 
dieser  Stelle  einzugehen  möchte  nicht  am  Platze  sein,  theils,  weil 


nicht  zu  bewältigen  ist, 
Wiedergabc  weit  hinter  der  lebendigen  Hede  zurückstehen  würde, 
theils,  weil  ohne  Zweifel  noch  an  anderer  Stelle  in  diesem  Blatte 
die  Pariser  Auastellung  eiugehend  besprochen  werden  wird. 

Auch  manche  geschäftliche  Angelegenheiten  fanden  in  den 
Versammlungen,  deren  Bureau  beide  Mal  aus  Hrn.  Haller  als 
Vorsitzendem  und  Hrn.  Bargum  als  Schriftführer  bestand,  ihre 
Erledigung,  u.  a.  die  Wahl  der  Hrn.  Haller  und  Bargum  zu 
Delegirten  zur  Dresdener  Versammlung  und  der  Hrn.  Haller, 
Föltsch,  J.  Schräder,  Haussen,  Westendarp,  Stam- 
man  und  Keichardt  in  die  Kommission  zur  Berathung  des 
Baupolizei-Gesetzes;  ferner  wurde  die  Verbands- Vorlage  betr.  die 
zirilrechtlirhe  Verantwortlichkeit  der  Architekten  und  Ingenieure, 
nach  den  Vorschlagen  der  Kommission  (Haller,  Ballier,  Schaffer, 
Kaemp  und  Bargum)  von  der  Versammlung  geuebmigt  -  In 
den  Vureiu  aufgenommen  sind  die  Herren  Sinram,  Schräder, 
Keller-Leuxinger  und  Sjiecht.  Bm. 


Arohitekten- Verein  zn  Berlin.  Bericht  über  die 
Exkursion  nach  Hannover,  Hildesheim  und  Goslar 
am  20— 23.  Juli  1878.  (Schluss.) 

Wie  vor  zwei  Jahren  im  Münchener  Glnspalaste  ,Unserer 
Väter  Werk"  den  Erzeugnissen  der  modernen  Kunstindustrie 
gegenüber  gestellt  war,  so  auch  in  Hannover.  Die  große  West- 
Apsis  der  vorderen  Halle  des  Ausstellungs-Gebäudes,  sowie  ein 
Theil  des  angrenzenden  Raumes  sind  mit  Schätzen  alter  Kunst, 


niedcrsÄchsischen  Ursprungs,  gefüllt, 
an  im  städtischen,  klösterlichen 
oder  privaten  Besitz  hier  vereinigt  worden  sind.  Da  umfang- 
reiche Stücke.  Möbel  etc.  nicht  vertreten  sind,  so  ist  der  Raum, 
den  dieser  Theil  der  Ausstellung  eiunimmt,  verhälruissmäftig 
nicht  grofs,  desto  bedeutender  ist  dagegen  sein  Werth.  Als 
Seltenheiten  ersten  Ranges  sind  die  mittelalterlichen  Stickereien 
aus  den  Klöstern  Wienhausen  und  Lüne  hervor  zu  heben  (ans 
W.  n.  a.  der  berühmte,  im  13.  Jahrb.  angefertigte  Tristan- 
Teppich).  Das  Weifenmuseum,  der  Domschatx  zu  Hildesheim, 
die  Domkapelle  zu  Goslar,  vor  allem  aber  Hr.  Senator  Culcmaiiu 
in  Hannover,  haben  bereitwillig  einen  Theil  ihrer  Kostbarkeiten 
zur  Verfügung  gestellt  An  künstlerischem  Werth  dürfte  der 
grofse  mittelalterliche  Khreu|>nkal 
allem  übrigen  voran  stehen.  — 

[tu  unmittelbaren  Anschluss  an  diese  kunstgewerl 
Alterthümer  hat  die  von  dem  Hannoverschen  Arch.-  u.  Ing.-Verem 
veranstaltete  Ausstellung  ihren  Platz  gefunden,  welche  ihrerseits 
aus  3  verschiedenen  Abteilungen  Zimmer- Finrichtungen,  ein- 
bezw.  Gruppen,  und  Zeichnungen  -  besteht 

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64. 


329 


Die  Idee,  ganze,  nach  einheitlichem  künstlerischen  Plan  ge- 
schaffene Zimmereinrichtungen  zur  Ausstellung  zu  bringen,  be- 
kanntlich gleichfalls  auf  der  Milnchcuer  Ausstellung  von  1876 
zum  ersten  Mal  in  größerem  Maafsstabe  durchgeführt  und  er- 
probt, hat  hier  eine  Verwirklichung  gefunden,  die  hinter  dem 
dort  Geleisteten  durchaus  nicht  zurück  steht  Man  weifs  nicht, 
ob  man  mehr  die  künstlerische  Leistung  der  ermüdenden  Archi- 
tekten oder  die  Tüchtigkeit  der  kunstgewerblichen  Kräfte  an- 
erkennen soll,  die  ihnen  zur  Seite  gestanden  haben.  Ks  sind 
vertreten:  Arch.  Otto  Götze  durch  ein  Bibliothek-Zimmer,  das 
zugleich  als  Ausstellungsraum  für  die  Pracht  •  Krzeugnisse  der 
hannoverschen  Verlagsbuchhandlungen  dient  —  Arch.  Christoph 
H  e  h  1  durch  ein  Speisezimtnc  r  mit  Krkcr,  sowie  durch  eine  Küche 
und  Waschekammer  —  Arch.  Theodor  Unger  durch  ein  Herren- 
Arbeitszimmer,  Arch.  Conrad  Oertcl  durch  ein  Herrenzimmer 
—  Baurath  Edwin  Oppler  durch  eine  bürgerliche  Wohn-  und 
Esstube  mit  Krker  -  sämmtlich  Leistungen  gothischen  Stils, 
wenn  auch  in  verschiedener  Auffassung  und  mit  mehr  oder  weniger 
Glück  den  moderneu  Verhältnissen  angepasst.  lu  Kcnaissance- 
formen  von  gleichfalls  verschiedener  Auffassung  stellen  sich  dar: 
ein  Schlafzimmer,  ein  Boudoir  und  ein  Speisezimmer  von  Arch. 
Ludwig  lirockmann,  sowie  das  Damenzimmer  des  neuen  Bahn- 
hof-Empfangsgebäudes  von  Bmstr.  Hubert  Stier.  -  Auf  eine 
Schilderung  der  einzelnen  Räume,  wie  solche  in  dem  unter  die 
Kxkursions  -  Gesellschaft  vertheilten  Ungcr'schen  Spezialkataloge, 
zugleich  mit  einer  Aufzählung  der  an  der  Ausführung  der  ein- 
zelnen Gegenstände  l>etheiligten  Firmen  gegeben  ist,  müssen  wir 
an  dieser  Stelle  leider  verzichten.  Den  Preis  unter  den  bezgl. 
Werken  dürfte  wohl  Jeder  dem  Oppler'schen  Zimmer  zuer- 
kennen, das  bei  sinnigster  Wahl  sowie  liebevollster  Durchführung 
der  Einzelheiten  ein  in  sich  vollendetes  künstlerisches  Ganzes  —  ein 
Idyll  im  Kaum  —  darstellt  und  zugleich  eine  Sicherheil  und 
Freiheit  in  der  Beherrschung  der  gothischen  Formen  für  die 
Zwecke  des  modernen  Bedürfnisses  bekundet,  bei  welcher  von 
einem  Konflikt  mit  den  letzteren  in  der  That  nicht  mehr  die 
Hede  sein  kann.  l'ebrigens  ist  zn  erwähnen,  dass  die  in  der 
Ausstellung  vertretenen  Zimmereinrichtungen  sich  keineswegs  auf 
die  vorgenannten  Werke  von  Architekten  beschrankten,  sondern 
dass  neben  ihnen  auch  seitens  mehrer  Tapezierer  besw.  Möbel- 
fabrikanten  Ausstellungen  ähnlicher  Art  veranstaltet  waren,  unter 
denen  sich  mehre  ganz  ansprechende  Leistungen  befanden. 

Die  vereinzelten  Werke  kunstgewerblicher  Art,  sowie  die  in 
Zeichnung  ausgestellten  Entwürfe  desselben  Gebietes  führen  uns 
zum  Tbeil  die  Namen  derselben  Künstler  vor,  welche  die  Zimmer- 
Einrichtungen  geschaffen  haben.  Neben  ihnen  waren  vor  allen 
Brtta.  Hase  durch  eine  Anzahl  stilvoller  Ausführungen  bezw.  Ent- 
würfe für  kirchliches  Mobiliar,  Orgelpros|*ktet  Altare,  Kanzeln 
etc.  und  Johannes  Olsen  in  Berlin  durch  entsprechende  Entwürfe 
für  die  Kirchen  in  Altona  und  Wiesbaden  vertreten,  aufserdem 
noch  die  Archit  Hotzen,  Hägemann  und  Bües.  Als  Bild- 
hauer, deren  Werke  im  Zusammenhange  mit  denen  der  Architekten, 
für  welche  sie  gewöhnlich  arbeiten,  ausgestellt  waren,  sind  die 
Hrn.  Kttsthardt  in  Hildesheim,  N arten,  Mafsler  und  Dag  in 
Hannover  zu  nennen.  Endlich  ist  zu  erwähnen,  dass  als  Entwürfe 
streng  baulicher  Art  auch  mehre  Arbeiten  des  städtischen  Bauamts 
in  Hannover  (von  Bauinsp.  Wilsdorff)  sowie  Schüler-Arbeiten  der 
Technischen  Fachschule  zu  Buxtehude  Aufnahme  in  die  Ausstellung 
gefunden  hatten. 

Auf  Details  einzugeben,  oder  die  Namen  der  verdienten  Hand- 
werker, welche  die  Werke  geschaffen,  zu  nennen,  ist  uns  auch 
diesen  Einzelleistungen  gegenüber  unmöglich,  zumal  wir  in  letzter 
Beziehung  gar  leicht  grobe  Unterlassungsfehler  begehen  könnten. 
Es .  sei  uns  dafür  gestattet,  von  der  Hannoverschen  Proviuzial- 
Gewerbc-Ausstellung  mit  einer  Betrachtung  allgemeiner  Art  Ab- 
schied zu  nehmen. 

Fassen  wir  den  Eindruck  der  Ausstellung  noch  einmal  im 
Geiste  zusammen,  so  ist  als  ein  erfreuliches  Moment  desselben  zu- 
nächst die  Ueberzeugung  hervor  zu  heben,  dass  das  deutsche  Hand- 
werk, insbesondere  das  Kunstbandwerk,  eines  gesunden  Kerns  noch 
nicht  entbehrt.  Was  hier  von  den  hannoverschen 
Schlossern,  Tischlern,  Töpfern  etc.  geleistet  worden  ist 


ollen  Nachhildens  und  selbständigen 
_  aber  seinen  eigentlichen  goldenen  Boden,  die  Freude 
am  Können,  mit  Leichtigkeit  wieder  zu 
nur  sein  Sinn  für  diese  ideale  Seite  des 
entsprechend  geweckt  wird. 

Dass  dies  in  Hannover  geschehen  ist,  darf  aber  fast  aus- 
schließlich als  das  Verdienst  der  Architekten  angesprochen 
werden,  die  nicht  nur  das  Samenkorn  gelegt  und  das  zarte 
Ptiänzchen  gehütet  haben,  sondern  auch  heute  noch  an  der  Spitze 
der  bezgl.  Bestrebungen  stehen,  l  ud  dieser  Einfiuss  der  Architekten, 
der  sich  in  der  Physiognomie  der  Ausstellung  nicht  minder  wie 
in  der  baulichen  Erscheinung  der  ganzen  Stadt  offenbart,  er  ist 
ohne  Zweifel  der  erfreulichste  Tbeil  des  Eindruck-.,  den  die 
Architekten  und  Ingenicure  anderer  deutscher  Städte  bei  ihrem 
letzten  Besuche  in  Hannover  gewonnen  haben.  Die  wichtige  Frage, 
wie  die  Baukunst  wieder  volksthümlich  zu  machen  sei,  sie  ist  hier 
bis  zu  gewissem  Grade  bereits  auf  praktischem  Boden  gelöst 
worden  —  gelöst  nicht  sowohl  durch  die  Rückkehr  zu  mittel- 
alterlichen Kuustbestrebungen,  die  hierbei  nur  von  sekundärer 
ist,  sondern  vor  allem  durch  die  Wahrheit 


der  hannoverschen  Schule  zu  allen  Zeiten  ihre  ganze  Person, 
ihre  Seele,  für  ihren  künstlerischen  Beruf  eingesetzt  haben:  es 
dunkt  uns  das  wahre  Geheimnis»  der  Erfolge  zu  sein,  die  wir  bei 
Gelegenheit  dieser  Ausstellung  wieder  wahrgenommen  haben  und  in 
Betreff  deren  unsere  hannoverschen  Fachgenossen  als 
Vorbilder  für  das  gesamtste  Deutschland  dastehen.  — 

Indem  wir  nach  diesem  langen,  der  Ausstellung 
Exkurs  den  Faden  unseres  Exkursions-Berichtes  wieder  aufnehmen, 
wollen  wir  denselben  kurz  zu  Ende  führen. 

Um  Uhr  vereinigte  das  solenne  Frühstück,  welches  der 
Hannoversche  Arch.-  u.  lug.- Verein  seinen  Gästen  darbot,  die 
gesaromte,  während  der  Besichtigung  der  Ausstellung  in  zahlreiche 
kleine  Gruppen  aufgelöste  Gesellschaft  in  den  Kestaurations- 
Kaumen  des  Gebäudes,  welche  das  östliche  Chorhaupt  und  Quer- 
■  schiff  der  mehr  erwähnten  grofsen  Vorderhalle  einnehmen.  Nicht 
wenige  liefsen  dieser  Erfrischung  noch  eine  kurze  behagliche  Hast 
vor  einem  der  Ausschanklokale  in  der  „Facadenstralse"  der 
[  Kastanien-Allee  folgen,  ehe  zur  Fortsetzung  der  Exkursions-Arbeit, 
und  zwar  zunächst  zur  Besichtigung  des  benachbarten  We Ifen- 
schlosses, aufgebrochen  wurde. 

Bekanntlich  ist  dieses  Gebäude,  die  bedeutendste,  von  dem 
verst.  Architekten  Tramm  herrührende  Schöpfung  der  alleren,  auf 
romanischen  Traditionen  fufsenden  Architekturschule  Hannovers, 
gegenwärtig  in  einem  Umbau  begriffen,  durch  welchen  das  nur 
bis  zur  Vollendung  des  Aeufceren  gediehene  einstmalige  Residenz- 
sc bloss  König  Georgs  für  die  Zwecke  der  Polytechnischen 
Schule  eingerichtet  und  erweitert  wird.  In  wie  weit  dasselbe 
hierzu  geeignet  war,  und  welches  Ergebniss  der  Bau  in  dieser 
Hinsicht  liefern  wird,  ist  eine  Frage,  ülier  die  wir  bei  der  kurzen 
Besichtigung  und  ohne  Einblick  in  die  neuen  Grundrisse  kein 
Unheil  gewinnen  konnten.  Zu  verderben  war  in  dieser  Hinsicht 
an  dem  im  Innern  nichts  weniger  als  großartig  disponirten  Bau 
nicht  allzuviel.  Etwas  anderes  ist  es  mit  den  Zusätzen,  welche 
das  immerhin  mit  bemerkenswerthem  künstlerischen  Geschick  ge- 
staltete Aeui'sere  des  Gebäudes  —  zum  Glück  nur  auf  der  Hinter- 
seite —  erhalten  hat.  Obwohl  eine  solche  Absicht  völlig  aus- 
I  geschlossen  ist,  scheint  es  doch  beinahe,  als  ob  man  den  Gegensatz 
1  zwischen  der  alten  und  neuen  Bestimmung  des  Hauses  in  mög- 
I  liebster  Schärfe  habe  betonen  wollen,  als  man  zwischen  die 
phantasievnllen,  mit  reichem  Detail  ausgestalteten  Gebilde  der 
Trainm'schen,  aus  Sandstein  nnd  gelbem  Barkstein  hergestellten 
Architektur  die  neuen  Facadentheile  in  abschreckenden  Ver- 
hältnissen nüchternster  Kasernen-Architektur  und  rothen  Back- 
steinen einfügte.  Wie  man  in  Hannover  über  diese  Leistung 
empfindet,  charakterisirt  wohl  am  besten  das  im  Munde  eines 
Jüngers  dortiger  Schule  geradezu  verzweifelt  klingende  Trostwort, 
das  wir  gehört  haben:  man  könne  die  neuen  Facadentheile' ja 
spater  (+  +  +)  „ putzen»!  - 

Da  der  zur  Besichtigung  der  Stadt  übrig  bleibende  Theil  des 
Tages  nur  kurz,  die  Fülle  des  Sehenswerthen  aber  grofs  war,  sn 
hatte  der  Hannoversche  Verein  die  bei  der  Hitze  des  Tages  doppelt 
willkommene  Anordnung  getroffen,  dass  die  Fortsetzung  der  Ex- 
kursion zu  Wagen  erfolgte.  In  8ti  (auf  Kenten  des  Vereins  ge- 
stellten) Gespannen  trat  die  Gesellschaft  eine  Kundfahrt  an,  die 
sie  zunächst  durch  die  Herreuhausener  Allee  und  den  Georgen- 
garten nach  dem  Park  von  Herrenhansen  führte.  Die  be- 
rühmte Fontane,  bekanntlich  die  höchste  Kuropas,  sprang  zu  Ehren 
der  Gäste  bereits  zu  ungewöhnlicher  Stunde;  im  einzelnen  besich- 
tigt wurden  lediglich  das  nicht  minder  berühmte  Palmenhaus,  sowie 
das  Mausoleum  mit  den  von  Rauch  als  Gegenstück  zu  den  Char- 
lottenburger Königsbildern  geschaffenen  Grabdenkmälern  des 
Königs  Ernst  August  und  der  Königin  Friederike,  in  welchem 
Hr.  Int-  u.  Brth.  Schuster  einige  Erläuterungen  gab.  Die  Rück- 
fahrt führte  vom  Königsplatz  durch  die  neu  entstandenen  nord- 
westlichen Theile  der  Stadt  zunächst  zur  Synagoge,  jener 
Ix-kanntcn,  phantasievollen  und  wirksamen  Schöpfung  Oppler's, 
der  in  diesem  Zweige  kirchlicher  Baukunst  z.  Z.  wohl  an  erster 
Stelle  steht;  auch  hier  wurden  der  Gesellschaft,  durch  denj 
tekten  selbst,  einige  kurze  Erläuterungen  zu  Theil 
Halt  wurde  vor  dem  in  Restauration  Iwgriffencn  Rath  hause  ge- 
Der  bezgl.  Entwurf  Häsens  ist  den  Lesern  u.  Kl.  ans  der 
i.  Jhrg.  77  d.  Dtsch.  Bztg.  wohl  hinlänglich  bekannt; 
was  von  der  Ausführung  bereits  zu  sehen  ist,  gewährt  die  erfreu- 
liche Gewissheit,  dass  die  Hoffnung,  mit  welcher  wir  dieselbe  be- 
grüßt haben,  sich  in  vollem  Maafse  erfüllen  wird.  Das  Innere, 
an  dessen  Ausschmückung  ein  viel  versprechendes  junges  Talent, 
dessen  Leistungen  auf  der  Ausstellung  beachtenswerth  sind, 
Hr.  Maler  Schaper,  betheiligt  sein  wird,  ist  z.  Z.  noch  nicht  in 
Angriff  genommen. 

Was  weiterbin  noch  in  Augenschein  genommen  wurde,  ward 
nnr  im  Fluge,  d.  h.  vom  Wagen  aus,  besichtigt  und  sollte  den 
Gasten  ja  auch  nur  als  ein  Theil  des  Gesammtbildes  der 
Stadt  vorgeführt  werden.  Um  die  architektonische  Physiognomie 
derselben  in  allen  ihren  charakteristischen  Zügen  kennen  nnd 
würdigen  zu  lernen,  genügte  diese  summarische  Besichtigung  im 
Verein  mit  dem,  was  bereits  am  Tage  vorher  und  am  Morgen 
gesehen  worden  war,  immerhin,  zumal  die  Stadt  wohl  nur  wenigen 
unter  den  Gasten  völlig  fremd  war.  —  Dass  dieser  Eindruck,  den 
wir  in  Kürze  nicht  zu  schildern  vermögen,  ein  durchweg  günstiger 
und  gewinnender  war,  bedarf  kaum  einer  Versicherung.  Ueber- 
raschend  ist  die  rege  Privat -Bauthätigkeit,  die  trotz  „schlechter 
Zeiten«  allerwftrts  in  der  Stadt  stattfindet   Dass  bei  derselben  der 


i  Archi- 


Digitized  by  Google 


,..»»u  .mmcr  mehr  Umfang  gewinnt,  ist  bei  dem  (haraktei 
einer  auf  billige  Waare  gerichteten  Spekulation* -Thätigkeit  wohl 
nicht  zu 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 

n 


10.  ABgnst  1878 


und  der  Geaammt  •  Erscheinung  der  Stadt 
es  keinen  Schaden  bringen,  wenn  den  in  Massen- Anhäufung 
doch  etwas  düster  wirkenden  Ziegelbauten  ein  anderes  Element 
sich  entgegen  stellt.  Katurlich  wollen  wir  damit  einer  unver- 
ständigen Anwendung  des  Putzbaues  und  den  im  Stuck-  und 
Zink-Elend  prangenden  PalazzoB  das  Wort  nicht  geredet  haben.  — 
Als  letztes  in  der  Reihe  der  fachgemäfs  zu  würdigenden 
Werke  war  der  zoologische  Garten,  die  poetische  Schöpfung 
des  früh  verstorbenen  W.  Lfler,  in  Aussiebt  genommen:  der  An- 
drang des  Sonntags-Puhlikums  erwies  sich  jedoch  als  ein  so  ge- 
waltiger, dass  hiervon  Abstand  genommen  werden  musste.  So 
wurde  nach  kurzer  Rast  in  den  Kaffeegärten  der  Eilenriede  direkt 
zu  dem  festlichen  Schlussakte  der  Exkursion,  dem  im  Königs- 
saale des  Tivoli  stattfindenden  Festmahle  geschritten,  das  in 
ungetrübter  Heiterkeit,  selbstverständlich  mit  den  obligaten  Rede- 
gangen, verlief.  Haas  dem  Hannoverschen  Verein  im  Ganzen 
und  seinem  Vorstande  (in  Person  von  Hrn.  Launhardt)  im  Be- 
sonderen, dass  den  Führern  der  Hannoverschen  Architektursehule 
Hrn.  Hase  und  Oppler,  sowie  dem  Architekten  der  Ausstellung, 
Götze,  der  brausende  Dank  der  Gitste  gezollt  wurde,  sei 
erwähnt  Jubelnder  Beifall  wurde,  auch  einem  Toaste  auf 
den  Senior  der  Berliner  Gäste,  Meister  Heinrich  Strack,  und  die 
heiterste  Aufmerksamkeit  dem  liebenswürdigen  und  geistvollen 
.Speech"  des  anwesenden,  bekannten  Feuilletonistcn  der  Berliner 
Voss.  Ztg.,  Hrn.  Ludwig  Pietsch,  zu  Theil,  der  —  sein  Herz  öff- 
nend —  die  Architekten  und  Ingenicure  in  ihrer  gesunden  Ver- 
einigung von  Realismus  und  Idealismus  als  Krone  und  echteste  Ver- 
körperung des  normalen  modernen  Menschen  feierte.  —  Nach  einem 
kurzen  Hundgange  durch  den  von  Besuchern  strotzenden  darten 
des  Tivoli,  in  welchem  kein  Asyl  mehr  zu  linden  war,  endigte 
der  Abend  und  mit  ihm  unser  Besuch  in  Hannover  in  verschie- 
denen Gartenlokalen,  bezw.  wiederum  in  den  gastlichen  Hallen 
des  Künstlervereina. 

Wohl  jedem  Theilnehmer  des  Ausllugs  wird  derselbe  in  an- 
genehmster Erinnerung  verbleiben.  Herzlicher  Dank  sei  dafür 
anch  an  dieser  Stelle  nochmals  den  Freunden  in  Hannover  dar- 
gebracht! — 

Getreu  der  leidigen  Schwache  des  Architekten  in  Bezug  auf 


wir  für  unsern  Bericht  uns  gesteckt  hatten,  so  wenig  eingehal- 
ten, dass  uns  für  den  Rest  desselben  —  die  Schilderung  des 
Besuches  in  Hildesheim  und  Goslar  —  leider  nur  wenig  Raum 
übrig  bleibt  Ea  mag  ans  zur  Entschuldigung  dienen,  dass  es 
sich  hier  einerseits  fast  lediglich  um  Baudenkmaler  handelte, 
die  langst  der  Kunstgeschichte  angehören,  und  dass  es  anderer- 
seits doch  nur  ein  Theil  der  Exkursionsgesellschaft  war,  welche 
diesen  Abschluss  des  Ausfluges  programmgemäß  durchführte. 

In  Hildesheim,  das  am  Morgen  des  22.  Juli  besucht 
wurde,  waren  es  immerhin  noch  gegen  40  Genüssen,  fast  nur 
Berliner  und  Hannoveraner,  die,  unter  der  Führung  des  als 
wärmster  Freund  aller  künstlerischen  Bestrebungen  im  deutschen 
Reichstage  bekannten  Hrn.  Senator  Römer,  die  Kirchen  St  Gode- 
hard, St  Michael  und  den  Dom,  sowie  das  Museum  in  Augen- 
schein nahmen  —  voll  Bewunderung  für  die  herrliche  Stadt  und 
voll  dankbarer  Bewunderung  für  ihren  Führer,  der  dieses  in  den 
deutschen  Provinzialstftdten  wohl  einzig  dastehende  Museum  ge- 
schaffen und  der  um  die  Erhaltung  und  würdige  Herstellung 
der  Monumente  Hildesheims  das  Hanptverdienst  sich  erworben 
hat  Dass  das  künstlerische  Verdienst  bei  der  Herstellung 
von  St  Godehard  und  St.  Michael  Hrn.  Brth.  Hase  in  Hannover 
gebührt,  ist  bekannt,  mag  aber  beiläufig  hier  wieder  erwähnt 


In  Goslar,  wo  die  Gesellschaft  am  Spitt  ■  Nachmittage  des 
22.  Juli  anlangte,  war  dieselbe  bis  auf  etwa  20  Personen,  aus- 
schliefslich  Berliner,  zusammen  geschmolzen.  I'nter  der  liebens- 
würdigen Führung  des  Hrn.  Baninsp.  Schulze  wurden  die  Neu- 
wert;*-Kirche  (auf  deren  wiederhergestellte  Malereien  sich  an- 
scheinend die  Bemerkungen  Bergan's  in  No.  <ii!  d.  Bl.  beziehen), 
das  Rathbaus,  das  Spital,  die  Domkapellc  und  das  Kaiserhaus 
(über  das  wir  einige  Bemerkungen  uns  vorbehalten)  besichtigt; 
nach  der  Frankenberger  Kirche  und  den  Ausgrabungen  auf  dein 
Peters-  und  Georgen-Berge  zu  gelangen,  erlaubte  leider  die  vor- 
geschrittene Zeit  nicht  mehr.  — 

Aber  selbst  (ioslar  war  noch  nicht  der  Schlusspunkt  dieses 
genussreichen  Austluges  für  die  eifrigsten  und  getreuesten  Theil- 
nehmer desselben.  Etwa  15  von  ihnen,  u.  zw.  nicht  etwa  blns 
die  Jüngeren,  dehnten  denselben  weiter  bis  Harz  bürg  aus,  wall- 
fahrteten  daselbst  zur  ( 'anossa-Säule  und  kehrten  erst  ai 
des  38.  Juli  in  die  Heimath  zurück*  — 

F. 


Vermischtes, 

Zar  Restauration  der  Baudenkmäler.  Die  Hrn.  Kreis- 
Baumstr.  Meydenbauer  und  Prof.  lt  Bergau  haben  einige 
Punkte  meines  unter  vorstehendem  Titel  veröffentlichten  Auf- 
satzes beanstandet  und  veraulasseu  mich  daher  zu  einer  kurzen 
Erwiederung. 

Ich  sagte  S.  207:  „In  wie  weit  die  Voraufnahmen  mit  Hülfe 
der  Pbotogrammetrie  sich  abkürzen  und  erleichtern  lassen,  scheint 
noch  nicht  ganz  fest  zu  stehen;  jedenfalls  ist  die  Photogramme- 
trie  eine  im  Prinzip  vortreffliche  Methode,  die  nur  der  Bewahrung 
in  praxi  bedarf." 

Falls  Hr.  Meydenbauer  meinen  Brief  erhalten  hat,  den 
ich  als  Antwort  auf  seine  Zuschrift  vor  zwei  Jahren  an  ihn 
richtete,  so  hat  er  gewiss  keinen  Grund  zu  der  Annahme  gehabt, 
dasa  ich  das  Praktische  seiner  Erfindung  misskenne  oder  gering 
schätzen  woUe.  Unter  „Bewährung  in  praxi"  verstand  ich  nicht 
Bewahrung  überhaupt,  sondern  den  Nachweis,  in  wie  weit  der  Photo- 
grammeter den  aufnehmenden  Architekten  ersetzen  kann.  Darüber 
lieben  sich  lange  Erörterungen  ankuüpfen,  die  jedoch  ziemlich 
resultatlos  sein  würden  und  daher  besser  unterbleiben.  Hr. 
Meydenbauer  kann  versichert  sein,  dass  ich  stets  seine  Erfindung 
zur  Mittheilung  bringe,  wo  ich  kann  —  in  der  Erwartung,  ihm 
%  für  dieselbe  einen  Wirkungskreis  zu  eröffnen. 

Hr.  Bergau  dürfte  persönlich  darüber  wohl  nicht  in 
Zweifel  sein,  dass  ich  gegen  die  Willkür  im  Rest&urations- Verfah- 
ren seitens  Unberufener  stets  zu  Felde  gezogen  bin  und  zu  Felde 
ziehen  werde.  Er  wird  bei  nochmaligem  Durchlesen  des  auf 
S.  296  d.  Bl.  (unten  rechts)  Gesagten  linden,  dass  ich  nicht  ver- 
meintlichen Verbesserungen  der  Architektur  das  Wort  rede, 
sondern  nur  betonte,  dass  nicht  selten  schlechte  Baumaterialien 
und  Konstruktionen  durch  bessere  zu  ersetzen  sind.  Er  wird 
doch  nicht  behaupten  wollen,  dass  ein  eiserner  Dachstuhl  statt 
eines  hölzernen  verwerflich  ist,  oder  dass  man  das  schlechte 
Baumaterial  beibehalten  mnss,  welches  vielleicht  in  ganz  kurzer 
Zeit  einen  abermaligen  Ruin  des  Werks  herbeiführen  wurde. 
Anders  lasst  sich  aber  die  betreffende  Stelle  nicht  auffassen,  und 
was  noch  zur  Ergänzung  fehlt,  steht  ja  in  meiner  Denkschrift. 

Amsterdam,  den  5.  August  1878. 

Rudolf  Redtenbacher. 


Anfserordentliohe,  prämiirte  Monatskonkurrenz  des 
Architekten  -Vereins  zu  BerUn,  betreffend  Entwurf  zu  einer 
Facade  für  die  Haltestelle  der  Berliner  Stadteisenbahn  an  der 
Neuen  Promenade  (Börse.) 

Die  Nordfacade  der  Haltestelle  der  Berliner  Stadteisenbahn 
an  der  Neuen  Promenade  wird  zum  Gegenstande  einer  aul'se.r- 


ordentlichen  Monata-Konkurrenz  des  Architekten-Vereins 
und  für  die  nach  dem  Unheil  der  vom  Architekten-Verein 
Konkurrenz  besonders  zu 
beste  Lösung  ein  Preis 


M  wählenden  Beurtheilungs- Ko 
von  500  .<l  ausgesetzt,  für  wel 
'erwendung  in  den  Besitz  der 


Arbeit  zur  beliebigen 
Stadteisenhahn  übergeht 

Die  übrigen 
Architekten- Vereins. 

Die  Lösungen  müssen,  um  zur  Konkurrenz  zugelassen  zu 
werden,  genau  den  Bestimmungen  des  Programms  entsprechen, 
welches  nebst  der  zugehörigen  Zeichnung  unentgeltlich  in  der 
liihliothek  des  Vereins  oder  im  Zentralbureau  der  Königlichen 
Direktion  der  Berliner  Stadteisenbahn  entnommen  werden  kann. 

Die  Einlieferung  der  Arbeiten  muss  bis  spätestens  zum  15. 
Oktober,  Abends  C  Uhr,  an  den  Vereinssekretair  Hrn.  Michaels 
erfolgen;  die  Entscheidung  der  Konkurrenz  findet  in  der  ersten 
Sitzung  des  Monats  November  statt. 

Verlangt  wird  eine  Skizze  der  Auiscnansicht  und  einer  Axe 
der  Innenansicht  der  Halle  im  Maafsstabe  1  :  200,  ferner  in 
farbiger  Darstellung  die  Zeichnung  einer  normalen  (iebäudeaxe 
nnd  des  Endpfeilers  der  Hallenwand  in  Aufsenansicht  und  Vertikal- 
schnitt bezw.  Giebelansicht  im  Maafsstabe  1  :25.  endlich  Details 
und  Profile  der  wesentlichen  Glieder,  sowie  aller  charakteristische!! 
Formen  im  MaafssUl«  1  : 6. 

Anfragen  bezüglich  etwa  im  Programm  begründeter  Zweifel 
bezüglich  der  Zulässigkeil  von  im  Pro 


N.  Wen 


der  Zulässigkeil  von  im  1 
en  sind  zu  richten  an  den 


Brief-  nnd  fragekasten. 


Hrn.  Bmstr.  Kcrsten  in  Treuenbrietzen.  Ihrem 
Wunsche  entsprechend,  ergänzen  wir  die  in  unserer  Notiz  über 
Ihre  Bangewerkschule  in  T.  (S.  300  u.  Bl.)  enthaltene  Angabe, 
dass  das  Schulgeld  auf  derselben  pro  Semester  130  .41.  betrage, 
dabin,  dass  für  diese  Summe  auch  das  Schreib-  und  Zeichen- 
Material,  sowie  in  Krankheitsfällen  ärztliche  Behandlung.  Medizin 
und  Verpflegung  im  städtischen  Krankenhause  geliefert  werden. 
Eingegangene  Frage- Beantwortungen. 

1)  Zu  Frage  3  Ko.  4M,  S.  24*>  d.  Bl.  Abdeckungen  von 
Gewölben  mit  Holzzcment  und  auch  Filz  hat  die  Firma  L.  Haur- 
witz  &  Co.  (Berlin  und  Stettin)  ihrer  Angabe  nach,  vor  8  Jahren 
für  Staats-Chansseebrücken  ausgeführt  und,  wie  die  kürzlich  er- 
theilten  Atteste  der  betreffenden  Behörden  besagen  sollen,  mit 
günstigstem  Erfolge. 

2)  Zu  Frage  7  (b)  No.  58,  S.  300  d.  Bl.  Kocheinrichtuiigen 
jeder  Art  für  gröbere  Anstalten,  insbesondere  auch  Kochkessel 
aus  Walz  eisen,  liefert  die  Berliner  Aktiengesellschaft  für  Zentral- 
heizung»-, Wasser-  n.  Gasanlagen.    Berlin,  Lindenstrasse  No.  lt». 


I  toi  Carl  Bielits  m 


K.  K.  O.  Prium. 


W.  Ii»«itr  H«fbath«r«ck«r«t,  B«Ub. 


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No.  65. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


331 


HrfM  k-  ...  St.  1-oai«.  -  Der  I 
o,  -  l*er»oB»l -Sachrirlitrg.  —  BrWf-  und  Fti,-»ki.l»n. 


Architekten  -  Verein  zu  Berlin.  Exkursion  nach 
Spandau  am  27.  Juli  1*78.  Die  10.  Exkursion  des  Verein«, 
welche  dem  Besuche  der  Artillerie-Werkstätten  und  der  Geschütz- 
giefserei  in  dem  benachbarten  Spandau  galt,  ward  von  etwa  lixi 
Theilnehmern  ausgeführt  und  hat,  unter  Führung  des  Hrn.  Gar- 
tiison-Bauinsp.  Xchüsslor,  einen  höchst  befriedigenden  Verlauf 
genommen.  Kinos  Eingehens  auf  die  l«esichtigten  Etablissements, 
in  denen  leider  der  Hetrieb  nur  theilweisc  im  Gange  war,  ent- 
heben uns  die  ausführlichen  Mittheilungen,  welche  denselben  in 
„Berlin  und  seine  Hauten"  gewidmet  sind.  — 

Hauptversammlung  am  5.  August  1*7«. 
Hr.  Möller,  anwesend  «2  Mitgl.  und  4  Halte. 

Nachdem  der  Hr.  Vorsitzende  (Iber  die  eingeganf 
Schreiben  (darunter  eine  Einladung  d.  Hrn.  Dir.  A.  v.  Werner 
Hesuch  der  in  der  Kunstakademie  veranstalteten  Ausstellung  von 
Scbfllerarbeiten  und  ein  Sendschreiben  der  Aeltesten  der  Kauf- 
mannschaft von  Berlin  bezgl.  de«  Subnussions-Verfahrens)  Bericht 
erstattet  hat,  erläutert  Hr.  Schwieger  in  eingehendem  Vortrag 
das  von  der  Kgl.  Direktion  der  Berliner  Stadt  -  Eisenbahn  aus- 
gehende, fflr  Mitglieder  des  Vereins  erlassene  Konkurrenz  -  Aus- 
schreiben bezgl.  einer  Facadc  für  die  an  der  Börse  zu  errichtende 
Haltestelle  der  Stadt -Eisenbahn.  (Man  vergl.  die  besonderen 
Artikel  in  Xo.  M  und  in  dieser  No.  u.  Bl.) 

Ein  vom  Vorstände  getroffenes  Abkommen  über  die  Abtre- 
tung des  dem  Verein  noch  für  die  Dauer  eines  Jahres  einleben- 
den Hechts  der  Benutzung  des  früheren  Sitzung»  -  I^okals  wird 
genehmigt  —  Der  Termin  ftlr  die  nächste  Haupt  -  Versammlung 
wird,  mit  Kiicksicht  auf  die  in  Dresden  stattfindende  3.  General- 
Versammlung  des  Verbandes,  vom  2.  auf  den  !•.  September  d.  J. 
verlegt.  Mehre  Anschaffungen  für  die  Bibliothek  werden  be- 
willigt. — 

Von  den  im  Juli  falligen  Monatskonkurrenzen  hat  die- 
jenige aus  dem  Gebiete  des  Ingenieurwe:>ens  (Viadukt  in  Holzbau; 
keine  Bearbeitung  gefunden;  mit  Rücksicht  darauf,  dass  die 
Aufgabe  in  weiteren  Kreisen  Interesse  erregt  hat  (das  Kommando 
des  Eisenbahn-Regiments  hatte  bekanntlich  um  Vorlage  der  ein- 
gegangenen Entwürfe  gebeten  \  soll  dieselbe  im  Ijuife  des  nächsten 
Winters  noch  einmal  gestellt  werden.  Auf  dem  Gebiete  des 
Hochbaues  liegt  eine  einzige  Bearbeitung  der  bezgl.  Aufgabe 
für  einen  herrschaftlichen  l'ark  mit  Pfortiierhaus) 
Hr.  Schmieden,  als  Berichterstatter  der  Beurtheilungs- 
n,  als  eine  rleilsige.  in  manchen  I 'unkten  glückliche, 


Notiz  über  die  Aufstellung-  dor  Misaissippi-Brücke  zu 
St.  Louis,  l'nsern  in  früheren  Jahrgängen  enthaltenen  ausführ- 
lichen Mittheilungen  Ober  den  berühmten  Bau  fugen  wir  nach- 
träglich einige  Notizen  Ober  die  hoch  interessante  Art  und  Weise 
hinzu,  in  welcher  die  Aufstellung  der  Hrurke  s.  Z.  verwirklicht 
worden  ist;  die  leider  etwas  sehr  knapp  gehaltenen  Angaben 
venlankeu  wir  der  Freundlichkeit  des  Hrn.  Baumeister  E.  Dietrich 


im  ganzen  jedoch  nicht  genügende  Lösung  charaktcrisirt:  ein 
Preis  ist  derselhen  nicht  zu  Theil  geworden.  —  Erfreulich  ist 
die  rege  lietheiligung  an  den  diesmal  fälligen  Konkurrenzen ;  es 
sind  11  Entwürfe  zu  einem  Kriegerdenkmal  für  Müblhausen,  C 
Entw.  tu  einer  Weinflaschen  -  Etiquette,  3  Entw.  zu  einem  Dorf- 
Schulhausc  in  markischer  Backstein-Architektur  und  1  Entw.  zu 
einem  Grund  wehr  eingegangen. 

In  Verbands- Angelegenheiten  berichtet  zunächst  Hr.  Fritsch 
illier  das  Ergebniss  de.  Beratbung,  welche  die  z.  /..  fungirenden' 
Abgeordnete!!  des  Vereins  im  Auftrage  der  letzten  Haupt- Ver- 
sammlung dem  seitens  mehrer  Vereinsmitglieder  gestellten  An- 
trage bezgl.  einer  Ergänzung  der  .Grundsätze  für  das  Ver- 
fahren bei  öffentlichen  Konkurrenzen1-  gewidmet  haben. 
Die  Abgeordneten  halten  einerseits  den  Antrag  in  der  vorliegen- 
den Form  noch  nicht  für  so  reif,  dass  sie  es  Obernehmen  könnten, 
denselben  im  Namen  des  Architekten-Vereins  zu  vertreten;  anderer- 
seits erscheint  es  ihnen,  angesichts  der  sehr  reichhaltigen  Tages- 
ordnung der  bevorstehenden  Abgeordneten- Versammlung  des  Ver- 
bandes, völlig  aussichtslos,  denselben  als  dringlichen  Gegen- 
stand anerkannt  und  für  diesmal  zur  Berathung  gestellt  zu  sehen. 
Sie  schlagen  daher  vor,  jenen  Autrag  vorläufig  fallen  zu  lassen, 
wollen  es  dagegen  ihrerseits  übernehmen,  bei  Feststellung  der  im 
Laufe  des  nächsten  Jahres  durch  den  Verband  zu  bearbeitenden 
Fragen  die  folgende  der  Abgeordneten  -  Versammlung  zu  unter- 
breiten: „ Welche  Wirkung  haben  die  Grundsätze  f.  d.  Verf.  bei 
off.  Konkurrenzen  im  Gebiete  der  einzelnen  Vereine  geäufsert 
und  in  wie  weit  hat  sich  ein  Bedürfnis«  auf  Abänderung  berw. 
Ergänzung  derselben  herausgestellt ?"  Die  Versammlung  erklärt 
sich  hiermit  einverstanden.  •  Da  voraussichtlich  mehre  der 
bisherigen  Abgeordneten  des  Vereins  der  Dresdener  Versammlung 
nicht  werden  heiwuhnen  köuuon,  so  werden  die  Hrn.  A.  Wiehe 
und  Winkler  in  deren  Stelle  berufen.  Für  einen  event  weiteren 
Ersatz  sollen  die  Abgeordneten  durch  Kooptation  sorgen. 

Die  Aufnahme  der  neu  angemeldeten  Mitglieder  kann  wegen 
abermaliger  Bcschluss-Unfähigkeit  der  Versammlung  nur  in  betreff 
der  schon  in  voriger  Haupt  -  Versammlung  zur  Wahl  gestellten 
Hrn.  Biegelsteiii,  Krehs,  Lambert)-,  l'eveling,  Schmeifser  und 

metoetnvon 

Hrn.  Hobrecht 


-  F.  - 


die  Lager  gelegt  und  es  geschah  dies  mit  Hülfe  von  Drahtseilen, 
die  über  hohe  TliOrme,  in  Holzbau  auf  den  Pfeilern  etc.  herge- 
stellt, geführt  wurden.  Im  Fortgänge  der  Arbeit  wurden  dann 
über  den  Fufspunkten  dieser  Seile  neue  Thürme  oder  vertikale 
Unterstützungen  aufgestellt,  die  ein  ferneres  Seil  autn  Anhangen 
des  folgenden  Bogenstücks  zu  tragen  hatten.  In  dieser  Weise 
weiter  fort  schreitend  wurden  die  beiden  Bogenhälften  schließlich 
in  der  Mitte  zusammen  geführt. 


In  Hücksicht  auf  den  Schiffahrts-Verkehr  sowie  auch  auf 
die  Gefahren  des  Eisgangs  war  bei  der  Bauausführung  die 
Aufstellung  fester  Gerüste  unter  der  Brücke  für  durchaus  unzu- 
lässig erklärt  worden.  Man  hat  demzufolge  die  Bogen  von 
oben  aus  montiren  müssen  und  dabei  derjenigen  Hülfs  -  Einrich- 
tungen sich  bedient,  die  im  ungefähren  ans  der  beistehenden 
Skizze  erkennbar  sind. 


Um  die  Einwirkungen  der  Tcmperaturwechsel  auf  die  Länge 
der  Seile  und  damit  auf  die  Lage  der  Brückenbogcn-Theile  selbst 
unschädlich  zu  machen,  waren  die  Thurmgerüste  auf  den  Pfeilern 
auf  hydraulische  Pressen  gestellt.  Zur  Einbringung  eines 
der  Schlusstücke,  das  bei  etwas  zu  greiser  Lange  auf  die  ange- 
Art  nicht  eingesetzt  werden  konnte,  soll  man  zu  dem  Aus- 
»ittel  gegriffen  haben,  den  ganzen  I  logen  mk  E  i  s  z  u  k  ü  h  I  e  n, 


Der  Fufsgäng-er-Tunnel  im  Bahnhof  Borau.  Der  Zugang 
von  der  Stadt  Sorau  zu  dem  daselltst  zwischen  den  Gleisen  der 
Niedorsehl.-Märk.  und  der  Sagan-Sorauer  Bahn  erbauten  Empfangs- 
Gehäude  wird  durch  einen  Tunnel  mit  einer  gröberen  Mittclöffnung 
und  zwei  Seitenöffnungen  vermittelt,  der,  so  weit  er  unter  den 
Gleisen  liegt,  mit  Eisenknnstruktion  überdeckt  ist. 

Aehnliche  Anlagen  wie  diese  sind  bereits  mehrfach,  z.  B.  in 
Görlitz  und  Sagan,  ausgeführt  und  man  hat  dort  als  tragende 
Theile  Träger  gewählt,  welche  in  der  Richtung  der  Gleis« 
kontinuirlirh  über  die  durch  Säuleu  \on  einander  getrennten 
(•effnungen  fort  geführt  und  durch  (Querträger  verbunden  sind. 
Unter  den  Trägern  ist  eine  aus  starkem  Blech  zusammen  genietete 
Decke  angeordnet,  während  der  Kaum  darüber,  zwischen  den 


Trägem,  mit  Beton  bezw.  Mauerwerk  ausgefüllt  und  mit  einer 
nach  den  Widerlagern  entwässernden  Asphaltschicht  versehen  ist. 

Dieser  Konstruktion  scheint  das  Bestreben  zu  Grunde  gelegen 
zu  haben,  die  Decke  möglichst  wasserdicht  herzustellen ;  es  ist 


aber  nicht  zu  verkennen,  dass  derselben  der  Nachtheil  I 
dass  die  ganz  mit  Mauerwerk  umgebenen  Träger  jeder  Kontrole 
entzogen  und  dem  Hosten  ausgesetzt  sind,  zumal  weun  die  Asphalt- 
decke nicht  völlig  dicht  bleibt,  was  bei  den  fortwährend  erfolgenden 
Erschütterungen  und  den  schwankenden  Ausdehnungen  der  ganzen 
Konstruktion  zu  befürchten  ist  Dadurch  wird  Wasser  in  die 
Maschen  zwischen  den  Längs-  und  Querträgern  eingeführt,  welches 
dann  nicht  wieder  abrliel'sen  kann. 

Bei  der  Anlage  in  Sorau  hat  sowohl  dieser,  als  auch  der 


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332 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


14.  Aoffnst  1878 


weitere  Nachtheil  vermieden  werden  sollen,  welcher  konliunir  liehen 
Trägern,  zumal  I"  i  so  geringen  Spannweiten,  in  statischer  Hin- 
sieht überhaupt  beiwohnt.  Jede  der  drei  Hoffnungen  ist  daher  durch 
Finzeluräger  überdeckt,  die  flbcr  den  Seiteuöffnnngen  <lir»-kt  als 
Scbiencntniger  verwendet  sind,  während  nie  filier  der  Mittelöffnung 
weiter  von  einander  entfernt  sind  und  die  Unterstützung  der 
Schienen  durch  Querträger  vermittelt  wird.  Sümmlliche  Lüngs- 
triiger  ruhen  auf  zwei,  in  der  Richtung  der  Tunnelaxe  über  den 


Die  Decke  wird  durch  Dächer  aus  starkem  gewellten  Eisen 
hlech  gebildet,  welche  in  Rinnen  entwässern,  die  hinter  einer 
zwischen  den  Saulenkapitcllen  angeordneten  Füllung  in  den 
Scitetiöffnungen  liegen  und  dalier  vom  Publikum,  welchen  nur  die 
mittlere  Hoffnung  passiren  darf,  nicht  gesehen  werden  können. 
Heber  den  Kinnen  i,ind  die  Dächer  so  scharf  zusammen  gestuften, 
dass  mir  da«  Wasser  durch  zu  dringen  vermag,  Schneemassen 
aber  zurück  gehalten  werden.  —  Die  Widerlager  sind  unterhalb 


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Stolen  angeordneten  Querträgern,  auf  welchen  sie,  da  nie  zwei 
Träger  in  demsellien  Punkte  zusammen  stoßen,  ein  bequemes 
Autlager  linden.  Die  Träger  Uber  den  Seitenöffnungen  sind  sowohl 
uuf  den  Widerlagern,  als  auch  auf  den  Querträgern  uuvcrscbicblieh 
befestigt,  da  die  Temperatur-Ausdehnung  derselben  so  gering  ist, 
dass  die  dadurch  bewirkte  Itiegung  der  aus  je  vier  Winkeleisen 
zusammen  genieteten,  am  Fundamente  befestigten  Säulen  keinen 
Nachtheil  hat.  Die  Trager  über  der  Miltclöllnuug  sind  dagegen 
an  einem  ihrer  Auflager  verschieblich  angeordnet. 

Zur  Konstruktion  von  Dachrinnen.  Die  in  Nummer  M 
d.  1)1.  veröffentlichte  Konstruktion  horizontal  gelegter  Kinnen  ver- 
anlasst mich  zu  folgenden  Bemerkungen.  Jedenfalls  steht  wohl 
fest,  das»  bei  Kinnen  ohne  Fall  in  (lein  zwischen  zwei  Kiunen 
sich  bildenden  Wassersack  nicht  weniger  Wasser  stehen  bleiben 
wird,  als  bei  solchen  mit  Fall.  Durch  Ablagerung  von  Staub  <-tc. 
sowie  Kewegungen  im  Zink  werden  sich  vielmehr  hei  denselben 
sehr  viel  leichter  Wossers.icke  bilden,  als  bei  Kinnen  mit  Fall. 
Ferner  wird  wenigstens  bei  uuserem  nordischen  Klima,  wo  der 
liegen  sich  selten  ohne  starken  Wind  einstellt)  das  Wasser  bei 
allen  in  No.  )>1  gezeichneten  Konstruktionen,  jedenfalls  aber  bei 

1  und  3,  unter  der  Kinne  durch- 
treiben und  iu's  Innere  dringen. 
Hier  in  Hamburg  lasst  man  daher 
fast  nie  ein  Schutzblech  vor  der 
Kinne  fort  und  es  ist  eine  sehr  häufig 
angewandte  und  durchaus  bewahrte 
Konstruktion  die  nebenstehende :  Die 
Aufmauerung  a—b,  die  genau  mit 
dem  vorher  angenagelten  Kinneisen 
abeeglicben  wird,  erhalt  den  erfor- 
derlichen Fall.  Auf  derselben  liegt 
die  Kastenrinne  fest  (also  begeh- 
bar,) auf;  die  Fuge  b  wird  durch 
«in  später  vorgelegtes  Schutzblech  gegen  unterhalb  der  Kinne 
durch  Wind  hinein  getriebenes  Wasser  vollständig  gesichert 
Hamburg,  den  I.  August  1878,  Ed.  llallicr. 

In  der  Berliner  Banansstellnng  sind  bis  zum  8.  Aug. 
neu  hinzu  getreten:  lleinr.  Kraft,  eine  Thür  von  Zypressenholz;  — 
A.  (iorgens  ifc  <'o.  1  Hortet  von  Eichenholz  geschnitzt,  2  l'feiler- 
spimlen  und  1  Nähtisch  von  Ahorn,  schwarz,  geschnitzt:  <'.  G. 
Ibirich  &'  (  o.  I  Toilettenkomode  von  Ahorn,  weifs  mit  Schnitzerei. 


Konkurrenzen. 

Die  Konkurrenz  für  Entwürfe  zur  Fagode  der  Holte- 
stelle  „Börse"  der  Berliner  Stadteisenbahn. 

Obwohl  die  vorstehend  erwähnte  Konkurrenz  ausscklielslicb 
im  Schoolsc  des  Hciiiner  Architekten-Vereins  sich  abspielen  soll, 
wollen  wir  doch  nicht  unterlassen,  auf  die  eigenartige  Bedeutung 
derselben  auch  hier  aufmerksam  zu  machen.  Vielleicht  gelingt 
«'S  uns,  nicht  allein  einige  der  alteren  in  Berlin  wohnenden  Mit- 
glieder des  Vereins,  sondern  auch  diese  oder  jene  kompetente 
künstlerische  Kraft  unter  deu  !NKJ  auswärtigen  Vercinsgenosscn 
zur  Hetheilignng  zu  veranlassen. 

Eine  rege  Beschickung  und  ciu  günstiger  Erfolg  der  Kon- 
kurrenz wären  zunächst  schon  ans  dem  Grunde  erwünscht,  weil 
eine  solcher  Erfolg  die  preußische  Regierung  wohl  bestimmen 
durfte,  den  hier  ausnahmsweise  beschrittenen  Weg  zur  Lösung 
wichtiger  künstlerischer  Aufgaben  öfter  einzuschlagen,  während 
ein  Misserfolg  allen  hierauf  gerichteten  Hoffnungen  für  lange 
einen  Itiegel  vorschieben  dürfte.  Sic  wären  erwünscht  als 
eine   positive  Unterstützung  der  Kritik,  welche  den  bisherigen 


der  Auflager-Platten  für  die  Träger  mit  Blechplatten  abgedeckt, 
welche  nach  den  Dachern  der  Seitenöffnungen  hin  entwässern,  so 
dass  ein  Durchdringen  des  Wassers  am  Mauerwerk  vermieden 
wird.  —  Sämmüiche  Theile  sind  leicht  zugänglich  und  können  daher 
fortgesetzt  in  gutem  Anstrich  erhalten  werden,  wie  denn  die  Anlage, 
welche  jetzt  langer  als  2  Jahre  besteht,  zu  Klagen  noch  keine 
Veranlassung  gegeben  hat. 

Tb. 


architektonischen  Leistungen  der  Stadtbahn  fast  allseitig  zu  Theil 
geworden  ist,  sowie  nicht  minder  als  Anerkennung  fdr  die  leiten- 
den Kräfte  dieser  Bau-Unternehmung,  welche  durch  den  Erlass 
des  bczügl.  Konkurreuz-Ausschreihens  bewiesen  haben,  dass  ihnen 
die  künstlerische  Seite  des  Baues  keineswegs  gleichgültig  ist.  <  An 
ihrem  guten  Willen,  etwas  nach  dieser  Richtung  hin  zu  thun, 
haben  wir  übrigens  nie  gezweifelt.)  —  Sie  waren  endlich  er- 
wünscht im  Interesse  der  Aufgabe  selbst  und  im  Internat  des 
Problems,  das  bei  derselben  zur  Lösung  gestellt  ist,  des  Ver- 
suches einer  künstlerischen  Behandlung  des  Eisen- 
Fachwerkbaues. 

I  m  diese,  in  den  No.  D4  n.  00  n.  lfd.  Jhrg.  in  2  charakte- 
ristischen Beispielen  besprochene,  neue  Konstruktions-Methode, 
die  für  Nntzlichkcitsbauten  auf  einem  bis  auf  minimale  Dimen- 
sionen beschränkten  Bauplatze  unzweifelhaft  eine  Berechtigung 
hat,  handelt  es  sich  nämlich  in  dem  vorliegenden  Falle,  und  zwar 
lediglich  um  das  ästhetische  Moment  derselben.  Die  Grund- 
rissgestaltung des  Bauwerks,  ja  selbst  das  konstruktive  Gerippe 
in  seinen  Ilauptzügen,  sind  durch  das  Bedürfniss  bereits  so  weit 
fest  gestellt,  dass  der  Ingenieur  dem  Architekten  in  dieser  Be- 
ziehung nur  sehr  geringe  Konzessionen  zn  machen  im  Stande  ist 
und  die  Leistung  des  letzteren  sich  fast  nur  auf  Wahl  der 
Verhältnisse,  charakteristische  Detail  Ii  rung  und  deko- 
kurative  Durchbildung  des  Bauwerks  zu  beschränken  hat.  Es  ist 
dies  wenig,  aber  doch  wiederum  viel,  wenn  man  bedenkt,  an 
welcher  hervorragenden  Stelle  das  Gebäude  errichtet  werden  soll 
und  welche  geradezu  Epoche  machende  Bedeutung  eine 
glückliche  Losung  des  Problems  als  Vorbild  für  einen  wichtigen 
Zweig  unseres  modernen  Bauwesens  sich  erringen  kann.  So 
wenig  dankbar  die  Aufgabe  den  auf  ein  bestimmtes  stilistisches 
Glaubensbekenntniss  schwörenden  und  mit  einem  Vorrath  er- 
probter Motive  arbeitenden  Künstlern  aus  Routine  erscheinen 
wird,  so  reizvoll  und  anziehend  dürfte  sie  für  ein  sinniges 
Künstlergemitth  werden  können,  dem  es  Bedürfniss  ist,  in  die 
Elemente  jeder  Aufgabe  sich  zu  vertiefen. 

Uebcr  alle  Einzelheiten,  die  noch  in  Frage  kommen,  geben 
das  Programm  und  die  demselben  beigefügte  Zeichnung,  die  bereits 
zur  Entnahme  bereit  liegen,  erschöpfende  Auskunft.  Der  Ver- 
fasser des  Programms  hat  es  verstanden,  diejenigen  Momente 
der  Konstruktion,  aus  denen  zunächst  die  Motive  der  architek- 
tonischen Ausgestaltung  des  Gebäudes  abgeleitet  werden  können, 
mit  grofser  Klarheit  und  Scharfe  hervor  zu  heben. 

Personal  -  Nachrichten. 
Doutscb.es  Reich. 
Ernannt:    Der  Kreisingenieur  Walloth  in  Saargemünd 
zum  Reg.-  u.  Baurath  in  der  Verwaltg.  von  Eisaas- Lothringen  : 
der  Bmstr.  Kriesche  zum  Kisenb.-Bmstr.  I>.  d.  Verwltg.  d. 
Eisenbahnen  das. 

Brief-  nnd  Fragekasten. 

Anfrage.  Befindet  sich  in  Deutschland  eine  Fabrik  oder 
Niederlage  der  amerikanischen  Oberlichter  (vault  lights)  mit  linsen- 
förmigen Glasern  in  gussciscroen  Platten'/ 


i-Ki.inoi.rlni:  um  C«fl  B>i»t|fa  Iii  llcrliu.    Vüi  ili-  tt.,UUI»u  Ii HmVkttMIlA  K.  K.  i>  rrii*rli.    Omri  :  W,  M«rfter  II  ■  i  •  '  Ii. At-ri-i.  Ilrihll. 


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DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 

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033 

Iikall:  Vertu 

rsi-  und  IngKiilvurAtfitiAft,  —  KUitgM  von 

Mt  fmllMl    n«a««-hiibrlwr  Vania   »  Aar 

tau   —    Verniirbtti :  P»i 
»o«  DwpflMnri  ■  DnickprolM»»- 

der  Puter  WdU«. 

«»Udu.  QMtat) - M illhalliBV.i 

Atta«*.  In  hl»  -  Brief  umd  Prigtk.it. 

»- 

Verband  deutscher  Architekten-  ond  Ingenieur -Vereine. 


III.  General -Versammlung. 

Die  Tlieilnehrrver  an  der  am  1 — 5.  September  d.  J.  zu  Dresden  stattfindenden  III.  General  -Versammlung  deutscher 
Architekten-  und  Ingenieur- Vereine  werden  luermit  ersucht,  falls  sie  sich  Quartier  für  die  Festtage  in  Dresdener  Hüteis, 
HOtel  garnis  oder  Privatlogis  zu  rcserviren  beabsichtigen,  hiervon  spätestens  bis  zum  25.  <L  Mts.  eine  Erklärung  an 
den  Schriftfahrer  der  unterzeichneten  Kommission,  Herrn  Cornelius  Gurlitt,  Architekt,  Dresden,  Freiberger 
Strasse  18  1,  gelangen  zu  lassen  und  in  derselben  anzugeben,  ob  Wohnung: 

1)  in  einem  Hotel  ersten  Ranges,  oder 

2)  in  einem  Hötel  zweiten  Ranges,  oder 

3)  in  einem  Hötel  garni,  oder 

4)  in  Frivatlogis, 

und  zwar  in  den  beiden  ersten  Fällen  ob  einfacherer  oder  eleganterer  Art,  gewünscht  wird. 

Die  Bestellungen  werden,  so  weit  thunlich,  in  der  Reihenfolge,  in  wchiior  sie  einlaufen,  berücksichtigt  werden.  Die 
Quartierbillets  werden  bis  zum  27.  d.  Mts.  auf  Wunsch  an  die  möglichst  genau  anzugeliende  Adresse  der  Besteller  gesendet, 
oder  sind  bei  dem  unterzeichneten  Körnitz  vom  31.  August  bis  incl.  2.  September  von  :>  Uhr  Morgens  bis  6  Uhr  Abends  in 
dessen  Lokal,  Helbig's  Restanration,  Theatcrplatz  No.  5,  Zimmer  V,  entgegen  zu  nehmen. 

An  die  geehrten  Vorstände  der  dem  Verbände  angehörigen  Vereine  ergeht  die  ergebene  Bitte,  die  oben  stellende 
Bekanntmachung  an  die  betr.  Mitglieder  des  jeweiligen  Vereins  in  der  ortsüblichen  Weise  mit  möglichster  Beschleunigung  zur 
Mittheilung  gelangen  zu  lassen. 

Hierfür  eventuell  entstehende  Kosten  wolle  man  bis  zum  Schluss  der  General-Versammlung  mit  der  unterzeichneten 
Kommission  verrechnen. 

Dresden,  den  14.  August  1878. 

Die  Begrüf8ungs- Kommission  des  Dresdener  Lokal -Komites. 

etitkir. 


Einiges  von  der  Pariser  Weltausstellung. 


chn  Jahre  lang  hatte  das  nach  der  Welt- 
Ausstellung  von  1867  wieder  eingeebnete 
Champ  de  Mars  von  Paris  zu 
gedient,  als  demselben  abermals  die 
Stimmung  zugewiesen  wurde,  zu  einem  indu- 
striellen Wettstreite  der  Völker  den  Schau- 
platz zu  bieten  —  diesmal  wahrscheinlich, 
um  seine  frohere  militairische  Bestimmung  rar  immer 
zu  verlieren. 

So  grols  auch  das  Marsfeld  ist  und  so  zweckmäßig 
dieser  Platz  bei  der  Ausstellung  von  18G7  ausgenutzt  erschien, 
so  wurde  er  dennoch  für  die  diesmalige  Ausstellung  nicht  als 
ausreichend  erachtet,  weil  das  frühere  Ausstellungs -  Palais, 
in  bekannter  oblonger  Form  ca.  14 HA  überdeckten 
bot,  für  die  Bedürfnisse  der  gegenwärtigen  Schau- 
durch  ein  Gebäude  ersetzt  werden  sollte,  das  ein- 
i  der  Luft-  bezw.  Lichthöfe  ca.  24  Raum  erforderte. 
Hiernach  konnte  nur  nach  der  Seine  zu  ein  ca.  250»  breiter 
Vorplatz  belassen  werden,  während  fast  die  gesammte  Breite 
des  Champ  de  Mars  in  Anspruch  genommen  werden  musste. 
Da  Ehrgeiz  und  Nationalstolz  sich  nicht  mit  Kopirung  des 
Früheren  zu  liegnugen  vermochten,  sondern  etwas  Neues, 
Grofsartiges  schaffen  wollten,  so  wurde  die  Trocadero-Anlage 
hinzu  genommen,  die  man  freilich  setton  1867  geplant,  aber 
wegen  des  Kosten»  -  Punktes  unausgeführt  gelassen  hatte. 
Letzteren  Punkt  hat  man  diesmal  zu  überwinden  vermocht 
und  eine  Anlage  schaffen  können,  die  der  Weltstadt  Paris 
würdig  ist  und  hoffentlich  bleibend  sein  wird. 

Da  nach  Fertigstellung  dieser  Troeadero- Bauten  —  denn 
vollständig  fertig  sind  sie  selbst  heutigen  Tages  noch  nicht  — 
eine  cingeliendere  spezielle  Beschreibung  erfolgen  soll,  wenden 
wir  uns,  nachdem  wir  den  Überraschend  schönen  Anblick 
von  der  Terrasse  auf  den  mit  Gartenanlagen  gezierten  und 
mit  provisorischen  Bauten  verschiedener  Nationalitäten  ver- 
sehenen Vorplatz  und  über  die  Seine  hinweg  nach  dem  mit 
5.  gegen  40  ■  hohen  Kuppeln  umgebenen,  grau  gefärbten 
Ausstellungs-Palast  genossen  haben,  dem  letzteren  zu, 
indem  wir  von  der  mit  Holzüberbau  versehenen  und  dadurch 
um  ca.  6™  verbreiterten  Jena -Brücke  nochmals  zurück  auf 
die  prächtige  Fontaincn-Anlage  vor  dem  Trocadcro- Palais 


fähige  Eisen  -  Konstruktion ,  welche  vor  11  Jahren  auf  der- 
selben Stelle  errichtet  worden  war.  Der  ziemlich  ebene  Bau- 
Platz  wurde  für  die  Aufführung  des  706™  langen,  346- 


provisorischen  Zweck  entsprechend  ist  das  Aus- 
stellungs-Palais wiederum  ein  Eisenbau,  zusammen  gesetzt  aus 
rechtwinkligen  Thcilcn,  welche  sich  voraussichtlich  zur 
Verhütung  des  bekannten  Ausstcllungs-Defizits  einzeln  besser 
werden,  als  die  nur  al 


Projekt  von  Hardy  mit  2  je  75"  breiten,  3,5"  tiefen  Längs- 
Traverscn  versehen,  indess  die  dazwischen  befindliche,  etwa 
ebenso  breite  Mitte,  sowie  2  äufserlich  anstofsende,  ca.  50™ 
breite  Dämme  durch  die  ausgegrabenen  Massen  um  etwa  LVi" 
erhöht  wurden.  In  die  vertieften  Theile  legte  man  die 
Kanäle  und  Wasserabzüge,  die  Ventilations  -  Röhren  und 
Wasserzuleitungen  und  überbaute  selbige  mit  3  je  25  ■  weiten 
Hallen,  zwischen  denen  2  Haupt -Längsgänge  von  5  ■  Breite 
angelegt  wurden.  Die  erhöhte  Mitte  ward  mit  einem  3glied- 
rigen  Gebäude  zur  Aufnahme  von  Werken  der  schönen 
Künste,  unterbrochen  durch  den  die  Hanptmitte  bildenden 
Pavillon  der  Stadt  Paris,  verseben,  indess  rings  herum  auf 
der  erhöhten  Planie  Haupt  -  Gallerten,  von  denen  die  35,6  ^ 
breiten  Längsgallerien  zur  Aufnahme  der  Maschinen  bestimmt 
waren,  errichtet  wurden.  Die  vordere  Hauptgallerie  (nach 
der  Seine  zu)  wurde  zur  Aufnahme  von  Haupt-Sehenswürdig- 
keiten (französ.  Kronschätze,  Staatsiudustrie- Produkte,  Schätze 
des  Prinzen  von  Walos  etc.),  die  hintere  (nach  der  Fstfe 
milUaire  zu  gelegene)  als  Arbeitsraum  für  Handindustric  be- 
stimmt An  die  Längsseiten  schlierst  sich  eine  niedrige  Halle 
an,  die  liauptsächlich  für  Landesprodukte  bestimmt  ist. 

Fügen  wir  noch  hinzu,  dass  die  ganze  rechte  Seite  des 
Palastes  für  Frankreich,  die  linke  Seite  für  die  übrigen 
Nationen  der  Welt  bestimmt  wurde,  so  wird  man  mit  Hülfe 
der  Iteigefügten  Skizzen  die  Haupt-Dispositionen  d» 
erfüllten  Ausstellungspalastcs  wohl  erkennen.  Trotz  der 
grofsen  Abmessungen,  die  man  ihm  gegeben,  sind  aber 
Zubauten  (Annexe)  und  Pavillons  auf  beiden  Seiten  der 
Seine  für  die  verschiedensten  Zwecke  beigefügt  worden,  von 
denen  einzelne  noch  heute  unfertig  sind. 

In  diesen  weitläufigen  Räumen  und  auf  allen  Plätzen 
dazwischen  finden  wir  die  nicht  zu  zählenden  Ausstellungs- 
objekte zerstreut,  ohne  dass  ein  Katalog  auf  einzelnes 
Interessante  uns  lünweisen  kann  oder  eine  systematische  Auf- 
stellung sich  streng  hat  durchführen  lassen,  wenn  auch  an- 
erkannt werden  muss.  dass  in  der  französischen  Abtheilung 
bei  einer  grofsen  Menge  gleichartiger  Objekte  eine  ziemlich 
regelmälsige  Abgrenzung  der  Eintheilungs  -  Klassen  erreicht 
worden  ist. 

Noch  fehlen  eingehende  Mittheilungen  von  Fachleuten 
und  "daher  ist  es  schwer,  nach  einem  nur  kurzen  Aufenthalt 

—  Gesammtbild 


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DEUTSCHE  BAU  ZEITUNG. 


17.  Aupnst  187» 


nbor  den  Stand  der  vertretenen  Industriezweige  zu  geben; 
immerhin  aber  dürften  wir  Deutsche  von  der  Ausstellung  den 
Eindruck  hinweg  nehmen,  dass  die  Reichsregierung  weise 
«(•handelt  hat,  sich  auf  diesen  Volker» et  t  kämpf  nicht  einzulassen, 
in  der  Erkenntniss.  dass  Deutschland  dazu  nur  sehr  ungenügend 
vorbereitet  war. 

Wer  den  Fortschritt  auf  den  Weltausstellungen  von 
1867,  1871  und  1878  in  einzelnen  Richtungen,  besonders 
der  der  Technik  vergleicht,  unter  HinzufQguug  dessen  was  er 
187t>  von  Phi)adel)thia  gesehen  oder  erfahren,  und  wer  in  der 
seit  1870  so  gesteigerten  teehnisclien  Litteratur  eingehend  die 
Fortschritte  der  Technik  verfolgt  hat.  wird  auf  der  diesjährigen 
Ausstellung  nur  wenig  Neues  finden  und  sich  mit  der 
Pracht  begnügen  müssen,  welche  besonders  Luxus-Industrie 
und  Kunstgewerbe,  vornehmlich  in  der  französischen,  englischen 
und  osterreich -ungarischen  Abiheilung,  entfaltet  ha!>cn.  Für 
uns  Deutsche  fehlt  hier  wie  überall  der  Vergleich  mit  der 
heimischen  Industrie,  die  recht  wohl  vielfach  hätte  koukurriren 
können,  wenn  dieselbe  sich  bestrebt  hatte,  lediglich  für  die 
Ausstellung  einzelne  Prachtstücke  herzustellen,  wie  andere  Aus- 
steller dies  so  vielfach  getban  haben. 

Die  Technik  ist  allseitig  in  allen  Fächern  und  Zweigen 
so  vertreten,  dass  der  Spezialist  manches  Interessante, 
wenn  gleich  keine  grofsartigen,  Epoche  machenden  Neuigkeiten 
finde«.  Auf  dem  Gebiete  der  Eisenbahn-Technik  sind 
die  neuesten  Projekte  von  allgemeiner  Bedeutung,  wie  die 
Simpkmbahn,  der  Tunnel  unter  dem  Kanal  zwischen  Frank- 
reich und  England,  die  unterirdischen  Eisenbahnen  von  Paris, 
in  Zeichnungen  dargestellt,  die  in  Ausführung  begrifl'eneu 
grofsen  Werke,  wie  z.  B.  die  Gotthardbahn,  durch  Plane  und  Be- 
richte vertreten.  Die  Ministerien  einzelner  Staaten,  insbes.  von 
Frankreich,  Oesterreich-Ungarn,  Italien.  Belgien  und  Nieder- 
lande, haben  nicht  nur  Zeichnungen  und  Modelle  ausgestellt, 
sondern  auch  für  die  Factdeute  S]>ezialschriften  vorbereitet,  um 
den  Stand  der  Technik  in  ihren  Ressorts,  die  zuletzt  ausgefulirten 
Bauten  ausführlicher  darlegen  zu  können.  Die  grölsercn  Eisen- 
bahn-Gesellschaften, besonders  die  französischen,  wie  auch  die 
österreichischen  und  englischen,  die  Staatseisenhahnen  von 
Belgien,  Italien  und  Spanien  haben  neben  eben  solchen  Zeich- 
nungen und  Spezialschriften  Betriebsmittel  mit  vielfachen 
Neuerungen,  Konstruktionsthcile  etc.  zur  Ausstellung  gebracht. 
Vielfach  ausgestellt  sind  die  Pullmanirschen  Scldafwagen  (ein 
solcher  für  wohl  40  Personen  ist  von  Toscana  herbei  geschafft 
worden)  durch  Erbauer  derartiger  Wagen  wie  auch  durch 
ilie  belgische  Gesellschaft  ümixujnie  internationale  des 
War/otis  Iii,  welche  aulser  den  Wagen  seihst  Zeichnungen 
von  Schlafwagen-Zügen  und  Plane  ausstellt,  wie  weit  dergl. 
Wagen  zur  Zeit  von  Belgien  aus  verkehren  und  verkehren 
sollen.  Ebenso  haben  die  Zivilingenieure,  die  Erbauer  bezw. 
Lieferanten  von  Eisenbahnbetriebs  •  Material  sowie  die  un- 
vermeidlichen, gewerbsmäßigen  Erfinder  ein  reiches  Sortiment 
ausgestellt ;  nebenbei  ist  gleiehwerthig  die  angewendete 
Elektrizität  in  ihren  neuesten  Stadien  der  Telegraphie,  des 
■  eiepnons,  «es  t  nonograpns  etc.  etc.  vertreten. 

Da  Obenlies  Sekundär  -  Eisenbahnen  und  Tramwavs, 
Strafscn-  unil  Brückcnbautcn,  Wasseraitlagen  und  Seebauten. 
Flusskorrektionen  bis  zu  Wasserleitungen  und  Schleusen -An- 
lagen Ton  vielen  Landern  zur  Anschauung  gebracht  worden  sind, 
so  kann  im  Nachfolgenden  lediglich  ein  kurzer,  summarisch 
gefasster  Ueberblick  geboten  werden,  der  nur  den  Zweck  hat, 
einige  der  interessanteren  technischen  Ausstcllungs-Gegcn- 
stände,  welche  dem  Referenten  als  flüchtigem  Passant  aufge- 
fallen sind,  auf  knappstem  Raum  zur  Kenntuiss  derjenigen 
Leser  zu  bringen,  welche  nicht  selbst  Gelegenheit  haben  sollten, 
wahrend  eines  längeren  Aufenthaltes  in  der  Ausstellung  nach 
individuellem  Geschmack  sich  umzusehen  und  eingehenden 
Spezialstudien  sich  zu  widmen. 

Im  Ausstellungs-Palais  selbst  bietet  die  französische 
Abtheilung  wenig  Bomcrkcnswerthes .  da  die  Ausstellung 
der  technischen  Fächer  in  besonderen  Bauten  installirt  worden 
ist.  Zu  erwähnen  ist  in  dieser  Hinsicht  der,  wie  angedeutet, 
in  der  Mitte  des  Palais  gelegene  Pavillon  der  Stadt  Paris,  in 
welchem  ein  städtischer  Baubeamter  Auskunft  erhalten  kann 
wohl  über  alle  Fragen,  welche  eine  kleinere  oder  gröfserc 
Stallt  berühren.  Es  sind  insbesondere  die  bekannten  Kana- 
lisation-Anlagen  mit  ihrem  Zubehör  und  die  Wasserversor- 
gungen durch  die  Yanne  und  den  Ulmix,  die  Baufortsehrittc 
sowie  die  Strafsendurchbrüche  in  Ucbersichtsplänen .  Dctail- 
zeichnungen,  besonderen  Schriften  und  Modellen  ausführlich 
dargelegt,  so  dass  man  die  ausgedehnte  Wirksamkeit  der  tech- 
nischen Vorstände  der  Stadt -Verwaltung,  wie  Belgrand,  Alphand 
etc..  ausreichend  erkennen  kann. 


Die  französischen  Eisenbahn-Gesellschaften  und  die  Staats- 
tclegraphcn- Verwaltung  inslwsonderc  sind  es,  welche  nahe  der 
Porte  Rapp  ein  besonderes  Gebäude  mit  einer  reichen  Aus- 
stellung von  Betriebsmaterial  etc.  erfüllt  haben.  Man  findet 
n.  a.  eine  grofse  Anzahl  Personenwagen  meist  I.  Kl.,  mit 
Toilette  und  Schlafkoupecs ,  Gasbeleuchtung  und  verschieden- 
artigen Bremsen  (Achard,  Heberlein,  elektrische  und  Luft- 
j  bremsen ) ;  Personen-  oder  Packwagen  mit  Apparaten  zur  Messung 
von  Zugspannungen,  Taehymetem,  Seismographen:  Lokomotiven 
für  schnelle  Fahrten  und  für  Güterzüge:  auch  einen  Hülfswagen 
((Jh.  d.  F.  d.  Nord)  mit  Apiwraten  zum  Aufkanten  und  Ein- 
heilen entgleister  Wagen;  Apparate  zur  Wärmflaschen-Füllung., 
darunter  (Ch.  d.  F.  Paris-Lyon-Mcd.)  einen  Trnnsi»ortwagen, 
in  welchem  20  Wärmflaschen  vertikal  eingesetzt  werden  können, 
die  gleichzeitig  durch  Unterstellen  unter  20  Hci/.röhren  ge- 
wärmt werden. 

Avertirungs  -  Signale .  Weichen  -  Kontroiapparate .  kleine 
Modelle  von  besonderen  2  stöckigen  Wagensystemen  für  Eilzüge 
und  Modelle  für  Postpacket-Aufnahme-  bezw.  Abgabe- Vorrich- 
tungen bieten  nicht  viel  Neues.  Gegenüber  der  Keote  militaire 
haben  besonders  die  grofsen  Bahngesells«  haften,  wie  Ost.  Ouest 
und  Paris -L> on - Mediterranee,  Koustruktionstbeile  ausgestellt, 
z.  B.  Imprägnirungs-Hesultate  (Schwellen  nach  lö,  Telegraphen- 
stangen  nach  22 jähriger  Verwendung);  Drehscheiben  von  11'° 
Durchmesser  mit  Fundamentirung  ausschließlich  aus  Gusseisen- 
platten; engl.  Weichen  mit  Sicherhcitsstellung  und  Signalver- 
bindung (System  Vignier);  Bloekstations-Signnle,  System  Tcsst- 
(durch  elektrische  Verbindung  gegenseitig  sich  arretirend) ; 
Stahlst  hienen  und  Herzstücke  aus  der  lielebtcstcn  Babnhofs- 
stellc  von  Passy;  eiserne  Querschw  eilen  von  verschiedenen 
Formen. 

Kehren  wir  in  den  Annex  an  der  Porte  Rapp  zurück,  so  ist  die 
Ausstellung  der  Staatstelcgraphen  mit  reichem  statistischen  und 
kartographischen  Material  sowie  zahlreichen  Ap)»araten  zu  er- 
wähnen. Es  finden  sich  darunter  Meyer's  (Caselli)  A]>parat 
zur  Reproduktion  von  Zeichnungen  (zwischen  Paris  und  Lyon 
seit  lHtiti  in  Thätigkeit);  Meyer's  und  Bondo's  Apparate  für 
5  fache  Beförderung  von  Deiieschen  auf  einem  Draht  in  Schrift 
oder  Druck,  wodurch  3(1 — 4OOO0  Buchstaben  in  der  Stunde 
befördert  werden  können;  Postel  Vinay's  Apparat  für  2o fache 
Abnahme  einer  ankommenden  Dc|>esche.  Auch  stellen  Crespin 
A  Marteau,  bezw.  Fclbinger  <t  Crespin  ein  funkt  ionirendes 
Modell  sowie  einen  Apjaiat  in  natürlicher  Grdfsc  für  pneu- 
matische Briefbeförderune  (Paris.  Berlin.  Wien)  aus,  daneben 
ein  grofses  Assortiment  von  Telephonen  und  Phonographen, 
worauf  später  zurück  zu  kommen  sein  wird. 

In  dem  Pavillon  des  ,,3Iinisterc  des  Tra>an.r  puhlies"' 
befindet  sich  eine  reiche  Ausstellung,  für  welche  der  S|iezial- 
Katalog  eine  Kintheiluug  in  Strafsen  und  Brücken.  Wasser- 
bau, Binnenschiffahrt,  Meeresbauten,  Leuchttürme  und  Schiff- 
tahrtszeichen .  Eisenbahnen  sowie  allgemeine  Angelegenheiten 
angiebt.  Der  Katalog  ist  reich  an  technischen  Notizen  und 
statistischem  Material  und  bietet  eine  genaue  Beschreibung  ein- 
zelner grofserer  Bauwerke  der  Neuzeit,  als  Brücken,  Kanäle, 
Hafenanlagen  etc. 

Auf  dem  Wege  zum  rechten  Seineufer  possirt  man  den 
Pavillon  von  Schneider-Creuzot .  vor  dem  ein  Holzmodell  de* 
ca.   20  ™  hohen  Dampfhammers  steht .  während  besondere 

I  Leistungen,  wie  Faeoneiscn-Stücke  von  0,425"  Stärke  in  18,4» 
Länge,  ein  Stahlbloek  von  12ooook  Gewicht  (am  17.  April 
d.  J.  gegossen  und  z.  Z.  durch  Holzfacsimile  vertreten)  drinnen 
sich  präsentinen.  Wahrend  am  Unken  Seineufer  ein  grofses 
Sortiment  von  Wassenuasehiiien ,  insbesondere  Pumpen  und 
Pulsometern,  sich  aufgestellt  findet,  sind  am  rechten  Seineufer, 
ober-  und  unterhalb  der  Brücke,  der  französischen  Technik 
3  (heilige  Annexe  eingeräumt  worden.  In  dem  oberen  Annex, 
welcher  erst  Mitte  Juni  eröffnet  wurde,  ohne  indess  eigentlich 
fertig  gestellt  zu  sein,  sind  die  Werke  des  Genie  eint  durch 
Zeiclmungen.  Modelle  und  Muster  aller  Art  vertreten.  — 

Als  Konstrukteure  und  Erbauer  von  Brücken  sind  durch 
Photographien,  Zeichnungen  und  Modelle  ausgeführter  wie 
projektirter  Brücken  vertreten;  Maison  Jolly  >)  Aroeiiteuil. 
A.  Legrand,  Henry  Ibmssel.  Societe  de  ennstrürtion  ä 
liiitn/nolles  (Donaubrücke  in  Pest),  Cait  ,{■  Co.  (Passy.  Pest, 
Itottcrdam).  G.  Eiffel  «V  Co.  (Dourobrücke  bei  Porto)  etc. 
—  2  Projekte  (Tunnel  und  Brücke  für  Eisenbahn  durch  den 
Kanal)  von  Savy  sind  neben  dem  von  Chere  am  30.  November 
1876  dem  Magistrat  überreichten  und  einem  anderen  von 
Despres  &  Co.  ausgestellten  Projekt  einer  Pariser  Zentral- 
(MetrojioUtain-)  Stadt-Eisenbahn  hervor  zu  lieben.  Die  pneu- 
matische Gründung  vertreten  Zeichnungen  von  Haquard  in 

1  Nancy  (Neue  Elbbrücke  bei  Riesa  der  Sachs.  StaaLsbahn). 


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336 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


17.  Aflgtst  1878 


In  dem  unteren  Annex  am  rechten  Scineufcr  ist  in  zienv 
licher  Menge  Material  der  Eisenbahnen,  Schmalspur-Bahnen 
und  Tramways  von  französischen  Privaten  ausgestellt  Neben 
werthvollen  Gegenständen  haben  hier  auch  die  Sachen  der 
französischen  gewerbsmäfsigen  Erfinder  Platz  gefunden  und 
als  gröfste  Kuriosität  ist  ein  Modell  zu  einer  ringförmigen 
auf-  und  absteigenden  schmalen  Eisenbahn  zu  erwähnen,  auf 
welcher  unter  Zuleitung  von  Dampf  aus  einem  in  der  Mitte 
befindlichen  Siiciscrohr  ein  Wagenmodell  automatisch  sich 
bewegt  durch  einen  Mechanismus,  der  sich  nur  mit  „Strampcl- 
lässt  und  wohl  nur  nach  der  einseitigsten 
ie  ungemein  wichtige  Eigentümlich- 
keit besitzt,  dass  er  durch  Aufdrucken  auf  der  Bahnplanie 
grofsc  Steigungen  als  Vermehrung  der  Adhäsion,  grofses  Ge- 
fälle als  mechanisches  Ilinderniss  überwinden  hilft.  Auch 
Oberbau-Systeme  sind  in  unmöglichen  Kombinationen  von  Eisen 
und  Holz  (System  J.  Lenoir)  oder  in  unanwendbaren  Profil- 
fonnen  vertreten,  daneben  Kutschwagen,  ja  selbst  Draisinen 
mit  Dampfbetrieb  u.  s.  w. 

Als  Werthvolleres  sind  die  verschiedenen  Sehne  11- 
hremsen  von  Achard,  Stilmant  LuAbremsen  etc.  in  ihren  An- 
wendungen dargestellt  ;  System  de  Baillchache  zur  Darstellung 
des  Zuglaufcs  in  dem  Stationsgebäude  (angewendet  für  die 
Ausstellungsbalm  -  Station  Grenelle);  Weichen  -  Stcllapparatc, 
Avcrtirungs-Signalo  etc.;  Wagen  für  Schmalspur-Bahnen  und 
Tramways  mit  Motoren  kombimrt  —  System  Mckarski, 
Tilkin  Mention,  Weyher  &  Riehmond,  Aubcrvillicrs  für  kom- 
primirtc  Luft,  L.  Francy  &  E.  Lamm  für  überhitzten  Dampf  — 
in  grofser  Zahl  und  in  ihrer  Ausführung  wie  ihren  Resultaten 
zur  lioffnung  berechtigend,  dass  für  Eisenbahnen  minderer 
Bedeutung,  Lokal-  oder  Sekundär-Bahnen,  wie  für  Tram- 
ways billige  Mittel  zu  einem  wirthschaftlichen  Betrieb  bald 
sich  werden  beschaffen  lassen.  Man  hätte  gerade  in  dieser 
Beziehung  von  der  diesmaligen  Ausstellung  mehr  als  vor- 
liegt, erwarten  können.  Weder  in  dem  Ausstellungs-Rayon  noch 
in  Paris  selbst  konnte  man,  wie  anfänglich  in  Aussicht  gestellt 
wurde,  Studien  Ober  die  Verwendbarkeit  solcher  Maschiuen 
machen,  sondern  musstc,  wie  z.  B.  für  das  System  der  Loko- 
motive sans  foyer  von  Francy  &  lamm  dazu  nach  Rueü 
gehen.    Für  solchen  Zweck  fehlt  zum  Kummer  vieler  er- 


wählten  die  gchcimnissvoll  verborgene  Konstruktion  erklärend, 
indess  an  einem  grufsen  Apparat  (mit  10  Druckkolben)  Ver- 
treter von  Westinghousc  die  Fuiiktiouirung  seiner  Bremse 
erklären  und  allen  sich  als  Fachleuten  deklarircnden  Be- 
suchern durch  Broschüren  von  deren  Wirksamkeit  und  Vor- 
zügen vor  allen  anderen,  zumeist  auch  auf  der  Ausstellung 
vertretenen  Schnell-  und  sclbstwirkenden  Bremsen  von  Achard 
und  Achard-Masui,  Hebcrlein,  Stilmant,  Smith  zu  überzeugen 
sich  bemühen.  Zu  erwähnen  ist  das  Modell  der  Hellgate- 
Sprengung  von  Stricdinger  &  Dörtiinger. 

In  der  Reihenfolge  von  der  Seine  nach  der  Ecole  militaire 
folgt  im  Ausstellungspalast  Schweden  und  Norwegen, 
das  der  Eisenbahntechnik  nichts  Neues  bringt. 

Für  Italien  (daneben  liegend)  hat  das  Ministerium  der 
öffentlichen  Arbeiten  nicht  allein  statistisches  Material  und 
Zeichnungen,  so  wie  Modelle  aus  dem  Gebiet  des  Post-,  Eisen- 
bahn- und  Telegraphen wesens ,  sondern  in  einem  besonderen 
Annex  auch  Eisenbahnwagen  und  Lokomotiven  ausgestellt 
und  die  Arbeiten  der  ZivU-Ingcnieurc  durch  eine  besondere 
Gelegenheitsschrift  beschreiben  lassen. 

Wie  zu  erwarten,  kann  Japan  und  China  auf  dem 
Gebiete  der  Technik  Nichts  bieten;  auch  Spanien'ist  mehr 
durch  Landesprodukte  ab  durch  technische  Objekte  vertreten. 

Oesterreich- Ungarn,  in  der  Reihe  der  Nationen 
folgend,  giebt  ein  Bild  nicht  blos  hoch  entwickelter  Luxus- 
Industrie,  sondern  auch  seiner  ausgezeichneten  Maschinentechnik 
und  dürfte  nächst  Frankreich  die  umfangreichste  Ausstellung 
aus  dem  Gebiete  des  Eisenbahnwesens  geliefert  haben,  wenn 
auch  für  deutsehe  Fachmänner  durch  zahlreiche  Publikationen 
österreichischer  Ingenieure  die  Ausstellung  nicht  viel  Unbe- 
kanntes, immerhin  aber  doch  genug  des  Interessanten  bringt. 

Oesterreichische  und  ungarische  Staatseisenbuhnen  haben, 
wie  s.  Z.  in  Wien,  sich  nicht  auf  die  Betriebsmittel  und  Be- 
schreibung der  Bahnanlagen  beschränkt,  sondern  auch  von 
ihren  Hüttenwerken  und  Ländercien  Produkte  in  reicher  Aus- 
wahl ausgestellt,  darunter  z.  B.  eine  Schiene  vou  22  ■  Länge. 

Die  grolsen  Eisenbahn-Gesellschaften  haben  besonders  ihre 
Bahnhofs -Anlagen  und  Brücken  in  Zeichnungen  dargestellt. 
Normalien  in  reicher  Auswahl  (Nord),  graphische  Darstellung 
von  Schneeverwehungen  (Carl  Ludwig),  Modell  der  mit  Wcirhcn- 


müdeten  Besucher  ein  Transportmittel  in  dem  weiträumigen  (  Versicherung  nach  Rothmttlter's  System  versehen  Station  Süfscn- 

baum  (Nord),  Eiserner  Oberbau  aus  alten  Schienen  (Süd), 
Weiche  mit  Sicherheitsvorkehrung  System  Paravicini  (Elisabeth), 
de  Serres  &  Battig'scher  Oberbau  (Ung.  Staats-Bahn).  Da- 
neben eine  vergleichende  Uebersicht  der  Donaubrücken  und 
statistische  Unterlagen  der  Direktion  der 
Das  Ministerium  der  öffentlichen  Arbeiten  und  die 
gemeinde  Wien  haben  amtlich  eine  sehr  interessante  Aus- 
stellung geliefert,  indess  von  einzelnen  Privaten  etwa  zu  er- 
wähnen sind:  Hohenegger  und  Oesterreicher,  eiserne  Lang- 
schwellen-Obcrbausysteme  aus  Altschiencn ;  de  Serres  &  Battig, 
Qucrschwcllensystcm ;  Askenasy,  Dctlektionsmesser  für  Brücken- 
proben; Langte,  Distanzsignal  mit  elektrischer  Rückstellung  (zu 
empfehlen  an  Stelle  der  Drahtzug- Avcrtirungssignalc) ;  Becker, 
selbstthätigc  Friktionsbremsen  u.  Sichcrheitskuppelung;  Roth- 
müllcr,  Zentral  -Weichenstellung;  Mahlcr  <fe  Eschenbachcr, 
Sprengtechnik;  Strömungsmesser  von  Meyer;  Brücken- Projekte 
von  Fcketchazy  etc. 

Auch  die  Russische  Regierung  hat  den  Vcrkchrs- 
anstaltcn  eine  besondere  Repräsentation  verschafft,  wenn  auch 
die  abweichende  Spurweite  eine  Ausstellung  von  Betriebs- 
mitteln nicht  ermöglichen  liefs.  Als  besonders  interessant  er- 
schien der  Kinopansigraph  und  Ototachymeter  von  Jos.  &  Wilh. 
Graft iaux  in  Moskau  für  Geschwindigkeit»-  und  Schwankungs- 
Messungen  der  Eisenbahn-Fahrzeuge. 

Es  folgt  zunächst  die  Schweiz,  deren  Maschinen-  etc. 
Branche  eine  umfangreiche  Ansstellungsfiäehe  eingeräumt 
worden  ist ;  hier  ist  auch  eine  Rigi-Lokomotive  zu  gewahren, 
während  die  Kollektivausstellung  der  Architekten  und  In- 
genieure, besonders  betr.  die  Gotthard-  und  Simplonbahu, 
alle  Details  bietet. 

Beim  Eintritt  in  die  belgische  Maschinenhalle  ist  es 
zuerst  die  Ausstellung  von  John  Cockerill  in  Seraing,  welche  den 
Blick  fesselt  durch  eine  gewaltige  Wasserhaltungs-Maschine, 
Schiffsmaschinen  und  Lokomotiven,  daneben  Gesteinsbohr- 
maschinen und  andere  Erzeugnisse  in  grofser  Auswahl ;  Eisen- 
bahnwagen meist  I.  u.  II.  Kl.  von  Bellcroche;  1-okomotiven 
von  Marcinelle  &  Couillct  mit  Einrichtung  für  Dampfheizung 
auf  eisernem  Oberbau  von  |— I  Traversen  mit  Holzeinlage.  Für 
Sekundärbahnen  ein  Wagen  I.  II.  Kl.,  Gcpäckw.  tnit  Lokomotive 
kombinirt  von  Cabany  &  Ca  Btettli  anonyme  de  eonslrueiion 
de  ßottssu,  im  Preis  von  24  0OO  Fr.;  ähnliches  System  von 


Ausstclluugsgcbict ,  so  dass,  wie  alle  übrigen,  auch  wir  zu 
Fufs  zurück  in  den  AusstcUungspalast  auf  den  rechten  Flügel 
uns  begeben  müssen,  wo  ohne  strenge  Scheidung  die  fremden 
d.  L  nicht  französischen  Aussteller  uns  za  einem  kurzen  Ver- 
gleich in  technischer  Hinsicht  veranlassen. 

Nächst  Frankreich  ist  es  naturgemäfsGrofsbrittanien, 
dessen  Ausstellung  nach  räumlichem  Umfang  am  bedeutendsten 
ist  und  das  Interessanteste  aus  dem  Fache  der  Technik  bietet. 

Die  englische  Maschinen-Galleric  enthält  verhältuissmälsig 
die  meisten  Maschinen  in  Thätigkeit,  während  nahe  dem 
Ausstellungs- Bahnhof  mächtige  Nebenhallen,  zumeist  nur  für 
landwirtschaftliche  Maschinen,  errichtet  worden  sind.  Die 
grolsen  Eisenbahngcsellscbaften  Englands  haben  wenig  aus- 
gestellt, nur  London  •  Brighton  und  South  Coast  stellt  Zeich- 
nungen von  Bahnanlagen  und  eine  mit  Westinghousc-Brcmse 
versehene  Lokomotive  auf  Oberbau  mit  eisernen  Coulottcn 
aus.  In  der  äufseren  Nebengallerie  haben  englische  Erfinder 
Modelle  von  gefahrlosen  Kuppelungen,  Signalen  zwischen 
Passagieren  und  Zugspersonal  etc.  ausgestellt,  dabei  einen 
Apparat  der  Union  of  Block  d-  Interlocking,  System  Hodgson's 
Patent,  von  Saxby  &  Farmer,  mit  der  neuesten  Kombination 
der  Weichen  und  Signalhebel,  verbunden  mit  Blocksignalen, 
welche  die  Bahnhöfe  in  Sektionen  gliedern,  und  regulirt  durch 
die  „ elektrische  Kulisse",  die  ein  Sicherheitsmittel  gegen 
jede  etwa  eintretende  unrichtige  Funktionirung  der  Gestänge 
bietet  und  ähnlich  wie  die  Blockapparate  an  den  Signalhebeln 
wirkend.  Der  nur  gegen  Eintragung  des  Namens  den  Kennern 
zugängliche  Ausstellungsplatz  enthält  auf  engem  Raum  eine 
Anwendung  der  Weichen  und  Signalhebel,  des  bekannten  Bar- 
rieren-Verschlusses und  des  Annet'schen  Weichen-Verschlusses. 
Erwähnt  seien  an  dieser  Stelle  noch  die  Ausstellungen  von 
Siemens  Brothers  (Brit.  Telegraph  ManufacL,  London)  und 
Zundra  Pneumal ic  Despoten  Tubcs. 

Von  den  Vereinigten  Staaten  Nordamerika^ 
sind  Zeichnungen  grofser  Brücken  (East  River  Suspension 
mit  Seilproben  von  Was.  Röchling,  St.  Charles  Bridge,  Monon- 
gchela  bei  Pittsburg)  Photographien  der  von  Clarke,  Reeves 
&  Co.,  Charles  Macdonald  und  den  Phöidxville  Bridge  Works 
projektirten  bezw.  ausgeführten  Brücken  ausgestellt 

Elisha  Gray  in  Chicago  stellt  neue  Telegraphenschlüssel  und 
Apparat-Theilc  nach  Lewis  Patent  aus, 


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N«.  66. 


337 


Bclpairc,  ausgeführt  durch  die  Compagnie  Beige  von  Ch.  Evranl 
(auf  Hilfschem  überbau  aufgestellt.) 

Nochmals  mag  an  dieser  Stelle  genannt  werden  die 
Ausstellung  der  Compagnie  internationale  des  Wagons  Uta 
(Pullmann),  wclcltc  ihren  llaupteilz  in  Krüssel  hat  und  nicht 
nur  die  gewöhnlichen  Schlaf-  sondern  auch  besondere  Luxus- 

Von  einzelnen  privaten  Ausstellern  ist  an  erster  Stolle 
zu  erwähnen  Major  der  Artillerie  Boulayo  als  Erfinder  des 
Dromoskop,  eines  einfachen  Apparat*  zur  Messung  der  Fahr- 
geschwindigkeit von  EiscnbalinzQgcn  (bestehend  in  2  ca.  100  ■ 
entfernt  augebrachten  Kontakten,  von  denen  der  1.  eine  dreh- 
bare Scheibe  löst,  indes«  bei  Berührung  des  2.  Kontakts  dieselbe 
Scheibe  wieder  arretirt  wird)  und  des  Telcmclcr  zum  Messen 
der  Entfernung  für  Gcsehütziiositioncn  nach  dem  Zeitinten  all 
zwischen  Blitz  und  Schall. 

Societe  de  eonsir.  de  Willebrock,  Zeichnungen  für  pneu- 
matische Gründungen  (Ebro-Brückc  in  Spanien) ;  Ix>on  Sor/ec, 
Projekt  für  Kanal-Eisenbahnen  als  Rohre  auf  dem  Meeresgrund. 

Braeonier  sowie  Duliois  &  Francois,  vorzügliche  Gesteins- 
bohrmaschine; Legrand  in  Möns  sehr  bearhtenswerther  eiserner 
Oberbau  mit  gerippten  Traversen  ohne  Klciueiscnzeug  (ahnlich 
de  Serres  &  Battig.) 

Vor  dem  Palais  erregt  die  Aufmerksamkeit  ein  hohes 
Bohrgerast  von  Kind  &  Choudron,  mit  Bohrer  von  4,8»  Durch- 
messer und  Zubehör  an  Bohrung,  Fangapparaten  etc. 

Griechenland  und  Dänemark  bieten  eben  so  wenig 
technisch  Interessantes  als  die  zentral-amerikanischen 
oder  die  afrikanischen  Staaten. 

Luxemburg  und  Portugal  bieten  zwar  einige  tech- 
nische Objekte,  doch  sind  nur  noch  die  Niederlande  zu 
erwähnen  wegen  der  vorzüglichen  Ausstellung  des  Ministeriums 


für  öffentliche  Arbeiten,  das  eine  besondere  Schrift  durch  van 
Kerkwyk  hat  bearbeiten  lassen,  welche  in  historischer,  tech- 
nischer und  statistischer  Beziehung  Eiscubahncn,  Kanäle.  Fluss- 
rcgulirungen,  Hafen  und  Schiffahrt,  Eindeichungen,  Schlcusen- 
anlagen,  Telegraphie  und  Wasserlcitungs-Anlagen  des  Landes 
ausführlich  behandelt. 

Gar  manches  Interessante  ist  auf  dieser  flüchtigen  Wande- 
rung unerwähnt  geblieben,  doch  ist  die  Menge  zu  grofs. 

Nur  noch  eine  Baulichkeit  gebietet  Halt,  che  wir  die  Aus- 
stellungswelt verlassen,  um  in  tlic  Weltstadt  zurückzukehren. 
Es  ist  ein  Holzbau,  errichtet  von  der  Sociite  generale 
<f  Electricite,  Procedes  Jahlochkoff,  um  in  demselben  die 
Einrichtung  und  vor  allem  die  neue,  so  Oberaus  vereinfachte 
elektrische  Kerze  keimen  zu  lernen,  welche  durch  die  Gramme'- 
sche  Maschine  für  IV»  bis  2  Stunden  (nach  dieser  Zeit  ist 
sie  nieder  gebrannt  uud  es  tritt  in  dem  ganzen  Bereich  gleich- 
zeitig eine  andere  Leitung  mit  neuen  Brennern,  deren  3—4 
in  einer  Glasglocken- Laterne,  in  Thätigkeit)  auf  den  Haupt- 
punkten des  Abendverkehrs,  insbesondere  der  Avenue  de 
f  Opera,  Pluce  de  la  Concorde,  die  prachtige  Beleuchtung, 
das  interessanteste  Objekt  der  jetzigen  Wcltansstellung,  ermög- 
licht. Wenn  hicraaehst  Phonograph  und  Microphon,  welche 
alltaglich  b*  mal  vor  200  Personen  am  Boulevard  des  Bültens 
produzirt  werden,  und  der  Ballon  captif,  der  sich  neben  den 
Buincn  der  Tuillerien  erhebt,  als  Anziehungspunkte  für 
den  Techniker  spezieller  Fachrichtung  zu  bezeichnen  sind, 
so  darf  bemerkt  werden,  dass  für  einen  flüchtigen  Besuch 
zu  Viel  zu  sehen  ist,  ob  schon  im  allgemeinen  allseitig 
das  Urthcil  bestätigt  werden  dürfte,  dass  im  Gebiet  der 
exakten  Tech  nik  auf  der  diesmaligen  Weltausstellung  weniger 
Bedeutendes  zu  verzeichnen  ist,  als  1Ö67  in  Paris  und  1873 
in  Wien.  —  P. 


Zur  Restauration  des  Kaiserhauses  in  Goslar. 


Wenn  wir  in  unserem  Bericht«  über  den  Besuch, 
eine  Anzahl  von  Mitgliedern  des  Berliner  Architekten- Vereins  vor 
kurzem  den  Monumenten  Goslars  abgestattet  hat,  eine  Aeufserung 
über  die  Restauration  des  Kaiserhauses,  die  selbst- 
verständlich das  Interesse  der  Besucher  besonders  lebhaft  erregte, 
uns  vorbehielten,  so  geschah  dies  keineswegs  in  der  Absicht,  die 
viel  besprochene  Frage,  in  wie  weit  diese  Restauration  im  ein- 
zelnen geglückt,  bezw.  verfehlt  sei,  nachtraglich  auch  unsererseits 
zum  Gegenstande  wiederholter  eingehender  Erörterungen  zu 
machen.  Es  wurde  dies  auch  im  entschiedenen  Widerspruche 
zu  der  Erklärung  stehen,  mit  welcher  wir  (in  No.  00, 
.Ihrg.  77  u.  BI.)  die  bczgl.  Verhandlungen  in  unserem  Blatte 
abgeschlossen  haben. 

Mag  es  iu  dieser  Beziehung  genug  sein,  wenn  wir  einfach 
konstatiren,  dass  der  allgemeine  Eindruck,  welchen  die  Restau- 
ration des  Kaiserhauses  auf  den  unbefangenen  Beschauer  hervor 
bringt,  in  der  That  kein  günstiger  ist.  Keiner  der  Besucher, 
mit  welchen  der  Verfasser  dieser  Zeilen  gemeinsam  den  Bau 
besichtigte  und  später  die  gewonnenen  Eindrücke  austauschte, 
hatte  »ich  der  Ueberzeugung  entziehen  können,  dass  die  an  Ort 
und  Stelle  wirkenden,  mit  der  Ausführung  betrauten  Kräfte  ihrer 
Pflicht  mit  Eifer  und  Liebe  obgelegen  haben,  während  die  eigent- 
lich leitende  Instanz,  welche  über  das  Prinzip  der  Restauration 
zu  entscheiden  und  Ober  die  Einheitlichkeit  der  bei  ihr  zu  beob- 
achtenden Gesichtspunkte  zu  wachen  hatte,  tief  unter  ihrer 
Aufgabe  gestanden  hat.  Hr.  Th.  Unger  wird  jedoch  kaum 
Unrecht  haben,  wenn  er  die  unbestreitbaren  Mängel  des  Werkes, 
das  im  Vergleich  mit  dem  seiner  Bedeutung  angemessenen  Ideal 
immerhin  „uiisslungen*  genannt  werden  darf,  vorzugsweise  aus 
dem  Umstände  ableitet,  dass  eine  solche  leitende,  mit  der  ge- 
nügenden Autorität  ausgerüstete  Instanz  überhaupt  nicht  vor- 
banden war  und  dass  es  in  Folge  dessen  auch  an  der  erfor- 
derlichen Klarheit  über  das  Prinzip  der  Restauration  gefehlt  bat. 
Dass  (wie  wir  hören,  von  einer  Spezialkommission  unter  Mit- 
wirkung der  Hrn.  von  Quast  und  Salzenberg)  in  den  ersten 
Stadien  der  Arbeit  der  Grundsatz  aufgestellt  wurde:  alle,  auch 
nicht  von  der  ursprünglichen  Anlage  herrührenden  Theile,  so 
weit  sie  an  sich  stilvoll  oder  konstruktiv  berechtigt  sind,  seien 
Phantasie-Schöpfungen  dagegen  zu  ver- 


als  genügend  nimmermehr  angeschen  werden.  Denn 
einerseits  konnten  einzelne  Theile  des  Baues  einer  Ergänzung 
gar  nicht  entbehren;  der  obere  Theil  der  Kapelle,  die  llolzdecke 
des  Saals,  die  Füllung  des  groben  Mittelfensters,  endlich  der 
Ausbau  der  nördlichen  Gebäude  -  Verlängerung  mussten  als 
„Phantasie-Schöpfungen"  hergestellt  werden  und  sind  thatsftchlich 
als  solche  hergestellt  worden.  Andererseits  ist  im  Verlaufe  der 
Restauration  durch  den  ßeschluss,  dass  der  Kaisersaal  mit  Bildern 
geschmückt  werden  solle,  ein  neues  Moment  hinzugetreten, 
das  zu  einer  Revision  jenes  Grundsatzes  hätte  Veran- 
lassung »jeben  müssen.  — 

Dass  letzteres  nicht  geschehen  ist,  1 


Fehler.  Während  wir  jedoch  über  die  anderen,  nicht  mehr  gut 
zu  machenden  Fehler  hinweg  sehen,  empfinden  wir  es  als  eine 
Pflicht,  gerade  diesen  Missgriff,  zu  dessen  Beseitigung  gegen- 
wärtig noch  eine  letzte  Gelegenheit  geboten  ist,  öffent- 
lich zur  Sprache  zu  bringen.  Wir  erbitten  uns  in  dieser  An- 
gelegenheit die  energische  Unterstützung  aller  derjenigen,  deneu 
es  am  Herzen  liegt,  dass  die  Herstellung  des  ehrwürdigen  natio- 
nalen Bauwerks  auch  unter  den  mittlerweile  geschaffenen  Vor- 
aussetzungen ein  möglichst  befriedigendes  Ergebnis»  lieferte. 

Mag  man  Ober  den  Gedanken,  den  Kaisersaal  zu  Goslar  mit 
Bildern  modernen  Stils  und  zum  Theil  modernen  Inhalts  zu 
schmt.ckbn,  mag  man  über  den  Werth  oder  Unwerth  der  zur 
Ausführung  bestimmten  Wisbcenus'schen  Skizzen  denken,  wie 
man  will,  so  hat  man  mit  dieser  Ausmalung  des  Saals,  deren  Be- 
ginn sich  nur  durch  einen  zufälligen  Umstand  bis  jetzt  verzögert 
hat,  doch  jedenfalls  wie  mit  einer  fest  beschlossenen,  sicherlich 
zur  Verwirklichung  gelangenden  Thatsache  zu  rechnen.  Um  Miss- 
verstandnisse  zu  vermeiden,  wollen  wir  gern  erklären,  dass  es 
uns  keineswegs  schwer  fällt,  uns  mit  dieser  Thatsache  zu  be- 
freunden. Die  Wiederherstellung  der  alten  Kaiserpfalz,  deren 
ursprünglicher  Zustand  ja  leider  nach  keiner  Richtung  hin  ge- 
nügend aufgeklart  werden  konnte,  ist  durchaus  nicht  in  einem 
spezifisch  archäologischen  oder  auch  nur  architektonischen  Sinne 
unternommen  worden.  Sie  wurde  beschlossen  in  einer  Zeit,  wo 
die  Begeisterung  für  die  nach  langen  Jahrhunderten  endlich 
wieder  erstandene  Macht  des  deutschen  Reiches  alle  Herzen  er- 
füllte. Sie  ist  nach  Absicht  der  Regierung  und  des  Landtages 
ohne  Zweifel  zu  einem  Denkmal  dieser  Zeit  bestimmt,  zu  einem 
Denkmal,  durch  welches  der  gegenwärtigen  Generation  in  einem 
Abglanz«  vou  des  alten  deutschen  Reiches  Herrlichkeit  die  Grofse 
und  der  Werth  der  neu  errungenen  Besitztümer  der  Nation  vor 
Augen  geführt  werden  soll.  So  berechtigt  uns  dieser  Grund- 
gedanke erscheint,  so  berechtigt  erscheint  uns  jedes  künst- 
lerische Mittel,  das  —  wie  die  beabsichtigte  Ausmalung  des 
Saals  —  dazu  geeignet  ist,  diesen  Gedanken  stärker  zu  betonen 
und  der,  für  archäologische  Feinheiten  doch  weniger  empfäng- 
lichen Masse  des  Volks  zum  vollen  Verständniss  zu  bringen.  — 
Hatte  man  sich  jedoch  für  die  Heranziehung  eines  solchen  Ele- 
ments entschieden,  so  war  es  unabweisbar,  dass  man  die  ganze 
Erscheinung  des  betreffenden  Bauwerks,  zum  mindesten  des  be- 
treffenden Raumes,  nach  diesem  Gesichtspunkt  bin  prüfte  und 
sich  die  Frage  vorlegte,  ob  die  sonstigen  Bestandteile  desselben 
nicht  im  Widerspruch  sn  jener  Auffassung  standen,  bezw.  wie 
sich  ein  solcher  Widerspruch  lösen  lasse,  ohne  dem 
(  harakter  des  Werks  und  seiner  stilistischen  Haltung 
zuthun. 

Es  erhellt  wohl  ohne  weitere«,  dass  —  nachdem  die  Aus- 
malung des  Saales  beschlossen  war  —  in  Bezug  auf  die  architek- 
tonische Ausbildung  desselben  unmöglich  an  jenem  oben  erwähnten, 
archäologischen  Grundsätze  fest  gehalten  werden  konnte.  Waren 
nur  die  konstruktiven  Schäden  des  Baues  beseitigt  worden,  so 
hätte  man  dem  Saale  mit  seinen  offenen  Fenstern  immerhin  die 

te  mit  ihren 

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338 


DEUTSCHE  B A ü Z E IT  U N G . 


17.  An*iwt  1878 


ückten 


mit  den  Wislicenus'schen 
ruhen  Hobes  tänd  er  mit 
Des  offenbaren  Noth- 
b  au  es  um  so  beleidigender  wirken,  als  der  Detail  •  Maaßtab, 
in  welchem  die  „Phantasie-Schöpfung*  der  neu  hergestellten 
Holxdecke  ausgefährt  ist,  leider  viel  zu  kleinlich  ausgtf  allen  ist 
Vielleicht,  dass  die  noch  ausstehende  Bemalung  des  Holzwerks 
den  gegenwärtigen  Kindnick  dieses  Ausbaues  etwas  mildern 
könnte  und  dass  man  spater  von  den  Bildern  so  ausschließlich 
in  Anspruch  genommen  würde,  dass  das  architektonische  Itetail 
des  Saals  von  den  meisten  Besuchern  unberücksichtigt  bliebe. 
Jedenfalls  hat  man  sich  —  indem  man  um  jenes  Grundsätze« 
willen  die  alten  Holzständer  beibehielt  und  die  Wiederherstellung 
der  noch  in  einzelnen  Theilen  erhaltenen  romanischen  Steinsäulen, 
welche  ursprünglich  die  Decke  stützten,  unterliefs  —  eines  Mo- 
tivs begeben,  welches  —  architektonisch  unanfechtbar  aufs 
wesentlichste  dazu  beigetragen  hätte,  den  Kindruck  des  Saales 
in  jener  Mächtigkeit  und  Feierlichkeit  zu  erheben,  die  seiner 
Vergangenheit  wie  seiner  gegenwartigen  Bestimmung  entspricht  — 
Wir  deuteten  oben  an,  dass  noch  eine  Gelegenheit  zur  Be- 
seitigung dieses  Missgriffs  sich  darbiete.  In  letzter  Stunde  vor 
Beginn  der  Wislicenus'schen  Malereien  ist  man  numlich  noch  der 
sehr  berechtigten  Frage  naher  getreten,  welche  Garantien  die  Lage 
und  Beschaffenheit  der  zur  Aufnahme  der  bezgl.  Bilder  bestimmten 
Waudllächeu  wohl  für  den  dauernden  Bestand  derselben  bieten 
dürften.  Die  Untersuchung  hat  kein  sehr  l>efriedigendes  Krgeb- 
niss  geliefert.  Nicht  nur  sind  die  betreffenden  Fluchen  ziemlich 
unregelmäßig  gemauert, 
aufzutragende  Verputz  st 

Starke  von  10—  erhalten  müsstc,  sondern  sie  befinden'  sich 
Theil  auch  auf  einer  Mauer,  deren  freie  Rückseite 


die 


Westen  liegt,  also  allen  Unbilden  des  Wetters  preis  gegeben  ist. 
Wahrend  man  dem  ersteren  Uebelstande,  wenn  auch  nur  unter 
sehr  erheblichen  Kosten,  allenfalls  durch  ein  theil  weises  Abstemmen 
der  Mauer  begegnen  konnte,  bleibt  zur  Beseitigung  der  Gefahr, 


,  kaum  ein  anderes  Mittel  übrig,  als 
zur  Aufnahme  der  Bilder  vor  jener  Rückwand  des  Saals  eine  neue, 
durch  eine  Luftschicht  von  ihr  isolirte  Backsteinmauer  herzustellen. 
Mau  würde  sich  wahrscheinlich  bereits  hierfür  entschieden  haben, 
wenn  diese  Verminderung  der  Saaltiefe  ausführbar  wäre,  ohne  die 
Holzdecke  störend  anzutasten.  So  schwankt  man  in  einiger  Ver- 
legenheit über  die  Art  des  zu  treffenden  Kntschlusses.  — 

Sollte  es  aussichtslos  sein,  wenn  die  öffentliche  Meinung  bei 
diesem  Staude  der  Dinge  mit  der  entschiedenen  Forderung  ein- 
setzte, jene  schwächliche  Heizdecke  sammt  den  Standern  und 
Kopfbanderu  des  Jahres  1477  wieder  zu  beseitigen  und,  unter 
Ausführung  jener  zur  Herstellung  von  Hildrlächen  erforderlichen 
Vorsichtäinaaßrcgel,  die  alten  Steiusaulen  und  eine  dem  Maafsstdlt 
des  Saales  entsprechende  neue  Decke  mit  sichtbaren  Balken  her- 
zustellen? Wir  wissen,  was  diese  Forderung  besagen  will  und 
dass  der  Gedanke,  auf  dem  Gebiete  der  preußischen  Kunstprlege 
könne  ein  begangener  Fehler  eingestanden  und  mit  Geldopferu 
wieder  gut  gemacht  werden,  noch  vor  10  Jahren  eine  thöriehte 
Illusion  gewesen  wäre.  Aber  wir  wissen  auch,  dass  ein  neuer 
Geist  auf  diesem  Felde  weht  und  dass  die  Tradition  einer  einge- 
schränkten Zeit  ihre  Allmacht  verloren  hat  Ks  wäre  traurig,  wenn 
um  eines,  gegen  die  Kosten  der  bevor  stehenden  Ausmalung  des  Saals 

Gelegenheit  i 


geringfügigen  Geldauf  wandes  willen  die  letzte  Gele, 
is  dem  I" 
Würde 


würde,  wenigstens  dem  Hauptraumc  der  Goslarer 
und  Bedeui 


ErlS, 
«  ge   n.  ^ 


Filtration  des 

Aus  Kirkwood's  Beschreibungen  von  Werken  mit  natür- 
licher Filtration  sind  einige  Daten  Uber  die  Versorgung  von 
Lyon  bemerkeuswerth,  durch  welche  die  frühereu  Dumont'schen 
Angaben*)  vervollständigt  werden,  während  sie  zu  deu  betr.  An- 
gaben Bürkli's  in  Widerspruch  treten.  Die  Sammel-Anlagen  Lyons, 
vor  1863  erbaut,  bestehen  aus  einem  Filtergange  ( Gallerte  ßltranie) 
und  2  Filterbassins  mit  dichten  Wänden  und  offener  Sohle,  welche 
etwa  3 »  unter  Niederwasser  der  Khone  liegen.  Die  Filteriläehe 
dieser  alteren  Anlage  betragt  nach  übereinstimmenden  Angaben 
4  868  □  ™,  die  der  neuen,  von  Kirkwood  gesehenen  1  000  j~J ra. 
Letztere  sollen  bei  Niederwasser  6  ooo  kb1»,  die  gesammten  Filter 
22<K)Okb™  pro  Tag  ergeben:  die  älteren  also  KiOOOkb™;  d.  i. 
pro  □«■  und  Tag  für  die  alten  Anlagen  3,66  kb™,  für  die  neueren 
6,00  kb™.  Bürkli  giebt  nur  0,3  kb™,  also  des  Kirkwood'schen 
Beide  Autoren  sagen,  dass  beim  Versuch  einer 
ikung  des  Wassers  (über  2™>  und  gröfserer 
Leistung  der  Filter  der  Sand  in  denselben  auftrieb.  Nach  den 
Wahrnehmungen,  welche  Schreiber  dies,  auf  den  Werken  von 
Lyon  i.  J.  1*70  gemacht  hat,  sin  I  ihm  die  Kirkwood'schen  An- 
gaben die  glaubwürdigeren.  — - 

Kine  sehr  vollkommene  Anlage  mit  natürlicher  Filtration  be- 
sitzt nach  Kirkwood's  Angaben  Genua.  Im  Thal  des  Gebirgs- 
Stronics  Scrivia,  dessen  Untergrund  aus  grobem  Kies  und  Gerolle 
besteht,  ist  ein  Quer-Stollen  543™  laug,  1,5  m  breit,  2,1  bis  2,4'° 
hoch,  'J  bis  15  m  unter  Terrainhöhe  angelegt  worden.  Das  Ab- 
Huss<]uantum  aus  demselben  betragt  bei  Niederwasser  43  000kb™ 
pro  Tag,  gewöhnlich  aber  das  Doppelte, 
ist  ca.  2»i  Ko>  lang. 

Noch  ein  ganz  besonderer  Fall  der 
außer  den  erwähnten  hier  vorgeführt 
entnimmt  ihr  Wasser  aus  dem  ('alder- 
derart  verunreinigt  ist,  dass  (z.  Z. 
dieses  Wasser  in  einem  Trinkglas  einen  dintenartigen  Anflug  und 
üblen  Geruch  hatte.  Dasselbe  wird  nach  dem  „Spencers 
Proccss"  derart  vollkommen  gereinigt,  dass  der  unangenehme  Ge- 
ruch und  Geschmack  verschwinden  und  es  von  den  Bewohnern 
Waketields  zu  allen  Zwecken  benutzt  werden  kann.  Die  Reinigung 
asä  das  Wasser  zuerst  2  Ablagerungs-Bassins 
etwa  240  »a  Fläche  und  sodann  ein  Filter  passirt. 
Die  Filter-Schicbten  bestehen  (von  unten  auf)  aus  0,1s  bis  0,20  m 
Kies,  wovon  nur  0,075™  über  den  Sammelrohren  liegen;  0,489 ■ 
Kisen  -  (  arbür  in  erbsengroßen  Stocken  mit  Sand  zu  gleichen 
Theilen  gemischt;  0,.W1  bis  0,457™  Sand. 

IHese  Filter  lassen  pro  □'"  aktiver  Fläche  3,0  kb™  durchschn. 
oder  0,1$  kb1"  pro  Stunde  im  Max.  durch.  Vou  den  4  Filtern 
muas  täglich  eins  durch  Abziehen  einer  2»™  starken  Sand- 
schicht gereinigt  werden.  Das  Kiseu-Carbür  wird  durch  Glühen 
von  Botheujen-Krz  mit  Sagespahnen  in  einer  Betörte  dargestellt 
und  darnach  zerkleinert:  dasselbe  war  in  2  Filtern  seit  4  Jahren 
im  Gebrauch,  ohne  an  Wirkungsfahigkeit  verloren  zu  haben.  — 
Zum  Schluss  möge  eine  kurze  Besprechung  der  Nachschrift 
des  Uebersetzers  folgen.  Soweit  ihr  Inhalt  sich  auf  Fil- 
tration im  allgemeinen  bezieht,  haben  wir  denselben  schon  im 
Vorstehenden  mit  behandelt ,  es  erübrigt  daher  nur  noch  derjenige 
Theil,  der  sich  speziell  auf  die  Wasserversorgung  vou 


zur  Versorgung  der  Städte. 


Die  Zuleitung  zur  Stadt 

künstlichen  Filtration  sei 
Die  Stadt  Wakefield 
'Ins*,  nachdem  dasselbe 
von  Kirkwood's  Besuch) 


Hamburg  Ih  zieht  Die  Stadt  bedarf  einer  Verbesserung  dringend, 
da  mau  dort  ausschliefslich  unhltrirtes  Klbwasser  in  die  Häuser 
leitet  Die  Ansichten,  welche  Samuelson  in  der  Nachschrift  ent- 
wickelt, sind  identisch  mit  denjenigen,  welche  er  in  einem  Vor- 
trage im  Hamburger  Archit-  und  Ing.-Ver.  (vergl.  D.  Bztg.  Iü7li 
S.  66)  dargelegt  hat 

Dort  wird  zunächst  die  praktische  Unmöglichkeit  nachzu- 
weisen versucht,  Hamburg  mit  Wasser  aus  einem  Hoehcpielleii- 
Gebiet  zu  versorgen,  da  das  nächste  Gebiet,  der  Harz,  etwa 
2i ki  Km  entfernt  liege.  Bei  den  betr.  Ausführungen  ist  nun  zwar 
ein  Irrthum  in  der  Angabe  der  Hegenhöhe  des  Harzes  unter- 
laufen, welche  gröfser  als  die  angegebene  von  0,7™  ist  Dieselbe 
schwankt  s.  B.  nach  Laehmann  in  <  lansthal  zwischen  0,831*  und 
1,M!>5»  Idas  Mittel  von  !)  Jahren  ist  1,455  ™);  auf  dem  Brocken 
betrug  die  Höhe  nach  4 jähriger  Beobachtung  durchschn.  1,491  ™, 
im  min.  1,014™.  Stets  war  diese  etwa  2\'JuiaJ  so  grols,  als  im 
benachbart  liegenden  Braunschweig.  Die  von 
neto  Wassermenge  des  Harzgebietes  ist 
klein  ausgefallen. 

Nichts  desto  weniger  muss  zugestanden  werden,  dass  es 
unendlich  schwierig  und  finanziell  kaum  zu  rechtfertigen  wäre, 
wollte  mau  das  Wasser  für  Hamburg  -  ca.  120  000  kb™  pro 
Tag  —  vom  Harz  her  beziehen.  — 

Die  Unmöglichkeit  oder  Zulässigkcit  einer  etwaigen  Versorgung 
der  Stadt  mit  Grundwasser  wagt  Samuelson  schon  nicht  mehr 
entschieden  zu  behaupten  und  die  Kichtigkeit  seiner  Auf- 
fassung, dass  die  Sammlung  eines  so  grofsen  Quantums  nur  im 
Elb -Thal  möglich  sei,  muss  entschieden  bestritten  werden. 
Samuelson  führt  an,  dass,  falls  man  das  Quantum  z.  B.  durch 
Drainiren  eines  Theils  der  Lüneburger  Heide  oder  der  holsteini- 
schen Geest  beschaffen  wollte,  man  diese  Gegenden  trocken  legeu 
und  ihre  Fruchtbarkeit  zerstören  würde.  Kr  selbst  nimmt  aber 
hierbei  an,  dass  durch  solche  Drainagen  höchstens  1  j«  der  Nieder- 
schlags-Menge gewonnen  werden  könne.  Sollte  es  möglich  sein, 
dass  dieses  Zwanzigstel  die  Fruchtbarkeit  jener  Gegenden  »er- 
stört, zumal  bei  dem  notorischen  Umstände,  dass  viele  Stellen 
der  Iteregten  Bezirke  durch  Anlage  von  Kntwäaseru 
meliorirt  worden  sind? 

Samuelson  erwähnt  in  seiner  Nachschrift  des 
Möglichkeit  einer  Trennung  von  Trink-  und  Brauchwasser-Leitung, 
fertigt  dieselbe  aber  sehr  kurz  ab,  indem  er  sagt:  „Jedermann 
weiß,  dass  eine  solche  Trennung  an  keiner  Stelle  ausge- 
führt ist  und  dass  dieselbe  ganzlich  unthunlich  sein  würde." 
Hier  hat  sich  der  Autor  im  Kampf  für  seine  Meinung  gegen  die 
Kinwände  superkluger  Laien  offenbar  zu  weit  hinreißen  lassen, 
da  es  sehr  viele  Städte  giebt,  welche  getrennte  Trink-  und  Brauch- 
wasser-Versorgung besitzen  und  sich  wohl  dabei  befinden.  Wir 
sagen  ausdrücklich  „Versorgung",  weil  manche  Städte  das  Brauch- 
wasser aus  einein  Flusse  beziehen,  wahrend  das  Trinkwasser 
aus  Brunnen  entnommen  wird.  Gegen  solche  Versorguugs-Art 
wird  in  neuerer  Zeit  zwar  oft  und  mit  Recht  geeifert,  da  das 
Waaser  der  meisten  städtischen  Brunnen  von  sehr  zweifelhafter 
Qualität  ist.  Dass  dennoch  in  Städten  mit  guter  Flusawasser- 
Leitung,  trotz  des  Kifers,  mit  welchem  aller  Orten  die  Wasser 
untersucht  werden  und  nachgewiesen  wird,  dass  es  eigentlich 
fast  gar  kein  Wasser  giebt,  welches  getrunken  werden  darf, 
wie  vor  einigen  Jahreu  fast  kein  Stück  Fleisch 


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N«.  06. 


gegessen 


durfte,  ohne  die  Gefahr,  den  Trichinen  anheim 
zu  fallen,  auf  sich  zn  ziehen,  -•  das«  trotzdem  doch  noch  so  viel 


er  geholt  und  getrunken  wird,  beweint  wohl  zur 
Genügt,  dass  die  Anlage  getrennter  Versorgungen  nicht 
gerade  unthunlich  ist.  Im  Gegentheil  beweist  diese  Sachlage, 
dass  mau  manche  Unannehmlichkeit  mit  in  den  Kauf  nimmt,  nur 
nm  einen  frischen  wirklichen  Labetrunk  zu  erlangen,  austau  des 
bald  lauwarmen,  bald  eiskalten,  widerlichen  Trankes  von  Filter- 
wasser.   Nach  betr.  Beispielen  ist  nicht  weit  zu  suchen. 

Wie  viel  Waaser  wird  heute  noch  in  Berlin  aus  Brunnen  ge- 
schöpft und  wie  viel  wird  in  Hamburg  mit  Wagen  von  außen 
herbei  geschafft  und  von  Leuten  getrunken,  die  klar  Aber  die 
Tbatsache  sind,  dass  von  ihnen  pro  Liter  1,4  (Zentigramm  N,  0,  mit 
getrunken  werden!  Wir  können  aber  noch  weiter  gehen.  Be- 
kanntlich bestehen  moderne,  gute  und  von  sehr  erfahrenen  Wasser- 
technikern gebaute  Leitungen  für  getrennte  Versorgung.  Wir 
nennen  Zürich,  Stuttgart  u.  a.  m.  In  diesen  Städten  ist  man 
vollständig  zufrieden  mit  der  Versorgung  und  hat  auch  Mittel 
und  Wege  gefunden,  dass  beide  Wasserarten  zur  richtigen  Ver- 
wendung kommen.  — 

lieber  die  Art  der  Benutzung  einer  Trinkwasser-Leitung  mit 


lfbrunnen  auf  der  Strafse,  wie  in  Zürich  etc.,  legt 
Anschauungen  dar,  indem  er  annimmt,  dass  die  Kc 
eden  Tag  durch  einen  Wasserträger  von  Profes 


sich  jeden  Tag  durch  einen  Wasserträger  von  Profession  einige 
Kimer  Trinkwasser  holen  lassen  und  davon  den  ganzen  Tag  laug 
zehren  wurden:  dabei  ginge  schon  das  Beste  —  die  Frische  des 
Wassers  —  verloren.  Wenn  aber  gar  auf  der  erwähnten  Basis 
berechnet  wird,  dass  1  kb»-  Trinkwasser  zwei  Mark  kosten  würde, 
also  viel  zu  theuer  gegenober  dem  Flusswasser  sei,  so  könnte  man 
versucht  sein,  eine  Gegenrechnung  darüber  anzustellen,  wieviel 
etwa  1  kb™  Selterswasser,  Bier,  Thee  oder  dergl.  Flüssigkeit  kostet, 
die  sehr  oft,  nicht  einmal  zum  Besten  der  Gesundheit  der  Ge- 
niefsenden,  getrunken  wird,  eben  weil  ein  frischer  Trunk  Wasser 
nicht  vorbanden  ist  Die  „Unthunlichkeit"  einer  getrennten  Trink- 
wasserleitung kann  für  Hamburg  also  durchaus  nicht  behauptet 
werden ;  es  ist  vielmehr  die  Anlage  einer  solchen  für  Hamburg  als 
wünschenswert!]  anzusehen  in  dem  Falle,  dass  sich  eine  Grund- 
wasser-Versorgung  als  allzu  schwierig  heraus  stellen  sollte. 

Freilich  verstöfst  das  gegen  die  neuesten  Beschlüsse  des 
p Vereins  für  öffentliche  Gesundheitspflege',  allein  wenn  diese 


absolut  maafsgehend  sind,  müsslc  Hamburg  eben,  sobald  der 
Nachweis  geliefert  ist,  dass  Grundwasser  in  genügender  Quantität 
nicht  gefunden  wird,  sein  Wasser  mindestens  vom  Harz  beziehen, 
da  eine  Unmöglichkeit,  dass  die  Stadt  eine  Ausgabe  von  25, 
selbst  von  60  Millionen  Mark  dafür  macht,  nicht  existirt 

Zur  Klarstellung  der  Ansichten,  die  Schreiber  dieses  über  die 
Spezialfrage  hegt,  sei  indess  bemerkt,  dass  derselbe  für  den  Fall, 
dass  man  das  Elbwasser  auch  nur  als  Brauch- Wasser  verwenden 
will,  eine  Filtration  dieses  Wassers  für  unbedingt  nothwendig  er- 
achtet. 

Wie  man  vernimmt,  sind  vor  der  Hand  alle  gröfseren  Um- 
bauten der  Hamburger  Stadt-Wasserkunst  der  hoben  Kosten  wegen 
zurück  gestellt  worden.  Uns  scheint  die  Sache  auch  noch  nicht 
recht  spruchreif  zu  sein,  und  noch  arbeitet  die  Presse  vielfach  in 
dieser  Frage;  allein  viele  der  wichtigsten  Fragen  können  nicht 
durch  Federkrieg  entschieden  werden  und  eben  so  wenig  werden 
Techniker  von  reicher  Krfahruug  zu  ihrem  Privatvergnügen  die 
mit  nicht  unerheblichen  Kosten  verknüpften  Boden-Untersuchungpn 
etc.  im  weiteren  Umkreis  Hamburgs  vornehmen,  von  welchen  die 
Kntscheidung  der  Hauptfragen  durchaus  abhängt.  Die  Behörden 
Hamburgs  dürften  daher  am  besten  dem  Beispiel  anderer  grofser 
Städte  folgen,  indem  sie  eine  mehrseitige  genaue  Untersuchung 
der  Verhältnisse  durch  Fachleute  veranlassen.  Noch  ist  Zeit  dazu. 
Zur  gründlichen  Verbesserung  der  Hamburger  Stadt-Wasserkunst 
muss  etwas  geschehen,  und  wir  sollten  meinen,  es  wird  etwas 
geschehen,  sobald  der  Druck  der  schweren  Zeit  vom  Herzen  der 
geldbewilligenden  Bürgerschaft  erst  wieder  gewichen  sein  wird.  — 

Der  Uebersetzer  des  Kirkwood'schen  Buchs,  Hr.  Samuelson, 
spricht  am  Schluss  seiner  Arbeil  den  Wunsch  aus,  seine  Angaben 
vervollkommnet,  wo  nöthig  berichtigt  zu  sehen.  Ich  habe  dazu  im 
Vorstehenden  nach  besten  Kräften  einen  Versuch  gemacht  und 
als  Zeichen,  wie  sehr  ich  die  Leistung  achte,  eine  knappe 
Auswahl  unter  dem  vielen  Werthvollen,  was  im  Buche  enthalten 
ist,  mitgetheilt  Ich  empfehle  das  Werkchen  zwar  nicht  dem 
Techniker,  der  so  zu  sagen  von  der  Hand  in  den  Mund  lernen 
und  konstanten  will  -  -  diesem  mögen  die  vorstehenden  Notizen 
genügen;  aber  ich  empfehle  das  Buch  jedem  Wasser-Fachmann, 
der  dem  Wesen  eines  der  wichtigsten  Theile  seiner  Kunst  genauer 
nachspüren  und  seine  Ansichten  klären  will,  aufs  wärmste. 

Berlin.  F.  Schmetzer. 


Versammlung  am  5.  .luli  1H78.  Anwesend  H4  Mit- 
glieder, 4  Gäste.  Vorsitzender  Hr.  Heinzerling.  Ausgehängt 
sind  die  12  Konknrrenzentwürfe  für  das  Titelblatt  der  Zeitschrift 
für  ßaukunde,  sowie  die  vom  Oberbürgermeister- Amte  zur  Ver- 
fügung gestellten  G  prtmürten  bezw.  empfohlenen  Konkurrcnz- 
nläne  über  die  Bebauung  des  Lousberg-Stadtviertels  hierselbst  — 
llr.  Dieckhoff  berichtet  Ober  die  Exkursion  des  Gesammt  Vereins 
nach  Brohl,  Niedermendig,  Andernach  und  Koblenz. 

Zur  Begründung  seines  Antrages  auf  Vorbereitung  und  För- 
derung des  Baues  einer  öffentlichen  Badeanstalt  erörtert 
Hr.  Siedamgrotzky  die  bisherigen  Wasserverhältuisse  von 
Aachen-Burtscheid.  Die  beiden  Städte  besitzen  ein  Quantum  von 
14«)  +  700  =  2100  kb»  Thennalwasser  täglich  von  60  bezw.  08  "C; 
die  einzige  Kalthadeanstalt  am  sog.  Ilangeweiher  ist  dagegen 
völlig  ungenügend  und  primitiv.  Zur  Errichtung  einer  zweck- 
entsprechenden öffentlichen  Badeanstalt  ist  das  vorhandene  warme 
Wasser,  welches  namentlich  im  Winter  nur  zum  kleineren  Theile 
benutzt  wird,  mehr  als  ausreichend;  die  Schwierigkeit  liegt  in  der 
Beschaffung  des  kalten  Wassers,  da  das  arg  verschmutzte  Wasser 
der  verschiedenen  Bäche  zum  Baden  unbrauchbar  ist  Da  indess 
die  städtische  Wl 
wärtig  bereits  4400 
zur  Stadt  in  Kürze  gesichert  ist,  so 
kommen  der  Behörden  die  Möglichkeit  und  Rentabilität  der  An- 
lage einer  Kalthadeanstalt  außer  Zweifel.  —  Die  Hrn.  Ilcinzer- 
ling,  Dieckhoff  und  Ithoen  machen  Mittheilungen  Ober  Badean- 
stalten in  anderen  Städten,  sowie  über  frühere  dahin  gerichtete 
Bestrebungen  in  Aachen-Burtscheid  und  empfehlen  gleichfalls  die 
Förderung  der  Angelegenheit  durch  den  Verein;  es  erfolgt  die 
Wahl  einer  Kommission,  bestehend  aus  den  Hrn.  Heinzerling, 
Siedamgrotzky,  Henrici,  Konertz  und  Stubben,  welche  Vorarbeiten 
und  Vorschlage  aufstellen  wird. 

Hr.  Henrici  spricht  nunmehr  über  das  Ergebuiss  der  Kon- 
kurrenz zur  Erlangung  von  Bebauungsplänen  für  das  Pontthor- 
und  Lousberg-Stadtviertel  hierselbst;  der  mit  gröfstem  Interesse 
aufgenommene  Vortrag  ist  auszugsweise  bereits  in  No.  57  d.  BL 
mitgetheilt.  — 

Versammlung  am  2.  August  lr<78.  Anwesend  10  Mitgl. 
Vorsitzender  Hr.  Heinzerling,  später  Hr.  Stübl>en.  Ausgehängt 
sind  die  von  Hrn.  Ewerbeck  nach  Maarsgabe  der  Kommissions- 
Rerathungen  entworfenen  Zeichnungen  zur  Restauration  des  Pout- 
Thorca,  sowie  Tabellen  und  Zeichnungen  über  die  einerseits  von 
Hrn.  Prof.  Jntze,  andererseits  von  den  Hrn.  Dr.  Pröll  und 
.  aufgestellten  Normalprofile  für  Walzeisen. 
Nach  dem  Referate  des  Vorsitzenden  über  die  Sitzung  des 
Gesammtvorstandes  in  Köln  und  nach  - 
sich  der  Verein  dafür  aus,  dass:  ajd 


icr  Abkürzungen  für  mathematisch-technische 
Gröben  niederausetzen ,  b)  das  von  den  Reichsbehörden  aufge- 
stellte System  der  Abkürzungen  metrischer  Maafse  und  Gewichte 
in  Gemälsheit  des  Antrages  des  Vorortes  zu  akzeptiren  sei. 
Als  Delegirter  für  die  Abgeordnetenversammlung  in  Dresden 
wird  Hr.  Prof.  Heinzerling  gewählt 

Die  Aufgabe  der  Kommission  zur  Vorbereitung  einer  Gewerbe- 
Ausstellung  wird  nach  dem  Referate  des  Hrn.  Dieckhoff  dahin 
erweitert,  dass  sie  unter  Kooptation  geeigneter  Mitglieder  die  Frage 
der  Gründung  eines  Gewerbevereins  auf  Grund  des  vorliegenden 
reichen  Materials  studiren  und  Vorschläge  ausarbeiten  soll. 

Hr.  .Intze  beginnt  darauf  seinen  angekündigten  Vortrag 
über  Einführung  einheitlicher  Profile  für  Walzcisen. 

Redner  entwickelt  zunächst,  wie  das  Bedürfnis*  zur  Aufstellung 
von  Narmalprofileu  für  verschiedene  Facon-Eisen  von  allen  Kon- 
strukteuren als  so  dringend  anerkannt  sei,  dass  gegenteilige  Be- 
hauptungen kein  Gehör  mehr  linden  werden,  da  die  außerordent- 
liche Verschiedenheit  der  Profilformen  den  Konstrukteur  dazu 
nöthigt,  entweder  das  Profileisen  eines  bestimmten  Walzwerkes 
von  vorn  herein 
mission  sein  ganzes 


vorzuschreiben ,  oder  je  nach  Ausfall  einer  Sub- 
ecs  Projekt  mit  Rücksicht  auf  die  Profile  des  aus- 
»erkes  wieder  umzuarbeiten.  Auch  den  Walz- 
ur  erwünscht  sein,  bestimmte  Normalien  zu  haben. 


um  nicht  häufig  genftthigt  zu  werden, 

wechselnden  Anschauungen  der  Konstrukteure  ausführen  zu 
müssen,  und  um  ohne  Risiko  bestimmte  Profileisen  auf  Vorrath 
walzen  und  dadurch  schnell  und  billig  liefern  zu  können. 

Für  die  diesjährige  Versammlung  des  Verbandes  D.  A.  u.  I. 
in  Dresden  liegt  der  Antrag  auf  Feststellung  von  Normalprofilen 
für  Walzeisen  vor;  da  hierfür  bestimmte  Vorschläge  der  Herren 
Dr.  Pröll  u.  Scharowsky  in  Dresden  vorbereitet  werden  und  da 
der  Aachener  Bezirks- Verein  deutscher  Ingenieure  seit  fast  l'/i 
Jahren  durch  eine  besondere  Kommission  die  analoge  Frage  hat 
bearbeiten  lassen,  so  werden  diu  Resultate  dieser  Bearbeitung  und 
deren  Vergleich  mit  den  Vorschlägen  der  Hrn.  Dr.  Pröll  u. 
Scharowsky  von  allgemeinem  Interesse  sein. 

Von  besonderer  Wichtigkeit  sind  die  Profile  von  I- Trägern, 
welche  als  frei  tragende  Konstruktionstheile  im  Bauwesen  eine  aus- 
gedehnte Anwendung  finden.  Die  ausgehängte  Zusammenstellung 
aller  I- Profile  (700  Stück)  deutscher  Walzwerke  beweist  dass  eine 
aufserordentliche  Verschiedenheit  herrscht.  Die  im  Uebcrdruck 
vorliegende  Skala  einer  idealen  Reihenfolge  der  Widerstands- 
Momente  und  Gewichte  (Imde  gleichmäßig  wachsend)  von  I-Trägern 
zeigt  im  Vergleich  mit  den  relativ  besten  Profilen  von  I-Tragern 
einer  Reihe  von  Walzwerken,  dass  eine  aufserordentliche  Material- 
verschwendung bei  sehr  vielen  Profilen  im  Vergleich  zur  Leistungs- 
fähigkeit der  Walzkunst  vorhanden  ist,  der  Art,  dass  einzelne 
Profile  biB  circa  40  Prozent  zu  viel  Eisen  enthalten. 

folge  der  Wider- 


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340 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


17.  Anwarf  1878 


staudsmomente  und  Gewichte  und  entsprechend  den  vortheil- 
ha/testen  I-Profilen  der  Walzwerke  eine  ideale  Skala  von  Profil- 
formen  aufgestellt  war,  hatte  die  aus  Produzenten  und  Konsumenten 
zusammengesetzte  Kommission  des  Aachener  Bezirks  -  Vereins 
deutscher  Ingenieure  die  Aufgabe  zu  lösen,  wie  auf  möglichst 
billige  Weise  rationelle  Profile  zu  schaffen  seien,  welche  dieser 
idealen  Skala  möglichst  nahe  kämen,  und  es  ist  nach  mehrfachen 
Versuchen  gelangen,  die  vorliegende  definitive  Skala  aufzufinden, 
welche  im  Mittel  dasselbe  leistet,  wie  die  ursprüngliche  ideale 
Skala,  während  durch  die  definitive  Skala  es  ermöglicht  ist,  die 
Zahl  der  Walzen  zur  Herstellung  einer  passenden  Reihenfolge  von 
Profilen  erbeblich  einzuschränken.  Wahrend  man  nämlich  zur 
Herstellung  der  ursprünglich  aufgestellten  idealen  Skala  circa  50 
verschiedene  Vorwalzen  nöthig  gehabt  hatte,  ist  durch  geeignete 
Modifikation  und  Gruppirung  der  Profile  die  Zahl  der  erforder- 
lichen Vorwalzen  bei  derselben  Profilzahl  auf  17  reduzirt  worden. 
Die  Herstellung  dieser  neuen,  vortheilhaften  Profilformen  verlangt, 
dass  ein  von  vielen  Walzwerken  beliebtes  Verfahren, 
sowohl  Vorwalzprofile  als  auch  die  durch  Auseinander- 
stellcn  der  Fcrtigwalzen  erzielten  schwereren  I-Profile 
in  den  Handel  zu  bringen,  verlassen  wird,  da  die  Bei- 
behaltung dieses  bisherigen  Prinzips  eine  große  Materialver- 
schwendung durch  schlechte  Profilfbrm  (namentlich  durch  un- 
zweckmäßige Starke  des  Stegs)  zur  Folge  hat 

Die  Reihenfolge  der  vortheilhaften  und  von  den  Walzwerken 
leicht  herzustellenden,  vorliegenden  Normalpmfile,  welche  vom 
Aachener  Bezirks-Verein  Deutscher  Ingenieure  angenommen  sind, 
giebt  ein  Fortachreiten  der  Widerstandsmomente  von  o— 6  %  und 
ein  Fortschreiten  der  Gewichte  von  I  —  5  \  im  Mittel.  W>gen 
unregelmäßiger  Abstufungen  und  großer  Intervalle  zwischen  den 
Widerstandsmomenten  ergeben  I-Träger  vieler  Walzwerke,  abge- 
sehen von  au  ungünstigen  Profilformen,  oft  erheblicJie  Material- 
verschwendung dadurch,  dass  man  viel  zu  schwere  Profile  nehmen 


muss,  um  nicht  zu  hohe  Spannungen  durch  Benutzung  des  zu- 
nächst liegenden,  weniger  tragfäbigen  Profils  zu  erhalten.  Im  An- 
schluss  an  die  durch  Zeichnungen  und  Tabellen  erläuterten  Vor- 
arbeiten und  definitiven  Feststetlungen  des  Bezirks  -  Vereins 
Deutscher  Ingenieure  in  Aachen  wird  nun  durch  graphische  Dar- 
stellungen und  Zahlen  gezeigt,  dass  die  Vorschläge  der  Hm. 
Dr.  Pröll  und  Scharowsky  in  Dresden  in  Bezug  auf  Normalprotile 
für  I-Trager  verwerflich  sind,  da  diese  Vorschlage  einerseits  im 
Prinzip  eine  Materialverschwendung  bedingen,  welche  durch  das 
um  6 <■"»  zugelassene  Au&einanderstellen  der  Fertigwalzen  und 
durch  Benutzung  der  Vorwalzprofile  unbedingt  entstehen  muss 
und  in  Zahlen  vorgeführt  wird,  und  da  andrerseits  aus  der  für 
50am>  bis  600 Tragerhöbe  gleich  lautenden  Formel  für  die 
Dimensionirung  der  Profile  Formen  resultiren,  welche  zum  Theil 
kaum  ausführbar  sind,  durchweg  aber  sehr  kostspielig  werden 
und  vielfach  die  Festigkeit  des  Materials  im  fertigen  Profil  be- 
einträchtigen werden. 

Gegen  die  sonstigen  Vorschlage  der  nrn.  Dr.  Pröll  und 

I  Scharowsky  Ober  andere  Facon- Eisen  wurden  vom  Redner  keine 
besonderen  Bedenken  erhoben,  da  eine  eingehende  Prüfung  bis- 

I  her  noch  nicht  hat  stattfinden  können. 

Die  hierauf  folgende  Besprechung  schliefst  mit  dem  ein- 
stimmigen Vercinsbeschlusse ,  den  diesseitigen  Delcgirten  für  die 
Dresdener  Abgeordnetenversammlnng  zu  beauftragen,  den  An- 
trägen der  Hrn.  Pröll  und  Scharowsky  gegenüber  die  vorge- 
tragenen Grundsätze  su  vertreten.  — 

Auf  die  dem  Fragekasten  entnommene  Frage  nach  Anlage 
eines  städtischen  Tramway  erörtert  Hr.  v.  Rosnowski  den  Gang 
der  bisherigen  Verhandlungen  mit  einer  belgischen  (Jesellsehaft ; 
die  Hrn.  Zimmermann,  Stübben  und  Rücker  machen  Mittheilungen 
über  den  Betrieb  des  Danipftrams  in  Lültich  (System  Vaessen) 
und  Rouen,  sowie  über  die  Versuche  zwischen  Kalk  und  Deutz. 


Vermischte«. 

eine  neue,  direkt  wirkende  Danipfpumpe, 
in  der  Berliner  Eisengiefserei  u.  Werkzeug-Ma- 
schinen-Fabrik,  vorm.  W.Tietzsch&Co.,  t'hausseestr.  30,  ausge- 
führt wird,  besteht,  nach  bei- 
folgender Skizze,  ans  einem 

"  "'f. 
o' 
ist. 


m 


länger 
Anden 
mit  Öffnung  nach  innen, 
eine  Rohr-Klappe  '  an,  und 
eine  zweite  Klappe  c,  welche 
sich  nach  aufsen  in  einen 
Rohr-  Aufsatz  rf  öffnet.  Dieser 
Aufsatz  enthält  den  Konden- 
sator /,  welcher  durch  ein 
Ventil  h  mit  dem  Rohr  a' 
in  Verbindung  steht  und  in 
dieses  seinen  Wasser-Inhalt 
bei  entsprechendem  Stande 
ergießt  Auf  dem  Deckel 
des  Schenkels  a  befindet 
sich  der  Steuerhahn,  der 
durch  das  Rohr  ■'  mit  dem 
Kondensator  /  und  durch 
das  Rohr  r  mit  dem  Dampf- 
kessel in  Verbindung  tritt 
In  n  liegt   ein  hölzerner 


Schwimmer  J,  der  die  Regu- 
lirnng  des  Steuerhahns  be- 
wirkt; bei  höchster  Stellung 
</  ist  die  Verbindung 
von  a  mit  dem  Kessel  her- 
gestellt, bei  tiefster  kommu- 
Rohr  und  der  Kondensator/ 


niziren  durch  das  Hilfsrohr  i  das 
mit  einander. 

Was  die  Wirkungsweise  des  Apparats  betrifft,  so  erfolgt 
dieselbe,  wie  nach  der  gegebenen  Beschreibung  desselben  er- 
sichtlich ist,  in  der  Art,  dass  der  in  n  einströmende  Dampf  den 
Schwimmer  und  die  Wassersäule  in  «  niederdrückt,  wodurch  das 
Wasser  in  a'  gehoben  und  durch  das  Ventil  c,  und  Gefäß  <l 
zum  Druckrohr  gelangt.  Ist  der  Schwimmer  auf  dem  niedrig- 
sten Standpunkte  angelangt,  so  erfolgt  selbstthätig  die  Umsteuerung, 
wonach  der  in  n'  befindliche  Dampf  zum  Kondensator  /  strömt 
und  in  a  eine  Luftleere  erzeugt  wird,  infolge  wovon  die  Wasser- 
säule in  a'  sinkt  und  neues  Wasser  durch  l  eingesogen  wird. 
Wenn  durch  diesen  Kintritt  der  Schwimmer  wieder  in  a  ange- 
kommen ist,  tritt  neuer  Dampf  ein  und  das  geschilderte  Spiel 
beginnt  von  neuem. 

Zur  Frage  der  Stcmpelpfliohtlgkeit  von  Dampfkessel- 
Druckproben-Attesten  In  Prenfson  schreibt  uns  ein  Ban- 
beamter  mit  Bezug  auf  die  hezgl.  Anfrage  in  No.  35  nachträglich 
noch  Folgendes: 

Da  in  der  Novelle  zum  Stempelgeset*  vom  '-»<;.  März  187.1 


(Ges. -8.  pro  1873  pag.  131),  welche  die  seitherige  Stempel- 
pllichtigken  zahlreicher  behördlicher  Schriftstücke  aufhebt,  eine 
Rubrik  für  .Atteste"  oder  .Beglaubigungen"  nicht  enthalten, 
so  ist  es  wobl  zweifellos,  dass  alle  amtlichen  Druckprobe-Attestc 
jetzt  noch  wie  früher  generell  stempelpflichtig  sind.  Die 
Frage  indess,  ob  das  betr.  Druekprobe  -  Attest  nicht  dadurch 
stempelfrei  wird,  dass  es  nicht  öffentlich  und  mehrmals  als 
Attest  gebraucht,  sondern  einfach  dem  durch  Gesetz  vorge- 
schriebenen Kesselbuch  einverleibt  wird,  ja  in  natürlicher  Weise 
von  vornherein  ebenso  auf  ein  Blatt  des  Kesselbuchs  geichrieben 
werden  kann,  wie  spatere  nicht  stempelpflichtige  Vermerke  (Re- 
gistrirungen)  über  wetten  —  ebenfalls  mit  Druckprobe  ver- 
bundene —  Kessel -Untersuchungen.  —  Diese  Frage  dürfte  nur 
von  einem  mit  der  Sache  vertrauten  Juristen  zu  entscheiden  sein, 
obgleich  auch  diese  hinsichtlich  Auslegungen  des  Stempelgesctxes 
sehr  oft  im  Dunkeln  Uppen.  Ich  fasse  die  Sache  geschäftlich  in 
der  hervorgehobenen  Weise  auf  und  kassire  keine  Stempel.  — 
Es  dürfte  cur  Aufklärung  noch  bestehender  Zweifel  dienen, 
wenn  auch  diese  Auffassung  bekannt  wird.  Im  übrigen  scheint 
dem  Hrn.  Verfasser  vorstehender  Notiz  die  im  Briefkasten  u. 
No.  37  durch  Hrn.  Bauinsp.  Warsow  ertheilte  Auskunft,  nach 
welcher  die  in  Rede  stehende  Frage  seit  1968  durch  einen  Spezial- 
Erlaas  geregelt  ist,  entgangen  zu  sein. 


Brief-  und  Frage k asten. 

Hrn.  S.  in  Oberkassel.  Wir  haben  in  No.  C2  den  Wohnort 
von  Hrn.  Prof.  Gottgetreu  (München)  allerdings  nicht  speziell 
angegeben,  weil  wir  nicht  voraus  setzten,  dass  Jemand  demselben 
eine  Ergänzung  zu  dessen  Lehrbuch  über  Baumaterialien  anbieten 
könnte,  ohne  das  Buch  und  damit  den  Wohnort  des  Verfassers 
zu  kennen. 

Hrn.  F.  in  Schaprode.  Die  Adresse  des  Hrn.  Baron  Hirsch 
ist  uns  unbekannt;  voraussichtlich  wird  ein  nach  Wien  | 
Schrei  Ik»u  denselben  jedoch  erreichen. 

Hrn.  H.  in  Berlin.  Der  Briefkasten  ist  derjenige  Tbeil  u. 
BL,  der  bei  der  Mite  en  pagts  zur  Ausgleichung  dienen  muss. 
Es  kann  sehr  leicht  vorkommen,  dass  eine  Antwort  —  wie  bei  ( 
Ihrigen  auch  thaUachlich  geschehen  ist  —  einige  Zeit  im  Satz  i 
ehe  sie  endlich  untergebracht  werden  kann. 

Hrn.  H.  St  in  Köln.  Die  Beiträge  etc.  für  den  Verein  zur 
Förderung  der  Lokalbahnen  sind  an  den  Schriftführer  desselben, 
Hrn.  Dr.  Max  Weigert  in  Berlin  (Friedrichsgracbt  58),  zu  senden. 

Hrn.  N.  in  Brannsch weig.  Der  Sinn  der  l>e/ gl.  Be- 
stimmungen in  dem  Preisausschreiben  für  Entwürfe  zum  Kollegien- 
Gebäude  der  Universität  Stralsburg  ist  jedenfalls  der,  dass  die 
Anonymität  des  Verfahrens  von  vorn  herein  ausge- 
schlossen werden  soll.  Dies  wird  ebenso  erreicht,  wenn  der 
Autor  seinen  Namen  und  Wohnort  nur  in  dem  Begleitschreilien 
nennt  und  es  den  mit  Anordnung  der  öffentlichen  Ausstellung 
beauftragten  Persönlichkeiten  überlasst,  den  Entwurf  hiernach 
mit  entsprechender  Bezeichnung  zu  versehen,  wie  wenn  derselbe 
jedes  Blatt  des  Entwurfes  eigenhändig  unterzeichnet.  Beide 
Methoden  sind  hiernach  als  erlaubt  anzusehen;  dagegen  scheint 
uns  die  letztere  im  Interesse  des  Autors  wie  in  dem  der  Sache 
den  Vorzug  zu  verdienen.  


I  «Mi  Carl  B«*litt.  In  I 


K.  E.  O.  Princh.    Dmrk:  W.  Koo.er  11°  M.nr  h  d  rackern  .  B»lin. 

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No.  67. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


341 


—  PtriOatl-H*ekr!cfct*a>  —  Hrlof-  und  Kratftkaittn. 


Wanderveraammluagen.  Iu  Weimar  hat  vom  4.-6. 
August  d.  J.  die  7.  Hauptversammlung  des  deutscheu 
Geumetcr- Vereins  stattgefunden.  Am  1.  Tage  wurden  im 
wesentlichen  die  spezifischen  Vereins-Angelegenheiten  erledigt. 
Hr.  l'rof.  Jordan  •  Karlsruhe  berichtete  Uber  den  rom  18. — 20.  Juli 
in  Paris  abgehaltenen  internationalen  Geometer-Kongress,  aus  dem 
ciue  ständige  Institution  dieser  Art  gemacht  werden  soll.  Ein 
Antrag  des  Regierungs-Feldmessers  Miiller  in  Artern:  Der  deutsche 
Geometer- Verein  möge  darauf  hinwirken,  dass  die  bis  jetzt  in 
den  verschiedenen  deutschen  Staaten  bestehenden,  der  Theorie 

durchaus  nicht  ent- 


linuaui   uUrCh    raaBia    u.uu  hciiieu,    ««•■•«  nun 

Bearbeitung  überwiesen.  —  Am  2.  Tage  wurden 
zwei  wissenschaftliche  Vortrage  gehalten,  einer  von 
Professor  Abbe  aus  Jena  (Iber  die  Geschichte  des  Fernrohres, 
und  der  zweite  vom  Professor  Jordan  Ober  Tachymetrie,  als  Ein- 
leitung der  am  folgenden  Tage  stattfindenden  taehymetrischen 
Versuehsmessungen.  Darauf  wurde  verhandelt  «Iber  eine  vom 
rheinisch-westfälischen  Geometer-Vervin  zur  Tagesordnung  ein- 
gereichte Denkschrift  Uber  die  Sicherung  des  Grundeigentums 
durch  allgemeine  Vennarkung  und  beweiskräftige  Grundkarten. 
Dieselbe  wurde  in  der  vorliegenden  Bearbeitung  als  Denkschrift  i 
des  deutschen  (ieometer-Vereitu  angenommen  und  der  Vorstand 
wurde  beauftragt,  mit  allen  geeignet  erscheinenden  Mitteln  darauf  [ 
hinzuwirken,  dass  die  in  der  Denkschrift  vertretenen  Anschauungen 
in  weiteren  Kreisen  Verbreitung  rinden,  dass  namentlich  laud- 
wirthschaftliche  Behörden  und  Vereine,  sowie  die  deutschen 
Staatsregierungen  Veranlassung  nehmen  mögen,  die  besprochenen 
Fragen  einer  eingehenden  Krwägung  zu  unterziehen.  — 

Am  7.  August  fand  ein  Ausflug  nach  Jena  statt,  wobei  auf  einem 
vorher  von  einigen  Weimarer  Geometem  vorbereiteten  Terrain  Ver- 
gBticbsmessungen  mit  verschiedenen  taehymetrischen  Instrumenten 
und  nach  verschiedeneu  Methoden  ausgeführt  wurden.  — 

Mit  der  Versammlung  war  eine  Ausstellung  verbunden,  in 
die  Vermessungstuchnik  und  das  Mcliorationswesen  be- 
Litteraturwerke,  Instrumente,  Karten  und  Plane,  sowohl 
in  historischen  Sammlungen  und  Zusammenstellungen,  als  auch  in 
den  Erzeugnissen  der  neuesten  Technik  überraschend  reichhaltig 
enthalten  waren.  — 

Die  diesjährige  (19.)  Hauptversammlung  des  Vereins 
deutscher  Ingenieure  wird  vom  2.-5.  September  d.  J.  in 
Mtlnchen  abgebalten  werden  und  je  2  allgemeine  und  2  Ab- 
theilungS'Sitzuugeu,  sowie  eine  grölserc  Zahl  von  Exkursionen  und 
mehre  Ausflüge  umfassen.  Indem  wir  einen  kurzen  Bericht  Uber 
die  Verhandlungen  und  Beschlüsse  des  Vereins  uns  für  später 
vorbehalten,  sprechen  wir  vorläufig  unser  Bedauern  aus,  dass  ein 
gleichzeitiges  Tagen  jener  Hauptversammlung  mit  der  Hl.  General' 
Versammlung  des  Verbandes  deutscher  Arch.-  u.  Ing.-  Vereine 
sich  nicht  hat  verhindern  lassen.  Wenn  eine  Verschmelzung  beider 
Institutionen,  die  uns  für  die  Zukunft  aufeer  Frage  zu  stehen 
scheiut,  unter  den  Verhältnissen  der  Gegenwart  sich  noch  nicht 
durchführen  hisst,  so  sollte  doch  alles  gethan  werden,  um  ein 
freundschaftliches  Vertudtniss  und  ein  Hand  in  Hand  Gehen  der- 
selben zu  ermöglichen.  —  Es  wäre  deshalb  interessant  fest  zu 
stellen,  an  welchen  Gründen  ein  Einvernehmen  Uber  den  Termin 
der  diesmaligen  Versammlungen  gescheitert  ist,  oder  ob  man  es 
etwa  nicht  einmal  der  Mühe  für  werth  gefunden  hat,  die  Herbei- 
führung  desselben  zu  versuchen.  — 

Im  unmittelbaren  Anschluss  an  die  Versammlung  unseres 
Verbandes  wird  vom  10.  Sept.  d.  J.  in  Dresden  die  (i. 
Versammlung  des  Deutschen  Vereins  für  öffentliche 
Gesundheitspflege  tagen.  Auch  über  die  Verhandlungen  dieser 
Gesellschaft,  an  der  zahlreiche  Vertreter  des  Bauwesens  in  hervor 
ragender  Weise  betheiligt  sind,  werden  wir  evenl.  einen  besonderen 
Bericht  liefern.  — 

Wir  benutzen  diese  Gelegenheit,  um  diejenigen  unserer  Leser, 
welche  an  der  bevorstehenden  III.  General- Versammlung 
unseres  Verbandes  in  Dresden  theilnehmen  wollen,  sich  aber 
bisher  noch  nicht  gemeldet  haben,  dringend  aufzufordern,  ihre 
Meldung  schleunigst  vollziehen  zu  wollen.  Dass  die  mit 
Vorbereitung  der  Feier  beschäftigten  Facbgcnossen  der  Snchsischen 
Hauptstadt  über  die  ungefähre  Anzahl  der  Gaste,  auf  welche  sie 
zu  rechnen  haben,  nicht  langer  in  Uugewissheit  erhalten  werden, 
ist  eine  Rücksicht,  welche  dieselben  als  Entgelt  ihrer  ftir  die 
Allgemeinheit  dargebrachten  Mühcu  und  Anstrengungen  wohl 
beanspruchen  können. 

Zu  zahlreicher  Bctheiligung  an  der  Versammlung  aufzu- 
fordern, dürfte  kaum  noch  nothig  sein,  zumal  die  Vereine  durch 
Ablehnung  des  Antrages  auf  Vertagung  der  Versammlung  ge- 
wissermaßen schon  das  Versprechen  reger  Theilnahme  gegeben 
halien.  Die  Anziehungskraft  Dresdens  ist  in  der  Tbat  eine  so 
grofse  und  das  Programm  der  Versammlung  ein  so  reiches,  dass 
eine  Sorge  wegeu  ungenügenden  Besuchs  derselben  wohl  nicht 
gehegt  zu  werden  braucht.  Nach  allem,  was  wir  im  mündlichen 
und  schriftlichen  Verkehr  mit  Fachgeuosseu  über  die  Absicht 
einer  Fahrt  nach  Dresden  zu  hören  Gelegenheit  hatten,  glauben 
wir  den  Schluss  ziehen  zu  können,  dass  die  Zahl  der  Verbands- 
genossen, welche  dort  sich  zusammenfinden  werden,  die  vor 
2  Jahren  in  Müncheu  erreichte  Zahl  Übertreffen  wird.  — 


Statistik  gre werblicher  Lehranstalten.  Thüringische 
Baugewerk-,  Maschinen-  und  Mühlenbau-Schule  der 
Stadt  Sulza.  Die  Anstalt,  welche  im  Herbst  1874  eröffnet 
wurde,  nimmt  einen  erfreulichen  Aufschwung,  da  dieselbe  im 
Sommer -Halbjahr  1877  von  38  Schülern,  im  Winter- Halbjahr 
1877. 78  von  102  Schülern  besucht  worden  ist;  letztere  Zahl  umfasst 
&}  Bauhandwerker  und  11  Maschinenbauer.  —  Das  Lehrerkolleg 
der  Schule  setzt  sich  aus  8  Personen,  darunter  3  Architekten 
und  2  Ingenieure,  zusammen.  — 

Die  bautechnische  Fachschule  des  Direktors 
Klücher  iu  Hannover  zahlte  im  Winter- Halbjahr  1877  7* 
«3  Schüler,  wovon  37  in  der  Stadt  Hannover  heimathslierechiigt 
waren.  Vom  nächsten  Winter-Halbjahr  an  wird  die  Schule  ein 
ständiges  Lehrpersonal  von  7  Lehrern  haben.  Der  gegenwartige 
Sommerlrurs  wird  von  11  Schülern  besucht.  — 

Die  k.  k.  Staats-Gewerbeschule  zu  Brünn  erstattet 
über  das  Jahr  1877/78  ihren  4.  Jahresbericht,  dem  wir  folgende 
Frequenz -Zahlen  entnehmen:  Höhere  Gewerbeschule  KI.  Ii  — I: 
Baufach- Abtheilung  17,  Maschincufacb  -  Abtheilung  12  Schüler. 
In  Kl.  I  und  in  der  Vorbereitungsklasse  befanden  sich  31  Schüler, 
wahrend  die  Werkmeisterschule  von  43  Schülern  besucht  wurde.  — 
Die  besondere  Fürsorge,  welche  die  osterr.  Regierung  der  Anstalt 
widmet,  dokumentirt  sich  theils  in  Verleihung  sehr  zahlreicher 
Stipendien,  theils  iu  einer  aufsergewöbnlich  reichen  Besetzung 
des  Lehrkörpers  der  Anstalt,  welcher  nicht  weniger  als  16  Fach- 
männer umfasst,  vou  denen  10  den  Titel  „Professor"  führen.  — 

Den  zwei  neuen  baugewerblichen  Lehranstalten,  welche 
Herbst  des  lfd.  Jahres  ins  Leben  treten  sollen  und  die  in 
früheren  No.  u.  Bl.  bereits  erwähnt  worden  sind, 


1.  Technikum  Genthin  (Provinz  Sachsen).  Das  Programm 
dieser  Anstalt  ist  nicht  geeignet,  einen  halbwegs  befriedigenden 
Eindruck  hervor  zu  rufen.    Wir  finden  bei  derselben  die  oft 


getadelte  Verquickung  mit  der  „schnellen  Vorbereitung  zum 
Einjährig- Freiwilligen -Examen"  und  treffen  übrigens  im  Pro- 
gramm auf  einen  Grad  von  Gespreiztheit,  um  nicht  eiues 
noch  schlimmeren  Ausdruckes  uns  zu  bedienen,  wie  solcher 
glücklicherweise  bis  jetzt  noch  selten  erreicht  worden  ist.  Statt 
aller  Darlegungen  darüber  lassen  wir  das  Programm  selbst  iu 
einigen  seiner  markantesten  Stellen  reden : 

Der  Unterricht  wird  im  wesentlichen  wie  auf  einer 
technischen  Hochschule  ertheilt,  mit  Vermeidung  jedoch  aller 
hoch  theoretischen,  nicht  direkt  auf  die  Praxis  verwendbaren 
Untersuchungen.  —  Die  Disziplinen  werden  in  leicht  fasslicher, 
elementarer  Weise  vorgetragen  und  es  wird  ganz  besonders  darauf 
geachtet,  dass  alles  gut  zu  eigen  gemacht  werde.  -  Die  Wahl 
der  Lehrfächer  steht  den  „Studirenden"  frei,  doch  sind  die  An- 
forderungen der  Lehrfächer  zu  berücksichtigen.  -  Zur  Aufnahme 
in  das  t.  Semester  ist  nur  erforderlich  eine  Volksschule  ahsolvirt 
zu  haben  und  konfirmirt  zu  sein.  —  Nach  dem  Unterrichtsplan  soll 
bereits  in  einem  Vorsemester  das  „Baukonstniktions-Zeichnen" 
beginnen  und  es  sollen  schon  im  1 .  Semester  Eisenkonstrnktionen 
und  darunter  Träger,  Säulen,  Dächer  etc.  behandelt  werden, 
anderer  Gegenstände,  wie  z.  B.  Aquarelliren  im  2.  Semester,  kaum 
zu  gedanken.  —  Bei  dieser  beinahe  „affenartigen"  Geschwindigkeit 
der  Heranbildung  hat  es  dann  kaum  noch  etwas  Verwunderliches, 
wenn  wir  im  Lehrplan  für  das  4.  Semester  u.  a.  das  Entwerfen 
von  Palasten,  Staatsverwaltungs-Gebäuden,  Ralhhäusern,  Museen, 
Denkmälern,  Festarcbitektureu  und  alles  dessen,  was  für  ge- 
wöhnlich nur  in  die  Hände  von  Kräften  ersten  Ranges  gelegt 
zu  werden  ptlegt,  figuriren  sehen. 

Wer  nach  den  mitgetheilten  Programm -Proben  noch  die 
geschehene  Erfindung  des  lang  entbehrten  Nürnberger  Trichters 
durch  den  Hrn.  Direktor  Teerkorn  in  Genthin 
hingehen  und  die  praktische  Probe  anstellen  1  - 

2.  Bauschule  von  Ol  Steinkamp,  Architekt  und 
Zimmermeister  in  Berlin.  Der  besondere  Zweck  der  Anstalt 
wird  im  Programm  dahin  formulirt:  „Architekten,  Bauführern, 
Werkmeistern,  Bauunternehmern,  Zeichnern,  Polirern  etc."  eine 
„wissenschaftliche"  und  fachliche  Ausbildung  zu  geben.  Diese  Aus- 
bildung soll  in  3  halbjährigen  Kursen,  deren  jeder  sich  wieder  in 
einen  obligatorischen  Tageskursus  und  einen  fakultativen  Abend- 
kursus gliedert,  erreicht  werden,  und  es  ist  aufserdem  —  für 
schnellere  Absolvirung  eines  enger  begrenzten  Lehrganges  — 
eine  sogen.  Meisterklasse  eingerichtet 

Die  im  Lehrplan  aufgeführten  Unterrichts  ■  Gegenstände  sind 
mit  praktischem  \  erstäudniss  einerseits  desjenigen,  was  erreichbar, 
und  andererseits  dessen  was  nothwendig  ist,  ausgewählt  worden 
und  es  beschränkt  sich  dasjenige,  dem  (nach  bewährtem  Grund- 
:)  unsere  Billigung  nun  einmal  nicht  ertheilt  werden  kann, 
die  Weitherzigkeit  der  Aufnahme- Bedingungen,  inhaltlich 
eiue  handwerkliche  Vorbildung  nicht  gefordert  wird,  sondern 
die  Absolvirung  einer  „Bürger-.  Volks-  und  ahnlichen  Schule" 
ausreichend  ist.  —  lieber  Zahl  und  Art  der  Lehrkräfte  fehlen 
im  Programm  detaillirte  Angaben;  versehen  ist  dasselbe  jedoch 
mit  speziellen  Angaben  Ober  Kosten,  aus  denen  wir  hervor  heben, 
dass  das  Schulgeld  pro  Halbjahr  für  den  —  obligatorischen  — 
Tageskurs  auf  insgeaammt  180  M.  und  für  den  fakultativen 
Abendkurs  auf  20  ,//.  pro  Monat  fest  gesetzt  ist  Vollständige 

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342 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


21.  Anpnst  1878 


Pension  wird  in  der  Anstalt  gegen  340  .//.  pro  Halbjahr  ge- 
wahrt Diese  Zahlen  erscheinen  uns,  wenn  auch  durch  die 
Lokal  -  Verhältnisse  vielleicht  begründet,  immerhin  so  hoch,  das» 
auf  eine  Heranziehung  auswärtiger  Schüler  wohl  kaum  ge- 


Zom  Bau  der  Berliner  technischen  Hoohaohule.  Die 
No.  1SMI  des  Dtsch.  R.-  u.  Kgl.  Pr.  St-Anz.  bringt  folgende 
offiziöse  Auslassung. 

„In  einem  hiesigen  Watte  wird  Klage  geführt,  dass  man  bei 
dem  Neubau  des  Polytechnikums  mehr  auf  die  Schönheit 
der  Facade,  als  auf  die  Zweckmäfsigkcit  der  Anlage  zu  sehen 
scheine,  denn  während  der  Bau  einem  Meister  des  Schönbaues 
übertragen  worden,  seien  bisher  die  Fachmänner,  die  in  den 
Räumen  der  Lehranstalt  wirken  sollen,  über  die  praktische,  unter 
Benutzung  der  neuesten  Erfahrungen  zu  treffende  Einrichtung  der 
Auditorien,  Laboratorien,  Werkstätten,  Zeichensäle,  Sammlungen 
u.  s.  w.  noch  nicht  zu  Rathc  gezogen  worden. 

Diese  Klage  beruht  auf  ungenügender  Kenntni&s  der  Sach- 
lage. Die  Entwürfe  des  jetzigen  banleitenden  Architekten, 
Geheimen  Regierungs-Raths  Hitzig,  weichen  zwar  in  der  künst- 
lerischen Gestaltung  des  Gebäudes  von  den  ursprünglichen  Pro- 
jekten des  verstorbenen  Lucae  ab,  fallen  aber,  was  die  innere 
Kaumverweudung  betrifft,  mit  den  letzteren  zusammen.  Professor 
Lucae  aber  hatte  seine  Dispositionen  theils  unter  genauer  Kennt- 
niss  der  Bedürfnisse  der  Bau-Akademie,  deren  Direktor  er  war, 
theils  nach  vorherigen  Konferenzen  mit  dem  Direktor  der  Ge- 
werbe-Akademie getroffen,  und  hatte  außerdem,  bevor  er  mit 
seinen  Entwürfen  begann,  sieben  deutsche  resp.  österreichische 
Polytechniken  bereist,  tun  die  dortigen  Einrichtungen  zu  studiren 
und  dieselben  bei  der  Bearbeitung  der  Projekte  zu  benutzen. 
Hiermit  war  für  die  praktische  Zweckmäßigkeit  der  Anlage  und 
die  Bemessung  der  Raumbedürfnütsc  im  grulsen  und  ganzen  eine 
völlig  ausreichende  Grundlage  gewonnen,  und  auf  dieser  Grund- 
lage ist  mit  der  Aufführung  der  Umfassung«-  und  Hauptmauern 
jetzt  liegonnen  worden.  Was  aber  die  Details  der  Raumein- 
theilung  und  die  speziellen  Bedürfnisse  der  einzelnen  Kachlehrer 
l>e trifft,  so  lassen  die  grofsen  Räume  mit  5-  <i  Fenstern,  welche 
zwischen  Facade-  und  Korridormaucru  vorläufig  projektirt  sind, 
jedt»  zweckentsprechende  Theilung  und  Raumverwendung  noch 
lange  Zeit  offen.  Es  ist  nun  keineswegs  die  Absicht,  auch  diese 
speziellen  Dis|H>sitionen  durch  den  Architekten  allein  und  ohue 
Bei  ucksichtigung  der  Anforderungen  der  Fachabtheilungen  der 
beiden  Akademien  und  deren  Mitglieder  zu  treffen.  Wie  die  Ver- 
waltung Im  i  dem  in  den  jüngsten  Jahren  in  Hannover  ausgeführten 
polytechnischen  Bau  dafür  Sorge  trug,  dass  das  dortige  Lehrer- 
kollegium mittels  einer  von  demselben  gewählten  Kommission 
seine  Stimme  bei  den  Einrichtungen  des  Neubaues  geltend  machen 
konnte,  so  wird  es  auch  in  Berlin,  entsprechend  den  Wünschen 
der  hiesigen  akademischen  Lehrer,  geschehen.  Auch  hier  werden 
Kommissionen  aus  den  Abtheilungskollegien  beider  Akademien 
gebildet  werden,  welche  dem  leitenden  Architekten  ihre  Bedürf- 
nisse darzulegen  und  mit  demselben  sich  zu  verstandigen  haben. 
Dass  dies  ganz  besonders  bei  der  Anlage  und  Einrichtung  der 
Laboratorien  und  Werkstätten  wird  geschehen  müssen,  ist  selbst- 
verständlich. Aber  gerade  hier  ist  der  Zeitpunkt  der  Mitwirkung 
noch  nicht  gekommen.  Deuu  für  das  chemische  Laboratorium 
und  für  die  Werkstätten  sind  neben  dem  jetzt  begonnenen  Haupt- 
bau besondere  Nebengebäude  in  Aussicht  genommen,  für  welche 
die  VorWeitung  frühestens  im  nächsten  .lahre  soweit  gediehen 


und  richtig  gelöst  schien, 
auch  die  oben  ausgesprochene  Absicht  des 
beauftragten  Architekten,  bezw.  der  Staatsregierung:  den  Bau  zu- 
nächst so  zu  betreiben,  dass  ihm  bezgl.  der  Gröfsenbemessung 
für  die  einzelnen  ruterriebtsräume  eine  gewisse  Elastizität  ge- 
wahrt bleibt  Nichts  würde  fehlerhafter  sciu,  als  schon  gegen- 
wärtig Detail-Einrichtungen  zu  projektiren,  die  gleichsam  auf  den 
Leib  einzelner  Dozenten  zugesclinitten  sind,  zumal  ein  Innrer- 


lieh  nicht  blos  durch  die  Schönheit,  sondern  auch  durch  die  Zweck- 
mäßigkeit des  Baues  jeden  begründeten  Ansprach  befriedigen." 

Dass  eine  so  spezitisch  fachliche  Frage  zum  Gegenstand 
einer  offiziösen  Erläuterung  gemacht  wird ,  ist  in  I*reufsen  so 
unerhört,  dass  das  Faktum  sogar  Aufscheu  in  der  |>olitischen 
Preise  erregt  hat.  Wir  glauben  in  der  Annahme  nicht  zu  irren, 
dass  die  bezgl.  Aeulscruiig  weniger  die  Abwehr  der  gegen  den 
Architekten  des  Polytechnikums  gerichteten  Kritik  beabsichtigt, 
sondern  vorläufig  fest  stellen  will,  dass  den  bereits  im  Lehrer- 
kollegium der  Bau-Akademie  zur  Sprache  gebrachten 
Wünschen  auf  gutachtliche  Mitwirkung  des  letzteren  bei  Ein- 
richtung des  Gebäudes  nicht  entgegen  gewirkt  werden  wird. 

Sachlich  haben  wir  —  ohne  die  Motivirung  des  Offiziösen 
Artikels  uns  durchweg  aneignen  zu  wollen  —  keinen  Grand  zu 
irgend  welchem  Zweifel  an  der  Versicherung,  dass  auch  den  An- 
forderungen der  Zweckmäßigkeit  in  dem  Neubau  Genüge  ge- 
schehen solle.  In  einer  früheren  Notiz  (No.  07,  S.  431  Jhrg.  <7  u.  III.) 
haben  wir  vielmehr  bereits  Gelegenheit  genommen,  gerade  in 
dieser  Beziehung  unsere  volle  Zustimmung  zu  dem  Entwurf  Lucae's 
zu  erklären.  Wie  uus  die  wichtigste  Prinzipieufrage  für  den 
Grundriss  einer  technischen  Hochschule  —  die  Lage  der  Zeichen- 


kollegium  für  die  künftige  technische  Hochschule,  in  welches  die 
t.  Z.  an  der  Bau-  und  Gewerbe-Akademie  wirkenden  Kräfte  viel- 
leicht nicht  einmal  in  ihrer  Majorität  übertreten  werde»,  vor- 
läufig noch  gar  nicht  besteht 

Fachausstellung  des  Gewerbevereins  zu  Erfurt  Die 
während  des  gegenwärtigen  Monats  verlaufende  Ausstellung 
bezweckt,  zur  Förderung  des  Kleingewerbes  dadurch  beizutragen, 
dass  sie  die  Hülfsmittel  zur  Anschauung  bringt,  durch 
welche  beim  gegenwärtigen  Standpunkt  der  Technik 
das  Kleingewerbe  in  einer  Anzahl  von  Erwerbszweigen 
neben  der  Grofsindustrie  mit  Erfolg  bestehen  kann. 
Dieselbe  umfasst  in  3  Gruppen: 

I.   Kraft -  Maschinen,  darunter  Gaskraft-Maschinen,  HeiCsluft- 

e^ktrische,'  Kohh-nwa^rsteff 
von  Kraft -Maschinen. 

IL  Arbeitsmaschinen  und  Werkzeuge.  Darunter  Holzbear- 
bcitungs-Mascbinen  aller  Art,  desgl.  Metallbearbeitung*- Maschinen 
und  Instrumente  für  die  verschiedensten  Gewerbe  und  Industrien, 
Ledcrbearbeitungs  -  Maschinen ,  Nähmaschinen,  Webstühle,  Rand 
Stühle,  Riemengänge,  Gurt-  und  Schlauchstühle,  Maschinen  für 
Tuchscherer,  Spul-  und  Zwirnmaschincn,  Haofbrech-  und 
Hechelmasrhinen  und  Maschinen  für  Seiler,  Maschinen  für  Hot- 
macher ,  desgl.  für  Bürstenmacher ,  Farbereib  -  Maschinen, 
Maschinen  für  Topfer,  Steinbearbeitungs-Maschinen,  llorabear- 
beitungs-Maschinen,  Maschinen  für  Müller,  Hacker  und  Konditoren, 
für  Buchdrucker,  Lithographen,  Schriftgicfser,  für  Buchbinder 
und  Portefeuille- Arbeiter,  für  Fleischer,  desgl.  zur  Bereitimg  voa 
Eis,  künstlichem  Mineralwasser,  zur  Herstellung  von  Drahtstiften, 
Schrauben,  Nieten,  Holznägeln,  Nadeln:  endlich  Transmissioiu- 
Gegenstände,  soweit  dieselben  für  den  Betrieb  der  ausgestellten 
Arbeitsmaschinen  erforderlich  werden. 

in.  Erzeugnisse,  soweit  dieselben  mittels  der  Maschinen 
und  Werkzeuge  der  Gruppen  I.  und  II.  hergestellt  werden.  Zur 
besseren  Veranschaulichung  ihrer  Wirkungsweise  und  etwaiger» 
Vorzüge  sind  die  betr.  Maschinen  so  aufgestellt,  dass  sie  zu  be- 
stimmten Zeiten  während  der  Ausstellung  in  Thätigkeit  gesetzt 
und  Erzeugnisse  der  Gruppe  III  auf  den  durch  kleine  Motoren 
betriebenen  Arbeiümaschineo  hergestellt  werden  können. 

Die  Ausstellung  hat  theilweise  den  Charakter  einer  Feier, 
welche  der  Erfurter  Gewerbe-Verein  gelegentlich  des  Ablaufs  der 
ersten  50  Jahre  seines  Bestehens  veranstaltet  Ein  gut  geordneter 
Katalog  erleichtert  die  Besichtigung.  Den  Interessen  der  Aas- 
steller, die  relativ  zahlreich  vorhanden  und  theils  von  weiter 
Ferne  sich  hetheiligt  hallen,  wird  aul'ser  durch  An 
Geschäftsverbindungen  durch  eine  fachmännische 
der  Ausstellungs-Gegenstände  Rechnung  getragen. 

Wie  wir  mehrseitig  erfahren,  ist  die  Ausstellung  eine  im 
ganzen  gelungene  und  recht  vielseitige,  die  eines  Besuches  durch 
Intercssirte  in  hohem  Maafee  werth  ist.  - 


Persona! -Nachrichten. 

Prenfaen. 

Ernannt:    Der  bei  dem  Finanz-Ministerium 
Hülfsarbciter  angestellte  Landbmstr.  Balz  er  z. 
Der  Kreisbmstr.  Kleefeld  in  Neustettin  z. 


äl:- 


Brief-  und  Frapekasten. 

Zur  Beantwortung  gestellte  Fragen.  1)  Wer  liefert 
die  besten  Eismaschinen  für  die  Fabrikation  im  grofsen?  2)  (iiebt 
es  Eismascl  inen,  bei  welchen  kein  Kühlwasser  gebraucht  wird 
oder  bei  weh  heu  dasselbe  nicht  fortwährend  erneuert  werden 
muss?  3)  Sind  Anlagen  bekannt,  bei  welchen  Meerwasser  aU 
Kühlwasser  verwendet  wurde? 

Hrn.  W.  in  Kassel.  Wir  können,  bei  ungenügender  In- 
formation auf  diesem  Spezialgebiete,  die  Verantwortung  dafür  nicht 
übernehmen,  ob  die  vun  Ihnen  genannten  Schlachthaus •  Anlagen 
in  der  Tbat  als  mustergültig  zu  betrachten  und  einer  Besieh- 
tiguug  werth  sind,  bezw.  welche  anderen  deutschen  Sfcidtc  sieb 
derartiger  Institute  erfreuen.  Wir  werden  jedoch  versuchen, 
weitere  Auskunft  zu  erlangen,  und  legen  die  Frage,  wo  zweck- 
entsprechende neuere  Schlachthaus-Anlagen  (namentlich  für  mitt- 
lere und  kleinere  Verhältnisse)  in  Deutschland  vorhanden  sind, 
hiermit  wiederholt  unserem  Leserkreise  vor. 

Hrn.  ('.  inKottbus.  Uebcr  Detail-Einrichtungen  der  Straf- 
anstalt zu  Lingen  werden  Sie  am  besten  durch  direkte  brielliche 
Anfrage  beim  Erbauer  derselben,  dem  gegenw.  Intendant.-  u.  flrtb. 
Hrn.  Schuster  in  Hannover,  sieb  Auskunft  verschaffen  können. 

Hrn.  G.  in  Döbeln.  Auf  die  Beantwortung  Ihrer  die 
Honorar-Norm  für  Architekten  betreffenden  Aufragen  im  eiuzelneu 
einzugehen  ist  überflüssig,  da  diese  Fragen  aus  einer  zu  aufoer- 
lichen,  rein  mechanischen  Auffassung  der  Nonn  entsp 
sind.  Die  letztere  hat,  wie  i.  <L  Bl.  schon  des  öfteren 
führt  wurde,  weder  Gesetzeskraft,  noch  kann  sie  den 
erheben,  auf  jeden  einzelnen  Fall  zu  passen;  sie  kann 
lediglich  als  allgemeiner  Anhalt  zur  Abmessung  einer  llonnrar- 
forderung  dienen. 

Abonnent  in  Hamburg.  Steine  zu  Grotten -Mauerwerk 
liefert,  wenn  wir  i.  d.  Adresse  nicht  irren,  Hr.  Hofmann  in 
Greusseu,  Pruv.  Sachsen,  (a.  d.  Nordhaus.-Erfurt  Eisenb.) 


NW  C.rl  »»tili!  In  Brtlln.  P[,r 


K.  B.  O.  FriUch. 


l!t.  68. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


343 


lnkn.lt:  Di«  StadtenrelleninR  ran  Ktrahtanc  —  Der  lUau-Brannrn  in  llnni- 
hur«;,  -  Grundform  gj&benr Ix»kf>mativttnup|>e.n.  —  killtfaelliingtn  aBiVerdien: 
Anhlteklen-Verein  u>  Berlin.  —  Vermittln*»:  Di«  Int*nmll<miü*  AiMMdlunl  dir 
I  P.|ilcr  lndnrtri.  i 


Buitbellrn  «n<l  «»»rrbllrkMi  (JfjptalAixJfn  mu  Grnit  und  »ndtr»n  karten 
Arten.  -  Mncknui»  die  horiionUle  DBrhrinn*.  -  Konkurrenten.  —  Brief 
Frage  kaelen. 


Die  Stadterweiterung  von  Strafsburg. 


trafsburg  besteht  aas  3  durch  Wasserläufe 
von  einander  gesonderten  Theilcn:  einer 
Insel,  umflossen  von  der  III  und  einem  künst- 
lichen Nebenarm  derselben,  dem  sog.  Otmt 
des  fatu  rrmparts,  auf  welcher  sich  die 
älteste  Ansiedelung  befindet;  ferner  einem 
Gürtel  südöstlich  von  der  III,  welcher  bis 
zur  Zitadelle  verlauft  und  grofsentheils  militärische  Bauten 
enthält ;  endlich  der  westlichen  Vorstadt,  mit  modernen,  meist 
geradlinigen  Strafsen  versehen.  Die  Gesammtiläche  innerhalb 
der  Befestigungswerke  betragt  gegen  300  HA.  Wie  in  fast 
jeder  Festung  haben  auch  hier  die  Bedurfnisse  der  anwach- 
senden Bevölkerung  nur  ungenügend  Raum  gefunden;  man 
hat  sehr  dichte  Bebauung,  meist  schmale  Strafsen,  wenig  freie 
Platze  und  aufser  einigen  dürftigen  Baumreihen  keinerlei 
öffentliche  Spaziergänge.  I/Ctzterc  werden  erst  aurscrhalb 
der  Stadt  in  den  prachtigen  Parkanlagen  der  Contadts  und 
der  Orangerie  gewährt.  Zum  Glück  tragen  dio  Heiden  Wasscr- 
läufc  zur  Vermehrung  des  Luftraums  im  Innern  bei.  Auch 
giebt  eine  grofsc  Anzahl  von  Vororten  Zcogniss  davon,  dass 
die  Stadt  längst  zu  eng  geworden  ist,  um  Gewerbe,  Har- 
garten, Villen,  Vcrgnügungsrokalc  aufzunehmen.    Leider  sind 


wieder  gewonnene  Kleinod  des  deutschen  Reiches  kräftig  zu 
fördern,  ist  schliesslich  der  Zeitraum  dieser  Verhandlungen, 
in  Anbetracht  der  Schwierigkeiten  einer  so  umfassenden  An- 
gelegenheit und  im  Vergleich  mit  anderen  Städten,  erfreulich 
kurz  ausgefallen.  Zuerst  gelang  es,  die  Lage  und  Gröfse  eines 
neuen  Zentralbahnhofes  an  der  Westfront  fest  zu  steilen, 
welcher  an  die  Stelle  der  jetzigen,  höchst  beschrankten  Kopf- 
station treten  soll  und  als  Durchgangsstation  vortheilhaftcrc 
Verzweigungen  der  von  Strafsburg  abgehenden  Bahnlinien 
gestattet.  Sodann  kam  die  Frage  von  Bauplätzen  für  Uni- 
versitätszwecke zur  Behandlung  und  es  wurde  denselben 
ein  Areal  unmittelbar  vor  der  bisherigen  Nordfront  gewidmet. 
Auf  Grund  eines  Berichtes  der  Handelskammer  von  1872  be- 
fasste  man  sich  zugleich  mit  der  Hafenfragc,  welche  sich 
insbesondere  durch  das  Projekt  der  ScJiiffbarmachung  des 
Obci-rhcins  oder  eines  Parallel-Kanals  zu  demselben,  sowie  mit 
Rücksicht  auf  etwaige  weitere  Kanalverbindungen  im  Ober- 
Elsass,  von  grober  Wichtigkeit  für  Strafsburg  darstellte.  Es 
wurde  ein  Verbindungskanal  in  Aussicht  genommen,  welcher 
aus  der  III  oberhalb  der  Stadt  abzweigend,  deren  Süd-  und 
Ostseitc  umkreisen  und  in  den  IU-Rhein-Kaind  unterhalb  der 
Stadt  wieder  einmünden  sollte;  damit  zusammen  hängend  eine 


Entwirf  10*  Eggert.  (ktMÜHtab  1 :  Jo.auu). 


aber  die  Vororte,  wie  auch  jene  Promenaden,  von  der  inneren 
Stadt  durch  den  ziemlich  breiten  Festungsgürtel  mit  engen 
Thoren  getrennt  und  befriedigen  daher  die  Bedürfnisse  der 
Bevölkerung  keineswegs  auf  bequeme  Weise.  — 

Die  Frage  einer  Stadterweiterung-tauchtc  schon  vor 
dem  deutsch-französischen  Kriege  auf.  In  amtliche  Behand- 
lung aber  wurde  sie  zuerst  im  Mai  1871  genommen,  nachdem 
der  damals  anwesende  Fcldmarschall  von  Moltkc  den  Vor- 
sitzenden der  Munizipal  -  Kommission  um  die  Wünsche  der 
Bevölkerung  bezüglich  etwaiger  Hinausschiebung  eines  Theils 
der  Wälle  befragt  hatte.  Es  sollen  hier  nicht  die  seitdem 
durch  mehre  Jahre  fort  gesetzten  Verhandlungen  von  Ver- 
waltungsbehörden, _Militär,   Eisenbahndircktion,  Universität, 

geschildert   werden,  bei 
der  genannten  Interessen- 
allseitigen  Bestreben,  das 


bedeutende  Hafcnanlagc  an  der  Ostseitc  der  Stadt  mit  zuge- 
hörigen Verladegleisen  und  Zweigbahnen.  Nachdem  durch 
alle  diese  Verhandlungen  die  Direktiven  für  die  Ausarbeitung 
der  Pläne  einer  neuen  Umwallung  gegeben  waren,  trat  das 
militärische  generelle  Projekt  der  letzteren  Ende  1874  ans 
Licht.  Demnach  war  nur  die  Südfront  der  alten  Festung 
zwischen  III  und  Zitadelle  beibehalten  und  dio  neue  Wall- 
linie nach  allen  anderen  Seiten  so  weit  vorgeschoben,  dass 
nicht  nur  die  angeführten  Objekte,  Bahnhof  und  Hafen, 
sondern  auch  die  Cvtilades  und  die  Orangerie  ins  Innere 
fielen.  Natürlich  wurden  in  dem  neuen,  weiteren  Ringe  auch 
mehre  Thorc  vorgesehen  und  die  früheren  grofsentheils  in 
Bezug  auf  ihre  Richtung  verlegt.  Hiermit  war  ersichtlich  den 
Wünschen  und  Bedürfnissen  der  Stadt  reichlich  Rechnung 
getragen. 

Bekannt  ist  das  im  Reichstage  genehmigte  Gesetz  vom 


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344 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


24.  Anbaut  1*7* 


14.  Febr.  1875,  welches  die  Geldfrage  der  Stadter» eiterang 
regelt:  Das  Terrain,  welche»  dunh  Hinausschieben  der  Um- 
wallung  für  die  Militär- Verwaltung  entbehrlich  wird,  geht  um 
den  Preis  von  IT  Millionen  Mark  in  den  Belitz  der  Stadt 
Ober.    Aus  dem  dcsfalls  abgeschlossenen  speziellen  Vertrage 


hier  noch 


,  dass  die  | 


vom  2.  Dez.  1875 
gesammte  Hache 
«ler 

legenden 

gungswerke  1 95HA 
betragt,  wovon  je- 
doch 7"*  für  Mili- 
tärbedürfnisse  re- 

servirt  bleiben. 
Sonstige  Bauplatze 

für  staatliche 
Zwecke,  z.  B.  12 
bis  15 HA  für  die 
Universität ,  wird 
dasKeich  der  Stadt 
zurück   vergüten , 
bezw.  durch  Kür- 
zung an  der  ge- 
nannten Kauf- 
smnme  aus- 
gleichen. Die 
Uebergalie  des 
ganzen  Terrains 
wird    bis  zum 
1.  April  1880  voll- 
ständig geschehen, 
die   Zahlung  des 
Kaufpreises  in  ge- 
wissen Raten  bis 
1893.     Die  Ein- 
ebnung bleibt  der 
Stadt  überlassen 
und  es  fallen  der- 
selben   auch  die 
darin  befindlichen 
Baumaterialien  zu. 

Von  der  frag- 
liehen Hache  fallen 
152  111  innerhalb. 
43»"  aufserhnlb 
der  neuen  Wall- 
linie. Da  nun  die 
letztere  noch  ca. 
200  ■»  theils  städ- 
tisches, theils  Pri- 
vat gelandc  herein 
zieht,  welche 
aufserhalb  der 
alten  Festuugs- 
werke  lagen,  so 
ergiebt  sich,  dass 
die  künftige  Stadt 
Strafsburg  beiliiu- 
tig  «50  "V  somit 
mehr  als  <las  I>i»i>- 
pcltc  des  bisheri- 
gen  Flächenraums, 
enthalten  wird. 

Abgesehen  von  den 
hiermit  gewonne- 
nen indirekten  Vor- 
theilen  steht  zu 
hoffen,  dass  das 
in  den  Besitz  der 
Stadt  gelangende 
Festung»-  Terrain, 
nach  Abzog  der  in 
die  Strafscn  und 

Plätze  fallenden 
Theile  und  unter 

Berücksichtigung 

der  Kosten  der  Einebuung,  sich  immerhin  so  verwcrtb.cn  lasst, 
diis'i  der  Kaufpreis  schon  dadurch  wieder  eingebracht  wird. 

Ein  weiterer  Vertrag  regelte  glciclizcitig  die  Beseitigung 
der  Finkmatt-Kaserne,  welche  sich  als  eine  360  ■  lange,  un- 
schöne Wand  zwischen  die  westliche  Vorstadt  und  die  Stadtcrwei- 


Xachdem  hiermit  die  Grundlage  der  Stadterweiterung  ge- 
sichert war,  konnte  dazu  geschritten  werden,  einen  Be- 
bauungsplan für  die  gesammte,  neu  gewonnene  Fläche  auf- 
zustellen. Zu  diesem  Ende  beauftragte  der  Bürgermeisterei- 
Verwalter  Back,  in  Ausübung  der  ihm  gi-setzlich  übcrtrageDeii 

2  Techniker,  die  Hrn.  Baursth 
Orth  in  Berlin 

und  Stadlbau- 
meister  Conrath 
in  Strafsburg,  und 


von  einander,  mit 
Ausarbeitung  eitifc 
Entwurfes.  Beider 
Pläne,  welche  als 
Gegenprojekte  an- 
zusehen sind,  sind 

nun  seit  dem 
20.  Mai  d.  J.  auf 
dem  Stadthause  in 
Strafsburg  zur  all- 
gemeinen Einsicht 
ausgelegt,  wurden 
nebst  den  zugehöri- 
gen Erläuterungs- 
Berichteu  verviel- 
fältigt und  dürfen 
demnach  jetzt  zur 
Kenntnis«  weiterer 
Kreise  gebracht 
werden ,  welchen 
diese  Stadterwei- 
terung sowohl  in 
fachlicher  als  üi 
politischer  Bezie- 
hung sicherlich 
hohes  Interesse 
gewähren  wird. 
Aufserdem  hat  Hr. 
Universitats  -  Bau- 
meister Eggert 
im  Februar  d.  J. 


den  Kreisen 

gelegt,  welcher 
insbesondere  die 
Hauptpartie  des 
Erweiterungsfelde!' 
—  zwischen  Alt- 
stadt, Coatadet) 
und  Universität  — 
auf  eigenartige 
Weise  behandelt 
deshalb  aus- 
hicr 


theilt  wird.  — 
Die  Grund- 
linien der 
Stadterweite- 
rung ergeben  sich 
aus    den  neuen 
Thoren  und  aus 
den  Ausgangs- 
punkten der  Alt- 


mit  Hülfe  deren  der  Durchgangsverkc 


deshalb  in 
3  Projekten  nahe- 
zu überein:  Man 
findet  eine  direkte 

Hauptstrafsc 
zwischen  Steinthor 
und  Kehler  Thor, 
zwischen  den  Vor- 


orten Schiltigheim,  Bischbcim  einerseits  und  Kehl  andrerseits 
in  diu  neuen  Sudttheiie  gezogen  und  der  Altstadt  abgenom- 
men wird.  Es  ist  ferner  eine  Ringstrafse  vom  neuen 
Schirmecker  Thor  im  S.W.  am  Zentralbahnbof  vorbei,  und 
in  einigem  Abstand  innerhalb  der  künftigen  Wälle 


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346 


24.  Aligut  1878 


bis  zum  Kehler  Thor  im  0.  angenommen.  Von  dem  letzteren 
Thor  geht  sodann  noch  eine  dritte  Hauptstraße  ans,  an  der 
Nordseite  der  Nicolaus-Kaserne  vorbei  über  die  bestehende 
Illbrückc  am  alten  Fischerthor.  Selbstredend  ist  die  Ruprechts- 
auer Allee  erhalten,  welche  von  der  schon  stark  bebauten  Villen- 
vorstadt Ruprechtsau  am  rechten  Illufer  nach  dem  Platze  vor 
der  künftigen  Universität  zieht,  und  sodann  bis  in  die  Altstadt 
fortgesetzt.  Endlich  ist  auf  allen  Planen  ein  grofser,  von  öffent- 
lichen Gebäuden  umgebener  Platz  („Kaiser-Platz")  zu  ersehen, 
welcher  gleichsam  eine  Fortsetzung  des  Brogtie-Platzcs  in  der 
Altstadt  bildet,  von  demselben  durch  das  Theater  und  den 
Kanal  gesondert 

Zu  den  eben  aufgezählten  Elementen  der  3  Bebauungs- 
pläne tritt  sodann  das  mehr  oder  weniger  entschieden  durch- 
geführte Bestreben,  das  neue  Schiltigbeimer  Thor  und  das 
noch  namenlose  Thor  an  der  N.  0.  Ecke  der  künftigen  Um- 
wallung  mit  der  Altstadt  zu  verknüpfen,  wodurch  etliche 
weitere  Hauptstrafsen  entstehen.  Ferner  erschien  jedenfalls 
eine  direkte  Linie  zwischen  Universität  und  Kaiserplatz,  eine 
Kippe  auf  der  Insel  zwischen  III  und  Aar,  sowie  eine  Strafse 
längs  der  Finkmatt-Kaserne  zwischen  Kanal  und  Steinthor  an- 
gezeigt Die  übrigen  projektirten  Strafsen  können  hinsichtlich 

\    r     -bodürfnisse  mehr  als  Nebenlinien  bezeichnet 

Wenn  wir  uns  über  die  spezielle  Auffassung  der  ge- 
schilderten Grundzüge  Seitens  der  drei  Verfasser  ein  Unheil 
erlauben  dürfen,  so  werden  dabei  insbesondere  die  beiden 
Knotenpunkte:  Kehler  Thor  und  Kaiserplatz,  maafsgebend 
sein.  Die  Lage  des  Kehlcr  Thors  ist  nämlich  von  Seiten  der 
Militärverwaltung  noch  frei  gestellt  geblieben  und  es  hat  nun 
Orth  (sowie  auch  Eggert)  dasselbe  so  weit  wie  möglich  nach 
Süden,  nahe  an  die  Zitadelle  geschoben  und  hierdurch  wohl 
die  passendste  Richtung  erzielt  für  eine  Landstrafse  vom 
Kehler  Thor  zu  der  Kehlcr  Rhcinbrücke,  welche  zunächst  für 
Landtiäuser  bestimmt,  das  dereinst  ine  Zusammenwachsen  der 
beiden  Städte  vorbereiten  kann.  Dass  in  Folge  davon  die 
Hauptstrabc  vom  Kehler  Thor  nach  dem  Steinthor  nicht, 
wie  bei  Conrath,  auf  3K»  Lange  geradlinig  durchgclegt 
werden  konnte,  halten  wir  nur  für  einen  Vorzug  in  malerischer 
Beziehung;  übrigens  zeigt  sich  das  Eggert'sche  Projekt  dieser 
Strafse  wohl  noch  etwas  klarer,  als  die  mehrfach  gebrochene 
Linie  Orth'». 

Minder  glücklich  dünkt  uns  bei  Orth  die  Anlage  des 
Kaiserplatzes.  Aus  der  Grundidee,  die  Axe  des  Broglie- 
Platzes  geradlinig  zu  verlängern,  ist  ein  Raum  entstanden, 
welcher  mit  sämmtlichen  einmündenden  Strafsen  spitze  Winkel 
bildet  und,  wenn  letztere  auch  z.  Th.  symmetrisch  zur  Plotz- 
axe  angeordnet  sind,  doch  ziemlich  ungeschickte  Häuserblöcke 
ergiebt,  sowie  ungünstig  auf  die  Insel  zwischen  Aar  und  III 
rückwirkt  Aufserdem  ist  zu  beklagen,  dass  eine  direkte 
Linie  nach  dem  Schiltigbeimer  Thor  fehlt  und  dass  jene  nach 
der  Universität  die  hervor  ragende  Axe  dieses  letzteren  wich- 
tigen Gebäude-Komplexes  ignorirt*)  Dagegen  ist  es  sicherlich 
ein  glücklicher  Griff  Conrath's,  den  rechten  Winkel  zu 
Grunde  zu  legen,  welchen  zufällig  die  Univcrsitätsaxe  and  die 
Luftlinie  zwischen  Schiltigbeimer  Thor  und  Münsterthurm  mit 
einander  einschliefsen.  Dadurch  hat  sich  ein  einfaches,  klares 
Strafsennetz  rings  um  den  Kaiserplatz  ergeben  und  auch  die  Be- 
rührung der  Inselspitze  durch  die  künftige  Pracht-Brücke  vor  der 
Universität  ist  sowohl  für  den  Verkehr  als  für  die  Gruppirung 
vortheilhaft.  Freilich  stöfst  nun  die  Axe  des  Kaiserplatzes 
durchaus  ungeregelt  auf  die  Baulichkeiten  der  Altstadt  und 
es  wird  dieser  unwürdige  Abscbluss  des  Platzes  durch  eine 
ausserordentlich  lange  Ucberwölbung  des  Kanals  noch  recht 
deutlich  gemacht.  Vcrmisst  wird  auch  eine  Verkehrslinie  vom 
Schiltigbeimer  Thor  gegen  den  Kleber-Staden  am  Kanal,  welche 
in  weiterer  Fortsetzung  zum  neuen  Schirmecker  Thor  gelangen 
und  damit  diese  beiden  Thore  ziemlich  straff  verknüpfen 
würde.  Die  angeführten  Schwächen  beider  Projekte  sind  auf 
dem  dritten  von  Eggert,  mit  Hülfe  einer  Verlegung  einer  an- 
sehnlichen Kanalstrecke,  im  wesentlichen  umgangen:  man 
gewinnt  unter  Berücksichtigung  der  drei  maafsgebenden  Axen 
einen  schön  gestalteten  Platz,  ziemlich  gute  Häuserblöcke,  ge- 
nugenae  \  eroinuungen  ues  ocniuigtieimer  mors  sowoni  mit 
dem  Kaiserplalz  als  mit  dem  Kleber-Staden.  Sollten  die 
Kosten  der  Kanalverlegung  zu  betrachtlich  erscheinen,  so 
waren  übrigens  auch  wohl  noch  andere  Lösungen  denkbar. 

Was  weiter  den  allgemeinen  Charakter  der  Bebauungs- 

•)  Am  «limr  sm  vorti«««rlK.«m  iut  PuMikattM  In  tjner  Hruvit-Aiuttatir  An 
Orth-ch.n  Erliailerung»beriak.a  batitninU-n  Skine.  in  wclckir  dl«  bctnUcndc  Pirti 
dra  Bnlwurf.  uou  l«u.rt»>llrt  irt.  mtttn  wir.  Am  Hr.  Dritt  Umdttl  (««Mm  in, 
di.  Mit  Hingcl  «  toOhmto.  Ü.  Red. 


betrifft,  so  zeigen  sich  rechtwinklige  und  vollräumige 
bei  Orth  in  demselben  Maafse  sparsam,  wie  bei 
Conrath  und  Eggert  reichlich,  so  dass  dort  eine  gewisse 
Zersplitterung,  hier  Einförmigkeit  auffällt  Nach  unserem  Ge- 
rald dürfte  ein  Mittelweg  zwischen  beiden  Gegensätzen  das 
Richtige  treffen.  Auffallend  ist  gerade  bei  dem  Strafsburger 
Techniker  die  Behandlung  der  Baum  schätze  seiner  Stadt: 
die  Ruprechtsauer  Allee  wird  zur  Hälfte  zerstört,  um  zwei 
unbeträchtliche  Knickungen  auszuatKno;  der  Onngvie- 
park  zu  Gunsten  einer  nebensächlichen  Verkehrslinie  zer- 
schnitten ;  die  herrlichen  Contadcs  (deren  Baume  freilich  z.  Th. 
dem  Absterben  nahe  sein  sollen)  mit  Strafsen  durchkreuzt, 
deren  Verknüpfung  doch  keineswegs  klar  erscheint  In  diesen 
Beziehungen  ist  dagegen  die  Vorsicht  Orth's  sehr  zu  loben, 
mit  welcher  die  beiden  Parkanlagen  gänzlich  geschont  und 
zugleich  von  den  Hauptverkehrslinien  möglichst  Abstände  ein- 
gehalten sind.  Hierdurch  wird  Gelegenheit  gegeben,  rings 
herum  ruhige  Bauplätze  mit  schöner  Aussicht,  also  Villeu- 
quartiere  zu  gewinnen.  Neue  Vegetation*- Anlagen  linden 
sich  dem  modernen  Bedürfniss  entsprechend  auf  beiden  Plänen 
in  erfreulichem  Maafse:  Alleestrafscn,  Vorgärten,  Garten-An- 
lagen neben  frei  stehenden  öffentlichen  Gebäuden,  Beptlanzung 
des  Innenraums  freier  Plätze  an  Strafscnknoten.  Wenn  wir 
noch  etwas  Weiteres  wünschen  dürfen,  so  wären  es  einige 
Squares,  Erholungsplätze ,  welche  dem  Lärm  und  Staub 
mehr  entzogen  sind,  als  die  zuletzt  erwähnten  Schmnck- An- 
lagen an  Hauptstraßen  und  Plätzen.  Dieselben  müssten  be- 
sonders auch  der  alten  Stadt  nahe  liegen,  welcher  bis  jetzt 
nichts  dergleichen  zu  Theil  geworden  ist.  Auch  würde  wohl 
den  Strafsburgen,  eine  direkte  Verknüpfung  von  Orangerie 
und  Contades  mittels  einer  breiten,  wohl  ausgestatteten  Prome- 
nade zusagen. 

An  Bauplätzen  für  öffentliche  Gebäude,  welche 
namentlich  für  Reichsbehörden  dringend  erforderlich  und  be- 
kanntlich auch  dem  Emporblühen  neuer  Bezirke  nützlich  sind, 
fehlt  es  auf  den  Projekten  nicht  Abgesehen  von  dem  hierzu 
bfstiniiiiton  aV£ust?rpl&tz  hftt  besonders  Orth  mit  \  ortiebc 
öffentliche  Gebäude  in  die  Knotenpunkte  oder  an  die  End- 
punkte von  Strafsenaxen  gestellt,  um  hierdurch  schöne  Fern- 
sichten zu  schaffen.  Sehr  sorgfältig  bat  derselbe  bereits  die 
Lokalität  einzelner  bestimmter  Bedürfnisse  untersucht  *•  B> 
für  ein  Museum,  für  Kasernen,  für  einen  Thiergarten  mit 
VerguDgungalokal ,  ferner  die  Verlegung  der  medizinischen 
Institute  von  den  südlichen  Wällen  in  die  Nähe  der  neuen 
Universität  etwa  auf  dos  Terrain  der  Nikolaus-Kaserne  und 
des  alten  botanischen  Gartens,  sowohl  aus  sanitären  wie  aus 
finanziellen  Gründen  empfohlen.  Minder  einleuchtend  erscheint 
uns  die  von  Orth  gewählte  Lage  einer  künftigen  städtischen 
Gasanstalt  im  südwestlichen  Winkel  der  neuen  Umwallung, 
sowohl  wegen  der  gegen  die  Stadt  gekehrten  Richtung  der 
herrschenden  Winde,  als  wegen  der  Entwässerung  in  das  Ober- 
wasser der  gestauten  städtischen  Wasserläufe.  Gleiche  Bedenken 
betreffen  auch  Viehmarkt  und  Schlachthaus  und  haben  Conrath 
veranlasst  für  ein  Schlachthaus  gerade  das  entgegen  gesetzte 
Stadtende  in  N.  0.,  mit  Entwässerung  in  den  kleinen  Rhein, 
vorzuschlagen;  allein  bei  diesem  Gegenstande  möchte  die  leichte 
Verbindung  mit  dem  Eisenbahnverkehr  ebenso  wichtig  sein. 
Manche  sonstige  öffentliche  Gebäude,  wie  Schulen,  Marktliollen, 
Bezirksverwaltungcn,  mögen  später  genau  disponirt  werden, 
wenn  die  Art  und  Dichtigkeit  der  Bebauung  näher  fest  steht 
Sehr  wichtig  ist  natürlich  bei  einem  Stadterweiterungs-Plan 
die  Herstellung  neuer  Ausgänge  und  Strafsen,  welche  geeignet 
sind,  die  alte  Stadt  gleichsam  aufzuschliefsen.  Dies 
Verfahren  ist  vorzugsweise  durch  Orth  eingeschlagen  und  hat 
in  einer  so  eng  bebauten  Stadt  wie  Strafsburg  unwillkürlich 
zu  einer  sehr  weit  greifenden  Umgestaltung  des  Innern  geführt. 
Man  ersieht  eine  von  W.  nach  0.  durchlaufende  neue  Ilaupt- 
strafse  (vermuthlich  wohlfeiler,  als  eine  Verbreiterung  der 
bestehenden  Langenstrafse) ;  ferner  Uieilweise  neue  Strafsen 
in  der  Axe  des  Münsters,  welche  dessen  Freistellung  ermöglichen 
sollen;  eine  direkte  Linie  zwischen  Broglie-,  Kleber-  und 
Gerber-Platz;  ferner  verschiedene,  theils  verbreiterte,  theils 
neue  Strafsen  von  Nord  nach  Süd  und  ganz  neue  Strafsen- 
netze  auf  dem  Terrain  des  jetzigen  Bahnhofes,  sowie  in  dem 
bereits  bebauten  Stadttbeil  südlich  von  der  Dl.  Durch  alles 
dieses  würde  die  alte  Stadt  unstreitig  an  menschenwürdiger 
Wohnlichkeit  gewinnen  und  zufolge  der  sorgfältigen  Ueberlegung 
des  Verfassers  doch  an  werthvollen,  malerischen  Partien  kaum 
verlieren.  Wer  »oll  es  aber  bezahlen?  Orth  meint  dass 
zunächst  nur  die  zuerst  angeführte  west-östliche  Haupt  - 
strafse  stadtseitig  festgestellt  werden  solle,  dass  die  Ojtera- 
tionen  beim  Münster  durch  die  Domkasse  zu  tragen  seien 


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DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


347 


s  Andere  der  Spekulation  oder  der  Zeit  vorbehalten 
Hiermit  dünkt  uns  allerdings  die  Methode  der  Aus- 
zweckmäfsig  gewählt,  aber  auch  schon  zugegeben  zu 
s  nicht  alle  die  radikalen  Umgestaltungen  im  dringenden 
!  des  allgemeinen  Verkehrs  hegen.  Wäre  es 
lt  gerathen.  nur  wirkliche  II  au  p Minien  des  Verkehrs 
Utstadt,  diese  aber  auch  vollständig,  fest  zu  legen  und 
bnuug  der  Stadt  in  den  nächsten  Jahren  oder  Jahr- 
auszufuhren, alle  untergeordneten  Strafsen  und  Ver- 
igen aber  noch  gar  nicht  öffentlich  zu  projektircnV 


Wohl  mag  es  den  Techniker  reizen,  alsbald  sich  das  Bild  des 
künftigen  Strafsburg  auch  im  Einzelnen  auszudenken,  allein 
künftige  Spekulanten  werden  vielleicht  andere  WOnsche  hegen 
und  namentlich  sollten  die  wiithschafUichen  Interessen  der 
Stadt  und  der  einzelnen  Gruudeigcnthümer  nicht  unnötliig  früh 
berührt,  oder  gar  in  Gegensätze  gebracht  werden.  Wir  wollen 
übrigens  diesen  Standpunkt  hier  nicht  weiter  verfolgen,  da 
sehr  genaue  Kenntnisse  der  einzelnen  Baulichkeiten  dazu 
geboren,  um  zu  beurtheilcu,  wo  und  wie  gute 
in  einer  alten  Stadt  auszufahren  seien.  — 


Der  Hansa -Brunnen  in  Hamburg. 


und  seine 


malerische  Wirkung 

*  J   1-a  ,1,,» 

ttt'n    .iiLtL*iitiniKt  ti^h 


neu  angelegten  Stadt- 
theils  in  vollendeter 
Weise  kennzeichnet, 
ist  das  hohe  Ver- 
dienst des  auafahren- 
den Künstlers. 

Dem  Urheber  und 
Schöpfer  des  Bauwerks, 
dem  Bildhauer  Engel- 
bert Peiffer  in  Ham- 
burg, welchen  in  der 
Durchbildung  der  ar- 
chitektonischen Tbeile 
des  Brunnens  die  Archi- 
tekten Kay. Her  ,t  von 
Grolsheim  in  Herlin 
unterstützt  haben,  fiel 
anch  die  Ausfahrung 
zu.  Dans  die  plan  tische 
AusKhiDÜckumt  des 
in 


Vorbildern  älterer 
in  Nürnberg,  Braunschweig,  Labeck 


nburg,  im  Verhältnis»  zu  seinem  Alter,  seiner  Gröfse  und 
edeutung  bekanntlich  arm  an  Kunstdenkmalen,  hat  in  dem 
inf  dem  Ilansaplatz  in  St  Georg  errichteten  öffentlichen 
i  einen  Monumentalbau  erhalten,  welcher  die  auffallende 
in  der  neuerdings  mit  besonderer  Vorliebe  und  mit  viel 
ick  und  Verständnis«  allen  öffentlichen  Anlagen  zuge- 

Ät 

sich  ebenbürtig 
Seite  stellt, 
r  Hanseatischen 
jllschaft  ist  es 

lau' des  von  ihT 
«bauen  erwor- 
Staatsgrundes 
cmaligen  „Bor- 
vor  dem  Stein- 
in  dem  neuen 
:n  seine  hervor 
e  Zierde  erhal- 
»  Daas  derselbe 
lern  Aufbau  der 
's  des  Platzes  und 
lobe  der  umlie- 
a  Gebäude  har- 
ch  entspricht  und 
er  durch 


während  an  den  vier  anderen  Seiten,  oberhalb  der  untersten  zwei 
Steigungen,  die  Schöpfbassius  des  Hruonens  angeordnet  sind. 
Letztere  füllen  sich  aus  dem  Hauptbassin  durch  innerhalb  des- 
selben angebrachte  l'eberläufc  und  geben  durch  ebenfalls  inwendig 
aufgestellte  Ueberlaufrohre  das  überschüssige  Wasser  wieder  ab. 

Innerhalb  des  runden  Bansins  erhebt  sich  in  dreigeschossiger 
Anordnung  der  viereckige  Brunnen-Aufbau.  Vom  untersten  Tbeil 
aus  wird  das  Bassin  mit  Wasser  gespeist.    Vier  an  den  Ecken 

angeordnete  Delphine 
speien  direkt,  während 
vier  vom  Viereck  aus- 
kragende halbkreisför- 
mige Schalen  durch 
wasserspeiende  Löwen- 
köpfe gefüllt  werden 
und  dann  das  Wasser 
vom  Bande  der  Schalen 
in  das  Bassin  über- 
fliefst  lieber  diesem 
Unterbau  erhebt  sich 
in  wirkungsvollster  He- 
naissance  -  Ausbildung 

der  an  Skulpturen 
reichste  Theil  des 
Brunnenkörpers .  1  u 
reich  verzierten  und 
umrahmten  Nischen 
sind  4  Standbilder  an- 
geordnet, von  denen 
Kaiser  " 


des  Chri- 
audeutet, 
Karl  der  (irofse  die 
Befestigung  desselben 
und  die  Gründung 
Hamburgs  kennzeich- 
net, der  Bischof  An- 
scharius,  als  Apostel 
des  Nordens,  au  die 
geistige  Entwickelung 
der  Stadt  erinnert  und 
Adolf  I V.  von  Scbaum- 
burg,  der  Gründer  der 
Bürgerfreiheit  in  Ham- 
burg, die  dadurch  für 
den  Hansabund  gege- 
bene Grundlage  ver- 
merkt. Der  oberste 
kleinere  Aufbau  trügt 
die  Wappen  der  drei 
Hansa  -Städte:  Ham- 
burg,   Bremen  und 


ist  und  die  technische 

Ausführung  der  Steinmetz-  und  der  Bildhauer- Arbeiten  einen  so 
hohen  Grad  der  Vollendung  zeigt,  ist  nächst  dem  Talent  des  Künst- 
lers dem  Umstände  zuzuschreiben,  daas  Kunst  und  Handwerk  an 
diesem  Werke  eng  verbunden  zusammen  gearbeitet  haben;  denn 
Peiffer  ist  auch  der  technische  Leiter  der  Steinmetz-  und  Bild- 
hauer-Werkstätten der  Hanseatischen  Baugesellschaft  — 

Das  Hauptbassin  des  Brunnens  hat  kreisrunde  Form  von 
7,5  ™  Durchmesser.  Der  obere  Band  des  etwa  2 m  hohen  Bassins 
hegt  4 m  über  dem  Strafgenpflaster,  von  welchem  in  acht- 
eckiger (irundrissform  zum  Brunnenbassin  Treppenstufen  an- 
steigen, welche  so  angeordnet  sind,  dasa  von  vier  Seiten  des 
Achtecks,  und  zwar  von  je  zwei  und  zwei  sich  diametral  gegen- 
die  Stufen  bis  an  den  Brunnenkranz  fuhren, 


adler;  er  dient  als 
Unterbau  für  das  den  Brunnen  krönende  und  abschließende  Stand- 
bild der  Hansa.  Mit  dem  letzteren,  einer  markigen  Erauengestalt 
mit  der  Mauerkrone  auf  dem  Haupte,  dem  Dreizack  in  der  Linken, 
an  einem  Schiffsbug  stehend,  den  rechten  Arm  mit  offener  Hand 
erhoben,  erreicht  der  Brunnen  eine  Höhe  von  reichlich  17ra. 

Der  Unterbau  eiuschlicfslich  des  Bassins  ist  von  belgischem 
Granit  hergestellt  Letzteres  soll  noch  durch  einen  Fries  in  Terra- 
kotta geschmückt  werden,  welcher  die  Thätigkeit  der  Bauge  werke 
auf  dem  alten  Borgesch  in  Reliefgruppen  schildert.  Für  den 
Oberbau  ist  Sandstein  von  Uberkirchen  und  für  die  fünf  Figuren 
Mehler  Sandstein  verwendet  An  einzelnen  Thcilcn,  Wappen, 
Dreizack,  Inschriften  u.  s.  w.  lind  in  bescheidenem  Maalse  Ver- 


Grundform greiserer  Lokomotivschuppen. 

(Von  Professor  Dr.  Eduard  Schmitt  in  Darmstadt) 


Der  Jahrgang  1870  dies.  Zeit«,  brachte  auf  S.  208-212  einen 
santen  Vortrag  Römer's,  worin  verschiedene  Grundriss- 
von  Lokomotivschuppen  m 


vergleich,  weil 
Verl 


bei  sämmüichen  betrachteten  Grundrissformen 
und  gleiche  Bedingungen  voraus  gesetzt 
treff  der  bebauten  Fläche  statt 
nur  auf  wenige 
Berechnungen  uur 


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348 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


24.  Anglist  1878 


mit  18  Standen;  ferner  sind  blos 
innen  liegendem  Schiebebühnen-Gleis,  I/oko- 
tiv-Kotunden  and  ringförmige  Schuppen,  von  letzteren  nur 
solche  mit  41,43»  (=  132')  und  21,97"'  (=  7C)  Durchm.,  in 
Betracht  gezogen. 

In  der  Bearbeitung  des  II.  Tbeils  meiner  „Vorträge  Ober 
Bahnhofe  und  Hochbauten  auf  Lokomotiv  -  Eisen- 
bahnen" begriffen,  war  ich  genöthigt  obigen  Gegenstand  allge- 
meiner aufzufassen ;  im  Folgenden  sind  die  wesentlichen  Resultate 
meiner  diesfälligcn  Untersuchungen  zusammen  gestellt  Ich  hatte 
dabei  nur  voraus  zu  schicken,  dass  die  Lange  einer  Lokomotive  mit 
Tender  zu  15  »  angenommen  wurde,  ferner  dass,  den  Techn. 
Vereinb.  entsprechend,  die  gröfste  Breite  der  Maschinen  mit  8,15» 
fest  gesetzt  ist,  endlich  dass  die  berechneten  (irundtlächen  nicht 
als  .bebaute  Flächen"  zu  verstehen  sind,  vielmehr  nur  als  „theo- 
retische (irundtlächen",  indem  die  Mauerstärken,  die  Zuschlage  für 
die  außerhalb  befindlichen  Gleisanlagen  etc.  unberücksichtigt  ge- 
lassen wurden.  Hei  einer  möglichst  allgemeinen  Untersuchung, 
wie  ich  sie  im  Auge  hatte,  müssen  solche  variable  und  vielfach 
von  lokalen  Verhältnissen  abhängige  Faktoren  aufser  Acht  bleiben. 

Grnndflacjh,  für  eine  aufzustellende  Lokomotive. 
1.  Gewöhnliche  rechteckige  Lokomotivschuppen. 

a)  Ohne  innere  Säulen.  Der  Abstand  einer  Lokomotive 
von  der  auf  dem  benachbarten  Parallel  gleis  stehenden  ist  zu  l,60ra, 
die  Lange  eines  Lokomotivstandes  i.  M.  zu  1 7,41*  ■»  angenommen; 
daher  die  Grundfläche  pro  Stand  82,75  O"». 

b)  Mit  inneren  Sänlen.  Wegen  der  die  Bachkonstruktion 
stauenden  Säulen  wurde  der  Zwischenraum  zwischen  je  2  Loko- 
motiven um  25«"  gröber,  d.i.  zu  l,Hbm  fest  gesetzt;  hieraus  die 
fragliche  Grundfläche  87,10  Q». 

2.  Rechteckige  Lokomotivschuppen  mit  innen 

liegender  Schiebebuhne. 

a)  Ein  Stand  pro  Transversalgleis.  Hierunter  ist  jene 
Art  von  Lokomotivschuppen  verstanden,  die  a.  a.  0  ,  S.  210  und 
211,  Fig.  5,  6  u.  7  dargestellt  sind.  Der  Lokomoliv-Scborustein 
ist  der  Schiebebahnen-Grabe  zugekehrt;  die  vorderen  Buffer  stehen 
von  der  letzteren  2 a  ab;  die  Tenderbuffer  sind  1,5 m  von  der 
Fensterwand  entfernt:  Abstand  der  Gleismitten  5m;  die  Breite 
der  Sehiel>ebuhnen-Grube  ist  zu  12  ■  angenommen.  Hieraus  be- 
rechnet sich  die  für  einen  Lokomotivstand  erforderliche  Fläche, 
wenn  man  das  zugehörige  Rechteck  des  Grundrisses  der  Schiebe- 
bühnen-Grube mit  berücksichtigt,  zu  122,5  H]™. 

b)  Zwei  Stände  pro  Transversalgleis.  Bei  dieser, 
namentlich  in  Frankreich  vorkommenden  Anordnung  sind  die 
beiden  auf  einem  Transversalgleis  aufgestellten  Lokomotiven  mit 
den  Tendern  einander  zugekehrt;  Abstand  der  Tenderbuffer  65  «■■; 
die  Buffer  der  der  Fensterwand  zunächst  befindlichen  Maschinen 
sind  von  dieser  Wand  (mit  Rucksicht  auf  die  Siederohr-Reinigung) 
4  ■  entfernt    Die  übrigen  Dimensionen  wie  unter  a  voraus 

t,   ergiebt  sich   die  Grundfläche   pro  Lokomotive,  den 
Antheil  der  Schiebebühnen-Grube  wieder  mit- 
106,63  □-. 

3.  Ganze  Lokomotiv-Rotunden.  (Fig.  1  u.  2,  S.  210 
u.  211  a.  a.  0.)  Die  Maschinen  sind  mit  ihren  Schornsteinen 
der  Drehscheibe  zugekehrt;  der  Durchmesser  der  letzteren  ist  zu 
12™  angenommen;  Umgang  an  der  Polygonalwand  1™  breit;  der 
Abstand  der  vorderen  Buffertlache  der  Maschine  von  der  vorderen 
Bohlenrlache  ist  zu  40'»,  die  Breite  a  des  Umganges  an  der 
Drehscheibe  zu  mindestens  2,26™  angenommen.  Ist  n  die  Zahl 
der  erforderlichen  Lokomotivslände,  so  ergiebt  sich  für  a  die 

n  —  0,533 
Für  n  =  16 


Wird  bei 


124,77  Q» 
121,86  , 
117,01  , 
115,34  1 
113,59  " 
112,33  „ 

Hierbei  ist  angenommen,  dass  eines  der  Schuppengleise  für 
die  F.in-  und  Ausfahrt  der  Maschinen  frei  gehalten  wird. 

4.  Halbe  Lokomotiv-Rotunden.   Unter  ahnlichen  An- 
wie  unter  8  berechnet  sich  die  Grundfläche: 


8 
% 
8 


für  Rotunden 

mit 

16  Standen 

116,88G"« 

18  . 

115,08  , 

•  • 

* 

20 

112,24  „ 

B  H 

■ 

22  , 

liSfi  ■ 

n  » 

n 

24 

108,83  , 

i  n 

I* 

2« 

108,81  „ 

-  6,040. 

a  —  2,25«. 

der  zugehörige  Sektor  der 
so  ergiebt  sich  die  Grundfläche: 


pro  Mi  t%.ttf>i*Hrit  i- 

a) 

für  Rotunde 

o  mit    9  Ständen 

119,12 

b) 

n  n 

■    10  , 

134,87  □» 

149,30  , 

c) 

n  » 

.    11  . 

141,26  , 

128,42  , 

(V 


0.) 


5.  Ringförmige  Lokomotivschuppen 
Die  Lokomotive  mit  Tender  kann  ei» 
nehmen: 

A.  Der  Lokomotiv-Schornstein  ist  der  inneren  Polygonal- 
(Thor-)  Wand  zugekehrt;  Abstand  der  am  Kopfende  der  Maschine 
befindlichen  Buffer  von  der  inneren  Polvgonalwand  2  m ;  Abstand 
der  Tenderbuffer  von  der  äufseren  Poiygonalwand  65  «•* ;  dem- 
nach die  Schuppenbreite  17,65 «.  Voraus  gesetzt,  dass  jedn 
Lokomotive  eine  Polygonseite  entspricht,  können  die  in  der  innere» 
Polygonwand  angebrachten  Thore  getrennt  sein: 

a)  Durch  gemauerte  Pfeiler.  Die  Länge  der  inneren  Polygon- 
seite zu  4,25  ■  angenommen,  ergiebt  sich  die  Grundfläche  pro 
Lokomotivstand  für  Schuppen  von: 

14  ■  Rad.*)  zu  122,29  □»      35  ■  Rad.  su  93,93  D» 
18,     ,       „  111,78  „        40.     .     ,  91,66  , 
20  ,     ,       ,  108,12  ,        45,     ,     „  89,72  „ 
25,     „       ,  101.«  ,        60,     „     ,  88,26  „ 
30,     „       „    97,08  „ 

b)  Durch  hölzerne  Säulen.  Die  Länge  der  inneren  Polygoa- 
seite  zu  3,80  ■  voraus  gesetzt,  beträgt  die  Grundfläche  pro 
Lokomotivstand  für  Schuppen  von: 

14"  Rad.  109,34  a»  35  ■  Rad.  83,98  □» 

40,  .  81,87  . 
45 ,  r  80,22  „ 
W,     ,    78,91  „ 


18, 

• 

99,94  , 

20, 

• 

96,67  , 

25, 

* 

90,74  , 

30, 

n 

86,80  , 

c)  Durch  eiserne  Säulen.   Wird  hier  die  Lange  i 
I'olygonseite  zu  3,70 m  angenommen,  so  werden  die  in  Rede 
stehenden  Flächen  für  Schuppen  von: 

14"  Rad.  106,45  □«»  35»  Rad.  81,77 

18,     ,      97,31   ,  40,     „    79,71  „ 

2«,     ,      94,12  ,  45,     ,    78,11  „ 

25,     „      88,36  „  60 ,     ,    76,83  „ 

30,     ,      84,52  , 

B.  DerLokomotivschornstein  ist  der  äufseren  Polygon- (Fenster  i 
Wand  zugekehrt**);  Abstand  der  am  Kopfende  der  Maschine  be- 
findlichen Buffer  von  der  Fensterwand  (mit  Rücksicht  auf  dir 
Reinigung  der  Siederohre)  3,16  »:  Breite  des  Umganges  an  der 
Thorwand  t;5»»,  sonach  die  Schuppenbreite  18,80».  Die  tt 
der  i tinern  Polygonwand  angebrachten  Thore  seien  getrennt: 
a)  Durch  gemauerte  Pfeiler.    Die  Grundfläche  pro  Lokomotiv 


Bland  beträgt  für  Schuppen 
14»  Rad.  133,54  □«• 
18,  ,  121,64  , 
20  ,  ,  116,75  , 
25,  ,  110,01  „ 
80  ,  ,  104,93  , 
b)  Durch  hölzerne  Säulen. 


Die 


36»  Rad.  101,86  Q" 
40  ,     ,      98,68  , 
46  ,     .      96,59  , 
80.     ,      94,92  , 


pro 


Rad. 


14 

18,  , 
30, 


tu  1 19,40  □« 

,  108,76  . 

,  103,50  , 
,     98,38  , 

» 


36  -  Rad.  zu  90,63  [> 

40,     ,     ,  88,23  , 

4*,     ,     ,  86,36  , 

60  „     ,     ,  84,87  , 


Die 


c)  Durch  eiserne  Säulen, 
i  berechnet  sich  für  Schnppen  mit: 
14»  Rad.  zu  116,26  Q»         85"»  Rad. 
18  ,    ,     ,  105,89  „  40,  „ 

20,     ,     ,  100,77  ,  45 
n  95,79 
,  91,85 


25 
30 


50, 


zu  88,24  □'■ 
■  85,91  , 
*  84,09  , 
.  82,64  , 


•)  Hirt«  d. 
der  vorn  llreb* 


•*)  Wenn  stirb  M  ili-eer  fUritnng  der  Lonnrnorire  eine  Knitter*  BrhwptKTit'reltr 
erfnrdnrtlttl  wird.  *n  dürfte  Ho  dorn  der  *nt  genannten  vnnaislelMei  enln.  Hühl  der 
L/akomotiTaehornatein  nach  des  Tnoren  hin .  an  gebt  für  die  UanipulerJooeii  a» 
Kepteade  der  Manralne  du  ipite  Uehl  der  Fenaterwsnd  xerlnren.  Das  Relnnroi 
der  Htedernhr«  geerbleht  bei  gefietaelen  Tboren.  Will  man  für  Reparaturen  anal 
sonatis?  II anti  njnrrn  irutee  TBerttirbt  haben,  so  muaa  man  |de4ckfatts  das  Tber 
r.ffnen;  »Ihrend  dar  « inner»,  Jabraaaelt  tat  die.  alierdlinjtt  «lUafc«;  I«  Winter  je- 


Arohitektenverein  zn  Berlin.  Exkursion  cur  He- 
sichtigung  des  Kgl.  Schlosses  am  17.  August  1878. 

Das  Hanptbauwerk  der  deutschen  Hauptstadt,  das  in  sich 
sämmtliche  Phasen  der  architektonischen  Kntwirkelung  Berlins 
zur  Darstellung  bringt  und  mehre  derselben  allein  vertritt,  hat  in 
den  Exkursionen  des  Architektenvereins  bisher  noch  nicht  die- 
jenige Beachtung  gefunden ,  die  ihm  seinem  historischen  und 
künstlerischen  Werthe  nact  gebührt  Es  ist  von  Zeit  zn  Zeit  in 


ziemlich  flüchtiger  Weise  durchwandert  worden,  während  es  wohl 
verdiente,  zum  Gegenstande  eines  systematischen  Studiums 
gemacht  zu  werden  —  etwa  in  der  Weise,  dass  jedesmal  nur 
ein  begrenzter  Theil  des  Ganzen  in  Augenschein  genommen, 
dieser  aber  vorher  durch  Ausstellung  der  bezgl.  Zeichnungen  nml 
erläuternde  Vorführung  des  historischen  Materials  dem  Verständ- 
nisse der  Besucher  näher  gebracht  würde. 

Dm  rege  Interesse,  welche«  der  znr  Zeit  mit  der  baulichen 


i-Radlua  Int  Mar  der  ftidlne  Jene«  Kreianocena  verstanden, 
Irnan  aas  den  inneren  I'oly«x>u«eit*(i  u ro erhrletieei  nire 


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349 


Fürsorge  für  dag  Schlots  beauftragte  Architekt,  Hr.  Ilofbauratli 
Persius,  der  bis  jetzt  noch  arg  vernachlässigten  architek- 
tonischen Erforschung  des  Baues  widmet,  lasst  hoffen,  dass 
ein  derartiges  Unternehmen  später  möglich  sein  wird.  Für  die 
diesmalige  Exkursion,  welche  von  sehr  kurzer  Hand  vorbereitet 
worden  war,  inusste  auf  einen  solchen  Versuch  leider  noch  ver- 
zichtet werden.  Es  war  derselben  daher  lediglich  das  Programm 
gestellt  worden,  die  kürzlich  im  inneren  Ausbau  erneuerten  Tbeile, 
sowie  einige  vom  Verein  bisher  noch  niemals  besichtigte  Partien 
des  Baues  cur  Besichtigung  zu  bringen. 

Nachdem  die  im  groben  Hofe  des  Schlosses  und  demnächst 
in  der  Schiosskapelle  versammelte,  etwa  140  Theilnebmer  zählende 
Gesellschaft  sich  aus  der  Kapelle  in  den  weifseu  Saal  begeben 
hatte,  wurde  unter  dieselbe  eine  Anzahl  lithographirter  Crund- 
riss-Skizzon  des  II.  Stockwerks,  welche  Hr.  Hofbaurath  Persius 
zur  Verfügung  gestellt  hatte,  verlheilt.  Hr.  F ritsch  gab  in 
kurzen  Zügen  diejenigen  historischen  Erläuterungen,  welche  für 
die  Besichtigung  der  alteren,  aus  der  kurfürstlichen  Zeit  her- 
rührenden Theile  des  Schlosses  und  für  das  Verständnis«  der  dort 
neuerdings  ausgeführten,  Ansichten  des  Schlosses  in  alter  Gestalt 
darstellenden  Wandbilder  unentbehrlich  erschienen.  Dann  wurde, 
unter  Führung  des  durch  seine  lange  künstlerische  Thatigkeit 
bei  den  Renovirungs -Arbeiten  mit  dem  Dane  eng  verwai  hseucn 
Hrn.  Hofbaumeister  Bobm  die  Wanderung  angetreten. 

Durch  die  —  auch  dem  gröberen  Publikum  bekannten  — 
an  der  Lustgarten-Seite  des  Schlosses  liegenden  „Paradekaromero" 
und  die  in  ihrem  Mauerwerk  noch  aus  dem  ältesten  Burgbau 
Kurfürst  Friedricb's  U.  herrührenden  Parade -Vorkammern  ging 
es  zunächst  bis  nach  dem  als  Vestibül  jener  Fes  träume  dienenden 
Schweizersaal;  von  dort  über  die  Hintertreppe  nach  dem  obersten 
Stockwerk  des  an  der  Spree  liegenden  .Hauses  der  Herzogin'', 
von  dem  jedoch  nur  die  durch  Oberlicht  beleuchtete  Kapelle,  das 
Ober  dem  „Grünen  Hut"  liegende  Thurmgeniach  und  das  benachbarte, 
den  „Bramischweig  sehen  Kammern"  an  gehörige  Gemach  zur  Be- 
sichtigung gelangten.  Durch  die  im  Aufbau  der  ältesten  Schloss- 
kapelle liegenden  „Kleist'schen  Kammern"  begab  man  sich  nach 
der  „Königin-Elisabeth-Wohnung",  passirte  die  als  „Wohnung  der 
Prinzessin  Elisabeth  und  Prinzessin  Marie"  benannten  Zimmer  im 
H.  Stockwerk  de»  Theifc'schen  Flügels  fam  Schlossplatz)  und 
stieg  demnächst  über  die  von  Eosander  gebaute  „Marmortreppe" 
nach  dem  I.  Stockwerk  herab,  um  noch  die  im  westlichen  Theile 
der  Schlossplatz-Front,  unter  der  Wohnung  des  Prinzen  Friedrich 
Karl  belegenen  „Königin  -  Mutter  -  Kammern"  in  Augenschein  zu 
nehmen.  Der  Ausgang  wurde  durch  die  an  der  Südwest-Ecke 
des  großen  Hofes  liegende  Wendeltreppe  genommen.  Ein  Theil 
der  Besucher  begnügte  sich  jedoch  mit  dem  Gebotenen  noch 
nicht,  soudern  lieft  auch  noch  in  den  Kapeltenhof,  sowie  in  den 
unterhalb  der  Langen  Brücke  liegenden  Garten  sich  führen,  um 
von  dort  die  zum  Theil  schon  vom  Innern  aus  erblickten  Tbeile 
der  älteren  Bauten  nach  Technik  und  Detail-Ausbildung  näher 
würdigen  zu  können. 

Auf  eine  Beschreibung  des  Gesehenen  wollen  wir,  in  der 
Hoffnung,  dass  der  am  Eingange  unseres  Berichtes  angedeutete 
Plan  zur  Verwirklichung  gelangt,  verzichten  und  nur  mit  wenigen 
thatsachlichen  Bemerkungen  uns  begnügen.  Leider  war  die 
Witterung  unserer  Exkursion  nicht  günstig;  namentlich  die  an 
der  Spree  liegenden  Zimmer  waren  durch  die  am  Himmel  stehen- 
den Wolken  und  die  vor  den  Fenstern  errichtete  Büstnng  so  ver- 
dunkelt, dass  nur  ein  Banz  allgemeiner  Eindruck  gewonnen  wer- 
den konnte.  Erfreulich  und  für  jenes  Vorhaben  viel  versprechend 
war  das  aufserordentlich  rege  Interesse,  das  sich  für 
geschichtlich  interessanten,  den  meisten  Besucher 
unbekannten  Beste  des  alten  Baues  innerhalb  de 
kund  gab;  die  Renaissance- Gallerie  im  Kapellenhof,  die 
ten  Säulen-Arkaden  des  offenen  Belvedere,  das  ehemals  den 
grünen  Hut  krönte,  die  skulptirte  I.aibuwr  des  Bogens,  mit 
welchem  der  südöstliche  Erker  des  Theils'scheu  Baues  nach 
dem  2.  Geschofs  sich  öffnet,  das  von  einem  nur  von  aufsen  zu- 
gänglichen Gemach  ummantelte  Konsol,  das  diesen  Erker  nach 
unten  abschloss,  endlich  der  in  technischer  Vollendung  ausge- 
führte, mit  einer  Sgrafrito-Quaderung  versehene  Putz  der  Wasser- 
front, der  augenblicklich  einer  (seit  200  Jahren  unterbliebenen) 


mit  Eifer  betrachtet  und  untersucht.  —  Von  den  inneren  Dekora- 
tionen erregten,  als  noch  wenigen  bekannt,  besonderes  Interesse: 
Die  von  dem  Bildhauer  Gottfried  Schadow  (wohl  in  den 
ersten  Jahren  unseres  Jahrhunderts)  eingerichteten  beiden  Säle 
der  „Königin-Mutter- Kammern";  die  vor  einigen  Jahren  im  Stile 
deutscher  Renaissance  (unter  theil  weiser  Verwendung  echter 
Details,  z.  B.  des  Schnitzwerks  von  schleswig-holsteinschen  Truhen) 
ausgebaute  „Kleist Vi  Ii.  Wohnung",  sowie  die  der  jüngsten  Phase 
der  Renovirungs- Arbeiten  (unter  Hofbaurath  Persius)  angehörige, 
gleichfalls  im  Renaissancestil  bewirkte  neue  Dekoration  der 
„Braunschweig'schen  Kammern",  von  welcher  auch  die,  schon  jetzt 
einer  etwas  eingehenderen  Erwähnung  wertbe  Ausschmückung  des 
Thurmzimmers  im  grünen  Hut  mit  Wandgemälden  ein  Theil  ist. 
Es  war  sicherlich  ein  äufserst  glücklicher,  sinniger  Ge- 
:e,  die  Wandtlächcu,   mit  denen  die  Arkaden  des  alten 


danke, 

Joachim'schen  Belvederes  geschlossen  sind,  zur  Aufnahme  histo- 
rischer, der  Darstellung  des  alten  kurfürstlichen  Schlosses  ge- 
widmeter Architekturbilder  zu  bestimmen.  Eine  ebenso  glück- 
liche Verwirklichung  ist  demselben  durch  unsere  beiden  Architektur- 
maler par  excellenee,  Carl  und  Paul  Graeb,  zu  Theil  geworden. 
Mit  feinem  Takt  haben  dieselben  darauf  verzichtet,  durchaus 
eigene  Erfindungen  zu  geben;  sie  haben  vielmehr,  wo  es  sich  um 
mittlerweile  verschwundene  Tbeile  handelte,  durchweg  an  vor- 
handene alte  Darstellungen  sich  angeschlossen,  die  freilich  zum 
Theil  ziemlich  unbehultlieher  Art  sind  und  einer  starken  Berichtigung 
in  Bezug  auf  Perspektive,  Verhältnisse  und  Detailfornien  be- 
durften —  einer  Berichtigung,  in  der  das  gewissenhafte  Studium 
der  beiden  Meister  ebenso  glänzend  sich  kundgiebt,  wie  deren 
Kunst  in  der  Aufgabe  sich  bewährt  hat,  ans  den  so  gewonnenen 
Elementen  stimmungsvolle  Bilder  zu  gestalten.  Da  jene,  jedem 
der  Geschichte  Berlins  Kundigen  wohl  bekannten  Original-Zeich- 
nuugen  durchweg  aus  der  Zeit  des  grofsen  Kurfürsten,  zumeist 
erst  aus  den  letzten  Regierungsjahren  desselben  stammen,  so  hat 
sich  zugleich  ganz  von  seihst  diejenige  Zeit-Einheit  ergeben, 
welche  den  bezgl.  Darstellungen  zu  Grunde  zu  legen  war. 

Es  sind  6  Wandfelder,  die  von  einer  reichen  Arkaden- Archi- 
tektur eingefasst,  von  dunklem  Holzpanneel  nach  unten  abgegrenzt, 
zur  Aufnahme  von  Bildern  bestimmt  werden  konnten.  Die  Aus- 
ist in  der  bereite  für  die 


fflhrung  der  letzter 
Wandgemälde  des 
des  al  fretco,  mit  Wasserfarben  auf  einem  mit  Wasserglas  ge- 
tränkten Kalkputz,  erfolgt.  Das  erste,  gleich  dem  2.  und.  3.  von 
Carl  Grab  (dem  Vater)  gemalte  Bild  zeigt,  in  Morgenbeleuchtung, 
die  Wasserseite  des  Schlosses,  aus  der  Burgstrasse  gesehen. 
Das  2.  Bild,  das  an  die  im  Merian  erhaltene  Zeichnung  Mein- 
hard's  sieb  anlehnt,  stellt  das  Schloss  zur  Zeit  des  30jährigen 
Krieges,  von  einem  etwa  der  Königswache  entsprechenden  Stand- 
punkte, dar.  Das  3.  Bild  giebt  eine  Ansicht  des  Lustgartens 
etwa  vom  Dacb  des  (erst  1875  abgebrochenen)  Nehriug'schen 
Orangerie- Gebäudes,  mit  der  Nordfront  des  Schlosses  im  Hinter- 
grunde. In  dem  4.  Bilde  von  Paul  Gräb  (dem  Sohne),  das  an 
die,  auch  auf  S.  20  von  „Berlin  und  seine  Bauten"  reproduzirtu 
Darstellung  sich  anlehnt,  erscheint  das  Schloss  von  dem  gegen- 
über dem  Marstal)  liegenden  Spreeufer  her  gesehen.  Das  5.  Bild, 
dem  die  bekannte  Aquarell-Skizze  des  Malers  Stridbcck  v.  1690 
zu  Grunde  liegt,  zeigt  das  Innere  des  zweiten  Schlosshofes  mit 
den  beiden  „Wendelsteinen."  Das  0.  Bild  endlich  giebt  eine  An- 
sicht des  Schlosses  und  des  Marstalls  aus  der  Königstrasse  mit 
der  Ustseite  des  Domes  im  Hintergründe.  — 

Es  ist  ein  bedeutsamer  und  schöner  Schmuck,  den  das 
Hohenxolle.nl-  Schloss  mit  diesen  Bildern  gewonnen  hat  Zu  be- 
dauern ist  es  nur,  dass  sie  dem  Publikum  -  schon  wegen  der 
Enge  des  Raumes  -  stets  nur  in  geringem  Maafse  werden  zu- 
gänglich gemacht  werden  können.  Dem  schon  von  anderer  Seite 
her  geäufserten  Wunsche,  dass  dieser  Mangel  durch  eine  Publi- 
kation der  Bilder  in  Farbendruck  bekämpft  werden  möge,  können 
wir  unsererseits  demnach  nur  aus  voller  Ueberzeuguug  beistimmen. 
An  lohnendem  Erfolge  würde  es  einer  solchen  Publikation,  der 
das  patriotische,  historische  und  künstlerische  Interesse  in  gleicher 
Weise  entgegen  kommen  würden,  wahrhaftig  nicht  fehlen.  —  — 
Ein  Zusammensein  in  den  von  Schlüter  geschaffenen  histo- 
rischen Räumen  der  „alten  Post"  vereinigte  den  Rest  der  Kx- 
"  bis  zu  später  Stunde.  —  F.  — 


Vermischtes. 

W«  Internationale  Ausstellung  für  die  gesammto 
Papier- Industrie  zu  Berlin.  Die  Räume  des  Exerzierbauses 
in  der  Karlstrasse,  welche  vor  4  Jahren  die  noch  in  guter  Er- 
innerung stehende  Bau-Ausstellung  enthielten,  haben  sich  seit 
dem  21.  Juli  d.  J.  der  oben  genannten,  noch  bis  zum  31.  August 
geöffnet,  die  der  Initiative  eines  ans  dem 
nntpapier-Fabrikanten"  hervor  gegangenen 
verdankt.  Dieselbe  ist  von  etwa  550  Aus- 
beschickt und  in  folgende  8  Gruppen  ge theil t: 
Gruppe  1.  Rohstoffe  und  Bedarfs-Artikel  zur  Herstellung 
von  Papier  und  Pappe,  sowie  für  die  Papiergewerbe.  —  Gruppe  2. 
Maschinen  zur  Verarbeitung  und  Ausstattung  von  Papier  und 
Pappe.  —  Gruppe  3.  Papiere  und  Pappen.  —  Gruppe  4. 
Papiere,  soweit  dieselben  gestrichen,  bedruckt  oder  gepresst  sind. 
—  Gruppe  6.  Papier-  und  Papp-Waaren.  —  Gruppe  6.  An- 
wendung des  Papiers  zu  technischen  und  baulichen  Zi 


Gruppe  7.  Papier-,  Schreib-  und  Zeichen waaren  im  Unterricht, 
Geschäftlichen  und  für  die  graphischen  Künste  und  Gewerbe.  — 
Gruppe  S.   Geschichte  und  Litte ratur  der  Papiergewerbe. 

Wenn  die  Anwendung  des  Papiers  bei  uns  auch  noch  bei 
weitem  nicht  jene  Mannichfaltigkeit  erreicht  hat,  die  sie  in  den 
ostasiatischen  Ländern  oder  selbst  nur  in  Nordamerika  findet,  so 
ist  der  Verbrauch  desselben  doch  immerhin  ein  so  vielseitiger, 
dass  eine  Spezial-Ausstellung  für  das  bezügl.  Gebiet  ihre  gute 
Berechtigung  bat  und  auf  das  regste  Interesse  des  Publikums 
wie  der  Fachleute  Anspruch  erbeben  darf, 
liefert  das  in  Rede  stehende  Unternehmen, 
der  Berliner  Bevölkerung  und  der  angeschensten  Journale  Deutsch- 
lands that&ächlicb  in  reichstem  Maafse  zu  Theil  geworden  ist, 
trotzdem  die  Ausstellung  gegenüber  dem,  was  sie  sein  könnte 
und  nach  Absicht  der  Unternehmer  auch  wohl  sein  sollte  —  als 
nahezu  verunglückt  angeschen  werden  kann.  Ganz  abgesehen 
davon,  dass  es  mit  der  International«!«,  ja  selbst  mit  einer  an- 
Vertretung  der   verschiedenen  Gaue 


Den  Beweis  hierfür 


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24.  An-nst  1878 


Deutachlands  ziemlich  schwach  bestellt  ist,  fehlt  es  vor  allem  an 
einer  genügenden  Beiheiligung  der  Papierfabrikanten,  unter  denen 
nur  die  Vertreter  der  Holzstoff- Papierfahrikation  zahlreich  auf 
dem  Platze  erschienen  sind.  Schreib-  und  Druckpapier  sind  nur 
sehr  sparsam,  Zeichen-  und  Pauspapier  fast  gar  nicht  ausgestellt ; 
ebenso  ist  —  mit  Ausnahme  weniger  Finnen  —  die  blühende 
Tapeten-Industrie  der  Ausstellung  fern  geblieben.  Den  Fachmann 
dürfte  die  Gruppe  2,  der  manche  sinnreiche  und  interessante 
Maschinen  für  Spezi  alz  wecke  angehören,  am  meisten  anziehen, 
während  die  Masse  der  Besucher  bei  den,  verhältnissmkfsig  wohl 
am  besten  vertretenen  und  zum  Theil  glänzend  arrangirten  Gegen- 
ständen der  Gruppen  5  und  7,  die  dem  Gesammtbildc  der  Aus- 
eine charakteristische,  festlich  heitere  Physiognomie  ver- 


n,  vorzugsweise  ihre  Rechnung  findet  — 
Am  meisten  enttäuscht  waren  wir  von  der 


ppe  6,  in  welcher  - 
eckungen  und  Aspbaltröbren 
—  das  in  den  Berichten  der  politischen  Presse  mit 
gefeierte  „Papierhaus"  figurirt;  doch  war  der  Gegensatt  zi 
sehen  dem  Bilde,  das  diese  Berichte  in  uns  erweckt  hatten  und 
der  (man  verzeihe  uns  das  etwas  vulgäre  aber  treffende  berliner 
Eigenschaftswort)  „klatrigen**  Wirklichkeit  ein  so  drastischer, 
dass  wir  diese  heitere  Enttäuschung  als  die  werthvollste  der  beim 
Besuche  der  Ausstellung  gewonnenen  Erinnerungen  betrachten 
müssen.  Einzelne  aus  Papier  oder  Papiermasse  hergestellte  Kon- 
struktionstheile  bezw.  Ausstattung« -Gegenstände  dieses  in  seinem 
Gerüst  aus  Holz  werk,  mit  theilweiser  Backstein-Verkleidung,  aus- 
geführten Hauses  sind  in  ihrer  Anwendung  natürlich  nicht  neu: 
die  zur  Bedeckung  verwendete  Dachpappe,  die  Tapeten  zur 
Wandbekleidung,  die  (an  sich  keineswegs  musterhaften)  Decken- 
verzierungen, Bilderrahmen,  Figuren  und  Ständer  aus  Papier 
mache,  sowie  das  Bouquet  aus  Papierblumen,  auch  die  sogen, 
japanischen  Papier- Vorhänge  —  ein  Surrogat  für  die  z.  Z.  noch 
in  Mode  stehenden,  bunt  bedruckten  Cretonnes,  das  anscheinend 
jedoch  wenig  Aufnahme  finden  will  —  sind  seit  einigen  Jahren 
bekannt  Was  dagegen  an  dem  bezügl.  Hause  von  neuen  Be- 
standtheilen  auftritt,  gehört  entweder  dem  Gebiete  des  amerika- 
nischen Ilumbugs  an  oder  charakterisirt  sich  als  eine  harmlose 
Spielerei.  Entschiedener  Humbug  ist  es,  dass  die  dünne  „ame- 
rikanische Baupappe",  zwischen  das  Holzgerüst  der  Wände 


und  die  Backstein-  bezw.  Holz- Verkleidung  derselben  eingeschal- 
tet, „Schutz  gegen  Wärme,  Kälte  nud  Ungeziefer"  abgeben  oder, 
im  Innern  aufgenagelt,  eine  Holzbekleidung  bezw.  eine  Rohrputz- 
Lage  ersetzen  soll;  sie  dürfte  sich  in  beiden  Fällen  ähnlich  be- 
währen, wie  das  von  den  industriösen  Engländern  gelieferte,  mit 
Papiersohlen  versehene  Schuhwerk  der  weiland  Gambetta'scben 
Armee.  An  Hnmbug  streift  es,  wenn  der  „amerikanische  Pa- 
pier t  e  p  p  i  c  b  *  als  brauchbares  Surrogat  gewebter  Teppiche  gelten 
will.  Es  kann  dieses  in  Bollen  hergestellte,  mit  eiuem  buntge- 
musterten, warhstuchartigen  Ueberzug  versehene  Fabrikat,  dessen 
einzelne  Bahnen  stumpf  gegen  einander  gestofsen  werden  müssen, 
höchstens  auf  den  Namen  einer  Fufsboden-Tapete  Ansprach 
erheben  und  dazu  dienen,  für  das  Auge  die  oberflächliche  Illu- 
sion eines  Teppich-Belages  hervor  zu  rufen.  Zwischen  Hnmbug 
und  Spielerei  stehen  die  Wetter-Rouleaux  aus  Papier.  Ent- 
schiedene Spielpreien  dagegen  sind  die  plumpen,  aus  Pappe  ge- 
fertigten Thoren,  der  Papier- Kronleuchter  und  endlich  der 
aus  Asbestpappe  gefertigte  Papierofen,  in  dem  zum  Staunen 
des  lieben  Publikums  thalsächlich  Feuer  unterhalten  wird.  — 
Wie  man  auf  solche  Dinge  im  Ernst  hat  kommen  können,  er- 
scheint erklärlich,  wenn  man  im  Katalog  liest,  dass  der  Ausstel- 
lung einer  aus  Siegel-,  bezw.  Stempel-  und  Rriefmarken  gefer- 
tigten Tapete  der  „volkswirtkschaftliche  Gedanke  zu  Grunde 
liegt,  dass  man  nichts  unbenutzt  wegwerfen  soll."  Es  handelt 
sich  anscheinend  um  eine  neue  Art  von  Volkswirtschaft,  in  der 
Zeit  und  Arbeit  weniger  als  nichts  gelten.  — 

I  Aeufserungen,  welche  auf  die  dem  bautechnischen 
ferner  stehenden  Lichtseiten  der  Ausstellung  nicht  näher 
konnten,  etwas  gar  zu  hart  klingen  sollten,  so  wollen 
Schlüsse  versichern,  dass  wir  das  Verdienst,  den  Unter- 
und  das  technische  Geschick  ihrer  Schöpfer  keines- 
wegs verkennen.  Gern  wollen  wir  annehmen,  dass  eine  stärkere 
Beibringung  der  eigentlichen  Papier-Industriellen  an  dem  Werke 
es  ihnen  erspart  hätte,  auf  das  Interesse  des  Publikums  mit  so 
äufserlichen  und  gewaltsamen  Mitteln  wirken  zu  müssen,  wie  zum 
Theil  geschehen  ist  Mögen  sie  vor  allen  Dingen  von  einem 
späteren,  zweiten  Versuche  einer  solchen  Ausstellung,  der  ein 
vollkommener  Erfolg  dann  wohl  nicht  fehlen  wird,  sich  nicht  ab- 


Nono  Maschinen  zur  Herstellung  von  Bautheilen  und 
gewerblichen  Gegenständen  ans  Granit  nnd  anderen  harten 
Gesteins  -  Arten.  Der  Baumeister  G.  J.  Schmidt  in  Uber- 
Pcilau  bei  Beichenbach  i.  Schi,  hat  ein  Paar  Maschinen  erfun- 
den, welche  im  Falle  der  zu  erhoffenden,  umfassenden  Bewährung 
bestimmt  sein  dürften,  thcils  der  Verwendung  sogen,  „echter 
Materialien"  an  Stelle  unbefriedigender  Surrogate  ein  weites  Feld 


in  Zukunft  auf  ein  wesenüich  niedrigeres  Niveau 
als  das  heutige,  herunter  drücken  zu  können. 

Hr.  G.  J.  Schmidt  will  die  bisherige  mühsame  und  darum 
theure  Handarbeit  beim  Spalten  und  Bearbeiten  von  Gesteinen 


härtester  Art,  als  Granit,  Syenit  etc.,  ausschließlich  durch  ma- 
schinelle Kräfte  besorgen  lassen  und  hat  für  diesen  Zweck  eine 
Steinspalt-Maschihe  und  eine  andere  Maschine,  welche  etwa 
zwischen  Steinsäge  und  Steinbohr  -  Maschine  in  der  Mitte  steht, 
konstruirt 

Die  St  eins  pal  t- Masch  ine  liUst  sich  in  ihrer  Gesammt- 
anordnung am  ehesten  einem  Dampfhammer  vergleichen,  bei 
welchem  die  Stelle  des  Ambos  durch  eine  feste  Stabischneide 
vertreten  wird,  wahrend  eine  zweite  zugehörende  und  bewegliche 
Stahlschneide  dem  Hammer  eingefügt  ist  Der  zu  spaltende 
Steinblock  wird  der  Maschine  auf  Rollen  zugeführt  und  der  Hub 
des  Hammers  in  direkter  Weise  durch  einen  Dampfkolben  bewirkt. 

Gröfseres  Interesse  als  die  relativ  einfache  Spaltmaschine 
nimmt  die  zweite  der  beiden  Schmidt'schen  Maschinen  in  Anspruch, 
die  aus  einer  beliebigen  Anzahl  von  Dampfzylindern  sich  bildet, 
welche  auf  einem  in  horizontaler  Ebene  beweglichen,  geraden  oder 
kreisförmig  gestalteten  Rahmen  montirt  sind.  Die  Steuerung  dieser 
Zylinder  wird  durch  eine  besondere  kleine  Maschine  bewirkt  und 
geschieht  daher  genau  überein  stimmend.  Jede  Kolbenstange  der 
Zylinder  trägt  am  unteren  Ende  einen  eigenartig  gebildeten 
Stahl-Meifsel,  welcher  eine  Wirkung  zwar  lediglich  in  Störsender 
Weise  ausübt,  zu  einer  der  Säge  ähnlichen  Wirkung  jedoch 
dadurch  gelangt,  dass  die  Meifselspitzcn  mit  den  Dampfzylindero 
gemeinsam  eine  genau  regulirbare,  gerade  oder  kreisförmige  Fort- 
Itewegung  in  horizontaler  Ebene  ausführen.  Auch  zur  Erzeugung 
dieser  Fortbewegung  ist  eine  besondere  kleine  Dampfmaschine 
vorhanden. 

Bauliche  Gegenstände,  auf  deren  Herstellung  der  Konstruk- 
teur —  der  zugleich  Steinbruchs- Besitzer  ist  —  vorzugsweise  sein 
Augenmerk  richtet,  sind  Platten,  Quadern  und  aller  Art  Schwellen, 
Rinnstein-Sohlstücke,  Röhren,  Säulen  nnd  Iiiastersteine.  Er  glaubt 
die  Preise  aller  genannten  Gegenstände  niedrig  genug  stellen  zu 
können,  um  im  Stande  zu  sein,  die  Konkurrenz  aller  und  selbst 
der  geringwertigen  Surrogate,  wie  z,  B.  Zementguss,  aus  dem 
Felde  zu  schlagen.  Dieser  Punkt  würde  allerdings  den  Kardinal - 
putikt  der  beachtenswerthen  Erfindungen  ausmachen,  wegen 
deren  der  Autor 
schritten  ist  — 

Nochmals  die  horizontale  Dachrinne.  In  dem  Artikel 
des  Ilm.  Halber  in  No.  65  sind  verschiedene  irrige  Ansichten 
über  die  von  mir  veröffentlichte  Rinnenkoiistruktion  ausgesprochen, 
welche  wohl  durch  die  nicht  ganz  richtige  Wiedergab-'  der  von 
mir  eingesandten,  allerdings  sehr  flüchtig  gezeichneten  Skizze  ver- 
anlasst worden  sind. 

Eine  Sackbihlung  zwischen  den  Rinnen-Eisen  (in  dem  Artikel 


des  Hrn.  Halber  steht  ^Rinnen",  doch  sind  wohl  die  Rinnen-Eisen 
gemeint)  kann  bei  meiner  Rinne  nicht  vorkommen,  weil  solche 
nicht  vorhanden  sind.  Die  Rinne  liegt  mit  ihrem  ( 
auf  der  oberen,  aus  Quadern  oder  Zementputt  gebildeten 
bezw.  Gesims-Abdeckung  und  wird  durch  Flachcisen, 
Rand  der  Rinne  umfassen  und  über  dieselbe  hinweg  auf  die 
Sparren  reichen,  in  dieser  Lage  erhallen.  Man  kann  also  ohne 
Gefahr  für  die  Rinne  in  derselben  entlang  gehen. 

Die  Zwischenräume  der  Sparren  sind  bis  unter  das  Kantbrett 
vollgemauert  und  die  ganze  Vorderseite  dieser  Zwischenmauerung, 
auch  Uber  die  Sparrenstirnen  hinweg,  ist  mit  einem  guten  Zement- 
mörtel 1,5—2*"'  stark  verputzt  Der  Boden  der  Rinne  liegt  noch 
um  eine  Schicht  tiefer,  als  die  horizontal  abgeschnittene  Unter- 
triebe fler  Sparrenköpfe.  Ein  Eindringen  des  Regenwassers  ins 
Gebäude  ist  also  total  unmöglich,  auch  noch  bei  keinem  der  von 
mir  ausgeführten  etwa  50  Gebäude,  welche  gröfstentheils  in  dem 
sehr  wind-  und  regenreichen  östlichen  Holstein  liegen,  vorgekommen. 

Beiläufig  sei  noch  bemerkt,  dass  meine  Rinnenkonstruktion 
von  allen  bisher  bekannten  wohl  die  einfachste  und  billigste  sein 
möchte. 

Hohenlinden,  den  15.  August  1878.  J.  Schmölcke. 


Konkurrenzen. 

Kunstgewerbliche  Konkarrenzen  in  Braunsehweig.  Die 

vom  Verein  zur  Förderung  des  Kunstgewerbes  in  B.  zu  Anfang 
dieses  Jahres  ausgeschriebenen,  auf  S.  80  u.  Bl.  erwähnten  Kon- 
kurrenzen haben  eine  erfreulich  rege  Betbeiligung  gefunden;  es 
sind  25  Entwürfe  zu  einer  Nähmaschine  und  27  Entwürfe  au 
einem  Tapetenmuster  eingegangen.  Für  die  Lösung  der  ersten 
Aufgabe  hat  Hr.  Prof.  Alwin  Gottschald  in  Chemnitz  den  1., 
Hr.  Bildhauer  E.  Bode  in  Wilhelmshütte  den  2.  Preis  erhalten. 
Unter  den  Tapeten-Entwürfen  sind  diejenigen  der  Hm.  Bmstr. 
M.  Osterloh  in  Braunschweig  und  Arch.  Th.  de  Vries  in  Berlin 
mit  dem  1.  bezw.  2.  Preise  belohnt  worden. 


Brief-  nnd  Frapekwiten. 

Hrn.  T.  in  Kassel  u.  R.  in  Neuis.  Wie  jede  direkte  Stellen- 
vermittelung müssen  wir  auch  grundsätzlich  jeden  Hinweis  auf 
Gelegenheit  zu  etwaiger  Beschäftigung  ablehnen,  da  wir  nicht 
willens  sind,  die  hiermit  verbundene  Verantwortlichkeit  zu  über- 
nehmen. 

Hrn.  R.  v.  E.  in  Genf.  Wir  haben  Ihre  Postkarte  im  Ori- 
ginal an  Hm.  Prof.  Gottgetreu  in  München  übersandt 


ron  C.rl  Bttliti  in 


K.  K.  O.  Frit.th.    Üntk:  W.  Holter  Hofbothdracli.r.l,  Bwlin- 


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K:  69. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


351 


IlWtt:  Df»  F«r*p.kliT(.  Im  ArrMtoktur  -  JMrkn».  —  NltlWik  irr 


h*n  polrtKhniKlifO  Schal»  in  Zürich  pro  1*77  IM.  —  Rwi 
„dkt  ,1-,  tri«..«»«».**»  HirM«  I.  IW-r«  - 
-  Pertoail  K»rhrlehl«o.  -  Brief-  und  Xr>K«k««te». 


Oie  Perspektive  im  Architektur -Zeichnen. 

Du  allgemeine  und  wohtthatige  Naturgesetz,  dass  auf  jede 
Uebertreibung  mit  Notwendigkeit  eine  Reaktion  folgen  matt, 
hat  in  neuester  Zeit  in  der  Beurtheilung,  welche  das  Gebiet  des 
Architektur -Zeichnens  im  Kreise  der  Kachgenossen  findet,  Kr- 
scheinangen  gezeitigt,  die  in  ihren  Folgen  zu  wichtig  sein  durften, 
um  mit  Stillschweigen  übergangen  zu  werden. 

In  der  großen  Konkurrenz  um  die  Kirche  der  Petri-Gemeindc 
in  Leipzig  war  die  Einsendung  von  l'erspektiven  der  Projekte 
verboten.  In  wie  weit  bei  diesem  Beschlüsse  Kachgenossen 
ist  mir  unbekannt:  da  dem  I-aienelement  in- 
die  Perspektive  doch  wesentlich  naher  stehen  dürft«  als 
der  geometrische  Aufriss,  da  also  dieses  schwerlich  mit  solcher 
Knergie  sich  die  ihm  allein  verständliche  I >arstcllung  architektoni- 
scher Gedanken  verbitten  durfte,  so  wird  man  kaum  fehl  schließen, 
wenn  man  jene  befremdende  Bestimmung  dem  Beirath  der  zuge- 
zogenen Sachverstandigen  zuschreibt. 

Was  in  dem  angetiihrten  Falle  vcrauthci  werden  darf,  ist  in 
der  interessanten  Aufgabe,  welche  z.  Z.  die  deutsche  Fachgeuossen- 
schaft  bewegt,  Gewissheit,  Auch  in  der  Konkurrenz  um  das 
Kollegien-Gebäude  der  Straßburger  Universität  ist  zwar  die  per- 
speküvische  Darstellung  nicht  verboten,  aber  sie  wird  nicht 
mit  ausgestellt ;  man  darf  also  schließen,  dass  sie  nicht  erwünscht 
ist,  oder  dass  sie  mindestens  als  gleichgültige  Sache  betrachtet  wird. 
Das  Programm  dieser  bedeutsamen  architektonischen  Aufgabe  ist 
unter  der  maaßgebeuden  Mitwirkimg  unserer  hervor  ragendsteu 
deutschen  Baumeister  entstanden;  es  muss  also  ein  allgemein 
d  gewesen  sein,  der  es 
hat,  dass  die  perspektivische  Darstellung  als 
zur  Seite  gestellt  wurde. 
Hatte  die  Freisausschreibung  («stimmt,  dass  die  Perspektiven 
erst  nach  der  Preigertheilung  zur  öffentlichen  Ausstellung  bezw. 
zur  Kenntniss  der  Preisrichter  kommen  sollten,  so  könnte  man 
einen,  wenn  auch  wenig  stichhaltigen  Grund  darin  vermuthen, 
dass  jedem  Versuch,  die  Sinne  der  Freisrichter  durch  glänzende 
Bilder  zu  bestechen,  von  vorn  herein  vorgebeugt  werden  soll.  — 
Warum  man  aber,  nachdem  diu  dennoch  etwa  eingebenden  Bilder 
den  Freisrichtern  vorgelegen  haben,  diese  von  der  öffentlichen 
Ausstellung  fem  halten  will,  warum  man  die  wesentlichste  Knicke 
entfernen  will,  welche  dem  Laienelement  das  Findlingen  in  die 
schwierige  Materie  der  Architektur  als  Kunst  ermöglicht:  darauf 
ist  in  der  Tbat  schwer  eine  Antwort  zu  linden. 

Wenige  architektonische  Aufgaben  unserer  Zeit  werden  von 
dem  greisen  Publikum  in  Deutschland  in  gleicher  Weise  mit 
gleich  allgemeinem  Interesse  studirt  und  beurtheilt  werden,  wie 
diejenige  eines  Universitäts-Gebäudes  für  Strasburg.  Schon  die 
breite  Unterlage,  welche  der  Sache  durch  die  Initiative  des 
Reichstags  geworden  ist,  die  Bedeutung  des  Baues  an  sielt  und 
die  politische  Seito  der  Angelegenheit  drangen  ein  außergewöhn- 
liches  Interesse  auf  diese  Konkurrenz  zusammen.  Was  will  dem 
■1.  welche  alle  Nicht-Fachleute  im  grofseren 
in  die  eingegangenen  Arbeiten 

Jt?  - 

Steht  dieselbe  im  Widerspruch  mit  der  doch  unter  lebhafter 
Zustimmung  der  Fachgenossen  aufgenommenen  Initiative  tu  einer 
Beschickung  der  internationalen  Kunst-Ausstellungeu  mit  Werken 
der  Architektur,  mit  dem  allerseits  lebhaft  empfundenen  Wunsche, 
dem  Laienthum  ein  größeres  Verstände iss  für  die  Baukunst  zu 
eröffnen,  ihm  die  Zusammengehörigkeit  derselben  mit  den 
Schwesterkunsten  möglichst  fasslich  vor  Augen  zu  fuhren: 
so  ist  dennoch  diese  Seite  der  Sache  die  weitaus  untergeordnete. 
Wichtiger  erscheint  die  prinzipielle  Frage  nach  dem  Werth 
oder  l'nwerth  der  Perspektive  als  architektonische  Zeichnung. 

Die  bei  einigen  Konkurrenzen  zu  Tage  getretene  üliertrie benc 
Ausstattung  perspektivischer  Bilder  kann  doch  unmöglich  einen 
Grund  dafür  abgeben,  dieselben  überhaupt  zu  verwerfen?  So 
sehr  jene  Uebertreibung  als  Missbrauch  zu  bezeichnen  ist,  so  ver- 
werflich es  sein  mag,  die  Zeichnungen  der  Architekten  durch 
Maler  zu  Arcbitekturbildern  umzaubern  zu  lassen  —  mindestens 
da,  wo  es  sich  um  ehrlichen  Kampf  mit  gleichen  Waffen  handeln 
soll  -  so  leicht  wäre  es  ja,  durch  die  einfachsten  Programm-Be- 
stimmungen diesem  Missbrauch  ein  Ziel  zu  setzen. 

Ich  glaube  übrigens,  dass  man  an  der  Hand  der  Resultate, 
welche  die  Konkurrenzen  der  letzten  Jahre 
den  Nachweis  führen  könnte,  dass  y 


das  als  ein  Verdienst  anzurechnen.  Die  sachverständige  Majorität 
einer  Jury,  welche  einer  Bestechung  durch  schöne  Aquarelle 
überhaupt'  unterworfen  ist,  wurde  vielmehr  als  ihrer  Aufgabe 
wenig  gewachsen  zu  bezeichnen  sein.  Es  sind  2  andere  Grunde, 
welche  dem  bei  Konkurrenten  mit  pers|»ektivischen  Bildern  ge- 
triebenen Missbrauch  und  der  durch  Zuziehung  fremder  Hände 
ermöglichten  Mache  das  Unheil  sprechen.  Einmal  die  Unwür- 
digkeit  einer  solchen  Handhabung  der  viel  zo  ernst  und  hoch 
dastehenden  Kunst  der  Architektur,  sodann  die  Geldopfer,  welche 
JOB  es  Verfahren  erfordert  --  Opfer,  durch  welche  jüngere,  unbe- 
mittelte Fachgenossen,  in  sofern  dieselben  der  herrschenden  Sitte 


In  jener  Prinzipienfrage  wird  hierdurch  nichts  entschieden. 
—  Man  sollte  eigentlich  denken,  dass  die  Bedeutung  der  per- 
spektivischen Zeichnungsart  an  sich  so  Uber  aller  Diskussion 
Stande,  dass  es  maisig  wäre,  darüber  zu  reden;  aber  die  er- 
wähnten Erscheinungen  im  Gebiete  des  Konkurrenzwescns  einer- 
seits und  die  uiiliegreitlicho  Hä&slichkeit  vieler  hervor  ragenden 
Bauten  in  dem  iMTspektivischen  Bilde  ihrer  Linien,  bei  oft  fein 
und  subtil  empfundenen  Facaden,  andererseits,  zeigen  denn  doch, 
dass  das  Vcrstiindniss  für  die  Unentbehrlichkeit  des  perspektivi- 
schen ZeichncnB  noch  keineswegs  ein  allgemeines  ist  —  Man 
sage  nicht,  dass  der  Architekt  vermöge  der  bei  ihm  von  früh  an 
entwickelten  Fertigkeit  räumlicher  Vorstellung  sich  ohne  weiteres 
aus  Gnindriss  und  Facaden  das  Bild  des  fertigen  Bauwerks  vor 
das  geistige  Auge  fuhren  könne,  und  dass  aus  diesem  Grunde 
sowohl  fiir  den  entwerfenden  Künstler  wie  für  die  betirtheilenden 
Kritiker  die  Perspektive  entbehrlich  sei.  Bei  aller  Achtung  vor 
der  Kapazität  auf  beulen  Gebieten  wird  man  hieran  doch  ganz 
unumwunden  zweifeln  dürfen. 

Das  Bild,  welches  sich  der  Beurtbciler  mühsam  und  un- 
vollständig, auf  jeden  Fall  unsicher  konstruirt,  kann  nur  im 
schlimmsten  Falle  vor  den  gröbsten  Fehlern  hüten,  niemals  aber 
sollte  der  Schöpfer  des  Werkes  es  aufgeben,  die  Perspektive 
zum  Ausgangspunkt  aller  architektonischen  Kunst- 
übung zu  machen.  Die  Architektur  ist  eine  bildende  Kunst 
in  gleich  universeller  Bedeutung  wie  die  Plastik,  und  man  darf 
von  dem  Architekten  mit  derselben  Strenge  wie  vom  Bildhauer 
fordern,  dass  sein  Werk  von  allen  Standpunkten  eine  schöne,  har- 
monische Massenvertheilting,  einen  schönen  Fluss  der  Linien 
zeige.  Ks  käme  uns  lacherlich  vor,  Silben  wir,  wie  ein  Bildhauer 
sich  abmühte,  seine  Venus  en  farnde  in  der  feinsten  und  schön- 
sten Weise  zu  bilden,  während  es  ihm,  in  diese  Arbeit  vertieft, 
entginge,  dass  der  Rücken  der  Figur  einen  Höcker  erhalten  bat, 
-  und  dennoch  ist  die  künstlerische  Rohheit  nicht  um  ein  Ilaar 
breit  geringer,  welche  eine  mit  Feinheit  gebildete  Facade  einem 
Kooglomerat  hasslicher  und  unabgestimmter  Baumassen  vorhängt. 

Dass  die  Ansprüche  hierbei  mit  der  Lage  und  Bedeutung 
des  Bauwerks  wachsen,  versteht  sich  von  selbst  Ebenso  ist  zu- 
zugeben, dass  die  leidige  Grenzfragc  in  den  dicht  bebauten 
Städten,  das  völlige  Eingeklemmtsein  unserer  Bauten  zwischen 
anderen  Däusern,  die  Bedeutung  ihrer  Perspektiven  Erscheinung 
etwas  vermindert,  wenn  dieselbe  auch  hinsichtlich  Abmessung  der 
plastisch  vortretenden  Theile,  vor  allen  Dingen  aber  hinsichtlich 
der  Einfügung  in  das  vorhandene  Straften  bild.  noch  immer  hoch 
wichtig  bleibt  In  jeder  Aufgabe  aber  sollte  die  plastische  d.  h. 
perspektivische  Behandlung  den  ersten  künstlerischen 
Gedanken  bis  zum  fertigen  Kunstwerk  begleiten,  will 
der  Architekt  darauf  Anspruch  machen,  als  selbstbewußter 
Schöpfer  der  erzielten  Schönheit  zu  gelten  und  nicht  dem  Zu- 
fall und  seinem  guten  Glück  die  höchsten  Interessen  seiner  Kunst 


Ich  lasse  es  darauf  ankommen,  ob  diese  Forderung  für  die 

Hinweis  auf  die 
schöpferischen 

Perioden,  welche  allerdings  die  mangelnde  Kenntniss  des  per- 
spektivischen Zeichnens  durch  sorgfältig  ausgeführte  Modelle 
mehr  als  ersetzten.  Ebenso,  ob  dieselbe  nicht  vielmehr  durch 
die  Rinthezeit  der  Renaissance  und  die  außerordentlich  fleißige 
Uebung  der  Perspektive  in  derselben  überzeugend  unterstutzt  wird. 
Wird  aber  der  Grundsatz,  dass  die  Architektur  als  Kunst  eminent 
plastischer  Natur  sei,  fest  gehalten,  so  ist  damit  die  Uebung  der 
dieselbe  darstellenden  Zeichnungsweise  auch  heute  eine  unzweifel- 
hafte Notwendigkeit  und  man  darf  das  Verlangen  aus- 
sprechen, dass  der  Perspektive  ihr  volles  Recht  einge- 
räumt, dass  deren  möglichst  weit  gehende  Anwendung  nicht 
unterdrückt,  sondern  auf  allen  Wegen  gefördert  werde. 

Untergeordnet  ist  die  Frage,  wie  man  jenem  Missbrauch  der 
Perspektive  bei  Konkurrenzen  steuern  soll.  Es  steht  nichts  im 
Wege,  hier  dem  Furitanismus  die  weit  geltendsten  Konzessionen 
zu  machen.  Schon  die  einfachste  Linien-Perspektive  erfüllt  völlig 
ihren  Zweck  und  ist  geeignet,  ül>er  alle  Fragen  Antwort  zu  geben. 
Dieselbe  ist  sogar  meßt  bestechender  als  die  durch  Schatten- 
töne, oder  Schraffur  weiter  ausgeführte.  Schliesst  man  hier  etwa 
die  Farben  überhaupt  aus,  oder  wenigstens  die  Verwendung  von 
mehr  als  einem  Farbenton,  so  glaube  ich,  hat  man  die  oben  er- 


Ungleich  wichtiger  bei 

g  einer  gewissen  gleichmäßigen  Größe  der  Dar- 
um! vor  allen  Dingen  die  Feststellung  eines  für  alle 
Konkurrenten  gleichmäßigen,  gilt  gewählten  Standpunktes,  der 
einer  Hanptansicht  entspricht  Fordert  man  im  übrigen  nicht  zu 
viele,  doch  nutzlose  Zeichnungen  großen  Maaßstabes  (nutzlos, 
weil  dieselben  in  jedem  Falle  umgearbeitet  werden),  so  wird 
die  Arbeit  durch  die  weitere  Forderung  einer  Vogelperspektive 
nicht  zu  umfangreich  werden.  Hier  wird  ein  Material  der  Beur- 
theilung  gewonnen,  welches,  wie  kein  anderes,  unbarmherzig  die 
Blößen  aufdeckt  und  es  absolut  unmöglich  machen  wird,  durch 
den  Zauber  eines  guten  Farbenkastens  /um  großen  Architekten 
zu  werden.  —  — 

Könnten  diese  Erörterungen  dazu  führen,  dass  das  hohe 
in  der  bevor  stehenden  Wettbewerbüng  bczgl. 

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352 


DEUTSCHE  BAU  ZEITUNG. 


28.  AnffMt  1878 


Reorganisation  der  städtischen  Bangewerk-  und  Ma- 
schinenbau Schule  zu  Idstein  am  Taunus.  Die  seit  18419 
bestehende,  bisher  4klassigc  Schule  wird  vom  1.  Oktober  an  mir 
:i  Klassen  weiter  führen,  ohne  dass  jedoch  mit  dieser  Klassen- 
Keduktion  eine  Beschränkung  de»  bisherigen  Lehrziels  der  An- 
stalt, welche«  auf  die  Heranbildung  von  Hau-  und  Maschinen- 
Technikern  mittleren  Grades  gerichtet  ist,  verbunden  wäre. 

In  allen  3  Klassen  wird  ein  Theil  des  Unterrichts  für  beide 
Fachrichtungen  gemeinsam,  ein  anderer  getrennt  ertheilt.  I)ie 
Beschränkung  der  Klassenzah)  hat  einerseits  eine  anderweite  Ein- 
theilung  des  Lehrstoffs,  andererseits  eine  geringe  Beschränkung 
der  Lebrgegenstände  erforderlich  gemacht  und  endlich  auch  zu 
einigen  Abänderungen  der  Lehrmethode  geführt;  wir  sind 
der  Ansicht,  dass  alle  genannten  Abänderungen  in  zweckmässiger 
Weise  gegriffen  worden  sind. 

Was  zunächst  die  stattgefunden  Beschränkung  des  Lehr- 
stoffs betrifft,  so  ist  dabei  dasjenige,  was  an  sogen,  höheren 
Theilen  in  den  Zweigen  der  matbem.-teehnischen  und  der  bau- 
künstlerischen  Richtung  sich  vorfand,  ausgemerzt  worden;  man 
hatte  noch  ein  klein  Stückchen  weiter  gehen  können  und 
z.  B.  auch  noch  „verwickelte  quadratische  Gleichungen"  sowie 
„goniomptrische  Funktionen"  abwerfen  können,  ohne  damit  den 
Lehrstoff  und  zugleich  das  I^ehr/iel  irgendwie  zu  schädigen. 
Hinsichtlich  der  Unterricbts-Metbode  soll  in  Zukunft  das  Augen- 
merk auf  das  Konstruiren  ohne  Vorlagen,  das  Freihandzeichnen 
nach  Gipsmodellen  und  Vorlagen  gerichtet,  das  Diktiren 
Lehrstoffs  auf  ein  Minimum  beschränkt  werden;  F.rläute 
Skizzen,  die  das  Diktat  begleiten,  sollen  nicht  mehr  wie 
nach  Vorlagen  kopirt,  sondern  nach  Skizzen  an  der  Wandtafel 
vom  Schiller  ins  lieft  übertragen  werden.  — 

Wir  denken,  dass,  wenn  die  angedeuteten  Verbesseningen 
eine  möglichst  strenge  Durchfuhrung  tinden,  die  Haupt-Ursachen 
des  ungiuistigen  Erfolges,  der  den  Leistungen  der  Idsteiner  Schule 
auf  der  vor  kurzem  beendeten  Zeichen -Ausstellung  bekanntlich 
zu  Theil  geworden  ist  (vergl.  Nn.  52  er.  dies.  Zeitg.),  wohl  be- 


Vorsohriften  bezüglich  der  trigonometrischen  Mark- 
steine in  Prenfsen.  Die  Minister  des  Krieges,  des  Innern  und 
der  Finanzen  nahen  neuerdings  eine  sehr  umfassende  Anweisung 
aber  die  Errichtung  und  Erhaltung  der  trigonometrischen  Mark- 
steine erlassen,  welche  28  Paragraphen  enthält  und  sich  verbreitet 
iiImt  die  Auswahl  der  trigonometrischen  Punkte  und  Bezeichnung 
der  Markutein-Schutzflachen,  über  die  Kosten  der  Aufmessung  der 
Marksteine,  Vergütung  der  vorüber  gehenden  Flurbeschiidigungen, 
nbpr  die  Sicherstellnng  der  Marksteine  gegen  Beschädigung  durch 
Muthwillen  oder  bei  Ausführung  baulicher  Anlagen,  und  Hchliefs- 
lich  über  besondere  Vorschriften.  Bei  der  Auswahl  der  trigono- 
metrischen Punkte  sollen  etwaige  Wünsche  der  " 
bezw.  Pachter  oder 
stocke  hinsichtlich  der 


der  Kaiser-Wilh.-Universität  zu  Strasburg  noch  eine  Modifikation 
der  beregten  Programm-Bestimmung  anzuordnen  sich  bewogen 
fühlen  sollte,  so  würde  dies  vielen  Fechgenossen  sehr  erwünscht 
sein ;  dem  grol'sen  Publikum,  welches  sich  für  die  Sache  interessirt, 
würde  damit  alter  ein  gradezn  unschätzbarer  Dienst  geleistet 

Auch  ohne  eine  solche  Abänderung  indessen  mögen  sich  die  I 
Fachgenossen  nicht  abhalten  lassen,  ihre  Kunstsrhöpfungen  in 
plastischer  Erscheinung,  sowie  sie  dieselben  als  warmes  Leben  | 
fühlen  und  emplinden,  darzustellen  und  einzureichen.  Es  ist 
kaum  zu  bezweifeln,  dass  der  Berliner  Architekten -Verein  auf 
betr.  Anträge  sich  gerne  der  schonen  Aufgabe  unterziehen  wird, 
diese  Stiefkinder  beim  grolsen  Publikum  zu  Ehren  zu  bringen. 

Poutresina,  im  August  1878.  Johannes  Otzen. 

Statistik  der  eidgenössischen  polytechnischen  Schule 
in  Zürich  pro  1877,78.  Lehrerpcrsonal  der  Anstalt:  50  Professo- 
ren und  44  Privat-Dozenten.    Grsammtzahl  der  Studirenden  WO. 

Bezeichnend  für  die  spezielle  lüchtung  der  Schule  ist  die 
AngalH-,  dass  von  den  tilo  Studirenden  198  der  Ingenieurschule, 
145  der  mechanisch-technischen  Schule  und  nur  3*  (!)  der  Bau- 
schule angehörten,  der  Best  sich  auf  die  chemisch  -  technische 
Schule  (84),  Forstschule  (531,  landwirtschaftliche  Schule  (17), 
Schule  für  Fachlehrer  (51:  und  den  Vorkurs  (54  >  vertheilt*. 

Der  Heimath  nach  Nertheilteu  sich  die  Studirenden  fast  nahezu 
gleichmäfsig  auf  die  Schweiz  und  auf  das  Ausland,  da  die  erstere 
331  und  das  gesammte  Ausland  3i»'.i  Studirende  stellte.  Cuter 
den  Ausländern  sind  am  zahlreichsten  die  Ungarn  vertreten  mit 
f»H,  demnächst  die  Oesterreicher  (aller  Lander  excl.  Ungarn;  mit 
45,  darnach  folgend  l»ezw.  Italien  m.  43,  Gesammt- Deutschland 
m.  41,  Knssland  m.  21,  Amerika  m.  23,  Bumäuien  und  die 
unteren  Douauläuder  m.  15,  Schweden  -  Norwegen  m.  12,  Däne- 
mark mit  12,  Grol'sbritannien  und  Holland  mit  je  t>  und  eine  Anzahl 
sonatiger  Lander  mit  geringerer  Betheiligung  von  4  bis  1  herunter. 

Dem  diesmaligen  Programm  ist  eine  längere  Arbeit  des 
Professors  C.  Pestalozzi  vurgedruckt,  welche  von  der  „ Ge- 
schiebe-Bewegung und  dem  natürlichen  Gefall  der  Gebirpsflüsse" 
handelt.  Ohne  einen  größten  gelehrten  Apparat  zu  gebrauchen, 
legt  der  Verfasser  seine  Ansichten  zur  Sache  dar  und  liefert 
einen  umfassenden  Beitrag  zur  Hydraulik,  welcher  insbesondere 
der  Aufmerksamkeit  der  Praktiker  empfohlen  sein  mag.  — 


berücksichtigt  werden.  Die  Ortsbehörden  sollen  die  Trigonometrr 
bei  ihrer  Arbeit  in  jeder  Weise  unterstützen.  Die  Erwerbung 
solcher  Flächen  für  den  Staat  erfolgt  nach  besonderen  Grund- 
sätzen. Die  Trigonometer  sollen  darüber  mit  den  Gnindeigen- 
thümern  nicht  unterhandeln.  Einer  Entschädigung  des  Fiskus  für 
die  VerzichUcistung  auf  die  Nutzung  der  fraglichen  Schntzflächen 
bedarf  es  nicht  Für  Punkte  auf  Gebäuden  (Thürmen,  Dampf- 
schornsteinen  etc.),  welche  unter  freiwilliger  Zustimmung  der 
Besitzer  bestimmt  werden,  wird  gleichfalls  eine  Kut&cbädiguiig 
nicht  gewährt.  Bei  zwangsweiser  Enteignung  soll  der  Knteignungs- 
Beschlnss  des  Landraths  dem  Erkcnntniss  eines  Gerichts  gleich 
stehen.  Die  Kosten  der  Aufmessung  fallen  dem  Fonds  der 
Landes- Aufnahme  zur  Last.  Für  Flurbeschädigung  durch  die 
Aufmessung  wird  Entschädigung  gezahlt  Die  Sicherstellnng  der 
Marksteine  gegen  jede  Beschädigung,  welche  bei  Vorsatz  streng 
bestraft  wird,  fallt  den  Ortsbehörden  anheim.  K.  Z. 

Aussohllefsung  nicht  deutscher  Baumaterialien  von 
Bauten  der  deutschon  Post-  u.  Telegraphen-Verwaltung.  In 

der  politischen  Presse  macht  folgende  offiziöse  Mitteilung  die  Runde : 
.Bei  Ausführung  von  Post-  und  Telegraphen-Bauten  ist  von 
den  Ober -Postdirektionen  bezw.  den  bauleitenden  Beamten  in 
mehren  Fällen  eine  theilweise  Verwendung  ausländischer  Materia- 
lien, namentlich  von  Werksteinen  zu  den  Facaden,  von  Schiefer 
zu  den  Dachdeckungen,  von  Eisentheilen  u.  s.  w.,  in  Vorschlag 
gebracht  worden.  Da  bei  Bauausführungen  dieser  Art  im  all- 
gemeinen anch  Materialien  deutschen  Ursprungs  den  Zweck  zn 
erfüllen  geeignet  sind,  ist  vom  General- Postmeister  Stephan  in  einer 
an  die  Ober-Postdircktionen  gerichteten  Verfügung  bestimmt 
worden,  dass  sofern  nicht  ganz  besondere  Verhältnisse  eine  Aus- 
nahme erheischen,  zu  den  bezeichneten  Bauten  fortan  lediglich 
deutsches  Material  verwendet  werde.  Zur  ausnahmsweisen  Ver- 
wendung ausländischen  Materials  in  besonderen  Fallen  ist,  unter 
gehöriger  Begründung,  vorher  die  Genehmigung  des  General- 
Postmeisters  nachzusuchen." 

Für  eine  Anzahl  von  Fallen,  in  denen  die  Bevorzugung  aus- 
ländischen Baumaterials  aus  der  persönlichen  Liebhaberei  eines 
Einzelnen,  bezw.  aus  einem  ungerechtfertigten  Vorurtheile  gegen  du 
heimische  Produkt  entsprungen  ist,  dürfte  diese  Maarsregel  wohl 
angebracht  sein;  eine  zn  engherzige  Anwendung  derselben  wird 
sich  hoffentlich  von  selbst  korrigiren.  -  Möchte  übrigens  ein  Vor- 
gehen auf  diesem  Gebiete  dahin  führen,  dass  die  bezgl.  Entwürfe, 
zu  gunsten  einer  eigenartigen  Auffassung  derselben,  wo- 
möglich von  vorn  herein  einem  bestimmten,  und  zwar  dem  für 
die  Umgebung  d/r  Baustelle  typischen  Baunvateriale  angejiasst 
werden.  Ein  gut  Theil  der  Schablonen-Architektur,  an  der  wir 
kranken,  würde  damit  nach  und  nach  beseitigt  werden  können. 

Personal-  Nach  r  ichten. 

Preufsen. 

Ernannt:  Der  Landhmstr.  Dellwig  b.  d.  Ministerial-Bau- 
kommiss.  in  Berlin  zum  Bauinspektor;  der  Kreisbmstr.  Borchers 
in  Oppeln  mm  Baninspektor  in  Glogau;  der  Regs.-Bmstr.  Werres 
Landbmstr.  in  Trier.  — 


Brief-  und  Fragekasten. 

Hrn.  f.  W.  in  München.  Wie  in  den  meisten  ähnlichen 
Fällen  ist  es  nicht  ein  Werk,  das  wir  Ihnen  empfehlen  können, 
sondern  eine  gröbere  Zahl  solcher,  aus  deren  vergleichendem 
Studium  Sie  ein  selbständiges  Unheil  und  eine  gewisse  Beherr- 
schung des  Materials  zu  gewinneu  suchen  müssen.  Die  aus  der 
älteren  Berliner  Schule  hervor  gegangenen  „Vorbilder  für 
Maurer"  mit  ihrer  Fortsetzung:  „Der  Rohbau"  von  G.  Stier, 
sind  in  so  fern  etwas  veraltet,  als  man  heut  nicht  mehr  so  ängst- 
lich wie  vor  einem  halben  bezw.  Viertel  •  Jahrhundert  darauf  V 
dacht  sein  wird.  Forrasteine  zu  vermeiden  und  mit  gewöhnlichen 
Mauer-  bezw.  Dachsteinen  sich  zu  behelfen.  Das  Werk  von 
Fleischinger  n.  Becker  .Vorbilder  ans  der  Baukon- 
struktion sichre"  ist  leider  nur  in  einigen  Heften  erschienen, 
enthält  aber  schätzenswerthe  Beispiele  der  Behandlung  des  Roh- 
baues durch  die  Berliner  Schule  der  50  er  und  CO  er  Jahre,  die 
in  zahlreichen  Publikationen  des  „Architektonischen  Skiz- 
zenbuches" bezw.  der  „Zeitschrift  für  Bauwesen"  ihre 
Ergänzung  finden.  In  München  ist  1858  das  Werk  von  Degen 
„Der  Ziegelrohbau";  in  Stuttgart  (1878)  das  Werk  von 
Bethke  „Dekorativer  Ziegelbau  ohne  Mörtelputz"  er- 
schienen. 

lieber  die  Behandlung  des  Backsteinhaues  im  Mittelalter 
giebt  das  bekannte  Adlcr'sche  Werk:  „Die  Backstein- 
Bauten  der  Provinz  Brandenburg"  die  werthvollste  Auf- 
klärung. Die  moderne  Weiterbildung  des  Backsteinbaues  auf 
mittelalterlicher  Grundlage  ist  in  den  Ungewitter'schen  „Vo(r- 
legeblätteru  für  Steinarbeiten"  sowie  zahlreichen  Publi- 
kationen der  Hannoverschen  Schule  in  der  Zeitschrift  des 
dortigen  Vereins,  die  jedoch  leider  mit  Detailzcichnuugen  nicht 
ausgestattet  sind,  vertreten.  Letztere  sind  in  vorzüglicher  Weise 
und  zwar  für  Renaissancegcbäudc  wie  für  solche  mittelalterlichen 
Stils  —  in  den  bzgl.  Tafeln  der  (im  Jhrg.  77  u.  Bl.  besprochenen! 


„Vorlcgeblätter"  Steindorffs  gegeben.  Zu  der  im 
noch  nicht  genügend  entwickelten  Aesthetik  des  Backste 
haben  altere  Jahrgänge  u.  Bl.  einige  werthvolle  Beiträge  gl 


gebracht. 


K.  K.  O.  KriUrh,    Im**:  W.  H««<irr  IUn>«rk<lr«<fcerri.  Drrhu. 


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Nt.  70. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


353 


lihilt  !H»  Uulkl*»  KinrirMwntcfn  <l«r  Parier 
IR7R.  —  Di«  NudlcnrelUTunic  tm  8trof*tunt  (Krhlm 
Hvvtaaratiou  von  Hjuubmk*n*Wr*.  —  1>U<  YvrtnAn  über 
in  flu««,  un.1  lUiiil«  in  Witt»  -  Mittb«- 


WcltaatcUllamc  U«  Jahr 
,  |   —   NorhmftU   i.t.rr  d 


Architekten  und  Ingenieur  \Yrrln  m  Himtmix.  —  An'bili'ktrii-Y.'rv.ii  ru  Itrrtin.  — 
VtrvftfM**:  Kin<*  U  amliTM^Ii-iluTiK  luy  m  .«  I  n-ii  (i-n.  rt.ctiMi-.mi»*  im  K.itli 
bau*«  tu  AuiM'iiru.  —  Aui  ilrr  Firhliitcratur.  —  Itfkrf-  und  Kr ae» - 
iNUl 


Die  baulichen  Einrichtungen  der  Pariser  Weltausstellung  des  Jahres  1878/) 

Von  J.  Stobben. 


Die  Einleitung  der  Ausstellung  lind  Ihre  Trnd*«ti.  —  Wahl  des  1'latif«  —  Pn* 
ttnumti  —  Uncanlaatin«  dfr  Vensaltnim-  —  HethelUicntiK  der  fremden  Länder.  — 
Oe*ainnvt|iUti.  —  ZuirÄnir.*  und  Trnn«tH>r1raittel .  —  llülfahauten  cur  }l«-r*ti'llllfit: 
ri»  ADuUllouipplatm.  -  Total-Kit.dmrk  -  law  Tr.'n.lero-1'alart.  -  Ka»k*.le 
»nd  Parkanlage.  —  Kleinere  Hauten  auf  dem  Tnxadrro.  —  1)1«  Jrnal.nWke.  — 
■  t  .1«  Hamfelde«  —  Kleinere  Bauten  auf  demsell.-«  -  Ifcr 
j»as  Vtttitmlt  d  konnrur    -  IN»  -mentli.  hm  An«tHhi«- 

Dir  Pavillon  der  Sta.it  Pul«.  —  lllc  /tue  ' 
itnter  lir  verschiedenen  Nation*«.  —  V.-,; 
PH,  —  Massan-  und  Kosten  Arajal.en. 


io  Pariser  Weltausstellung  des  Jahres  1S78 
«nrde  formell  angeordnet  durch  die  Iteiden 
I>ckrcte  des  Marschall  -  Präsidenten  vom  4. 
und  vom  13.  April  1 870.  Die  leitende  Idee 
war  liekanntlieh  in  weit  höherem  Grade  als 
bei  irgend  einer  ihrer  sechs  Vorgängerinnen 
eine  vorzugsweise  politische ;  es  handelte  sich 
Li  nun.  das  gesunkene  „prrstige"  Frankreichs  nach  aufsen 
hin  durch  einen  glänzenden  Akt  neu  zu  beleben  und  den 
Franzosen  selbst  die  politische  Isolirung  der  Republik  durch 
die  Huldigungen  zu  verdecken,  welche  die  Völker  des  Erd- 
balls der  französischen  Nation  und  ihrer  Hauptstadt  durch  die 
Bethciligung  an  dem  grofsen  Weltfeste  darbringen  würden. 
Und  in  der  That  hallen  heute  alle  Boulevard-Blatter  wieder 
von  der  Genügt  huung,  welche  Paris  empfindet  Ober  die  Be- 
zeugung der  Hochachtung  vor  dem.  trotz  KriegsunglOck  und 
Milliarden-Verlust  neu  erstandenen  Frankreich  und  Ober  die 
Huldigung  vor  dem  republikanwehen  Geiste  der  Ordnung,  die 
man  in  der  Thcilnahme  an  dem  Wettkampfe  der  Industrie 
ausgedruckt  findet.  Die  Resultate  dieses  Wettkampfes  selbst, 
der  Impuls  zu  industriellen  Fortschritten  und  die  geschäft- 
lichen Vortheile  der  auf  dem  Weltmarkte  vertretenen  Gewerbe, 
endlich  die  Eigenschaft  einer  jeden  Ausstellung,  als  Lchr- 
und  Studienmittel  zu  dienen,  treten  vor  dem  politischen 
Zweck  in  den  Hintergrund.  Beim  weiteren  Eingehen  auf 
i  Gegenstand  wird  uns  dieser  charakteristische  Zug  der 

treten.  — 

Bald  nach  der  formellen  Anordnung  durch  den  Marschall- 
Präsidenten,  im  Juli  187t>.  setzte  der  Minister  für  Handel 
und  Landwirtschaft,  Teissercnc  de  Bort  (ehemals  tech- 
nischer Direktor  der  Lyon-Mediteranee-Eiscnbahnk  zu  dessen 
Ressort  das  Unternehmen  geh  ort,  eine  Organisation  -  Kom- 
mission ein,  welche  auf  Grund  einer  öffentlichen  Konkurrenz 
ul>cr  die  Wahl  des  Platzes  und  die  bauliche  Einrichtung  der 
Ausstellung  zu  berat  hen  hatte.  Die  hervor  rasendsten  unter 
den  von  49  Konkurrenten  vorgeschlagenen  Platzen  waren :  Der 
grofse  Exerzierplatz  im  Jiois  de  Vineennes,  der  sogenannte 
/Conti  Point  liei  Courbevoic,  das  Rcnnfcld  von  Longeham|»s 
im  Bois  de  Hotdogne,  der  Schlosspark  von  Saint  Cloud, 
die  Buttes  Chaumont;  ferner  der  TuUeriengarten  verbunden 
mit  den  Caroussclplate  einerseits  und  den  elyseischen  Feldern 
andrerseits,  und  endlich  das  bereits  1HÜ7  zu  gleichem  Zweck 
benutzt  gewesene  Marsfeld  in  Vereinigung  mit  der  Berglehne 
des  Trocadero. 

Dieses  letzte  Projekt  war  dasjenige  des  Hrn.  Jeaune, 
welcher  den  Ausstcllungs  -  Palast  als  ein  so  grofses  Oblongum 
annahm,  dass  der  von  den  Einbauten  demnächst  zu  befreiende 
Binnenhof  als  Manövrirfeld  hinreichend  grofs  sei  und  daher 
das  umgebende  Gebäude  erhalten  werden  könnte,  wahrend 
auf  dem  Trocadero  ein  prächtiger  Platz  für  Annexe  und 
Repräsentation-.- 1 hinten  aller  Art  zur  Verfügung  stehe.  Es 
war  hauptsächlich  die  günstige  Lage  in  der  Nahe  des  Stadt- 
kerns,  welche  die  Kommission  bewog,  dem  Jeaunc'sehcn 

tu  geben.  Der 


*)  Da  der  Rannt  ■.  IU.  iur  Zeit  io  erbel.lirh  grölieren  Isaake  als  Tor  i  Jahrrn 
in  Aaapnarh  Benommen  ist.  so  seilen  wir  uns  l.-lder  iiirkt  in  dir  La«*,  den  durch 
Ute  Pariser  Ausstellung  dantsooinnsn  Stoff  In  aiinltrbar  Ausführlichkeit  in  t*bar.uVlti. 
wir  wir  (llw*  ItrsjrJ.  .Irr  Wiener  WeltaaiMtellttna;  RHbarj  haben,  sumal  letrlere  durrh 
■Ii«  H«ttirlll|roiw  Üentsrlllanils  and  den  un(trirh  attrkrren  Brauch  d.  iil«.'brr  Tn-ti- 
lmter««s*>  unserer  l^tsrr  srnehllrb  nlhcr  »Und.  IHe  naehfubteode  Lhir. 
rtniitB  AMiildunßwi  Mne*«beii  werden  »..Ilm.  wird  »irh  in  etn- 
r  Web»  lediitllrh  mit  dcrjr«j||p.«  Seil«  d«t  Ausalr  llun«  l.ea,-IU<tlu>-«.  "In  »urh 
«narr-  IVeirhV  au.  Wir»  «ad  Philadelphia  in  erster  Linie  erwl.lmil  waren:  mit  der 
Anordna.«  und  baulichen  Elnrtrbti.r.«  de.  A«~tello»|fl.lai««.  und  der  A.iartell.ii.*.- 
fichäude  selbst.  IXier  .11«  Ausstellung  architektonischer  Werke  und  die  auf 
denn  (leblete  des  K ■  n at tte « e r he«  in  Tnrr  aartrrtenen  iärsrheinututeti  hebalten  «ir 
uns  ror,  in  ahrilirb  snmmariarher  Weise  «u  refarlreii,  wU  die«  beert!*  in  No 
iL  Bl.  beriet  ileo  terbnlaehen  Iret.ieCs  nenthehen  Ist  —  laaaa  der  lah-tzt  erwähnte 
Artiksl  va.ran«  «eschirkt  werden  tnnsste.  hat  ea  ühriirens 

Ii,  die  Iis 


ihm  hrreita  einltte  kune  AniCSl^n  enthalten  waren, 
Liegenden  BerVrnU  «irdetnoll  werden  iniuMn. 


Ii» 
D 


,  d  IM««.  1 


kühnen  und  bestechentlen  Idee,  die  Tuilericn  und  die  Chmnp$ 
ilifsts  in  ein  zusammen  hangendes  Ausstellungsfeld  zu  ver- 
wandeln, glaubte  man  ausweichen  zu  müssen,  theils  wegen 
der  hohen  Kosten,  theils  aus  der  Annahme,  Paris  könne  mit 
Rücksicht  auf  den  ungemeinen  Zudrang  von  Fremden  aneh 
nicht  vorübergehend  diese  monumentalen  Erholungs  -  Plätze 
entbehren. 

Senator  J.  EL  Krantz.  das  Haupt  der  18<;7er  und  der 
gegenwärtigen  Ausstellungs-Kommission  und  selbst  inirrnirur 
des  ]mnts  rl  rhimsxrrs ,  entwarf  nunmehr  die  definitiuMi 
Grundzüge  der  administrativen  und  technischen  Einrichtungen; 
dicsellien  erhielten  im  Septenilser  l>'7(i  die  ministerielle 
Genehmigung  und  dienten  als  Fundament  für  die  energische 
Thatigkeit,  welche  llr.  Krantz  zu  entfallen  verstand.  Die 
Ausstellung  sollte  sieh  erstrecken  über  alle  Gebiete  der  Kunst, 
der  Industrie  und  der  Landwirt hschaft  aller  Nationen; 
die  Klassifikation  der  Uegcnstandc  erfolgte  nach  !t  (it-uppen, 
welche  in  90  Klassen  zerfallen.  Die  9  (It-uppen  werden  in 
kurzen  Worten  uncefähr  durch  die  Begriffe:  1.  Kunst,  2.  Unter- 
richt, 3.  Kunstgewerbe,  4.  Kleidung,  5.  Rohprodukte,  6.  Technik. 
7.  Nahrung,  8.  Landwirthschaft,  9.  Gartenbau  bezeichnet.  — 
Den  Bautechniker  interessiren  vorzugsweise :  Die  Klasse  4  aus 
der  ersten  Gruppe:  „Architektonische  Zeichnungen  und  Modelle"; 
die  Klassen  17,  18,  19,  20,  25  und  27  aus  der  dritten  Gruppe: 
Möbel,  Dekorations- Arbeiten.  Glas-Industrie,  Keramik,  Kunst- 
guss,  Heiz-  und  Beleuchtungswesen :  endlich  aus  der  sechsten 
Gruppe  die  Klasse  04:  Kisenbahnmaterial,  und  die  Klasse  Ott: 
Material  und  Betrieb  der  Baugewerbe,  des  Bau-Imrenieurwesens 
und  des  Hochbaues  („Mattridt  et  prvddts  du  tjrnif.  riril, 
dfs  iravmue  puMirs  H  dr  t'arrhitceturt!"). 

Mit  der  Ausstellung  wurden  in  Verbindung  gebracht 
zahlreiche  Monstre-Konzertc,  meist  von  nationalem  Charakter, 
die  als  Theil  der  Kunstausstellung  zu  betrachten  sind,  sowie 
„Konferenzen"  und  „Kongresse"  in  fast  ununter- 
brochener Reihenfolge;  die  erstcren  bestehend  in  Vorträgen, 
welche  von  einem  «gelehrten  oder  Dilettanten  über  beliebige 
Gegenstände  von  allgemeinem  Interesse  vor  einem  Laien- 
Publikum  gehalten  werden,  während  man  unter  Kongressen 
internationale  Fachvcrsammlungcn  zu  verstehen  hat .  welche 
Fragen  ihres  Faches  diskutiren. 

Die  Verwaltung  des  grofsen  Unternehmens  orgnnisirle 
Hr.  Krantz  derart,  dass  unter  ihm  als  Uencralkommissar 
die  folgenden  Dienststellen  gebildet  wurden:  1.  Kabinct  der 
General  -  Kornmission ,  Vorstand :  Hr.  C  u  m  i  1 1  e  Krantz, 
Ingenieur  drs  nuinufuciurcs  d>  i'FAnt;  2.  Direktion  der 
französischen  Ausstcllungs -Sektion,  Vorstand:  llr.  Dictz- 
Monin;  Architekt :  Hr.  Crep inet  ;  3.  Direktion  der  fremden 
Ausstellung«- Sektionen,  Vorstand:  llr.  (leorges  Berger; 
4.  Direktion  der  Kunstausstellung:  Hr.  (iuillaume:  5.  Direk- 
tion der  landwirtbsehaftlichen  und  tiarten- Ausstellung,  Vor- 
stand: Hr.  Tisserand;  (>.  Direktion  der  Thierausstellung. 
Vorstand:  Hr.  Porlier;  7.  Ban-Direktion,  Vorstand: 
Hr.  Duval,  inginieur  rn  chef  des  ponts  et  ehaussees.  — 

Von  der  Bau  -  Direktion  (190,  rtir  St.  Dominique) 
ressortirend,  steht  an  der  Spitze  der  Arbeiten  auf  dem  Mars- 
fehle  Hr.  Hiirdy,  urehitecte  en  chef:  unter  ihm  Hr.  Hou- 
berdon,  ingcnicur-constrttrtevr,  und  Hr.  Parent,  ingenienr- 
itiitpeetrur ,  letzterer  als  Nachfolger  des  vor  kurzem  ver- 
storbenen Ingenieurs  de  Dion.  An  der  Spitze  der  Arbeiten 
auf  dem  Trocadero  stehen  nelnm  einander  die  Hrn.  Davioud 
und  Bourdais,  urrhiteetes  en  chef,  unter  ihnen  die  Ingenieure 
Hrn.  Causel  und  Pamard.  Der  Masehinendienst  endlieh 
wird  geleitet  von  den  Hrn.  Leeoeuvre,  Professor  an  der 
eeole  des  arts  et  mnnufuetures ,  und  Debi/.e,  inginieur 
en  chef. 

Hand  in  Hand  mit  der  Organisation  der  Verwaltung  in 
Paris  gingen  die  Bildung  von  Loknlkommissionen  in  den 
Departements  und  tlie  Verhandlungen  mit  den  fremden  Ländern. 
Das  Schema  der  Ausstellung  war  bald  entworfen;  die  Mit- 
theilung desselben  an  die  fremden  Regierungen,  verbunden 
mit  der  Einladung  zur  Betheiligung,  erfuhr  indess  eine  sehr 
verschiedene  Aufnahme.  Nur  Belgien,  Holland,  Italien  und 
RusslaiKl  galten  von  vorn  herein  ihre  Bereitwilligkeit  zur  Theil- 
<lie  meisten  übrigen  Staaten  stimmten 
lern  Projekte  zu.    Am  ent- 


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DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


31.  AttRMt  1878 


schiedcnsten  trat  die  Abneigung  gegen  die  für  unnutz  und 
unzeitig  gehaltene  Pariser  Kestivil&t  in  Nordamerika,  in  der 
Schweiz,  in  Oesterreich-Ungarn  und  in  Deutschland  zu  Tage. 
Aber  aberall  wurde  schließlich  die  Bctheiligung  durchgesetzt 
und  nur  im  deutschen  Reiche  verliehen  die  üblen  Erfahrungen 
von  Philadelphia  und  die  gedrückte  Lage  der  beimischen 
Industrie  der  allgemeinen  Abneigung  und  Erschöpfung  ein  so 
entschiedenes  Gepräge,   dass   die  Rcichsrcgierung  die  Be- 


_  zu  Gunsten  der  deutschen  Malerei  und 
Bildhauerei,  welche  in  einer  beschrankten  Auslese  vorzüglicher 
Werke  unter  dem  bereitwilligsten  Zuvorkommen  der  französischen 
Regierung  in  die  Kunstausstellung  des  Marsfeld-Palastes  nach- 
trüglich  eingereiht  worden  ist. 

So  sehr  berechtigt  der  ablehnende  Standpunkt  der  Reichs- 
regierung von  Anfang  an  prinzipiell  gewesen  ist,  eben  so 
zweifelhaft  ist  es,  ob  es  auch  richtig  war,  nachdem  alle  übrigen 
Staaten  -  -  von  der  hart  bedrängten  Türkei  abgesehen  —  den 
Beitritt  erklärt  hatten,  Deutschlands  Abwesenheit  allein  aufrecht 
zu  erhalten.  Jedem  Besucher  der  Pariser  Ausstellung  fallt 
diese  Lücke  auf  —  nicht  zum  Vortheile  Deutschlands  —  und  es 


fallen,  r 
dem  We 


Verbindungen,  welche  die  Konkurrenz  auf 
V'eltmarkte  der  Ausstellung  anknüpft,  wirksam  zu  be- 
kämpfen. Die  in  grofser  Zahl  nach  Paris  kommenden 
Deutschen  werden  sich  wegen  der  isolirten  Situation  ihres 
Vaterlandes  kaum  eines  peinlichen  Gefühls  erwehren  können, 
welches  um  so  starker  hervor  tritt,  wenn  man  zu  bemerken 
glaubt,  dass  das  Fehlen  Deutschlands  die  durch  den  Krieg 
herbei  geführte  Entfremdung  der  französischen  Uemütbcr  leider 
von  neuem  auffrischt,  während  die  deutsche  Bethciligung  als 
Akt  der  Höflichkeit  ein  wirksames  Mittel  zur  Uebcrbrückung 
der  Kluft  gewesen  wäre,  die  unsere  westlichen  Nachbarn  in 
den  persönlichen  Beziehungen  doch  nachhaltiger  von  uns 
trennt,  als  man  in  Deutschland  zu  glauben  geneigt  ist.  — 

Ehe  die  Verhandlungen  mit  den  fremden  Ländern  über 
Beitritt  und  Kaumhedürfniss  zum  Abschluss  gekommen,  hatten 
die  BauhQreaus  nicht  allein  die  Bauplane  fertig  ausgearbeitet, 
sondern  auch  die  Ausführung  bereits  begonnen.  Das  Haupt- 
gebäude (vcrgl.  die  Skizze  auf  S.  335.)  auf  dem  Marsfelde 
erhielt  nach  den  Planen  von  Jules  Brunfaut  und  Hardy 
eine  Langenausdehnung  von  706",  eine  Breite  von  316 
die  beiden  Querfronten,  von  welchen  die  nördliche  der  Seine, 
die  südliche  der  Militärsehule  zugewendet  ist,  werden  durch 
zwei  sogen.  Vestibül -Gallcrien  von  je  25»  Breite  gebildet, 
welche  in  Kuppelbauten  endigen.  \om  vorderen  zum  hinteren 
Vestibül  laufen  in  der  Richtucg  der  I^angenaxe,  sowohl  auf 
der  West-  als  auf  der  Ostseite,  je  8  Gallerten  (vergl.  den 
Querschnitt  auf  S.  335.),  von  welchen  je  drei  mit  25  m  Breite 
die  Ausstellungshallen  im  engeren  Sinne,  je  eine  von 
35  ■  Breite  die  Maschinenhalle  und  je  eine  von  12™  Breite 
eine  Annex  halle  bilden;  die  übrigen  3  Gallcrien  auf  jeder 
Gebäudeseite  sind  nur  5  n  breit  und  dienen  vorzugsweise  als 
Korridore.  Den  gleichen  Zweck  in  der  Querrichtung  des 
Gebäudes  erfüllen  zwei  Transversal-Gallcrien  von  15™ 
Breite,  welche  die  sammtlichen  Längshallen  auf  Vi  und  auf 
Vi  ihrer  Länge  durchsetzen.  Die  beiden  Vestibüle  im  Norden 
und  Süden  und  die  beiden  Hallenkomplexe  im  Osten  und 
Westen  umschiiefsen  einen  Binnenhof  von  650=  Länge  und 
65  ■  Breite,  den  man  anfangs  als  Gartenanlage  zu  behandeln 
beabsichtigte.  Dem  Raumbedürfniss  Rechnung  tragend,  hat 
man  sich  spater  entschlossen,  denselben  dadurch  zu  verbauen, 
dass  man  in  der  Längenaxo  des  Gebäudes  von  beiden 
Vestibülen  aus  je  einen  Mittelflügcl  (mit  seitlichen  Annexen) 
von  225  Q  Länge  vorgestreckt  und  schliefslich  in  der  Mitte 
des  übrig  bleibenden  Hofraumes,  also  im  Zentrum  der  ganzen 
Anlage,  noch  ein  isolirtcs  Bauwerk,  den  Pavillou  der 
Stadt  Paris,  errichtet  hat. 

Die  Benutzung  des  Gebäudes  ist  so  eingeteilt,  dass  die 
beiden  MittelHüirel  mit  ihren  seitlichen  Annexen  die  gesammte 
Kunstausstellung  aufnehmen,  dass  ferner  der  Hallen- 
komplex  auf  der  Ostseite  nebst  den  anstofsenden  Theilen  der 
Vestihülgallerien die französischeAbtheilung aller  übrigen 
Ausstellungszweigo,  und  endlich  der  westliche  Hallen-Komplex 
nebst  den  zugehörigen  Vestibül! heilen  die  fremdländische 
Sektion  der  Ausstellung  beherbergt.  In  den  Vestibülen 
haben,  ähnlich  wie  in  der  Wiener  Rotunde,  Schaustücke  von 
besonders  grofsen  Dimensionen  oder  von  besonderem  Glänze 
Platz  gefunden ;  der  fremdländische  Hallen-Komplex  ist  (wie  der 
französische)  durch  die  5 m  weiten  Stfitzonstellungen  in  125 
Querstreifen  getheilt,  von  welchen  den  einzelnen  Nationen  der 
Reihe  nach  so  viele 


der  Ausstellungs-Objektc  erforderlich,  bezw.  verfügbar  waren. 
Dadurch  nimmt  diesog.Fremdensektion  die  Form  einer  Tabelle 
an,  auf  welcher  die  Gegenstände  in  der  Längenrichtung  nach 
I  Andern,  in  der  Quere  nach  Klassen  geordnet  sein  sollen. 

Es  ist  also  hier  dasselbe  Prinzip  angewandt,  welche* 
ähnlich  bereits  in  Philadelphia  und  auf  verwandte  Weise  bei 
der  1867  er  Pariser  Ausstellung  versucht  worden  war.  Der 
Erfolg  ist  auch  diesmal  —  was  die  Aufstellung  nach  Klassen 
und  die  leichte  Aufhndbarkcit  der  Gegenstände  betrifft  -  nur 
sehr  wenig  befriedigend  (vcrgl.  Seite  2Hit  Jhrg.  1M73  d.  Ztg.l. 
Zwar  waren  die  i  lluupt halten  auf  jetler  Seite  plangemäß 
und  nach  Inhalt  der  Aufschrift-Schilder  dazu  bestimmt,  die 
Maschinen,  die  RohmatcriaUcu,  die  Fabrikate  und  die  kunst- 
gewerblichen Sachen  aufzunehmen,  und  die  3  durchlaufenden 
Korridore  sind  mit  den  Worten  „  PüfUMItl",  „MMHer"  unil 
„Ar/.*  Wtcranj11  bezeichnet;  aber  in  Wirklichkeit  sind  fast  in 
jeder  Gallcric  Gegenstände  aus  fast  allen  Gruppen  anzutreffen. 
So  findet  sich  z.  B.  die  schweizerische  Bauausstellung  bei  den 
„Ar/s  Kbera***,  die  amerikanische  Iwi  den  Fabrikaten,  die 
holländische  bei  den  Rohstoffen  und  die  Ausstellung  des 
italienischen  Bauten-Ministeriums  in  der  Maschinenhalle,  un- 
mittelbar neben  der  Schulausstellung  der  Japanesen.  Die  ein- 
zelnen Länder  haben  sich  eben,  da  die  ihnen  zugewiesenen 
Querstreifen  mit  ihren  Bedürfnisset!  nicht  immer  kongruent 
waren,  zum  Thejl  in  einander  verschieben  müssen.  Die  Aus- 
stellungen von  Japan  und  Spanien  reichen,  ohne  Maschinen 
zu  enthalten,  durch  die  Maschinenhalle  hindurch  in  die  Annex 
gallcric,  den  Zusammenhang  der  Maschinen-Ausstellung  ganz 
durchbrechend.  Andere  Staaten,  wie  Luxemburg,  Siam. 
San  Marino  u.  s.  w..  konnten  überhaupt  eine  ganze  Quertravee 
der  Gallerien  nicht  füllen  und  haben  daher  ihren  Aus- 
stellung«-Vorrath,  unbekümmert  um  die  in  den  Längshalkn  zum 
Ausdruck  zu  bringende  Gruppentheilung,  an  einer  ihnen  an- 
gewiesenen, anderweitig  nicht  vergriffenen  Stelle  einer  beliebigen 
Gallerie  zusammen  gesetzt.  Im  Grunde  genommen  bleibt  daher 
in  der  fremdländischen  Sektion  zur  Oricntirung  wenig  andere- 
übrig,  als  die  durch  Querschranken,  durch  Schriftschilder, 
Flaggensx  hmuck  und  sonstige  Embleme  kenntlich  gemachte 
Ordnung  nach  Landern  und  die  annähernd  durcligefübrte  Ab- 
sonderung der  Maschinenhalle. 

Etwas  deutlicher  ist  die  Klassen-Ordnung  in  der  f  ranzö- 
sischen  Ausstellung  zum  Ausdruck  gebracht,  welcher,  wir 
erwähnt  ,  der  ganze  östliche  Hallen  -  Komplex  znr  VcrfÜgune 
stand;  hier  ist  wenigstens  für  den  Eingeweihten  eine  Gruppirune 
der  Gegenstände  nach  Gattungen  erkennbar.  Einen  ähnlichen 
Grad  der  Ordnung  erreicht  die  Anordnung  der  Kunstausstellung; 
die  einzelnen  Staaten  folgen  sich  ungefähr  in  der  gleichen 
Reihe  wie  in  den  West-Gallericn,  mehrfach  indess  von  Frank- 
reich unterbrochen  und  ergänzt;  ein  bestimmtes  System  für 
die  Trennung  von  Gemälden,  Skulpturen,  Architektur -Zeich- 
nungen und  Kupferstichen  ist  nicht  vorhanden;  indess  hat 
man  —  wohl  aus  dem  erklärlichen  Grunde,  dem  schaulustigen 
Publikum  die  Werke  der  Malerei  an  den  bevorzugtesten  Stellen 
entgegen  zu  bringen  —  die  Architektur-Ausstellungen  meist  in 
die  Annexe  und  in  die  Korridore  verwiesen. 

Findet  hiernach  schon  im  Hauptgebäude  des  Marsfehles 
eine  entschiedene  Abtrennung  der  Maschinen  und  der 
bildenden  Künste  von  den  übrigen  Aussteliungs-Objckten 
statt ,  so  ist  eine  weitere  Trennung  durchgeführt  hinsichtlich 
der  landwirthschaft liehen  Gegenstände,  welche  auf  dem 
Quai  iVOrstitf  zwischen  der  Avenue  de  la  liwirdonnaye  und 
der  Alma-Brücke,  derThicre,  welche  auf  der  Esplanade  der 
Invaliden,  endlich  der  Schiffahrts-,  Rettung*-  und  Eisenbahn- 
Materialien,  welche  zu  beiden  Seiten  der  Seine  zwischen  dem 
Flusse  und  den  eingeschränkten  Quai-Strnfsen  Platz  gefunden 
haben.  Aufserdem  aber  sind  etwa  200  besondere  Annexbauten 
von  grofsen  und  von  geringen  Dimensionen  auf  dem  Mars- 
felde und  auf  dem  Trocadero  errichtet  worden  —  theils  für 
einzelne  Staaten,  Behörden  oder  Private,  welche  eine  eigen- 
artige Industrie  oder  einen  bestimmten  Zweig  derselben  für 
sich  ausstellen  wollten,  theils  zur  Aufnahme  der  grofsen  Zahl 
von  Ausstellung» -  Objekten,  die  wegen  Raummangel  in  den 
Gallcrien  des  Hauptgebäudes  nicht  untergebracht  werden 
konnten.  Trotz  des  Ausbleibens  Deutschlands  hat  sich  eben 
der  Rauminhalt  des  Marsfcld-Palastcs  als  viel  zu  klein  erwiesen 
und  das  übertriebene  Annexwesen  hat  in  Folge  dessen  die 
bereits  in  den  Gallcrien  des  Hauptgebäudes  verdunkelte 
Ordnung  fast  in  die  Willkür  eines  grofsen  Jahrmarktes  auf- 
gelöst. Im  Wiener  Prater  war  dies  weit  weniger  der  Fall 
und  auch  in  Philadelphia  scheint  nach  den  vorliegenden  Plänen 
das  System  der  Annexbauten  weniger  ent-  und  verwickelt 


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N«.  70. 


DEUTSCHE  BAUZE1TUNG. 


355 


Durch  ein  Hauptmotiv  aber  übertrifft  <ü'e  Anordnung  der 
diesjährigen  Pariser  Aufteilung  alle  ihre  Vorgängerinnen  au 
Ulan/  und  monumentaler  Pracht,  dadurch  nämlich,  dn-s  man, 
getreu  der  leitenden  Idee,  die  Ausstellung  als  eine  Repräsen- 
tation des  neu  erstandenen  Frankreich  zu  benutzen,  in  der 
Hnuptuxc  des  grofscu  Ausstelluugs-Gcbäudcs,  jenseits  der  Seine, 
auf  den  Höhen  des  Trocadcro  einen  imposanten  Fcstpalast 
errichtet  hat,  der  mit  seiner  stolzen  Kuppel  und  seinen  schlanken 
Thürmen  die  ganze  Anlage  dominirt  und  mit  weit  ausgebreiteten 
Armen  den  Park  zu  seinen  Fflfsen  zu  umschliefscn  sucht. 
Aul  die  architektonische  Gestaltung  dieses  merkwürdigen  Baues 
wird  spater  eingegangen  werden  ;  hier  sei  blos  erwähnt,  dass 
nur  die  gebogenen  Seitenflügel  des  Palastes  einen  eigentlichen 
Ausstellungszweck  haben;  sie  enthalten  eine  historische  und 
ethnographische  Sammlung,  wahrend  der  Mittelbau  einen  grofsen 
Fest-  und  Konzertraum  und  verschiedene  Konferenzsäle  umfasst. 

Wie  die  Annexe  und  Nebenhallen  auf  dem  Marsfcldc 
durch  den  Ausstelluugs-Palast,  so  werden  die  Pavillons,  Kioske 
und  Restaurationen  des  Trocadero  durch  das  „Palais  des 
fites"  beherrscht.  Die  hauptsächlichsten,  architektonisch 
bemerkenswert hen  dieser  Einzelbauten  sind  auf  dem  Tro- 
cadero: die  Pavillons  von  Aegypten,  China,  Tunis,  Schweden 
und  Norwegen,  ferner  das  algerische  Haus,  ilie  Pavillons  der 
französischen  Wasser-  und  Porst- Verwaltung,  der  Kiosk  der 
Union  cenimique  und  das  Süfswasscr -  Aquarium ;  auf  dem 
Marsfcldc:  die  Pavillons  von  Monaco,  von  Portugal  und 
von  Spanien,  sowie  die  Ausstellung»- Gebäude  der  Taback- 
Manufaktur  und  der  französischen  Ministerien  des  Innern  und 
der  Bauten. 

Die  gewaltige  Fläche  von  etwa  700  000  □">,  welche  die 
ganze  Ausstellung  auf  dem  Marsfelde,  auf  dem  Trocadero  und 
auf  dem  Quai  d'Oreay  einnimmt,  ist  durch  14  Thore  zu- 
ganglicli.  Eine  vortreffliche  Einrichtung  ist  die,  dass  die  Ein- 
trittskarten nicht  an  den  Schaltern  verabfolgt,  sondern  an 
zahlreichen  Punkten  in  der  Stadt  verkäuflich  gehalten  werden. 
Die  hauptsächlichsten  Eingangst  höre  sind  solbsirodeud  die  dem 
Stadtkern  zugewendeten  auf  der  Ost-  und  Nordscitc,  darunter 
namentlich  die  Porte  Tourville  und  die  Porte  Kapp  für  die 
Stadt t heile  auf  dem  linken  Ufer  der  Seine,  die  Porte  de  la 
Seine  für  die  mit  den  Dampfbooteu  ankommenden  Besucher, 
die  Portes  de  Chaillot  und  d  Jena,  sowie  die  Porte  du  Troca- 
dero No.  I.  für  die  Stadttheile  auf  dem  nördlichen  Flussufer. 
Das  bewegteste  Leben  spielt  sich  an  den  Eingängen  Porte 
Kapp  und  Porte  du  Trocadero  I.  ab,  wo  die  dichten  Massen 
der  Omnibusse,  Trainwagen  uud  Droschken,  der  schreienden 
Zeituugs-  und  Esswaaren- Verkäufer  und  der  frommen  Bibel- 
verscheuker  den  Tausenden  von  Ausstelluugs-Besuchern  erfolg- 
reich den  Weg  versperren.  Die  Zugänglichkeit  der  Ausstellung 
wird  aufserordcntlieh  gefördert  durch  das  rationelle  Pariser 
Strafsensystcm ,  welches  die  thunliclist  direkte  Verbindung 
aller  Knotenpunkte  des  Verkehrs  durch  energische  Diagoual- 
liuicu  und  glänzende  Strahleubüschcl  bekanntlich  vorzüglich 
gelöst  hat,  meist  unbekümmert  darum,  ob  die  Gestalt  der  Bau- 
gründe mehr  oder  weniger  ungünstig  ausfiel.  Olinc  Unord- 
nung uud  Stockung  werden  die  70  000  Besucher  taglich  anf 
den  zahlreichen  Pferdebahnen,  Omnibuslinien  und  Dampfbooten 
an  ihr  Ziel  befördert.  Nur  beim  Schlüsse  der  Besuchszeit, 
gegen  6  Uhr,  füllen  sich  die  den  Hauptausgäugen  zunächst 
liegenden  Strafsen  und  Boulevard-Strecken  allerdings  oft  in 
bedenklicher  Weise,  so  dass  selbst  dem  Eingeweihten  das  Er- 
haschen eines  Transportmittels  für  die  Heimkehr  eine  schwierige 
Aufgabe  wird,  deren  Lösuug  mit  um  so  gröfscrem  Ungestüm 
verfolgt  zu  werden  pflegt,  als  der  zum  Fufsmarsch  Ver- 
urtheiltc  meist  Entfernungen  von  ungewohnter  Länge  zurück 
zu  legen  liat.  — 

Die  au fserordentliche  Ausdehnung  des  Ausstellungs-Terrains 
innerhalb  des  angebauten  Stadtplans  hat  da  es  nöthig  war. 
die  Verbindung  der  durch  die  Ausstellung  getrennten  Stadt- 
theile unter  sich  aufrecht  zu  erhalten  und  auch  das  Aus- 
stcllungsfeld  selbst  als  ein  zusammenhängendes  Ganzes  einzu- 
richten, eine  ganze  Anzahl  von  Hülfsbauten  erforderlich 
gemacht,  welche  hier  kurz  betrachtet  werdeu  sollen,  ehe  wir 
zur  Beschreibung  der  Gebäude  auf  dem  Ausstellungsplatze 
selbst  übergehen. 

Die  Verbindung  zwischen  dem  Marsfcldc  und  dem 
Trocadero  ist,  wie  bereits  erwähnt,  durch  die  Jen  abrücke 
hergestellt :  aber  cincstheils  war  die  Breite  dieser  Brücke  für 
den  Verkehr  auf  dem  Ausstcllungsplatzc  völlig  ungenügend, 
anderenteils  war  ihre  Erhöhung  notwendig,  um  die  beider- 


seitigen Quaistralsen,  deren  Benutzung  nicht  unterdrückt 
werden  durfte  —  obwohl  die  Quais  selbst  für  die  Ausstellung 
verwerthet  werden  sollten  —  unterführen  zu  können.  Ueber  die 
Brüstungen  der  Jenabrücke  und  getrageu  durch  besondere, 
auf  der  alten  Brückenbahn  errichtete  Stützen,  wurden  daher 
Blechträger  gestreckt,  welche  an  jeder  Stirn  5  •  vorkragen, 
mit  einem  Bohlenbelag  versehen  sind  und  so  eine  Brückeu- 
tafel  von  24  ■  Breite  bilden ;  der  hohle  Raum  zwischen  den 
beiden  Brückenbahnen  kam  für  die  Unterbringung  der  Haupt- 
rohre, welche  das  Wasser  von  der  Trocadcro-Kaskadc  zum 
Rohroefc  des  Marsfeldes  leiten,  in  erwünschter  Weise  zu  Statten. 

Zur  Hebung  der  Brücke  addirt  sich  die  muldenförmige 
Senkung  der  Quaistrafsen,  welche  im  Gefalle  1 :  25  zwischeu 
Futtennaucm  in  das  Ausstellungsterrain  eingeschnitten  und 
jede  dreimal  Oberbrückt  sind.  Von  diesen  Brücken  sind  zwei 
aus  Holz  mit  Treppenaufgängen  an  den  Enden,  zwei  aus 
sogenannten  Fers  rustiijues  (Gusseisen  in  Form  von  Acuten 
und  Zweigen)  von  der  Finna  E.  Juqucmins  in  Paris,  eine 
gewölbte  in  der  Axe  der  Jenabrücke  auf  dem  linken  Ufer 
uud  eine  schmiedeiserne  Bogcnbrücke  in  derselben  Axe  auf 
dem  rechten  Seineufer.  Die  Vorliebe  der  Franzosen  für  die 
Bogenform  geht  so  weit,  dass  man  sio  selbst  hier  angewendet 
hat,  wo  die  Höhe  so  beschränkt  ist.  dass  für  die  Passagiere 
auf  den  unter  den  Bogenschenkcln  hindurch  fahrenden  Tram- 
wagen ein  Warnungsschild  liat  angebracht  werdeu  müssen  mit 
der  Aufschrift:  „Defense  de  se  hier  au  jntssaye  du  )nmi". 

Als  weitere  Hülfsbauten  verdienen  angemerkt  zu  werden 
die  von  der  ßrückenbnuanstalt  zu  Fivcs  bei  Lille  ausgefülirtc, 
durch  Säulen  unterstützte,  dreiarmige  schmiedeiserne  Gitter- 
brücke mit  drei  Treppenaufgängen  an  der  Porte  de  la  Seine. 
welche  die  Landwirthschafts- Ausstellung  mit  den  benachbarten 
Theilen  des  Quais  und  des  Marsfeldes  verbindet;  ferner  die 
bedeutende,  durch  Verbreiterung  des  Quai  n* Orsoy  erzielte 
Quaianlage  in  der  ganzen  Breite  des  Marsfeldes,  eine 
hübsche  Holz-Bogen brücke  über  dio  Ilue  le  Notre  zur 
Verbindung  des  Trocadero  mit  der  anthropologischen  Annex- 
Ausstellung,  endlich  der  Marsfeld -Bahnhof  und  die  als 
Ersatz  für  die  Jenabrücke  dem  öffentlichen  Verkehr  zwischen 
deu  Stadtthcilcn  links  und  rechts  des  Flusses  dienende  Fufs- 
gängerbrücke  über  die  beiden  Seinearac  bei  Passy. 

Die  Verbreiterung  des  Quai  tt  Orsoy  war  mit  vielen 
Fundirungs-Schwierigkeiten  verknüpft;  die  Mauern  mussten 
wegen  des  schlechten  Untergrundes  unvorhergesehener  Weise 
auf  8m  hohe  Pfahlroste  mit  Bctonfüllung  gegründet  werden; 
eine  grofsc  Anzahl  von  Zickzack-Rampen  wurden  an  der  durch 
ein  Bohlwcrk  eingefassten  Wasserlinie  entlang  angelegt,  um 
die  Zuführung  der  Ausstellungsgegenstände  in  die  auf  dem 
Quai  für  die  Marine,  für  Hafenanlagen,  für  ein  See-Aquariuni 
etc.  errichteten  Gebäude  zu  erleichtern. 

Besondere  Anerkennung  verdient  auch  das  Stationshaus 
des  Marsfeld-Bahnhofes,  ein  Eisenfachwerk-Gebäude,  konstruirt 
von  Emile  Baude t  in  Paris,  bestehend  aus  senkrechten 
I  Pfosten  mit  Horizontalbändern,  welche  in  der  sauber  ge- 
musterten Ziegelausmauerung  verdeckt  liegen.  Ein  eigen- 
tümliches Bauwerk  ist  die  „Passerelle  de  Passy",  erbaut 
von  der  Brückenbau-Anstalt  Cail  &  Cie.  in  Paris  (Konstrukteur 
Victor  Rose),  C,50m  breit  und  ca.  200  m  lang,  mit  Treppen- 
aufgängen auf  beiden  Seiten,  unter  80°  schief,  mit  überhöhter 
Asphaltbahn.  Die  Seine  ist  hier  durch  die  sogenannte 
Schwancn-Insel,  welche  gegenwärtig  eine  Allee-Promenade  von 
der  Passerelle  de  Passy  bis  zum  Pont  de  Grenelle  bildet, 
in  zwei  ungleiche  Arme  gethcilt;  über  jeden  Ann  ist  eine 
Brücke  mit  3  Öffnungen  geschlagen,  deren  mittlere  etwa 
1 mal  so  breit  ist  als  die  seitlichen.  Auf  den  ersten  Blick 
ist  man  versucht,  das  Bauwerk  für  eine  doppelte  schmied- 
eiserne Bogenbrücke  zu  halten;  die  Träger  sind  jedoch  Ober 
den  Pfeilern,  welche  aus  je  2  Rohren  von  1,5  »  Durchmesser 
bestehen,  kontinuirlich,  im  Scheitel  der  MittelOffnung  durch 
Scharnier  mit  einander  verbunden  (auch  in  der  Asphaltbahn 
befindet  sich  hier  eine  Scharnierplatte)  und  an  den  Ufer-Auf- 
lagern nicht  bogenförmig  gesenkt,  sondern  in  gerader  Balken- 
form aufgelagert.  Jede  Brücke  charakterisirt  sich  daher  als 
aus  zwei  Balken  bestehend,  welche  (ähnlich  den  Drehbrücken) 
einen  überstehenden  Arm  nach  der  Mittelöffnung  und  zwei 
Auflager  auf  dem  Landpfeiler  und  auf  einem  Mittelpfeiler 
besitzen.  Die  Brucken  -  Anlage  verbindet  den  lloulevard  de 
Grenelle  einerseits  mit  der  Passage  des  Kau.v,  einer  mittels 
Treppen  die  Höhen   von  Passy  erklimmenden  Fufsstrafse. 


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356 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


31.  Aujrnut  187» 


Die  Stadterweiterung 

Ein  besonderes  Verdienst  des  Orth/sehen  Plans  bildet  I 
das  Netz  von  Strafseng  leisen,  welche  theils  von  Dampf- 
omnibus,  theils  von  Eisenbahn  -  Guterwagen  (besonders  bei 
Nacht)  befaliren  werden  können.  Es  wird  gegenwärtig  grade  i 
eine  „Pferdebahn  mit  Dampfbetrieb"  eröffnet,  welche  Strafsbuig  j 
von  Nord  nach  Süd  zwischen  Steinthor  und  Metzgerthor  | 
durchschneidet,  mit  Fortsetzungen  nach  Sehiltigheiin  und  nach 
Kehl.  Hierzu  sollte  nun  eine  zweite  Hauptliuie  von  West 
nach  Ost  kommen,  welche  vom  künftigen  Zentriübahnhof 
ausgeht,  am  Kanal  sich  gabelt,  theils  in  die  von  Orth  pro- 
jektirte  Durchbrachst  rassc  der  Altstadt,  tlveils  längs  der  Ufer 
des  Kanals,  dann  wieder  einheitlich  durch  das  neue  Kehler 
Thor  hinaus  führt.  Eine  Zweigbahn  würde  die  Uuprechtsuuer 
Allee  durchziehen  und  rückwärts  auf  den  lllstadeti  verlängert 
werden.  An  dieses  Netz  können  natürlich  noch  sonstige 
Linien,  namentlich  nach  anderen  Vororten,  stets  leicht  ange- 
schlossen werden.  Dasselbe  ist  für  eine  Stadt  von  künftig 
vielleicht  üiJOOCK)  Einwohnern  entschiedenes  HcdOrfniss,  be- 
sonders da  der  Zeutralbahnhof  einseitig  im  äufsersten  Westen 
liegt  und  das  Bestreben  baulicher  Ausdehnung  nach  der 
entgegen  gesetzten  Richtung  stattfindet.  Sofern  die  Strafscu- 
bahnen  frühzeitig  auf  das  Feld  der  Stadterweiterung  aus- 
gedehnt werden,  sind  sie  auch  geeignet,  die  Bebauung  wesentlich 
zu  förderu  und  den  Werth  des  Grundeigeuthums  zu  erhöhen. 

Von  Anlagen  für  den  lokalen  Wasser  verkehr  im 
Inneren  der  Stadt  linden  wir  in  dem  Ortb/scheu  Projekt 
2  niedrige  Udestrafsen  an  den  Ufern  der  III  im  neuen 
Stadttbeil  und  Laecrptätzo  am  linken  Ufer  der  III  im  süd- 
westlichen neuen  Quartier.  Hiermit  werden  die  am  Kanal 
und  an  der  III  bestehenden  Einrichtungen  in  ortsüblicher 
Weise  ergänzt.  Hinsichtlich  des  südwestlichen  Stadt  theils 
mochte  jedoch  die  Idee  von  Gönrath  noch  zweckmäfsiger 
sein,  wonach  Eisenbahn  -  Gleise  vom  neuen  Güterbahnhof 
(welcher  in  Terrainliöhe  liegen  soll)  durch  eine  Unterführung 
in  bequemer  Kichtung  nach  der  III  gehen.  Hierdurch  wird 
nicht  nur  die  Gleisverbindung  zwischen  dem  Wasser  und 
dem  Zentralbahnhof  erreicht,  sondern  auch  der  betreffende 
Stadttbeil  für  gewerbliche  Zwecke  unterstützt,  sowie  eine 
direkte  Verkehrslinie  zwischen  dem  neuen  Weilsenthurm-Thor 
und  dem  rechten  Iiiufer  vorbereitet. 

Hiermit  treten  wir  denn  an  die  Frage  der  auswär- 
tigen Wasserverbindungcu,  s,>ezicll  an  die  Hafen- 
fr  agc  heran.  Mit  derselben  hat  sich  von  den  3  Technikern  nur 
Orth  beschäftigt,  weil  die  Aufgabe  nicht  siiezicll  durch  die 
Stadtverwaltung  gestellt  wurde  und  allerdings  den  größten 
Theil  des  llebauungsplans  auch  nicht  tangirt.  Orth's  Lösung 
beruht  prinzipiell  auf  dem  schon  oben  angeführten  Gutachten 
der  Strafsburger  Handelskammer  und  auf  einem  hiernach 
ausgearbeiteten  Projekt  der  Keiclis  -  Wasserbau  Verwaltung, 
moditizirt  dasselbe  aber  erheblich,  um  es  den  übrigen 
Zwecken  der  Stadterwettcrung  anzupassen.  Es  sind  zwei 
Hafenbassins  angenommen,  beide  auf  wenig  werthvollem 
Gelände,  beide  reichlich  mit  Verlade- Vorrichtungen  und  Gleisen 
umgeben,  welche  von  der  Strafsburg- Kehler  Eisenbahn  ab- 
zweigen. Das  obere  Rassin  befindet  sich  aufserhalb  der 
Festungswerke  und  ist  direkt  aus  der  III  zugänglich,  das 
untere  dagegen  liegt  innerhalb  der  neuen  Umwallung  uud 
steht  durch  einen,  die  letztere  kreuzenden,  kurzen  Kanal  mit 
dem  Rbein  -  III  -  Kanal  in  Verbindung.  Beide  Häfen  werden 
sodann  noch  durch  einen  die  Südseite  der  Stadt  Hinfahrenden 
Schiffahrtskanal  verbunden,  dessen  Ausführung  aber  unab- 
hängig und  event.  später  als  diejenige  der  Bassins  erfolgen 
kann,  da  die  Wasserläufe  im  Innern  der  Stadt  vorläufig 
noch  als  Schiffalirtstrafse  des  elsässischen  Kanalnetzcs  ge- 
nügen. Indem  nun  vor  der  Südfront  auch  die  Strafsburg- 
Kchler  Eisenbahn  vorbei  zieht,  so  ergiebt  sich,  dass  die  in- 
dustrielle Eut Wickelung  vorzugsweise  hierher  fallen  wird, 
und  um  sie  noch  mehr  zu  fördern,  empfiehlt  Orth  eine 
weitere  Zwischeustatiou  der  genannten  Bahnlinie  in  der  Nähe 
der  Zitadelle.  Auch  innerhalb  der  neuen  Umwallung 
in  der  Nachbarschaft  des  unteren 


von  Strafsburg.*) 


nl-K-drivcUe  "chrri(.:.i 


*)  \\m  Ilm.  niurath  Orth  i»t  iui*  iiorh  iUj»  n fertigtet* 

rIn  Nt>-  Ht  In  «l.ni  \rllkrl  ,J>i*  SOMlti-Tvciteruni:  von  Stmitlilirg-1  br-rrurgv- 
li'ihen,  if»M  ien  die  h.-rv<irri*ntile  An1  de»  Cnivrr.fUti«,-häiiiie-KniiiplFxn  Isiiorirt 
hali'.  Irh  uill  iWti  tliHUiVfilirti  t>em«rktm.  iLus  tili  miili  Iii  *l*r*er  rj.-tirhting  il*m 
CnlvMiititKJitvmrl  tun  K»a<erl  ai^curhliiMm  li.b».  »ril  icS  n>rli  im-hrfwh«  vormf 
«..beii.i.11  V.rWIlmiifn         1'niTcniUiuu«  »I,  ZunHiruiim^nb»  ab  liereit» 

für  die  Aiululiriikj  fe,<  K|.h,„,l  „„»Ii,.,,  raiiwle.  -  Cur  »ctUrrM1uliflJ1laB.11  «erde 
i.ll  n»,ll  ilet.  KutllVmaYe*,  »  el.  he  K.l.le  S.  ,,tr,„l..  liVr  .1™  Ibhann..«»!..  h.,..r 
»lohen,  um  Rjoii.  «uirli.o,  ili  ich  nir  Zeit  eine  Erwitte 

Berlin,  :•».  Aogu«  lüi«.  Orth. 


beimeme  Gelegenheit  für  Anlagen  im  Interesse  von  Handel 
uud  Gewerbe  gegeben  sein. 

Bei  Reurtiieilung  des  im  Vorstehenden  kurz  geschilderten 
Projektes  wird  man  die  fernste  Zukunft  Strafsburgs  ins  Auge 
fasten  uud  fragen  müssen,  ob  derselben  passend  vorgearbeitet, 
mindestens  nicht  entgegen  gewirkt  wird.  Als  Ziel  der  Zu- 
kunft ist  nun  seit  dem  deutsch -französischen  Kriege  schon 
vielfach  ausgesprochen,  dass  Strafsburg,  mit  Kehl  zusammen 
wachsend,  eine  Rheinstadt  werden  uud  in  Konkurrenz 
mit  Mannheim  treten  müsse.  Diesem  Gedanken  entspricht 
bereits  der  um  beide  Orte  gezogene  Ring  von  Aufsenforts. 
Und  wie  auch  die  Wahl  ausfnllen  möge  zwischen  Vei- 
besserung  des  Rheins  (für  Tauerei)  und  Kanalanlagc  nach 
Ludwigshafen,  so  bleibt  doch  stete  die  Nähe  des  Rheins 
wünschenswerth  zur  Verknüpfung  sämmtlicher  Wasserstrnfsen. 
Hieraus  folgt  aber  unseres  Erachtens,  dass  Strafsburg  einen 
eigentlichen  Rheinhafen  anstreben  muss,  so  gut  wie  Mann- 
heim und  selbst  das  kleine  Kehl  einen  solchen  besitzen. 
Der  Platz  dafür  ist  zweifellos  die  Insel  zwischen  kleinem 
und  grofsem  Rhein,  eventuell  mit  Benutzung  des  kleinen 
Rheins.  Um  von  hier  Verbindungen  mit  dem  elsässischen 
Kanalnctz  zu  erzielen,  wäre  ein  Schiffahrtskanal  vor  der 
SDdfront  der  Festung  nach  der  III,  und  ein  anderer  gegen 
den  bestehenden  Rbein-lll-Kanal  (indirekt  den  Marne-Kanal) 
nützlich.  Der  Verkehr  für  Menschen  und  für  Güterwagen 
wind,  ungeachtet  der  jetzt  noch  ziemlich  weiten  Ab- 
theils  durch  die  Strafsbuig-Kchlcr  Eisenbahn  (künftige 
i),  theils  durch  die  das  neue  Kehler  Thor  passiremle 
Stralscnhuhii  mit  genügender  Leichtigkeit  besorgt  werden 
und  besonders  noch  beim  Wegfall  der  Zitadelle  gewinnen, 
welcher  allgemein  gewünscht  und  nur  als  eine  Frage  ikr 
Zeit  angesehen  wird. 

Wenn  die  vorstehenden  Gedanken  sich  bei  näherer  I*rü- 
fung  in  militärischer  uud  hydrotechnischer  Beziehung  als 
stichhaltig  erweisen  sollten,  so  würde  in  Folge  davon  die 
bauliche  Entwickelung  Strafsburgs  für  Handel  und  Grofs- 
industric  ganz  aufserhalb  der  neuen  Umwallung  und  vor- 
zugsweise nach  Osten  zu  fallen.  Dies  halten  wir  in  de 
That  in  manchen  Beziehungen  für  vort  heilhafter,  als  die  oben 
angeführte  Situation  des  ÖrthVhcn  Entwurfs.  Denn  wenn 
nach  Orths  eigenen  Veranschlagungen  der  Raum  innerhalb 
der  neuen  Umwallungen  hinnen  einigen  Jahrzehnten  bebaiil 
sein  wird  theils  durch  das  Vorrücken  der  alten  Bevölkerung, 
theils  durch  Zuzug  von  aufsen,  so  wird  das  Terrain  neben 
dem  Bassin  in  der  N. -0. -Ecke  bald  sparsam  und  tbeucr 
werden,  während  auf  dem  weiten  Raum  zwischen  Wall  und  Rhein 
reichlichere,  billigere,  sowie  mit  bequemeren  Gleisanschlüssen 
versehene  Plätze  für  gewerbliche  Etablissements  n.  s.  w.  zur 
Verfügung  bleiben  und  gegen  N.  und  S.  stets  ungehindert  er- 
weitert werden  können,  vielleicht  allmählich  mit  dem  gewerb- 
rcicheu  Vorort  Neudorf  im  S.-O.  zusammen  wachsend.  Man  er- 
hält ferner  lokale  Absonderung  zwischen  den  künftigen 
Wohn<]uarticren  innerhalb  und  dem  Industrie-Viertel  aufser- 
halb der  Wallinie,  welche  beiden  Theilcn  zum  Segen  ge- 
reicht, und  es  wird  nicht  so  bald  das  Bedürfhiss  eintreten, 
die  Grenze  beider,  nämlich  die  neuen  Wälle,  zu  verschieben. 
Auch  die  geschonten  Befestigungen  der  Südfront  mögen  noch 
länger  zu  ertragen  sein,  wenn  der  Raum  vor  ihnen  nicht  vor- 
zugsweise zum  Bebauen  bestimmt,  sondern  die  Baulust  thun- 
liehst  nach  Osten  gezogen  wird.  Endlich  sprechen  hygieni- 
sche Rücksichten  bekanntlich  mehr  für  die  Ostscite  als  für 
die  SüiLscite  (Föhnwinde!).  Dass  der  Festungsrayon  den 
Massivbau  erschwert,  ist  man  in  Strasburg  wie  in 
Festungen  so  gewohnt,  dass  hiervon  keine  wesentlich) 
derung  für  gewerbliche  Ansiedelungen  zu  befürchten  sein  wird  , 
wichtiger  ist  möglichst  unbeschränkter  Raum  zur  Ausbreitung, 
und  deshalb  gehören  Grofsindustric  und  Grofshandcl  am  besten 
vor  den  Festungsgürtel  hinaus,  während  kleinere  Gewerbe  im 
Innern  die  Ladcgelegenheiten  an  der  IU  finden  uud  etwa 
auch  noch  durch  einen  weiteren  Zweigkanal  unterstützt  wer- 
den mögen.  Wem  diese  ganze  Betrachtung  zu  phantastisch 
vorkommen  sollte,  der  bedenke  doch,  dass  ein  guter  Stadt- 
erweiterungs-Plan  in  grofsen  Zügen,  so  weit  möglich,  die 
ganze  Zukunft  berücksichtigen  muss  und  dass  gerade  von 
der  lange  eingeschnürten  Stadt  Strafsburg  unter  veränderten 
politischen  Verhältnissen  eine  bedeutende  Expansivkraft  zu 
erwarten  ist.  — 

Soweit  unsere  Erläuterung  zu  den  3  Bebauungsplänen. 
Die  Hrn.  Gönrath  und  Eggert  haben  ihre  Arbeiten  selbst  nur 


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H»  30.  DEUTSCHE  BAUZEITUNG.  357 


als  vorläufige  Skizzen  bezeichnet  nnd  auch  bei  dem  sclion 
\iel  eingehender  behandelten  Entwurf  des  Ilm.  Orth  behält 
die  betreffende  Begloitschrift  Spezialstudieu  für  manche  Par- 
tien vur.  Es  wird  sich  deshalb  wühl  darum  handeln,  mit 
Hülfe  der  geleisteten  Motive  erst  einen  definitiven  Plan 
zu  schaffen.  Gleichzeitig  werden  dann  auch  die  Maafsrcgcln 
der  Gesetzgebung  und  Verwaltung  zu  berathen  sein,  ohne 
welche  die  Ausführung  des  besten  technischen  Entwurfs  auf 
Abwege  geratheu  kann:  liauiwlizci,  wirtschaftliche  Fragen, 


ständige  Organe  für  die  Stadterweiterung.  In  letzterer  Be- 
ziehung empfiehlt  Orth  mit  Recht  die  Niedersetzung  einer 
/entral-Kommissiim  aller  einschlägigen  Verwaltungszwcigc  als 
oberste  Instanz  in  Stadtcrwciterungs-Fragen.  Da  das  Feld  der- 
artiger Maafsregeln  in  Strafsburg  noch  fast  gar  nicht  angebaut 
ist,  so  ergiebt  sich  hier  Gelegenheit,  recht  musterhafte  Normen 
aufzustellen.  Mögen  alle  diese  ferneren  Arbeiten  auf  guten 
Wegen  und  zum  Gedeihen  der  Stadt  gefördert  werden! 
Karlsruhe,  Juü  187«.  EL  Daum  ei  st  er. 


Uber  die  Restauration  von 


Hr.  Rudolf  Redtenbachcr  hat  in  seinein,  in  Xo.  58,  (10  u.  02 
dieser  Blatter  abgedruckten  Aufsätze  „Ueber  die  Restauration  von 
Baudenkmälern"  eine  Reih«  sehr  nützlicher  Anweisungen  als 
„Mittel  und  Wege"1  zur  Ausführung  der  Restaurations- Arbeit  selbst 
gegeben.  Aber  ich  vermisse  in  diesem  vortrefflichen  Aufsatze  ein 
sehr  wichtiges  Kapitel.  Es  fehlt  darin  nämlich  der  deutliche 
Hinweis  auf  das  Grundprinzip  bei  Restauration  der  Baudenk- 
mäler, eine  klare  Darlegung  der  zu  losenden  Aufgabe  und  tl<  s  -  u 
erstrebenden  Ziels,  welche  auch  in  der  zur  Ergänzung  hcru:i  ge- 
zogenen „Denkschrift  über  die  Baudenkmäler  im  Deutschen  Reich" 
nicht  gegeben  ist  Pud  doch  muss  der  Restaurator  über  diese 
wichtigste  Frage  vor  allem  sich  vollkommen  klar  sein,  da  von 
der  Auffassung  derselben  alle  weiteren  Ausfuhrungen  abhängen. 
Früher  stellte  man  als  Grundsatz  fUr  Restauration  von  Han- 
dle Aufgabe  fest:  Restitution  des  Denkmals  in  seinen 
o  möglich  in  jenen  Zt 
i  ersten  Baumeister  beabsichtigt  war.  In  Folge 
von  dem  Bauwerke  alle  nicht  ursprünglichen  Anbauten  und  selbst 
alle  einer  späteren  Zeit  angehörenden  Ausstattung*  -  Gegenstande, 
wie  Altäre,  Kanzeln,  Chorstühle,  Leuchter,  Orgeln,  Grabmaler  etc., 
selbst  wenn  sie  von  hervor  ragendem  Kuustwerthc  waren,  entfernt 
und  durch  neue  Gegenstände  ersetzt,  welche  man  genau  in  dem 
Stil  der  betreffenden  Kunstperiodo  glaubte  anfertigen  zu  können. 
Man  ging  dabei  zuweilen  so  weit,  dass  ein  schöner  gotbischer 
Chor,  der  an  einer  romanischen  Kirche  sich  befand,  durch  eine 
romanische  Apsis  ersetzt  werden  sollte.  In  Verfolg  dieses  Prinzips 
hätte  man  z.  B.  den  Chor  des  Münsters  zu  Aachen  ganz  be- 
seitigen, den  Dom  zu  Köln  und  das  Münster  zu  Strasburg  bis 
auf  geringe  Reste  abtragen  und  noch  neuem  Plan  wieder  auf- 
richten müssen.  — 

Abgesehen  von  dem  durch  eine  solche  „  Puritikation"  an  vielen 
Werken  von  hervor  ragendem  künstlerischen  und  historischen 
Werth«  verübten  Vandalismus  und  der  widerrechtlichen  Verletzung 
vieler  bestehenden  Stiftungen,  erreichte  mau  den  beabsichtigten 
Zweck  doch  in  keinem  Falle ;  denn  der  ursprüngliche  Entwurf  des 
ersten  Itaumeisters  war  nur  in  den  allerseltcnsten  Fällen  fest  zu 
i  und  die  neu  gefertigten  Rautheile  und  inneren  Ausstattungs- 
nde  waren  keineswegs,  wie  man  glaubte,  im  Sinn  und 
st  der  alten  Zeit  Neuere  Forschungen  haben  bekanntlich  fest 
gestellt,  dass  kaum  ein  größeres  Bauwerk  des  Mittelalters  nach 
einheitlichem  Plane,  gleichsam  aus  einem  Gusse,  erbaut  worden 
ist,  dass  vielmehr  die  bei  weitem  gröfseste  Anzahl  derselben  im 
Laufe  von  vielen  Jahrzehnten,  ja  von  Jahrhunderten  entstanden 
ist  und  dass  die  einzelnen  Baumeister  nur  ganz  ausnahmsweise 
mehr  Rücksicht  auf  einander  genommen  haben,  als  die  zwingendste 
Notwendigkeit  gebot.  Man  zerstörte  also  um  der  vermeintlichen 
Einheit  eines  vielleicht  nicht  einmal  bedeutenden  Bauwerks  willen 
oft  sogar  das  Reste  und  Wertvollste  und  erhielt  dann  im  günstig- 
sten Falle  an  Stelle  eines  historisch  interessanten,  malerisch  wirk- 
samen alten  Baudenkmals,  ein  langweiliges  Bauwerk  von  zweifel- 
haftem Werthe,  an  welchem  nur  der  innere,  nicht  sichtbare  Kern 
eines  Thcils  desselben  alt,  das  Meiste  dagegen  neu  ist  und  folg- 
lich, bei  dem  Wandel  des  Geschmacks,  nach  wenigen  Jahrzehnten 
abermals  restaurirt,  d.  h.  erneuert  werden  musste. 

Gegenüber  dieser  veralteten  aber  noch  nicht  völlig  über- 


dürfte in  unseren  Tagen,  da  mau  endlich  zu  einer  gerechten 
Würdigung  der  Kunstwerke  aus  allen  Kultur- Perioden  gelangt 
ist,  das,  wie  ich  glaube,  richtigere  Prinzip  als  im  allgemeinen 
niaafsgebend  fest  zu  halten  sein,  dass  das  zu  restaurirende  Bau- 
werk in  seiner  Gesammterschcinung  als  historisch  ge- 
wordenes Baudenkmal  erhalten  und  vor  weitcrem  Ver- 
fall geschützt  werde.  Es  sind  dem  Bauwerk  demnach  alle 
spätere  Zuthaten  und  Gegenstände  der  inneren  Ausstattung,  soweit 
solche  nicht  ältere  und  bessere  Theilc  verdecken  oder  künstlerisch 
und  historisch  absolut  werthlos  sind  —  was  oft  nur  auf  Grund 
sehr  eingehender  Spezial-Studieu  fest  gestellt  werden  kann  zu 
erhalten,  d.  h.  die  Restauration  hat  sich  im  wesentlichen  auf  die 
Ergänzung  der  schadhaften  Theile  genau  in  der  Art  der  ur- 
sprünglichen zu  beschränken  und  das  Bauwerk  in  einen  guten 
baulichen  Zustand  zu  versetzen. 

Dass  trotz  dieser  Minimal-Forderungen  bei  den  oft  sehr  lange 
Zeit  vernachlässigten,  oft  aus  Gründen  des  Bedürfnisses  und  der 
Nützlichkeit,  oder  in  Folge  des  vermeintlichen  Besser -Machen- 
Wollens  arg  misshandeltcn  Bauwerken  meist  noch  sehr  viel  zu 
thun  übrig  bleibt,  lehrt  die  Erfahrung  leider  zur  genüge.  So 
sind  z.  B.  von  den  Kirchen  allerlei  Einbauten,  besonders  Emporen, 
die  vielfältig  wiederholte  KalktAnche,  die  angebauten  Baracken 
und  Schuppen  zu  entfernen.  Alles  Beschädigte  soll  mit  g reifster 
Pietät  für  das  Bestehende,  unter  sorgfältigster 
Wahrung  des  Hauchs  des  Alterthums,  mit  Scheu  vor  Ver- 
änderungen, welche  nicht  absolut  notwendig  sind,  und  vor  allem 
unter  Enthaltung  von  dem  sogenannten  Besser -Machen-Wollen 
ausgeführt  werden.  Das  Neue  soll  nicht  etwa,  um  als  moderner 
Zusatz  unkenntlich  zu  sein,  äufserlich  dem  Alten  gleich  gemacht 
werden,  sondern  soll,  so  weit  es  für  die  Harmonie  des  Ganzen 
nicht  all  zu  sehr  störend  ist,  dem  Kenner  als  moderner  Zusatz 
leicht  kenntlich  sein. 

Ich  bin  der  Ansicht,  dass  es  dem  restourirendeu  Architekten 
vor  allem  zur  Pflicht  gemacht  werdeu  sollte,  sich  strenge  au  das 
Alte  zu  halten  —  die  Frage  nach  dem  Schönen,  als  gar  zu 
sehr  individuell,  soll  erst  an  zweiter  Stelle  maafsgebend  sein  — 
und  jede  eigene  Komposition  sorgfältig  zu  vermeiden.  Anderen- 
falls nimmt,  wie  unzählige  Beispiele  beweisen,  die  Lust  am  eigenen 
Schaffen  gar  zu  leicht  so  sehr  überhand,  dass  sie  die  dem 
historischen  Denkmal  schuldige  Pietät  schliefslich  ganz  verdrangt. 

Eine  Verbesserung  des  vorliegenden  Denkmals  in  künstle- 
rischer Beziehung  mag  in  vereinzelten  Fällen  gerechtfertigt 
erscheinen.  Doch  hangt  die  Entscheidung  darüber,  was  wirklich 
besser  ist:  der  Zustand  aus  vergangenen  Jahrhunderten  oder  die 
moderne  Komposition,  gar  zu  sehr  von  der  Ansicht  des  zufällig 
Urteilenden,  dem  Bildungsgrade  und  den  Kenntnissen  desselben 
ab.  Es  kommt  oft  genug  vor,  dass  das  was  von  dem  eiueu  für 
eine  Verbesserung  gehalten  wird  von  einem  Anderen,  welcher  in 
den  Geist  der  Kunst  des  betreffenden  Jahrhunderts  tiefer  einge- 
drungen ist,  als  eine  Verschlechterung  dargelegt  wird.  Die  „künst- 
lerische Freiheit",  welcher  Hr.  Redtenbachcr  auf  Seite  31H»  das 
Wort  redet,  dürfte  demnach  auf  ein  Minimum  zu  beschränken 
sein,  wenn  man  das  historische  Baudenkmal  als  solches  erhalten 
und  statt  dessen  nicht  eine  im  Anscbluss  an  das  alte  Denkmal 
geschaffene  neue  Komposition  empfangen  will. 

R.  Bergau. 


Die  Formeln  Uber  die  Bewegung  des  Wassers  in  Flüssen  und  Kanälen  in  Handbüchern.*) 


Kein  Kapitel  wird  von  mehren  unserer  Handbücher  so  als 
Nebensache  behandelt,  wie  das  angegebene.  Zeugen  davon  sind 
zunächst  die  vielen  Druckfehler,  welche,  wenn  sie  auch  in  solchen 
mathematischen  Kntwickelungen,  die  man  zur  Kontrolle  leicht 
selbst  ableiten  kann,  wenig  störend  sind,  doch  unbedingt  vermieden 
werdeu  müssen  bei  Angaben  von  Erfahrungswertheu,  wie 
solche  unsere  Formeln  über  die  Bewegung  des  Wassers  bilden. 
Als  Ursache  der  Druckfehler  zeigt  sich  mehrfach  die  breite 


RJ-a+  ß 

u*-a  +  Ii 


Das  Deutsche 


*)  L'uu»  lUndMcbwa  Im  memo  Sinne 
B.ioluo«S,irh  und  itio 


Was  Bazin  mit  6  Zeichen  sagt,  das  auszudrücken  braucht  das 
Bauhandbuch  10  Zeichen.  Richtig  geblieben  ist  die  Formel 
dabei  indess. 

h  l  $ 

Der  nahe  liegenden  Gefahr,  -j-  mit    '  uud  -p  mit  --  zu 

verwechseln,  sind  aber  weder  die  Hütte  noch  der  Deutsche  Bau- 
Kalender  entgangen.  Erstere  bringt  in  Folge  dessen  die  Kutter' - 
sehe,  letzterer  die  Bazin'sche  Formel  unrichtig.  — 

Abgesehen  von  diesem  und  anderen  Druckfehlern,  kann  nicht 
gebilligt  werden,  dass  mit  grober  Zähigkeit  eine  Formel  aus 
alter  Zeit,  die  in  den  meisten  Fällen  unrichtige  Resultate  giebt, 
fortdauernd  konservirt  und  eine  neue  richtigere  Formel  über- 
gangen v>ud  Jene  alte  Formel  ist  die  Pro uy 'sehe.  Derjenige, 
der  diese  Formel  bringt,  ist  seiner  Verantwortlichkeit  gegenüber 
dem  Renutzer  des  Buchs  dadurch  durchaus  nicht  entoben,  dass 
er,  wie  meist  geschieht,  schreibt  „nach  Prony  ist . . .",  sondern  er 
sollte  hinzu  fügen,  dass  sich  diese  Formel  zum  Gebrauche  nicht 
weil  die  nach  derselben  berechneten  Werthe  von  den 


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358 


Di«  richtigere  Formel  ist  vou  Bazin  aufgestellt  uud  in  deu 
bekannten,  l  -'.:»  erschienenen  Recherche*  hyth-aulii/ua  abgeleitet, 
aber  in  Deutschland  merkwürdig  lange  unbeachtet  geblieben.  So 
z.  B.  hat  erst  im  vorigen  Jahre  der  Kalender  für  Straften-  u. 
Wasserbau-Ingenieure  zwar  nicht  die  Formel  selbst,  wohl  aber 
einen  Auszug  ans  der  von  Bazin  nach  jener  berechneten  Tabelle 
gebracht  Den  übrigen  Handbüchern  kann  mau  das  Fehlen  der 
Formel  nicht  all  zu  sehr  zur  Last  legen,  angesichts  der  Thatsache, 
dass  dieselbe  auch  in  dem  betr.  Kapitel  des  Heusinger'schen 
Handbuchs  der  Ingenieur-Wissenschaften  nicht  gefunden  wird. 

Die  für  Bestimmung  der  mittleren  Geschwindigkeit  aus  der 
Maximal  -Geschwindigkeit  aufgestellte  Formel  lautet  im  Original: 

S-»+"V3? 

man  kann  sie  auch  schreibeu 


wenn  mau  c  die  Bedeutung  giebt,  die  dieser  Werth  tu  der  all- 
gemeinen Formel  V  =  c\  RJ  hat 

Bei  der  zweiten  Schreibweise  springt  es  iu  die  Augeu,  dass 
die  Formel  nichts  anderes  besagt,  als  dass  das  Verhältnis*  der 
mittleren  zur  Maximal  •  Geschwindigkeit  theils  vou  der  Itauhheit 
des  Bettes,  theils  von  dem  sogen,  mittleren  Kadius  abhangig  ist. 

Messungen  an  groben  Strömen,  die  Grebenau'sche  Rhein- 
messung  bei  Basel,  die  Harlacher'schen  Elb -Messungen  zeigen 
übereinstimmend  mit  den  Messungen  in  den  kleinen  Kxjierimeutir- 
Kauälen  Bazin's  die  verhAltnissmafsig  grofte  Genauigkeit  der 
Formel  gegenüber  der  Prony'schen.  Da  der  Praktiker  nicht  überall 
den  Woltmann'srben  Flügel  bei  sich  fuhren  kann,  wohl  aber  mit 
Leichtigkeit  im  Stande  ist,  sich  allerorts  einen  Schwimmer  zu  ver- 
schaffen, so  hat  eine  Formel  wie  die  obige  gewiss  groften  Werth. 
In  dem  Ileusinger'schen  Werke  u.  a.  scheint  dieser  Werth  nicht 
hinlänglich  gewürdigt  zu  sein.  Poncelct,  Clapeyron,  Morin  u.  A., 
welche  im  Auftrage  der  frarutös.  Akademie  die  Bazin'sche  Arbeit 
geprüft  haben,  durften  die  Sachlage  richtiger  beurtheilt  haben, 
indem  sie  die  Untersuchung  des  fraglichen  Geschwindigkeitsver- 
hältnisse* als  sehr  wichtig  für  die  Anwendungen  bezeichneten.  — 
Theoretische  Bedenken  gegen  die  Bazin'sche  Formel  können  für 
so  lange  unbeachtet  bleiben,  als  der  betr.  Theoretiker  keine  For- 
mel giebt,  die  genauere  Resultate  liefert  als  jene.  — 

Alle  Handbücher  sind  darin  übereinstimmend,  dass  sie  Pronv's 
Formel  überhaupt  enthalten,  wahrend  dieselben  in  den  Ansichten 
bezüglich  der  Formeln,  welche  die  Abhängigkeit  der  mittleren 
Geschwindigkeit  vom  Gefalle  und  mittleren  Radius  angeben,  weit 
aus  einander  gehen,  wie  nachstehende  kleine  Tabelle  dies  zeigt, 
in  der  das  Zeichen  +  besagt,  dass  die  Formel  in  dem  betr.  Buch 
sich  vorfindet 


HutMta 

Hahtus 

KaM*t 

llspcn  M 

Htm 

+ 

+ 

+ 

+ 

TfcilbclbxrBail- 

+ 

+ 

+ 

+ 

Kilnid.tfltnfa.- 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

Von  den  Herausgebern  der  Handbücher  ist  Prony,  Eytelwein 
und  Weisbach  gleiches  Unrecht  angethan.  Diese  Autoren  haben 
ihre  Formeln  auf  Grund  der  wenig  zahlreichen  Messungen,  deren 
Resultate  ihnen  zur  Verfügung  standen,  konstruirt  Sie  würden, 
wenn  sie  ihre  T  Innigkeit  heut  von  neuem  begonnen ,  gewiss  die 
ersten  sein,  die  Formeln  zu  ändern  oder  zu  beseitigen;  die  Hand- 
bücher konserviren  dieselben  und  mancher  Praktiker,  der  durch 
den  Gebrauch  derselben  in  Malheur  gerathen  ist,  z.  B.  dem  durch 
seinen  Graben  weit  weniger  Wasser  zuiliefst,  als  er  dem  Bauherrn 
zu  liefern  sich  verpflichtet  hatte,  wird  seine  Vorwürfe  in  Gedanken 
gegen  jene  ehrwürdigen  Häupter  richten,  statt  dem  Handbuche  zu 
zürnen,  dessen  Autor  unterlassen  hat,  ihn  vor  dem  Gebrauch  der 
Formeln  zu  warnen. 

Die  Gesetze,  die  Humphreys  und  Bazin  in  ihren  unter  den 
verschiedenartigsten  Verhältnissen  ausgeführten  Messungen  er- 
mittelt und  in  ebenso  verschiedenen  Formeln  nieder  gelegt  haben, 
hat  bekanntlich  Kutter  in  eine  einzige  Formel  zusammen  gefasst 
Dass  diese  Formel  unhandlich  sei,  kann  nicht  mehr  behauptet 
werden ,  seit  man  den  vor  der  Wurzelgrüfte  \  RJ  stehenden 
Werth  in  leichtester  Weise  graphisch  darzustellen  vermag.  Ks 
konnten  hierzu  die  Herausgeber  der  Handbücher  einfach  auf 
Kap.  V  des  Heusinger'scbeu  Sammel- Werks  verwiesen  werden, 
wo  es  heifst:  Dass  die  neue,  von  Ganguillet  und  Kutter  aufge- 
stellte Formel  als  diejenige  bezeichnet  werden  müsse,  welche  von 
allen  bis  jetzt  aufgestellten  Formeln  die  sichersten  Resultate 


liefere,  wenn  nicht  im  Kap.  IX,  S.  -IM  desselben  Werks  ziem- 
lich das  direkte  Gcgentheil  dieser  Meinungsäußerung  sich  fände, 
nämlich  folgende  wörtliche  Anführung: 

»Von  welch  zweifelhaftem  Werthe  alle  bekannten  Formeln 
sind,  möge  folgendes  Beispiel  zeigen: 

Für  eine  und  dieselbe  Flugstrecke  erhalt  man  nach  Kutter 
{„Die  ueueu  Formeln  für  die  Bewegung  des  Wassers"  S.  04  u.  65) 
anstatt  der  durch  direkte  Messung  gefundenen  mittleren  Ge- 
schwindigkeit 0  =  0,70»: 

nach  der  Formel  4»  auf  S.  257  (Humphreys  u.  Abbol)  r  -  0,808* 
„     „       „     34   „  „  255  (Eytelwein)  .    .    .    .  r  =  0,721»» 

„     „       „     43   „   „  259  (Bazin)  e  —  0,089" 

,     „       „     49  „  „  263  (  Kutter  u.  Ganguillet) .  t>  =  0,67t»» 
„     „       „     44   „   „  260  (Gauckler)    .    .    .    .  c  =  0,545» 
Es  lässt  sich  also  innerhalb  der  weiten  Grenzen  von  0,545  » 
bis  0,b08«  für  v  ein  Werth  liudeu,  wie  er  dem  Belieben  des 
Suchers  gerade  am  besten  zusagt."  — 

Es  ist  überraschend,  wie  zwei  Autoren  aus  derselben  That- 
sache zwei  ganz  entgegen  gesetzte  Schlüsse  ziehen  können.  Kutter 
wird  in  dem  angezogenen  Werke  diu  «einigen  etwa  in  folgender 
Weise  gemacht  haben: 

Um  die  Richtigkeit  meiner  Formel  zu  prüfen,  sammele  ich 
so  viel  zuverlässige  Messungs-Resultate,  als  ich  bekommen  kann, 
und  vergleiche  die  Fehler,  die  jede  einzelne  Formel  giebt  I>a 
nun  bei  meinen  418  Messung*- Resultaten  der  mittlere  Fehler  für 
Eytelwein  0,487,  Humphreys  0,689,  Bazin  0,155,  Gauckler  0,168, 
für  meine  eigene  Formel  0,091  betragt,  so  schliefte  ich,  dass 
letztere  Formel  die  tteste  ist 

Den  Gedankengang  des  betr.  Autors  im  Heusinger'schen 
Werke  kann  man  sich  aber  kaum  anders  vorstellen,  als  etwa  fol- 
geudermaafsen :  So  viel  Mcssungs- Resultate  braucht  man  nicht,  um 
sich  ein  Urtheil  über  den  Werth  der  Formeln  zu  bilden.  Dazu 
reicht  ein  einziges  vollständig  aus.  Beispielsweise  ist  in  einem  Falle 
gemessen  0,700,  die  verschiedenen  Formeln  geben  0,808  -  0,726 
-  0,689  -  0,679  -  0,645.  Da  betragt  der  Fehler  bei  der 
Bazin'schen  Formel  allerdings  nur  1,5  %  und  bei  der  Kutter'schen 
nur  3  aber  darauf,  ob  der  Fehler  klein  oder  groft  ist,  kommt 
nicht  so  viel  an  und  deshalb  sind  alle  Formeln,  sowohl  die,  bei 
denen  die  Fehler  1,5  bis  3  9j  betragen,  als  die  anderen  mit 
:  Fehlern  bis  zu  22  %  von  zweifelhaftem  Werthe. 

Diese  letztere  Ausführung  scheint  weniger  folgerichtig  als  die 
im  Kutter'scben  Werke,  und  deshalb  nicht  geeignet  zu  sein,  von 
>  der  Mittheilung  der  Kutter' sehen  Formel  als  derjenigen,  welche 
|  zur  Zeit  die  richtigsten  Resultate  liefert,  in  unseren  Handbüchern 
abzuhalten.  Aufterdem  muss  aber  der  Autor  des  Kap.  IX  im  Heu- 
singer'schen Werke  noch  darauf  hingewiesen  werden,  dass  die  bei 
seinem  Beispiel  angewandte  Kutter'sche  Formel  gar  nicht  die  zu- 
meist unter  diesem  Namen  bekannte  und  von  ihm  als  No.  4!» 
S.  26:1  zitirte  ist,  sondern  noch  die  altere,  weniger  genaue,  die  auf 
S.  262  angegeben  ist  Wenn  jener  Autor  in  dem  Kutter'schen 
Buche  die  nächst  folgende  Seite  hinter  der  Tabelle,  der  er  sein 
Beispiel  entnommen,  gelesen  hätte,  würde  er  gefunden  haben, 
dass  Kutter  die  Genauigkeit  seiner  alteren  Formel,  trotzdem  sie 
den  geringsten  Durchsehnittsfehlcr  ergiebt,  für  ungenügend  er- 
klärt und  deswegen  an  die  Konstruktion  jener  neuen  Formel  ge- 
gangen ist,  welche  bei  eiuem  abermaligen  Vergleiche  mit  Bazin 
und  Humphreys  für  210  Messungen  einen  Durchschnittsfchler  von 
0,O5  ergiebt,  gegenüber  0,14  und  0,70  bei  den  anderen  Formeln. 

Wenn  diese  neuere  Kutter'sche  Formel  für  die  Geschwindigkeit 
der  Memel  zu  einer  erheblichen  Differenz  gegenüber  dem  ge- 
messenen Werthe  geführt  hat,  wie  die  nachfolgend  abgedruckten 
weiteren  Sätze  S.  454  Kap.  IX  des  Heusinger'schen  Werks  be- 
haupten, so  scheint  die  Ursache  lediglich  die  zu  sein,  dass  ein 
unrichtiger  Rauhigkeits-Koefnzient  in  die  Formel  eingesetzt  worden 
ist    Man  liest  dort  nämlich  folgendes: 

„Wird  beispielsweise  nach  den  genauen  Memel-VerhUtnisaeu 

R  =  2™  and  J  —      1      einnesctzt.  so  ist  nach  Hatrcn 

o  =  0,719»,  Eytelwein  v  =  0,662™,  Gauckler  e  —  O.üSM»  ">, 
während  durch  direkte  Messung  0,7<JO  gefunden  wurde.  Alle 
übrigen  Formeln  führen  aber  zu  erheblichen  Differenzen." 

Nun  hat  Kutter  in  seinen  Zusammenstellungen  gezeigt,  da^ 
der  Rauhigkeits- Koeffizient,  welcher  beim  Hiuter-Rhein  in  Gntu- 
bündten  0,035  beträgt,  bei  einem  Mündungsarme  im  Mississippi- 
Delta  auf  0,020  herab  geht  Grebenau  hat  jenen  Koefiizieuten 
für  den  Rhein  bei  Basel  zu  0,030  berechnet  Aus  den  Harlacher- 
schen  Elbmessungen  an  der  Sachsisch -Böhmischen  Grenze  kaiiu 
man  ihn  =  0,o255  ermitteln. 

Wenn  nun  da,  wo  dem  Rheinwasser  bei  Basel  sich  Gerolle 
von  der  Gröfte  eines  Kinderkopfes  bis  zu  der  eines  Mannskopfes 
entgegen  stemmen,  der  Rauhigkeitskoeffizient  den  Werth  0,03  hat 
und  derselbe  bei  der  Elbe,  die  nur  deu  Widerstand  von  Kieseln 
vou  Ei-  bis  Faustgröfto  überwindet,  auf  0,0255  sinkt,  so  ist  es 
ganz  in  der  Ordnung,  dass  derselbe  bei  der  Memel,  deren  Heu 
nur  Körnchen  vuu  Erbsen-  oder  höchstens  Hohnen-Gröfse  enthält, 
noch  viel  kleiner  wird,  und  es  muss  deshalb  der  Werth  =  0,O21 
für  letzteren  Fluss  durchaus  naturgemäl's  erscheinen.  Dieser 
Zahlenwerth  aber  giebt  ziemlich  genau  die  gemessene  Geschwindig- 
keit von  0,700™. 

Demnach  kann  der  Ausspruch  des  Heusinger'schen  Werlo: 
I  .Alle  übrigen  bekannten  Formeln  führen  aber  zu  erheblichen 
t  Differenzen"  nicht  als  richtig  anerkannt  werden.   Die  Berechtigung 

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No.  70. 


DEUTSCHE  BAÜZEITUNG. 


359 


desselben  der  Kntter'schen  Formel  gegenüber  könnte  mir  in  der 
Art  nachgewiesen  werden,  dass  gezeigt  wird,  wie  die  Messungen 
bei  anderen  Strömen,  deren  Bett  von  gleicher  Beschaffenheit 
wie  das  der  Memel  ist,  oder  bei  verschiedenen  Wasserständen 
an  derselben  Stelle  der  Memel  von  einander  abweichende  Rauhig- 
keitskoeffizienten geliefert  haben,  ohne  dass  diese  Abweichungen 
durch  Nebenumstünde,  Unregelmäßigkeiten  des  Profils  für  höhere 
Wasserstande,  Massen  von  schwebenden  Sinkstoffen  und  der- 
agend erklart  werden. 
Da  die  Erkenntnis»  dieser  besonderen  Eigenthl 
Fonneln,  dass  die  Raidiigkeits-Koeftizientet 
Werthe  sind,  sondern  je  nach  der  Beschaffenheit  di 
den  beiden  Nachbarwerthen  hin  schwanken  und  dass  sie  auch 
mit  der  Geschiebegröfse  im  Laufe  eines  und  desselben  Flusses 
sich  ändern,  noch  nicht  genügend  verbreitet  zu  sein  scheint,  so 
t  es  sich,  in  den  Handbüchern  grrade  hierauf  ganz  besonders 
"  zu  weisen,  wie  dies  der  Stuttgarter  Kalender  iTB.  auch  thut. 
Die  im  Deutschen  Baukalender  enthaltene  Bemerkung:  „An- 
liefern die  Gleichungen  


'     0  fUMJi 


P 


0,00028  +  0,00035 


als  glücklich 


J 


i  in  der  Formel  nur  der  feste  Werth  vou  einem  Paare  von 
,  Rauhigkeit«- Koeffizienten  gegeben  ist,  jede  Andeutung  der  Ver- 
!  anderlichkeit  derselben  aber  fehlt. 

In  dem  Stuttgarter  Kalender  hätte  wohl  bemerkt  werden 
(  können,  dass  die  Werthe  für  die  Koeffizienten  k  der  Kutterschen 
|  Formel:  v  =  k  \HJ,  welche  in  der  Tabelle  sich  finden,  nicht 
nach  der  genaueren  Formel  berechnet  worden  sind,  welche  der 
[  Kalender  mittheilt,  sondern  nach  der  älteren  weniger  genauen,  die 
der  Kalender  nicht  enthält,  und  dass  der  Gebrauch  dieser  Koeffi- 
zienten für  Gewässer  mit  geringen  Gefallen  unter  0,0005  nicht 
empfohlen  werden  kann. 

Wenn  die  besonderen  Verhältnisse  eines  Landes,  in  dem  ein 
Handbuch  seinen  Hauptahsatz  findet,  die  Aufnahme  besonderer 
Formeln  erheischen,  welche  für  die  dortigen  Wasser  laute  ge- 
nügend richtige  Resultate  liefern,  allgemeine  Gültigkeit  aber  nicht 
halten,  so  sollte  in  Handbüchern  über  diese  Beschränkung  der 


Die  vorstehenden  Zeilen 
Handbücher  ihre  Aufgabe,  die 
wetidung  des  Besten  in  der  Praxis 
ausreichend  erfüllt 
faltigen  Erwägungen  vor 
eine  Anregung  L: 

Berlin. 


sichten  und  die  Ver- 
nicht  durchweg 


Ei» 


Wolff, 


Mittheilungen 

Architekten-   und   Ingenieur  -  Verein   zu  Hamburg-. 

Exkursion  nach  Kiel  am  20.  August  187ft. 

Ungeachtet  der  frühen  Stunde  sammelte  der  erste  Morgen- 
zug eine  Iteträchtliche,  auf  jeder  Station  der  Hamburg-Altonaer 
Verbindungsbahn  mehr  anwachsende  Zahl  der  Vereinsmitglieder 
und  es  zählten  diese  in  Altona  über  60.  —  Galt  doch  der  Besuch 
Kiel,  dem  Lieblingsort  für  Hamburger  Ausflüge.  --  Nach  rascher 
Fahrt  langte  die  (iesellschaft  schon  um  9  Uhr  Vorm.  dort  an 
und  wurde  am  Bahnhof  aufs  freundlichste  begrüfst,  von  den 
Kieler  Kollegen,  unter  denen  namentlich  die  Hrn.  Franziua, 
Moldenschardt  und  von  Müller  es  sich  hatten  angelegen  sein 
lassen,  das  Tagesprogramm  vorzubereiten. 

Nach  am  Bahnhofe  gereichter  Erfrischung  nahmen  die  Be- 
sichtigungen ihren  Anfang  bei  dem  Thanlow-Mnsenm. 

Der  Professor  Thaulow  in  Kiel  schenkte  der  I*rovinz  Schleswig- 
Holstein  vor  einigen  Jahren  eine  reiche  Sammlung  nordischer 
Holzschnitzwerke,  Vasen,  Trinkgeschirre  und  Meullsachen.  Für 
die  Aufnahme  dieses  Geschenkes  erbaute  die  Provinz  auf  einem 
von  der  Stadt  Kiel  hergegebenen,  dem  Bahnhofe  gegenüber  be- 
legenen Platze,  nach  Moldenschardt's  Fintwurf  und  unter  dessen 
Leitung  ein  Museum,  welches  vor  wenigen  Wochen  vollendet 
und  eröffnet  wurde.  Das  von  allen  4  Seiten  frei  liegende,  von 
Gartenanlagen  umgebene  Gebäude  ist  ein  mit  Laubaner  Ziegeln 
und  Terrakotten  bekleideter  Renaissancebau  von  den  zierlichsten 
Formen  und  Verhältnissen.  Das  Thaulow  •  Museum  darf  nicht 
allein  seines  Inhaltes  halber,  welcher  einen  interessanten  Einblick 
in  die  Kunstüiätigkcit  der  Elbherzogthümer  während  des  16.  und 
1".  Jahrhunderts  gewährt,  sondern  auch  wegen  seiner  hoch 
künstlerischen  baulichen  Ausstattung  ein  köstliches  „B^ou"  ge- 
worden, in  dessen  Art  Schleswig  -  Holstein  kein  zweites 


Anf 


Wanderung 
l'rivatbautcu  an  öffentlichen 


ude,  ein  der  preußischen  Schablone  ent- 
sprechender Bau;  die  Versuchsstation  für  Molkereizwecke,  ebenfalls 
von  Moldenschardt,  die  Realschule,  ein  bemerkenswerther  Neubau 
hannoverscher  Schule  vom  Stadtbaumeister  Schweitzer;  endlich  die 
Universität  von  Gropius  &  Schmieden  (s.  IHsch.  Brtg.  77  S.  152); 
dann  ging  es  nach  kurzer  Frühstückspause  hinüber  auf  die  andere 
Seite  deB  Hafens  znr  Kaiserlichen  Werft  —  Die  Zeit  des  Besuches 
war  insofern  besonders  günstig,  als  eines  der  Dockbossins  wasser- 
leer war  und  das  Panzerschiff  „Friedrich  den  Großen"  zwecks 
Reparatur  der  beim  Aufrennen  im  Grofsen  Bell  entstandenen 
Schäden  aufgenommen  hatte;  aber  auch  in  den  Werkstätten,  auf 
den  Hellingen  u.  s.  w.  bot  sich  mehr  Interessantes  dar,  als  dieser 
Bericht  nachzuerzählen  vermag. 

Den  Schluss  der  Besichtigungen  machte  die  Kaiserliche 
Dampfyacht  „Hohenzollern",  ein  auf  der  Norddeutschen  Werft  bei 
Kiel  gebauter  Raddampfer  von  großer  Fahrgeschwindigkeit, 
welcher  bei  Flotten-Paraden  u.  s.  w.  dem  Oberhaupt  des  deutschen 
Reiches  zum  Aufenthalt  dienen  soll.  Sebenswerth  anf  diesem 
Schiffe  ist  vor  allem  die  nach  Moldenschardt's  Entwürfen  aus- 
geführte Dekoration  und  Einrichtung  der  Kaiserlichen  Kajüten, 
von  welchen  der  Speisesaal  in  seinen  Holztäfelungen,  Intarsien 
nnd  Schnitzereien  an  festen  und  beweglichen  Ausrüstung»- Gegen  - 
l ausgestattet ist^—  Auchhier,  wie amThaullow- 

Sachen  sind  so 


eigene 
erdacht 


durchgeführt,  dass  es  schade  »ein 
würde,  wenn  die  Ausführungen  nicht  durch  Publikationen  einem 
größeren  Fachgenossen -Kreise  bekannt  werden  sollten.  — 
Thalatta!   Thalatta!   Und  ein  " 


aus  Vereinen. 

|  und  schaukelnde  See  die  Spannkraft  wieder  gaben,  so  dass,  nach 
beinahe  zweistündiger  Fahrt,  das  Mittagsmahl  auf  dem  reizend  te- 
legenen .Rellevue"  mit  erhöhtem  Appetit  eingenommen  werden 
konnte.  Nach  aufgehobener,  an  Speise  und  Trank,  wie  an 
frenndlicher  Rede  gleich  reicher  Tafel  eilte  die  Gesellschaft  zu- 
rück an  den  Bahnhof  und  nm  7  Uhr  Abends  fuhren  die  Hamburger 
Gaste,  dankerfüllt  gegen  ihre  Kieler  Führer  und  diesen  ein 
„Hun-ah!"  bringend  der  alten  Heimath  wieder  zu.  Bm. 


Architekten  -Verein  zn  Berlin.   Die  am  24.  d.  M. 

nommenc  12.  diesjährige  Vereins  -  Exknrsion ,  der  sich  etwa  110 
Thcilnehmer  angeschlossen  hatten,  war  nach  den  Berliner  Riesel- 
feld-Anlagen zu  Osdorf  gerichtet:  es  ging  derselben  eine 
kurze  Besichtigung  der  so  eben  erst  fertig  gestellten  Baulich- 
keiten und  Maschinen-Anlagen  der  Pumpstation  für  das  Radial- 
System  II.  voraus,  wobei  Hr.  Kaumeister  Höhmann  an  der  Hand 
der  ausgehängten  Bauzeichnungen  und  der  sichtbaren  Theile  des 
Werks  die  allgemeinen  Grundlagen,  die  Disposition  und  Durch- 
führung desselben  klar  legte.  Auf  den  Rieselfeldern  selbst,  die 
mittels  der  Anhalter  Bahn  und  einer  etwa  '/« stündigen  Fufstour 
erreicht  werden,  wurde  die  Führung  thcils  von  Hrn.  Baurath 
Hobrecht,  thejls  von  den  Baumeistern  Hrn.  Höhmann  und 
Lancizolle  geleistet 

Nur  soweit  als  der  knappe  Rahmen  eines  Exkursionsberichtes 
es  erlaubt,  können  Einzelheiten  des  Gesehenen,  zusammen  mit 
einigen  summarischen  Angaben  über  das  in  raschem  Fortachreiten 
begriffene  großartige  Werk  der  Berliner  Schwemm-Kanalisation 
hier  Platz  finden. 

Bekanntlich  zerfällt  für  die  Kanalisation  das  ganze  Stadt- 
gebiet in  5  sogen.  Radialsyatemc :  I  V,  von  denen  I,  II  und  III 
das  Stadlgebiet  südlich  der  Spree,  IV  und  V  dasjenige  nördlich 
der  Spree  umfassen.  Bis  zum  Sommer  d.  .1.  ist  in  den  verschie- 
denen Systemen  etwa  folgender  Bauznstand  erreicht  worden: 

In  den  drei  Systemen  I,  U  und  IV  sind  dio  Pumpstationen 
vollendet  und  an  Straßenleitungen  relativ  beträchtliche  Strecken 
fertig  gestellt,  dagegen  Haus  an  Schlüsse  bis  jetzt  noch  nicht 
ausgeführt  Im  System  V  befinden  sich  die  Bauten  erst  in  den 
Anfangs -Stadien;  im  System  IU  sind  dieselben  aber  —  abgesehen 
von  geringfügigen  Resten  —  seit  Anfang  des  Jahres  vollendet  und 
es  befindet  sich  seit  der  Zeit  der  Betrieb  der  Kanalisation  in  dem 
betr.  Stadttheil  —  sogen,  innere  Friedrichstadt  —  in  regelmäßigem 
Fortgange. 

Die  Masch  inen -Anlagen  der  Systeme  sind  einigermaaßen 
typisch  ausgeführt;  die  Dampfmaschinen  sind  theils  sogen.  Woolf- 
sche  theils  einzylindrige  Expansions-Maschinen.  Jede  der  fertigen 
Pumpstationen  wird  mit  2  Woolf  sehen  und  2  einzylindrigen  Ma- 
schinen betrieben,  deren  Gesammt-Effekt  in  jedem  der  3  Systeme, 
welche  südlich  der  Spree  liegen,  im  Maximum  etwa  500  Pferde- 
kräfte  ist  Die  Pumpen  sind  doppelt  wirkende  Druckpumpen, 
welche  die  Wasser  aus  einem  großen  gemauerten  Bassin  ent- 
nehmen, welches  insbesondere  zu  dem  Zweck  angelegt  ist,  als  Ab- 
lagerungsstelle für  die  tnitgefabrten  gröberen  Stoffe  und  für  den 
Sand  zn  dienen.  Es  hat  dazu  da»  etwa  10'«  im  Durchmesser 
haltende  Bassin  eine  (juertheiiung  durch  Eisengitter  und  im  übri- 
gen einen  Brunnenschacht,  gegen  dessen  Sohle  hin  die  Bassin- 
sohle von  allen  Seiten  her  abgedacht  ist  An  den  Sandfang 
schließt  sich  in  entsprechender  Höhenlage  ein  I  cberlanfs- 
Kanal  für  diejenigen  Wassermengen  an,  welche  bei 
außergewöhnlicher  Art  herzu  fließen  und 
direkt  in  die  öffentlichen  Wasserläufe  —  bei  den 
L  II.  u.  III.  in  den  sogen.  Landwehr- Kanal  —  einzutreten. 
Masrhinenkräfte,  Pumpen- Abmessungen,  Kanalweiten  etc.  i 


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360 


Ks  ist  -  speziell  für  das  «50  »*  Flichf  besitzende 

npidichte  tm^NfcSsc?  30ü^e«pfen*pro  ■*  «if" etwm 
Köpfe  (d.  i.  von  zus.  etwa  110  000  auf  etwa  280  000)  «teilten 
und  dass  ein  täglicher  Wasserkonsum  von  127  >  pro  Kopf  erreicht 
werden  wird;  es  führen  diese  Zahlen  auf  eine  sekundliche  Ab- 
flussmenge  von  1,16 1  Wasser  pro  ,|A.  AU  maximale  Hegenhöhe 
sind  23  pro  Stunde  (redacht  und  ist  aiigcnoinincu,  dass  hiervon  '/j 
gleichzeitig  abgeführt  werden  muss;  daraus  resultirt  ein  fak- 
tischer Ablluss  von  21,19  1  pro  Sek.  u.  Ks  würden  daher  zu- 
sammen 1.16  +  21,19  =  22,34'  pro  P*  u.  Sek.  abzufahren  sein, 
wovon  indessen  nur  0,133,  d.  L  roL  3  ',  durch  die  Pumpen  fort- 
geschafft werden  sollen,  wahrend  der  ganze  Rest  durch  Regen- 
Ueberfalle  an  die  öffentlichen  Wasserläufe  aberwiesen  wird.  — 

Die  Rieselfelder  für  die  drei  südlichen  Systeme  liegen 
im  Süden  der  Stadt,  u.  z.  in  einer  solchen  Kntfernung,  dass 
die  Lauge  der  Druckrohr-Leitung  von  der  Pumpstation  bis 
zur  Grenze  des  Feldes  12  500  m  betragt  Um  auf  die  Felder 
geschafft  zu  werden,  bedarf  es  einer  Hebung  der  Abwasser  um 
reichlich  20  ">,  welcher  Höhe  noch  die  Verluste  durch  Reibungs- 
widerstände  etc.  hinzu  treten,  so  dass  sich  eine  Gesanimt  druck- 
höhe  für  die  Pumpen  von  nahezu  40 m  ergiebt. 

Während  der  letzten  Monate  hindurch  hat  die  thateächliehe 
Leistung  der  Pumpstation  des  Radialsystems  III  pro  Monat 
400  000  kb™  betragen,  oder  im  Sekunden -Mittel  170  '  und  im 
Sekunden-Mittel  pro  1  iu  Fläche  des  Systems  0,0  ',  d.  i.  wie 
nach  oben  gegebenen  Zahlen  folgt,  etwa  nur  ' »  der  maximalen 
Leistung,  für  die  das  Werk  berechnet  ist. 

Was  speziell  die  Osdorfer  Rieselfeld -Anlagen  lietrifft  so 
halten  dieselben  eine  Gesammtgröfse  von  324  »\  wovon  bis 
gegenwartig  etwa  200  ■*  aptirt  worden  sind.  Gl)  »*  davon  dienen 
dem  Gemüsebau,  etwa  M  ■*  für  Oraswuchs  und  etwa  5<i  "* 
siud  zu  riachen  Kassius  hergerichtet,  in  denen  das  Wasser  zur 
Winterzeit,  wenn  Witterung«- Verhältnisse  den  Fortgang  der  He- 
rieselung  hemmen,  vorläufig  aufgespeichert  wird.  Das  Terrain 
der  Rieselfelder  ist  ein  sanft  wellenförmiges,  mit  Höhenunter- 
schieden, die  bis  zu  12  «  gehen.  Zu  fast  sämmtlichen  hoch 
i  Punkten  des  Terrains  ist  die  eiserne  Druckrohr-Leituiig 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


31.  Anglist  1878 


verzweigt  und  es 
form.    1  >ie 


in  gewöhnlicher  Schieber- 
Uehäuge,  an  denen  das  Wasser  »trahleofr 
über  die  Fluche  sieb  ergieist,  sind  znm  Graswuchs  —  ha 
sches  Reygras  ausgelegt,  wahrend  die  mehr  breit  und 
sich  erstreckenden  Terrain-Abschnitte  dem  Gemüsebau 
Kntsprechond  dieser  Vcrwerthung  ist  hier  das  Terrain  terrassen- 
förmig aptirt.  mit  schmalen  erhöheten  Beeten,  deren Zwiscben- 
grälten  horizontal  liegen  und  von  denen  aus  die  Wasser  seitlich 
den  PHanzenwurzeln  zugeführt  werden.  Als  Stauvorricbtungen 
werden  entweder  kleine  Holzschieber  in  einfachster  Ausführung 
oder  auch  blofse  provisorische  Krddämme  verwendet.  Wo  in 
Folge  der  besonderen  Beschaffenheit  des  Untergrundes  sich  das 
Bedarfniss  nach  Drainirung  des  Bodens  heraus  gestellt  hat,  ist 
diese  ausgeführt;  von  den  bis  jetzt  vorhandenen  kleinen  Anfängen 
der  Draiuage  aus  beabsichtigt  man,  ganz  nach  Maafsgabe  des 
Bedürfnisses,  sukzessive  fort  zu  schreiten.  Die  Zwischenwege  auf 
den  Feldern  sind  zum  Theil  mit  Obstbäumen  besetzt,  deren 
üppiger  Wuchs,  in  Verbindung  mit  dem  mehr  als  üppigen  Be- 
stand der  Felder  den  befriedigendsten  Kindruck  hervor  ruft. 

Nur  um  das  Bild  von  der  Ausdehnung  und  von  den  bisher 
auf  den  Rieselfeldern  ausgeführten  Bauarbeiten  einigennaafsen  ab- 
zurunden, sei  ferner  erwähnt,  dass  die  gröfsten  Abmessungen,  welche 
das  Feld  besitzt,  bezw.  5150  und  4100"  sind,  dass  die  Lange 
der  daselbst  gelegten  eisernen  Druekrohre  11  ODO»,  die  Zahl  der 
Auslass-Stellen  dieser  Rohre  bis  jetzt  etwa  40  ist  und  dass  die 
Lange  der  in  den  Niederungen  geführten  Kntwitsserungs-Graben  etwa 
K)  ™  betragt    Am  gemeinsamen  unteren  Knde  dieser  Graben 


auch  zahlreiche  „Nehmer"  bei  den 

Die  Kr  Werbung  der  Osdorfer  Rieselfelder  hat  einen  Kosten- 
aufwand von  1 305  ( MX)  .H,  erfordert,  welcher  Summe  au  Aplirungs- 
kosten  nach  vorlautigen  Uebersehlägen  vielleicht  2',',  Mill.  M  hin- 
zu treten  dürften.  Die  Gesammtkosten  des  grofsen  sauiläreu 
Werks,  das  Iterlin  mit  der  Kanalisation  unternommen  hat,  werden 
sich  anschlagsuiäfsig  auf  etwa  40  000  000  .//  belaufen,  der  Au- 
theil, den  das  fertig  gestellte  lUdialsystem  HI  hieran  nimmt 
betragt  rot  6100  000  M  -  B.  — 


Kino  Wanderausstellung  dos  bayerischen  Gewerbe- 
Husenms  Im  Rathhause  zu  Augsburg  ist  bei  Gelegenheit  der 
zweiten  Wanderversammlnng  des  Verbandes  der  bayer.  Gewerbe- 
Vereine  veranstaltet  und  in  diesen  Tagen  eröffnet  worden.  Nicht 
nur  die  prachtvollen  Räume,  welche  der  Ausstellung  diesmal  zur 
Verfügung  standen,  sondern  auch  das  Kntgegenkonunen  der  dortigen 
Behörden  und  Privaten,  die  das  Unternehmen  durch  Geldl>eitrage 
und  Darlcihung  von  Ausstellung»  -  Gegensunden  unterstützten, 
haben  zu  dem  besonders  glanzenden  Krfolge  desselben  beigetragen, 
der  hoffentlich  auch  als  ein  nachhaltiger  sich  erweisen  wird. 

Wie  schon  bei  den  früheren  Wander-Ausstellungen  des  Iwiye- 
rischen  Gewerberuuseutns,  deren  bis  jetzt  20  stattgefunden  haben, 
führt  ein  von  dem  Direktor  desselben,  Dr.  Stegmann,  verfasster, 
illustrirter  Katalog  dem  Besucher  nicht  nur  die  zur  Krkläruug 
der  einzelnen  (iegenstände  erforderlichen  Daten,  sondern  auch  die 
zum  Verstfiudniss  des  bezgl.  Gebiets  der  Kunst  oder  des  Ge- 
werbes nöthigen  Gesichtspunkte  in  so  musterhafter  Kürze  und 
Klarheit  vor,  dass  ein  Studium  der  Ausstellung  an  der  Haud  dieses 
Kataloges  fast  einem  vollständigen  Kursus  kunstgewerblichen  nnd 
technischen  Unterrichts  gleich  geachtet  werden  kann.  — 

Wir  halien  Itereits  vor  0  Jahren  (in  No.  30  Jhrg.  72  u.  Hl.) 
Veranlassung  genommen,  den  glücklichen  Griff,  den  Hr.  Dr.  Steg- 
mann mit  Herausgahe  solcher  Kataloge  gi  than  hat,  in  ausführlicher 
Weise  zu  würdigen  und  zur  Nachahmung  zu  empfehlen,  und 
wir  wollen  uns  von  dem  geringen  Krfolge,  den  die  bezgl.  Kmpfchlung 
gehabt  hat,  nicht  abschrecken  lassen,  sie  zu  wiederholen.  Die 
rastlose  Thatigkeit  und  die  unermüdliche  Initiative  der 
bayerischen  Anstalt  wären  wohl  geeignet,  für  alle  ähnlichen  In- 
stitute, die  sich  ihres  Daseins  zum  Theil  mit  mehr  Behagen  als 
schöpferischem  Kifer  erfreuen,  als  Spora  an  dienen,  wenn  die 
persönlichen  Kigenschaften ,  aus  denen  allein  eine  solche  Thatig- 
keit hervor  gehen  kann,  sich  überhaupt  durch  einen  Sporn  er- 
ii ! 


Ans  der  Fachlitteratnr. 

Verzolchnisa  der  bei  der  Redaktion  d.  Bl.  einge- 
gangenen neueren  technischen  Werke.    ( Fortsetzung.) 
R.  T.  Goneseh,  Der  Lupkower  Tunnel  der  ersten  ungarisch- 

galizischen  Kisenbahn.    Mit  »  Tafeln.    Wien  1878;  Lehmann 

&  Wentzel. 

Murlok,  ob. -Baurath.  Die  Zahnradbahn  bei  Wasseral- 
fingen; Vortrag,  gehalten  im  Verein  für  Baukunde  in  Stutt- 
gart am  20./ 1 1.  76.   Stuttgart,  187s,  W.  Kohlhammer. 

Dttskelber;,  Prof.  Dr.  Friedr.  Willi.,  Direkt  d.  landwirthschaftl. 
Akademie  Poppelsdorf.  Die  Kulturtechnik  in  ihrer  sy- 
stematischen Anwendung  auf  Voralberg  und  die  Me- 
lioration seiner  Rheinebene.  Mit  einer  Karte  u.  3  Holz- 
sehn.    Bonn  1878.  Mathiaa  Hochgürtel.  


Sehwabe,  II.,  Reg.-  u.  Uaurath,  Direkt,  der  Niederechles.-Mark. 
Kisenb.  Rntwurf  eines  Kisenbahn-Planes  für  das  Kö- 
nigreich Prcufson  mit  besoud.  Berücksichtigung  der  Kiscn- 
bahnen  untergeordneter  Bedeutung.  Berlin  1878;  Verlag  des 
Beri.  Lithograph.  Institute  (Jul.  Moser).    Pr.  7,50  ./£ 

Allgemeine  Grundsätze  für  den  Neubau  von  Friedcns- 
lazarethen.    Berlin  1378;  S.  Mittler  &  Sohn.    Pr.  0,00  M 

Graf,  Dr.  Hugo.  Opus  Francigenura.  Studien  zur  Frage 
nach  dem  Ursprünge  der  (iolhik.  Mit  «J  authogr.  Tafeln 
Stuttgart  1878;  Konrad  Wittwer.   Pr.  4  M. 

Brief-  and  Fragekasten. 

Hrn.  K.  hier.  Nur  ein  Versehen  hat  es  mit  sich  gebracht, 
dass  in  unserer  Mittheilung  in  No.  52  er.  über  das  Scbweinfurter 
Wehr  die  Angabe  fehlt,  dass  den  Konstrukteuren  Nagel  A 
Kamp  in  Hamburg  auf  die  Konstruktion  ein  Reichs- 
patent ertheilt  worden  ist 

Hrn.  S.  in  Brandenburg.  Zu  Gesimsabdeckungen  werden 
nur  besonders  feste  und  wetterbeständige  Sandsteine  -  für  Berlin 
wohl  in  erster  Linie  der  Rackwitzer  —  zu  empfehlen  sein,  lieber 
Bezugsquellen  bitten  wir  Sie,  event  brieflich,  am  Berum 
sieb  zu  informiren. 

Hrn.  B.  in  Altenstadt.  Die  Ventilation  eines  Schulzimc 
in  einem  älteren  Gebäude  wird  am  einfachsten  mit  der  Heizung 
kombinirt;  wir  bitten  Sie,  den  bezgl.  Artikel  in  No.  17  .Birg.  70 
u.  Bl.  nachzulesen.  Selbstverständlich  haben  wir  lediglich  die 
Winter- Ventilation  im  Auge,  da  als  Sommer- Ventilation  in  einem 
ländlichen  Volksschul-Zimmer  wohl  der  durch  Oeffncn  der  Fenster 
erzeugte  Luftwechsel  genügt 

Die  Anfrage  bezgl.  Kismaschinen  in  No.  C7  u.  Hl. 
wird  durch  die  Fabrik  von  Oscar  Kropf  in  Nordhausen  a.H., 
welche  die  Anfertigung  von  Kismaschinen  verschiedener  Svateme 
als  Spezialität  betreibt  und  sich  dem  Fragesteller  zu  event  weiterer 
Auskunft  empfiehlt,  in  folgender  Weise  beantwortet: 

ad  2)  „Gieht  es  Kismaschinen,  bei  welchen  kein  Kühlwasser 
gebraucht  wird  oder  bei  welchen  dasselbe  nicht  fortwährend  er- 
neuert werden  muss?"  —  Antwort:  „„Nein,  denn  ohne  Kühlung 
kann  überhaupt  kein  künstliches  Kis  dargestellt  werden."" 

ad  H)  „Sil nl  Anlagen  bekannt,  bei  welchen  Meerwasser  als 
Kühlwasser  verwendet  wurde?"  —  Antwort:  „.Die  Hrn.  Paolo 
Möbis  in  bpiiipie,  Peru ;  Z wählen  &  Co.  in  l'atras,  Griechenland ; 
Lorenzo  Argori  in  Lussinpiccolo,  Dalmatien,  haben  Kismaschinen 
der  Kropf sehen  Fabrik  bezogen  und  benutzen  Meerwasser  zur 
Kühlang.  Kaltes  Brunnenwasser  ist  selbstverständlich  vorzuziehen . 
jedoch  kann  man  mit  warmem  Meer-  oder  Flusswasser  in  tropischen 
Ländern  noch  sehr  gute  Resultate  erzielen." " 

Abonnent  in  Klbcrfeld.  Die  bezgl.  Arbeit  dürft«  am 
zweckmäfsigsten  wohl  einer  Albumfabrik  i  Franrois  Viu',  Dörr  etc. 
hierselbst)  anzuvertrauen  sein.  Vielleicht  empfiehlt  es  sich  auch, 
dieselbe  durch  Vermittctung  eines  Geschäfts  für  photograph.  Ar- 
tikel (x.  B.  Jahre  <fc  Nicolai  hier)  ausführen  zu  lassen. 


|  to*  C.rl  ilr.llu  In 


K.  K.  O.  FrltMh.   Im»*:  W.  Haoi«r  Hofiniri.druck.rfi.  Bcrlia 

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N..  71. 


 DEUTSCHE  BAUZEITUNG.   

Di.  I',il».-ti»>.i«i  -  ,Vu«..Hf»f*l<-.   -  l>»t  Frvilioniir  Mi"i»t*r  und  ».  ine  B™Uur»liuo.  -  Dl«  dl*»Jitiri|Kn  Waudcr 

—  Wn*"!*  »Ut^  *wrflw)rfc«d«  K.rfb«pOTi|i-  olii...  V,nUI«.  -  A.  U  J.  Urin,  f  - 


361 


-  Parioaal-RaekrUktM  -  BrUl  und  Fm|iu>['>. 


Die  Polychrom- An  togrnphle,  ein  neues  Farbenkopir- 
Verfahren  von  Emil  Holtzmann  in  Speyer.  Die  Erfindung, 
von  deren  Resultaten  wir  durch  eine  Anzahl  uns  vorliegender 
Proben  in  nähere  Kenntnis*  gesetzt  worden  sind,  bietet  ein  ein- 
faches Verfahren,  in  Karben  ausgeführte  Zeichnungen  zu  verviel- 
fältigen, .teder  Techniker  ist  im  Sunde,  sich  dieses  Verfahrens 
zu  bedienen,  um  eine  einmalige  Zeichnung,  die  entweder  ein-  oder 
vielfarbig  sein  kann,  in  grosserer  Anzahl,  bei  einiger  Gewandtheit 
bis  zu  etwa  25  und  mehr  Exemplaren,  herzustellen. 

Das  hierzu  uöthige  Material  besteht  aus:  1)  dem  Original- 
Zeichenpapier,  #wclches  ein  sogen.  Pauspapier  ist, 
2)  den  eigens  präparirten  Farben,  Hl  dem  Negativ- 
Papier. 

Das  Wesentliche  des  Verfahrens  ist  Folgendes:  Man  zeichnet, 
schreibt  und  malt  mit  den  flüssigen  Farben  auf  dem  Original- 
Papier,  legt  alsdann  die  Zeichnung  umgekehrt  auf  ein  angefeuch- 
tetes Blatt  des  Negativ- Papiers  und  zieht  dieselbe,  nach  Uelier- 
fahning  mit  der  Hand  etc.,  wieder  ab.  Man  hat  nun  ein  Negativ. 
Man  feuchtet  alsdann  so  viele  Matter  gewöhnliches  Schreibpapier, 
als  man  Kopien  bedarf,  mit  einem  Schwämme  an  und  nimmt 
damit  durch  einfaches  Aullegen  die  benöthigten  Abzüge,  wobei 
freilich  voraus  gesetzt  ist,  dass  die  gewünschte  Anzahl  der 
Abzüge  nicht  wesentlich  über  die  oben  angegebene,  Ton  einem 
i  iriyinalblatt  erreichbare  Anzahl  hinaus  geht.  Dass  zum  Ab- 
ziehen auch  eine  Handpresse  verwendet  werden  kann  und  diese 
vollkommner  arbeiten  wird  als  die  blofse  Hand,  braucht  kaum 
erwähnt  zu  werden. 

Die  oben  sub  1  und  :»  erwähnten  Papiere  sind  an  einem 
kühlen,  trockenen  Orte  aufzubewahren,  das  Negativpapier  darf 
nicht  direkt  den  Sonnenstrahlen  ausgesetzt  werden.  Die  Farben 
müssen  stets  verschlossen  aufbewahrt  und  mit  der  gröfsten  Rein- 
lichkeit behandelt  werden. 

Die  zur  Verfügung  stehende  Farbentafel  umfasst  Blau, 
Braun  und  Roth,  jede  dieser  Farben  in  3  Abstufungen,  ferner 
Gelb,  Gelbgrüu  unb  Blaugrün.  Der  Preis  eines  Farbkastens  mit 
den  angegebenen  12  Farben  ist  40  .//.:  das  1  »riginalpapier  kostet 
pro  Bulle  von  20™  Lange  bei  145"»  Breite  In  das  Negativ- 
Papier  pro  Bolle  von  10™  Länge  bei  IM""  Breite  10  M 

Was  die  Verwendbarkeit  und  den  Werth  des  neuen  Ver- 
fahrens betrifft,  so  geben  wir  darül>er,  statt  eigenen  Unheils,  vor- 
läufig die  Ansicht  eines  Fachmanns  wieder,  welcher  etwa  folgcnder- 
niaafsen  sich  ausspricht: 

„Gegenüber  duu  verschiedenen  Methoden,  welche  bis  jetzt  zum 
Kopiren  von  Zeichnungen  angewendet  werden,  können  wir  aus 
eigener  Erfahrung  das  Holtzmann'sche  Verfahren  als  ein  un- 
schätzbares Mittel  zur  Ersparung  von  Mühe,  Zeit  und  Kosten 
bezeichnen,  welches  jedem  zeichnenden  Techniker  nicht  genug 
empfohlen  werden  kann. 

Man  bedarf  weder  einer  Presse  noch  anderer  Vorrichtungen 
und  die  Handhabung  der  Materialien  ist  so  leicht  zu  erlernen, 
dass  jeder  zum  Pausen  verwendbare  Gehülfe  dieselbe  versehen 
kann.  Wir  haben  kürzlich  von  einem  in  7  Farben  ausgeführ- 
tem Plane  in  '  ,  Stunde  15  Kopien  abgezogen,  die  in  keiner 
Beziehung  etwas  zu  wünschen  übrig  lassen.  Alle  Linien,  selbst 
die  feinsten,  sind  rein  und  deutlich,  die  Töne  der  angelegten 
Flächen  schön  gleichmalsig,  dem  Auge  angenehm  und  den  bis- 
her üblichen  technischen  Farbeu  sich  anpassend.  Eine  unserer 
ersten  Arbeiten  nach  dieser  Methode  war  die  Herstellung  einer 
Karte  der  Pfalz  im  Maafsstabe  1:150000,  mit  den  bei  uns 
in  Behandlung  gewesenen  Bodenkulturen,  in  ca.  100  Exemplaren, 
eine  Arbeit,  die  beim  Mangel  jeglicher  Mittel  für  diesen  Zweck 
einfach  hätte  uutcrbleiben  müssen.  Durch  die  Zeiterspamiss  bei 
den  bisher  gefertigten  Kopien  haben  wir  nun  das  kleine  An- 
lagekapital bereits  reichlich  verdient  und  noch  für  lange  Zeit 
unsere  Zeichnungen  und  Kopien  ohne  jede  weitere  Auslage,  als 
diejenige  für  das  Papier  der  Kopien.  Wir  können  auf  unserem 
Bttreau  mit  dieser  Methode  jährlich  mehre  hundert  Mark  er- 
sparen, ein  gewiss  nicht  zu  verachtender  Nutzen,  abgesehen  von 
dem  Vortheil,  dass  wir  jetzt,  sohald  eine  Zeichnung  fertig  ist, 
binnen  wenigen  Minuten  die  nölhige  Anzahl  Kopien  herstellen 
können.  Auch  die  lastige  und  zeitraubende  Kontrolle  der  ein- 
geschriebenen Zahlen  und  das  Vergleichen  der  Rausen  mit  dem 
Originale  fällt  weg,  da  das  neue  Verfahren  mit  der  Leichtigkeit 
der  Ausführung  die  Sicherheit  des  Steindrucks  verbindet. 
Speier,  deu  23.  August  1878. 

Kultur-technisches  Bureau  für  die  Pfalz. 
Merl,  Kreis -Kulturingenieur.'' 
Um  etwaigen  Zweifeln  zu  begegnen  fügen  wir  dieser  Aus- 
lassung die  Bemerkung  bei,  dass  das  neue  Verfahren  nicht  nur 
für  Reproduktion  von  Kurten  und  geometrischen  Leistungen, 
sondern  gleich  gut  auch  für  Kopirung  von  Entwürfen  und  insbes. 
Werkzeicnnungen  aus  allen  Zweigen  des  praktischen  Bau-  und 
hinenwescus  uns  verwendbar  erscheint. 
Was  das  von  Hrn.  Holt/mann  in  Ansprach  genommene 

betrifft  -   für  welche 


auf  der 
Stellung  der 


i  geschlossenen  Berliner  internationalen  Papier-Aus- 
Zivil-Ingenieur  Hr.  Hardt  aus  Cöln  ein  Verfahren 


deutungsweise  berührten  besonderen  Seite  des  Gegenstandes  i 
treten,  sehen  wir  weder  eine  Veranlassung,  noch  auch  würden 
wir  eine  betreffende  Veqirlicbtung  anzuerkennen  vermögeu. 

Das  Freibarger  Monat«  und  seine  Restauration.  Unter 
diesem  Titel  ist  in  No.  151  170  der  „Badiscben  Landesztg."  eine 
Reihe  von  Artikelu  erschienen,  deren  Inhalt  auch  in  Fachkreisen 
lebhaftes  Interesse  erwecken  dürfte  und  dazu  angethan  ist,  eine 
Acurscnmg  von  noch  anderer  Seite  hervor  zu  rufen. 

Der  Verfasser,  (welcher  sich  nicht  genannt  hat,  nach 
mehren  Anzeirhen  aber  kein  anderer  als  R.  Redtenbacher 
sein  dürfte)  giebt  zunächst  in 
geschichte  des  Münsters 
Denkmalen  deutscher  Gothik.  Kr  bespricht  sodann  die  Arbeiten, 
welche  bisher  zur  Restauration  des  Denkmals  ausgeführt  wurden  — 
den  von  I7s<i  ^857  bewirkten  Ausbau  von  SM "hor-Strebepfeilern, 
sowie  die  in  den  letzten  20  Jahren  in  s  Werk  gesetzten  kleineren 
Herstellungen  bezw.  Ergänzungen  im  Inneren  und  Aeufseren 
um  schließlich  seine  Wünsche  Itezüglich  der  Art  und  Weise  aus- 
zusprechen, in  welcher  die  Restauration  des  Münsters  künftig 
betrieben  werden  soll. 

Wahrend  man  sieh  in  Fri-iburg  der  Ansicht  zuzuneigen 
scheint,  dass  es  nur  einer  Vollendung  der  1  noch  fehlenden 
Strebepfeiler •  Aufsätze  bedürfen  würde,  um  die  Restaurations- 
Arbeiten  für  abgeschlossen  erklären  zu  können,  vertreten  jene 
Artikel  mit  Entschiedenheit  den  Standpunkt,  dass  die  Bedeutung 
des  herrlichen  Bauwerks  als  eines  anerkannten  Kleinods  unterer 
nationalen  Kunst  —  den  Beginn  einer  neuen  Restauration  zur 
Pflicht  mnehe,  bei  welcher  nicht  allein  die  noch  fehlenden  Theile 
zu  ergänzen,  sondern  auch  die  in  den  letzten  100  Jahren  hinzu 
gefugten,  im  Stil  missverstandenen  Theile  zu  entfernen  und  durch 
stilvollere  Gebilde  zu  ersetzen  wären  —  mit  einem  Worte  den 
Beginn  einer  das  ganze  Münster  umfassenden  Restau- 
ration nach  einheitlichen  archäologischen  und  künst- 
lerischen Gesichtspunkten,  die  auf  Grund  einer  sunächst 
einzuleitenden  gewissenhaften  Aufnahme  und  Erforschung 
des  Denkmals  fest  zu  stellen  wären. 

Dass  eine  korrekte  Aufnahme  bisher  nicht  gemacht  ist,  trotz- 
dem im  Laufe  der  Zeit  fast  alle  Theile  des  Baues  eingerüstet 
worden  sind,  dass  man  ohne  sie,  ohne  strenge  kunstwissenschaft- 
liche Forschung,  ohne  den  Beirath  sachverständiger  Autoritäten 
der  Restauration  obgelegen  hat,  ist  der  schwerste  Vorwurf,  welchen 
der  Verfasser  (wohl  nicht  mit  Unrecht)  auch  gegen  die  gegen- 
wärtig«' Müuster-RauverwaJtung  erhebt  Dass  er  auch  ihre  sach- 
lich nicht  sehr  bedeutenden  Leistungen  einer  scharfen  Kritik 
unterzieht  und  —  mit  möglichster  Schonung  gegen  die  betroffenen 
Persönlichkeiten  —  einen  Architekten  aus  der  Schule  Hübsch's 
prinzipiell  die  Befähigung  zum  Restaurator  gothischer  Baudenk- 
male abspricht,  kommt  dagegen  nur  nebensächlich  in  Betracht.  — 
Ebenso  laufen  die  am  Schluss  der  Artikelreihe  gemachten  Vor- 
schläge, welche  in  erster  Linie  die  Berufung  der  ersten 
deutscheu  Dombaumeister  zur  Abgabe  einer  gutacht- 
lichen Aeufserung  empfehlen,  vor  allem  darauf  hinaus,  diese 
unentbehrlichen  Grundlagen  einer  Restauration  zu  beschaffen; 
sie  decken  sich  in  dieser  Hinsicht  fast  ganz  mit  den  erst  kürz- 
lich i.  d.  Bl.  puhlizirtcn  Ausfuhrungen  Redtenbacher's. 

Möge  die  verdienstliche  Anregung  nicht  ungehört  verhallen  1  — 

Die   diesjährigen  Wanden-erasjBvmlungen   des  Ver- 
bandes d.  Aren.-  u.  Ing.-  V.  und  des  Vi 
len  das  nachstehend  abgt 


In 


bjgonieore.  Wir  erhalten  < 

„In  Nr.  t>7  der  Deutschen  Bauzeitung  sprechen  Sie  Ihre  Ver- 
wunderung darüber  aus,  dass  der  Verband  deutscher  Architekten- 
und  Ingenieur-Vereine  und  der  Verein  deutscher  Ingenieure  ihre 
Hauptversammlungen  auf  dieselben  Tage  verlegt  haben,  der  erstere 
in  Dresden,  der  andere  in  München.  Auch  wir  haben  uns  nicht 
weniger  darüber  gewundert,  dass  der  Vorstand  des  Verbandes 
keine  Rücksicht  auf  die  Versammlung  des  Vereins  deutscher 
Ingenieure  genommen  hat  Letztere  wurde  bereits  in  unserer 
Wochenschrift  No.  17.  vom  27.  April  auf  die  letzte  August- 
oder erste  September -Woche  ausgeschrieben,  wie  es  seit  Ober 
20  Jahreu  üblich  ist  Daun  erschien  am  4.  Mai  in  der  Bauzeitung 
die  Notiz,  dass  die  auf  L— 5.  September  vorläufig  anberaumte  Ver- 
sammlung des  Verbandes  überhaupt  in  Frage  gestellt  sei,  und 
nachdem  darauf  am  20.  Mai  die  Versammlung  des  Vereins  deut- 
scher Ingenieuro  definitiv  auf  den  2.-  4.  September  ausgeschrieben 
war,  erschien  in  der  Bauzeitung  am  8.  Juni  die  Mittheilung,  dass 
die  Versammlung  des  Verbandes  am  L-  5.  September  stattfinden 
werde,  und  erfolgte  die  offizielle  Einladung  dazu  am  17.  Juli. 

Hiernach  liegt  es  auf  der  Hand,  dass  nicht  den  Verein  deut- 
scher Ingenieure  die  Schidd  des  von  Ihnen  gerügten  Misstandes 
trifft.  Um  ihn  aber  in  Zukunft  möglichst  zu  vermeiden,  sind 
wir  gern  erbötig,  dafür  Sorge  tragen  zu  wollen,  dass  die  vom 
Vorstande  des  Vereins  deutscher  Ingenieure  jeweils  festgesetzte 

des  Verbandes  deutscher  Ar- 
d  Ingenieurvereine  sogleich  schriftlich  mitgetheilt 
auch  dafür,  dass,  wenn  die  Versammlungszeit  des 
"  dcher  Weise  uns  etwa  früher  mitgetheilt  worden 
,c  Zeit  unserer  Hauptversammlung  thunlichst  mit 
Rücksicht  darauf  gewählt  werde. 

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werde,  sowie 
Verbandes  in 


302 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


4.  September  1878 


Was  Ihren  Wunsch  einer  Verschmelzung  heider  Vereine  be- 
trifft, so  hat  es  der  Verein  deutscher  Ingenieure  an  seinem  Knt- 
gegenkommen  nicht  fehlen  lassen,  als  es  sich  1669  um  die  Gründung 
eines  allgemeinen  deutschen  Techniker  -  Vereins  handelte,  statt 
dessen  dann  der  jetzige  Verband  deutscher  Architekten-  und 
Ingenieur- Vereine  ins  Leben  trat.  Hin  ausfuhrlicher  Bericht  Ober 
die  Schwierigkeiten,  die  unserem  damaligen  Entgegenkommen 
begegneten,  tindet  sich  in  der  gedruckten  Keilage  zum  Juni-Heft  des 
Jahrganges  1870  der  Zeitschrift  des  Vereins  deutscher  Ingenieure; 
weiter  wurde  darüber  verhandelt  in  unserer  Hauptversammlung 
1S71  zu  Cassel  (Zeitschrift  vom  Jahre  1871  Seite  711  u.  ff.). 
Mit  Hochachtung 

Kaiserslautern  und  Karlsruhe,  den  20.  August  1h*.s. 
Vorsitzender  und  Direktor  des  Vereins  deutscher 
F.  C.  Euler.  F.  Grashof. ■ 

Indem  wir  das  Schriftstück  zur  Kcnntniss  unserer  Leser 
bringen,  glauben  wir  uns  jeder  weiüren  Bemerkung  in  dieser, 
leider  nicht  mehr  zu  ändernden  Angelegenheit  enthalten  zu  können. 
Es  sei  uns  lediglich  gestattet,  ausdrücklich  zu  betonen,  dass 
unserer  Notiz  in  No.  07  die  Absicht  eines  Angriffes  auf  d.  V.  <L 
Ingenieure  völlig  fern  gelegen  hat  Wir  dürfen  uns  wohl  darauf 
beziehen,  dass  es  seit  dem  12jährigen  Bestehen  u.  BL  jederzeit 
Gegenstand  unseres  eifrigen  Streitens  gewesen  ist,  das  Einver- 
nehmen zwischen  den  deutschen  Architekten  und  Bauingenieuren 
einerseits  und  den  Maschinen -Ingenieuren  andrerseits  zu  festigen 
und  zu  fordern. 

Die  offenkundige  Thatsache,  dass  ein  solches  Einvernehmen 
bisher  nur  in  schwachen  Anfangen  besteht  lässt  sich  leider  nicht 
ignoriren  und  eine  Verschmelzung  der  für  beide  Fachgebiete 
bestehenden  Vereins-Orgouisatiuneu,  die  1801»  u.  71  als  uuihimlich 
sich  erwies,  wird  daher  noch  für  lange  Zeit  ein  „ frommer"  Wunsch 
bleiben.  An  ernster  Arbeit  zur  allmählichen  Beseitigung  der 
Hindernisse,  welche  ihm  entgegen  stehen,  werden  wir  für  unser 
Theil  es  auch  ferner  nicht  fehlen  lassen. 

Woyhe's  rotirendo  doppeltwirkende  Kolbenpumpe  ohne 
Ventile  (patentirt).  Die  bei  allen  Pumpen  mit  Ventilen  auf- 
tretenden Ucbelstände,  als  das  Schlagen,  Festsetzen  und  L'ndicht- 
werden  der  Ventile,  wenn  die  Pumpe  unreines  Wasser  schöpft 
(wie  dies  für  Pumpen  die  zu  Bauzwecken  gebraucht  werden,  der 
Regel  nach  vorkommen  wird,},  sind  bei  der  für  maschinellen  so- 
wohl als  Handbetrieb  eingerichteten  Pumpe  nach  Weyhes  Patent 
beseitigt 

Die  Tumpe  besteht  im  wesentlichen  nur  aus  dem  Zylinder 
und  dem  Kolben;  letzterer  ist  ohne  jegliche  Liderung  und  hat  in 
halber  Länge  eine  Scheidewand,  die  zur  Befestigung  der  Kolben- 
--erichtet  ist  Die  eigentümliche,  durch  Ausklinkuug 
Form  des  Kolbens  ist  aus  Fig.  1  erkennbar. 

Iu  der  Zyliuderwaud  sind 


n»  t. 


V*  s. 


r*.  s. 


4  quadratische  Oeffnnngen, 
von  denen  je  2  sich  gegenüber 
liegen,  angebracht  (xs\yy\ 
Fig.  1,  2,  3.)  Bewegt  sich  der 
Kolben  ans  der  in  Figur  1 
gezeichneten  Stellung  nach 
links,  so  wird  bei  //'  einge- 
sogen, hei  x  ausgepresst 
Beim  Rückgänge  nach  rechts 
(Fig.  2)  macht  der  Kolben 
zugleich  eine  halbe  Um- 
drehung und  es  wird  bei  y 
eingesogen  und  bei  x*  aus- 
gepresst Durch  eine  zweite 
halbe  Umdrehung  kehrt  nun  der 
Kolben  in  seine  ursprüngliche 
Stellung  zurück  und  das  Spiel 
beginnt  von  neuem. 
Zur  Erzeugung  der  hin-  und  hergehenden  sowohl  wie  der 
Dreh-Bewegung  des  Kolbens  dient  eine  auf  der  Kolbenstange 
schräg  befestigte  Scheibe  [8  Fig.  3). 

Da  es  unpraktisch  sein   würde,  an  dem  Zylinder  aufsen 
je  2  Oeffnungcn  für  Aus-  und  Einströmung  zu  haben,  so  sind 
die  beiden  Säugöffnungen  sowohl  als  die 
in  je  einen  gemeinsat 
für  die  Rohrleitungen 

Die  Pumpe  wird  in  Gröfscn  von  120  —  210  Durchmesser 
ausgeführt  Dieselbe  ist  zu  beziehen  von  der  Bremer  Pumpen- 
und  Motoren-Fabrik  in  Bremen,  sowie  von  der  Aktien-Gesell- 
schaft für  Maschinenbau  und  Eisenindustrie  zu  Varel  a.  d.  Jade 
oder  deren  Vertretern.   

A.  L.  J.  Meier  f.  In  dem  am  26.  August  d.  J.  gestorbenen 
Baupolizei-Inspektor  A.  L.  J.  Meier  hat  Hamburg  einen  um  die 
dortige  Vereins •  Thiitigkcit  und  um  das  Hamburger  Verwaltung- 
Leben  wohlverdienten  Mann  verloren.  —  1828  in  Hamburg  geboren, 
ein  Sohn  des  weiland  Senator  Dr.  jur.  Meier,  erhielt  der  Ver- 
storbene eine  vorzügliche  Schulbildung  und  arbeitete,  nach- 
dem er  sich  für  das  Baufach  bestimmt  hatte,  als  Kleve  auf  dem 
Bureau  der  Wasserbau-Verwaltung,  unter  dem  Wasserbau-Direktor 
IlUbbe.  Von  1840—49  studirte  er  sodann  an  der  Bauakademie 
zu  Berlin,  arbeitete  nach  Beendigung  seiner  Studien  zunächst  bei 
dem  Architekten  Avcrdieck  in  Hamburg,  dann  mehre  Jahre  in 


Ateliers  Pariser  Architekten  und  habilitirte  sich  nach  Bcreisiuig 
Italiens  im  Jahre  1853  in  seiner  Vaterstadt  als  Architekt 

Hier  widmete  er  sich  alsbald  der  dem  kleinen  Frcisüut 
Hamburg  eigentümlichen  freiwilligen  Thätigkeit  für  die  öffentliche 
Verwaltung  in  ausgedehntem  und  hervorragendem  Maafse.  Er 
war  lange  Zeit  proponirender  Sekretair  der  Hamburgischen 
Gesellschaft  zur  Beförderung  der  Künste  und  nützlichen  Gewerbe, 
eine  Vereinigung  der  besten  Kräfte  aller  Berufsklassen,  um  welche 
sich  später  die  Einzelvereiuc ,  wie  der  Künstler- Verein ,  der  Ge- 
werbe-Verein, der  Architekten-  und  Ingenieur- Verein ,  der  Verein 
für  Kunst  und  Wissenschaft  u.  s.  w,  geschart  haben.  Ueberall 
war  A.  L.  J.  Meier  ein  geistig  anregendes  und  thätiges  Mitglied 
und  es  hat  der  Verein  für  Kunst  und  Wissenschaft,  in  Anerkennung 
seiner  Verdienste,  ihn  durch  die  Ernennung  zum  Ehrenmitgüedt 
ausgezeichnet.  Den  Arch.-  u.  Ing.-Verein  hat  er  wiederholt  alä 
Abgeordneter  in  den  Verbands- Versammlungen  (Kassel,  Berlin  und 
Eisenach)  vertreten.  1802  war  er  Hamburgischer  Kommissar 
auf  der  Londoner  Ausstellung  und  entwickelte  dort  eine  Thätig- 
keit, welche  ihm  hohe  Anerkennung  bei  seinen  Mitbürgern  ver- 
schaffte. Im  Jahre  1867  übernahm  er  im  Auftrage  der  Patrio- 
tischen Oesellschaft  die  Führung  der  die  Pariser  Ausstellung  be- 
suchenden Hamburger  Handwerker  und  erntete  auch  hier  viel  Lob 
Ober  sein  vortreffliches  Talent  für  Organisation.  Hierfür  hatte 
Meier  schon  1859  durch  das  Arrangement  der  Schillerfeier  in 
Hamburg,  namentlich  des  Icünstlerisch  großartigen  Festzuges,  eine 
Probe  abgelegt,  wodurch  er  die  Autorität  in  Fragen  öffentlicher 
Feste  sich  erwarb.  Meier  war  bei  derartigen  Anlassen  unermüd- 
lich, er  kannte  kein  Hiuderniss  und  war  selbst  stets  der  gröfsten 
persönlichen  Opfer  fähig.  Diese  ihm  eigene  Opferwilligkeit  führte 
ihn  1870  als  Kommandeur  des  Hamburger  freiwilligen  Sanitäts- 
Korps  in's  Feld,  von  wo  er  erst  nach  beendigtem  Kriege,  dekorirt 
mit  dem  eisernen  Kreuze,  zurück  kehrte.  —  Möglich  dass  er  dort 
den  Keim  zu  der  Krankheit  legte,  welche  den  sonst  kräftigen 
Mann  schon  vor  Beendigung  seines  50.  Lebensjahres  hinweg  raffte.  — 
Aus  dem  F'eldztige  zurückgekehrt  nahm  Meier  seine  bescheidene 
Praxis  als  Architekt  wieder  auf  und  fungirte  gleichzeitig  als  nichc- 
rechtsgclehrter  Richter  am  Hamb.  Niedergericht,  bis  er  1872  von 
Senate  zum  Baupolizei  -  Inspektor  gewählt  wurde.  In  demselben 
Jahr«  heirathete  er  die  jetzt  um  ihn  trauernde  Wittwe,  durch 
welche  er  sich  der  bekannten  Hamburger  Familie  Repsold  ver- 
schwägerte. Er  führte  seitdem  ein  glückliches,  zufriedenes  Ehe- 
leben, und  manche  Härten  des  Meier'schen  Charakters  milderten 
sich  in  dem  anziehenden  Familien- Verkehr,  in  den  er  durch  seine 
Frau  eintrat  —  Seinen  Kollegen  wurde  er  ein  lieber,  wahrer 
Freund,  in  des  Wortes  bestem  Sinn.  ■  -  Friede 


Mültärwisaenaohaften  an  Polytechniken.  Dem  Vo 

am  Züricher  Polytechnikum,  an  welchem  seit  einigen 
schon  Militär -Wissenschaften  durch  den  Artillerie -Offizier  Hrn. 
Affolter  gelehrt  werden,  hat  jetzt  die  polytechnische  Hochschule 
zu  Stuttgart  sich  angeschlossen,  an  welchen  vom  nächsten 
Semester  an  ein  Lehrstuhl  für  Militärwissenschaften  errichtet 
worden  ist,  zu  dessen  Besetzung  man  den  (preufsischen)  Major  z.  I». 
Hrn.  Scheibert  heran  gezogen  hat 

Wir  denken,  dass  gerade  in  den  deutsch  -  militärischen  Ver- 
hältnissen Gründe  für  die  erwähnte  Neuschöpfung  reichlich  ent- 
halten sind,  und  wir  glauben  ferner  alle  Ursache  zu  haben,  die 
in  Stuttgart  zuerst  verwirklichte  Lehrplan-Erweiterung  des  Poly- 
technikums mit  günstigen  Augen  anzusehen,  auch  wenn  wir  die- 
selbe vom  einseitig- bautechnischen  Standpunkte  aus  einer  Betrach- 
tung unterziehen.   

In  der  Borlinor  Baoaaaatellung  sind  bis  zum  29.  August 
neu  hinzu  getreten:  Carl  Röhlich  1  Spiegelrahmen,  1  Konsole, 
1  Gardinenstange  von  Steinpappe,  echt  vergoldet;  —  Herrn. 
Gladenbeck,  Schüsseln  von  Zinkguss;  —  N.  Ehrenhaus,  Teppiche 
und  Portieren-Stoffe  (im  Vestibül  und  dem  Treppenaufgange) ;  — 
Ende  &  Dcvos,  1  Bronzekrone  zu  Kerzen;  —  Ancion  ife  Sehne rzel, 
Stühle  von  Parma-Rohr;  —  C.  Blumhardt,  eiserne  Karren  (anf 
der  Terrasse). 

Personal -Nachrichten. 

Preufsen. 

Ernannt:  Die  Ingenieure  Hausding  und  Hofmann  in 
Berlin  zu  nicht  ständigen  Mitgliedern  des  Patentamtes.  —  Der 
Regsbmstr.  Hofmanu  in  Greifswald  zum  Landbmstr.  das. 

Brief-  nnd  Fragekasten. 

Zur  Anfrage  wegen  Vorkommens  von  Pumpen  mit 
übernormaler  Saugehöhe  geht  uns  folgende  Nachricht  zu: 

Unterzeichneter  theilt  ergebenst  mit,  dass  am  hiesigen  Orte 
das  Grundwasser  23  -24™,  an  benachbarten  Orten  bis  31  ■»  tief 
liegt  und  dasselbe  durch  Saugepumpen  -  ohne  zudrücken 
—  gehoben  wird. 

Hemmerden,  Reg.-Bez.  Düsseldorf.  Esser,  Bfr. 

Abonn.  in  Rinteln.  Von  gut  aufgetragenen  und  aus  guten 
Materialien  hergestellten  Anstrichen  auf  Eisen  aus  Mennige  sowold 
als  Blciweifs  nimmt  Wasser  im  allgem.  keinen  Geschmack  an; 
dass  daneben  anderweite  Anstriche  existiren,  welche  dii 
Eigenschaft  gleichfalls  besitzen,  ist  nns  nicht  zweifelhaft. 


KoumiKk.^rtrla*  von  Cirl  Btclit»  fa 


K.  E.  O.  frlUib.    Dmfc;  W.  tlvrr  >W  fhur  M  rnc  kr  r  ri ,  I 

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363 


Inhalt:  IMwr  die  iathetUcbr  Bt-handlnug  de«  Kiwug  im  llorhlm«.  —  IHe 
Gotthard  B*hn.  —  Zar  liiivntftrlMruiitf  «Ur  H*»- lVnkiuÜl«r.  —  Vtrinltrhtr*: 
P*t«ii(Irt*r  Horner  Ut«*rt)*u.  ffrnumt  ^du  stütirn  s>r.u  in  -  I<awlr*-IUuinfl|>ckli>r 
In  MmtcdotMBrx   —  (hu  K*n»"*  L<rfbti»  <-l-rri»er  LangM-h  wellen.  —  tSuvrfternc 


I  h;  iHttc».  —  l'.  r^.imlU-n  <*••»  fr«nn*M»rh(^ 
—  IWrlti^un^  von  bUl-u  OetfArbra-Anctrkl 
lllferatur.  —  Ku»  k  urr#n  tt  n. 


■tif  Holl,    ~   Am   tl*r  Fielt- 


Ueber  die  ästhetische  Behandlung  des  Eisens  im  Hochbau. 

Auf  der  3.  General-VersatnmliiDg  de»  Verbandes  dttch.  Aren.-  u.  Ing.  -  Vereine  vorgetragen  von  Constantin  Lipiius. 

nie 


Hochansehnlicbc  Versammlung!  Sind  wir,  Kinder 
der  Gegenwart,  auch  nicht  in  der  Lage,  Olier  unsere  Zeit  und 
ihre  Werthstellung  ein  nüchternes  und  völlig  unparteiisches, 
endgültig  absehliefseudes  Urthcil  zu  fallen,  so  können  wir  uns 
doch  durch  Beobachtung  und  Vergleich  das  Ziel  des  Strebens 
unserer  Zeit  klar  machen.  Und  wir  sind  gezwungen  dies  zu 
thun,  wenn  wir  Stellung  nehmen  wollen  inmitten  der  allge- 
meinen Bewegung,  wenn  wir  für  unseren  Theil  und  nach 
Maafsgabc  unserer  Kraft  mitwirken  wollen  zur  Klärung  der 
gegenwärtigen  Strömung. 

Sie  sind  wohl  darin  mit  mir  einverstanden,  dass  die 
Ilauptrichtung  unserer  Zeit  vor  allem  auf  Erkenntniss,  auf 
Forschung  nach  Wahrheit,  ohne  Vorurtheü  und  Voreingenom- 
menheit, aber  auch  unbekümmert  um  das  Resultat,  das  dabei 
heraus  kommt,  gerichtet  ist.  I)ic  gewissenhafte  Untersuchung 
des  Thataäclüicben,  weniger  um  seiner  selbst,  als  um  des 
Gesetzes  willen,  das  ihm  zu  Grunde  liegt,  daran  zu  Tage 
tritt,  gilt  als  fundamentale  Forderung.  Wir  verlangen  nach 
Motivirung,  nach  dem  Wie  und  Warum,  nach  dem  Bezeich- 
nenden, Charakteristischen  auf  allen  Gebieten  des  geistigen 
Lebens  energisch  und  rücksichtslos.  Und  darum  ist  unsere 
Zeit  und  unsere  Arbeit  nicht  eine  resümirende,  abschließende, 
erklärende,  vielmehr  eine  nach  allen  Seiten  hin  suchende, 
auseinander  gehende,  gegensatzliche,  leidenschaftlich  kämpfende. 
Nicht  das,  was  man  gemeinhin  das  Ideale  nennt,  eine  Ober 
das  menschliche  Errcichungsvcrmögcu  hinaus  gehende  Vor- 
stellung ist  das  Ideal  unserer  Tage.  Aber  dass  eine  Zelt,  die 
so  arbeitet,  von  einer  gewaltigen  Idee,  von  einem  mit  aller 
Energie  zu  erstrebenden  HaupUicl  beherrscht  wird,  das 
leuchtet  wohl  ein. 

Die  mächtig  entwickelte  Naturwissenscliaft  hat  unserer 
ganzen  Zeit  die  Signatur  aufgeprägt.  Die  von  ihr  geförder- 
ten Resultate  haben  unsere  Lebensverhältnisse  vielfach  um- 
gestaltet, unsere  Lebensanschauung  nicht  unwesentlich  beein- 
rlusst.  Und  wie  sie,  der  Metaphysik  abgewandt,  nach  greif- 
baren Ergebnissen  forscht,  so  ist  auch  die  ganze  Richtung 
der  Zeit  in  erster  Linie  auf  das  Zweckmäfsige  gerichtet. 
Mit  unentwegter  Energie  suchen  wir  Hindernisse,  welche  der 
Erfüllung  zeitgemäfser  Zwecke  entgegen  treten,  unter  Zuhülfe- 
nahme  aller  Mittel,  welche  die  fortgeschrittene  exakte  Wissen- 
schaft bietet,  aus  dem  Wege  zu  räumen,  die  Schranken,  die 
Zeit  und  Raum  uns  stellen,  zu  negiren.  Recht  augenfällig 
und  überzeugend  bemerken  wir  dies  in  der  praktischen  An- 
wendung der  Physik  und  Chemie  in  dem  Telegraphen  und  iu 
all  den  Einrichtungen,  die  den  Verkehr  erleichtern  sollen  — 
ßriefpost  durch  Luftdruck  —  in  der  Spektral- Analyse  und  dem 
Telephon.  Es  ist  geradezu  erstaunlich,  wie  kühn  und  uner- 
schrocken die  Gegenwart  zugreift,  wagt  und  versucht.  Und 
damit  können  wir  behaupten:  Nie  ist  eine  Zeit  gewesen,  die 
in  dieser  Beziehung  eine  solche  Fülle  von  Intelligenz  ge- 
zeigt hätte! 

Ein  echtes  Kind  unserer  Zeit,  das  sich  gewaltig  hervor 
gethan,  ist  unter  den  technischen  Wissenschaften  die  Ingenieur- 
Wissenschaft.  Auf  durchaus  modernem,  realen  Boden  stehend, 
geht  sie  auf  das  ausscliliefslich  Zweckmäfsige  aus,  und  dieses 
in  rücksichtsloser  Konsequenz  anstrebend  und  in  nacktester  un- 
erbittlicher Wahrheit —  alles  Aesthetiscbe  anderen  Bestrebm  gen 
überlassend  —  zur  Erscheinung  bringend.  Je  geringer  der  Auf- 
wand an  Stoff,  je  minimaler  die  Dimensionen  bei  Erreichung 
maximalster  Leistungen,  um  so  gröfscr  der  Triumph!  Und 
da  das  rein  technisch  Zwecklichc  der  Verklärung  durch  die 
Schönheit  nicht  bedarf,  weil  sein  Eintritt  in  die  Erscheinung 
nur  der  Ausdruck  der  Funktion,  die  es  zu  verrichten, 
die  Form  gewordene  Funktion  ist,  so  tragen  solche  rein  zweck- 
liche  Gebilde  in  ihrer  Konstruktion  selbst  die  Erklärung  für 
ihr  Vorhandensein,  ihre  Notwendigkeit ;  sie  überzeugen  und 
befriedigen  darum  oft  bis  zu  einem  gewissen  Grade  ästhetisch. 
Eine  Brücke,  die  sich,  der  Risaer  gleich,  mittels  weit  gespann- 
ter Eiseubögen  Ol>er  Zwischenwetten  von  Hunderten  von 
Metern  frei  trägt,  kann  uns  in  ihrer  übersichtlichen  Klarheit 
die  überzeugende  Gewissheit  ihrer  Zweckdienlichkeit  und  eine 
gewisse  Freude  über  die  siegreiche  Ueberwindung  grofser 
Schwierigkeiten,  über  den  mathematischen  Kalkül,  der  die 
Tragfähigkeit  der  Konstruktion  so  schön  im  voraus  be- 
rechnete, gewahren. 


Und  doch!  Wold  ein  intellektuelles,  aber 
nimmer  ein  psychisches  Interesse  kann  solch  eine 
funktion  von  starren  Steifen  und  Streben,  von  Laschen  und 
Nieten  in  uns  erwecken.  Die  eisernen  Wunderwerke  unserer 
heutigen  Ingenieure  und  Maschinentechniker  datiren  ihre 
Geburt  von  der  Stunde,  da  man  die  Steinkohle  zu  gebrauchen 
lernte.  So  gewaltig  und  erstaunlich  aber  auch  diese  Wunder- 
werke sind,  so  befriedigen  sie  doch  nicht  den  Drang  nach 
dem  Schönen,  nach  harmonischer  Verklärung,  der  dem  Men- 
schengeschlecht innc  wohnt  und  so  alt  wie  das  Geschlecht 
selbst  ist.  Das  Schöne,  der  Reflex  der  Harmonie  des  Ab- 
soluten, bleibt  ewig,  weun  auch  die  Vorstellungen,  die  die 
Menschen  davon  sich  machten,  im  Einzelnen  variiren.  Und 
wie  die  Natur  ihren  Schöpfungen  zu  dem  pure  Zwecknöthigen 
ein  solches  Maafs  von  Schönheit  verleiht,  als  sich  nur  immer 
damit  vereinigen  lässt,  so  verlangen  auch  wir,  sobald  wir  den 
ästhetischen  Standpunkt  betreten,  mehr  als  ein  starres  Nütz- 
lichkeit-Skelett. Gleichwohl  ist  die  Zweckmäfsigkcit  die  ab- 
solute Voraussetzung  auch  des  Schönen  und  ebenso  ist  ohne 
Wahrheit,  d.  h.  ohne  die  volle  Ucbereinstimmung  der  äufseren 
Ei-scbcinung  mit  der  inneren  Wcscuhcit,  jede  wirkliche  Kunst 
unmöglich.  Aber  nicht  reale  Wahrheit  allein,  auch  ideale 
Wahrheit  verlangen  wir  im  Kunstwerk. 

Das  Medium,  dessen  sich  der  Ingenieur,  der  Maschinen- 
Techniker  zur  Darstellung  seiner  Werke  bedient,  ist  im  wesent- 
lichen das  Eisen.  Wie  der  Ingenieur,  kann  sich  auch  der  Archi- 
tekt dem  Gebrauch  des  Eisens  zur  Befriedigung  moderner  An- 
forderungen nicht  cntscldagcn.  Während  aber  jeuer  seine  Auf- 
gabe für  beendet  ansieht,  wenn  er  seine  Konstruktion  ohne 
Rücksicht  auf  das  ästhetische  Aussehen  möglichst  zweckmäßig 
eingerichtet,  hat  der  Architekt  aufserdem  noch  den  An- 
sprüchen zu  genügen,  welche  die  Kunst  an  ihn  stellt. 

Und  von  der  Auwendung  des  Eisens,  das  in  technischer 
Beziehung  die  kühnsten  Träume  des  Konstrukteurs  Wirklichkeit 
werden  üefs,  das  als  stützendes  und  tragendes  Material  Raum- 
Ucberdeckungen  und  Baumstützen  in  Dimensionen  gestattet, 
an  welche  noch  vor  wenig  Mcuschenalteni  nicht  gedacht 
werden  konnte,  glaubte  man  sich  nun  auch  in  ästhetischer 
Beziehung  Kmincutcs,  ein  sofortiges  Aufblühen  einer  neuen, 
eigenartigeu  Kunst  versprechen  zu  dürfen.  Wohl  bin  ich  der 
Meinung,  dass  auch  dieses  Material  mit  seinen  unschätzbaren 
Eigenschaften  und  den  ihm  inne  wohnenden  Formengesctzcn 
auf  die  Bildung  eines  neuen  Baustils  Eintiuss  haben  werde 
und  müsstc.  Aber  die  Anwendung  eines  neuen  Konstruktions- 
mittels, das  praktisch  noch  nicht  einmal  völlig  und  bis  in  alle 
Konsequenzen  erkannt  und  beherrscht  wird,  gebiert  noch  nicht 
ohne  weiteres  eine  neue  Aera  in  der  Baukunst.  Und  wenn 
Semper  meint,  dass  man  den  Architekten  mit  Unrecht  den 
Vorwurf  der  Armuth  an  Erfindung  mache,  da  sich  doch 
nirgends  eine  neue  weltgeschichtliche,  mit  Kraft  und  Nach- 
druck verfolgte  Idee  kund  gebe,  und  er  überzeugt  ist,  dass,  wenn 
eine  solche  Idee  aufträte,  sich  unter  den  jüngeren  Kollegen 
dieser  oder  jener  befähigt  zeigen  würde,  dieser  Idee  das  ge- 
eignete arehitcktoniscl>c  Kleid  zu  verleiben,  so  ist  dies  doch 
wohl  nicht  als  eine  so  positive  Gewissheit  zu  nehmen. 

Unsere  Weltanschauung  hat  eine  Modifikation  erfahren 
und  der  Gedanke,  der  die  Welt  vor  Rousseau  und  der  fran- 
zösischen Revolution  beherrschte,  ist  in  Trümmer  gegangen. 
Aber  dennoch  ist  die  Morgcnröthe  einer  neuen  Kunst  noch 
nicht  angebrochen.  Versucht  haben  wir  viel  und  aus  den 
Versuchen  der  Stile  der  Vergangenheit  ist  uns 
die  Kenntniss  der  Wesenheit  jener  Stile,  das 
das  Vergängliche  an  ihnen  klar  geworden.  Wie 
Zeit  eine  suchende,  kämpfende,  so  auch  die  Kunst 
Zeit.  Nicht  von  heute  auf  morgen  lässt  sich  ein  neuer  Stil 
erfinden ;  er  bildet  sich  in  und  mit  dem  Geistesinhalt  der  Zeit 
durch  die  Arbeit  von  Generationen,  anknüpfend  an  Bekanntes 
und  Gegebenes.  Ward  je  eine  höhere,  edlere,  das  Gcmüth 
des  Menschen  tiefer  ergreifende  Idee  unter  die  Menschen 
geworfen,  als  die  Lehre  Jesu  von  Nazareth?  Der  neue  Geist 
wurde  gegeben,  aber  die  Künstler  fehlten,  die  ohno  weiteres 
die  Kunst  diesem  Gedanken  entsprechend  auszugestalten  ver- 
mochten. Mit  dem  Borg  bei  heidnischen  Monumenten  baute 
man  der  reinen  Gottesidee  die  Tempel!  —  Und  gleich  irrig  ist 
die  Erwartung,  dass  ein  neuer  Konstruktion^  -  Gedanke  ex 

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364 


DEUTSCHE  BAÜZEITUNG. 


7.  S«pte»b«r  1878 


alirupto  ein  formfertiges  Kleid  gewinnen  könnte.  Zuerst  und 
zunäclist  müssen  wir  den  neuen  Stoff  in  seiner  Eigentüm- 
lichkeit verstehen  und  hegreifen  lernen,  che  wir  die  Grenze 
für  sein  Ästhetisches  Erscheinen  fest  stellen  können.  Und 
darum  haben  die  Ingenieure  Recht,  wenn  sie  die  statischen 
Funktionen  des  Eisens  zum  Gegenstand  ihrer  Forschung 
machen,  wenn  sie  nach  dem  Gesichtspunkt  des  Zweckmäfsigcn 
konstruiren.  Wir  Architekten  aber  haben  die  Aufgabe,  auf 
Grund  jener  Zweckmäfsigkeits  -  Erfahrungen  dem  Eisen  vom 
formellen  ästhetischen  Standpunkt  aus  gegenüber  zu  treten. 

Und  hiermit  komme  ich  auf  die  heute  mir  gestellte  Frage : 
„Wie  ist  das  Elisen  in  ästhetischer  Beziehung  im  Hochbau  zu 
behandeln?"  —  eine  Frage  neuen  und  neuesten  Datums,  von 
grofser  Wichtigkeit,  über  welche  die  Ansichten  der  Architekten 
vielfach  aus  einander  gehen. 

Unter  der  ästhetischen  Behandlung  des  Eisens  haben  wir 
das  Hervorkehren  seiner  Eigentümlichkeit  und  seines  Wesens 
in  seinen  verschiedenen  Funktionen,  in  seinen  Verhältnissen 
zum  Charakter  des  Baues  und  in  seinen  Beziehungen  zu  dem 
übrigen  in  Anwendung  kommenden  Baumaterial  und  zu  den 
ßauverhältnissen  Oberhaupt  zu  begreifen. 

Selbstverständlich  ist  die  ästhetische  Behandlung  des 
Eilsens  da  ausgeschlossen,  wo  es  In  hui  ich  als  Hülfs-Konstruk- 
tion  aufzutreten  hat  und  gcwisscnnaal  sen  seine  Dienste  im 
Verborgenen  leistet.  Zu  diesem  Bchufe  ist  «las  Eisen  schon 
längst  angewendet  worden  und  die  ItAmcr  liedienten  sich  des- 
selben, wie  wir  wissen,  zu  traulichen  Hülfskonstruktionen  in 
umfassender  Weise.  Es  ist  aber  nicht  Aufgabe  meines  heutigen 
Vortrags,  nachzuweisen,  was  das  Eisen  in  dieser  Art  seiner 
Verwendung  zu  leisten  vermag. 

Gestatten  Sie  mir  vielmehr,  an  die  unterscheidenden 
stilistischen  EligcnthOmliehkcitcn  des  Eisens,  wie  sie  sich  aus 
den  verschiedenen  Arten  desselben  und  der  ihnen  zu  Grunde 
liegenden  physikalischen  Beschaffenheit  ergeben,  kurz  zu 
erinnern.  Denn  es  ist  ein  gewaltiger  Unterschied,  ob  wir 
Gusseisen  oder  Schmiedeisen  zu  behandeln  haben. 

Das  aus  Gusseisen  Darzustellende  muss,  der  Art  und 
Weise  seines  Entstehens  entsprechend,  den  Charakter  des 
Gegossenen,  aus  flüssigem  Erstarrten,  mit  einem  Male  Ge- 
wordenen, Spröden  an  sich  tragen,  darum  ein  gewisses  Körper- 
Volumen  erhalten  und  demgemäfs  im  Detail  —  ohne  fabrika- 
tionswidrige Untersclmeidungen  —  und  im  Ornament  — 
teppichartif ,  von  flachem  Relief  —  behandelt  werden.  Bei 
Gusswerken  gröfserer  Art,  deren  Herstellung  einen  stück- 
weisen Guss  erfordert  ,  werden  aus  der  Verbindung  der  ein- 
zelnen GusstOcke  nüt  einander  charakteristische  Schmuckstellen 
entwickelt  werden  können. 

Das  zähe  und  biegsame  Schmiedeisen  hingegen  verdankt 
seine  Gestalt  der  Wechselwirkung  von  Hammer  und  Ambos, 
unter  denen  es  sich  biegt  und  windet,  streckt  und  aus  Theilen, 
ohne  Anwendung  weiterer  Verbindungsmittel,  zu  einem  Ganzen 
zusammen  fügt.  Während  die  Produktionen  in  Gusscisen  nach 
Material  und  Art  der  Herstellung  vielfach  an  bese'. rankende 
Bedingungen  gebunden  sind,  gestatten  die  Arbeiten  aus 
Scluniedeisen,  die  aus  vielen  einzelnen,  später  zu  einem  Ganzen 
zu  verbindenden  Theilen  bestehen,  nicht  nur  eine  viel  freiere 
Bewegung  in  der  Formengebung,  sondern  lassen  auch  den  dem 
Schmiedeisen  eigentümlichen  Charakter,  die  Biegsamkeit  und 
Elastizität  im  Gegensatz  zu  dem  starren,  spröden  Gusseisen 
in  entsprechender  Weise  zum  Ausdruck  kommen.  Eben  darum 
lassen  sie  auch  eine  viel  freiere,  kühnere  Konzeption  und 
deren  charakteristische  präzise  Ausführung  zu. 

Je  nachdem  eine  Aufgabe  durch  Guss-  oder  Schmiedeisen 
gelöst  werden  soll,  wird  sich  ihr  Formen-  und  Charakter- Vcr- 
hältniss  zu  modifiziren  habon.  Nehmen  wir  z.  B.  einen  guss- 
eisemen  Kandelaber  und  einen  schmiedeisernen  Kronleuchter 
an.  so  werden  Sic  Alle  damit  Oberein  stimmen,  dass  die  Be- 
handlung beider  sowohl  in  den  Prinzipien  der  Konstruktion 
und  Konzeption,  als  in  ornamentaler  Beziehung  grundverschieden 
sein  muss. 

Es  stehen  sich  also  in  Gusscisen  und  Schmiedeisen  zwei 
wesentlich  verschiedene  Konstruktions-Systeme  gegenüber,  deren 
jedes  seine  eigenartige,  von  dem  anderen  verschiedene  E'ormen- 
sprachc  redet  Die  Konstruktionen  aus  Gusseisen  sind  bei 
einiger  Umfängliehkcit  Hohlkörper- Konstruktionen,  die  aus 
Schmiedeisen  Stab-,  Vollkörj»er-Konstruktionen.  Eine  Stab- 
konstruktion ist  technisch  um  so  vollkommener,  je  dOnner  die 
angewendeten  Stäbe  sind ;  ist  doch  das  Material  je  dünner  je 
besser  durchgearbeitet.  Dagegen  wissen  wir,  dass  Hohlkörper 
bei  gleicher  (juerschnittsfläche  des  Materials  einen  bei  weitem 
gröfseren  Widerstand  zu  bieten  im  Stande  sind,  sowohl  gegen 
Vertikal-  als  gegen  Horizontal-Belastung,  denn  Vollkörper.  Dem 


Schmiedeisen  wird  darum  eo  ipso  das  ganze  Gebiet  zierlichen, 
leichten  Gcgitters  und  Gerätlts  zufallen;  es  wird  alles  dahin 
schlagende  auch  in  ästhetischer  Beziehung  auf  das  voll- 
kommenste zum  Ausdruck  zu  bringen  vermögen.  Auch  eil 
Zuganker,  hei  welchem  die  Zugfestigkeit  des  Eisens  in  An- 
spruch genommen,  wird  sich  in  Schmiedeisen,  der  diesem  inne 
wohnenden  Elastizität  entsprechend,  trefflich  charaktcrisiren 
lassen.  Und  eben  so  wird  es  in  dieser  Verwendung  den  Er- 
fordernissen desNutzhaues.  bei  Hallen,  Schutzdächern,  am  beste» 
entsprechen.  Beruht  aber  die  ästhetische  Wirkung,  die  das 
Schmiedeisen  in  allen  diesen  Verhältnissen  ausübt ,  auf  der 
geringen  Umfänglichkeit,  die  den  Stoff  dem  Auge  mehr  oder 
weniger  entzieht,  so  verbietet  sich  die  Anwendung  dieses  Stoffs, 
dessen  Volumen  in  der  Wirkung  auf  unser  Auge  weit  hinter 
dessen  energischer  Funktion  zurück  bleibt,  Qbcrall  da,  wo  es 
sich  um  Massenwirkung  handelt,  im  Monumentalbau.  Eine 
Brücke  kann,  wenn  sonst  die  Verhältnisse  richtig  gegriffen  sind 
und  abgesehen  von  der  Detail-Durchbildung,  auch  in  Schmied- 
eisen  hergestellt  ästhetisch  befriedigen,  weil  hier  das  Bindende. 
Spannende,  kühn  Uebergreifende ,  das  dem  Charakter  du 
Schmiedeisens  eigentümlich  ist.  dem  Charakter  des  Bauwerks 
entspricht.  Erscheint  uns  aber  an  der  Decke  eines  auf  ästhe- 
tische Durchbildung  Anspruch  machenden  Gebäudes  eine  Viel- 
heit stützender  und  spannender  Kräfte  in  der  Form  mehr  oder 
weniger  gleichwertiger  Stangen,  die  sich  durchkreuzen  und 
nach  allen  Riebtungen  hin  sj>erTcn  und  streifen,  in  vielfacher 
Wiederholung  des  Systems  zu  einem  chaotischen  Durchein- 
ander verworren,  so  kann  von  einer  ästhetischen  Wirkwis. 
die  auf  einer  wohl  abgewogenen,  schön  geteilten,  klaren, 
übersichtliclien,  rhythmischen  Gliederung  beruht,  doch  wahrlkli 
nicht  die  Rede  sein.  Und  darum  glaube  ich  auch  nicht,  da* 
mit  dem  blofsen  Rhythmus  der  Silhouette,  wie  Lucac  will, 
auszukommen  wäre.  Wohl  aber  stimme  ich  Lucac  vollkommen 
bei,  wenn  er  sagt:  „Wir  wollen  die  Resultate  der  in  Eisen 
übersetzten  Rechnung,  und  zwar  in  Obersichtctien  Summen, 
zu  einem  klaren  System  geordnet  erblicken,  aber  man  notuuri 
unser  Auge  auch  gleichzeitig,  alle  die  einzelnen  Exempel,  die 
man  hätte  an  den  Rand  oder  in's  Unreine  schreiben  nioWn. 
mit  zu  sehen."  Doch  hierauf  wird  später  zurück  zu  kommen 
sein. 

Kehren  wir  nun  wieder  zum  Gusseisen  zurück. 

Gusseisen  wenden  wir,  von  seiner  Verwendung  zu  FuUtm$- 
werk  abgesehen,  bei  dem  es  nach  Art  des  Laubsagewerks  zi 
behandeln  ist,  im  Hochbau  zumeist  zu  Säulen  an,  mit  denen 
wir  Konsolen  und  Zwischenstücke  verbinden,  und  bedienen  uns 
hierbei  meistenteils  der  Hohlkörper-Konstruktion.  Bekannt 
ist  die  Leichtigkeit,  mit  welcher  das  Gusseisen  in  der  Form 
jede  Gestalt  annimmt.  Lässt  aber  darum  das  Gusscisen  einen 
weit  gröfseren  Spielraum  bezüglich  der  ihm  zu  gebenden 
Gestalt  zu,  so  schreiben  andrerseits  die  statischen  Verhältnis« 
desselben  und  die  im  Vergleich  gegen  anderes  Material  größere 
Kostspieligkeit  Grenzen  vor,  die  nur  auf  Kc«tcn  der  Wesen- 
heit des  Stoffs,  also  der  ästetischen  Wahrheit,  überschritten 
werden  können.  Der  Charakter  des  Gusseisens  wird,  von  der 
Spczial-Charaktcristik  abgesehen,  im  allgemeinen  der  des  Zier- 
lichen und  Festen  zugleich  sein  müssen.  Unläugbar  aber  n- 
sultirt  aus  allem,  dass  das  Elisen  als  Hohlkörper  unbeschadet 
seiner  Eigentümlichkeit,  vielmehr  derselben  entschieden  ent- 
sprechend, in  ein  Verhältnis*  zu  den  baulichen  Massen  tritt, 
in  welchem  es,  sei  es  als  stützendes  oder  tragendes  Element, 
für  den  Monumentalbau  verwendbar  erscheint.  Nimmt  es  doch 
in  dieser  Art  der  Darstellung  eine  Köriwrlichkeit  an,  die  dem 
Stein,  dem  monumentalen  Baumaterial  par  excellence.  verwandt 
ist,  und  muss  darum  auch  in  verwandter  Weise  behandelt 
werden.  Perhorreszirend  das  Stütz-  und  Krückenwerk, 
dessen  die  Stab-Konstruktion,  ähnlich  der  Zimmerei,  bedarf 
und  welches  für  gewisse,  nur  nicht  monumentale  Zwecke 
ästhetisch  so  Oberaus  bezeichnend  und  werthvoll  ist,  trägt  e- 
die  Möglichkeit  in  sich,  aus  eigener  Kraft  selbständig  zu 
fungiren  und  durch  künstlerische  Behandlung  den  Schein  freien, 
selbsttätigen  Lebens  zu  gewähren,  und  das  ist  die  Voraus- 
setzung der  Kunstwirkung.  Wir  irren  wohl  kaum,  wenn  wir 
annehmen,  dass  sich  die  Alten  bei  ihren  llronzebalkcn  und 
derartigen  Dingen  von  demselben  Gesichtspunkt  leiten  liefsen. 
Und  in  diesem  Sinne  räumt  auch  Seiner  dem  Eisen  seine 
Stelle  in  der  künftigen  schönen  Baukunst  ein  und  von  ähn- 
lichen Prinzipien  geht  Viollet-lc-Duc  bei  seinen  Versuchen, 
das  Eisen  in  die  Baukunst  einzubürgern,  aus.  — 

Betrachten  wir  jetzt  das  Eisen  in  seinen  speziellen 
Eunktionen  als  Säule,  Träger,  Decke,  ,0s  Hausgerippe. 

Bei  der  Säule  können  wir  uns  kurz  fassen.  Für  die 
ästhetische  Ausbildung  derselben  ist,  wie  überall,  der  Zweck, 

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DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


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dem  sie  in  jedem  besonderen  Falle  zu  dienen  hat,  maafs- 
gebend  Schwer  belasteten  Säulen  wird  man,  ganz  abgesehen 
davon,  dass  eine  Einziehung  des  Säulcnschafts  eine  Ver- 
lcr  Widerstandsfähigkeit  zur  Folge  haben  muss, 
Elastische,  Bewegliche  leicht  tragender  Stützen, 
etwa  der  Veranda-Säulen,  Kandelaber  et«,  verleihen  dürfen. 
Gleichwohl  wird  auch  der  Charakter  gusseiseraer  Säulen  stets 
ein  zierlicher  und  doch  fester  sein  müssen.  Von  besonderer 
Wichtigkeit  ffir  das,  was  die  spezielle  Funktion  der  Säule 
bezeichnet,  wird  die  Art  und  Weise  sein,  in  welcher  das  Ver- 
halten der  Last  zur  Stütze  am  Fufe  und  Kapitell  und  die 
Wechselwirkung  von  Fufs,  Kapitell  und  Schaft  aasgesprochen 
wird.  Dieselbe,  nämlich  die  Art  und  Weise  dieses  Ver- 
hältnisses, kann  parallel  der  Schwere  der  Belastung  auf  das 
Charakteristischste  in  der  Formensprache  des  Eisens  zum 
Ausdruck  gebracht  werden.  Immer  aber  wird  die  Säule,  sie 
trete  nun  in  Verbindung  mit  Stein,  mit  hölzernen  oder  eisernen 
Tragern,  schmiedeisemem  Gespärr  oder  als  Thcil  eines  in 
Gusseisen  ausgeführten  Sy  stems  auf,  als  selbständiger  Organismus 
aufzufassen  sein,  dessen  Charakterisining  natürlich  seinen 
speziellen  Beziehungen  gemafs  zu  erfolgen  hat.  Die  erfahrungs- 
mäfsige  Gewissheit,  die  wir  von  der  Festigkeit  des  Eisens, 
von  seiner  Widerstandskraft  haben,  giebt  unserem  Gefühl  die 
l'eberzcugung,  dass  eine  eiserne  Säule  auch  bei  geringerem 
L'mfang  als  eine  steinerne  ihre  Funktionen  erfüllt,  voraus 
gesetzt,  dass  sie  in  ihrer  ganzen  Erscheinung  als  eine  eiserne 
sprechend  charakterisirt  ist.  Denn  die  absolute  Festig- 
keit an  sich  genügt  nicht,  auf  uns  einen  ästhetischen  Eindruck 
zu  machen;  es  muss  vielmehr  in  jedem  speziellen  Falle  die 
individuelle  Festigkeit  des  Materials  zum  unverkennbaren 
Ausilruck  kommen.  Wir  müssen  schon  auf  den  ersten  Blick 
sehen,  dass  es  sich  um  eine  eiserne  Säule  handelt,  und  wir 
sind  alsdann  völlig  beruhigt,  denn  wir  wissen  auch  ohne 
darüber  zu  rerlektiren,  dass  eine  im  Durchmesser  schwächere 
eiserne  Säule  zum  mindesten  eben  so  viel  als  ciue  viel  um- 
fänglichere steinerne  Säule  zu  tragen  vermag.  Dcnkon  Sie 
sich  diesen  meinen  Beobachtungen  gegenüber  eine  jonischc 
oder  korinthische  Säule  statt  in  Stein  in  Eisen  ausgeführt: 
würde  Ihnen  nicht  Allen  dass  Mi&sverhältniss  zwischen  Kraft- 
aufwand und  Zweck  höchst  widerwärtig  erscheinen? 

Wird  aber  lichauptct,  dass  in  der  steinernen  Säule  ein 
Ucberschuss  von  Masse  über  die  zur  Erfüllung  der  statischen 
Funktion  unbedingt  nöthige  vorhanden  sei  und  dass  gerade 
lüeruuf.  neben  der  Ueberzeugung  von  der  Sicherheit,  das 
Gefühl  der  Schönheit  beruhe,  so  ist  zu  erwidern,  dass  —  die 
Bichtigkeit  der  Behauptung  bis  zu  einem  gewissen  Grade  zu- 
gegeben —  auch  in  der  eisernen  Säule  nach  ihrer  Art  ein 
solcher  Ueberschuss  vorhanden  ist.  Wir  berechnen  die  Trag- 
fähigkeit der  Säule  nach  ihrem  Durchmesser,  ihrer  Wandstärke 
und  ihrer  Lange  und  ziehet,  allenfalls  noch  in  Berücksichtigung, 
ob  sie  fest  eingespannt  ist  oder  nicht ;  aber  wir  berechnen  nicht 
weiter  die  Verbreiterung  in  Fufs  und  Kapitell,  die  Verstärkung 
durch  Knaggen  und  Spreizen.  Und  doch  vermehren  wir  gerade 
hierdurch  die  berechnete  Widerstandsfähigkeit  der  Säule  ganz 
bedeutend.  Zugleich  erhält  sie  dadurch  ein  ästhetisches 
Moment  mehr  von  höchster  Modulations-  und  Ausdrucksfähig- 
keit. Tritt  dazu  eine  sichtbare  Verankerung  der  Säule,  so 
wird  damit  ein  Eindruck  gröfstcr  technischer  Festigkeit  er- 
reicht, der  ganz  wohl  auch  in  ästhetischer  Wei.sc  zum  Ausdruck 
gebracht  werden  kann.  Die  steinerne  Säule  ist  des  Festig- 
keits-Ausdrucks in  diesem  Maafse  nicht  fällig.  Es  würde 
ästhetisch  geradezu  absurd  sein,  ihr  durch  eiserne  Verankerung 
den  Eindruck  gröberer  Standfähigkeit  verleihen  zu  wollen. 

Es  schien  mir  dieser  Gesichtspunkt  nicht  ganz  unwichtig 
und  wollte  ich  es  darum  nicht  unterlassen,  denselben  kurz 
zu  berühren.  — 

Wir  kommen  nun  zum  Träger  und  Sie  wissen  alle, 
dass  in  dieser  Form  das  Eisen,  und  zwar  als  Gusseisen,  zuerst 
in  den  Hochbau  eingeführt  wurde.  Neuerdings  wendet  man 
bekanntlich  vielfach  Träger  aus  Walzeisen,  wie  sie  von  den 
Eisenwerken  in  den  Handel  gebracht  werden,  an,  oder  stellt 
sie  bei  gröfscren  Lasten  als  Blech-  oder  Gitterträger  her. 

Mögen  wir  nun  aber  guss-  oder  schmiedeiserne  Träger 
wählen:  ästhetisch  wirkt  der  Träger  nur  dann,  wenn  er,  zu 
einem  Organismus  belebt,  in  seiner  ganzen  Gestaltung  seine 
Beziehungen  zur  Last  sowohl  als  zum  Auflager  klar  aus- 
spricht. Ich  meinte  vorhin,  dass  Hülfskonstruktionen,  die  im 
Verborgenen  fungiren  und  deren  Existenz  nicht  sichtbar 
werden  soll,  weil  das  Gebäude,  das  ihrer  Konstruktion  viel- 
leicht benothigt,  doch  ästhetisch  ihrer  nicht  bedarf,  auch  mit 
der  Acsthctik  nichts  zu  thun  haben.  Ist  es  aber  in  unser 
Beheben  gestellt,  Leistungen  ästhetisch  zu  ignoriren,  deren 


der  Existenz  eines 

Funktion  wir  nicht  ver- 


Vorhandenscin  die  Vor 
Bauwerks  ist,  ohne  deren 
wie  das  C 

es  vor  unseren  Augen  zusammen 
bricht?  Wenn  es  schwer  halten  dürfte  a  priori  präzis  und 
für  alle  Fälle  die  Grenzen  fest  zu  stellen,  wo  das  Ignoriren 
der  Konstruktion  ästhetisch  zulässig  und  wo  das  Inerschcinung- 
trelen  derselben  ästhetisch  geboten  ist,  so  glaube  ich  doch, 
dass  man  im  allgemeinen  wenigstens  sagen  darf,  dass  die 
Konstruktion  überall  da  gezeigt  und  künstlerisch  verwerthet 
werden  müsste,  wo  die  ästhetische  Möglichkeit  des  Bestehens 
eines  Kunstwerkes  von  ihr  bedingt  wird.  Ich  möchte  darum 
die  Behauptung,  dass  die  Konstruktion,  der  Gedanke  der 
Konstruktion,  nur  dann  zur  Erscheinung  gebracht  werden 
dürfe,  wenn  dieser  Gedanke  für  uns  brauchbar,  nach  der 
Richtung  der  Schönheit  hin  cntwickclungsfähig  sei.  dahin  er- 
weitern, dass  die  Konstruktion  da  zum  Ausdruck  kommen 
müsse,  wo  sie  zum  ästhetischen  Verständnis  des  ganzen 
Werkes  unentbehrlich  ist.  Wir  können  nie  zum  richtigen 
Genuss  eines  Kunstwerks  gelangen,  wenn  es  nicht  in  sich  und 
für  unser  Auge  verständlich  die  Möglichkeit  soliden  Bestehens 
trägt.  Unter  den  verschiedenen  Konstruktionsarten  aber 
wählen  wir  jederzeit  diejenige,  welche  uns  im  besonderen 
Falle  als  die  zur  ästhetischen  Durchbildung  geeignetste  er- 
scheint. Nicht  die  Darstellung  der  Konstruktion  als  solche 
ist  die  Aufgabe  der  Baukunst,  vielmehr  die  ästhetische  Ver- 
körperung des  speziellen  Baugedankens  im  ganzen  und  ein- 
zelnen. Aber  wenn  der  Baugedanke  zum  Kunstwerk  verklärt 
werden  soll,  muss  er  doch  zunächst  und  zweifellos  als  existenz- 
fähig erscheinen.  Mögen  wir  nun  in  jedem  Einzelfalle  die 
Konstruktion  scharf  hervor  heben,  oder  sie  verhüllen,  oder  sie 
modifiziren :  all  unser  Bestreben  kann  und  darf  nur  das  eine 
Ziel  haben,  unser  Werk  auf  Grund  der  Zwcckmäfsigkeit  und 
der  struktiven  Möglichkeit  und  Richtigkeit  zur  bezeichnenden 
harmonischen,  schönen  Erscheinung  durch  zu  bilden,  es  zu 
beleben,  zu  beseelen.  Das  Kunstwerk  darf  nicht  gegen  die 
reale  Wahrheit  verstofsen.  Dio  gemeine  Wirklichkeit  aber 
mit  ihren  Disharmonien,  ihrer  Rohheit  und  Nüchternheit,  ihrer 
Sorge  und  ihrer  Qual  ist  nicht  die  Lebenssphäre  der  Kunst! 

Aber  was  soll  man  dazu  sogen,  wenn  wir  nun  bei  mo- 
dernen städtischen,  auf  eine  ästhetische  Wirkung  Anspruch 
machenden  Geschäfts-  und  Zinshäusern  die  zur  Ucberdockutuz. 
weiter  Parterre-Oeffnungen  angewendeten  Träger,  auf  welchen 
doch  der  ganze  Oberbau  ruht  und  ohne  welche  er  gar  nicht 
möglich  ist,  formell  völlig  verläugnet  und  hinter 
Holz  werk  versteckt  finden,  oder  wenn  man  uns  ja 
unser  kritisches  Unheil  erst  von  der  ersten  Etage  an  anzu- 
legen und  den  Unterbau  gowissermaafsen  als  nicht  vorhanden 
zu  ignoriren,  wie  man  uns  Achnlichcs  bezüglich  der  Dächer 
schon  längst  zugemuthet  hat.  Muss  da  nicht  an  Stelle  des 
ästhetischen  Behagens  eine  verdriefsliche  Stimmung  über 
solch  widersinnige  Anordnung  treten? 

Eine  befriedigende  ästhetische  Lösung  derartiger  Träger- 
Konstruktionen  kann  ich  mir  nur  denken,  wenn  Träger  und 


Material  —  derartig  in  Beziehung  gebracht  sind,  dass  man 
fühlt,  dass  beide  mit  einander  gemeinsam  arbeiteu.  Das  eine 
darf  nicht  isolirt  tragen ,  das  andere  nicht  isoürt  stützen.  - 
Selbstverständlich  wird  ein  jedes  der  verschiedenen  Kon- 
struktions-Systeme entsprechend  charakterisirt  und  durchge- 
bildet werden  müssen. 

Die  hier  entwickelten  Prinzipien  gelten  als  durchgehendes 
Grundgesetz  auch  bei  allen  Arten  von  Trägern,  z.  B.  Balkon- 
Trägern,  Konsolen  etc. 

In  einer  gewissen 
die  Decke. 

Gilt  uns  aber  die  Wechselbeziehung  zwischen  Decke  und 
Stütze  als  Kritcrion  eines  Bausystems,  Baustils,  und  ist  uns 
eine  Docke,  das  Getragene.  Schwebende,  ohne  Beziehung  zur 
Stütze,  zum  Tragenden  und  umgekehrt,  sinnlos,  so  wird  uns 
hier  der  Maafsstab  geboten  sein,  an  welchem  wir  auch  im 
gegebenen  Falle  den  ästhetischen  Werth  oder  Unwcrth  zu 
messen  haben.  Bölticher  sagt,  der  Baustil  stehe  in  Hinsicht 
auf  Mechanik  —  und  Vischcr  fügt  in  Parenthese  hinzu: 
„nicht  blos  dies"  —  am  höchsten,  welcher  mittels  einer 
künstliche  Momente  erzeugenden  Gliederung  der  Decke 
jedes  Material  so  weit  besiegt  habe,  dass  er  nicht  allein  die 
gröfseren  Raum-  oder  Stützweiten  überspannen,  sondern  dabei 
auch  jedwedes  Schema  der  Räumlichkeit  überdecken  könne 
und  mithin  möglich  mache. 

Sic  alle  haben  gewiss  mehr  oder  weniger  den  unschönen 
Eindruck  empfunden,  den  in  monumental  ausgestatteten  Gc- 

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DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


7.  S*ptemb*r  187« 


hau den  Decken-Konstruktionen  ans  Eisen  machen,  die  den 
Wanden  einfach  aufgelegt  sind.  Wenn  die  Decke  es  ist  oder 
sein  soll,  von  welcher  die  Verwandlung  aller  wesentlichen 
Theile  des  Baues  in  Glieder  eines  Organismus  auszugchen 
hat,  kann  es  da  wohl  überraschen,  'lass  eine  Decke,  welche 
eine  solche  organisirende,  zusammen  fassende  Thätigkeit  gar 
nicht  will  und  versucht,  welche  gleichgültig  und  beziehungslos 
auf  und  neben  einem  Baukörper  anderen  Wesens  wirkt,  auch 
ästhetisch,  ausdruckslos  und  unmotivirt  erscheint'/  Und  darum 
will  es  mir  scheinen  —  und  ich  stehe  mit  dieser  Ansicht 
nicht  allein  —  als  ob  die  von  französischen  Architekten, 
einem  Baltard,  Labrouste,  Duban.  Viollet-le-Duc,  ausgehenden 
Bestrebungen,  das  Eisen  auch  für  den  monumentalen  Innen- 
bau raumgestaltend  zu  verwerthen  und  zn  einem  selbständigen, 
in  sich  abgeschlossenen  organischen  System  von  Stützen  and 
Decken-  resp.  Gcwölbeträgern  auszubilden,  überaus  verdienstlich 
und  fruchtbringend  seien.  Der  wesentliche  Gedanke  gipfelt 
in  dem  Prinzip,  die  Decken  tragenden  Faktoren,  Gewölbeträger 
und  Stützen,  von  den  Umfassungsmauern,  welche  den  Raum 
umschliefsen  und  dem  Dach  Aufstand  gewähren,  scharf  zu 
sondern,  wodurch  natürlich  die  beiden  fungirenden  Elemente 
in  ihrer  organischen  Thätigkeit  entschieden  zu  Tage  treten. 
Prägnant,  wenn  auch  etwas  befremdend,  finden  wir  dies  in 
St.  Augustin  ausgesprochen.  Der  grofse  Lesesaal  der  ehe- 
maligen B'MioIhr'qw  imperial?  jetzt  nationale,  die  hervor 
ragende  Schöpfung  Lahronstc's.  den  ich  leider  nicht  ganz 
fertig  gesehen,  versprach  damals  eine  sehr  charakteristische 
und  einheitliche  schöne  Wirkung.  Und  auch  der  Vorschlag, 
den  Viollet  le  Duc  in  seinen  „Entreticns-1  macht ,  einen  weiten 
Kaum  auf  eisernen  Stützen  mittels  eines  in  Zonen  bezeichnend«»! 
konstruktiv  sinnreich  get heilten  Fächergewölb-Trägcrs>stcms  zu 
überspannen,  dünkt  mir  als  sehr  beachtenswert!],  wogegen  ich 
nicht  verhehlen  kann,  dass  andere  Konstruktions -Versuche 
Viollet-le-Duc's  mit  schief  gestellten,  einander  abgekehrten, 
durch  Verankerung  fest  gehaltenen  Sauleu  unter  eisernen  mit 
Gewölben  ausgespannten  Trägern,  oder  mit  Decken-Konstruk- 
tionen aus  Kuppelgewölben,  welche  ganz  im  Sinne  der 
Stabkonstruktion  von  schräg  gegen  die  Wand  gestützten,  viel- 
fach verankerten  eisernen  Säulen  getragen  werden,  nur  den 
Eindruck  einer  Caprice  des  genialen  Mannes  hervor  bringen 
und  in  ihrer  gesuchten  beunruhigenden  Wirkung  kaum  einen 
anderen  Werth  beanspruchen  können  als  den,  dass  man  ihnen 
ansieht,  wie  man  es  nicht  machen  soll  Die  Ueberdcckungs- 
Konstniktion  des  Innenhofs  der  £cole  des  Beaux-Aris  von 
Duban  ist  in  ihrem  Stützensystem  wohl  gelungen,  dagegen  hat 
die  bogenförmige  Decke  mit  der  in  ihrer  Mitte  angebrachten 
OberUcht-Konstruküon  keine  erhebliche  ästhetische  Ausbildung 
erhalten. 

Dass  die  Decke  selbst  in  ihrer  ganzen  Anordnung  den 
Eindruck  eines  aus  der  Wesenheit  des  Materials  heraus  ent- 
wickelten, klar  gegliederten,  selbständigen,  lebendigen  Organis- 
mus machen  muss,  der  im  innigsten  Bezug  zu  dem  von  diesem 
Organismus  bedingten  und  ihn  wiederum  bedingenden  Sttttzen- 
werk  stehen  muss.  ist  nach  allem  Vorherigen  wohl  klar.  — 

Was  von  der  Decke  gesagt  ist ,  gilt  vom  Dach,  da  wo  dasselbe 
den  Abschluss  nach  außen  zumeist  in  Verbindung  mit  Glas 
bewirkt. 

Es  bleiben  nur  noch  wenige  Bemerkungen  über  die  Her- 
stellung ganzer  Häuser  oder  vielmehr  Häuser-Gerippe  aus 
Eisen  übrig. 

Macht  die  Verbindung  von  Wand  und  Decke  das  Hans 
aus,  so  wird  das  von  der  Decke  und  ihren  Stützen  Gesagte 
auch  auf  den  vorliegenden  Fall  zu  bezichen  sein,  und  es  tritt 
hier,  im  Gegensatz  zu  dem  vorigen,  die  stützende  Thätigkeit 
des  Eisens  in  engste  Verbindung  mit  der  Wand,  welche  in- 
folge ihrer  geringen  Starke  ihre  Befestigung  durch  das  Eisen 
erhalt.  Derartige  Konstruktionen  werden  einmal  nach  dem 
Prinzip  des  hölzernen  Fach-  und  Ricgclwcrks  hergestellt  und 
sind  auch  ihrem  ästhetischen  Wcrthe  nach  gleich  diesen  zu 
beurtheilen.  Der  ästhetische  Charakter  des  Fachwerkbnues 
ist  der  einer  gewissen  Zwiespältigkeit.  Das  struktive  Gerüst 
bildet  das  Gerippe,  welches  zur  Füllung  seiner  offen  gelassenen 
Fächer  eines  anderen  Materials  bedarf.  Das  Füllwerk  ist  nur 
das  passiv  fungirende,  während  sich  im  Fachwerk  konstruk- 
tives Leben  ausspricht.  * 

Die  Versuche,  welche  für  ästhetische  Verwerthung  dieses 
Motivs  in  Anwendung  auf  Eisen  gemacht  worden  sind,  und  von 
welchen  ich  abj  die  bekanntesten  den  von  Viollet-le-Duc  in 
den  Enlrelicns  und  die  mehrfach  publizirte  Chokoladen-Fabrik 


zu  Noisicl  von  Saulnier  beispielsweise  anführe,  sind  zu  einer 
glücklichen  Lösung  noch  nicht  durch  gedrungen.  Bei  Viollet- 
le-Duc  erhebt  sich  das  aus  Winkel-,  "T  und  TKisen  her- 
gestellte Gerippe  nicht  über  den  Eindruck  schwächlichster, 
annseligster  Nothkonstruktion ,  welche  auch  linear  mit  dem 
darin  angebrachten  Fliesenwerk  nicht  in  den  entferntesten  Be- 
ziehungen steht.  Bei  Saulnier's  Fabrik  dagegen  vermuthet  man, 
dass  die  in  reich  polychromem,  rautenförmig  gemauerten  Ziegel- 
werk ausgeführte  Umfassungsmauer  schadhaft  geworden  und 
durch  eiserne  Verankerung,  die  dem  Muster  folgt,  zusamroenire- 
schient  worden  sei.  etwa  in  ähnlicher  Weise,  wie  man  einen  ire- 
sprungenen  Topf  mit  Drathgetlecht  überzieht.  Die  Konstruktion 
der  Facade,  deren  Oeffnungen  mittels  Bögen  auf  eisernen  Rahmen 
überwölbt  sind,  steht  in  keinem  sichtbaren  Zusammenhang  mit 
dem  scheinbar  nachtraglich  angebrachten  Eisenwerk.  Der 
bunte  Schmuck,  durch  welchen  Saulnier  beleben  wollte,  hebt 
das .  Verfehlte  der  ganzen  knochenlosen  Anordnung  nur  noch 
augenfälliger  hervor.  Ob  die  Pariser  Aussteliungshauten.  voo 
denen  einzelne  —  soviel  ich  mich  erinnere,  auch  der  Bahnhof 
von  Lish  —  als  Fachwerkbauten  mit  Terrakotta- Verwendung 
konstruirt  sind,  einen  entsprechenderen  Eindruck  gewähren, 
entzieht  .sich  meiner  Beurtheilung ;  es  war  mir  leider  nicht 
möglich,  meine  Absicht,  noch  vor  diesem  meinem  Vortrag  wieder 
einmal  Paris  zu  besuchen,  zur  Ausführung  zu  bringen. 

Jedenfalls  wird  der  Fachwerkbau  nur  dann  einer  ästhe- 
tischen Behandlung  fähig  sein,  wenn  man  zunächst  das  ganze 
Geripiw  durch  Betonung  der  horizontal  und  vertikal  fungi- 
retiden  Haupt -Konsiruktionselementc  und  des  baulichen  Orga- 
nismus überhaupt  energisch  gliedert  und  den  Gebäuden  damit 
nicht  nur  den  Kindruck  des  Standfähigen  und  Insichgefestigten. 
sondern  auch  den  des  Wohlgeordneten  und  ästhetisch  Gewählten 
verleiht.  Die  Verstrebung,  vorausgesetzt,  dass  sie  Oberhaupt  sicht- 
bar gemacht  werden  soll,  mag  dann  so  eingefügt  werden,  dass 
sie  ein  Nebenmoment  netzförmiger  Zwischentheilung  abgiebt: 
das  Mauerwerk  fülle  die  Felderöffnungen,  den  Eisenrippcti 
passiv  folgend,  aus.  Die  Zwiefältigkeit  wird  so  zwar  nicht 
aufgehoben  —  dies  ist  eben  nicht  möglich  —  aber  doch  so  weit 
nur  thnnlich  gemildert,  indem  die  Pflichten  der  beiden  gegen- 
einander präzisirt  werden.  Dass  man  durch  Ausbildung  der 
Stützen-  und  Verbindungsstelle  des  Details  überhaupt,  ährdkk 
wie  beim  Holzbau,  eine  entsprechende  Wirkung  zu  erreichet] 
vermöge,  dürfte  prinzipiell  wold  kaum  zu  bezweifeln  sein ;  dessen 
ungeachtet  wird  die  Physiognomie  einer  solchen  Baulichkeit 
schwerlich  den  Charakter  des  Monumentalen  gewinnen  können. 

Aufser  den  Fachwerks -Konstruktionen  haben  wir  noch 
solche  Konstruktionen  zu  betrachten,  bei  welchen  die  Mauer 
nicht  zwischen  die  Fächer  gespannt,  sondern  dem  Eisen  an- 
gehängt ist.  Bei  Bauten  dieser  Art  lässt  das  Unselbständige  des 
Mauerwerks  einen  ästhetischen  Eindruck  nicht  aufkommen.  — 

Zwingt  mich  die  Kürze  der  Zeit  zur  Beschränkung  auf 
einige  Gesichtspunkte,  welche  mir  die  maafsgc bemisten  für 
die  ästhetische  Behandlung  des  Eisens  im  Hochbau  erscheinen, 
so  muss  ich  mir  versagen,  weitcro  Vorwendungen  des  Eisens 
von  der  ästhetischen  Seite  zu  beleuchten  und  auch  das  wich- 
tige Kapitel  der  Farbengebung  zu  berühren.  Gestatten  Sie 
mir  nur  noch  der  Meinung  Ausdruck  zu  geben,  dass  wir  uns 
hüten  müssen,  mit  dem  Eisen  statt  der  Kunstwerke  Kunst- 
stücke zu  machen  und  zu  sündigen  im  Vertrauen  auf  die 
ausgezeichneten  Eigenschaften  des  Eisens;  die  Strafe  dürfte 
denn  doch  nicht  ausbleiben.  — 

Wenn  die  Ziele  des  Ingenieurs  und  des  Architekten  auch 
weit  auseinander  gehen,  indem  der  eine  das  absolut  Zweck- 
mäfsige  auf  kürzestem  Wege  will,  der  andere  aber  auf  Grund 
des  Zwcckmarsigen  ästhetisch  zu  gestalten,  zu  beseelen,  zu 
verklären  bestrebt  ist,  so  liegt  doch  der  Thätigkeit  beider 
nach  den  verschiedenen  Richtungen  hin  das  eine  Gemeinsame 
zu  Grunde:  die  erfinderische,  schöpferische  Thätigkeit.  die  sich 
gewiss  auch  in  den  grolsartigen  Kombinationen  von  Mathematik 
und  Mechanik  ausspricht,  wie  sie  die  Werke  des  Ingenieurs 
zeigen.  In  dieser  Weise  verfehlen  auch  derartige  Werke  ihre 
Wirkung  nicht  auf  den  Beschauer;  sie  setzen  denselben  nicht 
nur  in  Erstaunen  und  Bewunderung,  ja  sie  entzücken  ihn 
durch  die  Vorstellung,  was  der  menschliche  Geist  auf  diesem 
Gebiete  zu  leisten  vermag.  Wünschen  wir,  dass  die  Leistungen 
der  Baukunst  der  Zukunft  sich  ebenso  zum  Großartigen. 
Bewunderung  und  Erstaunen  Erregenden  entwickeln  mögen,  als 
dies  unläugbar  den  Leistungen  der  Gegenwart  auf  dem  Gebiete 
des  Ingenieurwesens,  wenigstens  in  den  hervor  ragendstcu 
Erscheinungen,  gelungen  ist! 


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DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


367 


Die  Gotthard-Bahn. 


Der  diesjährigen  General  -  Versammlung  der  Gotthardbahn- 
Aktionäre  haben  Direktion  und  Verwaltnngsrath  den  Tom  15.  .Juni 
d.  .1.  datirten  6.  Geschäftsbericht,  das  Jahr  1*77  umfassend,  vor- 
gelegt, dessen  6  Abschnitten  wir  Folgendes  entnehmen. 

1)  Grundlagen  der  Unternehmung.  Der  iwischen  der 
Verwaltung  der  Gotthardbahn  und  derjenigen  der  Oberitalienischen 
Kisenbahnen  am  11.  Juni  1876  abgeschlossene  Vertrag,  betr.  den 
Itetrieb  der  internationalen  Station  Chiasso,  ist  am  27.  Oktober 
1877  von  der  italienischen  Regierung  und  am  28.  Februar  d.  .1. 
von  dem  schweizerischen  Bundesrath  genehmigt  worden. 

2)  Umfang  der  Unternehmung.  In  dieser  Hinsicht  ist 
aus  dem  Berichtsjahr  nichts  zu  erwähnen. 

8)  Gesellschafts-Organe.  Mit  der  Betriebsleitung  auf  den 
ichen  Bahnstrecken  wurde  provisorisch  ein  Mitglied  der 
—  In  dem  Verwaltuugsrathe  fanden  mehrfache 


Direktion  betraut. 
Personenwechsel  statt,  und  nur  2  Mitglieder  wurden  an  Stelle 
von  7  ausgeschiedenen  ernannt. 

4)  Finanzwesen.  Die  internationale  Kommission  der  sub- 
ventionirenden  Regierungen  stellte  anfangs  September  v.  J.  die 
Subsidien-Summe  auf  8 695  600  Fr.  fest,  nach  Maal'sgabo  der  für 
den  groben  Tunnel  ausgeführten  Arbeiten  und  auf  Grund  der  im 
4.  Baujahre  für  die  Berechnung  angenommenen  Grundsätze.  Ks 
steht  leider  zu  befürchten,  dass  einige  betheiligte  schweizerische 
Kautone  und  Bahngescllschaften  den  Verpflichtungen  zur  Zahlung 
der  auf  sie  entfallenden  Quote  sich  wiederum  zu  entziehen  ver- 
suchen werden,  wie  dies  betreffs  der  Subsidien-Summe  im  5.  Bau- 
jahre von  den  Kantonen  Tessin  und  Zug  ja  geschehen  ist.  —  Die 
feste  Annuität  von  3  1 18  148  Fr.,  welche  von  Deutschland  bereits 
bezahlt  ist,  wird  wegen  der  unsicheren  finanziellen  Lage  der  Ge- 
sellschaft vorläufig  von  der  schweizer  Bundesregierung  asservirt, 
die  Einzahlungen  auf  Aktien  und  Obligationen  sind  vorläufig 
sistirt  worden.  —  Ausgegeben  wurden  im  Jahre  1877  —  neben 
3  694)000  Fr.  an  Zinsen  —  für  den  Bahnbau  10  540  000  Fr., 
wovon  616  «00  Fr.  auf  die  technische  Bauleitung,  9  021  800  Fr. 
auf  den  grofsen  Tunnel,  857  600  Fr.  auf  die  tessinische  Thalbahu 
und  45  000  Fr.  auf  die  übrigen  Linien  entfallen.  — 

5)  Bahn  bau.   Der  Personalbestand  ist  durch  Auflösung  der 
«henden  Sektionen  von  159  auf  48  Mann  im  Monat  Mai  v.  J. 


Die  Umarbeitung  des  Projekts  für  die 
von  der  Experten-Kommission  aufgestellten  ( 
die  Zeit  bis  Juni  v.  J.  und  geschah  nach  der 
auf  der  Südseite  bis  450"  Meereshöhe  die  Steigung  von  27%. 
anstatt  26%«  angenommen  wurde,  jedoch  unter  Abininderung  in 
Tunnels  von  über  500»  Länge  um  3"f«»i,  und  dass  ausnahmsweise 
der  Krümmungsradius  von  280"  Annahme  fand.  Dabei  wurden 
die  eingleisig  zu  erbauenden  Strecken,  mit  Rücksicht  auf  die 
Möglichkeit  der  Anlage  des  2.  Gleises  ohne  Betriebsstörung  oder 
wesentliche  Umbauten  an  Objekten,  projektirt  und  veranschlagt; 
auf  der  Bergbahn  ward  die  Station  Giornico,  auf  der  nördlichen 
Thalstrecke  die  Station  Sisikon  eingeschaltet  und  die  Gesammt- 
länge  der  Bahn  auf  266,15  «•»  fest  gestellt 

Im  Geschäftsbericht  werden  die  einzelnen  Abänderungen  auf- 
geführt, welche  genta fs  der  von  der  Experten  -  Kommission  ange- 
nommenen Grundsätze  das  Projekt  von  1876  erfahren  hat  und 
es  wird  für  die  allein  noch  in  Frage  kommende  Liuie  Immensee- 
Pino  fest  gestellt,  welche  Abminderung  der  neue  Kostenanschlag 
gegen  den  früheren  ermöglichen  würde.  Für  die  reinen  Baukosten 
der  noch  zu  bauenden  Linien  (excl.  tessinische  Thalbahnen)  ergiebt 
sich  danach  ein  Geldbedarf  von  60  674  270  Fr.  für  den  Gotthard- 
Tunnel,  und  von  91  900780  Fr.  für  die  Bahnlinien,  in  Summa  rot 
152  500  000  Fr.  gegenüber  180  000  000  Fr.  nach  dem  Voranschlag 
von  1876.  Obscbon  die  am  4.  Juni  v.  J.  in  Luzern  zusammen  ge- 
tretene internationale  Konferenz  diesen  letzten  Anschlag  ange- 
nommen und  als  Basis  ihrer  Verhandlungen  gewählt  hat,  wurde 
noch  im  Monat  August  v.  J.  der  Baudirektor  Presset  in  Wien 
veranlasst,  das  Projekt  zu  prüfen  und  etwaige  weitere  Reduktionen 
Vorschlag  zu  bringen.    Ks  ist  in  Folge  dessen  eine  Liuie  mit 


einzelnen  Stationen  von  einander  auf  ein  Maximum  von  8K»  fest 
gestellt  worden.  Nach  dem  Vorschlage  ['res sei's  wurde  ferner 
ein  Normalprofil  für  eingleisige  Tunnelanlage  angenommen,  dessen 
Höhe  so  bemessen  ist,  dass  auch  während  des  Betriebs  eine  Er- 
weiterung für  ein  2.  Gleis  thunlich  ist  Für  den  Baulieginn  wurden 
durch  nochmalige  Bearbeitung  der  Normalien  und  Ausarbeitung 
von  Kontrakten  wie  Bedinguissheften  die  Einleitungen  getroffen.  — 
Die  Bauausführung  beschränkt  sich  noch  immer  lediglich 
auf  den  Gotthard-Tunnel.  Auf  der  Nordseite  war  an  den 
InOtallatious-Arbciten  nur  wenig  zu  thun;  es  liegen  z.  Z. 
5  420»  Rohrleitung,  wovon  3120»  0,2»,  571»  0,15»,  1359» 
0,1»,  290  »  0,06»,  80»  0,03»  weit  sind.  Am  Portal  beträgt 
der  Druck  der  komprimirten  Luft  6,2,  vor  Ort  des  Firsürtolleas 
2,9  Atmosph.,  indess  für  die  luftbetriebenen  Lokomotiven,  welche 
um  2  vermehrt  werden  mussteu,  eine  Kompression  von  10,3 
Atmosph.  angewendet  wird. 

Das  Quantum  der  in  den  Tunnel  eingeführten  Kompressions- 
Luft  hat  von  1 12  000  bis  60  000  kb»  pro  Tag  geschwankt,  da  im 
Winter  die  vorhandene  Wasserkraft  als  unzureichend  sich  erweist. 
Deshalb  bestehen  auch  noch  immer  Bedenken  gegen  den  Plan, 
eine  Aspirationslcitung  für  den  Tunnel  einzurichten. 

Zu  Ende  des  Jahres  1877  waren  134  Bohrmaschinen  vor- 
handen, von  denen  regelmäßig  nur  70,  u.  z.  die  nach  dem  neuen 
System  Ferroux,  ausnahmsweise  auch  10  nach  dem  System 
Turretini  Verwendung  finden.  Ueber  Arbeitsleistungen  und 
Arbeiterzahl  auf  der  Nordseite  vergl.  die  Angaben  der  Tabelle  I. 

Die  Gesammtleistung  bis  Ende  des  Berichtjahres  1877  auf 
der  Nordseite,  in  kubischer  Masse  angegeben,  ist  nach  dem  inner- 
halb des  vertragsgemälscn  Diagramms  von  45,1  [J  »  Querschnitt 
erfolgten  Ausbruch  berechnet  zu: 

Richtstollen  (reduzirt)  4815    .  7,7  =  36  075,5  kb». 
Kalotte  4340,6  .  9,5  =  41  235,7  „ 

3013,3  .  9,5  =  28  626,3  „ 
2371,8  . 18,4  =  43  631,9  „ 


zwischen  Zuger-  und 
und  der  Abstand  der 


Total    149  569,4  kb», 
d.  i.  3310,31fd»  des  vollständig  ausgebrochenen  Tunnel- 
Profils.    Hiervon  entfällt  auf  das  Berichtsjahr  selbst  eine  Leistung 
von  45  916,2  kb»,  entsprechend  einer  Tunnellänge  von  1018,0» 
und  gegenüber  einer  Programm-Forderung  von  15(H)». 

Die  Tabelle  n.  enthält  Resultate  für  einzelne  mit  Maschinen- 
bohrting  (Ferroux-Maschinen)  aufgeschlossene  .Strecken. 

Zur  Beurtheilung  der  erzielten  Bohr- Leistungen  ist  darauf 
hin  zu  weisen,  dass  im  Richtstollen  auf  die  Länge  von  3816,5  bis 
3888»  Gestein  der  Ursermulde,  bei  »888-4309»  Uebergangs- 
Gestein  durchfahren,  indess  von  4309»  an  das  Gotthard-Massiv  er- 
reicht wurde.  Indess  im  ersteren  Theil  dünnschiefriger  Gneis 
(Ursern-Gneis)  mit  felsitisch  quarziger  Grundmasse  vorherrschte, 
zeigten  sich  in  dem  Uebergange  chloritische  Schiefer  von  geringer 
Festigkeit,  welche  Auswölbnng  des  Profils  bedingten.  Das  Massiv- 
gesteis  wird  von  ziemlich  festem,  glimmerreichen  Gneis  (Gurachen- 
Gneis)  gebildet,  in  welchem  Serpentin-Einlagerungen  sich  vorfinden. 
—  Der  stärkste  Waascrzuüuss  zeigte  sich  mit  36,5 '  pro  Sek.  bei 
4123».  — 

Die  Bohrung  geschah  mit  einem  neuen  Bohrgestell  für  6 
Ferroux  -  Maschinen ,  von  denen  jedoch  durchschn.  nur  3  Im 
Gange  waren,  die  einen  Stollen  von  5,5  —  5,7  □»  Querschnitt 
ausbrechen.  Die  Bohrung  im  Gneis  ging  besser  als  im  Serpentin, 
welcher  hart  zu  bohren  und  schwer  zu  brechen  ist,  auch  pro  1  ™ 
3,3*  Dynamit  (doppelt  so  viel  als  Gueis)  konsumirt  Die  geringen 
Leistungen  im  1.  Quartal,  welche  die  Tabelle  aufweist,  sind  Folge 
mangelnder  Wasserkraft,  wodurch  zu  geringer  Luftdruck  erzielt 
wurde;  im  Juli  ist  die  Maximal- Leistung  von  130»,  im  Dezember 
die  von  77  »  zu  verzeichnen. 

Die  Gesammtleistung  von  1230,5»  Stollen-Ausbruch  war 
zwar  gröfser  als  im  5.  Berichtsjahr,  blieb  jedoch  um  23,5»  hinter 
der  zu  1254»  normirten  Programm- Forderung 

Durch  vermehrte  Anwendung  der  " 
die  Kalotte  auf  1694,5»,  d.i.  267,4»  Ober  die  Programm- Nor- 
mirung  hinaus,  ausgebrochen  werden.   Es  wurde  dazu  an  4  Stellen 


Tabelle  I. 

Arbeitsleistungen  und  Arbeiterzahl  auf  der  Nordseite  des  Gotthardtunnels. 


flnclrr,i,.]„K 

da 

OeKemtinde». 

Ric 
So" 

Strofte  . 
Gewölbe  . 
Oestliches 
Westliches  Widerlager 
Kanal  

Arbeiterzahl  im  Mittel 


II. 

_    S  i". 


3816,6 
2646,2 
2152,0 
1665,5 
1369,0 
1493,0 
1269,1 
560,0 


1S77. 


i 


86,0 
101,8 
71,9 
80,4 
62,0 
0,0 

191,8 
60,0 

1232 
1623 


67,5 
113,2 
61,3 
47,7 
90,0 
3,0 
78,i  i 
260,0 

1176 
1511 


128,»» 
87,9 
69,1 
52,6 
59,0 
92,0 
9,0 

295,0 

1371 
1626 


100,0. 
97,4 
96,3 
25,5 
8<i,3 
48,4 
43,2 

190,0 

1445 
1768 


1 


114,0 

128,3 
95,7 
93,3 
68,7 
49,4 
15,8 

149,0 

1471 
1714 


129,0 
139,6 
61,8 
83,6 
113.0 
153,2 
2,8 
257,0 

1532 
1792 


130,0 
156,4 
91, 
73,2 
107,4 
155,0 
0,0 
379,0 

1650 
1788 


4 


95,0 
174,1 
78,6 
58,8 
98,2 
91.3 
41,1 
30,0 

1650 
1985 


129,0 
164,2 
52,i  i 
3<i,5 
165,0 
23,3 
110,1 
100,0] 

1655' 
1792| 


* 

1 

s 

■ 

M 

1 

108,0 

75,0 

72,0 

190,2 

182,4 

132,8 

60,7 

51,0 

58,8 

86,9  60,7 
220,0  186,0 

56,6 

177,0 

36,6j  111,1 

108,7 

94,0 

73,6 

86,5 

0,0 

841,0 

197,6 

1584 

1614 

1328 

1757 

1785 

1623 

1230,5 

1694,4 
861.3 
705.K 

1396.6 
872,0 
678,7 

2003,6 


■S  £ 

&  s 

j  L 

5047,0 
4310,6 
»013,3 
2871,3 
2765,6 
2365,0 
1948,1 
2583,6 


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368 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


7.  September  1878 


Tabelle  II. 

Uebersicht  der  Resultate  der  Mascbineubohrung  im  Richutollea  bei  Göschcnen. 


ItliniJir. 

Min. 

April.  1 

sr\ 

Juni. 

Juii- 

Augu>«. 

Vpthr. 

Oktot*r. 

Novtir. 

Dt.br. 

*  >  t  ^  t-  II  S  l  ii  n  U- 

der  Do 

hrraairblnca: 

Ptrroax 

r  r  rrom 

h  «IrtTliiiiue  im 

3  tW.-hM.llW 

im  ('.»n. 

4— 

,  In  <;»n 

1.  Monatsfortschritt  m.  Masrhineubohrung  "> 

68,0 

67,5 

128,0 

100,0 

3,333 

114,0 

129,0 

130.0 

95,0 

129,i) 

103,0 

75,0 

72,0 

2.  Täglicher  Fonscbritt  im  Durchschnitt  , 

2,989 

2,911 

4,169 

3.677 

4.300 

4,1!XI 

3,44s 

4,300 

3,H22 

2,500 

2,322 

ä.      ,            .        „  Maximum 

4.  Anzahl  der  vorgenommenen  Bohrungen 

M 

4,1 

5e7 
Im:; 

5,8 

5,2 

53 

5,8 

5,4 

5,4 

5,2 

4,0 

3,9 

77 

5» 

81 

90 

104 

106 

88 

km; 

87 

69 

65 

5.  Dieselbe,  reduzirt  auf  lo  Meter  Stollen- 

fortschritt   

h,7;> 

8,74 

8,05 

8,10 

7. Ml 

8,0C 

8,16 

8,74 

>YJ2 

8,45 

9,20 

9,03 

6.  Ausgenutzte  Arbeitszeit  in  Std.  u.  Min. 

706» 

5515» 

7J6- 

661  "' 

7  ■_•:_> 

730» 

71:'."" 

638"« 

70;,"" 

722» 

711" 

698«« 

7.  Verlorene           „  _ 

31» 

IIS» 

10" 

64« 

21"» 

10» 

/ "" 

23» 

8» 

30"" 

12"" 

34» 

8. Durchschnittliche  Zeit  für  eine  ISobrung, 

5« 

4" 

2»» 

3" 

3» 

o» 

2,J 

2" 

3"' 

3" 

6" 

6»' 

9.  Durchschnittliche  Zeit  fflr  Abschießen 

und  Ahräunien,  Std.  u.  Min  

4' 

4  "' 

4" 

5» 

4" 

4« 

4,; 

4" 

ijj'i 

4" 

3" 

8»» 

in.  Anzahl  der  Kohrlocher  zusammen    .  . 

121H 

1088 

1749 

1305 

15  13 

1771 

l  «•.;-» 

1441 

1919 

1641 

1528 

1467 

11.  Dieselbe,  reduzirt  auf  10»  Stollenfort- 

146,70 

HW,19 

idefit 

1;mi,5h 

135,35 

137,29 

141, Hi« 

151,6« 

14S.76 

159,32 

203,73 

203,75 

12.  Mittlere  Anzahl  der  Hohrlocher  in  der 

Stollenbrust  nach  jeder  llohning  .    .  . 

i<;,77 

1-44 

16,98 

16,11 

17,14 

17,03 

17,34 

17.36 

18,10 

18,86 

22,15 

22,57 

13.  Mittlere  Tiefe  eines  Bohrloches  in  . 

1,235 

1,212 

l,2fi<l 

1,24 'S 

1,316 

1,328 

1,326 

1,185 

1,206 

1,210 

1,212 

1,185 

14.  Summe  der  mittleren  l.ochliefen  aller 

Bohrungen  Ungebohrtol'ostenliiiige)  in  la 

95,1 

71,5 

I29.S 

101,1 

118,6 

138,1 

140,6 

;is,4 

127,9 

105,3 

83,b 

77,0 

15.  Dieselbe,  reduzirt  auf  10»  Stollenlort- 

H'.i; 

10,1 

10,11 

10,39 

10,71 

lo,M 

lo,3(i 

9,92 

1  rt  0.1 
10, ZJ 

ii  i  r. 
1 1,10 

10,70 
1737,8 

16.  Länge  der  Bohrlöcher  zusammen  iu  » 

1-V.I7, 1 

1318,1 

22«  I2.H 

KU  »8,7 

2032,1 

235«, 8 

24:;s,l' 

17H-V.3 

2315,5 

19*6,1 

1852,* 

17.  Dieselbe,  reduzirt  auf  10""  Stolleufort- 

161,49 

195,2* 

172,05 

160,87 

17*,25 

182,2« 

167,65 

179,82 

179,50 

192,83 

247,04 

241,36 

in.  Anzahl  der  verwendeten  Bohrmaschiuen- 

i.'.  Aniam  aer  leparnturueuuntigcn  ltour- 

254 

177 

309 

243 

270 

312 

318 

249 

318 

261 

207 

195 

maschineu,  Stück  

17 

10 

4 

8 

6 

13 

26 

21 

23 

28 

66 

54 

20.  Anzahl  der  reparaturbedürftigen  Bohr- 

maschinen, in  Prozenten  

6,7 

5,7 

1,9 

3,8 

*2  *2 

4,2 

8,2 

8,4 

7,2 

10,7 

31,9 

27,7 

21.  Zeit  für  1™  Bohrloch  mit  1  Maschine, 

Std.  u.  Min  

0<». 

0-". 

0", 

0"4 

0", 

0", 

0», 

0», 

0», 

0». 

0", 

0«, 

22.  Mittlere  Luftspanuung  vor  Ort,  Atmu- 

2,5 

2,1 

2,5 

3,0 

M 

3,4 

3,6 

2,4 

3,5 

8,7 

3,4 

mit  Maschinen  und  zugleich  an  4  5  Stellen 
arbeitet  ' 


der  Hand  ge-  Strosse  zurück  bleiben.  Der  große  Gebirgedruck  bei  2770—2835" 
bedingte  das  Kindchen  eines  Sohlengewölbea,  welche  Arbeit  den 

Unbestreitbar  ist,  dass  die  Gewölbe- Ausmauerung  den  Fortschritt  in  der  Fertigstellung  der  Strossen  sehr  verzögerte, 

tiedeutendsten  Fortschritt  zeigt,  von  636.2  »  im  Jahre  1876  ist  Wie  der  Bericht  zugestehen  muss,  hat  man,  wesentlich  zum 

dieselbe  auf  1396,6»,  mit  bis  220,0»  Munatsleistung,  gesteigert  Vortheil  und  zur  Krleichteruug  des  Betriebes,  die  Schutt-Trichter- 

worden.    Dieses  Resultat  ermöglichte  eine  vermehrte  Inangriff-  Anlage  sowie  die  Förderung  mittels  Montecharge  und  Couloirs 

nähme  des  Sohlenschlitzes ,  indem  von  3293  »  ab  eine  2.  Aus-  aufgegeben  und,  indem  man  konsequent  den  Sohlenschlitz  auf  der 

bruchstelle  desselben  angelegt  wurde,  von  welcher  die  Förderung«-  linken  Seite  forttreibt,  alle  4  Monate  die  Kampe  auf  der  rechten 

maaten  mit  Pferden  nach  den  Transportgleisen  der  oberen  Etage  Seite  etwa  500 »  weit  vorgeschoben,  was  ohne  jede  Störung  des 

gebracht  werden.    Vom  Juli  ab  wurden  durch  Maschinen-Bohrung  |  Betriebes  sich  bewerkstelligen  lasse 

über  200»  Sohlenschlitz  auf  diese  Weise  ausgebrochen.    Dennoch  Am  Schluss  dieses  Theiles  erwähnt  der  Bericht  die  mehr- 

konnte  im  ganzen  nicht  die  programmäßige  Forderung  erreicht  malige  Explosion  der  Dynamit- WänuhOtten,  wobei  7  Mann  ge- 

werden  und  es  musste  in  Folge  dessen  auch  der  Ausbruch  der  ,  tödtet  worden  sind.  — 


Zur  Inventarisirung  der  Bau -Denkmäler*). 


Bald  nachdem  der  verstorbene  F.  v.  Quast  zum  König).  Preufa. 
Konservator  ernannt  worden  war,  stellte  er  sich  u.  a  die  An- 
fertigung eines  Inventars  aller  Baudenkmäler  des  preufs.  Staats 
zur  Aufgabe.  Zu  diesem  Zweck  arbeitete  er  ein  Fragenformular 
aus,  welches  in  der  ganzen  preufs.  Monarchie  an  alle  Behörden 
und  Beamte,  denen  ältere  Gebäude  unterstellt  sind  und  bei  welchen 
demnach  eine  genauere  Bekanntschaft  mit  denselben  voraus  zu 
setzen  war,  amtlich  versendet  werden  sollte.  Die  Beantwortung 
dieser  Fragen  sollte  sowohl  über  alle  Urte,  an  denen  betreffende 
Gegenstände  vorhanden  sind,  wie  über  deren  ungefähre  Beschaffen- 
heit Auskunft  ertheilen.  Aus  den  eingehenden  Auworten  hoffte 
F.  v.  Quast  eine  orientirende  L'ebersicht  über  das  vorhandene, 
überaus  reiche  Material  zu  gewinnen  und  er  beabsichtigte,  dieselben 
dann  nach  und  nach  persönlich  mit  Hülfe  seiner  sehr  eingehenden, 
auf  umfassenden  und  wiederholten  Reisen  durch  alle  Theile 
Deutschlands  gesammelten  Aufzeichnungen  zu  einem  vollständigen 
Inventar  der  Kunstdenkmüler  zu  verarbeiten.  Leider  kam 
v.  Quast's  Absicht  nicht  zur  Ausführung,  weil  ihm  die  erforder- 
lichen Hilfsmittel  nicht  zur  Verfügung  gestellt  wurden.  Seine 
Fragenformulare  kamen  nur  versuchsweise  in  zwei  Regiemugs- 
zur  Vertheilung.  Die  darauf  eingegangenen  Antworten 
»ollständig  und  zum  großen  Theil  unbrauchbar  für  jeden 
eine  gleiche  uinfasscude  und  gründliche 


zur 

der 


Später,  als 
Vollendung  gelangte 

Di  ■ 


euktnäler  besaß,  wie  eben  v.  Quast. 
Überpräsident  v.  Möller  das  erste,  wirklich 
igte  und  in  seiner  Art  mustergiltige  Inventar 


falls  Fragenformulare  vertheilt,  welche  den  Bearbeitern  des  ge- 
druckten Werkes  aber  nur  „als  Anhalt  und  erster  Ausgangspunkt'' 
von  Werth  waren,  während  sie  im  übrigen  völlig  neu  be- 
arbeitet werden  mussten.  Aehnlich  ging  es  in  F.lsass- Lothringen. 
Die  „amtlichen  Erhebungen  bei  den  Kreisdirektionen  ergaben  nur 
in  wenigen  Fällen  ein  brauchbares  Material",  sagt  Kraus,  welcher 
dann  geuothigt  war  die  Denkmäler  „fast  überall  selbst  auf- 
zusuchen". Interessant  und  bezeichnend  ist  auch  die  folgende 
Thalsache:  Die  Gesellschaft  für  Pommerscbe  Geschichte  hat 
(freilich  nicht  amtlich)  achthundert  Fragebogen  versendet,  von 

15  überhaupt  benutzbar. 

Trotz  dieser  mit  den  Fragebogen  gemachten  schlechten  Er- 
fahrungen ist  man  auch  neuerlich  in  fast  allen  Fallen,  da  man 
ernstlich  an's  Werk  ging,  die  Inventarisirung  der  Bau-Denkmäler 
zu  unternehmen,  auf  dieselben  zurück  gekommen.  Offenbar  hofft 
man  noch  immer,  auf  diese  Weise  am  leichtesten  ein  zuverlässiges 
Material  zu  erhalten,  aus  welchem  mit  geringer  Muhe  ein  voll- 
ständiges Verzeichniss  der  Bau  -  Denkraider  zusammengestellt 
werden  kann.  — 

Diese  Vorstellung  mag  iu  der  Theorie  richtig  sein,  führt 
keineswegs  su 


in  der  Praxis  aber 


brauchbaren  Resultaten, 


laoenansc  nes  >  erzeic  nmss  uer  ivircnen,  naiiinaiiser,  .vcnuisser  eu.. 
(wie  ein  solches  z.  B.  Habermann  in  dem  Notizheft  des  West- 
preußischen  Architekten- Vereins,  Jahrgang  1876  publizirt  hat), 
sondern  eine  sachverständige,  historisch  -  kritische  Beschreibung 
der  betreffenden  Bauwerke  und  der  in  ihnen  enthaltenen  Kunst- 
werke verschiedenster  Art  einer  bestimmt  abgegrenzten  Gcachichts- 
(wie  Lötz  und  Kraus  in  ihren  betreffenden  Werken  sie 

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Wt.  72. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


Beliefert  haben)  versteht    Ein  solches  Inventar  soll,  neben  einer 


bequemen  Uebersicht  Ober  alle  vorhandenen  älteren  Kunstwerke, 
Jedermann,  dem  Gelehrten,  dem  Künstler,  dem  Kunstfreunde,  dem 
Verwaltungtbeatnten  etc.  zuverlässige  Auskunft  über  Alter,  Be- 
deutung und  Werth  der  einzelnen  Gegenstände 


Und  die  geschilderte  Methode  kann  in  der  That  auch  zu 
fuhren.  Abgesehen  davon,  das»  für 
i  verschiedenartig  gestellte  Kragen-Formulare 
nothwendig  sind  —  die  bis  jetzt  bekannt  gewordenen  haben  keines- 
wegs allseitig  befriedigt  -  und  die  richtige  Beantwortung  der- 
selben überhaupt  nicht  leicht  ist,  werden  dieselben  an  Pfarrer,  Lehrer, 
Kreisbaul>eamte  und  Verwaltungsbeamte  aller  Art  versendet, 
also  an  Personen,  welche  die  rur  Beantwortung  solcher  Fragen 
nothwendigen  Vorkenntnisse  aus  den  (iebieten  der  Geschichte 
und  Archäologie  nicht  besitzen  und  von  welchen  man  sie  nicht 
erwarten,  nicht  verlangen  kann.  Es  befinden  sich  unter  denselben 
nur  gelegentlich  und  ganz  ausnahmsweise  solche,  welche  ein 
besonderes  Interesse  an  den  Denkmälern  haben,  welche  der  ihnen 
gestellten  Aufgabe  also  mit  L  i  e  b  e  sich  unterziehen,  und  unter  diesen 
wiederum  nur  weuige,  welche  ihr  ein  entsprechendes  Verständniss 
entgegen  bringen,  selbst  wenn  sie  auch  den  von  II.  Otte  besonders 
zu  diesem  Zweck,  auf  Grund  der  v.  (jua»fschcu  Fragen  ausge- 
arbeiteten und  publizirten  „Archäologischen  Katechismus"  (Leipzig 
185!t)  eifrig  studirt  haben  In  den  bei  weitem  ineisten  Fällen 
wird  die  Beantwortung  dieser  Fragen  eben  nur  als  ein  Theil  der 
gewöhnlichen  Amtsgeschäfte  betrachtet,  welche  meist  nach  der 
Schablone  abgefertigt  werden. 

Es  braucht  in  diesen  Blättern  wohl  kaum  darauf  hingewiesen 
zu  werden,  dass  zur  Beantwortung  solcher  Fragen  ganz  spezielle 
Fachkenntnisse  gehören,  deren  Besitz  nicht  einmal  von  jedem 
Architekten,  viel  weniger  von  einem  Pfarrer  erwartet  werden  kann. 
Dass  eine  brauchbare  und  glaubwürdige  Beschreibung  alter  Münzen 
nur  von  einem  Numismatiker  von  Fach,  ein  Verzeichniss  alter 
'  von  einem  Manne,  der  alte  Gemälde  zum  besonderen 
Lebens  gemacht  hat,  gefertigt  werden  kann,  ist 
Wie  kann  man  eine  brauchbare  Beschreibung  aller 
einem  beliebigen  Verwaltungsbeamten  erwarten?  Und 
i  die  Fragebogen  vom 


würden,  so 


für  ein  nach  einheitlichen  Grundsätzen  auage- 
arbeitetes Verzeichniss  ohne  Lokalbesichtigung  seine  grofsen 
Schwierigkeiten  haben  und  niemals  frei  von  grölten  Fehlern 
sein  können. 

Ein  den  wissenschaftlichen  Anforderungen  unserer  Tage 
entsprechendes  Inventar  der  Kunatdeukmäler  kann  nur  von  einem 
für  diesen  Zweck  vorgebildeten  Kunst  forscher  angefertigt 
werden,  welcher  die  Architektur  zum  Gegenstand«  seiner  speziellen 
Studien  gemacht  hat,  welcher  besondere  Liebe  zu  den  Denkmälern 
des  betreffenden  Bezirks  besitzt,  aber  doch  einen  weiten  Gesichts- 
kreis bat,  also  nicht  nur  die  Deukmäler  des  ItetrefTcuden  Bezirks 
sondern  auch  die  Denkmäler  von  ganz  Deutochland  kennt,  sie  mit 
einander  zu  vergleichen  weifs  und  daher  jedem  einzelnen  Denkmal 
seine  bestimmte  Stelle  in  der  Kunstgeschichte  anzuweisen  im  Stande 
igt.  Derselbe  muss  zudem  die  Gebiete  der  Skulptur  und  Malerei 
und  das  weite  Gebiet  der  verschiedenen  Kunstgewerbe  aller  Zeiten 
und  aller  Völker  im  allgemeinen  beherrschen,  mnss  zudem  die 
gesamrate  archäologische  Litte ratur  kennen  und  für  seinen  Zweck 
zu  benutzen  in  der  Lage  sein. 

Also  ein  Archäologe  von  Fach  muss,  nachdem  er  aus 
der  Littcratur  eine  Uebersicht  über  die  vorhaudenen  Denkmäler 
sich  verschafft,  das  ganze  Gebiet  von  Ort  zu  Ort  bereisen 
und  die  Beschreibung  der  einzelnen  Denkmäler  vor  den  Denk- 
mälern selbst,  unter  sorgfältigster  kritischer  Vergleichung  der 
darüber  etwa  schon  vorhandenen  Littcratur,  aufnehmen.  Dass 
dabei  Mitteilungen  ortskundiger  Kunst-  und  Alterthums-Frcundc, 
Benutzung  der  Akten  verschiedener  Behörden  (der  Regierungen, 
Kreisbaubeamten,  Magistrate,  Pfarrer  etc.)  von  maniiichfaltigem 
Nutzen  sein  können,  ist  selbstverständlich.  Für  solche,  an  Ort 
und  Stelle  auszuführenden  Beschreibungen,  besonder»  der 
Kirchen  und  der  darin  vorhandenen  Kunstwerke,  ist  die  Benutzung 
eines  besonderen  Fragebogens  als  Anhaitcpunkt  für  die 
Beschreibung,  gleichsam  als  Programm  derselben  und  damit 
nichts  wesentliches  übersehe,  sehr  rathsam. 

Nürnberg.  R.  Bergan. 


Vermischtes. 

Patontlrter  einer nor  Oberbau,  genannt  „das  Stötzon- 
Syatcm"  von  Landes-Bautnspektor  Müller  in  Magdeburg. 

Der  Patent -Beschreibung  entnehmen  wir  folgenden  Auszug: 
In  den  bisher  erfundenen  Oberbau- Systemen  —  bis  zu  einem 
gewissen  Grade  vielleicht  das  Hartwich'- System  ausgenommen  — 
findet  die  Haupteigenschaft  des  Eisens:  seine  grofse  Festigkeit, 
keine  ausreichende  Verwerthung;  wie  das  Hol»  erfüllt  dasselbe 
meist  nur  die  Funktion  einer  Unterlage  und  einer  Verbreiterung 
für  den  Sdüenenfiüs.  Dieser  Gedanke  ist  es,  der  zur  Konstruk- 
tion des  in  den  Skizzen  Fig.  1.  u.  2.  dargestellten  Systems  den 
speziellen  Anlas»  gelwten  hat  In  erster  Linie  hat  der  Konstruk- 
teur das  Streben  im  Auge  gehabt,  die  Vorzöge  des  Eisens  für 


Lokalbahnen,  mit  Benutzung  von  vorhandenen  Stral'sen,  zur 
richtigen  Ausnutzung  zu  bringen.  Lang  bestandene  Stral'sen  haben 
einen  so  festen  Erdkörper,  dass  es  unbedenklich  erscheint,  den- 
selben mit  S  bis  4k  pro  zu  belasten.  Die  festere  Erdschicht 
findet  sich  aber  erst  3<>  bis  40  *■  unter  der  Oberfläche  und  um 
sie  zu  erreichen,  sind  Stützen  zu  Hülfe  genommen,  die  bis  zu 
solcher  Tiefe  hinab  reichen.  Wie  bei  Sirafsen  findet  man  auch 
bei  alten  Eisenbahn -Dämmen  und  im  gewachsenen  Boden  die 
nolhige  Tragfähigkeit,  event.  kann  man  sich  dieselbe  durch  künst- 
liche Befestigung  mittels  Walzen  und  Stampfen  verschaffen. 

Den  Berechnungen  der  Eisentheilc  ist  eine  Radbelastung  von 
6500  "  zu  Grunde  gelegt  Die  Stützenweite  von  M.  z.  M.  beträgt 
90«.  Als  ungünstigste  Stellung  der  Maschine  ist  diejenige  an- 
genommen, bei  der  ein  Rad  zwischen  2  Stützen  steht  und  durch 
Vermittelnng  der  Schiene  lediglich  von  den  beiden  benachbarten 
Stützen  getragen  wird.  Die  hiernach  berechnete  Stahlschiene 
entspricht  der  im  „Handbuch  für  spezielle  Eisenbahn-Technik"  dar- 
gestellten Normalscbiene.  Die  Mittel  -  Stützen  haben  eine  kreis- 
förmige Fussplattc  von  40 "»  Durchm.  und  1  Starke.  Der 
Schalt  ist  kreuzförmig,  mit  1 "»  Starke  der  Rippen.   Um  den  Rad- 


Druck  möglichst  auf  die  Axe  der  Stütze  zu  konzentriren,  ist  das 
Auflager  für  den  Schienenful's  nach  beiden  Seiten  hin  abgedacht, 
so  dass  nur  ein  Mittelstreif  von  3  «■  Breite  der  Platte  als 
tragende  Flache  verbleibt  Bei  10 Breite  der  Schiene  resultirt 
hierbei  ein  Auflagcrdruck  von  108,3  k  pro  Q"",  der  Druck  in  der 
Stütze  selbst  ist  2!)5,45  k,  der  Druck ,  den  die  Fufsplatte  auf  die 
Unterlage  ausübt  2,66  k. 

Bei  gewissen  Radstellungen  tritt  in  den  Stützen,  infolge  der 
Kontinuität  der  Schiene,  in  der  Richtung  von  unten  nach  oben 
wirkend  eine  Kraft  auf,  welche  durch  die  angebrachten  Liings- 
Verbindungsstangen  SS  (Fig.  1 )  aufgehoben  werden  soll ;  durch  den 
Hinzutritt  dieser  Stangen  wird  das  System  zu  einem  kontinuirlichen. 
Infolge  voraus  zu  setzender  geringer  Nachgiebigkeit  der  Unterlage 
haben  die  Stabe  Ä'  aufser  auf  Druck  auf  Zug  zu  wirken  und  empfiehlt 
es  sich,  dieses  Wechsels  wegen  das  □»">  Querschnitt  derselben 
mit  nicht  mehr  als  etwa  850  *  in  Anspruch  zu  nehmen.  In  den 
Stob-Stützen  ist  die  aufwärts  wirkende  Vertikalkraft  größter  als  in 
den  Mittelstatzen  und  es  muss  für  die  an  jene  anschließen 
Diagonalstabe  .V  daher  eine  entsprechende  Querschnitt»- Vermehrung 
gegeben  werden. 

Um  Stolswirkungen  auf  die  gusseisernen  Stützen  zuvor  zu 
kommen,  ist  zwischen  dem  Schienenfufs  und  der  Auttagerplatte  ein 
elastisches  Medium,  das  aus  einer  Gummiplatte  besteht,  eingefügt, 
wie  ein  solches  Hülfsmittel  hei  Gleiskreuzungen  —  namentlich  bei 
amerikanischen  Eisenbahnen  —  vielfach  Verwendung  findet 

Ein  besonderer  Vorzug  des  Systems  besteht  nach  Ansicht  des 
Erfinders  darin,  dass  dasselbe  in  allen  Thcilen  relativ  genau  be- 
rechnet werden  kann,  wonach  es  möglich  ist,  die  Abmessungen 
bezw.  Gewichte  der  Kinzeltheile  möglichst  genau  mit  den  im  Ein- 
zelfalle stattfindenden  Belastungen  in  Einklang  zu  bringen. 

Was  einen  I  'eberblick  der  Kosten  betrifft,  so  mag  dazu 
angeführt  sein,  dass  bei  der  Ausführung  in  Guss-  bezw.  Schmied- 
eisen,  für  die  oben  angegebenen  Belasttingen,  bei  Voraussetzung 
einer  Schienenlänge  von  7,65  ■",  pro  lfd.  >»  Gleis  an  Gusseisen  in 
Stühlen  41,9  k,  an  Schmiedeisen  in  Längs-  und  Querverbindungs- 
Stäben  und  Bolzen  dazu  13,24  k  erforderlich  sind.  — 

Wir  tragen  dem  Vorstehenden  nach,  dass  der  Erfinder  ein 
Zusatz-Patent  erworben  bat,  dem  eine  Vervollständigung  der  ur- 
sprünglichen Konstruktion  zu  Grunde  liegt,  welche  im  wesentlichen 
in  der  Hinzufügung  einer  zweiten  Diagonale  in  jedem  Längsfeldo 
und  in  der  veränderten  Anbringuugsweise  der  Diagonalen 
besteht  Der  der  ursprünglichen  Befestigungs weise  der  Diagonalen 
anhaftende  Hauptmangel  der  Unjustirbarkeit  ist  in  der  neuen 
Konstruktion  dadurch  beseitigt,  dass  die  Diagonalen  an  beiden 
Kuden  Schraubengewinde  und  Muttern  erhalten  und  sie  in  der 
Durchlochung  der  Stützen  frei  sich  bewegen  sollen. 


Das  genaue  Lochen  eiserner  Langschwellen  bietet 
eine  der  Hauptochwierigkciten  für  die  Fertigstellung  derselben. 
Auch  das  vom  Geh.  -  lieg.  -  Rath  Hilf  empfohlene  Lochen  nach 
Stahl-Schablonen,  wobei  die  Schablone  auf  die  Langschwelle  gelegt, 
mit  Zangen  oder  Schraubzwingen  daran  befestigt  wird  und  als- 

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370 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


7.  September  187* 


dann  die  Löcher  mittels  Durchschlag- Körnern  vorgekörnt  werden, 
gewährt  keine  genügende  Garantie.  Man  nacht  nämlich  leicht 
die  Bemerkung,  das 8  die  180  «™»  breiten  und  H  <»«•  dicken 
Schablonen  in  halber  Lange  ti.  *.  „ hochkant"  bii  m  5»" 
sich  durchbiegen  lassen.  Durch  Aufnieten  eines  T-  oder 
{.-Eisens  auf  die  Schablone  kann  dieser  Uebelstand  kaum  ganz 
beseitigt  werden.  Ks  betragt  nun  die  Pfeilhohe  eines  Rogens 
von  m  Radius  bei  einer  Lange  der  Sehne  gleich  der  der  ; 
Schwelle,  von  8,'Jfi  ■  nur  etwa  5  "im,  so  dass  bei  einiger  Unacht- 
samkeit der  Arbeiter  anstatt  nach  einer  Kurve  von  2000  "> 
lind  jus  nach  einer  geraden  Linie  gelocht  werden  kann. 

Das  einfache  Hilf  sehe  Verfahren  bietet  demnach  wenig 
Sicherheit  für  richtige  Locbung,  es  sei  denn,  dass  die  Schablone 
Tor  dem  Durchkörnen  auf  ihre  richtige  Lage  mittels 
einer  Schnur  geprüft  würde.  Ha  kann  nur  hierdurch  eine 
größere  Genauigkeit  erzielt  werden  und  besonders  dürfte  die 
l'rüfuup  mittels  Schnur  den  Montirungs-Werkstätten  der  Hahnen  zu  1 
empfehlen  sein,  welche  ja  nur  für  eigenen  Bedarf  lochen  und  die 
Lochung  nicht  noch  koutrolliren  lassen.  — 

In  neuerer  Zeit  ist  von  Lieferanten  eine  Loch-Methode  an- 
gewendet worden,  welche  —  abweichend  von  der  fast  allgemein 
üblichen  Hilfschen  —  immerhin  der  Erwähnung  werth  ist.  Die 
Betabion«,  auf  welche  ein  kräftiges  Quadrateisen  genietet  wird, 
bleibt  dabei  auch  wahrend  des  Lochen»  durch  eine  Anzahl  Schraub- 
zwingen  fest  mit  der  Schwelle  verbunden.  Das  Quadrateisen 
dient  für  die  gerade  Liuie  als  Führung  und  rs  hat  der  Arbeiter 
nur  auf  die  richtige  Kinführung  des  Stempels  der  Lochmaschine 
in  die  Löcher  der  Schablone  zu  achten. 

Aufser  dem  Uebelstande,  dass  hierbei  leicht  die  Schablone 
beschädigt  werden  kann,  leidet  die  Methode  noch  daran,  d»ss  sie 
nur  schwer  für  das  Lochen  von  Kurvenschwcllen  anzuwenden  sein 
wird,  wenn  man  anders  nicht  auf  die  Führung  verzichten  will. 

  Ing.  Geck. 

GussQiaerno  Dachplatten.  Die  quadratisch  gestalteten 
Platten  haben  etwa  30  Breite  und  bei  der  Gufsstärko  von  2  mn> 
das  Gewicht  von  ca.  1,5 k  pro  Stück,  somit  bei  einem  Bedarf 
von  18  -20  Platten  pro  Q™  ein  (iewicht  von  im  Max.  90*  pro 
Qj»  Dachfläche.  Gegen  Witterungseintlüsse  sind  die  Platten  ent- 
weder durch  Glatirung  oder  durch  einen  Asphaltuberzut.' geschützt 

Die  Platten  greifen 
mit  Falz  uud  Nuth  in 
einander  und  erhalten  einen 
Verstrich  der  Fugen  für 
gewöhnlich  nicht:  nur  bei 
sehr  expouirter  Lage  des 
Daches,  so  wie  am  Um- 
fange von  Oberlichten, 
Luken ,  durchgehenden 
Schornsteinrohren  etc.  wird 
ein  Fugenkitt,  der  aus  Pech 
und  Kisenfeilspähnen  oder 
Ilaminerschlag  gemacht 
ist,  angewendet  Zur  Kin- 
deckung  von  Oberlichten, 
Graten,  Firsten  so  wie  für 
die  Ortgange  werden  auf 
Wunsch  besonders  ge- 
formte Stücke  geliefert, 
doch  ersieht  sich  leicht,  dass  die  Firsteindeckung  genau  wie 
beim  Schieferdach  auch  mit  der  gewöhnlichen  PlaUenform  l>e- 
wirkt  werden  kann.  —  Die  Lattenweite  ist  24,5""  uud  es  wird 
jede  Platte  mit  2  Drahtstiften  genagelt  Die  Nagelköpfe  liegen 
verdeckt 

Die  Kosten  ab  Werk  betragen  nach  heutigem  Satze  35  M 
pro  UN)  Stück  schwarz  oder  rothbraun  glasirter  Platten  oder 
7  jft  pro  Qra  Dachfläche,  welcher  Preis  durch  Hinzutritt  von 
Firststucken  oder  individuell  geformten  Platten  um  ein  Geringes 
sich  erhöht.  Platten  mit  Aspbalt-Ueberzug  sind  um  etwa  2Ö?o 
niedriger  im  Preise  als  die  glasirten  Platten. 

Die  Platten  beschriebener  Art  werden  von  dem  Eisenwerk 
Gröditz  bei  Riesa,  Königr.  Sachsen,  sowie  vom  Eisenhütten-  nnd 
Emaillirwerk  Tangerhütte  (Provinz  Sachsen)  fabrizirt  Ver- 
treter des  erstgenannten  Werks  ist  in  Berlin  Hr.  P.  Hyan, 
('.  Magaziustrasse  16. 

Personalion  des  französischen  Ministeriums  der  öffent- 
lichen Arbeiten.  Nachdem  wir  in  einer  früher  gebrachten 
Notiz  von  der  Thatsache  MHtheilnng  gemacht  haben,  dass  das 
gegenwärtige  französische  Ministerium  zwei  Techniker  als  Mit- 
glieder enthält,  scheint  es  angemessen  zu  seiu,  einer  Weiterent- 
wickelung der  Dinge  in  der  entsprechenden  Richtung  zu  gedenken, 
die  wir  darin  sehen,  dass  in  den  letzten  Tagen  dem  Minister  der 

Hellt  worden  ist,  welcher, 
Herkunft  ist  Zu  der 
neu  kreirten  Stelle  eines  Unterstaatssekretars  ist  so  eben 
der  Ingenieur  S.  Carnot  berufen  worden. 


Beseitigung  von  alten  Oolfarbon-Anatriohen  auf  Holz. 
Es  gingen  uns  auf  die  betr.  Anfrage,  aufser  den  in  Nr.  59  ! 
bereits  reproduzirten  Mittheilungen  noch  9  weitere  von  Archi- 


tekten  zu,  welche  (Iber  den  Gegenstand  spezielle  Erfahrungen 
zu  machen  in  der  Luge  gewesen  sind.  Wesentlich  aus  diesem 
Grunde  sehen  wir  uns  veranlasst,  nochmals  auf  die  Sache  zurück 
zu  kommen  und  zu  erwähnen,  dass  alle  8  Autoren  den  Gebrauch 
der  Sodalösuug  als  ein  vorzügliches  Mittel  erklären. 

Da  wo  es  unthunlich  ist,  die  Gegenstande  in  die  Lösung  ein- 
zutauchen, sollen  die  Flächen  mit  einer  Lage  Sägcspäbne  oder 
Lumpen  bedeckt  werden,  die  man  mit  der  Sodalösung  durchtränkt. 

Aufser  der  Sodalösung  soll  auch  das  Bestreichen  und  Ahreiben 
mit  sauerstofffreien  ätherischen  Oelen  und  Schwefcläther  und 
Spiritus  von  guter  Wirkung  sein. 

Auch  aufgetragener  Lack  kann  durch  Sodalösung  entfernt 
werden:  jedoch  geschieht  dies  durch  Spiritns  leichter.  - 

Bei  oberen  und  horizontal  liegenden  Fliehen  kann  man  Feuer 
zu  Hülfe  nehmen,  indem  man  die  Flächen  mit  Spiritus  beschüttet 
und  diesen  alsdann  anzündet  — 

Nothwendig  ist  es  nach  Fortnahnic  der  Farbekruste  die 


Aus  der  Fachlitteratnr. 


ler  bei  der  Redaktion  d.  BL  einpo- 
tochniHChen  Werke. 


.  C,  Ingenieur.  Abhandlung  über  geruchlose  An- 
sammlung und  Abfuhr  menschlicher  Abfallstoffe, 
mitspeziellerBeritcksichtigungdes^rgcr-" 


3.  verb.  Auri.  Heidelberg         Carl  Winter"«  Lu, 

Schmidt,  Dr.  F.  X.,  Prof.  in  Ribera*  Ii  Die  Chemie  der  Bau- 
gewerbe. Zur  Selbstbelehrung,  sowie  zum  Gebrauche  in  der 
Werkstatte  und  auf  dem  Bauplaue.  Stuttgart  1878;  Ferd.  Enke. 

Tonnhl,  Rud. ,  I  ngeuieur.  B  a  u  s  c  h  I  ü  s  %  e  1  für  Zimmerer,  Maurer, 
Dachdecker,  Bauunternehmer,  Kommunalwege-  und  Eisenbahn- 
Haubcamtc  etc.  zum  leichten  Verständnis*  der  wichtigsten  bau- 
wissenschaftlichen Formeln.  2.  umgearb.  Aull.  Weimar  1878: 
Berh.  Friodr.  Voigt.    Preis  5,25  Jt 

Einer,  W.  F.,  Professor  an  der  Hoch*chuIe  zu  Wien.  Die  Hand- 
säge-  und  Sägemaschinen.  I.  Theil,  mit  18-4  in  den  Text 
gedr.  Holzschnitten  u.  einem  aus  43  Folio-Tafeln  bestehenden, 
von  Ferd.  Walla  gezeichn.  Atlas.    übend.  1878.    Preis  24  M 

Hittenkofer,  Arch.,  Direkt  d.  techn.  Fachschule  xu  Buxtehude. 
Vergleichende  architektonische  Formenlehre.  Eine 
populäre  Darstellung  zur  Forraenkenntniss  der  wichtigsten  Bau- 
stil-Perioden. Mit  85  lithogr.  Tafeln  nebst  belehrendem  Text 
u.  eingedr.  Holzschn.    Leipzig  1878;  Carl  Schultze.    Pr.  SO  M 

Konkurrenzen. 

Monate-Konkurrenzen  für  den  Arohltektan-Vcreln  za 
BerUn  zum  5.  Oktober. 

I.  Kneipzimmer.  In  der  Villa  eines  reichen  Privat- 
mannes soll  im  Souterrain  neben  dem  bedeutenden  Weinlager  ein 
behagliches  Kneipzimmer  eingerichtet  werden..  Der  zur  Verfügung 
stehende  Raum  ton  4  zu  7  ■  Grunddäche  ist  mit  zwei,  durch 
einen  0,80  ™  breiten  Ourt  getrennten,  rundbogigen  Kreuzgewölben 
überdeckt,  welche  1,80 m  Uber  dem  Fussboden  ansetzen,  und  er- 
hält sein  Licht  von  einer  Schmalseite  her.  —  Die  Dekoration 
dieses  Raumes  und  seine  Ausstattung  mit  einer  kleinen  Kredenz, 
einem  Tisch  und  Schemeln  etc.  soll  in  einem  farbigen  Durchschnitt 
im  Maafsstabe  1  : 20  dargestellt  werden. 

II.  Bahnhof-Tunnel.  —  Für  einen  Inselbahnhof  ist  ein 
8,5 m  weiter  Fußgänger-Tunnel  von  einer  der  Bahn  parallelen 
Strafse  nach  dem  Hauptvestibül  des  Empfangsgebäudes  zu  ent- 
werfen. Das  Empfangsgebäude  ist  20™.  das  in  der  Mitte  liegende 
Vestibül  8 '"  breit.  Der  Tunnel  ist  unter  4  Nebengleisen  von 
4,5 m  Abstand,  den  beiden  d'"  von  einander  entfernten  Haupt  - 
gleiscn  nebst  Zwischenperron  und  dem  7,5  ■  breiten  Hauptperron 
hindurch  zu  führen.  Die  Ausführung  des  Tunnels  kann  vor  In- 
betriebsetzung der  Bahn  erfolgen.  In'e  Ordinate  der  Schienen- 
Unterkante  ist  +  7ü,77 ln,  der  Strafsenkrone  -f  78,40  des 
höchsten  Grundwasserspiegels  +  7Ö.1K)  <■»,  der  Vorderkante  des 
Perrons  +  80,1 6  ■»,  der  Perronkante  am  Gebäude  +  80,30"»,  des 
Fußbodens  des  Gebäudes  +  80,45  Die  von  der  Strafse  nach 
dem  Tunnel  führende  Treppe  ist  zu  überbauen,  der  Tunnel  selbst 
wasserdicht  zu  überdecken  und  für  eine  angemessene  Beleuchtung 


Die 


darf, 


Sohle  nicht  unter 
ist  möglichst  groß  zu 

Es  sind  zu  liefern:  ein  Grundriss  und  Längendnrchschnitt 
im  Maalstab  1  :  150,  ein  Querschnitt  im  Maafstab  1  :  75,  Details 
des  Ueberbaues  im  Maaßtabe  1 :  20,  sowie  e' 
er  Haupt-Konstruktionstheile. 


Konkarrenz  für  Entwürfe  za  einem  Wohngebände  für 
Jastizbeamte  in  Hall  (  Württemberg).  Auch  die  (in  No.  55  u.  Bl. 
erwähnte)  Konkurrenz  hat,  wie  in  der  jetzigen  geschoftelosen  Zeit 
leicht  erklärlich,  eine  außerordentlich  zahlreiche  Betheiliguug  ge- 
funden. Es  sind  38  Entwürfe  aus  allen  Thcilen  von  Deutschland, 
einer  sogar  aus  Antwerpen,  eingelaufen.  Der  1.  Preis  (lOoO.Ä) 
ist  vom  Preisgericht  der  Arbeit  des  Architekten  Schittenhelm 
in  Stuttgart  zuerkannt  worden,  welche  gleichzeitig  zur  Auaführung 
empfohlen  wurde.  Den  2.  Preis  (5(K)  Ut)  bat  die  Arbeit  des 
Architekten  Haag  in  Stuttgart  erhalten. 


1*1  vo»  Carl  Boelils  I» 


K.B.O.  Frit.ctt.   Druckt  W.  htoe.tr 


U»ni«ch«r«cker.l,  Berlin. 

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No.  73. 


371 


Inhalt:  FnMnI  <l'r  7.  AI.»>»rd«..t«u.V.r».ni«nlu«s  <1«  \>tt.»ud«  il^iucher  Architekten    und  ln.Knkur.Vtmn«  va 
Kabcriw»»  in  (io«uu.  —  D»  BuiiiVac  GnrbvlndigkcitjKorturi  Im  III.  tuad«  *•  »Rwdbnrt»»  d-r  In^rakurohwMrluft«.  '  —  B»rllii*r  Btu-AuxUünn«.  —  Brltf- 
und  FflftkMtMi 

Verband  deutscher  Architekten-  nnd  Ingenieur -Vereine. 


Protokoll  der  7.  Abgeordneten -Versammlung  zu  Dresden. 

Erste  Sitzung:  Freitag,  den  30.  Ausist  1878. 


Nach  Eröffnung  und  Begrüßung  der  Versammlung  durch  den 
Vertreter  des  Vororts  Hrn.  <  haussee  ■  Inspektor  a.  D.  Ilollistein 
Verden  zunächst  die  Namen  der  anwesenden  Mitglieder  fest  gestellt 
Es  sind  vertreten: 

1.  Der  Berliner  Arch. -Verein  mit  1435  Mitgliedern,  vertreten 
durch  die  Hrn.  Fritsch,  Kyllmann,  Gust  Meyer, 
Römer,  mit  8  Stimmen. 

2.  Der  Bayerische  Arch.-  u.  Ing. -Verein  mit  822  Mitgl., 
Tertr.  durch  die  Hrn.  Baiischinger,  Henle,  Schlichte- 
groll,  Schnorr  von  Carolafeld,  Seidel,  mit  10 
Stimmen. 

8.  Der  Arch.-  u.  Ing.-Verein  zu  Hannover  mit  823  Mitgl., 
vertr.  durch  die  Hrn.  Keck,  Kühler,  Mohr,  Schweriug, 
Wilsdorff,  mit  10  Stimmen. 

4.  Der  Sächsische  Big.-  u.  Arch.-Verein  mit  493  Mitgl., 
vertr.  durch  die  Hrn.  Hollstein,  Kahl,  Kopeke,  mit 
6  Stimmen.  (Als  Referenten  zeitweilig  anwesend  diu  Hrn. 
Dr.  Fritzsche  und  Scharowsky.) 

6.  Der  Badische  Techniker -Verein  mit  296  Mitgl.,  vertr. 
durch  die  Hrn.  M.  Kerler  (Freiburg)  und  A.  Kerl  er 
(Karlsruhe)  mit  4  Stimmen. 

<!.  Der  Arch.-  u.  Ing.-Verein  zu  Hamburg  mit  295  Mitgl., 
vertr.  durch  die  Hrn.  Bargum  und  Haller,  mit  4  Stimmen. 

7.  Der  Württemhergische  Verein  für  Baukuude  mit  206 
Mitgl.,  vertr.  durch  Hrn.  Baumgärtner  mit  2  Stimmen. 

8.  Der  Arch.-  u.  lng.  Verein  f.  Niederrhein  u.  Westfalen 
mit  237  Mitgl.,  vertr.  durch  die  Hrn.  Funk  und  Heinzer- 
ling, mit  4  Stimmen. 

9.  Der  Breslauer  Arch.-  u.  Ing.-Verein  mit  128  Mitgl.,  vertr. 
durch  Hrn.  Steinbart,  mit  2  Stimmen. 

10.  Der  Westpreufsischc  Arch.-  u.  Ing.-Verein  mit  133 
Mitgl.,  vertr.  durch  Hrn.  Badeker,  mit  2  Stimmen. 

11.  Der  Arch.-  u.  Ing.-Verein  in  Kassel  mit  82  Mitgl.,  vertr. 
durch  Hrn.  Schmidt,  mit  1  Stimme. 

12.  Der  Ostpreufsisdie  Arch.-  u.  Ing.-Verein  mit  114  Mitgl., 
vertr.  durch  Hrn.  Krah,  mit  2  Stimmen. 

13.  Der  Arch. -Verein  zu  Dresden  mit  101  Mitgl.,  vertr.  durch 
Hrn.  Richter,  mit  2  Stimmen. 

14.  Der  Techniker- Verein  zu  Oldenburg  mit  (iö  Mitgl.,  vertr. 
durch  Hrn.  Buresch,  mit  1  Stimme. 

15.  Der  Arch.-  u.  Ing.-Verein  zu  Frankfurt  a.  M.  mit  70 
Mitgl.,  vertr.  durch  Hrn.  Schmick,  mit  1  Stimme. 

IC.  Der  Arch.-  u.  Ing.-Verein  zu  Strasburg  mit  98  Mitgl., 
vertr.  durch  Hrn.  Seht) bl er,  mit  1  Stimme. 

17.  Der  Arch.-  u.  Ing.-Verein  zu  Potsdam  mit  24 
vertr.  durch  Hrn.  Böthke,  mit  1  Stimme. 

18.  Der  Arch.-  u.  Ing.-Verein  zu  Braunschweig  mit  106 
Mitgl.,  vertr.  durch  Hrn.  Uhde,  mit  2  Stimmen. 

19.  Der  Anh.-  u.  Ing.-Verein  zu  Bremen  mit  91  Mitgl.,  vertr. 
durch  Hrn.  Franzius,  mit  1  Stimme. 

Es  wird  darauf  zur  Wahl  des  Vorsitzenden  geschritten  und 
durch  Akklamaüou  Hr.  Funk  gewählt;  zu  Schriftführern  wurden 
die  Hm.  Mohr  und  Scbwering  ernannt,  nachdem  dem  Antrage 
des  Letzteren  gemäß  die  Versammlung  beschlossen  hat,  zwei  statt, 
wie  bisher  üblich,  1  Schriftführer  zu  wikhlen.  Die  Versammlung 
tritt  darauf  in  die  Berathuug  der  auf  der  Tagesordnung  stehen- 
den Gegenstände  ein. 

1.  Vorlegung  der  Rechnung  dir  das  abgelaufene  Jahr. 

Hr.  Hollstein  legt  im  Namen  des  Vororts  die  Rechnung  für 
das  vertlosseue  Jahr  vor.  Zu  Rechuungs- Revisoren  werden  die 
Hrn.  Buresch  und  Bauschinger  gewählt. 

2.  Bericht  Uber  den  Mitglieder-Bestand. 

Hr.  Kahl  berichtet  im  Namen  des  Vorurts  über  den  Mit- 
glisder-Bestand  des  Verbandes;  die  Anzahl  der  Mitglieder  betragt 
augenblicklich  0140. 

Im  Anschluss  daran  theilt  Hr.  Kahl  eine  Zusammenstellung 
mit  über  die  Anzahl  der  Exemplare,  iu  welcher  die  Druckschrif- 
ten den  einzelnen  Vereinen  tiberwiesen  werden  sollen.  Die  Zu- 
sammenstellung findet  die  Geuehmigung  der  Versammlung. 

3.  Bezeichnung  mathe  raatisch  -  tech  irischer  Gröfsen. 

Hr.  Baiischinger  referirt  zunächst  im  allgemeinen  Ober  die 
eingegangenen  Arbeitcu  des  Westpreufsischen,  Hamburger,  Würt- 
tembergisebeu,  Braunschweiger  Vereins,  sowie  des  Zwickauer 
Zweig- Vereins.  Ein  Theil  der  Gutachten  will  die  früheren  Vor- 
schlage des  Bayerischen  Vereins ,  welche  sich  an  die  Culniaun'- 
sehe  Bezeichnuugsart  anschließen,  eingeführt  wissen,  ein  anderer 
Theil  auf  die  vom  Badischen  Verein  vorgeschlagene  Grashofsche 
;    der    Hamburger  Verein 


ahl  einer  Kommission  seiteng  der  Delegaten- Ver- 
lebe die  weitere  Behandlung  der  Angelegenheit 


wünscht  die  Wi 
sanimlung,  wel 
übernehmen  soll. 

Referent  hebt  im  Anschluss  hieran  nochmals  die  Vorzuge 
des  von  dem  Bayerischen  Vereine  vorgeschlagenen  Systems, 
welches  auf  die  sogen.  Dimensionen  der  Gröfsen  begründet  ist, 
hervor,  welche  Vorzüge  besonders  darin  liegen,  dass  die  Homo- 
genität der  Gleichungen  stets  sofort  in  die  Augen  fallt 

Es  liegt  nach  der  Meinung  des  Referenten  nichts  näher,  als 
dass  fUr  jede  der  bei  technischen  Rechnungen  vorkommenden  0 
Dimensionen,  —  letztere  im  weitereu  Sinne  aufgefasst  —  ein  be- 
sonderes Alphabet  gewählt  wird;  als  solche  sollen  zur  Anwendung 
kommen  das  deutsche,  lateinische,  griechische  und  zwar  je  das 
grofse  und  das  kleine  Alphabet  Die  von  einigen  Vereinen  gegen 
das  deutsche  Alphabet  gemachteu  Ausstellungen  der  Uuschfmheit 
und  der  Schwierigkeit,  international  eingeführt  su  werden,  halt 


Referent  für  nicht 

Der  Antrag  des  Referenten  geht  Bchliefolich  dahin: 
„In  Erwägung,  dass  einer  Vereinbarung  aber  die  Bezeichnung 
mathematisch-technischer  Gröfsen  eine  solche  Ober  ein  bestimmtes 
allgemeines  System  für  diese  Bezeichnung  vorhergeben  muss;  in 
Erwägung  ferner,  dass  das  vom  Bayerischen  Vereine  vorgeschlagene 
Bezeichnungs-System  anerkannt  das  konsequenteste  und  natur- 
lichste ist  und  auf  der  Grundlage  der  Homogenität  beruht,  und 
dass  sich  die  vom  liadischen  Vereine  gemachten  Vorschläge  leicht 
demselben  einverleiben  lassen,  möge  der  Verband  beschliefsen : 

1.  Dass  das  vom  Bayerischen  Vereine  vorgeschlagene  Be- 
zeichnungs-System vorerst  zum  Gebrauche  empfohlen  wird  und 
innerhalb  desselben  die  vom  Badiscben  Vereine  vorgeschlagenen, 
etwas  moditizirten  speziellen  Bezeichnungen. 

2.  Dass  nach  einem  längeren  Zeiträume  von  0  (oder  10) 
Jahren  eine  Kommission  zu  etwa  nothwendig  gewordener  Revision 
oder  Au&bauung  des  Systems  nieder  gesetzt  werde,  welche  zugleich 
die  Bezeichnung  derjenigen  tuatb. -technischen  Großen  zu  ttxiren 
hat,  welche  sich  bis  dahin  eingebürgert  haben. 

3.  Dass  solche  Kommissionen  auch  noch  ferner  in  gleichen 
Zeiträumen  und  zu  gleichem  Zwecke,  besonders  aber  zur  Fixining 

weiterer  spezieller  math.  -  technischer  Gröfsen 


Hr.  Keck  glaubt, 
Systeme  schwer  zu 
Sy 


Uebf 


ist;  die  Vorzüge  des 

Natur;  die 

infachheit  des  vom  Badischen  Verein  vorgeschlagenen  Grashof*- 
schen  Systems  ist  dagegen  ein  schwer  wiegender  Vortheil.  Er 
empfiehlt  daher  Auschluss  an  dasselbe  mit  einigen  kleineren 
wunscheuswertben  Modifikationen. 

Hr.  Heule  erwidert,  dass  das  Bayerische  System  allerdings 
bereits  in  voller  praktischer  Uebung  in  Bayern  sei  und  sich  dort 
bewahrt  habe. 

Hr.  Heinzerling  regt  die  Wahl  einer  seitens  der  Delegirten- 
Versammlung  einzusetzenden  Kommission  an,  welche  insbesondere 
den  Verniittelungs-Vorschlag  des  Hrn.  Bauschiuger,  „die  Be- 
zeichnung der  speziellen  Gröfsen,  wie  der  Badische  Verein  sie 
vorschlägt  in  das  Bayerische  System  einzufügen",  prüfen  soll, 
um  danach  in  der  nächsten  Delegirten- Versammlung  bestimmte 
Anträge  zu  stellen. 

Die  Hrn.  Meyer  und  Fritsch  empfehlen  dagegeu  die  An- 
nahme des  Antrags  des  Berliner  Vereins;  sie  hebeu  hervor,  dass 
nach  Art  des  <  regenstan  les  eine  Einigung  Uber  das  System  in 
der  Delegirten -Versammlung  kaum  zu  erreichen  sein  wird,  da 
eiue  größere  Anzahl  Mitglieder  dem  Gegenstände  fern  steht;  sie 
bitten  daher  die  Diskussion  vorerst  nicht  auf  das  System,  sondern 
nur  auf  die  Behandlungsart  der  Sache  zu  beziehen. 

Dr.  Heinzerling  schliefst  sich  nunmehr  dem  Antrage  des 
Berliner  Vereins  an  und  regt  an,  auf  der  in  den  nächsteu  Tagen 

Vereitle  die  Angelegenheit  ebenfalls  zur  Sprache  zu 

Hr.  Schubler  wönscht,    dass  der  Kommissk 
stimmte  Direktive  dahin  gegeben  wird,  dass  eine  Vereinigung  der 
beiden  Systeme  versucht  werden  soll. 

Nach  weiterer  Diskussion  wird  zur  Abstimmung  geschritten. 

Die  Anträge  des  Bayerischeil  Vereins  sowie  des  Hrn.  Keck 
werden  abgelehnt,  der  Antrag  des  Berliner  Vereins,  welcher  lautet: 

,Die  Delegirten  -  Versammlung  des  Verbandes  deutscher 
Architekten-  und  Ingenieur  -  Vereine  halte  die  Lehrerkollegien 
jeder  einzelnen  technischen  Hochschule  mit  deutscher  Unterrichts- 
sprache (also  einschließlich  der  technischen  Hochschulen  Oester- 
reichs und  der  Schweiz!  zu  ersuchen,  zum  Zwecke  der  Einführung 
einer  einheitlichen  BezeichnungHwei.se  für  mathematisch-technische 
Großen  Delegirte  zu  entsenden,  und  dabei  den  Wunsch  auszu- 
drucken, dass  bei  der  Wahl  dieser  Delegirten  auch  die  Verein« 


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872 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


11.  September  1878 


des  Verbandes  deutscher  Architekten-  und  Ingenieur- Vereine  ver- 
treten sein  möchten.  Die  Feststellung  des  Ortes  und  der  Zeit 
wird  der  Delegirten-Versanimlung  des  Verbandes  deutscher  Archi- 
tekten- und  Ingenieur- Vereine  (iberlassen.  Jeder  einzelnen  tech- 
nischen Hochschule  sind  die  in  Druck  gelegten  oder  noch  zu 
legenden  Gutachten  der  einzelnen  V  ereine  zur  Berücksichtigung 
in  mehren  Exemplaren  zu  unterbreiten." 

wird  angenommen  mit  der  von  Hrn.  Heinzerling  angeregten  Modi- 
fikation, dass  auch  der  Vorstand  des  Vereins  deutscher  Ingenieure 
um  Betheiligung  an  der  Kommission  ersucht  werden  soll. 

4.  Dauer  der  Eisen-Konstruktionen. 

Wegen  Abwesenheit  des  Referenten  wird  Punkt  4  der  T.-O. 
nuiachst  zurück  gestellt. 

5.  Kosten  der  Hinnenschiffahrt 

Hr.  Meyer  referirt  für  den  Berliner  Verein  über  die  ein- 
gegangenen Arbeiten.  Die  Frage  hatien  bearbeitet:  der  Berliner, 
Kasseler,  Mittelrbcinische,  Straßburger ,  Sächsische  Verein, 
der  Verein  für  die  Provinz  Sachsen  etc.,  der  Frankfurter,  West- 
preufsische,  Ostpreufsische  uud  der  Braunschweiger  Verein. 

Die  Ober  die  Kosten  der  Binnenschiffahrt  gegebenen  Mit- 
theilungen enthalten  allerdings  sehr  verschiedene  Angaben;  es 
ist  aber  in  denselben  ein  höchst  werthvolles  Material  zusammen 
gestellt,  welches  Anhaltspunkte  zur  Beurtheilung  verschiedener 
Verbal  misse  giebt. 

Der  Antrag  des  Berliner  Vereins  gebt  dahin,  dass  aus  den 
eingegangenen  Atbeiten  ein  Auszug  angefertigt  und  uuf  Küsten 
des  Verbandes  gedruckt  werden  inüge.  — 

Hr.  Fritsch  regt  an,  dass  die  Veröffentlichung  durch  die 
Zeitschrift  des  Hann.  Ver.  oder  die  Zeitschr.  f.  Baukunde  erfolge, 
und  dass  dem  Verbände  eine  Anzahl  Separat-Abdnicke  zur  Ver- 
fügung gestellt  werde. 

Hr.  Keck  nimmt  da3  Anerbieten  für  die  Hann.  Zeitschr.  an 
mit  der  Anheimgabe,  dass  der  Artikel  nicht  mehr  als  etwa  3—4 
Druckbogen  umfasse  und  in  2  Heften  erscheine.  — 

Die  Versammlung  beschlierst  den  Vorschlugen  entsprechend 
unter  der  Voraussetzung,  dass  dem  Verbände  eine  Anzahl  Separat- 
Abdnicke,  an  Werth  gleich  dem  sonst  für  einen  Artikel  desselben 
Fmfanges  von  der  Zeitschrift  gezahlten  Honorar,  zugestellt  werden 
soll.  Die  Denkschrift  wird  vom  Berliner  Verein  aufgestellt  werden 
und  dem  korreferirenden  Mittelrheinischen  Vereine  zur  weiteren 
Aeußerung  resp.  Abänderung  zugeben. 

<;.  Statistik  des  Bauwesens. 
Die   Verhandlung   über   diesen  Gegenstand  wird  auf  den 
Antrag  des  Hrn.  Fritsch,  da  die  Akten  dem  Hrn.  Korreferenten 
erst  heute  haben  übergeben  werden  können,  auf  die  morgige 
Sitzung  verschoben. 

7.  Publikation  bedeutenderer  Bauten. 
Der  Hr.  Vorsitzende  referirt  über  den  gegenwärtigen  Stand 
der  Arbeiten  und  theilt  mit,  dass  die  von  der  (  uburger  Versamm- 
lung beschlossene  Denkschrift  in   nächster  Zeit  veröffentlicht 
werden  könne. 

Auf  den  Antrag  des  Hrn.  Fritsch  soll  hiermit  gewartet 
werden,  bis  eine  dem  Vernehmen  nach  nahe  bevorstehende  .Mit- 
theilung über  die  von  der  kgl.  preußischen  Regierung  in  Aussicht 
genommene  Statistik  des  preufsischen  Bauwesens  erschienen  sein 
wird,  damit  eventuell  in  der  Denkschrift  hierauf  Bezug  genommen 
werden  könne. 

8.  Baurechtliche  Bestimmungen  Ober  Hochbauten. 

nr.  A.  Kerler  referirt  in  Vertretung  des  Hrn.  Baumeister 
über  den  Gang  der  bisherigen  Vorarbeiten. 

Die  Absicht  des  von  der  Münchener  Abgeordneten -Ver- 
sammlung genehmigten  Antrages  ging  dahin,  dass  die  Denkschriften 
der  einzelnen  Vereine  nach  Form  und  Inhalt  so  beschaffen  seien, 
um  mit  Hilfe  einer  verhältnissmafsig  geringen  redaktionellen 
Arbeit  sofort  zu  einem  brauchbaren  Sammelwerk  vereinigt  zu 
werden.  Ks  sollte  die  Sichtung  des  Materials  in  Wesentliches 
und  Nebensächliches,  die  Beurtheilung  auf  Grund  praktischer 
Erfahrungen,  der  Vorschlag  etwaiger  Verbesserungen  durch  die 
Vereine  erfolgen,  und  zwar  in  bequemer  lesbarer  Form.  Diese 
Absiebt  ist  als  gescheitert  anzusehen,  indem  nur  die  Vereine  von 
Lübeck,  Hamburg,  Baden  den  vorgeschriebenen  Weg  vollständig 
befolgt  haben.  Aber  auch  zu  einer  bios  registrirenden  Zusammen- 
stellung der  baurechtlichen  Bestimmungen  über  Hochbauten,  zu 
welcher  die  kritische  Betrachtung  dann  etwa  durch  besondere 
Kommissionen  des  Verbandes  hinzugefügt  werden  könnte,  genügt 
das  gelieferte  Material  nicht.  Denn  wenn  auch  außer  den  eben 
genannten  drei  Vereinen  noch  diejenigen  von  Berlin,  Württemberg, 
Leipzig  entsprechende  Vorbereitungen  gemacht  haben,  so  wird 
durch  alle  zusammen  noch  nicht  einmal  der  dritte  Theil  des 
deutschen  Reiches,  reprusentirt.  Auf  ergänzende  Beiträge,  ins- 
besondere auf  vollständige  Denkschriften  seitens  der  übrigen 
l'J  Vereine  dürfte  kaum  noch  zu  rechnen  sein,  indem  einer 
betreffenden  Aufforderung  derCobnrger  Abgeordneten-Versammlung 
nur  durch  zwei  Vereine  entsprochen  worden  ist.  Vielmehr  muss 
man  wohl,  angesichts  der  vorliegenden  Erfahrungen,  der  Meinung 
beipflichten,  welche  von  dem  Hannover'scben  Verein  offen  aus- 
gesprochen ist,  dass  die  den  Vereinen  angesonnene  Mühe  zu 
grofs  gewesen  sei.  — 


Referent  sieht  sich  dalier  zu  seinem  Bedauern  zu  dem  Antrage 
veranlasst,  dass  die  vom  Verbände  beabsichtigte  Sammlung  bau- 
rechtlicher  Bestimmungen  für  Hochbauten  aufgegeben  werde. 
Fm  mindestens  das  bereits  gelieferte  Material,  zu  welchem  einige 
Vereine  viel  Arbeit  aufgewendet  haben,  thunlichst  nutzbar  zu 
macheu,  möge  eine  kurze  l'ebersicht  des  Vorhandenen  —  theils 
der  Denkschriften,  theils  der  Bauordnungen  —  durch  das  Organ 
des  Verbandes  veröffentlicht  und  dasselbe  etwaigen  lYivatarbcitern 
zur  Verfügung  gestellt  werden. 

Es  fragt  sich  weiter,  ob  in  vorliegender  Frage  ein  anderer 
Weg  eingeschlagen  werden  soll,  etwa  der  vom  Hannoverschen 
Verein  empfohlene,  welcher  auf  die  Sammlung  der  bestehenden 
Verordnungen  u.  s.  w.  verzichtet  und  dafür  sofort  auf  die  Schaffung 
einheitlicher  Beatimmungen  losgeht.  Die  letzteren  sollten,  wie  es 
scheint,  nach  der  Ansicht  der  Hannoverschen  Kommission  zunächst 
für  das  Gebiet  jedes  einzelnen  Vereins  im  Sehoofse  desselben 
aufgestellt  werden,  um  provinzielle  Bauordnungen  zu  schaffen. 
Hierbei  könnten  die  bestehenden  Landes-Banordtmiigen  von.Sachsen, 
Bayern,  Württemberg,  Baden  u.  a  ,  ferner  die  Verordnungen  in 
einzelnen  preufsischen  Regierungsbezirken  als  Grundlage  dienen; 
die  Vereine  hatten  solche  allseitig  zu  prüfen  und  daraus  eine 
mehr  oder  weniger  neue,  normale  Vorschrift  nach  dem  Schema  des 
Verbandes  zu  entwerfen.  Als  letztes  Ziel  müsste  jedoch  ohne 
Zweifel  versucht  werden,  die  auf  solche  Art  entstehenden  \V>  bis 
20  Normal-Entwürfe  so  weit  zu  verschmelzen,  als  es  ohne  über- 
mäßigen Zwang  möglich  ist,  um  endlich  zu  dem  Entwurf  einer 
Reichs-Rauordnung  zu  gelangen.  Immerhin  wäre  mit  solchen 
Arbeiten,  ähnlich  denjenigen  von  Assmann  und  Albrecht,  eiu  nütz- 
licher Anhalt  für  Behörden  und  Beamte  gegeben,  welche  mit  der 
Aufstellung  neuer  Gesetze  und  Verordnungen  zu  thuu  haben. 

lieferen!  glaubt  zwar  nicht,  dass  der  oben  angeführte  Weg 
den  einzelnen  Vereinen  weniger  Arbeit  verursachen  »erde,  als 
die  vor  zwei  Jahren  vorgeschlagene  historische  Methode,  nament- 
lich wenn  die  letztere  nicht  auf  alle  möglichen  alten  Aktenstücke 
bezogen,  sondern  auf  die  fnr  die  Neuzeit  charakteristischen 
Vorschriften  beschränkt  worden  wäre.  Allein  es  l.isst  sich  nicht 
bestreiten ,  dass  jene,  alsbald  schöpferische  Thätigkeit  das 
Interesse  vieler  einzelner  Vereinsmitglieder  mehr  anregen  und 
insofern  wahrscheinlicher  zu  Resultaten  fahren  wird.  Auch  wird 
es  dabei  nicht  so  sehr  ins  Gewicht  fallen,  wenn  durch  Saumseligkeit 
einzelner  Vereine  Lücken  bleiben,  während  die  iu  mehren  Ver- 
einen bereits  entwickelten  Ideen  immerhin  noch  nützliche  Ver- 
wendung linden  können.  Natürlich  müssen  die  Vereine  in  reich- 
licher Anzahl  zu  Arbeiten  nach  der  bezeichneten  Richtung 
geneigt  sein,  damit  ein  fruchtbares  Resultat  entstehen  könne,  l'm 
dies  in  möglichst  sichere  Erfahrung  zu  bringen,  wird  Beschluß- 
fassung vorgeschlagen : 

„Die  Vereine  werden  ersucht,  den  Entwurf  einer  Bauordnung 
anzufertigen,  welche  nach  dein  Rubriken-Schema  des  Verbandes  ge- 
gliedert iiuil  für  das  ihnen  zugewiesene  geographische  Gebiet 
(Beilage  zum  Protokoll  der  Abgeordneten-Versammlung  von  1870) 
berechnet  sein  soll.  Hierbei  ist  Beilacht  zu  nehmen,  die  in  Lokal  - 
ordnungen  vorkommenden,  beziehungsweise  den  <  irtsstatuten  uber- 
lassettcu  Sachen  thunlichst  mit  aufzunehmen  und  nur  solche  unter- 
geordnete Gegenstände  weg  zu  lassen,  deren  einheitliche  Regelung 
aus  technischen  Gründen  entschieden  unzweckmäßig  sein  wurde. 
Es  bleibt  jedoch  anheitn  gegeben,  einzelne  Vorschriften  oder 
Gruppen  derselben  nach  ihrer  Anwendung  in  großen  Städten,  in 
mittleren  Orten  und  auf  dem  Hachen  Lande  zu  zerlegen.  Dio 
Paragraphen  sind  in  der  für  gesetzliche  Vorschriften  geeigneten 
kurzen  und  bestimmten  Form  aufzustellen.  Jeder  der  sechs 
Hauptabschnitte  des  Schemas  soll  ein  einzelnes  Heft  bilden. 
Etwaige  Begründung  durch  Erfahrungen  im  Vereinsgebiet  oder 
durch  allgemeine  Betrachtungen  ist  willkommen  und  zu  dem  be- 
treffenden Abschnitt  anhangsweise  hinzu  zu  fügen/ 

Von  mehren  Seiten  wurden  die  großen  Schwierigkeiten 
hervor  gehoben,  welche  sowohl  der  vom  Badischen  Techniker- 
Verein  beantragten  Aufstellung  von  Bationinungs  -  Entwürfen  als 
auch  der  Formulirung  von  einheitlichen  Bestimmungen  entgegen 
stehen. 

Es  wird  daher  auf  Antrag  des  Hm.  Bargum  beschlossen, 
den  Badisrhen  Techniker-Verein  xu  ersuchen,  auf  Grund  des  ein- 
gegangenen Materials  den  Normal-Entwurf  einer  Bauordnung  zu 
bearbeiten  und  an  die  Einzel -Vereine  zur  weiteren  Verarbeitung 
zur  Mittheilnng  zu  bringen. 

Von  Seiten  des  Hrn.  Vorsitzenden  wird  die  Aufforderung 
[  ausgesprochen,  etwa  noch  ausstehende  Mittheilungen  der  Einzel- 
Vereine  über  diesen  Gegenstand   baldigst   an  den  Badischen 
Techniker- Verein  gelangen  zu  lassen. 

9.  Die    zivilrechtliche     Verantwortlichkeit  der 
Architekten  und  Ingenieure. 

Der  Referent,  Hr.  Kaller,  erinnert  daran,  dass  die  von  dem 
Arch.-  u.  Ing.-Verein  zu  Hamburg  angeregte  Frage  betr.  die  zweck- 
entsprechende Ausladung  der  bestehenden  gesetzlichen  Bestim- 
mungen über  die  Verantwortlichkeit  der  Architekten  und  Ingenieure, 
von  dem  Vorstand  des  Verbandes  unter  dem  Titel  „Haftpflicht 
der  bauleitenden  Techniker"  auf  die  Tagesordnung  der 
l'oburger  Versammlung  gesetzt  worden  sei.  Hierdurch  sei  die 
irrthümliche  Auffassung  entstanden,  dass  man  bei  jener  Anregung 
insbesondere  das  neuerdings  laut  gewordene  Bestreben:  das  so- 
genannte Haftpflichtgesetz  (vom  7.  Juni  1871)  auf  dasBau- 

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K».  73. 


373 


gewerbe  auszudehnen,  im  Auge  gehabt  habe.  Um  diese  irr- 
thümliche  Auffassung  zii  beseitigen,  sei  der  Hamburger  Arch.-  u. 
Ing. -Verein  mit  einer  netten  und  detaillirten  Fragestellung  beauf- 
tragt worden.    Die  neuen  Fragen  lauten  wie  folgt: 

1)  Welche  gesetzlichen  Bestimmungen,  allgemeine 
oder  spezielle,  giebt  es,  die  angewendet  werden 
können  auf  diu  zivilrechtliche  Verantwortlich- 
keit der  Architekteti  und  Ingenieure  für  ihre 
Rathschläge,  Anordnungen,  Ilauaufsicht  oder 
sonstige  im  Interesse  oder  im  Namen  ihres  Auf- 
traggebers (Hauherrn)  vorgenommenen  Hand- 
lungen. 

2)  Genü  gen  die  allgemeinen  Rechtsgrund  »ätze,  bezw. 
geniigen  die  sub  1  zu  nennenden  Bestimmungen 
zur  r i eh tigen  Bemessung  der  Ansjirilche  des 
Bauherrn  au  den  Techniker  und  zur  Klarstellung 
der  Pflichten  der  Architekten  und  Ingenieure 
gegenüber  dem  Bauherrn,  dem  Unternehmer  oder 
anderen  Personen,  wie  auch  zur  richtigen  Be- 
urtheilung  der  rcsultirendeu  Hechtsfragen; 
event.  wie  sind  die  bestehenden  llestimmnngeu  zu 
ergänzen,  zu  vervollständigen  oder  abzuändern? 

3)  Welche  Mittel  erscheinen  geeignet  oder  geboten, 
um  allseitig,  also  sowohl  unter  den  Fachgenossen 
als  im  Publikum,  bei  der  Rechtsprechung  als  in 
der  Gesetzgebung,  richtige  Anschauungen  über 
das  Maats  der  zivilrechtlichen  Verantwortlich- 
keit der  Architekten  und  Ingenieure,  wie  Uber 
deren  darauf  bezügliche  Rechte  und  Pflichten, 
zur  Geltung  zu  bringen? 

Die  Versammlung  genehmigt  diese  Fragestellung  und  beschliefst 
auf  Antrag  des  Hrn.  Bargum,  da«s  die  Antworten  der  Einzel- 
Vereine  bis  zum  1.  März  1879  an  den  Arch.-  u.  Iug.-Vercin  zu 
inzuliefern  sind.  , 
Hr.  Ilenlo  beantragt  Namens  des  Bayerischen  Arch.-  u. 
Ing.- Vereins  folgende  Erweiterung  der  Fragestellung: 

Welches  Maafs  von  Zivil -Verantwortlichkeit  hat 
der  Architekt  zu  übernehmen,  dessen  Honorar 
nach  den  Verbandsnormeu  bemesben  wird? 
Dieser  Autrag  wird  angenommen. 

10.  Privat-Polyteehuikcu  und  Privat-Gewerbeschulen. 
Hr.  Keck  theilt  mit,  dass  die  versandten  Fragebogen  bis 

jetzt  nur  von  zwei  Schulen  beantwortet  worden  sind,  und  beantragt 
daher,  diesen  Gegenstand  von  der  Tagesordnung  abzusetzen.  Ks 
wird  deingetuäfs  beschlossen  uud  die  Aufforderung  ausgesprochen, 
die  noch  ausstehenden  Antworten,  event  eine  Vacat-Anzeige,  bis 
zum  1.  Marz  1871»  an  den  Arch  -  u.  Iug.-Vereiu  zu  Hannover 
gelangen  zu  lassen. 

Hr.  M.  Kerler  wünscht,  dass  das  Heferat  auch  auf  die  an  der 
landwirthschaftl.  Akademie  zu  Poppelsdorf  errichtete  Abtheilung 
fftr  lvultur*Iu(ft*tiicurc  &u8^c(lt*hiit  worden  uiü^t?. 

Da  diese  Anstalt  weder  zu  den  Privat- Polytechniken  noch  zu 
den  Privat-Gewerbeschulen  gezählt  werden  kann,  so  giebt  der 
Hr.  Vorsitzende  anheim,  einen  hierauf  bezüglichen  besouderen 
Antrag  einzubringen. 

11.  Vereinigung  der  Interessen  von  Kommunikation 

und  Landeskultur. 
Der  Referent  Hr.  Schmidt  giebt  zur  Kenntniss,  dass  bislang 
nur  von  dem  Ostprettfsischen  und  dem  Mittelrheinischen  Vereine 
Bearbeitungen  eingegangen  seien.  Nachdem  auf  Anregung  des 
Hrn.  Seidel  über  den  Inhalt  der  beiden  Arbeiten  kurz  referirt 
worden,  beschließt  die  Versammlung,  diesen  Gegenstand  von  der 
heutigen  Tagesordnung  abzusetzen  und  auf  der  nächsten  Abge- 
ordneten-Versammlung von  neuem  zur  Verhandlung  zu  stellen. 

12.  Bezeichnung  metrischer  MaaTse  und  Gewichte. 
Nachdem  Hr.  Dr.  Kahl  den  in  der  Tages -Ordnung  abge- 
druckten Antrag  des  Vororts: 
die  Annahme  des  vom  Bundesrath  am  K.  Oktober  1877 
aufgestellten  üczoichnuugssystoms  auszusprechen, 
motivirt  und  einen  auf  diesen  Gegenstand  bezüglichen  Krlass  des 
Reichskanzler-Amts  verlesen  hat,  wird  dieser  Autrag  von  der  Ver- 
sammlung einstimmig  genehmigt. 

Hr.  Bauschinger  tieantragt  die  Zusatz-Bestimmung,  dass 
anstatt  der  so  häutig  zu  benutzenden  Bezeichnung:  1  Kilogr. 
n—  die  bequemere:  1  Atmosphäre  (in  Abkürzung  1  At.) 
eingeführt  werden  möge.  Die  Hrn.  Fritsch  u.  Keck  erkennen 
die  Zweckinafsigkeit  des  Vorschlages  an,  halten  es  jedoch 
nicht  für  empfehlenswert!),  bei  dieser  Gelegenheit  derartige 
Spezial-Bestimmungen  zu  treffen,  und  geben  anheim,  den  Vorschlag 
in  einer  Fachzeitschrift  zu  veröffentlichen.  Die  Versammlung  er- 
kennt ebenfalls  die  Zweckmäßigkeit  der  vorgeschlagenen  Bezeich- 
nung an,  lehnt  jedoch  die  beantragte  Beschlussfassung  über  diesen 
Gegenstand  ab. 

Hr.  M.  Kerl  er  wünscht,  die  Versammlung  möge  bei  dieser 
Gelegenheit  eine  Meinungs-Aeufscrung  über  die  Unzweckm&fsigkeit 
der  dem  Dezimal  -  System  nicht  entsprechenden  Rintheilung  der 
Flüssigkeits-Maafse  abgeben.  Nachdem  vou  mehren  Seiten  hervor 
gehoben,  dass  hierbei  weniger  die  Anwendung  des  Maafssystems 
in  der  Technik  als  diejenige  im  Handels- Verkehr  in  Frage  komme, 


wird  die 
gelehnt 

13.  Einführung  einer  einheitlichen  technischen 
Prüfung. 

Der  Vorort  berichtet,  dass  au  die  deutschen  polytechnischen 
Schulen  vom  Vororte  Aufforderungsschreiben  gerichtet  sind,  in 
welchen  die  Schulen  um  Auufserungen  ersucht  werden. 

Da  indess  eine  seitens  der  polytechnischen  Schulen  beab- 
sichtigte Delegirteu- Versammlung,  in  welcher  der  Gegenstand  mit 
zur  Sprache  kommen  sollte,  vorläufig  verschoben  ist,  so  erübrigt 
nur,  den  vorliegenden  Berathungspunkt  von  der  heutigen  Tages- 
ordnung abzusetzen. 

14.  Erforschung  und  Erhaltung  der  Batideukmale  des 
Deutschen  Reichs. 
Nach  einer  Mittheilung  eines  Reiebtags-Abgeordueten,  welcher 
um  Förderung  der  vom  Verbände  eingegangenen  Petition  ersticht 
war,  ist  es  nicht  mehr  möglich  gewesen,  dieselbe  im  Reichstage 
oder  auch  nur  in  der  Petitions- Kommission  desselben  zur  Be- 
rathuug  zu  bringen.  Nach  der  Meinung  des  Hrn.  Abgeordneten 
ist  im  übrigen  nur  eine  sehr  geringe  Aussiebt  vorhanden,  dass 
seitens  des  Reichstages  auf  die  vom  Verbände  geäusserten 
Wünsche  eingegangen  werden  wird:  abgesehen  von  sonstigen 
Gründen  werden  die  tinauziellen  Bedenken  einem  Erfolge  der 
Petition  entgegen  stehen. 

Hr.  Fritsch  bestätigt  nach  seinen  mündlich  mit  verschie- 
denen Abgeordneten  gepflogenen  Verhandlungen  diese  Ausfüh- 
rungen und  regt  die  Idee,  welche  bereits  früher  einmal  aufgefasst 
war,  event  durch  einen  grol'seu  Verein  für  die  Erhaltung  der  Bau- 
denkmale zu  wirken,  wieder  an. 

Hr.  Seidel  glaubt,  dass  unter  den  vorliegenden  Vcrhält- 
eine  Einwirkung  auf  die  Einzel-Regierungen  zn 


Hr.  Uhde  fuhrt  gute  Erfolge  an,  welche  der  Braunschweiger 
Verciu  durch  seine  Vorstellungen  bei  der  L'andes-Regierung  ge- 
habt hat;  ähnliche  Mittheilungen  über  Restauratiousbauten  macht 
Hr.  Richter:  auch  Hr.  Schlichtegroll  wünscht  eine  Ein- 
wirkung auf  die  Einzel-Regierungen. 

Hr.  Fritsch  hebt  dagegen  hervor,  dass  es  hei  der  Thätig- 
keit,  welche  von  der  Reichs  -Regierung  gewünscht  wird,  weniger 
auf  bestimmte  Restaurationsarlieiten  als  auf  die  allgemeine  Er- 
forschung der  Baudenkmale,  in  ähnlicher  Weise,  wie  dieses  in 
den  Nachbarländern  geschieht,  ankomme;  er  beantragt  daher, 
dass  die  Petition  zum  dritten  Male,  und  zwar  dieses  Mal  zu  An- 
fang der  nächsten  ordentlichen  Reichstags-Session,  dem  Reichstage 
eingereicht  wird. 

Der  Antrag  des  nni.  Fritsch  wird  angenommen;  ebenso 
der  Antrag  des  Hrn.  Seidel,  dass  die  Einzelvereine  sich  an  die 
betreffenden  Landes-Regienmgen  wenden  und  ihrerseits  für  Er- 
forschung und  Erhaltung  der  Baudenkmale  in  ihrem  Bezirke 
thiitig  sein  mögen. 

Hr.  A.  Kerler  schliefst  hieran  den  Wunsch,  dass  das  Ver- 
bandsorgan eine  spezielle  Darstellung  des  bisherigen  Ganges  der 
Angelegenheit  geben  möge. 

4.    Dauer  der  Eisen-Konstruktionen. 
Hr.  Dr.  Fri tusche  'Dresden)  referirt  über  die  Frage  der 
Dauer  der  Eisenkonstruktioiicn.     Es    sinil   Arbeiten  über  die 
Frage  seitens  des  Hamburger,  Berliner  und  Mittclrhein.  Vereins 
eingegangen. 

Der  Berliner  Verein  schlägt  Versuche  uach  zwei  Richtungen 
hin  vor;  zunächst  sollen  allgemein  Untersuchungen  an  Bauwer- 
ken, ausserdem  spezielle  wissenschaftliche  Untersuchungen  durch 
Fachtechniker  und  Gelehrte  vorgenommen  werden.  Der  Vorschlag 
des  Berichterstatters  im  Auschluss  hieran  geht  nun  dahin ,  dass 
seitens  des  Verbandes  nur  im  allgemeinen  Unterbuchungen 
angeregt  uud  dass  dieselben  auf  Träger  für  Eisen  hahn-Brücken 
beschrankt  werden;  von  Zeit  zu  Zeit  sollen  Prüfungen  der  blei- 
benden und  der  elastischen  Durchbiegung  nach  einem  gewissen 
Schema  aufgestellt  werden. 

Hr.  Buresch  regt  an,  die  Untersuchungen  ud)  auf  Wego- 
Brucken  auszudehnen. 

Hr.  Meyer  hält  eine  Sammlung  der  Resultate  der  ver- 
schiedenen Verwaltungen  durch  den  Verband  für  wünschenswerth. 

Hr.  Heule  wünscht,  dass  man  nicht  an  die  Verwaltungen, 
sondern  an  die  Verbands-Mitglieder  sich  wende,  da  die  letzteren 
in  der  Lage  sind,  als  Mitglied -r  der  Verwaltungen  in  dem  Sinne 
des  Verbandes  zu  wirken. 

Der  Antrag  des  Hrn.  Fritzsche,  dahin  gehend,  dass  die 
Aufforderung  zur  Untersuchung  der  Eisen- Konstruktionen  auf  die 
Untersuchung  eiserner  Brücken  beschränkt  und  ein  Schema  für 
die  Beobachtungen  zur  eventuellen  Benutzung  durch  die  be- 
treffenden Verwaltungen  aufgestellt  werde,  wird  angenommen. 

Es  sollen  die  Untersuchungen  indess  auch  auf  Wegebrücken 
ausgedehnt  werden. 

In  Betreff  der  Art  der  Mittheilung  an  die  Behörden  wird 
beschlossen,  dass  die  Aufforderung  bezw.  die  Kenntnissgabe  des 
Schemas  nur  durch  die  technischen  Zeitungen  erfolgen  soll; 
einem  Antrage  des  Hrn.  Köpke  entsprechend  wird  in  den  be- 
treffenden Mittheilungen  der  Wunsch  ausgesprochen  werden,  dass 
die  Behörden  von  den  durch  die  Proben  etwa  ermittelten  Schad- 
haftigkeiten und  Mangeln  dem  Verbände  Kenntniss  geben. 


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374 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


11.  September  1878 


Zur  Restauration  des  Kaiserhauses  in  Goslar.  Am 

Schlüsse  cüies  iu  No.  IK)  des  vorigen  Jahrgangs  der  Deutschen 
Bauzeitung  enthalteneu,  die  Kaiserhaus - Restauration  in  Goslar 
betreffenden  Aufsatze»  haben  wir  angeführt,  dass  die  gegebenen 
Erläuterungen  und  Berichtigungen  als  unsere  schliefslichen 
Aeufserungen  in  der  fraglichen  Sache  anzusehen  seien,  dass 
wir  also  auf  eine  Fortsetzung  der  bezüglichen  Verhandlungen 
nidit  eingehen  würden.  Dazu  ist  in  einer  Note  redaktioueseitig 
gesagt,  dass  man  glaube,  die  Akten  über  den  Fall  schliefsen  zu 
können,  und  nur  etwaigen  kurzen  that sachlichen  Berichtigungen 
in  dieser  Sache  noch  Baum  geben  werde. 

Dem  ohnerarhtet  hat  No.  ÜG  des  jetzigen  Jahrgangs  der 
Deutschen  Bauzeiluug  wiederum  einen  Aufsatz  gebracht,  welcher, 
keineswegs  iu  der  Kürze,  die  fragliche  Angelegenheit  noch- 
mals erörtert,  auf  \on  uns  schon  erläuterte  Thatsachen  zunick 
greift  und  über  die  Kaiserhaus- Restauration  entschieden  abfallige 
Urtheilc  ausspricht.  Unter  so  bewandten  Umstanden  glauben 
auch  wir  auf  die  Angelegenheit  wieder  zurück  kommen  zu  dürfen. 

Die  betreffenden  Aeufserungeu  in  No.  «6  d.  J.  stützen  sich 
auf  eiue  nur  kurze  Besichtigung  des  Hauses.  Sie  bezwecken 
hauptsächlich  eiue  Auswechselung  der  angeblich  schwächlichen 
Holzdecke  des  Reichssaales  durch  eine  dem  MaafsstaW  des 
Saales  entsprechende  Decke  mit  sichtbaren  Balken,  ferner  eine 
Umwandlung  der  alten  mittleren  Decken-Unterstützung  durch  Holz- 
pfeiler u.  s.  w.  in  eine  Unterstützung  durch  Stein-Säulen. 

Die  erste  Forderung  ist  uns  rein  unverständlich.  Die  Balken 
sind  sichtbar  uud  sie  zeigen  ansehnliche  Breiten-  und  Hohen- 
Maafse  von  bezw.  3"  und  20,5  ,ni;  die  Zwischenweite  enthalt  nur 
7&>nl.  —  Was  das  zweite  Verlangen  angeht,  so  haben  wir  bereits 
in  No.  90  v.  J.  erklärt,  dass  die  Holz-I'feiier  u.  s.  w.  (dem  Ende 
des  IT).  Jahrhunderts  augehörend)  als  stibn.ifsige  Unterstützungen 
beizubehalten  seien,  indem  ein  etwaiger  Ersatz  durch  Stein- 
Säulen  zu  einer  Phantasie  -  Schöpiung  lühreu  würde.  Solche 
Schöpfungen  sind  allerdings  im  Kaiserhause,  sowie  in  der  dazu 
gehörenden  Ulrici- Kapelle  hin  und  wieder,  und  zwar  da  unver- 
meidlich gewesen,  wo  das  früher  Vorhandene  verschwunden  und 
keine  Spur  davou  mehr  erkennbar  war.  Dahingegen  haben  vor- 
gefundene Baullieile,  insoweit  diesellieu  sich  nicht  gerade  zu  roh 
zeigten,  ihre  Geltung  vollständig  behalten,  zufolge  des  für  den 
qn.  Ilestuurationsbau  ursprünglich  aufgestellten,  von  anerkann- 
ten Sachverständigen  gut  geheifseneu,  in  Nn.  '.Hl  v.  J.  naher  be- 
sprochenen Grundsatzes,  dass  das  Bestehende,  abgesehen  vou 
barbarischen  Zugaben,  überall  geschont  werden  müsse.  Dieses 
I'rinzip  findet  aber  iu  No.  «(>  d.  J.  wenig  oder  gar  keine  Billi- 
gung. Zwar  können  wir  uns  kaum  darüber  wundern,  da  —  wie 
bereits  früher  von  uns  augedeutet  die  Meiuun  en  der  Men- 
schen, auch  die  der  .Nach-  und  Kunstverständigen,  ei 
verschieden  sind;  indessen  müssen  wir  darüber  erstaunen, 
in  so  scharfer  und  absprechender  Weise,  wie  geschehen,  geur- 
theilt  wird]  dass  lediglich  die  eigene  Ansicht  für  richtig  gehaben 
zu  werden  scheint  und  abweichende  Auffassungen,  obgleich  sie 
auf  sorgfaltiger  örtlicher  Untersuchung  und  eingehen- 
der PrQfnill,  aller  Umstände  beruhen,  ohne  woldverdiente 
Würdigung  bleiben. 

Freilich  lehrt  die  Erfahrung,  dass  die  Bauenden  zu  allen 
Zeiten  Angriffe  zu  erleiden  gehabt  haben,  wie  solches  mancherlei 
iiufsere  Iiischriften  au  alteren  und  neueren  Gebäuden  bekunden, 
zum  Beispiel  zwei  Sprüche  an  dem  alten,  später  restaurirten 
Rathhausc  zu  Wernigerode.  Der  eiste  derselben  lautet:  „Ein 
Jeder  betracht's.  der  Eiue  acht's,  der  Andere  verlacht's;  was 
macht's?"  und  der  zweite,  jüngere  besagt:  „Im  Jahre,  wo  dies 
Haus  ward  erneut,  gilt  noch  der  Spruch  aus  alter  Zeit." 

Wir  wollen  in  nähere  Berathung  ziehen,  ob  etwa  den  vor- 
stehenden ähnliche  Inschriften  auch  an  dem  Kaiserhause  zu 
Goslar  zweckmäßig  anzubringen  sein  mochten. 

Einige  bei  der  Kaisei  haus- Restauration  Bctheiligte. 

Nachschrift  der  Redaktion.  Es  hatte  keines  besonderen 
Appells  an  unser  (ierechtigkeits-Gcfühl  l>edurft,  um  uns  zur  Auf- 
nahme dieser  Erklärung  zu  bestimmen.  Gern  wollen  wir  dem 
Verfasser  derselben  das  wohllhueude  Bewußtsein  gönnen,  dass 
seine  Auffassung  von  anerkannten  Autoritäten  getheilt  und  nur 
von  denen  kritisirt  wird,  welche  nicht  im  Stande  sind,  sie  zu  be- 
greifen. Was  wir  im  einzelnen  zu  bemerken  haben,  beschränkt 
sich  auf  2  Punkte.  Wir  weisen  einmal  darauf  bin,  dass  der  iu 
unserem  voraus  gegangenen  Artikel  gebrauchte  Ausdruck  schwäch- 
liche Decke"  nach  den  wiederholten  näheren  Ausführungen  selbst- 
verständlich nicht  auf  das  Zentiinetennaafs  der  Balken,  sondern 
auf  den  durch  die  verha]Uiissm;ifsig  zu  feine  uud  Haue  Detailli- 
mng  hervor  gebrachten  schwachlicheu  Gesanimt-Eindnick  der 
Decke  im  Gegensätze  zu  der  (irol'se  des  Raums  und  dem  Maafs- 
Stab  der  Fenster-Architektur  zu  beziehen  war.  —  Wir  koiislatiren 
ferner,  dass  dasjenige  Moment,  welches  uns  einzig  und  allein  zur 
Wieder- Aufnahme  der  Angelegenheit  veranlasst  hat.  das  wir  des- 
halb au  die  Spitze  unserer  Erörterungen  gestellt  und  nachdrück- 
lich hervorgehoben  halten:  der  Eiiifluss,  welchen  die  beab- 
sichtigte Ausschmückung  des  Saals  mit  Bildern  auf 
das  I'rinzip  seiner  architektonischen  Restauration 
haben  musste  — -  in  der  vorstehenden  Entgegnung  einlach 
ignorirt  ist.  Es  sagt  diese  Thatsache  wohl  mehr,  als  wir  iu 
eingehendster  Ausführung  zu  sagen  vermöchten.  — 


Die  Bazin'sche  Gesohwindigkeitsforael  im  DL  Bande 
den  „Handbuchs  der  Ingenieurwissensohoften",  herausge- 
geben von  Heusinger,  Franzius  und  Sonne. 

Hr.  Eisenbahnbaumeister  Wolf  f  veröffentlicht  in  Nr.  70  der 
rD.  Bztg."  einen  Aufsatz,  in  welchem  IS.  85b,  linkt  oben)  be- 
hauptet wird,  „dass  die  Bazin'sche  Geschwindigkcitsformel  in 
dem  betreffenden  Kapitel  des  lleusi  n geloschen  Handbuchs 
der  lugenieurwissenschaftun  nicht  gefunden  werde." 

Unter  dem  „betr."  Kapitel  kann  wohl  nur  das  von  mir 
bearbeitete  5.  Kapitel  verstanden  werden,  u.  zw.  die  Abtheilung  B 
desselben,  welche:  , Bewegung  des  Wassers  iu  Flüssen  und 
Strömen44  betitelt  ist. 

Dass  in  diesem  Kapitel  die  Ha/,  in 'sehe  Geschwindigkeits- 
formel  nicht  vorgeführt  wird,  ist  vollständig  unrichtig. 
Vielmehr  ist  die  Formel  auf  S.  818— 900  aufgenommen,  ihre 
Entstehung  skizzirt  und  eine  Kritik  derselben  hinzu  gefügt 
Ferner  hatte  Hr.  Wolff  auch  „finden"  können,  dass  für  offene 
Leitungen  oder  Kanäle  auf  S.  K4  desselben  Handbuchs  die 
Bazin'sche  Formel  empfohlen  wird,  und  ebenso  konnte  auf 
S.  2IU  noch  die  folgende  Bemerkung  .gefunden"  werden:  „Da 
die  neue  Formel  (von  Ganguillet  uud  Kutter)  für  R  < » 
mit  der  Bazin'schen  Formel  überein  stimmt,  so  lasst  sich 
dings  für  die  gewöhnlichen  Falle  erstere  durch  letztere 
—  Ks  ist  mir  hiernach  „unerfindlich",  dass  in  dei 
Handbuch  die  Bazin'sche  Geschwiudigkeitsformel  von  Ilm  Wolff 
nicht  hat  „gefunden"  werden  können. 

Darmstadt,  am  1.  September  1878. 

Professor  Dr.  Ed.  Schmitt 

In  der  Berliner  Bau-Ausstellung  sind  bis  zum  7.  September 
er.  neu  hinzu  getreten:  Ferd.  Thielemann.  Adler  von  Zinkblech 
bronzirt;  Ferd.  Vogts  &  Co.,  l'feilerverkleidung  mit  Verdachung; 
eiue  Flügelthür  mit  Verdachung;  ein  Fauteuil;  ein  Speisetisch 
vou  italienisch  Nussbaum;  —  Herrn.  Gladenbeck,  Bronzen;  — 
W.  Böhme,  1  Silberschrank  und  6  Sessel  im  byzantinisch-italie- 
nischem Stil,  eichen  geschnitzt. ;  —  B.  Baltzer  4  Sohn,  2  Leuchter, 
cuivre  poli.   

Brief-  und  Fragekasten. 

Hrn.  H.  in  S.  Bezugsquellen  von  weifsem  Zement  finden  Sie 
angegeben  S.  270  Jahrg.  1876  und  S.  3o2  Jahrg.  1870  dies.  Bl. 
Ihre  andere  Frage,  welche  lautet:  „Giebt  es  einen  Kitt,  welcher 
sich  zum  Verkitten  von  Thonwerkstücken  (Terrakotten),  d.  h.  zum 
Ausbessern  \un  Rissen  uud  Beschädigungen  etc.  eignet?  Der 
Kitt  muss  so  beschaffen  sein,  dass  er  sich  mit  verschiedenen 
Farben  versetzen  lässt  und  hierdurch  weder  an  Plastizität,  die 
für  die  Verarbeitung  Bedingung,  noch  an  Haltbarkeit  und  Festig- 
keit verliert*  übergeben  wir,  mit  Beifügung  entsprechender  Bitte, 
unserem  Leserkreise. 

Hrn.  S.  iu  D.  Bei  Anwendung  einer  sehr  grofsen  Sorgfalt 
in  der  Ausfuhrung  kaun  es  gelingen,  einen  Keller,  dessen  Sohle 
etwa  tio ,m  tief  in  Grundwasser  liegt,  durch  Herstellung  eines 
Wandputzes  und  eines  Estrichs  aus  Zement  wasserdicht  zu  machen; 
die  dazu  uoihige  Verfabrungsweise  etc.  an  dieser  Stelle  anzugeben, 
würde  zu  weit  führen.  Sicherer  als  das  angegebene  Mittel  und 
anderweit«  ähnliche  wirkt  eine  Entwässerung  der  Umgebung 
des  Kellers. 

Hrn.  B.  in  G.  Aebnlir.h  lautende  Zeitungs- Nachrichten  sind 
wie  Ihnen  auch  uns  s.  Z.  zu  Gesicht  gekommen:  wir  haben  aber 
an  der  hiesigen  Friedrichsbrfleke  das  fragliche  Pflaster  nicht  auf- 
finden, wie  ebenso  weuig  erfahren  können,  ob  der  verbreiteten 
Zeitungs -Nachricht,  wonach  in  Birkenwerder  eine  Fabrik  künst- 
licher Pflastersteine  errichtet  weideu  sollte,  reelle  Thatsacheu  zu 
Grunde  lagen  oder  nicht. 

Hrn.  A.  iu  R.  Fast  jede  Eisengießerei  wird  Ihnen  auch 
gusBeiberoe  Rohren  zu  Dachableitiingen  liefern.  Die  Namhaft- 
machung  betr.  Fabriken  müssen  wir  um  so  mehr  ablehnen,  als 
sowohl  der  Inseraten  -  ih.  il  uns.  Bl.  als  auch  die  Beigabe  zum 
Deutsch.  Baukaieuder  betr.  Angaben  enthalten. 

Hrn.  A.  J.  in  Br.  In  erster  Linie  dürfte  der  Gipszusatz  zum 
Mörtel,  in  zweiter  die  ungahre  Beschaffenheit  der  Ziegel  es  sein, 
die  zu  der  Absonderung  von  Krystailen  auf  den  Waudiiächeu,  zu 
Feuchtigkeit  uud  dumpfem  Geruch  den  eirund  bildet;  Näheres 
hierzu  würden  Sie  im  Jahrg.  1873  S  266  ff.  nachlesen  können. 
Vermuthlich  wird  das  Vorblenden  einer  Stein  starken  Mauer 
mit  Luftschicht  nothig  sein;  es  möchte  aber  auch  die  Anweudung 
des  in  No.  59  er.  dies.  Bl.  besprochenen  Mittels  sich  empfehlen. 

Hrn.'.  in  P.  Was  uns  bisher  vou  Gebäuden  aus  Pappe 
zu  Gesicht  gekommen  ist,  haben  wir  vorwiegend  als  amerikanischen 
Humhog  betrachten  müssen;  wir  sind  daher  nicht  in  der  Lage,  Ihnen 
über  .Haltbarkeit  und  Brauchbarkeit"  Mitteilungen  zu  machen. 

Aufrage.  An  Stelle  von  C'bainottc  bei  Feuerungen  ist  Lehm 
mit  Syrop  vennengt  augewendet  worden.  Mit  welchem  Erfolg, 
in  welchem  Mischlings-  Verhiltuiss  uud  mit  welcher  Behandlung, 
event.  wo  ist  darüber  etwas  zu  lesen? 

Hru.  E.  iu  ('.    Der  Titze'sche  Distauzuiesscr  ist  uns  bis  jetat 


Hrn.  A.  R.  iu  D.  Auch  uns  ist  es  bereits  auffällig  gewesen, 
dass  bis  jeut  über  die  Preisertheilung  in  der  Königsberger  l'regel- 
Brückcu- Konkurrenz  nichts  verlautet  hat,  nachdem  seit  dem  Kin- 
reichungs- Termin  der  Entwürfe  bis  heute  nicht  weniger  als  drei 
Mnnate  verstrichen  sind. 


>■  .  i, 


;  vou  C.rl  U.elit«  in  IlcrUn. 


K.  K  O.  Frlticb,  Itolio.    l>ru<k :  W.  II»,..,  H.lbu.  bürur k,r.l. 


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Nt\  74. 


DEUTSCHE  BAÜZEITUNG. 


375 


—  Mlttbr Uungcu  im  Vereisen: 
Verraiachtei:  H»W««liati|K  h)dr«ullarhe  Kipp 
litterttur.  —  Brief-  und  Krugi-kuten. 


—  Au»  der  Fach- 


Verband  deutscher  Architekten-  und  Ingenieur -Vereine. 

Protokoll  der  7.  Abgeordneten -Versammlung  zu  Dresden. 

Zweite  Sitzimg:  Sonnabend,  den  31.  August  1878. 

Die  Sitzung  wird  um  9  Uhr  von  dem  Vorsitzenden  Uro.  Funk  Arbeiten  eingegangen.    Her  llr. 

eröffnet  Außer  den  gestern  anwesenden  Abgeordneten  ist  heute  der  Inhalt  der  bereits  im  vorigen  Jahre 

Hr.  Scharowsky,  Mitglied  des  Sächsischen  Arch.-  n.  Ing.-Vereins,  der  t'oburger  Abgeordneten 

erschienen.  habe,  die  Hrn.  Blankenstein,  Bargum 

Das  Protokoll  der  gestrigen  Sitzung  wird  verlesen  und  mit  einer  Erläuterung  der  Fragestellung  zu  bei 
einigen  Abänderungen  genehmigt 

Als  erster  Gegenstand  kommt  Punkt  20  der  Tagesordnung: 
Antrag  des  Vororts:    „Der  Verband  Deutscher  Arch. - 
u.  lng. -Vereine  wolle  sich  mit  der  Aufstellung 
von  Normalprofilen  für  Walzeisen  befassen" 
zur  Verhandlung. 

Hr.  Scharowsky  referirt  üb<T  die  von  ihm  aufgestellten 
Vorschlüge  und  Ober  die  für  diesen  Zweck  ausgeführten  Vor- 
arbeiten, deren  Resultat  auf  einer  Ansaht  von  Zeicnnungsblättern 
zusammen  gestellt  worden  ist  Der  Hr.  Referent  hat  seine  Vor- 
ca.  150  Bau -Verwaltungen  und  einzelnen  Fachmannern 

Ab- 
er- 
Ant- 


11 

itsdTnvit 
Diese  Kr- 


£iiauujiiit 

schlAge  i 

mit  der  Bitte  um  Abgabe  von  Meinungs-Aeufserungen  und  1 
ändernngs-Vorschlägen  mitgetheilt  und  hierauf  81  Antworten 
halten,  deren  Inhalt  auszugsweise  mitgetheilt  wird.    Diese  A 


fast  ohne  Ausnahme  die  Zweckmäßigkeit  der 
Vorlage  an.  Einige  Abänderung* -Vorschläge  haben  bei  weiterer 
Bearbeitung  des  Gegenstandes  bereits  berücksichtigt  werden 
können. 

Der  Hr.  Referent  schlagt  vor,  bei  der  Berathung  dieser  Frage 
mit  dem  Verein  Deutscher  Ingenieure,  welcher  bereits  in  seiner 
in  den  nächsten  Tagen  stattfindenden  General-Versammlung  Aber 
diesen  Gegenstand  verbandeln  wird,  in  Verbindung  zu  treten. 

Hr.  Heinzerling  erkennt  die  Sorgfalt,  mit  welcher  die 
Vorarbeiten  ausgeführt  worden  seien,  an,  hält  jedoch  eine  grund- 
liche Revision  der  Vorschläge  für  nothwendig,  wobei  er  insbeson- 
dere einige  von  Mitgliedern  des  Aachener  Vereins  erhobene  Be- 
denken gegen  die  Zweckmäßigkeit  der  vorgeschlagenen  J  Profile 
hervor  hebt  Redner  befürwortet  den  Antrag  des  Vorortes  und 
erweitert  denselben  dahin,  das*  dem  Vereine  Deutscher  Ingenieure 
von  dem  Verbände  vorgeschlagen  werden  möge,  für  diesen  Zweck 
eine  gemeinschaftliche  Kommission  zu  ernennen. 

Hr.  Keck  spricht  die  Ansicht  aus,  dass  es  Sache  der  Pro- 
duzenten sei,  Normalprofile  zu  vereinbaren,  und  dass  man  ali- 
warten müsse,  ob  dieselben  hierzu  den  Beirath  der  Bautechniker 


Hangen 
Die  I 


Heinzerling  und  Scharowsky  halten  dagegen 
!  Vereinbarung  der  Produzenten  für  sehr  unwahr- 
end  die  letzteren  den  vereinbarten  Vorschlagen 
schniker-Vereine  unzweifelhaft  sich  fügen  würden. 
Hr.  Schmick  befürchtet,  dass  die  Annahme  von  Normai- 
profilen  in  unerwünschter  Weise  die  fernere  Entwickelung  der 
Eisen  -  Konstruktionen  hemmen  könne,  und  hält  die  mit  etwaigen 
in  der  Wahl  solcher  l'rofile  verbundenen  Kachtheile 
als  den  erreichbaren  Nutzen.  Er  erinnert  bcispiels- 
den  sehr  unvollkommenen  Erfolg,  welchen  die  Auf- 
von  Normalien  für  gnsseiserne  Bohren  bislang  gehabt  hat 
Die  Hrn.  Fnnk  und  Kopeke  betonen  dagegen  die  grofsen 
Vortheile,  welche  den  Bauverwaltnngen  ans  dem  leichteren  Bezug 
der  wichtigsten  Eisensorten  in  Form  von  Zeit-  und  Arbeits- 
Ersparniss  erwachsen  werden. 

Hr.  Meyer  hält  es  für  wünschenswerth,  zu  den  Kommissions- 
Berathungen  auch  Hüttenleute  •  etwa  eine  Vertretung  des  Ver- 
eins für  Eiseuhüttenwesen  —  hinzu  zu  ziehen. 

Hiergegen  führt  Hr.  Heinzerling  an,  dass  Hütten  -  Fach- 
männer in  großer  Anzahl  dem  Verein  Deutscher  Ingenieure  als 
Mitglieder  angehören  und  daher  ohne  Zweifel  in  der  Kommission 
jenes  Vereins  eine  angemessene  Vertretung  finden  werden. 

Nach  Schluss  der  Debatte  wird  der  Antrag  des  Hrn. 
Heinzerling  mit  allen  gegen  9  Stimmen  angenommen.  Es 
wird  beschlossen,  dass  die  Kommission  des  Verbandes  aus  fünf 
Mitgliedern  bestehen,  jedoch  autorisirt  werden  soll,  durch  Koopta- 
tion sich  zu  verstärken. 

Durch  Zettel -Abstimmung  werden  die  Hm.  Scharowsk 
Heinserling,  Winkler,  Gerber  und  Engesser 
gliedern  der  Kommission  ernannt 
Der  Verein  Deutscher  Ingenie 
sofort  in  Kenntniss  gesetzt  werden.   Für  den  unwahrscheinliche 
Fall,  dass  der  genannte  Verein  die 
ablehnen  sollte,  wird  auf  Antrag 
Kommission  beauftragt,  selbständi 

Es  wird  sodann  zu  der  Verhandlung  über  den  Punkt  6  _ 
Tagesordnung: 

Statistik  des  Bauwesens 

übergegangen.  lieber  diesen  Gegenstand  ist,  wie  der  Referent 
Hr.  Fritscb  mittheilt,  eine  grofse  Anzahl  sehr  gehaltvoller 


ist  in  No.  92  der  Deutschen 
licht  worden.    In  Folge  dessen  sind  9  weitere  Antworten  einge- 
gangen, so  dass  gegenwärtig  20  Arbeiten  vorliegen. 

Säuimlliche  Antworten  bejahen  die  Nützlichkeit  einer  Statistik 
des  Bauwesens  und  halten  eine  Ausdehnung  derselben  auf  alle 
Gebiete  des  Bauwesens  für  wünschenswerth.  Aus  praktischen 
Gründen  wird  jedoch  von  den  meisten  Vereinen  empfohlen,  vor- 
läufig auf  einige  Gebiete,  insbesondere  auf  das  öffentliche 
Bauwesen,  die  Statistik  zu  beschränken. 

Ueber  bereits  vorhandene  Vorarbeiten  haben  nur  der 
Bayerische  Arch.-  n.  Ing.- Verein  und  der  Arch.- Verein  zu  Dres- 
den ausführliche  Mittheilungeu  gegeben:  es  steht  jedoch  zu 
hoffen,  dass  in  der  Folge  noch  weiteres  Material  zur  Mitteilung 
gelangen  wird. 

In  Betreff  der  Frage :  Von  wem  ist  die  Statistik  zu  erheben? 
ist  die  überwiegende  Mehrheit  der  Vereine  der  Ansicht,  dass  eine 
so  umfangreiche  Arbeit  nur  unter  Autorität  und  auf  Kosten  des 
Staats  ausgeführt  werden  könne.  Als  geeignetsten  Schritt  zur 
Förderung  der  Sache  wird  in  allen  Antworten  die  Ausarbeitung 
einer  Denkschrift  bezeichnet  Der  Hr.  Referent  stellt  daher  zu- 
gleich im  Namen  der  Hrn.  Korreferenten  den  folgenden  Antrag: 

Die  Abgeordneten  -  Versammlung  des  Verbandes  wolle  be- 
schliessen : 

1)  Die  Einführung  und  Ausbildung  einer  Statistik  des 
Bauwesens  erscheint  nothwendig  ebensowohl  im  Interesse  klarer 
Erkenntnis*  der  Staats-  und  volkswirthscbaftlichen  Be- 
ziehungen des  Bauwesens  wie  für  fachwissenschaftlichc 
Zwecke,  zur  Gewinnung  zuverlässiger  Erfahrungs-Resultate. 

2)  Statistische  Ermittelungen  werden  sich  für  das  gesammte 
Bauwesen,  also  für  Hochbau,  Wasserbau,  Wege-  und  Eisen- 
bahnbau, nützlich  erweisen.  Es  erscheint  jedoch  zweckmässig,  sie 
in  diesem  Gesammtumfangc  erst  nach  und  nach  eintreten  zu 
lassen  und  sich  vorläufig  auf  bestimmte  Einzelgebiete  zu  be- 
schränken. In  erster  Reihe  empfehlen  sich  nach  Ansicht  des 
Verbandes : 

a)  Eine  Inventarisation  des  Bestandes  an  Bauwerken 
und  im  Anschluss  an  dieselbe  eine  regelmäßig  fort  zu 
führende  Statistik  der  Neubauten. 

b)  Eine  Statistik  der  Baukosten  in  ihrer  Beziehung  zu 
dem  Material,  der  Disposition  und  der  Konstruktion 
der  Bauten. 

c)  Eine  Statistik  des  Verhaltens  der  Baumaterialien  und 
üaukonstruktionen. 

3)  Die  Einleitung  und  Durchführung  einer  Statistik  des 
Bauwesens  kann  nur  erfolgen  im  Einvernehmen  der  Bau- 
techniker mit  den  Fach-Statistikern,  unter  der  Leitung 
der  letzteren,  sowie  unter  Autorität  und  auf  Kosten  des 
Staates.  Es  ist  erwünscht,  dass  die  organisatorischen  Bestim- 
mungen, auf  Grund  deren  eine  Statistik  des  Bauwesens  in  Angriff 
genommen  wird,  für  ganz  Deutschland  einheitliche  seien. 

4)  Der  Verband  beauftragt  eine  Kommission,  nach  Ver- 
ständigung mit  einem  oder  mehren  hervor  ragenden  Fach-Sta- 
tistikern, eine  Denkschrift  auszuarbeiten,  in  welcher  der 
Zweck  und  Nutzen  einer  Statistik  des  Bauwesens  eingehend 
dargelegt,  das  vorhandene,  für  eine  solche  Statistik  nutzbar  zu 
machende  Material  aufgezählt  und  die  Mittel  und  Wege,  welche 
zur  Einleitung  der  erforderlichen  Maafsregeln  sich  darbieten, 
erörtert  werden. 

5)  Der  Vorstand  des  Verbandes  übernimmt  es,  diese  Denk- 
schrift den  Reichsbehörden,  den  Regierungen  und  Landesver- 
tretungen der  einzelnen  deutschen  Staaten,  sowie  dem  internationalen 
statistischen  Kougress  zu  überreichen  und  bei  diesen  Stellen  die 
zur  Einleitung  einer  Statistik  des  Bauwesens  nöthigen  Schritte 
zu  beantragen,  indem  er  zugleich  die  Mitwirkung  des  Verbandes 
und  seiner  Einzelvereine  bei  den 
Verfügung  stellt 

Dieser  Antrag  wird  zum  Beschluss  erhoben  und  mit  der  Ab- 
fassung der  Denkschrift  der  Arcb.-Verein  in  Berlin,  der  Bayerische 
und  der  Hamburger  Arch.-  u.  Ing. -Verein  beauftragt.  — 

Hr.  Richter  macht  auf  die  Wichtigkeit  der  Wohnungs- 
Statistik  aufmerksam  und  überreicht  als  weiteres  Material  für 
die  Arbeiten  der  Kommission  ein  Heft  der  Mittheilungen  des 
statistischen  Bureaus  der  Stadt  Dresden,  welches  seit  dem  Jahre 
1875  mit  diesem  Gegenstande  sich  beschäftigt 

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376 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


14.  September  1878 


15.  Stellung  technischer  Sachverständiger. 
Hr.  Bargum  berichtet  zunächst  «her  den  bisherigen  histo- 
rischen Verlauf  der  Angelegenheit    (Vergl.  Protokolle  der  Müu- 
cheuer  und  Coburger  Dclegirten- Versammlung.) 

Es  sind  danach  sowohl  bei  den  Reirhs-  Justiz  -Gesetzen  als 
der  Gebührenordnung  im  wesentlichen  die  Wünsche  des  Ver- 
bandes berücksichtigt,  so  dass  die  Angelegenheit  als  zum  Ab- 
schlüsse gebracht  anzusehen  ist. 

Hr.  Barg  um  beantragt  die  Veröffentlichung  einer  Deuk- 
in  welcher  die  gewonnenen  Resultate  zusammen  gestellt 
aollen,  um  den  als  Sachverständigen  fungirenden  Tech- 
eine Anleitung  an  die  Hand  zu  gpben.  Die  Versammlung 
bese-Miefst  dem  entsprechend.  Die  Publikation  der  vom  Ham- 
burger Verein  zu  bearbeitenden  Denkschrift  wird  durch  die 
Raiueitung  erfolgen. 

16.  I>  ruck  h  ohen- Verluste  in  Köhren. 
Hr.  Bargum  berichtet  fOr  den  Hamburger  Verein,  dass  die 
den  Gegenstand  in  Aussicht  genommene  l>eukschrift  im 
Oktober  d.  J.  erscheinen  wird. 

Hr.  Baumgartner  stellt  noch  Resultate  von  augenblicklich 
in  Württemberg  angestellten  ausgedehnten  Versuchen  in  Aussicht, 
welche  bei  der  Denkschrift  Berücksichtigung  linden  sollen,  Hr. 
Ruresch  ebenso  die  Resultate  von  Versuchen,  welche  bei 
Wilhelmshaven  angestellt  sind. 

Die  Vereine  von  Württemberg  und  Oldenburg  werden  den 
Hamburger  Verein  benachrichtigen,  bis  wann  die  Resultate  der 
betreffenden  Versuche  mitgetheilt  werden  können. 

17.  Prüfung*- Anstalten  und  Versncbs-Slationen  für 
Baumaterialien. 

Hr.  Hollstein  berichtet,  wie  ein  Erfolg  der  Verbands-Be- 
strebungen  dadurch  erreicht  ist,  dass  in  Sachsen  eine  Versuchs- 
station in  Chemnitz  mit  einem  Kapitale  von  12000  ,/t  dotirt  ist. 

Hr.  Rargum  führt  an,  dass  in  Hamburg  eine  Kombination 
der  Versuchsstation  mit  der  dortigen  Münze  beabsichtigt  wird. 

Hr.  Kerl  er  macht  Mittheilnngen  Uber  Regierung« -  Vorlagen 
in  derselben  Angelegenheit  im  Badischen  Landtage,  welche  leider 
bisher  nicht  zur  Annahme  gekommen  sind. 

Die  übrigen  Vereine  werden  gemäß  Beschluss  der  Versamm- 
lung durch  dieses  Protokoll  ersucht,  ihrerseits  dem  Vororte  eben- 
falls Mittheilnngen  über  das  bisher  im  Vereinsgebiet  Geschehene 
bis  zur  nächsten  Delegirten- Versammlung  zu  machen. 

18.  Transport-Methoden  der  Kanalschiffahrt. 

Der  Berliner  Verein,  für  welchen  Hr.  Meyer  referirt,  be- 
antragt, dass  eine  Veröffentlichung  des  bisher  gewonnenen  Materials 
in  Rücksicht  auf  die  geringe  Zahl  der  eingegangenen  Arbeiten 
nicht  erfolgt  und  die  Angelegenheit  vorläufig  als  erledigt 
•  wird.    Die  Versammlung  ist  hiermit  einv- 


19.  Besprechung  über  eine  Anregung  des  Bayerischen 
Vereins,  die  bisherige  aweij  ährige  Verwaltungsperiode 
in  eine  dreijährige  su  verwandeln. 
Hr.  Seidel  erinnert  daran,  dass  bereits  bei  mehren  Ge- 
legenheiten ein  Ausfall  der  General-Versammlungen  nach  einer 
zweijährigen  Periode  in  Anregung  gebracht  ist,  weil  irgend 
welche  vorliegenden  besonderen  Verhältnisse  dies  wünschenswerth 
erscheinen  lieben.  Aber  auch  abgesehen  davon  ist  eine  zwei- 
jährige Verwaltungs-Periode  eine  reichlich  kurze;  auch  die  Wander- 
werden wahrscheinlich  besser  besucht  werden, 
alle  drei  Jahre  wiederkehren.  Aus  diesen 
gt  der  Bäuerische  Verein  eine  Verlängerung  der 
de  auf  3  Jahre. 
Hr.  Fritsch  äuftert  sich  gegen  den  Antrag;  kleinere  Ver- 
sammlungen sind  nach  seiner  Meinung  häufig  genussreieber  uud 
fruchtbringender  als  gröfsere;  auch  wird  die  Last  für  den  als 
Vorort  fungirenden  Verein  eine  zu  grolse;  häufiger  Wechsel  der 
Verwaltung  aber  ist  wünschenswerth,  um  das  Vereinsleben  frisch 
zu  erhalten.  — 

In  gleichem  Sinne  änfsern  sich  die  Herren  Buresch  und 
Funk. 

Es  wird  darauf  der  Antrag  des 


21.  Antragdes  Vororts,  auch  in  dern&chsten  Geschäfts- 
Periode  den  Einzel- Vereinen  die  Einreichung  von  Ge- 
schäfts-Berichten am  1.  Januar  und  1.  April  jedes 
Jahres  sur  Pflicht  zu  machen. 
Die  Versammlung  erklärt  sich  hiermit  einverstanden. 

22.  Wahl  dei  Vororts  für  die  nächste  Gcschäfts- 
Periode. 

Hr.  Henle  regt  an,  in  welcher  Weise  etwa  dem  Vororte  die 
Geschäfte  für  die  General-Versammlungen  erleichtert  werden  können. 

Hr.  Fritsch  erwiedert,  dass  die  Herausgabe  eines  Werkes 
bei  Gelegenheit  der  Versammlung  bei  kleineren  Vereinen  bezw. 
Versammlungsorten  vermieden  werden  kann;  auch  die  Kosten 
für  Dekoration  der  lokale  etc.  können  bedeutend  verringert  werden. 

Der  Herr  Vorsitzende  und  nerr  II  oll  stein  änfsern  sich  in 
gleichem  Sinne;  letzterer  hebt  auch  di 
Stellung  hervor. 

[>rurkl>hl«r  -Btrll  MIR««».    8.  «3,  8p.  I,  Z.  IC  V.  II.  int  tu  l«m; 


Die  Versammlung  ist  mit  i 
des  Apparat*  der  General- Versammlungen  einverstanden. 

Als  Vorort  für  die  mürbste  Geschafu-Periode  werden  Stuttgart 
und  Köln  vorgeschlagen. 

Hr.  Funk  hebt  hervor,  dass  Köln  nach  den  vorliegenden 
Verhaltnissen  für  eine  Wandcrversammliing  nicht  geeignet  sein 
wird  und  dass,  falls  Köln  als  Vorort  gewählt  werden  sollt*, 
die  Wander- Versammlung  ein  anderer  Ort  bestimmt 


jedenfalls  für 
werden  möge. 

Zum  Vorort  wird  darauf  der  Niederrheinische  Verein  su 
Köln  gewählt;  für  die  Wander- Versammlung  soll  ein  Ort  im  Be- 
zirke des  Mittelrheinischen  Vereins  gewählt  werden,  vorbehaltlich 
weiterer  Feststellung  desselben  durch  diesen  Verein. 

Als  Ort  der  nächsten  Delegirten -Versammlung  wird  Hei- 
delberg gewählt. 

Hr.  Buresch  berichtet  über  die  Revision  des  Rechnungs- 
Ahschlusses;  dieselbe  hat  zu  Ausstellungen  keiue  Veranlassung 
gegeben.  Die  Summe  der  Einnahmen  beträgt  danach  bis  zum 
22.  August  VMtW.ll  II  v>.  der  Ausgaben  4204  .//.  8  t^;  woraus 
ein  Kassenstand  von  "V.t  .//,  3C>  \\  sich  ergiebt. 

Aufserdem  sind  KMi .//.  in  4prozeutiger  konsolidirter  preußi- 
scher Rente  vorhanden. 

Ferner  erfolgt  die  Genehmigung  des  Budget  -  Entwurfs  für 
die  Jahre  1878  und  187a  wie  folgt: 

Budget  auf  die  Jahre  1K78  und  187». 


Einnahme 

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Ilrarklt-Wtfll    ftir  ImWlinr- 

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b-n,  l'r.-t.A.dl«-  Hr.  uf 

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lür  rV^irpuru!  ilrr  Ver- 
1  Ati.l.  -  .•VliTUri-a»  -  Ur- 
KfeMl   *"l  2   Jahr.  A 

»l<--m  für  •„'  IMricirtra-YeT- 

mmutnam  »  H  it.  . 

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KuiJs  <     H'-tlrlniUrf  r*«I>. 
Rr.ll.r-,!-».!  idt  1IWU  . 

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TM 

Saida  .  . 

Saida  .  . 

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Von  der  Versammlung  werden  darauf  folgende  Fragen  für 
die  Bearbeitung  der  Einzel- Vereine  im  laufenden  Jahre  fest  gestellt : 
1}  Auf  Antrag  des  Hrn.  Kyllmann: 

Wie  haben  sich  im  Gebiete  der  einzelnen  Vereine  die 
Grundsätze  für  das  Verfahren  bei  öffentlichen  Konkurrenzen 
bewährt,  und  in  wie  weit  hat  sich  ein  Bedürfuias  zur  Ab- 
änderung oder  Ergänzung  dieser  Grundsätze  heraus  gestellt  V 
Referent:  Architekten-Verein  zu  Berlin. 
Korreferent:  Arth.-  u.  Ing.- Verein  zu 

2)  Nach  Antrag  des  Hrn.  Heinzcrling: 
Welche  Mittel  und  Wege  sind  geeignet,  der  Einführung 
des  Eisens  in  dem  Hochbau  mehr  Eingang  su  verschaffen  V 

Referent:  Arch.-  u.  Ing -Verein  m  Köln. 
Korreferent:  Arch.-  u.  Ing.- Verein  zu  Bremen. 

3)  Nach  Antrag  des  Hrn.  Schwering: 

Was  für  Erfahrungen  sind  im  Vereins-Gebiete  mit  Beton- 
Rauten  im  Hochbau  und  im  Ingenieurwesen  bisher  gemacht? 
Wie  stellen  sich  die  Kosten  der  Herstellung  und  Unter- 
haltung von  Beton  -  Bauten  gegenüber  sonstigen  Bau- Aus- 
führungen? 

Referent:  Arch.-  u.  Ing. -Verein  zu  Hannover. 
Korreferent:  Verein  für  Baukunde  zu  Stuttgart 

4)  Nach  Antrag  des  Hamburger  Vereins: 

Ist  die  in  Anregung  gebrachte  Ausdehnung  des  Haftpflicht- 
Gesetzes  vom  7.  Juni  1871  auf  das  Baugewerbe  wünschens- 
werth oder  gar  nothwendig;  und  wenn,  wie  ist  die  Haft- 
pflicht der  Architekten  und  Ingenieure  klar  zu  stellen? 
(Vergl.  Mittheilungen  des  Vororts  an  die  Eintel -Vereine  vom 
1.  August  1878,  S.  13.) 

Referent:  Dresdener  Arch. -Verein. 
Korreferent:  Bayerischer  Arch.-  u.  Ing.-Verein. 

5)  Auf  Antrag  des  Hrn.  Funk: 

Welches  sind  die  Gründe  dafür,  dass  die  Architekten  und 
Ingenieure  in  Deutschland  in  den  politischen  Körperschaften 
bisher  so  schwach  vertreten  sind,  und  ist  es  wünschena- 
werth,  event  welche  Mittel  sind  geeignet,  dieses  Verhält- 
nis* mit  der  Zeit  wo  möglich  zu  ändern? 
Referent:  Badischer  Techniker- Verein. 
Korreferent:  Arch.- u.  Ing.- Verein  für  die  Provinz  Sachsen. 
Die  Beantwortung  der  Fragen  seitens  der  Einzel -Vereine 
soll  bis  zum  1.  März  187»  erfolgen. 

Nachdem  hierauf  der  Dank  der  Versammlung  dem  Vorsitzen- 
den für  die  Leitung  der  Geschäfte  ausgesprochen  ist.  wird  die 
Abgeordneten-Versammlung  geschlossen. 

A.  Funk.     Schwering.  Mohr. 

I  Kilo  pro  qrm  »Utt  I  Kllogr. 


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H:  74. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


377 


Die  III.  General-Versammlung  des  Verbandes  deutscher  Architekten-  und  Ingenieur-Vereine  zu  Dresden 


vom  1.  -  5.  September  1878. 


Durch  die  iti  München  vollzogene  Wahl  des  Sächsischen 
Ingenieur-  und  Architekten-Vereins  zum  Vorort  für  die  dritte 
Verwaltungs-Periode  des  Verbandes  war  die  sächsische  Haupt- 
stadt, welche  bereits  im  Jahre  1854  ilirc  Pforten  der  'J. 
Wandcrvci  Sammlung  deutscher  Arch.  u.  Ing.  gastlich  geöffnet 
hatte,  wiederum  zum  Schauplätze  einer  Versammlung  unserer 
Hcrufsgenossen,  der  dritten  General -Versammlung 
unseres  Verbandes,  bestimmt  worden. 

So  weit  es  um  die  Stadt  und  ihre  Umgebung  als  den 
Hintergrund  dieser  festlichen  Vereinigung  sich  handelte  und 
so  weit  die  Leistungen  in  Frage  kommen,  welche  von  dem  aus 
Mitgliedern  des  Sächsischen  lng.-  u.  Arch.- Vereins  sowie  des 
Dresdener  Architekten  -  Vereins  zusammen  gesetzten  Lokal- 
Komite  im  Interesse  der  Gaste  entwickelt  worden  sind,  hat 
sich  diese  Wald  aufs  glücklichste  bewährt.  Wenn  Dresden 
in  seinen  Bauwerken  und  Samiidungen,  an  künstlerischen  und 
ens  Würdigkeiten ,  wenn  seiue  Umgebung  an 
Schönheiten  so  reich  ist,  wie  irgend  eine 
andere  deutsche  Stadt,  so  kann  sich  ebenso  die  liebenswürdige 
nnd  sympathische  Aufnahme,  die  uns  geworden  ist,  sowie  die 
Trefflichkeit  der  glänzenden,  an  keiner  Stelle  versagenden 
Fest-Anordnungen  mit  dem  Besten  und  Gelungensten  messen, 
was  uns  jemals  auf  früheren  Versammlungen  gelioten  worden 
ist.  Dagegen  ist  leider  zu  konstatiren,  dass  wiederum  ein 
Rückgang  sowohl  in  Bezug  auf  die  Gesnmmtzahl  der  Thcil- 
nchmer  überhaupt,  wie  noch  mehr  in  Bezug  auf  die  Bcthcili- 
gung  an  der  facldichen  Arbeit  der  Abtheilungs-Sitzungon  und 
dem  zufolge  natürlich  auch  in  Bezug  auf  den  Werth  dieser 
Arbeit  eingetreten  ist.  — 

Die  Zahl  der  Thcilnchmcr  lieziffcrt  sich  nach  der  letzten, 
am  Morgen  des  5.  September  ausgegebenen  Präsenzliste  auf 
582,  ist.  also  noch  um  35  gegen  die  vor  2  Jahren  in  München 
erreichte  Zahl  gesunken.    Zufällige  Ursachen  für  dieses  un- 
erwartete, dits  Budget  des  Lokal-Komitcs  arg  Iweinträchti- 
gende  Ergebnis»  verantwortlich  zu  machen,  geht  unserer 
Uebcrzeugung  nach  nicht  an.  Mögen  die  Pariser  Ausstellung, 
die  gleichzeitig  in  München  tagende  General  -  Versammlung 
des  Vereins  deutscher  Ingenieure  und  die  „schlechten  Zeiten" 
immerhin  einige  Mitglieder  des  Verbandes  von  Dresden  fern 
gemalten  haben,  und  liatten  die  Mittel  der  Presse  für  eine 
Erläuterung  des  Programms  und  eine  damit  verbundene  per- 
sönliche Einladung  der  Fachgenossen  wohl  etwas  ausgiebiger 
verwerthet  werden  können,  so  ist  doch  die  Lage  Dresdens  zu 
günstig  und  seine  Zugkraft  zu  bekannt,  als  dass  der  vcrhält- 
nissmäfsig  geringe  Besuch  unserer  diesmaligen  Versammlung 
anders  denn  als  Wirkung  allgemeiner  Ursachen  erklärt 
werden  könnte.     Vielleicht  irren  wir  nicht  in  der  Annahme, 
dass  ihe  rapide  fortschreitende  Entwickclung  des  deutschen 
Eisenbahn-Netzes  und  im  Zusammenhange  damit  die  Erleich- 
terung bezw.  die  wachsende  Häufigkeit  des  Keisens,  mehr  und 
mehr  denjenigen  Grund  in  Wegfall  gebracht  haben,  der  die 
deutschen  Architekten  und  Ingenieure  in  erster  Linie  zum 
Besuche  der  früheren  Wandcrvcrsammlungcn  bestimmte:  den 
Wunsch,  bei  so  günstiger  Gelegenheit  eine  bisher  noch  nicht 
besuchte  interessante  Stadt,  einen  fremden  Gau  des  Vatcr- 
laudes  kennen  zu  lernen.   Namentlich  für  die  so  besondere 
ntisslicbig  bemerkte  Thatsaebe,  dass  das  benachbarte  Berlin 
kaum  30  Thcilnehmer  nach  Dresden  entsandt  hatte,  dürfte 
dieses  Moment  erklärend   und  entschuldigend  ins  Gewicht 
fallen.   In  wie  weit  dasselbe  auf  die  Zukunft  unserer  Wauder- 
versammlungen  von  Eintiuss  sein  könnte,  werden  wir  am 
Schlüsse  unseres  Berichts,  der  auch  auf  jenen  anderen, 
oben  erwähnten  Uebelstand  eingehen  wird,  zu  erörtern  haben.  — 
Die  Zusammensetzung  der  Versammlung,  über  die  wir 
im  Anschlüsse  an  unsere  früheren  Mittheilungen  aus  Berlin 
und  München  einige  spezielle  statistische  Ermittelungen  ver- 
öffentlichen werden,  bestätigte  im  allgemeinen  die  älteren 
Erfahrungen ;  nur  dass  die  Theilnehmerzahl,  welche  das  Land 
Sachsen  und  der  Fcstört  Dresden  gestellt  hatten,  im  Ver- 
hältniss  wohl  größer  waren,  als  je  vorher.    Der  Südwesten  und 
der  Norden  waren  nur  schwach,  relativ  am  stärksten  waren  (nächst 
Lcijraig,  Potsdam  und  Breslau)  Stuttgart  und  Hamburg  ver- 
treten ;  die  nicht  zum  Verbände  gehörigen  Gaste,  unter  denen 
die  Oesterreichcr  diesmal  gänzlich  fehlten,  bildeten  etwa  V, 
der  Versammlung.    Anziehend  und  für  das  Gelingen  der  fest- 
lichen Veranstidtungcu  von  hohem  Wert  he,  aber  zugleich  charakte- 
ristisch für  die  Auffassung,  in  welcher  eine  grofsc  Anzahl  der 
Besucher  unsere  Wanden  crsanunlungen  ansieht,  war  die  un- 
gewöhnlich starke  Betheiligung  der  Damen,  die  noch 


weit  über  das  in  München  erreichte  Maafs  hinaus  ging  und 
einzelnen  Abteilungen  des  Programms  geradezu  das  Gepräge 
grofsaitiger  Familienfeste  vcrliclu  — 

Im  heiteren  Festschmuckc ,  der  allerdings  zum  über- 
wiegenden Tltcilc  nicht  sowohl  unserer  Versammlung  als  der 
nationalen  Feier  des  Scilantagcs  galt,  durch  die  Gunst  des 
endlich  eingetretenen  warmen  Sommcrwcttcrs  in  Duft  und 
Souueiiglanz  getaucht  —  so  stellte  sich  die  viel  gepriesene, 
schöne  Stadt  an  der  Elbe  den  Gästen  dar,  die  schon  Sonntag, 
den  1.  September,  zahlreich  in  ilir  zusammen  strömten.  An 
einem  ihrer  schönsten  Punkte,  in  dem  bekannten  Helbig'sehen 
Restaurant  unterhalb  der  Augustusbrückc,  hatte  das  Empfangs- 
Komitc  sein  ebenso  praktisch  eingerichtetes,  wie  sinnig  deko- 
rirtes  Bureau  aufgeschlagen,  in  dem  die  künstlerisch  ausge- 
führte (zugleich  die  Stelle  eines  Festzeichens  vertretende) 
Mitgliedskarte,  der  mit  den  Koupons  für  die  einzelnen  Fahrten 
etc.  ausgestattete  „Führer  durch  Dresden"  und  endlich 
die  stattliche,  mit  „Berlin  und  seinen  Bauten"  rivalisircndo 
Festschrift:  „Die  Bauten,  technischen  und  indu- 
striellen Anlagen  von  Dresden"  zur  Ausgabe  gelang- 
ten. —  Ein  anderer,  noch  schönerer  und  berühmterer  Punkt 
der  Stadt,  das  Bclvcderc  auf  der  Brülü'schen  Terrasse,  war 
zum  l.-.ikal  der  Empfangs-Feicrlichkeit  ausersehen  worden,  die 
am  Abend  dieses  ersten  Festtages  die  Dresdener  Fachge- 
nossen und  deren  Damen  zum  ersten  Male  mit  ihren  Gasten 
vereinigte.  Dank  dem  herrlichen  Sommerabend,  der  einen 
Aufenthalt  im  Freien  ermöglichte,  nahm  die  Feierlichkeit 
einen  völlig  zwanglosen  Verlauf,  der  jedoch  die  Thcilnehmer 
gewiss  nicht  minder  befriedigt  hat,  als  dies  der  Austausch 
etzlicher  offizieller  Ansprachen  und  begeisterter  Erwiederungen 
vermocht  hätte.  Während  der  mit  Fcstons  von  Fichtciircisern 
dekorirte  Saal  öde  und  leer  blieb,  wogte  desto  regeres  Leben 
und  Treiben  in  dem  durch  Hunderte  farbiger  Papier-Laternen 
erleuchteten  Garten,  wo  eine  Militär-Kapelle  konzertirtc.  Erst 
zu  später  Stunde  lösten  sich  die  Grup{>cn  auf,  die  in  ständig 
wechselnder  Zusammensetzung  an  den  einzelnen  Tischen  sich 
gebüdet  und  dem  Zwecke  gegenseitiger  Begrüßung  mit  bestem 
Erfolge  obgelegen  hatten. 

Wie  groß  die  Zahl  der  Festgenossen  war,  die  in  der 
Frühe  des  2.  September  zu  dem  auf  6  Uhr  angesetzten 
Morgenkonzert  in  demselben  Lokale  sich  eingefunden  haben, 
ist  dein  Berichterstatter  unbekannt  geblieben.  Aß  nach 
8  Uhr  einige  hundert  Herren  und  Damen  sich  gesammelt 
hatten,  wurde  von  dort  aus  zur  Besichtigung  derjenigen 
Haupt-Bauwerke  der  Stadt  geschritten,  für  die  man  eine  über 
das  sj  Kritische  Fachintercsse  des  Architekten  oder  Ingenieurs 
hinaus  gehende  Theilnahmc  der  ganzen  Gesellschaft  mit  Recht 
voraus  gesetzt  hatte.  In  2  Abtheilungen  getrennt,  besuchte 
dieselbe  zunächst  das  in  allen  seinen  Theilen  geöffnete,  neue 
Sempefsche  Hoftheater  (dessen  äußere  Erscheinung  übri- 
gens bei  fast  allen  denen,  die  es  zum  ersten  Mal  sahen, 
nur  sehr  geringen  Beifall  fand),  —  sodann  das  berühmteste 
der  älteren  Bauwerke  Dresdens,  die  im  Range  eines 
„Schöpfungsbaucs"  stehende  Frauenkirche  Georg  Bähr's 

—  endlich  das  vor  einigen  Jahren  ausgebaute  Johanncum, 
wo  jedoch  nicht  sowold  das  unbedeutende  Gebäude,  als  sein 
kostbarer  Inhalt,  das  erst  hier  in  seinem  vollen  Wcrthc  zu 
würdigende  historische  Museum  sowie  die  Porzcllnn- 
und  Gcfftfs- Sammlung,  den  Anziehungspunkt  bildete. 
Der  Besuch  des  kgl.  Schlosses,  welcher  gleichfalls  an 
diesem  Tage  zur  Ausführung  gelangen  sollte,  fand  —  wie  wir 
vorgreifend  berichten  wollen  —  erst  am  nächsten  Morgen 
statt;  dass  derselbe  die  Erwartungen  derer,  die  ans  der 
äußeren  Erscheinung  Dresdens  und  aus  der  Geschichte  des 
Sächsischen  Königshauses  ein  Bild  von  der  Pracht  dieses  Fürsten- 
Sitzes  sich,  entworfen  hatten,  nicht  befriedigte,  ist  für  den,  der 
das  Dresdener  Schloss  kennt,  leicht  erklärlich.  —  Während 
jener  Besichtigungen  nahmen  andere  Mitglieder  der  Gesell- 
schaft an  den  beachtenswerthen  Versuchen  Theil,  die  im 
physikalischen  Laboratorium  des  Polytechnikums  vou 
Hrn.  Hofrath  Töpfer  vorgeführt  wurden.  Noch  andere  be- 
nutzten die  Gelegenheit,  die  während  dieser  Stunden  für  das 
Publikum  geschlossene  technische  Ausstellung  im 
Orangerichause  an  der  Ostra-Allee  —  eine  reiche  Sammlung 
architektonischer  und  technßchcr  Entwürfe,  kunstgewerblicher 
und  technischer  Ausstellungsgegenstände,  Bauinaterialicn  etc. 

—  in  Muße  zu  studiren.*) 


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378 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


14.  September  1878 


Iii  voller  Zahl  erschien  sodann  die  mittlerweile  durch 
diu  Morgeuzügc  ansehnlich  verstärkte  Versammlung  zu  der 
um  11  Uhr  in  der  Aula  des  Polytechnikums  angesetzten 
ersten  Plenarsitzung.  Ueber  den  Verlauf  dieser  Sitzung 
zu  referiren,  ist  Sache  de»  vom  Vorstände  des  Verbandes 
durch  unser  Platt  zu  erstattenden  offiziellen  Berichts,  den 
wir  jedoch  durch  den  wörtlichen  Abdruck  der  von  Hrn.  Bau- 
rath Lipsius  gehaltenen  Festrede  in  No.  72  u.  HL  schon 
in  etwas  entlastet  haben.  Wir  bemerken  hier  nur,  dass  die 
Versammlung  —  in  ähnlicher  Weise  wie  ihre  Vorgängerin  I 
vor  24  Jahren  —  dadurch  ausgezeichnet  wurde,  dass  König  I 
Albert  von  Sachsen,  bei  seinem  Eintritt  und  beim  Verlassen 
des  Saals  durch  ein  brausendes  Hoch  der  Anwesenden  be- 
grüfst,  in  ihrer  Mitte  erschien  und  gegen  */«  Stunden  — 
während  der  ganzen  Dauer  des  Lipsius'schen  Vortrages  — 
in  ihr  verweilte.  Dass  diesmal  —  entgegen  dem  Vorgange 
von  Berlin  und  München  —  dem  ton  Hrn.  Geh.  Rcg.-Rath 
Funk  erstatteten  amtlichen  Berichte  über  die  Thätigkeit  der 
diesjährigen  Abgeordneten- Versammlung  die  letzte  Stelle  in 
der  Tagesordnung  angewiesen  war,  vereitelte  leider  die  Mög- 
lichkeit, bei  dem  hohen  Gaste  um  Interesse  für  die  eigen- 
artige, in  den  Verhandlungen  der  Abgeordneten  zum  Ausdruck 
kommende  Wirksamkeit  des  Verbandes  zu  werben,  und  war 
ebenso  Veranlassung,  dass  selbst  viele  der  anwesenden  Fach- 
genossen auf  Entgegennahme  dieses  Berichts  verzichteten.  — 
Von  einer  Theilnahine  des  Publikums  an  den  Verhandlungen  I 
der  Plenarsitzung,  die  in  Berlin  eine  so  erfreulich  rege  war,  i 
in  München  schwächer  aber  doch  noch  immer  sichtbar  sich 
äufserte,  haben  wir  diesmal  keine  Spur  wahrnehmen  können. 

Der  Nachmittag,  der  leider  durch  einzelne  heftige  Regen- 
schauer eine  unliebsame  Störung  erfuhr,  war  wiederum  für 
Exkursionen  bestimmt  —  Eine  Abtheimng  besuchte  die  neuen 
Militärbauten  der  Albertstadt  (vulgo  Cascrnopolis),  j 
die  auf  dem  Höhenzuge  des  rechten  Elbufers  in  einer  Front- 
länge von  3  ka  sich  hinziehen  und  der  gesammten,  7000  Mann 
starken  Garnison  der  sächsischen  Hauptstadt  Unterkunft  ge- 
währen —  eine  Ricsenanlage  in  glückliclister  Situation,  die 
architektonisch  zu  einer  neuen,  wirkungsvollen  Zierde  Dresdens 
sich  hätte  verwerthen  lassen,  wenn  man  es  nicht  leider  ver- 
schmäht hätte,  die  Hülfe  der  Architekten  anders  als  gelegent- 
lich und  in  Form  eines  „Beiraths"  anzurufen.  —  Eine  andere 
Abtheilung  nahm  ihren  Ausgangsjamkt  von  dem  ältesten 
Monumentalbau  S  e  m  p  e  r's,  der  1 83S — 10  erbauten  Synagoge, 


besuchte  sodann  das  nach  Ca  n  zier 's  Entwurf  und  unter 
seiner  Leitung  in  Ausfuhrung  begriffene  Landgcrichts- 
Gebäude  und  endlich  die  von  A.  Möckcl  errichtete  neue 
J  o  h  a  n  n  i  s  k  i  r  c  h  e,  einen  Bau  frühgothischen  Stils  von  seltener 
Einheitlichkeit  der  Durchführung,  der  das  lebhafteste  Interesse 
der  anwesenden  Architekten  in  Anspruch  nahm.  —  Mitglieder 
beider  Abteilungen  vereinigten  sich  später  mit  solchen,  die 
vorher  anf  eigene  Hand  in  den  Sammlungen  oder  unter  den 
Privatbauten  der  Stadt  sich  umgesehen  hatten,  zu  einem  Be- 
suche der  Wasserwerke,  in  deren  wirkungsvolle,  von  Brth. 
Friedrich  entworfene  Baugruppe  nunmehr  auch  ein  monu- 
mentaler Ersatz  für  die  alte  „Saloppe"  sich  einfügt.  —  Ob  die 
im  Programm  vorgesehenen  technischen  Exkursionen  zur  Be- 
sichtigung der  industriellen  Etablissements  Drcsden's  zu  Stande 
gekommen  sind,  haben  wir  nicht  erfahren  können. 

Seinen  Abscbluss  fand  dieser  erste  Vcreammlungstag  in 
einem  originellen,  auf  dem  alt  berühmten  Wald  schlösschen 
gefeierten  K  c  1 1  e  r  f  e  s  t  e.  Unter  dieser  Firma,  die  in  München 
eine  im  Garten  oder  Saale  eines  vorstAdlischen  Bierkellers 
begangene,  in  ihrer  Art  übrigens  höchst  schätzbare  Festlich- 
keit von  unnachahmlichem  Lokalton  bezeichnet,  wurde  den 
Gästen  hier  ein  wirkliches  Kellerfest  vorgeführt,  ein  Fest 
nämlich,  dessen  Schauplatz  die  zur  Zeit  leeren,  ad  hoc  deko- 
rirten  Lagerkeilereien  der  Waldschlösschen-Braucrci  bildeten. 
Die  Dekorationsmittel  waren  einfach,  aber  durchschlagend. 
Eine  frische  Kalktünchc  der  Wölbungen  und  Wände  und  im 
unteren  Theil  der  letzteren  über  einem  durch  rothe  Färbung 
hergestellten  Panneel  ein  humoristischer  Fries  in  Silhouetten- 
Form  —  das  Werk  der  Kunst  und  Laune  zweier  Dresdener 
Maler,  der  Hm.  Röthig  und  Schulze  —  als  Schmuck  endlich 
wiederum  frisches  Fichtengrün,  Fahnen  und  Wappen.  Die 
maimichfach  verzweigte,  in  eine  Vielzahl  kleinerer  Bäume 
gctlieiltc  Lokalität,  in  der  die  Töne  der  Musik  bald  betäubend 
von  der  Wölbung  wicdcrhalltcn,  bald  leise  verklangen,  bedingte 
e*,  dass  die  Gesellschaft  im  wesentlichen  sich  selbst  überlassen 
werden  musste,  und  nur  einzelne  Reden  im  kleineren  Kreise, 
improvisirte  Festzüge,  der  Besuch  einer  Liedertafel  etc.  sorgten 
für  Abwechselung.  Trotzdem  liefs  die  Fidclität,  die  zur  Ent- 
wickelung  gelangte,  eben  so  wenig  etwas  zu  wünschen  übrig, 
wie  der  Stoff,  der  verzapft  wurde.  —  Die  auf  dem  Dampf- 
schiff Heimkehrenden  wurden  durch  eine  Illumination  der 
Albert -Brücke  und  des  Belvedcre  mit  bengalischem  Feuer 
angenehm  überrascht.  («d»io«  Mgu) 


Die  baulichen  Einrichtungen  der  Pariser  Weltausstellung  des  Jahres  1878. 

(HiirtoMiuug) 


Wir  haben  durch  die  bisherigen  Mittheilungen  gewisser- 
maafsen  den  Kern  unserer  Aufgabe,  die  Darstellung  der  Aus- 
stellungsgebäude selbst,  der  Schale  entkleidet  uud  dürfen 
daher  nunmehr  das  eigentliche  Ziel  ins  Auge  fassen. 

Der  bei  weitem  vortheilhafteste  Angriffspunkt,  um  einen 
Totaleindruck  zu  gewinnen,  ist  die  Porte  du  Trocadero 
No.  I.  Wir  haben  uns  mühsam  durch  die  industriellen  Schreier 
draufsen  auf  dem  Vorplätze  hindurch  gewunden;  wir  haben 
zu  unserem  Vcrdruss  bemerkt,  dass  der  grofsc  Festpalast 
der  schönen,  von  sieben  Straldenstrafsen  umgebenen  und  durch 
einen  herrlichen  Springbrunnen  geschmückten  Place  du  Tro- 
cadiro nur  seine  Hinterseite  zuwendet;  auch  die  bedeutungs- 
lose seitliche  Eintrittshalle  —  eine  grorse  Mittelhalle  giebt 
es  nicht  —  mit  ihren  schweren  Säuleu,  ihren  sonderbaren 
Kapitell-Formen  und  ilirer  niedrigen  Kassetten-Decke,  befriedigt 
uns  nicht.,  und  wir  treten  hinaus  auf  die  Terrasse,  die  uns 
plötzlich  uud  unerwartet  den  Blick  öffnet  auf  den  ganzen 
umfangreichen  Festplatz,  auf  das  wunderbare  Durcheinander 
der  Pavillons,  Zelte,  Fontaine»  und  Kioske,  auf  das  bunte 
Uewoge  des  vielfach  von  asiatischen  uud  afrikanischen  Tyi>en 
durchsetzten  Menschenschwarnies  zu  unseren  Füfsen,  auf  den 
bläulichen  Ricscnpalast  des  Marsfeldes  mit  seinen  cigenthüra- 
lichen  mächtigen  Kuppelbauten,  und  auf  die  Riesenstadt  da- 
neben und  darüber  hinaus,  die  sieh  ausdehnt  und  aufbaut  bis 
zum  Horizonte,  reich  geschmückt  mit  bekannten  Thünnen  uud 
Bandenkraalen,  die  vergoldete  Knppel  des  Invalidcndomes 
dicht  vor  unsern  Blicken!  —  Dieser  erste  Eindruck  ist  das 
(Jrofsartigste  und  Vortheilhafteste  der  ganzen  Ausstellung;  er 
wird  kaum  irgendwo  Seinesgleichen  linde».  Jeder  wird 
diesen  überraschenden  Blick  voll  und  ganz  geuiefsen,  ehe  er 
sich  der  Anschaumig  des  Details  lüngiebt.  Das  ist  jetzt 
unsere  Aufgnbc. 

Der  Trocadero-Palast,  von  dem  die  beigefügte  Per- 
spektive ein  ungefähres  Bild  liefert,  ist  der  eigentlich  monu- 
mentale Theil  der  Ausstellung.   Während  alle  andere»  Bau- 


werke mu  h  Beendigung  des  Festes  von  ihrem  jetzigen  Platze 
verschwinden  werden,  soll  der  „Trocadero*  erhalten  bleiben, 
um  dauernd  als  städtisches  Fest  lokal  ersten  Ranges  und 
als  Museum  zur  Aufbewahrung  der  historischen,  ethnographi- 
schen und  anthropologischen  Schätze  von  Paris  (Muscc  re- 
trospectif)  zu  diene».  Dieser  doppelte  Zweck  ist  i»  dem 
Entwürfe  der  Hrn.  Davioud  &  Bourdais  vortrefflich  aus- 
gesprochen; möglich  auch,  dass  die  Benutzungsart  erst  aus 
der  architektonischen  Gestaltung  abgeleitet  worden  ist,  als 
deren  Hauptzweck  der  krönende  Abschluss  des  AusstellunKS- 
Arrangemeuts  zu  betrachteu  ist.  Die  Mitte  des  Gebäudes 
nimmt  der  als  Halbkreis-Absis  hervor  tretende,  im  Grundriss 
hufeisenförmige  Festsaal  ein,  welcher  bei  62 "  Durchmesser 
in  amphitheatralischer  Auordnung  Plätze  für  5000.  höchstens 
6000  Personen  bietet  (die  Beschreibung  im  Deutschen  Reichs- 
Anzeiger  versteigt  sich  auf  12—15  000  Personen!);  die  Be- 
leuchtung geschieht  durch  die  grofsen  rundbogigen  Oberfenstcr, 
unter  welchen  sich  eine  Reihe  von  triforieuälinlich  augeord- 
»cten  Logen  befindet;  au  der  geraden  Seite  des  Hufeisens 
öffnet  sich  die  grol'se  Orgiinische,  neben  welcher  zwei  reich 
dekorirte  Staatslogen  angebracht  sind. 

Zu  den  Seiten  des  Festsaals  steigen  2  stolze  Thürme  auf, 
deren  Höhe  in  verschiedenen  Quellen  auf  60,  W),  »3,  104  - 
angegeben  wird;  das  mittlere  Maafs  von  etwa  80™  wird  das 
Zutreffende  sei».  Daneben  befinden  sich  im  Erdgeschoss  die 
beiden  niedrigen  Eintrittshallen  (Porte  du  Trocadero  No.  I 
und  No.  II),  im  ersten  Stockwerk  Konferenzsäle.  Nach 
hinten,  d.  h.  nach  der  Place  du  Trocadero  hin,  hegt  unten 
ein  Vestibül,  oben  ein  Foyer  mit  parallel  laufender  Aus- 
stellungs-Gallcrie,  mit  den  Eintrittshallen  durch  2  sehr  hübsche 
Treppenhäuser  verbunden,  welche  eiserne  Treppen  enthalten 
und  mit  eleganten  Hängekuppcln  und  böhmischen  Kappen  auf 
gusseiserneu  Säulen  Oberwölbt  sind. 

An  den  Mittelbau  schlichen  sich  beiderseits  die 
förmigeu  FlOgclarmc,   welche  ausschliclslicu  Mu 


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No.  74. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


37!) 


Pariser  Weltaustellug  von  1878.  Anrieht  den  Troeaiero-PalasUs. 

(N*cS  tili«  l'bobvr.  in  Holl  gr»rlii>.  v.  V.  Mctirtr  X.  A.  BwUn.) 


zwecken  dienen;  jeder  besteht  aus  einer  langen  Halle,  deren 
innere  perspektivische  Erscheinung  vermöge  der  Krümmung 
einen  besonderen  Heiz  gewinnt,  durch  spitzbogige  Gurte  in 
einzelne  Abtbeilungen  getrennt  und  endigend  in  einen  hoher 
aufgeführten  Kup|>elpavillon.  Die  Beleuchtung  der  Muscums- 
hallen  geschiebt  durch  Oberlicht;  die  ganze  Iiiuterseite  des 
mächtigen  Bauwerks  sieht  daher,  trotz  der  vielen  Namen  be- 
rühmter Männer,  welche  hier  angebracht  sind,  recht  todt  aus, 
während  die  dem  Ausstelluiigsfclde  zugewandte  Seite  ein 
lebendiges  Iielief  dadurch  erhalten  hat,  dass  mau  sowohl  der 
Rotunde  als  den  Flügeln  offene  Hallen  vorgelegt  hat,  deren 
weifse  Säulen  sich  von  dem  tiefrot  hen  Hintergründe  prächtig 
abheben.  Die  Hallen  sind  unten  mit  geraden  Architravcn, 
oben  mit  tiorentinischen  Rundbögen  überdeckt;  die  langen 
Flügel  werden  durch  je  2  Zwischen-Pavillons  unterbrochen. 
Uberhalb  des  Hallcnvorsprungs  der  Rotunde  sind  die  starken 
Fensterpfeiler  derselben  bis  Ober  das  Ilaupigesims  empor  ge- 
führt und  mit  offenen  l/uggien  abgeschlossen.  Die  Kuppel 
des  Festsaales  endlich  endigt  iti  einer  schön  gezeichneten 
Laterne,  welche  von  einer  Statue  der  Fama  (von  A.  Martin) 
gekrönt  wird. 

Was  den  „Stil4*  des  merkwürdigen  Bauwerks  betrifft, 
so  muss  auf  die  beigegebene  Abbildung  verwiesen  werden; 
die  Franzosen  liebaupten,  dass  Neogrec,  tiorentinischc  Renais- 
sance und  maurische  Formen  hier  zur  vollendeten  Vereinigung 
gebracht  seien.  Unser  Geschmack  entbehrt  bei  monumen- 
talen Gebäuden  lieber  eine  derartige  Mischung  und  das 
Bizarre  reizt  uns  weniger  als  unsere  Nachbarn.  Aber  der 
imposanten  Wirkung  dieser  stolzen  Komposition  auf  dem  so 
ungemein  bevorzugten  Platze  kann  sich  Niemand  entziehen, 
wenn  auch  der  Gesammteindruck  ein  vorzugsweise  fremd- 
artiger, orientalischer  ist,  wozu  die  hellen  Farben,  die  reich 
bewegte  Silhouette  und  besonders  die  ininaretartigen  Thürmc 
das  Meiste  beitragen.  Die  Details  sind  zuweilen  recht  hart 
und  unschön,  wie  z.  B.  die  sonderbaren  Säulen  und  Gcbälke 
der  Vestibüle,  die  eisernen  Binder  der  Museumshallen  u.  a.; 
zuweilen  auch  sehr  edel  und  ansprechend,  so  namentlich  die 
von  Hrn.  Ran  Ii  n  gezeichnete  Innen- Architektur  des  Fest- 
saals und  der  Treppenhäuser. 

Das  Material  des  Palastes  ist  Stein  und  Eisen;  das 
Aeufsere  besteht  aus  Quadern  von  weifsgeltam  Üise-K'alkstein 
mit  bräunlichen  Streifen  von  Jurakalk;  die  Friese  unter  den 
Hauptgesimsen  und  geeignete  andere  Flächen  sind  durch  roth 
und  grünes  Mosaik  maafsvoll  und  angenehm  belebt;  die 
eisernen  Dachflächen  sind  blauschwarz,  die  Kanten  vergoldet. 
Die  FufsbOden  der  Hallen  und  Terrassen  zeigen  ein  schönes 
Zement- Mosaik.  Die  eisernen  Nietträger  und  Bogen  sind  nicht 


versteckt,  sondern  überall  mit  braunem  Anstrich  zur  Erschei- 
nung gebracht ;  dies  gilt  z.  B.  von  den  Trägem  der  Kassetten- 
Decke  in  den  Vestibülen,  von  den  Arcbitraven  der  offenen 
Hallen  an  der  Parkscitc  und  von  den  eiscruen  Stichtagen, 
welche  die  böhmischen  Kappen  der  oberen  Arkadenhallen  des 
Mittelbaues  tragen.  Nicht  sichtbar  ist  die  Eisciikoustruktion 
der  Decke  des  Festsaales ;  dieselbe  besteht  aus  leichten  Eisen- 
Stäben,  welche  mit  vielen  Bändern  au  der  aus  sehr  massiven 
Gittersparren  mit  Zug-  und  Druckring  bestehenden  Dachkon- 
strukliou  aufgehängt  sind.  Da  die  Grundform  des  Daches 
diejenige  eine»  Kreises,  die  Form  des  Saales  aber  die  eines 
Hufeisens  ist,  so  ruhen  nicht  alle  Sparren  direkt  auf  der 
Umfassung,  sondern  es  dienen  über  den  als  Ventilations-  und 
Lichtschachte  benutzten  Grundriss  -  Lücken  je  zwei  Kasten- 
träger  als  SiHMTeu- Auflager.  Konstrukteur  ist  Hr.  L.  Lafon. 

Eine  schwierige  Aufgabe  war  die  von  Erncste  Herr- 
scher &  Cie.  ausgeführte  Ventilat  ioiis-  und  Heizanlage.  Da 
über  dieselbe  schou  in  diesen  Blättern  berichtet  worden  ist, 
so  wird  hier  die  Angabc  genügen,  dass  J  Ventilatoren  von 
3,-tiOm  Durchmesser  durch  2  zwölfpferdige  Dampfmaschinen 
getrieben,  pro  Stunde  um!  Person  40  cb"  frische  Luft  in 
den  Festsaal  treiben  sollen,  welche  in  dem  durchbrochenen 
Mittelfelde  der  Decke  eintreten  und  durch  5000  Ausgänge  in 
den  Stuhllehnen  und  unter  den  Sitzen  entweichen.  Aus  dem 
Inneren  des  Gebäudes  sind  noch  zu  erwähnen  die  beiden 
mächtigen  Edoux'schen  Fahrstühle,  welche  die  Neugierigen 
aus  dem  Erdgeschoss  sanft  bis  zum  Aussichts-Plateau  der 
Thürme  empor  heben  sollen,  übrigens  zum  behelligen  Gebrauch 
von  einer  leichten,  um  das  Auffahrts-Gcstänge  gelegten  Wendel- 
treppe begleitet  weiden;  Ende  Juli  waren  diese  „Asccnseurs", 
welche  als  ein  halbes  Wunder  angepriesen  werden,  leider 
noch  nicht  im  Betrieb. 

Die  reiche  Erscheinung  des  Trocadero-Palastes  wird,  von 
der  Seine  aus  gesehen,  wesentlich  gesteigert  durch  die  meister- 
haft angelegte  Kaskade,  welche  aus  einem  Becken  in  der 
Höhe  des  Arkaden- Umganges  nieder  stürzt  und,  unterwegs  viclo 
Garben  und  Sprudel  bildend,  auf  !)  breiten  Treppen  in  ein 
Bassin  von  etwa  2400  <i"  Fläche  hinab  fallt,  welchem  zwei 
hohe  Wasserstrahlen  entsteigen.  Sowohl  das  Wasscrschloss  in 
der  Höhe  der  Arkaden  als  dos  Schlu.ssbassin  sind  mit  ver- 
goldeten Bildwerken  reich  geschmückt,  unter  welchen  die 
Statuen  der  sechs  Welttheilc  (Nordamerika  und  Südamerika 
als  zwei  gerechnet)  von  Millet,  Hiolle,  Durand.  Dclaplanche, 
Schoeneverk  und  Moreau,  sowie  die  von  den  Bildhauern  C'ain, 
Jaouemart,  E.  Freiniet  und  P.  Rouillanl  modellirten,  von 
A.  Durenne  gegossenen  4  Thiergestalten  (Pferd,  Stier.  Elephunt 
und  Rhinozeros)  durch  Grüfse  und  künstlerische  Vollendung 


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380 


DEUTSCHE  BAÜZEITÜNG. 


14.  September  1878 


sich  auszeichnen.  Der  Wasserkonsum  betragt  nicht  weniger 
als  20,000  eb-  täglich!  Man  hat  zur  Gewinnung  dieser 
Wassenncnge,  die  man  anfangs  aus  dein  Reservoir  von  Menil- 
montajit  entnehmen  zu  können  dachte,  aus  welchem  auch  das 
grofsc  lieckeu  auf  der  Place  du  Trocadero  gesjteist  wird,  eine 
besondere,  aus  drei  100  pferdigen  Dampfmaschinen  bestehende 
Pumpstation  auf  dem  Quai  de  Billy  installircn  müssen.  Die 
Thcilung  der  fallenden  Wassersehlcicr  durch  eine  Iteihe  von 
Zinkunfsätzen  auf  den  Ueberfallrandern  in  unzählig  Strahlen 
•Hier  Kippen  muss  als  besonders  gelungen  bezeichnet  werdeil. 
Dennoch  ist  Paris  von  der  Kaskade  nicht  befriedig,  welche 
freilich  immer  noch  kein  Niagara  ist,  wie  man  es  nach  den 
lärmenden  Ankündigungen  der  Tagesblätter  erwartet  hatte.  — 

Die  Baustelle  des  Troeadero-Palastes  »«stand  bekanntlich 
ehemals  aus  verlassenen  Steinbrüchen,  welche  bereits  bei  Ge- 
legenheit der  lM(i7er  Ausstellung  mit  grufsen  Kosten  in  eine 
Parkanlage,  iti  ein  schönes  Nichts,  wie  die  Pariser  sagten, 
verwandelt  worden  war.  Die  Fundirung  des  Palastes  auf 
diesem  zerrissenen,  unsicheren  Terrain  hat  mit  ganz  unge- 
meinen Schwierigkeiten  zu  kämpfen  gehabt.  Die  Tiefe  der 
üctoufundantente  betragt  unter  dem  Krdgcsehoss  15  bis  20  m, 
und  doch  ist  es  den  ausführenden  Baumeistern  Davioud  und 
Bourdais  gelungen,  dieses  grandiose  Bauwerk  in  1*  monatlicher 
Bauzeit  fertigzustellen;  fürwahr  eine  beneidenswert!»',  ruhm- 
volle Leistung! 

Die  frohere  Parkanlage  ist  für  die  Zwecke  der  Weltaus- 
stellung natürlich  umgeändert  und  vervollkommnet  worden; 
sie  senkt  sich  von  den  Eiutrittshallcn  des  Palastes  ziemlich 
stark  zum  Flussnfer  hinab,  der  Kaskade  das  erforderliche 
Gefälle  liereitcnd  und  die  Endpavillons  der  Museuuisllügei  auf 
hohem  Unterbau  empor  hebend.  Breite  fuhrbare  Straften  mit 
sauberen  Bordstein-Kinfa»sungen  und  gut  liefestigter  Oberfläche 
bringen  eine  gefallige  Feldertheilung  hervor,  innerhalb  welcher 
Rasenflächen  nnd  Blumenbeete  durch  Fufswego  abgezeichnet 
sind.  Die  Felder  sind  mit  „Pavillons",  mit  Separat -Ausstellungen 
verschiedener  Asphalt-,  Zement-  und  Marmor  -  Finnen  etc. 
mehr  als  notliwendig  ausgestattet ;  eine  Abtheilung  des  Parks 
ist  sogar  als  unten rdisclies  Süfswasser-Aiiuarium.  übrigens  von 
primitiven  Formen  und  unbedeutendem  Inhalte,  eingerichtet 
worden ;  Bänke  und  Stühle  stehen  in  grofser  Zahl  umher,  aber 
Kinos  mangelt  dein  Besucher  sehr:  es  fehlt  der  Schatten! 
Die  wenigen  Bäuinchcu,  welche  mau  hier  hat  einpflanzen  und 
aufziehen  können,  vennögen  der  blendenden  Sonne  von  Paris 
nicht  das  Gleichgewicht  zu  halten;  das  Publikum  schmachtet 
und  sucht  bedeckte  Platze  in  den  Restaurationen  oder  auf  der 
Jenabrücke  zu  erreichen.  Welchen  Vorzug  bot  in  dieser  Hin- 
sicht der  Wiener  Praler!  — 

Von  den  Pavillons  und  Nebenbauten  im  Trocadero- Park 
verdienen  einige  eine  besondere  kurze  Betrachtung;  hervor- 
stechend ist  namentlich  das  vom  Arclütekten  Wahle  erbaute 
Algerische  Haus,  auch  algerischer  Palast  genannt,  sowohl 
durch  seine  bedeutenden  Abmessungen  —  der  Minaret  ist 
30 ,n  hoch  —  als  durch  die  bleudeud  weifsc  Färbung  und  die 
originelle  Gruppirung.  Das  Hauptportal  und  die'  Friese  des 
ganzen  Bauwerks  sind  in  blauen,  gellien  und  violetten  Tönen 
ychromirt;    das  mit  besonderer  Liebe  durchgearbeitete 


polychi 
Innere 


zierliche  Kup|ieldecke  und  einen  geschmackvoll  angeordneten 
Palmenhof.    Hr.  Wable  ist  seilet  Algerier. 

Die  Verwaltung  der  Gewässer  und  Forsten  hat 
ihre  Ausstellungs-Objckte  in  mehren  reizenden,  vom  Arclütekten 
Lucicn  Etienne  entworfenen  Fachwerkbauten  unterge- 
bracht. Der  bedeutendste  unter  ihnen  ist  zugleich  wohl  die 
vollendetste  und  reichste  Ilolzarchitektur  der  Ausstellung, 
reizend  im  Detail,  glücklich  in  der  Komposition,  alle  Mate- 
riahen den  französischen  Forsten  entnommen.  Ein  zweiter 
dieser  „Pavillons"  ist  als  Blockhans  aus  natürlichen  Wald- 
hölzern hergestellt;  ein  dritter  gleichfalls  aus  Naturholz 
mit  der  Borke,  und  zwar  als  ein  verästeltes  Pfosten- 
und  Riegclwerk,  dessen  Fächer  mit  Betonmauerwerk  ge- 
schlossen sind.  — 

Unter  den  an  der  tief  liegenden  Koistrafsc  entlang  ange- 
ordneten baugewerblichen  Privat-Ausstcllungen  zeichnen  sich 
aus :  die  Arrangements  der  Mannorindustrie  von  Derville  &  Cie. 
(eine  hohe  Süulenstellung  auf  halbkreisförmigem  Grundriss), 
der  Zementfabrik  von  Vicat  in  Grenoblo  (eine  von  1  niedrigen 
Pilastern  getragene  Platte  aus  Zementbeton  von  56  q-  Fläche), 
der  Asphaltbrüehc  von  Scvsscl  und  Vit!  de  Travers.  ferner 
der  Pavillon  der  „Mctaux  deeoupes"  von  Vve.  Dclong  A.  Cie., 
endlich  aber  der  sehr  interessante  Terrakotten-Pavillon 
der  Union  ceramiquo  et  chaufouniiere  de  France,  entworfen 

Deslignieres  um 


verständlich  nur  aus  Fabrikaten  der  die  Union  bildenden 
Firmen'  zusammen  gesetzt. 

Die  Westhälfte  des  Trocadero-Parks  enthält  eine  grofse 
Anzahl  nieist  afrikanischer  und  asiatischer  Separal-Ausstollungcn ; 
die  ansprechendsten  Leistungen  darunter  sind  wohl  der  ägyp- 
tische Pavillou.  ein  hübsiier  Mittelltau  zwischen  zwei 
Pylonen  mit  Binuenhof,  und  das  chinesische  Haus  mit 
blau-schwarzen  Dach-  und  Wandtlächen,  überhängenden  Traufen 
mit  hoch  aufgeflogenen  Ecken,  unter  diesen  Ecken  und  auf 
den  Dachkämmen  sonderbare  Thiergestalten ,  endlich  rot h 
gezeichnete  Friese  nnd  kleine  vergoldete  Gitterfenster.  Eine 
saubere,  gefällige  Holzarehitektur  ia  der  bekannten  nordischen 
Bauweise  zeigen  das  schwedische  und  das  norwegische  Tisch- 
lerei-Haus sowie  der  reizend  gezeichnete  schwedische  Uhr- 
t hur m  von  IL  II.  v.  Essen  in  Fidaholm.  Muster  vou  Ge- 
schmacklosigkeit sind  dagegen  das  tunesische  und  namentlich 
das  persische  Haus  sowie  verschiedene  Rcstaurations-Geltäude, 
deren  Originale  etwa  in  den  Spielschachteln  unserer  Kinder- 
stuben zu  suchen  sind. 

Die  auf  dem  Quai  de  Billy  errichteten  6  Gebäude,  einer- 
seits für  Eisenbahnmaterial,  andererseits  für  baugewerbliche 
Gegenstände  (Genie  civil)  können  uur  den  Anspruch  erheben, 
als  provisorische  Schuppen  betrachtet  zu  werden;  leider  hat 
man  indess  nicht  unterlassen,  den  der  Jenabrücke 
deten  Giebclfronteu  eiue  un«|uaütizirhare  Architektur 
patzen,  wodurch  man  vennuthlich  der  unmittelbaren  Nähe 
der  lebhaften  Brückenpassage  Rechnung  zu  tragen  glaubte. 

Mit  «1er  bereits  erwähnten  Verbreiterung  der  Jenahrückc 
auf  21  "'  hat  man  in  glücklicher  Weise  das  erwünschte  Maafs 
getroffen;  die  Brücke  vermag  deu  gewaltigen  Verkehr  zu 
fassen,  ohne  überfüllt  zu  sein  und  ohne  leer  zu  erscheinen. 
Die  Anfangs  gehegte  Absicht,  die  Brückenbahn  mit  einer 
Halle  zu  überbauen,  hat  man  in  der  Erkeimtuiss  aufgegeben, 
d;iss  man  dadurch  den  freien  Bück  auf  den  Marsfeld-Palast 
einerseits  und  auf  den  Trocadero  andererseits  vereitern  halten 
wünle.  Man  hat  sich  damit  begnügt,  auf  der  Brücke  zwei 
Reihen  bequemer  Ruhebänke  aufzustellen,  welche  mit  nied- 
rigen zeltähnlicheii  Dächern  überdeckt  und  mit  Blumen  und 
Pflanzen  geschmückt  sind.  Hierdurch  sind  die  charakteristi- 
schen  Ausstellungs-Eindrücke  auch  auf  die  Brückcupassage 
übertragen,  der  Zusammenhang  beider  Ausstelluugsfelder  ist 
glücklich  hergestellt,  die  Einthcilung  der  breiten  Brückenbahn 
in  einen  grofseren  Mittel-  und  zwei  kleinere  Seiteustreifen 
hebt  die  Monotonie  auf  und  Jeder  wird  gern  die  Jenabrücke 
überschreiten,  um  beim  freien  Ausblick  auf  den  schöuen 
Strom  von  den  verwirrenden  Eindrücken,  denen  er  ausgesetzt 
war,  sich  zu  erholen.  Die  beiden  Aufgange  der  Jenabrücke 
siud  durch  je  zwei  Kolossul-Gruppcn  von  Iferdcgestaltcn 
flankirt,  welche  leider  nicht  durchweg  gelobt  werfen  können; 
die  südwestliche  Gruppe  von  Daumas  ist  zwar  recht  be- 
friedigend, alter  die  südöstliche  vou  Preault  erscheint  iu 
jeder  Bcziehuug  verunglückt. 

Das  Arrangement  des  Parks  zwischen  Seine  und  Mars- 
feld-Putast und  der  darin  errichteten  Einzclbauwerke  ist  weni- 
ger gelungen  als  die  Anlagen  auf  der  gegenüber  liegenden 
Flusscitc.  Nui  in  der  Axe  des  Hauptgebäudes  sind  neben 
einem  prächtigen  oblongen  Beete  zwei  gerade,  breite  Wege  an- 
geordnet; im  übrigen  wird  eine  klare  Einthcilung  durch 
energische  Strnrscnlinien  sehr  vennisst.  Zwar  ist  wie  überall 
so  auch  hier  das  Prinzip  dureligeführU  dass  die  Ostscitc  der 
französischen,  dio  Westseite  der  fremdländischen  Ausstellung 
dient ;  aber  iu  der  Stellung  der  Einzelbauwerkc  herrscht  eine 
fast  verwirrende  Willkür,  welche  den  Eiudruck  des  Unge- 
zwungenen machen  soll,  in  Wirklichkeit  jedoch  alle  Ruhe  ver- 
nichtet. Weder  in  Wien  noch  in  Philadelphia  hat  man  eine 
solche  Menge  der  verschiedenartigsten  Baulichkeiten  auf  einem 
Fleck  zusammen  gewürfelt,  wie  in  der  nordöstlichen  Ecke  des 
Marsfeldes.  Auch  der  Umstand,  dass  breite  Fahrwege  auf 
dem  Marsfelde  ganz  fehlen,  dass  man  sich  vielmehr  auf  Fufs- 
wege.  meist  mit  einer  groben,  losen  Kiesdecke,  beschrankt 
hat,  betoniert  den  Eindruck  der  Unklarlteit  und  Undurcli- 
sichtigkeit,  welcher  durch  dio  sehr  kunstvollen  Teich-  und 
Grottenhildungen,  überhaupt  durch  die  in  jeder  Hinsicht  voll- 
endet schöne  gärtnerische  Behandlung  nicht  verwischt  wenleu 
kann.  Die  Erscheinung  der  einzelnen  Bauten,  unter  denen 
manche  eine  besondere  Betrachtung  wohl  beanspruchen  dürfen, 
leidet  hierunter  beträchtlich. 

Der  Pavillon  des  französischen  Ministeriums  der  öffent- 
lichen Arbeiten  ist  ein  reizvoller  Eisenfaehwerk-Bau  mit  far- 
bigen Backstein-  und  Fayence- Mustern  aufsen  und  einem 
vorzüglichen  Arrangement  im  Inneren ;  eine  zierliche  Holz- 


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So.  74. 


DEUTSCHE  BAÜZEITUNG. 


381 


die  ,.Socicte  anonyme  des  häufen  fourneatis  et  fondcrics 
du  Vitt  d'Osne"  hat  ihre  Fabrikute  in  einem  recht  hübschen 
Eiseiiguss-Pavillon  untergebracht ;  O.  Andricu,  Ingeuicur-Kon- 
struktcur  in  Paris -Neuilly,  hat  einen  versetzharen  Pavillon 
aus  Kiscn.xtQty.en  mit  Holzlol  hingen  für  vorübergehende  Zwecke 
als  Ausstellungsobjekt  errichtet,  in  welchem  sich  zugleich  ein 
Büreau  der  Bauleitung  befindet.  Weniger  ansprechend  sind 
der  Terrakotten-Kiosk  von  Perruston  und  der  grofsc  geschmack- 
lose Kastenbau  von  Schneider  &  Co.  in  Creusot.  Von  schöner 
Wirkung  sind  die  lieiden  von  A.  Durenne  gegossenen,  von 
llartlwldi  gezeichneten  Springbrunnen,  östlich  und  westlich 
votti  Aufgang  zur  JenabrOcke;  der  eine  als  Hauptmotiv  '■'< 
hohe  Frauengcstnlten  zeigend,  welche  eine  Schale  trugen ;  der 
andere  nach  Art  der  Fontoinen  auf  der  Place  de  ht  Con- 
corde aus  zwei  Sturzbecken  über  einander  bestehend,  in 
welche  von  unten  sechs  im  Kreise  angeordnete  S|ieier  kräftige 
Wasserstrahlen  empor  senden. 

Unter  den  auslAndischen  Annexbauten  in  der  nordwest- 
lichen Ecke  des  Mursfeldes  zeichnet  sieh  der  Pavillon  von 


Monaco  vortheilhaft  aus;  es  ist  ein  Zentralbau  mit  Kuppeln 
und  hohem  Seitenlicht,  mit  reizenden  maurischen  und  mo- 
dernisirten  Details,  unter  vielfacher  Verwendung  eines  Aehren- 
buschel- Motivs  zur  Verdeckuni;  schwieriger  Kisenverbindungen ; 
die  Verwandtschaft  mit  manchen  Motiven  des  Ausstellungs- 
Pn  last  es  lasst  vennuthen,  dass  Hr.  Hardy  der  Architekt 
auch  dieses  niedlichen  Bauwerks  gewesen  ist 

Die  meisten  sonstigen  Pavillons  und  Annexe  in  der  sehr 
beengten  Umgebung  des  Marsfeld-Palastes  liabcn  den  Schuppen- 
Charakter  kaum  abzustreifen  vermocht,  oder  sind  in  unerfreu- 
liche Geschmacklosigkeiten  verfallen;  als  Ausnahmen  mögen 
hier  noch  der  edle,  fast  hellenische  Pavillon  des  französischen 
Ministeriums  des  Inneren,  der  hübsche  Holzpavillon  der  por- 
tugiesischen Kolonien  in  spielender  Gothik  mit  nachgeahmter 
Fayence-Dekoration  und  die  zwar  einfachen,  aber  geschmack- 
voll durchgearbeiteten  Holz-Annexbauten  der  österreichischen 
Abthciluug  genannt  werden. 

•  Ks  verbleibt  uns  nunmehr  noch  die  Betrachtung  des  Haupt- 
gebäudes, des  Marsfcld- Palastes. 


Mittheilungen  aus  Vereinen. 


Architektenverein  zu  Berlin.  Hauptversammlung  am 
9.  September;  Vorsitzender  Hr.  Möller,  anwesend  72  Mitglieder 
und  4  Gäste. 

l'uter  den  sehr  cahlreichen  Eingingen,  über  welche  der 
Flr.  Vorsitzende  berichtet,  sind  hervor  zu  heben :  1)  Eine  engtische 
Publikation  der  Tay-Brflcke,  geschenkt  von  Hrn.  Gill.  2)  Die 
neueste  Schrift  des  Ober-Ing.  der  Gotthardbahn,  Hrn.  Hellwag: 
„Technische  und  finanzielle  Ansichten  zur  Rekonstruktion  der 
Gotthardbahn. "  3)  Aufrufe  der  beig).  Komites  zur  Beschickung 
der  kuustgcwerbl.  Weihnachtsmesse  und  der  im  nächsten  Früh- 
jahr bevor  stehenden  Ausstellung  von  Reise-Skizzen.  4)  Kin 
Schreiben  des  Hrn.  K.  LaufTer,  mit  welchem  dem  Verein  Prohen 
einiger  neuerdings  in  Berlin  eingeführten  amerikanischen  Hölzer, 
namentlich  von  Yellowpine  und  Zypressenholx,  tlbersandt  werden. 
Hr.  Höckmann  bemerkt  hierzu,  dass  die  Verwendung  dieser 
sehr  harten,  vollständig  astfreien  und  in  sehr  bedeutenden  Brei- 
ten zu  besiehenden  Hölzer  für  bestimmte  Zwecke  eine  entschie- 
dene Zukunft  balH>,  dass  es  sich  jedoch  empfehle,  dieselben  ihres 
starken  Harzgehalts  wegen  ohne  Anstrich  zn  belassen. 

Von  Seiten  des  Hrn.  Handelsministers  ist  einerseits  der  Reise- 
bericht des  Hrn.  Baumeisters  Creutzfeld,  der  einige  Zeit  lang  in 


Fortsetzung  der  „Entwürfe  für  Kirchen, 
Pfarr-  und  Schulhauser"  eingereichte  Gesuch  eingegangen.  Dasselbe 
stellt  in  Aussicht,  dass  der  Hr.  Minister  dem  bezgl.  Plane,  sobald 
derselbe  eine  bestimmtere  Form  angenommen  haben  wird,  sein 
Interesse  zuwenden  will  —  lehnt  jedoch  eine  Betheiligung  der 
Regierung  an  einem  solchen  Werke  insofern  von  vorn  berein  ab, 
als  es  betont,  dass  die  aus  preußischen  Staatsmitteln  oder  mit 
Staatshilfe  gebauten  Kirchen  nach  wie  vor  in  der  Zeitschr.  f.  Bauw. 
bezw.  in  den  neuerdings  eingeleiteten  statistischen  Mittheilungen 
Ober  die  Bautätigkeit  des  Preußischen  Staates  pubtizirt  werden 
sollen. 

Nachdem  zur  Beurtheilung  der  aufserordentlichen  Konkurrenz 
für  Entwürfe  zu  einem  Stationsgebäude  der  Stadtbahn-Haltestelle 
„Börse"  die  Hrn.  Adler,  Ende,  Gropius,  Hitzig,  Housselle,  Jacobs- 
tha),  Otzen,  Schwechten  und  Schwieger  berufen  worden  sind,  giebt 
Hr.  Schwieger  eine  Zusammenstellung  derjenigen  Autworten,  die 
derselbe  auf  die  mittlerweile  ergangenen  Anfragen  bezgl.  dieser 
Konkurrenz  ertheilt  hat. 

Es  folgen  die  Berichte  der  Beurtheitungs-Kommission  über 
die  im  vorigen  Monat  eingegangenen  Konkurrenz-Arbeiten. 

Hr.  v.  Orofzheim  referirt  über  die  Konkurrenz  besgl.  eines 
Krieger- Denkmals  für  die  Stadt  Mahlhansen,  zu  der  11  im  Saal 
ausgestellte  Arbeiten  eingegangen  sind.  Mehre  derselben  bewegen 
sich  in  überlebten  Motiven,  sind  dem  Gröfsenverhaltnias  des  Platzes 
[•schreiten  die  zur  Verfügung  stehende 
-Summe  von  IM (XX)  M  Die  Beachtung  der  Kom- 
3  Arbeiten  gefunden.  Die  erste  der- 
mit  dem  Motto:  „Fest  steht  und  treu  etc."  zeigt  in 
origineller  Komposition  auf  hohem,  etwas  zu  schmalem  Unterbau 
eine  grofse  Broncefigur,  km  nimmt  mit  4  kleineren,  darunter  be- 
findlichen Figuren.  Die  zweite  mit  dem  Motto:  „1870—71",  die 
sich  in  rein  architektonischen  Formen  halt  und  an  sich  als 


reif  und  angemessen  zu  rühmen  ist,  schliefst  sich  an  die  bei 
ähnlichen  Denkmälern  schou  vielfach  angewendete  Form  eines 
Rundbaues  auf  entwickeltem  Unterbau  an.  Die  dritte  Arbeit  mit 
dem  Motto  „N. ",  in  frühgoihischen  Formen  kompouirt  —  ein 
hoher,  von  einer  schlanken  Pyramide  mit  4  kleineren  Spitzen 
gekrönter,  durch  4  Figuren  unter  Baldachinen  geschmückter  Bau 
—  zeigt  bei  guter  Masseovertheilung  eine  sinnige  Verbindung 
architektonischer  Formen  mit  plastischem  Schmuck,  während  das 
Detail  noch  nicht  ganz  reif  ist  und  der  Stufen  -  Uuterbau  einer 
Aenderuug  bedarf.  —  Die  Kommission,  welche  die  Ausführung 
dieses  Entwurfs  für  die  Summe  von  18  0tX)M.  allenfalls  noch  für 
möglich  hält,  hat  seinem  Verfasser,  Hm.  Nolle,  den  1.  Preis, 
dem  Verfasser  der  zweiten  Arbeit,  Hru.  H.  Seeling,  den  2.  Preis 
und  dem  Verfasser  des  zuerst  erwähnten  Entwurfs,  Hrn.  Grunert, 
ein  Vereins- Andenken  zugesprochen. 

An  der  aufserordentlichen  Konkurrenz  für  Entwürfe  zu  einer 
Weintlascben-Etiquette,  über  welche  Hr.  Kuhn  berichtet,  haben 
">  Entwürfe  Theil  genommen,  von  denen  leider  kein  einsiger  eine 
vollkommen  befriedigende  Lösung  giebt,  weil  die  Verfasser  meist 
des  Guten  zu  viel  gethan  haben  und  daher  unter  den  für  eine 
angemessene  Wirkung  erforderlichen  Maafstab  herunter  gegangen 
sind.  Als  Entschuldigung  für  sie  ist  freilich  anzuführen,  dass 
die  geforderte  Anbringung  einer  Landkarte  mit  Ortsnamen  sowie 
die  umfangreichen  Aufschriften  die  Aufgabe  ungemein  erschwerten. 
Unter  diesen  UmstAnden  hat  die  Kommission  keinen  Anstand  ge- 
nommen, den  beiden  relativ  besten  Projekten  die  ausgesetzten 
Preise  zu  ertheilen.  Der  1.  Preis  ist  dem  von  Uro.  C.  Elia 
verfassten,  dem  richtigen  Maafstabs  noch  am  nächsten  kommenden 
Entwürfe  m.  d.  Motto:  „Sauer  macht  lustig",  zugesprochen 
worden.  Den  2.  Preis  hat  das  Projekt  des  Hrn.  F.  St  atz: 
„Ein  Rheinländer",  eine  geschickte,  obwohl  etwas  kleinliche 
Komposition  in  linearer  Eintheilung,  erhalten. 

Die  regelmäßige  Monats- Konkurrenz  auf  dem  Gebiete  der 
Architektur,  für  welche  ein  Dorf- Schulhaus  in  märkischer  Back- 
stein-Architektur, etwa  im  Geiste  der  Ruine  von  Chorin,  zu  ent- 
werfen war,  hat  drei  Lösungen  geliefert  Der  Referent,  Hr.  Otzen, 
I  der  sie  eingehend  bespricht,  muss  konstatiren,  dass  dieselben 
|  den  Sinn  der  Aufgabe  sämmüich  insofern  verfehlt  haben,  als  sie 
zu  sklavisch  an  die  Details  der  Choriner  Kirche  sich  gehalten 
und  dieselben  in  unpassender  Weise  und  unzulässig  verkleinertem 
Maaßtahe  auf  die  ganz  andere  Bedingungen  stellende  Schulhaus- 
Architektur  übertragen  haben.  Die  eine  der  Arbeiten  mit  dem 
Motto  „Malerisch"  zeigt  jedoch  —  namentlich  in  der  Grundrisa- 
Losung  —  immerhin  so  viele  Vorzüge,  dass  ihrem  Verfasser, 
Hrn.  Atzert,  ein  Vereins-Andenken  zugesprochen  worden  ist 

Ueber  die  im  Gebiete  des  Ingenieurwesens  eingegangene 
einzige  Arbeit  (Entwurf  zu  einem  Grundwehr)  berichtet  Hr. 
G.  Meyer.  Der  Entwurf  hat  einerseits  die 
da  er  gar  kein  \ 

er  auch  im  Detail  manche  Schwächen  und  ist  in  der 
nicht  pnuis  genug.   Ein  Andenken  ist  ihm 
worden. 

Für  den  diesmaligen  Termin  siud  4  1 
Dekoration 


Vermischt*«-. 

Selbstthntlge  hydraulische- 

Rohde  &  Schmitz.    In  einem  in  No. 
«Iber  Kohlenverlade- Vorrichtungen  in  Häfen 


in  Hamburg  ausgeführten  hydraulisch  betriebenen  Kipp- 
vorrichtung gedacht,  deren  Konstruktion  auf  der  anderweitig 
noch  nicht  verwertheten  Idee  he  ruht,  die  Gewichts  -  Differenz  des 
beladenen  und  entladenen  Kohlenwagens  als  treibende  Kraft  zn  be- 
nutzen. Der  Bau  dieser  Apparate  geschieht  durch  die  Gruson'sche 
Fabrik  in  ~ 


unserer  früheren  Notiz,  eine  Anzahl  technisch  interessanter  An- 
gaben gemacht  wird,  aus  denen  wir  folgende  reproduziren : 

Der  bcladene  Wagen  wird  auf  eine  Plattform  gefahren,  welche 
ungefähr  in  halber  Länge  durch  eine  drehbare  Achse  unterstützt 
wird.  Das  vordere,  als  Schüttrinne  ausgebildete  Stück  der  Platt- 
form ist  zum  Zurückklappen  eingerichtet,  zn  dem  Zwecke,  um 
beim  Nichtgebrauch  der  Vorrichtung  die  Vorderfront  der  Kaimauer 
von  vortretenden  Theilen  frei  zu  halten.  Auf  der  Rückseite  der 
Mauer  wird  die  Plattform  durch  die  Kaimauer  selbst,  auf  dem 
andern  Ende  dagegen  durch  einen  hydraulischen  Kolben  gestützt 
(«.  Skizze  in  No.  26),  dessen  Widerstand  beim  Niedergang  die 

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DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


14.  S*pt«mb«r  1878 


Plattform  in  der  Woiso  üherwindet,  dass  sie  das  Wasser  aus  I 


Zvlind«  r  in  einen  neben  der  Plattform  aufgestellten  Akknmnlatnr 
treibt.     Oer  Zyluider  schwingt^  um   eine    horizontale,  nahe 


Plattform  drücken  die  Itadßanschen  der  Vorderriider  auf  ein 
mit  2  Fanghaken  verbundenes  Hebelsystem,  wodurch  die  Fang- 
bakeu  sich  aufrichten  und  die  Vorderachse  des  Wagens  erfassen, 
sobald  dieser  die  richtige  Stellung  auf  der  Plattform  erreicht  hat 
Diese  zwar  etwas  komplizirte,  aber  absolut  sichere  Einrichtung 
ist  noth« endig,  weil  die  Fanghaken  das  Gestänge  eines  mit 
Bremsen  versehenen  Wagens  zunächst  Uber  sich  hinweg  gehen 
lassen  mflssen,  bevor  dieselben  sich  aufrichten  können.  Auch  du 
hintere  Ende  der  Wagen  wird  zur  gröfsercn  Sicherheit  fest 
gehalten  und  es  dient  hierzu  ein  Haken,  dpr  auf  einem  durch 
Gegengewicht  belasteten  Hebel  befestigt  ist.  Sobald  der  Wagen 
in  die  richtige  Position  gelangt  ist,  beginnt  die  Plattform  mit  der 
Ausübung  eines  Druckes  von  ca.  25  Atm.  auf  den  Kolben  der 
bydraul.  Presse,  worauf  durch  Oeffnung  des  Steuerung« -Ventils  die 
Kommunikation  des  Press-Zylinders  mit  dem  Akkumulator  eröffnet 
wird,  in  welchem  eine  Pressung  von  etwa  2<»  Atm.  stattrindet. 
Her  Ueberdruck  von  5  Atm.  treibt  den  Akkumulator  -  Kolben 
in  die  Höbe  und  es  steigt  der  letztere  um  so  schneller,  als  der 
Druck  im  Press-Zylinder  durch  die  veränderte  Sehwerpunktslage 
des  Wagens  sehr  wesentlich,  d.i.  bis  auf  etwa  40 Atm.,  zunimmt. 
Sobald  die  Plattform  den  Neigungswinkel  —  von  im  Max.  45*  — 
und  der  Akkumulator- Kolben  eine  entsprechend  hohe  Stellung 
erreicht  hat,  sperrt  durch  einen  entsprechenden  Mechanismus 
der  Akkulnmator-Kolben  selbst  die  ' 
Akkumulator  und  Press-Zylinder  ab 


Kohleninhalt  des  Wagens  in  das  unter  der  Kinne  liegende 
zeug  entleert.  Diese  Entleeruug  bringt  ein  Fallen  des  Wasser- 
drucks im  Press-Zylinder  von  40  auf  16  Atm.  mit  sich,  infolge 
wovon,  nachdem  die  Verbindung  zwischen  Akkumulator  und 
Press -Zylinder  wieder  hergestellt  worden  ist,  der  Kolben  des  Press- 
Zylinders  und  mit  ihm  die  Plattform  wieder  in  die  Höhe  geht.  — 

Unter  Verhältnissen,  wie  sie  gewöhnlich  stattfinden,  ist  nach 
dieser  Beschreibung  die  Kippvorrichtung  selhsttbfttig.  Für  außer- 
gewöhuliche  Falle,  d.  h.  wenn  das  Gewicht  des  Wagens  zum 
Niederdrücken  des  Presskolbens  nicht  ausreicht,  sind  im  Yer- 
bindungsrohr  2  kombinirte  Ventile  angebracht,  deren  eines  den 
Akkumulator  absperrt,  während  das  andere  gleichzeitig  das  aus 
dem  Press-Zylinder  entweichende  Wasser  in  einen  Brunnen  ablässt. 
Der  Ausfluss  während  weniger  Sekunden  genügt,  um  eine  schwache 
Neigung  der  Plattform  hervor  zu  rufen,  welche  eine  Veränderung 
der  Schwerpunktslage  des  Wagens  und  somit  eine  Vermehrung 
des  Drucks,  den  derselbe  auf  den  Presskolben  ausübt,  zur  Folge 
hat ;  es  wird  alsdann  das  Ausflussventil  geschlossen  und  die  Kom- 
munikation mit  dem  Akkumulator  wieder  hergestellt.  Das  aus- 
geflossene Wasser  wird  aus  einem  Reservoir  mittels  Gebrauch 
einer  kleiuen  Druckpumpe  mit  Handbetrieb  ersetzt. 

Soll  die  Vorrichtung  für  längere  Zeit  aufser  Betrieb  gestellt 
werden,  so  bringt  man  die  Plattform  durch  Ablassen  des  Wassers 
in  ihre  tiefste  Stellung  und  schlägt  den  beweglichen  Kopf  der- 
selben zurück.  Ist  dies  geschehen,  so  sind  alle  vortretenden 
Theile  gedeckt  und  es  ist  außerdem  der  Triebkolben  gegen  Rost 
und  sonstige  Beschädigungen  geschätzt 

Die  Erfahrung  mit  der  auf  den  Hamburger  Kais  angelegten 
Kippvorrichtung  hat  den  Beweis  geliefert,  dass  nur  in  äufserst 
seltenen  Fällen  -  ■  bei  normaler  Belastung  niemals  —  die  An- 
wendung der  beiden  Hfllfsventile  und  der  Druckpumpe  nnthwendig 
ist,  so  dass  der  Apparat  den  Numen  einer  selbsttnatigen  Kipp- 
vorrichtung vollkommen  verdient. 

Was  das  Raumbedürfuiss  des  neuen  Apparats  auf  dem  Kai 
anbetrifft,  so  betragen  die  größten  Abmessungen  desselben,  in 
der  Richtung  der  Kailänge  etwa  7,5  «  und  in  der  Richtung  der 
Kaibreite,  von  Vorderkante  Mauer  gerechnet,  etwa  5,5». 


Aus  der  Farhiitteratnr. 

Vocabnlaire  technique  frcrnyals  - allomand.  Techni- 
sches Vokabular.  Für  technische  Lehranstalten,  sowie 
zum  Selbststudium  für  Techniker,  Studirende  und  Industrielle. 
Von  Dr.  Wershoven.  Leipzig,  Brockhaus  1878.  Der  gunstige 
Eindruck,  welchen  das  gut  a '  ^gestattete  Werkchen  schon  äußerlich 
macht,  wird  durch  eine  Prüfung  des  Inhalts  bestätigt  Es  bietet 
zuverlässiges  und  put  geordnetes  Material,  und  dass  das  Buch 
trotz  des  geringen  l'mtanees  reichhaltig  ist,  zeigt  ein  Blick  auf 
das  Inhaltsverzeicbuiss.  Mechauik,  Physik,  Chemie,  Maschinen- 
wesen, Eisenbahnbau,  chemische  Technologie  sind  besonders  be- 
rücksichtigt Wir  glauben  auf  das  verdienstliche  Werkchen  schon 
deshalb  aufmerksam  machen  zu  sollen,  weil  es  der  erste  derartige 
Versuch  ist,  die  technische  Sprache  der  Franzosen  in  kurzer 
Zeit  erlernbar  zu  machen.  Nur  hatten  wir  gewünscht,  die  Bau- 
mehr berücksichtigt  zu  finden.  Allerdings 


verspricht  der  Verfasser  in  der  Vorrede  des  Büchleins,  welches 
das  für  alle  Techniker  Notwendigste  geben  soll,  demnächst  ein 


zu  wollen,  welches  besonders  die  Bauwissen- 
schaft und  spezielle  Maschinenlehre  umfassen  soll.  Wir  wünschen 
ihm  besten  Erfolg  zu  der  mühsamen  Arbeit  K. 


Veraeiohnlso  der  bot  der  Redaktion  d.  Bl.  eingo- 
gnngonen  netteren  technischen  Werke. 
Musterblatter  kunstgewerblicher  Thütigkeit,  unter  Mit- 
wirkung hervorragender  Architekti  n  u.  Fachgenossen  zum  prakt. 
Gebrauch  für  Kunsthandwerker  und  Architekten  herausgegeben 
von  R.  Humbert,  Ed.  Puls  -u.  Alw.  Türpe.    L  Heft  Leipzig 
1878;  G.  C.  Warnstorff.    Pr.  pr.  Lfrg.  1,60  M 
Trost  in  Thranen.   Humoristisch -Technisches,  gesammelt  aus 
der  Wirklichkeit  und  verschiedenen  Bierzeitungen.  Berlin  1878 ; 
Polytechnische  Buchhandlung  v.  A.  Seydel.    Pr.  0,80  M 
Rummler,  H.   Ueber  Treppenbau  und  Konstruktion,  so- 
wie über  Dachschiftungen,  nebst  einem  Anhang  praktisch- 
technisch  erklärender  Formeln,   12  lithogr.  Tafeln  und  ver- 
schiedenen Holzschn.    Leipzig  1878;  KommUsionsverlag  von 
Baumgärtners  Buchhdlg.    Pr.  3  JL 
Schulze,  Fr.  Otto,  Architekt  in  München.  Kunstschmiede- 
Arbeiten.    Aufnahmen  aus  verschiedenen  Stil- Epochen,  mit 
besonderer  Berücksichtigung  der  Zeit  deutscher  Renaissance. 
Leipzig  1878;  Karl  Schnitze.    Pr.  5  ■('■ 
Technische  Mittheilungen  des  Schweiz.  Ingenieur-  u.  Archi- 
tekten-Vereins.   Li.  Heft.    Die  Bausteine  der  Schweiz. 
Zusammengestellt  vom  lugen.  Hans  v.  Muralt    Zürich  1878; 
Grell,  Füssli  &  Co.    Pr.  1,50  M. 
Kammerirh  &  Co.    Album  für  Stahlwalzwerke,  Feilen-,  Rägen- 
u.  Stahlblech -Rolljalousie -Fabriken.    Mit  einer  Anleitung  zur 
Konstniktion  feuersicherer  und  wasserdichter  Fufsböden  und 
Wände  etc.  aus  gewelltem  Eisenblech.    Im  Selbstverläge  der 
N.,  Fennstrawe  27. 


Brief-  und  Fragekasten. 

Hrn.  L.  in  G.  Wir  bezweifeln,  dass  über  das  Kapitel  „Straßen- 
bau" spezielle  Ausstellung«- Berichte  (betr.  die  Ausstellungen  zu 
Wien  und  Philadelphia)  erschienen  sind.  Indem  findet  sich  ein 
nahe  verwandter  Gegenstand  (Straßen -Fuhrwerke  und  andere 
Transportmittel)  im  Heft  58  des  .Offiziellen  Ausstellungg-Berichta, 
Wien  1874,  kgl.  Hof-  u.  Staatsdruckerei;  Pr.  2  Fl. 1  behandelt. 

Hrn.  H.  F.  hier.  Da  die  qu.  Ausschreibimg  in  unserem 
Bau -Anzeiger  nur  auszugsweise  mitgethcilt  worden  ist,  sind  wir 
außer  Stande,  uns  Ober  die  Formalitäten  der  Submission  ein 
eigenes  Urtheil  zu  bilden  und  ebenmäßig  eine  betr.  Ansicht  zu 
äußern.  Was  im  Speziellen  die  Ablehnung  Ihrer  Offerte  anlangt, 
so  meinen  wir,  dass  —  alles  Sonstige  bei  Seite  gelassen  —  es 
denn  doch  der  von  Ihnen  vorgelegten  Zeichnung  etwas  gar  zu  viel 
Ehre  anthun  hieße,  wenn  man  derselben  die  Bezeichnung  „Entwurf 
zuerkennen  wollte,  da  dieselbe  kaum  als  eine  —  nach  Maafs  auf- 
getragene —  Skizze  gelten  kann. 

Hrn.  K.  in  X.  Wenn  Ihre  Mittheilung,  dass  in  vielen  Kon- 
trakten über  Regierungs-  sowohl,  als  Privat- Bauten  die  Klausel 
vorkommt:  „die  Tntger  müssen  von  bestem  Burbacher  Fabrikat 
sein",  sich  bewahrheitete,  würde  dieselbe  ein  eigentümliches  Licht, 
sei  es  auf  das  Beurtheilungs-Vennögen  der  Betreffenden,  sei  es  auf 
die  Art  und  Weise  werfen,  in  welcher  einige  Verfasser  von  Kontrakten 
über  Eisen -Lieferungen  von  den  ihnen  zustehenden  Befugnissen 
Gebrauch  zu  machen  wissen.  Wir  glauben,  dass,  so  weit  es  sich 
um  Kontrakte  handelt,  die  das  Bauwesen  des  Staats  betreffen, 


eine  einfache  Darlegung  des  Sachverhalt*  an  oberster  Stelle  ge- 
nügen würde,  um  jene  Absonderlichkeit  aus  der  Welt  zu  schaffen. 

Alter  Abonn.  in  Köln.  Wir  sind  außer  Stande,  Ihre 
Frage  nach  der  Raumgröße,  die  bei  Universität*  -  Bauten  anf 
1  Hörer  gerechnet  wird,  anders  als  mit  ein  paar  Angaben  von 
Maaßen,  die  in  hiesigen  neuen  ITuiveraitäts-Instituten  vorkommen, 
zu  beantworten.  Zwei  größere  Hörsäle,  die  bezw.  für  156  und 
164  Hörer  dienen  sollen,  haben  jeder  274  qro  Größe;  ein  kleiner 
Hörsaal  für  86  Hörer  —  sehr  knapp  —  nur  37  q"  Ünindrläehe. 
In  den  Auditorien  des  neuen  Gebäude*  der  Bergakademie  ist  die 
Sitzbreite  zu  58™,  die  Sitztiefe  wechselnd  vou  80  bis  106  <"•» 
angenommen  worden.  Gänge  und  Platz  für  den  Dozenten  sind 
in  diesen  Zahlen  nicht  berücksichtigt 

Abonn.  in  B.  Wir  Bind  unsicher  über  das,  was  Sie  unter 
dem  Ausdruck  „  Leuchtgas  -  Regulatoren  "  verstehen.  Handelt  es 
sich  etwa  um  die  an  Gaskronen  und  Lampen  gebräuchlichen 
Brenn-Regulatoren,  so  theilen  wir  mit,  dass  dieselben  aus  jeder 
Fabrik  für  Beleuchtung*- Gegenstände  beziehbar  sind  und  sich 
recht  gut  bewahren. 

Hrn.  H.  in  X.  Es  ist  uns  bekannt,  dass  beim  Bau  von 
forstlichen  Etablissements  in  Preußen  neuerdings  mehrfach  die 
gemeinschaftliche  Verwendung  von  Bruchstein  und  Ziegelstein  iu 
der  Weise  stattgefunden  bat,  das*  die  Außenseite  der  Cmfangs- 
mauern  der  Gebäude  aus  Bruchstein,  die  Innenseite  aus  Ziegeln 
(»A  Stein  stark  und  mit  Belagsung  einer  6«  weiten  Luft-Isolir- 
schicht  zwischen  beiden  Material -Arten)  hergestellt  worden  ist 
Die  erste  Veranlassung  zur  Wahl  dieser,  so  viel  wir  wissen,  von 
Hrn.  Geh.  Finanzrath  Cornelius  eingeführten  Bauweise  sind 
ohne  Zweifel  Ersparniss-ROcksichten  gewesen,  die  für  solche  Orte 
nahe  liegen,  wo  das  natürliche  Material  im  Preise  niedrig,  das 
künstliche  aber  theuer  ist    Neuerdings  sind  Ausführungen 

Ir  mehre  '" 


angegebenen  Art 


Foi 


lag  tob  Carl  Berlin  in  I 


K.  B.  O.  Frlt.ch,  I 


W.  Motitr  H»i»u<  bdrarktral,  | 

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N«.  75.  DEUTSCHE  BAUZEITUNG.  383 


Architekten- Verein  zu  Berlin.   Haupt- Versammlung  am 

9.  Septbr.  1878.  (Schlüte.) 

Hr.  Wasser- Bauinspektor  Mohr  aus  Thicrgartenschleuse,  auf 
besondere  Einladung  als  (rast  in  der  Versammlung  anwesend,  er- 
läutert tu  eingehendem  Vortrage  das  von  ihm  ausgestellte  Modell 
des  Oberhaupts  der  jüngeren  Pinnower  Schleuse,  an  welcher  mit 
bestem  Erfolg  einige  neuere  amerikanische  Koustruktiauen  zur 
Anwendung  gelangt  sind. 

Die  Konkurrenz,  welche  die  nordamerikanischen  Kannte  im 
letzten  Jahrzehnt  mit  den  Eisenbahnen  zu  bestehen  hatten,  haben 
dieselben  dahin  gedrängt,  alle  möglichen  Hülbmittel  heran  zu 
ziehen,  welche  eine  Beschleunigung  des  Wassertransport«  herbei 
fahren  konnten.  Abgesehen  von  der  Einführung  der  Baxter- 
Dampfboote  suchte  man  dies  vor  altem  durch  Abkürzung  der 
Schleusungszeit  zu  erreichen,  und  es  ist  am  Erie-Kanal  in  der 
Thal  gelungen,  daas  Schiffe  eine  Schleuse  bis  zu  3,50  •»  Gefall  in 
5",  bis  höchstens  61/,  Minuten  passiren,  wahrend  auf  unseren 
nälcn  die  Schleusungszeit  durchschnittlich  21  und  22 
betragt.  Hierzu  trägt  allerdings  wesentlich  bei,  dass  die 
nordainerikanischen  Schleusen  fast  durchweg  einschiffig  (zu  je  2 
neben  einander)  angelegt  sind,  während  die  vereinzelt  vorkommen- 
den zweischiffigen  Schleusen  in  den  Häuptern  gleiche  Breite  wie 
in  den  Kammern  haben ;  es  wird  also  der  Zeitverlust  erspart,  den 
in  unseren  Doppelschleusen  mit  versetzten  Häuptern 
len,  dass  ein  Schiff  auf  die  Ein-  bezw.  Ausfahrt 
des  anderen  warten  rauss.  Aber  auch  bei  unseren  einschiffigen 
Schleusen,  z.  B.  am  Kuppiner  Kanal,  betrug  die  Schleusungsseit 

bei  0,  ••  Gefälle  bisher  14  Minuten. 

Von  den  beim  Schleusen  erforderlichen  Manipulationen  sind 
die  Ein-  und  Ausfahrt  des  Schiff«  in  ihrem  Zeitaufwand  von  der 
gröberen  oder  geringeren  Geschicklichkeit  des  Schiffers  bedingt 
Dagegen  ist  der  Zeitaufwand  für  das  Schbeben  der  Thore.  das 
Füllen  der  Schleuse  und  das  Oeffnen  der  Thore  von  der  Kon- 
struktion der  Schleuse  abhängig. 

Die  Amerikaner  haben  in  dieser  Beziehung  einen  Vortheil 
zunächst  dadurch  erzielt,  dass  sie  die  Zugschrttzen  überall  durch 
Klappschützen  ersetzten,  welche  um  eine  horizontale  Axe  sich 
bewegen  und  durch  einfaches  Umlegen  eines  Hebels  geöffnet  bezw. 
geschlossen  werden.  Die  probeweise  Einführung  dieser  Vorrichtung 
an  einigen  Schleusen  des  Kuppiner  und  Finow- Kanals,  die  durch 
den  Hrn.  Vortragenden  bewirkt  ist,  hat  an  der  Thiergarten-Schleuse 
eine  Abkürzung  der  Schleusungszeit  um  3  Minuten  (von  14  auf 

weitere  konstruktive  Errungenschaft,  die  in  ihrer  Heber- 


tragung  auf  hiesige  Verhältnisse  in  dem  zur  Ausstellung  gelangten 
Modell  dargelegt  ist,  sind  die  sogen.  Tumple  OaUt,  durch  welche 
einerseits  eine  gröbere  Beweglichkeit  der  Thore,  andererseits 
gröbere  Querschnitte  für  Zuführung  des  Füllwassers  erzielt  werdeu. 
Das  gleichfalls  um  eine  horizontale  Axe  bewegliche  Thor  ist  im 
wesentlichen  nach  dem  Muster  der  Hagen'schen  Sicherhcitsthore 
konstruirt,  jedoch  von  beiden  Seiten  mit  Bohlen  bekleidet  und 
ohne  Schützen;  durch  ein  zwischen  die  Bohlenverkleidung  ein- 
gebrachtes Füllmaterial  (Steine,  Kies  etc.)  ist  dasselbe  gegen  den 
Auftrieb  abbat anzirt,  so  dass  es  bei  völligem  Eintauchen  in  jeder 
Lage  schwimmt  Die  untere  Dichtung  erfolgt  durch  eine  in  Holz 
ausgearbeitete  horizontale  Wendenische,  die  seitliche  durch 
in  die  alten  Wendenischen  eingesetzte  Holzsäulen,  an  die 
das  Thor  mit  etwas  abgeschrägter  Fluche  anschlagt:  der  obere 
Thorriegel  ist  gegen  den  Wasserdruck  durch  ein  doppeltes  Spreng- 
werk verstärkt  Die  Bewegung  des  Thores,  welche  in  Folge  jener 
Abbalanzirnng  nur  geringen  Kraftaufwand  erfordert,  erfolgt  mitteU 
eines  Seils  ohne  Ende,  das  über  eine  auf  dem  Thorkammer-Boden 
aufgestellte  Rolle  geführt  ist,  durch  ein  einfaches  Vorgelege.  — 
Hiermit  im  Zusammenbange  steht  eine  veränderte  Gestaltung 
der  Drempel  des  Abfallbodens  und  des  Thorkammer-Bodens.  Der 
Abfallboden  hegt  nicht  mehr  hinter  dem  Drempel,  sondern  ist  am 
Haupt,  im  unmittelbaren  Anschluss  an  den  Thorkainmer- Boden 
durch  eine  massive  Mauer  auf  Pfahlrost  mit  Spundwand-Abschluss 
hergestellt  Der  Schleusenkammer -Boden  reicht  bis  an  diesen 
Abschluss,  so  dass  die  Tborkammer  mit  zur  Schleusenkammer 
gezogen  ist  Auf  dem  Sckleusenbodcn  baut  sich  nun  in  der  Breite 
der  Thorkammer  ein  mit  gespundeten  Bohlen  bekleidetes  Holz- 
gerüst auf,  das  die  zur  Füllung  der  Schleuse  erforderlichen  Klapp- 
schützen (hier  4  Stück)  enthalt  Die  Höhenlage  desselben  ist 
danach  bemessen,  dass  die  Oberfläche  des  herunter  gelassenen, 
die  Schützen  deckenden  Thores  auf  ürempelhöhe  liegt  Während 
die  am  Tbore  angebrachten  Absprengungshölzer  noch  so  viel 
Zwischenraum  lassen,  dass  die  Schützen  auch  bei  geöffnetem 
Thore  bewegt  werden  können,  sichert  das  letztere  sie  vor  jeder 
Beschädigung  durch  die  ein-  und  ausfahrenden  Schiffe.  Auber 
der  Zeiterapamiss ,  die  in  dem  vorliegenden  Falle  auf  4  Minuten 
sich  ergeben  hat,  gewährt  diese  Einrichtung  auch  den  groben 
Vortheil,  dass  das  i  üllwasser  parallel  der  Schieusenaxe  eingeführt, 
der  bei  Thorschützen  oder  Umläufen  entstehende  Stob  bezw. 
Wirbel  also  vermieden  wird. 

Die  Konstruktions-Höhe,  welche  die  Anordnung  der  Tumple- 
Gatt*  erfordert,  gestattet  deren  Anwendung  natürlich  nur  bei  den 
Oberhäuptern  der  Schleusen.   Für  die  Unterhäupter  haben  die 
Amerikaner  eine  sinnreiche  Verbesserung  der  gewöhnlichen  Stemm-  1 
thore  ersonnen,  die  gleichfalls  schon  mit  gutem  Erfolg  bei  der  I 


jüngeren  Pinnower  Schleuse  Anwendung  gefunden  hat  Es  ist 
eine  leichtere  Beweglichkeit  derselben  durch  Abbalanzirung  mittel* 
Kontregewicbte  erzielt  worden,  die  auf  übergelegten  Drehbaumen 
aufgesetzt  sind.  — 

Zum  Schlüsse  seines,  mit  grobem  Interesse  aufgenommenen 
Vortrages  gedenkt  Hr.  Mohr  flüchtig  noch  einer  anderen  ameri- 
kanischen Errungenschaft  für  den  Kanalbau,  der  sogen,  fahrbaren 
(Dodge-)  Schleusen  mittels  derer  am  Cheasupeak  -  Ohio  -  Kanal 
13,70"»  Gefäll  in  8',/j  Minute  überwunden  werden.  Durch  die 
Uebertragung  dieser  nur  geringfügige  Abänderungen  erfordernden 
Einrichtung  auf  unsere  Verhältnisse  würde  es  nach  seiner  Meinung 
möglich  sein,  wasserarme  obere  Kanalhaltungen  durch  den  Betrieb 
selbst  aus  dem  Unterwasser  zu  speisen  und  damit  der  Zukunft 
des  Kanalbaues  ganz  neue  Aussichten  zu  eröffnen.  -  Publika- 
tionen dieser,  wie  der  vorher  beschriebenen  Einrichtungen  sollen 
in  den  nächsten  Heften  der  Zeitschr.  f.  Bauw.  erfolgen. 

Hr.  Fritsch  erstattet  in  kurzen  Worten  Bericht  Ober  den 
Verlauf  der  Dresdener  General-Versammlung  des  Verbandes  und 
erwähnt  besonders  des  ungünstigen  Eindrucks,  den  die  geringe 
.Betheiligung  Berlins  auf  die  Dresdener  Fachgenossen  gemacht 
habe.  Derselbe  sei  dadurch  verstärkt  worden,  dass  man  die  Be- 
stellung von  150  Karten,  die  der  hiesige  Vcrcins-SekTetär  nach 
Gutdünken  und  auf  Vorrath  sich  habe  schicken  lassen,  dort  miss- 
verstüidlich  ab  Meldung  von  150  Theilnchmern  und  die  spätere 
Rücksendung  des  gröfsten  Theils  dieser  Karten  ab  absichtliche 
Zurückziehung  der  Meldung  aufgefasst  habe.  Wenn  die  Verhält- 
nbse  des  Berliner  Vereins  mit  seinem  groben  Bestände  an 
jüngeren,  zu  groben  Geldopfern  nicht  befähigten  Mitgliedern  für 
eine  Maasenbetheiligung  an  Wanderversammlungen  auch  un- 
günstiger seien,  als  die  jedes  anderen  Vereins,  so  sei  die  Zahl 
von  etwa  30  hiesigen  und  23  auswärtigen  Mitgliedern,  mit  denen 
derselbe  in  Dresden  aufgetreten  sei,  allerdings  wohl  unverhältniss- 
mäbig  gering  und  es  werde  sich  für  spätere  Fälle  empfehlen, 
auch  von  Vereins  wegen  für  eine  stärkere  Theitnahme  zu  werben. 

Im  Anschluss  hieran  macht  Hr.  Fritsch  auf  den  Umstand 
aufmerksam,  dass  die  am  1.  Oktober  ablaufende  Konkurrenz  bezgl. 
des  Strabburger  Universitäts-Gebäudes  voraussichtlich  eine  gröbere 
Anzahl  von  Entwürfen  liefern  werde,  als  je  eine  frühere  Kon- 
kurrenz, und  dass  dem  gemäb  die  wohl  noch  im  Oktober  statt- 
findende Auastellung  dieser  Entwürfe  eine  bedeutende  Anzahl 
auswärtiger  Fachgeuossen  nach  Berlin  zieheu  dürfte,  zumal  gleich- 
zeitig noch  die  allgemeine  Ausstellung,  sowie  die  Ausstellung  der 
Olympia-Funde  geöffnet  sein  würden.  Der  Vorgang  des 
burger  und  des  Leipziger  Vereins  bei  ähnlicher  Ve 
sowie  die  liebenswürdige  Aufnahme,  die  um 
auf  auswärtigen  Exkursionen  gefunden  bat, 
werth  erscheinen,  von  Seiten  des  Vereins  eiuige  Veranstaltungen 
zu  treffen,  durch  welche  den  zu  erwartenden  Gasten,  indem  sie 
in  unser  Vereinsleben  hinein  gezogen  werden,  ihr  Aufenthalt  in 
Berlin  möglichst  angenehm  und  behaglich  gemacht  wird. 

Die  Versammlung  beschliebt  dieser  Anregung  zu  entsprechen 
und  ernennt  eine  Kommission,  die  vorbehaltlich  weiterer  Koop- 
tirung  aus  der  Hauskommission ,  den  Hrn.  Appelius,  Ernst  und 
Hauke  sowie  aus  deu  Hrn.  Fritsch,  Kuhn  und  Stegmüller  bestehen 
und  dem  Verein  in  nächster  Hauptversammlung  bestimmte  Vor- 
schläge unterbreiten  soll.  — 

An  der  Beantwortung  der  im  Fragekasten  enthaltenen  F ragen 
nehmen  die  Hrn.  Böckmann,  Hobrecht,  Fritsch,  Meyer,  Möller 
und  Orth  Theil.  Eine  Frage,  welche  auf  die  Beschlüsse  der 
jüngst  zur  Berathung  des  Gcwerbeschulwesens  versammelten  Kom- 
mission sich  bezieht,  giebt  Hrn.  Hobrecht  Veranlassung  zu 
einer  längeren  Ausführung.  Durch  die  von  der  Kommission  ge- 
stellte dringende  Forderung,  dass  die  Abiturienten  der  neu  zu 
organisirenden  9-klassigen  Gewerbeschulen  nicht  nur  zu  allen 
höheren  technischen  Studien,  sondern  auch  zu  den  Staatsprüfungen 
auf  dem  gesaminten  technischen  Gebiete  zugelassen  werden  sollen, 
glaubt  derselbe  eine  Lebensfrage  unseres  Fachs  berührt  Die 
durch  deu  Architektenverein  i 


Beschlüsse  einer  Kommission  akzeptiren,  in  der  sie  nur  beiläufig 
vertreten  waren,  zumal  jener  Beschluss  mit  den  Ucberzeugungen, 
die  der  Verein  bezgl.  der  für  Studirende  des  Polytechnikums  er- 
forderlichen Vorbildung  ausgesprochen  hat,  durchaus  im  Wider- 
spruche stehe.  Er  beantragt  deshalb,  auf  die  Tagesordnung  der 
nächsten  Versammlung  eine  Besprechung  dieser  Frage  zu  setzen. 

Zur  Aufnahme  in  den  Verein  gelangen  wegen  Beschluss- 
Unfähigkeit  der  Versammlung  abermals  nur  die  bereits  im  vorigen 
Monat  zur  Wahl  gestellten  Kandidaten,  die  Hrn.  Böhmer.  Bruncke 

—  F.  — 


F.  Jagor.  4;  Der  „G'ai.  dt»  arrA."  entnehmen  wir  die 
Mittheilung  von  dem  so  eben  erfolgten  Tode  des  Architekten 
F.  Jäger  in  Paris.  Der  Verstorbene,  welcher  ein  Alter  von  nur 
40  Jahren  erreicht  hat,  war  zu  Brugg  in  der  Schweiz  geboren 
und  hatte  seine  Ausbildung  theils  an  dem  Polytechnikum  seines 
Vaterlandes,  in  Zürich,  theils  an  der  Pariser  Kunstakademie  und 
im  Atelier  Questel's  genossen.  Seinen  bleibenden  Aufenthalt  in 
Paris  hatte  er  genommen,  seitdem  er  im  Jahre  l«ti7  als  Archi- 
tekt der  Schweizer  Ausstellungs-Kommission  die  Itauten  derselben 


auf  dem  Marsfelde  ausgeführt  hatte. 


Auch  bei  der  diesjährigen 

qmzea  b' 


Digirizeaby  VjOOgl 


384 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


18.  September  1878 


Ausstellung  war  er  in  gleicher  Funktion  und  mit  grobem  Krfolge 
th.iüg,  während  ihm  seitens  der  französischen  Kegierung  zugleich 
der  ehrenvoll«  Auftrag  geworden  war,  den  Portalbau  far  die 
französische  Kunst- Abtheilung  des  Ausstellung«- Palastes  zu  ent- 
werfen. Die  Anerkennung,  welche  diese  seine  künstlerischen 
Leistungen  weger  ihrer  Originalität  fast  durchweg  gefunden  haben, 
ist  in  gleichem  Maalse  seinen  übrigen  Werken  —  grofecntheils 
Privatbauten,  darunter  mehre  in  Frankfurt  a.  M.  —  zu  Theil  ge- 
worden. Alter  auch  im  Gebiete  des  Nützlichkeitsbaucs  ist  Jäger 
bei  einer  außerordentlichen  Gelegenheit  thätig  geweseu,  indem 
er  wahrend  der  Belagerung  von  Paris  im  Jahre  1870  71  das  im 

fuhrt™  «'hat  ihm  dn^se  Seite  £dner  Thätigkeit  ZkMmTm^M 
Beachtung  eingetragen,  da&s  ihm  in  Folge  dessen  seitens  der 
Regierung  das  Studium  der  Frage  aufgegeben  wurde,  ob  der- 
artige Anlagen  sich  für  die  Verhältnisse  von  Algier  verwerthen 


lassen.  — 

Wichtiger  als  alle  diese  Erfolge,  die  sich  bei  längerem 
Leben  Jägers  wohl  noch  wesentlich  gesteigert  hätten,  erscheinen 
in  unsem  Augen  die  Verdienste,  welche  sich  der  Verstorbene 
dadurch  erworben  hat,  dass  er  seine  neutrale  Stellung  zwischen 
zwei  groben,  von  ihm  in  gleicher  Weise  gekannten  und  nach 
ihrem  Werthc  gewürdigten  Nationen  dazu  benutzte,  um  eine  An- 
näherung unter  den  von  gleichem  Streiten  beseelten  Kiementen 
derselben  herbei  zu  führen.  Von  der  l'eberzeugung  durchdrungen 
da&s  die  künstlerischen  Ideale  derjenigen  französischen  und  deut- 
schen Architekten,  die  über  blobe  Routine  hinaus  in  das  Wesen  ihrer 
Kunst  einzudringen  trachten,  durchaus  identisch  sind,  war  er 
in  den  Jahren,  welche  dem  deutsch  ■  französischen  Kriege  voraus 
gingen,  unermüdlich  thätig,  in  Frankreich  Verständnis»  für  deut-  1 
sches  Wesen,  in  Deutschland  Verständnis»  für  die  französische 
Eigenart  zu  verbreiten.  Wie  er  in  l'aris  zu  den  eifrigsten  Mit-  | 
gliedern  des  Intime-Club,  welcher  die  strebsamsten  Elemente  der  | 
jüngeren  französischen  Arcbitektenwelt  in  sich  vereinigt,  gehörte 
und  hier  Ober  Deutschland  berichtete,  so  ist  er  in  jenen  Jahren 
ein  treuer  und  hervor  ragender  Mitarlieiter  der  Deutschen  Baiutg. 


gewesen,  die  mit  lebhaftem  Bedauern  auf  seine  Unterstützung 
verzichten  musste,  als  die  nach  dem  Kriege  herrschende  Stim- 
mung der  Pariser  Kreise  ihn  zum  Verzicht  auf  diese  Beziehun- 
gen nöthiete.  —  Es  mag  übrigens  nunmehr  die  nicht  uninter- 


gen  nöthigt«.  —  Es  mag 

s  Notiz  bekannt  werden,  dass  Jäger'*  Verhiiltniss  zu  unserem 
es  war,  welches  ihn  im  Jahre  1870  zufallig  auf  jenes, 
sonstigen  Thätigkcit  so  fern  liegende  Gebiet  de«  I<azareth- 
Baues  führte.  Es  fehlte  in  Paris  fast  vollständig  sowohl  an  Er- 
fahrungen als  auch  an  litterarischen  Studien  über  die  Anlage  und 
Einrichtung  solcher  provisorischen  Lazareth-Bararken .  als  die 
No.  32  und  33  unserer  Zeitung  einen  ausführlichen  Artikel:  „Die 
I.azareth- Baracken  im  Kriege  und  im  Frieden*  und  darin  eine 
Publikation  der  damals  auf  dem  Tempelhofer  Felde  errichteten 
Anlage  sowie  einer  vervollkommneten,  für  staudige  Benutzung 
bestimmten  Baracke  brachten.  Wir  hatten  trotz  des  Krieges 
nicht  aufgehört,  das  Blatt  an  unsern  l'ariser  Freund  zu  expediren 
und  es  waren  jene  beiden  Nummern  die  letzten,  welche  ihn  er- 
reichten, bevor  die  deutsche  Armee  ihren  Ring  um  die  Stadt 
geschlossen  hatte.  Sic  bildeten,  wie  er  uns  im  Früh  jähr  1871 
lachend  erzählte,  das  Haupt-Studienmaterial,  auf  das  er  bei  dem 
(an  sich  den  lokalen  Bedingungen  angepassten  und  daher  Selbst- 
ständigen)  Entwurf  für  die  Anlage  im  Luxemburg -Garten  sich 
sttlzte  und  auf  Grund  dessen  er  unter  den  übrigen  Pariser  Archi- 
tekten eine  gewisse  Autorität  auf  dem  bezgl.  Gebiete  bean- 
spruchen konnte  —  für  uns  eine  unabsichtliche  That  auf  dem 
Felde  internationaler  llumauitäts-Bestrebungen,  diu  uns  immerhin 


Pariser 

auch  bei  uns  für  immer  in 
icm  Nachfolger  nicht  fehlen, 
der,  gleich  gesinnt  und  gleich  geschickt  wie  er,  zu  geeigneter 
Zeit  jene  verdienstvollen  Bestrebungen  wieder  aufnimmt!  Ihm 
selbBt,  den  das  Schicksal  in  seiner  Vollkraft  gebrochen,  möge  die 
Erde  leicht  sein!  

Ausachliefaung  nicht  deutscher  Baumaterialien  von 
der  deutschen  Post-  und  Telegraphen-Verwaltung. 

Mit  Bezug  auf  die  Notiz  unter  gleichem  Titel  in  No.  61»  u.  Bl. 
wird  uns  die  No.  S6S2  d.  „Hess.  Morg.-Ztg.*  zugeschickt,  in 
welcher  ein  beim  Bau  des  Postgebäudes  zu  Kassel  vorgekommener 
Fall,  hei  dem  jenes  Prinzip  bereits  zur  Anwendung  gelangt  ist, 
besprochen  wird.  Nach  Absicht  der  Bauverwaltung  sollte  die 
F'aradc  dieses  Gebäudes  aus  dem  in  den  letzten  Jahren  einge- 
führten, auch  schon  für  mehre  öffentliche  Gebäude  in  Berlin  be- 
nutzten Savonnieres-Stein  gefertigt  werden.  Der  mit  dem  bezgl. 
Unternehmer  auf  Grund  einer  Submission  vereinbarte,  nur  des 
formellen  Abschlusses  bedürftige  Vertrag  ist  auf  direkte  Inter- 
vention des  Hrn.  General-l'ostmeisters,  an  den  sich  konkurrirende 
Kasseler  Steinlieferanten  beschwerdeführend  gewendet  haben  sollen, 
/u nick  gezogen  worden;  vermuthlich  wird  die 
Facade  nunmehr  in  deutschem  Sandstein  erfolgen. 

Wir  können  nicht  für  die  vollkommene  Korrektheit  dieser 
Mittheilung  stehen  und  wollen  daher  die  beiläufige  Frage,  iu  wie 
weit  event  eine  solche  Blosstellung  des  ausführenden  Baubeamten 
bezw.  der  Behörde,  welche  die  Submission  eingeleitet  hatte, 
opportun  war,  eben  so  wenig  erörtern  wie  die  Rechtsfrage,  ob 


das  Ergebnisse  einer  Submission  so  ohne  weiteres  beiseite  geschoben 
werden  kann.  In  der  Sache  selbst  stehen  wir  nicht  an,  den  Stand- 
punkt jenes  Artikels  insofern  zu  theilcn,  als  wir  die  prinzipielle 
Ausschliebung  eines  Materials,  wie  der  Savonnieres-Stein  es  ist, 
von  deutschen  öffentlichen  Bauten  in  der  That  für  engherzig 
halten  würden.  Ganz  abgesehen  von  dem  in  unserer  Quelle  aus- 
führlich erörterten  Gesichtspunkte,  dass  nur  das  Rohmaterial  •im 
Werth«  von  etwa  (1,1)5  des  fertigen  Quaders)  aus  den,  im  übrigen 
deutschen  Besitzern  gehörigen  Brüchen  bei  Nancy  bezogen  wird, 
die  gesummte  Bearbeitung  des  Steins  dagegen  auf  deutschem 
Boden  erfolgt,  kommt  hier  vor  allem  in  Betracht,  dass  der  vor- 
züglich feinkörnige  und  wetUrrlteständigo,  eine  Bearbeitung  durch 


es  ist 


deutsches  Material  nicht 
,  dass  er  wegen 


besitzt,  die 
die  Seite 


zu  den  figürlichen  Arbeiten 
Kölner  Dom  benutzt  worden  ist. 

Wie  wir  für  gewisse  Zwecke  auf  die  Anwendung  des  italie- 
nischen Marmors,  des  schwedischen  Granits,  des  englischen 
Schiefers  etc.  zu  gunsten  des  einbeimischen  Materials  wohl  schwer- 
lich verzichten  werden,  eben  so  wenig  wird  die  Anwendung  des 
unter  dem  Gattungsnamen  „Pariser  Kalkstein"  bezeichneten  Mate- 
rials, zu  dem  auch  der  Savonnieres-Stein  gehört,  perhorreszirt 
werden  können,  sobald  Architektur- l-'ormen  gewählt  werden,  die 
zu  seiner  Verwendung  speziell  heraus  fordern.  Will  man  dem 
ortsüblichen  Material  den  Vorzug  geben  -  und  wir  haben  bereits 
früher  ausgeführt,  dass  wir  dies  auch  in  ästhetischer  Beziehung 
für  wünschenswert!!  halten  —  so  ist  es  Sache  des  F^ntwurfs, 
hierauf  von  vorn  herein  Rücksicht  zu  nehmen.  — 

Da  wohl  schwerlich  daran  zu  zweifeln  ist,  dass  jene  Ver- 
werfung des  Savonnieres-Steins  für  das  Kasseler  I'oslgebande  eine 
prinzipielle  Bedeutung  nicht  haben  sollte,  dass  vielmehr  in  ge- 
eigneten Fällen  die  in  jener  Verfugung  des  General-Postmeisters 
vorgesehene  besondere  Fxlaubniss  zur  Anwendung  des  bezgl. 
Materials  nicht  versagt  werden  würde,  so  wäre  es  interessant,  von 
kompetenter  Seite  zu  erfahren,  welche  Gründe  in  dem  be- 
sprochenen Falle  zu  jener  Maabregel  geführt  haben. 


Statistik  der  K.  technischen  Hochschule  in  Hänchen 
im  Sommernemester  1878.  Im  Sommersemester  1K78  began- 
nen die  Vorlesungen  am  5.  Mai  und  wurden  theilweisc  am  19.  Juli {!), 
die  meisten  Ende  Juli  geschlossen.  Ks  werden  127  verschiedene 
Fächer  durch  75  Professoren,  Privatdozenten  und  Aasistenten  der 
technischen  Hochschule  und  8  Universi tau- Professoren  gelehrt. 
Die  Frequenz  hat  gegen  das  Sotnmersemestcr  1877  um  77  Hörer, 
gegen  das  Wintersemester  1877/78  um  181  Hörer  abgenommen. 
F'ür  das  Sommerscmcster  1873  waren  immatrikulirt  1010  Hörer, 
und  zwar  7!»0  Studirende,  101  Zuhörer,  1  Iii  Hospiti 

Auf  die  verschiedenen  Abtheilungen  kamen : 


Stud. 

Zuhörer. 

Hospit 

Summa. 

Allgemeine  Abtheilg. 

185 

57 

102 

,u 

Ingenieur-Abtheilung 

234 

10 

3 

247 

i  lochbau- Abtheilung 

165 

16 

1 

182 

Mechanisch-techn.  „ 

150 

7 

1 

156 

(  hemisch-tech.  Abth. 

47 

7 

10 

64 

Landwirthscb.  Abth. 

*j 

4 

~ 

1  *» 

790 

.01 

119 

loio 

bei  der  allgemeinen  Abtheilung:  92  1 
6  Studirende  unltestimmten  Berufs,  87  Verkehrs-  und 
Zolldienst- Aspiranten. 

Der  Heimath  nach  waren:  643  aus  Bayern,  133  aus  dem 
übrigen  deutschen  Reich  -■  (und  zwar  80  aus  Preuben,  10  a.  Sach- 
sen, ■  a.  Württemberg,  7  a.  Baden,  4  a.  Hessen,  9  a.  den  säch- 
sischen Herzogtümern,  3  a  Mecklenburg,  2  a.  Oldenburg,  1  a 
Anhalt,  1  a.  Braunschweig,  1  a  Lichtenstein,  1  a.  Schwarzburg- 
Rudolstadt,  2  a  Rcub,  2  a.  Hamburg,  1  a  Lübeck),  —  234  aus 
auberdeutsrhen  Ländern,  und  zwar:  aus  Oesterreich  72,  a.  Un- 
garn 89,  a.  Rubland  9,  a.  Polen  10,  a  Rumänien  4,  a  Serbien  4. 
a.  Italien  5,  a.  der  Schweiz  19,  a  Luxemburg  1,  a  Schweden 
u.  Norwegen  8,  a.  Frankreich  1,  a.  Griechenland  4,  a.  Nord- 
amerika 6,  a  Südamerika  2. 


In  der  Berliner  Bauauastellnng  sind  bis  zum 
temberc  neu  hinzu  getreten:  G.  Schallehn, 
Dr.  Zeret 


mit  dem  patentirten 

EL  Schwieder,  eine  Flügelthür,  schwarz  u. 
tarsien ;  —  A.  (Joergcns  &  Co.,  1  Tisch,  ii 
Bd.  Puls,  ein  schmiedeisemer  transportabler 
für  Gärten. 


Personal  -Nachrichten. 


12.  Sep- 
Hölaer, 


mit  In- 


Die  Kisenbabn-Baumcister  Linckc  zu  Neustettin,  Homburg 
zu  Lyck  u.  F;.  Lorentz  zu  Carlshafen  siud  nach  Stolp  ' 
Neustettin  und  F'mden  versetzt. 


£■••..■  •-. 'flu. voll*  von  C»rl  Uff  Im  in  Berlin.    Für  dl< 


K.  K  O.  Vilttfh,  Btrllii.    IWk :  W  Moc.tr  Uofbucbdruckcrci. 


.urbdruckerci.  Bulla. 

Digitized  byT7oogle 


N*.  76.   DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 

Inhalt:  Wo  III.  (»cn«raJ -  Vvnunmmluftg  <%**  Vtftiaod««  AtmUc h**r  ArrhJU-kl*n-  in  Hmn   —  V  v  r  mlir  Hlvt:  Ho4latritt't»  p*tcatlrt*  HtiUxnmu<nu  —  Dta  Kraft«  to*4j(- 

und  IngriMmr- Vertia*  in  DrawJpn.  (HcklnM.)  —  Die  Gotthard  -  Bahn.  (Ktidua*,)  —  lieh  der  KommunaLitt-ucr  -  IMlkhtigkrft  diätaridrh  beschäftigter  BaumeiMr  und  Bu- 

8tAiisü«rtie  MitUiuilunfiru  ütirr  diu  Ki-tlu-tll^t-nc  ab  drr  III-  tJaiwraJ-Vertaiiwnliioii  do*  ttthm  In  Fmihtit.  —  Ht*ittt>*uim'i4ii'n4>-Uu  tu  MiiutU-r  i.  W.  —  Au*  der  Fach- 

Verband«)  tk'«t»rFi«r  Arrhiteateu-  und  Ingrtiievr-VcrHne  tu  D roden.  —  Darkdorkirag  |    litteratur.  —  Brief-  uad  Kragckaattn. 


385 


Die  III.  General-Versammlung  des  Verbandes  deutscher  Architekten-  und  Ingenieur-Vereine  zu  Dresden 


1.-5. 


1878. 


(StrlUM..) 


er  zweite  Versainmlangstag,  Dinstag,  der 
3.  September,  begann  wiederum  mit 
einigen  Spezial  -  Besichtigungen,  deren  eine, 
bereite  erwähnte,  dem  kgl.  Schlosse  galt, 
während  die  zweite  dem  Chemischen  La- 
boratorium des  Polytechnikums  ge- 
widmet war,  wo  Hr.  Hofrath  Prof.  Schmitt 
einige  interessante  Experimente  in  Aassicht  gestellt  hatte. 
Um  9  Uhr  Morgens  traten  die  beiden  Abtheilungen  für 
Architektur  und  für  Ingenieurwesen  zu  ihrer  ersten 
Sitzung  zusammen.  Die  vom  Vororte  beabsichtigte  Bildung 
einer  dritten  Abtheilung  für  Maschinenwesen,  die  in  Berlin 
und  Manchen  unterblieben  war,  aber  bei  der  eigenartigen 
Zusammensetzung  des  Sachsischen  Ingenieur-  und  Architekten- 
Vereins  ihre  entschiedene  Berechtigung  hatte,  gelang  leider 
nicht,  da  eine  genugende  Betheiligung  nicht  zu  erzielen  war. 
Auch  die  beiden  anderen  Sitzungen,  die  unter  dem  Vorsitz 
der  Hrn.  Prof.  Giese  und  Geh.  Finanzrath  Köpcke  aus 
Dresden  prograinmgemäfs  verliefen,  waren  nur  auffallm 
schwach  besucht. 

Einer  desto  stärkeren  Betheiligung  hatte  sich  der  auf 
den  Nachmittag  dieses  Tages  angesetzte  Ausflug  nach 
M  e  i  f  s  e  n  zu  erfreuen,  dessen  im  höchsten  Grade  gelungener 
Verlauf  als  Glanzpunkt  und  Krone  des  gesummten  Festes  zn 
betrachten  ist.  Zwei  groise  Dampfer  fahrten  die  etwa 
1200  Köpfe  zählende  Gesellschaft,  in  der  die  anmuthige 
Damenwelt  Dresdens  wohl  die  Mehrheit  behauptete,  von  der 
August us-Brücke  stromabwärts.  Nach  einer  fast  zweistün- 
digen Fallit  durch  die  liebliche,  von  Weinbergen  begrenzte 
Landschaft  des  unteren  Elbthals  wurde  die  alte,  von  dem 
Porphyrfelsen  der  Albrechtsburg  mit  seinen  Baugrup]>cn  über- 
ragte Markgrafenstadt  erreicht,  wo  tausendstimmiger  Jubel 
die  Gäste  mit  einer  Herzlichkeit  willkommen  hiefs,  die  der 
vor  2  Jahren  zu  Tölz  entwickelten  in  nichts  '  nachstand. 
Ueberau  Laub-  und  Fahnenschmuck,  überall  festliches  Wogen 
und  Drängen,  überall  fröhliche  Gesichter,  die  dem  bergan 
steigenden,  von  mehren  Musikkorps  begleiteten  Festzuge  ent- 
gegen strahlten.  Vom  hohen  Balkon  des  Rathhauses  herab, 
wo  die  Väter  der  Stadt  entblöfsten  Hauptes  in  ernster  Würde 
sich  aufgestellt  hatten,  brachte  zunächst  Meilsens  Bürger- 
meister den  auf  dem  Marktplatz  versammelten  Gästen  einen 
kurzen,  kernigen  Grufs  und  ein  urkräftiges  Hoch  entgegen, 
das  diese  begeistert  erwiederten.  —  Ein  zweiter  nicht  minder 
feierlicher  Empfang  harrte  unserer  auf  dem  Hofe  der 
Albrechtsbarg,  von  dem  durch  eine  zwischen  Dom  und  Korn- 
haus errichtete  Ehrenpforte  ein  engerer  Bezirk  für  die  Auf- 
nahme der  Gesellschaft  abgegrenzt  war.  Von  der  ober- 
sten Loge  des  Treppenthurms  bliesen  mittelalterlich  kostü- 
mirtc  ,.Zinkemsten**  eine  schmetternde  Fanfare;  in  den 
unteren  Logen  hatten  in  echt  malerischer  Gruppirung  die  bei 
der  künstlerischen  Ausschmückung  des  Schlosses  betbeiligten 
Maler  —  an  ihrer  Spitze  Hr.  Geh.  Hofrath  Dr.  Rossmann 
—  und  daneben  deren  Damen  Platz  genommen.  Nachdem 
Hr.  Dr.  Rossmann,  der  dem  Verbände  aus  Veranlassung 
seines  Besuches  eine  besondere,  in  beschränkter  Zald  unter 
die  Mitglieder  der  Versammlung  vertheilte  Festschrift:  „Die 
künstlerische  Ausschmückung  der  Albrechtsburg 
zu  Meilsen'*  gewidmet  hat,  der  Gesellschaft  den  Grufs  der 
ausgesprochen  und  dem  Burgherrn  ein  jubelnd 
s  Hoch  dargebracht  hatte,  lud  er  die  Gäste, 
auf  welche  seitens  der  Damen  ein  wahrer  Blumenregen  er- 
e,  zur  Besichtigung  des  Schlosses  ein. 
Was  wir  daselbst  gesehen  haben,  entzieht  sich  einer 
Schilderung  und  Beurtheilung  an  dieser  Stelle,  obwohl  die 
Leistungen  mittelalterlicher  Dekoratious-  Malerei,  welche  Hr. 
Prof.  Händel  aus  Weimar  dort  entwickelt  hat,  dringend  zu 
einer  solchen  heraus  fordern.  Es  ist  uns  bereits  vor  einiger 
Zeit  Hoffnung  gemacht  worden,  das  über  dieselben  abgegebene 
Urthcil  eines  kompetenten  Künstlers  mittelalterlicher  Schule 
auszugsweise  wiedergeben  zu  dürfen.  Die  figürlichen  Wand- 
malereien ans  der  Geschichte  der  Burg  und  des  sächsischen 
Forstengeschlechtcs,  an  denen  die  Maler  Dietrich,  Oehme, 
Diethe,  Hofmann,  Prcller,  Scholtz,  Choulant, 
Marshall,  Spiefs  und  Kiefsling  betheiligt  sind,  stehen 


in  der  Ausführung  noch  so  weit 
über  sie  verfrüht  wäre.  — 


dass  ein  Bericht 


den  Dom,  in  dessen  weihevoUen  Hallen  der  Gennss  einer 
trefflichen  Gesang  -  Aufführung  uns  dargeboten  wurde.  Dann 
ging  es  an  die  „gesellige  Vereinigung",  deren  Schauplatz  ein 
im  Burghofe  aufgeschlagenes  Riescnzelt  sein  sollte,  die  jedoch 
bei  dem  unvorhergesehenen  Massenandrange  der  Besucher 
auf  die  benachbarten  Hallen  und  bis  in  alle  Winkel  des  Hofes, 
wo  nur  unter  Benutzung  der  primitivsten  Hülfsmittel  ein  Sitz 
iinprovisirt  werden  konnte,  sich  ausdehnte.  Der  Stimmung 
der  Gesellschaft,  welche  durch  die  Stätte  des  Festes,  durch 
die  brausende  Musik  und  die  Gesangs-Vorträge  des  Polytech- 
niker- Vereins  Erato  nicht  minder  angeregt  wurde,  als  durch 
den  mit  Unrecht  übel  beleumundeten,  von  altdeutsch  kostü- 
mirten  Jnngfrauen  verschenkten  Meifsener  „Weifsen"  und 
„Rothen",  that  diese  Nothlage  nur  geringen  Eintrag.  Während 
Trinksprüche  ausgetauscht  und  ungezählte  Flaschen  —  darunter 
ein  vom  Meifsener  Rath  gespendeter  „Ebrentruuk*  —  geleert 
wurden,  hüllten  die  Schatten  des  Abends  den  Burghof  allmählich 
in  immer  tieferes  Dunkel,  das  jedoch  lodernde  Kiehnpfannen 
und  rothe  bengalische  Flammen,  die  in  den  Logen  des  Treppen- 
thurmes  sowie  im  Innern  des  Domes  entzündet  wurden,  als- 
bald erfolgreich  verscheuchten.  Auf  der  Höhe  festlicher 
Freude  begeisterten  die  zündenden  Klänge  der  Musik  einen 
Theil  der  Gesellschsft  sogar  so  weit,  dass  ein  Tanz  auf  dem 
holprigen  Pflaster  des  Hofes  sich  entwickelte.  Unter  dem 
Geleit  eines  mit  Stablaternen  versehenen  Bürgerkorps  wurde 
schliefslich  der  Rückmarsch  durch  die  zum  Tlieil  illuminirten 
Strafsen  der  Stadt  nach  dem  jenseits  der  Elbe  hegenden 
Bahnhofe  angetreten,  während  Burg  und  Dom  noch  immer 
in  rothem  Feuer  strahlend  den  Scheidenden  ihren  Abschieds- 
?rufs  zuriefen. 

Dass  die  Befriedigung  der  Festgenassen  über  die  ihnen 
gewordene  Aufnahme  eine  allgemeine  war,  brauchen  wir  kaum 
noch  zu  versichern.  Ehre  dem  Dresdener  Festkoniitc,  das 
die  trefflichen  Veranstaltungen  getroffen.  Ehre  und  Dank 
aber  auch  der  Bevölkerung  Meifscn's,  deren  freiwillig  ge- 
botene Theilnahme  dem  schönen  Feste  doch  erst  die  eigent- 
liche Weihe  gegeben  hat.  Möge  sie  versichert  sein,  dass  die 
unter  ihnen  verlebten  Stunden  jedem  von  uns  unvcrgcsslieh 
sein  werden!  — 

Sei  es,  dass  der  Ausflug,  an  welchen  sich  für  die  schon 
am  10  Uhr  nach  Dresden  Zurückgekehrten  selbstverständlich 
noch  ein  längeres  Zusammensein  an  verschiedenen  Orten  an- 
geschlossen hatte,  die  Gesellschaft  doch  etwas  ermüdet  hatte, 
sei  es,  dass  das  Programm  der  für  den  nächsten  Morgen, 
Mittwoch,  den  4.  September,  angesetzten  Abtheilungs- 
sitzungen es  ihr  nicht  hatte  anthun  können:  Thatsachc 
ist  es,  dass  dieselben  noch  schwächer  besucht  waren,  als 
Tags  vorher.  In  der  Arehitektur-Abthcilung  hatten  sich  nur 
7  Personen  eingefunden,  um  den  Vortrag  über  das  dem 
Fabrikanten  Friedrich  patentirte  Desinfektions  -  Verfahren  mit 
anzuhören!  —  Auch  an  der  zweiten  Plenarsitzung, 
welche  sich  auf  die  kurzen  Referate  der  Abtheilungs-Vor- 
sitzenden  und  ein  Schiasswort  des  Herrn  Vorsitzenden  be- 
schränkte, nahm  nur  ein  verhältnissmäfsig  geringer  Theil  der 
Versammlung  Theil. 

Nach  einer  kurzen  Pause,  die  thcils  zur  Besichtigung 
der  mechanisch-technischen  Sammlungen  des  Polytechnikums 
unter  Leitung  des  Hrn.  Regierungsrath  Prof.  Dr.  Hart  ig, 
theils  zum  Besuche  der  Ausstellung  benutzt  wurde,  folgte 
diesem  etwas  trockenen  offiziellen  Schlüsse  der  Versammlung 
der  festliche  Abschluss  derscll>cn  durch  ein  im  Saale  des 
Gewerbehauses  gefeiertes  grofsartiges  Festbankett.  Der 
Verlauf  solcher  Feste  ist  im  allgemeinen  ein  so  typischer, 
dass  es  einer  Schilderung  desselben  hier  kaum  bedarf.  Wir 
begnügen  uns  mit  der  statistischen  Notiz,  dass  die  Anzahl  der 
Reden  —  unter  denen  nur  die  des  Vorsitzenden,  Hrn.  Stdtbrth. 
Friedrich  -  Dresden  auf  Kaiser  Wilhelm  und  König  Albert, 
des  Stadtverordneten  -  Vorstehers  Hrn.  Hofrath  Ackermann- 
Dresden  auf  den  Verband  und  des  Hrn.  Brth.  Ende-Berlin 
auf  den  Vorort  nnd  das  Festkomite  erwähnt  seien  —  i.  G.  19 
die  von  Hrn.  Hofcchauspielcr  Löber 

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386 


vorgetragene,  von  Dr  Koppel  gedichtete  architektonische  Kapu- 
ziner-Predigt, welche  mit  Recht  ebenso  viel  Beifall  fand,  wie  das 
laanige,  von  der  Gesellschaft 
Festlied.  — 

Den  Abend  brachte  ein  grofser  Tbeil  der 
im  kgl.  Hoftheater  zu,  für  das  dem  Komite  zu  diesem  Behuf 
eine  gröfsere  Zahl  von  Billcts  zu  ermafsigten  Preisen  zur 
Verfügung  gestellt  war  —  leider  ohne  dass  die  bezl.  Platze  im 
Zusammenhange  standen  und  der  Besuch  untrer  Gesellschaft 
dadurch  als  ein  korporativer  sich  geltend  machen  konnte. 
Zur  Aufführung  gelangte  eine  Festoper  alten  Stils  —  Iphi- 
genie in  Au  Iis  von  Gluck  —  eine  Wahl,  die  vielleicht 
mehr  befriedigt  hätte,  wenn  der  Genuss  dieser  klassischen 
Musik  nicht  so  unvermittelt  an  die  Tafclfrcudcn  des  Banketts 
sich  angeschlossen  hatte.  — 

Der  letzte  Tag  der  Versammlung,  Donnerstag,  der 
5.  September,  war  alter  Tradition  gcmäfs  einem  bis  zu 
weiterer  Kntferaung  erstreckten  Ausfluge  gewidmet.  Die 
der  neuen  Bahnstrecke  Schandau  -  Bautzen,  die 
Verbindungslinie  mit  der  Strecke  Pirna -Camenz 
hat  eine  Anzahl  hishcr  wenig  gekannter 
Gcbirgs-Particri  erschlossen  und  eine  Eisenbahn-Rund- 
fahrt durch  die  Sächsische  Schweiz  ennoglicht.  Eine 
solche  war  seitens  des  I.okalkomitcs  für  unsern  Ausflog  be- 
stimmt worden  und  führte  die  Gesellschaft,  von  welcher  die 
Damenwelt  wiederum  einen  hervor  ragenden  Theil  ausmachte, 
über  Pirna  und  I/ohmcn,  an  Stolpen  und  seiner  malerischen 
Ruine  vorbei,  zunächst  nach  Neustadt,  wo  das  Frühstück 
eingenommen  wunle  —  dann  über  Sebnitz  und  durch  das 
Schnitz-Thal  nach  Schandau,  wo  in  verschiedenen  lokalen  ge- 
s|H'ist  wurde  —  endlich  am  linken  Elbufcr  über  Pirna  zurück 
nach  Dresden.  Die  landschaftlichen  Reize  der  neuen  Bahn- 
strecke, die  in  ihrem  letzten  Theile  das  Gepräge  einer  echten 
Gebirgsbahn  tragt  und  hier  bald  den  Einblick  in  reizvolle 
Tbäler.  bald  Fernsichten  nach  den  Höhen  der  sächsischen 
Schweiz  gewahrt,  sind  wohl  von  keinem  der  Theilnehmer  an 
der  Fahrt  unterschätzt  worden.  Als  die  Gesellschaft  jedoch 
nach  fast  5  Stunden  Schandau  erreichte  und  hier  die  Schön- 
heiten des  herrlichen  Elbthals  in  der  vollen  Pracht  eines 
heiteren  Sommertages  sich  aufthaten,  da  lag  für  manchen  die 
Frage  nahe,  ob  der  für  Dresdener  Feste  typisch  gewordene 
Ausflug  über  Wehlen  und  den  Uttewalder  Grund  nach  der 
Bastei,  mit  einer  Rückfahrt  auf  der  Elbe,  nicht  doch  genuss- 
reicher gewesen  sein  würde. 

Für  den  Abend  war  ein  Schlussfest  auf  dem  Belvedere 
der  Brühl'schen  Terrasse  mit  Elbe-Beleuchtung  und  Feuerwerk 
in  Aussicht  genommen.  Die  letzteren  Zuthaten  fielen  aus 
und  aus  dem  ,.Fest'1,  zu  dem  der  enge,  dicht  gefüllte  Theil 
des  Lokals,  welcher  diesmal  als  Schauplatz  diente,  auch 
keinen  Raum  gewährt  hätte .  entwickelte  sich  eine  harmlos 
gemflthliche  Vereinigung  einzelner  Gruppen,  die  noch  einmal 
die  Eindrücke  der  genossenen  schönen  Tage  mit  einander 
besprachen,  um  dann  in  der  Hoffnung  eines  fröhlichen 
Wiedersehens  an  anderem  Ort  Abschied  zu  nehmen.  — 

Unser  Bericht  ist  hiermit  zu  Ende.  Es  erübrigt  ledig- 
lich ein  Wort  des  Dankes,  das  wir  —  wenn  auch  nicht  im 
Namen,  so  doch  gewiss  im  Sinne  aller  auswärtigen  Fest- 
genossen —  unseren  sächsischen  Kollegen  und  speziell  den- 
jenigen Mitgliedern  der  beiden  Dresdener  Vereine  darbringen 
wollen,  auf  welchen  die  Mühen  und  Sorgen  der  Versammlung 
gelastet  haben  —  die  letzteren  sogar  vermuthlich  noch 
lasten.  Mögen  sie  für  ihre  Anstrengungen  und  Opfer  durch 
das  Bewusstsein  sich  entschädigt  halten,  dass  sie  den  hohen 
Ruf  ihres  Landes  und  ihrer  Stadt  unter  schwierigen  Um- 
ständen glänzend  behauptet  haben,  dass  die  Bande  freund- 
schaftlicher Anhänglichkeit,  welche  so  manchen  deutschen 
Architekten  und  Ingenieur  mit  Sachsen  und  den  dortigen 
Fachgenossen  verknüpfen,  thcils  gefestigt,  theils  in  weitere 
Kreise  ausgedehnt  worden  sind!  — 

Aber  noch  liegt  uns  eine  Pflicht  ob,  der  wir  uns  im 
Interesse  des  Verbandes,  und  darüber  hinaus  im  Interesse 
unseres  Fachs,  nicht  entziehen  dürfen,  so  peinlich  sie  auch 
diesmal  zu  üben  ist.  Wie  bei  den  voran  gegangenen  letzten 
3  Wandcrvcrsammlungcn  unserer  Berufsgenossen  haben  wir 
das  bleibende  Ergebniss  der  Versammlung  zu  ziehen 
und  sind  in  dieser  Beziehung  zu  dem  Geständnis«  genöthigt, 
dass  dasselbe  unbefriedigender  noch  niemals  ausgefallen  ist 
und  alle  diejenigen,  denen  die  Zukunft  des  Verbandes  am 
Herzen  liegt,  mit  ernster  Sorge  erfüllen  muss. 

Wir  haben  hierbei  nicht  den  verhältnissmäfslg  schwachen 
Besuch  der  Versammlung  im  Auge.    Sollte  derselbe  für  die 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 

r 


21.  September  1R78 


Vereine  wirklich  ein  namhaftes  Defizit  (man  sprach  von 
5000 — 10000  M.)  zur  Folge  haben,  so  werden  sich  Mittel 
und  Wege  finden,  dass  die  Theilnehmer  an  der  Versammlung, 
und  im  schlimmsten  Falle  selbst  der  Verband  als  solcher, 
dasselbe  tragen  helfen.  Spätere  Lokal-Komitcs  werden  ge- 
warnt sein  und  in  ihren  festlichen  Veranstaltungen  auf 
größere  Einfachheit  Bedacht  nehmen,  wie  solches  die  dies- 
malige Abgeordneten- Versammlung  ja  ausdrücklich  empfohlen 
hat,  um  die  Abhaltung  unserer  Kongresse  auch 
kleinerer  Vereine  zu  ermöglichen.  Dass  wir  im 
der  allmählich  geringer  werdenden,  von  uns  ans  natürlichen 
Ursachen  erklärten  Betheiligung  an  diesen  Versammlungen, 
sowie  in  der  dadurch  bedingten  Vereinfachung  des  Fest- 
Apparates  kein  Unglück  erblicken,  sondern  im  Gegenthcü 
hoffen,  hieraus  allmalüich  einen  Nutzen  für  den  ernsteren  und 
wichtigeren  Theil,  die  1  a ■•  bliche  Arbeit  der  Versammlungen, 
erblühen  zu  sehen,  haben  wir  in  früheren  Jahren  des  öfteren 
schon  ausgeführt. 

Leider  war  gerade  hierin  das 
mal  igen  Kongresses  ein 

dorn  fftr  dic&on  f+  vro^-k  \w  li^^si^tiiij— ,  u, i  sol^f 1 1 1  - V | *i r**t t 
beschämend.  Je  stolzer  unser  Fach  mit  vollem  Recht  auf  die 
wachsende  Beachtung  ist,  welche  ihm  das  Publikum  und  die 
politische  Presse  zuwenden,  desto  empfindlicher  ist  für  uns  die 
Niederlage,  welche  uns  ein  Misserfolg  bei  einer  solchen,  die 
Augen  der  gesammten  Nation  anf  unsere  Leistungen  ziehenden 
Gelegenheit  zuzieht.  Und  dass  wir  diesmal  eine  Niederlage 
erlitten  haben,  hat  wohl  jeder  gefühlt,  der  die  an  sich  durch- 
weg wohlwollenden  Berichte  las,  welche  die  politischen 
Zeitungen  über  unsere  Dresdener  Versammlung  gebracht  haben. 

Es  erscheint  uns  dringend  geboten,  dass  der  Verband, 
und  zwar  zunächst  die  einzelnen  Vereine  desselben,  ihr  Augen- 
merk ernstlich  darauf  richten,  mit  welchen  Mitteln  das  fast 
völlig  verschwundene  Interesse  an  der  Arbeit  unserer  Wander- 
Versammlungen  neu  belebt  werden  kann.  Um  eine  solche 
Untersuchung  anzuregen,  will  der  Verfasser  es  nicht  unter- 
lassen, ein  offenes  Wort  Ober  die  Ursachen  zu  äufsern.  welchen 
seiner  Ansicht  nach  die  zu  Tage  getretenen  Misstande  ent- 
stammen. 

Welche  Unklarheit  der  Ansichten  darüber  noch  herrscht, 
dafür  liefert  die  in  dem  bezgl.  Bericht  der  Berliner  Voss.  Ztg. 
enthaltene  Andeutung,  dass  der  Schwerpunkt  der  Vcrbands- 
Thätigkeit  zu  einseitig  in  die  Abgeordneten  -  Versammlung 
verlegt  und  dass  den  Abtheilungen  zu  wenig  Gelegenheit  zu 
erspriefslichen  Beschlüssen  gegeben  sei,  einen  Beweis.  Es 
hiefse  Eulen  nach  Athen  tragen,  wenn  wir  in  dem  Organ  des 
Verbandes  die  Grundgedanken  seiner,  auf  rationelle  Theilung 
der  Arbeit  berechneten  Organisation  ausführlich  erörtern  oder 
gar  vertheidigen  wollten.  Wenn  auch  die  so  zu  sagen  poli- 
tischen Fragen  des  Faches  im  allgemeinen  der  Beschluss- 
fassung durch  eine  zufällig  zusammen  gesetzte  Majorität  ent- 
zogen und  der  auf  die  Vorarbeit  der  einzelnen  Vereine  und 
eine  allmählich  schon  zu  gewisser  Geltung  gelangte  Tradition 
sich  stützenden  Berathung  der  Abgeordneten- Versammlung 
unterstellt  worden  sind,  so  ist  in  dem,  mit  den  persönlichen 
Erfahrungen  der  Einzelnen  zusammen  hangenden  Gebiet  der 
ästhetischen  bezw.  technischen  Fragen  ein  an  sich 
unerschöpflicher  Stoff  für  die  Berathung  und  Beschlussfassung 
unserer  Wander- Versammlungen  gegeben.  Es  handelt  sich 
lediglich  darum,  denselben  in  richtiger  Weise  nutzbar  zu  machen. 

Dies  wird  geschehen,  wenn  für  die  Verhandlung  der 
Ahtheilungs  -  Sitzungen  —  denn  um  diese  handelt  es 
sich  im  wesentlichen  allein  —  lediglich  solche  Fragen  auf- 
gestellt werden,  die  an  sich  im  Vordergründe  des  Tages - 
interesses  stehen  und  zu  einer  Erörterung  durch  Dis- 
kussion heraus  fordern,  und  wenn  eine  solche  Diskussion 
durch  Bestellung  geeigneter  Haupt-  und  Kor- 
referenten, sowie  durch  rechtzeitige  Bekanntmachung  des 
Themas  und  der  Referenten  genügend  vorbereitet  wird. 

Wir  brauchen  nur  an  die  1.  Generalversammlung  des 
Verbandes  in  Berlin  und  den  spannenden  Verlauf  der  nnter 
fast  allseitiger  Betheiligung  der  Versammlung  und  eines  zahl- 
reichen Zuhörer- Publikums  gepflogenen  Verhandlungen  Ober 
Grundsätze  für  Stadterweiterung  und  die  Städtereinigungs- 
Fragc  zu  erinnern,  um  zu  zeigen,  was  auf  solchem  Wege 
sich  erzielen  lasst  und  dass  es  der  Wanderversaramlung  an 
Gelegenheit  zu  erspriefslichen  Beschlüssen  durchaus  nicht  zu 
fehlen  braucht.  Die  bezgl.  Fragen,  sowie  die  sonstigen  zur 
Verhandlung  gestellten  Themata  waren  von  der  im  vorher 
gegangenen  Jahre  stattgefundenen  Abgeordneten-  Versammluni 


zu  Eisenach  aufgestellt  worden, 
(Berlin)  lediglich  obgelegen  hatte, 


während 
die 


es  dem  Vorort 


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N».  76. 


DEUTSCHE  BAÜZEITÜNG. 


387 


Winnen.  —  Der  Weg,  auf  welchem  eine  rege  Theilnahme 
and  ein  des  Verbandes  würdiges  Ergebniss  der  Verhand- 
lungen in  den  Wander- Versammlungen  erzielt  werden  kann, 
ist  demnach  eigentlich  schon  gegeben  und  es  liegt  im  wesent- 
lich) nur  die  Aufgabe  vor.  der  Hindernisse  Herr  zu  werden, 
die  sich  ihm  entgegen  stellen. 

Verfolgen  wir  den  historischen  Verlauf  und  betrachten 
wir  zunncltst  die  zweite  Wanderversammlung  in  Manchen. 
Das  Sachverhültiiiss  lag  luer  insofern  anders  und  ungünstiger, 
als  die  Abgeordneten- Versammlung  des  Vorjahrs,  in  welcher 
Fragen  für  die  Verhandlungen  der  Abtheilungen  aufgestellt 
werden  sollten,  ausgefallen  war.  Ks  war  dem  Vorort  nicht 
gelungen,  entsprechenden  Ersatz,  hierfür  zu  schaffen,  und  nur 
die  eine,  in  Berlin  vertagte  Frage  Ober  Reinigung  und  Ent- 
wässerung von  Städten  war  der  Versammlung  überkommen  — 
in  der  That  die  einzige,  welche  eine  namhafte  Anzahl  von 
Tbeilnehmern  in  die  bezgl.  Abtheilungs-Sitzung  zog  und  zu 
einer  interessanten,  wenn  auch  resultatlos  verlaufenden  Dis- 
kussion Veranlassung  gab. 

Für  die  diesjährige  Versammlung  in  Dresden  waren  von 
der  Abgeordneten- Versammlung  zu  Koburg  3  Fragen  zur  Ver- 
handlung gestellt  worden:  fQr  die  Ilochbau-Abtheilung  die 
Frage  Ober  die  ästhetische  Behandlung  des  Eisens  im  Uoch- 
bau  und  die  (bereits  in  Eisenach  gestellte,  in  Berlin  nur  aus 
Mangel  an  Zeit  nicht  verhandelte)  Frage  über  die  Reform 
der  Kostenanschlage  —  für  die  Ingenieur-Abtbeilung  die  Frage 
über  Anlage  und  Transport-Methoden  von  Wasserstrafseii.  — 
Die  erste  Frage  ist  vom  Vorort  leider  aus  der  Ilochbau-Ab- 
theilung, für  die  sie  bestimmt  war,  in  die  Plcnar- Versammlung 
versetzt  worden  —  Grund  genug,  um  einer  nachtraglichen 
Diskussion  über  dieselbe  den  frischesten  und  besten  Titeil 
der  Tbeilnalime  zu  entziehen,  ganz  abgesehen  davon,  dass 
die  wichtigste  vorbereitende  Maafsregel  zur  Herbeifülirung 
einer  Diskussion,  die  Bestellung  eines  Korreferenten, 
hier  ebenso  unterblieben  war,  wie  bei  der  letzt  genannten,  in 
der  Ingenieur-  Abtheilung  als  Vortrag  behandelten  Frage, 
die  an  sich  übrigens  lebhaftes  Interesse  erregte.  Für  die 
Frage  der  Kostenanschläge  war  ein  Referent  überhaupt  nicht 
zu  gewinnen  gewesen.  Dass  Ober  den  Kinthiss  der  Renais- 
sance auf  die  deutschen  Steiumctzhutten,  Ober  das  Friedrich'- 
sche  Desinfektions-Verfahrcn,  über  Messung  von  Bewegung 
an  Bauwerken  und  Ober  die  Ersteigung  des  Erzgebirges  durch 
Zahnrad-Bahnen  nicht  gut  diskutirt  werden  konnte,  wahrend 
andrerseits  eine  auf  sehr  oberflächliche  Kcnntniss  der  in  den 
Vereinen  und  der  Abgeordneten- Versammlung  gepflogenen  Ver- 


handlungen improvisirte  Diskussion  über  die  fertigen  Beschlösse 
der  letzteren  im  Interesse  des  Verbandes  wohl  nicht  ersprieb- 
lich  genannt  werden  kann,  dürfte  ohne  weiteres  einleuchten. 

Wenn  wir  unter  diesen  Umstanden  auf  diejenigen  Theil- 
nehmer  der  diesjährigen  General -Versammlung,  die  der  An- 
wesenheit in  den  Abtheilungs-Sitzungen  einen  Besuch  der 
Dresdener  Museen  vorzogen,  keinen  Stein  werfen  können,  so 
liegt  es  uns  ebenso  fem,  die  vorstehend  geübte  Kritik  des 
diesmaligen  Verhandlungs-Prognunms  im  Sinne  eines  Angriffs 
gegen  den  z.  Z.  funktionirenden  Vorort  bezw.  Vorstand  des 
Verbandes  in  die  Welt  zu  schicken.  Wir  wissen  sehr  wohl, 
dass  derselbe  angesichts  der  Schwierigkeit,  Vortra- 
gende bezw.  Referenten  für  die  Zwecke  der  Ver- 
sammlung zu  fiuden,  in  einer  gewissen  Nothlagc  sich 
befand,  «De  jedes  herbe  Urtncil  gegen  seine  Maafsnahmeu 
ausschliefst 

Ist  ein  solches  überhaupt  berechtigt,  so  kann  es  —  und 
dies  ist  der  Kern  unserer  Auseinandersetzungen,  mit  dem  wir 
diese  schliefsen  wollen  —  nur  gegen  den  Indifferentismus 
sich  kehren,  mit  dem  ein  namhafter  Theil  unserer, 
durch  Talent,  Erfahrung,  einflussreiche  Stellung 
und  Ruf  hervor  ragenden  Fachgenossen  den  in  der 
Thätigkeit  des  Verbandes  und  der  zu  ihm  gehöli- 
gen Vereine  verkörperten  Bestrebungen  zu  einer 
Zusammenfassung  aller  Kräfte  unseres  Faches  in 
gemeinsamer  Arbeit  gegenüber  steht!  Wenn  viele 
der  leistungsfähigsten  Kräfte  des  Faches  sich  von  unseren 
Versammlungen  ausscldiefsen,  wenn  sie  die  Verhandlungen 
derselben  von  vom  herein  als  zweck-  und  werthlos  betrachten 
—  wie  soll  es  gelingen,  dauerndes  Interesse  und  befriedigende 
Erfolge  für  die  letzteren  zu  erzielen!  — 

Dies  ist  der  Punkt,  an  dem  nach  unserer  Ansicht  die 
Bestrebungen  zur  Hebung  unserer  Wander -Versammlungen 
zunächst  einzusetzen  haben.  Für  die  formale  Behandlung 
der  vorbereitenden  Maafsrcgeln  wttssten  wir  in  der  That 
keinen  besseren  Weg  als  den  schon  oben  empfohlenen  vor- 
zuschlagen —  nur  dass  wir  befürworten  möchten,  in  den 
Vereinen  die  Frage  geeigneter  Vorschläge  für  die 
Verhandlungen  der  General-Versammlung  recht- 
zeitig in  Anregung  zu  bringen,  sowie  öffentliche  Auf- 
forderungen zur  event.  Uebernahme  der  bezogt. 
Referate  zu  erlassen. 

Hoffen  wir,  dass  die  Gelegenheit  zu  ähnlichen  Klagen 
und  Erörterungen  uns  nicht  wiederkehre! 

-F. — 


Die  Gotthard -Bahn. 


18. 


Auf  der  Sii  J  sei  tc  sind  auch  in  diesem  Jahre  die  Schwierig- 
keiten die  größeren  gewesen.  Im  März  zerstörte  eine  Lawine  die 
Tessin- Wasserleitung  bei  Fnntana,  wodurch  auf  10  Tage  das 
Wasser  abgesperrt  wurde;  am  17.  und 
Airolo  ein  irrölserer  Brand  statt 
richtungen  verschonte,  aber  viele  Womi 
28.  September  explodirten  4  Kompressionsluft-Reservoirs,  wodurch 
der  Dienst  der  Luft-Lokomotiven  »ehr  beschränkt  wurde,  und  seil 
alledem  erwies  sieb  anhaltend  die  Wasserkraft  der  Tremola  und 
des  Tessiu  als  unzureichend.  — 

Am  Kode  de»  Rerichtjahres  waren  8276»  Rollbahnen  von 
1»  Spurweite,  und  zwar  6676 »  innerhalb,  1GO0-  außerhalb  des 
Tunnels  vorhanden.  Auch  auf  der  Südseite  wurde  begonnen,  den 
Montechargcn-Betrieb  durch  Rampen-Betrieb  zu  ersetzen. 

Von  88  vorhandenen  Bohrmaschinen  waren:  45  Stück  nach 
System  Mac  Kcan,  14  Stück  dergl.  zum  Vertikalbohren,  22  Stock 
nach  System  Mac  Kean-Seguir,  7  Stück  nach  System  Ferrou*. 

Zumeist  waren  die  Mac  Kean'nchen  Maschinell  in  Th&üfrkeit. 

Die  Resultate  des  anf  der  Sodseite  erlangten  Baufortschrittes 
giebt  die  umstehende  Tabelle  m  an. 

Die  Geaammtleistung  rar  die  Sodseite  am  Ende  des  Jahres 
1877  nach  dem  vertragsgemölsen  Diagramm  von  45,1  !■  er- 
giebt  sich  zu: 

Richtstollen  (reduzirt)  4248,0 

Kalotte   41IK),0 

Sohlenschlilz     .    .    .  2909,0 

Strosse   2345.0 


7,2  =  32  709,6  *■ 
9,5  =  »8  950,0  „ 
9,5  —  27  636,5  „ 
18,4  =  43  148,0  „ 

~  s«7~ 


142  443,1 

d.  L  3156,1  lfd.'»  vollständig  ausgebrochenes  Tunnelpro 
von  fällt  anf  das  Berichtjahr  eine  Leistung  von  69  433,6"»»  ent- 
sprechend einer  Tunnellänge  von  1317,8»,  was  gegen  bez.  857,4» 
im  Jahre  1876  zwar  einen  bedeutenden  Fortschritt  ergiebt,  ob- 
schon  die  Fertigstellung  noch  immer  212,2"  hinter  der  im  Hau- 
programm  zu  1530«  normirten  Jahresleistung  zurück  geblieben  ist 
Tabelle  IV.  enthalt  Resultate  rar  durch  Maschinenbohrung 
(Mac  Kcan; 


Zur  Beurtheilung  der  erzielten  Bohr -Leistungen  ist 
fuhren,  dass  von  3619,6»  ab  das  Gotthard-Massir  " 
welches  bis  3982» 
orauf  derselbe  bis  4311» 
von  da  bis  Ende  (4613,6  -) 
leicht  zu 

der  Sella-Gneis  war  zwar  fester,  aber 
Von  4540»  bis  4740"  wurde  eine 
von  vielfach  gebrochenen  und  ze  rotteten,  zerquetschten  und  theil 
weis  lattig  versetzten,  sehr  druckhaften  Sellagneis-Schichten  durch- 
fahren, aus  welchen  ein  Wasserzuflusa  bis  10'  pro  Sekunde  sich 
ate  Wasserabfluss  an  der  Tunnel 


—  I>e.r  Glimmer- 
bob sich  gut  ab, 
laicht  gewinnbar. 
ers  schlechte  Partie 


irgab.    Der  gesamtste 
hob  sich  auf  219  >  pro  Sek. 

Die  Leistungen  im  Pirststollen  blieben  260 »  hinter  der  pro- 
graminmäfsijren  Forderung  zurück,  hauptsächlich  wegen  der 
11  Mgigen  Unterbrechung  im  Juli,  die  in  Folge  eines  Nieder- 
bruches entstand.  In  der  zerrütteten  Partie  erhielt  der  Stollen 
6  bis  6,5 1»  Querschnitt  und  es  erfolgte  der  Abbau  mit  Vorthei) 
in  3  Etagen.  Der  durch  Handbetrieb  aufgefahrene  Soblenschlitz 
rückte  mit  dem  Gewölbe  vor,  der  Abbruch  der  Strofse  wurde 
erleichtert  durch  Ableiten  des  Wassers  in  die  seiüiche 
Dohle.  — 

Den  Tunnelbau  im  allgemeinen  betr.  wird  im  Bericht 
angefahrt,  dass  in  Folge  der  bedeutenden  Installations-Arbeiten 
dem  Bauunternehmer  von  seiner  Kaution  1  500  000  Fr.  zurück 
gewährt,  auch  einige  unwesentliche  Modiiikationen  der  Xurmal- 
protile  vereinhart  worden  sind. 

Den  Arbeitsstand  am  Ende  des  Geschäftsjahres  (31.  De- 
!>er  1877)  ergiebt  unter  Vergleich  mit  dem  im  Nachtragsver- 
vom  21./26.  September  1876 


trag  von 
Tabelle 

Hiernach  haben  die  Erweiterung  der  Kalotte  und  die  Ge- 
wölbe-Mauerung die  programmJLfsigo  Leistung  aberschritten;  im 
allgemeinen  sind  jedoch  die  Rückstände  gegen  das  Bauprogramm 
noch  immer  gewachsen.  Der  Geschäfts  -  Bericht  spricht  die  Hoff- 
nung aus,  dass  eine  Beschleunigung  der  Arbeiten  durch  vermehrte 
Angriffe  in  nächster  Zeit  zu  ermfiglichen  sein  wird,  wofür  aller- 

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388 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


21.  September  1878 


Tabelle  III. 

Arbeitsleistungen  und  Arbeiterzahl  auf  der  Südseite  des  Gotthardtunnels. 


BetrfrbauiiK 

tu 

ilt  lADitr». 


Kichtstollen  

Erweiterung  , 

Sohlonschlitz  

Strohe  , 

Gewölbe  

•  ►estliches  Widerlager  . 
Westliches  Widerlager  . 
Kanal  

Arbeitorzahl  im  Mittel  . 
Arbeiter/ahl  im  Maximum 


3619,6 
2461,0 
1676,0 
1120,0 
1 550,1 

738,2 
1124,3 

132,0 


| 

1 


i. 


f 


i 
I 


97,4 
I03,o 

lOS.I» 

49,0 
103.9 

n;2,n 

1542 
1684 


79,8 
102,0 
82,0 
81,0 
!0K,1 

13H.9 
1030,0 

1021 
1832 


75.1 
100,0 

91,0 
I2«i,0 
120,8 

63,0 
180,4 

110,1) 

1598 
1755 


115,1 
99,0 
90,0 
123,0 
133.0 
117.0 
121,5 
368,6 

1786 
1938 


10-1,2 
136,0 
8!t,(l 
97,0 

100,0 
83,2 

2i  i7,r. 

1910 

2077 


89,1 
148,0 

94,0] 
135.0 
1J7.1 

*V 
115,6 
81,0j 

209o' 
2230 


65,8 
219,0 
86,0 
114,0 
196.7 
177,7 
137,8 
135,0 

2224 
2329 


100,4    78,6  106,3 

168,0    99,0  161,0 

123.0  101,0  125.0 
69,0  118,0  134.0 

248,6!  164,9  180,1 

130,4    «4,0  198,8 

120,9    70,2  116.8 

108.01  00,0  107,0 

2168!  1757  1904 
2359   1990  3068 
I 


36,4  j  40,3 
131,0,  174,< 
131,o  113,< 
105,0  80,t 

99,51  Ii 
147,1 1  40, 
130,6  105,5 
113,0  145/ 


0 


,0 


i  <;■.»! 
ih:w 


l«5<! 
lw>2 


994,0 
1639,0 
1233.0 
1225,0 
lliül.i, 
1213,0 
1520,5 
2465,0 


*  c 


Ii 


461 3,0 
4100,0 
2909,1) 
2345,<) 
3199,7 
1951.2 
2044,8 
2597,0 


Tabelle  IV. 


Uebereicht  der  Resultate  der  Maschinenbohrung  im  Richtstollen  bei  Airolo. 


Gegenstand. 

i 
J 

| 

M 

4P 

m 

4ji 

| 
31 

t 
< 

i 

i 

■i 

—} 

! 

I 

1 

S 

o 

d 
i 
| 

fei 
■ 

I 

I  bU  S  BohnBiKhlnn 

M.r  Kol 

!■  ThStink-i; 

1.  Monatgfortschritt  m.  Maschinenbohrung  ■ 

97,4 

■ 

79,0 

75,1 

116,1 

104,2 

89,1 

65,3 

106,4 

78,6 

106,3 

36,4 

40,3 

z.  i  uguciier  r ortscnntc  im  iJurnnscnniu  „ 

3,887 

8,861 

2,370 

1 1  U  i 

8,482 

2,620 

3.  ,           »        ■  Maximum  » 

4.  Anzahl  der  vorgenommenen  Bohrungen 

4,4 

4,6 

4,8 

6,0 

4,8 

4,3 

4,3 

4,6 

4,4 

6,0 

8,9 

2,8 

97 

83 

73 

114 

102 

88 

67 

104 

81 

101 

84 

85 

5.  Dieselbe,  reduzirt  auf  10  Meter  Stollen- 

9,96 

10,40 

9,72 

9,90 

9,79 

9,87 

11,26 

9,77 

10,20 

9,60 

9,34 

8,68 

6.  Ausgenutzte  Arbeitszeit  in  Std.  u.  Min. 

711* 

638'» 

497« 

712» 

727»« 

716" 

476>"' 

722 JU 

606" 

734»» 

723" 

731" 

7.  Verlorene         ,,           ■        »  . 

30'» 

33'" 

244« 

10*» 

16*' 

h~ 

269" 

18« 

114» 

5»u 

3"" 

8.  Durcb&chnittliche  Zeit  für  eine  Bohrung, 

Std.  u.  Min.  

4« 

3" 

8" 

S»1 

4» 

6" 

4"' 

3» 

4" 

4" 

3" 

9.  Durchschnittliche  Zeit  für  Abschieben 

und  Abräumen,  Std.  u.  Min  

3» 

3» 

2»» 

2« 

2" 

2». 

8»* 

2» 

2" 

8» 

19*» 

17» 

10.  Anzahl  der  Bohrlöcher  zusammen   .  . 

1563 

1308 

1281 

1850 

1742 

1511 

1072 

1744 

1416 

1676 

244 

469 

11.  Dieselbe,  reduzirt  auf  10»  Stollenfort- 

160,47 

163,93 

163,91 

160,73 

163,15 

169,58 

164,16 

163,38 

188,16 

167,66 

67,08 

113,89 

12.  Mittlere  Anzahl  der  Bohrlöcher  in  der 

Stollenbrust  nach  jeder  Bohrung  .   .  . 

16,11 

15,75 

16,86 

16,22 

17,07 

17,17 

16,00 

16,77 

17,48 

16,69 

7,17 

18,11 

13.  Mittlere  Tiefe  eines  Bohrloches  in  ■  . 

1,074 

1,059 

1,115 

1,077 

1,080 

1,102 

1,034 

1,105 

1,075 

1,117 

0,994 

1,045 

14.  Summe  der  mittleren  Lochtiefen  aller 

Bohrungen  (angebohrte  I'ostenlange)  in  » 

104,2 

87,9 

81,4 

122,8 

110,1 

97,0 

69,3 

114,9 

87,1 

112,2 

33,8 

36,6 

15.  Dieselbe,  reduzirt  auf  10»  Stollesfort- 

10,70 

11,02 

10,84 

10,67 

10,68 

10,89 

10,61 

10,79 

11,08 

10,62 

9,28 

9,06 

16.  Lange  der  Bohrlöcher  zusammen  in  m 

1696,1 

1402,2 

1372,8 

1993,2 

1881,9 

1665,4 

1108,9 

1929,6 

1522,8 

2872,0 

242,5 

479,6 

17.  Dieselbe,  reduzirt  auf  10 ■  Stollenfort  - 

174,14 

175,71 

182,80 

178,17 

180,61 

186,90 

169,82 

181,18 

194,65 

270,17 

60,62 

119,0 

18.  Anzahl  der  verwendeten  Bohrmaschinen- 

485 

415 

365 

456 

408 

352 

801 

468 

364 

464 

153 

157 

19.  Anzahl  der  reparaturbedürftigen  Bohr- 

36 

10 

16 

24 

40 

SO 

18 

34 

36 

40 

4 

8 

20.  Anzahl  der  reparaturbedürftigen  Bohr- 

maschinen, in  Prozenten   

7,42 

2,41 

4,38 

5,26 

9,80 

8,62 

6,98 

7,26 

9,89 

6,81 

2,61 

6,09 

21.  Zeit  für  1  •»  Bohrloch  mit  1  Maschine, 

Std.  u.  Min.  

l**t 

lUTi 

1°', 

0«', 

0", 

1«. 

1«"t 

0»'» 

l»i 

0M. 

22.  Mittlere  Luftspannung  vor  Ort,  Atmo- 

1,6 

1,6 

2,1 

2,2 

2,1 

2,1 

2,2 

2,2 

2,2 

3,4 

3,7 

3,3 

Tabelle  V. 
Arbeitsstand  des  Tunnelbaues. 


ArbelutttBtl 

un  31.  I  •-  /   Ii'  •  1*7* 

Laiming 
Im  Jahr«  1677 

Arbfltnuaü 
un  IL  Dtirolni  1*77 

Art*t'tl»Ki1l«aR. 

n»cli 

in 

uaen 

In 

nti'h 

Ii 

PmgTfcfuio 

Wirklichst 

MkNat, 

Wlrklirakrlt 

Dürrn». 

Programm 

WirUJrhlull 

IXOnm. 

m 

ra 

rn 

tn 

m 

,11 

Erweiterung  

Sohlenschlitx  

Vollendeter  Tunnel    .   .  . 

740t» 

50i»2 
6040 
3624 
4128 
3608 

7436,1 
6107,2 
8828,0 
2786,6 
2919,1 
2312,4 

+  36,1 
+  15^2 

—  1218,0 

—  838,5 

—  1208,9 

—  1295,6 

2850 
2844 
2904 
2904 
2!H>4 

2224,5 
3333,4 
2094,3 
1930,8 
3046,2 
2142,1 

283,6 
+  477,4 

—  749,7 

—  973.2 
+  142^ 

—  761,9 

9908 
7948 

78JM) 

6528 
7032 
6512 
6080 

9660,6 
8440,6 
6922,3 
4716,3 
5965.3 
4454,5 
3742,2 

—  247,4 
-f-  492,0 

—  1967,7 

—  1811,7 

—  1066,7 

—  2057,5 
-  2337,8 

d  by  Goc 

N«.  7«. 


DEUTSCHE  BAÜZEITUNG. 


389 


Die  m  dieser  Zeit  bewirkte  Ma 


innung  von  ca.  5(!  ODO  «™ 
Gesammt- Ausbruch  von  ca.  1242  ™,  was  um  ca. 
150"  gegen  die  fQr  beide  Seiten  programmäßig  fest  gesetzte  Aus- 
bruchs-Länge zurück  bleibt  Ein  bedenkliches  Zurückbleiben  ist 
für  den  Augbruch  der  St  rode  zu  konstatiren  und  es  erscheint 
fast  unmöglich,  in  diesem  Tunneltheile  durch  vermehrte  An- 
sehung von  Bohrmaschinen  den  Fortschritt  nach  Wunsch  zu  be- 
schleunigen. — 

Die  Teasinischen  Thalbahnen,  die  das  Schmerzenskind 
der  Gotthard-Unternehmung  bilden,  haben  in  dem  Berichtsjahr 
nur  wenig  Baukosten  verursacht,  da  die  Station«  -  Gebäude  zu 
ßellinzona,  Locarno,  Cadenazzo  und  Lugano  nunmehr  in  Be- 
nutzung genommen  werden  konnten  and  die  Neuanlagen  sich  auf 
lleberladungs- Vorkehrungen  zwischen  Eisenbahn  und  Dampfschiffen 
zu  Locarno  und  Melide  beschränkten. 

Die  Resultate  des  Betriebs  dieser  Bahnen  sind  ganz  ahnlich 
wie  im  vorigen  Berichtsjahr,  nur  noch  etwas  ungünstiger,  da  aus 
dem  Personen-Transport  52  000  Fr.,  aus  dem  Gepäck  -  Transport 
1900  Fr.  und  ans  dem  Güter-Verkehr  5100  Fr.  Minder-Einnahinen 
gegen  1876  resultiren  —  ein  trauriges  F.rgebnisB,  das  vor  Inbetrieb- 
setzung der  ganzen  Linie  voraussichtlich  sich  noch  öfter  wieder- 
holen durfte.  Dasselbe  lässt  befürchten,  dass  die  Kostspieligkeit 
der  Teasinischen  Thalbahnen  die  Prosperität  des  ganzen  Unter- 

f.  „Die  finanzielle 
15.  Juni  1878 
i  Zeitungs- 

Berlchte  ist  noch  einiges  aber  den  derzeitigen  Stand,  insbeson- 
dere die  Finanzlage  der  Bahn  hinzu  zu  fugen,  wobei  wir  zur 
Vermeidung  von  Wiederholungen  auf  das  Referat  in  Xo.  87  v.  J. 
dies.  Zeitg.  Bezug  nehmen. 

A.  a.  0.  ist  erwähnt  worden,  dass  die  vom  4.  bis  13.  Juni  1877 
in  Luzern  versammelt  gewesene  internationale  Konferenz  für  die 
zur  Ausführung  empfohlene  Linie  Immensee -Pino  einen  Kosten- 
Anschlag  von  227  000  000  Fr.  find.  Baukosten  für  Cadenazzo- 
Locarno  und  Lugano-t  'hiassoj  akzeptirte  und  in  Vorschlag  brachte, 
dass  der  Mehrbedarf  gegen  den  ursprünglich  1869  aufgestellten 
Anschlag  von  167  000  000  Fr.  durch  Nachsubventionen  (Deutsch- 
land und  Italien  je  10,  Schweiz  80OO000  Fr.),  sowie  durch 
Heranziehung  von  Privatkapital  gedeckt  werde. 

Die  Direktion,  vom  Schweizerischen  Bundesrath  veranlasst, 
sich  darüber  zu  erklaren,  wie  sie  die  12  000000  Fr.  an  Privat- 
kapital beschaffen  zu  können  glaube,  bat  dann  nochmals  den 
Voranschlag  genau  geprüft,  auch,  wie  schon  erwähnt,  den  Baudirektor 
Presset  von  Wien  zur  Revision  veranlasst  und  eine  Reihe  von 
Abänderung»  -  Vorschlägen  aufgestellt;  dieselben  balanciren  sich 
jedoch  so,  dass  auch  die  Gesellschafts-Organe  die  von  der  inter- 
nationalen Konferenz  zur  Ausführung  des  reduzirten  Netzes  er- 

anerkennen 


der  Vollendungs-Termin  am  1. 
wird,  da  jedes  Jahr  verlangen 
ca.  4  000  000  Fr.  erfordern  würde.  Es  waren  dann  lange  Verhand- 
lungen nothwendig,  um  das  Finanz-Konsortium  zu  bewegen,  die 
4.  Quote  von  20  000  000  Fr.  in  Obligationen  zu  " 
wurde  am  12.  Febr.  d.  J.  in  Berlin  der  diesbe 


abgeschlossen,  so  dass  es  möglich  wurde,  noch  für  6000000  Fr. 
hypothekarisch  sicher  gestellte  Obligationen  kreireu  zu  können, 
indess  der  fehlende  Rest  von  6  000000  Fr.  durch  Obligationen 
mit  2.  Hypothek,  welche  den  Bauunternehmern  an  Zahlung»  Statt 
mit  ausgehändigt  werden  »ollen,  beschafft  werden  soll. 

Es  wird  hierbei  voraus  gesetzt,  dass  die  Aktionäre  die  auf 
die  Aktien  noch  ausstehenden  Raten  leisten  werden,  obschon  auf 
Verzinsung  derselben  nur  »ehr  geringe  Aussicht  vorhanden  ist 

Die  Beschaffung  der  Staatssubvention  gestaltet  sich  am 
schwierigsten  in  der  Schweiz,  da  Deutschland  wie  Italien  die  ihnen 
zufallenden  10  Mill.  Fr.  bewilligt  haben,  indem  die  kompetenten 
Regierungsfaktoren  darüber  klar  waren,  dass  ohne  weitere  Staats- 
subvention das  Unternehmen  scheitern  würde  und  das»  alles  auf- 
geboten werden  müsse,  um  eine  Auflösung  der  jetzigen  Gesellschaft 
z.i  verhindern.  Der  Schweiz,  welcher,  wie  erwähnt  8  MilL  Fr. 
als  Nacbsubvention  zufielen,  standen  2  Wege  zur  Beschaffung  offen, 
indem  zunächst  in  Frage  kam:  1.  Repartition  dieser  Nacbsub- 
vention auf  die  2  Bahngesellschaften  und  13  Kantone  (in  erster 
Linie  Basel,  Zürich,  Aarau,  Luzern,  Bern  und  namentlich  Tes»in) 
analog  dem  Vertheilungsmodus,  welcher  bei  der  ursprünglichen 
Subvention  von  20  Mill.  Fr.  angewendet  worden  war  —  oder  aber 
2.  Beschaffung  des  Bedarfs  aus  Bundcsmitteln.  So  schwer  es  auch 
den  beiden  Eisenbahn-Gesellschaften  geworden  ist,  so  haben  doch 
beide  den  ihnen  nach  dieser  Repartition  zufallenden  Betrag  von 
1'/»  Hill.  Fr.  bewilh'gt  Die  Delegirten  der  betheiligten  Kantone 
dagegen  haben  von  dem  Rest  von  6V,  MilL  Fr.  nur  S'/i  Mill.  als 
Nachsubvention  tibernehmen  wollen,  die  übrigen  3'/»  Mill. 
aber  durch  den  Bund  erbeten.  Bei  Uerathung  in  den  einzelnen 
Kantonen  hat  sich  jedoch  ergeben,  dass  von  den  3</j  Mill.  nur 
1  '/j  Mill.  Fr.  bewilligt  worden  sind,  indem  gerade  in  den  Hanpt- 
kantonen  Bern  und  Zürich  der  oberste  gesetzgebende  Faktor, 
die  Volksabstimmung,  die  Gewährung  der  Nachsubvention  ver- 
worfen hat' 

Es  blieb  sonach  nur  die  eine  Möglichkeit,  die  Subvention 
(im  Betrage  von  6',',  Mill.  Fr.  nach  Abzug  des  von  den  beiden 
Bahngesellschaften  zu  leistenden  Beitrages)  zur  Gewährung  aus 
Bundes  mitte  In  zu  empfehlen,  und  es  hat  der  Bundesratb  dies  anch 
vorgeschlagen,  jedoch  mit  der  etwas  gefährlich  erscheinenden 
Zusatz -Bestimmung,  dass  dieser  Besch)  uss  einer  allgemeinen 
Volksabstimmung  unterbreitet  werden  solle.  Trotzdem  eine  starke 
Minderheit  die  Verwerfung  der  ßundessubvention  anstrebte,  hat 
der  Nationalrath  am  8.  August  d.  J.  die  Gewährung  der  Nach- 
subvention von  O'/i  Mill.  Fr.  beschlossen  und  sofort  den  Luzerner 
Gotthardvertrag  unter  Vorbehalt  der  Erledigung  der  Monte  Cenere- 
Frage  ratifizirt  Auch  der  Stande  rath  hat  vor  kurzem  seine 
Zustimmung  ertheilt,  so  dass,  falls  auch  die  Klippe  der  Abstimmung 
durch  das  schweizerische  Volk  glücklich  umschifft  werden  sollte, 
alle  Faktoren  die  erforderliche  Zustimmung  ertheilt  haben  werden 
und  die  Rekonstruktion  der  Unternehmung  als  erfolgt  zu  betrachten 
ist  Wird  auch  vielseitig  bedauert,  dass  der  thätige  Direktor  des 
ganzen  Unternehmens,  Dr.  Escher,  definitiv  zu  gänzlichem  Rück- 
tritt von  der  Direktion  gerade  in  jetziger  Zeit 
sehen  hat,  so  erscheint  doch  der  Umstand  für  «las 
gunstig,  dass 


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Uber  die  Betheiligung  an  der  III.  General -Versammlung 
Architekten-  und  Ingenieur -Vereine  zu  Dresden. 

(Warn  dl«  HWk  »uf  8.  *HO.) 


Wie  bei  den  ersten  beiden  Kongressen  des  Verbandes  ver- 
öffentlichen wir  auch  diesmal  eine  Statistik  des  Besuchs  unserer 
General- Versammlung,  der  die  am  Abend  des  4.  September  ge- 
schlossene Präsenzliste  zu  Grunde  gelegt  ist  Mehrfache  Be- 
richtigungen, die  sich  auf  die  Zugehörigkeit  einzelner  Mitglieder 
zu  den  verschiedenen  Vereinen  beziehen,  haben  wir  aus  eigener 
Peraonal-Kenntniss  bewirken  können ;  wahrscheinlich  würden  deren 
noch  mehre  nöthig  gewesen  sein,  ohne  dass  jedoch  das  Ergebnis» 
hierdurch  wesentlich  beeinträchtigt  werden  dürfte.  In  Bezug  auf 
die  Gruppining  der  Theilnehiner  nach  ihrem  Berufe  mussten  wir 
zu  unserem  früheren  Schema  zurück  kehren,  da  die  vor  2  Jahren 
versuchte  strengere  Scheidung  zwischen  Architekten  und  Ingenieuren 
auf  Grund  der  diesmal  vorhandenen  Angaben  sich  nicht  durch- 
führen liefs.  Ob  wir  bei  der  Scheidung  zwischen  Architekten  und 
Bau -Unternehmern,  Fabrikanten  und  Industriellen  überall  das 
Richtige  getroffen  haben,  ist  uns  ungewiss. 

Zar  Erläuterung  der  Tabelle  haben  wir  wenig  mehr  hinzu 
zu  fügen.  Eine  Beteiligung,  wie  sie  der  mit  80 \  seines  Mit- 
glieder-Bestandes vertretene  Dresdener  Architekten -Verein  erzielt 
hat,  dürfte  für  wenige  andere  Vereine  (etwa  nur  in  Hamburg) 
erreichbar  sein.  Ebenso  ist 
sächsischen 
689s  bezw.  37?j 
stärkere,  als  sie  in  irgend  einem  anderen  Lande  bezw.  Orte  erzielt 
1874  waren  in  Berlin  nur  63,5%  Prcufsen  und 


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Berlins 


Prozentsau  —  1876  in  München  nur  889j  Bayern  und  l»5j 
Münchener  vertreten. 

Was  die  Betheiligung  der  übrigen  Vereine  des  Verbandes 
betrifft,  so  stehen  begreiflicherweise  die  Nachbarn  —  voran  Leipzig, 
demnächst  Potsdam,  Breslau  und  Magdeburg  —  an  der  Spitze 
derselben;  warum  Berlin  mit  diesen  nicht  hat  konkurriren  können, 
ist  schon  an  anderer  Stelle  erörtert  worden.*)  Von  den  entfernter 
domizilirenden  Vereinen  übertreffen  Lübeck  und  Hamburg  —  wohl 
in  Folge  besonders  günstiger  materieller  Lage  ihrer  Mitglieder  — 
an  Starke  der  Betheiligung  alle  übrigen;  auch  Württemberg  hat 
seinen  alten  Ruf  gewahrt  und  ebenso  haben  Kassel  und  der 
Niederrhein  sich  rührig  er 
Beteiligung  auffallig  ist. 

Dem  Berufe  nach  hatten  diesmal  —  wesentlich  in  Folge  der 
starken  Theilnahme  des  Dresdener  A.-V.  -  die  Architekten  das 
entschiedene  Uebergewicht  vor  allen  anderen  Fachrichtungen. 
Dass  diätarisch  beschäftigte  Bautechniker  in  verschwindend  ge- 
ringer Zahl  beteiligt  waren  (es  mag  sein,  dass  mehre  der  „In- 
hinzu  hätten  gerechnet  werden  können)  dürfte  darauf 
dass  die  „Nnth  der  Zeit"  doch  wohl  als  eine  wesent- 
des  geringen  Besuchs  der  Versammlung  mit  anzusehen 
ist,  während  ein  entsprechender  Einttuss  der  Pariser 
und  der  Münchener  Ingenieur-Versammlung  aus  unserer 


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Ho.  76. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


391 


Dachdeckung  in  Rom. 


Ks  ging  uns  im  Anschluss  an  einen  betr.  Wunach,  der  im 
Fragekasten  d.  151.  ge&ulsert  wurde,  die  nachstehende  schätzbare 
Mittbeilung  zu: 

In  Rom  wird  die  Deckung  der  Dacher  mit  Flach-  und  Deck- 
ziegeln fast  ausschließlich  angewendet.  Dieselbe  bewährt  «ich  im 
hiesigen  Klima  auch  sehr  gut,  zumal  in  Betracht  ihrer  gering™ 
Kostspieligkeit.  Freilich  werden  nicht  selten  Reparaturen  durch 
Springen  eines  Ziegels  nothweudig;  sie  lasseu  sich  aber  mit  gröfster 
Leichtigkeit  ausführen.  Von  Vortheil  hierbei  ist  diu  geringe  An- 
zahl von  Schornsteinen  in  den  römischen  Häusern,  weil  Au- 
schlasse  derselbeu  gerade  bei  der  in  Rede  stehenden  Deckart 
sich  schwieriger  herstellen  lassen  und  am  ehesten  zu  Uudichtig- 

das  System  etc.  der  qu. 
Dächer  erläutern.  Die 
Ziegel  erinnern  an  die 
antiken  Marmor-Ziegel, 
„imbricet"  u.  „Ityulae", 
u.  zw.  entsprechen  den 
„imhrictiu  die  heut 
sogen,  „ttgole",  wäh- 
rend die  heutigen  „ca- 
nali" den  alten  „legutae" 
entsprechen. 

Gezimmerte  Dachstähle  kennt  das  hobtarme  Rom  nicht ,  giebt 
es  doch  auch  kein  Ziuimermanns-Handwerk  hier.  Die  Herstellung 
der  Dächer  l>esorgt  der  Maurer.  Balken  oder  vielmehr  noth- 
'  1  4  Lagerflachen  versehene  Stämme  werden,  wie  sie  den 
i  sind,  verlegt,  ohne  weitere  regelinafsige 

zu  erfahren. 

Wo  absolut  regelmäßig  geschnittenes  Hob  oder  gar  Zapfen 
nothwendig  sein  sollten,  muss  der  Tischler  eintreten.  —  Bei 
den  gewöhnlichen  Wohnhäusern,  deren  ftiunie  etwa  6  —  7™  im 
Lichten  weit  sind,  werden  sammiliche  Mauern  bis  zur 
Dachfläche  in  die  Höhe  geführt  Von  der  einen  Quer- 
Scheidcmauer  zur  andern  (welche  Mauern  somit  die  Biuder- 
gespärre  vertreten),  werden  „arcarecci",  etwa  20  -  22f«"  starke 
Kastanienatämme,  ohne  weiteren  Längsverband,  etwa  1,20—1,60" 
weit  von  M.  %.  M.,  quasi  als  Fetten  verlegt  Auf  sie  kommen 
die  „tramcelli",  ganz  schwache  (10'»)  Kastanienbalken  xu  liegen, 
welche  als  Sparren  und  Latten  gleichzeitig  dienen,  indem  sie 
direkt  die  Ziegeliagen  tragen. 

Bei  der  bedeutenden  Schwere  der  Konstruktion  erscheinen 
uns  diese  Holzstärken  viel  zu  gering.  Das  Holz  der  essharen 
Kastanie,  welches  durchgehend*  zu  denselben  verwendet  wird, 
besitzt  aber  eine  vorzügliche  Elastizität  und  es  haben  anfserdem 
Dächer  niemals  Schneelasten  zu  tragen,  ludessen 
sehr  häutig,  zumal  bei  älteren  Häusern,  sehr  starke 
Durchbiegungen  der  Dachflächen  wahrgenommen. 

Auf  die  travicelli  wird  eine  I«age  „pianelU'1,  Backstein- 
platten  von  SO  .  16  .  2'/,  «■>,  verlegt,  deren  Fugen  mit  dem 
vorzüglichen  Puzzolano-  Kalk  -Mörtel  verstrichen  werden.  Die 
Länge  der  piatullt  giebt  die  Entfernung,  in  welcher  die  travicelli 
Auf  der  vollkommen  glatten  Platten- 


Fläche 
xontalen 


mau  nun,  von  der  Traufe  anfangend,  in  hori- 
das  Leiten  der  ,A</''/<".  deren  Fugen  dann 
mit  den  „canali"  Uber- 


deckt werden.  Die 
unterste  (Trauf-)Reihe 
wird  in  Möitel  verlegt; 
die  Flach-  und  Deck- 
ziegel  werden  so  zu- 
gerichtet,  dass  die 
Enden  in  eine  Verti- 
kal -Kbene  fallen,  und 
es  wird  durch  Ausfül- 
lung der  an  dieser 
Stirnfläche  vorhandenen 
Hohlräume  der  untere 
Dachabs 
stellt. 

Diese  unterste,  fest 
verbundene  Ziegel- Lage 
bildet,  an  Stirn -Ziegel 
erinnernd,  nicht  nur 
einen  recht  günstig  wirkenden  Abschluss,  sondern  dient  vor 
allem  dazu,  den  nach  oben  hin  folgenden  Ziegel -Lagen 


Irie 


tel,  lose  auf  der 
nur  durch  ihre  Schwere 


jeü 
z.  B.  Mör- 


uud  halten  sich 
erfolgt  der  Abschluss  durch 


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der . 

einen  etwa  20"»  hoben, 
30  «•»  breiten  Mauer- 
körper, der  seinerseits 
wieder  mit  tegoli  und 
canali  abgedeckt  wird. 

Im  deutschen  Klima 
durfte  die  beschrie- 
bene Deckart  nicht 
ausreichen.  Bei  der  mangelnden  Befestigung  der  Ziegel  darf  die 
Dachneigung  uicht  bedeutend  sein  und  sie  beträgt  daher  nur  1 :  2S 
bis  1  :  3.  Bei  allmählichem  Aufthauen  von  Schneemassen  würde  die 
geringe  Ueberdeckung  der  Ziegel  von  etwa  5 «™  nicht  hinreichend 
sein,  um  Dichtigkeit  zu  erzielen.  Es  beruht  aber  auf  der  losen  Lage 
der  Ziegel  die  grol'se  Leichtigkeit,  mit  der  Reparaturen  sich  aus- 
führen lassen.  Die  vielen  Hohlräume  unter  den  Dec.kziegeln 
würden  bei  den  starken  Frösten  in 
hängnissvoll  werden. 

Der  Preis  eines  Daches  nach  der  beschriebenen  ] 
stellt  sich  nach  der  „tarijffa"  auf  (i,45  .44.  pro  i»,  incl.  I-attcu, 
Sparren,  pianellt,  tegolt  und  canali,  ein  gewiss  billiger  Preis,  selbst 
wenn  man  die  sehr  geringen  Lohnsätze  römischer  Arbeiter  in 
Betracht  zieht 

Rom,  April  1878.  Th.  Böhm, 

bei  der  Üeuü 
in  Rom. 


Vermischte«. 

Hollstein'a  patentirte  Stützmauern.  Die  von  Hrn. 
Chaussee-Inspektor  Hollstein  erfundene  Stützmauer-Konstruktion*) 
bietet  den  Vortheil,  dass  durch  das  belastende  Erdreich  direkt 
ein  Theil  des  sonst  nöthigen  Mauergewichts  ersetzt  wird,  es  so- 
nach ermöglicht  ist,  die  Mauer  nach  der  Festigkeit  des  Materials 
zu  konstniiren  und  das  fehlende  Gewicht  durch  eine  Erd-Schül-  i 
tung  zu  ersetzen. 

Anders  liegt  die  Sache  mit  dem  vom  Erfinder  betonten  . 
Grundprinzip  der  Konstruktion:  das  Moment  des  Erddrucks  zu 
verringern,  indem  man  letzteren  zwingt,  an  kürzeren  Hebelarmen 
anzugrei  fen. 

Der  Beweis,  dass  durch  diese  Anordnung  das  Moment  ver-  , 
kleinert  wird,  ist  in  den  Protokollen  des  Sächsischen  Ingen.-  u. 
Archit-Vereins  geliefert  und  ein  zu  diesem  Beweis  verwendeter  I 
Satz  ist  auch  in  So.  48  dies.  Ztg.  enthalten,  freilich  mit  einem 
Druckfehler  behaftet,  da  es  dort  anstatt  „statisches  Moment" 
.Trägheitsmoment"  der  Vertikalprojektion  heifsen  muss.  Der  in 
dem  Beweisverfahren  des  Hrn.  Ertinders  fragliche  Punkt  lasst 
sich  ohne  jede  Entwickelung,  bezw.  ohne  ein  Zurückgreifen  auf 
die  oben  angegebenen  Quellen  besprechen.  Hr.  Hollstein  glaubt, 
das*  der  ungefähr  in  der  Mitte  einer  jeden  Durchbrechung  (No.48 
S.  243,  Fig.  1)  wirkende  Erddruck,  weil  er  vor  sich  keinen 
Widerstand  findet,  ohne  weiteres  an  der  unterstützenden  Fläche 
augreift.  Auf  diese  Weise  würde  dann  allerdings  sein  Hebel  arm 
um  die  halbe  Höbe  der  Aussparung  verkürzt  und  sein  Moment 
dem  entsprechend  verringert  werden. 

Dass  sich  das  statische  Moment  einer  nach  Lage  und  Gröfse 
gegebenen  Kraft  in  Bezug  auf  einen  gegebenen  Punkt  nur  durch  | 
Hinzufügung  neuer  Kräfte  verändern  lässt,  ist  schon  au  sich  klar. 
In  unserm  Falle  setzt  sich  der  horizontale  Erddruck  mit  dem 
Gewicht  des  die  Aussparung  füllenden  Erdreichs  zu  einer  Resul- 


•)  YVrxl.  dl«  MUUMI.«  io  K«.  4B  c.  dl.-».  Ztg. 


tanten  zusammen,  welche  von  der  horizontalen  Unterstüzung  auf- 
genommen wird.  An  dieser  Stelle  kann  man  die  Resultante 
wieder  in  ihre  Komponenten  zerlegen.  Man  findet  dann  den 
horizontalen  Erddruck  um  eine  halbe  Feldlänge  tiefer,  gleichzeitig 
aber  die  Vertikalkraft  nach  vorn  gerückt  IHes  wiederholt  sich 
in  jedem  Felde.  Was  hierbei  die  horizontalen  Kräfte 
(der  Erddruck)  an  Moment  verlieren,  bftfsen  die  ent- 
gegen gesetzten  Vertikalkrafte.  ein;  der  Gewinn  ist 
daher  Null. 

Hiernach  ist  es  für  die  Stabiiitat  der  Mauern  ganz  gleich- 
gültig, ob  dieselben  offen,  oder  an  der  Vorder-  oder  Rückseite 
geschlossen  sind.  Ist  ein  Ausfliefsen  des  Sandes  zu  befürchten, 
so  kann  man  z.  B.  geschlossene,  entsprechend  gefüllte  Röhren 
benutzen,  aus  welchen  die  Mauer  in  derselben  Stabilität  herstell- 
bar ist,  als  mit  offenen  Röhren. 

Wie  grofs  der  Kinfluss  des  in  Vorstehendem  besprocheneu 
Irrthums  ist,  mag  durch  ein  Beispiel  erläutert  werden. 

Hr.  Hollstein  rechnet  unter  seiner  Annahme  für  eine  Stütz- 
mauer von  0 "  Höhe  das  Gewicht  zu  20,76  Ztr.  heraus,  während 
erst  ein  Gewicht  von  42,46  Ztr.  dieselbe  stabil  macht  (<  =  r 

Berlin.    Huppner,  Ingenieur. 


Die  Frage  bezüglich  der  Kommanalstener-PfliohUgkelt 
diätarisoh  beschäftigter  Baumeister  nnd  Bauführer  In 
Preufaen,  die  iii  u.  Bl.  bereits  zu  mehrfachen  Erörterungen 
Veranlassung  gegeben  hat  und  erst  kürzlich  wiederholt  Gegenstand 
von  Anfragen  war.  ist  nunmehr  in  einem  Spezialfälle  zur  Ent- 
scheidung der  Ministerial-Instanz  gebracht  worden,  leider 
mit  einem  den  Wünschen  der  betreffenden  Fachgcuosseu  un- 
günstigen Ergebniss. 

Der  Reg.-Bmstr.  B.  war  während  seiner  Beschäftigung  in  einer 
schleswig-holäteiu'schen  Stadt  im  Frühling  d.  J.  zur  Kom- 

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392 


DEUTSCHE  BAÜZEITUNG. 


21.  Septenber  1878 


Oberprasident  der  Provinz  Schleswig-Holstein 
schwerde  des  Hrn.  B.  dieser  Auffassung  ange- 
ber  es  —  nach  dem  Wortlaute  des  Erlasses  - 


munalsteuer  heran  gezogen  worden,  und  zwar  mit  5*/.  seines  auf 
2800  M.  angegebenen  Einkommens,  d.  L  mit  MO  M  auf  das  Jahr. 
Nachdem  sein  Einspruch  seitens  des  dortigen  Burgermeisters  zu- 
rück gewiesen  worden  war,  rief  derselbe  zunächst  die  Entschei- 
dung der  Kgl.  Regierung  zu  Schleswig  an.  Unter  Mittheilung 
der  in  No.  1  Jhrg.  70  und  No.  64  Jhrg.  75  d.  Deutsch.  Bauztg. 
veröffentlichten  Schriftstücke,  aus  welchen  hervor  geht,  das»  die 
Frage  in  den  älteren  Landestheilen  wiederholt  zu  gunsten  der 
diatarischen  Baubeamten  entschieden  worden  ist,  und  unter  Be- 
rufung auf  die  unzweifelhafte  Thatsache,  dast  die  für  die  neuen 
Landestheile  erlassene  Verordnung  bezgl.  der  Heranziehung  der 
Staatsdiener  zu  den  Kommunal-Auhagen  v.  23.  Sept.  1867  ledig- 
lich eine  l'cbertragung  der  alteren  preußischen  Bestimmungen 
auf  die  neuen  Provinzen  sein  sollte,  bat  Hr.  B.  um  Berichtigung 
der  vou  dem  Bürgermeister  zu  T.  geäusserten  Auffassung. 

Der  Bescheid  der  Regierung  war  ein  ablehnender,  weil  der 
Antragsteller  nicht  mit  fester  Besoldung  angestellt,  sondern  nur 
vorüber  gehend  als  aui'serordentlieher  Gehülfe  im  öffentlichen 
Dienst  beschäftigt  sei  und  daher  zu  den  Beamten  im  Sinne  des 
§  2  jener  Verordnung  nicht  gerechnet  werden  könne. 

Auch  der  Hr. 
hat  sich  auf  die 
schlössen,  „l>ei 

um  so  mehr  noch  sein  Bewenden  behalten  muss.  als  die  ange- 
zogene Entscheidung  des  Hrn.  Oberpräsidenten  der  Rheinprovinz, 
welcher  überdies  auch  der  mit  dem  Wortlaute  des  §  2  d.  V.  v. 
23.  Sept.  1867  nicht  einmal  Oberein  stimmende  $  8  der  altläudi- 
scheu  Verordnung  v.  11  Jul.  1822  zu  Grunde  liegt,  für  die  vor- 
liegende Frage  hier  nicht  massgebend  sein  kann,  Sie  sich  auch 
auf  die  von  Ihnen  angeführten  sonstigen,  in  den  höheren  Instanzen 
vermeintlich  ergangeuen  Erlasse  und  Erkenntnisse  aber,  soweit 
hat  ermittelt  werden  können,  nur  bezüglich  gewisser,  den  Beamten 
im  allgemeinen  zustehender  Vorrechte,  keineswegs  jedoch  auch 
hinsichtlich  des  Kommunalsteuer  -  Privilegiums  derselben  berufen 
können."  Auf  die  erneute  Beschwerde  des  Hrn.  B.  bei  dem 
Hrn.  Minister  des  Innern  hat  endlich  dieser  unterm  19.  August 
d.  J.,  1.  B.  6008  entschieden,  dass  keine  Veranlassung  zur  Ab- 
änderung des  als  sachgemäfs  zu  erachtenden  Oberpräsidial-Erlasses 
vorliege.  — 

Es  könnte  hiernach  scheinen,  als  ob  jeder  weitere  Schritt 
zu  einer  günstigeren  Wendung  der  Sache  von  vorn  herein  aus- 
sichtslos wäre.  Eine  letzte  Hoffnung,  die  Hrn.  B.  vielleicht  be- 
stimmt, den  Instanzenzug  noch  weiter  zu  verfolgen  und  die  Prin- 
zipienfrage zunächst  der  Entscheidung  des  gesammten  Staats- 
ministeriums vorzulegen,  ergiebt  sich  aus  folgendem,  soeben  zu 
unserer  Kenntnias  gelangenden  Erlass  des  Oberpräsidenteu  der 
Provinz  Weatpreufsen,  Staatsminister  Dr.  Achenbach: 

„Der  Königlichen  Regierung  erwiedere  ich  ergebengt  auf  den 
gefälligen  Bericht  vom  3«.  d.  Mts.,  No.  3  145  E.  V.,  betreffend  die 
Kommunalsteuer -Rekurs -Beschwerde  des  Bauführers  F.  daselbst, 
dass  ich  den  Anspruch  des  letzteren,  ihm  bei  seiner  Heranziehung 
zur  Kommunalsteuer  der  dortigen  Stadt  diejenige  Vergünstigung 
zu  Theil  werden  zu  lassen,  welche  durch  das  Gesetz  vom  11.  Juli  1822 
den  besoldeten  unmittelbaren  Staatsdienern  eingeräumt  worden 
ist,  für  begründet  erachte.  — 

Die  Bauführer  gehören  nach  dem  Erlasse  des  Hrn.  Ministers 
für  Handel,  Gewerbe  und  öffentliche  Arbeiten  vom  13.  Marz  1858 
und  der  Anlage  desselben  im  allgemeinen  zur  Kategorie  der 
Beamten  und  haben  insbesondere  während  der  Dauer  ihrer  Be- 
schäftigung von  öffentlichen  Behörden  auf  die  den  Staatsdienern 
gesetzlich  eingeräumten  Vergünstigungen  Anspruch.  Die  letztere 
Voraussetzung  trifft  bei  dem  p.  p.  F.  zu,  weil  derselbe  nach  dem 
vorgelegten  Vertrage  von  dem  Königlichen  Kriegsministerium  mit 
der  Leitung  des  Baues  der  dortigen  Cnteroffizierschule  beauftragt 
worden  ist  und  für  seine  desfall&ige  Hurtigkeit,  wenn  auch  indirekt, 
aus  der  Staats-Kasse  Diäten  bezieht  Darauf,  dass  wegen  Ueber- 
nahme  der  <ju.  Geschäfte  mit  dem  p.  p.  F.  ein  besonderer  Vertrag 
geschlossen  worden  ist,  kann  kein  Gewicht  gelegt  werden,  ebenso 
wenig  kann  nach  den  bestehenden  Bestimmungen,  insbesondere 
im  Hinblick  auf  den  im  $.  19  des  Reichs-Gesetzes,  betreffend  die 
Rechtt-Verhältnisse  der  Reichs-Beamten  vom  31.  März  1873  aus- 
gesprochenen Grundsatz,  der  Umstand,  dass  die  Bauten,  deren 
Leitung  dem  p.  p.  F.  Obertragen  worden  ist,  für  Rechnung  des 
Reichs-Militär- Fiskus  ausgeführt  werden,  die  Abweisung  der  Be- 
schwerde rechtfertigen.  —  Nur  in  dem  Falle,  wenn  p.  p.  F.  als 
Bauführer  nicht  von  einer  öffentlichen  Behörde  beschäftigt,  sondern 
Privatbauten  ausführen  sollte,  würde  er  von  seinem  Einkommen  nach 
gleichen  Grundsätzen,  wie  die  anderen,  nicht  dem  BcamtensUnde 
angehörigen,  Einwohner  der  dortigen  Stadt  zur  Kommunalsteuer 
herangezogen  werden  können. 

Die  Königliche  Regierung  ersuche  ich  hiernach  ergebengt, 
wegen  der  anderweiten,  den  Vorschriften  des  Gesetzes  vom 
11.  Juli  1822  entsprechenden  Veranlagung  des  p.  p.  F.  zur 
Kommunalsteuer  das  Weitere  gefälligst  zu  veranlassen. 

Danzig,  den  23.  Juli  1878. 

Der  Uber-Präsident.  Staatsminister 
Achenbach." 

In  der  Prinzipienfrage,  ob  und  in  wie  weit  ein  diatarisch 
besoldeter  Baumeister  oder  Bauführer  auf  die  Beamten-Qualität 
Anspruch  hat,  dürfte  die  Autorität  des  früheren  Hrn.  Handels- 
ministe«  auch  gegenüber  jener  Entscheidung  des  Hrn.  Ministers 
df-s  Innern  immerhin  in's  Gewicht  fallen.    Jedenfalls  ist  in  der 


Angelegenheit  eine  su  auffällige  Rechu-Ungleichheit  in  verschie- 
denen Theilen  des  preufsischen  Staates  koostatirt,  dass  es  sich 
wohl  verlohnt,  die  höchste  Behörde  desselben  zur  Beseitigung 
derselben  anzurufen.  

StadtbaumolutoratoHo  zu  Münster  L  W.  Wir  haben  bei 
früheren  Gelegenheiten  oft  auf  die  Notwendigkeit  hingewiesen, 
dass  Architekten  und  Ingenieure  vor  Ucbernahme  von  Stellen  im 
Privatdienste  die  Anstellungs- Bedingungen  vertragsmäfsig  klar 
stellen,  um  bitteren  Enttäuschungen  und  fruchtlosen  Reklamatio- 
nen überhoben  zu  sein.  Leider  gehören  auch  viele  Anstellungen 
im  Kommunaldieuste  zu  denjenigen,  welche  trotz  verführerischem 
Schein  mit  gröfster  Vorsicht  zu  behandeln  sind ;  es  ist  dies  um  so 
wichtiger,  als  die  Stellung  des  Gemeinde-Technikers  —  wenn  der- 
selbe nicht  Magistrats-Mitglied  {Stadtbaurath)  ist  oder  einen  vor 
dem  Dienstantritte  geschlossenen  bündigen  Vertrag  besitzt  — 
dem  Belieben  der  Stadtverwaltung  völlig  preisgegeben  erscheint. 
Welche  horrenden  Institutionen  hier  Platz  greifen  können,  da* 
zeigt  die  Proviuzialhauptstadt  von  Westfalen,  deren  Baumeister- 
stelle kürzlich  durch  den  Abgang  des  bisherigen  Inhabers  er- 
ledigt ist.  Hier  ist  der  Stadt-Maurermeister,  d.  h.  derjenige 
Unternehmer,  welcher  vorzugsweise  die  städtischen  Maurerarbeiten 
liefert,  zugleich  Magiatraisraitglied  und  Baudezernent;  einem 
zweiten  „technischen"  Mitgliede  des  Magistrates  unterstehen 
Straften,  Promenaden,  Alignements  etc.  Die  —  vom  bisherigen 
Inhaber  nicht  anerkannte  Dienstinstruktion  sucht  den  Stadt 
baumeister  den  einzelnen  Dezernenteu  in  jeder  Beziehung  un- 
mittelbar zu  unterstellen  und  von  den  mündlichen  Anordnungen 
derselben  abhängig  zu  machen!  Die  Dezernenten  ertheilen  dem 
Stadt-Bauaufseher  direkte  mündliche  Auftrage  und  letzterer  kommt 
in  die  I/age,  den  Befehlen  des  Baumeisters  die  Befolgung  zn  ver- 
sagen; Bauarbeiten  werden  von  den  Dezernenten  angeordnet  und 
ausgeführt  ohne  Wissen  des  Stadtbaumeisters;  ein  eigentliches 
Stadtbauamt  mit  geordneter  Materialienkontrolle  und  Rechnungs- 
führung giebt  es  nicht ;  persönlicher  Vortrag  und  mündliche  Recht- 
fertigung vor  Magistrat  und  Stadtverordneten  sind  dem  Baumeister 
versagt. 

Wir  haben  diese  Verhältnisse  hier  berührt,  nicht  als  wenn 
uns  das  Wohl  der  Stadt  Münster  besonders  am  Herzen  läge,  son- 
dern um  unsere  Fachgenossen  wiederholt  und  dringend  zn  war- 
nen, Stellungen  einzugehen,  deren  Bedingungen  nicht  in  befriedi- 
gender Weise  fest  gestellt  sind.  Wenn  jene  Provinzialstädte, 
welche  die  Magistrataverfassung  besitzen  nnd  es  daher  in  der 
Hand  haben,  ihrem  ersten  Techniker  eiue  befriedigende  und  ge- 
deihliche Stellung  zu  bieten,  dies  glauben  ui 
so  sollte  andererseits  sich  kein  selbstbewussti 

Diener  der  Herren 


Ana  der  Faehlittrratnr. 

Verzeichniss  der  bei  der  Redaktion  d.  BL 

gang-onen  neueren  technischen  Werke. 

Der  Zivil  bau.  Eine  Sammlung  von  Entwürfen  zu  Prirat-Wohn- 
gebäuden  für  Stadt  und  Land,  in  Grundrissen,  Facaden,  Pro- 
filen und  Details.  11.  Dd.  5.  Lfrg.  Berlin,  1878;  NicolaTsche 
Verlagsbchhdlg.  (R.  Stricker). 

Szezepaniak,  Joh.,  Ingenieur.  Universal-Nivellir-Instru- 
ment  als  Tacheometer.  Mit  2  Tafeln.  Wien,  Pest  u. 
Leipzig,  1878 ;  A.  Hartlebe us  Verlag. 

hVIlwiR,  W.,  Ob.-Ingen.  Technische  und  finanzielle  Vor- 
bedingungen zur  Rekonstruktion  der  Gotthardbahn. 
Zürich,  1878;  Greil  Füssli  A  Co. 

Ritter,  W.,  Prof.  am  Polytechnikum  z.  Riga.  Die  Statik  der 
Tnnnelgewölbe.  Mit  17  Holzscbn.  u.  2  lithogr.  Tafeln. 
Berlin,  1879;  Jul.  Springer. 

Die  Bauten,  technischen  und  industriellen  Anlagen, 
von  Dresden.  Herausgegeben  vom  sächs.  Ingen.- u.  Architek- 
ten-Verein und  dem  Dresdener  Architekten -Verein.  Mit  368 
Text-Illustrat  u.  10  lithogr.  Beilagen.  Dresden,  1878;  C.  C. 
Meinhold  u.  Söhne.   Preis  30  Jt 

Fleischer,  E.  Architektonische  und  bildnerische  Ueber- 
regte  deg  alten,  von  Gottfr.  Semper  erbauten  könig- 
lichen Hoftheaters  zu  Dresden.  Dresden,  1878;  George 
Gilbers. 

Grabere;,  Fr.    Das  Werkzeichuen  für  Fortbildungsschulen 
und  zum  Selbstunterricht    II.  Grundformen  für  Maurer  und 
Zürich,  1878;  Grell  Füssli  &  Co.  Pr.  0,35  .« 


Brief-  und  Fra^ekastea. 

H  r  n .  X.  i  n  B  e  r  1  i  n.  Die  kleinsten  Abmessungen  von  sogen.  Kopl  • 
steinen  zu  Strafsen •  Pflasterungen  sind  etwa  9<al  Breite,  13,5 sai 
Höhe  und  1tirm  Länge.  Bei  guter  Beschaffenheit  des  Materials 
und  der  Bearbeitung,  wie  ebenso  bei  sorgfältigem  Unterbetten, 
Versetzen  und  Rammen  der  Steine  angegebener  Gröfse  kann  aus 
denselben  ein  sehr  gutes  Kopfgtein-Ptlastcr  gebildet  werden;  wir 
glauben  aber,  dass  etwas  greisere  Maafse  für  Pflaster,  welches  mit 
schweren  Lasten  befahren  wird,  im  allgemeinen  vorzuziehen  sind. 

Hrn.  F.  in  Stolp.    Eine  genügende  Publik 
zu  Ca  mm  in  i.  P.  cxistirt  bis  jetzt  noch  nicht. 


[  «ua  Ort  B«>lllt  In 


K.  E.  O.  Friucb, 


Druck:  W.  llooer  H.lbuehdr.ck.r.J, 


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No.  77. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


393 


:   Die  Architektur  «uf  drr  diitt.<fihn«ru  Aii«iWlun«  d«  Akiutemlc  rf*r  Künste  tu  Berlin.  -  Weitere*  >i 
Utk.  —      Jilirim»  Scifturnpfp»!  der  Königl.  IUuffe»«rk*rbul*  tu  Nientwrg.       Xcne  Lehrkräfte  an  ilm  teebnikthun  Horriw-*tel«i  IN 
«Hoog.  —  Konkurrent fit.  —  I'*-raon  *  I  -  N  ».  Ii  r  i  r  Ii  t  r  n.  —  Brief-  und  Kr»«t*  k»»t  e 


Die  Architektur  auf  der  diesjährigen  Ausstellung  der 
Akademie  der  Künste  zu  Berlin. 

Zum  zweiten  Male  nimmt  an  der  seit  dem  1.  September 
eröffneten  Kunstausstellung  der  deutschen  Hauptstadt 
eine  Anzahl  architektonischer  Entwürfe  "ITieil.  Was  im 
vorigen  Jahre  als  Versuch  in's  Leben  trat,  ist  durch  das 
Entgegenkommen  des  Senats,  der  die  hezgl.  Wunsche 
unseres  Fachs  (vergl.  S.  14*  d.  lfd.  Jhrg.  u.  BL)  bereitwillig  er- 
füllt hat,  eine  ständige  Institution  geworden. 

I)ie  Hoffnungen,  zu  welcher  man  hiernach,  vor  allem  aber 
auf  (irund  der  durch  jenen  ersten  Versuch  erzielten  Erfolge  sich 
berechtigt  glaubte,  sind  allerdings  unerfüllt  geblieben.  Die  An- 
zahl der  ausgestellten  Entwürfe  ist  von  57  auf  12.  die  Zahl  der 
Aussteller  von  27  auf  19  zurück  gegangen  und  auch  der  künst- 
lerische Werth  des  Vorhandenen  dürfte  im  grofsen  und  ganzen 
dem  Wcrthe  dessen,  was  im  Vorjahr  eingeliefert  war,  nicht  gleich 
kommen.  Dagegen  sind  wiederum  mehre  neue,  hervor  ragende 
Namen  vertreten  und  es  fehlt  immerhin  weder  an  einer  inter- 
essanten Mannichfaltigkeit  der  Entwürfe,  noch  an  einzelnen  be- 
deutenden künstlerischen  Leistungen,  die  nach  Erfindung  und 
Darstellung  als  eine  Zierde  der  Ausstellung  gelten  können.  So 
ist  es  und  dies  bleibt  nach  wie  vor  die  Hauptsache  -  trotz 
jene»  Fehlschlags  hoch  gespannter  Erwartungen  auch  diesmal  ge- 
glückt, die  Aufmerksamkeit  des  Publikums  auf  die  Architektur- 
Abtheilung  zu  lenken.  Ja  es  ist  dank  der  Aufnahme  erläu- 
ternder Notizen  in  den  allgemeinen  Ausstellungs-Katalog  —  un- 
zweifelhaft eine  wesentlich  erhöhte,  rege  Theilnahme  desselben 
ftir  die  architektonischen  Entwürfe  zu  konstatiren.  — 

Aus  den  bereits  im  Vorjahr  entwickelten  Gründen  beschrän- 
ken wir  unsern  Bericht  im  wesentlichen  wiederum  auf  eine  kurze, 
nur  von  allgemeinen  kritischen  Bemerkungen  begleitete  Zusam- 
menstellung und  Charakterisirung  des  vorhandenen  Materials. 

Statistisch  sei  zunächst  erwähnt,  dass  von  den  Ausstellern, 
In  zw.  Autoren  i::  auf  Herlin  kommen,  während  4  dem  übrigen 
Preufsen  und  nur  2  dem  aufserpreufsischen  Deutschland  ange- 
hören. Von  den  42  Entwürfen  sind  8  amtlichen  Frsprungs, 
10  aus  Konkurrenzen  hervor  gegangen,  5  auf  Bestellung  des 
Staats,  der  Best  auf  Bestellung  von  Gemeinden,  Gesellschaften 
und  Privaten  bearbeitet;  3  E.  sind  ausgeführt  oder  in  Ausführung 
begriffen.  —  Der  Aufgabe  nach  unterscheiden  wir  3  Entwürfe  zu 
kirchlichen  Neubauten,  3  E.  zu  kirchlichen  Restaurationen,  3  E. 
zu  Grabkapellen  bezw.  Erbbegräbnissen,  4  E.  zu  Museen,  4  E. 
zu  Verwaltung»-  und  Justiz -Gebäuden,  2  E.  zu  Eisenbahn-Sta- 
tionsgebäuden, 2  E.  zu  Markthallen,  4  E.  zu  Schulen,  1  E.  zu 
einem  Krankenhaus,  1  Hotel -F.,  0  E.  zu  Wohnhäusern  und 
Villen,  1  E.  zu  einem  Gartenpavillou,  5  E.  zu  inneren  Dekoratio- 
nen, 2  Serien  E.  zu  Glasgemalden  und  2  E.  zu 
Brücken.  - 

in  d.  BI. 


Neben  Dollinger  in  Stut 
besprocheneu  Entwurf  zu  der  neuen  Garnisonkirche  daselbst  — 
eine  einheitliche  und  flotte  Arbeit  in  den  Eonneu  des  rheinischen 
l.'ebergangs- Stils  eingesandt  hat,  ist  Eber  lein  in  Nürnberg, 
dessen  Kartons  zu  4  im  Chor  des  Erfurter  Doms  ausgeführten 
Glasgeroälden  seitens  des  preui's.  Ministeriums  für  Handel  etc. 
eingeliefert  sind,  der  einzige  auf  der  Ausstellung  vertretene  nicht- 
preul'sische  Architekt.  Sein  fleil'sigcs  Werk,  das  sich  innerhalb 
des  historischen  Schemas  hält,  würde  vielleicht  gunstiger  wirken, 
wenn  ihm  nicht  in  den  von  Alex.  Linnemann  in  Frankfurt  a.  M. 
entworfenen  Kartons  für  die  Glasbilder  der  dortigen  Katharinen- 
Kirche  ein  Rival  gegenüber  stände,  vor  dem  es  sich  allerdings 
nicht  behaupten  kann.  -  Diese  Linnemann'schen  Bilder  (im  figür- 
lichen Theil  von  Ed.  Steinte  gezeichnet)  haben  sich  nämlich  von 
dem  aus  Einzel  -  Figuren  und  Ornament  zusammen  gesetzten 
Teppich  ■  Mosaik  der  älteren  Glasbilder  emanzipirt ,  ohne  jedoch 
in  den  Fehler  so  vieler  unerträglichen  modernen  Glasgemulde  zu 
verfallen,  die  in  Maafstab  -und  Stil  verfehlte  Imitationen  von 
Staffelei-  oder  Wandbildern  geben.  Im  strengen  Stil  der  für  das 
Glasbild  charakteristischen 'I  echnik  zeigen  sie  in  perspektivischer 
Koiu|>08ition  je  eine  freie,  mehrstöckige  Architektur  (deutsche 
Renaissance),  deren  Gallerten  und  Loggien  von  Figuren  belebt 
sind ;  die  Krönung  bildet  ein  naturalistisch  behandeltes,  ornamen- 
tales Schmuckgehänge.  -  In  wie  weit  die  künstlerische  Grund-Idee 
auf  Originalität  Anspruch  erheben  kann,  ist  uns  unbekannt  und 
ebenso  wagen  wir  vorläufig  kein  Urthcil  darüber,  ob  die  fertigen 
Bilder  ebenso  glücklich  wirken  werden,  wie  die  Kartons.  Die 
Durchführung  der  letzteren  ist  uns  in  jeder  Beziehung  als  eine 
wahrhaft  geniale  Leistung  erschienen.  — 

II.  Hausmann,  z.  Z.  in  Erfurt,  hat  seinen  Konkurreaz- 
Entwurf  zum  Bau  der  Töchterschule  für  Carlsruhe  (Motto:  „Luft 
und  Licht«)  eingesandt  Die  Arbeit,  deren  künstlerische  Vorzüge 
seinerzeit  von  den  Preisrichtern  anerkannt  worden  sind,  zeigt  eine 
Renaissance-Architektur,  in  der  allerdings  vom  Charakter  eines 
Schulhauses  nicht  viel  zu  verspüren  ist.  -  Ausgeführte  Schul- 
hausbauten sind  es,  die  in  der  nicht  weniger  als  7  Entwürfe  um- 
fassenden Ausstellung  von  A.  Sturmhöfel,  Stadtbaurath  in 
Magdeburg,  vorwiegend  vertreten  sind.  Die  Kombination  von 
Haustein  und  Backstein  ist  bei  ihnen  nicht  ganz  organisch  durch- 
geführt und  ebenso  ist  das  Koinpromiss  zwischen  den  Motiven 

des  landesüblichen  .Rnnd- 


bezw.  FlachbogenstuV,  das  die  Architektur  derselben  kennzeichnet, 
ein  etwas  äußerliches.  Besser  hat  uns  die  in  reinem  Backstein- 
bau durchgeführte  Krankenhaus  -  Erweiterung  desselben  Autors 
gefallen,  deren  einfache,  von  Dachluken  und  Schornsteinen  male- 
risch belebte  Architektur  einen  durchaus  einheitlichen  Charakter 
tragt  —  Die  in  geometrischen  Ansichten  dargestellten  Entwürfe 
SturmhofcCs  für  die  Zoll-  und  für  die  Lange  Brücke  in  Magde- 
burg entziehen  sich  einer  Beurthciluug  ihres  künstlerischen  Werths, 
der  bei  derartigen  Arbeiten  selbstverständlich  in  erster  Linie  nach 
der  Erscheinung  des  Bauwerks  in  der  Landschaft  sich  bestimmt. 

Da  der  Verfasser  der  einzigen,  nicht  von  Berlin  eingesandten 
Arbeit,  die  noch  zu  erwähnen  ist,  —  .1.  Raschdorff  mittler- 
weile nach  der  Hauptstadt  übergesiedelt  ist,  so  sei  es  gestattet, 
ihn  bereits  unter  die  Berliner  Architekten  einzureihen,  deren 
Werken  wir  nunmehr  uns  zuwenden  wollen. 


welche  im  Heusingcr'scheu  Werke 


Weiteres  zur  Frage  der  Goachwindigkeitsformeln  in 
in  unsern  Handbüchern.  In  Xr.  7M  er.  dies.  Iii.  wird  von  Herrn 
Prof.  Dr.  Schmitt  sehr  unuöl lügerweise  gegen  einen  Ausspruch 
gekämpft,  den  ich  gar  nicht  gethan  habe. 

Ich  hübe  einer  in  allen  Handbüchern  vorkommenden  Formel 
von  Prouv  eine  Formel  von  Bazin  gegenüber  gestellt,  welche 
bisher  zu  wenig  beachtet  worden  ist.  Keines  der  von  mir  be- 
rücksichtigten Handbücher  bringt  diejenige  Prony'sche  Formel, 
welche  zur  Bestimmung  der  Geschwindigkeit  nach  Gefälle  und 
mittlerem  Radius  dient,  alle  aber  enthalten  die  bekannte  auder- 

u      o  +  2,37 
weite  l  ormelv  =r-T^r&. 

Daraus  nun  hätte  Hr.  Schmitt  bei  reiflicherer  Uelwrlegung 
schliefen  können,  dass  ich  nicht  die  seit  langer  Zeit  verbreitete 
KJ  ß 

Bazinsche  Formel:  «r  =  a  +  „,  sondern  -  im  Gegensatte  zur 
U'  K 

Prony'sebcn—  die  gleich  dahinter  von  mirangeführte  andere  Bazinsche 

Formel:  £  =  H  14 

nicht  zu  finden  ist,  in  meiner  Besprechung  gemeint  habe.  — 

Bezüglich  des  weiteren  t'tber  diese  anscheinend  auch  Hrn. 
Schmitt  bisher  unbekannt  gebliebene  Formel  verweise  ich  noch- 
mals auf  die  Recherche*  hydrauliquet.  In  Formel  ist  auch  in 
dem  bekannten  Werke  von  Bresse  und  in  den  neuesten  1875 
erschienenen  Vorträgen  von  Phillips  an  der  Eeole  centrale  zu  finden. 

Damit  Hr.  Schmitt  sich  überzeuge,  dass  ich  sein  Kap.  V. 
weniger  oberflächlich  durchgelesen  habe,  als  er  meinen  Aufsatz, 
will  ich  denselben  noch  darauf  hinweisen,  dass  seine  Auflassung 
der  erwähnten  Pronyschen  Formel  von  der  der  französischen 
Autoreu  wesentlich  abzuweichen  scheint.  Er  führt  S.  24!»  unter 
No,  4.  „Mittlere  Geschwindigkeit  in  einer  Vertikalen",  die  Pro- 
nvsche  Formel  an,  aber  nicht  uuter  No.  6  .Mittlere  Proül-Ge- 
sebwindigkeit" 

In  den  drei  erwähnten  französischen  Werken  wird  die  For- 
mel als  eine  solche  hingestellt,  welche  gerade  wie  die  neuere 
Bazinsche  das  Verhältniss  der  mittleren  Profil -Geschwindigkeit 
zur  Maximal-Geschwindigkeit  angiebt. 

Berlin,  den  11.  September  1878. 

Wolff.  Eisenbahnbaumeister  a.  D. 


26jahrigee  Stiftungsfest  der  Königl.  Baugewerkschnlo 
zu  Nienburg.  Eine  Anzahl  früherer  Schüler  der  Anstalt  hat 
beschlossen,  an  der  bevorstehenden  Feier  u.  a.  durch  Begrün- 
dung einer  Stiftung  sich  zn  betheiligen.  Der  erforderliche 
Fonds  soll  durch  freiwillige  Beiträge  aufgebracht  werden,  deren 
Höhe  ganz  dem  Belieben  des  Beitragenden  anheim  gestellt  ist. 
Die  Stiftung  soll  zur  Erinnerung  an  den  vieljährigen  Direktor 
der  Anstalt  die  Bezeichnung  „Rhien-Stiftung"  fuhren,  die  Be- 
stimmung des  speziellen  Zwecks  und  die  Ausführung  der  Stiftung 
Hrn.  Direktor  Rhien  anheim  gestellt  bleiben. 

Die  Feier  des  Stiftungsfestes  wird  voraussichtlich  in  der 
ersten  Hälfte  des  Monats  November  d.  J.  stattfinden;  bei  der 
rubekanntschaft  mit  den  Adressen  vieler  der  früheren  Schüler 
bezw.  Freunden  der  Anstalt  wird  gebeten,  spezielle  Aufforderung 
zur  Betheiliguug  nicht  erst  abwarten,  sondern  letztere,  mit  Angabe 
des  Beitrags  zum  Stiftungs-Fonds,  dem  erwählten  Komite,  welches 
aus  den  früheren  Schülern  der  Anstalt,  Architekt  Evers,  Maurer- 
meister Bruns,  Maurermeister  Gruber,  Maurermeister  H.  Leyn 
und  Architekt  Prediger  («ämmtlicb  zu  Hannover)  besteht,  unter 
der  Adresse  des  Baugewerkcnamtes,  Mehlstrasse  8  zu 
Hannover, 


Neue  Lehrkräfte  an  den  technischen  Hochschulen  von 
Wien  und  Berlin.  Die  Lehrkörper  des  Wiener  Polytechnikums 
und  der  Berliner  Bauakademie  haben  durch  Berufung  zweier,  in 
den  weitesten  Kreisen  bekannter  Persönlichkeiten  von  hervor 
ragender  technischer  bezw.  künstlerischer  Bedeutung  so  eben  eine 
werthvolle  Bereicherung  gewonnen. 

In  Wien  ist  Ober -Ingenieur  Franz  Rziha  zum  Professor 
am  Polytechnikum  ernannt  und  damit  in  einen  Wirkungskreis 
,  welcher  sowohl  der  Vielseitigkeit  diese*  " 


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394 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


25.  September  1878 


genügen ,  als  auch  der  Anstalt,  an  welcher  er  wirkt,  zur  Zierde 
gereichen  wird. 

Nach  Berlin  ist  Brth.  Julius  Haschdorff  aus  Kolu  speziell 
als  Vertreter  und  Lehrer  der  Renaissance  benifeu 
Einige  Bemerkungen  hierzu  Inhalten  wir  uns  noch  vor. 


i  his  nm  90.  Sept. 
neu  eingeliefert  von  Max  Schulz  &  Co.  und  F.  Vogts  &  Co.  je 
1  Probesehrank  für  die  Berliner  Gewerbe-Ausstellung  iui  .lahre 
1S79,  desgl.  von  letzterer  Finna  1  Haftet,  10  ">  lang,  von  ital. 
Nußbaum,  matt  und  blank,  geschnitzt ,  angefertigt  für  ein  Schloss 
in  Schlesien  nach  Skizzen  von  Bmstr.  Kyllmanu  i  Heyden;  das- 
selbe bleibt  nur  12  Tage  ausgestellt;  von  F.d.  Puls  1  Gitter 
aus  Schmiedeisen  im  Renaissance-Stil,  entw.  v.  Kayser  £  v.  Gros*- 
heim;  —  von  A.  Zemlüi  selbstechliefsende,  stofsfreic  Ventile 


Konkurrenzen. 

Kunstgewerbliche  Konkurrenzen  des  Dresdener  Kunst- 
gewerbe-Vereins. Die  in  No.  46  d.  Bl.  angekündigten,  um 
1.  Septemb.  d.  J.  ablaufenden  4  Konkurrenzen  haben  einen  recht 
befriedigenden  Verlauf  genommen,  da  zu  denselben  nicht  weniger 
als  138  Arbeiten  (IB  Services,  <M  Pokale,  10  Stoffmuster  und 
46  Thürbesehlage)  eingegangen  sind.  Das  Ergebnis*  der  Preis- 
Ertheilung  ist  folgendes: 

Aufgabe  I,  Service.  Da  die  Entwürfe  nicht  genügende 
Originalität  zeigten,  so  wurde  kein  erster  Preis,  dafür  aber  2 
zweite  Preise  ertheilt.  Die  letzteren  erhielten:  Bildh.  Harald 
Richter,  Wien:  Prof.  H.  Kolb,  Stuttgart  Diplome  wurden  zuer- 
kannt an:  Archit  Ihne  und  Stegimlller,  Berlin,  stud.  arch. 
J.  Friede!,  Dresden;  Dessinateur  Köhler,  Berlin.  Aufgabe  II, 
Pokale.  Mit  Rücksicht  auf  die  ausgezeichneten  Leistungen  der 
zahlreichen  Konkurrenten  wurde  die  Zahl  der  Preise  verdoppelt. 
Mit  einem  ersten  Preise  wurden  Archit.  Skold  Neckelmann,  Berlin, 
u.  Assist  Bildh.  Jakob  Eckert,  München;  mit  einem  zweiten  Preise: 
Anton  Müller,  Kunstgewerbeschüler,  Dresden;  Bildh.  Ludwig 
Jünger,  Wien;  arch.  polyt.  A.  Lüthi,  Zürich  ausgezeichnet;  Diplome 
erhielten:  Gustav  Gull,  Zürich:  Bildh.  P.  Schleg,  Berlin;  Archit. 
A.  HeUWssen,  Wien;  Bildh.  Harald  Richter,  Wien.  Aufgabe  HI, 
Stoffmuster.  Auch  hier  wurde  theils  wegen  zu  geringer,  theils 
wegen  nicht  genügender  Durchführung  der  Entwürfe  ein  erster 
Preis  nicht  ertheilt  und  nur  der  zweite  Preis  verliehen,  welrhen 
der  Kunstgewerbeschüler  R.  Zschäbitz,  Dresden,  erhielt.  Diplome 
wurden  an  Jakob  Reisinger,  München:  Baumstr.  Werner  Grotefend, 
Braunschweig,  vergeben.  Autgube  IV,  Tbiirbe schlage.  iK'n 
ersten  Preis  erhielt:  Archit.  H.  Stockhardt,  Berlin:  den  zweiten 
Preis:  Archit  H.  Viehweger,  Dresden.  Diplome  erhielten:  Bildh. 
P.  Schleg,  Berlin;  Archit.  Ihne  und  Stegiuülkr,  Berlin;  Archit. 
Anton  Hellinessen,  Wien. 

Beschränkte  Konkurrenz  bezgl.  einer  Zentralheizungs- 
Anlage  f.  d.  Neubau  der  loch n  Hochschule  in  Berlin. 

Wir  erfahren  nachtraglich  hierzu,  dass  die  am  15.  August  er. 
abgelaufene,  auf  7  betr.  Finnen  beschrankte  Konkurrenz  je 
8000  Jl  für  die  drei  besten  Projekte,  und  für  das  erstbeste  event 
die  Ausführungs-Lcbertragung,  unter  Verzichdeistung  auf  den 
Preis,  auswarf. 

Die  Konkurrirenden  mufsten  sich  verpflichten,  für  die  von 
ihnen  aufgestellte  Kostenanschlags  Summe  die  Ausführung  \iuter 
den  sonst  üblichen  Garantien  zu  übernehmen. 

Es  sind  7  Projekte  eingereicht  worden,  welche  durch  eine 
Sachverständigen-Kommission,  bestehend  aus  den  Hrn.  Prof.  Intze 
zu  Aachen,  Fischer  zu  Hannover,  Bauratb  Stüve  und  Baum. 
H.  Koch  begutachtet  worden  sind;  die  Entscheidung  lag  bei  der 
K.  Ministerial-Baukommission. 

Den  ersten  Preis  hat  das  Projekt  der  Berliner  Aktiengesell- 
schaft für  Zcntralheizungs-,  Wasser-  und  Gas -Anlagen  (Direktor 
Ingen.  A.  Hausding)  erhalten. 

Das  dem  Projekt  zu  Grunde  gelegte  System  ist  Dampf- 
heizung, kombinirt  mit  Dampf-Luftheizung. 


Monats-Konkurrenzen  für  den  Architekten-Verein  zu 
Berlin  zum  2.  November.  L  SammelgerAth  für  Stimm- 
zettel. —  Zum  Einsammeln  der  Stimmzettel  bei  den  Wahlen 
im  Architekten- Verein  ist  ein  zweckmässiges  Gerälh  zu  entwerfen. 
Dasselbe  soll  der  üblichen  Abstimmungsart  entsprechen,  nach 
welcher  der  bisherige  Stimmzettel-Kasten  im  Sitzungssaal  herum- 
getragen wird.  Eine  geeignete  Form  hierfür  zu  rinden  wird  den 
Konkurrenten,  ebenso  wie  die  Wahl  des  Materials  auheim  gestellt. 
Auf  eine  Durchbildung  im  Charakter  des  gewählten  Materials 
und  eine  der  Bestimmung  entsprechende  Dekoration  ist  besonders 
Werth  zu  legen. 

II.  Hängebrücke.  —  Zwei  Magazin-Gebäude,  deren  Lang- 
fronten 24™  aus  einander  und  parallel  liegen,  sollen  nachträglich 
in  Flnrhöhe  des  1.  Geschosses  durch  eine  für  Irufsgänger  und 
Transport  kleiner  Lasten  bestimmte  Hängebrücke  verbunden 
werden.  —  Die  nntcr  sich  ganz  gleichen  Gebäude  haben  folgende 
Einrichtung:  Keller-,  Erd-,  erstes  und  Dachgeschoss  sind  von 
gleicher  Grundrisstheilung;  2  der  Quere  nach  gehende  Brand- 
mauern theilen  jedes  Geschoss  in  .'1  Räume,  von  denen  die  beiden 


äußeren  je  24™  Lange  haben,  der  mittlere  nur  4,5  ■  lang  ist: 
die  Gebäudetiefe  ist  Di  m.  Die  rCrdgeschogs-Raume  sind  nicht  von 
aulsen,  sondern  vom  Mitte lratim  aus  durch  je  2  Thüren  zugäng- 
lich. Zwei  vorhandene,  je  1,3  m  weite  und  mit  dem  Axenabstande 
von  2,5  ™  angeordnete  Aufscnthoren  münden  in  den  Mittelramn 
des  Erdgeschosses.  Diese  Thüren  wiederholen  sich  im  ersten 
(ieschoss  und  es  soll  von  ihnen  aus  die  Brücke  zugänglich  sein, 
die  demnach  an  den  Enden  eine  entsprechend  bemessene  Breite 
erhalten  niuas,  während  diese  Breite  im  übrigen  Theil  der  I>änge 
auf  1,5 »  beschränkt  werden  kann.  Die  Flurhöhe  des  ersten 
Geschosses  liegt  5,6  m  über  Terrain;  die  Gescbosshöhe  ist  hm 
Souterrain  2,2'»,  im  Erd-  und  ersten  Geschoss  4»,  im  Dach- 
geschoss 1,5">  (Drempelwand-Hohe).  Die  Gebäude  sind  durchaus 
massiv  mit  bezw.  3,  2V„  2  und  1 '/,  Stein  Stärke  in  den  Umfang*- 
wänden  und  1  Stein  Starke  in  den  beiden  Thcilungswändcu  auf- 
geführt Die  Zwischendecken  sind  mit  Kappeugewolben  zwischen 
Eisenträgern  von  etwa  24  rm  Höhe,  die  ein  Widerstandsmoment 
IP  von  etwa  400  (■•■»)  haben,  hergestellt;  diese  Träger  liegen 
1,25  m  weit  und  ruhen  in  den  Endräuroen  auf  eisernen  Unterzügen 
und  gusseisernen  Säulen,  welche  mit  etwa  4,6"  Weite  gestellt 
sind.  —  Als  bewegliche  Last  sind  pro  im  Brückenbahn  400  U 
zu  nehmen.  —  Die  Brücke  ist  unter  Ausschluss  von  Holz  zu  allen 
konstruktiven  Theilen  zu  entwerfen. 

Verlangt  werden:  Statische  Berechnung  der  Haupttheüc  der 
Konstruktion,  einschl.  eines  rechnungsmäßigen  Nachweises  über 
die  Haltbarkeit  der  für  die  Widerlager  heran  zu  ziehenden  Ge- 
bäudetheile.  An  Zeichnungen:  Situation  (1:800),  Ansicht,  Quer- 
schnitte, Gnindriss  der  Brücke  und  Verankerungen  (1  :  75),  einige 
Hauptdetails  in  1  :  15.   


bemannt 


Preufsen. 

Der  Stadtbmstr.  a.  D., 


Baurath  Raschdorff  in 


Köln 

Bauakademie  zu 

Versetzt:  Der  Landbtnstr.  Bayer  zu] 
Baumeister  nach  Lauenburg  a.,Elbe. 


Brief-  nnd  Frapekaaten. 

An  unsere  Leser.  Wie  unseren  Lesern  aus  früheren  Mit- 
theilungen  bekannt  ist,  waren  wir  durch  das  Verhältnis  u.  Bl. 
zum  Verbände  d.  Arch.-  u.  Ing-V.  gebunden,  das  von  dem  letz- 
teren angenommene  Svstem  zur  abgekürzten  Bezeichnung  der 
metrischen  Maarse  und  Gewichte  so  lange  fest  zu  halten,  bis  ein 
formeller  Beschluss  des  Verbandes  über  Aufgebung  dieses  System» 
vorlag.  Nachdem  ein  solcher  auf  der  letzten  Abgeordneten-Ver- 
sammlung zu  Dresden  gefasst  ist  und  der  Verband  sich  seiner- 
seits der  vom  Bundesrate  des  D.  R.  angeordneten  offiziellen 
Bezeichuungsweise  (S.  158,  Jhrg.  77  u.  Bl.)  angeschlossen  hat, 
werden  auch  wir  dieselbe  fortan  in  unseren  sämmtlichen  Publi- 
kationen durchführen.  In  Uebcreiustimmung  mit  den  offiziellen 
Organen  des  Vereins  deutscher  Ingenieure,  sowie  anderen 
technischen  Zeitschriften  werden  wir  jedoch  von  der  Freiheit,  welche 
bezgl.  der  Stellung  der  Zeichen  gelassen  ist,  Gebrauch  machen 
und  dieselben  nicht  auf  der  Linie  der  Ziffern,  sondern  nach  wie 
vor  in  Exponentialform  anwenden. 

Berichtigung.  In  dem  Referate  u.  No.  75  über  den  von 
Hrn.  Wass.-Bauiusp.  Mohr  im  Berliner  Architcktenverein  gehal- 
tenen Vortrag  ist  irrtbümlich  mitgetlieilt,  dass  die  von  ihm  in 
einem  Modell  vorgezeigte  Anordnung  eines  Schleusen-Oberhauptes 
mit  Tum  hie  (ialen  (nicht  Tumple  O.)  bereits  ausgeführt  sei 
Es  ist  dies  nicht  der  Fall:  nach  Bestimmung  des  Ministeriums 
soll  vielmehr  die  Ausfühning  —  und  zwar  zunächst  probeweise 
au  einer  weniger  frenuenten  Schleuse  erst  noch  bewirkt  wer- 
den. Die  Zeitersparniss  von  4  Minuten,  welche  die  bezgl.  Kon- 
struktion nach  Annahme  des  Hrn.  Mohr  zur  Folge  haben  wird, 
ist  demnach  vorläufig  durch  thatsuchlichc  Fjrfahruug  noch  nicht 
hestttigt 

Hrn.  M.  in  Lübeck.  Hr.  Direktor  Dr.  Stegmann  in  Nürn- 
berg wird  sich  sicher  ein  Vergnügen  daraus  machen,  Ihnen  auf 
direktes  Ersuchen  nicht  nur  mehre  der  von  ihm  heraus  gegebenen 
Ausstellungs-Katalogc  zu  übersenden,  sondern  Sie  für  Ihr  Vorhaben 
auch  noch  mit  seinem  kompetenten  Rath»  zu  unterstützen. 

Abonnent  in  Hagen.  Wir  sind  außer  Stande,  Ihre  Frage, 
oh  der  gutmache  oder  der  romanische  Stil  für  den  Neubau  kleinerer 
protestantischer  Kirchen  in  religiöser  und  baulicher  Beziehung  den 
Vorzug  verdient,  zu  Iwautworten.  Es  kommt  bekanntlich  nicht 
sowohl  auf  den  Stil,  als  auf  die  Art  und  Weise  an,  in  welcher 
dieser  gehandhabt  wird. 

Hrn.  O.  in  IL  Wir  geben  Ihnen  briefliche  Anfrage  bei  der 
Beurtheilungs- Kommission  bezw.  dem  Vereins- Vorstande  anheim. 
Mit  Rücksicht  auf  unseren  weiteren  Leserkreis  vermögen  wir  nicht 
so  speziell  auf  die  Angelegenheit  einzugehen. 

Hrn.  Bfr.  P.  hier.  Mit  bestem  Dank  für  das  bewiesene 
Interesse  an  unserem  Kalender  theilen  wir  mit,  dass  die  ge- 
wünschte Aenderung  in  der  Anordnung  des  Stoffes  auch  von  uns 
bereits  mehrfach  in  Betracht  gezogen,  bis  jetzt  aber  einiger  äufseren 
Rücksichten  wegen  unausgeführt  gelassen  worden  ist  In  einem 
der  folgenden  Jahrgänge  denken  wir  die 
können. 


von  C.rl  Beeilt»  i„ 


K   K.  O.  Frille  Ii .  n.r'.in 


Lirwk:  W  Sf«*MI  ll.fl.ir  bdrueker.l,  1 

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No.  78. 


DEUTSCHE  BAÜZE1TÜNG. 


395 


IshaJt:  BetuuintinM-hnrel  ttrt  Vertuuidoe  deutacber  Architekten-  iiml  Inüeiileur 
Verein«.  —  Berirhl  über  die  Verhandlungen  Jrj  III.  I  Jerarfal-VerMtminJuiiic  dm  Verb.  d. 
Arrh.-  und  lag.  Vereine  am  5..  .1  iiml  t.  September  IST*  tu  Dmilrn.  —  IMe  baull.beu 
Eiurirbtnncni  .Irr  Variier  WelUniatellniai  dm  Jabrea  1*7».  (PortMt>u«a>)  —  1)1* 


Verhandlungen  ilea  interuatluiuücu  Kungreaae»  fiir 
tbellungen  im  Vereinen:  Vervin  für 
Verein  tu  Berti«.  —  Brief-  und  Fragekaate 


AreMlvhWr  N  l'ari».  —  Mit- 


Verband  deutscher  Architekten-  und  Ingenieur- Vereine. 


Nachdem  die  7.  Abgeordneten  -  Versammlung  zd  Dresden  am  30.  and  31.  v.  M.  den  Architekten-  und  Ingenieur- 
Verein  für  Niederrhein  und  Westfalen  sum  Vororte  das  Verbandes  für  die  nächsten  zwei  Jahre  ernannt  und  dieser  Verein 
in  seiner  Versammlung  am  14.  d.  M.  die  Unterzeichneten  zum  Vorstande  des  Verbandes  gewählt  hat,  erlauben  wir  uns  in 
Gcmäl'sheit  des  §  28  der  Statuten  und  des  Beschlusses  der  Abgeordneten  -  Versammlung  zu  Coburg  vom  24.  August  v.  J.  (I.  1  des 
Protokolls)  den  nach  den  Beschlassen  der  Abgeordneten- Versammlung  zu  Dresden  fOr  das  laufende  Verbandsjahr  fest  gestellten 
Arbeitsplan  hierdurch  bekannt  zu  machen. 

A.  Arbeiten  für  sämmtliche  Vereine. 

1)  Gutachten  aber  „die  zivilrechtliche  Verantwortlichkeit  der  Architekten  und  Ingenieure''  nach  den  im 
Protokolle  <1.  d.  Dresden  den  30.  v.  M.  unter  No.  9  aufgestellten  speziellen  Fragen.  Referent:  Der  Architekten-  und  Ingenieur- 
Verein  zu  Hamburg.  Korreferent:  Der  Württembcrgische  Verein  für  Baukunde.  Kinlieferung  der  Arbeiten  an  den  ersteren  Verein 
bis  zum  L  Marz  1879. 

2)  Privat -Polytechniken  und  Gewerbeschulen.  Einlieferung  der  vom  Architekten-  und  Ingenieur- Vereine  in 
Hannover  ausgesandten  Fragebogen  bis  zum  1.  Marz  1879  an  diesen  zum  Referenten  bestellten  Verein.  Korreferent:  Sächsischer 
Ingenieur-  und  Architekten-Verein. 

8)  Leber  die  im  Bezirke  der  Einzel -Vereine  ausgeführten  oder  im  Entstehen  begriffenen  Prflfungs-Anstalten  und 
Versuchsstationen  sind  bis  zum  1.  Juli  1879  Mittheilnngen  an  den  unterzeichneten  Vorstand  gelangen  zu  lassen. 

4)  Wie  haben  sich  im  Gebiete  der  einzelnen  Vereine  die  Grundsätze  für  das  Verfahren  bei  öffentlichen  Kon- 
kurrenzen bewahrt  und  in  wie  weit  hat  sich  ein  BedOrfniss  zur  Abänderung  oder  Ergänzung  dieser  Grundsätze  heraus  gestellt? 
Referent:  Architekten-Verein  zu  Berlin.    Korreferent:  Architekten-  und  Ingenieur-Verein  zu  Hamburg. 

5)  Welche  Mittel  und  Wege  sind  geeignet,  der  Einführung  des  Eisens  in  den  Hochbau  mehr  Eingang  zu  ver- 
schaffen? Referent:  Architekten-  und  Ingenieur -Verein  für  Niederrhein  und  Westfalen.  Korreferent:  Architekten-  und  Ingenieur- 
Verein  zu  Bremen. 

6)  Was  für  Erfahrungen  sind  im  Vereinsgebiete  mit  Beton-Bauten  im  Hochbau  und  Ingenieurwesen  bisher 
gemacht?  Wie  stellen  sich  die  Kosten  der  Herstellung  und  Unterhaltung  von  Betonbauten  gegenüber  sonstigen  Bauausführungen? 
Referent:  Architekten-  und  Ingenieur- Verein  zu  Hannover.    Korreferent:  Verein  für  Baukunde  in  Stuttgart. 

7)  Ist  die  in  Anregung  gebrachte  Ausdehnung  des  Haftpflicht-Gesetzes  vom  7.  Juni  1871  auf  das  Baugewerbe 
wünschenswert!,  oder  gar  notwendig  und  wenn,  wie  ist  die  Haftpflicht  der  Architekten  und  Ingenieure  klar  zu  stellen?  Referent: 
Dresdener  Architekten- Verein.   Korreferent:  Baveriscber  Architekten-  und  Ingenieur- Verein. 

8)  Welches  sind  die  Gründe  dafür,  dasB  die  Architekten  und  Ingenieure  Deutschlands  in  den  politischen  Körperschaften 
bisher  so  wenig  vertreten  sind  und  ist  es  wünschenswert!.,  event.  welche  Mittel  sind  geeignet,  dieses  Verhältnis«  mit  der  Zeit  wo 
möglich  zu  ändern?   Referent:  Badischer  Techniker-Verein.    Korreferent:  Architekten-  und  Ingenieur-Verein  für  die  Provinz  Sachsen. 

Die  Arbeiten  Ober  die  Fragen  4  bis  8  sind  bis  zum  1.  Marz  1879  an  die  betreffenden  zu  Referenten  bestellten  Vereine  einzusenden. 

B.  Arbeiten  für  einzelne  Vereine  und  Kommissionen. 

1)  Denkschrift  über  die  Kosten  der  Binnenschiffahrt.  Als  Auszug  der  eingegangenen  Arbeiten  von  dem  Ar- 
chitekten-Verein zu  Berlin  zu  verfassen,  dem  korreferirenden  Mittelrheinischen  Vereine  zur  Aeusserung  und  bezw.  Ver- 
wilderung zuzustellen  und  durch  die  Zeitschrift  des  Architekten-  und  Ingenieur- Vereins  in  Hannover  zu  veröffentlichen. 

2)  Normal-Entwurf  einer  Bau-Ordnung.  Mit  Benutzung  der  bis  jetzt  eingegangenen  und  in  der  nächsten  Zeit 
noch  erfolgenden  Arbeiten  der  Vereine  von  dem  Badischen  Techniker- Verein  zu  entwerfen  und  den  Einzel- Vereinen  zur 
weiteren  Verarbeitung  mitzutheilen. 

3)  Denkschrift  über  die  Dauer  der  Eisen-Konstruktionen  mit  einem  Schema  für  die  an  eisernen  Brücken  an- 
zustellenden Beobachtungen,  unter  Benutzung  der  eingegangenen  Arbeiten  von  dem  Sächsischen  Ingenieur-  und  Architekten- 
Verein  zu  verfassen  und  durch  technische  Zeitschriften  zu  veröffentlichen. 

4)  Statistik  des  Bauwesens.  Bearbeitung  einer  Denkschrift  durch  den  Architekten-Verein  zu  Berlin,  den 
Bayerischen  und  den  Hamburger  Architekten-  und  Ingenieur-Verein,  unter  Zuziehung  eines  oder  mehrer  hervor 
ragender  Fach-Statistiker.   Einleitung  der  Arbeit  durch  den  ersteren  Verein. 

5)  Denkschrift  über  die  Stellung  technischer  Sachverständiger,  enthaltend  die  durch  die  neuen  Reichs-Justiz- 
Gesetze  und  die  Gebühren-Ordnung  für  die  Techniker  gewonnenen  Resultate.  Durch  den  Architekten-  und  Ingenieur-Verein 
in  Hamburg  zu  bearbeiten  und  durch  die  Deutsche  Bauzeitung  zu  veröffentlichen. 

ü)  Druckhöhen-Verluste  durch  Röhren.  Von  dem  Württembergischen  Verein  für  Baukunde  und  dem 
Techniker-Verein  in  Oldenburg  sind  die  in  neuester  Zeit  dort  durch  Versuche  gewonnenen  Erfahrungen  dem  Architekten - 
und  lngenienr-Verein  in  Hamburg  baldigst  mitzutheilen  und  von  diesem  bei  Feststellung  der  bearbeiteten  Denkschrift 
zu  benutzen. 

7)  Die  Denkschrift  Ober  die  Publikation  bedeutenderer  Bauten,  welche  von  der  Kommission  Blankenstein- 
Berlin,  Funk-Köln  und  Oppler-Hannover  bearbeitet  wurde,  ist  nach  der  in  naher  Aussicht  stehenden  Veröffentlichung  über  die 
Statistik  des  preuAischen  Bauwesens  zu  ergänzen  und  dann  zu  veröffentlichen. 

8)  Aufstellung  von  Normal-Profilen  für  Walzeisen.  Die  erwählte  Kommission,  bestehend  aus  den  Herren 
Heinzerling-Aachen,  Scharowsky-Dresden,  Winklcr-Berlin,  Gerber-München  und  Engesser- Karlsruhe  wird,  event.  in  Gemeinschaft  mit 
einer  von  dem  Verein  deutscher  Ingenieure  zu  erwählenden  Kommission,  Vorschlüge  ausarbeiten.  —  Einleitung  der  Arbeiten 
durch  den  Baurath  und  Professor  Heinzcrling  in  Aachen. 


Indem  wir  hiermit  der  nach  g.  29  des  Statuta  uns  obliegenden  Einleitung  der  Arbeiten  des  Verbandes  nachkommen, 
ersuchen  wir  die  einzelnen  Vereine  und  Kommissionen  ergebenst,  die  für  die  nächste  Verband-Periode  ihnen  obliegenden  Arbeiten 
recht  bald  in  Angriff  nehmen,  die  nach  den  Beschlüssen  der  Abgeordneten-Versammlungen  zu  Coburg  und  Moncheu  am  1.  Januar 
und  1.  April  an  den  Vorstand  zu  erstattenden  Geschäftsberichte  pünktlich  einsenden  und  die  Beendigungs-Termine  für  die 
Arbeiten  wenn  irgend  möglich  genau  inne  halten  zu  wollen.  Sollte  eine  oder  die  andere  der  Fragen  von  einzelnen  Vereinen  nicht 
beantwortet  werden  können,  so  ersuchen  wir,  dem  Beschlüsse  der  Abgeordneten-Versammlung  in  Dresden  entsprechend,  zu  den  fest 
gestellten  Terminen  Vakat-Bescheinigungen  an  die  zu  Referenten  bestellten  Vereine,  bezw.  an  uns  einsenden  zu  wollen,  damit 
die  Referenten  mit  der  Bearbeitung  des  Referats  nicht  etwa  auf  Arbeiten  von  solchen: Vereinen  warten,  welche  Arbeiten  überall 
nicht  einsenden  würden. 

Endlich  erlauben  wir  uns  die  zu  Referenten  und  Korreferenten  bestellten  Vereine  an  den  Beschluss  der  Abgeordneten- 
Versammlung  in  Coburg  (I.  1  des  Protokolls)  zu  erinnern,  wonach  sie  die  Ermächtigung  haben  „durch  den  Vorstand  des  Verbandes 
den  Einzel-Vereinen  Vorschläge  Uber  die  formelle  Behandlung  der  betreffenden  Arbeiten  zu  unterbreiten".  Diese  Vorschläge,  wenn 
sie  überhaupt  beabsichtigt  werden,  müssen  selbstverständlich  in  kürzester  Frist  erfolgen,  damit  die  Einzel-Vereine  sie  bei  ihren 
Arbeiten  benutzen  können  und  nicht  inzwischen  vergebliche  Arbeiten  machen. 

Wir  ersuchen  daher  die  zu  Referenten  und  Korreferenten  bestellten  Vereine,  insofern  sie  von  dieser  Ermächtigung  Gebrauch 
machen  wollen,  die  Vorschläge  über  die  formelle  Behandlung  der  betreffenden  Arbeiten  bis  zum  15.  Oktober  d.  J.  an  uns  einzu- 
senden, damit  wir  dieselben  an  die  sämmtlichen  Vereine  gelangen  lassen  können. 

Köln,  den  20.  September  1878. 

Der  Vorstand  des  Verbandes  deutscher  Architekten-  und  Ingenieur-Vereine. 

A.  Pank.  8.  ■•Uli.  lütti.r. 

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396 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


28.  September  1878 


Bericht  über  die  Verhandlungen  der  III.  General 
und  Ingenieur -Vereine  am  2.,  3. 


Versammlung  des  Verbandes  deutscher  Architekten- 
und  4.  September  1878  zu  Dresden. 


Die  geringe  Zahl  der  Thcilnehmcr  hat  bereits  in  den 
Berichten  Ober  die  in  Kcde  stellende  Versammlung  in  No.  74 
nnd  7C  der  D.  Bauztg.  Erwähnung  gefanden.  Ks  durfte  je 
nach  dem  Ergcbniss  der  Abrechnung  mit  den  Vereinen  sich 
später  vielleicht  nur  noch  eine  nachträgliche  Berichtigung  der 
aus  der  letzten  Präsenzliste  am  4.  Septbr.  d.  J.  entnommenen 
Besucherzahl  von  582  nothwendig  machen. 

Wie  schon  a.  a.  0.  ausgeführt  worden  ist,  war  die  erste 
allgemeine  Sitzung  am  stärksten  besucht  Schwach  besucht, 
aber  wie  die  vorige  programmäfsig  verlaufen,  waren  die 
Sitzungen  der  Abteilungen  für  Architektur-  und  Ingenieur- 
Wissenschaften,  sowie  die  zweite  allgemeine  Sitzung.  Ucber  die 
genannten  Sitzungen  folgen  Heferate  bei,  während  für  die, 
wegen  geringer  Betheiligung  gar  nicht  zu  Stande  gekommene 
Abtheilung  für  Maschinenbau  eine  kurze  Notiz  am  Schlüsse 
wird. 


I.  Allgemeine  Sitzung,  Montag,  den  2.  September 
1878,  Vormittags  11  Uhr,  in  der  Aula  des  Königl. 
Polytechnikums. 
Anwesend  zwischen  400  bis  500  Personen. 

Die  L  allgemeine  Sitzung  wurde  begonnen  mit  Begrüfsungs- 
reden  von  dem  als  Vorsitzenden  der  Versammlung  erwählten 
Vorsitzenden  des  Verbandes,  Hrn.  Geh  Reg.-Kath  Böttcher 
aus  Dresden,  ferner  von  Hrn.  Geh.  Finanz-Kath  Kopeke  aus 
Dresden,  welcher  letztere  im  Namen  der  Königl.  Sächs. 
Regierung  sprach ,  und  endlich  von  Ilm.  Oberbürgermeister 
Dr.  St  übel,  welcher  im  Namen  der  Stadt  Dresden  Will- 
kommensgrüfse  brachte. 

Uierauf  erfolgte  programmgeraäfs  die  Wald  des  Bureaus 
für  die  Plenarsitzung.  Bald  nachher  trat  Se.  Majestät  der 
König  von  Sachsen  (11  Uhr  35  Min.)  unter  dreifachem  be- 
geisterten Iloclirufe  der  Versammlung  in  den  Saal  und  wohnte 
daselbst  dem  Vortrag  von  Hrn.  Baurath  Li psius  -  Leipzig 
über  die  ästhetische  Behandlung  des  Eisens  im  Hochbau  bei, 
worauf  Se.  Majestät,  nachdem  Höchstdereelbe  Vorstellungen 
entgegen  genommen  und  Sich  kurze  Zeit  mit  einigen  der  an- 
wesenden Herren  unterhalten  hatte,  unter  ebendenselben  Kund- 
gebungen der  Sympathie,  wie  bei  Seiner  Ankunft,  den  Saal 
wieder  verlief«. 

Es  wurde  hierauf  von  dem  Vorsitzenden  der  am  30.  und 
31.  August  in  Dresden  in  Thätigkcit  gewesenen  Abgeordneten- 
Versammlung,  Hrn.  Geh.  Rcg.-Kath  Funk,  der  im  Programm 
angekündigte  Bericht  Ober  die  Verhandlungen  der  letzteren 


Da  der  Vortrag  von  Hrn.  Baurath  Lipsius  in  No.  72 
der  D.  Bauztg.  vom  Jahre  1878  abgedruckt  worden  ist  und 
bereits  das  vollständige  Protokoll  der  VII.  Abgeordneten-Ver- 
sammlung in  No.  73.  und  74  des  gen.  Bl.  Aufnahme  gefunden 
hat,  so  darf  hier  von  einer  auszugsweisen  Wiedergabe  des 
zuerst  genannten  Vortrages  und  von  Reproduktion  des  Fuuk'- 
schen  Berichtes  Ober  die  Delcgirtcn- Versammlung  wold  abge- 
sehen werden.  Dagegen  gestatten  wir  uns,  im  Folgenden  den 
bei  den  Bcgrüfsungsreden  iune  gehaltenen  Idccngang  kurz 
wieder  zu  geben. 

Bei  der  Ansprache  des  Vorsitzenden  wurde  Ausgang  von 
der  bei  der  Vereinigung  der  deutschen  Architekten-  und 
Ingciücur-Vereine  und  der  hochgeschätzten  Gäste  sich  aus- 
sprechenden Absicht  genommen,  der  Ent Wickelung  der  Bau- 
technik und  der  Techtdk  im  allgemeinen  den  rechten  Ausdruck 
zu  geben  und  der  unvergänglichen  Kunst  und  der  Erhaltung 
ihrer  Denkmale  ihre  Huldigung  darzubringen,  und  die  hohe 
Ehre  hervor  gehoben,  welche  den  beiden  Dresdener  Verbands- 
vereinen aus  dem  Empfang  und  der 
sehnlichen  Versammlung  erwachsen. 


Nach  hieran  angeknüpftem  her/liehen  Willkommensgrufs 
wurde  der  Versammlung  deutscher  Architekten  und  Ingenieure 
im  Jahre  1854  in  Dresden  in  dankbarer  Erinnerung  gedacht, 
welche  seiner  Zeit  den  inzwischen  auf  Allerhöchste  Ent- 
schliefsung  in  Angriff  genommenen  Ausbau  der  Albrccbtsburg 
zu  Meifsen  warm  befürwortet  habe.  Die  heutigen  Theil- 
neluner  wurden  um  geneigte  Aufmerksamkeit  für  letzteren 
und  um  nachsichtige  Beurtheilung  des  Werkes:  „Die  Bauten 
von  Dresden"  gebeten,  dessen  Widmung  Se.  Majestät  der 
König  von  Sachsen  allergnädigst  anzunehmen  geruht  halte  und 
welches  die  beiden  Dresdener  Verbandsvereine  als  einet 
trag  zur  vaterländischen  Kunst  und  Technik  zu  liefern 
nominell  hätten. 

Nach  der  nunmehr  ausgesprochenen  Bitte  an  die  aus- 
wärtigen Theilnehmer  um  freundliche  Annahme  der  kleinen 
äufscren  Zeichen  wahrer  nnd  warm  empfundener  Gastfreund- 
schaft wurde  den  Königl.  und  städtischen  Behörden,  Korpo- 
rationen und  Privatpersonen,  welche  ihre  Unterstützung  der 
HI.  Generalversammlung  hatten  zu  Theil  werden  lassen,  der 
wärmste  Dank  dafür  ausgesprochen,  hieran  der  Wunsch  reichen 
Erfolges  für  die  Versammlung  angeschlossen  und  endlich 
die  Thätigkeit  derselben  mit  einem  dreifachen  Hoch  auf 
Se.  Majestät  den  Kaiser  und  seinen  hehren  Bundesgenossen 
Se.  Majestät  den  König  von  Sachsen  eröffnet,  in  welche 
Versammlung  unter  Erhebung  von  ihren  Sitzei 
einstimmte. 

Hr.  Geh.  Fin.-Rath  Köpcke,  welcher  die  Versammlung 
im  Namen  der  Königl.  Sächsischen  Regierung  begrüfste, 
wünschte  zu  deren  Arbeiten  und  Bestrebungen  erspriefslichcn 
Erfolg  und  Hinterlassung  emes  freundlichen  Eindruckes  vom 
Lande  Sachsen,  welches  durch  das  Bauwesen  un 
wesen  sehr  gefördert  worden  sei. 

Hr.  Oberbürgermeister  St  Übel  schilderte  di 
Eindruck,  den  die  Kunde  der  Abhaltung  der  DX  General- 
Versammlung  in  Dresden  hervor  gebracht  habe,  und  erblickte 
in  der  getroffenen  Wahl  des  Ortes  nicht  nur  einen  erneuerten 
Beweis  von  Dresdens  alter  Anziehungskruft,  sondern  auch  ein 
gewisses  Anerkenntniss  und  die  Erwartung  reichen  Materials 
aus  dem  Gebiete  der  Architektur-  nnd  Ingenieur- Wissenschaften. 
Die  städtische  Behörde  in  Dresden  sei  der  Mängel  ihrer  Ein- 
richtungen in  der  Schöpfung  der  letzten  Jahrzehnte  sich  be- 
wusst,  heifce  jedoch  die  Kritik  willkommen  als  fruchtbringend 
für  die  Festgaste  wie  für  die  städtischen  Behörden  und  bitte 
um  Nachsicht  bei  Anschauung  des  Dargebotenen.  Der  Wunsch 
recht  fruchtbringender  Studien,  Forschungen  und  Verhand- 
lungen und  ein  herzliches  Willkommen  im  Namen  der  Stadt 


Bei  der  Wahl  des  Bureaus  wurde  die  vom  Vorort 
statutengemäfs  vorgenommene,  auf  den  Vorsitzenden  des  Ver- 
bandes, Geh.  Reg.- Rath  Böttcher  gefallene  Wahl,  sowie 
dessen  Vorschlag,  Hrn.  Stadtbaurat  Ii  Friedrich  als  seinen 
Stellvertreter,  und  als  Schriftführer  die  beiden  Hrn.  Dr.  Kahl 
und  Dr.  Fritzsche  zu  akzeptiren,  einstimmig  angenommen. 

Die  Bildung  und  Einweisung  der  Abtheilungen  in  die  für 
die  Sitzungen  bestimmten  Hörsäle  des  Königl.  Polytechnikums 
erfolgte : 

bei  der  Hochbau- Abtheilung  durch  Hrn.  Prof.  Giese, 
„    „   Ingenieur-      ,  „       „    Obering.  Neu  mann, 

,    „  Abtheilung  für  Maschinenwesen  durch  Hrn.  Fabrikeu- 
und  Dampfkessel-Inspektor  Sicbdrat, 

worauf  unter  Abstattung  des  Dankes  an  die  Herren  Vor- 
tragenden und  an  die  Versammlung  für  freundliche  Auhnerk- 
die  Sitzung  um  12  Uhr  50  Min. 


baulichen  Einrichtungen  der  Pariser  Weltausstellung  des  Jahres  1878. 

(FortMUUait  > 

auf  dem  Marsfelde 


Wort  „Palast", 


Zur  Bezeichnung  des 
errichteten  Hallenbaues  kaii 

welches  den  französischen  Begriff  „Palais"  keineswegs  deckt, 
nur  uneigentlich  ungewandt  werden.  Während  die  Langseiten 
des  Baues  in  einer  ununterbrochenen  Ausdehnung  von  fast  1  ,., 
deutscher  Meile  die  Vorstellung  einer  riesigen  Waarenremise 
hervorrufen,  machen  die  Vestibüle  an  den  Querfronten,  namentlich 
das  dem  Trocadero  zugewendete  „Vestibüle  <fhonneur"  (auch 
„Galerie  d"Jcna"  genannt),  einen  eulscldedeu  hoch  fest- 


Eindruck.  Einen  Standpunkt  zur  Bcscbauung  des 
ganzen  Gebäudes  giebt  es  wegen  dessen  eingeengter  Stellung 
nicht.  Es  sind  deshalb  nur  die  Hauptfacade  des  erwähnten 
Vestibüls  und  die  der  Jlilit airschule  gegenüber  liegende  Facade 
des  Vestibttle  du  Trarail,  welche  auf  architektonische  Wirkung 
Anspruch  erheben;  das  übrige  ist  einfacher  Nützlichkeitsbau. 

Ohne  Zweifel  war  die  Erscheinung  des  Wiener  Industrie- 
Palastes  bei  weitem  monumentaler,  vornehmer  und  künst- 
lerisch befriedigender,  wozu  die  dort  angewandte,  den  Stein- 

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78. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


397 


bau  nachahmende  Bauweise  wesentlich  beigetragen  hat.  und 
das  architektonische  Werk  von  Hasenaucr  verdient  vor 
Hardy's  Architekturleistung  den  sicheren  Vorzug;  dennoch 
aber  behält  der  Marsfeld-I'alast  als  reiner  Eisenbau  schon  in 
konstruktiver  Hinsicht  einen  hohen  Werth  und  es  lasstsich  nicht 
verkennen,  dass  die  Facade  und  die  Anordnung  des  „Ehren- 
Vestibüls"'  weit  großartiger  und  festlicher  wirkt,  als  irgend  ein 
Bautheil  der  Wiener  Ausstellung  es  getban  hat.  Die  Facade  ist 
eine  einzige  Glas-  und  Eisenwand,  getheilt  durch  Fenstcr- 
pfeiler,  welche  reich  mit  Fayence-Platten  bekleidet  sind,  mit 
3tt  ■  hoher  Mlttelkup|)el  über  dem  Hauptportale  and  4fi  ■ 
hohen,  nach  allen  4  Seiten  geöffneten  Endpavillons. 

Der  streng  architektonische  Sinn  wird  sich  mit  den  Eck- 
pavillons leichter  versöhnen,  als  mit  dem  sonderbaren  Aufbau 
des  Portals.  Die  riesigen,  formlosen  Konsolen,  welche  die  in 
ballier  Höhe  vorgekragte  Plattform  tragen,  und  die  Art  und 
Weise,  wie  die  zu  dieser  Plattform  hinauf  führenden  Treppen 
zur  Erscheinung  gebracht  sind,  durften  denn  doch  ziemlich 
unverdaulich  erscheinen.  Die  Kuppcldecke  ist  eine  aus  Eisen- 
rippen gebddete  Hangekuppel,  deren  machtige  Schildbögen  sich 
auf  4  innere  Eckpfeiler  stützen.  Der  vordere  Sebildbogen 
öffnet  sich  als  ungeheure  Portal-Umrahmung  in  der  Facade, 
während  die  seitlichen  Sehildbögen  an  die  Decke  des  Vesti- 
büls durch  gebogene  Dachflächen,  in  Gestalt  aufrecht  stehender 
Muscheln,  angeschlossen  sind.  Diese  eigentümliche  Anordnung, 
in  Verbindung  mit  den  4  kleinen  byzantinischen  Eckkuppeln, 
welche  die  Hauptkuppel  flanlören,  verleiht  dem  Mittelbau  den 
orientalischen  Charakter,  der  uns  aus  so  vielen  französischen 
Architektur-Leistungen  entgegen  tritt. 

Achnlicb  konstruirt  sind  die  Eck]>avillons ;  indess  sind 
jene  seltsamen  Anschluss- Dächer  hier  vermieden  worden,  in- 
dem die  Schildbögen  nach  allen  4  Seiten  als  Fenster  geöffnet 
sind;  die  Eingänge  sind  durch  besondere  Portale  bezeichnet, 
deren  Umrahmung  oben  als  geöffnete  Muschel  abschließt. 
Die  Scheiben  sind  meist  rautenförmig  gemustert  und  wechseln 
in  blauer  und  weifser  Farbe;  alle  Eisentheile  tragen  einen 
bläulichen  Anstrich,  während  die  Fayence  -  Bekleidungen  auf 
goldenem  Grunde  zwischen  den  blauen  Nietstützen  in  den 
lebhaftesten  Farben  spielen,  indem  sie  die  Eisenmassen  mit 
den  leichten  Scheibenmustern  zu  einheitlicher,  festlicher  Har- 
monie bringen. 

Etwa  auf  '/,  der  Wandhöhe  ist  ein  leichtes  Perron-Dach 
vorgestreckt,  unter  welchem  an  den  Fenster-Pfeilern  auf  beiden 
Seiten  des  Mittel  -  Portals  je  11  weibliche  Kolossal  -Figuren, 
die  ausstellenden  Nationen  repräsentirend.  angebracht  sind.  Die 
Statuen  lieobachten  in  der  Richtung  von  West  nach  Ost  dic- 
sellw  Reihenfolge,  wie  die  betreffenden  Nationen  in  dem  fremd- 
ländischen Hallen-Komplex  des  Ausstellungs-Palastes:  Indien, 
England.  Australien,  Vereinigte  Staaten,  Norwegen,  Schweden, 
Italien,  Japan,  China,  Spanien.  Oesterreich,  Ungarn,  Russland. 
Schweiz,  Belgien.  Griechenland.  Dänemark,  Südamerika,  Persien, 
Aegypten,  Portugal  und  Niederlande.  Die  ausführenden  Künstler 
sintl  in  derselben  Beibenfolge :  CngnoL,  Allard,  Roubeaux, 
Caille\  Lcquesne,  Allasseur.  Marcelin,  Aizelin, 
Captier,  Doublcmard,  Deloye,  Lafrancc,  Lepere, 
Gruyere,  Leroux,  Delormc,  Marqueste,  Bourgeois, 
Chatrousse,  Ottin,  Sanson  und  Tournois.  Die  Auf- 
zählung aller  dieser  Namen  rechfertigt  sich  durch  die  von 
der  Ausführung  erprobte  Thatsache,  dass  die  Bauleitung  die 
tüchtigsten  Kräfte  für  die  Herstellung  dieser  Bildwerke  ge- 
wonnen hat.  Namentlich  jenes  herrliche  chinesische  Weib 
von  Captier,  sowie  die  vortrefflichen  Figuren  für  Südamerika 
von  A.  Bourgeois  und  Russland  von  A.  Lepere  zeugen 
von  aufsergewöhnlichcr  KünstlcrkrafL  Die  Fenster- Pfeiler 
sind  oben  in  sonderbare  Kapitelle  aufgelöst,  welche  die  von 
2  Knaben  gehaltenen,  mit  Flaggen  geschmückten  Wappen 
derjenigen  Länder  tragen,  die  durch  die  Kolossal  -  Statuen  zu 
ebener  Erde  personitizirt  sind.  Die  architektonischen  Details 
dieser  Fenster-Lisencn  und  namentlich  die  des  Haupt-Gesimses 
sind  leider  so  barock  und  unserem  Gcschmacke  widerstrebend, 
dass  trotz  der  technischen  Vollendung  der  Eindruck  ein  un- 
bcfricilitfcndpr  l)|pibt. 

Vor  der  ganzen  Facade  liegt  eine  22  ■  breite  Terrasse 
mit  9  Freitreppen,  Wasserbecken  und  Springbrunnen  um- 
schlicfsend  und  mit  Blumen  reich  geschmückt.  Gerade  diese 
hohe  Terrasse  ist  es,  welche  die  Wirkung  der  Haupt-Facade 
gewaltig  steigert  und  deren  Fehlen  die  ohnehin  gedrückte 
Erscheinung  sowohl  des  1807er  als  des  1873er  Ausstellungs- 
Palastes  noch  mehr  zum  Ausdruck  brachte.  In  der  Mitte 
der  Terrasse,  vor  dem  Haupteingange,  thront,  gleichsam  als 
Führerin  aller  übrigen  Nationen,  eine  sitzende  Figur,  die 
JtrpuUique  francaise,  mit'  einer  Tafel,  welche  das  Datum 


der  Verfassung  zeigt,  in  der  Linken.  Dieser  sich  in  allen 
möglichen  Formen  wiederlwlende .  namentlich  in  zahllosen 
Wappenschilden  mit  den  Buchstaben  „R.F.*  sich  ausdrückende 
Kultus  der  Republik  ist  bezeichnend  für  die  Idee,  welche  der 
ganzen  Ausstellung  zu  Grunde  hegt. 

Von  der  Terrasse  führen  37  Thore  in  das  Innere  des 
Ehren  -  Vestibüls ;  zwar  kommen  die  enormen  Maafse  dieses 
Raumes  nicht  ungeschwächt  zur  Geltung,  da  die  hier  auf- 
gestellten ,  ungewöhnlich  großen  Ausstellung*  -  Objekte  — 
darunter  die  herrliche  Staatsausstellung  von  Scvres  -  Porzellan 
und  Gobelins,  das  greise  Denkmal  der  „Fonderie  de  Brotice 
de  Paris"  mit  dem  Reiter-Standbilde  Kurls  des  Grofsen  von 
Röchet,  ferner  das  Reiter-Denkmal  des  Prinzen  Albert,  der 
vom  Architekten  Clarke  entworfene  originelle  Ausstellungs- 
Pavillon  von  Engliseh-Indien,  endlich  der  28™  hohe  kanadische 
Thurm  —  die  Vorstellung  des  richtigen  Maafstabes  sehr  er- 
schweren; aber  die  Fülle  des  Lichts,  die  klaren  Linien  der 
Konstruktion  und  die  gewaltigen  Verhältnisse  bringen  doch 
den  imposantesten  Eindruck  hervor.  Die  Hauptfarben  der 
Dekoration  sind  blau  für  alle  Eisentheile,  roth  und  braun 
I  für  die  Wände,  milchweifs  für  die  Kassetten.  Der  hellgraue 
I  Fufsboden  ist  ein  vorzüglicher,  in  Plattenform  abgesetzter 
:  Zement-Estrich  (Mischungs-Verhältniss  1 :  47t);  aus  demselben 
Material  bestehen  auch  alle  Treppen,  Perrons  und  Kanäle. 

Für  dos  Detail  der  Eisenkonstruktionen  mag  die  hier 
mitgetheiltc  Zeichnung  des  Eckpavillons  ein  Beispiel  geben. 
Bezeichnend  ist  der  kontinuirliche  Uebergang  der  kasten- 
förmigen schmiedeisernen  Wandpfeiler  in  die  flachliogigcn 
Fachwcrk-Trflger  der  Decke  und  die  Anschmiegung  der 
Konstruktion  an  die  gewählte  architektonische  Gewölheform. 
Die  Konstruktionstheilc  sind  meist  nicht  verdeckt;  der  Erfolg 
der  versuchten  künstlerischen  Behandlung  ist  indess  vielfach 
zweifelhaft,  da  das  grofsartige  Ungewöhnliche  nur  zu  oft  dem 
einfach  Schönen  vorgezogen  wurde.  Bemerkenswerth  und  sinn- 
voll sind  die  Kapitellformen  der  vier  Innenpfeiler  der  Kuppeln, 
aus  einer  Häufung  über  einander  hegender,  nach  oben  wachsen- 
der Voluten  bestehend,  und  die  schön  gezeichneten  Aehren- 
büschel,  welche  den  spitzen  Schnitt  der  aufgehenden  Kuppel- 
bögen in  den  Ecken  über  den  Pfeilerkapitellen  verdecken. 
Die  Decke  ist  kassettirt,  und  zwar  derart,  dass  die  gröfserc 
Scheitelkassette  jedes  Deckenfeldes  als  kleine  Kuppel  auf  drei- 
eckigen Zwickeln  ausgebildet  ist.  — 

Die  eigentlichen  Ausstellungs-Gullerien,  östlich 
für  die  französische,  westlich  für  die  ausländische  Sektion, 
stimmen  in  ihrer  Konstruktion  völlig  überein.  Die  Stützen 
der  Maschinenhalle  und  der  12  m  weiten  Annex  halle  bestehen 
aus  sebmiedeisernen  Kastenpfeilern,  die  Decken  bezw.  Dächer 
aus  Fachwerkträgern;  die  Dachbinder  der  Maschinenhalle 
setzen,  durch  eine  Laufgallerie  durchbrochen,  auf  konsolartige 
Erbreiterungcn  der  Pfeiler  in  halber  Wandhöhe  auf  und  zeigen 
in  ihrer  unteren  Gurtung  die  sehr  gefällige  Form  eines  flachen 
SpiUlwgcns.  Die  drei  2!»  ■  weiten  Hauptgallcrien  der  „Matteres 
premirrcs,"  des  „Mohilier"  und  der  ,.Aris  liberau.r"  haben 
gusseiserne  Stützen  und  Satteldächer  aus  Polonceau-Bindern ; 
das  Glasdach  der  f) m  weiten  Korridore  liegt  direkt  auf 
gusscisernen  Spitzbögen.  Die  Beleuchtung  geschieht  über- 
all durch  Oberlichter,  mit  Ausnahme  der  Maschinenhallen, 
wcIcIk>  ein  vorzügliches  hohes  Scitenlicht  haben,  und  der 
Transvcrsal-Gallerien,  welche  über  die  Längshallen  empor  ge- 
führt und  gleichfalls  mit  oberem  Seitenlicht  eingerichtet  sind. 
An  der  Kreuzung  der  Transversal-Gallcricn  mit  den  iJtngs-Kor- 
ridoren  sind  Erweiterungen  von  achteckiger  Grundform  ge- 
schaffen, welche  mit  Ober  den  First  der  Hallendächer  empor 
geführt  und  an  das  hohe  Dach  der  Quergailcrien  in  der  Form 
eines  Kegelmantels  angeschlossen  sind.  Die  sechs  25  ■  weiten 
Ausstellungshallen  sind  unterkellert;  der  Fufsboden  derselben 
besteht  aus  schmalen  kiefernen  Brettern,  welche  mit  1 
breiten  Zwischenräumen  auf  Holzbalken  und  Walztrlgern  ge- 
streckt sind ;  die  Kellerräumc  werden  derart  zur  Lüftung  der 
Hallen  benutzt,  dass  sie  durch  je  zwei  Saugkanälc  mit  den 
außerhalb  des  Gebäudes  stehenden  weiten  und  sehr  hohen 
Ventilations-Schornsteinen  verbunden  sind.  Der  Effekt  scheint 
ein  günstiger  zu  sein,  da  die  Luft  in  den  Gallonen  in  der 
That  meßt  von  erfrischender  Reinheit  ist,  was  freilich  durch 
ausgiebiges  Sprengen  wesentlich  gefördert  wird.  Die  Dach- 
deckung besteht  allgemein  entweder  aus  Glas,  oder  aus  ver- 
zinkten Eisentafcln  auf  diagonaler  Schalung.  Die  innere  Aus- 
stattung der  verschiedenen  Gallerten  wechselt  mit  den  I  bin- 
den deren  Ausstellung  sie  dienen.  Besonders  freundlich  ist 
die  Dekoration  der  Decken  in  der  englischen  Abtheilung; 
durch  geschmackvoll  angeordnete,  mit  großer  Liebe  durchge- 
bildete Trennungswände  und  Schranken  zeiclmen  sich  die 

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39H 


28.  Septem  bfr  1878 


schwedisch  -  norwegische  und  die  portugisischc  Sektion  aus. 
Aus  der  allcemcineu  Darhltohc  ragen  sowohl  die  heiden  Vesti- 
büle als  die  beiden  Maschinenhallen  und  die  sechs  15 «  j 
breiten  (Juergallericn  energisch  hervor;  die  Ecken  des  Ge- 
bäude-Kolosses siud  durch  die  4  hoben,  nach  allen  Seiten  ge- 
öffneten Kuppeldacher  effektvoll  hervor  gehoben  und  der 
llaupteingang  ist  durch  die  zwar  niedrigere,  aber  ein  mach- 
Uftes  Portal  bildende  Mittolkuppcl  des  Ehrenvcstihuls  bezeichnet. 

In  der  hinteren  Eintrittshalle,  dein  „  Vestibüle  du  Irnmii", 
dessen  Konstruktion  im  abrigen  derjenigen  des  Hauptvestibuls 
entspricht,  ist  die  Mitte  nicht  durch  einen  besonderen  Portal- 


Juli  waren  dieselben  glorklicher  Weise  noch  nicht  bis  üVs 
Vestibüle  d'honneur  vorgedrungen ;  man  wurde  sonst  berechtigt 
sein,  zu  den  mannichfaltigcn  Ausstellungs-EindrOcken  auch  noch 
diejenigen  hinzu  zu  zalden,  sich  in  den  Spalten  einer  riesigen 
Annoncenzeitung  herum  bewegt  zu  haben. 

Einen  völlig  anderen  Charakter  als  die  übrigen  Ausstel- 
lungs-Gallcrien  haben  die  von  heiden  Vestibülen  aus  in  den 
Binnenhof  vorgeschobenen  Kunstausstcllungs  -  Hallen. 
Jede  derselben  besteht  aus  je  4  im  Grundriss  länglichen 
Baumen,  an  welche  nach  dem  Fischgräten-System  beiderseits 
2  Annexe  angebaut  und  welche  durch  Querkorridore  von  einan- 


l'ariser  Ausstellung  von  1878.   L&agenscanitt  and  Anfriss  de«  Eckpavillons  an  Marsfeld- Paläste. 


Aufhau  betont,  aber  es  ist  ilie  Wirkung  dieses  Baumes,  in 
welchem  außergewöhnlich  hohe  Gegenstande  nur  an  der 
hollandischen  Seite  in  Tropaenform  aufgebaut  sind,  eine  ent- 
schieden grofsartigore.  Auch  die  Eckdomc  kommen  hier  un- 
getrübter zur  Geltung.  Schade  nur,  dass  der  allzu  spekula- 
tive Sinn  der  Ausstcllungskommission  die  anfangs  angebrachten, 
blau  geränderten,  einfach  weifsen  Leinenvorhänge  vor  den 
grofsen  Glaswandeu  allmählich  durch  riesige  Reklamen  ver- 
drängen lasst,  welche  sich  auf  den  Fenstervorhangen  des  ,Ar- 
beitsvestibols",  der  Maschinenhallen  und  an  anderen  Glas- 
flachen  in  aufdringlicher,  profauer  Weise  breit  machen.  Ende 


der  geschieden  sind.  Nach  dem  Zentrum  des  Palastes  hin 
endigt  jeder  Flügel  in  eine  mit  grofsem  Aufwand  dekorirtc, 
von  3  Kuppeln  bedeckte  Ixjggia.  Von  den  letzteren  abge- 
sehen, erscheinen  hier  die  Kunstausstellungs-Cicbaude,  auf  deren 
künstlerische  Vollendung  man  in  Wien  und  Philadelphia  einen 
besonders  hohen  Werth  gelegt  hatte,  fast  als  die  bescheiden- 
sten Baulichkeiten  der  Ausstellung.  Die  Umfassungen  sind 
verputzte  Bruchsteinmaucru  von  gröfster  Einfachheit;  die  läng- 
lichen Mittelraume  sind  durch  hölzerne  Zwischenwände  oder 
Schranken,  je  nach  dem  Bedarf  und  Belieben  der  ausstellen- 
den Staaten,  verschiedenartig  gcthcilt  —  nicht  immer  so,  dass 


Ne.  78. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


399 


die  Oricntining  leicht  wäre.  Die  in  den  Museen  übliche  Ein-  ' 
richtung,  dass  man  uuf  »inem  bestimmten  Rundgange  alle 
Räume  passirt,  hat  nicht  erzielt  werden  können.  —  Die  Dach- 
binder bestehen  aus  Eisen  mit  Holzverwenduni?,  die  Fufs- 
ImmIcd  sind  Zement,  meist  indess  mit  Gummi-  oder  Stoff-Tcp- 
pirhen  bedeckt.  Die  Beleuchtung  geschieht  ausschließlich 
durch  Oberlicht ;  der  Effekt  derselben  ist  in  der  österreichi- 
schen und  spanischen  Abtheilung  und  in  einigen  anderen 
Sälen,  unter  gleichzeitiger  Milderung  für  das  Auge,  dadurch 
erhöht,  dass  in  gewisser  Entfernung  unter  den  Oberall  durch 
ausgespannte  Tucher  gedämpften  Liehtdächern  horizontale 
Deckenschirme  vou  braunlicher  Farbe  aufgehängt  sind,  welche 
den  Einfall  des  Lichts  direkt  auf  die  an  den  Wänden  an- 
gebrachten  Bilder  konzentriren.  Durch  dieses  Mittel  ist 
z.  ß.  die  Wirkung  des  grofsen  Makart'schen  BUdes:  „Einzug 
Karl's  V.  in  Antwerpen"  ungemein  gesteigert  worden. 

Die  nüchternste  Behandlung  zeigen  che  holländischen 
Kunstausstellungs-Räume,  ein  Umstand,  welcher  dem  Iwnach- 
barten  Kunstsaale  des  deutschen  Reiches  aufseror- 
dentlich  zu  Statten  kommt.  Indess  ist  die  Dekoration  dieses 
Raumes  in  der  That  in  hohem  Grade  gelungen;  Hr.  Gedon 
aus  München  hat  das  grofse  Verdienst,  hier  einen  Raum  ge- 
schaffen zu  haben,  in  welchen  sich  jeder  gern  zur  Erholung 


nung  verdient  auch  das  aus  dem  Vrsfihitlr  du  trorail  in 
den  deutschen  Ausstellungssaal  führende,  schön  und  wirkungs- 
voll gezeichnete  Säulenportal,  aas  imitirtem  schwanen  Eben- 
holz mit  Elfenbein-Einlagen  hergestellt  und  durch  die  Kokkoko- 
fortneu  des  Giebelaufbaues  dem  französischen  Geschmacke 
angepasst.  Eines  nur  vermissen  wir  in  dem  der  deutschen 
Kunst  geweihten  Saale  ungern,  nämlich  die  Ausstellung  deut- 
scher Architektur;  indess  müssen  wir  zugeben,  dass  es  bei 
dem  so  sehr  verspäteten  Entschlüsse  klüger  war,  sich  auf  die 
rasch  verfügbaren  Elite-Stücke  der  Malerei  und  Skulptur  zu 
beschränken,  als  durch  eine  überstürzte  Heranziehung  der 
anderen  Kunstzweige  den  —  gegenwärtig  unbestrittenen  — 
Erfolg  zweifelhaft  zu  machen. 

Während  die  äufseren  Langseiten  der  Kunstausstellungs- 
Flügel  leider  ungemein  ärmlich  behandelt  sind,  finden  sich  die 
Loggien  an  den  Querhäoptern  mit  einer  Fülle  figürlichen 
und  plastischen  Schmuckes  ausgestattet.  Die  nördliche  Loggia 
ist  von  dem  Schweizer  Architekten  F.  Jäger  entworfen,  des- 
sen Tod  von  diesen  Blättern  erst  kürzlich  gemeldet  wurde. 
Sie  zeigt  allegorische  Darstellungen  der  verschiedenen  Künste 
vom  Maler  Ehrmann,  in  prächtigen  Fayence-Umrahmungen 
von  der  Firma  Th.  Deck;  den  Eingang  bezeichnet  ein 
schwerer  Portalbau   mit  jonischen  Säulen,  eine  thronende 


Pariser  Ausstellung  von  1878.   Vestibüle  Mmmmmt  des  Marsfeld- Palastes.  Mittclpvrtal. 

(Nach  tiatl  rtMi«r.  iil  link  (ni'hiL  «.  I'.  ItlitM  X.  A.  Berlin.) 


von  allen  verwirrenden  Eindrücken  zurück  zieht,  dessen  heimat- 
liche Gemüthlichkeit  und  ruhige  Harmonie  gegen  den  überall 
sich  breit  machenden  Glanz  und  Lärm  wohlthuend  absticht. 
Der  schwarz  polirtc,  Iwhe  Holzsockel,  die  schwere  StorTtajictc 
von  neutraler,  goldgrOnlicher  Färbung,  das  glücklich  Arran- 
gement von  Divans  und  Tischen  verleihen  den  Steint«!  vor- 
nehmer Ruhe,  und  der  Gedanke,  den  Raum  nicht  durch 
Zwischenschnuiken  zu  zertrennen,  sondern  nur  durch  Skulp- 
turgruppeu  und  PHauzcndekorationcn  einzuteilen .  steigert 
den  Eindruck  zu  künstlerukiter  Weihe.    Besonderer  Erwah- 


Architekturiigur  im  Tympanon;  darüber  als  Krönung  ein 
Tempehnodell  mit  anschliefsenden  Hallen,  die  Ecken  der 
Siina  in  die  dem  Pariser  Wappen  entlehnten  Schiffsschnäbel 
endigend.  Die  südliche  Loggia  ist  von  dem  Pariser  Archi- 
tekten P.  Sedille  entworfen  und  gleichfalls  mit  Fayence- 
friesen aus  der  Fabrik  von  Jules  Loebnitz  und  mit  Mo- 
saikbildern von  Gillet  in  Paris  und  Vircbent  frercs  in 
Toulouse  geschmückt;  über  dem  Portale  ein  schönes  Relief, 
Apoll  auf  vierspännigem  Wagen  darstellend. 

'  (Krhluu  folgt.) 


Die  Verhandlungen  des  internationalen  Kongresses  für  Architektur  zu  Paris. 


Wir  tinden  erat  heute  iu  zwei  ausländischen  Fachblattern, 
der  dazette  dt»  Archiltctt*  und  den  American  Architcct  and 
Building  Sem»,  ein  paar  Berichte  über  den  als  Zubehör  der 
Weltausstellung  abgehaltenen  Pariser  Architekten  -Kongress,  aus 
denen  wir  ein  knappes  Bild  jener,  wie  es  scheint  nicht  allzu 
zahlreich  besucht  gewesenen  Versammlung  zusammen  zu  stellen 
vermögen.  Dies  Bild  dürfte  an  einigem  Interesse  gewiuueu  da- 
durch, dass  wir  demselben  die  individuellen  Ansichten,  welche  die 
beiden  oben  genannten  Blatter  zur  Sache  geäufsert  haben,  ein- 
verleiben. 

Dur  Kongress  hat  auf  seine  Verhandlungen  die  Zeit  einer 


vollen  Woche  —  vom  2!>.  Juli  bis  incl.  3.  August  —  verwendet; 
Präsident  desselben  war  Hr.  Lefuel,  dem  als  Sekretär  und 
damit  als  treibende  Kraft  Hr.  Charles  Lucas  cur  Seite  stand. 
4  Tage  der  Kongress  -  Dauer  wurden  auf  Verhandlungen  Uber 
verschiedene  Themata,  1  Tag  zu  einem  Ausflüge  nach  Keims 
und  der  letzte  (ti.)  Tag  zu  Preis- Vertheilungen  verwendet;  letztere 
können  wir,  ihrer  besonderen  Natur  nach,  unberührt  lassen. 

Iiauptgngcnstand  der  Verhandlungen  war  zunächst  das  hoch 
spirituelle  Thema:  , Verallgemeinerung  der  Aesthetik  im  Volke", 
Uber  welches  Hr.  Herrn ant,  Arehilecte  dt  la  alle  de  Pari», 
wie  es  scheint  etwas  mehr  breit  als  geschickt  genug  gesprochen 

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DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


28.  September  1878 


hat,  um  ein  befriedigendes  Resultat  zu  Tage  zu  fördern.  Ein 
Thema  wie  die»  mite  der  sensitiven  Natur  de«  französischen 
Architekten  sympathisch  sein,  ohne  aber  bei  den  mehr  praktisch 
angelegten  Naturen  anderer  Völker,  wie  z.  lt.  der  Engländer  und 
Amerikaner,  sonderlichen  Beifall  zu  rinden.  Wir  erklären 
es  uns  hieraus  leicht,  das»  während  der  französische  Bericht- 
erstatter aus  den  Ausführungen  des  Hrn.  Hermant  eine  etwas 
längen*  Mittheilung  gieht,  die  sich  ither  den  Begriff  de«  Schonen,  die 
Ungleichheit  der  Auffassung  dafür,  die  Mittel  um  Unvollkommen- 
heilen  dieser  Auffassung  zu  korrigiren  nnd  Uber  andere  Punkte 
völlig  allgemeinen  Inhalts  erstreckt,  der  referireude  amerikanische 
Fachmann  über  diesen  ganzen  Theil  der  Verhandlungen  mit  einer 
blofsen  knappen  Erwähnung  hinweg  gebt,  und  wir  rechnen  auch  bei 
der  Mehrzahl  unserer  deutschen  Leser  auf  Zustimmung,  wenn  wir  für 
unser  Referat  eine  ähnlich  kurze  Rchandlung  wählen ,  d.  h.  den  betr. 
Theil  des  Referats  hiermit  abschließen. 

Der  zweite  Verhandlung»  ■  Gegenstand  bestand  in  der,  die 
französischen  Architekten  gegenwärtig  lebhaft  bewegenden  Frage 
nach  der  Trennung  oder  Vereinigung  der  Fächer.  Es 
ist  bekannt,  das«  die  französische  Akademie  vor  2  Jahren  für  die 
beste  Beantwortung  dieser  Frage  einen  Preis  ausgeschrieben  hat, 
der,  wie  aus  den  Kougressverhandlungen  mit  Wahrscheinlichkeit 
ersehbar  ist,  von  Hrn.  Davioud  gewonnen  wurde.  Wesentlich 
ist  es,  voraus  zu  schicken,  d&ss  die  Frage  in  Frankreich  auf 
anderem  Boden,  als  z.  B.  in  Preußen,  erwachsen  ist,  indem  sie 
bei  unsern  westlichen  Nachbarn  durch  eine  andere  Frage,  näm- 
lich die  der  Verwendung  des  Eisens  im  Hochbau,  zu  ihrer  Kul- 
mination gebracht  worden  ist.  „Seit  Auftreten  der  neuen  Ma- 
terialien Suhl  und  Kisen  in  den  Baukonstruktionen  so  klagt 
der  französische  Berichterstatter  wörtlich  befinden  sich  In- 
genieure und  Architekten  tagtäglich  in  xwangvotlen  Beziehungen 
und  es  scheinen  sowohl  die  einen  wie  die  andern  in  einem  un- 
aufhörlichen Kampfeszustandc  weiter  zu  leben.  Der  natürliche 
Verlauf  der  Dinge,  der  stets  den  »Eindringling"  Iwgünstigt,  hat 
die  berechtigt*  Furcht  entstehen  lassen,  das»  eine  vollständige 
Verschiebung  der  Rollen  sich  vollziehen,  das*  der  Architekt  in 
die  Abhängigkeit  des  Ingenieurs  gerathen  werde!" 

(ianz  so  tragisch  wie  dieser  Berichterstatter  scheint  nun  zwar 
der  Autor  der  Preisschrift,  Hr.  Davioud,  den  Stand  der  Dinge 
nicht  aufzufassen:  indessen  auch  er  ist  von  Unruhe  voll.  Sein 
Inmuth  wendet  »ich  jedoch  wesentlich  gegen  die  hoch  praktische 
Seite,  welche  die  Frage  in  Frankreich  besitzt,  und  es  ist  diese 
Seite  in  dem  Privilegium  enthalten,  welches  die  Mitglieder  des 
„Qtra*  de*  Ingenieur»  dt*  pont*  et  ckauitf'fx"  auf  Erlangung 
amtlicher  Stellungen  und  auf  entsprechende  amtliche  Ein- 
wirkungen haben.  Hr.  Davioud  nennt  die  Mitglieder  dieses 
Corps  sehr  schmeichelhaft  „die  unbewegbaren  Hohenpriester  des 
Formelthums  und  der  amtlichen  Dienstthuerei "  und  er  scheint 
als  besonderes  Ziel  vorerst  nur  das  im  Auge  zu  haben,  die  amt- 
liche Bevormundung  der  Architekten  durch  das  „Corps  des  In- 
genieur* lies  pont»  et  chaunrees"  zu  brechen,  da  er  gegen  die 
nicht  beamteten  Zivil-Ingenieure  Frankreichs  etwas  mildere  Seiten 
aufzieht  Aber  nichts  desto  weniger  gelangt  auch  er  zu  der  Schluss- 
folgerung, dass  der  Haupt- Vorwurf,  welcher  der  französischen 
KunsUlbung  der  Neuzeit  trotz  ihres  zweifellosen  Fortschritts  „im 
Geschmack"  gemacht  werde  der  häufige  Mangel  au  Harmonie  in 
den  Verhältnissen  wesentlich  aus  der  Zwanglagc  hervor  gehe, 
in  der  die  französischen  Architekten  unter  der  in  fast  allen  Fällen 
eintretenden  amtlichen  Mitwirkung  de»  Ingenieurs  sich  befinden, 
und  das»  das  Vorwalten  deren  Einflusses  nothwendig  die  komplcte 
Abdikation  der  Kunst  nach  sich  ziehen  müsse*). 

Die  Frage  von  welcher  Hr.  Davioud  ausgegangen,  scheint 
im  Fortgange  der  Entwiekelungen  auf  ein  etwas  anderes  Gebiet 
gerathen  und  erst  von  dritter  Seite  ihrem  Ursprünge  dadurch 
wieder  genähert  worden  zu  »ein,  dass  vom  Kongresse  die 
Nebenfrage  in  Erwägung  genommen  wurde:  Wie  der  Architekt 
die  drohende  Gefahr  am  sichersten  abzuwenden  vermöge?  Weitere 
Vorschlage  als  den  einen,  dass  der  Architekt  sich  bequemen 
müsse,  außer  seinen  Kunststudien  auch  ein  gut  Theil  Studien  im 
Ingenienrwesen  zu  treiben,  scheinen  die  Verhandlungen  nicht  zu 
Tage  gefördert  zu  haben,  vennuthlich  deshalb,  weil  ein  anderer 
Vorschlag  auch  kaum  ernstlich  gedacht  werden  kann.  — 

Nach  der  Mittheilung  des  französischen  Berichterstatters 
ärc  den  Verhandlungen  gerade  über  die  Frage  der  Fächer 
ie  gesammte  ausländische  Tbeilhaberscbaft  des  Kongresses  mit 


dem  außergewöhnlichsten  Interesse  gefolgt;  wir  wundern  uns 
cinigennaaßen,  dass  unser  amerikanischer  Gewährsmann  von 
diesem  hohen  Interesse  völlig  unberührt  geblieben  ist,  indem 
derselbe  in  seinem  Berichte  an  dieser  Verhandlung  mit  völligem 
Stillschweigen  vorüber  geht  Sie  dürfte  dem  Berichterstatter  der 
American.  Arrhitert  and  Building  Newa  auch  „unpraktisch"  er- 
schienen »ein,  im  Vergleich  zu  einer  weiteren  Frage,  mit  welcher 
der  Kongres»  sich  befasste  und  die  das  Honorar  für  architek- 
tonische Arbeiten  betraf. 

Dass  ein  aus  Vertretern  vieler  Nationen  für  ein  paar  Sitzungen 
zusammen  tretender  Kongress  keine  Körperschaft  ist,  in  welcher 
die  eminent  praktische  Honorar  -  Frage  mit  Aussicht  auf  einen 

•)  Wir  .inrl  nicht  icini  r»irh«r  tUriilier,  ob  dir  oWa  (Unr.t-'lrtil.'n  An»l«-Iil»n.  in 
drr  Tlul  *l:i,Jml*.-  »SM"  K'U'll.  »*»  Hr.  !>»> S-fmd  in  **!w*r  i>rvi<v-kr<'mt.m  rVhrlft 
Hinführt  hut,  Mrr  i'Ti  **-b  hi<T  tim  Kntwtrkrluruz  rinwirr  r.i-ttanki'ii  <h'»  Brrii-bt- 
,T-i..!t<T.  Her  Ctttttlf*  n.ii*h  tfcrtn  iiU»;»li>rirwTi  Kindnw-k»  drr  llnT>»iidVti»n  S.-hrin 
h.udrll:  dl»  S.l,rrtl.»ri^  I«  un-rr-r  iji.rlk  IS»I  für  l,.  ld»  M.ltfl. kk.ilr«  Kaum. 

ü.  tut 


sonderlichen  Erfolg  verhandelt  werden  kann,  ist  klar  genug.  Die 
Unmöglichkeit  in  der  Versammlung  zu  einem  brauchbaren  Ergebuiss 
zu  gelangen,  ist  dann  auch  in  einer  zu  diesem  Gegenstände  ge- 
fassten  Resolution  zum  angemessenen  Ausdrucke  gekommen, 
welche  dahin  geht: 

„Dass  der  Kongress,  in  Anerkennung  des  Prinzips  der  Freiheit 
der  Kunst  und  der  freien  Reslimmuug  des  Honorars  -  als  dessen 
Grundlage  indess  das  allgemeine  Gesetz  von  Angebot  und  Nach- 
frage anzunehmen  sei  dafür  halte,  dass  jeder  Architekt  den 
Werth  seiner  Artteit  nach  eigenem  Ermessen,  in  Rücksicht  auf 
»eine  Fähigkeiten  und  in  gleicher  Weise  auf  die  Besonderheiten 
und  die  Schwierigkeiten  der  Leistung,  bestimmen  möge." 

Man  bat  dieser  so  ziemlich  nichtssagenden  Resolution  schlief»- 
lieh  hei  der  zu  sehr  wahrnehmbaren  Inhalts- Armuth  einen  Zusatz 
gegeben,  in  welchem  gewünscht  wird,  dass  die  Sätze  der  fran- 
zösischen Honorar  -  Skala  als  Minimalsätze  so  lange 
allgemein  angenommen  werden  möchten,  bis  es  gelungen  sei,  diese 


Bauwerke,  für  Liuferung  des  Entwurfs  1'  .,  für  Ko 
und  Werkzeichnungen  2  und  für  Bauleitung  1'/,  Prozent  der 
Bausummc  auswirft  und  dass  amerikanische  und  englische  Archi- 
tekten in  der  Regel  5  Prozent  berechnen,  ohne  al>er  dafür  Kosten- 
anschlag und  Werkzeichnungen  mit  zu  liefern.  Zur  Vorlage 
bei  den  Verhandlungen  über  das  Honorar  kam  übrigens  auch  die 
deutsche  Norm,  ohne  indessen  allgemeinen  Anklang  zu 
finden,  da  man  dieselbe  für  „gefährlich"  erachtete,  indem  sie 
zu  Rechtsstreitigkeiten  und  Komplikationen  Anlas»  biete.  ( ! ) 
Interessant  hierzu  wird  es  sein  zu  erfahren,  dass  sowohl  die  Mit- 
glieder der  Belgischen  architektonischen  Gesellschaft 
als  auch  der  Verein  der  Marseiller  Architekten  die  deutsche 
Honorar-Norm  bei  sich  eingeführt  halten.  — 

Als  fernerer  Gegenstand  stand  auf  der  Tagesordnung  des 
Kongresses  die  Frage  der  öffentlichen  Konkurrenzen.  Die 
Diskussinn  drehte  sich  um  die  beiden,  von  französischer  Seite 
vorgeschlagenen  Resolutionen,  dass: 

1.  Der  Minister  der  öffentl.  Arbeiten  zu  ersuchen  sei,  das 
Prinzip  der  öffentlichen  Konkurrenzen  anzuerkennen  und  eine 
Regelung  desselben  in  dem  Sinne  vorzunehmen,  dass  den  Interessen 
der  Künstler  in  gleicherweise,  wie  denen  der  öffentlichen  Wohlfahrt 
und  den  Bedürfnissen  der  Staatsverwaltung  entsprochen  werde. 

2.  Dass  die  Konkurrenz -Programme  auf  Grund  einer  I  leihe 
von  Normen  entworfen  würden,  in  welchen  vorzusehen  sei, 
die  Preisrichter  aus  dem  Kreise  der  Architekten 


ihre  Auswahl  durch  die  Prtfekten  nnd 

Muuizipal-Vo 

Zu  natürlich  ist  es  wohl,  dass  auf  Grund  solcher  Vorschlage 
eine  Einigung  der  Ansichten  nicht  erzielt  werden  konnte; 
einige  Verwunderung  erregend  sind  jedoch  die  Gründe,  welche 
man  denselben  von  dieser  und  jener  Seite  entgegen  setzte.  Der 
englische  Delegirtc  wollte  von  einer  im  Sinuc  der  Resolution 
2  komponirten  Jury  wenig  wissen  nnd  er  legte  den  betr.  Usus 
seines  fleimathlaude»  dar,  wo  sogar  die  extremsten  Forderungen 
darauf  beschränkt  blieben,  dass  der  Jury  ein  fachverständiger 
Beirath  nur  zur  Aufstellung  des  Programms  und  zur  Rath-Er- 
theilung  bei  Beurtheilung  der  Entwürfe  —  die  ausschließlich  durch 
Laien  geschieht  beigesellt  werde.  Der  Delegirtc  Russland'g 
war  mit  den  Resolutionen  1  und  2  einverstanden,  er  sprach  sich 
zugleich  im  Sinne  des  Aufhörens  der  Anonymität  bei  Konkurrenzen 
aus,  indem  er  eine  Art  kontradiktorischen  Verfahrens  bei  der  Be- 
urtheilung befürwortete,  da  er  den  Konkurrenten  die  Befugnis» 
erthcilt  wissen  wollte,  vor  der  Jury  zu  erscheinen,  um  die  eigenen 
Entwürfe  zu  erläutern  und  diejenigen  der  Mitkoukurrentun  zu 
kritisiren.  Spanische  und  danische  Thcilnehmer  des  Kon- 
gresses endlich  ergingen  sich  in  Klagen  über  die  Unregelmäßig- 
keiten,  mit  welchen  das  Konkurrenzwesen  in  ihren  resp.  Heimath- 
ländern  geübt  werde,  insbesondere  über  die  gewöhnliche  Unfähig- 
keit der  Preisrichter. 

Die  Quellen,  aus  denen  wir  schöpfen,  lassen  es  unbestimmt, 
oh  ein  MnjoritaU-Ausspruch  zu  gunsten  der  beiden  wieder  gege- 
benen Resolutionen  erzielt  worden  sei;  gewiss  ist  nur,  dass  man 
eine  Kommission,  welche  zu  aus  fremden  Architekten  besteht, 
mit  der  Aufgabe  betraut  hat,  die  dringendsten  Begchwerdepunlrte 
de»  Konkurreuzwegens  näher  zu  untersuchen,  Wünsche  zur  Ab- 
hülfe zu  formuliren  nnd  dem  französischen  Gouvernement  im 
Namen  des  Kongresses  eine  betr.  Vorlage  zu  machen.  Die  Gazelle 
des  Architectes  ergeht  sich  über  dieses  etwas  geringe  Resultat  in 
lauten  Klagen,  indem  sie  besonders  das  -wenig  tiefe 
betont,  welchem  die  Frage  des  öf 
dem  Kongresse  begegnet  sei  — 

Auch  mit  der  Behandlung  der  ferneren  Frage,  welche  den 
Kongress  beschäftigt  hat  und  welche  die  Einführung  des  In- 
stituts der  Diplomirung  derjenigen  Architekten,  die 
einen  regulären  Studiengang  zurück  gelegt  haben, 
und  deren  privilegirte  Stellung  betrifft,  hat  die  Gazette  Ur- 
sache unzufrieden  zu  »ein;  sie  kleidet  ihre  Unzufriedenheit 
in  die  Wendung  ein,  dass  sie  das  Thema  als  „mal  cnmpri»  par 
la  luajnriti'  de  C a*»emlilee"  hinstellt.  Dies  geringe  Verständnis» 
erscheint  uns  naturgemäß,  wenn  wir  un»  auf  der  einen  Seite  den 
national  •  französischen  Hang  nach  äußeren  Abzeichen  und  den 


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K«.  78. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


401 


auf  der  anderen  Seite  das  relative  Zurücktreten  dessen,  was  man 
am  einfachsten  als  „zünftlerische  Anwandlungen"  bezeichnen  kann, 
bei  den  Architekten  mehrer  anderen  auf  dem  Kougre&s  vertretenen 
linder  ins  Auge  fasst  Weder  in  England,  noch  in  Russland,  noch 
in  Amerika  und  sonstwo  ist  heute  die  Produktion  an  nationalen 
künstlerischen  Kräften  reich  genug,  noch  auch  die  Art  und  Weise, 
wie  diese  Produktion  sich  vollzieht,  dazu  angethan,  kastengeistigen 
Aspirationen  Vorschub  zu  leisten.  Vielleicht  geschieht  es,  das* 
in  dem  einen  oder  anderen  Lande  eine  spatere  Zeit  einen  Wandel 
herbei  fahrt,  der  zu  einem  besseren  Vcntänduiss  der  heutigen 
franzosischen  Bestrebungen  hinüber  leitet,  die,  wie  es  scheint, 
auf  dem  diesmaligen  Kongresse  ciue  entschiedene  Abweisung  er- 
fahren haben.  —  Ine  dänischen  und  russischen  Theilnehmer 
des  Kongresses  behaupteten ,  dass  mit  dem  System  der  diplomi- 
erten und  ausschließlich  berechtigten  Architekten  in  ihren  Heimath- 
landern  keinerlei  günstige  Erfahrungen  für  das  Fach 
erzielt  worden  seien,  wahrend  ein  Engländer,  Mr.  Spien, 
auf  die  Eigenartigkeit  der  Heranbildung  englischer  Architekten 
verwies,  welche  jenem  System  völlig  den  Hoden  entziehe.  Die 
englische  Architektenschaft  rekrutire  sich  bis  jetzt  ausschließlich 
durch  ein  reguläres  Lehrlingsthum,  dessen  Erfolge  nur  in 
unvollkommener  Weise  und  nur  hei  insgesammt  20—  30  Prozent 
von  der  Gesamtnt  •  Zahl  der  Architekten  de«  Landes  durch 
nebenher  laufenden  Abendunterricht,  Besuch  freier  Vorlesungen 
und  technischer  Schulen  unterstützt  werde.    Beim  Mangel  akade- 


TZ 


misch  erlangter  Erziehung  mit  ihrem  Zubehör  an  Prüfungen, 
Testaten  und  Diplomen  mache  die  Kunstübung  der  englischen 
Architekten  natürlicherweise  sehr  empfänglich  für  litt crari sehen 
Einfluss  und  eben  diesem  Einfluss  verdanke  die  englische  Kuust 
die  Wiedererweckung  mehrer  historischer  StUarten  durch  hervor 
ragende  Männer  des  Faches,  wie  Scott,  Thackeray,  Stuart  u.  a. 
Andererseits  habe  die  Befreiung  der  Ausbild  ungsweisu  von  allem 
Zwang  des  Konventionellen  in  England  so  markirte  architektonische 
Individualitäten,  wie  Barry,  Scott,  Cockerell  und  viele  andere  hervor 
gebracht,  und  es  scheinen  dem  Berichtentauer  diese  eigenthürn- 
lichen  Vorzüge  viel  zu  hoch  zu  stehen,  um  sie  durch  Uebergang 
zu  einem  anderen  System  in  Gefahr  zu  setzen. 

Der  etwas  zweifelhafte  Erfolg,  den  die  Franzosen  in  der 
Frage  der  Diplomisinuig  schließlich  davon  getragen  haben,  be- 
schränkt sich  auf  die  Annahme  der  schwächlichen  Resolution: 
„Dass  die  franzosischen  architektonischen  Vereine  etc.  aufgefordert 
werden,  in  möglichst  enge  Beziehung  zu  den  Vereinen  anderer 
Lander  zu  treten,  um  mit  diesen  die  Frage  gemeinsam  zu  prüfen 
und  einer  bestimmten  Entscheidung  zuzuführen."  — 

Unser  Referat  ist  hiermit  enchöpft,  da  zwar  der  Kongress 
sich  mit  noch  mehren  andern  „Fragen*,  z.  B.  auch  mit  der  Frage 
der  „Rauge  werken  und  ihrer  Organisation",  befasst  hat,  in  unseru 
(Quellen  über  die  Resultate  der  dies  bezüglichen  Verhandlungen 
jedoch  keinerlei  Notizen  enthalten  sind.  B. 


Versammlung 

am  10.  September  187«.  Voreitzeudcr  Hr.  G.  Meyer,  Schrift- 
führer Hr.  Schneider. 

Hr.  Schneider  erläutert  die  von  den  Hrn.  Pick  und  I  ,aug  zu 
Dortmund  konstruirte  patentirte  Sicherheits-Knppelung  für  Eisen- 
bahn-Wagen an  einem  ausgestellten  Modell.  Die  Erfindung  verfolgt 
den  bekannten  Zweck,  das  An-  und  loskuppeln  der  Fahrzeuge 
zu  ermöglichen,  ohne  dass  der  bedienende  Arbeiter  genöthigt  ist, 
zwischeu  die  Wagen  zu  treten.  Es  wird  dies  in  dem  vorliegenden 
Fall  dadurch  erreicht,  dass  die  Kuppelungsglieder  nicht  unmittelbar 
mit  der  Hand,  sondern  durch  seitlich,  außerhalb  der  Wagen  be- 
findliche Hebel  bewegt  werden.  Zwei  mit  dieser  Kuppelungs- 
Einrichtung  versehene  Wagen  sollen  auf  der  Dortmund-Enscheder 
Eisenbahn  laufen  und  sich  bisher  gut  bewahrt  haben. 

Hr.  (i.  Meyer  bespricht  hierauf  den  neuen  patentirten 
eisernen  Oberhau  für  Hauptbahnen  nach  dem  System  Haar  mann. 
Derselbe  ist  2  theilig,  aus  Langschwelle  und  darauf  ruhender 
Fahnchiene  bestehend.  Das  Profil  der  Schwelle  zeigt  ein  unten 
offenes  Rechteck,  dessen  vertikale  Seiten  sich  in  horizontalen 
Fufsplalten  fortsetzen ,  die  an  ihren  Enden  eine  Biegung  nach 
unten  erhalten.  Die  Eisenstarken  variiren  nn  den  verschiedenen 
Stelleu  des  Profils  nur  zwischen  7  und  !)  mm,  so  dass  dasselbe 
wie  eine  um  verschiedene  Winkel  gebogene  Platte  erscheint,  deren 
Herstellung  durch  Walzen  einfach  und  wenig  kostspielig  sein 
soll.  Letzterer  Umstand  wird  von  dem  Erfinder  als  ein  Hattpt- 
vortheil  gegenüber  der  Hilf  sehen  Langschwelle  hervor  geholten. 
—  Querverbindungen  der  Langschwellen  werden  sowohl  unter 
dem  Stöfs«  der  Schienen,  wie  auch  dem  der  Schwellen  durch 
Querschwellen  gleichen  Profils  und  Schraubbolzen  angebracht, 
indem  man  die  nach  unten  gebogenen  Theile  des  Schwellenfufses 
an  den  Verbindungsstellen  entweder  abschneidet,  oder  uach  oben 
biegt.  Die  Aurlagerung  soll  dadurch  eine  sehr  sichere  werden 
und  es  glaubt  der  Erfinder  von  einer  weiteren  Laschenverbindung  für 
die  Schwellen  absehen  zu  dürfen,  obwohl  dieselbe  keineswegs 
ausgeschlossen  ist  —  Zur  Befestigung  der  breitbasigen  Fahr- 
schienen dienen  vertikale  Klammern,  deren  je  2  sich  gegenüber 
stehen.  Sie  greifen  mit  ihrem  unteren  Haken  unter  den  Fuß  der 
Schwelle,  mit  dem  oberen  Ober  den  Schienenfuß  und  werden 
mittels  eines  horizontalen,  durch  die  vertikalen  Seiten  der  Lang- 
schwelle geführten  Schraubbolzens  gegenseitig  in  ihrer  Lage  er- 
halten, bezw.  auf  die  schiefen  Ebenen  des  Schienenfußes  gepresst 
Das  Widerataodsmoment  der  Schwelle  gegen  Läiigsbiegungcn  ver- 
halt sich  zu  dem  der  Hilf  sehen  Langschwelle  wie  341,4  :  22,  die 
Gewichte  beider  wie  22  :  20,5.  Die  Breite  der  Haannauu'scheu 
•Schwelle  betragt  am  Fuße  240  bei  einem  zweiten  Profile 
ii  ,  die  Höhe  891"".  lluterlliuzum  bnung  der  Fahnchiene  ergiebt 
sich  das  Verhältnis;)  der  Gesammthöhe  von  Schwellen-Unterkante  bis 
Schienen-Uberkante  zu  der  Schwellenbreite,  bei  dem  Haarniann'schen 
Tri  ]'(•» 

überbau  zu    .    bezw.       ,  wahrend  dasselbe  beim  HilTschen 

J4U  _».'.> 

Oberbau  ^  beträgt    In  Rücksicht  auf  die  Stabilität  gegen 

Hr.  Schwedler  bemerkt,  dass  an  dem  System  die  geringe 
der  Langschwelle  gegenüber  derjenigen  des  Hilf'schen 
als  unvortheilhaft  zu  bezeichnen  sei.  I>er  Druck  müsse 
3  thunlichst  große  Kiestläche  übertragen  werden.  Die 
Haarmann'scbe  Schwelle  sei,  da  der  Kies  in  die  obere,  rechteckige 
Höhlung  des  Profils  nicht  wohl  eindringen  werde,  wenig  gegen 
seitliche  Verschiebung  gesichert.  Eine  Langschwelle  bedürfe  da- 
her außer  an  jedem  Ende  noch  jedesmal  in  der  Mitte  der 
Sicherung  durch  eine  Qtienchwelle.  Die  Hilf  sehe  Schwelle  werde 
i  besser  in  ihrer  Lage 


zu  befürchten,  dass  diu  Klammern,  welche  die  Fahrschienen  auf 
den  Langschwellen  befestigen  und  die  durch  diese  Klammern  und 
den  oberen  Theil  der  Langschwelle  gezogenen  Scliraubbolzen 
in  Folge  der  beim  Befahren  entstehenden  Durchbiegungen  und 
Veränderungen   in   der  Form   des  Querproüls    lose  werden 


Hr.  Schwedler  macht  sodann  einige  Mittheilungcn  über 
die  vor  einiger  Zeit  in  Angriff  genommene  Hebung  des  Denkmals 
auf  dem  Kreuzberge  in  Berlin,  über  welche  wir  jedoch,  mit 
Rücksicht  auf  ein  an  einer  anderen  Stelle  dieser  No.  enthaltenes 
ausführlicheres  Referat  mit  einer  bloßen  Erwähuung  hinweg 


Ferner  sei  zahlreicher 


Architekten- Voroin  zu  Berlin.   Die  beiden  am  14.  bezw. 

21.  SepUllillrci   U.  J.  unternommenen  Vcroino  I>'nUu*«i*>tuati  (in  du» 

Gesammt- Reihenfolge  die  13.  und  14.  Exkunion  dieses  Sommers) 
haben  eine  größere  Anzahl  von  Tbeilnehmern  gefunden,  als  irgend 
eine  ihrer  Vorgängerinnen,  obwohl  beide  Mal  eine  strenge  Kon- 
trolle darüber  ausgeübt  wurde,  dass  nur  Vereinsmitglieder,  bezw. 
durch  solche  eingeführte  Gäste,  den  Besichtigungen  sich  anschlössen. 

Die  Exkunion  des  14.  September  nahm  ihren  Ausgang  von 
dem  Palais  von  Tiele -  Wincklcr  in  der  Regenten -Straße, 
erstreckte  sich  sodann  auf  das  Palais  des  Fürsten  von  Plcss 
in  der  Wilhelm-Straße  und  endigte  im  Palais  des  deutschen 
Reichskanzlers,  Flinten  von  Bismarck, 
letzt  genannten  Orte  übernahmen  die  Architekten  der 
Bau -Ausführungen,  die  Hrn.  Ehe  und  Benda  bezw.  Hr.  Geh. 
Reg.- Rath  v.  Mörner  penönlich  die  Führung  der  Besucher, 
deren  Zahl  schließlich  auf  215  gestiegen  war.  Hr.  v.  Mörner 
gab  an  der  Hand  einer  übenichtlichen  Ausstellaug  säinmtlicher 
Bauzeichnungen  zuvor  noch  in  einem  kurzen  Vortrage  Rechen- 
schaft ülier  die  Geschichte  der  (  bekanntlich  durch  Umbau,  eines 
alteren  Palais  geschaffenen)  Anlage  und  erläuterte  die  dereelhen 
zu  Grunde  liegendcu  Gedanken.  Der  Wunsch,  ül>er  diese  3  Bauten, 
die  zu  den  bedeutendsten  ihrer  Art  in  der  deutschen  Hauptstadt 
gehören,  etwas  eingehendere  Mittheilungen  zu  geben,  als  im  iühmen 
dieses  Exkuraionsberichtes  möglich  wäre,  veranlasst  uns,  jene  Mit- 
theilungen in  selbständiger  Form  erat  in  einer  der  uächsten  Num- 
mern u.  Bl.  nachzutragen.  —  Auch  die  auf  die  Exkursion  folgende 
gesellige  Vereinigung  in  der  Restauration  des  Verciusbauses  fand 
trotz  des  heißen  Tages  zahlreichen  Besuch.  — 

Die  Exkunion  des  21.  September,  an  welcher  nicht  weniger 
als  231  Verciusmitglieder  sich  betheiligten,  galt  in  erster  Linie 
der  Besichtigung  der  Arbeiten,  welche  gegenwärtig  zum  Zwecke 
einer  Hebung  des  Kreuzberg-Deukmals  in  Ausführung  be- 
griffen sind. 

In  wie  weit  dieses  Unternehmen  vom  künstlerischen  Stand- 
punkte aus  berechtigt  war  und  ein  glückliches  genannt  werden 
kann,  ist  eine  Frage,  die  wir  hier  nur  flüchtig  streifen  wollen, 
da  ein  objektives  Unheil  selbstverständlich  ent  uach  Vollendung 
der  bezüglichen  Arbeiten  sich  gewinnen  läs&t  Als  Zweck  der- 
selben ist  wohl  weniger  die  Hebung  des  Denkmals  an  sich,  als 
vielmehr  die  Hebung  seines  Standortes,  d.  i.  eine  Erhöhung  des 
Kreuzberges,  zu  betrachten,  der  in  Folge  der  neuesten  inten- 
siven Bauthatigkeit  in  dieser  Gegend  über  seine  Umgebung  durch- 
aus nicht  mehr  iu  gleicher  Weise  dumiuirte  und  daher  auch  keine 
so  günstige  Aussicht  auf  Berlin  mehr  gewähne,  aß  dies  zur  Zeit 
der  Errichtung  des  Denkmals  der  Fall  war.  Hierin  wird  der 
wftrtige  Bau,  durch  welchen  das  Denkmal  um  H">  gehoben 
auf  einen  etwa  20™  i.  Durchm.  großen,  durch  riesige  Sub- 
struktioneu  hergestellten  Unterbau  gesetzt  wird,  gründlichen 
Wandel  schaffen,  und  es  unterliegt  wohl  keinem  Zweifel,  dass  die 
historisch  denkwürdige  Statte  in  Folge  dessen  wieder  öfter  und 
wird,  zumal  auch  diu  bisher  in  un- 


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DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


28.  September  1878 


igten  Umgebungen  des 
und  durch  einen  zweit« 


in  der  Ave 

Freitrepircn-Anlage  —  mit  der  Stadt  in  bessere  V« 
bracht  werden  »ollen.  Für  die  künstlerische  Wirkung  den 
mal»  an  «ich  dürften  dagegen  die  bezgl.  Veränderungen  nicht 
eben  günstig  sein.  Sein  für  heutige  Anschauungen  ohnehin  »ehr 
kleiner  Maaisstab  wird  in  der  freien  und  hohen  Lage  noch  winziger 
erscheinen ;  für  alle  näheren  Standpunkte  wird  der  breite  Unter- 
bau den  gröfsten  Theil  des  Denkmals  verdecken  und  ob  die  etwas 
gar  zu  „ernste"  Architektur  dieses  Unterbaues  als  ein  ästhetischer 
Gewinn  für  das  Werk  Schinkel'«  zu  betrachten  ist,  erscheint  uns 
höchst  zweifelhaft 

Unser  Bericht  mag  sich  zunächst  auf  das  erstrecken,  was  in 
der  That  das  Hauptobjekt  der  Besichtigung  bildete  —  auf  das 
technische  Detail  der  zur  Tlebung  des  Denkmals  unternommenen 
Arbeiten. 

Das  Denkmal  besteht  aus  einer  in  gotbischen  Formen  aus- 
geführten eisernen  Spitzsaule  von  18,4 ■  Höhe,  die  auf  einem 
Mauerkörper  aus  Kalkbruchstein  ruht,  welcher  8  eckig  geformt  ist 
und  bei  etwa  10»  Durchmesser  S<°  Höhe  hat.  Die  Spitzsäule  ist 
an  der  Basis  kreuzförmig  gestaltet,  mit  4,25  ■  ( Gesammt- ) 
Länge  und  2,12  m  Breite  der  Arme.  Die  Säule  bat  ein  inneres 
Gerüst  aus  Gusseisen  mit  durchgehendem  hohlem  Kaiserstiel ;  die  De- 
tail-Gestaltung dieses  Gerüstes,  welches  in  5  Etagen  eingetheilt 
ist,  die  /ich  durch  Einlagen   von  5,  aus  vollen  Gussplatten 

vielfach  an  die  Konstruk- 
in  seinen  konstruktiven  Un- 


den  Böden  bilden,  erinnert  vielfach  an  die  Konstruk- 
Thurrogerüsten  in  Holz  und  in  seinen  konstruktiven  Un- 
heiten  überhaupt  vielfach  an  jene  Frühperiode  der  „Ver- 
des Eisens  im  Hochbau",  der  das  Denkmal  entstammt 
An  das  Gerüst  ist  in  wenig  organischer  Weise  der  Mantel 


(1821).  "An  das  Gerüst  ist  in  wenig  organischer  Weise 
angeschlossen,  welcher  sich  aus  relativ  großen,  vielgestaltigen 
Stücken  zusammen  setzt;  —  der  Hohlraum  der  untem  4,7""  hohen 
Etage  der  Säule  ist  ausgemauert.  —  Das  Gesammtgewicht  des 
Denkmals  wurde  zu  höchstens  200  000  "*  ermittelt,  woran  das 
Eisen  mit  etwa  */*i  die  Ausmauerung  mit  1  >  betheitigt  ist. 

Zur  Ausführung  der  Hebung,  die,  wie  erwähnt,  8>»  betragt, 
hatte  man  zuerst  einen  Abbruch  und  Wiederaufbau  in  Aussicht  ge- 
nommen. Sowohl  die  sehr  großen  Schwierigkeiten,  die  einzelnen 
Theile  des  Gusskörpers  unversehrt  aus  ihrem  konstruktiven  Ver- 
bände zu  lösen  —  für  welchen  eine  solche  Eventualität  s.  Z. 
keineswegs  vorgesehen  war  —  und  die  jedenfalls  sehr  bedeutenden 
Kosten,   welche  jenes   Verfahren   verursachen  würde,  Helsen 

Javn.it    dio   uJmnata  M«giiohhei«,  I'ookusl   lul  ganzen 

zu  heben,  in  den  Vordergrund  treten.    Unter  mehren  Möglich- 
weiche  hierzu  wiederum  in  Frage  kamen,  entschied  man 
diejenige,  bei  der  als  Hebekraft  Wasserdruck  in 


Die  Grundzüge  der  besonderen  Art  und  Weise,  in  welcher 
die  Benutzung  der  hydraulischen  Kraft  ins  Werk  gesetzt  wird, 
sind  vom  Geh.  Ob.-Baurath  J.  W.  Schwedler  angegeben  worden, 
während  da*  Spezial-Projekt  dazu  vom  Baumeister  Krüger  unter 
Mitwirkung  der  Techniker  der  hiesigen  Hoppe 'sehen  Maschinen- 
Fabrik  aufgestellt  wurde. 

Erschwert  war  das  Werk  durch  die  Forderung,  dass  mit  der 
Hebung  des  Denkmals  eine  Drehung  desselben  um  die  eigene 
Axe  zum  Betrage  einer  Winkelgröfse  von  20  Gr.  46  Min.  ver- 
bunden werden  musste.  Durch  Ausbrechen  von  Stellen  im  Fun- 
damentkörper Helsen  sich  an  erstmaliger  Konstruktionshöbe  für 
den  Beginn  der  Hebe- Arbeit  nur  0,645»  disponibel  machen. 

•Das  Projekt  vertheilt  nun  die  Gesammt-Last  von  200 000  ^ 
(—  4000  Ztr.)  auf  12  hydraulische  Pressen,  in  denen  der  Wasser- 
druck auf  30  Atm.  zu  steigern  ist  und  die  daher  bei  26  ™> 
Durchmesser  eine  Hebekraft  von  je  etwa  16  000  «•  besitzen. 
Der  Kolben  -  Durchmesser  der  3  vorhandenen  II  and- Druck- 
pumpen ist  nur  2,6  r<*  und  daher  das  Uebersetzungs  •  Ver- 
hältnis« zwischen  diesen  und  den  Press-Zylindern  —  1  :  100.  Es 
ist  dann  in  den  Längen  der  Hebelarme  an  der  Pumpe  eine 
weitere  Uebersetzung  von  1  :  10  verwirklicht  worden,  so  dass 
das  ganze  Uebersetzungs  -Verhähniss  zwischen  Kraft  und  Last 

—  i2'-T^7  •  io  =  4j^j]  ut  und  danach  als  Kraft  an  den  Pumpen- 
hebeln nur  etwa  50  k*  auszuüben  sind.  Der  Hub  der  Presskolben 
wurde  auf  im  Maxim.  18rn>  angenommen. 

Höchst  bemerkenswert!»  an  der  Konstruktion  der  hydraulischen 
Pressen  ist  derjenige  Theil  ihrer  Einrichtung,  welcher  dazu  diente,  die 
Axendrebungdes  Denkmals  ins  Werk  zu  setzen,  welche  erforder- 
lich war,  um  dasselbe  in  die  Mittellinie  der  Grofsbeerenstrafse  zu 
bringen.  Die  Press-Zylinder  sind  mit  „Boden  nach  oben"  aufgestellt, 
so  dass  beim  Heben  die  Kolben  stehen  bleiben,  während  die  Zylinder 
sich  bewegen.  Die  Kolben  sind  oben  offene  Hohlkörper  von  etwa 
20 ' m  Höhe,  die  nur  auf  kurzen  Längentheilen  der  beiden  Enden 
in  den  Zylindern  Führung  haben.  Beim  oben  stehenden  Ende 
(das  eine  Dichtung  durch  gewöhnlichen  Lederstulp  hat)  ist  die 
Führung  durch  eine  kugelförmige  Gestaltung  des  Kolbens  be- 
schafft, das  untere  Kolbenende  ist  zyUudrisch  geformt;  es  ergiebt 
sich  hieraus,  dass  wenn  dies  untere  Ende  nach  Zurücklegung 
eines  Zylinderweges  von  etwa  2  vm)  aus  dem  Press-Zylinder  her- 
aus tritt,  der  bisherige  Zwang,  den  Kolben  in  der  Vertikalen  zu 
führen,  aufhört  und  der  Kolben,  sobald  eine  Seitenkraft  sich 
itnfsert.  kippen  wird.    Zur  Kmelnng  des  KippenB  nun  dient 


ein  Untersatz  mit  Teller,  dessen  nach  oben  liegende  Fläche  zu 
einem  Theile  horizontal,  zum  andern  Theile  geneigt  geformt 
ist  Die  Grenze  zwischen  beiden  Flächen  bildet  eine  nahe  dem 
Durchmesser  Hegende  Sehne,  durch  welche  die  (mit  der  Unter- 
rläche  des  Kolbens  an  Gröfse  übereinstimmende)  Tellertiacbe  in 
2  ungleiche  Theile,  von  denen  der  kleinere  der  horizontale 
ist,  getheilt  wird.  Die  Teller  sind  unter  den  Pressen  so  auf- 
gestellt, dass  die  Kanten  zwischen  den  beiden  Flächen  sämmtHch 
genau  radial  zum  Zentrum  der  Basis  des  Denkmals  und  übrigens 
(in  Bezug  auf  die  Lage  der  Flächen)  gleichartig  gerichtet  sind. 
In  dem  Momente,  wo  die  Presskolben  auf  den  Teller  einen  Druck 
beginnen,  werden  sie  (bei  fehlender  Unterstützung  ihres  Schwer- 
punktes) kippen  müssen  und  sie  legen  hierdurch  normal  zum 
iladius,  d.  i.  in  der  Peripherie  des  Drehungskreises  einen  Weg 
zurück,  der  in  der  Peripherie  eines  Kreises  von  1,581 01  Badius 
1 cm,  und  in  Winkelmaals  angegeben  eine  entsprechende  Anzahl 
von  Minuten  etc.  betragt;  um  jenen  Winkel  wird  daher  bei  einmaliger 
Ausführung  der  Operation  die  Spitzsäule  gedreht.  —  Nach  erfolgter 
Stützung  auf  provisorischen  Unterlagen  werden  die  Presskolben 
durch  selbstthatig  wirkende  Federn  (die  im  Innern  der  Presse 
liegen),  zurück  gezogen  und  es  folgt  alsdann  eine  der  Drehung  des 
Denkmals  genau  entsprechende  Verschiebung  der  Teller,  um  so 
in  gleicher  Weise  fort  zu  fahren,  bis  die  Gesammt-  Drehung  des 
Denkmals  beschafft  ist 

Ueber  die  Modalitäten  der  Hebung  ist  anzuführen,  dass 
man  zunächst  nach  AusBtemmung  von  !>  Stollen  und  provisorischer 
durch  Holzdrempel  einen  Bost  aus  gekreuzt  liegenden 
Hölzern  (4  bezw.  5  Stück  in  den  beiden  Hauptrichtungen) 
i  Denkmal  gebracht,  alsdann  die  Pressen  angesetzt  und 
nun  die  Hebung  begonnen  hat;  bei  jeder  derselben  werden  8«° 
an  Höhe  gewonnen.  Die  provisorische  Stützung  erfolgt  durch  5 
Bohleustapcl,  zwischen  denen  die  Fundament -Aufmauerong 
vorgenommen  wird,  so  bald  nach  6  Hebungen  eine  Höhe  von 
etwa  0,5«»  frei  geworden  ist  Die  12  Pressen,  von  welchen 
4  in  der  Peripherie  eines  Kreises  von  0,70™  und  die  8  übrigen 
in  der  Peripherie  eines  Kreises  von  1,58"'  Bad.  um  das  Zentrum  der 
Denkmals- Basis  gruppirt,  gestellt  worden,  sind  hinsichtlich  des 
Anschlusses  an  die  Puiupcu  in  3  Gruppen  zerlegt,  deren  jede  von 
einer  Pumpe  mit  2  Arbeitern  bedient  wird.  Die  3  Pumpen  sind 
zu  einer  Seite  des  Denkmals  aufgestellt ;  nach  vollführter  Hebung 
tritt  das  Druckwasser  ans  den  Presszylindern  in  die  Pumpen- 
bassins zuruek.  —  Die  Arbeiten  sind  verhältnissmälsig  sehr  rasch 
gefördert  worden.  Der  Auftrag  zur  Ausführung  des  Werks  datirt 
vom  3.  Juni;  Projektion  und  Installation  der  maschinellen  Vor- 
kehrungen wurden  so  rasch  gefördert,  dass  bereits  zu  Anfang 
September  mit  der  Hebung  begonnen  werden  konnte.  Bis  jetzt 
ist  (aniser  der  beschafften  Drehung)  eine  Hebung  um  etwa  4» 
vollführt,  so  dass  zu  erwarten  steht,  dass  die  gesammte  Höhe 
von  8™  bis  etwa  Mitte  des  nächsten  Monats  erreicht  werden 
wird.  —  Die  Kosten  der  Hebung  und  Drehung  werden  sich 
nur  auf  14  000  .//.  belaufen,  woran  die  Kosten  der  maschi- 
nellen Vorkehrungen  mit  5100  ..//,  Handarbeiten  aller  Art  mit 
etwa  6400  .//.  und  Hölzerbcschaffungen  mit  etwa  2500  .//  be- 
theiligt sind.  —  Die  Gesammtkosten  der  Ausführung  sind  auf 
420  000  .//.  veranschlagt  Die  spezielle  Leitung  des  Werks 
liegt  in  den  Händen  der  Hrn.  Rauinspektor  Haeger  und  Bau- 
meister L.  Krüger  von  der  Miuisterial-ßaukommission.  — 

Dem  Besuche  der  Baustelle  schloss  ein  Theil  der  Exkursions- 
Gesellschaft  noch  eine  Besichtigung  der  Berliner  Aktien-Brauerei 
„Tivoli"  an,  über  welche  wir  in  früheren  Jahren  bereits  mehrfach 
berichtet  haben.  In  den  Ausschank-Hallen  dieses  Etablissements 
fand  am  Abend  auch  eine  gut  besuchte  und  belebt  verlaufende 
gesellige  Vereinigung  statt  —  —  F.  u.  B.  - 

Brief-  und  Fragekasten. 

Druckfehler-Berichtigung.    In  dem  Vortrage  des 
Baurath  Lipsius  in  No.  72  u.  Bl.  ist  zu  lesen: 
S.  363,  Sp.  1.,  Z.  23  v.  o.:  verklärender  statt 
„    „      ,    „  „  27  v.  u.:  dreist  statt  damit; 
„  S65,  „    n  „  37  v.  o.:  Behauptungen  st 

Hrn.  M.  in  Leipzig.  Wir  übergeben  Ihre  Frage,  von  wem 
die  Ausführung  des  Wandbrunnens  an  der  Villa  Liegniu  zu 
Potsdam  (Delphin  mit  Muschelbecken)  erfolgt  ist  und  ob  da» 
Modell  desselben  noch  vorhanden  ist,  unserem  Leserkreise.  Ver- 
mutblich dürfte  eine  direkte  Anfrage  bei  Hrn.  C.  fa&tuer  in  Berlin 
(Geil's  Nachfolger)  Sie  am  besten  zum  Ziele  führen. 

Hrn.  IL  in  B.  U.  W.  ist  eine  Mehrzahl  unter  den  preufsischen 
Eisenbahnen  beschäftigt,  den  Hilfschen  Oberbau  auf  dazu  geeig- 
neten Strecken  einzuführen.  Speziell  können  wir  Ihnen  die 
Niederschlesisch-Markische  und  die  Hannoversche  Staatseisenbahn 
nennen;  Ihnen  auch  die  betr.  Strecken  anzugeben,  befinden  wir 
uns  jedoch  aulser  Stande. 

Abonn.  P.  G.  in  ('.  Wir  glauben  Sie  auf  das  Kapitel 
„Theater"  in  „Berlin  und  seine  Bauten",  sowie  auf  die  Angaben 
über  lUumgrofsen,  welche  der  Deutsche  Daukalender  enthalt,  ver- 
weisen zu  müssen. 

Hrn.  II.  Zimmermann  in  Greufsen.  Ihrem  Wunsche 
entsprechend  berichtigen  wir  die  in  Nr.  67  u.  Bl.  enthaltene  Ant- 
wort bezgl.  Lieferung  sogen.  Grottensteine  durch  Mittheilung 
Ihnjr  Adresse.  


K»i»miMi<>n.Te.l«»  »ob  C.rl  gttllu  I»  Bwlla.   Fttr  dt«  BwUktton  «rurtworülch  K.  K.  O.  Fritith,  Bertin.   Drac* :  W.  tl«c>«r  H«ft>«ctdr  ucktitl,  Bull«. 


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N«.  79. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


403 


rieht»«.  —  Brief,  und  Pr*g*ka»tt>. 


iUmtwln*lrhttKkolt 


-  rcriaoil-Narh- 


Das  Verhalten  der  Kanalbau -Materialion  zu  sauren 
und  alkalischen  Flüssigkeiten  ist  von  Professor  Kämmerer 
zu  Nürnberg  zum  Gegenstände  einer  näheren  Untersuchung  ge- 
macht worden,  deren  Resultate  im  Notizblatt  <L  deutsch.  Ver.  f. 
Fabrikation  von  Ziegeln  etc.  und  in  mehren  andern  Zeitschriften 
für  Keramik  so  eben  veröffentlicht  worden  sind.  Die  beson- 
dere Wichtigkeit,  welche  die  u.  W.  hier  sum  ersten  mal  näher 
behandelte  Frage  bei  der  Wahl  des  Baumaterials  für  städtische 
Entwässerungen,  Ableitung  von  Abwässern  aus  Fabriken  etc.  etc. 
besitzt,  veranlasst  uns,  den  wesentlichsten  Theil  des  betr.  Artikels 
nachstehend  zu  rcproduzireu. 

Veranlassung  zur  Anstellung  der  Versuche  des  Hrn.  Prof. 
Kämmerer  gab  die  Kanalisation  der  Stadt  Nürnberg,  mit  der 
Frage  nach  der  Zulässigkeit  des  Einleitens 
in  die  Kanäle.    Ks  wur- 


lprozentige  Lösungen  von  Schwefel- 
säure, Salzsäure,  Salpetersäure  und  Ammoniak,  so  wie  Probestücke 
von  15  20-  Gewicht  der  zur  Untersuchung  gezogenen  Mate- 
rialien benutzt.  Die  Probestücke  blieben  während  der  mittleren 
Temperatur  (17*  C.)  der  Wirkung  der  Losung  48  Stunden  lang 
ausgesetzt  und  es  wurde  alsdann  der  Gewichts-Verlust  genau 
bestimmt,  den  die  Stücke  wahrend  jener  Zeitdauer  erlitten  hatten. 
Mit  jeder  zu  prüfenden  Materialsorte  wurden  mindestens  zwei 
Versuche  angestellt;  die  Durchschnittszahlen,  welche  man  aus 
zwei  ziemlich  nahe  überein  stimmenden  Versuchs-Resultaten  er- 
zielte, wurden  zusammen  getragen  und  es  stellte  sich  dabei  folgende 
in  abgekürzter  Form  wieder  i 


« 


GewirbUrerhul 

0>r  l»r 

.bMtuek 

.  Ii.  l'r. 

Hirn— c. 
bo- 

au««1rärkt.  Ixt  Wirkung 
der  L&Mngan  vom 

der 

Proaenl 

0.14 

0,50 

1.7B 

»,77 
1,*1 

Mi 

Ms 

10 

M« 

0.05 

Ml 

1 

0,81 

Ml 

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17,31 

IS 

147 

11,7« 

10,43 

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13.4» 

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1,44 

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0 

M» 

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0,14 

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11 

Ms 

Ml 

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« 

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4 

• 

Ml 

0,01 

0 

O.Ol 

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1.M 

Ml 

11,08 

4,75 

7 

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4,i9 

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0,7» 

0,1« 

0 

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0,1« 

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1,80 
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10,01 

13,50 

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10/19 

14« 

oji« 

14,14 

14 

Ml 

14.1S 

17.47 

1,18 

37,11 

11 

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^ 

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I 
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II 
14 
IS 
M 
17 
II 
W 
M 
»1 

Die  in  dieser  Tabelle  verzeichneten  Resultate  haben,  bei  Be- 
schränkung der  zu  Grunde  liegenden  Proben  auf  eine  möglichst 
geringe  Anzahl  und  ferner  bei  der  sehr  geringen  Zahl  von  Be- 
zugsquellen, aus  denen  die  Probestücke  entnommen  wurden, 
nicht  diejenige  Eigenschaft,  welche  mit  dem  knappen  Ausdruck 
der  englischen  Sprache  als  „eonclutwe"  bezeichnet  zu  werden 
pflegt;  sie  sind  aber  ausreichend,  um  übersehen  zu  lassen,  dass 
für  die  BeurtheiluDg  der  Güte,  die  ein  Material  zu  den  speziellen 
Zwecken  stadtischer  Entwässerungen  besitzt,  theilweise  andere 
Eigenschaften  Platz  greifen,  als  diejenigen  sind,  auf  die 
man  bei  Benrtheilung  für  gewöhnliche  Gebrauchszwecke  das 
Augenmerk  zu  beschranken  pflegt  Der  Autor  der  Versuche  prä- 
zisirt  diese  Ansicht  in  folgender  Weise: 

Einige  (in  der  Quelle  speziell  bezeichnete)  Ziegelstein-Sortcu, 
iker  und  Zementröhren  —  alles  Materialien,  die  wegen  ihrer 

;  etc.  etc. 
sich 

Flüssigkeiten 

und  "des  Ammoniaks,  als  "einige  andere  Ziegelstein-Sorten,  die 
gegen  Druck  und  Frost  als  weit  empfindlicher  gelten.  Weiter 
sagt  Hr.  Prof.  Kämmerer,  dass  die  Vorzüge,  deren  manche  Ziegel- 
stein-Sorten in  gedachten  Beziehungen  sich  erfreuen,  durch  den 
Gebrauch  von  Zement  in  den  Fugen  paralysirt  werden.  — 

Vielleicht  lässt  aufser  diesen  Resultaten  die  obige  Tabelle 
noch  die  Schlussfolgerung  zu.  dass  alle  in  derselben  berücksich- 
tigten Material&orten  gegen  die  Wirkungen  von  Ammoniak  relativ 
unempfindlich,  gegen  Schwefelsäure  etwas  mehr  empfindlich,  gegen 
Salpetersäure  sowohl  als  Salzsaure  dagegen  sehr  empfindlich 
sind.  Ebenfalls  wird  aus  der  Tabelle  vielleicht  geschlossen  wer- 
den dürfen,  dass  die  Sinterung  des  Thons  einen  relativ  wirk- 
samen Schutz  der  daraus  hergestellten  Fabrikate  —  Klinker  und 
Thonrohren  —  gegen  Säure- Wirkungen  gewährt 

Unter  allen  Umstanden  ist  —  dies  lehren  die  verdienstlichen 
Kammerer'schen  Versuche  in  bestimmter  Weise  —  es  gerathen, 
Materialien  zu  Kanalbau-Zwecken  vor  ihrer  Verwendung  in  grofsem 
Stil  auf  die  Eigenschaft  der  Widerstandsfähigkeit  gegen  Säuren 
einer  Prüfung  zu  unterwerfen,  die  im  ganzen  ja  recht  leicht 
beschafft  werden  kann.  Für  Nürnberg,  wo  die  Kanalisirung 
vorzugsweise  mit  Zemont-Köhren  hergestellt  wird,  hat  beiläufig 


Härte,  ihrer  leichten  Verarbeitung,  ihrer  Frostbeständigkeit  et 
als  vorzüglich  geeignet  zu  Kanalbauten  gelten,  erweisen 
weniger  widerstandsfähig  gegen  den  Einfluss  saurer  Flussigl 


diese  Prüfung  zu  der  in  jedem  Falle  fatalen  Entscheidung  geführt, 
dass  selbst  sehr  verdünnte  alkalische  und  saure  Flüssigkeiten  in 
die  städtischen  Kanäle  nicht  abgeleitet  werden  dürfen.  — 


StempelpfUchtigkeit  der  Dampfkessel  -  Atteste  in 
Prenlseu.  Die  Auskunft  des  Hrn.  Bau  -  Inspektors  Warsow  in 
No.  37  d.  B).  hatte  ich  bei  meiner  in  No.  6ti  wiedergegebenen 
MittbeUung  über  obigen  Gegenstand  allerdings  übersehen;  die 
angezogene  Ministerial-Bestimmuiig  vom  2.  Februar  1868  war  mir 
indes«  nicht  unbekannt,  ebenso  aber  auch  nicht  die  Thatsache, 
dass  jene  Bestimmung  vielfach  nicht  beachtet  und  dass  auch  zu 
den  letzten  Abnahme-Bescheinigungen  über  Dampfkessel  Stempel 
nicht  kassirt  zu  werden  pflegen. 

Schwebt  hiernach  das  Damokles  -  Schwert  einer  Stempel- 
Defraudation  über  dem  Haupte  so  manches  Kollegen,  so  wird  es 
vielleicht  angezeigt  sein,  die  Sache  noch  ein  mal  näher  und 
grundlicher  zu  prüfen.    Ich  komme  hierbei  zu  Folgendem: 

1)  Bei  allen  staatlichen  Besteuerungen  herrscht  der  generelle 
Grundsatz,  dass  ein  und  dieselbe  steuerpflichtige  Handlung  nicht 
doppelt  besteuert  werden  kann. 

2)  Die  Stempelsteuer  steht  in  dieser  Heziehung  den  anderen 
Steuern  gleich. 

3)  Wer  eine  gewerbliche  Anlage  macht,  beantragt  und  erhält  da- 
zu die  Konzession  (Erlaubnis»)  und  es  wird  diese  Konzession  i 
Kassirung  einer  .Stempelmarke  von  1,50  .Ä  auf 
Urkunde  voll  besteuert 

4)  Die  Konzession  ist  gegeben  unter  den 
konzessionsmälsigen  Ausführung  und  der  Staat  veranlasst  in 
seiuem  polizeilichen  Aufsichts-Interesse,  nicht  im  Interesse  des 
Konzessionärs,  eine  Kontrole  der  koazessionsmafsigen  Ausführung 
und  bezeichnet  den  Beamten,  welcher  für  die  Akten  der  Staats- 
behörden die  gute  Ausführung  zu  koostatiren  hat  Was  der 
Kreis-Baubeamte  bei  einem  Kessel  oder  einer  gewerblichen  An- 
lage zu  „bescheinigen"  resp.  zu  „attestiren"  hat,  ist  weiter 
nichts,  als  diese  vom  Staat  angeordnete  und  zu  den  Akten  der 
Staatsbehörden  gehende  schriftliche  Konstatirung,  ein  Nebentheil 
der  Konzessions-Ertheilung.  Sie  ist  kein  zu  mehrfachen  Zwecken 
zu  gebrauchendes  „Attest-  im  Sinne  des  •Stempel-Gesetzes;  sie 
ist  eine  gewöhnliche  Amtshandlung;  sie  geht,  wie  gesagt,  zu  den 
Akten  der  Polizei-Behörde,  welche  darauf  hin  dem  Konzessionär 
die  Krlaubniss  zur  Inbetriebsetzung  ertheilt,  wiederum  eine  Hand- 
lung, die  einen  Theil  der  ursprunglich  für  Bau  und  Betrieb  er- 
theilten,  mit  1,504%  besteuipelteu  Konzession  bildet  und  deshalb 
auch  nicht  nochmals  stempelpflichtig  ist 

5)  Hiernach  erscheint  ein  im  Verlauf  seiner  amtlichen  Hand- 
lungen vom  Kreisbaubeamten  ausgestelltes  Kessel-Druckprobe-  und 

'  "  itig,  ebenso  wenig  wie 
ch  auszustellenden  Bau- 


Abuahinc-Attestc 


ist  es  mir  nicht  zweifelhaft, 
Staats-Beamte  (Königl.  Baumeister,  Bergmeister,  " 
oder  ein  Privat  -  Kessel  -  Revision»  -  Vereins  •  Ingenieur  in  einer 
Kesselfabrik  auf  Antrag  des  Fabrikanten  einen  neuen  Kessel, 
für  den  entweder  noch  keine  Anlage-Konzession  ertheilt,  oder  für 
den  eine  solche  nicht  vorliegt,  der  Druckprobe  unterwirft  und 
darüber  ein  Attest  ausstellt,  dies  isohrte  Geschäft  stempel- 
pflichtig ist. 

7)  Insbesondere  muss  es  stempelpflichtig  sein,  wenn  es  von 
den  Ingenieuren  der  Prival-Revisions-Vercine  ausgestellt  wird,  da 
diesen  eine  Betheiligung  bei  den  eigentlichen  —  amtlichen  — 
Abnahme- Verhandlungen  einer  gewerblichen  Anlage  füglich  nicht 
zusteht,  solche  vielmehr  den  Staatsbeamten  vorbehalten  ist 

Freilich  greifen  in  neuerer  Zeit  die  Funktionen  der  Privat- 
Vereins  -  Ingenieure  mehrfach  in  die  amtlichen  Abnahme  -  Ver- 
handlungen der  Staatsbeamten  über,  indem  jene  auf  Grand  der 
ministeriellen  Krlaubniss ,  „ Druckproben  bei  Vereinskesseln  vor- 
zunehmen," auch  solche  Kessel  in  den  Kesselschmieden  prüfen, 
die  von  Vereins -Mitgliedern  neu  bestellt  und  auf  Grand  neuer 
Konzession  neu  angelegt  werden.  Hierdurch  wird  das  amtliche 
Abnahme  -  Verfahren ,  das  eigentlich  den  Staats  -  Beamten  aus- 
schliefslich  vorbehalten  bleiben  sollte,  unter  die  Privat- Vereins- 
Ingenieure  und  die  Staats-Beamten  getheilt  Ob  dies  im  Sinne 
des  Gesetzes  liegt,  mag  dahin  gestellt  bleiben.  H. 

Nochmals  Holla  tein's  patentirte  offene  Stützmauern. 

Als  Erwiderung  auf  die  Notiz  in  No.  76  er.  erhalten  wir  von  Hrn. 
Chaussee  -  Inspektor  a.  D.  Uollstcin  eine  längere  Mittheilung 
mit  dem  beigefugten  Wunsche:  „zur  gefälligen  Berücksichtigung". 
Wir  glauben  diesem  Wunsche  ausreichend  zu  genügen  und  gleich- 
zeitig dem  Interesse  unserer  Leser  am  besten  zu  dienen,  wenn 
wir  aus  der  llollstein'schen  Zuschrift  die  wesentlichen  Punkte 
kurz  reproduziren  und  diese  Reproduktion  mit  der  Bemerkung 
fort  geben,  dass  dies  jedenfalls  die  letzte  Auslassung  zur  Theorie 
des  Gegenstandca  sein  wird,  der  wir  die  Spalten  dieses  Blattes 
hiermit  abermals  öffnen. 

Hr.  nollstein  schreibt:  1.  Die  in  dem  <iu.  Artikel  als 
nothwendig  angeführten  Erwägungen  über  die  Wirkungsweise  der 
Kräfte  sind  von  mir  ganz  speziell  und  eingehend  in  den  Formen 


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404 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


2.  Oktober  1878 


der  höheren  Analysis  und  unter 


2.  Dass  die 


der  Kräfte  nach  vorn  rucken  und 
zu  Null  machen  »ollen,  ist  unmöglich,  weil 


haben.  Letztere  haben  ihren  Schwerpunkt  nicht  in  der  Nähe 
der  Spitze,  gondern  so  ziemlich  entgegen  gesetzt. 

3.  Meine  Rechnung»  ■  Resultate  sind  wiederholt  durch  Expe- 
rimente bestätigt  und  ist  das  Ergebnis*  dieser  Kxpcrimente  durch 
Zeugen  beglaubigt  worden;  außerdem  stelle  ich  Jedermann  an- 
beim,  «ich  bei  mir  durch  den  Augenschein  zu  überzeugen,  dass 
eine  aus  gewöhnlichem  Schreibpapier  hergestellte,  im  Mittel  '/» 
der  Hohe  starke  Ausführung  meiner  Konstruktion  gewöhnlichen 
Sand  thatsächlich  stützt  (seit  langer  als  1  Jahn,  obwohl  die 
Konstruktion  nur  1  ,»„  des  Gewichts  einer  gewöhnlichen  Stutz- 


Beispiel  der  Fürsorge  um  den  Fortgang  öffent- 
licher Bauten  bietet  Bich  augenblicklich  in  Oesterreich.  Die 
Regierungskassen  sind  durch  die  Kosten  des  bosnischen  Krieges 
so  sehr  in  Anspruch  genommen,  dass  der  Betrieb  einiger  gröfseren 
Staatsbauten  würde  geschmälert  werden  müssen,  sofern  man  nicht 
in  aufscrgewohnlicher  Weise  Rath  zu  schaffen  wüsste.  Ks  will 
nun,  um  den  Weiterbau  von  drei  grofsen  Staatsbauten,  des  Par- 
lamentsgebändes,  des  Justiz  pal  astes  und  der  Universität, 
die  bekanntlich  in  Wien  seit  einigen  Jahren  in  Ausführung  be- 
griffen sind,  zu  ermöglichen,  die  Regierung  ein  Darlehnsgeschäft 
über  9  Mill.  Gulden  zu  6',,  Prozent  mit  einem  Wiener  Geld- 
Institut  abschliefsen,  wobei  die  drei  genannten  Rauten  hypo- 
thekarisch verpfändet  werden  sollen.  —  Oesterreichische 
r,  deren  Meinung  wir  uns  in  diesem  Punkte  lediglich  an- 
zu  glauben,  dass  das  Geschäft  wohl 
i  Spruches,  dai 


Neue  Baugewerkschulen.  Oen  zahlreichen  neuen  Schulen, 
welche  in  gegenwärtiger  Zeit  im  Entstehen  begriffen  sind  und 
durch  welche  das  thatsächlirhe  Bedflrt'niss  einzelner  Gegenden 
vielleicht  schon  heute  überschritten  wird,  haben  sich  in  jüngster 
Zeit  2  Baugewerkschulen  in  Berlin  zugesellt. 

Die  eine  denkt  der  auf  dem  Felde  der  BiJdungsbeförderung  unter 
den  Handwerkern  rühmlichst  bekannte  Berliner  Handwerker- Verein 
in  seinen  Lokalitaten  Berlin  C. ,  Sophienstrafse  15  zu  eröffnen. 

Das  uns  übersandte  Programm  beschrankt  sich  auf  einige 
generelle  Angaben,  die  einen  Einblick  in  die  Einzelnhciten  des 
Unternehmens  nicht  gestatten. 

Der  Lehrgang  soll  in  3  Wtnterabschnitten  mit  je  20  wöchiger 
Dauer  und  etwa  50  Unterrichts-Sttinden  pro  Woche  zerfallen  und 
es  handelt  sich  zunächst  nur  um  das  lnslebentreten  der  ersten 
von  den  drei  Klassen.  Bedingung  der  Aufnahme  ist  die  Fähig- 
keit, Diktirtes  ohne  grobe  Fehler  nachzuschreiben,  und  daneben 
eine  gewisse  Fertigkeit  im  Rechnen. 

Da  mit  Errichtung  der  Schule  keinerlei  Gcldspekulation  be- 
absichtigt ist,  haben  die  l*rcise  relativ  niedrig  bemessen  werden 
können.  Es  sind  an  Unterrichts  -  Honorar  90  M.  zu  entrichten, 
von  denen  50  M.  nebst  3  M.  Einschreibe  -  Gebühr  beim  Eintritt 
bezahlt  werden  müssen,  wahrend  die  Zahlung  des  Restes  von 
40  M.  bis  Mitte  Januar  gestundet  werden  kann. 

Die  Eröffnung  der  Schule  ist  auf  den  3.  November  er.  fest 
gesetzt  —  Nähere  Mittheilungen  werden  ertheilt  und  selbstgeschrie- 
bene Aufnahme  -  Meldungen  sind  zu  richten  an  den  Dirigenten 
der  Anstalt  Hrn.  Dr.  Gusscrow,  Berlin  N.,  Krausnickstrafsc  19.  — 

Die  zweite  bezgl.  Schule,  Unterrichtsanstalt  zur  Aus- 
bildung von  Bautechnikern  des  Dr.  E.P.Böhme,  Berlin, 
Lottnm-Strasse  18a,  gliedert  sich  in  einen  Tages-  und  einen 
Abend-Kursus. 

Der  Tageskurs  nimmt  zur  vollständigen  Zurücklegung  mit 
»!  stündiger  Unterrichtszeit  pro  Tag  2  Jahre,  der  Abendkurs,  mit 
2  bis  3  wochen-abendlichem  und  sonntäglichem  Unterricht,  3  Jahre 
in  Anspruch.  Für  den  Abendkursus  ist  insbesondere  an  solche 
Theilnchmer  gedacht,  welche  hier  in  Berlin  als  Lehrlinge  oder 
Gesellen  in  der  praktischen  Uebung  des  Gewerbes  thätig  sind, 
für  den  Tageskurs  an  Besucher,  die  im  Stande  sind,  ihre  ge- 
sawmte  Zeit  auf  die  theoretische  Ausbildung  im  Gewerk  zu  ver-  j 
wenden.  Das  Unterrichts  •  Honorar  ist  für  den  Tageskurs  auf 
45  .(f.,  für  den  Abendkurs  auf  l.r> .//.  pro  Monat  fest  gesetzt. 
Was  die  Aufnahme-Bedingungen  betrifft,  so  wird  im  Programm 
ziemlich  unbestimmt  —  der  Nachweis  „mindestens  einer 
mittleren  Schulbildung"  gefordert,  wahrend  „die  Erledigung  einer 
praktischen  Arbeitszeit  zwar  als  erwünscht,  indess  nicht  als 
absolut  erforderlich"  erklärt  wird.  Dass  uns  der  hierin  enthaltene 
Dispens  nicht  geeignet  erscheint,  einetOchtige  handwerkliche 
Bildung  zu  fördern  wollen  wir  hier  abermals  wiederholen. 

Das  Verzeichniss  der  Unterrichts  -  Gegenstände  ist  ein  sehr 


reichhaltiges  und  würde  in  demjenigen  Theile,  welcher  die  im 
Unterricht  zu  behandelnden  Kapitel  der  Mathematik  betrifft, 
wohl  ziemlich  starke  Abstriche  vertragen,  ohne  an  Werth  sonderlich 
einznbüfsen.  Den  Nutzen,  welcher  im  baugewerklieben  Wissen 
z.  B.  die  Kenntniss  der  Permutationen,  Variationen,  Kombinationen, 
der  Kettenbrüche,  der  Moivrc'echen  Formel  und 
besitzt,  vermögen  wir  absolut  nicht 


sonstiges 
Das  Kapitel 


BaukoQBtruküonsl  e  h  re 
Ergänzungen  bedürftig. 

Im  übrigen  wollen  wir  nicht  ui 
Hr.  Dr.  Böhme  anf  dem  Gebiete  des 
kein  Neuling  ist,  sondern  seit  Jahren 
auf  demselben  sich  bewegt  hat  — 


zu  erwähnen,  dass 
Unterrichtswesens 
in  vielfacher  Weise 


Personal -NM-richten. 

Preufsen. 

Der  Reg.-  u.  Baurath  Gottgetreu  in  Köln  ist  zum  Geh.  Re- 
gierungsrath  ernannt  —  Der  Hof- Bauinspektor  Knvrim  zu 
Wilhelmshöhe  hat  den  Charakter  als  Hofbaurath  "erhalten. 
—  Dem  Titular-Bauinspektor  Wichmann  zu  (  lausthal  ist  die 
Kreisbaumeisteretelle  f.  d.  Baukreis  Alfeld  mit  dem  Wohnsitz  in 
Gronau  verliehen. 

Der  Kreisbmstr.  Simon  zu  Goldberg  i.  Schles.  ist  nach 
Zielen  iL-  versetzt 

Die  Baumeister-Prüfung  im  Bauingenieur-Fach  haben  be- 
standen: Paul  Röhns  aus  Göttingen,  Felix  Allendorf  aus 
Magdeburg  und  Ottomar  Schmoll  aus  Lauenburg  i. Pm. 

Brief-  and  Frageksuten. 

Abonn.  in  B.  Die  Irrthnmlichkeit  in  den  Iii  ibenangaben 
einiger  Orte,  die  in  der  dem  Deutsch.  Baukalender  pro  1878  vor- 
gedruckten Tabelle  enthalten  sind,  ist  auch  uns  bereits  aufgefallen 
und  im  Jahrgange  1879  verbessert  worden.  Im  übrigen  sind 
wir  in  den  älteren  —  als  unrichtig  erkannten  —  Angaben  einer 
Quelle  gefolgt,  welche  ziemlich  hoben  Glauben  für  sich  in  An- 


Hrn.  E.  Holtzmann  in  Speyer.  Wir  denken  dass  in  der 
Schlussbemerkjing  unserer  Mittheilung  in  No.  71  er.  eine  An- 
zweifelung Ihres  Erfinderrechts,  um  deswillen  nicht  gefunden 
werden  kann,  weil  Falle,  dass  gleichartige  Erfindungen  etwa 
gleichzeitig  gemacht  worden,  keine  Seltenheiten  sind.  Was  wir 
in  jenem  Schlussatze  ausdrücken  wollten,  war  lediglich  eine  Ab- 
wehr der  möglichen  Aufforderung,  über  Prioritätsrechte  einen 
Ausspruch  abzugeben,  welcher  der  Missdeutung  hatte  ausgesetzt 
sein  können,  aus  genauer  Kenntniss  aller  vorhandenen 
Quellen  entsprungen  zu  sein. 

Im  übrigen  müssen  wir  uns  darauf  beschränken,  von  Ihrer 
Behauptung,  dass  die  Anfänge  Ihres  polychrom  -  autographischen 
Verfahrens  bereits  aus  dem  Winter  1877  78  datiren  und  dass  Sie 
am  G.  August  er.  auf  das  Verfahren  ein  Reichspatent  erhalten  haben, 
hier  einfach  Notiz  zu  nehmen,  Ihnen  überlassend,  für  weiter 
gehende  Mittheilungen  zum  Punkte  des  Eigentumsrechts  etc. 
sich  des  Inseraten-Theils  dies.  Blattes  zu  bedienen. 

Hrn.  W.  P.  in  P.  Wir  irren  wohl  nicht,  wenn  wir  Ihre 
Frage  mit  der  beabsichtigt  gewesenen,  aber  nicht  effektiv  ge- 
wordenen Gründung  einer  „Genossenschaft  deutscher  Techniker" 
in  Verbindung  bringen.  Die  Gründung  hat,  so  viel  wir  wissen, 
mehre  Anstände  gefunden;  Sie  werden  weiteres  hierüber  ver- 
mutlich von  dem  Direktor  Weitzel  in  Mittweida  in  Sachsen  in 
Erfahrung  bringen  können. 

Hrn.  W.  8.  in  Danzig.    Die  vorstehende  Beantwortung 


heilt  uns  zur  Frage 


Hrn.  K.  in  S.  Ein  Fachgenosse  in  l 
nach  einem  Kitt  für  Thonwerkstücke 
Kitt  aus  Eiweiß,  ungelöschtem  Kalk 
Käse  bereitet  wird.  Zur  Färbung  wird  das  entsprechende  Ziegel- 
mehl  zugesetzt  Auch  zur  Verkittung  von  Sandstein  soll  die  an- 
gegebene Mischung  sich  eignen,  indessen  ist  zum  guten  Erfolg 
vorsichtiger  und  rascher  Gebrauch  erforderlich.  Der  Hr.  Ein- 
sender dieser  Notiz  rühmt  die  Güte  des  Mittels  sehr. 

Hrn.  B.  in  E.  Balkenköpfe  vor  dem  Vermauern  mit  Mennig- 
farbe oder  Theer  zu  streichen,  wird  allgemein  für 
gehalten,  sofern  nicht  völlige  Trockenheit  det 
ist    Ihre  andere  Frage: 
Ob  in  der  Rheinprovinz  ein  Gebrauch  besteht,  wonach  auf  Maafs 
bestelltes  Bauholz  um  den  Sägeschnitt  schwächer  ge- 
liefert werden  darf,  ohne  dass  ein  Abzug  für  das  Mindcrmaals 
gestattet  ist? 

übermitteln  wir  mit  entsprechender  Bitte  unserm  Leserkreise. 

Anfragen.  Welche  Fabriken  befassen  sich  mit  der  Anfer- 
tigung von  Leuchtgas -Regulatoren,  u.  z.  solcher,  die  in  unmittel- 
barer Verbindung  mit  dem  Gasmesser  stehen.  Welche  Füllung 
der  Apparate  —  Glyzerin  oder  Quecksilber  —  ist  vorzuziehen  V 

Sind  für  Stras»enseiger  und  Hausnummern  Email  auf  Eisen- 
blech oder  eine  andere  Herstellungsart  zu  empfehlen? 

Neuer  Abonnent  in  Berlin.  Wir  haben  die  Publikation 
über  die  von  den  Hrn.  Ebe  &  Benda  auf  der  vorjährigen  Berliner 
Kunstausstellung  vorgeführten  Entwürfe  zu  Dreifenster-Hausern 
keineswegs  ans  den  Augen  verloren,  konnten  das  bezgl.  Material 
von  den  Architekten,  die  zunächst  eine  vollständige  photog 
Reproduktion  ihrer  Arbeit  mit  erläuterndem 
aber  bisher  nicht  erhalten.  Als  besonders  drängend  dürfte  "die 
Mittheilung  wohl  nicht  angesehen  werden. 

Hrn.  L.  in  Chemnitz.    Uns  ist  von  den  „sehr  vielen 
Bauten,  welche  Berliner  und  Wiener  Baumeister  auf  dem 
türkischen  Kriegsschauplatz  auszuführen  haben"  bis 


Kem.iiiviiim.v*,!.*  y..„  Carl  Beelltl  In  1 


K   K.  O  Fril.rh,  Brrlm     l>nKk:  W  II« 


^igKzed  byfcoqgle 


N«.80.  DEUTSCHE  BAUZEITUNG.  405 


lakalt:  IWrlobt  ata  ik  V«hM,.ll«n«w>  <l*>  III.  OJtMMl - Vonanlm«  0«  uwUUauc  dn  Jahn-  ||f>,  (Xrhliui.)  -  IHt  ,st»Jt. Kr. „l, ,n>n«  voa  M,.M.»r*  - 
WH  u  l>r«d«u   (KorKrtiu.*)  -  IM.  I-iillcl.»«  Klnrlchm.fN  ,W  P«ri«r  W.II-       V„rJ»  tu  Brrli«.  -  Kn.k.rrc.i.a 


Verband  deutscher  Architekten-  und  Ingenieur -Vereine. 


Bericht  Ober  die  Verhandlungen  der  III.  Generat -Versammlung  des  Verbandes  deutscher  Architekten- 
und  Ingenieur -Vereine  am  2.,  3.  und  4.  September  1878  zu  Dresden. 

) 

eilung  für  Ingenieurwesen. 

und  Köln  -  Niederländische  Grenze  3,5",  hergestellt  sein 
werden. 

Ansehnlich  ist  auch  der  Verkehr  der  Nebenflüsse  des 
Rheins:  Main,  Mosel,  Saar,  Lahn,  Ruhr  und  Lippe,  welche, 
theils  regulirt,  theils  kanalisirt,  Ladungen  von  durchschnittlich 
3000  Ztr.  gestatten. 

Als  ungünstiger  Umstand  muss  hier  erwähnt  werden,  dass 
quer  zwischen  dem  Laufe  des  Rheins  und  dem  der  Elbe  alle 
verbindenden  Schiffswege  fehlen,  so  dass  der  Verkehr  zwischen 
diesen  beiden  Strömen  nur  durch  Seetransport,  wobei  meist 
ein  Umladen  erforderlich  ist,  vermittelt  werden  kann. 

Die  Ems,  auf  deren  unterem  Laufe  Seeschiffe  verkehren, 
erlangt  besondere  Wichtigkeit  durch  ein  im  Bau  begriffenes, 
weit  verzweigtes  Kanalnetz,  welches  für  Schiffe  von  durchgangig 
6—7000  Ztr.  Ladung  angelegt  wird. 

Auch  das  Fahrwasser  der  Weser  ist  günstig,  da  unter- 
halb Minden  Schiffe  von  5— 7000  Ztr.  Ladung  verkehren  und 
M  —  wahrscheinlich  in  nicht  zu  ferner  Zeit  —  möglich  sein 
wird,  Seeschiffe  von  6"  Tiefgang  (bei  7"  Wassertiefe)  bis 
Bremen  hinauf  gehen  zu  lassen,  wahrend  in  wenigen  Jahren 
die  Strecken  Bremen -Minden  auf  1,5 m  und  Minden  -  Münden 
auf  1,2 m  durchgängige  Tiefe  gebracht  sein  werden. 

Die  Elbe  zerfallt  in  drei  schon  jetzt  gut  schiffbare 
Strecken:  Aufsig- Magdeburg  (zumeist  korrigirt,  0.60— 1,50 m 
Tiefe  für  Ladungen  von  3— 5000  Ztr.,  ja  in  gflmt  igen  Zeiten 
bis  10 000 Ztr.),  Magdeburg -Ilavelmündung  (1,3— 1,7 »Tiefe 
mit  4—8000  Ztr.,  ausnahmsweise  bei  höheren  Wasserstanden 
bis  12  000  Ztr.  Ladung)  und  Ilavelmündung- Hamburg  mit 
2»  Tiefe.  Bis  Hamburg  aufwärts  kommen  Seeschiffe  von 
5°  Tiefgang  und  mehr. 

Als  schiffbare  Nebenflüsse  sind  Saale  undUnstrut 
zu  nennen,  welche  beide  kanalisirt  sind  und  einen  Verkehr 
mit  Schiffen  von  ca.  3000  Ztr.  Ladungsfähigkeit  gestatten. 
Der  Stecknit2  -  Kanal,  zur  Verbindung  von  Lübeck  mit  der 
Elbe  angelegt,  ist  als  ältester  Kanal  Deutschlands  hier  zu 
erwflhncn,  bietet  aber  bei  seinem  mangelhaften  Zustande 
wenig  Nutzen. 

Von  besonderer  Wichtigkeit  sind  diedicElbenndOder 
verbindenden  Schiffswege,  welche  nach  Berlin  führen. 
Havel  und  Spree  bilden  hier  mit  einer  Anzahl  von  Kanälen, 
unter  diesen  hauptsäclüich  der  Plaueu'sche,  Finow-,  Spandauer 
und  Friedrich  -  Wilhelms  -  Kanal,  ein  Wasserstrafscn-Netz.  auf 
welchem  in  der  Umgegend  von  Berlin  jährlich  90  Tausend 
Schiffe  mit  150  Millionen  Ztr.  Ladung  verkehren.  Zum  An- 
schlags hieran  sind  projektirt  der  Elbe -Spree-,  Spree -Oder-, 
Berliner  Süd-,  Rostocker,  Berlin  -  Havelberg  -  Hamburger  und 
Uecker-Kanal,  welche  sämmtlich  fühlbarem  Bedürfniss  ent- 
sprechen werden. 

Wenig  günstig  sind  die  Schiffahrt*- Verhältnisse  der  Oder. 
Volle  Ladungen  (auf  der  oberen  Strecke  2  —  2500.  auf  der 
mittleren  Strecke  3500  Ztr.)  können  eigentlich  nur  in  den 
Monaten  März  und  April,  etwa  während  50  Tagen  jährlich, 
verkehren,  wahrend  in  der  übrigen  Zeit  kaum  halbe  Ladung 
eingenommen  werden  kann.  Diesen  mangelhaften  Verhält- 
nissen ist  wohl  nur  durch  einen  Latcral-Kanal  oder  den  Ein- 
bau von  Stauwehren  abzuhelfen. 

Günstiger  sind  die  Nebenflüsse  der  Oder,  die  Netze 
und  noch  mehr  die  Warthe,  welche  ein  gutes,  fast  das 
ganze  Jahr  ausreichendes  Fahrwasser  für  2500  Ztr.  Ladung 
darbieten.  Gleichwertig  ist  der  die  Oder  durch  Warthe  und 
Netze  mit  der  Weichsel  verbindende  Brombcrgcr  Kanal.  — 
Die  Weichsel  bietet  in  ihrem  oberen  Laufe  viele  Hinder- 
nisse, hat  aber  dem  ungeachtet  lebhafte 
mit  2500—3000  Ztr.  Ladung.  Bis  Datuig 
von  5»  Tiefgang.  — 

Noch  sind  der  Weichsel-Haff- Kanal.  derKraffohl- 
Kanal,  der  Elbingfluss  und  der  Elbing-Oherländische 
Kanal,  endlich  Pregel  und  Memel,  welch'  letztere  Fahr- 
zeuge mit  2500— 4000  Ztr.  Ladung  gestalten,  zu  nennen. 
Der  Hr.  Vortragende  schliefst  hieran  die  allgemeine  Be- 


2.  Verhandlungen  der  Abth 
I.  Sitzung:  Dinstag,  den  3.  September  1878, 
im  Königl.  Polytechnikum. 
Anwesend  53  Mitglieder. 

Zufolge  Auftrags  des  I/okalkomitis  hegrüfst  Hr.  Betriebs- 
Oberingenicur  Neu  mann  (Dresden)  die  Versammlung 
und  ersucht  dieselbe,  zunächst  die  Wahl  des  Vorstandes 
vorzunehmen.  Es  werden  durch  Akklamation  gewählt: 
als  Vorsitzender  Hr.  Geh.  Finanzrath  Kopeke  (Dresden),  als 
Stellvertreter  desselben  Hr.  Gcncrnldircktions-Kath  Schnorr 
von  Carolsfeld  (München)  und  als  Schriftführer  die  Hrn. 
Ingenieur  Pögc  (Dresden)  und  Abth.-Ingenicur  Spangen- 
borg (Pirna).  Im  Laufe  der  Verhandlung  erklärt  Hr.  Schnorr 
von  Carolsfeld,  die  auf  ihn  gefallene  Wahl  wegen  dringlich  ge- 
botener früherer  Rückreise  nicht  annehmen  zu  können,  und 
es  wird  deshalb  an  seine  Stelle  Hr.  Bauinspektor  a,  D. 
Meyer  (Berlin)  durch  Zuruf  gewählt. 

Nachdem  Hr.  Geh.  Finanzrath  Kopeke  den  Vorsitz 
übernommen,  erhalt  Hr.  Regier.-  und  Baurath  Wernekinck 
(Charlottcnburg)  dos  Wort  zum  Vortrage  über  das  Thema: 
„Anlage  und  Transport  methoden  von  Wasser- 
strarsen, Kostcu  der  Kitineiischiffahrt  und  Ver- 
gleichung  derselben  mit  denen  anderer  Transport- 
arten." 

Der  Hr.  Redner  prazisirt  den  Standpunkt  seines  Vortrages 
zunächst  dahin,  dass  in  demselben  die  Scliiffabrtsverliältnisse 
lediglich  in  Rücksicht  auf  die  Bewegung  von  Massen-Gütern 
beurtlieilt  würden,  während  der  Personenverkehr,  als  weniger 
wichtig,  nicht  zur  Besprechung  zu  ziehen  sei.  Zur  Beurtbeilung 
der  dcrmaligen  und  der  zu  crstrcl>enden  Verkehrsvcrhältnisse 
entwickelt  der  Hr.  Redner  nunmehr  ein  Bild  der  Zustände 
der  natürlichen  und  künstlichen  Wasserstrafsen 
Deutschlands  wie  folgt:  Die  hydrographischen  Verhältnisse 
Deutschlands  scheinen  für  die  Binnenschiffahrt  bei  einem 
flüchtigen  Blick  glücklich  zu  sein,  da  eine  gröfsere  Zahl  an- 
sehnlicher Flüsse  in  inäfsigcn  Abstanden  von  den  Gebirgen 
zum  Meere  führt,  so  dass  es  nur  weniger  künstlicher  Ver- 
bindungs-Linicn  zur  Herstellung  eines  brauchbaren  Netzes  von 
Wasserstrafsen  zu  bedürfen  scheint.  Leider  entsprechen  die 
thatsächlichen  Verhältnisse  dem  Bedürfniss  wenig,  hauptsächlich 
weil  die  natürlichen  Wasserstrafsen  nicht  genügend  ausgebildet 
sind.  Selbst  Rhein  und  Donau  entbehren  in  den  oberen  Theilen 
ihres  Laufes  ausreichender  und  zusammen  hängender  Tiefen. 
Die  vorhandenen  Kanäle,  im  Protile  knapp,  können  ihre 
Leistungsfähigkeit  nicht  entfalten,  weil  diese  zu  sehr  von  dem 
Zustande  der  Flüsse  abhangt,  in  welche  sie  münden.  Uebcr- 
dies  fehlt  es  auch  noch  an  vielen  wichtigen  Kanal-Linien.  Der 
mangelhafte  Zustand  unserer  Wasserstrafsen  besteht  noch,  weil 
man  seit  langer  Zeit  alle  bereiten  geistigen  und  materiellen 
Mittel  auf  den  Bau  von  Eisenbahnen  verwendet  hat.  Erst 
jetzt,  nachdem  man  über  Leistungsfälligkeit  und  Rentabilität 
der  Eisenbahnen  einigermarsen  enttäuscht  ist,  kommt  die  Frage, 
ob  nicht  Wasserstrafsen 
wieder  zur  Diskussion. 

Unter  den  deutschen  Flüssen  steht  auch  für  die  Schiffahrt 
der  Rhein  oben  an,  weil  er,  durch  Gletscherwasser  gespeist 
und  durch  3  Seen  im  Zufluss  regulirt,  gerade  zur  günstigsten 
ScIdffahrtsiMjriode,  im  Hochsommer,  das  beste  Fahrwasser  hat, 
während  bei  den  übrigen  Flüssen  die  Zeiten  des  hohen  Wasser- 
standes meist  mit  dem  Eisgang  nahe  zusammen  fallen.  Für 
den  Massen-Verkehr  kommt  der  Rhein  erst  unterhalb  Strafs- 
burg in  Betracht ;  von  da  bis  Maxau  hat  er  aber  zu  grofses  GefaUc 
(ca.  1:2000)  und  dem  entsprechend  zu  grofse  Geschwindigkeit 
(2—3  ■  pro  Sek.),  um  für  die  Schiffahrt  recht  geeignet  zu  sein. 
Von  Maxau  abwärts,  besonders  aber  von  Mainz  bis  zur  Nieder- 
ländischen Grenze,  vermag  die  Khcinschiffahrt.  bei  Ijidungen 
von  8 — 12  (KK)  Ztr.,  den  beiden  Uferbahnen  wohl  wirksame 
Konkurrenz  zu  bieten  und  guten  Ertrag  zu  geben,  was  sich 
wesentlich  steigern  wird,  wenn  die  projektirten  Tiefen,  näm- 
lich: Strecke  Strafsburg  -St  Goar  .2,5     St.  Goar- Köln  I  - 


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406 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


5.  Oktober  1878 


merkung,  dass  thatsächlich  auf  unseren  Wasserstrafsen  überall 
da  die  Schiffahrt  nur  ein  kümmerliches  Dasein  fristet,  wo 
nicht  dauernd  Ladungen  von  3000  Ztr.  geführt  werden 
können,  während  bei  dauernder  I,adungsfähigkeit  von  40<K)  Ztr. 
die  Schiffahrt  blühe  und  wesentlich  zur  Wohlfahrt  des  Landes 
beitrage.    Er  fahrt  dann  fort: 

Die  Fahrzeuge  der  deutschen  Wasserstrafsen,  Rhein- 
schiffe,  Weserbocke,  Mb-  und  Oderkähne,  Zillen,  sind  ziemlich 
gleichartig  nach  dem  Verhältniss  von  Tiefe  :  Breite  :  Ulnge 
=  1  :  4  :  30  gebaut.  Mn  Schiff  für  2500—3500  Ztr.  Durch- 
schnittsladung  erfordert  für  die  Mgenlast  0,3™  und  für  die 
Ladung  0,'t™  Tiefgang,  wozu  0,2™  Bordhöhe  kommt,  so  dass 
sich  eine  Gesummt  höhe  der  Seitenwände  von  1,4™  ergiebt. 
Neuerdings  gebaute  eiserne  I^istschiffe  brauchen  nur  0,lSm 
Tiefgang  für  das  Eigengewicht,  so  dass  sich  die  Ladungs- 
fähigkeit derselben  um  5 — 700  Ztr.  vergröfsert. 

Das  Profil  der  älteren  Kanüle  wurde  meist  auf 
1,57™  Tiefe,  10rc  Sohlenbreite  und  15™  obere  Breite  bemessen, 
wobei  der  Querschnitt  etwa  das  4  fache  des  eingetauchten  be- 
ladenen  Sehiffskön>ers  für  2500— 3500  Ztr.  Ladung  ergiebt.  - 

Bezüglich  der  Transportarten  ist  zu  erwähnen,  dass 
zur  Fortbewegung  der  Schiffe  auf  Kanülen  bisher  nur 
thierische  oder  Menschenkraft  angewendet  werden  durfte.  — 

Der  Hr.  Redner  wendet  sich  nunmehr  zur  Besprechung 
der  Kosten,  welche  die  Binnenschiffahrt  erfordert.  Die 
Kosten  setzen  sich  zusammen  aus :  den  Schiffahrtszöllen  (welche 
nur  noch  für  die  Kanäle  in  Frage  kommen,  da  sie  für  die 
Flüsse  aufgehoben  sind),  den  Kosten  des  Schiffs  und  Inventars 
und  dem  Aufwand  für  Bedienung  und  Fortbewegung,  sowie 
für  Laden  und  Loschen. 

Die  Kanalzölle  sollen  die  Kosten  der  baulichen  Unter- 
haltung und  die  Kapitalzinsen  decken.  Dies  wird  aber  auf 
unseren  heutigen  Kanälen  nirgends  erreicht,  weil  die  Zölle 
—  an  sich  uiedrig  bemessen  —  aus  Rücksicht  auf  den  arm- 
seligen Erwerb  der  Schiffer  nur  von  einem  geringen,  unent- 
wickelten Verkehr  erhoben  werden  können.  —  Wenn  ein  für 
zwei  Schiffe  reichlich  breiter,  2™  tiefer  Kanal  cinschliefslich 
der  Einrichtung  für  Tauereibetrieb  mit  1200000  M.  pro  Meile 
gebaut  werden  kann,  wie  anzunehmen  ist,  so  würden,  für 
Verzinsung  5%  und  für  Unterhaltung  und  Verwaltung  1 '/«*/• 
gerechnet.,  durch  Kanalzoll  pro  Meile  jährlich  75  OOO  M.  auf- 
zubringen sein,  was  bei  einem  Zoll  von  0.2  Pfg.  pro  Ztr.  und 
Meile  einen  Verkehr  von  37  000  000  Ztr.  bedingte.  Mit 
Kücksiriit  nuf  die  Ivonkum'nz  <icr  l^isonbulinon  käon  iiliii 
den  Frachtsatz  pro  Ztr.  und  Meüe  nicht  höher  als  0,5  I'fg. 
setzen,  wovon  —  0,2  Pfg.  auf  Zoll  abgerechnet  —  0,3  Pfg. 
auf  Kosten  des  Schiffs,  der  Bedienung  und  Beförderung  ent- 
fallen. Dieser  Frachtsatz  von  0,5  Pfg.  ist  allerdings  bis  jetzt 
auf  unseren  Wasserstraßen  noch  nicht  überall  zu  erreichen ; 
denn  es  berechnen  sich  jetzt  noch  pro  Ztr.  und  Meile:  die 
Kosten  des  Schiffs  und  Inventars  zu  0,1 — 0,2  Pfg.,  die  Be- 
förderungskosten bei  Verwendung  von  Menschenkraft  0,18 
bis  0,25  Pfg.,  Pferdekraft  0,15—0,20  Pfg.,  Dampfkraft  bei 
Schiff  ohne  Kette  0,14  —  0,20  Pfg.,  desgl.  mit  Kette  0,12 
bis  0,16  Pfg-,  desgl.  mit  Seil  (schätzungsweise)  0,11-0,14  Pfg., 
so  dass  skh  die  Gesammtkosten  auf  Kanälen  einschliefsl.  Zölle 
zu  0,55— 0,60  Pfg  stellen.  Auf  Flüssen,  wo  zwar  der  Zoll 
entfällt,  aber  manche  Hindernisse,  besonders  auf  die  Borgfahrt, 
vertheuernd  wirken,  ergeben  sich  diese  Kosten  durchschnitt- 
lich  zu  0,42  Pfg.  Es  ist  jedoch  anzunehmen,  dass  sich  die 
Wasserfrachten  in  Folge  verbesserter  Einrichtungen,  besonders 
Anordnung  des  Taucrcibctriebs  auf  Kanälen,  nach  Ausführung 
der  beabsichtigten  Stromverbesserungen  und  bei  einer  Ladungs- 
fälligkeit der  Schiffe  von  4000  Ztr.  auf  0,45  bezw.  0,35  Pfg. 
herab  mindern  werden. 

Die  Frachtsätze,  wie  sie  auf  den  Schiffswegen  um  Berlin 
schon  jetzt  wirklich  vorkommen,  bestätigen  zur  Genüge  die 
Richtigkeit  dieser  Angaben  und  Annahmen.  —  So  billig  können 
aber  Eisenbahnen  nicht  transportiren,  auch  dann  nicht,  wenn 
dieselben  weit  billiger  gebaut  und  —  wie  es  ausschliefslicher 
oder  hauptsächlicher  Lastenverkehr  gestatten  würde  —  ein- 
facher betrieben  würden. 

Als  Beispiel  der  I^istungsfähigkcit  von  Kanälen  ist  der 
Ki K-Kanal  in  Amerika  anzuführen,  welcher  bei  mittclmAfsigen 
Dimensionen  und  Einrichtungen  die  Konkurrenz  zweier  gut 
betriebener  Eisenbahnen  erfolgreich  überwindet  und  in  einer 
Richtung  72  000  000  Ztr.  befördert.  — 

Der  Herr  Redner  beleuchtet  nun,  wio  es  zur  Hebung 
der  wirthschaftlichen  Verhältnisse  Deutschlands  besonders 
dienlich  sei,  den  Wassertransport  zu  fördern,  und  wie  dies 
geschehen  könne  durch  thunlichste  Beseitigung  der  Mangel 
desselben.    Als  solche  sind  hauptsächlich  die  langen  und  un- 


I 

i  sicheren  Lieferfristen  zu  ttezeichnen;  durch  bessere  Einrich- 
tungen für  das  Laden  und  Löschen,  durch  Verbesserung  des 
Maklerwesens,  durch  verbesserte  Mnrichtuug  der  Schleusen, 
durch  Beschleunigung  des  Scbleusens  (Heranziehung  der 
Nachtzeit)  und  durch  Einführung  der  Tauerei  können  die 
Lieferfristen  wesentlich  abgekürzt  und  sicherer  innc  gehalten 
werden. 

Von  besonderer  Wichtigkeit   für  die  Zukunft  unserer 
Binnenscliiffahrt  sind  ferner  die  Mittel  zur  Ueberschreitnng 
von  Wasserscheiden  und  Ueberwindung  von  grofse  n 
Gefällen.    Die  gewöhnlichen  Schleusen  würden  in  vielen 
I  Fällen  nicht  mehr  den  neueren  Ansprüchen  genügen;  sie 
I  würden  in  größerer  Anzahl  zu  nahe  bei  einander  angeordnet 
.  werden  müssen;  sie  würden  deshalb  nicht  nur  hinderlich  fftr 
den  schnellen  Verkehr,  sondern  auch  sehr  kostspielig  wegen 
des  grofsen  Wasserverbrauchs  werden,  ja  in  vielen  Fällen 
würde  eine  Kanalverbindung  unteibleilwn  müssen,  wenn  es 
nicht  noch  andere  Mittel  als  Schleusen   zur  UeberfQhniti/t 
von  Schiffen  Ober  Wasserscheiden  oder  zur  Ueberwindung 
starker  Gefalle  gäbe.    Für  solche  Gefälle  sind  in  Vorschlag 
bezw.  zur  Anwendung  gekommen: 

1)  das  lothrechte  Auf-  und  Niederfuhren  der  Schiffe,  in 
I  Schleusenkammern    schwimmend,    durch    stehende  Dampf- 
maschinen :  besonders  für  steile  Abhänge  anwendbar; 

2)  das  Bewegen  der  Schiffe  auf  geneigten  Ebenen,  in 
Schleusenkammern  schwimmend,  mittels  stehender  Dampf- 
maschinen; für  Gefälle  von  1  :  75  bis  1  :  100; 

3)  dieselbe  Bewegungsart  unter  Anwendung  von  Loko- 
motivenbetrieb, für  Neigungen  von  1  :  150  bis  1  :  400  und 
Schiffe  bis  5000  Ztr.  Ladung; 

4)  Ueberführung  der  Schiffe  auf  Wagen,  also  nicht 
schwimmend,  auf  geneigten  Ebenen  mit  stehenden  Maschinen ; 

endlich 

5)  die  Ueberführung  auf  hydrostatischen  Wagen  über 
geneigte  Ebenen,  bei  Neigungen  von  1:20  bis  1  : 200,  mit 
stehenden  Maschinen  oder  I<okomotiven. 

Bei  letztcrem  System  ruhen  die  Schiffe  bis  zu  5000  Ztr. 
Ladung  auf  einer  größeren  Zahl  von  Kolben,  welche  in  mit 
einander  durch  Röhren  verbundenen  und  mit  Wasser  oder 
Glycerin  gefüllten  Zylindern  gehen  und  so  die  Last  des 
Schiffes  in  der  Gleichgewichtslage  von  selbst  balanrircn.  Für 
den  projoktirten  Elbc-Sprec-Kanal  veranschlagt  der  Erfinder. 
Hr.  Bellingrath.  die  Herstellung  einer  geneigten  Ebene  mit 
36  ■  Höhendifferenz  nach  seinem  System  (welches  nur  20  Min. 
Zeitaufenthalt  zur  Förderung  eines  Schiffes  benöthigen  würde) 
zu  780  (KM)  M.,  während  die  andernfalls  erforderlichen  12 
Schleusen  4OO0O0O  M.,  eine  Einrichtung  zu  lothrechter 
Hebung  der  Schiffe  aber  2  700  000  M.  kosten  würde.  — 

Der  Hr.  Redner  kommt  nun  auf  Grund  seiner  Betrach- 
tungen zu  dein  Schlüsse,  man  müsse,  um  die  wirthschaftlich 
so  wichtige  Binnenschiffahrt  zu  heben  und  zu  einem  wirk- 
samen Verkehrsmittel  für  Massentransporte  zu  machen,  darauf 
hinwirken,  dass  Wasserstrafsen  mit  gleichartigen  Di- 
mensionen und  Einrichtungen  für  kidungen  von 
4000  Ztr.  auf  lange  Strecken  verbunden  und  für  Tauerei- 
Betrieb  hergestellt  und  sammt  den  vorhandenen  möglielist 
leistungsfähig  erhalten,  ferner  dass  die  Schiffe  möglichst  vor- 
teilhaft und  besser  als  bisher  konstruirt  und  endlich  ilass 
das  Maklerwcscn,  sowie  Lade-  und  1  .<  isi  h  - 1 Einrichtungen  wesent- 
lich verbessert  würden.  — 

Dieser  Vortrag  fand  den  lebhaften  Beifall  der  Versamm- 
lung und  stimmte  man  dem  durch  den  Hrn.  Vorsitzenden 
ausgesprochenen  Danke  an  den  Redner  gern  zu;  eine  Dis- 
kuBsion  wurde  nicht  aufgenommen.  — 

Der  Tagesordnung  entsprechend,  referirt  nunmehr  Hr. 
Bezirksingenieur  Dr.  Fritzsche  (Dresden)  über  die  Frage 
der  „Dauer  der  Eisenkonstrukt ionen"1.  Die  Frage 
hat  bereits  der  Generalversammlung  des  Verbandes  in  Berlin, 
September  1874,  vorgelegen  und  damals  zu  dem  Beschlüsse 
geführt:  „Der  Verband  deutscher  A.  u.  I.  wolle  zu  allgemeiner 
Einführung  regelmäßig  zu  wiederholender  Beobachtungen  von 
Eisenkonstruktionen  nach  gleichen  Methoden  auffordern  und 
ein  Schema  für  die  zu  sammelnden  Notizen  veröffentlichen1*, 
lieber  diesen  Beschluss  haben  sich  sodann  mehre  Vereine 
gutachtlich  ausgesprochen,  auch  hat  bei  der  im  September 
1876  in  München  sUttgcfundenen  2.  General  -  Versammlung 
Hr.  Direktor  Gerber  (s.  Zu  in  München)  diese  Ange- 
legenheit in  einem  sehr  eingehenden  Vortrage  besprochen; 
bisher  aber  war  die  Frage  zu  einem  Abschlüsse  nicht  gelangt 

Die  3.  (gegenwärtig  tagende)  Verbands- Versammlung  hatte 
demnach  dieselbe  wieder  aufzunehmen  und  es  war  der  Hr.  Vor- 
tragende mit  Bearbeitung  derselben  vom  Vororte  betraut  worden. 

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No.  80. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


407 


Auf  Grund  des  vorliegenden  Materials  gewann  er  die 
Ueberzeugung,  dnss  das  Schema  für  Aufschreibung  der  Be- 
obachtung-Krgebuissc  bei  Prüfung  vou  Eisenkonstruktioncn 
in  sok-ber  Allgemeinheit,  wie  bisher  angestrebt,  kaum  in  ge- 
eigneter Weise  aufgestellt  «erden  könne  und  dass  es  z«cck- 
mäfsig  sei,  eine  Beschränkung  des  vorgesteckten 
Zieles  eintreten  zu  lassen  und  vor  allein  zeitraubende  und 
kostspielige,  nach  Befinden  noch  besonders  vom  Konstruktions- 
System  abhängige  Beobachtungen  auszuscheiden. 

Diesem  Gesichtspunkte  ziemlich  entsprechend  fand  er  ein 
Schema  vor,  welches  seinerzeit  vom  Berliner  Architekten- 
Verein  vorgeschlagen  worden  war.  Mit  einigen  Vervoll- 
ständigungen ist  dieses  nun  vom  Hrn.  Referenten  in  eine 
Form  gebracht  worden,  welche  de.«  am  30.  vor.  Mls.  hier 
versammelt  geweseneu  Abgeordneten  des  Verbandes  vorgelegt 
worden  ist.  liier  hat  mau  den  Bcschluss  gefasst,  dieses 
Schema  anzunehmen  und  zu  veröffentlichen.  Damit  hat  die 
Frage,  wenigstens  vorläufig,  ihren  Ahschluss  gefunden. 

Zum  Schlüsse  stellt  der  Hr.  Vortragende  an  die  Ver- 
sammlung noch  das  besondere  Krsuchcii,  sich  Ober  die  Art 
und  Weise  der  praktischen  Ausfüllt  uug  von  anzustellenden 
Beobachtungen  an  Ebcnkonstrukiioucn  auszusprechen.  Eiue 
Aeufserung  hierzu  unterbleibt  aber.  — 

Nach  Ausdruck  des  Dankes  durch  den  Hrn.  Vorsitzenden 
gelaugt  nun  Hr.  Ziviliugcuieur  Seharowsky  (Dresden)  zu  seinem 
Vortrage  über  „Aufstellung  von  Normalprofileu  für 
Walzeiscn". 

Der  Hr.  Redner  giebt  eine  kurze  Mittheiluug  über  dieZwcck- 
niäfsigkeit,  dergleichen  Nortnalprofile  einzuführen,  sowie  dar- 
über, was  bis  jetzt  in  dieser  Angelegenheit  geschehen  ist. 

Auf  seine  Veranlassung  nahm  der  sächs.  Ing.-  u.  Arch.- 
Verein  in  seiner  93.  Haupt- Versammlung  den  Antrag  an:  An 
den  Verband  das  Krsuchcii  zu  stellen:  „Derselbe  wolle  sich  mit 
der  Aufstellung  von  Nonnalprotilen  für  Walzciscn  bcscliäftigeu". 

Der  damals  vom  Ilm.  Referenten  gehaltene  Vortrag,  in 
welchem  er  seinen  Antrag  in  eingehendster  Weise  begründet, 
wird  in  Druck  -  Kxcmplareu  an  die  Versammlung  vertheilt. 
Gleichzeitig  werden  die  Vorschlage  für  Nonnalprohle  vorgelegt, 
welche  der  Hr.  Redner  im  weiteren  Auftrage  des  oben  ge- 
nannten Vereins  ausgearbeitet  bat.  Diese  Vorschläge  sind 
auch  einer  Anzahl  von  Kachgenossen,  Eisenbahn-Gesellschaften, 
Hüttenwerken  etc.  zur  Begutachtung  zugesandt  worden;  es 
w  urden  auch  mit  dem  Aachener  Bezirks  -  Verein  deutscher 
Ingenieure,  welcher  sich  bereits  mit  der  Aufstellung  von 
Normalprotilen  für  J.  Eisen  beschäftigt  hatte,  Verhandlungen 
darulxr  angeknüpft.  Zu  einem  endgültigen  Resultate  führten 
letzten  jedoch  zunächst  nicht. 

Die  sonstigen  Gutachten  lauteten  sämmtlich  zustimmend; 
ilic  meisten  Eisenbahn-Gesellschaften  hatten  dabei  den  beson- 
deren Wunsch  ausgesprochen,  die  bisherigen  Nonnalprohle 
für  den  Waggonbau  neben  den  neuen  Normalprotilen  bestehen 
zu  lassen,  was  der  Hr.  Redner  auch  für  be.1  echtigt  hält. 

Der  vorgenannte  Bcschluss  des  Sächs.  Ing.-  und  Arch.- 
Vereins  wurde  nun  der  Abgeordneten -Versammlung  des  Ver- 
bandes vom  31.  vor.  Mts.  vorgelegt  und  von  dieser  Versamm- 
lung angenommen.  Es  wurde  eine  Kommission  von  5  Mit- 
gliedern mit  der  weiteren  Förderung  der  Sache  betraut  und 
und  auch  der  fernere  Antrag  angenommen,  die  Aufstellung 
der  Normalprofile  gemeinschaftlich  mit  dem  Verein  deutscher 
Ingenieure  zu  vollziehen. 

Der  Hr.  Redner  widerlegt  noch  einige  in  der  Abgeord- 
neten-Versammlung vorgebrachte  Einwände  und  hebt  zum 
Schlüsse  besonders  hervor,  dass  durch  die  Vereinigung  mit 
dem  Verein  deutscher  Ingenieure  ein  guter  Erfolg  für  die 
angestrebte  Einführung  von  Normalprotilen  zu  erhoffen  sei. 

Eine  Diskussion  wird  nicht  beliebt  und  dankt  der  Hr. 
Vorsitzende  namens  der  Versammlung  für  das  Mitgetheilte.  — 

Der  letzte  Punkt  der  Tagesordnung:  „Referate  aus 
den  Verhandlungen  der  Abgeordneten- Versamm- 
lung über  Privnt-Polytcchnikcn  und  Privat-Ge- 
werbese hulen  und  Vereinigung  der  Interessen  von 
Kommunikation  und  Landeskultur"  erledigt  sich  in 
Kürze  dadurch,  dass  die  Versammlung  auf  Vorschlag  des 
Hm.  Schnorr  durch  das  darüber  in  der  Plenarsitzung  vom 
2.  d.  Mls  bereits  Gehörte  sich  befriedigt  erklärt. 

Schlubs  der  Sitzung  um  11  Uhr  30  Min. 

II.  Sitzung,  Mittwoch,  den  4.  September  1878  im 
Königl.  Polytechnikum. 
Anwesend  Iii  Mitglieder. 

Der  Vorsitzende,  Hr.  Geh.  Finanzrath  Köpckc,  eröffnet 
die  Versammlung  mit  der  Anfrage,  ob  man  die  Vorlesung  des 


gestrigen  Protokollcs  wünsche.  Dieselbe  wird  verneint.  Er 
ersucht  sodann  Hm.  Bauinspektor  a.  D.  Meyer,  den  Vorsitz 
zu  übernehmen,  und  wendet  sich  zu  seinem  Vortrage  über 
„Messung  von  Rewegungen  an  Bauwerken.- 

Man  hat  sich  bei  Messungen  von  Bewegungen,  wie  sie 
durch  Belastungen  oder  sonstige  äufsere  Einflüsse  an  Bauten 
oder  Baumaterialien  erzeugt  werden,  zeither  fast  ausscldicfslirb 
auf  Eisen  und  Holz  beschränkt,  Steiumaterial  aber  unberück- 
sichtigt gelassen.  Neuerdings  erst  hat  Rauschiiigcr  (München) 
neben  seinen  Beobachtungen  an  Metallen  auch  solche  an 
Stein  und  Zement  angestellt.  An  fertigen  Steinbauten  sind 
Beobachtungen  über  Bewegungen  zuerst  von  dem  Hm.  Vor- 
tragenden unter  Verwendung  von  Libellen  erfolgt,  worüber 
sich  Veröffentlichungen  im  „Zivilingcnicur1'  und  in  den  „Mit- 
theilungcn  des  sächs.  Ingenieur-  uud  Architekten  -  Vereins" 
finden. 

Nachdem  die  Einrichtung  und  Verwendungsweise  der 
Libellen  an  einem  vorgelegten  Exemplare  dargelegt  worden 
(ilic  Neigung  der  Libellen  wird  mittels  Mikrometer-Schrauben 
abgelesen),  führt  der  Hr.  Redner  die  Rechnung  vor,  mit 
wclchcrdcr  Elastizitätsmodul  ■  die  Form-Acnderungcncinesder 
Untersuchung  unterworfenen  Materials  —  aus  den  Libellen- 
Ablesungen  zu  ermitteln  sind. 

Durch  solche  Messungen  wurde  z.  R.  fest  gestellt,  dass 
Pirnaer  Sandstein  einen  Elastizitätsmodul  von  nur  50—  »OOOO1* 
pro  'f  —  also  geringer  als  für  Holz  —  Granit  von  200  bis 
250  000  "«,  Zement  von  120—150  0(K>  k«,  also  gleich  dein 
des  Holzes,  besitzen.  Die  Ausdehnung  des  Elbsandsteins 
durch  Nässe  und  Wärme  ist  bezüglich  der  letzteren  zu  */, 
der  Ausdehnung  des  Schmicdeiscns  ermittelt  worden. 

Neuere  Beobachtungen  waren  darauf  gerichtet,  die  Be- 
anspruchungen der  Konstruklionsthcilc  eiserner  Brücken  fest 
zu  stellen  uud  danach  wieder  deren  Elastizitätsmodul  zu  be- 
stimmen. So  hat  der  Hr.  Redner  derartige  Messungen  am 
eisernen  Ueberbau  der  Riesaer  Elbbrückc  angestellt,  und  zwar 
dort  speziell  zur  Beurtheilung  des  ungünstigen  Einflusses  der 
Drcitheiligkeit  des  angewandten  Gittersystems. 

Zur  deutlichen  Darstellung  dieses  Einflusses  wurden  nur 
einzelne  Knotenpunkte  des  Systems  entsprechend  belastet  und 
durch  eine  gröfsere  Anzahl  von  Libellen  das  Verhalten  der 
Gurte  beobachtet.  Es  waren  dann  die  gewundenen  Linien, 
als  welche  sich  die  Gurte  formten,  mit  Hülfe  der  Libellen- 
Ablesungen  genau  zu  verfolgen,  wobei  der  auf  die  Gesammt- 
Durchbiegung  des  Tragers  kommende  Theil  des  Libellcn-Aus- 
scldags  eines  jeden  Beobachtungspunktes  vorher  durch  Rechnung 
fest  gestellt  war  und  so  in  Rücksicht  gezogen  werden  konnte. 

Sehr  interessante  Resultate  wunlen  bei  Beobachtung  in 
der  Ausrüstung  begriffener  Wölbbrücken  erzielt. 

Am  Viadukt  von  überputzkau  i.  Sachs,  mit  16  »  weit 
gespannten  Rögen  von  ca.  %  Stich  wurde  eine  mittlere  Bogen- 
gruppc  beim  Ausrüsten  beolwu-htet.  Der  eine  Grappcnpfeiler 
war  bereits  durch  das  anschlicfsciidc  fertige  Gewölbe  belastet, 
während  der  andere  nur  die  auszurüstende  Gewölbgrupi>e  zu 
stützen  hatte.  Die  Pfeiler  waren  vor  der  Ausrüstung  unten, 
in  der  Mitte  und  ol»cn  mit  Libellen  besetzt  worden  und  es  liefs 
deren  Ausschlag  bei  der  Ausrüstung  der  Bögen  ein  merk- 
liches Abbiegen  der  Pfeiler  —  gleich  in  den  Boden  gespannten 
Stäben  —  erkennen.  Die  angestellte  Rechnung  ergab  den 
Elastizitätsmodul  des  aus  Granit- Bruchsteinen  hergestellten  ein- 
seitig belasteten  Gruppeupfeilers  zu  nur  13  4so  ■«  pro  v».  Die 
Kurve  der  Abbieguug  desselben  würde  bis  ti,4  ">  unter  die 
Gründungssohlc  fort  gesetzt  zu  denken  sein,  um  den  tangen- 
tialen Attschluss  an  die  Vertikale  zu  erreichen. 

Die  an  diesem  neuen  Bauwerke  konstatirten  Er- 
scheinungeu  entsprechen  ganz  den  Erwartungen;  nicht  immer 
ist  dies  der  Fall  bei  älteren  Bauwerken.  So  gingen  z.  B. 
die  beiden  Pfeiler  eines  belasteten  Rogens  nicht  aus  einander, 
wie  man  hätte  erwarten  sollen,  sondern  neigten  sich  gegen 
einander,  was  nur  so  zu  erklären  ist.  dass  der  Bogen  mehr 
wie  ein  aufgelegter  Balken  auf  deu  Pfeiler  gedrückt  hat,  ohne 
nach  aufsen  zu  schieben. 

Kür  den  Anfang  nicht  minder  befremdend  waren  die 
Beobachtungsresultate  an  länger  bestehenden  Futter  mauern. 
An  einigen  solchen  Futtcrmnucra  zeigte  sich  nämlich  bei  Be- 
lastung des  nächst  liegenden  Eisenbahngleises  mit  einer  I  Loko- 
motive eine  Neigung  des  oberen  Mauertheiles  nach  rückwärts. 
Es  ist  dies  wohl  so  zu  erklären,  dass  die  Last  mehr  auf  ilic 
hinteren  Banketts  der  Mauer  gedrückt  nud  so  ein  Abwärts- 
gehen der  Unterseite  bewirkt  hat.  Andere  Beobachtungen 
hatten  darauf  schlicfscn  lassen,  dass  derartige  Mauern  jeden- 
falls oft  an  der  Bewegung  der  gedrückten  elastischen  Erd- 
weiche sie 


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408 


DEUTSCHE  B ADZEITÜNG. 


5.  Oktober  1878 


Der  Ilr.  Vortragende  erläutert  nun  noch  die  ausgestellten, 
mit  Libellen  ausgerüsteten  Versuchs-Apparatc  zur  Messung  der 
Durchbiegung  von  Zementstaben  und  schliefst  mit  der  Zusage, 
die  weitere  wissenschaftliche  Bearbeitung  seiner  Beobachtungen 
fort  zu  setzen. 

Die  Versammlung  Riebt  ihren  Beifall  lebhaft  zu  erkennen 
und  es  spricht  der  Hr.  Vorsitzende  noch  besonders  den  Dank 
der  Zuhörer  für  den  interessanten  Vortrag  aus.  Eine  weitere 
Besprechung  im  Kreise  der  Versammlung  findet  nicht  statt; 
dagegen  bittet  der  Hr.  Vorsitzende  noch  um  eine  Erläuterung, 
die  Bewegung  ton  Futtermauern  betr.,  welche  vom  Um.  Vor- 
tragenden bereitwilligst  gegeben  wird. 

Es  folgt  nunmehr  der  Vortrag  des  Hrn.  Oberingenicur 
Kitzler  (Dresden)  über  „das  Prinzip  des  Zahurad- 
betriebes  in  Anwendung  auf  die  Ersteigung  des 
Erzgebirges  von  böhmischer  Seite." 

Es  handelt  sich  hierbei  speziell  um  die  Eisenbahn- Ver- 
bindung der  Orte  Klostergrab,  dem  Endpunkte  der  Prag-Duxer 
Eisenbahn  auf  böhmischer  Seite,  und  Bienenmühle  als  dem 
Endpunkte  der  Sachs.  Staatseisenbahn.  (Zur  Orientirung  wird 
eine  Karte  an  <lie  Zuhörer  vertheilt.)  Die  Ausführung  dieser 
Verbindung  ist  bisher  unterblieben  wegen  der  sich  auf  dieser 
Strecke  bietenden  bedeutenden  Schwierigkeiten  (steiler  und 
hoher  Gebirgshang).  Die  projektirte  Adhäsions-Bahn  hätte  in 
der  Hauptsache  eine  Steigung  von  1 : 45  zu  überwinden. 

Der  Hr.  Vortragende  hat  nun  eingehende  Untersuchungen 
darüber  angestellt,  ob  nicht  ein  anderes  Bahnsystem  hier  vor- 
thi'ilhafter  sei.  Eine  speziell  durchgeführte  Vergleichuug 
der  Anwendung  des  Scmmcringbahn-Systenis,  des  Uctliberg- 
Systcms  und  des  Zahnradbahn-Systems  auf  dun  vorliegenden 
Fall  hat  ihn  zu  der  Ueberzeugung  geführt,  dass  das  leztere  mit 
Anschluss  kurzer  Adhäsions-Strecken  die  meiste  Empfehlung 


verdiene.  Er  liat  sich  deshalb  in  neuerer  Zeit  mit  einer 
dctaillirten  Ausarbeitung  eines  derartigen  Projekts  befasst  und 
beschreibt  nun  unter  Vorlegung  von  Zeichuungeu  und  Tabellen 
den  Gleis-Oberbau,  die  Wcichenanlagen ,  die  Wasscrstationeu 
und  Lokomotiven  desselben. 

Wegen  vorgerückter  Zeit  muss  der  Vortrag  mit  kurzem 
Schlussworte  beendet  werden. 

Nach  Aussprache  des  Dankes  durch  den  Hrn.  Vorsitzen- 
den wendet  sich  dieser  selbst  zum  letzten  Punkte  der  Tages- 
ordnung: Heferate  Ober  Druckhöhcn- Verluste  in 
Röhren  und  Transportnicthodcn  der  Kanalschif- 
fahrt. 

Ersterwähnte  Angelegenheit  ist  von  den  Abgeordneten  - 
Versammlungen  dem  Hamburger  Arch.  und  Ing.  Vereine  zur 
Berichterstattung  überwiesen  worden  und  es  wird  derselbe  die 
Ergebnisse  demnächst  zur  Veröffentlichung  bringen.  —  Der 
zweite  Punkt,  Transportmethoden  etc.,  erforderte  im  wesent- 
lichen eine  Bearbeitung  nach  zwei  Seiten,  der  Kostcnfrafcc 
und  der  Ueberwindung  von  Steigungen.  Die  den  Kostenpunkt 
betr.  Referate  der  Einzelvereine  werden  in  nächster  Zeit  aus- 
zugsweise veröffentlicht  werden.  Dagegen  ist  der  zweite  Punkt 
bereits  in  der  Abgoordnetonvcrsunimlung  zu  Coburg  erleilijrt 
worden  und  war  dem  Berliner  Architektenvcreiu  anheim  ge- 
stellt worden,  die  Resultate  der  angezogenen  Koferale  zu 
publiziren,  was  indessen  mit  Rücksicht  auf  deren  Dürftig- 
keit und  auf  die  in  Aussicht  stellenden  umfangreichen  Ver- 
öffentlichungen durch  Private  unterblieben  ist. 

Eine  Aufforderung  des  Hm.  Vorsitzenden  zu  etwaigen 
sonstigen  Fragstellungen  aus  der  Mitte  der  Versammlung  heraus 
bleibt  ohne  Erfolg  und  es  wird  daher  die  Sitzung  um  1 1  Uhr 
40  Min.  geschlosseu. 


Die  baulichen  Einrichtungen  der  Pariser  Weltausstellung  des  Jahres  1878. 


Im  Zentrum  des  ganzen  Marsfcld-Palastes,  zwischen  den 
beiden  Kunstausstellung»  -  Gebäuden,  erhebt  sich  isolirt  der 
Pavillon  der  Stadt  Paris.  Das  „Herz  Frankreichs" 
hat  hier  alles  ausgestellt,  was  eine  städtische  Verwaltung 
an  Gegenständen  von  öffentlichem  Interesse  nur  aufbieten 
kann,  Kirchen-  und  Schul-Einrichtungen,  Wohlthätigkcits- An- 
stalten aller  Art,  Brücken,  Wasserleitungen,  Kanäle,  Strafscn- 
und  Hochbauten,  Feuerwehr  und  Statistik.  Der  „Pavillon", 
von  dem  hier  ein  Theil  der  geometrischen  Ansicht  mitgctbeilt 
wird,  kann  unter  allen  Bauwerken  der  Ausstellung  nächst 
dem  Trocadero-Palaste  den  gröfsten  Ansprach  auf  Monumen- 
talität erbeben;  er  ist  zugleich  ein  Muster  architektonischer 
Elisenkonstruktion.  Der  aus  einem  Mittelschiff  mit  schmalen 
Seitenschiffen  bestehende  Hauptbau,  welchem  breitere  Quer- 
schiffe vorgelegt  sind,  hat  im  Inneren  schlanke  Eiscnsäulen 
und  eine  flache  Decke  auf  schmiedeisernen  Gitterträgem; 
die  Säulen  sind  durch  leichtes  Gitterwerk  in  Bogcnform  mit 
einander  verknüpft.  Alles  Eisen  ist  lichtblau  gestrichen,  mit 
farbigem  Rankenwerk  und  Goldrosettchen  reizvoll  dekorirt  und 
überhaupt  so  gefallig  und  geschmackvoll  gezeichnet,  dass  ein 
völlig  befriedigender  Eindruck  erzielt  wird.  Das  Licht  wird 
in  Fülle  theils  durch  die  matt  geschliffenen  *Glasmustcr  der 
Decke,  welche  von  den  Wandflächen  durch  einen  schräg  an- 
steigenden Fries  abgehoben  ist,  theils  durch  die  seitlichen 
Obcrfoiistcr  eingeführt  Die  unteren  Wandflächcn  zeigen  eine 
braune  Tapezirung  zwischen  dunkleren  Friesen,  auf  welchen 
flott  gezeichnete  Schriftschilder  die  Gruppirung  der  Aus- 
stellungs-Gegenstände  angeben.  Die  Komposition  des  Aeufscrcn, 
in  konstruktiver  Hinsicht  ein  Eisen-Fachwerk,  ist  leider  trotz 
der  sehr  reichen  und  ausgezeichneten  Terrakotten-Dekoration 
weniger  glücklich,  weil  die  Form  des  ganzen  Aufbaues  eine 
durchschlagende  Wirkung  nicht  zulässt  und  manche  Details, 
z.  B.  die  Sitna  des  Ilauptgesimses  und  die  obere  Endigung 
der  Liseneu  —  deren  Schiffschnabel- Kapitelle  wieder  durch 
das  Pariser  Stadtwappen  veranlasst  sind  —  unseren  archi- 
tektonischen Gefühlen  nicht  entsprechen.  Von  guter  Wirkung 
ist  die  äufsere,  mit  riesigen  Stadt-  und  Wasserleitung»-  Plänen 
ausgestattete  Seiteuhalle.  Im  grofsen  und  ganzen  erscheint 
der  hoch  interessante  Bau,  dessen  Erfinder  Hr.  Bouvard  ist, 
völlig  geeignet,  unter  den  Pariser  Architekten  Epoche  zu 
machen.  Der  Pavillon  wird  zwar  von  seinem  jetzigen  Platze 
mit  der  Weltausstellung  weichen  müssen;  die  Stadt  wird  ihn 
indess  zu  einem  definitiven  Zwecke,  wie  es  heifst  zu  einem 
„Gymnase  national"  (womit  kein  nationales  Gymnasium  ge- 
meint sein  soll)  wieder  aufbai 


Die  beiden  zwischen  dem  Pariser  Pavillon  und  den 
Kunstausstellungs-Hallen  in  der  einen,  und  zwischen  deu  Aus- 
stellungs-Gallerien  in  der  anderen  Richtung  übrig  gebliebenen 
Hofräume  sind  als  die  Prachthöfe  des  Marsfcld-Palastes  mit 
gesteigertem  Aufwände  durch  Teppichbeete,  Pflanzeugrup])en 
und  Skulpturen  ausgeschmückt,  unter  welchen  die  patriotische 
Gruppe  von  Mercie:  „Gloria  Vtctis"  zur  Weltausstellung  in 
besonderer  Beziehung  steht.  Die  umgebenden  Gebäude  wen- 
den diesen  Höfen  die  schönsten  Seiten  zu;*  effektvoll  wirken 
namentlich  die  oben  beschriebenen  ,, Loggien"  und  die  hier 
gelegenen  Facaden  der  österreichischen  und  der  italienischen 
Ausstcllungs-Gallcrie.  Da  die  Loggien  genau  in  der  Richtung 
zweier  15  m  breiter  Transversal-Gallericn  liegen  und  also  mit 
diesen  2  gerade  Querdurchgänge  durch  den  ganzen  Marsfeld- 
Palast  bilden,  so  hat  man  geglaubt,  keine  Unterbrechung  in 
diesen  Durchgängen  gestatten  zu  dürfen.  Man  hat  dämm 
die  monumentalen  Loggien  mit  den  genannten  Transversal- 
Gallericn,  anscheinend  nachträglich,  durch  ein  flaches  eisernes 
Satteldach  in  unorganischer  Weise  verbunden,  was  um  so  un- 
günstiger wirkt,  als  z.  B.  an  dem  cineu  Punkte  des  Zu- 
sammenstofses  zugleich  die  österreichische  Sgraffito- Architektur 
und  die  russische  Holzfacadc  endigen  und  als  die  Vorstellung 
einer  „Jiue  des  Nation*"  durch  diesen  Zwischenbau  sehr  be- 
einträchtigt wird. 

Wir  kommen  hiermit  auf  ein  letztes,  eigentümliches 
Zubehör  des  Marsfcld-Palastes,  auf  die  sogenannte  Jiue  des 
Nutions  zu  sprechen.  Wie  aus  dem  Ucbcrsichtsplanc  er- 
sichtlich ist,  hat  sich  nämlich  zwischen  den  Kunstuusstcllungs- 
Geb&udcn  einerseits  und  den  Gallonen  der  Frcmdensektion 
andererseits  ein  12  bis  13»  breiter  Hofstreifen  gebildet, 
welcher  mit  grobem  Kies  bedockt  und  zwischen  den  Annexen 
der  Kunstausstellung  mit  Blumen  und  Rasenbeeten  nothdürflig 
eingerahmt  wurde.  Mau  ist  auf  den  bestechenden  Gedanken 
gekommen ,  die  einförmige,  ca.  040  ™  lange  Seitenansicht  der 
Ausstellungs-Galloricn  dadurch  zu  beleben  und  selbst  zu  einem 
Ausstellungsobjekt  zu  erheben,  dass  man  den  den  einzelnen 
Nationen  überwiesenen  Querabschtütteu  eine  typische 
Fagade  derselben  Nation  vorbauen  liefs.  Der  Gedanke 
kann  offenbar  auf  Originalität  Anspruch  erheben  und  wir 
möchten  die  Veraiuthung  und  Hoffnung  aussprechen,  dass 
derselbe  auf  einer  späteren  Weltausstellung  —  diesen  Fall 
vorausgesetzt  —  in  einer  glücklicheren  Weise  zur  Ausführung 
gebracht  werde,  als  dies  in  Paris  geschehen  konnte.  Dort 
hat  man  den  fremden  Nationen  zur  Erbauung  ihrer  Facaden 
die  innerste,  5n  weite,  den  Hofraum  begleitende  Korridor- 

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410 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


».  Oktober  1878 


Galleric  überwiesen  und  die  ausstellenden  Staaten  mussteu, 
wohl  oder  übel,  auf  diesen  bizarren  Vorschlag  eingehen ! 
Bizarr  deshalb,  weil  jedes  Kind  weife,  dass  eine  Tiefe  von 
5  ™  zur  Entwicklung  eines  typischen  Hausgrundrisses  nicht 
genügt,  weil  eine  Facadc  ohne  Grundriss  ein  architektonisches 
Unding  und  weil  ein  so  langer  Ilofstreifen  von  noch  nicht 
13'»  Breite  viel  zu  schmal  ist,  um  den  Genuss  der  erwarteten 
malerischen  Perspektive  möglich  zu  machen,  selbst  wenn  man 
die  oben  genannten  Unterbrechungen  an  den  I»ggicn  der 
Kunstausstellung  vermieden  hätte.  In  Wirklichkeit  fallt  es 
daher  sofort  ins  Auge,  das»  die  zum  Thcil  meisterhaft  kompo- 
uirten  Facaden  nur  Kulissen  bilden,  welche  den  Ausstcllungs- 
Gallcrien  ohne  organische  Beziehung  vorgesetzt  sind  und 
welche  um  so  weniger  den  Eindruck  einer  Strafsc  und  gar 
einer  Nationcn-Strafse  hervor  rufen,  als  die  Wegellächc  mit 
ihrem  unergründlichen  Kiesbette  nicht  strafsenniäl'sig  ange- 
ordnet ist  und  als  die  den  .typischen  Facaden-*  gegenüber 
liegenden  vernachlässigten  Hinterseiten  der  Kunstausstcllungs- 
Gebaudc  nichts  weniger  als  eine  schone  Stralscufront  re- 
präsentircu  können. 

So  weiiis*  hiernach  die  litte  den  Xutitms  als  solche  be- 
friedigen kann,  so  sehr  ziehen  einige  der  Paraden  die  Auf- 
merksamkeit des  Architekten  an.  Indess  handelt  es  sich 
hierbei  mehr  um  architektonische  Leistungen  einzelner  Staaten, 
als  um  das  Arrangement  und  die  bauliche  Einrichtung  der 
Weltausstellung;  wir  halten  es  daher  für  richtig,  auf  die  Be- 
sprechung der  zum  Tueil  in  der  beigegebenen  Perspektive 
dargestellten  typischen  Facaden  erst  bei  dem  Referate  über 
die  Architektur-Ausstellung  Qlierbaupt  einzugehen. 

Erschwerend  für  die  Anordnung  der  Facaden  war  auch 
der  Umstand,  dass  einzelne  Staaten,  wie  England,  über  eine 
sehr  ausgedehnte  Frontenentwicklung  verfügten,  deren  Mas- 
kirung  mit  Schwierigkeiten  verknüpft  war.  während  andere 
Lander,  wie  Luxemburg,  Marokko,  Siam,  Persien  mit  ganz 


schmalen  Fronten  dicht  auf  einander  gehäuft  erscheinen, 
den  125  Quertravecn  der  Fremdensektion  kommen  auf: 


Von 


Ka/tlanil    .     .    .  . 

VereinlR!»  Siaaien  . 


Japan   

Criina  

Sa.anl«..  .... 

•  Vaterntrh-Untara 


3i  streifen 

I  . 
I  ,. 
T  „ 

l  : 

7  .. 


Fleljdea  

<;rie<-tietil.tiid  

Ilänetllara  

Söll-  um!  Mluel-Anwrlka  . 
l'erairn.  Slam.  MuoU»  und 

I.oXfinhur.".    San  Marino. 
Amturra  und  Monaco  aua. 


Wie  schon  früher  bemerkt,  greifen  indess  diese  Streifen 
im  Inneren  vielfach  in  einander  über,  namentlich  in  der 
Maschinenhalle  und  der  dahinter  hegenden  Aunex-Gallcric. 
Die  stärkste  Betheiliguug  zeigt  selbstverständlich  Frankreich, 
welches  die  ganze  eine  Hälfte  des  Marsfeld-Palastcs  und  mehr 
als  die  Hälfte  der  Separatbauten  in  den  Parks  einnimmt; 
ebenso  erklärlich  ist  es.  dass  etwa  die  Hälfte  der  französischen 
Ausstellung  von  der  Stadt  Paris  gebildet  wird.  Unter  den 
ausländischen  Nationen  stehen  England  und,  unter  Berück- 
sichtigung seiner  geringen  Grofsc,  Belgien  in  erster  Linie; 
auch  Japan  und  China  beginnen  sich  gewaltig  hervorzuthuu 
und  auf  den  Geschmack  und  das  Kunstgewerbe  Europas 
einen  merklichen  Einrluss  auszuülien. 

Einen  Vergleich  mit  den  früheren  Weltausstellungen  giebt 
die  folgende  Tabelle: 


|Lr  Auweiler 

Dauer 

Zahl  der  Bc.u.hei 
im  ganten    dn-lin-hn  ütcl. 

l,.i,*„,  1*11   .    .   .  . 

II  »IT 

III  Tain 

«  Ulli  l« 

4-J  f  .11 

a.v» 

Sri»  „ 

SS  »13 

UwV>i  1  *>;•.•  .... 

1«  . 

tiL'ii  m:i 

,v;  y.-j 

42  Ut 

310  ,. 

«  »U".  m 

41  UM 

MtM 

VV  i*-n  1  **7^  

IM  I 

<  f«  MW 

Ph.i.id.-ipw»  is;ii  .  . 

IN  ,. 

M  HUI 

I'ari«  lula  

iil*r  .Vi  ütaJ 

- 

r*  Htm") 

Am  Linweihungstage  war  die  Pariser  Ausstellung  von 
nicht  weniger  als  1  5<K)Ouo  Menschen  besucht. 

Auch  hinsichtlich  der  Grofsc  der  Ausstellmigsräunic  zeigt 
sich  in  diesem  Jahre  wieder  eine  ganz  erhebliche  Progression; 
nach  verschiedenen  Quellen  enthielten  die  bedeckten  Aus- 
stellungsräume in: 


IjoiiJou 

Paris 

London 

Paris 

Wien 


1^51 
1855 

1862 
1807 
1873 


93000  t», 

112  000  o™,  Zuwachs  ca.  20  % 
12t» (MM)  'i-,      „        „    12V,  "/» 
152  000  „       ,   20  % 

PJOO00  1»,      „        „   25  % 


*)  l>ii «•  Zahl  war  ziitreAcnd  für  die  raejte  Hall 
Bnneh  ein  viel  leldiallerer.  UOlaXP  oder  pir  noch 
"  1  «u  aelu! 


1  .liili;  Cfa:eliaarti|C  iwt  der 
firu  Tag.  und  deraellw 


Philndelphia  1870  .  .  220  000  i™,  Zuwachs  ca.  16  % 
Paris  1878*).    .    880  000  «*,      ,        ,  «4% 

Indess  nicht  allein  der  Grofsc  nach  übertrifft  die  dies- 
jährige Pariser  Ausstellung  alle  ihre  Vorgängerinnen,  sondern 
mehr  noch  an  Glanz  und  ZweekmäJ'sigkcit  der  Anlage.  Kein 
Ausstellungsfeht  bietet  annähernd  solche  Vorzüge  des  Bildes, 
wie  tlieser  grofsartige.  landschaftlich  so  reizend  gelegene  Dop|K*l- 
pl.it/.  des  Trocadero  und  des  Marsfeldcs,  auf  beiden  Ufern 
eines  schönen,  reich  belebten  Stroms,  umrahmt  von  dem 
Verkehre  der  glänzendsten  Stadt  der  Welt ;  und  kein  Volk 
versteht  so  wie  das  französische,  das,  was  man  in  Paris  „CAic" 
nennt,  d.  h.  die  Kunst,  einem  Gegenstände  eine  ansprechende, 
gefällige,  geschmackvolle,  glänzende  Aursenseitc  zu  verleihen, 
welche  so  angenehm  und  unmittelbar  ins  Auge  fallt,  dass 
man  einer  eingehenderen  Prüfung  überhoben  zu  sein  glaubt. 
Niemand  wird  leugnen,  dass  Frankreich  seine  erstaunlich 
schnelle  Erhebung  von  dem  tiefen  Falle  überraschend  an  den 
Tag  gelebt  hat.  — 

Die  Philadelphia-Ausstellung  ist  allem  Anscheine  nach 
schematischer  und  klarer,  der  Haseuauer'sche  Iudnstricpala.st 
dem  Hardy'sehen  ,.1'ttluis  du  Cham/'  de  Mors"  architek- 
tonisch entschieden  überlegen  gewesen,  und  der  Wiener  Prater 
war  ein  weit  geiuOthlieherer  Aufenthaltsort  als  der  Pariser 
Trocadero;  «bor  ebenso  sicher  i->t  die  Gesammtlösung  in  Paris 
vollendeter  in  Form  und  Inhalt,  wenn  wir  auch  den  herben 
Tadel  an  vielen  Punkten  nicht  zurück  gehalten  haben. 

Es  verdient  dies  um  so  mehr  Anerkennung,  als  den  Bau- 
meistern nur  die  /eil  von  1*  Monaten  für  die>c  enormen 
Ixistungeu  zu  Gebote  gestanden  hat  und  als  die  Einrichtung 
des  Platzes  seilet  mit  den  grol'stcn  materiellen  Schwierig- 
keiten und  mühevollen  Hulfsbautcn  verknüpft  gewesen  ist. 
Die  zu  leistenden  Massen  betmgeu: 

an  Krdarlieiten.  haur<ai>hlirh  tiealekrod  in  der  Nitellitun«  ilca 

TT.«  ailen.  ...,.1  de»  ManfeMr»   1  VM.r.al  ««- 

Maurerarbeit**    SIUKW  _ 

(iu»«i«rn    «llanaai  ke 

Mebialedrri».  Ii  •    .    .    .    .  »«.«..  _ 

lUukot»   7Tla>J 

fiel.  II    Jlaliaal 

<oa»    mal*  m 

Kanal*   13 

XVuaerleilanpir^lire   ?S 

Ivr  tiiilaenie  Clankenmain,  »elrfier  die  »erwhleileneni  1  heile  de» 

An»t*lluiu;»felil*a  nnaarhlkbu  hat  die  »..-.  ■hu  n.  l„  l.a„.v  w  W«-. 

In  vorstehenden,  meist  der  Zeitscluilt  für  Baukuiide, 
Seite  98,  Jg.  1878  entnommenen  Zalilen  sind  indess  nur  die- 
jenigeu  Massen  cntlialtcn.  welche  von  den  Baubürcaus  der 
Ausstellungs-Kommission  selbst  bewältigt  wurden,  nicht  die  von 
den  Ausstellern  seiltest  bezw.  von  den  fremden  Staaten  errich- 
teten Annexe  und  Pavillons.  Die  bedeutendsten  bei  der  Aus- 
führung Irctheiligten  Unternehmer-Firmen  sind :  für  die  Maurer- 
arbeiten Manjean  und  Laurent  auf  dem  Trocadero, 
Massel  in  und  Du  hos  A-  Capy  auf  dem  Marsfelde;  für 
die  Eisenkoustruktioncn  die  Gesellschaft  von  Fi v es- Lille, 
Schneider  tfc  t'ic.  in  Crcuzot,  (i.  Eiffel  <fc  Cie.,  Cail 
«0  Cie.,  Bandet,  Moisant,  Bousscl,  Hiplct,  Lelubez 
auf  dem  Marsfelde,  Jolly  auf  dem  Trocadero;  für  die  Ent- 
deckung der  Dächer  Lemairo  A'  Co.  und  Julien  &  Cie.; 
für  den  Bau  der  Schornsteine  E.  Joachim;  endlich  lieferten 
die  Firmen  Vicat-Grenoble  und  Pavin  A*  Lafarge  die 
/.emetitfufsbiMlen  und  die  Firma  Scbillo  den  Asphaltbodeu 
der  Annexhallen. 

Die  Kosten  der  gesammten.  von  der  Ausstellungs-Kommission 
errichteten  Hauten  und  baulichen  Anlagen  nebst  der  Installation 
und  dem  Betriebe  der  Maschinen  und  einsehlielslich  aller 
sonstigen  Ausstellung»- Unkosten  betragen  muh  dem  „Engi- 
neering* ungefähr  folgende  abgerundete  Summen: 

Altsem.ine  l  uaivrtell  (VeT»ailnnc.  Medaillen,  Ki'Me  ele  )  .    .    .  4  ll""«M)  M, 

Arl-il-n  iuif  iU  Mar.Mil»   l»(Mlu«in  _ 

*•>.       „          Troradefii   vaianHai  _ 

Verarhiedelle.   HftM  „ 

Ketw-nKaiileii  (freniiMtrli*  Ma-illiwn-Aniien-Hnlle,  Airriaultllr- 

llall.n,  I'atilWl  der  «ladt  Carl«.  Al||erl>rtli-a  llan»  eie.).    .  S  IUP  OOP, 

ni.ai.m<  Ii    X-  SM   M 

Diese  Summe  (46  Millionen  Franken)  ist  im  März  1878 
von  der  Deputirtenkammer  gut  geheifseu  worden;  wenn  wir 
nicht  irren,  haben  imlcss  inzwischen  Nachbewilligungen  statt- 


•j  llii'n,.n  tuMleeken: 

Mae»{eld-I'alaid   -.".'4  <«»i  i|in 

KraiUüM.  Annexe  r*tifrh  deMiellMII   Sl  Wat  „ 

Anneae  an  der  Miliuirvhulc   7  Wal  . 

Fremde  Atirvexu  «eatlirh   J4taai  ,. 

|-a<lll..n.  auf  dem  nnntllebni  Th.il  d».  Marafelitra  .  i:.ual  „ 

Au».tel)unB.hallen  auf  dem  </nal  dOraay   IMXaj  _ 

•lim   !•  Billy     ....  K>««»  „ 

l'avlllitn»  auf  dem  l'rneadern   11  UUU  M 

Tmeadern  l'alaat   1«  l»aj  _ 

TlüeranMtellun«  aaf  der  l  jplanade  der  lnraliitrn  .   .  91  (XH>  „ 


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He.  80. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


411 


gefunden;  der  anfängliche  Kostenanschlag  belauft  sich  auf 
25  850  000  M.  Hie  Kosten  werden  zum  grofsten  Tlieile  vom 
Staate,  zum  kleinen  von  der  Stadt  Paris  getragen.  Außerdem 
steht  in  gewissem  Zusammenhange  mit  der  Weltausstellung 
die  Anleihe  von  Mi  Millionen  M.,  welche  die  Stadt  Paris  auf- 


genommen hat,  um  zur  Eröffnung  des  grofsen  Völkerfestes 
die  Armut  ilt  rOju'rn  herzustellen,  den  Ihmlcrard  Sttint- 
tirrmain  zu  vollenden  und  die  Zufahrtstrafscn  zum  Marsfeld 
und  zum  Trocadero  in  entsprechenden  Stand  zu  setzen. 

J.  Stübben. 


Die  Stadt -Erweiterung  von  Strafsburg. 


t  28.  September^  tagte  in  Strasburg  eine  durch 


den  Bürgermeisterei  -  Verwalter  Bacl 


Kommission, 


um  illwr  die  Stadt-Krweitrrung  zn  herathen,  insbesondere  um  die 
(irtindzüge  filr  die  Itcarltcitung  eines  definitiven  Bebauungsplans 
fest  zu  stellen.  Von  Technikern  nahmen  daran  Theil  die  Hrn.  Orth, 
Conrath,  Kggert,  Verfasser  der  in  No.  Ii8  und  70  d.  Ztg.  mit- 
getheilten  Projekte,  ferner  als  auswärtige  Sachverständige  die  Hrn. 
Oher-Batiraih  v.  Leins -Stuttgart,  Ober-Ingenieur  Meyer-Ilam- 
burg,  Stadt- Baumstr.  Kreyssig- Mainz.  Prof.  Hanmeister- 
Karlsruhe;  aus  Straßhurg  selbst  noch  Kisenb. -  Direktor  Funke, 
Wasserbau- Direktor  Wiilgeroth,  Iteg.-Iianrath  Brandenburg 
uml  die  Architekten  Boedorer,  Blank,  Petiti.  Außerdem 
waren  die  l'oli>.ei-Direktion,  die  Medizinal-Verwaltung,  die  Handels- 
kammer, die  l-'ortilikation  und  der  Itezirksrath  des  Puter  -  Klaas* 
vertreten,  im  Ganzen  21  Personen.  Die  Beschlüsse  der  Kommis- 
sion wurden  durch  Abstimmung  nach  der  Kopfzahl  fest  gestellt; 
sie  sind  großenteils  einmflthig  gefasst  und  tragen  den  Charakter 
von  Vorschlägen  und  Kmpfehlungen  an  die  Behörden,  welche  mit 
der  Angelegenheit  amtlich  zu  thun  haben,  zunächst  an  die 
städtische  Verwaltung,  welcher  die  Aufstellung  eines  Bebauungs- 
planes obliegt.    Als  wichtigste  Kntscheiduugeu  mögen  etwa  fol- 


gern 
thei 


de,  unter 


eilt 


anf  den  Artikel  in  No.  fW  und  70,  mitge- 


Die  Hafenfragc  wurde  in  3  Abschnitte  zerlegt.  Für  die 
gegenwartigen  Wasserverbindtingen  Strafsburgs  erachtete  man 
als  genngeud:  Ausladeplatze  am  linken  Ufer  der  III  im  südwest- 
lichen neuen  Stadttheil,  mit  Gleisverbindnng  zum  Zentral-Bahnhof, 
eine  niedrige  l«adestraßc  am  rechten  Ufer  der  III  im  nordöstlichen 
neuen  Stadttheil,  thunlichste  Ausbildung  der  in  der  Altstadt  be- 
stehenden Ufer.  Solitc  künftig  die  Schiffbarmachung  des  Kheins 
bis  Strasburg  aufwärts  gelingen,  so  wurde  eine  Hafenanlago  im 
grofsen  Stil  zwischen  der  neuen  östlichen  Wall  -  Linie  uml  dem 
Rhein  empfohlen,  deren  Vorzüge  gegenül>er  Projekten  im  Innern 
in  ungehinderter  Ausdehnung,  bequemen  Kisenbahn- Verbindungen, 
Billigkeit  des  Terrains  bestehen,  wogegen  die  Krschweningen  des 
Pestungsrayons  uuerbeblich  waren.  Uebrigeus  wurde  eine  spatere 
Verlegung  der  Wall-Linie  an  den  Ithein  selbst  ins  Auge  gefasst, 
nm  eventuell  den  Kbeinhafen  ins  Innere  der  Stadt  zu  bekommen, 
sowie  eine  Verwerthung  des  sog.  Kleinen  Itheins  zu  Hafenzwecken, 
nöthigenfalls  unter  Krwciterung  des  Fluthraums  der  Kehler  Kisen- 
bahnbrücke  -  Ausgaben,  welche  gegenüber  denjenigen  der  Schiff- 
barmachung des  Rheins  kaum  in  Betracht  kommen  durften.  Kur 
den  Fall  aber,  dass  man  sich  statt  dessen  zur  Anlage  eihes 
Kanals  von  Strafsburg  nach  Ludwigshafen  entschlösse,  empfahl 
die  Kommission  im  allgemeinen  das  Terrain  im  Süden  und  Osten 
der  Stadt  zur  Anlage  eines  Hafens,  und  zwar  auch  hier  aufser- 
halb  der  neuen  Wall-Linie. 

Wenn  somit  eigentliche  Hafen- Anlagen  aus  dem  Krweiteruugs- 


gebiet  der  Stadt  verbannt  blieben,  so  konnte  um  so  ungehinderter 
das  Straßennetz  entworfen  werden.  Den  Angelpunkt  bildet  dabei 
der  beabsichtigte  Kaiserplatz  zwischen  Broglie  und  (ontades. 
Von  den  beiden  Alternativen  fftr  die  Axen  dieses  Platzes  entschied 
sieb  die  Kommission  —  mit  einer  freilich  nicht  sehr  bedeutenden 
Mehrheit  im  Prinzip  für  Conrath,  wegen  der  klaren  Beziehungen 
zur  Universität*  -  Axe  und  zum  Schiltigheimer  Thor,  sowie  der 
vortheilhaften  Gestaltung  der  umliegenden  Häuserhlöcke.  Die 
ungünstige  Ansicht  der  Altstadt  vom  Platz  aus  wäre  gegen  diese 
Vorzüge  von  geringerer  Bedeutung  und  ja  auch  in  dem  Gegen- 
Kntwurf  von  t  trth  nicht  ganz  aufgeholten.  Zu  einer  Verlegung 
<les  Kanals  daselbst,  welche  allein  diesen  Uebelstand  ganz  be- 
seitigen könnte  (Kggert),  glauhte  die  Mehrheit  der  Kommission 
aus  Kostcnrfleksielueu  nicht  rathen  zu  können. 

Die  Straßen  in  der  Neustadt  machen  sich  nnn  ziemlich  ein- 
fach. An  Haupt- Verkehrslinien  wurden  fest  gestellt:  Vom  neuen 
Stpinthor  zum  Kehler  Thor,  wie  in  Kggert's  Kntwnrf,  eine  Ring- 
strafse,  welche  in  allen  Vorprojekten  erscheint  und  insbesondere 
die  Orangerie  berühren  soll  (Gönrath),  ferner  eine  gerade  Linie 
vom  Kleberstaden  nach  dem  neuen  Schiltigheimer  Thor.  Zur 
Theilung  des  Stadttheils  östlich  von  der  III  wurden  zwei  Diagoual- 
strafsen  angenommen,  ungefähr  nach  den  HichUingen,  welche  im 
Orth'schen  Kntwnrf  vom  Kehler  Thor  nach  N.  \V.,  und  im  Conrath- 
sehen  Kntwnrf  vom  Ill-lthein-Kanalthor  nach  S.W.  ersichtlich  sind. 
Auf  weitere  Untertheilung  des  Straßennetzes  trat  die  Kommission, 
abgesehen  von  einiget!  Fragen  in  der  Nähe  der  Universität, 
nicht  ein. 

HinsichUich  der  Höhenlage  der  neuen  Streuten  wurde  der 
Grundsatz  angenommen,  dass  einer  rationellen  Schwctam-Kanali- 
sation  mit  Auslauf  in  den  Rhein,  unter  Trockenhaltung  der  Keller 
von  ortsüblicher  Tiefe,  die  Ausführbarkeit  gesichert  bleiben  inüsste. 
Ferner  wurden  Gesichtspunkte  filr  öffentliche  Gebäude,  für  den 
Bau  kleiner  Wohnungen  und  für  Strafsengleisc  erörtert  uud  endlich 
gab  die  Kommission  der  städtischen  Verwaltung  ein  ihr  vorge- 
tragenes Referat  Ober  baupolizeiliche  und  wirthschaftliche  Voll- 
zugs-Maaßregeln  zur  Krwagung  anheim.  — 

Nicht  unerwähnt  soll  die  angeuchme  und  beförderliche  Art 
bleiben,  in  welcher  die  wichtigen  Arheiten  der  Kommission  zu 
Stande  kamen,  Dank  der  umsichtigen  Leitung  des  Bürgermeisterei- 
Verwalters  Back  und  der  vortrefflichen  Orientirung,  welche 
namentlich  den  auswärtigen  Technikern  gewahrt  wurde.  Auch 
die  freundliche  gesellige  Anfnahme  der  letzteren  trug  dazu  hei. 
ihr  Interesse  für  Straßhurg  zu  erhöhen,  uud  an  dieser  Stelle 
verdient  insbesondere  ein  gemftthlicher  Abend  Krwahnung,  welchen 
die  dortigen  Architekten  uud  Ingenieure  veranstalteten,  um  den 
Zusammenhang  der  aus  allen  ( Janen  Deutschlands  stammenden 


Baateohzttachcr  Verein  zn  Aachon.  1.  Vcreins-Kx- 
kursion  am  19.  Juli  1878.  Der  Zweck  tiestand  zunächst  in  der 
Besichtigung  der  Ausstellung  Studirender  im  Polytechnikum:  die 
Kxkursions-Gcscllarhaft,  zu  welcher  sich  mehre  Kölner  Vereins- 
roitglieder  zugesellt  hatten,  liesichtigte  dann  den  seiner  Vollendung 
entgegen  gehenden,  der  Leitung  der  Hrn.  Professoren  Kwerheck 
nnd  Intze  unterteilten  Neuhau  tles  chemischen  LaUiratoriums  und 
schließlich  die  namentlich  auf  dem  Gebiete  der  Kleinkunst  sehr 
interessante  Ausstellung  des  Musenms-Vereins. 

2.  Vereins-Kxkursion  am  !t.  August  1878.  Das  Ziel 
der  Kxkursion  bildeten  die  Arlteiten  der  städtischen  Wasser- 
gewinnnng;  es  hctheilipten  sich  31  Personen,  zu  deren  Beförderung 
5  Vereinsmilglieder  ihre  Privatwagen  zur  Verfügung  gestellt  hatten. 
Die  Führung  und  Krklitrung  der  Anlagen  an  der  Maschinen- 
Pumpstation  bei  Kich  und  am  Stollen-Mundloch  übernahmen  die 
Hrn.  Maschinen- Fabrikant  Mehler  und  BetriebsfflhrvrSiedamgrntzky; 
ein«  nähere  Beschreibung  kann  hier  mit  Bezug  auf  die  in  diesen 
Blattern  bereits  gebrachten  Mittheilnngen  vom  Aachener  Wasser- 
werk nnterbleil>en.  —  Der  Rückweg  durch  den  Ncllesscn'srhen 
Hirschpark  vereinigte  die  Gesellschaft  in  fröhlicher  Feststimmung 
zu  einer  gemeinschaftlichen  Krfrisebung  und  zum  Besuche  des 
von  V.  Statz  in  Köln  ausgebauten  griittirh  Nellesscii'srhen  Schlosses. 

3.  Kxkursion  am  22.  Angust  1878  nach  Mastricht. 
Schönstes  Wetter  und  ermäßigte  Kisenbahn-Fahrpreise  hatten 
26  Vereiusgenossen  zur  Theilnahmc  an  der  Kxkursion  angeregt. 
Auf  der  Hinfahrt  nach  Mastricht  zeigte  sich  bei  Station  Simpelveld 
recht*  das  grolse  netto  Klostergehilude,  welches  die  von  Aachen 
verziehende  Schwesterschatt  .vom  armen  Kinde  Jesu"  dort  durch 
den  Architekten  Harth  errichteu  lässt,  ein  stattlicher  gnthischer 
Backsteinbau,  welchem  die  verschiedenfarbige  Ausfugung  und  der 
schlanke  Dachreiter  auf  der  das  Zentrum  der  Anlage  bildenden 


aus  Vereinen. 

Kirche  zur  besonderen  Zierde  gereichen.  Die  Stationen  Wylre 
und  Valkenbttrg  zeigen  in  ihren  neueren  Bauten  schon  deutlich 
den  niederländischen  Typus:  saubere  Ziegcl-Facaden  mit  hellem 
Fugenverstrich,  mit  Honzontalbändern  oder  Pilasterstreifen  aus 
Haustein  oder  Putz.  Zwischen  Bahnhof  und  Stadt  Mastricht  liegt 
ein  unregulirtes  altes  Festnngsterrain  sowie  die  Vorstadt  W)k. 
Dieselbe  besitzt  eine  BMI  gothische  Backsteinkirchc  vom  Architekten 
Cuypers  zu  Koermond,  welche  anf  die  Kxkursionsgenossen  keinen 
besouders  günstigen  Kindnick  zu  machen  schien;  die  tlache 
Dachneigung,  die  schwere  Thurmlösnng,  der  anscheinend  miss- 
glürkte  Dachreiter  und  manches  Detail  stechen  gegen  die  rheinische 
(Jothik  unvortheilbaft  ah;  das  Innere,  eine  drehjehiftige  Anlage 
mit  langem  Chor,  hat  sehr  schlanke  Granitpfeiler  mit  eigen- 
thitmlicbcn  Kapitellen,  eine  kalte  Polychmmie,  aber  mehre 
schone  Altäre  und  eine  vortreffliche  Kommunionbank. 

Der  Weg  führte  weiter  Ober  die  im  lö.  .lahrh.  durch  den 
Mönch  Fra  Romano  erhaute  steinerne  Maafshrücke,  dann  an  dem 
Mastricht  •  I  ■  n  lieber  ■  Kanäle  entlang  in  der  Richtung  auf  den 
Petersberg.  Die  Schleusen,  Uferbefestigungen,  Portalbrttckcn  (von 
sonderbarer  Konstruktion),  endlich  die  zahlreiche  Kollektion  von 
Drehbrücken  gaben  viel  Stoff  zur  Unterhaltung  und  zum  Studium. 
Untpr  den  letzteren  unterscheiden  sich  die  von  Doppeler  Freres 
1877  erbauten  durch  gute  Konstruktion  vortheilhaft  vor  den 
alteren  Mustern  aus  1871  und  1873.  (Man  sollte  wie  hier  an 
jedem  Bauwerk  die  Jahreszahl  anbringen,  um  den  Fortschritt  ad 
oculos  zu  demonstriren  und  der  Statistik  die  Arbeit  zu  erleichtern.) 
Am  Kingnnge  in  den  Petersberg  vereinigten  sich  die 
zersplitterten  Theilnehmer  in  abgezahlter  Schaar,  welche  mit 
Führern  und  Fackeln  die  unterirdischen  Gänge  betrat  Von  der 
K/.merzeit  her  wird  hier  bergmännisch  der  Kreide-Tuff  gebrochen 
oder  besser  gesagt    -  ein  sehr  weicher  Baustein,  welcher  an  der 

Digitized  by  GoOQlc 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


Luft  erhärtet.  Die  labyrinthischen  (Sange  oder  Gallerten  dehnen 
sich  etwa  20  km  in  jHr  Lange  und  15  km  in  der  Breite  aus,  ihre 
Höhe  wechselt  zwischen  6  und  16 ■.  Viereckige  Pfeiler  von 
verschiedener  Breite  sind  zwischen  denselben  stehen  geblieben, 
welche  die  Decke  tragen  und  an  deren  Seite  man  sowohl  die 
Theilung  der  ausgeschnittenen  Quader  als  die  Abschaltungen  und 
Einkerbungen  bemerkt,  welche  in  früheren  Jahrhunderten  durch 
die  Radnaben  der  mit  dem  Fortschritt  der  Arbeit  auf  immer 
tieferer  Sohle  geführten  Steinwagen  ausgeschlitTen  sind.  Auch  die 
alle  9  Sekunden  von  der  Decke  herab  tropfende  Quelle  und  die 
von  den  voreilcnden  Fackelträgern  hervorgebrachten  Licbteffektc 
waren  von  besonderem  Reise.  Nach  halbstündiger  unterirdischer 
Wanderung  stärkte  eine  Erfrischung  in  der  romantisch  gelegenen 
Restauration  von  Slavanden  tu  neuen  Thaten. 

Es  folgte  ein  Gang  durch  die  Stadt  zur  Besichtigung  der 
Unserer  lieben  Frau,  St  Jan  und  St  Scrvas.  Die  Lieb- 
frauenkirche ist  ein  schwerer  romanischer  Bau  aus 
seit  mit  zwei  runden  Westihormen,  welche  im  12. 
in  reicheren  Formen  aufgesetzt  und  durch  einen  kolossalen  Zwischen- 
bau verbunden  sind.  Die  gleichfalls  romanische  Servatiuskirchc 
wendet  dem  „Vrydhof  (Haee  d'armet)  ihre  hübsche  Chor-Absis 
zu,  welche  mit  einer  Zwerggallerio  geschmückt  und  mit  zwei  zier- 
lichen Thürmen  tiankirt  ist;  das  Innere  ist  dreischiffig  mit  spateren 
Netxgewölben  und  polychromirten  Säulen  und  Kapitellen;  einen 
sonderbaren  Eindruck  macht  das  Kreuzgewölbe  des  Chors,  welches 
als  Kuppel  bemalt  ist,  während  die  Absis  eine  Halbkuppel  tragt; 
das  Querschiff  hat  reiche  Netzgewölbe  und  schön  geinalle,  zwei- 
theilige gothische  Maafswerk-Fenster;  vor  allem  interessant  aber 
ist  die  mit  zahlreichem  Figurenschmuck  ausgestattete,  fein  detailtirte 
Vorhalle  und  Eingangsthiir.  Die  evangelische  Kirche  St.  Jan 
hat  einen  durchbrochenen  gothischen  Thurm  mit  viereckigem 
Unterbau,  Gallerie  und  achteckigem  Obergeschoss  ohne  Spitze; 
das  Langschiff  ist  eine  nüchterne  spätgothische  Arbeit. 

Die  letzte  Besichtigung  galt  dem  um  1600  erbauten  Rath- 
hause, mit  hohem  Mittelthurm,  Freitreppe  und  Vorhalle;  es  ist 
weniger  die  einfache  Renaissance-Architektur  des  Aeufsereo,  als 
die  großartige,  au  italienische  Paläste  erinnernde  Grundriss-Aulagc, 
welche  das  groTste  Interesse  erregt:  ein  mächtiges  Vestibül  mit 
freier  Siulenstellung  und  oberer  Gallerte  nimmt  */s  te  G* 
bäudetiefe  ein;  das  Mittelfeld  trägt  eine  Zwickelkuppel,  über 
welcher  der  Beifried  sich  erhebt.  Der  Erbauer  ist  derselbe 
Jakob  van  Campen,  dessen  Name  durch  das  Amsterdamer 

Noch  eine  Stunde  safs  die  Exkursionsgesellschaft  in  froher 
im  Wartesaal  des  Bahnhofes ;  einige  unvermi 
wurden  expektorirt   und  das  übliche  Dampfross 
schleunigst  in'a  deutsche  Vaterland  zurück. 

Arohltektenvereln  zu  Borlln.  15.  Exkursion  am 
28.  September  1678. 

Die  letzte  der  diesjährigen  Sommer-Exkursionen  des  Vereins, 
an  welcher  etwa  50  Mitglieder  sich  betheiligten,  war  noch  ein- 
mal unserer  Nachbar- „Residenz"  Charlottenburg  gewidmet 
und  nahm  ihren  Ausgang  von  der  an  der  Berliner  Strafse  ge- 
legenen „Villa  Siemens",  dem  Wohnsitze  des  Chefs  der  be- 
kannten Berliner  Welttirma  Siemens  A  Halske. 

Das  Gebäude,  bei  dessen  Besichtigung  Hr.  Dr.  W.  Siemens 
selbst  im  Verein  mit  Hrn.  Architekt  Schliemann  als  liebenswürdi- 
ger Führer  fungirte ,  Usst  in  der  ziemlich  schlichten  Straßen- 
front eben  so  wenig  von  seiner  Ausdehnung  ahnen,  als  der  zu- 
gehörige Park  von  auTsen  seinen  Umfang  und  seine  volle  Schön- 
heit verr&tb.  Der  altere  Theil  des  Hauses,  1860  durch  Hitzig 
auf  dem  von  Hrn.  Dr.  Siemens  erworbenen ,  fast  2 grofsen 
Besitzthum  errichtet,  enthält  die  noch  heut  im  wesentlichen  un- 
veränderten Wohn-  und  Schlafzimmer  der  Familie,  sowie  Wirth- 
schafts-  und  Dienerschafts-Uaume ;  es  ist  eine  einfache,  an  sich 
gefällige  Anlage,  die  sich  durch  nichts  von  dem  älteren  Villen- 
Typus  der  Berliner  Schule  auszeichnet  und  in  architektonischer 
Durchbildung  sowie  Ausstattung  ein  sehr  bescheidenes  Maafs  ein- 
hält Auch  die  neuen  Theile,  welche  in  den  Jahren  1S7G  und 
77  durch  Lucae  hinzugefügt  worden  sind,  entfalten  in  keiner 
Weise  einen  auffälligen  Prunk  und  wollen  in  ihrer  Art  gewiss 
nicht  mehr  sein,  als  der  ältere  Bau  es  seinerzeit  gewesen  ist; 
sie  sind  aber  darum  ein  desto  überzeugenderer  Beweis  für  den 
erfreulichen  Fortschritt,  welchen  die  Auffassung  hinsichtlich  dessen, 
was  zum  Begriff  eines  „anständigen"  Baues  gehört,  in  der  Zwi- 
schenzeit gemacht  hat  Es  hat  dieser  Vergroiserungs-Bau  dem 
älteren  Vorderhause  2  Flügel  hinzugefügt  Der  eine,  am  Hofe 
gelegen  und  mit  dem  Vorderhause  durch  einen  Ucberbau  zusam- 
men hängend,  enthält  unten  die  Stallungen  etc ,  in  den  beiden 
oberen  Geschossen  die  Gastzimmer;  er  ist  in  einfachem  Back- 
steinbau durchgeführt  Der  andere,  zwischen  Hof  und  Garten 
gelegen,  enthalt  einen  gröfscren  Tanzsaal  mit  mehren  Nebenrau- 
nien,  die  sich  an  die  älteren  Empfangszimmer  anschlicfsen.  Er 
zeigt  im  Aculscrcn  eine  Kombination  von  Sandstein-Architektur 
mit  Putzflitchen  und  Sgraffitoschmuck  in  der  für  Lucae's  künst- 
lerisches Schaffen  charakteristischen  Version  der  hellenischen 
Renaissance.  Das  Innere,  bei  welchem  neben  dem  Hauptsani 
noch  ein  „persisches"  Zimmer,  sowie  das  (zum  Theil  im  älteren 
Bau  liegende)  Speisezimmer  künstlerisch  in  Betracht  kommen, 
weist  neben  dem  Schmuck  des  plastischen  Stnckornaments,  der 
Tapeten,  Marmor-Kamine  etc  überall  den  einer  mit  Liebe  durch- 
geführten farbigen  Dekoration  durch  Malerei  (z.  Th.  von  Meurer 


&  Schaller)  auf.  Interessant  war  eine  den  Besuchern  vorgelegte 
Sammlung  von  photographischen  Aufnahmen  dieser  lunenräunie, 
die  von  II.  Kockwardt  mit  Hülfe  von  elektrischer  Beleuchtung 
bewirkt  worden  sind  und  mit  jeder  im  hellsten  Sonnenlicht  auf- 
genommenen Photographie  sich  messen  können.  — 

Den  Gesammt-Eindruck,  den  wir  von  dem  Gebäude  gewonnen 
haben ,  können  wir  nur  als  einen  höchst  günstigen  bezeichnen. 
Kann  es  in  seiner  Anspruchslosigkeit  mit  so  manchem  in  den 
letzten  Jahren  entstandenen  ähnlichen  Bau  sich  auch  keineswegs 
vergleichen,  so  ersetzt  es  das,  was  ihm  an  Prunk  fehlt,  durch 
eine  Behaglichkeit,  die  auf  dun  Ehrennamen  des  „Bürgerlichen" 
noch  Anspruch  erheben  kann,  und  durch  den  eigenartigen  Reiz, 
der  jeder  aus  dem  Bedürfnis«  heraus  erwachsenen  und  „gewordenen" 
Anlage  zu  eigen  ist.  — 

Auf  dem  Wege  nach  dem  zweiten  Exkursions  -  Objekte,  der 


neuen  katholischen  Kirche,  nahm  die  Gesellschaft  i 
eleu  niit  v'iricm  Btol^on  EcJcthiirm  irtjsctiniiiclitoii,  in 
deutscher  Renaissance  detaillirten  Umbau  des  Post 


'ostgebäudea, 
sowie  das  in  Lüttow  errichtete  Kriegerdenkmal  in  Augenschein 
—  letzteres  ein  im  Moafsstab  sehr  glücklich  getroffenes  Werk 
(schlummernder  Löwe  auf  einem  hellenischen  Postament»  in 
Nebraer  Sandstein  mit  eingelassenen  Bronzetafeln. 

Die  von  II.  Stier  erbaute  katholische  Kirche  ist  den  Lesern 
u.  Bl.  aus  der  Publikation  in  No.  52  d.  Jahrg.  1877  bekannt. 
Die  mittlerweile  erfolgte  Ausführung  des  Pfarrhauses,  mit  welcher 
die  Freilegung  der  rechten  Seitenfront  der  Kirche  verbunden  war, 
trägt  wesentlich  dazu  bei,  das  Aeufsere  zur  besseren  Wirkung 
kommen  zu  lassen.  Auch  das  Innere,  das  luider  nicht  nur  durch 
die  Leistungen  eines  Charlottenburger  Dekorationsmalers  entstellt 
wird,  sondern  auch  durch  das  Kirchenmobiliar  und  den  Kirchen- 
schmuck, mit  welchem  die  arme  Gemeinde  sich  behelfen  muss,  soll 
binnen  kurzem  durch  Ausführung  der  noch  fehlenden 
vervollständigt  werden,  nachdem  das  Bestehen 
Siechen- Pflegeanstalt  gesichert  worden  ist.  — 

Auf  den  in  Aussicht  genommenen  Besuch  der  Charlotlcuburgcr 
Glashütte  musste  leider  verzichtet  werden,  da  der  Betrieb  der- 
selben einen  solchen  nicht  gestattete  Ein  Versuch,  das  Exkur- 
sions-Programm durch  Besichtigung  der  kürzlich  von  Orth  &  Knob- 
lauch neu  ausgebauten  Luisenkirche  auf  eigene  Hand  zu  ergänzen, 
misslang,  da  der  Schlüssel  des  Bauwerks  nicht  zu  erlangen  war, 
und  so  musste  die  noch  vom 


— "  ■  -  -  --  — — — ,  - — 
('blenden  Apside 
des  Klosters  als 


Uober  die 

n  wir  folgendes: 
Preisgericht  den 
„Breslau,"  Verf. 
Eger  in   Breslau;  —  den 
II.  Preis  (500  JD  dem  Entwurf  mit  dem  Motto:  „Winkel,"  Verf. 
Hr.  Ingenieur  Schmitz  in  Deutz,  zuerkannt  —  Eine  Mittheilung 


Unter  den  12 
L  Preis  (1000  M.) 
Hrn.  Baumeister  Frühling 


Konkurrenz  des  Württemberglaohen  Kunstgewerbe  - 
Vorelna  betr.  Entwtixfo  zu  einer  Musterausstattung  für 
eine  Braut  aas  den  bürgerlichen  Kreisen.   Die  in  No.  63 

u.  III.  besprochene  Konkurrenz  ist  von  20  Bewerbern  beschickt 
worden,  unter  denen  der  Preis  den  Architekten  Hrn.  Ihne  & 
Stcgmüller  in  Berlin  zu  Theil  geworden  ist  An  der  Aus- 
führung der  Möbel,  welche  schon  in  der  Weibn&htsmesse  des 
Kunstgewerbe -Vereins  dem  Publikum  vorgeführt  werden  sollen, 
wird  " 


Die  Konkurrenz  für  Entwürfe  zum  Kollegiengebäude 
der  Universität  Strafsburg,  welche  bekanntlich  am  1.  Oktober 
d.  J.  abgelaufen  ist,  hat  von  Anfang  an  das  Interesse  der  deutschen 
' ;  so  lebhaft  angeregt,  dass  eine  grol'se  Betheilig  mg  an 
lit  zu  erwarten  war.  Wir  hielten  uns  zu  der 
dass  die  Zahl  der  eingehenden  Entwürfe 
über  das  bei  der  Hamburger  Rathhaus  -  Konkurrenz  erzielte  Er- 
noch  hinaus  gehen  würde. 
Diesen  Vermuthungen  gegenüber  erregte  es  eine  starke  Ent- 
chung,  als  die  N.  A.  Z.  und  nach  dieser  Quelle  mehre  andere 
Blatter  am  1.  Oktober  meldeten,  es  seien  nur  30  Entwürfe  ein- 
gegangen, über  welche  die  Preisrichter  bereits  am  5.  Oktober  zu 
Gericht  sitzen  würden.  Die  Voreiligkeit  dieser  Notiz  lag  für  den- 
jenigen auf  der  Hand,  welcher  wusste,  dass  alle  Entwürfe  als 
rechtzeitig  cingesaudt  gelten  sollen,  welche  am  1.  Oktober  am 
Wohnorte  des  Verfassers  zur  Post  aufgegeben  worden  sind.  Bis 
zum  3.  Oktober  waren,  wie  wir  aus  kompetenter  Quelle  erfahren, 
thatsächlich  etwa  100  Entwürfe  eingegangen,  wahrend  eine  weitere 
Anzahl  bereits  angemeldet  ist.  Die  definitive  Ziffer  der  Bcthcili- 
guug  wird  selbstverständlich  erst  in  einigen  Tagen  fest  zu  stellen  sein. 

lieber  den  Termin,  an  welchem  das  Preisgericht  zusammen 
treten  wird,  ist  natürlich  auch  noch  keine  endgültige  Bestimmung 
getroffen,  da  die  Entwürfe  zunächst  geordnet  und  event  auch 
wohl  bezgl.  Einhaltung  des  Programms  vorrevidirt  werden  müssen. 
Immerhin  lässt  sich  annehmen,  dass  die  öffentliche  Ausstellung 
derselben,  welche  im  Gebäude  der  Kunstakademie  und  nach 
erfolgter  Preis-Krtheihing  statt  linden  wird,  noch  in  der 
Hälfte  des  Oktober  sich  wird  ermöglichen  lassen.  


K*ainÜHKina«nla«  »o«  Citri  Beeilt!  Iii  Merlin.    Fiir  dl«  UwlUtleui  ».eiitaerUlrh  K.  K.  O.  Priteck,  Berlin.    Um*:  W.  So»et  Uofliu 


k..M!..k„.,.  ^ 


No.  81. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


413 


u  der  Miltl»r!hlti|!  In  So,  -'>7  rr.  ili.»».  Z>tl«.  „I'r»k<i«.ri<>.  WrUhrrii  M  lUt  Boro-fanim*  ».m  K.  Iikii»»iI«i  für  WtunUttungMt'-.  - 
i  >ii        h-D,   —   Zor  Kl»!!»  'I  r   'nVnlllrh»«  SuIiiiiimI.ui.        Alrw  liw.Ul.  M  für  Houralh  IL«wb.Uirf>  Iii  K'ihi.  —  Zl 
K<ilir||i«ii|!rl«»id«  .Irr  l'nirrnittt  NlraHmni.  —  rUrllncr  UtiuiiutrlliiNI.  -  l'erximl  Nie  Ii  ri .  ■ I  -n   —  Hrlci    und  Kr  •  »  k  a  K  .■  n. 


Bemerkungen  zu  der  Mittheitang  in  No.  57  er.  dios. 
Zoitg.  „Praktisches  Verfahren  bei  der  Berechnung  von 
Röhrenvelten  für  Wasserleitungen".  In  der  betr.  Mit- 
teilung «oll  an  einem  praktischen  Beispiele  der  Nachweis  geführt 
werden,  dass  dag  bisher  übliche  Verfahren,  Empfangs-  und 
Abgabe-Ott  durch  Rubren  von  konstantem  Durchmesser  zu  ver- 
binden, finanziell  nicht  zu  rechtfertigen  sei.  Voraus  gesetzt  ist 
dabei,  dass  eine  Wasserabgabe  auf  der  Strecke  nicht  stattfindet, 
das  Quantum  als»  konstant  ist. 

I>ass  nur  der  konstante  1  »urchmesscr  ein  Kosten-Minimum 
ergiebt,  ist  aber  sehr  leicht  direkt  und  allgemein  zu  beweisen 
und  damit  die 


Die 


irto  Behauptung  EU  widerlegen. 
Leitung  sind  proportional  der  Lange  und 
dem  Preise  für  die  Längen-Einheit.  Da  Höhn  n  bis  1  on  ■■«■■  Durch- 
messer aufwärts  nahezu  dieselben  Wandstärken  besitzen,  so  ist 
für  di.se  Kaliber  der  Preis  proportional  dem  Durchmesser. 
Wegen  des  Wachsens  der  Wandstärke  mit  dem  Durchmesser  bei 
Kalibern  von  100»»  an  aufwärts  ist  der  Preis  dieser  Köhren 
mit  hinreichender  Genauigkeit: 

k  =*.  a  d  +  ß  rf' 
Hierin  ist  rf  der  Durchmesser,  während  a  und  ,5  Konstanten  sind, 
und  es  bezeichnen  ferner  (in  Meter) : 

1.  die  totale  Länge  einer  Leitung, 

/,  /„  In,  .  .  .  Langen  von  Theilstrceken  derselben, 

//  den  totalen  disponiblen  Gefälle-Verlust, 

*,  *„  *„,  ...  die  Gefalle- Verluste  ffir  die  mit  l,  .  .  .  etc.  korrc- 


+  ß 


gemeinen  Normen  herstellen,  als  dass  der  Konstrukteur  sich  nach 
lierejj  Einrichttingen  und  Modellen  richtet 

Müncheu,  den  3.  August  1878.  A.  Thicm. 


Wasser-Quantum  pro 
Eur  Bestimmung  des  Durchmissers  die  für 
Ürientirungs-Rcebnungcn  sehr  brauchbare  Formel  von  Dupuit  an: 


so  resuttiren  die  Kosten  t  der  ganzen  Leitung  wenn  gröl'sero 
Kaliber  in  liotracht  gezogeu  werden  mit: 


Durch  partielles  Difl'erenxiren  nach  x,  x„  u.  s.  w.  nnd 
folgende  entsprechende  Behandlung  des  Ausdnicks  tiudet 
dass  L-  ein  Minimum  wird,  wenn: 

L  _  Ll  -  1 

X,  x„  II 

was  so  viel  heilst,  dass  der  Quotient  vom  Widerstand  tu  zuge- 
hörige Kohrlänge  für  alle  Theile  der  Leitung  konstant  ist.  Da 
auch  das  Quantum  konstant  ist,  so  muss,  um  ein  finanzielles 
Minimum  zu  erzielen,  auch  der  Durchmesser  konstant  sein. 

Noch  einfacher  endet  die  Rechnung  mit  demselben  F.r- 
gebniss,  wenn  kleine  Kaliber  —  bis  100""  Durihmesser  auf- 
wärts —  zu  behandeln  siud. 

Dass  in  der  besprochenen  Mittheilung  nun  mittels  eines 
praktischen  Beispiels  das  Gegentheil  obigen  Ergebnisses  bewiesen 
werden  soll,  hat  seinen  einfachen  Grund  in  der  geschehenen 
Verwechslung  von  geodätischem  und  hydraulischem  Gefälle  oder 
von  Gefalle  im  gewöhnlichen  Sinne  des  Wortes  uud  Reihungs- 
Widerständen,  oder  von  Neigung  des  Terrains  und  Neigung  der 
Drucklinie.  In  dem  angezogenen  Beispiele  ist  ein  totales  Gefalle 
von  4»  auf  low»  Rohrlängc  unterlegt,  d.  b.  die  Reintings- 
Widerstünde  sollen  bei  dem  angenommenen  Lieferipiautiim  von 
8  Sek.-Liter  in  der  ganzen  Leitung  4  ■  nicht  obersteigen.  Nichts 
desto  weniger  verwendet  der  Verfasser  für  Ucberwindung  der 
Bewcguugs-Widerstände  schon  2,6™  Gefälle  auf  der  Strecke  von 
»>■  bis  100»  und  weitere  15,5»  zu  demselben  Zwicke  von  WO» 
bis  200'«  u.  s.  w.;  kurz  er  nutzt  einfach  das  geodätische  Gefälle 
so  aus,  dass  die  geforderte  Wassennenge  auf  der  Thalsoble  am 
tiefsten  Punkte  der  Leitung  ohne  jeden  Druck  ankommt,  mit 
Ausnahme  desjenigen,  der  sich  aus  dem  Umsatz  von  Ausströmung** 
Geschwindigkeit  und  statischem  Druck  gewinnen  lässt,  und  des 
Bestes  an  Druck,  der  aus  der  Anwendung  der  größeren  Handels- 
Kaliber  gegenüber  den  kleineren  gerechneten  entsteht.  Von  einem 
disponiblen  Druck  für  das  Aufsteigeu  des  Wassers  auf  der  anderen 
Tbalseite  ist  somit  keine  Rede  mehr.  Die  herausgerechneten 
42'V«  Ersparnis*  sind  fiktiv  und  das  Resultat  von  l'nkenntniss 
einfacher  Fundameiital-Gcsetzc  der  Hydraulik.  — 

Dass  eine  solche  Leitung  unter  allen  Umständen  Wasser 
geben  mu&s,  ist  selbstredend,  sie  kann  aber  nicht  das  verlangte 
Quantum  liefern.  Mit  der  Konstt  uktionsregel:  geodätische  Zwischen- 
Gcfällc  unberücksichtigt  zu  lassen,  hat  es  also,  mit  hier  nicht 
einschlagenden  Ausnahmen,  sein  Bewenden. 

Schließlich  halte  ich  dafür,  dass  es  sich  mehr  empfehlen 
durfte,  wenn  die  Fabrikanten  ihre  Kaliber  nach  bestimmten  all- 


Bau  technisch  er  Verein  zu  Aachen.  VierteExkursion 
am  5.  September  1878  nach  Vijlen.  Die  Zahl  der  Theil- 
nehmer  betrug  20;  nach  cinstündiger  Fahrt  mit  den  von  ver- 
schiedenen Vereinsmitgliedorn  zur  Verfügung  gestellten  Wagen 
wurde  das  Ziel  der  Exkursion,  das  holländische  Dorf  Vijlen, 
erreicht.  Dasselbe  präsentirt  sich  von  weitem  durch  die  vom 
Architekten  Weber  in  Roermund  erbaute  neue  gothische  Back- 
steiu-Kirche,  welche  ihre  Aebnlichkeit  mit  der  auf  der  vorigen 
Exkursion  besuchten  Kirche  zu  Wyk  bei  Mastricht  nicht  ver- 
leugnet, wenn  auch  die  Losungen  weniger  glücklich  und  die 
Verhältnisse  überhaupt  bescheidener  sind.  Die  Kirche  ist  in 
malerischer  Weise  am  oberen  Rande  einer  Berglehne  errichtet, 
den  Chor  der  vorbei  führenden  Straße  zuwendend:  es  ist  nicht 
ersichtlich,  warum  der  Architekt  hierbei  von  der  bei  den  vielen 
Burgen  und  Kirchen  des  Mittelalters  gewählten  Anordnung,  den 
Eingang  an  die  Strafsenseite  zu  legen,  die  Absis  jedoch  aus  dem 
Berghange  hervor  wachsen  zu  lassen,  abgewichen  ist,  was  augen- 
scheinlich zweckmäßiger  und  wirksamer  gewesen  wäre.  — 

Es  folgte  die  Besichtigung  der  Aachen- Vylener  Zement-Fabrik 
von  Kalff,  van  Hey  it  Scheins,  unter  freundlicher  Führung  des 
Ilm.  Kalff.  Das  Rohmaterial,  « tri  etwa  Boprozentigor  Kalkmcrgel, 
wird  in  einem  Stollen  gewonnen,  dessen  Sohle  etwa  17»  unter 
Erdoberfläche  liegt;  bis  auf  30  m  Tiefe  ist  stets  das  nahezu 
gleiche  Material  vorgefunden  worden.  In  kurzer  Entfernung  vom 
Mundloch  durchquert  der  Stollen  die  Chaussee;  derselbe  ist  hier 
seitlich  ausgemauert,  während  das  Gewölbe  ein  auf  der  Schalung 
eingestampfter,  vorzüglich  erhärteter  Zement- Beton  von  1  Th. 
Zement  auf  ti  Th.  Ziegelschlacken  ist.  Die  dem  Stollen  ent- 
nommenen Massen  werden  in  erdfeuchtem  Zustande  zunächst  in 
einem  Desintegrator  gemischt  uud  pulverisirt,  dann  auf  einem 
Tuch  ohne  Ende  gehoben,  durch  einen  Thonschneider  geschickt 
und  in  Ziegelfortn  in  einem  Schachtofen  gebrannt.  Die  Mischung 
wird  durch  tägliche  Analysen  geprüft.  Das  gebrannte  Material 
hat  eine  dunkle,  bläuliche  Farbe  und  bimssteinartigen  Bruch;  es 
wird  durch  ein  Becherwerk  gehoben,  in  einem  Kollergang  zer- 
kleinert, in  einer  Siebtrommel  gesiebt  und  schliefslich  auf  einer 
sog.  Champaguermühle  fein  gemahlen.  Die  Betriebskraft  liefert 
eine  Dampfmaschiue  von  20  Pferdestärken.  — 

Den  Scbluss  der  Exkursion  bildete  ein  gemüthliches  Zu- 
sammensein in  der  Dorfwirthschaft,  wo  bei  Trank  und  Kegelspiel 
die  Zeit  bis  zur  Abfahrt  schnell  verstrich. 

15.  Versammlung  am  20.  September  1B78  im  Knr- 
hause.  Anwesend  25  Mitglieder,  Vorsitzeuder  Hr.  Hcinzerling. 
Der  Vorsitzende,  als  gewesener  Delegirter  sur  Dresdener  Abge- 
ordneten-Versammlung, erstattet  über  diese,  sowie  über  die  Haupt- 
Versammlung  des  Verbandes  ein  eingehendes  Referat  und  theilt 
ferner  aus  einer  Sitzung  der  Redaktionskommission  mit,  dass 
die  Vereinszeitschrift  „Zeitschrift  für  Bauktinde"  gegenwartig  in 
2025  Exemplaren  erscheint,  dass  Hr.  Dr.  Wittmann  auch  fernerhin 
die  Redaktion  übernommen  hat  und  dass  als  Verfasser  des 
prämiirten  Entwurfs  für  das  Titelblatt  Hr.  Architekt  Bogel  in 
Wiesbaden  ermittelt  worden  ist.  Ausgehängt  sind  etwa  7o  Blatt 
ärchitektonische  und  landschaftliche  Skizzen  des  Hrn.  Ewerbeck 
von  einer  italienischen  Reise ;  der  bezügliche  Vortrag  muss  wegen 
vorgerückter  Zeit 


Zur  Frage  der  öffentlichen  Submission.  Die  Nachtheile, 
welche  die  in  öffentlicher  Submission  bewirkte  Vergehung  von 
Uau-Ausführuugeu  an  den  Mindestfordernden  für  beide  kon- 
trahirenden  Theile  hat,  sind  so  groß  und  so  allgemeiu  anerkannt, 
dass  man  neuerdings  von  verschiedenen  Seiten  dazu  gelangt  ist, 
die  öffentliche  Submission  überhaupt  zu  verwerfen.  Vor 
diesem  zu  weit  gehenden  Schritte  ist  indessen  mit  Hecht  zu 
warnen,  da  die  Sicherung  vor  aller  Willkür  einer  der  hauptsäch- 
lichsten Momente  ist,  nach  welchem  der  Werth  eines  Vergebung** 
modus  beurtheilt  werden  muss.  Diese  Sicherung  scheint  mir  nur 
durch  die  allgemeine,  öffentliche  Submission  erreicht 
werden  zu  können.  Dazu  ist  allerdings  erforderlich,  dass  die 
Auswahl  unter  den  Submittenten  nicht  in  das  beliebige 
Ermessen  eines  Beamten  (oder  einer  Kommission)  gestellt,  sondern 
durch  ein  bestimmtes  Gesetz  geregelt  sei. 

Die  obligatorische  Vergebung  an  den  Mindestfordernden  ist 
y'\ü  solches  Gesetz;  nur  ist  der  Schaden,  welchen  es  herbei  führt, 
ijrößer  als  der  Nutzen. 

Ein  anderes  solches  Gesetz  ist  in  folgendem  —  so  viel  ich 
weiß,  neuem  —  Vorschlage  enthalten: 

Es  wird  der  Zuschlag  unter  allen  Umständen  dem- 
jenigen Angebot  ertheüt,  welches  dem  arithmetischen 
Mittel  aus  gämmtlicheu,  in  allgemeiner  öffentlicher 
Submission  eingegangeneu  Angeboten  am  nächsten 
kommt. 

Dabei  ist  vollkommene  Erfüllung  aller  Formalitüten  voraus 
gesetzt.  —  Die  Vortheile  dieses  Ve 
herigeu  sind  augenfällig: 


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414 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


9.  Oktober  1878 


1)  Alle  Willkür  ist  ausgeschlossen. 

2j  Kg  wird  ein  dem  wahren  Wertbe  des  Objektes  möglichst 
entsprechender,  d.  h.  billiger  Preis  erzielt,  ohne  Herunter- 
drückuug  der  Qualität  des  Geleisteten. 

3)  Es  wird  darauf  hin  gewirkt,  die  oft  kolossalen  Diffe- 
renzen in  den  Angeboten,  die  eine  wahre  Kaiamitat  für  den 
Dezernenten  bilden,  zu  verringern. 

4)  Ks  wird  damit  zugleich  (in  Folge  von  3)  ein  weit  ge- 
sicherterer Maafsstab  für  die  Veranschlagung  der  Kosten  eines 
Baues  gewonnen  werden,  als  man  ihn  bisher  hat 

Strafsburg  i.  E.,  den  30.  Septbr.  1878. 

Dr.  H.  Zimmermann, 


Abschledsfeat  für  Baurath  Rasohdorff  in  Köln.  Im 
Isabellen-Saale  des  Kölner  Gürzenichs  wurde  vor  einigen  Tagen 
ein  solennes  Fest  für  Baurath  Kaschdorff  begangen,  der  einem 
ehrenvollen  Kufe  als  Professor  der  Bau-Akademie  zu  llerlin 
folgend,  die  Statte  seines  langjährige«  künstlerischen  Wirkens  ver- 
tatst Man  schreibt  uns  hierüber  folgendes:  Die  zahlreiche  Ge- 
sellschaft füllte  den  mit  Blumen  und  Wappen  geschmückten  Saal 
bis  auf  den  letzten  Platz  und  gab  Zeugniss,  wie  der  Gefeierte 
sich  in  weiten  Kreisen  unserer  Stadt  zahlreiche  Freunde  und 
Verehrer  erworben  hat  Kaschdorff  bat  24  Jahre  lang  hier  zu 
Köln  in  einttassreichen  Lebenstellungen  seine  schaffende  Kraft  in 
hervorragender  Weise  bethätigt  und  es  dankt  ihm  unsere  Stadt 
besonders  eine  Reihe  schöner  öffentlicher  Gebäude,  vor  allem  die 
innere  Gestaltung  des  Gürzenichs,  der  Provinzial-Gewerbe-Schule, 
die  Restauration  des  Rathhauses,  die  städtische  Bibliothek,  das 
neue  Theater  und  viele  der  neucreu  Schulen.  Die  städtische 
Verwaltung,  welcher  Raschdorff  bekanntlich  bis  vor  wenigen  Jahren 
als  Stadtbaitmeister  angehörte,  war  besonders  zahlreich,  an  der 
Spitze  durch  Hrn.  Oberbürgermeister  Dr.  Becker,  vertreten,  ferner  das 
Stadtverordneten  Kollegium  und  dicKöln-MindenerEisenb.-Direktion. 
Vor  allem  aber  waren  die  Künstlerschaft  Kölns  und  die  Freunde 
des  Gefeierten  in  grofser  Zahl  erschienen,  um  ihm  bei  seinem 
Scheiden  den,Bcwcis  ihrer  Verehrung  zu  geben.  —  Die  Feier  ver- 
lief in  würdigster  Weise.  Hr.  Oberbürgermeister  Becker  richtete 
an  den  Scheidenden  eine  Ansprache,  die  voll  der  Anerkennung 
dessen  war,  was  Raschdorff  als  Stadtbanmeister  und  später  als 
Privat-Arcbitekt  um  die  Stadt  gethan  hat  Er  darf  stolz  sein  auf 
dieses  Zeugniss,  das  ihm  von  allen  Seiten  wiederhallte,  als  auf 
sein  ferneres  Wohlergehen  das  erste  Glas  getrunken  wurde.  Der 
Gefeierte  antwortete  sofort  in  längeren  Worten,  die  sich  bei 
manchen  Erinnerungen  mit  schmerzlichem  Gefühle  seiner  Brust 
entrangen.  Hr.  Bauinspektor  Pflaume  feierte  seinen  scheidenden 
Kollegen  namens  der  Künstlerschaft  Kölns  m  den  anerkennendsten 
Worten  und  reichte  ihm  als  Zeichen  der  Anerkennung  aller 
Gleichgesinnten  einen  Lorbeerkranz :  stürmischer  Beifall  erhöhte 
den  Werth  dieses  Zeichens,  das  sich  Raschdorff  unbestritten  um 
Köln  wohlverdient  hat.  Hr.  Architekt  Wiethase  gedachte  als  ehe- 
maliger Schüler  des  Scheidenden  seiner  Lehrthätigkeit  und  brachte 
ein  Hoch  im  Namen  der  zahlreichen  Schüler  desselben  aus. 
Hr.  Albert  Heimauu  widmete  der  Familie  herzliche  Worte.  —  Nun 
aber  war  es  für  den  Kölner  Humor  genug  des  Ernstes:  unsere 
Hanptvertreter  dieses  unvergleichlichen,  unverwüstlichen  und  alles 
überwältigenden  Gastes  verlangten  ihr  Recht  Wer  unsere  Koryphäen 
des  Kölner  Witzes  jemals  hat  reden  und  singen  hören,  der  wird 
begreifen,  dass  dieser  Theil  des  Festes  Hrn.  Kaschdorff  —  trotz 
des  Lachens  —  das  Scheiden  erst  recht 
Es  giebt  doch  nur  ein  Köln!  — 


Zar  Konkurrenz  rar  Entwürfe  zum  Kolleg-lengebäade 
der  Universität  Strasburg.  Unsere  Notiz  in  No.  80  hat  sich 
-  in  Folge  eines  Missverstitndnisses  -  insofern  nicht  i 


gestellt,  als  wir  die  Anzahl  der  eingegangenen  . 

und 


noch  etwas  überschätzt  hatten  und  als"  die  Preisrichter  in 
That  bereits  am  5.  Oktober  zusammen  getreten  sind. 

Eingegangen  sind  insgesamnit  101  Entwürfe,  also  etwa  die 
gleiche  Zahl  wie  bei  der  Konkurrenz  zum  Reichstagshause  und 
bei  weitem  nicht  so  viel  wie  für  das  Hamburger  Rathhaus.  Unter 
den  Konkurrenten  sind  fast  alle  Schulen  Deutschlands  und  klang- 
volle Namen  in  gröfserer  Zahl  vertreten;  einige  Entwürfe  sind 
trotz  ausdrücklicher  Vorschrift  anonym  eingesandt  Wir  hoffen 
auf  die  Erlaubnis»,  unsern  Lesern  bereits  in  nächster  No.  eine 
vollständige  Liste  der  Konkurrenten  mittheilen  zu  dürfen. 

Dass  die  Preisrichter  zu  einem  so  frühen  Termine  einbe- 
rufen worden  sind  und  sich  daher  natürlicherweise  der  Arbeit 
des  Ordnens  der  Pläne  persönlich  haben  unterziehen  müssen, 
dürfte  aus  dem  Wunsche  hervor  gegangen  sein,  das  Ergebniss 
der  Konkurrenz  wenn  möglich  noch  wahrend  der  Dauer  der 
gegenwärtigen  Reichstags-Session  proklamiren  zu  können.  Ob 
dies  gelingen  wird  und  wann  überhaupt  auf  einen  Abschluss  der 
preisrichterlichen  Thätigkeit  zn  rechnen  ist,  lässt  sich  vorläufig 
nur  vermutheii.  Man  hofft,  dass  das  Urtheil  vielleicht  noch  in 
dieser  Woche  gefallt  werden  kann.  Die  Vorbereitungen  zur  öffent- 
lichen Ausstellung  dürften  dann  noch  immerhin  einige  Tage  in 
Anspruch  nehmen,  so  dass  auf  die  Eröffnung  derselben  schwer- 
lich vor  Ende  nächster  Woche  zu  rechnen  ist 

Unter  diesen  Umstanden  hat  ein  bestimmter  Termin  für  die 
Festlichkeit,  weicht-  der  Architektenverein  bei  Gelegenheit  der 


bezgl.  Ausstellung  veranstalten  will,  ebenfalls  noch  nicht  fest  ge- 
stellt und  eine  bezgl.  Einladung  an  die  auswärtigen  Fachgenossen 
noch  nicht  erlassen  werden  können.  Vorläufig  sind  jedoch  für 
die  betreffenden,  innerhalb  eines  einfachen  Rahmens  zu  haltenden 
Veranstaltungen  die  Tage  vom  21.-  23.  Oktober  in  Aussicht 
genommen,  was  wir  unsern  auswärtigen  Freunden,  welche  die 
Ausstellung  zu  besuchen  gedenken,  einstweilen  schon  mit  der 
Bitte  mittheilcn,  auch  ihrerseits  hiernach  ihre  Reiseprojekte  ein- 
richten zu  wollen.  _____ 

In  der  Berliner  Bau-Ausstellung  sind  bis  zum  3.  Okto- 
ber er.  neu  hinzu  getreten:  Jnhre  &  Nicolai,  Bilderrahmen;  — 
Carl  Hecken,  Kn-stallspiegel  und  Leuchter;  —  Ed.  Puls,  Balkon- 
gitter, geschmiedet  im  Renaissance-Stil,  entw.  von  Bmstr.  Kayser 
u.  v.  Groszheim;  -  Ferd.  Thielemann,  eine  Aeolsharfe;  — 
G.  Lindener,  Geldschrank  mit  Stahlpanzer;  —  W.  Möbe»,  Thur- 
drücker;  -  A  G.  Schiffer  &  Walker,  Verkleidungen  zu  Dampf- 
nnd  Wasserheizungen,  Wasserheizungs-Oefen  und  eine  Hängelampe 
in  Bronze;  —  Maschinenfabrik  Cyklop,  Verzinkungsproben  ver- 
schiedener Gegenstande;  —  A.  Görgens,  Tisch, 


Ernannt:  Der  Kreisbaumstr.  Schmundt  zu  Rosenberg 
i./Westpr.  zum  Bauinspektor  in  Graudenz.  —  Der  Kreisbmstr. 
Giebe  in  Zielenzig  zum  Wasserbau-Inspektor  in  Labtau.  —  Der 
Regabm&tr.  Bertuch  in  Posen  zum  Landbmstr.  in  Oppeln.  —  Der 
Keg.-Bmstr.  Reinhardt  in  Berlin  zum  kaiserl.  Postbmstr. 

Versetzt:  Der  Bauiuspektor  Kaske  von  Rastenburg  nach 
Bartenstein.  —  Der  Wasserbau  -  Inspektor  Sieber  von  Labiau 
nach  Stralsund.  —  Der  Kreisbmstr.  Hasch ke  von  Grätz  nach 
Rosenberg  i./Westpr.  —  Die  Eisenbahn-Bau-  u.  Betriehs-Iuspek- 
toren  Allmenröder  zu  Düsseldorf  und  Siewert  zu  Warburg 
nach  Elberfeld  bezw.  Düsseldorf. 

Die  Baumeister -Prüfung  im  Hochbau -Fach  hat  abgelegt: 
A.  Kossteuscher  aus  Kusel. 


Hrn.  F.  M.  in  Kassel.   Von  Ihrem  Anerbieten, 
steiler  in  No.  77  bezgl.  der  Wahl  des  gothischen  oder  i 
Stils  für  Kirchen  mit  Rath  und  That  unter  die  Arme  _ 
wollen,  wenn  sich  derselbe  sub  F.  M.  K.  9  postlagernd 
an  Sie  wendet,  nehmen  wir  Notiz.   Zu  einer  Behandlung  i.  u.  BL 
scheint  unr  das  Thema  nicht  geeignet 

Hrn.  Porträtmaler  Moritz  Rödig  in  Dresden.  Ihrem 
Wunsche  entsprechend  berichtigen  wir  gern  die  auf  S.  878  u.  Bl. 
enthaltene  Notiz  dahin,  dass  die  künstlerische  Erfindung  und  Aus- 
führung der  für  das  Kellerfest  im  Waldschlösschen  geschaffenen 
humoristischen  Malereien  von  Ihnen  allein  herrührt,  wahrend 
Hr.  Dekorationsmaler  Schultz  bei  denselben  nur  insofern  betheiligt 
ist,  als  seine  Gehilfen  die  Wandflächen  abgefärbt  und  einige  der 
Silhouetten -Figuren  ausgefüllt  haben.  —  Die  Absicht  einer  Ver- 
vielfältigung jener  Malereien  wird  sicherlich  viel  Anklang  finden. 

In  Betreff  der  in  No.  79  u.  Bl.  in  Frage  gestellten 
Berechnungsweise  für  geschnittenes  Bauholz  wird  uns 
von  einer  Seite  bestätigt,  dass  in  der  Rheinprovinz  allerdings 
üblich  ist,  das  auf  Maafs  bestellte  Bauholz  um  den  Sägeschnitt 
schwacher  zu  liefern,  ohne  dass  ein  Abzug  für  das  Mindermaafs 
erfolgt  Dieses  Mindermaafs  sei  gewöhnlich  annähernd  >/,  Zoll 
oder  circa  5mm. 

Von  anderer  Seite  schreibt  man  uns  über  dieselbe  Frage 
Folgendes: 

In  den  gröfseren  Plätzen  der  Rheinprovinz  und  auch  in  den 
übrigen  an  Eisenbahnen  gelegenen  Orten  kommt  beschlagenes 
Holz  nur  aunnahrasweise  vor,  die  Lieferung  des  kantigen  Bau- 
holzes  erfolgt  vielmehr  fast  ausschliefslich  durch  die  grofsen 
Dampfschneide-Mühlen,  namentlich  bei  Köln.  Unter  dem  Regime 
des  alten  Maafses  bestand  nun  allerdings  der  Gebrauch  bezw. 
Missbrauch,  von  dem  nominellen  Querschnitta-Maafs  einen  Säge- 
schnitt in  Abzug  zu  bringen,  und  es  halten  die  Holzhandlungen 
hieran  auch  noch  gegenwärtig  fest.  Will  man  sich  hiergegen 
schützen,  so  sind  entsprechende  Bestimmungen  in  dem  Vertrage 
Uber  Lieferung  des  Bauholzes  vorzusehen.  Man  bedingt  sich 
„v ollkantige s"  Holz  aus,  mit  welchem  Ausdrucke  man  im 
Rheinlande  besagen  will,  dass  die  nominellen  Starken  des  Quer- 
schnitts in  Wirklichkeit  voll  vorhanden  sind,  während  als 
„messer-"  und  scharfkantiges  Holz  solches  gilt,  bei  dem  die 
Ecken  mehr  oder  weniger  vollständig  vorhanden  sind.  — 

Gewiss  wäre  es  wünschenswerth,  wenn  ein  solidarisches  Vor- 
gehen zur  Regelung  dieser  Verhältnisse  erfolgte.  Vielleicht  fühlt 
sich  der  Niederrhn.-Westf.  Arch.-  und  Ing.-Vcrein 


solches  anzuregen. 

Abonnent  in  Berlin.  Die  Namen  der  beim  hiesigen 
Stadtgericht  vereidigten  Sachverständigen  in  Bauangelegenheiten 
finden  Sie  im  Berliner  Wohnungs  -  Anzeiger  (Theil  IV.,  S.  SC 
d.  Jhrg.  78).  Es  geniefsen  diese  Sachverständigen  übrigens  in 
keiner  Weise  ein  anderes  Privilegium,  als  das,  einer  Beeidigung 
ihrer  Aussage  in  jedem  Einzelfalle  überhoben  zu  sein;  bekannt- 
lich steht  es  den  Parteien  frei,  Sachverständige  nach  ihrer  Wahl 
zu  laudiren. 


TOt,  C.rl  H..IIU  I« 


K.  K  O.  Prlt.ch, 


Derart:  W.  Hotitr  Hofl.ncMrarkcrrl. 


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No.  82. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


415 


Inhalt;  Kffktil  nl*r  ilk  V. -tuiMlluiigm  nVr  III.  (ieroriü  Vorxaramliiai;  den 
Vrrts-iDil*-«  itriitf-licr  ArrhiUkli.*n  uml  IncrHl*iir-V>rrtiK  im  2..  X  uml  4.  -***|it<-tnbcr 
I*!1»  au  iHmiiru.  [SrtilMWft.'  _  llrltri^P  »ur  l>rerhuuiit{  tUf  Ki»r<ut«iifc' ht*-  ei**rwr 
ßaikenbriirketi.  —  M  itl  hr  1 1  u  ■  k*u  au»  Voreinen:  Arrhil<fkk*n- Verein  in  Berlin. 


—  VetaUchttti  !Ho  Ibmln  Mai  dto  Brnpaw  »i**  w«*«-«  in  r>i«*<*n  uml 

Kanal  et ■.  —  liri  f  uml  Prageknaten.  —  Dir  netbriliftnitj;  tun  der  Knaknrrrni 
fir  Kfit«6rfc  «um  K^It*le*-4>ttftuuV  *W  IJ«4%«r%iUt  KW- Kur*.  —  Hvr  ArebUektai- 
Verein  tu  Berlin  an  die  deutschen  FacfagenasM-ii- 


Verband  deutscher  Architekten-  nnd  Ingenieur- Vereine, 


e  Verhandlungen  der  III.  General -Versammlung  des  Verbandes  deutscher  Arch'rtekten- 
und  Ingenieur -Vereine  am  2.,  3.  und  4.  September  1878  zu  Dresden. 


3.  Verhandlungen  der 
I.  Sitzung:  Dinstag,  den  3.  September  1878,  Vor- 
mittags 9'/,  Uhr,  im  Königl.  Polytechnikum. 
Anwesend  37  Mitglieder. 

Nachdem  Hr.  Prof.  Giese  (Dresden)  die  Versammlung 
eröffnet  hat,  erfolgt  statutengemäfs  zunächst  die  Wahl 
des  Vorstandes.  Aus  der  Mitte  der  Versammlung 
werden  vorgeschlagen  und  einstimmig  durch  Akkla- 
mation gewählt: 
Ilr.  Prof.  Giese  (Dresden)  als  Vorsitzender,  Hr.  Baurath 
Köhler  (Hannover)  als  Stellvertreter  des  Vorsitzenden. 
Hr.  Landbau-Iuspcktor  Dnnger  (Dresden)  als  1.  Schrift- 
führer, Hr.  Architekt  Fischbach  (Dresden)  als  2.  Schrift- 
führer. 

Der  Tagesordnung  zufolge  erhalt  hierauf  Hr.  Architekt 
Gurlitt  (Dresden)  das  Wort  zu  seinem  Vortrage  Ober  den 
Einfluss  der  Renaissance  auf  die  deutschen  Stein- 
metzhotten. 

Das  Thema,  welches  der  Redner  sich  gewählt  hat,  ist. 
im  Grunde  genommen,  schon  vor  34  Jahren  auf  einer  Wander- 
vcrsainmlung  unseres  Fachs  zur  Sprache  gelangt.  1844  über- 
reichte Karl  Hcideloff  den  iu  Prag  tagenden  deutschen 
Architekten  und  Ingenieuren  seine  „Geschichte  der  Bauhütten 
des  Mittelalters"  —  ein  mit  Wärme  uml  Geist  geschriebenes 
Werk,  das  freilich  in  wirklicher  Erkenutniss  mittelalterlicher 
Verliültnisse  nicht  über  den  Standpunkt  der  damaligen,  durch 
Hcideloff  mit  in  erster  Linie  vertretenen  Kunstwissenschaft 
sich  erhebt.  Haben  wir  seither  in  jener  Erkenntniss  grofse 
Fortschritte  gemacht,  so  beziehen  sich  diese  doch  mehr  auf 
die  stilistischen  EigcuthOmlichkeiten  und  Unterschiede  der 
mittelalterlichen  Bauwerke,  wahrend  unser  Wissen  Ober 
die  persönlichen  Verhältnisse  der  Werkleute,  welche  jene 
Bauten  geschaffen  haben,  auch  jetzt  noch  ziemlich  lückenhaft 
geblieben  ist.  Ein  Beitrag,  der  eine  solche  Lücke  ausfüllen 
hilft,  darf  daher  wohl  auf  Theilnahmc  bei  den  deutschen 
Architekten  rechnen.  — 

Dass  unter  den  deutschen  Steinmetzen,  seitdem  diese  aus 
der  engen  Verbindung  mit  der  Kirche  sich  gelöst  hatten  und 
einen  Theil  des  Bürgerthums  der  Städte  bildeten,  von  jeher 
ein  gewisses  Band  bestanden  haben  muss,  lässt  sich  aus 
verschiedenen  Anzeichen  erkennen,  wenn  auch  bestimmte 
Nachrichten  darüber  fehlen;  unterhalten  wurde  es  durch  den 
Wandertrieb  der  Meister  und  Gesellen,  die  lernend,  lehrend 
von  einer  Stadt  zur  andern  zogen.  Allgemein  gültige,  gesetz- 
lich geregelte  Formen  erhielt  dieses  Verhaltniss  erst  am  Aus- 
gange des  Mittelalters.  Zu  jener  Zeit  allseitigen  Niedergangs 
im  Reiche,  als  die  Kraft  der  Nation  allein  noch  in  den  Städten 
blühte,  geht  ein  Trieb  zur  Sammlung  und  Vereinigung  dieser 


Kraft 


ganz  Deutschland.  Wie 


Städte  zu  Bündnissen 


sich  zusammen  thaten,  so  auch  die  einzelnen  Korporationen, 
und  unter  diesen  die  Steinmetzen.  Es  ist  bekannt,  dass  die 
letzteren  1459  einen  Tag  zu  Strafsburg  abhielten,  bei  welcher 
das  alte,  vielfach  willkürlich  geänderte  Herkommen  des  Stcin- 
mctz-Gcwerks  neu  fest  gestellt  und  eine  neue  Organisation  der 
deutschen  Hütten  —  mit  dem  Meister  von  Strasburg  an  der 
Spitze  und  den  Hütten  von  Strasburg,  Köln,  Wien  und  Bern 
als  Vororten  für  bestimmte  Provinzen  -    eingesetzt  wurde. 

Diese  in  Strasburg  geschaffene,  bald  durch  ganz  Deutsch- 
land anerkannte  Ordnung,  aus  welcher  der  Redner  mehre 
Einzelheiten,  sowohl  Ober  die  Abgrenzung  der  einzelnen  Pro- 
vinzen als  auch  namentlich  Ober  den  Ausbildungsgaug  der 
Lehrlinge  und  Gesellen,  über  die  Pflichten  und  Rechte  der 
Werkmeister  und  deren  Verhaltniss  zum  Baumeister  (d.  i. 
nach  mittelalterlichem  Sprachgebrauch  zum  Bauherrn)  etc.  etc., 
mittheilte,  ist  bisher  meist  als  ein  Beweis  fflr  die  damalige 
Ülüthe  der  deutschen  Steinmetzhatten  und  als  ein  gewaltiger 
Fortschritt  derselben  angesehen  worden.  Sie  darf  in  aufscr- 
lichem  Sinne  auch  als  ein  solcher  Fortschritt  gelten.  Dagegen 
liefert  sie  andererseits  den  unwiderleglichen  Beweis,  dass  das 
ler  mittelalterlichen  Hotten  sich 


Abtheilung  für  Hochbau. 

bereits  eben  so  ausgelebt  hatte,  wie  die  von  ihnen  gepHegtc 
Kunst;  sie  zeigt  deutliche  Spuren  des  Verfalls  und  weist 
bereits  im  Keime  diejenigen  Elemente  nach,  deren  weitere 
Entwickelnng  demnächst  zur  völligen  Anflösung  der  deutschen 
Steinmetzhütten  führen  sollte. 

Es  ist.  mit  einem  Worte,  der  Geist  der  R  e  n  a  i  s  s  a  u  c  e , 
dessen  Einfiuss  bereits  aus  einzelnen  Bestimmungen  jener 
Strafsburger  Ordnung  hervor  leuchtet  und  gegen  den  dieselben 
vergeblich  anzukämpfen  sich  bemühen. 

Vor  allem  kommt  hier  die  Bestimmung  in  Betracht,  dass 
ein  Meister,  der  in  die  Leitung  eines  schon  längere  Zeit  be- 
triebenen Baues  eintritt,  verpflichtet  sei,  nichts  von  demsel- 
ben zu  entfernen,  keinen  Theil  zu  beseitigen  und  das  vor- 
gearbeitete Material  auch  wirklich  zu  verwenden.  —  Die 
Sucht  einzelner  Meister,  sich  mit  ihrer  Persönlichkeit  auf 
Kosten  der  Vorgänger  in  den  Vordergrund  zu  drangen,  gegen 
welche  diese  Mnlsrcgcl  sieh  «endet,  war  der  romanischen 
Kunst  ebenso  fremd  wie  der  Frühgothik;  wohl  wechselt  hier 
im  Laufe  der  Zeit  der  Stil  des  Werkes,  aber  der  Meister 
tritt  nicht  aus  dem  Rahmen  des  letzteren  heraus,  .lenes 
Streben  nach  individueller  Geltung,  welches  in  seiner  Konse- 
quenz natürlich  auch  die  geschlossene  Gemeinsamkeit  der 
Hütten  sprengen  musste,  ist  vielmehr  cit 
Merkmal  der  mit  dem  Renaissance  -  Zeitalter 
neuen  Welt-Anschauung,  ilio  ja  vor  allem  in  der  Entwickelung 
!  der  Individualität  zum  Ausdrucke  gelangte.  - 

Ein  zweites,  nicht  minder  wichtiges  Anzeichen  für  den 
Umschwung  der  Verhältnisse,  der  bereits  in  der  Mitte  des 
I  15.  Jahrhunderts  sich  vorbereitet  hatte,  finden  wir  in  der 
Vorschrift,  dass  der  Geselle  erst  nach  Verlauf  eines  Jahres 
:  Parlier  werden  könne  und  dass  kein  Lehrling  zum  Parlier 
I  gemacht  werden  dürfe.  Es  müssen  Fälle  dieser  Art  demnach 
nicht  gerade  zu  den  Seltenheiten  gehört  haben  und  in  der 
That  wissen  wir,  dass  der  bekannte  Meister  des  Präger  Doms, 
Peter  Arier  von  Gmünd,  diese  einflussreichc  Stellung  bereits 
mit  21  Jahren  inne  hatte  —  was  hei  Voraussetzung  einer 
vorschriftsmäfsigen  Lehrzeit  (von  5  Jahren)  jedenfalls  auf  ein 
ungewöhnlich  schnelles  Emporkommen  hindeutet.  Man  kann 
hieraus  schliefsen,  dass  neben  der  grofsen  Mehrzahl  gewöhn- 
licher Werkleute  hereits  eine  Aristokratie  von  solchen  bestand, 
die  sich  als  Künstler  fühlten  and  denen  in  der  That  durch 
eine  bevorzugte  Ausbildung  der  Anspruch  auf  eine  höhere 
Laufbahn  sich  eröffnet  hatte.  Vermuthlich  wählten  einzelne 
Meister  die  Fähigsten  aus  dem  jüngeren  Nachwuchs  aus,  um 
ihnen  eine  solche  Ausbildung  zu  Theil  werden  zu  lassen.  Auch 
hier  sehen  wir  also,  wie  —  durchaus  im  Sinne  der  Renaissance 
—  nicht  mehr  die  Hütte  als  solche,  sondern  in  erster  Litiic 
bereits  die  Individualität  einzelner  Meister  ab  Träger  für  die 
Fortentwickelung  der  Kunst  erscheint.  — 

Zu  jenen  innerlichen  Elementen  eines  Verfalb  der  deut- 
schen Steinmetzhütten,  welche,  wie  dargethan,  bereits  zur  Zeit 
ihrer  scheinbar  höchsten  Blütlie  und  Kraft  hervor  traten, 
gesellten  sich  im  Verlaufe  der  Zeit  noch  mehrfache  ftufserliche 
Umstände,  die  endlich  —  gleichen  Schritts  mit  dem  Vor- 
dringen der  neuen  Kuustwcisc  nach  Deutschland  —  zu  ihrer 
völligen  Auflösung  führten. 

Ein  im  sächsischen  Haupt-Staatsarchiv  enthaltenes  Akten- 
stück aus  den  Jahren  1518  —  24,  in  welches  der  Hr.  Vor- 
tragende Funsieht  erlangt  hat,  giebt  über  diese  letzten  tahens- 
regungen  der  Hotten  und  ihren  Untergang  in  einem  bestimmten 
Bezirke  Deutschlands  höchst  interessanten  Auf*chluss. 

Das  Land  Meilsen,  welches  zur  Zeit  des  Strafsburger 
Steinmetzen-Tages,  von  den  Gräueln  der  Hussitenkriege  ver- 
wüstet und  entkräftet,  eine  untergeordnete  Rolle  gespielt  hatte, 
war  im  Verlauf  des  15.  nnd  im  Beginn  des  1(3.  Jahrhunderts 
mächtig  aufgeblüht  und  hatte  dein  entsprechend  auch  eine 
sehr  bedeutende  Bautätigkeit  entwickelt.  Die  grofsen  Kirchen 
der  durch  den  Bergbau  reich  gewordenen  Städte  des  Erz- 
gebirges, das  Fürstenschloss  zu  Meilsen  u.  a.  stummen  aus 
jener  Zeit.    Inucriialb  des  grofsen  Verbandes  der  deutscheu 

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416 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


12.  Oktober  1878 


Steinmetzen  standen  die  Bauhütten  des  Landes  Meilsen  zu- 
nächst in  einem  Abhängigkeits  -  Verhältnis*  von  der  Hütte  zu 
Magdeburg,  doch  bestanden  auch  enge  Beziehungen  zwischen 
ihnen  und  den  benachbarten  Hotten  von  Böhmen  und  der 
Lausitz. 

Gegen  das  Jahr  1518  nun  sehen  wir  die  Meifsener  1 
(sächsischen)  Hütten  in  einem  hartnackigen  Konflikte  mit  dem 
Vorort  zu  Magdeburg  begriffen.  Der  Streit,  der  vermuthlich 
schon  früher  entbrannt  war  und  als  dessen  Wortführer  auf 
Meifsener  Seite  Meister  Jacob  von  Schweinturt  erscheint, 
drehte  sich  vor  allem  um  zwei  Punkte:  um  die  in  Sachsen 
übliche  Abkürzung  der  Lehrlingszeit  von  5  auf  4  Jahre  und 
tun  die  Thatsache.  dass  sächsische  Steinmetzen  sich  herab 
liefscn,  bei  einem  Bildhauer  —  Kranz  von  Magdeburg  — 
zu  arbeiten.  Die  einzelnen  Stadien  des  Zwistes,  der  in  Magde- 
burg wie  in  Strafsburg  zu  Ungunsten  von  Meifscn  entschieden 
wurde,  können  hier  nicht  säinmtlich  verfolgt  werden.  Von 
deutscher  Seite  wurde  in  Aussicht  genommen,  die  sächsischen  | 
Gesellen  anderwärts  um  2  Gulden  zu  strafen;  als  Meister 
Jacob  von  Schweinfurt,  vor  einen  Steinmetz-Tag  nach  Halle 
zur  Verantwortung  geladen,  nicht  erschienen  war,  schrieb  man 
sein  Zeichen  (nicht  seinen  Namen)  in  die  „Schelmen- Tafel J. 
Von  Meifscn'schcr  Seite  wurde  mit  Repressalien  gegen  die 
deut sehen,  in  Sachsen  arbeitenden  Gesellen  gedroht  und  der 
Versuch  unternommen,  eine  ganz  selbständige  Hütte  zu  gründen; 
es  scheint  jedoch,  dass  das  zu  diesem  Zweck  ausgearbeitete 
und  dem  Kaiser  eingereichte  Statut  keine  Bestätigung  ge- 
funden hat. 

Charakteristisch  ist  die  Beendigung  des  Streites.  Als 
die  Steinmetzen  des  Landes  Meilsen  fühlten,  dass  sie  unter- 
liegen müssten,  riefen  sie  in  ihrer  Noth  die  Hülfe  ihres 
I*andesfürstcn  an.  Dieser.  Herzog  Georg  der  Bärtige,  eine 
der  Hauptstützen  der  katholischen  Partei  in  der  so  eben  ent- 
brannten Reformation,  wusste  in  der  That  seinen  Eintluss 
auf  den  Krzbischof  von  Magdeburg  dahin  zu  verwerthen, 
dass  den  Meistern  der  dortigen  Hütte  einfach  verboten  wurde, 
das  ihnen  nach  altem  Abkommen  zustehende  Recht  auf  eine 
Beaufsichtigung  der  Meifsener  Hütten  ferner  hin  auszuüben. 
Es  ist  demnach  die  in  der  Renaissancezeit  wachsende  Gewalt 
der  Laudesfürsten  (gegenüber  der  Macht  des  Kaisers, 
durch  dessen  Bestätigung  die  Strafsburger  Ordnung  Gesetzes- 
kraft erlangt  hatte),  von  welcher  in  diesem  Falle  die  aus  der 
Kraft  des  Burgcrthums  und  dem  nationalen  Gedanken  geborene 
Organisation  der  deutsehen  Steininetzhütten  vernichtet  wurde. 

Aber  noch  anderes  erhellt  aus  jenen  Vorgängen.  Viel- 
leicht, dass  der  Streit  einen  anderen  Ausgang  genommen 
hätte,  wenn  nicht  gleichzeitig  die  bisherige  Quelle  künstleri- 
schen Schaffens,  die  Tradition  der  Hütten,  bedeutungslos  ge- 
worden wäre.  Wie  unter  den  Meifsener  Meistern,  die  an 
einem  in  jenem  Kampfe  abgehaltenen  Parteitage  zu  Annaberg  I 
theilnahmen.  Hans  Schicketanz,  der  Erbauer  des  Georgen- 
thors in  Dresden,  und  Wendel  Rofskopf,  von  dem  die  schöne 
Treppe  des  Görlitzer  Rathhanses  herrührt,  also  2  namhafte 
spätere  Vertreter  der  deutschen  Renaissance,  sich  befinden, 
so  lehrt  uns  auch  ein  von  jenem  Bildhauer  Franz  von  M. 
geschaffenes  Werk,  die  Kanzel  der  Kirche  zu  Annaberg,  warum 
die  Steinmetz-Gesellen  trotz  aller  Anfechtungen  Beschäftigung 
bei  ihm  suchten;  die  an  jenem  Werke  auftretenden  Renais- 
saneeformen  sind  die  ersten,  welche  in  Sachsen  vorkommen. 
Nicht  mehr  in  der  Hütte,  sondern  von  dem  einzelnen  Meister, 
von  dem  fliegenden  Buchhändler,  der  Holzschnitte  und  Kupfer- 
stiche aus  Italien  brachte,  war  fortan  die  neue  Kunst  zu  lernen. 

Einen  Schein  von  Leben  fristeten  die  Hütten  übrigens 
auch  in  Sachsen  noch  lange.  Als  1500  noch  ein  allgemeiner 
deutscher  Steinmetz-Tag  ausgeschrieben  wurde,  erbaten  sie  von 
Kurfürst  August  die  E  r  1  a  u  b  n  i  s  s,  sich  an  demselben  betheiligen 
zu  dürfen.  Einzelne  Spuren  gothischer  Tradition  haben  sich 
bis  ins  18.  Jahrhundert  erhalten.  — 

Der  Redner  schliefst  seinen,  mit  lebhaftem  Beifall  aufge- 
nommenen Vortrag  mit  einer  Nutzanwendung  für  unsere  Zeit. 
Jene  Trennung  des  Handwerks  von  der  Kunst,  die  sich  mit 
dem  Untergange  der  Steinmetzhotten  unter  dem  Einflüsse  der 
Renaissance  vollzog,  dauert  auch  heut  noch  fort.  Soll  sie 
wieder  aufgehoben  werden,  so  kann  dies  nicht  geschehen  durch 
ein  Herabsteigen  der  Kunst  zum  Handwerk,  sondern  nur  durch  ein 
Emporheben  des  Handwerks  zur  Kunst.  Gelingt  es,  diese 
Forderung  unserer  Zeit  zu  erfüllen,  so  werden  wir  auch 
<las  wieder  gewinnen,  was  wir  mit  jener  Trennung  verloren 
haben  —  eine  nationale  Kunst  —  — 

Nach  der  Tagesordnung  soll  eine  Diskussion  über  das 
von  Hm.  Baurath  Lipsius  in  der  ersten  Plenarsitzung  be- 


handelte Thema  —  die  ästhetische  Behandlung  des 
Eisens  im  Hochbau  —  sich  anschliefscn. 

Da  sich  kein  Gegner  der  von  Hm.  Upsius  geäusserten 
Ansichten  findet,  so  ergreift  Hr.  Architekt  F ritsch  (Berlin), 
der  sich  mit  jenem  Vortrage  durchaus  einverstanden  erklärt, 
das  Wort,  um  auf  eine  Lücke  in  demselben  aufmerksam  zu 
machen.  Hr.  Lipsius  habe  in  sehr  berechtigter  Rücksicht 
auf  das  ihm  zur  Verfügung  stehende  Zcitmaafs  nur  jene  Ver- 
wendungsfonnen  des  Eisens  besprochen,  die  bereits  allgemeinen 
Eingang  in  das  Bauwesen  unserer  Zeit  gefunden  haben,  weil 
sie  im  wesentlichen  als  Ersatz  älterer  Konstraktionen  aus 
anderem  Material  anzuseheu  sind.  Nun  sei  aber  bekannt 
welche  Hoffnungen  in  künstlerischer  Beziehung  man  seinerzeit 
von  einer  Einführung  des  Eisens  in  den  Hochbau  gehegt 
habe.  Wie  der  antike  Baustil  auf  einer  Ausnutzung  der 
Bruch-Festigkeit  der  zur  Deckenbildung  verwendeten 
Stein-  oder  Holzbalken,  der  mittelalterliche  Baustil  auf  der 
Beanspruchung  der  Druck-Festigkeit  der  Wölbsteine  be- 
ruht, so  schien  sich  nach  Karl  Bötticher's  Ansicht  die  Möglich- 
keit der  allmählichen  Entwickelung  eines  neuen  Baustils  da- 
durch zu  eröffnen,  dass  die  charakteristische  Eigenschaft  des 
als  Baumaterial  verwendeten  Schmiedeisens,  die  Zug-Festig- 
keit, zu  neuen  Deckenbildungen  verwerthet  würde.  Aus  dieser 
Anregung  Bötticher's  seien  unzweifelhaft  die  Versuche  hervor 
gegangen,  die  —  in  schüchterner  und  primitiver  Art  —  zu- 
nächst im  Neuen  Museum  zu  Berlin,  dann  —  in  entwickelterer 
Weise  —  in  der  dortigen  Synagoge  unternommen  worden 
sind.  Es  sei  mit  Sicherheit  anzunehmen,  dass  Hr.  Lipsius 
auch  Ober  diese  Seite  der  Frage  eingehend  nachgedacht  habe, 
und  er  werde  sich  den  Dank  der  Anwesenden  verdienen, 
wenn  er  seine  Ansichten  hierüber  nachträglich  mittheilen  wolle. 

Hr.  Baurth.  Lipsius  (Leipzig),  der  mit  Bereitwilligkeit 
auf  diesen  Wunsch  eingeht,  äufsert  zunächst  seine  Ansicht 
daliin,  dass  er  den  geistreichen  Gedanken  Bötticher's,  die  Hau- 
stile zu  bestimmten  Arten  der  Festigkeit  in  Beziehung  zu 
setzen  und  von  der  Ausnutzung  bisher  noch  nicht  allgemein 
verwendeter  Festigkeits-Arten  die  Entstehung  ueucr  Baustile 
abliüngig  zu  machen,  als  richtig  nicht  anzuerkennen  vermöge. 
Redtenbaclier  schon  habe  mit  Recht  darauf  hingewiesen,  d.i-- 
wir  dann  schliefslich  auch  noch  einen  auf  die  Scheerfestig- 
keit  begründeten  Baustil  zu  erwarten  halten  würden.  Un- 
zweifelhaft werde  die  Verwendung  des  Eisens  einen  bedeutenden 
Eintluss  auf  die  Architektur  der  Zukunft  ausüben,  aber  nimmer- 
mehr werde  aus  derselben  allein  eine  neue  Art  der  Funnen- 
gebung  hervor  gehen  können. 

Was  die  beiden  angeführten  Beispiele  einer  künstlerisch 
gestalteten,  aus  Wölbkonstraktionen  mit  eisernen  Trägem  und 
Zugankern  bestehenden  Deckenbildung  betrifft,  so  seien  sie 
an  sich  gewiss  höchst  interessant,  ohne  sich  jedoch  über  den 
Rang  von  Versuchen  zu  erheben.  Die  Deckenkonstruktion 
des  Stüler'schen  Museums,  bei  der  die  einzelnen  Binder  einfach 
Ober  dem  Kaum  vertheilt  sind,  erscheine  ihrem  Prinzipc  nach 
nicht  viel  mehr  als  eine  Noth- Konstruktion,  bei  welcher 
die  Verkleidung  und  Ausfüllung  der  Trager  den  Mangel  eines 
künstlerischen  Grundgedankens  nicht  ersetzen  könne.  Ein 
solcher  würde  sich  bei  Anwendung  einer  ähnlichen,  au  sich 
durchaus  berechtigten  Deckenbildung  am  ehesten  wohl  darin 
finden,  dass  man  die  einzelnen  Trager  unter  sich  zu  einem 
organischen  System  vereinigt  —  etwa  in  der  Weise,  dass 
man  den  Wänden  des  Raumes  einen  in  sich  geschlossenen,  aus 
Eisen  gebildeten  Rahmen  auflegt,  innerhalb  welches  das 
Gewölbe  eingespannt  ist.  —  Höher  steht  die  Deekenbildung 
der  Knoblauchzehen  Synagoge,  welche  in  ihrer  künstlerischen 
Durchbildung  jedoch  immerhin  noch  als  der  schwächste  Punkt 
des  trefflichen  Baues  erscheine.  Hier  sei  ein  an  sich  richtiges 
System  vorhanden  und  es  sei  aus  diesem  System  auch  die 
Planbildung  des  Baues  abgeleitet  aber  die  Konstruktion  er- 
scheine einerseits  noch  zu  gekünstelt,  andererseits  aber 
trete  in  ihrer  Erscheinung  das  ausschließlich  konstruktive 
Element,  der  Nothbebelf.  noch  zu  sehr  in  den  Vonlergrund, 
als  dass  ein  rein  künstlerischer  Eindruck,  der  nur  bei  einem 
Fertigen,  in  sich  Abgerundeten  möglich  ist,  gewonnen  werden 
könnte.  — 

Den  nächsten  Gegenstand  der  Tagesordnung  sollte  nach 
dem  Programm  eine  Diskussion  über  die  Reform  der 
Kosten-Anschläge  von  Gebäuden  bilden.  Wie  der 
Hr.  Vorsitzende  berichtet  ist  es  dem  Vorort  nicht  gelungen, 
einen  Referenten  für  diese  Frage  zu  gewinnen;  ein  Mitglied 
des  Berliner  Architektenvereins,  das  hierzu  in  Vorschlag  ge- 
bracht worden  sei,  habe  ein  mündliches  Referat  abgelehnt 
und  statt  dessen  eine  Abhandlung  über  das  bezgl.  Thema  zur 
event  Drucklegung  und  Vertheilung  an  die  Mitglieder  der 

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Ne.  82. 


417 


Vc 

Umfangs  dieses  an  lieh  werthvollen  Schriftstücks  habe  der 
Vorstand  hierauf  nicht  eingehen  können  nnd  es  solle  die 
Frage  daher  dem  neuen  Vorort  des  Verbandes  zur  weiteren 
geschäftsmäßigen  Behandlung  überwiesen  werden.  — 

Zum  Schluss  sind  Itcferatc  aus  den  Sitzungen  der  Ab- 
geordneten-Versammlung Uber  Statistik  des  Hauwesens, 
l'uhlikation  bedeutender  Hauten  und  baurecht- 
liche Bestimmungen  ober  Hochbauten  angesetzt. 

Hr.  Architekt  Fritsch  (Berlin),  der  das  Heferat  für 
diesen  Tag  übernommen  hat,  leitet  dasselbe  mit  der  Bemer- 
kung ein,  dass  wahrscheinlich  nur  in  Folge  eines  MissverstAnd- 
nisses  sämmtliehe  in  der  Abgeordneten -Versammlung  verhan- 
delte Fragen  nochmals  auf  die  Tagesordnung  der  Abtheilongs- 
Sitzungen  gesetzt  seien.  Ein  allgemeines  Referat  Ober  die 
von  den  Abgeordneten  auf  Grund  der  Vereins-Gutachten  ge- 
fassten  Beschlüsse  sei  bereits  in  der  ersten  Plenar-  Sitzung 
gegeben  worden ;  eine  nochmalige  Erörterung  der  bczgl.  Fragen 
durch  die  Ahtheilung  könne  aber  wohl  nur  dann  als  ersprießlich 
angeselten  werden,  wenn  dieselben  noch  nicht  geklart  und  von 
einer  Diskussion  neue  Gesichtspunkte  zu  erwarten  seien. 

Der  Hr.  Hcferent  berichtet  hierauf  in  summarischer  Weise 
üW  die  3  auf  der  Tagesordnung  stehenden  Punkte,  indem 
er  den  historischen  Verlauf  ihrer  Behandlung  durch  die  \er- 


der  letzteren  nochmals  initt heilt  und  die  Motive,  aus  denen 
diese  Beschlüsse  hervor  gegangen  sind,  eingebend  erörtert. 
Er  schlügt  vor,  falls  eine  Diskussion  beliebt  werde,  dieselbe 
vorzugsweise  auf  die  erste  und  wichtigste  Frage,  die  Statistik 
des  Bauwesens,  zu  erstrecken — jedoch  mit  der  Beschrän- 
kung, dass  nicht  die  allgemeine,  keineswegs  allein  in  diese 
Abtheilung  gehörige  Seite  der  Frage,  sondern  lediglich 
die  Mittel  und  Wege  für  eine  Statistik  des  Hochbaues 
verhandelt  würden.  Der  anwesende  Verfasser  des  vom 
Dresdener  Architekten -Verein  abgegebenen,  sehr  gediegenen 
Gutachtens,  das  gerade  diese  Seite  für  die  Verhältnisse  des 
Königreichs  Sachscus  nahezu  erschöpfend  behandelt  —  Hr. 
I,andbauinspcktor  Dunger  (Dresden)  —  werde  am  besten  im 
Stande  sein,  eine  solche  Verhandlung  einzuleiten. 

Nachdem  Hr.  Dünger  einen  bczgl.  kurzen  Bericht  ge- 
geben hat,  in  welchem  er  betont,  dass  die  Organisationen  des 
sjiehsischen  Bauwesens  zu  einer  sofortigen  Aufnahme  bau- 
statistischer Ermittelungen  schon  jetzt  in  hohem  Maafse  ge- 
eignet seien,  entspinnt  sich  eine  lebhafte  Diskussion,  die  sich 
jedoch  nicht  in  der  vorgeschlagenen  Beschrankung  hält,  gondern 
auf  die  allgemeine  Seite  aller  drei  Punkte  eingeht  und  dem 
Hrn.  Heferenten  wiederholt  Gelegenheit  giebt,  verschiedene 
Hedenken  und  Missverstandnisse,  welche  die  Auffassung  der 
Abgeordneten  -  Versammlung  erfahrt,  noclimals  zu  beleuchten. 
Es  bet  heil  igen  sich  an  derselben  Hr.  ßaurath  Ende  (Berlin), 
welcher  die  Frage  der  Publikation  bedeutender  Bauten  mit 


der  des  künstlerischen  Eigcnüiums  -  Hechtes  in  näheren  Zu- 
sammenhang gebracht  wissen  will  und  davor  warnt,  in  den 
Bestrebungen  zur  Herbeiführung  eines  deutschen  Baurechts 
zu  weit,  d.  h.  bis  zu  einer  ungünstigen,  Uniformisirung  aller 
baurechtlichen  Bestimmungen  zu  gehen.  Ferner  Hr.  Olwr- 
Ingenieur  Skalweit  (Magdeburg),  welcher  den  Nutzen  einer 
nach  zu  ausgedehntem  Schema  unternommenen  Statistik  des 
Bauwesens  anzweifelt,  und  endlich  Hr.  Stadtbaurath  Blanken- 
stein (Berlin),  der  unter  dem  Beifall  der  Versammlung  die 
(in  No.  40  Jahrg.  78  der  Deutsch.  Bauztg.  besprochenen) 
statistischen  Ermittelungen  der  Berliner  stadtischen  Hochbau- 
Verwaltung  schildert  und  die  grofsen  Vortheile,  welche  dieser 
noch  in  den  Anfängen  begriffene  statistische  Apparat  für  Verwal- 
tungs-Zwecke schon  jetzt  gewährt,  eingehend  aus  einander  setzt. 
—  Da  die  bezgl.  Fragen  zum  Theil  schon  in  den  Protokollen 
der  Abgeordneten  -  Versammlung  erläutert  sind,  zum  Theil 
jedoch  in  nächster  Zeit  zum  Gegenstande  besonderer,  vom 
Verbände  heraus  zu  gebender  Denkschriften  gemacht  werden 
sollen,  so  erscheint  ein  weiteres  Eingehen  auf  den  materiellen 
Inhalt  der  Heferate  und  der  Diskussion  hier  nicht  erforderlich. 
Schln--  der  Sitzung  11  Uhr  45  Min. 

II.  Sitzung:  Mittwoch,  den  4.  September,  früh 
8  Uhr,  im  Königl.  Polytechnikum. 

Die  Eröffnung  der  außerordentlich  schwach  besuchten 
Sitzung  fand  erst  gegen  J/.t»  Uhr  statt.  Es  erhielt  hierauf 
Hr.  Maschinenfabrik  -  Besitzer  Friedrich  (Plagwitz  -  Leipzig) 
das  Wort  zu  seinem  im  Programm  angekündigten  Vortrag 
über  Desinfektions-Anlagen  für  Privat-  und  öffent  - 
liehe  Gebäude,  unter  besonderer  Berücksichtigung  des 
patentirten  Friedrich'schen  Verfahrens.  (Man  vergleiche  auch 
Dtsche.  Bauztg..  Jahrg.  1878,  S.  292).  Genannter  Vortrag 
begann  mit  einem  Ueberblick  Ober  die  bekannten  bisher  ver- 
suchten Methoden  zur  Beseitigung  menschlicher  Abfallstoffe 
und  behandelte  orstere  nach  den  Unterabtbcilungcn :  1)  Kana- 
lisation und  Ucberricscluug,  2)  Abfuhr  durch  Tonnen.  3)  pneu- 
matische Kanalisation,  4)  Desinfektion.  Da  die  Veröffent- 
lichung des  Vortrages  in  rstenso  beabsichtigt  wird,  braucht 
hier  auf  die  zumeist  bekannten,  von  dem  Hrn.  Vortragenden  ge- 
machten Erklärungen  und  Auseinandersetzungen  vorstehender 
Methoden  nicht  weiter  eingegangen  zu  werden,  ebenso  kann 
von  weiterer  Besprechung  des  von  Hrn.  Friedrich  in  Ver- 
bindung mit  seinem  Zentral  -  Kührapparat  angewendeten  Des- 
infektionsmittels (Thonerde  und  Eiscnoxyd-Hjdrat  Ammoniak, 
Kalk)  und  dessen  zur  Sprache  gekommene  Wirkungsweise, 
sowie  Erfolg  abgesehen  werden.  Eine  kurze  Debatte,  die 
sich  an  den  Vortrat  anknüpfte  führte  zu  keinem  Ziele.  — 

Da  der  Berichterstatter  Ober  die  in  der  Tagesordnung 
angekündigten,  in  der  Abgeordneten  -Versammlung  zur  Ver- 
handlung gelangten  Themen  nicht  erschienen  war, 
hierauf  die  Sitzung  (9  Uhr  30  Min.)  geschlossen. 


4.  Zweite  allgemeine  Sitzung,  Mittwoch,  den  4.  September,  Mittags  12  Uhr,  in  der  Aula  des 

Königl.  Polytechnikums, 


Der  Vorsitzende,  Hr.  Geh.  Reg.-Rath  Böttcher,  eröffnete 
die  Sitzung,  zu  welcher  ca.  2(X)  Mitglieder  und  Gäste,  unter 
letzteren  auch  Se.  Exz.  Hr.  Staatsminister  v.  Könneritz,  sich 
eingefunden  hatten,  indem  er  zunächst  zu  Erstattung  der 
Referate  Ober  die  Verhandlungen  der  Abtheilungssitzung  auf- 
forderte. Die  letzteren  wurden  von  Hr.  Geh.  Finanzrath 
Köpckc  als  Vorsitzendem  der  Abtheilung  für  Ingenieurwesen, 
und  Hr.  Prof.  Giese  als  Vorsitzendem  der  Abtheilung  für 
Hochbau  erstattet. 

In  dem  darauf  folgenden  Schlussworte  erinnerte  der  Vor- 
der Verhandlungen  und 


Beschlüsse  des  Verbandes,  namentlich  auf  die  gesetzgeberische 
Thätigkeit,  naturgemäß  nur  eine  langsame  sein  könne,  dass 
daher  von  Angabe  eines  bestimmten  Erfolges  für  die  gegen- 
wärtige Versammlung  allein  abgesehen  werden  müsse.  Die- 
selbe sei  Glied  einer  gröfseren  Kette  und  habe  als  solches 
gewirkt  —  einzelne  Fragen  abschlicfscnd ,  andere  vertagend, 
noch  andere  anregend.  Unter  Abstattung  des  Dankes  an 
Mitglieder  und  Gäste  für  ihre  Betheiligung  und  ihren  Besuch 
bei  den  beiden  Dresdener  Vereinen  wird  hierauf  die  3.  General- 
in ihrem  offiziellen  Thcile  ge- 


5.  Die  Sitzungen  der  Abtheilung  für  Maschinenwesen 


m  3.  Sept.  nur  von  7,  am  4.  Sept.  von  8  Personen 
besucht,  weshalb  die  Bildung  eines  Bürcaus  unterlassen 
wurde.  Die  von  Hm.  Ing.  Handrick  (Buckau-Magdeburg) 
in  Aussicht  gestellten  Mitteilungen  über  die  Spezial-Hilfsmittel 
der  Eisengießerei  und  Maschinenfabrik  von  II .  Gruson  wurden 
aber  deswegen  nicht  vorenthalten;  sie  erstreckten  sich  auf 
die  von 


Batterien  und  auf  den  schmiedbaren  Guss  und  wurden  durch 
mitgebrachte  Zeichnungen,  Photographien  um!  Prolwn  von 
Hart  guss  und  schmiedbarem  Guss  unterstützt.  Hr.  Ing.  Hahn, 
Obergruna  bei  Siebenlehn,  behandelte  die  Frage,  woher  die 
jetzige  schlechte  Beschaffenheit  des  Papiers  komme,  an  der 
Hand  einer  Reihe  vorgeführter  Papierproben. 


Beitrage  zur  Berechnung  der  Eigengewichte  eiserner  Balkenbrücken. 

Schäfer.  Weyrauch  und  Andere  versachten,  praktisch  leicht 
verwendbare  Formeln  auf  Grundlage  derselben  abzuleiten  — 
einen  noch  wichtigeren  Faktor  für  die  rationelle  statische  Be- 
rechnung bildet.  Allein  a  lrh  abstehen  hiervon  kommt  es  sehr 
hlufig  vor,  dass  man  für  allgemeine  Kostcn-Ueberschlige,  ver- 
gleichende Rechnungen  das  annähernd  richtige  (Wicht  ermitteln 
muss,  bevor  man  ein  eigentliches  Projekt 


I.  Einleitung. 
Zu  den  Elementen,  welche  bei  der  statischen  Berechnung 
einer  eisernen  Brücke  eine  Hauptrolle  spielen,  gehört  das  Eigen- 
gewicht derselben,  welches  gegenwärtig  —  nachdem  das  Wöhler- 
sche  Oeseta  in  seiner  Anwendung  auf  den  Brückenbau  eine  all- 
mählich« Umwälzung  bezüglich  der  Bestimmung  der  lulässigen 

i,  nachdem  ferner 


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418 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


12.  Oktober  1878 


Es  ist  nun  Zweck  vorliegender  Arbeit,  für  beide  Fälle  leicht 
benutzbare  Formeln,  welche  auf  ganz  elementarem  Wege,  unter 
Annahme  von  zulässigen  vereinfachenden  Annahmen  abgeleitet 
wurden,  bezw.  durch  Berechnung  von  Beispielen  für  bestimmte, 
-  übliche  FäHe  Gewichtstabellen  zu  geben,  denen  die 
i  Werthe  dann  unmittelbar  entnommen  werden  können. 
ian  zunächst  die  in  dieser  Richtung  bis  jetzt 

in  Vc 


dieselben  in  drei  Abtheilungen  gruppiren.  Nach  der  ersten,  lange 
Zeit  fast  ausschließlich  verwendeten  Methode,  welche  im  Grund- 
gedanken von  Laissle  und  Schübler  aufgestellt  und  von  anderen 
nur  in  den  Zahlenwerthen  abgeändert  wurde,  versuchte  man,  nach 
ausgeführten  Brocken  das  auf  die  Stützweite  bezogene  Gewicht 
für  die  Längeneinheit  durch  eine  Gleichung  von  der  Form 
p  =-  A  I.  ff  auszudrücken,  wo  L  die  Stützweite.  V  das  Gewicht 
der  Fahrbahn  und  der  Nebentheile,  A  hingegen  eine  aus  Durch- 
schnittsrechnungen ermittelte  Konstante  bedeutet,  so  dass  also 
A  L  das  Gewicht  des  Hauptträgers  allein  vorstellt  Aber  würde 
man  auch  der  Verschiedenheit  der  Systeme,  Verkehrslasten  und 
zulässigen  Inanspruchnahme,  sowie  auch  der  Verschiedenheit  in 
der  Detail- Anordnung  Rechnung  tragen,  so  lässt  sich  doch  nach- 
weisen, dass  obige  Gleichung  selbst  dann  nur  innerhalb  sehr 
enger  Grenzen  Giftigkeit  hat,  da  das  Gesetz  der  Gewichtszunahme 
bei  wachsender  Stützweite  sich  nicht  durch  eine  Gerade,  sondern 
nur  durch  eine  Kurve,  welche  sich  einer  bestimmten  Geraden 
asymptotisch  nähert,  darstellen  lässt,  wie  dies  Maller*]  nachzu- 
weisen und  in  einer  Gleichung  auszudrücken  versuchte.  Es  ist 
also  hieraus  klar,  dass  obige  Gleichung  für  kleinere  Stützweilen 
zu  grofse,  für  grölsere  dagegen  viel  zu  kleine  Werthe  geben 
wird:  ebenso  gäbe  dieselbe  für  jede  endliche  Stützweite  einen 
Werth,  wahrend  doch  bekanntlich  jedes  System  eiserner  Balken- 
brücken, sowie  überhaupt  jede  Konstruktion  eine  Grenz-Spannweite 
besitzt  bei  deren  Ueberschreitung  die  Brücke  durch  ihr  eigenes 
Gewicht  allein  schon  über  die  zulassige  Inanspruchnahme  ange- 

Umstande  hat  Lauuhardt  bei 


AL  +  B 

ist,  Rechnung  getragen.  Hierbei  Bind  A,  B  empirisch  bestimmte 
Konstanten,  V  aber  der  Grenzwerth  der  Stützweite  des  betreffenden 
Systems,  denn  es  wird  hierbei  fttr  V  —  L,  p  =  <z> :  aber  auch 
diese  Formel  kann,  als  eine  Folgerung  der  obigen,  nur  zur  bei- 
läufigen Bestimmung  dienen. 

Bei  der  zweiten  Methode  begann  man  statistische  Daten  über 
kennzeichnende  Momente  ausgeführter  Brücken,  wie  Svstem, 
Stützweite  und  Hohe  des  Haupt-Tragers,  Anordnung  der  Neben- 
theile und  der  Fahrbahn,  insbesondere  aber  der  Gewichte,  zu 
sammeln  und  in  Tabellen  übersichtlich  zusammen  zn  stellen,  allein 
an  der  l'nvollständigkeit  der  Angaben,  bei  welchen  viele  wichtige 
Angaben  aufser  Berücksichtigung  geblieben,  scheiterte  auch  diese 
Methode,  da  die  Grundlagen  des  Vergleichs,  beziehungsweise  die 
nrechnung  der  Gewichte  bei  anderen  Annahmen, 
nur  so  wäre  es  möglich  gewesen,  unter  den  sehr 
Gewichten  für  eine  und  dieselbe  Stützweite  das 
dem  betr.  Falle  entsprechende  Gewicht  zu  wählen.  So  können 
also  z.  B.  die  Gewichts-Tabellen  des  Vereins  deutscher  Eisenbahn- 
Verwaltungen,  wie  auch  diejenigen  von  Schmidt  ••)  kaum  ver- 
wendet wurden,  und  erst  in  neuerer  Zeit  kommen  etwas  voll- 
ständigere Tabellen  zur  Veröffentlichung,  unter  denen  die  von 
Funk  (Bericht  über  den  Bau  der  Yenlo-IIamburger  Bahn  für  die 
Wiener  Ausstellung),  ferner  die  zur  selben  Zeit  von  Hellwag 
(Hau  und  Bestand  der  österreichischen  Nordwestbäbn)  heraus 
gegebenen  hervor  zn  heben  wären,  obwohl  auch  diese  keineswegs 
vollständig  genug  sind  und  hauptsächlich  die  Trennung  der  Gewichte 
der  Hauptträger  von  den  Nebentheilen  mangelt,  was  aus  mehren 
Gründen  sehr  zn  bedauern  ist  Vor  allem  wäre  durch  diese 
Trennung  die  Möglichkeit  einer  genaueren  Umrechnung  geboten, 
da  die  Gewichts  •  Unterschiede  bei  Brücken  verschiedener  Kon- 
struktionen für  eine  und  dieselbe  Stützweite,  als  hauptsächlich 
in  den  Nebentheilen  liegend,  vollkommen  unschädlich  gemacht 
werden  könnten,  ferner  aber  insbesondere  dadurch  ein  Mittel 
geboten  wäre,  die  Konstruktions-Ko£flizienten,  welche  das  Verhält- 
uiss  des  thatsdchlichen  zum  theoretischen  Gewichte  ausdrücken, 
genauer  für  die  Hauptträger  zu  bestimmen.  So  wünschenswerth 
nun  aber  auch  solche  vollständige  statistische  Tabellen  wären, 
so  ist  deren  Zusammenstellung  in  dem  eben  angedeuteten  Sinne 
noch  lange  nicht  zu  erwarten,  und  so  bleibt  für  eine  genauere 
Gewichtsbestimtnung  kaum  ein  anderer  Weg  als  derjenige,  den 
Winkler  in  seinem  bekannten  Werke  über  ~ 


Nach 

Gewichte  der  Haupttrager  als  Funktion  der  für  die  statische  Be- 
rechnung gegebenen  Daten  ausgedrückt  und  durch  Multiplikation 
mit  auf  empirischem  Wege  ermittelten  Konstaiktinns-Koeffizienten 
das  thatsächliche  Gewicht  bestimmt  Berechnet  man  aufserdem 
das  Gewicht  der  Nebentbeile  auf  Grundlage  schematiseher  Skizzen, 
so  erhält  man  wohl  auf  diese  Weise  die  zuverlässigsten  Werthe, 
bei  denen  allen  maafsgebenden  Faktoren  " 


getragen  werden  kann.  Ist  auch,  wie  ersichtlich,  dieser  Weg  der 
allein  richtige,  so  sind  doch  die  Ableitungen  der  theoretischen 
Gewichte,  sowie  die  genaueren  Ausdrücke  derselben  für  den  uu 
mittelbaren  Gebrauch  des  Praktikers  kaum  handgerecht,  eben  so 
wenig  als  das  Svstem  der  von  Winklcr  angegebenen  Koeffi- 
zienten, besonders  für  kleinere  Stützweiten,  ausreichend  ist  Der 
Schreiber  vorliegender  Arbeit  hat  sich  nun  ebenfalls  mit  der 


der  Frage  beschäftigt  und  als 
eine,  seither  in  mehre  hervoi 


Werke  über 

Brückenbau  aufgenommene  Tabelle»)  sammt  kurzer  Ableitung 
und  Darlegung  des  Vorganges  bei  der  Berechnung  der  Werthe 
veröffentlicht  Auf  derselben  Grundlage  weiter  bauend,  gedenkt 
er  nun  in  der  gegenwärtigen  Arbeit  seine  weiteren  Untersuchungen 
und  eine  gänzliche  Neubearbeitung  als  auch  wesentliche  Erweite- 
rung obiger  Tabelle  mitzutheilen,  bei  welcher  (ielegenheit  auch 
die  Straßjenbrücken  in  den  Kreis  der  Betrachtung  gezogen  werden 
mögen.  Hierbei  sei  noch  bemerkt,  dass  vorläufig  nur  die  Balken- 
brücken auf  zwei  Stützen  behandelt  werden  sollen;  die  Anwendung 
der  Formeln  auf  solche  Brücken  mit  kontinuirlichen  Trägern  soll 
nur  an  einem  Beispiele  gezeigt  werden.  Die  Bogen-  und  Hänge- 
i  Ve 


H  Bestimmung  der  theoretischen  Gewichte  der 
Hauptträger. 

In  den  nachstehenden  Rechnungen  möge  /.  —  21  die  theore- 
tische Stützweite,  h  die  entsprechende  Höhe  des  Hauptträgers, 
21 

n  =    .das  gegenseitige  Verhiltniss  derselben  bedeuten;  weiter 
n 

sei  das  Gesamint-Kigengewicht  der  Konstruktion  bezogen  auf  die 


Stützweite  und  Längeneinheit  p  =  gt 


9* 


9>  +  /,  wobei 


<j..  den  auf  die  Gurtongen,  gt  den  auf  die  Füllungsglieder  (Voll- 
wand, Streben  und  Vertikale),  gt  den  auf  die  Nebentheile  (Quer- 
und  Längsträger,  Windkreuze  etc.),  endlich  /  den  auf  die  Fahr- 
bahn (Bahnoberbau,  Bedielung  und  Geländer)  entfallenden  Theil 
bezeichnen  möge.  Aehnlich  sei  die  als  gleichförmig  vertheilt  auf- 
gefasste  Verkehrslast  für  die  Längeneinheit  ylt  y,,  je  nachdem 
diese  zur  Berechnung  der  Gurte  bezw.  Füllungsglieder  benutzt 
wird.  Heber  das  zu  verwendende  Material  sei  angenommen,  dass 
dessen  spez.  Gewicht  r,  die  entsprechend  ausgedrückte  zulässige 

Inanspruchnahme  S  und  der  Quotient      —  a.   Ferner  sei  unter 

2d  stets  die  Entfernung  jener  Querschnitte  verstanden,  welche 
als  Belastung*  -  Querschnitte  aufgefasst  werden  können  (Quer- 
schwellen bezw.  Querträger  und  Fachdistanzen).  Sind  so  alle 
nötbigen  Daten  zur  Berechnung  gegeben,  so  können  sowohl  für 
den  Fall  der  totalen,  als  der  einseitigen  Belastungen  die  Momente, 
Summen  der  äufseren  Kräfte,  der  Kräfte  in  den  ßurtungm  bezw. 
Streben  und  Vertikalen  ermittelt  werden,  und  es  seien  diese 
Gröfsen  durch  J/r,  J/V,  l'r,  l'r,  Or,  L'r  und  AV  für  den  rten 
Querschnitt  bezeichnet  Liegt  im  allgemeinen  ein  Fachwerk  vor, 
so  mögen^  dte  Winke^  der  Gurte^und^  der  sichjrmuenden  Stre- 

Es  seien  zunächst  I'arallelträger  mit  geraden  Gurtungen  be- 
handelt, dann  findet  sich  zunächst,  ohne  Bücksicht  auf  die  Art 
der  Füllnngsglieder,  das  theoretische  Gewicht  der  ( 
!m-l  am- 1 

■f,-*-2v-  ?  =  a»>2r<aw-  r"""' 

I  I 

r  (2  m  —  r)  qt  d' 


(1) 


da  J/r  = 


ist. 


Bei  kleinen  Stützweiten  bildet  gewöhnlich  eine  Vollwand  das 


J       17  ; 


(2) 


da  l'r 


Ki 


l. 


Für  gröfsere  Stützweiten  wird  Gitterwerk  (d.  i.  blol's  Flach- 
eisen  in  beiden  Strebenrichtungen)  oder  Fachwerk  (mit  der  Art 
der  Inanspruchnahme  auf  Zug  oder  Druck  entsprechend  kon- 
rtruirten  Streben  oder  Vertikalen) 
dann  ist  allgemein: 

'im  — i 

/"r  P't 


•2  a 


!2k 


l'ar+2 


wn'firi 


-[Pr'-C-.i-')!' 


Kommen  i 
bo  wird: 


-  Zug- 


m 

2  m 

vor  und  ist  ar—ßr  —  45", 


m-t 


Falle  für  die 


9" 


hinzu  kommt. 


l  (3) 


(3a) 


•)  i.  HcMiIu-t;  TnU'lle  mt  n,r»rSii<in*  'I"  llrmii-SUr  ii»<Tiift  CUhnl>riirk,-n. 
IHH. 


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itto 


N».  82. 

Sollten   aber  durchgehend  in 
Vertikalen  vorkommen,  so  ist: 

tu     -  m  -  i 

TlAufig  kommen  alter  nur  Zugstreben  und  Vertikalen  vor, 
dann  igt  mit  Rücksicht  auf  die  in  den  Mittelfeldern  nöthigen 
Üegenstreben,  wenn  a  r  =  45",  ßr  —  90"  gesetzt  wird, 
für  die  Streben: 

m  —  1  m  —  l 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


419 


rür  die  Vertikalen: 


Bei  noch  grofseren  Stützweiten  »etat  man  es  vor,  den  Oher- 
gurt  gekrümmt  zu  macheu,  und  eis  entstanden  so  der  l'arabel-, 
Scbwedler-  und  Halbparabel-Trager,  welche  unter  dem  Namen 
Polygonal-Träger  verstanden  werden  mögen  und  im 
den  der  Reihe  nach  behandelt  werden  sollen. 

Allgemein  ist  in  diesem  Falle  für  den  Obergurt: 
tm-i 
_     -yJ/r  2<1 

mm  -ihr  ■  coa  -'jrr 

und  für  den  Untergurt: 

X«n-  I 


9{u 


i  Ar 


2d 


or(2m  r) 

Beim  Parabeltrager  ist  Ar  =  —      d;  da  ferner: 

1 

1+tg'ev 


tg  fr 


Ar  --  ,       Ar  1 
2  r/ 

so  wird  gefunden,  das*: 
taa-1 


Mi- 
ros' yr  = 


(6) 


Kür  den  Schwedler-Träger  ist,  wenn 


fr  . 


c,  bekanntlich: 


_  (c+2)  2r  (2«i-r) 

r  ÜT"  (2m+cr) 

andererseits  ist  näherungsweise: 

1  *i 

Berücksichtigt  man  ferner,  das»  von  den  Knden  des  Tragers  ge- 
zählt nur  bis  zur  Abzisse  x  =  2  (y  1+  e  —  l)2  /  der  Obergurt 
gekrümmt,  in  der  Mitte  aber  gerade  ist,  so  ist: 
i      T.      VvTZ7    ,\1  r.2™*(m  +  cr+(c  +  2)'(«  1)' 

m     I  2m- 1 

,  v  2m  +  (T    ,   v1  2»i  +  er  i       ,  m 


(.-  +  2)  1  -  In  («+*). 
1  1 

Kndlich  beim  Halb-Parabeltrager  SCI  «„  die  Höhe  über  der 
Stütze,  A«  die  Hohe  in  der  Mitte  der 

2/ 
ti 


und  ^  =  wobei 


1 1 


*r=(Um»  +  (l-U)r(2m-r))  -jjj 


ferner  sei: 


so  wird 


(Am  —  A4,)1 
2/» 


Jm-I 


„  m'-f-fl  —  «)' v  nr(2w  -  r) 


Kür  die  Fflllungsgliedcr  ist  allgemein: 
*  - 1 


*  =  2  0  ^(2  sin ,  > «  r  *  r  - 1  +  2lfi.  '77  *  '  +  ' ) 
Beim  Parabeltrager  ist  /'V  =^-3^—™i^W;  ferner 


tß  «r-  Igßr 


tg  an  Hilda«  =^45», 


dann  ist  sin   ar  —  sin  ',*r  =    ,  somit  für  die  Streben: 


m—i 

_  5  v" 
1 

für  die  Vertikalen: 

Im  —  2 
„  =  Vr(r-l)(2m 
(2  m 

2 

Für  den  Schwedler-Trager  ist: 
/'r=  <e  f  2>r(2m 


lp(2w-r-f  1)'  ~(r'~l  )[4«Gn    r)— r'  lj 
(2m  +1)»« 

r+l)(2w-r) 
l)w4 


afr,/(6) 


a  fr, l  (8a) 


'(2i«-rf(r-  l))m 
Sii  nun  weiter  ar~  a«,  —  iW,  ßr  =  \*r  gesetzt,  so  wird  dann 


sin  -a 


,,  «0*0=1,  und  mit  Rücksicht 


streben  und  die  Trägerform  findet  sich  für  die  Streben 
«r(StM     t){t  —  1)  (2  m  —  r-f- 1) 


"  m'       —    (2m  +  cr)(2w  +  c(r 

i 

für  die  Vertikalen: 


l.l) 


die  Gegen- 
len: 

«fr,/  (9) 


_ (c  +2 >'  V »-(2m-r)fr-l)(2m-r-H) 

2m<  (2m  +  cr)(2*+c(r-l))   "  '  w 

s 

Zum  Schluss  findet  sich  für  den  Ilalb-l'arabeltrager,  da: 

^-[•J;(^->+<,""•+^"'-',^,)':■■]^ 

Ar  *  i  oder  Ar-  ,  im  Mittel 
ar  =  a„  =  45»,  ,*r  =  90», 


und  hier  im  Mittel  überall 
Ar  eingesetzt  werden  kann,  da 
für  die  Streben: 
«  - 1 


«  -i 


i  i 

für  die  Vertikalen: 

1  0 

Ks  sei  nur  bemerkt,  daas.  wenn  man  in  Gleich.  (7)  flO)  n.  (10a) 
u  —  1  setzt,  man  die  Formeln  (1)  und  (4)  (4a)  erhält,  wie  dies 
richtiger  weise  sein  muss;  hingegen  losst  sich  (5)  nicht  aus  (7) 
ableiten,  da  in  ersterer  Ar  +  i  und  Ar  -  i,  in  letzterer  aber 
ül>erall  A  r  eingeführt  ist. 

Für  die  thatsächliche  Berechnung  der  theoretischen  Gewichte 
wurden  die  folgenden  Annahmen  gemacht: 

a)  die  zulässige  Inanspruchnahme  wurde  für  alle  Stützweiten 
konstant  mit  S  =  700  "w  für  das  □"»,  r  =  7(4,N>  f"r  ua« 
cb™  festgesetzt-, 

b)  Als  Höbe  des  1  Uupttragers  wurde  bei  den  Paralleltragcrn 

21 

A  —  — ,  beim  Parabel-  und  Schwedlcr-Trager  so  wie  lieün 

21  3 
Halb-Parabelträger  Aw  =  ^  ,  bei  letzterem  noch  A«  =  ^  A« 

gewählt; 

c)  Bei  Gitterwerk-  und  Fachwerk-Trägern  mit  Zng-  und  Dnick- 
streben  wurde  bis  zu  20  ™  Stützweite  ein  2faches,  bei  Zug- 
strelien  und  Vertikalen  ein  einfaches  System  von  Fol' 
gliedern  angenommen,  bei  gröEsercn  Stützweiten  im 
Falle  ein  4faches,  in  letzterem  ein  2faches  System  vi 
gesetzt.  Beim  Parabeltrager  wurden  2  sich  kr 
Strebensysteme  so  wie  auch  Vertikalen  angenommen,  hingegen 
beim  Schwedlertrager  nur  ein  einfaches  System  Ton  Zug- 
streben und  Vertikalen,  endlich  beim  Halbparabcltruger  ein 
ähnliches,  aber  doppeltes  System  gewählt 

Unter  Berücksichtigung  dieser  Annahmen  ergaben  sich  die 
in  der  nachstehenden  Tabelle 
Gleichungen: 


■  Jf  •  t  •  * 

A)  l'.nülrllr«««  mit  V.ill«M.a 

B)  „  m.(iltu.n«-,|t 

C)  .           «il  Zu«  und 

DI  r>raJMaift(W  m.  ZagtW^it 
nnd  V«rtlk*l«fi  .... 

U.IIO»  ?!  / 
U.UMS  <ii  l 

(o^o»  +  (!^,1)9lf 

Ü.0OS7,,/ 

(oumt|^Hi$M*Jv>J 

(o,ooi»|»  +  W*  *»>' 

(ü,O0M  p  +  0,0017  k{i  1 
OJXNMSji 

(WwHii-OkOOf  Vi  -  c)  k,l 

(0/1018  p  +  O.O014  / 

wobei  bemerkt  sei,  dass 
bis  5  Giltigkeit  halien. 


F  nnr  für  c  =  1 
(«vw»«  MttO 

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420 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


12.  Oktober  IS 78 


Architekten- 

7.  Oktober  1878;  Vorsitzender  Hr.  Möller;  anwesend  174  Mit- 
glieder und  aß  Gäste,  welche  der  Versammlung  vorgestellt  werden, 
die  auswärtigen  Mitglieder  des  Preisgerichte  fnr  die  Straßburger 


gefunden  hat,  geht  nach 
I  nterzeichner  mit  dem  Ei 


Konkurrenz,  die  Hrn.  v.  Kgle,  Stuttgart  —  Hase,  Hannover  — 
v.  Neureuther,  Manchen  Nicolai,  Dresden  und  Prof  Dr. 
Michaelis,  Strasburg. 

An  Eingängen  hegen  vor:  Die  Unterrichtspläne  des  deut- 
schen Gewerbe-Museums,  sowie  der  von  Hrn.  Arehit.  Lilie nthal 
geleiteten  Kunstschule  für  Damen,  ferner  der  Separat-Abdruck 
eines  Artikels  aus  einem  hiesigen  Blatte  mit  der  1'eberschrift : 
Güterverkehr  und  billige  Frachten.  -  Hr.  Scheck  bat  der 
Bibliothek  —  wohl  mit  Bezug  auf  die  diesjährige  Aufgabe  der 
Schinkel-Konkurrenz  —  3  Werke  amerikanischen  Ursprungs  Ober 
Brückenbau  als  Geschenk  Übermacht,  Hr.  Wasserbau  -  Inspektor 
Schlicbting  in  Wesel  desgl.  seine  jüngst  erschienene  Schrift: 
Generelles  Projekt  zur  Anlage  de«  Rhein- Vssel- Kanals  etc.; 
Hr.  K.  Puls  hier  hat  dem  Verein  ein  Bronzegusstück  — 
Kule  -  geschenkt,  wahrend  die  Hrn.  Gebr.  Wichmann,  Karl- 
Str.  14  hier,  zur  näheren  Kenntnissnahme  einen  Satz  von  Tusch- 
näpfen neuer  verbesserter  Hinrichtung  gesendet  haben. 

Krster  Verhandlnngs-Gegenstand  ist  der  von  einer  größeren 
Mitgliederzahl  gestellte  Antrag  auf  Einsetzung  einer  Kom- 
mission zur  Beschaffung  von  Vorträgen  an  den  Vereins- 
Abenden.    Der  Antrag,  welcher  die  Billigung  des  Vorstandes 

desselben  zunächst  an  die 
•flek,  eine  Keihe  geeigneter 
Persönlichkeiten  für  die  demnächst  vorzunehmende  Kommissions- 
wahl  in  Vorschlag  bringen  zu  wollen.  — 

Es  folgt  alsdann  die  Neuwahl  der  Delegirten  des  Vereins 
zum  Verbände,  wobei  durch  Akklamation  die  bisherigen  Dele- 
girten: Hrn.  Blankenstein,  Böckmaun.  1 -'ritsch.  Kyllmann, 
Meilin,  Meyer  abermals  berufen  werden  und  als  Ersatz  für  die 
Hrn.  Krieg  (welcher  eine  Wiederwahl  ablehnt;  und  Hermann 
(der  von  Berlin  verzogen  ist)  die  Hrn.  Adler  und  Winkler 
hinzu  treten.  — 

Hr.  Böckmann  macht  im  Namen  der  Exkursions-Kommission 
einige  Mittheilungen  über  den  Verlauf  der  diesjährigen  Sommer- 
Exkursionen.  Es  haben  im  ganzen  15  Exkursionen  nebst  einer 
sogen.  Damenpartie  stattgefunden.  Erstere  waren  im  allgem. 
„gut"  besucht,  da  die  Durchschnittszahl  der  Theilnehmer  105 
bei  einer  Maxinial-Theilnehmerzahl  von  231  und  einer  Minimal- 
Zahl  von  25  —  betragen  bat  Die  Ausgaben,  welche  die  Kasse 
von  den  Exkursionen  gehabt  hat,  sind  „mäßig"  gewesen,  da  die- 
selben um  etwa  4<t8  M.  gegen  den  Etat  (1500  M.j  zurück  blieben; 
den  weitaus  gröfsten  Theil  der  Ausgaben  (rot  TU  1  M.)  hat  die 
Damenpartie  erfordert.  —  Der  Hr.  Beferent  glaubt  aus  einem 
kleinen  Ueberblick  der  Statistik  der  Theilnehmerzahl  die  Folgerung 
ableiten  zu  können,  dass  es  sich  für  die  Folgezeit  etwa  empfehlen 
könne,  nur  solche  Gegenstände  als  Exkursionsziele  zu  wählen, 
die  entweder  neu  oder  auch  der  Allgemeinheit  unzugänglich  sind; 
mangels  einer  größeren  Auswahl  unter  solchen  Zielpunkten  sei 
es  vielleicht  rathlich,  die  Anzahl  der  Exkursionen  etwas  zu  be- 
schränken. —  Der  Exkursions-Kommission  wird  schließlich  vom 
Vorsitzenden  der  Dank  des  Vereins  ausgesprochen.  — 

Hr.  Fritsch  theilt  aus  den  Verhandlungen  der  eingesetzten 
Festkommission  einiges  Ober  die  Pläne  mit,  die  man  bezüglich 
der  Veranstaltungen  während  der  bevorstehenden  Ausstellung  der 
Strafsburgcr  Universitats-Projekte  gefasst  hatte.  Die  Ausstellung, 
welche  in  der  2.  Hälfte  des  gegenwartigen  Monats  stattfinden 
wird,  soll  14  Tage  dauern.  Abgesehen  von  Veranstaltungen 
geringerer  Art,  z.  B.  freiwilligen  abendlichen  Versammlungen  im 
Vcreins-Tunnel,  sollen  drei  Tage  —  der  21.  22.  u.  23.  Oktober  — 
besonderen  Festlichkeiten  gewidmet  werden:  Montag  den  21.  wird 
an  die  abendliche  Vereinsvcrsammlung  eine  etwas  festlich  arran- 
girte  Versammlung  im  Tunnel  sich  anschließen;  am  Dienstag 
den  22.  werden  einige  Führungen  der  auswärtigen  Fachgenossen 
zu  sehenswerthen  Objekten  —  z.  B.  der  Olympia-Ausstellung  im 
Uamposanto  —  stattfinden,  und  am  Mittwoch  den  23.  wird  mit 
bereichertem  Programm  das  1.  diesjährige  Familienfest  des 
Vereins  in  Szene  gehen,  für  welches  in  Betracht  der  diesmaligen 
Umstände  eine  möglichst  enge  Begrenzung  der  Zahl  eingeführter 
Gäste  aus  nicht  fachlichen  Kreisen  gewünscht  werden  muss. 
Die  Versammlung  ertheilt  diesem  Programm  stillschweigend  ihre 
Zustimmung. 

Während  der  bisherigen  Verhandlungen  ist  dem  Hrn.  Vor- 
sitzenden ein  Autrag  überreicht  worden,  welcher  bezweckt,  dass 
im  Vereinshause  in  der  Zeit,  während  welcher  im  Gebäude  der 
K.  Kunst-Akademie  die  Ausstellung  der  Entwürfe  zur  Stralsburger 
Universität  stattfindet,  eine  Nebenausstellung  der  perspek- 
tivischen Zeichnungen  hierzu,  die  von  der  amtlichon  Aus- 
stellung ausgeschlossen  sind,  veranstaltet  werde.  Hr.  Otzen 
liefert  mit  einigen  Worten  eine  Begründung  dieses  Antrags. 
Hr.  Kinel  wiederräth  sehr  entschieden  die  Annahme  desselben, 
weil  die  Neben-Aosstellung  von  im  Programm  nicht  ver- 
Perspektiven ein  Unrecht  gegen  diejenigen  Kon- 
i  in  sich  schließen  würde,  welche  in  Bezug  hierauf  das 
Programm  genau  eingehalten  haben,  theils  auch  weil  das  Reichs- 
kanzleramt kaum  in  der  Lage  sich  befinden  werde,  den  Wünschen 
des  Vereins  auf  Ausfolgung  der  Perspektiven  nach  zu  kommen; 

eveut  sein,  dass  der  Verein  eine  Gcsamint- 


Ausstellung  der  Universität«  -  Entwürfe  nachträglich  veran- 
stalte. —  Da  auf  hiernach  erfolgende  Anfrage  des  Hrn.  Vor- 
sitzenden der  Antrag  eine  genügende  Zahl  unterstützender  Stimmen 
nicht  erhält,  ist  derselbe  als  abgewiesen  zu  betrachten.  — 

Hr.  Luthmer  referirt  namens  der  Benrtheilungs-Kommission 
die  Bearbeitung  einer  Monats-Konkurrenz,  betr.  Dekoration 
gewöhnlichen  Porzellan-Tellers.  Die  Aufgabe  erstrebte  eine 
,  welche  den  Beschränkungen  der  künstlerischen  Freiheit, 
die  einerseits  in  der  Enge  der  Farben-Skala,  andrerseits  in  der 
Eigenschaft  des  Porzellan-Scherbens,  die  Farben  stark  aufzusaugen, 
und  endlich  in  der  Verschwimmung  der  Konturen  der  Zeichnung 
lnum  Brennen  des  Scherbens  gesteckt  sind,  in  möglichst  voll- 
kommener Weise  Herr  zu  werden  wüsste. 

Allen  4  Arbeiten,  welche  eingelaufen  sind,  muss  das  Zeugniss 
ertheilt  werden,  mehr  oder  weniger  geschmackvoll  in  der  Zeich- 
nung zu  sein  j  8  derselben  aber  haben  der  einen  oder  anderen  der 
oben  angedeuteten  Schwierigkeiten  nur  in  unzureichendem  Maafse 
zo  begegnen  gewusst.  Nur  die  Arbeit  mit  dem  Motto  .Delft1" 
ist.  abgesehen  von  einem  Fehler  in  der  dekorativen  Behandlung 
der  Mitte  des  Tellers,  vollkommen  genug,  um  ein  Andenken 
erhalten  zu  können;  als  Verfasser  derselben  wird  Hr.  Architekt 
Stöckhardt  ermittelt  — 

Nachdem  durch  den  Hrn.  Vorsitzenden  eine  Vertheilnng  der 


Andenken  an  die  Sieger  in  älteren  Monate  -  Konkurrenzen  vor- 
genommen worden  ist,  tritt  der  Verein  in  die  auf  der  Tages- 
ordnung stehende  Diskussion  über  die  Reorganisation 


Ordnung 

der  Gewerbeschulen  ein,  welche  von  Hrn.  Hobrecht 
einem  längeren  Vortrage  eröffnet  wird.  Umfang  und  Inhalt  dieses 
Vortrags  gebieten  es  uns,  unser  Referat  auf  die  bloße  ungefähre 
Wiedergabe  des  Gedankenganges  des  Hrn.  Redners  zu  beschränken. 

Hr.  Hobrecht  nimmt  seinen  Ausgang  von  den  bekannten  Ver- 
handlungen, welche  im  Jahre  1874  an  dieser  Stelle  über  die 
Errichtung  einer  technischen  Hochschule  in  Berlin  gepflogen 
worden  sind.  Gegen  seine,  des  Redners,  Ansicht  habe  der  Verein 
damals  zu  gunsten  jenes  Projekts  entschieden,  an  dessen  nahe 
Verwirklichung  für  ihn  das  schwere  Bedenken  geknüpft  sei,  dass 
die  Zulassungs  -  Bedingungen  in  einer  Weise  geregelt  werden 
möchten,  die  der  Förderung  der  sozialen  Interessen  der  Techniker 
zuwider  liefen.  Aber  wie  weit  auch  die  Meinung  der  Mehrheit 
des  Vereins  und  seine  eigene  auseinander  gingen,  in  dem  einen 
Punkte  sei  jedenfalls  völlige  ITebereinstimmung  vorhanden  gewesen , 
dass  die  Aufnahme  •  Bedingtingen  der  technischen 
Hochschule  nicht  niedriger  normirt  werden  dürften, 
als  die  Aufnahme-Bedingungen  an  der  Bauakademie. 
I  'er  Hr.  Redner  verliest  den  betr.  Theil  der  Beschlüsse  des  Vereins 
und  kommt  sodann  auf  die  Verhandlungen  der  kürzlich  im  Handels- 
Ministerium  abgehaltenen  Konferenz  über  die  Reorganisation 
der  Gewerbeschulen  und  die  dort  gefassten  (in  No.  04  des 
lfdn.  Jahrg.  d.  Dtschen.  Banztg.  mitgetheilten)  Beschlüsse  zu 
sprechen,  welche  verwirklicht  die  von  ihm  voraus  gesehenen  Ge- 
fahren mit  sich  bringen  und  jedenfalls  den  Beschlüssen,  welche 
der  Verein  früher  gifasst  habe,  zuwider  laufen  würden.  Hierin 
seien  Notwendigkeit  und  Berechtigung  gegeben,  beim  nrn. 
Handels  -  Minister  gegen  die  Ausführung  jener  Beschlüsse  zn 


Die  erwähnte  Konferenz  sei  lediglich  mit  der  Frage  befasst 
gewesen,  wie  die  Gewerbeschulen  aus  ihrer  bisherigen  trostlosen 
Lage  errettet  werden  könnten,  und  in  rein  beiläufiger  Weise 
hätten  sich  dabei  auch  Forderungen  ergeben,  welche  die  Inter- 
essen unseres  Faches  erheblich  berührten.  Das  sei  die  Forderung 
der  Zulassung  der  Abiturienten  der  lateinlosen  Realschule  nicht 
nur  zum  Studium  an  der  technischen  Hochschule,  sondern  auch 
zu  den  Staatsprüfungen  auf  dem  gesammten  technischen  Gebiete. 
Durch  Aufnahme  dieser  Forderung  sind  die  Interessen  unseres 
Faches  in  eine  erzwungene  Verbindung  mit  dem  Gedeihen  der 
tu werbeschulen  gesetzt  worden,  die  thatsächlich  darauf  hinaus 
kommt,  dass  die  Gewerbeschule  hinauf,  die  technische  Hoch- 
schule herunter  gesehraubt  wird.  Fachliche  Leistungen  und  Stel- 
lungen, welche  von  den  Technikern  im  Verwaltungswesen  errungen 
worden  sind,  berechtigen  dieselben  aber  mindestens,  Bestrebun- 
gen, welche  auf  Erniedrigung  des  Standes  hinaus  laufen,  zurück 
zu  weisen.  —  Redner  beklagt  den  Riss,  der  durch  die  Einrich- 
tung der  Realschulen  in  die  Gleichheit  der  allgemeinen  Bildung 
gerissen  worden  sei.  Man  hätte  anstatt  dieser  Neuschöpfungen 
an  die  Gymnasien  die  bessernde  Hand  legen  sollen;  heute  müsse 
man  freilich  mit  Thatsachen  rechnen  und  müsse  Wünsche  auf 
Abänderung  zurück  drängen;  aber  wenn  man  hierin  Resignation 
übe,  wenn  man  die  Absolvirung  der  Realschule  1.  Ordnung  (mit 
Latein)  als  Vorbedingung  für  höhere  technische  Studien  und 
Staatsprüfungen  sich  gefallen 

geständniss,  welches  gemacht  werden  könne,  und  es  sei  I 
zu  fordern,  dass  man  nun  au< 

Berechtigung  neben  der  Realschule  mit  Latein  für  den 
Zweck  der  Vorbildung  von  Beamten  und  Technikern,  die  in 
höheren  Lebensstellungen  zu  wirken  berufen  sind, 
Lasse  man  die  lateinlose  Realschule  hierfür  zu,  so  werde 
eine  Klasscu-Eintheilung  ähnlich  der  früher  im  Staatsbaufach  be- 
standenen hervor  rufen,  da  es  wahrscheinlich  sei,  dass  die  Staats- 
verwaltung für  ihren  Dienst  diejenigen  Techniker  bevorzugen 
werde,  welche  nach  alter  Schule  gebildet  seien,  die  Zöglinge, 
welche  auf 


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No.  82. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


421 


werde.  —  Schließlich  erinnert  der  Ilr.  Redner  daran,  dass  einzig 
da«  Hau-  und  Maschinenwesen  es  sei,  in  welchem  die  Abiturienten 
der  neu  zu  gründenden  Realschulen  Berechtigung  besitzen  tollten ; 
gewiss  sei  auch  die  Bergpartie  ein  rein  technisches  Fach, 
doch  sollen  von  diesem  die  Abiturienten  der  Denen  Schulen  fern 
gehalten  werden.  Kine  weitere  Ungleichheit  in  der  Behand- 
lung der  verschiedenen  Berufe  ergebe  sich,  wenn  man  auf  die 
Vorbildung  des  Oftizicrstandes  blicke,  die  wohl  die  Realschule, 
aber  ausschließlich  diejenige  mit  Latein  anerkenne. 

Dies  ungefähr  die  Grundzüge  des  Hobrecht'schen  Vortrages, 
welcher  unter  lauten  Beifallsbezeigungen  der  Versammlung  endet. 

Hr.  Adler  wünscht  eine  Vertagung  der  Diskussion  und  Au- 
dio Fortsetzung  Zuziehung  einiger  nicht  fachlichen  Mitglieder 
der  Konferenz  Uber  die  Gewerbeschulen,  um  diesen  Gelegenheit 
zu  bieten,  etwa  wanschenswerthe  Aufklärung  zu  geben,  wogegen 
Hr.  Kincl  diese  Zuziehung  eindringlichst  widerrath.  Letzterer 
tritt  Hrn.  Hobrecht's  Darstellungen  unumwunden  bei  und  riith 
dringend  zu  Vorstellungen  beim  Handels  -  Ministerium ,  um  das 
Möglichste  zu  thuu,  zu  verhüten,  dass  die  jüngere  Generation  des 
Faches  zum  Gegenstand  von  Fxperiinenten  gemacht  werde.  Im 
übrigen  spricht  sich  Hr.  Kinel  (Iber  die  Gewerbeschulen  nach 
bisherigem  Zuschnitte  in  sehr  ungünstigem  Sinne  aus ;  er  halt  die 
Errichtung  von  Mittelschulen  und,  zum  Heile  des  ganzen  technischen 
Bildungswesens,  den  Ucbcrgang  derselben  an  das  Ressort  des 
KulUisntinisters  für  nothwendig.   Hr.  Weingarten  spricht  gegen 


die  Meinungen  der  Hrn.  Hobrecht  und  Kinel,  sowohl  was  die 
Schädigung  des  Faches  durch  die  Zulassung  der  Abiturienten 
einiger  wenigen  lateinlosen  Realschulen  als  die  Ungleiehwerthig- 
keit  der  Gymnasial-  und  Realschul-Bildung  betrifft.  —  Hr.  Blanken- 
stein urtheilt  nach  Erfahrungen,  die  über  ein  i*ar  lateinlosc 
Realschulen  in  Berlin  vorliegen,  nicht  gunstig  Ober  solche  Anstalten ; 
auch  er  weist  auf  die  ausnahmsweise  Behandlung  hin,  die  mau 
dem  Baufach  durch  Zuweisung  der  Abiturienten  lateinloser  Real- 
schulen zu  Theil  werden  zu  lassen  beabsichtige.  Zu  fordern  sei, 
dass,  bevor  Rechte  an  gewisse  Schulen  verliehen  werden,  diese 
zunächst  von  ihren  Leistungen  Beweise  lieferten  —  ein  Standpunkt, 
den  s.  B.  das  Kultus  -  Ministerium  auch  bisher  der  Stadt  Berlin 
gegenober  in  der  Frage  der  Errichtung  von  Mittelschulen  auf- 
recht erhalten  habe. 

Nach  einigen  erregten  Bemerkungen  persönlicher  Art,  die 
sich  nunmehr  zwischen  den  Hrn.  A.  Wiehe  und  Weingarten 
erheben,  wird  auf  vielstimmigen  Wunsch  aus  der  Mitte  der  Ver- 
sammlung die  Fortsetzung  der  Diskussion  am  nächsten  Vereins- 
abende beschlossen.  — 

Aufgenommen  in  den  Verein  sind  heute  die  Hrn.:  Brancke, 
Ermann,  Kirstein,  Koppen,  Kricnes,  Michclmaun, 
Röttscher,  Speer,  Schwarze,  Spirgatis,  Scherz  und 
Wolters,  letzterer  als  auswärtiges  Mitglied. 

Schluss  der  Versammlung  nach  10  Chr. 

-  B.  — 


In  No.  70  d. 
Wolff  einzelne  Satze 


in 

i  von  Hrn.  Eiscn- 

laften"  Bd.  III,  Kap.  V  u.  IX  einer  Kritik  unterzogen^ 
zu  dem  Schlüsse  gelangt,  dass  die  betr.  Autoren  in  Wider- 
geratheu  seien. 

Dieser  von  Hrn.  Wolff  gezogene  Schluss  beruht  auf  Irrthum, 
wohl  daraus  entstanden  ist,  dass  Hr.  Wolff  die  unmittel- 
bar vor  und  nach  (der  von  ihm  zitirten  Stelle)  S.  154  stehenden 
Sätze  entweder  nicht  gelesen  oder  unberücksichtigt  gelassen  hat. 
In  jenen  —  in  der  Kritik  leider  nicht  zitirten  —  Sätzen  wird 
nämlich  der  Ausspruch  Ober  den  zweifelhaften  Werth  der  Formeln 
für  die  mittlere  Geschwindigkeit  des  Wassers  in  Flüssen  näher 
moüvirt  und  hervor  gehoben,  dass  zu  einer  für  alle  Flüsse 
gültigen  Formel  Oberhaupt  nicht  zu  gelangen  sei,  weil  die  mittlere 
Geschwindigkeit  wesentlich  von  der,  für  jede  Flugstrecke  und  für 
jeden  Wasserstand  verschiedenen  Sohlen-Geschwindigkeit ,  diese 
aber  von  dem  Grade  der  Rauheit  des  Flussbetts  abhänge,  daher 
der  Koeffizient  für  jeden  Fluss  und  Wasserstand  variiren  müsse. 
Es  ist  anfserdem  a.  a.  <>.  auf  einen,  diesen  Gegenstand  behan- 
delnden Aufsatz  in  der  Zeitschr.  f.  Bauw.  1877,  S.  7ö  hingewiesen, 
erst  dann  von  dem  zweifelhaften  Werth  aller  bekannten  Formeln 
bei  Verwendung  derselben  zur  Ermittelung  der  Normal- 
l'rofilbreite  der  Flüsse  gesprochen  und  daraus  der  Schluss 
abgeleitet  worden,  man  möge  zu  genanntem  Zweck  stets  die 
mittlere  Geschwindigkeit  direkt  messen  nnd  dieses  Resultat  der 
Sicherheit  wegen  noch  durch  Verwendung  der  für  zuverlässigst 


. .  V  des  Handbuchs  von  der  Theorie  der  Bewegung 
des  Wassers  handelt,  ist  im  Kap.  IX  von  Flussregulirungen 
und  im  vorliegenden  Falle  speziell  von  Ermittelung  der  Normal- 
prolil-Breite  die  Rede.  Dabei  sind  die  Formeln  ül>er  die  gleich- 
förmige Bewegung  des  Wassers  schon  deshalb  von  zweifelhaftem 
Werth,  weil  in  Flüssen  nur  von  ungleichförmiger  Bewe- 
gung die  Rede  sein  kann,  aufserdem  aber  auch  keine  der  bis 
jetzt  bekannten  Formeln  für  die  gleichförmige  Bewegung  absolut 
richtig  ist.  Es  stimmen  hierin  wohl  alle  Autoreu,  namentlich  aber 
alle  diejenigen  Oberein,  welche  sich  eingehend  mit  dem  Gegen- 
stande befasst  und  ihre  früher  aufgestellten  Formeln  nachträglich 
bereits  wieder  durch  andern  ersetzt  haben.    Auch  in  der  Zukunft 


zweifelhaften  Werth  der  jetzigen  ttestätigeu.  Vergl.  hierzu  u.  a. 
Hagen:  „Untersuchungen  Ober  die  gleichförmige  Bewegung  des 
Wassers",  Kutter:  „Nene  Formeln  etc." 

Nach  Zeugnissen  wie  diesen,  die  noch  zahlreich  vermehrt 
werden  könnten,  und  nach  den  oben  erwähnten,  in  der  Kritik  des 
Hrn.  Wolff  nicht  mitgetheilten  Erläuterungen  erscheint  der  Satz, 
dass  bei  Flussregulirungen  alle  bekannten  Formeln  von 
zweifelhaftem  Werth  sind,  ein  berechtigter.  Dieser  Sau  steht 
aber  auch  nicht  einmal  seinem  Wortlaute  nach  im  Widerspruch 
mit  einem  andern  Satz  im  Kap.  V,  S.  2Ü3  des  Handbuchs,  worin 
nur  gesagt  ist,  dass  die  neue  von  Gauguiliet  und  Kutter  aufgestellte 
F  ormel  zur  Zeit  die  sichersten  Resultate  liefere.  Das  heifst  doch 
nicht,  dass  die  Resultate  absolut  sicher  sind,  sondern  um,  dass 
die  Formel  zur  Zeit  das  Beste  gebe. 

Richtig  zusammen  gestellt  sagt  also  der  eine  Autor,  dass  die 
Formel  für  die  gleichförmige  Bewegung  zur  Zeit  die  richtigste, 
der  andere,  dass  sie  trotzdem  für  die  ungleichförmige  Bewegung 
in  Flüssen  behufs  Ermittelung  der  Normal- Prorilbreite  von  zweifel- 
haftem Werth  sei.  Hr.  Wolff  liest  anstatt  dessen  bezw.:  „die 
Kutter'schc  Formel  liefert  die  unsichersten  Resultate",  und:  „die 
Kutter'sche  Formel  ist  von  zweifellosem  Werth". 

Es  kann  hiernach  das  Urtheil  darüber,  ob  die  Kritik  sich  zu 
einer  solchen  Auslegung  des  gedruckten  Worts,  herbeilassen  und 
darauf  bin  ihre  Schlüsse  aufbauen  darf,  getrost  den  Fachgenossen 
anheim  gestellt  werden,  und  ebenso  die  Tbatsache,  dass  Hr.  Wolff 
den  Rauhigkeit«  -  Koeffizienten  für  die  Memel,  welche  meist  nur 
feinen  Sand  und  Grand,  Sinkstoffe  von  Erbsen-  und  Bohueu- 
gröl'se  alwr  nur  ganz  vereinzelt  führt,  nahezu  eben  so  wie  bei 
einem  Mündungsarm  im  Mississippi -Delta  annimmt,  u.  z. 
deshalb,  um  den  Beweis  für  die  Unrichtigkeit  des  wohl  erwog, 
Ausspruchs  ! 
Wesel, 


esel,  im  September  1*7*. 


J.  Schlichtiug. 


Brief-  and  Fragf kästen. 

Berichtigung.  Zu  der  auf  S.  3!K)  u.  Bl.  gelieferten 
statistischen  Tabelle,  betreffend  die  Retheiligung  au  der  :1.  Gene- 
ralversammlung des  Verbandes,  wird  uns  mitgetheilt,  dass  die 
beiden  Theilnehmer  aus  Hohenzollern  kgl.  württembergische 
Eisenbahn- Itaubeamto  und  daher  den  Württembergeru  zu  zu 
zählen  waren.  Wir  bitten  unsere  l,eser,  die  auf  Korrektheit  der 
bezgl.  Talteile  Werth  legen,  hiernach  eine  cutsprechende  Berich- 
tigung derselben  vornehmen  zu  wollen. 


Die  Betheiligung  an  der  Konkurrenz 

Durch  das  freundliche  Entgegenkommen  des 
kanzlcr-Amts  fflr  Elsass-Lothringen  sind  wir  in 
setzt,  unsern  Lesern  die  Liste  der  Thi 

Kitwttrfe  prenfsisrher  Architekten. 

1)  Ende  &  Höckmann  in  Berlin. 

2)  H.  v.  d.  Hude  &  J.  lleunickc  in 

Berlin. 

3)  Kyllmann  &  Heyden  in  Berlin. 
1)  Kayser  &  v.  Grol'zheim  in  Berlin. 

6)  Hossfeld  &  Hinckeldeyn  in  Berlin. 
tij  Maafs  &  de  Vries  in  Berlin. 

7)  Schwatlo,  Regienmgs-  u.  Baurath, 

Professor  in  Berlin. 

8)  Johannes  Otzen,  Baumeister  in  Berlin. 


für  Entwürfe  zum  Kollegien -Gebäude  der  Universität  Strafsburg. 

der  Treis 


»;  Matthias  v.  Holst  in  Berlin. 


10)  M.  H.Müller, 

in  Berlin. 

11)  Deetz  in  Berlin. 

12)  E.  Klingenberg  in 


m 

14! 

ir>) 
161 

17, 

18) 
l'J) 
2U) 
21) 
J.1 
23 
24 
25) 
2ti) 
27, 
2») 


kaiscrl.  Reichs- 
den  Stand  ge- 
u  der  oben  ge- 
Titz in  Berlin. 
Otto  Wuttke  in  Berlin. 
Hildebraud  in  Berlin. 
Traugott  Krahn  in  Berlin. 
Karl  Schliemann  in  Berlin. 
W.  Saegert  in  Berlin. 
K.  Dütnmler  in  Berlin. 
Vincent  in  Berlin. 
Heinrich  Pahlen  in  Berlin. 
('.  Peucker  in  Berlin. 
Kind  in  fharlottenburg. 
Ernst  Julitz  in  Potsdam. 
J.  Kaschdorff,  Baurath  in  t'ölu. 
A.  Pieper  in  Cöln. 
Jean  Statz  in  Cöln. 
E.  Custodis  in  Cöln. 


nannten  Konkurrenz  noch  vor  A  (»schluss 
und  vor  Beginn  der  öffentlichen 


21»)  Wilhelm  Aldenburg  .tAdumNoeker 
in  Com. 

30)  MyliusA  Bluutsch  Ii,  Frankfurt  a.M. 
Ml)  O.' Sommer  iu  Frankfurt  a.  M. 

32)  Ph.  S  tri  gl  er  iu  Frankfurt  a.M. 

33)  Franz  Jakob  Schmitt,  Frankfurt  a.M. 

34)  Jakob  Hentz  in  Fraukfurt  a.M. 
55)  G.  v.  Roessler  in  Hanau. 

3tJj  Reinhard  Has  in  fasseL 
37)  C.  Gierke,  Stadtbaiimeister,  Rad  Ems. 
HH)  Hubert  Stier,  Baumeister,  Hannover. 
3!i)  Kotirad  Ocrtel  &  J.  Holekamp  in 
Hannover. 

40)  Alfred  Li pschitz.Baumatr., Göttingen. 

41)  Paul  Kieschke  in  KieL 

42)  Brost  k  Grofse  in  Breslau. 

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422 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


12.  Oktober  IS 78 


43)  II.  Schatteburg,  Ober-Langenhielau. 

44)  Kicker  t,  ehemaliger  Bau  -  Inspektor 

in  Görlitz.  (Giebt  an,  die  Zeichnungen 


Eatwürfe  bayerischer  Architekten. 

4a)  Emil  Lange,  Direktor  der  Königl. 

Kunstgewerbeschule  in  München. 
■'<<■)  August  Kanchner,  Architekt  und 

Königl.  Lehrer  an  der  Industrie-  u. 

Kaugcwerkschule  in  München. 

47)  J.  Hinz,  Assistent  für  Baukunst  in 

München. 

48)  Max  Ohlmüller  in  München. 

49)  K.  Hehles  in  München. 

50)  Josef  Kroneder  &  Emst  Koller 

in  München. 

51)  Lasne  &  Schmucker  in  München. 

52)  Ludwig  Leyboldt,  Baurath,  und 

Eusebius  Studerus  in  Augsburg. 

Eatwlrfe  sächsischer  Architekten. 

53)  Rudolf  Heyn,  Baur.  und  Prof.  am 

Kgl.  Polytecbn.  und  Richard  Eck 


61)  Alwin  Gottschaidt,  Professor  in 

Chemnitz. 

62)  A.  Vettermann,  Burgstadt. 

Entwürfe  wUrtteubergiscker  Architekten. 

63)  C.  Walter,  Prof.  in  Stuttgart 

64)  Robert  Reinhardt,  Prof.  am  Kgl. 

Polytechnikum  in  Stuttgart 

65)  Otto  Tafel,  Professor  in  Stuttgart. 

66)  J.  Lietzeninay er  in  Stuttgart. 

67)  Paul  Lauser  in  Stuttgart. 

68)  Wilhelm  Hönes  in  Stuttgart. 

69)  G.  Yoehringer,  Baumstr.,  Stuttgart. 

70)  F.  Schiele  in  Stuttgart. 

71)  Eisenlohr  u.  Weigle,  Baumeister 

in  Stuttgart. 

72)  W.  Hammann  in  Heilbronn  a.  N. 


73)  H.  Ziegler,  Hochbauinsp.  in  Carlsruhe. 

74)  Warth  in  Carlsruhe. 

75)  Knoderer  &  Haunz  in  Baden. 

76)  W.  Manchot  in  Mannheim. 

77)  Ferdin.  Leonhardt  in  Freiburg. 


85)  K.  Hachaus  in  Xoudorf  bei  Slralsl.. 

86)  Alb.  Dietrich,  Bezirksarch.  i.  Kolmar. 

87)  Gustav  Lauber,  z.  Z.  Bauführer  am 

Bez.-Pras.  Kolmar,  aus  Stuttgart  u. 
Hermann  Haldenwang  aus  Stutt- 
gart, in  Kolmar. 

88)  Gustav  Hugo  Schultz  in  Barr. 

Eatwürfe  braanschweigscher  Architekten. 


54)  Alfred  Hauschild  in 

55)  Job.  Fischer  in  Dresden-Neustadt 
Bw  Kurt  Spate  in  Dresden. 

57)  Wilhelm  Barth  in  Dresden. 

58)  Rudolf  Baron  u.  William  Hübner 

in  Dresden. 
51»)  Lipsius,  Baurath  in  Leipzig. 
60)  Max  Pommer  in  Leipzig. 

Statt  der  Nummerirung  der  uns  zugestellten  amtlichen  Vor- 
lage, welche  die  Entwürfe  nach  der  Reihe  ihres  Eintreffens 
georduet  hatte,  haben  wir  es  vorgezogen,  eine  Zusammenstellung 
der  einzelnen  Konkurrenten  nach  ihrer  Landesangehörigkeit 
bezw.  ihrem  Wohnsitz  durchzuführen.  Es  ergiebt  sich  hieraus, 
dass  von  den  101  vorliegenden  Entwürfen  44  aus  Preufscn 
(darunter  22  aus  Berlin,  je  5  aus  Köln  und  Frankfurt  a.  IL), 
8  aus  Bayern  (7  aus  München),  10  aus  Sachsen  (6  aus  Dres- 
den), 10  aus  Württemberg  (9  aus  Stuttgart;,  5  aus  Baden, 
11  aus  dem  Elsass  (7  aus  Strafsburg),  2  aus  Braunschweig, 
2  aus  Thüringen,  6  aus  Hamburg  und  3  tun  deutschen  im 
Aus  lande  lebenden  Architekten  eingesandt  worden  sind.  Die 
Verfasser  der  3  anonym  gehaltenen  Entwürfe  sind  von  den  Preis- 
richtern durch  Oeffnen  der  bezügl.  <  ouverts  ermittelt  worden. 
Ob  eiu  in  Folge  ungenauer  Adressirung  erst  am  7.  Oktober 
angelangter  Entwurf  zur  Konkurrenz  zugelassen  werden  wird, 
hängt  von  dem  Ergebnis»  der  Untersuchung  ab,  ob  die  Einliefe- 
rang  des  Entwurfes  zur  PoBt  noch  rechtzeitig  erfolgt  ist. 

Fallt  die  Entscheidung  zu  Gunsten  dieses  Spätlings  aus,  so 
würde  sich  die  Gesammtzahl  der  bei  der  Konkurrenz  betheiligten 
Architekten  auf  102  stellen.  Es  ist  dies  —  in  seltsamem  Zufall 
--  geuau  dieselbe  Zahl,  welche  bei  der  Kcichstaghaus-Konkurrenz 
des  Jahres  1872  sich  heraus  stellte.  Damals  befanden  sich 
jedoch  hierunter  nicht  weniger  als  32  ausländische  Architekten; 
die  Betheiligung  der  deutschen  Facbgenossenschaft  an  sich  ist 
also  bei  der  gegenwartigen  Strafsburger  Konkurrenz  eine  bei 
weitem  stärkere  und  dürfte  —  wenn  man  die  bedeutende  Anzahl 
von  Entwürfen  der  Wiener  Schule  bei  der  Konkurrenz  zum  Harn- 
Itathhause  erwagt  —  der  bei  dieser  Preisbewerbung  er- 
obernd gleich  kommen.  Erfreulich  und  für  die  bevor 
Ausstellung  hoch  interessant  ist  vor  allem  die  rege 
Beteiligung  Süddeutschlands,  das  nicht  weniger  als 
34  Entwürfe,  also  ' ,  der  Gesammtzahl,  eingesandt  hat.  Voran 
steht  das  Reichsland  selbst,  und  zwar  scheint  es,  dass  auch  im 
Elsass  einheimische  Architekten  *untcr  den  Konkurrenten  sich  be- 
iluden.   Bayern  und  Württemberg  haben  —  von  lokalen  Kon- 


Entwürfe  elaässistber  Architekten 

78)  Eggert,  Baumeister  in  Strafsburg. 
711)  Winkler  in  Strafsburg. 
W))  H.  E.  Salomon  in  Strafsburg. 
Hl)  Hermann  Lender  in  Strafsburg. 
82)  Ed.  Röder  er  in  Strasburg 
S3)  HL  Geh.  Vögele  in  Stralshurg. 
84)  Hermann  Kreutzer  in  Strafsburg. 

knrrenzen  abgesehen 


89)  Koust  Uhdc,  Prof.  in 

90)  Aug.  Rincklake,  Prof.  i.  Braunschw. 

Entwürfe  thüringischer  Architekten. 

91)  L  Bohnstedt  in  Gotha. 

92)  B.  Eclbo  &  C.Weichardt,Eisenacb. 

Entwürfe  hambnrger  Architekten. 

93)  Hugo  Stammann  A  Zinnow. 
94}  Bernhard  Hanfscn  &  Meerweiu. 

95)  Arthur  Viol  <fc  Hennann  Koop. 

96)  IL  Bichweiler  &  0.  H.  Wiegaud. 

97)  Kirchenpauer  &  Philippi. 

98)  Henry  Robertson. 


deutscher 
Auslände. 


iben;  Hessen 


99)  E.  Hinsch,  Stud.  arch.  ausl 

z.  Z.  in  Wien. 
10»)  Max  Haas  (aus  Mergentheira,  Kgr. 

Württemberg)  in  Wien. 
101)  B.  Klcvisch,  Aachen,  z.  Z. 

—  wohl  noch  nie  so 
wickelt  und  auch  Badeu  ist  nicht  zurück  geb 
sich  dagegen  leider  wiederum  völlig  ausgeschlossen.  —  In 
bezw.  Norddeutschland  ist  die  geringe  Bctheiligung  Hannovers 
auffällig;  Mecklenburg,  das  bei  der  Reichstaghans -Konkurrenz 
grofse  Anstrengungen  gemacht  hatte,  fehlt  ganz  und  auch  Sachsen 
ist  —  im  Verhäluüss  zu  seiner  Rührigkeit  und  zu  seinem  Reich- 
thnm  an  Architekten  —  nicht  eben  stark  vertreten.  Das  Gleiche 
gilt  von  Hamburg,  Berlin  und  dem  ganzen  östlichen  Preufscn.  in 
dem  die  Architekten  allerdings  verhältnissmälsig  dünn  gesäet  sind. 

Interessanter  und  wichtiger  als  eine  Untersuchung  Ober  die 
Landesangehörigkeit  der  Konkurrenten  wäre  eine  solche  über 
deren  künstlerische  Bedeutung,  doch  kann  eine  solche  aus  nahe 
liegenden  Gründen  nicht  wohl  angestellt  werden.  Dass  die  Mehr- 
zahl der  hervor  ragendsten  Architekten,  die  über  das  Stadium 
des  Emporstrebens  hinaus  gelangt  sind,  an  einer  allgemeinen 
öffentlichen  Konkurrenz  sich  betheiligt,  wird  noch  für  lange  ein 
frommer  Wunsch  bleiben  und  ist  auch  diesmal  nicht  eingetroffen. 
Immerhin  darf  jedoch  konstatirt  werden,  dass  die  Liste  eine 
nicht  geringe  Zahl  ausgezeichneter  Kräfte  nachweist  und  dass 
man  demgeraäfs  lierechtigt  ist,  von  der  Konkurrenz  ein  bedeuten- 
des Ergebniss  zu  erwarten.  Im  ganzen  dürften  etwa  10  Namen 
in  weiteren  Kreisen  bekannt  sein,  während  wir  etwa  30  zum 
ersten  Male  lesen.  -  L  eber  die  stilistische  Haltung  der  einzelnen 
Entwürfe  lassen  sich  vorläufig  nur  Vermuthungen  anstellen,  die 
jedoch  so  viel  als  sicher  erscheinen  lassen,  dass  Entwürfe  gothi- 
seben  Stils,  auf  welche  die  parlamentarischen  Ileifsspome  des 
Reichstages  bei  ihrer  Kritik  des  ersten  Eggcrt'schen  Entwurfs  in 
erster  Linie  gerechnet  haben  dürften,  nur  in  sehr  geringer  Zahl 

Was  die  materiellen  1-eistungcn  der  Konkurrenten  betrifft, 
so  sei  bemerkt,  dass  i.  g.  992  Blatt  geometrische  Zeichnungen 
im  Durchschnitt  9,6  Blatt  für  1  Entwurf  und  in  minimo  3, 
in  maximo  15  Blatt  —  eingeliefert  worden  sind.  10  Konkur- 
renten haben  Perspektiven  eingeliefert,  darunter  4  je  2  Kl.,  die 
übrigen  je  1  Bl.    29  Entwürfe  sind  von  Kosten-Anschlägen  begleitet. 


Oer  Architekten- Verein  zu  Berlin  an  die  deutschen  Fachgenossen. 

Die  in  der  zweiten  Hälfte  dieses  Monats  bevorstehende  öffentliche  Ausstellung  der  für  das  Kollegien-Gebäude 
der  Strafsburger  Universität  eingelieferten  Konkurrenz-Entwürfe  wird  vcrmuthlieh  eine  gröfsere  Atizahl  auswärtiger 
Architekten  nach  der  deutschen  Hauptstadt  führen,  zumal  gleichzeitig  noch  die  grofse  Kunst-Ausstellung,  an  der  wiederum 
auch  architektonische  Entwürfe  theil  nehmen,  sowie  die  Ausstellung  von  Gips-Abgüssen  der  in  Olympia  gefundenen 
Skulpturen  geöffnet  sind. 

Der  Berliner  Architekten- Verein  bittet  die  betreffenden  Fachgenossen,  während  der  Dauer  ihres  hiesigen  Aufenthaltes  sein 
Haus  als  ihren  Sammelpunkt  betrachten  und  mit  seinen  Mitgliedern  in  freundschaftlichen  Verkehr  treten  zu  wollen.  In  der 
Bibliothek  des  Vereins,  die  täglich  von  9  6  (Mittwochs  von  9-  2)  Uhr  geöffnet  ist,  wird  eine  Fremdenliste  zur  Einzeicbnnng 
ausliegen  und  jede  wünschenswerthe  Auskunft  ertheilt  werden.  Zur  Kaumarkt  •  Zeit  (Montag,  Mittwoch  und  Freitag  gegen  1  Uhr), 
sowie  an  jedem  Abend  während  der  beiden  Ausstcllungawochen  in  der  Restauration,  wird  Gelegenheit  gegeben  sein,  Mitglieder  des 
Architekten-Vereins  im  Vereinshause  ( Wilhelmstr.  92/93 )  anzutreffen. 

Während  der  drei  Tage  vom  Montag  den  21.  bis  Mittwoch  den  23.  Oktober  sollen  überdies  Veranstaltungen  getroffen 
werden,  um  einen  grölseren  Theil  des  Vereins  mit  den  auswärtigen  Fachgenossen  zu  vereinigen  —  Montags  in  einer  Vereins- 
Sitzung  mit  darauf  folgendem  geselligen  Znsammensein,  Dinstags  bei  einigen  Besichtigungen  unter  ent- 
sprechender Führung,  Mittwoch  bei  einem  Familienfeste  unter  Theilnahme  der  Damen. 

Berlin,  den  11.  Oktober  187«. 

FZt  die  K3rr.mi33ion  des  Arohitek-.en •  Vereine:    K  E.  O.  Fritsch. 


■  llliaMMWSrtl|  fS«  Carl  Bt.litt  in  Berlin.   Kux  <lie  KeuUtioB  vMnuHiorUicn  K.  E.  O.  Frilac».  BttUn.   Ot«rk.  W,  Mootr  HorbtichdrucSer«!.  B«tiii. 

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N*.  83. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG 


423 


»•.  —  Koiikurri-unti.  -  F>r«oml  »«cbricljteii.  —  Brief-  and  Pragtkialen. 


Die  Formeln  über  dlo  Bewegung-  dos  Wassere  In 
ssen  nnd  Kanälen.  *) 

I. 

Hr.  Eisenhalin-Baumstr.  Wolff  rügt  in  einem  in  No.  70  d.  Bl. 
erschienenen  Anfs.it/,  das«  die  Handbücher  die  alteren  hydrauli- 
schen Formeln  von  Prony,  Eytelwein  u.  ».  w.  noch  immer  ohne 
weiteres  wieder  geben,  wahrend  eine  andere  Formel,  nämlich  die- 
jenige Bazins  (für  Bestimmung  der  mittleren  Geschwindigkeit) 


=  1  +  14  V 
Um  t 


in  jenen  Büchern  fehle. 

Es  scheint,  dass  Hr.  Wolff  sich  die  Konsequenzen  nicht  ver- 
gegenwärtigt hat,  welche  aus  der  obigen  Gleichung  sich  ergeben. 
Nach  derselben  mussie  nämlich  das  VerhiUtniss  der  mittleren 
Geschwindigkeit  zur  größten  desto  geringer  sein,  je  kleiner  der 
Fluss  ist;  darnach  wäre  also  auch  die  Geschwindigkeit  am  Grunde 
im  Verhältnis«  zu  derjenigen  an  der  Oberfläche  bei  einem  kleinen 
Wasserlauf  kleiner  als  bei  einem  gröberen  Strome,  wahrend  doch 
die  genauesten  Messungen  gerade  das  entgegen  gesetzte  H 
ergeben  haben. 

Bazin  hat  hauptsachlich  nur  Messungen  in  kleinen 
liehen  Gerinnen  zu  dem  Zwecke  atigestellt,  die  abweich 


angestellt,  die  abweichenden 
Einflüsse  der  verschiedenen  benetzten  Umfange  zu 
konstatiren,  und  wenn  seine  Messungs-Kesultate  auch  durch- 
schnittlich einen  sehr  grofsen  praktischen  Werth  haben,  so  darf 
man  es  doch  mit  seinen  Angaben  über  das  Verhältnis*  der  größten 
zur  kleinsten  Geschwindigkeit  nicht  allen  genau  nehmen.  Ge- 
schwindigkeits  -  Differenzen,  wie  Hr.  Bazin  sie  angiebt,  können 
höchstens  in  der  Nahe  von  Ueberfallen  oder  bei  stark  verzögerter 
Wasserbewegnng  vorkommen.  Man  kann  sich  leicht  durch  den 
Augenschein  davon  überzeugen,  dasB  die  Geschwindigkeit  am 
Boden  bei  geringer  Wassertiefe  sehr  wenig  von  derjenigen  an 
der  Oberfläche  abweicht,  indem  man  an  einem  kleinen  Bach  mit 
klarem  Wasser  und  hellem  Grunde  die  mit  dem  Strome  vor- 
wärts tri  il  •  nili  ii  l'llanzeuthcile  beobachtet,  welche  spezifisch  theils 
ein  wenig  schwerer,  theils  auch  leichter  sind  als  das  Wasser. 

Die  Messungen  von  Brünings  in  verschiedenen  Wasser- 
tiefen ergeben  eine  desto  stärkere  Abnahme  der  Geschwindigkeit 
nach  dem  Gruude  zu,  je  gröfser  die  Länge  der  Vertikalen  ist. 
Sie  sind  bis  auf  den  heutigen  Tag  noch  die  genauesten,  obgleich 
bei  den  Beobachtungen  in  der  Nahe  des  Grundes  hemmende  Ein- 
flüsse auf  das  Instrument  in  geringem  Grade  statt  gefunden  haben. 
Solche  Einflüsse  müssen  bei  Anwendung  des  Woltmann'schen 
Flügels  zu  den  Messungen  viel  stärker  auftreten.  Die  vegetabili- 
schen Bestandtheile,  welche  in  der  Nähe  des  Grundes  treiben 
(weil  sie  mit  der  Zeit  sinken),  können  zeitweise  den  Flügel  fast 
ganz  «um  Stillstand  bringen;  außerdem  bewirken  die  feinsten,  in 
den  unteren  Wasserschichten  befindlichen  Sandtbeile  eine  Hemmung 
des  Flügels,  weil  sie  sich  momentan  zwischen  Achse  und  Lager 
drangen.  Diesen  letzteren  Uebelstand  kann  man  dadurch  zum 
großen  Theil  beseitigen,  dass  man  die  Verminderung  der  Flügel- 
Bewegung  auf  die  Weise  konstant  macht,  dass  man  die  Lager 
des  Instrumentes  tüchtig  einfettet,  wodurch  die  eingedrungenen 
Sandtheile  bei  den  Messnngen  in  den  oberen  reineren  Wasser- 
schichten zurück  gehalten  werden.  Wenn  man  dann  noch  die 
Vorsicht  gebraucht,  dass  man  nicht  zu  lange  Zeit  beobachtet, 
außerdem  nur  die  größten  Werthe  als  richtig  beibehält,  so  wird 
man  auch  bei  Anwendung  des  Flügels  zu  befriedigenden  Ergeb- 
nissen kommen.  Immerhin  ist  aber  doch  ein  Instrument  vorzuziehen, 
auf  welches  die  genannten  Einflüsse  nicht  wirken,  und  in  der 
Hinsicht  möchte  ein  Mess- Apparat  empfehlcnswerth  sein,  welcher 
die  Starke  des  Wasser-  Stöfs  es  anzeigt  und  nach  Art  der 
Ximenes'schen  Wasserfahne  konstniirt  ist. 

Die  Formeln  von  Bazin  und  Kutter  ergehen  für  kleinere 
Wasserläufe,  wenn  dieselben  frei  von  Pflanzenwuchs  am  Grunde 
sind,  bedeutend  geringere  Geschwindigkeits  -  Werthe  als  die 
Beobachtungen;  das  gilt  besonders  von  der  Kutter'schen  Formel. 
Sie  entbehren  auch  ganz  der  theoretischen  Begründung.  In  Bezug 
auf  Kauhheit  des  Grundes  unterscheidet  Bazin  4  Kategorien: 

1)  s«hr  glatte  Wände  (z.  B.  von  Zement), 

2)  glatte  Wände  (von  Brettern, Quadersteinen,  Backsteinen  etc.), 
3/  rauhere  Wände  (von  Bruchsteinen), 
4)  Wuude  in  Erde. 

Von  Kutter  sind  sogar  12  Kategorien  von  Rauhheiten  des 

es  ist  den  von  Bazin  auf- 
t  Geschieben"  hinzu  gesellt 
die  erste,  zweite  und  vierte  jener  Kategorien 
mit  einiger  Sicherheit  zu  bestimmen  sein;  die  Wände  von  Bruch- 
steinen ergeben  ganz  ungleiche  Widerstände,  je  nachdem  die- 
selben mit  Zemeut  ausgeftigt  sind  oder  nicht.  Die  5.  r hinzu 
gefügte)  Kategorie  ist  sogar  nach  dem  Stande  der  bisherigen 
Messungs-Kesultate  ganz  unbestimmt 

Bei  den  Gebirgsflüssen .  welche  grobes  Geschiebe  führen, 
kommen  die  bedeutendsten  Unregelmäßigkeiten  der  Bewegung 
(Beschleunigungen  und  Verzögerungen)  vor.  Deren  Einrluss  hat 
man  bis  dahin  nicht  genügend  beuchtet;  es  werden  die  davon 
herrührenden  Differenzen  der  Messungs  -  Ergebnisse  durch  die 


•)  Vertf.  ilUclw.  Bil*.  8  Sil,  S«,  W3  u.  *il  4.  J. 


unterschiedliche  Rauhheit  dea  Grundes  zwar  erklärt,  wahrend  in 
der  Wirklichkeit  doch  vielleicht  gar  kein  solcher  Unterschied 
vorhanden  ist 

Zu  den  grofsten  l'ngenauigkeiten  fuhrt  aber  die  Nichtbeach- 
tung dieser  Unregelmäfsigkeiten  bei  grofsen  Strömen,  weil 
das  durchschnittliche  Gefalle  derselben  verhältnissmäßig  nur  klein 
ist  Die  relativ  sehr  bedeutenden  Differenzen  der  im  Mississippi 
erhaltenen  Geschwindigkeits-  und  Gefall-Werthc  kommen  haupt- 
sächlich hiervon  her.  In  jedem  Falle  lässt  sich  aber  der  Einrluss 
der  Beschleunigung  oder  Verzögerung  auf  das  Gefalle  einer  Fluss- 
strecke mit  Sicherheit  bestimmen. 

In  dem  unlängst  von  mir  herausgegebenen  Werke:  »Die 
Theorie  der  Bewegung  des  Wassers  in  Flüssen  und  Kanälen  mit 
vergleichender  Anwendung"  ist  die  Berechnung  des  die  Beschleu- 
nigung (oder  Verzögerung)  hervor  bringenden  Gefälltbeiles  aus 
Anfangs-  und  Endprofil  sowie  ' 
gegeben:  man  erhält  na< 
lieh  dann  gut  Obereiu 
beiden  Fluss-Seiten  beobachtet 

Bezüglich  des  Koeffizienten  c 
die  mittlere  Gesch  windigkeit  ■  Vm  — 

und  Erfahrung  zu  der  festen  1  "eberzeugung  gekommen,  dass  der 
selbe  bei  Flüssen  mit  gleich  rauhem  Grunde  nnr  vom  Profil- 
Radius  R  in  einer  bestimmten  Weise  abhängt,  die  in  meinem 
angegeben  ist  Die  vollständige  Unabhängigkeit 
Koeffizienten  vom  Gefalle  J  zeigt  sich  am  (testen,  wenn 
man  in  einer  bestimmten  Stromstrecke  die  mittlere  oder  Ober- 
flächen-Gesch  windigkeit  bei  nahezu  gleicher  Wasserhöhe  aber 
verschiedenen  Gefällen  beobachtet,  wie  von  mir  in  der  Elbe  ge- 
schehen, wo  das  regclmäfsig  wiederkehrende,  jedoch  sonst  un- 
gleiche Steigen  und  Fallen  des  Wassers  bedeutende  Gefäll-Unter- 
schiede  zu  Wege  bringt    Man  wird  sich  bei 


der  allgemeinen  Formel  für 
V  R  J  bin  ich  nach  Theorie 


Tabellen  jenes  Werkes,  welche  die  Beobachtungs-lU 
geben,  um  so  leichter  zu  derselben  Ansicht  bekehren,  wenn  man 
die  geschehene  Korrektion  des  Gefälles  wegen  Beschleunigung 
oder  Verzögerung  der  Wasser  -  Bewegung  u.  s.  w.  ebenfalls  in 


Betracht  zieht 
Pinneberg  in  Holstein,  im  September. 

n. 

Was  die  Prony'sche  Formel: 


P.  E.  Härder. 


n 
r 


v  +  2,37 


(in  der 


o  -f  3,15 

betrifft,  so  halte  ich,  ungeachtet  der  Meinung  des  Hrn. 
Baumstr.  Wolff,  nach  wie  vor  meine  Auffassung 
ich  übrigens  nicht  allein  stehe)  für  die  richtige. 

Wenn  auch  Bresse  u.  a.  als  u  »die  mittlere  Profil-Geschwin- 
digkeit" gelten  lassen,  so  halte  ich  an  der  Anschauung  fest,  dass 
darunter  »die  mittlere  Geschwindigkeit  in  einer  Vertikalen"  gemeint 
ist  Ich  glaube,  es  müsste  hierüber  jeder  Zweifel  verschwinden, 
wenn  man  in  dem  betr.  Prouy'scben  Werke  (Recherche*  pkitko- 
mathe'mntiijue»  sur  la  theorie  de»  raux  couranle»,  Paris  184V4. 
S.  73)  selbst  und  in  dem  Dubuat 'sehen  Buche  (Principet 
ft UyHraulique  etc.  Paris  1779.  Bd.  1,  S.  92),  auf  welches  sich 
Prony  bezieht,  nachliest 

Darmstadt  am  27.  September  1878. 

Professor  Dr.  Ed.  Schmitt 

Wir  haben  den  vorstehend  abgedruckten  beiden  Erwiderungen 
die  Bemerkung  nachzutragen,  dass  wir  hiermit  den  Streit  um  die 
Frage  der  besten  Geschwindigkeits  -  Formel  als  für  unser  Blatt 
vorläufig  abgeschlossen  betrachten,  da  wir  es  nicht  im  Interesse 
unseres  Leserkreises  liegend  ansehen  können,  einen  Streit  fort- 
spinuen  zu  lassen,  welcher,  ähnlich  demjenigen  über  die  beste 
Irau,  vielleicht  niemals  sein  Ende  erreichen  würde. 

Die  Red.  d.  Deutseben  Bztg. 


Aua  dem 

Oldenburg,  welcher  uns  in 
bogen  Umfang  vorliegt,  geben  wir  i 

welche  dazu  bestimmt  sind,  in  das  innere  Wesen  und  das  Thun 
dieses  in  der  größeren  Oeffeutlichkeit  relativ  wenig  bekannten 
Vereins  einen  Einblick  zu  gewähren. 

Der  Verein  zählte  am  Schlüsse  des  Jahres  1877  im  gan/eu 
<>3  Mitglieder,  von  denen  47  am  Vereinssitze  selbst  wohneu  und  der 
kleine  Rest  im  Lande  und  an  dessen  Grenzen  aufserhalb  zerstreut 
ist  Der  überwiegenden  Mehrzahl  nach  sind  die  Theilnehmer  Be- 
dienstete der  Oldenburgischen  (Staats-)  Eisenbahn- Verwaltung. 

Das  Budget  des  Vereins  pro  1878  nimmt  iu  Einnahme 
sowohl  als  Ausgabe  932  M  in  Aussicht  unter  ersterer 
14.63  —882  .Ä  Jahresbeiträge  von  Mitgliedern.  Die  Ausgaben 
sind  zum  überwiegenden  Theil  litterarischen  Zwecken  gewidmet, 
da  für  das  Halten  von  Zeitschriften  etc.  und  für  eluige  andere, 
mit  den  litterarischen  Zwecken  in  unmittelbarem  Zusammen- 
hange stehende  Ausgaben  das  Budget  rot  700  .//  auswirft. 
Diese  Zahl  differirt  beträchtlich  gegen  die  entsprechende  Zahl 
früherer  Jahre,  die  (nach  einem  8jährigen  Durchschnitt  be- 
rechnet) 2.V)  /(■  nicht  überstiegen  und  im  unmittelbar  vorher- 
gehenden Jahre  1870  rot  27t)  M.  Iwtrageu  hat.   Den  Grund  zur 

DigitizedDy  LiO 


•ß4 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


16.  Oktober  187K 


Vereins  an  eine  Gruppe  von  Vereinen  zur  Herausgabe  der 
.Zeitschrift  für  Baukunde",  welche  dem  Vereine  forum  in  <W 
Exemplaren  gegen  einen  Gesamuitpreis  von  514  .41  geliefert 
werden  soll.  Ks  hat  zur  Krechwingnng  dieser  Ausgabe  der 
Verein  auf  eine  wesentliche  Reduktion  in  der  Zuhl  der  Iiis  dahin 
gehalteneu  Zeitschriften  (die  allen  Mitgliedern  in  einem  Lese- 
zirkel bequem  zugänglich  waren)  liedarht  nehmen  und  von  der 
bisher  gehaltenen  Zahl  2i>  der  technischen  Zeitschriften,  darunter 

4  ausländische,  am  Anfang  des  gegenwärtigen  Jahres  auf  6 
herunter  gehen  müssen. 

Sehr  intensiv  nimmt  du-  Tbätigkeit  des  t  »denbiirger  Vereins 
sich  aus,  wenn  man  dieselbe  nach  der  Anzahl  der  abgehaltenen 
Versammlungen  beurtheilt.  Ks  Italien  im  Jahre  1S77  ü  Haupt- 
versammlungen, 4  aul'serordentlirhe  Versammlungen,  40  Wochen- 
Versammlungen  und  2  Exkursionen  stattgefunden  und  es  sind  in 
den  Versammlungen  !t  Vortrage  gehalten  worden,  von  welchen 

5  sogen,  allgemeinen  Inhalts  waren,  die  die  Themata:  ,.Ent- 
wickcltiug  der  Zeitrechnung",  ^Nutzbarmachung  der  in  der  Tief- 
ehene   belegenen  Wasserkräfte*,   .Ifaggermaschinen*,  .Achat- 


Industrie"  und  .Wasserglas"  betrafen,  wahrend  die  weiteren  Vor- 
goltcn  haben.  - 


träge  speziellen  Ba 


Der  aufsere  (lahmen  der  Versammlungen  eic.  ist  ein  streng 
r,  für  die  geringe  Mitgliederzahl  des  Vereins 
schwerfällig.    Ks  ist  möglich,  dass  in  der  Wirk- 


lichkeit  im  Verein  die  Sachen  etwas  weniger  formell  sich  ab- 
spielen, als  dies  nach  Auordnuug  und  Inhalt  d( 
der  Fall  zu  sein  scheint,  welcher  im  (ihrigen 

in  dem  kleinen  üldenbnrger  Vereine  Technik 
eine  ernste,  würdige  \  ertretung 


darthut, 
d  Tech- 


Umformung  der  Gewerbeschulen.  Die  Direktion  der 
Königl.  höheren  Gewerbeschule  zu  Kassel  veröffentlicht  so  eben 
einen  Prospekt,  aus  welchem  ersichtlich  ist,  dass  bei  dieser 
Schule  die  in  Gemäfsheit  der  Beschlüsse  der  Konferenz  vom 
2.  und  3.  August  d.  J.*)  durchzuführende  Ilmformung  der  Gewerbe- 
schulen bereits  vom  gegenwärtigen  Herbste  an  Platz  greift 

Von  den  zwei  Kategorien  von  Schulen,  welche  in  Frage 
stehen,  hat  die  Kasseler  Schule  derjenigen  sich  zugewendet,  an 
der  eine  abschliefsende  fachliche  Bildung  von  Tech- 
nikern mittlerer  Stellungen,  gesondert  nach  den  drei  Rich- 
tungen: „hautec.hnisch",  „mechanisch-technisch"  und  „chemisch- 
technisch",  gewährt  werden  soll;  es  wird  aul'serdem  der  Schule 
als  4.  Abtheilung  eine  .Handelsschule"  angefügt. 

Nach  dem  neuen  Programm  wird  die  Kasseler  Schule  allen, 
welche  sich  einem  gewerblichen  oder  kaufmannischen  Berufe 
widmen  wollen,  von  dem  Zeitpunkte  an,  wo  sie  mit  vollendetem 
!).  I<ebensjahre  die  3  Stufen  der  Elementarschule  zurück  gelegt 
haben,  eine  allgemeine  Bildung  bieten,  welche  dem  Standpunkte 
entspricht,  auf  dem  unsere  höheren  Bildungsanstalten  die  Berech- 
tigung zum  einjährigen  Militärdienst  ertheilcn.  Sie  bietet  aul'ser- 
dem den  zukünftigen  Gewerbetreibenden  nnd  den  Kaulleuten, 
jeder  Gruppe  gesondert,  eiuen  Unterricht  in  ihren  BerufsTäcberu. 
welcher  sie  auf  Grund  der  vorher  erworbenen  Schulkenntnisse, 
wie  des  sich  hieraus  ergebenden  Bildungsstandpunktes,  und  ohne 
dasB  bei  deu  Gewerbtreibendeu  ein  Studium  auf  einer  technischen 
Hochschule  irgend  nothweudig  oder  bei  den  Kaufleuten  die  Thcil- 
nahme  an  dem  Unterricht  einer  Fortbildungsschule  irgend  ange- 
zeigt erschiene,  zum  Verständnis*  der  ihrem  Berufe  zufallenden 
Aufgaben  befähigen  und  sie  geschickt  machen  soll,  den  Anforderun- 
gen, wie  sie  erfahrungsmäl'sig  im  Berufsleben  an  Kleven  gestellt 
werden,  zu  genügen,  sowie  mit  wachsender  eigener  Erfahrung 
je  nach  den  persönlichen  Anlagen  und  Mitteln  die  Lösung  jener 
Aufgaben  mit  Krfolg  selbst  in  die  Hand  zu  nehmen.  —  Der 
Kursus  der  ganzen  Anstalt  umfasst  für  zukünftige  Gewerbtreibende 
8,  für  zukünftige  Kautieute  7  einzelne  Jahresirarse,  so  dass  jene 
mit  vollendetem  17.,  diese  mit  vollendetem  16.  Lebensjahre  unter 
Voraussetzung  stetigen  Fortschreitens  die  Anstalt  absolvirt  halben 
können.  Die  Berechtigung  zum  einjährigen  Militärdienst  wird, 
übereinstimmend  für  beide  Arten  von  Schülern,  nach  Zurück- 
legung  eines  6jährigen  Kursus  verliehen  werden.  — 

Der  I'el>ergang  in  die  neuen  Verhältnisse  wird  erst  all- 
mählich sich  vollziehen,  da  es  Absicht  ist  für  diejenigen  Schüler, 
welche  zum  Beginn  des  gegenwärtigen  Winterhalbjahrs  in  eine 
der  lieiden  ersten  Klassen  eintreten,  die  Lohrplane  dieser 
Klassen  bestehen,  bezw.  vollständig  durchfuhren  zu  lassen. 
Wahrend  diese  i  wahrscheinlich 
Durcblaufung  der 
Zeugniss"  und  damit 

technische  Lehranstalt  als  Studirender  erlangen,  werden  alle 
übrigen  Schüler  der  Kasseler  Anstalt  nur  noch  zum  KmpfauRe 
eines  „Prüflings -Zeugnisses"  berechtigt  sein,  mit  welchem  die 
oben  gedachte  Berechtigung  zum  regelrechten  Studium  an  tech- 
nischen Hochschulen  nicht  verbunden  ist 

Die  Kasseler  Schule  ist  u.  W.  die  erste,  welche  den  beab- 
sichtigten neuen  Zustand  der  Gewerbeschulen  bei  sich  einführt. 

Müller's  olsorner  Oberbau:  das  „Stützensystem".  Ich 

bin  in  der  Lage,  mitzutheilen,  dass  im  August  d.  J.  diese  Kon- 

•>  V>n;l.  I)  Hmtt   !»:<.  S.  .ly.l. 


,    .   .............  il  WBlll. 

rahrscheiulich  nur  wenigen)  Schüler  durch  die 
Klassen  II  nnd  I  das  Anrecht  auf  ein  „Reifo- 
mit  die  Berechtigung  zum  Eintritt  in  eine  höhere 
istalt  als  Studirender  erlangen,   werden  alle 


bei  den  Gleisen  der  Magdeburger  f 

ist  und  sich  bis  jetzt  in 


jeder  Beziehung  bewährt  hat 
sehr  freipjenten  Theile  des  Bahnnetzes,  deu  nicht  nur  die  —  in 
der  Regel  sehr  stark  besetzten  Pferde  -  Kisenbahn  -  Wagen  in 
Intervallen  von  6  Minuten,  sondern  auch  ein  sehr  lebhafter  Vor- 
kehr von  anderen  Fuhrwerken  passirt  Wiederholt  vorgenommene 
Revisionen  der  Probestrecke  haben  ergeben,  dass  bis  jetzt  auch  nicht 
die  geringste  Senkung  oder  Verdrürkung  des  Gleises  erfolgt  ist 

Ein  besonderer  Vorzug  dieses  Systems  ist  es,  dass  auf  einer 
gemeinsamen,  sehr  festen  Unterlage  ein  schwebender 
Stöfs  angeordnet  wurde.  Die  Konstruktion*  -  Höhe  betrügt  für 
Strafsen-Eisenbahnen  StC"1  vom  Stntzen-Fufs  bis  Schienen-Ober- 
kante. Bei  den  jetzigen  Materialpreisen  sind  die  Gleistheilc 
pro  laufendes  Meter  Stralsenhahnen- Gleis  für  Magdeburg  mit 
ti.32  M.  und  incl.  Stahlschieuen  mit  12,71  M.  zu  beschaffen.  Die 
Montage  lasst  sich  leichter  und  schneller  bewirken,  als  bei  jedem 
anderen,  seither  von  mir  verwendeten  Oberbau.  Meines  Erachtens 
verdient  dieses  System  in  der  Form,  wie  es  in  Magdeburg  An- 
wendung gefiinden  hat,  den  Vorzug  vor  allen  bis  jetzt  vorhandenen 
( »berhau-Konstruklinnen  für  Stralseu-Kiscnbahncn. 

(  harlotteuburg,  Oktober  1878.  Johannes  Bflsing. 


Strafsburger  Univermtäts-Konknrren7..  Den  Bestim- 
mungen des  Konkurrenz-Ausschreibens  um  den  Entwurf  eines  all- 
gemeinen Kollegiengehäudes  für  die  Kaiser-Wilhelms-l  niversität 
Stralsburg,  vom  22.  Mai  d.  J.,  gemär*  ist  das  zur  BenrtheihiDg 
der  Entwürfe  berufene  Preisgericht,  bestehend  aus  den  in  dem* 
Kntik -tn-euz- Ausschreiben  unter  8  genannten  Herren  Architekten 
und  zwei  Vertretern  der  Universität,  als  welche  von  derselben 
die  Herreu  Professoren  Dr.  Baumgarten  und  Dr.  Michaeli«  ge- 
wählt worden  sind,  zusammengetreten  und  hat  die  eingegangenen 
Entwürfe  der  Prüfung  unterzogen. 

Der  erste  der  ausgesetzten  Preise,  im  Betrag  von  iMkimM., 
ist  dem  Entwürfe  des  Architekten  Herrn  Warth  in  Karlsruhe, 
die  weiteren  vier  Preise  von  je  Sixki  M.  sind  den  Entwürfen 
der  nachstehend  in  alphabetischer  Reihenfolge  aufgeführten  Her- 
ren Architekten:  Eggert  in  Strafsburg  im  Klsass,  Holtfeld 
hu  I  Hinkeldeyn  in  Berlin,  Mylius  und  Bluntschli  in  Frank- 
furt a.  M.,  (>.  Sommer  in  Frankfurt  a.  M.  zuerkannt. 

Die  sämmtlichen  eingegangenen  Pläne,  mit  Ausnahme  der 
eingesendeten  perspektivischen  Darstellungen,  werden  in  dem  Ge- 
bäude der  Akademie  der  Künste  zu  Berlin  in  der  Zeit  vom  lti. 
bis  einschliefslich  den  29.  d.  Mts..  und  zwar  täglich  von  1<>  l"hr 
Vormittags  bis  3  Uhr  Nachmittags,   öffentlich  ausgestellt  werden. 

Berlin,  den  13.  Oktober  1S7S. 

In  Vertretung  des  Reichskanzlers:  Herzog. 

Personal  •  Nachrichten 

Deutsohes  Reich. 

Ernannt:  Die  Ingenieur-Assistenten  Ditrich  und  L  nclinor. 
sowie  der  Ingenieur  Strauch  zu  Eisenbahn-Baumeistern  hei  d<  i 
Verwaltg.  d.  Eisenbahnen  in  Klsass-Lothringen. 


Ernannt:  Der  Landbaumstr.  Spitts  in  Berlin  zum  Bau 
inspektor  und  ersten  bautechnischen  Hfllfsarbeiter  l>ci  dem  Mi- 
nisterium der  geistlichen,  Unterrichts-  etc.  Angelegenheit«. 

Die  Baumeister-Prüfung  haben  bestanden  al  für  beide 
Fafhrichtungen:  Heinrich  Ostrop  aus  Holthausen;  b)  für  das 
Bauingenietirfach:  Heinr.  Bauten  aus  Datizig,  Axel  Lowe  aus 
nd  Herrn.  Frantz  ans  Gifhorn. 


Brief-  und  Fra^ekasten. 

Hrn.  S.  in  Fulda.  Die  architektonische  Dekoration  des 
deutschen  Saales  im  Pariser  Ausstellungs-Palaste  ist  in  ihrem 
Detail  unzweifelhaft  eine  Leistung  des  Hrn.  Bildhauers  fiedon 
in  München,  an  der  Hr.  von  Werner  wohl  keinen  Antheil  hat. 
In  wie  weit  der  letztere  auf  den  verdienstvollen  Gedanken  hin 
Bewirkt  hat,  den  Raum  als  ein  Ganzes,  ohne  trennende  Zwischen- 
zu  belassen,  ist  uns  unbekannt  -  Wahrscheinlich  ist  e- 
treftlichen  Künstlern,  denen  Deutschland  den  in  Paris  er 
Erfolg  so  wesentlich  zu  danken  hat.  ihrerseits  noch  nicht 
in  den  Sinn  gekommen,  eifersüchtig  ül>er  die  Grenzlinie  ihres 
Antheiles  an  jenem  Verdienst  zu  werden. 

Hrn.  M.  in  Frankfurt  a.  M.  Ihre  Forderung,  dass  wir 
Ihnen  die  z.  Z.  im  deutschen  Reich  zur  Ausführung  stehenden 
öffentlichen  Bauten  nebst  den  Namen  der  leitenden  Baumeister 
mittheilen  sollen,  ist  in  der  That  naiv.  Wäre  es  für  uns  Ober- 
haupt möglich,  derartige  statistische  Notizen  in  zuverlässiger 
Weise  zu  erlangen,  so  wurden  wir  dieselben  wohl  schon  hingst 
ohne  irgend  welche  Aufforderung  veröffentlicht  halten. 

Zur  Beantwortung  mehrer  Anfragen  theilen  wir  mit, 
dass  der  Jahrgang  1*7!»  des  Deutschen  Baukalenders  iii 
etwa  14  Tagen  fertig  gestellt  und  zu  beziehen  sein  wird.  Mehre 
Zusendungen,  die  in  Bezug  auf  den  Inhalt  des  Kalenders  noch  in 
deu  letzten  Wochen  an  uns  gerichtet  worden  sind,  haben  wir  Lei 
dem  vorgeschrittenen  Stande  der  Herstellung  für  das  nächst« 
Jahr  zurücklegen  müssen.  


K.,nm,l«..™,v„l«  vou  CM  ll„IK,  In  M,rib..    Fil  .!.<•  IWakü.*,  ,vrwl.,.rtäif|,  K.  R  1).  l-ril.rh. 


Dmk.  W.  Mun.iT  ll«.f|.iirliilruf  ki.i<-i.  lirrhu. 

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Nr  M. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG 


425 


D*.  fobMUinn  W.i.rrwrrk-  -  IMe  ftUMtUr»4l*run«  ni  Klrthtwrg  —  Mlttliftlui 
'»  Strehlenraim-Ofai.  —  Dtr  Architekten- Vertiii  m  Berlin  an  die  dautarlmi  KarhfMiMaen- 


—  Vnalichlti: 


Das  Potsdamer  Wasserwerk. 


m  Herbst  1874  wurde  eine  Konzession  zur 
Errichtung  eines  Wasserwerks  für  die  Resi- 
denzstadt Potsdam  ert heilt,  welche  im  fol- 
genden Jahre  von  der  inzwischen  gebildeten 
„City  of  Potsdam  Wnterteorks  Company, 
limitfd"  übernommen  wurde.  Diese  Kon- 
zession enthielt  die  Bedingung,  dass  das 
durch  natürliche  oder  künstliche  FUtratiou  gereinigte  Wasser 
kontinuirlich,  bis  zur  Hohe  von  30»  ober  Pegel-Null  (etwa 
27  ■  ül«r  Strafscnpflaster-Höhe),  innerhalb  eines  fest  gestell- 
ten, die  eigentliche  Stadt  mit  der  Nauener  Vorstadt  ein- 
schlicfsenden  Gebietes  geliefert  und  auch  die  nölhigen  Ein- 
richtuntren  getroffen  werden  sollten,  um  die  übrigen  Vorstädte, 
namentlich  südlich  der  Havel,  auf  Verlangen  mit  Wasser  zu 
versorgen. 

Es  wurde  der  sogen,  natürlichen  Filtration  des  Grund- 
wassers durch  die  tief  liegenden  Sand-  und  Kiesschichten  vor 
der  künstlichen  Reinigung  des  Havelwassers  mittels  Filterbetten 
der  Vorzug  gegeben,  weil  1)  das  Havelwasser  wälirend  eines 
Theils  des  Jahres  sehr  schwer  filtrirbar  Ist,  auch  im  Sommer 
Oberwarm  wird  und  die  Havel  im  Winter  zufriert  ;  weil  2. 
die  Terrain-  und  Untergrund -Verhältnisse  in  der  Umgebung 
von  Potsdam  Gelegenheit  bieten,  ohne  grofse  Schwierigkeiten 
Tiefbrunnen  herzustellen,  welche  unerschöpfliche  Mengen 
vortrefflichen  Wassers  von  konstanter  Temperatur  zu  liefern 
im  Stande  sind,  und  weil  schließlich  Anlage  und  Betrieb 
einer  künstlichen  Filtration  relativ  sehr  kostspielig  sind. 

Um  die  Versorgung  kontinuirlich  zu  machen,  ohne  die 
Wasserhebungs- Maschinen  fort  wahrend  in  Betrieb  halten  zu 
müssen,  wurde  ein  Hoch-Reservoir  projektirt,  grofs  genug,  um 
einen  mehrtägigen  Bedarf  zu  fassen.  Die  Pump-Station, 
welche  in  der  Nahe  der  Brunnen  angelegt  werden  musstc, 
war  darnach  einzurichten,  dass  in  Rücksicht  auf  spater  zu- 
nehmenden Wasserbedarf  die  Maschinen  und  Pumpen  auf 
mindestens  die  doppelte  Leistung  erweitert  werden  könnten. 

Beim  Rohr-System  wurde  für  jede  Strafse  innerhalb  des 
vcrtragsmäfsjgen  Gebiets,  und  sogar  darüber  hinaus,  wenigstens 
e  i  n  Vertheilungs  -  Strang  angenommen  und  es  wurden  die 
Stränge  unter  einander  und  mit  den  Hauptrohren  derart  ver- 
bunden, dass  das  Ganze  eine  Kombination  des  Yerastelungs- 
und  Zirkulations-Systems  bildete. 

Die  Brunnen-Anlage.  Nach  mehren  Versuchs-Boh- 
rungen wurde  am  Fufse  der  Hügelkette,  von  welcher  der 
Pfingstberg  eine  hervor  ragende  Spitze  bildet,  am  Ufer  des 
Jungfern-Sees,  nördlich  vom  Neuen  Garten  eine  geeignete 
Stelle  zur  Anlage  der  Brunnen  und  der  Pump -Station  ge- 
funden. Zuerst  beabsichtigte  man,  zwei  grofse  Kessel- 
Brunnen  und  einige  Rohr-Brunnen  zu  senken;  es  stellten 
sich  jedoch  im  Laufe  der  Arbeit  so  grofse  Vorzüge  der  Rohr- 
Brunnen  vor  den  Kessel-Brunnen  heraus,  dass  von  der  weiteren 
Ausführung  der  letzteren  Abstand  genommen  wurde.  Der 
einzige  zur  Ausführung  gelangte  Kessel  -  Brunnen  wurde  an 
der  äußersten  Spitze  des  Terrains,  so  weit  als  möglich  vom 
Schornstein  und  den  anderen  Gebäuden  entfernt,  abgesenkt, 
u.  z.  derart,  dass  zunächst  ein  Blcchkranz  von  1"  Höhe, 
2.50ra  innerem  und  4,50™  äußerem  Dm.  eingelegt  wurde,  auf 
welchen  der  doppelwandige  Kasel  (von  je  1  St.  Starke  der 
Wandungen)  sich  aufsetzt.  Wahrend  die  äußere  Wand  zylindrisch 
aufgeführt  ist,  bildet  die  innere  in  ihrem  unteren,  3,50"  hohen 
Tlieil  einen  abgestumpften  Kegel,  der  sich  auf  den  lichten 
Durchm.  von  2"  verengt.  Beide  Wände  sind  durch  12, 
V,  Stein  starke,  in  radialer  Richtung  gehende  Wände  ver- 
bunden, in  welche  von  3  zu  3  Steinschichten  Höhe  leichtes 
Bandeisen  mit  umgebogenen  Enden  eingelegt  worden  ist.  Zur 
vertikalen  Verankerung  sind  in  die  üufsere  Mauer  in  Höhen- 
von  je  3,5»  breite  Blechkränze  eingelegt,  welche 
sich  und  mit  dem  Bodenkranz  durch  Rundeisen -Anker 
verbunden  sind.  Der  unterste,  3.50»  hohe  Theil  der  Brunnen 
ist  in  Lochsteinen  und  Zementmörtel,  alles  darüber  liegende 
Mauerwerk  in  Vollsteinen  und  Zementmörtel  ausgeführt  Die 
Steinlöcher  des  äufseren  Zylinders  sind  sorgfältig  mit  Kieseln 
und  die  zwischen  den  2  konzentrischen  Mauern  gebildeten 
sektorförmigen  Hohlräume  mit  rein  gewaschenem  Ries  in  4 
verschiedenen  Kornarten  gefüllt,  von  denen  die  gröbere  Sorte 
nach  innen  zu  liegen  kam.  —  Nachdem  die  Senkung  des 
Kessels  durch  Sack-Baggerung  bis  zu  einer  Tiefe  von  11,50» 


geblieben 
bilden  die 


erfolgt  war,  wurde  der  Boden  mit  einer  Kieslage  beschüttet 
und  es  wurden  2  Stück  kupferne,  unten  mit  3»  hohen 
Sieben  versehene  Röhren  von  ISO""»  Durchm.  bis  230" 
unter  Null  eingesenkt;  die  oberen  Kanten  dieser  Röhren 
ragen  etwa  1 ra  Ober  der  Brunnensohle 

Die  Rohr-Brunnen  (Fig.  6).  14 
auf  folgende  Weise  hergestellt.  Ein  aus  2» 
beiden  Enden  falzartig  abgedrehten,  in  einander  gepassten 
und  zusammengeschraubten  gusseisernen  Zylindern  von  0,21» 
lichtem  Durchm.  konstruirtes  Rohr  von  12*  Lange  wurde 
bis  ca.  11»  unter  Null  eingesenkt.  In  dieses  Rohr  wurde 
nun  ein  zweites,  etwas  engeres,  schmiedeisernes  Rohr  bis 
zur  durchschn.  Tiefe  von  23»  unter  Null  gesenkt,  bei  welcher 
Tiefe  das  Hohr  schon  3»  oder  mehr  in  grobem  Sand  oder 
Kies  stand.  In  diesen  Mantel  ist  das  eigentliche  Saugerohr, 
welches  aus  starkem  Kupferblech  besteht  und  103 »""  I.  W. 
hat,  bis  zum  Boden  des  Bohrlochs  hinab  gesenkt  und  als- 
dann das  Schmicdciscn-Rohr  heraus  gezogen,  während  das 
Gusseisen- Rohr  zum  Schutz  des  Saugerohrs 
ist.  Letzteres  endet  unten  in  einer  Spitze  und 
untersten  3»  desselben  den  Saugekorb,  indem  das  Rohr  mit 
vertikalen,  nahe  an  einander  liegenden  Reihen  von  12»» 
weiten  Saugelöchern  versehen  worden  ist.  Auf  der  Ober- 
fläche des  Saugckorbs,  parallel  mit  seiner  Axe,  befinden 
sich  mehre,  etwa  11»»  hohe  Rippen  aufgelöthet  (Fig.  7)  und 
auf  denselben  liegt  in  der  ganzen  Höhe  des  Saugekorbs 
eine  3fache  Lage  Metallgaze,  welche  mit  der  Wandfläche 
des  Saugerohrs  demnach  keine  Berührung  hat,  sondern  einen 
Zwischenraum  lässt,  der  den  Saugekorb  vor  Verstopfungen 
mit  Schwemmsand  sichert  und  dem  Wasser  den  leichten  Ein- 
tritt in  das  Saugerohr  gestattet.  —  Die  Verbindung  des  Sauge- 
rohrs  mit  dem  Haupt-Saugestrang  der  Hochdruck-Pumpen  ist 
durch  ein  Hclmstück  mit  Klappventil  und  einen  Schieberhahn 
vermittelt;  beide  befinden  sich  In  einer  gemauerten,  unten 
abgepflasterten  und  oben  abgedeckten  Grube.  — 

Der  Wasserstand  im  Bohrloche  hielt  sich  stets  0,10  bis 
0,15»  höher  als  in  der  nahen  Havel.  —  Die  Brunnen  liegen 
in  Entfernungen  von  9 — 10 ».  In  2  Fällen  kam  man  bei 
der  Senkung  auf  Stein  und  es  mussten  die  betr.  Bohrlöcher 
aufgegeben  werden.  —  Ein  angestellter  Versuch  ergab,  dass 
4  Bohrbrunnen  zusammen  einer  Pumpen  -  Maschine,  bei  12 
Touren  pro  Minute ,  das  nöthige  Wasser  zuzuführen  vermoch- 
ten, was  einer  Lieferung  von  ca.  6  1  pro  Brunnen  in  der 
Sekunde  entspricht.  —  Nach  Fertigstclluiig  der  Werke  wurden 
sammtlichc  Brunnen  glcicltzcitig  in  Betrieb  gehalten.  — 

Auf  der  Situations-Skizze  auf  S.  427 ,  Fig.  1  ist  die  Lage 
der  Sauge -Röhren  angedeutet;  die  Röhren  sind  so  gelegt, 
dass  sie  in  beiden  Richtungen  mit  später  etwa  herzustellenden 
Brunnen  verbunden  werden  können,  wahrend  vorhandene 
Schiebcrhähnc  die  Möglichkeit  gewahren,  dieselben  nicht  nur 
einzeln,  sondern  auch  in  Gruppen  abzusperren.  Das  der  Ge- 
sellschaft gehörige  Terrain  (53,70»)  südlich  der  Pump- 
Station  wird  für  etwa  20  Brunnen,  außer  den  bereits  vor- 
handenen, ausreichen. 

Die  Pump-Station  (Fig.  1),  wie  jetzt  abgegrenzt,  ent- 
hält eine  Fläche  von  56,35*;  es  sind  darauf  erbaut  worden: 
1)  Ein  3stöckiges  Haus  10  .  11  »  =  110  grofs,  enthal- 
tend Bureau,  Materialien-Räume  und  2  Wobnungen.  2)  Das 
Kohlen-Magazin,  welches  sowohl  von  der  Wasser-  als  Land- 
seite aus  zugänglich  ist.  3)  Das  Kesselhaus.  13,0 . 12,4 » 
=  rot.  161  '<»  grofs,  hinreichend  grofs  zur  Aufnahme  von 
4  Kesseln,  von  denen  vorläufig  jedoch  nur  3  aufgestellt  sind. 
Am  Kcssclhausc  steht  ein  14  »  über  Null  hoher,  4,5  .  3,5  » 
=  15,8  ■i™  Grundfläche  haltender  Thurm,  in  welchem  das 
Kaltwasser-Reservoir,  die  Speisepumpe,  die  Kondensatoren  etc. 
sich  befinden.  4)  Das  Maschinenbaus,  17,K  .  14,6»  =  rot. 
260  ■>»  grofs  und  unterkellert,  enthält  jetzt  2  Maschinen  mit 
den  zugehörigen  Pumpen  und  gewährt  Platz  für  noch  2  ähn- 
liche Maschinen;  unter  der  ganzen  Grundfläche  des  Hauses 
liegt  eine  0.25»  starke  Betonschicht.  Die  abgepflasterte  Kellcr- 
sohle  liegt  1,35»  über  Null,  d.  i.  beinahe  1»  unter  dem  Hoch- 
wasser des  Baujahres  1876.  5)  Der  Schornstein  hat  33» 
Höhe  über  Null,  ist  kreisrund  und  im  Querschnitt  von  2,30 
bis  1,40»  im  äufseren  und  von  1,20  bis  0,80"  im  inneren 
Durchmesser  verjüngt;  derselbe  ist  mit  Blitzableiter  versehen. 
Der  Schornstein -Sockel  hat  8  ™  Griese  im  □  und  ca. 

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426 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


19.  Oktober  1878 


5  ■  Höhe.  Für  die  Fundanicntirung  wurde  ein  grofser,  aus 
10™  starken  Spundpfählen  gezimmerter  Kasten  bis  2,50  ■ 
Tiefe  unter  Null  Resenkt,  der  Kasten  dann  1,50  ■  hoch  mit  Ze- 
ment-Beton gefüllt  und  hierauf  nach  Trockenlegung  das  Mauer- 
werk gesetzt.  Etwa  die  letzte  Hälfte  des  Schornsteins  wurde  ohne 
Gerüst  aufgeführt.  —  S&mmtiichc  Fundamcntirungen  mussten 
im  Spätherbst  1875  und  im  folgenden  Frühjahr  ausgeführt 
werden,  was  bei  der  fliefs-sandigen  Beschaffenheit  des  Bau- 
grundes seine  Unannehmlichkeiten  hatte,  zumal  die  Havel 
in  der  Bauperiode  einen  um  etwa  1  ■  höheren  Spiegelstand 
als  in  gewöhnlichen  Jahren  und  sogar  längere  Zeit  hindurch 
mehr  als  2  ■  über  Null  gestanden  hatte.  —  Das  Terrain 
liegt  zwischen  der  Berliner  Strafsc  und  der  Havel,  ist  an 
der  Wasserscite  mit  einem  3*0™  langen  Bohlwerk  versehen 
und  bis  2,3  ■  Ober  Null  aufgeschüttet  — 

Die  Maschinen-Anlage  besteht  aus  zwei  gleichen, 
getrennten,  neben  einander  liegenden  1  zylindrigen  Dampf- 
maschinen mit  Zylindern  von  523 m"  Dun  hm.  bei  941  mm 
Kolbenhub.  Die  Maschinen  sind  mit  M.  A.  Starke's  paten- 
ürter,  selbst  reguhrenderExi>ansions-Steuerung  versehen,  welche 
durch  eine  einfache  Stellvorrichtung  am  Regulator  es  ermög- 
licht, jede  beliebige  Hubzahl  konstant  zu  erhalten,  ohne  weitere 
Aufsicht  des  Maschinisten  und  ohne  den  etwaigen  variablen 
Gegendruck  in  den  Kohren  berücksichtigen  zu  müssen.  Zur 
Kondensation  wird  für  jede  Maschine  ein  abseits  von  dieser, 
im  Thurm  gelegener  Körting'scher  Strahl-Kondensator  ange- 
wendet, welchem  das  erforderliche  Wasser  durch  eine  im 
Souterrain  befindliche  und  von  der  Schwungrad- Welle  aus 
betriebene  Saugepumpe,  unter  Einschaltung  eines  in  ca.  5  ■ 
Höhe  über  dem  Kondensator  aufgestellten  Reservoirs,  zugeführt 
wird.  Das  erzeugte  Vocuuin  betragt  650  Quecksilbersaule 
und  darüLer.  Für  den  Fall,  dass  die  (Zentrifugal-)  Pumpen 
aufser  Thätigkeit  gesetzt  werden,  kann  das  Wasser  zur  Kon- 
densation aus  dem  Hochdruck  -  Rohr  in  das  betr.  Reservoir 
gelassen  werden,  doch  können  die  Maschinen  event.  auch 
ohne  Kondensation  arbeiten.  Jede  Maschine  treibt  eine  doppelt 
wirkende  Hochdruck  -  Ptungerpumpe  mit  2  Zylindern,  deren 
Stellung  zu  einander  aas  der  Skizze  Fig.  10  hervor  geht. 
Der  Plunger  hat  285  «»■  Durchm.  und  941  <"*  Hub  und 
wird  direkt  von  der  Kolbenstange  der  Dampfmaschine  getrieben. 
Die  Pumpen-Zylinder  und  deren  Ventilgehäusc  sind  auf  einem 
gusseisernen  Kasten  plazirt,  dessen  Hohlraum  als  Vacuum- 
Kessel  für  das  Saucerohr  und  die  Sauceventile  dient  Das 
Saugerohr  mündet  in  den  Boden  dieses  Kastens  ein.  Dieser 
Anordnung  sowohl,  als  auch  der  neuen,  als  aufscrordentlich 
zweckentsprechend  sich  erweisenden  Ventil-Konstruktion,  welche, 
wie  aus  den  Skizzen  Fig.  10,  11,  12  ersichtlich,  in  4  Ober 
einander  liegenden,  eigenthümlich  geformten  Ringen  besteht, 
die  sich  durch  den  Druck  des  Wassers  teleskopartig  öffnen  und 
schlicfscn,  ist  es  wohl  zuzuschreiben,  dass  die  Pumpen  selbst 
bei  einer  Kolbengeschwindigkeit  von  0,75 ■  pro  Sek.  noch 
einen  völlig  ruhigen,  stofsfreien  Gang  haben.  Jeder  einzelne 
Ventilring  hat  seine  Führung  an  dem  unter  ihm  liegenden,  und 
jedem  einzelnen  derselben  ist  nur  ein  geringer,  für  jeden 
Ring  aber  verschiedener  Hub  gestattet,  dem  Wasserdurchgang 
dabei  aber  ein  relativ  grofser  Querschnitt  bei  fast  geradliniger 
Strömung  geboten.  Das  Ausheben  und  Einsetzen  der  Ventile 
lasst  sich  durch  eine  einfache  Hebevorrichtung,  Zugstange  mit 
Gewinde  und  Mutterhebel,  leicht  bewirken.  Diese  Ringventile 
wurden  von  dem  Unterzeichneten  gemeinschaftlich  mit  dem 
Ziv.- Ingenieur  Hrn.  0.  Hillig  entworfen,  welcher  auch  als 
technischer  Agent  der  Lieferanten,  Hrn.  Starke  &  Hoffmann, 
die  Aufstellung  der  Maschinen  beaufsichtigte. 

Jede  Pumpe  ist  für  sich  absperrhar,  saugt  aus  einem  ge- 
meinschaftlichen Saugestrang  von  400 Durchm.  und  drückt 
das  angesaugte  Wasser  zunächst  in  den  aus  Blech  genieteten 
Windkessel  von  5,30ra  Höhe  und  0,90m  Durchm.  (Fig.  13),  von 
wo  aus  das  Wasser  durch  ein  Rückschlag- Ventil  in  das  400  mm 
weite  Druckrohr  gelangt.  Ein  auf  diesem  Druckrohr,  hinter 
den  Windkesseln,  angebrachtes  Sicherheitsventil  schützt  dasselbe 
vor  der  Wirkung  etwaiger,  plötzlich  eintretender  Drucker- 
hohungen,  wahrend  ein  Quecksilbersäulen  -  Manometer  den 
genauen  Druck  im  Hauptrohr  angiebt  —  An  jedem  Wind- 
kessel befindet  sich  ein  Wasserstands-Glas,  woran  ersichtlich 
ist.  ob  das  erforderliche  Luftquantum  vorhanden  ist,  welches 
nötigenfalls  durch  einen  Luftkompressions -Apparat,  (Patent 
Kiehm,  Mcinicke  &  Wolf),  der  einerseits  mit  dem  Windkessel 
durch  ein  Kohr,  andrerseits  mit  dem  Innern  des  Pumpen- 
zylinders durch  einen  Hahn  verbunden  iBt,  ersetzt  werden 
kann.  Mittels  dieses  Hahns  kann  der  Apparat,  welcher  Luft 
ansaugt,  wenn  der  Pumpenkolben  saugend  wirkt,  und  Luft 


wirkt,  in  oder  aufser  Thätigkeit  gesetzt  werden.   Die  . 
der  Pumpen  bezw.  des  Saugestranges  wird  durch  eine  Rohr- 
leitung aus  dem  Druckrohr  vermittelt;  übrigens  ist  das  Ab- 
laufen der  ersteren,  selbst  bei  längerem  Stillstande,  durch  die 
Fufsventilc  in  den  Brunnenröhren  möglichst  verhindert. 

Es  sind  3  gleiche,  sogen.  Lancashire-Dampfkessel  —  für 
jede  Maschine  1  Kessel  und  1  solcher  als  Reserve  —  auf- 
gestellt. Sic  arbeiten  mit  4  Atm.  Ueberdruck  und  haben  bei 
7,2  ™  Länge  1.8  ■>  Durchm.  Die  beiden  inneren  Feuerröhren 
sind  0.55"  weit.  Der  Rost  ist  1,5  m  lang  und  0.55™  breit: 
die  Heizflache  eines  jeden  Kessels  betragt  50  Q».  —  Die 
Speisung  der  Kessel  erfolgt  durch  eine  Dampfpumpe  oder  durch 
einen  KörtingVhen  Injektor,  entweder  aus  der  Zisterne  unter 
den  Kondensatoren,  worin  das  Wasser  eine  mittlere  Tempe- 
ratur von  25°  C.  bat,  oder  aus  einem,  in  dem  zu  den  Kon- 
densatoren führenden  Abdampfrohr  der  Dampfmaschinen  ein- 
geschalteten Rohr- Vorwärmer,  in  welchem  das  Wasser  fast 
zur  Siedehitze  weiter  angewärmt  wird.  Uebrigens  können 
die  Kessel  auch  direkt  aus  der  Hochdruck  -  Leitung  mit 
Brunnenwasser  gerollt  werden.  Alles  Speisewasser  (liefst 
durch  einen  hinter  dem  Speiscapparate  aufgestellten  Wasser- 
messer.  — 

Ein  sehr  sorgfältiger,  mit  einer  Maschine  vorgenommener 
7 stündiger  Leistungsversuch  ergab  folgende  Resultate:  Eine 
Pumpe  liefert  pro  Umdrehung  112,9',  bei  einem  Zylinder-Inhalt 
von  netto  117,4  ',  hatte  also  nur  4  "/„  Verlust  für  Luft  u.  s.  w. 
Bei  einer  Dampfspannung  von  3,5  bis  3,6  Atm.  werden 
7,033  k«  Speisewasser  pro  M  Kohle  (eine  Mischung  von  *  3  engl, 
und  Va  westfälischer)  verdampft  und  57  637  k*  Wasser 
pro  k*  Kohle  1  ■  hoch  gehoben ;  4,686  "*  Kohle  wurden 
pro  Stunde  und  geleistete  Pferdekraft  verbrannt,  —  Die 
gleichzeitig  genommenen  Indikator -Diagramme  waren 
zeichnet  gut  und  es  können  diese  Resultate  als  in 
Ziehung  befriedigend  angesehen  werden.  — 

Das  Reservoir  (Fig.  2 — 5  u.  14)  hat  eine  innere 
Länge  und  Breite  von  30,6  m.  enthält  bei  5™  Maxinud- 
Füllung  4188 chm  und  ist  durch  7  parallele,  0,51  ■  starke 
Mauern  in  8,  je  3,38  m  breite  Gewölbefelder  getheilt.  Das  Ge- 
wölbe und  die  Hintcrfüllung  sind  (zur  Drainage  mit  Gefälle) 
abgeprtastert,  asphaltirt  und  mit  1  m  hoher  Erdschüttung  ge- 
deckt In  jedem  Gewölbe  ist  eine  Luftungsvorrichtung  vor- 
handen. In  einer  Ecke  des  Reservoirs  ist  ein  elektro-magnet»- 
scher  Apparat  mit  Schwimmer  angebracht,  welcher  den  Wi 
stand  im  Reservoir  zu  jeder  Zeit  in  dem  ca.  1 1 
Maschinenhausc  anzeigt.  —  Der  Reservoir-Bau  wurde  in  der 
Art  ausgeführt,  dass  in  der  ausgeschachteten  Bangrube  für  die 
Fundamente  besondere,  interimistisch  mit  Brettern  ausge- 
fütterte Gräben  gezogen  wurden,  in  welche  eine  0,30  ■  starke 
Schicht  von  sehr  fettem,  gut  durchgearbeiteten  Thon  mit  Ziegcl- 
brocken  gemengt,  gebracht  und  fest  getreten  wurde.  Auf  dieser 
wurden  die  Fundamente  gelegt  und  dann  die  4  äufseren 
Mauern  bis  Terrainhöhe  aufgeführt;  dieselben  erhielten  eine 
0.3  m  starke  Thon-Hinterfüllung. 

Die  Sohle  wurde  aus  einer  0.30 m  starken  Thonlage  und 
einer  eben  so  starken  Beton-Lage  mit  Klinker-Ucberptlasterung 
gebildet.  Zwischen  der  (doppelten)  Pnasterschicht  liegt  eine 
13  starke  Asphaltschicht  Die  Sohlen-Oberkante  ist  34.57  » 
über  Null.  —  An  der  Strassen-Seitc  des  Reservoirs  und  in 
Verbindung  mit  diesem  steht  ein  Thurm  von  4  ■  Seite  des 
Grundrisses  und  13. m  Höhe  (Fig.  3  u.  4),  in  welchem  sich 
die  Ventilkammer  und  das  Standrobr  befinden. 

Die  Leitung  des  Wassers  von  der  Pump -Station  ans 
nach  dem  Hochreservoir,  bezw.  nach  der  Stadt  ist  in  folgender 
Weise  geregelt:  Am  Fufse  des  Berges,  etwa  400™  vom 
Reservoir  entfernt  treffen  3  je  400  weite  Rohrstränge  unter 
gleichen  Winkeln  zusammen  (Fig.  15);  an  jedem  Strang  ist 
pi^  iy  ein  Schieberhahn  angebracht.  Bei 

normalem  Betrieb  bleiben  <tic  Hähne 
iffwrtur  sämmtlich  offen.  Sind  die  Maschi- 
Zy?  *   nen  in  Thätigkeit,  so  fördern  diese 
*K  >te  80  v'c'  ^,asscri  *ls  eben  verbraucht 

X      wird,  durch  das  Rohr  f  direkt  in  die 
^/tadt.  t   y         1      Stadt,  während  ein  etwaiger  Ueber- 
cjt:  schuss  durch  e  nach  dem  Wasser- 

_  thurm  steigt.    Hier  (Fig.  3  u.  4) 

tritt  das  Wasser  durch  A  ein.  steigt 
%  im  Standrohr  C  bis  zum  Il<vgen, 

welcher  in  ziemlich  gleicher  Höhe 
mit  der  Uebeiiaufsmündung  steht,  fällt  durch  C  und  Hiebt 
durch  den  offenen  Schieber  D  ins  Reservoir,  während  die 
Klappen  des  Rückschlag- Ventils  /;  durch  den  Druck  der 
in  0  (d.  h.  die  Differenz  zwischen  Bogenhöhe 

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OTSDAMER  WASSERWERK. 


Plf.  I.  NtaM.PI.  4  l'amp-SItMJoa.      W(.  4.  VaatUkaamtr.  (OiuadrlM.)   Fig  B.  Mura  -  u. 
T  Ikawroir.    (GrandriM.)  ..   i.  UMarroi».    «jornclialtt )  rW  ) 

(U.pa-     „  «.  - 


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428 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG.  19.  Oktober  1878 


und  Wasserniveau  im  Reservoir)  zugehalten  worden.  So- 
bald dos  Wasser  im  Reservoir  bis  zur  Maximalhöhe  von 
6 m  gestiegen  ist,  fließt  es  durch  die  1  ™  breite  Mündung  des 
Ueberlauf- Rohrs  BB  in  dieses  hinein  und  durch  dessen 
500»  lange,  parallel  mit  dem  Zuflussrohr  gelegte  Verlängc- 
die  Havel  nahe  der  Meierei,  ab.  Arbeiten  die 
nicht,  so  fallt  die  Wassersäule  in  ß  die  Klap|ien  des 
Ventils  K  werden  durch  den  Druck  des  Wassers  im  Reser- 
voir geöffnet  und  gestatten,  dass  das  Wasser  durch  y  nach 
der  Stadt,  sowie  durch  x  in  der  Richtung  der  Pumpstation 
abfließen  kann  (Fig.  15).  Durch  die  am  Kreuzungspunkt 
der  Rohrstrange  s  y  z  eingesetzten  3  Schieberhähne,  so  wie 
durch  den  125 ™™  weiten  Nebenstrang  /  ist  die  Möglichkeit 
gegeben,  jeden  Strang  j,  y  oder  e  zeitweise  abzusperren, 
ohne  den  Wasserzufluss  nach  der  Stadt  unterbrechen  zu 
müssen.  Das  Abflußrohr  B  gestattet  auch  behufs  event. 
Reinigung  die  Entleerung  des  Reservoirs,  zu  welchem  Zweck 
der  in  dem  schräg  liegenden  Verbindungsrolir  (Fig.  4)  1«- 
tindliche  Schieberhahn  ¥  geöffnet  wird,  wonach  das  Wasser 
durch  D  und  F  nach  der  Havel  abfließt,  während  der  Gang 
der  Maschinen  so  gestellt  wird,  dass  das  Wasser  im  Stand- 
rohr  C  nicht  Ober  Bogenhöhe  hinaus  steigt.  Sohald  d;is  Re- 
servoir  leer  ist,  kann  I)  geschlossen  werden  und  die  Reiid- 
gungsarbeit  ohne  Störung  durch  Wasserzufluss  ausgeführt 
werden.  — 

Es  erhellt  aus  den  vorstehenden  Angaben,  dass  die 
Wasserversorgung  der  Stadt  auch  ohne  Reservoir  und  unter 
ungeschwächtem  konstanten  Druck  erfolgen  kann. 

Eine  bemerkenstferthe  Neuheit  in  der  Konstruktion  des 
Rückschlag -Ventils  K  besteht  darin,  dass  der  ganze  innere 
Ventilapparat  durch  Drehung  der  angebrachten  Spindel  wie 
ein  Schieber  gehoben  und  vollständig  aufser  Funktion  (Fig.  14) 
und  somit  das  Standrohr  ebenfalls  aufser  Thätigkeit  gesetzt 
werden  kann.  Um  eine  etwa  später  nöthig  werdende  Erhöhung 
des  Drucks  im  Robrsystem  (während  die  Pumpen  in  Thätig- 
keit sind)  zu  erzielen,  kann  das  Standrohr  VC  beliebig, 
so  weit  es  die  Höhe  des  Thurms  gestattet,  verlängert  werden. 
Das  auf  dem  Bogen  des  Standrohrs  aufgesetzte  kleinere  Rohr 
dient  als  Entlüftung-  und  Sicherheits-Rohr. 

Für  den  Fall  einer  Ueberschwcramung  durch  Rohrbruch 
oder  dergl.  ist  an  der  Sohle  der  Ventilkammer  eine  Rohr- 
leitung eingelegt  welche  in  das  Abflussrohr  B  an  einem  noch 
tiefer  liegenden  Punkt  desselben  einmündet,  wodurch  die 
Kammer  vollständig  drainirt  wird.  — 

Das  Rohrsystem  besteht  aus  einem  ca.  4  900  ™  langen 
Hauptrohr,  welches  vom  Reservoir  durch  die  Gr.  Weinmeister- 
Straße  und  das  Nauener  Thor  bis  zum  Wilhelms  Platz  400 mm 
weit  ist,  von  da  aber  bis  zum  Bahnhof  jenseits  der  Havel 
einen  Durchm.  von  300  bis  200  hat  und  an  mehren 
und  Entleerungs- Vorkehrungen  ver- 


sehen ist;  ferner  aus  mehren  200"™  und  160""  weiten  Zir- 
kulations-Strängen,  welche  verschiedene  Theilc  der  Stadt  um- 
fassen und  wovon  einige  zugleich  als  Vertheilungs-Röhren 
dienen,  und  schließlich  aus  den  Vcrthcilungsrolircn  selbst,  welche 
150—75  »»  Weite  haben.  Mittels  eines  300  —  weiten 
Schmiedeisen -Itohrs  wird  das  Wasser  unter  dem  Stadt-Kanal 
durch  geführt,  ein  ähnliches  Hohr  von  200  *™  Durchm.  liegt 
unter  dem  Paddengraben;  ein  drittes  von  gleicher  Weite  und 
222  ™  Länge  unter  den  beiden  Havelarmcn  an  der  langen 
Brücke  und  verbindet  die  Tcltower  Vorstadt  und  den  Bahnhof 
mit  dem  städtischen  Rohrnetz.  Incl.  4  346  ™,  400  ™"  weiten 
Rohrs  sind  im  ganzen  Rohrsystem  (d.  h.  cxcl.  Saugeröhren) 
34  613"  Rohr.  58  Schieberhähne  und  261  Hydranten  gelegt 
worden.  Letztere  sind  nach  dem  bekannten  englischen  Modell, 
welches  auch  in  Berlin  Iwnutzt  wird,  angefertigt  und  in 
Entfernungen  von  höchstens  100™  aus  einander  aufgestellt 
worden.  Die  400"«'  weiten  Röhren  haben  4,  die  anderen  3m 
J.iinw  und  wiegen  pro  Meter  Baulänge: 
Durchm.  400  300  275 _  250  200  150  125  100  75  mm 
Gewicht"  140   100   85     77     57     39     32    24,5  17,5  k* 

Das  erste  Rohr  wurde  am  31.  März,  der  Grundstein 
Reservoir  am  21.  Juli  1875  gelegt  und.  obgleich  durch  i 
gewöhnliches  Hochwasser  und  lang  anhaltendes  Winter- Wetter, 
sowie  durch  die  gleichzeitige  Ausführung  städtischer  Kanali- 
sations-Anlagen die  Arbeiten  um  ca.  13  Wochen  verzögert 
worden  sind,  konnten  die  Werke  schon  am  25.  August  1870 
vollständig  in  Betrieb  gesetzt  werden. 

Am  12.  Juni  1M77  wurden  Proben  des  Wassers  aus 
einigen  Hausleitungen  in  der  Stadt  von  Dr.  Ziureck  entnommeu 
und  analysirt  ;  das  Wasser  hatte  11°  Temperatur  und  enthielt 
pro  10Ö0":  kohlcns.  Kalkerdc  0,1184,  kohlcns.  Magnesia 
0,0151,  Schwefels.  Kali  0,0061.  schwefeis.  Natron  0,0076, 
schwefels.  Kalkerde  0,(  «41,  Chlornatrium  0,021 1,  Eisenoxydul 
0,0012,  Kieselsäure  0,0161,  organische,  humusartige  Stoffe 
0.0210,  Stickstoff  als  Ammon -Salze  0,0013,  Salpetersäure 
Salze  Spuren,  freie  Kohlensäure  28  crm;  Schwefelwasserstoff. 
Schwefelwassersloff-Schwefelaiiimon,  Schwefelcalcium  und  sal- 
petrigsaure  Sake  waren  in  dem  Wasser  nicht  nachzuweisen. 

Durch  eine  gleichzeitig  vorgenommene  Analyse  des  Havel- 
wassers wurde  konstatirt,  dass  die  Tiefbrunnen  in  keiner 
Verbindung  mit  der  Havel  stehen  können.  — 

Es  sei  schließlich  erwähnt,  dass  bei  der  Volkszahlung  im 
Jahre  1875  44  614  Einwohner,  2  153  Häuser  und  10  400  Haus- 
haltungen in  Potsdam  vorhanden  waren.  — 

Die  ganze  oben  beschriebene  Anlage  ist  von  dem  Unter- 
zeichneten entworfen,  erbaut  und  bis  Ende  1876  in  Botrieb 
gehalten  worden. 

Berlin,  Juli  1878.  W.  Henry  L.  Green. 


Die  Stadterweiterung  von  Strafsburg. 


Mit  Rücksicht  auf  die  von  Prof.  Baumeister  in  Carkuuhc 
•tihrenden  Veröffentlichungen  in  den  Nr.  68,  70  und  80  der 
Bztg.  über  „die  Stadt -Erweiterung  Strafiburgs''  bitte 
ich  die  geehrte  Redaktion,  nachfolgende  Erwiderung  im  Anschlug« 
Notiz  in  No.  70  mir  jeUt  gestatten  zu  wollen,  da  ich 


als  Mitglied  der  Kommission  für  Heratbung 
eine  vorherige  Erwiderung  und  Besprechung  nicht  für 
hielt.  — 

Da  in  der  erwähnten  Besprechung  die  3  Entwürfe  als  unter 
gleichen  Bedingungen  und  gleichzeitig  bearbeitete  Konkurrenz- 
Entwürfe  behandelt  sind,  so  halte  ich  es  im  Interesse  der  Billig- 
keit, darauf  hinzuweisen,  dasa  mein  Entwurf  nebst  Erläuterungs- 
Bericht  und  mehren  Spezhu-Berichten  in  den  Händen  der  städti- 
schen Verwaltung  war  und  bei  einer  Reihe  Ton  Behörden  ver- 
traulich zirkulirt  hat,  bevor  irgend  ein  anderer  der  in  der  Bztg. 
besprochenen  Entwürfe  der  Stadt  -  Verwaltung  eingereicht  ist. 
Datirt  ist  mein  Entwurf  vom  30.  Mai  1877  und  etwa  ein  halbes 
Jahr  früher  als  der  <  'onrath'sche  Entwurf  der  Stadt  -  Verwaltung 
eingesandt;  ich  nehme  jedoch  nicht  an,  dass  C'onrath  selbst  vor 
Fertigstellung  seiner  Arbeit  meinen  Entwurf  gesehen  hat  Eine 
zweite,  vor  Kenntnis*  der  anderen  Entwürfe  erfolgte  Bearbeitung 
des  Hauptplatzes  habe  ich  auf  Veranlassung  der  Stadt-  Verwaltung 
erst  bei  den  Komrnissions  •  Verbandlungen  vorgelegt,  aber  schon 
vorher  in  meine 


ckte 


cht  aufgenommen.  Dass  durch 
diese,  auf  besonderen  Wunsch  erfolgte  frühe  Einsendung  meines 
Entwurfes  zum  mindesten  die  Feststellung  der  Ansichten  in 
tnaafigehenden  Kreisen  über  eine  ganze  Reihe  von  Programm- 
Fragen  herbei  geführt  wurde,  fit  wohl  selbstverständlich  und  be- 
trachte ich  wenigstens  die  Feststellung  der  Grundlinien  einer 
Stadt-Erweiterung,  welche  das  Spezial-Progranun  derselben  bilden, 
als  das  Hauptziel  einer  ersten  Arbeit.  Die  grofse  liebereinstim- 
mung  der  Arbeiten  von  Eggert,  Tonrath  und  mir  sehe  ich  des- 
halb nicht  als  zufällig  an,  ohne  der  Selbständigkeit  de 


anderen  kenntnissreichen  und  fähigen  Verfasser  in  Bezug  auf  die 
Detail  ■Bearbeitung,  besonders  auch  in  Bezug  auf  die  Behandlung 
des  grofsen  Monumental-Platzes,  welcher  in  allen  3  Entwürfen 
charakteristisch  verschieden  gestaltet  ist,  zu 

Wenn  Prof.  Baumeister  sagt:  „Die 
Erweiterung  ergaben  sich  aus  den  neuei 
Ausgangspunkten  der  Altstadt  fast  von  selbst  und  stimmen  des- 
halb (sie!)  in  allen  3  Projekten  nahezu  überein, "  so  kann  ich 
nach  Vorstehendem  dieser  Motivirung  nicht  zustimmen.  Ich  be- 
merke noch,  dass  von  der  Militär -Verwaltung  das  Neue  Kehler 
Thor  etwa  480™  von  der  von  mir  projektirten  und  in  der  Kom- 
mission adoptirten  Lage  entfernt  fest  gesetzt  war  und  in  Folge 
eines  motivirten  Antrages  von  mir  seitens  der  Militär- Verwaltung 
die  Verlegung  zugestanden  wurde;  ferner,  dass  nach  den  Vor- 
besprechungen in  der  Stadt -Verwaltung  die  von  der  Militär -Ver- 
waltung gewünschte  Kassirung  der  Aar  geplant,  aber,  wie  ich 
annehmen  muss,  in  Folge  meines  Berichtes  aufgegeben  wurde; 
desgleichen,  dass  alle  von  mir  vorgelegten  Pläne  der  Univcrsitits- 
Anlage,  von  deren  Strafien-Anlagen  die  Stadt-Verwaltung  Kennt- 
niss haben  musste,  die  alte,  später  in  allen  Entwürfen  kassirte 
Umwallungsstrafee  in  ihrer  unangenehmen  geknickten  Form  bei- 
behielten, während  ich  selbst  die  Berechtigung  der  Stadt- Verwal- 
tung, dieselbe  zu  kassiren,  vor  der  Bearbeitung  des  Entwurfes 
nachgewiesen  habe.  Alles  dieses  hat  aber,  wie  vieles  andere, 
wesentlich  auf  die  Gesammt-Gestaltung  aller  Entwürfe  eingewirkt 
und  ist  an  und  für  sich  nicht  selbstverständlich.  Ebenso  ist  die 
allen  Entwürfen  gemeinsame  grofse  Straße  vom  Steinthor  nach 
dem  Neuen  Kehler  Thor  nur  von  Bedeutung,  wenn  dieses  ver- 
legt und  die  Straße,  meinem  Entwürfe  entsprechend,  nach  Kehl 
weiter  geführt  wird. 

^  Was  meinen  SundpinürtJ^der  Bearbeitung  betrifft,  so  habe 


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Nt.  84. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


429 


Lage  ■  der  Sache  nicht  als  Konkurrenz- Arbeiten  betrachtet  nnd 
beurtheilt  werden  können.  Ich  habe  femer  mit  bewusster  Ab- 
sicht, unter  Fetthaltung  der  großen  Verkehrslinie,  mit  der  größten 
Schonung  gegen  alles,  was  es  in  Strafeburg  Schönes  und  Gutes 
giebt,  verfahren  und  deshalb  auch  etwas  geknickte  Strafeenrich- 
tungen,  wie  bei  den  Contades-Anlagen,  nicht  gescheut  Auch 
glaube  ich,  dass  man  mich  in  Strafeburg  gesteinigt  haben  würde, 
wenn  ich  in  der  Weise,  wie  es  das  ( onrath'sche  Projekt  thut, 
die  schöne  Contades-Aslage  beschnitten  und  zerstört,  oder  die 
Alle«  nach  der  Ruprechtsau  gerade  gerichtet  hatte,  was  einem 
Strafeburger  Architekten  weniger  übel  genommen  werden  muss. 
Wenn  ich  solche  praktische  Rücksichten,  mehr  wie  dieser,  genom- 
men, auch  die  vorhandene  Bebauung  an  der  Ruprechtsau-Allee 
möglichst  geschont  habe,  so  ist  dieses  der  Durchführbarkeit  we- 
gen geschehen  und  es  wird  die  Durchführung  des  Bebauungsplanes 
zum  Tbc.il  darauf  zurück  kommen  müssen.  —  Bezüglich  der  in 
meinem  ersten  Projekt  von  mir  übernommenen  Universität« -Axe 
will  ich  jedoch  noch  bemerken,  dass  sie  praktisch  den  Vorzug 
des  kürzeren  Anschlusses  an  die  bebaute  Stadt  hat  und  deshalb 
rascher  sich  mit  Hausern  bebauen,  also  ein  entwickelt 
daselbst  entstehen  lasst.  —  Derartige  Rücksichtnahmen 
einige  kleine  Knickpunkte  meines  ersten  Entwurfes, 
Geraderichtung  wenig  Kunst  gehört.  Die  Festhaltung  der  mir  in 
der  Ilauptrichtung  gegebenen  Axe  der  Universitätsstraße  be- 
dingt bei  der  Einmündung  nach  dem  großen  Monuinetitalplatze 
einige  schiefwinklige  Häuserblöcke  von  wenig  Tiefe,  welche  der 
Zahl  nach  gering,  für  einen  groben  Bebauungsplan  nicht  die  Be- 
deutung haben,  welche  denselben  Professor  Baumeister  zuweist, 
so  wie  ich  überhaupt  nicht  desseu,  sowie  des  Stadt- Architekten 
Gönrath  übergrol'se  Vorliebe  für  rechtwinklige  Haugerblöcke, 
auch  wenn  die  jetzigen  Strafeburger  Bau-Unternehmer  dieselben 
wesentlich  vorziehen  und  besser  bezahlen,  begreife,  da  die  Werth- 
steigerung durch  richtige  Verkehrslinien  viel  größer  ist,  als  die 
durch  rechtwinklige  Hauserblöcke,  und  schiefe  Winkel  nur  die 
Eckhäuser  wesentlich  beeinflussen.  Ferner  erleichtern  grobe 
Verkehrszüge  die  Durchführbarkeit  sehr  bedeutend,  weil  sie  ge- 
statten, nebensachliche  Strahlen  zunächst  auszulassen. 

Ich  will  noch  darauf  hinweisen,  wie  gerade  Paris  bei  der 
Umgestaltung  seines  Bebauungsplans  auf  die  Durchführung  der 
Diagonalen  mit  Recht  grobes  Gewicht  gelegt  bat  und  schief- 
winklige Hauserblöcke  durchaus  nicht  gescheut,  auch  selbst  in 
der  inneren  Stadt  nachtraglich  diese  Diagonalen  mit  groben 
Kosten  durchgeführt  hat.  Gerade  Paris  verdankt  dieser  indivi- 
chabloneninabigen  Behandlung  seines  Bebauungs- 
jroßen  Theil  seines  liebenswürdigen  Gepräges, 
charakteristischen  Straften-  und  Platzgestaltung.  Eine 
möglichst  rechtwinklige  Theilung  mag  ja  im  Plan  ein  recht 
glattes  und  schönes  Aussehen  geben;  es  kann  aber  eine  Stadt 
wie  Mannheim  zeigt  —  doch  recht  langweilig  dabei  werden.  Ich 
würde  deshalb  andere  Vorzüge  der  rechtwinkligen  Straßenkreu- 
zung nicht  opfern,  also  die  Gestaltung  und  den  Anschluss  des  in 
allen  Projekten  enthaltenen  Monumentalplatzes  der  Rechtwinklig- 
keit nicht  unterordnen. 

Ich  komme  damit  auf  die  Gestaltung  des  Kaiserplatzes  und 
will  dabei  bemerken,  dass  die  Kommission  znr  Berathung  des 
Bebauungsplans  mit  10  gegen  8  Stimmen  sich  für  den  Conrath'- 
schen  Platzgedanken  ausgesprochen  bat;  iedoch  steht  hier  das  den 
( 'onrath'schcn  Platzahschluss  als  unwürdig  bezeichnende  Urtheil 
von  Profestor  Baumeitter  in  der  Bauzeitung  seiner  Abttimmung 
in  der  Kommission  gegenüber  und  es  stellen  sich  die  Stimmen  der 
Techniker,  allein  gezählt,  wie  tl  zu  «.  Die  bezüglich  von  Professor 
Baumeitter  in  No.  SO  der  Bauzeitung  angeführte  Motivining  stimmt 
mit  der  einiger  Kommissions-Mitglieder  überein,  hat  aber  bei  der 
Abstimmung  nicht  in  Frage  gestanden.  Ueber  den  Kostenpunkt 
der  Kanalverlegung  ist  überhaupt  nicht  abgestimmt  und  itt  dafür 
dat  Urtheil  der  Kichtfachmänner  jedenfalls  bedeutungslos.  Was 
in  Betreff  der  Platzfrage  geschehen  wird,  dafür  wird  einestheils 
bezüglich  der  zu  errichtenden  öffentlichen  Gebäude  die  Reichs- 
Verwaltung,  anderntheils  die  Stimmung  unter  den  Strafeburgern 
maafegebend  sein,  welches  beides  sich  zur  Zeit  nicht  übersehen 
lasst;  doch  kann  ich  nicht  glauben,  data  man  die 
an  die  Altstadt  schief  und  ohne  organische  V« 
Nach  meiner 

en  Rücksichten  absehende  Lösung  in 
nur  in  nachfolgender  Webe  geschehen,  wobei  ich  die 
gründung  zugleich  mit  anführen  will: 

An  und  für  sich  ist  der  Conrath'sche  Platzgedanke  mit  seiner 
doppelten  Axe  einestheils  nach  dem  Dom,  anderntheils  nach 
der  Universität  sehr  hübsch,  jedoch  wird  sich  ohne  gänzliche 
Verlegung  dea  Ulkanals,  Beseitigung  der  Prafektur  und  einer 
Reihe  von  anderen  Bauten  eine  einigermaßen  schickliche  Lösung 
für  den  Anschluss  an  die  alte  Stadt  nicht  ermöglichen  lassen. 
Jedenfalls  hat  keiner  der  Vertreter  dieser  Platzidee,  weder  in  der 
Kommission  noch  nachher,  auf  meine  spezielle  Aufforderung  mir 
eine  Lötung  für  diesen  Anschluss  an  die  Stadt  angegeben ;  es  ist 
gesagt,  dass  man  die  Prafektur  beseitigen,  dass  «las  Theater  alt- 
brennen könne  und  man  dann  ganz  freie  Hand  habe,  aber  gerade 
für  diesen  Fall  habe  ich  um  Angahe  einer  geeigneten  Lösung 
gebeten,  aber  nur  ausweichende  Autworten  erhalten.  Nach  meiner 
Ansicht  ist  unter  gänzlicher  Beseitigung  des  Ulkanals  an  dieser 
Stelle  eine  Lösung  möglich,  welche  künstlerisch  schicklieb,  aber 
kostspieliger  als  jeder  andere  Vorschlag  in  den  übrigen  Entwürfen 
ist  nnd  doch  der  Grobartigkeit  bei  größeren  Kosten  entbehrt  — 


Nimmt  man  nun  aber  die  Möglichkeit  eines  nach  den 
Erfahrungen  durchschnittlich  alle  25  Jahre  erfolgenden  Theater- 
brandes an,  so  Ist  mir  dann  erst  recht  unbegreiflich,  dass  mau 
die  Möglichkeit  einer  außerordentlich  schönen  Plategestaltung 
sich  entgehen  lasst,  wie  dieselbe  kaum  irgendwo  großartiger 
geschaffen  ist  Sie  ist  dazu  klar  und  einfach  und  bietet  archi- 
tektonisch eine  Reibe  von  interessanten  und  mannichfaltig  ver- 
schiedenen Gesichtslinien,  wie  sie  sonst  kaum  irgendwo  e&istiren. 
Der  Conrath'sche  Gedanke,  die  Altstadt  mit  dem  Theater  abzu- 
schließen, ist  bezüglich  der  letzteren  künstlerisch  möglich;  aber  der 
Gedanke,  die  Neustadt  mit  einer  ganz  neueu  Axe  unabhängig 
anzufangen,  ist  doch  wohl  nur  durchführbar,  wenn  diese  Axe 
irgendwo  an  einem  bedeutungsvollen  Punkte  anfängt;  man  kann 
doch  die  Neustadt  nicht  wie  einen  Flicken  an  die  Altstadt  ansetzen 
und  sich  damit  beruhigen,  dass  sich  der  Anschluss  wohl 
von  selbst  mit  der  Zeit  machen  werde.  Dagegen 
mir  wüntchenswerth,  die  interessante  Dorna  v  des  C 
Entwurfes  in  den  meinigen  aufzunehmen.  — 

Was  den  Eggert'schen  Entwurf  betrifft,  so  enthalt  er 
der  Platzgestaltung  einen  sehr  glücklichen  Gedanken  in  der  Ver- 
legung des  Ulkanals,  wodurch  die  in  meinem  Entwurf  schon  ent- 
haltene, aber  weniger  klare  Queraxe  zur  Broglieplatx-Axe  in 
großartig-einfacher  Weise  sich  löst  und  der  Anschluss  an  die 
Altstadt  in  so  klarer  und  organischer  Weite  sich  gestaltet,  wie 
dieses  kein  anderer  der  eingereichten  Entwürfe  bietet  Nur  eine 
vom  Stadtbaumeister  Kreißig  in  Mainz  als  Konimissionsmitglied 
vorgelegte  Umarbeitung  meiner  Platzanlage  bietet  durch  eine 
etwas  größere  Iiikanal- Verlegung  eine  gleiche  Klarheit.  Wenn 
Professor  Baumeister  in  seinem  Referat  über  die  Kommission*- 
Verhandlungen  sagt:  „Zu  einer  Verlegung  des  Kanals  daselbst, 
welche  allein  diesen  I  (  beistand  ganz  Inseitigen  könnte  (Eggert:, 
glaubte  die  Mehrheit  der  Kommission  aus  Kostenrücksichten  nicht 
rathen  zu  können'',  so  kann  ich  nur  wiederholen,  dass  ein  Korn- 
missionsbeschluss  hierüber  nicht  vorliegt,  dass  bezüglich  Uber- 
haupt nur  die  Stimmen  der  Techniker  zu  zählen  wären,  sofern 
überhaupt  Uber  diese  Motivirung  Baumeisters  eine  Abstimmung 
statt  gefunden  hatte. 

Meiuc  Ansicht  geht  nun  bezüglich  der  Eggert'scheu  Kanal- 
verlegung dahin,  'dass  die  letztere  sich  nicht  blos  wegen  der 
klaren  Durchführung  einer  auch  in  meinem  Entwurf  enthal- 
tenen Queraxe  ganz  besonders  empfiehlt,  touderu  dass  sie  auch 
ohne  wesentliche  Kosten  durchführbar,  sogar  finanziell  vortheil- 
haft  ist 

Es  liegt  nämlich  vor  der  jeteigen  Umwallung  ein 
eiDgefastter  Festungsgraben,  welcher  leicht  und  ohne 


Kosten,  die  sich  nicht  durch  die  t 

schon  ergeben,  an  zwei  Stellen  mit  dem  lUkanal  sich  verbinden 
lasst  Man  beseitigt  eben  das  bezügliche  Stück  des  Iiikanals  au 
Stelle  des  äußeren  Wallgrabens  und  erhält  an  der  Stadtseite  sehr 
werlbvolle  Bauparzellen,  welche  noch  auf  längere  Zeit  größeren 
Werth  als  auf  dem  linken  Ufer  des  Ulkanals  haben.  Auch  wird 
die  Beseitigung  der  jeteigen  rechtsseitigen  Illkanal-Uferstratse  an 
dieser  Stelle  praktisch  wenig  Schwierigkeiten  bieten. 

Die  Eggert'sche  Plategestaltung  hat  auch  tonst  in  der  Ver- 
längerung der  BroglieplaU-Axe  einen  gesunden  und  durchführ- 
baren Gedanken,  jedoch  würde  ich  aut  mehren  Gründen  meine 
zweite  Lösung  für  die  Verlängerung  dieter  Axe  vorziehen. 

Eines  Theila  würde  ich  aus  künstlerischem,  Verkehrt-  und 
finanziellem  Stadt  -  Interesse  die  Verknüpfung  des  Broglieplatzes 
mit  der  schönen  Contedes-Anlage  ganz  besonders  wünschen  und 
landschaftlich  das  Grün  dieser  Anlage  in  den  Plate  -Abschluss 
gern  hinein  ziehen,  andrerseits  halte  ich  es  für  wünschenswerth, 
an  dem  Monumentalplate  (Kaiserplate)  nicht  blos  für  das  Stande- 
baus, sondern  auch  für  die  Landesregierung  gleich  bedeutungs- 
volle Platze  zu  schaffen,  ferner  die  Möglichkeit  zu  bieten,  Wob- 
nungen für  den  Oberpräsidenten  und  den  Regierungs-Präsidenten 
mit  schöner  Gartenumgebung  an  den  Plate  anzuschließen.  Es 
ist  der  Anschluss  der  Gebäude  für  Landes-Regieruug  und  Landes- 
Vertretung  an  den  Plate  in  gleich  bedeutungsvoller  Anlage  nicht 
blos  Landes-,  sondern  auch  ein  eminent  städtisches  Interesse,^  da 

Nimmt  mau  entsprechend  den  Vertretern  der  Conrath'schen 
Plateidee  die  Möglichkeit  des  Theaterbrandes  binnen  25  Jahren 
an,  so  würde  die  hier  vorgeschlagene  Plategestaltung  noch  wesent- 
lich an  Großartigkeit  gewinnen,  wenn  man  später  das  Theater 
da  aufbauen  würde,  wo  ich  in  meinem  Entwürfe  eine  Kirche  an- 
genommen habe.  Dann  würde  an  der  Stelle,  wo  die  Contades- 
Axe  die  Plateaxe  schneidet,  ein  Prachtthor  einerseits  diese 
Gesichtslinie  markiren,  andrerseits  die  Grenze  bezeichnen,  wo 
die  Altstadt  aufhört  und  die  Neustadt  beginnt,  und  damit  ein 
Denkmal  bilden  für  die  großartige  Stadterweiterung,  zugleich  als 
monumentaler  Gedenkstein  für  kühnes  Wagen  und  klares  Durch- 
führen eines  so  großartigen  Unternehmens. 

Wie  ich  schon  oben  gesagt  habe,  würde  ich  es  für  sehr  schon 
halten,  die  Conrath'sche  Domaxe,  welche  auf  die  Ecke  meines 
Platzes  und  auf  die  Mitte  der  einen  Fontainen- Anlage  münden 
würde,  auch  in  meinen  Entwurf  aufzunehmen,  ferner  den  Vor- 
schlägen von  Kreißig  entsprechend,  kleine  Vereinfachungen  ein- 
treten zu  lassen.  Die  Eggert'sche  Queraxe  wird  zweckmäßig 
bedeutungsvolle  Abschlüsse  nach  beiden  Seiten  erhalten,  wovou 
der  eine  jenseits  der  III  liegt,  der  andere  zugleich  den  Abschluss 
der  Axe  des  oberen  Ulkanals  bilden  kann.    Es  wird  hier  ein  be- 

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DEUTSCHE  BAUJEITUNG^ 


19.  Oktober  1878 


deutungsvoller  Gebäudekörper  schöner  als  die  Fortführung  der 
Axt  sein. 

Vorstehendes  ist  dasjenige,  was  sich  in  großen  Zügen  nach 
Ansicht  bei  Durchfuhrung  des  Bebauungsplanes  sachlich 
«iid  und  ergeben  muss,  wenn  t»  chuische  und  nicht  diplo- 
I  Rücksichten  maalsgebend  sind;  das  Weitere  überlasse 
Ich  äIj^it  ^ t  rn  i\k  ij(  ii  ,  Ii  in  l1  1 1  "\'  ^  TlIii t ^ o r 1 1 1 n l,  dftfur  ixoii  ^li  1 1  j  i 
den  Erfolg  davon  haben.  -  Was  Professor  Baumeister  Uber  die 
ziemlich  ungeschickten  Häuserblöcke"  meines  Entwurfs,  sowie 
aber  die  ungünstige  Rückwirkung  auf  die  Insel  zwischen  Aar  und 
III  sagt,  halte  ich  der  obigen  Platzlösung  gegenüber  theils 
für  bedeutungslos,  theite  für  nicht  zutreffend;  es  bezieht  sich 
aulserdem  wohl  wesentlich  auf  meinen  ersten  Entwurf,  wo  die 
gegebene  Universität* -Axe  sich  ungünstig  mit  einem  anderen, 
nothwendigen  Strafsenzuge  zusammen  schneidet,  wo  ich  aber  eine 
Aenderung  nicht  glaubte  herbei  führen  zu  können.  Es  würde  dieses 
für  Professor  Baumeister  aus  meinem  Berichte  haben  hervor  gehen 
müssen,  wenn  er  denselben  vor  seiner  Kritik  gekannt  hatte,  was 
ich  nicht  voraus  setze.  — 

Bezüglich  der  Hafer,  frage  bin  ich  mit  dem  Kommissioits-Gut- 
achten  nur  in  einem  Punkte  nicht  einverstanden,  weshalb  ich  ein 
Separatvotum  vorbehalten  habe.  Es  betrifft  dieses  einen  Hafen 
in  der  inneren  Stadl,  welchen  ich  für  Zwecke  dauernder  Lagerung 
mit  Depotscheinen  (Warrants  etc.)  für  spätere  Zeit  für  wünschens- 
wert!) halte.  Voraussichtlich  wird  derselbe,  lange  bevor  eine 
weitere  Verschiebung  der  Umwallung,  etwa  an  den  Rhein,  eintreten 
kann,  nothwendig  werden.  Ich  halte  diesen  Hafen,  aufser  den  au 
der  oberen  III  auch  von  mir  vorgeschlagenen  Einrichtungen  für 
nützlich,  ohne  jedoch  damit  grobe  Einrichtungen  für  Umladung 
vom  Schiff  auf  Eisenbahnwagen  verbinden  zu  wollen,  welche  ich 
aufserhalb  der  Walle  für  zweckinäfsiger  halte  und  schon  vor  der 
Konferenz  vorgeschlagen  habe.  Für  diesen  Zweck  halte  ich  tech- 
nisch aber  diejenige  Stadtseite  für  allein  zweckmäfsig,  welche  von 
mir  dazu  vorgeschlagen  ist,  vielleicht  etwas  mehr  an  das  Neue 


Fehler  Thor  sich  anschliessend,  während  die  Kommission  für  den 
Fall  eines  solchen  Hafens  die  Stelle  zwischen  Stein-Thor  und  Aar 
an  der  Umwallung  eventuell  vorschlug.  Diese  Stelle  sehe  ich 
selbst  als  durchaus  unpraktisch  an,  weil  sich  die  Bahnverbindungen 
schwer  auschliefsen  lassen,  der  Bodenwerth  viel  größer  ist,  der 
Bebauungsplan  ungünstig  zerschnitten  wird  und  sich  gewerbliche 
Anlagen,  welche  einem  solchen  Hafen  benachbart  zweckmäfsig 
liegen,  nur  dann  anschliefsen  können,  wenn  man  durch  Rauch  etc. 
die  ganze  übrige  Bebauung  des  ganzen  Stadttheils  wesentlich 
schädigen  will.  Alle  diese  Anlagen  liegen  aber  parallel  dem 
kleinen  Rhein  an  der  innern  Umwallung,  auch  mit  Rücksicht  auf 
die  vorhandene  Windrichtung,  bei  weitem  am  zweckmäfsigsten ,  da 
das  Terrain  wenig  werthvoll  ist,  die  übrige  Bebauung  uicht  ge- 
stört wird  und  solche  Anlagen  den  benachbarten  stadtischen  Besitz 
wesentlich  steigern.  Im  übrigen  war  ich  mit  den  Kommissions- 
Vorschlägen  einverstanden,  nachdem  der  von  Baumeister  in  der 
Deutschen  Bauzeitung  gemachte  Vorschlag,  den  kleinen  Rhein 
nebst  Rheininsel  für  Hafen-Anlagen  zu  verwenden,  in  seiner  Ans- 
scbliefslichkeit  fallen  gelassen  ist;  ich  glaube  jedoch,  dass  nur 
diejenige  Stelle,  welche  der  alten  Umwallung  parallel  läuft, 
zwischen  Metzgerthor  und  oberer  III,  speziell  für  Umladung 
vom  Schiff  auf  Eisenbahnwagen  nnd  für  Lagerungen  kurzer 
Frist  Aussicht  auf  Durchführung  bat,  da,  von  mir  ganz  abgesehen, 
gerade  durch  lokale  Erfahrungen  herTor  ragendes  Urlheil  dafür 
eintritt.    Für  den  Fall  an  Stelle  " 


Anlage  ausgeführt  wird,  halte  ich  die  Benutzung  des  kleinen 
Rheins  sowie  der  lüieininsel  zu  Hafenanlagen  für  sehr  kostspielig 
und  deshalb  unpraktisch;  auch  hat  die  Kommission  für  diesen 
Fall  den  Platz  lallen  gelassen.  Dann  ist  der  Rhein  aber  keine 
Veikehrsstral'se  mehr  und  der  Kanal  die  Wasserstrsfse.  Deshalb 
bat  dieser  nur  für  Hafenanlagen  Bedeutung.  Die  Kosten  der 
Anlage  am  kleinen  Rhein  müssen  im  Falle  der  Kanalanlage  schon 
deshalb  bedeutend  werdeu,  weil  derselbe  zur  Zeit  für  die  Vor- 
tluth  bei  Hochwasser  nöthig  ist 

Die  Illufer  der  inneren  Stadt  halte  ich  nur  für  Ausladung 
von  Rohmaterialien,  wie  Holz,  Kohlen,  Torf,  Baumaterialien  etc., 
zweckmäfsig;  Eisenbahngleise  dahin  zu  führen,  wie  Professor 


Baumeister  der  Conrath'scben  Annahme  entsprechend  vorschlägt, 
halte  ich  für  schwer  durch  zu  führen,  da  die  Wallstrafse  dazu 
nicht  benutzt  werden  darf,  aulserdem  für  unzweckmäßig,  da  ge- 
werbliche Anlagen  hier  zwischen  Orangerie  und  Contades  auch 
mit  Rücksicht  auf  den  Rauch  nicht  befördert  werden  sollten.  Die 
von  mir  vorgeschlagene  Lage  am  Metzgerthor  ist 


Prof.  Baumeister  tadelt  die  von  mir  vorgeschlagene  Lage  der 
Gasanstalt,  sowie  die  von  Schlachthaus  und  Viehmarkt,  doch  geht 
aus  meiuem  Plane  und  Bericht  hervor,  dass  ich  für  die  Gasanstalt 
die  später  von  Gönrath  dafür  gewählte  Lage  selbst  in  Aussicht 
genommen  habe  Zur  Zeit  ist  daselbst  aber  keine  Eisenbahn- 
Verbindung,  welche  für  Kohlen  stets  mit  benutzt  werden  muss. 
Ich  gerade  habe  angeregt,  die  jetzige  Gasanstalt  zu  kassiren, 
welche  der  Neustadt  Wolken  von  Rauch  zuführen  muss,  was  bei 
der  von  mir  am  oberen  111  vorgeschlagenen  Lage  wesentlich  nur 
bezüglich  des  Metagerthor-  Bahnhofes  zutrifft  Ich  habe  diese 
Lage  aber  nur  deshalb  vorgeschlagen,  weil  die  andere  wahrschein- 
lich für  längere  Zeit  sich  schwer  durchführen  lässt,  und  es  liegt 
der  Stadtverwaltung  hierüber  ein  spezieller  Separatbericht  aufser 
meinem  Erläuterungsbericht  des  Entwurfes  vor. 

Für  das  Schlachthaus  habe  ich  in  mpinem  Berichte  eine 
durchgeführte  Kanalisirung  verlangt,  welche  Schmutzmassen  nicht 
in  die  Wasserlaufe  der  inuern  Stadt  kommen  lässt  dann  ist  aber 
die  Lage  neben  dem  Zentralbabnhufe,  wegen  der  Verbindung 
damit,  zweckmäfsig  und  unschädlich.  Die  von  Prof.  Baumeister 
befürwortete  Gonrath'sche  Anlage  kann  nach  Gönrath'*,  wie  nach 
meinem  in  der  Kommission  ausgesprochenen  Urtheile  nur  statt- 
linden, sofern  eine  bequeme  Eisenbahnverbindung  dahin  eintritt, 
welche  zunächst  nicht  zu  erwarten  sein  wird.  Im  ganzen  werden 
Verkehrsanlageu  wesentlich  den  Stadttheil  zweckmiifsig  einnehmen, 
welcher  vom  Ende  des  Zentralbahnhofcs  an  Metzgerthor  und 
Zitadelle  vorbei  bis  zur  Einmündung  vom  Rhein-Mame-Kanal  in 
den  kleinen  Rhein  sich  erstreckt,  aber  es  sollten  Krankenhäuser 
und  Universitats- Anstalten  hier  durchaus  vermieden  werden,  welches 
letztere  leider  nicht  geschieht,  da  die  medizinische  Universitätt- 
Abtheilung  mit  Rücksicht  auf  die  alten  (doch  bald  umzubauenden) 
Krankenhäuser  an  der  Stelle  fest  hält  — 

Gegenüber  dem  Unheil  von  Professor  Baumeister  über  die 
Dampfomnibus- Linie  vom  Metzgerthor  nach  Kehl  möchte  ich  hervor 
beben,  dass  dieselbe  für  den  neuen  stadtischen  Besitz  nicht 
vortheilhaft  ist,  dass  ferner  für  diese  Strecke  Lokalverkehr  auf 
der  Lokomotiv-Eisenbahn  richtiger  sein  würde,  da  die  meisten 
Personen  nur  von  Endpunkt  zu  Kndpunkt  fahren.  — 

Wenn  ich  in  Obigem  gegenüber  der  Baumeister'schen  Kritik 
meinen  abweichenden  Standpunkt  betont  habe,  will  ich  noch  bemer- 
ken, dass  ich,  abgesehen  von  der  Platzfrage,  mit  den  Kommissions- 
Beschlüssen  im  wesentlichen  durchaus  einverstanden  bin  und 
meine  Bearbeitungen  denselben  im  wesentlichen  entsprechend 
betrachte,  ja,  dass  ich  durch  meinen  Entwurf  mehr  erreicht  zu 
haben  glaube,  als  ich  bei  der  Uebernahme  des  Entwurfs  erwartet 
habe.  Dass  die  weitere  Bearbeitung  und  Spezialgestaltung  in  den 
Händen  der  Stadtverwallung  bleibe,  habe  ich  als  selbstverständlich 
vorausgesetzt. 

Zum  Scbluss  kann  auch  ich  .  mich  nur  dem  anschliefsen,  was 
Prof.  Baumeister  in  No.  SO  der  Dtscb.  Ilauzeitung  über  die  Leitung 
der  Kommissions- Verhandlungen  und  die  freundliche  Aufnahme 
Strafsburg  sagt.    Ich  möchte  aber  noch  darauf  hinweisen,  wie 


abweichend  von  vielen  anderen  Städten  in  Strafsburg  mit 
Sicherheit,  Klarheit  und  Knergie  und  in  grofsen  Zügen  die 
erweitcrung  und  Stadtgustaltung  angefasst  wird,  dass  dieses 


Stadtgustaltung  angefasst  wird, 
gröfseren  Stadtgemeinden  nur  zur  Nacheifening  und  znm  Muster 
empfohlen  werden  kann.  Es  ist  dieses  um  so  mehr  anzuerkennen, 
da  gerade  Strafsburg  in  seinen  Uebergangszuständen  und  bei  dem 
Widerstände  der  Bevölkerung  gegen  vieles  Neue  grol'se  Schwierig- 
keiteu  bietet,  welche  anderwärts  fortfallen.  Nach  dem  ganzen 
Fortgang  der  Stadterweiterungs-Frage  wird  man  aber  mit  Sicherheit 
annehmen  köuueu,  dass  die  spatere  Zeit  dankbar  sein  wird  für 
das,  was  jetzt  unter  außerordentlich  schwierigen  Verhältnissen  mit 
grofser  Verautwortuug  geleistet  wird.  Orlh. 


Mittheilungen 

Architekten  verein  zu  Berlin.  Versammlung  am  14.  Ok- 
tuber  1878.  Vorsitzender  Hr.  Möller,  anwesend  dSS  Mitglieder 
und  14  Gäste. 

An  Eingängen  liegen  vor:  Der  Jahresbericht  der  Königl. 
Akademie  der  Künste  zu  Berlin,  der  neue  Verlags-Katalog  der 
l'irma  Ernst  &  Korn,  sowie  ein  (in  der  Bibliothek  verkäuflicher) 
Abdruck  der  von  Hrn.  Hobrecht  in  letzter  Sitzung  gehalteneu 
Rede.  Ein  Schreiben  des  Hrn.  Stadtverordneten-Vorstehers  Dr. 
Strassmaun  richtet  an  den  Verein  die  Bitte,  dem  freiwilligen  Komite 
für  den  bei  der  bevorstehenden  Rückkehr  Sr.  Maj.  des  Kaisers 
nach  Berlin  zu  veranstaltenden  festlichen  Empfang  mit  Rath  und 
That  bezügl.  der  künstlerischen  Dekoration  der  von  Sr.  Majestät 
zu  passirenden  Straften  zur  Seite  stehen  zu  wollen.  —  Der  Hr. 
Vorsitzende  theilt  der  Versammlung  mit,  dass  er  mit  Rücksicht 
auf  die  Kürze  der  Zeit,  in  welcher  die  betreffenden  Vorbereitun- 
gen möglicher  weise  getroffen  werden  müssten,  und  in'der  Ueber- 
zeugung,  dass  der  Verein  eine  so  ehrenvolle  Aufforderung  in  kei- 
nem Fall  zurück  weisen  werde,  bereits  die  erforderlichen  Maafs- 


tus  Vereinen. 

regeln  zur  Erfüllung  derselben  eingeleitet  habe.  Es  sei  ein 
gröfseres  Komite  von  Vereinsmitgliedern  zusammen  getreten,  von 
welchem  zunächst  die  prinzipiellen  Vorschlage,  die  mau  bezügl. 
jeuer  Dekoration  machen  wolle,  iu  Beratbung  gezogen  seien; 
demnächst  seien  vorwiegend  aus  künstlerischen  Kräften  bestehende 
Spezial'Komitt's  gebildet  worden,  um  für  die  wichtigsten  Einzel- 
heiten der  Dekoration  Vorschläge  auszuarbeiten.  Es  solle  somit 
ermöglicht  werdeu,  dem  llauptkotuite,  von  dem  die  Aufforderung 
an  den  Verein  ergangen  ist,  bereits  am  15.  Oktober  die  Grund- 
züge eines  bestimmten  Planes  vorzulegen.  —  Die  Versammlung 
erklärt  sich  hiermit  einverstanden. 

Der  Hr.  Vorsitzende  berichtet  sodann  ülter  das  Festessen, 
welches  am  12.  Oktober  zu  Ehren  der  Preisrichter  in  der  Strals- 
burger  Universitäts-Konkurrenz  im  Vereiuskause  stattgefunden 
habe.  Etwa  50  Mitglieder  des  Vereins  hätten  der  Aufforderung 
zur  Theilnabme  entsprochen;  die  Feier  selbst  habe  einen  sehr 
würdigen  und  ansprechenden  Verlauf  genommen.  -  Im  Anschlnss 
hieran  und  mit  Bezugnahme  auf  die  seitens  des  Komites  für  den 

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No.  84. 


Empfang  der  Ausstellungsbesucber  erlassene  Aufforderung  mahnt 
der  Hr.  Vorsitzende  die  Vereinsmitglieder  auch  seinerseits  wieder- 
holt zu  einer  regen  Bethciligung  an  den  bezügl.  Veranstaltungen, 
namentlich  zu  einem  regelmäßigen  und  möglichst  zahlreichen 
Besuch  des  Vereinshauses  während  der  Ausstellungsdauer.  — 

Ks  folgt  nunmehr  die  Fortsetzung  der  in  voriger  Sitzung 
eingeleiteten  Diskussion  über  die  projektirte  neue  Reorgani- 
sation der  Gewerbeschulen  und  deren  Beziehung  zum  Poly- 
technikum und  zu  den  technischen  Staatsprüfungen.  Nachdem 
zunächst  Hr.  Weingarten  erklart  hat,  dass  seinen  Acußerungen 
in  voriger  Sitzung  jede  Absicht  einer  Verletzung  gefehlt  habe, 
erhält  Hr.  Böckmann  zu  einem  Korreferat  über  den  von  Hrn. 
Hobrecht  gehaltenen  Vortrag  das  Wort. 

Hr.  Böckmann  bestreitet  es,  dass  die  früheren  Aeußerun- 
gen  des  Vereins  bezüglich  der  für  das  Polytechnikum  erforder- 
lichen Vorbildung  denselben  noth wendig  in  einen  Gegensatz  zu 
den  Beschlüssen  bringen,  welche  jene  zur  Berathung  des  Gcwerbe- 
schulwesens  berufene  Kommission  gefasst  hat.  Indem  der  Verein 
als  Bedingung  für  die  Aufnahme  ins  Polytechnikum  das  Zcugniss 
der  Reife  von  einem  Gymnasium  oder  einer  Realschule  L  Ord- 
■derte,  hat  er  sich  einfach  an  die  bestehenden  Vcr- 
angelchnt,  ater  keineswegs  aussprechen  wollen,  dass  die 
gleiche  Berechtigung  für  alle  Zukunft  auch  solchen  Anstalten 
versagt  werden  müsse,  die  ihre  Schüler  auf  einem  neuen,  speziell 
fur  das  Polytechnikum  berechneten  Wege  zu  einem  gleichen 
Grude  geistiger  Reife  führen.  Offenbar  aber  ist  dies  das  Ziel 
der  neu  zu  gründenden  9klassigen  Gewerbeschulen,  deren  {bisher 
nur  in  den  Grundzflgen  vorliegender)  Lehrplan  sich  vennuthlich 
eng  an  den  der  vereinzelt  schon  bestehenden  Kklassigen  Gewerbe- 
schulen anschließen  und  daher  neben  deutscher  Sprache  und 
Litteratur,  Geschichte  etc.  mindestens  2  moderne  Sprachen  kul- 
tiviren,  sein  Hauptgewicht  aber  auf  Mathematik,  Naturwissen- 
schaften und  Zcicheuübungen  legen  wird. 

Schon  die  Erfolge  jener  ^Massigen  Gewerbeschulen,  die  man 
unmöglich  nur  als  Ausnahmefalle,  als  Ergebnis«  besonderer  Be- 
gabung der  Schüler  etc.  hinstellen  könne,  liefern  nach  Ansicht 
des  Redners  den  unwiderleglichen  Beweis,  dass  aus  solchen  An- 
stalten wissenschaftlich  gebildete  Mitnner  eben  so  gut  hervor 
gehen  können,  wie  aus  Gymnasien  und  Realschulen  mit  Latein. 
Hr.  Höckmann  luiternimmt  es  jedoch,  diesen  Beweis  im  Anschluss 
an  die  Darlegungen  des  Hrn.  Hobrecht  und  mit  spezieller  Be- 
rücksichtigung der  Bedürfnisse  des  Technikers  auch  durch  allge- 
meine Gründe  zu  unterstützen.  Kr  betont  in  letzter  Beziehung 
die  unschätzbaren  Vortheile,  welche  gerade  dem  Techniker  in 
auf  seine  Bildung  durch  den  Verkehr  mit  anderen  Natio- 
die  Benutzung  von  deren  Fachliteratur  aus  dem 
dernen  Sprachen  erwachsen,  mag  die  Erlernung 
für  die  Disziplin  des  Geistes  auch  immerhin  nicht  den- 
selben Werth  besessen  haben,  wie  die  Beschäftigung  mit  den 
alten  Sprachen.  Er  weist  auf  den  idealen  Werth  der  naturwissen- 
schaftlichen und  mathematischen  Studien  hin,  Bildungsmittel, 
welche  für  den  obersten  Zweck  allgemein  wissenschaftlicher  Vor- 
bildung —  die  Erweiterung  des  Gesichtskreises  und  die  Reife 
der  Urtheilskraft  —  wohl  eben  so  wirksam  sich  erweisen,  wie  das 
Lateinisch  und  Griechisch  der  Gymnasien.  — 

Handelte  es  sich  lediglich  um  die  Frage,  ob  den  Abiturien- 
ten der  neuen  Gewerbeschulen  die  Zulassung  zum  Polytechnikum 
gewährt  werden  solle,  so  würde  der  Architektenverein,  der  die 
technische  Hochschule  ja  der  Gesammtheit  der  Techniker,  den 
Beamten  sowohl  wie  den  Privat-Technikern  und  Industriellen,  ge- 
öffnet wissen  wollte,  wohl  keine  Bedenken  hegen.  Schwierig  ist 
die  F.nscheidnng  erst  durch  die  zweite  Frage  geworden,  ob  jene 
Art  der  Vorbildung  auch  für  Techniker  genüge,  welche  die 
Staatsprüfung  ablegen  und  in  das  Beamtentbum  eintreten 
wollen.  Hr.  Böckmann,  der  es  anerkennt,  dass  auch  diejenigen 
preußischen  Techniker,  welche  selbst  nicht  dem  Beamteostande 
des  Faches  angehören,  verpflichtet  sind,  für  eine  angemessene 
Stellung  desselben  im  Staatswesen  nach  Kräften  einzutreten, 
spricht  die  Ueberzengung  aus,  dass  die  aus  historischen  Verhält- 
nissen hervor  gegangene  Zurücksetzung,  welche  sich  das  tech- 
nische Beamtenthum  Preußens  noch  immer  gefallen  lassen  muss, 
in  keiner  Weise  schwerer  zu  ülterwinden  sein  werde,  wenn  das- 
selbe seine  Reihen  fortan  auch  durch  Persönlichkeilen  ergänze, 
die  aus  lateinlosen  l'nterrichts-Anstalten  hervor  gegangen  seien; 
höchstens  der  Name  „Gewerbeschule"  sei  vielleicht  geeignet,  ein 
nachtheiliges  Vorurtheil  zu  erwecken.  Die  Aufgaben  unserer  Zeit 
seien  jedoch  derart,  dass  es  dem  wirklich  Tüchtigen  und  Leistungs- 
fähigen nicht  schwer  falle,  seinen  Werth  auch  gegen  ein  solches 
Vorurtheil  zur  Anerkennung  zu  bringen.  Was  das  preußische 
Banbeamtenthum  bisher  in  Lösung  dieser  Aufgaben  Großes  ge- 
leistet hahe,  verdanke  es  gewiss  am  allerwenigsten  der  klassi- 
schen Vorbildung  der  betreffenden  Beamten:  es  lasse  sich  viel- 
mehr leicht  der  Nachweis  führen,  dass  gerade  die  hervor  ragend- 
sten  Kräfte  jenes  Vorzugs  nur  ganz  ausnahmsweise  genossen 
haben.  — 

Die  Gefahr,  welche  man  in  dem  beabsichtigten  Vorgehen 
der  Regierung  hat  erblicken  wollen,  wird  um  so  geringer,  wenn 
man  bedenkt,  dass  nehen  240  Gymnasien  und  H4  Realschulen 
zur  Zeit  nur  2t)  Gewerbeschulen  besteben,  die  das  Recht  be- 
sitzen, ihre  Abiturienten  zum  Polytechnikum  zu  entlassen.  Von 
letzteren  werden  voraussichtlich  10  zu  Mittelschulen  und  ebenso 
viele  in  die  neuen  Vorbereitungs-Anstalten  für  die  polytechnischen 

Wer  es  für 


seinem  Sohn  eine  klassische  Vorbildung  zu  Theil  werden  zu 
lassen,  wird  bierin  in  keiner  Weise  beschränkt.  —  Sollte  der 
Verein  dagegen  der  Ansicht  huldigen,  dass  schon  der  Hinzutritt 
der  aus  den  neuen  Schulen  hervor  gegangeneu  Elemente  cum 
Fach  eine  Gefahr  bilde,  so  würde  er  damit  gegen  das  fast  ein- 
stimmig gefasste  Votum  jener  Konferenz  schwerlich  etwas  er- 
reichen, vor  der  Oeffenüichkeit  aber  dem  Odium  sich  aussetzen, 
dass  er  eine  Kirchthurm- Politik  befolge  und  für  die  wirklichen 
Bedürfnisse  des  pulsirenden  Lebens  ohne  Verständnis«  sei. 

Der  Redner  schließt  mit  der  eindringlichen  Bitte,  der  in 
Aussicht  genommenen  Organisation  das  Leben  zu  gönnen  und 
ihr  nicht  mit  so  unmöglich  zu  erfüllenden  Bedingungen  in  den 
Weg  zu  treten,  dass  man  erst  Leistungen  von  ihr  verlange,  ehe 
man  ihr  irgend  eine  Berechtigung  zusichern  wolle.  Mit  dem 
Schlagwort:  „Wir  wollen  keine  Experimente"  läSBt  sich  jede,  an 
sich  noch  so  nothwendige  Neuerung  bekämpfen.  Die  neuen 
Schulen  werden  dem  Fache  Kräfte  liefern,  die  an  Gewissenhaftig- 
keit und  Treue  hinter  den  bisherigen  ßaubeamten  gewiss  nicht 
zurück  stehen,  an  technischem  Leistungsvermögen  und  in  Folge 
dessen  an  Einfluss  und  Geltung  wahrscheinlich  aber  über  das 
Durchschnittsmaaß  sich  erbeben  werden,  das  auf  dem  bisherigen, 
mit  einer  viel  zu  geringen  und  zu  spät  begonnenen  Uebnng  im 
Zeichnon  sich  begnügenden  Ausbildungsgange  überhaupt  erworben 
werden  kann.  Wenigstens  lehrt  die  Erfahrung,  dass  die  besten 
Kräfte,  welche  bisher  aus  der  Bauakademie  hervor  gegangen  sind, 
schon  in  der  Jugend  Gelegenheit  hatten,  sich  Zeichenfertigkeit 
zu  erwerben,  und  auch  in  Frankreich  und  England  werden  die 
Zeichenübungen  als  ein  Haupt-Erziehungsmittel  behandelt. 

Für  den  Fall,  dass  der  Verein  in  entgegen  gesetztem  Sinne 
beschließen  sollte,  glaubt  Hr.  Böckmann  in  Verbindung  mit 
einigen  Freunden  zur  Abgabe  eines  Minorität!- Votums  verpflichtet 
zu  sein,  und  stellt  daher  ein  solches  in  Aussicht.  — 

Der  Hr.  Vorsitzende  giebt,  ehe  er  dem  an  zweiter  Stelle  an- 
gemeldeten Redner,  Hrn.  Weingarten,  das  Wort  ertheilt,  der 
Versammlung  zunächst  Kenntniss  von  einem  Schreiben,  welches 
der  Ausschuss  der  Studireuden  der  Bauakademie  in  derselben 
Angelegenheit  an  den  Verein  gerichtet  hat.  Der  letztere  wird  darin 
ersucht,  bei  seinem  Beschlüsse  auch  die  Interessen  der  Studirenden 
iu's  Auge  zu  fassen,  welche  die  Abiturienten  der  projektiven 
Schulen  in  die  technische  Hochschule  nur  mit  Unwillen  würden 
eintreten  sehen.  — 

Hr.  Weingarten  wendet  sich  nunmehr  in  längerer  Rede 
eingehend  wider  die  von  Hrn.  Hohrecht  vorgetragenen  Aus- 
führungen, die  er  in  allen  Einzelheiten  als  unrichtig  nachzuweisen 
unternimmt. 


jetzt 
Unte 


Der  Redner  geht  davon  aus.  dass  den  Abiturienten  der  schon 
unter  dem  Namen  von  ißcwerbeschulen  im  Ressort  des 


Latein  von  jeher  der  Zutritt  zu  der  philosophischen  FakulUt  der 
Universität,  wie  zu  der  Bauakademie  gewährt  worden  sei,  sobald 
dieselben  einer  an  der  Schule  selbst  abzulegenden,  aus  Anfertigung 
eines  Exercitiums  und  einer  Probe  in  Ueberaetzung  leichter 
Schriftstellen  bestehenden  Nachprüfung  in  der  lateinischen  Sprache 
sich  unterworfen  hätten.  Es  sei  selbstverständlich,  dass  zur  ße- 
urtheilung  der  für  die  Hochschule  erforderlichen  geistigen  Reife 
nur  ein  bestimmter  Grad  allgemeiner  Bildung  in  Betracht 
kommen  und  dass  dieser  durch  nachträgliche  Erlernung  einer 
einzelnen  Sprache  nicht  gewonnen  werden  könne,  falls  nicht  der 
gesammte  Ausbildungsgaug  der  Schüler  ihn  erzielt  habe.  Hr.  Wein- 
garten glaubt  hiernach  behaupten  zu  können,  dass  zwischen  der 
früheren  Forderung  des  Architektenvereins,  dass  die  Studirenden 
des  Polytechnikums  die  für  die  Universität  erforderliche  Vorbildung 
besitzen  sollen,  und  den  Zuständen,  welche  durch  Errichtung  der 
neuen  Gewerbeschulen  geschaffen  würden,  im  Wesen  der  Sache 
kein  Widerspruch  bestehe  und  dass  ebenso  von  einer  Herab- 
drückung  der  an  du  Fach  zu  stellenden  Anforderungen  nicht  die 
Rede  sein  könne.  In  Betreff  der  Zulassung  zu  den  technischen 
Hochschulen,  die  jetzt  bekanntlich  an  sehr  laxe  Bedingungen 
geknüpft  ist,  werde  vielmehr  eine  unzweifelhafte  Verschärfung  der 
Ansprüche  eintreten. 

Es  handele  sich  bei  dieser  Sachlage  auch  keineswegs  um 
Gründung  einer  ganz  neuen  Schulgattung  und  um  aus  der  Luft 
gegriffene  Experimente;  im  Gegentheilc  solle  lediglich  an  die 


Realschulen  angeknüpft  und  das 
verfehlte  Experiment  der  vom  Handelsministerium  abhängigen, 
halb  als  Fach-,  halb  als  Vorbildnngs-Schule  organisirten  sogen. 
Provinzial-Gewerbeschulen  beseitigt  werden.  Wenn  hiernach 
die  Ziele  jener  Konferenz  durchaus  innerhalb  des  Bereiches  des 
Unterrichts-  und  Gewerbewesens  liegen,  so  sei  es  auch  keine 
leichtfertige  Uebergehung  des  Baufachs  und  speziell  des  Archi- 
tektenvereins  gewesen,  wenn  demselben  auf  jener  Konferenz  keine 
besondere  Vertretung  zu  Theil  geworden  sei. 

Der  Verein  habe  hiernach  in  keiner  Weise  einen  Grund  zu 
einer  Beschwerde,  wenn  er  sich  nicht  ganz  allgemein  gegen  das 
Prinzip  der  lateinlosen  Realschule  erklären  wolle. 

Der  Redner  giebt  eine  warm  empfundene  Vertheidigung  die- 
ser Anstalten  gegen  die  schweren  Angriffe,  welche  ihnen  durch 
Hrn.  Hobrecht  zu  Theil  geworden  sind  —  Angriffe,  die  in  ihrem 
Kern  allerdings  nicht  nur  gegen  die  lateinlose,  sondern  gegen 
die  Realschule  überhaupt  gerichtet  gewesen  seien.  Auch  er 
weist  nachdrücklich  auf  den,  von  Anhängern  der  klassischen  Bil- 
dung so  oft 


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4S2 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


19.  Oktober  1878 


Schäften  und  auf  das  Beispiel  anderer  Länder,  namentlich  Frank- 
reichs hin,  wo  das  Korps  der  Brücken-  und  Straßenbau -Ingenieure, 
dessen  Mitglieder  bis  zn  den  höchsten  Rangstellungcn  im  Staate 
aufsteigen,  gleichfalls  nicht  eine  Bildung  de*  lettre»,  sondern  eine 
Bildung  des  teiences  geniefsen.  Er  erinnert  wiederholt  an  die 
hervor  ragenden,  dem  preußischen  Baufach  angehörigen  Persön- 
lichkeiten, die  auf  lateinlosen  Realschulen  ausgebildet  worden 
seien,  und  protestirt  gegen  die  Unterstellung,  dass  dieselben  nur 
als  Ausnahmen  gelten  konnten.  In  dem  Kampfe  zwischen  Gym- 
nasial- und  Realschul- Bildung,  der  bei  der  dereinstigen  Berathttng 
des  UnterrichtsgeseUes  zur  Entscheidung  kommen  werde,  würden 
die  an  den  Technikern  gemachten,  fast  allein  die  Möglichkeit 
eines  direkten  Vergleichs  gestattenden  Erfahrungen  die  größte 
Holle  spielen  und  deshalb  worden  die  gegenwartigen  Verhand- 
lungen dea  Vereins  schon  jetzt  die  Augen  des  ganzen  Lande» 
auf  uns  ziehen.  Desto  notwendiger  sei  es,  statt  bloßer  Be- 
hauptungen Beweise  zu  bringen,  und  wie  könnten  solche  besser 
geliefert  werden  als  durch  eine  statistische  Ermittelung,  welche 
Vorbildung  die  zu  den  höchsten  Stellungen  gelangten  Vertreter 
unseres  Staats-Bauwesens  genossen  haben.  Sei  die  Gymnasial- 
Bildung  wirklich  so  superior,  die  Realbildung  so  inferior,  wie 
Hr.  Ilobrecht  behaupte,  so  werde  das  statistische  Ergebnis«  dies 
zweifellos  ausweisen.  Bevor  man  desselben  sicher  sei,  solle  man 
jedoch  mit  einer  Aeufserung  vorsichtig  zurück  halten.  — 

Hr.  Krieg  spricht  seine,  auf  Erfahrung  gegründete  Ueber- 
zeugung  dahin  ans,  dass  der  preußische  Raubeamte  im  amtlichen 
Verkehr  mit  den  übrigen  Staatsbehörden  die  Kenntniss  der  latei- 
nischen Sprache  nicht  entbehren  könne.  Wenn  bisher  auch  Beamte 
mit  einer  geringeren  Schulbildung  ihre  Stellung  erfolgreich  be- 
hauptet hatten,  so  könne  dies  nicht  maßgebend  sein,  da  bei  einer 
solchen  Frage  nicht  die  Verhältnisse  der  Vergangenheit,  sondern 
die  der  Zukunft  ins  Auge  gefasst  werden  müssten. 

Hr.  Blankenstein  halt  den  durch  die  Vertbeidiger  der 
Konferenz-Beschlüsse  versuchten  Beweis,  dass  diese  Beschlüsse 


I  für  verunglückt.  Abgesehen  davon,  dass  die  Abiturienten  latein- 
loser Realschulen ,  welche  neuerdings  zum  Studium  des  Raufachs, 
bezw.  dem  Staatsdienst  zugelassen  worden  seien,  jedenfalls  eine 
außerordentlich  kleine  Zahl  repräsentiren ,  hatten  sie  durch  jene 
Nachprüfung  im  Lateinischen  immerhin  erst  eine  besondere  Be- 
rechtigung sich  erringen  müssen.  Unzweifelhaft  sei  es,  dass  jet/t 
einer  Anzahl  Schulen  neue  Berechtigungen  auf  Kosten  unseres 
Fachs  ertheilt  werden  sollen,  und  wenn  der  Architektenverein 
hiergegen  sich  wende,  so  habe  er  weder  das  iu  Aussicht  gestellte 
Minoritats-Voturn,  noch  die  öffentliche  Meinung  zu  fürchten. 

Auch  Hr.  Kinel  In- tont  wiederholt,  dass  der  Verein  nicht 
der  Angreifende,  sondern  der  gegen  einen  Angriff  sich  Ver- 
theidigeude  sei,  wenn  er  die  Früchte,  welche  die  gesteigerten 
Anforderungen  an  die  Vorbildung  der  Baubeamten  seit  20  Jah- 
ren gereift  haben,  nicht  zu  dem  Zwecke  in  Frage  gestellt  wissen 

gen  und  Verhältnisse  als  die  bewahrteste  erkannt  und  das  Bei- 
spiel anderer  Lander  mit  anderer  historischer  Entwicklung  sei 
nicht  geeignet,  diese  Erkenntniss  zu  erschüttern.  — 

Da  sich  wegen  der  vorgerückten  Zeit  kein  Redner  mehr  zum 
Wort  meldet,  wird  die  Debatte  geschlossen.  Ein  von  Hrn.  Woas 
gestellter  Antrag  auf  Wahl  einer  Kommission  von  ß  Mitgliedern, 
die  an  der  Hand  vollständigeren  Materials  über  die  neuen  Ge- 
werbeschulen die  Frage  nochmals  prüfen  und  demnächst  dem 
Vereine  Bericht  erstatten  soll,  findet  nicht  die  genügende  Unter- 
stützung. Der  von  Hrn.  Hobrecht  formulirte  Antrag,  dass  der 
Verein  an  den  Hrn.  Minister  für  Handel  etc.  die  Bitte  richten 
solle,  den  bezügl.  Beschlüssen  der  Konferenz  seine  Genehmigung 
zu  versagen,  wird  hierauf  zur  Abstimmung  gestellt  und  mit  allen 
gegen  29  Stimmen  angenommen.  — 

Nachdem  eine  im  Fragekasten  enthaltene  Frage  durch  Hrn. 
|  A.  Wiebe  beantwortet  worden  ist,  fließt  die  Versammlung  gegen 
10'  4  Uhr. 

—  F.  — 


Wolpcrt'a  Strahlenraum-Ofen.  Reichspatent  No.  2  242. 
Diesem  Ofen,  welchen  ich  zur  Unterscheidung  von  meinem 
bekannten  Röhrenofen  Strahlcnraum-Ofen  nenne,  liegt  das 
Prinzip  weilgehender  Ausnutzung  direkter  Heizflächen 
Grunde.  Ein  solcher  Ofen  ist  durch  beigefügte  Figur  etwa  im  Ma 
stab  1 :  50  in  den  Dimensionen  dargestellt,  wie  er  sich  als  Mantel- 

'  al  oder  anch  als  Zentral- 
eignet. 

Bei  dieser  Konstruktion 
werden  durch  rasche  Fort- 
pflanzung der  Wärme  aus 
dem  Feuerraum  nach  den 
Seiten  und  durch  den  großen 
Strahlenraum,  welcher  zu- 
gleich als  geeigneter  Misch- 
raum der  Gase  dient,  die 
den  kalorimetrischen  Effekt 
abschwächenden  Einflüsse 
der  Dissoziation  und  Re- 
duktion der  Verbrennungs- 
produkt« nahezu  oder  gänz- 
lich beseitigt,  und  hieraus 
erklärt  sich  das  fast  über- 
raschende Ergebniss,  dass 
ich  bei  den  in  den  zwei 
letzten  Wintern  ausgefuhr- 
n  bei  glci- 


us  reueningsmaieriai  eigen  sien  vorzugsweise  dasKoaks 
lier  Schichtung,  auch  Steinkohlen  in  Stücken  von  Nussgröße 
itwas  dicker  mit  von  oben  nach  unten  fort  schreitender 

nnn  im  rr 


Ofen 


in  den 


Heizeffektc  erzielte,  wie  bei 
Ofen  die 


viel  wär- 


Da  diese  abgängige  Wärme  sich  sehr  gut  Tür  die  Erwärmung 
eines  Ventilations  •  Schornsteins  ausnutzen  lässt  and  ich  durch 
diesen  neuen  Ofen  auch  die  Ventilationszwecke  mehr  fördern 
möchte,  setze  ich  die  Anwendung  desselben  ohne  ein  außer- 
gewöhnlich langes  Rauchrohr  voraus,  das  jedoch  unter  gewissen 
Verhältnissen  zweckmäßig  sein  und  leicht  beigefügt  werden  kann. 

Als  Feueningsmaterial  eigen  sich  vorzugsweise  Gaskoaks 
in  hohe 
und  etwas 
Verbrennung. 

Dieser  Strahlenraum  -  Ofen  besitzt  manche  Vorzüge  vor 
anderen  Oefen :  Er  ist  einfach,  dauerhaft  und  entsprechend  billig ; 
er  gestattet  bei  dem  nur  von  unten  stattfindenden  Luftzuge  ein 
sehr  gutes  Ausbrennen  der  Koaks,  lässt  Oberhaupt  einen  hohen 
Nutzeffekt  des  Brennstoffs  erreichen;  er  beansprucht  als  Zentral - 
Luftheß-Ofen  wenig  Raum  und  die  Aufstellung  ist  rasch,  leicht 
und  reinlich  zu  bewerkstelligen ;  er  bietet  bei  der  Dichtung  der 
horizontalen  Fugenrinnen  mit  Schlackenwolle  und  Sand  voll- 
kommene und  dauernde  Sicherheit  gegen  Rauch,  hat  in  Folge  der 
vielseitigen  Berührung  der  zu  erwärmenden  Luft  mit  den  innen 
bestrahlten  Ofentheilen  vorzügliche  Leistungsfähigkeit  ohne  allzu 
große  Lufterhitzuug.  gewährt  auch  schnelle  Raumerwärmung  nach 
unterbrochenem  Heizen  bei  leichter  Verhütung  des  Glühens.  Sund 
ablagerungs- Flächen  sind  möglichst  vermieden  und  die  Reinigung, 
die  nur  sehr  selten  nothwendig  ist,  wird  leicht  vollzogen,  u.  z. 
bei  Zentral- Oefen  außerhalb  der  Heizkammer.  Auch  ist  das  mit 
einem  äußeren  Wassergefäß  kommunizirende  Wasserschiff,  welches 
zugleich  ein  vorspringendes  Dach  des  Ofens  bildet,  eine  zweck- 
mäßige Luftbefeuchtungs  -Vorrichtung,  wo  überhaupt  Wasser- 
verdampfung in  Verbindung  mit  dem  Ofen  am  rechten  Platze  ist. 

Weitere  Aufschlüsse  wird  das  Eisenwerk  Kaiserslautern, 
welches  die  Oefen  ausführt,  bereitwillig  ertheilen. 

Kaiserslautern,  im  August  1878.       Prof.  Dr.  A.  Wrolpert 


Der  Architekten -Verein  zu  Berlin  an  die  deutschen  Fachgenossen. 


Die  vom 


Monats  stattfindende  öffentliche  Ausstellung  der  für  das  Kollegien-Gebäude 
ieferten  Konkurrenz-Entwürfe  wird  vermutlich  eine  größere  Anzahl  auswärtiger 


16.  bis  29.  dieses  Monats  stattfindende  öffentliche 
der  Strafsburger  Universität  eingehe 

Architekten  nach  der  deutsehen  Hauptstadt  führen,  zumal  gleichzeitig  noch  die  groTse  Kunst-Ausstellung,  an  der  wiederum 
auch  architektonische  Entwürfe  theil  nehmen,  sowie  die  Ausstellung  von  Gips-Abgüssen  der  in  Olympia  gefundenen 
Skulpturen  geöffnet  sind. 

Der  Berliner  Architekten- Verein  bittet  die  betreffenden  Fachgenossen,  während  der  Daner  ihres  hiesigen  Aufenthaltes  sein 
Hans  als  ihren  Sammelpunkt  betrachten  und  mit  seinen  Mitgliedern  in  freundschaftlichen  Verkehr  treten  zu  wollen.  In  der 
Bibliothek  des  Vereins,  die  täglich  von  9 —  ti  (Mittwochs  von  9  —  2)  Uhr  geöffnet  ist,  wird  eine  Fremdenliste  zur  Einzeicbnung 
ausliegen  und  jede  wünschen swerthe  Auskunft  ertheilt  werden.  Zur  Baumarkt  -  Zeit  (Montag,  Mittwoch  und  Freitag  gegen  1  Uhr), 
sowie  an  jedem  Abend  während  der  beiden  Ausstellungswochen  in  der  Restauration,  wird  Gelegenheit  gegeben  sein,  Mitglieder  des 
Architekten-Vereins  im  Vereinshause  (Wilhelmstr.  92; 98)  anzutreffen. 

Für  die  drei  Tage  vom  Montag  den  21.  bis  Mittwoch  den  23.  Oktober  sind  Veranstaltungen  getroffen  worden,  um  einen 
größeren  Theil  des  Vereins  mit  den  auswärtigen  Fachgenossen  zu  vereinigen  —  Montags  in  einer  Vereins-Sitzung  mit 
darauf  folgendem  geselligen  Zusammensein,  IHnstags  bei  einigen  Besichtigungen  unter  entsprechender  Füh- 
rung, Mittwoch  bei  einem  Familienfeste  unter  Thcilnahme  der  Damen.  Das  allgemeine  Programm  für  diese  Tage  ist  im 
Inseratentbeil  dieser  Nummer  mitgethetlt.  Das  Spezial-Programm  für  die  auf  Dinstag  den  22.  Oktober  projektirte  Besichtigung 
einiger  hervor  ragender  Privatbauten  können  die  auswärtigen  Fachgenossen  Montag  d.  21.  Oktober  in  der  Vercina-Bibliothek  entnehmen. 

Berlin,  den  17.  Oktober  1878. 

Flr  Iis  Kommission  des  Architekten -Verein? :   K.  E.  O.  Fritsch. 


KomnUBloaxnlaii  i»n  Carl  ßn-liu  In  Hrrlln.    Kür  illi-  hVilakliira  «ornflwortlifli  K.  K  O.  Pritofh.  B<"lin    l>nifk:  W  Morxr  Hof  l>n  r  hil 


Xo.  85. 


433 


llkalt:  M*t  .Ii»  HoUtinliuB  itar  Klrro«  tu  Uwrh  »  Rh.  -  Stahjtik  ä«  u*m.ueh.i-i.  Hnrnjcbiär  In  Wien.  -  Zum  Kapitel  .1« 
(.  —  KonkurremeD.  -  Am  dar  Karhli  lief  atnr:  -  P«  r«o  n»l -Nar  tri  r  h  ten.  —  Brie 


Ueber  die  Restauration  der  Kirche  zu  Lorch  a.  Rh. 

Jedem  Fachgenossen,  der  gelegentlich  das  Rheingau  besuchte, 
wird  die  Kirche  zu  horch  mit  ihrer  mal«  riseben  Vorhalle  und  dem 
berOhmten  Altar,  einer  der  reichsten  Bildschnitzcreicn,  in  leib- 
hafter KrinneruDg  geblieben  sein.  Diesel!*-,  am  Kii  " 
Wisper  in  den  Rhein,  auf  hohem  Hagel  inmitten  des 
malerisch  gelegen,  überschaut  mit  Chor  und  Thurm  v 


Der  hohe  Chor  ist  ein  prächtiges  Werk  aus  der  Blflthezeit 
der  gothischen  Kunst-Epoche,  dem  Anfange  des  XIV.  Jahrb.,  mit 
schlanken  Strebepfeilern  und  hohen,  reich  gegliederten  Fenstern, 
la  gleicher  Breite  und  Höhe  mit  dem  Chor  schliefst  sich  dem- 
selben gen  Westen  das  um  etwa  100  Jahre  jüngere  Hauptschiff 
an,  in  seinen  Formen  zwar  einfacher,  in  seinen  Verhältnissen 
jedoch  eben  so  groß  und  monumental,  wie  der  ersten1.  Wohl 
derselben  Zeit  dürfte  der  Thurm  bis  zum  oberen  Geschoss  und 
das  dem  Hochscliiff  anliegende  nördliche  Seitenschiff  angeboren, 
wahrend  die  Vorhalle  und  die  in  das  Seitenschiff  eingebaute 
Kmpore  den  Charakter  der  Spätgothik  tragen.  Hin  südliches 
Seitenschiff  besitzt  die  Kirche  nicht:  augenscheinlich  war  ein 
solches  von  dem  mittelalterlichen  Baumeister,  um  nach  der  Rhein- 
seitc  eine  besonders  stattliche  Facadcn-Entwicklung  zu  ermöglichen, 
auch  nie  beabsichtigt  gewesen.  Der  Westseite  der  Kirche  und 
einem  Theil  des  Thurmes  ist  die  bereits  genannte  offene  Vor- 
halle vor  gelegt,  zu  welcher  ein  schönes  l'ortal  und  Treppe  in 
malerischer  Weise  aus  dem  Städtchen  em|>or  führen. 

Die  Kirche  war  im  Laufe  der  Zeit  derart  vernachlässigt 
worden,  dass  eine  Restauration  wohl  als  nnth  wendig  erscheinen 
mochte.  Im  Jahre  1  *-  7 1  wurde  auch  mit  derselben  und  zwar  am 
(  bor  —  von  Seiten  des  Staates,  welchem  die  Hauptlicht  dafür  ob- 
liegt, begonnen.  Leider  jedoch  zeigte  sich  der  dazu  berufene 
Architekt  seiner  wichtigen  Aufgabe  so  wenig  gewachsen,  dass  es 
für  die  Kirche  unzweifelhaft  besser  gewesen  sein  würde,  wenn  sie 
Wege  entgangen  und  im  alten  Znstande 


Nach  der  französischen  Revolution  machte  man  unter  dem 
der  damaligen,  kla&sizirenden,  von  Paris  ausgehenden 
in  der  Regel  wenig  Umstände  mit  den  Baudenkmalen, 
is  XVH.  und  XVIII.  Jahrhundert  glücklieb  überdauert 
hatten,  nnd  es  waren  deren  mehr,  als  man  gemeinhin  annimmt. 
Jeder  thatkräftige  Landbürgermeister  fühlte  die  Verpflichtung,  der 
Expansion  seiner  Gemeinde  zuvor  zu  kommen  und  alles  aus  dem 
Wege  zu  räumen,  was  derselben  hinderlich  werden  könnte.  Was 
diese  Klassiker  verschonten,  tiel  dann  den  Restauratoren  der 
dreißiger,  vierziger  und  spaterer  Jahre  in  die  Hände.  Es  wurden 
zu  dieser  Zeit  allerdings  von  einzelnen  hervor  ragenden  Männern 
die  großen  begangenen  Sünden  betrauert,  es  wurde  das  Studium 
der  mittelalterlichen  Kunst  von  Vielen  mit  Begeisterung  aufge- 
nommen; aber  die  Zeiten  des  Lernens  sind  wenig  geeignet  zum 
Wiederherstellen  des  in  seinem  Wesen  erst  halb  erkannten  Alten. 
Man  verwechselte  das  rein  Aeußerlicbc  mit  dem  Kerne  der  Sache 
nnd  die  Restaurations-  Versuche  jener  Tage  luider  Versuche  gerade 
an  den  ersten  und  werthvollstcn  unserer  Raudenkmalc  —  bestätigen 
das  Gesagte.  Der  größere  Theil  dieser  Restaurationen  wurde 
für  die  betreffenden  Baudenkmale  hauptsächlich  auch  deshalb 
verhängnissvoll,  weil  meist  eine  Stil-Reinheit  angestrebt  wurde, 
die,  wie  Hr.  Prof.  Bergau  in  seinem  jungst  in  Ihrem  Blatte  er- 
schienenen, vortrefflichen  kleinen  Aufsau  sehr  richtig  bemerkt, 
in  den  seltensten  Fällen  zu  erreichen  ist.    Vorzugsweise  fielen 

die  oft  bewunderungswerthen 


XVI.  nnd  XVH.  Ji 
—  es  ist  noch  nicht  lange  her  —  die  prächtige  Kanzel  im  Dome 
zu  Limburg  a.  d.  Lahn  so  zu  sagen  auf  die  Strafte  geworfen. 
Diese  Kanzel,  ein  hoch  bedeutendes  Werk  in  dem  phantastisch- 
sten Stile  des  Wendel  Dieterlin,  ein  wahres  Wunder  vollendetster 
Schreiner- Technik,  wurde  einem  Frankfurter  Alterthumskrämer 
überlassen,  der  sie  nach  England  verkauft  haben  soll:  Der 
Limburger  Dom  bat  dafür  eingetauscht  ein  modern  gothisches 
Opus  von  nüchternster  Wirkung. 

Ebenso  wurde  uns  jüngst,  gelegentlich  eines  Besuches  der 
Aschaffenburger  Stiftskirche,  mitgetheilt,  dass  auf  Ansuchen  des 
Kirchen-Vorstandes  und  im  Einverständniss  mit  dem  die  Kegtau- 
rations-Arbeiten  leitenden  Architekten  das  hoch  interessante  Ge- 
stühl im  Stile  deutscher  Spät-Keuaissance  von  seinem  Platze,  den 
es  nun  einige  hundert  Jahre  eingenommen,  entfernt  und  in  das 
dortige  Archiv  übertragen  werden  soll.  Man  ersehe  hieraus,  auf 
welche  Weise  selbst  in  unseren  Tagen  eine  restauratorisebe  Auf- 
gabe aiifgefasst  werden  kann. 

Die  Wiederherstellung  des  Chors  der  Lorebor  Kirche  ist 
nun  jedenfalls  eine  jener  modernen  gothlschen  Restaurationen, 
vor  welchen  ein  gütiges  Geschick  die  Werke  unserer  Vorfahren 
in  Stadt  und  Land  bewahren  möge.  Wäre  in  gewissen  Kreisen, 
oder  sagen  wir  vielmehr  in  größeren  Kreisen,  eine  tüchtigere 
Kenntniss  der  mittelalterlichen  deutschen  Denkmäler  und  ein 
i  VerstAudniss  für  ihre  Kunstweise,  oder  doch 
geringere  Gleichgültigkeit  gegen  dieselben 
man  längst  von  der  verhangnisavoHcn  Maxime 
abgegangen  sein,  Restaurationen,  wie  die  der  Kirche  zu  Lorch, 


so  würde  i 


einfach  demjenigen  Baubeamten  zu  übertragen,  in  dessen  Bezirk 
das  betreffende  Denkmal  zufällig  liegt. 

Der  Chor  der  alten  Kirche  wurde  so  vollständig  wie  nur 
möglich  seines  ursprünglichen  Charakters  beraubt.  Die  sein 
Inneres  in  Känipfcrhöbe  nach  allen  Richtungen  durchziehenden 
Verankerungen  sind  konservirt,  theilweise  noch  ergänzt  worden, 
und  man  kann  wohl  fragen,  ob  bei  der  für  die  Restauration 
aufgewandten  Summe  von  ufiiHHi  Mark  und  bei  der  stattgefun- 
deueu  Abtragung  fast  aller  Fenster,  der  Dienste  im  Innern,  der 
Pfeilcr-yuadcrvcrkloidungen  im  Atußcru  bis  zur  Fensterbankhöhe, 
diese  baulichen  Verankerungen  nicht  hätten  beseitigt  werden 
können ;  um  dieses  Zieles  willen  würden  wir  andere  der  ausge- 
führten Arlteiten  gern  entbehrt  haben.  So  wurde  das  graziöse 
Renaissance-Dachthünnchou  abgenommen  und  durch  einen  schwer- 
fälligen bleiernen  Kollegen  ans  dem  XIX.  Jahrhundert  ersetzt. 
Wenn  es  denn  gothisch  sein  sollte,  warum  setzte  man  an  seiue 
Stelle  nicht  eines  jener  luftigen,  fein  silhouettirten,  mit  Schiefer 
eingedeckten  Thürmcheu  Caub  ist  ja  nicht  weit  deren 
Heimath  vorzugsweise  das  Rheinthal  ist'.' 

Das  Chor-Innere  wurde  von  unten  bis  obeu  mit  der  bekannten 
grauen  Universal  färbe  nugcslricheu,  wie  dieselbe  bei  solchen 
Restaurationen  leider  so  beliebt  ist,  die  Pfeiler  etwas  dunkler  als 
die  Waudlläcben,  welch  letztere  mit  einem  schönen,  breiten 
braunen  Streifen  eingefasst  wurden.  Wie  bekannt  ist  man  gegen- 
wärtig im  Freiburger  Münster  mit  grofsen  Opfern  bemüht,  diese 
ekle  Farbe  wieder  abzuschleifen.  Dieselbe  ist,  wenn  alt  geworden, 
auf  Sandstein  so  schwer  zu  entfernen,  dass  man  sich  z.  R.  sogar 
bei  Restaurirung  des  Frankfurter  Domes  leider  dazu  entschlossen 
bat,  dieselbe  durch  Steinimitation  ebenfalls  in  Gelfarbe  zu  über- 
decken. 

Vermuthlich  um  die  also  erreichte  Stimmung  des  Chor-Innern 
nicht  zu  beeinträchtigen,  wurden  die  Fenster  in  modernster  Rauten- 
verbleiung  mit  gewöhnlichem  Fensterglas  verglast. 

Die  ^Bcsuurirung"  des  Aoußern  steht  mit  der  des  Innern 
auf  gleicher  Hohe.  Die  schonen  alten  Strebepfeiler-Abdeckungen 
mit  ihren  schlanken  Fialen  wurden  entfernt  und  durch  neue, 
ihren  Ursprung  schon  auf  grofsc  Entfernung  verrathende 
Schmerzenskinder  des  Restaurators  ersetzt.  Der  äufsere  Verputz, 
welcher  bei  allen  mittelalterlichen  Gebäuden  des  Rheinthals  aus 
glatt  geputztem  Weilskalk- Bewurf  bestand,  ist  hier  als  Schwarz 
kalkmörtel-Spritzbcwurf  hergestellt,  und  hauptsächlich  dieser  im 
Verein  mit  dem  Vorgenannten  vervollständigt  das  frostige  und 
trübselige  Aussehen  des  Chors.  Im  ganzen  Rheinthal  ist  keiu 
mittelalterlicher  Bau  zu  rinden,  welcher  ursprünglich  diese,  an 
gewisse  moderne  Xutzgebäudchen  bei  Bahnhoßanlagcn  etc.  er- 
innernde Verputzmethode  aufweist 

Nach  Fertigstellung  dieser  Chorrestauration  wurde  vor  einiger 
Zeit  diejenige  der  beiden  Schiffe  seitens  der  Kirchengemeinde  in 
Angriff  genommen,  glücklicherweise  aber  anderen  Händen  über- 
tragen. Wir  rechnen  es  dem  mit  derselben  betrauten  Architekten 
als  ganz  besonderes  Verdienst  au.  dass  er  den  Math  hatte,  sich 
von  der  Chor-Restauration  vollständig  zu  emanzipiren  und  die 
Schiffe  streng  historisch  im  Sinne  des  Mittelalters  wieder  her 
zu  stellen. 

Da  unwiderlegliche  Spuren  der  alten  einfachen  Hemalung  (Her- 
vorheben der  Stcinkonslruktiou  durch  aufgemalte  rothe  Quader  wie 
fast  bei  allen  Putzbauten  des  Rheinthals)  vorhanden  waren  und  im 
Innern  noch  vorhanden  sind,  so  hat  der  Architekt  dieses  vom  Mittel- 
alter überkommene  Dekorationsmotiv  bei  der  Schiffs-Restauration 
selbstverständlich  beibehalten  und  im  Aeußeren  bereits  wieder 
hergestellt.  Hier  entstand  nun  allerdings  ein  lebhafter  Kontrast 
der  farbigen  Erscheinung  der  Schifffacade  mit  der  mehr  gräulichen 
des  Chors.  Jungst  wurde  die  Aufmerksamkeit  der  Regierung  in 
Wiesbaden  auf  diesen  Kontrast  hingelenkt,  und  es  ist  dieselbe 
augenblicklieb  bemüht,  eine  Ucbereinstimmuug  der  beiden  beregten 
Theile  herbeizuführen.  Selbstverständlich  kann  dieselbe  nur  auf 
zweierlei  Weise  erreicht  werden.  Entweder  der  Chor  macht  dem 
I^angschifT  seine  Reverenz  und  hüllt  sich  in  ein  dem  Lande,  wo 
die  Reben  wachsen,  entsprechenderes  farbenreicheres  Gewand,  oder 
aber  der  umgekehrte  Weg  wird  eingeschlagen,  und  zu  unserem 
größten  Bedauern  müssen  wir  konstatircu ,  dass  sich,  wie  es 
scheint,  die  Regierung  für  den  letzten  zu  entscheiden  beabsichtigt 
Dieselbe  hat,  wie  wir  hören,  dem  Lorcher  Kirchen  vors  tan  de  auf- 
gegeben, das  bereits  fertig  gestellte  Aeußere  des  Hauptschiffes 
dem  Spritzbewurf  des  Chors  entsprechend  —  anzustreichen, 
für  die  Herstellung  des  Innern  aber  den  im  Chor  beliebten  grauen 
Anstrich  einfach  beizubehalten.  Dieses  Verfahren,  die  gewünschte 
Harmonie  herzustellen,  ist  ebenso  einfach  wie  unzweifelhaft  in 
seinem  Erfolge,  und  es  wird  kein  nach  Kunst  und  Romantik 
dürstender  Wanderer  alsdann  mehr  in  Versuchung  kommen,  bei 
sommerlicher  Hitze  den  steilen  Kirchhügel  zu  erklimmen,  es  sei 
denn  des  holzgeschnitzten  Altares  wegen.  Was  ihm  dann  in 
Lorch  zu  genießen  noch  übrig  bleibt,  ist  bequemer  unten  im 
Städtchen  zu  erlangen.  — 

Wir  wollten  nicht  unterlassen,  die  Aufmerksamkeit  aller  derer, 
welche  ein  warmes  Herz  für  die  Vermächtnisse  unserer  Vorfahren 
haben,  auf  diese  Angelegenheit  hin  zu  lenken.  Ganz  besonder* 
würden  wir  es  begrüßen,  wenn  dem  Architekten,  der  mit  Liebe 
und  Verständnis*  der  ihm  übertragoueir  Arbeit  perecht  zu  werden 
»ich  bestrebt,  auch  in  solchen  Kreisen  Bundesgenossen  erwüchsen, 

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434 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


23.  Oktober  1878 


welche  im  Stande  sind,  die  Kirche  zu  Lorch  vor  dem  ihr 
angedrohten  Schicksal,  dem  rücksichtslosen  grauen  Pinsel  des 


Frankfurt  a.  M.  den  (*.  Oktober  1878.       l'aul  Wallot. 


in  Wien  pro 

1877,78.  Die  Zahl  der  immatrikulirten  Hörer  betrug  1545,  da- 
runter 1440  ordentliche  und  105  außerordentliche.  Auf  die  ein- 
zelnen Fachschulen  vertheilen  sich  die  ordentlichen  Hörer 
folgendernial'seu :  Ingenieurschule  07 1,  Bauschule  17<>,  Maschinen- 
bauschule  249,  chemisch-technische  Fachschule  144,  allgemeine 
Abtheilung  31«».  Der  Nationalität  nach  waren  Ii«  Prozent  der 
Studüvnden  (d.i.  lo4tj»  Deutsche,  128  (  zecho-Slaveu,  123  Magyaren. 
116  Polen,  54  Kroaten,  72  Italiener.  84  Studirende  waren  eigent- 
liche Ausknder,  alle  übrigen  Angehörigen  des  österreichischen 
Staatsvcrbandes. 

Von  der  Honorarzahlung  waren  2Ä2  Hörer  ganz  und  14!»  zur 
Halft*  befreit.  Stipendien  wurden  im  Gesammtbetrage  von  32,387  fl. 
an  148  Stipendiaten  verliehen.  Aufserdem  wurden  von  Seite  des 
Unterstützungsvereins  der  technischen  Hochschule  an  dürftige 
Kollegen  Geld-  und  anderweitige  Unterstützungen  im  Betrage  von 
34Ä5  tl.  verabfolgt  — 

Seit  12.  Juli  d.  ,1.  ist  für  die  österreichischen  technischen 
Hochschulen  eine  neue  Prüfungsordnung  eingeführt,  nach  welcher 
außer  den  auch  fernerhin  beizubehaltenden  Semestrai-  und  Jahres- 
prüfungen  in  Zukunft  Staatsprüfungen  abgehalten  und  Staats- 
prüfungs-Zeugnissc  ausgefolgt  werden  sollen,  deren  Besitz  mit 
besonderen  Vortheilen  bei  Staatsan&tellungeu  verbunden  sein  dürfte. 
Wir  beabsichtigen,  auf  den  Inhalt  dieser  Prüfungsordnung  baldigst 
in  einer  speziellen  Mittheilung  zurück  zu  kommen. 


Zum  Kapitol  des  Assessorismua  in  der  Eisenbahn- 
Vorwaltung  ist  die  Notiz  von  Interesse,  dass  die  Eisenbahn- 
Kouimission  A.  der  Bergisch-Markiscben  F.isenbahn,  welche  bisher 
aus  einem  jüngeren  Kegierungsratb  als  Vorsitzenden  uud  einem 
alteren  Kegierungs-  u.  Banrath  als  technischem  Mitgliede  bestand, 
außerdem  auch  über  eiueu  älteren  Eisenbahn  -  Hau-  u.  Retriebs- 
luspektnr  als  technischen  Hülfgarbeiter  verfügte,  gegenwärtig  einen 
neuen  Vorsitzenden  in  Gestalt  eines  Kcgierungs-Assessors  erhalten 
hat,  dessen  Beförderung  zum  Rath  nach  Maafsgabe  des  Dienst- 
alters noch  nicht  in  Aussicht  steht  Die  Rangfolge  ist  also: 
Assessor,  Regierung«-  u.  Baurath,  Bauinspektor,  Baumeister!  An 
Lebens-  und  Dienstalter  wird  der  letztgenannte  dem  ersteren 
vermuthlich  um  einige  Jahre  uberlegen  sein  erhebendes  Gefühl 
für  die  betroffenen  Techniker.  Unter  solchen  Umständen  gehört 
allerdings  ein  hoher  Grad  von  Selbsterkenntnis*  und  ein  seltenes 
Maals  objektiver  Beurtheilung  dazu,  wenu  der  Jurist  den  Techniker 
in  der  Eisenbahnverwaltung  als  el 
erkennen  soll. 


In  der  Borlinor  Bau- Ausstellung  wurde  bis  zum  17.  Ok- 
tober er.  neu  eingeliefert:  von  Kd.  Puls  zwei  Blumentische  von 
Schmiedeisen,  echt  vergoldet;  ein  Kreuz  und  ein  Ofenvorsatz,  aus 
Schmiedeisen  getrieben  (für  das  Atelier  des  Hm.  Prof.  G.  Richter): 
—  von  Fritz  I/Hermet  TerrakoUen,  Majoliken,  Porzellan-  und 
Krystallsiieheu;  -  von  Budde  &  (inende  Sollinger  Sandsteinplatten 
von  Wenk  und  Decken  in  Carlshafen;  von  Schmidt  «fc  Söhne 
in  Iserlnhn  eine  Broncckrone  mit  Glasbehang. 


Ueber 

zum  Wieder-Aufban  des 
Korten  zu  Frankfurt  a.  M.  wird  uns  von  dort  Folgendes  mit- 
getheilt: 

„Für  den  Entschluss  der  Gesellschaft,  den  Entwurf  zum  Neu- 
bau ihres  in  der  Nacht  vom  in.  11.  August  d.  J.  abgebrannten 
F.tablissements  im  Wege  der  Konkurrenz  zu  beschaffen,  war  eine 
Eingabe  des  hiesigen  Architekten-  uud  Ingenieur- Vereins  bei  dem 
Verwaltungsrathe  wesentlich  mitbestimmend. 

Der  Vorstaud  des  A.-  u.  lngen.-Ver.  hatte  eine  allgemeine 
Konkurrenz  befürwortet;  man  einigte  sich  jedoch  später  bei 
mündlicher  Verhandlung  in  Rücksicht  auf  die  Eile,  mit  welcher 
die  Gesellschaft  den  Wiederaufbau  betreibt,  über  eine  auf  die  hier 
ansässigen  Architekten  beschränkte  Konkurrenz,  Das  Programm 
wurde  von  dem  Vorsitzenden  des  Arch.-  u.  Ing.-Ver.,  Hrn.  Arch. 
II.  Kurnitz,  und  dem  Vorstandsmitglied  Hrn.  Ingenieur  Schinick 
entworfen,  von  der  Verwaltung  genehmigt  und  am  3.  Scptbr.  aus- 
gegeben. Der  ituiserst  kurz  gegriffene  Kinlieferungs-Terroin  war 
auf  den  23.  Septbr.  fest  gesetzt;  das  Preisrichter- Amt  hatten  über- 
nommen die  Hrn.  Architekt  H.  Burnitz  hierselbst,  Reg.-  u. 
Baurath  Lange  in  Cassel.  Prof.  Wagner  in  Darmstadt  und 
vom  Verwaltungsrathe  der  Gesellschaft  die  Hrn.  F.  Osterrieth 
und  J.  Dielmann.    Die  wesentlichen  Bestimmungen  des  Pro- 


Anbau  auf  der  Westseite  mit 
Empfaugzimincr,  Tanz-  und  Speisesaal,  Vestibül  -  Unterfahrt, 
Garderoben  u.  s.  w.,  im  Souterrain  Küchen  und  Zubehör;  — 
Benutzung  der  alten  Fundamente  für  den  zu  trneuernden  Haupt- 
saal; Beibehaltung  der  allgemeinen  Anordnung  der  früheren 
Facadn,  wobei  jedoch  Verbesserung  der  Architektur  und  ihrer 
Verhaltnisse  innerhalb  des  Rahmens  der  Bedingungen  nicht  aus- 
geschlossen sein  sollten.    Verlangt  waren  Skizzen  im  Maafstalie 


von  1  :  DK),  ans  welchen  eine  bestimmte  und  klare  Vorstellung 
des  Baues  in  allen  seinen  Theilen  zu  entnehmen  sei  —  kein  aus- 
gearbeitetes Projekt   Ferner  ein  Erläuterangslierieht  und  eine 

KentesoUteTwM1«if  MrOOGoll  tat  gwetzt  ^Der  Preis 
für  den  besten  Entwurf  betrug  1  500  M.  und  es  behielt  sich  der 
Verwaltungsrath  das  Recht  vor,  aufser  dem  preisgekrönten  Pro- 
jekt event  noch  einen  anderen  Plan  um  den  Preis  von  500  M. 
zu  erwerben. 

Es  waren  17  Projekte  eingegangen,  wovon  8  auf  die  engere 
Wahl  kamen  und  in  dem  am  29.  Sept.  ausgegebenen  Gutachten 
der  Preisrichter  eingehend  begutachtet  wurden.  Die  Entscheidung 
fiel  zu  Gunsten  des  von  Hrn.  Heinrich  Theodor  Schmidt  ge- 
lieferten Entwurfes  (Motto  Renaissance)  aus,  dessen  Ausführung 
tu  den  jüngsten  Tagen  beschlossen  und  dem  Verfasser  Obertragen 
worden  ist.  Das  Projekt  zeigt  die  Formen  der  deutschen  Re- 
naissance in  malerischer  Gruppirung,  mit  Aussichtsthurm  und 
Erkern.  Das  Gutachten  der  Preisrichter  rühmt  von  ihm,  data« 
-die  äufsere  Architektur  nicht  nur  der  Bestimmung  des  Gebäudes 
entspricht  und  dieselbe  zum  wirkungsvollen  Ausdruck  bringt 
sondern  auch  vortrefflich  in  die  Umgebung  hinein  passt,  nament- 
lich besser  als  die  in  vielen  anderen  Fällen  gewählte  Palast- 
Architektur." 

Der  Ankauf  eines  zweiten  Entwurfes  ist  nicht  beliebt  worden, 
obgleich  die  mit  dem  Motto  .Aloe"  bezeichnete  Arbeit  von  den 
Preisrichtern  ausdrücklich  als  die  zweitbeste  anerkannt  worden  ist" 
Anderweite  Nachrichten,  die  uns  aus  Frankfurt  zugegangeu 
sind,  lassen  übrigens  erkennen,  dass  man  in  Architektenkreisen 
mit  dem  Spruch  des  Preisgerichtes  nicht  ganz  einverstanden  ist  - 
allerdings  keine  seltene  Erscheinung,  zumal  bei  i 
Konkurrenz.  Ma 


Erscheinung, 
uiptet,  dass  <1 


preisgekrönte  Entwurf  die 
die  Anordnung  der  alten 


Bestimmung  des  Programms,  wonach  die  Anordnung  der  alten 
Facade  im  allgemeinen  beizubehalten  war,  mit  unzulässiger  Freiheit 
l>ehandelt  habe  und  dass  eine  Ausführung  desselben  um  die  Summe 


von  260  000  M.  absolut  unmöglich  sei 

Ans  der  Fachliteratur. 

Eine  einfache  Behandlung  der  Stutzlinie  wird  in  dem 

so  eben  erschienenen  Heft  VIU-X  der  Zeittchr.  f.  Bauw.  mit- 
getheilt  Bei  Durchsicht  der  Arbeit  fiel  un«  eine  einmal  im 
Berliner  Architekten- Verein  gestellte  Frage  ein:  Wie  man  am 
schnellsten  die  bei  grofsen  gewölbten  Brücken  auftretenden 
Pressungen  bestimme?  Die  hierzu  crtheilte  Antwort  lautete  auf 
eine  Untersuchung  jedes  einzelnen  Falles  mittels  der  drei  all- 
gemeinen Gleichgewichts -Bedingungen. 

Diese  Antwort  ist  für  die  bei  uns  herrschende,  lediglich  aka- 
demische Behandlung  der  in  der  Baupraxis  vorkommenden 
höheren  Aufgaben  charakteristisch.  Mehr  als  jene  Antwort  wird 
den  damaligen,  allerdings  naiven  Fragesteller  wohl  vorgenannte 
Abhandlung  befriedigen. 

Aber  noch  in  anderer  Beziehung  weicht  der  Inhalt  von  der 
bei  uns  üblichen  akademischen  Behandlung  der  Stützlinie  ab; 
derselbe  erörtert  mit  spielender  Leichtigkeit  alle  möglichen  Rogen - 
und  Gewölbeformen,  die  Kuppel  nicht  ausgenommen.  Es  kann 
dem  Konstrukteur  vollkommen  gleichgültig  sein,  ob  seine  Stfltz- 
linie ein  Kreis-  oder  Parabelbogeu  oder  sonst  eine  interessante, 
in  einer  Gleichung  ausgedrückte  Kurve  bildet  wenn  nur  die  Stütz- 
linic  selber  schnell  und  sicher  zu  ermitteln  ist 

Nach  einem  kurzen  historischen  Exkurs  schliefst  die  Arbeit 
mit  dem  Hinweis  auf  die  Bedeutung,  welche  der  Zement  für  den 
Gewölbebau  habe.    —  IL  — 

Personal  -  Nach  rieh  tf  n 

Prenfsen. 

Ernannt:  Der  Wasserbau-Inspektor  K  e  1 1  e  r  in  Frankfurt  a  O. 
zum  Regierung*-  und  Baurath  in  Gumbinnen.  —  Die  Bauräthe 
Debo,  Hase,  Köhler  und  Garbe,  Lehrer  für  Architektur 
bezw.  Wasserbau  am  Po' 
Prädikat  „Professor"  erhalten. 

Brief-  und  Fragekasten. 

Hrn.  M.  u.  A.  hier.  Nach  unserer,  aus  näherer  Durchsicht 
und  Vergleichung  des  Inhalts  der  Stellen- Liste,  welche  in  der 
„Allgemeinen  Techniker -Zeitung"  fortlaufend  veröffentlicht  wird, 
gewonnenen  Ueberzeugung  bildet  der  Redakteur  des  Blattes, 
Hr.  C.  Weitzel,  jene  Liste  durch  einfaches  Ausschneiden  etc.  der  be- 
zügl.  Inserate  aus  einer  Anzahl  von  Fachblattern,  zu  denen  vielleicht 
einige  wenige  Nummern  durch  Anzeigen,  welche  direkt  bei  der  Re- 
daktion des  Blattes  eingehen,  hinzu  treten.  Wenn  nun,  laut  Ankündi- 
gung am  Kopfe  der  „Stellen-Liste4'  jeder  Anfrage 
lung  einer  Stelle  50  Pf.  Unkosten  beigeleg 
wir,  dass  in 

Betrages  doch  ein  recht  anseh 
kann,  in  dem  Falle,  dass  die 
Zeitung  einer  auch  nur  halbwegs  ausgedehnten  Bekanntschaft  in 
Technikerkreisen  sich  etwa  erfreuen  sollte.  —  Unsere  oft  ausge- 
sprochene Ansicht  (Iber  die  eigentliche  Natur  von  Stellen- Ver- 
mittelungen,  bei  denen  eine  Gebühr  —  und  sei  dieselbe  an- 
scheinend auch  noch  so  gering  —  zum  voraus  erhoben  wird, 
brauchen  wir  nach  den  vorstehenden  Darlegungen  wohl  nicht 
abermals  beizufügen.  


im  C»fl  Ilr-Hll«  I..  Ilrrll».    Kür  ,11«  K.-.Ullkn,  wf.nmtili.-b  K-  K  O.  rrlt.ch    Hr.ll«.    llnwlti  W.  IIa..»  IUn,u.liUro.krr<  l.  lir.hu. 


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No.  86 


lnba.lt :  Verband  denterher  Arrbltekten-  und  Ingenieur  Vereine.  —  Heber 
einige  LokaMIrit  Apparate,  ßriträfr  mr  Ikrerbnunc  der  KiRrnfle»  knie  eiaeXBer 
Balkenbrnrken.  (ForturUuag  >UU  8cbl<m).  —  Ihr  trrbilektux  auf  der  <iie»jänrlgeo 


435 


AiuuleUunii  der  Akademie  der  Kmute  in  Berlin.  (Hebluae  an»  No.  77).  —  Mit- 
tbeilungen  au»  Vereinen:  Arcbitekten-  und  Ibgvuieur- Verein  in  Hamburg.  — 
Arrbibkte».  Vervin  ui  Berlin. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


Verband  deutscher  Architekten-  nnd  Ingenieur  Vereine. 

Mit  Bezugnahme  auf  den  Beschluss  der  Abgeordneten- Versammlung  in  Coburg,  I.  1,  des  Protokolls  vom  24.  August 
1877,  und  auf  unser  Ausschreiben  vom  20.  v.  M.  erlaulnm  wir  uns  in  Betreff  der  foimellen  Behandlung  der  Gutachten  Ober 
„die  zi vilrccbtliche  Verantwortlichkeit  der  Architekten  und  Ingenieure''  die  Vorschläge  des  zum  Referenten 
bestellten  Architekten-  und  Ingenieur- Vereins  in  Hamburg  den  Einzel-Vereinen  zur  gefälligen  Beachtung  nach- 
stehend bekannt  zu  geben. 

Köln,  den  19.  Oktober  1878. 

Der  Vorstand  des  Verbandes  deutscher  Architekten-  und  Ingenieur-Vereine. 

A.  Puk.  fi.  Benin.  littaer. 


Die  7.  Abgeonlneten-Versammlung  zu  Dresden  hat  die  vom  Architekten-  und  Ingenieur- Verein  zu  Hamburg  vorge- 
schlagene Fragestellung  genehmigt. 
Dieselbe  lautet: 

1)  Welche  gesetzlichen  Bestimmungen,  allgemeine  oder  s]>ezielle,  giebt  es,  die  angewendet  werden  können  auf  die 
zivilrcchtlicbe  Verantwortlichkeit  der  Architekten  und  Ingenicure  für  ihre  Ruthschläge.  Anordnungen.  Bauaufsicht 
oder  sonstige  im  Interesse  oder  im  Namen  ihres  Auftraggebers  (Bauherrn)  vorgenommenen  Handlungen V 

2)  Genügen  die  allgemeinen  Rcchtsgrundsätze,  bezw.  genügen  die  sub  1  zu  nennenden  Bestimmungen  zur  richtigen 
Bemessung  der  Ansprüche  des  Bauherrn  an  den  Techniker  und  zur  Klarstellung  der  Pflichten  der  Architekten 
und  Ingenieure  gcgenOlter  dem  Bauherrn,  dem  Unternehmer  oder  anderen  Personen,  wie  auch  zur  richtigen 
Bcurthcilung  der  resultirenden  Rechtsfragen;  event.  wie  sind  die  bestehenden  Bestimmungen  zu  ergänzen,  zu 
vervollständigen  oder  abzuändern  ? 

3)  Welche  Mittel  erscheinen  geeignet  oder  geboten,  um  allseitig,  also  sowohl  unter  den  Fachgenossen  als  im 
Publikum,  hei  der  Rechtsprechung  als  in  der  Gesetzgebung,  richtige  Anschauungen  Ober  das  Maafs  der  zivil- 
rechtlichen  Vcroutwoi-tlichkeit  der  Architekten  und  Ingenieure,  wie  Ober  deren  darauf  bezugliche  Rechte  und 
Pnichten  zur  Geltung  zu  bringen  V 

Ferner  hat  die  Versammlung  auf  Antrag  des  Bayerischen  Architekten-  und  Ingenieur- Vereins  eine  Erweiterung  der 

„Welches  Maars  von  Zivil-Verantwortlichkeit  hat  der  Architekt  zu  übernehmen,  dessen  Honorar  nach  den 
Verbandsnormen  bemessen  wird'/" 
Zwecks  Gleiehmäfsigkeit  in  der  Reihenfolge  der  Fragebeantwurtung  schlägt  der  unterzeichnete  referirende  Verein 
für  die  formelle  Behandlung  der  Zusatzfrage  neben  den  Hauptfragen  vor,  jene  als  Unterfrage  zur  zweiten  Hauptfrage  zu 
behandeln. 

Aus  den  vom  Hamburger  Verein  gegebenen  Motiven,  in  denen  es  zur  zweiten  Frage  (cfr.  Mittheilungen  z.  7.  Abg.- 
Vers.  S.  11  unten)  heirst: 

„Man  wird  nicht  minder  die  Frage  zu  beantworten  haben,  ob  den  Architekten  oder  Ingenieur,  dem  für 
seine  ganze  Mühwaltung  auch  im  besten  Falle  ein  im  Vorhältniss  zur  Bausumme  nur  geringes  Bauhonorar 
erwächst,  eine  pekuniär  zu  bemessende  Verantwortlichkeit  treffen  kann,  ob  und  event.  in  welchem  Zahlen  verhält  niss 
dieselbe  zu  dem  Bauhonorar  stehen  soll" 
geht  die  Zusammengehörigkeit  der  bayerischen  Frage  und  unserer  zweiten  Frage  hervor  und  rechtfertigt  sich  hierdurch  der 
Wunsch  nach  zusammen  hängender  Beantwortung  beider  Fragen. 
Hamburg,  den  15.  Oktober  1878. 

Der  Vorstand  des  Architekten-  und  Ingenieur- Vereins. 
Martin  Haller.  Birgom. 

Vorjitleuder.  H«  hr ifl  Ii hr er. 


Ueber  einige  Lokal -Heiz- Apparate. 


Im  Anschluss  an  die  eingehenden  Berichte,  welche  über 
die  vorjährige  Kasseler  Spezial  -  Ausstellung  in  der  D. 
Bauztg.  und  in  Dingler's  |>ol\  technischem  Journal*)  er- 
schienen sind  und  welche  durch  Aufstellung  interessanter 
Vergleiche  und  systematische  Untersuchungen  ein  beachtens- 
werthes  Material  geliefert  haben,  möge  die  Nachtragung  einiger 
betr.  Beispiele  erfolgen,  welche  in  Kassel  nicht  vertreten  gewesen 
sind,  die  aber  eine  -  Erwähnung  in  guter  oder  schlechter  Hin- 
sicht immerhin  verdienen. 

Zuerst  mögen  die  gewöhnlichen  Stralsburgcr  Por- 
zellan-Ocfen  (Fig.  1)  angeführt  werden,  die  in  vielerlei 
Gröfsen,  sowie  in  rechteckigen,  runden  und  ovalen  Formen 
vorkommen.  Für  ein  Zimmer  von  100  bis  120  *:m  Raum 
genügt  bei  dem  ziemlich  milden  Klima  der  Reichslande  (mitt- 
lere Wiuter-Temp.  1873 — 77 :  -|-  4,38 "  C.)  die  Gröfse  von  0.50 
auf  0,80 m  Breite  und  l,20m  Höhe.  Die  Oefen  werden  in 
der  Fabrik  aufgebaut,  zur  Stelle  geschafft  und  binnen  etwa 
1  Stunde  fertig  aufgestellt.  Die  in  vielerlei  Farben,  Tönen 
und  Mustern  herzustellenden  Kacheln,  die  Verdeckuug  der 
Fugen  durch  überliegende  Messingringe,  die  Abdeckung  mittels 
einer  Marmorplatte  geben  den  Oefen  ein  recht  gefälliges,  mit 
der  Zimmer- Einrichtung  leicht  in  Harmonie  zu  bringendes 


Dln6l«i'.  Pot,«ecum«-|i*,  Journal  Bd.  22i  ».  ÄS.  -  D. 


INT. 


Aussehen  und  durch  gröfsere,  oft  kunstvoll  geschlungene  Glnnz- 
rohrc  wird  die  Heizfläche  vermehrt.  Die  Uefen  werden  meist 
j  für  Holz- Feuerung,  jedoch  jetzt  auch  für  Kohlen-Feuerung 
hergestellt.  Die  Kacheln  bestehen  aus  feuerfestem  Thon 
und  werden  im  Feuerraum  ausgemauert ;  die  Züge  sind  mit  feuer- 
festen Dachziegeln  eingebaut  und  es  steht  hiernach  die  Wärmc- 
Akkumulationsfälugkeit  des  Ofens  etwa  in  der  Mitte  zwischen 
der  der  norddeutschen  Kachelöfen  und  der  gewöhnlicher 
eiserner  Oefen;  dieselbe  kann  indess  durch  Ausmauern  der 
Kacheln  bedeutend  erhöht  werden.  —  Die  Kohlenöfeu  werden 
meist  mit  eisernen  Feuertöpfen  oder  solchen  aus  Chamotte 
angefertigt,  welche  Gelegenheit  bieten,  eine  gewisse  Menge 
von  Brennmaterial  auf  ein  Mal  einzulegen  und  Nachfeuern  zu  er- 
sparen. —  Die  Strafsburger  Oefen  sind  auch  für  kältere  Gegenden, 
namentlich  bei  Räumen,  die  nur  zeitweise  Erwärmung  verlangen, 
zu  empfehlen,  zumal  der  Preis  ein  relativ  geringer  ist  — 

Ais  zweiter,  hierorts  viel  angewendeter  Ofen,  der  zur 
Klasse  der  Füllöfeu  mit  besonderem  Füllscbacht  ohne  Um- 
mantclung  der  wännestratdenden  Fläche  gehört,  ist  derjenige 
zu  erwähnen,  welcher  in  Frankreich  unter  dem  Namen 
„Phönix"  seit  einer  Reihe  von  Jahren  im  tiebrauch  ist  (Fig.  2). 
Das  Konstruktious-Prinzip  erinnert  an  amerikanische  Systeme*). 


Ie77.   Bd.  I».  ». 


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136 


DEUTSCHE  BAUZEITÖNG. 


26.  Oktober  187« 


Der  I  üll/\  linder  -  Verschluss  verwendet  Sanddichtung.  Das 
lireDumaterial  (Gries -Coaks)  brennt,  ilureh  die  Scheiben  aus 
Marienglas*),  welche  in  einer  Thor  angebracht  sind,  dem 
Auge  erkenntlich,  langsam  fort;  das  Nachfüllen  des  Ofens  ist 
jederzeit  möglich;  die  Reinigung  geschieht  durch  Bürsten  von 
oben  her,  Anzünden  und  Keguliren  ist  durch  die  unteren 
Thoren  leicht  ausfahrbar.  Der  Aufsenmantel  ist  gegen  die 
Wirkung  der  Stichflamme  durch  einen  auszuwechselnden 
Einsatz  geschätzt.  —  Die  Oefcn  haben  sich  durch  fijährigen 
Gebrauch  in  Lokalen  der  Strafsburger  Universität  bewahrt 
und  sind  auch  fQr  I-Aden,  Restaurationen  hier  sehr  beliebt.  — 
Kin  hiesiger  Ofen- Fabrikant  wird  diese  Oefen  demnächst  mit 
einem  Mantel  aus  Kacheln  von  hier  üblicher  feuerfester 
Erde  in  den  Handel  bringen.  Der  besichtigte  Probeofen  funk- 
tionirt  vortrefflich.  — 

Ein  sehr  starker  und  solider  Ofen  ist  der  in  Frankreich 
seit  langer  Zeit 
unter  dem  Namen 
,Gurney  -  Ofen-1 
bekannte  und  zur 

Heizung  von 
Kirchen  vielfach 

angewendete 
Apparat  (Fig.  3), 
der  z.  Z.  auch 
von    Michel  <fc 

Wersingen  in 
Luxemburg  her- 
gestellt wird.  — 
Dem  Glühcnd- 
werden  der  Wand 
wird  durch  die 
grofse  Gusstärke 

und    das  in 
trrofsen,  dicht  ge- 
stellten Kippen 
gebotene  Auf- 


vorgebeugt. Der 
Untersatz  dient 
aufsen  zur  Auf- 
nahme von  Was- 
ser, innen  des- 
gleichen von 
Sand.  Sorgfalt 
in  Bezug  auf  die 
Bearbeitung  des 
Breunmaterials 
ist  bei  diesem 
Ofen  nicht  not- 
wendig, indessen 
darf  kein  staub- 
körniges Mate- 
rial mit  eingefüllt 
werden.  Die  Fül- 
lung kann  belie- 
big hoch  gesche- 
hen ;  Nachlegen 
ist  jederzeit  mög- 
lich. Die  Bewah- 
rung der  Oefen 


Vit.  I. 

.  a. 
.  «■ 


die 

dunst  ung  eine  an- 
gemessene. — 

Ein  interessanter  Heizapparat  ist  der  sogen.  Gesund- 
heit sofen  des  Ingenieurs  Born  in  Magdeburg  (Fig.  5  u.  til. 
Dieser  Ofen  kehrt  zu  dem  alten  Prinzip  der  Warme- Akkumulation 
der  nordischen  Kachelöfen  zurück;  der  Apparat  wird  durch 
1-  bis  2stttndige  Feuerung  erwärmt  und  es  dient  von  da  an  der 
uun  inaktiv  gewordene,  aber  durch  die  Heizung  erwärmte 
Schornstein  mittels  Oeffnung  einer  Klappe  zur  energischen 
Abführung  der  Zimmerluft.  Frische  Luft  wird  durch  einen 
vertikalen  Schacht,  der  dem  Ofen  gegenüber  an  der  Wand 
aufgestellt  ist  und  nahe  unter  der  Decke  seine  Ausmündung 
hat.  zugeführt  (sogen.  Tobin'schc  Lüftung).  Der  Ofen  hat  die 
bauliche  Eigentümlichkeit ,  dass  der  Wärme -Akkumulator 
nicht,  wie  gewöhnlich,  als  äufserc  dicke  Wand  ausgeführt, 
sondern  im  Ofen-Innern  als  ein  in  Lehm  gemauerter  Back- 


•)  I«.  MT 

ir»  ...  du«  <u»  i 


du  Uuitnfl«   In  m  k*bta 


steinklotz  angebracht  ist.  Der  Ofenmantel  besteht  aus  Guss- 
eisen,  und  zwar  in  Platten,  welche  mit  4 — 5ro1  Abstand  ge- 
stellt sind.  Diese  geringe,  dem  Brennmaterial  anzupassen!  ic 
Mantelweite  verhindert  das  Uebcrhitzen  des  Eisens,  macht 
aber  eine  schnelle  direkte  Erwärmung  des  Zinnners  möglich 
und  gestattet  aufserdem,  dass  die  Warme  des  Akkumulators 
nach  Erlöschen  des  Feuere  noch  weiter  durch  den  Eiscn- 
mantel  an  die  Zimmer luft  übertragen  wird.  Der  Name  ..Ge- 
sundheitsofen" rührt  von  der  Annehmlichkeit  der  stets  gleich- 
mäßigen Wärmeausstrahlung  und  der  lang  dauernden  Verwer- 
thuug  des  Schornsteins  als  Abführungs&chlot  her.  — 

In  neuester  Zeit  wird  von  Paris  aus  eine  Art  von  Foll- 
öfen  in  den  Handel  gebracht,  die  ohne  An  wendung  ei  lies 
Schornsteins  jeden  Raum  erwärmen  können  und  daiielx-n 
gestatten,  sogar  während  des  Brennens  in  einen  anderen  Kaum 
Die  Wichtigkeit  einer  solchen  Er- 
findung ist  ge- 
nügend klar  und 
es  ist  daher  von 
Interesse .  die 
Leistungsfähig- 
keit und  insbe- 
sondere die  Un- 
schädlichkeit des 
neuen  Heizappa- 
rats  einer  ge- 
nauen Untersu- 
chung zu  unter- 
werfen. Das 
Konstruktions- 
Prinzip  des 
„Brassen)"4  ge- 
nannten Ofens 
I. Fg. 4)  geht  dahin: 
1)  Alles  Brenn- 
material zu 
Kohlensäure 
zu  verbrennen 
und    das  Ent- 
weichen von 
Kohlcnoxvd 
gänzlich  auszu- 
schliefsen;  2)  die 
gebildete  Kohlen- 
säure theils  in 
Wasser  zur  Lo- 
sung zu  bringen, 
theils  anderweit 
unschädlich  zu 
machen;  3)  der 
Luft  den  der  je- 
maligcn  Tem- 
peratur entspre- 
chenden Feueh- 
tigkeitsgrad  zu 
ert  heilen. 

Der  Hcizapita- 
rat,  aus  starkem 

Eisenblech 
konstruirt,  be- 
steht aus  einem 
ÜBtottaB  mit 

Luftzug-  Regula- 
tor, dem  mit 
Chamotte  ausge- 
fütterten Feuerraum  mit  ringförmigem  Kost,  femer  einem  aus 
der  Rostmitte  aufsteigenden,  siebartig  durchlöcherten  Gusseisen- 
Kohr  und  endlich  einein  Obertheil,  der  eine  abwärts  gerichtete 
Glocke,  die  aus  Eisenblech  gebildet  ist,  ein  ringförmiges 
Wassergcfäfs  und  einen  durchbrochenen  Deckel  enthält. 

Füllung  und  Anzünden  geschehen  von  üben  nach  Ab- 
nahme des  Deckels  und  der  Glocke.  Die  Verbrennung  lindet 
theils  durch  den  Luftzutritt  vom  Rost  aus,  theils  aus  den 
Löchern  des  gedachten  aufrechten  Rohres  statt;  die  nach 
oben  steigenden  Gase  werden  durch  die  Kalotte  wieder  ab- 
wärts gedrängt,  streichen  über  den  Wasserspiegel  des  Bassins 
fort  und  entweichen  in  heifsem  Zustande  in  die  Zimmerluft. 
Die  Erwärmung  findet  demnach  theils  durch  Strahlung,  theils 
auch  direkt  statt. 

Als  Brennmaterial  soll  Holzkohle  oder  Coaks  dienen; 
bei  Anwendung  letzteren  Materials  wird  Holz 


Slr»f.bur^f r  OK 
I  V„.v  K.--L 


„  5  u.  6. 


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N..  86. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


437 


benutzt.  Da  keine  Wörme  durch  einen  Schornstein  oder  durch 
Heizknmmern  und  Kanäle  verloren  geht,  so  wird  der  Heizeffekt 
iles  Materials  vollständig  zur  Lufterwärmnng  ausgenutzt. 

Kiuc  Kommission  französischer  Architekten,  die  den  Ofen 
und  seine  Funktionirung  zum  Gegenstande  spezieller  Studien 
gemacht  hat,  kommt  in  ihrem  an  die  Soeiite  nationale  des 
Areküeete*  de  Frame  erstatteten  Bericht*)  zu  folgenden  Resul- 
taten: a)  Dass  die  Ofen -Konstruktion  das  Kohlenoxyd  zur 
vollständigen  Verhrennung  zwingt  und  seine  Erzeugung  auf 
unmesAbare  und  unschädliche  Mengen  zurück  fährt,  selbst  in 
völlig  geschlossenen  Räumen:  b)  dass  die  Verderbnis«  der 
Athemluft  durch  die  Kohlensäure-Produktion  nur  in  normalen 
Verhältnissen  stattfindet. 

Die  Verbrennung  des  Kohlenoxyds  (C  0)  zu  Kolüensäurc 
(C  0,)  erfolgt  im  Apparat  vermöge  Anwendung  des  durch- 
löcherten Gussrohrs;  die  im  Obertheil  befindliche  Glocke 
erscheint  nach  den  Versuchen  als  ein  wesentlicher  Konstruk- 
tion»-Theil  in  sofern  als  nothwendig,  als  durch  sie  eine  Knt- 
weichung  etwa  noch  unverbrannten  Kohlenoxyds  verhindert 
werden  soll.  Das  Wasser  hat  den  Zweck  der  Luftbefeuchtung, 
soll  aber  nach  der  Behauptung  des  Erfinders  noch  weiter 
dazu  dienen,  dass  Kohlensäure  darin  zur  Auflösung  gebracht 
werde.  Diese  Wirkungsweise  scheint  indess  kaum  möglich,  danach 
Bunsen's  Versuchen  die  Lösbarkeit  der  C  0,  mit  der  Tcni)io- 
ratur  so  bedeutend  abnimmt,  dass  in  Wasser  von  fast  100"  Temp. 
eine  Losung  überhaupt  nicht  mehr  möglich  ist;  datier  muss 
angenommen  werden,  dass  alle  gebildete  Kohlensäure  zur 
Mitthciluug  an  die  Zimmerluft  gelaugt. 

Die  Rechnung  fordert   für  ein  Zimmer  von  124 cUu 
Rauminnalt  pro  Stunde  (bei  20"  Temperatur  -  Differenz )  zur 
Wärme -Ausgleichung  (Abkühlung)  ca.    .    .    .  2480  W.-E. 
und  für  Lüftung  ( <>0  '■,"»   für  1  bis  2  Per- 
sonen   und   20  "   Temjwratur  -  Differenz ) 

GO  .  0,2377  .  1,293  .20     ...    .    rot.    370  „_ 

Summa  2850  W.-E. 
1 k*  Coaks  bringt  i.  M.  7000W.-E.  hervor  und  es  müssen 
daher  pro  Stunde  verbraucht  werdeu:  —  rund  0,40 k* 

Coaks,  wovon  8*0|„  Kohlengehalt  (neben  0,03  Wasserstoff, 
0,07  Wasser,  0.02  Asche)  -   0,35  H  Kohle.   Diese  erzeugen 

an  Kohlensäure  circa  "/,  .  0.35**)  =  1,28  k«  oder  J-fJj 

1,9/ 

=  0,650  cb™  ***)  =  650  1 

Dazu  die  durch  die  Athmung  erzeugte  Kohlensäure: 

pro  1  Person  und  Stunde  rund  ....    .    .  20' 

Summa  670' 

welche  sich  der  Zimmcrluft  mittheilcn.  Für  die  Fortscbaffung 
derselben  kommt  die  Ventilations  -  Luft  in  lietracht,  welche 
liereits  0,4  pro  Mille,  daher  im  Ganzen  60.0,40  =  24' 
C  0,  enthält,  wonach  der  Gesammt-Inhalt  der  Zimmerluft  an 


•)  Ni.hr  J,„,ru.i  rArchitecU  Nt  MS  W  Juli. 

••)  Nach  il»r  Vvrmri  V  0,  Auf  I»  fr.  K..UI.  --  IV  i  *  .  IG  ~  44  fr.  KnftUmAnK. 


Kohlensäure 694'  ist, d.i. auf  1000  ;U-694  =  11,5  pro  Mille 

60 

sich  erhöht. 

Leblanc  will  4.  im  äufsersten  Falle  5  p.  M.  gestatten, 
Poumet  und  Andere  gehen  auf  2  —  3  zurück,  Pcttenkofcr, 
Grass}  u.  a.  wollen  höchstens  1  p.  M.  zulassen.  Wenn  nun 
auch  fest  steht,  dass  nicht  allein  die  Kohlensäure  es  ist, 
welche  die  Luft  verdirbt,  sondern  dass  diese  nur  als  Maafs 
für  die  gesimmten  Verunreinigungen  der  Luft  durch  die 
Athmungs- Prozesse  der  Lunge  und  der  Haut  dient,  so  muss 
doch  Luft  mit  dem  oben  nachgewiesenen  Kohlensäure-Gehalt 
unbedingt  als  schädlich  betrachtet  werdeu. 

Etwas  besser  stellen  sich  die  Verhältnisse,  wenn  man 
der  Rechnung  einen  Kanin  zu  Grunde  legt,  in  welchem  relativ 
viele  Menschen  für  kurze  Zeit  sich  aufhalten.  Das  oben 
angenommene  Zimmer  fasse  zeitweilig  z.  I).  36  Personen; 
alsdann  ist  der  Ersatz  für  Wärme- Verlust  wie  oben  2480  W.-E. 
und  wenn  pro  Kopf  ein  Lüftungs-Quantum  von  20  rt,m 
zugeführt  wird,  36  .  30  .  0,2377  . 1,293 . 20  =  6637  , 

=  9117  W.-E. 
Abzurechnen  sind,  als  durch  die  Bevölkerung  des 

Raumes  selbst  produzirt,  36  .  3,5  .    =  rot.    126  „ 

Bleiben  rot.l»0(M)W.-E 
Dazu  Koaks-Bedarf  1,98*  mit  1,13*  Kohlenstoff-Gehalt, 
welche  4.14k«  Kohlensäure  oder  rot.  2100'  geben;  diese  ge- 
mischt mit  36  .  30  =  1060*"  Ventilationsluft  ergiebt  den 


Kohlensäure-Gehalt  des  Raumes  zu  .  ...  1,95  p.  M. 
Dazu  die  in  der  Luft  schon  enthaltenen  .    .         0,4  „  , 

giebt  in  Sa.  rot.  2,0  p.  M. 
Gehalt  an  C  0,  —  ein  Resultat ,  welches  immerhin  noch  zulässig 
sein  dürfte. 

Indessen  ist  doch  darauf  hinzuweisen,  dass  dieses  Resul- 
tat auf  Grund  der  kaum  realisirbaren  Voraussetzung  eine* 
36  30 

^      =  8,7maligen  Luftwechsels  in  dem  benutzten 

Raum  gewonnen  worden  ist  und  dass  die  thatsächlichen  Ver- 
hältnisse sich  weniger  günstig  als  hier  berechnet  gestalten 
werden.  Es  ist  aulserdem  zu  bedenken,  dass  im  Heizappa- 
rat nicht  Kohlensäure  allein  erzeugt  wird,  sondern  jedenfalls 
auch  einiges  Kohlenoxyd  in  den  Raum  übertreten  wird. 
Wenn  man  aber  auch  hiervon  völlig  uhsjeht.  so  bleiben  doch 
noch  sonstige  Umbildungen  zu  beachten,  die  aus  der  Verbin- 
dung des  Sauerstoffs  der  Luft  mit  der  Kohle  hervor  gehen. 
Dahin  gehört  eine  grofse  Menge  heifsen  Stickstoffs,  wel- 
cher in  die  Luft  gelangt. 

Es  gehören  nach  der  chemischen  Formel  CO,,  um  Kohlen- 
säure zu  bilden,  zu  12k*  Kohle  2.16  =  32k*  Sauerstoff,  also 
in  obigen  Beispielen  0,93  M  bezw.  2,85     Sauerstoff,  d.  Ii.: 

1 1  >n         *>  n5  *i 
'  -  bezw.  —  '=  6,55  bezw.  2007  1  Sauerstoff,  also  bei 
1.42  1.42 

einer  Volum-Mischung  der  atmosph.  Luft  von  21  %  Sauer- 
stoff und  79  "  „  Stickstoff,  2.46  bezw.  755  r,"D  Stickstoff, 
was  auf  60  bezw.  1080 rt"  Ventilationsluft  vertheilt.  4,1 
bezw.  0,7%  ergiebt,  so  dass  also  der  Säuerst  off- Gehalt 
der  Luft  um  1,09  bezw.  0,20  %  abnimmt,  eine  Abnahme, 
die  im  ersten  Falle  übermäfsig,  aber  auch  im  zweiten  noch  nicht 
unbedeutend  ist.  wenn  berücksichtigt  wird,  dass  ein  licbcr- 
schuss  an  Stickstoff  eben  so  schädlich  wirkt,  wie  der  an  reiner 
Kohlensäure  und  beide  zusammen  im  letzteren  Falle  noch 
2  4-  7  =  9  p.  M.,  d.  i.  beinahe  1  Prozent  der  Ventilat  ions- 
Luft  für  sich  beanspruchen. 

Die  Resultate  der  von  der  Kommission  französ.  Archi- 
tekten angestellten  Ver 
folgendes  schliefsen: 

a)  Der  Kohlensäuregehalt  der  Luft  machte  sich  so  stark 
bemerklich,  dass  schon  bald  nach  Beginn  der  Heizung  die 
Luft  in  dem  eben  vorher  gelüfteten  Zimmer  einen  so  dumpfen 
Geruch  annahm,  als  seien  wochenlang  die  Fenster  verschlossen 
gewesen;  nach  den  gefühlten  körjierliehen  Einwirkungen 
scheint  auch  Kohlenoxyd -Gas  nicht  gefehlt  zu  tuibcn.  Eine 
chemische  Untersuchung  der  Luft  ist  als  hiernach  überflüssig 
nicht  herbei  geführt  worden. 

b)  Die  Feuerung  mit  Coaks  allein  liat  nicht  den  nöthi- 
gen  energischen  Zug  gehabt ,  um  den  Coaks  längere  Zeit  in 
Gluth  zu  erhalten,  so  dass  man  sehlicfslieh  gezwungen  gewe- 
sen ist,  zur  reinen  Holzkohlen-  Feuerung  mit  nur  geringer 
Beimischung  von  Coaks  ülier  zu  geben. 

c)  Das  Feuer  ist  gänzlich  dem  Anblick  und  der  Ueber- 
wachung  entzogen;  die  Reinigung  des  Ofens  ist  bei  dem  fest 
liegenden  runden  Rost  schwierig,  ja  fast  nur  durch  Umkehren 
des  ganzen  Apparats  zu  ermöglichen;  ein  Naehfcucm  kann 
nicht  ohne  Schaden  für  die  Feuerung  stattfinden;  es  werden 
endlich  Aschentheilchen  mit  gerissen,  welche  die  Luft  mecha- 
nisch verunreinigen. 

Nach  allem  diesen  wird  der  in  Kedc  befindliche  Ofen 
nur  in  luftigen  Vestibülen,  Turnhallen.  Kirchen  etc.  und 
überhaupt  solchen  Räumen,  die  bei  starker  Lüftung  eine  nur 
kurze  Benutzungsdauer  haben,  benutzbar  sein,  voraus  gesetzt, 
dass  nicht  schon  der  in  manchen  Gegenden  sehr  hohe  Preis 
der  Holzkohlen  die  Anwendung  aus  ökonomischeu  Rücksich- 
ten verbietet.  — 

Der  Pfälzer  Ofen**)  (Rippenbeizkörper  mit  Mantel)  ist 
hierorts  mit  wesentlicher  Verbesserung  der  TliOrversclilOsse 
als  sogen.  Strafsburgcr  Füllofen  eingeführt  und  hat  an  mehren 
Orten  sich  sehr  gut  bewährt.  Desgleichen  ist  der  einfachere, 
von  Reinhardt  in  Würzburg  dem  Meidinger  Ofen  nachgebildete, 
aber  mit  oberer  seitlicher  Einfüllthür  und  Treppenrost 
verseliene  Ofen  hier  hervor  zu  heben,  da  derselbe  vor  dem 
reinen  Meidinger  -  Systeme  einige  Vorzüge  besitzt  und  seine 
Bewährung  eine  gute  ist.  — 

Lokal -Heizapparate  werden  naturgemäfs  für  immer  weit 
mehr  im  Gebrauch  bleiben,  als  die  Zentral  -  Heizapparate. 
Aber  so  selir  erstcre  auch  immer  verbessert  werden 
so  werden  sie  dennoe 

viel  zu  wünschen  übrig  lassen.  Die 


•)  1  tbm  S«urrt»..rt  wir»! 


Iüuo.imwISM.1,10  -  1.12k«. 
A  D.  IU«I«.  1871. 


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438  DEUTSCHE  BAUZEITUNG.  26.  Oktober  1878 


erreichbare  Vervollkommnung   wird  erst  dann  verwirklich!  gasos  bedeutend  verringern,  wird  es  vielleicht  in  nicht  zu 

werden  können,  wenn  mau  ein  billiges  Heizgas  zu  erzeugen  ferner  Zeit  gelingen,  den  Wasserstoff  aus  dem  billigen  Roh- 

im  Stande  ist,  mit  dem  die  Apparate  aus  einer  den  ganzen  Produkt  des  Wassers  auch  in  so  grofsen  Quantitäten  herzu- 

Ort  durchziehenden  Leitung  gespeist  werden.  stellen,  dass  derselbe  zur  Heizung  (hezw.  durch  leicht  zu 

Die  Anweudung  des  Prinzips  der  Gasfeuerungen,  die  bewirkende  jeweilige  Aufnahme  von  Kohle  auch  zugleich  zur 

Erzeugung  und  Verbrennung  vorzugsweise  der  Kohlenoxyd-Gase,  Beleuchtung)  bequem  und  leicht  verwendet  werden  kann, 
hat  sich  bis  jetzt  nicht  bewahrt  und  ist  vor  allem  auch  zu  I         Durch  die  bekannte  und  bewahrte  Hinrichtung  der  mit 

kostspielig.  komprimirtem  Gas  gefüllten  Ballons,  würden  alsdann  die  Fragen 

Nachdem  aber  Prof.  Hirtzel  in  seinen  Fettgas-Anlagen  sowohl  der  Heizung  als  der  Beleuchtung  von  Eisenbahnwagen 

vortrefflich  funktionirende  Neben  -  Apparate  für  Entwickelung  und  auch  von  einzeln  stehenden  kleinen  Etablissements  mit 

von  Wasserstoff  durch  Zersetzung  des  Wassers  erfunden  hat,  Leichtigkeit  lösbar  sein.  — 

welche  auf  einfachste  Weise  die  Kasten  des  erzeugten  Brenn-  Strafsburg,  Marz  1H7S.  M. 


Beiträge  zur  Berechnung  der  Eigengewichte  eiserner  Balkenbrücken. 

(FortMUung  «tut  ftrhhiw.) 

schon  eingeführten  Bezeichnungen  beibehalten.  Es  sei  noch 
erwähnt,  dass  die  Lichtweite  einer  Konstruktion  durch  1^,  die 
Trägerlänge  durch  I.,  bezeichnet  wurde  und  alle  Gewichte  sich  auf 
das  laufende  Meter  der  Stützweite,  in 


HI.  Aufstellung  von  Gleichungen  für  die  Kon- 
struktion g- Koeffizienten. 
Der  Konstruktions-Koeffizient  ist  für  kleine  Stützweiten  (bis 
20  ■»)  eine  Funktion  der  Stutzweite  und  der  Totalbelastung 
(voraus  gesetzt,  dass  alle  sonstigen  Faktoren  ungeäudert  bleiben), 
insofern  als  letztere  »ich  für  eine  und  dieselbe  Stützweite  Ändert, 
s.  B.  durch  Annahme  verschiedener  Fahrbetriebsmittel  bei  Bahnen, 
oder  verschiedener  Fahrbahn-Konstruktinnen  bei  Straßenbrücken 
mit  gleicher  Breite.  Bei  gröberen  Stützweiten  entfallt  innerhalb 
der  gewöhnlich  vorkommenden  Grenzen  der  Belastung  deren  Ein- 
fluss,  da  man  sich  eben  dann  den  lierccbneten  theoretischen  Quer- 
schnitten mehr  anpassen  kann  als  im  ersten  Falle,  wo  unter  gewiaae, 
praktisch  bedingte  Dimensionen  nicht  hinab  gegangen  werden  kann. 
Demnach  lasst  sich  allgemein  der  Konsu-u  ktionskoeftizieut  durch 
die  Gleichung  t  =  B  —  f  'y  —  Ul.  ausdrücken,  worin  H, ' ',  h  em- 
pirisch bestimmte  Konstanten  bedeuten.  Ist  L  >  dO«,  so  wird  V  =  0. 
Aus  zahlreichen,  hesonders  für  vorliegende  Arbeit  berechneten, 
und  in  den  Hauptcesultaten  in  den  weiter  nachfolgenden  Tabellen 
zusammen  gestellten  Beispielen  ergab  sich  durch  Vergletchung 
mit  den  entsprechenden  theoretischen  Gewichten  das  hier  mitge- 
theilte  System  von  Gleichungen.  Obwohl,  wie  bemerkt  sei,  diese 
für  Bahnbrücken  ermiuelt  wurden,  können  deren  Resultate  auch 
mit  hinreichender  Genauigkeit  für  Straßenbrücken  benutzt 
ie  dies  die  sit&teren  Beispiele 


1. 

II. 

tu. 

l_  _w.  

l,,.ki>»  »II»». 

Tender. 

lUdstüd* 

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173.IST  — 

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TSoo 

Sl'i.itlrt  — 
«Mut 

am**»** 

ISO— 
MHmDM*l 

Zu  bemerken  ist,  dass  bei  Aufstellung  der  nachstehenden  Tabelle 
stets  3  Lokomotiven,  und  wenn  auf  der  Stutz  weite  noch  Kaum 
vorhanden,  dieser  ganz  mit  beladenen  Lastwagen  besetzt  voraus- 
gesetzt worden  ist 


2n-3S. 


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A.  n.  B- 

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'  1.73— a,oo7«  V  l,«l- 

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4k\osM£  l,si-o,noi»X, 

«,l*IS»i.  l.43_n,ool»/, 
0,003»!,  I.14-O.0OI1I.L 


IrniK.KlIeil«'- 


C.  «I.  P. 

e.  r  n. 


«,T  — U.U0U4I 

Ii  +  Oju»  L 
I.«— o.uoou« 
o,  +  0,03  L 


'         I  " 


2,»»-n,oo72 L  I.W-O.WJMI,  I.M-n.oowii! 

2,14  -  0,0073/,  W-fl.OOJJt 


L{  l.is-o.« 


IV.  Berechnung  von  Gewichtstabellen  und  Beispielen. 

Die  Berechnung  von«  Gewichtstabellen  ist  zweckmässig  wnhl 
nur  für  eingleisige  Bahnbrücken  durchführbar,  da  bei  den  Strafsen- 
brOcken  sowohl  die  Breite  der  Fahrbahn  als  auch  deren  Kon- 
struktion eine  zu  verschiedene  ist,  um  eine  einheitliche  Rechnung 
zu  ermöglichen.  Es  kommen  zwar  bei  den  Bahnen  auch  ver- 
schiedene Verkehrsbelastungen  vor,  welche  sich  jedoch  l*kanntlieh 
in  folgende  3  grofse  Gruppen  theilen  lassen:  I)  Bahnen  im  Ge- 
birge, II)  im  Hügellande  und  III)  im  Flachlaade,  wozu  bei  kleineren 
Stützweiten  etwa  noch  IV)  eine  schmalspurige  Bahn  (1 '»)  in  Be- 
tracht käme.  Demgemäß  sind  auch  die  im  Nachstehenden  ge- 
gebenen Tabellen  unter  den  folgenden  speziellen  An- 
nahmen berechnet: 

1)  Die  Figengewichte  für  die  statische  Berechnung 
der  Beispiele,  welche  in  den  Tabellen  vereint  sind,  sind 

i  Tabelle  des  Verfassers 


L, 

1. 

II. 

III. 

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k, 

*.  J 

*. 

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MM 

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IV. 


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8 


10  | 


16 


18 


m 


12  U 

■  t,  =  4400  4300  ,  4000 1  8800   8660 ;  3600  |  3400  ,  3390 
Zur  Beleuchtung  der  Methode  einerseits,  als  zum  Behufc 
der  Brauchbarkeit  der  so  erhalteuen  Besultatp 


des  Nachweises 

andererseits,  mögen  die  nachstehend  eingeschalteten  Beispiele 
Platz  linden.  Fs  wurde  bei  denselben  immer  p  vnrlAntig 
aus  den  enuprechenden  Gewichtstobellen  annähernd  ermittelt, 

•  . 


während  ,  und  I  nur  i 


der  ersten,  schon  früher 


H»llrt»lln  nlwn 
II        I  III 


Ii 


9>+9i  9\  9>+!h  9*  \9i+9t  9»  jr,  tfl,  Oj  g,  ^o,  o,  g,  J-g,  g,  o,  fj,  o,  g,  +3,  y, 


2)  Ebenso  sind  die  Verkehrsbclaatungen  für  die 
oben  bezeichneten  Kategorien  von  Bahnen  den  Normen 
der  königl.  ung.  Staatsbahiieu,  welche  im  übrigen 
mittleren  Verhältnissen  entsprechen,  als  gleichförmig 
vertheilt  bestimmt  und  in  der  weiterhin  folgenden  Tabelle 
zusammen  gestellt  worden. 

3)  Bezüglich  der  Detailanordnung  der  Konstruktion, 
namentlich  der  Nebentheile,  wurden  die  üblichen  Typen, 
wie  sie  z.  B.  Laiaslc  und  Schübler  angeben,  angenommen; 
nur  sei  bemerkt,  dass  lediglich  bei  den  Vollwand-Tragern 
kleinerer  Stützweite  die  Querschwellen  als  unmittelbar 
auf  den  Haupttragern  liegend  gedacht  worden  sind,  sonst 

überall  Quer-  und  I«iingxträger  vorausgesetzt  sind. 
Zur  Vereinfachung  der  Tabellen  wurden  die  Brücken- 
!  41!»  gebrauchten  Buchstaben, 
angeführten  romi- 
die  Gewichte  die 


.-. 

444 

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431 

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No.  8fi. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


439 


wurden,  wenn  in  dem  als  Quelle  Itenutxten  Beispiele  -  dessen 
genaues  Eigengewicht  zum  Vergleich  mit  den  Rechiiuiigs-Resultaten 
dienen  sollte  —  diese  Angabe  fehlte. 

A.  I'aralleltrltger-Brncke  mit  Vollwand  (Bau  und 
Bestand  der  östr.  Nordwestbahn.    Wiener  Weltaosstellune  1873). 


Es  ist  /<  =  -''-y1*-  =12,8«»;  »=10;  S=800"m:;  a\  =  506OVk-; 

k,  =  630<)k«  (nach  Tab.  Seite  .  .  .);  j>  ^  671  +  143  +  446  = 
1160k«;  die  Fahrbahn  liegt  oben.  Somit  ist  g,  =0,0039.0210.6,4 
=  166  gt  =r  0.0012  .  "460  .  6,4  =  68  ki;  ferner  I,  =a  6,5  — 
0,0002«  .  6210  0,15  .  12.8  .=  2,99.  Eben  so  findet  sich  t,  -  6,7 
0)00041  .  7460  +  0,03  .  12,8  -  3,90;   daher  g,  +  9,  +  9*  = 

(463  +  230t  y  -f  143  =  749  U,  während  nach  der  QueUe  g,  +  g,  + 


9>  — 


10093 
12,8 


=  788     ist   Demnach  betragt  die  Differenz  6%. 


B.   Paralleltrager-Brückc   mit   Gitterwerk  (Plan- 
ung der  nng.  Kaschau  -  Oderberger  Bahn  von  11.  Wagner 

1871).  Es  ist  /.  =  15^.±iM  =  17,2, »;  *  =  8;  .<?=700'*; 

tI=*,  =  68»k«;  />  =  687  +  282  +  441  =  1410       die  Fahr- 
tiahu  ließt  oben.    Somit  ist  g,  =  0,0039 .  7230  .  8,6  =  265  und 
g,  =--  (0.0013  .  1410  +  0,0017  .  5820)  8,6  =  107  *;  ferner  I,  =  6,5 
0,00020  .  7220  —  0,15  .  17,2  —  2,07;   t.  —  1,8     0,00008  .  7260 

+  0,03  . 17,2  =  1,76;  demnach  g,  +  g.,  +  g,  —  528 .  lQ  +  187  + 

282  ae  891  k«.  In  der  Quelle  ist  der  entsprechende  Werth  auf 
die  Trägerliinge  bezogen,  somit  muss  zum  richtigen  Vergleich 

0i  +y»  +  .V«=  {~  2  =  843  kn  gerechnet  werden,  was  bis 
auf  \%  mit  obigem  Wcrthc 


ii  in     i  i 

äh  gt+m\  g>  |ji+s4|  Sa  ]g,+g*  jb 


ii  in 

+     g,  gi>9i  <J> 


C.  PuüUltri«i-r-Hr«<'l(»  mit  Zug-  nnd  »nvkvtrc4.ni. 


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C.  Paralleltritger-Brücke  mit  Zug-  und  Druck- 
st reben  (Donaubrficke  bei  Zwiefaltendorf.  Kli 


ausgeführter  Eis 


Neue  Folge  1874). 


Es  ist  /.  =  li>i!±lM5      45,3  «;  „  —  io,6;  .V  =  675 

fr,  _  k,  -  4300  k.-;  p  =  1228  +  490  +  442  =  2160  *«;  die  Fahr- 
Somit  ist  g,  -  0,0039  .  6460  .  22,65  =  689  k*; 


g,  =  (0,0012  .  2160  +  0,0016 .  43<Hi)  22,65  =  214  kB ■  weiter  r,  s  1,66 
—  0,0035  .  45,3  -  1,60;  I,  -  1,92     0,0024  .  45,3  —  l,isl ;  demnach 

g,  +  9,  =  (884  -  J''J5  +  3S7)  (7.*'  =  1373  k*.    1„  der  Quelle  ist 


für  diesen  Werth  g,  +  (/,  = 


69650 
45.3 


=  1636  k«  am:  .  somit 


erreicht  auch  hier  die  Differenz  kaum  lOHj. 

C,)  Koutin.  l'aralleltrüger  •  Brücke  mit  Zug-  und 
Druckstreben.  (Tbava- Viadukt  bei  Znaim,  oster. Nordwestliahn.) 
Von  den  4  Oeffnungen  ist /.„l  50  <•',  /,„''  =  /J"  —  60»; 

im  ersteren  Falle  »  =  10,  im  »weiten  »  =  12;  8—780*9; 
t,  '  4450  k«,  t,  —  ö4'.H)  k*  (nach  der  früher  gwgi'heneu  Tabelle),  die 
Fahrbahn  liegt  oben.  Zur  Umrechnung  der  Gewichte  der  Tabellen 
für  kout  Trtger  diene  nachstehende  Tabelle  wo  dann  (g, '  +  g,')  =  a 

Lo  —  10»  20»  30»  40»  50» 

a  sb        0,964  0,945  0,936  0,917  0,89S 

In  =  60»  70»  80»  90  ■  100» 

*  =        0,880         0,863  0,845         0,828  0,810 

Somit  für  50  »..../>  =  1369  .  0,898  +  514  +  447  =  2190  k« 
und  für  60  »....»=  143S  .  0,880  +  521  {  449  =  2230  K 
somit  vorhUifig  ohne  Rücksicht  auf  die  Kontinuität  und  die  in 
jedem  Knotenpunkt  befindlichen  Vertikalen  wird  für  50™: 
—  0,0039  .  6640 .  26  —  046  g,  =  (0,0012  .  2194)  r  0,0016  . 
6430)  25  =  283  kS;  die  Vertikalen  g,"  --  ' ,  —  189  M  somit  </,'  + 
7,"  -  472  k«  fQr  ,;0.n:  =  0,0039.6530.30  =  762  k*;  y,'  _ 
(0,0012  .  2230  +  0,0010  .  5430)  30  as  341  Mt;  ebenso  wie  oben 
g,"  =  '  =  123  U;  demnach  +  </,"  ^  668  *u.  Für  50  ™  ist 
t,  =  1,66  -  0.0035  .  50  -  1,46;  f,  =  1,92  -  0,0024  .  50  =  1,80; 
für  60  >  ist  /,  —  1,66  -  0,0035  .  60  =  1,45;  I,  =  1,92  -  0,0024  . 


60  = 


700 


:  1,78.  Für  50  »  ist  ?1  +  g%  =  (956  +  850)  ^ 


60»  !  jp,  +«7,  =  (1091  +  9011)  = 


auf  die  Kontinuität  wi 


1685»;  für 
kfj  mit  Rücksicht 


für 


•  {H|  ss  9148      demnach  im  Mittel 


0,  =  1513  •»«,  für  60» 
9 1  +  Ji  +  5i  —  1625  + 


518  =  2143  k«.  Xach  der  genauen  Gewichtaberechnung  ergiebt 
sich  g,  +  s-,  +  yn  =  2303      somit  eine  kaum  8%igc  Differenz. 


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Die  Architektur  auf  der  diesjährigen  Ausstellung  der  Akademie  der  Künste  zu  Berlin. 

(fWiloM  M»  So.  77.) 


Trotz  ihres  an  sich  nur  kleinen  Umfangs  gewahrt  die  dies- 
malige Ausstellung  von  Entwürfen  der  Berliner  Architekten  für 
den  Kundigen  doch  insofern  ein  ganz  eigenartiges  Interesse,  als 
sich  in  ihr  aufs  vollkommenst«  die  grofse  Mannichfaltigkeit  der 
zur  Zeit  in  der  deutschen  Hauptstadt  vertretenen  architektonischen 
Bestrebungen  spiegelt.  Wer  es  nicht  schon  wusste,  dass  eine  ein- 
heitliche Berliner  Schule  wenigstens  in  dem  Sinne,  den  dieser 
Bejrriff  \or  20  Jahren  bezeichnete  —  nicht  mehr  besteht:  vor 
dieser  Ausstellung  würde  es  ihm  klar  werden.  Er  würde  vor 
allem  sich  überzeugen  können,  dass  jene  Einheit  zum  geringeren 
Tbeile  durch  die  auf  fremdem  Boden  entwickelten,  nach  Berlin 
übergesiedelten  Kräfte  gesprengt  worden  ist,  sondern  dass  die  ein- 
heimischen, aus  der  Bau -Akademie  hervor  gegangeneu  Künstler 
es  sind,  welche  —  auf  selbststandigen  Wegen  fort  schreitend  — 
diesen  Wandel  bewirkt  halten. 

Am  wenigsten  ist  ein  solcher  wohl  an  den  Entwürfen  amt- 
lichen Ursprungs  zu  merken,  welche  das  preufsische  Ministe- 
rium für  Handel  etc.  —  dem  Uesuch  des  Architektenvercins 
entsprechend  —  zum  ersten  Male  zu  der  Kunstausstellung  hei- 
gesteuert hat.  Es  sind  2  dem  (iebiete  der  Justizverwaltung  an- 
gehörige,  zur  Zeit  in  Ausführung  begriffene  Neubauten  —  die 
Üeschaftsgebaude  und  Gefängnisse  für  die  Untcr- 
suchungs-Abtheilung  des  Berliner  Stadtgerichts  in 
Moabit  und  das  Gerichtsgebäude  für  Erfurt  -  deren  Ent- 
würfe hier  vorliegen.  Wer  die  Bedingungen  kennt,  unter  denen 
derartige  Werke  entstehen,  weifs,  dass  bei  ihnen  für  eigentliche 
Kunstleistungen  leider  nur  geringer  Spielraum  gegeben  ist,  und 
wird  seine  Kritik  hiernach  einschränken.  —  Der  Eindruck  des 
umfangreichen  Moabiter  Etablissements,  das  den  bekannten  Hund- 


flach 


Stil  mit  Konsolgesims  zeigt  und  in 

ils  mit  Ziegelrohbau-Flächen 


Kom- 


führung  gelangt,  könnte  ein  weitaus  günstigerer  sein,  wenn  der 
Unterbau  starker  betont  worden  wäre;  namentlich  die  mit  2 
Thürmen  geschmückte  Eingan»rsfront  an  der  stumpfen  Ecke  des 
Grundstücks  erscheint  in  Folge  dessen  etwas  schwächlich.  —  Der 
Erfurter  Bau,  der  in  Werkstein  hergestellt  wird, 
llaupteffekt  in  einer  Giebel-Dekoration  spätgothischen 
die  leider  als  organisch  nicht  gerühmt  werden  kann. 

In  ausgezeichneter  Weise  ist  die  spezifisch  hellenische, 
Schinkel-Britticker'sche  Richtung  der  Berliner  Schule,  das  sogen. 
.Tektonenthum",  durch  ein  gTofses  Modell  der  Facade  des  Ber- 
liner Gewerbe-Museums  von  Gropius  A  Schmieden  und  mehre 
Entwürfe  Jacobsthafs  vertreten  -  zugleich  erfreuliche  Beispiele 
für  das  mehr  und  mehr  in  Aufnahme  kommende  Verfahren,  dass 
Entwurf  und  Ausführung  hervor  ragender  Monumentalbauten  des 
Staates  dem  laufenden  Geschäftsgänge  der  Lokal -Baubeamten 
entzogen  und  durch  freien  Auftrag  an  geeignete  künstlerische 
Kräfte  vergeben  werden. 

Jenes  Modell  des  Gewerbe -Museums,  von  den  Bildhauern 
Zeyer  &  Drechsler  hergestellt,  bringt  nicht  nur  die  plastische, 
sondern  auch  die  von  den  Architekten  beabsichtigte  farbige 
Wirkung  des  edlen  Baues  zur  Erscheinung,  in  welcher  Goldmosaik 
zu  den  Tönen  des  Sandstein-  und  Ziegel  -  Materials  sich  gesellt; 
es  giebt  uns  die  erfreuliche  Gewissheit,  dass  die  Mouumental- 
Architektur  Berlins  in  dem  Werke  eine  Bereicherung  ersten  Ranges 
erfahren  wird.  Jacobsthal's  Entwürfe,  die  im  Auftrage  der 
General-Direktion  der  Elsass-Lothringischen  Eisenbahnen  entstanden 
sind  und  durch  diese  zur  Ausführung  gelangen,  betreffen  die 
Bahnhofs-Empfangsgebäude  für  die  beiden  Hauptstädte  des 
Reichslandes,  Metz  und  Strafsburg.  Der  Bsu  in  Metz, 
welcher  z.  Z.  bereite  vollendet  und  in  Betrieb  genommen  ist, 
ine  Kopfstation,  deren  Doppelhalle  auch  in  i 


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440 


2fi.  Oktober  1878 


:  ist.  I >ie  etwas  schwer  in  der  Farhe  gerathene 
Perspektive  des  Aeusaercn  giebt  auscheinend  kein  ganz  richtiges 
Bild  von  der  wirklichen  Erscheinung  dessellien,  die  in  ihrem 
schlichten,  massigen  C  harakter  wühl  der  Festung* -Architektur 
seiner  unmittelbaren  Umgebungen  angepasst  ist.  Desto  anmuthiger 
wirkt  die  innere  Ansicht  der  Halle,  deren  in  sehr  gefalligen  Ver- 
hältnissen durchgeführte  architektonische  Gestaltung  zugleich  eines 
der  glücklichsten  Beispiele  für  die  künstlerische  Durchbildung 
einer  solchen  Eisen- Konstruktion  ist,  die  wir  bisher  gesehen 
hatten.  Die  als  Kastenträger  angeordneten,  durch  Querträger 
verbundenen  sichelförmigen  Binder  endigen  nämlich  in  einer 
mächtigen  Voute  aus  Metall,  die  sie  zu  einer  Einheit  zusammen 
fasst  und  das  ganze  Dachwerk  in  seiner  künstlerischen  Erscheinung 
als  einen  in  sich  geschlossenen  ltahtnen  erscheinen  lässt  —  an- 
nähernd dasselbe,  was  Hr.  Lipsius  kürzlich  für  eine  derartige 
Deckenbildung  gefordert  hat.  —  Weniger  befriedigt  hat  uns  der 
Entwurf  für  die  Facadc  des  neuen  Strafsburg  er  Bahnhof- 
Gebäudes,  das  einer  Durchgangsstation  angehört  und  daher 
einen  lang  gestreckten  Bauknrpcr  mit  daran  geschlossenen  Hallen 
steigt,  die  schwierige  Aufgabe  einer  harmonischen  Verknüpfung 
des  eingeschossigen  Mittelrisalits  mit  seinen  grofsen,  flachbogigen 
Oeffnungen  und  der  3geschossigen  Seitentheile  ist  wohl  noch  nicht 
ganz  gelöst.  Bemerkenswert)!  sind  einige  Versuche,  das  Schema 
der  im  griechischen  Baustil  gegebenen  Motive  zu  bereichere; 
neben  den  palmettenbekrönten  Strebepfeilern,  die  bei  einem  Jacobs- 
tlufschen  Monumentalbau  unvermeidlich  erscheinen,  finden  wir 
hier  ein  „burgundisches  Hauptgesims*  angewandt.  —  Einem  völlig 
anderen  Gebiete  gehört  der  von  J.  in  den  Formen  märkischer 
Spatgothik  ausgeführte  Im  bau  des  Kirchthurms  in  Mitten- 
walde an;  leider  fehlt  eine  Skizze  des  früheren  Zustande*,  so 
data  man  nicht  weifa,  in  wie  weit  die  im  Verhältniss  zu  der  sehr 
einfachen  Kirche  etwas  reichen  und  nicht 
Motive  des  an  sich  gefalligen  und  künstlerisch  emj 
Werks  gegeben  waren. 

Derselben  Richtung,  welcher  die  genannten  Künstler  ange- 
hören, dürfen  wir  wohl  noch  den  von  H.  Zill  er  gelegentlich 
einer  Monatskonkurrenz  des  Berliner  Architektenvereins  an- 
gefertigten und  seiner  Zeit  L  d.  Bl.  besprochenen  Entwurf  zu  einer 
Festdekoration  für  die  Bühne  des  kgl.  Opernhauses 
zurechnen. 

Die  ältere  Berliner  Renaissance  Hitzig'scher  Richtung  wird 
durch  mehre  Entwürfe  von  Hennicke  &  v.  d.  Hude  vertreten, 
unter  denen  derjenige  zu  dem  neuen  grolsen  Eisenbahuhötel 
neben  dem  Bahnhof  Friedrichstrasse  der  Berliucr 
Stadtbahn  die  Aufmerksamkeit  des  Publikums  besonders  lebhaft 
erregt.  Die  mächtige  Anlage,  durch  welche  der  \ou  denselben 
Architekten  erbaute  „Kaiserhof  noch  überboten  werden  soll,  bietet 
neben  ihrer  rein  praktischen  Seite  auch  des  künstlerisch  Inte- 
ressanten genug  —  im  Inneren,  das  vorläufig  noch  etwas  skizzen- 
haft behandelt  erscheint,  einen  Cour  d'honneur,  einen  grofsen,  im 
Zusammenhang«  mi 
und  ein  Theater  - 
hingen  ist,  trotz  de 
nissmäfsig  kleinen 
tale  Wirkung  zu  erzielen:  leider  werden  die  Standpunkte  fehlen, 
ipäter  auch  thata  ichlich  geniessen  zu  können.  —  Die 
&  v.  d.  Hude  gelieferten,  nicht  zur  Ausführung  ge- 
Markthallen-Entwürfe  für  Wien  und  Berlin  ge- 
hören zu  so  geringem  Theil  in  das  eigentliche  Kunstgebiet,  das? 
es  hier  wohl  genügt,  des  auch  bei  ihnen  ersichtlichen  Strebens 
nach  einer  möglichst  monumentalen  Erscheinung  zu  gedenken. 
Bei  den  Markthallen  für  Wien  diente  als  ein  wesentliches  Mittel 
hierzu  die  Umschlieftung  der  Halle  durch  eine  iiuftere,  in  Massiv- 
bau projektirte  Zone  von  Läden.  — 

Auf  derselben  Grundlage  entsprossen,  wenn  auch  nicht  gleicher 
Weise  akademisch  geschult  nnd  daher  leicht  in's  Phantastische 
und  Wilde  abschweifend,  ist  die  künstlerische  Thätigkeit  einiger 
jüngeren,  aus  Berliner  Ateliers  hervor  gegangener  Architekten, 
unter  denen  Oscar  Titz  sowie  Friebus  A  Lange  diesmal  mit 
einigen  interessanten  Entwürfen  an  der  Ausstellung  bcthciligt 
sind.  Neben  einer  Darstellung  der  an  die  Villa  Markwald  (von 
v.  d.  Hude  &  Hennicke)  erinnernden  Villa  Barheine  iut'har- 
lottenburg  hat  Titz  \l  Konkurrenz-Entwürfe  —  für  das  Museum 
in  Linz,  sowie  für  die  Synagoge  in  Münster  ausgestellt, 
beide  durch  Originalität  der  Verhältnisse  bemerkenswert!!.  Der 
erste  ist  ein  nach  kleinem  Maafsstab  detaillirtcr  wirkungsvoller 
Renaissancebau;  der  zweite,  auf  Billigkeit  der  Ausführung  und 


Wintergarten 
Architektur,  bei  der  es  ge- 
verbält- 


HnUhau  im  Inneren  berechnet,  zeigt  im 
eine  Verschmelzung  byzantinischarabischer  Motive.  —  Friebus 
&  Lange  hab-n  iu  3  Aquarellen  einige  von  ihnen  ausgeführte 
innere  Dekorationen  zur  Schau  gestellt,  unter  denen  eine  in  Holz- 
architektur ausgeführte  Kegelhalle  und  ein  Speisesaal,  beide 
in  reicher  farbiger  Wirkung,  wohlgelungen  erscheinen.  Leber  die  den 
vorgenannten  nicht  ebe  hurtigen,  über  das  „Landesübliche"  nicht 
hinaus  gehenden  Entwürfe  der  Hrn.  Triesethau  &  Sch  &  f  e  r 
und  Traugott  Krahn  dürfte  mit  dieser  flüchtigen  Erwähnung 
genug  gesagt  sein.  — 

Die  an  die  klassischen  Vorbilder  Italiens  sich  anlehnende 
Version  der  modernen  Renaissance  führen  2  Entwürfe  vor,  die 
derselben  Aufgabe,  einer  Kunstballe  für  Düsseldorf,  ge 
widmet  sind.    Der  eine  derselben,  von  ('.  Schnitzler,  eine  in 
sehr  gefälliger,  wenn  auch  nicht  eben  origineller  Architektur 
durchgeführte  Anlage  nach  dem  Motive  der  Münchener  alten 
Pinakothek  bezw.  der  neuen  Kasseler  Gemäldegallcrie ,  gebort 
einer  vor  noch  nicht  langer  Zeit  entschiedenen  Konkurrenz  an, 
in  welcher  (iiese  Jt  Weidner  in  Dresden  den  Preis  errungen  haben. 
Der  andere  ist  früher  von  Raschdorff  für  eine  andere  Baustelle, 
im  Anschluss  nnd  mit  Benutzung  des  abgebrannten  Schinkel'schcn 
Ständehauses  entworfen  worden,    l'nzweifelbaft  ist  derselbe  die 
bedeutendste  künstlerische  Leistung  auf  der  gesammten  dies- 
jährigen Architektur- Ausstellung.    Die  Gcsammt -Verhaltnisse  des 
Baues,  dessen  fensterlose,  aber  organisch  gegliederte  Flächen 
durch  das  Motiv  einer  grofsen  Vorhallen -Nische  wirksam  unter- 
der  Detail-Maaftstab  desselhen,  die  Anwendung 
und  malerischen  Schmuckes,  endüch  die  Verbindung 
Gebäudes  mit  seiner  I  mgebung  durch  Terrassen-Anlagen  etc. 
alles  ist  in  nahezu  vollendeter  Weise  geglückt  uud  lässt  es 
lebhaft  bedauern,  dass  dieses  Werk  des  Meisters,  das  uns  hoch 
über  vielen  seiner  jüngsten  Monumentalbauten  in  i" 
sance  zu  stehen  scheint,  nicht  für  die 
worden  ist  — 

Die  letztere,  vorläufig  noch  im  Vordergrund  des  Tages- 
geschmacks stehende  stilisrhe  Richtung  wird  durch  einen  Entwurf 
für  das  Wobn-  und  Geschäftshaus  der  Lebensversicbe- 
rungs-Gescllschaft  Germania,  das  z.  Z.  an  der  Ecke  der 
Friedrich-  und  Französischen  -  Str.  zu  Berlin  von  Kayser  & 
v.  Grofzheim  ausgeführt  wird,  glanzvoll  repräsentirt  Die  in 
Nesseiberger  Sandstein  mit  theilweiser  Verwendung  von  polirtcm 
schwedischen  Granit  entworfene  Architektur,  die  bei  dem  Zweck 
des  Hauses  natürlich  auf  Effekt  Im  rechnet  werden  mittäte  und  in 
dieser  Hinsicht  auch  wohl  die  erste  Stelle  unter  den  Häusern  der 
Friedricb-Strafse  einnehmen  wird,  zeichnet  sich  —  wie  fast  alle 
Arbeiten  der  hoch  begabten  Künstler  —  nicht  nur  durch  schone 
Verhältnisse  aus,  sondern  entbehrt  auch  —  innerhalb  des  Rah- 
mens der  gewählten  Architektur  —  keineswegs  jenes  künstleri- 
schen Maafseg,  das  der  Berliner  Schule 


sten  Leistungen  eigen  zu  sein  pflegt. 

Zu  diesem  an  sich  schon  bunt  und 
Bilde  weit 


•Btrcl 

treten  endlich  noch  mehre  Entwürfe  mittelalterlichen  Stils 
in  streng  geh 

Konkurrenz  -  Entwurf  Licht's  für  die  St.  Petri-Kirche  in 
Leipzig,  sowie  einige  gothische  Entwürfe  O  tz  e  n '  s.  letztere  ein 
Konkurrenz  -  Entwurf  für  das  Rathhaus  in  Essen  in  früh- 
gothischem  Sandsteinbau  nnd  die  in  Ausführung  begriffenen  Ent- 
würfe für  den  Neubau  des  Nicolai-Kirchihurms  und  die 
Restanration  der  Marien-Kirche  in  Flensburg  in  nor- 
dischem Backsteinbau  —  originelle  in  strenger  Formenschönheit 
und  sympathischen  Verhältnissen  durchgeführte  Werke  dieses 
Künstlers,  dessen  hoher  Begabung  und  rastloser  Anstrengung  es 
anscheinend  gelingen  wird,  das  früher  für  unmöglich  Gehaltene 
zu  vollbringen  und  der  echten  Golhik  eine  Stätte  in  der  deutschen 
Hauptstadt  zu  erobern.  —  — 

Unsere  Besprechung  der  auf  der  Kunstausstellung  vorhan- 
denen Entwürfe  ist  bienuit  zu  Ende.  Derselben  allgemeine  Be- 
trachtungen anzuhängen,  liegt  keine  Veranlassung  vor,  nachdem 
dies  im  vorigen  Jahre  erst  geschehen  ist.  So  bleibt  uns  nur  der 
Wunsch  übrig,  dass  die  Fachgenossen,  deren  opferwilliger  Arbeit 
wir  es  zu  danken  haben,  dass  auch  dieser  zweite  Versuch  einer 
solchen,  für  das  grofte  Publikum  bestimmten  architektonischen 
Ausstellung  geglückt  ist,  in  ihrem  Bemühen  nicht  nachlassen  und 
dass  ihnen  auch  für  die  Zukunft  zum  mindesten  ein  gleicher, 
hoffentlich  aber  ein  noch  froherer  Erfolg  zu  Theil  werde. 

-  F.  — 


Ingeniour  -Verein  zu 
Exkursion  nach  Harburg  am  10.  September  1878. 
Mittels  Extrazuges  begab  sich  am  Nachmittage  um  3  I  hr 
die  aus  4!)  Personen  bestehende  Exkurstous  -  Gesellschaft  nach 
Harburg,  wo  sie  an  der  hannoverschen  Seite  der  südlichen  Klb- 
hrttcke  von  den  Mitgliedern  des  Harburger  Techniker  •  Vereins 
gastlich  empfangen  wurde.  Nach  einem  Blick  von  dem  zinnen- 
gekrönten l.nhse'sehen  Brucken-Portale  auf  die  Elbgegcnd  wurde 
zunächst  die  Imprftgnir- Anstalt  der  Köln- Mindener  Eisenbahn- 
tieseilschaft und  dann  die  im  Bau  begriffene  grofse  Seeschiffs- 
Schleuso  besichtigt  Auf  eine  Beschreibung  dieses  interessanten 
■  Stelle  verzichtet  werden,  da  " 


Thellnebmer  an  der  Exkursion  für  dei 

ausreichende  Notizen  gesammelt  bat.  Wer  kann  es  den  Fröhlichen 
,  verargen,  dass  sie  lieber  der  Einladung  der  Harbnrger  Kollegen 
zu  einem  Pcllkartoffel-Scbmause  im  Rathskeller  folgten,  als  dass 
sie  im  triefenden  Hegen  in  der  Baugrube  auf  durebnässtem  Papier 
skizzirten  und  notirten?  — 

Versammlung  am  4.  Oktober  1878.  Vorsitzender:  Hr. 
Haller,  zeitweise:  Hr.  Ahrens;  Schriftfühn-r :  Hr.  Bargum. 
Anwesend  fi4  Mitglieder. 

Der  Vorsitzende  eröffnet  die  erste  Versammlung  nach  der 
Sommerpause  mit  einer  Begrflftung,  in  welcher  er  leider  den  Tod 
von  4  Mitgliedern  zu  beklagen  hat    Gestorben  sind  seit  der 

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No.  86. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


441 


letrten  Versammlung  die  Hm.  Ehbets,  A.  L.  J.  Meier,  Krumb- 
liaar  und  Reicbard(  sen.  Ibr  Andenken  wird  in  der  ablieben 
Weise  durch  Krheben  von  den  Sitzen  geehrt. 

Ad  die  unter  den  Eingängen  befindliche  Aufforderung  zur 
der  im  nächsten  Frühjahr  geplanten  Aufteilung 
en  und  architektonischen  Aufnahmen  iu  Berlin 


Heschickung  der 
vou  Reise -Skizzen 


Bitte,  es  durch  eine  rege  Bethel] 

Namen«  der  1'ublikation»  -  Kommission  erstattet  Hr.  Hall  er 
Bericht  Ober  das  nunmehr  abgeschlossene  rnternehmen  der  Ver- 
öffentlichung von  „Hamburgs  Privatbauten".  Auf  spinen 
Antrag  beschließt  der  Verein,  von  den  demselben  vom  Verleger 
zu  liefernden  Freiexemplaren  eines  dem  Hamburger  Senate  und 
ein  zweites  dem  Berliner  Architekten- Verein,  dem  letzteren  als 
Gegengabe  für  da«  Werk  „Berlin  und  «eine  Bauten",  zu  schenken. 

Hr.  Bargum  berichtet  danit  über  die  Dresdner  Versamm- 
lung. Er  verhehlt  nicht,  das«  dag  Interesse  am  Verbände,  wel- 
ches bisher  ein  sehr  reges  in  den  Vereinen  gewesen  sei.  zu  er- 
lahmen anfange,  und  fahrt  als  charakteristische  Belege  für  diese 
leider  nicht  zu  lüngnende  Thatsache  u.  a.  an,  da.ss  der  Berliner 
Verein  in  der  Delegirten- Versammlung  nur  durch  die  Hälfte  der 
ihm  statutenmäßig  zustehenden  Stimmenzabi  vertreten  gewesen 
ist  und  das«  der  derzeitige  Vorsitzende  des  Verbands- Vorstandes 
es  nicht  für  nöthig  erachtet  hat,  in  der  Abgeordneten- Versamm- 
lung zu  erscheinen,  an  deren  Arbeiten  theilzunehmen  »der  wenig- 
sten« die  auswärtigen  Delegirten  zu  begrOfsen,  so  das«  er  diesen 
bis  zur  Hauptversammlung  völlig  unbekannt  geblieben  ist.  Der 
Kedner  bezeichnet  es  angesichts  dieser  Zustande  als  besonders 
erfreulich,  dass  durch  die  Wahl  des  Vereins  für  Niederrhein  und 
Westfalen  zum  Vorort  ein  Mann  an  die  Spitze  des  Verbandes 
gestellt  worden  sei,  der  zu  den  Gründern  desselben  gebore  und 
der  seither  den  lebhaftesten  Antheil  au  dessen  Gedeihen  geuotn- 
meu  habe.  Für  die  dem  Hamburger  Verein  besonders  über- 
tragenen Arbeiten:  Statistik  des  Bauwesens,  Stellung  technischer 
Sachverständiger  und  Druckhöhen-Verlust  in  Röhren  betreffend, 
werden  die  bestehenden  Kommissionen,  nämlich  ad  1 :  die  Hrn. 
Haller,  Kaemp,  Schaffer,  Zimmermann  und  Bargum;  ad  2;  die 
Hrn.  Ahrens,  Kaemp  und  Bargum;  ad  3:  die  Hrn.  Kaemp  und 
Iben,  das  Erforderliche  zu  veranlassen  haben.  Für  die  Bearbei- 
tung der  neuen  Fragen,  in  die  der  Verein  ohne  Ausnahme  eintreten 
will,  sollen  in  nächster  Sitzung  Kommissionen  gewählt  werden. 

Ein  Antrag  des  Hrn.  Breckelbaum  auf  dekorative  Aus- 
stattung der  Sitzungsräume,  welche  wahrend  des  Sommers  durch 
Brand  zerstört  worden  sind,  wird  dem  Vorstande  zur  Verhand- 
lung mit  dem  Eigner  des  Gebäudes,  der  Patriotischen  Gesellschaft, 
aberwiesen. 

Auf  Anregung  des  Hrn.  Haller  wird  beschlossen,  die  nächste 
Versammlung  in  den  so  eben  fertig  gestellten  oberen  Baumen  der 
<  oneordia  abzuhalten  und  damit  eine  Ausstellung  „aus  den  Map- 
«n  der  Vereinainitglicder"  zu  verbinden.    Aufgenommen  in  den 
erein  sind  die  Hrn.  Andreseu  und  Lembach.  Bm. 


Fl 


Architekten-Verein  zu  Berlin.  Versammlung  am  21.  Ok- 
tober 1878;  Vorsitz.  Hr.  Möller;  anw.  342  Mitgl.  u.  19  Gaste. 

Der  Ilr.  Vorsitzende  eröffnete  die  Sitzung,  indem  er  die 
fremden  Fachgenossen ,  sowie  die  auswärtigen  Mitglieder  des 
Verein«,  die  der  Einladung  des  letzteren  entsprechend  zur  Theil- 
nahme  an  der  heutigen  Sitzung  «ich  eingefunden  haben,  herzlich 
willkommen  heißt 

An  Eingängen  liegen  vor:  1)  Die  vom  Arch.-  u.  Ing.- Verein 
zu  Hamburg  veranstaltete  Publikation:  »Hamburg'«  Privat- 
bauten", als  Geschenk  des  Verein«  und  speziell  al»  Gegengabe 
für  „Berlin  und  «eine  Bauten".  2)  Ein  Schreiben  des  „Vereins 
Berliner  Kunstler",  da«  die  Einladung  za  den  diesseitigen  Ver- 
für  den  21.-  23.  Oktober  annimmt  und  den  Verein 
mit  seinen  Gasten  fOr  den  Abend  des  22.  Oktober  auch 
an  einer  geselligen  Vereinigung  im  Lokale  des  Künstlervereins 
theil  zu  nehmen.  3)  Ein  Anschreiben  de«  Gewerhe-Verein«  zu 
<  öln  mit  einer  an  den  Hrn.  Handelaminister  gerichteten,  die  Reor- 
ganisation der  Gewerbeschulen  betreffenden  Petition. 

Für  die  am  15.  Oktober  fällige  Konkurrenz  um  die  archi- 
tektonische Gestaltung  der  Stadtbahn-Haltestelle  „Börse"  sind 
6  Entwürfe  auf  21  Blatt  Zeichnungen  eingeliefert  worden. 

Hr.  Winkler  liefert  darauf  in  einem  von  Tafelskizzen  be- 
gleiteten Vortrage  eine  summarisch  gehaltene  Beschreibung  des 
JialUm  captij  auf  der  gegenwärtigen  Pariser  Weltausstellung, 
welcher  er  einige  Angaben  über  die  Persönlichkeit  des  Erfinders, 
Hrn.  Giffard,  vorau«  schickt  Henry  Giffard  wurde  i.ii  Jahre 
1825  in  Paris  geboren  und  von  seinem  17.  Lebensjahre  an  in 
dem  Büreau  der  Werkstatten  der  Eisenbahn  Paris -St.  Germain 
für  nur  kurze  Dauer  beschäftigt.  Bis  zu  einem  gewissen  Grade 
Autodidakt  warf  Giffard  sich  im  Alter  von  19  Jahren  auf  aero- 
nautische Studien  und  machte  im  Jahre  1852  einen  ersten 
Versuch  mit  einem  sogen.  Schrauben  -  Luftdainpfer, 
indes«,  wie  so  manche  andere,  die  auf  dem  Gebiet«;  der 


iffahrt  unternommen  worden  sind,  nicht  glück- 
lich war.  Den  Ruf,  den  Giffard  sich  erworben  hat,  verdankt  der- 
selbe insbesondere  der  Erfindung  de«  bekannteu  „Injektor«", 
außerdem  erzielte  er  Erfolge  in  der  Konstruktion  von  Dampf- 
maschinen und  —  auf  einem  völlig  anderen  Gebiete  in  der 
gelungenen  Herstellung  eines  ehemisch  reinen  Wasserstoff-Gases. 
Von  1897  an  Iwschattigte  Giffard  die  Konstruktion  des  Ballon 
captij  (Haft-Ballon)  und  in  diesem  Jahre  der  2. 


«tellung  wurde  zum  ersten  Mal  ein  solcher  Ballon  fertig  gestellt, 
der  bei  Soooo.m  Fassungsraum  12  Personen  250  •  •  hoch  in  die 
Lüfte  erhob  und  der  auch  wahrend  de»  nächsten  Jahn!«  1868 
im  Betriebe  erhalten  wurde.  Dieser  selbe  Ballon  war  e«,  der  in 
der  Zeit  de«  deutsch-französischen  Krieges  während  einer  neuen 
Füllung  infolge  heftigen  Windes  sich  frei  in  die  Lüfte  erhob,  um 
bekanntlich  «purlos  zu  verschwinden.  —  Im  Jahre  186U  wurde 

BOom  faptif  erbaut,,ewclch'er  12  0UU^»  FassLgsrauVVsaß 
und  30  Passagiere  zur  Höhe  von  500»  iu  die  Lüfte  hob;  in- 
mitten der  Saison  ereignete  sich,  infolge  eines  Irrthums  beim 
Steuern  der  Maschine,  ein  Seilbruch  und  es  entflog  der  Ballon,  der 
nun  aber  in  etwa  l<n>  km  Entfernung  von  London  wieder  gefunden 
wurde.  Auch  für  die  Wiener  Ausstellung  von  1873  wurde  von 
Giffard  ein  Ballon  captif  erbaut,  der  indes«  gleich  bei  der  ersten, 
ohne  Passagiere  unternommenen,  Probefahrt  davon  flog,  um  in 
Ungarn  wieder  zur  Erde  zu  kommen  und  -  von  dem  Besitzer 
des  betr.  Grundstücks  in  so  zahlreiche  Theile  zerschnitten  zu 
werden,  das«  eine  Reparatur  ausgeschlossen  war.  — 

Der  jetzige  Pariser  Ballon  captif  übertrifft  an  Gröi'se  alle 
bisher  dagewesenen.  Er  hat  die  Form  einer  Kugel  von  Hti»  Durch- 
messer, entsprechend  einem  Fassungsraum  von  24  420  <*■»  und 
einer  Oberfläche  von  4070  s».  Die  Haut  de«  Ballonsist  aus 
'.I  einzelnen  Lagen  gebildet,  welche  zusammen  eine  Dicke 
von  l  »™  geben  und  pro  m»  etwa  1  k«  wiegen.  Von  der  Innenseite 
aufgehend  sind  die  einzelnen  Lagen  folgende:  1  und  7  Mousselin 
<  Bauin  wollenstoffi;  2.  4  und  6  Kautschuck  (6  in  vulkanisirtem 
Zustande);  3  und  5  i'anevas  I Leinenstoff),  8  Firnis«,  'J  Oelfarbe- 
Anstrich  aus  Zinkweiß,  der  erst  nach  der  Fertigstellung  aufge- 
tragen wordeu  ist.  Die  Zugfestigkeit  des  Stoffes  wurde  zu  40  k« 
pro  Längen-«  entiraeter,  d.  i.  400  U  pro  -r»  ermittelt  Vor  dem 
Zuschneiden  wurde  eine  Keckung  des  Stoffes  vorgenommen,  wobei 
sich  eine  Ausdehnung  von  3  Proz  ergab. 

Zur  Bildung  der  Kugelform  wurden  aus  dem  Stoffe  KM  Kugel- 
Zweiecke  von  je  53™  Lange  und  1,07»  größter  Breite  aus  je 
14  Stücken  hergestellt;  ganz  besondere  Sorgfalt  erforderte  natür- 
lich die  Bildung  der  Stöße,  welche  durch  Nähen,  mit  3'« 
breiter  reberlappung  in  Verbindung  mit  2scitiger  Laschung  au« 
Mousseliu  und  Kautschuck,  bewirkt  worden  ist. 

Ventile  sind  am  Ballen  zwei  angebracht,  ein«  oben,  eins 
unten;  das  obere,  von  0,5  <"  Weite,  ist  zum  Auslassen  infolge 
einer  etwaigen  unfreiwilligen  Luftreise  bestimmt  und  kann  mittel« 
oiuer  durch  den  Ballon  zur  Gondel  geführten  Zug-Schnur  geöffnet 
werden,  wobei  der  Ventildeckel  sich  nach  innen  bewegt.  Das 
unten  angebrachte  Ventil  ist  dag  eigentliche  Sicherheit« -Ventil, 
welche«  bei  einem  gewissen  Ueberdruck  im  Innern  selbstthätig 
nach  atifsen  hin  sich  öffnet;  dieses  Ventil  hat  0,8"'  Durch- 
messer und  es  i»t  in  der  Sitzplatte  desselben  ein  Glasfenster  zum 
Erkennen  de«  Ballon- Iuuern  und  ein  Manometer  zur  Druck- Ab- 
lesung angebracht. 

Da«  Seilnetz  zur  l'cbertragung  des  Gewichts  der  Gondel 
auf  den  Ballon  besteht  au«  1 1  """  dicken  Hanfseilen,  welche  in 
rautenförmige  Maschen  sich  derart  verzweigen,  dass  etwa  52  000 
Maschen  «ich  bilden.  Um  die  Ballonhaut  vor  Beschädigung  durch 
Scheuern  zu  sichern,  sind  die  Knoten  de«  Netzes  durch  einfache 
Ueberkreuzung  der  Stränge  und  Belegen  der  Kreuzungsstelle  mit 
Stücken  von  behaartem  Thierfell  hergestellt.  —  Die  Länge  der 
verbrauchten  Seile  ßt  26  km  und  da«  Gewicht  derselben  betragt 
60  »*.  —  Nahe  unter  dem  Ballon  liegt  ein  mit  Holz  bekleideter 
Stablring  von  1,4™  Durchm.,  von  welchem  16  Seile  ausgehen, 
die  sich  in  32,  bezw.  64  und  128  schwächere  Seile  spalten,  von 
welchen  die  letzteren  die  Verbindung  mit  dem  oben  beschriebe- 
nen Netz  de«  Ballon«  herstellen. 

Die  au«  Holz  erhaute  Gondel  ist  ringförmig  im  Grund- 
riss  gestaltet,  mit  6»  äußerem  und  3,6™  innerem  Ring-Durch- 
messer. Im  Boden  der  Gondel  befindet  sich  ein  0,5  m  tiefer  Hohl- 
raum, welcher  nebst  dem  Ballast  die  für  eine  etwaige  unfreiwillige 
Luftreise  erforderlichen  Requisiten,  als  Anker,  I-einen,  Proviant 
etc  etc.,  aufnimmt.  Zwischen  der  Gondel  und  dem  oben  er- 
wähnten großen  Stahlring  liegt  1,2  »  tiefer  als  der  letztere  ein 
zweiter,  kleinerer  Stahlring  von  1  »  Durchm.,  den  man  einge- 
schaltet hat,  um  die  Verbindung  zwischen  Gondel  und  Ballon 
mehr  beweglich  zu  machen  und  damit  die  Wirkungen  schiefer 
Lagen  de«  Ballons  für  die  Gondel  abzuschwächen.  Zwischen 
den  beiden  Ringen  ist  eine  Verbindung  durch  8  relativ  schwere 
Seile,  zwßcheu  dem  unteren  Bing  und  der  Gondel  eine  Verbindung 
durch  16,  entsprechend  leichtere  Seile,  die  sich  iu  32  Strang«! 
spalten,  hergestellt,  und  e«  dient  zum  Anknüpfen  der  unteren 
Seilendenein  6™  weiter  Hulzriug,  welcher  in  2  ,n  Hohe  Ober  dem 
Boden  der  Gondel  angeordnet  ist,  an  welch  letzterem  die  Gondel 
mittel«  16  sich  nach  oben  spaltenden  Seileu  u.uitrt. 

I)as   zum   Auf-    und   Niedersteigi-n  des  Ballons  dienende 
Kabel  ist  au«  Hanf  gefertigt  uud  bat  die  Länge  \uu  öoo "', 
die  durch  den  Gehrauch  um  etwa  89*  zunehmen  wird.  Das 
Kabel  ist,  tbells  um  der  von  dem  Eigengewichte  herrührenden 
Spannung«  -  Zunahme  zu   entsprechen,    theil«  auch   um  einen 
etwaigen  Seilbruch  an  das  untere  Kabeleiide  zu  verlegen,  am 
oberen  Ende  Storker  als  am  unteren  Ende  gefertigt,  u.  z.  betragt 
der  obere  Durchmesser  85™»,   der  untere  65»»,  wobei  das 
inagesammt  2450  k-  wicRt.    i^g  Scil  iM  am 
auf  40,  am  schwächeren  auf  25 «  geprüft 
Seauspruchungcn,  welche  das  Seil  erlci« 
bezw.  10  und  7,5 t.  -  Für  ein  Hanfseil' i_. 

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442 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


26  ©kt*to  1878 


wohl  \  ort  liedhafteren  Drahtseils  hat  man  »ich  entschieden,  um 
den  (Wahren,  die  mit  einer  elektrischen  Entladung  der  Atmosphäre 
au  Drahtseil  verbunden  sein  könnten,  nicht  Vorschub  zu  leisten. 

Das  obere  Ende  des  Kabel»  ist  mit  dem  Ballon  mittels  eines 
Feder-Dynamometers  von  25  T  Messfähigkeit  verknüpft  und 
es  »erden  die  Schwankungen  der  Federn  auf  von  der  Gondel  aus 
sichtbare  Zeigerwerke  übertragen,  (.egen  den  Fall,  daas  ein 
Bruch  der  Federn  sich  ereignen  sollte,  ist  durch  eine  Kuppel- 
Einrichtung  vorgekehrt,  die  sellistthatig  in  Wirksamkeit  tritt, 
sobald  ein  gewuser,  durch  die  Federn  tixirter  Langen- Abstand 
von  zwei  zylindrischen  Stahlstücken,  an  welchen  die  Federn  an- 
gebracht sind,  Uberschritten  wird. 

Zur  Festhaltung  des  Ballons  am  Boden  wird  das 
Kabel  ütar  eine  Kolle  geführt,  die  an  der  Sohle  einer  mit 
Stufen-Miucrwcrk  eingefassten  Grube  zu  dem  Zwecke  in  einem 
Universal -Gelenk  gelagert  ist,  um  allen  Lagen  des  Seiles 
ohne  Zwang  folgen  zu  können ;  das  Kollengewicht  ist  ausbalanzirt. 

Um  Schwankungen  in  der  Lage  des  Ballons  infolge  von  Wind- 
strömungen zu  begegnen,  gehen  vom  Boden  aus  8  Seile  zu  dem 
oljcn  erwähnten  oberen  der  beiden  Stahlringe,  die  unter  dem 
Ballon  liegen,  und  lti  Seile,  welche  höher,  in  der  Kbene  des 
Aeipuitors,  mit  dem  Ballon  verknüpft  sind. 

Die  Betriebsmaschine,  mittels  welcher  der  Ballon  aus  der 
Hohe  herunter  gezogen  wird,  ist  300pferdig  und  setzt  sich  aus 
2  gesonderten  Zwillings-Maschinen  zusammen,  welche  ihre  Kräfte 
auf  die  an  jedem  Ende  einer  lum  langen  eiserneu  Trommel 
(von  l,75m  Durchm.  angebrachten  Zahnräder  mit  Holzknmmen 
übertragen.  Die  Trommel  ist  mit  Spiralgangen  versehen,  welche 
an  beiden  Enden  von  ungleicher  Weite  und  Tiefe  sind,  um  dem 
rchmesser  des  sich  auf-  und  abwickelnden  Kabels 
—  Wahrend  des  Aufsteigens  wird  der  Dampf 
lern  der  Dampfmaschine  abgesperrt  und  die 
(beschleunigte)  Aufwärt« -  Bewegung  des  Ballons  durch  Bremsen 
gemäßigt  bezw.  regulirt.  Damit  das  Anhalten  all  mahlig  erfolge, 
muss  gegen  das  Ende  der  Bewegung  bin  die  Bremskraft  zunehmen. 
Es  ist  bei  der  verwendeten  Luft  bremse  diese  Zunahme  in  der 
Weise  selbsttätig  gemacht  worden,  dasa  durch  die  Umdrehung 
der  Kabeltrommel  eine  horizontal  gelagerte  Schraube  in  Drehung 
versetzt  wird,  mit  welcher  durch  Muttern  ein  Schlitten  in  Ver- 
bindung steht:  in  einem  gewissen  Augenblick  stöfst  dieser  Schlitten 
gegen  einen  Hebel,  infolge  wovon  Itei  weiter  fortgehender  Be- 
wegung eine  allmählige  Absperrung  der  Bremsluft  erfolgt  Durch 
eine  neben  dieser  Luftbrcmse  vorhandene  Handbremse  kann  im 
Nothfalle  die  Bewegung  angehalten  oder  gemäßigt  werden. 

Die  Füllung  des  Ballons  geschieht  mit  Wasserstoffgas, 
da  mit  dem  gewöhnlich  verwendeten  Leuchtgase  in  diesem  Falle 
nicht  die  beabsichtige  sehr  grofse  Tragkraft  erreichbar  gewesen 
sein  würde.  Der  Apparat,  welcner  zur  Erzeugung  des  Wasserstoffs 
dient,  ht  ebenfalls  eine  Erfindung  Giffards  und  es  beruht  seine 
Einrichtung  auf  dem  Prinzip,  dass  bei  Berührung  von  metallischem 
Eisen  mit  Schwefelsaure,  der  Sauerstoff -Gehalt  letzterer  an  das 
Eisen  übergeht,  während  der  frei  gewordene  Schwefel  im  Moment 
seines  Entstehens  mit  dem  Sauerstoff  des  Wassers  sich  verbindet 
und  der  Wasserstoff- Anlheil  desselben  frei  wird.  Um  40  z  Wasser- 
stoff auf  diese  Weise  zu  erzeugen,  wurden  1600'  Eisen  -  Dreh- 
spähne  und  88U0Z  Schwefelsäure  gebraucht. 

Die  Gewichte,  welche  beim  Aufsteigen  des 
werden  müssen,  sind  folgende: 

Ballon  m.  2  Ventilen.  .  .  5,3  r 

Netz  3,3  „ 

Seile,  Ringe,  Kloben  ...  3,6, 
Gondel  m.  Zubehör.  .  .  .  1,6, 
Ballast,  Anker  etc.  ■  ■  .  .  3,2, 


.=  17.0T 

52  Insassen  d.  Gondel  .  3.0, 
d.  Ballons  ...  2,0, 


=  22,0  T 
und  hierzu  das  Kabel- 
=  17,0'r         gewicht  mit   2,6, 

Der  Auftrieb  des  Ballong  betragt  bei  1,29^  Gewicht  von 
Irhm  [  tasgesamrat  BIT  am  Boden,  dagegen  in  iiot.m  Höhe 
um  ca.  8"  „  weniger,  d.  i.  rund  2S,6'r.  Sonach  ist  die  bewegende 
Kraft  beim  tiefsten  Stande  u>s  Ballons  31,0  —  22,0  =  9T, 
und  beim  höchsten  Staude  desselben  28,6  (22,0  -f  2,5)  — 
l,l  r.  —  Bei  einem  „starken  Sturm"  würde  der  Ballon  —  hei 
seinem  (Querschnitt  von  rot.  IDOOi1»  —  einen  Wiuddruck  von 
1000  .  0,1  —  100  t  erleiden  können  und  dann  an  ein  Aufsteigen 
nicht  zu  denken  sein.  Beim  Wehen  eines  .lebhaften  Windes" 
wurde  dessen  Druck  nur  etwa  3T  betragen  und  es  wird  hierdurch 
die  Resultante,  welche  aus  Winddruck  und  Steigkraft  sich  bildet, 
schon  um  etwa  25"  ,  vergrölsert.  Kücksichtigt  man  noch  auf 
Schwankungen  des  Ballons  durch  Luftstöl'se ,  so  sieht  mau.  dass 
nur  bei  schwachem  Winde  ein  Aufstieg  ohne  Gefahr  möglich  ist. 

Die  Geschwindigkeit  der  Bewegung  ist  beim  Aufstieg 
etwa  2,5™,  beim  Abstieg  1,25™;  hiernach  erfordert  ersterer  etwa 
4,  letzterer  etwa  S  Minuten;  als  Ruhepause  in  höchster  Stellung 
werden  etwa  5  Minuten  gewahrt.  —  In  der  Höhe  von  600'"  kann 
man.  mit  Rücksicht  auf  die  Abplattung  von  der  Erdoberfläche, 
eine  Kreisfläche  von  etwa  60  km  Radius  überblicken,  deren  Peripheriu 
etwa  durch  die  Ort«  Neuilly,  Meaus,  Foutainebleau,  Nantes  und 
(  haumout  fest  gelegt  ist.  — 

Hierauf  giebt  Hr.  Adler,  zur  Einführung  in  die  für  den  fol- 
genden Tag  in  Aussicht  genommene  Vereins-Exkursion  nach  der 
Olympia-Ausstellung  im  Uamposanto,  eine  gedrängte  Uebersicht 
der  Geschichte  incl.  Vorgeschichte  der  Ausgrabungen  zu  Olympia 
und  der  reichen  Resultate,  welche  dort  bisher  erzielt  worden 


sind.  Die  Hauptziele,  die  man  bei  Beginn  der  Ausgrabungen  im 
Jahre  1874  ins  Auge  fasste,  beschränkten  sich:  a)  auf  die  Fest- 
stellung der  genauen  Topographie  des  Auagrabungsfeldes  und 
b)  auf  die  baldige  Erzieluug  von  Funden,  um  das  Interesse 
weiterer  Kreise  für  das  wichtige  Unternehmen  recht  rege  jcu  er- 
halten. Nachdem  der  Hr.  Redner  an  der  Hand  von  2  ausge- 
stellten größeren  Plänen  dargelegt,  wie  man  den  beiden  Aufgraben 
gerecht  geworden  »ei,  schildert  er  der  Reihe  nach  die  im  Ver- 
laufe der  bisherigen  drei  Ausgrabungs-Kampagnen  gemachten 
Auffindungen  an  Haupt- Bauwerken  und  deren  Zustand  —  den 
Zeustempel,  das  Heraion,  die  Exedra  (ein  von  Merodes 
Attikus  errichtetes  Brunnenwerk',  das  Metroon,  das  Philippe  ion 
(ein  im  Rundbau,  ahnlich  dem  Vesta-Tempel  von  Tivoli  von  Phi- 
lipp von  Makedonien  erbautes  Schatzhausj,  die  Werkstatt  des 
Phidias,  ein  Gymnasium  (vermuthlich  das  kleinere  von  den 
beiden,  welche  von Pausanias  beschrieben  sind),  das  Prytaneion 
und  eine  römische  Villa.  —  Hierneben  gedenkt  der  Hr.  Red- 
ner kurz  der  ebenfalls  gefundenen  14  kleineren  Schatzhaus  er, 
der  Spuren  des  Stadions  und  der  zahlreichen  kleinen  slavischen 
Hütteubauten,  deren  Reste  auf  dem  Ausslellungsfelde  zerstreut 
worden  sind.  Aus  zahlreich  gefundenen  Münzen  kann  geschlos- 
sen werden,  dass  diese  Reste  etwa  dem  7.  und  8.  Jahrhundert 
n.  Chr.  entstammen,  in  welcher  Zeit  slavische  Völker  hier  einge- 
drungen sein  müssen.  Glücklicherweise  darf  man  sagen,  dass 
diesen  Völkern  die  Kunst  des  Kalkbrennens  und  der  Verwendung 
von  Mörtel  zum  Bauen  unbekannt  gewesen  ist,  da  sie  sonst 
für  ihre  Hüttenbauten  auf  die  völlige  Vernichtung  griechischer 
Baureste  angewiesen  gewesen  wären,  während  sie  jetzt  sich  darauf 
beschränkt  haben,  ihre  karglichen  Hütten  aus  vorgefundenen 
Bautheilen  zu  errichten,  die  man  in  möglichst  ungehindertem  Zu- 
stande beliefs  und  ohne  Einfügung  von  Mörtel  in  die  Fugen 


ziemlich  regellos  neben  und  ülier  einander  aufschichtete, 
die  Verfolgung  des  Hauptzweckes  der  Ausgrabungen,  die 
Knnstreste  ans  griechischer  Zeit,  nicht 
müssen,  sind  diese  slavischen  Alterthümer, 
auch  die  romischen,  bisher  relativ  unbeachtet  ge- 
lassen wurden.  Mit  Bezug  auf  die  Feststellung  der  Topographie 
des  Ausgrabungsfeldes  gedenkt  Hr.  Adler  alsdann  noch  der  Um- 
grenzung des  geheiligten  Gebiets  durch  die  Altismauer,  deren 
I.age  an  der  Westseite  des  Gebietes  völlig  und  an  der  Ost-  und  Süd- 
seite mit  ziemlicher  Bestimmtheit  fest  gelegt  worden  sei.  Nur 
die  Begrenzung  der  Nordseite  sei  noch  ungewiss,  doch  —  so 
etwa  schliefst  der  Hr.  Redner  seine  mit  grofsem  Beifall  aufge- 
nommenen Mittheilungen  -  ist  schon  bis  heute,  eben  nach  dem 
Beginn  der  4.  Ausgrabung»- Kampagne,  ein  so  genauer  U eber- 
blick über  das  ganze  grofse  Gebiet  gewonnen  worden,  dass  selbst 
die  Reste  derjenigen,  urkundlich  vorbanden  gewesenen  Kuust- 
schfitze,  von  welchen  Spuren  zu  entdecken  bis  jetzt  noch  nicht 
gelungen  ist,  als  einigermaafsen  bestimmt  gelten  können  und  dass 
darum  die  Auffindung  derselben  für  den  Fall,  dass  nur  Zeit  nnd 
Geldmittel  gewährt  werden,  nicht  mehr  fragwürdig  erscheint.  — 

Bei  schon  weit  vorgerückter  Zeit  entspinnt  sich  noch  eine 
längere,  durch  Hm.  Schwechten  angeregte  Unterhaltung  Ober 
die  vielseitig  gewünschte  Veröffentlichung  des  Preisrich- 
ter-Gutachtens i.  d.  Stral'sb.  Universitäts-Konkurrenx. 

Hr.  Kinel  theilt  mit,  dass  ein  solches  Gutachleu  allerdings 
bei  den  Akten  des  Reichskanzleramts  sich  belinde,  aber  einen 
rein  amtlichen  (  harakter  trage  und  nicht  zur  Veröffendichung 
bestimmt  sei.  Die  Behörde  habe  die  Konkurrenz  lediglich  in 
eigenem  Interesse  veranstaltet  und  könne  nicht  verpflichtet  wer- 
den, für  Aufstellung  eines  Gutachtens  Sorge  zu  tragen,  das  über 
diesen  Zweck  hinaus  gehend,  auf  eine  kritische  Besprechung 
sammtlicher  Entwürfe  sich  einlasse.  Eine  solche  Arbeit  zu  liefern, 
sei  gegenüber  der  grolsen  Zahl  der  eingegangenen  Projekte  ebenso 
unmöglich,  wie  es  bedenklich  erscheinen  müsse,  das  Unheil  der 
Preisrichter  in  seinen  Motiven  den  Angriffen  auszusetzen,  welche 
seitens  der  Konkurrenten  erfolgen  würden.  Man  möge  der  Auto- 
rität der  zur  Entscheidung  der  Konkurrenz  berufenen  MAnuer 
vertrauen  und  aus  der  Ausstellung  der  Entwürfe  die  Gründe 
dieser  Entscheidung  sich  klar  zu  machen  suchen. 

Hr.  Oleen,  der  mit  großer  Wärme  für  die  in  der  ganzen 
Architekten  weit  anerkannte,  auch  bei  allen  Konkurrenzen  des 
Architektenvereins  mit  gröfster  Sorgfalt  beobachtete  Notwendig- 
keit eintritt,  dass  die  Entscheidung  jeder  Konkurrenz  öffentlich 
motivirt  werde,  erkennt  an,  dass  der  Bauherr,  dessen  Standpunkt 
Hr.  Kinel  vertreten  habe,  nicht  in  erster  Linie  verpflichtet  sei, 
für  ein  solches  Gutachten  zu  sorgen.  Dagegen  liege  den  Archi- 
tekten, welche  das  Amt  eines  Preisrichters  übernehmen,  unzweifel- 
haft die  moralische  Verpflichtung  ob,  ihrerseits  den  Fachgenosseu 
die  Gründe  ihres  Unheils  nicht  schuldig  zu  bleiben.  —  Hr. 
Fritsch  konstatirt,  dass  die  für  unlösbar  erklarte  Aufgabe,  Ober 
das  Ergebnis«  einer  grolsen  Konkurrenz  in  einem  motivirten 
Gutachten  zu  berichten,  bereits  zu  verschiedenen  Malen  in  aus- 
r  Weise  gelöst  worden  ist, 
bekannt  sei,  in  welchem  au  die 
Berichts  der 

lik  sich  geknüpft  habe.        Ein  Antrag  in  der  Ange- 
legenheit wird  von  keiner  Seite  gestellt.  — 

Nach  Beantwortung  einiger  im  Fragekasten  gefundenen  Fragen 
durch  die  Hrn.  Böckmann,  Kinel,  Moller,  Schnitze  und 
A.  Wiebe  schliefst  -  nach  10  Uhr  -  die  Versammlung.  - 

—  B.  — 


KotaizÜMioii.tttlat  >.«,  Carl  Berlin  in  Berlin.    Für  dk«  KrdUUon  vcrulwutli«*  K.  E.  O.  Krlt»ch. 


Drink:  W.  Mund  Hofburltdcvt  kfftt, 


/buclulrW!  ktrsl,  tkrllli- 

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No.  87. 


DEUTSCHE  BAÜZEITONG. 


443 


Lorch  ,  Rh. 


M  In  ! 


—  UanicuM-PUnratt-tiUb*  n«li  Ludsin'i  PalraL  —  Ol»  K««L»unUon  dir  Kirf tie  ru 


Sekundär -Bahnen  in  Frankreich. 

Der  Minister  der  öffentlichen  Arbeiten  hatte  einer  ans  den 
Ingenieuren  Bcral  und  de  Basire  bestehenden  Kommission  den 
Auftrag  ertheilt,  die  Frage  der  Lokalbahnen,  sowohl  in  Frankreich 
als  im  Alulande  ,  zu  studiren  und  einen  ausführlichen  Beriebt 
Nachstehend  geben  wir  die  Schlussfolgerungen, 
i  Journal  ofßctel  zufolge,  die  Kommission  gelangt  ist. 
A.  Spurweite. 

1.  Die  normale  Spurweite  von  1,44 »  zwischen  Schienen- 
Innenkante  wird,  mit  Ausnahme  besonderer  Falle,  immer  da  zu  wählen 
sein,  wo  man  gezwungen  ist,  ein  eigenes  Bahuplanum  herzustellen. 

2.  Im  Falle  der  Benutzung  einer  vorhandenen  Chaussee  wird 
man  als  Spurweite  0,75  ™  zu  wählen  haben. 

:t.  Wenn   durch   besondere  Rücksichten   die  Wahl  einer 
schmalen  Spur  auf  eigenem  Plateau  bedingt  wird,  so  wird 
wohl  kein  Grund  vorliegen,  die  Spurweite  unter  1"'  herab  zu 
i;  mit  Rücksicht  auf  einen  guten  B 
Anwendung  der  1  metrigen  Spurweite 
B.  Konstruktion, 
a.  Für  die  Bahnen  mit  normaler  Spur. 
1.  Die  Erwerbung  des  Bodens  hat  nur  fttr  1  Gleis  zu  ge- 
lier Bedarf  wird  im  Durchschnitt  1,3  ■»  pro  incl. 


2.  Die  Planumsbreite  wird  für  die  . 
bis  auf  4"1,  exd.  der  Einschnirtsgriben,  beschrankt  werden 

S.  Das  Maximum  der  Gefalle  darf,  so  weit  thunlich,  0,025 
nicht  übersteigen. 

4.  Der  Kurven  •  Radius  darf  auf  freier  Bahn  bis  auf  150"», 
in  besonderen  Fällen  bis  auf  120'»  herab  geben.  Die  Zug- 
geschwiudigkeit  wird  nötigenfalls  beim  Durchfahren  dieser  Kurven 
vermindert  werden  müssen. 

5.  Die  Kunstbauten  werden  nur  für  1  Gleis  und  in  möglichst 
beschränkten  Dimensionen  ausgeführt.  Die  Breite  zwischen  den 
Stirnen  für  Brücken  und  Viadukte  unter  der  Bahn,  sowie  diejenige 
zwischen  den  Widerlagern  von  Brücken  über  der  Bahn  ist  tu  4° 
zu  wählen.   Diese  Bauwerke  können  aus  Hob:  hergestellt  werden. 

6.  Als  Ballast-Breite  auf  der  Bahnkrone  ist  2,80™  anzunehmen. 
Die  Banketts  fallen  weg,  die  Ballast-Tiefe  ist  0,30  ™.  In  Betreff 
des  Ballast- Materials  ist  die  größtmögliche  Freiheit  zu  lassen,  in- 
sofern dasselbe  nur  die  Trockenlegung  der  Bahn  genügend  sichert. 

7.  Das  tiewicht  der  Schienen  ist  zu  22—25  **  in  Eisen  und 
zu  18 — 20  ws  iu  Stall)  pro  lfd.  Meter  anzunehmen. 

8.  Die  Schwellen  erhalten  2,35  "»  Lange  auf  0,22  bis  0,25  "> 
Breite  und  0,13— 0,15  m  Dicke;  dieselben  sind  an  den  frei 
schwebenden  Schienenstößen  etwa  0,60  ■»,  im  übrigen  0,35—0,90™ 

zu  legen. 

9.  Die  Ausweich-  und  Stations-Gleise  sollen  höchstens  109j 
Rahnlänge  betragen. 

10.  Es  findet  keine  Einfriedigung  längs  der  Bahn  statt;  der 
steht  es  jedoch  frei,  an  liesonders  gefährlichen 

.  bei  Passirung  bewohnter  Gegenden,  die 


11.  Die  Niveau-Lebcrgänge  bleiben  im  allgemeinen  frei;  nur 
stark  benutzt  werden,  sind  entweder  Barrieren  au- 
weiche direkt  oder  durch  Zug  bedient  werden,  oder 

ad  in  genügender  Entfernung  fixe  Signale  auf  der  Bahn 
anzuordnen,  an  welchen  die  Zuggeschwimligkeit  zu  vermindern  ist. 

12.  Die  Stationsgebäude  bestehen  lediglich  aus  1  Wartesaal, 
1  Bürean  und  der  Wohnung  des  Stations-Cbefs.  Aborte  sind  als 
Annexe  den  Gebäuden  anzufügen.  Mariiuisen  und  Perrons  fallen 
weg,  auch  sollen  Kais,  Hallen  und  Güterschuppen  erst  dann 
angelegt  werden,  wenn  die  Elitwickelung  des  Betriebes  dies  verlangt. 
Gebäude  sind  aus  dem  billigsten  örtlichen  Material  herzustellen. 

13.  Distanz-Signale  kommen  in  Wegfall;  es  wird  sich  jedoch 
im  allgemeinen  empfehlen,  eine  Telegraphenleitung  längs  der 
ganzen  Bahn  ausschließlich  für  deren  Betriebsdienst  anzulegen. 

14.  Die  Ergänzungsbauten,  wie:  Remisen,  Werkstätten,  Wasser- 
thurme,  werden  den  beschränkten  Betriebs  -  Verhältnissen  angepasst 

15.  Die  Lokomotiven  sind  als  Tcndennaschinen  mit  3  ge- 
kuppelten Achsen  derart  zu  konstruiren,  das«  die  Belastung  pro 
Achse  in  dienstfähigem  Zustand  nicht  diejenige  pro  beladene 
Wagen-Achse  übersteigt. 

10.  Es  sind  nur  2  I'ersnnenklassen  einzuführen,  und  zwar 
sollen  im  allgemeinen  auch  nur  Personenwagen  für  gemischte  Be- 
nutzung, welche  zweistöckig  sein  können,  gebaut  werden.  Jeder 
unnöthige  Luxus  soll  ausgeschlossen  bleiben. 

Die  Güterwagen  sind  nach  dem  Typus  und  dem  Normal- 
l'rotil  der  großen  Bahnen  anzulegen.  Die' Menge  des  Rollmaterials 
soll  der  Bahnlänge,  der  taglichen  Zugzahl  und  dem  Verkehr  ent- 
s|>rechcn.  Im  allgemeinen  werden  für  eine  Bahnlange  von  30  *• 
etwa  3  Ukomotiven,  7—9  Personenwagen  und  30  Güterwagen 
oder  Plattformen  für  eine  Anzahl  von  2  3  Zügen  täglich  in 
jeder  Richtung  genügen:  der  Mehrbedarf  insbesondere  an  Güter- 
wagen kann  im  Bedarßfall  von  der  nächsten  Hauptbahn  ent- 
liehen werden. 

l'nter  den  vorstehenden  Annahmen  werden  die  kilometrischen 
Kosten  einer  Linie  iusgesammt  zwischen  60000  und  90  000  Fr. 
schwanken  und  im  Durchschnitt  etwa  73  (XX)  Fr.  betragen. 

Line  Hauptbedingung  zur  Erzielung  der  als  möglich  auf- 


gestellten Ersparniss.  ohne  dabei  die  gute  Ausführung  und 
der  Bauwerke  zu  beeinträchtigen,  bilden  die  mit  tbu 


Sorgfalt  und  Vollständigkeit  auszuführenden  Vorarbeiten  — 
sowohl  anf  dem  Terrain  als  im  Büreau  —  und  eine  gute  und 
intelligente  Bauleitung. 

b.  Für  die  Bahnen  mit  schmaler  Spur  \on  1™,  welche 
auf  besonderem  Plateau  hergestellt  werden,  ist  insonderheit  auf 
die  günstigste  Wahl  der  Trace  Rücksicht  zu  nehmen,  die  aus  der 
Möglichkeit  resultirt,  Kurven  von  80«'  und,  in  außerordentlichen 
Fällen,  sogar  von  G»>™  anzuwenden.  Man  wird  für  die  Bahnen 
mit  schmaler  Spur  und  kleinen  Radien  Ersparnisse  erzielen  können 
durch  entsprechende  Itednzining :  1 )  der  Breite  des  Planums  und 
des  Ballastes.  2)  des  erforderlichen  Terrains,  3)  des  Kubikinhalts 
der  Erdarbeiten,  41  der  Sehwellen- Dimensionen,  5>  des  Gewichts 
des  Rollmaterials.  -  Das  Rollmaterial  selbst  muss  allerdings  weit 
vollständiger  sein  als  dasjenige  bei  Bahnen  von  normaler  Spur. 
Die  kilometrischen  Kosten  der  Bahnen  von  1  Spurweite  auf 
eigenem  Plateau  werden  sich  i.  M.  auf  64  <XK)  Fr.  belaufen  und 
im  allgemeinen  ganz  besondere  Fälle 
40  0tX>  und  HO  000  Fr.  wechseln. 

c.  Für  Bahnen  von  0,75ra  Spurweite,  welche  auf  bereits 
vorhandenen  Straßen  augelegt  werden  und  bei  denen  Steigungen 
bis  zu  0,05  «  zulässig  sind,  während  die  Kurven-Iiadien  bis  auf 
40  ™  herab  gehen  können,  wird  man  i.  M.  mit  40  000  Fr.  pro 

len  und  im  allgemeinen  auf  30    70  000  Fr. 


Heizer 


C.  Betrieb. 

a)  Für  Bahnen  mit  normaler  Spur  anf  eigenem 
Planum. 

1.  Die  Anzahl  der  fahrplanmäßigen  Züge  ist  auf  2,  höch- 
stens auf  3  in  jeder  Richtung  fest  zu  setzen:  sie  kann  auf  ge- 
wissen Strecken  bis  auf  1  Zug  herab  sinken,  unter  der  für  alle 
Fälle  geltenden  Annahme,  dass  bei  Bedarf  besondere  Züge  ein- 
gelegt werden. 

2.  Sämmtliche  fahrplanmäßige  Züge  sind  als  gemischte  zu 
behandeln. 

3.  Die  mittlere  Geschwindigkeit  soll  incl.  der  Aufenthalts- 
seiteil 20  -  22  k">  in  der  Stunde  betragen;  die  Zuggeschwindigkeit 
ist  sowohl  in  den  scharfen  Kurven  als  bei  den  durch  Signale  be- 
zeichneten Niveau-Uebergängen  zu  ermäßigen. 

4.  Die  Fahrpläne  sind  derart  zu  entwerfen,  dass  Nachtdienst, 
wenn  irgend  thunlich,  vermieden  wird. 

5.  Die  Distanz -Signale  fallen  weg.  Die  Handsignale  sowie 
diejenigen  am  Kopf  un  d  Ende  der  Züge  bleiben  dieselben  wie  auf 
den  Hauptbahnen. 

6.  Das  Personal  der  Stationen  besteht  im  allgemeinen  aus 
1  Stationschef  und  1  Weichensteller:  letzterer  kann  zugleich  bei 
der  Bahnerhaltnng  verwendet  werden.  Auf  den  Haltestellen  ge- 
nügt 1  Bahnwärter  oder  1  <  antonnier. 

7.  Das  Zugpersonal  besteht  aus  1  Maschinisten,  1 
uud  1  Kondukteur,  der  zugleich  Bremser  ist  und  den  " 
Dienst  zu  besorgen  bat. 

8.  Die  Personen-Tarife  brauchen  nur  2  1 
es  ist  für  dieselben  sowie  auch  für  die  Güter-Tarife  ein  1 
auf  jeder  einzelnen  Linie  fest  zu  setzen, 
der  Trace,  des  Verkehrs  und  der  früheren  Transportpreise. 
Tarife  wer  Jen  im  allgemeinen  höher  sein  müssen  als  die  bis- 
herigen. Das  Maximum  des  jedem  Passagier  zu  gewährenden 
Freigepäcks  ist  mit  Rücksicht  auf  möglichste  Vermeidung  der  Wiege- 
Manipulation  fest  zu  setzen.  Anstatt  der  Registrirung  desselben 
ist  dem  Passagier  lediglich  eine  laufende  Nummer,  welche  den 
Namen  der  beiden  Stationen  enthalt,  zu  ül>ergeben  und  ein 
Duplikat  derselben  auf  dem  betr.  Kolli  zu  befestigen. 

9.  Die  schriftlichen  und  statistischen  Arbeiten  sind  auf  das 
AUernothwendigste  zu  beschränken. 

10.  Bei  Bestimmung  der  Abgaben  für  die  Benutzung  und 
Erhaltung  der  gemeinschaftlichen  Bahnhöfe  Bind  zu  berücksich- 
tigen: einesthcils  die  Bedeutung  des  Verkehrs  und  die  Anzahl  der 
Züge  jeder  Bahnlinie,  anderntheils  die  Vortheile,  welche  die  neue 
Hahn  der  alten  mit  Bezug  auf  deren  Verkehr  gebracht  hat.  — 

l'nter  den  vorstehenden  Bedingungen  und  mit  etwas  erhöhten 
Tarifen  kann  man  bei  kilometrischen  Einnahmen  bis  zu  80(X)  Fr. 
annehmen,  dass  -  incl.  einer  Annuität  für  die  Erneuerung  der 
Bahn  und  des  Materials  —  die  Ausgaben  —  /'  pro  Kilometer 
als  Funktion  der  Hinnahme  —  /»'  pro  Kilometer  annähernd  durch 
die  Formel  dargestellt  werden:  l>  =  24XX)  Fr.  +  0,33  R. 

b)  Für  die  schmalspurigen  Bahnen,  welche  auf  eige- 
nem Planum  oder  aber  auf  Landstraßen  belegen  sind,  können  die 
gleichen  Bestimmungen  gelten;  nur  darf  bei  den  Bahnen  auf 
Chausseen  die  effektive  Geschwindigkeit  im  allgemeinen  13  *»  pro 
Stunde  nicht  überschreiten. 

Das  Verhältniss  zwischen  den  Ausgaben  und  den  Einnahmen  pro 
Bahnkilometer  scheint  übrigens  nicht  sehr  von  dem  weiter  oben  für 
die  normalspurigen  Bahnen  angegebenen  abweichen  zu  sollen.  - 

Vorstehendes  Resume"  tragt  das  Datum  des  2.  August  1878. 


lese 


Bautoohnischer  Verein  zu 

4.  Oktober  1878.  Anwesend  23 
Dr.  Ileinzerling. 

Der  Verein  beschließt  4  von  d« 


Aachen  Vi 


Hr. 


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444 


DEUTSCHE  BAÜZEITÜNG. 


30.  Oktober  1878 


den  Einzelvereinen  übertragen  hat,  einer  Bearbeitung  zu  unter- 
ziehen, nämlich  die  Fragen  Uber  Privat-Polvtechniken,  Ober  Ver- 
suchs-Stationen  frir  Kaumaterialien,  Ober  ausgedehntere  Einführung 
des  Eisens  in  den  Hochbau  und  (Iber  die  geringe  Vertretung 
der  Techniker  in  den  politischen  Körperschaften.  Auf  den 
14.  Dezember  wird  die  freier  eines  Stiftungsfestes  beschlossen 
und  eine  Vorbereitungs-Kommission  zu  diesem  Zwecke  erwählt. 

Hr.  Ewerbeck,  welcher  eine  erstaunliche  Menge  von  Skizzen 
und  Photographien  teils  ausgehängt,  teils  in  Mappen  ausgelegt 
hat,  hält  dann  einen  höchst  anziehenden  Vortrag  Uber  seine  dies- 
jährige italienische  Studienreise.  I>ie  Reise  führte  den  Vor- 
tragenden zunächst  durch  den  Schwarzwald  ülter  Triberg  nach 
Konstanz,  von  dessen  Sehenswürdigkeiten  das  Kathhatts,  die 
schmiedeiseruen  Gitter  des  Domes  und  einige  alte  Thorthürme 
erwähnt  werden ;  sodann  nach  dem  durrh  eine  Menge  interessanter 
Kauten,  namentlich  Kirche,  Rathhaus,  Kanzleigebäude  und  Stadt- 
thore,  ausgezeichneten  l'eherlingen,  aus  dessen  Kirche  eine  hübsche 
Tabernakel-Ausbildung  hervor  gehoben  wird.  Nach  eiuigpn  Gebirgs- 
touren  am  Sämig  und  Gläroisch,  deren  malerische  Iteize  in  einigen 
kleinen  Aquarellen  veranschaulicht  sind,  ging  die  Reise  über,  (  hur 
durch  die  Via  mala  (Iber  den  Splügcn.  Redner  schildert  den 
wunderbaren  Kontrast  zwischen  den  Eisregionen  der  llochalprit 
und  den  unmittelbar  folgenden  sonnigen  Gefilden  Italiens,  die 
strenge  Grenzvisitation  und  den  knniplizirM)  Apparat  der  meist 
sechspferdigen  Schweizer  Postwagen.  In  Colliro  wurde  der 
Corner  See  erreicht  nnd  das  Dampf  seh  itT  bestiegen:  die  malerischen, 
duftigen  Landschaftsbilder  an  den  Ufern  den  ('nmer  Sees  sind  für 
den  Norddeutschen  immer  wieder  eine  neue  Welt  des  Zaubers  und 
des  Entzückens.  Nach  kurzer  Erwähnung  von  Rellauo,  Varcuna 
und  Rellagin  wird  l'omo  selbst  beschrieben. 

Der  Dom  zu  Coino  Ist  gleichzeitig  mit  der  Certosa  bei  I'avia 
im  Jahre  13!Mi  begonnen;  dieser  Periode  gehören  aber  nur  die 
Langscbiffc  an,  während  Querschiff,  Chor  und  Aufsetiwände  in 
der  Renaissancezeit  von  Tommaso  Kudaxi  um  1513  ausgeführt 
wurden;  die  Kuppel  ist  erst  1750  von  Juvara  erbaut.  Das  Aeulsere 
ist  höchst  interessant  durch  die  Umgestaltung  gothischer  Kon- 
struktionen im  Sinne  der  Frübrenaissanee;  dabin  gehören  die 
Strebepfeiler  mit  ihrer  phantasievollen  Tabernakcl-Bekrönuug  und 
die  zum  Theil  klassisch  schonen  Wasserspeier.  Die  Portale ,  die 
Denkmäler  der  beiden  Planus,  ein  Tempelchen  im  Iutiera  von 
Bramante  und  mehre  Altarwerke  werden  eingehend  beschrieben. 

Es  folgte  ein  Besuch  der  architektoui?ch  so  reichen  Stadt 
Monza.  deren  Dom  in  der  Zeit  vou  1860  -  13!Ni  von  Marco  di 
Catupione  erbaut  ist;  die  basilikenartig  abgestufte  Mai mor-Facade 
zeigt  die  vielfach  vorkommende  Schichtung  weilser  und  schwarzer 
Marmorschichten,  eine  mächtige  quadratisch  umrahmte  Bosette 
und  ein  frei  vortretendes  Portal,  dessen  Säulen  nach  lomliardischcr 
Sitte  auf  Löwen  ruhen.  Aus  dem  Inneren  sind  die  eiserne  Krone 
und  namentlich  das  wenig  bekannte,  aber  hoch  interessante  Chur- 
gestühl  zu  bemerken.  Bedner  bat  eine  grobe  Anzahl  der  zwar 
der  späten  Renaissance-Periode  angehörenden,  alier  doch  flott 
gezeichneten  und  an  Motiven  erstaunlich  reichen  Ornamente  dieses 
Stuhlwerks  kopirt  und  ausgehängt.  Von  den  übrigen  Bauwerken 
Monaa's  wird  noch  der  malerische  Broletto  erwähnt. 

Der  Glanzpunkt  Mailand'«  ist  der  Domplatz,  welcher, 
i  Meugom's  Galleria  Vittorio  Emanuele  vollendet  ist,  kaum 
"iden  wird  und  durch  den  richtigen  Maarsstab 
aer  umgebenden  Gebäude  dem  Konkordienplatz  in  Paris,  dem 
Petersplatz  in  Rom  und  dem  Lustgarten  in  Berlin  überlegen  ist. 
Bei  der  näheren  Beschreibung  des  Platzes  wird  die  außerordentlich 
zerklüftete  und  unruhige  Erscheinung  des  Domes  getadelt  und 
die  bewunderungswürdig  kühne  Konstruktion  des  auf  sehr  schlanken 
Pfeilern  ruhenden  Vierungsthurmes  hervor  gehoben.  Nach  Norden 
sind  die  Palastfronten  und  Arkaden  des  Platzes  durch  einen  in 
kolossalen  Verhältnissen  ausgeführten  Triumphttogen  durch- 
brochen, dessen  Architektur  getadelt  wird.  Höchst  imponireud 
nnd  schön  ist  hingegen  die  Victor  -Emanuel- Gallerte  mit  ihrer 
grandiosen  39™  weiten  nud  511"  hoben  Kuppel.  Keine  Passage 
der  Welt  reicht  an  diese  heran;  hier  hat  man  eine  Oberdachte, 
j'  wirkJicDe  Strmr&o  vor  sich  mit  prächtig  ausgestalteten 
Facaden,  während  die  meisten  anderen  sogenannten  Passagen 
den  Charakter  von  Korridoren  oder  überdeckten  Gassen  tragen; 
leider  ist  der  Anschluss  der  Giasüberdachuug  sowohl  di  s  Lang- 
und  Querschiffs  als  auch  der  Kuppel  »oj  keiner  günstigen  Wirkung. 

Nach  einigen  Mitteilungen  über  die  147tj  von  Bramante 
erbaute  lncoronata,  deren  grofsartig  prächtige  liincuwirkni.g 
den  Eindruck  der  vollendetsten  Harmonie  hervor  ruft,  und  deu 
Palazzo  Modegnaui  geht  Redner  Ober  zu  der  im  Jahre  13it<;  unter 
der  Hersrhaft  des  Herzogs  Gian  Gahazzo  Visconti  in  gothischem 
Stil  durch  Marco  di  ('ampione  begonnenen,  um  das  Jahr  1473 
durch  Ambrogio  Borgognoue  mit  jener  glänzenden  Kenaissance- 
racade  ausgestatteten  Certosa  bei  Pavia.  Das  Innere  gewährt 
einen  der  schönsten  räumlichen  Eindrücke,  welche  der  Kirchenbau 
in  Italien  hervor  gebracht  hat;  die  Verhältnisse  des  Langschiffes 
(und  ähnlich  denen  des  Domes  zu  Como;  das  System  und  die 
Dekoration  der  ganz  in  weißem  Marmor  ausgeführten,  mit 
Skulptiiren  reich  ausgestatteten  Facade  werden  eingehend  erlnutert. 
Alle  Beschreibungen  und  Mitteilungen  waren  von  einer  Fülle 


Darstellungen  hegleitet,  unter  welchen  einige  Skizzen 
e  zu  Como  u.  a.  aus  der  Hand  des  Prof.  Damert 


Hartglas-Planrost- Stab  naoh  Ludwig's  Patent.  Der 
Ludwig'sehe  Roststab  besteht  aus  einem  10  mm  starken  Steg,  an 
welchem  zu  beiden  Seiten  kurze,  pyramidal  geformte  Graten  sich 
ansetzen,  deren  Abstand  von  M."  z.  M.  15 m'"  beträgt  Ein 
paar  unter  den  Gräten  sind  von  etwas  gröberer  Läuge  als  die 
übrigen  nnd  es  dienen  diese  Verlängerungen  zur  Herstellung  von 
Zwischen- Met  ühruiigspunkten  zwischen  zwei  benachbart  liegenden 
Stäben,  die  \m  einer  Eiuzelbreite  der  Stäbe  von  ti,Or"  einen 
<M> «*■  weiten  Läugenspali  zwischen  sieh  lassen.  Die  Köpfe  des 
zum  Zutritt  der  Luft  mit  Aussparungeu 
Rost  kühl  genug  erhalten  wird. 


der  Steg  sind 
dass  der  Ro 


'--  fffft/rtMfffffl/Wfff'ffittfWtHltliiMtllli. 
///#/HMW//WHt/fMMiHHtHlHtt9m 

uiwiiaimiuuuutiUiiiim 


Bf 


Die  Vorzüge,  welche  der  Ludwig'sehe  Kost  vor  anderen  sonst 
üblichen  Konstruktionen  in  Anspruch  nimmt,  sind  a  geringes 
Gewicht  (Ii-»  wiegt  im  Max.  158k«);  dennoch  ist  bei  der  Breite 
welche  die  Stäbe  besitzen,  eine  genügend  stabile  Lage  derselben 
vorhanden ;  b  relativ  hohe  Grufse  der  Verteilung  der  zutretenden 
Brennluft:  cj  Möglichkeit  der  Benutzung  selbst  der  gering- 
wertigsten Materialien,  als  Staubkohle,  Braunkohle,  Torf  etc. 
Zu  bj  ist  anzuführen,  dass  die  freie  Kosttlärhe  42—50  ?j 
der  totalen,  also  gegen  25  %  mehr  als  bei  Rosten  gewöhnlicher 
Konstruktion  betragt.  Dieses  Plus  gestattet  daher  eine  beträcht- 
liche Verringerung  der  sonst  erforderlichen  Rostrlüche,  ohne  das, 
ein  Effekt  -  Verlust  entsteht  Bei  größeren  Bostanlagen  kann 
dies  vou  wesentlichem  Vortheil  aus  dem  Grunde  sein,  weil  durch 
eine  Reduktion  der  Größe  die  Beschickung  des  Rostes  außer- 
ordentlich erleichtert  und  damit  auch  verbessert  wird. 

Die  neuen  Roststäbe  sind  theil»  wegen  ihrer  Koustruklions- 
Eigeutkfitnlichkeiten,  teils  auch  wegen  des  Materials,  aus  dem  sie 
hergestellt  werden  fllurtguss»,  beträchtlich  haltbarer  als  die  Rost- 
Btälie  gewohnlicher  Art.  Einfachheit  der  Herstellung  und  geringes 
Gewicht  macheu  es  möglich,  den  Rost  zu  einem  Einheitspreise  zu 
liefei  n,  welcher  niedriger  ist  als  derjenige  gewöhnlicher  Roste. 

Das  Recht  der  Alleinfabrikation  dieses  Koststabes  besitzt  in 
Deutschland  die  Hartgttss- Fabrik  von  H.  Grusou  in  Kuckau  bei 
Magdeburg,  aus  deren  Angaben  die  gegenwärtige  Mittheilung  von 
uns  entnommen  worden  ist 

Die  Restauration  der  Kirche  zu  Lorch  a  Rh.  Die  in 
No.  85  der  D.  K.  publizirte  Kesprechung  der  Restaurationsarbeiten 
an  der  Kirche  zu  Lorch  erfordert  in  sofern  eine  Ergänzung,  als 
di*  neuerdings  an  der  Außenseite  des  Langschiffes  ausgeiührte 
l'utzarbeit  darin  doch  wohl  nicht  genügend  charakterigirt  ist 

Das  aus  schönem  rothen  Sandstein  gearbeitete  Maafswerk  der 
Fenster  wie  sämmtüche  Quader  der  Pfeiler  und  Simse,  welche, 
gleich  deu  Werkstücken  am  Frankfurter  Dom,  bündig  mit  (lern  Putz 
des  Bruchstein-Mauerwerks  gehalten  sind,  um  das  echte  Material 
zur  Geltung  zu  bringeD,  sind  bei  der  neuen  Restauration  tief 
roth  angestrichen.  Die  malerische  Wirkung  der  in  ungleichen 
Schichthöhen  unregelmäßig  in  das  Bruchstein- Mauerwerk  ein- 
bindenden Quader  ist  dadurch  aufgehoben,  dass  die  rothe  Farbe 
so  weit  aitt  den  Verputz  übergreift  ,  um  diese  Quader  zu  regel- 
rechten zu  ergänzen.  Die  übrigen  Flächen  sind  grell  weiß  geputzt 
weiße  Fugen  sind  auf  die  verbesserten  Quader  und  das  rot  an- 
gestrichene Maaßwerk  aufgemalt,  und  zwar  bei  letzteren  ohne 
Rücksicht  auf  den  vorhandenen,  ganz  rationellen  Fugenschnitt  zu 
gunsten  gleichmäßiger  Thcilung.  Es  dürfte  wohl  schwerlich  unter 
deu  mittelalterlichen  Baudenkinaleii  ein  Beispiel  dafür  n* 
weisen  sein,  dass  gute  Steinmetzarbeit  nach  außen  auf 
Weise  verschönert  worden  ist.  Jedenfalls  macht  die; 
de»  Außenputzes  keinen  glücklichen  Eindruck  und  ■ 
dem  Unheil  über  die  Nüchternheit  der  Chor- Restauration  überein- 
stimmen, ohne  Bich  für  diese  anspruchsvolle  Behandlung  der  Lang- 
schirl'-Facade  begeistern  zu  können. 

Zur  Erhaltung  des  Bauwerks  genügt  äufserlich  voll- 
kommen ein  ausbessernder  Verputz  dos  Bruchstein-Mauerwerks, 
der  die  schone  Patina  des  alten  möglichst  konservirt.  Wozu  nun 
das  Bemühen,  einen  Kau  zu  der  immerhin  fraglichen  Erscheinung 
seiner  Entstehungszeit  aufzumuntern,  wenn  er  in  den  Stürmen  der 
Zeit  mit  Ehren  grau  geworden?  Ist  es  doch  gerade  das  charak- 
teristische Zeichen  jedes  echten  Bauwerks,  dass  die  Gebrechen 
des  Alters  seine  Wirkuug  nicht  abschwächen,  sondern  vielmehr 
"höhen.   H  {ir 

Person»!  -Nachrichten. 

Proufsen. 

Ernannt:  Der  Regierungs-  und  Baurat  Schroeder  zu 
Königsberg  i  Pr.  zum  (ieh.  Bau  rat  u.  Vortrag.  Rath  bei  dem 
.Ministerium  für  Handel,  Gewerbe  etc. 

Die  Baum  eist  er-  Prüf  ung  haben  bestanden,  a.  für  beide 
rachrichtangeu:  IL  Tanneberger  aus  Herzberg  u.  Leo  Saigge 
aus  Kauzig;  -  b.  für  das  Baumgenieurfacb  Carl  Bräuning  aus 
Schwarz  bei  Calbe  a.,'8. 


c,rl  B"'"«  ■»  B"rti»    M«  »  K«i.kti.»  matwortUat:  k.  k.  o  rfltMt,  sMIn.  i>,wk:  W,  M..r.,r 


No.  88^  DEUTSCHE  B  AU  ZEITUNG.  445 

Inhalt :  l>*  Arrhllrktnr  »nf  dir  l'artwr  W«-IUi»»UI|q«(  ein»  4»»r»«  I Sin.  —  BrUriip  inr  Rwdjnuni:  <t«r  Ki«.  Ufa»  »-hu-  riatrwr  Balkrnbrürkrn.  ;sih.'u»>  ) 
—  Miltkailnnc««  aut  Vrralnan:  Wrvln  fir  Klmmliakltkulri«.  —  Artliiltkt™ - Vertu  «i  fcrli».  —  iai  d«r  FacblilUratur.  -  KnnknrrcDtra.  —  Bricf- 
und  Fragrkatlrn. 


auf  der  Pariser  Weltausstellung  des  Jahres  1878. 

Von  J.  Stübben. 


Allgi-inrlnm. 
Kimftiiiul. 


KrtiaMrot  «.  S<if«»«»«-  OrW*l»iüa»d.  Portugal.  Mpuiian. 
i«.  I.mcinSiii*.     H.  Iir-rn      Schwda-  Ilakrn 


Krhlu 


er  Besuch  einer  Weltausstellung  ist  um  so 
angenehmer,  je  weniger  man  die  Absieht  hat 
zu  lernen.  So  sonderbar  dieser  Satz  sich 
an  der  Spitze  eines  Fachreferates  ausnehmen 
mag,  so  bezeichnend  ist  er  für  die  langst 
erkannte  Thatsaehe,  wie  wenig  eine  Welt- 
Ausstellung,  öb^rbäupt  eine  Ausstellung  ühn- 
«eher  Tendenz,  geeignet  ist,  ihren  Beruf  als  Lehranstalt  zu 
erfüllen.  Für  denjenigen,  der  sich  auf  ein  behagliches  Schauen 
und  Flaniren  verlegt,  der  sich  am  Ungewöhnlichen  und  Grofs- 
artigen  ergötzen,  fremdartige  Produkte  bewundern  und  das 
Zusammensein  mit  echten  und  imitirten  Negern  und  Arabern 
geniefsen  will,  ist  die  bunte  Mannichfaltigkeit  des  Stoffes,  das 
kaleidoskopartige  Durcheinander  der  Menschen  und  Gegen- 
stande weniger  ermüdend,  als  für  den  lernbegierigen  Gast, 
dessen  Wissensdrang  nach  bestimmten  Zielen  gerichtet  ist 
Welche  Mühe  kostet  es  ihm,  die  Gruppen  und  Klassen,  die 
ihn  interessiren,  in  allen  Gebäuden  und  Winkeln  des  Aus- 
stellungsfeldes zusammen  zu  suchen!  Welche  energische 
Arbeit  ist  erforderlich,  um  sich  durch  die  tausend  ablenkenden 
Kindrücke,  die  von  allen  Seiten  sich  ihm  aufdrangen,  der  eine 
den  anderen  verwischend,  hindurch  zu  winden  bis  zum  Punkte 
seines  Studiums! 

In  Paris  ist  das  vergleichende  Studium  der  Architektur- 
Gegenstande  doppelt  erschwert  durch  die  gewählte  Klasseu- 
Eintheilung.  Die  Gegenstande  von  architektonischem  Interesse 
sind  getrennt  in  die  Klassen  No.  4:  „Dessins  et  modrles 
d'architecturc"  und  No.  06:  „Matiriels  et  procedes  .  .  .  de 
Varchitecture'.  Erstere,  als  zur  Gruppe  I  (Kunstwerke)  ge- 
hörig, muss  in  den  Räumen  der  Kunstausstellungs-Flügel  ge- 
sucht werden;  letztere  dagegen,  weil  einen  Theil  der  Gruppe 
VI  (Out »Haffe  rt  procedi's  des  industries  meeanitjues,  in- 
strumenta et  prtuedis  des  niis  usueh)  bildend,  hatte  ihren 
regelmafsigcn  Platz  irgendwo  in  der  Nähe  der  Maschinen- 
Gallcric  einnehmen  müssen,  wenn  nicht  das  üppig  entwickelte 
Annexwesen  gerade  auf  die  Gegenstände  des  Baufachs  eine 
Itcsondere  Anziehungskraft  ausgeübt  hätte.  In  Wirklichkeit 
findet  man  die  Verthcilung  so,  dass  einzelne  Staaten  ihre 
Architektur-Gegenstände  ausschließlich  in  der  Kunstausstellung 
untergebracht,  andere  auf  die  Benutzung  der  Kunstausstellungs- 
Räume  ganz  verzichtet  und  eine  abgerundete  Ausstellung  aller 
oder  einzelner  Zweige  des  Bauwesens  an  irgend  einer  Stelle 
der  Marsfeld- Gallcricn  oder  in  besonderen  .Pavillons1*  einge- 
richtet haben.  Die  meisten  Staaten  sind  indess  sowohl  in 
Klasse  4  der  Kunsträume  als  in  Klasse  66  vertreten,  und 
schliefslich  haben  sehr  viele  Behörden,  Städte  etc.  es  vorge- 
zogen, gröfscre  Separat-Ausstellungcn  anzuordnen,  von  welchen 
die  Architektursachen  nur  einen  Besytndtbeil  bilden. 

So  ist  es  gekommen,  dass  der  lernbegierige  Architekt 
zunächst  die  durch  Uebersichtlichkeit  sich  wenig  auszeich- 
nenden Räume  der  Kunstausstellung  und  dann,  die  schema- 
tische  Reihenfolpe  der  Klasse  66  ganz  aulser  Acht  lassend, 
fast  in  sämmtliche  übrigen  Hallen,  Gallerten,  Annexe,  Jlnn- 
f/urs  und  Pavillons  eindringen  und  die  meisten  aufmerksam 
durchwanden)  muss,  um  cinigermafsen  über  die  Auffindung 
seiner  Fachgegenstände  sicher  zu  sein  und  sich  schliefslich 
in's  Unvermeidliche  zu  fügen,  wenn  sein  Vcrzcichniss  immer 
noch  Lücken  aufweist.  Brauchbare  Kataloge  gab  es  im  Juli 
so  gut  wie  gar  nicht;  auch  ist  es  sehr  zweifelhaft,  oh  in- 
zwischen die  uöthige  Ergänzung  stattgefunden  hat.  Mau  ist 
also  genftthigt,  sich  auf  dasjenige  zu  verlassen,  was  in  die 
fallt,  und  anverrichteter  Sache  weiter  zu  wandern, 
man  die  in  schwindelnder  Höhe  aufgehängten  Zcich- 
nicht  erkennen,  undeutliche  Unterschriften  nicht  ent- 
ziffern, ungarische,  schwedische  oder  griechische  Benennungen 
nicht  übersetzen  kann,  oder  den  russischen  Buchstaben  hülrlos 
gegenüber  steht.  Das  sollte  man  denn  doch  von  den  Ans- 
stellungs-Kommissioncn  und  den  Ausstellern  selbst  verlangen 
dürfen,  dass  man  architektonische  Plane  nicht  über  eine  ge- 
wisse Höhe  hinaus  aufhängt,  dass  der  Name  des  Architekten 
ist  und  dass  die  " 


stens  in  die  Sprache  des  Ortes,  an  welchem  die 
stattfindet,  übersetzt  sind. 

Etwa  die  Hälfte  der  ausgestellten  Architektursachen  ge- 
hört erklärlicher  Weise  Frankreich,  und  zwar  vorzugsweise 
der  Stadt  Paris  an ;  ihm  folgen,  wie  im  Ausstellungs-Umfangc 
Oberhaupt,  so  auch  hinsichtlich  der  Architektur.  England  und 
Oesterreich.  Wir  zielten  indess  vor,  unser  Referat  so  zu 
ordnen,  dass  wir,  zunächst  nur  Europa  betrachtend,  die- 
jenigen Staaten  vorauf  schicken,  deren  architektonische  Aus- 
stellung am  schwächsten  besetzt  ist,  so  dass  wir  folgerichtig 
mit  Frankreich  zu  endigen  haben ;  zum  Schluss  mögen  einige 
Mittheilungen  über  die  Architektur  der  aufser- europäischen 
Staaten  hinzugefügt  werden.  —  — 

Gar  nicht  betheiligt  sind  die  Türkei,  welche  nicht 
konnte,  und  das  Deutsche  Reich,  welches  nicht  wollte. 
Sehr  kärglich  vertreten  sind  die  dänische  und  die  schwedisch- 
norwegische  Architektur. 

Die  Vertretung  Dänemarks  besteht  aus  der  „typischen 
Facadeu  in  der  nie  des  nntions,  aus  einem  Entwurf  des 
Königlichen  Theaters  zu  Kopenhagen  und  aus  Aufnahme- 
zeichnnngen  der  dortigen  Börse.  Die  typische  Fat  ade 
ist  ein  in  hübschen  Verhältnissen  projektirter  Zopfgiebel,  der 
ebensowohl  holländisch  sein  könnte  und  sicher  in  Dänemark 
selbst  in  edleren  Formen  vielfach  ausgeführt  ist.  Das  Portal 
ist  von  Marmorsäulen  umrahmt,  die  WandHächen  sind  Back- 
stcinbati  mit  Sandstein-Streifen;  der  Name  des  Architekten 
konnte  nicht  erfahren  werden.  Das  Königliche  Theater, 
von  V.  Dnhlerup  und  0.  Petersen,  zeigt  eine  einfache 
und  edle  Renaissance- Architektur,  ohne  Zopf,  aber  etwas  ein- 
förmig; Bühne  und  Zuschauerräume  sind  gemeinschaftlich 
emjwr  geführt  und  mit  gebogenem  Mansardendache  abge- 
schlossen; die  Nebenräume  hinter  der  Bühne  sind  in  einem 
abgesonderten  Bauwerke  vereinigt,  welches  mit  dem  Haupt- 
gebäude mittels  einer  bedeckten,  auf  offener  Bogenstellung 
ruhenden  Gallerte  verbunden  ist:  die  zeichnerische  Dar- 
stellung ist  sehr  bescheiden.  Die  Börse  zu  Kopenhagen, 
welche  H.  C.  Amberg  in  mehren  Aquarellen  darstellt,  ist 
in  den  Jahren  1619  bis  16:23  im  schrankenlosesten  Zopfstil 
erbaut  worden;  sowohl  die  Giebel  als  der  Thurm,  dessen 
Spitze  aus  spiralförmig  aufgewundenen  Drachenschwänzen  ge- 
bildet ist,  zeigen  so  viel  Geschmacklosigkeiten  und  Ungeheuer- 
lichkeiten, dass  dem  Zeichner  ein  besserer  Vorwurf  zu  wün- 
schen gewesen  wäre.  — 

Schweden  und  Norwegen  sind  vorteilhaft  vertreten 
durch  die  bereits  früher  genannten  Tischlerei-Pavillons  auf  dem 
Trocadcro  und  den  graziösen  Uhrthurm  daselbst,  sowie  durch 
die  Facade  in  der  rite  des  nntiims.  Die  letztere,  erbaut 
vom  Architekten  Trapmeycr,  besteht  ans  zwei  Giebeln,  die 
durch  einen  Langbau  vereinigt  sind ;  das  Portal  soll  den  nor- 
wegischen Kircheneingängen  nachgebildet ,  die  Gallerie  Ober 
denselben  einem  Wohuhause  in  Christiania  entlehnt  sein ;  die 
Giebel  sind  hübsch  gezeichnet  und  sehr  saldier  gearbeitet. 
Das  Ganze  ist  ein  Holzbau,  und  zwar  meist  Blockbau,  wie 
solcher  bei  schwedisch -norwegischen  Landhäusern  vielfach 
üblich  ist,  während  in  den  Städten  der  Backsteinhau  vor- 
wiegt; alle  Arbeiten  sind  von  schwedischen  Handwerkern  au 
Ort  und  Stelle  ausgeführt  und  verdienen  wegen  ihrer  Korrekt- 
heit und  Gediegenheit  besondere  Anerkennung.  Bemerkens- 
werth  sind  auch  die  sehr  sauberen  Holzschranken  und  Holz- 
gestelle in  der  norwegischen  Ahtheilung,  Hott  gezeichnet  und 
in  hellgelber  Naturfarbe,  geschnitzt  von  Holmens  Brug  in 
Dremmen.  Von  Entwürfen  haben  wir  nur  die  Zeichnungen 
zum  Bau  einer  polytechnischen  Schule  von  John 
Smcdberg  aufzufinden  vermocht;  dieselbe  zeigt  eine  Facade 
in  Hörem  inischcr  Renaissance  mit  gequadertein  Erdgeschoss 
und  viersäuligem  Portikus;  im  Zentrum  der  ganzen  Anlage 
erhebt  sich  ein  mit  Kuppeldach  abgeschlossener  Thurm  in 
schweren  Formen,  vermuthlieh  eine  Sternwarte  enthaltend. 
Die  nüchterne  Hof-Architektur  lehnt  sich  unmittelbar  an 
hellenische  Formen  an. — 

Aus  Griechenlands  architektonischer  Ausstellung  ist 
das  Beste  seine  Facade  in  der  nie  des  nntions,  entworfen 
vom  Architekten  Benard,  ein  reizendes  Häuschen  .aus  der 
Zeit  des  Periklcs*  darstellend;  die  WandHächen  sind  weiss, 
die  Arcbitekturtheile  iu  lebhaften  blauen  und  rothen  Farben 


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DEUTSCHE  BAÜZEITÖNG. 


2.  Novemb«  1878 


bemalt  Leider  sind  die  beiden  Geschosse  etwas  niedrig  gc- 
rathen  and  der  Balkon  würde,  dess  sind  wir  sicher,  von 
Hansen  oder  den  Meisten]  der  Berliner  Schule  viel  feiner  und 
edler  gezeichnet  worden  sein.  Die  sonstigen  griechischen 
Architektur-Gegenstände  sind  theüs  im  südlichen  KunsUlttgel, 
theils  in  den  allgemeinen  Ausstellungs-Gallerien  zu  suchen; 
unter  den  Zeichnungen  sind  melire  höher  aufgehängt,  als  das 
Auge  reicht;  von  den  übrigen  mögen  hier  genannt  werden: 
das  Gemeindehaus  zu  llermopolis  und  ein  Wohnbaus  zu  Athen 
vom  Architekten  E.  Ziller,  das  Stadttheater  zu  Korfu  vom 
Architekten  J.  Chronis  und  verschiedene  Scbulhäuser,  alles 
einfache  nüchterne  Bauten  von  sehr  geringem  Kunstwerthe. 
Ferner  drei  grosse  Entwürfe  von  G.  Karvassös,  nämlich 
der  Justizpalast  zu  Athen,  ein  ausgedehntes  Bauwerk,  welches 
ganzen  Strafeenblock  einnimmt  und  mit  2  Binnenhöfen 
ist,  in  den  Facaden  jedoch  den  trockensten  Helle- 
!igt  und  monumentaler  Gruppirung  sowie  entschiedener 
Gliederung  entbehrt;  das  Parlamentsgebandc  zu  Athen,  dem 
vorigen  nahe  verwandt,  aber  im  Aufbau  besser  gruppirt  und 
das  Zellengefängniss  von  Korfu,  ein  gut  durchgeführter  Bau 
von  der  bekannten  zentralen  Grundrissform.  Eine  besonders 
gute  Leistung  der  griechischen  Architektur- Ausstellung  ist 
schlicfslich  der  von  Th.  Hansen  in  Wien  herrührende  Ent- 
wurf der  Akademie  der  Wissenschaften  zu  Athen,  eine  sehr 
etile  hellenische  Komposition  in  feinen  Verhältnissen  und  an- 
genehmer Gruppirung.  Im  allgemeinen  aber  muss  die  mäfsige 
Vertrelung  Griechenlands  ein  lebhaftes  Be- 
erwecken,  dass  jenes  Volk  die  Kunstschatze 
Bodens,  trotz  der  ihm  zurück 
politischen  Selbständigkeit,  so  wenig  zu  benutzen  v< 

Portugal  glänzt  in  noch  höherem  Grade  als  Norwegen 
durch  seine  Facade  in  der  Nationenstrafse  und  durch  die 
innere  Kintheilung  seines  Ausstellungsraumes.  Der  Architekt, 
Leo  Pascal,  hat  keinen  Entwurf  nach  eigetier  Erfindung 
geliefert,  sondern  er  hat  das  Portal  der  Klosterkirche  zu 
Beiern  auf  Grund  genauer  Aufnahme  in  Putzbau  und  Gvps 
nachgebildet  und  als  Facade  der  portugiesischen  Ausstellungs- 
(iallerie  vorgesetzt;  es  ist  dies  ein  spatgothisches  Bauwerk 
aus  dem  Anfange  des  16.  Jahrhunderts,  dessen  reich  dekorirte, 
romantisch  verschlungene,  mit  maurischen  Reminiscenzen  stark 
durchsetzte  Formen  vielleicht  das  phantasievollste  Bild  mittel- 
alterlicher Kunst  darstellen.  Im  Innern  ist  diese  reizvolle 
Architektur  in  den  Querwanden  und  Schranken  fortgesetzt, 
welche,  als  Arkaden  mit  Maafswerk  und  Brüstungen  ausge- 
bildet, die  Unterabtheilungen  der  portugiesischen  Ausstellung 
bilden;  auch  hier  sind  die  romantischen  Motive  der  Kloster 
Beiern  und  Batalha  in  reichster  Abwechslung  dem  Zwecke 
angepasst.  Das  anziehende  Bild  der  portugiesischen  Archi- 
tektur früherer  Jahrhunderte  wird  vervollständigt  durch  die 
g  von  Photographien  des  genannten  Klosters 
«  uiciinit  eng  verwandten  Real  Cosa  Pia  zu 
Lissabon  und  vieler  anderer  Schlösser  und  Kirchen,  welche 
den  pittoresken  Reichthum  des  Landes  an  Baudenkmalern 
reizvoll  veranschaulichen.  Zu  den  neueren,  in  den  Ausstellungs- 
Gallerien  dargestellten  Bauten  gehört  die  „Unirrrttidad"  zu 
Coiinbra  und  die  .Polytechnische  Akademie''  zu  Porto,  beides 
nüchterne  Renaissance-Bauten,  deren  Architekt  nicht  angegeben 
ist.  In  der  Kunstausstellung  ist  Portugal  nur  durch 
einen  Architekten  J.  L.  Monteiro  vertreten,  welcher  sich 
einen  Schüler  von  Pascal  nennt  und  in  mehren  Werken  als 
tüchtigen  Meister  sich  bekundet.  Seine  Reitschule,  sein  Land- 
schloss,  sein  Brunnen  und  sein  Triumphbogen  gewinnen  durch 
edle  Renaissance-Formen  und  harmonische  Verhältnisse.  Der 
Brunnen  bat  Aehnlichkeit  mit  der  bekannten  Fontaine 
Saint- Michel  in  Paris;  er  zeigt  eine  Venus,  der  Muschel  ent- 
steigend, in  der  Mitte  eines  Oberlaufenden  Beckens,  darunter 
Kaskaden  und  5  empor  springende  Nebenstrahlen,  endlich  2 
flankirende  Figuren  hl  sitzender  Stellung,  nach  den  Emblemen 
Wasser  und  Land  vorstellend,  die  Rückwand  durch  einen 
korinthischen  Säulen- Aufbau  dekorirt.  Der  Triumphbogen 
ist  ein  vielleicht  etwas  zu  mAfsiger  Bau  mit  3  fast  gleich 
weiten  Durchfahrten,  mit  gequaderten  Doppelsaulen  und  statt- 
lichen Figurengruppen.  — 

Spaniens  architektonische  Ausstellung  befindet  sich 
ausschliefslich  in  den  allgemeinen  Ausstellungs-Gallerien.  Die- 
selbe besteht  aus  mehren  Albums  und  Mappen,  die  staatliche 
Bauausführungen  auf  dem  Festlande  und  auf  den  Philippinen 
darstellen,  darunter  langweilige  Kasernen  in  Holz-  und  in 
Eisen-Konstruktion  (mit  offenen  Eisengallerien  an  den  Höfen), 
Leuchtthürmo  und  Brücken  urältesten  Systems.  In  betracht- 
licher Zahl  haben  sich  die  spanischen  Architekten  selbst  be- 
Theil  allerdings  mit  bedenklichen 


Zu  den  letzteren  gehören  ein  Bahnhofsgebäude  von  C.  Perez 
de  la  Riva,  eine  Musikschule  von  Rodriguez  Yzguirdo, 
ein  Hospital  und  eine  Börse  von  Luis  Cespcdes,  sowie 
die  Kathedrale  zu  Manila  von  Vincente  Scrrano  Salavcrri 
olles  trockene  Zopfbauten,  denen  selbst  die  maurischen  Zu-, 
thaten  (wie  bei  der  letzt  genannten  Kathedrale)  keinen  Reiz 
zu  verleihen  vermögen.  Durch  das  Studium  klassischer  Vor- 
bilder wird  indess  in  neuerer  Zeit  auch  in  Spanien  die  Aus- 
bildung der  Architektur  gefördert,  wie  die  hübschen  Aufnahmen 
des  Dogenpallastes  und  des  Vcstatcni|>elfi  von  Tivoli  von 
Amados  de  los  Bios  beweisen.  Recht  stattliche  Leistungen 
sind  in  der  That  ein  Zirkus  in  Madrid  von  Miguel  Pasenal 
und  ein  Museum  (Alusie  eotnmhnorutif)  von  Adolf o  Fer- 
nando Casanova,  letzteres  ein  edler  Renaissancebau  in 
fast  hellenisch  reinen  Formen.  Unter  den  got  bischen  Kirchen 
sind  die  beiden  von  Alandrini  und  von  Alfredo  de  la 
Escalera  weniger  befriedigend;  dagegen  meisterhaft  in  der 
Komposition  und  in  den  Formen  ist  die  Kathedrale  von 
RumerL  Es  scheint  indess,  als  ob  die  beiden  zuletzt  er- 
wähnten Hauptstücke  der  sjMuiischen  Architeklur-Ausstcllnng 
ebenso  wie  der  von  Pucutc  y  Navarro  ausgestellte  Ent- 
wurf eines  Provinzial-Muscums,  welcher  die  unverkennbaren 
Formen  der  berliner  Schule  trägt  und  bereits  in  Wien  aus- 
gestellt war,  nur  als  akademische  Arbeit  zu  betrachten  sind. 

Sei  dem,  wie  ihm  wolle,  man  wird  mit  ziemlicher  Sicher- 
heit annehmen  dürfen,  dass  die  i 
hat,  durch  eine  junge  Künstler-Generation 
entgegen  geführt  zu  werden.    Leider  ist  in  der  nte  des  na t Ums 
nicht  das  moderne  Spanten  architektonisch  reprasenürt, 
sondern  man  hat  geglaubt,  ebenso  charakteristisch  zu  handeln, 
indem  man  auf  die  inanrische  Architektur  des  XIII.  und 
XIV.  Jahrhunderts  zurück  griff.   Es  sind  die  getreuen  Motive 
und  Details  der  Albambra,  welche  der  Architekt  Villajos 
von  Granada  nach  Paris  versetzt  hat,  übrigens  in  meisterhafter 
polychromer  Dekoration  und  prächtiger  Farben  Wirkung;  so  ist 
die  spanische  Facade  ein  Kleinod  geworden,  welches  zwar 
einen  spanischen  Reiseeindruck  hervor  ruft,  zur 
spanischen  Baukunst  al>er  kaum  in  Beziehung  steht. 

Auch  Russlands  „ typische  Facade"  ist  keine  eigentlich 
moderne  Leistung,  wenn  auch  der  Zusammenhang  der  dar- 
gestellten Architektur  mit  der  gegenwärtigen  ein  unmittelbarer 
ist.  Hr.  Ropett,  der  Architekt  der  russischen  Ausstellungs- 
Kommission,  liefert  uns  eine  umfangreiche,  recht  interessante 
Komposition  von  Motiven,  welche  gröfstentheils  dem  Palaste 
Peters  des  Grofsen  zu  Kolomna  entlehnt  sind.  Es  ist  eine 
Phantasie-  und  anspruchsvolle,  echt  russische  Holzarchitekrur 
mit  bizarren  Schnitzereien,  hoben  Spitzdächern,  schweren 
Fenster- Verdachungen  und  geschweiften  Giebeln;  der  untere 
Theil  der  Facade  besteht  aus  Blockwänden,  der  obere  tragt 
eine  reich  gemusterte,  helle  Hrett Verkleidung:  das  Ganze  macht 
bei  aller  Gespreiztheit  und  trotz  des  lebhaften  Kolorits  einen 
schweren,  unfreundlichen  Eindruck.  Im  übrigen  ist  das  bau- 
künstlerische Schaffen  Russlands  auf  der  Pariser  Ausstellung 
viel  schwacher  vertreten,  als  man  es  nach  der  Betheiligung 
in  Wien  von  der  so  gern  sich  in  den  Vordergrund  schiebenden 
Nation  erwarten  sollte;  vielleicht  auch  sind  uns,  wenn  nicht 
etwa  der  Orientkrieg  die  Schuld  tragt,  die  Hauptwerke 
russischer  Architektur,  ungeachtet  fleifsigen  Suchens,  im  Wirr- 
sal  der  Gallerten  entgangen.  In  der  Kunstausstellung  nahmen 
iüe  russischen  Architekturzeichnungen  den  oberen  Thcil  einer 
Korridorwand  ein,  meist  uneingerahmt  und  zum  Theil  mit 
unleserlichen  Namen  und  russischen  Aufschrilten  versehen. 
Dalström's  Stndienhaus  zu  Helsingfors  zeigt  eine  trockene 
Renaissance  ohne  grofse  Motive,  Hjoströms  Polytechnische 
Schule  für  Finnland  ist  eine  nicht  viel  bessere  Leistung, 
welcher  die  monotonen  Pilaster-Stellnngen  nicht  aufzuhelfen  ver- 
mögen. Von  demselben  Verfasser  sind  eine  Volksschule  und 
eine  Villa  zu  Helsingfors,  erstere  im  ungetrübten  Charakter 
eines  Speichergebäudes,  letztere  in  nati< 
Holzarchitekrur ;  ferner  eine  gothisirende,  ziemlich  i 
Holzkirche  in  Kronaborg  und  eine  Grabkirch,  zu  Kexhoun. 
Dieses  letzte  Bauwerk  erscheint  uns  als  die  hervor  ragendste 
Leistung  der  russischen  Architektur-Ausstellung;  es  ist  ein 
reizender  Zentralbau  in  veredelten  byzantinischen  Formen  mit 
schöner  Kuppel  und  dem  unvermeidlichen  goldeuen  Zwiebel- 
aufsatz, mit  gewaltigem  prächtigen  Portalbogen  und  lebhaft 
rother  Terrakotten-Bekleidung.  Eine  andere  Backsteinkirche 
(in  Tammerfors)  mit  Terrakotten- Verwendung,  indess  ohne 
besondere  künstlerische  Wirkung,  hat  Th.  Decker  ausgestellt 
Aufscrdem  sind  in  der  Kunstausstellung  nur  noch  die  sehr 
Aufnahmen  von  Jac.  Ahrenberg, 
von  Perugia,  zu  nennen.   In  dem 

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N».  88. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


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rassischen  Tbeile  der  Fremdensektion  haben  wir  überhaupt 
nnr  2  Bauwerke  aufzufinden  vermocht:  die  Handwerker- 
schale  (1-koif  des  mHiers)  des  Cäsarewitsch  Nikolaus,  ein 
Berliner  Rohbau  mit  einigen  geschmacklosen  russischen  Zu- 
i baten,  und  das  Landwirthschafts-Museum  zu  St.  Petersburg, 
von  J.  Kottner,  bestehend  aus  einem  interessanten,  schönen 
Mittelbau  mit  grofsem  Vestibül  und  zwei  einförmigen  langen, 
niedrigen  Seitenflügeln;  der  Stil  ist  eine  anspruchsvolle  Re- 
naissance, die  Totalwirkung  jedoch  mehr  die  einer  grofsen 
Markthalle  als  die  eines  Museums.  Es  ist  einleuchtend,  dass 
diese  wenigen  Bauten  völlig  angeeignet  sind,  ein  annäherndes 
Bild  der  heutigen  russischen  Baukunst  zu  liefern,  da  nament- 
lich der  in  den  letzten  Jahren  an  den  Palästen  und  Kirchen 
der  Hauptstadt  auftretende,  prachtliebende  nationalrussische 
Stil  völlig  vermisst  wird.  — 

Die  hollandische  Facade,  vom  Architekten  van  den 
Brink,  ist  eine  der  besseren  Leistungen  in  der  rue  des 
nntions,  insofern  als  der  niederländische  Typus  hier  unver- 
kennbar zum  Ausdruck  gelangt  ;  es  ist  ein  rother,  reinlicher 
Backsteinbau  mit  heller  Ausfugung  und  weifsen  Haustein- 
Bändern,  die  Giebel  in  den  niederdeutschen  Renaissanceformen 
des  XVI.  Jahrhunderts  abgetreppt  und  ausgeschmückt. 
Weniger  gelungen  ist  der  Thurm,  dessen  Architektur  in  der 
That  nüchterner  und  platter  ist,  als  es  selbst  holländischen 
Bauwerken  zusteht.  —  Die  baukünstlerische  Abtheilung  der 
holländischen  Kunstausstellung  war  nicht  so  besetzt,  als  man 
mit  Rücksicht  auf  die  Vorliebe  der  Holländer  für  das  Fran- 
zosenthum  erwarten  sollte.  Im  Kirchenbau  sind  nur  Cuypers 
und  Leliman  vertreten.  Ersterer  mit  15  gothischen  Ent- 
würfen für  Amsterdam,  Bocholtz,  Breda,  Nym wegen  etc., 
durchweg  höchst  ansprechende  Bauten,  aber  in  dem  harten 
Maafswerk,  den  flachen  Dächern,  den  horizontalen  Tbunn- 
gesimsen  und  den  kalten  Farben  die  holländische  Herkunft 
nicht  verläugnend.  Letzterer  durch  den  anscheinend  akade- 
mischen Entwurf  einer  Kathedrale  von  bedeutenden  Dimen- 
sionen, in  Backsteinrohbau  mit  rundbogigen  Fenstern  und 
nach  oben  verjüngten  Eckpfeilern;  liinter  der  letzten  Chor- 
kapelle ist  ein  Krypta-Bau  angeschlossen,  dessen  Fanden  mit 
besonderem  Reichthum  ausgebildet  sind;  das  Ganze  macht 
einen  eigentümlichen,  fast  malerischen  Eindruck,  aber  die 
Arcliitektur  seihst  entbehrt  doch  einer  höheren  künstlerischen 
Weihe.  —  Diosell)cn  beiden  Arcldtekteu  haben  auch  Entwürfe 
zu  Profanbauten  ausgestellt,  u.  z.  Leliman  die  Arbeiter- 
häuser der  Vereiniging-Salerne  zu  Amsterdam  in  trockenster 
niederländischer  Backsteinbehaudlung,  und  Cuypers  das 
lleichsmuseom  zu  Amsterdam,  einen  grofsen  rundbogigen 
Backsteinbau  mit  hohen  Dächern  und  wenig  belebten  Facaden. 
Charakteristisch  sind  ferner  die  Gemeindeschule  zu 
Scheveningen  von  Reinders  mit  flachen  Piksterstellun- 
gen  und  sein*  grofsen  Fenstern,  sowie  das  Rathhaus  zu 
Haag  von  Reinders  und  Lootsen,  auf  uuregelmäfsigem 
Bauplatze  sehr  geschickt  komponirt,  in  zwar  zopfigen  aber 
doch  geschmackvollen  Renaissance-Formen,  mit  schön  aufge- 
Thurm  und  reizenden  Treppengiebeln.  Es  ist  dies 
Zweifel  das  beste  baukOnsÜerische  Werk  des  modernen 
Holland,  wo  die  Architektur  gegen  die  allgemeine  Plattheit 
und  Monotonie  eilten  schweren  Kampf  zu  führen  hat  Die 
Leliman 'sehen  Publikationen  ( Projeis  tfurchitecture  pulAies) 
and  die  zum  Erfrieren  kalte  Ausstattung  der  ttolländischen 
Ausstellungsräume  sind  Beispiele  hierfür.  — 

Ein  wärmere«  Leben  scheint  im  Grofsberzogthum 
Luxemburg  zu  pulsiren,  von  wo  der  „Staatsarchitekt" 
Ch.  Arendt  ein  interessantes  Bild  seines  heifsigen  Schaffens 
geliefert  hat  Eine  Sammlung  von  Zeichnungen  und  Photo- 
graphien zeigt  uns  die  von  Arendt  erbauten  Kirchen  zu 
Conz,  Dahlheim,  Ehrang,  Esch,  Fell,  Trier,  Sulzbacb,  Holle- 
rich u.  a.  a.  0.,  theils  im  Luxemburgischen ,  theils  im  Re- 
gierungsbezirk Trier  gelegen .  meist  sehr  hübsche  Bauwerke 
in  bescheidenen  romanischen  Formen;  ansprechender  noch 
ist  die  zweite  Sammlung  von  gothischen  und  romanischen 
l  Kircbenmöbeln  rheinischer  and  luxemburger 
u»n  Schluss  bildet  das  Konkurrenz-Projekt  desselben 
nr  Pctrikirche  in  Leipzig,  ein  romanisches  Bau- 
werk mit  2  West-  und  2  Chorthürmen,  welches  bei  aller 
Schönheit  freilich  mit  den  pr&miirteu  Entwürfen  an  Glanz  und 
Genialitat  nicht  wetteifern  konnte.  — 

Eine  überraschende  Großartigkeit  trägt  die  bautechnische 
Ausstellung  Belgiens  zur  Schau.  Die  Facade  in  der  rue 
des  nations  ist  in  einer  Längenausdebnung  von  60"  mit 
wahrhaft  palastartigem  Reichthum  entwickelt;  sie  ist  ohne 
Zweifel  das  üppigste  Bauwerk  der  Nationenstrafse.  Die  Front- 
bestehen nach  flämischer  Sitte  aus 


steinflächen  mit  Bändern  und  ArchitekUirtheilen  aus  dem  be- 
kannten blaugraucn  „belgischen  Granit",  zugleich  mit  Anwen- 
dung von  schwarzen  Marmorsäulen,  braunen  Sandsteinen  und 
sonstigen  aussclüiefslich  aus  Belgien  hervor  gegangenen  Mate- 
rialien, deren  Gewinnungsorte  und  Lieferanten  überall  deutlich 
angegeben  sind.    Der  Palast,  oder  besser  die  Palastfacade, 

aufgelösten  Mittelbau  mit  Hauptportal,  an  welchen  sich  beider- 
seits Langbaaten  mit  offener  Gallerie  im  Obergeseboss  an- 
schlicfsen;  den  Abschluss  bildet  links  eine  Art  von  Beffroi, 
dessen  Thurmlösung  uns  wenig  gelungen  erscheint,  rechts  eine 
Art  Landschloss.  Der  Eindruck  des  Ganzen  ist  ein  prächtiger, 
fast  überladener;  der  Erbauer  ist  der  bekannte  Brüsseler 
Architekt  E.  Janlet;  seine  Leistung  verdient  eine  wirklich 
nationale  genannt  zu  werden.  Zuverlässigen  Nachrichten  zu- 
folge ist  der  Bau  von  der  französischen  Regierung  zu  einer 
definitiven  Verwendung  angekauft  worden,  die  Baukosten 
werden  auf  480000  Mark  angegeben.  —  Die  sonstigen  Werke 
der  belgischen  Architektur  sind  nicht  in  der  Kunstausstellung, 
sondern  in  einem  abgetrennten  Räume  der  allgemeinen  Aus- 
stellungs-Gallerien,  sowie  in  der  belgischen  Anncxhaile  recht 
übersichtlich  untergebracht.  Wir  nennen  2  akademische 
Stadthaus-Entwürfe  von  P.  Vankerchove  und  J.  Goetha  in 
jener  harten,  unerfreulichen  Backstcingothik,  welche  schon  bei 
den  holländischen  Leistungen  besprochen  wurde,  hervor  ge- 
gangen aus  dem  Institut  „des  fYf-res  des  Ecoles  ehrrtiennes" 
zu  Gent,  ein  Schulgebäude  zu  Antwerpen  von  P.  Dens  in 
flämischer,  aus  Gothik  und  Renaissance  zusammen  gesetzter 
Mischarchitektur,  2  Konkurrenzprojokte  zu  Brüsseler  Boulo- 
vardhäusern  von  E.  Janlet  und  A.  Vanderheggen  in  dem 
bekannten  barocken  belgisch-französischen  Neogrec-Stil,  dessen 
reiche,  lebensvolle  Wirkung  leider  durch  die  Unscbönheit  vieler 
Details  erheblich  beeinträchtigt  wird;  endlich  die  sehr  hübschen 
Bauwerke  der  landwirtschaftlichen  Kolonie  zu  Merxplas  von 
Architekt  Victor  Besme,  und  eine  Reihe  von  Eisenbahn- 
Stationsgebäuden.  Unter  den  letzteren  machen  sich  die  Bahn- 
höfe zu  Brügge  durch  eine  wahre  Misssgeburt  von  Gothik,  zu 
Löwen  und  zu  Brüssel  (Süd)  durch  eine  trockene  Zopfarchi- 
tektur  bemerklich,  während  die  Stationsgebäude  von  Charleroi 
und  Tournai  (vom  Architekten  Lambeau)  eine  edlere  Stil- 
auffassung,  grofsc  Verhältnisse  und  mächtige  Motive  aufzu- 
weisen haben.  Emile  Cou Ion  hat  in  seiner  Restauration 
der  früligothischen  Abteikirche  von  Villers  eine  sehr  verdienst- 
volle Arbeit  geleistet;  die  bedeutendsten  Neubauten  Belgiens 
sind  indess  Armand  Rousscl's  Höfel  des  Monnuies  und 
J.  Poolacrt's  Palais  de  justice,  beide  zu  Brüssel.  Das 
Ilötcl  des  Monnaies  lehnt  sich  im  ganzen  Aufbau  und 
in  den  einzclneu  Motiven  unmittelbar  an  die  moderne  fran- 
zösische Renaissance  an;  es  zeigt  hohe  Mansardedächer  mit 
reich  verzierten  Gräten,  barocke,  von  plastischem  Schmuck 
überwucherte  Details  und  eiue  lebendige  Flächendekoration 
durch  Ziegel  und  Haustein-Streifen;  die  zeichnerische  Dar- 
stellung ist  meisterhaft  Weit  edler  und  gleichfalls  vorzüglich 
durch  Pläne  und  Modelle  dargestellt  ist  der  bereits  seit 
mehren  Jahren  im  Bau  begriffene  Justiz-Palast,  ein 
Monumentalbau  ersten  Ranges.  Nicht  allein  durch  die  vor- 
nehme Gestaltung  der  Facaden,  durch  die  effektvolle  Gruppi- 
rung  der  Massen,  durch  den  mächtigen  Zentralaufbau, 
welcher,  von  unten  auf  frei,  eine  herrliche  Salle  des  pas 
perdus  bildet,  und  durch  die  gewaltigen  Raum  -  Disposi- 
tionen im  Innern  wird  diesem  Bau  der  monumentale  Stempel 
aufgedrückt  sondern  die  grofsartige  Wahl  der  hoch  gelegenen 
Baustelle,  die  Gestaltung  des  umgebenden  Platzes,  die  herr- 
lichen Strafscnaxen,  die  Terrassen,  Statuen,  Rampen  und  Frei- 
trepiwn  sind  es  nicht  minder,  welche  die  Wirkung  dieses 
Brüsseler  Meisterwerks  zu  einer  königlichen  Höhe  steigern. 
Hier  können  diejenigen  lernen,  welche  über  die  Bauplätze 
monumentaler  Gebäude  zu  bestimmen  haben,  und  hier  können 
auch  die  belgischen  Architekten  erkennen,  dass  man,  auch 
wenn  man  dem  hellenischen  Puritanismus  abhold  ist  selbst 
auf  dem  Boden  des  barocken  Keogrec  erträgliche  Details 


Recht  übersichtlich  ist  auch  die  vom  Schweizer  Archi- 
tekten- und  Ingenieur- Verein  arrangirtc  schweizerische 
Bau- Ausstellung,  welche  unter  manchem  Mittelmäfsigen  viele 
vortreffliche  Leistungen  aufzuweisen  hat  H.  Gote's  Techni- 
kum in  Wiuterthur,  Davinet's  Hotel-Entwürfe,  Honegger's 
Züricher  Postgebäude  und  Gasthofanlagen  und  Keser- 
Doreth's  russische  Kirche  zu  Yevey  erregen  kein  beson- 
deres Interesse;  Jenzer  zeigt  in  einem  „architektonischen 
Album  der  Stadt  Bern"  die  baukünstlerische  Armuth  dieser 
Stadt    Wertvoller  sind  die  Sehulhäuser  von  Coire  und 


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DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


2.  Kavrnbfr  1878 


von  Reese,  die  fhemieschule  iler  Universität  zn  Genf  von 
Bourrit  u.  Simler.  das  Kurhaus  zu  Buden  von  R.  Moser, 
die  Villen  von  Ad.  £  Ferd.  Brunner  und  Jung  s 
Verwaltung«  -  Gebäude  de*  Schweizer  Lloyd  zu  Winterthur. 
Chiodora  in  Zürich  zeigt  uns  seineu  Entwurf  zum  Palazzo 
Marino  in  Mailand,  eine  wenig  anziehende  Architektur  mit 
durchgehenden  Mastern  und  grofsem  Mittelthurm,  sowie  seine 
vortrelHii  hcn  /.ciclinuugen  zum  Hotel  der  Gesellschaft  Hinter- 
hof in  Zürich,  eine  im  Grundriss  grandiose  Anlage  mit  einer 
reichen  Facaden-Entwk-klung.  Sgrnffittoschmuck  und  sehr  wir- 
kungsvollen überstehenden  Dache™.  Alb.  Müllcr's 
Züricher  Börse  zeigt  eine  monumentale  aber  schwerfallige 
Architektur  mit  hohem  Friesgeschoss  und  gebogenen  Dächern, 
deren  Form  die  eiserne  Deckenkonstruktion  angepafst  ist. 
Alioth's  Konkurrenzentwurf  für  das  Hamburger  Rathhaus 
ist  eine  hübsche  französische  Arbeit  mit  dem  üblichen  Mittel- 
thurm, aber  ohne  durchschlagende  grofsc  Motive.  G.  Semper 
ist  durch  sein  Stadthaus  zu  Winterthur,  ein  einfaches  wür- 
diges Gebäude  mit  4  saniiger  Vorhalle,  vertreten;  II.  v.  Gey- 
müller hat  aberma^  die  Konkurrenzentwürfe  für  St.  l'eter 
in  Rom  ausgestellt.  Hier  begegnen  wir  auch  wiederum  den 
verstorbenen  Architekten  F.  Jäger  in  Paris,  dessen  hervor- 
ragende Leistungen  wir  schon  bei  der  Beschreibung  der  Aus- 
stellungsgebaude  erwähnt  haben.  Die  hier  aushängenden  Skizzen 


und  Vorstudien  zu  den  prächtigen  KomiKxsitionen  der  von  der 
I  nördlichen  Loggia  des  Marsfeld-Palastcs  in  die  Kunstaus- 
stellung führenden  Portale  führen  uns  in  die  unmittelbare 
|  Nähe  dieser  genialen  Schöpferkraft .  wenn  auch  die  barocken 
!  Details  unserer  Auffassung  vielfach  nicht  zusagen  wollen. 

Ein  zweites,  auf  gleicher  Höhe  künstlerischer  Routine  stehen- 
I  des  Werk   Jägers   ist  die  Villa  Helvetia  (Eigenthümer 
I  Hr.  Oehler)  in  Frankfurt  a.  M. :  es  ist  die  moderne  franzö- 
sische Richtung  mit  all  ihren  Härten  und  Schönheiten,  mit 
ihren   reizvollen   Dächern   und   Thürmchen.    die  uns  aus 
!  dieser  meisterhaft-  entworfenen    Villa    entgegen   tritt ;  da* 
Aeufsere  und  Innere  sind  mit  Fayence  und  Farben  ver- 
schwenderisch ausgestattet,  wie  dies  die  in  natura  ausge- 
.  stellte  Eingangsthür  mit  Fayence-Umrahmung,  sowie  das  ganz 
ausserordentlich  schöne  schmiedeiserne  Treppengeländer  in 
überraschender  Weise  darthun.    Der  Entwurf  Jägcr's  zu 
der  schweizerischen  Ka^ade  in  der  nie  des  »w/m».* 
I  ist  dagegen  nach  unserer  Ansicht  den  vorerwähnten  Lei- 
stungen nicht  ebenbürtig.   Zwar  ist  dem  cigenthümlicheu  Bau. 
welcher  ein  grofses  Eingangsthor  mit  anstoßenden  Hallen  dar- 
stellt, die  Originalität  nicht  abzusprechen,  auch  ist  das  Haupt- 
motiv ein  klares  und  grorsartiges.  aber  der  Gesammteindruck 
ist  ein  völlig  unbefriedigender. 

(Fortw«iiui|i  foltrt  ) 


Beiträge  zur  Berechnung  der  Eigengewichte  eiserner  Balkenbrücken. 

(Sehl.».) 


D.  Farallcltragerbrücke  mit  Zugstreben  und  Ver- 
alea (Isarbrücke  bei  München  und  Donaubrücke  bei  lugol- 
1t.  Laissle  u.  Schübler,  Bau  d.  Brückenträger.  2.  Bd.).  Ks  ist 
_  50,0  +  50,4  =  50  -,  m)  „  =  7>  x.(  =  4230  u.t  lt  _  5440  kltj 


S  —  600  s*(  Bahn  unten',  ;>  —  1673  +  663  +  44-.)  -=  270<i 
wobei  bemerkt  sei,  dass  mit  Itiicksicht  auf  die  sphr  schwer 
konstruirte  Fahrbahn  hier  für  gs  sofort  der  Werth  der 
Quelle  eingeführt  wurde.  Demnach  ff,'  ~  0,0039  .  7120  . 
25,1  687  k«;  g,'  =  (0,002  .  2790  +  0,0027  .  5440)  25,1  = 
-----  1,52  -  0,001!» .  50,2  =  1,42;    /,  =  1,84  -  0,0008  . 


509  k«; 

60,2=1,80;  wadt  *  +* 
der  Quelle  ist  das  Gewicht  auf  die  Trägerlänge 


(975.0,7  -916)^ 


.  1*65  M.  In 
,0"»  bezogen, 


1966  52  6 

somit  g,+g,—   -  rjl —    =  2064  ks  zu  rechneu :  es  ergiebt  sich 


■  "  (JdyO   "     ~  ' 

eine  Differenz  von  11%,  welche  aber  zum 


,u  11%,  welche  aber  zum  grolsen  Theil  darin 
ihren  Grund  tindet,  dass  im  Beispiel  nur  ein  Strebensy>>tem, 
bei  den  üewichtstabcllen  dagegen  ein  doppeltes  angenommen  ist, 
wol>ei  die  Abstufungen  der  Kategorien  sich  mehr  den  theoretischen 
Querschnitten  anschmiegen  konnten,  obwohl  theoretisch  die  Anzahl 
der  Strebensysteme  ohne  Kinrluss  ist  Als  Beweis  für  die  Richtig- 
keit vorstehender  Behauptung  diene  Nachfolgendes  :  Bei  einer 
ganz  analog  konstruirten  Brücke  mit  54,2 ■  Stützweite,  aber 
doppeltem  System,   wo    n  =  ü   ist,    tindet  sich  g,  +  ff,  = 

=  2334  ";  d'  *«  far  .  =  7:  9,  = 

2334  | .  ~  =  1350*;  ff,  =  2334  =  772*«;  somit«/,  +  a,=2122k«; 

wahrend  für  diejenige  mit  50,2  -  Stützweite  ff,  +  g,  -  2064  "w;  also 
trotz  des  Unterschiedes  von  4  ■»  in  der  Stützweite  ist  die  oben 
betrachtete  nur  um  58  k«  schwerer. 

D.  Baralleltrager -  Brücke  mit  Zugstreben  und 
Vertikalen  (Bziha,  Eisenbahn  -  Unter-  und  Oberbau  auf  der 
Wiener  Weltausstellung  1*73,  2.  Band.  Franz-Josef-Itonanbrücke 

b.  Wien).   Es  ist  1.  _  *LL£±!'.8  =  «2,2«,  n  =  10,  k,  = 

l,=4000"w)  da  die  StraTsen  -  Fahrbahn  10"  breit,  S  = 
1000  k«.  Daa  Eigengewicht  näherungsweisc  (nach  Heinzerling)  p  = 

42  ^  82,2  1  +  2031  +  2447  =  7700  M ,  da  f  = 

2147  a.«  iSL 


812500 


4  .  62,2 

Demnach  ist  dann  ff,'  =  0,0039  .  11700  .  41,1  — 


187 

00  -f- 

),oo 

27  . 4000J  • 

11,1  = 

206 

K»hrl.«hB  mit» 

KuhrUbn  HMa 

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22 

3,52  -  0,0019  .  82,2  =  1,36  ;  t,  =  1,84  -  O.OOH  .  82,2  -  1,77. 
Somit  wird  9l  f-  g,  -  ff}  =  (2550     187«)  ,7„  +  2031  =  5129  "Mt. 


In  der  . 


10 

en  angeführten  Quelle  findet  sich  ff,  +  g,  -f  g3  = 
5030  k«;  somit  stellt  die  Differenz  mit  dem  berechneten 

4 .  ?i2,2 

Werthe  sich  auf  nur  2%.  Ks  sei  bemerkt,  dass  die  Fahrhahn 
eine  schwere  ist,  somit  die  Gleichung  g,  -\  ff,  +  g}  =  42  L 
+  900  benutzt  wurde  zur  ersten  Bestimmung,  die  Nebentbeile 
aber  aus  den  Zeichnungen  ermittelt  wurden.  — 

K.  Parabeltragerhrücke  (FIuthAtTnung  der  Douaubrücke 

bei  Bastenstem).     Ks  ist  L  =  *4,fi '  ^         =  25,H">,  n  =•  », 


L,  =  45ÖO  "b,  i,  =-  6200  k«  (siebe  Tabelle  XVII  iu 
Schabler),  S  ■=  600  ke,  p  62:1  -f  469  4-  44K  =  1540*«: 
wird  dann  zunächst  </,'  =  O.IKMS.  6100. 12,9  —  345  0,' 
-  <t,(K)06.62(»).  12,9  =  4.H  k«  und  (,  -  1,65  -  0,0076.25.8 
=  1,45,  '.=  2,14  -    0,0075. 2  >,8  ^  1,95;  daher  g,  +  g,  = 

(  500   "+l»l)^  -766  k«.  In  der  Quelle  findet  sich  g,  +  g,= 

25  h'     ,iS5k*  1,1,0  ,,etrilÄt  d"  Un,cr8Cuied  nicht  K*ni  12,S- 

K.  Schwedlerträger- Brücke  (Kluthöffnung  der  Klbe- 
brücke  bei  Magdeburg.     Autographien   der   Berlin  -  Botsdam- 

Magdeburger  Bahn).    Ks  ist  /.  =  31>°  +  31.H  _  3,  4  m>  n  _  7> 


k,  =  4480  k«,  JL, 

S  =   675  k«,  = 


c,  =  3,5; 


0,002t»  + 


V)  1 

öö  J 


55HO  k*  (nach  der  Tabelle  auf  Sehe  .  .  .), 
795  +  484    (•  441  =  1770  s«,    c,  ss  2,0, 

G 

»000 

15,7  =  337  kK,  g,'  =-  [0,00149  -  0,0002  yb^Sfi  ]  5580  .  15,7  = 
110  kz,  t,  tm  1,65  -  0,0076  . 81,4  =  1,41 ,    t,  =  2,14  -  0,0075  . 

31,4  =  1,90;  also  ff,+ ff,-  „™  l  +  209  =  641  *.  In 
dem  obigen  Werke  ist  für  die  zweigleisige  Brücke  ff,  +  g%  = 
8J?^  =  nH8k*.  »o"»1  k*nn  f"1-  ein  Gle»  heiläufig  ff, +ff*  = 
^  11HH  =  053  kK  gesetzt  werden,  da  hier  unbedingt  eine  ein- 
gleisige Konstruktion  uro  etwa  10%  schwerer  sein  wird,  als  eine 
analoge  zweigleisige. 

F.  Schwedlerträger-Brücke  (Die  Brahebrürke  bei  Brom- 
berg. Heinzerling,  Die  Brücken  der  Gegenwart  1876).  Ks  ist  /-  = 
36,7  m,  n  =  8,  i-,  =  k,  —  4400  kü,  die  Fahrhahn  der  Strafsenbrücke 
11  ">  breit,  .S'=700;  P  kann  annähernd  wie  folgt  ermittelt  werden  : 

Nach  Heinzerling  g,  +  g,  =  28.30,7    M  .  -?=  1005  k,; 

2 

da  jene  Formol  für  gerade  Tiäger  genau,  so  wurde  hier  nur  — 
des  Werthes  genommen;  somit  p  -  1006  +  2134  +  211  —  3350 


c,  -c,=  1,31: 


L.  NNMI  J 


7750.18,35  =  469  ^,  g,'  _  f.),00149      0,iKm  \5   1,3 ]  44<X». 

Digitized  by  Google 


N».  88.  DEUTSCHE  BAUZEITUNG.  449 


18,36  =  81  «*;  ferner  ist  f,  =  1,52  -  0  «1038 .  9ß,7  =  I,S8,  <,  = 

1,92  -  0,0025  .  36,7  -  1,81 ;  daher  g,  +  g,  =  647  +  147  =  794  »«. 

Nach  der  (Quelle  fiudet  sich  aas  der  genauen  Gewichtaberechnung 

31493     „„„  ,  . 

g,  -j  gt  =_  :=85<k*,    somit  gegen  den  berechneten  eine 

36,  i 

Differenz  von  kaum  7%.  Hierzu  sei  bemerkt,  dass  in  dem  Bei- 
spiele die  statische  Berechnung,  für  welche  ;>  allfäJlig  nach  vor- 
stehender Weise  hätte  ermittelt  werden  können,  g,  +  g,  —  1274"« 
angenommen  wurde,  also  um  rolle  ■<""„  größter  als  der  richtige 
Werth,  während  auf  die  vom  Verfasser  vorgeschlagene  Methode 
diese  Ungenauigkeit  viel  kleiner  ist.  • 


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G.  Halbparabelträger-Brücke  (Funk,  Baubericht  der 
Venlo- Hamburger  Bahn  1873).    Ks  ist  /.  _  60,58  +  5^38^ 

69,48»,  hm=27l,  u  =  0,75,  *V,  =  4400»*,  k,  =  5500»«  (aus  der 

Tabelle  auf  Seite  .  .  .),  S  =  675  ««,  p  =  1744  +  676  +  440  = 
2760 «<t,  daher  ff,'  =  0,0037  .  7160  .  29,71  =  803k«,  pV  = 
(0,0019  .  2760  +  0,0024  .  5500)  29,74  =  648  Im,,        =  1(37  - 


0,0019  +  59,48  =  1,26,  «,  =  1,83  -  0,0008  .  59,48  ^  1,78  ;  somit 
+  9r  +  9*  —  (  1002  .  -  +  6*>i)  '.!!!!  +  676  =  2156  M.  Nach 
der  Quelle  ergiebt  sich  fllr  die  zweigleisige  Brücke  g,  +  gt  +  gi  = 
2"(^°- 4378  kg,  daher  annähernd  für  ein  Gleis  g,+ff,+ff,= 

4378  .  **  =  2408'«,  also  ein  Unterschied  von  12  V 

G'.  Halbparabelträger-Brücke  (Cioisette-l>tHnayeTt,tra- 
vaux  public  en  IMlande.  Whaalbrückc  bei  Bommel).  Es  ist  L  = 
120,0  +  126,26 
2 


21 

123,13  ™,  *m  =  8  ,  t4-rO,7S,  k,  =  k,  =  2880*n, 

S  =  700»«,  p  =  4106  +  1 180  +  445  =  5730  *<;  daher  </,'  =  0,0087 . 
8610  .  61,52  —  1057»«,  g,'  =  (i),001»  .  57:10  +  0,0024  .  2«80) 
111,52  =  1<K)4,  /,  =  1,28  -  0,001  .  123,13  -  1,16,  /,  =  1,78  - 
0,0003  .  123,13  =  1,74;  somit  g,  +  g,  +  g>  =  2270  +  1947  + 
1189  =  5406»«.  Nach  der  genauen  Gewichtsberechnung  findet 
.  ,  , .  8161. 12«  «i 

sich  hierfür  g,  +  g,  +  ff*-- 


123,03 

für  diese  große  Stützweite  kaum  14^  Unterschied.  — 

Diese  Beispiele  werden  genügen,  erstens  die  Anwendbarkeit 
der  Formeln  für  die  tlieoret.  Gewichte  uud  Konstruktions-Koeflizienten 
für  Balkenbrücken  jeder  Art  zu  zeigen,  zweitens  aber  auch  die 
für  diese  Berechnungen  genügend  genauen  Besultate  der  Gewichts- 
tabcllen  als  zuverlässig  zu  erweisen,  womit  auch  deren  Anwend- 
barkeit für  Kosten- Voranschläge  dargethan  und  man  in  der  Lage 
ist,  mit  einer  Genauigkeit  von  6—15°^  das  Eigengewicht  der 
Kisenkoustruktion  leicht  und  rasch  zu  ermitteln,  ohne  ein  Projekt 
zu  besitzen,  was  zu  erreichen  Zweck  vorliegender  Arbeit  gewesen. 
Budapest,  März  1878.  Julius  Seefehlner. 


Mittheilungen  aus  Vereinen. 


Verein  für  Eisenbannkund«.  Versammlung  am  8.  Oktbr. 
1878.  Vorsitzender  Hr.  Streckert.  Schriftführer  Hr.  G.  Meyer. 
Hr.  Reder  erklärt  einen  von  dem  Telegr.-Inspektor  Hattemar 
konstruirttn  Apparat,  durch  welchen  die  Schienen-Abnutzung  auf 
das  genaueste  gemessen  werden  kann.  Derselbe  wird  vermittels 
eines  gusseiserneu  Bügels  an  einer  bestimmten,  dazu  vorbereiteten 
Stelle  der  Schiene  so  befestigt,  dass  3  Spitzen  des  Bügels  ent- 
sprechende Kömerpunkte  an  der  einen  Seite  des  Schienensteges 
treffen,  wahrend  gegen  die  andere  Fläche  des  Steges  ein  daumen- 
artiger  Hebel  druckt.  Ks  erhält  auf  diese  Weise  der  Bügel,  behufs 
Vornahme  der  Messung,  stets  dieselbe  Lage  zum  Schienenkopfe. 
Verbunden  mit  diesem  Bügel  ist  ein  den  Schienenkopf  um- 
schließendes messingenes  Bogenstück  von  rechteckigem  Quer- 
schnitt, welches  mehre  normal  zum  Umfange  gerichtete  Löcher 
enthält.  In  diese  Löcher  wird  ein  mit  Xonien-Thcilung  versehener 
Stift  geführt  und  aus  der  Tiefe  des  Kindringens  bis  zum  Berühren 
des  Schieuenkopfes  die  Gröfse  der  Schienen-Abnutzung  ermittelt. 


Eine  einfache  \  orrichtimg  ermöglicht  ferner,  mit  diesem  Apparate 
zugleich  eine  etwa  eingetretene  ' 
den  Fufs  zu  messen. 


igncnt  lerner 
Drehung  des 


Hr.  Streckert  bespricht  sodann  einige  das  Kisenbahnwesen 
betreffende  Gegenstände  der  Pariser  Ausstellung.  Was 
zunächst  den  eisernen  Oberbau  betreffe,  so  sei  derselbe  als  Lang- 


EST. 


und  Querschwellen-Oberbau  sowie  auch  mit  Kinzel-Unterlagen  vor- 
handen gewesen.  Bei  der  Abneigung  der  Franzosen  und  Belgier 
tau  und  bei  dem  Fernbleiben  Deutsch- 
gegenwartig  wohl  über  1000  eiser- 
i  liege,  von  der  Ausstellung  sei  es  er- 
lung  über  dieses  Überbau-System  nur 


klarlich,  da«s  die  Ausstellung 

wenig  Interessantes  biete.  Zu  erwähnen  seien  hiervon  nur  mehre 
Ausführungen  sowie  auch  Modelle  für  Pferdebahnen  und  über  Bahnen 
untergeordneter  Bedeutung,  ohne  dass  das  Ausgestellte  als  etwas 
Neue*  betrachtet  werden  könne.  Als  besonders  zweckmäßig  sei 
der  Strafscn-Oberbau  anzusehen,  bei  welchem  die  Kinzel-Unterlager 
nach  der  Hilfschen  Langschwellc  eine  hohe  Schiene  mit  seitlich 
(auf  der  Innenseite)  angewalzter  Nase,  zur  Bildung  des  Spur- 
kranxes  der  Bäder  und  zur  Anlegung  des  Strafsenpflaiters,  trage  >. 
Bei  weiterer  Besprechung  des  Langschwellen-Oberbaues  hebt  der 
Vortragende  besonders  hervor,  dass  wie  für  Straßenbahnen  der 
I. an psen wellen  -  Überbau  —  weil  für  die  gute  Herstellung  einer 
Strarsenbefestigung  erforderlich,  —  gleichsam  Bedingung  sei,  so  bei 
Anwendung  des  Langschwelleu  -  Überbaues  auf  Eisenbahnen  ein 
scharfkörniges  oder  scharfkantiges  Bettungsmaterial  für  eine  sichere 
und  gute  Gleislage  unbedingt  nothwendig  sei.  Auch  müsse  kon- 
statin  werden,  dass  ein  ruhigeres  Befahren  des  Gleises  durch  eine 
volle  Verfüllung  desselben  bis  über  halbe  Höhe  der  Schienen  er- 
zielt würde.  —  Mehr  Aufmerksamkeit  werde  von  den  Franzosen  dem 
eisernen  Querschwellen -Oberbau  gewidmet-  Redner  beschreibt 
einen  solchen,  welcher  vorzugsweise  auf  Krreichung  eines  möglichst 
grolsen  Widerstandet  gegen  seitliche  Verschiebung  des  Gleises 
konstruirt  sei.  Die  Querschwelle  ist  an  den  Enden  geschlossen, 
um  das  Entweichen  des  Kieses  zu  verhüten,  und  in  der  Mitte  (in 
der  Ilorizontalprojektion)  eingezogen,  um  auch  dadurch  eine  festere 
Lage  zu  erhallen.  Ihr  Profil  ist  das  einer  umgekehrten  Mulde. 
Die  Befestigung  der  breitbasigeu  Schienen  auf  der  Schwelle  ge- 
dnreh  einen  unter  dem  Schienenfüße  durch  die  Schwelle 
gebogenen  Schraubenbolxen,  welcher  vermittels  Deck- 


platten den  Schienenfuß  auf  der  Schwelle  fest  hält.  Die 


scheint  aus  Walzeisen  hergestellt  und  später  gepresst  zu  sein. 
Dieselbe  wiegt  27  «k  und  kostet  8  M.  Dieser  Oberbau  soll  sich 
bei  längeren  Versuchen  gut  bewährt  haben. 

An  weiteren  Neuerungen  im  Querscbwellen-Obcrbau  erwähnt 
Hr.  Jungnickel  eine  Vereinfachung  der  Befestignngsmittel  bei 
dem  Vautherin'schen  System,  wonach  an  der  Innenseite  des 
Schienenfußes  statt  des  bisherigen  3theiligen  Verschlusses  ein 
2  theiliger,  aus  Keil  und  Splint  mit  Sicberungs-Vorrichtungcn  gegen 
das  Heraiisspringeu  bestehend,  angeordnet  wird.  —  Zu  den  Betriebs- 
mitteln ühergehend  führt  Hr.  Streckert  an,  dass  das  Streben, 
den  Motor  mit  dem  Wagen  zu  vereinigen,  in  mehren  der  aus- 
gestellten Fahnceuge  zu  Tage  trete,  die  zum  Theil  auch  für  Haupt- 
bahnen bestimmt  und  mit  großem  Luxus  ausgestattet  seien.  Kr- 
wfthnenswerth  sei  auch  die  Ausstellung  des  Oberbaues  und  der 
Betriebsmittel  einer  22 km  langen  schmalspurigen  Bahn,  welche 
vorzugsweise  für  landwirtschaftliche  Zwecke  in  der  Gironde  ge- 
baut, aber  auch  für  Personen-Beförderung  eingerichtet  sei.  Die 
hierbei  ausgestellten  Oberhautheile  und  Betriebsmittel  seien  für 
40  nnd  U0r»  Spurweite  konstruirt  gewesen.  —  Eine  Frage  des 
Hrn.  Golz,  ob  das  Schmalspur-System  überhaupt  viele  Vertreter 
in  Frankreich  finde,  beantwortete*  Hr.  von  Weber  dahin,  dass 
s.  W.  dasselbe  in  dem  Frcyciaet'schcn  Plane  für  die  Erweiterung 
sn  Eisenbahnnetzes  nicht  vorgesehen  sei.  Wegen 


beabsichtige  man,  nur 

Im  Anschluss  an  die  vorstehenden  Mittbeilungen  tritt  die 
Versammlung  in  eine  Besprechung  mehrer  Einzelheiten  und  Er- 
scheinungen beim  Querschwellen-  und  Langschwellen-Oberbau  ein. 

nr.  Kinel  weist  auf  die  Schwierigkeiten  hin,  welche  auf 
den  Elsass-Lothringischen  Bahnen  die  Entwässerung  des  Kies- 
bettes bei  Anwendung  des  Langschwellen-Syslems  bereite.  Man 
denke  jetzt  daran,  auf  einigen  eingleisigen  Linien,  welche  vor- 
wiegend einen  sekundären  Charakter  hätten,  eiserne  Querschwcl- 
len  einzuführen,  sei  aber  noch  im  Zweifel,  in  welcher  Weise  der 
seitlichen  Verschiebung  am  zweckmäßigsten  vorgebeugt,  wie  event. 
der  vertikale  Abscbluss  an  den  Schwelleueuden  am  besten  bewirkt 
werde.  Hr.  v.  Weber  hält  den  Verschluss  an  den  Enden  über- 
haupt nicht  für  ausreichend,  weil  er  gegen  losen,  unbelasteten 
Roden  wirke,  der  leicht  mit  der  Schwelle  verschoben  werde. 
Die  Sicherungen  gegen  Gleisverschiebungen  müssten  da  ange- 
bracht werden,  wo  das  Schotterbett  durch  die  Eisenbahnziige  be- 
lastet würde;  deshalb  sei  auch  die  Mittelrippe  bei  der  HuTdchcn 
Schiene  so  wirksam.  Bei  hölzernen  Schwelleu  entstehe  eine  be- 
deutende Reibung  zwischen  dem  Schotter  und  dem  Holz  —  ein 
Vortheil,  der  den  eisernen  Schwellen  abgehe.  —  Hr.  Schneider 
fuhrt  bei  Besprechung  der  Auswechselung  hölzerner  Querschwel- 
len gegen  eiserne  auf  der  Bergisch-Märkischen  Bahn  an,  dass 
dort  die  Mitten  einzelner  Schwellen  mit  T-  Eisenstücken  annirt 
seien,  um  die  Verschiebung  jn  hindern,  nr.  Löffler  plaidirt 
für  die  Anbringung  solcher  |  -  Eisen  unterhalb  des  Schienen- 
Auflagers. 

tung  einer  Anfrage  des  Hrn.  Golz,  ob  es  Su- 
dans Innm  Auswechseln  hölzerner  Querschwcllen 
•selben  Schiene  beide  Arten  von  Sehwellen 
Hr.  Wieden  fei  d,  dass  auf  den  Anhaltischen 
Vautherin-  Schwellen,  die  lange  gelegen  und  in 

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In 
lässig 
gegen 


450 


DEUTSCHE  BAÜZEITÜNG. 


2.  November  1878 


gutem  Kiew  auch  keine  seitlichen  Verschiebungen  gezeigt,  wegen 
ungenügender  Schienenbefestigung  hüten  beseitigt  werden  müssen. 
Man  habe  in  solchen  Fallen  hölzerne  Querscnwellen  eingelegt 
zwischen  die  eisernen,  ohne  das  dadurch  irgend  ein  Nachtheil 
entstanden  sei  Hr.  Reder  hebt  die  Vortheile  der  Bedeckung 
der  Schwellen  mit  Kies  hervor.  Redner  empfiehlt  ferner  bei 
Querschwellen  eine  von  der  üblichen  abweichende  Methode  des 
Unterstopfens.  Dieselbe  besteht  darin,  dass  zwei  benachbarte 
Schwel  en  paarweise  immer  nur  von  den  beiden  gegenseitig  ab- 
gekehrten Seiten  unterstopft  werden.  Der  zwischen  den  beiden 
Schwellen  liegen  bleibende  Kies  bildet  dabei  für  das  neu  unter- 
gebrachte Stopfmaterial  ein  festes  Widerlager,  aufserdem  wird 
an  Arbeit  gespart  Hr.  Hartwicb  kann  das  Verfahren,  die 
Schwellen  immer  nur  von  einer  Seite  los  zu  graben  und  zu 
unterstopfen,  hauptsächlich  deshalb  empfehlen,  weil  es  dadurch 
leichter  werde,  den  Schienen  eine  direkte  Unterstützung  durch 
den  Kies  zu  geben,  worauf  nach  seiner  Erfahrung  grofsea  Ge- 
legen sei. 

Quer- 


Bahnen  beabsichtigte  Anbringung  einer  zweiten  Querschwelle 
unter  der  Langschwelle  als  nicht  vortheilhaft  und  diesen  Oberbau 
vertheuernd  angesehen.  Hr.  Streckert  hat  wahrgenommen,  dass 
dieser  Oberbau  ohne  Quersch wellen  am  Stofae  sich  ruhiger  be- 
fahren habe.  Würde  die  Querschwelle  am  8tofse,  welche  Tor- 
wiegend zur  Sicherung  der  Lage  der  beiden  zu  einem  Gleise 
gehörenden  Schienen  zu  einander  angebracht  sei  und  nebenbei 
auch  ein  Mittel  gegen  das  Wandern  der  Schienen  sein  sollte, 
angewandt,  so  dürfe  sie  in  der  Mitte  nicht  fest  unterstopft 
werden;  hierdurch  würde  aber  auch  eine  volle  Verfullung  ueB 
Gleises,  welche  fast  überall  als  zwcckm&fsig  anerkannt  sei,  ver- 
hindert. 

Aus  den  auf  den  Hannoverschen  Bahnen  gemachten  Erfah- 
rungen theilt  Hr.  Oberbeck  mit,  dass  auch  auf  den  dortigen, 
mit  Hilf  sehen  Oberbau  belegten  Bahnstrecken  die  Stofsschwellen 
zu  feste,  der  gleichmäßigen  Bewegung  der  Züge  nachtheilige 
Stützpunkte  bilden.  Nach  einer  Aeufserung  des  Erfinders  rühre 
dieser  Fehler  aber  von  der  Art  der  Unterstopfung  der  Quer- 
schwellen her,  die  eben  eine  zu  feste  gewesen  sei.  Hr.  Löffler 
hofft  den  beregten  Uebelst&nd  dadurch  beseitigen  zu  können, 
d&w  anstatt  der  sehr  kräftigen  Querachwellen  I  Eisen  unter  den 
Stöfs  und  unter  die  Mitte  der  Langschwellen  gelegt,  ferner  die 
Stöße  der  Fahrschienen  zwischen  den  Schwellenstofsen  angeordnet 
Die  von  anderer  Seite  in  Vorschlag  gebrachten  Laschen- 


erlegen 
aieht  e 


in  Kurven  sehr  erschweren.    Hr.  Kinel 
in 

deswegen,  weil  damit  die  bisherige,  sehr  zweckmifsige  Art  der 
Montirung  des  Oberbaues,  soweit  sie  in  den  Werksutten  erfolge, 
aufgegeben  oder  wesentlich  modifizirt  werden  musste.  Redner 
glaubt  durch  Anordnung  von  Laschen  unter  den  Schwellenstöfsen, 
die  mit  den  Schwellen  nicht  fest  verbunden  würden,  eine  zweck- 
mässige Unterstützung  des  Stofsea  erreichen  und  damit  die  Ver- 
mischung des  Langschwellen-  mit  dem  Querschwellen-System  be- 
seitigen zu  können.  Gegen  das  sogen.  Wandern  der  Schwellen 
habe  man  auf  den  Elsassischen  Bannen  mit  gutem  Erfolge  alte 
Schienenstücke  lose  unter  die  SchwellenstöTse  gelegt  — 

Hr.  Frischen  ladet  unter  Hinweis  auf  die  neuesten  Ver- 
besserungen in  der  elektrischen  Beleuchtung  die  Vereinsmitglieder 
zum  Besuch  des  Bauplatzes  Charlottenstrafse  92  ein,  wo  dieselbe  i 
eingerichtet  sei. 


Architekten- Verein  zu  Berlin.  Versammlung  am  28.  Ok- 
tober 1878;  Vorsitzender  Hr.  Möller,  anwesend  2U9  Mitglieder 
und  13  Gaste. 

An  Einging  en  liegen  vor:  Als  Geschenk  des  Hrn.  Schwabe, 
dessen  „Entwurf  eines  Eisenbahnplanes  für  das  Königreich 
l'reufscn  etc.";  als  Geschenk  des  Hrn.  Stegmüller:  das  Supple- 
ment-Kupferheft zur  „Allgemeinen  Enzyklopädie  der  Wissen- 
schaften und  Künste".  Der  Ausschuss  der  Studirenden  der  Bau- 
Akademie  bekräftigt  —  gegenüber  einem  Gerücht,  dass  derselbe 
seinen  Standpunkt  zu  der  Gewerbeschul-Frage  geändert  habe  — 
die  in  seinem  früheren  Schreiben  ausgesprochene  Ausicit.  — 

vergl.^die  Notiz  am  Schlüsse  des  Referats),  spricht  er  der  Kom- 
mission, von  welcher  die  bezgl.  Veranstaltungen  ausgegangen 
sind,  insbesondere  den  Erfindern  der  beim  Familienfeste  des 
23.  Oktober  vorgeführten  dramatischen  Darstellungen,  Hrn.Appelius 
und  Stegmüller,  den  Dank  des  Vereins  aus. 

Der  Hr.  Vorsitzende  berichtet  ferner,  dass  die  in  der  Ver- 
sammlung vom  14.  d.  M.  beschlossene  Abscndung  einer  auf  die 
„Gewerbeschul-Frage"  bezüglichen  Petition  an  den  Hrn.  Handels- 
minister bereits  am  17.  d.  M.  erfolgt  sei,  und  verliest  den  Wort- 
laut dieses  Schriftstuckes.  Im  Anscbluss  hieran  theilt  Hr.  Höck- 
mann mit,  dass  das  von  ihm  in  Aussicht  gestellte,  von  36  Mit- 
gliedern des  Vereins  unterzeichnete  Minoritats -Votum  zu  dieser 
Frage  am  22.  d.  M.  dem  Hrn.  Minister  überreicht  worden  sei; 
elbe  gelangt  gleichfalls  zur  Verlesung. 
Demnächst  halt  Hr.  Gill  den  angekündigten  Vortrag  „über 
Tegeler  Anlagen  der  sUdtischeu  Wasserwerke  und  die  Ur- 


sachen der  Verschlechterung  des  von  denselben  gelieferten  Wassers." 
Der  Hr.  Redner  beginnt  mit  einer  Hervorhebung  der  Haupt- 
Gesichtspunkte,  von  welchen  im  Laufe  der  letzten  Jahre  die 
Wahl  unter  mehren  für  einen  bestimmten  Ort  etwa  möglichen 
Vertorgungs-Systemen  abhangig  gemacht  worden  ist,  und  erinnert 
insbesondere  an  die  Bemühungen  der  Aerzte  zu  gunsten  der 
Quellwasser-Versorgungen,  ohne  dass  er  im  Stande  ist,  diese 
Bemühungen  in  jedem  Falle  als  berechtigt  anzusehen.  Von  den 
3  Haupt-Argumenten,  welche  häutig  zu  gunsten  der  Quellwasser- 
Versorgung,  theilweise  unter  Uebereehung  vorhandener  schwerer 
Bedenken  (worunter  insbes.  der  häufige  Mangel  an  Gewissheit 
über  die  Beständigkeit  der  Quelle  nach  Quantität  und  Qualität 
eine  Rolle  spielt)  vorgebracht  zu  werden  pflegen:  a.  Freiheit  von 
Verunreinigungen,  b.  Billigkeit  der  Anlage  und  c.  Temperatur- 
Beständigkeit  des  gelieferten  Wassers,  sind  b  und  c  sehr  häufig 
unzutreffend,  und  zwar  c  inabesondei 
erforderlichen  Leitungen  Schwankungen  in 
Wassers  mit  sich  bringt,  welche  relativ  i 
(Beispiele  hierzu  liefern  etwa  Wien,  Dresden,  Frankfurt  a.M  u.  «.). 
Die  mehrfachen  Ausführungen  mit  Quellwasser-Leitungen,  welche 
im  Laufe  der  letzten  16—25  Jahre  entstanden  sind  und  die  Gunst 
der  öffentlichen  Meinung,  die  denselben  sich  zuwendete,  gaben, 
als  vor  etwa  10—12  Jahren  für  Berlin  die  Frage  der  Beschaffung 
neuer  Versorgungswerke  auftauchte,  auch  hier  den  Anlass,  die 
Möglichkeit  einer  Quellwasser- Versorgung  in  näheren  Betracht  zu 
ziehen,  und  man  wendete  gerade  diesem  Modus  der  Beschaffung 
eine  um  so  gröfsere  Aufmerksamkeit  zu,  als  zwingende  Grande 
praktischer  Natur  vorbanden  waren,  die  einer  Erweiterung 
der  bestehenden  Spreewasser- Versorgung  entgegen  standen.  Es 
ist  bekannt,  dass  mit  den  Vorarbeiten  für  die  Anlage  neuer 
Wasserwerke  Berlins  der  Ingenieur  Veitmeyer  betraut  wurde 
und  dass  die  Resultate  von  dessen  Arbeiten  in  2  Druckschriften 
der  Öffentlichkeit  übergeben  worden  sind,  in  denen  das 
Resume  gezogen  wird,  dass  eine  Wasserversorgung  Berlins  aus 

den  unteren  Sandschichten 
des  Spree-  und  Havel-Thals 
möglich  sei.  Mit  Bezug  auf 
den  günstigsten  Ort  der 
Waaser  •  Entnahme  Helsen 
die  Veitmeyer'scheo  Unter- 
suchungen Raum  für  die 
Schlussfolgerung,  daas  unter 
allen  Umstanden  das  Becken 
östlich  von  Tegel  das  am 
meisten  geeignete  für  die  An- 
Isge  sei,  zumal  für  diese  Stelle 
auch  jedweder  Zweifel  ober 
die  Qualität  des  Untergrund 
Wassers  durch  die  Resultate 
der  vorgenommenen  chemi- 
schen und  mikroskopischen  Un- 
tersuchung beseitigt  erschien. 
Mit  Bezug  auf  die  Art  der 
Wassergewinnung  war  durch 
Versuche  Veitmeyers  und  durch 
eigene  Versuche,  die  denselben 
parallel  liefen,  fest  gestellt 
worden,  dass  die  Anlag«  von 
Brunnen  nach  einem  von 
Gill  angegebenen  besonderen 
System*)  sonstigen  Vorkeh- 
rungen als  überlegen  sich  er- 
weisen werde.  — 

Die  in  summarischer  Kürze 
hier  angegebenen  Vorarbeiten 
dienten  dem,  im  Anfang  dea 
Jahres  1874  den  stadtischen 
Behörden  vorgelegten  „Projekt 
zu  einer  Erweiterung  der 
Berliner  Wasserwerke"  als 
Unterlage.  Aber  die  grobe 
Sicherheit,  in  der  man  Ober 
die  Quantität  dea  bei  Tegel 
zu  gewinnenden  Wassers  sich 
berechtigter  Weise  befinden 
war  bei  Hrn.  Gill 


wie 

s  i  cli  tli  ch    ist,  dcD 
20.Mail874  datirterB 
desselben  enthalt  und  der  fol- 
genden Wortlaut  hat: 

„Die  „Vorarbeiten  und 
Versuche  im  Kleinen"  haben 
die  Frage  der  Wasserge- 
winnung aus  dem  Untergründe 
des  Spree-  und  Havel-Gebiets 
nicht  gelost  und  bei  der 
nachgewiesenen  unendlichen 
Verschiedenheit    der  durch 


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N..  88. 


451 


einander  geworfenen  Tiefschichten  nicht  löten  können;  die  Frage 
wird  vielmehr  nur  durch  einen  Versuch  im  Grofieo  und  zwar 
in  natürlicher  Gröfse,  zu  erledigen  sein.  Ein  solcher  Versuch 
im  Grofsen  darf  selbstverständlich  nur  angestellt  werden,  wenn 
eine  ganz  sichere  und  sofort  benutzbare  Reservequelle  der 
Wassergewinnung  für  den  Fall  vorhanden  ist,  dass  durch 
dauernd«*  Wasserentnahme  aus  den  Tiefbrunnen  die  Durch- 
lässigkeit der  unteren  Schichten  vermindert  werden  tollte.  In 
dem  Tegeler  Gebiet  ist  die  Wahrscheinlichkeit  des  Gelingens 
eines  solchen  Versuchs  sehr  grofs.  Die  Ufer  des  Tegeler  Sees 
eignen  sich  bei  der  günstigen  Beschaffenheit  des  Untergrundes 
für  die  Anlagen  besonders,  und  das  Wasser  des  Sees  selbst  bildet 
eine  ganz  sichere,  sofort  benutzbare  Reserve  dir  den  unwahr- 
scheinlichen Kall,  dass  aus  den  Tiefbrunnen  Wasser  in  genügender 
Menge  nicht  erzielt  werden  sollte.  Aber  selbst,  wenn  dieser  Fall 
einträte  und  das  zur  E>eckung  des  Sommerbedarfs  erforderliche 
Wasserquantum  von  1 rhm  pro  Sek.  nicht  gewonnen  werden  sollte, 
scheint  es  doch  unzweifelhaft,  dass  wenigstens  der  Bedarf  der 
3  kaitesten  Monate,  welcher  zu  dem  Bedarf  der  heissen  Monate, 
nach  den  Monateberichten  über  den  Wasserkonsum  in  Berlin,  sich 
wie  5  zu  8  verhalt,  erzielt  werden  wird,  und  schon  die  Errielung 
dieses  Winterbedarfs  von  v.rb"  *on  großer  Wichtigkeit 

Denn  in  diesem  Fall  würden  die  event.  auszufahrenden 
künstlichen  Filter  zur  Deckung  des  Mehrbedarfs  für  den 
Sommer  sich  auf  Vt  der  sonst  erforderlichen  Größe  reduziren 
lassen  und  die  nur  für  den  Winter  notwendigen,  sehr  kostspieligen 
überwölbten  Filter  ganzlich  fortfallen  können." 

Der  letzte  Theil  dieses  Passus  dient  zugleich  dazu,  diejenigen 
Auffassungen  zu  illustriren,  welchen  man  bezüglich  der  Qualität 
des  Tegeler  Wassers,  u.  z.  für  den  denkbar  ungünstigsten 
Fall,  d.  Z.  sich  Oberlassen  hat 

Einiges  Spezielle  aus  dem  Projekte  der  neuen  Wasser- 
versorgung ist  nun  Folgendes:  Es  sollte  —  u.  ».  als  1.  Hälfte 
der  ganzen  Erweiterung  —  ein  Werk  von  0,5*"»  Leistungs- 
fähigkeit pro  Sek.  geschaffen  werden.  Die  gesammte  Hubhöhe 
des  Wassers  von  rot  50««  wurde  in  2  Hanptabsätze  von  etwa 
gleichem  Betrage  zerlegt  und  alsdann  für  die  eine  Hälfte  noch 
eine  Untertheilung  zu  dem  Zwecke  als  nothwendig  erachtet,  um 
die  in  einem  späteren  Stadium  etwa  als  nothwendig  sich  heraus 
stellenden  Filterwerke  bedienen  zu  können.  Es  sah  dem  zu 
folge  das  Spezial-Projekt  vor:  a)  Pumpwerk  von  6—8  m  Hubhöhe 
bei  Tegel  zum  Heben  des  Wassers  auf  Filterbetten,  b)  ein 
zweites  Pumpwerk,  ebenfalls  bei  Tegel,  von  mehr  als  90  ■  Hub- 
fahigkeit  zum  Fördern  des  Wassers  aus  einem  Reinwasaer- 
Reaervoir  in  ein  Ausgleichs- Reservoir  auf  Westend-Char- 
lottenburg, und  c)  ein  drittes  Pumpwerk  von  etwa  gleicher  Hub- 
fahigkeit  wie.  vor,  welches  das  Wasser  direkt  in  das  stadtische 
Rohrnetz  fördert  Was  letzteres  anbetrifft,  so  wurde  in  Aussicht 
genommen,  die  Erweiterung  des  Rohrnetzes  mit  dem  bestehen- 
den Rohrnetz  in  einer  solchen  Weise  zu  verknüpfen,  dass  das 
neue  Wasserwerk  und  das  alte  bei  Stralau  sich  gegenseitig  voll- 
kommen würden  vertreten  können,  und  es  sind  dem  ent- 
sprechend im  Netze  2  Hauptzuge  vorhanden,  die 
ten  Wegen  eine  Verbindung  der  beiden  Schöpfwerke  von 
Charlottenburg  und  Stralau  darstellen.  Kaum  bemerkt  L_ 
verdient,  dass  in  diesen  Röhren  von  beiden  Enden  aus  entgegen 
gesetzte  Strömungs-Richtungen  stattfinden  und  dass  sich  an  ge- 
wissen Stellen  dieser  —  wie  auch  übrigens  sonstiger  Rohre 
sogen  todte  Punkte  bilden  werden,  deren  Lage  jt  nach  der  Mäch- 
tigkeit des  Betriebes  und  des  Wacserkonsnms  in  den  verschiedenen 
Stadtgegenden  innerhalb  weiter  Grenzen  wechseln  wird.  — 

Die  Zahl  der  erforderlichen  Tief- Brunnen  wurde  anfäng- 
lich auf  14  bestimmt,  welche  eine  (Brutto-)  Sickerflacbe  (bei  Er- 
reichung der  angenommenen  Tiefe  von  etwa  20  ■)  von  422«  <p» 
gewahren  würden.  Die  spätere  Ausführung  hat  durch  Antreffen 
unerwarteter,  durch  die  voran  gegangenen  Bohrungen  nicht  nach- 
gewiesener Thonschichten  und  sonstiger  Hindernisse,  wesentliche 
Abweichungen  hiervon  nöthig  gemacht,  indem  anstatt  14  Brunnen 
23  abgesenkt  worden  sind,  deren  Lage,  Weite  und  Tiefe  etwa 
durch  folgende  Zahlenangaben  hxirt  wird.  Die  Brunnen  liegen  in 
einer  gebrochenen  Linie  von  reichlich  1022  m  Lange  am  Ufer  des 
Tegeler  Sees  aufgereihet,  die  Pumpstation  ist  in  etwa  halber 
Lange  dieses  Linienzuges  belegen.  Der  Abstand  der  Brunnen 
Seeufer  wechselt  zwischen  30  und  130  und  der  Abstand 
Brunnen  unter  sich  zwischen  40  und  120 —  Die  allge- 
Höhenlage  des  Terrains  am  See  ist  etwa  +  4  ■  Berliner 
Pegel,  an  welchem  gemessen  der  wenig  schwankende  Seespiegel 
etwa  die  mittlere  Ordinate  +  2»  besitzt  —  Gerechnet  von  Terrain- 
höhe haben  von  den  Brunnen:  ü  Tiefen  von  12-15™,  7  Tiefen 
von  15-20«  und  10  Tiefen  von  20  -22».  Die  Brunnen  besitzen 
eine  Doppelwand  mit  Zwischenraum  von  0,75  und  0,95  »  Weite, 
welcher,  zur  Verhinderung  des  Einschwemmens  von  Sand,  mit  ring- 
förmigen Schichten  von  Sand  und  Kies,  dessen  Korngröße  nach 
der  Innenwand  hin  zunimmt,  gefüllt  ist;  auch  die  Brunnensohle 
ist  mit  einer  solchen  Schichtung  bedeckt  Die  Wandstärke 
der  Brunnen  beträgt  1  Stein;  als  Material  sind  sogen.  Drei- 
loch-Steine  verwendet,  welche  mit  vollen  Fugen  vermauert 
worden  sind  und  für  den  Wasserdurchtritt  einzig  die  Durch- 
lochungen  offen  lassen,  welche  ganzlicbungefüllt  geblieben  sind. 
Die  Außenwandfläche  der  Brunnen  ist  bis  zur  oberen  Endigung 
hinauf  unverputzt  geblieben.  —  Die  Außendurchmesser  der  beiden 
Mäntel  sind  bei  einigen  Brunnen  bezw.  4,4  und  2,1  m,  bei  anderen 
etwas  geringer,  3,6  und  2,1 »;  4  unter  den 


haben  je  3,  7—8  <*  tiefer  reichende  Einsätze  von  sogen.  Abessinier- 
Röhren  erhalten,  welche  frei  im  Brunnenkessel,  wenig  Uber  der 
Sohlen-Beschflttung  derselben  endigen.  —  Die  Gesammt-Sicker- 
fläcbe,  welche  die  23  Brunnen  darbieten,  beträgt  —  unter  Annahme 
einer  Absenkung  des  Wasserspiegels  bis  etwa  5  m  unter  Terrain  — 
d.  i.  etwa  3  m  unter  Seespiegel-Höhe  —  4153  Q"  und  es  schwankt 
diese  Fläche  bei  den  einzelnen  Brunnen  in  den  Grenzen  von  104 
und  292  □•.  Da  den  Brunnen  die  Aufgabe  zugewiesen  ist, 
500'  Wasser  pro  Sek.,  d.  i.  1800  rbm  pro  Stunde  zu  liefern,  so 
wird  die  Sickergeschwindigkeit  nur  1800:4153  =  0,48»  pro 
Stunde  oder  bei  einziger  Anrechnung  der  freien  Oeffnung,  welche 
in  den  Durchlochungen  der  Wände,  in  den  Sohlflächen  der 
Brunnen  und  in  den  Sangeflärheu  der  Abessinier- Rohre  geboten 
ist:  1800:  (424  -f  806  -f  32)  =  rot  2,3«  pro  Stunde  betragen, 
eine  Geschwindigkeit,  welche  sehr  gering  ist  und  welche  jeden 
etwaigen  Gedanken  an  eine  Ueberauspannung  der  Brunnen,  wie 
ebenfalls  auch  der  umgebenden  Sanaschichten  ausschließt,  ans 
denen  das  Wasser,  bei  der  durch  Versuche  ermittelten  Größe 
des  Hohlraums  von  nur  etwa  20  Prozent  des  Gesammtraumes, 
mit  der  Geschwindigkeit  von  nur  rot.  12  ■  pro  Stunde  herzu 


fließen  muss,  wenn  den  Brunnen  ihre  normale  Leistung  abver- 
langt wird.  -  Es  bleiben  diese  Geschwindigkeiten  sehr  weit  hinter 
denjenigen  zurück,  welche  als  Grenzwerthc  für  die  Fortbewegung 
von  Schlammtheilen  allgemein  angenommen  zu  werden  pflegen, 
und  ebenso  hinter  denjenigen  von  33,26 m  pro  Stunde,  die  von 
Hrn.  Veitmeyer  als  zulässig  für  den  Tegeler  Sandboden  bezeich- 
net worden  sind,  dass  ein  Gedanke  an  die  Möglichkeit,  dass  bei 
jener  Geschwindigkeit  Organismen,  wie  z.  B.  Algen,  in  die  Brunnen 
mit  hinein  gerissen  werden  könnten,  vollständig  ausgeschlossen 
war,  und  dies  um  so  mehr,  ah)  die  früheren  mikroskopischen 
Untersuchungen  des  Wassers  bei  Tegel  das  Vorkommen  der- 
artiger Organismen  selbst  nicht  nachgewiesen  hatten.  — 

Die  neuen  Wasserwerke  sind  in  der  Zeit  von  1875  bis  1877 
in  den  oben  kurz  angedeuteten  Verhältnissen  ausgeführt  und  im 
September  1877  in  Betrieb  gesetzt  worden.  Wahrend  der  ersten 
3  Monate  nur  schwach  betrieben,  hat  denselben  zum  Zwecke  der 
nothwendigen  Entlastung  der  alten  Werke  am  Stralaner  Thor 
vom  1.  Dezember  1877  an  die  volle  Leistung  von  43OO0r|>a>  pro 
Tag  angesonnen  werden  müssen,  wobei  sich  eine  ziemlich  kon- 
stante Spiegel-Depression  von  2,5—3,0  "•  in  den  Brunnen  heraus 
gestellt  hat.  Es  sind  mehrfach  chemische  und  mikroskopische 
Untersuchungen  de  s  Wassers  der  Brunnen  und  des  Wassers  im 
benachbarten  See  vorgenommen  worden,  bei  denen  zunächst  aus- 
nahmslos das  Brunnenwasser  als  von  vorzüglicher  Beschaffenheit 
und  sehr  nahe  dem  Seewasser  verwandt  sich  ergab,  und  wobei 
die  Resultate  der  Temperatur-Beobachtungen  auf  eine  Mischung 
des  Brunnenwassers  zur  Hälfte  ans  Grundwasser  und  zur  anderen 
Hälfte  etwa  aus  Seewasser  scbliefsen  ließen.  Die  sehr  günstigen 
Ansichten  über  das  Tegeler  Wasser  haben  indessen  etwa  Ende  Juli 
1878  eine  Aenderung  erfahren  und  vom  A 
sehr  laute  und  zahlreiche  plagen  über 

worden"*/™  Anfang"»*«  'man  die  UrXhTdavon  todem  hmta 
oben  gedachten  Vorkommen  von  Strecken  in  der  Rohrleitung  an, 
in  welchen  das  Wasser  vielleicht  wahrend  längerer  Perioden  be- 
wegungslos verharrt.  Es  wurde  indessen  diese  nahe  liegende  Er- 
klärung bald  durch  die  Resultate  mikroskopischer  Untersuchungen 
als  unhaltbar  nachgewiesen  und  erkannt,  dass  das  Uebel  am  Orte 
der  Wassergewinnang  selbst  seinen  Ursprung  haben  müsse. 
Man  hat  nun  in  den  Reservoiren,  in  den  Brunnen  und  Rohren 
bei  Tegel  und  ebenso  in  den  Reservoiren  auf  Westend-Charlotten- 
burg das  Vorkommen  relativ  großer  Mengen  von  Algen  kon- 
stant und  alsdann  die  Vermuthung  aufgestellt,  dass  diese 
Organismen  durch  die  Strömung  des  Wassers  von  den  Seiten  aus 
in  die  Brunnen  hinein  geführt  wurden.  Wenn  aber  die  Strömung 
die  Ursache  des  Eintritts  wäre,  so  müsste  naturgemäß  eine  Ver- 
minderung derselben  eine  entsprechende  Verminderung  des  Eintritts 
der  Algen  zur  Folge  haben;  da  indessen  dieser  Scblnss  bei  der 
durchgeführten  Reduktion  der  Leistung  des  Werks  auf  die  Hälfte 
der  normalen  Leistung  unbewahrheitet  geblieben  ist,  so  muas  auf 
einen  anderweiten,  bis  jetzt  noch  nicht  klar  gestellten  Ursprung 
des  Uebels  geschlossen  werden. 

Hr.  Gill  verbreitet  sich  sowohl  zu  diesem  Punkte  als  zu  dem 
anderen,  welcher  Umfang  und  Bedeutung  des  Uebels  betrifft,  wie 
endlich  auch  Uber  das  vorgeschlagene  Abholßmiltel :  Einrichtung 
einer  Sandfiltration,  nur  in  so  ganz  unzulänglicher  Kurze, 
dass  eine  Wiedergabe  der  betr.  Auslassungen  im  Rahmen  dieses 
Vereins- Berichts  zur  Klarlegung  der  Sache  sich  kaum  als  dienlich 
erweisen  würde  und  wir  vorziehen  müssen,  den  betr.  Theil  des 


Vortrags  unter  Beifügung  cm 
anderwiiten 


g  entsprechen 
elegenheit  zu 


Ergänzungen  bei 


Da  die  Einladung,  welche  der  Architekten- Verein  an 

der  Straßburger  Konkurrenz- Ent- 
würfe in  Berlin  weilenden  Fachgenossen  erlassen  hat,  durch  diese 
Blätter  verbreitet  worden  ist,  so  darf  an  dieser  Stelle  auch  ein 
kurzer  Bericht  über  den  Verlauf  der  Besuchstage  nicht  fehlen. 
Wie  die  Zahl  der  für  die  Straßburger  Universität  eingelieferten 


Konkurrenz-Entwürfe  hinter  den  Erwartungen,  die  man  v<i 
gehegt  hatte,  zurück  geblieben  ist,  so  bat  auch  die  Zahl  der 
deutschen  Architekten,  welche  durch  sie  zu  einer  Reise  nach  der 
Hauptstadt  sich  veranlassen  ließen,  nicht  ganz  den  bezirl.  An- 

mögen  e.  aus  Mangel 


452 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


2  November  1878 


an  Zeit  vermieden  haben,  zu  ihren  berliner  Fachgenossen  in  Be- 
ziehung zu  treten;  anderen  mag  die  Einladung  in  der  gewühlten 
Form  nicht  zu  Gesicht  gekommen  sein:  jedenfalls  ist  die  Ge- 
sam tntzahl  der  Gaste,  unter  denen  neben  solchen  aus  den  Nach- 
barstädten namentlich  die  Architekten  von  Leipzig,  I>resden, 
Hannover,  Hamburg,  Köln,  Frankfurt  und  Stuttgart  vertreten  waren, 
nicht  viel  Ober  100  hinaus  gegangen.  Etwa  die  Hälfte  davon 
hatte  für  ihren  Besuch  die  Zeit  vom  21.  bis  23.  Oktober  gewählt, 
doch  zersplitterten  sich  die  Interessen  der  Einzelnen  auch  in 
diesen  Tagen  so  mannichfaltig,  dass  eine  ins  Auge  fallende,  größere 
Betheiligung  der  Fremden  an  den  Veranstaltungen  des  Architekten- 
Vereins  uirgends  erzielt  wurde. 

Für  die  letzteren  war  ein  solches  Ergebuiss  von  vorn  herein 
als  wahrscheinlich  ins  Auge  gefasst  worden.  Es  war  daher  darauf 
verzichtet  woiden,  ein  eigentliches,  speziell  auf  die  Gaste  berech- 
netes Fest  in  Szene  zu  setzen  und  die  leitende  Idee  des  filr  jene 
8  Tage  entworfenen  und  zur  Ausfahrung  gelangten  Programms 
ging  vielmehr  dahin,  den  Fremden  an  jedem  dieser  Tage  eine 
charakteristische  Probe  der  verschiedenen  Aeurserungeu  unseres 
berliner  Vereinslebens  —  in  einer  Geschäfts -Sitzung,  einer 
Exkursion  und  einem  Familienfeste  vorzuführen.  — 

Feher  den  Vorlauf  der  Sitzung  am  Abend  des  21.  Oktober 
ist  bereits  in  Xo.  86  d.  Bl.  berichtet  worden.  Etwa  200  der  An- 
wesenden betheiligten  sich  nach  Sclduss  derselben  an  dem  ein- 
fachen Abendtisch,  der  —  an  Stelle  der  sonstigen  zwanglosen 
Nachsitzung  —  im  Tunnel  des  Vereinshauses  vorbereitet  war. 
Her  herzliche  Grafs,  mit  welchem  der  Vorsitzende  des  Architek- 
tenvereins, Hr.  Geh.  Reg.-Hath  Mull  er,  die  Gäste  auch  hier 
beim  Glase  willkommen  hiefs,  fand  durch  Hrn.  Prof.  Walter 
von  Stuttgart  eine  ebenso  herzliche  und  beredte  Erwiederung.  — 
Die  Exkursionen,  welche  am  folgenden  Tage,  Ditistag, 
den  22.  Oktober,  veranstaltet  wurden,  nahmen  ihren  Ausgangs- 
punkt von  dem  schmuckreichen  Cafe  Bauer  u.  d.  L.  In  3  Gruppen 
vertheilt  besichtigten  die  Fremden  unter  Führung  einiger  Koni- 
s-Mitglieder,  bezw.  der  Architekten,  von  denen  die  be- 
i  Werke  herrührten,  einige  der  neueren  und  charakteristi- 
Bau- Ausführungen  Berlins:  die  erste  Gruppe  die 
Passage,  das  Spinn'schc  Geschäftshaus ,  die  Lipperheide'scbe 
Wohnung,  und  das  Empfangsgebäude  des  Anhalter  Bahn- 
hofs —  die  zweite  Gruppe  das  Priugsheim'sche  Haus,  den 
Sitzungssaal  im  Verwaltungsgeb.  d.  Hamburger  Bahnhofs  und 
das  Fcsca'sche  Haus  —  die  dritte  Gruppe  die  Ueichsbank,  das 
Itavene'sche  Haus  und  die  in  Restauration  befindliche  Nikolai- 
kirche. —  Um  2  Uhr  vereinigte  sich  sodann  die  ganze  Gesell- 
schaft mit  zahlreichen  Mitgliedern  des  Arcbitektenvereins  und 
des  Vereins  Berliner  Künstler  im  l'ampo  santo  zur  Besichtigung 
der  im  nördlichen  Flügel  desselben  angeordneten  Ausstellung  der 
Olympia-Skulpturen.  Hr.  Geh.  Brth.  Adler,  dessen  freund- 
licher Vermittelung  es  der  Verein  zu  danken  hatte,  dass  sich  ihm 
die  Pforten  dieser  hoch  interessanten  Ausstellung  einige  Tage 
früher  als  dem  grofsen  Publikum  erschlossen,  ergänzte  das 
▼oo  ihm  am  vorher  gehenden  Abend  gelieferte  Gesammtbild  der 
deutschen  Forscher- Arbeit  in  Olympia  angesichts  der  Fundstacke 
nunmehr  durch  eine  eingehende  Erläuterung  derselben  und  eine 
Würdigung  ihrer  Bedeutung  für  die  Geschichte  der 


gegeben  worden, 


Andenken  gelangte  ein  von  Hrn.  Grunert  gezeichnetes  Pr 
zur  Vertheilung.    Um  ',,'.)  Uhr  begann  das  Fest  mit  ei 


Den  Abend  dieses  Tages  verlebte  eine  grrtfsere  Zahl  von 
Mitgliedern  des  Architekten  Vereins  mit  ihren  Gästen  auf  Grund 
besonderer  Einladung  im  Lokal  des  Vereins  Berliner  Künstler. 
Obwohl  lediglich  improvisirt,  bot  die  Unterhaltung,  die  ihnen  hier 
zu  Theil  wurde,  doch  eine  Folche  Fülle  des  Trefrliehen  und  Ge- 
nnssreichen,  dass  der  Abend  zu  einem  wahrhaft  festlichen  sich 
gestaltete.  Schon  das  Lokal  gelbst,  zu  dem  bei  der  Enge  der 
für  gewöhnlich  geöffneten  Räume  diesmal  noch  die  Sale  der 
Kunstausstellung  zugezogen  worden  waren,  trug  mit  seinem 
reichen  Bilderschmuck  als  charakteristischer  Hintergrund  hierzu 
wesentlich  bei;  für  das  Uebrige  sorgte  die  frische  Fröhlichkeit, 
mit  welcher  die  Künstlerschaft  den  Gästen  entgegen  kam,  und  das 
erstaunliche  Talent  ihrer  Virtuosen,  die  in  fast  ununterbrochener 
Folge  eine  Reihe  von  musikalischen  und  dramatischen  Vorträgen 
zum  besten  gaben,  die  zum  Theil  von  der  echten  Weihe  hoher 
Kunst  berührt  waren,  zum  Theil  das  Zwerchfell  der  Zuschauer 
und  Zuhörer  mit  unwiderstehlicher  Gewalt  erschütterten. 

Sicherlich  hätte  der  Eindruck  dieses  Abends  dem  des  nächst- 
folgenden Abbruch  gelhan,  wenn  das  Fest,  welches  Mittwoch  den 
2i5.  Oktober  gefeiert  wurde,  ein  Mannerfest  gewesen  wäre.  Die 
Anwesenheit  und  Mitwirkung  der  Damen,  von  denen  die  neben 
den  Gasten  aus  dem  Künstlerverciu  diesmal  ausschliefslich  be- 
theiligten  Familien  des  Architektenvereins  einen  wahrhaft 
„blühenden  Kranz"  zu  stellen  vermögen,  beseitigte  diese  Gefahr. 
Der  Feier,  welche  sich  im  übrigen  durchaus  in  dem  einfachen 
Rahmen  der  seit  dem  Einzug  in  das  eigene  Hans  allwinterlich 
inehrfach_  veranstalteten  Familienfeste  bewegte,  war  eine  etwas 
" ;  Bedeutung  nicht  nur  mit  Beziehung  auf  die  An- 
Gäste, sondern  auch  in  Anbetracht  des  Umstandes 
m,  dass  mit  ihr  der  Reigen  der  diesmaligen  Winter- 
vergnügungen des  Vereins  eröffnet  wurde.  Der  dekorative  Auf- 
wand beschrankte  sich  auf  die  Herstellung  eines  Wandschmuckes 
für  die  Fensterwand  des  grofsen  Saales  und  den  Schmuck  der 
mit  einem  Lichterkranz  illumiuirten  Rotunde;  als  künstlerisches 

;  Programm 
einer  vnn 


Hrn.  W.  Mannstädt  komponirten  und  dirigirten  Kantate  ftlr 
Männcruuartett;  ihr  folgte  ein  von  Hrn.  Appelius  gedichteter 
szenischer  Prolog,  der  von  etwa  30  Personen  in  prächtigem 
spätmittelaltcrlicheu  bezw.  Renaissance  -  Kostüm  zur  Aufführung 
gebracht  wurde  —  der  Einzug  der  Königin  Oeseiligkeit  in  ihr 
über  Sommer  verlassenes  Reich,  der  die  Damen  und  Herren  ihres 

Reichsturnier  herbei  gecilten  Gäste  Vgrfifot  werden.  Sodann 
ein  Festmahl  in  den  3  vorderen  Sälen  des  Hauses,  die  allerdings 
die  300  Festgenossen  nur  mühsam  zu  fassen  vermochten,  mit 
Trinksprüchen  des  Hrn.  Vorsitzenden,  Geh.  Reg.-Rth.  Möller 
(auf  die  Gaste  von  nah  und  fern),  des  Hrn.  Prof.  Steffeck  (auf  das 
zwischen  dem  Architekten-  und  dem  Künstler-Verein  geknüpfte 
Band),  des  Hrn.  Architekten  Abrens  von  Hamburg  (im  Namen 
der  auswärtigen  Facbgeuoasen  auf  den  Architektenverein)  und 
des  Hrn.  Appelius  (auf  die  Damen;.  Endlich  nach  kurzer  Pause 
der  von  der  Jugend  heifs  ersehnte  Tanz,  dem  eine  kurze  Unter- 
brechung nur  durch  eine  mit  jubelndem  Beifall  aufgenommene, 
von  Hrn.  Stegmüller  angeordnete  Pantomime  —  eine  Kon- 
kurrenz um  Lösung  der  Frage,  welche  Eigenschaft  dem  Architekten 
Anspruch  auf  einen  eignen  Heerd  sichert  —  zu  Theil  wurde. 
Die  bei  den  sonstigen  Familienfesten  übliche  Polizeistunde,  zu 
welcher  der  Tanz  schliefst  —  1  Uhr  —  wurde  diesmal  weit  über- 
schritten. Die  kleineu  iu  den  Vordersälen  etablirten  „Kreise  kluger 
froher  Zecher"  sollen  sich  sogar  erst  um  die  Morgenstunde  auf- 
gelöst haben. 

Möchten  die  auswärtigen  Fachgenossen,  welche  in  diesen 
Tagen  in  der  Mitte  unseres  Vereins  verwedten,  diesem  ein  freund- 
liches Andenken  bewahren.  War  es  auch  wenig,  was  ihnen  ge- 
boten worden  ist,  so  werden  sie  hoffentlich  doch  immerhin  den 
Eindruck  gewonnen  haben,  dass  es  den  Berliner  Architekten  an 
dem  Willen  nicht  gefehlt  hat,  ihnen  den  Aufenthalt  in  unserer 
Stadt  behaglicher  zu  gestalten.  —  F.  — 

Aus  der  Fachlitteratnr. 

Verzeichnis»  der  hei  der  Redaktion  d.  Bl. 
gangenen  neueren  technischen  Werke  etc. 

Schlichtin;,  J.,  Wasserhau  -  Inspekt  in  Wesel.  Generelles 
jProjekt  zur  Anlage  _des  Kh^eni-IsseDKana^ss^einer 

Wesel  1878;  Carl  Kühler. 
Sombart,  C.  M.   Des  Erfinders  Fragen.    Magdeburg  1K78; 

im  Selbstverläge  des  Verfassers.    Pr.  1  M 
Schmidt,  Wilh.  Die  Verzierungen  aus  künstlichem  Holze. 

Mit  einem  Atlas  von  12  Tafeln,  enthalt  38  Abbild,  von  Bau- 

und  Möbelarbeiten  nach  Original  -  Entwürfen.    Weimar  1378; 

Bernh.  Fr.  Voigt    Pr.  4,50  ,/t. 
Intze,  0.,  Professor  am  Polytechnikum  zn  Aachen.  Tabellen 

und  Beispiele  für  eine  rationelle  Verwendung  des 

Eisens  zu  einfachen  Raukonstrnktionen.    Im  Auftr.  u. 

unter  Mitwirkg.  des  Aachener  Bezirksvereins  deutscher  Ingenieure 

bearb.  Mit  58  Fig.u.  1  Eisenbahnkarte.  Berlin  1878;  Carl  Beelitz. 

Kartoanirt.    Preis  B  M. 

Konkurrenzen. 

Konkurrenz  für  EntsTÜrfe  zum  Wiederaufbau  des 
Thurms  der  deutsohen  Kirche  in  Stockholm.  Wir  erfahren 
aus  den  politischen  Zeitungen,  dass  der  Kirchenrath  der  deutschen 
Gemeinde  in  Stockholm  bereits  am  10.  <>kt  ein  Preisausschreiben 
für  Entwürfe  des  bezgl.,  am  7.  Okt  d.  J.  durch  Feuer  zerstörten 
Thunnes  erlassen  hat  Es  sind  2  Preise  von  600  und  400  .// 
ausgesetzt;  die  Pläne  sind  bis  zum  15.  Febr.  k.  J.  an  Hrn.  In- 
genieur C.  A.  Bergling  in  Stockholm  einzureichen,  von  dem  auch 
das  Programm  und  event  jede  nähere  Auskunft  zu 

Sobald  wir  in  den  BmHi  sin  es  Pr  granmis  gelangt  sein 
behalten  wir  uns  vor,  den  deutschen  Architekten,  deren 
gung  an  der  Konkurrenz  seitens  der  Gemeinde 
soll,  einige  weitere  Mittheilungen  zu  machen. 


Betheili- 


Eine  Ausstellung  der  Entwürfe  zu  den  Heiz-  und 
Ventiiations-  Anlagen  für  den  Neuhau  der  technischen 
Hochschule  in  Berlin  soll  nachträglich  noch  auf  einige  Tage 
im  Hause  des  Architekten-Vereins  veranstaltet  werden.  Wir  ver- 
weisen die  Leser,  von  denen  sicher  viele  an  dieser  Ange- 
legenheit lebhaftes  Interesse  nehmen  werden,  auf  das  Inserat  in 
dieser  No.  u.  BL  

Brief-  und  Fragekasten. 

Berichtigung.  Im  Artikel  über  den  „Hallon  captif*  muss 
es  Seite  442,  linke  Spalte,  Zeile  9  Ton  unten  heifseu:  „mit 
Rücksicht  auf  die  Kugelgestalt  der  Erde"  statt  „mit 
Rücksicht  auf  die  Abplattung  der  Erdoberfläche." 

Hrn.  G.  inSaarburg.  Aus  eigener  „Gelehrsamkeit' könnten 
wir  Ihnen  über  den  Ursprang  und  die  Bedeutung  des  Worte* 
Theodolith  leider  auch  keine  Auskunft  geben.  Zum  Glfick  hat  je- 
doch bereits  der  Jahrg.  (i'J  u.  Bl.  (S.  26.)  eine  kleine  Abhandlung 
hierzu  von  Hrn.  Prof.  Dr.  Heinzerling  gebracht,  auf  die  wir  Sie 
verweisen  müssen. 


■i».  too  Ort  Bceliti  In  I 


Für  dt«  Redaktion  vcraatwonJkn  K.  E  0.  Frlucb.  Bulla.   Druck:  Vf.  Hot 


.«rUorbu.hdr.cker.l.  D«ltn. 


Nt.  89. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


453 


Bwi-Iit  über 
—  K»nkarr«iii«n. 


iu  Tliitigkett  d>r  l^iUlnnlo»  <!«•  lfitteJriieUiura«i  Ar.  hiti-ki-n-  und  lnitM>i«ur- 
».Iwftlam  in  Hl«np«l  Anstli-pnb.tU-1..  —  Du  JJJiling.-  NtirtiUHfMnt  d*r  Kdniili.  K 
r«ni«n.  —  A  in  der  Facfalitlcritur.  -  Pfraonal-Nacbrieotea. 


Vfrein.  in  Wint«  1»7J  7S  -  Dir-  .rhitfa  Brücke  in 


Berieht  aber  die  ThäUgkeit  der  Lokalvereine  des 
Mlttolrhelnisohen  Architekten-  and  Ingenieur -Vereins  im 
Winter  1877  78. 


Die  im  Jahre  1675  gebildeten  Lokalvere 


u  Wie 


pn  und 


1  »anustudt  entfalteten  auch  im  verflossenen  Vereinsjahre  ein  reges 


Im  Wiesbadener  Lokalverein  wurden  10  Vorträge  ge- 
»n.  Auf  dem  Gebiete  des  Hochbaues  sprach  Hr.  Oberst 
Ton  (  ohausen  Ober  die  Burgen  am  Rhein,  insbesondere  die 
Hildesheimer  Hurgeu;  Direktor  Winter  (Iber  die  Ausstellung  von 
Heizeinrichtungen  in  Kassel;  Architekt  Kreitzner  Ober  die 
spanischen  Monumente  maurischer  Hau  kirnst;  Bauinspektor  Hei  big 
über  den  Bau  der  Uemeiudeschule  in  der  ßleichstrafse ;  Bau- 
meister Leithold  über  Ventilation»- Anlagen  in  Krankenhäusern, 
endlich  Architekt  Bogler  über  den  Kolonnadenlian  zu  Wiesbaden. 
Auf  dem  Gebiete  des  Ingenieurfaches  hielten  Vorträge: 
Regierung»-  und  Baurath  Cuno  Ober  die  Bildung  der  Rheinebene 
zwischen  Basel  und  Bingen,  sowie  Ober  das  preußische  Fluss-  und 
Kanalnetz,  ferner  Baurath  Di  eck  über  Dampfkessel-Explosionen 
und  aber  die  Verhinderung  von  Ueberschwemmungen.  Aulserdem 
beschäftigte  sich  der  Verein  in  mehren  Sitzungen  mit  dem  Wies- 
badener Baustatut  und  mit  den  verschiedenen  Projekten  zur 
Wiederherstellung  der  abgebrannten  Kurhaus-Kolonnaden.  Zu  der 
in  erfreulicher  Weise  zu  Stande  gekommenen  Gründung  einer 
Vereins-Zeitschrift  für  Mittel-  und  Süddeutachland  (Zeitschrift  für 
Baukunde)  trug  der  Verein  nicht  unwesentlich  bei.  Den  Ab- 
schlug» der  Winter-Thätigkeit  des  Vereins  bildete  am  7.  Juni  eine 
bei  Gelegenheit  der  Versetzung  eines  bewährten  Mitgliedes  ver- 
unstaltete gesellige  Zusammenkunft  nebst  Festmahl.  — 

Bei  dem  Darmstädter  Lokalverein,  dessen  Sitzungen 
wöchentlich  am  Mittwoch  stattfanden,  bestand  eine  erfolgreiche 
Neuerung  darin,  dass  am  ersten  Mittwoch  jedes  Monats  eine  Ver- 
einigung der  Mitglieder  des  Mittelrhcinischen  Vereins  mit  den- 
jenigen des  in  Darmstadt  bestehenden  „Technischen  Vereins"  und 
den  dwelbst  wohnenden  Mitgliedern  des^FranWurter  Bezirksvereins 

Tagen  wurden,  soweit  möglich,  Gegensunde  aus  dem  Gebiete  des 
Maschinenbaues  auf  die  Tagesordnung  gesetzt. 

Unter  den  dem  Vereine  gebotenen  Vortragen  und  gröfseren 
Mittbeilungen  sind  folgende  hervorzuheben :  Ueber  die  Entstehung 
des  Solsprudels  in  Bad  Nauheim  (Uberbergrath  Pfannmüller); 
Mittheilungen  Uber  die  Konkurrenz  für  den  Bau  der  höheren 
Töchterschule  in  Karlsruhe  (Professor  Wagner);  über  Wetltsche 
Eisenbahnen  und  die  Katastrophe  bei  Wadenswcil  (Professor 
Lincke):  Vorzeigung  und  Beschreibung  einer  Darcy'schen  Röhre 
und  eines  bydrometrischen  Flügels  von  Ott  und  Coradi  in  Kempten 
(Professor  Schmitt);  über  die  Restauration  der Kutharineukirche 
in  Oppenheim  (Baurath  Horst);  über  die  Kraftermittelung  einer 
Dampfmaschine  (Professor  Werner);  Besprechung  über  die 
Volgersche  Quellentheorie;  Bericht  über  eine  Reise  in  den  Nieder- 
landen mit  Mittbeilungen  über  die  „Wateretaats-Kaart  van  Neder- 
Und"  (Professor  Sonne);  Ober  Theorie  und  Anwendung  des 
Amsler'schen  Integrators  (Ingenieur  v.  Willmann);  über  die 
Trockenlegung  eines  Tbeils  der  Süder-See  (Professor  Sonne); 
Mittheilungen  über  Geschwindigkeitsmesser  für  Kisenbahnzuge  und 
Vorzeigung  des  bezüglichen  neuen  Göbel'schen  Apparats  (Oirek- 
tious-Sekret&r  Lorey).  —  Die  übrigen  Vereinsabende  wurden 
mit  Besprechung  von  Verbandsfrageu ,  sowie  Vorzeigung  und  Er- 
läuterung von  Projekten  ausgefüllt,  unter  welchen  besonders  die 
eines  grolsen,  von  Professor  Schiffer  ausgeführten 
iie  Pfungstadter  Brauerei,  das  Projekt  für  das  neue 
auf  Bahnhof  Hannover,  sowie  das  für  die  Kauali- 
eren Mains  hervorzuheben  sind.  Den  Schluss  der 
Winterversammlnngen  bildete  ein  Abendessen,  verbunden  mit  einer 
kleinen  Ausstellung  von  Zeichnungen  und  Entwürfen.  — 

In  Mainz,  wo  sich  ein  Lokalverein  des  Mittelrheinischen 
Vereins  nicht  gebildet  hat,  entwickelten  sich  die  von  dortigen 
Facbgenossen  unter  lebhafter  Betheiligung  von  Mitgliedern  des 
Mittelrheiuischen  Vereins  ins  Leben  gerufenen  .geselligen  Zu- 
sammenkünfte' in  erfreulicher  Weise.  Die  Reichhaltigkeit  der 
gelegentlich  derselben  gehaltenen  Vorträge  beweist,  dass  die  in 
Mainz  gewählte  freiere  Form  eine  sebr  wirksame  und  den  dortigen 
Verhältnissen  angemessene  war.  Aus  der  Zahl  der  Vorträge 
sind  beispielsweise  folgende  namhaft  zu  machen:  Ueber  die 
römischen  Katakomben  nach  ihrer  technischen  Saite  (Doinpräbendai 
Schneider):  Ober  Mainz  zur  frankischen  Zeit  (Dr.  Bocken- 
heimer); über  die  heutigen  Sprengmittel  (  Premierlieutenant 
v.  Kittlitz);  über  die  neuesten  Instrumente  zur  Messung  der 
Temperatur  (Hr.  G.  R  enninger);  über  Kälte  -  Erzeugung  und 
Raumkühlung  durch  Ventilation  (Ingenieur  Scipp;;  endlich  Uber 
Majoliken  der  italienischen  Renaissance  (Hr.  Fr.  Jännicke). 
Das  Stiftungsfest  der  Vereinigung  wurde  am  14.  Februar  1878 
durch  eine  Ausstellung  von  Kunstwerken  und  photographischen 
Aufnahmen,  sowie  durch  einen  Festvortrag  des  Hrn.  Hofrath 
Dr.  Schäfer  aus  Darmstadt  „Ueber  Rubens",  nebst  Festmahl, 
feierlich  begangen.    Exkursionen  in  die  Umgegend  von  Mainz  und 


Die 

in  No.  CO  er. 


einiger  auf  die  Bauausführung  bezugnehmenden  Mittheilungen 
tragen  wir  über  jenen  Bau  beute  noch  das  Folgende  nach. 

Die  Glesse-Brücke  ist  aus  unbearbeitetcnBruchsteinen 
und  magerem  Zementmörtel,  und  zwar  mit  strengster  Be- 
obachtung der  durch  einen  guten  Verband  vorgeschriebenen 
Regeln  —  nicht  wie  am  a.  0.  bemerkt  in  Grobmörtel  aus- 
geführt worden.  Zum  Widerlags  -  Mauerwerk  ist  ein  aus  1  Th. 
Zement  und  7  Th.  Sand,  zum  Bogen-Manerwerk  ein  aus  1  Th. 
Zement  und  6  Th.  Sand  zusammen  gesetzter  Mörtel  benutzt, 
dessen  Druckfestigkeiten,  entsprechend  den  Ermittelungen  der 
Prüfungsstation  für  " 
1:7 


beiden 


ion  für  Haumaterialien  in  Berlin,  für  den  im  Ver- 
■  gemischten  Mörtel  SO««,  für  den  im  Vcrhaltniss  1 :  5 
»n  Mörtel  40.«  pro  «k-  im  Alter  von  30  Tagen  be- 
Nach  90  Tagen  erhöhen  sich  die  Druckfestigkeiten  der 
[Rehungen  auf  50  bzg.  65  •«  pro  v. 


Mit  diesem  mageren  Mörtel  sind  die  unbearbeiteten  Bruch- 
steine in  vollen  starken  und  auf  der  Drucklinie  des  Gewölbes 
normal  stehenden  Fugen  vermauert.  Für  die  Bestimmung  der 
Gewölbe-starken  war  die  geforderte  Probebelastung  maals gebend: 
letztere  sollte  pro  i "  Fahrbahn  2  000  *«  betragen  und  4  Wochen 
nach  der  Vollendung  des  Brückengewölbes  vorgenommen  werden. 
Fünffache  Sicherheit  gegen  Zerdrücken  voraus  gesetzt,  durfte 
mithin  die  Pressung  im  Scheitel  8  am  Widerlager  b**<  pro 
v°>  nicht  Obersteigen.   Bei  dieser  Pressung  ergaben  sich  für  den 


Brückenbogen  in  schiefer  Richtung  bei  einer  Spannw.  von  13,40 
und  einer  Stirnhöhe  von  1,8  ■  die  schon  in  No.  60  mitgetheilten 


und  einer  Stirnhöhe  von  1,8  »  die  schon  in  No.  60 
Starken  des  Bogens.  Um  Irrthüroern  vorzubeugen, 
augemessen,  darauf  aufmerksam  zu  machen,  dass 

Sicherheit  bei 


der  d  e  wirkliche  mobile  Maximal  belastung  der 
Brücken  -  Fahrbahn  um  das  fünffache  übersteigenden  Probe- 
belastung noch  vorhanden  war,  bei  der  gewöhnlichen  mobilen  Last 
von  400  »k  pro  •■•»  aber  mindestens  doppelt  so  grofs  ist  und  dass 
die  Sicherheit  mit  der  zunehmenden  Festigkeit  des  Zementmörtels 
noch  ziemlich  bedeutend  wachst  und  schon  wegen  dieser  allein, 
der  anfanglichen  Sicherheit  gegenüber,  beinahe  verdoppelt  wird. 

Für  die  Probebelastung  ist  das  aus  Kalkbruchsteinen  be- 
stehende Belastungsmaterial  in  2  Streifen  von  1,50  ■  Breite  und 
1.25  <*  Höhe,  seitlich  von  der  Mitte,  parallel  zu  den  Stirnmauern 
aufgemanert  worden.  In  der  Mitte  der  Fahrbahn  blieb  ein  Streifen 
von  2,2  ™  Breite  für  den  Verkehr  und  für  die  Aufnahme  einer 
5  000  **  schweren  Strafsen walze  frei,  welche  am  Tage  der  Protie 
mehrmals  über  die  Brücke  gefahren  wurde.  Die  Probebelastung 
ergab  weder  Risse  noch  Deformationen  des  Gewölbes;  selbst  beim 
Befahren  der  Brücke  mit  der  Walze,  welche  retourgehend  in  der 
Fahrbahn  vertheilte  Steinstocke  passiren  musste,  war  trotz  der 
hierdurch  veranlassten  Stöfse  nicht  die  geringste  Erschütterung 
zu  verspüren.  Ebenso  ist  auch  nicht  die  geringste  Einsenkung 
beobachtet  worden.  Diese  erschien  aber  auch  beinahe  unmöglich, 
da  die  Brücke  bei  der  7  Tage  nach  der  Vollendung  erfolgten 
also  in  noch  ziemlich  frischem 
8  und  liegende 
Zum  Schluss  sei 

2  600  .//  Kosten 

Holzmindon,  den  27.  Juli  1878.  B.  Liebold. 

uigmzeaby  VjOOgle 


454 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


«.  November  1878 


Eine  problematische  Entscheidung  in  Stempel-Ange- 
legenheiten, und  zwar  auf  dem  mit  Recht  als  labyrinthisch  gel- 
tenden Gebiet  der  Stempelerhebung  für  Baulieferungen,  ist  kürz- 
lich von  einer,  der  preußischen  Bauverwaltuug  nicht  angehangen 
Berliner  Zentralbehörde  getroffen  worden. 

Es  handelte  sich  um  die  Festsetzung  des  Materialienstempels 
bei  der  Lieferung  von  künstlichem  Sandstein.  Da  dieser  in 
seiner  Zusammensetzung  aus  Kalk,  Zement  und  Kies  einen  greisen 
Materialwerth  nicht  reprasentirt ,  vielmehr  die  Höh«  des  Preises 
durch  die  bedeutenden  Modellknsten  und  die  zeitraubende  Arbeit 
des  Einstampfens  bedingt  ist,  so  war,  unter  Zi 
Lieferanten,  der  Materialienwerth  im  Kontrakt 


des  ganzes  Betrages  fest  gesetzt  worden  Als  nun  bei  Bestätigung 
des  Vertrages  die  vorgesetzte  Behörde  im  Gegensatt  hierzu  die 
ganze  Vertragssumme  als  Materialwerth  l>esteuerte,  reklamirte  der 
Unternehmer  gegen  den  zu  hoch  erforderten  Betrag,  indem  er  auf 
die  Anfuhrkosten,  die  künstlerische  Arbeit  bei  Anfertigung  der 
Modelle  und  die  hohen  Fabrikationskosten  hinwies.  Es  muss 
jedoch  bemerkt  werden,  dass  der  Wortlaut  des  Vertragsschlusses 
nur  die  Verpflichtung  des  Unternehmers,  die  Lieferung  des  künst- 
lichen Sandsteins  nach  einer  beigefügten  Preisliste  etc.  für  einen  be- 
stimmten Bau  auszuführen ,  aussprach,  ohne  weitere  Erwähnung 
der  von  den  Kontrahenten  stillschweigend  als  selbstverständlich 
angenommenen  Nebenleistungen.  Hierin  lag  nun  ein  Fehler, 
welcher  dem  Unternehmer  zum  Schaden  gereichen  sollte,  da  die 
Verwaltungsbehörde,  gestutzt  auf  den  Wortlaut  des  Vertrages  er- 
klärte, dass  die  ganze  Lieferung,  ohne  die,  zumal  nicht  erwähnten 
Nebensachlichkeiten  ihrer  Ausführung  für  den  Materialstempel 
anzusetzen  sei  und  der  ganze  vereinbarte  Kaufpreis  des  fertigen 
Objektes  ohne  Rücksicht  der  Nebenkosten  in  Betracht  komme. 
Allerdings  wurde  hiergegen  auf  die  Grundsätze,  welche  in  Preui'sen 
für  die  Berechnung  des  Stempels  bei  Lieferungsverträgen  gelten, 
i.*)  Darnach  soll  nämlich  »>ei  Vertrügen  über  die 
fungibler  Sachen  der  Werthstempel  von  dem  ge- 


berechnet werden,  dagegen  bei 
und  Lieferung  individuell  bestimmter  Gegenstände " der 
Werthstempel  nur  von  dem  auf  die  Materialien  entfallenden  Theile 
des  Gesammtpreises  zu  erheben  ist,  neben  welchem  der  sogen. 
Arbeitsslempel  hinzu  tritt.  Bei  einer  solchen  Unterscheidung 
konnte  es  kaum  zweifelhaft  sein,  dass  künstliche  Sandsteinstucke, 
welche  am  wenigsten  allgemein  gültige  Verwendbarkeit  besitzen, 
nur  als  individuell  bestimmte  Gegenstande  anzusehen  seien;  aber 
es  war  der  Wortlaut  des  Vertrages,  welcher  nur  von  Lieferungen, 
ohne  nähere  individuelle  Bezeichnung  des  künstlichen  Sandsteins, 
spricht,  dem  entgegen,  sowie  der  Grundsatz,  dass  nachträgliche 
Vertrags-Interpretationen  keine  Gültigkeit  haben.  Diese  Grundsatze 
gelten  bei  der  Steuerbehörde,  welche  die  Kontrole  der  erhobenen 
Stempelbeträge  ausübt 

Ob  in  dem  angezogenen  Falle  der  Unternehmer  bei  der  Ent- 
scheidung sich  beruhigt,  oder  weiteren  Rekurs  ergriffen  hat,  ist 
nicht  bekannt.  Wünschen« werth  wäre  es,  einen  solchen  Fall  um 
des  Prinzipes  willen  völlig  ausgetragen  zu  sehen.  Nicht  unbe- 
denklich erscheint  hierbei  die  gröbere  dem  Baubeamten  bei  Kon- 
trakt-Abschlüssen erwachsende  Mehrarbeit,  alle  Lieferungsobjekte 
nach  ihrer  Individualität,  welche  den  Kontrahenten  meistens  schon 
in  der  technischen  Bezeichnung  klar  gestellt  erscheint,  näher  be- 
schreiben zu  müssen.  Andrerseits  kann  die  Vorsicht,  auch  diesen 
Fall  bei  Abechliefsung  der  Verträge  in  Erwägung  zu  ziehen,  in- 
nicht  unliebsame  Weiteningen  erfolgen 
wie  Baubcamten  nicht  nahe 


*)  Enlhiltpti  in  d«n  Zirkular  de»  Nrn.  Klruiniinliiltii'r*  vixn  So.  Januar  1**3, 
«nlvr  JUHlprvn  in  Höver«  Comrorntar  I.  H.  31*,  Aungah*  IHÖlr. 


Das  2öjahrige  Stiftongafeat  der  Königl  Baogowerk- 
schule  zu  Nienburg,  über  welches  wir  in  Nr.  77  er.  eine  vor- 
lautige Notiz  brachten,  wird  am  16.  und  17.  November  gefeiert 
werden.  Das  Festkomitee  bestehend  aus  den  in  unserer  früheren 
Mittheilung  bereits  genannten  Persönlichkeiten  (Adresse  Bauge- 
werkenamt  zu  Hannover,  MehlstraTse  8)  hat  ein  spezielles  Fest- 
programm formulirt  und  ladet  Betheiligungslusiige  zur  Anmel- 
dung, wie  ebenso  zur  Mittheilung  der  Beiträge  zur  „Rhien- 
Stiftung"  ein,  welche  bekanntlich  bei  Gelegenheit  dieses  Stiftungs- 
festes begründet  werden  soll;  die  Beitragshöhe  ist,  wie  wir 
beiläufig  bemerken  wollen,  unbeschrankt  Wir  unsererseits 
sehen  der  Stiftung  und  den 
Erfolg. 

In  Folge  der  diesjährigen  akademischen  Kunst  -Aus- 
stellung zu  Berlin  ist  im  Fache  der  Architektur  Hrn.  Brth. 
Prof.  Raschdorff  in  Berlin  für  seinen  Entwurf  zur  Kunsthalle 
in  Düsseldorf  die  Auszeichnung  der 


Konkurrenzen. 

Monats -Konkurrenzen  für  den  Architekten  -  Verein 
zu  Barlin  zum  7.  Dezember. 

1.  Badeanlage.  —  I>er  Besitzer  einer  Villa  am  See  beab- 
sichtigt, für  seinen  Privat-Gebrauch  eine  kleine  Badeaulage  im 


See  einzurichten.  —  IS™  vom  Ufer  entfernt  ist  der  See  genügend 
tief  und  zum  Baden  geeignet,  und  es  soll  die  Anlage  in  dieser  Ent- 
fernung und  in  bequemer  Weise  durch  einen  Steg  vom  Ufer  aus 
erreichbar  ausgeführt  werden.  —  Ein  Pavillon  zum  Aus-  und 
Ankleiden,  und  vor  demselben  ein  eingefriedigter  Raum  zum 
Baden  sollen  die  Anlage  bilden.  —  Der  Steg,  welcher  die  Ver- 
t  dem  Lande  vermittelt,  soll 


-  Die  Grundlläche  des  Pavillons  excl.  etwaiger 
cht  mehr  als  l(ii«  und  der  im  See  eingefriedigte 
nicht  mehr  als  90<t>»  betragen.  —  Das  Ufer  liegt  bei 
i  Wasserstand  ca.  0,80™  höber  als  der  Spiegel  des  Sees.  — 
Die  Ausführung  ist  in  leichter,  eleganter  Holzarchitektur  bestimmt 
worden.  —  Verlangt  wird:  ein  Grundriss  im  Maafsstab  von  1 : 15'». 
eine  landschaftlich  behandelte  Ansicht  und  ein  Durchschnitt  1:75. 

Ii.  Bahnhofs-  Anlage.  —  In  der  Nähe  einer  kleinen  Fabrik- 
stadtsoll ein  neuer  Bahnhof  zwischen  zwei  1100«  von  einander  ent- 
fernten Niveau-l'ebergängen  einer  bestehenden  eingleisigen  Eisen- 
bahn angelegt  werden.  Die  Bahn  liegt  an  dieser  Stelle  in  gerader 
Linie  von  dem  ersten  Niveau-Uebergang  auf  eine  Länge  von  500 m 
in  einer  Steigung  von  I  :350,  weiterhin  in  einer  Steigung  von 
1  :  750.  Der  Personen-Bahnhof  soll  künftig  in  einer  Steigung  von 
nicht  mehr  als  1 : 400,  der  Güter-Bahnhof  von  nicht  mehr  als  1 :  5O0 
und  die  anschließenden  Bahnstrecken  in  Steigungen  von  nicht 
mehr  als  1 :250  liegen.  Breite  der  Bahnhofs- Anlage  höchstens  80  u> 
fausscklielalich  der  Hauptgleise),  aufserdein  Parallelstrafse  als 
Zufuhrweg.  Der  Bahnhof  erhält  ein  Empfangsgebäude  mit  den 
uöthigen  Nebenanlagen,  einen  Güterschuppen,  18m  tief,  20™  lang, 
mit  angebautem  kleinen  Expeditionslokal ,  sowie  einer  offenen 
Ladebühne,  einen  Ladekrahn  für  schwere  Maschinentheile  etc., 
eine  Viehrampe,  eine  Zentesimalwaage  und  Rohprodukten-Gle.se 
für  ca.  CO- HO  Achsen  (ä  3,75"),  welche  so  zu  legen 
die  hauptsächlich  von  einer  Richtung  mit  Rohprodukten  (i 


die  Entladestelle  gesetzt  und  die  leeren  Wagen  cb 
Zugmaschine  von  dort  bequem  abgeholt  und  in  den 


2  P, 


werden  können. 

Auf  dem  Bahnhof 
2  Güterzüge  von  ca.  150 
können.    Ausserdem  müssen  sowohl  Personen-  als  Güterzug- 
Lokomotiven  auf  demselben  Wasser  nehmen  können. 

Das  übrig  bleibende  Terrain  ist  als  zu  vermiethende  Lager- 
plätze, welche  durch  Gleise  zugänglich  zu  machen  sind,  einzurichten. 
Das  umgebende  Terrain  liegt  durchschnittlich  0,5 m  unter  4er 
vorhandenen  Schienen-Oberkante.  Die  beiden  oben  erwähnten 
|  Niveau-Uebergange  müssen  auch  nach  dem  Bahnhofsbau  als  solche 
bestehen  bleiben.  Die  Herzstück-Neigungen  der  Weichen  können 
1 :  9  und  1  :  10  sein. 

Zu  zeichnen  sind:  1  Situations-Plan  im  Maarsstabe  1:1500, 
ein  Längenprotil  im  Maßstäbe  1:3000  für  die  Längen,  1:15t» 
für  die  Höhen,  (juerprofile  durch  das  EmpfaogHgebaude  und  den 
Güterschuppen  und  die  zunächst  liegenden  Gleise  im  Maali- 
Stabe  1  :  150. 


Ans  der  FacaUtt*rjitnr. 

Vorzolohnisa  der  bei  der 


d.  BL 


Vorträge  über  Eisenbahnbau, 
sehen  polytechn.  Schulen ,  begonnen  von  Dr.  Winkler.  11.  Heft. 
Sigualwesen.   Bearb.  von  Dr.  Schmitt,  Prof.  a.  d. 
Hochschule  z.  Darmstadt    Lfrg.  5—7.    Mit  35<i 


u.  1  lithogr.  Tafel.  Prag  1878;  H.  Dominicus.  Preis  11,20  .A 
Karmarsch  und  Heeren's  technisches  Wörterbuch. 
3.  Aufl.,  ergänzt  u.  bearb.  von  den  Prof.  Kick  u.  Gintl.  Lfrg. 
2H  u.  29.  Prag  1878;  Verlag  der  Bobemia,  Pr.  pr.  Lfrg.  2.« 
Dr.  Schobert,  F.  C,  Baurath  etc.  Landwirthschaftl icher 
Wege-  und  Brückenbau.  Handbuch  für  Landwirthe,  Kultur- 
techniker, Bauleute,  Forstwirtho  etc.  Mit  224  Holzschn.  u. 
4  lithogr.  Tafeln.  Berlin  1878;  Wiegandt,  Hempel  u.  Parey. 
Preis  7  Ji. 

Degei,  L.,  Baurath.  Praktisches  Handbuch  für  Einrich- 
tungen der  Ventilation  und  Heizung  in  öffentlichen  und 
Privatgebäuden  nach  dem  System  der  Aspiration.  2.  umgearb.  n. 
venn.  Aufl.  mit  4  Tafeln  Abbild.  München  1878;  .1.  Lindauer'sche 
Buchhandlg.    Pr.  5  M. 


PersMial  -  Nachrichten. 

Preufsen. 

Ernannt:  Der  Geh.  Baurath  und  vortr.  Rath  beim  Mini- 
sterium für  Handel,  Gewerbe  etc.  A  Wiehe  zum  Geh.  Ober- 
Baurath.  —  Der  Baurath  Quassowski  zu  Berlin,  Mitglied  des 
Direktoriums  d.  Berl.-Pottd.-Magdeb.  " 
Charakter  als  Geh.  Regierungsrath 

Die  Baumeister- Prüfung 
Fachrichtungen:  Hermann  Schultz  u.  ,)lcluu, 
Ingenieurfach:  Bernhard  Fechner  aus  Bromberg. 

Die  Bauführer- Prüfung  für  beide  Fachrichtungen 
bestanden:  Max  Leidich  aus  Güldenboden,  George  Labsien 
aus  Schwesternhof,  Herrn.  Winckler  aus  Erfurt,  Albert 
Thielecke  aus  Neuhaidensleben  und  Carl  Adam  aus  Erfurt 


vo.  C.rl  u  t»  toll».    Für  dir,  ] 


K.  ü  O.  FriUeh, 


:  W.  M  ■  .  ■    •  IIo 


n>«eh4,.ck»rei,  ^ 


No.  %. 


DEUTSCHE  BAÜZEITDNG. 


455 


(Fort«««««*)  —  Du  fin»i1|iri»»lp  hti  der 
<lw  Kntourina  alt  Hrimuiiiernttiam.  — 


Mittbellangvn    iui  Verelutn: 


—  Vcrreixhln    Brud  d 
in  Berlin.  —  Konkurrenten    —  Aul  der  Pick- 


Die  Architektur  auf  der  Pariser  Weltausstellung  des  Jahres  1878. 


on  besonderem  Werthe  ist  die  von  Professor 
Basile  entworfene  „typische  Facade*  Ita- 
liens,  ein  hohes,  über  dem  Hauptgesims  rund- 
bogig  abgeschlossenes  Portal,  an  welches  sich 
beiderseits  Arkaden  von  klassischer  Haltung 
ansohliersen ;  die  Arkaden  haben  eine  einge- 
setzte Untertheilung  äulen  in 
grünem  Stuckmarmor,  Terrakotten-Einrahmungen  von  eigen- 
tümlicher, zarter  Schönheit  aus  dem  Atelier  des  Bildbauers  Va- 
lenti.  in  den  Zwickern  Sgraffito-Schmuck,  auf  der  Attika  des 
llauptgesimses  geflügelte  Genien  vom  Bildhauer  Monteverde. 
Die  Wirkung  der  Facade  wird  durch  einen  tiefrothen  Hinter- 
grund gesteigert;  die  ganze  Komposition  ist  eins  der  hervor 
ragemisten  Werke  des  Ausstellungs-Platzes.  —  Die  sonstigen 
arclütektonischen  Leistungen  Italiens  linden  sich  zum  Theil 
in  der  Maschinen-Gallcrie.  zum  Theil  in  einem  Querkorridor 
der  Kunstausstellung.  Am  ersteren  Ort  ist  die  Scparat-Aus- 
stcllung  des  italienischen  Bauten-Ministeriums  untergebracht; 
sie  enthalt  zunächst  eine  ganze  Anzahl  recht  mittelmäfsiger 
Entwürfe  zu  Gcfangnisshauteu  in  Mailand,  Volterra,  Horn  und 
Turin  (letzteres  in  dem  modernen  Sternsystem  von  Archi- 
tekt Giuseppe  Polassi),  ferner  zu  einer  Dotjana  gene- 
rala  (Zollniederlage V)  in  Mailand  vom  Architekten  Luigi 
Pirola,  endlich  zu  einem  neuen  Postgebäude  und  einem 
Kriegsministcrium  in  Korn;  alle  diese  Bauten  kommen  aus 
der  geistlosen  Anwendung  der  trockenen  Formen  der  Spat- 
Renaissance  nicht  heraus.  Von  besserer  Wirkung  ist  das 
vom  Ingegnere  Cesarc  Parodi  entworfene  Andreas- 
Hospital  zu  Genua,  ein  mächtiger  Bau  auf  segment förmi- 
gem Grundriss  mit  kräftigen  Endpavillons  und  breitem  Mittel- 
bau, welche  durch  eine  zweistöckige  Hallen-Architektur  mit 
einander  verbunden  sind,  während  an  die  konvexe  Seite 
dieser  Hallen  Querflügel,  die  Krankensäle  enthaltend,  in  ra- 
dialer Richtung  angefügt  sind.  Das  Interessanteste  aus  der 
hübsch  geordneteu  Ausstellung  des  Buutcnmiuisteriums  ist 
indess  eine  Mappe  mit  der  Aufschrift  Iii  stau  ri  di  Monu- 
ment i,  hauptsachlich  die  unter  Leitung  von  G.  D.  Malvczzi 
ausgeführten  oder  projektirten  Restaurations-Arbeiten  an  der 
Cattedrale  di  Kquilio  (Jestdn),  an  der  Loggkttn  Sansovi- 
niana  des  Campanile  S.  Marco  und  am  Dogenpalast  zu 
Venedig  enthaltend.  Aus  der  architektonischen  Abtheilung 
der  italienischen  Kunstausstellung  nennen  wir  R.  Canevari's 
Finanzministerium  in  Rom,  eine  höchst  langweilige,  zum  Theil 
geradezu  hassliche  Facaden-Entwicklung  von  enormer  Aus- 
dehnung, zu  welcher  die  besser  gelungene  Arkaden-Architek- 
tur der  Höfe  in  eigentümlichem  Gegensatz  steht;  ferner 
G.  Calderini's  Theater  für  Odessa,  mit  gedrückter,  nüih- 
terner  Facadenbildung,  ungemein  schwerer,  breit  gelagerter 
Innen  -  Architektur ,  barockem  Deckenschmuck  und  einer 
Gusseisen  -  Konstrtiktion  über  der  Bühne,  welche  an  die 
ältesten  gusscisernen  Brücken  Englands  erinnert  C.  M  u  s  a  n  t  e's 
Leydener  Konkurrenz  -  Entwurf  erinnert  in  seinen  Säulen- 
stellungcn  und  Gebalken  an  die  Bibliotheca  San  Marco,  ist 
aber  nüchtern  in  der  Krfindung  und  mangelhaft  gezeichnet. 
Einfach,  aber  edel  und  abgestimmt  in  den  Formen  und  Ver- 
hältnissen ist  das  Opifirio  artlsfico  industriate,  ein  auch  zu 
Ausstcllungszwecken  geeignetes  Gebäude  von  Carlo  Meie  in 
Neapel.  Eine  noch  vornehmere  Leistung  ist  Luca  Barbieri's 
Entwurf  zu  einer  Musikschule,  dessen  Architektur  sich  an  die 
besten  Meisterwerke  der  Hochrenaissance  anlehnt.  Von  In- 
teresse sind  ferner  die  ausgestellten  Entwürfe  zur  Florenzer 
Domfacadc  von  G.  Caldcrini  (zum  Theil  inspirirt  von  Viollet- 
le-Duc)  und  von  Marc  Trev£s  aus  Vereelli,  sowie  das  Re- 
staurations-I'rojckt  der  Mailänder  Domfacade  von  Fcrrario 
Carlo  Seenografo,  voll  weicher,  unentschiedener  Gesims- 
linien und  Gicbelfnrmen  und  mit  so  unerfreulichen  Fisch- 
blasen-Mustern in  der  grofsen  Rosette,  dass  die  Beibehaltung 
der  Tibaldi'sehen  Renaissance- Architektur  entschieden  den 
Vorzug  verdient.  Ein  hervor  ragendes  iiestaurationswerk  ist 
schließlich  das  von  Andrea  Busiri  in  Horn  ausgestellte 
Album,  den  Ausbau  und  die  Erweiterung  des  Preshyteriums 
und  des  Chores  der  lateranensischen  Basilika  darstellend; 
das  Album  enthält  die  Photographien  dreier  verschiedener 
Projekte,  welche  bis  ins  Detail,  einschliefslich  der  zur  Ver- 
mit 


) 

tinischen  Absis  dienenden  Rüstungen  und  mechanischen  Vor- 
richtungen wieder  gegeben  sind. 

Ein  interessantes  Beispiel  der  neu  erwachten  Privat- 
Bauthätigkeit  Roms  liefert  Antonio  Lina  ri 's  Galleria 
principe  Umberto,  auf  kreuzförmigem  Grundriss  in  der  einen 
Richtung  die  Piatza  Colonna  mit  der  Piatta  nuora,  in 
der  anderen  Richtung  die  Piatta  de  Poli  mit  der  Piatza 
de  Crociferi  verbindend,  auf  der  Kreuzung  mit  prächtiger 
Kuppel,  an  der  Piatta  Colonna  mit  großartigem  Atrium 
ausgestattet;  die  innere  Architektur  ist  eine  edle,  klassische 
Renaissance  in  harmonischen  Verhältnissen,  die  Facaden  leiden 
indess  an  einer  zu  kleinlichen  Auffassung,  welche  zur 
Mailänder  Victor-Emmanuel-Gallerie  kaum  in  Vergleich  treten 
kann.  Die  Photographien  dieses  bekannten  Meisterwerks 
des  so  tragisch  ums  Leben  gekommenen  Mengoni  schmücken 
auch  diesmal  die  Wände  der  italienischen  Ausstellung,  den 
berechtigten  Zweifel  erweckend,  ob  der  grofse  Meister  einen 
ebenbürtigen  Nachfolger  gefunden  hat.  Unter  den  hier  ver- 
tretenen Künstlern  scheinen  nur  Barbieri,  Linari  und  Pietro 
Tiiu-d  Ii  Iii  aus  Florenz,  welcher  eine  wahrhaft  monumentale 
Prachttreppe  eines  königlichen  Palastes  ausgestellt  hat,  die 
,  hergebrachte  Schablonen-Architektur  mit  Erfolg  zu  durch- 
'  brechen  und  die  schöpferische  Periode,  welche  durch  die  poli- 
j  tische  Einigung  des  Landes  eingeleitet  ist,  auf  dem  Gebiete 
i  der  Baukunst  zum  Ausdruck  zu  bringen.  — 

Im  Gegensatz  zu  Italien  hat  die  englische  Architektur- 
Ausstellung  eine  vorwiegend  kirchliche  Richtung  genommen. 
Die  lebendige  ThAtigkeit  auf  dem  Gebiete  der  Kirchen- 
baukunst ist  durch  eine  vortreffliche  Auslese  der  besten 
Werke  illustrirt;  der  Stil  ist  fast  allgemein  jene  eigentüm- 
liche englische  Gothik,  welche  sich  im  Anschluss  an  die  hei- 
mischen Bauten  des  XIII.  Jahrhunderts  durch  Betonung  der 
Horizontalen,  schwere  Massenanordnuug  und  geilrückte  Ver- 
hältnisse charakterisirt ;  nur  bei  wenigen  Entwürfen  kommen 
die  schlank  aufstrebenden  Linien  der  normannischen  oder 
rheinischen  Gothik  zur  Anwendung.  Die  Konstruktion  ist 
eine  höchst  mannichfaltige ;  sie  spricht  sich  vorzugsweise  aus 
in  den  verschiedensten  Gewölbearten,  in  den  mit  Vorliebe 
ausgebildeten  Holzderken,  in  niedrigen  Dächern  und  in 
schweren  Thürmen  mit  massiven  Spitzen.  Auf  die  Innen- 
Architektur  scheint  ein  gröfsercr  Werth  gelegt  zu  werden 
als  auf  das  äufsere  Bild;  die  Darstellungen  sind  fast 
schließlich  meisterhaft  aquarelürte  Perspektiven,  nn 
meist  innere  Ansichten  in  eleganten  Umrahmungen.'  Man 
mag  diese  Art  und  Weise  der  Darstellung  unbescheiden  oder 
aufdringlich  finden:  das  Interesse  des  Laienpublikums  kann 
aber  kaum  durch  bessere  Mittel  für  die  baukünstlerischen 
Leistungen  geweckt  werden.  Leider  hat  es  auch  hier,  trotz 
des  ausgezeichneten  Arrangements  in  einem  Anncxraume  der 
Kunstausstellung,  nicht  vermieden  werden  können,  verschie- 
dene Zeichnungen  an  so  hoher  Stelle  aufzuhängen,  dass  sie 
nicht  erkannt  werden,  den  Zweck  der  Ausstellung  also  ganz 
verfehlen. 

Die  weniger  bedeutenden  Kirchenprojektc  mögen  hier 
einfach  genannt  werden;  dahin  gehören  John  Oldrid 
Scott 's  Pfarrkirche  in  Slough  und  St.  Paulskirche  in  Man- 
chester, John  P.  Seddon's  Waisenhaus-Kapelle  auf  der 
Insel  Thanet,  J.  F.  Micklet h waite's  St.  Hildakirche  zu 
Leeds,  Somers  Clarke's  Martinkirche  zu  Brighton,  mit 
kassettirter  achtseitiger  Holztonne  auf  dem  Mittelschiff,  und 
E.  Christian's  Markuskirche  zu  Leicester,  eine  dreischiffige 
reiche  Anlage  mit  spitzbogiger  (Holz?-)  Tonne  über  dem 
Mittelschiff,  welche  durch  Gurte  in  Querstreifen  getheilt  ist 
und  ohne  weitere  Vermittlung  in  das  siebenseitige  Kloster- 
gewölbe  des  Chores  Obergeht.  Seddon  ist  auch  durch  eine 
Rcstaurations-Arbeit  vertreten,  welche  den  Chorabschluss  der 
Kirche  zu  Ingham  (Norfolk)  durstellt  und  sich  als  bunte,  über- 
triebene Spätgotbik  kennzeichnet. 

Besser  sind  die  Arbeiten  von  J.  L.  Pearson:  die  drei- 
scliiffige  Kirche  zu  Sutton-Veney  (Wiltshire)  mit  Holzdecken 
in  der  Dacbebene,  ohne  Fenster  in  den  Obennauern.  daher 
massig  und  dunkel;  die  Kirche  zu  Wentworth  (Yorkshire)  mit 
dreischiftigem  Langhause,  geradem  Chorabschluss  und  mächti- 
gem viereckigen  Thurm  auf  der  Vierung  mit  Zinnen  und  hoher 
die  reich  gruppirte  sechstbürmige 

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456 


DEUTSCHE  BAUZEITÖN  G. 


9.  November  1878 


St.  Augustinkirche  zu  Kilburn-I/ondon.  Kiucn  besonderen 
Charakter  tragen  die  Kathedrale  zu  Bristol  und  die  Christus- 
kirche  zu  Dublin,  beide  von  G.  EL  Street;  erstere  eine 
dreischiinge  Hallenkirche  mit  reichen  Netzgewöllien,  2  nie- 
drigen stumpfen  Wcstthürmen  und  umlaufenden  Gallerten; 
letztere  mit  Dreizackzinnen  ringsum,  schwerem  viereckigen 
Thurm  mit  niedriger  Spitze .  lanzettfönnigen  Fenstergruppen 
in  den  Obennauern  und  mit  dem  benachbarten  Sgnwihoust 
durch  eine  rlachbogige  Brücke  mit  (iallerie  verbunden.  Dass 
namentlich  die  Christ  uskirchc  einen  höchst  unerfreulichen  Kin- 
druck macht,  braucht  kaum  hinzugefügt  zu  «erden,  Char- 
penter  &  Ingclow's  Kapelle  zu  Laming  zeigt  dagegen 
schlanke,  ansprechende  VerlialtnLs.se  im  Acufsercn  und  hohe 
Spitzbogen  und  Krcuzkappeu  im  Inneren.  Kine  interessante 
Konstruktion  ist  W.  Emerson's  Marienkirche  zu  Brightou: 
Kreuzgewölbe  auf  der  Vierung,  Tonnen  auf  den  Kreuzarmen. 
Quertonnen  über  den  Seitenschiffen .  Kreuzkappen  auf  dein 
Chor  und  eine  gedruckt  •spitzbogige,  profilirte  Holzdecke  über 
dem  Mittelschiff.  Kine  Ilol/tonnc  über  dem  Mittelschiff,  nach 
Art  der  oben  erwähnten  Martinskirche  zu  Brigthou.  zeigt 
auch  die  Augustinkirche  in  Bermondsey-London  von  Henry 
Jarvis  und  Sohn:  ilie  ein  halbes  Sechszehneck  bildende 
Tonne  wird  durch  Gurtbogen  getragen,  deren  Schenkel  bis 
auf  die  Kapitelle  in  der  Kämpferhohe  der  Obcrfenster  hinab 
gezogen  sind  und  daher  eine  spitzbogige  Form  erhalten;  die 
niedrigen  Seitenschiffe  haben  Pultdächer,  welche  von  unten 
sichtbar  sind  und  nur  den  Pfeilern  gegenülier  von  viertelkreis- 
förmigen Gewölbestreifen  gestützt  werden .  die  zugleich  als 
Strebebogen  dienen;  alle  Verhältnisse  sind  schwer  und  ge- 
ilrückt. Von  schwerem,  völlig  romanischem  Kindruek  ist 
femer  die  Johanniskirche  zu  Kensington  von  James  Brook, 
mit  kolossalem,  burgartigen  Thurm  an  der  Westfront .  hohen 
Kreuzurmen  und  ganz  niedrigen  Seitenschiffen.  Nahe  ver- 
wandt hiermit  ist  Tarring  &  Wilkinson's  Blackbuin- 
Congregation-Church  mit  kolossalem,  isolirten  Thurm,  hoher 
massiver  Spitze,  niedrigen  Seiten-  und  dopjiclgicblieen  Kreuz- 
schiffen. 

Von  allen  englischen  Kirchen  -  Entwürfen,  so  vielfaches 
Interesse  sie  durch  ihre  eigenartigen  Konstruktionen  und 
Gruppirungen  erregen  und  ein  so  fruchtbares  Studienfeld  sie 
auch  darbieten,  ragen  indess  nur  wenige  über  die  Mittel- 
mäfsigkeit  hinaus;  wir  möchten  als  solche  nur  bezeichnen  die 
Arbeiten  von  R.  Plumbc.  von  J.  Hansom  and  Bon  und 
von  dem  verstorbenen  George  Gilbert  Scott.  R.  Plumlie's 
Kirche  zu  Woodford  in  Susscx  zeigt  dieselbe  geknickte  Holz- 
tonne auf  spitzbogigeu  Gurten  wie  die  Augustinkirche  zu 
Bcrmondsey.  dabei  schöne  Verhältnisse  und  Details  von  wohl- 
thuender  Kcinhcit.  Die  Kathedrale  vom  heiligen 
Namen  zu  Manchester  von  Hansom  and  Son,  welche  in 
einer  grofsen  Zahl  elegant  ausgeführter  Bilder  in  schweren 
Goldruhmcn  dargestellt  ist,  muss  ohne  Zweifel  als  ein  Werk 
ersten  Ranges,  namentlich  in  konstruktiver  Hinsicht,  betrachtet 
werden.  Das  Mittelschiff  bat  Kreuzgewölbe,  die  Seitenschiffe 
sind  mit  einhüftigen  Tonnen  überdeckt,  in  welche  über  den 
Seitenfenstern  Stichkappen  eingeschnitten  sind;  über  den 
Pultdächern  sind  Strebebogen  nach  den  Obermauern  des 
Mittelschiffs  gespannt;  vor  dem  ganzen  Mittelschiff  steht  ein 
"massiger,  breiter  Thurm,  dessen  unteres  Stockwerk  in  2 
Giebeln  endigt;  ein  ober  Eck  gesetztes  Quadrat  bildet  die 
Grundform  des  folgenden  Thurmgeschosses,  ülicr  welchem  sich 
noch  ein  Achteckgeschoss  mit  massiver  Spitze  erhebt.  Die 
cluirakteristischc  Breite  der  Verhältnisse  verleugnet  dieser 
Entwurf  ebenso  wenig  wie  G.  Gilbert  Scoll's  vortreflliehe 
nene  Kathedrale  zuEdinburg.  Dieselbe  ist  durch  einen 
mächtigen  Thurm  mit  undurchbroebeuer  Spitze  ülicr  der 
Vierung  und  durch  2  FlankirungsthDrmc  an  der  Westfront 
geziert,  das  Mittelschiff  hat  sogenannte  sechskappige  Kreuz- 
gewölbe, einen  reichen  Triforicnkranz  (welcher  bei  allen 
übrigen  englischen  Kirchen  fehlt)  und  sehr  niedrige  Seiten- 
schiffe. Wenn  mau  mit  Hecht  behauptet,  dass  die  englische 
Baukunst  in  (iilhert  Scolt  ihren  geuialstcu  Jünger  verloren 
habe,  so  kann  dies  bei  aller  Anerkennung,  welche  die  stark 
ausgeprägte  nationale  Richtung  der  englischen  Architektur 
und  die  wccltsclvolle  ludividualisirung  derselben  in  ihren 
einzelnen  Vertretern  verdient,  doch  nicht  als  ein  hesouders 
glänzender  Ausdruck  für  die  künstlerischen  I-eistungcn  Eng- 
lands iKrtrachtct 


Die  in  Paris  ausgestellte  Profan-An  hitektur  Englands  ist 
zwar  zum  Theil  von  untergeordneter  Bedeutung,  alier  doch 
hinreichend,  um  ilas  überraschende  Talent  der  Engländer, 
sowohl  eine  einzelne  Baulichkeit,  als  eine  Anzahl  zu&ammcn- 


natOrliehen  Komfort  auszustatten,  einnehmend  vor  Augen 
zu  führen.  Die  herrschende  Stilauffassung  ist  dieselbe  ge- 
drückte, Hache  (iothik  in  oft  malerischer  Erscheinung,  oder 
eine  von  zopfigen  Motiven  durchsetzte  Renaissance.  Dem 
Namen  uach  nennen  wir  Jones'  Markthallen,  Curry's 
Thomas-Hospital  in  London.  Gibson's  Bankgcbäude.  Graham 
Jacksons  Inivcrsitäts-Geltäude  zu  Oxford,  Kerry  s  Scbloss 
Witmstay  und  WjatTs  Wohnhaus  atn  Park  I>anc  zu  Ixindon 
und  Börse  zu  Liverpool,  eiae  prätentiöse  Renaissance  mit 
Mansarden  und  Thürmen,  aber  ohne  durchgreifende  künst- 
lerische Motive.  G.  Somers  (Marke  hat  in  seinem  Ent- 
würfe von  Wyfold  Court  in  (Kfordshirc  die  lebensvolle  Grup- 
pirung  iles  englischen  Edelhofes  unter  Hinzufüguug  von  vielem 
gotbischen  Zierrath  nnd  bunten  ßacksteinrlächen  erzielt,  ohne 
die  fremdartige  Erscheinung  zugleich  zu  einer  künstlerisch 
ansprechenden  zu  machen;  Sylvanus  Trevail  und  James 
Brooks  haben  in  ihren  Schul-  und  Kloster  -  Gebäuden 
interessante  Bilder  bei  bescheidenen  Details  hervorgebracht: 
T.  Wort  hingt on's  Polizeibüreau  in  Manchester,  eine  floren- 
tinisehe  Spitzbogen-Architekiur  mit  massivem  Eckthurm  macht 
einen  sehr  stattlichen  Eindruck ;  die  projektirten  neuen  f 
auf  dem  Berge  St.  Michel  (Corwalll  von  St.  Aubyn 
vortrefflich  in  den  malerischen  Burgcharakter  des  Mittelalters, 
und  der  von  William  Burges  entworfene  Uhrthurm  des 
Schlosses  Cardiff  verräth  bei  aller  typischen  Schwere  der 
englischen  Cothik  eine  reizvolle  Originalität,  welche  der  zier- 
lichen, zuweilen  kapriziösen  Dctaillirung  unserer  rheinischen 
uud  hannoverschen  Gothiker  fast  das  Gleichgewicht  häJt. 
G.  E.  Street  hat  wiederum  seinen  Londoner  Justizpalast  in 
einer  riesigen  Vogelperspektive  zur  Schau  gestellt,  eine  grolse 
zerrissene  Gruppe  gothischcr  Baulichkeiten  in  dem 
Landhaus-  und  Schloss-Charukter.  ohne  einheitlichen 
mentalen  Palast-Eindruck :  sogar  das  im  Zentrum  der  . 
sich  erhebende  Kirchendach  ist  durch  Besetzung  mit 
halb  verunglückten  Thünnchen  seiner  dominirenden  Wirkung 
beraubt  worden;  die  MauerHäcben  sind  aus  rothen  Ziegeln 
mit  weifsen  Haustein-Streifen  gebildet. 

Einheitlicher  und  würdiger  präsentiren  sich  T.  C. 
Clarke's  schottisches  Bankhaus  zu  London,  eine  doppel- 
etagige  Pilasterstellung  auf  prächtigen  Arkaden  mit  jonischen 
Säulen;  Charles  Barrys  Ktirtituitim-llowir  in  London,  ein 
Vereiushaus  für  gelehrte  Gesellschaften,  In  edler  Renaissance 
mit  schönem  Portalbau,  und  Alfred  Waterhouse'  natur- 
geschiehtliches  Museum  in  Soutb-Kensington  (London),  eine 
kräftige  monumentale  Rundbogen  -  Architektur  von  seltener 
Schönheit.  Derscll>c  hervor  ragende  Künstler  hat  in  seinem 
Uhrthurm  des  Bathbauses  zu  Manchester  einen  musterhaften 
Typus  der  englischen  Profan-Gothik  geliefert;  der  Grundriss 
ist  quadratisch  mit  achteckigen  Eckthünnen,  die  in  Kegel- 
däeher  auslaufen,  zwischen  welchen  Giebel  mit  Uhrblättern 
aufgebaut  sind;  es  folgt  eine  Achtecklösung  mit  4  Giebeln 
und  I  von  Kegcldächern  durchragten  Gallerten,  endlich  eine 
massive,  nicht  schlanke  Aehtcckspitzc.  Neben  Waterhouse 
wird  E.  M.  Barry  als  einer  der  bedeutendsten  englischen 
Architekten  zu  betrachten  sein.  Derselbe  hat  das  Innere 
und  Aeufscrc  seiner  in  der  Ausführung  liegriffenen  neuen 
National-Gallcric  zu  London  ausgestellt  und  wohl 
ohne  Zweifel  mit  diesem,  in  antiker  Architektur  gehaltenen 
Entwurf  die  Palme  unter  den  englischen  Ausstellern  davon 
getragen.  Die  Verhältnisse  des  Inneren  sind  zwar  etwas  ge- 
drückt, im  übrigen  aber  von  vornehmer  Schönheit;  das 
Aeufscrc  ist  entschieden  imjionirend.  Zwischen  festen  Eck- 
pavillons  wird  die  Mitte  von  einer  Säulenhalle  gebildet, 
während  das  Dach  von  einer  hohen  Mittclkuppel  auf  korin- 
thischen Säulen  und  niedrigeren  Seitenkuppeln  gekrönt  wird. 
—  E.  M.  Barry  hat  ferner  eine  sehr  zahlreiche  Sammlung 
äulserer  und  innerer  Ansichten  in  Zeichnungen  und  Photo- 
graphien von  (Wire  Hall,  einem  Lnndscldosse  in  Cheshire, 
auseestellt,  dessen  innerer  Bcichthum  und  Komfort  wohl- 
thuend  anspricht,  während  das  flach- barocke  Auelsere  uns 
weniger  zusagen  will. 

Wir  dürfen  die  enulisehe  Architektur- Ausstellung  nicht 
verlassen,  ohne  einige  bedauernde  Worte  über  die  „typischen 
Faendcn"  Englands  in  der  ,.rue  des  nations"  hinzuzufügen. 
Es  mochte  allerdings  an  die  englische  Ausstellungs-Kommission 
eine  starke  Zumuthung  gewesen  sein,  die  ganze,  1«;". 1 
Fronte  ihrer  Gallerten  mit  einer  einzigen  nationale 
Kulisse  zu  dekoriren,  und  es  ist  daher  der  Kommission 
keineswegs  zu  verargen,  dass  sie  die  lange  Front  in  ver- 
schiedene Einzelbauten  aufgelöst  hat;  allein  die  Art  dieser 
Auflösung  ist  eine  höchst  nüchterne  und  unbefriedigende. 
Zwischen  den  5  getrennten  „Facaden",  deren  Kunstwertli  wohl 

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DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


457 


unter  den  Rauten  der  Natitmenstrafse  fast  am  tiefsten  steht, 
hat  man  ohne  Venuittclung,  seilst  ohne  Rücksicht  auf  die 
Axcnthcilun«  der  Ausslellungshallen,  die  eiserne  Wand  der 
letzten  Korridor-Galleric  nackt  stehen  lassen,  so  dass  der  Ein- 
druck einer  ..t  ue  des  nations"  auf  <lieser  Schlusstreekc  in 
der  Nahe  des  t)Eureuvestibülsu  völlig  zerstört  wird.  Die 
5  Faeadcn  repritsentiren  ein  Landhaus  aus  der  Zeit 
Wilhelms  DI.,  vom  Architekten  Coleut  (unbedeutendes  Fach- 
werkgebaude).  ein  oltl  mglish  lfouw  vom  Architekten 
Redgrave  (zierliche  Hache  Holzarchitektur),  ein  Terra- 
kottenhaus der  Finna  Doulton  &  Co.  nach  Zeichnungen  von 
Tarring  it  Wilkinson  (ünerfreuliches  spitzbogiges  Stilgemisch). 


ferner  den  höchst  geschmacklosen  Pavillon  des  Prinzen  von 
I  Wales,  eine  Ziegel-  und  Haustein-Facade  im  sogenannten 
Elisabeth-Stil  (mit  hi-slichen  flachen  Mauergiebeln),  endlich 
ein  vom  Architekten  Shaw  entworfenes  Haus  in  Konkret- 
Mauerwerk  mit  aufgemalten  Racksteinfugen  und  eingesetzten 
Terrakotten,  dessen  unglückliche  Stilleistung  in  englischen 
Blättern  als  „ Königin- Anna-Stil"  bezeichnet  wird.  Es  ist  ein 
Glück,  dass  die  eigentliche  englische  Architektur-Ausstellung 
Leistungen  von  so  hohem  Werthe  enthält,  dass  sie  mit  diesen 
„typischen  Facadeu"  nicht  verglichen  werden  können :  die 
englische  Raukunst  würde  sonst  mit  der  Trauerfahne  über  den 
I  Kanal  zurück  wandern  können.  <K»rt««<iu«  m«l) 


Das  Grundprinzip  bei  der  Restauration  von  Baudenkmälern  und  das  Restauriren  als  Privat  unternehmen,  i 


Hr.  R.  Bergau  hat  in  No.  7»  d.  Id..  offenbar  nur  um  eine 
wichtige  Frage  der  Diskussion  zu  unterbreiten,  abermals  und 
scheinbar  iu  gegnerischer  Absicht  das  Thema  Uber  Restauration 
von  Baudenkmälern  weiter  gesponnen.    In  meinen  früheren  Ab- 


oder  Ausbesserung  aber  auf  die  schadhaften  Tbeile;  wenn  min 
die  unvollständigen  Theile  eine  Ergänzung,  die  beschädigten  Theile 
eine  Erneuerung  genau  in  der  Art  der  ursprünglichen  Theile 
nicht  zulassen,    weil  elien  Theile  fehlen,  andere  bis  zur  L'n- 


handlungen  über  diesen  Gegenstand  vermint  er  ein  besonderes     kenntlicbkeit  verwittert  sind,  was  ist  dann  zu  thun: 


Aber  dass  ich 


Kapitel  über  das  Grundprinzip  bei  Restauration  der  Raudenk- 
maler,  einen  deutlichen  Hinweis  auf  das  zu  erstrebende  Ziel,  eine 
klare  Darlegung  der  zu  lösenden  Aufgabe.  Danach  könnte  es 
manchem  in  die  Sache  nicht  oder  doch  nur  wenig  Eingeweihten 
erscheinen,  als  hatte  ich  von  allem  Möglichen  gesprochen,  nur  von 
der  Hauptsache  nicht.  Ein  besonderes  Kapitel  über  diesen  Gegen- 
stand  mag  nun  Hr.  Bergau  in  meinen  Schriften  mit  Recht  ver- 
missen; denn  ein  solches  habe  ich  aus  leicht  einzusehenden 
Gründen  nicht  abgefasst  in  der  Denkschrift  nicht,  weil  diese 
Diskussionen  über  ein  Thema  zulief»,  uud  in  meinem  Auf- 
in der  Bauzeitung  nicht,  weil  ich  die  Schwierigkeit  des 
wollte,  die  selbst  dann  nicht  weglallt, 
Grundprinzipien  sich  zu  eigen  gemacht  hat. 
Frage  nach  dem  richtigen  l'ritizip  unbeant- 
wortet gelassen  hatte,  wird  kaum  jemand  behaupten  wollen,  der 
raeine  Denkschrift  und  in  ihr  die  Kapitel  Seite  IC  22  Uber 
„Schutz  der  Baudenkmäler  gegen  schlechte  Restauration"  und 
„Schwierigkeit  des  Bestaurirens",  sowie  das  S.  30«  d.  Bl.  über 
die  „Anfertigung  der  Restauratiousplaue*  Gesagte  aufmerksam 
gelesen  bat.  Allerdings  pflegt  man  rascher  zu  lesen  als  zu 
schreiben  und  so  entgeht  dem  Leser  manches,  was  der  Schreibende 
deutlich  genug  gesagt  zu  haben  sich  vorstellt.  Bei  sorgfältigerer 
Durchsicht  meiner  Aufsatze  über  Restauration  von  Baudenkmälern 
(ich  darf  mich  auch  auf  einen  dritten  berufen,  der  im  vorigen 
.lahr  in  der  Zeitschrift  des  bayerischen  Architekten-  u.  Ingenieur- 
Vereins  zum  Abdruck  kam)  wird  man  wohl  tinden,  dass  alles  was 
auf  der  linken  Hälfte  von  Hrn.  Bergau's  Einsendung  S.  307  d.  Bl. 
steht,  mit  anderen  Worten  auch  von  mir  gesagt  wurde,  zum  Theil 
auch  das,  was  die  rechte  Spalte  dieser  Erörterungen  enthält. 
Aber  Uber  einige  Punkte  dieser  Erörterungen  sind  wir  ver- 
schiedener Meinung  und  diese  will  ich  in  dem  Fol 
besprechen. 

Hr.  Bergau  stellt  sich  vorwiegend  auf  den  Standpunkt  des  Kon- 
servators, ich  auf  denjenigen  des  restaurirenden  Architekteu,  der 
einen  Ausgleich  zwischen  Konservatismus  uud  künstlerischer  Frei- 
heit herzustellen  sucht.  Ich  darf  immerhin  betonen,  dass  meine 
Ansichten  über  die  Restaurationsfrage  durchaus  auf  einer  viel- 
jährigen Restaurations-Praxis  beruhen,  in  der  ich  an  verschiedenen 
Orten  thätig  war  und  zur  Zeit  noch  biu.  Da  gelaugt  man  zu 
Ergebnissen,  die  praktischer  genannt  werden  müssen,  als  die 
frommen  Wünsche  des  konsenirenden  Archäologen.  Unterziehen 
wir  das  Prinzip,  welches  Hr.  Bergau  zuerst  aufstellt,  einer  Kritik, 
..dass  das  zu  restaurirendc  Bauwerk  in  seiner  Gesatnuithcit  als 
historisch  gewordenes  Baudenkmal  erhalten  und  vor  weiterem 
Verfall  geschützt  werde".  Dazu  die  Ausführung:  „Es  sind  dem 
Bauwerk  demnach  alle  spateren  Zuthaten  und  Gegenstande  der 
inneren  Ausstattung,  soweit  solche  nicht  ältere  und  bessere  Tbeile 
verdecken  oder  künstlerisch  und  historisch  absolut  werthlos  sind, 
zu  erhalten,  d.  h.  die  Restauration  hat  sich  im  wesentlichen  auf 
die  Ergänzung  der  schadhaften  Theile,  genau  in  der  Art  der 
ursprünglichen,  zu  beschränk' u  und  das  Bauwerk  iu  einen 
guten  baulichen  Zustand  zu  setzen".  Ist  hier  ein  Prinzip  sn  klar 
und  deutlich  ausgesprochen,  dass  Zweifel  und  Missverstandnisse 
unmöglich  sind?  Wenn  nun  spatere  Zutbaten  und  tiegenstände 
der  inneren  Ausstattung  von  wirklichem  Kunst-  oder  historischem 
Werth  Altere  und  bessere  Tbeile  verdecken,  was  ist  dann  zu  thun  V 
1  Eid  sollen  nur  die  Zuthaten  im  Inneren,  nicht  die  im  Aeufseren 
berücksichtigt  werden'/  Hat  sich  die  Restauration  auch  hier  nur 
auf  Ergänzung  schadhafter  Theile  etc.  zu  beschränken?  Ihe  Er- 
gänzung bezieht  sich  doch  wohl  auf  unvollständige,  die  Erneuerung 

•>  Anmerkung  der  Ktilaktiiiu-  Wir  haben  it-n  nachfolgenden  Artikel 
»I.MihUVll  eini|t*  Zeit  lurück  gehalten,  well  die  Kos.tr. .i.i.r-,  »et<hu  sieh  ülier  die 
I  ti. -.']■'  der  KeaUuration  ti>ti  Baudenkmälern  entsponnen  hotte,  einen  pBflHMM  L'tn- 
fanir,  uuunehmfitt  drohte  al*  um  Im  Interesse  u.  Bl.  zu  li-tten  whiesi  Wir  hisnVn, 
da*»  die-elt*  mit  dieser  Erklärung  sein  Hm.  Ked  tent.arher  Ihren  Ataehlus*  hndef. 
«I»  das  *>a,  neigen  N-iteti  «uifestreMe  Ziel  —  ilie  nrinripielle«  (>e«ieht»p<ziikte  der 
KetUnraüiM  \on  Baudenkmälern  »„  Maren  —  «..Iii  Uiatsaihli.  Ii  In  UrHeillZendur 
Weue  erlangt  ist.     Auf  den  Gebiete  t»enrvllsrh*r  At.straktl.nieu  wird  «lrh  uher  die 

tm   einem  konkreten   FaUe  die 
I, 


Damit  man  nicht  glaubt,  ich  wolle  blos  an  der  Fassung  des 
von  Hrn.  Bergau  ausgesprochenen  Prinzips  mäkeln,  mögen  einige 
Beispiele  aus  der  Wirklichkeit  angeführt  werden.  In  meiner 
Denkschrift  erwnbnte  ich  der  oft  vcntilirten  Frage,  ob  die  schöne 
Renaissance- Vorballe  am  Münster  zu  Freiburg  zu  entfernen  sei, 
weil  sie  das  romanische  l^uerscbiff-Portal  verdeckt.  Ich  entschied 
mich  für  ihre  Beibehaltung  und  eine  Aondcrung  des  Gewölbes, 
durch  welche  leicht  eine  Bloslcgnng  des  romanischen  Portals  er- 
zielt werden  kann.  Nehmen  wir  aber  einen  2.  Fall  aus  der 
Praxis:  Ein  schöner  Marmor- Altar  der  Renaissance  in  einem  Dom 
musste  allgebrochen  werden,  weil  er  vor  ein  Maafswerks- Fenster 
(Blendmaaiswerk)  vorgebaut  worden  war,  das  m 
musste.    Nun  ergab  sich  alier,  dass  dieses 

Steinaltar  verbunden  war,  ja  mit  ihm 
Wreise  kom|Kuiirt  war.  Was  hatte  man 
uun  thun  sollen?  Halte  man  den  Renaissance-Altar  nicht  wieder 
aufhauen  sollen,  der  doch  vom  Stifter  dieser  bestimmten  Kapelle 
und  ihrem  Titel-Heiligen  geweiht  war,  auch  als  Kunstwerk  höhere 
Bedeutung  hatte,  als  der  gothische  Stein-Altar?  Offenbar  doch  eine 
Frage,  die  durch  das  Bergausche  Prinzip  nicht  beantwortet  ist 
Wo  Theile  an  einem  Monument  ganz  fehlen,  hat  die  Forderung, 
sie  genau  iu  der  Art  der  ursprünglichen  zu  ergänzen,  eben  so 
wenig  Sinn,  als  wenn  die  vorhandenen  Theile  bis  zur  Unkennt- 
lichkeit zerstört  sind.  Dieses  Prinzip  ist  also  sicherlich  weniger 
scharf  gefasst,  als  viele  iu  meinen  Schriften  deutlich  ausge- 
sprochenen Grundsatze. 

Man  soll  ferner  das  Bauwerk  in  seiner  Gesammterscheiming 
erhalten  als  historisrb  gewordenes  Denkmal.  Damit  wäre  der 
Ausbau  der  Kegensburger,  Frankfurter,  Kölner,  l'lmer  etc.  Dom- 
thürme  im  Prinzip  verworfen.  Der  Konservator  pur  tjreeüenet 
hätte  also  wieder  alle  seither  vollendeten  Bauten  zu  de  -restauriren 
und  in  ihren  historischen  Zustand  zurück  zu  führen,  in  dem  sie 
Jahrhunderte  laug  als  Städte-  Wahrzeichen  dastanden?  Ich  würde 
es,  offen  gestanden,  sehr  bedauern,  wenn  jemals  die  Mützen  der 
Frauenkirche  in  München  entfernt  wurden,  die  sehr  Viele  i 
Generation  aus  den  fliegenden  Blättern  seit 

•n  und  die  auch  jedem  Nicht-„Eingehorenen"  als  Wahrzeichen 
verlebter  Tage  in  München  lieb  geworden  sind.  Aber  falls 
der  Blitz  sie  zerstören  würde,  sie  noch  einmal  iu  ihrer  alten  Form 
hinauf  zu  setzen,  dazu  hätte  ich,  selbst  wenn  ich  geborener 
Mttncbener  wäre,  nicht  den  Muth.  Nehmen  wir  also  doch  alles 
cum  grano  sali*.  Ks  ist  eine  alte  Wahrheit,  dass  die  Gegenwart 
keinen  Plau  hätte,  wenn  die  Vergangenheit  sich  Oberraäfsig  breit 
machen  wollte.  Die  Geschichte  ist  ihr  eigener  gröfster  Feind; 
sie  zerstört  mehr,  als  gewöhnliche  Menschenkraft  zu  erhalten  im 
Stande  ist  —  das  weils  Jeder.  rDas  Schöne  auf  Kosten  des 
weniger  Schonen,  das  Werthvollc  auf  Kosten  des  weniger  Werth- 
vollen  zu  erhalten",  mit  diesem  Grundsatz  habe  ich  wohl  das 
Grundprinzip  der  Restaurations-Arbeiten  scharf  genug  in  meinen 
Abhandlungen  gekennzeichnet. 

rnliestiuimt  ist  es  weiterhin,  wenn  Hr.  Bergan  verlangt,  alles 
Beschädigte  soll  mit  gröl'ster  Pietät  für  das  Bestehende, 
unter  sorgfältigster  Wahrung  des  Hauches  des  Alter- 
thums, mit  Scheu  vor  Veränderungen,  welche  nicht  absolut  m  ith- 
wendig sind,  und  vor  allem  unter  Enthaltung  von  dem  sogenannten 
Besser-Machen- Wollen  ausgeführt  werden."  Die  Absicht  ist  ja 
recht  löblich  und  gut,  aber  wie  soll  man  in  der  Praxis  zumeist 
den  Hauch  des  Allerthums  wahren?  Wir  stimmen  wohl  beide 
darin  überein,  dass  man  beispielsweise  bei  der  Entfernung  der 
Tünche  vom  Haustein  diesen  selbst  nicht  nacharbeiten  soll,  am 
wenigsten  nach  der  Ingenieurmanier,  die  sich  eingebürgert  hat, 
mit  dem  Slofshaminer  (Kröneleisen),  oder  nach  der  Barockmaiiier 
mit  derber,  ja  fingerbreiter  (  barrirung,  wie  das  dieser  Tage  an 
einem  Baudenkmal  vorgekommen  ist.  Aber,  wo  liegt  denn  die 
Grenze  zwischen  dem  Hauch  des  Alterthums  und  der  fingerdicken 
Schmutzschicht ,  welche  die  Baudenkmäler  bisweilen  überzieht? 
Die  Begriffe:  Historisch,  Malerisch  und  Schmutzig  bilden  eine  Trias, 
die  wir  wohl  zuweilen  als  Hauch  des  Alterthums  verherrlichen. 
Diesen  Hauch  künstlich  nachahmen  wollen,  wäre  sicher  eiu  Unsinn, 
allerdings  bisweilen  begangen  hat   Den  Schmutz  künst- 


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458 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


9.  November  1878 


lieh  aufzubewahren,  hiefse  dagegen  zum  mindesten  vergessen,  da» 
das  Reinliche,  wenn  auch  selten  historisch,  so  doch  ein  ästhetischer 
Begriff  ist,  vergessen  ferner,  dass  jedes  Bauwerk  ursprunglich 
als  funkelnagelneu  gedacht  war,  wie  das  Goldstück,  das  aus  dem 
Prägstock  kommt. 

Was  ist  nun  ferner  eine  Veränderung,  die  nicht  absolut  nöthig 
ist,  und  wie  soll  man  eine  solche  vermeiden?  Es  sei  hier  wieder 
ein  Beispiel  zitirt  Als  ich  am  Dom  von  Regensburg  zeitweise  in 
Abwesenheit  des  Hrn.  Dombaumeister  Denzinger  und  in  dessen 
Auftrag  als  Bauführer  fungirte,  kam  der  eigentümliche  Fall  vor, 
dass  ein  provisorisch  abgetragener  Wasserspeier,  quasi  das  Wahr- 
zeichen dea  Regensburger  Domes,*)  wie  solche  fast  an  allen  hervor 
ragenden  Domen  vorkommen,  wieder  an  seine  ursprüngliche  Stelle 
versetzt  werden  sollte,  aber  nicht  versetzt  werden  konnte.  Im 
Volksmund  galt  dieser  sehr  verwitterte  Wasserspeier  für  das  Bild 
eines  ehemaligen  Dombaumeisters,  der  sich  aus  irgend  welchem 
Grunde  Ober  die  Gallerie  des  Domes  hinab  gestürzt  haben  sollte. 
Der  Wasserspeier  liefs  sich  nicht  versetzen,  weil  der  Kopf  gerade 
mitten  in  ein  Querholz  des  Gerüstes  zum  Aufbau  des  nördlichen 
Quer&chiff-Gicbels  zu  liegen  kam.  Waathun?  Den  Kopf  abschlugen 
wäre  gewiss  eine  nicht  nothwendige  Aenderung  gewesen.  Das 
Rüstholz  heraus  zu  nehmen  und  eine  Hülfskonstruktion  an  seiuer 
Stelle  einzuführen,  schien  zu  umständlich  und  nicht  ratbsam.  Ich 
erlaubte  mir  eine  Aenderung,  die  nicht  absulut  nothweudig  war, 
liefs  die  Lagerfuge  des  Wasserspeiers  so  weit  abarbeiten,  dass  sein 
Kopf  unter  das  etwa  20  ™»  starke  Holzstück  zu  liegen  kam,  und 
Niemand  bat  wohl  diese  Aenderung  bemerkt  Habe  ich  Recht 
gehabt  oder  nicht?  Wenn  ich  nicht  irre,  gab  mir  mein  damaliger 
Vorgesetzter  Recht;  jedenfalls  hatte  die  Kenntniss  der  Bergau'schen 
Grundsätze  mich  wohl  schwerlich  in  die  Lage  versetzt,  mit 
grofserer  Sicherheit  einen  Kntschluss  fassen  zu  können. 

Ich  komme  zu  dem  sogenannten  „Besser  machen  wollen", 
dem  ich  in  meiner  Denkschrift  wohl  ausführlich  genug  entgegen 
getreten  bin,  als  ich  das  willkürliche  und  kennlnisslose  Verfahren 
vieler  Staatsbaumeister  beleuchtete.  Aber  wird  man  tadeln  dürfen, 
dass  die  Kuppel  am  Domthurme  zu  Frankfurt  a.  M.  nicht  genau 
nach  der  bestandenen  kopirt,  sondern  den  Stabilität«- Verhältnissen 
entsprechend,  mit  Zugrundelegung  der  alten  Plane  und  so  streng 
wie  möglich  im  Anschluss  an  dieselben,  in  ihrer  Form  geändert 
wurde?  Allerdings  sind  in  Frankfurt  selbst  zahlreiche  Persönlich- 
keiteo  vorbanden,  welche  das  Abweichen  von  der  ehemaligen 
Kuppel  tadeln  und  nicht  glauben  wollten,  dass  man  sich  streng 
an  die  ahen  Plane  gehalten  bat;  so  eigentümlich  überraschend 
ist  der  Kindruck  dea  vollendeten  Thurm  es  gegenüber  dem  alten 
Thunnstumpf.  Der  Krbauer,  Dombaumeister  D  e  n  s  i  n  g  e  r,  bat  mit 
vollem  Recht  nnd  klarem  Bewusataeiu  „besser  machen  wollen". 
Dass  es  ihm  gelungen  ist,  ist  meine  volle  Ueberzeugung ,  die  ich 
allen  denen  gegenüber  vertheidige,  welche  aus  irgend  welchen 
individuellen  Gründen  und  weil  sie  den  Sachverhalt  zu  wenig 
kennen,  dagegen  sprechen.  Das  „Besser  machen  wollen"  ist  doch 
gewiss  kein  prinzipieller  Fehler,  wenn  es  sich  um  wirkliche  und 
nothige  Besserung  handelt,  wahrend  sogenanntes  B.  m.  w. 
ge»iss  zu  tadeln  ist 

Auch  die  Forderung,  dass  der  restaurirende  Architekt  sich 
streng  au  das  Alte  halten,  die  Frage  des  Schönen,  als  gar  zu 
sehr  individuell,  erst  an  zweiter  Stelle  für  maafsgebend  erachten 
und  jede  eigene  Komposition  sorgfältig  vermeiden  solle,  ist  in 
ihrer  unbestimmten  Allgemeinheit  entschieden  unrichtig.  Dass 
man  sich  möglichst  streng  an's  Alte  halten  soll,  habe  auch  ich 
stets  hervor  gehoben.  Oh  aber  die  Frage  des  Schönen  so  gar 
individuell  ist,  ob  das  alte  „de  guitihug  etc."  eine  so  absolut 
fest  stehende  Wahrheit  ist,  darüber  kann  man  doch  verschiedener 
Meinung  sein.  Hr.  Bergau  möge  einmal  das  darauf  bezügliche 
Kapitel  aus  Fecbner's  Vorschule  der  Aesthetik  lesen,  das  mir  ganz 
aus  der  Seele  gesprochen  ist  Wenn  Ignoranten  sich  mit  ihrer 
individuellen,  d.  b.  gewöhnlich  unausgegohrenen,  nichts  weniger 
als  ästhetisch  berechtigten  Ansicht  breit  machen  wollen,  so  mögen 
dieselben  entsprechend  zurück  gewiesen  werden.  Wenn  jedoch 
Künstler  ersten  Ranges,  die  zwar  auch  keineswegs  unfehlbar  sind, 
aber  das  Schöne  durch  ihre  Kunst  zu  verwirklichen  vermögen, 
sich  gründlich  in  ein  Bauwerk  der  Vergangenheit  eingelebt  haben ; 
sollten  sie  nicht  berechtigt  sein,  unbeschadet  strengster  Pietät 

und 
eigene 

Kompositionen  dem  Werke  zuzufügen?  Eine  solche  künstlerische 
Freiheit  darf  mit  dem  unkünstlerisch  -  willkürlichen  Verfahren 
eines  diletiantistischen  Pfuschers  doch  nimmermehr  auf  eine  Stufe 
gestellt  werden.  Was  ich  Uber  Restaurationswesen  geschrieben 
habe,  kann  sicherlich  nicht  in  dem  Sinne  aufgefaast  werden,  als 
wollte  ich  der  Willkür  auf  Kosten  der  Denkmaler  Jas  Wort  reden. 
Wenn  man  jedoch  die  Bergau'schen  Grundprinzipien  pure  befolgt, 
so  ist  das  künstlerische  Moment  der  Restaurationsfrage  Oberhaupt 
negirt  und  jeder  leidlich  intelligente  Maurer-  oder  Zimmermeister  etc. 
kann  das  Alte,  genau  so  wie  es  war,  mit  allem  Duft  des  Alter- 
ergänzen.   Die  Wahrheit  liegt  stets  —  nicht  in  der  Mitte 


sollten  sie  nicht  berechtigt  sein,  unbeschadet  strengster  1 
gegen  das  Alte,  die  Schönheit  in  den  Vordergrund  zu  stellen 
innerhalb  der  Grenzen  des  künstlerischen  Taktes  selbst  ei 


")  Ea  Mi  hier  guUttert,  an  cm  nmmu,  u. 
triantm  uri-l  in  m«ntin»  daa  in  Holland  bekannte  Wal 
Hm»g*nO»eh  tu  mannen.  Klo«  Skulptur  triftt  einen  Mann,  der  einen  Top* 
mit  Krbtca  umwirft.  Kr  »oll  dan  £>ombauin«]*1cr  voeeteJkn.  der,  alt  ihn  am  eeaten 
Tafe  eclner  Thatiigkelt  die  Kbetullfte  mit  einem  KrtpMawerirlit  rezalirte.  den  Topf 
mit  dem  Fun*  umwarf  und  anarlef:  „Wae,  tat  daa  ein  Kaaen  für  «Inen  DoenKan* 
Bielatef,  dar  1  Cenle  im  Ta*  »erdlent  >"    (Bekaiuitlirh  ilud  Cd  Cenla  ■-    1  Mark). 


Die  Lust  am  eigenen  Schaffen,  die  ich  ebenso  wie  Hr. 
als  einen  Fehler  der  Restauratoren  bezeichne,  gewinnt 
bei  denjenigen  Architekten  die  Oberhand,  die  überhaupt 
Spur  vom  Restaurator  in  sich  haben,  und  je  mehr  ein  Architekt 
zum  Restaurator  geboren  ist,  desto  mehr  wird  er  sich  beschranken 
müssen  und  zu  beschränken  wissen  —  das  habe  ich  mehr  wie 
einmal  betont 

Hr.  Bergau  giebt  in  der  That  schliesslich  zu,  dass  die  „Ver- 
besserung des  vorliegenden  Denkmals  in  künstlerischer  Beziehung 
in  vereinzelten  Fällen  gerechtfertigt  erscheine";  aber  wenn 
er  dies  hinten  nach  schickt,  so  hätte  er  besser  seine  Prinzipien 
so  aufstellen  sollen,  dass  diese  Ausnahmefalle  mit  eingeschlossen 
sind.  Dass  die  Entscheidung  darüber,  was  wirklich  besser  ist, 
der  Zustand  aus  vergangenen  Jahrhunderten  oder  die  moderne 
Komposition,  gar  zu  sehr  von  der  Ansicht  des  zufallig  Urtheilen- 
den,  dem  Bildungsgrade  und  den  Kenntnissen  desselben  abhängt, 
ist  ein  so  allgemein  ausgesprochenes  Unheil,  dass  ihm  nicht  nur 
die  Entscheidung  darüber,  was  besser  ist  etc.  unterliegt,  sondern 
auch  darüber,  wer  über  Restaurations- Angelegenheiten  zu  schreiben 
befähigt  ist  oder  nicht  Wenn  man  zu  allgemein  im  Ausdruck 
ist,  schlägt  man  sieh  selbst.  Mit  der  weiteren  Erläuterung  seines 
Satzes,  dass  es  nämlich  oft  genug  vorkomme,  dass  das,  was  von 
dem  einen  für  eine  Verbesserung  gehalten  wird,  von  einem  an- 
deren, welcher  in  den  Geist  der  Kunst  des  .betreffenden  Jahr- 
hunderts tiefer  eingedrungen  ist,  als  i 
gelegt  wird,  hat  Hr.  Bergau  eine  zu 
holt,  als  dass  man  ihr  gegenüber  etwa»  c 
die  „künstlerische  Freiheit",  welchen  Ausdruck  ich  auf  Seite  306 
gar  nicht  gebraucht  habe,  der  ich  aber  nach  Hrn.  Bergau's 
"  a  Wort  rede,  auf  ein  Minimum  zu  beschränken  sei, 
daa  historische  Baudenkmal  als  solches  erhalten  und 
nicht  eiue  im  Ausschluss  an  das  alte  Denkmal  ge- 
schaffene neue  Komposition  empfangen  will,  lasst  sich  wieder 
mit  der  Antwort:  Alles  cum  yrano  »alu,  zurück  geben. 

Absichtlich  hatte  ich  weder  gesucht,  das  Grundprinzip  des 
Restaurirens  in  einem  kurzen  Satz  auszusprechen,  noch  in  einem 
besonderen  Kapitel  zu  behandeln,  weil  sich  dieses  Grundprinzip 
je  nach  der  einzelnen  Aufgabt;  ändert  und  man  ebenso  wenig 
wie  in  der  Gesetzgebung  mit  einem  Satze  Alles  sagen  kann. 
Das  Grundprinzip  sollte  gerade  durch  eine  ausführliche  Behand- 
lung des  Gegenstandes  und  durch  ein  Eingehen  auf  die  in  praxi 
vorliegenden  Verhältnisse  deutlich  werden,  das  war  bei  Abfassung 
der  Denkschrift  meine  Absicht.  Was  ist  denn,  ganz  im  allge- 
meinen, bei  Restaurationen  von  Baudenkmälern  die  zu  losende 
Aufgabe  und  das  zu  erstrebende  Ziel/  In  dieser  unbestimmten 
Fassung  der  Frage  liegt  ja  die  ebenso  unbestimmte  Antwort 
gleichsam  enthalten,  dass  die  Restauration  eine  gute  sei.  Welche 
Reihe  von  Problemen  fallt  in  das  Bereich  des  restatirirenden 


Architekten,  die  in  Summa  die  Aufgabe  desselben  ausmachen - 
hätte  man  fragen  sollen,  und  auch  diese  Frage  liefse  sich  nur 
unbestimmt  beantworten,  weil  der  Probleme  so  viele  sind,  wie  zu  re- 
Objekte.   In  den  meisten  Fällen  handelt 


Fällen 

nicht  blos  um  kleine  Ausbesserungen  und  Ergänzungen 
schadhafter  und  fehlender  Theile,  sondern  um  bedeutendere  Zu- 
sätze und  oft  sehr  eingreifende  Umgestaltungen.  Die  vielen, 
noch  jetzt  den  verschiedensten  Zwecken  dienenden  Baudenkmaler 
bedürfen  nicht  selten  des  Umbaues,  wenn  sie  überhaupt 
einem  Zweck  dienen  sollen.  Alte  Kirchen  müssen  häutig 
grüben,  alte  interessante  Wohnhäuser  und  Schlösser  der  Be- 
wohnbarkeit wegen,  alte  Haidhäuser  um  einer  besseren  Heinitz 
barkeit  ihrer  Räume  willen  sich  manche  Aenderungen  gefallen 
lassen ;  dagegen  lässt  sich  nichts  machen,  sondern  man  muss  die 
Verhältnisse  bis  zu  einem  gewissen  Grade  nehmen,  wie  sie  sind. 
Wenn  der  Bischof  und  das  Domkapitel  beschiiefäeu,  dass  der 
prachtvolle  Renaissance-Lettner  der  Kathedrale  abgebrochen  werden 
müsse,  weil  die  Gemeinde  den  Altar  nicht  sehe,  wenn  ferner 
keine  Mittel  da  sind  und  kein  passender  Ort  vorbanden  ist,  um 
diesen  Lettner  an  einer  anderen  Stelle  wieder  zu  errichten,  so 
müssen  wir  uns  schließlich  ins  Unvermeidliche  fügen  nnd  zusehen, 
wie  der  Antiquar  diesen,  für  1200  Gulden  auf  Abbruch  gekauften 
Lettner  für  1200  Pfund  nach  England  verhandelt,  wo  er  jetzt 
noch  zu  schauen  ist.  Wenn  eine  riesige  Kirche,  die  jetzt  nur 
noch  von  einer  ganz  kleinen  Gemeinde  benutzt  wird,  welche  aber 
nnverhältnissmäfsige  luterbaltmigakosteu  zahlen  muss,  dem  Un- 
tergang geweiht  wird,  weil  die  arme  Gemeinde  fclw  Muw 

wenn  auch  noch  so  einfache  Kirche  an  ihrer  Stelle  zu  errichten, 
wer  kann  das  verhindern,  wenn  nicht  der  Staat?  Und  was  kann 
der  Staat  schliefslich,  selbst  wenn  er  solche  weiträumige  Bau- 
denkmäler ankaufen  würde,  mit  ihnen  anfangen?  Die  Unterhal- 
tungskosten sind,  im  Vergleich  zum  Nutzwerth  dieser  Räume, 
sehr  beträchtliche;  der  Staat  wird  sie  daher  stets  am  besten  an 
Depots  und  Magazinen  für  militärische  Requisiten  verwenden. 
Und  die  uralten  Festungsmauern,  über  deren  Blutflecken  eine 
zarte  Flora  gewachsen  ist,  wer  will  sie  mit  ihrem  Hauch  des 
Alterthums  retten?  Wer  kann  gegen  wirkliche  Vernunftgründe 
aufkommen,  welche  ihre  Zerstörung  als  notwendig  erscheinen 
lassen?  Wenn  ferner  eine  Kirche  für  die  Gemeinde  zu  klein, 
zu  dunkel  geworden  ist,  wer  kann  dieser  die  Berechtigung  ab- 
streiten, ein  neues  Seitenschiff  anzubauen,  die  Fenster  zu  ver- 
greifst-ni  und  so  den  alten  Bau  vollständig  zu  verändern?  Soll 
ein  Ilathbaus  mit  den  malerischsten,  aber  unpraktischsten  Winkeln, 
Treppen,  Räumen  und  Korridoren  niebt  zweckent«prechender  eia- 


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DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


459 


getheilt  werden  dürfen; 
oder  ein  SchlossV 

In  allen  wichen  in  praxi  vorkommenden  Fallen  ist  der  Kon- 
servator mit  «einen  frommen  Wünschen  ohnmächtig  und  hülflo«, 
wenn  er  nicht  zugleich  das  Zeug  eine»  Restaurators  in  sich  hat, 
um  in  jedem  «meinen  Fall  zu  bestimmen,  wie  weit  die  Erhaltung 
des  Alten  mit  Erfüllung  der  Anforderungen  der  Neuzeil  sich  ver- 
einigen lä&st.  Gewiss  rain>s  der  richtige  Restaurator  entschieden 
fordern,  dass  gegenüber  der  Neucruugssucbt ,  welche  gewohnlich 
mit  dem  echten  Liberalismus  verwechselt  wird,  der  konservative 
Geist  in  den  Vordergrund  gestellt  werde,  der  das  Gute  und  Schone 
erhalten  will.  Aber  der  unpraktisch  konservative  (ieist,  der  «ich 
gegen  die  berechtigten  Strebungen  der  Neuzeit  stemmt  und  blos 
das  Alte  um  des  Alten  Willen  erhalten  will,  verdient  keine 
Berücksichtigung.  Das  Alte  hat  an  und  für  sich  keine  gröbere 
Existenz-Berechtigung  als  das  Neue:  erst  die  Schönheit  und  die 
historische  Bedeutung  sichert  dem  Alten  einen  bleibenden  Werth. 
Wie  der  Urgrobvater  nicht  wegen  seines  Alters,  sondern  wegen 
der  Beziehungen  verehrt  wird,  die  wir  au  sein  Alter  knüpfen, 
so  verehren  wir  auch  die  Monumente  nicht  absolut,  sondern  blas 
relativ,  vor  Allem  wegen  ihres  Kuustwerthes.  — 

Bei  dieser  Gelegenheit  will  ich  auf  eine  sweite  Frage  noch- 
mals zurückkommen,  welche  Hrn.  Friedrieb  Schneider  in  Maiuz 
veranlasst  bat,  im  IV.  Heft  des  l'rüferschen  Archivs  für  kirchliche 
Baukunst  und  Kirchenscbmuck,  1*77,  einen  Aufsatz  über  die 
von  Baudenkmälern  zur  Abwehr  und  Orientirung 
en,  die  Frage  der  Restauration  von  Bi 
als  Privat-Unternehmen.  Hr.  Schneider  hatte  nämlicl 
meiner  Denkschrift  beanstandet,  die  sich  auf  den 
Hm.  Sutten  und  seine  Restauration  der  Kirche  in  Kidrich  be- 


logen. Ich  sagte:  „Nach  langen, 
Versuchen  wurde  das  Ba 


Bauwerk  schließlich  von  Baurath  Dom- 
Denxinger  restaurirf,  und  Hr.  Schneider  bedauerte, 
dass  diese,  von  mir  ungenügend  gekannte  Angelegenheit  in  so 
irre  leitender  Weise  verwendet  worden  war.  Meine  Kenntnis*  der 
Angelegenheit  bezieht  sich  nur  auf  die  Zeit,  in  welcher  Hr.  Den- 
zinger  die  Arbeit  leitete,  und  auf  diese  Zeit  dürfte  meine  kurze 
Noti*  über  Hm.  Sutten  ebenso  zutreffend  sein,  wie  auf  die  frohere 
Zeit  seiner  Restauration.    Bei  aller  Achtung  vor  der  noblen  Ge- 


den  ungewöhnlichen  Kenntnissen  und  dem  feinen  Ver- 
des Hrn.  Sutton  für  gewisse  Spezial-Gebiete  der  bildcn- 
bei  vollster  Anerkennung  seines  guten  Willens  kann 
man  ihn  eben  doch  nur  als  Dilettantou  betrachten,  der  an  dem 
Werk  herum  laborirtc  und  heut  so,  morgen  anders  wollte,  freilich 
auch,  wenn  etwas  schlecht  ausgefallen  war,  die  Kosten  der  aber- 
maligen Umänderungen  trug.  Wenn  Hr.  Schneider  Hrn.  Bauralb 
Benzinger  alles  Verdienst  an  der  Restauration  absprechen  will 
und  sagt,  in  allen  prinzipiellen  Fragen  sei  die  Anschauung  des 
Hm.  Sutten  maafsgebend  geblieben,  so  beruht  diese  Ansicht  in 
so  fern  doch  wohl  auf  einem  lrrthum,  als  Hr.  Denzinger  da«  Beste 
gewollt  hat,  aber  gegen  den  Eigensinn  des  Hrn.  Sutton  öfters 
nicht  hat  autkommen  können.  Der  Briefwechsel  zwischen  beiden 
wird  diese  Ilchaiiptung  vermuthlich  bestätigen  können.  Die  Mit- 
wirkung des  Hrn.  Denzinger  bezog  sich  keineswegs  blos  auf  die 
technische  Seite,  sondern  wesentlich  auf  die  künstlerische.  Da  ich 
selbst  unter  Denzinger's  Leitung  dessen  nachher  verworfenes 
Projekt  zu  dem  Thurmaufliau  gezeichnet  habe,  das  beste,  welches 
wohl  überhaupt  entstanden  ist,  so  darf  ich  das  wohl  mit  Recht 
hervor  heben.  Gerade  dieses  Beispiel  von  Kidrich  aber  ist  viel- 
leicht das  schlagendste  von  allen  überhaupt  vorgekommenen,  dass 
das  Henimluboriren  au  Baudenkmälern  seitens  nicht  ausübender 
Künstler,  mögen  sie  noch  so  viel  Kenntnisse,  Sinn  und  Kunst- 
verstiindniss  besitzen,  prinzipiell  verwerflich  ist.  Die  Mitwirkung 
solcher  Personen  kann  und  muss  ja  gestattet  werden,  nicht  aber 
dass  ihr  Wille  in  erster  Liuie  maafsgebend  sei.  — 

Gewiss  ist  nicht  mit  dem  Amte  auch  der  Verstand  gegeben, 
aber  man  gebe  umgekehrt  das  Amt  nur  dem,  welchem  man  den 
n  darf.  II 


Verstand  zutrauen  darf.  Dass  die  geeigneten  Kräfte  noch  nicht 
da  waren,  um  das  Rcstauratiouswesen  in  Deutschland  vom  Reich 
aus  zu  organisiren,  durfte  doch  ein  Irrthum  sein.  An  Persönlich- 
keiten /.um  Inveutarisireu  fehlt  es  gewis*  nicht,  und  wenn  I>en- 
zinger,  Hase,  Oppler,  Schmidt,  Voigtei,  Wietbase  u.  a.  nicht  die 
geeigneten  Kräfte  zum  Restauriren  sind,  dürfte  man  vergeblich 
bessere  jemals  erwarten.  Auch  ein  passender  Kunst  -  Referendar 
im  Ministerium,  wie  ihn  Holland  hat,  dürfte  sich  rinden  lassen. 

Amsterdam,  3.  September  1878. 

Rudolf  Redtcnbacber. 


Mittheilungen 

Architekten -Verein  zn  Berlin.    Hauptversammlung  am 

4.  November  1H78;  Vorsitzender  Hr.  Buensen,  anwesend  232  Mit- 
glieder und  4  Gaste. 

An  Eingängen  liegen  vor:  Von  Hrn.  Ernst  als  Geschenk 
für  die  Bibliothek:  Mechanische  Wärmetheorie  von  Emil  Herr- 
mann, von  der  Firma  Meinhold  &  Söhne  in  Dresden  eine 
Subskriptionsliste  auf  das  in  ihrem  Verlage  erschienene  Werk: 
Die  Silhouetten  in  den  Kellern  der  Dresdener  Waldschlösscben- 
Branerei  etc.  von  Moritz  Rödig. 

Der  Hr.  Vorsitzende  giebt  bekannt,  dass  aus  der  Vereins- 
kasse ein  üeberachusa  von  1500»  .41  an  die  Hauakasse  abgeführt 
wurde  und  dass  hiervon  der  Betrag  von  12  (XX)  ./<  zur  Tilgung 
einer  kleineren  Hypothek  verwendet  ist  Der  Rest  von  8000 
soll  mit  Zustimmung  der  Versammlung  zur  weiteren  Ablösung  der 
von  Bauhandwerkern  übernommenen  Schuldscheine  dienen.  — 

Hr.  Luthmer  macht  auf  die  im  nächsten  Jahre  in's  Werk 
zu  setzende  Ausstellung  von  Reiseskizzen  aufmerksam  (vergl. 

5.  312  d.  Bl.),  deren  Plan  allerseits  Interesse  erregt  hat  und  deren 
Vorbereitung  in  erfreulicher  Weise  vorschreitet  Er  richtet  an 
die  Mitglieder  des  Vereins  die  dringende  Bitte,  auch  ihrerseits 
mit  regem  Eifer  an  dem  Unternehmen  sich  zu  hctheiligen,  und 
weist  namentlich  darauf  bin,  dass  neben  den  eigentlichen  Reise- 
skixzen  auch  ausgeführte  architektonische  Aufnahmen  (wie 
sie  z.  R.  früher  bei  der  Meldung  zur  preufsischen  Bauführer- Prüfung 
vorgelegt  werden  mussten)  einen  Gegenstand  der  Ausstellung 
bilden  sollen  und  dass  auf  zahlreiche  Einsendung  solcher  Auf- 
nahmen gerechnet  werde.  — 

Hr.  Fritsch  erläutert  den  bereits  in  voriger  Hauptversammlung 
eingebrachten  Antrag,  dass  die  bisher  auf  einem  Mitgliede  des 
Vorstandes  lastende  Sorge  für  die  Vorträge  an  den  Vereius- 
abenden,  zunächst  probeweise  für  die  Dauer  dieses  Winters,  der 
Thatigkeit  einer  gröberen  Kommission  übertragen  werde,  in  welcher 
die  verschiedenen  Altersstufen,  Fachrichtungen  und  Berufs- 
stellungen der  Vereinsmitgliedcr  eine  möglichst  vollständige  Ver- 
tretung linden.  Bei  der  gegenwärtigen  Grofse  des  Vereins  sei 
es  unmöglich,  dass  ein  Einzelner  zu  allen  denjenigen  Vereins- 
genossen, deren  Betheiligung  an  den  Vorträgen  erwünscht  sei,  in 
persönliche  Beziehung  treten  könne;  trotz  der  unzweifelhaft  vor- 
handenen Fülle  des  Stoffs  und  der  Kräfte  sei  daher  oftmals  ein 
Mangel  an  Vorträgen  eingetreten,  der  um  so  schwerer  sich  be- 
seitigen lieb,  ah)  die  Meinung,  dass  vorzugsweise  grofse  und  durch- 
gearbeitete, einen  ganzen  Abend  füllende  Vortrage  erforderlich 
seien,  vielfach  von  freiwilligen  Meldungen  airschreckte.  Die 
planmabige  Tbätigkeit  einer  Kommission  auf  diesem  wichtigen 
Gebiete  des  Vereinslebens  werde  sich  voraussichtlich  eln-nso 
erfolgreich  zeigen,  wie  auf  dem  Gebiete  der  Exkursionen,  die 
bis  1Ö6B  gleichfalls  vom  Vorstande  vorbereitet  wurden;  es  werde 
gelingen  eine  gröbere  Zahl  der  in  der  Praxis  stehenden  Vereius- 
mitglieder  zu  kürzeren,  thatsächlichen  Mittheilungen  heran  zu 


aus  Vereinen. 

[  Leben  zu  sichern,  bei  dem  ein  Jeder  Befriedigung  seiner  Wünsche 
finden  könne.  —  Der  Vorstand  hat  dem  Antrage  vollständig 

I  zugestimmt,  den  Antragstellern  jedoch  anheim  gegeben,  denselben 
durch  eine  Liste  der  von  ihnen  zunächst  für  eine  solche  Kommission 

'  in  Aussicht  genommenen  Persönlichkeiten  zu  ergänzen.  Dieselben 
stellen  in  Folge  dessen  anheim,  die  Kommission  aus  12  Mitgliedern, 
von  denen  je  6  dem  Hochbau  und  dem  Ingenieurwesen  angehören 
bezw.  je  0  in  amtlicher  und  in  freier  Stellung  sich  befinden  sollen, 
zusammen  zu  setzen,  und  schlagen  hierzu  folgende  Persönlich- 
keiten vor:  A.  Für  den  Hochbau  die  Hrn.  Adler  (zugleich  als 
Vertreter  der  Kunstwissenschaft),  Blankenstein  und  Endcll  als 
Beamte,  die  Hrn.  Orth,  Bockmann  und  Kuhn  als  freie  Architekten. 
B.  Für  das  Ingenieurwesen  die  Hrn.  A.  Wiebe.  Winkler  (zugleich 
als  Vertreter  der  Ingenieurwissenschaft.;  und  Schwieger  als  Beamte, 
die  Hrn.  G.  Meyer,  F.  W.  Büsing  und  Th.  Seydel  (Vertreter  des 
Maschinen -Ingenieurweseus)  als  freie  Ingenieure.  —  Der  Antrag 
und  die  Vorschlagsliste  werden  von  der  Versammlung  ohne 
Diskussion  angenommen.  - 

Eine  desto  lebhaftere  Diskussion  entspinnt  sich  über  einen 
von  Hrn.  Schwechten  eingebrachten,  die  Strafsburger 
Universitüts-Konkurrenz  betreffenden  Antrag,  nach  welchem 
der  Verein  sich  au  das  Reichskanzler-Amt  mit  der  Bitte  wenden 
soll,  dass  nachträglich  noch  eine  Mittheilung  über  die  Grund- 
sätze, von  welchen  die  Preisrichter  bei  Beurtheilung  der  Entwürfe 
ausgegangen  sind,  nebst  Angabe  der  Vorzüge  der  prämiirten 
Projekte,  sowie  Ober  das  Ergebuiss  der  verschiedenen,  im  Laufe 
der  Beurtheilung  erfolgten  „Lesungen"  (Auslesen  rj  veranlasst 
werden  möge. 

Hr.  Schwechten  führt  zunächst  an,  dass  der  Antrag  aus- 
drücklich von  der  gefürchteten  Forderung  einer  Beurtheilung  aller 
102  Entwürfe  alisehe  und  auf  Erreichbares  sich  beschranke. 
Hr.  Otze u  betont,  das«  der  Verein  der  deutschen  Fachgenosse u- 
schaft  gegenüber  die  Pflicht  habe,  für  das  Prinzip  der  Grund- 
sätze unseres  Verbandes  einzustehen:  mau  erwarte  anderen  Orts 
von  ihm  ein  solches  Vorgehen,  wie  man  bei  etwaiger  Erfolglosig- 
keit des  bealwichtigten  Schrittes  schon  zu  einer  Petition  au  den 
Reichstag  sich  entschlossen  habe.  Hr.  Orth  empfiehlt  den  Antrag 
namentlich  damit  zu  motiviren,  dass  die  Erfüllung  desselben  eiue 
Rücksicht  gegen  die  Konkurrenten  sei,  denen  anderenfalls  die 
Freude  an  der  Arbeit  —  für  die  meisten  der  einzige  Lohn  ihrer 
bedeutenden  Opfer    -  geraubt  werde. 

Hr.  A.  Wiebe,  der  mit  der  Tendenz  des  Antrags  ein- 
verstauden  ist,  regt  den  Zweifel  an,  ob  der  Verein  zur  Stellung 
desselben  beim  Reichskanzler- Amt  wohl  genügend  legiiimirt  sei. 
Dem  gegeuüber  heben  die  Hrn.  Schwatlo  und  Ende  hervor, 
dass  eine  solche  Legitimation  sowohl  durch  die  historische  Stellung 
des  Vereins  zu  den  Grundsätzen  für  das  Verfahren  bei  Konkurrenzen 

'  wie  durch  die  Thatsache  gegeben  sei.  dass  er  mit  jener  Bitte 
allgemeine   Interessen  vertrete.     Angesichts  des  Verhaltens 

I  anderer  Behörden,   die  nicht  nur  auf  Veröffentlichung  eines 

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4fiO 


DEUTSCHE  BAÜZEITÜNG. 


9  Nwiribfr  1»7S 


motivirten  Gutachtens 
durch  Ueberscndung 
ihren  Hank 


sondern  auch  den  Kc 

der  pramürten  Entwürfe 
)  in  der  Arehitektenwelt 


das  Beispiel  gebe,  Ober  die  allgemein  anerkannten  Grundsatee 
des  Verbände«  sich  hinweg  zu  setzen.  Hr.  Blankenstein  liefert, 
indem  er  den  allgemeinen  Gedankengang  eines  bezgl.  summarisch 
gefa&steu  Gutachtens  skizzirt,  den  speziellen  Nachweis,  dass  die 
in  dem  Antrage  enthaltene  Forderung  sich  erfüllen  lasse,  und  weist 
darauf  hin,  dass  eine  solche  Veröffentlichung  vor  allem  im  Interesse 
der  Preisrichter  liege,  die  dadurch  vor  Mißverständnissen  geschlitzt 
würden.  Hr.  Fritscb  glaubt,  dass  alle  Bedenken  über  die 
Legitimation  zur  Einreichung  der  Petition  und  aber  deren  etwaigen 
Krfolg  insofern  nebensachlich  seien,  als  der  Zweck  derselben  ja 
doch  weniger  auf  den  vorliegenden  Kall,  als  auf  die  Zukunft 
sich  beziehe.  Bekanntlich  sei  vor  »>  .lahren  bei  der  Reichstags  - 
haus-Koukurrenz  nicht  anders  verfahren  worden  als  jetzt.  Wären 
die  Beschwerden  hierüber,  die  man  damals  als  „Meinung  eines 
Einzelnen"4  abthun  zu  konneu  glaubte,  seitens  des  Vereins  auf- 
genommen und  an  der  richtigen  Stelle  vorgetragen  worden,  so 
würde  diesmal  sicherlich  nicht  Gelegenheit  gegeben  worden  sein, 
sie  zu  wiederholen. 

Hr.  Kinel,  der  das  Verhalten  des  Reichskanzler- Amtes  aus 
dem  Bestreben,  sich  innerhalb  eines  formal  unanfechtbaren  Ver- 
fahrens zu  bewegen,  erläutert,  deutet  an,  dass  der  Erfüllung  des 
in  dem  Antrage  enthaltenen  Wunsches  mittlerweile  auch  dadurch 
Schwierigkeiten  erwachsen  seien,  dass  die  Frage  nicht 
intakt  sei.  Korrespondenzen  in  verschiedenen  Provinzial- 
hlättern,  namentlich  in  der  Bresl.  und  der  Magdeh.  Ztg.,  von 
denen  die  eine  von  einem  bekannten  Berliner  Fcuillctonisti-n,  die 
andere  vermuthlich  von  einem  Facbgenossen  herrühre,  hatten  die 
Entscheidung  der  Preisrichter  in  gehässiger  Weise  angegriffen 
und  die  letzteren  zum  Theil  personlicher  Motive  verdachtigt. 
Hr.  Orth  erklärt  hierauf  unter  allgemeiner  Zustimmung,  dass 
dem  vorliegenden  Antrage  eine  gegen  das  Krgehuiss  der  Kon- 
kurrenz gerichtete  Tendenz  in  keiner  Weise  zu  Grunde  liege, 
während  Hr.  Otzen  geltend  macht,  dass  gerade  das  Dunkel,  in 
welches  die  Gründe  der  Entscheidung  sich  hüllen,  die  Schuld  an 
dem  Aufkommen  solcher  beklagenswerthcn  Gerichte  trage. 

I>ie  hierauf  vorgenommene  Abstimmung  ergiebt  die  Annahme 
des  Antrages,  dein  nur  eine  sehr  geringe  Miuoriiat  entgegen  ist.  — 
Der  Oberbibliothekar,  Hr.  Meli  in,  berichtet  Uber  die  für 
nie  bat  es  Jahr  zu  haltenden  Journale.  Auf  seinen  Vorschlag  bezw. 
auf  Grund  von  Wünschen,  die  in  der  Versammlung  laut  werden, 
sollen  folgende  Zeitschriften  neu  gehalten  werden:  Glasers  An- 
ualen  etc.,  ITie  Iiuilder,  The  scientific  Amrricain,  Ti/ihchri/t  ran 
het  Loniniii/nt  institul  ran  inytnievrt,  Eisenbahn-Yerordnungs- 
blatt.  Dagegen  werden  ausgeschieden :  Gazetie  ifet  archiltcte». 
Literarisches  Zentralblatt,  Wiecks  Gcwerbczeitung,  Zeitschrift  f.  d. 
chemische  Grolsgewerbe,  Rembergs  Ztschr.  f.  praktische  Baukunst 
Hr.  Meli  in  berichtet  ferner  über  den  Sund  des  Vertriebes 
von  .Berlin  und  seine  Bauten."  Bis  jetzt  sind  aus  dem  Netto- 
Krtrage  des  Werks  rot  low*)  .//.  an  die  Vereinskasse  abgeführt 
worden;  ea  ist  ein  Bestand  von  etwa  noch  500  Exemplaren  vor- 
Der  Antrag,  dass  das  Werk  den 


dass  die  Abfallrohre  auch  hier  die 


(Subskription«  )  Preise  von  1U  .//.  direkt 
zugänglich  gemacht  werden  soll,  findet  die  Genehmigung  der 
Versammlung. 

Hr.  Schwechten  berichtet  im  Namen  der  Beurtheilungs- 
Kommis8ion  über  das  Ergebniss  der  Konkurrenz  für  Entwürfe  zur 
architektonischen  Gestaltung  der  Stadtbahn- Haltestelle  „ Börse*. 
Es  sind  »>  'im  Saal  ausgestellte.!  Arbeiten  eingegangen,  die  das 
Programm  in  formaler  Beziehung  siimmtlich  erfüllt  haben  Da- 
gegen ist  der  Kern  der  Aufgabe  —  eine  Belebung  der  ziemlich 
relieflosen  Wand  (lachen  der  Halle  durch  gute  Zeichnung  und 
geschickte  Farhengebung  des  Eisen-Fach werks  —  nicht  in  völlig 
befriedigender  Weise  gelost  worden.  Diejenigen  Entwürfe,  welche 
eine  solche  Lösung  im  Sinne  des  Programms  versucht  haben,  sind 
nicht  so  geglückt,  dass  sie  zur  Ausführung  empfohlen  werden 
konnten;  die  besseren  Entwürfe  verdanken  ihren  Vorzug  dagegen 
wesentlich  dem  Umstände,  dass  sie  von  der  Erlaubnis*,  die  Faeade 
mit  Pfeiler- Vorlagen  zu  versehen,  in  einer  Weise  Gebrauch  gemacht 
haben,  welche  die  charakteristische  Ausbildung  des  Eisen-Fach- 
werks ganz  in  den  Hintergrund  gedrängt  hat  Auch  die  Be- 
stimmung des  Programms,  dass  auf  die  Grol'se  der  Fensterilaehen 
in  der  Hallenwand  kein  erhebliches  Gewicht  gelegt  werde,  ist  von 
einigen  Konkurrenten  dahin  missverstanden  worden,  dass  Fenster 
überhaupt  nicht  nothwendig  seien,  und  hat  zu  Lösungen  geführt 
die  an  praktischen  I'ebelstünden  leiden,  architektonisch  aber  eines 
wirksamen  und  einfachen  Mittels  zur  Belebung  der  Facade  ent- 
behren. 

Bei  der  Arbeit  mit  dem  Motto  .Stadtbahn-  (II)  ist  das  Eisen 
nicht  als  die  Wand  zusammen  haltend,  sondern  zertrennend  zur 
Hervorhebung  einzelner  Architekturtheile  charakterisirt :  die  Haupt- 
stützen werden  durch  die  Abfallrohre  versteckt;  das  Eisengesims 
dient  nur  als  Trager  eines  Steingesimses ;  die  Bedeutung  der 
Viadukthogen  wird  durch  ein  eingeschaltetes  Suitzensystem  abge- 
schwächt -  -  Verwandt  mit  dieser  Losung,  aber  wesentlich  gelun- 
gener ist  die  Arbeit  m.  d.  M.  „10.  Oktober",  bei  der  die  gute 
Ausbildung  einzelner  Eisenkonstruktions-Theile,  die  im  Sinne  der 
Aufgabe  durchgeführte  Stein-Architektur  und  die  Rücksicht  auf 
Ausführbarkeit  des  Entwurf*  anzuerkennen  sind.    Getadelt  wird, 


ist  —  Von  grofsem  architektonischen  Geschick,  namentlich 
in  Gestaltung  der  Einzelheiten,  vor  allem  der  Abfallrohre  etc., 
zeugt  der  Entwurf  m.  d.  M.  „Amateur".  Leider  wirkt  das  ge- 
wühlte fensterlose  Architektur- System  mit  seinen  horizontalen 
Friesen,  das  an  sich  sehr  reizvoll  behandelt  ist,  in  seiner  llmaligen 
Wiederholung  zu  ermüdend:  auch  ist  es  ein  Fehler,  dass  die 
Bahn-Uorizoutale  nicht  betont  ist.  —  Die  Arbeit  m.  d.  M.  „Stein 
und  Eisen-  schliefst  sich  eng  an  das  Vorbild  des  bei  der  Fabrik 
von  Noisiel  augewendeten,  hier  jedoch  weder  konstruktiv  noch 
ästhetisch  berechtigten  Systems  an;  zu  loben  ist  der  allerdings 
mit  unverh&ltnisstnäfsig  kostspieligen  Mitteln  ins  Werk  gesetzt*1 
Versuch,  Hauptgesims  und  Abfallrohr  in  origineller  Metall-Technik 
auszubilden.  —  Der  Entwurf  m.  d.  M.  „SZ"  bildet  das  Eisen- 
Fachwerk  nach  dem  Muster  von  Holz-Fachwerk  aus,  was  nicht 
zu  billigen  ist;  gelungen  erscheinen  das  Hauptgesims  und  die 
Architektur  des  Untergeschosses;  auch  der  Gesammt-Eindruck  des 
Bauwerks  ist  ein  charakteristischer.  —  Der  Entwurf  m.  d.  M. 
„Stadtbahn"  (I.)  hat  sich  am  weitesten  von  der  Absicht  der 
Aufgabe  entfernt,  indem  er  kein  eisernes  Hauptgesims  angewendet 
hat  und  die  Hauptstiele  des  Fachwerks,  welche  im  Innern  in 
zurückgesetzten  Schlitzen  sichtbar  sind,  im  Aeusseren  der  Halle  hinter 
Vorlagen  von  > ,  Stein  versteckt  zeigt  Dagegen  ist  die  Ausbild 
Fa«,aden  und  des  Inueren  der  Halle  in  Ziegel-Hohbau  bei 
niafsigen  Aufwand  von  Mitteln  an  sich  eine  aufserordentlieh  schon«; 
auch  die  Ausbildung  der  Abfallrohre  erscheint  sehr  gelungen 
der  Entwurf  im  ganzen  mit  einigen  Modifikationen  zur  Ausführung 


i  geeignet. 

Da  die  ästhetische  Ausbildung  des  Eisenfachwerks  in  keinem 


Entwürfe  gegluckt  ist,  so  hat  die  Kommission  —  zumal  der  Wort- 
laut des  Programms  dem  nicht  widerspricht  —  den  Preis  von 
000  .//  der  an  sich  besten  architektonischen  Lösung  „Stadtbahn* 
(I),  als  deren  Verfasser  sich  Hr.  Joh.  Vollmer  ergiebt,  zuge- 
sprochen. Die  Entwürfe  „15.  Oktober",  dessen  Verf.  unbekannt 
geblieben  ist,  sowie  „Amateur"  Terf.  Hr.  Grunert)  erhalten 
ein  V'ereius-Audenken.  — 

Hr.  Luthmer  berichtet  über  die  drei,  bei  der  letzten  regel- 
mafsigeu  Monatskonkurrenz  eingegangenen  Entwürfe  zur  Deko- 
ration eines  Kncipzironiers.  Das  Ergebniss  derselben  ist  ein  sehr 
zufriedenstellendes.  Zwei  Arbeiten  werden  nach  Erfindung  der 
dekorativen  Einzelheiten,  Möbel  und  Gerätbe,  sowie  nach  Farben- 
stimmuug  als  geradezu  vorzüglich  bezeichnet:  ihren  Verfassern, 
Hrn.  J,  Schockl  und  Hrn.  Huth,  ist  ein  gleichwertiger  Preis 
zugesprochen  morden.  Die  dritte  Arbeit  mit  dem  Motto  „Behaglich- 
steht den  vorgenannten  nur  wenig  nach,  leidet  jedoch  an  etwas 
zu  harter  Farben-Zusammenstellung, 

Für  die  diesmaligen  Monatskonkurrenzen  sind  3  architekto- 
nische Entwürfe  (Stimmkasteu  i  und  2  Ingenieur- Entwürfe  flange- 
brnckc)  eingegangen.  Außerdem  soll  die  im  vorigen  Sommer 
vergeblich  ausgeschriebene  Aufgabe  eines  hölzernen  Viadukts 
einem  neuen  Programm,  das  Hr.  Winkler  verliest, 


l>er  Hr.  Vorsitzende  macht  auf  die  im  Vereins  -  Hause  ver- 
der  Konkurrenz- Einwürfe  für  die  Heizung 
und  Ventilation  des  neuen  Polytechnikums  aufmerksam;  Hr.  Ende 
thcilt  mit,  dass  in  der  Bau-Ausstellung  bezw.  im  Gewerbe-Museum 
die  auf  Grund  der  diesjährigen  Staats-Konkurrenzen  eingeliefertem 
kunstgewerblichen  Arbeiten  -  Kamine,  Albumdeckel,  Regulator- 
Gehüuse  und  Spiegelrahmen  —  ausgestellt  seien.  — 

Hr.  Otzen  berichtet  über  die  Angelegenheit  bezügl.  einer 
event  Fortsetzung  der  „Entwürfe  zu  Kirchen,  Pfarr-  und  Schul- 
hausero".  Die  Kommission  sieht  in  dem  Bescheid  des  Hrn.  Haudels- 
Miuisters  auf  die  an  ihn  gerichtete  Eingabe  (vide  S.  881  d.  Hl.) 
keinen  Grund,  von  dem  Plan  abzustehen.    Bezüglich  der  Schulen 
und  Pfarrhäuser  bedarf  neben  den  uach  bestimmten  Nonnen  ge- 
stalteten Grundrissen  noch  immer  die  ästhetische  Seite  dieser 
Bauten  einer  Berücksichtigung;  bezüglich  der  Kirchen  könueu 
weder  die  kleinen  G rund riss- Skizzen  der  eingeleiteten  amtlichen 
Bau-Statistik,  noch  die  wenigen  Publikationen,  zu  denen  die  Zeit- 
schrift für  Bauwesen  den  Raum  bietet,  dem  Bedürfniss  geniigen. 
Es  wird  sich  hier  namentlich  um  die  Mittheilung  solcher  Hauten 
handeln,  welche  vermöge  ihrer  geringen  Grölse  und  einfachen 
Gestaltung  den  Verhältnissen  weiterer  Kreise  sich  anpassen  lassen. 
Die  Kommission  hat  in  Folge  dessen  den  Plan  zur  Publikation 
eines  entsprechenden  Werkes  aufgestellt  und  schlagt  dem  Verein 
vor,  dass  er  die  Herausgabe  desselben  unter  seiner  Firma  für 
den  Fall  in  Aussicht  nehme,  dass  er  von  jedem  finanziellen  Risiko 
von  vorn  herein  entlastet  werde.    Es  möge  zur  Vorbereitung 
weiterer  Schritte  eine  neue  Kommission  von  3  Mitgliedern  gewählt, 
an  den  Hrn.  Minister  aber  das  Ersuchen  gerichtet  werden,  dass 
er  —  um  den  Arbeiten  der  Kommission  die  Uebereinstitnrnung 
mit  seinen  Intentionen  zu  sichern  —  seinerseits  ein  Mitglied  in 
dieselbe  deputiren  möge. 

Es  entspinnt  sich  eine  kurze  Diskussion,  in  welcher  Hr.  Kinel 
geltend  macht,  dass  eine  solche  Kommission  vom  Ministerium 
und  nicht  vom  Verein  abhängig  sein  werde,  wahrend  Hr.  Fri  tsch 
dazu  nith,  sich  vor  allem  zu  versichern,  ob  in  dem  Schreiben  des 
Hrn.  Ministers  vom  10.  August  der  Zeitschr.  f.  Bauw.  nicht  das 
Privilegium  zur  ausschließlichen  Publikation  von  Staats- 
bauten gewahrt  werden  soll.  Nachdem  Hr.  Adler  versichert  hat 
dass  der  Hr.  Minister  der  Angelegenheit  durchaus  wohlwollend 
stehe,  wird  der  von  Hrn.  Otzen  gestellte  Antrag  au- 

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K«.  »0. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


4G1 


genommen  und  die  neue  Kommission  aus  den  Ilm.  Adler,  Orth 
und  Ol/.«'ii  zusammen  gesetzt.  — 

Hr.  Blaukenstein,  der  an  Stelle  von  Hrn.  Krieg  den  Vorsitz 
der  Abgeordneten-Kommission  den  Vereins  beim  Verbände  über- 
■lotnuien  hat,  berichtet,  dass  die  Kommission  sich  konstiluirt  und 
einen  Plan  zur  Vertheilung  der  auf  den  Verein  fallenden  Arbeiten 
aufgestellt  hat  Nach  diesem  Plan,  der  von  der  Versammlung  ohne 
Widerspruch  genehmigt  wird,  sollen  zur  Bearbeitung  der  liezgl. 
Fragen  C  neue  Kommissionen  zusammen  treten :  1 )  Für  die  beiden 
Fragen  bezügl.  der  zivilrechtlichen  Verantwortlichkeit  der 
Architekten  und  Ingenieure,  sowie  bezgl.  der  Ausdehnung 
des  Haftpflicht-Gesetzes  auf  die  Baugewerbe  die  Ilm. 
Böckmann,  K.  II.  Iloffmann,  Kyllmann,  Laueuburg  und 
Meilin:  2)  für  die  Frage  bezgl.  der  Privat-Polytechniken 
und  Gewerbeschulen  die  Hrn.  F.  W.  Büsing,  Schwatlo  und 
Winkler;  3)  für  die  Frage  bezgl.  des  Verfahrens  bei  öffent- 
lichen Konkurrenzen  die  Hrn.  Adler,  Höckmann,  Fritscb. 
v.  Grofzheim,  Kuhn,  Kyllmann  und  Ot2en;  4)  fOr  die  Frage 
bezgl.  der  Verwendung  des  Eisens  im  Hochbau  die  Hrn. 
O.  Meyer,  Orth,  Schwatlo,  Schwedler  und  Schwieger; 
5>  für  die  Frage  bezgl.   der  Erfahrungen   über  Beton- 


bauten die  Hm.  Blankenstein,  F.W.  B.uing,  E.H.  Hoff- 
mann, Wernekinck  und  J.  Wex;  6)  für  die  Frage  bezgl.  der 
Vertretung  der  Architekten  und  Ingenieure  in  den 
politischen  Körperschaften  Deutschlands  die  Hm. 
Fritsch.  Kinel  und  (i.  Meyer.  — 

Nachdem  die  Hrn.  Scbwechten  und  Büsing  Ober  den 
Stand  der  diesjährigen,  voraussichtlich  im  Dezember  bezw.  Januar 
zum  Abschluss  gelangenden  Vereins-Publikationen  berichtet  haben, 
wird  die  Sitzung  wegen,  vorgerückter  Zeit  geschlossen,  die  Beant- 
■  die  Diskussion  Ober  den  Vortrag  des 


wortung  der  Fragen,  sowie 
Hm.  füll  dagegen  vertagt. 

Zur  Aufnahme  in  den  Verein  gelangen  32  Fachgenossen  u.  zw. 
die  Hm.  Demanget,  Dofjein,  Elze,  Fink,  Goleniewicz,  Hahn,  Hell- 
muth, Lucas,  Noelluer,  Pabst,  Petri,  Plock,  Richard,  Rüfsmann, 
Schäfer,  Scharenberg,  Scholktnann,  II.  0.  Schultze,  Simon,  Steche, 
Taaks,  Tkomany,  M.  M.  v.  Weber,  Werueburg,  Weylaud,  Zenuer 
und  Zitelmann  als  einheimische  Mitglieder:  sowie  die  Hm.  Andreae 
(Magdeburg),  f'onring  (Aurich),  Honthumb  (Münster  i.  W.),  Möhr 
(Thiergartenschleuse)  und  Schwenkert  (Driesen  N.-M.)  aJs  aus- 
wärtige Mitglieder.  -  F.  - 


Vermischtes. 

I  des  Restaurations-Lokals  von  Bnsso  am  Moritz- 
platz tn  Berlin.  Am  23.  September  ist,  nachdem  erst  wenige 
Monate  zuvor  der  Saalbau  eines  der  grftfsten  Bierlokalitäten 
Berlins  (Norddeutsche  Brauerei  am  Weddiugi  durch  Brand  total 
war,  aliermals  ein  anderer  grol'ser  Bau.  das 
Busse,  am  Moritzplatz  hier,  in  Hammen  auf- 
gegangen. 

Die  rasche  Wiederkehr  derartiger  Fälle,  in  Verbindung  mit 
der  Thatsuche,  dass  dabei  regclmäfsig  die  anerkannt  auf  hoher 
Stufe  der  Vollendung  stehenden  Leistungen  unserer  Feuerwehr 
als  unzureichend  sicherweisen,  des  Brandes  Herr  xu  werden,  für  so 
lange  als  das  verzehrende  Element  einigerraafseu  Nahrung  findet, 
ist  es,  welche  uns  veranlasst,  den  vorliegenden  Einzelfall  einer 
kurzen  Besprechung  zu  unterziehen,  aus  der  sich  dann  die  An- 
haltspunkte zu  einer  kurzen  Schlussbetrachtung  allgemeinen  Inhalts 


I 


\_i  :_ 


V  HJ. 


«!r»nM-M-.'»lniL*-. 


Das  auf  den  Moritzplatz  ausgehende  Bussesche  Grundstück 
setzt  sich  nach  beistehender,  rein  schematisch  gehaltener  Skizze 
aus  einem  relativ  schmalen  Vordertheilc  ABC  M,  auf  welchem 
das  mehrstöckige  sogen.  Vorderhaus  errichtet  ist,  und  einem,  im 
allgemeinen  rechteckig  gestalteten  hinteren  Theile  zusammen,  der 

-  u.  z.  im  unmittelbaren  Anschluss  an  das  Vorderhaus  —  mit 
dem  durch  den  Brand  total  zerstörten  Saalbau  V  l>  EFG  II  und 
einem  Wohn-  und  Küchengebaude  EFJK  bedeckt  ist.  Der 
übrige  Theil  des  Grundstücks,  der  sogen,  («arten,  etwa  0  K  L  J/. 
wird  zu  offenen  Sitzplatzen  benutzt  und  ist  auf  den  Seiten  K  I. 
und  1.31  von  offenen,  etwa  6™  tiefen  Hallenbauten  umgrenzt. 
Die  Gesammtgrouve  des  Grundstücks  betragt  etwa  ■isotj'i™, 
wovon  ca.  3100  überbaut  sind,  während  der  Best  von  ca.  I700'i» 
in  Gärten  und  mehren  kleinen  Höfen  frei  gehalten  worden  ist. 
Das  Vorderhaus  bedeckt  etwa  550  i«  das  Küchen-  etc.  Gebäude 
(EFJE)  ca  400 1«».  der  Saalbau  etwa  1650  -i">  Grundfläche 
Letzterer,  erst  1872  73  errichtet,  bildete  einen  mächtigen  Baum 
von  betrachtlicher  Höhe,  der  durch  Pfeilerstclluugen  iu  3  bezw.  2 
in  Holz  überwölbte  Schilfe  zerlegt  war,  über  welche  der  Darhraum 
sich  befand,  wahrend  die  sonstigen  Baulichkeiten  des  Grundstücks 

-  -  abgesehen  von  den  offenen  Garteuhallen  —  gleichwie  die 
Gebäude  der  umliegenden  Grundstücke,  iu  mehre  Stockwerke 
getbeilt,  zu  relativ  grober  Höhe  sich  erhoben.  — 

Der  Brand  am  22.,'23.  September  ist  im  hinteren  Theile  des 
Saalhaues  zum  Ausbruch  gekommen;  er  ist  so  lange  unbemerkt 
geblieben,  bis  Itereits  das  Dach  ergriffen  war  und  der  Feuersrhein 
am  Himmel  weithin  davon  Kenntnis»  gab;  schätzungsweise  mag 
zwischen  Entstehung  und  Meldung  des  Feuers  eine  Zeitdauer  von 


verlauf  die  Feuerwehr  eintraf,  war  es  < 
möglich,  zur  Orientirung  einen  Theil  des  Saalbauos  i 
die  Zuruckkunft  aber  war  nur  mit  gror&er  Mühe  zu  erreichen,  da  das 
Feuer  an  den  leichten  Mobein  und  dem  Holzwerk  des  Saales  eine 
nur  zu  reichliche  Nahrang  fand.  Der  Saalbau  war  schon  jetzt 
als  verloren  zu  betrachten  und  es  musste  die  Hauptanstrengung 
darauf  gerichtet  werden,  das  Feuer  von  der  Weiterverbreitung  ab- 
zuhalten und  insbesondere  von  der  Fortpflanzung  in  die  Bestände 
eines  grnl'sen  Holzlagers,  welches  auf  dem  Nachbar  -  Grundstück 
an  der  Grenze  /'./  sich  befand.  In  wie  weit  diese  Anstrengungen 
von  Frfolg  gewesen  sind,  zeigt  folgende  Angabe  über  den  er- 
reichten I'mfang  des  Brandes:  Total  zerstört  ist  der  Saalbau: 
im  Darhgeschoss  völlig  zerstört  das  Hintergebäude  FEJK 
uud  das  (iebäude  No.  143  an  der  Oranienstrafse,  im  Dachstuhl 
theil  weise  zerstört  das  Bussesche  Vorderbaus  uud  das  Haus 
No.  142  au  der  Oranienstrafse.  Beschädigungen  an  dem  Holz- 
werk  der  F'enster  und  an  Gegenständen  der  inneren  Einrichtung 
sind  an  mehren  der  die  Brandstätte  umgebenden  Häuser  ein- 
getreten und  es  mag  der  Gesammtschaden  auf  etwa  V,  Million  .// 
geschätzt  werden.  — 

Abgesehen  von  dem  Einfluss  der  verspäteten  Meldung  des  F'euers 
sind  der  Ursachen,  welche  eine  erhebliche  Ausdehnung  desselben  ge- 
stattet haben,  mehre.  Als  erste  darunter  kommt  die  Konstruktion 
des  Saalbaues  in  Betracht.  Dieser  Bau  bestand  in  den  Wanden 
zum  grölsten  Tbeil,  in  Pfeilern  und  Decken  ausschliefslich 
aus  Holz.  Erschwerend  trat  der  Umstand  hinzu,  dass  die  Decke 
in  der  Form  von  Kreuzgewölben,  die  Pfeiler  mit  Bretter- 
Verkleidung  hergestellt  waren,  so  dass  überall  Hohlräume 
sich  fanden,  die  der  Weiterverbreitung  des  Feuers  den  erheb- 


lichsten Vorschub  leisteten. 

Für  die  Ausbreitung,  welche  das  Feuer  im  Dachraum  des 
Hauses  No.  142  an  der  Oranienstrafse  erlangte,  hat  sieb  eine 
Einrichtung  als  vcrhäuguissvoli  erwiesen,  welche  leider  in  sehr 
vielen  Häusern  der  Stadt  wiederkehrt:  das  Aufhören  der  H a u p t - 
Treppe  im  obersten  Ge&choss,  so  dass  der  Dachraum  nur  mittels 
der  Neben-Treppe  erreicht  werden  konnte,  welche  etwas  sehr 
entlegen  am  End-  des  sogen.  Seitenflügels  untergebracht  war. 

„Las'  not  Itaff  sind  die  Kettlings- Anstrengungen  der  Feuer- 
wehr, wie  bereits  in  früheren  Fällen,  so  auch  dies  mal  durch  die 
geringe  Ausgiebigkeit  der  Wasserleitung  beeinträchtigt 
worden,  welche  es  verbindert  bat,  die  beiden  auf  der  Brandstelle 
thatigen  Dainpfspritzen  bis  zu  ihrer  möglichen  vollen  Leistungs- 
fähigkeit auszunutzen.  Wie  es  scheint,  sind  die  sehr  üblen  Er- 
fahrungen,  die  gerade  in  Bezug  auf  diesen  Punkt,  z.  B.  gelegent- 
lich des  Brandtalls  des  Kaiserhofs  am  10.  Oktober  1875,  zu 
machen  reichliche  Gelegenheil  gewesen  ist,*»  ziemlich  spurlos 
an  denen  vorüber  gegangen,  deren  Hunden  die  Sorge  für  diesen 
Zweig  unserer  städtischen  Verwaltung  anvertraut  ist  — 

Was  die  beiden  anderen  Punkte  betrifft,  die  wir  unter  den 
Ursachen  der  grofsen  Ausbreitung  des  Brandunfalls  oben  8|>eziell 
or  gehoben  haben,  so  bandelt  es  sich  dabei  um  Gegenstande 
dem  Gebiete  der  Baupolizei,  und  wir  denken,  dass 
ich  sein  wird,  dieselben  bei  Gelegenheit  des  Erlasses  ei 


wird, 

neuen  Bauordnung  für  Berlin,  (die  leider  schon  viel  zu  lange 
in  der  Schwebe  sich  befindet;  in  näheren  Betracht  zu  sieben. 

Es  liegt  nach  unserer  Meinung  genügender  Grand  vor, 
fordern,  dass  die  Haupt  -Treppe  eines  Hauses  durch  alle  Geschc 
hindurch  bis  zum  Dachraume  fort  geführt  wird  und  ebenso, 
dass  man  öffentliche  Lokale,  die  für  Massen- Ansamm- 
lungen zu  dienen  bestimmt  sind  und  in  beengter  Lage  sich 
befinden  (sofern  es  unmöglich  sein  sollte,  aligemein  gültige 
strenge  baupolizeiliche  Bestimmungen  dafür  zu  formulirenj, 
Ausnahme- Vorschriften  unterstellt.  Als  solche  scheint  uns 
/.  B.  die  Forderung  durchaus  angemessen  zu  sein,  dass  in 
öffentlichen  Lokalen,  die  mit  Decken  nach  der  Ge- 
wölhefnrm  in  Holz  ausgeführt  werden,  die  Zwickelbohlräume 
gefüllt  und  die  Untersichten  des  Holzes,  gleichwie  die  Unter- 
ireppen,  berohrt 


•)  v«gi.  j»hn«.  l»;*  i.  Zi*. 


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DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


9.  NoTfmber  1878 


Vielleicht  auch,  dass  Holzgewölbe  der  Decken  öffentlicher 
Lokale  ganz  zu  beanstanden,  oder  auch  —  minder  streng  —  die  Ver- 
wendung welcher  und  stark  brennbarer  Hölzer  zu  solchen  Ge- 
wollten in  dem  Falle  auszuschlielsen  sein  wurde,  das«  dieselben 
nicht  eine  Tränkung  oder  einen  Anstrich  mit  einer  Flüssigkeit 
erhalten,  die  den  Hölzern  eine  vermehrte  Widerstandsfähigkeit 
gegen  den  Angriff  des  Feuere  verleiht,  wie  z.  B.  Wasserglas, 
Kalkmilch  und  andere  Mittel  dies  notorisch  thun. 

Wir  möchteu  die  Vorschlag«,  welche  wir  so  eben  leicht  hin- 
geworfen haben,  der  sorgfaltigsten  Prüfung  derjenigen  Instanzen, 
die  mit  dem  Erlasse  der  langst  sehr  erwünschten  neuen  „Bau- 
ordnung  für  Berlin"  amtlich  befasst  sind,  mit  dem  Hinzufügen 
empfehlen,  das*  gerade  Decken  aus  Holz  uns  als  unschädlich 
im  Vergleich  zu  sogen.  Gewölben  erscheinen  und  daher  nach  wie 
vor  unbeanstandet  zu  lassen  waren.  —  B.  — 


Konkurrenzen. 

Königaberger  Pregel- Brücken- Konkurrenz.   Aus  dem 

Unheil  der  Preisrichter 
Verspätung, 


i  reis- 


Urtheils  I 


Laut  des  in 
,1a ^  r3C"htH,  w f^lcb&s  ^  Om  So«  S(?pitdDt)d°  ilu ^ i  r t . 
12  Projekte  eingelaufen,  von  denen  6  auf  die 
sind. 

1.  An  dem  Projekt  mit  dem  Motto  „.S'uuro  cuiyue  *,  welches 
ungleicharmige  Drehbrücke  mit  ansrhliel'sender  fester  Bnicke, 

mit  3  Oeffnungen  annimmt,  wird  zunächst  die  Auf- 
hängung der  Drehbrücken-Enden  mittels  einer  auf  den  Königs- 
zapfen sich  stützenden  Dreiecks  •  Konstruktion,  welche  bei  ge- 
schlossener Brücke  unbelastet  bleiben  und  deshalb  genau  adjustirt 
werden  niu&s,  bemangelt;  ferner  noch  das  zum  Anbellen  der  einen 
Bruckenseite  cur  Anwendung  gebrachte  Mittel  der  Unterschiebung 
von  Keilen,  sowie  endlich  das  Fehlen  eines  Querträgers  unmittel- 
bar (Iber  dem  beweglichen  Auflager. 

Die  Querverbindungen  sind  als  zu  schwach  und  als  in  un- 
genügender Zahl  vorhanden  befunden  worden:  die  Anschlagssumme 
erhöht  sich  von  64  000  auf  80UOO  .41. 

2.  „Freier  Verkehr  macht  der  Güter  mehr",  in  der 
Zusammensetzung  wie  vor  eingerichtet,  zeigt  die  besondere,  bisher 
vielleicht  noch  nicht  versuchte  Eigenschaft,  dass  das  Eigengewicht 
der  Drehbrücke  durch  ein  in  dem  Drehpfeiler  angebrachtes 
Kontregewicht  bis  auf  4000  »t:  ausbalancü-t  ist  Die  Brücke  liegt 
in  geschlossenem  Zustande  lediglich  auf  den  beiden  Enden  auf 
Es  wird  bezweifelt,  dass  das  Hüifsmittel  der  Ausbalancirung  einen 

Vortheil  für  die  Dauer  des  Oeffnens  und  Schliefsens 

eine  komplizirte  Hebel -Vorrichtung 


Eine  statische  Berechnung  ergab  aulserdera,  dass  der  eiserne 
Drehpfeiler,  der  nur  einen  Durchmesser  von  2,04™  hat,  einen 
solchen  von  4,00 ™  würde  erhalten  müssen,  und  es  ist  hierbei  nicht 
unerwähnt  zu  lassen,  dass  die  Konstruktion  des  Unterbaues  für 
den  Strompfeiler  als  unausführbar  bezeichnet  werden  muss.  Die 
sehr  nöthigen  Eck- Aussteifungen  zwischen  Haupt-  und  Querträger 
fehlen  |  die  Lage  der  Gitterträger  zwischen  Fahrbahn  und  Fufs- 
gänger-Baukett  dienen  zu  einer  Verengung  der  enteren,  die  not- 
wendig zu  Verkehrsstockungen  Veranlassung  geben  würde;  der 
gewählte  Abstand  der  Querträger  von  1,5™  ist  für  Bohlenabdeckung 
ein  viel  zu  grofser.  Die  Revision  des  Anschlags  ergab  eine 
Steigerung  der  Kosten  von  37*00  auf  etwa  80  00O  .44. 

3.  „Geh  und  besteh."  Gleicharmige  Drehbrücke,  welche 
das  ganze  Flussprofil  überspannt  Um  die  Brücke  aufdrehen  zu 
können,  müssen  die  Auflager  der  einen  Brückenseite  um  das 
Maafs  der  Durchbiegung  gesenkt  werden,  welche  die  Haupt- 
trager  zeigen,  wenn  sie  lediglich  auf  dem  Königszapfen  ruhen. 
Nach  Senkung  der  Auflager  um  160«"«  stützen  sich  die  Haupt- 
träger in  ihrer  Mitte  auf  den  Königszapfen,  mit  ihren  gesenkten 
Enden  auf  2  Rollen  und  es  kann  die  Drehung  alsdann  erfolgen.  — 

Das  Anheben  der  Auflager  ist  sehr  zeitraubend,  gleichfalls 
auch  die  Dauer  des  Oeffnens^ und ^Schliefsens  der  Brücke;^  die 

weit  überragenden  Drehkranzes  erscheint,  namentlich  aus  statischen 
Gründen,  sehr  bedenklich.  Die  Baukosten  sind  bei  70  000  .//. 
zwar  geringer  als  die  der  vorgehend  besprochenen  Projekte ;  indessen 
konnte  das  Preisgericht  sich  nicht  verhehlen,  dass  die  gewählte 
Gesammt-Anordnung  der  Brücke  zwar  dem  Schiffsverkehr  nicht 
hinderlich  ist,  wohl  aber  die  Bedienung  der  Brücke  sehr  erschwert 
Die  Details  der  Konstruktion  lassen  praktische  Rücksichten  sehr 
aufser  Acht  — 

4.  „Gut  und  billig."  \ Gesammt -  Anordnung  wie  bei  den 
Projekten  sufa  1  und  2.  Bei  geöffneter  Brücke  ruht  dieselbe  auf 
dem  Königszapfen  und  es  werden  die  beim  Drehen  eintretenden 
Schwankungen  durch  4  Laufrollen  aufgenommen,  welche  in  einem 
Kreise  von  4,5 »  Durchmesser  angeordnet  sind.  Bei  geschlossener 
und  belasteter  Brücke  sollen  die  4  Tragerollen  Auflager  bilden, 
wobei  nach  angestellter  statischer  Berechnung  der  Druck  auf 
eine  Laufrolle  rot  18  600**  betragen  würde,  wahrend  54(00 11 « 
nicht  hätten  überschritten  werden  dürfen,  wenn  die  Konstruktions- 
theile  der  Laufräder  in  angemessenen  Dimensionen  bleiben  sollen. 
Viel  zu  schwach  ist  der  Querträger  bemessen  worden,  indem  eine 


diesbezügliche  Rechnung  ergiebt,  dass  der  Gurtungs  -  Querschnitt 
200i"»  statt  H8ir«>  betragen  mtlsste.  Die  Unterstützung  der 
Tragerenden  ist  durchaus  unverständlich,  wenigstens  sind  hier 
keine  Dimensionen  vorbanden,  die  geeignet  sind,  einen  Druck  von 
20  000 k*  pro  Brückenseite  bei  Itelasteter  Brücke  zu  übertragen. 
Auch  die  Aufhängung  des  Königszapfens,  sowie  die  Konstruktion 
der  Querverbindungen  'bei  dem  Mangel  an  Eck-Aussteifungen), 
sowie  endlich  die  Dimeueionirung  der  Pfeiler  konnten  nicht  als 
genügend  befunden  werden.  Endlich  würde  die  auf  53  800  .//. 
berechnete  Kostensumme  sich  auf  etwa  90  000  .//  erhöhen.  — 

6.  „Winkel."  Ungleicharmige  Drehbrücke  mit  2  Oeffnungen, 
welche  das  ganze  Fluseprotil  überspannten.  Die  Konstruktion  des 
Königszapfens  und  die  ganze  Lagerung  auf  dem  Drehpfeiler  muss 
als  eine  durchaus  solide  bezeichnet  werden.  Die  Dauer  des 
Ueffnens  und  Schliefsens  der  Brücke  stellt  sich  im  ganzen  auf 
12  Min.,  und  wenn  auch  dieser  Zeitaufwand  ein  erheblicher  ist, 
so  war  man  doch  der  Ansicht,  dass  sich  dieser  Mangel  durch 
Anbringung  einer  entsprechenden  Vorrichtung  beheben  liefse. 
Die  Kosten  des  Anschlags  erhöben  sich  von  52 '.»61  auf  ca.  80000  .Ä 
Es  konnte  nicht  verkannt  werden,  dass  das  I'rojekt  von  allen 
Projekten,  welche  eine  Drehhrücke  in  Aussiebt  nehmen,  mit 
dem  meisten  Verstaudniss  für  praktische  Erfordernisse,  sowohl 
rücksichtlich  der  Konstruktion,  der  Bauausführung  als  des  Verkehrs 
bearbeitet  worden  ist 

Ii.  „ Breslau."  Zweiarmige  Klappbrücke  mit  auf  beiden 
Seiten  daran  stofsenden  festen  Brütken,  so  dass  :t  Oeffnungen 
gebildet  werden.  Die  Jorbklappen-Konstruktion  besteht  aus  7  ver- 
jüngten Längsträgern,  72"»  hoch,  welche  in  einer  Entfernung 
von  1.10»  von  einander  liegen.  Das  beim  Oeffnen  und  Schliefsen 
der  Klappen  durch  daB  Eigengewicht  entstehende  Moment  wird 
durch  ein  Kontregewicht  aushalancirt,  welches  entsprechend  der 
Acnderung  der  Gröfse  des  Moments  an  einer  spiralförmigen 
Kettentrommel  angreift  Ein  Mangel  der  Konstruktion  wurde 
darin  erkannt,  dass  zum  Oeffnen  der  Klappbrücke  unbedingt 
2  Mann  erforderlich  sind.  —  Eine  statische  Berechnung  ergab 
femer,  dass  die  Pfeilerbreite  von  1,67™  auf  2,00«  zu  erhöhen  ist 
Die  Dauer  des  Oeffnens  und  Schliersens  der  Brücke  betragt 
sehr  günstig  nur  5  Minuten.  Die  Kosten  aber  steigern  sich 
auf  ca.  HS  000  .44.  — 

Das  Projekt  ist  übrigens  —  allen  anderen  gegenüber  —  als 
am  fehlerfreiesten,  ohne  wesentliche  Mängel  und  als  das  dun 
lokalen  Verhältnissen  am  besten  angepasste  erkannt  worden  und 
bat  daher  den  1.  Preis  erhalten.  Verfasser  desselben  sind  die 
Baumeister  Hrn.  Frühling  und  Eger  zu  Breslau.  Mit  dem 
2.  Preise  ist  das  Projekt  „Winkel"  bedacht  worden,  dessen 
Verfasser  Hr.  Ingenieur  Schmitz  in  Deutz  ist  — 

Konkurrenz  für  Entwürfe  zu  einem  Hospital  In  Hel- 
singfors.  In  politischen  Blättern  finden  wir  eine  Notiz  über 
die  anscheinend  sehr  verspätete  Entscheidung  diejer  im  August 
1*77  ausgeschriebenen  Konkurrenz.  Hiernach  ist  der  1.  Preis 
im  Betrage  von  5000  .44.  dem  Entwurf  des  Architekten  Siegmund 
Ringler  zu  Zotingen  i.  d.  Schweiz,  der  2.  Preis  von  2  500  .44. 
dem  Entwurf  des  Sc.hloss  -  Intendanten  Ernst  Jacob  söhn  zu 


Kunstgewerbliche 
Förderung  der 

S.  3ir2  d.  BL).  In  der  am  14.  Oktober  dies.  Jahres 
Konkurrenz  für  Entwürfe  zu  Bilder  rahmen  hat  das  Preis- 
gericht den  1.  Preis  von  300  M.  dem  Architekten  Fleischer  in 
Dresden,  den  3.  Preis  von  MO  KL  dem  Modelleur  Bode  der 
Wilhelmshütte  in  Seesen,  den  3.  Pr.  von  100  M.  dem  Baumeister 
Osterloh  in  Braunschweig  zuerkannt  —  Zur  Vertheilung  des 
1.  Preises  für  Entwürfe  zu  einem  Photographie-Rahmen 
konnte  sich  die  Jury  nicht  entschlielsen,  ertheilte  aber  den  2.  Preis 
im  Betrage  von  120  M.  dem  Architekten  Seyffert  in  Breslau. 


Konkurrenz  für  Entwürfe  zur  Anlage  eines  Friedhofe 
für  die  jüdisohe  Gemeinde  in  Berlin  (Vid.  S.  238  d.  Bl.) 
Die  zwischen  den  Architekten  Kuhn,  von  Holst  und  Licht 
eingeleitete  engere  Konkurrenz  um  die  bzgl.  Aufgabe,  welche  in 
diesen  Tagen  zur  Entscheidung  gelangt  ist,  bat  mit  dem  Siege  dea 
von  Hrn.  Licht  gelieferten  Entwurfs  g 


Ans  der  Farhlitteratnr. 

Verzeichnis!!  der  bei  der  Redaktion  d.  Bl.  einge- 
gangenen neueren  technischen  Werke  etc. 
Orth,  A.,  Baurath..    Entwurf  zu  einem  Bebauungsplan 
von  Strafsburg.  Mit  3  Lithographien  u.  !)  Holzschn.  Leipzig 
1878.    E.  A.  Seemann. 
Schütz,  A.,  Architekt.    Die  Renaissance  in  Italien.  Eine 
Sammlung  der  werthvollsten  erhaltenen  Monumente,  in  chrono- 
logischer Folge  geordnet    1.  Heft    Mit  12  Tai*,  in  Lichtdruck. 
Hamburg  187*;  Strumper  &  Co.    Preis  10  M 
Rüdig,  M.,  Architekt    Die  Silhouetten  in  den  Kellern  der 
Dresdener  Waldschlösscben-Brauerei  fOr  das  daseibat 
zur  III.  Generalversammlung  des  Verbandes  deutsch.  Arcb.-  u. 
Ingen  -Vereine  am  2.  Septbr.  1878  gehaltene  Fest  Dresden  187H : 
C.  V.  Meinhold  A  Sohne.    Pr.  0,50  .41  _____ 


Kon 


10.  L.tl  brtliu  lu  Ucrhu    Kur  <J» 


K.  E  U.  Kril.cli. 


Ihv    Or.ick:  W.  U, 


•  i. 


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No.  91. 


DEUTSCHE  BADZEITUNG. 


463 


—  Peraoiiil-Ktrkrlcfcla«.  —  Brl«f-  und  Kr»«  I  » 


Architekten-  and  Ingenieur- Verein  za  Hannover.  Die 
erst«  Versammlung  nach  der  Sommerpause  eröffnet  der  Vorsitzende 
mit  einer  längeren  Ansprache,  worin  der  anderweitigen  Vereint- 
thatigkeit  im  verflossenen  Halbjahr  gedacht  and  der  Wunsch  aus- 
gesprochen wird,  dass  sich  das  Vereinsletten  wiederum  recht 
rege  und  nutzbringend  entwickeln  möge.  Sodann  berichten  die 
Hrn.  Keck  und  Wilsdorff  eingehend  Ober  die  Dclegirten  -  Ver- 
sammlung zu  Dresden,  wobei  besonders  die  vom  Verein  zu  bear- 
beitenden Fragen  eine  speziellere  Erörterung  linden. 

Zu  einer  Diskussion  bietet  nur  die  Frage  B.  3.  (cfr.  No.  78, 
Jbrg.  1878  d.  Ztg.),  betreffend  Datier  der  Eisenkonstruktionen, 
Anlas«,  indem  die  Hrn.  Kuhlmann  und  Hagen  die  Zweck- 
mäßigkeit wiederholter  Prüfungen  sehr  befürworten,  weil  das  Eisen 
durch  häutige  Beanspruchung  seine  Textur  und  Festigkeit  zu 
andern  scheine. 

Hr.  Launhardt  bemerkt  dagegen,  dass  durch  die  bis  jetzt 
unübertroffenen  Versuche  Wöhler's  durchaas  kein  Beweis  jener 
Annahme  geliefert  sei;  Wöhler  habe  bei  gleichartig  bebandelten 
Stäben,  je  nach  der  Art  der  den  Bruch  herbei  führenden  Bean- 
sprueb  ung  (ob  von  geringerer  oder  greiserer  dynamischer  Wirkung), 
einen  sehnigen  bezw.  körnigen  Bruch  erzielt  (besondere  letzteren 
bei  vorher  gegangener  Schwächung  der  Bruchstelle).  Redner  ist 
außerdem  der  Ansicht,  dass  die  Kosten  häufiger  Prüfungen  der 
eisernen  Brücken  durch  den  Werth  der  dadurch  erzielten  Auf- 
schlüsse nicht  aufgewogen  würden,  das»  es  genüge,  dieselben  sorg- 
fältig zu  beobachten  (denn  alle  bis  jetzt  eingestürzten  Brücken 
bitten  lange  vorher  so  auffällige  Deformationen  gezeigt,  dass  die- 
selben bei  rationeller  Beaufsichtigung  langst  außer  Betrieb  bitten 
gesetzt  werden  müssen j,  und  dass  es  zweitens  genüge,  die  Brücken 
gut  im  Anstrich  zu  erhalten. 

Dazu  bemerkt  Hr.  Dolezalek,  dass  ein  französischer  Tech- 
niker die  Kosten  der  oft  wiederholten  Erneuerung  des  Anstriches 
mit  der  betr.  Amortisations-Summe  für  eine  rechtzeitige  Rekon- 
struktion der  Brücken  bei  nicht  wiederholtem  Anstrich  verglichen 
habe  und  dadurch  zu  dem  Schlüsse  gekommen  sei,  dass  es  viel 
ökonomischer  wäre,  die  Kosten  der  Erneuerung  des  Anstrichs 
zur  rechtzeitigen  Bildung  eines  Erneuern ngsfoods  für  die  ganze 
Konstruktion  anzulegen.  Hr.  Dolezalek  ist  ferner  der  Meinung, 
dass  auf  die  Güte  des  ersten  Anstrichs  ein  aurserordentliches 
Gewicht  zu  legen  sei  und  dass  in  größeren,  je  nach  den  Resultaten 
bemessenen  Intervallen  eine  Prüfung  der  eisern 
Werth  sein  köune.  - 

In  der  außerordentlichen  Temmouung  am  9. 
sich  an  die  Fortsetzung  des  oben  genannten  Berichts  durch  die 
Hrn.  Wilsdorff  n.  Schwering  ein  Vortrag  des  Hrn.  Baurath 
Garbe  „über  holländische  Kaimauern  mit  Pfahlrost-Fundirung. " 

Trotzdem  die  Pfahlmst-Fundirung  in  neuerer  Zeit  oft  mit  Recht 
durch  andere  Fundirungsarten  verdrängt  wird,  stellt  sich  dieselbe 
doch  da  immer  noch  am  billigsten,  wo  üiver  dem  tief  anstehenden 
tragfaliigen  Sandboden  eine  machtige,  weiche  Alluvial-Moor-  oder 
Darg-Schicht  lagert,  wie  dies  z.  B.  in  den  deutschen  und  hollän- 
dischen Nordsee-Marschen  vorkommt.  Es  tritt  dabei  aber  auch 
leicht  der  l'ebelstand  ein,  dass  die  nur  mit  einem  verhältnissmäfsig 
kurzen  Theile  im  festeu  Boden,  sonst  aber  in  wenig  Wideretand 
bietendem  Terrain  stehenden  sehr  langen  Pfähle  eine  Ueberbieguug 
erfahren,  welche  sich  bei  Kaimauern  durch  Risse  anzeigt,  weil 
sie  nicht  gleichmsfsig  Ober  die  Lange  derselben  erfolgt.  —  Diese 
Risse  werden  oft  mit  Unrecht  der  Mauerkonstruktiou  oder  der 
Tragkraft  der  Pfahle  zugeschrieben ,  resultiren  aber  vielmehr  aus 
dem  bedeutenden,  nicht  noch  genug  angeschlagenen  Seite nsrhube, 
den  jenjs  weiche  Erdreich,  namentlich  falls  es  durch  Hinterfaltung 
des  Mauerwerks  noch  komprunirt  wird,  auf  die  Pfähle  ausübt  — 
Zur  Verhütung  der  Verschiebung  der  Pfahlroste  sind  nun  in 
Deutschland  meist  Schrägpfahle  angewandt,  die  sich  gegen  Lang- 
schwellen stützen.    Die  Konstruktion  ist  gut.  aber  in  vielen  Fallen 


sich  z.  B.  seit 
dam,  wo  seitens  i 
dam  und  der 
mauern  ausgeführt  sind.*) 
Es  liegt  hier 

der  ordinäre  Ebbespiegel  auf   —  0,36  A.  P. 

Fluthspiegel  ,     -  0,91  , 
+  3,24 


-  6,0  hmwHfi 


bei  —  16  bis  —  20»  und 


Hafensohle  auf 

Der  tragfahige 
darüber  lagernden 

Die  Mauern 
&  Mees  projektirt  und  dabei 
es  folgende  Mittel  vorgesehen: 
1.  Grofse  Breite  des  Pfahlrostes,  Verhältnis«  der  Basis 
bis  3'/,:l,  während  dasselbe  bei  den  gewöhnlichen 


boden  etc.,'  0,4  : 1  biB  0,6 : 1  zu  betragen  pflegt 

2.  Behauung  des  Pfahlrostes  nur  auf  dem  vorderen 


Theile,  so  dass  landeinwärts  ein  Bankett  gebildet  wird,  welches 
die  Erdbelastung  unmittelbar  aufnimmt 

3.  Beseitigung  des  weichen  Bodens  zwischen  und 
hinter  den  Pfählen  und  Ersetzung  desselben  durch  Faschinen- 
betten, welche  bei  einer  Ausführung  im  Trocknen  in  gewöhn- 
licher Weise  verlegt,  sonst  als  Sinkstücke  nach  vorheriger  Aus- 
haggerang  versenkt  werden.  Sie  haben  den  Zweck,  den  Druck 
des  weichen  Bodens  direkt  aufzunehmen,  so  dass  die  Pfähle, 
welche  nachträglich  durch  die  Fasohinenbetten  zu  rammen  sind, 
geschont  werden. 

4.  Ausführung  von  Sandschüttungcn  statt  der  Fa- 
schinenbetten. Der  Sand  soll  nicht  allein  wie  letztere  wirken, 
sondern  namentlich  den  Pfählen  im  oberen  Theile  einen  Wider- 
stand gegen  Biegung  gewähren ;  daher  wird  derselbe  auch  vor  den 
Pfählen  an  Stelle  des  Schlammes  eingebracht. 

5.  Stärkere  Verbindung  der  Pfähle  unter  einander 
durch  Gurthölzer,  Schwerter  etc.  zu  einem  in  sich  steifen  Gerüste ; 


auf  die 


ist  der 


den  Pfählen. 
[Jebcrtr 
Zur  Au 

Roste  zweifach  geböaeht, 
großentheils  frei  steht,  und  es  ist  die 
tungeu  oder  SteinschQttungen  gesichert. 

Die  Kosten  der  Mauer  seihat  hat  mau  dadurch  auf  ein 
Minimum  reduzirt,  dass  man  sie  als  in  sich  steife  oder  durch 
innere  Sandschüttung  gesicherte  Hoblmauer  oder  als  Pfeilermauer 
konstruirte  und  so  einrichtete,  dass  die  natürliche  Erdböschung 
bis  an  die  Vorderkante  des  Rostes  geführt  werden  konnte,  wohei 
die  l.'cberwölbung  theilweise  in  Beton  bewirkt  wurde.  Außer- 
dem legte  man  den  Rost  meistens  sehr  hoch  <5m  über  Hafen - 
sohle)  und  rechnete  daher  höchstens  auf  eine  Maximalpressung 
von  10  t  pro  Pfahl.  Die  Kosten  der  ausgeführten  Mauern  sind 
demgemäß  in  Vergleich  zu  anderen  ähnlichen  Anlagen  nur  gering 
gewesen ;  sie  haben  zwischen  579  bU  720  holländ.  Gulden  pro  lfd.  ■ 
geschwankt    —  W.  -- 

Konstruktion  von  eisernen  Wildpark-Thoren.  In  einem 
der  früheren  Jahrg.  dies.  Ztg.  ist  nach  den  Konstruktions-Details 
solcher  eiserner  Wildpark-Tbore,  die  das  üeffnen  und  Schnelsen 
beim  Durchfahren  gestatten,  ohne  den  Wagenführer  zu  nöthigen, 
seinen  Sitz  zu  verlassen,  gefragt  worden,  ohne  dass  bisher,  so 

Nach  der  Art  der  bewegenden  Kraft  lassen  sich  derartige 
Thore  eintheilen  ist  solche,  die  von  des  Kutschen  Hsnd  mittels 
Zugleine  über  Kolleu,  und  solche,  die  vermittels  Raddrucks,  also 
durch  das  Fuhrwerk  seitist,  zum  Oeffoen  gebracht  werden. 

Es  ist  unter  dem  Schutze  des  amerikan.  Pateutgesetzes  ein« 
reiche  Auswahl  derartiger  Erfindungen  beider  Gattungen  ent- 
standen ;  doch  kann  hier  von  den  enteren,  den  sogen,  schwingen 
den  Thoren  —  wenn  schon  mancher  recht  hübsche  Gedanke 
darin  verwirklicht  worden  ist  —  als  mehr  untergeordneten,  meist 
hölzernen  Konstruktionen  abgesehen  werden,  um  anstatt  deren 
einige  Beispiele  der  anderen  Art,  der  sogen.  Gleit-Konstruktionen, 
bei  denen  der  Raddruck  den  Motor  bildet,  zu  besprechen. 

.  Äst- 


rrjjJaT — 


/lad  Kurbfl. 


Das  Itad  des  passirvnden  Fuhrwerks  geht  über  eine,  von 
Rundeisen  gefertigte,  im  Fahrwege  angebrachte  Kurbel, 


464 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


13.  November  1878 


bis  auf  da» 

Weges  um  45»  nieder  gedruckt  wird."  I>ie  go  erzeugte  Be- 
:  wird  mittels  Stangen  entweder  auf  beide  Thorflügel  direkt, 
nur  auf  den  einen  derselben  und  von  diesem  weiter 
Überträgen,  L'm  für  beide  Wegerichtungen  dienstbar 
sein  xu  können,  müssen  natürlich  zwei  derartige  Kurbeln  an- 
gelegt werde»,  die  durch  Stangen  an  einander  gekuppelt  sind.  Die 
Uebertragung'  der  Kurbelbcwegung  geschieht  mitteis  eines  Systems 
von  Kurbeln  bezw.  Scheiben,  die  auf  einer  lothrechten  eisernen, 
zwischen  Thor-Pfosten  und  Fiügel  eingelegten  Achse  stecken, 

Indern  Arrahgement  nächtig  I  istdie  Aufgabe  in  der  Weise  gelost, 
dass  die  oberen  Enden  der  Achsen  hakenförmig  —  nach  vorn  - 
gebogen  aiud  und  eine  zweite  gelinde  Biegung  --  nach  rflck- 
i  Ende  der  Achse  vorhanden  ist.  Hier- 
durch wird  bei  Umdrehung  der 
Achse  der  Thorflügel  nach  der 
Mitte  gehobelt,  woltei  der  Fufs- 
riegel  seine  Stellung  in  der  für 
beide  Thorflügel  gemeiusrbaft- 
lichen  Anschlagsplatte  verlitsst 
und  dem  Thorflügel  erlaubt, 
der  Drehuig  der  Achse  zu 
folgen.  Zur  seitlichen  Fest- 
stellung desselben  ist  auf  jeder 
Thorseite  eine  Anschlagplatte, 
in  die  der  Riegel  schräg  auf- 
wärts gleitend  einspringt,  erfor- 
derlich. I  m  das  Thor  wieder 
zu  Schliffs«'.!,  muss  das  Fuhr- 
werk über  die  Kurbel  der  ande- 
ren Seite  seinen  Weg  nehmen. 
Bei  der  Konstruktion  nach  Fig.  II 
werden  die  in  gleicher  Weise 
wie  vor  an  Achsen  schwiugeu- 
deu  Thorflusel  mittels  je  eines 
an  einem  l'nterriegel  befind- 
Ikben  kleinen  Rädchens  unter- 
stützt, welches  auf  einer  zu 
voller  Rundung  ausgebildeten, 
auf  der  Achse  steckenden  Kur- 
belscheibe lauft;  die  Lauffläche 
der  Scheibe  ist  von  dem  niedrig- 
sten Punkte  (Stellung  des  Räd- 
chens bei  geschlossenem  Thore) 
nach  beiden  Seiten  in  einer 
paraltnlischcn  Linie  ansteigend 
geformt,  wodurch  l>ei  jeder 
Itrehung  der  Achse  der  Thor- 
Hügel  entsprechend  geholten 
wird,  der  »odann  vermöge  seiner 
Eigeuschwere  wieder  abwärts 
rollend,  zum  Oeffnen  bezw.  Schliefsen  herum  schwenkt. 

Zur  Benutzung  dieser  Thore  für  F  ufsgauger  etc.  sind  die 
Fufsriegcl  (Kantenriegel)  beider  Thorflügel  durch  Zugstangen  mit 
den  resp.  Handdrückern  zu  verbinden  und  letztere  durch  Spiral- 
federn zu  armiren.  Das  Thor  öffnet  sich  alrdann  leicht  durch 
Hand,  indem  dasselbe  sich  um  die  (in  diesem  Falle  fest  stehende) 
Achse  dreht. 

Die  Konstruktion  sub  II  bat  hierbei  den  besonderen  Vorzug, 
dass  sieb  das  Thor  selhstthätig  schliefst.  I)ie  Radkurbeln  werden 
auf  hölzernen  Zargen  iu  Abstanden  von  5,5  bezw.  7,5 «  vom 
Thore  (letzteres  die  Einschlag-Seite)  befestigt  (s.  Figur j. 

San  Fraucisco,  1877.  Paolo  Sioli. 


Das  Leipziger  Theater  and  die  Langhaus-Büste.  Als 

ich  vor  einigen  Tagen  mir  die  Innenräume  des  8tadt-Theaters  in 
Leipzig  zeixen  liefs,  wurde  ich  im  Foyer  des  ersten  Ranges  auf 
die  schöne  Mannorbustc  von  Retderich  Benedix  aufmerksam.  Her 
mich  begleitende  Theater -Diener  erzahlte  mir,  daas  früher  an 
derselben  Stelle  die  Büste  des  Baumeisters  gestanden  habe,  seit 
einiger  Zeit  jedoch  der  jetzigen  Büste  habe  weichen  müssen.  Auf 
meine  Frage,  wo  sich  dieselbe  gegenwartig  befinde,  wurde  mir 
wenige  Schritte  weiter  eine  kleine  Thür  aufgeschlossen,  welche 
die  Aufschrift  „Für  I>amen»  trug.  In  der  hinteren  Ecke  des 
schmalen  Raumes  lag  neben  einem  Piedestal  eine  Bronze- Büste. 
Ich  liefs  mir  dieselbe  heraus  bringen  und  fand  auf  der  Rückseite 
derselben  den  Namen  dea  verstorbenen  Bildhauers  H.  Hagen  1870 
sowie  die  Firma  der  Giefserei.  Fhngezogene  Erkundigungen  lassen 
es  fast  unzweifelhaft,  dass  die  äusserst  charaktervoll  modellirte 
Büste  in  der  That  den  Architekten  des  Kaiserlichen  Palais  und 
des  Opernhauses  in  Berlin,  den  Erbauer  des  Stadttheaters  in 
Leipzig,  den  im  Jahre  1869  verstorbenen  Ober-Baurath  Langhans 
darstellt.  Gewiss  liegt  hier  nnr  eine  Vergcsslichkeit  vor,  welche 
in  dem  Wechsel  der  Oberleitung  des  Theaters  ihre  Erklärung 
finden  dürfte.  Ks  bedarf  aber  auch  wohl  nur  dieser  Noliz,  um 
die  Fachgenossen  Leipzigs  zu  veranlassen,  dafür  Sorge  zu  tragen, 
dass  aus  seinem  dunkeln  Versteck  befreit,  der  Baumeister  die  ihm 
gebührende  Stelle  in  seinem  Hause  wieder  einnehme,  welche  er 
dem  Dichter  überlassen  musste. 

Berlin,  den  6.  November  1878.  Atsert, 

Regienings  -  Hnumeistcr. 


&%utdnti> 


In  der  Berliner  Bau -Auastellung  sind  bis  zum  7.  Ko- 

er.  neu  hinzu  getreten :  W.  Richter  4  Co.  1  Büffet,  eichen 
geschnitzt,  mit  Intarsien,  entw.  von  H.  Licht;  desgl.  ein  eichen 
geschnitzter  Tisch;  —  F.  W.  Kayser  4  Co.  zwei  eiserne  emaUlirte 
Regulirofen  mit  Chamotte- Fütterung;  C.  Röhlich  Gemälde- 
rahmen,  Proben  von  Steinpappe,  echt  vergoldet;  —  Ed.  Puls 
geschmiedetes  BegrAbnigsgitter,  entw.  v.  Ed.  Puls;  geschmiedete 
Eingangsthur,  von  Kayser  4  v.  Grofzheim  entw.,  und  ein  ge- 
scbinied.  Pfeileraufsatz  mit  Laterne,  entw.  v.  Grafen  Harrach ;  — 
Akt -Ges.  J.  C.  Spinn  4  Sohn  Bronze -Schild,  eutw.  von  Kayser 
u.  v.  Grofzheim,  modellirt  von  0.  Lessing;  —  Eisenwerk  Kaisei s- 
lantern  ein  Thermo-Telegraph  (Deutsches  Reichs-Patent). 

Ans  der  FachlUteratnr. 

Verzeichnis*  der  bei  der  Redaktion  d.  Bl.  einge- 
gangenen neueren  technischen  Werke  etc. 
Hamburgs  Privatbauten.    Herausgegeben  vom  Architekten- 
und  Ingenieur- Verein  zu  Hamburg.    72  Tafeln  in  Lichtdruck. 
Hamburg  1878:  Strumper  4  Co.    Preis  60  ,H. 
Wanderte)',  G.    Architekt  u.  Prof.  an  der  k.  k.  Staatsgewerlte- 
schule  in  Brüun.  Handbuch  der  Baukonstruktionslehre. 
III.  Bd.  Die  Konstruktionen  in  Eisen,  die  Bedachun- 
gen, die  Treppen,  der  innere  Ausbau,  der  Grundbau. 
Mit  ca.  500  Holzschn.  Leipzig  1878:  G.  Knapp's  Verlagsbchdlg. 
Preis  9  M 

Rietscbel  4  Heaieherg,  Ingenieure.  H.  Heine's  Patent-Kessel 
für  Warmwasser-Heizungen.  Nebst  2  Tafeln.  Berlin  187»; 
Selbstverlag. 

Sekuudärbahu  Wolfenbüttel-Lessc  (Hildcsheini).  Mit  1 
Tafel  Zeichnungen.  Im  Auftr.  d.  Kreisrathes  d.  Kreises  Wolfen- 
bfltfcJ  bcarb.  v.  Eisenb.  Bmstr.  Menadier  u.  Ob.-Ingen.  W.  Clauss. 
Biaunschweig  1878;  Hofbuchdr.  von  Jul.  Krampe. 

Claas»,  W.,  Ob.-Ingen.  in  Braunschweig.  Leber  Weiche n- 
tbürme  und  verwandte  Sicberhei  ts- Vorrichtungen 
für  Eisenbahnen.  Unter  spezieller  Beschreibung  der  auf 
den  liraunschweigischen  u.  a.  Linien  getroffenen  Einnchtungen. 
Mit  12  Taf.  Zeirtiuungen,  Instruktionen  etc.  Braunbchweig  1878; 
Fr.  Wagner's  Hofbuchhdlg. 

Derselbe.  Entwurf  Uber  die  Anlage,  Ausrüstung  und  den 
Betrieb  von  normalspurigen  Sekundarbahnen.  Unter 
spezieller  Berücksichtigung  der  Linie  Braunschweig  -  Gifhorn. 
Mit  4  Bl.  Zeichnungen  u.  6  Anlagen.  Braunschweig  1878; 
Kruhnschc  Sortitn.-Buchhdlg.  (Ad.  Hafferburg). 

Levitus.  S.,  Ingenieur.  Preise  für  den  Maschinenbau. 
Ein  Handbuch  für  Techniker  und  Gewerbetreibende,  insbeson- 
dere behufs  Aufstellung  von  Kostenanschlägen.  2.  verb.  Auii. 
Berlin  1871,  R.  Gaertner's  Verlag.    Pr.  geb.  9  JL 

Submission*  -  Kalender  für  1879.  Zum  Gebrauche  für 
Maschinenfabriken,  Giefsereien,  Hütten,  Gruben  etc.  Mit  einem 
Anhange :  Behörden  -  Nachweiser.  Berlin  1878 ;  Verlag  der 
Submissions-Ztg.  „Cyclop".    Pr.  4  .// 

Stephan.  J.  It.,  Architekt.  Rundschrift  Anteituug  zur  Er- 
lernung dieser  Schrift.  Zum  Scbulgebrauche  und  zum  Selbst- 
unterricht.   Höxter  187»;  0.  Buchholtts  Verlag.    Pr.  1  ./£ 

Meyer,  II.,  Ober-Baniuspekt.  Die  Nutzbarmachung  der  in 
der  Tiefebene  belegenen  Wasserkräfte.  Oldenburg 
1878;  Verlag  v.  Bnltraaun  4  Gerriets.    Pr.  2  .// 

Sslbach,  Raurath.  Projekt  einer  Wasserversorgung  der 
Stadt  München  aus  den  Quellen  des  Mangfallthales. 
Mit  S  lithogr.  Tafeln.  Uipzig  1878;  G.  Knapp's  Verlagsbchbdlg. 

Reiler,  Architekt  L'eber  Hotelbauten.  speziell  Anlagen 
von  Kur-,  Saison-  und  Berg-Hotels,  mit  erhiut.  Beispielen 
bewahrter  schweizerischer  Etablissements.  Mit  14  Taf.  Original  - 
Plänen  und  einem  Vorwort  von  Dr.  O.  Mothes.  Berlin  1879; 
Verlag  von  Jul.  Engelmann.   Pr.  5  ,Ä 

Deutscher  Baukaieuder.  Bearbeitet  von  den  Herausgebern 
der  Deutschen  Bauzeitung.  12.  Jahrg.  1879.  2  Tbeile.  Berlin; 
Carl  Beelitz.  Preis  in  Uderband  3.50  J/.,  als  Brieftasche 
mit  Schloss  4  .«   

Personal  -  Naekrichten. 

Prenfsen. 

Der  IKrektor  der  Mecklenb.  Friedr.- Franz  -  Eisenb.  Jacobi 
hat  den  Charakter  als  Baurath  erhalten. 

Die  Baumeister-Prüfung  im  Hochbaufach  haben  be- 
standen: Georg  Thür  aus  Berlin  u.  Emil  Atxert  aus  Kassel. 

Die  Bauführer-Prüfung  für  beide  Fachrichtungen  haben 
bestanden:  Karl  Schulz  aus  Ostrowo,  Walter  Schal  lehn  aus 
Cbomentowo,  Otto  Rabmlow  aus  Franzburg,  Bernhard  Münchow 
nd  Alfred  Waltz  aus. Berlin. 


Brief-  und  Fraffekasten. 

Hrn.  F.  in  Neustettin  und  Hrn.  B.  in  Wien.  Ihre  An- 
fragen bezgl.  Entfernen  von  Fettflecken  aus  weifsem  Marmor  und 
der  Dinas-Steine  finden  Sie  in  den  Jahrgängen  1876  S.  192  nnd 
1870  S.  30  beantwortet,  wie  Ihnen  das  Sacb-Register  der 
ersten  11  Jahrgänge  u.  Bl.,  dessen  Anschaffung  wir  uusern 
Freunden  nur  dringend  empfehlen  können,  nachgewiesen  hätte. 

Hrn.  M.  B.  in  Altona    Eine  litterarischc  Quelle,  ans  der 
Sie  über  die  Funktionen  eines  Ga 
könnten,  tot  uns  nicht  bekannt. 


.rlw  W«  Catl  B-olll«  Ii.  B.rl«     Kür  Hl 


K.  S»  O.  Krlt.oh,  B.HI». 


W  v  ■.  •■  -  H<,rt>u«b<lrark«rtl, 

Digitized  by 


No.  92. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


465 


Inhalt:   IM«  Arrkiuiktur  wf  der  Paria»  «VKuhMIwi  *r»  Jahre«  |«7S 
(Kiirlwlialilt)  —  [>l<  BwUlwMw  LugerhaaMr.  —  KuoMg«»«rl)licfc« 
n  Berlin.  -  Mitlhellan,eli  •••  Vereinen: 


Vermiachtei:  Vc.rhrhi.ng  «in  Sielleu  einer  gegen  die  Kptta*  befahrenen  Wekne 
tun  der  Lokom&tire  im  -  M*  die  Kaeauration  drr  Kirche  tu  I ..  b  »Uli-  — 
Konkurrenten.  —  Brlei-  und  K  i  •gehauen. 


Die  Architektur  auf  der  Pariser  Weltausstellung  des  Jahres  1878. 


urh  die  Fahnde  Oesterreich  -  Ungarns 
bildet,  wie  die  Italiens,  einen  der  besten,  wenn 
auch  nicht  der  glänzendsten  Theile  der 
Nationen-Strafse.  Der  Architekt,  Hr.  Ko- 
rompay,  hat  sich  nicht  darauf  eingelassen, 
den  nur  5m  breiten  Grundriss-Streifen  mit  einer 
palast-  oder  schlossähnlich  gruppirten  Kulisse 
zu  roaskiren,  sondern  er  hat  einfach  eine  offene  Arkadenhalle 
auf  toskanischen  Doppelsaulen  errichtet,  welche  an  beiden 
Enden  von  kompakten  Pavillons  eingefasst  ist.  Sowohl  die 
Zwickel  der  9  Arkaden  als  die  Fensterfriese  der  Pavillons 
sind  in  meisterhafter  Weise  durch  Sgraftito  geschmückt  ;  die 
offene  Halle  ist  dagegen  dadurch  belebt  und  zugleich  ver- 
wertet.  dass  sie  als  Annex- Raum  für  die  Österreich-ungarische 
Architektur-Ausstellung  benutzt  worden  ist,  welche  der  Haupt- 
sache nach  in  den  Räumen  der  Kunstausstellung  und  zum 
Theil  auch  in  der  Maschinenhalle  untergebracht  ist.  Be- 
zeichnender Weise  ist  in  dieser  räumlichen  Theilung  zugleich 
die  Scheidung  zwischen  Cis-  und  Transleithanien  durch- 
geführt, da  in  der  Maschinenlialle  sich  nur  die  bauliche  Aus- 
stellung der  Stadt  Budapest,  der  dortigen  Eisenbahn  -Ver- 
wultiiii^cn  und  einiger  uni/iirischcr  Privftt~Architcktpn  bchndct„ 
während  in  der  Eue  ifrs  Kations  ausschliefslicb  ungarische  und 
in  der  Kunstausstellung  aus6chliefslich  Wiener  Architekten 
vertreten  sind. 

Die  Stadt  Budapest  hat  eine  vortrefflich  besetzte  Aus- 
stellung arrangirt,  aus  welcher  die  Stadt-  und  Kanalisations- 
Pläne,  sowie  der  herrliche  neue  Franz  Joscphs-Platz  an  der 
Donau-Hangebrücke  rühmend  hervorzuheben  sind ;  weniger  I«ob 
verdienen  die  Plane  zum  Elisabeth- Asyl  und  zum  Josephs- 
Waisen  -  Hause.  Unter  der  grofsen  Sammlung  von  Schul- 
gebäuden, welche  meist  so  unbedeutend  sind,  dass  der  Name 
des  Architekten  nicht  vermisst  werden  wird,  ragen  nur  3  über 
die  Mittelmäßigkeit  hinaus;  dieses  sind  die  Schule  au 
Nagymczö-Strafse  und  die  Realschule  des  8.  Bezirks,  beides 
recht  hübsche  Renaissance-Bauten,  sowie  namentlich  die  Real- 
schule des  2.  Bezirks,  ein  schöner  gothischer  Bau,  welcher 
die  Hand  eines  (leider  nicht  angegebenen)  tüchtigen  Meisters 
verrath.  Auch  bei  dem  Verwaltungsgebäude  der  Ungarischen 
Staatsbahn  fehlt  der  Name  des  Architekten;  mit  Rücksicht 
auf  die  Bescheidenheit  der  architektonischen  I^eistung,  die 
neben  dem  hoch  interessanten  (in  d.  Dtsch.  Bztg.  schon  früher 
licsprochenen)  Staatsbahnhof  zu  Budapest  von  A.  W.  de  Serres 

;ann,  wird  dies  freilich  nicht 


Unter  den  Privat -Architekten,  die  sich  der  Ausstellung 
der  Stadt  Budapest  angeschlossen  haben,  nennen  wir  Ybl, 
dessen  Sankt  Leo|>old-Kircbc,  ein  Renaissance-Kuppelbau  mit 
Flaiikirtbürmen  und  sechssäuligem  Portikus,  einen  sehr  statt- 
lichen Eindruck  macht,  und  A.  Schicke  tanz,  welcher  durch 
ein  reizend  gezeichnetes  Portal  zu  einer  von  J.  Feketchazy 
entworfenen  Donaubrücke  vertreten  ist  In  recht  ausführlicher 
und  anziehender  Weise  wird  das  Bild  der  ungarischen  Bau- 
kunst ergänzt  durch  die  in  der  Halle  an  der  Jlw  des  Nation.* 
ausgestellten  Entwürfe.  Verschiedene  derselben,  z.  B.  die 
Arbeiten  von  Weber,  das  Verwaltungsgebäude  der  Westhahn 
von  Ray,  das  Palais  Pokuix-ic  von  Job.  Bobula,  kommen 
freilich  nicht  über  das  gewöhnliche  Maafs  einer  großstädtischen 
Architektur  hinaus ;  besser  erscheint  uns  schon  Louis 
Rauscher's  Zeichenschule  in  Budapest,  zwar  bescheiden  in 
der  architektonischen  Komposition,  aber  reich  geschmückt  mit 
vollendeten  Sgraftito-Bilderu.  Auch  die  Taubstummen-Anstalt, 
ein  Ziegelrohbau  in  Pilaster-Architektur.  und  die  Passage,  beide 
von  Wilh.  Freund,  sind  tüchtige  Leistungen.  Die  letztere 
ist  nicht  wie  gewöhnlich  in  ganzer  Breite  mit  einem  Glasdache 
bedeckt,  sondern  nur  das  Mittelfeld  der  Decke  trägt  eine 
Glaslaterne,  während  die  Scitenfelder  auf  elegant  gezeichneten 
Figuren-Konsolen  horizontal  ausladen ;  die  Passage  macht  daher 
mehr  den  Eindruck  einer  inneren  Gallerie  als  einer  bedeckten 
Straße  und  der  Anschluss  des  leichten  Daches  an  die  Seiten- 
roauern  ist  glücklich  gelöst.  —  Das  Rathhaus  zu  Keeskemet  von 
Julius  Part os  ist  ein  schwerer  Bau  im  Stile  italienischer 
Frübrenaissance  mit  guter  Massenwirkung,  hohem  Facaden- 
thuroi  und  gemischter  Haustein-  und  Ziegel- Verwendung.  Ernst 
und  schön,  in  strengen  antiken  Formen  gezeichnet  ist  Dcak's 


Grabdenkmal  von  K  aus  er  und  Feszl,  eine  auf  kurzen 
jonischen  Säulen  sieb  erhebende  Kuppel,  auf  welche  ein 
Friedensengel  sich  herab  lässt.  Als  der  Meister  unter  den 
ungarischen  Architekten  erscheint  indess Emmerich  Steindl, 
welcher  durch  einen  Kirchen-,  einen  Theater-  und  einen  Rath- 
haus-Entwurf vertreten  ist;  sowohl  die  einfache  Kirche  der 
Vorstadt  Ferencvaro  als  die  reiche  Giebel-Architektur  des 
Rathhauses  für  Budapest  zeigen  den  originellen  Beherrscher 
der  gothischen  Fonnengebung  und  vor  allem  der  mittel- 
alterlichen Backstein-Behandlung;  aber  auch  die  moderne 
Renaissance  in  einer  edlen,  strengen  Behandlung  ist  in  Steindl's 
neuer  Oper  für  Budapest  zu  einer  hoch  eleganten  künstlerischen 
Wirkung  gebracht. 

Die  architektonische  Abtbeilung  der  österreichisch-ungari- 
schen Kunstausstellung  ist.  wie  schon  bemerkt,  nur  mit 
Werken  von  Wiener  Architekten  besetzt.  Die  Architektur 
wird  uns  hier  meist  durch  grofse,  virtuos  behandelte  Aquarelle 
in  schweren  Goldrahmen,  mit  deutlichen  Titeln  und  Namens- 
schildern vorgeführt.  Es  ist  eine  wirkliche  Elite  der  haupt- 
städtischen bankünstlerischen  Leistungen,  welche  hier  dem 
Ausstcllungs-Publikum  in  geordneter  und  verständlicher  Weise 
ihre  Leistungen  darstellt.  Allerdings  sind  die  bedeutendsten 
dieser  Werke  gewissormaafsen  als  Ligervorräthe  zu  betrachten, 
welche  durch  Publikationen  und  frühere  Ausstellungen,  nament- 
lich durch  die  Wiener  Ausstellung  des  Jahres  1873,  dem  Fach- 
mann bereits  hinlänglich  bekannt  geworden  sind;  allein  dies 
ist  für  das  grofse  Publikum  nicht  von  Belang  und  für  uns 
um  so  erklärlicher,  als  gerade  in  Wien  die  Zeit  nach  1873 
sich  mit  dem  vorher  gegangenen  Lustrum  an  schöpferischer 
Bauthätigkeit  nicht  entfornt  messen  kann.  Von  den  grofsen 
Meisten)  Ferstel,  Hansen,  Hasenauer  und  Schmidt 
bilden  die  Wiener  Universität,  die  Votivkirchc,  das  Museum 
für  Kunst  und  Industrie  —  die  Kunstakademie,  die  Wiener 
»arlamentshäuser  —  das  Wiener  Weltausstellungs- 
gcliäudc,  das  Palais  Lützow,  die  Hofmuseen  —  die  Brigitten- 
auer-, Weissgärber-  und  FOnfhaus-Kirche,  sowie  das  neue 
Rathhaus  eine  zwar  wiederholte,  aber  glänzende  Repräsen- 
tation ;  wir  dürfen  uns  darauf  beschränken,  auf  die  betreffenden 
Mittheilungen  von  der  1873  er  Ausstellung  in  No.  Sl  u.  f. 
des  Jahrganges  1H74  dieses  Blattes  zu  verweisen. 

Neu  ist  von  Ferstel  der  Entwurf  zur  Kunstgcwcrbc- 
Schulc,  welcher  sich  in  seinen  schweren  Verhältnissen  und 
monumentalen  Formen  an  die  Architektur  des  Museums  un- 
anlehnt.  —  Th.  Hansen  bat  aufser  seinen  oben 
Werken  einen  unbetitcltcn  Entwurf,  vermut  blich 
ein  Mausoleum,  ausgestellt,  welcher  in  rein  hellenischem  Stil 
die  vornehme  Schönheit  der  klassischen  Kunst  zum  vollendeten 
Ausdruck  bringt;  zwischen  2  Seitenflügeln,  welche  als  die 
I<angsciten  zweier  Tem]>el  bebandelt  sind,  ist  der  Haupthau 
zurück  gesetzt,  dessen  Mitlelrisalit  den  sechssäuligen  Portikus 
eines  jonischen  Tempels  bildet ;  zwei  isolirtc ,  hohe  jonische 
Säulen  zieren  den  Vorplatz.  —  C.  v.  Hasenauer  glänzt 
durch  sein  187t]  er  Konkurrenzprojekt  zum  Landtagsgebäude 
für  Lemberg;  die  prächtig  monumentale  Erscheinung  der 
Facade,  welche  an  Bohnstedt's  Entwurf  zum  Deutschen  Reichs- 
tagshause erinnert,  zeigt  in  edler  Haltung  und  reicher  Gliede- 
rung die  Sicherheit  eines  genialen  Meisters.  Die  Zweitheilung 
ist  durch  die  beiden,  die  Portale  enthaltenen  Pavillons  aus- 
gesprochen, welche  die  Hauptfacade  «ankiren  und  selber  von 
zurück  tretenden  Seitenbauten  eingefasst  werden;  das  Erd- 
geschoss  bildet  einen  festen  Quader-Unterbau,  auf  welchem  sich 
eine  lebensvolle  korinthische  Säulenstellung  erbebt,  während 
die  Pavillons  mit  höher  geführten  Flachkup]>cln  abgeschlossen 
sind.  —  Ein  neuer  Entwurf  von  F.  Schmidt  betrifft  ein 
Postgebäude  für  Basel,  eine  eingeschlossene  gothischc  Facade 
mit  hoher  eingebauter  Vorhalle  durch  2  Etagen;  darüber  2 
Reihen  von  Kreuzfenstern  über  einander,  dann  Zinnen  und  ein 
hohes  Dach  mit  vorgekrugtem  Eckthürmchen.  Ohne  Zweifel 
ist  dieses  Baseler  Posthaus  eine  originelle  stilvolle  I-cistung, 
aber  als  Posthaus  keineswegs  charakteristisch. 

Von  den  übrigen  österreichischen  Architekten  sind  in 
erster  Linie  Fei  In  er  und  Hei  Im  er  als  diejenigen  zu  nennen, 
deren  Betheiligung  die  zahlreichste  und  auch  wohl  die  ehren- 
vollste ist.  Dieselben  haben  nicht  weniger  als  4  Theater- 
Entwürfe  aufgestellt,  das  (i.  d.  Dtsch.  Bztg.  publizirte)  Volks- 

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466 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


16.  Koveaber  1878 


theater  zu  Pest,  das  Opernbau«  daselbst,  das  Augsbarger 
Stadttheater  und  das  Wiener  Sladttheatcr  (letzteres  von 
Fellner  allein);  alle  zeigen  eine  virtuose  Gruppirung  der 
Massen  und  eine  Kraft  in  der  plastischen  Erscheinung,  wie 
sie  nur  bei  den  besten  Wiener  Neubauten  gefunden  wird ;  der 
Stil  ist  eine  edle,  hellenisirte  Renaissance.  Das  an  einer 
Strafsenecke  gelegene  Wiener  Stodtüieater  zeichnet  sich  zudem 
durch  die  geschickteste  Grundriss- Disposition  und  eine  inter- 
essante Ecklösung  aus.  welche  die  Theatcr-Facade  der  einen 
Strafte  mit  der  Mietbhaus-Facade  der  anderen  in  glDckliche 
Harmonie  bringt  Nicht  ganz  so  vollendet  sind  uns  die  Ent- 
würfe zu  einem  grofsen  „Waarenhaose"  an  der  Ecke  der 
Kamthner&trafsc  und  zu  der  K.  K.  Sternwarte  vorgekommen, 
wahrend  in  der  Auslese  von  Villen,  Ladenlokalen  und  I'rivat- 
häu.-cni.  die  eine  Sammlung  für  sich  bilden,  uns  das  freudige, 
•leifsige  Schaffen  der  beliebten  Architektentirma  ansprechend 
entgegen  tritt  —  J.  Moeker's  Wallfahrtskirche  zeigt  eine 
höchst  glückliche  Losung  der  in  neuerer  Zeit  viel  versuchten 
Aufgabe,  die  in  anderen  Kunstepochen  zur  Vollendung  ge- 
brachten Zentralgrundrisse  im  Geiste  und  in  den  Formen  der 
Golhik  durchzufuhren ;  eine  Kuppel  mit  Gallcrie  und  Thurmchen, 
von  einem  Kapellenkranz  umgeben,  mit  Vorhalle  und  zwei- 
flügeliger Freitreppe,  erscheint  der  Mocker'scbe  Entwurf  als 
eine  der  besten  Leistungen  der  österreichischen  Architektur. 
Achnliche  Anerkennung  verdient  Otto  Wagner,  dessen 
Skizze  für  ein  Privat-Museum  und  dessen  Synagoge  für  Pest 
den  reich  begabten  Architekten  darthun;  erstere  in  der  vor- 
nehmen Haltung  strenger  Renaissance,  letztere  in  dem 
phantasievollen  Linienspiel  der  maurischen  Formen,  wie  sie 
bei  den  modernen  jüdischen  Tempeln  fast  übereinstimmend 
adoptirt  sind.  —  Eine  besondere,  landschaftliche  Richtung 
vertritt  L.  Abel,  dessen  Wildgehege  mit  Jagdschloss  ebenso 
WM  das  Palmenhaus  des  Wiener  Universitäts-Gartens  den 
mit  dem  Architekten  in  reizvoller  Vereinigung 
l,  wahrend  das  Innere  des  Palais  „Graf  Cbotek"  die 
effektvolle  Behandlung  der  Wiener  Schule  erkennen 
lAsst.  —  Barocker  in  Auffassung  und  Formengebung  sind  die 
Entwürfe  von  Alois  Wurm,  eine  Wiener  Rathhaus -Kon- 
kurrenz, verschiedene  Wohnhäuser  und  namentlich  ein  Kon- 
kurrenzplan zum  Hamburger  Rathhause,  der  sich  der  deut- 
schen Renaissance  anlehnt  aber  wegen  der  Kleinlichkeit  der 
Komposition  den  notwendigen  monumentalen  Eindruck  nicht 
zu  erzielen  vermag;  ein  besseres  Werk  desselben  Meisters  ist 
das  Palais  „Herzog  von  Nassau",  eine  gut  abgestimmte,  statt- 
liche Facade  mit  hohen  Mansarde-Dächern.  —  Auch  der 
Wiener  Justizpalast  von  A.  v.  Wielen) ans  ist 
Totalwirkung,  als  die 


Frage  mit  effektvoller  Routine 
ich  und  F.  Wilhelm  haben 


Treppenhaus 
durchgebildet  ist  —  W.  Flatti. 
dem  bekannten  Wiener  Sodhahnhofe  den  neueren  SQilbahnbof 
von  T riest  gegenüber  gestellt  eine  entschieden  bessere  Leistung 
von  glücklicher  Massenwirkung.  —  Besondere  Anerkennung 
verdienen  ferner  die  orientalischen  Entwürfe  von  Schmoranz 
und  Machytka.  der  eine  den  bekannten  Palast  des  Kbedive 
auf  der  Wiener  Weltausstellung,  der  andere  ein  Mausoleum 
für  den  Scheik  Cul-Baba  in  Budapest  darstellend;  auch 
F.  Schachner's  Palais  Nako,  F.  Neu  mann'  s  Konkurrenz- 
Projekt  zum  Rathhause  in  Essen,  eine  etwas  zerrissene,  über- 
triebene deutsche  Renaissance,  und  C.  König' s  Palais  des 
Freiherrn  v.  S.  mögen  unter  mehren  anderen  Sachen  hier 
noch  lobend  erwähnt  werden. 

Wenn  man  schliefslich  einen  Vergleich  ziehen  will  zwischen 
der  diesjährigen  und  der  1873er  Architektur -Ausstellung 
Oesterreichs,  so  wird  sich  zwar,  abgesehen  von  der  selbst- 
verständlich reduzirteren  Menge  des  Stoffes,  ein  durch  den 
wirtschaftlichen  Rückgang  erklärliches  beschränkteres  und 


Schaffen  nicht 


gleichzeitig 


Meistern  eine  vortreffliche  Generation 
sich  zugesellt  hat  welche  die  charakteristische  Kraft  der 

Wiener  Bauschule  auf  gesunder  Bahn  weiter  entwickelt.  

Es  bleibt  uns  noch  übrig,  ein  Bild  der  Architekt  ur- 
Ausstellung  Frankreichs  zu  geben,  das  sich  wegen  der 
unverhältnissmäfsig  gröfseren  Beteiligung  dieses  Landes  noch 
mehr  als  das  bisherige  Referat  in  den  Grenzen  einer  sum- 
i  Uebersicht  halten  muss;  erleichtert  ist  dies  anderer- 
iass  die  Deutsche  Bauzeitung  in  No.  43  u.  f. 
1874  eine  ausführliche  Beschreibung  der  in 
Wien  vertretenen  französischen  Baukunst  geliefert  hat,  indem 
ein  gutes  Theil  jener  Werke  gegenwärtig  von  neuem  ausge- 
stellt ist.  Die  Verteilung  der  architektonischen  Objekte  in 
verschiedene  Nebensäle  der  Kunstausstellung,  in  die 


Bauten  des  Genie  civil,  in  die  Pavillons  des  Ministeriums 
des  Innern  und  des  Bautenrainisteriums,  sowie  in  den  Pavillon 
der  Stadt  Paris  ist  der  Uebersicht  keineswegs  forderlich ;  wir 
ziehen  deshalb  vor,  unsere  Mitteilungen,  unabhängig  von 
dieser  räumlichen  Verteilung,  so  zu  ordnen,  dass  wir  den 
akademischen  Aufnahmen  und  Restaurations-Arbeiten  einige 
Notizen  über  die  Bauten  in  den  französischen  Provinzen 
folgen  lassen,  an  welche  wir  die  öffentliche  und  die  Privat- 
Bauthätigkeit  der  Stadt  Parte  anschliersen  werdet). 

Die  von  den  Laureaten  und  Pensionären  der  Akademie 
gefertigten  Aufnahmen  und  Restaurationen  klassischer  und 
mittelalterlich  -  französischer  Bauwerke  füllen  in  muster-  und 
meisterhafter  Ausstattung  und  Anordnung  nicht  weniger  als 
3  Nebensäle  der  lieaux  Arts:  nicht  selten  ist  ein  Denkmal 
in  20  und  mehr  opulenten  Tableaus  behandelt,  deren  Gröfse 
bis  zu  2,50  bei  4,50 '"  ausgedehnt  ist  und  bei  deren  Be- 
schauung trotz  aller  Anerkennung  doch  die  Emptindung  sich 
geltend  macht,  als  ob  hier  der  zeichnerische  Aufwand  zwecklos 
übertrieben  sei,  da  bekannten  „der  Zauber 
Farbenkastens  allein  noch 
ten  gemacht  hat" 

Unter  den  griechischen  Haudenkmalen  sind  es  das 
Mausoleum  von  Halikarnass,  der  Tempel  der  Athene  Polias 
zu  Prione  und  der  Apollo -Tempel  zu  Didymö,  welche  durch 
Louis  Bernier  und  Albert  Thomas  glänzend  dargestellt 
sind;  die  bedeutenderen  Aufnahmen  aus  der  römischen  Bau- 
kunst sind  das  Trajans-Forum  von  J.  Guadet,  das  Forum 
des  Augustus  von  Noguet,  die  Thermen  des  Titus  von 
A.  Ledere,  der  Sonnentempel  zu  Rom  von  A.  Gerhard, 
der  Venustempel  zu  Pompeji  von  WillbrodChabrol,  endlich 
der  Tempel  des  Vespasian  zu  Brescia  von  E.  Ulmann,  das 
Haus  des  Diomedes  zu  Pompeji  von  P.  Benouvillc  und 
das  Amphiteater  zu  Nimes  von  A.  Simil.  Venedig  ist 
durch  Böswillwald's  Krypta  von  San  Marco  und  S.  Maria 
de  Miracoli  vertreten,  die  sonstige  italienische  Renaissance 
durch  die  reizende  Villa  Madama  von  E.  Benard.  Thcile 
vom  Palazzo  Pitti  und  von  der  Kirche  Filippo  Neri  zu 
Neapel  von  Pascal,  endlich  durch  Sinn IV  herrlichen  per- 
spektivischen Durchschnitt  des  Sankt  Peter. 

Die  übrigen  Darstellungen  bestehen  aus  Aufnahmen  und 
Restaurationen  von  Baudenkmälern  de*  eigenen  Lindes, 
darunter  von  Kirchen:  Lameire's  St.  Front  zu  Perigueux 
(Htuie  de.  peintures  murales),  Bruyerre's  uormanische 
Kirchen  aus  den)  l'uy  de  Dorne  (Saint  Saturnin,  Saint 
Neetnire,  N.  I>.  tCOrciral),  Chardon's  St.  .Tulien-le-Paurre, 
Perthes'  Kirche  zu  Brest  und  Corroyer's  Katedrale  zu 
Soissons.  Von  Schlössern  und  Burgen:  Die  (hat raus  de 
l/Khea  von  E.  Brunneau,  (TAnst  von  Bourgeois  und 
(CAuffay  von  Justes  Reboul,  ferner  die  Schlösser  von 
Chateaudun,  Pau,  AmanviUers  und  Pierrefonds  —  letzteres  eine 
Restauration  von  Vi  oll  et -le  -Due.  Die  prächtigsten  dieser 
interessanten  Anlagen  sind  wohl  Chateaudun  und  Auffay;  sie 
sind  Bilder  der  denkbar  reichsten,  phantasievollsten  Renaissance 
mit  Thürmen,  Erkern,  Giebeln  und  Spitzdächern,  in  opulen- 
tester Ausstattung.  Hierher  gehört  auch  die  malerische  Re- 
stauration des  3/o/i/  St.  Michel,  jener  befestigten  Meeres- 
Insel  an  der  Küste  der  Bretagne,  in 
sich  aus  den  Fluthen  erhebend,  mit  crenellirten  Mauern 
gürtet  und  mit  terrassenartig  aufgebauten  Häusern  besetzt, 
aus  welchen  ausgedehnte  Klostergebäude  stolz  hervor  wachsen ; 
die  architektonische  Wiederherstellung  der  letzteren,  insonder- 
heit der  Kirche,  ist  des  Architekten  Corroyer  Gegenstand 
gewesen  und  er  hat  mit  den  Mitteln  der  nationalen  Gotik 
in  der  Thai  ein  entzückendes  Bild  geschaffen.  — 

wenn  wir  von 

zu  den  architektonischen  Leistungen  der  französischen  Provinz 
übergehen.  Hier  tritt  der  oft  gerügte  Umstand,  dass  die  in 
mancher  Hinsicht  so  vorteilhafte  straffe  Zentralisation 
Frankreichs  auch  ihre  bedenklichen  Schattenseiten  hat,  un- 
getrübt zu  Tage.  Paris  erscheint  als  der  Sitz  des  gesammten 
französischen  Intellekts  und  selbst  die  gröfseren  Provinzialstädtc 
scheinen  in  ihrem  geistigen  Letten  gänzlich  von  Paris  abhängig 
zu  sein.  Die  Provinzial-Arcbiteklnr  ist  fast  ganz  in  der  amt- 
lichen Separat-Ausstcllung  des  Ministeriums  des  Innern  ent- 
halten, welche  auch  —  entsprechend  der  im  Vergleich  zu 
Preufsen  viel  unfreieren  Stellung  der  französischen  Selbst- 
verwaltung —  die  Ausstellung  der  Städte  in  sich  begreift; 
nur  wenige  Entwürfe  von  Provinzial-Architekten  sind  bei  den 
..tteaux  Art«"  zu  finden.  Im  Pavillon  des  Ministeriums  des 
Innern  begegnen  wir  fast  nur  Werken  zweiten  und  dritten 
es  sind  nicht  die  Architekten,  sondern  die  Behörden, 

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No.  92. 


467 


welch«  hier  ausgestellt  haben;  daher  ist  es  erklärlich,  dass 
auf  vielen  Planen  die  Namen  der  Urheber  fehlen  und  dass 
nnr  öffentliche  Gebäude  vertreten  sind,  Verwaltung»-  und 
Justizgehäude,  Gefängnisse,  Asyle,  Schulen  und  Kirchen. 

Von  Verwaltungsgebäuden  nennen  wir  die  Unterpräfektur 
zu  Scdan  von  Conty,  das  Stadthaus  zu  Angouleme  von 
Abadie,  das  erstere  eine  trockene  Renaissance,  das  letztere 
eine  massige  Gothik:  etwas  besser,  aber  augenscheinlich  Pariser 
Herkunft  sind  liedin 's  Stadthaus  von  Flers  und  Freycinet's 
Stadthaus  mit  Museum  zu  Poitiers,  den  Pariser  Mairien  fast 
typisch  nachgebildet.  Auf  gleicher  Stufe  der  Architektur, 
aber  entwickelter  in  der  Gruppirung  ist  die  Maine  de  l'Isle 
Adam  von  Koguet  und  Boileau  fils;  auch  Questcl's 
Präfektur  zu  Grenoble  ist  ein  stattliches  Bauwerk  und 
Martenot's  SteuerbOreau  zu  Chatillon  interessirt  durch  seine 
hulscbe,  gothkirende  Facade.  Die  Justizgebäude,  welche  in 
Frankreich  mit  palastahnlicher  Pracht  ausgestattet  zu  werden 
pHegen,  sind  nur  in  4  verhalmissmafsig  dürftigen  Exemplaren 
vertreten:  dem  Tribunal  zu Dreux  von  L.  Henon,  dem  Gerichts- 
geb&ude  zu  Dijon  (eine  Restaurationsarbeit  von  F.  Vicnnois), 
sowie  den  Justizpalästen  zu  St.  Jean  d'Angely  und  zu 
Marseille  von  Ainie  Bonnet,  von  welchen  nur  das  letztere 
*  höheren  Ansprachen  einigermaafson  zu  genügen  vermag.  Auch 
das  Museum  zu  Amiens,  ein  kräftiger  Renaissancebau  von 
Diet.  soll  hier  lobend  erwähnt  werden. 

Den  gröfsten  Theil  der  baulichen  Ausstellung  des  Mini- 
steriums des  Innern  nehmen  die  Hospitäler,  Irrenhauser. 
National-Asyle  und  Gefängnisse  ein;  dem  Spezialisten  ist  in 
dieser  Hinsicht  eine  seltene  Menge  von  Stoff  zum  Studium 
geboten,  aber  architektonisch  sind  diese  Bauten,  trotz  ihrer 
meist  vortrefflichen  Grundrisse,  mit  wenig  Ausnahme  von  recht 
geringem  Werth.  Das  Hospital  Sie.  Kugenie  zu  Lille  von 
Mourcou,  das  Hospire  communal  zu  Boulogne  und  das 
Ilospire  des  tiedlards  zu  Abbevillc  von  Rouyer,  ferner 
die  Asiles  mtkmaux  zu  Vincennes  und  zu  Vesinet  von 
Laval  und  von  Viel,  endlich  die  interessanten  Zellenge- 
fängnisse  von  A.  Normaud  und  E.  Vaudremer  sind  Bei- 
spiele hierfür.  Auf  einer  höheren  Stufe  steht  A.  Normand's 
Maimn  centrale  de  force  et  <k  correetion  zu  Reimes,  welches 
mit  einem  gediegenen  Grundriss  eine  sehr  angenehme,  flotte, 
wenn  auch  einfache  Architektur  verbindet  und  sich  aufscrdoiu 
durch  die  Verwendung  der  Eisenkonstruktion  als  Architektur- 
glied im  Innern  der  Kirche  auszeichnet;  halbkreisförmige 


Gitterbögen  auf  eisernen  Stützen  tragen  hier  das  nach  aufsen 
in  geknickter  Mansardenform  ausgebildete  Dach.  Einzig  in 
seiner  Art  ist  indess  das  Maison  de  Santi  zu  Charenton, 
welches  bereits  wegen  seines  höchst  malerischen  Aufbaues  am 
Marne-Ufer  auf  der  Wiener  Ausstellung  Aufsehen  erregte  und 
den  Architekten  A.  Diet  zum  Verfasser  hat  Interessant  in 
hohem  Grade  ist  auch  die  Ausstellung  einer  grofsen  Zahl  von 
Irrenhausern  (Asiles  publies  tfalienh),  welche  in  vergleich- 
barer Uebersicht  angeordnet  ist  und  einen  vortrefflichen 
Kommentar  findet  in  der  kritischen  Zusammenstellung  von 
12  Irrenanstalten  von  Philippon  et  Paul  Lenoir,  archi- 
ieeies  du  gmvernement. 

Von  Schulgebäuden  haben  wir  nur  verschiedene  Schulen 
im  (.'her- Departement  von  E.  Leclerc,  die  Schule  nebst 
Krippe  (eriehe)  zu  Ronen  von  Barthelemy  und  die 
PascaTsclie  medizinische  und  pharmazeutische  Fakultät  zu 
Bordeaux  zu  nennen,  letzteres  eine  trockene  Gothik,  wie  man 
sie  von  Pascal  sonst  nicht  gewohnt  ist.  Etwas  mehr  Stoff 
bieten  die  Kirchenprojekte,  unter  welchen  die  gotbischen  Ent- 
würfe von  J.  Mondet,  Kirche  St.  Baudile  zu  Nimes,  und 
J.  C.  Merlin,  Kirche  zu  St  Genis  rArgentiere,  gunstig 
hervorstechen;  auch  die  von  Aug.  Jolly  zum  Andenken  an 
den  Architekten  Henri  Esperandicn  errichtete  Votivkirche  zu 
Marseille  gewinnt  durch  ihre  edle  Haltung  in  den  Formen  ita- 
lienischer Frühranaissance ;  erheblich  tiefer  stehen  Berruyer's 
romanische  Kirche  St.  Bruno  zu  Grenoble  und  A.  de  Bandol's 
Pfarrkirchen  zu  Privas  und  zu  Rambouillet. 

Zu  der  Architektur-Ausstellung  der  französischen  Provinz 
gehören  endlich  im  weiteren  Sinne  auch  die  in  zahlreichen 
Plänen,  Mappen  und  Atlanten  niedergelegten ,  theils  noch  im 
Entwurf  vorhandenen,  theils  ausgeführten  Stadterweiterungs- 
und Stadtverschöncrungs- Arbeiten  von  Bordeaux,  Boulogne, 
ßourges,  Lille,  Lyon,  Nancy,  Nantes,  Ronen  u.  a.  Ueberall 
zeigt  sich  hier  nach  dem  energischen  Vorgange  von  Paris  das 
Bestreben,  das  moderne  Stadtleben  aus  der  Zwangsjacke  ver- 
alteter Gassen  zu  befreien  und  die  zukünftige  Entwicklung 
durch  eine  zugleich  bequeme  und  schöne  Plangestaltung  vor- 
zubereiten, und  zwar  meist  in  dem  Sinne,  dass  auf  Glanz  und 
Grofsartigkeit  das  grofste,  vielleicht  ein  zu  grofses  Gewicht 
gelegt  wird;  den  Städten  Lyon  (Ingenieur-I)ircx-teur Gobin) 
und  Nantes  (architecte-en-chef  Demoget)  dürfte  hinsichtlich 
dieser  Bestrebungen  eine  besonders  rühmliche  Erwähnung 
zustehen.  —  (sriiu-  fdpo 


Die  Budapester  Lagerhäuser. 


Der  Bau  von  Lagerhäusern  zu  Budapest  am  linken  Donau- 
ufer war  schon  in  den  ersten  Projekten  für  die  Donan-Regulirnng 
und  die  Verbindungsbahn  in  Aussicht  genommen,  und  es  war  mit 
Beziehung  auf  letztere,  aus  technischen  Rucksichten  nur  am  süd- 
lichen Knde  der  Stadt  auafahrbare  Anlage  auch  nur  dort  eine 
vorteilhafte  Lagerhaus-Anlage  möglich,  trotzdem  aus  mehr  als 
einem  Grunde  die  Ilandelswelt  die  Lagerhäuser  nördlich,  in  der 
Nahe  der  MargarethenbrUeke  wünschte,  da  sich  gerade  in  jener 
Gegend  der  Großhandel  und  die  bedeutende  Mahlen-Industrie  fest 
gesetzt  hatte.») 

In  erster  Linie  hatte  die  Regierung  die  Absicht,  den  Bau 
selbst  herzustellen,  allein  die  Finanzkrise  der  Jahre  1873,74  brachte 
die  Angelegenheit  gänzlich  in's  Stocken,  bis  endlich  im  Jahre  187«, 
angeregt  durch  den  Bau  der  Kommunal  •  Lagerhauser  zu  Wien, 
die  Kommune  Budapest,  sich  zu  einem  energischen  Entschlüsse 


1876 

J*hrg.  ISIS  *.  KI  dk. 


von  geeigneten  Plänen,  auf  Grundlage  des  nachstehenden  allge- 
meinen Programms,  eine  Konkurs-Ausschreibung  veranlasst. 

a)  Ks  sind  die  Lagerhäuser  auf  dem  zwischen  dem  Donau  - 
Frachtenhahnhofe  der  ungar.  Staatsbahnen,  und  dem  ungar. 
Hauptzollamte  gelegenen  Terrain  in  zwei  Reihen  zu  projektiren, 
und  zwar  soll  jedes  Gebäude  nicht  Ober  100™  lang  und  nicht 
unter  IC— 18"  breit  sein.  In  demselben  soll  außer  dem  Keller- 
geschosa  noch  ein  Erd-  und  Boden-Geschoss  in  Aussicht  genommen 
werden,  aber  so,  dass  bei  allfälliger  Notwendigkeit  noch  ein 
weiteres  Stockwerk  aufgesetzt  werden  könne. 

bj  Die  Anlage  der  Gleise  und  Straften  hat  mit  Rücksicht  auf 
die  ~ 

Schiffen  in 

Fuhrwerke,  so  wie  umgekehrt,  gleich  leicht  möglich  werde.  — 

Nach  Ablauf  des  für  die  Einreichung  der  Projekte  gegebenen 
Termins  sind  im  ganzen  7  Offerten  eingelaufen,  aber  deren 
wissens wertheste  und  für  den  Vergleich  maafsgebende  Daten 
Tabelle  t 


jcKwera  auigeseut  weraen  aonne. 
Anlage  der  Gleise  und  Straften  hat  mit  Rücksicht 

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468 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


16.  N©Y*mber  1878 


durch  nachträgliche  Verhandlungen  zum  Theil  geänderte  Projekt 
ebender  behandelt  werden  soll,  wahrend  von  allen  übrigen  nur 
ilne  hervor  rageude  Momente  zu  berühren  siud. 
Vor  allem  sei  bemerkt,  das«  die  Projekte  I,  II,  III  und 
V  dem  Programme  entsprechend  zwei  Reihen  Lagerhäuser,  die 
Proj.  IV,  VI  und  VII  hingegen  nur  eine,  unmittelbar  an  die  Quai- 
mauer gestellte  Heiko  in  Vorschlag  brachten,  und  das*  nur  das 
Proj.  I  mit  dem  Preise  gekrönt  wurde.  Bei  No.  III  wurden  die 
kleineren  Hallen-Konstruktionen  des  verkäuflichen  Hauptgebäudes 


der  letzten  Wiener  Weltausstellung  als  Gerippe  in  Kechnung  ge 
zogen.  Ebenso  sollte  bei  VI  ein  solches  Fachwerk  aus  Eisen 
konstruktion  in  Anwendung  kommen,  und  zwar  in  der  Weise,  wii 
dies  Ingenieur  Friedmann  in  Wien  in  seinem  bekanntem  Werk« 
über  „Hallen -Konstruktionen"  vorschlug.    Endlich  sei  von  den 


Werke 

über  „Hallen -Konstruktionen"  vorschlug.  Endlich  sei  von  dem 
sonst  sehr  flüchtig  behandeltem  Projekte  VII  die  auch  sonst  be- 
kannte Konstruktion  von  Hebevorrichtungen  nach  dem  System  von 
J.  Chretien  in  Paris  in  der  Anwendung  auf  den  vorliegenden 
Kall  hervor  gehoben  —  da  dieselbe,  wie  wohl  kaum  eine  andere 
Konstruktion  —  eine  direkte  Umladung  von  aufgeschüttetem  Ge- 
treide mit  verhältnissinafsig  wenig  kostspieligen  und  auch  ebenso 
gut  für  Stückverladung  geeigneten  Einrichtungen  zulisst  (Siehe 
hierzu  die  beigefügte  Krahn- Skizze;.    Die  " 


aus  2  nach  unten  sich  öffnenden  Theilen  bestehenden  Boden, 
der  durch  eine  einfache  Ausschaltung  bewegt  wird.  Die  Kosten 
stellen  sich  für  2,  im  ganzen  30  000  000  H  fassende  und  je  G  Stock- 
werk hohe  Pavillons  beispielsw.  nach  dem  System  der  „Hydraulic 
Engineering  Comp,  in  ehester"  auf  UM)  OOO  M.,  nach  dem  System 
t'hreuen  bei  gleicher  Leistungsfähigkeit  auf  nur  138000  M.,  .wozu 
in  beiden  Fallen  die  Kosten  des  Motors  mit  700tx>  M.  hinzu  treten. 
Solche  Hebevorrichtungen  sind  im  übrigen  in  den  Lagerhäusern  von 
„La  VilUtte'i,  in  den  Magazinen  der  Gasgesellschaft  zu  Passy 
ebenfalls  in  Verwendung  und  es  bewährt  sich  daselbst  die  Ein- 
richtung der  Eimer  mit  beweglichem  Boden  ganz  gut  — 

Bezüglich  der  Fundation  sei  erwähnt,  dass  dieselbe,  mit  Aus- 
nahme des  preisgekrönten  Entwurfs,  aus  Beton  als  durchlaufende 
Schicht,  oder  aber  mit  einzelnen  Retonklötxcn  veranschlagt  wurde. 
Die  oben  tabellarisch  gegebenen  Daten  machen  auch  ersichtlich, 
dass,  abgesehen  von  allen  sonstigen  Ucbelst&nden  der  einreihig  an- 
geordneten Lagerhäuser  sich  auch  die  Kosten  nicht  günstig  stellen. 

Es  sei  nun  der  preisgekrönte  Entwurf,  dessen  Verfasser  die 
Hrn.  Ludwig  Krajeovics  und  Julius  Baach  sind,  etwas  eingehender 
behandelt,  u.  z.  in  seiner  für  die  Ausführung  beantragten  Gestalt; 
es  wird  daher  nöthig,  auch  auf  die,  eine  thoil weise  Aenderung 
verursachenden  Verhandlungen  bezüglich  des  Ausbaues,  mit  einer 
Londoner  Firma,  Meiggs  and  C'hurchs,  einzugehen.  Die  Ge- 
nannten stellten  das  Anerbieten,  einen  „Groin  tlerator"  und  nach 
Redürlniss  auch  noch  Waarenhäuser  nach  dem  von  der  Stadt  an- 
genommenen Plane  auf  eigene  Kosten  zu  bauen  und  erboten  sich 
ferner,  die  ganze  Anlage  in  Betrieb  zu  nehmen.  Die  Stadt  lief» 
sich  nun  im  Verlaufe  der  letzten  Monate  in  nähere  Verhandlungen 
ein,  deren  Resultat  folgendes  ist: 

a)  Die  für  die  Anlage  nötliige  Grundfläche  wird  für  die  Kon- 
zessionsdauer dem  Unternehmer  von  der  Stadt  bezw.  dem  Staate 
als  Besitzer  der  Donau-Regulirungsgründe  unentgeltlich  überlassen 
und  es  übernimmt  der  letztere  die  Herstellungskosten  der  Kaimauer 
und  die  Verbindung  der  Anlage  mit  der  Verbindungsbahn. 

b)  Die  Unternehmerin  verpflichtet  sich  ihrerseits,  die  (in  der 
Situntions-Skuze  dargestellte)  Anlage  sammt  allen  Nebengebäuden 
u.  s.  w.  binnen  ilV«  Jahren  auf  ihre  Kosten  fertig  zu  stellen. 

c)  Hiefür  wird  der  Unternehmerin  eine  jährliche  Zinsen- 
Garantie  von  240  0<K)  M.  für  die  Zeit  von  30  Jahren  durch  die 
Stadt  zugesichert,  sowie  letztere  als  auch  der  Staat  von  der 
Einhebung  jeglicher  Steuer  und  Zollgebühr  für  die  bezeichnete 
Zeit  absieht.  Ebenso  erhalt  die  Unternehmung  dag  ausschließ- 
liche Recht,  die  Anlage  zu  betreiben  und  die  eingelagerten  Waaren 
zu  belehnen.  Nach  Ablauf  von  50  Jahren  fallt  die  ganze  Anlage 
in  das  Eigenthum  der  Stadt. 

Dem  entsprechend  wurde  der  ursprüngliche,  preisgekrönte 
Plan  abgeändert  und  in  der  oben  bezeichneten  Gestalt  zur  [ 
Zu  demselben  sei  folgendes  bemerkt: 


a)  Die  Fundirung  der  Lagerhauser  bilden  auf  Gruppen  von 
Piloten  gestellte  und  durch  Gewollte  mit  eiuauder  verbundene 
Mauerpfeiler,  durch  welche  Fundiningsart  man  sich  von  den 
Wasserständen  unabhängig  macht.  Die  Dichtung  der  Keller- 
soble  gegen  das  Grundwasser  geschieht  auf  einer  durchlaufenden 
Betonschicht  durch  eine  LekBMblag  -  Schicht;   die  Deckenkon- 


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struktion  bilden  Gewölbe.  Im  Erdgeseboss  ist  die  Decke  aus  auf 
Eisenschienen  ruhenden  Kappen  gebildet,  deren  Zwisckenstützen 
gusseiserne  Säulen  bilden.  Zur  Bewegung  und  Hebung  der  Lasten 
ist  im  Innern  als  auch  an  den  Langseilen  der  Lagerhäuser 
eine  entsprechende  Zahl  von  Handkrahnen  angebracht;  die  Kom- 
munikation zwischen  den  einzelnen  Geschossen  ist  durch  eise  nie 
Scbraubonstiegen  ermöglicht 


N».  92. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


469 


Je  2  gegenüber  liegende  Lagerhäuser  sind  in  der  Mitte  der 
Langseiten  im  Kellerge-schoss  durch  2  parallele  Tunnels,  im  Ober- 
geschuss  durch  eine  eiserne  Brücke  direkt  verbunden  (s.  d.  Quer- 
schnitt). Es  wird  auf  den  wasserdichten  Abschluss  der  Tunneln  gegen 
Hochwasser  viej  Sorgfalt  verwendet,  indem  Vorkehrungen  getroffen 
l,  um  Dammbalken  einzulegen,  hinter  welchen  eine  ent- 
end  starke  Lehmsdilag- Dichtung  zu  liegen  kommt.  —  Vor 
Kellerfenstern  befinden  sich  zum  Zwecke  der  unmittelbaren 
Verladung  gemauerte  Schachte,  die  unter  dem  Holzperron  liegen. 

b)  Die  Gleise  zwischen  je  2  Lagerhäusern  sind  durch  Quer- 
gleise und  Drehscheiben,  sowie  an  der  Stadtseite  durch  eine  An- 
zahl von  Weichen  mit  einander  verbunden. 

c)  Von  den  Lagerhäusern  ganz  gesondert  steht  der  Kora- 
Klevator,  welcher  den  amerikanischen  in  seiner  inneren  Einrich- 
tung ahnlich,  sich  von  diesen  nur  durch  eine  solidere  Bauart  unter- 
scheidet; vor  demselben  sind  die  in  das  Gebäude  geführten  4 
Gleise  durch  eine  komplizirte  Weichenanlage  mit  einander  ver- 
bunden. Leber  das  Detail  der  Konstruktion  ist  vorläufig  noch 
nichts  festgestellt,  doch  dürften  dasselbe  den  in  ,yMnlerieux, 
traeaux  publirt  atir  Etat»  ujmü"  gegebenen  Typen  ähnlich  Bein. 

d)  Die  Kosten  der  ganzen  Anlage  vertheilen  sich  wie  folgt: 
G  Lagerhäuser  1  400  000  M  ;  deren  innere  Ausrüstung  u.  s.  w. 
420000  M.;  Gleise,  Straften  u.  s.  w.  S60000  M.j  Elevator 


6781000  M.;  Kaimauern  1190000  M.  :  Verschiedenes  789 IHN)  M.; 
somit  in  Summa  9940000  M.,  oder  liir  das  <i«<  Nutzfläche  der  für 
die  Einlagerung  bestimmten  Gebiiiide  '*>  Lagerhäuser  21  000  s», 
Elevator  auf  dieselbe  Sckültuiigshöhe  von  2™  reduziit,  beim 
ereteren  die  Höhe  der  Zellen  mit  IS™  angenommen,  ergiebt 
18  0001-)  255  M.,  also  im  Verhältuiss  zu  den  Zahlen  der 
Tabelle  sehr  hoch.  Von  einigen  Fachmännern  wurde  beantragt, 
den  Elevator  wie  oben  auf  30  000  000  •>«  zu  projektiren,  aber  das 
Gebäude  ähnlich  denen  in  Buffalo  und  Chicago  aus  Holz  herzu- 
stellen, wodurch  die  Kosten  sich  auf  nur  2  000  000  M.  stellen, 
also  sich  eine  Ersparnis»  von  mindestens  3  781  000  M.  ergeben 
würde,  und  das  lm  Nutzfläche  nunmehr  auf  15t!  M.  kommen 
wurde.  Mit  Rücksicht  aber  auf  die  Thatsache,  dass  die  Zweck- 
mässigkeit der  Elevatoren  bei  Lagerhaus  -  Anlagen  in  Europa 
bis  jetzt  nur  sehr  bedingungsweise  konstatirt  werden  konnte,  da 
die  Grölse  des  Konsums  mit  den  hohen  Anlagekosten  kaum  in 
richtigem  Vcrhaltuiss  steht,  dürfte  auch  in  Budapest  es  sich  em- 
pfohlen haben,  die  ursprünglich  in  Aussicht  genommene  Anlage 
anzunehmen. 

Der  Ausbau  durfte,  wenn  die  gegenwärtig  noch  bestehenden 
einzelnen  finanziellen  Eragepuukte  glücklich  gelöst  werden,  noch  im 
Laufe  des  gegenwärtigen  Jahres  begonnen  werden. 

Budapest,  April  lt)78.  Julius  Seefehlner. 


Kunstgewerbliche  Kor 

Auch  in  diesem  Jahre  hat,  wie  im  vorigen,  das  preufsische  I 
Handels-Ministerium  den  zu  diesem  Zwecke  vereinigten  Instituten 
des  deutschen  (iewerbe- Museums  und  der  Berliner  Bau-Ausstel- 
lung die  Mittel  gewährt,  um  das  deutsche  Kunst  •  Gewerbe  zu 
einem  Wertkampfe  seiner  Erzeugnisse  aufzurufen.  Die  Aufgaben 
betrafen  einen  Pteilerspiegel,  eineu  Kamin,  eiu  Begulator-Gehäuse 
und  ein  I'hotographie-Alhum.  Die  Beteiligung  stellt,  wenn  auch 
nicht  eben  solchen  Aufwand  an  Mitteln  wie  bei  den  gröfseren 
Aufgaben  des  Vorjahres,  doch  sicher  ebenso  viel  Interesse,  tüchtige 
Arbeit  und  kunstgewerbliche  I,t>i8tungsfähigkeit  dar.  Die  in  der 
Bau-Ausstellung  aufgestellten  Kamine  sowie  die  übrigen  Konkur- 
renz-Arbeiten in  den  Bäumen  des  Gewerbe  -  Museums,  die,  wie 
wie  man  hört,  von  Mitte  des  Monats  an  ebenfalls  im  Architekten- 
hause ausgestellt  werden  sollen,  erregen  bereits  das  lebhafteste 
Interesse  der  zahlreich  die  sonst  leider  öden  Räume  des  Gewerbe- 
Museums  füllenden  Besucher.  Das  Urtheil  des  aus  den  Hrn. 
Grunow,  Kyllmann,  Gropius,  Lessing,  Ende,  Borstell  und  Sufsmonn- 
Hellborn  bestehenden  Preisgerichts  wird  wohl  nicht  vor  der  vorn 
Handels-Ministerium  zu  erwartenden  Bestätigung  bekannt  gemacht 
werden.  — 

Die  4  Kamine  —  aus  natürlichem  Stein  für  ein  größeres  j 
Speisezimmer  berechnet  und  innerhalb  des  Preises  von  1000  .//. 
zu  halten  —  zeigen  eben  so  viel  grundverschiedene  Richtungen 
und  Auffassungen,  wenn  auch  der  Stil,  bezeichnend  für  unsere 
moderne  Geschmacksrichtung,  sich  ausschließlich  in  den  Formen 
des  XV.  und  XVI.  Jahrhunderts  bewegt  — 

In  edlem,  klaren  Aufbau  zeigt  der  von  O.  Metzing  nach 
Zeichnungen  A.  Stöckhardi's  in  der  kurzen  Zeit  von  14  Tagen 
ausgeführte  Karoin  das  schöne,  elfenbeinfarbene,  jeden  Meifsel- 
schlag  mit  ansprechender  Schärfe  wieder  gebende  Material  des 
Liaskalkes  von  Larrys.  Die  Ornamente,  ursprünglich  wohl  in  den 
Formen  der  deutschen  Renaissance  gedacht,  haben  unter  der 
augenscheinlich  an  italienischem  Detail  gebildeten  Hand  des 
Architekten  eine  wohjthueitde  Knappheit  und  Präzision  erhalten 
und  sind  mit  Geschmack  und  Mäßigung  vertheilt.  Ist  dieser 
Kamin,  der  Natur  des  Materials  entsprechend,  aus  mir  0  massiven 
Stücken  aufgebaut,  so  zeigt  sein  Gegenüber,  von  Rötger  ge- 
zeichnet und  von  Wille  ausgeführt,  eine  geradezu  raffinirte  Aus- 
fühning  aus  zahlreichen  halbzölligen  Blatten,  sowie  gehobelten  und 
gedrechselten  Stücken  schwarzen  Marmors.  Viele  jener  geschickten 
Wendungen,  die  die  Tischlerei  der  französischen  und  holländischen 
Renaissance  erfunden  hat,  um  kostspielige  Verkröpfungen  und 
ähnliches  zu  vermeiden,  sehen  wir  hier  benutzt  Wesentlich  an 
Hulztechnik  erinnernd  —  und  darin  mochte  seine  Schwäche 
liegen  —  macht  dieser  Kamin  in  dem  tiefschwarz  glänzenden, 
durch  reiche  Vergoldung  gehobenen  Marmor,  im  Verhältnis«  zu 
den  aufgewandten  Mitteln  unbedingt  den  prächtigsten  Fhndruck. 
Eine  etwas  glücklichere  I'rorilirung  der  deckenartigen  Eckstützen 
und  ciue  dezentere  Verwendung  und  Zeichnung  der  Vergoldung 
würde  den  Werth  dieses  Stückes  noch  erhöht  haben. 

Unsere  bekannteste  Marmor  -  Firma,  Schleicher,  ist  mit 
zwei  Lösungen  der  Aufgabe  auf  dem  Kampfplatz  erschienen. 
Der  eine  derselbe»,  nach  Zeichnungen  von  Ihne  &  Stegmuller 
ausgeführt,  leidet  etwas  unter  der  Ungunst  des  Materials,  welches 
der  gelungenen,  sich  in  ausgesprochen  deutschen  Renaissance- 
Formen  bewegenden  Komposition  entschieden  Abbruch  thut.  Ein- 
mal kommen  in  dem  stark  porösen  Savonnieres-Kalkstein  die  von 
Otto  Lessing  unzweifelhaft  sehr  schön  modeUirten  Ornamente 
nur  weich  und  unentschieden  zum  Ausdruck,  -  dann  ist  auch 
die  Zusammenstellung  der  Holzfarbe  dieses  Steines  mit  den 
grauschwarzen  Säulenschäften  und  einzelnen  Quaderchen  aus 
sogen,  belgischem  Granit  keine  ganz  glückliche.  Auf  den  ge- 
schmackvoll ausgebildeten  Einsatz  sei  hier  noch  besonders  auf- 
merksam gemacht  —  Der  zweite  Kamin  dieser  Finna,  ans  fleisch- 
farbenem Salzburger  Marmor  in  zwei  Tönen  noch  Zeichnung  von 
Sputh  gearbeitet,  verdient  vollen  Beifall.    Einfach  und  klar  in 


rrenzen  in  Berlin. 

inem  Aufbau,  der  durch  einen  kleinen,  mantelartigen  Aufsatz 
angemessen  abgeschlossen  wird,  wirkt  er,  ohne  viel  reliefirtes 
<  »rnoment,  durch  den  Wechsel  von  gekörntem  und  polirtem  Stein, 
und  zeigt  namentlich  in  den  für  die  F'euerung  und  das  Feuer- 
Geräth  getroffenen  Einrichtungen  geschickte  Durchbildung.  — 

Darf  ich  dem  Leser  nun  zur  weiteren  Betrachtung  der 
Illingen  der  3  übrigen  Aufgaben  den  kleinen  Spaziergang  an 
dem  überaus  stattlichen,  bereits  unter  Doch  gebrachten  Neubau 
des  Gewerbe  -  Museums  vorbei  zu  dem  nichts  weniger  als  statt- 
lichen Ausstellungssaal  im  Provisorium  zumuthen,  so  strahlen  uns 
hier  im  Glanz  ihrer  Vergoldung  zunächst  die  Pfeilerspiegel 
aus  Steinpappe  entgegen:  nicht  multa,  aber  multum. 

Der  Spiegel  von  Joug  in  Köln,  von  Bildhauer  Maller 
modellirt,  zeigt  aufser  einer  hübschen  I<ösung  des  Aufsatzes  mit 
einer  etwas  klein  gerat  he  neu  Büste  wenig  Neues.  Der  Rahmen, 
mehrfach  getheilt,  entbehrt  eines  aasgesprochenen  Motives  und 
bleibt  daher,  ebenso  wie  die  viel  zu  hohe  Konsole,  die  eine  Art 
von  Louis  XVI.-Stil  zeigt,  ohne  Eindnick. 

Sehr  vornehm  in  seiner  Haltung,  wenn  auch  nicht  in  ollen 
Theilen  gleichmäßig  durchgebildet  —  namentlich  scheint  die 
Konsole  etwas  eilfertig  und  stiefmütterlich  behandelt  —  ist  der 
Spiegel  der  Firma  C.  Röhl  ich  (vorm.  Rebling  k  Laue)  nach 
Zeichnung  von  Hei  decke.  Es  ist  der' einzige,  der  nach  dem 
im  Programm  gegebenen  Fingerzeig  die  köstlichen  Steinpapp- 
Arbeiten  der  italienischen  Renaissance,  die  das  Gewerbe-Museum 
besitzt,  zum  Muster  genommen  hat.  Dies  kleine  zarte  Ornament- 
werk,  geschickterweise  in  kurzen  Rapports  angewendet  und  durch 
grünliche  Färbung  des  Goldes  gehoben,  giebt  der  ganzen  Kom- 
position Haltung  und  Maarsstab. 

Eine  voll  befriedigende  Lösung  darf  endlich  der  Spiegel  von 
Vogts  &  Co.  genannt  werden,  als  deren  Erfinder  wir  wieder  der 
Firma  Ihne  it  Stegmalier  (nicht  zum  letzten  Mal  in  diesem 
Räume)  begegnen.  Die,  namentlich  neben  dem  vorigen,  etwas 
gedrückt  wirkenden  Verhältnisse  des  Aufbaues  motiviren  sich 
wohl  dadurch,  dass  über  ihm  die  Stoff- Dekoration  der  Fenster- 
wand  hinweg  zu  gehen  bestimmt  ist  Auch  nimmt  die  an  sich 
überaus  glückliche  Anordnung  eines  kleinen  Obergeschosses  dem 
eigentlichen  Spiegel  etwas  von  der  gebräuchlichen  Schlankheit. 
Der  ganze,  höchst  ideenreiche  Aufbau,  mit  zwei  reizenden  Hermen- 
figuren seitlich  abgeschlossen  und  oben  in  den  lustigen,  über- 
quellenden Formen  deutscher  Renaissance  auskliugeud,  zeigt  eine 
geradezu  meisterhafte  Sicherheit  in  der  Massenvertheilung  und 
der  Behandlung  der  Bclicfs,  die  auch  hier  wieder  bei  Otto  Lessing 
in  den  besten  Händen  gelegen  hat.  Dürfte  etwas  Bedenken  er- 
regen, so  wäre  es  etwa  die  durchbrochene  Behandlung  des  an 
1  sich  sehr  glücklichen  Truhen- Motivs  am  Konsol  und  die  unklar 
I  wirkende  Verwendung  von  Loub-Guirlanden  über  dem  obersten 
muschelartigen  Abschluss.  Eine  Wiederholung  desselben  Spiegels 
in  weifsgrauer  F'ärbung  mit  weifser  Marmorplatte  zeigt  die  volle 
Bcwu&stheit  der  Formenbehandlung  noch  deutlicher,  dürfte  aber 
in  dieser  gespenstigen  Farbe  kaum  Verwendung  finden.  — 

Neben  den  Spiegeln  sehen  wir  10  verschiedene  Wanduhr- 
|  Gehäuse,  welche  eine  brennende  Frage  unserer  Zimmer-Ein- 
I  richtung  ihrer  Lösung  entgegen  zu  führt:»  suchen.  Gleich  dos 
erste  ist  eine  höchst  ansprechende  Arbeit  des  Kölner  Bildhauers 
Kleinertz,  unter  Mitarbeiterschaft  der  Architekten  Voss  und 
Müller.  Wo  der  Kölner  Meister  diese  virtuose  Behandlung  des 
deutschen  Renaissance  -  Ornamentes  her  hat,  können  wir  in  der 
Möbel-Sammlung  des  Gewerbe-Museums  erfahren.  Eine  gröfsere 
Kollektion  der  anmnthigen  rheinischen  Kredenz-Schränkchen  aus 
dem  XV.  Jahrhundert,  von  Kleinertz  meisterhaft  restaurirt,  bildet 
seit  einem  halben  Jahr  eine  bemerkenswerthe  Bereicherung  dieser 
viel  zu  wenig  gekannten  Sammlung.  Es  ist  sehr  zu  bedauern, 
dass  das  Uhrgehäuse  von  Kleinertz  nicht  eine  Handbreit  länger 
gezeichnet  ist.  Bei  aller  Schönheit  der  oberen  Lösung  und  des 
Details  stört  dies  schlechte  Verhaltniss  des  Kostens  empfindlich. 

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DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


16.  November  1H78 


Die  von  W.  Quehl  in  Verbindung  mit  Stampehl  nach 
U.  Köhler'»  Zeichnung  gearbeitete  Uhr  ist  wenig  ansprechend 
ju  ihrem  Hauptmotiv  —  einer  sehr  gestellten  Pilaster-  und 
Bogen- Einrahmung  des  Zifferblattes.  Auch  die  Konsolen  und 
die  obere  Hekrönung  mit  eigentümlichen  Akroterien-Formcn  er- 
füllten nicht  die  Erwartungen,  welche  sich  an  die  Namen  der 
Erfinder  knüpfen. 

Sehr  vornehm  wirkt  das  von  Sputh  gezeichnete,  von  Wenkel 
ausgeführte  Gehäuse  sowohl  durch  das  glückliche,  echt  architek- 
tonische Relief,  wie  durch  die  feine  Wirkung  mehrfarbiger 
Intarsien  auf  schwarzem  Holz.  Nur  die  tragenden  Konsolen 
erscheinen  auch  hier  nicht  ganz  gegluckt. 

Es  folgen  alsdann  in  der  Reihe  mehre  ganz  tüchtige  Ar- 
beiten, so  von  0.  Weifsert,  von  Lindenberg  in  Berlin,  von 
G  a  f s  e  r  l  in  Magdeburg,  die  sich  aber  nicht  wesentlich  über  das 
handwerkliche  Niveau  erheben  —  beim  letzteren  ist,  neben 
wirkungsvollem  Aufbau,  der  glückliche  Gedanke  zu  erwähnen, 
Zifferblatt,  Pendel  und  Gewichte  mit  in  den  Kreis  der  Dekoration 
zu  ziehen.  -  Brandstätter  in  Herlin  hat  ein  sehr  feines, 
bescheiden  wirkendes  Stück  geliefert,  bei  welchem  die  Bildhauer- 
Arbeit  vor  einer  gut  gezeichneten,  scharf  profilirten  Tischler- 
Ganz  abweichend  von  den  vorigen,  entschieden  auf  polychrome 
Wirkung  abzielend,  ist  das  Gehaus«  von  R.  Schirmer,  übrigens 
in  guten  Verhältnissen,  reich  an  Motiven  und  in  seiner  Konsolen- 
Lösung  besonders  glücklich.  Der  hier  erstrebten  reichen  Wirkung 
von  nachgeahmtem  Perlmutter,  Achat,  blau  unterlegtem  durch- 
brochenem Messing  -  Ornament  auf  schwarzem  Holzgrund,  alles 
dezent  verwendet,  kann  man  sich  schwer  entziehen.  Der  Bruder 
des  vorigen,  P.  Schirmer,  bat,  indem  er  sich  den  Preis  fast 
um  die  Hälfte  niedriger  steckte,  ein  in  seiner  Beschränkung  sehr 
reizvolles  Stück  geschaffen.  Das  Gehäuse  ist  ohne  eigentlich 
architektonisches  Motiv,  io  aufserst  geschickt  behandeltem  Rahmen- 
werk  mit  tadelloser  Endigung  nach  üben  und  unten,  last  das 
Ansprechendste  dieser  ganzen  Konkurrenz.  —  Eine  Arbeit  von 
Hook  in  Neudorf  bei  (iraudenz  steht  weder  in  der  Erfindung  noch 
in  der  Ausführung  auf  der  Höhe  der  übrigen.  — 

Unter  den  6  Photographie-Albums  nehmen  die  beiden 


Arbeiten  von  Kullrich  unzweifelhaft  die  erste  Stelle  ein,  auch 
wenn  er  nicht  mit  der  von  ihm  neu  erfundenen  inneren  Einrich- 
tung des  sogen.  „Universal -Albums-  eine  erfreuliche  Abwechse- 
lung in  diesen  tätlich  langweiligen  Artikel  brächte.  Das  erste, 
nach  Zeichnung  von  A.  Heyden  unter  Verwendung  reichen 
Emailschmuckes  aus  der  Laue'schen  Werkstau  kann  in  der,  ihrer 
Wirkung  vollkommen  sicheren  Behandlung  vou  Formen,  Ksvbe 
und  Vergoldung  des  Leders  mustergültig  genannt  werden.  Leider 
schaden  die  schreiende  Vergoldung  der  Bronze  und  die  hellen 
Emailfarben  etwas  der  Harmonie  der  Farbenwirkung. 

Das  zweite,  nach  Ihne  A  Stegmüller's  Zeichnung,  wirkt 
ruhiger  und  zarter  in  den  Farben.  Es  lehnt  sich  in  der  Behand- 
lung des  Ledermosaiks  durchaus  an  die  mustergültigen  Arbeiten 
des  16.  Jahrhunderts  an.  Hier  wirkt  leider  der  Beschlag,  von 
Seeger  gefertigt,  etwas  blechern.  Es  zeigt  uns  den  wunden 
Punkt  unserer  Berliner  Lederwaaren-lndustrie,  Ober  welchen  die 
Wiener  längst  hinaus  ist. 

Bei  Verirruiigen,  wie  die  vou  Lochbaum,  der  mit  kanro 
glaublicher  Mühe  und  in  bewunderungswürdiger  Ausführung  einen 
Albumdeckel  von  reichsten  Kartouche-  und  Bügelformen  in  Hoch- 
relief aus  Leder  presst,  muss  man  die  Arbeits- Verschwendung 
bedauern,  die  mit  ein  wenig  Rath  in  bessere  Bahnen  zu  leiten 
wäre.  Aehnlirhe  Wege  gehen  Th.  Förste  &  Co.  in  Verbindung 
mit  Bildhauer  Peters,  dem  wohl  die  hübsche  BuchsbaumSkulpliir 
in  der  Mitte  des  mit  hohlen  Leder-Kartonchen  übersaeten  Deckels 
zu  verdanken  ist  Auch  hier  eine  aufdringliche,  schlecht  aus- 
geführte Metallarbeit 

In  richtigerem  Flachornament-Stil  und  dabei  in  reizendster 
Farbenwirkung  hat  Voorgang  (Firma  Manegold)  ein  kleines 
Album  ausgestellt.  leider  sind  hier  die  Formen,  die  ursprünglich 
für  ein  weit  gröfseres  Stück  gezeichnet  waren  (welches  ebenfalls 
unter  den  I/ederarbeiten  des  Museums  ausgestellt  ist),  etwas  aus 
dem  Maafsstab  gefallen  und  verrathen  damit  den  späteren  Zu- 
sammenbau. —  Schliefslirh  sei  noch  der  von  Bildhauer  Scufert 
in  guten  Itenais&ance  -  Formen  und  verstäudigi-r  Ausführung  aus 
Eichenholz  geschnitzte  Albumdeckel  erwähnt,  zu  welchem  Schlunk 
den  Inhalt  und  Vorpahl  &  Pohl  die  Beschläge  geliefert  hahen. 


Architekten- Verein  zu  Berlin.  Versammlung  am  1).  Nov. 
1878h    Vorsitzender  Hr.  Möller;  anw.  224  Mitgl.  und  10  Gäste. 

Der  Hr.  Vorsitzende  macht  Mittheilung  davon,  dass  Hr.  Adler 
sich  veranlasst  gesehen  habe,  die  auf  ihn  gefallene  Wahl  zum 
Mirgjiede  der  Kommission,  welcher  die  Vorbereitung  einer  neuen 
Edition  von  Projekten  zu  Kirchen-,  Pfarr-  und  Schulgcbäuden 
soll,  abzulehnen;  die^Ersatzwah^  wird  für  die  nachst- 

über  eine  seitens  der  hiesigen  Firma  II.  Meyer 
£  Co.  lM>absichtigte  Konkurrenz  um  den  Entwurf  eines  Tafel- 
Aufsatzes  gemacht  worden  ist,  giebt: 

llr.  Gill  die  Beendigung  seines  in  der  Versammlung  vor 
14  Tagen  abgebrochenen  Vortrags  über  die  Tegeler  Wasser- 
werke und  die  Ursachen  der  mangelhaften  Beschaffenheit  des 
von  densellien  gelieferten  Wassers.  Der  Hr.  Redner  ist  im 
Stande,  seinen  diesmaligen  Vortrag  mit  der  Mittheilung  zu  be- 
ginnen, dass  die  Erkenntnis«  Ober  die  Natur  des  Uebels  in  den 
letzten  14  Tagen  wesentliche  Fortschritt«  gemacht  habe.  In  einer 
in  allen  Tiefbrunnen  bei  Tegel  gefundenen  Alge  hat  man  es  mit 
einer  speziellen  Form  zu  thun,  von  welcher  fest  gestellt  ist, 
dass  dieselbe  im  Tegeler  See  nicht  vorkommt,  da  sie  in 
offenen  Gewässern  überhaupt  unlebensfähig  ist  und  nur  in  Brunnen 
und  Quellen  ihr  Dasein  zu  fristen  vermag.  Diese  zweifellose 
Thatsache  genügt,  um  dem  gegen  die  Tegeler  Anlage  erhobenen 
Vorwurf,  dass  in  der  nahen  Lage  der  Brunnen  zum  Seeufer, 
sowie  auch  in  der  Durchlässigkeit  der  Brunnenwand  auf  ihre 
ganz«  Höhe  die  Ursachen  der  üblen  Zustände  zu  suchen  seien, 
den  Boden  zu  entziehen!  .lene  besondere  Algenform,  welche  dem 
ihren  Vorkommen  entsprechenden  Namen  „CArenopihriiu  führt,  ist 
(in  einem  unter  den  vielleicht  zahlreichen  Zuständen,  unter  denen 
sie  vorkommt)  röhrenförmig  gestaltet  und  für  das  Auge  unwahr- 
so  lange  als  sie  aufeer  Berührung  mit  Eisen  bleibt, 
sie  bei  Eisennahrung  sich  röthlich  färbt  und  sichtbar 


wird, 

übergeht  Wesentlich  für  die  Beurtheilung 
Erscheinungen,  unter  denen  die  Verunreinigungen  des  Leitungs- 
wassers sich  gezeigt  haben,  ist  nun  die  Thatsache.  dass  das 
städtische  Rohrneu  aus  einem  älteren  und  einem  neuen  Theile 
besteht  und  dass  in  dem  neuen  Theile  die  Innenfläche  der  Eisen- 
Rohre  durch  einen  für  eine  längere  Reihe  von  Jahren  aushalten- 
den Asphaltoberzug  gedeckt  ist,  wahrend  in  den  Rohren,  die  dem 
älteren  Theile  des  Netzes  angehören,  der  schützende  Ueberxng 
der  Ianenseite  längst  verloren  gegangen  ist.  —  Die  reichliche 
Nahrung,  welche  die  Algen  daher  in  den  Strängen  des  alten 
Rohrnetzes  finden,  fehlt  ihnen  in  dem  neuen  Theile  des  Netzes 
und  es  erklärt  sich  hieraus  die  mehrfach  wahrgenommene  Thatsache, 
dass  Wasser,  welches  in  2  benachbarten  Strafgen  (mit  ungleich 
alten  Rohrleitungen j  entnommen  wurde,  in  einem  Falle  Farb- 
luäigkeit,  im  anderen  Falle  eine  beträchtliche  Trübung  zeigte, 
obwohl  beide  Entiiahmestellen  das  Wasser  notorisch  aus  den 
Tegeler 


schädlich  ist  mit  Algen  besetztes  Wasser  glücklicherweise  nicht; 
erhebliche  Misstände  aber  bringt  ein  mit  Algen  versetztes  Wasser 
für  verschiedene  Gebrauchszwecke,  wie  ».  H.  für  den  Gebrauch 


zum  Kesselspuisen ,  in  Färbereien,  Brauereien,  zum  Gebrauche 
Operationen  der  Photographie  etc.  etc.  mit  sich  und 
es  ist  gerade  hier  Abhülfe  in  dringender  Weise  geboten. 


bei  gewissen 


Was  letztere  betrifft,  so  ist  der  Vorschlag  gemacht 
dem  Tegeler  Wasser  am  Gewinnungsort  einen  gewissen  Zusatz 
von  hArtebildenden  Substanzen  —  Kalk,  Gips,  Magnesia  —  zu 
verleihen,  weil  es  scheint,  dass  die  (Jhremipthriz  derartig  ver- 
setztes Wasser  nicht  verträgt  I>er  Hr.  Vortragende  hält  indesseu 
dieses  Auskunftsmittel  —  den  Fall  seiner  Wirksamkeit  voraus 
gesetzt  —  als  mindestens  ebenso  umständlich  und  kostspielig,  wie 
ein  anderes  in  seiner  Wirkung  zweifelloses  Mittel:  die  Sand- 
filtration.  Es  sind  mit  dem  Wasser  des  Tegeler  Sees  zahl- 
reiche Filtration*  -  Versuche  mit  Filtern  von  gleicher  Einrichtung 
wie  die  auf  den  Werken  am  Stralauer  Thor  vorhandenen,  unter 
Verwendung  von  Geschwindigkeiten  von  2,4  bis  4,8™  pro  24  Stunden 
gemacht  worden  und  es  haben  diese  Versuche  ergelien,  dass  auch 
bei  der  höchsten  Geschwindigkeit  von  4,8  *  (welche  die  normale 
Filtrations-Geschwindigkeit,  die  auf  den  .Stralauer  Werken  zur  An- 
wendung kommt,  um  1,2™  überschreitet)  das  Wasser  insoweit 
rein  zum  Ablauf  kommt,  dass  durch  die  mikroskopische  Unter- 
suchung Verunreinigungen  nicht  nachzuweisen  sind.  Hr.  Gill 
spricht  unter  Berufung  auf  diese  Resultate  und  auf  die  Grund- 
lagen, welche  für  die  Verfassung  des  Projekts  zu  den  Tegeler 
Werken  s.  Z.  angenommen  worden  sind*),  entschieden  zu  Gunste  n 
der  nachträglichen  Anlage  von  S&ndfiltern  bei  Tegel  sich  aus  und 
glaubt  achliefslich,  zur  Richtigstellung  übertriebener  Auffassungen 
von  dem  Umfange  des  Uebels  anführen  zu  müssen,  dass  auf  die 
im  allerscblimmsten  Falle  als  „verloren" 
bei  Tcg 
ganz  &  1 

verwendet  worden  sind. 

In  der  nunmehr  folgenden  Diskussion  ergreifen  die 
Hrn.  Kyllmann,  Ende,  Orth,  Quassowski,  Blanken- 
stein, Hobrecht,  Faulhaber  und  Dircksen  das  Wort  — 
Hr.  Orth  führt  au,  dass  nach  Zeitungsnachrichten  in  den  Trink- 
wasser-Brunnen verschiedener  Stadtgegenden  Algen  aufgefunden 
worden  sein  sollen;  es  sei  denkbar,  dass  das  Vorkommen  der- 
selben auf  gewisse  Bodenschichten  beschrankt  sei  und  ebenso 
dass  eine  Freimachung  der  Schichten  durch  Auslaugen  sich  er- 
zielen lasse,  während  Hr.  Blankenstein  bemerkt,  dass  dorch 
die  Untersuchungen  ßischoff  s  nachgewiesen  sei,  dass  die  qu.  Algen- 
form in  allen  hiesigen  Brunnen  sich  finde,  welche  Wasser  mit 
Eisengebalt  führen,  und  dass  danach  von  einer  Auslaugung 
kaum  ein  Resultat  erhofft  werden  könne,  so  dass  etwas  anderes 
nicht  übrig  bleibe,  als  die  von  Hrn.  Gill  empfohlene  Anlage  der 
Saudtiltcr. 


•)  V«»!.  den  betr.  IWricM  in  N«.  W,  S.  SSL 


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N«.  92. 


471 


Erfahrungen,  die  bei  verschiedener  Beanspruchung  der  Tief- 
brunoen,  d.  i.  bei  verschieden  tiefen  Absenkungen  de«  Grund- 
wasaer-Spiegels  der  Umgebung  der  Brunnen  erzielt  worden  sind, 
eine  Auslaugung  für  onthunlicb.  —  Hr.  Quassnwski  macht 
auf  Klagen  über  Kesselstein-Bildung  aufmerksam,  welche  von 
Kesselbesitzern  erhoben  werden,  die  ihre  Kessel  mit  Wasser  von 
Tegel  gespeist  haben;  Hrn.  Gill  sind  diese  Klagen  nicht  unbe- 
kannt; die  Feststellungen  darüber  schweben  noch;  jedenfalls  aber 
steht  fest,  dass  es  sich  in  einem  betr.  Einzelfalle  nur  um  einen  leicht 
zpi rechlichen  pulverfönnigen  Niederschlag  handelt,  der  als  eigent- 
licher Kesselstein  nicht  gelten  kann.  -  Die  Hrn.  Faulhaber 
und  Dircksen  verbreiten  sich  in  verschiedener  Weise  Uber  die 
Abhaltung  der  Wasser  der  oberen  Erdschichten  von  den  Brunnen 
durch  Dichtmachen  der  Brunnenwand,  bezw.  Ober  die  Umbildung, 
welche  die  oberen  Wasser  erfahren,  wenn  dieselben  tiefere  Boden- 
schichten zu  durebsinken  haben,  bevor  sie  Zutritt  zum  Brunnen  , 
erlangen:  Hr.  Gill  vermag  diesem  Umstände  mit  Bezug  auf  die 
Tegeler  Werke  um  deswillen  eine  Bedeutung  nicht  beizulegen, 
weil  auch  in  dem  von  Hrn.  Fanlhaber  als  Beispiel  zitirten  Brunnen  I 
auf  dem  Anhalter  Bahnhofe  (ca.  30m  tief  und  bis  unten  bin  mit 
dichter  Wand  hergestellt),  die  Chrenopthri*  aufgefunden  worden 
sei  —  ein  Beweis,  dass  das  Mittel,  diese  Algenform  von  dem  Brunnen 
dadurch  abzuhalten,  dass  man  die  Wand  derselben  dichte,  un- 
geeignet  sei. 

Auch  Hr.  Hobrecht  ist  der  Ansicht,  dass  es,  abgesehen 
von  Fallen,  in  denen  Brunnen  in  bestimmte  Terrainschichten  von 
bedeutender  Ausdehnung  eintauchen  oder  solche  durchsetzen, 
überhaupt  unthunlich  sei,  die  Wasser  der  oberen  Schichten  vom 
Eintritt  in  die  Bronnen  abzuhalten;  im  übrigen  macht  Hr.  Hobrecht 
auf  ein  paar  wichtige  Thataachen  aufmerksam,  die  sich  beim 
Hau  der  Tegeler  Werke  heraus  gestellt  bitten,  und  bezeichnet 
als  solche:  a)  das  Vorkommen  einer  bestimmten  Algenform  in 
Tiefbrunnen  und  b)  den  durch  dieses  Vorkommen  indirekt  er- 
brachten Beweis,  dass  der  Rücktritt  des  Wassers  offener  Keservoite 
—  Seen,  Flüsse  —  in  benachbarte  Brunnen  viel  weniger  leicht 
zu  furchten  sei,  als  im  allgemeinen  wohl  angenommen  zu  werden 
pflegt  Es  rühre  das  von  den  Ablagerungen  von  Schlicktheilchen 
auf  der  Sohle  der  offenen  Reservoire  etc.  her,  die  dem  Rückläufe 
des  Wassers  den  Weg  versperrten.  Die  Thatsarbe  sub  a)  ent-  I 
halte  für  Hygieniker  mit  übertriebener  Vorliebe  für  Quell-  und  ' 
Bronnenwasser- Versorgung,  sowie  für  Kommunen,  die  unter  dem 
Einflüsse  derartiger  Persönlichkeiten  über  Wasservcrsorgungs-  I 
Projekte  Beschhisse  zu  fassen  hätten,  eine  heilsame  Lehre,  welche 
hoffentlich  Früchte  tragen  werde.  Nur  zu  hautig  und  zum  groben 
Schaden  von  Kommunen  sei  bisher  der  Wasserleitungs-Techniker 
gezwungen  gewesen,  seine  Ansicht  derjenigen  des  Arztes  unter- 
zuordnen, und  habe  man,  ungeachtet  der  zahlreichen  Beispiele 
guter  und  schlimmer  Art,  welche  namentlich  England  uns  biete, 


selbst  da  Qoellwasser-I/eitungen  ausgeführt,  wo  die  Verhältnisse 
mehr  oder  weniger  entschieden  günstig  für  Ausführung  einer 
Flusswasser- Leitung  gelegen  hatten.  Redner  verbreitet  sich 
nun  noch  kurz  über  die  wesentlichsten  Punkte,  welche  bei  beiden 
Arten  der  Versorgung  in  Frage  kommen,  und  erinnert  an  die 
bekannten  Berchlüsse  des  deutschen  Vereins  für  öffentliche 
Gesundheitspflege  und  an  die  Schwierigkeiten,  die  einzelnen 
Kommunen  durch  diese  Beschlüsse  leider  erwachsen  sind. 

Endlich  macht  Hr.  Hobrecht  auf  den  in  der  Diskussion  zu 
Tage  getretenen  Widerspruch  Ober  den  Einfluss,  den  die  Harte 
bildenden  Substanzen  Kalk,  Gips  und  Magnesia  auf  die  Chrenop- 
tkrix  äußern,  aufmerksam  und  spricht  deu  Wunsch  aus,  diesen 
Punkt  durch  anzustellende  spezielle  Versuche  völlig  geklärt  zu 
erhalten.  — 

Hr.  Quassowski  macht  alsdann  eine  beschreibende  Mit- 
theilung über  Apparate  zur  Weichensicherung  auf  Eisen- 
bahnen, deren  stark  aphoristische  Form  in  Verbindung  mit  dem 
Mangel  erklärender  Skizzen  es  uns  unmöglich  erscheinen  liissl,  in 
anderer  als  rekapitulirender  Weise  Ober  die  Mittheilung  zu  referiren. 
Hr.  Quassowski  geht  nach  der  Erwähnung,  dass  die  ersten  Weichen- 
sicherangB-Apparate  etwa  um  den  Anfang  des  gegenwartigen 
Dezenniums  auftauchten,  zu  einer  fortlaufenden,  auf  engsten 
Umfang  beschränkten  Beschreibung  der  bezügl.  Apparate  von 
Saxby  k  Farmer,  Jüdell,  Clement  &  Parravicini,  Froitzheim, 
Schiefner,  ('laufs,  Hohenegger,  Bnbertag  (beide  letzteren  unter 
einander  sehr  verwandt),  sowie  endlich  von  Schnabel  &  Hennig 
über,  führt  als  gemeinsamen  Mangel  aller  beschriebenen  Systeme 
den  an,  dass  beim  Rüekwarts-Auffahren  der  Weiche  mit  Sicherung 
der  betr.  Apparat  nothwendig  zerstört  wird,  und  gedenkt  einer 
einzigen  besonderen  Konstruktion,  in  welcher  dieser  Mangel  be- 
seitigt ist;  leider  ist  letztere  Verbesserung  nur  für  solche  Weichen 
anwendbar,  welche  für  sogen,  zentralisirte  Stellung  eingerichtet 
sind.  Zum  Schlüsse  der  Mittheilung  giebt  Hr.  Quassowski  der 
Ansicht  Ausdruck,  dass  die  spitz  befahrenen  Weicheu,  nachdem 
man  durch  die  beschriebenen  Erfindungen  in  den  Stand  gesetzt 
sei,  dieselben  in  relativ  vollkommener  Weise  zu  sichern,  viel  von 
ihren  früher  dagewesenen  Bedenklichkeiten  verloren  'hatten.  — 
Angeführt  sei  endlich,  dass  Hr.  Quassowski  während  des  Vortrags 
eine  grobe  Anzahl  von  Zeichnungen  der  behandelten  Apparate 
zur  Vorlage  brachte  und  aufeerdem  das  Modell  einer  Weiche 
auf  eisernen  Schwellen  mit  Sicherung»  •  Vorkehrung  nach  dem 
System  von  Clement  &  Parravicini  ausgestellt  hatte;  Weichen 
dieser  Einrichtung  werden  von  der  Maschinen-Fabrik  von  Vögele 
in  Mannheim  ausgeführt.  — 

An  der  Beantwortung  der  im  Fragekasten  vorgefundenen 
Fragen  betheiligen  sich  die  Hrn.  Böckmann,  Ende,  Meyer, 
Möller,  Orth,  Quassowski  und  Scubovius.  Schluss*  der 
Versammlung  nach  10  Uhr.  —  B.  — 


Welche  von  der  Lokomotive  aua.  Die 


tm ig  bat,  wie  der  Titel  schon 
motivführer  beim  Rangiren  oder  bei 
Einfahrt  in  den  Bahnhof  es  au  ermög- 
lichen, sämmtliche  Weichen  zu  durch- 
fahren, ohne  der  Hilfe  eines  Weichen- 
stellers zu  bedürfen.    Hierbei  sind 
die  Doppelweichen  auszuschließen,  die 
auch  fortan  von  einem  Wärter 
bedient  werden  müssen. 

Der  von  Ingenieur  Weiis  in 
angegebenen ,  nachstehend 
Vorrichtung,    für  welche 
nachgesucht  worden 
ist,    liegt  der  Ge- 
danke   zu  Grunde, 
dass  die  gegen  die 

Spitze  befahrene 
Weiche    in  gleicher 

Weise  umgestellt 
werden  kann,  wie  es 
bei  mit  der  Spitze 
befahrenen  Weichen 
stattfindet,  bei  denen 
die  Zunge  durch  den 
Druck  des  Spur- 
sich öffnet 
Der  Verschie- 


bt, den  Zweck, 
der 


Loko- 


anderen  G<-<*  rechts  von  der  durch  die  Hi  :  h  punkte  ge- 
zogenen Vertikalen  absteht;  es  entspricht  dies  einem  Gesammt- 
ausschlage  der  Zunge  von  12"°. 

Um  diese  Bewegung  der  Zugstange  (%),  u.  z.  von  der  Loko- 
motive aus  zu  f 


Bewegung  der  Zugstange  (/I),  u.  z.  von  d< 
i  bewerkstelligen,  ist  folgende  Eimichtung 
Es  sind  etwa  1,8«  vor  der 


bungs  - 

I  Weichenhock  i  ist 
derart  eingerichtet, 
dass  das  die  Zungen- 
stellung erhaltende 
Gewicht  direkt  an 
dem  mit  der  Hand  stellbaren  Hebel  sich  befindet.  Dasselbe  musa 
daher  entweder  schwerer  als  die  Gegengewichte  der  gewöhn- 
lichen Weichenbocke  gemacht  werden,  öderes  muss  —  im  andern 
Falle  —  der  Heitel  eine  etwas  erhöhet«  Lage  erhalten,  so, 
dass  das  den  Hebel  mit  der  Zugstange  X  verbindende  Scharnier 
bei  der  einen  jeweiligen  Stellung  der  Weiche        links,  bei  der 


spitze,    bezw.    vor  der  Zugstange  X 
2  Schalen  S  u.  Ä"  in  die  hier  liegende 
Querschwelle  eingelassen,  deren  Mittel- 
punkte ca.  25 r™  von  der  Gleisaxe  A  B 
Die  Schalen  dienen  als  Lager 
(A'  u.  K'),  die  nach  oben  hin 
so  ausgebildet  sind,  das«  2  gewöhnliche 
Eisenbahnschienen  (E  u.  E")  durch  ge- 
und    mit   dem  laschenfönnigen 
fest  verbunden 
werden.  Die  nach  der 
Skizze    vom  Dreh- 
punkte aus  in  beiden 
Richtungen  sich  vor- 
streckenden Schienen 
sind  derartig  gebo- 
gen, dass  ca.  8,6 m 
vor  der  Zugstange  Z 
an  ihrem  Fube  bei 
ii  die  Gleisaxe  A  B 
eine  Tangente  bildet 
Die   Kopfmittc  der 
Schienen  an  dem  an 
der  Zugstange  liegen- 
den Ende    ist  ca. 
43'«-, 


(bei  «■»  Länge) 
weniger  weit 


von  der  Uleisaxe  A  B 
entfernt.  Die  Dreh- 
Schienen  E  u.  £'  sind  an  beiden  Enden  durch  Zugstangen  unab- 
änderlich verbunden.  Die  Zugstange  7.  der  Weiche  ist  durch 
die  Stege  der  Drehschienen  hindurch  geführt,  aber  so,  dass  auf 
beiden  Seiten  der  Stege  Verdickungen  oder  Wulste  vorbanden  siud, 
welche  die  Lage  der  Drehschienen  auf  der  Zugstange  fixiren.  Jede 

E  hat  daher  die  Mitdrehung  der 

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472 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


16.  November  1878 


anderen  und  die  Verschiebung  der  Weichen-Zngstange  Z  zur 
Folge:  die  Weiche  wird  vol  Island  ig  umgestellt  sein,  sobald 
jene  Verschiebung  IS«"  gross,  d.  h.  mit  dem  Zungen- Ausschlag 
übereinstimmend  wird. 

Um  nun  die  Verschiebung  der  Drehschienen  von  der  Loko- 
motive aus  zu  bewerkstelligen,  muss  diese  an  geeigneter  Stelle 
■J  auf  gemeinsamer  Achse  steckende  Arme  //  und  //,  erhalten,  die  am 
untern  Ende  rollenfürraige  Körper  {Ii,  Ii')  tragen.  Die  Außenkanten 
der  beiden  Hollen  liegen  so  weit  von  einander,  bezw.  von  der 
Gießachse  entfernt,  dass  die  Rollen  im  Stande  sind,  beim  Knt- 
langgleiten  an  den  Drehschienen  K  die  zum  entstellen  der 
Weiche  nöthige  Verschiebung  der  Schienen  hervor  zu  bringen. 
Im  übrigen  ist  die  relative  Stellung  der  beiden  Rollen  so  zu 
denken,  dass  die  Stangen,  auf  deren  Enden  sie  stecken,  in 
rechtem  Winkel  gegen  einander  liegen.  Bei  passiver  Lage  der 
Rollen  haben  beide  Stangen  übereinstimmend  die  Neigung  von 
45"  gegen  den  Horizont  und  es  befinden  sich  dann  die  tiefsten 
Punkte  der  Rollen  etwa  6"»  Uber  Schienen- Oberkante.  Die  ver- 


! 


Endlagen,    welche  die 
sind  in  den  beistehenden  Skizzen  augegeben;  sie 

Stellung  eines  Hebels   hervor  gebracht. 


ein  Tafelaufsatz  zu  entwerfen,  bestehend  aus:  1)  Mittelaufsatz, 
2J  Roui|uethalter,  3)  Kandelaber  mit  7  Klammen,  4)  Frucht-  und 
Konfektschale.  Der  Mittelaufsatz  kann  eine  Höhe  bis  zu  So ' "' 
erhalten,  die  Höhe  der  übrigen  Stücke  ist  frei  gestellt  und  nach 
der  des  Mittelaufsatzes  zu  bemessen.  Der  Tafelaufsatz  ist  zu 
einem  Hau dels- Artikel  bestimmt,  weshalb  nur  allgemein  passende 
und  verständliche  Embleme  verwandt  werden  sollen.  Auch  muss 
die  spätere  Verkaufs-Suuime  für  den  Mittelaufsatz  innerhalb  der 
Höhe  von  1000  bis  1500  M.  bleiben.  Der  Mittelanfsatz  ist  in 
natürlicher  Grüfte  zu  zeichnen,  die  übrigen  Stücke  sollen  in  *  . 
derselben  skizzirt  werden.  —  Für  den  besten  der  eingegangenen, 
programmgemäß  und  zugleich  künstlerisch  behandelten  Entwürfe 
wird  ein  Treis  vou  500  M.  ausgesetzt,  doch  behalt  sich  die  Kom- 
mission das  Recht  vor,  denselben  zu  theilen,  falls  ein  erster  Treis 
nicht  ertheilt  werden  kann,  so  dass  die  500  M.  unter  allen  ent- 
standen den  Konkurrenten  gesichert  sind.    Der  pr  " 


die  Hand  des  Lokomotiv-Fuhrers  gelegt 
ist  Die  gemeinsame  Drehachse  der  beiden  Itollcnarmc  wird 
am  einfachsten  unter  das  hintere  Querrahm-Stück  der  Loko- 
motive gelegt;  die  Detailkonstruktionen  derselben  und  die  der 
Zugeinrichtung  können  wechseln,  sind  alter  in  jedem  Falle  von 
gröfster  Einfachheit.  — 

Der  Konstrukteur  beabsichtigt  die  Einrichtung  derarüg  um- 
zubilden, dass  dieselbe  auch  für  die  Weichenstellung  in  Pferde- 
bahn-Gleisen verwendbar  ist. 

Deber  die  Restanration  der  Kirche  zu  Lorch  a.  Rh. 
Das  Referat  in  No.  87  der  Deutschen  Bauzeituug,  betr.  die  Restau- 
ration der  Kirche  zu  Lorch  a.  Rh.,  bringt  einige  Ansichten  hezügl. 
der  erneuerten  äufseren  Putzarbeit  und  Beutalung  des  Kirchen- 
schiffes, welche  eine  Richtigstellung  im  Interesse  der  Sache 
bedürfen. 

Dasselbe  behauptet  zunächst,  dass  die  in  .malerischer  Wir- 
kung" ungleich  in  das  Bruchstein-Mauerwerk  einbindenden  Quader 
der  Pfeiler  etc.  durch  die  Bemalung  zu  regelrechten  ergänzt 
worden  seien.  Dieses  war  jedoch  um  deswillen  nicht  möglich, 
weil  die  Quader,  von  welchen  der  Hr.  Einsender  spricht,  leider 
gar  nicht  vorhanden  sind. 

Die  Pfeiler  des  Hochschiffes  der  Lorcher  Kirche  sind  ganz, 
die  Fensterecken  daselbst  bis  zum  Kämpfer  ausschließlich  einiger 
weniger,  die  Ecke  umgreifenden  Binder  der  Wandsprossen  in 
Bruchsteinmauerwerk,  ohne  Eckquader,  hergestellt.  Solche 
vereinzelten  Binder  der  Fensterleibungen  aber  konnten  für  die 
Eintheilung  der  gemalten  Quader  selbstverständlich  nicht  maai's- 
gebend  sein,  so  wenig,  wie  die  alte  Malerei,  deren  Eintheilung 
noch  deutlich  vorhanden  war  und  auf  deren  Wiederherstellung 
wir  uns  lediglich  beschränkten,  Rücksicht  daraufgenommen  hatte.— 
Die  Behauptung  aber,  dass  die  Fugen  der  Maaßwerke  ohne 
Rücksicht  auf  den  vorhandenen  Fugenschnitt  aufgemalt  seien,  ist 
falsch :  Die  aufgemalten  Fugen  in  den  Fenster-Maafswerken  sind 
mit  den  Fugen  des  Steinschnittes  vollständig  identisch. 

Der  von  dem  Hrn.  Referenten  ausgesprochenen  Ansicht 
bczügl.  der  möglichsten  Erhaltung  des  altertümlichen  ehrwürdigen 
Aussehens  alter  Baudenkmale,  der  thnnlichsten  Kouservirung  der 
Patina  auf  Hausteinwerk  und  Putz,  »dichten  wir  vollen  Herzens 
bei,  jedoch  mit  der  Einschränkung,  dass  dieses  ohne  Künstelei 
überhaupt  möglich  ist.  In  einem  Falle  wie  der  ttnsrige,  wo  nur 
etwa  Vi«  des  alten  Putzes  Uberhaupt  zu  erhalten  war,  durften 
wir  von  der  Erhaltung  dieser,  auf  den  Mauerrlacben  gänzlich 
zerstreut  liegenden  l  eberreste  inmitten  des  sonst  gänzlich  zu 
erneuernden  Putzes  Abstand  nehmen,  und  wir  hegen  gerechte 
Zweifel,  dass  selbst  der  Hr.  Einsender  in  diesem  Falle  sich  zu 
dem  sehr  fraglichen  Kunstgriffe,  die  gewünschte  Patina  des  Alters 
dem  neuen  Verputze  gleich  bei  der  Geburt  mitzugeben,  ent- 
in dem  Referate  ausgesprochenen 
den  mittelalterlichen  Baudeukmalen 
wohl  schwerlich  ein  Beispiel  für  eine  äußere  Bemalung,  wie  sie 
an  dem  Kirchenschiffe  in  Lorch  ausgeführt  ist,  nachweisen  lasse, 
nennen  wir  unter  anderen  nur  den  Chor  der  schönen  Liebfrauen- 
kirche (sog.  „rothen  Kirche")  zu  Uberwesel,  sowie  die  Thurme  und 
die  Todtenkapelle  der  St  Katharinenkirche  zu  Oppenheim,  an 
welchen  die  Spuren  solcher  Malerei  noch  deutlich  zu  sehen  sind.  Es 
waren  solche  Spuren  vor  der  Restauration  an  der  Kirche  zu 
Kidrirh  und  würden  sich  noch  an  vielen  Kirchen  im  Rheingau 
finden,  wenn  sie  nicht  mit  der  Zeit  durch  Restaurationen  entfernt 
worden  wären.  Schließlich  sei  nach  die  Elisabeth  -  Kirche  zu 
Marburg  erwähnt,  wo  sich  eine  derartige  Malerei  sogar  auf  Hau- 
steini|uader  deutlich  nachweisen  lässt.  — 

Frankfurt  a.  M.,  den  6.  November  1878. 
Die  Bauleitung  der  Restauration  der  Kirchenschiffe  zu  Lorch. 
Max  Meckel. 


Entwurf  wird  Eigenthum  des  Auftraggebers,  die  übrigen  Kntwt 
verbleiben  Eigeuthum  des  Vereins.  Der  Ablieferungs-Termin 
auf  den  2.  Januar  1879,  Abends  ti  I  hr,  fest  gesetzt. 

U.  Hölzerner  Viadukt  —  Kür  eine  normaßpurige,  ein- 
gleisige Bahn  soll  zur  Ueberschrcitung  eiues  Thaies  ein  sowohl 
in  den  Pfeilern  als  im  Ueberbau  hölzerner  Viadukt  entworfen 
werden.  Die  Bahn  liegt  an  der  Baustelle  horizontal  und  in  gerader 
Linie.  Der  Viadukt  erhalt  eine  Länge  von  150"'.  Die  Tiefe  des 
Thals  unter  Schienen-  enterkante  beträgt  in  der  Mitte  20'»,  an 
den  Enden  des  Viadukts,  wo  sich  Dammschüttungen  anschließen, 
6  ■.  Guter  sandiger  Baugrund  durchschnittlich  1,5  ■  unter  Erd- 
oberfläche ist  vorhanden.  Als  bewegliche  Last  für  die  Berechnung 
ist  voraus  zu  setzen:  Zug  von  Irädrigen  Tender -Lokomotiven 
mit  <">.4  m  Bufferlänge,  2  "■  Radstand,  12  '  Achslast.  Größte  Fahr- 
geschwindigkeit 25 kl"  pro  Stunde.  Die  Weite  der  Oeffnungen 
ist  so  zu  wählen,  dass  die  im  ganzen  erforderliche  Hokmenge 
möglichst  gering  und  die  Arbeit  eine  möglichst  einfache  wird. 
Verfügbares  Material :  runde  Stamme  von  in  max.  8  "■  Lange  bei 
20cnl  Zopßtärke.  Zulässige  Inanspruchnahme  des  Holzes  auf 
Zugfestigkeit  70**,  auf  Druckfestigkeit  50  k*  pro  'i'm.  —  Es  sind 
zu  fertigen:  a)  Ansicht,  Schnitte  und  Grundriss  in  1:250  des 
ganzen  Bauwerks  mit  beigefügtem  Erläuterungsbericht;  b)  Zeich - 
nungeines  der  höchsten  Pfeiler  nebst  Ueberbau  der  daran  stoßenden 
Oeffnung  in  1 ;  100  (wenn  der  Dentlichkeit  halber  wünschenswerth, 
unter  Beifügung  von  Einzelnheiten  in  1 : 20) ;  c)  eine  statische 
Berechnung  des  höchsten  Pfeilers  mit  daran  stoßendem  Ueberbau; 
d  eine  überschlägliche  Holzterechnung  für  den  ganzen  Viadukt 
Die  Entwürfe  verbleiben  Eigenthum  des  Vereins.  Der  Ablieferungs- 
Termin  ist  auf  den  2.  Januar  167»,  Abends  ti  Uhr,  fc 
Ihese  Aufgabe  wird  auf  Wunsch  des  Offizier-Korps  i 
um  wiederholten  Male  gestellt 


sKctoigl.' 


Konkurrenzen. 

Auteerordentilohe  Monats- Au fga 
Vereins  zu  Berlin. 

L   Tafelaufsatz.  —  Für  eine  Silberwaaren- Handlung  ist 


des  Arohitekten- 


Konkurrenz  für  Entwürfe  zu  einer  Brfoke  in  Libau. 

Im  Inscratentheil  von  No.  81  d.  Bl.  befand  sich  eine  „Aufforde- 
rung an  Brückenbau-Ingenieure,  welche  das  Programm  für  eine 
zu  Libau  zu  erbauende  Brücke  enthielt  und  zur  Bearbeitung  der 
Aufgabe  einlud.  Nähere  Auskunft  über  Einzelheiten  des  Pro- 
gramms, das  in  dieser  knappen  Form  ohne  Beigabe  von  Planen 
allerdings  nur  eine  sehr  dürftige  Grundlage  für  den  bezgl.  Ent- 
wurf bot,  war  in  Aussicht  gestellt 

Auf  das  am  22.  Oktober  abgesandte  Gesuch  eines  Konkur- 
renten nm  jene  Auskunft  ist  demselben  nunmehr  am  9.  November 
ein  Situationsplan  nebst  Profil,  sowie  ein  Blatt  gedruckter  .Er- 
läuterungen" übersandt  worden,  aus  denen  derselbe  zu  nicht 
geringer  Verwunderung  ersehen  musste,  dass  mittlerweile  eine 
vollständige  Revision  des  Programms  beliebt  worden  ist,  bei 
der  die  meisten  Einzelheiten  wesentliche  Abweichungen  aufweisen. 
Dem  betreffenden  Fachgenossen  ist  durch  dieses,  von  einer  merk- 
würdigen Harmlosigkeit  zeugende  Verfahren  das  Ergebnis«  drei- 
wöchentlicher Arbeit  werthlos  geworden.  Da  uns  eine  öffentliche 
Bekanntmachung  über  die  bezgl.  Umgestaltung  des  Programms 
nicht  zu  Gesicht  gekommen  ist  und  alle  diejenigen  Konkurrenten, 
welche  die  .Erläuterungen*  bisher  noch  nicht  eingefordert  haben, 
in  ähnlicher  Gefahr  sich  befinden,  so  verfehlen  wir  nicht,  den 
Sachverhalt  zur  allgemeinen  Kenntnis»  zu  bringen.  —  Vor  einer 
Betheiligung  an  Konkurrenzen  dieses  Charakters,  zumal  wenn  sie 
im  Auslande  stattfinden,  müssen  wir  nach  wie  vor  ernstlich  warnen. 


Brief-  und  Fragekatrten. 

Berichtigung.  In  der  Konkurrenz  des  Berliner  Architekten- 
Vereins,  Itetreffend  den  Entwurf  zu  einem  Kneipziminer,  bat  Hr. 
EL  Guth  (nicht  wie  S.  400  d.  Bl.  in  Folgt,  eines  Druckfehlers 
angegeben  ist,  Hr.  Huih)  einen  der  beiden  Preise  erhalten. 

Hrn.  P.  C.  Ob  eine  präzise  Vorschrift  darüber  existirt,  in 
welcher  Zeit  die  Probe  -  Arbeiten  zur  preußisc  hen  Baumeister- 
Prüfung  eingereicht  sein  müssen,  wenn  die  Aufgabe  nicht  als 
erloschen  gelten  soll,  ist  uns  unbekannt;  wir  glauben  jedoch,  dass 
diese  Frage  eher  eine  Lösung  „von  Fall  zu  Fall"  finden  wird. 

Hrn.  Sch.  in  Berlin.  Der  „künstliche  Sandstein- ,  dessen 
Herstellung  in  Berlin  zunächst  von  der  Firma  A.  Schultz  &  Co. 
eingeführt  worden  ist,  findet  bei  Privat-  und  öffentlichen  Bauten 
in  wachsendem  Maal'se  Verwendung  Ueber  die  „Bewährung" 
des  Materials,  das  bis  jetzt  zu  den  besten  Hoffnungen  zu  be- 
rechtigen scheint,  kann  ein  entscheidende*  Urlheil  selbstverständlich 
erst  nach  piner  längeren  Periode  gefällt  werden.  


4 

i 


nm  Carl  Bctliti  in 


FÄr  die 


■tworUWi  K.  K.  O.  FTlUel,  BtrUn.   Drock:  W.  W   Htfbiichdr ick*r«l. 


No.  93. 


DEUTSCHE  BAÜZEITÜNG. 


473 


lllliall:  Hauten  ri>\  von  Iirv«dcti.  —  Arrbiteklce-  und  Ingenieur  ■  Verviti  t\t  H*m\mrf   —  Per»  »na  I -N  ach  richten,  —  Brief-  und  Fri^kiiti'n. 


Die  Bauten,  technischen  und  industriellen  Anlagen  von  Dresden. 


Ilorausjregel'fn  von  dem  Sachsischen 

Mit  JAS  Figuren  (AaiK  lit.-n,  Dutrlurlliiittc, 

on  dem  reichen  Stoffe,  den  die  in  Dresden 
abgehaltene  3.  General- Versammlung  des  Ver- 
bandes uns  geliefert  hat.  ist  bisher  noch  ein 
Theil  mit  l*stimmter  Absicht  zurück  gehalten 
vrorden,  um  den  Inhalt  u.  BL  vor  gar  zu 
grolser  Gleichförmigkeit  zu  bewahren.  Wir 
ergänzen  nunmehr  unseru  Bericht  Aber  jene 
Versammlung,  indem  wir  unsern  Lesern  zu- 
nächst eine  Besprechung  der  unter  oben  genanntem  Titel  im 
Verlag  von  <  .  Meinhold  &  Söhne  zu  Dresden  erschienenen 
Festschrift  liefern. 

Ks  ist  ein  stattlicher  Band  in  Quartformat  von  37  Bogen 
Starke,  der  sich  schon  in  seiner  äul'seren  Ausstattung  ganz  un- 
verkennbar als  ein  jüngerer  Bruder  von  .Berlin  und  seine  Bauten" 
verrath.  hinter  welchem  er  nur  um  13  Bogen  Umfang  und  je 
1 ""  Höhe  und  Breite  zurück  geblieben  ist  Wahrend  jenes 
iiltere  Werk  jedoch,  erst  '2'  ,-'<  Jahre  nach  der  Verbands- Versamm- 
lung, die  seine  Kntstehung  veranlasst  hatte,  heraus  kam,  haben 
unsere  Dresdner  Fachgenossen  die  scheinbar  unmögliche  Aufgabe, 
die  sie  sich  gestellt  hatten,  gelöst  und  sind  mit  ihrem  Buche  zu 
rechter  Zeit  auf  dem  Platze  erschienen. 

Mag  man  immerhin  berücksichtigen,  dass  das  Vorhandensein 
jenes  Vorbilds  die  Arbeit  wesentlich  erleichtert  hat  und  dass  die 
unfreiwillige  Mufse,  Ober  welche  auch  die  Dresdener  wie  die 
meisten  anderen  deutschen  Architekten  und  Ingenieure  in  den 
letzten  Hauen  Jahren  geboten  haben,  dem  Unternehmen  zu  gute 
gekommen  ist,  so  liefert  diese  Leistung  des  Kcdaktions-  Komitc  s 
doch  auf  alle  Fülle  einen  glanzenden  Beweis  ftlr  das  hohe  Maals 
von  Geschick,  Arbeitskraft  und  Onferwilligkeit,  das  in  ihm  ver- 
treten war.  Und  um  so  ehrenvoller  und  bedeutender  erscheint 
dieselbe,  als  ihr  atsoluter  Werth  bei  alledem  ein  so  hoher  ge- 
worden ist,  dass  die  kleinen  Schwachen,  welche  sich  aus  der 
Hast  der  Arbeit  ergeben  haben,  vor  ihm  fast 

Welch  ein  Stoff  war  es  freilich  auch,  der  hier  zu 
war!  Dresden,  durch  die  Gunst  seiner  Lage  und  seine 
Kntwickelung  eine  der  anziehendsten  und  interessantesten  Städte 
Deutschlands  —  der  Sita  eines  alten,  für  die  mittlere  Epoche  deut- 
scher Geschichte  bahnbrechenden  Kultur-  und  Kunstleliens  —  die 
Hauptstadt  des  rührigsten  dentchen  Stammes,  welcher  stets  nnter 
den  ersten  ist,  die  Errungenschaften  moderner  Wissenschaft  in  die 
Praxis  zu  übertragen  -  -  und  dazu  auf  dem  Gebiete  architekto- 
nischer und  technischer  Publikationen  ein  nahezu  jungfräu- 
licher Boden!  Werden  doch  die  Frauenkirche  Hahrs  und  die 
katholische  Kirche  <  hiaveri's,  das  Museum  und  das  neue  Theater 
Semper 's  durch  das  Buch  zum  ersten  Mal  einem  weiteren  Kreise 
im  zuverlässigen  Abbild  zugänglich  gemacht  Die  Aufgabe  des 
Bedaklions- Konnte*  konnte  in  der  That  dankbarer  kaum  gedacht 
worden  und  es  darf  —  selbst  wenn  wir  von  dem  stark  entwickelten 
sächsischen  Lokal-Patriotismus  absehen  —  nicht  Wunder  nehmen, 
dass  es  ihr  mit  Lust  und  Eifer  sich  unterzogen  hat  - 

Nicht  nur  äufserlich,  sondern  offenbar  auch  in  der  ganzen 
Anlage  des  Werks  bat  .Herlin  und  seine  Bauten4  zum  Muster 
gedient  und  es  ist  nicht  grade  zum  Vortheil  der  Sache  gewesen, 
wo  man  von  diesem  Muster  sich  entfernt  bat.  Abgesehen  von 
einer  später  noch  zn  erwähnenden  Veränderung  der  Stelle,  welche 
der  Beschreibung  und  Würdigung  der  historischen  Baudeukmale 
zugewiesen  ist,  kommt  hier  hauptsächlich  die  Art  der  Behand- 
lung in  Betracht  Während  der  ungeheuere  Stoff  dort  in  die 
knappste,  zum  Theil  fast  an  das  Statistische  streifende  Form  ge- 
zwängt ist.  macht  sich  in  dem  Dresdener  Buche  durchweg  eine  behag- 
liche Breite  der  Darstellung  geltend,  die  bis  zurEinflechtung  umfang- 
reicher Spezial-Abhandlungen  sich  steigert.  Beeinträchtigt  diese, 
aus  der  Freude  am  Stoff  und  dem  Mangel  an  Zeit  leicht  erklär- 
liche Art  der  Darstellung  auch  in  etwas  die  Einheit  und  Durch- 
sichtigkeit des  Buches,  so  sind  wir  doch  weit  entfernt  hieraus 
einen  eigentlichen  Vorwurf  ableiten  zu  wollen.  Weniger  entschuld- 
bar erscheint  es  uns  dagegen,  dass  man  bei  Herstellung  der 
Illustrationen,  von  denen  wir  umstehend  eine  Anzahl  charak- 
teristischer Proben  geben,  auf  die  Einheit  des  Maafsstabes, 
welche  leider  auch  bei  „Berlin  und  seine  Bauten"  nicht  ganz 
durchgeführt  worden  ist,  offenbar  nicht  die  allcrmindeste  Rück- 
sicht genommen  hat.  Die  artistische  Herstellung  derselben  durch 
die  Xylographen  P.  Meurer  in  Berlin  und  W.  Wcrthinaun  in 
Dresden,  welche  Hr.  Architekt  Alfr.  Hau  Schild  geleitet  hat, 
verdient  dagegen  volles  Lob.  - 

Die  von  Hrn.  Betr.-Ubcringenieur  L.  Neumann  redigirte 
Einleitung:  „Dresden  im  Allgemeinen"  behandelt  die  geogra- 
ihische  Lage,  die  Topographie,  Geologie,  Hydrographie  und 
Meteorologie  der  Stadt  und  ihrer  Umgebung  in  klarer  und  aus- 
führlicher Weise,  giebt  sodann  ein  kurzes  Gesammtbild  ihrer  Ein- 
theilung  und  Organisation  und  schliefst  mit  statistischen  Nach- 
richten über  die  Einwohnerschaft  und  die  Wohnungen,  zu  welcher 
die  ausgezeichneten  Untersuchungen  des  städtischen  statistischen 
Bilreans  ein  hoch  interessantes  Material  geliefert  haben. 

Nunmehr  folgt  als  I.  Abschnitt:  „Die  Bangeschichte 


s 


beitung  des  Werks  nicht  blos  eine  Ergänzung  des  Vorl 
sondern  eine  im  Prinzip  verschiedene  Auffassung  der  Auf| 
eintreten  müssen:  denn  wohl  nur  die  letztere  —  jene  Vei 
zu  vieler  heterogener  Momente     nicht  eine  persönliche 


Architekten -Verein. 

nrndplöBt)  Im  T*M  «od  10  li«ti..|tr.  Brilaftrn, 

von  Dresden",  welche  Hr.  Architekt  Dr.  Hichard  Steche  be- 
arbeitet hat.  Es  versteht  sich  von  seibat,  dass  bei  der  eigenartigen 
und  hoch  bedeutsamen  Geschichte  der  sächsischen  Hauptstadt  das 
Interesse  des  Buches  sich  vorzugsweise  in  diesem  Abschnitte 
konzentrirt,  und  der  Verfasser,  welcher  die  sächsiche  Kunstge- 
schichte seit  Jahren  zum  Gegenstande  seines  SpezialStudiums 
gemacht  hat,  giebt  in  seiner  reichhaltigen  Arbeit  eine  Fülle  so 
werthvoller,  zum  Theil  bisher  noch  nicht  bekannt  gewordener 
Nachrichten,  namentlich  zur  Geschichte,  der  Frauenkirche  und  des 
Schlossbaues,  dass  dieses  Interesse  in  hohem  Maafse  Nahrung 
findet  Trotz  alledem  müssen  wir  mit  Bedauern  komvtatiren,  dass 
--  im  Rahmen  des  Werks  und  vom  Standpunkte  des  architekto- 
nischen Fach-Schriftstellers  betrachtet  —  gerade  dieser  Abschnitt 
des  Buches  uns  am  wenigsten  befriedigt  hat  Bei  dem  Versuche, 
in  die  allgemeine  Baugeschiclite  der  Stadt  nicht  nur  die  Spezial- 
geschichte der  einzelnen  historischen  Bauten,  sondern  auch  die 
Beschreibitngundarchitektonische  Würdigung  derselben 
zu  schlechten,  sind  die  letzteren,  für  den  Fachmann  an  Wichtig- 
keit voran  stehenden  Gesichtspunkte  leider  um  vieles  zu  kurz 
gekommen.  Wir  erhalten  z.  B.  schätzenswerthe  Details  über  die 
Familie  Georg  Hahrs  und  erfahren,  dass  der  an  seinem  Schädel 
koustatirte,  die  Nachrichten  über  seine  Todesart  bestätigende 
Bruch  4  -m  Weite  zeigt,  dagegen  fehlt  in  dem  Buch  unglaublicher 
Weise  jeder  Hinweis  auf  die  Bedeutung  des  Bähr'schen  Schopfungs- 
baues für  die  Idee  einer  eigenartigen  Gestaltung  der  protestan- 
tischen Kirche;  auch  die  geniale  Konstruktion  desselben,  die  au 
dieser  Stelle  wohl  eine  eingehende  Würdigung  auf  Grund  statischer 
Spezial- Untersuchungen  verdient  hätte,  wird  in  beiläufigster  Weise 
abgethan.       Hier  ist  ein  Punkt  wo  bei  einer  spateren  Neubear- 

Vorhandeueu. 
gäbe  wird 
eruuickuug 

Momente  nicht  eine  persönliche  Schwäche 
Verfassers  hat  diesen  Mangel  verschuldet. 
Der  II.  Abschnitt:  „Die  Hochbauten  des  1».  Jahr- 
hunderts", als  dessen  Redakteure  die  Hrn.  Baumeister  R.  Wim- 
mer und  II.  A.  Richter  fungirt  haben,  ist  seiner  Natur  nach 
der  umfangreichste  des  ganzen  Buches,  dessen  gröfsere  Hälfte  er 
einnimmt  Es  dürfte  keinen  Werth  haben,  die  19  Unterabtei- 
lungen desselben  hier  sammtlich  anzuführen,  und  es  mag  genü- 
gen, wenn  wir  versichern,  dass  der  Zweck,  ein  für  den  Fachmann 
anschauliches,  zu  Studienzwecken  geeignetes  Bild  der  neueren 
Leistungen  Dresdens  auf  dem  Gebiete  des  Kunst-  und  Nützlich- 
keitsbaues  zu  geben,  in  rollständiger  und  trefflicher  Weise 
erreicht  ist.  Einzelne  Alachnitte,  und  zwar  diejenigen,  in  denen 
die  für  Dresden  wichtigsten  und  in  ihrer  künstlerischen  bezw. 
technischen  Durchbildung  werthvollsten  Gebäude  —  die  Museen 
und  Theater,  die  Lehranstalten  und  Gebäude  für  öffentliche  Ge- 
sundheitspflege etc. —  bebandelt  werden,  sind  mit  Recht  etwas  aus- 
führlicher gehalten,  während  das  Kapitel  der  Wohnhäuser,  die 
in  Dresden  bekanntlich  etwas  an  Einförmigkeit  leiden,  zurücktritt. 
Ein  Anhang  v.  Hrn.  Dr.  Steche  behandelt  die  Albrechtsburg. 

Obgleich  erheblich  kürzer,  ist  der  wiederum  von  Hrn.  Betr.- 
Oberingenieur  L.  Neumann  redigirte  III.  Abschnitt:  „Die 
Wasser-,  Strafsen-  und  Eisenbahn-Bauten",  in  seiner 
Art  doch  nicht  minder  interessant  als  der  vorige.  Es  ist  bekannt, 
auf  welcher  hohen  Stufe  der  Eutwickelung  dos  Ingenieurwesen 
Sachsens  steht,  und  es  spiegelt  sich  dies  auch  deutlich  in  den 
hier  gegebenen  Mitlheilungen  über  die  Elbstrom-Verhältnisse, 
die  Wasserversorgungs-  und  Entwässerungs-Anlagen,  das  Strafseu- 
wesen.  die  Brückenbauteu  und  die  Eisenbahnen.  Die  Situations- 
pläne der  Bahnhöfe  sind  in  einem  Maafsstabe  und  dem  entspre- 
chend in  einer  Ausführlichkeit  gegeben,  welche  über  den  Kabinen 
einer  skizzenhaften  .Mittheilung  hinaus  gebend,  völlig  die  Zwecke 
einer  Publikation  erfüllt 

Ein  kurzer  IV.  Abschnitt:  „Die  technisch-industriel- 
len Anlagen"  von  Hm.  Fabriken-Insp.  O.  Siebdrat,  giebt 
endlich  noch  eine  Darstellung  des  weniger  umfangreichen,  als 
durch  einzelne  hervor  ragende  Etablissements  ausgezeichneten 
Fabrikwesens  der  sächsischen  Hauptstadt,  die  nicht  allein  auf  die 
bauliche  Anlage  der  Fabriken,  sondern  auch  auf  die  Maschinen 
und  einige  spezielle  Erzeugnisse  derselben  naber  eingeht  und 
deshalb  dem  Fachmann  besonders  willkommen  sein  dürfte.  - 

Welcheu  Werth  ein  Buch  dieses  Inhalts  besitzt,  bedarf  unseren 
Lesern  gegenüber  wohl  keiner  weiteren  Auseinandersetzung.  Es 
ist  ein  hohes  und  bleibendes  Verdienst,  das  unsere  Dresdener 
Fachgenossen  mit  Herausgabe  desselben  —  nicht  blos  um 
die  Theilnehmer  an  der  3.  General -Versammlung  des  Verbandes, 
sondern  auch  um  unser  Fach  und,  naturlich  nicht  in  letzter 
Linie,  um  ihre  Stadt  sich  erworben  haben.  Mögen  sie  in  anderen 
deutschen  Stadteu  Nachfolger  rinden,  die  ihr  Ziel  gleich  hoch  sich 
stecken  und  mit  gleicher  Kraft  es  zu  erreichen  wissen!  Das  ist  ein 
Wunsch,  in  den  wühl  alle  deutschen  Architekten  und  Ingenieure  ein- 
stimmen werden,  wena  dieser  Wunsch  billiger  Weise  auch  niemals 
als  eine  Forderung  gestellt  werden  darf.  -  F.  — 


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Illuslrations-cproben  aus  „*Die  Rauten,  technischen  htm  roduBtrlellgn  Anlagen  von  JDrflSdm,"  horaupgeg.  von 


Vllln  In  licr  I.i-Tin.  .tri»»...    Ar*».  Wrl»bncb. 


NvrdlUh«  Krönt  ilc«  iirocn  Friedhof»  4or  An«« 


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dem  $achs.  .Ingenieur-  und  Architekten -^Verein  und  dem  «Dresdener  Architekten -^Verein  1878. 

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Juliaiiiiexkirrb*.   (117S-7».)   Architekt  MlWkel 


»rutlilc  tu  UiliUu.   (!>;'.—  7».)   Arcliltekl  R.  W'imi  ■  - 


Hau«  In  der  WiN-lruif.  i  Slra«<o. 

(17.  JalKbmadwvj 


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47« 


20.  November  1878 


Arohitekten-  und  Ingenieur-Verein  zu  Hamburg.  Ver- 
sammlung am  1«.  Oktober  187«.  .Vorsitzender:  Hr.  Haller,  Schrift- 
fahrer: Hr.  Bargum:  anwesend  über  100  Mitglieder. 

Aus  der  Notb  eine  Tugend  machend,  hatte  der  Verein,  dem 
seine  gewöhnlichen  Versammlungsräume  wegen  des  Brandes  im 
patriotischen  Hause  noch  nicht  wieder  zur  V  erfügung  standen, 
seine  Sitzung  nach  der  ,.<  oncordia",  jenem  groben  Saalbau  ver- 
legt,  der  aut  S-  5«V>  des  vor.  Jahrg.  d.  Ztschr.  ausführlich  be- 
schrieben worden  ist.  Die  inzwischen  fertig  gestellten  oberen 
Räumlichkeiten  bestehen  aufser  dem  Vestibül  und  den  Garde- 
rolien  aus  vier  Stilen:  dem  .Vorsaal",  an  den  sich  Itnks  (nach 
vorn  der  „Klubsaal"  anschlierst,  dem  .Kaisersaal"  in  der 
Mitte  belegen  —  und  dem  „Theatersaul",  rechts  vom  Vorsaal, 
ulso  nach  hinten  sich  erstreckend,  wo  er  mit  der  obersten  Gallerie 
des  grnl'sen  Konzertsaales  in  Verbindung  steht.  Die  Ausgiebig- 
keit hinsichtlich  des  l'latzes  in  diesen  Kannten,  welche  der  Areh- 
it.  Ing.- Verein  —  Dank  der  Freundlichkeit  des  Bauherrn  und 
seiner  Architekten  zuerst  benutzte,  also  einweihte,  gab  die 
schönste  Gelegenheit  für  eine  Ausstellung,  deren  Zweck  darin 
Instand,  die  hervorragenden  I'luttcr  aller  Koukunenzprojekte  uud 
sonstiger  Kniwurfe,  Skizzen  zu  MonumenteD,  Grabmalen,,  Möbeln, 
Geräthcn  etc.,  malerische  Entwürfe  aus  der  Studienzeit.  Heise- 
skizzen n.  s.  w.  kurz,  Blätter  von  künstlerischem  luteiesse. 
wie  sich  solche  in  den  Mappen  der  Vereinsmitglieder  befinden, 
den  Blicken  der  Kollegen  zuzüglich  zu  machen,  und  zwar  ohne 
Rücksicht  darauf,  ob  diese  Arlteiten  von  den  Ausstellern  selbst, 
oder  von  anderen  lebenden  oder  verstorbenen  Kunstlern  her- 
rühren und  ob  sie  liereits  öffentlich  ausgestellt  waren  oder  nicht. 

Die  Ausstellung,  welche  den  gtöfsten  der  Säle,  den  Theater- 
saal, in  Anspruch  nahm,  war  reirh  beschickt  und  in  hohem 
Maafse  iuteiessaut.  I)ie  meisten  Sachen  rührten  von  lebenden, 
gegenwärtig  in  Hamburg  thatigen  Künstlern  her,  aber  sowohl 
Verstorbene  als  Auswärtige  waren  vertreten.  Unter  den  ersteren 
der  langjährige  Vorsitzende  des  Hamb.  Vereins,  F.  G.  Stamuiauti, 
vorwiegend  mit  Dekorations-Kntwurfeu  für  Interieurs,  wie  auch 
mit  der  Walhalla,  jenem  vom  Bassin  der  üiniiciialstcr  nach  dei 
I  hler.borst  versetzten  Bauwerke,  welches  hier  wie  dort  öffent- 
licher Lustbarkeit  dient:  ferner  die  Architekten  Herne  und  Glüer 
mit  den  Kirchen  in  Wacken  und  TodenbOttel,  zwei  ausgeführten 
Konkurrenz-Entwürfen,  und  mit  den  farbigen,  von  Brunncr  ausge- 
führten «dasfenstern  der  Anschar-Kapelle :  Haller  von  Hallerstein 
mit  Hinwürfen  für  die  Glyptothek  in  München  und  die  Walhalla 
bei  Regengburg;  J,  Alt  mit  dem  Horn  in  Kaschati;  Sonuin  mit 
dem  Portal  am  Speersort  nach  einer  Aufnahme,  und  Soltan  mit 
verschiedenen  ZeichnunfM,  nmcutlich  von  einem  I'okal  für  den 
Hamb.  Künstler-Verein. 

Unter  den  aiifsci-hauiburgischen  Architekten  ragte  Molden- 
schardt  aus  Kiel  am  meisten  hervor  durch  die  auf  besonderes 
Bitten  seiner  Hamburger  Freunde  veranstaltete  Ausstellung  seiuer 
Dekoiations  -  Entwürfe  für  die  kaiserl.  Vacht  .Hohenzollern" 
<>.  Dtscb.  Bzty.,  S.  35!'  d.  Jhrg.  i:  derselbe  hat  ferner  ausgestellt 
seinen  Konkurrenz-Entwurf  für  den  Saalbau  in  Neustadt  a.,  Hardt, 
das  l ieselUchaftshaus  uud  das  Tbaulow-Museum  wie  auch  eine 
Skizze  für  eine  neue  Kirche  iu  Kiel  und  eine  Aufnahme  der  in 
reicher  Renaissance  ausgeführten  Betstühle  in  der  Schlosskapelle 
zu  Gotloit.  Als  nicht- bainburger  Aussteller  ist  noch  Vofs  in 
Altona  zu  nenuen  mit  dem  Boltenjschen  Landhause  zu  Niendorf, 

reizvollen  Bau. 

Von  den  Hamburger  Architekten  hatteu  ausgestellt:  Asmus 
tigurale  Studien  und  Konkurrenz-Entwürfe  für  das  Kathhaus  in 
Hamburg,  den  Kursalou  in  Ischl  und  das  Theuter  in  Genf: 
Breckelbaum  das  Konkurren/  -  Projekt  für  die  l'etrikircbe  iu 
Leipzig.  Entwürfe  für  farbige  Glusfcnster,  Zimmer-Einrichtungen, 
Gaskroneu  und  andere  Beleiichtuiigs-Gegenstände  sowie  die  Villen 
l.nbbers  und  Ahlers:  Blies  Aquarellen  und  Kreidezeichnungen; 
Kitschen  Konkurrenz- Eutwürfe  für  die  Realschule  iu  Rendsburg 
und  fllr  das  spater  von  Moldenschardt  ausgeführte  Gesellschafts- 
haus iu  Kiel:  Grassniaun  Konkurrenz-Projekte  für  die  reformirte 
Kirche,  das  Bankgebaude  und  die  Nikolaikirche,  sumnitlich  in  Ham- 
burg; Grefsner  die  Petrikirche  iu  Leipzig;  Haller  aufser  diversen 
Skizze«  und  Entwürfen  aus  den  .lahren  l<>8  18bl.  uuter  wel- 
chen ein  Konkurrenz-Projekt  (lxtKt  für  die  grofse  «iper  in  Paris 
den  hervorragendsten  Platz  einnimmt,  in  chronologischer  Folge  das 
Winterhaus  im  Zoologischen  (.arten  I  löGl;.  die  Kunstballe  auf  der 
Lombardsbrücke  lsHS),  Details  aus  dem  Konkurrenz-Projekt  für 
die  Kunsthalle  «  l.si.ai,  malerische  Ansichten  aus  der  Gartenbau- 
Ausstellung  (HJöiO,  Hamburger  Hathhaus-Studien  von  1871  nebst 
einem  Entwurf  für  die  1.  Konkurrenz  im  Jahre  1854,  und  endlich 
das  Konkurrenz •  Projekt  für  die  Norddeutsche  Rank;  Halber 
Konkurrenz-Entwürfe  für  die  Kuusthalle  und  für  die  Villa  Schön 
in  Hamburg  nebst  einer  grnfsen  Sammlung  italienischer  Studien ; 
Halber  &  Fitscheu  die  l'etrikirche  in  Leipzig:  Haussen  £  Meer- 
wein einen  Orchester-Pavillon  zu  Harvestehude,  das  Wasserwerk 
zu  Westend,  Konk. -Entwürfe  für  die  Stadttbeater  iu  Hamburg  und 
in  Altona,  sowie  verschiedene  Wohnhäuser:  Hauers  die  Turnhalle 
zu  Hannover,  den  Fragekasten  für  den  dortigen  Arcb.-  u.  Ing.- 
Verein,  die  Norder-Kirche  zu  Altona,  eine  Markthalle  in  St.  Pauli, 
das  Kricger-Iienkmal  für  die  Gefallenen  projektirt  für  den  Fisch- 
inarkt  in  Hamburg,  uud  verschiedene  Wohnhäuser  iu  und  bei 
Hamburg:  Keller-Leu/inger  Skizzen,  Aquarelle  und  Entwürfe  aus 
dem  Gebiete  der  Kunst-Industrie;  I.amptecht  Konkurrenz-Projekte 


für  das  Fährhaus  zur  Uhlenhorst,  das  Krieger-Denkmal  zu  Ham- 
burg und  die  Villa  Schön:  Luis  sein  Katbhaus-Konk. -Projekt  von 
1854  und  den  Altar  aus  der  Katharinen  -  Kirche  zu  Minck.  ver- 
schiedene Bauausführungen  in  Hamburg:  Pbilippi  Reisestudien: 
Stammann  &  Zinnow  die  Petri-Kirche  für  Leipzig:  Viol  ein  Doppel- 
Schulbaus  zu  Leipzig,  Reiseskizzeu  und  Studien  und  zwei  Kande- 
laber im  Modell:  Vivie  Kunstindustrie-Eutwürfe. 

Von  den  Ingenieuren  waren  nur  F.  A.  Meyer  und  Stuck 
vertreten;  der  erste  hatte  eiu  von  ihm  komponirtes  und  gezeich- 
netes Tableau,  die  Hamb.  Lazarethzüge  1870  71  behandelnd, 
uud  von  ihm  entworfene  und  ausgeführte  zerlegbare  und  leicht 
transportable  Kepositorien,  der  letztere  einen  Reliefplan  von 
Hamburg  ausgestellt. 

Auch  zwei  Bildbauer  hatten  die  Ausstellung  beschickt:  Peiffer 
mit  den  in  Marmor  ausgeführten  Büsten  von  Dalmann  und  von 
Kant;  Börner  mit  verschiedenen  Modellskizzen  zu  Gruppen.  Statuen. 
Karvatiden,  Medaillons.  Friesen  u.  s.  w.  — 

Da  die  Ausstellung  selbstverständlich  das  Haupt -Interesse 
des  Abends  in  Anspruch  nimmt,  so  beschrankt  sich  die 
weitere  Tages  «  irdnung  lediglich  auf  geschäftliche  Sachen,  die 
in  einer  im  Klubsaal  abgehaltenen  kurzen  Sitzung  ihre  Er- 
ledigung linden.  Es  werden  u.  a.  die  Kommissionen  für 
Beantwortung  der  Verbands- Fragen  bestellt,  und  zwar  für  die 
ziv  il  rechtliche  Verantwortlichkeit  der  Architekten 
und  Ingenieure:  die  Hrn.  Schräder,  Hennicke.  uud  Zinnow: 
für  die  Prüfuug  der  Grundsätze  für  das  Konkurrenz- 
Verfahren:  die  ständige  Kommission,  in  welche  Hr.  Ahrens 
für  Hrn.  A.  L.  .T.  Meier  als  Konvokaot  eintritt;  für  die  Ein- 
führung des  Eisens  in  den  Hochbau:  die  Hrn.  Sehcmnianii. 
Lühmann,  Kümmel,  Haussen  und  Halber :  für  die  Mittheilungen 
über  Beton-Bauten:  die  Ilm.  Ehlers.  Buchheister  und  Gallois. 
Ferner  winl  Hr.  Bargum  mit  dem  Heferat  über  die  Frage  der 
Ausdehnung  des  Haftpflicbtgesetzes  auf  das  Bauge- 
werbe und  Hr.  Schiffer  mit  dem  über  die  politische  Thatig- 
keit  der  Architekten  und  Ingenieure  beauftragt. 

Nach  beendigter  Verhandlung  vereinigte  sich  die  Versamm- 
lung zu  einem  gemeinschaftlichen  Abendessen  im  „Kaisersaal". 
Derselbe,  in  deutscher  Renaissance  mit  den  Wapjien  der  jetzigen 
und  früheren  Hansestädte  und  mit  Skulpturen  reich  verliert,  tragt 
seinen  Namen  nach  einer  als  Haupt-Deknrationsstürk  dort  auf- 
gestellten Heiterstatue  des  Kaisers  Wilhelm.  Bm. 

.    Personal -Naekriehten. 

Der  Garuison  -  Bauinspekt  Schönhals  in  Berlin  ist  zum 
Intendantur-  u.  Baurath  ernannt.  — 

Der  Ktseub.-Bmstr.  Herrn.  George  in  Oberlahnstein  ist  zuni 
Eiseub.-Han-  n.  Betriebs-Insjiektor  in  Kassel  ernannt. 

I>er  Hegsbmstr.  F.  Hasse,  früher  Ober-Betriebs-Inspekt.  b. 
d.  Berlin-Stettiner  Eisenb.,  hat  den  Charakter  als  Baurath  erhalten. 

Die  Bauführer-Prüfung  für  beide  Fachrichtungen  halten 
liestandeu:  Peter  Scheidtweiler  aus  Köln,  Eugen  Gelsler  aus 
Breslau  u.  Emil  Knitterscheid  aus  Emmerich  a.  Rh. 

Der  bisher  b.  d.  Baudeputation  in  Hamburg  diätarisch  be- 
schäftigte lugenieur  II.  C.  J.  Reese  ist  zum  Bauimlizei-Inspektor 


Brief-  und  Fragekaitei. 

Hrn.  L  Dresden.  Selbstverständlich  wird  unser  Blatt  die 
Konkurrenz  für  das  Kollegiengvhäude  der  Strafsburger  Universität 
einer  Besprechung  unterwerfen:  wir  sehen  uns  jedoch  veranlasst, 
dieselbe  noch  so  lange  zu  verschieben,  bis  es  uns  möglich  ist, 
sie  ohne  Unterbrechung  zu  erledigen.  Ein  so  eingehender  Be- 
richt wie  über  die  Konkurrenzen  für  den  Berliner  Dom,  das 
Reichslagshaus  und  das  Hamburger  Rathhaus  wird  übrigens 
nicht  beabsichtigt. 

11.  M.  Die  Entscheidung  des  Falles  nach  reinem  Buchstaben- 
recht  ist  zweifelhaft.  Die  Vorbereitung  der  für  eine  Bau  -  Aus- 
führung erforderlichen  Detail  -  Zeichnungen  und  die  Aufstellung 
der  Abrechnung  wird  allerdings  zumeist  als  ein  Theil  der  Funk- 
tionen des  mit  der  Bauleitung  bezw.  Bau -Aufsicht  Iwaufiragten 
Technikers  betrachtet;  indessen  kann  man  der  Regierung  nicht 


Regierung 

geradezu  Unrecht  geben,  wenn  sie  den  Begriff  „Bauleitung"  enger 
deiinirt  und  eine  solche  nur  in  der  Zeit  für  nothwendig  halt,  wo 
faktisch  gebaut  wird.  Die  moralische  Verantwortlichkeit  dafür, 
dass  Ihnen  für  Ihre  dem  Bau  auch  während  der  Wintermouate 
gewidmete  Tbiitigkeit  ein  Honorar  gezahlt  werde,  hat  jedenfalls 
Ihr  unmittelbarer  Vorgesetzter  zu  tragen,  der  Ihnen  jene  Be- 
schäftigung zugewiesen  hat:  ob  Sie  denselben  auch  zivilreebtlich 
verantwortlich  machen  können  oder  wollen,  bleibe  dabin  gestellt. 
—  Jedenfalls  rathen  wir  Ihnen,  «zunächst  die  beabsichtigte 
Appellation  an  eine  höhere  Instanz  zu  versuchen,  in  dieser  jedoch 
vor  allein  auf  Billigkeits-Grüude  sich  zu  berufen. 

,:  Hrn.  F.  R.  in  M.  Ueber  die  uns  von  Ihne'  vorgelegten 
Fragen  ein  Unheil  abzugeben,  würde  dem  Verfahren  derjenigen 
Aerzte  gleich  kommen,  die  „auch  brieflich"  sich  konsultiren 
lassen;  hier  kann  nur  der  Augenschein  und  gewissenhafte  Ab- 
wägung aller  individuellen  Momente  des  Falk)  inoafsgebend  sein. 
Ueber  die  Preisverbältnisse  dürften  Ihneu  die  in  unsA/em  Deutscheu 
Baiikalender  enthaltenen  Angaben  einigen  Aufschlug«  gelten. 

Anfrage.    Kxistirt  ein  Spezi«' 
zur  Hleiweils-Fabrikation  gewährt:' 


.0,1  l»,l  B„,l,l,  Ii.  Belli..    Km.  <J>.  HnUkU,«  vei,n(.«,rtll,-li  K.  K.  U.  Kif.rfc,  IWtlm.    UokI:  W.  II,,«-.»,  II  U|Lu  r  kdr  U<  k.t ...  Brill, 


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No.  94. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


477 


InaaJt:  Die  Arrhitektiar  auf  nVr  t'afWr  WeUiiiMaUUan«  d«i  Jtthr*«  1*7*.  I  Zur  Tiulrrajrr  im  pwiiiMvaru  Hanv**ftn-  —  Di«  tUforra  dar  preafcurhen  Qeae-rW- 

.  (Nrhlaaa.)  —  1)1«  K«u*bn*M  für  Ratwürf»  im  Aulrw«  eine«  r.rn«o  Friedhof»  ttrr  I  •rhnlrn.  -  lUinillrot*  der  Ualer  Rpre».  -   Vorrlrhtno»  tum  SVlIeti  einer  ptn  die 

JüdUrbrn  i  i.-m.  in.i.   in  Bertia.   —   Mittheilancrn  ans  »reinen:  »hrr  dir  <  Mitiu*  (.rfahrriieii  WVirhe  «<m  der  l^knmolbe  an».  —  Die  itic»Jahn«r  kutiMKraarb- 

19.   Iluipl  -Vertamrolunic  d-<  Verein*   iMMatMt  Inttetlteure-   —   Arehll'klen-   und  \  Ur-h.-  W.  ihiiarouuVM»  Im  Berliner  Arrhltekt-nhan»...  —  Berliner         Annt.  Ulm*.  — 

laKxnteur-Vonaa  in  Haoiburg.  -  An-lm*-ktrn- Verein  iu  BerHr».  —  Vcrniicbtc«:  Ab»  der  Parbliiteraiar.  —  Konkurrenten.  —  Brief-  uad  Pragekattea. 


Die  Architektur  auf  der  Pariser  Weltaussteilung  des  Jahres  1878. 

(Srhlnaa.) 


nderu  wir  uns  nunmehr  noch  der  von  der 
Stadtverwaltung  und  den  Architek- 
ten von  Paris  veranstalteten  Ausstellung 
zuwenden,  haben  wir  es  mit  der  eigentlichen 
Repräsentation  der  französischen  Architektur 
■t  zu  thun.  Nur  eine  Stadt  wie  Paris,  in  ihrer 
=yj  einzig  dastehenden  geistigen  und  materiellen 
Bedeutung  und  mit  Hälfe  der  fast  wunderbaren  Organisation 
aller  ihrer  Einrichtungen,  konnte  eine  derartige,  überraschend 
opulente  Sammlung  von  Gegenständen  aus  allen  Zweigen  des 
öffentlichen  Bauwesens  darbieten,  wie  sie  uns  im  „Pavillon 
de  In  Tille  de  Parte'  entgegen  tritt.  Sellxst  wenn  wir 
Wasserversorgung,  Kanalisation,  Berieselung,  Brückenbauten 
und  Strafsenwesen  bei  Seite  lassen  und  nur  den  Hochbau 
Auge  fassen,  tritt  uns  eine  solche  Fülle  architektonischer 
—  zum  grofsen  Theil  Werke  ersten  Ranges  oder 
Bedeutung,  vielfach  in  prachtigen 
■  Gröfse  —  entgegen,  dnss  wir  bewun- 
dernd fürchten,  vom  „Herzen  Frankreichs"  gefangen  zu  werden 
und  uns  des  kritischen  Blickes  begeben  zu  müssen.  Es  kostet 
einige  Mühe,  durch  das  Studium  der  riesigen  Stadtpläne,  auf 
welchen  die  20  Mahnen  nebst  allen  städtischen  und  fiskalischen 
Tief-  und  Hochbauten  in  charakterisirender  Weise  angegebeu 
sind,  mittels  Durchblätterung  der  grofsen  Map|ienwerke  und 
I'ltotographicn-Ständer,  welche  alle  die  kleinen  Nutz-  und 
Schmuck- Bauten  der  Boulevards,  der  Plätze  und  Parke,  die 
Fontainen,  Kioske,  Bänke.  Bedürfniss- Häuschen,  Kandelaber, 
Einfriedigungen  u.  s.  w.  darstellen,  endlich  mittels  Besichtigung 
der  Modelle  von  Boulevards,  Plätzen  und  Promenaden-Anlagen, 
sich  den  Boden  zu  bilden,  von  welchem  aus  die  Leistungen 
der  Pariser  Baukunst  zu  betrachten  sind. 

Wir  beginnen  mit  der  Besprechung  der  Verwultungs- 
Gebäude.  Nicht  weniger  als  0  Pariser  Mai rien  siud 
durch  Entwürfe,  Modelle  und  Photographien  dargestellt,  deren 
fast  schablonciiartige ,  weun  auch  aufwandvolle  Ausbildung 
nicht  recht  befriedigen  will;  es  ist  immer  dasselbe  Motiv  eines 
Haupt-Risalits  in  der  Mitte  mit  kräftigem  Ubrthurm,  zweier 
Eckpavillons  auf  den  Enden  und  der  hohen  isolirten  Mansarden- 
Dächer,  wie  sie  dem  lliUel  de  Mite  eigen  sind.  Dennoch 
sind  die  Mairie  des  XL  Bezirks  von  Gaucel  vermöge  ihrer 
edlen,  feinen  Formen,  die  XU.  Mairie  von  Henard  mit  ihren 
reizend  gemusterten  Backstein-Flachen,  endlich  die  XIX.  Mairie 
von  Davioud  und  Bourdais,  vermöge  der  prächtigen 
Lösung  ihres  mit  einer  grofsen  Vorhalle  ausgestatteten 
Mittelbaues,  als  vorzügliche  Entwürfe  anzuerkennen.  Auch 
Salleron's  Mairie  des  XX.  Arrondissements  ist  namentlich 
in  ihrer  Grundriss  -  Entwicklung  auf  dreieckiger  Baustelle 
trefflich  gelöst.  Das  hervor  ragendstc  Werk  dieser  Gattung 
ist  selbstredend  die  Rekonstruktion  des  Hotel  de  Villi;  nach 
dem  Entwürfe  von  Ballu  und  Depcrthcs,  welche  auf 
bevorzugter  Stelle  in  13  grofsen  Plänen  und  einem  opulenten 
Modelle  veranschaulicht  ist;  eine  nähere  Beschreibung  wird 
unter  dem  Hinweis  auf  die  Notizen  von  der  Wiener  Aus- 
stellung (Jahrg.  1H74)  und  auf  anderweitige  Publikationen 
d.  Bl.  hier  entbehrlich  sein.  Ebenso  sind  das  Palais  de 
Justice  von  DU c  und  Daumct.  sowie  das  Trdjitnal  de 
Commerce  von  Bailly,  dessen  prächtig  ausgestattetes,  in 
einem  schönen  Modell  veranschaulichtes  Trepjtenbaus  zu  der 
wenig  wirksamen  Facade  in  eigentümlichem  Gegensatz  steht, 
bereits  in  früheren  Jahrgängen  der  Dtsch.  Bztg.  besprochen 
worden.  — 

Ein  gröberes  Interesse  als  die  Mairien  verdienen  die 
Markthallen,  Schlachthäuser  und  Entrepots,  in 
welchen  die  Routine  der  Franzosen,  auch  den  gewöhnlichen 
Eisenkoustruktionen  einen  architektonischen  Reiz  zu  verleihen, 
deutlich  zum  Ausdruck  kommt.  Die  bekannten  Schlacht-  und 
Markthallen  zu  La  Villelte  von  Jandier  und  Baltard  und 
die  Halles  centrales  von  Baltard  und  Callct  sind  in- 
zwischen fast  typisch  geworden  und  in  vielen  französischen 
Städten  nachgeahmt.  Eigenartig  indes*  und  besonders  reizvoll 
in  der  Zeichnung  sind  die  in  jüngster  Zeit  von  Magne  er- 
bauten Märkte  des  Mnrtgrs  und  de  TAvt  Maria,  beides 
kleinere  Anlagen  von  etwa  1500 '""  Grundfläche,  mit  massiven 
Eekpilonen  und  geschmackvoller  Verglasung;  auch  das  /Vw- 
trepot  de  liercy  verdient  als  ein  vortrefflicher  Eisen-Entwurf 


des  Architekten  L'Henreux  und  des  Konstrukteurs  ßaudet 
hier  erwähnt  zu  werden.  Woniger  Originalität  beansprucht 
die  Mehrzahl  der  öffentlichen  Wohlthätigkcits-Anstalten,  Ka- 
sernen und  Gefängnisse,  l>ei  welchen  die  Architektur  ganz 
und  gar  in  den  Hintergrund  tritt.  Abgesehen  von  dem  be- 
kannten, in  großartigstem  Maafsstabc  von  A.  Diel  erfaaoteu 
Hotrl  de  Pieu  fordern  nur  2  derartige  Bauten  eine  nähere 
Beachtung  heraus,  das  Maison  de  Hejtremon  de  Xanterre, 
eine  umfangreiche  Anlage  im  Pavillonsystem  vom  Architekten 
Hermant,  und  das  bereits  auf  Seite  281  des  Jahrg.  1870 
der  Deutschen  Bauztg.  publizirte  Maison  de  f'orrectiou  de 
la  Itne  de  la  Saide  von  E.  Vaudremer. 

Noch  geringeren  Kunst werth  besitzen  die  zahlreich  ver- 
tretenen Volksschulen  und  Asile  (letzteres  Schulen,  welche 
zugleich  zum  Aufenthalt  der  Kinder  eingerichtet  sind),  obwohl 
sie,  wie  die  ausgestellten  Normalmodelle  zeigen,  in  ihrer  eigen- 
thttmlicben  inneren  Einrichtung  zum  Theil  eine  vorzügliche 
Durchbildung  zeigen.  Das  Modell  der  Schule  am  Itonlexard 
de  Heller  die  hat  zweisitzige  feste  Bänke,  Licht  von  beiden 
Seiten,  nämlich  von  aufsen  und  von  der  Korridorwand,  sehr 
grofse,  fast  quadratische  Fenster,  Thüren  zwischen  je  2  Sälen 
und  bewegliche  Zwischenwände  aus  Glas  ( ? ),  welche  nach 
dem  Raumbedürfniss  der  Klasse  von  l'nterzug  zu  Untcrzug 
beliebig  versetzt  werden  können.  Das  Modell  einer  Solle 
tFAsite  zeigt  auf  der  einen  Seite  eines  Korridors  gewöhnliche 
Schulziinmer,  auf  der  anderen  Seite  ein  geräumiges,  mit 
Waschsehaalen  etc.  ausgerüstetes  Arbeitszimmer,  dann  einen 
grorsen  Saal  mit  einzelnen  Tafeln  und  Bänken  zum  GnppeB- 
Unterricht.  darunter  eine  gröfscre  Sitzgnippe,  welche  stufen- 
förmig aufgebaut  ist.  Nur  eine  der  vielen  ausgestellten  Volks- 
schulen zeigt  im  Aeusseren  nicht  den  unsäglich  nüchternen 
Speicher-Charakter,  das  ist  die  Erde  Hur  aitx  Ours  von  dem- 
selben Gustav  lluillard,  dessen  Salle  des  Marianen  in  der 
Xlten  Mairie  eine  so  prächtige  und  edle  Ausstattung  besitzt. 
Diese  Schule  in  der  Bärenstrafse  ist  jedoch  kein  Neubau, 
sondern  die  geschickte  Restauration  der  aus  dem  J.  1407 
stammenden  Tour  de  Jran-sans-jieur  (auch  Tour  de  Hour~ 
gogne  genannt  1;  freilich  Iflsst  sich  nicht  verkennen,  dass  die 
mittelalterliche  Burg  und  der  kecke  Thurm,  dessen  oberstes 
Stockwerk  übergekragt  und  mit  hohem  Spilzdach  gekrönt  ist, 
die  moderne  Bestimmung  kaum  anzudeuten  vermögen.  Von 
den  höheren  Schulen  haben  wir  nur  das  <  Wege  t  hapfal  am 
llmdevurd  des  Halif/nollrs,  ein  Gymnasium  mit  Internat, 
entworfen  von  Train,  in  modern-romanischen  Formen  mit 
buntgemusterten  Ziegelrläcben,  und  die  Faeultr  de  Mrderine 
am  Boulevard  St.  Gennain  vom  Architekten  Ginn  in  zu 
nennen,  hervor  ragend  durch  die  fast  hellenische  Formen- 
reinheit  der  schön  gegliederten  Facade  und  durch  eine  hoch 
interessante  Grundriss-Entwickelung.  Hierher  gehört  schließlich 
auch  die  im  Gypsmodell  ausgestellte,  sehr  bemerkenswerthe 
Bibliothek  der  Keole  de  Droit  vom  Architekten  L'Heurenx, 
mit  Flachkuppeln,  welche  auf  Eisenbögen  gewölbt  sind,  an 
den  Seiten  und  eisernem  Oberlicht  über  der  Mitte,  mit  2 
Gallerten  über  einander,  Absiden  und  Eck-Wcndeltrepj>en.  — 

Die  glänzendsten  Werke  unter  den  Pariser  Profanbauten 
sind  die  Theater;  Magno,  Davioud  und  Garnier  sind 
die  Meister,  welche  auf  diesem,  das  grofse  Publikum  stets  an- 
ziehenden Gebiete  die  gröfsten  Lorbeeren  ciTungen  haben.  In- 
dess  sind  Vaudrrille-  und  GfjrWr-Thcater.  Chatelrl,  Lyrique 
und  Orpheon,  eben  so  wie  Garnier's  Nourel  Opera  durch 
frühere  Ausstellungen  und  Publikationen  bereits  so  bekannt 
und  so  sehr  mit  Lob  und  Tadel  bedacht  worden,  dass  wir 
uns  mit  der  Mittheilung  begnügen  dürfen,  dass  sie  in  Photo- 
graphien, Zeichnungen  und  prächtigen*  Aquarellen  die  Aus- 
stellung zierten.  Üebcrraschcnd  ist,  dass  man  in  Paris  jetzt 
schon  vielfach  von  der  zukünftigen  Freilegung  der  neuen  Oper 
spricht,  um  welche  herum  man  bekanntlich  in  etwas  eng- 
herziger Weise  die  Strafsen  Meyerbeer,  Aubcr,  Scribe  etc. 
angelegt  hat.  nachdem  man  vorher  für  die  Erwerbung  des 
Bauplatzes  etwa  10 Millionen  Franken  aufgewendet  hatte! 
In  margine  möge  hier  noch  die  übertriebene  Berühmtheit 
des  hoch  barocken,  glanzvollen  Treppenhauses  durch  die  An- 
merkung illustrirt  werden,  dass  der  Direktor  der  Oper, 
Mr.  Halanzier,  eine  Zeit  lang  täglich  20000  Fr.  Eintritts- 
gelder für  die  Eilaubniss  zur  Besichtigung  der  Treppe  cin- 

DigitiZr^byXjOOglc 


478 


DEUTSCHE  BAÜZEITÜNG. 


23.  November  1878 


nouscnen  mrcnen  ausgestellt  —  zum  incu 
lppigeren  Ausstattung,  —  welche  bereits  in 
waren  und  in  No.  45  des  Jahrgangs  1874 
chen  sind.    Hinzu  gekommen  sind  nur  ein 


genommen  haben  soll  und  dass  deshalb 
tonist  die  Bemerkung  machte,  die  Herren  Halanzier  und 
Garnier  hatten  mit  Jean  Jacques  Rousseau  die  Eigenschaft 
gemein,  Treppenwitz  („Esprit  de  l'escalier")  zu  besitzen.  — 
Auch  von  Pariser  Kirchen  bauten  finden  wir  fast 
genan  dieselben  Entwürfe  von  Synagogen,  protestantischen 
Tempeln  und  katholischen  Kirchen  ausgestellt  —  zum  Theil 
freilich  in  einer  üppigeren 
Wien  vertreten 
eingehend  besprochen 
hübscher  „Tentple"  von  E.  Vaudremer,  die  Synagogu* 
de  TtiurneUes  von  Varcollier,  ein  von  arabischen  Motiven 
durchsetzter  Renaissancebau,  dessen  Inneres  nach  Baltard's 
Vorgang  bei  der  Kirche  St.  Augustin  ein  System  von  eisernen 
Stützen  und  sichtbaren  Gitter-Bögen  aus  Schmiedeisen  zeigt, 
welche«  mit  Flach-Kuppeln  eingewölbt  und  mit  den  eleganten 
Doppel -Gallerien  vortrefflich  abgestimmt  ist;  endlich  die 
Restauration  der  Kirche  St.  Germain  I' Auxerrois  von 
Vaudremer.  Im  allgemeinen  scheint  es.  als  ob  die  Be- 
strebungen auf  Wiederbelebung  der  Gothik.  als  deren  neueren 
Repräsentanten  Str.  (lotilde  von  Gau  und  .Vf.  Ikrnard  von 
Magnc  angesehen  werden  dürfen,  keinen  Boden  gewinnen, 
wahrend  die  von  Labrouste  und  Baltard  eingeschlagene  Bahn, 
in  die  moderne  Bauweise  einer  mit  mittelalterlichen  Motiven 
bereicherten  Renaissance  die  Eisen-Konstruktionen  als  syste- 
matische Architektur-Glieder  einzuführen,  von  jüngeren  Kräften 
glücklich  weiter  verfolgt  wird,  wie  wir  dies  bei  Normand's 
Zuchthaus-Kirche  zu  Reimes.  l>ei  L'Heureux'  Bibliothek  der 
Pariser  Rcchtsscbule  und  bei  der  vorgenannten  Vaudremer- 
schen  Synagoge  gesehen  haben  und  in  noch  einigen  Beispielen 
finden  werden.  Es  ist  noch  ein  Gesichts-Punkt,  welcher,  wie 
bei  den  meisten  französischen  Monumcntal-Bauten,  so  nament- 
lich bei  den  neueren  Pariser  Kirchen  rühmend  hervor  gehoben 
werden  muss:  das  ist  die  wirksame,  donünirende  Lage  zu 
ihrer  Umgebung.  Trinite,  Augustin.  Vincent  de  Paul  nud 
■  'Milde  sind  Beispiele  hierfür ;  man  liebt  es,  den  eigentlichen 
Kirchplatz  hoch  zu  legen  und  mit  einem  tief  liegenden  Square 
in  Verbindung  zu  bringen ;  man  umbaut  die  Kirchen  von  einigen 
Seiten  ziemlich  enge,  abfcr  auf  die  Haupt-Ansichten  eröffnet 
man  Strafsen-  Perspektiven  von  nicht  übertriebener  Länge. — 
Uebergehend  zu  dem  nicht  amtlichen  Theile  der  Pariser 
,elchen  wir  theils  in  den  Ausstellungsräumen  der 
Alis",  theils  in  den  separirten  Pavillons  des  „Genie 
civil"  vertreten  linden,  erwähnen  wir  vorab  mehre  von  Pariser 
Architekten  nach  auswärts  gelieferte  Entwürfe  zu  gröfse- 
ren  Profanbauten,  darunter  die  sehr  mäfsigen  Justiz- 
Gebäude  für  Le  Ha  vre  und  Charleroi  von  Bourdais  und 
von  A.  Balln  fils,  die  Hott  gezeichneten,  wirkungsvollen 
Theater  für  Reims  und  für  Angers  von  Alphoiis  Gösset 
und  von  A.  Magne.  sowie  die  reizende  Fai;ade  einer  Bahn- 
hofshalle von  C.  J.  Form  ige  ;  die  Halle  lehnt  sich  beider- 
seits an  kräftige  Portal  -  Pavillons  mit  Freitreppen  an,  die 
Dachkonstruktion  erscheint  an  den  Auflagern  getragen  von 
mächtigen  Stierfiguren  auf  hohen  Postamenten,  während  die 
Mitte  der  Halle  durch  einen  schönen  Uhr- Auf  bau  betont  ist ; 
möglich  indess.  dass  dieser  Entwurf  nur  eine  Studie  ist,  ohne 
direkt  für  die  Aueführung  bestimmt  zu  sein.  Es  bleibt  uns 
dann  noch  die  Besprechung  einiger  kirchlichen  Entwürfe,  des 
eigentlichen  Pariser  Privatbaues  und  des  modernen  Konstnik- 
tionswesens  übrig. 

F.  Henard,  der  geniale  Erbauer  der  XIII.  Mairie,  hat 
gleichzeitig  mit  den  Plänen  eines  südfranzösisclicn  Schlosses 
den  Entwurf  zur  Schlosskapelle  ausgestellt,  welcher  zu  der 
freundlichen  Frührenaissance  der  übrigen  Gebäude  in  ange- 
nehmster Harmonie  steht.  A.  Coisct's  Kirche  St.  Michel 
zu  Lille  ist  ein  bescheidener,  aber  interessanter  Bau  in  moder- 
nisirten  romanischen  Können,  dreischiffig  mit  kassettirter 
Holzdecke,  mit  achteckiger  niedriger  Vierungskuppel  auf 
schwerem  Westthurm.  Viel  reicher  ist  der  von  demselben 
Architekten  ausgestellte  Konkurrenz-Entwurf  zu  der  auf  dem 
Montmartre  zu  erbauenden  Votivkirche  „du  Saere  Coeur", 
einer  Basilika  in  der  nämlichen  Stilrichtuug  mit  grofsen  Rosetten 
als  Oberfenster,  dreifach  gekuppelten  Gruppenfenstern  in  den 
Seitenschiffen  und  prächtiger  Unterkirche.  Von  der  Kirche 
Sucre  Coeur  sind  noch  3  andere  treffliche  Konkurrenz  -  Ent- 
würfe vertreten,  wovon  einer  leider  so  hoch  gehängt  ist,  dass 
der  Name  des  Verfassers  nicht  entziffert  werden  kann,  während 
die  beiden  anderen  von  Ch.  Cazaux  stammen:  eine  Basilika 
ähnlich  der  Coiset'scben,  und  eine  herrliche  Kuppelkirche  mit 
Seitenschiffen  ringsum,  einem  Chor  mit  Kapellen-Umgang  und 
einer  Vorhalle  mit  reichem  Terrassenbau  vor  dem  Eingange. 
Ein  ganz  eigenthümliches  Werk  istL'Heureuxs  Kirche  zu 


Bray-Lu,  ein  Zentralbau  in  reduzirten  gothischen  Formen  auf 
einem  quadratischen  Grundrisse,  welcher  durch  4  SAnlen  in 
9  Felder  getheilt  ist;  Ober  dem  gröfseren  Mittelfelde  erhebt 
sich  ein  schwerer  Thurm,  während  die  Seitcnfelder  sich  aufsen 
als  4  Giebel  darstellen ;  an  einem  derselben  ist  die  im  Grund- 
riss  achteckige  Chornische  flach  angebaut.  Dos  Mittelfeld  ist 
mit  einem  Kreuzgewölbe,  die  Seitenschiffe  sind  mit  Tonnen 
überspannt.  Das  Originelle  ist  hierbei,  dass  sammt liehe 
Kapiwn  nicht  in  ganzer  Spannung  angeordnet,  sondern  in 
eine  Anzahl  kleinerer  Kappen  cingetheilt  sind,  welche  auf 
sichtbare  Eisenschienen  aufsetzen,  die  ihrerseits  auf  die  Haupt- 
rippen hc/w.  Gurte  gelagert  sind.  Auch  Magne  ist  noch 
durch  seine  romanische  Chnjtelle  d' Albart  zu  Cantal  sowie  durch 
die  gothische  Restauration  des  Grabmals  von  Abelard  und  Hcloisc 
auf  dem  Pere-Lachaisc  vertreten,  Boitte  hat  sein  reiches, 
stilvolles  Grabdenkmal  für  den  General  de  la  Morieiere, 
einen  edlen  Säulen-  und  Pilasterbun,  ausgestellt,  und  von  dem 
äufserst  produktiven  Vaudremer  möge  hier  sehlicfslich  noch 
das  Ereche  de  Heaurais,  ein  einfacher  hübscher  Backstein- 
bau mit  sehr  hohen  Dachern,  lobend  erwähnt  werden.  — 

Der  eigentliche  Pariser  Privat  bau  ist  nur  durch 
wenige  Architekten  auf  der  Ausstellung  repräsent irt ;  die  be- 
deutenderen sind  Blondel,  Tronquois,  Harlingue  und  Reboul. 
Die  meisten  dieser  Bauten  zeichnen  sich  weniger  durch 
architektonische  Verzüge  als  durch  die  vollendetsten  Grund- 
riss-Lösungen  aus.  Die  Pariser  Boulevard-Häuser  sind  in 
ihrem  durchschnittlichen  Kunstwerthe  keinesfalls  den  analogen 
Berliner  Bauten  überlegen  und  den  Wiener  Fanden  am  Ring 
jedenfalls  nachstehend ;  was  sie  aber  auszeichnet,  das  ist  neben 
der  geschickten  Grunddisposition  die  solide,  fast  monumentale 
Herstellungsweise  äufserlich  und  innerlich.  Putzbau  und  Holz- 
Konstruktionen  werden  fast  allgemein  zu  den  überwundenen 
Standpunkten  gezählt  und  auch  weit  in  die  Provinzen  hinein 
hat  die  Eisenverwendung  eine  Verbreitung  gefunden,  die  in 
vielfältigstem  Interesse  unsere  entschiedene  Nachahmung 
verdient.  Blondel  hat  den  auf  runder  Ecke  am  lioulevard 
St.  Gennain  reizend  disponirten  Cerclc  agricole,  ferner  das 
mehretagige  Ladenhaus  „De  la  belle  Jardiniere"  und  das 
Geschäftshaus  der  Societe  de  Depots  et  de  t  'omptes-courants 
mit  famosem  Dreieckgrundriss  ausgestellt;  Tronquois  zeigt 
in  einer  zahlreichen  Sammlung  ausgeführter  Entwürfe  den 
viel  beschäftigten,  allbeliebten,  routinirten  Piivat-Architekten; 
Reboul  und  Harlingue  «-scheinen  als  Spezialisten  für  das 
Boulevard-Haus.  Der  letztere  theilt  uns  zudem  unter  Bezug 
auf  das  Modell  eines  Wohnhauses  von  5  Stockwerken  und 
einer  Mansarden-Etage  mit,  dass  solches  Haus,  ökonomisch 
hergestellt,  bei  130 1*  bebauter  Grundfläche  in  Paris  pro 
Quadratmeter  384  M.  kostet  und  eine  Netto- Verzinsung  von 
8  Prozent  jährlich  erzielt. 

Bezeichnend  für  die  Rolle,  welche  das  Konstruktions- 
Wesen  im  Pariser  Hochbau  spielt,  ist  der  Umstand,  dass  sich 
eine  grofse  Zahl  von  technischen  Bureaus  entwickelt  hat, 
deren  Inhaber  sich  Architectes-constructcurs  oder  einfach 
(  onstrueteurs  nennen  und  sich  vorzugsweise  mit  de 
Verwendung  im  Hochbau  beschäftigen.  Verschiedene 
Konstrukteure  sind  in  dem  Pavillon  des  Genie  ciril  durch 
gröfsere  oder  geringere  Leistungen  vertreten,  namentlich 
Moisant,  Boileau,  Baudet,  Gauche  und  Denfer.  A.  Moisant 
hat  eine  außerordentlich  reichhaltige  Kollektion  von  Ent- 
würfen zu  Eisengebäuden  ausgestellt ,  darunter  Märkte, 
Magazine,  Kasernen,  Fabriken  u.  s.  w. ;  speziell  nennen  wir 
das  bekannte  „Magasin  du  bim  marehi",  ein  eisernes  Theater 
zu  Pcrnambuko,  ein  erdbeben- sicheres  Haus  für  Guadeloupe, 
endlich  die  Mctropolitan-Kirchc  von  Peru,  eine  basilikale  mit 
schmalen  Tonnen  und  Hängekuppeln  Oberdeckte  Anlage,  deren 
llrtngekuppcln  von  einem  aus  Ringen  und  Rippen  gebildeten 
Eiscngerüst  getragen  werden.  Ziemlich  reichhaltig  ist  auch 
die  Ausstellung  von  L.  A.  Boileau,  wovon  die  schwer  ver- 
ständlichen Zeichnungen  eines  eisernen  Zentralbaues,  vom  Er- 
finder „Systeme  de  roütes  et  dömes"  genannt,  und  das  Modell 
einer  Hallendach-Konstruktion  hier  Erwähnung  finden  mögen ; 
dieses  Hallendach  wird  von  bogenförmigen  Gitterträgern  bezw. 
Bindern  derart  gebildet,  dass  die  Dachflächen  abwechselnd 
auf  den  oberen  und  auf  den  unteren  Träger-Gurten  ruhen, 
während  das  Gitterwerk  selbst  und  die  zwischen  den  Bindern 
angebrachten  oberen  Seitenöffnungen  den  Lichtzutritt  und  die 
Ventilation  vermitteln.  Emil  Baudet  ist  schon  als  Mit- 
erbauer des  Entrepot  de  Bereu  und  auf  Seite  355  als  Kon- 
strukteur des  Marsfeld-Bahnhofes  genannt  worden ;  wir  müssen 
hier  noch  nachtragen,  dass  die  architektonische  Erfindung  des 
letztgenannten  Gebäudes  ein  Werk  des  Architekten  Jnstc 
Lisch  ist.    Andere  Eisen-  und  Eisen  -  Fachwerk  -  Konstruk- 

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N».  94. 


DEUTSCHE  BADZEITUNG. 


479 


tionen.  auf  deren  Beschreibung  wir  hier  verzichten  müssen, 
sind  noch  ausgestellt  von  J.  Denfer  und  L.  Gauche.  

Indem  wir  damit  das  ausgedehnte  Gebiet  der  französischen 
Haut  Innigkeit  verlassen,  haben  wir  behufo  getreuer  Erledi- 
gung unseres  Programms  noch  einige  übersichtliche  Bemer- 
kungen über  die  auf  der  Weltausstellung  vertretene  außer- 
europäische Architektur  hinzu  zu  fügen. 

Afrika  ist  nur  repräsentirt  durch  die  früher  bereits  er- 
wähnten „Pavillons"  von  Algier,  Tunis  und  Marokko,  sowie 
durch  die  tunesische  Facade  in  der  lluc  des  nations,  ein 
orientalisches  Thurmrisalit  mit  dicht  vergittertem  Erker, 
Gallerie  und  Treppenthürmchen  darstellend.  Mehr  vom  Gebiete 
der  Baukunst  hat  Asien  geboten;  aufser  den  abgesonderten 
Annexbauten  haben  Japan,  China,  Persien,  Siam  und  Annam 
ihre  Facaden  oder  Facadentheile  auf  der  Nationenstrafse. 
Japans  Facade  ist  ein  unbeschreibliches  Etwas  nnd  soll  dein 
Vernehmen  nach  das  Portal  eines  buddhistischen  Tempels  vor- 
stellen; die  dunkel  gefärbte  Facade  der  chinesischen  Ab- 
theilung ist  einein  Hause  in  Tien-Tsin  nachgebildet,  mit 
kleinen  Gitterfenstern,  hoch  aufgebogenen  Dachecken  und  vielen 
Drachen  und  Ungeheuern  ausgestattet;  Persien.  Siam  und 
Annam  haben  sich  zu  einer  gemeinschaftlichen  Facade  ver- 
einigt, welche  aus  einem  minaretartig  aufgeführten  ]>ersisc)ien 
Streifen,  einer  siamesischen  Axe  und  einem  annamesischen 
Eingangsthore  besteht,  deren  nähere  Beschreibung  schwer 
fallen  würde.  Durch  Zeichnungen  oder  Photographien  ist  nur 
das  strebsame  Japan  vertreten,  dessen  Unterrichtsministerium 
eine  grofserc  Anzahl  primitiver  Schulgebftude,  ferner  das 
Hauptgebäude  der  medizinischen  Fakultät  zu  Tokio  nebst 
Anatomie  und  Hospital  daselbst  ausgestellt  hat,  das  letztere 
aus  einer  Grup|ie  einzelner  Pavillons  bestehend,  welche  durch 
bedeckte  Gallerien  verbunden  sind;  die  Architektur  dieser 
Gebäude  ist  offenbar  europäisch,  indess  so  einfach  und  be- 
scheiden, dass  von  einem  Kunstwerthe  vorläufig  keine  Hede 
sein  kann. 

Ans  Australien  stammt  eine  beträchtliche  Zahl  von 
Photographien  und  Zeichnungen  von  Privat-  und  öffentlichen 
Gebäuden,  leider  meist  ohne  Namensangabe  des  Verfassers. 
Wir  nenneu  davon  ein  engliscb-gothisches  Hospital  und  ein 
hübsches  Renaissance- Gebände,  genannt  Townhall,  beide  zu 
Adelaide,  einen  Landsitz  und  eine  bedeckte  Terrasse  in 
St.  Kilda.  ferner  ein  Bankgebäude  und  ein  Gcneral|>ostamt  in 
Sydney,  letzteres  eine  stattliche  Rundbogen-Arclütcktur  mit 
Uhrthurm  in  der  Mitte  der  Facade  nnd  einer  prächtigen  Ar- 
kadcnhalle  im  Erdgeschoss,  entworfen  vom  Architekten  James 
Barn  et.  Die  bedeutendsten  australischen  Bauwerke  sind 
indess  Matonie-Hall  in  Melbourne,  ein  edles  Renaissance- 
Gebäude  mit  sechssäuligem  Portikus,  nnd  der  neue  Justizpalast 
daselbst,  ein  grofsartiger  Entwurf  der  Architekten  Smith  & 
Johnson  in  Melbourne,  gleichfalls  in  wirksamen  Renaissance- 
formen mit  einer  hohen,  auf  Säulen  ruhenden  Kuppel. 

Wir  bleiben  auf  dem  Boden  des  englischen  Einflusses, 
wenn  wir,  zu  Amerika  übergehend,  mitt heilen,  dass  auch 
die  kanadische  Architektur  durch  einige  stattliche  Exem- 
plare vertreten  wird,  darunter  das  Postamt,  das  Windsor-Hotel 
und  das  Customhouse  zu  Montreal,  sowie  das  Verwaltungs- 
Gebäude  der  Britisch-Amerikanischen  Assekuranz-Gesellschaft 
zu  Toronto,  entworfen  vom  Architekt  William  Irving  da- 
selbst; die  genannten  4  Bauten  zeigen  eine  anerkennenswerthe 


lebendige  Renaissance-Architektur,  während  leider  in  den  Ent- 
würfen von  E.  E  Tach6  zu  einem  Ministerialgebäude  und 
einem  Parlamentsbause  für  Quebeck  recht  nüchterne  Zopf- 
formen zur  Anwendung  gebracht  sind.  Ein  sehr  bemerkens- 
wertber  kanadischer  Bau  ist  schlief.-!:  das  von  Füller  und 
Jones  entworfene  Parlamentshaus  zu  Ottawa,  eine  gewaltige 
Gebäudegruppe  von  englisch-gothischer  Stilricblung,  welche  in 
ihrer  vielgestaltigen  Anordnung  unmittelbar  an  Street's  Londoner 
Justizpalast  erinnert. 

Aufserordentlich  schwach  ist  die  architektonische  Aus- 
stellung der  Vereinigten  Staaten;  es  sei  denn,  dass  die 
Hauptrepräsentanten  derselben  sich  unseren  suchenden  Blicken 
entzogen  haben.  Die  Facade  in  der  Rue  des  Nations  zeigt 
einen  stillosen  Bahnhofs-Charakter ;  sie  stellt  ein  verletzbares 
hölzernes  Wohnhaus  dar,  wie  solche  im  Innern  des  Landes 
hergestellt  zu  werden  pflegen;  als  Autor  wird  der  Ingenieur 
Petiff  genannt.  Die  sonstigen,  in  Zeichnung  und  Erfindung 
gleich  dürftigen  Architekturgegenstande  sind  in  der  Ausstellung 
des  .Massachusetts  Institute  of  technologg"  enthalten;  es 
sind  verschiedene  Schulhäuser  und  Kirchen  ohne  Kunstwerth 
(z.  B.  Trinity  Chttrch  in  Boston  von  E.  G.  Hart  well  und 
lirattle  Square  Church  daselbst  von  C.  M  Baker),  ferner 
ein  Casino  von  Eaton  &  Minot  und  die  äufserst  primitive 
Restauration  eines  ]>oinpejanischen  Hauses  von  W.  C.  Richardson. 
Besser  sind  dagegen  einige  architektonische  Brücken-Entwürfe 
von  J.  K.  Taylor,  welche  wenigstens  im  Bilde  recht  an- 
sprechend wirken;  auch  die  Ausstellung  innerer  Dekora- 
tionen von  Kaiser  &  Hertzog  in  Philadelphia  darf  eine 
lobende  Erwähnung  beanspruchen. 

Von  der  Architektur  Süd- Amerika's  erhalten  wir 
einige  Mittheilungen  in  der  Ausstellung  von  Buenos- Ay res , 
welche  eine  gröfsere  Zahl  meist  photographischer  Darstellungen 
von  öffentlichen  Bauten  enthält,  leider  zum  Theil  wieder  ohne  An- 
gabc des  Architekten.  Zu  den  letzteren  gehören  die  ('apilla 
Santa  Felicitas,  ein  au  Isen  und  innen  überladener,  neu-roma- 
nischer Bau,  die  Iglesia  metrop<>litana  mit  zwölfsäuliger 
korinthischer  Vorhalle,  das  barocke,  unschöne  Asilo  de  los 
Huerfanos  und  die  in  florentinischer  Renaissance  entworfene, 
recht  stattliche  Cosa  de  (orreos.  Eine  sehr  nüchterne, 
griechische  Architektur  zeigt  das  InstUuto  sanitario  von 
Manuel  Raffo  mit  eigentümlichem,  radförmigen  Grundriss. 
Technisch  und  künstlerisch  unbedeutend  ist  das  gran  Tealro 
de  In  Opera  von  Emilio  Landois;  zwei  prächtige  Leistungen 
sind  dagegen  von  Enrique  Hunt  ausgestellt:  die  lianca 
de  la  J'ioiincia,  ein  kräftiger  Renaissancebau  mit  Doppel- 
»aulen-Stcllungcn  über  einander,  und  die  lianca  hypotecaria. 
ein  Gebäude  von  ungewöhnlich  grofsen  Dimensionen  mit  hübsch 
gelöstem  Grundriss  und  sehr  wirksamer,  edler  Renaissance- 
Architektur.  —  — 

Nach  Durchwanderung  aller  5  Erdtheile  darf  dieser  Be- 
richt nunmehr  abgeschlossen  werden  mit  der  an  die  Leser 
gerichteten  Bitte,  die  Mängel  und  Irrthümer,  die  sich 
unzweifelhaft  eingeschlichen  haben  werden,  gütigst  zu  ent- 
schuldigen, mit  Rücksicht  auf  die  Mannichfaltigkeit  des  Stoffes, 
auf  die  vielgestaltige  Erscheinung  und  Darstellung  desselben 
nnd  auf  die  mühevolle  Zusammeutragung  der  einzelnen  Ob- 
jekte aus  einer  labyrinthischen  Menge  von  Ausstellungs- 

J.  St 


Die  Konkurrenz  für  Entwürfe  zur  Anlage  eines  neuen  Friedhofs  der  judischen  Gemeinde  in  Berlin. 


Unserer  in  No.  90  gegebenen  vorläufigen  Notiz  Ober  den 
Ausfall  der  oben  genannten  Konkurrenz  lassen  wir  nunmehr  noch 
einige  weitere  Mittheilungen,  sowie  eine  Skizze  des  zur  Ausfüh- 
rung angenommenen  Entwurfs  von  H.  Licht  folgen. 

Bekanntlich  war  die  im  Frühjahr  ausgeschriebene  weitere 
Konkurrenz  um  diese  Aufgabe,  an  der  sich  2b  Mitglieder  des 
Berliner  Architekten-Vereins  betheiligt  hauen,  insofern  nicht  er- 
folgreich gewesen,  als  dos  Preisgericht  keinen  einzigen  der  Ent- 
warf« als  direkt  zur  Ausführung  geeignet  empfehlen  konnte.  Den 
von  den  Architekten  Kuhn,  Licht  und  v.  Holst  eingereichten 
Arbeiten,  welche  eine  an  sich  sehr  günstige  Beurtheilung  erfah- 
ren hatten,  jedoch  die  ausgesetzte  Hausumme  nicht  einhielten, 
wurde  je  Vi  der  für  Preise  ausgesetzten  Summe  von  2100  M 
zugesprochen  und  es  erging  an  die  genannten  Architekten  die 
Aufforderung  zu  einer  engeren  Konkurrenz,  bei  welcher  als  Haupt- 
bedingung  der  anscblagsouusige  Nachweis  einer  Herstellbarkeit 

der  Anlage  für  die  Summe  von  i:  ■  M.  fest  geseut,  dem 

Sieger  dagegen  die  künstlerische  Leitung  des  Baues  für  das  in 
der  „Norm"  bestimmte  Honorar  zugesichert  wurde. 


ntsprach.   Bei  der 


sehen  der  scharf  rechnenden  Hauherrn  völlig  enti . 
am  29.  v.  M.  erfolgten  Abstimmung  des  Preisgerichts  wurde  zu- 
nächst der  v.  Holst  sehe  Entwurf  mit  4  gegen  2  Stimmen  ausge- 
schieden und  in  einer  engeren  Wahl  zwischen  den  Entwürfen  von 
Kuhn  und  Licht  dem  letzteren  mit  4  gegen  2  Stimmen  der  Sieg 
zugesprochen.  Mittlerweile  sind  die  bezgl.  dreifachen  Entwürfe 
der  3  Konkurrenten  —  leider  mit  Ausnahme  der  zuletzt  einge- 
reichten von  Holst'schen  —  einige  Tage  im  Hause  des  Archi- 
tektenvereius  öffentlich  ausgestellt  worden. 

Ein  eingehender  Bericht  über  die  verschiedenen  Arbeiten 
dürfte  bei  dem  engen  Kähmen,  innerhalb  dessen  die  Konkurrenz 
sich  abgespielt  hat,  nicht  genügendes  Interesse  bieten.  Wir  be- 
schränken uns  daher  auf  einige  allgemeine  kurze  Angaben. 

Der  ursprüngliche  v.  Holst'sche  Entwurf,  im  farbig  be- 
lebten Backstuinbau  und  auf  der  Grundlage  gothiseber  Motive 
komponirt,  zeichnete  sich  durch  eine  glückliche,  wenn  auch  für 
die  Aufgabe  an  sich  nicht  eben  charakteristische  malerische  Grup- 
pirung  der  einzelnen  Gebäude  aus.  Dem  Entwürfe  der  definitiven 
Konkurrenz,  der  jenem  vermuthlicb 
da9  Gutachten 
Nebengebäude 


sein  dürfte,  wirft 


der  Kapelle  vor. 


ursprünglichen  Kuhn'  sehen  Entwürfe,  dessen 


480 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


23.  Novenber  1878 


Erf.  t.  Hugo  I.UhL 


X.  A.  r.  P.  Miur.r, 


und  monumentale  Hackstein  -  Architektur  eine  Verschmelzung  von 
Renaissance  -  Motiven  mit  arabischen  Elementen  zeigte,  war  die 
Plan  -  Disposition  besonders  geglückt  Sammtliche  Baulichkeiten 
lagen  zu  einer  einzigen  Gruppe  vereinigt,  unmittelbar  hinter  einem 
am  Haupt- Eingange  angebrachten  Vorhofe  —  seitlich  Leichenhaus 
und  Dieuslgebäude,  in  der  Axe  die  Kapelle,  alle  it  mit  bedeckten 
Hallen  unter  einander  susammen  hangend.  Diese  Disposition  ist 
in  deu  spateren  Entwürfen  im  wesentlichen  beibehalten ;  die  Archi- 
tektur ist  vereinfacht  und  strenger  durchgebildet,  die  Kapelle 
durch  Wahl  einer  steileren  Kuppelform  bedeutsamer  hervor  ge- 
hoben. Die  Preisrichter  tadeln,  dass  die  Silhouette  der 
zu  wenig  gebrochen  ist  und  dass  die 


gerühmt,  dass  sie  den  rituellen  /wecken  der  Anlage  in  würdiger 
Weise  Rechnung  zu  tragen  versuche. 

Iu  Licht's  ursprünglichem  Entwürfe,  dessen  opulente  archi- 
tektonische Durchführung  in  edlen  Renais&ancefonucn  gehalten 
war,  fand  sich,  abweichend  von  den  ineisten  anderen  Projekten, 
die  Anordnung,  dass  Kapelle  uud  Leichenhaus  getrennt  von  den 
übrigen  Gebäuden  auf  dem  höchsten  Punkte  des  Terrains  lagen. 
Obgleich  die  Preisrichter  sich  hierüber  günstig  geäu&ert  hatten, 
ist  Hr.  Licht  von  diesem  Gedanken  doch  abgegangen  und  hat 
das  Motiv  der  Kuhu'scheu  Plangestaltung  adoptirt.  An  dem  Vor- 
hofe liegt  links  das  Portierhaus;  Leichenhaus  und  Dieuslgebäude 
(erstcres  links,  letzteres  rechts  belegen)  sind  durch  eine  offene 
Halle  mit  einander  verbunden,  an  welche  sich  in  der  Hauptaxe 
mittels  einer  kurzeu  Querhalle  die  Kapelle  anschließt. 

Ueber  die  architektonische  Durchführung  des  Entwurfs  lautet 


das  Gutachten  der  Preisrichter  wie  folgt:  „Die  Kapelle  hat  in 
ihrem  Aufhau  keine  hervorragend  bedeutsame  Losung  gefunden, 
namentlich  sind  die  in  die  Kuppel  einschneidenden  Fenster  ver- 
werflich uud  zu  vermeiden.  Ist  eine  genügende  Beleuchtung 
nicht  anders  zu  erzielen,  so  dürfte  die  Umwandlung  der  Schein- 
laterne in  eine  wirkliche  Laterne  und  ein  mittleres  Oberlicht  der 
Kuppel  vorzuziehen  sein.  Das  Ganze  ist  zwar  nicht  sehr  weihe- 
voll und  einem  rituellen  Gefühle  entsprechend  komponirt.  sondern 
neigt  sich  zur  Profan- Architektur.  Dagegen  sind  aber  die  Massen 
sehr  glücklich,  die  Formen  einfach  und  verständig  und  es  verspricht 
das  Ganze  bei  gutem  Material  und  sorgfältiger  Ausführung  ein 
befriedigendes  Resultat" 

Es  scheint  uns  fast,  als  klänge  die  Ansicht  der  ( 
Stimmen  iu  diesem  Urtheil  etwas  stärker  durch,  als  die  ' 
der  Wahl  dieses  Entwurfes  es  an  sich  erwarten  läast  Wenn  die 
Kapelle  bei  ihrer  geringen  Hohenentwickelung  auch  in  Wirklich- 
keit weniger  dominiren  dürfte  als  in  der  Vogelperspektive,  und 
in  dieser  Beziehung  eine  Aenderung  wohl  erwünscht  ist,  so  hätte  die 
Anmuth  uud  seltene  Einheitlichkeit  der  Lösung,  die  der  mit  den 
bescheidensten  Mitteln  des  Backstein baues  geschaffenen  Gruppe 
einen  Hauch  vom  Geiste  der  Früh  -  Renaissance  zu  verleihen 
wusate,  unseres  Erachtens  immerhin  ein  wärmeres  Lob  verdient 
Dass  der  rituelle  Charakter  der  Anlage  nicht  in  erster  Linie  be- 
tont ist,  dürfte  in  den  Augen  vieler  hervor  ragender  Mitglieder 
der  jüdischen  Gemeinde,  welche  gegen  die  bisherigen  Versuche, 
dem  Judenthum  einen  besonderen  Baustil  auf  den  Leib  zu  pi 
energisch  pn »stiren,  eher  ein  Vorzug  als  ein  Fehler  sein. 


Mittheilungen  aus  Vereinen. 


Ueber  die  19.  Haupt- Versammlung  des  Vereins  Deut- 
scher Ingenieure,  welche,  ziemlich  gleichzeitig  mit  der  General- 
Versammlung  unseres  „Verbandes",  in  den  Tagen  vom  ~.  bis 
5.  Septbr.  d.  J.  zu  München  abgehalten  worden  ist,  legen  wir  unsern 
Lesern  nachträglich  den  folgenden,  den  Mittheilungen  der  „Wochen- 
schrift" des  Vereins  entlehnten  summarischen  Bericht  vor. 

Die  Vereammlüng^ist^von  ca. JMS  MitgUederu  besucht  ge- 

in  Bayern  angehört  haben,  während  die  Mehrzahl  der  übrigen 
deutschen  Vereine  iu  der  Zahl  von  je  1  bis  14  Mitgliedern  ver- 
treten gewesen  sind  und  nur  3  Bezirks- Vereine  der  Betheiligung 
sich  enthalten  haben.*)  — 

Eingeleitet  wurden  die  Verhandlungen  der  Versammlung  durch 
einen  längeren  Vortrag  des  Vorsitzenden,  Direktor  Euler -Kaisers- 
lautern, welcher  von  dem  heutigen  N'othstande  der  deutschen 
Industrie  seinen  Ausgang  nehmend,  unter  deu  verachiedeneu 
Ursachen  der  Kalamität  etwas  s|iezielier  auch  des  heutigen  Unter- 
richtswesens, der  Lehrlingsfrage,  der  Eisenbahn-  und 
Kanalfrage  gedachte.  Zur  Unterrichtsfrage  beklagt  der  Hr. 
ICedoer,  theils  dass  die  Frage  der  Vorbildung  z.  Z.  noch  eine 
offene  —  (wohl  richtiger  noch  unabgeschlossene  —  d.  K.  I  -—  sei,  dass 
neben  dem  Gymnasium  die  Realschule  sich  eingebürgert  hat,  dass 
bei  den  Anstalten  zum  eigentlichen  Fachstudium  eine  grolae  Zer- 
splitterung stattfindet,  und  stellt  schlicfslich  als  sein  Ideal  die  Hin- 


•)  IM»  UIKcli«d.rMbl  dea  Venia.,  «Jener  »ich 


zufügung  der  techniachen  Fächer  als  neuer  Fakultäten 
zu  den  Fakultäten  der  Universitäten  hin. 

Im  mittleren  gewerblichen  Unterricht  wünscht  Hr.  Euler 
Förderung  der  im  allgemeinen  noch  ganz  fehlenden  (?  D.  EL) 
Schulen  für  " 


entbehrt  für  uns  der  Greifbarkeit ;  was  da- 
gegen die  Misere  der  Kanalfrage  betrifft,  so  brachten  die  speziellen 
Ausführuugen  dea  Hm.  Euler  Beitrage  und  Bemerkungen,  die 
sich  anderen  hundertfach  bereits  vorliegenden  in  ebenbürtiger 
Weise  anreihen. 

In  der  1.  Plenar-Sitzung  der  Hauptversammlung  behandelte 
Hr.  Ingenieur  Putsch-Berlin  das  in  neuerer  Zeit  viel  besprochene 
Thema  von  der  sozialen  Stellung  der  Techniker.  Wir 
füliren  Im  folgenden  die  bezeichnendste  Stelle  des  Vortrags  an: 

„Die  Techniker  müssen  sich  diejenige  allgemeine  Vorbildung 
aneignen,  welche  den  Juristen  befähigt,  logisch  zu  deuken  und 
sich  seinen  Studien  mit  Erfolg  zu  widmen,  mit  einem  Worte,  die 
Vorbildung  zum  Besuch  der  techniachen  Hochschule  inuss  ein 
Gymnasium  sein,  mindestens  aber  eine  Realschule  I.  Ord- 
nung, und  zwar  obligatorisch.  Nur  durch  Festhalten  an  diesem 
Prinzip  werden  der  Staat  und  das  Publikum  dem  Techniker  gleiche 
Achtung  und  gleiche  Würdigung  wie  anderen  Fächern  entgegen 
tragen,  denn  mau  wird  wissen,  das«  derjenige,  welcher  ein 

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N«.  94. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


481 


I'ol; 


rite  absolvirt  bat,  in  dei 

eicht  schwer  sein,  aus  dem  Pütsch'schen  Vortrage 
ein  spezielles  Interesse  irgend  welcher  Art 
diesen  Versuch, 


in  Rücksicht  auf  das 
Erörterungen  vorliegender  Art,  in 
gerade  in  fast  mehr  als  ertraglicher 
ist.  Nur  auf  einen  emsigen  Punkt  sei  noch  aufmerksam  gemacht. 
Hr.  Pütsch  findet  —  gewiss  sehr  sur  Verwunderung  vieler 
unserer  Leser  —  dass  die  Baumeister  von  jeher  des  Besitzes 
einer  angemessenen  sozialen  Stellung  sich  befunden  haben.  Wir 
können  nicht  umhin  zu  denken,  dass  diese  Auffassung  wahr- 
scheinlich nur  in  der  allgemeinen  Vorliebe,  das  Fremde  seilet 
unbesehen  als  besser  denn  das  Eigene  anzusehen,  seine  Be- 
gründung findet  — 

Als  weiterer  Hauptgegenstand  kam  im  Anschh'ss  an  einen 
betr.  Vortrag  des  Hrn.  Prof.  Intze- Aachen  und  an  eine  Mitthei- 
lung des  Vororts  des  Verbandes  deutsch.  Archit-  u.  Ingen.-Vereine 
die  Frage  der  .Normalprofiie  für  Wal/eisen"  zur  Verhandlung, 
welche  hier  auf  eine  gewisse,  aus  den  Kreisen  der  Eisenhütten- 
manner  hervor  gebende  Abneigung  stiefs.  welche  aus  dem  zur 
Annahme  gelangten  Schlussanlrage  ziemlich  deutlich  hervor  geht. 
Derselbe  lautet  dahin: 

.Mass  die  Versammlung  den  Aachener  Bezirks- Verein  in 
Verbindung  mit  dem  technischen  Verein  für  Eisenhüttenwegen 
beauftragen  wolle,  5  Vereins-Mitglieder  zu  wühlen,  welche  die 
Aufgabe  haben,  mit  dem  vom  Verbände  deutsch.  Archit. - 
u.  Ingen.-Vereine  zu  wählenden  6  Mitgliedern  zu  einer  ge- 
mischten Kommission  zusammen  zu  treten.  Die  Vertreter  des 
Vereins  sollen  ausdrücklich  aufgefordert  werden,  diese  gemischte 
Kommission  zu  veranlassen,  sich  vorerst  durch  Kooptation  in  der 
Weise  zu  verstarken,  dass  die  Interessen  aller  Kreise  von  Kon- 
sumenten dabei  zur  Geltung  kommen. 

Ueber  die  weiteren  Hauptgegenstände  der  Verhandlung, 
welche  die  Versammlung  beschäftigten,  dürfen  wir  mit  einer 
blofsen  kurzen  Erwähnung  hinweg  gehen.  Dieselben  betrafen 
der  geltenden  Bestimmungen  über  Dampf- 
i,  «rwwnwriUlg  des  amtlichen  Patentblatts ;  Regulatoren,  Re- 
gulir-  und  Absperrapparate  mit  direkter  und  indirekter  Uebertra- 
gung  und  mit  Corltss-Mechanismen  (Vortrag  des  Hrn.  Dr.  Proell, 
Dresden);  magnetische  Verbindungen  im  Portland-Zement  (Vor- 
trag des  Hrn.  Dr.  I. ist- Hagen)  und  endlich  Reinigung  der  Kanal- 
wasser (Vortrag  des  Hrn.  Dr.  Dronkc-ßockenheim).  — 

Anfser  dem  ernsten  Tbeil  enthielt  das  Programm  der  dies- 
maligen Hauptversammlung  mehre  Nummern,  welche  der  Zer- 
streuung und  Erheiterung  gewidmet  waren.  Begünstigt  durch 
die  gelungenen  Veranstaltungen  des  Lokalkomitls  und  durch  die 
Witterung  wurde  auch  dieser  Theil  der  Geschäfte  gleich  dem 
ernsten,  in  befriedigendster  Weise  absolvirt-  —         —  B.  — 

Architekten-  and  Ingenieur-Verein  zu  Hamburg.  Ver- 
sammlung am  1.  November  1878.  Vorsitzender:  Hr.  Haller,  Schrift- 
führer: Hr.  Itargum,  anwesend  52  Mitglieder. 

Nach  Erledigung  einiger  geschäftlichen  Angelegenheiten  halt 
Hr.  Dr.  Plath  über  die  Hebung  und  Drehung  des  National -Denk- 
mals auf  dem  Kreuzberge  in  Berlin  den  von  ihm  angekündigten 


Vortrag,  welchen  er  durch  eigens  für  diesen  Zweck  angefertigte 
Zeichnungen  und  Modelle  erläutert  .  Es  sind  die  Zeichnungen 
zum  Theil  Perspektiven  in  Aquarell  -  Manier  von  Dr.  Plath  und 
Architekt  Westphalen  nach  den  von  ersterein  gelegentlich  eines 
vorübergehenden  Aufenthalts  in  Berlin  gemachten  Skizzen. 

Eine  Wiedergabe  des  Vortrags  an  dieser  Stelle  mnss  mit 
Rücksicht  auf  die  in  No.  78  d.  Bl.  bereits  enthaltene  Beschreibung 
der  Bauausführung  unterbleiben.  Auf  eine  dort  befindliche  Un- 
richtigkeit in  der  Angabe  der  Dimensionen  (S.  -101  unten)  darf 
jedoch  in  Reproduktion  der  Berichtigung  abseilen  des  Hrn.  Dr.  Plath 
aufmerksam  gemacht  werden.  —  Der  Unterbau  misst  nicht  2nra, 
sondern  40 m  im  Durchmesser.  -  Wenn  inzwischen,  wie  der 
Redner  hervorhob,  der  Bau  vollendet  worden  ist,  so  dürfte  die 
Frage,  ob  aus  ästhetischen  Rücksichten  ein  anderer  Unterbau  als 
der  ausgeführte,  bezw.  ein  Mittelbau  zwischen  demselben  und  dem 
Denkmal  einzuschalten  sei,  als  abgethan  zu  betrachten  sein.  Einen 
von  Hm.  Westphalen  herrührenden  und  ausgearbeiteten  Entwurf, 
nach  welchem  das  Monument,  wie  das  Hermanns -Denkmal,  auf 
einen  tempelartigen  Unterbau  gesetzt  werden  soll,  bezeichnet 
Dr.  Plath  selbst  als  nicht  befriedigend,  weil  der  untere  Tbeil  zu 
prävalirend  im  Verhälmiss  zu  der  ursprünglichen  Erinnerungs- 
säule wird. 

Hr.  Haussen  regt  eine  Besprechung  des  Verhaltens  der 
Reichsbehörden  bei  der  Konkurrenz  für  die  Strabburger  Uni- 
versität an,  wird  jedoch  damit  zunächst  an  die  Kommission  für 
Ueberwachung  des  Verfahrens  bei  öffentlichen  Konkurrenzen 
verwiesen.  —  In  den  Verein  aufgenommen  sind  die  Herren  Bich- 
weiler und  Petersen.  Bm. 


am  18.  No- 


Die  Stadt  Calau  hat  den  Verein  ersucht,  die  Facadengcstal- 
l  des  dort  an  Stelle  des  alten  Rathhauses  zu  errichtenden 
im  (_t cizcDStADiic  cini*r  ^lonut^-IvonWurrcriz 
bei  der  2  Preise  von  200  und  100  M.  zur  Verthei- 


lung  gelangen  sollen;  das  Schreiben  wird  der  bezgl.  Kommission 
zur  Aufstellung  einer  Vorlage  überwiesen.  In  die  Kommission  für 
eventuelle  Fortsetzung  der  Entwürfe  zu  Kirchen-,  Pfarr-  und 
Schulbauten  wird  Hr.  Ende  an  Stelle  von  Hrn.  Adler  gewählt 
Hr.  Lehfcldl,  der  eine  Anzahl  bezgl. 


lässt  spricht  hierauf  über  den  Fachwerk- 
ld  der  Renaissance,  den  er  auf  einer  im 


Bau  des  Mittelalters  und  der  Renaissance, 
Laufe  d.  .1.  unternommenen  Reise  nach  dem  westlichen  Deutsch- 
land zum  Gegenstande  des  Spczialstudiums  gemacht  hat. 

In  einer  airgemeinen  Einleitung  erörtert  der  Redner  zunächst 
das  den  Fachwerkbauten  eigenartige  Konstruktion»- Prinzip  der 
Vorkragung.  Die  Gründe,  welche  man  bisher  für  die  Ent- 
stehung desselben  geltend  gemacht  hat  —  die  Absicht  Raum  zu 
gewinnen,  die  Traufe  möglichst  weit  nach  aul'sen  zu  verlegen,  die 
unteren  Geschosse  vor  Schlagregen  zu  schützen,  endlich  durch 
die  aufsere  Last  ein  Gegengewicht  gegen  die  Einbiegung  der 
Balken  im  Innern  zu  schaffen  erscheinen  ihm  sammtlich  nicht 
ganz  stichhaltig.  Wahrscheinlicher  möchte  die  von  Essenwein 
ausgesprochene  Ansicht  sein,  dass  das  für  die  gauze  mittelalter- 
liche Haukunst  typische  Prinzip  der  Vorkraguug  aus  der  Nach- 
ahmung des  Festungsbaues  entstanden  sei ;  auch  der  von  ( '.  Schafer 
an e«  führte  Vorzug,  dass  durch  die  zwischen  den  auskragenden 
Balken  und  den  Stielen  mittels  der  Kopf  bander  hergestellte 
Dreiecks- Verbindung  eine  grofse  Steifigkeit  des  Systems  erzielt 
wird,  dürfte,  bei  der  sorglosen  Fundamentirung  mittelalterlicher 
Bauten,  für  jene  Anordnung  bestimmend  gewesen  sein.  Endlich 
ist  der  ästhetische  Eindruck  der  breiten  Schatten  und  der  durch 
sie  herbei  geführten  Betonung  der  Horizontale  anzuführen. 

Bezüglich  der  geographischen  Verbreitung  des  Fachwerk- 
baues in  Deutschland  sind  3  Hauptgebiete  zu  unterscheiden,  von 
das  eine  Niedereachaen  mit  den  Nachbar -Gauen  umfasst 


sich  auf 


Die  historische  Entwickelung  des  deutschen  Fachwerkbaues, 
die  jedenfalls  eine  sehr  alte  ist,  lasst  sich  leider  nur  von  einer 
Zeit  an  verfolgen,  wo  die  Rinthe  mittelalterlicher  Kunst  langst 
vorüber  war;  die  ältesten  erhaltenen  Beispiele  gehören  der  Mitte 
des  15.  Jahrhunderts  an.  t>ie  seither  entstandenen  Bauten  können 
im  wesentlichen  nach  8  großen  Perioden  unterschieden  werden, 
wenn  die  charakteristischen  Eigentümlichkeiten  unter  dem  Ein- 
tlusse  lokaler  Traditionen  und  Vorbilder  auch  nicht  überall  in 
gleicher  Scharfe  nachzuweisen  sind.  —  Indem  wir  darauf  ver- 
zichten, die  eingehende  Schilderung,  welche  Hr.  Lehfeldt  den 
konstruktiven  Anordnungen  und  den  ornamentalen  Verzierungen  eines 
jeden  dieser  Abschnitte  widmet,  hier  wieder  zu  geben,  beschranken 
wir  uns  darauf,  die  Hauptmerkmale  derselben  kurz  zu  skiztirou. 

In  der  ältesten  Periode,  von  der  Mitte  des  15.  bis  zum  Be- 
ginn des  16.  Jahrhunderts,  der  die  bekannten  Rathhäuser  in 
Wernigerode,  Fritzlar,  Alfeld,  Duderstadt  die  älteren  Bauten  von 
Halberstadt  und  Braunschweig  etc.  angehören,  waltet  noch  der 
Geist  des  Mittelalters.  Ueberall  ist  Klarheit  und  Wahrheit  ange- 
strebt; die  wichtigeren  Konstruktionstheile  treten  hervor,  die  un- 
bedeutenderen zurück.  Die  Verzierungen  sind  einfach  und  meist 
aus  vollem  Holze  ausgeschnitten.  Die  Vorkragungen,  durch  Kopf- 
bander  unterstützt,  betragen  bis  zu  0,75  m. 

i& w  t-ittf  \  &fsOd&f  voiq  iV ii I ah ^ u  cl^.s  \  .  1 1 is  sur  l^tittc  d 

Architektur  auf  den  Fachwerkbau  gekennzeichnet  und  namentlich 
in  Hildesheim,  Braunscbweig ,  Goslar,  Stolberg,  Wernigerode, 
Hameln  etc.  reich  vertreten.  Leider  ist  jener  Einfluss  durchaus 
nicht  als  ein  günstiger  zu  bezeichnen,  so  glänzend  die  bezgl. 
Bauten  auch  zum  Tbeil  erscheinen;  nicht  die  konstruktiven  Bil- 
dungen des  Fachwerkbaues  wurden  im  Geiste  der  Renaissance 
moditizirt,  sondern  die  unverstandenen  Formen  des  letzteren  dem 
Koiistruktions-Systcme  äußerlich  angepasst.  Die  durchgehenden 
Hauptglieder  des  Systems  werden  durch  Verbretterungen  verdeckt; 
eine  üppige  Ornamentik  in  Schnitzwerk  überwuchert  demzufolge 
mehr  und  mehr  den  ganzen,  rein  malerisch  aufgefassten  Bau.  Die 
Vorkragungen  betragen  anfangs  bis  zu  0,50,  später  nicht  über  0,30™. 

Iu  der  dritten  Periode,  die  vom  30jährigen  Kriege  bis  tief 
in's  vorige  Jahrhundert  reicht,  macht  sich  eine  Art  von  roman- 
tischer Reaktion  gegen  das  Treiben  des  vorher  gegangenen  Zeit- 
alters geltend.  Die  Verschalungen  werden  wiederum  beseitigt 
und  die  konstruktiven  Formen  des  Fachwerks  —  wenn  auch  zum 
Theil  nur  ein  konstruktiver  Schein  —  treten  wieder  in  ihre  Rechte. 
Die  Auskragung  der  Geschosse  schwindet  fast  ganz,  dafür  aber 
tritt  als  wesentliches  Element  der  Facadenbildung  der  Erker  auf. 
Halberstadt  Wernigerode  und  Goslar  zeigen  einzelne  dieser  Bauten, 
bessere  besitzt  Süddcutschland ,  die  schönsten  unzweifelhaft  aber 
die  Rbcingegend. 

I>er  Redner  schliefst,  indem  er  für  die  Zukunft  des  Fach- 
vor  allem  ein  Wieder- Anknüpfen  an  die  reizvollen, 

Werke 


Hr.  Orth  entwickelt  in  längerem,  durch  Tafel-Skizzen  er- 
Vortrage  die  verschiedenen  Ideen,  welche  die  drei  für 


die  Stadterweiterung  Strafsburgs  aufgestellten  Projekte  bezüglich 
der  Gestaltung  des  Kaiser- Platzes  verfolgen;  mit  Rücksicht 
auf  die  mehrfachen  Publikationen  u.  Bl.  über  die  bezügl.  Ange- 
legenheit dürfen  wir  den  Vortrag  hier  übergehen. 

An  der  Beantwortung  des  Fragekastens  nehmen  die  Hrn. 
Th.  Seydel  und  Kuntze  Theil.  -  F.  - 

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482 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


23.  November  1878 


Vfrmiwhtfs. 

Zur  Titelfrage  im  prouXeischen  Bauwesen.    Wie  die 

politische  Presse  berichtet,  hat  der  Herr  Minister  des  Innern  die 
Provinzialbehörden  aus  Anlass  eines  Spezialfalles  von  neuem 
darauf  hingewiesen,  dass  grundsätzlich  daran  festzuhalten  ist,  dass 
ein  Titel,  der  ein  Staatsamt  bezeichnet,  zur  Verleihung  an  Be- 
amte von  Korporationen  sich  nicht  eignet,  nnd  dass  daher  für 
derartige  Beamte  andere  Titel  zu  wählen  sind.  In  dem  vor- 
liegenden Falle  handelte  es  sich  darum,  das*  ein  Kreisausscbuss 
einem  von  der  Kreisvertretung  angestellten  Baubeamten  den  Titel 
„Kreis-Bauinspektor*  zu  geben  beabsichtigte. 

Die  Reform  der  prenfsinohen  Gewerbeschulen  nach  den 
von  der  Sachverständigen  -  Konferenz  am  3.  August  d.  .1.  aufge- 
stellten bezw.  genehmigten  Grundsätzen  (s.  No.  t'A  d.  Bl.j  scheint 
nunmehr  definitiv  entschieden  zu  sein. 

Der  Pr.  St.-Anz.  vom  14.  November  bringt  eine  vom  1.  No- 

des  Hrn.  Ilandelsministers 


vom 

vember  d.  J.  datirte  Zirkidar- Ve 


die 

entwickelt  wird.  Ks  folgt  die  Nach- 
richt, dnas  der  Herr  Beichakauzler  den  neuen  Anstallen  die  ge- 
wünschten Berechtigungen  in  Bezug  auf  den  einjährigen  frei- 
willigen Militärdienst  im  Prinzip  zuerkannt  habe,  und  endlich  die 
Mittheilung,  dass  den  Ahiturieiiten  der  künftigen  'J  klassigen  Ge- 
werbeschulen auch  die  Zulassung  zu  den  polytechnischen  Studien 
und  den  technischen  .Staatsprüfungen  gewahrt  sei.  Bei  dem 
regen  Iuteresse,  das  die  letzt  genannte  Krage  in  dun  Kreisen 
unseres  Fachs,  speziell  im  Berliner  Architekten -Verein  erregt 
bat,  bringen  wir  den  betreffenden  Passus  zum  wörtlichen  Abdruck. 

„Ks  blieb  dann  weiter  zu  erwägen,  ob  den  mit  einem  Zeug- 
niss  der  Keife  entlassenen  Schülern  derjenigen  Gewerbeschulen, 
welche  sich  unter  Ausschließung  des  Fachunterrichts  als  allge- 
mein-wissenschaftliche Vorltereitungs- Anstalten ,  insbesondere  für 
höhere  technische  Studien,  organisiren  und  ihren  Lehrgang  zu 
einem  neunjährigen  ausdehnen  wurden,  eine  F.rweiterung  der 
bisherigen  Berechtigungen  in  Bezug  auf  die  Zulassung  zu  den 
Staatsprüfungen  auf  technischem  Gebiet  zugestanden  werden 
könne.  Schon  die  nach  dem  System  Von  1870  gestaltete  Gewerbe- 
schule besitzt  jetzt  das  Recht,  dass  ihre  Abiturienten  als  Studirende 
für  die  Architektur  und  das  Bau-Iugcnieurwesen,  jedoch  ohne  zur 
Staatsprüfung  in  diesen  Fachern  zugelassen  zu  werden,  eintreten 
und  dass  sie  für  das  Maschinenfach  auch  die  Staatsprüfung  be- 
dürfen. Ks  ist  nicht  zu  verkennen,  dass  diese  Unter- 
auf die  Dauer  nicht  wohl 
Der  Maschinen -Ingenieur 

wie  der  Bau-Ingenieur,  und  ein  Unterschied  zwischen 


tüchtigen  Privattechniker  erforderlichen,  beziehungsweise  geeigneten 
Vorbildung  lasst  sich  kaum  aufrecht  erhalten.  Demnach  werden 
die  wissenschaftlichen  Vorbedingungen  für  das  Studium  jener 
technischen  Fächer  gleichmafsig  und  in  der  Art  zu  gestalten  sein, 
dass,  wenn  eine  Vorbildung  als  ausreichend  betrachtet  wird,  um 
mit  voller  geistiger  Keife  das  Studium  auf  der  Akademie  zu  be- 
ginnen, sie  auch  für  die  spatere  Staatsprüfung  genügen  muss. 
Die  bisherigen  Gewerbeschulen  nach  der  Organisation  von  1H70 
mit  einem,  von  der  Sekunda  ab  gerechnet,  nur  dreijährigen  Kur- 
sus und  einem,  die  Förderung  der  allgemeinen  Bildung  vielfach 
durch  Kachgegenstande  beschrankenden  Lehrplan  konnten  die 
Garantie  der  vollen  geistigen  Keife  für  die  technischen  Studien 
allerdings  nicht  gewahren.  Die  in  der  oben  entwickelten  Weise 
reformirten  höheren  Gewerbeschulen  aber,  die  jene  Mangel  von 
sich  abstreifen,  bieten  jene  Garantie  und  werden  sich,  indem  sie 
nicht  blos  einseitig  das  mathematisch-naturwissenschaftliche,  son- 
dern auch  das  sprachlicb-historische  Gebiet,  wenn  auch  unter  Be- 
schränkung auf  die  modernen  fremden  Sprachen,  kultiviren,  als 
allgemeine  Bildungs-Anstalten  für  diejenigen  Studien,  welche  der 
klassischen  Sprachen  nicht  noth wendig  bedürfen,  wie  ich  hoffe, 
bewähren.  lu  dieser  Zuversicht  habe  ich  mich  nach  eingehendster 
Erwägung  entschlossen,  den  Gewerbeschulen  mit  neunjährigem 
Kursus  im  Prinzip  das  Recht  zu  gewähren,  dass  ihre  Abiturienten 
nach  Absolrirung  des  akademischen  Studiums  auch  zu  den  Staats- 
prüfungen im  Hochbau-  und  Bau-Ingenieurfach  zuge- 
lassen werden;  nur  ist  die  Anwendung  dieses  Prinzips  auf  den 
einzelnen  Fall  auch  hier  dadurch  bedingt,  dass  die  Organisation 
der  betreffenden  Schule  vollständig  abgeschlossen,  die  Abiturienten 
derselben  von  der  heutigen  Sekunda  ab  gerechnet  einen  vier- 
jährigen Kursus  durchgemacht  und  eine  sowohl  in  den  sprach- 
lich-historischen, wie  in  den  mathematisch-naturwissenschaftlichen 
Disziplinen  und  im  Zeichnen  streng  kontrolirte  Reifeprüfung  be- 
standen haben." 

Den  Schluss  des  Aktenstucks  bildet  sodann  eine  Anweisung 
an  die  Regierungen,  die  Städte,  in  welchen  Gewerbeschulen  be- 
stehen, zu  einem  Beschlüsse  darüber  zu  veranlassen,  für  welche 
Art  der  neuen  Anstalten  —  ob  für  eine  9klassige  Realschule  ohne 
Latein,  oder  ob  für  eine  6  klassige  eigentliche  Gewerbeschule  — 
sie  sich  entscheiden  wollen.  — 

Ob  diese  Verfügung  das  letzte  Wort  der  Regierung  in  der 
bezgl.  Angelegenheit  sein  wird,  dürfte  erst  in  der  bevorstehenden 
Session  des  Landtags,  der  ohne  Zweifel  mit  dem  Gegenstande 
gleichfalls  sich  beschäftigen  wird,  fest  gestellt  werden.  So  sehr 
wir  unsererseits  mit  dem  Vorgehen  des  Herrn  Ministers  sachlich 


Fragen  von  solcher  Tragweite  nicht  durch  einfache  MinisterisJ- 
Verfügnng,  sondern  durch  ein  Gesetz  geregelt  werden. 

Als  ein  Widerspruch  mit  den  Beschlüssen  der  Auguit- 
Konferenz,  der  den  von  den  Gegnern  der  Maaisregel  gehegten 
Befürchtungen  einigen  Boden  zu  gewähren  scheint,  müssen  wir 
es  übrigens  betrachten,  dass  der  Herr  Minister,  der  nicht  nur 
Chef  des  Bauwesens,  sondern  auch  Chef  des  Bergwesens  ist, 
in  seiner  Verfügung  nur  von  den  Staatsprüfungen  im  Hoch- 
bau- und  Kauingenieur-Fach  spricht,  während  jene  Konferenz 
ausdrücklich  Zulassung  der  auf  den  neuen  Schulen  ausge- 
bildeten Abiturienten  zu  den  Staatsprüfungen  auf  dem  ge« 
sammten  technischen  Gebiet  gefordert  hatte.  Ks  dürften 
I  jedoch  nur  zufällige  Gründe  sein,  welche  zu  dieser  vor- 
|  laufigen  Beschränkung  geführt  haben;  denn  in  einer  offiziösen 
Notiz  an  zuverlässiger  Stelle  lesen  wir,  dass  die  preußische 
Unterrichts -Verwaltung  folgende,  jener  Korderung  der  August- 
Konferenz  Rechnung  tragende  Kintheilung  der  höheren  Unterrichts- 
Anstalten  ins  Leben  treten  lassen  will:  1  Humanistische  (iym- 
uasien,  gleichgestellt  den  heutigen  Gymnasien,  mit  etwas 
der  Mathematik  uud  der  Naturwissen 
zu  jedem  Studium  auf 
2)  Realgymnasien,  gleich  den  jetzigen  Realschulen  1.  Ordnurg, 
mit  Verstärkung  des  lateinischen  Unterrichts  in  den  oberen  Klassen 
und  mit  der  Berechtigung  zum  Studium  der  neueren  Sprachen 
auf  den  Universitäten  und  Zulassung  zu  allen  technischen  und 
landwirtschaftlichen  Hochschulen;  3)  Höhere  Gewerbescbulea 
oder  Realschulen  I.  Ordnung  ohne  lateinischen  Uuterricht  mit  der 
Studienberechtigung  der  Realschulen, 
der  neueren  Sprachen  auf  Universitäten. 


RuguUrung  der  Unter-Spree.  Von  der  Kgl.  Regierung 
in  Potsdam  siud  im  Laufe  dieses  Sommers  die  Pläne  für  die  Kc- 
gulirung  der  Spree  von  Kerlin  bis  zur  Havel  angefertigt  und  diese 
Pläne  für  die  Ausführung  durch  Anbringung  der  Fixpunkte  im 
ganzen  Umfang  vorltereitet.  Von  Ruhleben  (hinter  dem  Spandauer 
Kock)  aus  ist,  den  Klsgraben  entlang,  bei  Tiefwerder  in  die  Havel 
einmündend  ein  AhkQreungsknnal  projektirt.  Mittel»  dieser  neuen 
Linie  soll  der  Weg  von  Berlin  zu  den  Havelseen  um  etwa  3kB 
verkürzt  und  die  schwierige  Passage  durch  Spandau  und  den  sich 
stark  nach  Norden  krümmenden  Spreearro  daselbst  ausgeschaltet 
werden.  —  Die  Ausfuhrung  soll  dem  Vernehmen  nach  den  Projekten 
auf  dem  Fufse  folgen.  Ks  leuchtet  ein,  dass  diese  Bauten  litr 
die  Schiffahrt  auf  Spree  und  Havel  von  der  durchgreifendsten 
Bedeutung  sein  werden,  nicht  allein  für  die  Handelsschiff»!!! 
Leben  hier  besonders  stark  pulsirt,  sondern  auch  für  die 


jetzt  auf  der  Unterspree 
reud  sie  auf  der  Obersp 


Oberspree  jährlich 


Vorrichtung  zum  Stellen  einer  gegen  die  Spitze  be- 
fahrenen Welche  von  der  Lokomotive  aus.  Die  in  No.  92 
d.  Bl.  unter  obigem  Titel  gebrachte  Mittheilung  enthält  keine 
neue  Idee,  vielmehr  nur  einen  bereits  vor  20  Jahren  gemachten 
Vorschlag  in  etwas  anderer  Form.  Dieser  Vorschlag  findet  sich 
in  einem  „die  Mängel  und  möglichen  Vervollkommnungen  der 
Eisenbahnweichen"  besprechenden  Artikel  im  „Organ  für  die 
Fortachritte  des  Eisenbahnwesens",  Jahrgang  1Ö5H,  s.  192,  mit 
Angalte  einer  Konstruktion  zu  vorbezeichnetem  Zwecke.  Obwohl 
die  praktische  Ausführbarkeit  der  Idee  in  einer  oder  der  anderen 
Form  keinem  Zweifel  unterliegt,  so  hat  der  Verfasser  jenes  Ar- 
tikels weitere  Schritte  zu  diesem  Zwecke  nicht  gethon,  nachdem 
er  sich  davon  überzeugt  hatte,  dass  schwer  wiegende  Bedenken 
anderer  Art  vom  Standpunkte  eines  wohlgeordneten  Eisenbahn- 
Betriebes  aus  dagegen  sprechen,  die  Lokomotivführer  bei  der 
Umstellung  der  Weichen  irgendwie  mit  zu  betheiligen.  Eine  Aen- 
derung  hierin  dürfte  die  Entwickelung,  welche  gerade  die  auf 
möglichste  Sicherung  der  richtigen  Stellung  der  Weichen  sowie 
der  zugehörigen  Signale  abzielenden  Betriebseinrichtungen  in 
neuerer  Zeit  gewonnen  bat,  gewiss  nicht  herbei  führen. 

Ob  die  nach  dem  Schlüsse  der  eingangs  erwähnten  Mit- 
theilung beabsichtigte  Anwendung  bei  Pferdebahnen  aussieht»- 
voller  sein  wird,  musa,  wenigstens  bezüglich  solcher  in  der  Ober- 
von  Strafsen  liegenden  Bahnen,  bezweifelt 


fuche 


werden. 


Die  diesjährige  kunstgewerbliche  We 
Berliner  Architekten  hause  wird  am  8. 
werden.  Die  Anmeldungen  für  dieselbe  sind  so  zahlreich 
gangen,  dass  die  im  vorigen  Jahre  benutzten  Räume  nicht  aus- 
reichen und  auch  der  greise  Sitzungssaal  des  Architekten- Vereins 
zur  Aufstellung  der  Gegenstände  benutzt  werden  wird.  Bekannt- 
lich kommen  aus  diesem  Grunde  die  Dezember- Versammlungen 
des  Vereins  in  Wegfall,  oder  es  werden  dieselben  vielmehr  in 
veränderte  Formen  gebracht  und  speziell  den  durch  Vortrage  zu 
erläuternden,  auf  der  Weihnachtsmesse  vertretenen  Gebieten  des 


In  der  Berliner  Bau- Ausstellung  sind  bis  zum  Iti.  No- 
vember er.  neu  hinzugetreten:  C.  G.  Hörich  &  Co.  1  Schreib- 
tisch, eichen  geschnitzt,  antik  im  Renaissance-Stil,  mit  altsilber- 
nem  Beschlag;  1  Phantasieschrank,  Nussbaum  gehöhnt,  im  Re- 
uaissance-Stil  mit  reicher  Bildhauerarbeit;  1  Spiegel,  ioütirt 
Ebenholz  matt  und  polirt,  mit  Untersatz  für  Blumendekoration.  — 
Ferd.  Vogt»  &  Co.  1  BQcherschr.  eichen  geschnitat  m.BeschJ»«. 

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No.  94. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


483 


Ans  der  Fachlitterotnr. 

Entwarf  eines  Eisenbahn -Plans  für  das  Königreich 
Preufsen,  mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Eisenbahnen  von 
untergeordneter  Bedeutung.  Aufgestellt  von  A.  Schwalle,  Reg.- 
u.  Naurath,  Mitglied  der  königL  Direktion  der  Niederschlesßcb- 
Markischen  Eisenbahn.  Nebst  einer  Karte.  Berlin  1878.  Druck 
und  Verlag  des  Berliner  Lith.  Instituts. 

Der  Verfasser,  welcher  schon  im  Jahre  1865  zuerst  auf  die 
Notwendigkeit  hinwies,  das  Anlage-Kapital  der  Eisenbahnen  mit 
den  voraussichtlichen  Einnahmen  in  Einklang  zu  bringen,  dem- 
nach für  geringen  Verkehr  die  Bahnen  möglichst  billig  zu  bauen 
und  zn  betreiben,  verfolgt  bei  Aufstellung  seines,  durch  eine  über- 
sichtliche Karte  veranschaulü  hten  Eisenbahnplans  eine  dreifache 

entsprechende  Vervollstan- 

1er  in 


Eine  den  öffentlichen 
digung  de 

-  Ueberblick  ober 


Die  Subventionen  seitens  der  Staats-Regiemng  zu  i 
Mit  Recht  wird  hervor  gehoben,  dasa  zu  keiner  Zeit  die 
Aufstellung  eines  Eisenbahnplans  so  wichtig  und  dringend  ge- 
wesen sei,  als  gegenwärtig.  — 

Die  Rauthatigkeit  der  preußischen  Eisenbahnen  geht,  wie 
nachstehende  Ueberaicht  zeigt,  binnen  wenigen  Jahren  ganzlich 
zu  Ende: 


*  Im 

'  - 

Am  Kivd.  d«  J«hrw  1*7*  «in«  la  Pm*«,  »w 

a»»«!'»  

Es  kommen  tum n : 

Im  dw  Im  .lahrr  l»77  cr.dtn.lrn  B.t>n»tr«k,  n 

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hkriu  dj.  it>n  Ki-.  <i'  «lii>pl«n  bildende»            mit  . 

aia:.4.*9  >» 

e.1*.7*  _ 

Die  preufsischen  Staatsbahnen ,  bei  denen  zur  Zeit  1287  km 
mit  einer  Anschlagssumme  von  395  Mill.  Mark  in  der  Ausführung 
begriffen  sind,  gehen,  mit  einziger  Ausnahme  vielleicht  der  Ber- 
liner Stadtbahn,  im  Jahre  1684»  ihrer  Vollendung  entgegen-,  von 
den  anter  Staatsverwaltung  stehenden  Privatbahnen  ist  der  Rau 
neuer  Linien  nicht  in  Aussicht  genommen ;  von  den  unter  Privat- 
Verwaltung  stehenden  Privatbahnen  endlich  ist  im  Zentrum  und 
im  Osten  des  Staats,  mit  Ausnahme  der  Linie  Sangerhausen- 
Erfurt,  jede  Rauthatigkeit  vollständig  eingestellt  und  nur  in  den 
westlichen  Provinzen  sind  die  Projekte  der  Rheinischen  Eisen- 
der Hessischen  Ludwigsbahn,  der  Niederländisch- Westfäli- 
Eisenbahn,  sowie  der  Linie  Harburg- Cuxhaven  noch  zur 
hrung  zu  bringen.  — 
Welche  Eolgen  eintreten  werden, 
thätigkeit,  weiche  im  zehnjährigen  Durchschnitte : 

von  18436  bis  1876  =  rot  307  Millionen  Mark 
„   1856  „   1866  -    „  74 
,    181«   „    1*56  =  60 
„    18S8  „   1816  =    ,      12       „  , 
pro  Jahr  betrog,  nahezu  vollständig  erlischt,  ist  schwer  zu  er- 
messen ;  wahrscheinlich  ist  jedoch,  dasa  durch  den  weiteren  Rück- 
gang, wenn  nicht  Still  stand   all  der  zahlreichen  und  grofsen 
Industriezweige,  welche  bisher  beim  Eisenbahnbau  Beschäftigung 
fanden  und  die  wieder  verschiedene  andere  Industriccu  ernährten, 
sowohl  die  gegenwärtige  allgemeine  Geschäftslosigkeit  in  hohem 
Maafte  verschärft,  als  auch  die  Stellung  Preußens  in  der  Handels- 
Konkurrenz  auf  dem  Weltmärkte  arg  geschädigt  werden  dürfte. 

Um  so  notwendiger  erscheint  daher  die  Verbesserung  der 
wirtschaftlichen  Lage  unseres  verhaltnissmafsi«  armen  Vater- 
landes durch  weitere  V* 


Netzes.  Denn  jede  Bahn  hei*  den  Wohlstand  der  von  ihr  durch- 
schnittenen Gegend  durch  Steigerung  der  Imme 
Ersparniss  an  Transportkosten  und  durch  die 
bezw.  Konkurrenz-Fähigkeit  aller  ihrer  Erzeugnisse.  — 
Cm  einerseits  den  jähen  Uebergang  von  einer  bu 
reichten  Hohe  der  Produktion,  die  in  den  letzten  Jahren  als 
Ucberproduktion  bezeichnet  werden  muss,  zu  einem  völligen  Still- 
stand der  Rauthatigkeit  zu  vermeiden,  andererseits  um  die  in 
den  weitesten  Kreisen  sich  regenden  Bestrebungen,  mehr  und 
mehr  Gebiete  aus  ihrer  Abgeschlossenheit  vom  allgemeinen  Ver- 
kehre zu  befreien,  in  den  Rahmen  eines  wohl  durchdachten 
Systems  einzufügen,  soll  nach  des  Verfassers  Eisenbaltnplan  eine 
Länge  Ton  rot  «340 km  Hahn  mit  einem  Kostenaufwande  von 
514  Mill.  Mark  gebaut  werden,  indem  die  noch  nicht  an  Eisenbah- 
nen gelegenen  Städte  auf  dem  kürzesten,  billigsten  und  zweck- 
massigsten  Wege  an  die  bestehenden  Rahnen  Anschlug*  erhalten. 
Als  Maalsstab  ist  hierbei  die  Einwohnerzahl  von  30O0  als  die- 
jenige unterste  Grenze  angenommen,  bis  zu  welcher  bei  geringer 


Lange  der  zu  erbauenden  Rahn  noch  ein  lohnender  Betrieb 
möglich  ist  Ohne  Eisenbahn- Auschluss  würden  nur  4  Städte  über 
3000  Einwohner  bleiben,  während  von  der  Gesammtheit  der  1277 
preuss.  Städte  1005,  also  rot  88 "  „,  denselben  erhielten.  Die  ein- 
zelnen Linien  sind  unter  Zugrundelegung  der  Generalstabskarten 
und  der  theilweise  bereits  vorhandenen  Vorarbeiten  vom  Ver- 
fasser, de-in  hierbei  die  Kenntniss  der  meisten  Provinzen  aus 
eigener  Anschauung  zu  Hülfe  kam,  entworfen  worden.  — 

Planmäßig  wird  das  Bedürfnis»  gedeckt  durch  die  Her- 
stellung von:  1150  k»  Staatsbahnen  zu  1-"  Mill.  Mark 
„   6190  „  Priratbahnen  „  334    „  „_ 
Zusammen  6340  km  Eisenbahnen    zu  514  Mill.  Mark 
d.  h.  es  soll  das  Finde  1877  in  I*reußen  vorhandene  Netz  von 
17  820  k»  Bahn  um  3«*„  vermehrt  werden.    Gegenüber  den  in 
anderen  Landern  geplanten  Eisenbahn-Unternehmungen  erscheint 
weder  der  Prozentsatz  der  Vermehrung  noch  das  aufzuwendende 
Bau-Kapital  ungeheuerlich ;  denn  Italien  mit  jetzt  7900  k'°  Bahn 
vergrößert  sein  Netz  um  4000  km,  also  ca.  50  *>,  bei  600  Mill.  Mark 
Kosten,  während  der  französische  Bantenminister  de  Freycinet 
für   Frankreich,  mit  jetzt  21  775 k»  Bahn,   den  Neubau  von 
17  000  km  —  also  eine  Vermehrung  um  76*  0  —  mit  einem 
Kostenaufirande  von  Uber  3  Milliarden  Francs  durchzuführen  be- 
strebt ist  — 

Den  umfangreichsten  Thcil  seiner  Arbeit  widmet  der  Ver- 
fasser der  Erörterung  jeder  einzelnen  von  ihm  in  Vorschlag  ge- 
brachten Linie  in  technischer  und  volkswirtschaftlicher  Hinsicht, 
wobei  jede  Provinz  in  einem  besonderen  Abschnitte  behandelt 
wird.  Es  lasst  sich  vorher  sehen,  dass  gerade  dieser  Theil  des 
Buches  in  den  betheiligten  Kreisen,  deren  vitalst*  Interessen  be- 
rührt werden,  mannichfach  kriusirt  und  angefochten  werden  wird. 
(Vergl.  z.  B.  Berl.  Bors.-Zeitg.  2«.  Septbr.  er.  betrefft  Ost- 
Preußen).  Unserer  Ansicht  nach  dürfte  den  Provinzial- Ausschüssen 
jeder  Provinz,  denen  in  den  Landes  Baurttthen  kompetent«,  mit 
den  besonderen  provinziellen  Verhältnissen  am  genauesten  ver- 
traute Techniker  zur  Seite  stehen,  die  verdienstvolle  Aufgabe  er- 
wachsen, die  Vorschläge  des  Verfassers  im  einzelnen  zu  prüfen, 
je  nach  dem  vorliegenden  Bedürfniss  und  der  voraussichtlichen 
Rentabilität  der  in  Betracht  kommenden  Linien  den  Eisenbahn- 
Plan  jeder  Provinz  entsprechend  zu  ergänzen  bezw.  zu  berich- 
tigen, sowie  die  Reihenfolge,  in  der  die  verschiedenen  Streckeu 
zur  Ausführung  gelangen  sollen,  zu  bestimmen. 

Nicht  alle  vom  Verfasser  entworfenen  Eisenbahnen  sollen  die 
normale  Spur  erhalten.  Mit  Rücksicht  sowohl  auf  die  bei  Ocholt- 
Westerstede  (0,75  »  weite  Spur)  gemachten  günstigen  Erfahrungen, 
wonach  die  mit  der  Schmalspur  verbundenen  Nachtheile:  die  Be- 
schaffung besonderer  Betriebsmittel  und  das  1'niladen  der  Güter 
auf  der  Anschluss-  Station  bisher  überschätzt  worden  sind,  als 
auch  auf  den  aus  der  Vergleichung  der  Bau-  und  Betriebs-Kosten 
einer  größeren  Anzahl  normal-  und  schmalspuriger  Bahnen  ge- 
zogenen Schluss ,  dass  unter  gleichen  Umständen  die  Baukosten 
einer  normalspurigen  Eisenbahn  das  1'  >  fache  einer  Schmalspur- 
Bahn  (0,75  m),  die  Betriebs- Ausgaben  aber  das  Doppelte  betragen, 
sind  1 1,3 "/»  der  Bahnen  als  Schmalspur -Bahnen  mit  der  nach 
den  technischen  Vereinbarungen  als  kleinsten  empfohlenen  Spur- 
weite  von  0,75  »  zu  erbauen   angenommen,  so  dass  718  km 

Spur  " 


Um 
hahnpi; 

sich  der  Mühe 
übersichtlich 
Strecken, 
Aussicht 


Ueberblick  über  die 

geben,  hat  der 
die  Baukosten  der  projektirten  Linien 
stellen.    Abgesehen  von  denjenigen 
all  Hauptbahnen  auf  Staatskosten  in 
ist,  sind  für  die  Veranschlagung  sämmtlicher 


Bahnen  untergeordneter  Bedeutung,  insofern  nicht  bereits  ander- 
weitig gefertigte  Vorarbeiten  benutzt  werden  konnten,  diejenigen 
Erfahrungen  zu  Grunde  gelegt  worden,  welche  in  neuerer  Zeit 
bei  den  Sekundairbahnen  in  Schleswig -Holstein  und 
gewonnen  worden  sind.    Darnach  ist  veranschlagt: 

das  Kilometer  Normalspur  nach  Wollhcim  mit  47  000  M. 
„        „       Schmalspur    „    Bnresch     a  96  000  „ 
Auf  die  einzelnen  Provinzen  entfallen  planmäßig: 


Ostpreußen 


Pommern 
Posen  .... 
Schlesien  .  . 
Brandenburg 
Sachsen  .  .  . 
Schleswig  - 
Hannover 

Westfalen  428,50 

Rheinprovina  .  .  .  335,11 
Hessen -Nassau  .  .  176,00 


611,70 

530.80 
536,!»5 
721,30 
643.99 
588,40 
50«,33 
559,50 
«99,09 


k"<  mit  59  011  000  M. 

4«  872  024  „ 

38  775  250  , 

«9  283  »4  „ 

42  063  250  „ 

«4  975  150  , 

40  763(1410  , 

30  537  000  „ 

40  310  800  „ 

29  628  349  „ 

36968000  „ 

14  729  17«  „ 


zusammen  «339,97  km  mit  513  901  393  M. 
oder  rot  «340  Km  mit  rot.  614  0UOOOO  M. 
Es  ist  einleuchtend,  dass  das  für  die  5190  km  Privatbahnen 
erforderliche  Haukapital  in  Höhe  von  334  Mill.  Mark  nicht  anders 
aufgebracht  werden  kann  als  durch  das  vereinigte  Zusammen- 
wirken der  5  hierbei  wesentlich  in  Betracht  kommenden  Faktoren : 
des  Staats,  der  Provinz,  der  Anschlussbahn,  der  angeschlossenen 
Sudte  und  der  zumeist  betheiligten  Adjazenten.  — 

Die  Staatsregierung  hat  ihre  Geneigtheit,  die  Herstellung  von 


484 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


23.  N.YMnber  1878 


bewilligt 

die  Linie 


Sekundärbahnen  durch  Gewährung  von  Subventionen  zu  erleichtern 
bezw.  zu  ermöglichen,  im  Landtage  mehrfach  ausgesprochen  und 
durch  eine  Bethülfe  in  Höhe  von  i «.  12  %  ('/»)  bei  Neumünster- 
Tönning,  von  ca.  17  %  (' ,)  bei  Itzehoe-Heide  und  Kiel-Flens- 
burg auch  bereits  betbätigt  Wenn  man  erwägt,  das«  der  preus- 
sische  Staat  in  dem  20 jährigen  Zeitraum  von  1853  1*73  die 
ansehnliche  Summe  von  ca.  50  Mill.  Mark  für  rbansseebaii- 
Prämien  ausgegeben  hat,  so  erscheint  des  Verfassers  Vorschlag, 
die  Höhe  der  Staatssubvention  för  Sekundarbahnen  auf  20  %  (•/,) 
des  Anlagekapitals,  in  runder  Summe  also  auf  67  Mill.  Mark, 
die  sich  auf  vielleicht  10  Jahre  vertheileu  worden,  zu  normiren, 
um  so  mehr  gerechtfertigt,  als  die  projektirten  Linien  sich  viel- 
fach als  Zubringer  für  die  bestehenden  Staatshahnen  darstellen, 
weil  das  in  den  Staatsbahnen  angelegte  Kapital  bisher  eine  wesent- 
lich höhere  Rente  abgeworfen  bat  als  der  Zinsfuß!  der  Staatsan- 
leihe betrügt  (5,4-1  %  gegenüber  4— 1.5°/,,)  und  weil  endlich  der 
Staat  für  die  bei  verschiedenen  Bahnen  übernommenen  Zins- 
garantien bis  Knde  187t  als  ausbedungene  Gegenleistung  an 
Dividenden  und  Extradividenden  einen  Ueberscbuss  von  rund 
6  400  ooo  .//.  erzielt  bat  —  im  ganzen  also,  weil  für  den  Staat 
das  Risiko  der  Betheiligunj;  ein  äußerst  geringes  ist.  Die  staat- 
liche Subvention  würde  auf  etwa  5  Jahre  bezw.  so  lange,  bis  das 
"brige  Anlagekapital  eine  Dividende  von  4  "/„  erhalten  hat,  zins- 
frei zu  gewähren,  übrigens  aber  in  Form  einer  Anleihe  gesetz- 
lich zu  regelu  sein,  indem  bei  der  grol'sen  Zahl  der  zu  bauenden 
Linien  die  Bewilligung  der  Bauprämic  für  jeden  einzelnen  Fall 
eine  zu  größte  Belästigung  der  Behörden  und  der  Landesver- 
tretung herbei  führen  würde.  - 

Weitere  Subventionen,  gleichfalls  in  Höhe  von  etwa  20"'Hl 
müssen  aus  Provinzialfouds  erwartet  werden.  Die  mehr  im  Prin- 
zipe  als  in  der  Praxis  begründete  ablehnende  Haltung  der  I'ro- 
vinzial- Vertretungen  gegen  die  Unterstützung  der  Lokalbahnen 
aus  Provinzialfonds  dürfte  eine  Wandelung  erfahren,  sobald  die 
gesetzlichen  Bestimmungen  über  die  Verwendung  der  Dotations- 
fonds  dahin  erweitert  werden,  dass  auch  Beihidfen  zum  Bau  von 
Seknndärhahnen  aus  diesen  Fonds  gewährt  werden  dürfen.  Er- 
freulich  und  nachahmenswert!!  ist  das  Vorgehen  sowohl  des  Pro- 
vinzialausschusses  für  Brandenburg,  welcher  „als  Ae.piivalent  für 
die  erleichterte  Unterhaltung  der  Chaussee"  für  die  Lokalbahn 
Perleberg. Wittenberge  eine  Unterstützung  von  50000.« 
hat,  als  auch  der  Ostfriesischen  Stände,  welche  für  die 
Norden  -Emden-  Aurich  -Wittmund  sich  bereit  erklärt  haben,  pro 
Kilometer  zu  gewähren:  bei  normaler  Spur  7500  M.  oder  rot. 
16*,',  7.  und  bei  schmaler  Spur  5000  M.  oder  roL  lü'/j— 20%.  - 

Nicht  minder  werden  die  Anschlussbahnen  den  Bau  der 
Lokalbahnen,  ihrer  Zubringer,  welche  die  sicherste,  weil  von  der 
Konkurrenz  unabhängige  Einnahmequelle,  den  Lokalverkehr, 
heben,  im  eigenen  Interesse  unterstützen,  etwa  durch  Stellung  von 
Betriebsmitteln  bei  normaler  Spur,  durch  billig  berechnete  Mit- 
benutzung des  Anschlussbahnhofs,  durch  Hergabe  alter  Schienen 
für  Bahnhofsgleise  u.  a.  m.,  so  dass  auf  diese  Weise  wiederum 
eine  Subvention  von  ca.  20 "  „  erreicht  wird,  mit  welchem  Betrage 
die  Anschlussbahn  an  dem  Reinertrage  Theil  nimmt  — 

Die  noch  fehlenden  40  •  „  sind  seitens  der  Städte  und  der 
zumeist  betheiligten  Adjazenten  in  Geld  oder  Naturalleistungen 
aufzubringen.  — 

Nachdem  durch  den  Erlass  der  „Bahnordnung  für  deutsche 
Eisenbahnen  untergeordneter  Bedeutung"  vom  12.  Juni  1878 
seitens  der  Staatsaufsichts- Behörden  wesentliche  Erleichterungen 
im  Bau  und  Betrieb  der  Lokalhahnen  gestattet  worden  sind,  so 
dass  sich  dieselben  in  einer  ihrer  Individualität  entsprechenden 
Weise  frei  zu  entwickeln  und  daher  schon  in  den  ersten  Jahren 
ihre  Rentabilität  aufser  Zweifel  zu  stellen  vermögen,  bleibt  dringend 
zu  wünschen,  dass  die  Leistungen  der  Lokalbahnen  für  die  Post-, 
Telegraphen-  und  Militair-Yerwaltnng  mindestens  in  voller  Höhe 
der  Selbstkosten  so  lange  entschädigt  werden,  bis  das  in  einer 
Eisenbahn  minderer  Ordnung  angelegte  Kapital  eine  Verzinsung 
von  4  •','„  gewährt  Zumal  die  Reichs-Postverwaltung  könnte  dieser 
billigen  Forderung  um  so  eher  genügen .  als  durch  den  Wegfall 
der  kostspieligen  Personen-  und  Packet-Pnsten  direkte  Ersparnisse 
erzielt  werden  und  in  Folge  der  weiteren  Ausdehnung  des  Eisen- 
bahnnetzes der  Postverkehr  sich  naturgemäfs  steigert 

Wer  n  ich. 

Konkurrenzen. 

Konkurrenz  für  Entwürfe  zum  Wiederaufbau  dea 
Thttnnes  der  deutaohen  Kirohe  in  Stockholm.  Wir  sind 
nunmehr  in  den  Besitz  des  .vom  November"  d.  J.  datirten  Pro- 
gramms dieser  bereits  in  No.  88  u.  Rl.  erwähnten  Konkurrenz 
gelangt  und  glauben  nach  Einsicht  desselben  unsern  Fachge- 
nossen eine  Bcthciligung  an  derselben  wohl  empfehlen  zu  können, 
obgleich  die  Bedingungen  mit  unsern  deutschen  Grundsätzen 
vielfach  nicht  überein  stimmen.  Es  gilt  dies  letztere  namentlich 
dafür,  dass  die  Namen  der  Preisrichter  nicht  genannt  sind,  sowie 
dass  eine  öffentliche  Ausstellung  und  ein  motivirtes  Gutachten 
nicht  garantirt  werden  —  Punkte,  die  an  sich  wichtig  genug  sind, 
bei  einer  Konkurrenz  im  Auslände  aber  natürlich  weniger  ins 
Gewicht  fallen. 

Dass  trotz  alledem  Aussicht  auf  einen  korrekten  Verlauf  des 
Verfahrens  vorhanden  ist,  glauben  wir  einerseits  aus  der  sorg- 
fjiltig-n  Vorbereitung  der  Unterlagen  —  6  Blatt  Umdruckzeich- 


nungen  -  andrerseits  aus  dem  Umstände  schliefsen  zu  können, 
dass  die  Vertheilung  der  ausgesetzten  Preise  unter  allen  Um- 
ständen stattfinden  soll. 

Aus  jenen  Zeichnungen  ersehen  wir,  dass  die  (bis  auf  das 
Dach  erhaltene)  Kirche  ein  Werk  später  Gothik,  mit  hohen,  auf 
2  Pfeilern  mheuden  Netzgewölben,  ist:  das  Aentsere,  welches 
eventuell  der  neuen  Architektur  des  Thurm  es  entsprechend  tun- 
cestaltet  werden  soll,  zeigt  den  nüchternsten  Zopfstil,  her  alte 
Thurm  hatte  Uber  einem  (erhaltenen)  massiven  Unterbau  von 
rot  S8"  Höhe  einen  schlanken  Holzaufbau  in  zierlicher  Spat- 
Renaissance,  der  bis  zur  Spitze  des  feinen  Helms  weitere  35™ 
sich  erhob.  Die  Lage  der  Kirche  soll  eine 
und  die  Erscheinung  des  Thurms  (der  beim  Ncuba 
durchweg  massiv  konstruirt  werden  soll)  in  dem 
Stadtbilde  von  Stockholm  eine  wesentliche  Rolle  gespielt  haben. 

Da  der  materielle  Umfang  der  Arbeit  nicht  bedeutend  ist 
und  Rücksicht  auf  eine  bestimmte  Baukosten-Summe  niebt  ver- 
langt wird,  so  glauben  wir,  dass  die  Verhältnisse  immerhin  so 
liegen,  dass  eine  Anzahl  deutscher  Architekten  an  der  Konkurrenz 
sich  betheiligen  wird  —  um  so  mehr  als  die  Gemeinde  ihrerseits 
dies  lebhaft  wünschen  soll.  Es  wäre  in  mehr  als  einer  Hinsicht 
ein  erfreuliches  Ereigniss,  wenn  es  deutscher  Kunst  beschieden 
wäre,  ihre  Fahne  wieder  einmal  im  fernen  Norden  aufzuschlagen, 
wohin  sie  wiederholt  schon  mit  Fhren  vorgedrungen  ist,  und  wenn 
der  Thurm  der  deutschen  Kirche  Stockholms  eines  deutschen 
Meisters  Werk  würde! 

Die  Konkurrenz  für  Petroleum -Lampen,  welche  die 
Dtscb.  Metall-Ind.  Ztg.  ausgeschrieben  hatte  und  die  wir  auf 
S.  322  u.  Bl.  zu  besprechen  Gelegenheit  nahmen,  hat  in  der 
That  den  von  uns  befürchteten  Ausgang  genommen.  Es  sind  nur 
7  Lampen  von  5  verschiedenen  Fabrikanten,  unter  denen  jedoch 
die  leistungsfähigsten  Firmen  nicht  vertreten  waren,  eingegangen ; 
keine  derselben  entspricht  den  Wünschen,  die  man  in  künst- 
lerischer Beziehung  hegen  mufste.  Die  beiden  aasgesetzten 
Preise  sind  von  der  Beurtheilungs-Kommission  den  von  Hrn. 
R.  Falk  (Inst.  f.  chemisch-mechanische  Ziselirung)  und  Hrn. 
Paul  (Fabr.  f.  galvanische  Kiinst-Ind-Artikel)  zu  Berlin 
Lampen  zugesprochen 


Brief-  nnd  Fragekasten. 

Hrn.  8.  in  Breslau  und  Hrn.  W.  in  Friedrichsdorf. 
Ihnen  ein  Verzeichniss  der  bedeutendsten  Architektur  -  Finnen 
Wiens  und  Budapests,  sowie  eine  Liste  der  dort  im  Gange  t»e- 
findlicheu  grofeeren  Bau  -  Ausführungen  zn  liefern,  bezw.  die 
technischen  Zeitschriften  anzugeben,  welche  Inserate  veröffent- 
lichen, geht  über  die  Ansprüche  hinaus,  die  wir  im  Interesse 
unserer  Leser  zu  erfüllen  im  Stande  sind.  Welche  Zeitungen  die 
„gelesenstcti"  sind,  ist  überdies  eine  Frage,  deren  Beantwortung 
uns  leicht  unangenehme  Reklamationen  zuziehen  könnte. 

Hrn.  M.  in  Burbach.  Wir  haben  über  mehre  Exemplare 
der  von  Hrn.  Ziv.  -  Ing.  Scharowskv  in  Dresden  aufgestellten 
Normalprulile  für  Walzcisen  nicht  zu  verfügen  und  bitten  Sie 
dieserbalb  an  Hrn.  Scharowskv  selbst  bezw.  den  Sachs.  Ing.-  u. 
Archit-V.  in  Dresden  sich  zu  wenden. 

Hrn.  J.  S.  B.  in  Breslau.  Vermuthlich  befindet  sich  unter 
den  verschiedenen  Fach-Katechismen  auch  ein  „Katechismus  der 
Oeünalerei",  was  Sie  von  jedem  Sortiments  -  Buchhändler  leicht 
erfahren  können.  Uns  ist  ein  Werk  dieses  Inhalts  nicht  bekannt, 
so  dass  wir  Ihnen  ein  solches  auch  nicht  empfehlen  können.  - 
Sollte  der  von  Ihnen  in  Aussicht  genommene  Weg,  die  zur  Her- 
stellung von  Kopien  sowie  zum  Restauriren  von  Gemälden  er- 
forderliche „Technik"  aus  einem 
überhaupt  wühl  der  richtige  seinV 

Hrn.  R.  D.  in  Stralsund  und  Hrn.  B.  in  L.  An  den 
Konkurrenzen  des  Berliner  Architektenvereins,  bei  denen  —  falls 
nicht  von  anderer  Seite  Zusatz-Prämien  in  Geld  ausgesetzt  worden 
sind  —  werthvolle  Werke  der  Facblitteratur  als  „Andenken"  an 
die  Sieger  vertheilt  werden,  dürfen  selbstverständlich  nur  Vereins- 
Mitglieder  sich  betheiligcn.  Die  Aufnahme  in  den  Verein ,  zu 
welcher  eine  durch  mindestens  1  jährigen  Besuch  einer  technischen 
Hochschule  nachgewiesene  akademische  Bildung  bezw.  die  ein- 
stimmige Empfehlung  des  Vorstandes  befähigt,  ist  beim  Vorstande 
unter  Kinreichung  eines  von  2  Mitgliedern  beglaubigten  Lebens- 
laufes schriftlich  nachzusuchen. 

Hrn.  W.  in  Basel.  Von  einer  Publikation  des  Reichs- 
Postgebäudes  in  Bremen  ist  uns  bis  jetzt  nichts  bekannt  geworden. 
Da  das  Gebäude  erst  kürzlich  vollendet  worden  ist,  erscheint  die 
Existenz  einer  solchen  auch  wenig  wahrscheinlich. 

Hrn.  L.  in  Berlin.  Eine  Sammlung  bezgl.  „Dichtungen" 
unter  dem  Titel:  „Die  beliebtesten  Zimmermanns  -  Sprüche"  ist 
im  Verlage  von  B.  F.  Voigt  zu  Weimar  erschienen  und  für  den 
Preis  von  2,25  M  zu  beziehen.  In  den  meisten  Fällen  lassen 
sich  solche  allgemeine  Vorlagen  jedoch  nicht  gebrauchen,  da  es 
gerade  die  Anspielungen  auf  die  eigenartigen  Verhältnisse  des 
Orts>ind,  die  des  Haupt- Effektes  auf  die  Zuhörerschaft  gewiss 
sein  können.  Es  empfiehlt  sich  daher  immer  am  meisten,  der 
Hülfe  eines  bewährten  Gelegenheitsdichters,  an  denen  in  Deutsch- 
land ja  nirgends  Mangel  ist,  sich  zu  versichern.  


kommJ»loii»trU«  «w  C»rl  Beetlti  in  Berlin.    Fär  die  Rodaitton  Twintwortlltb  K.  K.  O.  Frltarh,  B'fltn.    I>rn<-kj  W.  Ii o«i«r  Hofbo 


thd,.c.er.l.  Berti.. 


No.  95.   ^  DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 

Verband  deutscher  Arrnitekteti-  und  Ingenieur- Vereine.  —   Amtlich^  Kinrtibrvtur  der  Nonnrn 
N  *-r  Mitlli.flu<w  über  die  Tr«l.bi,ck.il  einiger  *i*mm  <>b.rt,«u-«T.i,nw.  ,uli  l.«,^.. 
•  »Her  Art.  —  Zur  Berliner 


485 


einheitlich«  LI»««uiik  und  Prüfung  I'urUwxl 
—  Vonchl«  iu  «»er  deuurne»  Auu.KII.mil  für 
Uli«,  der  Klrrben.  -  Person. |.««ekfl«kl*a 


Verband  deutscher  Architekten-  und  Ingenieur -Vereine. 

Mit  Bezugnahme  auf  den  Besohl  uss  iler  Abgeordneten- Versammlung  in  Coburg,  I,  1  des  Protokolls  vom  24.  August 
1877.  und  auf  unser  Ausschreiben  vom  20.  September  e.  erlauben  wir  uns  in  Betreff  der  formellen  Behandlung  der  Gutachten 
über  „die  Bewahrung  von  Beton-Bauten"  die  Vorschlage  des  zum  Referenten  bestellten  Architekten-  und 
Ingenieur- Vereins  zu  Hannover  den  Einzel- Vereinen  zur  gefälligen  Beachtung  nachstehend  bekannt  zu  geben. 

Köln,  den  17.  November  1878. 

Der  Vorstand  des  Verbandes  deutscher  Architekten-  und  Ingenieur- Vereine. 

A.  rank.  8.  Iellin. 


Die  Untersuchung  über  Beton-Bauten  soll  sich 
auf  Hochbauten,  Brückenbauten  und  Kanäle.  Beton-I-'undirungen 
sollen  unberücksichtigt  bleiben. 

Unter  Beton  sind  alle  Mischungen  von  Sand,  Kies  oder  Stein- 
brüchen mit  Kalk  und  Zement  resp.  anderen  hydraulischen  Mortel- 
zuschlägen  verstanden. 

Die  sogenannten  Kalkpisc  •  Bauten  brauchen  nicht  berück- 
sichtigt zu  werden,  da  hierüber  die  Erfahrungen  fest  stehen. 

Für  Beton -Kanäle  erscheint  es  genügend,  wenn  im  allge- 
meinen die  Erfahrungen  über  die  Bewahrung  und  Haltbarkeit 
unter  verschiedenen  Verhältnissen  mitgetheilt  werden;  für  Hoch- 
und  Brückeubauten  ist  eine  thunlichst  vollständige  Ausfüllung  der 
nachstehenden  Schemas  erwünscht;  es  wird  genügen,  wenn  die 
Angaben  über  eine  Anzahl  besonders  charakteristischer 
gemacht  werden. 

I. 


Unter  der  Rubrik  „Bemerkungen"  würden  ucsuuuim  nugm^a 
über  Dauer  und  Zeit  der  Bauausführungen,  fil>er  die  Preise  der 
bei  den  Bauten  verwendeten  Materialien  etc.  erwünscht  sein. 
Neben  der  Ausfüllung  des  Schemas  für  die  Hochbauten  sind  ent- 
sprechende Angaben  über  die  Ausführung  erheblicher  Bautheil« 
in  Beton  (Treppen,  Decken,  Gewölbe  etc.)  von  Gebäuden,  welche 
im  übrigen  in  gewöhnlicher  Weise  konstruirt  sind,  erwünscht. 

Auf  (irund  der  Beantwortung  des  Schemas  und  der  sonst 
vorliegenden  Erfahrungen  würde  alsdann  ein  Gesammt-Urtheil 
über  die  Betnn-Bauten  des  Vereins-Gebietes  gcmäfs  Anleitung  der 
Fragestellung  nach  den  beiden  Richtungen  zu  geben  sein,  wie 
sich  Beton-Bauten  bewährt  haben,  und  wie  sich  die  Herstellunfrs- 
tind  Unterhaltungs-Kosten  gegenüber  sonstigen  Bauausführungen 


{    B« «Hintan«  und  htusv 

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i« n-  und  DkclikotutraktioiMii,  F«C>- 

bfcl«n,  1*01.™»«  il«-r  ^ud*ra*nte. 

1 

1 

II..»  ! 

II.  Für  Brüokenbauten. 


No. 

Beudchiiang,  Lngr  und 
Art  der  BenuUnuc  in 

SP.nn*eite.  PfeilaS... 

UewMbe- 

DiirdwchiutUlcnc 
Liilerlullung»- 
ko.iirn  pro  Jiibr. 

Art  der  AuifüliruiiK.  in»beiwn- 
der*  tn  Betreff  dw  Ml«rh«ii»n- 
Veruitoi-M^der    Wider  U*«, 

i 

M. 

1                                   1                 1.  1 

i       i       y " 

ist,  in  welchem  t 


Amtliche  Einführung  der  Normen  über  einheitliche 
Lieferung  und  Prüfung  von  Portland-Zomcnt.  Hatten  auch 
die  im  Jahre  1677  beschlossenen  „Normen"  sich  rasch  bei  zahl- 
reichen technischen  Vereinen  und  Instituten  Geltung  erworben, 
so  fehlte  denselben  doch  bis  jetzt  das  amtliche  Anerkennt- 
nis^ einer  grofsen  Staats-Behörde,  ohne  welche  die  voll- 
ständige Einbürgerung  der  Normen  in  der  gesamtsten  Baiipraxis 
wohl  aoeh  für  viele  Jahre  ein  Gegenstand  der  Anzweifelung 
hätte  bleiben  können.  Wir  freuen  uns  nun,  unserm  Leserkreise 
die  Mittheilung  machen  zu  können,  dass  dieser  Schwebezustand 
der  Dinge  vor  wenigen  Tagen  sein  Ende  erreicht  hat,  indem  von 
dem  preufsischen  Minister  für  Handel  etc.  unterm  10.  d.  M. 
ein  Erlass  an  sämmtliche  Behörden  und  Verwaltungen 
Reasorta,  welche  mit  Bausachen  befasst  sind,  gerichtet 
i  Behörden  angewiesen  werden,  fortan  den 
..Normen"  zu  Gründe  zu  legen,  und 
die  Provinzial- Regierungen  den  Auftrag  erhalten,  den 
anordnenden  Ministerial  -  Erlass ,  wie  auch  die  Normen  selbst 
durch  die  Amtsblätter  zur  Kenntniss  der  Öffentlichkeit  zu  bringen. 

Diese  mit  grofser  Befriedigung  seitens  der  Baubehörden  und 
Beamten,  wie  auch  der  Zement  -  Industriellen  aufzunehmend« 
Einführung  der  Normen  ist  nicht  erfolgt,  ohne  dass  zuvor  eine 
eingehende  amtliche  Prüfung  derselben  stattgefunden  hätte. 
Es  wurde  im  Winter  1877/78  im  Handelsministerium  eine 
Spezial-Kommission  gebildet,  welche  unter  dem  Vorsitz  des 
Direktors  der  Berliner  Gewerbe- Akademie ,  Geh.  Reg.-Rath  Reu- 
leaux,  längere  Zeit  hindurch  bestanden  hat  und  in  welcher  die 
verschiedenen  Interessen ,  die  bei  dem  Gegenstande  konkurriren, 
durch  geeignete  Persönlichkeiten  ihre  Vertretung  gefunden  haben; 
beispielsweise  sind  der  Vorsitzende  des  deutschen  Zement- 
fabnkanten  -  Vereins,  Hr.  Delbrück  -  Stettin,  so  wie  auch  Hr. 
Dr.  W.  Michaelis  •  Berlin  Mitglieder  der  Kommission  gewesen. 
So  viel  uns  bekannt  geworden,  hat  die  Kommission  höchst  um- 
fassende und  vielseitige  Vorarbeiten  gemacht  und  es  muss  gerade 
für  denjenigen,  welcher  auf  den  in  den  Nonnen  geschaffenen 
einheitlichen  Boden  Bich  stellt,  die  Thatsache  um  so  erfreulicher 
sein,  dass  das  Resultat  der  amtlichen  Vorprüfung  auf  eine 
ziemlich  unveränderte  Annahme  der  Normen  in  der- 
jenigen Fassung,  welche  denselben  1877  von  verschiedenen  Ver- 
einen gegeben  worden  ist,  hinaus  läuft.  Nur  an  einigon  wenigen 
(im  ganzen  etwa  10)  bat  die  Kommission  Acnderttngen 
ind  aber  alle  diese  Aenderungen  von  solcher 
sie  entweder  als  von  rein  redaktioneller  Art, 
oder  dort,  wo  hierüber  hinaus  gehend,  als  '.on  höchst 


lieber  Bedeutung  erkannt  werden  müssen.  Alle  Grund- 
anschauungen und  Prinzipien,  nach  denen  1877  die  Normen  in 
langer  Berathung  vereinbart  worden  sind,  sind  intakt  ge- 
blieben, so  dass  es  nicht  zweifelhaft  sein  kann,  dass  die  be- 
theiligten  4  Vereine,  welche  die  Normen  zu  Stande  gebracht 
haben,  die  von  der  ministeriellen  Kommission  vorgenommenen 
Aenderungen  akzeptiren  werden.  Bis  zu  dem,  wahrscheinlich 
nicht  sehr  fernen  Zeitpunkte,  dass  dies  geschieht,  glauben  wir 
uns  irgend  welchen  Eingehens  auf  die  stattgefundenen  Aende- 
rungen enthalten  und  alles,  was  wir  der  obigen  Mittheilung  hin- 
zufügen, darauf  beschranken  zu  sollen,  die  zur  Durchführung 
der  Normen  verbundenen  Vereine  darauf  hin  zu  weisen,  dass 
ihnen  nach  erfolgtem  amtlichen  Anerkenntniss  der  Normen  an 
einer  Stelle  der  preufsischen  Vcrwaltunj?  die  dringende  Ver- 
pflichtung obliegt,  ein  gleiches  Anerkenntniss  auch  bei  den  übrigen 
betr.  Verwaltungen  Preufsens,  ferner  bei  den  Rcichaverwaltungen 
und  den  Bauvcrwaltungen  der  Übrigen  Einzelstaaten  Deutsch- 
lands zu  betreiben. 

Aufser  dem  Handelsministerium  sind  in  Preufsen  noch  fast 
alle  übrigen  Ministerien  mit  Bauangelegenheiten  befasst,  und 
es  ist  nach  Lage  der  Beziehungen,  die  zwischen  den  einzelnen 
Ministerien  stattfinden,  aus  der  Thatsache,  dass  das  eine  der- 
selben die  Normen  anerkannt  hat,  noch  keineswegs  der  Schluss 
zu  ziehen,  dass  alle  übrigen  diesem  Vorgehen  folgen  werden. 

Es  bleiben  dann  in  Preufsen  ferner  auch  noch  die  zahl- 
reichen provinzial-ständischen  Verwaltungen,  die  man 
zur  öffentlichen  Annahme  der  Nonnen  wird  zu  bewegen  suchen 
müssen,  wahrend  man  im  Reiche  zu  gleichem  Zwecke  An- 
träge beim  Reichskanzleramt,  beim  Auswärtigen  Amt  der  Admi- 
ralität und  der  Postverwallung  zu  stellen  hat.  Siod  erst  einige 
unter  den  genannten  Behörden  für  die  Normen  gewonnen,  so 
werden  die  übrigen  derselben,  gleich  den  Baubehörden  in  den 
sonstigen  deutschen  Staaten,  kaum  in  der  Lage  sein,  sich  der 
Annahme  der  Nonnen  noch  auf  längere  Zeit  zu  entziehen  und 
dies  um  so  weniger,  wenn,  wie  bisher  schon  geschehen,  die  tech- 
nischen Vereine  kräftig  für  die  Sache  eintreten  und  —  wie  es 
gegenwärtig  beinahe  als  völlig  aicher  angesehen  werden  kann  — 
die  Normen  auch  im  benachbarten  Gesterreich  Eingang  finden 
sollten.  Dort  hat  ein  vom  österr.  lag.-  und  Arch. -Verein  einge- 
setztes Spezial-Komite   die  Annahme  der  Normen  —  mit  nur 


es  wird 
s  Vorschlags  sich 


in  Kürze 
machen. 


Digitized  by  Google 


48« 


Nachtrag  zu  der  Mittheilung  über  dlo  Tragfähigkeit 
einiger  eisernen  Oberbau-Systeme  mit  Langsohwellen. 

(Vergl.  die  No.  32,  34,  66  u.  CO  er.  dies.  Bl.)  Ii»  Folge  meiner 
Mitlheilung  der  He reebnungen  einiger  eisernen  Oberbau- Systeme 
wurde  mir  von  Hrn.  Direktor  Hohenegger  nachträglich  Zeich- 
nung und  Beschreibung  einer  Langschwelle  zugesandt,  welche 
aus  zwei  allen  VignoleK-Schiencn  hergestellt  werden  und  deshalb 
nur  etwa  0<i  Prozent  der  Kosten  der  Hilf  schon  l.angschwelle  er- 
fordern soll.    llr.  llohenegger  ersuchte  mich,  die  Berechnung 

dieses  Systeme» 
meiner  früheren 
Arbeit  naclizu- 
tragen.     I  He 
Details  des  Sy- 
steme« sind  aus 
neben  stehender 
Skizze    zu  er- 
sehen. Auf  jode 
Schiene  von 
9,75  ™  I  jinge 
kommen  2  Laug- 
schwellen von 
4,85  ■  Lange. 


•  —  ITC 

Schwellen -Stöfs 

— —   sind    um  rund 

HO  r™  gegen 

einander  versetzt;  die  Sehienenstöfse  sind  durch  aufsere  Winkel- 
laschen  und  innere  einfache  Laschen  gedeckt,  die  Schwellen- 
stöfse  durch  Quer  -  Schwellen  von  gleichem  Profile  wie  die 
l.angschwellen  unterstützt.  Die  2  Querschwellen,  welche  pro 
Schienen-Länge  verwendet  werden,  dienen  zugleich  als  Quer- 
verbindung des  Gestänges:  Spurstangen  werden  nicht  verwendet 
Die  Querschwellcn  sind  gerade,  die  Neigung  der  Schienen  wird 
durch  l'nterlttgs-l'lättchen  und  Blech- Sättel  erreicht;  diese  Dlech- 
Sättel  dienen  zugleich  zur  Verbindung  »on  Laug-  und  Quer- 
Schwellen.  Das  Klein-Kisenzeug  ist  im  (Ihrigen  dem  Hilfschen 
ahnlich.  J>ie  Herstellung  der  Schwellen  geschieht  in  der  Weise, 
dass  zwei  3,0«»  lange  alte  Vignoles-Schienen  mit  den  Kopten  an 
einander  liegend  im  Schweifs-Ofen  geglüht  und  in  3  Kalibern 
ausgewalzt  werden,  aus  diesen  beiden  3 m  langen  Alt-Schienen 


i,07' 


erhält  man  rot.  5  ■  Lang-Schwelle. 

Berechnung  des  Systems  (vergl.  No.  34  dies.  Zeitg) 

|Jj  Z.         }  Peloc hter  Querschnitt 

W  =  rot-  932;  6=27,0 ">>;  o,'=9,0'»;  «,=6,26 

Daraus  erhält  man: 
Sl,  =  105143  (C  =  16)be«w.  108171 
d,  =  2,0905  „  ,1.771 
.Vi  —  706  ,  „  727 
„Vt  =  673  ,  ,  588 
St  «=  627  „  „  531 
(,}  at  0,9 

Nach  0,5™-'  Einrosten  der  Schwelle,  also  für  <?  =  0,8«" 
A,i  =  7!)J  bezw.  072,  im  Mittel  733  k*  pro  <i™. 
Frankfurt  a.  IL,  den  11.  Sept.  1878. 

K.  W.  Wolff, 


9)  i.  M.  106657  na*H. 
„    1,931  W  pro  q™. 
„  717 

»  580 
579 


Vorschlag  zu  einer  deutschen  Ausstellung  für  Gas- 
Koch-  und  Heizapparate  aller  Art.  In  No.  19  er.  des 
„Journals  f.  Gasbeleuchtung"  findet  sich  die  ausführliche  Motivi- 
rung  der  Veranstaltung  einer  solchen  Ausstellung,  die  insbesondere 
darin  liegen  soll,  dass  dem  l'ubliknm  die  Wohlthaten  und  Vor- 
theile der  einfachen  und  reinlichen  Heilmethode  mit  Gas  viel  zu 
wenig  allgemein  bekannt  seien.  Diese  Thatsacho  wird  mit  dem 
Hinweise  darauf  belegt,  dass,  während  der  Konsum  an  Gas  für 
Beleuchtungszwecke  in  stetiger  steigender  Zunahme  begriffen  ist, 
Gas  zn  Koch-  und  Ileizzwecken  in  Deutschland  heute  noch  in 
nur  geringen  Mengen  zur  Benutzung  gelangt.  Hervor  ragend 
hierin  ist  Paris ,  wo  die  Gas-Kompagnie  die  Röhrenleitungen  für 
derartige  Zwecke  theil  weise  gratis  herstellt  und  sogar  Prämien 
für  die  Verwendung  einer  bestimmten  Flammensah]  gewährt  — 
eine  Thatsache  freilich,  die  bei  dem  relativ  hohen  Preise  von 
10  Pf.  pro  rhm,  den  in  Paris  das  Gas  besitzt,  für  uns  nicht  viel 
Auffalliges  besitzt.  Da  der  Bedarf  von  Gas  zu  Koch-  und  Ileiz- 
zwecken zumeist  in  die  Tagesstunden  fällt,  so  hat  die  Sache  nicht 
nur  für  die  Konsumenten,  sondern  auch  für  die  Gasanstalten  ihre 
besonders  wichtige  Seite  und  gerade  dieses  Zusammentreffen  der 
beiderseitigen  Interessen  ist  es,  welches  uns  veranlasst,  der  im 
,Gasjournal"  gegebenen  Anregung  durch  gegenwärtige  Mittheilung 
förderlich  zu  sein. 

Zur  Berliner  Bauordnung.  Der  bei  Besprechung  des 
grofsen  Brandes  auf  dem  Buase'schen  Grundstück  am  Moritzplatze 
in  d.  Bl.  ausgesprochene  Tadel  des  Fehlens  einer  Boden- 
treppe im  Vorderhause  der  meisten  neueren  Grundstücke  Berlins 
hat  sich  am  lo.  d.  M.  schon  wieder  bei  einer  Feuersbrunst  in 
der  KurfOrsten-Strasse  No.  43  als  richtig  erwiesen.  Auch  hier  ist 
das  Löschen  des  brennenden  Dachstuhls  erschwert  und  verzögert 
worden,  weil  eine  solche  Treppe  fehlte.  Die  Feuerwehr  musste 
sich  erst  durch  die  Decke  des  dritten  Stocks  einen 
da  die  entlegenen  Xehontreppon  nicht  genügten. 


Bei  diesem  Brande  haben  sich  aber  noch  zwei  andere  Uebel 
der  neueren  Berliner  Häuser  als  verderblich  gezeigt  Das  hol- 
lerne  Hauntgesims,  eine  ästhetisch  und  technisch  nicht  zu 
rechtfertigende  Anlage  bei  massiven  Gebäuden,  ist,  weil  es  aus 
leichtem  llolzwerk,  Bohlen  und  Brettern  besteht,  dem  Feuer  leicht, 
aber  dem  Wasserstrahl  der  Spritzen  schwer  zugänglich.  Von 
aussen  zerstreut  sich  der  Strahl  hei  bedeutender  Höhe  und  wird 
dadurch  weniger  wirksam,  kann  sogar,  ähnlich  wie  ein  leichter 
liegen,  das  Feuer  durch  Zufahrung  frischer  Luft  befördern;  von 
inneu  aber  kann  man  dem  Gesims  nicht  heikommen,  wenn  der 
Dachstuhl  brennt  So  stürzte  also  auch  hier  das  (lammende 
Gesims  theils  auf  die  Strafte,  theils  auf  die  vortretenden  Balkons, 
von  wo  es  den  Brand  leicht  hätte  in  die  unteren  Stockwerke 
führen  können,  während  einzelne  Brettatücke  noch  längere  Zeit 
wie  ein  Damokles-Sohwert  an  einzelnen  Nägeln  hängen  blieben. 
Auch  ist  beim  Holzgesims  die  Fortpflanzung  des  Feuers  in  ein 
gleich  hohes  Nebcuhaus  trotz  der  Blcchbckleidung  nicht  ganz 
ausgeschlossen. 

Ferner  ist  die  Art  unserer  Deckonkonstruktion  mit  ihren 
dünnen  Schalbrettern  und  der  oft  kaum  handhoch  aufgetragenen 
Scbuttlage  nicht  allein  für  Schall  und  Wärme  leicht  durch- 
dringlich und  dadurch  für  die  Bewohner  äußerst  lastig,  sondern 
befördert  auch  die  Fortpflanzung  des  Brande«  und  Rauches  viel 
mehr,  als  die  alten,  mit  Lehm  übertragenen  soliden  halben  Windel- 
böden,  welche  freilich  wegen  ihres  grösseren  Gewichts  stärkere 
Balken  erfordern,  als  mau  heut  zu  Tage  anzuwenden  gewohnt 
ist.  So  ist  es  bei  dem  in  Rede  stehenden  Brande  geschehen, 
dass  die  im  dritten  Stock  sorglos  schlafenden  Personen,  bevor 
sie  geweckt  wurden,  beinahe  im  Rauche  erstickt  wären,  was  wobl 
zum  Theil  anf  Rechnung  dieser  dünnen  Decke  zu  schreiben  ist, 
von  der  das  aufgespritzte  Wasser  den  Kalkputz  abgeweicht  hatte. 

Möge  die  seit  einem  Jahrzehnt  sehnlichst  erwartete,  für  grobe 
Stadttheile  Berlins  leider  schon  zu  spät  kommende  neue  Bau- 
polizei-(  Ordnung  auch  dieser  l 'ebelstände  gedenken!         .1.  G. 

Stadtbaumeister-Stelle  zu  Weissenfels.  In  No.  93  d.  Bl. 
ist  für  „akademisch  gebildete  Fachmänner"  eine  Stadtbaumeister- 
Sudle  vom  Magistrat  zu  Weifsenfeis  ausgeschrieben.  Aus  dem 
Vorbehalte  der  vierteljährlichen  Kündigung  geht  hervor,  dass  der 
Anzustellende  nicht  Magistratsmitglied  sein  soll.  Da  zn 
vermuthen  ist,  dass  dennoch  manche  Kollegen  sich  melden  werden, 
weil  ihnen  die  meist  recht  subalterne  Beschaffenheit  einer  der- 
artigen Stelle  nicht  bekannt  ist  und  weil  sie  auch  nicht  Gelegen- 
heit gehabt  haben,  die  Vorkommnisse  bei  der  ähnlichen  Stadt- 
haumeister-Stelle  zu  Münster  i.  W.  zu  erfahren,  so  mögen  etwaige 
Reflektanten  hierdurch  gewarnt  und  auf  die  Notiz  in  No.  76  d.  Bl. 

J.  St 


die 
liebte 


bei  katholischen  Geistlichen  noch  immer  sehr  be- 
als  Austlusa  von  vollendeter  Kunstkennerschaft  hoch 
„Puritikation"  der  Kirchen,  d.  h.  die  Herstellung  einer 
o  „Stileinheit"  in  denselben,  führt,  zeigt  der  nach- 
inte ressante  Fall: 
Die  katholische  Kirche  zu  Hamm  in  Westfalen  ist  eine  alle 
Klosterkirche,  welche  in  den  Jahren  1504—12  erbaut  wurde  und 
ganz  entschieden  die  Formen  der  spätesten  Gothik  zeigt  Der 
Pfarrer  dieser  Kirche  bat  ein  lebhaftes  Interesse  für  die  Aus- 
schmückung seiner  Kirche,  weifs  auch  Andere  dafür  zn  gewinnen 
und  hat  schon  mancherlei  Lobenswerthes  zu  Staude  gebracht. 
Nun  stört  ihn  der  hohe  Hauptaltar,  ein  sehr  respektables  Werk 
:  der  spätesten  Renaissance,  das  vortrefflich  ausgeführt,  an  seiner 
i  Stelle  sehr  wirksam  und  gut  erhalten  ist  und  seinen  Zweck  in 
|  jeder  Beziehung  vollkommen  erfüllt  Fr  wünscht  ihn  als  nicht 
gothisch  zu  beseitigen,  an  seine  Stelle  einen  modernen  gothischen 
Altar  zu  setzen  und  das  hinter  ihm  befindliche  Mittelfenster  des 
Chors  mit  einem  gothischen  Glasgemälde  zu  schmücken.  Fr  hat 
zu  diesem  Fenster  einen,  an  sich  recht  guten  Entwurf  fertigen 
lassen,  welcher  aber  unglücklicher  Weise  in  dem  FonneDkreise 
des  dreizehnten  Jahrhunderts  gehalten  ist.  Also,  um  der 
Stileinheit  willen  will  er  einen  guten  und  schönen  Haupt- 
altar des  17.  Jahrhunderts  entfernen  und  an  seine  Stelle  ein 
modernes  gemaltes  Fenster  seuen,  welches  seinen  Formen  nach 
um  2.  bis  3.  Jahrhunderte  älter  erscheint  als  das  Gebäude, 
dessen  integrirenden  Theil  es  bilden  soll!  R.  B. 


Personal  Nachrichten. 


Der  Regierung«-  und  Baurath  Reitemeier  zu  Bromberg, 


-.  Piossek 


Mitglied  der  k.  Direktion  der  Ostbahn,  ist 

den  Funktionen  des  Vorsitzenden  d 

Königsberg  i.  Pr.  nach  dort  und  der 

von  Ratibor  nach  Kattowits  versetzt  worden 

Die  Bauführer-Prüfung  haben  bestanden:  a)  für  beide 

Fachrichtungen :  Arthur  Bohnen  aus  Krefeld,  Paul  Gruhl  und 

Rob.  Schulze  aus  Kothen,  Georg  Schafstein  aus  Soest;  — 

b)  für  das  Hochbatifach:  Rcinh.  Knoch  aus  Tanna,  t'onr. 
I  R  c  i  m  c  r  u.  Friedr.  Körte  aus  Berlin  u.  Alfr.  Messel  a.  Darmstadt. 

Die  Baumeister- Prüfung  hatten  bestanden  für  das  Hoch- 
1  baufach  Oskar  Kosidowski  ans  Landsberg  a.  W., 

Ingenieurfach  Goldkuhle  aus  Wiedenbrück. 


«•Mm;  .«>,  Ort  Bulil»  in  1 


K.  K.  O.  Kritich, 


l>wk;  W.  lioeter  Ho 


fbocSdrufkcr  n.  UttÜM. 

Digitizea  oy  Google 


No.  96. 


487 


Inhnlt:  Die  Knnkurm»  für  Eiilwurfr 
MtrnMmrf.  —  Zw  Refnrm  dar  pren(rl«chrn 

Vereinen:  Verein  für  Einenbnhiikiuid*  III  Berlin.  —  Arr.hlteVwii-  und  In- 

Berlin.  —  Vermiirhtee: 


im  KnUeg1*r>-l»eriiad«  der  Unlrerritit 
ewerbeerhalen.  —  Ii itt  h ei  langen 


Vorrichtung  mm  Stellen  einer  gegen  die  Npiue  liefenrrne«  Wriebe  von  der 
■Botin  «u-   —  in.  Letptlger  Thune»  «nd  die 
Aiuutel.unt  —  Brief-  und  Frngekneten. 


Die  Konkurrenz  für  Entwürfe  zum  Kollegien -Gebäude  der  Universität  Strafsburg, 


ehört  die  vor  einigen  Wochen  entschiedene 
Konkurrenz,  welche  die  Reichsbehörden  für 
Entwürfe  zum  Allgemeinen  Kollegien-Gebäude 
der  Kaiser -Wilhelms -Universität  Strafsburg 
[Wk  VvlVw  BY  aus?escttrieben  hatten,  nach  Rang  und  Um- 
Y^i^*«'  fang  der  Aufgabe  auch  nicht  zu  den  gröfsten 
ihrer  Art.  so  haben  die  nationale  Bedeutung 
letzteren  und  die  Vorgeschichte  der  Konkurrenz,  in  Ver- 
i  Umstände,  dass  die  architektonischen  Kräfte 
rar  Zeit  nicht  all  zu  sehr  in  Anspruch  ge- 
sind, diesem  künstlerischen  Wettkampfe  doch  eine 
nicht  gewöhnliche  Theilnahme  zugewendet.  Die  Betheiligung 
an  demselben  darf  nicht  blos  nach  der  Gesammt-Zahl  der 
eingelieferten  Entwürfe,  sondern  auch  nach  dem  Verhältniss, 
in  welchem  hervor  ragende  Künstler  unter  den  Konkurrenten 
vertreten  waren,  eine  sehr  bedeutende  genannt  werden  und 
der  absolute  Werth  der  aufgewendeten  Arbeit  steht  im  Durch- 
schnitt höher,  als  bei  irgend  einer  Konkurrenz,  über  welche 
in  diesen  Blattern  bisher  berichtet  wurde. 

Unser  diesmaliger  Bericht  kann  trotz  alledem  ein  kurzer 
sein.  Die  knappen  Bestimmungen  des  Programms  in  Bezug 
auf  Zahl  und  Gröfse  der  verlangten  Räumlichkeiten,  die 
natürlichen  Erfordernisse  für  die  Lage  derselben,  vor  allem 
aber  die  engen  Grenzen,  welche  die  disponible  Bausumme 
dem  gestaltenden  Triebe  der  architektonischen  Phantasie  zog, 
haben  zu  einer  vcrhältnissm&fsig  grofsen  Gleichartigkeit  der 
Lösungen  gefuhrt,  welche  nur  wenige,  unter  sich  gering  variirte 
Typen  aufweisen.  So  werden  sich  die  Details  der  Lösung 
am  besten  in  ein  allgemeines  Referat  zusammen  fassen  lassen, 
während  eine  Würdigung  der  in  den  einzelnen  Entwürfen 
vorliegenden  individuellen  Momente  sich  nur  auf  die  künst- 
lerisch werthvollsten  Arbeiten  zu  erstrecken  hat. 

Bei  dem  Mangel  eines  für  die  Oeffentlichkeit  bestimmten 


tragliche  Beseitigung  bekanntlich  durch  den  Berliner  Archi- 
tekten-Verein erstrebt  wird  und  hoffentlich  nicht  aussichtslos 
ist  —  bietet  uns  der  in  gegenwärtiger  No.  d.  Bl.  abgedruckte  Be- 
richt über  einen  von  Hrn.  Brth.  Hase  im  A  u.  I.-V.  zu  Han- 
nover gehaltenen,  das  Ergebniss  der  Konkurrenz  kritisch  be- 
handelnden Vortrag  in  mehrfacher  Hinsicht  eine  erwünschte 
Grundlage.  Die  Veröffentlichung  von  Entwürfen  werden  wir, 
da  dem  Vernehmen  nach  eine  umfangreiche  Lichtdruck- 
Publikation  des  bezgl.  Stoffes  beabsichtigt  wird,  auf  das  an 
erster  Stelle  prämiirte  und  nach  Beschluss  der  Reichs-  und 
Univcrsitats-Bchörde  zur  Ausführung  bestimmte  Projekt  von 
Hrn.  Architekt  Warth  in  Karlsruhe  beschranken.  — 

Das  Programm  der  Konkurrenz,  welches  in  einer  be- 
en  Beilage  zu  No.  43  d.  ßl.  publjzirt  wurde,  liegt 
Lesern  seinem  Wortlaute  nach  vor.  Die  Klarheit  und 
Präzision  desselben,  die  wir  seiner  Zeit  hervor  hoben,  hat  sich 
in  dem  Erfolge  der  Konkurrenz  bewahrt.  Freilich  lasst  sieb, 
nachdem  die  Entscheidung  des  Preisgerichts  gefällt  ist  und 
einzelne  entscheidende  Momente  der  Beurtheilung  hervor  treten, 
der  Ansicht  vieler  Konkurrenten  die  Berechtigung  nicht  ab- 
sprechen, dass  das  Programm  in  vieler  Beziehung  hätte  voll- 
standiger  sein  können.  Welche  enorme  Erleichterung  der 
Arbeit  wäre  es  z.  B.  gewesen,  wenn  der  Normal-Maasstab  für 
die  Beurtheilung  der  Baukosten,  der  durch  die  Veranschlagung 
des  älteren  Eggert'schen  Entwurfs  ermittelte  Einheitspreis  von 
21  M.  pro  <*"»,  im  Programm  bekannt  gemacht  worden  wäre, 
und  welcher  vernünftige  Grund  lag  vor,  eine  solche  Bekannt- 
machung zu  unterlassen?  Und  dürfte  nicht  in  verschiedenen 
anderen,  für  die  Lösung  prinzipiell  wichtigen  Gesichtspunkten, 
nach  eingehender  Prüfung  jenes  älteren  Entwurfs  durch  die 
nachmaligen  Preisrichter,  deren  Ansicht  bereits  so  fest  ge- 
standen haben,  dass  es  in  der  That  an  ein  Spiel  mit  der 
Arbeitskraft  der  Konkurrenten  streift,  wenn  diese  für  die  Ent- 
scheidung der  Konkurrenz  maafsgebende  Ansicht  nicht  zum 
mindesten  als  Wunsch  vorher  kund  gegeben  wurde?  —  Es 
liegt  uns  fern,  hieraus  einen  persönlichen  Vorwurf  gegen  die 
Preisrichter  erheben  zu  wollen,  die  eine  derartige  Detail- 
lirung  des  Programms  vcrmuthlich  im  Lichte  einer  stören- 
den Beschränkung  künstlerischer  Freiheit  betrachtet  und 
deshalb  unterlassen  haben.  Als  einen  wichtigen  Beitrag 
zu  den  Erfahrungen,  aus  welchen  eine  unablässige  Ver- 


glaubten wir,  diese  Bemerkung  jedoch  nicht  unterdrücken  zu 
dürfen.  — 

Was  zunächst  das  wichtigste  allgemeine  Moment  der 
Lösung,  die  Grundform  des  Gebäudes  und  dessen 
Beziehung  zu  seiner  Umgebung,  betrifft,  so  erfahren 
wir  aus  dem  Bericht  des  Hrn.  Brth.  Hase,  dass  die  Ansicht 
der  architektonischen  Mitglieder  des  Preisgerichts  mit  der- 
jenigen der  beiden  Universitäts-Professoren  in  einem  prinzi- 
piellen Gegensatz  sich  befunden  hat  —  in  einem  Gegensatz, 
bei  welchem  wir  übrigens,  trotz  williger  Verbeugung  vor  jener 
fachmännischen  Autorität,  doch  in  gewissem  Sinne  die  Partei 
der  Minderheit  ergreifen  möchten. 

Wie  auch  der  bezgl.  Bericht  hervorhebt,  zeigten  die  dies- 
maligen Konkurrenz- Arbeiten  im  allgemeinen  einen  bedeutenden, 
höchst  erfreulichen  Fortschritt  sowohl  in  Bezug  auf  Herstel- 
lung der  Kommunikation  innerhalb  des  Gebäudes,  wie  in 
Bezug  auf  die  Versorgung  desselben  mit  Luft  und  Licht;  die 
Erfahrungen  früherer  Konkurrenzen,  namentlich  derjenigen  zum 
Reichtagsbause  und  zum  Hamburger  Rathhause,  sind  in  der 
That  als  ein  guter  Samen  aufgegangen.  Wenn  die  Wahl  der 
Grundform  für  ein  öffentliches  Gebäude  zunächst  stets  als  ein 
Kompromiss  zwischen  jenen  beiden,  auf  Konzentrirung  und 
auf  Auflösung  der  Baumassen  hin  drängenden  Forderungen 
sich  ergeben  wird,  so  darf  konstatirt  werden,  dass  dieses 
Kompromiss  auch  bei  denjenigen  besseren  Arbeiten,  die  wie 
die  Warth'sche,  das  Bedürfnis*  leichtester  Kommunikation  in 
den  Vordergrund  gestellt  hatten,  ein  glückliches  war.  An 
Besonderheiten  des  Strafsburger  Klimas,  welches  die  Anordnung 
geschlossener  Höfe  verbieten  sollte,  falls  diese  nur  eine  ent- 
sprechende Gröfse  besitzen,  ist  schwer  zu  glauben. 

Aber  auch  die  Lage  der  Baustelle  und  die  Beziehung 
des  Gebäudes  zu  seinen  Umgebungen  erfordert  sicherlich  Be- 
rücksichtigung, und  aus  dieser  heraus  erscheint  uns  die  For- 
derung der  Strafsburger  Professoren  nichts  weniger  als  merk- 
würdig. Wer  den  Situationsplan  auf  S.  218  u.  19  u.  Bl.  ins  Auge 
fasst,  wird  sich  schwerlich  der  Ansicht  entziehen  können,  dass 
die  Lage  des  Hauses  am  Schluss  einer  umfangreichen,  zu  ihm  in 
engster  Beziehung  stehenden  Gebäude-Gruppe  eine  Oeffnung 
desselben  nach  dem  Universitäts-Garten  als  die  natürlichste 
Lösung  erscheinen  lasst,  zumal  wenn  er  noch  weifs,  dass 
nach  dieser  Richtung  hin  eine  reizvolle  Aussicht  nach  den 
Bergen  des  Schwarzwaldes  sich  darbietet.    Das  Bestreben, 


dieses  Moment  der  Situation 


verbunden  mit  dem 


Streben  nach  dem  bei  Vermeidung  innerer  Höfe  zu  erzielen- 
den höchsten  Maafse  von  Licht  nnd  Luft,  erscheint  uns  so 
lange  kein  Fehler,  sondern  ein  hoher  Vorzug,  als  das  Be- 
dürfniss der  Kommunikation  im  Innern  des  Gebäudes,  welches 
die  eigenartige  Benutzung  desselben  bedingt,  noch  gewahrt 
ist,  und  in  dieser  Beziehung  durfte  die  Anschauung  der  Pro- 
fessoren immerhin  auch  als  eine  sachverständige  gelten.  Da- 
gegen kann  eine  über  das  that&achlichc  Bedürfnis*  einer  Uni- 
versität hinaus  gehende  Konzentrirung  des  Verkehrs  im  Innern 
des  Gebäudes  nicht  dafür  entschädigen,  wenn  jene  eigenartige 
Lage  desselben  so  gut  wie  gar  nicht  berücksichtigt  ist,  wenn 
es  den  zu  ihm  gehörigen  Nachbargebäuden  den  Rücken  kehrt, 
ja  sogar  einer  würdigen  Verbindung  mit  dem  Universitats- 
Garten  überhaupt  entbehrt  —  wie  dies  z.  B.  in  dem  hoch 
gerühmten  Projekt  von  Mylius  &  Bluntschli  der  Fall  ist 

Aus  ähnlichen  Erwägungen,  die  in  der  mit  genauester 
Kenntniss  der  Baustelle  und  des  Bedürfnisses  entworfenen 
Eggert'schen  Arbeit  wohl  zu  ihrem  schönsten  und  voll- 
kommensten Ausdruck  gelangt  sind,  dürften  die  meisten  der- 
jenigen Entwürfe  hervor  gegangen  sein,  bei  denen  innere 
Höfe  ganz  vermieden  worden  sind.  Wir  haben  deren 
16  gezählt  —  darunter  11  mit  der  Grundform  eines  nach 
dem  Univereitäts- Garten  geöffneten,  meist  noch  mit  einem 
vorspringenden  Mittelbau  versehenen  und  zum  Theil  im  F.rd- 
geschoss  durch  Hallen  geschlossenen  Hufeisens  bezw.  I  |  I. 
die  übrigen  in  der  Form  eines  |— I  und  ähnlichen  Bildungen. 

&  tiUtwune  luie  preisgekrönten  Aroeiten  \on  .muius  *. 
Bluntschli  und  von  Sommer)  haben  sich  mit  1  Hof  in  dem 
Hauptkörper  des  reich  gegliederten  Baues  begnügt;  4  Entw. 
zeigen  ein  grofses  Oblong  mit  einem  einzigen  Inncnrauin. 
Die  grotse  Mehrzahl  der  Entwürfe  (50)  hat  die  Anordnung 
eines  Oblongs  mit  2  gröfseren,  inneren  Höfen  gewählt,  nicht  • 
ohne  den  breiten  Mittelflügel  im  Inneren  zum  Theil  noch  mit 

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488 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


30.  November  1877 


i  durchbrechen ;  14  Entw.  zeigen  3,  zum 
Theil  neben  einander  Kegende,  zum  Theil  gegen  einander  ver- 
setzte Höfe.  Vereinzelt  finden  sich  dann  noch  4,  !>,  6,  7,  8 
and  9  Höfe  angeordnet,  naturlich  in  keinen  Entwürfen,  die 
besonderer  Beachtung  werth  erscheinen.  — 

In  Bezug  auf  die  Anzahl  der  anzulegenden  Oe<- 
schosse  haben  48  Konkurrenten  für  eine  3-geschossige,  51 
für  eine  2-geschossige  Anlage  (  jedoch  meist  unter  Erhöhung 
einzelner  Bautbeile)  sich  entschieden;  2  Anlagen  müssen  als 
4-geschossig  bezeichnet  werden.  Im  Prinzip  verdient  ohne 
Frage  die  2-geschossige  Anlage  nicht  nur  für  die  Benutzung 
des  Gebäudes,  sondern  auch  für  die  architektonische  Gestal- 
tung der  Facaden  den  Vorzug  und  es  hat  zunächst  gewiss 
keiner  der  Konkurrenten  den  Versuch  unterlassen,  die  ver- 
langten Räume  in  einer  solchen  unter  zu  bringen.  Dass  er 
so  vielen  unter  ihnen,  und  gerade  den  hervor  ragendsten  Kräf- 
ten, nicht  gelungen  ist,  hangt  mit  den  verschiedenen  An- 
schauungen zusammen,  die  man  hinsichtlich  der  Raumgröfse 
und  des  für  den  Bau  erforderlichen  architektonischen 
Maafstabes  gehegt  hat. 

Das  Uebergewicht.  welches  der  preisgekrönte  Entwurf 
über  seine  1UO  •)  Mitkonkurrenten  erlangt  hat,  verdankt  der- 
selbe in  erster  Linie  dem  Umstände,  dnss  er  in  beiden  Be- 
ziehungen auf  Maafse  sich  beschränkt  hat,  die  wohl  höchstens 
als  Minima  1-Dimensionen  anzusehen  sind  und  die  von 
einem  zufälliger  Weise  anders  zusammen  gesetzten  Preisge- 
richt sogar  leicht  für  unzulässig  erklart  werden  konnten. 
Eine  Aula  von  331  "*m,  in  der  bis  zu  780  Personen  Platz 
finden  sollen,  ein  Hörsaal  von  162 1™  für  220  Zuhörer,  eine 
Axenweite  von  3,33  ™  für  einen  Monumentalbau  dieses  Ran- 
ges wird  sehr  vielen  Architekten  als  ungenügend  erscheinen 
und  es  sind  in  der  That  die  meisten  Konkurrenten  weit  über 
diese  Annahmen  hinaus  gegangen. 

Die  Möglichkeit,  bei  verhältnissmäfsig  kleiner  Baufläche 
mit  einer  2-geschossigen  Anlage  auszukommen,  ist  jedoch  nicht 
der  einzige  Vortheil,  der  aus  einer  solchen  Einschränkung 
der  absoluten  MaaJse  zu  erzielen  war.  Es  ergab  sich  für  die 
Konkurrenten,  welche  dieselbe  gewagt  hatten,  zugleich  die 
Möglichkeit,  in  der  Anordnung  der  Vestibüle  und  Vor- 
räume, der  Treppen-  und  Korridor-Verbindungen 
eine  viel  grölsere  Opulenz  zu  entfalten,  als  dies  bei  einem 
bedeutenderen  architektonischen  Maafstabc  und  zumal  bei 
einem  3-geschossigeii  Gebäude  unter  Einhaltung  der  disponiblen 
Kostensumme  geschehen  konnte.  Wir  brauchen  wohl  kaum 
zu  betonen,  wie  werthvoll  für  die  Benatzung  eines  Kollegien- 
Gebäudes  und  wie  wichtig  für  seine  charakteristische  Er- 
scheinung eine  solche  Opulenz  ist  und  welchen  Vorzug  die 
bezügL  Entwürfe  sich  damit  gesichert  haben.  Einzelne  Bei- 
spiele besondere  gelungener  Anordnungen  werden  wir  später 
zu  erwähnen  Veranlassung  nehmen.  — 

Es  erübrigen  noch  einige  Bemerkungen  über  die  Ver- 
keilung der  Haopträume  bezw.  Raum-Gruppen 
innerhalb  des  Gebäudes. 

Der  für  den  Organismus  des  Inneren  wichtigste,  von  den 
meisten  Konkurrenten  auch  mit  Recht  für  das  Haupt-Motiv 
des  Aeussereu  verwerthete  Raum  des  Hauses,  die  Aula,  hat, 
mit  einer  einzigen  Ausnahme,  ihre  Stelle  im  1.  Stockwerk  er- 
halten, so  dass  dieselbe  entweder  durch  die  beiden  oberen 
Geschosse  reicht  oder  über  die  niedrigeren  Seitenräumc  sich 
erhebt  Bei  70  Entwürfen  ist  sie  in  der  Axc  der  Stadtfront, 
bei  17  Entw.  in  der  A\e  der  Gartenfront,  bei  11  Entw.  im 
Kreuzungspunkte  der  Haupt  axen.  also  in  dem  inneren  Mittel- 
bau zwischen  den  beiden  Höfen,  angeordnet ;  3  E.  haben  sie 
an  eine  Seitenfront  verlegt. 

Viele  Noth  hat  den  Konkurrenten  die  verlangte  Anord- 
nung eines  zugleich  als  Gesangsaal  zu  benutzenden  Vorsaals 
für  die  Aula  gemacht.  Am  leichtesten  ergab  sich  dieselbe 
dort,  wo  die  Aula  im  Innern  oder  an  der  Hinterfront  lag, 
zumal  bei  denjenigen  unter  letzteren  Entwürfen,  die  das  Ge- 
bäude nach  dem  Universität  -  Garten  geöffnet  zeigten;  die 
Aula  brauchte  nur  entsprechend  nach  aufsen  vorgeschoben 
um  vor  derselben  noch  einen  genügenden,  abge- 
Vorraum  zu  gewinnen.  Besonders  befriedigend 
ist  diese  Lösung  in  dem  Entwurf  von  Hossfeld  und  Hinkcl- 
deyn  (übrigens  nach  dem  Motiv  der  für  preußische  Schul- 
lehrer-Seminare typischen  Aula-Bauten)  gelöst  —  Den  Kon- 
kurrenten, die  ihre  Aula  nach  vorn  verlegt  und  die  Gebäude- 
flucht der  Grenze  des  Bauplatzes  schon  sehr  genähert  hatten, 
blieb  eine  solche  Aushülfe  versagt.  Sie  waren  genöthigt,  ent- 
weder einen  Theil  des  Vorplatzes  der  Kommunikation  zu  ent- 

')  Des  urbtrl«lirh  cl ii«*tro*j nm,  um  7.  Tagt  <ln  ilfcotlirlm  Auw1«llun|i 
Entwarf  No.  Mt  | 


üt  Oberlicht  beleuchteten  Vorsaal  aus- 
zubilden,  oder  auf  den  letzteren  ganz  zu  verzichten  und  die 
Aula  in  der  Flucht  der  übrigen  Räume  längs  des  Korridors 
einzureihen;  dein  Programm  ist  in  solchem  Falle  meist  da- 
durch wenigstens  formell  genügt  worden,  dass  einer  der  Nach- 
bar-Räume mit  dem  Ehreutitel  -  Vorsaal "  geschmückt  worden  ist 
Für  die  erste  Anordnung  liefert  der  Warth'sche,  für  die 
zweite  der  Mylius  und  Blums  eh  Ii 'sehe  Kntwurf  ein  cha- 
rakteristisches Beispiel.  — 

Neben  der  Aula,  unter  der  zumeist  das  Haupt -Vestibül 
sich  befand,  waren  es  der  grofse  Lese-Saal,  die  beiden 
gröfseren  Säle  für  öffentliche  Vorlesungen,  der 
Sitzungs-Saal  des  Senats  und  endlich  die  Räume  für 
das  Gyps-Museutn  des  kunst-archäologischen  Instituts,  die 
grölsere  Dimensionen  erforderten  und  daher  mit  Vorliebe  au 
bedeutsame  Stellen  des  Gebäudes  verlegt  waren,  wo  sie  für 
ein  architektonisches  Motiv  ausgenutzt  werden  konnten. 
Interessante  Lösungen  lagen  namentlich  für  das  Gyps-Museuin 
vor;  doch  mussten  die  Versuche,  dasselbe  im  Erdgeschoss 
(unter  theilweiser  Benutzung  der  überdachten  Lichthöfe)  unter- 
zubringen, vor  der  natürlicheren  Anordnung  zurück  stehen, 
wonach  diese  Räume  in  dem  eine  beliebige  Höben  -  Ent- 
wicklung und  die  zwanglose  Anwendung  von  Oberlicht  ge- 
stattenden Obergeschoss  ihren  Platz  erhalten.  — 

Für  die  Anlagen  der  Hörsäle  und  Seminar-Räume, 
welche  den  Haupt-Inhalt  des  Hauses  ausmachen,  war  nicht 
nur  die  von  Hrn.  Brth.  Hase  erwähnte  Forderung,  dass  die 
Seminar-Räume  thunlichst  von  einem  einzigen  Eingange  aus 
zuganglich  sein  sollten,  sondern  namentlich  auch  die  Forde- 
rung einer  gewissen  Beziehung  zwischen  den  Seminar-Räumen 
and  Hörsälen  eines  Fachs  erschwerend.  Manche  der  Kon- 
kurrenten haben  auf  die  letzte  Bestimmung  das  Hauptgewicht 
gelegt  und  daher  Seminare  und  Hörsäle  bunt  durch  einander 
gemischt,  während  sich  als  die  glücklichste,  in  vielen  Entwürfen 
nach  mannichfacber  Variation  durchgeführte  Lösung  unzweifel- 
haft diejenige  ergeben  hat,  wonach  beide  Raum-Gruppen  — 
die  Hörsäle  auf  einer  Seite  und  hauptsächlich  im  Erdgeschoss. 
die  Seminar-Räume  in  allen  Geschossen  der  anderen  Seite  — 
zusammen  gelegt  sind.  Für  die  Geschäfts-Räume 
darf  die  Lage  im  F^rdgeschoss  wohl  den  entschiedenen  Vor- 
zug beanspruchen.  — 

Wie  die  Grundriss-Lösungen,  so  boten  auch  die  F  a  (  a  d  e  n  - 
Gestaltungen,  die  in  deu  Konkurrenz-Entwürfen  vorlagen, 
im  allgemeinen  ein  erfreuliches,  in  gewissem  Sinne  sogar  ein 
überraschendes  Bild.  Während  man  gewöhnt  ist,  dass  bei 
Konkurrenzen  vorwiegend  auf  malerischen  Effekt  gearbeitet 
wird,  war  hier  fast  durchweg  eine  maafsvolle  Strenge  der 
Architektur  beobachtet,  die  wohl  nicht  ausschüefslich  auf 
Rechnung  der  knappen  Baukosten  gesetzt  werden  darf,  sondern 
auf  einen  Fortschritt  im  und  durch  das  Konkurrenzwesen  hin- 
weist Naturlich  fehlte  es  an  einigen  abenteuerlich  wilden 
Dekorations-Stücken  eben  so  wenig,  wie  an  Leistungen  absoluter 
Unfähigkeit,  aber  die  grofse  Mehrzahl  der  Arbeiten  erwies 
sich  doch  als  tüchtig  und  für  die  Möglichkeit  einer  Ausfüh- 
rung berechnet.  Gewaltsame  dekorative  Mittel,  Thürme  und 
selbst  Kuppeln,  traten  nur  vereinzelt  auf  gegenüber  einfachen, 
auf  eine  Gliederung  durch  Pavillons  und  Risalite  beschränkten 
Bauformen.  Ein  solches  Ergebniss  der  Konkurrenz  ist  wohl 
die  würdigste  Autwort  der  deutschen  Architektenschaft  auf  die 
ungeheuerlichen  Aeufserungcn  der  Kuustgelehrten  des  Reichs- 
tages, denen  der  ziemlich  bewegt  gehaltene,  mit  einer  Kuppel  ge- 
schmückte erste  Eggcrt'schc  Entwurf  wie  eine  „Zigarrenkiste" 
und  als  Muster  „australischen  Baustils"  vorgekommen  war. 

Es  wird  diesen  Schwärmern  für  mittelalterliche  Baukunst, 
denen  das  Auge  für  die  Schönheiten  anderer  Stile  verschlossen 
ist  eine  schmerzliche  Enttäuschung  gewesen  sein,  dass  über- 
haupt nur  4  Entwürfe  mittelalterlichen  Stils  in  der  Konkurrenz 
vertreten  waren.  Etwa  eben  so  viele  hatten  das  Modeklcid 
der  deutschen  Renaissance  erwählt  alle  übrigen  —  von  den 
stillosen  Leitungen  abgesehen  —  zeigten  eine  ernste  Renais- 
sance-Architektur,  thcils  hellenischen,  thcils  i 
französischen  Charakters,  in  deren  D 
verständlich  die  Eigenart  der  verschied« 
Deutschlands  sich  geltend  machte.  — 

Grofser  Flcib  war  von  vielen  Konkurrenten  auch  auf 
Ausbildung  der  Innen -Architektur  verwendet  worden, 
für  die  neben  und  sogar  noch  vor  der  Aula  die  Hallen  und 
Treppenhäuser  des  Gebäudes  in  Betracht  kommen ;  wir  werden 
Gelegenheit  haben,  mchrcr  ausgezeichneter  Leistungen  noch 
besonders  zu  erwähnen.  In  anderen,  sonst  hervor  ragenden 
Entwürfen  war  diese  Seite  der  Aufgabe  dagegen  zu 
sichtlich  in  konventioneller  Weise  abgefunden  worden.  — 


DigmzeSnByt^oogle 


I*.  9«. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


489 


Zur  Reform  der  preußischen  Gewerbeschulen. 


Unsere  Annahme,  dass  die  zurrst  vutn  Berliner  Architekten- 
Verein  aufgenommene  Opposition  gegen  die  Zulassung  von  Abi- 
turienten lateinloser  Realschulen  zu  den  technischen  Studien  und 
Staatsprüfungen  bei  dem  (in  No.  94  n.  Bl.)  besprochenen  Zirkntar- 
Erlasa  des  Hrn.  Iisndelsministen>  noch  nicht  sich  beruhigen  «erde, 
hat  eine  schnelle  Bestätigung  gefunden.  Wir  lesen  in  der  letzten 
No.  der  .Wochenschrift  des  Vereins  deutscher  Ingenieure11  eine 
Aufforderang,  welche  Theilnehmer  für  eine  an  das  Abgeordneten- 
Hans  zu  richtende  bezgL  Petition  zu  »  erben  sucht,  und  es  scheint 
nicht  ausgeschlossen,  dass  in  weiteren  Kreisen  ahnliche  Bestrebun- 
gen sich  zeigen  werden.  Voraussichtlich  werden  die  meisten  techni- 
a  Vereine  Preufsens  die  Frage  noch  zur  Besprechung  ziehen, 
es  z.  B.  der  Arch.-  u.  Ing.-V.  zu  Hannover  und  der  Berliner 
rks-V.  deutscher  Ingenieure  -  jener  mit  einem  den  Be- 
esen des  Berliner  Architekten- Vereins  entsprechenden,  dieser 


mit  einem  entgegen  gesetzten  Ausgange  —  bereits  gethan  haben. 

Das  in  dem  durch  den  Buchhandel  veröffentlichten  Vortrage 
des  Hrn.  Brth.  Hobrecht,  in  den  Berichten  u.  Bl.  aber  die  Ver- 
einssitzungen vom  7.  u.  14.  Oktober  und  in  der  an  die  übrigen 
deutschen  F achvereine  im  Abdruck  versandten  Petition  des  A.-V. 
vorliegende  Material  dürfte  hierbei,  wie  schon  in  den  erwähnten 
Fällen,  eine  nicht  unwesentliche  Holle  spielen.  Da  in  demselben 
jedoch  der  .Standpunkt  der  Minorität  des  Berliner  Architekten- 
Vereins  eine  nicht  völlig  gleichwertige  Vertretung  gefunden  hat, 
so  veröffentlichen  wir  an  dieser  Stelle  auf  mehrfach  ausge- 

Ehenen  Wunsch  nachträglich  auch  noch  den  Wortlaut  der  von 
r  Minorität  an  den  Hrn.  Handelsminister  gerichteten  Eingabe. 
„Eurer  Exzellenz  ist  in  diesen  Tagen  eine  Petition  des  hie- 
sigen Architekten -Vereins  zugegangen,  welche  gegen  die  Errich- 
tung der  neuen,  zur  Vorbereitung  für  die  polytechnischen  Studien 
bestimmten  Sklassigen  Realschulen  ohne  Latein  („Gewerbeschulen- 
I.  Ordnung")  sieh  kehrt,  indem  sie  Eure  Exsellenz  bittet,  diesen 
Anstalten  die  für  sie  in  Aussicht  genommenen  Berechtigungen 
zu  versagen. 

Die  unterzeichneten  Mitglieder  des  Architekten  -  Vereins, 
welche  mit  dem  Beschlüsse  auf  Absendung  einer  solchen  Petition 
triebt  einverstanden  waren,  haben  es  sich  mit  Rücksicht  auf  die 
hohe  prinzipielle  Bedeutung  der  Angelegenheit  ausdrücklich 
ihre  abweichende  Ansicht  gleichfalls 
bringen,  und  t ' 


Die  Gründe,  mit  welchen  der  im  Architekteuverein  zur  An- 
nahme gelangte  Antrag  unterstützt  wurde,  laufen  in  ihrem  Kern 
auf  die  Ansiebt  hinaus,  dass  die  auf  einem  Gymnasium  erzielte 
allgemeine  Vorbildung  auch  für  die  technischen  Studien  den 
entschiedenen  Vorzug  behaupte,  dass  neben  ihr  die  auf  einer 
Realschule  I.  Ordnung  (nüt  Latein)  erzielte  Vorbildung  allenfalls 
geduldet  werden  könne,  dass  dagegen  die  Zulassung  von  Abiturienten 
einer  lateinlosen  Realschule  zum  Polvtechnikum  und  zu  den 
technischen  Staatsprüfungen  eine  Herabd ruckung  der  an  den  Stand 
der  Techniker  gestellten  Bildungsansprit  che  sei,  welche  die  mühsam 
errungene  Stellung  derselben  im  staatlichen  und  sozialen  Leben 
aufs  schwerste  gefährden  müsse. 

Wir  halten  es  für  unthunlich,  an  dieser  Stelle  auf  Unter- 
suchungen über  den  pädagogischen  Werth  verschiedener  Unterrichu- 
Mcthoden  oder  gar  eines  einzelnen  Unterrichts-Gegenstandes,  wie 
der  lateinischen  Sprache,  näher  einzugeben.  Gewiss  ist  nicht  zu 
verkennen,  dass  eine  zu  weit  gebende  Zersplitterung  der  höheren 
Schulanstalten  ihre  Nachtheile  hat,  und  mit  Dank  wäre  es  zu 
begrüfsen ,  wenn  es  einer  späteren  Unterrichts  -  Gesetzgebung 
gelingen  sollte,  bis  zu  gewissem  Grade  einen  organischen  Zu- 
nmenhang  zwischen  denselben  aufrecht  zu  erhalten.   Aber  ein 


sich  pn 
mit  verschiedeneu  Mitteln 


Jeder,  der  gegen  die  vielgestaltigen  Ansprüche  unserer  Zeit  und 

anderer  Kulturvolker  j 


die  aus  der  Erfahrung 
nicht  die 
sein 

in  eine  einzige 
—  aas*  auf  verschiedenen  Wegen 
jene  Reife  und  Klarheit  der  Urtheilskraft  und  jener  Fonds  ethischer 
und  ästhetischer  Elemente  gewonnen  werden  können,  die  mit 
Recht  als  die  notwendige  Grundlage  einer  höheren  Bildung  gelten 
und  das  oberste  Ziel  jedes  höheren  Schulunterrichts  ausmachen. 

Immerhin  ist  jedoch  dieses  Ziel  nur  das  oberste,  nicht  das 
alleinige,  welches  die  Schule  zu  verfolgen  hat  Wenn  eigentliches 
Fachstudium  auch  von  ihr  ausgeschlossen  und  den  Schülern  eine 
gewisse  Freiheit  in  der  Wahl  des  Berufs  gewahrt  bleiben  soll, 
so  müssen  die  letzteren  doch  auf  alle  Fälle  mit  jener  Summe 
allgemeiner  Vorkenntnisse  und  Fertigkeiten  ausgerüstet  werden, 
deren  sie  zum  Eintritt  in  ein  Berufs-Studium  ebenso  notwendig 
bedürfen,  wie  der  in  eine  höhere  Schule  Eintretende  der  Fettig- 
keit im  Lesen,  Schreiben  und  Rechnen. 

Für  diejenigen  Berufsarten,  welche  vorzugsweise  mit  dem 
Wort  und  der  Schrift  zu  wirken  haben,  wird  die  durch  das 
Gymnasium  gegebene  Vorbildung,  die  wir  in  keiner  Weise  unter- 
schätzen, nach  wie  vor  ihren  unbestrittenen  Vorrang  behaupten. 
Für  den  Eintritt  in  die  technischen  Fächer  können  wir  nach 
unserer  innigsten  Ueberzeugung  dieselbe  als  keine  genügende, 
geschweige  denn  als  die  beste  Art  der  Vorbildung  anerkennen. 

Was  die  Schüler  eines  Gymnasiums  häutig  an  formal-logischer 
Schulung  voraus  habeu,  das  entbehren  sie  zumeist  an  der  Fähig- 


keit praktischer  Anschauung.  Ihre  Kenntnisse  in  der  Mathematik 
und  den  Naturwissenschaften  können  bei  der  Fülle  anderweitiger 
Ansprüche  nicht  so  weit  entwickelt  und  gefestigt  werden,  als  es 
zum  Antritt  bochschulinäfsiger  Studien  erwünscht  ist  Die  Sprachen 
derjenigen  lebenden  Nationen,  deren  Fachliteratur  und  deren 
ausgeführte  Werke  für  den  Techniker  eine  der  wertvollsten,  in 
mancher  Hinsicht  sogar  unentbehrlichen  Studienzeiten  bilden, 
bleiben  ihnen  fremd  oder  nur  notdürftig  bekannt;  es  sei  denn, 
dass  sie  dieselben  nebenher  auf  außerordentlichem  Wege  sich  zu 
eigen  machen,  was  ja  den  Schülern  anderer  Anstalten  auch 
bezüglich  der  klaasischen  Sprachen  unbenommen  bleibt.  Vor 
allem  aber  sind  die  Gymnasien  —  und  dieser  Mangel  ist  bei 
unseren  bisherigen  Realschulen  fast  nicht  minder  fühlbar  —  aufter 
Stande,  ihren  Schülern  diejenige  auf  Sicherheit  dea  Auges  nnd 
der  Hand  beruhende  Fertigkeit  im  Zeichnen  beizubringen,  mit 
welcher  der  Techniker,  für  den  das  Zeichnen  im  Range  der 
Sprache  stehen  sollte,  notwendiger  Weise  schon  in  seine  Berufs- 
studien eintreten  muss. 

Alle  Einrichtungen,  welche  bisher  für  unsere  technischen 
Fachschulen  getroffen  worden  sind  und  noch  tiestehen,  kranken 
hauptsächlich  an  diesem  Grundübel.  Die  Erfahrung  hat  es  be- 
stätigt, dass  speziell  in  dem  künstlerischen  Gebiete  unseres 
Berufes,  der  Architektur,  meist  nnr  diejenigen  zu  einer  über  den 
Dilettantismus  sich  erhellenden  Leistungsfähigkeit  gelangt  sind, 
welche  in  Folge  zufälliger  persönlicher  Verhältnisse  bereits  vor 
Antritt  ihres  Fachstudiums  im  Besitz  genügender  Zeichenfertigkeit 
sich  befanden.  Aehnliche,  wenn  auch  vielleicht  nicht  so  allge- 
meine Erfahrungen  liegen  im  Ingenieurwesen  bezüglich  der 
mathematischen  Kenntnisse  vor.  — 

Wenn  die  deutschen  Techniker  im  staatlichen  und  sozialen 
Leben  noch  nicht  die  Stellung  behaupten,  welche  unsere  Fach- 
genoasen in  Frankreich  nnd  England  sich  errangen  haben,  so 
ist  dies  nach  unserer  Ansicht  nicht  ihrer  zu  geringen  all« 
gemeinen  Bildung,  die  zu  allen  Zeiten  derjenigen  der  französischen 
nnd  englischen  Techniker  zum  mindesten  gleich  kam,  zuzuschreiben, 
sondern  in  erster  Linie  dem  Umstände,  dass  ihr  künstlerisches  und 
technisches  Können  —  nicht  in  Bezug  auf  die  ersten,  Oberall  nnr 
eine  Ausnahme  bildenden  Kräfte,  wohl  aber  im  Durchschnitt 
-  bisher  noch  nicht  so  hoch  gestanden  hat,  als  es  bei  jenen 
der  Fall  war. 

So  sehr  auch  wir  der  Ansicht  sind,  dass  von  einem  Herab- 
drücken der  für  die  Techniker  höheren  Ranges  zu  fordernden 
allgemeinen  Bildung  in  keinem  Fall  die  Rede  sein  darf,  so  freudig 
begrüfsen  wir  ein  Mittel,  welches  bei  Festhaltung  jenes  Bildungs- 
Niveaus  die  Aussicht  gewährt,  die  Leistungsfähigkeit  unseres  Fachs 
auf  seinem  eigentlichen  Gebiete  um  ein  namhaftes  zn  steigern. 

Als  ein  solches  Mittel  ist  uns  der  gesunde  und  glückliche 
Gedanke  erschienen,  welcher  dem  Plane  der  neu  au  gründenden 
üklassigen  Realschulen  ohne  Latein  zu  Grunde  liegt  Wir  glauben, 
dass  ein  «jähriger  systematischer  Unterricht  in  den  für  jene 
Schulen  in  Aussicht  genommenen,  allgemein  bildenden  Fächern 
für  die  Erziehung  im  logischen  Denken  und  für  die  etische  Vor- 
bildung der  Schüler  zu  einem  Ergebnisse  führen  kann,  das  an 
absolutem  Werte  der  durch  den  Unterricht  in  den  alten  Sprachen 
erzielten  Bildung  in  nichts  nach  zu  stehen  braucht,  während  wir 
von  der  Einführung  des  Zeichnens  als  eines  Haupt-Unterrichta- 
gegenständes  nicht  nur  den  Gewinn  der  für  den  Techniker  un- 
entehrlichen  Zeichen fertigkeit,  sondern  auch  eine  ästhetische 
Vorbildung  der  Schüler  erwarten,  die  von  den  Schulen  älterer 
Art  in  dieser  Weise  niemals  erzielt  werden  kann. 

Wir  würden  es  demnach  tief  bedauern,  wenn  der  Plan  zur 
Errichtung  jener  Anstalten  —  wirklicher  Realschulen,  denen 
jedenfalls  neben  den  jetzigen  Kompromiss-Anstahen  dieses  Namens 


eine  hochgeneigte  Würdigung  nicht  zu  versagen, 
es  allerdings  für  unsere  Pflicht,  su  betonen,  dass  die- 
selben ihre  Vertretung  überwiegend  unter  den  nicht  dem  Bau- 
beamtentum augehörigen  Mitgliedern  des  Architekten  Vereins  finden. 

Obgleich  wir  meinen,  dass  auch  im  Staats-Bauwesen  die  Rück- 
sicht auf  das  technische  und  künstlerische  Leistungs- 
vermögen des  Beamten  jeder  anderen  voran  stehen  sollte,  wollen 
wir  die  bezüglichen  Verhältnisse  unter  diesen  Umstanden  doch 
nicht  weiter  erörtern,  weil  unser  Urteil  leicht  als  einseitig  an- 
gesehen werden  könnte. 

Was  uns  bestimmt  hat,  Gehör  bei  Enrer  Exzellenz  zu  erbitten, 
ist  der  lebhafte  Wunsch,  dass  der  mit  dem  Bedürfnis*  täglich 
wachsenden  Zahl  von  Künstlern  und  Technikern,  die  mit  dem 
Beamtentum  in  keiner  Verbindung  steht,  die  Aussicht  auf  einen 
Weg  der  Ausbildung  nicht  wirder  verschlossen  werde,  der  ihrem 
eigenartigen  Bedürfniss  angepasst  ist  und  dem  ein  glücklicher 
Erfolg  in  Zukunft  schwerlich  fehlen  würde. 

Berlin,  den  2t).  Oktober  1878. 
Benda.  W.  Böckmann.  F.  W.  Büsing.  E.  Dietrich.  Ehe.  Ende. 
Fischer-Dick.  K.  E.  O.  Fritsch.  M.  Gropius.  v.  Grofzheim. 
Heidecke.  Hennicke.  Heyden.  Hitzig.  M.  v.  Holst.  E.  Jacobsthal. 
G.  Knoblauch.  Fr.  Koch.  F.  O.  Kuhn.  Kyllmann.  H.  Lieht. 
Lnthmer.  M.  tf.  Müller.  Otzen.  Raschdorff.  Schmieden. 
Schwatlo.  Schwecbten.  J.  W.  Schwedler.  Sillich.  J. 
Weingarten,    v.  Weluien.   J.  Wex.   B.  Wieck." 


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490 


DEUTSCHE  BADZEITUNG. 


30.  NoTenb«r  1877 


Mittheilungen 

Verein  ffir  Elaenbahnkunde  zn  Berlin.  Versammlung 

am  12.  November  1878.  Vorsitzender  Hr.  Strecken,  Schriftführer 
Hr.  G.  Meyer. 

Hr.  Schaler  bespricht  die  Eisenbahn ■  Bilanzen  in  ihrem 
Verhältnis«  tum  Handelsgesetz- Buch.  Indem  der  Vortragende  zu- 
nächst diejenigen  Angriffe,  welche  die  Eisenbahn- Bilanzen  bisher 
erfahren  haben,  erörtert,  weist  er  unter  Anfahrung  der  bezüglichen 
Gesetzes- Vorschriften  nach,  dass  das  Verlangen,  die  Bahnanlagen 
zu  demjenigen  Werthe  einzusetzen,  der  ihnen  zur  Zeit  der  Bilanz- 
ig beiwohnte,  also  alljährlich  eine  Abschätzung  eintreten 
,  unbegründet  sei  und  dass  die  Bahnverwaltungen  völlig 


aus  Vereinen. 

I  entstehe  und  ein  Gewinn  in  den  folgenden  Jahren  erst  vorhanden 
sei,  wenn  der  Ansprach  der  Dividenden -Inhaber  Befriedigung 
gefunden  habe.  --  Zum  Schlüsse  wird  eines  I.  .'beistände»  Er- 
wähnung gethan,  der  in  Folge  der  generellen  Ausdehnung  der 
ursprünglich  nur  für  Kaufleute  gegebenen  Vorschriften  des 
Handelsgesetz- Rur  hes  auf  alle  Aktien -Gesellschaften  durch  das 
Gesetz  vom  11.  Juni  1870  und  durch  dieses  Gesetz  überhaupt 
hervor  gerufen  ist.  Da  darnach  blofse  Ertragsfailanzen  nicht  auf- 
gestellt werden  sollen,  so  sei  Gewinn:  derjenige  Betrag, 

Aktiva  über  die 


korrekt  handelten,  wenn  sie  die  Anlagekosten  als 
[jährlich  in  die  Bilanz  einsetzten.   Nur  < 


ein  Tbeil 


und  ein  Gewinn  oder 


Aktivom  allji 

der  Bahnanlagen  veräufeert  und  vi 
eine  Veränderung  der  Aktivposten 
Verlust  zur  Erscheinung  kommen. 

Ebenso  verhalte  es  sich  mit  der  verlangten  Einsetzung  der 
Aktien  von  anderen  Bahnen  zum  Kurswerthe  des  Abschlusslages 
der  Bilanz.  Bei  Erwerbung  dieses  Besitzes  sei  der  Dividenden- 
Genuas  nebensächlich  und  bestände  der  Haupt- Vortheil  in  der 
selbstständigen  Verwaltung  der  Bahn  oder  in  sonstigen  besonderen 
Rechten ;  dieser  Vortheil  sei  gewissennaa  fsen  eine  Superdi v  idende 
und  noch  schwerer  zu  schätzen,  als  eine  Bahnanlage.  Unter  An- 
führung von  bezüglichen  Beispielen  kommt  der  Vortragende  auch 
hier  zu  dem  Schlüsse,  dass  diese  Aktien  -  Betheiligung  nicht  mit 
dem  jeweiligen  Kurse,  sondern  mit  dem  Erwerbspreise  in  der 
Bilanz  zu  erscheinen  habe.  Er  bemängelt  hierbei  die  Bilanzen 
einiger  Hahn  Verwaltungen,  bei  deren  Aufstellung  nach  seiner 
Meinung  inkonsequent  verfahren  sei,  u.  z.  die  der  Magdeburg- 
Halberstädter  und  Bergisch-Märkischen  Eisenbahn  -  Gesellschaft 
Gegen  die  Bilanz  der  Kölu-Mindencr  Eisenbahn-Gesellschaft  wird 
der  Einwand  erhoben,  dass  in  derselben  diejenigen  8»  000  000  M. 
dem  Bau-Konto  der  Bahn  belastet  seien,  welche  s.  Z.  dem  Staate 
für  die  Verzichtleistung  auf  das  Amortisationsrecht  der  Stamm- 
Aktien  gezahlt  worden  sind.  Es  sei  s.  E.  der  Werth  der  Bahn 
durch  dieses  mit  dem  Bau-Konto  in  gar  keinem  Zusammenbange 
stehende  Finanzgeschäft  nicht  erhöht  und  deswegen  die  Ver- 
theilung  von  Dividenden,  bevor  diese  Summe  wieder  eingebracht 
sei,  unzulässig. 

Das  vou  einigen  Seiten  vorgebrachte  Verlangen,  eine  Prioritäts- 
Anleihe  aufzunehmen,  welche  zum  Theil  zur  Deckung  von  Be- 
triebs-Defizits  bestimmt  ist,  und  dieses  Defizit  aus  der  Bilanz  aus- 
zuscheiden, wird  als  unzulässig  bezeichnet,  da  durch  die  Aufnahme 
einer  festen  Schuld  die  vorhandene  Unterbilanz  nicht  beseitigt 
werde,  sondern  nach  den  bestimmten  Gesetzesbestimmungen  nur 
durch  erzielten  Gewinn  ausgeglichen  werden  könne. 

Demnächst  monirt  der  Vortragende  das  fast  allgemein  geübte 
Verfahren,  sämmtlicbe  früher  einmal  gemachten,  längst  bezahlten 
Schulden  in  der  Bilanz  aufzuführen,  und  er  verlangt,  da  die  Be- 
träge der  amnrtisirten  Aktien  und  Obligationen  thatsächlich  ein 
nicht  vertheil ter  Gewinn  seien,  sie  unter  dieser  Bezeichnung  in 
der  Bilanz  aufzuführen,  am  so  einen  erkennbaren  Eigenthümer 
der  Post  zu  haben,  wogegen  jetzt  das  Konto  gewissermaafsen 
herrenlos  sei.  Als  Beispiel,  wie  wesentlich  diese  Frage  sei,  wird 
die  Berlin-Hamburger  Eisenbahn-Gesellschaft  angeführt,  bei  welcher 
eine  Aktien-Emission  von  9000000  M.  vollständig  amortiBirt  sei, 
ohne  dass  bisher  fett  gestellt  worden,  wem  der  Betrag  gehöre, 
ob  denjenigen,  welche  zur  Zeit  des  Eintritts  der  vollen  Amortisa- 
tion Aktionare  waren,  oder  welchen  anderen?  Eine  Erörterung 
dieser  Frage  sei  im  Interesse  der  Aktionäre  dringend  zu  wünschen. 
Es  werde  durch  das  bisherige  Verfahren  aber  auch  ein  ganz 
falsches  Bild  der  Rentabilität  geliefert;  so  betrage  z.  B.  die  all- 
jährlich wachsende  Amortisations-Quote  bei  Magdeb.-Halberstadt 
ca.  2  "/„,  bei  Bergisch-Märkisch  ca.  •  „  %  des  Aktien-Kapitals; 
bei  Berl.-Potsd.-Magdeburg  seien  bereits  11  Sj,  bei  der  Thürin- 
gischen Bahn  19  %  des  Aktien -Kapitals  von  den  Prion  täts-0  Ni- 
dationen amonisirt  —  In  gleicher  Weise  werde  ein  falsches  Bild 
der  Rentabilität  geliefert  in  Folge  des  mehrfach  beliebten  Ver- 
fahrens, Ueberschüsse,  welche  vertheilt  werden  mussten,  zu  sogen. 
Erweiterungen  und  Verbesserungen  des  Unternehmens  zu  ver- 
wenden. Bei  Berlin-Hamburg  betragen  diese  Aufwendungen  be- 
reits 166*  j  %  des  Stamm- Aktien- Kapitals.  Durch  die  Vertheil  ung 
einer  Dividende  von  1 1 '/»  %  auf  16  000000  M.  Stamm- Aktien  scheine 
der  Betrag  ein  guter  zu  sein,  hätten  aber  die  amortisirten  Stamm  - 
Aktien  und  die  aus  den  Betriebe  -Ueberschüssen  verwendeten 
25  000  000  M.  nur  zu  41/»  \  versinst  werden  müssen  -  -  wie  dies 
bei  anderen  Bahnen,  welche  ihre  Erweiterungen  durch  Anleihen 
gedeckt  haben,  geschehen  ist  —  so  wurde  sich  pro  1877  nur  eine 
Dividende  von  1,3  \  ergeben  haben,  was  einer  Verzinsung  der 
ganzen  Aufwendungen  von  15  +  9  +  25  =  49  000  000  M.  mit  ca. 
3'/»  %  gleich  komme.  —  Unter  Hinweis  auf  den  §.  42  des 
Gesetzes  vom  3.  November  1838  wird  noch  hervor  gehoben,  dass 
durch  ein  solches  Verfahren  die  etwa  vom  Staate  zu  zahlende 
Entschädigung,  im  Falle  der  zwangsweisen  Erwerbung  einer  Bahn, 
um  den  26  fachen  Betrag  des  nicht  vertheüten  Gewinns  sich  ver- 
ringere und  der  zurück  behaltene  Betrag  ganz  verloren  gehe, 
wenn  das  Konto  nicht  aufhöre,  ein  herrenloses  zu  sein. 

Alsdann  verlangt  der  Vortragende,  dass  diejenigen  Eisenb.- 
Gesellschaften,  deren  Stamm-Prioritäten-Inhaber  ein  Dividenden- 
Nachforderungs-Recht  haben,  diese  Beträge  in  der  Bilanz  zur  Er- 
bringen, da  mit  dem  Abschlüsse  der  Bilanz  die  Schuld 


ergebe. 

Für  die  Sekundärbahnen  würden  nun  Subventionen  «  fondi 
perdu  vom  Staate,  den  Kommunen  und  Adjazenten  verlangt;  das 
Aktivum  besteht  also  aus  den  durch  Aktienbetheiligung  auf- 
gebrachten Beträgen  and  diesen  Subventionen,  wogegen  als 
Pasaivum  nur  der  Betrag  der  Aktien  erscheine.  Betrage  die 
Subvention  der  Gesammtkosten ,  so  würde  sich  bei  der  ersten 
Bilanz  ein  Gewinn  von  25  %  ergeben.  Auch  in  Bezug  hierauf 
wird  eine  eingehende  Erörterung  und  Erwägung  empfohlen.  — 

In  der  durch  diesen  Vortrag  hervor  gerufenen  Diskussion 
bezeichnete  Hr.  Hartnack  es  als  durchaus  korrekt,  dass  die 
Bahnen  nicht  Vermögensbilanzen ,  sondern  Ertragsbilanzen  auf- 
stellen. Die  angeregten  Fragen  würden  erst  essentiell,  wenn  eine 
Liquidation  eintrete.  —  Hr.  Kinel  erachtet  die  bezüglich  der 
Verwendung  von  Ueberschüssen  zu  Erweiterungen  und  Verbesse- 
rungen bei  der  Berlin-Hamburger  Bahn  gemachten  Bemerkungen 
nicht  für  zutreffend.  Die  Natur  der  Bahnunternehmungen  bedinge 
solche  Aufwendungen.  Die  von  dem  Hrn.  Vorredner  verfolgte 
Tendenz,  die  Aktionare  vom  Unternehmen  los  zu  löten,  würde  ein 
noch  rascheres  Sinken  der  Rentabilität  der  Bahnen,  alt  es  sich 
seither  vollzogen,  nothwendiger  Weise  zur  Folge  haben.  — 
Hr.  Westpbal  stimmt  dem  Vortragenden  darin  bei,  dass  das 
Baukapital  in  seiner  u 
hält  aber  die  meisten 


ursprünglichen  Anlage  intakt  bleiben  müsse, 
i  Übrigen  Auslassungen  mit  den  daraus  ge- 


fur  unrichtig.  Die 
voraus  und  sie  seien  gültig 

Buches,  weichet  nur  das  privatrechtliche  Verhältnis* 
Hr.  Grapow  halt  nach  seinen  Erfahrungen  die  V 
für  eine  todte  Votjx  und  wünscht  eine  Aenderung  des 
auf  Beseitigung  dieser  Bilanzen;  aber  auch  mit  den  jetzigen 
Gesetzen  sei  ein  unanfechtbarer  Modus  erfindlich.  Was  den  Aber 
die  Köln-Mindener  Bahn  angefahrten  Fall  betreffe,  so  habe  die 
Gesellschaft  damals  eine  auf  dem  Unternehmen  ruhende  Last  ab- 
gelöst, die  Bahn  sei  dadurch  in  der  That  mehr  werth  geworden. 
--  Nachdem  noch  Hr.  Hartwich  die  Frage  über  den  Hegriff 
det  Reingewinns  angeregt,  die  Hrn.  Hartnack,  Grapow  ond 
Westphal  ihre  Ansichten  darüber  ausgesprochen  und  Hr.  Schüler 
den  mehrfachen  Einwendungen  gegen  seine  Ausfuhrungen  entgegen 
getreten,  wird  die  Diskussion  geschlossen.  — 

Hr.  Tetzlaff  bespricht  sodann  an  einem  ausgestellten  Model) 
die  Weichenanlage  ohne  Unterbrechung  des  Hauptgleises  nach 
dem  Patent  von  Blaue!.  Die  für  das  Befahren  der  Weichen  gegen 
die  Spitze  bestehende  Betriebt -Unsicherheit,  welche  aas  der 
dauernden,  bezw.  zeitweisen  Unterbrechung  einzelner  Schienen  der 
betr.  Gleite  durch  das  Herzstück  und  durch  die  Ausweichung  sich 
ergiebt,  hat  allgemein  zu  der  Maafssnahme  geführt,  Bewegungen 
innerhalb  der  Weichen  nur  mit  Vorsicht  und  mit  verminderter 
Fahrgeschwindigkeit  zu  gestatten,  eine  Bestimmung,  welche  für 
schnell  fahrende  und  solche  Züge,  die  einzelne  Stationen  ohne 
sollen,  stellenweise  eine  sehr  unbequeme  ist 
nicht^ absolut  vor  Unfällen  sichert,  wie  die  immer 

des  sogen.  Halbstellent  der  Weichen  beweisen.  Es  sind  daher 
schon  wiederholt  Versuche  gemacht  worden,  zunächst  im  Uen- 
stück  den  Zusammenhang  der  Schienen  entweder  für  beide 
kreuzende  Strange  oder  doch  wenigstens  für  den  des  Haupt- 
Stamm-)  Gleises  während  des  Durchfahren*  herzustellen,  dann 
aber  aueh  die  Weichenzungen  zum  festen  Anliegen  an  die  eine 
oder  die  andere  Mutterschiene  zu  bringen,  in  welchen  Beziehungen 
beispielsweise  auf  die  beweglichen  Flügelschienen  von  Flachst, 
Paulus  und  Wood,  die  beweglichen  Herzstack-Spitsen  von  Poulet 
und  die  Pedalhebel  von  (  lement  und  Parravicini  verwiesen  wird. 
Keine  dieser  Anordnungen  ist  indets  zu  allgemeiner  Kinführung 
gelaugt,  hauptsächlich  wohl  wegen  zu  grofser  Subtilität  des 
Mechanismus,  und  mit  diesen  Versuchen  wurde  es  aufgegeben, 
2  Schienenstränge  ohne  Unterbrechung  ihres  Zusammenhanges 
im  Niveau  mit  einander  kreuzen  zu  lassen. 

Es  lag  nunmehr  der  Gedanke  nahe,  den  einen  Strang  über 
den  andern  hinweg  zu  führen,  und  somit  wenigstens  einem  '''rl<* 
dem  Stammgleis,  seinen  Zusammenhang  au  lassen;  derselbe  wurrt 
in  der  That  auch  tebon  vor  Jahren  bei  der  sogen.  Wbarton-\\eicBe 
zur  Ausführung  gebracht.  Diese  Weiche  hat  indees,  soweit  be- 
kannt, bis  dahin  nur  in  Amerika  Anwendung  gefunden,  während 
in  Deutschland  Hr.  Direktor  Blauel  der  Freiburtj-Schweidnit^r 
Eisenbahn  ein  Patent  für  eine  ähnliche  Konstruktion  erworben 
hat,  welche  gleichfallt  volle  Betriebssicherheit  gewährt  Die 
eigentliche  Weiche  besteht  aus  einer  inneren  und  einer  äufseren  Zunge, 
welche  die  unmittelbare  Fortsetzung  des  Nebengleises  bilden  und 
für  dessen  Verbindung  mit  dem  Hauptgleis  sich  an  die  unuoter- 


Werden  sie  °»roB 

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No.  96. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


491 


abgerückt,  wird  die  Weiche  also  für  du  Ilauptgleis  gestellt,  so 
kann  letzteres  befahren  werden,  alg  ob  die  Weiche  gar  nicht  vor- 
handen wäre.  Dabei  ist  eine  sogen.  Halhstellttng  der  Zungen 
ganz  ausgeschlossen.  Zur  Ueberführung  der  Fahrzeuge  in  das 
Nebengleis  über  die  betreffende  Mutterschiene  hinweg  sind  beide 
Zungen  ton  ihrer  Spitze  an  mit  einer  Steigung  von  1 !  40  kon- 
struirt  bis  zu  einer  Höhe  von  40  «»>  (Iber  den»  Stammgleis. 
Diese  Höhe  wird  dann  bis  zum  Herzstück  beibehalten.  Die 
ist  aus  rechteckigem  Blockstahl  ausgehobelt  d 
schon  an  der  Spitze  stark  genug  ist,  um  das 
b  Rad  zu  tragen,  und  damit  andrerseits  eine  k 
mit  ihr  aus  einem  Stück  hergestellt  werden  k 


welche  an  der  Spitze  nöthig  ist,  um  für  aus  dem  Nebengleis 
kommende  Fahrzeuge  die  dem  Spurkranz  des  gegenüber  liegen- 
den Rades  bei  dem  Paasiren  Ober  die  Hauptgleis-Schiene  fehlende 
Führung  zu  ersetzen.  Sie  ruht  auf  Gleitklötzen  und  wird  in 
gewöhnlicher  Weise  an  ihre  Mutterschiene  an-  bezw.  von  derselben 
abgerückt  Die  Zungenwurze)  ist  durch  einen  tiberfassenden 
Schuh  und  einen  Drehzapfen  gehalten.  Das  Abrücken  der  aulseren 
Zunge,  welche  aus  gewöhnlichem  einseitigen  Zungenstahl  gefertigt 
ist,  erfolgt,  abweichend  von  der  sonst  üblichen  Weise,  durch  I  m- 
kanten  nach  anfsen:  es  sind  an  dieselbe  eine  Anzahl  Scharniere 
angenietet,  mittels  deren  sie  um  eine  horizontale  Axc  beweglich 
ist  und  an  die  Muttterschiene  heran  oder  von  ihr  abgekippt 
werden  kann.  Wenn  die  Weiche  für  das  Nebengleis  gestellt  ist, 
hegt  die  Zunge  auf  Unterlagen  und  ihr  Ausweichen  beim  Be- 
fahren ist  durch  die  schräge  Stützung  nach  den  Scharnieren  ge- 
hindert Am  Herzstück  kommt  das  Nebengleis  mit  40  Ueber- 
hnhung  über  dem  Stammgleis  an  und  ist  in  demselben  so  weit 
unterbrochen,  dass  Rader,  welche  auf  dem  Hauptgleis  laufen, 
nirgend  austoben  können.  Die  von  der  Weiche  her  anschließende 
Schiene  des  Nebengleises  lauft  in  eine  Flügelschiene  aus, 
«eiche  die  Rader  Ober  die  Lücke  fort  trägt  und  den  Spurkranz 
auf  die  Hauptgleis-Schiene  und  ein  an  dieselbe  angeschraubtes  gleich 
(aus  Stahl  und  Hartgnss)  auflaufen  lässt,  welches 


_System)  und  gegen 
Konstruktiv 


den 
die 

it  durch- 


Ittder  keine  Führung  durch  den  Spurkranz;  es  ist 
an  der  dem  Herzstück  gegenüber  liegenden  Schiene  des 
«leises  eine  gut  befestigte  Zwangschiene  nöthig.  Die  Flügelschiene, 
die  Herzstück-Spitze  und  die  Flache  des  Gusstücks,  auf  welche 
die  Spurkränze  auflaufen,  sind  so  gegen  einander  geneigt,  dass 
auch  bei  abweichenden  Höhen  der  Spurkranze  Stöfse  vermieden 
werden.  Die  selbe  tthätige  UmStellvorrichtung  verhindert,  dass 
ein  aus  dem  Nebengleis  kommendes  Fahrzeug  entgleist:  Auf  der 
inneren  Seite  der  Nebengleis-Schiene  ist  eine  bewegliche  Zunge 
ans  |_  Eisen  angebracht,  welche  mittels  Hebel-  und  Zugstangen- 
Transmission  mit  der  Weicbeulmck-Zugstange  verbunden  ist  Sie 
liegt  gegen  die  Gleisschiene  an,  wenn  die  Weiche  fQr  das  Haupt- 
gleis gestellt  ist,  wird  aber  durch  den  Spurkranz  desjenigen  Fahr- 
zeuge» aufgeschnitten,  welches  vom  Nebengleis  her  nach  der  Weiche 
hin  lauft,  und  stellt  durch  diese  Bewegung  die  Weiche  richtig. 

Um  schließlich  den  Zugverkehr  auf  dem  Hauptgleis  voll- 
ständig auch  dagegen  zu  sichern,  dass  etwa  gleichzeitig  mit  dem- 
selben die  Weiche  auch  für  Kangirbewegungen  benutzt  werden 
kann,  ist  die  letztere  in  einfacher  Weise  mit  einem  Signalmast 
derart  gekuppelt,  dass  derselbe  für  den  Zugverkehr  die  ge- 
wöhnlichen Fahrsignale  bei  Freisein  der  Weiche,  aber  für  Rangir- 
Terkchr  etc.  das  Haltesignal  (oder  noch  besser  vielleicht  gar  kein 
8ignal)  zeigt.  Wahrend  im  letzteren  Falle  das  Spiel  der  Weiehen- 
•ig  frei  gegeben  ist,  verhindert  das  Stellen  der  Fahr- 
Schliefsen  der  Weiche  für  das  Nebengleis  und  ist 
bei  letzterer  Stellung  das  Fahrsignal  zu  geben  nicht 
Zu  diesem  Zweck  greifen  die  Handhebel  der  Signal- 
flügel  mit  einem  Stift  in  den  Längsschlitz  einer  vertikalen  Schub- 
stange, deren  unteres  Ende  mittels  eines  kurzen  Hebelarmes  mit 
einer  horizontalen,  winkelrecht  zum  Gleis  liegenden  Welle  ver- 
bunden ist  Die  Bewegung  der  Handhebel  nimmt  die  Schub- 
stangen mit  und  diese  wiederum  drehen  die  Welle  beim  Ziehen 
des  Fahrsignals,  bezw.  umgekehrt,  um  90°.  Die  Welle  reicht 
unter  der  Hufseren  Zunge  hinweg  bis  an  die  Mutterschiene 
und  tragt  hier  einen  Daumen,  welcher  bei  geschlossener  Weiche 
horizontal  unter  der  Zunge  liegt  und  somit  jede  Bewegung  der 
Welle,  beew.  des  Handhebels  und  der  Signalflugel  ver- 
hindert, bei  geöffneter  Weiche  aber  und  gezogenem  Fahrsignal 
sich  zwischen  Zunge  und  Mutterschiene  klemmt  und  so  ein  Um- 
stellen der  Weiche  ohne  Umstellung  des  Signals  zur  Unmöglich- 
keit macht 

Die  vorstehend  beschriebene  Weichenkonstruktion  hat  sich 
im  Betriebe  (auf  der  Freiburg-Schweidnitzer  Eisenbahn)  bewahrt 
Sie  bietet  für  die  Fahrt  ins  Nebengleis  volle  Sicherheit,  während 
sie  die  ßetriehaicherbeit  des  Hauptgleises  nicht  im  geringsten 
beintrachtigt  Ihre  Anwendung  empfiehlt  sich  deshalb  namentlich 
für  Gleisanschlüsse  aulserbalb  der  Bahnhöfe  und  für  alle  Weichen, 
welche  von  Personen-  oder  Schnellzügen  ohne  Aufenthalt  durch- 

Hr.  Weishaupt  kann  auf  die  neuerdings  mit  dem  besten 
uhrten  Sicberungs-Maafsregeln  für  die  Bewegung  der 
Weichen  (Interlocl 

der  jetzt  üblichen  Weichen 
Zeit  ohne  Nachthell  mit  voller  Zuggesch 
Vortheik  in  " 
Die 


und  die  zum  Umkanten  eingerichtete  äuisere  Zunge  ein  betriebs- 
gefahrlicher  Tbejl,  der  seiner  Ansicht  nach  jedenfalls  beseitigt 
werden  müsse.  —  Hr.  Kessler  glaubt,  dass  die  Blauel'srhe 
Weiche  in  solchen  Fallen,  wo  gegen  die  Spitze  gefahren  und  das 
Nebengleis  nur  selten  benutzt  werden  soll,  doch  wohl  von  Nutzen 
sei:  auch  müsse  er  erwähnen,  dass  die  Bahnverwaltungen  beim 
Befahren  von  Gleisen  mit  Spitzweichen  eine  etwas  längere  Fahr- 
zeit beanspruchen.  —  Hr.  Strecken  bemerkt,  dass  dem  Befahren 
von  Hauptgleisen,  aus  denen  andere  Gleise  abzweigen  oder  in 
denen  gegen  die  Spitze  befahrene  Weichen  hegen,  mit  der 
Zuggesehwindigkeit  auch  bahnpolizeiliche  Bestimmungen 
stehen.  Hr.  Quassowski  ist  der  Ansicht,  dass  die 
Verschluss -Konstruktionen  die  Kontinuität  des  Gleises  innerhalb 
der  Weichen  in  einer  Weise  herstellen,  dass  allen  Anforderungen 
genügt  sei.  Nach  dem  vorgeführten  Modell  biete  die  Blauel'sche 
Weiche  diesen  Vortheil  nicht,  indem  dort  eine  Halbstellung 
möglich  sei.  —  Hr.  Kiuel  kann  dem  Urtheil  Ober  die  geringere 
Sicherheit  der  Zungentheile  in  der  Blauel'schen  Weiche  gegen- 
über den  bisherigen  Weichenkonstruktionen  nicht  zustimmen; 
jedoch  hält  er  die  Blauersche  Weiche  für  Bahnhöfe  wenig  ge- 
eignet Das  Herzstück  zeige  den  Uebelstand,  dass  bei  Benutzung 
des  Nebenstranges  die  Radflanschen  an  der  Kreuzungsstelle  auf 
der  Schiene  des  Hauptstranges  liefen  und  dadurch  allmählich  Ein- 
drücke hervor  bringen  mlissten,  welche  zu  einem  Aufklettcrn  der 
Wagenrader  Veranlassung  geben  könnten.  —  Hr.  Blattei  hebt 
hervor,  dass  seine  Weiche  gar  nicht  bestimmt  sei,  andere  Weichen 
allgemein  zu  ersetzen,  dass  dieselbe  vielmehr  nur  an  solchen 
Stellen  angelegt  werden  'solle,  wo  andere  Konstruktionen  sich  als 
nicht  anwendbar  erwiesen,  d.  h.  auf  offener  Strecke,  um  ein  Neben- 
gleis zuganglich  zu  machen,  und  auf  kleinen  Stationen,  die  Ähn- 
lich der  offenen  Strecke  zu  behandeln  seien.  Eine  Halbstellung 
der  Weiche  könne  bei  guter  Ausführung  nicht  vorkommen;  das 
Modell  sei  in  dieser  Hinsicht  nicht  maafsgebend.  Das  gegen  die 
Konstruktion  des  Herzstücks  erhobene  Bedenken  erscheine  nach 
mehrjähriger  Benutzung  einer  ausgeführten  Weiche  nicht  be- 
gründet -  Hiervon  Hrn.  Schwedler  Re»*^  tra*e  l^ber 

der  hier  ausgestellten  beantwortet  Hr.  Golz  dahin,  dass 
erstere  aus  U  Schienen  bestehe  und  eine  andere  Bewegung  der 

Zunge  zeige.   


Architekten-  und  Ingenieur  -  Verein  zu  Hannover. 

Versammlung  am  16.  Oktober.  Vortrag  des  Hrn.  Prof.  Fischer 
über  die  Konkurrenz  zur  Erlangung  von  Projekten  für  die  Hei- 
zung und  Lüftung  des  neuen  Polytechnikums  in  Berlin.  •) 

Zur  Erzielung  einer  möglichst  vollständigen  und  rationellen 
Lösung  der  Aufgabe  war  von  der  Regierung  der  Weg  der  engeren 
Konkurrenz  eingeschlagen,  indem  eine  Anzahl  der  bekanntesten 
Firmen  für  derartige  Anlagen  aufgefordert  wurde,  auf  Grund 
eines  ausführlichen  Programms  und  nach  dem  Schema  eines  von 
der  Bauverwaltung  ausgearbeiteten  generellen  Entwurfs  um- 
fassende Projekte  einzusenden. 

Die  wesentlichen  Bedingungen  des  Programms  waren  folgeude : 

1.  Die  Heizkörper  sind  so  anzuordnen,  dass  in  allen  Sälen, 
in  denen  sich  dauernd  Menschen  aufhalten,  bei  einer  Aufsen- 
temperatur  von  —  20°  C.  1,5  m  vom  Fufsboden  eine  Wirme  von 
20"  C.  dauernd  erzeugt  werden  kann.  Für  die  übrigen  Räume 
(Treppenhauser,  Gange  etc.)  sollen  10*  als  genügend  erachtet 
werden. 

2.  Die  Lüftung  ist  so  zu  konstruiren,  dass  die  ad  1  be- 
zeichneten Räume  pro  Kopf  der  in  denselben  zu  plazirenden 
Studirenden  stündlich  20  «*"»  frische  Luft  erhalten  können.  In 
den  übrigen  Räumen  hat  mindestens  alle  6  Standen  eine  Luft- 
erneuerung stattzufinden.  Dabei  soll  aber  berücksichtigt  werden, 
dass  nicht  gleichzeitig  alle  Räume  mit  der  darauf  gerechneten 
Zahl  von  Studirenden  gefallt  sind,  und  es  können  daher  im 
als  stündlicher  Verbranch  nur  50  0(10  angenommen 

3.  In  den  auf  die  Bedingungen  1  und  3  zu 


für  Mauerwerk,  Fenster, 

it  vorgeschlagene 


gung  der  Luft 

4.  Es  ist  bei  Aufstellung  des  Projekt»  besonders  zu  berück- 
sichtigen, dass  jeder  Raum  ohne  groCsen  Zeitverlust  für  Vorwar- 
mung  rasch  in  die  Heizung  und  Ventilation  ein-  und  ebenso 
wieder  aus  dem  System  ausgeschaltet,  dass  im  Sommer  die  Ven- 
tilation getrennt  von  der  Gesammtanlage  in  Tbätigkeit  gesetzt 
und  im  Winter  die  Ventilationsluft  verschiedengradig  vorgewurmt 
und  angefeuchtet  werden  kann. 

5.  Die  Studirenden  dürfen  durch  die  Strömung  der  Ventila- 
tionsluft nicht  belästigt  und  durch  die  Bedienung  der  Apparate 
nicht  gestört  werden ;  auch  muss  diese  mit  dem  geringsten  War- 
terpersonal ausführbar  sein.  Die  Regulirungs- Vorrichtungen  dürfen 
uur  diesem  zugänglich  sein ;  es  scheint  daher  für  die  Verwaltung 
wouschenswerth,  jene  in  das  Sockelgeschoss  zu  verlegen,  eben  so 
wie  die  Dampfrohre  bei  event  Dampfheizung. 

&  Es  muss  daher  die  Möglichkeit  vorgesehen  werden,  den 
Ventilations-Effekt  und  die  Temperatur  der 
iui  Sockelgeschoss  beobachten  zu  können. 

7.  Möglichste  Sparsamkeit  in  Verwendung  des  Bren 
ist  zu  garantiren  und  rechnungamäfsig  nachzuweisen. 


•)  Vagi  d.  Bii*  Ra  ;j  «t. 


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492 


DEUTSCHE  BAÜZETTÜNG. 


30.  NovrmW  1877 


8.  Di« 


aus 


Die  frische  Luft  ist 
Allee  zu  entnehmen  und  in  einem  oder  mehren  Kanälen  bis  zur 
Hinterfront  zu  fuhren,  wo  tie  durch  etwa  5  Oeffnungen  in  das 
Sockelgcschoss  eintreten  muss.  Von  hier  wird  sie  am  sweck- 
mafsigstcn  nach  der  Mitte  des  Gebäudes  in  das  Sockelgcschoss 
des  grofsen  Hofes  geleitet,  um  an  dieser  Stelle  vorgewärmt  zu 
werden,  und  kann  sich  dann  durch  Haopt-Zweigkanäle,  die  unter 
dem  Fufsboden  der  Korridore  des  Sockelgeschosses  anzulegen 
sind,  in  die  verschiedenen  Gebäudeflage)  vertheilen.  —  Ein  Vor- 
wärmen ist  erforderlich,  ehe  die  Luft  in  die  Zweigkauäle  tritt, 
damit  die  Knrridor-Kulsböden  nicht  zu  kalt  werden  uud  Menschen 
ohne  Nachtheil  in  deu  Kanälen  verkehren  können ;  auch  wird 
beim  Vorwärmen  am  leichtesten  der  richtige  Grad  der  Anfeuch- 
tung erzielt,  weil  man  bei  entsprechend  niederer  Temperatur  die 
Luft  mit  Wasserdampf  sauigen  kann. 

Die  LuftkanAle  können  bei  der  angegebenen  Lage  2  m  Höhe 
erhalten  und  eigenen  sich,  da  fast  alle  Räume  an  Korridoren 
liegen,  auch  vorzüglich  zur  horizontalen  Verzweigung  der  Dampf- 
rohren, durch  welche  die  Vorwarmung  dann  auch  noch 
werden  kann.  — 

Uebergehend  zur  Besprechung  der  eingegangenen  8 
bemerkt  der  Vortragende,  dass  bei  allen  Dampfheizung 


J  Heizung  mittels  frischer  und  um- 

Luft  vorausgesetzt,  und  es  sollte  die  Effektbeobachtung 
in  den  einzelnen  Räumen  erfolgen.  Man  war  folglich,  da  bei 
der  sehr  grofsen  Ausdehnung  des  Gebäudes  (sammtliche  Korridore 
und  Treppen  geben  an  einander  gereiht  2,5 k™  Länget  eine  Ueber- 
waehung  des  Effekts  und  der  Itegulirung  der  Heizapparate  im 
Sockelgeschoss  durch  dieselben  Person  nicht  thunlich  erschien, 
zur  Anbringung  von  Apparaten  zu  mechanischer  oder  elek- 
trischer Uebertragung  der  Temperatur-Angabe  genöthigt  gewesen. 
Eise  Firma  hatte  denn  auch  einen  sehr  einfachen  Apparat 
erste rer  Gattung  vorgeschlagen,  der  aber  auf  einer  Annahme 
beruhte,  die  geradezu  naiv  ist  Abgesehen  davon,  dass  die  Er- 
forderniss  derartiger  Apparate  unbequem  und  kostspielig  ist, 
selbst  wenn  diese,  wie  z.  B.  der  elektrische  von  Röaicke,  richtig 
konstruirt  sind,  hat  das  System  I  auch  den  grolsen  Nachtheil,  dass 
du  dreifache  Kanalsystem  einen  bedeutenden  Raum  konsumirt 

Von  diesem  Uebelstand  war  das  System  II  frei,  welches  in 
einem  zweimaligen  Vorwärmen  der  Luft  bis  auf  20  •  und  Anbrin- 
gung besonderer  Oefen  zur  Erwärmung  der  einzelnen  Zimmer 
bestand;  aber  es  wurde  dabei  die  Bedienung  von  dreierlei  Appa- 
raten notbwendig,  was  wegen  der  Grölse  des  Gebäudes  wieder 
bedenklich  erschien. 

Das  System  III  ebarakterisirte  sich  durch  Folgendes:  Vor- 
»en  der  frischen  Luft  bis  auf  15',   Einfuhren  dieser  in  die 


Beobachtung 
us  vor  jedem 

Es  war  letzteres  durch  eine  besondere  Konstruktion  der 
Zimmer-Oefen  erreicht.  Cebcr  dem  eigentlichen  Ofen  (einem  Röhren- 
Mantelofen)  war  ein  höherer  Aufsatz  mit  einer  Klappe  angeordnet, 
in  welchen  die  frische  Luft  aus  dem  Kanäle  zunächst  eiuatrömte ; 
durch  die  Klappe  konnte  von  der  im  unteren  Theile  des  Ofens 
erwärmten  Umlaufsluft  mehr  oder  weniger  zu  der  frischen  Luft 
zugelassen  und  somit  eine  Aenderung  des  Mischungs- Verhältnisses 
erzielt  werden.  —  Die  Bewegung  der  einen  Klappe,  sowie  die 
Beobachtung  des  in  jedem  Räume  anzubringenden  rhermometers 
lassen  sich  leicht  vom  Gange  aus  und  aufserdetn  durch  jeden  Haus- 
diener bewirken;  die  Kontrolirung  derselben  ist  unmittelba 


Am  meisten  konvenirt  die 
Hinterfacade. 

9.  Das  für  den  Fall  der  Wahl  von  Dampfheizung  zu  er- 
richtende Kesselbans  ist  in  40»  Entfernung  hinler  oder  seitlich 
des  Hauptgebäudes  anzulegen.  Die  Ventilations-Maschisen  können 
entweder  eben  daselbst  oder  im  Mittelbau  des  Hauptgebäudes, 
erent  auch  in  Zwischenbauten  untergebracht  werden.  — 

Die  aufgezählten  Bedingungen  müssen  im  allgemeinen  als 
zweckmäßig  und  genügend  anerkannt  werden,  doch  ist  der  Vor- 
tragende der  Ansicht,  dass  die  erste  Forderung  unter  4  und  die 
ad  6  schwer  zu  erfüllen  seien;  letztere  führe  zu  sehr  komplizirten  I 
Apparaten,  die  für  gewöhnliche  Hausdiener  nicht  mehr  verstand-  , 
lieh  seien.  Ferner  wird  die  Bedingung  ad  2  kritisirt,  bei  welcher 
auf  den  gröberen  Luftbedarf  zur  Zeit  der  Erleuchtung  der  Räume 
keine  Rücksicht  genommen  sei.  — 

Auf  Grand  des  Programms  und  eines  eingehenden  Studiums 
der  Baupläne  kamen  die  Preisrichter  nun  zu  folgenden  Resultaten, 
weiche  der  Beurtheilung  der  eingegangenen  8  Konkurrenz- Ent- 
würfe als  Grundlage  dienten: 

Als  Heizsyttem  kann  bei  der  Grölse  des  Gebäudes  nur 
Dampfheizung  in  Frage  kommen;  dabei  erscheinen  Dampf- 
wasser-Heixöfen  wegen  ihrer  langsamen  Wirksamkeit  für  den 
vorliegenden  Zweck  nicht  empfehlenswertb :  die  Ableitung  des 
■  ins -Waasers  geschieht  am  besten  unselbstthätig  in 
Weise  ohne  Kondensation«  -  Töpfe  und  wird  durch 


anlegte,  da  ja  beim  Anzü^ 

Die  beschriebene  Einrichtung  erfüllt  ferner  die  Bedingung,  dass 
geheizt  werden  kann  ohne  zu  lüften,  und  umgekehrt.  —  Als  Naeh- 
theile  des  Systems  III  müssen  genannt  werden:  Schwierigkeit  bei 
Herstellung  der  Dampfleitung,  gröfserea  Ranmhedürfniss  wegen 
der  Oefen  und  das  nicht  leicht  zu  erfüllende  Erfordernis«  einer 
konstanten  Dampf-  und  Luft -Temperatur;  doch  müssen  diese 
Bedenken  bei  Annahme  rationeller  und  sorgfaltiger  Ausführung 
und  Unterhaltung  verschwinden.  — 

Der  Vortragende  gedenkt  hiernach  der  von  einigen  Konkurren- 
ten gemachten  Vorschläge  zur  Abkühlung  der  frischen  Luft.  Im 
Prinzip  richtig  musste  derjenige  Vorschlag  genannt  werden,  welcher 
die  Benutzung  des  Grundwassers  in  der  Weise  betraf,  dass  das 
aus  einem  grofsen  Brunnen  zu  entnehmende  Grundwasser  durch 
ein  von  der  zu  kühlenden  Luft  umspülte»  System  von  Thonrohren 
gedrückt  werden  sollte.  Geradezu  wunderbar  musste  aber  der 
Vorschlag  ericheinen,  die  meistens  sehr  schwüle,  d.  i.  mit  Wasser- 
dampf gesättigte  Sommerluft  durch  Einspritzen  von  Wasser  ab- 
kühlen zu  wollen.  —  Die  Jury  hat  dieses  Projekt  fallen  lassen, 
weil  die  Kosten  desselben  zu  20000  M  berechnet  waren,  ob- 
gleich man  angenommen  hatte,  daas  die  Anlage  im  Winter  mit 
mr  Vorwärmung  benutzt  werden  könne.  —  Zur  Bewegung  der 
Luft  waren  meistens  Flügelgebläse  in  Aussieht  genommen;  auch 
hierin  fehlte  ea  nicht  an  Kuriositäten,  so  z.  B.  waren  in  einem 
Entwürfe  300  Ventilatoren  vorgesehen.  -  Zum  Schluss  gedenkt  der 
Vortragende  noch  der  mangelhaften,  ja  oft  vollständig  fehlerhaften 
Berecbnungsweise  bei  fast  allen  Projekten,  besonders  bezüglich  der 
Ventilation,  was  auf  die  theoretische  Ausbildung  unserer  Heiz- 
techniker ein  sehr  trauriges  Licht  werfe.  —  Da«  Resultat  der 
Konkurrenz  ist  zur  Zeit  noch  nicht  amtlich  fest  gestellt  — 

Anschließend  hieran  berichtet  Hr.  Hagen,  einmal  bei  einer 
Molkerei- Anlage  die  Idee  der  Abkühlung  der  Luft  im  Grund- 
wasser im  kleinen  mit  Erfolg  verwirklicht  zu  haben.  Hr.  Keck 
bemerkt  dazu,  daas  wahrscheinlich  Morin  zuerst  die  Idee 
gehabt  und  diese  auch  zur  Abkühlung  seines  Versuchsraume« 
ausgeführt  habe.  —  Derselbe  beantwortet  eine  Frage  nach  den 
Resultaten  der  Poren- Ventilation  dahin,  dass  dieselben  befriedigend 
seien,  aber  mit  viel  geringeren  Kosten  erreicht  werden  könnten.  — 
Darnach  berichtet  Hr.  Onpler  kurz  über  die  Resultate  der 
letzten  kunstgewerblichen  Konkurrenzen;  die  eingegangenen  zahl- 
reichen Entwürfe  zu  einem  Trinkservice  und  einem  Pokale  (als 
Rennpreis)  sind  ausgestellt  und  bilden  noch  spät  den  Gegenstand 
lebhafter  Unterhaltung;  ausführlich  wird  darüber  in  der  Zeitschr. 
für  Kunst  und  Gewerbe  berichtet  werden.  — 

In  der  Versammlung  am  80.  Oktober  spricht  Hr.  Baurath 
Hase  „Ober  die  Konkurrens  für  das  Strafsburger  Kolle- 
gien-Gebäude." Nach  kurzer  Erläuterung  der  Situation  ent- 
wickelt der  Vortragende  die  wichtigsten  Forderungen  des  Pro- 
weiche z.  Th.  wegen  der 


in  Folge 

grölse  Studirsimmer  erforderlich,  in  denen  die  Bibliotheken 
der  verschiedenen  Fakultäten  zugleich  Platz  finden  müssen,  um 
dieselben  den  Studirenden  direkt  zugänglich  zu  macheu.  Es  ent- 
steht daraus  wieder  die  Notwendigkeit,  sammtliche  Semin arien- 
Räume  durch  eine  Thür  verschliefsbar  zu  machen, um  event  durch 
einen  Portier  eine  Kontrole  der  Passanten  ausüben  «u  können. 
Für  diese  Studirzimmer  war  ferner  eine  möglichst  vollkommene 
Beleuchtung  vorzusehen ;  als  Maximal-Tiefe  ergaben  sich  demnach 
ca.  8".  Uebrigeus  war  das  Programm  «ehr  einfach  und  es 
ergab  sich  die  Haupt- Disposition  der  verlangten  Räume  ziemlich 
leicht;  die  Aula  musste  zweckmälsig  oben,  die  Kollegien-Zimmer 
mussteu  möglichst  unten,  die  Sammlung«- Räume  am  höchsten 
liegen.  Ein  sehr  grofses  Auditorium  für  Publica  konnte  einen 
weniger  guten  Platz  erhalten. 

Als  Kostengrenze  waren  incl  aller  Neben -Ausgaben,  wie 
Bauleitung,  Detail-Bearbeitung  etc.  2  250000  M.  fest  gesetzt 

Sehr  erleichtert  wurde  die  Beurtheilung  der  Entwürfe  in  dieser 
Hinsicht  durch  das  Vorhandensein  des  genau  veranschlagten  älteren 
Kggert'schen  Projektes;  es  wurden  darnach  die  durchschnittlichen 
Kosten  pro  **»  ( -eh. -Inhalt  von  Kellersohle  bis  Oberkante  Haupt- 
Gesims  escl.  der  freien  Hofräume  zu  21  M.  ermittelt;  ergab  sich 
der  für  1 rhm  disponible  Kostenantheil  bei  einem  Entwürfe  gröfser, 
so  war  folglich  der  Entwurf  für  die  bewilligte  Gesammt-Summe 
um  so  leichter  ausführbar  und  umgekehrt 

Das  Gesammt-Ergebniss  der  Konkurrenz  musste  gleich  nach 


ein 

werden:  es  waren  fast 
volle  Arbeiten,  die  einen  grolsen  Fortschritt  auf  diesem  Felde 
bekundeten,  eingegangen.  —  So  war  besonders  die  Beleuchtungs- 
Frage  allgemein  gut  gelöst  und  auf  den  Verkehr  im  Hause  mehr 
Rücksicht  genommen.  Nutzbringend  scheint  nach  Ansicht  des 
Vortragenden  in  dieser  Richtung  der  kurze  Bericht  über  die 
Leydener  Konkurrenz  in  der  Vereins-Zeitschrift  gewirkt  zu  haben. 

Die  hauptsächlichen  Grundristformen  zeigten  grofse  Leber- 
einstimmung  mit  den  dort  veröffentlichten,  und  zwar  entweder 
geschlossene  Bauten  mit  1  bis  3  inneren  Höfen,  oder  nach  der 
Rückseite  in  2  oder  8  unverbundene  Flügel  aufgelöste  Bauwerke. 
Eine  Verbindung  der  nicht  gerade  schön  wirkenden,  sehr  entfernten 
"  war  oftmals  durch  eine  freie  Arkaden -Stellung  ver- 

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N«.  96. 


DEUTSCHE  BAOZEITÜNG. 


sucht.  Immerhin  muuteo  derartige  Anlagen  den  Narbtbeil  der 
Erschwerung  dea  Verkehre  behalten.  Merkwürdigerweise  schwärm- 
ten die  Straftburger  Professoren  sehr  für  dieselben  und  verwarfen 
die  geschlossenen  Höfe,  als  für  die  Straftburger  Temperatur- 
Verhältnisse  unzulässig,  anfangs  durchaus,  Heften  sich 
lieh  eines  Besseren  belehren.  -  -  Dem  Stile  nach 


gothischem  Stile  waren  nur  3  Projekte  ausgeführt  Nicht  ohne 
Schwierigkeit  war  die  Losung  der  Frage  gewesen,  ob  das  Bauwerk 
2-  oder  8- geschossig  auszuführen  sei,  besonders 
auf  den  Kostenpunkt  Auch  waren,  selbst  bei  sonst 
Entwürfen,  wieder  grobe  Fehler  in  der  Axeutheiluui 

Der  Hr.  Vortragende  geht  hiernach  zu  einer  speziellen  Kritik 
der  prümiirten  Entwürfe  über. 

Der  Eggert'ache  Entwurf,  von  den  Professoren  sehr  gelobt, 
hatte  den  Fehler  der  offenen  Anlagen,  zeigte  übrigens  eine  sehr 
gewissenhafte  Ausarbeitung;  der  Inhalt  ergab  sieb  zu  95  ]iij«tw, 
mithin  die  Kosten  pro  tb»  zu  28,6  M;  der  Preis  pro  tm  belauft  sich 
auf  619,84  M.  -  Der  Entwurf  von  Hossfeld  und  Uinkeldeyn, 
in  der  Grundrissbildung  dem  vorigen  ähnlich,  hatte  folglich  den- 
selben Fehler,  zeichnete  sich  aber  durch  künstlerische  Ausführung 
ans.  Bei  einem  Rauminhalt  von  108  673  <*•»  ergaben  sich  die 
Kosten  zu  21,7  M  —  Die  Grundrisse  der  3  übrigen  preisgekrönten 
Entwürfe  ähnelten  sich  durch  das  Leberwiegen  des  Mittelbaues: 
besonders  ansprechend  war  der  des  Entwurfes  von  Mylius  und 
Bluntscbli.  Leider  konnte  dies  von  der  Facade  nicht  gesagt 
werden;  dieselbe  zeigte  im  Mittelbau  eine  gewaltige  Triumphbogen- 
Architektur,  an  den  Seiten  einfachen  Florentiner  Quaderbau.  Der 
Entwurf  ergab  einen  Gebäude-Inhalt  von  104  613  <*•»,  folglich  den 
Preis  für  1  «»■  su  20,8  M.  und  überschritt  mithin  schon  die  gezogene 
Grenze.  —  Der  Sommer'sche  Entwarf  haue  den  ersten  Preis  ver- 
dient, wenn^er  nicht  Fehler  in  der  Axen-Anordnung  gehabt  hatte; 

kasernenartiges  Aussehen  bekommen.  Der  Inhalt  des  dreige- 
schossigen Baues  war  89  289,6  <<"•>,  mithin  der  Preis  pro  <*"  22,69  M. 
—  Der  an  erster  Stelle  prämiirte  Entwurf  von  Warth  zeichnete 
sich  durch  aufterst  klare  und  zweckmabige  Grundrissbildung  (im 
Innern  eine  grofte  Lichtmasse)  und  durch  vollkommen  harmo- 
nische Durchbildung  des  Innern  und  Aeufseren  so  vortheilhaft  vor 
allen  übrigen  aus,  dass  die  Entscheidung  nicht  zweifelhaft  sein 
konnte.  Die  Architektur  war  im  Stile  Palladio's  sehr  edel  und  schein 
durchgeführt  Die  zweigeschossige  Anlage  enthielt  96  645 
mithin  betragen  die  Kosten  pro  cba  23,54  M. 

Zum  Schlu&s  wird  noch  der  Otzen'sche  Entwurf  erwähnt, 
welcher  im  gothischen  Stile  ausgeführt  war.  Der  Gnindriss  wird 
als  gut,  aber  nicht  vollständig  befriedigend  bezeichnet,  der  ganze 
Aufbau  als  gewaltig  monumental  und  in  dieser  Beziehung  viele 
übertreffend,  aber  wenig  anmuthig  und  gewaltsam  geschildert  — 
Endlich  bemerkt  der  Hr.  Vortragende  noch,  dass  sich  viele  ent- 

der  Renaissance  versucht  hatten.  — 

In  der  Haupt- Versammlang  am  6.  November  findet  die 
Neuwahl  des  Vorstandes  statt;  an  Stelle  von  3  statotenmaftig  aus- 
scheidenden Mitgliedern  werden  gewählt  die  Herren  Wilsdorff, 
Köhler,  Unger,  wiedergewählt  werden  die  Herren  Lannhardt, 
Schwering,  Blanck,  Berg,  Voigts.  - 

Darauf  zeigt  Herr  Zinkernagel  eine  nach  seinen 


ist,  dass  dieser  nicht  di- 
rekt in  den  Bauch  der  Kanne,  sondern  in  einen  zwischen  Hals 
and  Deckel  (dieser  umschlieftt  den  Hals  in  ca.  1 "»  Entfernung) 
gebildeten  Hohlraum  mündet,  welcher  erst  an  einer  höheren  Stelle 
mit  dem  Innern  der  Kanne  in  Verbindung  steht  Es  mOsste 
folglich  das  durch  den  Ausguss  eingegebene  Wasser  in  die  Höhe 
steigen  um  in  die  Kanne  zu  gelangen.  Sollte  man  dieses  durch 
Untertaochen  der  ganzes  Kanne  anter  Wasser  zu  erreichen  suchen, 
so  würde  die  innen  eingeschlossene  Luft  dem  Eindringen  des 
W  assers  Widerstand  leisten;  der  kapselartige  Deckel  der  Kanne 
soll  mit  einem  Sicherbeitsschlosse  angeschlossen  werden.  Die 
Kanne  wird  in  Hannover  sur  Einführung  unverfälschter  Milch 
angewendet  werden;  sie  findet  in  der  Versammlung  allgemeinen 
rieifaU.  — 

Nach  Besprechung  interner  Vereins-Angelegenheiten  wird  so- 
dann eine  Diskussion  über  die  Frage,  betreffend  die  beabsichtigte 
Zulassung  der  Gewerbeschal-Abiturienten  zum  Poly- 
technikum und  zum  Staatsdienst  cröffn«  t  Dieselbe  wird 
in  der  ausserordentlichen  Versammlung  am  18.  November  unter 
reger  Betheiligung  fortgesetzt  und  endet  mit  dem  von  67  gegen 
20  Stimmen  gef aasten  Beschlüsse:  „Der  Vorstand  wird  ersucht, 
beim  Herrn  Minister  die  Bitte  des  Berliner  Architekten  -  Vereins 


Hr.  Müller; 


am  26.  No- 
172  Mitglieder 


1878; 
6  Gaste. 

Eingangen  liegen  vor:  Mittheilung  des  Hrn.  Handels- 
..1,  betr.  die  amtliche  Einführung  der  Normen  Ober  einheitliche 
Lieferung  und  Prüfung  von  Portland -Zement  bei  den  Behörden 
der  Staats  -  Bau  Verwaltung;  zu  diesem  .Schreiben  wird  von  Hrn. 

Untersch/"1*  kUr"  Krl&uterunft  8e**hen'  wclche  "ch  auf  emi8p 


Vorschrift  und  denjenigen  nach  früherer  Vereinbarung  statüinden. 
Es  liegt  ferner  vor  eine  Zuschrift  des  „Vororts  des  Verbandes'', 
mittels  welcher  dem  Vereine  Mittheilung  über  die  auf  dem  Pariser 
internationalen  Kongress  vom  5.— 17.  Septbr.  d.  J.  erfolgte  Nieder- 
setzung einer  permanenten  Kommission  gemacht  wird,  welcher  die 
Aufgabe  obliegen  soll,  für  die  internationale  Regelang  des 
Patent-,  Muster-  und  Markenschutz- Wesens  geeignetes 
Material  zu  beschaffen.  Die  nerman.  Kommission  hat  beschlossen, 
Landes-Sektionen  zu  bilden,  welche  aus  den  betr.  Mitgliedern 
der  permsn.  Kommission  und  6  anderweit  zu  zu  siehenden  Mit- 
gliedern zu  bilden  sind,  und  es  sind  für  die  Wahl  je  eines 
Mitgliedes  zur  deutschen  Landes  •  Kommission  der  „Verband 
deutsch.  Arcbit-  u.  Ingen.- Vereine",  der  „Verein  deutsch.  Inge- 
nieure", der  „Zentral- Verband  deutsch.  Industrieller",  der  „deutsche 
Patentschutz-Verein"  und  der  „Verein  f.  Beförd.  d.  Gewerbtieifses 
in  Preuften"  in  Aussicht  genommen.  Der  „Vorort"  erklart  das 
Eingeben  auf  die  Sache  för  angezeigt  und  wünscht  auf  dem  Wege 
schriftlicher  Abstimmung  der  Vereine  Besch] uss  darüber  herbei 
su  fuhren,  ob: 

1,  auf  die  Wahl  eines  Delegaten  überhaupt  einzugeben  sei, 
und  event 

2.  ob  der  Verband  die  entstehenden  Kosten  antheilweise  bis 
zur  oberen  Grenze  von  je  600  JL  für  die  beiden  Jahre  1879  und 
1880  übernehmen  solle. 

Als  geeigneten  Vertreter  des  Verbandes  wird  vom  Vororte 
gleichzeitig  ein  Mitglied  des  niederrhein.  Vereins  in  Vorschlag 
gebracht 

Von  dem  Hrn.  Vorsitzenden  wird  die  Bedeutung  der  Theil- 
nahme  des  Verbandes  an  der  Landes- Kommission  bereitwillig  an- 
erkannt, aber  doch  auf  gewiss«  Bedenken  aufmerksam  gemacht, 
welche  ein  sofortiges  und  bedingungsloses  Eingeben  auf  die  Vor- 
schläge des  „Vororts"  verhindern.  Zunächst  trügen  die  Beschlüsse 
des  Pariser  Kongresses,  wegen  der  verschwindend  geringen  Ver- 
tretung, die  das  Ausland  dort  gefunden,  eine  stark 
Färbung  und  es  werde  sich  fragen,  ob  nnd  in  welcher  We 
die  Thatigkeit  der  Landes-Kommissiouen  durch  diese  Beschlüsse 
gebunden  sei.  Alsdann  erscheine  die  Frage  der  antheilweisen 
Uebernahme  der  Kosten  für  den  hiesigen  Verein  nicht  gerade  uner- 
heblich und  endlich  dürfte  die  vom  Vorort  in  Vorschlag  gebrachte 
Persönlichkeit  als  Vertreter  des  Berliner  Vereins  um  deswillen  kaum 
recht  geeignet  sein,  weil  dieselbe  wahrscheinlich  vorwiegend  dem 
Patentwesen  ihr  Augenmerk  zuwenden  werde,  während  für 
uns  die  Vertretung  des  Musterschutzes  ein  naher  liegendes 
Interesse  bilde.  —  Nachdem  Hr.  Fritsch  den  Ansichten  des 
Hrn.  Vorsitzenden  ausdrücklich  sich  angeschlossen  und  ein  Wider- 
spruch aus  der  Versammlung  sich  nicht  erhoben  hat,  wird  («schlössen, 
die  Angelegenheit  erst  in  der  nächsten  Haupt-Versammlung  am 
2.  Dezbr.  zur  Erledigung  zu  bringen.  — 

Einer  durch  Hrn.  Krieg  angeregten  kurzen  Unterhaltung  über 
Abänderung  des  hei  der  Vorstellung  neu  aufzunehmender  Mit- 
glieder zu  oeobachtenden  Modus  folgt  der  angekündigte  Vortrag 
des  Hrn.  G.  Meyer: 

Ueber  den  Bau  der  Tay-Brücke  bei  Dundee,  zu 
welchem  eine  Anzahl  photographiseber  Blatter  umher  gereicht 
wird,  die  von  Hrn.  Wächter  der  Bibliothek  des  Vereins 
Geschenk  gemacht  worden  sind.  Unsere  Zeitung  hat  über 
bedeutenden  Bau  bereits  im  Jahrgang  1878  einen 

gebracht,  aaf  den  wir  uns  hier  hinsichtlich  der  Vo 


und  auch  eines  Tbeiles  der 
ziehen  dürfen,  so  dass  das  Referat  Uber  den  heutigen  Vortrag 
auf  kurze  Angaben  über  dasjenige  beschrankt  werden  kann,  was 
in  unserer  früheren  —  wahrend  der  Ausführung  des  Bauwerks 
entstandenen  —  Mittheilung  theils  ungenau,  theils  nur  unvollstän- 
dig behandelt  worden  ist  Insonderheit  handelt  es  sich  dabei  um  die 
Abmessungen  des  Bauwerks,  ferner  um  die  Pfeilerfundirungen, 
um  die  Kostensummen,  welche  der  Bau  erfordert  hat,  nebst 
i  einigem  anderen. 

Die  Haupt-Abmessungen,  welche  das  Bauwerk  besitzt, 
sind  folgende: 


11  Oeffnungen  a  74,7»  Weite 


2 
1 
1 

13 
in 
Ii 
2 
24 
H 
1 

6 


69.2  , 
5n,6„ 
49,6  . 
44,2, 

39.4  „ 

39.3  „ 

26.5  „ 

20.6  „ 

*V  ■ 

20,3  , 
8,8  „ 


621  » 

12«  „ 
&1  . 
W, 
675  „ 
3f4„ 
432  „ 
53  „ 
494  „ 
W  , 
», 
68„ 


85  UeÜuu*ig«n  mit 


3132' 


Die  Höhenlage  der  Träger-Oberkante  über 
beträgt  in  der  tiefsten  Fluthrinne  etwa  52  -,  die 
4-5  -,  die  Wassertiefe  bei  Ebbestand  etwa  8- 


dagegen  12-14».  — 

Die  für  die  Kostensumme  von  260000  if  an  die  Firma 
(  h.  de  ßergue  &  Cp.  in  Entreprise  gegebene  Bauausführung 
wurde  im  Jahre  1871  begonnen  und  unter  den  gröftten  Schwie- 
rigkeiten so  gefördert,  dass  die  Eröffnung  der  Brücke  am 
31.  Mai  1878  erfolgen  konnte.    Der  erst  genannte  Unternehmer 

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DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


30.  November  1877 


bat  die  Bauausführung  nur  theilweise  bewirkt,  da  dieselbe  im 
Jahre  1875  an  die  Firma  Hopkins,  llilkeg  &  Up.  überging. 
Projekt-  Verfasser  und  bauleitender  Ingenieur  war  Mr.  Hon  eh. 

Eigentümliche  Verfahrungsweisen  und  Wechsel  darin  kamen 
bei  der  Fundirungder  Brückenpfeiler  vor.  Projektgemäfs  sollten 
die  Pfeiler  aus  je  2  isolirten  Zylindern  von  2,9»  Durchm.  und 
3,(im  Axenabstand  besteben;  man  wollte  den  unteren  Tbeil  der- 
selben am  Ufer  aufbauen ,  ihn  dann  unter  Benutzung  des  Fluth- 
wecbsels  zur  Verwendungsstelle  flöfseu  und  nacb  gewöhnlichem 
pueumatiseben  Verfahren  die  Einsenkung  bewirken;  der  angewen- 
dete F.isenmantel  sollte  nach  der  Vollendung  nur  bis  zur  Höhe 
des  Ebbestandes  belassen  werden.  Abgesehen  von  einigen  Land- 
pfeilern ist  die  angegebene  Fundirungsweise  nur  bei  den  ersten 
ti  Strompfeilern  ausfahrbar  gewesen.  Häutiges  Schiefstellen  eines 
Pfeilers,  Enge  des  Arbeitsraumes  in  demselben  und  Verlust  mehrer 
Pfeiler  nöthigten  zu  einer  Abänderung  des  Verfahrens,  welche 
darin  bestand,  dass  man,  unter  Beibehaltung  des  Aufbaues  des 
unteren  Pfeilerstücks  am  Lande,  für  je  2  zusammen  gehörende 
Zylinder  eine  gemeinsame  Basis  herstellte,  welche  aus  einer 
eisernen  Glocke  von  6,8»  Lange,  3,2™  Breite  und  2,4»  Höhe 
bestand,  deren  Ecken  abgerundet  wurden.  Auf  dieser  Glocke 
erhoben  sich  zunächst  im  Schutze  gusseiserner  Mantel  die  isolirten 
Backstein-Zylinder,  in  deren  jeden  mau  für  den  Zugang  zur 
Arbeitskammer  einen  eisernen  Schacht  von  1,2™  Durchmesser 
stellte.  Bei  der  Gründung  des  15.  Strompfeilers  in  angegebener 
Weise  traf  man  auf  ein  so  steilwandiges  Abfallen  des  Felsbodens  im 
Untergründe,  dass  der  nur  einseitig  unterstützte  Pfeiler  sich  zu 
stark  neigte  und  verloren  gegeben  werden  musste.  Durch  diese 
Erfahrung  wurde  die  bisherige  Voraussetzung,  die  Pfeiler  bis  auf 
den  Felsbodeu  hinab  zu  bringen,  hinfällig  und  es  musste  zu  einer 
abermaligen  entsprechenden  Aenderung  der  Fundirungsweise  ge- 
schritten werden.  Man  entschied  sich  dafür,  eine  Verringerung 
des  Pfeilergewichts  dadurch  herbei  zu  fuhren,  dass  man  die  Pfeiler 
nur  im  unteren  Tbeil,  u.  z.  bis  zur  Höhe  von  1,5»  über  Hoch- 
wasser, massiv  und  im  übrigen  Tbeil  der  Höhe  aus  eisernen 
Stützen  herstellen  wolle. 

Es  sollte  für  die  Pfeiler  der  Stützweiten  von  44 »  ein  im 
Grundriss  ovaler  Betonkörper  von  7,1  ■  Lange,  4,1  <*  Breite  nnd 
6,1  ■  Höhe  gebildet  werden,  der  in  einer  Tiefe  von  5,5  ■  unter 
Sohlenhöhe  ein  genügend  trapfahiges  Aullager  linden  würde;  es 
stellte  sich  aber  heraus,  dass  bei  5  Pfeilern  der  Grund  so  wenig 
fest  war,  dass  man  eine  I  'nterstützung  des  Betonkrirpers  aus  1 2  » 
langen  Kammpfahlen  schaffen  musste.  Für  die  Beton-Umschlielsung 
inontirtu  man  am  Cfer  einen  C,l  »  hohen  schmiedeisernen,  oben 
offenen  Kasten,  welcher  eine  Mauerwerks-Ausfütterung  von  0,86  ■ 
Starke  erhielt  und  nun  an  Ort  und  Stelle  geflöfst  wurde;  auf 
diesen  untersten  Kasten  kam  ein  zweiter  gleich  hoher,  aber  i 
ausgefütterter  Kasten  zu  stehen,  welcher  theils  die 
gebende  Bestimmung  hatte,  das  Einsinken  zn  erleichtern, 
auch  nur  zum  Schutze  der  Arbeiter  zu  dienen.  Der  50  Tons 
schwere  Kasten  wurde  mit  Hülfe  hydraulischer  Pressen  bis  auf 
den  Grund  hinab  gelassen  und  alsdann  die  Einsenkung  in 
den  Boden,  ohne  Anwendung  des  pneumatischen  Verfahrens,  mit 
Hülfe  eines  eigentümlichen  Sangebaggers  nach  der  Kon- 
struktion von  Kecves  ausgeführt   Der  Gebrauch  dieses  Baggers 


setzt  die  Hülfe  von  Tauchern  voraus,  welche  das  Mundstück 
des  Baggers  auf  der  ganzen  abzugrabenden  Flache  herum  führen. 
Im  Schutze  des  Eisenmantels  wurde  der  Beton  bis  zu  etwa  0,5  m 
Höhe  über  Flussohle  geschüttet  und  dann  das  Mauermassiv  be- 
gonnen, welches  bis  zu  1,5»  Höhe  über  Fluth Spiegel  geführt  ist; 
im  übrigen  Theil  der  Höhe  besteht  die  Triger-Unterstütznug  aus 
je  6  gusseisernen  Säulen. 

Auch  für  die  Pfeiler  der  gröfseren  Oeffnungen  von  74  ■  ist 
das  eben  beschriebene  Gründungs- Verfahren  sammt  Bauweise, 
durchgeführt,  mit  der  einzigen  Abweichung,  daas  man,  um  dem 
gröfseren  Tragergewicbt  zu  genügen,  den  ßetonkörper  entsprechend 
vergröfsert,  nämlich  auf  eine  kreisförmige  Grundfläche  von  9,4  ™ 
Durchmesser  gebracht  hat;  die  am  Lande  aufgeführten  und  mit 
Pontons  zur  Stelle  geflöfsten  hohlen  Mauerkörper  für  diese  Pfei- 
ler hatten  8,2  »  Lange,  4,2  »  Breite  und  6,7  »  Höbe. 

Für  eine  weitere  Anzahl  von  Pfeilern  hat  man  wiederum 
auf  die  isolirten  Zylinder  mit  pneumatischer  Gründung  zurück 
gegriffen.  Es  haben  indes«  dieZylinder  den  (gröberen)  Durchmesser 
von  4,6»  erhalten  und  es  reichen  dieselben  nicht  bis  zur  vollen 
Höhe  hinauf,  da  im  obern  Theilo  der  Pfeiler  aus  je  6  gusseisernen 
Säulen  von  0,30  bis  1,38 »  Durchm.  gebildet  worden  ist.  -  Im 


Wasser  des  nördlichen  Ufers  endlich,  wo  die  Brücke  in 
einer  Kurve  von  406»  Kadius  liegt,  sind  die  Pfeiler  aus  je 
3  gusseisernen  Pfählen  —  darunter  1  Schrägpfahl  —  gebüdet 
worden,  die  man  durch  Einspritzung  hinunter  gebracht  hat. 

Nachdem  der  Hr.  Vortragende  noch  das  Verfahren,  welches 
bei  Aufbringung  der  Träger  angewendet  wurde  (Heben  mit 
hydraulischen  Pressen)  näher  beschrieben  bat,  geht  derselbe  noch 
kurz  auf  die  Probebelaslung  der  Brücke,  die  Längen- Aenderungen 
durch  Temperalurwechsel  und  eine  kurze  Vergleichung  der  Bau- 
kosten der  Brücke  ein.  Die  Probebelastung  ist  mit  6  Tons  pro  Meter 
der  —  eingleisigen  —  Brücke  ausgeführt  worden  und  hat  bei 
den  grölsten  Spannungen  30—40»™  Durchbiegung  nebst  höchst 
geringen  Seitenschwankungen  ergeben;  die  grofste  Geschwindig- 
keit, mit  der  die  Brücke  befahren  werden  darf,  ist  auf  40  k,u 
fest  gesetzt.  —  Die  Längen- Aendenmgen  der  Brücke  sind  auf  zus. 
2 '"  geschätzt ;  sie  werden  an  21  Stellen  der  Brücke  ausgeglichen, 
zwischen  denen  die  Trager  zu  Gruppen  von  je  4  — 6  verbunden 
sind.  —  Die  Baukosten  scheinen  in  Wirklichkeit  etwa  350  000  if 
betragen  zu  halten,  was  auf  das  •>">  Ansichtslläche  der  Brücke 
berechnet  nur  72  M.,  auf  das  lfd.  »  2220  .41  ausmacht  Eine 
gröfsere  Zahl  auderer  großer  Brücken,  die  man  zum  Vergleich 
heran  ziehen  kann,  zeigt  theilweise  sehr  erbeblich  gröfsere  Ein- 
heitskosten,  so  dass  sich  sagen  lässt,  dass  die  Tay-Brücke  nicht 
allein  durch  ihre  Grofsartigkeit  und  durch  die 
Schwierigkeiten,  welche  mau  zu  bewältigen  hatte,  soq( 
nie  der  Ausführung  eine 


In  einer  kurzen  an  den  Vortrag  sich  anschlieftenden  Be- 
sprechung giebt  Hr.  Gill  einige  nähere 
Einrichtung  des  Reeves'achen  Saugebaggers. 

Demnächst  werden  die  vorliegenden  Fragen  durch  die  Hm. 
A.  Wiche,  Ende,  Winkler,  Fritscb  und  Büsing  beant- 
wortet und  schliefst  darnach  die  Versammlung  gegen  10  Uhr. 

B.  - 


Vermischtes. 

Vorrichtung  zum  Stallen  einer  gegen  die  Spitze  be- 
fahrenen Weiohe  von  der  Lokomotive  aus.  Die  Herstellung 
einer  solchen  Vorrichtung  bat  auch  den  Einsender  dieses,  ohne 
dass  er  Kenntnis»  von  dem  in  No.  94  d.  Bl.  angezogenen  Artikel 
des  „Organs"  vom  Jahre  1856  gehabt  hätte,  vor  etwa  10  Jahren 
eine  kurze  Zeit  beschäftigt  Von  der  weiteren  Verfolgung  der 
Idee  wurde  aber  bald  abgelassen,  n.  z.  einerseits  aus  dem  a.  a.  O. 
ausgeführten  Hauptgrunde,  dass  es  durchaus  verwerflich  sein 
würde,  dem  Lokomotivführer  die  Disposition  über  die  Gleise  an- 
zuvertrauen und  somit  ein  neues  Glied  der  Unsicherheit  in  den 
Betriebsdienst  zu  bringen.  Dann  sprechen  aber  auch  die  gewich- 
tigsten technischen  und  ökonomischen  Bedenken  gegen  eine  der- 
artige Vorrichtung.  Durch  dieselbe  würden  —  falls  Ober  die 
Zulassigkeit  noch  diskutirt  werden  könnte  —  namentlich  beim 
Kangirdienst  Weichensteller  gespart  werden  müssen.  Die 
Konstruktion  würde  demnach  so  einzurichten  sein,  dass  sie  sowohl 
beim  Rückwärts-  als  auch  beim  Vorwärtsfahren  der  Lokomotive 
in  Anwendung  kommen  kann,  was  übrigens  durch  Anordnung 
entsprechender  Hebelleitungeu  wohl  noch  ausführbar  sein  würde. 
Aber  weiter:  Die  Vorrichtung  muss  sich  auch  anwenden  lassen 
beim  Rückwärtsschieben  ganzer  Zugtheüe,  wobei  nicht  die  Msschine, 
sondern  ein  Wagen  zuerst  in  die  Weiche  einfahrt.  Sonach  müsste 
schliefslich  jeder  Wagen  mit  gleicher  Vorrichtung  versehen  und 
aufserdem  muss  auf  dem  zuerst  in  die  Weiche  eintretenden  Fahr- 
senge auch  die  erforderliche  Bedienung* -Mannschaft  zur  Hand- 
habung des  Apparates  vorhanden  sein.  Kurzum,  die  Vorrichtung 
wird  sich  für  eine  allgemeinere  Anwendung  schon  ans  diesen 
Gründen  schwerlich  rationell  konstruiren  lassen.  Es  bliebe  somit 
nur  eine  sehr  beschränkte  Anwendbarkeit  bei  einzelnen  Weichen, 
welche  z.  B.  nach  dem  Lokomotivschuppen  oder  nach  der  Dreh- 
scheibe abzweigen,  übrig.  Diese  können  aber  bei  der  Fahrt  mit 
der  Spitze  aufgeschnitten  werden  und  bedürfen  nur  bei  der  ent- 
gegen gesetzten  Fahrrichtnng  der  Bedienung,  wofür  dann  der 


Heizer  oder  der  Drehscheiben-Wärter  eine  weit  billigere  Kraft  ab- 
giebt,  als  ein  so  komplizirter  und  kostspieliger  Apparat  S. 


Das  Leipziger  Theater  und  dio  Langhans  -  Büste. 

Auf  den  in  No.  91  d.  Bl.  unter  vorstehendem  Titel  enthaltenen 
Artikel  sei  zur  Benachrichtigung  der  für  die  Angelegenheit  sich 
interessirenden  Fachgenossen  vorläufig  bemerkt,  dass  die  Büste 
des  verstorbenen  Hrn.  Oberbauratb  l.anghans  ihre  Aufstellung 
vorläufig  in  dem  im  linken  Seitenflügel  gelegenen  und  vom  Foyer 
aus  zugangigen  Probesaal  B  gefunden  hat  und  dass  bereits  vom 
Käthe  der  Stadt  Leipzig  eine  aus  den  Sudtratben  Hrn.  Schilling 
und  Fiedler,  sowie  dem  Unterzeichneten  (seiner  Zeit  ausführenden 
Architekten  des  Tbeaterbaues)  bestehende  Kommission  beauftragt 
worden  ist,  geeignete  und  dem  Publikum  zugangige  Aufstellungs- 
Orte  in  Vorschlag  zu  bringen. 
Leipzig,  den  24.  Novbr.  1878. 

Otto  Brückwald. 


In  der  Berliner  Bau  -  Ausstellung-  sind  bis  zum  21.  No- 
vember er.  neu  hinzu  getreten:  Perm.  Bauausstellung  zu  Berlin: 
Kamine,  Spiegel,  Uhren,  Albnms  (Konkurrenzen  um  den  Staatspreis 
pro  1878);  M  Teeg:  Thorweg  von  Schmiedeiseu,  entw.  v.  Bau- 
meister Gorgolewsky;  —  N.  Ehrennaus:  Teppiche  n.  Portierenstoffe. 


Brief-  und  Fragekasten. 

Hrn.  II.  in  Lüneburg.  Die  Berliner  Börse  ist  im  Jhrg.  66 
j  der  Ztschrft  f.  Bauw.  publizirt  Die  Dtscb.  Bztg.  hat  Publi- 
]  kationen  der  Börsen  zu  Bremen  (Jhrg.  71),  zu  Chemnitz 
,  •.Ihre.  71)  und  zu  Dresden  (Jhrg.  76)  gebracht  Publikationen 

der  Wiener  Börse  (abgesehen  von  den  Mittheilungen  in  Winkler's 

„Technischem  Führer'')  und  der 
'  bis  jetzt  nicht  bekannt  geworden. 


;  to.  Cirl  B.ellu  u  Berlin.   PS»  dl. 


K.  B.  O.  FrlUeh, 


W  Ho*»»r  H»n>u«-hilr»i-t»r»l.  R»ti1ii. 

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No.  97. 


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Inlillt:  M ittel rbeJal*rb«r  Afvhltcktcn-  and  Ingenieur*  Verein. 
*cr«i>n  nl  Nach  r  ic  hten.  —  Brief*  und  !■  r  i      k  ■  -  ■  ■  i 


chtir  Verein  xu  Aarbeu.  —  Draknul  für  cineu  Technik rr. 


Kuukurrtnif».  — 


Mlttclrhelnischer  Architekten-  und  Ingenieur -Verein. 
Die  diesjährige  Haupt-Versammlung,  «Lieh«  am  1»€».  Oktober 
zu  Wiesbaden  stattfand,  war  von  der  Witterung  nicht  begün- 
stigt. Ks  hatten  sich  indessen  am  Nachmittage  des  genannten 
Tages  immerhin  einige  40  Mitglieder  eingefunden,  um  trotz  tiuigeu 
Kegens  die  neueren  Bau-Ausführungen  Wiegbadeiis  in  Augenschein 
zu  nehmen. 

Unter  diesen  ist  zunächst  die  Bergkirche  xu  nennen,  deren 
Plan  vom  Üaumstr.  Otzen  in  lierlin  entworfen  ist:  der  Hau 
wird  vom  Architekt  Griscbach  geleitet.  Die  Hergkircbe  ist  ein 
genial  angelegter  Zentralhau  frühgothischen  Stils,  in  Ziegelrobbau 
sehr  sorgfältig  durchgeführt,  die  Thurm-Kuppel  mit  der  schlanken 
Spitze  in  Kisen  knnstroirt.  Auch  im  Innern  ist  das  Ziegel-Material 
gezeigt,  nur  die  schlanken  Säulen  der  Seitenschiffe  sind  ans  Sand- 
stein.   Die  Fenster  werden  stilgemäfs  bunt  verglast. 

Von  der  Bergkirche  begab  man  sich  xu  dem  ebenfalls  im 
Hau  begriffenen  städtischen  Hospital,  einer  großartigen  Anlage 
auf  hoch  gelegenem  Terrain.  Der  Entwurf  ist  von  Gropius  und 
Schmieden,  welche  auch  die  Ausführung  übernommen  haben: 
die  spezielle  Bauleitung  liegt  in  den  Händen  des  Baumeisters 
Mecklenburg.  L'nter  Benutzung  der  neuesten  Erfahrungen 
gruppiren  sich  die  verschiedenen  Hospital- Pavillons  um  ein  zweck- 
mäßig angelegtes  Verwaltungsgebäude  mit  Pensionsräumen  für  be- 
mittelte Kranke.  Auch  hier  hat  man  durchweg  den  Ziegelrohliau 
mit  Fenster  -  Einfassung  von  buntem  Sandstein  gewählt.  Die 
inneren  F.iurirhtuugeu  sind  mustergültig.  Bei  der  Anordnung  der 
Heizungen  hat  man  sich  bemüht,  die  neueren  Theorien  Ober  Ven- 
tilation und  Heizung  mit  aller  Konsequenz  praktisch  durchzu- 
fahren. Insbesondere  erregten  die  groben  Meidinger 'sehen  Ofen- 
Anlagen  die  allgemeine  Aufmerksamkeit.  Man  ist  gespannt  dar- 
auf, wie  dieselben  sich  im  vorliegenden  Falle  bewahren  werden. 

Der  ferner  noch  geplanten  Besichtigung  einiger  neuer  Schul- 
hausbauten wurde  des  ungünstigen  Wetters  wegen  eine  Stärkung 
in  den  freundlichen  Gesellschaftsniuinen  .des  vom  Architekten 
Bogler  erbauten  Schützenhofes  vorgezogen,  worauf  die  eigent- 
liche Versammlung  in  einem  Nebensaale  des  Schirmet 'scheu  Saal- 
baues stattfand.  Daselbst  war  eine  Ausstellung  interessanter 
Zeichnungen  neuerer  Bauten,  welche  im  Regierungsbezirk  Wies- 
hailen  ausgeführt  bezw.  projektirt  sind,  improvisirt.  Nach  Er- 
ledigung der  Aufnahme-Augelegeuheiten  kamen  folgende  Gegen- 
stände zur  Verhandlung: 

1.  In  Betreff  der  Veranstaltung  der  i.  .1.  1880  statt- 
findenden General-Versammlung  des  Verbandes  deut- 
scher Architekten-  und  I ngenieur- Vereine  im  Bezirke 
des  Mittelrheiniscben  Vereins  erwähnt  der  Vorsitzende 
zunächst,  wie  der  Verein  bei  der  diesjährigen  Abgeordneten- 
Versammlung  durch  ein  Zusammentreffen  ungünstiger  Umstände 
unvertreten  geblieben  sei.  Der  Beschluss  der  Abgeordneten- 
Versammlung:  „Für  die  Wander- Versammlung  soll  ein  Ort  im 
Bezirke  des  Mittelrheinischen  Vereins  gewählt  werden,  vorbehalt- 
lich weiterer  Feststellung  durch  diesen  Verein"  sei  deshalb  ganz 
unerwartet  gekommen:  die  an  und  für  sich  schwierige  Ausführung 
desselben  werde  indess  einigennaalsen  dadurch  erleichtert,  dass 
man  sich  in  der  Abgeordneten  -  Versammlung  entschieden  für 
Vereinfachung  des  festlichen  Apparates  ausgesprochen  habe*). 
Von  verschiedenen  Seiten  wird  nun  Wiesbaden  als  der  für  die 
General-Versammlung  am  meisten  geeignete  Ort  bezeichnet  und 
als  solcher  von  den  Anwesenden  in  Aussicht  genommen.  Ks  soll 
indessen  bei  Zeiten  darauf  hingewirkt  werden,  dass  ein  etwaiges 
hei  der  Abrechnung  entstehendes  Delizit  ohne  besondere  Schwierig- 
keit und  nothigeufalls  aus  der  Verbandskasse  Deckung  finde.  Im 
Yerbands-Statut  ist  allerdings  derartiges  nicht  vorgesehen,  so  dass 
zunächst  die  bezüglichen  Antrüge  formulirt  und  dem  Vorort  zu- 
gestellt werden  müssen. 

2.  In  Folge  des  Anschlusses  des  Mittelrheiniscben  Vereins 
an  jene  Gruppe  sud-  und  westdeutscher  Vereine,  welche  sich 
behufs  Herausgabe  einer  Zeitschrift  für  Battkunde  gebildet 
hat,  sind  einige  Ergänzungen  des  Vereins-Statuts  erfor- 
derlich geworden.  Die  betreffenden  Vorschläge  werden  berathen 
und  einer  vorläufigen  Abstimmung  unterworfen.  Der  definitive 
Beschluss  über  dieselben  muss  indessen  bis  zur  nächsten  Haupt- 
Versammlung  ausgesetzt  werden,  weil  zu  einer  endgültigen  Vor- 
nahme von  Statuten  -  Aenderungen  die  Zahl  der  erschienenen 
Vereins -Mitglieder  nicht  ausreichend  ist    Bei  der  Besprechung 

"ern  eine  gewisse 


».  wiedergewählt:  Prof.  Dr.  Schaff  er  in 
z.  Vorsitzenden,  Prof.  Sonne  daselbst  z.  Schriftführer,  Prof. 
Marx  daselbst  z.  Kassenführer.  Ferner  Stdtbmstr.  Kreyfsig 
in  Mainz,  Eisb.-B.-Insp.  Hottenrott  in  Frankfurt  a.  M.,  B.-Insp. 
(uuo  in  Marburg. 

4.  An  eine  Erwähnung  der  Thätigkeit  der  Lokalvereine 
während  des  Winters  1877,78  (a.  No.  89  d.  Bl.)  schliefst  »ich  die 
Mittheilung  an,  dass  der  Verein,  welcher  bislang  in  Frankfurt  unter 
dem  Namen  einea  Lokalvereins  bestand,  diesen  Namen  neuerdings 
aufgegeben  und  sich  als  .Architekten-  und  Ingenieur- Gesellschaft 
zu  Frankfurt  a.  M.a  in  selbständiger  Weise  konstituirt  habe. 

Entsprechend  einem  seitens  der  vorjährigen  Hauptversammlung 
kund  gegebenen  Wunsche  hat  eine  Kommission  des  vorhin  ge- 
nannten Vereins  im  Frühjahr  d.  J.  einen  Bericht  Ober  die  Normen 
für  die  einheitliche  Lieferung  und  Prüfung  von  Port- 
land-Zement ausgearbeitet.  Dieser,  den  Vereinsmitgliedern 
im  1  (ruck  zugegangene  Bericht  enthält  beachten« werthe  Vorschläge 
zur  weiteren  Ausbildung  jener  Normen,  deren  Zweckmäßigkeit  im 
übrigen  anerkannt  wird.  Die  Versammlung  empfiehlt  den  Vereins- 
mitgliederu  die  Normen  zur  Durchführung  und  jene  Vorschläge 
zu  besonderer  Beachtung. 

Nach  Erledigung  einiger  kleineren  geschäftlichen  Angelegen- 
heiten und  nach  einer  kurzen  Besprechung  Uber  die  neuerdings 
aufgestellten  Verbandsfragen  behufs  Einleitung  ihrer  Bearbeitung 
findet  der  Schluss  der  " 
beendet  die 


—  ein  Punkt,  der  auch  von 


es  sich  heraus,  wie  den  Vereius- 
Freiheit  hinsichtlich 
jedenfalls  gewährt  we 
Seite  bereits  angeregt  ist.  Erwähnt  wird  noch,  dass  Schritte 
gethan  sind,  um  die  Zeitschrift  für  Baukunde  immer  weiter  aus- 
zubilden und  insbesondere  hinsichtlich  ihres  architektonischen 
Thcils  zu  vervollkommnen,  sowie,  dass  dieselbe  nach  dem  Ergeb- 
nis» der  bezüglichen  Konkurrenz  demnächst  mit  einem  vom  Architekt 
Bogler  in  Wiesbaden  entworfenen  Titelblatt  erscheinen  wird. 
S.  Bei  der  Wahl  von  C  Vorstandsmitgliedern 


•)  Wir  «liirfeil  liiniu  fiii(tn.  'In»  iniwUrhrli  «ilrh  iirt  Srlull»»,  WlMwa  ilu  gr- 
ItliaWl  Dcriiil  <l»r  Dr»»<lMi»r  Vn«>niiiiliiii|  »nf  "II*  Zukunft  imiwr  V»r1i«n<J»U*« 
»vf,  einem  yäitfttliima,  an  Dickt  tu  »gen  rcnlgta,  Uchte  ftrvlcbai  lirL  Jena 
Ii,  A,t  I'luiiU»kf  in|B«li<-Brr  <i^tll«lh«r  gehörnte  tfcülil  llU  lirli  ni.loli.ll  li.ih  Ab- 

i  DrtatMkai 

l> 


Bauteohniaoher  Verein  zn  Aachen.  17.  Versammlung 
am  18.  Oktober  1878.  Anwesend  2«  Mitgl  ,  1  Gast.  Vorsitzender 
Hr.  Heinzerling. 

Der  Vorsitzende  referirt  Ober  die  Thätigkeit  der  Komn 
welche  anfangs  behufs  Vorbereitung  einer  gewerblichen  Allst 
gewählt,  deren  Aufgabe  aber  später  dahin  erweitert  worden  war, 
dass  sie  die  Gründung  eines  Gewerbe- Vereins  in  Aachen  anzu- 
bahnen habe.  Der  nach  Verhandlungen  mit  zugezogenen  Ge- 
werbetreibenden aufgestellte  Statuten  •  Entwurf  wird  mit  einigen 
Abänderungen  genehmigt.  Hiernach  wird  der  Verein  nicht  auf 
die  Hängewerke  beschränkt,  sondern  auf  alle  Gewerbebetriebe 
ausgedehnt,  weil  eine  Grenze  schwer  zu  ziehen  sei.  Behufs  For- 
derung der  Lebenskraft  des  neuen  Vereins  soll  derselbe  für  den 
Anfang  derart  an  den  bautechnischen  Verein  angeschlossen  werden, 
dass  die  Mitglieder  des  Verstandes  des  bautechnischen  Vereins 
zugleich  zu  den  21  Vorstands-Mitgliedern  des  Gewerbe-Vereins 
geboren.  Die  Kommission  wird  mit  den  weiteren  Schritten  lur 
Konstituirung  des  Gewerbe- Vereins  beauftragt  -  (Nachtrag.  Die 
konstituirende  Versammlung  des  Gewerbe- Vereins  hat  am  30.  Ok- 
tober c.  unter  zahlreicher  Betheiligung  Im  großen  Saale  des 
Karlshauses  stattgefunden.  Die  Hrn.  Geheimrath  von  Kaven, 
Oberbürgermeister  von  Weise,  Bürgermeister  Middeldorf,  Reichs- 
tags-Abgeordneter  Dr.  Lingens,  Direktor  Pützer  und  der  Vor- 
sitzende, Baurath  Dr.  Heinxerling,  luden,  zum  Theil  in  längeren 
Ausführungen,  zum  Beitritt  ein.  Das  Statut  wurde  als  provi- 
sorisches angenommen.  Hr.  Prof.  Hermann  hielt  daranf  einen 
anziehenden  Vortrag  über  amerikanische  Werkzeuge.  Die  in 
Zirkulation  gesetzten  Listen  ergaben  den  sofortigen  Heitritt  von 
ca.  230  Personen;  inzwischen  hat  sich  durch  nachträgliche  Ein- 
schreibung die  Mitgliederzahl  auf  ca.  400  erhöht  Die  zweite 
Versammlung  fand  am  26.  November  statt,  entzieht  sich  indess 
unserem  näheren  Interesse.)  — 

18.  Versammlung  am  8.  November  187b.  Anwesend 
26  Mitgl.,  1  Gast.    Vors.  Hr.  Heinzerling. 

Die  Vorbereitung  der  Arbeiten  für  den  Verband  übernehmen 
der  Vorsitzende  und  Hr.  v.  Kaven.  Der  Gewerbe  -  Kommission, 
welche  durch  Gründung  des  Gewerbe- Vereins  ihr  Mandat  erledigt 
hat,  wird  der  Dank  des  Vereins  ausgesprochen.  Eine  Annäherung 
an  den  „  Verschönerungs-Verein"  behufs  gemeinschaftlicher  Arbeit 
wird  in  Aussicht  genommen.  Hr.  Stubben  beginnt  darauf  den 
angekündigten  Vortrag  über  die  Bauthätigkeit  von  Ostende. 
Redner  beschreibt  die  Hafen-  und  Küstenbauten,  geht  dann  zum 
Straßenlinu  und  zu  der  in  grofsero  Maafstabe  nach  einer  Skizze 
des  Pariser  Baudirektor  Alphand  angelegten  Stadterweiterung 
über  und  bespricht  eingehend  die  Anlagen  des  Parks,  der  Boule- 
vards und  der  »DlgW  -  Promenade.  Die  Konstruktion  und  die 
Architektur  des  neuen  Kurhauses,  welches  nach  dem 
der  Brüsseler  Architekten  Laureya  und  Nacrt  mit  einem 
aufwände  von  1 '/,  Millionen  Francs  erbaut  worden  ist,  w 
Zuhilfenahme  von  Zeichnungen  und  Photographien  des  Grund- 
risse», des  Saaldurchschnitu  und  der  Ansicht  speziell  geschildert; 
es  ist  dies  gegenwärtig  wohl  das  großartigste  Kurbaus  aller 
europäischen  Seebäder.  Der  Vortragende  beschreibt  dann  den 
Bau  des  neuen  Fischmarktes,  einer  ringförmigen  Halle  mit  un- 
bedecktem Binnenhofe  und  angebauten  Verwaltungsräumen,  welcher 
zur  Zeit  unter  der  Leitung  des  Stadtarchitekten  Vanrysselberghe 
ausgeführt  wird;  der  Anschlag  beläuft  sich  auf  270  000  Francs. 
Zum  Scbluss  folgen  Mittheilungen  über  Architektur  und  Kon- 
struktion der  Privathäuser  und  Gasthöfe  am  „Digue",  unter 
welchen  sich  die  Villa  Neptun  und  mehre  Bauten  der  Architekten 
Dujardin  und  Mencssier  durch  interessante  Gliederung  und  wirk- 
same Motive  auszeichnen,  wenn  auch  die  Details  vielfach  getadelt 


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4% 


DEUTSCHE  BADZEITUNG. 


4.  Dezember  1878 


19.  Versammlung  im  22.  Norember  1878.  Anwesend 
25  Mitgl.   Von.  Hr.  Heinserling. 

Ilr.  Damert  spricht  unter  Vorweisung  zahlreicher  Reise  - 
stndien  und  Photographien  über  die  Früh- Renaissance  in 
Italien.  Nach  Bezeichnung  der  beiden  durch  den  Appenin  ge- 
trennten Richtungen  der  Fruhrenaissance,  der  toskanischeu  und 
der  lombardiscben,  schildert  Redner  zunächst  die  toskanisebe 
Kunst  als  die  altere,  welche  lieb  vorzugsweise  in  Florenz  ver- 
folgen läast.  Der  Vater  der  neuen  Richtung  war  der  vielseitige 
KUlppo  Bruncllcsco,  welcher  der  Säule  das  antike  Gebalk  wieder 
gab  und  seinen  Schöpfungen  einen  klassischen  Geist  einzuhauchen 
wusste:  ihm  folgten  Michelozzo,  Albern.  Majano,  Cronaca.  Reduer 
verbreitet  sich  über  die  eigenartige  Behandlung  der  Materialien 
in  der  Dekoration,  des  Marmors  an  mehren  Grabmälcrn  und  der 
Kanzel  von  S.  '  roce,  der  Rronce  an  den  Thüren  des  Kaptisteriiims 
und  des  Holzes  an  bisher  nicht  edirteu  Intarsien  aus  S.  Maria 
novella.  —  Die  lombardische  Fruhrenaissance  charakterisirt  sich 
durch  ausgedehnte  Anwendung  des  Kacksteins  und  des  stuck- 
vertierten  Pfeilerbaucs  an  Stelle  des  Florentiner  Säulenbaues ; 
die  Raumdispositionen  sind  reicher,  runde  Abschlüsse  beliebt. 
Als  Beispiel  werden  das  Innere  der  Sakristei  von  S.  Satiio  und 
die  Chorausbildung  von  S.  Maria  della  Grazie  in  Mailand  vor- 
Dic 


Bramante  von  Frbino,  der  M75-16UO  in  Mailand  arbeitete, 
geschrieben,  manche  Fragen  bleiben  hier  noch  zu  losen,  und 


zu- 

es 

sind  daher  die  Beiträge  von  II.  Strack  im  vorigen  Jahrgänge  der 
.Zeitschrift  für  Bauwesen"  außerordentlich  schätxcnswerlh.  Auf 
ilie  in  dieser  Schrift  behandelte  Zentralkirche  der  Iucornnata  zu 
Lodi  gebt  der  Vortragende  näher  ein  und  spricht  danu  über  die 
f'ertosa,  ans  welcher  ein  noch  nicht  bekannter  Brunnen  und  die 
Intarsien -Dekoration  des  fborgestühls  in  Aufnahmen  vorgezeigt 
werden.  Andere  Behandlungen  zeigen  die  (  horgestuble  von 
Monza,  Bergamo  und  Bologna.  Aus  Lugano  wird  die  reizende 
Fa^ade  von  S.  Lorenz«  erwähnt;  ans  Como  wird  sodann  die  in 
deutschen  Werken  meist  tlüchtig  gegebene  Baugeschichte  des 
Domes  (nach  SotUie  t/wiche  iltlla  cateilrale  di  <  'nmo,  /-S'.J.V)  aus- 
führlicher mitgetheilt;  der  Bau  selbst  wird  beschrieben  und  auf 
die  Werke  des  Meister  Rodari  di  Marogia,  von  denen  der  Vor- 
tragende einige  in  Xaturgrüfse  aufgenommen  hat,  wird  näher 
eingegangen.  Den  Schluss  des  Vortrages  bildet  die  Krlauterung 
der  ausgehängten  Projekte  für  die  Westfacade  von  S.  Petronio 
zu  Bologna.  Viele  Meister  der  Fruhrenaissance  haben  sich  an  dieser 
Arbeit  betheiligt,  einige  dem  gothischen  Bau  eine  Renaissance- 
Architektur  vorsetzend,  die  anderen  auf  den  ihnen  nicht  geläufigen 
gothischen  Stil  eingehend.  Zu  den  letzteren  gehört  Haidassare 
Peruzxi,  welcher  zwei  Zeichnungen  verfasst  bat,  von  welchen  er 
die  zweit«,  auf  dur  Rückseite  der  ersten  befindlich,  scllrst  mit  den 
Worten  „id'a  mnrarigüota"  bezeichnet  — 

Es  folgt  eine  längere  Debatte  über  das  Stiftungsfest,  welches 
am  12.  Dezember  in  kleinerem  Kreise  gefeiert  werden  soll,  und 
schließlich  eine  Mittheilung  des  Hrn.  Die  ck  ho  ff  über  den  soge- 
nannten Mitrailleuse-I'etroleumbrenner,  welcher  zur  Beleuchtung 
größerer  und  kleinerer  Räume  das  Gaslicht  ersetzen  und  weit 


für  einen  Techniker.  Je  weniger  es  unseren 
Farhgenossen  beschieden  ist,  für  ihn-  I.eistungvn  beim  größeren 
Publikum  eine  über  den  Augenblick  hinaus  genende  Anerkennung 
zu  finden,  desto  angenehmer  berührt  es,  wenn  einmal  ein  Architekt 
in  dem  Orte  seines  Wirkens  die  Erinnerung  an  dasselbe  wach 
su  halten  gewusst  hat,  so  dass  lange  nach  seinem  Tode  sein 
Andenken  durch  ein  Öffentliches  Denkmal  geehrt  wird.  Die  städ- 
tischen Behörden  von  Breslau  haben  vor  einiger  Zeit  beschlossen, 
in  Anerkennung  der  Verdienste,  welche  sich  der  ehemalige  Stadt- 
baurath Knorr  um  das  ßreslauer  städtische  Bauwesen  erworben 
hat  —  namentlich  um  die  herrliche  Promenade  auf  dem  Terrain 
der  ehemaligen,  1807  geschleiften  Festnngs- Werke,  welches  später 
von  Friedrich  Wilhelm  III.  der  Stadt  als  Entschädigung  für 
die  geleisteten  Kontributionen  mit  dem  Wunsche,  es  zur  Ver- 
schönerung der  Stadt  zu  verwenden,  geschenkt  wurde  —  demselben 
auf  geeignetem  Platze  der  Promenaden-Anlagen  ein  Denkmal  zu 


errichten.  Wie  wir  der  „Breslauer  Ztg."  entnehmen  ist  die  Auf- 
stellung des  Denkmals  nahezu  vollendet  und  es  wird  dasselbe  in 
kurzer  Zeit  enthüllt  werden.  Es  besteht  aus  einem  abgestumpften 
Obelisken,  auf  dem  ein  Sandstein- Würfel  ruht,  dessen  vordere 


ii  uim  cm  üHKimii  -  Würfel  ruht, 
Flache  ein  Medaillon  mit  der  von  einem  Lorbeerkranz  umgebenen 
Portraitbüste  Knorr's  und  darunter  die  Inschrift  zeigt:  „Johann 
Friedrich  Knorr,  Stadtbaurath,  wohlverdient  um  das  Hospital  zu 
St  Bernhardin  und  die  städtischen  Promenaden.  Geb.  am 
12.  Febr.  1776.  gest  am  9.  Mai  lB47.a  Der  Würfel  wird  von 
einem  „gothisch  verzierten"  Giebel  gekrönt,  in  dessen  Füllung 
der  Baukunst,  von 


In  der  Borlinor  Bau-Ausstellung  sind  bis  zum  29.  No- 
vember er.  neu  hinzu  getreten:  H.  Ruseheweyh  in  Langenöls: 
Patent-Ausziehtisch  von  Eichenholz;  —  W.  Lusk:  Kerzenkrone 
in  Bronce;  —  C.  G.  Hörich  &  Co.:  ein  Büffet  von  Eichenhol/, 
mit  vernickelten  Beschlägen;  —  Rietschel  &  Henneberg: 
DampfwasBer-Ofen  mit  Sockel  und  Kapitell,  Modell  nach  Zeich- 
nungen von  Gropius  A  Schmieden,  für  den  Nmluui  des  Deutschen 
(tewerbe-Museums  (Deutsches  Reichspateut) :  Durchpumphahu  für 


Vorrichtungen  für  Ventilation* 


Luft -Ventil; 
>ppen. 


Konkurrenzen. 

Mühu tu- Konkurrenzen  für  den  Architek ton- Verein  zu 
Berlin  zum  4.  Januar.  Zu  der  von  der  Kommission  für  die 
Beurtheilung  der  Monats-Konkurrenxen  im  Ingenieurwesen  zum 
4.  Januar  1879  ausgeschriebenen  Aufgabe  setzt  die  Kommission 
zur  Beurtheilung  der  Monats-Konkurrenzen  im  Hochbau  für  eine 
architektonisch  besonders  befriedigende  Losung  einen  Preis  aus, 
indem  sie  es  den  Architekten  des  Vereins  anheim  stellt,  den  Entwurf 
eventuell  mit  einem  Konkurrenten  für  die  Ingeuieuraufgabe  ge- 
meinschaftlich zu  bearbeiten. 

S traf senb rücke.  lieber  den  Berliner  Landwehr- Kanal 
soll  mittels  einer  eisernen  Bogenbrtlcke  in  einer  Oeffnunr 
eine  Straße  von  15™  Breite  zwischen  den  Geländern,  wovon  10» 
auf  die  Fahrbahn,  5™  auf  die  heiden  Fußwege  kommen,  über 
geführt  werden.  —  Als  Minimalprofil  des  liebten  Raumes  (Iber 
dem  Nonnalwasserstande  wird  eine  halbe  Kllipsenflache  mit  1*  * 
großer  und  4,2™  halber  kleiner  Axe  verlangt. 

Die  Ordinate  des  Normal  Wasserstandes  ist  -(-  2m,  die  der 
Bogen-Unterkante  im  Scheitel  also  4-  0,2  ra,  die  des  Hochwassers 
r  3  m,  der  Kanalsohle  -f-  0,4  m.  —  Die  Breite  des  Wasserspiegel» 
in  den  anschließenden  Kanalstrecken  ist  22,l> m  bei  normalem 
Wasserstande.  Der  Baugrund  besteht  in  einer  Tiefe  von  —  1  ■ 
aus  tragfähigem  Sandboden. 

An?  eine  innglichst  geringe  Konstruktionshöhe  des  Ueberbaues 
und  auf  eine  möglichst  geschmackvolle  Ausbildung  der  Anlage 
ist  besonderes  Gewicht  zu  legen. 

Es  ist  die  ganze  Anlage  übersichtlich  mit  den  Details  der 
wichtigeren  Konstruktionstheile  zu  zeichnen. 


Personal -Nnchriehten. 

Proursen 

Die  Baumeister-I'rOfung  im 
führer  Berth.  Sommerfeldt  aus 
Die  Bauführer-Prüfung  für 
bestanden  a)  in  Berlin:  Carl  Ottmer 
Wae  cht  er  aus  Gy  Merode;  b)  in  Hannover:  C.  Oehlmann  aus 
Wormditt,  C.  Schmidt  aus  Grünberg,  N.  Latowski  aus  l'oseij, 
.T.  Möker  aus  Salzgittcr,  W.  Goltermann  aus  Celle,  IL  Dohr- 
mann aus  Otterndorf,  C.  Beckmann  aus  Göttingen,  W.  v.  Pns- 
tau  aus  Leer:  -  für  das  Bauingenieurfach  a)  in  Berlin:  Max 
Fahrenhorst  aus  Bernburg,  Heinr.  Hübers  aus  Anbolt  und 
Franz  Leonhard  aus  Oarmstadt;  In  in  Hannover:  C.  Kiel  aus 
Hannover,  O.  Sprengel!  aus  Lüneburg,  W.  Sievers  aus  Verden, 
F.  »ienth  aus  Langenscbwalhacb ;  —  für  das  Hochbaufach  eben- 
daselbst: E.  Schlöbcko  aus  Winsen  a.  d.  L.,  L.  Amts  aus  Köln. 


Brief-  und  Frafcekaiten. 

Wir  bringen  eine  seit  längerer  Zeit  zwischen  uns  und  Hrn. 

a,  D.  Wolff  schwebende  Angelegenheit  zum  Ab- 
wir  die  nachfolgende  Erklärung  desselben,  die 
nicht  bedarf,  veröffentlichen: 
„Der  in  Nummer  70  der  Deutschen  Banzeitung  mit  meiner 
Namensunterschrift  erschienene  Aufsatz  ist  von  der  Redaktion 
ohne  raeine  Erlaubniss  vielfach  abgeändert  worden,  und  zwar  in 
solcher  Weise,  dass  ich  mich  genöthigt  sehe,  die  Verantwortung 
für  seine  Form  so  lange  abzulehnen,  als  er  nicht  nochmals  genau 
in  der  Fassung,  die  ich  ihm  gegeben  habe,  allgedruckt  worden  ist. 
Als  Beispiele  der  Abänderungen  führe  ich  die  folgenden  an. 
Geschrieben  habe  ich:  „Den  übrigen  Handbüchern  kann  man 
das  Fehlen  der  Formel  nicht  zu  sehr  zur  Last  legen,  da  sie 
auch  in  dem  betreffenden  Kapitel  des  großen  Heusingerschen 
Sammelwerkes  nicht  zu  finden  ist     Sie   lautet   im  Original 

j  —  1  4-  I  I  Y/  Gedruckt  worden  ist:  „Den  übrigen  Hand- 

büchern kann  man  das  Fehlen  der  Formel  nicht  all  zu  sehr  zur 

dieselbe  auch  in  dem 
der  Ingenieur- 
wird.   Die  für  Bestimmung  der 
aus  der  Maximalgeschwindigkeit  auf- 
gestellte Formel  lautet  im  Original  ~  -  1  +  14  y 

Geschrieben  habe  ich:  „Theoretische  Bedenken  gegen  die 
Bazin'ecbe  Formel  können  unbeachtet  bleiben,  so  lange  der  be- 
treffende Theoretiker  keine  andere  Formel  giebt  etc."  Gedruckt 
worden  ist:  „Theoretische  Bedenken  gegen  die  Razin'scbe  Formel 
können  für  so  lange  unbeachtet  bleiben,  als  etc." 

Geschrieben  habe  ich:  „und  mancher  Praktiker,  dessen  Un- 
glück durch  diese  Formeln  verursacht  ist  etc."  Gedruckt  worden 
ist:  „und  mancher  Praktiker,  der  durch  den  Gebranch  derselben 
in  Malheur  gerathen  ist  etc." 

Den  Inhalt  des  Aufsatzes,  der  keine  wesentlichen  Abände- 
rungen erlitten  hat,  halte  ich  aufrecht  und  werde  auf  die  Kr- 
widerungeu  an  anderer  Stelle  das  Nöthigc  antworten. 

Berlin,  den  29.  November  1»78. 
 Wolff,  Eisenhahnbanmeister  a.  D." 


kiwinü»ioi.»erl>g  .Oll  Ott  Beeilt»  In  1 


K.  K.  U.  Krll.eS,  I 


W.  Moeter  iuniucbdruciertl  Berlin. 

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N«.  98. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


497 


(Fortu-tiUBg )  —  Zur  lt.-fc.rrci  der  peetifawhen  GeverVtrHulm.  —  Mit- 
tbellanje  n  »u»  Verein«»:  ArrhllfkUo-  u.M  liig»nl»«ir- Verein  iu  Himburg.  — 


maMw.  ■  ■  Die 
KracekiMcn- 


Ver  mUrhte»: 

—  Konkurrenten.  —  Brief-  und 


Die  Konkurrenz  für  Entwürfe  zum  Kollegien -Gebäude  der  Universität  Strasburg. 


ir  wenden  ! 

bezw.  Erwähnung  der  durch  besondere  künst 
lerischc  Vorzüge  hervor  ragenden  Entwürfe, 
unter  denen  wir  nach  Lage  der  Sache  zu- 
nächst die  Ii  preisgekrönten  Arbeiten  berück- 
sichtigen mosten. 

Einer  speziellen  Beschreibung  des  sieg- 
reichen Warth 'sehen  Projekts  enthebt  uns  die  auf  S.  TiOl 
gegebene  skizzenhafte  Publikation  desselben.  Der  Haupt- 
gedanke der  Grundriss-  Anordnung  dürfte  wohl  allerseits  als 
ein  aufserordentlich  glücklicher  anerkannt  werden.  Die  Art 
und  Weise,  wie  durch  gleichwerthijre  Ausbildung  einer  Haupt- 
und  einer  Quer-Axe  der  ganze  Verkehr  des  Hauses  in  dem 
grofsen,  nach  allen  Seiten  geöffneten  Haupt  -  Vestibül  konzen- 
trirt  ist,  kann  als  geradezu  musterhaft  gelten  und  giebt  ein 
Motiv,  das  fortan  wohl  bei  vielen  öffentlichen  Gebäuden  mit 
Vortheil  Verwerthung  finden  wird.  Die  klare  Einfachheit  der 
I  Äsung,  die  in  jenem,  von  Lichtfülle  durchströmten,  reizvolle 
Perspektiven  gewährenden  Vestibül  zugleich  ein  ebenso  groß- 
artiges, wie  für  die  Beslimmnng  des  Gebäudes  bezeichnendes 
Mittel  monumentaler  Repräsentation  enthält,  sowie  die 
zweckmäßige  Anordnung  und  Vertheilung  der  einzelnen  Räum- 
lichkeiten verdienen  nicht  minder  Lob.  Dagegen  dürfen  auch 
gewisse  Schwachen  des  Grundrisses  nicht  verschwiegen  werden. 
Der  gewichtigsten  prinzipiellen  Bedenken,  welche  sich  aus  der 
ungenügenden  Berücksichtigung  der  Situation  und  aus  der 
Einschränkung  der  Abmessungen  ergeben,  ist  bereits  gedacht ; 
wir  machen  überdies  auf  die  konstruktiv  gekünstelte  und  un- 
organische Anlage  des  Vorsaals  über  dem  Vestibül  und  der 
Räume  Über  dem  grofsen  Hörsaal,  auf  den  Mangel  an  Licht 
für  fast  alle  Nebentreppen  und  die  an  den  Seitenflügeln 
liegenden  Korridore  und  auf  die  unwürdige  Ausbildung  der 
Aumouuic  uach  dem  Universitats-(j arten  aufmerksam  —  Mängel, 
welche  sich  hei  nochmaliger  Durcharbeitung  des  Entwurfs  wohl 
lieseitigen  lassen  dürften,  aber  eine  solche  Durcharbeitung  auch 
dringend  erwünscht  machen. 

l>ie  Facaden- Architektur,  welcher  diejenige  der  iiuieren 
Höfe  nahe  verwandt  ist,  macht  in  ihrer  etwas  schablonen- 
haften Anwendung  allbekannter  Henaissance- Motive  auf  be- 
sondere Originabtät  keinen  Anspruch,  ist  indess  nach  ihren 
Verhältnissen  als  würdig  und  gefällig  zu  bezeichnen  und 
dürfte  auch  in  der  Ausführung  von  durchaus  befriedigender 
Wirkung  sein,  falls  Detaillirung  und  technische  Herstellung 
das  höchste  Maafs  künstlerischer  Forderungen  erfüllen.  Dass 
die  Fai;aden  zunächst  noch  etwas  fremdartig  erscheinen  und 
mehr  auf  eiu  Ausstellungs- Gebäude  als  auf  eine  Universität 
schlicfsen  lassen,  möchte  hauptsächlich  in  der  Wahl  der  Dach- 
formen  liegen  und  durch  eine  entsprechende  Aendemng  der- 
selben leicht  zu  beseitigen  sein.  —  Die  Innen  -  Architektur 
des  Gebäudes  .hatte  in  dem  Entwurf  eine  genügende  Aus- 
bildung noch  nicht  erfahren.  Was  die  Durchschnitte  in  dieser 
Beziehung  enthielten,  namentlich  die  dekorative  Ausbildtin» 
der  Aula,  welche  —  im  Maarstabe  viel  zu  grofs  gegriffen  — 
beinahe  au  die  Seitenschiffe  mancher  Jesuitenkirchen  er- 
innerte, ist  von  dem  Architekten  selbst  wohl  nur  als  ein 
Provisorium  betrachtet  worden.  — 

Der  Konkurrenz  -  Entwurf  Eggert 's,  dem  von  allen 
Seiten  mit  begreiflicher  Spannung  entgegen  gesehen  wurde, 
besitzt  seinen,  von  uns  bereits  gewürdigten  Hauptvorzug  in 
der  aufserordentlich  schönen,  organischen  Einfügung  des 
Gebäudes  in  die  gegebene  Situation.  Als  Grundform  des 
Gebäudes  ist  ein  nach  dem  Universitäts  -  Garten  geöffnetes 
Hufeisen  mit  kurzen,  am  Kopf  verbreiterten  Seitenflügeln 
gewählt.  Aus  dem  Hauptkörper  springt  nach  vorn  die  Aula, 
nach  hinten  das  Trcppenliaus  vor,  welches  im  Erdgcschoss 
durch  2  in  Bogenfonn  geschwungene,  offene  Säulenhallen  mit 
den  Kopfhäuten  der  Flügel  verbunden  ist.  Pönale  an  jenen 
Hallen,  die  im  Mittelbau  in  das  durch  die  ganze  Tiefe  des 
Gebäudes  reichende  Haupt-Vestibül  münden,  sowie  das  grofsc 
Portal  in  der  Axe  der  Iiifront  geben  dem  Gebäude  die 
leichteste  und  bequemste  Zugänglichkeit;  die  Grundrissform 
sichert  ihm,  bei  völliger  Vermeidung  von  Oberlicht,  ein 
reiches  Maafs  von  Luft  und  Licht  an  jeder  Stelle,  während 
den  aus  der  Benutzung  des  Hauses  hervor  gehenden  Bedin- 


(FortMtzimg  ) 
(tflenu  die  Abhtldiuigta  auf  »VtlU  MI-) 

nunmehr  zur  Besprechung  gungen  des  Verkehrs,  unseres  Dafürhält ens ,  noch  in  ge- 
nügender Weise  Rechnung  getragen  ist.  —  Ebenso  ist  die 
Vertheilung  der  Räumlichkeiten  innerhalb  des  H-geschossigen 
Gebäudes  auf  das  sorgfältigste  dein  Bedürfniss  angepasst. 
Im  Mittelbau  liegen  aufser  den  beiden  Haup  treppen  unteu 
das  grofsc  Vestibül,  darüber  der  Senatssaal  ind  die  Fakul- 
tätsziinmer ,  oben  die  Aula  mit  ihrem  allerdings  mehr 
vestibülartigen  Vorsaal;  die  linke  Seite  wird  im  Erdgcschoss 
von  den  Geschäftsräumen  und  den  grösseren  Hörsälen  für 
öffentliche  Vorlesungen,  im  Mittelgeschoss  von  den  übrigen 
Hörsälen,  oben  von  dem  Gipsmuseum  eingenommen ;  die  rechte 
Seite,  auf  der  im  Erdgeschoss  noch  der  Lesesaal  und  die 
Wohnung  des  Quästors  angelegt  sind,  dient  im  übrigen  ganz 
zu  Seminar-Zwecken.  — 

Verdankt  der  Verfasser  diese  Vorzüge  seiner  Arbeit  zum 
Theil  der  durch  die  lange  amtliche  Beschäftigung  mit  der 
Aufgabe  gewonnenen  genauen  Kenntniss  ihrer  praktischen 
Grundlagen,  so  sind  offenbar  auch  die  Schwächen  des  Ent- 
wurfs zum  gröfsten  Theil  aus  derselben  Wurzel  entsprungen. 
Die  rerlcktirende,  überall  die  Möglichkeit  unmittelbarer  Aus- 
führung gewissenhaft  abwägende  Anschauung  des  Beamten 
ist.  hier  wie  in  den  meisten  ähnlichen  Fallen,  der  künst- 
lerischen Erfindung  nicht  günstig  gewesen,  zumal  die  Wald 
eines  sehr  ansehnlichen  architektonischen  Maafstabes  (1.40  m 
Axcnweite)  und  die  reichliche  Bemessung  der  einzelnen  Räume 
znr  Bescheidenheit  iu  den  Haupt-Anordnungen  zwang.  So  ist 
das  in  wuchtigen  Verhältnissen  gehaltene,  im  Detail  sehr  reiz- 
voll durchgebildete  Innere  des  Gebäudes  von  einer  gewissen 
Nüchternheit  nicht  frei  zu  sprechen.  Das  Aeufscre,  in  den 
der  Berliner  Schule  eigeiithümUchcn  Formen  hellenischer 
Renaissance  dctaiUirt,  zeigt  durchweg  schöne  Verhältnisse  und 
eine  gute  Massenwirkung ;  in  dem  an  sich  sehr  anerkenuens- 
werthen  Streben,  das  nachgerade  etwas  verbrauchte  Tempel- 
Schema  zu  vermeiden,  hat  sich  der  Verfasser  jedoch  mehr 
den  Motiven  der  Wohnhaus  -  Architektur  zugeneigt,  als  uns 
für  die  Aufgabe  und  den  Maaf&tab  des  Gebäudes  statthaft 
erscheinen  will.  —  Alles  in  allem  betrachtet,  wird  die 
Eggert'sche  Arbeit  jedem  wirklich  Sachverständigen  als  eine 
so  tüchtige  Leistung  erschienen  sein,  dass  sie  den  Vergleich 
mit  keinem  der  übrigen  Entwürfe  zn  scheuen  brauchte.  Das 
Ergebniss  der  Konkurrenz,  die  eine  in  jeder  Beziehung  be- 
friedigende, durchschlagende  Lösung  überhaupt  nicht  zu 
Tage  gefördert  hat,  ist  demuach  für  den  in  ebenso  leicht- 
sinniger wie  unerhörter  Weise  angegriffenen  Architekten  eine 
Ehrenrettung  und  wahrlich  keine  Niederlage,  wenn  ihn  das 
Glück  auch  nicht  an  erster  Stelle  begünstigt  hat.  — 

Auch  der  Grundriss  des  Entwurfs  von  H ossfeld  <&  Hin- 
ke Idcyn  ist  von  der  Form  eines  Hufeisens  ausgegangen, 
hat  jedoch  einen  dritten,  gleich  weit  vorspringenden  Mittelbau 
hinzu  gefügt  und  die  3  Flügel  im  Erdgeseboss  durch  Zwi- 
schenhallcn  verbunden.  Im  hinteren  Thcile  des  Mittebiügels 
liegt,  durch  einen  besonderen  Lauf  der  Haupttreppe  zugäng- 
lich, die  isolirtc  Aula  mit  dem  Vorsaal,  unter  ihr  der  grofse 
Hörsaal  und  der  Fechtsaal;  den  vorderen  Theil  füllt  das 
grofse  Trepjrcnhaus,  an  welches  sich  das  im  vorderen  Haupt- 
tlügel  liegende,  etwas  knapp  bemessene  Vestibül  anschliefst 
Ueber  dem  letzteren  liegt  im  obersten  der  3  Geschosse 
das  (rypsmuscum.  das  nahezu  die  ganze  Hauptfrout  bean- 
sprucht; die  rechte  Seite  des  Hauses  wird  im  übrigen  von 
den  Seminar-Räumen,  die  Unke  in  den  beiden  Obergeschossen 
von  den  Hörsälen,  im  Erdgeschoss  von  den  Geschäftsräumen 
eingenommen.  Die  wohl  durchdachte,  eigenartige  I-osung.  bei 
der  auf  eine  angemessene  Verbindung  des  Hauses  mit  dem 
Lniversitäts-Garten  Bedacht  genommen  ist,  die  Klarheit  und 
Zwcckmäfsigkeit  des  Grundrisses,  der  unter  einer  Gruppe 
verwandter  Entwürfe  zweifellos  als  der  beste  ach  auswies, 
lassen  die  Arbeit  einer  Auszeichnung  nicht  unwürdig  erschei- 
nen, obgleich  nicht  zu  leugnen  ist,  dass  die  verbältnissmäfsig 
bedeutende  Lange  der  Flügel  hier  schon  eine  gewisse  Er- 
schwerung iles  Verkehrs  herbei  führt.  Die  in  den  Formen 
italienischer  Hochrenaissance  entwickelten  Facaden  zeigen 
würdige  und  schöne  Verbältnisse ;  etwas  schematischer  ist  das 
Innere  behandelt,  das  jedoch  in  der  Anlage  des  1 
ses  eines  bedeutsamen  Motives  nicht  entbehrt.  — 


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498 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


7.  DfMinber  1S78 


Der  Entwurf  von  Mylius  &  Bluntschli  stellt  sich  als 
eine  3-geschossige  Anlage  dar,  die  aus  einem  grofsen  Haupt- 
Körper  mit  innerem  Hof  und  2  durch  schmale  Flügel  mit 
jenem  verbundenen  Seiten-Gebäuden  besteht.  Der  mit  Glas 
uberdockte,  auf  allen  Seiten  mit  offenen  Hallen  umgebene 
Hof,  an  dessen  Hinterseite  die  Haupttreppe  bis  zum  1.  Stock 
empor  führt,  dient  dem  Hause  als  ein  mächtiges  Zentral- 
Veslibul.  Vor  dem  letzteren  liegt  an  der  Vorderfront  über 
einer  Vorhalle  und  dem  1.  Vestibül  nebst  den  erforderlichen 
N'eben-Kaumcn,  die  durch  2  Geschosse  reichende  Aula,  während 
der  hintere  Theil  des  Hauptkörpers  unten  die  gröfseren 
Hör-,  FcchUAIc  etc.,  im  Mittel-Geschoss  die  Geschäfts-R&nme, 
oben  das  Gips-Museum  enthalt;  die  Seitenbauten  rechts  sind 
auch  hier  für  Seminarzwecke,  die  links  gelegenen  zu  Hör- 
sälen etc.  eingerichtet.  Dass  es  einem  Grundrisse  von 
iL  <fc  B.  im  allgemeinen  an  Klarheit  und  Zweckmäßigkeit 
meht  fehlt,  darf  bei  dem  Rufe,  den  sich  die  verdiente 
Künstler -Firma  gerade  auf  diesem  Felde  erworben  hat,  als 
selbstverständlich  erscheinen,  doch  ist  uns  die  Durcharbeitung 
des  Grundrisses ,  namentlich  bezgl.  der  Partien  seitlich  des 
Haupt-Eingangs  und  hinter  dem  grofsen  Hofe,  diesmal  nicht 
so  glücklich  erschienen,  wie  in  früheren  Fällen;  der  völlig 
vernachlässigten  Verbindung  mit  dem  Uuivcrsitäts-Garten  und 
des  Mangels  an  einem  wirklichen  Vorsaal  ist  bereits  gedacht 
worden.  Die  Interessen  der  Kommunikation  haben,  bei  der 
starken  Auflösung  der  Anlage,  keine  so  vollendete  Lösung  wie 
in  dem  Warth'scben  Entwurf  gefunden,  sind  jedoch  mindestens 
eben  so  gut  wie  in  fc«ggert  s  1  rojeKi  oerücKsicntigt. 

Das  bestechendste  Moment  der  Arbeit  ist  unzweifelhaft 
die  architektonische  Erscheinung  des  grofsen  Hofes,  die  dem 
Inneren  des  Gebäudes  ein  eigenartiges  Gepräge  verleiht 
und  der  an  Macht  der  Wirkung  kein  anderer  der  prämiirten 
Entwürfe  ähnliches  entgegen  zu  setzen  hat.  Dagegen  bildet 
die  Faeadengestaltiinjf.  ähnlich  wie  bei  dem  Entwurf 
derselben  Künstler  zur  Hamburger  Rathhaus- Konkurrenz,  die 
Achillesferse  derselben:  eine  trockene,  in  den  Verhältnissen 
unschöne  Renaissance-Arclutektur.  der  die  künstlerische  Ein- 
heit fehlt,  und  ein  glatt  abgeschnittener  Aufbau,  der  im  Wider- 


spruch steht  zu  der  stark  bewegten  oder  vielmehr  zerrissenen 
Anordnung  des  Grundrisses.  — 

In  Bezug  auf  die  allgeineün 
ist  die  Arbeit  0.  Sommer  s,  welche 
Hrn.  Baurth.  Hase  mit  dem  Warth'sclien  Entwürfe  tun  den 
ersten  Preis  gerungen  hat,  der  vor  erwähnten  so  nahe  verwandt, 
dass  wir  eine  Beschreibung  derselben  auf  die  Angabe  der 
Verschiedenheiten  beschranken  können.  Dieselben  bestehen 
hauptsächlich  darin ,  dass  in  dem  Sonuuer'schen  Entwurf  der 
innere  Hof  nicht  in  die  Anlage  selbst  gezogen,  sondern  als 
wirklicher  Hof  behandelt  ist;  die  Haupttreppe  liegt  an  seiner 
vorderen  Seite  und  reicht  durch  alle  3  Geschosse;  auch  in 
der  Eintheilung  der  Räume  linden  sich  einige  Abweichungen, 
indem  Geschäftsräume  und  Lesesaal  hier  im  Erdgescbos 
liegen.  Als  ein  Vorzug  der  Ixisung  ist  anzuführen,  dass  die- 
selbe ,  wenn  auch  in  ihrer  Grundform  einer  organischen  Be- 
ziehung zu  der  Umgebung  ebenso  entbehrend  wie  die  Arbei- 
ten von  Warth  und  von  Mylius  &  Bluntschli,  doch  auf  eine 
würdige  Verbindung  des  Gebäudes  mit  dem  Uuiversitäts- 
Garten  —  durch  Hallen  an  den  Verbindungsbauten  —  Bedacht 
genommen  hat  Dagegen  mnss  angeführt  werden,  dass  der 
Verzicht  auf  die  Einreihung  des  Hofes  in  die  Innen- 
Architektur  die  letztere  des  einzigen,  für  eine  Lösung  im 
grofsen  Stile  geeigneten  Motivs  beraubt  und  auf  einen  Gniil 
von  Schlichtheit  und  Nüchternheit  herab  gedrückt  hat.  d:e 
uns  für  die  vorliegende  Aufgabe  doch  unzulässig  scheine«. 
—  Die  Massenwirkung  der  Fucaden  ist  in  Folge  der 
gröfseren  Geschlossenheit  des  Grundrisses  erheblich  günstiger 
als  bei  ILiB,  die  Wahl  der  Motive  glücklicher,  die 
Durchführung  der  einfachen  Renaissance  -  Architektur  eine 
durchaus  einheitliche.  Leider  beeinträchtigt  die  bis  auf  .1" 
reduzirte,  geringe  Axenwcitc  die  monumentale  Wirkung  des 
Gebäudes;  auch  ist  die  Anordnung  eines  Thurm- Aufsat/es 
von  solcher  Mächtigkeit,  wie  er  hier  projektirt  ist,  ästhetisch 
nicht  zu  rechtfertigen,  wenn  derselbe  im  Grundriss  nicht 
motivirt  ist,  sondern  in  künstlicher  Konstruktion  einfach  ans 
dem  Dache  eines  Saales  (der  Aula)  sich  entwickelt.  — 


Zur  Reform  der  preufsischen  Gewerbeschulen. 


igegangene  Aeuiserung  in  jener  frage, 
g  zu  der  Bemerkung  veranlasst,  dass 
Eingehen  auf  dieselbe  in  selbständiger 
,  dass  wir  uns  vielmehr  fortan  auf 


Ks  ist  auffällig  bemerkt  worden,  dass  wir  in  No.  9<>  u.  Dl. 
die  Petition  der  Minorität  des  Berliner  Architekten  -  Vereins  in 
dieser  Frage  zum  Abdruck  gebracht  haben,  ohne  dass  zugleich 
oder  vorher  in  u.  Hl  auch  eine  Veröffentlichung  der  von  der 
Majorität  beschlossenen,  im  Namen  des  Vereins  selbst  abgesandten 
Petition  erfolgt  wäre.  Indem  wir  erklären,  dass  damit  ein  Verlassen 
der  bisherigen  objektivin  Haltung  u.  III.  zur  Behandlung  dieser 
Krage  innerhalb  des  A.-V  nicht  beabsichtigt  war,  dass  wir  viel- 
mehr den  Abdruck  jener  anderen  Petition  bisher  nur  deshalb  nicht 
bewirkt  haben,  weil  uns  ein  bezgl.  Verlangen  von  keiuer  Seite 
geaufsert  war  und  weil  uns  jenes  Schriftstürk  überdies  nicht  ein- 
mal zur  Verfügung  stand,  entsprechen  wir  gern  den  nunmehr  laut 
gewordenen  Wünschen  auf  nachträgliche  Mittheilung  desselben 
an  den  weitereu  Kreis  uuserer  Leser.  Wir  Bchliefsen  hieran  eine 
von  auswärtiger  Seite  zugegangene  Aeufserung  in  jener  Frage, 
uns  jedoch  gleichzeitig 
i  u.  Bl.  ein  weiteres  ~ 
Form  nicht  mehr  gestaltet, 
Mittheilung  der  Ergebnisse  »^«»»  ».«,«.., 
Verhandlung  in  anderen  Vereinen,  sowie  event  im 
Landtage  zu  Tage  fördern  wird.  D.  Red.  d."  l>.  Bztg. 

L 

„Ew.  Exzellenz  erlaubt  sich  der  ganz  gehorsamst  unter- 
zeichnete Vorstand  Folgendes  ehrerbietigst  vorzutragen: 

Der  Deutsche  Reichs  •  Anzeiger  und  Königlich  Preufsische 
Staats-Anzeiger  vom  5.  August  er.  brachte  die  Mittheilung,  dass  eine 
auf  Ew.  Exz.  Anordnung  zusammengetretene  Konferenz  zur  Be- 
gutachtung der  Reformen  der  nach  dem  Plan  von  1870  ein- 
gerichteten Gewerbeschulen  dahin  votirt  habe,  dass  die  Abiturienten 
der  neu  zu  errichtenden  Gewerbeschulen  mit  neunjährigem  Kursus 
nicht  nur  zu  allen  höheren  technischen  Studien,  sondern  auch  zu 
den  Staats -Prüfungen  auf  dem  gesammten  technischen  Gebiete 
zugelassen  werden  mögen. 

Dieser  Konferenz-Antrag,  welcher,  wie  wir  annehmen  dürfen, 
Ew.  Exz.  hoher  Entscheidung  unterliegt,  ist,  da  er  in  einschnei- 
dender Weise  die  Interessen  des  Baufachs  und  der  demselben 
Angehörigen  berührt,  iu  mehren  Sitzungen  des  Architekten- 
Vereins  kierselbst  Gegenstand  einer  eingehenden  Diskussion  ge- 
wesen, welche  mit  dem  Beschlus»  endigte,  Ew.  Exz.  die  ganz 
ergebenste  Bitte  vorzutragen: 
„dem  vorerwähnten  Konferenz -Antrage 
die  Genehmigung  ertheilen  zu  wollen." 

Es  ist  dieser  Beschluss  in  der  Sitzung  vom  14  d.  M.  mit 
von  264  Stimmen  gegen  24  Stimmen  gefusst 
hat  der  Ausschuss  der  Studirenden  der  König- 


lichen Bau-Akademie  das  in  Altschrift  beiliegende  Schreiben  vom 
14.  Oktober,  welches  eine  l'eboreinstiinrnung  der  Studirenden  der 
Königlichen  Bau-Akademie  mit  dem  vorerwähnten  Beschlüsse  des 
Architekten-Vereins  nachweist,  au  uns  gerichtet 

Wir  glaulien  auch  nicht  daran  zweifeln  zu  dürfen,  dass 
unsere  Bitte  einen  fast  einstimmigen  Widerhall  bei  unseren  «unter- 
halb Berlins  wohnenden  Berufagenossen  rinden  würde,  müssen 
aber  bei  der  Dringlichkeit  der  Sache  und  der  Kürze  der  Zeit  auf 
diese  weitere  Unterstützung  unserer  Bitte  Verzicht  leisten. 

Wenn  wir  uns  schon  auf  Grund  dieser  fast  cinmütbigen 
Zustimmung  berechtigt  halten,  hoffen  zu  dürfen,  dass  Ew.  Exz. 
als  hoher  Chef  und  mächtigster  Vertreter  unserer  Berufsgenossen 
es  ablehnen  werden,  die  Genehmigung  zu  dem  unseren  Stand  so 
schwer  verletzenden  Konferenz-Anträge  zu  ertheilen,  so  glauben 
wir  doch  unsere  vorgetragene  Bitte  noch  ausführlicher  moüviren 
zu  sollen. 

Anknüpfend  an  unsere  Berichte  vom  7.  Oktober  1*74  und 
vom  6.  Mai  1870  können  wir  es  zunächst  nicht  unterlassen  aus- 
zusprechen, dass  wir  diejenigen  Berechtigungen  zur  Aufnahm* 
in  die  Bau -Akademie  und  zur  demnächstigen  Ablegung  der 
Staate-Prüfungen  in  unserem  Fache,  welche  nicht  auf  Grund  einer 
Abiturienten-Prüfung  im  Gymnasio  oder  einer  Realschule  l  Ordn. 
erworben  werden,  für  solche  halten,  welche  im  Widerspruch  stehen 
mit  den  unsererseits  vorgetragenen  Anschauungen,  nnd  dass  wir 
sie  lebhaft  beklagen. 

Angesichts  der  sehr  verschiedenartigen  Gestaltung  unsere» 
Real-  und  Gewerbeschulwcsens,  welches  aufser  .Schulkategorien 
noch  Einzelscbulen  kennt  die  fast  als  Unica  im  preufsischen 
Staate  zu  bezeichnen  sein  möchten,  ist  es  uns  unmöglich,  ein- 
gehend von  dem  Wesen,  den  Einrichtungen,  dem  Programme  und 
der  Leistungsfähigkeit  dieser  verschiedenen  Lehranstalten  Kenia- 
niss  zu  nehmen  und  zu  prüfen,  ob  und  wie  weit  dieselben  als 
förderlich  für  unsere  Berufs-Interessen  angesehen  werden  können; 
wir  haben  deshalb  geglaubt,  uns  auf  die  einfache  Bitte  beschränken 
zu  sollen,  daas  die  für  unseren  Beruf  erforderliche  Vorbildung 
nur  durch  die  Absolvirung  eines  Gymnasiums  oder  einer  Real- 
schule I.  Ordnung  erworben  werden  dürfe;  wir  sind  dabei  von 
der  Ansicht  ausgegangen,  dass  ein  geringeres  Maafs  klassischer 
Bildung  und  insbesondere  der  Kenntnis»  der  lateinischen  Spracht , 
als  dasjenige,  welches  programmäßig  auf  deu  Realschulen  I.  < Ord- 
nung erworben  wird,  nicht  ausreiche,  um  allgemein  wissenschaft- 
lich für  unseren  Beruf  vorzubereiten. 

Wenngleich  zugegeben  werden  mag,  dass  es  nicht  an  Ver- 
derjenigen  Richtung  fehlt  welche  in  der  Werthlegung 
Ausbildung  in  den  realen  Wissenschaften  allmählich  mehr 
die  klassische  Ausbildung,  namentlich  die  KcnntniM 

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auf  die  Ai 


No.  98. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


der  alten  Sprächet»  f«lr  das,  was  man  allgemeine  Bildung  nennt, 
beschranken  zu  dürfen  glaubt,  und  wenn  es  dieser  Richtung  bei- 
zuschreiben ist,  dass  beispielsweise  in  neuerer  Zeit  den  Abiturienten 
der  reorganisirten  Gewerbeschulen  gestattet  ist,  durch  ein  Zusatz- 
Examen  im  Lateinischen  die  Berechtigung  zum  höheren  techni- 
schen Beruf  zu  erwerlien,  so  hat  man  doch  bislang  angenommen, 
dass  eine  gänzliche  Kenntnisslosigkeit  der  lateinischen  Sprache 
ein  Hiuderniss  für  Berufsstellungen,  wie  sie  tatsächlich  den 
Bautechnikern  gewahrt  werden  und  welche  sie,  wie  wir  annehmen 
müssen,  auch  ausfallen,  sein  müsse.  Erst  der  Konferenz  vom 
3.  August  er.  war  es  vorbehalten,  in  ihrem  Antrage  rücksichtslos 
mit  dieser  Tradition  zu  brechen  und  in  der  Meinung,  dass  der 
Mangel  klassischer  Bildung  kein  allgemeiner  Bildungsmangel  sei, 
oder  dass  fOr  einen  Baulechniker  eine  allgemeine  Bildung  nicht 
erforderlich  sei,  das  Abiturienten  -  Examen  auf  Gewerbeschulen 
ohne  jeden  Isteinischen  Unterricht  für  ausreichend  zu  erachten. 
Beiden  Auffassungen  können  wir  nicht  beitreten. 

Was  die  erstcre  Auffassung  anbetrifft,  so  steht  dieselbe  in 
Widerspruch  sowohl  mit  den  bisher  gültigen  Anschauungen  unserer 
Unterrichts- Verwaltung,  wie  unseres  Volkes.  Ausnahmslos  hat  man 
bisher  für  jeden  nicht  subalternen  Beruf  die  wissenschaftliche 
Ausbildung  In  den  alten  Sprachen  fi 
für  gewisse  technische  Fächer  die  Vc 
L  Ordnung  für  zulassig  erachtet  wurde,  so  _ 
aus  dem  Grunde,  weil  eine  gleichzeitige  Ausbildung  in  den  alten 
Sprachen,  wie  solche  in  den  Gymnasien  stattfindet,  und  in  den- 
jenigen Gegenstanden,  in  welchen  eine  umfassendere  Kenntnis« 
und  Sicherheit  für  den  technischen  Beruf  erforderlich  schien,  su 
einer  unzulässigen  Ueberbürdung  geführt  haben  würde;  man  wich 
wohl  einer  Notwendigkeit,  aber  man  anerkannte  damit  nicht, 
dass  die  Ausbildung  in  den  alten  Sprachen  ein  Superfluum  sei. 
Ueber  die  Bedeutung  der  lateinischen  Sprache  für  die  Schule 
l  sich  s.  Z.  die  kgl.  preufs.  Unterrichts- Verwaltung  wie  folgt: 
„Diese  Stellung  (als  integrirender  und  wesentlicher  Tneil  des 
Lehrplans)  gebührt  der  lateinischen  Sprache  sowohl  wegen  der 
Wichtigkeit,  welche  sie  für  die  Kenntnis*  des  Zusammenhanges 
der  neueren  europäischen  Kultur  mit  dem  Alterthum  hat,  wie  als 
grundlegende  Vorbereitung  des  grammatischen  Sprachstudiums 
Oberhaupt  und  insbesondere  des  der  neueren  Sprachen,  welches 
ohne  Kenntniss  des  Lateinischen  immer  oberflächlich  bleibt. 

In  dieser  Beziehung  ist  die  lateinische  Sprache  vorzüglich 
geeignet,  zur  Bildung  des  Sinnes  für  scharfe  Unterscheidung  der 
Formen  beizutragen." 

Wenn  Bonitz  von  dem  Gymnasium  sagt: 
„Es  ist  nicht  niedere  Fachschule  für  irgend  eine  besondere 
Wissenschaft,  sondern  hat  dem  aus  ihr  austretenden  Schaler 


Wahl  irgend 
Vereinigung  die 


die 
deren 


\ereinigung  die  Lmversitit 
eindringende  Beschäftigung 
liehen  Wissens  dasjenige  ai 


wecken,  von  welchem  aus  Vertiefung  in  die  einzelne  Wissenschaft 
möglich  wird,  ohne  den  Blick  und  die  Wertschätzung  für  die 
nach  anderen  Zielen  gehende  Forschung  zu  verlieren.  Diese 
Richtung  auf  allgemeine  Bildung  gegenüber  der  frühzeitigen 
Beschränkung  des  Blickes  auf  ein  einzelnes  Gebiet,  der  ideale 
Zug  zur  Wissenschaft  gegenüber  der  Beschrankung  auf  das  un- 
mittelbar praktisch  Verwendbare  darf,  wie  er  auch  durch  die 
Mangel  der  Ausführung  getrübt  sein  mag,  als  der  Charakter  be- 
zeichnet werden,  zu  dem  sich  die  Gymnasien  ans  ihrer  Aufgabe,  zur 
Universität  vorzubereiten,  immer  entschiede  ier  entwickelt  haben," 
so  kennzeichnet  jener  angesehene  Schulmann  mit  diesen  Worten 
in  klarster  Weise  den  universellen  Charakter  und  die  Bedeutung 
klassischer  Ausbildung.  Es  muss  gestattet  sein,  hieraus  den 
Schluss  zu  ziehen,  dass  Gewerbeschulen  ohne  jedes  Studium  der 
lateinischen  Sprache  nicht  „dasjenige  auf  Verslftndniss  beruhende 
Interesse  für  alle  Hauptrichtungen  des  menschlichen  Wissens 
wecken,  von  welchem  aus  Vertiefung  in  die  einzelne  Wissenschaft 
möglich  wird,  ohne  den  Blick  und  die  Werthschiitzung  für  die 
nach  anderen  Zielen  gehende  Forschung  zu  verlieren",  und  nach 
unserer  Auffassung  können  wir  nicht  umhin,  gerade  hierin  den 
Mangel  einer  allgemeinen  Bildung  zu  erblicken.  Die  frühzeitige 
Beschränkung  des  Blickes  auf  ein  einzelnes  Gebiet  ist  ein  schwer 
wieder  gut  zu  machender  Fehler  der  allgemeinen  Vorbildung. 
Es  mag  zugegeben  werden,  -  wenn  es  auch  noch  keine« 
bewiesen  ist  —  dass  eine  solche  frühzeitige  Beschränkung  zu 
virtuosen  Entwicklung  im  Gebiete  der  Kunst  -  Industrie  fi 
wird,  für  die  Kunst  selbst  und  namentlich  für  die  Kunst  in  der 
Architektur  kann  dies  nicht  als  richtig  gelten. 

Die  zweite  Auffassung  müssen  wir,  wenn  sie  vorhanden 
ist,  als  eine  entschieden  unrichtige  ablehnen.  Wenn  wir  zurück 
blicken  auf  die  Entwickelung  unseres  Berufs  im  öffentlichen 
lieben,  so  können  wir  nicht  die  Thatsache  verkennen,  dass  die- 
selbe eine  stetig  steigende  gewesen  ist;  die  Zeit,  in  welcher  der 
Bautechniker  für  minimale  Aufgaben  heran  gerufen  wurde,  um 
nach  einem  anderweitig  fest  gestellten  Programme  seinen  Entwurf 
und  Kosten  -  Anschlag  einzuliefern,  ist  vorbei:  es  ist  anf  dem 

Sesammten  Bauwesen  unmöglich  geworden,  den  Techniker  von 
er  Mitbestimmung  des  Programms  auszuschliefsen,  ja  es  ist 
unmöglich  geworden,  die  Bedürfnissfrage  ohne  seine  bestimmende 
Mitwirkung  fest  zu  stellen.  Es  hat  sich  als  unmöglich  heraus 
gestellt,  die  grofsen  Verwaltungen  technischer  Unternehmungen 
lediglich  in  den  Binden  der  Verwaltung«  -  Beamten  zu  belassen 

■  Voten  ad  hoc  berufener  Tecn- 


499 


Ver- 


niker  zu  regieren.  Damit  ist  der  Bautechniker  in 
hiiltniss  zum  Staat,  zur  Provinz,  zum  Kreis  und  zur  nuu.u.UUv, 
ja  selbst  zu  Privat-Untcrnehmungcn  und  zu  Privaten  in  die 
eigentliche  Verwaltung  eingetreten  und  hat  in  ihr  einen  nicht 
mehr  zu  beseitigenden  Kiutluss.  Dieser  Einrluss  ist  ein  legitimer; 
denn  das  dem  Bautechniker  auf  keine  Weise  mehr  abzunehmende 
Maar»  der  Verantwortlichkeit  kann  nur  dann  von  ihm  getragen 
werden,  wenn  er,  in  der  Verwaltung  stehend,  alle  auf  das  Bedürfnis*, 
auf  das  Programm,  den  Kosten-Aufwand  und  die  Bau-Ausführung 
bezüglichen  konkreten  Verhältnisse  kennt  und  in  ihnen  als  Theü- 
nehmer  an  der  Verwaltung  steht.  Der  Bautechniker  könnte  sich 
allenfalls  damit  begnügen  und  sich  namentlich  damit  vor  jeder 
Verantwortlichkeit  hüten,  wenn  er  zu  nichts  anderem,  als  einem 
abstrakten  Votum  Ive  rufen  wird,  aber  die  Verwaltungen  sind  es, 
welche  diese  Stellungen  des  Bautechnikers  nicht  mehr  ertragen 
können  und  welche  mit  Recht  fordern  müssen,  dass  auch  er  sein 
reichlich  zugemessen  Theil  Verantwortlichkeit  trage. 

So  hat  sich  die  Stellung  unseres  Standes  entwickelt  und 
es  ist  nicht  mehr  möglich,  sie  zurück  zu  d'unmen.  Wer  diese 
Stellung  richtig  erfasst,  wird  es  für  unmöglich  erachten,  dass 
unseren  Berufsgenossen  das  Maafs  allgemeiner  wissenschaftlicher 
Vorbildung  fehlen  darf,  welches  diejenigen  besitzen,  mit  denen 
sie  zusammen  die  Verwaltung  zu  führen  haben.  Wenn  der  Bau- 
Techniker  den  übrigen  höheren  Berufsphären  gegenüber  in  seiner 
sozialen  Stellung  durch  Aunahme  des  Konferenz  -  Antrages  herab 
gedrückt  wird,  so  werden  sich  die  Nacbtheile  davon  bald  genug 
in  unserem  ganzen  öffentlichen  Leben  bemerkbar  machen  und 
ohne  Not  und  ohne  jede  zwingende  Notwendigkeit  uns, 
Beruf,  unsere  Interessen  und  die  Interessen  derjenigen 
Facbgenossen,  welche  auf  Grund  der  bestehenden 
iu  unseren  Beruf  eingetreten  sind,  Niemandem  zu  Nutz,  schwer 
schadigen. 

Möge  Ew.  Exzellenz  unsere  vorstehende,  ganz  gehorsamste 
Auseinandersetzung  als  einen  Akt  ansehen,  wie  ihn  uns  der  Jj.  1 
unserer  Vereins-Statuten  vorschreibt,  und  unserer  ebenso  dring- 
lichen, wie  ehrerbietigsten  Bitte  hnohgeneigte  Erfüllung  zu  Theil 
werden  lassen. 

Berlin,  den  17.  Oktober  1878. 

Der  Vorstand  des  Architekten-Vereins. 
Möller.    Bausch.    Hobrecbt.    Krieg.    Meilin.    A.  Wiehe. 

II. 

Grofses  Interesse  hat  sicherlich  hei  allen  Lesern  d.  Bl.  die 
Angelegenheit  der  preußischen  Gewerbeschulen  erregt,  iu  welcher 
es  sich  um  die  Berechtigung  der  Abiturienten  von  neunklassigen 
Realschulen  ohne  alte  Sprachen  nicht  nur  zu  allen  höheren 
technischen  Studien,  sondern  auch  zu  den  betreffenden  Staats- 
Prüfungen  handelt.  Der  Berliner  Architekten  •  Verein  hat  vor 
kurzem  seine  an  den  preußischen  flandelsminister  gerichtete 
Eingabe,  welche  sich  ausführlich  gegen  eine  solche  Berechtigung 
ausspricht,  an  die  übrigen  bautechniseben  Vereine  mitgeteilt 
und  mit  diesem  Schritte  ohne  Zweifel  die  Theilnahme  der  letzteren 
anregen,  vielleicht  nutzbar  machen  wollen.  Wenngleich  nun  eine 
Stellungnahme  der  preußischen  Regierung  bereits  getroffen  ist, 
und  zwar  gegen  die  Ansicht  des  Architekten-Vereins  (No.  94), 
so  mag  es  doch  noch  nicht  zu  spät  sein,  den  Eindruck  der  ganzen 
Verhandlung  im  übrigen  Deutschland  zu  berühren,  um  so  mehr, 
als  das  letzte  Wort  noch  nicht  gesprochen  zu  sein  scheint. 

Wenn  sich  der  Unterzeichnete  in  dieser  Richtung  einen 
kurzen  Beitrag  gestatten  darf,  so  liegt  es  keineswegs  in  der 
Absicht,  die  Gründe  für  und  gegen  nochmals  zu  erörtern  — 
solches  ist  ja  schon  mehrfach  auch  in  d.  Bl.  geschehen  aber 
zwei  Momente,  welche  in  den  jüngsten  Verhandlungen  nicht  be- 
rührt zu  sein  scheinen,  möchte  t  bei  dieser  Gelegenheit  Erwähnung 
verdienen.  Es  ist  zuerst  der  weit  tragende  moralische  Ein- 
fluss  einer  derartigen  Entscheidung  auf  die  anderen  deutschen 
Staaten,  welche  grofsentheils  in  den  letzten  Jahren  die  Bedingun- 
gen der  Zulassung  zu  den  technischen  Hochschulen  nnd  Staats- 
prüfungen verschärft  haben  und  sich  in  diesem  Streben  nunmehr 
fast  beirrt  fühlen  müssen.  Vielleicht  zuletzt  in  dieser  Reihe, 
sind  wir  endlich  auch  in  Baden  dahin  gelangt,  dass  demnächst 
von  den  Kandidaten  des  Staatsdienstes  die  Absolvirung  eines 
humanistischen  oder  Realgymnasiums  verlangt  werden  Boll  (speziell 
bei  Architekten  ist  nur  die  erstere  Gattung  von  Lehranstalten 
anerkannt),  und  nicht  zum  wenigsten  hiben  bei  den  betreffenden 


Schritten  die  bekannten  Thesen  des  Verbandes  über  Ausbildung 
höherer  Bautechniker  mitgeholfen.  Bei  Festsetzung  dieser  Thesen 
waren  freilich  nennklassige  Schulen  ohne  alte  Sprachen  noch  gar 
nicht  in  Frage,  gelangten  daher  auch  nicht  zur  Beurteilung; 
aber  es  ist  doch  damals  klar  und  einmüthig  Gewicht  auf  einen 
gewissen  Grad  humanistischer  Vorbildung  gelegt  worden. 
Muss  man  wohl  vermuthen,  dass  die  Meinungen  innerhalb  des 
Verbandes  sich  theilweise  bereit»  moditizirt  haben?  Dann  wäre 
es  ja  fast  erforderlich,  die  ganze  Frage  von  neuem  zu  behandeln. 
Oder  sollen  die  neu  zu  errichtenden  Schulen  vorläufig  nur  als 
Versuchsfeld  gelten,  um  den  Grad  der  auf  diesem  Wege  zu  er- 
reichenden akademischen  Beife  und  allgemeinen  Bildung  zu 
erkunden?  Dies  wäre  wenigstens  hinsichtlich  des  Staatsdienstes 
ein  gewagtes  Unternehmen.  Jedenfalls  scheint  uns  die  Beziehung 
der  speziell  preußischen  Angelegenheit  zu  den  bisherigen  Kund- 
gebungen der  ganzen  deutschen  Fachgenossenschaft  wichtig 
genug,  um  die  letzteren  mit  als  ein  Motiv  der  Entscheidung  zu 

der  überwiegenden  Mehrheit  de« 


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DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


7.  Dezember  1878 


-Vereins.  -  Recht  erfreulich  ist 
der  Ministerial-Verfugung  du  Anerkenntnis*,  du 
in  der  Vorbildung  zwischen  den  3  technischen  Ks 
zwischen  Privat-  und  Staate-Technikern  nicht  sachgemäß 
was  ja  in  jenen  Thesen  ebenso  su  lesen  ist 

Unsere  zweite  Bemerkung  Ivexieht  sich  auf  die  viel  besprochene 
Reform  der  Gymnasien.  Unleugbar  sind  die  .Schwierigkeiten,  den 
bisher  flhlichen  klastischen  Unterricht  mit  den  matbematitch-uatur- 
Wissenschaft! ichen  Fächern,  und  vollends  noch  mit  graphischen 
Uebungen  zu  vereinigen.  Man  ist  nachgerade  an  der  Grenze  des 
Möglichen  angekommen  und  vernimmt  allenthalben  Klagen,  dass 
die  Jugend  überbürdet  sei  und  dennoch  Unreife  und  Unlust  gar 
hautig  das  Ergebnis«  der  Dressur  bilden  —  Klagen,  welche  sich 
am  kürzesten  in  dem  bekannten  Spruch  ausdrucken  lassen:  „Mir 
wird  von  alledem  so  dumm,  als  giDg  mir  ein  Mühlrad  im  Kopf 
hemm."  Derartige  Erfahrungen ,  welche  gerade  den  Hochschul- 
Lehrern  mannichfach  nahe  treten,  haben  wobl  zu  dem  Konfereuz- 
Hesrhluss  beigetrag«'i],  die  alten  Sprachen  für  das  technische  Ge- 
biet abzuwerfen,  obgleich  damit  sicherlich  ein  gewisser  Werth 
derselben  auch  für  Techniker  nicht  in  Abrede  gestellt  werden 
sollte.  War  es  denn  aber  imthig,  alsbald  so  radikal  zu  verfahren? 
Ist  die,  auch  in  der  Denkschrift  des  Verliandes  angedeutete  Ver- 
einigung jener  3  Richtungen  in  genügender  Weise  absolut  unaus- 
führbar und  selbst  ein  Versuch  der  Reform  nach  dieser  Richtung 


verwerflich?  Diese  Frage  scheint  doch  seitens  der  preußischen 
Unterrichta-Verwaltung  nicht  ganz  verneint  zu  werden,  denn  man 
will  ja  in  den  (Symnasien  den  mathematisch-naturwissenschaftlichen 
Unterricht  (namentlich  zum  besten  der  Mediziner),  in  den  Real- 
gymnasien das  Lesen  lateinischer  Schriftsteller  verstarken.  Frei- 
lich würden  dalm  die  armen  Jungen  aus  dem  Regen  in  die  Traufe 
kommen,  wenn  man  nicht  gleichzeitig  das  Hülfsmiuel  anwendet, 
welches  auch  einzig  den  künftigen  Technikern  auf  Gymnasien 


Zeit  zum  Zeichnen  n.  s.  w.  gewahren 
philologischen  Ansprüche. 
Ueberzeugung,  dass  zum  Heile  aller  Berufsarten  gar  vieles  aus 
dem  gegenwartigen  Sprachunterricht  der  Schulen  auf  die  Univer- 
sität an  die  Adresse  der  Philologie  Studirenden  verwiesen  werden 
sollte  und  dass  dennoch  der  wahre  Segen  klassischer  Bildung 
Gemeingut  unserer  gesammteo  gebildeten  Jugend  bleiben  kann 
und  soll.  Ist  doch  die  Sprache  nur  ein  Denkmal  der  Kultur 
eines  Volkes,  welche  durch  Geschichte,  Wissenschaft,  sowie  gerade 
für  künftige  ltautechniker  nicht  au  letzter  Stelle  durch  die 
Kunst  uberliefert  ist,  und  nehmen  wir  doch  gar  viele  Kultur- 
schatze von  Völkern  auf,  deren  Sprache  wir  nicht  lernen.  In 
welcher  Ausdehnung  das  genannte  Hülfsmittel  heutigen  Tages  an- 
zuwenden sei,  gehört  nicht  hierher,  doch  mag  die  Erfahrung  noch 
angeführt  werden,  dass  in  manchen  deutschen  Staaten  (z.  B. 
Preußen,  Baden,  Hamburg)  vor  nicht  langer  Zeit  die  gram- 
matischen Ziele  wesentlich  niedriger  gesteckt  waren,  ohne  datt 
doch  wohl  die  jetzige  altere  Generation  sich  selbst  für  weniger 
gebildet  oder  weniger  tüchtig  halten  müsste,  als  ihre  Söhne. 

Schließlich  stimmen  wir  der  Redaktion  d.  Bl.  vollständig 
darin  bei,  dass  eine  solche  Frage  auf  dem  Wege  der  Gesetzgebung 
zu  erledigen  sei,  namentlich  auch  deshalb,  weil  dann  in  der  Volks- 
vertretung die  Interessen  der  Eltern  zum  Ausdruck  gelangen 
können.   Diese  aber  gehen, 


die  geistige  und  körperliche  Gesundhi 
berücksichtigt  werde,  dahin,  dass  man 
nothige,  schon  im  9.  Lebensjahr  eine  1 


sie  nicht  mehr  oder  i 
aöthige,  schon  im  9.  Lebensjahr  eine  bestimmte  Schulgattung 
damit  eine  gewisse  Berufsgruppe  zu  wählen,  sondern  dass  eis 
einheitlicher  Bildungsgang  bis  zu  demjenigen  Alter  stattrinde, 
in  welchem  die  Entwickeliing  der  natürlichen  Anlagen  fort  ge- 
schritten ist  und  diese  Wahl  erleichtert 

Karlsruhe,  25.  November  1878.  R.  Baumeister. 


Architekten-  and  Ingenieur- Verein  zu  Hamburg.  Ver- 
sammlung am  15.  November  1878.  Vorsitzender:  Hr.  Haller, 
Schriftführer:  Hr.  Bargum;  anwesend  50  Mitglieder. 

In  Erledigung  eines  dem  Vorstände  am  4.  v.  M.  ertheilten 
Auftrages  berichtet  Hr.  Ähre  na  über  die  Verhandlungen  mit  der 
patriotischen  Gesellschaft  bezüglich  der  Ausstattung  des  Ver- 
sammlungs-Lokals. Da  die  Angelegenheit  eine  rasche  Erledigung 
nicht  fordert,  auch  die  Anschauungen  in  der  Sache  noch  sehr 
aus  einander  gehen,  so  wird  eine  Kommission,  bestehend  aus  den 
Hrn.  Breckelbanm,  Haussen,  Hennicke  und  Ahreos,  ernannt,  um 
dem  Verein  bestimmte  Vorschlage  zu  machen.  —  Hr.  Ahrens 
erstattet  ebenfalls  den  Bericht  der  Kommission  für  Ueberwachung 
öffentlicher  Konkurrenzen,  und  zwar  über  folgende  Konkurrenzen : 
1.  die  Straßburger  Universität,  2.  die  Erweiterung  des  Hamburger 
Stadthauses  und  3.  das  Nalurhistorische  Museum  in  Hamburg. 
—  Die  Vorschläge  der  Kommisaion,  welchen  der  Verein 
beitritt,  gehen  dahin,  in  der  ersten  Sache  zunächst  das  Resultat 
der  vom  Berliner  Arch.-V.  bei  den  Reichsbehörden  gemachten  Ein- 
gabe abzuwarten  und  die  zweite  Angelegenheit  einstweilen  auf 
sich  berubeu  zu  lassen,  da  dieselbe  noch  nicht  in  das  Stadium 
eines  Konkurrenz-Ausschreibens  getreten  ist,  sondern  es  sich  bis 
jetzt  nur  um  einen  Vorschlag  für  eine  Konkurrenz  handelt,  welche 
vielleicht  niemals  perfekt  werden  wird.  —  Das  im  Entwurf  ver- 
öffentlichte Programm  für  die  Konkurrenz  um  das  Naturhistoriscbe 
Museum  wird  die  Kommission  einer  eingehenden  Prüfung  unter- 
ziehen und  demnächst  darüber  berichten. 

Hr.  Bau-Insp.  Gurlitt  bespricht  sodann  die  verschiedenen 
Konstruktionen  und  Fundimngs  -  Methoden  von  Kaimauern  bei 
Dockbauten  und  Hafeuanlagen  in  England  und  Holland.  —  Auf 
einer  Reise,  welche  der  Redner  im  verflossenen  Sommer  zusammen 
mit  dem  Wasser-Bauipsp.  Krieg  durch  England  und  Holland  ge- 
macht hat,  besuchten  dieselben  außer  London  mehre  wichtige 
Hafenstädte  Englands,  Schottlands,  Irlands  und  Hollands  und 
richteten  dabei  ihr  Augenmerk  besonders  auf  die  in  Ausführung 
begriffenen  Wasserbauten. 

Bei  der  raschen  Aufeinanderfolge  der  Besuche  gleichartiger 
trat  die  Verschiedenheit  in  der  Behandlung  um  so 
hnen  entgegen.  In  erster  Linie  ist  bei  den  englischen 
die  fast  ängstliche  Vermeidung  jeglichen  Holzes 
als  Konstruktionstheil  aufgefallen  gegenüber  der  hollandischen 
Art,  alle  Kaimauern,  Strompfeiler  etc.  durchweg  auf  Pfahlrost  zu 
setzen.  Mag  das  immerhin  zum  gröfsten  Theil  in  der  Verschieden- 
artigkeit des  Baugrundes  begründet  sein,  so  meint  Redner  doch, 
dass  ein  gewisses  Herkommen,  eine  nationale  Antipathie  bezw. 
Vorliebe  dabei  ohne  Zweifel  mitwirkend  sei,  da  anderen  Falles 
die  gewählten  Konstruktionen  sich  manchmal  kaum  <vurden  recht- 
fertigen lassen. 

Bei  Beschreibung  der  englischen  Bauten  wird  unterschieden 
zwischen  solchen,  welche  in  geschlossener  Baugrube,  d.  h.  im 
Trocknen,  und  denjenigen,  welche  im  Wasser  ausgeführt  werdeu. 
Zu  Anlagen  der  ersten  Art  gehören  u.  a.  die  Erweiterung  der 
Etui-  and  IVett-Jndia-Docl*  in  London,  die  neuen  Docks  in 
Leitb,  das  t'ohlt'Dene'lhxk  in  Tyne,  ein  Theil  der  Stoberost 
Docht  in  Glasgow,  das  Grrat  North  Itock  in  Liverpool  u.  a.  m. 
Bei  allen  diesen  lH>ckarbeiten  ist  die  Bauausführung  im  ganzen 
»ehr  einfach,  da  in  den  meisten  Fallen  der  fette  Thon-  und 
Klaiboden  die 


'  erleichtert  Die  I  >ockarbeiteu  bei  London  z.  B.,  wo  die  neuen 
Anlagen  durch  Ausgrabungen  im  festen  Lande  hergestellt  werden, 
ebenso  das  Cohtt- 1 ttne-  hock  bei  Newcastle,  das  neue  Dock  in 
Leith  waren  absolut  trocken,  so  dass  man,  auf  der  künftigen 
Docksohle  wandernd,  ganz  vergaß,  61*  und  mehr  unter  dein 
Wasserspiegel  sich  zu  befinden.  Bei  diesen  Arbeiten  erwecken 
daher  nur  die  Massen,  welche  die  . 
verwendete  Material  Interesse. 

In  beiden  Beziehunsjen  ist  das  Cnhle-  I>cne- bock  beson- 
ders hervor  rasend.  Die  Newcasder  Kaufmannschaft  lasse  das- 
selbe in  der  Nahe  von  North-Shielda,  unweit  der  Tyne  - 
ausführen.  Die  Ufer  des  Tyne  sind  steil  und  ohne  Vo 
also  für  Hafen-Einschnitte  wenig  geeignet:  dennoch  hat  man  sich 
zur  Ausführung  eines  solchen  entschlossen  und  eine  Stelle 
wählt,  wo  ein  kleiner  Bach  in  den  Tyne  fließt.  Ungeachtet  I 
hier  befindlichen  muldenartigeii  Einsattelung  bleibt  das  Terrain 
immer  noch  sehr  hoch  und  es  werden  die  Erdarbeiten  deshalb  sehr 
bedeutend.  Zur  Bewältigung  derselben  bedient  man  sich  neuen 
der  Handarbeit  3  Exkavatoren,  deren  Betrieb  fast  nur  ein  Dritt- 
theil  der  Kosten  für  Handarbeit  erfordert.  Die  geförderte  Erde 
wird  in  Lowries  geschüttet,  welche  zu  Eisenbahnzügen  raogirt 
und  mittels  Seilbetrieb  und  stehender  Maschine  auf  ein  Kipp- 
gerüst gebracht  und  hier  in  Dampfschuten  entladen  werden,  lue 
Schuten  bringen  den  überflüssigen  Boden  in  die  See.  —  Mit  der 
Erdbewegung,  z.  Th.  derselben  voran,  geht  die  Aufführung  der 
Dnckmauern.  Die  Baugrube  wird  zwischen  vertikal  abgetriebenen 
und  horizontal  verspreizten  Bohlen  ausgeschachtet  Die  gelöste 
Erde  wird  in  eisernen  Kübeln,  welche  0,5 etMt  fassen,  durch  trans- 
portable Dampf  krahne  nach  oben  gewunden  und  mit  dem  übrigen 
Boden  abgefahren.  Diese  Kübel,  welche  in  England  viel,  u.  z. 
niebt  allein  für  den  Erdtransport,  z.  B.  zum  Aufwinden  von  Korn 
verwendet  werden,  sind  konisch  und  hangen  in  einem  Bügel 
unterhalb  des  Schwerpunktes.  In  der  Vertikal  -  Stellung  werden 
sie  durch  einen,  am  Bügel  befindlichen  Ueherfall  gehalten; 
dieser  ausgehakt  wird,  kippt  der  Kübel  und  entleert  sich 
und  vollständig.  —  Die  Dockmanern  werden,  abgesehen  von  einer 
Deckplatte  aus  Granit,  ganz  in  Konkret  ausgeführt;  die  Verblen- 
dung in  Konkret-Quadern,  unten  1  :  8,  oben  1  :  6  gemiscH  die 
Hinterm  au erunK  in  gestampfter  Konkretmasse  in  der  Mischung 
1  :  10.  Die  Starke  der  ca.  12™  hoben  Mauer  betragt  oben  1,8» 
und  bei  einem  Anlauf  von  1  :  12  an  der  Vorderseite  unten  5,1 » 
bei  konstantem  Wasserstande,  und  6,6 m,  weun  dieser  wechselt 

Aehnlich  wie  am  Coble-  l)tnt-  iHxk  sind  auch  die  neuen 
Mauern  am  Eatt-  and  Wttt-India-ltock  bei  London  ganz  von 
Konkret  hergestellt;  auch  am  Sorth-bock  in  Liverpool  ist  man 
von  Granit-Quadern  zu  Konkret-Mauern  über  gegangen.  Ks  sind 
hier  drei  große,  je  270™  lange  Trockendocks  mit  allen  Treppen- 
Absätzen  der  Seitenwitnde  gänzlich  aus  Konkret  erbaut 

Ein  ähnlicher  Arbeitsbetrieb  wie  beim  Cohle-f)tnt-l>ock  findet 
sich  bei  den  Dockbauten  in  Leith;  doch  wird  hier  das  Dock  dem 
t'irih  of  Förth  abgewonnen  und  die  Baustelle  ist  daher  einge- 
dämmt. Die  gelösten  Erdmassen  werden  zur  Hinterfüllung  der 
Mauern  verwendet;  diese  sind  nicht  aus  Konkret,  sondern  ans 
Bruchstein  mit  Quader- Verblendung.  Ebenso  sind  Jie  Mauern 
der  Stoberom- I>ock$  in  Glasgow  ausgeführt  Hier  muas  die  über- 
flüssige Erde  64     weit  hinaus  in  die  See  geschafft  werden. 

Eine  weit  größere  Verschiedenheit  herrscht  bei  den  V 


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502 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


7.  I)M«nber  1878 


up&n  Tyne  ist  die  alte  Hafeu- 
vtl  Briiigt  im  Umbau  Jiegriffen, 


Bauten  im  Wasser.   Zu  NeweaitU 
Iiiauer  gleich  unterhalb  der  Hü 

um  mit  der  Ufer-Ein- 
Die  neue  Mauer  ruht 
auf  eisernen  Brunnen,  welche  pneumatisch  abgesenkt  werden.  Die 
Absenkung  geht  hinab  bis  auf  den  natürlichen  Kelsen,  der 
12-15»  unter  Niedrigwasser  angetroffen  wird.  Nach  vollendeter 
Absenkung  werden  die  Brunnen  mit  Konkret  ausgefällt  Die 
Brunnen  sind  in  3  Reihen  und  in  Abstanden  von  1.2  bis  1,5 •»  an- 
geordnet. Der  Abschluss  gegen  den  Fluss  zwischen  zwei  Brunnen 
wird  durch  zwei  grofse  gusseiserne  Tafeln  bewirkt,  welche  nach 
Art  der  Spundwände  angewendet  sind,  Uebcr  den  Brunnen 
liegen  J  Träger,  «wischen  diesen  sind  Kappen  eingewölbt  und 
hierauf  steht  die  Kaimauer.  FJne  Variante  dieser  Ausführung 
besteht  darin,  dass  die  Brunnen  seitlich  mit  Flanschen  -  Schlitten 
versehen  sind,  mit  diesen  fest  an  einander  gestellt  werden  und 
dann  Bohlen  in  je  2  korrespondirende  Schlitze  getrieben  werden ; 
auch  steht  hinter  der  vorderen  Brunnen -Ueihe  noch  eine  zweite 
Iteihe,  in  welcher  der  hintere  Brunnen  zur  Verankerung  des 
vorderen  dient,  zu  welchem  Zweck  starke  eiserne  Bogel  beide 
Brunnen  umfassen. 

Die  Fundimng  auf  eisernen  Brunnen  mit  Kmikret- Ausschüttung 
in  und  neben  denselben  ist  in  England  sehr  allgemein;  u.  a.  sind 
auch  die  Pfeiler  der  grofsen  Drehbrücke  in  Newcastle  so  fundirt 
Eine  ganz  andere  Fundirungsart  hat  man  dagegen  bei  den  Aufsen- 
mauern  des  t'Mt- l>ti\t -Itockt  in  Anwendung  gebracht  Diese 
bestehen  gleich  den  Bassiumaueru  aus  Konkret  mit  Konkretquader- 
Verblendung  und  sind  auf  Mauerwerk  von  Konkretonadern  fundirt, 
welche  von  Tauchern  in^den  ausgelagerten  f 

Bau  der 

Tyne  einschlichen,  « 
bei  Yroniden,  am  Eingang  des  neuen,  direkt  von  der  Nordsee  nach 
Amsterdam  fahrenden  Kanals  erbaut. 

Anders  ist  dagegen  die  Fundirung  der  Kaimauern  in  den 
nt-Dneki  zu  Glasgow,  so  weit  solche  nicht  im  Trocknen 
hrt  werden.  Ein  Tbeil  des  Baugrundes  besteht  nämlich 
wasserziehendem  Sand,  und  wenn  auch  die  Baugrube  ein- 
geschlossen ist,  so  kann  man  dieselbe  doch  nicht  bis  zur  vollen 
Tiefe  auaheben,  sondern  muss  einen  Theil  unter  Wasser  fundiren. 
Dieses  geschieht  durch  Absenken  von  Brunnen  aus  Konkret;  3 
solcher  Brunnen  bilden  ein  Ganzes  auf  einem  gemeinschaftlichen 
gusseisernen  Schub.  Die  Brunnen  sind  kreisförmig  und  bestehen 
aus  Ringen  von  76'"»  Höhe  und  8a  r»  Wandstärke,  bei  einer 
liebten  Weite  von  1,5»  Durchmesser.  Das  Absenken  geschieht 
mittels  Baggerns,  wozu  man  sich  eines  Bagger  •  Kubeis  bedient, 
dessen  Boden  aus  4  spitzen  und  löffelartig  geformten  Klappen 
besteht.  Diese  dringen  beim  Hinabfallen  in  geöffnetem  Zustande 
des  Kubeis  in  den  Boden  ein,  werden  dann  wie  Scheeren  zu 
einem  Trichter  zusammengezogen  und  bilden  so  deu  geschlossenen 
Boden  des  Kabels.  Bei  sehr  feinem  Sande  ist  die  Leistung 
unbefriedigend,  weshalb  auch  mit  dem  Beutel  gebaggert  wurde. 
Die  Brunnen-Komplexe  von  je  3  Brunnen  werden  dicht  neben 
einander  gestellt  mit  Konkret  ausgefüllt,  und  es  wird  die  Mauer 


-  In  gleicher  Weise  wird  beim 
bei  Tynemnuth  die  Mündung  des 
und  ahnlich  sind  auch  die  Molen 


Der  1  tedner 
zu  Dublin  seit  1871 

grofter  Blöcke,  worüber  bereits  Publikationen  vorliegen,  deren 


Beschreibung  aber  zur  Vervollständigung  der  Schilderung  englischer 
Fundirungs-Metboden  nnthig  und  zur  Anstellung  von  Vergleichen 
buchst  interessant  ist  Den  Bericht  über  die  hollandischen  Bauten 
muss  Hr.  Gurlitt  der  vorgerückten  Zeit  halber  bis  zu  einer 
spateren  Vereins-Versammlung  vertagen.  — 

In  den  Verein  aufgenommen  sind  die  Hrn.  Wertpbal  und 
v.  Jhering. 

Versammlung  am  29.  November  1878.  Vorsitzender: 
Hr.  Haller,  Schriftführer:  Hr.  Bargnm,  anwesend  65  Mitglieder. 

Es  sind  Proben  von  Zcmeut-Kotikret-Fabrikaten  (Treppen- 
stufen, Platten  u.  s.  w.)  von  Hm.  Ingenieur  Ulzhoefer  und  eine 
Anzahl  Tempera  •  Malereien  von  Schreiber  in  Nürnberg  durch 
Hrn.  Architekten  Pauli  aasgestellt. 

Unter  den  Eingangen  befindet  sich  die  Petition  des  Berliner 
Architekten  -  Vereins  an  den  preuft.  Handelsminister,  betr.  die 
Reorganisation  der  preufs.  Gewerbeschulen.  Nach  einem  Inhalts- 
Resume  der  ohne  Begleitschreiben  unter  Kreuzband  üttersendeten 
Bittschrift  spricht  der  Vorsitzende  sich  dahin  aus,  dass  diese  rein 
preußische  Angelegenheit  in  Hamburg  auf  sich  beruhen  bleiben 
könne.  Hr.  Kaemp  ist  dagegen  der  Meinung,  dass  man  die 
höchst  interessante  Frage  sehr  wohl  im  Hamb.  Verein  besprechen 
könne,  ohne  an  der  in  Preul'sen  geübten  Agitation  pro  und 
contra  theilzunebmen.    Dabei  prophezeit  Hr.  Kaemp  im  Hamb. 

Scheidung  mit  ebenso  grofser  Majorität  wie  im 
aber  im  entgegen  gesetzten  Sinne.  Dem 
wird  der  Vorsund  versuchen, 
eine  Besprechung  der  Frage  auf  die  Tagesordnung  einer  der 
nächsten  Versammlungen  zu  bringen. 

Ferner  ist  eingegangen  das  Schreiben  des  Vororts,  betr.  die 
Wahl  eines  Delegirten  zur  Landessektion  der  permanenten  Kom- 
mission des  internationalen  Kongresses  für  Industrieschutz.  Hr. 
Kaemp  unterstützt  die  gestellten  Anträge  und  es  werden,  nachdem 
auch  Hr.  Kümmel  die  Wahl  des  Hrn.  Kommerzienrath  Langen 
Pohlen  hat,  sitmntliche  Vorschläge  des  Verband- 


Der  Vorlegung  einer  Eingabe  der  litterarischen  Kommission, 
worin  diese  sich  gegen  die  Zumuthung.  die  Fürsorge  for 
Vorträge  im  Verein  zu  übernehmen,  energisch  verwahrt,  folgt 
alsbald  namens  dieser  Kommission  durch  Hrn.  Gallois  ein  Referat 
Ober  Bücher-Anschaffungen  von  solcher  Gediegenheit,  dass  jedem 
Zweifel  an  der  besonderen  Qualifikation  der  litterarischen  Kca- 
mission  für  die  ihr  zugedachte  Inauguration  der  Boden  ent- 
zogen wird. 

Hr.  Schäffer  macht  die  von  ihm  zugesagten  Kehsc-Mit- 
theilungen  Ober  England.  Zweck  der  Reise  war,  Fruchtspeicher, 
im  besonderen  Getreidespeicher,  zu  sehen  und  kennen  zu  lernet: 
zu  diesem  Behufe  besuchte  der  Redner  Liverpool  und  London. 

In  Liverpool  ist  das  in  dieser  Beziehung  Bemerkenswerthette 
das  früher  auch  von  Hrn.  Kaemp  beschriebene  grofse  f  'om-irare- 
kmue  (s.  Dtsch.  Bztg.  7H,  S.  12HJ  mit  dem  von  Armstrong  ein- 
gerichteten Band-Transport  für  die  Horizontal-Bewegung  des  Körnt 
Für  den  Vertikal-Transport  sind  auch  jetzt  noch  Elevatoren  nur 
versuchsweise  eingeführt  und  es  wird  hier  sowohl  wie  in  dem.  Liver- 
pool am  Mersey  gegenüberliegenden  Rirkenhead  meistens  der 
Kübel  zum  Heben  angewendet 

Als  Bewegungs-Maschinen  hat  Armstrong  mit  Vorliebe  kleine 
hydraulische  Maschinen  angewendet,  welche  er  überall,  wo  sie 
erforderlich  sind,  aufstellt  und  im  Freien  durch  Gasschlangen  vor 
Frost  schützt.  Auf  diese  Weise  sind  Einrichtungen,  um  Eisen- 
bahnwagen vorzuholen,  um  Kornkübel  in  bellen  o.  s.  w.  getroffen. 
Die  Krahne  dienen  z.  Th.  nur  zum  Aufheben  und  nicht  zum 
Schwingen  der  Last;  sie  sind  dem  entsprechend  ohne  Ausleger 
mit  Drahtseil  konstruirt. 

In  dem  Speicher  des  C<mmerrM.  fioek  in  London  befindet 
sich  eine,  auch  von  Armstrong  herrührende  neue  Einrichtung  zum 
Helten,  welche  dprt  sehr  geprieiieu  wird,  nach  deutschen  Begriffen 
aber  keineswegs  als  etwas  Vollkommenes  itnponirt  Während  die 
kontinuirliche  Bewegung  ohne  Stöfse  für  uns  das  Beste  zu  sein 
scheint,  ist  hier  eine  Konstruktion  ausgeführt,  bei  der  es  ohne  die 
heftigsten  Stöfse  mit  ruckweiser  Unterbrechung  der  Bewegung 
gar  nicht  abgehen  kann.  —  Ein  beweglicher  Krahn  hebt  mittels 
Flascbenzugcs  einen  Kübel  von  1  rt»  Inhalt.  Dieser  wird  im 
Schiff  gefüllt,  gehoben,  ans  Hans  geschwenkt  und  hier  auf  einer 
Gallerie  über  einem  Trichter  gekippt  und  so  entleert.  Das  Kippen 
geschieht  in  der  Weise,  dass  der  Haken,  an  welchem  der  Kfibel 
in  einem  festen  Bügel  hängt,  aushakt,  wenn  der  Kübel  sieb  im 
Trichter  aufsetzt:  dann  wird  aufs  neue  gehoben  und  damit  eine 
Kette  angezogen,  welche  aufsen  am  Boden  des  Kübels  befestigt 
ist.  Es  muss  auf  diese  Art  ein  vollständiges  Kippen  und  Entleeren 
erfolgen,  auch  sollen  —  nnch  Meinung  der  Engländer  -  die 
dabei  unvermeidlichen  Stöfse  nicht  schaden. 

Ferner  schildert  Hr.  Schäffer  die  Bauarbeiten  am  Virtorio- 
Exttntion-Itock  in  London,  n.  zw.  im  besonderen  die  Konstruktion 
der  Kaimauer.  Es  wird  eine  Serpentine  der  Themse  in 
ca.  2,5 k»  Lange  durchschnitten  und  dort  ganz  im  Trockenen 
gebaut  Die  Mauer  bat  aufser  1,5  ■»  Fudamenthöhe  eine  Höbe 
von  11,4"  Ober  der  Sohle,  ist  oben  2,1"  und  unten  5,4»  stark, 
bei  einem  Anlauf  in  der  Vorderfl&che  von  JA  in  den  unteren 
3,3»  und  von  '/«  in  den  oberen  8,1  »  der  Höhe;  sie  ist  ganz 
in  Zement-Konkret  (Mischung      und  Vr)  hergestellt  - 

Hr.  Robertson  beantragt,  dass  der  Hamb.  Verein  die 
Schritte  des  Berliner  Arch.- Vereins  in  Sachen  der  Strafsburger 
Univeraitätt-Konkurrenz  unterstützen  möge.  —  Hr.  A  b  r  e  n  s ,  als  Vor- 
sitzender der  Konkurrenz-Kommission,  äußert,  dass  er  sich  keinen 
Erfolg  von  einer  etwaigen  Unterstützung  verspreche,  und  dass  selbst 
wenn  perirulum  in  mora  sei  —  wie  Hr.  Robertson  mittheilte  — 
es  dann,  wenn  unser  Verein  überall  einen  Beschluss  fassen  könne, 
doch  wohl  zu  spät  geworden  sein  werde,  um  mit  dem  Be- 
schlüsse noch  zu  nützen.  —  Auf  Antrag  von  Hrn.  Bargnm  wird 
sodann  beschlossen,  die  Konkurrenz -Kommission  zu  beauftragen, 
die  Sachlage  nochmals  u.  zw.  unter  Hinzuziehung  des  Hrn.  Robert- 
son zu  prüfen  und  —  falls  es  sich  herausstellen  sollte,  dass 
man  sich  von  irgend  einer  Maaftregel  Aussicht  auf  Erfolg  ver- 
sprechen dürfe  -  diese  ohne  Säumen,  also  eventuell  auch  ohne 
den  Verein  zu  fragen,  nur  mit  Zustimmung  des  Vorstandes  und 
durch  diesen  zu  ergreifen.  —  Bm.  — 


Architekten  •  Verein  zn  Berlin.  Haupt- Versammlung  am 
2.  Dezember  1878;  Vorsitzender  Hr.  Möller;  anwesend  164  Mit- 
glieder und  3  Gäste.  — 

Eingänge:  1)  Schreiben  des  Mngistrats  zu  Erfurt,  in  welchem 
dem  Verein  für  die  erfolgreich  gewesenen  Bemühungen  zur  Er- 
langung von  Projekten  zum  dortigen  Krieger- Denkmal  U874»  Dank 
und  Anerkennung  ausgesprochen  wird;  dem  Schreiben  sind  zwei 
Blatt  Photographien  des  Kenkmals  als  Geschenk  für  die  Bibliothek 
beigefügt.  —  2)  Dankschreiben  des  Braunschweiger  Archit-Vereins 
für  die  erfolgte  Zusendnng  einer  Alischrift  der  Petition  des  Vereins 
an  den  Handelsminister  wegen  Berechtigung  der  Gewerbeschtil- 
Abiturienten.  —  3)  Schreiben  des  sächs.  lug.-  u.Archit- Vereins,  mit- 
tels welches  ein  Exemplar  des  Werks  „l)ie  Bauten  von  Dresden" 
als  Geschenk  für  die  Bibliothek  ühersandt  und  unter  Kenntniss- 
gabe einer  beträchtlichen  Preis  -  Ermftfsigung  des  Werks  (von 
bezw.  35  und  30  M.  auf  25  und  20  M.  für  Mitglieder  von  Vereinen) 
um  Sammlung  von  Unterschriften  für  die  Anschaffung  gebeten 
wird:  von  dem  Hrn.  Vorsitzenden  wird,  unter  Anerkennung  der 
Vorzüglichkeit  des  Werks,  den  Vereinsmitgliedern  die  möglichst 
zahlreiche  Ausfüllung  der  Subskriptionsliste,  welche  in  der  Biblio- 

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DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


Vereini 
'in 


Zentral-  Verek 


Nft.  9S. 


tbek  ausliegen  soll,  empfohlen.  —  4)  Mitteilung  des  proviaor. 

Iber  Grandung 
)ldt  •  Akademie 
j,  u*ebetr.  ScbrirutQcke 
—  5)  Der  Vorstand  der 
bat  den  Etat  pro  1679  vorgelegt;  derselbe 
bis  zur  bevorstehenden  Berathung  über  den  Etat  des  Vereins 

gelegt  werden.  — 
Erster  VerbaudlungsGegeMiand  ist  die  Krage  der  Betheiligung 
des  „  Verbandes-  an  der  Landes-Sektion  der  penn.  Kommission  für 
die  internationale  Regelung  dea  Patent-,  Muster-  und  Markenschutz- 
wesens*).  Der  Vorstand,  welcher  die  Angelegenheit  in  Berathung 
genommen  hat,  hält  diese  Betheiligung  für  nützlich,  schon  um 
deswillen,  damit  dem  Verbände  nicht  die  Gelegenheit  entzogen 
werde,  etwaigen  Bestrebungen,  die  neuere  deutsche  Gesetzgebung 
über  die  betr.  Gegenstande  bloßer  Liebhabereien  für  internationale 
Hegelungen  wegen  abzuändern,  an  geeigneter  Stelle  entgegen 
zu  trtteu.  Der  Vorstand  ist  ferner  der  Ansicht,  dass  dem  Dele- 
gaten des  Verbandes  die  völlige  Freiheit  seiner  Entschließungen 
gegenüber  den  Beschlüssen  des  Pariser  internationalen  Kongresses 
gewahrt  werden  müsse,  und  er  wünscht  endlich  hinsichtlich  der 
Frage  der  antheilweisen  Kostenübernahme,  dass  der  Verband  sich 
darauf  beschranke,  seine  prinzipielle  Geneigtheit,  zu  den  Kosten 
beizutragen,  auszusprechen  und  im  übrigen  das  Hecht  jährlicher 
spezieller  Bewilligung  sich  vorliebalte,  weil  für  den  Augenblick 
weder  die  Höhe  der  Kosten  noch  der  Modus  der  Vertheilung 
zu  übersehen  sei.  Was  die  Persönlichkeit  des  Verbands- 
Delegirten  betrifft,  so  wünscht  der  Vorstand  diese  Wahl  von 
dem  Gesichtspunkte  aus  vollzogen  zu  sehen,  dass  der  l>elegirte 
der  Vertretung  des  Musterschutzes  sich  anzu- 
n  werde,  weil  vorauszusetzen  sei,  dass  das  Patent- 
und  Markenschutzwesen  schon  durch  die  übrigen  7 
der  Landes-Sektion  in  zureichender  Weise  bei  der 
uon  vertreten  sein  wird.  — 
Die  Herren  Fritsch  und  Schwatlo  erklaren  ihre  Zustira- 
zu  den  dargelegten  Auffassungen  des  Vorstandes;  der 
erstere  betont  besonders,  das«  die  Retheiligung  des  Verbandes 
an  der  Kommission  nur  dann  einen  Sinn  habe,  wenn  zum  De- 
legirten desselben  eine  Persönlichkeit  gewählt  werde,  welche  als 
Repräsentant  der  uuter  den  Mitgliedern  dea  Verbandes  vorhan- 
denen Anschauungen  und  spezifischen  Fach  -  Erfahrungen 
gelten  könne.  Da  sonstige  Ansichten  zur  Sache  aus  der  Mitte 
der  Versammlung  nicht  laut  werden,  sanktionirt  der  Verein 
die  Auffassungen  dea  Vorstatides  uud  bezeichnet  demnächst  durch 
Akklamation  seinen  Vorsitzenden,  Hrn.  Geh.  Regier.-Rath  Möller, 
welcher  bei  der  vor  Aufstellung  des  Musterschutz  -  Gesetzea 
eingeleiteten  Enquete  »etheiligt  war  und  in  seiner  Stellung 
als  Mitglied  des  Kgl.  Gewerblichen  Sachverstandigen  Vereins 
praktische  Erfahrungen  auf  diesem  Gebiete  gesammelt  hat,  als 
denjenigen,  dessen  Abordnung  als  Delegirten  des  Verbandes 


503 


sen  Abordnung  als  Delegirten 
mission  ihm  am  zweckmäßigsten 
des  Hrn.  Runge  und  sonstiger 


Vereins-Mitglie- 


Von 
der  ist 
Der 

die  bilden  Hauser  des  Ijuidtaga  ausarbeiten ,  welche  in  ein- 
gehendster Weise  die  durch  die  Verfügung  des  Hm.  Handels- 
ministers in  der  Angelegenheit  der  Berechtigung  der  Gewerbe- 
si  liul- Abiturienten  sowohl  dem  Staatebaufach  insbesondere,  wie  dem 
preufsischen  Beamtenthum  überhaupt  entstehenden  Schädigungen 
Idar  legt  und  veranlasst,  dass  jenen  Abiturienten  das  Recht  nicht 
gewahrt  werde,  zu  den  Staatsprüfungen  im  Hochbau-  und  Bau- 
Ingenieurfach  zugelassen  zu  werden; 

diese  Petition  seinen  Mitgliedern  zur  Unterschrift  auslegen; 

dte  säinmtlichen  Architekten-  und  Ingenieur- Vereine  im  Gebiete 
des  preufsischen  Staate  veranlassen,  sich  über  vorstehende  Frage 
zu  äußern,  bezw.  sich  uu.  Petition  durch  namentliche  Unter- 
schriften anzuschließen ; 

die  so  entstandene  Gesammt-  Petition  in  thunlichst  kurzer 
Zeit  den  beiden  Häusern  des  Landtags  unterbreiten. 

Bevor  Hr.  Runge  zur  Begründung  des  Antrags  das  Wort 
erhalt,  legt  der  Hr.  Vorsitzende  mit  einigen  Worten  den  ver- 
änderten Standpunkt  dar,  den  der  Vorstand  und  das  Vereins- 
plenum in  der  Verfolgung  der  Frage  der  Berechtigung  der  Ge- 
werbeschul-Abiturienten  heute  einnehmen.  Nachdem,  wie  bekannt, 
auf  die  betr.  Petition  des  Vereins  eine  ablehnende  Entscheidung  von 
der  olwrsten  Stelle  der  Verwaltung  des  Bauwesens  aus  ergangen 
sei  —  zwar  ohne  dass  der  Verein  darüber  bis  jetzt  amtlich 
unterrichtet  worden  —  so  würden  diejenigen  Vereins-  und  Voi- 
stands-Mitglieder,  die  dem  Beamten-Stande  zuzahlen,  kaum  in 
der  Lage  sich  befinden,  demjenigen  weiter  gehenden  Schritt  sich 
anzuschliefsen,  der  durch  den  Antrag  Runge  angeregt  sei.  Daher 
dürfe  es  sich  empfehlen,  dass  nicht  der  Verein  als  solcher,  son- 
dern eine  Anzahl  von  Mitgliedern  desselben  im  Sinne  des  Runge- 
schen Antrags  weiter  petitionire  und  dann  sei  selbstverständ- 
lich nicht  der  Vereins  -  Vorstand,  sondern  etwa  eine  ad  hoc 
berufene  Kommission  die  geeignete  Stelle,  an  der  die  Petition  ab- 
gefasst  werden  könne.  — 

Hr.  Runge  rekapitulirt  hierauf  kurz  den  bisherigen  Verlauf 
der  Angelegenheit,  begründet  die  Tbatsache,  dass  eine  Anzahl 
jüifgerer  Verein ämitglieder  dieselbe  in  die  Hand  genommen  habe, 


giebt  eine  abermalige  umfassende  Motivirung  dazu,  warum  die 
weitere  Verfolgung  der  Angelegenheit  geboten  sei  bezw.  sich  recht- 
fertige, und  schließt  mit  Berichtigung  eines  Irrthums,  der  sich 
über  die  Ausdehnung  deasen,  was  man  erstrebe,  eingeschlichen 
habe:  Nicht  gegen  die  Aufnahme  der  Gewerbeschul-Abilurie 


iu  die  technische  Hochschule  habe  man  sich  gewendet, 
sich  darauf  beschränkt,  die  Fernhaltung  jener  Abiturienten  von 
den  technischen  Staatsprüfungen  zu  fordern.  — 

Hr.  Kinel  spricht  sowohl  aus  sachlichen  als  aus  formalen 
Gründen  gegen  die  Ablassung  einer  Petition  an  den  Landtag. 
Die  endgültige  Entscheidung  in  diesen  Dingen  stehe,  beim  Maugel 
betr.  gesetzlicher  Bestimmungen,  zweifellos  beim  Ressort  - 
Minister  und  es  sei  höchst  unwahrscheinlich,  dass  im  Landtage 
irgend  jemand  sich  finden  sollte,  der  einen  betr.  Antrag  aufnehme. 
Der  Hr.  Redner  macht  beiläufig  der  früheren  Minorität  des  Ver- 
eins den  Vorwurf,  nach  Techniker-Art  etwas  hitzig  vorge- 
gangen zu  sein;  in  anderen  Rerufskreisen  würde  unter  gleichen 
Verhältnissen  die  Minorität  sich  wahrscheinlich  gefügt  haben. 

Hr.  Hobrecht  hält  dafür,  dass  die  Lage  der  Dinge  doch 
eine  etwas  andere  uud  weniger  ungünstige  sei,  als  Hr.  Kinel 
annehme.  Einerseits  werde  zweifellos  die  Einrichtung  der  neuen 
Schulen  im  Staatshaushalte-Etat  eine  Rolle  spielen  und  anderer- 
seits dürften  die  Kommunen  im  ganzen  wohl  wenig  geneigt  sein, 
auf  die  dem  Wechsel  unterworfeneu  Zusagen  eines  Ministers  hin 
große  Geldopfer  für  die  neuen  Anstalten  zu  bringen,  sondern 
gesetzliche  Garantien  beanspruchen.  Der  Hr.  Redner  wider- 
rüth  Acngstlichkeit  beim  Vorgehen  und  spricht  um  so  mehr  zu 
gunsten  des  Antrags  sich  aus,  als  -  dem  Konferenz- Beschlüsse 
zuwider  -  der  Hr.  Handeßuünister  die  Berechtigung  der  Ge- 
werheschul  -  Abiturienten  einzig  auf  Angehörige  des  Hochbau-, 
des  Bauingenieur-  und  Maschinenwesens  erstreckt  und  alle  anderen 
technischen  Fächer  unberührt  gelassen  habe.  Hr.  Schwatlo 
wahrt,  den  Aeufserungen  des  Hrn.  Kinel  gegenüber,  mit  Ent- 
schiedenheit die  Rechte  der  Minorität  und  vermag  in  der  Größe 
der  Majorität  ein  Kriterium  für  die  Güte  der  von  derselben  ver- 
tretenen Sache  nicht  anzuerkennen.  Der  Hr.  Ri^dncr  ist  nicht 
im  Stande,  sich  ein  genaues  Bild  von  dem  Wege  zu  machen, 
den  der  Antrag  Runge  gehen  will.  Entweder  petitiouirt  der 
Verein  und  alsdann  liegt  dem  Vorstaude  die  Pflicht  ob,  die 
Petition  zu  entwerfen  und  zu  unterzeichnen  —  oder  aber  es 
petitioniren  einzelne  Vereinsmitglieder  und  dann  ist  es  aus- 
schließlich die  eigene  Angelegenheit  dieser  Mitglieder  und  nicht 
die  des  Vereins,  sich  um  das  Zustandebringen  der  Petition  zu  be- 
mühen. Nachdem  Hr.  Hobrech  t  das  zuletzt  angeregte  Bedenken 
anerkannt  und  die  Antragsteller  ersucht  hat,  eine  bezügl. 
Aendurung  des  Antrags  vorzunehmen,  giebt  Hr.  Runge  diesem 
Wunsche  in  so  weit  statt,  dass  er  zur  Abfassung  der  Petition  durch 
deu  Verein  eine  Kommission  gewählt  zu  sehen  wünscht.  Zu 
gunsten  dieses  Vorschlags  spricht  Hr.  Hellwig,  entschieden  da- 
gegen aber  Hr.  Ende.  Schließlich  ersuchen  die  Hrn.  Hobrecht 
und  Krieg  die  Antragsteller,  von  der  weiteren  Verfolgung  der 
Angelegenheit  im  Verein  Abstand  nehmen  und  ihre  Absicht  auf 
dem  Wege  einer  freien  Vereinigung,  die  sich  großen  Beifalls  zu 
erfreuen  haben  werde,  verwirklichen  zu  wollen.  Nachdem 
Hr.  Runge  sich  hier/u  bereit  erklärt  hat,  wird  der  Gegenstand 
verlassen,  um  nach  Schiusa  der  Sitzung  in  nicht  offizieller  Weise, 
u.  z.  durch  Wahl  einer  Kommission  weiter  verhandelt  zu  werden.  — 
Hiernächst  erfolgt  die  Beurtheilung  von  Monate-Konkurrenzen. 
Hr.  Kuhn  referirt  über  die  4  eingegangenen  1  .hü  in  igen  des  Ent- 
wurfs zu  einem  Stimmzettel-Gerath  für  den  Verein.  Der 
Entwurf  „Sphinx"  verwendet  2  auf  einander  gesetzte  Metall- 
schalen und  erzielt  dabei  ein  halb  teller-,  halb  korbtormiges  Gerath, 
welches  für  den  Gebrauch  zum  Uinhcrreichen  wenig  geeignet  aus- 
gefallen ist  —  „Zweck  entsprechend*  verwendet  die  einfache 
Klingelbeutel-Form,  welche  die  Forderung  der  Repräsentation 
nicht  erfüllt.  —  .Zinn  und  Kupfer"  zeigt  die  Form  der  gewöhn- 
lichen Wahlurne,  welche  nur  zum  festen  Hinstellen  und  nicht 
zum  Umhertragen  taugt.  —  Der  4.  Entwurf  mit  dem  Motto 
„As  ik  kan"  zeigt  ein  in  Holz  auszuführendes  Gerülh  von 
angemessener  Formgebung,  freilich  mit  einigen  Mangeln  des 
Details  und  der  Dekoration.  Indessen  bat  die  Kommission  nicht 
Anstand  genommen,  dieser  Arbeit,  als  deren  Verfasser  Hr. 
Adolph  Härtung  ermittelt  wird,  den  Preis  zuzuerkennen.  — 
2  Entwürfe  zu  einer  Hängebrücke  werden  von  Hrn.  Büsing 
beurtbeilt.  Auf  beide  Losungen  ist  großer  Fleiß  verwendet, 
leider  mit  sehr  ungleichem  Erfolg.  „Von  hübeu  nach  drüben- 
ist in  der  theoretischen  Behandlung  der  Aufgabe  mehr  als  ge- 
nügend, aber  in  der  Disposition  und  hieraus 
auch  in    der    praktischen    Durchführung  mehr 


der    praktischen  Durchführung 
beispielsweise  sind  Ketten  aus  I 


VmkI.  d.i.  B*< 
IL,  ho.  S«  di«. 


der  Parabel  geformt  sind,  ohne  dass  Knnstruktionsglicder  sieh 
finden,  durch  welche  diese  Form  der  Kette  erhalten  würde  Das 
Projekt  mit  dem  Motto  „(  ato"  dagegen,  welches  Kabel  verwendet, 
die  in  vertikaler  Ebene  bleiben,  ist  bei  zureichender  theoretischer 
Behandlung  in  Disposition  und  praktischer  Durchführung  so  gut 
geglückt,  dass  einige  kleine  Mangel,  welche  daran  vorkommen, 
—  (unpraktische  Befestigung  der  Geländerstabe  und  zu  große 
Schwere  der  Brückenbahn)  —  die  Kommission  nicht  gehindert 
haben,  demselben  den  Preis  zuzuerkennen;  als  Verfasser  wird 
Hr.  Münchhof  ermittelt.  — 

Nachdem  auf  Antrag  des  Vorstandes,  der  noch  besonders 
von  Hrn.  Krieg  befürwortet  wird,  der  Verein  diu  Bewilligung 

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DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


7.  Derembw  1878 


einer  Weihnächte  -  Gratifikation  für  den  Vereins  -  Diener  aus- 
gesprochen hat  und  ferner  von  Hrn.  Ende  eine  Ironie  Mittei- 
lung Ober  die  bevorstehende  Ausschmückung  des  Sitzungssaals 
mit  Freskomalereien  gemacht  worden  ist,  erfolgt  die  Beantwor- 
tung der  im  Fragekasten  vorgefundenen  Fragen  durch  die  Ilm 
Fritscb,  Möller,  Hanke  und  Krüger.  - 


In  den  Verein  aufgenommen  sind  heute  die  Hrn.  Betbge, 
Hohnstedt,  Brandt,  Daniels,  (iraefinghoff,  Iniroth,  Faul  Kay  »er, 
Kleesattel.  Laoomi,  Landsberg,  " 
Pfannschinidt ,  Pogge,  Poltrock, 
und  F 


Vollmar,  Weift  und  Felix  Wolf. 


10  Uhr. 


-  B.  - 


Kunatgewerbliohe  WeihtuwhUrmesae.  Wieder  schmückt, 
wie  im  vorigen  Jahr,  das  Architektenhaus  seine  Sale,  um  dem 
Kunstgewerbe  Berlins  Gelegenheit  zu  reichem  Absatz  seiner  Er- 
zeugnisse, dem  kauflustigen  Publikum  einen  durch  kunstverständige 
Kritik  gesichteten  Markt  begehrenswerter  Festgeschenke  zu 
bieten.  Wenn  der  Verein  im  vorigen  Jahr  mit  einer  gewissen 
Zaghaftigkeit  dem  fraglichen  Gelingen  eines  fttr  unsere  Stadt  ganz 
neuen  Unternehmens  entgegen  sah,  so  sind  wir  jetzt  in  der  glück- 
lichen Lage ,  mit  berechtigtem  Stols  auf  den  Erfolg  jenes  ersten 
Versuchs  zurück  blickend,  der  diesjährigen  Weihnachtsmesse  ein 
günstiges  Resultat,  wenigstens  eine  sympathische  Aufnahme  vou 
Seiten  des  Publikums  voraus  sagen  zu  können. 

Die  Physiognomie  der  Messe  wird  der  vorigjährigen  sehr 
ähnlich  sein;  sind  doch  die  vorigen  Aussteller  fast  ausnahmslos 
wieder  erschienen  und  haben  —  bezeichnend  genug  —  alle  die- 
selben Platze  wieder  erbeten,  die  sie  zur  vorigen  Messe  einnahmen 
und  wo,  wie  sie  hoffen,  das  Publikum  sie  wieder  aufsuchen  wird. 
So  werden  die  Frontsale  des  Architektenbauses  annähernd  dasselbe 
bunte  Bild  wie  voriges  Jahr  ergeben.  Etwas  mehr  Rücksicht  kann 
diesmal  auf  die  bequeme  Zirkulation  des  Publikums  genommen 
werden.  Der  reiche  Zuwachs  an  neuen  Ausstellern  aber,  den  una 
dieses  Jahr  bringt,  wird  in  dem  vom  Architektenverein  liberaler 
Webe  zur  Verfügung  gestellten  groben  Festsaal  seine  Auf 
finden.  Nach  der  vorläufigen  Disposition  sollen  die  Wände 
mit  Mobilien  in 


wechselnden 
Metal', 

Eine  lange  Tafel  an  der  Fensterwand  soll  zur  Auslage  hervor- 
ragender Arbeiten  von  Künstler-  und  Dilettantenhand  dienen,  von 
denen  interessante  Stücke  —  wir  können  die  Namen  Schaufs, 
Otto  Heyden,  Hübner,  Brausewetter  verrathen  —  zu  erwarten  stehen. 
So  dürfen  wir  hoffen,  daas  wir  in  dem  zu  erwartenden  bunten 
nnd  lustigen  Gewühl  auch  den  Vereinsgenossen  in  erfreulicher 
Menge  begegnen  werden,  neben  hohem  und  allerhöchstem  Besuch. 
Allerhöchstem:  hat  doch  der  Kronprinz,  ein  nicht  seltener  Gast 
unserer  Bauausstellung,  bei  Gelegenheit  eines  Besuches  in  diesem 
Frühjahr  der  von  ihm  geführten  Grobherzogin  von  Baden  eine 
sehr  huldvolle  schmeichelhafte  Schilderung  von  der  vorigen  Weih- 
uachtunesse  gegeben,  die  das  warme  Interesse  des  hohen  Herrn 
für  das  Unternehmen  dokumentirte.  Aber  auch  für  den  niedrig 
geborenen  Sterblichen,  falls  er  nur  kein  „Mann  mit  zugeknöpften 
Taschen"  ist,  wird  die  Möglichkeit  geboten  sein,  seinen  Theil  zu 
der  „praktischen  Hebung"  des  Kunstgewerbes  beizutragen.  Belehrt 
durch  die  Erfahrungen  des  vorigen  Jahres  haben  die  meisten 
Aussteller  ihre  Aufmerksamkeit  auf  die  Anfertigung  weniger  kost- 
sr  Stacke  gerichtet.  — 
Und  so:  Glück  auf  und  gutes  Gelingen  der  Messe,  die,  wenn 
auch  die  ernstere  Vereinsthatigkeit  auf  kurze  Zeit  unterbricht, 
Konzert -Abenden,  deren  Einrichtung  das  Komite 
ins  Auge  gefasst  hat.  die  gewohnten  Gesichter  in  den 
i  zu  heller  Feststimmung  vereinigen  wird.  L. 


Die  Stellung  der  Kunrentafeln  an  denjenigen  Eisenbahn- 
kurven, welche  mit  Uebergangskurven  konstruirt  sind,  wird  bei 
einzelnen  Bahn -Verwaltungen  neuerdings  in  der  Weise  ange- 
ordnet, daas  die  Tafeln  nicht  neben  die  Tangentenpunkte 
der  Bahnkurve,  sondern  neben  die  Anschlusspunkte  zwischen 
Uebergangskurve  und  Kreisbogen  gestellt  werden.  Für 
diese  Aufstellungsart  wird  geltend  gemacht,  dass  bei  spaterer 
Auswechselung  einzelner  in  der  Uebergangskurve  liegender  Schienen, 
welche  z.  B.  beim  Hilfscben  Oberbau  nach  verschiedenen,  bis  zum 
dius  des  Kreisbogens  abnehmenden  Radien  gekrümmt  sind, 


am  Gleis  markirt  sei. 
Dem  gegenüber  ist  indessen  zu  bemerken,  dass  der  Bahnmeister 
zur  Konstruktion  der  Uebergangskurve  eine  Tabelle,  welche  für 
alle  vorkommenden  Radien  der  Kreisbögen  die  Lange  der  zuge- 
hörigen Uebergangskurve  und  die  Anzahl  und  genaue  Bezeichnung 
der  dazu  erforderlichen  verschiedenen  Kurvenschienen  enthalt, 
überhaupt  nicht  entbehren  kann  —  wie  auch  die  Kurventafel  auf- 
gestellt sein  möge.  (Vgl.  Hilf,  der  eiserne  Oberbau,  Tabelle  B. 
S.  64).  Im  übrigen  sprechen  alle  Gründe  dafür,  von  der  all- 
gemein üblichen  Praxis,  die  Tafeln  im  Anfangs-  und  Endpunkt 
der  Bahnkurven  aufzustellen,  nicht  abzugehen,  seien  die  letzteren 
mit  Uebergangskurven  versehen  oder  nicht.  Zur  Absteckung  der 
Kurven  müssen  —  wie  beim  ersten  Verlegen  des  Oberbaues,  so  auch 
bei  spaterer  Erneuerung  einzelner  Gleisstrecken  —  vor  allem  die 
Tangenten-Punkte  genau  bestimmt  und  an  Ort  und  Stelle  markirt 
sein.  Das  Gleiche  gilt  für  das  Nachrichten  der  Gleise  bei  Kr- 
neuemng  das  Stnpfmaterials,  beim  Einziehen  neuer  Schwellen 


|  u.  dgl.  Stehen  die  Tafein  aber  am  Anschlusspunkt  zwischen 
Uebergangskurve  und  Kreisbogen,  so  muss  der  Taagentenpunkt 
von  dort  aus  erst  hergestellt  werden,  und  es  ist  bei  der  geringen 
Abweichung  der  Uebergangskurve  von  der  Geraden  namentlich 
bei  gröberen  Radien  die  Möglichkeit  keineswegs  ausgeschlossen, 
dass  ein  minder  erfahrener  Bahnmeister  beim  Abstecken  stau 

1  vom  Tangenten-Punkt  von  dem  Anschluss-Punkt  ausgeht  und  den 
gemachten  Fehler  durch  das  ohnehin  sehr  beliebte  „Augenmaab" 

1  wieder  zurecht  pfuscht  —  Ferner  ist  es  zweckmilbig,  dass  die 

j  in  den  Situations-  und  Nivellements-Planen  angegebenen  Kurven- 
langen mit  den  auf  den  Kurveotafeln  bezeichneten  Langenmaaben 
identisch  sind,  wie  es  bei  der  Stellung  der  Tafel  am  Anfang  und 
Ende  der  Kurve  der  Fall  ist  Freilich  darf  die  Bezeichnung 
„mit  Uebergangskurve"  auf  den  Tafeln  niemals  fehlen,  wenn  man 
der  richtigen  Lage  des  Gleises  für  die  Zukunft  versichert  sein  will, 
und  wünschenswerth  ist  es,  wenn  daneben  noch  die  Lange  der 
Uebergangskurve  angegeben  ist,  also  z.  B.  „Mit  Uebergskrve. 
(32»)". 

Im  Interesse  der  Einheitlichkeit  dieser  für  das  Eisenbahnwesen 
nicht  unwichtigen  Bezeichnungen  ist  dringend  zu  wünschen,  dass 
die  hergebrachte  Praxis,  die  Kurveutafeln  in  den  Tangenten-Punkten 
aufzustellen,  überall  beibehalten  wird  und  dass  abweichende  Auf- 
stellungsarten dem  entsprechend  umgeändert  werden.  S. 


Koiiknrrenreti. 

Konkurrenz  zum  nenen  Kollegien-Gebäude  zu  StraTs- 
barg.  Die  Konkurrenz -Entwürfe  sind  nach  Schluss  der  Aus- 
stellung in  Berlin  den  Verfassern  programmgemäß  wieder  zu- 
gestellt worden,  da  das  Reichskanzleramt  die  Ausstellung  derselben 
in  Strabburg  nicht  beabsichtigt  hat  Der  Verein  Strab burger 
Architekten  und  Ingenieure  bat  sich  nun  entschlossen,  seinerseits 
in  dieser  Angelegenheit  die  Initiative  zu  ergreifen  nnd  eine  Aus- 
wahl der  Entwürfe  —  so  weit  der  vorhandene  Raum  dies  gestattet 
—  in  Strabburg  zur  Ausstellung  zu  bringen.  Dieses  Unternehmen, 
dessen  Ausführung  wegen  der  geringen  Anzahl  der  Verein» Mi i 
glieder,  sowie  wegen  der  Geringfügigkeit  der  hierfür  su  Gebote 
stehenden  Mittel  mit  nicht  unerheblichen  Schwierigkeiten  für 
genanntem  Verein  verknüpft  war,  kann  jetzt  als  gesichert 
betrachtet  werden,  da  die  zur  Theilnabuie  aufgeforderten  Künstler. 


mit  Ausnahme  einer  einzigeu  Firma,  ihre  Bereitwilligkeit  zur  Be- 
schickung der  Ausstellung  mitgetheilt  und  die  von  ihnen  ent- 
worfenen Projekte  dem  Verein  bereits  gröbtentheib  sur  Disposition 
gestellt  haben.  Die  Ausstellung  wird  dem  zufolge  vom  3.  bis 
18.  Dezember  in  den  oberen  Sälen  des  Bürgermeister-Amtes  am 
Broglieplatz  stattfinden  und  wir  bitten  unsere  Kollegen  —  nament- 
lich aus  Süd-  und  Mittel-Deutschland  —  dem  Strabburger  Verein 
durch  zahlreichen  Besuch  der  Ausstellung  die  verdiente  Genug- 
thuung  su  Tbeil  werden  zu  lassen.  Gleichzeitig  beabsichtigt  der 
Verein,  wie  wir  hören,  um  den  zur  Besichtigung  der  Ausstellung 
eintreffenden  auswärtigen  Kollegen  Gelegenheit  zu  bieten,  die 
Strabburger  Vereins-Mitglieder  kennen  su  lernen,  einen  bescheidenen 
Festabend  am  14.  Dezember  im  „rothen  Hause"  zu  veranstalten, 
und  es  wird  auberdem  der  Verein  stete  eine  Anzahl  seiner  Mit- 
glieder deputiren,  um  den  auswärtigen  Kollegen  als  Führer  zur 
Be 


Brief-  nnd  Fra-ekasten. 

Ein  „Neugieriger"  in  Berlin.  Wir  haben  den  von  Hrn. 
Brth.  Hase  gemachten  Zahlen-Angaben  Uber  den  Kubik-Inhalt  der 
bei  der  Strabburger  Uuiversitäte-Konkurrens  pramiirten  Entwürfe 
sowie  die  danach  ermittelten  Einheitspreise  einfach  aus  dem  Ma- 
nuskript des  uns  zugesandten  Berichts  abgedruckt  und  sind  daher 
nicht  im  Sunde,  zu  kontrolliren,  worin  die  von  Ihnen  hervor  ge- 
hobenen Differenzen  -  (Kinheitepreb  des  Mvlius-Bluntschli'schen 
Entwurfs  bei  104  513««  Inhalt  =  20,3  M.  (statt  21,5  M.j  pro 
rb"  und  Einheitspr.  d.  Sommer'&chen  Entwurfs  bei  69  239«™ 
22,59  M.  (statt  25,21  M.)  pro  ■  '•">)  -  ihren  Grund  haben. 

Hrn.  M.  in  Lübeck.  Ueber  die  Einrichtung  alter  Kloster- 
Anlagen  für  Museums-Zwecke  werden  Ihnen  die  Hrn.  Stadtbrth. 
Licht  in  Danzig,  Stadtbmstr.  von  Haselberg  in  Stralsund, 
Direktor  Dr.  Essen  wein  in  Nürnberg  und  Senator  Römer  in 
Hildesheim  (bezw.  die  Ihnen  von  letzterem  namhaft  zu  machenden 
Architekten  daselbst)  die  werthvollste  Auskunft  geben  können. 

Hrn.  II.  II.  in  Altona.  Die  preubischen  Vorschriften  über 
die  Feldmesser-Prüfung  sind  i.  Jhrg.  71  des  Minbt.-Bl.  f.  d.  innere 
Verwaltung  abgedruckt.  Zugänglicher  dürfte  Ihnen  das  bekannte 
Buch :  „Die  Baupolizei  d.  preub.  Staats  v.  Dr.  L.  v.  Rönne"  sein, 
welches  eine  vollständige  Znsammenstellung  aller  bU  1*72  er- 
gangenen Vorschriften  für  das  bezgl.  Fach  enthalt. 

Anfrage.  Wie  ist  wohl  der  Raum  für  ein  Glockenspiel  von 
ca.  80  Glocken  im  Gewichte  von  3000  4000  ">k  in  einem  Kirch- 
thurme  »u  bemessen  V 


»rl«C  tos  C.rl  Beelu  ta 


K.  E.  0.  yrll.cp. 


Urne»;  W.  Ilotitr  Hofb.ehcJruckerei ,  Beritt. 

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N«.  99. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


505 


Grelle  t.  —  Per.oBal-S«chrickten.  —  Brltf-  und  Pil(tki<lin. 


Klappen -Verschluss  fUr  Rinnstein  -  Einlaufe. 

Offenbar  ist  die  Strafsenrinne  nicht  der  geeignete  Ort  zur 
Ventilation  eines  Kanal-Systems;  vielmehr  ist  es  zur  Vermeidung 
der  besonders  in  trockenen  Sommern  auftretenden  Qbelen  Aus- 
dünstungen nothwendig,  die  Rinnstein-Einlaufe  so  zu  konstruiren, 
dass  die  Kanal-Gase  zurück  gehalten  werden,  um  sich  einen  Aus- 
weg an  anderer,  zweckmäßiger  gelegener  Stelle  zu  suchen. 

Die  in  verschiedenen  Städten  zu  diesem  Zwecke  üblichen 
Vorrichtungen  sind,  soweit  solche  überhaupt  existiren,  in  fast 
jeder  Stadt  anders  hergestellt  Die  meisten  beruhen  auf  dem  Prin- 
zip der  sog.  Waaserverschlüsae,  von  denen  einige  charakteristische 
Muster,  den  Städten  Danzig,  Düsseldorf,  Karlsruhe,  Brüssel  und 
Dordrecht  entnommen,  in  Fig.  1  bis  5  angegeben  sind.  Diese 
Beispiele  sind  theils  mit  Senken  versehen,  um  die  festen  Massen 
zunick  zu  halten;  theils  ist,  wie  in  Brüssel  (wo  ausgezeichnete 
Vorrichtungen  zur  Kanalreinigung  vorhanden  sind) 
fort  gelassen,  so 


dem  Deckrost,  dem  Führungstrichter  und  den  darunter  lie- 
genden beiden  selbstthätigen  Klappen.  Der  Kost  laut  Wasser, 
Schlamm  und  Staub  hindurch,  halt  aber  grofsere  Gegenstande 
fern ;  der  Trichter  führt  alles  Material  auf  die  unteren  Klap- 
penhälften. Feste  und  flüssige  Substanzen  sammeln  sich  so 
lange  an,  bis  das  Gewicht  derselben  hinreicht,  die  Klappen  zum 
Ueffoen  zu  bringen,  um  das  Material  in  die  Senke  fallen  zu 
lassen;  die  Klappen  geben  alsdann  in  ihre  Schlusslage  zurück. 
Die  Gewichte  derselben  sind  derart  eingerichtet,  dass  eine 
Füllung  höchstens  bis  zur  Höhe  der  Drehpunkte  eintreten  kann. 
Jede  Klappe  ruht  auf  2  scharfen,  an  der  Wandung  des  Kastens 
angebrachten  Schneiden  und  ist  daher  leicht  beweglich ;  in  beiden 
Richtungen  ist  die  Bewegung  durch  kleine  Knaggen  begrenzt; 
eine  Hemmung  kann  nicht  leicht  eintreten,  da  die  Drehpunkte 
vom  Schmutze  nicht  erreicht  werden  nnd  das  Festsetzen  des  Stau- 
bes  in  den  Fugen  zwischen  den  Klappen  und  dl 
düng  dadurch  thunlichst  verhindert  ist,  dass  die 
ig  zugeschiirft  sind. 


FV  i. 


Fl«.  «. 


pasMrende  Material  in  die  Kanäle  geführt  wird.  Allen  Ver- 
schlüssen sind  die  Mangel  gemeinsam,  die  die  Wasserverschlüsse 
Oberhaupt  besitzen:  dass  die  Wirksamkeit  mit  der  Verdunstung 
des  Wassere  aufhört  und  dass  die  Verstopfung  begünstigt  wird. 
Zur  Vermeidung  des  letzt  gedachten  Uebelstandes  ist  in  Brüssel 
auf  sehr  praktische  Weise  mit  dem  gussetsernen  Syphon  ein 
Zweigrobr  der  Wasserleitung  verbunden,  aus  welchem  periodisch 
ein  Spülstrahl  eingelassen  wird.  — 

Der  Unterzeichnete  hat  seit  vorigem  Jahre  für  eine  größere 
Zahl  von  Rinnstein-Eiulaufen ,  über  deren  ühle  Ausdunstungen 
vorzugsweise  geklagt  wurde,  Klappen-Verschlüsse  angewendet, 
deren  Konstruktion  von  dem  Maschinenfahrikanten  Peter  Wolff, 
Wilbelmstrafse  30  in  Aachen,  angegeben  wurden  ist.  Da  dies«  Ver- 
schlüsse sich  nach  meinem  Dafürhalten  durchaus  bewahrt  halten,  so 
wird  hierüber  die  folgende  nähere  Mittheilung  gerechtfertigt  sein. 
Der  WouTsche  Klappenverecbluss  ist  in  Fig.  G  in  seiner  all- 
ng  dargestellt.  Derselbe  ist  aus  Gusseisen 
5  Thcilen,   namlicb  dem  Kasten  (Rahmen), 


Architekten'  nnd  Ingenieur -Verein  zn  Poeen.  Sum- 
marischer Bericht  über  die  Vereinsthätigkeit  im  Jahre  IST*.  Jn  der 
Sitzung  vom  18.  Februar  hielt  Hr.  Reck  unter  Vorlegung  von 
Planen  einen  Vortrag  über  die  neu  erbaute  Werkstatte  der  Olier- 
schlesischen  Eisenbahn  bei  Posen.  —  Am  4.  Marz  erläuterte 
Hr.  Luniatschek  in  den  Haupt-Umrissen  ein  Prinzip,  wonach  das 
vom  Professor  Harlacher  zu  Prag  konstruirte  Hydrometer  zur 
graphischen  Darstellung  der  Geschwindigkeiten  in  rliefsenden 
Gewässern  eingerichtet  werden  kann.  Die  Details  dieser  Kon- 
struktion werden  von  dem  Vortragenden  in  der  Wochenschrift 
des  Oestreich.  A.-  u.  I.-V.  veröffentlicht.  Hr.  Eichholz  nahm 
Veranlassung,  eine  Scharniervorrichtung  an  Lokomotiv-Radern  zu 
besprechen,  welche  bei  der  Poseu-Kreuzburger  Eisenbahn  von  ihm 
eingeführt  ist  und  deren  Zweck  darin  besteht,  dass  die  bedeutende 
Abnutzung  der  Radreifen  in  scharfen  Kurven  auf  ein  Minimum 
reduzirt  wird.  —  Die  Schinkelfeier  am  13.  Marz  erfuhr  eine  rege 
Betheiligung  und  verlief  in  ernster,  würdiger  Weise.  Das  Fest- 
lokal war  mit  Zeichnungen  des  Meisters  geschmückt;  in  einer 
Nische,  von  Topfgewächsen  gebildet,  stand  seine  Büste.  Hr. 
Jacobi  hielt  die  Festrede.  —  In  der  Versammlung  am  18.  MArz 
Hr.  v.  Staa  im  Anschluss  an  den  Vortrag  der 


Zur  periodischen  Reinigung  werden  der  Rost,  der  Trichter 
und  beide  Klappen  aus  dem  Kasten  heraus  genommen.  Der 
Rost  lagert  in  Nutben,  was  den  Vortheil  mit  sich  bringt,  dass  die 
Entwendung  erschwert  wird,  daneben  aber  den  Nachtheü  hat,  da%s 
zur  Reinigung  des  Einlaufe  die  Lösung  der  anschließenden  zwei 
Pflastersteine  nöthig  ist. 

Dieser  Klappen- Verschluss  kann  sowohl  bei  direkten  als 
bei  seitlichen  Einlaufen  (conf.  Kig.  3  und  4)  angewendet  werden. 
Die  gewöhnlichen  Maaße  des  Kastens  sind  29cn>  Lange  und 
Breite  (excl.  Flansch)  und  20ri°  Höbe.  Selbstredend  können 
beliebige  andere  Dimensionen  ausgeführt  werden  und  ist  es  statt- 
haft, für  sehr  grofse  Was>ermengen  2  WoMTsche  Kasten  neben, 
l»zw.  hinter  einander  zu  legen.  Eine  wesentliche  Eigenschaft 
dieses  Klappen-Verschlusses  ist  schliefslich  diejenige,  dass  mit 
der>clben  ohne  weiteres  jede  Art  von  Wasserverschlüssen,  wie 
solche  in  Fig.  1  bis  6  dargestellt  sind,  verbunden  werden  kann. 
1878. 

J.  Stabben. 


Skalen  und  die  Gröfse  der  milderen  Geschwindigkeit  bei 


und  entwickelte  eine  Gleichung  für  die  Staukurve.  Von  den 
anwesenden  Mitgliedern  wurde  der  Patent  -  Wagenschieber  im 
ganzcu  ungünstig  beurthcill;  er  zerbricht  oft  und  uöthigt  die 
Leute  im  Gleise  zu  gehen.  —  Am  1.  April  hielt  Hr.  Uscner 
einen  durch  Zeichnungen  erläuterten  Vortrag  über  Tauerei. 
Derselbe  fand  den  lebhaftesten  Beifall  und  wurde  in  der  Sitzung 
vom  16.  April  fort  gesetzt  — 

Die  letzte  Versammlung  im  Wintersemester  1877/78  fand  am 
29.  April  statt  Die  von  verschiedenen  Seiten  für  den  Sommer 
in  Vorschlag  gebrachten  Exkursionen  fanden  zahlreiche  Unter- 
stützung. Von  diesen  sind  die  folgenden  zur  Ausführung  ge- 
kommen: 1.  nach  der  Stammet' .-chen  Ziegelei  und  Ringofen- 
anlage und  dem  im  Bau  begriffenen  Fort  Nu.  'J  bei  Gurt srhin; 
2.  nach  den  Werkstatten  der  Posen  -  Kreuzburger-  und  Ober- 
schlesischen  Eisenbahn,  und  der  Baustelle  des  neuen  gemein- 
schaftlichen Eropfangs-Gebaudes;  3.  nach  den  städtischen  Wasser- 
werken und  dem  Dome.    t.  St 

Zar  SteUnng  der  proabisohen  Kreis  -  Baubeamten. 

Die  in  No-  4U  d.  Z.  enthaltene  Notiz  über  die  Titelfrage  im 
'  rbt  Veranlassung  darauf  hinzuweisen, 
Provinzial -Verwaltungen  den  Staats- 
ler  ihnen  zustehenden  Titel 


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DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


11. 


ins 


ein  Missverhältniss  entstanden  ist,  welches  einer  Abhülfe  dringend 
so  bedürfen  scheint. 

Die  Provinzial  -  Behörden  haben  den  von  ihnen  angestellten 
Distrikts-Baubeamteu  durchweg  den  Titel  „Bauinspektor"  mit  den 
Variationen  .Landes-,  Wege-  oder  Provinzial- Bauinspektor"  bei- 
gelegt. Da  nun  der  Titel  „Bauinspektor"  in  der  preufs.  Staats- 
Karriere  einen  höheren  Grad,  bezw.  eine  höhere  Rangstufe  be- 
zeichnet .ils  <  1 1 ■  r  I  it- 1  »Kreis  .  Wasser  oder  I  and  Baumeister  , 
welcher  hei  der  ersten  Anstellung  verliehen  wird  und  den  unter 
den  obwaltenden  Verhältnissen  viele  Kreis-Baubeamte  ihr  ganzes 
Leben  hindurch  zu  fuhren  haben,  sn  Itetinden  sich  die  Staats- 
Üaubcamten  dieser  Kategorie  in  der  deprimirenden  Lage,  seitens 
des  Publikums,  ja  oft  sogar  seitens  einzelner  Behörden  auch  den 
l*rovinxial-Baubeaniten  gegenüber  als  Beamte  niedrigeren  Haugrs 
betrachtet  zu  werden.  Bedenkt  man  hierbei,  das»  die  meisten 
l'rorinzial  -  Baubeamten  junger  sind  bezw.  früher  zur  Anstellung 
gelangen  ab  die  Kreis-,  Wasser-  und  Landhaiimeister  des  Staates, 
ja  dass  sogar  manche  Prnvinzial-Haubeamte  nicht  einmal  da*  Staatl- 
ichen, so  erscheint  die  Misstimmung  der  Knis- 
ber  das  Titel- Verhältnis«  wohl  gerechtfertigt, 
vor  10  und  mehr  Jahren  wurde  höheren  Orts  die 
der  Kreis-  etc.  Baumeister  und  event  die  Be- 
seitigung des  Unterschiedes  zwischen  Kreis-Baumeister  und  Bau- 
Inspektor  ins  Auge  gefasst.  Die  Ausführung  soll  damals  an  der 
Finanzfrage  gescheitert  sein  Nach  einer  anderen  Lesart  soll 
aus  dem  Schoofce  des  Kgl.  Kinanzministerii  bei  jener  Gelegen- 
heit die  Notwendigkeit  hervor  gehobeu  sein,  dass  dann  auch 
gleichzeitig  die  Konigl.  Oberförster  in  die  5.  lvangkl.i-.se  versetzt 
werden  müssten,  was  wegen  deren  subordinirter  Stellung  zu  den 
damaligen  Forstinspektoren  nicht  thunlich  erschien.  Inzwischen 
sind  die  Forstinspektoren  l.iufst  Forstmeister  und  als  solche  seit 
mehren  Jahren  auch  durchweg  Käthe  IV.  Klasse  geworden. 
Kürzlich  ist  nun  auch  den  <  Iberforsteru  die  5.  Kangklasie  zu- 
gebilligt; die  Kreisbaumeister  aber  befinden  sich  nach  wie  vor 
in  der  bekannten  Zwischenstellung.  Dass  deren  Rangerhöhung 
damals  an  der  Finanztrage  gescheitert  sein  soll,  erscheint  kaum 
glaublich,  wenn  nicht  etwu  eine  dieser  Rangerhöhung  entsprechende 
Gehaltserhöhung  für  opportun  gehalten  wurde,  was  bei  den  jetzigen 
Gebalts  Verhältnissen  aufser  Betracht  bleiben  kann.  Augenblicklich 
dürfte  es  sich  fast  ausschließlich  um  Mehrkosten  an  Wnbnnngs- 
geld-Entschädigungen  handeln,  da  Diäten-Zahlungen  und  Reise- 
kosten-Entschädigungen nur  ganz  ausnahmsweise  bei  den  Lokal- 
Baubeamten  in  Frage  kommen.  Die  Mehrkosten  an  höheren 
Wohnungsgcld  -  Kntachiidigungen  wurden  sich  aber  bei  rot.  1><hi 
Kreis-,  Wasser-  und  Land  -  Baumeistern  im  ganzen  jährlich  auf 
kaum  -40  (XX)  Jt  belaufen,  eine  Summe,  welche  doch  wohl  zu 
geringfügig  ist,  als  dass  sie  einen  Uinderungsgrund  bilden  konnte. 

Es  soll  seiner  Zeit  noch  betont  worden  sein,  dass  die  Bei- 
behaltung einer  zweifachen  Klassifizirung  der  Lokal -Baubeamten 
aus  verschiedenen  Gründen  „im  Interesse  des  Dienstes"  wünschens- 
wert]! und  eine  Unterscheidung  durch  den  Titel  noth»endig  sei. 
Dies  zugegeben,  könnte  ja  den  jetzigen  Bauiuspektoren  durchweg 
der  Titel  „Baurath"  verliehen  werden.  —  s. 


grau  erwarb,  im  uernst  acsseiuen  janres  senon  Kern 
Hannover  zurück,  um  in  die  bescheidene  Stellung  eines 
der  Mathematik  an  der  polytechnischen  Schule  einzuti 
1  Jahr  lang  dauerte  diese  vorläufige  Stellung,  da  das 


Friedrich  Grelle  f.  Die  letzten  Tage  des  November 
brachten  die  Nachricht  vom  Tode  eines  Mannes,  welcher,  weit 
gekannt  und  geehrt,  mitten  in  der  Falle  seiner  Jahre  dahin 
gerafft  worden  ist. 

Friedrich  Grelle,  am  2H.  Juli  1836  zu  Bremen  geboren, 
empfing  seine  Jugendbildung  auf  der  Gelehrtenschule  der  Vater- 
stadt, von  der  aus  er  im  Jahre  1863  die  polytechnische  Schule 
zu  Hannover  bezog,  um  sich  vorwiegend  mit  mathematischen 
Studien  zu  beschäftigen.  Nach  abgelaufenen  2  Juhreu  vertauschte 
er  zur  Vollendung  seiner  Studien  das  Polytechnikum  mit  der 
Universität  Gottingen,  an  welcher  er  im  Jahre  1*57  den  Doktor- 
grad erwarb.    Im  Herbst  desselben  Jahres  schon  kehrte  er  nach 

i  Repetenten 
Nur 
Jahr  185» 

„  als  «weiter  ordentlicher  Lehrer,  und  das  Jahr  18«}  1 
die  Ueberträgung  der  Stelle  des  ersten  Lehrers  für  Mathematik 
ihm  brachte;  1869  ward  Grelle  der  Professor -Titel  verliehen.  - 
Die  wenigen  hier  aufgezahlten  Erlebnisse  schliefsen  fast  voll- 
ständig den  äulscren  Rahmen,  in  welchem  das  Leben  des  Ver- 
storbenen, das  am  27.  November  d.  J.  sein  frühzeitiges  Ende  fand, 
sich  vollzogen  hat.  Was  über  diesen  Rahmen  etwa  hinaus  fallt, 
ist  die  im  Jahre  1868  durch  Grelle  erfolgte  verdienstvolle  Mit- 
begrundung  des  preußischen  Beamten -Vereins,  während  eine 
litterarische  'Hurtigkeit  tuäfsigen  Umfangs  durchaus  innerhalb 
jenes  Rahmens  liegt  l)er  letzt  genannten  Thatigkeit  entsprangen 
aufser  einigen  Publikationen  in  Zeitschriften  folgeude  selbständige 
Schriften:  „Analytische  Geometrie  der  Ebene"  (1861  und  1875), 
„Prinzipien  der  Arithmetik"  (1863J  und  „Elemente  der  Theorie 
der  von  reellen  Variablen  abhängigen  Funktionen  (1874). 

Was  die  Wissenschaft  in  dem  Verstorbenen  besaf«  und  ver- 
loren hat,  zu  schildern  ist  diese  Stelle  nicht  der  geeignete  Ort; 
nur  über  das,  was  Grelle  speziell  als  Lehrer  gewesen  ist, 
wird  es  sich  geziemen,  in  diesen  Rlättem  vor  den  Genossen 
unseres  Faches  einige  Worte  hoher  Anerkennung  auszusprechen. 
In  seltenem  Maul'se  war  dem  Verstorbenen  die  Gälte  verliehen, 
seinen  Hörern  trockne  Wahrheiten  in  interessanter  Weise  nahe 


zu  bringen  und  sie  mit  wunderbarer  Klarheit  der  Darlegung  dnrek 
langwierige  Entwicklungen  von  Stufe  zu  Stufe  zur  Lösung  mathe- 
matischer Probleme  von  schwieriger  Art  hinan  zu  fahren. 

Die  stete  volle  Besetzung  seiner  Hörsäle  bezeugte  aa 
besten  die  hohe  Werthschätzung,  deren  Grelle  als  Lehrer  unter 
den  Studirenden  sich  erfreute ;  nicht  minder  grofj  war  die  Achtung 
und  —  mit  Bezug  auf  nicht  wenige  seiner  Hörer  —  die  freond- 
schaftlicbe  Zuneigung,  welche  dem  Menschen  Grelle  tutetet 
getragen  und  häufig  angenommen  ward.  —  Wenn  die  Namen  der- 
jenigen genannt  werden,  denen  die  hannoversche  polyiecIniMfce 
Schule  ihren  wohl  begründeten  Ruf  verdankt,  so  wird  der  Nim* 
Friedrich  Grelle'*  gewisslich  unter  ihnen  sich  betmden. 

-   B.  - 

Personal -Naeluiehten. 

Preufsen. 

Die  Baumeister-Prüfung  im  Bauingenieurfad.  haben 
Max  Stündeck  aus  Arnsberg  u.  Jul.  Mascberek  ans  Witten- 
berg bestanden. 

Die  Bauführer-Prüfung  für  beide  Fachrichtungen  haben 
bestanden:  Otto  Trapp  aus  Waldboeckelheim,  Anton  Adams 
aus  Saarbtirg.  Peter  Berrens  aus  Trier  und  Otto  Kaeppler 
ans  Wolfsbehringen. 

Brief-  und  Fragekuten. 

Erklärung.  Mit  Xo.  91  u.  Bl.  ist  ein  Zirkular  der  Fabrik 
von  E.  Leuten  in  Halle  verbreitet  worden,  in  welchem  dieselbe 
den  Bestellern  ihrer  Fabrikate  einen  Extra-Rabatt  von  5  °<«  unter 
Wahrung  „selbstverständlicher  Diskretton"  in  Aussicht  stellt  Ks 
ist  dies  vennuthlich  an  mehren  Stellen  aufgefallen  und  hat  einem 
der  Vereine  uuseres  Verbandes  sogar  Veranlassung  zu  einer  for- 
mellen Beschwerde  darüber  gegeben,  dass  das  Organ  des  Ver- 
bandes zur  Verbreitung  solcher,  „nur  zu  leicht  zu  Verdächtigungen 
führenden  und  die  Ehre  unseres  ganzen  Standes  schädigenden  Al- 
kündigungen"  Gelegenheit  gebe.  — 

Wir  glauben  in  Folge  dessen  erklären  zu  müssen,  dass  die 
bezügl.  Beilage  seitens  der  K.\|ieditiun  angenommen  und  ver- 
bleitet worden  ist,  ohne  dass  die  Redaktion,  welche  erst  durch 
jene  Beschwerde  auf  jenes  Blatt  aufmerksam  geworden  ist, 
Keuntniss  davon  gehabt  hat  —  dass  wir  die  Annahme  der  Beilage 
jedoch  versagt  hätten,  falls  uns  dieselbe  rechtzeitig  vorgelegt 
worden  wäre.  Wer  den  Annoncenteil  u.  Bl.  mit  dem  anderer 
Journale  vergleicht,  wird  sicherlich  empfinden,  dass  derselbe  einer 

"  von  allen  Anstößigkeiten  mög- 

absolute  Garantie 


liebst  frei  gehalten  wird.  Dass  ei 
gelegentliche  Durchschlüpfen  einer 
gewähren,  wird  allen  denen  niel 


nicht  zweifelhaft  sein,  welche  von 
dem  Geschäftsbetriebe  einer  Redaktion  eine  Vorstellung  haben. 
Wir  müssen  uns  unsererseits  darauf  beschränken,  dasa  unserer 
Expeditinn  die  Verpflichtung  auferlegt  ist,  alle  Inserate  verfäng- 
lichen Charakters  vorher  unserer  Genehmigung  zu  unterbreiten, 
und  haben  aus  dem  vorliegenden  Falle  Veranlassung  genommen, 
sie  darauf  aufmerksam  zu  machen,  dass  Ankündigungen  der  be- 
treifenden Art  unter  allen  Umständen  hierzu  gerechnet  werden.  — 
Dass  in  dieser  Beziehung  Meinungsverschiedenheiten  ob- 
walten konnten  und  dass  jener  Anknndigung  der  Leuterfschea 
Fabrik  nur  eine  gewisse,  zu  Missverständnissen  Gelegenheit  gebende 
Zweideutigkeit,  nicht  aber  eine  direkte  Verletzung  der  Ehre 
unseres  Standes  zum  Vorwurf  gemacht  werden  kann ,  darf  übrigens 
wohl  zur  Entschuldigung  unserer  Expedition  geltend  gemacht 
werden,  nachdem  auf  der  Abgeordneten  -  Versammlung  d.  V. 
zu  Koburg,  wo  die  Frage  der  Rabatt  -  Bewilligung  an  Tech- 
niker verhandelt  wurde,  von  sachverständiger  Seite  eingebende 
Erläuterungen  über  gewisse,  als  allgemein  berechtigt  geltende 
kaufmännische  Usancen  gegeben  worden  sind. 

D.  Red.  d.  D.  Bxtg. 
Hrn.  Bildhauer  Moest  in  Köln,  Wir  registriren  Ihre 
Angabe,  dass  die  seit  Vi  J»hr  im  Deutschen  Gewerbe-Museum 
zu  Berlin  befindliche  Kollektion  von  Kredenz-Schranken  aus  dem 
15.  Jahrhundert  von  Ihnen  und  nicht,  wie  in  Xo.  92  u.  Bl.  an- 
gegeben, von  Hrn.  Bildhauer  Kleinertx  restaurirt  worden  ist 

Hrn.  W.  in  Berlin.  Ueber  die  Gründe,  aus  welchen  die 
Entscheidung  des  Ministeriums  für  Handel  bezgl.  der  Verleihung 
der  Staatsprcise  für  die  kunstgewerblichen  Konkurrenzen  des  D. 
Gew.-Mnseums  und  der  Bau-Ausstellung  zu  Berlin  sich  in  so  auf- 
fälliger Weise  verzögert,  können  wir  Ihnen  keinen  Aufschlug  er- 
teilen. 

Hrn.  L.  in  H.-X.  Wir  sind  einigermaafsen  im  unklaren  über 
den  Begriff  einer  „Natur- Heilanstalt"  und  können  daher  auch 
niebt  angeben,  ob  eine  solche  schon  irgendwo  publizirt  ist. 

Hrn.  E.  in  Bromberg.  Die  Berechtigung  der  auswärtigen 
Mitglieder  des  Berliner  Areh.-V.  zur  Theilnahme  an  den  Vereins- 
Konkurrenzen  unterliegt  keinem  Zweifel. 

Abonnent  in  Essen.  Ein  Tarif  zur  Berechnung  des 
Honorars  für  architektonische  Aufnahmen  existirt  nicht  und  wird 
auch  niemals  aufgestellt  werden  können,  da  es  schwer  sein  dürfte, 
hierfür  einen  einheitlichen  Maafsstab  zu  finden.  Es  dürfte  Ihnen 
nichts  übrig  bleiben,  als  die  Ihnen  entstandenen  Auslagen  zu  be- 
rechnen und  zu  diesen  eine  gewisse,  der  Eigenart  des  Falls  ent- 
sprechende S.imme  für  Ihre  eigene,  bei  Leitung  der  bezgl.  Arbeit 
entstandene  Mühwaltung  hinzu  zu  setzen. 


•mhf  «Mi  Carl  Baalila  in  Berlin,    für  dir  Urdaktion  «»antsortlirb  K.  £  O.  Krlliob,  Bardo.    Drart:  W.  Morier  Holbuehdraektral, 


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No.  100. 


0  KUTSCHE  BAUZEITUNG. 


507 


Inhalt  r  I  Kunkumn  für  Kiitsürfe  iura  KoH^rn  -(iefeiude  der  l.'nlver»ttJU 
Klrnbburg.  (NcblBi»  )  —  V'k-i  die  Aii,rHhnir»t  Ten  Gewölben.  —  Dt*  .IntHttUim 
4  dril-  Bagmmr*  im  London.-  -  Mittheilunten  ■■•  Verein**:  <>.t- 


I  r.ii[»i.-l,,r  Ingenieur-   ■mil  Arrhiteklen  -  Verein.  —  Verein  für 
Berlin    —   VernUi-bjtee:    Eine  uiterikuiUrhe  KrJrnme  übe,  die 


Die  Konkurrenz  für  Entwürfe  zum  Kollegien- Gebäude  der  Universität  Strafsburg. 


nnerhalb  der  großen  Anzahl  verdienstvoller 
Arbeiten,  die  wir  neben  den  5  preisgekrönten 
Entwürfen  zu  erwähnen  haben,  möge  im 
folgenden  nach  einer  Reihenfolge  unter- 
schieden werden,  die  von  der  seitens  der 
Konkurrenten  gewählten  Grundform  des 
Gebändes  ihren  Ausgangspunkt  nimmt. 
Von  den  Anlagen  ohne  innere  Höfe,  welche  die 
Grundform  eines  Hufeisens  zeigen,  ist  der  Entwurf  von 
0.  Tafel  in  Stuttgart  seiner  allgemeinen  Anlage  nach  dem 
Plane  Eggert's  verwandt,  nur  dass  der  grorse  Hörsaal  hinter  der 
Haupttreppe  frei  vorgebaut  ist  und  dass  das  Gips -Museum 
durch  2  Geschosse  reicht :  die  Architektur  ist  in  hellenischen 
l  ormen  und  Motiven ,  jedoch  mit  Renaissance  -  Empfindung 
durchgeführt.  —  Dem  System  des  Hossfcld  &  Hinkeldeyn- 
sehen  Grundrisses  entspricht  fast  ganz  die  Arbeit  von 
H.  Lender  in  Strafsburg;  nahe  steht  ihm  der  Entwurf 
von  Kircheiipauer  A  T'hilippi  in  Hamburg,  welcher 
jedoch  dem  Gipsmnscuin  seinen  l'latz  im  Tiefparterre  der 
Hinterfront,  zum  Theil  in  den  oberhalb  als  Terrassen  ge- 
stalteten Vcrbiiidungshauten  der  Flügel  angewiesen  hat :  beide 
Arbeiten,  in  welchen  auch  die  kOnstierische  Gestaltung  des 
Innenbaues  sorgfältig  berücksichtigt  ist.  zeichnen  sich  durch 
eine  strenge  einheitliche  Renaissance  -  Architektur  aus.  —  Iu 
etwas  anderer  Weise  hat  A.  Pieper  in  Cöln  denselben 
Grundriss-Gedanken  entwickelt,  indem  er  die  beiden  Seiten- 
flügel, welche  einerseits  die  Geschäftsräume  und  darüber  das 
Gipsmuseum,  andrerseits  die  Seminare  enthalten,  durch 
Einschaltung  eines  durchgehenden  Oberlicht- Raums  zu  selb- 
ständigen Bauten  von  gröfserer  Tiefe  ausbildete;  freilich  sind 
6ich  die  3  Flügel  dadurch  etwas  zu  nahe  gerückt.  Die 
Architektur  des  Entwurfs,  eine  iu  gothiscticm  Sinne  behan- 
delte Renaissance,  zieht  durch  Originalität  und  Frische  an, 
obwohl  der  Maafstab  kein  ganz  einheitlicher  ist;  die  Aula  ist 
in  KapeUenfonn  ausgebildet. 

Die  Form  des  J— I  liegt  dem  Projekt  von  Ende  &  Böck- 
mann in  Berlin  zu  Grunde.  Auch  hier  umschliefsen  die 
tiefen  Seiteuttugel  je  einen  mit  offenen  Korridor- Hallen  um- 
gebenen Oberlicht-Raum  von  beträchtlichen  Dimensionen,  der 
links  einen  Theil  des  Gipsmuseums  bildet,  rechts  als  Atrium 
für  die  Geschäftsräume  dient ,  während  die  beiden  oberen 
Geschosse  die  Hörsäle  und  Seminar  -  Räume  enthalten ;  im 
Mittelbau,  dessen  nach  dem  Universitäts  -  Garten  schauender 
Korridor  in  allen  3  Geschossen  als  eine  7  ■  breite  Halle  ge- 
staltet ist,  sind  neben  dem  Vestibül  bezw.  der  Aula  sämmt- 
liche  Räume  von  gröfserer  Tiefe  vereinigt.  Nicht  nur  in 
seiner  Beziehung  zur  Baustelle,  sondern  auch  in  der  klaren 
Einfachheit  seiner  Konzeption,  welche  dem  Inneren  des  Ge- 
bäudes bei  aller  Kompeudiosität  doch  monumentale  Grofs- 
läumigkeit  und  eine  Fülle  architektonisch  wirksamer  Motive 
verliehen  hat,  ist  uns  dieser  vorläufig  nur  skizzenhaft  ge- 
löste Grundriss  als  eine  der  bedeutendsten  Leistungen  der 
ganzen  Konkurrenz  erschienen:  ja  wir  neigen  uns  der  An- 
sicht zu,  dass  eine  nochmalige  Bearbeitung  desselben  wohl 
das  zur  Ausführung  geeignetste  Projekt  ergeben 
hätte.  Die  Architektur  des  Inneren  und  Acufscren.  die  nach 
einem  ansehnlichen  Maafstabe  in  edlen  Renaissancefonnen 
und  außerordentlich  schönen  Verhältnissen  durchgebildet  ist, 
halt  sich  in  grofser  Einfachheit  und  Strenge,  ist  jedoch  er- 
sichtlich gleichfalls  nur  Skiz/c. 

Als  beachtenswerthe  hierher  gehörige  Arbeiten  sind  end- 
lich noch  die  Entwürfe  von  C.  Sehwätlo  und  M.  von  Holst 
in  Berlin  zu  nennen.  Der  Schwatlo'sche  Plan  zehrt  einen 
tiefen  Hauptbau  mit  iuncrem  Oberlicht,  aus  dem  nach  hinten 
ein  breiter  MitteltlOgel  (mit  der  Aula),  nach  vorn  2  Seiten- 
flügel entspringen,  sowie  eine  sehr  originelle,  in  ein 
System  grofser  Rundlrogen-Oeffnungcn  aufgelöste  Architektur. 
M.  von  Holst  hat  das  nicht  sehr  dankbare  Motiv  zweier  durch 
einen  kurzen  Querflugel  (Treppenhaus)  zusammen  hängender 
Parallclbauten  und  eine  schwere  Renaissance  in  breiten  Ver- 
hältnissen gewühlt.  — 

Für  die  Anlasen  mit  einem  einzigen  durch- 
gehenden Innenraum  ist  der  Entwurf  von  A.  Riucklakc 
in  Braunschweig  als  das  typische ,   am  eingehendsten 

Das  2 -geschossige, 


fast  den  ganzen  Bauplatz  einnehmende  Oblong,  an  das  nach 
vom  und  hinten  kurze  Seitenflügel  sich  anfügen,  umschliefst 
einen  einzigen,  von  Korridorhallen  umgebenen  (cinschliefslich 
dieser  20«  breiten)  Oberlichtraum,  in  dem  auf  jeder  Seite 
eine  Treppe  nach  doppelter  Richtung  zum  Obergeschoe* 
empor  führt :  an  die  Korridore  sind  in  sehr  zweekmäfsiger 
Verthoilung  und  Zusammenstellung  die  verschiedenen  Räume 
des  Hauses  angereiht.  Es  ist  keine  Frage,  dass  ein  solclics, 
auch  für  andere  öffentliche  Gebände  verwendbares  Svstcm.  in 
dem  die  Einheit  des  Gebäudes  zum  entschiedensten  Aus- 
druck kommt,  für  das  Obergeschoss  eine  grofsartige  archi- 
tektonische Wirkung  verbürgt;  dagegen  dürfte  der  Verkehr 
zwischen  einzelnen  Räumlichkeiten  doch  etwas  weitläufig  sein 
und  die  theilweise  Verscbliefsung  der  unteren  Korridorhallen 
durch  die  Trepiienläufe  hat  —  selbst  wenn  das  denselben 
zugefOhrte  Lichti|uautuin  noch  genügen  sollte  —  immerhin 
architektonische  Bedenken.  Der  in  Renaissance  -  Formen 
durchgeführte,  in  der  Gruppirung  wohl  gelungene  Aufbau  des 
interessanten  Entwurfs  zeigt  etwas  gestelzte  Verhältnisse.  — 
Die  der  vorgenannten  sehr  verwandte  Arbeit  von  E.  Lange 
in  München,  welche  sich  durch  ihre  schöne  architektonische 
Behandlung  in  hellenischer  Renaissance  auszeichnet,  hat  einen 
Theil  jener  Bedenken  vermieden,  indem  sie  den  Innenrauni 
völlig  frei  lieh  und  die  Treppen  an  die  Schmalseiten  des- 
selben verlegte,  was  konsequenter  Weise  auch  zur  Anlage  der 
Aula  au  einer  Seitenfront  führte  ;  natürlich  hat  dieser  Vortheil 
nur  auf  Kosten  einer  ganz  unzulässigen  Erschwerung  des 
Verkehrs  in  den  beiden  Ober-Geschossen  erreicht  werden 
können.  - —  Eine  Mittel-Stellung  zwischen  beiden  Anord- 
nungen nimmt  der  (künstlerisch  unbedeutende)  Entwurf  von 
A.  Vetter  mann  in  Burgstädt  ein.  bei  welchem  inmitten 
jenes  (2-gesehossigenj  Innenraums  die  Haupttreppe,  an  den 
Schmalseiten  desselben  Nebentreppen  angelegt  sind.  — 

Der  Anlagen  mit  2  gröberen  inneren  Höfen, 
die  wir  demnächst  zu  erwähnen  haben,  sind  so  viele  und  es 
siud  dieselben  nach  ihrer  Plan-Anordnung  im  allgemeinen  so 
verwandt,  dass  wir  uns  im  wesentlichen  auf  eine  Hervor- 
hebung ihrer  architektonischen  Vorzüge  beschranken  können. 
Die  letztereu  sind  zum  grofseu  Theil  der  hervor  rugendsten 
Art,  so  dass  es  als  ein  seltsamer,  nur  durch  die  strenge  Aus- 
wahl der  Projekte  nach  kubischem  Minimal-Maafs  erklär- 
licher Zufall  erscheint,  wie  kein  einziger  Entwurf  dieses  für 
öffentliche  Gebäude  ebenso  beliebten  wie  berechtigten  Grundriss- 
Systems  eine  Auszeichnung  sich  zu  erringen  vermocht  hat. 
Wir  besprechen  die  einzelnen  hierher  gehörigen  Arbeiten  im 
Anschluss  an  die  Gruppirung,  welche  dem  von  Nr.  82  u.  Bl. 
gebrachten,  die  Landes-Angchörigkeit  bezw.  den  Wohnsitz  der 
einzelnen  Konkurrenten  berücksichtigenden  Verzeichuiss  zu 
Grunde  liegt. 

Unter  den  aus  Berlin  eingelieferten  Et  würfen  hat  iu 
der  öffentlichen  Ausstellung  keiner  einen  so  allseitigen  Beifall 
sich  errungen,  als  der  von  Kayser  &  von  Grofzheim. 
Er  verdient  denselben  iu  vollem  Maafse  durch  die  Klarheit 
und  Schönheit  seiner  Konzeption  und  durch  die  künstlerische 
Gestaltung  der  Aufsen-  und  Innen- Architektur,  die  —  in  ihrer 
Detail-Ausbildung  weit  über  die  Grenzen  einer  einfachen  Skizze 
hinaus  gehend  —  an  sich  wohl  thatsächlich  als  »he  archi- 
tektonische _  Perle*  der  Konkurrenz  anzusehen  ist.  Die  drei- 
geschossige, in  edler  Hochrenaissance  gegliederte  Facade,  von 
einfachen  Pavillons  tlaukirt,  wird  von  einer  hohen  vierseitigen 
Kuppel  über  der  im  Mittelbau  liegenden  Aula  wirksam  ge- 
krönt. Im  Inneren,  das  durch  eine  schöne  Verbindung  mit 
dem  Universitüts-Gartcn  sich  autzeichnet,  hat  die  Haupttreppe 
eine  dem  Ilaller  ifc  Lamprecht*sehen  Entwürfe  zum  Ham- 
burger Rathliausc  (Jhrg.  7t>.  S.  4t>.r>  u.  Bl.)  analoge  Anordnung 
erhalten  und  ist  dadurch  im  Mittelgeschoss  iu  ihrer  Entwicke- 
lung  etwas  verkümmert  worden;  ob  der  hierdurch  er- 
zielte Gewinn  eines  imposanten  Vorsaals  im  Obergeschoss 
des  Zwisehenhaucs  dieses  Opfers  werth  ist.  dürfte  fraglich 


Auch  die  Arbeit  von  Heyden  it  Kyllmann  in  Berlin, 
die  sich  äufserlich  in  das  Gewand  einer  strengen,  zweige- 
schossigen italienischen  Palast- Architektur  kleidet,  im  Inneren 
des  mit  einem  hohen  Aufbau  versehenen  Zentral  -  Treppen- 
1er  Aula  jedoch  einen  üppigen  dekorativen 

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508 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


14.  Drxfmber  1878 


Reichthum  entfaltet,  ist  von  hohem  künstlerischen  Werthe; 
dem  Grundriss  fehlt  eine  angemessene  Verbindung  mit  dem 
Garten  <sie  tührt  durch  da»  Gipsmuseum) ,  sowie  ein  eigent-  . 
lieber  Vorsaal,  den  freilich  die  breiten,  das  Treppenhaus  um- 
gebenden Korridorballen  wohl  entbehrlich  machen  würden.  — 
Der  vorgenannten  verwandt  sind  die  Arbeiten  von  M.  II.  Müller 
und  von  E.  Klingenberg  in  Berlin.  Die  erste  zeigt  einige 
eigenartige  und  verdienstliche  Grundriss  -  Momente,  z.  B.  die 
Vereinigung  der  Seminare  im  hinteren  Flügel,  wo  dieselben 
seitlich  mit  den  Hörsälen  in  Verbindung  stehen,  während  sich 
im  Mittelbau  der  geforderte  Haupteiugang  zu  ihnen  er- 
picht. Die  ansprechende  architektonische  Behamllung  des  Ent- 
wurfs folgt  mehr  den  hellenischen  Traditionen  der  Iterliner 
Schule,  denen  sich  auch  Kliugciibcrg's,  mit  einer  gröberen 
Kuppel  über  der  Aula  und  kleineren  Kuppeln  über  den  Eck- 
pavillons geschmückter,  stattlicher  Entwurf  im  wesentlichen 
angeschlossen  hat.  — 

In  dem  Projekt  von  Job.  Otzen  in  Berlin  tritt  uns 
dagegen  eine  glänrende  architektonische  Leistung  gothischen 
Stils  entgegen.    Als  ein  eigenartiges  Motiv  der  sehr  klaren 
und  organischen,  nur  an  etwas  steilen  Trepjwn  leidenden 
Grundriss  -  Lösung  ist  die  Anordnung  des  Gi|»<museums  im  j 
obersten  Geschoss  des  höher  geführten    Mittelbaues  iwzu-  | 
führen.    Die  Architektur  des  Aeufseren  uud  Inneren,  frisch  I 
und  anziehend,  wie  fast  alle  Arbeiten  dieses  Künstlers,  macht  I 
—  trotz  des  etwas  bedenklichen  Heichtlmms  verschiedener 
Formen  —  im  ganzen  doch  eineu  einheitlichen,  monumentalen 
Eindruck,  der  dem  Charakter  des  Gebäudes  wohl  entspricht. 
Freilich  sind  zu  gunsten  dieses  monumentalen  Eindrucks  die 
lichten  Fensteröffnungen  auf  Dimensionen  reduzirt.  die  dem 
Lichtbedürfmss  der  Innenräume  schwerlich  genügen  dürften : 
auch  der  von  Hrn.  Brth.  Hase  ausgesprochene  Tadel,  da>s 
ein  zu  grofscr  Aufwand   mit  zwecklosen  architektonischen 
Effektmitteln  —  mehren  Thürmen  und  einem   1 1  m  hohen 
dekorativen  Helm-Aufliau  über  der  im  Grundriss- Motiv  dem  ! 
älteren  Eggert'schen  Entwürfe  entsprechenden  Aula  —  ge- 
trieben  sei,  ist  durchaus  berechtigt.  — 

Gothisch  ist  nach  seinem  System  und  nach  seiner  (in 
einem  grofsen,  leüler  nicht  mit  ausgehängten  Deiailblatt  dar- 
gestellten i  Formengcbung  ferner  noch  der  Entwurf  von 
II.  Stier  in  Hannover,  obwohl  derselbe  durchweg  den 
Rundbogen  zu  Grunde  gelegt  hat.  Die  guten  Verhältnisse 
und  der  einheitliche,  der  Bestimmung  des  Gebäudes  nicht 
unangemessene  Charakter  der  Architektur  können  leider  nicht 
dafür  entschädigen,  dass  der  Arbeit  ein,  gegenüber  der  künst-  i 
lerischen  Persönlichkeit  des  Verfassers  überraschender  Hauch 
von  Dürftigkeit  eigen  ist;  auch  der  etwas  gekünstelte  ] 
Grundriss  befriedigt  nicht  voll.  -  Als  einen  dritten  gothischen 
Entwurf  können  wir  den  von  Jean  Statz  in  Köln 
unmittelbar  anschliefsen  —  eine  durchaus  tüchtige,  obwohl 
durch  bestechende  eigenartige  Motive  nicht  gerade  ausge- 
zeichnete Architekturleistnng  in  den  Formen  der  rheinischen 
Schule  mit  Treppen-tüebclii  und  Helmdächern,  die  auf  einem 
klaren  Grundriss  sich  aufhaut ;  bedenklich  erscheint  die  etwas 
zu  grobe  Tiefe  der  Räume. 

Von  den  Entwürfen  bayerischer  Architekten,  unter 
denen  die  früher  erwähnte  Lange'sche  Arbeit  weitaus  den 
ersten  Platz  behauptet,  wäre  an  cüeser  Stelle  etwa  noch  der 
von  E.  Hehles  in  München  zu  nennen,  dessen  zum 
größeren  Theil  1-gcsehossigc.  im  Mittelbau  29  ■  hohe  Facade 
das  unverkennbare  Gepräge  der  Neureuther' scheu  Schule 
trägt ;  »las  Innere  ist  wenig  ausgebildet  und  auch  der  Grund- 
riss lässt  zu  wünschen  übrig. 

Mehre  tüchtige  Entwürfe  des  in  Rede  stehenden  Systems 
sind  aus  Sachsen  eingegangen.  Neben  den  Arbeiten  von 
Heyn  &  Eck,  sowie  von  J.  Fischer  in  Dresden,  statt- 
hcheu  wohl  abgewogenen  Anlagen  in  den  landesüblichen 
Renaissanceformen,  verdient  vor  allem  das  Projekt  von 
C.  Lipsius  in  Leipzig  architektonisches  Interesse,  obwohl 
die  überschwengliche  Auffassung  der  Aufgabe  seinen  prak- 
tischen Werth  stark  beeinträchtigt.  Wie  der  Grundriss. 
welcher  die  Aula  halbkreisförmig  aus  der  Hinterfront  vor- 
springen lässt  und  zu  beideti  Seiten  derselben  das  Gips- 
museum derartig  angeordnet  hat,  dass  der  Vorsaal  der  Aula 
auch  zu  ihm  in  Beziehung  steht,  zahlreiche  geistvolle  Ge- 
danken enthält,  aber  an  Opulenz  weit  über  das  zulässige 
Maafs  hinaus  geht:  so  ist  auch  die  4-geschossigc  Facade. 
aus  welcher  der  mit  einem  hohen  Helmdach  versehene  Mittel- 
bau emjior  ragt,  geschickt  und  wirkungsvoll  gruppirt,  aber 
viel  zu  grobartig  aufgefasst.  —  Eineu  Gegensatz  hierzu  bildet 
der  auf  ilic  Grenzen  der  äufsersten  Einfachheit  reduzirte, 


praktisch  jedoch  nicht  verdienstlose  Entwurf  von  A.  Gott- 
schaidt in  Chemnitz.  — 

Unter  den  beachtenswertheren  in  Württemberg  ent- 
standenen Arbeiten  /eigen  diejenigen  von  K.  Walter, 
R.  Reinhardt  und  H.  Lietzcnmaycr  in  Stuttgart 
eine  Anlage  mit  2  Höfen.  Die  Grundrisse,  von  denen  nament- 
lich der  Reinhardt  sehe  durch  Anordnung  der  Aula  im  Zen- 
trum des  Erdgeschosses  ein  originelles  Gepräge  gewonnen 
hat,  sind  nicht  frei  von  einzelnen  Bedenken  und  im  allge- 
meinen wohl  in  zu  grofsem  Maabtabe  gehalten.  Die  Facadeu 
der  beiden  ersten  sind  in  ernster  und  gelegener  Hoch- 
Renaissance,  ilie  des  letzten  in  hellenischer  Renaissance 
durchgeführt ;  der  Innenbau  hat  nur  in  der  Reinhardt'schen 
Arbeit  eine  genügende  Bearbeitung  gefunden.  —  Die 
badischen  Architekten  vertritt  W.  Manchot  in  Mann- 
heim mit  einem  äufserlich  au  den  Charakter  der  Dresdener 
Schule  erinnernden  Entwurf,  während  aus  dem  Elsass  selbst 
ein  Architekt  französischer  Schule,  H.  E.  Salomon  in 
Strafsburg,  mit  einer  gleichfalls  werthvollen  und  eigenartig 
durchgearbeiteten,  obwohl  in  deu  Architekturformen  ziemlich 
trockenen  Arbeit  sich  betheiligt  hat;  im  Aufbau  derselben 
dominirt  die  aus  dem  Inneren  hoch  geführte,  etwas  kirchlich 
behandelte  Aula.  — 

Hohes  Interesse  gewährt  die  Grundriss -Lösung  von 
C.  Uhde  in  Braun  schweig.  Die  sehr  grofs  bemessene 
Aula  liegt  im  Mittelliügel  über  einer  grofsen  Zentralhalle,  an 
welche  im  Vonlertlügel  noch  eine  mächtige  Doppelhalle  mit 
den  beiden  einzigen  Treppen  sich  auscldiefst ;  die  beiden 
gröfseren  Hörsäle  sind  als  Halbkreisbauteu  in  die  Höfe  ver- 
legt. So  sind  bei  grober  Koni|>endiosität  und  Einfachheit  und 
iK'i  sehr  praktischer  Vertheilung  der  Räume  für  das  Innere 
mehre  Motive  von  liedeuteuder  architektonischer  Wirkung  ge- 
wonnen worden.  Leider  vermag  die  zoptig  nüchterne  Facaden- 
gestaltung.  deren  Hauptmotiv  —  eine  Kuppel  über  dem  Mittel- 
risalit der  Vorderfront  —  rein  dekorative  Bedeutung  hat. 
keine  grofse  Symputhie  zu  erwecken.  — 

Der  Entwurf  von  L.  Bohnstcdt  in  Gotha  scheint, 
nach  dem  durch  Skizzen  illustrirten  Bericht,  den  Hr.  Brth. 
Base  in  der  Ztschr.  d.  A.-  u.  l.-V.  z.  Hannover  über  die 
Leydener  Universitäts-Konkurrenz  geliefert  hat,  eine  ml  k$C 
veränderte  zweite  Auttage  des  mit  einer  Anerkennung  be- 
lohnten Entwurfs  zu  sein,  mit  dem  der  früher  so  fruchtbare 
Künstler  an  jenem  vorjährigen  Wertkampfe  sieh  betheibgt 
hatte.  In  der  Gesanuntgruppirnng  der  von  einer  Machkuppel 
über  der  zentral  gelegenen  Aula  bekrönten,  mit  einem  Triumph- 
bogen im  Mittelbau  sich  öffnenden  Facade.  deren  grieehiseb- 
korintJiische  Architektur  etwas  nüchtern  erscheint,  klingt  da- 
gegen die  Idee  des  Bohnstcdt  schcn  Rcichstngshuuses  nach. 
Weitaus  das  Gelungenste  au  dem  Entwurf  ist  die  geniale 
Lösung  der  Vestibül-  und  Treppenhaus  -  Anlage .  die  —  in 
Worten  schwer  zu  beschreiben  —  es  wohl  verdiente,  dem 
Fachpublikum  durch  eine  besondere  Publikation  bekannt  ge- 
macht zu  werden.  — 

Nach  flüchtiger  Erwähnung  des  in  Hoch-Renaissance  ge- 
haltenen, auch  im  Innern  reich  durchgeführten  Entwurfs  von 
Eelbo  «fc  Wciehardt  in  Eisenach  bleiben  uns  von  Pro- 
jekten jenes  Grundriss -Systems  nur  noch  die  Arbeiten  von 
H.  Robertson,  von  Stnmmann  &  Zinnow  und  von  Viol 
iv  Koop  in  Hamburg  zu  besprechen  übrig.  Die  erstere, 
welche  zu  den  am  Heifsigsten  durchgearbeiteten  Leistungen 
der  Konkurrenz  zählt  und  namentlich  auf  eine  sehr  weit 
gehende  farbige  Behandlung  des  Inneren  sich  eingelassen  hat, 
ist  in  der  Grundriss  -  Lösung  nicht  so  glücklich  gewesen,  wie 
in  der  Gestaltung  der  in  wirkungsvoller  Hochrenaissance  ge- 
gUederten,  mit  einer  Kuppel  über  der  Aula.  Pavillons  und 
Absiden-Ausbuuten  geschmückten,  übrigens  ohne  Zweifel  zu 
aufwandvollen  Faeaden.  In  nicht  ganz  demselben  Grade  kann 
dies  Urtheil  auch  für  die  Arbeit  von  Stammann  .fc  Zipnow 
gelteu,  deren  Grundriss  auf  eine  etwas  zu  reichliche  Ver- 
wendung von  Oberlicht  angelegt  ist,  während  in  dem  Ent- 
würfe von  Viol  &  Koop  die  Vorzüge  des  Grundrisses  und  die 
der  Fa<;adengest4dtung  sich  etwa  die  Wage  halten.  — 

Ab  eine  letzte  selbständige  Gruppe  treten  uns  noch 
einige  Entwürfe  entgegen,  die  als  Anlagen  mit  3  inneren 
Höfen  gestaltet  sind  —  zumeist  jedoch  in  der  Anordnung, 
dass  diese  3  Höfe  nicht  wie  l>ei  dem  preisgekrönten  Warth- 
scheu  Entwurf  gegen  eüuuider  versetzt  sind,  soudern  von 
einem  grofsen  oblongen  llnuptkörpcr  umschlossen,  neben 
einander  liegen. 

In  dem  Entwürfe  von  v.  d.  Hude  &  Hennicke  in 
Berlin  ist  der  mittlere,  von  Hallen  umgebene  Hof  mit  Glas 
überdeckt  und  in  ihm  die  Haupttrepiic  des  Hauses  ab  Frei- 

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No.  100. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


trppjie  angeordnet.  Sowohl  die  Grundriss- Gestaltung  nach 
Afithotiacltor  und  praktisclier  Beziehung,  als  die  architektonische 
Erscheinung  dos  Gebliudcs,  dessen  einfache  zweigeschossige 
Renaissance- Architektur  in  ihren  wohl  abgewogenen  Verhält- 
nissen würdig  und  monumental  wirkt,  erscheinen  in  hohem 
Grade  verdienstvoll.  Minder  gelungen  ist  der  in  ein/einen 
Putten  etwas  zu  gekünstelte  Grundriss  von  .1.  Rasebdorff 
in  Köln  (nunmehr  in  Berlin  i.  dessen  3  -  geschossiges  Iluus 
gleichfalls  einen  von  Hallen  umgebenen  Mittelhof  mit  einer 
Freitreime  enthalt;  die  Fueade  des  Baues,  die  einzige  hervor 
ragende  Leistimg  im  Stile  der  deutschen  Renaissance,  welche 
die  Konkurrenz  aufwies,  zeigt  im  einzelnen  alle  Reize,  welche 
dieser  Stil  unter  der  Hand  eines  Meisters  zu  entfalten  vermag, 
scheint  uns  jedoch  fOr  die  Itcstimmung  des  Gebäudes  nicht 
charakteristisch  genug  und  zu  gesucht.  —  Hie  Arbeiten  von 
Brost  «fr  Grofscr  in  Breslau,  sowie  von  l'.  Kieschke  in 
Kiel  mögen  —  die  erste  vornehmlich  wegen  ihres  geschickten, 
eine  der  besten  Vorsaal-  Lösungen  enthaltenden  Grundrisses, 
die  zweite  wegen  der  trefflichen  monumentalen  Wirkung  ihrer 
in  hellenischer  Renaissance  detaillirten,  in  grolse  Systeme 
zerlegten  Fncoden- Architektur  •  -  kurz  erwähnt  werden.  — 

Von  saclisisclion  Architekten  haben  A.  Hauschild, 
sowie  Baron  <t  Hübner  in  Dresden  jene  Grundform  ge- 
wühlt. Der  in  origineller  Raumverthcilung  durchgeführte  Ent- 
wurf Hau>child's  ist  in  seiner,  die  typische  Eigenart  der 
Dresdener  Schule  vertretenden  Faeaden-Geslaltung  wohl  der 
künstlerisch  werthvollste  Beitiag.  den  diese  Schule  für  die 
vorliegende  Aufgabe  heigesteuert  hat.  Ktwas  derbere  Kffekte 
strebt  der  aufwandvolle  Kntwurf  der  au  zweiter  Stelle  ge- 
nannten Architekten  an.  ohne  zu  einem  gleich  günstigen  Er- 
gebniss  zu  gelangen.  —  Auch  die  in  ernster,  einfacher 
Renaissance  -  Architektur  ( leider  mit  einem  bedeutungs- 
losen und  störenden  Kupj>el-Aufbau)  gehaltene  Arbeit  von 
Hanfseu  &  Meerwein  in  Hamburg,  deren  akademisch 
klare  Grundriss-Anordnung  wohl  einigen  Anfechtungen  bezgl. 
der  Raumvertheilung  ausgesetzt  sein  möchte ,  enthalt  2  offene 
und  einen  mit  Glos  überdachten  Mittelhof  als  Vestibül  der 
beiden  Haupttreppen.  —  — 


Wenn  wir  unsere  Erwähnung  einzelner  Entwürfe  hiermit 
alrschliefsen,  so  soll  —  diesmal  eben  so  wenig  wie  in  früheren 
Fallen  —  die  l'ebergehung  der  anderen  Arbeiten  ein  ab- 
sprechendes L'rtheil  über  dieselben  zum  Ausdruck  bringen 
oder  voraus  setzen  lassen,  doss  unter  ihnen  nicht  noch  er- 
bebliche Abstufungen  des  Werths  stattfinden.  Wir  weichen 
vielmehr  einfach  der  Unmöglichkeit,  ein  so  massenhaftes  Ma- 
terial in  der  durch  die  Sachlage  geboteneu  Kürze  bewältigen 
zu  können.  Haben  wir  doch  schon  viele  der  angeführten, 
kein  besonders  charakteristisches  Moment  darbietenden  Ar- 
beiten nur  ungern  mit  einer  sehr  beiläufigen  Bemerkung  nlr- 
fertigen  müssen! 

Immerhin  wird  das  Gesagte,  dessen  etwaige  irrthünier 
freundliche  Entschuldigung  finden  mögen,  hinreichen,  um  ülier 
das  Gesanimt-Ergebniss  dieser  bedeutsamen  Konkurrenz  einiges 
Licht  zu  verbreiten  und  das  günstige  Urtheil,  mit  dem  wir 
unsern  Bericht  eingeleitet  haben,  zu  bekräftigen.  Wie  die 
Konkurrenz  für  die  Universität  Strafsburg  einen  Erfolg  ge- 
habt hat.  mit  dem  diese  im  ganzen  wohl  zufrieden  sein  kann, 
so  ist  sie  im  hohen  (irade  ehrenvoll  auch  für  die  deutsche 
Architektenschaft  gewesen  und  hat  sicherlich  nicht  nur  die 
einzelnen  Theilnehmer  gefördert,  sondern  auch  zur  Ent- 
wicklung der  architektonischen  Bestrebungen  der  Gesaimnt- 
heit  ein  wesentliche*  beigetragen.  — 

Ueber  die  bedauerliche  Seite  des  Kampfes, 'die  getauschte 
Erwartung,  dass  diese  zweite  vom  deutschen  Reiche  ausge- 
schriebene Konkurrenz,  ungleich  der  ersten,  in  ihrem  ganzen 
Verlauf  das  Muster  eines  formal  und  sachlich  vollendeten  Ver- 
fahrens bieten  werde,  brauchen  wir  uns  an  dieser  Stelle  nicht 
mehr  auszusprechen,  nachdem  über  die  Angelegenheit  bereits 
anderweit  öffentlich  verhandelt  und  der  Versuch  unternommen 
worden  ist.  noch  nachtraglieh  einen  allgemein  befriedigenden, 
die  berechtigten  Wünsclie  der  deutschen  Architektenschaft 
berücksichtigenden  Abschluss  derselben  herbei  zu  führen. 
Möge  die  Hoffnung,  dass  dieser  Versuch  gelinge,  keine  ver- 
gebliche seiu! 

-  F.  - 


Ueber  die  Ausfuhrung  von  Gewölben.*) 


Einem  rationellen  Gewölbebau  ist  hauptsächlich  der  Umstand 
hinderlich,  das«  es  überaus  schwer  halt,  die  Konstruktion  d«n 
Voraussetzungen  der  theoretischen  Berechnung  entsprechend  aus- 
zuführen. 

Finden  beim  Wölben,  beim  Ausrüsten  nnd  beim  Aufbringen 
der  Belastung  Bewegungen  im  Gewölbe  (Trennungen  einzelner 
Thcile)  statt  —  mögen  dieselben  auch  sehr  gering  und  äiiiserlich 

bleibende  sind,  in  dem  fertigen  Bauwerk  andere,  d.  h.  greisere 


Spannungen  ah  die  Berechnung  ergab,  eintreten;  es  wird  dann 
ein  Theil  des  Gewölbemauerwerks  unnOU  vorbanden  sein,  ja  <" 
seine  todte  Last  sogar  schaden  anstatt  an  nützen. 
Um  diesem  Uebelstande  vorzubeugen,  wendet 


•)  IH*  im  vnriU«»»*«»  Artikel  gMiMlfu 
da»  iU»  Manutkript  i 


YrrAnlftMt  um  1*1 
Anfing  Juni  it.  J.  um  B» 


Grunde  hegenden  Voraussetzungen  sich  erfüllen, 
Spannungen  also  wirklich  eintreten  werden. 

Ob  und  wie  weit  dies  zutrifft,  ist  zweifelhaft.  Auch 


i,Tm«  es  fraglich,  ob  das  Zugestinduiss,  welches  in  dem  b. 
• tu*    i  Verfahren  enthalten  ist:  dass  es  unmöglich  sei,  die 


Die  „Institution  of  Civil -Engmeers  in  London." 

Das  neueste  Heft  der  Publikationen  der  Gesellschaft  enthält 
die  Mitglieder-Liste  (v.  3.  Juni  er.)  und,  dieser  vorgedruckt,  einen 
längeren  Auszug  aus  den  Gesellschaft  -  Statuten.  Sowohl  diese 
Mittheilungen  aus  den  Statuten  al.  auch  das  Mitglieder- Verzeich- 
niss  enthalten  eine  Meng«  von  Punkten,  welche  für  deutsche 
I<eser  und  im  besonderen  Mitglieder  deutscher  Fachvereine  hoch 
interessant  sind,  so  dass  wir  uns  veranlasst  sehen,  der  genannten 
Publikation  die  folgende  längere  Darstellung  zu  entlehnen. 

Die  Gesellschaft,  welche  in  London  '2~>  (ireat  George  Street, 
W'ettmintter  MI'.,  ihren  Sitz  bat,  wurde  am  2.  Januar  1818  ge- 
gründet und  am  8.  Juni  1828  mit  Korporatinns-Recbten  aus- 
gestattet 

Als  Zwecke  der  Gesellschaft  werden  folgende  angegeben: 
Allgemeine  Förderung  technischer  Wissenschaften  und  im  spe- 
ziellen derjenigen  Wissenszweige,  welche  dem  Wirkungskreise  des 
Zivil-Ingenieurs  (im  Gegensatz  zum  Maschinen-  etc.  Ingenieur.  D.  R.) 
angehören.  Es  fallen  in  den  Wirkungskreis  des  Zivil-! 
speziell  die  Nutzbarmachung  der  sogen.  Elementarkr 
duktion  und  Handel,  wobei  als  Mittel  insbesondere 
Straften,  Brücken,  Wasserleitungswerken,  Kanälen  und  Binnen- 
schiffahrts-Anlagen, Seehafen,  Haft-ndäminen,  I^euchtthürmcn  und 
Kntwasserungs-Anlagen  von  Städten  und  Ortschaften  gerechnet 
worden.  Außerdem  werden  Konstruktion  und  Einrichtung 
maschineller  Gegenstände  nnd  aller  Mittel,  die  der  Handeis-Schiff- 
fahrt dienen,  soweit  diese  sog.  kunstliche  Mittel  zu  ihrem  Betriebe 
benutzt,  dem  Wirkungskreise  des  Zivil-Ingenieurs  zugerechnet 

Die  Mitglieder  der  Gesellschaft  werden  nach  drei  Klassen 
geschieden:  Wirkliche  Mitglieder  (membtrt),  Mitglieder  \  a*$ociatt*) 
und  Ehrenmitglieder;  als  besondere  Gattung  treten  diesen  drei 
noch  die  Theilnehmer  (»/Werlte)  hinzu,  als  welche  Leute 


jüngeren  Alters  aufnahmefähig  sind,  die  sich  noch  im  Stadium 
der  Vorbereitung  für  ihren  demuächstigen  Beruf  befinden. 

Für  jede  Klasse  der  Mitglieder  etc.  gelten  folgende  Auf- 
n  a  h  m  e  -  Bedingungen :  Um  als  wirkliches  Mitglied  (memher) 
zugelassen  zu  werden,  ist  ein  Alter  von  über  2!»  Jahren  und  eine 
auf  regelmäfsiirpm  Wege  erworbene  fachliche  Ausbildung  erfor- 
derlich. Der  Bewerber  muss  aufserdem  eine  nachfolgende,  min- 
destens Ojfthrige  Thatigkeit  in  der  verantwortlichen  Stellung 
eines  Station«  -  Ingenieurs  (Sektions  -  Baumeisters)  oder  einer  ähn- 
lichen Beschäftigung,  die  dem  oben  umschriebenen  Berufskreise 
des  Zivil -Ingenieurs  angehört,  nachweisen.  Aufnahmefähig  sind 
aufserdem  solche  Persönlichkeiten,  welche  mindestens  5  Jahre  lang 
für  eigene  Rechnung  in  dem  Berufe  eines  Zivil-Ingenieurs  thitig 
gewesen  sind  und  welche  eine  hervor  ragende  Tüchtigkeit 
iconniderable  degree  of  eminenee)  in  diesem  Berufe  sich  er- 


Fur   die   Erwerbung   der   einfachen  Mitgliedschaft 
(atsociate)  wird  ebenfalls  ein  Alter  von  mehr  als  25  Jahren 
voraus  gesetzt    Es  ist  jedoch  nicht  nöthig,  dass  de 
suchende  berufsmäßig  dem  Stande  der  Zivil -ln_ 
gehört,  sondern  es  genügt,  dass  der  Bewerber  eine  Thktig 
irgend  welcher  Art  in  diesem  oder  jenem  Zweige  des  Ingen' 
wesens  geübt  hat,  oder  auch  dass  derselbe,  vermöge 
Beziehungen  zu  Wissenschaft  und  Kunst,  im  Stande  sich 
an  den  Bestrebungen  der  berufatnifsigen  Zivil  -  Ingenieure 
Förderung  ihres  Fachwissens  erfolgreich  Theil  zu  nehmen.  — 

Von  den  Ehren-Mitgliedern  wird  gefordert,  dass  dieselben 
entweder  hoch  stehende  Persönlichkeiten  seien,  welche  vermöge 
ihrer  Stellung  in  der  Lage  sich  befinden,  zur  Förderung  öffent- 
licher Anlagen  und  Werke  beizutragen,  oder  anch  Männer,  die  im 
Wissen  und  in  Erfahrungen,  welche  mit  dem  Gebiete  des  Zivil- 
Ingenieurwesens  verknüpft  sind,  besonderen  Rufs  sich  erfreuen 

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um 


510 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


14.  DfZtinixr  18/8 


Bewegungen  im  Gewölbe  -  Mauerwerk  von  vorn  herein  za  ver- 
'  en.  berechtigt  ist.  Ks  ist  sogar  ziemlich  klar,  data  ein  Tbeil 
Bewegungen  lediglich  durch  die  Anwesenheit  des  .plasti- 
schen* Mörtels  hervor  gerufen  wird. 

Denken  wir  uns,  ein  Gewollte  sei,  ohne  Risse  zu  bekommen, 
zum  „Schlots"  gelangt  und  werde  ausgerastet,  ehe  der  Mörtel 
vollständig  abgebunden  hat,  so  wird  nun  der  Mörtel  in  siimmt- 
liehen  Fugen  verhältnissmäfsig  stark  zusammen  gedruckt  werden. 
Ks  tritt  ein  erhebliches  „Heben"  ein  und  die  nothwendige  Folge 
davon  ist,  da»s  sich  die  Fugen  an  einzelnen  Stellen,  wenn  auch 
nur  mit  „Haarrissen",  öffnen.  Je  feiner  diese  Risse  sind,  um  so 
schwerer  lassen  sie  sich  nachträglich  geblichen  und  um  so  weuiger 
hält  man  dies  auch  für  nöthig.  Mao  setzt  vielmehr  gewiaser- 
maaTsen  in  die  Gutmuthigkeit  des  Gewölbes  das  Vertrauen,  dass 
dasselbe  sich  nachher  beim  Aufbringen  der  Last  zurecht  schieben 
und  <iann  seine  Schuldigkeit  thun  werde.  Dies  geschieht  denn 
auch  vermöge  des  in  Rechnung  gebrachten  „Sicherbeitt-Kocffizien- 
ten"  fast  ausnahmslos. 

Das  beschriebene  Verfahren  lässt  sich  danach  vom 
tischen  Standpunkte  aus  kaum  sehr  anfechten ;  voll 
aber  gewährt  es  nicht,  da  es  das  nicht  leistet,  was  die 
schaft  von  der  Technik  zu  fordern  berechtigt  ist 

I  »ass  das  starke  Setzen  nach  dem  Ausrasten  vermeidbar  ist  — 
in  dem  Falle,  dass  beim  Ausrüsten  der  Mörtel  schon  völlig  er- 
ist  —  was  eben  nur  zu  erreichen  sein  wird,  wenn  man 
■  verhältnissmälaig  schnell  bindenden  Mörtel  anwendet  — 
wird  wohl  von  Wenigen  bestritten  werden.  Man  scheut  aber  die 
Riss«,  welche  sich  schon  wahrend  des  Wölbens.  vor  dem 
Schliefseil  in  den  <  iewölbeschenkelu  zu  bilden  pllcgen.  Von 
diesen  kann  man  allerdings  bei  schon  erhärtetem  Mörtel  nicht 
hoffen,  dass  sie  sich  nach  dem  Ausrüsten  von  selbst  schürten 
werden.  Ausräumen  lassen  sieb  die  betr.  Fugen  in  diesem  Kalle 
auch  nicht  mehr.  Ks  bleibt  also  nichts  weiter  übrig,  als  sie  mit 
dünnflüssigem  Zementbrei  auszugiel'sen .  was  bekanntlich  eine 
unsichere  Operation  von  zweifelhaftem  Werthe  ist 

Lassen  sich  nun  aber  die  Risse  in  den  (iewnlbeschcnkeln, 
welche  beim  Wölben  in  der  Nahe  der  Kämpfer  loder  der  sogen. 
Hruchfuge)  zu  entstehen  pflegen,  gar  nicht  vermeiden';1 

Viel  kann  in  dieser  Richtung  durch  sorgsame  und  solide 
des  Lehrgerüstes  und  durch  gehnrige  Beladung  des- 
m  Wollen  erreicht  werden.    Hei  kleineren  Gewollten 
Vorkehrungen  schon  ausreichen,  um  Rissebildung 
während  des  Wölben»  zu  vermeiden.    Rei  grolsen  Gewöllien 

?dem  während  der 


aber  wird  das  Lehrgerüst  sich  trotz 


I>a  verdient 


bei 


Wölb- 
di« 

fol- 


arbeit  merklich  durchbiegen  und 
erwähnten  leidigen  Risse  auftreten, 
der  Vorschlag  einige  Beachtung: 

Man  stelle  die  unvermeidlichen  Risse  beim 
Wölben  absichtlich  her,  u.  x.  in 
einer  Weise,  dass  man  sie,  nach- 
dem das  Gewölbe  im  übrigen 
vollendet  ist,  jedoch  noch  vor  dem 
Ausrüsten,  mit  Sicherheit  wieder 
schliefsen  kann. 

Die  neben  stehende  Skizze  zeigt,  wie 
sich  die  Sache  etwa  bei  einem  2  Stein 
starken  Ziegelgewnlhe  ausnehmen  wurde. 
Grofse  Gewölbe  könnte  man  durch  Kin- 
scbaltung  solcher  Lücken  in  beliebig 
Theile  zerlegen,  die 


durch  Ausfüllung  der  offenen  Stellen  zu  einem  Ganzen  ver- 
einigt würden. 

Das  vorgeschlagene  Verfahren  ist  ungewöhnlich,  doch  können 
ernste  Hedenken  dagegen  kaum  geltend  gctnnrlit  werden.  Eine 
Lücke,  wie  sie  hier  in  der  Nähe  des  Kampfers  angedeutet  ist, 
xeigt  sich  bei  jedem  Gewölbebau  im  Scheitel  in  dem  Augenblick 
unmittelbar  vor  dem  Schliefsen.  Dass  es  möglich  sei,  sie  hier 
gut  und  in  einer  die  Dnirkübertragung  im  ganzen  Querschnitt 
Gewähr  leistenden  Welse  auszumauern,  hat  noch  niemand  be- 
zweifelt. Ist  dies  im  Scheitel  möglich,  warum  sollte  es  nicht  auch 
in  der  Nähe  des  Kämpfers  möglich  sein? 

Auch  die  Gleichartigkeit  des  Mauerwerks  wird  nicht  gestört 
werden.  Ks  braucht  kein  anderer  Mörtel  zur  Ausfüllung  der 
„Kämpferlocken"  verwendet  zu  werden  als  im  übrigen  Gewölbe. 
Und  da  die  erwähnte  Arbeit  sofort  nach,  oder  gleichseitig  mit 
dem  Scheitel -Schluss  des  Gewölbes  ausgeführt  werden  soll, 
so  wird  der  hier  verwendete  Mörtel  nicht  merkbar 
härten  als  der  Mörtel,  der  in  den 
enthalten  ist 

Ist  es  auf  diese  Weise  gelungeu,  da 
zum  Schluss  zu  bringen,  so  lasse  man  dem  Mörtel  Zeit 
»tändigen  Krhärtung,  was  bei  Anwendung  von  Zementn 
kanntlich  nicht  lange  dauert.  Dann  rüste  man  aus,  und  es  < 
»ich  —  richtige  Gewölbeform  und  gute  Arbeit  voraus  gesetzt  - 
weder  beim  Ausrüsten  noch  heim  Aufbringen  der  Last  noch  beim 
Darüberrollen  beweglicher  Lasten  schädliche  Formänderungen  im 
Bauwerk  zeigen.  Kin treten  werden  Formänderungen  natürlich, 
entsprechend  der  jedesmaligen  Belastung.  Sie  werden  sich  aber 
so  zu  sagen  innerhalb  der  Klastisitätsgrenze  halten  und  weder 
äufserlich  wahrnehmbar  noch  schädlich  sein.  — 

Wenn  in  neuester  Zeit  sorgeschlagen  worden  ist,  eine  der 
oben  skiz/irten  ähnlichen  Lücke  (nur  bis  zur  halben  Gewölbe- 
stärke hinabreichend;  im  Scheitel  des  Gewölbes  offen  zn  lassen, 
und  dieselbe  erst  nach  dem  Ausrüsten  zu  schliefsen  (ein  Ver- 
fahren, welches  voraussichtlich  bald  bei  einigen  gröfaeren  Rrücken 
in  Berlin  zur  Ausführung  kommen  wird  l,  so  bat  dies  zwar  äufser- 
lich  mit  meinem  Vorschlage  Aebnlicbkeit.  Da  alier  das  Ausmauern 
der  Lücke  erst  nach  dem  Ausrüsten  erfolgen  soll,  so  kann  das 
eingesetzte  Stück  an  den  Spannungen  im  Gewölbe  —  wenigstens 
soweit  sie  aus  dem  Kigengewicht  desselben  herrühren  — 
keinen  Antheil  haben,  was  man  bei  den  nach  meinem  Vor- 
schlage vor  dem  Ausrüsten  eingesetzten  Schillsstellen  wohl  vor 

Ueberhaupt  sind  die  Zwecke, 
folgen,  verschieden.  Das  zuletzt  erwähnte  Verfahren  ist  I 
der  Mittellinie  des  Druck»  im  Gewölbe  eine  gewisse 
Richtung  su  geben,  das  zuerst  beschriebene  iraein  Verfahren) 
hesweckt  nur  eine  tadellose  Fertigstellung  des  Gewölbes  als  eines 
ununterbrochenen  gekrümmten  elastischen  Stabes,  welchem  man  dann 
dem  Widerstand  gegen  äufsere  Kräfte  überlässt  indem 
ie  berechtigt  ist,  das 


{eminent  for  $cience  nnd  erperience  etc. ),  Indessen  ist  hierbei  noch 
die  anderweite  Bedingung  zu  erfüllen,  dass  der  Betreffende  inner- 
halb der  Grenzen  von  Grofs-Britannien  und  Irland  einer  praktischen 
Thätigkeit  im  Zivil-Ingenieurwesen  sich  enthalte.  — 

Theilnehmer  (ttudents)  haben  ein  Alter  von  mindestens  18 
Jahren,  eine  Lehrlingschaft  bei  einem  Mitgliede  der  Gesellschaft 
-  wirklichem  oder  einfachen  -  und  ihre  Absicht,  dem  Berufe 
eines  Zivil  -  Ingenieurs  sich  su  widmen,  nachzuweisen.  Die  Mit- 
gliedschaft als  „Theilnehmer"  wird  nur  bis  zur  Krreichung  der 
Altersgrenze  von  26  Jahren  gestattet  — 

Jeder,  welcher  der  Gesellschaft  angehört,  ist  verpflichtet,  bei 
Angabe  dieser  Angehörigkeit  zugleich  die  Klasse  seiner  Mit- 
gliedschaft genau  zu  bezeichnen.  Dafür  bestehen  die  folgenden 
Abkürzungen:  Wirkliches  Mitglied:  „M.  Inst  C.  E.";  Mitglied 
„Assoc,  Inst  ('.  E.";  Ehrenmitglied:  „Hon.  M.  Inst  C.  K";  Theil- 
nehmer: „Stnd.  Inst  C.  E." 

Wer  als  Mitglied  der  Gesellschaft  sei  es  wirkliches,  ein- 
faches oder  Khrenmitglied  —  Aufnahme  in  die  Gesellschaft  wünscht 
muss  dazu  vorgeschlagen  werden  und  bat  ein  schriftliches  Gesuch 
zu  überreichen,  welches  die  genauen  Personal-  nnd  Qualitäts- 
Angaben  über  den  Kandidaten  enthält.  Dieses  Gesuch  muss 
die  Unterschrift  von  mindestens  vier  wirklichen  und  zwei  ein- 
fachen Mitgliedern,  denen  allen  der  Kandidat  persönlich  bekannt 
ist,  tragen. 

Das  Gesuch  muss,  so  weit  es  sich  mit  den  bisherigen  Leistun- 
gen des  Kandidaten  betässt,  in  einem  Grade  erschöpfend  nnd 
detail  litt  sein,  wie  es  z.  B.  unter  deutschen  Verhältnissen  auch  nicht 
annähernd  verlangt  wird:  Diejenige  Persönlichkeit,  von  welcher 
der  Kandidat  in  Vorschlag  gebracht  wird,  so  wie  einige  der  Mit- 
glieder, die  das  Gesuch  desselben  unterzeichnet  haben,  müssen 
unerläsalicherweise  im  Besitz  von  direkt  geschöpften  näheren 
Kenntnissen  über  die  Werke  und  das  Wissen  sein,  auf  welche 


lehre  bei  einem 
langen  werden. 

Man  wendet  mir  ein,  dass  das  von  mir  vorgeschlagene 
Verfahren  auf  Gewölbe  aus  Werksteinen  schwer  anzuwenden 
sei.  Das  kann  ich  nicht  ganz  zugeben:  denn,  wie  schon  erwähnt, 
ist  das,  was  ich  in  der  Nähe  des  Kämpfers  thun  will,  nichts 
anderes,  als  was  im  Scheitel  bei  jedem  Gewölbe  (auch  bei  denen 
aus  Werksteinen)  unbeanstandet  seit  lange  geschieht  Dagegen 
will  ich  gern  zugeben,  dass  der  Gewölbe-Schi uss 


das  Gesuch  des  Kandidaten  basirt  ist  Ausnahmen  von  dieser 
Bestimmung  werden  selbst  bei  solchen  Kandidaten  nicht  zuge- 
lassen, welche  den  gröfsten  Theil  ihrer  Wirksamkeit  im  Auslande 
geübt  haben.  Event  wird  daa  Gesuch  zur  entsprechenden  Ver- 
vollständigung zurück  gegeben. 

Die  auf  solche  Welse  beschafften  schriftlichen  Unterlagen 
zur  Beurtheilung  an  den  Verwaltongsrath  (emmcU)  der  Ot-^ 


der^sich  ujarj|b*r  schlüssig 


der  Gesellschaft  geschieht. 

Zum  Uebertritt  eines  Mitgliedes  in  die  Klasse  der  wirklichen 
Mitglieder  müssen  ähnliche  Formalitäten,  wie  beim  ersten  Eintritt 
in  die  Mitgliedschaft  erfüllt  werden:  Vorschlag  und  ausführliche 
schriftliche  Begründung  der  Ansprüche,  wie  oben,  und  Mitunter- 
schrift des  Gesuchs  durch  nicht  weniger  als  sehn  wirkliche  Mit- 
glieder, bei  welchen  sämmtilch  eine  persönliche  Kenntuiss  des 
Ansuchenden  und  „volle  Gewitsheit  über  die  Qualifikation  des- 
selben" vorhanden  sein  muss.  Nach  befriedigender  Erfüllung 
dieser  Vorbedingungen  liegt  die  Entscheidung  über  das  Gesuch 
ausschließlich  in  den  Händen  des  Verwaltungsraths. 

Weniger  streng  als  für  die  Mitgliedschaft  sind  natürlich  die 
jenigen  Formalitäten  geordnet,  welche  für  die  Zulassung  sls 
Theilnehmer  (ttudent)  vorgesehen  sind.  Die  Vorleguug  eine«  ge- 
wöhnlichen curriculum  rilae,  versehen  mit  der  Unterschrift  des 
Autors  und  mit  derjenigen  seines  Lehrherrn  —  vorausgesetzt  da»* 
letzterer  Mitglied  der  Gesellschaft  ist  und  dass  erste  rer  in  die 
Unterweisung  in  technischen  Dingen  mit  der  bestimmten  Absicht 
demnächstiger  beruflicher  Verwerthung  eingetreten  ist  —  lind  ans- 
reichend. 

Die  Beiträge,  welche  Mitglieder  und  Theilnehmer  m  ent- 


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DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


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im  Scheitel  oder  an  einer  anderen  Stelle  erfolgen  -  mit  Werk- 
steinen schwerer  gut  herzustellen  ist,  als  mit  Steinen  kleineren 
Formats:  da»  berührt  meinen  Vorschlag  aber  nicht.  Es  folgt 
daraus  nur,  das»  Werksteine  zum  Gewölbebau  nicht  sehr  geeignet 
siud,  das«  sich  vielmehr  Ziegel  hieran  am  besten  eignen  und 
das«,  weun^  man  auf  natürliches  Steinmatarial  angewiesen  ist,  man 

den  Gewölben  nicht  .Werksteine-,  wenigstens  nicht' da«,  was  man 
gewöhnlich  hierunter  versteht,  nämlich  grofse  Steine,  die  mit 
Winden  oder  Hebeln  versetzt  werden  mttswu,  sondern  kleine 
Steine,  die  mit  der  Hand  versetzt  werden  können,  also 
werkateinartig  bearbeitete  Bruchsteine  oder  s.  g.  ScbichUteine 
(Moellonst  verwendet.  — 

Zum  Schluss  wird  es  nicht  überflüssig  sein,  auf  die  schon 
wiederholt  zur  Sprache  gebrachten  Vortheile  der  Verwendung  von 
Zement  im  Gewällte  abermals  hin  zu  weisen;  denn  da  Gewölbe 
in  Kalkmörtel  im  allgemeinen  ihren  Zweck  erfüllen,  so  kann  man 
fragen,  ob  es  der  Muhe  werth  sei,  mit  so  vielen  Umstanden  die 
alte  Praxis  zu  verlassen. 

Her  erste  Vortheil,  auf  dessen  Erlangung  meine  ganze  vor- 
her gehende  Entwickelung  abzielt,  ist  der,  dass  bei  zweckmäßi- 
ger Verwendung  von  Zementmörtel  Gewölbe  entstehen  werden, 
welche  den  YorangseUuugen  der  Berechnung  entsprechen.  — 
Sodann  kann  man  die  Gewölbe,  gern  Als  der  größeren  Festigkeit 
des  Zement- Mauerwerks,  schwacher  machen  als  bei  Anwendung 
von  Kalkmörtel.  Ob  hierdurch  eine  Ersparniss  erreicht  wird, 
muas  im  einzelnen  Fall  entschieden  werden,  Jedenfalls  wird  die 
Gdte  der  Ausfährung  durch  die  geringere  Gewölbstärke  beför- 
dert Dass  eine  direkte  Ersparniss  ersielbar  ist,  wird  klar,  wenn 
man  berücksichtigt,  das»  man  mit  Zementmörtel  ein  wasser- 
dichtes (iewölbe  herstellen  kann,  dass  man  also  den  Kosten 
und  der  Xoth  der  (»rücken-)  Gewölbe-Abdeckung  mit  Asphalt 
oder  irgend  einem  Asphalt-Fahrikat,  oder  gar  mit  Bleiplatten  ent- 
hoben ist.  Sind  die  Wölbsteine  wasser-undurcblussig  (möglichst 
wenig  hygroskopisch  —  und  es  empfiehlt  sich  in  der  Thal,  nur 
solche  Steine  zu  den  Gewölben  zu  verwenden),  so  kann  man  das 
in  Zementmörtel  fertig  gestellte  Gewölbe  ohne  weitere  Alidcckung 
sich  selb"!  überlassen  und  unmittelbar  das  OlwrsehütUings- 
Material  aufbringen.  Sind  die  Steine  weniger  zuverlässig,  so  wird 
es  gut  sein,  den  Gewölberücken  und  die  Innenflächen  der  Stirn- 
wände mit  einem  guten  Zementputz  oder  mit  einem  geeigneten 
Anstrich  oder  mit  beiden)  zu  überziehen.  Immerhin  wird  man 
dabei  im  Vergleich  zu  den  üblichen  Gewölbe-Abdeckungsarten 
so  viel  sparen,  dass  hierdurch  selbst  bei  gleicher  üewölbestarkc 
die  Mehrkosten  des  Zementmörtels  gegenüber  dem  Kalkmörtel 
gedeckt  sein  werden. 

Ich  glaube  daher  wobl,  dass  meine  Vorschläge  sich  in  jeder 
Beziehung  bewahren  müssen,  und  dass  sie  vor  allem  zu- 
nächst eines  praktischen  Versuchs  werth  sind.  — 

Nachtrag.  Etwa  8  Wochen,  nachdem  ich  vorstehenden 
Aufsatz  niedergeschrieben,  fand  ich  in  der  Juli-N'o.  der  NtmvelUs 
annalt*  etc.  pro  1878,  dass  in  Frankreich  bereits  in  den  Jahren 
1873  und  74  eine  grofse  Brücke  im  wesentlichen  nach  dem  von 
mir  vorgeschlagenen  Verfahren  ausgeführt  worden  ist  Es  ist  dies 
die  von  den  Ingenieuren  Berthier  und  Pasqueau  entworfene 
Strafsenbrücke  über  den  Drac  bei  Claix  (unweit  Grcnoble). 

Diese  Brücke  besteht  aus  einem  einzigen  Segmentbogen  mit 
unterdrückten  Widerlagern,  der  in  der  Ansicht  60  »  Weite,  7,4  » 
Pfeil  und  46  ™  Radius  hat,  wahrend  der  eigenüiche  Bogen  (also 


wohl  der  mittlere  Theil  zwischen  den  Stirnen)  52  ■  weit,  1,5 m 
im  Scheitel,  3,1  ">  an  den  Kampfern  stark  und  in  seiner  äußeren 
Leibung  nach  einem  Kreisbogen  von  58,3  ™  Radius  geformt  ist. 
Die  Breite  der  Brücke  zwischen  den  Stirnen  ist  8,2 '".  Das  un- 
mittelbar auf  den  schieferigen  Kalkfelsen  mittlerer  Festigkeit  auf- 
setzende Gewölbe-Mauerwerk  ist  in  Bruchsteinen  (mm  Ihn*)  von 
F  ontaine  rauh  mit  Zementmörtel  gemauert 

Ober  die  Ausführung  des  Gewölbes  sagt  der  franz.  Bericht- 
erstatter: „Das  Gewölbe  wurde  vom  20.  Januar  bis  2>i.  Februar  1874 
in  zwei  übereinander  gelegten  Ringen  erbaut,  von  denen  der  erste 
eine  Starke  von  1  01  am  Kampfer  und  0.6  ■  am  Schlusstein  hatte.*) 
Jeder  Ring  theilte  sich  in  4  Stücke  (trtm^mt),  an  welchen  zu- 
gleich 4  Arbeiter  -  Kolonnen  arbeiteten,  die  einen  von  den  Kam- 
pfern, die  andern  ans  der  Mitte  der  Bogenschenkel  anfangend 
und  gleichzeitig  gegen  den  Schlusstein  vorrückend. 

In  den  Anfangschichten  und  auf  eine  I.tlnge  von  ungefähr 
0,8  ">  hat  man  ein  sehr  sorgfältiges  Tnvken-Mauerwerk  ausgeführt 
und  auf  diese  Weise  die  unteren  Stücke  des  ersten  Ringes  gegen 
die  Widerlager  provisorisch  abgestützt  Die  beit" 
wurden  durch  Bohlen  und  Stützen  gehalten.**) 

Zu  gleicher  Zeit  setzte  man  auf  Keile  die  beiden  ersten 
unteren  Wölbsteine  der  in  Haustein  ausgeführten  Stirnringe. 

Als  der  Gewölbering  im  Scheitel  und  in  der  Mitte  der  Schenkel 
geschlossen  wurde,  ersetzte  man  durch  Unterfahren  das  Trocken- 
mauerwerk der  Anfangsschichten  durch  volles  Mauerwerk. 

Der  zweite  Ring  ist  ganz  und  gar  in  vollem  Mauerwerk  aus- 
geführt worden. 

Dies  Verfahren  hat  den  Vortheil  gehabt,  die  Last  und  das 
Setzen  des  Lehrgerüstes  zu  verringern  und  größere  Leichtigkeit 
für  die  Inangriffnahme  des  Mauerwerks  zu  gewähren.  Der 
gleichzeitige  Schluss  des  ersten  Ringes  an  den  Käm- 
pfern und  im  Scheitel  hat  die  Wirkung  gehabt,  die 
Kämpferfugen,  welche  mit  den  Bruchfugen  zusammen 
fallen,  der  Wirkung  des  Setzens  des  Lehrgerüstes  zu 
entziehen  und  so  Rissebildungen,  die  man  nicht  wieder 
beseitigen  kann,  zu  vermeiden.  Das  Setzen  des  Lehrgerüsts 
hat  nicht  O.OOt 1,1 1)  überschritten;  es  hat  nach  dem  Schluss  des 
ersten  Gewölberiugcs  vollständig  aufgehört.  Das  Ausrüsten  hat 
am  10.  April  1.874,  also  42  Tage  nach  der  Vollendung  des  Ge- 
wölbes stattgefunden.  Man  fand  danach  in  dem  Gewölbe  keinen 
Riss,  keine  Fuge  öffnete  sich,  und  es  fand  keine  merkbar« 
Senkung  des  Scheitels  statt" 

Berlin,  2.  August  1878. 

nonsselle. 


•)  t)i»  Auatthnin«  In  Ringen  Sit  l 
IM  wohl  «u>bt  tu  MIN««,  f 
meinen  Vonrblag  bilde. 


■H  nwlnenj  V.Mraehlng  nleht»  tn  il.un  und 
«ber  ni.-bt,  du*  die  Rrtv-kr  «Iura  Beleg  lur 

D.  Verf. 


**)  Von  einer  eolebnn  provteori«ebeii  Abetütiung  »lebt  In  meiner  Artjeit  nirbt». 
Uii-  Stutsang  wird  aneb  unn<<thig  »ein .  wenn  —  wie  bei  lehr  Sueben  Segment 1 
b&gen  —  dl«  Fugenrlrbtttng  an  der  Stelle,  w«  die  Uirke  hergratellt  wird,  eine  «ehern 
liemlich  »teile  bt.  Nie  wird  Urb  weniger  nothie  »ein  t«i  Ziegeln  al>  bei  Broch 
Meine«,    leb  nnia»  aber  der  Wibrbelt  gern*  f.  erklären,  dien  leb  eebr  wobl  an  eine 


mrln*.*!.  Ii  n  raus»  ai*er  «ei  wieiern  Keine,,  Freieren .  ueee  icu  »ewr  wnwi  an  eine 
•«lebe  Abatitumg  gedarbt  und  (für  die  Kalle  wo  >le  n.Uhlg  Ul  i  eine  »olcbe  au»  Hol» 
in  Awnlebl  geo.imir.en  hatte.  K«  kam  mir  aber  innarh»!  nur  darauf  an.  da»  Priiuip 
klar  «u  »teilen.  ü.  Verf. 


klar  tu  »teilen, 
t)  l>«  I 


■IS  aebr  , 


1.  Aufnahme. 

a)  Für  wirkliche  Mitglieder  rot  64  M.  für  allgemeine  Zwecke 
und  außerdem  rot.  150  M.  als  ßetheiügung  beim  „Baufonds". 

b)  Für  Mitglieder  rot  64  M.  für  allgemeine  Zwecke  und  aufser- 
rot.  86  M.  zum  rBaufondsu. 

c)  Von  Theilnehmern  werden  Beiträge  bei  der  Aufnahme 


b) 


Mitgliedern  { 


2.  Jahres-Beiträgc. 
Während  in  den  einmalig  zu  zahlenden  Beiträgen  ein  Unterschied, 
ob  der  Eintretende  „einheimisches^  oder  „auswärtiges"  Mitglied 
ist,  nicht  gemacht  wird,  kommt  ein  solcher  Unterschied  bei  den 
Jahres  -  Beiträgen  in  Betracht,  da  an  solchen  entrichtet  werden: 

a)  Von  den  wirklichen  Mitgliedern  {  ^  g  * 

einheimisch  rot  64  M. 

uswärtig      «    54  „ 

„  /  einheimisch  rot  43  M. 
c)    „     .    Theilnehmern  {  mMMg      (   32  , 

Selbstverständlich  sind  Ehrenmitglieder  von  jeder  ßeitrags- 
pflieht  befreit 

Wirkliche  Mitglieder  und  Mitglieder  können  sich  von  der 
Entrichtung  der  Jahres- Beiträge  durch  einmalige  Zahlung 
frei  machen.  Die  Ablösungssumme  beträgt  für  Mitglieder 
übereinstimmend  i 
a)  wenn  dieselben  innerhalb  der  Grenzen  des  Vereinigten 
(d.  h.  excl.  Indien  und  der  Kolonien)  ihren  Wohn- 


511  M.  zu  leisten  und  damit  seine  immerwährende  Befreiung  von 
Jahres -Beiträgen  zu  erkaufen,  oder  aber  die  regelmäßigen 
Jahres-Beiträgc  (sub  2  a  und  b  oben)  für  diejenige  Zeitdauer  zu 
entrichten,  auf  die  sein  Aufenthalt  innerhalb  der  Grenzen  des 
„Vereinigten  Königreichs"  sich  erstreckt  — 

Die  Sitzungs-Abende  der  Gesellschaft  finden  im  Winter 
allwöchentlich  am  Dinstag,  in  der  Zeit  vom  ersten  Dinstag  im 
November  bis  zum  letzten  Dinstag  im  Monat  Mai  statt.  Der 
Beginn  der  Sitzung  ist  um  8  Uhr.  Jedem  Mitgliede  steht  das 
Recht  zu,  einen  Gast  einzuführen. 

Bekannt  ist,  dass  die  Gesellschaft  Publikationen  in  unregel- 
mäßiger Zeitfolge  und  in  zwangloser  Form  veranstaltet  Dieselben 
erstrecken  sich  auf  die  Mittheilungen,  welche  in  den  Sitzungen 
gemacht  werden,  und  die  anschließenden  Diskussionen,  außerdem 
auf  andere  Original  -  Mittheilungen ,  welche  vom  Vorstande  als 
geeignet  für  die  Veröffentlichung  angesehen  werden,  ohne  dass 
dieselben  vorher  gehend  zur  Verhandlung  in  einer  Sitzung  ge- 
standen haben.  Die  Veröffentlichungen  geschehen  ohne  Ver- 
tretung ihres  Inhalts  durch  die  Gesellschaft  —  Neben  den  Original- 
Mittheilungen  werden  |>eriodisch  die  sogen.  „Afatract*  of  papert 
in  foreign  trantaelion*  and  periodicals 
gedrängte  Auszüge  ans  bemerkenswerten  >1 


gedrängte  Auszüge  ans  bemerkenswerthen  Mittheilungen  der  tech- 
nischen Litteratur  des  Auslandes  bringen.    In  geeigneten  Fallen 


rot  1022  M. 

auiserhalb  Landes  wohnen,  rot  511  M. 
erlegt  ein  Mitglied,  welches  den  letzt  angegebenen  Satz  bei- 
*rt  hat,  später  seinen  Wohnsitz  innerhalb  Londons,  so  hat 


den  Veröffentlichungen  knappe  Zeichnungen  beigefügt  - 
Alle  Veröffentlichungen  werden  „als  Manuskripte"  gedruckt  und 
nur  an  die  Mitglieder  und  an  eine  Anzahl  von  Vereinen  etc., 
welche  in  regelmäßigem  Schriften-Austausch  mit  der  Gesellschalt 
stehen,  verlheilt  Die  Mitglieder  aller  Klassen  sind  in  gleicher 
Weise  zum  F:mpfang  je  eines  Fjtemplars  aller  Veröffentlichungen 


Digitized  by  Google 


512 


Mittheilungen  aus  Vereinen. 


und  Architekten -Verein. 
Monatsversammlnng  am  10.  Oktober  1878.  Anwesend 
24  Mitglieder.    Vorsitzender  Herzbruch. 

Nach  einem  durch  den  Vorsitzenden  gegebenen  Heferat  über 
die  Eingänge  wurde  beschlossen,  dass  der  Vorstund  die  Vertretung 
de»  Vereins  bei  der  bevorstehenden  General  -  Versammlung  des 
Trovinzial-Gewerbcvereins  zu  übernehmen  halte. 

Krall  (Königsberg)  referirt  dann,  unter  Hinweisung  auf  das 
Iteferat  der  Dtseh.  Bztg ,  über  die  Generalversammlung  des  Ver- 
bandes zu  Dresden  und  s]iricht  die  Ansieht  aus,  dass  auch  im 
hiesigen  Verein  vielleicht  eine  größere  ThUtigkeit  und  Betheüi- 
gung  durch  Abhaltung  von  öfteren  Versammlungen  zu  erreichen 
Bei.  Von  dem  Vorsitzenden  wird  dem  gegenüber  hervor  geboben, 
dass  diesseits  die  meisten  der  vom  Verbände  aufgestellten  Fragen 
durch  Kommissionen  bearbeitet  wurden  und  Bericht  darüber  ein- 
gesandt sei.  —  . 

Krah  bringt  dann  die  Inventarisation  der  Baudenkmäler  Ost- 
preußens zur  Sprache  und  spricht  den  Wunsch  aus,  dass  der 
Verein  dieser  Frage  naher  trete,  damit  dem  nächsten  Trovinzial- 
I.andtage  hierüber  entsprechende  Vorschlage  gemacht  werden 
konnten.  Hesse  (Königsberg)  hebt  hervor,  dass  die  umfangreiche 
Arbeit  thunlicbst  von  einer  Persönlichkeit  ausgeführt  werden 
müsse.  Ks  liege  eine  Menge  brauchbaren  und  unbrauchbaren 
Materials  vor.  das  nur  ein  Sachverständiger,  der  Architekt  und 
Archäologe  zugleich  ist,  sichten  und  ordnen  könne.    Nach  längerer 

Ii  Hesse, 


gekippt  und  hiernach  werden  einige  Tunkte  im  Tunnel  einge- 
richtet.  Alles  muss  des  Nachts  geschehen. 

Das  Ausbrechen  des  Gestein»  geschieht  theils  durch  Hand- 
arbeit, (Luis  durch  Bohrmaschinen  des  Systems  Fcrroux,  nach  dem 
belgischen  System  zuerst  im  Scheitel:  erst  nach  dem  Kiuwölben 
erfolgt  die  Anlage  eines  Sohleustollens,  Ausweitung  uud  dem- 
nächst Unterniauerung  des  Gewölbes. 

Der  Trausport  des  Tunnelbruchs  erfolgt  durch  Arbeitsxnge. 
Trausportmaschine  bringt  den  Zug  von  der  Arbeitastelle  bis 
an  den  Tiinnclcingang  und  wird  hier  durch  eine  andere  abgelöst. 
Damit  der  Tunnel  nicht  mit  Dampf  und  Koblenrauch  gefüllt  wird, 
werden  die  Arbeits-  und  Bohrmaschinen  durch  komprimirte  Luft 
getrieben.  Die  Luft  wird  zunächst  durch  grofse  Druckpumpen, 
die  sog.  Kompressoren,  in  Reservoire  unter  einem  Druck  bis  zu 
12  Atm.  gepresst  Die  Reservoire  sind  einfache,  unter  freiem 
Himmel  liegende  Kessel;  2  derselben  von  je  4~>  <>>  Länge  und  2" 
Durchmesser  sind  für  die  Bohrmaschinen,  4  kleinere  für  die  Trans- 
pottmaschinen  bestimmt.  Kine  unterirdische  Rohrenleitung  führt 
nach  dem  Tunneleiugang  zur  Speisung  der  letzteren,  eine  zweite 
bis  an  die  Arbeitsstelle  im  Tunnel  zum  Beiriehe  der  Bohrmaschinen. 

Die  Kompressoren  werden  durch  Turbinen  getrieben.  Das 
0,85  m  weite  Druckrohr  hat  93"'  Gefalle.  Das  Wasser  wird  aus 
der  Keufs  entnommen. 

bei 


Verein  ent- 


IHskussion  wurde  eine  Kommission  von  5 
Krah,  Krappe,  Naring  gewählt, 
fnde  Vorschläge  machen  soll. 
Der  Vorsitzende  referirt  sodann  über  die  vom  Verbände  den 
Vereinen  überwiesenen  Arbeiten  und  proponirt,  da  noch  kein 
Material  für  einzelne  Kragen  vorläge,  in  der  nächsten  Versamm- 
lung die  erforderlichen  Kommissionen  zu  wählen. 

Durch  Balloteinent  werden  in  den  Verein  aufgenommen: 
Reg.-Bmstr.  Kiefer  und  Reg.-Bmstr.  Bluhm,  beide  zu  Königsberg. 

Kuttig  (Königsberg)  schlagt  schliesslich  vor,  dass  der  Verein 
der  Restauration  der  Baudenkmiiler  Königsbergs  grobem  Interesse 
widme,  namentlich  auch  für  Herstellung  der  Wendeltreppe  im 
hiesigen  Dom  wirken  möge.  Derselbe  übernimmt  es,  speziellere 
Vorschläge  in  dieser  Hinsicht  einzureichen.  - 

Ordentliche  General  -  Versammlung  am  2.  No- 
vember 1878.    Anwesend  31  Mitglieder,  Vorsitzender  Herzbruch. 

Nach  Eröffnung  der  Sitzung  ersucht  der  Vorsitzende  die  An- 
wesenden, sich  zum  Andenken  an  das  so  plötzlich  bierselbst  ver- 
storbene Vereinsmitglied,  den  Landbanmeister  Krappe,  von  den 
Sitzen  zu  erheben  —  was  geschieht 

Derselbe  referirt  dann  über  die  Kingänge  und  gieht  dem 
Kollegen  Krah  das  Wort  zur  Motivirung  des  Antrags: 
.Zur  Förderung  des 
öfter  abzuhalten." 
Nach  kurzer  Motivirung  proponirt  letzterer,  wöchentlich 
eine  Sitzung  abzuhalten.     Natus  (Tülau)  nnd  Nöring 
(Königsberg)  sprechen  für  den  Antrag,  desgleichen  Bembritzky . 
während  der  Vorsitzende  auf  die  Schwierigkeit,  ein  passendes 
Lokal  zu  erhalten,  aufmerksam  macht  und  andererseits  die  Be- 
fürchtung ausgesprochen  wird,  dass,  wie  frühere  derartige  Ver- 
suche orgeben  hätten,  wöchentliche  Versammlungen  schwächer 
besucht  werden  möchten  als  die  monatlichen. 

Beschlossen  wurde,  eine  Kommission  (Krah,  Kuttig  und 
Nöring)  zu  wählen,  welche  über  Lokal,  Versammlungs-Tag  etc. 
in  nächster  Sitzung  Vorschläge  zu  machen  habe.  — 

Ks  wurde  dann  zur  Wahl  der  Kommissionen  für  folgende 
vom  Verbände  aufgegebene  Arbeiten  geschritten  und  gewählt: 

1)  Für  die  Fragen  ad  A.  1  und  7  des  Arbeitsplanes  pro 
1878  79:  Kratz,  Kuttig,  Krah,  Nöring  und  Bratring, 

2)  für  die  Frage  ad  A.  5:  Hesse,  Hüter,  Sack,  Simony  und 
Speiser. 

3)  for  die  Frage  ad  A.  »>:  Orae,  Kretschmcr,  Natus  und 
Taarmann. 

Felstel  (Königsberg)  referirt  sodann  über  eine  Kessel- 
Explosion  in  Schlesien,  bei  welcher  von  5  Kesseln  2  explodirt  sind 
und  die  Fxplosion  wahrscheinlich  durch  Siedeverzug  entstanden 
ist.  Der  erste  Kessel  sei  durch  die  Fxplosion  vollständig  auf- 
gerollt worden  und  habe  als  Blatte  auf  dem  Dach  eines  Gebäudes 
gelegen.  Das  Blech  des  seit  1875  im  Betriehe  befindlichen  Kes- 
sels sei  in  der  Höhe  des  Wasserstandes  nur  noch  1  »ro  Stork  ge- 


4  bis 


Line  Bohrmaschine  kann  350  Stöße  pro  Minute  mach 
s  4>,',  Atm.  Luftdruck.    4  Maschinen  werden  auf 


Gerüst  angebracht  und  bohren  IG  bis  18  Locher  von  1,3  bis  1,4 
u  It  bis  3«  ,  Stunde  n  in 


Der  zweite  Kessel  sei  in  der  Mitte  durchgerissen  nnd  ca. 
30  40-«  weit  fortgeschleudert  «ordm  Im  Moment  dar  Ex- 
plosion habe  der  Heizer  sich  nicht  im  Kesselhause  aufgehalten.  «- 

Siebert  (Königsberg)  giebt  Keiseskizzen  über  den  Arbeits- 
betrieb im  Gotthard-Tunnel. 

Die  Festlegung  der  Linie  über  den  Berg  sei  wegen  Dm- 
gftnglichkeit  des  Terrains  durch  Winkelmessung  vorgenommen; 
nachdem  mit  Hülfe  eines  Dreiecknetzes  die  Richtung  von  beiden 
Seiten  durch  Berechnung  der  Winkel  best  mint  war,  wurde  die 
Richtigkeit  der  Absteckung  durch  Zusammentreffen  beider 
in  einem  auf  dem  Berge  errichteten  Signal  kontrolirt 

Zur  Absteckung  resp.  Kontrnlining  der  Timm  laxe  ist 
über  dem  Tunneleingang  ein  mit  einem  Tassagen-Instrument  aus- 
gestattetes Observatorium  errichtet  Das  Instrument  wird  nach 
einem  in  angemessener  Kntfernuiig  befindlichen  Fixpmikt  gerichtet, 


Ziukkloben  durch 


Tiefe  iu 
Die 

Zylindern  und  Bewegungs-Mecbanismiis,  wie  die  Lokomotiven. 
Die  Kessel  werden  durch  die  Hobreiileitting  mit  Luft  bis  zu 
12  Atm.  gefüllt,  welcher  Druck  ausreicht,  um  einen  Arbeitszog 
einmal  bis  zum  Tuuneleiugaug  und  zur  Arbeitsstelle  zurück 
zu  bringen.  Den  Weitertransport  bis  zum  Ablagerungsplatz  über- 
nimmt eine  zweite,  am  Tuuneleiugaug  bereit  stehende  Maschine. 

Durch  die  von  der  Bohrmaschine  abgegebene  Luft  wird 
gleichzeitig  eine  Ventilation  des  Tunnels  bewirkt:  außerdem  wird 
nach  jeder  Sprengung  ein  Hahn  der  Röhrenleititng  geöffnet  — 

Ks  sind  bei  Goscheuen  voll  ausgebrochen  und  gemauert  ca. 
2,5  im  RichtstoUen  vollendet  ca.  3,3 tM,  in  Sa.  5,8 bei 
Airolo  etwas  weniger.  — 

Simony  ( Königsberg)  bebt  die  Vortheüe  der  Verwendung 
von  Wellenblech  hei  Bauten  hervor.  In  Bromberg  hätte  u.  a. 
eine  12™  lange  Verbiudungsbrücke  zwischen  2  Gebäuden  gebaut 
werden  sollen ;  die  Kosten  waren  in  Holzkonstruktion  so  3  000  M. 
veranschlagt,  während  in  Wellblech  der  Bau  nur  etwas  über 
1000  M.  gekostet  habe.  —  Namentlich  empfehle  sich  das  Wellblech 
auch  für  Speicberbauleu,  wie  es  augenblicklich  in  den  Speichern 
der  Trodukteu-  und  Handelsbank  zur  Verwendung  komme.  Das 
Blech  könne  mit  '  Tfeilhöbe  auch  in  Gewölbeform  gebraucht 
werden.  — 

Natus  (Tülau)  fragt  an,  ob  Erfahrungen  darüber  vorliegen, 
dass  unvollkommen  verzinktes  Kisen  durch  Rost  i 
werde  als  nicht  verzinktes,   und  ob  es 
Verhütung  des  Rostens  mit  dem  Kisen 
einen  Drath  zu  verbinden? 

Vou  verschiedeuen  Seiten  wurde  darauf  hingewiesen,  das» 
überall,  wo  Zink  uud  F.isen  in  Berührung  kämen,  das  Zink  «ich 
rascher  verzehre,  so  z.  B.  die  Ziukkloben,  welche  zur  Verhütimg 
der  Bildung  von  festem  Kesselstein  in  eisernen  Kesseln  aufge- 
hängt würden,  desgleichen  bei  Verwendung  eiserner  Nägel  bei 
Zinkdächern.  Der  Vorsitzende  bemerkte,  dass  Abfallrohre  von 
Zink  an  denjenigen  Stellen,  wo  sie  mit  den  eisernen  Aufhauge- 
bügeln  in  Berührung  kämen,  sehr  schnell  sich  verzehrten,  weil 
ein  galvanischer  Strom  entstehe;  dies  verhüte  man,  wenn  man 
Holzsplitter  zwischen  Kisen  uud  Zink  einbringe.  Bei  einer  Ver- 
bindung von  Blei  und  Kisen  oxydire  das  Eisen  schneller,  weil 
ein  umgekehrter  galvanischer  Strom  eintrete. 

Natus  versprach  spater  Ober  Versuche,  die  er  mit  Anhängen 
von  Zinkkloben  an  verzinkte  eiserne  Anker  l>ei  den  Molen  in 
Tülau  mache,  zu  referiren.  — 

Der  Vorsitzende  theilte  dann  noch  mit,  dass  jetzt  in  Berlin 
die  Asphalt-Ttlaslerungeu  in  größerem  Umfange  zur  Ausführung 
gelangten.  Auf  eine  gute  Sandbettung  werde  eine  Betonschicht 
von  24  20'-"  Sterke  gebracht;  zu  dem  Beton  werde  eine  Tonne 
Zement  auf  1  Kies  verwandt  Auf  dem  Beton  komme  Asphalt 
in  5""  Stärke;  das  1"  koste  18  .//.  — 

Außerordentliche  General  -  Versammlung  *m 
&.  Dez.  1878,  Almuds  8  Uhr.  Anwesend  25  Mitgl.  Vor- 
sitzender Herzbruch. 

Nach  einem  Referat  über  die  Eingänge  durch  den  Vorsitzenden 
wurde  durch  Ballotement  in  den  Verein  aufgenommen  der  Reg- 
Baumeister  Naumann. 

lieber  die  vom  Vorstande  des  Verbandes  durch  Schreiben 
d.  d.  Köln  d.  18.  Novbr.  er.  zur  Abstimmung  gebrachten  Vor- 
schläge, betr.  die  Betheiligung  an  der  Landes-Sektion 
der  permanenten  Kommission  für  Industrieschutz, 
wurde  beschlossen ,  sich  für  die  Betheiligung  nur  unter  der  Be- 
dingung auszusprechen,  dass  von  den  einzelnen  Vereinen  de« 
Verbandes  keine  gröberen  Beitrage  dadurch  an  die  Vereinskssse 
in  den  projektirten  beiden  .labreu  1879  und  1880  zu  zahlen  seiet», 
sondern  die  Kosten  aus  der  Vereinskasse  ohne  Mehrbe*illigMDS 


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No.  100. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


513 


von  Beiträgen  der  Vereine  gezahlt  werden  könnten.  Mit  der 
vorgeschlagenen  Vertretung  des  Verbandes  erklärte  man  »ich  ein- 
verstanden. 

Nachdem  dann  der  Referent  (Krah)  der  Kommisaion  aber 
die  Wahl  des  Vereinslokals  referirt  hatte,  wurde  beschlossen  die 
wöchentlichen  Versammlungen  au  jedem  Donnerstag  im 
Hotel  du  Nord  zu  halten. 

Als  Bibliothekare  werden  gewählt  die  Kollegen  Gfmtze)  und 
Schondorf.  Nachdem  dem  Schatzmeister  fOr  die  Rechnungs- 
legung pro  1-7«  nach  Erledigung  der  Notate  Decharge  ertheilt 
und  beschlossen  ist,  1  Expl.  von  „Dresden's  Bauten  etc."  für  die 
Vereins-Bibliothek  anzuschaffen,  wird  die  Sitzung  um  10  Uhr  ge- 


Verein für  Elaenbahnkunde  zu  Berlin, 
am  26.  November  1878.  Vorsitzender  Hr.  Strecken.  Schriftführer 
Hr.  O.  Meyer. 

Nach  Erledigung  der  geschäftlichen  Angelegenheiten,  welche 
statutenmäßig  den  Verein  in  seiner  letzten  Jahresversammlung 
zu  beschäftigen  haben,  giebt  der  Vorsitzende  einen  Rückblick  über 
die  Tbstigkeit  des  VereinB  und  Ober  die  Aenderungen  im  Personal- 
bestände desselben  wahrend  des  verflossenen  Geschäftsjahres.  Iu 
!>  Hauptversammlungen  wurden  20  Vortrüge  theils  größeren,  tbeils 
geringeren  Ilmfanges,  nicht  nur  rein  technische  sondern  auch 
das  Eisenbahnwesen  im  allgemeinen  besprechende,  gehalten; 
die  Kommission  für  die  Veröffentlichung  der  ..Mittheilungen  aus 
der  Tagealitteratur  des  Eisenbahnwesens",  bestehend  aus  14  Mit- 
gliedern, trat  in  18  Sitzungen  und  diejenige  für  die  Feststellung 
der  Selbstkosten  im  Personen-  und  Güterverkehr,  welche  aus 
12  Mitgliedern  zusammen  gesetzt  ist,  in  2  Sitzungen  zusammen. 
5  Hefte  der  genannten  ..Mittheilungen"  wurden  von  der  Kom- 
mission bearbeitet  und  den  Mitgliedern  zugestellt.  -  Durch  <deu 
Tod  hatte  der  Verein  den  Verlust  von  3  einheimischen.  1  aus- 
wärtigen und  3  korrespondireuden  Mitgliedern  zu  beklagen.  Am 
Schlüsse  des  Jahres  zahlt  der  Verein  242  einheimische  und 
12»i  auswärtige  ordentliche  Mitglieder,  sowie  22  korres[>oiidirende 
und  3  Ehrenmitglieder.  — 

Hr.  Schwabe  berichtete  Ober  die  Anlage  des  Kohlenbahnbofes 
Weddiug,  welcher  nunmehr  in  der  Ausführung  so  weit  vor- 
geschritten ist,  dass  derselbe  in  einigen  Monaten  der  öffentlichen 
Benutzung  übergeben  werden  kann.    Der  Kohlenbahnbof  Wedding, 


ind  in 

in  der  Sellerstraße  an  der  Stelle  . 
wo  die  <  baussee-  bezw.  Müllerstrasse  die  auf  einem  5,55™ 
Damme  liegende  Ringbahn  durchkreuzt,  bildet  einen  lunglich 
viereckigen,  152 ■  laugen  und  89 ■»  breiten  Raum,  welcher  mit 
der  schmalen  Seite  an  die  Fennstraße  grenzt  und  mit  derselben 
durch  2  Thorwege  in  Verbindung  steht,  ausserdem  aber  auch 
von  der  Tegeler  Straße  aus  durch  eine  Fabretrafse  zuganglich  ist. 
Der  hohe  Preis  des  Grund  und  Rodens  von  ca.  300  .//.  pro  Qnadrat- 
ruthe  —  die  gt  Kämmten  Granderwerbskosten  betragen  277  000  .  // 
—  und  die  dadurch  bedingte  Notwendigkeit,  die  vorhandene  Fläche 
möglichst  auszunutzen,  ließen  in  Verbindung  mit  der  Höhenlage 
der  Ringbahn,  ca.  5,5  ™  über  dem  Strafsenptlaster,  für  die  zweck- 
mäßigste Ausnutzung  des  Raumes  die  Anordnung  der  Geleise  über 
dem  zur  Lagerung  der  Kohlen  bestimmten  Raum  erblicken,  und  zwar 
um  so  mehr,  als  bei  dieser  Anordnung  zugleich  die  Entladung 
der  Kohlenwagen  wie  die  Beladung  des  Landfuhrwerks  in  hohem 
Grade  erleichtert  wird.  Zu  diesem  Behufe  sind  über  dem  zur 
Lagerung  der  Kohlen  bestimmten,  67 »  breiten  Räume ,  theils 
durch  gemauerte  Pfeiler,  theils  durch  eiserne  Säulen  unterstützt 
und  auf  eisernen  Tragern  ruhend,  ■>  parallele ,  8  1,1  von  einander 
entfernte,  mit  der  Laugseite  des  Platzes  parallele  Gleise  iSturz- 
bahneu)  angeordnet,  welche  mit  den  normal  darauf  gerichteten 
Nebengleisen  der  Ringbahn  durch  3  Drehscheiben  verbanden 
Die  Beförderung  der  Kohlenwagen  nach  den  Sturzbahnen 
nun  in  der  Weise,  dass  mittels  der  in  den  Nebengleisen 
»n  Wedding  liegenden  3  Drehscheiben  und  der  mit  den- 
in  Verbindung  stehenden  Zt 
und  für  leere  Wagen)  die 

i  Sturzbahnen  gebracht  und  anf  d 
Sturzhahnen  durchschneidenden  Niveau  -  Schiebebühnen 
vcriheilt  bezw.  die  leeren  Wagen  nach  den  Drehscheiben  und 
unter  Benutzung  derselben  nach  den  Ncliengleisen  zurück  ge- 
bracht werden. 

Der  unter  den  Sturzbahnen  vorhandene  Raum,  welcher  eine 
Fläche  von  98»  umfasst,  ist  in  14  Lagerplätze  ä  7»  getheilt, 
welche  an  Kohlenhändler  verpachtet  werden  sollen  und  im  ganzen 
die  Lagerung  von  33  750  Tonnen  Kohlen  gestatten. 

In  Folge  dieser  Einrichtung  und  unter  Benutzung  der  von 
der  Niederscblesisrh-Märkischen  Eisenbahn  beschafften  fKKi  Kohlen- 
wagen, welche  behufs  Selbstentladung  mit  je  zwei  Bodenklappen 
und  4  Seitenklappen  versehen  sind  und  je  von  I  Arbeitern  in 
10  Minuten  entladen  werden  können,  wird  erreicht,  dass  die 
Kohlen  aus  den  auf  den  Sturz  bahnen  stehenden  Eisenbahnwagen 
mit  nur  geringer  Nachhülfe  auf  die  Lagerplätze  stürzen,  oder 
unter  Benutzung  besonderer  Trichter  in  das  darunter  aufgestellte 
Landfuhrwerk  fallen.  Auf  diese  Weise  werden  die  Kosten  für 
die  Entladung  der  Kohlenwagen  auf  1 bis  ':,  ermäßigt  und  die 
Kosten  für  die  Beladung  des  Landfuhrwerks  gänzlich  erspart 

Welche  Bedeutung  diese  Ersparnis*  hat,  die  durchschnittlich 
etwa  auf  2  Pf.  pro  100     oder  20  Pf.  pro  Toune  veranschlagt  werden 


f  je  2  für  be- 
nach  den  vor- 


kann, ist  daraus  zu  entnehmen,  dass  allein  auf  der  N -M.  Bahn 
in  Berlin  jährlich  bis  zu  14  000  000  Ztr.  Steinkobleu  eingegangen 
sind,  wahrend  auf  den  preußischen,  vorzugsweise  dem  Kohlen- 
verkehr dienenden  Eisenbahnen  bis  zu  28  000  00O'  Steinkohlen 
befördert  werden.  Aufser  dieser  großen  Ersparniss  an  Ent-  und 
Beladungskosten  und  der  hohen  Ausnutzung  des  Terrains  ist  aber 
mit  der  Anlage  von  Sturzbahnen  uud  der  Einrichtung  der  Kohlen- 
wagen zur  Selbslentladuug  noch  der  weitere  grofse  Vortheil  ver- 
bunden, dass  in  Folge  der  raschen  Entladung  der  Kohlenwagen 
die  Rücksendung  derselben  nach  den  Gruiten  und  dadurch  eine 
bessere  Ausnutzung  der  Kohlenwagen  verbunden  ist  —  ein  l  in- 
stand, der  ebenfalls  von  hoher  wirthsrhaftiieher  Redeutung  ist, 
wenn  erwogen  wird,  dass  am  Schluss  des  Jahrs  lrs'ü  die  Kosten 
der  Neubeschaffuug  der  offenen  Güterwagen  auf  den  preußischen 
Eisenbahnen  den  hohen  Betrag  von  256  128  028 .//. 

Bei  der  großen  Wichtigkeit,  welche  di< 
Kohlenwagen  zur  Selbstentladung  und  die  Anlage  von  Koh 
bahnhöfen  mit  Sturzbahuen  hat,  ist  nur  zu  wünschen,  dass  der- 
artige Einrichtungen,  welcne  aufser  auf  der  N.-M.  Eisenbahn  in 
ähnlicher  Weise  auch  auf  der  Saarbrücker  uud  Nassau  tseben 
Eisenbahn  bereits  seit  längerer  Zeit  bestehen,  von  den  übrigen 
Hahnen  ebenfalls  zur  Einführung  gebracht  werden,  da  naturge- 
mäfs  erst  mit  der  allgemeinen  Anwendung  der  volle  Nutzen  er- 
reicht werden  kann.  — 

Zu  der  Diskussion  über  die  Frage  des  Hrn.  Frischen: 
„ Welche  Signale  sind  anzuwenden,  wenn  vor  einem  Bahnhofe  von 
einem  Gleise  (Hauptgleise;  mehre  Einfahrtsgleise  abzweigen!'" 
hebt  zunächst  der  Antragsteller  die  Bedeutung  der  hier  aufge- 
worfenen Frage  hervor.  Unter  Hinweis  auf  die  in  Betracht  kommen- 
den Paragraphen  des  Bahupolizei-Reglements  und  der  Signalnrdnung 
für  die  Eisenbahnen  Deutschlands  bespricht  Redner  die  Art  und 
Weise,  in  welcher  bisher  von  verschiedenen  fiahnverwaltutigen  den  ge- 
setzlichen Vorschriften  Folge  gegeben  ist.  Seiner  Ansicht  nach 
handelt  es  sich  hierbei  haupsäthlich  darum,  ob  der  Lokomotiv- 
führer in  den  Stand  gesetzt  werden  solle,  an  jeder  Stelle  sich 
die  Ueberzeugung  zu  verschaffen,  dass  er  auf  dem  richtigen  Wege 
sei,  oder  ob  man  es  für  ausreichend  erachte,  dass  ihm  uur  die 
Erlaubnis.»  zur  Einfahrt  überhaupt  signalisirt  werde.  Hr.  Kriseben 
präzisirt  sodann  den  Gegenstand  der  Diskussion  durch  Aufstellung 
folgender  Fragen: 

1)  Sind  mehre  Signale  zulässig  oder  soll  nur  ein  Signal  an- 
werdenV 

2)  Wie  sollen  liei  Auwindung  mchrer  Signale  dieselben  an- 
geordnet werden,  neben  oder  über  einander? 

3)  Welche  Ansichten  herrschen  über  die  Anwendung  zweier 
Signale  mit  ganz  bestimmter  Bedeutung,  nämlich  a;  Einfahrt  für 
Personenzüge,  h)  Kiui'ahrt  für  Güterzüge? 

Hr.  Streckert  warnt  vor  der  Anbringung  vieler  Signale  uud 
halt  im  Interesse  einer  gleichmäßigen  und  einheitlichen  Durch- 
führung der  Signale  auf  allen  deutschen  Eisenbahnen  die  Au- 
wendung möglichst  weniger  Signale  für  das  Richtige. 

Hr.  Quassowski  halt  dagegen  mehre  Signale  tür  durch- 
aus uothwendig,  damit  der  Lokomotivführer  wisse,  ob  er  richtig 
fahre  oder  nicht.  Jedenfalls  erfordere  die  Sicherheit  der  Personen- 
züge, namentlich  der  die  Bahnhöfe  schnell  passirenden  Fourier- 
züge,  die  Anwendung  zweier  Signale,  für  (tüter-  und  Personenzuge. 

Hr.  Kinel  behauptet,  dass  ein  Einfahrtssignal  nur  dann 
Anwendung  finden  könne,  wenn  die  Weichenstelluug  von  der 
Signalgebung  unabhängig  erhalten  werde,  dass  dagegen  bei  Au- 
wendung einer  zentralen  Weichenstelluug  in  Verbindung  mit  der 
Signalstellung  die  Anzahl  der  Einfahrtssignale  mit  der  Anzahl  der 
Weichenkombinationen  übereinstimmen  müsse.  Hr.  Wiedenfeld 
schliefst  sich  dem  Vorredner  im  allgemeinen  au. 

Hr.  Glaser  fuhrt  an,  dass  die  Franzosen  nur  ein,  erst  nach 
erfolgter  Richtigstellung  aller  betreffenden  Weichen  zu  gebende» 
Signal  benutzen. 

Hr.  zur  Nieden  weist  darauf  hin,  dass  die  Signale  nicht  nur 
für  das  Zugpersonal,  sondern  auch  für  dos  Bahnhofs-Personal 
uothwendig  wurden  und  schon  deshalb  e  i  n  Signal  nicht  ausreiche. 

Nach  Hrn.  Hartwich's  Ansicht  ist  die  gestellte  Frage  in 
ihrer  Allgemeinheit  gar  nicht  zu  beantworten.    Für  jeden, 
stens  jeden   großen  Bahnhof  müsse  erwogen 
System  nach  den  eigentlichen  Verhaltnissen  am  besten  passe. 

Hr.  Oberbeck  glaubt,  dass  bei  Auwenduug  mehrer  Signale 
dem  Lukomotivführer  eine  größere  Verantwortlichkeit  auferlegt 
werde,  als  er  übernehmen  könne.  Der  Station»- Vorsteher  müsse 
prüfen,  ob  das  richtige  Gleis  frei  sei,  dem  Lokomotivführer  solle 
man  aber,  wenn  irgend  möglich,  nur  ein  Signal  geben.  Damit  würde 
die  Verantworlichkeit  am  wenigsten  getheilt,  was  immer  wnnscheus- 
werth  sei.  Derselbe  schildert  in  eingehender  Weise,  zu  welchen 
verschiedenen  Sigualkombiuationen  die  Einführung  mehrer  Signale 
schließlich  führen  müsse,  und  hebt  hervor,  wie  dadurch  dem 
Lokomotivführer  nicht  eine  leichtere  Uebersichtlichkeit,  viel- 
mehr eine  außerordentliche  Erschwerung  des  Dienstes  erwachsen 
könnte. 

Hr.  Frischen  hält  die  Kombinirung  der  verschiedenen 
Weichenstellungen  mit  nur  einem  Signal  unter  Koutrole  des 
Stationsvorstehers  für  ganz  gut  ausführbar.  Wolle  man  dem 
Lokomotivführer  nur  ein  Signal  geben,  so  würden  aber  doch 
mehre  Rucksignale  für  das  Babnboßpersonal  nothig,  damit  dieses 
erfahre,  dass  ein  bestimmter  Weg  frei  zu  halten  sei. 

Hr.  Direkten  spricht  für  2  Signale  (Güter-  und  Personen- 
zug-Signale) nach  außen  und  mehre  nach  innen  für  das  Bahn- 


514 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


hofB-PereonaL  Xur  ganz  komplizirte  Bahnhöfe  sollten  seiner  An- 
sicht nach  eine  Ausnahme  machen  dürfen. 

Hr.  Bensen  ist  der  Ansicht,  das»  wenn  der  Lokomotivführer 
überhaupt  ein  Einfahrtssignal  gehabt  habe,  ihn  keine  Schuld  da- 
für mehr  treffen  dürfe,  das«  er  etwa  in  ein  falsches  Gleis  gerathen 
sei.  Die  Fudrung  des  Weges,  welchen  der  Lokomotivführer  fahren 
soll,  sei  Sache  des  Stations-Vorstehers.  Kedner  halt  übrigens 
die  angeregte  Frage  für  so  wichtig  und  interessant,  dass  eine 


Vermischt*» 

Eine  amerikanische  Stimme  aber  die  Architektur  in 
Berlin,  wie  ober  das  architektonische  nnd  kunstgewerbliche 
Unterrichtswesen  der  Stadt.  Wir  finden  in  den  „American 
Archilect  and  ISuilding  .Yerc*"*)  ein«  längere  Mittheilung  aus  der 
Feder  eines  amerikanischen  Fachmannes,  der  wir  das  L'rtheil 
zugestehen  müssen,  auf  umfassenden  eigenen  Wahrnehmungen 
zn  baairen  und  einen  Grad  von  Objektivität  zu  besitzen,  welcher 
nicht  eben  hantig  angetroffen  wird,  wenn  man  in  ausländischen 
Journalen  nach  Urtheilen  über  deutsche  fachliche  Leistungen 
Umschau  halt. 

Mr.  John  Sparkes,  Vorsteher  (//««</  Matter)  der  nationalen 
Kunstschule,  bespricht  in  dem  betr.  Artikel  nach  einander  das 
Deutsche  Gewerbe -Museum  mit  seinen  Schulen,  die  Permanente 
Bauausstellung,  die  Bauakademie  und,  zwischen  diesen  Einzel- 
besprechungen verstreut,  die  Architektur  sowie  die  zu  ihr  in 
näheren  Zusammenhang  stehenden  kunstgewerblichen  Leistungen 
Berlins.  Dabei  wird  insbesondere  der  Zusammenhang  hervor 
gehoben,  welcher  zwischen  den  kunstgewerblichen  Anstrengunsen 
und  den  Bildungs-Instituten,  welche  so  eben  namhaft  gemacht 
worden  sind,  besteht. 

Den  grofseren  fheil  seiner  Aufmerksamkeit  hat  Mr.  Sparkes 
den  Schul-Einricbtungen  des  Gewerbe-Museums  zugewendet,  und 
es  werden  dieselben  nach  Methode  und  Zielen  in  einer  ziemlich 
umfassenden  und  dabei  im  allgemeinen  höchst  anerkennenden 
Art  und  Weise  besprochen.  Die  Einrit  hlungcn  der  Bauakademie 
sind  nur  kurz  und  mit  l'nterlaufung  einiger  kleinen  tl 
Irrthümer  behandelt,  die  indessen  dem  Gesammtbilde. 
Mr.  Sparkes  entwirft,  keiueu  sonderlichen  Eintrag  thun 

Was  Mr.  Sparkes  über  die  Architektur  Berlins  denkt,  fasst 
derselbe  in  folgende  Sätze  zusammen:  Die  Privat-  und  öffentlichen 
Bauten  Berlins  sind  beredte  Zeugen  für  die  umfassende  Aus- 
bildung, welche  die  dortigen  Architekten  bei  dem  bestehenden 
Unterrichtssystem  sich  erwerben.  Indessen  wird  doch  in  jenen 
Bauwerken  eine  gewisse  Kalte  bemerkt,  oder  eine  trockene  Exakt- 
heit des  Ensembles,  die  mit  der  Durchbildung,  welche  die  Details 
erfahren,  nicht  recht  zusammen  klingt.  Jene  Trockenheit  scheint 
aus  der  einseitigen  Betonung  der  klassischen  Formen  im  Unter- 
richte der  deutschen  Architekten  hervor  zu  gehen,  durch  die  das 
malerische  Element  in  der  Architektur  unterdrückt  und  jedeB 
kleinste  Glied  an  einem  Architekturstück  der  Herrschaft  der 
Kegel  unterworfen  wird. 

Was  die  Knnstubung  in  mittelalterlichen  Formen  betrifft, 
so  zeitigt  dies  deutsche  Unten  icbte-Systcut  Früchte,  welche  hinter 
denjenigen  weit  zurück  bleiben,  die  aus  dem  amerikanischen  Un- 
terrichts-Systeme  —  oder  besser  aus  der  völligen  Abwesenheit 
solchen  Systems  —  in  dem  amerikanischen  Kuustleben  er- 


werdeu.  -  Manche  Vorzüge  besitzt  die  Berliner  Schule  im 
«u  nnd  speziell  im  Entwerfen  des  Ornamente;  hierin  ist 
sie  iu  einem  Grade  geübt,  dass  die  Durchschnittsleistungen  unserer 
heimischen  Künstler  weit  übertroffen  werden  und  kein  Zweifel 
besteht,  dass  gerade  aus  dieser  Ueberlegenheit  die  grotee  Vorzüg- 
lichkeit von  ornamentalen  Schmiedetheilen ,  von  Terrakotten- 
Bekleidungen,  von  Ornamenten  der  griechischen  oder  römischen 
Stilfassung  hervor  gehen,  die  wir  in  der  Architektur  der  Berliner 
Schule  bemerken  und  welche  wirkliche  Scbmucktheilc  sind,  die 
namentlich  auch  dazu  dienen,  die  Bauwerke  vor  Ueberladung  zu 
bewahren.  — 

Welche  Meinung  Mr.  Sparkes  über  Nutzen  und  Bedeutung 
der  Schule  des  Gewerbe-Museums  für  das  kunstgewerbliche 
Schaffen  Berlins  besitzt,  geht  beispielsweise  aus  folgenden 
Aeulserungeu  hervor: 

Berlin  ist,  gleich  London,  eine  Stadt  des  Back  stein  bau  es: 
der  gewöhnliche  Steiu  wird  entweder  mit  Putz  uberzogen  oder 
mit  Terrakotten  verblendet.  Die  Vorzüglichkeit  der  ornamentalen 
Leistungen  in  Terrakotten  ist  eine  weit  verbreitete,  ja  sehr  all- 
gemeine in  Berlin,  und  ich  vertnuthe,  dass  einige  neuere  in  Back- 
stein und  Terrakotten  ausgeführte  Bauwerke  Berlins  die  besten 
sind,  welche  jemals  in  den  gleichen  Materialien  ausgeführt  wur- 
den. Ueberall  in  Berlin  trifft  man  auf  Beispiele  hoher  Vollen- 
dung des  Terrakottenbaues  und  damit  auf  Beweise  gesunder  Un- 
terrichte-Prinzipien, die  in  diesen  Dingen  zur  Wirkung  kommen. 
Zweifellos  gebührt  das  grölsere  Verdienst  an  solchen  Leistungen 
dem  Architekten,  ein  nicht  kleineres  aber  auch  den  Modellirern 
und  den  Handwerkern,  welche  die  Ideen  des  Künstlers  in  die 
Wirklichkeit  überführen. 

I'cber  die  permanente  Bauansstellung   spricht  sich 
Mr.  Sparkes  folgendcrmauJsen  aus:  Die 
in  der 


14.  Desraibwr  1S7R 


weitere  spätere  Ihskussion  darüber  angezeigt  sei,  und  beantragt 
deshalb  und  wegen  vorgerückter  Tageszeit  Vertagung  der  Debatte, 
welchem  Antrage  die  Versammlung 


In  üblteherAbsummung  werden  die  Herren  Professor  Spangen- 
und  Geheimer  Postrath  und  vortragender  Rath  Hake  als 


in  den  Verein 

Zu  Vorstands -Mitgliedern  für  das  Jahr  1879  werden  die  Hrn. 

Hartwich,  0.  Meyer,  Mellin,  Ernst  und  Boeder  gewählt. 


Gegenstände  bei  einander  trifft,  bildet  durch  den  fortwährenden 
Wechsel  der  ausgestellten  Stücke  einen  vorzuglichen  Maai's- 
stab  für  die  Weiterbildung  des  Geschmacks  in  den  kunstge- 
werblichen Leistungen  Berlins.  Was  die  Einzelgruppen  der 
Ausstellung  betrifft,  so  stehen  die  Nachbildungen  orientalischer 
und  mittelalterlicher  Teppichmuster  in  malerischer  Hinsicht  be- 
merkenswerth  hoch.  Unter  den  Möbeln  fallen  die  besten  Stucke 
dem  Formengebiet  der  Renaissance  zu  und  einer  gewissen  franzö- 
sirenden  Stilfassung ,  die  mau  nicht  gerade  verwerfen  kann;  in- 
dessen lehren  alle  diese  Stücke,  dass  die  Möbelzeichner  in  Ein- 
fachheit der  Konstruktion  und  Geschmack  im  allgemeinen  von 
unseren  amerikanischen  Möbelzeichnern  übertroffen  werden.  Sehr 
bemerkenswert!!  als  direkt«  Leistungen  der  Schule  des  Gewerbe- 
Museums  sind  die  eingelegten  Hollarbeiten  für  Thüren  und 
Paneele ,  in  denen  zu  den  Einlagen  ausschliefslich  Holz  dient ; 
gerade  derartige  Sachen  scheinen  in  Deutschland  in  einen  wach- 
senden Gebrauch  zu  kommen.  —  Als  „ganz  vorzüglich"'  sind  die 
Ausstellungen  der  Eisenarbeiteu  zu  bezeichnen.  Sie  erwecken 
den  Glauben,  dass  gerade  für  solche  Sachen  in  Berlin  eine  eigene 
Schul«  bestände,  und  dieses  Lob  gilt  ohne  Unterschied  in  T 
sowohl  auf  Gegenstande  aus  Srhmiedeisen  als 


Der 


erzeugt  eine  fortwährend  rege  Nachfrage  nach  guten 
und  diese  wiederum  wirkt  in  der  günstigsten  Weiae  auf 
das  künstlerische  und  technische  Schaffen  zurück.  —  Ein  beson- 
deres Lob  spendet  schließlich  noch  Mr.  Sparkes  den  Oefen  und 
Kaminen,  unter  welchen  ihm  diejenigen  in  Weif*  als  die  vorzüg- 
licheren erschienen  sein  müssen,  da  er  an  ihnen  nicht  nur  die  gute 
architektonisch«  Gestaltung,  sondern  auch  die  Vorzüglichkeit  der 
Glasur  bezw.  das  Email  hervor  hebt,  wahrend  er  an  deu  farbigen 
Stücken,  welche  die  Auastellung  enthalt,  ohne  jedwede  Bemerkung 
vorüber  geht.  — 

Wir  sind  genöthigt,  unsere  Reproduktion  der  Sparkes'seben 
Mittheilung  auf  den  vorstehenden  stark  verkürzten  Auszug  zu 
beschranken ,  für  den  wir  bei  einem  Theile  unseres  Leserkreises 
auf  eine  beifällige  Aufnahme  glauben  rechnen  zu  dürfen;  für 
Befriedigung  weiter  gebender  Wissbegier  müssen  wir  auf  die  oben 
angegebene  Quelle 


Kunstgewerbliche  Konkurrenzen  der  permanenten 
Bau- Ausstellung  und  des  deutschen  Gewerbe -Museums 

in  Berlin.  Die  so  lange  verzögerte  ministerielle  Entscheidung 
Ober  die  Preisertheilung  für  diese  in  No.  92  u.  Bl.  besprochenen 
Konkurrenzen  ist  endlich  erfolgt  und  das  Urtheil  der  Preisrichter 
nunmehr  publizirt  worden. 

In  der  Konkurrenz  für  Kamine  hat  der  von  Architekt 
Sputh  entworfene  Kamin  der  Firma  M.  I..  Schleicher  den 
1.  Preis  von  I  (WO  .//„  der  vom  Architekt  Kotger  entworfene 
Kamin  der  Firma  K.  Wille  &  Comp,  den  '2.  Preis  von  750  .//., 
der  von  den  Architekten  Ihne  A  Stegmüller  entworfene,  vom 
Bildhauer  Lessing  modellirte  zweite  Kamin  der  Firma 
M.  L.  Schleicher  den  3.  Preis  von  500  .tt.  erhalten. 

In  der  Konkurrenz  für  Pfeilerspiegel-Rahmen  ist  ein 
1.  Preis  überhaupt  nicht  vertheilt  worden.  Dem  von  Bmstr. 
Heidecke  entworfenen  Spiegel  von  (  .  Roblirh  ist  der  2.  Preis 
von  »50  .//,  dem  vou  Ihne"  *  Stegmüller  entworfenen,  von 
0.  Lessing  modellirten  Spiegel  von  Ferd.  Vogts  &  Comp,  der 
3.  Preis  von  200  .//  zugesprochen  worden. 

In  der  Konkurrenz  für  Regulator-G  ehäuse  hat  die  Arbeit 
von  W.  Kleinertz  in  Köln,  entworfen  von  den  Archit  Müller  tt 
de  Voss  daselbst,  gesiegt  und  den  1.  Preis  von  350  M.  davon  ge- 
tragen. Den  2.  Preis  von  250  .tt.  erhielt  der  Regulator  von 
S.  Brandstäter,  den  3.  Preis  von  150  derjenige  von 
S.  Wenkel  (entw.  v.  Sputh). 

In  der  Konkurrenz  für  Photographie-AIbums  wurden 
die  beiden  ersten  Preise  von  350  .tt.  und  250  .tt.  der  Finna 
F.  F.  Kullrich,  und  zwar  der  I.  für  das  von  Ihne  &  Steg- 
müller, der  2.  für  das  von  Bmstr.  Heyden  entworfene  Album 
zu  Theil.  Den  3.  Preis  von  150  .  tt.  errang  die  nach  einem  älteren 
Entwurf  von  Bmstr.  Luthmer  ausgeführte  Arbeit  von 
H.  Manegold  (Firma  Voorgangl. 


Brief-  und  FragekMten. 


Berichtigung:  Auf  Wunsch  von  Hrn.  Dr.  W.  Michaelis 
thcilen  wir  mit,  dass  die  in  uns.  No.  93  enthaltene  Notiz 


der» 


■i  V.,1    IV.  V-i    H'J.  II    1.,.ttir  f.7- 


selbe  habe  der  vom  Hm. 
zur  Festeteilung  der  No 
auf  Irrthum  beruht. 


tjllg  «o»  Carl  Btdlti  m 


K.  K  O.  Krit.ch,  B«ll*   D«ck:  W.  Mo. »er  Uolbu 


No.  101. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


515 


■I.  -  Kn 


-Verein  «u  Haml.un;.  —  Zur  Kr**«  d*r 
B.  —  l'erion»! -Sur  hrirbten.  —  B 


.!•«  ffu«  In 


Ver- 


Axohitekton-  and  Infjonicux- Verein  zu  Hamburg. 
Sammlung  am  13.  Dezember  1878.    Vorsitzender:  Hr. 
Schriftführer:  Hr.  Bargum,  anwesend  72  Mitglieder. 

Unter  den  Eingängen  befinden  sich  die  beiden  Rundschreiben 
des  Verbands-Vorstandes,  betr.  die  Vorbildung  der  Bautechniker 
und  den  Industricschutz. 

In  der  ersten  Angelegenheit  referirt  Hr.  Hargum.  Derselbe 
theilt  mit,  dass  der  Vorstand,  in  Veranlassung  eines  in  voriger 
Versammlung  geatifserten  Wunsches,  für  Besprechung  der  die 
Gemüther  in  Preußen  stark  erregenden  Frage  auch  im  hiesigen 
Verein  den  Hrn.  Wasserbau-Direktor  Nehls  gewonnen  habe,  um 
die  Verhandlungen  einzuleiten,  und  das*  diese  für  eine  der 
Januar- Versammlungen  in  Aussicht  genommen  seien.  —  Das  in- 
zwischen auf  Antrag  des  Braunsihweiger  Vereins  vom  Verbauds- 
Vorstandu  durch  Kundschreiben  vom  1.  d.  IL  eingeschlagene 
Verfahren  entspreche  nicht  dem  Statut.  Der  hiesige  Vereins- 
Vorstand  sei  daher  der  Meinuug,  dass  gegen  das  in  Köln  beliebte 
Vorgehen  zu  protestiren  sei.  Der  vom  Vorstände  entworfene 
Protest,  um  dessen  Genehmigung  gebeten  werde,  laute  wie  folgt: 
.Hamburg,  den  13.  Dezember  1H78, 
An  den  Vorstand  des  Verbandes  etc. 
Mittels  Hundschreibens  vom  1.  d.  M.  (hier  eingegangen  am 
9.  Dezember)  bat  der  Vorstand  des  Verbandes,  einem  Antrage 
des  Braunschweiger  Architekten-  und  Ingenieur- Vereins  folgend, 
die  Unterstützung  der  vom  Architekten-Verein  zu  Herlin  an  deu 
preußischen  HaudeUministcr  unter  dem  17.  Oktober  d.  J.  ge- 
richteten Vorstellung  in  die  Hand  genommen. 

Ausgehend  von  der,  nach  hiesigem  Erachten  unrichtigen 
Voraussetzung,  dass 
der  5.  Antrag  der  Konferenz  im  preußischen  Handelsministerium 
vom  2.  und  3.  August  d.  J.,  betreffend  die  Zulassung  der 
Abiturienten  der  auf  einen  neuujährigen  Kursus  zu  erweitern- 
den preußischen  Gewerbeschulen  zu  den  höheren  technischen 
Studien  und  zu  den  Staatsprüfungen  auf  dem  technischen  Gebiete, 
in  „direktem  Widerspruche''  stehe  zu 
der  1.  These  der  im  März  1875  durch  den  Verband  heraiis- 
i  Denkschrift  über  die 


dass  die  Organisation  manches  Vereins  die  ordent- 
liche Behandlung  der  Sache  nicht  ermöglicht,  den  verbundenen 
Vereinen  drei  tendenziös  gestellte  Fragen  zur  Beantwortung  vor- 
gelegt 

er  Hamburger  Verein,  welcher  schon  vor  Eingang  der  Auf- 
forderung des  Verbands- Vorstandes  beschlossen  hatte,  die  Frage 
der  Vorbildung  der  Bautechniker  in  einer  seiner  nächsten  Ver- 
sammlungen zu  besprechen,  ohne  jedoch  an  der  in  Preufsen  jetzt 
pro  uud  contra  geübten  Agitation  teilzunehmen,  erblickt  — 
auch  abgesehen  davon,  dass  es  ihm  nicht  möglich  ist,  seinerseits 
bis  zu  dem  gesetzten  Termin,  den  31.  d.  M.,  die  gestellten  Fra- 
gen zu  beantworten  —  in  der  Aufstellung  derselben  und  in  dem 
geforderten  Abstimmungs-Modus  für  die  verbundenen  Vereine  die 
Gefahr  einer  Vergewaltigung,  gegen  welche  im  Verbands-Intercsse 
auf  Grund  des  Statuts  Protest  erhoben  wird. 

Artikel  ]'.)  schreibt  vor:  „Verhandlung  und  Beschlussfassung 
Uber  Angelegenheiten  des  Verbandes  linde t  in  der  Hegel  auf 
mündlichem  Wege  in  der  Abgeordneten-Versammlung  statt"  — 
„In  dringenden  Fällen  kann  der  Vorstand  (Art.  23)  Abstim- 
mungen unter  den  verbundenen  Vereinen  auf  schriftlichem 
Wege  veranlassen." 

Was  als  „d ringend"  bezeichnet  werden  darf,  lehrt  Art  21, 
welcher  mut  mut  selbstverständlich  auch  auf  schriftliche  Ab- 
stimmungen Anwendung  findet  und  demnach  folgende  Vorschrift 
enthält:  „Bei  anderen  als  einfachen  Verwaltungssachen  ist  es  er- 
forderlich, dass  dieselben  als  Gegenstände  der  Tages-Ordnung 

"  len  Vereinen  bekannt  gemacht  oder 
ch  auerk 


Unter  V« 
Widrigkeiten 
Hamburger  Verein: 

1.  die  am  1.  Dezember  d.  J. 
von  der  Tagesordnung  abzusetzen ; 

2.  über  die  Dringlichkeit  der  vom  Braunschweiger  Verein  an- 
geregten Verhandlung  im  Verbände,  bezüglich  der  Beschlüsse 
der  Konferenz  im  preußischen  Handelsministerium  am  2. 
und  3.  August  d.  JL  abstimmen  zu  lassen; 

und,  wenn  die  Dringlichkeit  beschlossen  werden  sollte,  entweder 

3.  in  Uebereinstiminung  mit  Artikel  21  des  Statuts  alsbald  eine 
außerordentliche  Abgeordneten  •  Versammlung  nach  einem 
bequem  belegenen  Orte  (Berlin  oder  Kassel}  zu  berufen,  um 


über  die  in  Hede 

beschließen;  oder 

nachstel 

bringen : 

a.  Steht  der  Antra 
di  Istuinisti  rinm 
siiruch  mit  der 


Frage  zu 


zu 


zu 


der  Konferenz  im  preußischen  Han- 
2.  und  3.  August  d.  ,T.  im  Wider- 


1.  These  der  Denkschrift  des  Verbandes 
Ober  die  Ausbildung  der  Bautechniker'/ 
h.  Lagst  die  Zulassung  der  Abiturienten  der  neu  zu  bilden- 
den preußischen  Gewerbeschulen  mit  neunjährigem  Kursus 


zu  den  höheren  technischen  Studien  und  zu  den  Staats- 
prüfungen auf  technischem  Gebiete  für  den  Stand  der 
Architekten  und  Ingenieure  nachtheilige  Folgen  befürchten, 
wie  die  Vorstellung  des  Berliner  Architekten -Vereins  bei 
dem  preußischen  Handelsminister  annimmt? 
c.  Wie  ist  den  Anschauungen  des  Verbandes,  entsprechend 
den  BescMü&scn  ad  a  und  b,  Geltung  zu  verschaffen? 
Der  Architekten-  und  Ingenieur- Verein  zu  Hamburg. 
Martin  Haller,  Vorsitzender.    Bargum,  Schriftführer." 
Die  Versammlung  genehmigt  diesen  Protest  mit  allen  gegen 
zwei  Stimmen.  — 

Hr.  Kaemp  bespricht  dann  den  Eingang,  betr.  Industrieschulz. 
Srinen  Anträgen  entsprechend  wird  beschlossen,  dass  die  Frage 
der  Betht-iÜKung  des  Verbandes  zu  bejahen  und  dass  auf  die 
Pariser  Beschlüsse  einzugehen  sei,  wenn  diese  o  priori  als  Basis 
der  Verhaudluugen  gelten  sollen;  sonst  wäre  isino  ganz  freie,  un- 
gebundene Berathung  vorzuziehen.  Die  l'eb  rnahme  der  Kosten 
soll  auf  2  Jahre  ä  500  ,H.  limitirt  werden:  an  der  Wahl  des 
Hrn.  Eugen  Langen  sei  fest  zu  halten,  Hin.  Möller  aber  die 
Stimme  zu  gelten,  wenn  Hr.  Langen  etwa  auch  an  anderer  Stelle 
gewählt  werde.  Dun  Wunsch  des  Berliner  Vereins,  dass  der 
Delegirte  des  Verbandes  ein  Mann  des  Baufaches  sein  möge, 
kann  Hr.  Kaemp  rücksichtlich  der  Persönlichkeit  des  Hm.  Langen 
nur  dann  verstehen,  wenn  er  annimmt,  dass  man  in  Berlin  An- 
gehörige des  Maschinen-Faches  noch  immer  nicht  zun  Baufach 


Por- 


rechnet;  bei  skrupulöser  Bestimmung  Uber  die  Zugehörigkeit  zum 
Baufach  könne  man  gewiss  ebenso  gut  den  Direktor  einer  Por- 
zellan-Manufaktur davon  ausschließen.  — 

Es  folgt  die  Ernennung  der  Kommission  für  Vorbereitung 
der  Neuwahlen  zu  den  Verciusämteru  und  hierauf  ein  Vortrag 
von  Hrn.  Reese  über  elek 
zurück  zu  kommen  ist 


In  den  Verein 
Ernst  und  Berkban. 


sind  die  Hrn.  Krulisch,  Paul 
Bm. 


Zur  F: 


rage  der  EmSrmnng  des  Wa 

Es  ging  uns  mit  dem 


In  Robx- 


Die  Xo.  88  er.  der  D.  Bztg.  referirt  über  einen  Vortrag  des 
Hrn.  Gill  über  die  Tegeler  Wasserwerk-Anlagen  und  die  Ursachen 
der  Verschlechterung  des  von  denselben  gelieferten  Wassers.  In 
diesem  Vortrage  wird  u.  a.  auch  vou  Quellwasser-Leitungen  ge- 
sprochen und  behauptet,  dass  „die  Lauge  der  erforderlichen  Lei- 
tungen Schwankungen  in  der  Temperatur  des  Wassers  mit  sich 
bringe,  welche  relativ  sehr  bedeutend  sein  können"  —  dem  Sinne 
nach  so  bedeutend,  dass  unter  Umständen  eine  in  dieser  Art  veran- 
lasste Qualitats-Beeinträchtigung  ins  Gewicht  fallen  könne.  Als 
Beweis  für  das  Zutretfeude  dieser  Behauptung  wird  neben  den 
Wasserleitungen  von  Wien  und  Dresden  auch  auf  die  von  Frank- 
furt a.  M.  verwiesen 

Dem  Unterzeichneten  lag  als  Mitbegründer  und  als  Mitglied 
der  Direktion  der  Frankfurter  Quellwasser-Leitung  u.  a.  die  Auf- 
gabe ob,  sowohl  während  der  Bauausführung,  als  auch  während 
des  späteren  Betriebes  die  Qualität  des  Wassers  der  Quellen  an 
deren  Ursprung,  in  den  Leitungen,  den  Hochbehältern  und  dem 
Röhrennetze  einer  stüidigen  Kontrolle  zu  unterziehen,  und  es  sieht 
derselbe  sich  zur  Richtigstellung  obiger  Behauptung  zu  nach- 
stehenden Erörterungen  veranlasst 

Leber  die  Tümperaturverhältnisse  des  Wassers  der  Frank- 
furter Quellwasserleitung  sind  bis  jetzt  authentische  Mittheilungen 
-  und  Mittheilungen  überhaupt  —  lediglich  durch  meinen  am 
15.  April  1874  erstatteten  (als  Manuskript  gedruckten)  „Bericht"  über 
die  wissenschaftlichen  Untersuchungen  und  Arbeiten,  betr.  die  Be- 
schaffenheit des  Wassers  uud  die  Erhaltung  seiner  Qualität 
(d.  Frkftr.  Q.  W.  L.)*)  zur  Veröffentlichung  gelangt.  Auf  S.  9 
dieses  Berichts  ist  darüber  Folgendes  gesagt: 

„Die  Fischboroer  Quellen  haben,  wie  schon  bei  verschiedenen 
Gelegenheiten  hervorgehoben  wurde,  auch  bezüglich  ihres  quanti- 
tativen Ergebnisses  eine  ganz  seltene  Beständigkeit  In  der 
trockensten  Jahreszeit  lässt  sich  eben  so  wenig  eine  Abnahme 
des  Wasserausbruches  konstatiren,  nl?  eine  wesentliche  Steigerung 
desselben  nach  anhaltendem  Regen  oder  nach  Abgang  der  oft 
bedeutenden  Schueeina^seu  von  den  umgebenden  Höhen  zu  beob- 
achten ist    Ein  Gleiches  gilt  von  der  Wärme  des  Wassers. 

Die  größten  Schwankungen  betrugen  schon  vor  der  Fassung 
bei  LufttemperaUiren  von  —  6''  bis  -f-  22,4"  C.  nicht  mehr  als 
0,3".  Die  höchste  bcoltachtete  Wärme  war  9,95",  die  niedrigste 
9,50"  C.  Nach  der  Fassung  wurden  bis  jetzt  überhaupt  nur  Diffe- 
renzen vou  0,2"  wahrgenommen. 

Auf  die  Erhaltung  einer  möglichst  gleichmäßigen  niedrigen 
Temperatur  des  Wassers  von  den  Quellen  bis  zur  Verbrauchs- 
stelle —  als  einem  ebenfalls  wichtigen  Theile  der  Qualitätsfrage  — 

"J  Kvt'iit-  1ml  nn*  f-lntu^nen.  hu  übrigen  glauben  »Ir  folgende  Bernerkwiftee.,  41« 
der  LHreklor  der  Berliner  Wawerwrrk«* ,  Hr.  0(11,  Ruf  betr.  Millbeiluiig  uns  an- 
kommen li..t,  b<ifujc*n  fu  »ollen: 

„Naen  il.fr  »mlilchwi  Mullwilniis  des  Direktor«  der  Frankfurter  Waa»«rWtuiiu 
d.  d.  30  Oklotwr  l»T-  h>l  d»  Temperatur  iln  V"-;l«»—«  1»  den  Vertheiluiig». 
rühr,-.,  in  den  Straf-ll  13v$«  C.  iu  den  beifeen  Sommert»*«-!,  efrelrtiL  Kart  eben- 
Uli.  mutleh.«  Mltth.iloiwr-.!  M  ,!i..-e  Temiwrator  in  Grad  OL.!  Danai«  *M>, 
Dradm  16,21.  Kraukfurt  a.  O.  1.1,31,  Colli«  i:.,ikj,  Halle  lT.it',  Kurl  14.00. 
NM*  l  !•.•».•.  Wfcn  1S.VI,  Berlin  <T«t»l)  IV»,  HwU»  (« 


516 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


18.  Deiember  1878 


war  man  bei  Planung  und  Ausführung  der  Zuleitung 
servoire  ebenfalls  bedacht  Natürlich  konnte  in  dieser 
kein  absolutes  Resultat,  sondern  nur  ein  Überhaupt  erreichbares 
rden,  da  die  Vermeidung  all'  und  jeder  Wärme- 
bci  einer  so  laiigen  Leitung  unmöglich  ist  Gleich- 
>re  Anlagen  auch  hierin  ihrem  Zwecke  voll- 
kouiuien  Genüge  leisten.  Durch  Rechnung  lassen  sich  die  Be- 
träge der  Warn  e- Aendeningen,  denen  das  Wasser  anf^  seinem 
22stündigen  Laufe  zu  verschiedenen  Jahreszeiten  unterworfen 
sein  wird,  wegen  der  mannichlätheti  hierbei  in  JJetrarht  kommen- 
den, wechselnden  Momente,  nicht  leicht  ermitteln.  1  >ie  praktische 
Erfahrung  und  die  Rücksichtnahme  auf  die  bezüglichen  meteoro- 
logischen Verhältnisse  lieft  aber  eine  durchschnittliche  Eiusenkung 
der  Rohrleitung  von  250  •'»  geboten  erscheinen  und  die  Ver- 
waltung kann  stets  befriedigt  darüber  sein,  dass  sie  seiner  Zeit 
dem  Drangen  des  früheren  Generalunteriiehiui  rs  auf  Gettattuug 
einer  geringeren  Tielleguug  widerstanden  hat. 

Am  wenigsten  wird  das  Wasser  von  den  Wartncschwankungen 
des  Bodens  wahrend  seines  Laufes  durch  die  Zement- Rohre  be- 
rührt. In  dem  kleinen  Sammelbassin  vor  Rirsteiu  konnten  Iiisher 
nur  Veränderungen  von  0,20-0,25*  C.  über  und  unter  der  Mittel- 
Temperatur  beobachtet  werden.  Vom  Beginn  der  Eisenrohr- 
Leituug  an  werden  die  Waruieleitungs-Eiurlusse  deutlicher.  Gegen 
Knde  September  1^73 ,  also  einer  Jahreszeit,  in  welcher  die 
Wärmeaufnahme  des  Ifodens  in  der  Tieilage  der  Leitung  eben 
ihr  Maximum  Überschritten  hat  (der  Rechnung  nach  fallt  das 
Maximum  auf  die  Zeit  zwischen  den  3.  und  10.  September;,  be- 
trug die  Temperatur- Erhöhung  des  Wassers  auf  dem  Aspenheimer 
Kopf  im  ganzen  <),7.ri".  Leber  den  weiteren  Verlauf  der  Wänne- 
kurven  bis  zum  hiesigen  Hochreservoir  kunneu  noch  keine  ge- 
nügenden direkten  Beobachtung* -llesultate  vorliegen,  da  diese 
Vervollständigung  erst  in  dt  n  Suinrncrnitinaun  vorzunchtueu  ist. 
Zur  Zeit  der  Eröffnung  der  Wasserleitung  im  November  war  die 
Temperatur  im  llochieservoir  10,2".  Legt  man  aber  nunmehr 
die  bis  zum  As]>euheimer  Kopf  gewonnene  unmittelbare  Beoltach- 
lung  zu  Grunde  und  vergleicht  damit  die  fernere  Weglänge,  unter 
Zuziehung  der  hauptsächlichsten  Koeffizienten  (den  Hythmus  der 
Erdwürme- Bewegungen,  die  latente  Warme  und  Quantität  des 
durchflieftenden  Wassers),  so  dürfte  die  Annahme  zutreffen,  dass 
die  höchsten  und  niedrigsten  Wellen  der  Temjteraturkurvcn  des 
hier  ankommenden  Wassers  1,7  bis  1,8 "  nicht  überschreiten. 
Hiernach  würde  das  Warme- Maximum  ungefähr  11,6*  sein  und 
jedenfalls  selbst  noch  hei  12,5 "  der  an  ein  vollkommenes 
Trinkwasser  in  unserem  Klima  zu  stellenden  Bedingung  der 
Frische  durchaus  entsprechen. u  — 

Die  Eröffnung  des  Betriebes  der  Frankfurter  Quellwasser- 
leitung fand  am  22.  Nov.  1873  stau,  der  angezogene  Bericht  war 
also  etwa  f»  Monate  später  erstattet  Es  wurde  damals  nur  ein 
Theil  der  Vogelsberger  Quellen  (aus  Fischborn;  zugeleitet,  mittler- 
weile alter  längst  die  ganze  I  .eilung  in  allen  ihren  Theilen  (so  auch 
die  Zuführung  der  Spessart-Quellcu)  fertig  gestellt  und  es  sind  seit 
dem  hinlängliche  Beobachtungen  ülter  die  bezügliche  Frage  vor- 
genommen. Die  Leitung  der  Vogelsberger  Quellen  I  is  zum  Hoch- 
behälter in  der  Stadt  hat  bekanntlich  eine  Unge  von  67  »»,  die- 
jenige vom  Spessart  56  •"».  Die  Erfahrung  hat  nun  gezeigt,  das« 
das  durchschnittliche  Maximum  der  Temperatur  des  Wassers  in 
den  heiftesten  Monaten  des  Sommers  und  Spätsommers  in  dem 
grofsen  Hauptreservoir  an  der  Friedburger  Warte  bei  Frankfurt  a.M. 
seitdem  nicht  über  die  schon  früher  angenommene  Hohe  von 
11,6'  bis  11,9"  stieg,  wohl  aber  ineist  wesentlich  geringer  war. 
Nur  einmal  wurde  bei  grofscr  Hitze  im  August  1876  nach 
8  stündiger  Unterbrechung  des  Zulaufes  in  dem  Gegenreservoir  in 
Sarhseuhausen  eine  Wärme  von  1 2,8 0  beobachtet.  Dass  in 
manchen  Straften-,  und  besonders  in  den  Hausleitnngen,  höhere 
Moximalwürmen  vorkommen  können  und  vorkommen  werden,  liegt 
in  der  Natur  der  Sache  und  kann  zu  allgemeiner  Reurtheilung 
der  Frage  nicht  herau  gezogen  werden. 

Es  scheint  mir  wichtig,  vorstehende  Thatsachen  mitzutbeilen, 
um  irrthümlicheu  Vorstellungen  (wie  sie  der  Vortrag  des  Hrn.  Gill 
erwecken  könnte)  bezüglich  der  Schwankungen  der  Wasser-Tem- 
peraturen bei  richtig  angelegten,  auch  »ehr  langen  Leitungen  vor- 

Ür.  G.  Kerner. 


Courath'schen  Platzidee  für  .unmöglich"  hält,  mag  ja  freilich 
nach  individuellem  Geschmack  verschieden  beurtheilt  werden. 
Bis  jetzt  ist  der  Eindruck  dea  Lcins'schen  Entwurfes  bei  Fach- 
männern, wie  auch  an  entscheidender  Stelle  tu  Sira&burg  ein  recht 
gunstiger  gewesen.    B. 


Zur  Strafsburger  Stadterweiterung.  Zu  der  Frage  über 
die  Gestaltung  des  Kaiserplatzcs,  bei  welcher  die  Ansichten  inner- 
halb d-  r  Stadterweitenings-Kommüision  weit  aus  einander  gingen, 

sr  Kom- 


fvgl.  No.  90  u.  84  d.  BL) 
mission,  Hr. 


kürzlich  ein  Mitglied 
Hr.  Oberhaurath  v.  Leins  in  Stuttgart,  einen  sehr  iuler- 
Beitrag  geliefert,  welcher  sich  jetzt  auf  dem  Sudthanse 
in  Strafsburg  befindet  Es  sind  zwei  Bilder,  je  1,3  breit,  über 
den  Abschluss  des  Kaiserplatzes  unter  Zugrundelegung  der  t'on- 
rath'schen  Idee,  das  eine  gegen  die  Altstadt  hinein  schauend,  das 
andere  in  umgekehrter  Richtung.  Durch  Anlage  eines  groften 
Brunnens  sammt  Beiwerken  ist  mit  tnafsigen  Mittelu  und  mit 
sorgsamer  Zurathehaltung  des  Vurhandeuen  eiue  stauliche  und 
malerische  Gruppe  am  Kanalufer  geschaffen  worden.  Hiermit 
wäre  denn  auch  in  graphischer  Form  jene  Auskunft  gegeben, 
welche  Hr.  Orth  in  No.  84  vermisst,  welche  jedoch  in  münd- 
licher Erläuterung  schon  bei  den  Kommissions- Verhandlungen 
nicht  gefehlt  hat  Ob  damit  eiue  „einigerraaaften  schickliche 
Lösung"  für  die  Vermittlung  zwischen  der  neuen  und  der  alten 
Stadt  gefunden  ist,  welche  Hr.  Orth  von  vorn  herein  bei  der 


Ans  der  Fachlitteratnr. 

Verzeichnis»  der  bei  der  Redaktion  d   BL  einge- 
gangenen neueren  technischen  Werke  etc. 
Jordan,  Dr.  W.,  Prof.  am  Polyteehn.  au  Karlsruhe.  Mathema- 
tische und  geodätische  Hülfstabcllcu 
für  das  Jahr  187!».   6.  AurL  d.  Kalenders  f 

Stuttgart  1878;  Konrad  Wittwer.    Preis  4  .Ä 


HeiizerUBg,  Dr.  F.,  Baurath  u.  Prof.  an  der  polyteehn.  Schale  za 
Aachen.  Der  Kiaenhochbau  der  Gegenwart  Systematisch 
geordnete  Sammlung  neuerer  eiserner  Hochbau-Konstruktionen. 
2.  Heft:  Hochbauten  mit  eisernen  Tonnendächem.  Mit  6  lithogr. 
Tafeln  in  gr.  Fol-,  2  lithogr.  Texttafeln  u.  14  V«  Bg.  Text  mit 
45  Holzschn.  Aachen  1878;  J.  A.  Meyer.  Preis  13,40  M 
Petermais,  C.  Die  Anlage  wasserdichter  Abtrittgruben 
und  Dungstätten  in  den  Städten  und  Landgemeinden. 
II.  Tbeü.  Stuttgart  1878;  R.  Roth. 
Ilheinhard,  A. ,  ßauinspektor  in  Stuttgart  Kalender  für 
Strafsen-  und  Wasserbau-Ingenieure  pro  1879.  Mit 
40  Hobtschn.    Wiesbaden  1879;  J.  F.  Bergmann.    Preis  4  .IL 


Konkurrenzen. 

Preisaufgaben  des  bayerischen  Oewerbemusenma  in 
Nürnberg.  Für  das  Jahr  1878  79  werden  4  Preise  ans  der 
,König-Ludwig-Preisstiftungu  für  2  Konkurrenzen  —  um  einen 
Spiegel- bezw.  Bild-Rahmen  und  um  eine  Salon-Petroleum- 
Lampe  zum  Stehen  —  zur  Vertheilung  gelangen;  je  300  .4L 
soll  die  beste  der  ausgeführten  Arbeiten,  je  200  .41  das  beste 
Modell  erhalten.  Besonderes  Interesse  erregt  die  rweite  Aufgabe, 
da  sie  bereit«  zum  dritten  Mal  gestellt  wird,  ohne  eine  Losung 
gefunden  zu  haben.  Die  Lampe  ist  wesentlich  au«  Metall  aus- 
zuführen, kann  jedoch  mit  anderen  Stoffen  ausgeschmückt  werden; 
aufser  der  schönen  und  zweckmäßigen  Form  kommt  anch  die 
Tortheilbafte  Brenner-Anordnung  und  die  technische  Ausführung 
bei  der  Bcurtheilung  in  Frage.  Sämmtliche  Konkurrenz-Arbeiten 
Bind  bis  zum  28.  Juli  1879  an  das  „Bayerische  Gewerbemuseum* 
einzusenden.  Die  Preisvertheilung  erfolgt  am  25.  August,  als 
dem  Geburt«-  und  Namenstag  de«  Königs. 

Bewerbung-  um  ein  Stipendium  der  Louis  BoiTsonet- 
Stlftung  für  Architekten  Aus  der  genannten  Stiftung,  über 
die  den  Lesern  d.  Bl.  schon  früher  berichtet  wurde,  soll  nun- 
mehr das  erste  Stipendium  im  Betrage  von  3000  .44.  verliehen 
werden.  Es  ist  für  Architekten  bestimmt  und  an  die  Bedingung 
geknüpft ,  dass  der  Stipendiat  eine  auf  eigener  Aufmessung  be- 
ruhende Darstellung  der  Propyläen  zu  Athen  in  1 1  „stichfertigen" 
Zeichnungen  und  eine  „druckfertige"  Abhandlung  hierzu  liefere. 
Das  Nähere  finden  die  Leser  im  Inseratenteile  dieser  No.  u.  Bl. 


Mitglied  des  Di- 
A„Th.  Krancke 


Personal -  Nachrichten. 

Preufsen. 

Der  Eisenbahn-Betrieba-Direktor  a.  D.  um 
rektoriums  der  Magdeb.-Halbent  Eisenb.-Gesellsch., ' 
z.  Magdeburg,  sowie  der  Eisenbahn-Bau-  und  Betriebs-Insp.  a.  D. 
H.Mick«,  Mitglied  der  Direktion  der  Thüring.  Eisenb.-Gesellsch., 
haben  den  Charakter  als  Banrath  erhalten. 

Die  Baumeister- Prüfung  haben  bestanden  a)  für  beide 
Fachrichtungen:  Carl  Ganse  au*  Berlin  und  Wiih.  Doehring 
aus  Poln. -Lissa;  b)  für  das  Hochbaufach:  Adalb.  Natorp  aus 
Holpe  und  Heinr.  Lehm  heck  au«  Rottorf. 

Die  Bauführer-Prüfung  in  beiden  Fachrichtungen  halten 
Carl  Buddeberg  aus  Hagen  i./W.  und  Wüh.  Dransfeld  aus 
Diersfordt  f 


Brief-  und  Fra&ekMteB. 

Hrn.  H.  in  Plauen.    Ein  Kitt  für 
Jorg.  76,  S.  300  u.  Bl.  roitgetheflt 

Hrn.  H.  &  S.  in  Düsseldorf.   Der  Name  „französischer 


ist  im 


Kalkstein"  ist  ein  Gattungsname.   Eine  Anfrage,  ob  irgend  wo 

•hte  Erfahrungen  mit  der 


seien,  ist 
wir 


speziell  in  den  Rheinlanden  schlechte 
jenes  Steins  zu  Facaden 
demnach  so  unbestimmter  Natur,  dass 
niss  sieb  kaum  erwarten  lässt  Trotzdem 
unserm  Leserkreise  hiermit  vorlegen. 

Hrn.  A.  in  Quedlinburg.  Bezgl.  der  „Petri'schen  Nacht- 
Ktühle"  werden  Sie  durch  Anfrage  bei  der  Dr.  Petri'schen  l>es- 
iufektionsmiltel-Fabrik  in  Berlin  N.,  Buchholzer-Str.  No.  3,  nähere 
Auskunft  einziehen  können. 

Hrn.  Seit,  in  Zwickau.  Ueber  den  Schlossbau  auf  der 
grofsen  Insel  im  Chiemsee  haben  wir  nur  durch  Zeitungs-Notizen 
Nachricht  erhalten.  Wer  ihn  ausführt,  ist  uns  unbekannt;  jeden- 
falls aber  glauben  wir  Ihnen  mit  Sicherheit  angeben  zu  können, 
data  ein  Versuch,  Beschäftigung  bei  diesem  Baue  zu  erlialten, 
Ihrerseits  keinen  Erfolg  haben  würde.  


«fcaj  ro«  Cstl  U..MU  u 


i  K.  K.  O.  Krltioi, 


Dtjk*:  W.  Hatur  Horbucbdraektrtl,  Ma* 

Digitized  by  LrOOgle 


N».  102. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


»17 


Inlull:  DU  Au«.!. Ilm«  il««  VrrtxmlM  d-ntw-Ji-r  Anhitrltttn-  und  Initrni'ur- 
VVrrtiip  tu  «einer  III   Omenl  ■  \Vf  .«.nmlniiK  Iii  l)i*»»U«.  —  Vvb*r_A\*  K.»*li.l^JI«r.« 


ArtH.it»n"  in  rrwuf>.ru.  —  Tr.-buik*r  im  |>muf>.l»f  Iwo  Ali|Ci-ordDftfnh*iiM;  und  tut 
«tmitftrtira  KrirhitjiKc.    -  AntteUuncm  udi!  Hefrinlrruiigcn  prtubtKbrr  flt»»t»  Ki* 


•t.r  NiinMlIirfilti  «rhlfflmrer  (limitt*    -  DI*  „hulititlim  af  Ciril-  Knyinrrri       hahn-Beamtm  im  Jalirr   1*1»  —  Obninc-nii-ur  Hrllwa«  —  Konatirri-nieii.  — 


-  (HHilu«->  -  MI 
—  WrmU.'Blc« 


Aii.  Jft  Kaihllll-mior.  —  I 


Die  Ausstellung  des  Verbandes  deutscher  Architekten-  und  Ingenieur -Vereine  zu  seiner 

III.  General -Versammlung  in  Dresden. 


it  den  meisten  ähnlichen,  für  einen  kurz  vor- 
Olier  gellenden  Zweck  in's  Werk  gesetzten 
Unternehmungen  hat  die  diesjährige  Ausstel- 
lung unseres  Verbandes  das  Schicksal  ge- 
tbcilt,  dass  sie  von  den  Besuchern  der  Ver- 
sammlung, für  die  sie  bestimmt  war,  bei 
weitem  nicht  im  Verhältnisse  ihres  Werths 
gewürdigt  worden  ist.  Auch  in  unserer  Berichterstattung  Ober 
den  Dresdener  Verbandstag  hat  das  Referat  über  die  Aus- 
stellung notgedrungen  mit  der  letzten  Stelle  vorlieb  nehmen 
müssen ,  und  es  erscheint  deshalb  so  spät  und  in  so  ab- 
gekürzter Form,  dass  wir  auf  die  Zufriedenheit  unserer  an  der 
Ausstellung  bethciligten  Fachgenossen  wohl  schwerlich  rechnen 
können.  Mögen  dieselben  zum  mindesten  unsero  guten  Willen 
bemerken,  einer  Pflicht,  die  wir  als  solche  anerkennen  und  vor 
2  Jahren  gegenülwr  der  MOnchener  Ausstellung  nur  schweren 
Herzens  unerfüllt  liefsen,  zu  genügen,  so  weit  die  Verhältnisse 
es  gestatten. 

Das  für  die  Ausstellung  gewählte  Lokal  darf  als  ein 
sehr  günstiges  und  die  Hinrichtung  desselben  für  die  Zwecke 
des  Unternehmens  als  eine  sehr  geschickte  bezeichnet  werden. 
Es  waren  die  vordere  Hälfte  des  von  dem  ehem.  Hofhaumeister 
von  Wolframmsdorf  erbauten  kgl.  Orangerichauses  an  der 
Ostra- Allee,  sowie  der  nächstliegende  Theil  von  „der  Her- 
zogin-Garten," welche  die  Ausstellung  einnahm.  Im  vorderen 
Theil  des  Gebäudes  war  durch  eine  Scheidewand,  die  mit 
einem  prächtigen,  dekorativ  behandelten  Portal  sich  öffnete, 
ein  Vestibül  abgegrenzt,  während  eine  drapirte  Wand,  vor 
welcher  die  Kolossal-Statue  Michel  Angelo's  als  effektvoller 
Mittelpunkt  des  künstlerischen  Gesammtbildes  aufgestellt  war, 
den  hinteren,  unbenutzten  Theil  des  Hauses  ab.schlo>s.  Der 
Ausstellungsraum  selbst  war  in  3  Schiffe  get heilt,  von  denen 
das  an  der  Fensterwand  gelegene  in  einer  Mehrzahl  kleinerer 
lüdiinete  die  Entwürfe  aus  dein  Gebiete  der  Archi- 
tektur und  des  Ingenieur wesens  enthielt,  während  die 
beiden  anderen  Schiffe  in  bunter  Abwechselung  von  den  Er- 
zeugnissen des  Kunstgewerbes  und  der  Technik 
erfüllt  waren,  mit  denen  die  Industriellen  Dresdens  an  der 
Ausstellung  sich  lietheiiigt  hatten.  Eine  weitere  Anzahl  von 
Gegenständen  des  letzteren  Gebietes  hatte  ihren  Platz  im 
Garten  gefunden.  — 

Unsere  Besprechung,  die  nach  Lage  der  Sache  etwas 
summarisch  gehalten  werden  muss.  mag  der  lleihcnfolgc 
der  vorstehenden  Aufzählung  sich  anschliefscn.  — 

Behauptete  die  Ausstellung  architektonischer  Ent- 
würfe, sowohl  nach  ihrem  Charakter  wie  nach  dem  Verhalt  - 
niss  der  in  ihr  enthaltenen  hervor  ragenden  Leistungen,  auch 
die  erste  Stelle  unter  den  einzelnen  Abtheilungen,  so  war  die- 
selbe doch  keineswegs  so  umfangreich  und  von  so  vielen 
Seiten  beschickt,  wie  man  erwarten  konnte.  Selbst  die  Archi- 
tekten des  Landes  und  der  Stadt,  denen  freilich  bei  den  Ar- 
beiten zur  Vorbereitung  der  Versammlung  wenig  Zeit  ge- 
blieben war,  sich  noch  besonders  für  die  Ausstellung  zu  rüsten, 
hatten  eine  auffällige  Zurückhaltung  beobachtet.  Neben  ihnen 
hatten  nur  1 1  Architekten  ans  Preulsen,  je  2  aus  Braunschweig 
und  Lothringen,  je  1  aus  Hamburg  und  Bayern  sich  betheiligt ; 
der  reiche  Südwesten  Deutschlands  blieb  elienso  unvertreten, 
wie  der  arme  Nordosten. 

Wir  beginnen  mit  Erwähnung  derjenigen  Entwürfe  zu 
öffentlichen  Gebäuden,  welche  —  dem  Gebiete  des  Nutz- 
baues angehörig  und  für  eine  Ausführung  mit  mäfsigen 
Mitteln  entworfen  —  weniger  durch  ihre  künstlerische  Durch- 
führung im  einzelnen,  als  durch  ihre  Gesammt-Anordnung 
und  Gruppirung  Interesse  erregten.  Zum  Theil  waren  die- 
selben von  den  Verfassern  der  Entwürfe  selbst,  zum  Theil  von 
den  Behörden,  in  deren  Ressort  die  bezügl.  Bauten  ausgeführt 
wurden,  zur  Ausstellung  gesandt  worden,  ohne  dass  im  letzteren 
Fall  durchweg  die  Namen  der  entwerfenden  und  ausführenden 
Architekten  mitgetheilt  waren.. 

Die  umfangreichste  der  bezügl.  Vorlagen  war  der  in  nicht 
weniger  als  40  Blatt  Zeichnungen  zur  Ausstellung  gelangte 
Entwurf  zu  der  Lothringischen  Bezirks-Irren- An- 
stalt bei  Saargemünd,  von  Plage,  der  —  wenn  auch 
nicht  so  vollständig  —  bereits  auf  der  Berliner  Bau- Ausstellung 
von  1874  tigurirte.   IXe  reich  gruppirte  Anlage  ist  nach  dem 


Pavillon-System  angeordnet:  die  Gebäude  sind  in  einfacher 
Werkstein-Architektur  nach  mittelalterlichen  Detuilfonnen  aus- 
geführt. —  Im  Gegensatz  zu  ihr  zeigten  die  Pläne  der  Baye- 
rischen Kreis-Irren- Anstalt  von  Oberfranken  in 
Bayreu  th  einen  geschlossenen  Bau  älteren  Systems  mit  einer 
im  Kasernen-Charakter  gehaltenen  Architektur.  —  Kinc  Mittel- 
stellung vertraten  die  von  Stadthauruth  Blankenstein  aus- 
gestellten Entwürfe  der  städtischen  Irren-Anstalt  zu  Dall- 
dorf und  des  städtischen  Arbeitshauses  zu  Hummcls- 
burg  bei  Berlin  —  sehr  ökonomische  Anlagen  im  Pavillon- 
System,  jedoch  von  regelmäfsigerer  und  einfacherer  Grundform 
ais  der  zuerst  genannte  lothringische  Bau,  in  schlichter  Hack- 
stein-Architektur der  Berliner  hellem'schen  Schule. 

In  fast  eben  so  grofser  Einfachheit  der  architektonischen 
Erscheinung,  selbstverständlich  in  Werksteinbau  und  in  den 
typischen  Formen  der  Dresdener  Schule,  bewegten  sich  die 
gewissenhaft  bearbeitetet!  Pläne  zweier  sächsischer  Staats- 
bauten  —  der  Gebäude  für  das  kgl.  Landgericht  und  die 
kgl.  Technische  Lehr-Anstalt  zu  Chemnitz,  wäh- 
rend der  im  Modell  der  Facaden- Architektur  ausgestellte  Ent- 
wurf für  das  kgl.  Landgerichts-Gebäude  zu  Dresden 
von  Canzler.  dessen  wir  bei  Gelegenheit  unseres  Berichts 
über  die  Vorlagen  des  Verbandstages  bereits  gedacht  haben, 
nach  Opulenz  der  Anlage  und  Durchführung  bereits  zur  Gat- 
tung öffentlicher  Monumentalbauten  gezählt  werden  muss. 

Mehre  höchst  ansprechende  Beiträge,  deren  für  den  Zweck 
einer  solchen  Ausstellung  geradezu  musterhafte  äufsere  Aus- 
stattung wohl  als  ein  Verdienst  des  ausgezeichneten  städtischen 
Architekten  angesehen  werden  darf,  hatte  das  Überbürger- 
meister-Amt der  Stadt  Aachen  eingesandt.  In  über- 
sichtlichen, das  Wesentliche  in  gröfserem  Maafstabc,  das  Un- 
wesentliche in  kleineren,  um  das  Mittelbild  gruppirten  Skizzeu 
darstellenden  Tahleaus,  denen  man  kurze  Notizen  über  die 
betheiligten  Architekten,  das  Baumaterial,  die  Erbauungszeit 
und  die  Haukosten  als  Unterschrift  beigefügt  hatte,  waren, 
neben  den  in  das  Gebiet  des  Ingenieurwesens  fallenden  Wasser- 
werks-Anlagen und  den  in  Aubeldruck  vervielfältigten  t>  pra- 
miirten  Plänen  der  vor  einigen  Monaten  entschiedenen  Kon- 
kurrenz für  Bebauung  des  Lousberg-Viertels,  zwei 
bedeutendere  Hochbauten  aus  der  gegenwärtigen  Bauthätigkeit 
der  Stadt  zur  Ausstellung  gelangt :  das  in  derber  Renaissance- 
Architektur  gehaltene  Badehotel  zur  Königin  von  Un- 
garn von  Stübben  und  Laurent,  sowie  die  in  edler 
kölner  Gothik  dctaillirtc  monumentale  neue  Freitreppe  des 
Rathhauses  von  Ark  und  Franz  Schinitz.  — 

Ein  anderes  Gebiet  öffentlicher  Bauthätigkeit,  auf  dem 
künstlerische  Gesichtspunkte  nur  in  bescheidener  Weise  sich 
geltend  machen  können,  vertraten  die  Entwürfe  zu  Stations- 
häusern der  elsass-lothringischen  Rcichs-Kiscn- 
b ahnen  von  F..  Jacobsthal  in  Berlin.  Bei  aufserster 
Einfachheit  der  im  hellenischen  Sinne  detaillirten  Architektur- 
formen ist  es  dem  Verfasser  gelungen,  durch  gute  Verhält- 
nisse, geschickte  Gruppirung  und  charakteristische  Verwendung 
verschiedener  Materialien  (Bruchstein,  Werkstein  und  Holz) 
eine  Reihe  anziehender  und  wirkungsvoller  Bauten  zu  schaffen, 
die  —  im  einzelnen  verschieden  —  durch  Festhalten  derselben 
Hauptmotive  doch  ihre  Zusammengehörigkeit  bekunden.  Ob 
freilich  die  Ausführung  der  auf  grofse  Billigkeit  der  Herstel- 
lung angelegten  Gebäude  überall  auf  der  Holte  steht,  um  die 
künstlerischen  Vorzüge  der  Entwürfe  auch  in  Wirklichkeit  zur 
vollen  Geltung  zu  bringen,  und  ob  deshalb  für  .solche  Auf- 
gaben eine  auf  derbere  Effekte  berechnete  Architektur  nicht 
im  Prinzip  den  Vorzug  verdient,  scheint  uns  fraglich.  — 

Indem  wir  darauf  verzichten,  im  folgenden  mich  zwischen 
der  Gattung  der  einzelnen  Entwürfe  zu  unterscheiden,  er- 
wähnen wir  dieselben  lediglich  in  der  Zusammenstellung, 
welche  sich  aus  der  Landesangehörigkeit  der  Verfasser  ergiebt. 

Unter  den  preußischen  Architekten,  die  aufser  den  schon 
genannten  an  der  Ausstellung  betheiligt  waren,  ist  in  erster 
Linie  F.  Schw echten  in  Berlin  zu  nennen,  dessen  Ent- 
wurf für  den  grofsartigen  (in  nächster  Zeit  durch  u.  Bl.  zur 
Veröffentlichung  gelangenden)  Monumentalbau  des  neuen 
Empfangsgebäudes  der  Berlin-AnhalterEisenbahn 
in  Berlin  wohl  eines  der  interessantesten  Ausslellungs-Ob- 
jektc  bildete.  —  H.  Ziller  in  Berlin  wur  durch  seinen 


518 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


21.  Dmmber  1878 


Konkurrenz  -  Entwurf  zum  Hamburger  Rathhause, 
J.  Otzen  in  Berlin  durch  seine  prämiirte  Arbeit  für  den- 
selben Zweck,  2  Konkurrenz  -  Entwürfe  für  die  St.  Petri- 
Kirche  in  Leipzig,  die  Zeichnungen  seiner  Bergkirche 
in  Wiesbaden  und  die  Entwürfe  für  die  Restauration 
der  Marien-  und  der  Nirolai-Kirehe  in  Flensburg 

—  sammtlich  in  dies.  Bl.  bereits  besprochene  treffliche  Leistun- 
gen in  maafsvollcr,  edler  (iothik  und  vollendeten  Verhältnissen 

—  vertreten.  —  Einer  anderen  Richtung  der  Gothik  gehör- 
ten die  Darstellung  der  den  vorigen  an  künstlerischem  Wert  In- 
nicht  ebenbürtigen,  immerhin  jedoch  tüchtigen  ausgeführten 
Bauten  von  Heidelberg  in  Weifsenfels  (Bahnhof  Sten- 
dal, Schlass  Langendorf,  verschiedene  Schulen  und  Wohn- 
hauser), sowie  der  Entwurf  Sommers  zu  dem  neu  erbauten 
Rathhause  in  Erfurt  an.  —  F.  0.  Kuhn  in  Berlin 
haue  seine  Konkurrenz- Entwürfe  für  die  Stellung  des 
deutseben  Reichstagshauses,  für  (bis  Konzert  hau»  in  Krefeld, 
für  das  Landtags- Gebäude  in  Ilmberg  und  für  den  jüdischen 
Friedhof  in  Berlin  —  durchweg  künstlerisch  hervor  ragende 
Arbeiten  in  einer  reifen  und  schonen  Renaissance-Architektur 

—  sowie  seinen  Konkurrenz-Entwurf  für  die  Bebauung 
der  ehemals  mi Ii tär- fiskalischen  Terrains  in  Dres- 
den ausgestellt.  —  Der  letzteren  Aufgabe  hatte  auch  der 
Verfasser  eines  der  in  jener  Konkurrenz  pramiirten  Plane, 
B.  Wieck  in  Berlin,  eine  neue  Bearbeitung  gewidmet,  in 
welcher  die  praktischen  Vorzüge  seines  alteren  Plans  in 
noch  erhöhtem  Maafse  entwickelt  waren,  die  jedoch  noch 
keine  genügende  Beherrschung  der  lokalen  Verhältnisse  zeigte 
und  auch  wohl  nicht  architektonisch  geuug  gedacht  war.  — 
Als  eine  interessante  (.cistung  ist  endlich  noch  die  photo- 
grammet rische  Aufnahme  der  St.  Castor- Kirche  in 
Kohlenz  von  A.  Meulcnbaucr  in  Meschede  zu  er- 
wähnen; die  Wiedergalic  siimmtlicher  Fnregchnafsigkeiten  des 
Bauwerks  gab  einen  sehr  augenfälligen  Wahrscheinlichkeits- 
Beweis  für  die  Zuverlässigkeit  dieses  Verfahrens,  dem  leider 
nicht  sowohl  die  Anerkennung  als  die  Gelegenheit  zu  ausge- 
dehnter praktischer  Anwendung  versagt  wird. 

Von  anderen,  nicht  sächsischen  Architekten  hatte  Prot 
A.  Rincklake  in  Braunschweig  das  umfassendste  Bild 
seiner  reichen  künstlerischen  Thätigkcit,  die  bekanntlich  auf 
den  Traditionen  der  gothischen  Schule  Fr.  Schmidt'*  in  Wien 
fufst.  jedoch  neuerdings  mehrfach  auch  in  den  Formen 
der  Renaissance  -  Architektur  sich  bewegt ,  .  zur  Anschauung 
gebracht.  leider,  dass  den  meisten  seiner  stets  geistvollen, 
wenn  auch  zuweilen  etwas  bizarren  Entwürfe,  die  hier  ver- 
einigt waren,  die  Ausführung  versagt  geblieben  ist.  Als  im 
Bau  vollendet  ist  uns  nur  die  (im  .Ihrg.  7ti  u.  Bl.  publizirtc) 
St.  Gertrudiskirche  in  Essen  bekannt;  auch  »bis  Erb- 
begräbniss  für  den  Grafen  von  Westphalen.  ein  ori- 
gineller Bau  romanischen  Stils  mit  offener  Kuppel  und  Thurm, 
sowie  eine  Renaissance- Wohnhaus-Fagadc  mögen  zur 
Ausführung  gelangt  sein.  Dagegen  entstammen  die  Entwürfe 
zum  Rathhaus  in  Essen,  zum  Standehaus  in  Düssel- 
dorf (einer  malerisch  aufgefassten  Anlage  in  Renaissance- 
Architektur),  zur  St.  Pctri- Kirche  in  Leipzig,  zur 
inneren  Ausstattung  des  Kölner  Doms  bekannten 
Konkurrenzen;  der  Entwurf  zu  einem  Justizgcbäudc  für 
Braunsehweig  und  zu  einer  Restauration  der 
St.  Lamberti-Kirche  in  Münster,  mit  neuer  Westfacade 
und  imposantem  neuen  Thurm,  sind  bis  jetzt  jedenfalls  noch 
nicht  verwirklicht,  so  sehr  dies  in  Betreff  des  au  zweiter 
Stelle  genannten,  schönen  Projekts  auch  zu  wünschen  wäre. 
Die  Meisterschaft  des  Künstlers  auf  dem  Gebiete  kunstgewerb- 
licher Erfindung  bekundete  der  Entwurf  zu  einer  Ebrcnbowle 
für  den  Oberbürgermeister  Hammers  in  Düsseldorf. 

Leitzen  in  Braunschweig  hatte  neben  einem  un- 
bedeutenden Entwurf  zu  einer  Villa  einen  solchen  zu  einem 
Portal  und  mehre  kunstgewerbliche  Zeichnungen  ein- 
gesandt. Konkurrenz  -  Entwürfe  zur  St,  Petrikirchc  in 
Leipzig,  und  zwar  tüchtige  Leistungen  gothischen  Stils, 
hatten  noch  Mülhens  &  Bader  in  Saargemünd  sowie 
Brcckelbaum  in  Hamburg  ausgestellt;  der  letztere  war 
überdies  noch  mit  einer  Etagen haus-Fagadc  in  Back- 
stein-Architektur, dem  Projekt  zur  Errichtung  eines  Bier- 
lokals, der  Zeichnung  zum  Kugel-Denkmal  und  mehren 
Möbel-Entwürfen  in  ansprechender  Weise  betheiligt.  — 

Den  Ehrenplatz  in  der  Ausstellung  der  sächsischen 
Architekten  behaupteten  nach  Zahl  und  Werth  der  von 
ihnen  gelieferten  Arbeiten  zwei  einer  entgegengesetzten  künst- 
lerischen Richtung  huldigende  und  mehrfach  mit  einander 
koukurrirende  Dresdener  Architekten-Firmen,  G  iese  <fc  Wcid- 
ner  und  G.  L.  Möckel.  — 


Gicso  &  Weiduer,  z.  Z.  vielleicht  die  bedeutendsten, 
jedenfalls  aber  die  am  weitesten  bekannten  und  besebäfugsten 
Vertreter  der  spezifischen  „Dresdener"  Renaissance,  waren 
durch  die  Zeichnung  zu  dem  vor  kurzem  vollendeten  Theater 
in  Düsseldorf,  sowie  durch  4  Konkurrenz-Entwürfe — zum  Hai  h- 
hause  in  Hamburg,  zur  Kunsthalle  in  Düsseldorf, 
zur  Petrikirche  in  Leipzig  und  zur  Kirche  in  Striesen 
;  bei  Dresden,  von  denen  der  erste  bekanntlich  einen  zweiten, 
die  3  anderen  jedoch  erste  Preise  davon  getragen  haben  — 
glänzend  vertreten.  Auf  eilte  Ausführung  kann  nur  das  seliöne 
Projekt  für  ilie  Düsseldorfer  Kunsthalle  rechnen;  das  Leip- 
ziger, sowie  das  Striesener  Kirchenprojekt  —  letzteres  eine 
Kreuz -Anlage  mit  vorderem,  seitlich  gestellten  Thurm  in 
gotliischen  Formen,  jedoch  mit  Verwendung  von  Rundbögen 
durchgeführt  —  liahen  mit  Rücksicht  auf  die  zur  Verfügung 
stehenden  BaumiUel  gegen  andere,  nicht  pramürte  Entwürfe 
zurück  stehen  müssen.  — 

Möckel,  der  in  der  hannoverschen  gothischen  Schule 
sich  ausgebildet  und  nach  vorher  gehender  längerer  Bau- 
thätigkeit  in  Zwickau  mit  dem  Bau  der  St.  Johanniskirchc 
zu  Dresden  auf  die  ehrenvollste  Weise  in  die  sächsische 
Hauptstadt  sich  eingeführt  hat.  hatte  neben  Darstellungen 
dieses  schönen  Werkes  in  Zeichnung  und  Modell  au  kirchlichen 
Entwürfen  noch  seine  Konkurrenz-Arbeit  für  die  St.  Petri- 

Plon  für  die  Kirch  ein  Striesen  —  ein^f'büligste  Her- 
stellung berechnetes  originelles  Werk  in  reduzirter  Gothik, 
über  das  ein  richtiges  Urtheil  wohl  erst  nach  vollendetem 

I  Bau  möglich  sein  wird  —  sowie  den  Entwurf  zu  einer  katho- 
lischen Kapelle  im  Seebad  Heiligendamm  ausgestellt. 
Der  Kirchen  -  Architektur  gehörte  noch  ein  schönes  Restau- 
rations- Projekt  für  die  Perle  der  mittelalterlichen  Backstein- 
Architektur  Mecklenburgs,  die  Heilige  Blut-Kapelle  *u 
Dobberan  an,  während  die  sonstige,  weit  ausgebreitete 
Thätigkeit  des  Architekten  in  zahlreichen  Zeichnungen  und 
Photographien  ausgeführter,  übrigens  nicht  durchweg  wertli- 
voller  Wohnhäuser  und  Villen  zur  Darstellung  gelangt  war.  — 
Fast  noch  anziehender  als  in  den  architektonischen  Werken 
trat  übrigens  sein  hohes  Talent  und  seine  Meisterschaft  in 
der  Beherrschung  der  mittelalterlichen  Formen  in  mehren, 
noch  seinem  Entwurf  ausgeführten  kunstgewerblichen  Arbeiten 
hciTor,  die  der  Ausstellung  angehörten  und  von  uns  noch 
später  erwähnt  werden  sollen.  — 

Aufscr  den  vorgenannten  Dresdener  Firmen  hatten  an 
einzelnen  Arbeiten  noch  Trobsch  <fc  Eck  ihr  Konkurrem- 
projekt  für  die  St.  Petrikirche  in  Leipzig,  Hän  el  &  Adam 
ihr  Konkurrenzprojekt  zum  Hamburger  Rathhanse, 
E.  Fleischer  und  H.  Köhler  einen  Kamin  -  Entwurf, 
Hänel  sen.  die  Zeichnung  einer  von  ihm  erbauten  Gedacht- 
niss-Kapelle  zu  Burgk  ausgestellt.  Mit  einer  Mehrzahl 
von  Entwürfen  zu  Villen  und  Wohnhäusern  waren  E.  Becher. 
Becher  &.  Kraft  sowie  Hübner  &  Baron  vertreten;  von 

i  den  letzt  genannten  Architekten,  deren  meist  mit  sehr  einfachen 
Mitteln  angelegte  Bauten  durchweg  eine  energische  malerische 

!  Wirkung  anstreben,  rührten  auch  noch  Entwürfe  zu  einem 

I  Konzertsaal  für  die  Feldsehlösschen- Brauerei,  sowie  für 
eine  Badeanstalt  auf  langgestrecktem,  schmalen  Grund- 
stück her.  — 

Einen  nicht  unwesentlichen  Theil  der  Dresdener  Archi- 
tektur-Ausstellung in  engerem  Sinne  bildete  endlich  mich 
j  eine  Sammlung  von  Entwürfen,  welche  Schüler  des  dorti- 
gen, von  Professor  Nicolai  geleiteten  Ateliers  für  Ban- 
I  kunst  an  der  Kunst  -  Akademie .  theil»  im  Unterricht  dieses, 
j  als  Lehrer  der  künstlerischen  Technik  des  Entwerfens  und 
der  Renaissance  in  Deutschland  noch  unerreichten ,  aus- 
gezeichneten Meisters,  theils  selbständig  zum  Zweck  akade- 
mischer Konkurrenzen  gefertigt  hatten.  Sammtlichc  Arbei- 
ten legten  ein  sprechendes  Zcugniss  ab  sowohl  für  die 
gediegene  Tüchtigkeit  und  den  Fleirs,  mit  dem  diese  aka- 
demischen Arbeiten  durchgeführt  werden,  wie  für  die  aner- 
kannte Begabung  der  Architekten  sachsischen  Stammes. 
Als  preisgekrönte  Stipendiaten  -  Arbeiten  hingen  aus  ein 
älterer  Entwurf  von  Herr  mann  und  das  besonders  her- 
vor ragende  jüngste  Projekt  dieser  Art  zu  einem  Konzert- 
und  Festlokale  von  Bruno  Seitler.  Die  Entwürfe  der 
anderen  Art,  theils  zu  Villen  und  Wohngebäuden,  theils  zu 
architektonischen  Details  (gemalten  Decken),  rührten  von  den 
Akademikern  Rcinh.  Schmidt.  Pfau,  Aarland.  Erh. 
Schroth  und  Schwonert  her.  — 

Mit  der  Erwähnung  einiger  litterarischen  Leistungen  — 
einer  Publikatiou  von  E.  Fleischer  über  die  aus  dem 
Brande  des  alten  Sempcr'schcn  Hoftheaters  geretteten  Reste 

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No.  102. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


519 


i 


Werkes  über  sftcli- 
schlösser 


and  eines  in  V< 
sische  Herrensitze  and 

Hftncl  &  Adam,  Text  von  E.  Garlitt)  —  denen  sich 
Bocher-Auslagen  der  Wrlagshamllungett  von  Dacher,  G.  Gil- 
ben and  E.  Wasmath  anschlössen,  können  wir  ausern  Bericht 
Aber  die  Architektur  -  Abtheilong  der  Aasstellung  als  beendigt 
ansehen.    Ihr  Werth  beruhte,  wie  aus  demselben  hervor 


gehen  durfte,  in  der  Vorführung  einzelner  bisher 
bekannter  bedeutender  Werke  und  in  dem  lebensvollen  Gc- 
sammt- Bilde,  das  einzelne  künstlerische  Individualitäten  von 
ihrem  Schaffen  und  Streben  gegeben  hatten.  Zu  allgemeinen 
Betrachtungen  gab  die  1»  /gl.  Ausstellung  keine 


M*0 


Ks  Ut  nicht  zu  bezweifeln ,  das»  die  fQr  Norddeutschland 
projektirten  bedeutenden  Kanttie,  insbesondere  der  Rhein -Weser- 
Elbe  -Kanal,  der  Klbe-Spree-Kanal,  der  Oder-Spree-Kanal  und  der 
Kanal  von  Leipzig  zur  Elbe,  nur  dann  lebensfähig  sein  würden, 
wenn  die  Fahrtiefe  der  an  diese  Kanäle  sich  ausrhliersenden 
Ströme,  mit  Ausschluss  de«  gröfetentheila  schon  hinreichend  liefen 
Kheinstroma,  erheblich  vergröbert  werden  konnte,  weil  jene 
i,  aber  nicht  bei  niedrigen  Wi 


Je  in  Aussicht  genommenen  Fahrzeuge 
von  1,5  bis  1,75»  Tiefgang  zu  tragen  befähigt  sein,  demnach 
letzteren  den  Zugang  zu  den  Haupt- Handelsplätzen  des  Binnen- 
landes nur  in  wenigen  und  sehr  kurzen  Perioden  des  Jahres 
möglich  machen  würden.  Da  nun,  neben  der  soliden  nnd  sach- 
gemäßen Konstruktion  der  Regnlirungswerke,  die  den  natürlichen 
Verhältnissen  der  Gewisser  und  der  angestrebten  Fahrtiefe 
durchaus  entsprechende  Bestimmung  der  Normalbreiten  als  die 
Grundbedingung  erfolgreicher  Stromregulirungen  angesehen  werden 
muss,  so  wird  die  Erörterung  der  Frage: 

Welche  Methode  zur  Feststellung  der  Normal- 
breiten schiffbarer  Gewässer  die  xweckmäfsigste 
sei? 

gewiss  nicht  als  eine  überflüssige  betrachtet  werden. 

Bekanntlich  verfuhr  man  in  dieser  Angelegenheit  früher  ganz 
empirisch,  indem  man  die  Breite  einer  Stromstrecke,  in  welcher 
schon  vor  der  Hegulirung  ausreichende  Fahrtiefe  sich  vorfand, 
als  Normalbreite  annahm,  ohne  zu  berücksichtigen,  dass  diese 
Stromstrecke  ihre  gröbere  Wassertiefe  vielleicht  lediglich  dem 
Ilmstande  verdankte,  dass  sie  im  Stau  einer  starken  Strom- 
krütnmuug  oder  grofser  Sandbänke  lag  und  dem  zufolge  ein  be- 
deutend geringeres  relatives  Gefalle  besafs,  als  nach  erfolgter 
gleicbmäfsiger  Einschränkung  und  der  hiermit  verbundenen  Aus- 
gleichung starker  Gefallwechsel  in  dem  betr.  Strom-Abschnitt 
eintreten  musste.  Die  natürliche  Folge  dieses  Verfahrens  war  die, 
dass  die  gewählten  Normalbreiten  in  der  Regel  dem  HedUrfniss 
nicht  entsprachen  und  bedeutend  verengt  werden  mussten.  Hier- 
durch wurde  aber  der  zur  Regnlirung  erforderliche  Kostenaufwand 
wesentlich  erhöht,  insofern  schon  durch  die  erste  Einschränkung 
zwischen,  und  ganz  besonders  unmittelbar  vor  den  Köpfen  der 
Werke,  gröbere  Wassertiefen  entstanden  waren,  welche  durchbaut 
werden  mussten. 

Demnach  erschien  es  sowohl  aus  finanziellen  Gründen,  als 
auch  zum  Zweck  rascherer  Erreichung  des  angestrebten  Zieles 
dringend  nothwendig,  andere  Methoden  znr  Feststellung  der  Nor- 
malbreiten schiffbarer  Gewässer 


Es  lag  sehr  nahe,  nunmehr  die  Wassermenge  und  die 
Geschwindigkeit  zur  Grundlage  bei  Ermittelung  der  Normal- 


er 

Hierbei  verursacht  aber  die  richtige  Festsetzung  der  mittleren 
Geschwindigkeit  r  nicht  geringe  Schwierigkeiten,  da  B  bekanntlich 
vorzugsweise  von  der  Tiefe  und  von  dem  Gefälle,  aufserdem  aber 
von  dem  Grade  der  Rauhheit  des  Bettes  abhängig  ist  Die 
len  Werth  t  aufgestellten  zahlreichen  Formeln  berücksichtigen 
Punkt  in  der  Regel  nicht  und  leiden  überdies  an  dem 
Uebelstande,  dass  sie  zwar  in  gewissen  Grenzen,  aber  nicht  bei 
allgemeiner  Anwendung  zutreffende  Resultate  ergeben  und  dem 
zufolge  bei  unzureichender  Vorsicht  zu  fehlerhaften  Annahmen 
verleiten  können. 

Um  letzteres  zu  verhüten,  ist  in  No.  84,  Jhrg.  1877  dies.  Zcitg. 
ein  Verfahren  beschrieben  und  zur  Nachahmung  empfohlen  worden, 
welches  darin  besteht,  dass  nach  erfolgter  Wassermengen  -  Er- 
mittelung zahlreiche  Querprofile  der  zu  regulirenden  Stromstrecke 
bei  dem  Wasserstande  der  Ermittelung  gepeilt,  die  in  denselben 

AI 

F 

ermittelt  werden  and  das  Mittel  aus  den  gröfsten  der  gefun- 

1/ 

denen  Werthe  in  die  Formel  *  =  .    eingesetzt  wird. 

In 

Dieses  Verfahren  geht  demnach  von  dem  Gesichtspunkte  aus, 
dass  die  Wirksamkeit  der  Regulirungswerke  zum  Zweck  der  Ver- 
tiefung des  Flussbettes  desto  vortheilhafter  sein  müsse,  je  gröber 
die  durch  die  Einschränkung  erzeugte  mittlere  Geschwindigkeit 
ist,  wahrend  man  die  Gefällverhältnisse  der  Profile,  aus 
denen  die  der  Berechnung  zu  Grunde  gelegte  Geschwindigkeit 
entnommen  wurde,  unberücksichtigt  lassen  könne. 

Wenn  diese  Ansicht  richtig  wäre,  so  wäre  es  unerklärlich, 
dass  unter  den  (juerproülen,  welche  in  dem  bezeichneten  Artikel 
als  Grundlage  für  die  Feststellung  der  Normalbreiten  aufgeführt 
sind,  gerade  diejenigen,  in  denen  die  grölst e  mittlere  Ge- 
schwindigkeit vorhanden  war,  keineswegs  die  gröfste 


vorhandenen  mittleren  Geschwindigkeiten  durch  die  Division 


mittlere  Tiefe  beaaben,  sondern  letztere  in  Profilen  mit  ge- 
ringerer Geschwindigkeit  gefunden  wurde.  Dass  dies  in  der 
That  so  war,  lässt  sich  dadurch  erklären,  dass  das  Gefälle  der 
Profile,  welche  bei  geringer  Wassertiefe  die  grfbte  Geschwindig- 
keit besä  Isen,  bedeutend  stärker  war,  als  das  der  Profile  mit 
geringer  Geschwindigkeit  bei  grofser  Wassertiefe,  demnach  auch 
stärker  als  das  Durchschnittsgefälle  der  längeren 


Da 

Differenz 


i  beabsichtigt 


geführt  wird,  so  ist  es  unbedingt  unstatthaft,  die  zukunftige  Ge- 
schwindigkeit der  zu  regulirenden  Stromstrecke  gleich  derjenigen 
von  Stromstellen  anzunehmen,  wo  bisher  weit  gröfsere  Gefälle 
vorhanden  waren.  Wenn  in  dem  in  Rede  stehenden  Falle 
diese  Geschwindigkeit  von  der  durch  einige  Geschwindigkeits- 
Formeln  ermittelten  nicht  bedeutend  abwich,  so  wird  dies  nach 
Vorstehendem  wohl  dem  Zufall  zugeschrieben  werden  müssen, 
bezw.  dem  ganz  zufälligen  Umstände,  dass  der  Einfluss  des 
starken  Gefälles  in  den  zu  Grunde  gelegten  Profilen  auf  die  i" 
vorgefundene  Geschwindigkeit  durch  den  Einfluss,  den  die  zu 
geringe  Wassertiefe  ausübte,  kompensirt  worden  ist 

Man  wird  hiernach,  trotz  aller  Bedenken  betreffs  der  Ge- 
schwindigkeits-Formeln, korrekter  verfahren,  wenn  man  den  in  den 

—       einzuführenden  Werth  von  v 


Hülfe 

als  branchbar  bewährten  Formel  aus  der  erstrebten  Wasser- 
tiefe und  dem  Durchschnittsgefälle  der  zu  regulirenden 
Stromstrecke,  event  auch  mit  Berücksichtigung  der 
Sohlenrauhheit  berechnet,  voraus  gesetzt,  dass  man  hierzu  eine 
den  lokalen  Verhältnissen  möglichst  entsprechende 
Geschwindigkeits-Formel  benutzt  und  dass  die  betr.  Stromstrecke 
nicht  Gefäll  -  Wechsel  enthält,  deren  Ausgleichung  durch  die 
Reguliruug  ganz  unmöglich  wäre,  in  welchem  Falle  dieselbe  in 
mehre  Abschnitte  zerlegt  und  für  jeden  derselben  die  Normal- 
breite gesondert  berechnet  werden  musste.  Will  man  hierbei 
recht  vorsichtig  verfahren,  so  wird  man  gut  thuu,  den  Werth 
von  v  mit  Hülfe  mehrer  Geschwindigkeits-Formeln  zu  bestimmen 
und  das  Mittel  aus  den  Resultaten  dieser  Berechnungen  zur  Fest- 
stellung der  Normalbreite  zu  benutzen. 

Eine  neue  Schwierigkeit  entsteht  durch  die  Frage:  bei 
welchem  Wasserstande  man  die  Wassermenge  eines  zu  regu- 
lirenden Flusses  ermitteln  müsse,  um  mit  Hülfe  des  Ausdrucks 

i  s  -    die  Normalbreite  desselben  richtig  fest  stellen  zu  können? 
t  v 

Nicht  wenige  Hydrotekten  sind  der  Ansicht , 


dieser  Wasserstand  zwischen  dem  mittleren  und  niedrigsten  liegt. 

Dies  ist  ein  grofser  Irrthum,  weil  man  für  l>  jedesmal  einen 
anderen  Werth  erhält,  wenn  man  für  AI  das  Resultat  einer  bei 
anderem  Wasserstande  ausgeführten  Wassermengen  -  Ermittelung 
einsetzt,  demnach  für  einen  und  denselben  Punkt  des  Stromes 
20  verschiedene  Normalbreiten  berechnen  kann,  wenn  man  in  den 
oben  bezeichneten  Ausdruck  für  M  die  Resultate  von  20  bei  ver- 
schiedenen Wasserständen  ausgeführten  und  an  sich  ganz  richtigen 
Wassermeugen-Ermittelungcn  einsetzt 

Der  Werth  von  A  ergiebt  sich  desto  gröfser,  je  höher  der 
Wasserstand  war,  bei  welchem  die  Wassermengen  -  Ermittelung 
bewirkt  wurde,  erreicht  demnach  innerhalb  derjenigen  Wasser- 
stande, bei  welchen  zur  Erzielung  gröberer  Schiffahrtstiefe  eine 
Beschränkung  in  der  Regel  eintreten  muss,  sein  Minimum,  wenn 
man  die  bei  dem  bekannten  niedrigsten  Wasserstande  vorhandene 
\\  aasermenge,  sein  Maximum  aber,  wenn  man  die  bei  mittlerem 

Wasserstande  gefundene  Wassermenge  in  den  Ausdruck  i  =  -  - 

einführt  Die  Differenz  zwischen  dem  Minimum  und  dem  Maxi- 
mum der  Normalbreiten  ist  oft  sehr  bedeutend,  u.  z.  ganz  besonders 
im  oberen  Lauf  der  Flusse  und  in  solchen  mit  gebirgigem,  ent- 
waldeten Niederschlagsgebiet,  weil  hier  die  Unterschiede  zwischen 
den  bei  sehr  niedrigem  und  bei  mittlerem  Wasserstande  abrliefsen- 
den  Wassermeogen  ganz  besonders  grob  sind. 

Es  ist  hiernach  einleuchtend,  dass  die  Feststellung  der 
Normalbreite  eines  Flusses  auf  Grund  einer  einzigen  oder  mehrer, 
nicht  bei  sehr  niedrigem  oder  mittlerem  Wasserstaude  ausgeführ- 
ter Wassermengen  -  Ermittelungen  fast  zwecklos  ist,  ja  dass  zu 
einer  ganz  rationellen  Reguliruug  die  Bestimmung  der  Normal- 
breiten für  einzelne  Wasserstande  überhaupt  nicht  ausreichend 
sein  dürfte,  sondern  dass  man  zu  diesem  Zweck  eigentlich  das 
ganze  Normalprofil  fest  stellen  müsste,  d.h.  dasjenige  Profil, 
dessen  Flächeninhalt  bei  jedem  Wasserstande  so  bemessen  ist, 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


21.  ItamVr 


dass  nach  erfolgter  Erzeugung  der  erstrebten  Wassertiefe  bei 
dem  Durchzugs  der  vorhanden™  Wassermenge  weder  eine  Senkung 
noch  eine  bedeutende  Hebung  des  Wasserspiegels  eintreten  kann, 
mag  der  Wasserstand  ein  sehr  niedriger  oder  ein  nahezu  mittlerer 
lein.  Noch  zweckmäßiger  wäre  ein  Profil  von  solcher  Form, 
das*  bti  allen  Wasserständen  an  jedem  Punkte  desselben  eine 
konstante  Geschwindigkeit  banden  würe,  welche  geeignet  ist, 
die  Sinkstoffe  stetig  fort  zu  führen,  ohne  Sandbänke  abzusetzen 
und  einen  seqientinireuden  Stromstrich  zu  erzeugen. 

Das  letztere  Profil  ist  ein  unerreichbares  Ideal;  aber 
anch  das  erstere  ist  in  der  Praxis  uieistentheils  nicht  herstellbar, 
weil  es  in  der  Kegel  aufserordentlkb  Hache  Seitenwände  erhalten 
müsste,  welche  wenigstens  mittels  des  Faschinenbaues  nicht  kon- 
struirt  werden  können.  Man  ersetzt  dasselbe  daher  bekanntlich 
bei  dem  in  Norddeutschland  üblichen  Kuhuenbau  gewöhnlich 
durch  ein  treppsiiförmigeg  Profil,  dessen  Stufen  durch  die  Köpfe 
der  eigentlichen  Buhnen  und  durch  die  Vorderböschungeu  der 
SinkstOck -Vorlagen  gebildet  werden. 

Obwohl  nun  dieses  trcppenföruiige  Protil  nach  dem  früher 
Gesagten  als  ein  ganz  zweckentsprechendes  nicht  betrachtet 
werden  kann,  insofern  es  sich  über  den  Sinkstuck- Vorlagen  plötz- 
lich stark  erweitert,  darauf  aber  bis  zur  Höhe  der  nuhnenköpfe 
in  seiner  Breite  nicht  erheblich  zunimmt,  so  wird  durch  die  An- 
wendung desselben  doch  die  Feststellung  der  Norwalbreiten 
wesentlich  erleichtert,  insofern  dieselben  hierbei  nur  für  die- 
jenigen Wasserstände  bestimmt  werden  dürfen,  in  deren  Hohe 
die  Sinkstilck-Vorlagen  und  die  Kuhnenküpfe  liegen. 
Es  sind  dies  in  der  Hegel  der  gewöhnlich  niedrigste  und 
und  der  mittlere  Jahres- Wasserstand,  obwohl  auch  zu- 
weilen die  Sinkstock- Vorlagen  in  der  Höhe  des  bekannten  niedrig- 
sten und  die  Bnhnenköpfe  in  der  des  mittleren  Sommer- Wasser - 
Standes  liegen.  Zur  Bestimmung  dieser  Nnrmalbreiten  genügen 
aber  Wassermengen  -Ermittelungen  bei  sehr  niedrigem  und  bei 
mittlerem  Wasserstande.  Alle  sonstigen  Wassermengen- 
Ermittelungen  sind  für  den  in  Rede  stehenden  Zweck 
ganz  nutzlos  und  führen  zu  unrichtigen  Resultaten, 
wenn  man  darauf  die  Berechnungen  des  Mittel-  und 
Kleinwasser- Profils  stützen  will.  Auch  \on  dem  zuweilen 
angestellten  Versuch,  diejenige  Wraascrmeuge,  welche  bei  einem 
genau  in  der  Mitte  zwischen  dem  niedrigsten  ur.d  mittleren 
liegenden  Wasserstande  gefundeu  wurde,  zur  Berechnung  der 
Nnrmalbreiten  zu  benutzen,  muss  entschieden  abgerathen  werden, 
weil  derselbe  nur  ungenügende  Anhaltspunkte  für  diesen  Zweck 
gewahrt 

Da  man  bei  BenuUung  der  Formel  b  =  di 


Verwendung  von  Senkfaschinen  abdachen  will,  «teil  abfallen  und 
demnach  alg  lothrechte  Seitenwände  betrachtet  werden  können. 

Betreffs  des  Mittelwasser-Profils  ist  der  Fall  aber  ein  anderer. 
Angenommen  es  sei  in  nachstehender  Figur  ah  cd  daa  mit  Hülfe 
der  obigen  Formel  berechnete  theoretische  Mittelwasser-Profil  mit 
lothrechten  Wänden  so  muss  das  praktisch  herzustellende  Mittel- 
wasser-Profil  ejghiklm  so  bemessen  werden,  dass  es  der  bei 
mittlerem  Wasserstande  abdienenden  Wassermenge  mit  Rücksicht 
auf  die  durch  die  Regulirung  zu  erzeugende  Geschwindigkeit  in 
demselben  Grade  entspricht,  wie  das  andere  Profil  abeä. 


Bei  oberflächlicher  Beurtheihing  der  Sache  könnte 
annehmen,  dass  die  Abtlussgeachwindigkeit  in  dem  Protil  e/ghiklm 
bedeutend  geringer  sein  müsse,  als  in  dem  theoretisch  berechneten 
Protil  ah  cd,  weil  die  durchschnittliche  Tiefe  geringer  ist.  Dies 
ist  jedoch  meistenteils  nicht  der  Fall,  weil  die  Sinl 
sich  in  der  Regel  über  diu  in  den  Zwischenweiten 


ck-Vorlagen, 


bei  lothrechten  Wänden  die 
besitzt,  so  ist  die 
lofern  die 
sie  nicht  durch  nie 


prnfile  liegenden  Theile  des  Flussbetts  erheben,  dem  zufolge  als 
unvollkommene  Feberfallwehre  wirken  und  deshalb  einen  gewissen 
Stau  und  eine  Abtiu&sgeschwindigkeit  erzeugen,  welche  nicht 
selten  bedeutender  ist,  als  die  zwischen  den  Köpfen  der  Vor- 
lagen vorhandene.  Es  ist  absolut  unmöglich,  diese  Geschwindig- 
keit von  vorn  herein  genau  zu  berechnen,  weil  dieselbe  von  der 
sehr  verschiedenen  Verbindung  der  erwähnten  Theile  des  Fluss- 
betts in  den  Zwiscbenweiteu  zweit  r  Ruhnenprofile  abhängt  Man 
wird  deshalb  in  der  Regel  keinen  erheblichen  Fehler  begehen, 
wenn  man  die  Fläche  ejghiklm  —  ab  cd  annimmt;  es  wird 
sogar  unter  Umständen  rathsam  sein,  ng  bezw.  ko  =  ea  bezw. 
'/  in  anzunehmen,  weil  die  Sinkstück  -  Vorlagen  nicht  selten  sich 
senken  oder  durch  Eisgänge  erniedrigt  werden,  wodurch  das 
Mittelwasser-Profil  bedeutend  vergröfsert  werden  kann.  Legt  man 
die  letztere  Annahme  der  Berechnung  der  Normalbreiten  zu 
Grunde,  so  vereinfacht  sich  dieselbe  ganz  außerordentlich,  indem 
alsdann  die  theoretisch  berechnete  Normalbreite  des  Mittelwas&cr- 
Profils  mit  lothrechten-  Wanden  das  arithmetische  Mittel  zwitcheu 
der  berechneten  Normalbreite  des  Kleinwasser-Prolils  und  dem 
mit  absoluter  Sicherheit  gar  nicht  zu  berechnenden  Abstände 
der  gegenüber  liegenden  Buhnenköpfe  bildet  — 

Wenn  man  nach  vorstehenden  Maximen  die  Normalbreiten 
für  das  Mittel-  und  Kleinwasser-Prolil  eines  bedeutenderen  Strom- 
ahschnitu  berechnet,  so  wird  man  in  der  Regel  finden,  dass  das 
Verhältniss  der  Mittelwasscrbreite  zum  Niederschlags- 
Gebiet  annäherd  dasselbe  bleibt,  wenn  das  Gefäll 
sich  nicht  wesentlich  ^  ermindert,  weil  die  bei 


Die  „Institution  of  Cml-Enginoers  in  London." 

(MtMa) 

Um  nach  den  vorstehenden  Mittheilungen,  die  von  mehren 
Gesichtspunkten  aus  Stoff  zu  Vergleichungen  mit  heimischen  Ein- 
richtungen bieten,  einen  Ueberblick  über  die  geschäftliche  Leitung 
der  Gesellschaft  und  über  den  heutigen  Mitglieder-Bestand  zu 
liefern,  sei  Folgendes  hinzu  gefügt: 

.Vis  Vorstand  der  Gesellschaft  fungirt  das  sogen.  Council, 
welches  sich  zusammen  setzt  aus  1  Präsidenten,  4  Vizepräsidenten, 
12  Verwaltungsratheo,  welche  aus  der  Klasse  d<r  wirklichen,  und 
4  desgl.,  welche  aus  der  Klasse  der  Mitglieder  entnommen  sind. 
Neben  dem  Verwaltungsrath  steht  ein  Ehren  -  Verwaltungsrath 
( Honorary  I  'ouneilj ,  der  aus  den  abgetretenen  Präsidenten  der 
Gesellschaft  sich  bildet  und  zur  Zeit  7  Mitglieder  lunfasst 
Als  Beamte  der  Gesellschaft  fungiren  2  Schriftführer  {auditomy,  ein 
Schatzmeister,  ein  llonorary-Archittct,  ein  llonorarg-Sccrciary 
und  ein  Stcrelary.  Fast  alle  Mitglieder  und  Beamte  des  heutigen 
Verwaltungsraths  tragen  Namen,  die  (Iber  die  Grenzen  des  eigenen  j 
Landes  hinaus  dem  Techniker  geläufig  sind. 

Der  Mitglieder-Bestand  der  Gesellschaft  stellte  sich  am 
3.  Juni  d.  J.  folgendennaafsen: 

Ehrenmitglieder   16 

Wirkliche  Mitglieder  ....  1071 
Mitglieder  1770 


1 

6 
9 
16 

25 
50 

in 

BS 
137 
269 
200 
20» 


 ÜU  Juhre. 

zwischen  50  u.  60  „ 

■15  »  5«  n 
40  .  45  , 


30 
25 
20 
15 
10 
5 
0 


H5 
HO 
25 
20 
15 

10 

'> 


1071. 


Diu  Durscbuiusdauer  der  wirklichen  Mitgliedschaft  berechnet 
sich  hiernach  zu  nicht  weniger  als  13,77  Jahren.  — 

Von  den  391  nicht  sugieidi  als  „wirkliche"  eingetretenen 
Mitgliedern  wurden  später  in  diese  Klasse  transferirt: 
1  nach       32  jähriger  Mitgliedschaft 


524 


5 

■J 

25-30 

9 

t» 

2i  i  --:> 

2!) 

1» 

16-20 

74 

n 

10—16 

155 

n 

5-10 

118 

i 

0—  5 

=  391. 

Summa  3381 

Die  Zahlen  sind  keineswegs  außergewöhnlich  hoch,  da  z.  B. 
der  Oesterr.  Ingen.-  u,  Arch.-Verein  zur  Zeit  eine  Mitglicdcrzahl 
erreicht  haben  dürfte,  welche  der  obigen  etwa  gleich  kommt 

Unter    den     wirklichen    1  ti71  Mitgliedern 
die  „als  solche"  in  die  Gesellschaft  eingetreten 
die  übrigen  391  vorläufig  als  Mitglieder 
sind  und  erst  in  späterer  Zeit  ihren  lebertritt  in 


sind  W\ 
,  während 


Die  Durchschnittsdauer,  welche  vom  Eintritt  als  einfaches 
Mitglied  bis  zur  Versetzung  in  die  Klasse  der  wirklichen  Mit- 
glieder verstrichen  ist,  hat  nach  diesen  Zahlen  8,70  Jahre  betragen. 

Von  den  1770  —  einfachen  —  Mitfliedern  gehören  der  Ge- 
sellschaft an: 

1  Mitglied   

10  Mitglieder  zwischen  40  u. 
29 


der  Stetigkeit  der  Gesellschaft 
Von  den  1071  wirklichen  Mitgliedern  geborten  derselben  au: 


12 
46 
51 
107 
252 
432 
840 


35 
3(1 


45 
45 
40 
35 


Jahre 


25  „  80 
90  .  25 


=  1770 


15 
10 
5 
0 


20 
15 
10 
6 


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Mw.  102. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


521 


Jahres  Wasserstande  pro  t*<*  abfliegende  Wasserraenge  an  den 
einzelnen  Punkten  desselben  Stroms  meist  nicht  bedeutend  dif- 
ferirt,  wenngleich  nicht  in  Abrede  gestellt  werden  kann,  dass 
die  Speisung  des  oberen  Flusslaufs  in  der  Regel  eine  verhalt- 
nissmäl'sig  reichlichere  ist  als  die  des  unteren,  da  das  Nieder- 
schlagsgebiet des  ersteren  im  Durchschnitt  meistentheiß  ge- 
birgiger und  waldreicher  ist,  als  das  des  letzteren. 

Ganz  anders  aber  verhält  es  sich  mit  dem  Kleinwa&ser-Pronl, 
weil  das  Verhältnis«  der  bei  sehr  niedrigem  Wasser- 
stande abfliefsenden  Wassermenge  zum  Flussgebiet 
im  oberen  Flnsslauf  immer  ein  wesentlich  anderes  ist 
als  im  unteren.  Um  dies  dnrrh  Heispiele  zu  erläutern,  sei 
bemerkt,  dass  die  bei  mittlerem  Wasserstande  pro  des  Fluss- 
gebiets abfliegende  Wassermenge  der  Oder  bei  Steinau  und 
bei  Küstrin  —  2  Punkten,  die  284  kra  von  einander  entfernt 
sind,  nicht  wesentlich  verschieden  ist,  während  die  bei  gewöhn- 
lich niedrigstem  Stande  pro  •ika>  abfliegende  Wassermenge  bei 
Steinau  nur  etwa  halb  so  viel  beträgt,  als  bei  Küstrin.  Aehnüch 
verhält  es  sich  an  der  Klbe,  wo  die  bei  mittlerem  Wasser- 
pro <ikm  Niederschlags -Gebiet  abtiiessende  Wassermenge 

unterhalb  liegeudeu 
lern  niedrigsten 

pro        abtiiessende  Wassermenge  zu  Barby  um 
pp.  30%  größer  ist  als  zu  Torgau. 

Unter  diesen  Verhältnissen  ist  es  sehr  erklärlich,  dass  die 
Normalbreiten  des  Kleinwasser-Profila,  welche  auf 
Grund  der  bei  sehr  niedrigem  Wasserstande  ausge- 
führten Wassermcngen-Ermittelungen  berechnet  wer- 
den müssen,  in  den  oberen  Theilen  der  schiffbaren 
Gewässer  in  einem  wesentlich  anderen  Verhältnisse 
sowohl  zum  Flussgebiet,  als  auch  zu  den  Normalhreiten 
dea  Mittelwasser- Profils  stehen  müssen,  als  in  den 
unteren  Theilen  derselben. 

Eine  bedeutende  Veränderung  der  Gefällverhallnisse  würde 
hierbei  nur  auf  daa  Verhältniss  der  Kleinwasser-Hreite  zur  Aus- 
dehnung des  Flussgebiets,  aber  uicht  auf  das  Verhältniss  der- 
selben zur  Mittelwusser-Breite  erheblich  einwirken.  Es  kann  daher 
vorkommen,  dass  die  Kleinwasser-Breite  im  obereu  und  auch  noch 
im  mittleren  Laufe  eine«  Stromes  weniger,  oder  doch  nicht  mehr 
als  ein  Drittheil  der  Mittelwasser-Breite  betragen  darf,  sich  aber 
weiterhin  bis  zu  zwei  Drittbeilen  der  Mittelwasser- Breite  steigern 
mnss,  wenn  durchgangig  eine  gleich  grofse  Fahrtiefe  er- 
zeugt werden  soll. 

Diesen  überaus  wichtigen  Punkt  hat  man  bisher  bei  den 
Stromregulinuigen  nicht  besonders  beachtet,  vielmehr  die  Protil- 
t  für  das  Kleinwasser  im  Verhältniss  zu  der  fnr  das  Mittel- 


unteren Stromabschnitten  eine  gröbere  Fahrtiefe  erzeugt  wurde 
als  in  den  oberen,  was  man  nur  in  seltenen  Fallen  beabsichtigen 
konnte,  weil  von  der  die  Haupthandelsplätze  am  mittleren  und 
oberen  Flusslaufe  mit  der  Mündung  verbindenden  Schiffahrt, 
welche  in  der  Regel  die  erste  Stell«  in  der  SchiffBfrequenz  ein- 
nimmt, die  gröberen  Wässertiefen  im  unteren  Flusslauf  nicht  ge- 

i,  wenn  der  mittlere  und  obere 


bei  Torgau  und  hei  dem  pp.  144  •"■>  weiter  unti 
Barhy  nahezu  gleich  groß  ist,  wahrend  die  bei 
Wasserstande  pro  i*n>  abfliessende  Wassermens 


.  als  in  den 
•ie  sehr  natürliche  Folge  dieses  Ver- 
war  in  der  Regel  die,  dass  durch  die  Regulirung  in  den 


hörig  ausgenutzt  werden  können, 
weit  geringere  Tiefen  enthielt  — 

Die  Berechnungen  der  Normalbreiten  dea  Mittel-  und  Klein- 
wasser-Profils  nach  den  in  Vorstehendem  dargelegten  Prinzipien 
werden  übrigens  bei  der  Auwendung  in  der  Praxis  nicht  selten 
mndiiizirt  werden  müssen.  Die  Durchführung  einer  gleich  großen 
Noraialbreite  innerhalb  einer  längeren  Stromstrecke  zwischen  zwei 
bedeutenden  Nebenflüssen  basirt  auf  der  Annahme,  dass  das  iu 
uuregulirten  Stromstrecken  vielfach  wechselnde  relative  Gefälle 
durch  die  Regulirung  fast  vollständig  ausgeglichen  werden  könne. 
Dies  ist  jedoch  selbst  in  nahezu  geraden  Stromstrecken  und  bei 
leicht  beweglichem  Material  des  Bettes,  wo  die  Abtreibung  vou 
Sandbänken  durch  die  Fjnschrankung  keine  Schwierigkeit  ver- 
ursacht, nicht  immer  möglich,  noch  weniger  aber  in  f 
welche  starke  Krümmungen  und  Steinriffe 
sind  natürliche  Stauanlagen,  dtirch  w 
folgter  Regulirung  nach  oben  hin  eine  Verminderung  uud  nach 
unten  hin  eine  Verstärkung  des  Gefälles  erzeugt  wird. 

In  Folge  dessen  würde  es  vielleicht  rathsam  sein,  die  auf 
Grund  des  Durchscbnitts-Gefälles  der  ganzen  Stromstrecke  be- 
rechnete Normalbreite  oberhalb  solcher  Krümmungen  und  Stein- 
riffe ein  wenig  zu  erweitern,  dagegen  unterhalb  derselben  etwas 
zu  verengen,  u.  z.  in  einem  den  lokalen  Verhältnissen  entsprechen- 
den Maaße.  Ob  es  rathsam  ist,  in  Stromkrümmungen  auch  da, 
wo  der  Lauf  des  Mittelwasser«  durch  den  des  Hochwassers  ge- 
kreuzt und  nicht  selten  stark  versandet  wird.  Verengungen  der 
Nortnalbreitc  eintreten  zu  lassen,  bleibt  dahin  gestellt.  Es  düifte 
wahrscheinlich  zweckmäßiger  sein,  die  hier  eintretenden  Ver- 
sandungen nicht  durch  Verengung  des  Profils,  sondern  durch 
zeitweise  Baggerungen  zu  beseitigen. 

In  jedem  Falle  wird  man  aber  darauf  verzichten  müssen,  iu 
stark  gekrümmten  StromabschDitten  und  in  solchen,  wo  Krümmungen 
mit  geraden  Strecken  häufig  wechseln,  durch  die  Regulirung  eine 
auch  nur  annähernd  gleichmäßige  Fahrtiefe  zu  erzeugen,  weil 
der  höchst  nachtheilige  Kinflusa  öfterer  bedeutender  Gefällwechael 
und  der  Durchkreuzungen  des  Mittelwasser-Laufs  durch  den  Weg 
des  Hochwassers  auch  durch  vielfache  Veränderungen  der  Normal- 
breite  nicht  vollständig  aufgehoben  werden  könnte.  — 

Besondere  Rücksicht  muss  bei  der  Feststellung  der  Normal- 
breiten desMittel-  undKleinwasserprotilsauf  die  Breite  des  Hoch- 
wasser-Profils genommen  werden  in  Strecken,  wo  der  Lauf 
des  Mittelwassers  mit  dem  des  Hochwassers  zusammen 
fällt.  Ist  das  Hochwasser-Profil  durch  Höhenzüge  stark  verengt, 
so  entstehen  nicht  selten  schon  vor  der  Regulirung  Wassertiefen, 


und  es  ist  hiernach  die  Durchschnittsdauer  der  einfachen  Mit- 

SS 'schart  7,66  Jahre.  Ks  kann  aus  dieser  Zähl,  durch  Verbhv 
mit  der  vorhin  gewonnenen  Zahl  8,70,  sowie  mit  denjenigen 
m,  welche  in  den  verschiedenen  Reihen  des  so  eben  vor- 
geführten Tableaus  enthalten  sind,  die  Wahrscheinlichkeit  er- 
mittelt werden,  dass  von  der  Gesammt  -  Zahl  der  Mitglieder, 
welche  dem  Verein  in  beiden  Mitglieder- Klassen  beitraten,  bis 
etwa  80  Prozent  nach  und  nach  in  die  Klasse  der  wirklieben 
Mitglieder  übergehen,  während  etwa  20  Proz  für  immer  in  der 
Klasse  der  einfachen  Mitglieder  verbleiben.  — 

Es  ist  schon  oben  angeführt  worden,  dass  in  der  Klasse  der 
Theilnehmer  das  Verbleiben  über  das  26.  Lebensjahr  hinaus 
nicht  gestattet  wird.  Dem  entsprechend  werden  bei  einer 
Analyse  der  betr.  Liste  in  dieser  Klasse  nur  die  folgenden  relativ 
niedrigen  Zahlen  für  die  Dauer  der  Theilbaberschaft  angetroffen : 
27  Theilnehmer  mit  6  -8 jähriger  Tbeilhaberschaft, 
M»  „  „   8-B  „ 

307         „  „  o*—  3 

Sonderliches  Interesse  bieten  die  letzt  aufgeführten  Zahlen 
»;  ein  ziemliches  Interesse  dagegen  knüpft  sich  noch  an  die 
er  Liste  der  16  Ehren- Mitglieder,  welche  die 
ihm  insofern,  als  aus  dieser  Liste  erkannt  wird, 
uass  in  der  „Institution"  für  die  Gewährung  der  Ehren-Mit- 
gliedschaft der  Besitz  eines  „hoch  illustren*  Namens  all 
unerlässliche  Voraussetzung  fest  gehalten  wird.  Die  Liste  der 
Ehren-Mitglieder  der  Gesellschaft  enthält  nämlich  6  Namen,  die 
den  Häusern  regierender  Familien  angehören  (Kaiser  von 
Brasilien,  die  Könige  von  Belgien  und  von  Portugal,  dann  3  Mit- 
glieder des  englischen  Fürstenhauses),  ferner  4  Namen  von  Mit- 
gliedern des  höchsten  Landes  -  Adels,  4  von  Mitgliedern  des  Ge- 
lehrtenstandes  (darunter  Prof.  Clausius  in  Bonn  und  General 
Murin  in  Paris)  und  vou  2  anderen,  deren  Namen  und  Verdienste 
außerhalb  der  Grenzen  Englands,  so  viel  uns  bekannt,  sich  noch 
keine  Stätte  erworben  haben.  — 

Einige  nahe  liegenden  Bemerkungen  zu  den  bloßen  Thai- 
Sachen,  mit  denen  wir  uns  bisher  beschäftigt  haben,  mögen  die 
gegenwartige  Mittheilung  besehließen. 

Während  für  das  hohe  Ansehen,  dessen  die  Institution  im 
öffentlichen  Leben  des  Heimathlandes  sich  erfreut,  der  unter 
den  Zwecken  der  Gesellschaft  in  den  Vordergrund  geschobene  Ge- 
danke, dass  alle  Werke  des  Zivil-Ingenieurs  dem  Bereiche  der 
offent  liehen  Nützlichkeit  angeboren  und  dem  allgemeinen 


Wohle  zu  dienen  bestimmt  sind,  von  durchschlagender  Bedeu- 
tung ist,  werden  für  die  eben  so  hohe  Stellung,  welche  die 
Institution  als  Fachvereiu  unter  Seinesgleichen  einnimmt,  ver- 
schiedene sonstige  Momente  in  Frage  kommen. 

In  erster  Linie  bestehen  diese  wohl  in  der  strengen  Begren- 
zung des  Vereins  auf  rein  fachliche  Zwecke  —  Unterhaltung 
und  Anknüpfung  von  Bekanntschaften,  wie  Geselligkeitszwecke 
im  allgemeinen  sind  davon  ausgeschlossen  —  sowie  ferner  in  der 
Uebung  einer  ziemlich  strengen  Zensur  in  Betreff  der  fachlichen 
Qualität  neu  aufzunehmender  Mitglieder.  Dem  häutigen  Charla- 
tanismus  des  reiferen  Alters  ist  der  Zutritt  zum  Verein  durch 
die  Statuten  fast  eben  so  wirksam  abgeschnitten,  als  der  Unerfab- 
renheit  der  angebenden  Jünger  des  Faches,  welche  nur  als  bloße 
Zuhörer  im  Verein  und  auf  beschränkte  Zeit  zugelassen  werden, 
ohne  dort  irgend  welche  von  den  Rechten  üben  zu  können,  deren 
die  übrigen  .'t  Klassen  der  Mitglieder  sich  erfreuen.  Was  in  zweiler 
Linie  für  die  Geltung  des  Vereins  erheblich  in  die  Wagschale 
fällt,  ist  der  etwas  feierliche  Rahmen  und  die  der  Landessitte 
entsprechende  Angemessenheit  der  Aeußerlichkeiten,  in  denen  das 
Vereinsleben  sich  bewegt,  vor  allem  aber  der  Ernst,  in  welchem 
die  Verhandlungen  geführt  werden,  und  „Inst  not  Uam"  die  völlige 
Freiheit  der  Diskussion,  die  an  sich  schon  im  englischen 
Blute  liegeud,  in  einem  Kreise  zur  höchsten  Kntwickeluug  gelangen 
wird,  in  dem  Standesunterschiede  keinerlei  Heimathsrecht  haben  und 
in  dem  Behörden-  und  Beamtenlhum  mit  dem  äußerlichen  Zwange, 
der  dadurch  in  das  Vereinsleben  hinein  getrageu  wird,  vergleichs- 
weise unbekannte  Dinge  sind.  -  Auf  den  hohen  fachlichen  Werth, 
dessen  die  gedruckten  Mittheilungen  der  „Institution'  sich  erfreueu, 
auf  die  große,  aus  vielen  Ländern  des  Erdballs  rekrutirte  Mitglieder- 
zahl, auf  das  nunmehr  60 jährige  Besteben  des  Vereins,  endlich 
auf  die  Geldopfer,  welche  die  Mitglieder  dem  Vereiuslebeu  bringen, 
braucht  nur  beiläufig  au  einer  Stelle  hingewiesen  zu  werden,  an 
der  es  gilt,  auf  die  Erkläruug  des  fachlichen  Ansehens  dieses 
Vereins  ein  knappes  Streiflicht  fallen  zu  lassen.  Unseres  Wissens 
ezistirt  in  England  kein  einziger  technischer  Verein,  der  sich 
eines  gleich  hoben  Ansehens  unter  den  Fachvereineu  nicht  nur, 
sondern  im  gesammten  öffentlichen  Leben  des  Landes  zu  rühmen 
vermöchte,  wie  die  „Institution  of  ('iril-Knyiiieers"  in  London! 

Umstände  verändern  die  Sache  und  verhindern  es,  die  Zustände 
des  englischen  Vereins  als  mustergültig  für  deutsche  technische 
Vereine  zu  halten,  wenngleich  sie  in  der  Heimath  immerhin  da- 
für gelten  mögen!   


522 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


21.  DetmltfT  187R 


welche  du  Bedorfniss  der  Schiffahrt  weit  Oberschreiten ;  eine 
ferne i  e  Einschränkung  des  von  der  Natur  gebildeten  Mittelwasser- 
Proöls  ist  demnach  hier  nicht  nur  nicht  nothwendig,  sondern  viel- 
mehr nachtheilig,  und  man  wird  sich  auf  die  Befestigung  der  ab- 
brüchigen Ufer  beschränken  ki innen,  um  die  Vermehrung  der 
Sinkstoff- Massen  im  Strombett  zu  verhüten.  Auch  wenn  die  außer- 
gewöhnliche Einengung  des  Hochwasser-Profils  durch  Deiche  her- 
bei gefilhrt  wird,  dürfte  es  unter  Umständen  rathsam  sein,  eine 
den  Verhältnissen  entsprechende  Erweiterung  des  Mittel-  und 
Kleinwasser  -Profils  eintreten  zu  lassen,  um  Anstauungen  der  Hoch- 
gewässer  und  starke  Auskolkungen  des  Klein wuscr- Profils  zu  ver- 
huten,  jvennglcich  in  solchem  Falle  die  Erweiterung  des  lloch- 
"  i  der  des  Mittel-  und  Kleinwasser-Protils  allerdings  bei 
ist    Man  darf  übriges  nie  aufser  Acht  lassen, 


bei 


ges  nie 
Profils 


tiefe  bedeutend  zu  vergrößern, 
häutig  sehr  bald  eine  Grenze 
Breite  des  Kieiuwasserprofils, 


die  Fahr- 
jedoch 

in  der  sehr  geringen 
sich  bei  der  Be- 


wässere mit  der  des 

dies  nicht  der  Fall  ist,  wird  das  Mittel-  und 
durch  das  Hochwasser  nur  an  einzelnen  Punkten  vertieft,  an  an- 
deren aber  verflacht,  und  es  wurde  daher  die  Vergrößerung  der 
Mittel-  und  Kleinwasser-Breite  nicht  nur  nicht  zweckmäßig,  sondern 
vielmehr  höchst  nachtheilig  sein.  — 

Es  werden  nun  noch  einige  Worte  der  Frage  zu  widmen 
sein:  welche  Bedingungen  bezüglich  der  durch  die  Re- 
gulirung  zu  erstrebenden  Fahrtiefe  man  den  Berechnungen 
der  Nonnalbreiten  schiffbarer  Gewisser  zu  Grunde  legen  müsse, 
um  das  wahre  Interesse  der  Schiffahrt  zu  fördern.  Dass  letztere 
bei  Benutzung  kleiner  Fahrzeuge  von  geringer  Tragfähigkeit  mit 
den  Eisenbahnen  nicht  konkurriren  kann,  ist  eine  bekannte  That- 
sache.  In  Folge  dessen  hat  sich  bei  den  Schiffern  schon  langst 
die  Tendenz  geltend  gemacht,  Fahrzeuge  von  großer  Tragfähig- 
zu  bauen,  welche  in  Folge  ihres  größeren  Tiefgangs  in  den 
meisten  deutschen  Flüssen  zwar  bei  mittleren,  aber  nicht  bei 
niedrigen  Wasserstanden  mit  Befrachtung  iisssiren  können  und 
deshalb  nur  wahrend  kurzer  Perioden  jedes  Jahres  beuutzbar 
!  Tendenz  würde  selbstverständlich  in  noch  weit  höherem 
wenu  die  größtentheils  mit  2  m  Tiefe  projektirten  i 


rechnung  der  Nonnalbreiten  nach  vorstehenden  Grundsätzen  selbst 
schon  im  mittleren  Laufe  bedeutender  Ströme  heraus  stellt  und 
wegen  der  hierdurch  entstehenden  Hindernisse  für  den  Eisgang 
und  für  die  nothwendige  Bewegungsfreiheit  der  Fahrzeuge  un- 
zulässig sein  wurde. 

Welche  Breite  das  Kleinwasserprofil  zu  letsterem  Zweck 
mindestens  erhalten  müsse,  hangt  allerdings  von  den  lok&leu 
Verhaltnissen  ab  und  es  lassen  sich  in  dieser  Beziehung  allge- 
mein gültige  Angaben  nicht  inachen.  Man  wird  jedoch  gut 
thun,  gerade  in  diesem  Punkte  mit  der  größten  Vorsicht  zn  ver- 
fahren, weil  durch  Erschwerungen  des  Eisganges  leicht  Eisver- 
setzungen und  große  Gefahren  für  die  Deiche  herbei  geführt 
werden  können  und  weil  ein  Fluss,  dessen  Fahrwasser  für  den 
Schiffsverkehr  zu  schmal  ist,  selbst  bei  hinreichender  Wassertiefe 
en  eines  gut  schiffbaren  verdient, 
dass  das  "Kleinwasserprofil  mehr 


Der  Fall, 


als  zulässig  ein- 

Verhältnisse  als 
Fahrtiefe  erzeugt  werden  sollte,  würde  bei 
Berechnungen  der  Normalbreitun  auf  Grund  sorgfältiger  Waaser- 
mengen-Ermittlungen keineswegs  selten  eintreten  und  hiermit  die 
Frage  entstehen,  ob  der  betr.  Fluss-  bezw.  Flusstheil  alt  Wasser- 
straße ganz  aufzugeben  und  als  solche  vielleicht  durch  einen 
Seitenkanal  zu  ersetzen  sei,  oder  ob  derselbe  durch  ander- 
weitige Mittel,  z.  B.  durch  Kanalisirung,  die  erforderliche  Fahr- 
tiefe erhalten  solle  ?  In  beiden  Fällen  würde  die  fernere  Ein- 
schränkung mittels  Buhnen  oder  Parallelwerken  nahezu  zwecklos 
und  jede  noch  fernerhin  dafür  zu  machende  Ausgabe  als  eine 
fast  verlorene  zu  betrachten  sein. 

Um  derartige  nutzlose  Ausgaben,  durch  welche  die  Staats- 
mittel zum  Nachtheil  der  einen  reellen  Erfolg  versprechenden  Re- 
gulirungen zersplittert  werden  würden,  zu  verhüten,  würde  es 
allerdings  sehr  rathsam  sein,  durch  die  sorgfältigsten  Be- 
rechnungen d er  Normalbreiten  aller  schiffbaren  Ge- 
wässer Deutschlands  zu  konstatiren,  in  welchen  derselben  die 
weitere  Regulirung  mittels  Kinscbr.inkungs-Bauten  Oberhanpt  ab 
zweckentprechend  zu  erachten  sei? 

Wenn  hierdurch  manche  Illusionen  bezüglich  des  Werthe* 
einzelner  Flüsse  als  Was&erstralsen  zerstört  werden  sollten,  so 
wurde  dagegen  die  hohe  Bedeutung  anderer  Gewässer  für  den 
National- Wohlstand  mehr  als  bisher  gewürdigt  und  auch  im  großen 
Publikum  einer  klareren  und  richtigeren  Anscha 
außerordentlich  wichtigen  Gegenstand  Eingang 

Breslau,  187Ö.  Graeve. 


Mittheilungen  aus  Vereinen. 


Architekten -Verein  zn  Berlin.  Eine  Winter -Exkursion, 
die  der  Verein  am  Abend  des  17.  Dez.  in  sein  eigenes  Haus  zur 
eingehenden  Besichtigung  der  Weihnachtsmesse  unternahm, 
gestaltete  sich  zu  einem  der  anregendsten  Versammlungsabende. 

Nach  einigen  einleitenden  Worten  des  Vorsitzenden  bewill- 
kommte  Hr.  Kyllmann  die  Versammlung  unter  den  Schau- 
stellungen der  Berliner  Kunstindustrie  und  wies  in  zündender 
Rede  darauf  hin,  ein  wie  wichtiger  Theil  unserer  Natioual- Wohl- 
fahrt in  diese  kunstgewerblichen  Bestrebungen  und  in  die  Hände 
ihrer  Träger,  der  Architekten,  gelegt  sei. 

Die  Versammlung  zerstreute  sich  alsdann  durch  die  glänzen- 
den Räume,  um  in  einzelnen  Gruppen  von  kundigen  Führern,  denen 
sich,  außer  den  Vereinsgenossen  Ende,  Heyden  und  Lutb- 
mer  in  freundlicher  Weise  Hr.  Prof.  Dr.  Jul.  Lessing  zugesellt 
in  den  einzelnen  Gebieten  des  ausstellenden  Kunstgewerbes 
zu  werden.  Es  sei  dem  Referenten  gestattet,  ebenfalls 
sich  anschließend,  die  hervor  ra| 
Gruppen  kurz  zu  bezeichnen. 
Hr.  Ende  führte  die  keramischen  Industrien  vor, 
ngen,  wenn  sie  auch  nicht  in  einer  vo 
Ausstellung  wie  der  der  Ravene'scben  Majoliken  des  vorigen  Jahres 
gipfeln,  doch  entschieden  an  Verbreiterung  gewonnen  haben. 
Nicht  weniger  als  6  Majolika-Aussteller  begrüßen  wir  dies  Jahr, 
unter  denen  Frl.  Drews  wieder  durch  besonders  gelungene 
Farbentone,  Frl.  Winkel  u.  Mätzki  durch  gute  Muster,  zum  Theil 
nach  orientalischen  Vorbildern,  sich  auszeichnen,  während  die 
Oest'sche  Ausstellung  sich  mit  ihren  schönen  Nachbildungen  der 
Faenxa-  und  Urbino- Schüsseln  als  die  direkte  Nachfolgerin  der 
Ravene'scben  Bestrebungen  dokumentirt.  Eine  Ausnahmestellung 
nehmen  wieder  die,  einen  gewaltigen  Fortschritt  in  der  Technik 
bezeichnenden,  köstlichen  kleinen  Kunstwerke  ein,  welche  Hr. 
Timm  auf  Teller  und  Krüge  gemalt  hat  Die  Kgl.  Porzellan- 
Manufaktur  endlich  tritt  mit  einer  Anzahl  äußerst  farbenpräch- 
tiger Majoliken  auch  auf  diesem  Gebiete  auf.  Die  Ausstellung 
ihrer  Porzellaue  aber  verdient  besondere  Beachtung,  weil  sie  in 
dem  rückhaltlosen  Wiederaufnehmen  des  gesunden  Porxellanstils 
aus  dem  Will.  Jahrhundert  die  Basis  gewonnen  hat,  auf  der 
diese,  in  Form  wie  in  Farbe  gleic" 
sich  aufbauen. 

Dem  Porzellan  schließt  sich  das  Glas,  auf  der  Messe  durch 
zwei  hervorragende  Aussteller  vettreten,  an,  welches  Hr.  Heyden 
vorführte  -    doppelt  hierzu  berechtigt,  weil  die  Fortschritte,  die 

n  bat,  wesent 


mentisten  des  XVI.  Jahrhunderts  uns  überliefert  haben,  verbindet 
sich  ein  Decor,  das  über  eine  unendliche  Fülle  glänzender  Mittel 
verfügt,  vielleicht  gerade  in  diesem  Reicbtbum  dem  Künstler  eine 
nicht  immer  ganz  vermiedene  Gefahr  bereitend.  Köstlich  sind 
die  neueren  und  neuesten  Stücke,  die  fast  titglich  noch  auf  diesen 
Ausstellungstisch  überraschen:  Schalen  und  Phiolen,  deren  Decor 
theiß  an  orientalische  Formen  anklingt,  theils  in  graziösester 
Weise  Naturmotive  verwendet 

Ein  neuer  Gast  der  Weihnachtsmesse  ist  Wentzel  aus 
Breslau,  dessen  Gtasgravirungen —  reizende,  Uberaus  vornehm  wir- 
kende Zeichnungen    vouArcb.  < 'reiner  künstlerisch  geleitet  werden. 

Wieder  begegnen  wir  den  Namen  Heyden,  wenn  wir  uns 
der  in  Wirklichkeit  strahlenden  Ausstellung  von  Sy  &  Wagner 
zuwenden.  Von  Alters  her,  noch  zu  ihres  Gründers  I lossauer 
Zeiten  mit  der  Architcktenschaft  Berlins  in  engster  Verbindung, 
hat  sich  diese  Silber-  und  Goldwaaren-Fabrik  immer  auf 
der  Höhe  der  Situation  gehalten,  sowohl  was  elegante,  tadellos- 
vornehme Aasführung,  wie  engste  Fühlung  mit  allen  Nuancen 
der  wechselnden  SÜlrichtungen  in  der  Berliner  Schule  betrifft. 
Hier  ist  es  vor  allem,  neben  Thaler- Humpen,  Tafelaufsätzen  etc., 
eine  Fruchtsrhale  nach  Hevden's  Zeichnung,  die  dekorirte« 
Krystallglas,  in  Silber-  und  Goldfassung  mit  Emailschmuck  in 
überraschend  schöner  Kombination  enthält.  Das  Werthvollste 
aber,  was  Sy  &  Wagner  uns  bietet,  sind  die  ! 
von  denen  jedes  Gehänge,  jedes  Annband,  ein 
Renaissance-Kunstwerk  von  kühnste] 
darstellt 

Prof.  Lessing  hatte  die  dankbare  Aufgabe,  den 
die  Erzeugnisse  der  Textil- Industrie  anzuführen.  —  Wohl 
mag  es  schwer  sein,  mit  dem  farbenprächtigen,  schwerfallenden,  echt 
orientalischen  Portierenstoff  (der  Kilinis),  mit  den  persischen, 
indischen  und  russischen  Teppichen  in  Wettkampf  zu  treten,  mit 
welchen  das  Entgegenkommen  der  bekannten  Finnen  N.  Ehren- 
haus  und  Gerson  alle  Wände  und  'innren  des  Hauses  in  Ober- 
reicher Fülle  geschmOckt  hat.  Den  sichersten  Weg  in  diesem 
Wettkampf  schlagen  Schütz  &  Juel  in  Würzen  ein,  indem  sie 
auf  die  orientalischen  Muster  des  XIV.  bis  XVI.  Jahrhundert  zu- 
rück gehen,  die  uns  I.essing  in  seiner  bekannten  Publikation  in 
so  mustergültiger  Form  zugänglich  gemacht  hat  In  hervor 
ragender  Weise  ist  die  lokale  Berliner  Textil-Industrie  vertreten 
durch  A.  Müller  (Spittelmarkt  5),  welcher  unermüdlich  schaffend, 
stets  neue  Muster,  tadellose  Reproduktionen  des  Besten,  was  das 
Gewerbemuseum  an  alten  Formen  enthält,  zur  Messe  bringt  In 
den  roth  und  blau  gewirkten  Leinendecken  dieser  Firma  be- 
grüßen wir  auch  wieder  den  Einnuss  Lesaing'scber  Publikationen. 


Kt.  102. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


523 


In  der  Lederwaaren-  und  Buchbinder-Industrie, 
'  wichtigsten  Zweige  der  Berliner  Fabrikation,  und  nur  zwei 
bervor  regende  Aussteller  xu  nennen :  Kullricb,  dessen  Arbeiten 
in  d.  Bl.  bei  Gelegenheit  der  kunstgew.  Konkurrenzen  eingehend 
gewürdigt  wurden,  und  Vogt  &  Sohn.  Letzterer  nahm  selbst 
Gelegenheit,  die  Yerfahrungsweise  bei  der  von  ihm  mit  Meister- 
schaft geübten  Haudpressung  und  V« 


volle  innere  Ausstattung  seiner  Ar- 
beit Werth  legt,  und  Mönch  &  Seyffert,  ebenfalls  eine  Firma  der 
ktinstgew.  Konkurrenz,  die  uns  hier  mit  einfacheren  Arbeiten  auf 
entschieden  richtigem  Wege  entgegen  tritt. 

Bei  den  Möbel-Arbeiten,  deren  Erklärung  Hr.  Luthmer 
übernommen  hatte,  sei  es  gestattet,  nur  die  wichtigsten  hervor 
xu  heben.  Dem  Einfluas  der  äußerst  tätigen  Architekten-Firma 
Ihne  &  Stegmüller  begegnen  wir  hier  an  verrchiedenen  Stelleu. 
Langer  in  Schweidnitz,  eine  Fabrik,  die  Jahn-  lang  mit  der 
billigsten  Bautischler-Arbeit  alle  Submissionen  gewann,  präsentirt 
sich  uns  hier,  unter  der  Führung  der  genannten  Architekten,  mit 
vollendet  schonen  Luxusmöbeln,  Nussbaunibolz  mit  Intarsien  in 
deutschem  Renaissancestil.  Ebenso  erfreulich,  wie  hier  die  Um- 
kehr von  der  Massenarbeit  zum  edelsten  kunstgewerblichen 
Schaffen,  berührt  es  uns,  wenn  das  alte  Geschäft  des  Hoftiscbler- 
meister  Rieht  in  jugendlicher  Rüstigkeit  sich,  ebenfalls  mit  Hülfe 
der  genannten  Architekten,  den  modernsten  Bestrebungen  auf 
diesem  Gebiete  anschlicht.  Kin  großes  Büffet,  sowie  ein  Tisch 
nnd  Sopha  gehören  zum  Besten  der  Ausstellung  und  überraschen 
durch  Billigkeit  der  Preise. 

Unter  dem  Einfluss  von  Heyden  &  Kvllmann  arbeitet  Wenkel 
auf  dem  von  ihm  gewählten  Gebiet  der  feineren  Intarsia-  und 
Boule- Arbeit  rüstig  weiter  und  bringt  hier  namentlich  kleine 
Kassetten,  mit  Ebenholz,  Elfenbein  und  Kupfer 


Nicht  minderen  Einfluss  als  einzelne  Architekten  sehen  wir 
das  Uewerbemuseum  auf  die  Möbelarchitektur  ausüben.  Wohl 
kann  dasselbe  mit  Genugtuung  auf  die  aus  seiner  Lehranstalt 
gegangenen  Aussteller,  I'ingel  und  die  Brüder  Schirmer 
Hat  der  erstere  ein  reizendes  kleines  Sopha  und  ein 


stattliches  Rüffet  mit  Intarsienschmuck  ausgestellt,  die  alles  Lob 
verdienen,  so  zeigen  sich  die  Bruder  Schinner  auf  verschiedenen 
Gebieten  tatig.  Die  wohl  gelungenen  Uhrgehäuse  der  Konkurrenz 
halten  in  d.  Bl.  schon  lobende  Erwähnung  gefunden.  Hier  ziehen 
neben  einigen  recht  gelungenen  Siurnöbeln  eine  eigentümlich 
gemütliche  Chiffoniere,  sowie  ein  Kussbaum -Bücherschrank  in 

als  Erfinder  der  Gehäuse  von  zwer  I'ianino's  der  Fabrik  von 
K.  Krause,  zwei  Instrumenten,  die  wohl  mit  das  Beate  und  Stil- 
vollste bezeichnen,  was  seit  lauge  auf  diesem  überaus  schwer  zu 
n  Gehiete  m ' 


behandelnden  Gebiete  geleistet  worden  ist.  — 

Um  den  uns  zugemessenen  Raum  nicht  zu  überschreiten, 
mussten  wir  hier  manches  übergehen,  was  auf  die  Besprechung 
vollsten  Anspruch  hatte,  wie  die  ganze  Gruppe  der  Bronzen,  unter 
denen  Otto  Schulz  und  Spinn  exzelliren,  die  Emaillen  von  Raven«? 
und  seinem  Schüler  Laue,  der  den  Meister  mit  Riesenschritten 
einholt,  Hugo  Schaper,  der  mit  kleineren  Mitteln  sich  als  würdiger 
Rivale  von  Sy  und  Wagner  zeigt,  die  interessanten  Kisenarbeiten 
von  Fuhrmann  uud  von  Schaale,  und  endlich  das  ganze  liebens- 
würdige Gebiet  der  Damenarbeiten,  das  sich  beute  schon  in  er- 
freulichster Weise  aus  den  Schranken  des  Dilettantismus  heraus 

gehoben  zeigt.  

Dass  diese  eingehende  Besichtigung  der  Ausstellung  beiden 
Theilen,  Besuchern  wie  Ausstellern,  die  erfreulichsten  Früchte 
tragen  wird,  ist  wohl  nicht  zu  bezweifeln.  Wenn,  wie  dies  heut- 
zutage noch  unzweifelhaft  der  Fall  ist,  die  Architekten  die  Trager 
und  Leiter  des  Kunstgewerbes  sind,  so  hat  in  einem  Verein,  wie 
der  unsrige  ist,  jedes  Mitglied  geradezu  die  Pflicht,  mit  wärmstem 
Interesse  die  Versuche.  Fortschritte  und  Schwankungen  auf 
Gebiete  xu  verfolgen.    Und  sicher  bat  sich  in  i 


Theilnehmern  an  unserem  Besuche  der  Weihi 
Uehereeugung  befestigt,  dass  das  große  Opfer,  wcl 
chitektenverein  durch  die  mehrwöchentliche  Hergabe 
Hauses  bringt,  reichlich  belohnt  werden  wird  durch  die 
demnächst  aber  auch  durch  die  materiellen  Erfolge 
Kunstindustrie. 


Verwischte« 

Errichtung  eines  „Ministeriams  der  öffentlichen  Ar- 
beiten" la  Preufsen.  Dem  preußischen  Landtage  liegt  zur 
Zeit  ein  Gesetz-Entwurf  über  einige  Ressort- Veränderungen  inner- 
halb des  Staatsministeriums  vor,  durch  welche  insbesondere  das 
bisherige  Ministerium  für  Handel,  Gewerbe  und  öffentliche  Ar- 
beiten betroffen  wird.  Die  Abtheilung  für  Handel  und  Gewerbe, 
in  deren  Ressort  seit  kurzer  Zeit  auch  die  Aufsiebt  Uber  das  ge- 
sauimte  technische  Uuterrichtawesen  aufgenommen  war,  soll  von 
demselben  abgezweigt  werden,  und  swar  soll  die  Sorge  für  Handel 
und  Gewerbe  fortan  demjenigen  preußischen  Staatsminister  zu- 
fallen, der  an  der  Spitze  des  deutschen  Reichskanzler- Amtes  steht, 
wahrend  das  technische  Unterrichtswesen  mit  der  übrigen,  dem 
Kultus-Ministerium  unterstehenden  Unterrichts- Verwaltung  vereinigt 
wird.  Die  4  anderen  Abtheilungen  des  bisherigen  Ministeriums 
für  Handel  etc.,  denen  die  Verwaltung  des  Berg-  und  Salinen- 
wesens, der  Staate- Eisenbahnen  und  des  Bauwesens,  sowie  die  He- 
aulsichügung  der  Privat-Kiscubahnen  obliegt,  sollen  vom  1.  April 
187«  ab  das  „Ministerium  der  rffentlichen  Arbeiten"  bilden. 

.Nachdem  der  Gesetz-Entwurf  am  18.  Dezember  im  Abgeord- 
netenhause  die  2.  Lesung  passirt  hat,  ist  an  dessen  Verwirklichung 
wohl  nicht  mehr  zu  zweifeln.  Die  Bedenken,  welche  gegen  den- 
selben rege  wurden,  waren  ausschließlich  politischer  Art  und  be- 
trafen einerseits  die  Kombination  eines  preußischen  Ministeriums 
mit  einem  Reichsamte,  andrerseits  die  Beziehungen',  in  welche 
diese  Aenderungen  zu  dem  Erlass  eines  Reichs-Kisenbahn-Ge- 
setzea  sowie  zu  der  sogen.  „Verstaatlichung"  der  Privatbahnen 
und  dem  nebelhaften  „Reichs- Eisenbahn- Projekt"  treten  könnten. 
Der  Uebergaug  der  Aufsicht  über  die  Privatbahnen  an  du  Reich 
wurde  in  ausdrückliche  Aussicht  genommen:  auch  wurde  die  Mög- 
lichkeit einer  künftigen  Zuweisung  der  Abteilung  für  Berg-  und 
Salinenwesen  an  das  neue  Ministerium  für  Landwirtschaft ,  Do- 
mänen und  Forsten,  wohin  dieselbe  nach  der  Natur  ihrer  auf 
Nutzung  eines  Staatsbesitzes  gerichteten  Tendenz  auch  unbedingt 
gehört,  beiläufig  besprochen. 

Eines  scheinbar  nebensächlichen ,  aber  in  Wirklichkeit  doch 
nicht  gleichgültigen  Moments  ist  zu  unserer  Verwunderung  von 
keiner  Seite  gedacht  worden:  der  Bezeichnung  des  neuen 
Ministeriums,  die  als  glücklich  gewählt  wohl  nicht  gelten  kann. 
Der  Begriff  der  „öffentlichen  Arbeiten",  der  sich  als  Theil  der 
Firma  des  bisherigen  Handels-Ministeriums  allerdings  seit  30 
Jahren  ein  gewisses  Bürgerrecht  in  Preufsen  erworben  bat,  ist 
ein  dem  deutschen  Sprachgebrauche  wenig  geläufiger  und  jeden- 
falls durch  eine  allzu  wörtliche  Uebersetxung  der  französischen 
'uWie»"  entotanden;^man  spn^hUn^DeutocWand  von 


wenig  in  Betracht    Da  der  I>eutachc  jedoch 
Genitiv- Verbindungen,  wo  es  nur  irgend 
artigen  Wort-Zusamnicn- 


t",  sondern  als  der  „Arbeits -Minister"  bezeich- 
net werden,  was  beinahe  so  klingt,  als  besorgte  er  allein  die 
Arbeit  des  Staatsministeriums,  wahrend  die  anderen  Minister  nur 
zur  Repräsentation  da  wären.  Die  Bezeichnung  „Minister 
der  öffentlichen  Bauten",  bezw.  „Bauten-Minister",  die 
ja  bei  der  3.  Lesung  des  Gesetzes  leicht  noch  gewählt  werden 
könnte,  wäre  unseres  Trachtens  in  jeder  Beziehung  eine  bessere.  - 
'Jeher  die  Aussichten,  welche  die  neue  Maahregel  unseren 
Fach-Interessen  eröffnet,  lässt  sich  verbältnissmäßig  wenig  sagen. 
Sollte  der  Gedanke,  dass  sich  aus  einem  „Ministerium  der  öffent- 
lichen bauten"  allmählich  ein  Fach-Ministerium  im  engeren  Sinne 
entwickeln  könnte,  von  irgend  welcher  Seite  gehegt  werden,  so  bedarf 
derselbe  wohl  keiner  weitläufigen  Widerlegung.  Die  Minister- 
Aemter  eines  modernen  Staates  sind  politische  Stellungen,  und 
sollte  jemals  auch  in  Preußen  ein  Augehöriger  des  Baufachs  zu 
einem  Minister-Posten  gelangen,  so  wird  er  dies  seiner  staats- 
männischen Befähigung  und  Erprobung,  nicht  seiner  fachmänni- 
schen Bedeutung  zu  verdanken  haben.  Was  wir  hoffen  können 
und  wollen,  ist,  dass  die  Entscheidung  über  die  seit  Jahren 
schwankende,  äußere  Stellung  des  Ministeriums  im  Staats-Organis- 
mus dazu  führt,  nunmehr  an  die  dringend  erforderliche,  innere 
Reorganisation  desselben  zugehen,  die  selbstverständlich  mit 
einer  Reorganisation  des  gesammten  Staate-Bau-  und  Eisenbahn- 
wesens verbunden  sein  muss. 

Es  ist  hier  nicht  der  Ort,  auf  das  zuletzt  erwähnte,  in  diesen 
Blättern  oft  genug  schon  besprochene  Thema  naher  einzugehen. 
In  Betreff  des  Ministeriums  an  sich  unterliegt  es  wohl  keinem 
Zweifel,  daas  vor  allen  Dingen  für  eine  Entlastung  desselben 
gesorgt  werden  muss.  Von  allen  Seiten  wird  über  das  rapide 
Anwachsen  der  ihm  obliegenden  Arbeit,  die  durch  eine  fort- 
währende Steigerung  des  Personals  nur  mühsam  bewältigt  werden 
kann,  Klage  geführt  Auch  nach  Abtrennung  der  Abtheilung  IV. 
wird  das  Ministerium  der  öffentlichen  Arbeiten  außer  einein 
Unterstaatssekretär  noch  4  Direktoren  und  37  vortragende  Räthe 
sowie  ca.  20  Hülßarbeiter  zahlen,  während  das  Kultusministerium 
1  Unterslaatssekretär,  3  Direktoren  und  27  vortragende  Räthe,  das 
landwirtschaftliche  und  das  Finanz-Ministerium  je  3  Direktoren 
und  20  vortragende  Räte,  das  Justiz-Ministerium  1  Unterstaals- 
Sekretär,  1  Direktor  und  15  vortragende  Räte,  das  Ministerium 
des  Innern  1  Unterstaata-Sekretär  und  12  vortragende  Räthe,  das 
neue  Handelsministerium  1  Direktor  und  4  vortragende  Rate 
besitzen  werden.  Die  Zahl  der  Vorlagen,  welche  der  Minister  für 
Handel  etc.  bisher  zu  bewältigen  gehabt  hat,  ist  vou  demselben 
in  der  letzten  Sitzung  des  Abgeordnetenhauses  auf  etwa  2öo 
neue  und  fast  eben  so  viele  rückmutige  Nummern  pro  Tag 


Verwaltung  ein- 
a  eine  derartige 
erlicber  Einwir- 


in  die  Geheimnisse  der 
wird  man  nicht  irren,  wenn 
cht  sowohl  als  die  Folge 

als  die  Folge  einer  fehlerhaften 
Die  Mängel  dieser  Organisation  liegen 
zu  Tage.   Anstatt  sich  auf  die  obere  I-eitung  des 

allgemeinen  üe- 

uTgitizeo  By  VjOOgle 


524 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


21. 


187* 


Sichtspunkten  zu  beschränken,  hat  das  Hamids  -  Ministerium  — 
vielleicht  mehr  der  Noth,  als  dem  eigeuen  Triebe  gehorchend  — 
allmählich  einen  grofsen  Theil  derjenigen  Gewhafte  an  sich  ge- 
zogen, die  l»ei  einem  gesunden,  leistungsfähigen  Vcrwallungs- 
Organismus  fuglich  in  den  unteren  Instanzen  erledigt  werden 
müssten.  In  der  Bau  -  Abtheilung  wird  die  grofse  Mehrzahl  der 
Entwürfe  zu  Staatsbauten  bearbeitet,  die  Eisenhahn -Abtheilung 
aber  versieht  die  Geschäfte  einer  General  -  Direktion  der  Staats- 
Eisenbahnen. 

Möge  es,  nachdem  nunmehr  die  politischen  Ressortfragen 
erledigt  sind,  der  energischen  Ttnttigkeit  des  gegenwärtigen  Herrn 
Ministers  gelingen,  diesen  Zustanden  durch  eiue  Reform  an 
Haupt  und  Gliedern  ein  Ende  zu 


Techniker  im  preußischen  Abgeordnotenhaase  und 
im  deutschen  Reichstage  Nachdem  durch  Beschluss  der 
diesjährigen  Delegirten- Versammlung  die  Vereine  zur  Bearbeitung 
der  Frage,  aus  welchen  Gründen  Architekten  und  Ingenieure  nur 
in  geringer  Zahl  den  politischen  Körperschaften  Deutschlands  an- 
-  hören,  veranlasst  worden  sind,  ist  es  vielleicht  nicht  ohne 

•r  Fachgeuossen  an  den 


sehen  Landtages,  genaue  Angaben  zu 
»Stellung  dersellwu  wurden  wir 
i  Jahre  erschienene,  von  einem 


Zu  einer  Zu- 
lurch  eine  im 
de»  Abgeordneten- 

aufgestellte  Lebersicht  der  sämmtlichen  Abgeordneten, 
der  preufsischen  zweiten  Kammer,  resp.  dem  Hause  der 
Abgeordueteu  vom  1849  bis  zum  Mai  1877  angehört  haben.  Die 
alphabetische  Liste  zahlt  genau  2700  Namen;  eiue  Durchsicht 
derselben  hat  das  Kesultat  ergeben,  dass  von  unseren  Fachge- 
nossen während  dieser  28  Jahre  nur  4  die  Ehre  genossen  haben, 
in  die  Landesvertretung  gewählt  zu  werden.  Diese  4  Herren 
sind:  1)  der  Reg.-  u.  Baurath  a.  D.  Vict.  v.  Unruh,  der  bereits 
der  preuis.  National  -  Versammlung  angehörte  und  bei  Aurlösuug 
derselben  erster  Vize  -  Präsident  war,  dann  im  Jahre  184!)  der 
zweiten  Kammer  und  von  1663-71  dem  Abgeordnetenhause  als 
Mitglied  angehörte,  aufserdem  seit  Iw>7  auch  Mitglied  des  Reichs- 
tages ist.  2)  Der  zweiten  Kammer  gehörte  von  1848—18  der 
damalige  Wasserbau  -  Inspektor  Treplin  in  Magdeburg,  jetzt  als 
Reg.-  u.  Baurth.  u  D.  in  Potsdam  leitend,  an.  3)  Der  Eisenhahn- 
Bauinspektor  Hoffmann  in  Görlitz  (62— 07),  vor  mehren  Jahren 
verstorben.  4;  Der  ebenfalls  schon  verstorbene  Waaserliau- 
Inspektor  Willich  in  Rees  bei  Wesel  von  1860-Cl  n.  (13— «7. 
—  Zur  Mitgliedschaft  des  Herrenhauses  bat  sich  bis  jetzt  noch 
keiner 
Im 

schon  genannten  Hm.  v.  Unruh  noch  die  Hrn.  Eisenbahn- 
Direktor  Bail  in  Glogau  («7-70,  seitdem  gestorben),  Bau-Direktor 
Gerwig  in  Karlsruhe  (seit  187«)  und  endlich  der  Hofbauratb  a.  D. 
Demmler  in  Schwerin  (1877-78)  einen  Sit«  inne  gehabt.  K. 


Anstauungen  und  Beförderungen 
Eisen  bahn- Beamten  im  Jahro  1878.  Die  nachstehende  Zu- 
sammenstellung giebt  einen  Auszug  aus  den  Nachrichten  des 
Eiseubahn- Verordnungsblattes  für  1878  (bis  zum  15.  Dex.  d.  J.). 

Meines  Erachtens  dürften  die  augeführten  Zahlen  eventuell 
für  alle  diejenigen  jüngeren  Kollegen  von  Interesse  sein,  welche  den 


sich  dem  : 


13 


Administrative  Beamte: 
Zu  Reg  - Assessoreu  ernannt, 
also  Hülfsarbeiier  der  Di- 
rektionen  9 

Zu  Direktions  -  Mitgliedern 
ernannt: 

Administrative  Beamte  fi 
Zu  Reg.- Kathen  ernannt: 

Administrative  Beamte  11 
89 


-Dienst 
als  Eiaenbahn- 

.    .  0') 
Zu  Eisenbahn-Bau-  B,  Betr.- 
Inspektoren  ernannt  .  . 

Zu  Direktinns  -  Mitgliedern 


B 


Zu  Reg.-  und  Bau-Rathen 


10 


•)  ZnlrlTl  3  In.  J.hn-  I»!«,  von 

i"7;  und  ims  Masa 


Oberiogenienr  Hellwag.  In  den  letzten  Monaten  sind 
mehrfach  Nachrichten  durch  die  politischen  Mutter  gelaufen, 
denen  zufolge  in  der  technischen  Oberleitung  des  Baues  der 
(intthardhabn  ein  abermaliger  Wechsel  vor  der  Thür  stünde. 
I  »ic  nothwendige  Reserve,  welche  wir  den  Leistungen  der  Tages- 
litterotur  gegenüber  uns  mit  gutem  Grunde  auferlegen,  hat  uns 
bislang  gebindert,  von  jenen  Nachrichten  Notiz  zu  nehmen. 

Diese  Reserve  erscheint  mit  Bezug  auf  den  „Fall  Hellwag" 
heute  überflussig,  nachdem  in  Nr.  98  der  Zeitg.  d.  V.  d.  E. -V. 
die  Direktion  der  Gotthardbahn  selbst  eine  Erklärung  veröffent- 
licht bat,  nach  welcher  der  Rücktritt  des  Hrn.  Hellwag  als  un- 
mittelbar bevor  stehend  anzusehen  ist  und  als  Grund  desselben 
.Mangel  an  Vertrauen  zwischen  der  Verwaltung  und  dem  leiten- 
den technischen  Beamten"  bezeichnet  wird. 

Wir  selbst  haben  nicht  umhin  gekonnt,  anf  ein  tief  gehendes 
Zerwürfutss  zu  schliel'sen,  als  vor  einiger  Zeit  eine  Publikation 


des  Hrn.  Hellwag  über  die  finanzielle  Rekonstruktion  des  Gotthard- 
bahn- Unternehmens  in  unsere  Hände  gelaugte,  welche  reich  an 
vielerlei  Auslassungen  und  Hervorkehrungen  subjektiven  Ermessens 
ihres  Urbeiters  war,  die  mit  der  gebundenen  Stellung  eines  Be- 
amten seinen  Behörden  gegenüber  nach  ganz  allgemeiner  Ao(- 
fassung  als  unverträglich  gelten  müssen. 

Mit  Hellwag's  Austritt  vollzieht  sich  der  zweite  Wechsel 
in  der  Oberleitung  des  kranken  Ootthard-Unteraehmeus.  —  Wer, 
so  kann  man  beute  fragen,  wird  demnächst  als  Dritter  den  wohl 
wenig  beneidend werthen  Posten  des  Oberingenieurs  der  Gotthard- 
bahn  ausfüllen?  Die  Wahl  wird  ihre  Schwierigkeiten  haken:  wir 
meinen  nicht,  daas  die  Schweizer-Behörden  ihr  Augenmerk  zum 
Auslander  richten 


Attfsorordentliche  Monats  -  Konkurrenz  des  Architek- 
ten-Vereins  za  Berlin  zum  10  Janaar  1879 

Gedenktafel.  —  Zur  Erlangung  eines  Entwurfes  für  eine 
Gedenktafel  in  Silber,  welche  einem  um  die  Goldschmiedekanst 
hochverdienten  Juwelier  zur  Feier  des  50j 
seines  Geschäfts  ülierreicht  werden  soll, 


Die  ganze  Anordnung  der  VotivtafeJ  ind.  der  dekorativen 
Umgebung  kann  in  der  Lange  ca.  60"«  und  in  der  Höbe  heiw. 
der  Breiten- Ausdehnung  ca  40 c™  betragen.  Es  sind  drei  Portrait», 
das  des  Begründers  der  Firma,  sowie  die  seiner  beiden  Nach- 
folger anzubringen,  und  zwar  nach  Belieb«  n  als  wirkliche  Voll- 
hosten oder  auch  als  Flachreliefs.  Wüuscbenswerth  ist,  dass  den 
Portrait  des  Begründer  seine  bevorzugte  Stelle  angewiesen  wird.  - 
Bei  der  Kostbarkeit  der  zur  Herstellung  bestimmten  Materialien: 
Silber,  Gold,  Edel-  bezw.  Halbedelsteine,  wird  darauf  hingewiesen, 
dass  die  Rückseite  der  Tafel,  je  nach  der  Anordnung  derselben, 
eine  willkommene  Gelegenheit  zur  Ausschmückung  bietet  nod 
dass  eine  freistehende  Anordnung  der  Tafel  sich  wohl  empfiehlt. 
Alle  der  Gold-  und  Silberschmiede-,  sowie  Juwelierkunst  zur  Ver- 
wendung stehenden  bekannten  Dckorationsmittel  und  Herstelluniti- 
Verfahren  neuerer  Zeit,  sowie  die  althergebrachten  Mittel  und  Ver- 
fahren sollen  möglichste  Anwendung  finden.  —  Die  vorstehenden 
Angaben  sollen  in  keiner  Weise  die  Freiheit  der  Auffassung  be- 
einflussen. Den  Wortlaut  der  Inschrift,  falls  derselbe  gewünscht 
wird,  erhalten  die  Herren  Konkurrenten  auf  Ersuchen  durch  Hrn. 
Vereins-Sekretair  Michaels,  an  welchen  die  Entwürfe  bis  spatesten» 
zum  10.  Januar  1879,  Abends  6  Uhr,  eingereicht  werden 
müssen. 

Der  beste  Entwurf  wird  Eigenthum  des  Bestellers  und  erhält 
einen  Preis  von  800  .//.,  die  übrigen  Entwürfe  bleiben  Kigentbnm 
des  Vereins,  

Aas  der  Fachlitteratiir. 

Verzoichntsa  der  bei  der  Redaktion  d.  BI.  einge- 
gangenen neueren  teohnisohen  Werke  etc. 
Meiners,  II.  Das  städtische  Wohnhaus  der  Zukunft,  oder 
wie  sollen  wir  bauen  und  aufweiche  Weise  ventiliren 
und  heizen?    Theoretisch -prakt  Abhandlungen  über  Bau- 
AusfQhruugen  vom  hygienischen,  ökonomischen  uud  staatlichen 
Standpunkte  aus  beleuchtet.    Mit  1!)  Abbildungen.  Stuttgart 
1879;  W.  Thiele.    Preis  8,50  ,Ä 
Heasinger  t.  Waldems,  Oheringenieur  in  Hannover.  Kalender 
für  Eisenbahn-Techniker  pro  1879,  mit  einer  Beilage, 
einer  Eisenliahu-Uebersichtskarte  und  einer  Spezialkartc  von 
Nordostdeutschland.    Wiesbaden  1879;  Verlag  von  J.  F.  Berg- 
mann.   Preis  4  M 
Hauensehild.  H  Katechismus  der  Baumaterialien.  I.  Theil. 
Die  natürlichen  Bausteine.    Mit  6  Holsschn.  u.  2  lithogr.  Tafeln. 
Wien  1878;  Lehmann  A  Wentzel.  Pr.  geh.  2,70  geb. 
Fosawitz,  J.    Zur  Staatsprüfung  an  den  technischen 

Hochschulen.    Wien  1878;  I^hmann  A  Wentzel. 
Lindner,  A.,  Ingenieur.    Die  virtuelle  Länge  und  ihr«  An- 
wendung auf  Bau   und  Betrieb   der  Eisenbahnen. 
Zürich  1879;  Orell,  Fflssli  A  Co.    Pr.  6  M. 

Brief-  nnd  FrageluuteB. 

Langjähriger  Abonnent,  Um  die  in  etaer  Ansttltsküche 
mit  Dampf  koch-  Einrichtung  sich  bildenden  Dünste  zu  beseitigen, 
ist  mit  bestem  Erfolge  das  Mittel  angewendet  worden,  in  den  be- 
treffenden  Raum  ein  entsprechendes  (Quantum  trockener,  war- 
mer Luft  einzuführen.  In  dem  neuen  Garniaon-Lazareth  zu 
Tempelbnf  liei  Berlin  ist  für  diesen  Zweck  von  vorn  herein  etw 
besondere  Luftheizung  angelegt  worden.  In  den  Anstaltskiichen 
des  Gefängnisses  Plötzensee  bei  Berlin  hat  man  sich  durch  An>" 
stellcn  eiserner  Oefen  innerhalb  der  bezgl.  Räume  geholfen. 

Hrn.  X.  in  Berlin.    Es  giebt  so  verschiedene  LicBtp*"^ 
Verfahren,  dass  wir  nicht  wissen,  welches  Sie  als  das  „n*u*  ' 
zeichnen.    Wir  empfehlen  Ihnen,  sich  behufs  weiterer  Aus«"»11» 
bezgl.  Beschaffung  der  erforderlichen  Apparate  mit  Hrn.  Iffg*0*6*1 
Kolk,  N.  Lothringerstr.  14.  IV.  in  Verbindung  zu  setzen. 

Hrn.  V.  in  G.   Jedes  Lehrbuch,  welches  die  Lehre  von  a 
Elastizität  und  Festigkeit  behandelt,  enthält  die  Clapeyrons«* 
Formel. 


KommwIiMirtrlH  '««  C»rl  Hc.llu  In  Btrll*.    F.r  «Ii«  Redaktion  »eraotwortlkib  K.  K.  O.  Prit.cb,  Berlin.    Dreck:  W. 


Mauer  UoIv«ch4rnck«'<i- 


*'•  """boglej 


K«.  toi 


DEUTSCHE  BAUZEITUNÖ. 


525 


dl«  Klnuip-FukrUrukaitea        *.  Dwemb«  Uli  und  du  Proj.kt  der  Em.tn, 
•Im  linluMu  auf  du  Pol» 
Brluf-  uail  Praftkt.teu. 


Verband  deutscher  Architekten-  und  Ingenieur -Vereine. 
An  sämmt  liehe  dem  Verbände  angehörenden  deutschen  Architekten-  und  Ingenieur -Vereine. 


Der  Vorstami  des  Architekten-  und  Ingenieur -Vereins 
zn  Hamburg  bezeichnet  in  einem  an  uns  gerichteten 
Schreiben  vom  13.  d.  M.*)  die  durch  unser  Aus- 
schreiben vom  1.  d.  M.  veranlasste  schriftliche  Ab- 
stimmung, die  Vorbildung  für  das  Studium  der  Archi- 
tekten und  Ingenieure  betreffend,  als  statutwidrig,  erklärt 
an  der  Abstimmung  darüber  nicht  Theil  nehmen  zu  können, 
verwahrt  sich  gegen  alle  aus  etwaigen  weiteren  Statuts- Widrig- 
keiten erwachsenden  Folgen  und  stellt  verschiedene  Antrüge, 
um  die  fragliche  Angelegenheit  in  einer  nach  seiner  Ansicht 
statutgemäfsen  Weise  zu  behandeln.  —  Ehe  event.  auf  diese 
speziellen  Antrüge  weiter  eingegangen  werden  kann,  wird  von 
dem  Verbände  zu  entscheiden  sein,  ob  in  unserem  Ausschreiben 
vom  1.  d.  M.  ein  Yerstofs  gegen  das  Statut  zu  befinden  ist. 

Wir  lassen  zu  dem  Zwecke  zunächst  die  Begründung  der 
Ansicht  des  Vorstandes  des  Architekten-  und  Ingenieur- 
Vereins  zu  Hamburg  wörtlich  folgen,  dieselbe  lautet: 

.Artikel  l'J  schreibt  vor:  Verhandlung  und  Besclüuss- 
fassung  über  Angelegenheiten  des  Verbandes  linden  in 
der  Regel  auf  Mündlichem  Wege  in  der  Abgeordneten- 
Versammlung  statt.  —  In  dringenden  Fallen  kann  der 
Vorstand  (Art,  23,  rect  21)  Abstimmungen  unter  den 
verbundenen  Vereinen  auf  schriftlichem  Wege  ver- 
veranlassen. 

Was  als  dringend  bezeichnet  werden  darf,  lehrt  Art.  24, 
welcher  mut.  mut.  selbstverständlich  auch  auf  schriftliche  Ab- 
stimmungen Anwendung  findet  und  demnach  folgende  Vor- 
schrift enthält:    liei  anderen  als  einfachen  Verwaltungs- 
sachen  ist  es  erforderlich,  dass  dieselben  als  Gegenstande 
der  Tagesordnung  zwei  Monate  vorher  den  einzelnen  Ver- 
einen bekannt  gemacht  oder  durch  V,  der  (anwesenden) 
Stimmen  als  dringlich  anerkannt  werden." 
Diese  Ansicht  des  Vorstandes  des  Ardutekten-  und 
Ingenieur- Vereins  zu  Hamburg  können  wir  aus  folgenden 
Gründen  als  eine  richtige  nicht  anerkennen. 

Der  Art.  24  in  seinem  ersten  Alinea  lautet: 
„Die  BesehlussfÄhigkeit  der  Abgeordneten  -  Ver- 
sammlung ist  im  allgemeinen  nicht  an  eine  gewisse  Zahl 
von  Anwesenden  gebunden.  Bei  anderen  als  einfachen  Vcr- 
waltungssachen  ist  jedoch  dazu  erforderlich,  dass  dieselben 
als  Gegenstände  der  Tagesordnung  zwei  Monate  vorher 
den  einzelnen  Vereinen  bekannt  gemacht  oder  durch  der 
anwesenden  Stimmen  als  dringlich  anerkannt  werden."  — 
Derselbe  handelt  demnach  von  den  Abgeordneten- 
Versammlungen  und  trifft  für  die  Geschäftsführung  in 
denselben  die  nöt  lügen  Bestimmungen.  Weder  der  Wort- 
laut noch  der  Zweck  dieser  Bestimmungen  passen  für  die 
nach  Art.  21  zulässige  schriftliche  Abstimmung  und  es 
würde  die  von  dem  Vorstände  des  Hamburger  Architekten- 
und  Ingenieur- Vereins  daraus  für  die  schriftlichen  Ab- 
stimmungen gefolgerte  ähnliche  Vorschrift  nach  unserem 
Dafürhalten  eine  Abänderung  des  Statuts  sein.  Dass  der 
Wortlaut  des  Art  24  auf  die  schriftlichen  Abstimmungen 
nicht  iwsst,  bedarf  einer  weiteren  Darlegung  nicht,  aber  auch 
der  Zweck  der  Bestimmung,  dass  die  Gegenstände  der 
Tagesordnung  der  Abgeordneten- Vcrsara  mlung 
zwei  Monate  vorher  den  einzelnen  Vereinen  bekannt  gemacht 
werden  sollen,  trifft  für  die  schriftlichen  Abstimmungen  nicht 
zu.  Der  Zweck  dieser  Bestimmung  ist  offenbar,  zu  verhüten, 
dass  die  Abgeordneten  in  deren  Versammlungen  in  die  Lage 
kommen  in  wicht  igen  Angelegenheiten  ohne  Vorbereitung  und 
ohne  die  Beschlüsse  ihrer  Vereine  vorher  ein- 
holen zu  können,  Bcschluss  fassen  zu  müssen.  —  Dieser 
Grund  fällt  bei  schriftlichen  Abstimmungen  (Art.  21 
Alinea  3)  weg,  da  bei  diesen  die  Beschlüsse  der  Einzcl- 
vereine  zu  Grunde  liegen  und  nicht  die  Abgeordneten, 
sondern  die  Vereine  ihre  Stimmen  abgeben. 


Die  Ansicht  des  Vorstandes  des  Architekten-  u.  Ingenieur- 
Vereins  zu  Hamburg,  dass,  wie  es  im  $  24  für  die  Ab- 
geordneten-Versammlungen  vorgeschrieben  ist,  bei 
schriftlichen  Abstimmungen  die  Dringlichkeit  vorher 
durch  * ,  der  (anwesenden)  Stimmen  anerkannt  werden  müsse, 
könuen  wir  ebenfalls  als  richtig  nicht  anerkennen.  Abge- 
sehen davon,  dass  auch  dieser  Ansicht  der  Wortlaut  des 
$S  24  entgegen  steht,  sagt  der  Art.  21  ganz  deutlich,  wie  es 
bei  eiügen  Angelegenheiten  im  Verbände  gehalten  werden 
solL  —  Der  Art.  21  lautet: 

„ Abgeordneten-Versammlungen  sollen  in  der  Kegel  alljähr- 
lich stattfinden,  und  zwar  in  den  Jahren,  in  welchen  Wander- 
versanunlungen  vorkommen,  gleichzeitig  mit  denselben. 

Aufserordentliche  Versammlungen  der  Abgeordneten 
können  vom  Vorstande  berufen  werden.  Solche  Be- 
rufung muss  stattfinden,  wenn  sie  von  dem  dritten 
Theile  aller  Stimmen  verlangt  wird. 

In  dringenden  Fällen  kann  der  Vorstand  Abstimmungen 
unter  den  verbundeneu  Vereinen  auf  schriftlichem  Wege 
veranlassend 

Zunächst  legt  hiernach  das  Alin.  2  des  Art.  21  dem 
Vorstande  das  Hecht  bei,  aufser  den  jährlichen  Versamm- 
lungen aufserordentliche  Versammlungen  der  Abge- 
ordneten zu  berufen  und  es  sagt  dann  das  Alinea  3: 

„In  dringenden  Fällen  kann  der  Vorstand  Abstim- 
mungen unter  den  verbundenen  Vereinen  auf 
schriftlichem  Wege  veranlassen." 

Dass  im  Alinea  2  das  Wort  .können"  dem  Vorstande 
unzweifelhaft  das  Recht  der  Einberufung  von  aufserordent- 
lichen  Abgeordneten -Versammlungen  beilegt,  geht  deutlich 
aus  der  folgenden  Bestimmung  in  Alinea  2:  „Solche  Be- 
rufung muss  stattfinden,  wenn  sie  von  dem  dritten  Theile 
aller  Stimmen  verlangt  wird",  hervor,  und  ebenso 
legt  das  Wort  „kann"  im  3.  Alinea  des  Artikels  21  dem 
Vorstande  unzweifelhaft  das  Recht  bei,  nach  seinem  Er- 
messen in  dringenden  Fällen  eine  schriftliche  Abstimmung 
zu  veranlassen. 

Dieses  dem  Vorstande  beigelegte  Recht,  „in  dringenden 
Fällen  eine  schriftliche  Abstimmung  vornehmen  zu  lassen", 
würde  wesentlich  eingeschränkt  und  die  rasche  Erledigung 
dringender  Geschäfte  in  der  Regel  illusorisch  gemacht 
werden,  wenn  zunächst  s  c  h  r  i  f  1 1  i  c  h  darüber  abgestimmt  werden 
sollte,  ob  eine  Angelegenheit  dringend  sei  und  demnach 
schriftlich  darüber  abgestimmt  werden  dürfe.  — 
Eine  solche  Einschränkung  des  dem  Vorstande  in  Art.  21 
beigelegten  Rechtes  ist  aus  keiner  Bestimmung  des  Statute 
zu  entnehmen. 

Nach  dem  Schlussatze  des  Alin.  2  im  Art.  21  ist  auch 
vorgesorgt,  dass  nicht  etwa  gegen  den  Willen  einer  Mehr- 
zahl von  Vereinen  eine  schriftliche  Abstimmung  durchgeführt 
werden  kann,  da  sclion  eine  Minorität  von  Vj  der  Stimmen 
der  Vereine  hinreicht,  um  die  schriftliche  Abstimmung  abzu- 
lehnen und  die  Berufung  einer  aufserordentlicben  Abge- 
ordneten-Versammlung herbei  zu  führen. 

In  dem  Vorstehenden  glauben  wir  dargelegt  zu  haben, 
dass  in  unserra  Schreibon  vom  1.  d.  Mts.  ein  Vcrstofs  gegen 
das  Statut  des  Verbandes  nicht  hegt.  —  Wir  stellen  je- 
doch die  Angelegenheit  zur  Entscheidung  der  geehrten  Ver- 
eine und  ersuchen  ergobenst,  über  die  Fragen  Bescbluss 
fassen  und  eine  Antwort  uns  zukommen  lassen  zu  wollen: 

1)  „Ist  in  dem  Ausschreiben  des  Vorstandes  des  Verbandes  vom 
1.  d.  Mts.  ein  Vcrstofs  gegen  das  Statut  zu  befinden?" 

2)  „Soll  behuf  Behandlung  der  in  unserem  Ausschreiben  vom 
1.  d.  Mts.  dargelegten  Angelegenheit  eine  aufserordent- 
liche Abgeordneten- Versammlung  einberufen  werden'/" 
Schliefslich  verfehlen  wir  nicht,  als  Termin  zur  Beant- 

dicser  Fragen  den  31.  Januar  k.  J. 


')  WrOBWiUirht  in  Ko.  K  l    s.  «-  SU  der  IVuUrnra 

Köln,  den  18.  Dezember  1878. 

Der  Vorstand  des  Verbandes  deutscher 

A.  Fdük.  8. 


und  den  Termin  für  die  Erledigung 
vom  l.  d.  M.  und  10.  d.  M.  bis  z 


Tage 


Architekten-  und  Ingenieur-Vereine. 

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52C 


25.  Deiember  1878 


Die  Ausstellung  des  Verbandes  deutscher  Architekten-  und  Ingenieur -Vereine  zu  seiner 

III.  General -Versammlung  in  Dresden. 


(SvhluM.) 


as  Gebiet  des  Rauingenieurwesens 
war  am  umfangreichsten  in  Brucken- Pro- 
jekten vertreten,  unter  denen  einige  ver- 
wirklicht worden  sind,  andere  dagegen  blofsc 
Studienstückc  bilden,  in  denen  die  Verfasser 
sich  gemOht  haln-n,  neuen  bleen  Gestalt  und 
Form  zu 


Zur  ersteren  Kategorie  zahlt  zunächst  der  Entwurf  zur 
Riesaer  Elbbrücke,  einem  Bauwerk,  welches  nicht  nur 
durch  eine  uugewöhnhch  reiciie  Vorgeschichte,  sondern  auch 
durch  eine  Konstruktions-Eigenthüinliehkcit  hoch  interessant 
ist,  die  u.  \V.  liier  zum  ersten  Male,  und  zwar  bei  einer 
Strafseubrücke  versucht  worden  ist.  Die  Brücke  hat 
4  Oeffnuugcn  von  liezw.  1  x  40,5  m  und  3  x  97,5  m  Licht- 
weite,  die  mit  eisernen  Trügen!  nach  der  Ilalbparabel-Form 
überspannt  sind.  Der  Konstrukteur,  Geh.  Finanzrath  Kopeke, 
stellte  sich  die  Aufgabe  der  Aufhebung  der  von  der  Eigen- 
belastung  Iterrührendcn  Horizontalkräfte  iler  Tragergurte. 
Verwirklicht  wurde  dieser  Zweck  dadurch,  dass  die  auf  Rollen- 
lager gestellten  Enden  von  je  2  auf  einander  folgenden 
Trägem  in  stelige  Berührung  gebracht  sind  und  dass  femer 
das  eine  Bruckenende  fest  gegen  den  Widerlagspfeiler  gestützt 
ist,  wahrend  das  andere  eine  Helx'tkonstruktion  besitzt,  auf 
welche  Gegengewichte  wirken,  die  der  zu  350'  ermittelten 
Horizontalkraft  jeder  Tragwand  das  Gleichgewicht  halten. 
Da  die  Hebel  für  eine  zweifache  l'ebersetzung  eingerichtet 
sind,  so  betragt  das  pro  Träger  nöthig  gewordene  Hebelge- 
wicht 175';  Gewichte  und  Hebel  liegen,  äufseren  Einwirk- 
ungen entzogen,  in  verschlossenen  Kammern  des  linksseitigen 
Uferpfeilers.  —  Dass  die  angegebene  Konstruktion  eine  wesent- 
liche Gewiehtsersparniss  an  den  Trägern  zulasst,  ist  nicht 
zweifelhaft ,  weniger  gewiss  vielleicht,  ob  dieser  Nutzen  nicht 
zum  guten  Theile  durch  die  mechanischen  Komplikationen 
der  Ausführung  der  Hebel  nebst  anderweitem  Zubehör  wieder 
aufgezehrt  wird.  Die  bis  jetzt  veröffentlichten,  sehr  dürfti- 
gen Nachrichten  über  das  Bauwerk  crhiul>eu  einen  klaren 
Einblick  in  die  Sachlage  nicht.  — 

Wie  die  Uisaer  Elhhrückc  dient  auch  die  von  1*75  bis  77 
durch  den  Baurath  lloffuiann  in  Pirna  ausgeführte  Elb- 
brücke  bei  Schandau  gleichzeitig  dem  Eisenhahn-  sowohl 
als  dem  Strafscn-Vcrkehr  und  es  findet  ferner  eine  Uelierein- 
stimmung  zwischen  beiden  Bauten  darin  statt,  dass  für  beide 
Verkehrsarten  unabhängige  eiserne  reberbauten  gewühlt 
worden  sind.  Die  Schandauer  Brücke  hat,  aufser  einigen  durch 
Ucberwolbung  geschlossenen  Landöffnnngcn.  3  je  60»  weite 
Oeffnungen,  die  mit  abgesetzten  Parabeltrtgern  von  einfachem 
Diagonalen-System  überspannt  sind.  Konstruktions-System  und 
Ausführungsweisc  bieten  Besonderheiten  nicht ;  interessant 
mögen  nur  noch  folgende  Gewichtsangaben  sein.  Das  Eisen- 
gewicht der  eingleisigen  Eiseubahnbrücke  betragt  44*';  das- 
jenige der  8,7 m  breiten  Strafseubrücke  513'.  Bei  der 
Riesacr  Brücke,  bei  welcher  die  Bahnbrücke  zweigleisig  ist 
und  die  Strafsenbrücke  die  Breite  von  7.5 ,n  Irat.  lieträgt 
das  Eisengewicht  der  ersteren  2159 ' ,  das  der  letzteren  1990  \ 
390  1  für  den  eisernen  Belag  der  Fahrbahn  sich 


Zu  den  Woben  „Studien"  im  Brückenbau  zahlen  mehre 
Projekte  eiserner  Brücken,  welche  von  der  rührigen  Pirna 
Dr.  P rö  1 1  &  S  c  h a r o  w  s  k  y  in  Dresden  zur  Ausstellung  gebracht 
worden  waren  und  die  durch  mancherlei,  vom  Herkömmlichen  ab- 
weichende Konstruktion»  Eigentümlichkeiten  ein  Interesse  für 
sich  zu  gewinnen  wussten.  das  solchen  Studien  der  Regel 
nach  vorenthalten  zu  werden  pflegt.  Zunächst  gehört  zu 
dieser  Ausstellung  ein  vollständiges  Bi-ückeuprojekt  für 
Spannweiten  von  200 m,  dessen  Haupt  -  Eigen!  hümlichkeiteu 
folgende  sind:  Die  Haupttrilger  sind  kontinuirliche  Bogen- 
ketten-Träger  (mit  gegen  einander  gekehrten  Scheiteln  der 
beiden  Bögen),  deren  Endbögen  mittels  parallelgurtigcr  Tra- 
ger derartig  mit  einander  verbunden  sind,  dass  die  Wider- 
lager von  Horizontalschub  frei  bleiben.  Die  Bögen  sind  durch 
ein  System  von  Vertikalen  und  Doppel -Diagonalen  mit  einan- 
der verbunden ;  letztere  werden  ausschließlich  durch  die  mobile  j 
Last  beansprucht.  Als  Vorzüge  des  Systems  führen  die  Kon- 
strukteure: Montage  der  Brücke  ohne  Gerüst,  geringes  Ge- 
wicht der  Haupttrilger  und  gefällige  Form  an. 

Eine  Eigentümlichkeit  bietet  die  Ausbildung  der 
Fahrbahn  insbesondere  dadurch,  dass  die  Ijuigatr&ger  paar- 

von  der  Stützweite  gleich 


der  Feldertheilung  zusammen  genietet  und  die  Querträger  in 
dem  kastenförmigen  Innern  der  Vertikalen  der  Huuptträger 
frei  aufgelagert  liegen.  Zweck  dieser  Anordnungen  ist  zu- 
nächst erleichterte  Montage  und  sodann  auch  Erreichung 
einer  zentralen  Belastung  der  Quer-  bezw.  Hauptträger.  Das 
Projekt  enthalt  als  schliefsliche  Besonderheit  ein  bewegliches 
Auflager,  welches  aus  einer  größeren  Anzahl  hydraulischer 
Pressen  nebst  zwischen  gelegten  Keilen  besteht  und  zum 
.Instiren  der  Aurlagerhöhen  bei  kontinuirlichen  Trägem 
zu  dienen  bestimmt  ist.  —  Das  hier  beschriebene  System 
soll  für  Stützweiten  bis  zu  öiki»  anwendbar  sein;  be- 
treffende Beispiele  waren  in  skizzenhafter  Haltung  mehre 
ausgestellt. 

Weiter  stellten  Dr.  Prüll  &  Scharowsky  das  Projekt 
zu  einer  vierten  Elbbrücke  in  Dresden  aus.  welche 
bekanntlich  für  die  Gegend  am  Fufse  der  Brührscheu 
Terrasse  geplant  wird.  Es  handelt  sich  in  der  Hauptsache 
um  einen  Eisenbau  mit  nur  2  Geffnungen  o  125  ■  Weite. 
IVr  1'eherbau  ist  konlinuirlieh  gedacht  mit  unterer  gerader, 
und  oberer,  etwa  von  der  Milte  der  Öffnungen  aus  in  kon- 
kaver Linie  ansteigender  Gnrtung.  so  dass  der  Übergurt 
des  Trägers  über  dem  Weiler  eine  beträchtliche  Hohe  er- 
reicht und  dort  einen  scharfen  Rücken,  l»csitzt.  Diagonalen 
sind,  uul'ser  an  den  Enden,  wo  die  Gurte  parallel  laufen,  nur 
einfach  vorhanden.  Die  Eigenthümlichkeit  der  Fomi  ist 
aus  dem  Bestreben,  mehren  Bedingungen,  wie  z.  B. :  Erhal- 
tung der  freien  Umschau  von  der  Brühischen  Terrasse  aus,  ge- 
fälliger Erscheinung  der  Brücke,  endlich  möglichst  horizontaler 
Lage  der  BrOckenfahrbahn,  gerecht  zu  werden,  hervor  gegan- 
gen und  verdient  als  erster  Versuch  zur  Lösung  einer  mit 
Schwierigkeiten  besonderer  Art  umgebenen  Aufgabe  jeden- 
falls einige  Beachtung. 

Als  Hauptgegenstand  der  Prüll  &  Scharowsky  sehen  Aus- 
stellung i-t  das  Projekt  einer  2 u neigen  Drehbrücke 
zu  erwähnen.  Es  zeigt  die  Eigenthümlichkeit.  dass  das 
Eisengewicht  der  Brücke  nahezu  vollständig  ausbalanciit  ist, 
und  ferner,  dass  die  Hauptträger  als  nicht  kontinuirliche  an- 
gesehen werden  können,  mindestens  nicht  nls  solche  funktio- 
niren.  Diese  Zwecke  erreichen  die  Verfasser  dadurch,  dass 
sie  den  Laufring  der  Brücke  der  Höhe  nach  verstellbar 
machen.  Die  Verstellbarkeit  wird  durch  10  Hebel  bewirkt, 
deren  lange  Anne  Gegengewichte  tragen,  »eiche  konzentrisch 
um  einen  eisernen  Mittelpfosten  angeordnet  sind,  der  in 
seiner  Fortsetzung  nach  oben  den  Drehzapfen  tragt.  Der 
von  unten  nach  oben  wirkende  Druck  des  I Buflings  ist  um 
etwa  I001  geringer  als  das  Eigengewicht  der  Brücke,  welches 
ca.  1*00*  betrugt;  jene  loo*  bilden  den  eigentlichen  Auf- 
lagerdruck der  Brücke.  Wena  die  Brücke  zu  drehen  ist, 
brauchen  nur  die  100 z,  (event.  Itelichig  viel  weniger)  etwas 
angehoben  zu  werden,  was  leicht  mittels  einer  Schraube 
geschieht.  Da  auf  den  Drehpfeiler  stets  nur  der  gleiche 
Druck  gegen  die  Unterstützung  wirken  kann,  so  muss  beim 
Auftreten  von  mobiler  Last  der  Zuwachs  an  Auflagerdrock 
ausschliefslich  in  die  Endauflager  übergehen,  und  eben  dieser 
Umstand  ist  es.  welcher  verhindert,  dass  die  Haupttragcr  als 
kontinuirliche  funktioniren.  —  Das  Projekt  nimmt  (i.5  •» 
Weite  der  Hauptträpcr  an;  bei  den  sonst  üblichen  Konstruk- 
tionen würde  ein  Drehpfeiler  von  etwa  8  '»  Stärke  erforderlich 
sein;  im  vorliegenden  Projekt  hat  der  aus  Gusseisen  kon- 
struirtc  Hohlpfeiler  nur  die  Stärke  von  2.5  ■  erhalten.  I*?i- 
lauiigein  Maafs.  welches  nach  Stahiliiäts-Rfleksiehtcn  betrachtet, 
uns  uel  zu  gering  erscheint.  Ob  der  Vorzug  rascher  Beweg- 
barkeit, den  eine  Drehhiücke  dieses  Systems  besitzt,  nicht 
dach  den  leicht  zu  Unordnungen  Aulass  geltenden  Hebel- 
Mechanismus  neulralisitt  wird,  ist  eine  Frage,  die  wir  beim 
Verlassen  der  Pröll  &  Scharowsky'schcn  Kollektion  \on  lirückcn- 
Projekten  als  mindestens  sehr  berechtigt  kurz  hingeworfen 
haben  wollen.  — 

Von  Brücken-Projekten  waren  nufser  den  bisher  be- 
sprochenen weiter  noch  ausgestellt :  Schmick's,  ausgeführter 
Kutwurf  zur  neuen  eisernen  Obennainhrücke  in  Frankfurt  und 
ein  Projekt  zur  Fundirung  einer  Brücke  über  die  Mulde  in 
Sachsen.  Da  Iteiden  Projekten  die  erläuternden  Zugaben 
fehlten,  welche  zum  genügenden  Eindringen  in  den  tiegen- 
stand nicht  wohl  entbehrt  werden  können,  so  dürfen  wir 
uns  als  entschuldigt  dafür  ansehen,  dass  wir  unsere  Bespre- 
chung auf  die  einfache    Registrirung  jener    Projekte  be- 


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No.  103. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


527 


Unter  den  Ausstellen)  im  Gebiete  lies  Eisenbahn  wcscns 
ist  in  erster  Linie  die  K.  Sächsische  Staats-Eiscnb.- 
Vcrwnltung  zu  nennen,  welche  eine  ganze  licihc  hoch  in- 
teressanter und  eigenartiger  statistisch  er  Na  c  h  w  e  i  se  Ober 
Gegenstände  des  Eisenbahn- Verkehrs  ausgelegt  hatte.  Aufser 
Stande,  auf  deu  Inhalt  dieser  Nachweise  einzugehen,  müssen 
wir  uns  mit  einer  blos  registrireuden  Anführung  begnügen. 
Es  lagen  beispielsweise  graphische  Nachweise  über  den  Per- 
soncn-Vcrkelir  auf  den  sachsischen  Bahnen  aus,  dargestellt 
nach  der  liillelzahl.  welche  in  1*77  zum  Verkaufe  gelangt 
ist.  desgl.  über  die  Vertheilung  der  Bahnzüge  auf  die  ver- 
schiedenen Tage-szeite,  ferner  vielfach  gegliederte  graphische 
Nachweise  über  den  Kuhleuverkehr,  endlich  Darstellungen 
über  die  gewöhnlichen  Elemente  der  Statistik,  itahnliuige. 
Flächeuraum .  Dcwohnerzahl  der  Orte  an  den  Stationen  und 
Haltestellen  etc.  etc.  Aus  dem  erst  erwähnten  Nachweise 
haben  wir,  nicht  ohne  einige  Verwunderung  entnommen,  dass 
die  Zahl  der  an  den  3  Bahnhöfen  der  Staatsbahuen  in  Dresden 
in  1877  zur  Ausgabe  gelangten  Billets  ein  Geringes  über 
1  500  000  betragt.  —  Ausgestellt  in  dieser  Abtheiluug  waren 
ferner  Zeichnungen  vom  Bau  des  Altenburger  Tunnels  (H75  « 
1-ängc).  der  mit  Eisenzimmcrung  auseeführt  wird;  weiter  im 
Modell  ein  neuer  ö  theiliger  eiserner  Oberbau  von  Polivka  u. 
Pavas.  l»ci  dem  die  Lnngschwellc  in  12  Hälften  zertheilt  ist. 
Die  Verbindung  der  Hälften  und  gleichzeitig  die  Befestigung 
der  Fahrsrhiene  (welche  eine  gewöhnliche  Vignoles-Schiene  ist) 
auf  den  Langschwellen  erfolgt  mittels  schwalbeiischwnnzförmiger 
Klninmerstüekc.  Wir  müssen  bezweifeln,  dass  diese  allerdings  ein- 
fache Verbindungsweisc  den  rüttelnden  Bewegungen,  welchen  die 
Schiene  ausgesetzt  ist.  einen  ausreichenden  Widerstand  bietet. — 
Dr.  Prüll  £  Scharowskv  hatten  den  Universal- Geschwindig- 
keitsmesser von  Baumann  ausgestellt,  ein  neues  Instrument, 
welches  als  Kontrol-Apparat  sowohl  für  lokomobile  als  statio- 
näre Maschinen,  insbesondere  aber  für  Eisenbalmzüge  zu 
dienen  bestimmt  ist.  Als  Leistungen  des  Apparats,  von  dessen' 
innerer  Einrichtung  au  dem  ausgestellten  Modell  und  der  zuge- 
hörigen Beschreibung  Kenntniss  zu  nehmen  leider  nicht  er- 
möglicht war.  werden  angegeben:  Optisclie  und  graphische 
Lieferung  folgender  D.Uen:  zurückgelegte  Wegeslänge,  et- 
waige Haltepunkte.  Geschwindigkeit  der  Bewegung  für  jeden 
Ort,  Beschleunigung  oder  Verzögerung  derselben,  Fnhrrichtung, 
endlich  Fahr-  und  Halte-Daucr.  Wie  hiernach  zu  schliefseil, 
wird  es  kaum  möglich  sein .  dass  der  neue  Apparat  eine 
sonderliche  Einfachheit  besitzt.  —  Als  letztes  Stück  der 
Ausstellungen  aus  dem  Gebiete  des  Eisenbahnwesens  mag  der 
Eisen-KoiLMniktions-Zeichnungen  des  polygonalen  Ixikomotiv- 
Scbuppens  auf  Bahnhof  Halensee  —  nusgcfühit  vom  Eisen- 
werk Saxonia  in  Badeberg  —  gedacht  werden,  ohne  dass  wir 
wegen  Maugels  jeglicher  erläuternden  Beigabc  zu  der  Zeich- 
nung im  Staude  wären,  über  die  etwaigen  Besonderheiten 
dieser  Konstruktion  eine  Andeutung  zu  geben.  — 


Gleich  der  sächsischen  Staats-Eisenbahn-Verwaltung  hatte 
auch  die  sächsische  Wasserbau- Verwaltung  sich  in 
reichem  Maafsc  an  der  Ausstellung  betheiligt.  Dieselbe  liatte 
als  interessantesten  Gegenstand  die  Original-  (Messtisch-)  Auf- 
nahmen des  Elbstroms  geliefert  und  war  aufserdein  durch 
Modelte  von  Uferwerken  und  eines  Apparats  zur  Bestim- 
mung der  Konstanten  des  Woltniann'schen  Flügels  (Kinne  mit 
Wagen  auf  dem  der  Flügel  steht,  und  Gleis  für  den  Wagen), 
sowie  durch  einen  Hügel  mit  elektrischem  Zählwerk  und  end- 
lich eine  reichhaltige  Sammlung  von  im  3.  Elbttrom-Baubczirk 
(Riesa)  bei  den  Slrombautcn  zur  Verwendung  gelangenden 
Baumaterialien  vertreten.  —  Als  w?iterei  Gegenstände 
dieses  Gebiets  ist  des  Modells  zur  Wehranlage  bei 
Schweinfuit  (D.  Bztg.  1878,  S.  2«l).  ausgestellt  von  Nagel 
<t  Käiup  in  Hamburg,  und  endlich  der  Koiistruktions-Zekh- 
n  untren  des  Aachener  Wasserwerks  zu  gedenken,  welche 
vom  dortigen  Oberbürgermeister-Amt  eingeliefert  worden  waren. 
Die  Zcjchuiingcn  umfassten  Pumpen-.  Reservoir-  und  Filter- 
Anlagen,  sowie  das  städtische  Röhrennetz.  Mehre  umfassende 
Mittheilungen,  die  wir  über  das  technisch  recht  interessante 
Werk  bereits  gebracht  haben,  Mangel  an  Raum  und  an  bild- 
lichen Beigaben  verhindern  uns  in  eine  Besprechung  desselben 
hier  einzugehen;  nur  bezüglich  des  Ansgleichs-Rescr- 
voirs  mag  auf  die  nicht  gerade  häufig  vorkommenden, 
jedenfalls  aber  zweckmässigen  Konstruktiuus-EigenthQmlich- 
keiten  aufmerksam  gemacht  werden,  dass  dasselbe  zwei- 
theilig ausgeführt  wird  und  die  in  gesonderten  Rundbauten 
aufgestellten  eisernen  Bassins  ohne  Balken-Unterstützung  sind, 
da  dieselben  mit  Hülfe  angenieteter  Konsolen  auf  einen  Ring 
aus  Gusseisen  sich  aufsetzen,  welcher  direkt  von  den  Um- 
faugsmauern  der  Gebäude  getragen  wird.  — 

Haben  wir  die  Entwürfe  und  Darstellungen  aus  dem 
Gebiete  der  Architektur  und  des  Ingenieurwesen»,  welche  die 
eigentliche  Ausstellung  des  Verbandes  bildeten,  zwar 
kurz  aber  doch  in  ihrer  Gesammtbeit  besprochen,  so  ist  uns 
eine  ähnliche  Vollständigkeit  unmöglich  gegenüber  dem  massen- 
haften Material,  welches  die  Ausstellung  kunstgewerb- 
licher und  technischer  Erzeugnisse  darbot.  Mit 
Rücksicht  darauf,  dass  diese  Abtheilnng  im  wesentlichen  ein 
lokales  Gepräge  trug,  möge  es  genügen,  wenn  wir  derselben 
einige  allgemeine  Bemerkungen  widmen  und  im  übrigen  nur 
diejeuigen  einzelnen  Gegenstände  aus  ihr  hervor  heben,  die 
uns  besonders  aufgefallen  sind.  — 

Die  dem  Kunstgewerbe  angehörigen  Gegenstande 
bestätigten  fast  durchweg  den  günstigen  Eindruck,  den  die 
vor  :J  Jahren  an  demselben  Orte  veranstaltete  Landes -Ge- 
werbe-Ausstellung von  dem  Aufblühen  des  sächsischen  Kunst- 
gewerbes erweckt  hatte;  waren  es  doch  zumeist  von  damals 
wohl  bekannte  Namen,  denen  wir  auch  diesmal  wiederum 
begegneten.    Unter  dem  Einflüsse  trefflicher  Führer,  die  hier 


Der  Festschmuck  Berlins  fUr  die  Einzugs-Feierlichkeiten 
des  5.  Dezember  1878  und  das  Projekt  der  Errichtung 
eines  Denksteins  auf  dem  Potsdamer  Platz. 

Die  politischen  Zeitungen  Merlins,  sowie  die  meisten  größeren 
Tagesblatier  Dentsrhlauds  babeu  (Iber  die  glänzende  Feier,  welche 
die  Reichs- Hauptstadt  arr.  .1.  Dezember  d.  J.  dem  nach  langer, 
durch  die  traurigste  Veranlassung  herbei  geführter  Abwesenheit 
heimkehrenden  Kaiser  bereitet  hat,  ausführliche  Berichte  gebracht, 
in  welcher  die  Schilderung  des  für  diesen  Tag  geschaffenen  Fest- 
schmückt  die  erste  Stelle  einnahm.  Ks  kann  uns  nicht  einfallen, 
nachträglich  mit  diesen  Bericht*  i  wetteifern  bezw.  sie  wiederholen 
zu  wollen,  da  wir  voraus  setzen,  dass  nur  wenigen  unserer  Leser 
nicht  die  eine  oder  andere  der  bczgl.  Schilderungen  liekannt 
geworden  ist.  Dennoch  wollen  wir  nicht  unterlassen,  das  Oe- 
dachtniss  jener,  vom  schönsten  Gelingen  gekrönten  nationalen 
Feier  auch  in  diesen  Blattern  fest  zu  halten,  indem  wir  —  unter 
kurzer  Darlegung  der  für  den  Tag  getroffenen  dekorativen  Ver- 
anstaltungen —  denselben  einige,  anderweit  nicht  berücksichtigte, 
allgemeine  Gesichtspunkte  abzugewinnen  versuchen 

Nicht  ein  Staatsfest,  wie  der  Kinzug  des  Königs  nacl 
Krönung  und  die  Siegesfeiern  der  Jahre  lHfiti  und  1871, 
ein  Fest  von  rein  persönlichem  Charakter,  eine  verf 
Huldigung  für  den  von  verruchter  Hand  ang  tasteten,  geliebten 
Vater  seines  Volkes,  galt  es  zu  tiegehcii.    Deshalb  war  man 
im  EiuvrrsHndniss  mit  der  Sinnesart  des  Monarchen  —  von  vorn 
herein  darauf  bedacht  gewesen,  die  Feier  von  jeder  offiziellen 
FArUung  frei  zu  halten.    Nicht  von  der  Behörde,  sondern  von  I 
einem  aus  eigenem  Knlsrhlttss  zusammen  getretenen  Konnte  ging  | 
die  Anregung  zu  derselben  aus  und  nicht  die  öffentlichen  Kassen 
der  Stadt,  sondern  freiwillige,  innerhalb  der  ganzen  Bevölkerung 
gesammelte  Beitrage  der  Einzelnen  lieferten  die  erforderlichen 
Geldmittel.    Selbstverständlich  ist  es.  dass  die  letzteren  unter 
d>!en  Umständen  keine  bedeutende  Höhe  erreichen  konnten;  for 


die  Dekoration  der  gesamtsten,  vom  Potsdamer  Bahnhof  bis  zum 
Opemplau  sich  erstreckenden,  2  km  langen  Einzugsstrafse  halten 
nur  Stt 000  .//.  zur  Verfügung  gestanden! 

Entwurf  und  Ausfuhrung  dieser  Dekoration  waren  —  ab- 
weichend von  früheren  Vorgängen  —  nicht  einer  Anzahl  einzelner 
Künstler,  sondern  der  im  Architekten-Verein  repräaentirten 
Gesammtheit  der  baukünatlerischcn  Kräfte  Berlins  anvertraut 
worden.  Dem  Mitgliede  des  Hanptkomites,  welches  diesen  Weg 
vorgeschlagen  hatte,  Hrn.  Baumeister  Bock  mann,  fiel,  nachdem 
d*r  Verein  diesen  ehrenvollen  Auftrag  übernommen  hatte,  auch 
die  1/citung  des  Spezial-Komites  zu,  welches  der  Architekten- 
Verein  zu  diesem  Zweck  gebildet  hatte,  und  seiner  Energie  und 
m  künstlerischen  Geschick  und  dem  Eifer 


Umsicht  ist  es,  neben  dem 
der  übrigen  Mitglieder,  wohl  in  erster  Linie  «n  danken,  dasa  die 
schwierige,  ja  geradezu  gefährliche  Aufgabe  in  einer  Weise  ge- 
löst worden  ist,  die  allseitige  Befriedigung  erregt  nnd  dem 
Architekten-Verein  wohl  für  immer  die  Anwartschaft  auf  alle 


Die  diesmal  obwaltenden  Schwierigkeiten  sind  wohl  genügend 
dadurch  gekennzeichnet,  dass  für  die  noch  in  frischer  Erinnerung 
stehenden,  auf  städtische  Kosten  bestrittenen  Vorbereitungen  zu 
den  Truppen-Einzügen  der  Jahre  18««  und  71,  mit  denen  die 
diesmaligen  Anordnungen  in  den  Augen  der  grofsen  —  Mittel 
und  Wirkung  nicht  mit  einander  abwagenden  —  Masse  zu  kon- 
kurriren  hatten,  die  Summe  von  436  045  bezw.  412  403  .//.  auf- 
gewendet worden  sind!  Dazu  kam  die  ungünstige  Jahreszeit, 
welche  die  Arbeiten  erschwerte,  die  Anwendung  von  Laubschmuck 
unmöglich  machte  und  auf  verschiedene  in  Vorschlag  gebrachte 
Hülfsmittel,  z.  B.  ein  Massen-Aufgebot  der  Schulkinder  zur  Ab- 
schliefsung  der  Kinzugsstrafse,  zu  verzichten  zwang. 

Unter  solchen  Umstanden  mussten  nicht  allein  die  dekorativen 
Anordnungen  so  sparsam  und  einfach  wie  möglich  gehalten  werden, 
sondern  es  galt  auch,  jede  erreichbare  Erleichterung  nnd  eine 
ausgedehnte  Unterstützung  freiwilliger  Kräfte  sich  zu  verschaffen. 

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DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


25.  Dewmber  1878 


wie  überall  in  Deutschland  ans  den  Reiben  der  Architekten 
hervor  gehen,  angeregt  durch  die  Vorbilder,  welche  das  erst 
1H7Ö  gegründete,  aber  in  schneller  Entwickelang  begriffene 
Kunstgewerbe- Museum  darbietet,  und  geschult  durch  die  reichen 
Aufgaben,  welche  der  Bau  des  neuen  Hoftheaters  für  die  ver- 
schiedenartigen Zweige  der  Kunst-Industrie  zur  Lösung  gestellt 
hat,  scheint  diese  in  Sachsen  mehr  und  mehr  zu  der  bedeut- 
samen Stellung  sich  aufzuschwingen,  welche  ihr  nach  den 
Traditionen  des  Landes,  sowie  nach  der  Intelligenz  und  Kunst- 
liegabung  seiner  Bewohner  gebührt.  Freilich  hat  sie  einen 
nicht  zu  unterschützenden  Kampf  zu  bestehen  gegen  jenen 
etwas  philiströs  angehauchten,  selbst  der  bescheidensten  Kegung 
eines  künstlerischen  Luxus  feindlichen  Sinn  der  Sparsamkeit, 
der  gerade  das  Bürgerthum  Sachsens  beherrscht!  — 

Verhältnismäßig  gering  wareu  auf  der  Ausstellung  die 
Möbel  und  Holzarbeiten  vertreten.  Möbel  verschiedenen 
Stils  aus  der  mit  Recht  berühmten  Fabrik  von  A.  Türpe. 
ein  nach  Möckel's  Entwurf  gefertigter  gothßcber  Schrein 
von  A  Trache  (mit  Beschlflgen  von  John),  ein  nach  Nicolai'* 
Zeichnung  in  Eichenholz  geschnitzter  Hansaltar  von  Udluft  & 
Harttnann  —  eine  Anzahl  Parkets  und  ein  großes,  jedoch 
keineswegs  mustergültiges  Portal  für  den  neuen  Bahnhof  zu 
Altenburg.  entw.  vouE.  Lehnert.  ausgef.  von  Dörfchen  in  Meilsen. 

Vielseitiger,  zahlreicher  und  im  allgemeinen  auch  werth- 
vollcr  stellten  die  Metall- Arbeiten  sich  dar.  Li  erster 
Linie  sind  unter  denselben  die  trefflichen  Schmiedearbeiten 
der  Firma  Kübuscberf  &  Söhne  zu  nennen,  grußetithciß 
Gitter  nach  Möckel's  Zeicknungen.  Nach  desselben  Archi- 
tekten Entwurf  hat  der  Klempner  F.  E.  Türcke,  für  dessen 
Geschick  überdies  noch  zaldreiche  Arbeiten  in  getriebenem 
Zinkblech  zeugten,  einen  reizvollen,  mit  einem  Bilde  altdeutschen 
Stils  geschmückten  Kaminschirm  in  Kupfer  hergestellt.  Prof. 
C  Wcifsbach's  Zeichnungen  liegen  den  Leuchtern  und  der 
Kanne  zu  Grunde,  die  zu  jenem  vorgenannten,  im  Besitz  des 
Prinzen  Georg  befindlichen  Hausaltar  gehören,  wahrend  der 
Vorstand  des  Kunstgewerbe-Museums.  Hofrath  <_'.  Graff,  den 
Entwurf  zu  der  schönen  Kassette  geliefert  hat,  welche  das 
Prachtstück,  der  mehre  gediegene  Albums,  Bilderrahmen  etc. 
umfassenden  Ausstellung  der  Bronzewaarenfabrik  von  Ed.  Pacht- 
mann bildete.  Auch  2  stilvolle  Renaissance  -  Stutzuhren  von 
Th.  Riedel  «fc  Köber  sin 


Eben  so  ansprechend  war  die  Ausstellung  keramischer 
Kunst- Er  Zeugnisse,  insbesondere  von  Slajolica-Waaren, 
deren  Herstellung  bekanntlich  eine  Dresdener  Spezialitat  ge- 
worden ist.  Die  berühmte  Fabrik  von  Chr.  Seidel  <fc  Sohn, 
die  Dresdener  Filiale  der  Welthfma  Villeroy  &  Boch  in 
Mettlach,  die  Sächsische  und  die  Meißner  Ofenfabrik  von 
E.  Teiche rt  hatten  neben  zahlreichen  kleineren  Gegenstanden 
mehre  (von  Prof.  Weißbach  entworfene)  Majolika-Oefen  bezw. 
Kamine  zur  Schau  gestellt,  die  in  Komiwsition  wie  Herstellung 
gleich  befriedigten.  Im  Anschlüsse  hieran  mag  auch  der  von 
Semper  <v  Hauer  gelieferten  Arbeiten  in  verschiedenfar- 
bigem Stuckmarmor  gedacht,  werden,  die  mit  dem  besten 
wetteifern  können,  was  italienische  Künstler  in  dieser  Technik 
leisten;  namentlich  die  von  weißem  englischen  Zement  herge- 
stellte Marmor-Imitation,  welche  zn  dem  Gebälk  eines  Tcmpel- 
Modclß  Verwendung  gefunden  hat,  haben  wir  in  ähnlicher 
Vollkommenheit  noch  nie  gesehen.  — 

Mit  der  Erwähnung  der  von  Seh  aberseh  ul  gelieferten 
Dekorations-Malereien  aus  dem  neuen  Hoftbealcr,  der  Glas- 
gemälde von  Türcke  in  Zittau,  der  Teppiche  und  Tapeten 
von  Schütz  &  Jucl  in  Würzen  mag  es  dieser  flüchtigen 
Erinnerung  genug  seh).  —  — 

Auch  der  technische  Theil  der  Ausstellung  bot  des 
Mamiichfaltigcu  und  Interessanten  eine  reiche  Fülle  und 
legte  Zeugniss  ab  von  der  Intelligenz  und  dem  Eifer,  mit 
dem  man  in  Sachsen  —  dem  Industrie-Staate  Deutschlands 
par  tjrellmre  —  die  Verbesserung  des  Konstruktions- 
wesens auf  allen  Gebieten  sich  angelegen  sein  lasst.  Ein 
abgerundetes  Bild  war  allerdings  aus  den  hier  bunt  und  zu- 
fällig zusammen  gewürfelten  Stücken  nicht  zu  gewinnen.  — 
Mit Uebergehung  der  von  E.  Welling  Rober.  Pröll  ,\  Scha- 
rowsky  u.  a.  ausgestellten,  zum  Theil  boch  interessanten 
Beitrüge  aus  dem  Gebiete  des  Maschinenwesens,  die  der 
Mehrheit  unserer  ße>er  weniger  nahe  liegen,  erwähnen  wir 
lediglich  einige  Einzelheiten,  die  den  Gebieten  des  Baukon- 
struktiouswesens  und  der  Baumaterialien  angehören. 

Darunter  zuerst  des  Ventilations-Kastcnfcusters 
vom  Tischlermeister  F.  W.  Weber  in  Dresden,  welches  eine 
Kombination  von  Schiebe-  und  Flügelfenster  in  der  Weise 
bildet,  dass  »las  äußere  Fenster  aß  Schiebefenster,  das  innere 

als  gewöhnliches  Flügel- 


Dies  gelang  zunächst 
Einxugsstraße  liegenden 


punkten 
ihnen  in 


neu  in  Verbindung  stehenden  I  nternehmer  ihren  Einfluss  dahin 
geltend  machten,  dass  auch  diese  dem  Unternehmen  ihre  Kräfte 
—  theiß  unter  Opfern,  tbeiß  ohne  Gewinn  —  zur  Verfügung 
stellten.  Ks  ist  buher  noch  nicht  bekannt  geworden,  obgleich 
diese  Thatsache  die  Wahl  der  meisten  I>fkorations-  Motive  für 
die  Freibauten  erst  recht  verständlich  macht,  dass  die  Mitglieder 
des  Bundes  der  Bau-,  Maurer-  und  Zimmermeister  Berlins  ihren 
Vorrath  an  Kttststangen  unentgeltlich  dargeliehen  und  dass 
ebenso  die  Maler  und  Bildhauer,  die  fur  das  Unternehmen  zu 
arbeiten  hatten,  dies  fast  durchweg  aus  Liebe  zur  Sache  und 
in  Erfüllung  einer  1  lerzeuspflicht  gegen  den  Kaiser  gethan  haben. 
Wo  solche  Opferwilligkeit  nicht  vorlag  oder  nicht  zu  erlangen  war, 
ist  überall  mit  bestem  Erfolg  der  Weg  des  Ausgebots  an  mehre 
leistungsfähige  Konkurrenten  eingeschlagen  worden. 

Doch  genug  dieser  Einhlirke  hinter  die  Kulissen,  die  wir 
nur  deshalb  nicht  unterlassen  haben,  weil  gerade  die  geschäft- 
liche Behandlung  der  Sache  im  vorliegenden  lalle  von  ent- 
scheidender Wichtigkeit  war  und  weil  dieselbe  unter  der  Fach- 
Genossenschaft  auf  ebenso  großes  Interesse  rechnen  kann,  wie 
die  künstlerische  Außenseite  der  Dekoration,  der  wir  uns  nun- 
mehr zuwenden  wollen.  — 

Sollten  die  Vorbereitungen  in  der  kurzen,  hierfür  zur  Ver- 
fugung  stehenden  Zeit  fertig  geschafft  werden,  so  war  dies  nur 
durch  eine  weit  gehende  Theilung  der  Arbeit  zwischen  den 
leitenden  Kräften  möglich.  Das  Gesammt-Komite  des  Architekten- 
Vereins  löste  sich  demnach  in  eine  Anzahl  kleinerer  Gruppen 
auf,  die  nach  freier  Vereinbarung  und  gemeinschaftlicher  Verstän- 
digung über  die  einzuhaltenden  Haupt-Gesichtspunkte  und  über 
die  für  jeden  einzelnen  Abschnitt  verfügbare  Geldsumme,  je  eine 
Theiistrecke  der  Einxugsstraße  zur  völlig  selbständigen  Dekoration 
übernahmen.  Nur  die  Beschaffung  des  erforderlichen  Massen- 
Materials  an  Guirlanden  (20<JOO<°),  Kränzen,  Fahnen  etc.  blieb, 
um  einer  Preissteigerung  vorzubeugen,  in  einer  Hand  konzentrirt  — 
Die  erste  Strecke,  vom  Potsdamer  Bahnhof  bis  zur  Lenne- 
straße,  fiel  einem  Konnte  zu,  das  unter  dem  Vorsitze  des  Bau- 
meisters Hrn.  Kylltuann  noch  die  Baumeister  Hrn.  Heyden, 
Luthmer  und  Stegmüller  umfasste.  Der  wichtigste  Theil  der 
Aufgabe,  die  hier  zu  losen  war,  bestand  in  der  Dekoration  des 
Potsdamer  Platzes,  welche  dem  vom  Bahnhof  einfahrenden 
Monarchen  zunächst  zu  Gesicht  kam  und  auf  welche  demgemäß 


der  Leipziger, 

Bellevue-  und  Potsdamer  Str.,  weit  sichtbar  auch  nach  beiden 
Seiten  der  Koniggratzer  Str.,  wurde  in  Form  eines  mit  Stoff  be- 
kleideten Balkengerflstes  ein  machtiger  Obehsk  auf  einem  Unter- 
bau errichtet,  aus  de.a  nach  Norden  und  Süden  mächtige  Wasser- 
strahlen in  2  Brunnen -Becken  sich  ergossen;  ein  von  Genien- 
Figuren  gehaltenes,  mit  Palmcnzweigen  umgebenes,  blitzendes 
Schild  mit  der  Inschrift:  „Der  Herr  mit  Dir,  du  streitbarer  Held!" 
schmückte  die  dem  Bahnhof  zugekehrte  Südseite  des  am  Fuß 
von  schönen  Pflanzengruppen  umgebenen  Monuments.  Rings  um 
dasselbe  aber  war  durch  Banner-Masten  und  Kandelaber,  die  unter 
sich  durch  Festons  von  Fichtenreisern,  mit  dem  Obelisken  durch 
Festons  und  an  2  Stellen  durch  breite  Purpur- Velarien  verbunden 
waren,  ein  Vorhof  gebildet,  an  den  sowohl  nach  dem  Bahnhofe, 
wie  im  weiteren  Zuge  der  Feststraße  eine  breite  Allee  ähnlicher, 
mit  Fahneben,  bunten  Bannern  und  Fichtengrün  geschmückten, 
durch  Festons  verbundener  Maaten  sich  anschloss.  -- 

In  durchaus  gleicher,  durch  die  enge  Stellung  der  Masten 
und  die  geschickte  Auswahl  und  Zusammenstellung  der  Banner 
Oberaus  wirksamer  Anordnung  setzte  diese  Dekoration  auch  auf 
der  zweiten,  von  der  Lennestr.  bis  zum  Brandenburger  Thor 
reichenden  Strecke  sich  fort,  für  deren  Schmuck  die  lfm.  Bau- 
inspektor Mackenthun,  Baumeister  Laueuburg,  Architekten 
Grunert  und  Dahmann  unter  dem  Vorsitze  des  erstgenannten 
zu  sorgen  hatten.  Eine  Germania-Figur  unter  grünem  Baldachin 
bildete  den  Scblusspunkt  dieser  Bannerstraße,  die  vor  dem  Bran- 
denburger Thor  in  eineu  halbkreisförmigen  Vorplatz  einmündete, 
welchen  —  als  Ersatz  für  den  Laubschmuck  des  Thiergartens  — 
eine  dichte  grüne  Wand  aus  künstlichen  Baum- Pyramiden  ab- 
schloss.  In  den  riesigen  Oeffnungen  des  Thors,  dessen  Saiden 
mit  grünen  Guirlanden  umwunden  und  dessen  Metopen  mit  bunten 
Adler-Wappen  geschmückt  waren,  hingen  portiereuartige  l'urpur- 
Shawß  herab. 

Vom  Brandenburger  Thor  bis  zur  Wilhelmstrasse,  der  dritten 
Abtheilung  der  Feststrasse,  hatten  als  Vorsitzender  Hr.  Baurath 
Orth  und  als  Mitglieder  des  Spezial-Komites  die  Hrn.  Baumstr. 
Schwechten,  Landbrastr.  Schulze  und  Bauinsp.  Genth  die 
Dekoration  übernommen.  Der  Schwerpunkt  lag  hier  üi  dem 
Schmucke  des  Pariser  Platzes,  flu*  den  in  glücklicher  und  wirk- 
samer Weße  vornehmlich  durch  eine  originelle,  einheitliche  De- 
koration der  Häuser  gesorgt  war.  Attikea  und  Brüstungen  der- 
waren  als  breite  durchgehende  Horizontalen  mit  Stoffhc- 


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Ott.  t.  Wridmt.»* k.  I'.  M«ur*t  X.  A.  Il«lin. 

OBELISK   AUF   DEM    foTSDAMER    j^LATZE    IN  ^ERLIN. 
Für  iie  ElnuirsfdtruVattltta  »t»  :>.  Dnmkr  IS7K  atwnttri  m  Hm  dm  4  Kyllasaa. 


kleidnngen  in  den  deutschen,  preufsischen  und  (am  Hotel  der 
französischen  Gesandtschaft)  französischen  Farben,  überdies  natür- 
lich auch  noch  mit  Fahnen,  grünen  Festons  und  Kränzen  ge- 
achraackt.  In  der  Queraxe  des  Plaues  waren  die  Statuen  der  j 
Borussia  und  Germania  von  Blaser  und  Walger,  in  der  Längsaxe 
der  Riss  sehe  St  Michael,  sowie  eine  für  die  Illumination  be- 
stimmte riesige  Opferschaale  aufgestellt  Am  Eingange  der  Linden 
öffnete  sich  ein  mächtiges  Triumpbthor,  von  4  Pylonen  gebildet, 
zwischen  welche  seitlich  je  ein  von  Schaller  gemaltes  Velarium, 
in  der  Mitte  eine  freie  Bogen-I Dekoration  gespannt  war.  - 

Auch  auf  der  vierten  Abtheilung  der  Feststrafse,  von  der 
Wilhclm&traJse  bis  zur  Friedrichstralse,  ftlr  deren  Schmuck  die 
Arrhitekten  Hrn.  Heidecke  (Vorsitzender).  Kayser &v,  Grofs- 
heim  und  Stöckhardt  du  Komite*  bildeten,  sowie  auf  der 
fünften,  kurzen  Strecke  von  der  Friedrichstrasse  bis  /um  kaiser- 
lichen Palais,  welche  die  Hrn.  Architekt  Kuhn  und  Bamnstr. 
Hinkeldeyn  übernommen  hatten,  bildete  neben  den  ans  Banner-  I 
mästen  und  Velarien  (von  Meurer  u.  P.  Meyerheim)  bestehen- 
den,  an  den  Straßenkreuzungen  errichteten  Ehrenpforten  die 
Ausstattung  der  Hauserfronten  einen  wesentlichen  Theil  der  De- 
koration. Durchgehende  Guirlanden,  Fahnen  und  Wappenschmnck 
in  allen  nur  möglichen  Motiven,  xu  denen  sich  auf  der  letzten 
anch  in  der  Mittclpromenade  mit  einer  Längs- Dekoration  ver- 
sehenen Strecke  am  Abend  noch  eine  Lampen -Guiriaudo  längs 
der  Häuser  gesellte,  endlich  farbige,  dekorativ  behandelte  Vela- 
rien.  wie  die  der  Ehrenpforten  von  M.  Meurer  gemalt,  waren 
die  Bestandtheile  dieses  reichen  Hauserschmucks.  Km  Vorschlag, 
nach  südlicher  Manier  hierzu  vorwiegend  Teppiche,  und  zwar  den 
im  Laufe  des  letzten  Lustrums  in  Berlin  aufgesammelten  reichen 
Vorrath  echter  bezw.  imitirter  orientalischer  Teppich«  «u  ver- 
wenden, war  leider  nicht  durchgedrungen;  wo  vereinzelt  ein  solcher  I 
Teppich  hier  oder  an  anderen  Punkten  aushing,  lehrte  die  tiefe 
Farbenpracht  desselben,  vor  der  die  gemalten  Velarien  wie  Schemen 
verblassten,  welche  gewaltig«  Wirkung  mit  einem  solchen  Mittel 
sich  hatte  erzielen  lassen.  — 

Eine  selbständige  Stellung  nahm  in  der  zuletzt  erwähnten 
Strecke  die  Kunstakademie  ein,  deren  Dekoration  «war  nicht  an 
ihren  wundervollen  Schmuck  i.  J.  1871  hinan  reichte,  immerhin 
jedoch  -  namentlich  am  Abend  —  von  prachtiger  Wirkung  war: 
In  einer  roth  drapirten  Mittelnische  eine  von  II.  Begas  genial 
modcllirte,  die  Gestalt  eines  Dämons  zu  Boden  tretende  Germania- 
Figur,  in  den  beiden  Nebenfenstern  jeder  Seite  I  Transparent- 
bilder von  Knaus,  Becker,  Richter  und  l'fannschinidt .  an 
der  Ecke  ein  von  Schräder  gemaltes  Banner  —  das  Ganze  natür- 
lich durch  Festons,  Kränze,  Banner  etc.  zur  Einheit  verbunden.  — 


Der  Abschluss  der  Feststrafse  hinter  dem  kaiserlichen  Palais, 
einschliefslich  der  Dekoration  der  Universität  und  des  Opernplatz.es, 
war  den  Herrn  Bmstrn.  Ebe  &  Benda  tibertragen  worden-  Man 
hatte  an  die  Errichtung  einer  plastischen  Kolossalgruppe  an  dieser 
Stelle  gedacht  und  Iwreits  Vorbereitungen  für  eine  solche  ge- 
troffen, als  der  von  maafsgebender  Seite  ausgesprochene  Wunsch 
auch  hier  zu  einfacheren  Anordnungen  zwang.  Wieder  war  es 
eine  andere  und  zwar  die  reichste  Version  der  aus  Bannermasten 
und  gemalten  Velarien  gebildeten  Ehrenpforte,  die  hier  in  wir- 
kungsvoller Weise  Anwendung  gefunden  hatte  —  ein  mächtiger 
baldachinartiger  Portalbau  in  der  M  itte,  mit  Bildern  von  W  i  s  n  i  e  wsk  i 
Ehrentraut,  Breitbach  und  Jacob,  zwei  einfachere  Pforten 
(Iber  den  Trottoirs  mit  Bildern  von  L.  Burger  und  Zöpke.  — 

Lediglich  in  den  allgemeinsten  Umrissen  kounten  wir  dieses 
registrirende  Verzeichniss  der  ftlr  den  Schmuck  der  eigentlichen 
Einzugs-Straf&e  getroffenen  Anordnungen  halten  und  müssen  da- 
her selbstverständlich  darauf  verzichten,  dasselhe  noch  auf  die 
zahlreichen,  mehr  oder  minder  bedeutenden  Dekorationen  auszu- 
dehnen, welche  andere  Punkte  der  Stadt,  die  des  Schmuckes 
diesmal  wohl  an  keiner  einzigen  Stelle  entbehrte,  aufwies:  nur 
der  schönen,  tob  den  Hrn.  Bmstr.  Edm.  Knoblauch  und 
Landbmstr.  Schulze  ausgeführten  monumentalen  Dekoration  des 
Platzes  vor  dem  Hulleschen  Thor  sei  besonders  erwähnt.  — 

Auch  von  der  Illumination  des  Abends,  die  —  nach  einer 
sehr  glucklichen  Idee  des  Zeutral-Koinitcs  —  schon  um  &  l'hr 
begann,  wollen  mir  keine  spezielle  Beschreibung  gelten.  Es  mag 
genügen,  wenn  wir  konstatiren,  dass  diese  Illumination  nicht  nur 
Ute  allgemeinste,  sondern  auch  die  gelungenste  war,  welche  die 
deutsche  Hauptstadt  je  gesehen  hat.  Seitens  der  stadtischen  Be- 
hörden war  eine  Summe  von  50  00»  M.  zur  Erleuchtung  ihrer 
Gebäude,  namentlich  des  unaufhörlich  in  bengalischem  Feuer 
glühenden  Rathhaus-Thurms  und  der  öffentlichen  Denkmaler  aus- 
gesetzt worden  —  alle  anderen  Anordnungen  wurden  wiederum 
allein  ans  Privatmitteln  und  in  freiwilligem  Entschluss  ausgeführt. 
Zu  der  in  un&erri  modernen  Städten  typisch  gewordenen  Gas- 
Illumination,  die  bei  der  völligen  Windstille  des  Abends  nirgends 
versagte,  gesellte  sich  die  iütcre  Art  der  Illumination  mittels 
farbiger  Läropchen,  das  Transparent  (an  der  Kunstakademie  und 
am  Kathhausj,  das  bengalische  Feuer,  das  qualmende  Licht  der 
Pechpfannen  und  endlich  noch  das  strahlende  elektrische  Licht, 
um  iu  niauuichfach.ster  Abwechselung  zu  den  verschiedenartigsten 
Effekten  vereinigt  und  von  dem  großartigen  Hintergründe  einer 
durchgängigen  Erleuchtung  der  Wohnhausfenster  mittels 
Kerzen  gehoben,  ein  wahrhaft  zauberisches,  für  Jeden,  der  es  ge- 
sehen, UBYergesslkh.es  Bild  zu  gewähren.  — 


530 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


25.  Dezember  1878 


fettster  hergestellt  wird,  wahrend  derjenige  Thcil,  der  oberhaJb 
des  Kreuzes  liegt,  in  einein  Stück  um  eine  in  seiner  Unterbaute 
liegende  horizontale  Achse  drehbar  ist.  Ks  ist  nun 
dieser  letzt  erwähnte  Theil  durch  ein  llebelwerk  mit  dem 
verstellbaren  Tbeilc  des  äufseren  Fensters  derartig  ver- 
bunden.  dass  beide  gleich  zeit  ig  sich  öffnen  —  das  äufsere 
Fenster  in  die  Höhe  gehend,  das  Oberstück  des  inneren 
Penaten,  m  seine  Achse  drehend,  nach  innen  schlagend. 
Zweifellos  bietet  die  Einrichtung  ein  bequemt*  Jlultsmittel 
zur  Zimmer- Lüftung,  welches  einen  Hauptvorzug  darin  Itcsitzl. 
dass  die  kalte  Aufseiiluft  in  der  Richtung  gegen  die  Zimmer- 
Hecke  dem  Räume  zugeführt  wird  und  ihre  Strömung  daher 
nicht  leicht  unangenehm  empfunden  wird.  Das  Fensler  hat 
sich  bei  öffentlichen  Gebäuden  in  Sachsen  bereits  mehr- 
facher Ausführung  zu  erfreuen  gehabt :  sein  Prei>  stellt  sich 
um  etwa  2<i  M.  höher  als  der  eines  Doppelfensters  nach  ge- 
wöhnlicher Hinrichtung. 

Kammerich  £  Ca  in  Berlin  hatten  Proben  nebst  K.m- 
srnktionsstücken  von  sogenanntem  Trager-Wellblech  aus- 
gestellt. Dasselbe  weicht  von  dem  Hein-Lehmannsehen  Trager- 
wellblech darin  ab.  dass  es  in  weniger  grofsen  Profilen  als 
jenes  hergestellt  wird  und  dass  die  gebogenen  proliltheile 
nicht  volle  Halbkreise,  daher  auch  die  geraden  Theile  nicht 
vertikal  stehende  Stege  bilden:  Vorzüge  allgemeiner  Art  ver- 
mögen wir  diese  Neuerung  kaum  beizulegen.  —  Hie  Glas- 
fabrik von  Friedrich  Siemens  in  Dresden  war  mit  zahl- 
reichen Proben  von  sogenanntem  Press  hart  glas  erschienen, 
welches  in  Tafeln  bis  zu  70"»  Breite,  übrigens  sowohl  als 
gewöhnliches  Weifsglas  (von  2  ti  Dickel  wie  auch  mattirt, 
ferner  als  Mousselin-  und  Hunt  glas  hergestellt  wird, 
zu  Preisen,  welche  relativ  niedrig  erscheinen,  sobald  man 
die  angeblich  vorhandene  etwa  lOfaeli  vergrößerte  Wider- 
standsfähigkeit dieses  Köi-)>ers  gegen  Wurf.  Stöfs  und  Druck 
in  Betracht  zieht.  Die  Zeit  dürfte  kaum  fern  sein,  wo  das 
Hartglas  für  mancherlei  Gebrauchszwecke,  z.  H.  für  die 
Verwendung  in  Strafsen-Laterncn,  für  die  Verglasnnc  von  Fen- 
stern in  Bahnhöfen,  öffentlichen  Gebinden,  Werkstätten  etc. 
sich  allgemeineren  Eingang  verschafft. 

.1.  Ilofmaun  A:  Co.,  C'hamotte- und  Pflasterstein-Fabrik 
in  Ta Udenheim  bei  Meilsen,  stellen  eine  reiche  Kollektion 
von  Ptlastcrstchicn.  Fliesen.  Platten.  Blendsteinen.  Sims- 
Mucken  etc.  ete.  ans  Klinkennasse,  die  Zement  wanren- 
RDd  Terraz/.o-Platten-Fabrik  von  W.  Ä  C.  Mascha 
in  Prag  und  Dresden  Sammlungen  von  Fliesen  ete.  aus 
Zementbeton,  bez.w.  Terrazzo-Platten  ai.s.  Die  Ilofmann- 
s.  ben  Fabrikate  sind  als  vorzügliche  keramische  Lebtnugen, 
sowohl  was  Sauberkeit  der  Herstellung  als  hohe  Festigkeit 
betrifft,  anzusprechen;  ob  die  erhoffte  ausgedehnte  Verwen- 
dung zu  Stralsenpflaslerungs-Zwccken  sich  verwirk- 
lichen wird,  scheint  uns  vorläufig  noch  etwas  problematisch, 

dass  einige  \  ersuche,  die 


bis  jetzt  vorliegen.  Resultate  ergel>cn  haben,  welche  diese 
Möglichkeit  zutuVtist  immerhin  noch  offen  lassen.  —  Die 
Ma.scha'schcn  Zementfliesen  überragton  durch  hübsche, 
in  ansprechenden  Farben '  gehaltene  Musterung  von  großer 
Exaktheit  und  durch  einen  sorgfältigeren  Schliff  der  Ober- 
fläche weitaus  das  gewöhnliche  grau  und  todt  aussehende 
Fabrikat,  was  als  Zementplatten  hier  und  da  in  Verwendung 
tritt:  zu  wünschen  ist.  dass  den  hervor  gehobnen  guten  Eigen- 
schaften die  noch  wesentlichere  einer  guten  Haltbarkeit 
sich  zugeselle.  Gleiches  hohes  Lob  gebührt  den  Terrazo- 
Pl att en  deselben  Fabrikanten,  welcher  n.  W.  mit  der  hier 
vorliegenden  Ausführung  des  Terrazzo  -  Fussbodens  aus  klei- 
neren Platten  mit  einer  Neuerung  auftreten,  in  welcher  man 
für  den  guten  Bestand  und  namentlich  das  Fernhalten  von 
blasenartigen  Aiifticibungen,  die  beim  Terrazzo-Estrich  sehr 
gewöhnlich  sich  einstellen,  das  Beste  hoffen  darf.  — 

Fnser  Bericht  üImt  die  Brcsdncr  Ausstellung  wäre  hier- 
mit zu  Ende.  Wie  wir  jedoch  unserer  Schilderung  des  Ver- 
laufes, den  die  diesmalige  Versammlung  des  Verbandes  ge- 
nommen bat.  eine  Erörterung  ülier  die  Zukunft  dieser  Vcr- 
bandstage  angehängt  halten,  so  wollen  wir  auch  die  vorliegende 
Arbeit  mit  einer  ähnlichen  Betrachtung  abschliefsen. 

Als  ilie  Abgeordneten  des  Verbandes  vor  der  Wahl  eine« 
neuen  Vororts  diesmal  die  wichtige  Frage  beriethen,  in  wie 
weit  eine  Vereinfachung  des  äufseren  Apparates  unserer  Ge- 
neral-Versammlungen sich  empfehle  und  welche  der  hierfür 
üblichen  Veranstaltungen  wohl  zunächst  einer  solchen  Verein- 
fachung fähig  wären,  wies  ein  Mitglied  des  bisherigen  Vor- 
standes darauf  hin,  dass  u.  a.  auch  die  Ausstellungen 
einen  Aufwand  an  Mühe  und  Kosten  bedingten,  welcher  zu 
dem  Ergebnisse  derselben  und  zu  dem  Nutzen,  den  der  Ver- 
band aus  ihnen  gewinne,  wohl  nicht  ganz  im  richtigen  Ver- 
hältnisse stehe. 

Aeludi.be  Anschauungen  haben  wir  früher  schon  zu 
wiederholten  Malen  bezüglich  der  Ausstellungen  geltend  ge- 
macht, welche  bei  den  Vorläufern  unserer  Verbandstage,  den 
freien  Versammlungen  deutscher  Architekten  und  Ingenieure, 
veranstaltet  wurden.  Und  \or  der  ersten  General-Versamm- 
lung des  Verbundes  nahmen  wir  (in  No.  11.  .Ihrg.  74  d.  DU 
ausdrücklich  Veranlassung,  jener  Frage  eine  eingehende  Er- 
örterung zu  widmen  —  freilich  nicht  um  eine  Verein- 
fachung der  bezgl.  Ausstellungen  zu  empfehlen,  sondern  um 
darzulegen,  dass  ein  lohnendes,  des  Verbandes  würdiges  Er- 
gebnis* derselben  nur  durch  eine  mit  gröfseren  Mitteln  in's 
Werk  gesetzte  planmäßige  Vorbereitung  und  eine 
zweckentsprechendere  Anordnung  derselben  erzielt 
werden  könne.  Der  grofsartige  Erlöle  der  im  Laufe  dessel- 
Iteii  .lalires  zu  Stande  gekommenen  Bau- Ausstellung  in 
Berlin,  die  M  allen  Besuchern  des  damaligen  Verbunds* 
tages  noch  in  frischer  Erinnerung  stehen  wird,  darf  wohl  als 

nur 


Euter  dem  Kindnicke  der  durch  alle  Schichten  der  Bevölkerung 
gehenden  Befriedigung  lii  er  den  alle  Erwartungen  weitaus  hinter 
sich  lassenden,  schonen  und  erhebenden  Verl  am  des  eigenartigen 
Festtage»  konnte  es  nicht  fehlen,  dass  der  Gedanke,  eine  bleibende 
Erinnerung  an  diesen  Tag  zu  stiften,  in  vielen  Herzen  sieh 
regte  und  einmal  ausgesprochen  Uberall  zündete.  Konnte 
dnrh  illM-rdies  kaum  ein  Zweifel  darüber  obwalten,  worin  diese 
Erinnerung  zu  bestehen  hatte,  da  eines  der  zu  vorüber  gehendem 
/.werk  geschaffenen  Werke  —  der  von  den  Baumeistern  Heyden 
und  Kyllmann  prnjektirte  Obelisk  auf  dem  Potsdamer 
Platz  nicht  nur  als  Bestandtheil  der  Festdekoration,  sondern 
auch  als  selbständiges  Kunstwerk  in  einer  Weise  durchgeschlagen 
und  die  allgemeine  Popularität  sich  erworben  hatte,  wie  dies  nur 
selten  einer  künstlerischen  Schöpfung  zu  Theil  wird. 

End  das  Werk,  von  dessen  gegenwärtiger  Erscheinung  wir 
unsem  Lesern  umstehend  eine  skizzenhafte  Abbildung  vorlegen, 
verdient  diese  Popularität.  In  einem  richtigen  Maafstabe  ge- 
dacht, nach  seiner  Kom|Kisition  eine  sehr  glückliche  Verbindung 
der  uralten  hieratischen  Obcliskenform  mit  einem  modernen 
IVukmal.  wirkt  es  an  seiner  Stelle  wie  eine  überzeugende  Not- 
wendigkeit. I>er  hfissliche,  aus  einer  Vielheit  unregelmäßiger 
Strarsenkreiizungen  zusammen  gesetzte  Potsdamer  Platz,  der  den 
Architekten  bisher  als  eine  Negation  sammtürher  an  die  Er- 
scheinung eines  Platzes  zu  stellenden  Ansprüche  galt,  hat  durch 
diesen  dnminirenden  Mittelpunkt  plötzlich  eine  wohlthuende  Ein- 
heit und  einen  Hauch  monumentaler  I'cprüsentation  gewonnen, 
mit  der  er  seine  Stellung  als  das  Vestibül  Berlins  für  einen 
grofsen  Theil  der  hier  eintreffenden  Beisenden  fortan  nicht  nn- 
wiirdig  behaupten  würde.  Die  wichtigen,  auf  ihn  einmündenden 
Yerkehrsstraßen  aber  erfreuen  sich  einer  interessanten  Perspek- 
tive, deren  Reiz  in  Berlin  um  so  greiser  wirkt,  je  seltener  im 
Stadtplane  zu  einer  solchen  Gelegenheit  geboten  ist.  — 

So  konnte  es  nicht  fehlen,  dass  jener  Gedanke,  von  der  ge- 
sammten  politischen  Presse,  wie  von  den  Behörden 


stützt,  in  kurzer  Zeit  schon  feste  Formen  angenommen  hat. 
Bereits  bat  ein  Komite  seine  Thäligkeit  eröffnet,  das  aus  frei- 
willigen Beitrügen  die  Mittel  sammeln  will,  um  im  Frühjahr  schon 
mit  der  Ausführung  des  Denksteins  zu  beginnen,  wahrend  bis 
dahin  sein  Modell  erhalten  werden  soll.  Auf  ikmihk)  .//.  sind 
die  Ausführungskostcn  veranschlagt  und  wir  zweifeln  nicht  daran, 
dass  dieselben  in  kurzer  Zeit  aufgebracht  sein  werden. 

Es  wird  von  allen  Seiten  gewünscht,  dass  die  Herstellung  in 
monumentalem  Material  möglichst  eng  an  die  gegenwärtige  Er- 
scheinung des  Denksteins  sich  anschließen  soll,  doch  werden 
einzelne  Armierungen  natürlirh  unvermeidlich  sein.  Seine  Höhe 
wird  mit  Rücksicht  auf  die  betrachtliche  Perspektive  der  leip- 
ziger Stralse  etwas  gesteigert  werden  und  soll  incj.  Postament 
28,3'»  betragen:  er  wird  in  Folge  dessen  den  Obelisk  von  Luxer 
auf  der  Pln,-e  .k  In  Vaneordt  in  Paris,  der  mit  Post 
27.8'»,  an  sich  22,8"-  hoch  ist  und  wahrseheinlk 
Nadel  der  Cleopatra  in  London,  die  ohne  Postament  21,3»  bucb 
ist,  ein  wenig  an  Große  übertreffen.  Als  Material  ist  polirter 
dunkler  Granit  und  Bronee  für  die  Gurte  und  Skulpturen  in 
Aussicht  genommen:  auch  die  Beibehaltung  des  höchst  originell 
und  ansprechend  wirkenden  Zackensterns  auf  dem  Gipfel,  der 
bui  der  Illumination  als  ein  Elammenbüschel  zu  wirkungsvollster 
Geltung  kam,  wird,  wenn  derselbe  zn  Krlenrhtimgszwecken  nutz- 
!>ar  sich  machen  hisst,  beabsichtigt.  -  Selbstverständlich  rauss 
auch  die  Umgebung  des  Denksteins  entsprechende  Aendernngen 
erleiden,  die  vermuthlich  bis  auf  eine  Umgestaltung  der  beiden 
Thnrgelrtude  sich  erstrecken  wird. 

Möge  glückliches  i  Idingen  auch  fernerhin  den  Fortgang  des 
Werkes  begleiten  und  möge  seine  Einweihung  durch  den 
Monarchen,  zu  dessen  Gedächtnis«  dieser  Denkstein  errichtet 
wird,  sich  dereinst  als  ein  zweites  frohes  Fest  dem  ersten  an- 
reihen, das  ihn  ins  Leben  gerufen  hat:  —  —F. 


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No.  103. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


531 


Ein  Widerspruch  derselben  zu  der  in  Dresden  hervor 
getretenen  Tendenz  ist  übrigens  in  Wirklichkeit  durchaus 
nicht  vorhanden.  Nicht  um  die  Frage.  ol>  und  wie  die  bezgl. 
Ausstellungen  vereinfacht  werden  können,  handelt  es  sich  nach 
unserer  Ucberzeugung,  sondern  um  eine  andere  Frage,  die 
wir  hiermit  der  Erörterung  der  verbundenen  Vereine,  bezw. 
den  Abgeordneten  empfehlen  möchten:  Ist  es  erforderlich, 
bei  jeder  üeneral- Versammlung  des  Verbandes 
eine  Ausstellung  zu  veranstalten,  oder  empfiehlt 
es  sich  nicht  vielmehr,  solche  Ausstellungen  für 
gröTsere  Perioden  vorzubehalten,  sie  aber  in 
grosserem  Umfange  und  nicht  als  ein  Lokal-  son- 
dern als  ein  Verbands-Unternehmen  stattfinden 
zu  lassenV 

Wir  sind  unsererseits  nicht  zweifelhaft,  der  letzten  (selbst- 
verständlich eine  Abänderung  des  Verbandstatuts  bedingenden) 
Alternative  das  Wort  zu  reden. 

Die  Bedeutung  der  Ausstellungen  unseres  Faches,  in 
jenem  Umfange,  wie  sie  sich  alle  2  Jahre  gelegentlich  einer 
Verbands-Yersammlung  ermöglichen  lassen,  ist  heut  durchaus 
nicht  mehr  dieselbe,  wie  bei  den  Versammlungen  deutscher 
Architekten  und  Ingenieure,  die  vor  einem  Viertel-Jahrhundert 
stattfanden.  Damals,  als  verhält  nissmMsig  noch  wenig  gereist 
wurde,  die  Fachpresse  und  das  Vereinsleben  erst  in  ihren 
Anfängen  begriffen  waren,  boten  jene  Ausstellungen  ein  ganz 
unersetzliches  Mittel,  um  von  den  Bestrebungen  und  Leistungen 
weiterer  Fachkreise  sich  Kenntniss  zu  vei  schaffen.  Heut  hat 
nicht  allein  in  allen  jenen  Beziehungen  eine  gewaltige  Steigerung 
und  Entwickelung  stattgefunden,  sondern  es  ist  im  Verlauf 
der  letzten  Jahre  auch  gelungen,  den  Bann  der  Isolirung,  in 


sich  unser  Fach  gegenüber  der  Thciluahme  und  dem 
Verstandniss  des  grolsen  Publikums  befand,  zu  sprengen. 
Neben  der  Fachlitterat ur  vermittelt  die  jwlitischc  und  Mlc- 
tristist  he  Presse  Nachrichten  über  bedeutsame  Leistungen  der 
Baukunst  und  des  Ingenieurwesens,  architektonische  Entwürfe 
werden  auf  den  allgemeinen  Kunst-Ausstellungen  den  weitesten 
Kreisen  zugänglich  gemacht  und  von  diesen  mit  Interesse 
gewürdigt.  — 

Bei  einer  solchen  Sachlage  und  mit  Berücksichtigung  des 
Unistandes,  das«  die  ohne  eingehende  Erläuterungen  und  ein 
wirkliches  Studium  meist  schwer  verständlichen  Entwürfe  des 
lugcuieurwcsens  sich  überhaupt  für  eine  Ausstellung  nur  wenig 
eignen,  scheint  uns  eine  Sozial  -  Ausstellung  unseres  Faches 
nur  dann  noch  eine  Berechtigung  zu  haben,  nur  dann  noch  die 
auf  sie  verwendeten  Mühen  und  Kosten  zu  lohnen,  wenn  sie 
die  Leistungen  des  deutschen  Baufachs  während  einer  1  ä  n  g  e  r  e  n 
Periode  zu  einem  vollständigen,  übersichtlichen  und  svste- 
matiseh  angeordneten  Bilde  zusammen  fasst.  Giebt  man  dies 
zu,  so  werden  als  Schlussfolgerungen  ohne  weiteres  einleuchten, 
dass  solche  Ausstellungen  nur  in  längeren  (vielleicht  10jährigen  ?) 
Pausen  stattfinden  können,  dass  sie  auf  die  gröfsten.  am 
meisten  besuchten  und  am  günstigsten  gelegenen  Städte  Deutsch- 
lands (vielleicht  I Velin.  Müuchen  und  Frankfurt  a.  M.V)  sich 
beschränken  müssen  und  dass  die  Mühe  und  Verantwortlichkeit 
ihrer  Vorbereitung  nicht  einen  Theil  der  dem  Lokul-Koinile 
einer  General-Versammlung  zufallenden  Obliegenheiten  bilden 
darf,  sondern  von  dem  Verbände  selbst  getragen  werden  muss.  — 

Möge  man  an  anderer  Stelle  die  im  vorstehenden  ge- 
geliene  Anregung  in  freundliche  Envigung  ziehen! 

—  F.  n.  B.  — 


Ueber  Erdbohrer  und  Bohranker. 


Unter  den  Erdbohrern  ist  der  von  Bohl ken  ein  zu 
Zwecken  anwendbares  Werkzeug,  desse 
keit  darin  beruht,  dass  der  Bohrer  zwei  Schrauliengange  von 
ungleicher  Steigung  besitzt  Die  den  oberen  Gang  bilden- 
den beiden  Flügel  FF,  Fig.  1,  erhalten  die  anderthalbfache 
Steigung  de«  unteren,  eintheilig  gestalteten  kleineren  Schrauben- 
gange«. 

Es  leuchtet  ein,  dasr,  da  der  Bohrer  in  dem  Maafse  der  Wir- 
kung dieses  unteren  Gangs  in  die  Erde  eindringt  und  die  oberen 
Flügel  eine  greisere  Steigung  als  die  unteren  besitzen,  iu  jedem 
Augenblicke  der  Uber  die  Flügeldächen  FF  tretende  Boden  sich 
lose  auf  F  F  aullext  (oder  duch  zum  miudesten  dort  keine  Zu- 
sainmeudrückung  erleidet)  und  dass  der  Kaum  zwischen  dem 
oberen  und  unteren  Flügel  nur  mit  sehr  gelockertem  Boden  er- 
lüllt  wird.  F.s  ist  in  Folge  dieser  eigenthüuilirhen  Wirkungs- 
weise die  Reibung  an  den  Bohrertlüchen  gering  und  damit  die 

duzirt 

Kinige  Gebrauchszwecke  des  Bohrers  sind  folgende: 
a,  Zum  Tiefbohren  tür  Abbessinier-   «'der  sogen.  Röhren- 
brunnen,   llit-r  dient  der  Bohrer  z«  dem  sogeu.  Vorbohren, 
»••»bei  das  Gestänge  aus  ein/einen  etwa  1 '"  laugen,  mittels  Schraube 
zusammen  gefügten  Stäbeu  besteht. 

b)  Zum  Aufsuchen  von  Ulidichtheiten  lui  Gasleitungen. 
Man  bohrt  mit  Bohrern  von  5  S"«  Durchmesser  in  kurzen  Ab- 
runden kleine,  bis  nahe  auf  die  Rohrleitung  hinab  gehende 
Löcher  und  findet,  durch  den  Geruch  geleitet,  die  schadhafte 
Stelle  rascher^als  bei  einem  atiderweiten  Verfahren. 

c)  Zum  Setzen  von  Telegrapheustangen,  Einfric- 
digungspfahlen,  Gerüststangen  etc.  etc. 

d)  Zu  Untersuchungen  über  üodcnbeschaffeiiheit  von  Bau- 
grund. 

Was  die  Abmessungen  des  Erdbohrers  betrifft,  so  wird 
derselbe  iu  den  Grolsen  von  5  bis  69  "■  ausgeführt  und  es  dient 
dabei  entweder  Eisenblech  (zu  den  Klügeln)  und  Gusseiseu  (zu 
der  Nabe,  in  welcher  die  Flügel  beitu  Gtiss  eingebettet  werden) 
oder  auch  ausschlicl'slirh  Stahl. 

Eine  Vaiiaute  des  BohlkenVben  Krdbohrers  bildet  der  sog. 
Bnhranker.  mittels  dessen  im  Kidboden  ein  Festpunkt  ge- 
schaffen weilen  soll.  Der  Verschiedenheit  des  Zweckes  wird 
dir  spezielle  Ausbildung  entsprechen  müssen;  doch  bezieht  sich 
dies  uur  auf  die  V'ennihruug  der  Konsü-iiktionsstuike  des  Appa- 
rats, da  die  Fiügclciurichtung  sowie  die  Steigung  der  Schrauhcn- 
gäuge  In  im  Erdhohter  und  beim  Bohranker  durchaus  gleich- 
artig sind. 

Ha  der  Kidküiper,  web  heu  der  Buhranker  durchs<  b neidet, 
nicht  hei  uns  geholten,  sondern  nur  in  seiner  1-ngp  um  ein  Geringes 
verändert  wird,  so  bestell!  zwischen  Ai.k.r  und  Bohrer  insoweit 
IVbereinstiiuiniing,  dass  auf  dem  lloheutbeile  zwischen  den  bei- 
den Flugein  lockere  Lageruug  des  Bodens  sUtitiudet,  wahrend 
ein  Unterschied  in  Bezug  auf  den  ande.cn  Theil  des  betmffeuen 
Bodens  sich  ergiebt,  der  über  die  Flügel  gehoben  wird;  dieser 
Theil  wird  eine  gewisse  Kompression  erleiden,  die  der  Haltbar- 
keit des  Ankers  zu  Statten  kommt 

Die  Vorrichtungen  zum  Nkderbriugcu  des  Rohraukere  wechseln 


der  < »ertlichkeit,  au  der  die  Verankerung  statttindet.  Ist 
der  Anker  am  Laude  einzuschrauben  (etwa  hinter  einer 
Kaimauer,  einem  Bohlwerk  etc.),  so  setzt  derselbe  sich  bis  zur 
Terrain-Obertlache  mittels  einer  kräftigen  Spindel  fort,  auf  die 
zum  Einschrauben  eine  entsprechende  Drehvorrichtung  gesteckt 
wird,  beispielsweise  ein  sogen.  Spillkopf  nach  Fig.  4.  Da  der 
vom  Anker  aufzunehmende  Zug  unmittelbar  am  Anker  selbst 
wirksam  werden  muss,  so  ist  es  notbig,  dass  eine  Kette  hinzu 
tritt,  von  deren  Verbindungsweise  mit  dem  Anker  es  wesent- 
lich abhängt,  ob  das  Einschrauben  gut  oder  mangelhaft  ^vielleicht 
auch  gar  nicht)  gelingt.  Diese  Verbindung  muss  drehbar  ein- 
gerichtet sein,  die  Kette  jedoch  ohne  Drehung  mit  in  die  Tipfe 
gezogen  werdeu.  Ks  bat  zu  dem  Kude  der  Bohranker  eine 
Schelle,  an  deren  einem  Kndc  die  Kette  angreift,  wahrend 
die  Schelle  am  anderen  Kude  in  eine  (vertikal  gestellte)  Schneide 
(Messer)  von  5 — 10™  Hohe  üliergeht. 

In  der  oben  beschriebenen  Form  (mit  Spindel  oder  Stock)  aus- 
gefühlt, hat  der  Bohranker  mehrfache  Verwendungen  erfahren,  ins- 
besondere im  Rettungswesen  an  den  Seeküsten ,  wo  der 
Werth,  den  die  schnelle  uud  leichte  Beschaffung  sicherer  llait- 
punkte  auf  nacktem  Strande  besitzt,  zu  («»sonderer  Geltung  kommt. 

Aufter  zu  den  bereits  angegebenen  Zwecken  ist  der  Bohr- 
anker bei  schwierigem  Terrain  zu  Kundamentirungen  von  Bau- 
werken, insbesondere  auch  von  Brücken  geeignet  und  hat  tu  die- 
sem Zwecke  ebenfalls  bereits  mehrfache  Verwendun 
Um  das  Einschrauben  der  Anker  in  einem  Theil 
rungstiefe  zu  erleichtern,  kann  für  die  obere  Hälfte  der  Tiefe 
ein  Bohrloch  mittels  des  Erdbohrers  abgesenkt  werden. 

In  einem  Falle,  wo  die  Lokalität  das  Einrammen  von  Hol,:- 
pfählen  verbot,  hat  mau  zu  dem  Aushülfsmittel  gegriffen,  die 
IloUptähle  mit  Bohranker-Spitzen  zu  ariniren  und  alsdann  einzu- 
schrauben. Der  Anker  wird  dann  bobl  ausgeführt,  der  llolzpfahl 
möglichst  sauber  eitigepasst  uud  mittels  eines  breiten  Keils 
fest  gesetzt.  Um  eiueu  Bruch  zu  verhüten,  ist  es  nothig,  einen 
Schiiiiedeisen-lting  aufzuziehen.    (Vergl.  Fig.  2.) 

Soll  der  Bohranker  unter  Wasser  eingeschraubt  werden, 
etwa  zum  Zweck  des  Anhangen!  einer  Boje,  für  die  Festlegung  von 
Schiffen  oder  Seezeichen,  so  geschieht  die  Verbindung  zwischen 
Anker  uud  Kette  mittels  Schäkel,  wahrend  für  das  Kiuschrauben 
eine  foitnebuibare  Spindel  dient,  die  je  nach  Gröfse  des  Anker«, 
Boileubeschaffenheii,  Kiuschraub-  und  Wassertiefe  in  wechselnder 
Weise  herzustellen  ist. 

Ist  der  Anker  klein,  vielleicht  nicht  über  o.G1"  im  Durch- 
messer haltend,  der  Grund  wenig  konsistent  und  die  Kette, 
welche  nach  oben  führt,  nur  schwach  etwa  2  -  2,5  «»  Ketten- 
eisenstärke  —  so  kann  die  Verbindung  der  Traverse  (Fig.  8),  an 
welcher  Schäkel  und  Kette  angreifen,  mit  der  Aukcrspindel  eiue 
feste  sein  und  es  genügt  zum  Kinschranben  eine  relativ  ein- 
fache Vorrichtung,  wie  z  B.  der  oben  erwähnte  Spillkopf  ( Fig.  4| 
Diese  Kinschranb  -  Vorrichtung  wird  aber  unzulänglich  und 
die  feste  Verbindung  zwischen  Traverse  und  Aukcrspindel  unzu- 
lässig in  dem  Kalle,  dass  Anker  von  bedeutenderem  Durchmesser, 
auf  welche  eine  schwere  Kette  wirkt,  in  festem  Sundboilen  ein- 
zuschrauben sind,  selbst  wenn  die  Kinschranb  Tiefe  etwa  (,.*>  bis 
2,0 '»  nicht  überschreitet   Die  Traverse  mim  alsdann  so  eiu- 

üigitized  öyTjOOgle 


532 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


25.  Dezember  1878 


gerichtet  sein,  dass  die  Rohrankcr-Spindel  in  einer  Durchlochung 
der  Traverse  sich  möglichst  zwanglos  drehen  kann,  damit  es 
verhütet  wird,  dass  die  Kette  die  drehende  Bewegung  des  Ankers 
mitmache  uud  Widerstände  auftreten,  deueu  selliHt  sehr  kräftig 
konstruirtc  Einschraube  -  Vorrirhtnngen  nicht  gewachsen  sind. 
A  ta  Einschraube  -  Vorrirhtungen  dienen  dann  grol'se  Rosetten 
mit  hölzernen  Armen,  die  auf  die  eiserne,  hohle  oder  massive 
Spindel  so  aufgesteckt  werden,  dass  die  Spindel  in  Drehbewegung 
versetzt  werden  kann,  ohne  gehindert  zu  sein,  der  abwärts 
Bewegung  des  Itobrankers  zu  folgen. 
Betr.  Einschraub  •  Vorrichtungen  sind  in  den  Skizzen  Fig.  1« 
und  5  bis  15  angegeben;  zu  der  letzt  angezogenen  Serie  von 
Skizzen  mag  noch  folgende  Erläuterung  gegeben  werdf 
Es  handelte  sich  beim  Gebrauche  der  skizzirten  \ 


i  Vorrichtung 

um  das  Einschrauben  einer  Anzahl  Bohranker  von  Mracht- 
lieben  Abmessungen  (Fig.  5l  in  die  aus  ziemlich  fest  ge- 
lagertem Sandboden  bestehende  Sohle  eines  Hafenbassins, 
in  welchem  d.  Z.  ein  Watserstand  von  nur  40  —  80«"  Tiefe 
gehalten  wurde.  Dieser  Wasserstand  nothigte  zum  Bau  eines 
großen  Flosses  (Fig.  7  u.  B),  welches  in  der  Mitte  die  Ein- 


Gabelungen  besafsen,  in  welche  die  beiden  Windetaue  sich 
legten,  welche  durch  Fulsblöcke  mit  geradem  Auflauf  den  Winde- 
Trommeln  zugeführt  wurden. 

Die  Bedienung  der  Winden,  von  denen  die  eine  ein  einfaches, 
die  zweite  ein  doppeltes  Vorgelege  besal's.  geschah  mit  je 
4  bis fi  Mann,  deren  vereinte  Arbeit  in  den  Windetauen  einen 
rechnungsmäßigen  Zug  von  8:SU  bezw.  4()7(»  *■*  hervor  brachte. 
Das  in  der  Spindel  hierdurch  entstehende  Torsions- Moment  ist: 

(8*)  +  4(170)  450  =  1  831  500  («»*«) 
das  Widerslauds-Moment  der  Spindel  dagegen: 

UV.  =  ^121  =  407S 
»V-J       3  v-2 
Die  Gleichset/ung  der  beiden  gefundenen  Werthe  liefert: 
407  S  --  1  S31  51» 
und  daraus  für  die  Spannung  der  aufseren  Faacr  der  Spindel 
den  Werth: 

.v  —  45imw 

ein  Werth,  welcher  nach  Redtenbarher's  Resultaten  S.  38  als 


Fl*. 


r i,  5. 


Fig.  J. 


Ki».  IS. 


EL 

V 

ig.  IX 

BBini 


schraub  -  Vorrichtung  und  an  jedem  Ende  eine  Bockwinde 
trug,  mittels  welcher  erster«  in  Drehung  gesetzt  wurde.  Die 
genaue  Lage  des  Flosses  wurde  durch  eingeschlagene  Pfähle 
und  einige  ausgebrachte  Ankertaue  gesichert.  Die  Einschraube- 
Vorrichtung  bestand  aus  einer  schmiedeisernen  Spindel,  deren 
voller  quadratischer  Querschnitt  nicht  weniger  als  12"»  Seite 
l*sals.  Bei  der  bedeutenden  Schwere  der  Spindel  und  den 
nicht  zu  vermeidenden  seitlichen  Bewegungen  derselben  wurde 
es  nötbig,  auf  dem  Spindelkopfe  eine  drehbare  Hülse  Fig.  V2) 
zu  belestigen.  von  welcher  aus  einige  Kopftaue  zu  Pfühlen 
führten,  welche  in  der  Nahe  eingeschlagen  worden  waren.  In 
der  lialkenlage  des  Flosses  fand  die  Spindel  ihre  Führung  durch 
die  in  den  Fig.  11  und  18  angegebenen  Konstruktionen,  von 
welcher  Fig.  DI  einen  im  Grundri&s  kreisförmigen  (tufaeiseu- 
korper  darstellt,  welcher  in  die  scherenformige  Ilol/.verbindung 
Fig.  11  eingefügt  ist.  Wenig  über  Flosa- Oberrlücbe  war  auf  die 
Spindel  eine  aus  2  Blecblagen  mit  entsprechenden  Stegen  ge- 
bildete Rosette  <V:j.  II  u.  10)  mittels  eines  Riuges  mit  Druck- 
schraube aufgesteckt,  welche  (>  hölzerne  Anne  von  ca.  1,5™ 

verbundene  Enden 


Bruchmodul  von  schweren,  auf  Torsion  beanspruchten  Schmied 
eisen-Staben  gilt.  In  der  That  lieferte  der  vorliegende  Fall  eine 
Bestätigung  jeuer  Zahl,  da  die  Spindel,  wenn  auch  ein  Zer- 
brechen nicht  eintrat,  doch  so  erheblich  verwunden  wurde,  dass 
bald  Gebraucbsunffthigkeit  eintrat.  Diese  hohe  Beanspruchung 
des  Materials  stellte  sehr  unerwartet  sich  schon  ein,  nachdem 
die  Anker  erst  die  geringe  Einseuktitig  von  etwa  2'"  erreicht 
hatten,  ein  Beweis,  mit  wie  ganz  aul'sernrdentlich  hohen  Kräften 
für  derlei  Ausführungen  man  event.  zu  rechnen  hat.  Leider  ist 
im  betr.  Falle  der  erhoffte  Erfolg  noch  insofern  ausgeblieben,  als 
die  Anker  den  beim  Anlegen  schworer  Schiffe  auftretenden  Zug- 
wirkungen nicht  genügenden  Widerstand  zu  leisten  vermocht 
bal>en,  sondern  nach  kurzem  Gebrauche  für  ihren  ursprünglichen 
/.weck  mehr  oder  weniger  undienstfahig  geworden  sind.  — 

Brief-  und  Fragekastei. 

Hrn.  II.  V.  Ohne  Vornahme  einer  chemischen  Analyse  kann 
über  das  Mittel,  welches  zur  Reinigung  eines  zur  Kesselsi>eisung 
bestimmten  Wassers  zweckruafsiger  Weise  anzuwenden  ist,  keine 


:rU«  ««■  Csrl  Bcelili  in  ! 


K.  B.  o.  rritatfc, 


Drwt:  W.  Moe.tr  U.fbucbdmtk.r.i. 


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» 


No.  104. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


533 


Inlull:   ArrkUek  -  ui*J  liHCfnlfar-Vonrin  i 

Kunkurr»nrtu.  —  I' er  »,.u«l  -  N»r  k  1 1  <  h  le». 


OMW  den  Niu 


Architekten-  und  Ingenieur- Verein  zu  Hannover.  In 

der  Wnchcnversaminluiig  am  20.  Novbr.  1878  macht  zu- 
nächst  Hr.  Bauratb.  Pape  einige  Mittheilungen  über  das  zu  Han- 
nover gegenüber  dein  Zcllciigcfäugniss  im  Hau  begriffene  Kaiser 
WH  heim- Gymnasium. 

Der  Entwurf  ru  diesem  Gebäude  ist  in  Berlin  angefertigt 
und  zeigt  daher  den  Einfluss  der  dortigen  Bauverhältuisse.  I>ie 
Facaden  sind  in  reicher  Terrakotten-Architektur  hei  sehr  be- 
schränkter Sandsteiu- Verwendung  entworfen.  Die  Beschaffung  des 
betr.  Materials  ist  in  Hannover  mit  Schwierigkeiten  verknüpft,  da 
die  einschlägige  Lokal-Industrie  zur  Zeit  noch  nicht  befriedigend 
entwickelt  ist.  Ks  wird  daher  das  Verblend-Material  aus  Kaubau 
in  Schlesien  bezogen  werden.  I»ie  Matcrialkosten  stellen  »ich 
danach  pro  'i™  glatter  Flache  auf  8,5  M.,  im  Durchschnitt  pro 
Facadeuflachc  nach  Abzug  der  Oeffuuugeu  auf  2S,2  M.  Bei 
(Juader  -  Verblendung  worden  sich  die  Kosten  bei  gleich  reicher 
Ausführung  natürlich  erheblich  höher  gestellt  haben.  Dagegen 
sprechen  die  Materialkosten  der  Gesimse  zu  Gunst>'u  der  Sand- 
stein-Verwendung. 

rebergehend  zu  einer  speziellen  Erläuterung  des  Kntwurf« 
erwähnt  der  Hr.  Vortragende,  dass  das  Gebäude  bei  einer  Grund- 
fläche von  rot.  HKH»  enthalten  wird:  15  Schul/immer  von  7  10 
im  i  )  und  4,35'"  Hohe,  eine  Aula  von  25m  Läuge  und  10,5™  Breite, 
ein  Kaboratorium.  Archiv-  und  Bibliothekräume,  Lehrer/immer,  Di- 
rektor- und  Portier-  Wohnung,  nebst  den  erforderlichen  Neben- 
räumen.  Durch  die  Veranschlagung  ergaben  sich  die  Kosten 
prow"  bebauter  Grundfläche  zu  :«►•  M.  oder  pro'1"11  Inhalt  zu 
1-1,5  M.  —  PUr  die  Krwärmung  des  Gebäudes  bat  man  Lufthei- 
zung vorgesehen,  deren  Ausführung  der  Firma  Beinhardt  in  Würz- 
burg ülrertragen  ist.  Bei  der  Abortsanlage,  die  außerhalb  des 
Schulgebäudes  hergestellt  werden  wird,  soll  das  Tonnensystero  An- 
wendungtinden.  —  Neben  dem  Hauptgebäude,  welches  im  Herbst  1880 
zu  volleoden  und  dessen  Ausfuhrung  bereits  bis  zur  ersten  Balkenlage 
1  ist,  wird  m 


Hartling 


Vortrag  (Iber 


das  Mikrophou  und  Telephon. 

Nach  einigen  einleitenden  Worten  über  die  Bedeutsamkeit 
der  von  David  Hughes  iu  Louisville  gemachten  Krtindung  be- 
zeichnet Hedner  als  das  der  Hinrichtung  des  Mikrophons  zu 
Grunde  liegende  Prinzip:  „einen  schwacheu  Strom  durch  eine 
I^eitung  zu  schicken,  deren  1  heile  an  eiuer  Stelle  nur  lose  zu- 
sammen hangen,  so  dass  die  Leitung  unvollkommen  ist;  es  wird 
dann  durch  die  geringste  Erschütterung  dieser  Theilchen  eine 
Acnderuog  des  Widerstandes  in  der  Kettling  und  damit  in  der 
Stromstärke  eintreten,  welche  im  Stande  ist,  den  magnetischen 
Zustand  im  Magnetkern  des  Telephons  zu  modituiren  und  da- 
durch Schwingungen  der  vor  demselben  liegenden  Kisen-Kamclle 
hervor  zu  rufen."  Diese  .Schwingungen  können  nun,  wie  die  durch  ein 
Telephon  direkt  erzeugten,  mittels  des  Schal  Ibecbers  des  Telephons 
durch  das  Ohr  wahrgenommen  werden  und  erscheinen  im  Vergleich 
zu  den  sie  erzeugenden  Schwingungen  bedeutend  verstärkt  - 

Der  Vortragende  führt  hiernach  die  eigenen  Worte  des  Er- 
finders (Iber  das  Wesen  des  Mikrophons  an  und  beschreibt  die 
näheren  Umstände,  welche  zu  der  Krtiudung  führten.  Ks  werden 
sodann  einige  einfache  Apparate,  welche  als  Mikrophon  dienen 
können,  gezeigt  und  erläutert.  So  geben  zwei  auf  einem  Keson- 
uanzboden,  der  aus  Zigarrenkisten -Hole  gefertigt  werden  kann, 
parallel  befestigte  Drahtstifte,  auf  welche  ein  dritter  Stift  lose 
gelegt  ist;  oder  3  lose  in  einander  gesteckte  Koblenstdbcbcu,  die 
man  zur  Krhöhung  der  Leitungsfähigkeit  wohl  auch  noch  mit 
Quecksilber  trägt;  oder  eine  auf  ctuein  Kesonanzbodeu  befestigte 
Uhrkette  vollkommen  brauchbare  Mikrophone.  Drahtslifte,  Kohlen- 
sttbcbeu,  bezw.  Uhrketten  bilden  also  den  lockeren  Thcil  der 
elektrischen  I^eitung,  dessen  Widerstände  durch  Scballschwin- 
gungen  verändert  werden. 

Zur  Verwerthung  der  Erfindung  sind  erforderlich:  Kine 
elektrische  Batterie,  ein  Mikrophon,  welches  den  unvollkommenen 
Tbeil  der  elektrischen  Leitung  bildet,  und  ein  Telephon,  in  wel- 
chem die  Schallschwingungen  nachgebildet  und  dem  Ohre  zugäng- 
lich gemacht  werden.  —  Die  Wirkung  des  Mikrophons  ist  nun 
so  bedeutend,  dass  eine  Regulirung  desselben  notbwendig  wird. 
Hughes  bewirkt  dies  sehr  einfach,  indem  er  das  die  Kohlcn- 
stllckchen  —  l>ei  der  von  I'rof.  Weinhold  erfundenen  Mikrophon- 
Konstruktion  -  Lake  nde  Brettcheu  mittels  eines  (  harniers  an 
den  Resonanzboden  heftet  und  dadurch  ermöglicht,  den  Stäb- 
chen eine  beliebige  Neigimg  gegen  den  Besonanzboden  geben  zu 
können.  Zur  Prüfung  der  Empfindlichkeit  kann  man  dann  ein 
Galvanometer  in  die  Leitung  einschalten. 

Betreffs  der  Verwendbarkeit  des  Mikrophons  wird  angeführt, 
dass  dasselbe  zunächst  als  Absende-Apparat  dem  Telephon  bei 
weitem  vorzuziehen  sei,  da  es  auf  gröfserc  Entfernungen  an 
Deutlichkeit  das  letztere  übertrifft.  Edison  hat  kürzlich  ein  Mi- 
krophon in  seiu  Telephon  eingeschaltet  und  dadurch  überraschende 
Krfolge  erzielt.  Soilsnn  wird  das  Mikrophon  für  Aerxte  zur  Auf- 
suchung von  festen  Theileu  im  menschlichen  Körner  von  Nutzen 
sein  können,  indem  durch  das  Anstol'.en  der  in  die  Leitung  ein- 
zuschaltenden Sonde  an  derartige  Körper  ein  lautes  Geräusch  im 
eingeschalteten  Telephon  erzeugt  werden  wird.  Welche  " 
halte  bietet  aber  das  Mikrophon  dem  Naturforscher  zur 
tuug  der  Geräusche  in  der  mikroskopischen  Wehl 


Auch  ohne  Telephon  bietet  die  Hughes'sche  Erfindung  die 
Möglichkeit  praktischer  Verwendung.  So  hat  ein  Uhrmacher  in 
London  seiu  Atelier  mit  der  Uhrstube  der  Normaluhr  von  Green»  ich 
durch  eine  elektrische  Leitung  in  Verbindung  gesetzt,  mit  deren 
einem  Ende  in  der  Ubrstube  ein  Mikrophon,  mit  deren  anderem 
vier  Elektro-Magneten  verbunden  sind.  Bei  jedem  Ticktack  der 
Normaluhr  wird  nun  eine  Strom-Unterbrechung  erzeugt  und  da- 
durch ein  in  seinem  Mittelpunkte  gestützter  Eisenstab  derartig 
in  Schwingungen  versetzt,  dass  er  durch  Anschlagen  genau  das 
Tickuck  der  I  hr  wiener  giebt.  - 

Zum  Srhluss  gedenkt  der  Vortragende  noch  des  mit  dem  Oc- 
brauch  des  Mikrophons  verbundenen  Uebelstandes,  dass  die  l>ci 
Schallerregung  erzeugten  Schwingungen  benachbarter  Gegenstände 
ebenfalls  auf  das  Mikrophon  einwirken  und  störende  Geräusche 
im  Telephon  hervor  rufen.  Alle  Versuche,  das  Mikronhon  mittels 
eine*  Nichtleiters  für  Schallwellen  zu  isoliren,  sind  bis  jetzt  ge- 
scheitert; Hughes  hat  Kautschuk  als  das  geeignetste  Material 
vorgeschlagen.  —  Nach  Srhluss  des  Vortrages  wurden  Versuche 
mit  den  vorgeführten  Apparaten  vorgenommen,  welche  noch  lange 
eine  zahlreiche  Gesellschaft  fesselten.  — 

In  der  Wochenversamtnlung  vom  27.  Nor.  spricht  Hr. 
Ohering.  Heusinger  v.  Waldegg  über  das  von  ihm  bearbei- 
|  tele  Projekt  zu  einem  Zentralbahnhof  in  Flensburg.  Redner 
hat  dieses,  sowie  d  is  Projekt  zu  eiuer  Sekundärbahu  Flensburg- 
Lcck-Nicbüll-Dagebüll  ausführlich  in  einer  Broschüre  beschrieben,*; 
von  welcher  eine  Anzahl  Exemplare  zur  Vertheilung  gelangt. 
Die  Schwierigkeiten,  welche  bei  Anlage  neuer  Rahnen  in  der 
Nähe  der  Stadt  Flensburg  —  zunächst  der  Kiel  •  Eckernförde- 
Flensburger  Hahn  —  entstehen,  resultiren  zunächst  aus  der  in 
den  Kriegsjahren  1803  64  geschaffenen  Einrichtung  der  sogen. 
Nordschleswigschen  Weiche,  welche  bei  den  deutschen  Eiaeubahnen 
einzig  in  ihrer  Art  dasteht  und  welche  von  dem  erlaubten  Pro- 
visorium zu  einem  für  den  Durchgangs  Verkehr  höchst  Listigen 


Detiuitivum  geworden  ist  Sodann  sind  die  orographischen  Ver- 
hältnisse des  Weichbildes  -  die  Stadt  liegt  long  gestreckt  am 
Hafen  uud  ist  von  hohen  Düueuketteu  eingeschlossen  für  eine 
Bahnanlage  so  ungünstig,  dass  eigentlich  nur  die  Linie  der  schon 
vorhandenen  Bahn  möglich  war,  um  in  die  Stadt  zu  gelangen, 
auf  dieser  aber  auch  Bchon  ein  Gefälle  von  reichlich  10*/*  vor- 
kommt Kndlich  wurde  der  Bahnhof  aus  Rücksicht  für  den  See- 
verkehr so  nahe  an  den  Hafen  gerückt,  dass  derselbe  schon 
längst  dem  Bedürfnisse  nicht  mehr  genügt  und  grofse  Unannehm- 
lichkeiten tu  den  Betriebsverhältnissen  hervor  ruft  So  wird  bei- 
spielweise beim  Rangiren  die  in  der  Bahnhofslinie  liegende  sogen, 
englische  Brücke,  ein  früher  in  den  Hafen  zu  Umladezwecken 
eingebautes  Holzgerüst,  mit  benutzt,  dessen  Krneuerung  mit  der 
Zeit  nothwendig  geworden  ist;  aufserdein  wird  dabei  eine  Haupt- 
Verkebrstrafse  der  Stadt  gekreuzt  Ks  muss  daher  als  voll- 
ständig unthunlich  erscheinen,  iu  diesen  Bahnhof  noch  neue  Linien 
einzuführen;  wenn  allenfalls  die  der  Eckernforder  Bahn  noch 
möglich  wäre,  so  ist  dies  doch  nach  dem  Wollheim'schen  Projekt 
auch  nur  mittels  einer  beträchtlichen  Kinengung  des  Hafens  zu 
erreichen,  welche  bei  Ausführung  einfacher  Dammschüttung  anfser- 
dem  leicht  zur  Versandung  des  ganzen  Hafens  führen  könnte. 
Der  Vortragende  ist  nun  noch  eingehenden  Lokal-Studien  und  ver- 
gleichenden Kosteuberechtiuugeu  zu  der  A  .sieht  gekommen,  dass 
ein  neuer  /.»ntral-Personen-  und  Rangir- Halmbof  aul'serhalb 
der  Stadt  angelegt  werden  müsse,  und  dass  hierzu  der  Kxer- 
zierplau  das  geeignetste  Terrain  dat biete;  Güter-  und  Werk- 
stitlen-Bahnhof  seien  in  der  Stadt  beim  Hofen  zu  belassen. 

Als  Vorzüge  dieses  Projekts  werden  angeführt: 

lj  Die  Bahnhofs-Horizoutale  erhält  eine  genügende  Länge 
(810*)  und  gestattet  eine  bequeme  Unterbringung  aller  vorhan- 
denen und  projektirten  Linien. 

2)  Die  Steigung«-  und  Krümmung«- Verbältnisse  für  die  Ein- 
führung der  verschiedenen  Rahnen  werden  die  denkbar  günstig- 
sten; freilich  würde  die  Maximalsteigung  für  die  Kicl-Flensburgcr 
Bahn  12*/«*j  der  Minimal- Radius  ISO™  werden;  jedoch  treten 
gleichartige  Verhältnisse  auch  bei  dem  Wollheiui'scbeu  Projekte  auf. 

S.  Die  Entfernung  nach  dem  Zentral  -  Güterbahnhofe  am 
Hafen  beträgt  nur  4,75  »»  und  es  kann  der  Anschluss  der  demnächst 
nur  von  Güterzügen  zu  befahrenden  vorhandenen  Strecke  an  den 
neuen  Bahnhof  in  einer  Weise  stattfinden,  die  für  den  fraglichen 
Betrieb  durchaus  keine  Bedenken  hat 

4.  Eine  sehr  geeignete  Zufuhrstrarsc  zum  neuen  Bahnhofe 
ist  bereits  vorhanden  und  die  Anlage  einer  zweiten  leicht  zu  er- 
möglichen, besonders  da  das  Terrain '  zwischen  der  Stadt  und 
dem  Bahnhofe  für  eine  Erweiterung  derselben  am  geeignetsten  ist. 

5.  Da  der  Bahnhof  am  Hafen  für  den  (iüterverkehr  unter 
ollen  Umständen  ausreichen  wird,  so  werden  in  dem  neueu 
Zentral- Bahnhofe  nur  Einrichtungen  für  den  Personen-,  Gcpärk- 
uud  Eilgut- Verkehr  zu  schaffen  sein.  — 

Der  Vortragende  wendet  sich  zu  einer  speziellen  Beschreibung 
des  Bahnhofprojekts.  Das  Aufnolimegebätide  soll  auf  einem  Insel- 
perron  angelegt  werden,  an  dessen  einer  Seite  vorläufig  nur  die 
Sebleswigscbe  Bahn  durchgeführt,  während  auf  der  Stadtseite  die 
Kieler  Strecke  einmünden  würde.    Das  Kmpfangsgebaude 


•j  Entwurf  eine*  Z>lttrall.4ltiik'>(*.i  »Ml  drl»  lUfriirrpUti*  «n  FIcttiLnrg.  Bit 
Eluraäiulwi«  1 


[     ;  ittotnrlsc 


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534 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 


28.  Dezember  1873 


ist  so  projektirt,  dass  die  Stadtreisenden  von  der  Kopfseite  ein- 
treten und  in  gerader  Richtung  nach  den  Wartesälen  fort  schreitend, 
links  bezw.  rechts,  je  nach  der  Reiseroute,  Bület  und  Gepäckscbeiu 
empfangen  können.  Der  Wartesaal  I.  und  II.  KL  ist  gemeinsam 
für  beide  Bahnen  angenommen;  ebenso  das  frei  stehende  Ketiraden- 
Gebäude.  der  Eibrutschuppen  und  die  Wasserstation.  wahrend 
l.okomotiv-  und  \\ agensrhuppen,  Laderampen  und  Wasserkrahne 
für  jede  Bahnlinie  besonders  projektirt  sind.  -  Zum  Schluss 
gedenkt  Redner  noch  der  unvermeidlichen  Agitation,  welche  gegen 
sein  Projekt  in  Flensburg  entstanden  ist  und  welche  besonders 
die  l,.r>  kB  betragende  Entfernung  des  Bahnhofs  vom  Stadt-Zentrum 
zum  Vorwande  nimmt,  jedenfalls  al>er  wobl  tiefere  Ursachen  hat. 


Regierung  die  Vorzüge  seines  Ent- 
Lösung der  brennenden  Frage  im 


I>er  Vortragende  hofft,  dass 
wurfs  erkennen  und  nur  ei 
Sinne  desselben  gutheifsen  werde. 

Die  in  der  Versammlung  laut  werdenden  Bedenken  gegen 
die  Einrichtung  des  Bahnhofs,'  speziell  des  Einpfangsgebäudes, 
widerlegt  der  Vortragende  unter  Hinweis  auf  die  getrennte  Ver- 
waltung der  einzuführenden  Bahnen  nnd  die  bestehenden  lokalen 

W. 


Architekten-  und  Ingenieur- Verein  zu  Hamburg.  Ver- 
am  13.  Dezember  1878.   (Fortsetzung  von  S.  515.) 

ission  für  Vorbereitung  der  Neuwahlen  für 
urden  gewählt  die  Hrn.  Hennicke,  Kümmel, 
G.  Schräder,  Fobrh,  Arnemann,  Beger,  Scbirliu  und  Asmus, 
welche  mit  den  in  Vereinsamlern  verbleibenden  Hrn.  Haller, 
F.  A.  Meyer,  Kaemp,  Reese,  Meerwein,  Gallois,  Vermehren, 
Laroprecht,  Hanisen,  Heine,  Roeper  und  Voss  die  diesjährige 
Kommission  bilden. 

In  dem  Vottrag  aber  elektrische  Beleuchtung  ging  Hr.  Reese 
von  dem  Fundament  ans,  dass  die  verschiedenen  Naturkräfte: 
Wärme,  Gravitation,  Elektrizität,  chemische  Verwandtschaft,  nur 
als  besondere  Erscheinungsformen  für  eine  Naturkraft  aufzu- 
fassen seien.  Die  Aufgabe,  eine  Form  in  die  andere  überzuführen, 
sei  in  der  Praxis  bisher  nur  mit  grofsen  Verlusten  ausgeführt. 
Bei  der  elektrischen  Beleuchtung  sei  es  speziell  die  Aufgabe, 
irgend  eine  andere  Naturkraft  in  Elektrizität  umzusetzen  und  für 
diese  alsdann  Licht  einzutauschen. 

Bei  Ausführung  des  ersten  Theils  der  Aufgabe  wurden  die 
verschiedenen  Elektrizität*- Erzeuger  kurz  berührt  und  die  wesent- 
lichen Eigenschaften  der  durch  die  verschiedenen  Arten  ge- 
wonnenen Elektrizität  beschrieben,  auch  wurde  der  Unterschied 
zwischen  lutensität  und  Quantität  erwähnt  und  schliefslich  etwas 
ausführlicher  auf  die  verschiedenen  Methoden  zur  Gewinnung  von 
induzirten  Strömen  eingegangen. 

Beim  zweiten  Theil  wurde 
de ii  IjpitunpswidorstADd  die  EtektnzitÄt  id  ?■■ 
IG  lohen)  umgesetzt  wird.    Es  wurden  der  elektrische 


die  Geil'sler'sche  Röhre  besprochen,  sodann  die 
Lampen-Konstruktionen  näher  beschrieben,  welche  den  Voltaachen 
Lichtbogen  benutzen,  und  endlich  jene  Lampen  erwähnt,  welche, 
wie  die  Ronn'sche,  glühende  Platin-Spiralen  oder  Kohlenstifte  im 
luftleeren  Raum  als  Lichtquelle  anwenden. 

In  Betreff  der  augenblicklichen  finanziellen  Kalkulationen 
wurde  bemerkt,  dass  die  Preise  der  Kohlenstifte  noch  so  aufscr- 
nrdentlich  hoch  im  Vergleich  zum  Werthe  des  Rohmaterials 
seien,  dass  maafsgebende  Kostenberechnungen  sich  noch  nicht 
machen  liefsen.  So  seien  z.  B.  in  Paris  jetzt  in  65  Uta.  Totalkosten 
pro  Foyer  in  der  Stunde  50  Cts.  Kosten  für  Kohleostifte  enthalten. 

Redner  bemerkt  dann  noch:  Mit  einer  Speisung  von  5  bis  1" 
Liebten  durch  einen  Stromkreis  sei  die  Aulgabe  der  Tb  eilung 
des  Stromes  noch  nicht  gelöst:  erst  wenn  man  einen  Stromkreis 
zur  Speisung  von  Tausenden  von  Lichten  in  der  Helligkeit 
gewöhnlicher  Gasflammen  mit  Sicherheit  benutzen  könne,  würde  die 
Elektrizität  mit  dem  Gaslicht  in  scharfe  Konkurrenz  treten. 

Was  die  neuesten  amerikanischen  und  Wiener  Entdeckungen 
betrifft,  so  konnten  nur  die  darüber  Irursirenden  Muthinalsungen 
mitgetheilt  werden,  da  die  Patente  noch  nicht  bekannt  sind. 

Der  Vorsitzende  schlierst  die  Versammlung,  die  letzte  im 
Jahre  1878,  mit  einem  freundlichen  Weihnachtsgnifs  und  mit  dem 
"  frohes  Wiedersehen  im  neuen  Jahre.  Bm. 


Da  nach  der 

geschehenen  offiziellen  Annahme  der  „Normen"  häutig  Kollegen 
in  der  Lage  sein  werden,  Zementprüfuugen  nach  den  Normen 
vorzunehmen,  kann  vielleicht  Manchem  durch  nachstehende  Be- 
merkung das  Misslingen  von  Proben  erspart  werden. 

In  den  Normen  wird  angegeben,  dass  die  Probekörper  auf 
angefeuchteten  Löschpapier -Bluttcbcu  hergestellt  werden  sollen; 
•  ich  habe  nun  bei  Anfertigung  einer  gröberen  Anzahl  Proben  ge- 
funden ,  dass  dieselben  sich  an  das  Löschpapier  fest  saugen  nnd 
dass  immer  dünne  Schalen  an  dem  Papiere  sitzen  bleiben,  dies 
namentlich  bei  drei-  uud  mehrfachem  Sandzusatze.  Weit  schönere, 
vollkommen  unverletzte  Probekörper  erziele  ich  jetzt  dadurch,  dass 
ich  das  Papier  weglasse,  dafür  aber  die  Unterlage  schwach  an- 
fette. Um  hinter  einander  auf  derselben  Glasplatte  eine  beliebig 
grofse  Anzahl  Probesteine  anfertigen  zu  können,  habe  ich  mir 
auf  den  Rath  eines  befreundeten  Zementfabrikanten  eine  ent- 
sprechende Anzahl  viereckiger  Weifsblechplättchen  schneiden 
lassen,  auf  denen  die  Proben  weg  gesetzt  werden  und  24  Stunden 
liegen  können.  W. 


Monats-Konkurrenzen  für  den  Architekten-Verein  zu 
Berlin  zum  1.  Februar  1879. 

L  Ausstellungs-Gebinde.  —  Für  eine  Stadt,  im  Range? 
und  Charakter  wie  Labeck  oder  Danzig,  soll  ein  Auattellungs- 
Gebäude  geschaffen  werden.  Dasselbe  soll  einerseits  als  Museum 
der  werthvollen  städtischen  Sammlung  von  Allertbumern  uud 
Kunstwerken  dienen,  andrerseits  die  Bestimmung  haben,  eine 
permanente  Ausstellung  der  Erzeugnisse  des  Handwerks  und  des 
Kunstgewerbes  aufzunehmen.  Für  den  ersten  Zweck  soll  das 
Ober  -  Geschoss ,  für  den  letzten  das  Erdgesehoss  dienen. 
Aufserdem  hat  das  Gebäude  nur  noch  zu  enthalten:  eine  kleine 
Portierwohnuug  von  Stube,  Kammer  und  Küche,  sowie  im  Souterrain 
eine  Weinschenke  mit  Wirthschaftsraumen.  Der  Bauplatz  hat 
eine  Strafsenfront  von  3t»1",  eine  Tiefe  von  41) m  und  ist  an  3 
Seiten  umbaut.  Derselbe  soll  so  weit  ausgenutzt  werden,  als  dies 
eine  völlig  ausreichende  Beleuchtung  des  Inneren  gestattet  Der 
Bauplatz  liegt  am  Marktplatze  der  Stadt,  gegeuüber  dem  alten 
Rathhause  im  Charakter  desjenigen  zu  Tangermünde.  Es  wird 
gewünscht,  diesem  Rathhause  ein  passendes  Gegenüber 


ist,  jedoch  mit 
Formengebung.  — 
Schnitte  1  :  10»,  Detailblatt  1  :  26. 

II.  Zisterne.  —  Für  eine  unregelmäfsige  Gruppe 
5  Fabrikgebäuden,  die  etwa  folgende  Grundflächen 
No.  1:  2000 1",  No.  2:  3000  e»,  No.  3:  1500  m",  No.  4:  350t H», 
Ko.  r>:  2000  t«»,  soll  zur  Sammlung  des  Regenwaasers  von  den 
(mit  Schiefer  gedeckten)  Dachern  eine  gemauerte  Zisterne  er- 
baut werden,  welche  möglichst  den  ganzen  Niederschlag,  der  im 
Jabres-Mittel  "5 "»  betragt,  aufnehmen  kann.  Das  Wasser  hat 
insbesondere  zur  Kesselspeisung  für  die  in  einer  Gesammt-Pf erde- 
stärke von  etwa  KM)  vorhandenen  zahlreichen  Dampfmaschinen, 
welche  pro  Stunde  und  Pferdekraft  im  Durchschnitt  20  k«  Dampf 
konsutniren  und  an  den  Arbeitstagen  10  Stunden  im  Betriebe 
gehalten  werden,  zu  dienen,  muss  daher  der  Zisterne  frei  von 
gröberen  Verunreinigungen  zugeführt  werden.  Die  Zisterne  ist 
in  aufgeschüttetem,  gemischten  Erdreich,  das  tragfähig  ist,  aber 
schon  in  1,.'»  m  Tiefe  Wasser  mit  Salzgehalt  fuhrt,  zu  erbauen.  — 
Verlangt  werden  Situation  in  1 :  1Ü00  mit  Angabe  der  Röhren- 
züge (ausseid,  derjenigen,  die  au  den  K essel-Siiei.se pumpen  führen ) 
und  der  Eintritts-  und  Revisions- Brunnen;  ferner  Grundriss  und 
Querschnitt  der  Zisterne,  desgleichen  je  eines  Eintritts-  und  eim>8 
Revisions-Brunnens,  sowie  etwaiger  anderer  Detail-Konstruktionen 
in  1:100.  Der  Eriäuterungs  -  Bericht  soll  die  Begründung  der 
Zisternen-Abmessungen,  der  Mauer-  etc.  Starken,  des  gewählten 
Rohrmaterials  und  der  Rohrweiten,  sowie  der  Diüponirung  der 

Werth  ist  auf  die  Fundirung 


SoMnkelfeat- Konkurrenzen  des  Architekten -Vereins 
zu  Berlin  f.  d.  Jahr  1879.  Zu  dem  statutgemai's  fest  gesetsten 
Eiulieferungs-Tcrmin  sind  für  die  zum  nächsten  Schinkelfest  aus- 
geschriebenen Konkurrenzen  9  Arbeiten  aus  dem  Gebiete  des 
Hochbaues  (Gymnasium  mit  Alummat .i  und  2  Arbeiten  aus  dem 
Gebiete  des  Ingenieurwesens  (Brücke  nach  amerikanischem  System 
zwischen  dem  Festlande  und  der  Insel  Rügen)  eingegangen. 

Konkurrenz  für  Entwürfe  zum  Kollegiengebäude  der 
Universität  StrnXsbnrg.  Wie  der  Berliner  Architekten-Verein, 
dessen  ausführlich  begründete  Eingabe  an  das  k.  Reichskanzler- 
Amt  für  Elsass- Lothringen  vom  2ti.  Nov.  d.  .1.  datirt  ist,  hat  vor 
kurzem  auch  der  A.-  u.  I.-V.  in  Hamburg  bei  der  bergl.  Kciebs- 
behörde  um  Veröffentlichung  der  Gründe  für  die  Entscheidung 
jener  Konkurrenz  petitionirt  Es  ist  zu  hoffen,  dass  auch  die 
anderen  Vereine  des  Verbandes,  denen  die  Hamburger  Petition  in 
Abschrift  zugegangen  ist,  diesem  Schritte  sich  anscbliefseu  werden. 


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Nürnberg.  In  Ergänzung  unserer  Mittheiluug  auf  S.  Ol«  u.  BL 
nehmen  wir  davon  Notiz,  dass  auch  bei  den  bezgl.  Konkurrenzen 
eine  clausula  bujuvarica  vorliegt  Es  werden  nur  solche  Arbeiten 
zur  PreisbewerbuKg  zugelassen,  welche  in  ihren  wesentlichen 
Theiien  von  Angehörigen  des  Königreichs  Bayern  angefertigt  sind. 

Personal- Nachricht  en 

Der  Eisenbahn -Betriebs -Direktor  Voss  zu  Emden  hat  den 
Charakter  als  Baurath  erhalten. 

Die  Baumeister- Prüfung  haben  bestanden  a)  für  beide 
Fachrichtungen:  Aug.  Breton  aus  Stralsund,  Georg  Breider- 
hoff  aus  Köln,  Gottfr.  Knoche  aus  Herford:  b)  im  Hoch- 
baufach: Max  Salzmann  aus  Breslau;  c)  für  das  Ingenieur- 
fach: W.  Kiepenheuer  aus  Bochum,  B.  Lau  aus  Brunsbüttel. 

I>ie  Bauführer-Prüfung  in  beiden  Fachrichtungen  haben 
bestanden:  Hans  Hultzheuer  aus  Magdeburg,  Tb.  Janfseu 
ans  Waddewarden,  Th.  Schuhes»  aus  Druxlierge,  E.  Rade- 
wald  aus  Pranst,  Alb.  Fischer,  (tust.  Becker  u.  Emil  Sen- 
ger aus  Königsberg  i.  Pr  ,  Oak.  Heller  aus  Höxter,  Gotür. 
Rumpelhardt  aus  Reil,  Carl  Schneider  aus  Langensalza, 
Louis  Graeger  aus  Breslau,  Heinr.  Mebert  aus  WiltkowiU, 
Wilb.  Moeller  aua  Schwerin,  OtteEgeling  aus  Gr.-Ottersleben 
Ii.  Friedr.  Mund  aus  Kippen.  


K.  K.  O.  KrlUcta, 


Druck:  W.  u  n0n»u«b«lr 


Uflli  tUrllii. 

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Zur  Baugewerkschul  -  Frage. 


In  Nu  52,  S.  2414  dieser  Zeitschrift  Riebt  die  Kommission 
über  die  „Zeichen  -  Ausstellung  (es  soll  wohl  heilsen  „Ausstellung 
der  Zeichnungen")  von  ScbOlern  mittlerer  und  niederer  gewerb- 
licher Untcrricuts-Anstalteu"  ihr  Urtheil  bezüglich  der  Leistungen 
dieser  Schulen  ab.  Zur  Kommission  der  Baugewerkschuleu  ge- 
hörten der  Direktor  der  Baugewerkschule  zu  Nienburg  a.  d.  W., 
Herr  Baurath  Khien,  und  der  Lehrer  der  Baugewerkschule  zu 
Hamburg,  Herr  Schlolke,  Die  übrigen  Baugewerkschulen  waren 
also  hierbei  nicht  vertreten. 

Am  Eingang  des  Gutachtens  ist  gesagt,  dass  das  Urtheil, 
welches  (Iber  einseht«  Unterrichts  «rweige  gefallt  wird,  „lediglich 
uuf  der  Beobachtung  einer  gewissen  Durchschnittsleistung  beruht, 
wahrend  im  einseinen  Vieles,  je  nach  den  Verhältnissen,  grofseres 
Lob  bezw.  auch  gröberen  Tadel  verdient  haben  wurde.*  Lob 
oder  Aufmunterung,  unterstützt  durch  gute  Rathschlitge,  haben 
wir  in  dieser  Beurtheiluug  der  bei  einzelnen  Schulen  auf  1  1  , 
Dezennien  basirten  Erfahrungen  nicht  rinden  können,  sondern 
nur  Tadel. 

Wenn  auch  die  Baugewerkschule  nur  eine  Fachschule  niedrigen 
Hanges  ist,  so  darf  der  Maal'stab  zur  sachgemiUsen  Beurtheiluug 
ihrer  Leistungen  nicht  nach  den  Disziplinen  der  unteren  oder 
vorbereitenden  Klassen  angelegt  werden,  sondern  derselbe  muss 
in  dem  Endresultat  der  oberen  Klasse,  oder  dem  Abschluss  jedes 
Lebrzweiges  gesucht  und  gefunden  werden. 

Der  Herr  Hefcrcnt  sagt  S.  2ti5  unter  b.  in  Bezug  auf  die 
darstellende  Geometrie :  „Der  wissenschaftliche  Umfang  derselben 
ist  so  weit  zu  begrenzen,  als  es  die  Rücksicht  auf  die  spatere 
Anwendung  dieser  Disziplin  irgend  wie  gestattet  Ein  filier  das 
z.  B.  in  Höxter  gelehrte  Maafs  um  einiges  hinausgehende  Mate- 
rial durfte  ausreichen.  Das  Zeichnen  in  der  darst  Geometrie 
ist  gleichzeitig ^als  Zeichen-Ucbung  überhaup^zu  beu-eiben"  a.  a.  w. 

entlehnt  und^ertreteu  Hie  Theorie  der  darst.  Gcometrio  an  prak- 
tischen Beispielen  bis  zu  den  Hotations-Körpern  und  der  Schrauben- 
tlache. Wenn  der  Herr  Referent  also  über  diesen  Gegenstand  das 
oben  angeführte  Unheil  abgiebt,  so  scheint  derselbe  ganz  über- 
sehen zu  haben,  dass  die  darst  Geometrie,  oder  vielmehr  deren 
Anwendung  (die  Projektionslehre  für  Bauhandwerker),  an  der  Bau- 
gewerkschule zu  Höxter  ein  vorbereitender  Unterricht  für  die 
Lehre  des  Fugenschnitts  bei  Baukörpern  in  der  oberen  Klasse 
ist  Die  Losungen  im  Filsen  schnitt  waren  mit  ausgestellt;  sie 
behandeln  in  systematischer  Reihenfolge  die  bei  den  Stein-  und 
Hui/. -Konstruktionen  vorkommenden  Hauptfalle.  Bei  den  anderen 
Baugewerkschulen  fehlt  diese  Anwendung  der  darst  Geometrie 
und  es  war  der  Fugenscbnitt  nur  durch  einige  Kopien  von  Stein- 
koustruktionen  vertreten.  In  Höxter  beginnt  dieser  Unterricht 
mit  dem  Austragen  der  Schablonen. des  schiefen  Flügels,  geht  von 
den  prismatischen  und  pyramidalen  Baukörpern  auf  die  zylindcr- 
und  kegelförmigen  (die  Dächer  und  Gewölbe  mit  ihren  Durch- 
dringungen etc.)  über  und  schliefst  mit  der  Herstellung  der 
Hretiungen  bei  Schraubentlächen  (der  freitragenden  Treppenwange, 
schiefen  Brücke  etc.)  ab. 

S.  3<>4  tadelt  ferner  der  Herr  Referent  die  formalen  Uehungen 
des  I'rolilzeicbnens  architektonischer  Gesimse  in  den  beiden 
unteren  Klassen  der  Baugewerkschule  zu  Höxter.  Er  empfiehlt 
dagegen  S.  unter  d.  einen  gründlichen  „Anschauungs-Unter- 
richr,  an  der  Hand  eines  kurzen  Abrisses  der  Kunstgeschichte, 
„in  dem  man  die  prägnantesten  Beispiele  in  guten  und  deutlichen 
Vorlagen,  wenn  möglich  in  Modellen,  zur  Anschauung  bringt", 
u.  s.  w.  Hierauf  wünscht  der  Herr  Hefereut,  dass  die  Schüler  das 
rrolilireu  vou  Gesimsen  au  einfachen  Bauwerken  exerziren  sollen, 
d.  h.  sie  sollen  sommtliche  Details  derselben  so  entwickeln  oder 
entwürfen  lernen,  wie  sie  beim  Auschauuugs-Unterricht  erklart 
oder  vorgeführt  worden  sind. 

Ein  solcher  Unterricht  würde  gerade  beim  Zeichnen  von 
Profilen  ein  höchst  unpädagogischer  sein.    Es  steht  unzweifelhaft 
fest,  dass  die  in  der  griechischen,  sowie  iu  der  mittelalterlichen  1 
Kunst  entwickelten  Grundsätze  der  Gesimse  und  Urnainente  IM 


langer  Erfahrung  hervor  gegangen  sind  und  dass  wir  sie  erst 
erlernen  müssen,  ehe  wir  etwas  hinzufügen  oder  ihr  Feld  er- 
weitern können.  Das  Prodi  oder  vielmehr  der  Uinriss  der 
klassischen  architektonischen  Gesimse  fürst  auf  eigenen  Grunds  it.-  n 
und  ist  ein  iu  sich  abgeschlossenes  Ganze.  Masse  und  Farbe 
hingegen  sind  Dinge,  welche  erst  bei  der  Benutzung  der  Form 
in  Frage  kommen.  Ein  solcher  Anschauungs-Untcrricht  kann  ohne 
Uebung  im  Darstellen  klassischer  Formen  in  der  Klasse  selbst 
zu  nichts  führen;  der  Erfahrung  nach  wird  durch  Anschauung 
und  Skizziren  ausgeführter  schöner  Bauten,  wozu  den  Schülern 
der  Baugewerkschule  im  Sommer  vielfache  Gelegenheit  sieh  dar- 
bietet, das  beste  Resultat  erzielt 

Erst  durch  die  Uebung  im  Nachbilden  schöner  Gesimsprofilc 
gelangt  der  Schüler  zur  positiven  Fähigkeit  im  Gesimszeichnen, 
lernt  das  Motiv  des  Gesimses  begreifen  und  auf  einer  höheren 
Stide  es  neu  erschaffen.  Wir  lassen  uns  daher  Uber  den  bei  dem 
Gesims-  und  nicht  weniger  auch  bei  dem  für  das  ßauomament- 
Zeichnen  zu  befolgenden  Unterrichtsgang  nicht  irre  machen,  indem 
wir  behaupten,  dass  diese  Uebungen,  mit  jeder  Art  Elementar- 
unterricht gleichen  Schritt  haltend,  mehr  oder  weniger  in  allen 
Stufen  der  neiden  oberen  Klassen  berücksichtigt  werden  müssen, 
so  zwar,  dass  sie  demselben  noch  ein  spezifisches  Gepräge  ver- 
leihen. 

Nach  der  Methode  des  Herrn  Referenten  würde  ein  sonst  be- 
fähigter Schüler  der  oberen  Klasse  z.  B.  nicht  einmal  im  Stande 
sein,  das  Profil  des  dorischen  Säulenkapitells  als  Schablone  für 
den  Steinmetz  richtig  auszutragen.  Hat  er  hingegen  die  bedingte 
Fertigkeit  im  Nachbilden  gut  gewählter  Gesimsmotive  sich  auge- 
eignet, so  kann  er  in  der  oberen  Klasse  zur  selbststandigen 
Bildung  von  Gesimsen  der  Wohnhaus- Architektur  übergeführt 
werden.  Wie  schwer  es  aber  auch  alsdann  noch  ist,  dürfte  daraus 
hervorgehen,  dass  in  der  höheren  Klasse  diese  Uebungen  noch 
fortgesetzt  werden  müssen. 

Die  Formlehre  und  das  Geshns-Entwerfen  erhalten  in  der 
oberen  Klasse  durch  den  Vortrag  über  die  Baustile  ihren  Ab- 
schluss und  es  scheint  datier  auch  dieser  Punkt  von  dem  Herrn 
Referenten  bei  den  ausgestellten  Arbeiten  der  Anstalt  übersehen 
worden  zu  sein.  Statt  des  Vortrages  Ober  die  Baustile  wünscht 
er  einen  kurzen  Ahriss  der  Kunstgeschichte,  womit  wir  nicht  ein- 
verstanden sind ,  da  dieselbe  dem  Bauhandwerker  jedenfalls  ent- 
behrlich ist 

Nachdem  in  der  oberen  Klasse  für  den  ersten  Entwurf  eines 
frei  stehenden  kleinen  bürgerlichen  Wohnhauses  die  Skizzen  dpr 
Grundrisse,  Schnitte  etc.  entwickelt  sind,  werden  zuletzt  erst  die 
Bleistift-Skizzen  der  Facaden  fertig  gestellt  Auf  Grund  dieser 
sind  die  Details  oder  Werkzeichnungen  aller  Architekturtheile  auf 
mehren  Zeichenbogen  entworfen  worden,  oder  es  werden  auf 
einem  langen  Streifen  Ellenpapier  siimmtliche  Stockwerks-Gesimse 
vom  Sockel  bis  zum  Dache  in  Bleistift  ausgetragen.  Alle  diese 
Details  sind  auf  die  in  kleinem  Maafstabe  gefertigte  Rcinzeicbnuiig 
der  Facaden  und  Durchschnitte  übertragen.  Das  Arbeiten  „von 
innen  heraus"  geschieht  demnach  nach  Abschluss  der  Elementar- 
studien erst  in  der  oberen  Klasse  der  Anstalt,  und  zwar  hier  fast 
gerade  so,  wie  auf  jedem  Baubüreau.  — 

Der  Herr  Rcfereut  sagt,  dass  die  Durchsicht  der  Mappen 
bei  den  Arbeiten  der  einzelnen  Schüler  Kontraste  ergab,  welche 
für  die  sachverständige  Kritik  unerklärlich  bleiben;  da  die  Ab- 
sicht einer  Tauschung  nicht  vorausgesetzt  werden  könne,  so  spricht 
sich  derselbe  am  Schlüsse  des  Gutachtens  doch  dahin  aus,  das» 
an  den  Projekten  fremde  Hülfe  mehr  als  nöthig  und  für  deu 
Schüler  gut  sei,  gethau  habe.  Bei  eingehenderer  Betrachtung  des 
nach  einem  der  ganzen  Klasse  gemeinsam  gegebenen  Programms 
hatte  derselbe  an  der  Durchbildung  dieser  Schüler-Entwürfe  und 
ihren  verschiedenartigen  Lösungen  als  Fachmann  leicht  erkeuoen 
müssen,  dass  von  keiner  fremden  Hand  geholfen  wurde,  sondern 
dass  es  mir  von  deu  Schülern  scllislsUiidig  gefertigte  Projekte 
sein  können.  —  Auch  in  Bezug  auf  die  Examen-Arlieitcn  spricht 
der  Herr  Referent  seinen  Argwohn  aus,  da  er  sich  offenbar  über 

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den  dabei  befolgten  Hergang  nicht  instruirte.  Dieser  ist  folgender: 
Iii  der  Woche  nach  dem  Schlüsse  des  Gesammt- Unterrichts  der 
ganzen  Anstalt  wird  unter  Mitwirkung  des  Kgl.  Hauraths  die 
Prüfung  abgehalten.  Alle  Prüfung« -Aufgaben  werden  l»ci  je  4 
Stunden  Zeit  unter  Klansur  gefertigt  und  nur  bei  der  Aufgal* 
im  Bauentwerfen  sind  h  Stunden  Zeit  gegeben.  — 

Was  den  l'nterrichtsgang  im  Entwerfen  von  Gebäuden  noch 
weiter  betrifft,  so  folgt  an  der  Anstalt  auf  den  Kntwurf  eines 
borgerlichen  Wohnh&uschens  die  Losung  der  Aufgabe  filier  ein 
städtisches  Mu  ttis-  oder  Geschäftshaus,  sowie  die  sogen.  Schneli- 
Entwürfe  (Grundriss-Skizzen  aus  dem  Stegreif  verschiedener  länd- 
licher und  städtischer  Bauanhtgen.  Die  Vortrüge  über  bürger- 
liche und  landwirtschaftliche  Baukunst  sind  mit  Skizzen  begleitet 
und  behandeln  als  Parallel-Unterricht  zum  ltauentwerfen  noch  aile 
Arten  von  Gebäuden,  so  weit  als  diese  in  das  Hessort  des  zu- 
künftigen Baugewerks-Meisters  gehören.  Dazu  kommen  dann  noch 
die  öffentlichen  Bauanlagen  auf  dem  Lande  und  endlich  auch 
die  Anlage  und  der  Ausbau  einer  kleinen  Kapelle  oder  Dorfkirchc, 
als  letzte  Aufgabe  der  oberen  Klasse  gerade  deshalb,  weil  deren 
praktische  Ausführung  dem  Baugewerks-Meister  auf  dem  Lande 
gewöhnlich  allein  überlassen  bleibt. 

Wenn  aber  der  Herr  Referent  letztere  Aufgabe  flu-  eine 
grofse  und  reiche  Kirche  vielleicht  hlos  deshalb  angesehen  hat, 


I  worden  ist,  sn  hat  er  offenbar  das  dazu  gehörige  Programm 
I  gelesen. 

Der  Herr  Beferent  behauptet  noch  S.  966  unter  e., 
alle  Entwürfe  dieser  Art  dem  Bildungsgang  und  der  Befiüi 
der  Schüler  nicht  angemessen  seien.  Sollen  denn  bei  « 
Durchschnittsalter  von  21  Jahren  in  unseren  Tagen  die  Bau! 
werker  nur  gerade  so  viel  lernen,  als  die  zünftigen  Meiste 
etwa  30  40  Jahren  erlernt  hatten,  wenn  erstcre  gleich  c 
das  Handwerk  geUbt  und  aufserdem  eine  gute  allgemeine  Bit 
welche  letzteren  fehlte,  in  die  Bauschule  mitbringen? 

Manche  können  oder  wollen  es  Überhaupt  nicht  begr 
dass  an  einer  ßaugewerkschule  Tüchtiges  geleistet  werden 
und  dass  junge  Männer  mit  eminenter  Begabung  dieselbe  besu 

Ich  schliefse  vorstehende  Erörterung  bezw.  Rechtfert 
mit  dem  Bemerken,  dass  man  der  Baugewerkscbule  gerade 
vor  Thorschi  uss,  d.  h.  einen  Tag  vor  dem  Abgang  der  Schub 
Ende  des  Semesters,  gestattete,  sich  mit  ihren  Leistungei 
dieser  Ausstellung  zu  betheiligen,  dass  dagegen  alle  üli 
Schulen  sowohl  im  Gutachten  der  Kommissionen  als  in  I 
Zeitungen  blos  im  allgemeinen  besprochen,  wahrend  erstet 
einzelnen  und  wie  es  uns  scheint,  mit  einem  gewissen  Vom 
abgeurtheilt  wurden. 

Möllinger, 
Direktor  der  Baugewcrkschule  in  H> 


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