Deutsche Bauzeitung
Deutsche Gesellschaft für Bauwesen e.V.,
Verband Deutscher Architekten- und ...
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DEUTSCHE
I
BAU ZEITUNG
ORGAN DES VERBANDES
DEUTSCHER
ARCHITEKTEN- UND INGENIEUR- VEREINE.
REDAKTEURE: K. E. O. FRITSCH UND F. W. BÜSING.
ZWÖLFTER JAHRGANG
1878.
BERLIN.
KOMM ISS IONS -VERLAG VON CARL BEELITZ.
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Inhalts-Verzeichniss.
L Allgemeine Angelegenheiten des Baufachs.
Bau -Gesetzgebung und Bau - Verwaltung.
Km'rhtmig riiit's Ministeriums der öffentlichen Arbeiten in
Preufsen 522
Zur Berliner Bauordnung !ü£
Aufliebung der nrtspolizeilichen Konsense zu Eisenbahn- llluch)-
Buuti'u 155
Die Revision des Hamburger Baupolizei-Gesetzes . . . 1 1"
Die Entwicklung und die Organisation des Ingenieurwesens
in Baden 122
Prüfung fttr Masihinenlcchiiikcr zum Staatsdienste in Itadcn Uli
Das Normal-Ziegelformat und die bayer. Bauordnung . . »w
Zur Neuregelung des Submissionswcscns . . . fci 1 fiti. ' i 'i
Zur preußischen Wegeordnung 22
Vorschriften bezüglich der trigonometrischen Marksteine in
Preufsen 282
Staatliche Versuchsanstalt für das Eise ■ihüttcnwesen in lYeuf&en üül
l'elier zwei prinzipielle, durch die höchsten preußischen Ge-
richtshöfe entschiedene Fragen 20
Erkenntnis* des preursischen < »bertribunals in Bezug auf die
Abschätzung eines zu cxpropriimidcu Grundstückes nls
Baustelle S12
Neubau - I m bau — Heparatiirbau 22. Uli
Matt'rialiciistcmpel bei der Lieferung von künstl. Sandstein Iii
Zur Krage der Stempclpriichtigkeit >on Dampfkessel -Druck-
probe -Attesten in Preufsen isii. .'tJtl. ma
Zur Frage des Eigentumsrechts au patentfähigen Er-
findungen tiatt. 252
Ausschließung nicht deutscher Itaumaterialien vou Bauten
der deutscheu Post- und Telegraphen- Verwaltung . "">" :i*4
Permanente Staat« - Kommission fttr das gesamiute Bauwesen
in Frankreich - 2itÜ |
Persönliche Verhältnisse der Bautechniker.
Zur Titelfrage im preufsisrhrn Bauwesen . . . 'Jl.V 48'i. frfW?
Zum Kapitel des Assessorisinus in der Eisenbahn- Verwaltung lü
Bestimmungen Uber Annahme und Beschäftigung technischer
Hülfsarbeiter bei der Ausfuhrung v. Xtaatseisenbahn- Bauten 38
Abänderung der pretifs. Vorschriften über die Beeidigung der
Kandidaten des Bau- und Maschineufachs 121
Techniker im preufs. Abgeordnetenhaus«' und im deutschen
Reichstage 22i
Anstellung und Beförderung preufs. Staatseisenbahn-Beamten
im Jahre \x?t) ,_521
Zuhirknalime der Probearbeitcn preufsischer Baumeister . . 3(n>
- Kommunalsteuer-Pflichtigkeit diaiarisch beschäftigter Bau-
meister und Bauführer 201
Ucher die Beschäftigung von Feldmessern in Auseinander-
setzungssachen 80
Kullurtechnische Studien der Feldmesser und gegenwärtige
Aussichten des Feldmesser-Berufs 122
Anstellung von Kultiirtechnikern in Preufsen 122
Titel der preufsischen Feldmesser 112
Organisation der märkischen Provinzial - Hau Verwaltung . . 112
Die Stadtbaumeister-StcUe zu Münster L W 222
Die Stadtbaumeister-Stelle zu Weifsenfels 122
Rücktritt des Ob. -Ing. Hellwag von der techn. Oberleitung
des Baues der Gotthard- Bahn 821
Austkbung der Baupolizei in Preufsen Iii
Werthschatmng technischer Leistungen Iii
Sprachliche Sonden der Techniker 2fi. fiü
Technisches Unterrichtswesen und teohnlsche
Lehranstalten
Zur Reorganisation der preufsischen Gewerbeschulen 223. 120.
12L JLU. Üsl im. AM
Zur Ausbildung der Techniker auf polytechnischen Hochschulen 212
Von der Berliner Bauakademie . Iii
Die Bauakademie zu Berlin und ihr l'ebergang in die künf-
tige technische Hochschule 113. ±L1
Militärwissenschaften an Polytechniken 2fi2
Stipendium der Louis Boissonet- Stiftung 812
Neue Stipendien für studirende Künstler 26
Statistik der konigl. Bau -Akademie zu Berlin . . . ÖfL 212
Statistik der polytechnischen Schule zu Hannover . . 2tt all
Statistik der konigl. technischen Hochschule zu München 10. 3äl
Statistik der technischen Hochschule in Wien 124
Statistik der eidgenössischen polytechn. Schule in Zürich 612, 222
Statistik mittlerer und unterer technischer Lehranstalten
37 HO. 3HO 211
Aus dem Jahresberichte des deutschen Gewerbe - Museums
in Berlin 122
Gewerbliche Vorschulen in Hamburg IM. 280
Meisterprüfungen von Baugcwerken i_152
Die Fachschule für Blecharlieiter zu Aue LS 202
Die Baugcwerkscbule des Handwerker- Vereins zu Berlin . . 101
Unterrichts- Anstalt zur Ausbildung von Bautechuikern von
Dr. Böhme in Berlin lüa
Die Bauschule von O. Steinkamp in Berlin 211
Die k. k. Staats -Gewerbeschule in Brunn Ml
Das Technikum Genthin 211
Baugcwerkschule zu Holzininden a. W. 220
Die Baugewcrkschule zu Insterburg in Ostpr 222. 302
Reorganisation der städtischen Hängewerk- und Maschinenbau-
schule zu Idstein a. Taunus 322
Baugewerkschule zu Nienburg a. W 220
25-jahrigcs Stiftungsfest derselben 322. 121
Thüring. Baugewerkschule der Sudt Sulza .... UÜL 311
Baugewerkschule zu Treuenbrietzen 200. 230.
Eine amerikanische Stimme Uber die Architektur in Berlin . 211
Bau-Statistik.
I Zur Anwendung der Statistik im Hochbau 122
1 Zur finanziellen Statistik der Dachdeckungen 22
Jahresbericht über Hypotheken und Grundbesitz in Berlin . 2
Baulhatigkeit in Berlin IM
Bauthiitigkeit und Bevölkerungs-Dichtigkeit in Paris . . . 2U
Die Gewichte einer Anzahl der grofsten Glocken .... 212
Stadtplane und Strafsenanlagen.
Zur Auslegung des preufsischen Gesetzes, betreffend die
Anlegung und Veränderung von Strafsen und Plauen in
Städten und landlichen Ortschaften 202. 222
Die Studien» eitemug von Strafsburg . . H43. 35«. -III. 122. 812
Einiges zur Frage einer Zentral - Friedhofs - Anlage für
Berlin LL 21
Maafs und Gewicht — Messen und Zeichnen.
Abgekürzte Bezeichnung der metrischen Maafse und Ge-
wichte 2. 111
Vervollkommnungen des Bohnc'schen Taschen-Niveaus . . 123
Das trockene Lichtpaus-Verfahren 202. 222
Die Polychrom- Autographie 321
PhotogrammPtrie in Persien 300
Neue Ziebfederu 12
Ausstellungen.
Die Weltausstellung in Paris LLL Iii. 222. 282. 228. 232.
■UM. 44.V 45f». 1115. 122
Die Architektur auf der Pariser Weltausstellung 4 Iii, 122. -Iti'), HI
Die Ausstellung des Verbandes deutscher Arrh.- ui:d Ingen.-
\ creme in Dresden 121. 812. 822
Die Architektur auf der Berliner Kunstausstellung LLL 112.
212. 322. 122.
Zeichen-Ausstellung von Schülern mittlerer und niederer ge-
werblicher rnterrichts-Anstalten in Berlin. . 221. 222. 221
Permanente Bau-Ausstellung in Berlin B. 22. 20. Sil 72, 22.
102 LLL 121. LLL 122. 126. 122. 212. 220. 260. 220.
302, hj^ jag, 262. 2ZA 321. 321. III. 121. 121. 122. 121. 49«
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Kunstgewerbliche Woihnachtsmessc in Berlin . . . 72. 482. 504
Kopien italienischer Renaissance- Dekorationen 240
Internationale Ausstellung für die gesammte Papier-Industrie
zu Berlin 34!)
Wanderausstellung des I ■ i >. l . - i i < 1 1 Gewerbemuseiims im
Kathhaiisc /u Augsburg 300
Fachausstellung des Gewerbe- Vereins zu Erfurt . . . 114. 342
Permanente Hall- und Industrie- Ausstellung in Krank tu rt a. M. 17<i
Proviuzial-Gcwerlie-Ausstelluug in Hannover .... 321. 32*
für 1*79 72. 24t). 300
228
skizyen in llerliti 812
Vorschlag zu einer deutschen Ausstellung für Gas - Koch -
aller Art 480
Baumaterialien.
Denkschrift Uber die Kinrichtung von Prüflings - Anstalten
und Versuchs - Stationen von Itauniaterialien, sowie über
die Kinführuug einer staatlich anerkannten Klassifikation
der letzteren 91. 95. 10B
Untliche Kinführung der Normen über einheitliche Lieferung
und Prüfung von Portlaiid-Zeuicnt 4*5
Zement-Prüfung in der alltäglichen Raupraxis . . . 234. 241
Zetucut-Priifuug nach den Nonneu 634
I Kit rag zur Bestimmung des Nutzwerthes verschiedener hy-
draulischer Mortelinaterialieu 29
her rheinische Trass, seine Gewinnung und seine Kundstatten 273
l'ulyi bromischer Kunststein 311
Patrntirtes Verfahren zur Herstellung künstlicher Steine durch
Kochen von Mortelinischuugen 2&«
Resultate der IWungen von Briii kru-Kisen auf absolute
Kestigkeit 20«
«Qualitäten gewalzter Träger !>
Nummerinini; und Gewicht von Zinkblech-Sorten .... Inj
Bcrerhnungsweise filr geschnittenes Bauholz 414
Verwerthung alter Bahnschwclleii 7
Beseitigung alter Oelfarben-Anst] irhe auf Holz . . . 801. 370
Mittel gegen den Hausschwanim 3"1
Das Verhalten der Kanalbau-Materialieu zu sauren und alka-
lischen Flüssigkeiten 403
Neues zur Saudblas-Schleiferci BO
Bauwisaenachaltliche Theorie.
Oi konomtsche Korm und Hohe gewölbter Bauwerke . . . (1)7
l'eber die Aufführung von Gewölben . 500
Bestimmung des Krddrneks unter Berücksii htigung der
Kohiisiou 284
Giaphische Berechnung von gegliederten 1 logen . . . •>tP.h 22t»
Beitrage zur Berechnung der Eigengewichte eiserner Balken-
brücken 417. 43*. 448
l'eber die Tragfähigkeit einer Anzahl zweitheiliger eiserner
Oberbau-Systeme mit Langsdiw eilen 15t*. 109. 2*7. 310.
32". 4*0
Praktisches Verfahren bei der Berechnung von Hohrenw eilen
filr Wasserleitungen 290. 413
Gruiidforni größerer I.nkomoliv schuppen 317
l'eber die Keststellung der Normalbreiteu schiffbarer Gewässer 519
Die Kormeln ill»er die Bewegung des Wassers in Flüssen und
Kanälen iu Handbüchern . . . 357. 374. 303. 421. 423. 490
Nekrologe und persönliche Notizen.
Richard Lucae 61. 63
Ferdinand v. y tust 80. <ju. 1ih>. 124
oberbaurath Heinrich Leonhaid 322
F. G. .?. Fnrsmann 171
A. L. J. Meier 302
Dr. Hubert v. Mayer 144
Dr. Friedrich Sander 190
Professor Dr. Friedrich Grelle 600
K. .läger 3*3
Giuseppe Mcngoui Kl
Qeo. Hilbert Scott UM»
Belgrand, ( .'lief- Ingenieur von Paris 174
Heinrich Victor Kegnault 1112
Personalien des französischen Ministeriums der uffentl. Arbeiten 370
Kiriclitung eines Denkmals für den Stadthaurath Kuorr zu
Breslau 4!Ki
Die I.aughaus-Hllste im Leipziger Stadttheater . . . 104. 494
AWhicdsfest für Rauralh Kaschdorff in Köln 414
Neue 1^'hrknifte an den technischen Hochschulen von Wien
und Berliu ' 393
Präinieu-Krtheilung an preußische Baumeister und Bauführer 312
Verleihung von Medaillen nur Theilnehmer au der vorjährigen
Kasseler Ausstellung aus dem (iebiele des Hei/.- und
Yeiitilatiouawesens 3»
II. Hochbau.
Aesthetik.
Ober die ästhetische Behandlung des Kisens im Hochbau 363
Der optische Maalsslab in den bildenden Künsten . . 125. 137
Die Perspektive im Architektur-Zeichnen 351
Kunstgeschichte und Archäologie, Restauration von
Baudenkmal ern.
Leber die Restauration von Baudenkmälern 205. 300. 316.
330. 357.
Zur Iuveutarisirung der Baudenkmäler
Leber Restauration alter Wandgemälde
Der Kutwurf zur Vierung des Strafsburger Münsters 1*5. 300.
Das Thal der Dhün und die Abtei Altenl>erg
Das Freiburger Münster und seine Restauration
Restanration der St. Gereon- Kirche in Köln
Restauration der Kirche St. Severin in Köln
Restauration der Frauenkirche iu Nürnberg
Feber die Restauration der Kirche zu Lorch a. Rh. 4S3. 444.
157
SO*
322
327
12
301
2»i7
195
195
472
1-h
38
H7 1
173
251
200
412
Die katholische Kirche zu Hamm i. W
Kin merkwürdiges Kirchengebäude in der Stadt Altenberg .
Restauration des Kaiserhauses iu Goslar 337.
Ausgrabungen in Goslar
Klorenz. Reiseskizze 227.
Restauration der Tuilerien
Die Ausgrabungen zu Olympia 10.
Bauausführungen und Projekte.
Das neue Hoftheater in Dresden 145. 167. 179
Das neue Gebäude der Genialde-GaJIcrie zu Kassel . 31. 42
Das Besitzthnm des Deutschen Reiches auf dem kapitolinischen
Hügel und der Neubau für das Deutsche Archäologische
Institut in Rom 187
Das Palais der Deutscheu Botschaft in Konstantino|»el . . 41
Zur Krage des Hamburger Ratlihausbauea 1<»5. 215
Künftiger Kathhausbait in Leipzig 72
Kortgang öffentlicher Bauten in Wien 404
Der neue Personenbahnhof der k. k. osteneichischen Staats-
bahn-Gesellschaft zu Budapest 1. 305
Die Budapester Lagerhäuser 467
Italienische Camposanto- Anlagen 313
Fisenfaehwerkbau der Chokoladeu • Kabrik vou Meiiier zu
Noisiel a. d. Marne 271
Amerikanische Irrenhäuser 23
Die Viehhofe und das Schlachthaus der Pensylvania-Fisenbahll
zu Philadelphia 2*0
Allgemeine Ideen über die KrrichUtiig von Irren-Anstalten
207. 222. 231
Der Kestschmuck Berlins für die Kinzugs-Koicrlirhkeitcn des
5. Dezbr. 1*7* und das Projekt zur Krrichtung eines
Denksteins auf dein Potsdamer Platz 527
Donkmäler.
Der llansa-Bruiiueu in Hamburg 347
Heizung und Ventilation.
l'eber einige Lokal -Heiz -Apparate 435
Lüfutngs - Einrichtungen des Palais auf dem Trocadero
in Paris 171. 257
Neue Killrichtung zum Krwarmen von Wasser für häusliche
und Bade/ wecke 76
Patentirter WasserverdunsliingB- Apparat für Luftheizungen 29
Wolpeifs Strahleiirauni-Ofen 432
Transportabler Zimmer- Heiz- Apparat 311
Neue Lüftiings-Kinrichtuiig vou W. und K. Löbtihold in
Krankfurt a. M 195
Neuer Lüfttings- Apparat 213
l'eber Ausführung von Bruchstein-Mauerwerk
Zur Krage der Verwendung des Kisens im Hochbau . . .
Aufstellung von Normal-Profilen für Walzeisen . . . 269.
S( hutz des Kisens durch Verziukiuig
Leber die Bewahrung von Dächern aus Kisenblerb . .
Dachplatten aus Gusseisen 229.
Dachdeckung in Rom .
Leber HolzschiudelBedachung
Horizontal gelegte Dachrinnen 311. 332.
Thunnspitzeu aus Gusseisen
Patentirte Fenster-Dichtung
Neuheiten in Kcuster- uud Thür- Verschlüssen
Verbesserter Kenster- Verschluss
Sicherheitsschlösser von Kleinau & Co. in Hamburg . . ,
Konstruktion von eisernen Wildpark-Thoren
Leber die Anordnung von Schulbänken
Neuer Schornstein- Auf salz . .
Hollstein's patentirte offene Stützmauern mit horizontaler
Bodeiistnuung 243. 310. 301
13
31 »4
134
7!»
370
391
72
350
72
213
152
165
2*7
403
124
164
. 403
'S
Abdeckung von Gewölben mit Filzpappe 320
Zur Anlag« von Hlu/ d 1 n. rn . . . . 81
Vi'llii'-.-tMiiln.' all F:iee>rilyeii Mm BEjäSS • ■ ■ • BS
\ i l»»-it.v l.'«,sta«ig in K:si n ausgeführt 279
Bg Enfl 3m B55i^SiidEBE Eä i!ii.sc in MoEHF
platz in Berlin 461. 486
l'r>,i. 'n>' ein, s Scha.leiif«n»r*
_Zli
Keuerg«dahrlirhkt-it von Schornstein-Anlagen ■ . . . 132. 175
Sprt iipnut,* <l''-i Itingoten Srlntriisn ins des I leutsrli ■ Holland.
Alrtign.RaiivpiyiiMi in Hwrlin 8
Abbruch von allem M.-lih rwerk . . . . . . , , Ol*. 1 'i-L
III. Ingenieurwesen.
Erd- und Strafsenbau.
Neues Holzpflaster 216
WnsgcrrjaiL
Denkschrift, betreffend die im preußischen Staat«' vorhan-
denen Wasserstraßen, deren Verbesserung und Ver-
mehrung 27
Schiffahrt und Strouiregulintng des Oberrheius 73. 83. 175. 189
Zur Krage der Wasserstraßen Berlin'* 49
Beguliniug der Unter-Spree 482
hu Wehranlage mit Winkel- (Trommel-) Schütze im Main
bei Schweiiifurt 2til
l>ie Ilafeuwerke von Vlisshigeu und die Wasserbauten in
der Provinz Seeland 281. 293
* 'Tu tuai kar.al
Ueber holländische Kaimauern mit l't'aliln
st-Kuudirung . .
? 1
Ziii Herstellung von Kohleuverladuiik's -
V,.r.i,l.'iuiL;.'ii ui
tlalenidiitzcii . , , , ,
|27
17«
1 Mall heim Hau des Sirherheitshafens bei
Dromberg . . .
113
i eber die Hebung eines gesunkenen Dami
Jtscliitlcs . . 52.
• -1
1 elirr ila^ loennen von IVtroleiim aul W
rt -; — : : — :
isser
»7
Pharaonen- Herrn halt (4400-332 v. < hr, Oeb.l 199, 209.
L'eher die Kreipicuz des Suezkanals . '. '. '. T~. ', '. '
211
134
Bc- und Entwässerung.
t'i's i vwiiturer. »vatsQi ■' •■! k . . . .
1-.!
43
Wasserwerk iler Stadt Aarhpn
2flH
Filtration ili - Flus-ovassi i s zur Versorgung i
1er Städte 3 14. 324. 338
7!»
Krwarmmig des Wassers in Itohrleitungcn
515
Leber eine neue ihdireiiarl für Wasscrlei tunss -Zwei kc
15t,
209
/im l r;«L"' der \>-niiii-iuiK.;rs d«-r Klus»'
11!». 215
Voa Hh Kntwi«.-^«'nitiL' l.undou's . . .
89
Kinice Henieikiinu'«'!) über die Ansl'iihrmiij
von KaimlisatHms-
Arbeiten
71
llaii.swa*.si<r-AMcitungi'ii
204.
2K7
V ii inlagen \ u Wa-^i-rklusetS ....
_. . . . ._
— :
152
I'ali'nlitter t it-rtu livi tm hluss von Zt-ith-r
114
Klappenvcr-chhtss »iii- Himislcin KiulaiitV
— : l.
r,n5
292
214
Brtinkrtnhau
i < t'er riea bau aar n**tnhn,,ke |„ , \ii
!rel«.acb
HA
1«
Die KiseuhahubrUrke flher den Douro bei
( ►ptirto . .
113
s' ••• 1 v :n -. ['im Ki in Li«: ihm
1 : 1
Ri-aYr KIHIinii kenli,
!>!«■ schiele' Brück p in fileksi-
Jlü
3(17 ■tili
Aufstellung der MNsjvsi» ['i-Hrücke zu St. lajttis 331
Hnkkenl'anli h- r I Inn., i Ku^ljud 176
Eliacabtwhnbflu.
Projekte für die Hahnhofs-Kiiirichtungen der berliner Stadt-
ImI.m . . , , , 11^
Der ostliche Anschluss-Hahnhof der Berliner Stadt-Kisenb. 24 1 .
Berliner Stadtbahn und Köuigsgrabcn
Abfuhr von Leichen mit Hülle der in Berlin mündenden Eisen-
bahnen und speziell der Stadtbahn II.
Kisfnliahnlianten in der Provinz Seeland 281.
Anlage einer Drahtseilbahn bei I '»bergen . . .
I he i lnitlia' liliann
Die < tberschlesische Schmalspurbahn
Zur Krage der Kördening des Baues von Sekundarltahnen
195. 215.
Leistungen der Sektindarbahnen ftir die Reichspost . . .
Zur Kiiiir.linun; des Damiilsp1.^ iig«'t) • Ih-triebea aal llatipt-
BB5 . .. '. ", '. '. i ! '. '. i , •
Eisenbahn ■ Projekte in Frankreich ...
Si I-. l i m>. i.i r t -,t 1 1 1 j i l ;:i l- f.inki i o t:
Vorrichtung zum Stellen einer gegen die Spitze befahrenen
Weiche von der Lokomotive aus 471. 482.
Stellung der Kurventafeln an Kisenbahukurven
Tragfähigkeit eiserner Oberbau - Svsteme mit I.angscliwellen
' 158. 169. 287. 310. 320.
Kiserner Oberbau, genannt «das Stützen -System" . . 369.
Eiserner überbau für Straßenbahnen
Das genaue Lochen eiserner Langschvi eilen
Kundation einer Lokoniotiv-Drchsrhcibc auf Bahnhof Bremen
Zug-Barrieren für Wegeilbergange 250.
Veber Adhäsion»- und Zahnrad-Lokomotiven
Neu eröffnete Eisenbahnstrcckeu im Jahre 1877 . . . .
Kaltrbahu auf eisernen Eisenbahubrücken
Beitrag zur Krage der Feststellung einheitlicher Eisenbaliutarifo
Tunnelbau.
f'oehemer und (iutthard-TuuucI . .
KufsgiUiger-Tunnel im Bahnhof Sorau
Der Katkouya-Tunnel
9. 54. 106.
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Technologie and Maschinenwesen.
Selm iiineevalei- Ki'alin im Halen Min Niw-inrk .
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Ihdraulische Lanteinaschine
>plbstthutige livilranli-ihc K ipp- V««r rieb Hin i'
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tümson's I Ulplex-SteiHbr« eb-Ma.-i bllie
Neue Maschinen zur IliTst>-lIung ven Hantlieilett und ce»erb-
liehen Gegenstandi'ii aus (itanit tmd anderen harten (ie-
-tPir.yArt.n 350
Weyhe'g rotirende doppertwirkende Kolbenpumpe nbne. Ventile 362
Das Siplmmiiii I'aniplputnpei '. '. '. ~T~. . '. '. '. '. . 34<>
Patentirtes Kinschallerobr mit inneren Schraubengängen zur
Ausstoßung fester, mit Kltlssigkeitcn durchgeführter Stoffe
Hartgiiss-1'laurost-Stah muh lauUig's Patent
Kulmi Munk' der linlirpnst in lierlin
Zum Iii uehe ilc^ F aiir>tnhb
(■raiul-lb'itel zu l'ar--
l eber Motteuvertilgung in Perenucuvtairen etc.
279
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IV. Miltheilungen aus Vereinen.
A'erscliiedene Hekaiiiitniai Innigen d« s Verhamlfg «leutschcr
An-huikten- und [ngeMeür^Verejne l. :n. ''.r>. itt:t. ls4.
•jai !2K!) 311 iSf, 4W5 Wlh
K.iiiliijiing und Tagesordnung zur 7. Abgeordueteii-Versamm
Arrhitolften -V>r>in »11 UrtÜr fi 17. 24. Jfi f,7 fifl 78 fi«)
101. 110. 121. 130. 142. 15Q ifiH 1B3. 192. 203. 212.
228. 236. 258. 269. 277. 279. 202. 299. 318. 321. 338.
iiel. ,M-, ::>','. ,-)M. 3-3. -1"I- 112. -t'2<>. I3'i, 441 1 "t 1.
-'Illj' III I l| e- I
Prulokulle «let 7. Abgeordneten- Versammlung .
371. 375
Einladung und Programm zur III. Generalversammlung des
Verbandes dentM In r At« lutekti 11- 11ml lnge»n'tir-\ eieine
zu l'rcsden . . . . 28«). a»3. 3>1
Die Art der Meldung zur Theiinalnne an derselben ■ 333. 341
Die IM. Geueraher-iainnihmg des Verbandes deutscher
An bit'.'kten- 11 ml liiL'etiieut Yen ine zu Pn-Mlen H77. 38oT
396. 405. 415
Statistische Mittheilungeu über «lie Bethciliguug au der HL
... 389
Generalversammlung
Arbeitsplan des Verbandes l'ur da- .lahr 1878 79
Die Wandi'i-vfi'samiulimgeii di Verbandes deutseher Ari-Iii-
tekten- und Ingeni'tir-\ ••ri'ine und ib s Verein^ deutscher
Ugenicure. 361
i.V>. 170. 481. 4!>3. 502. ■i22
— !>■... mMnMMl ib-^ \n bitekien-ViTi ins zu Herlin am
1R Min 1878 lfft llf>
Bm-lionwWlK ■ Tt.irii hl iIhk 7i-nlral.Hilf» .rnmitil'« fttr di«
im Jahre 1870 71 im Felde stehenden Architekten und
IiiLutiieuit! 278
- \hr K\kiiisinii 11,11 Ii llaiiiifver . . . . »,> >. 31-, 321. 32"
Fänladuiit,' d-.'r deulM'lien laej^uiiusseu zur Besichtigung
iler in Berlin ausgestellt»!! Konkurrenz. -Kntwurte der
Stralsluirgcr Fniversitat . ... .... . 422.432
— |)je 1-estteii'i' zu |-.hr''ii der in Heijili anvvi'seinlen Archi-
tekten und Ingi'iiieure geb'geutlirh d>T Ausstellung der
Mral'shurger Konkurre n/.-Kntvriir?
451
V' i':i. lui Kis'iil'itlinktiiiJe m Berlin n. :i5. -1. I,;.", Jtij
236. 401. 449. 490. 51 3
Anliitekten- und Ingenieur -Venin zu Hannover 15. 16 97
121. IM 1«2 172 183 247 48fl. 491. 533
Dresdener Architekten-Verein SIL Iii.
Dresdener Zweigvcreüi des sächsischen Ingenieur- und
■ Architekten-Vereins Iii. IM.
Architekten- und Ingenieur-Verein zu Kassel . . . 4. 126.
Architektin- und Ingenieur -Verein zu Hamburg '
122. 22L 202. 2ÜÖ. 3ÜU. 228. 3ÜL iiiL iZli. Ahl*.
Mittelrheinischer Architekten- nnd Ingenieur-Verein . 458.
I tautechnischer Verein zu Aachen liL M. um. 1 jo. 133,
112, 2iIL 2jHL 222. HL 413. ül
Versammlung der stadtüchen Bauleaniten aus den Provinzen
Rheinland und Westfalen
Ostpreussischer Ingenieur- und Architekten -Verein 42, ÖL
im 1*9. ivi
Westpreufsischer Ingenieur- und Architekten-Verein . XL
Architekten- und Ingenieur-Verein zu Posen .... 93.
Bildung eine» Architekten- und Ingenieur- Vereins in Hremeu
Aus dem Jahresbericht des technischen Vereins zu Oldenburg
Reil» ;
ZU
242
LH
tu
105
4'J3
il2
SS
rata
im
122.
Stil«
III. Hauptversammlung des Vereins deutscher Ingenieure in
München ML 2fiL LH
L Hauptversammlung des deutschen Gcometer -Vereins in
Weimar Ml
Aus den Verhandlungen der Generalversammlung des Vereins
deutscher Zement-Fabrikanten IUI. Ulli
Aus dem Hunde der Hau-, Maurer- und Zimnienneister
Berlins 3ß. 2111
Auskunfts-Vereiu Berliner Bau-Interessenten Iflfi
Der Baumarkt in Berlin 20.
Auslegung von Submission* - Ausschreibungen am Berliner
Baumarkt LEU
Der internationale Kongrcss für Architektur zu Paris III. '21AL 222
iL Versammlung des deutschen Vereins für öffentliche Ge-
sundheitspflege in Dresden Ml
Hygienischer Kongress während der Pariser Wclt-Aus-
' htellung 248. 2Ü1
Die Institution of Civil-Engineers in London .... Lll 520
V. Aus der Fachlitterat ur.
Sachregister zur iteutschen Bauzeituug IM
Mihi'- Preisschrift über die zwcckmsfsigsten Ventilation* -
Systemc LSß.
Die (tauten, technischen und industriellen Anlagen von Dresden 413
Grahn, die städtische Wasserversorgung 2fift
Schwabe , Kntvrurf eines EiscnbahupUns für das Königreich
Preufsen 4HS
Vis« her, Leitfaden lur den Unterricht der Anatomie und
l'roportionslehre des ineuschlicheu Körpers 228
Denkmäler der Baukunst Mü
Kunstliistorische Bilderbogen 288
Schicketans, das Polytechnikum für Berlin 240
Vorabulaire technique francais-alleinand 382
Howe, Erdtransport- Preistabellen verschiedener Bahnen . 174
Neue Zeitschriften 28.
Mittheilungen aus der Tageslitteratur des Kisenbahnwesens HA
Katalog der Wanderausstellung des hayer. Gewerbe-Museums üül)
Gottgetreu , die physische und chemische Beschaffenheit der
Baumaterialien 820
Einfache Behandlung der Stützlinie 121
Neue litterarische Erscheinungen im Jahre 1877, 78: iL ÖS.
82, 1ÜJL 174. Ifl4. 314 280. 302 afifl. 3IÜ. 3H2. Ml.
4JÜ iU, fflü, HiL blli. 5M
VI. Konkurrenzen.
Monats- Konkurrenzen für den Architekten - Verein zu Berlin
ö, HL 30. IM HÜ. 230. 2SÜL 220. 312. 330. 37JL 22L
4r>4 422. ilhL &Ü2, 52L hlil
Si hiiikelfesi-Konkurreuzeii des Architekten- Vereins zu Berlin .Vi 1
Haltestelle der Berliner Stadt-Eisenbahn an der Neuen Pro-
menade aaü. 332. 4üQ
Friedhof - Anlage fttr die jüdische Gemeinde in Berlin 104.
■1U -2AH 4fi'J 47»
l'etrikirrhc in Leipzig . . . 80. 112. IM, IM- LlL 22L 22h
Synagoge in Münster L W 8. H&L Uli- tt& HD
Neue evangelische Kirche in Dresden 240.
Kollegien-Gebäude der Universität Strafsburg lfin. 1H3. 1fl3.
2LL 212. 288. 412. 1LL i2L 12L 4SL. 122. 4ÜL 5QL öilL. üSi
Höhere Tochterschule in Karlsruhe 51
Kunsthalle in Dusseldorf 250. IM
Wieder- Aufbau des Gesellschaftsbaues im Palmengarten zu
Frankfurt a. M IM
Wohngebäude für Justizbeamte in Hall 370
Villenartiges Wohnhaus in Gera 132
Bau von kleinen Hausern in Hamburg .... 124. 24P. 26«
Kriegerdenkmal in Muhlhausen L Thür 2fiö
Pläne znr baulichen Ausnutznug der früher militartiskaliscben
Grundstücke iu Dresden Uli. LL
Bebauung des nördlichen Theils der Stadt Aachen iüL 186.
2ütL 220
Museum in Linz Iii.
Universitats-Gebäude in Leiden bSL HL IM
Kranken-Anstalt des Kantons Glarus 28.
Justiz-Palast in Lausanne ML
Alters-Hospital in Anii-res bei Genf
Hospital in Helsingfors
Wiederaufbau des Thurmes der Deutschen Kirche in Stock-
holm 152.
Pregolbrucke iu Königsberg . ... 124. lfiiL _u_ 412.
Brücke in Libau
Zentral heizungs- Anlage für das Gebäude der technischen
Hochschule zu Berlin _2L 1&2.
Geruch- Verschluss fttr Rohrleitungen, Küchen- Ausgüsse und
Klosets liL
Steigerhauser und Steigerwändo
Kunstgewerbliche Konkurrenzen der permanenten Bauaus-
stellung und des deutschen Gewerbe -Museums in Berlin
HL 1&, 23, HL 230. ii&
des Architekten- und Ingenieur- Vereins zu Hannover lü-
de» Dresdener Kunstgewerbe-Vereins 238.
- der Handels- und Gewerbe- Kammer in Ulm
- des bayerischen Gewerbe-Museums in Nürnberg. . 5ÜL
- des Württemberg. Kunstgewerbe- Vereins .... 322.
des Gewerbe- und Industrie- Vereins zu Bremen . .
in Braunschweig bü. 302. XHL
Konkurrenzen der Deutschen Metall-Industrie-Zeitung 8. 1Ü2.
322.
Aschen-L'rne zur Feuerbestattung
24
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Personal -Nachrichten. — Brief« und Fragekasten.
w. Ilotiti Uorbuchiliutk«r«l, Bnlm, SullKlutibtr-Strut« U.U.
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Xo. I n. 2.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
Vcrtwwl deuUrher Architekten- and Ingenieur- Verelno. -- Itrt mim
«ntfiMinll'ir iIit k. k. räterreklilarhen Numil »hocwll«lijift iu Budapest. —
Siieeripunic de« Rintp.feri-Krhonuktelii» d«o ..DeatarMluUkudlirBrii Aktlen-BauvirWim"
vor ilrin Rrbfiuhuwr Thorr in Birlin am 14. Nmtrolvr IST". — Mltlheilangca
ia> Vereinen: Knufltf Architekten- unj Iiigeiiieiir- Vwit. — Verein IV KJt»«-
rtohnK-tKelJen.
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Brlcf> uud FragckaMea.
— Vtrmiitbltr Araje-
und Oewlentc — Vit w ittlitmc aller
■ Aufteilung. — Konkurreaicn. —
besorgt sein, dagegen bleibt die Ver-
Yerband deutscher Architekten- nnd Ingenieur -Vereine.
Bekanntmachung?.
Der unterzeichnete Verbands -Vorstand macht hierdurch bekannt, dass mit der im Jahre 1878 zu Dresden abzu-
III. Wandervcrsammlung des Verbandes deutscher Architekten- und Ingenieur- Vereine eine
Ausstellung ans dem Gebiete der Architektur und des Ingenieurwesens
sein wird, wozu die Baume des hiesigen Königi. Polytechnikums, einschliefslich der Höfe und des Gartens, bereit-
willigst zur Verfügung gestellt worden sind.
Die gedachte Versammlung wird voraussichtlich auf den Monat September anberaumt werden.
Da nach §.17 des Verbands-Statuts auch anderen als den stimmberechtigten Mitgliedern die Bethciligung an dieser
Ausstellung frei steht, voraussichtlich aber in Dresden von dieser Berechtigung ausgedehnter Gebrauch gemacht werden wird,
so wünscht das mit den betreffenden Vorarbeiten beauftragte Lokalkoroite' rechtzeitig beurt heilen zu können, inwieweit nach
Vorzugs weiser Berücksichtigung der Vereinsmitglieder auch Anderen eine Bctheiligung an der Ausstellung gestattet werden könne.
Die geehrten Vereinsmitfflieder. welche die gedachte Ausstellung zu beschicken beabsichtigen, werden daher hierdurch
ersucht, die betreffenden Anmeldungen bis zum
L Marz 1878
zu bewirken.
Der nach Ablauf vorstehenden Termins noch verbleibende Ausstellungsraum soll den Nichtmitgliedern zur Verfugung
gestellt werden; es köunen daher verspätete Anmeldungen von Vereinsnütglicdcrn nur insoweit berücksichtigt werden, als es
der etwa übrig bleibende Baum gestattet.
Bei der Anmeldung bittet man anzugeben:
1. die spezielle Bezeichnung der auszustellenden Gegenstände,
2. die Grösse der beanspruchten Grund- und Wandflache
a) im bedeckten Baume,
b) im unbedeckten Baume (Hof und Garten).
Die Dauer der Ausstellung soll auf etwa 14 Tage bemessen werden.
Für die Beaufsichtigung der ausgestellten Gegenstände wird das Lokalkomite
Sicherung der Ausstcllungs-Gegenstande gegen Feuersgefahr den Ausstellern überlassen.
Anmeldungen nehmen entgegen die Herren:
Dr. Hart ig, Begierungsrath und Professor am Königi. Polytechnikum, Dresden — A. Ijndcnaustr. 12,
Weissbach, Architekt und Professor am Königi. Polytechnikum, Dresden — A. Strehlencrstr. 58, und
Nagel, gepr. Vermessungs-Ingenieur, Dresden — Friedrichst. Wachsbleichgasse 10.
Dresden, den 17. Dezember 1877.
Der Vorstand des Verbandes deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine.
Böttelw. Dr. phil. Kahl.
Der neue Personenbahnhof der k. k. österreichischen Staatsbahngesellschaft zu Budapest
che Aaafcnl ml H. S.)
infolge von mancherlei Schwierigkeiten bis zum gegenwartigen
Augenblicke verzögert.
Wie aus einer Mittheilung über die Budapester Verbin-
dungsbahn auf S. 366 Jahrg. 187)5 dies. Ztg. hervor geht,
befindet sich der Bahnhof an dum Kreuzungspunkte zweier
Hauptverkehrsadern, nämlich am Schnittpunkte der inneren
Biugstrafse mit dem auf die MargarctheiuMmfsen-Brücke aus-
mündenden zweiten üulseren Binge. Bei der Strafscn-Bcgu-
lirung der Hauptstadt wurde ein Theil der Gebäude des be-
stehenden Personenbahnhofs abgeschnitten, welcher aber als
selbststandiger Bau stehen bleiben konnte; ein anderer Theil
des Bahnhofs-Grundstücks fiel dagegen für Strarsenzwecke an
die Stadt. —
Dem Projektanten des neuen Bahnhofs hat das sogen.
Pavillonsystem als maafsgebend vorgeschwebt, hei dem
sich die einzelnen Baume mehr oder minder isolirt an einander
reihen und um die Halle gruppireu, natürlich unter Trennung
der Abfahrts- und Anknnfts-B&umUchkeiten.
Betrachtet man die in eine Kopfstation ausmündende
Linie als maafsgebend, so liegen die Anlagen für die Abfahrt
rechts von der Halle und die für die Ankunft links der-
selben. Tritt man von der Bingstrafsc ein, so gelangt man
nach Passirung der Thorcinfahrt in einen geraumigen Vorhof
mit Springbrunnen und Gartenanlageu . in dessen mittlerer
Axe sich das Kassen-Vestibül befindet, von dem man rechts
zur Gepäckaufgabe-Halle, links zu den Wartesälen gelangt.
Die Flügel des Gebäudes enthalten au der Straßenseite die
Bestnurations-l.okalitätcn, an der Bahnseite die Eilgut- und
Pueit-Ex|)editiimsräume. Zwischen dem in mächtigen Massen
gehaltenen Vestibül und der Halle fügt sich etwas unorganisch
ein schmales (iebände ein, in welchem einige Kanzlei-Bäumc
untergebracht worden sind. An der linken Seite der Halle liegen
zunächst der Strafte einige Kanzleien der Verwaltung, au
welche sich der sehr geräumige Baum für die Gepäck-
Ausgabe und ein Baum für ankommende Beisendc an-
schliefsen. welch letzterer von der Gepäck - Ausgabe nur
durch ciu zierliches Eucngitlcr getrennt ist; hierauf folgen
(Hieran eine perepektli!
er österreichische Staat besafs bekanntlich
in der ältesten Periode unseres Eisenbahn-
wesens mehre Bahnlinien als Eigenthum, die
er zum Theil selbst ausgebaut, zum Theil
von Gesellschaften übernommen hatte. In-
dessen war man gegen Ende der fünfziger
Jahre gezwungen, die Staatsbahnen an ver-
sclüedene, durch fremde Kapitalisten gebildete Aktiengesell-
schaften wieder zu vcrüufseni, bei welcher Gelegenheit die
Hauptlinien Wien -Bodenbach und Wien - Budapest
so weit dieselben bereits fertig oder im Bau
— in den Besitz der sogen, österreichischen Stants-Eiscnbahn-
Gesellschaft übergingen. Unter der Verwaltung dieser durch
grofse Geldmachte gestützten Gesellschaft hat sich der Verkehr
der das ganze Brich durclischneidenden Linien so bedeutend ge-
hoben, dass in den letzten Jahren die vom Staate- gewährte
Garantie nicht beansprucht zu werden brauchte und dass es
aufserdem möglich war, einen grofsen Theil des ßeineinkom-
mens zur Verbesserung der Einrichtungen und zu neuen Bau-
ausführungen zu verwenden, bei denen es hauptsächlich die
Bahnhofsanlagen und Hochbauten wichtiger Stationen
auf welche man sein besonderes Augenmerk richtete. —
Der österreichische Staatsbahnhof zu Budapest wurdo in
den Jahren 1845/4« erbaut; derselbe erwies sich unter der
Acgide der neuen Gesellschaft bald als zu klein, so dass
derselbe einer fortlaufenden Erweiterung unterzogen werden
rnusstc. Der Personenbahnhof ward in der 2. Hälfte der
liOer Jahre erweitert, allein mit Bücksicht darauf, dass dieser
Bahnhof nicht nur dem Verkehr der Gesellschaft selbst zu
genügen hat, sondern auch einen grofsen Theil des Ver-
kehrs der jenseits der Donau und Theifs liegenden Bahnen,
ilic in die Staatsbahn nahe vor Budapest einmünden, auf-
nehmen muss, sah die Gesellschaft sich zu einem umfassenden
Neubau genöthigt. J2s wurde mit dieser schwierigen Arbeil
der Baudirektor Alfons de Serres (von Geburt Franzose)
betraut, unter dessen Leitung die Projektirarbciten im Jahre
1873 in Angriff genommen wurden. Die Vollendung hat sich
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2
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
5. Jannar 1878
einige Büreaulokalitatcn und endlich der Pavillon für den Hof.
Itaii AI"-* hluss der Kopfseite der Halle gegen die Strafse bildet
eine Vorgallerie, wahrend an den Langseiten des mittleren
Theiles des ganzen Baues überdachte Perrons hegen.
Was das Kon.slruklions-S}stem betrillt, so ist dieses im
Grunde nichts anderes als dasjenige des sogen. Riegel bau es,
dessen Rippen hier aus Kisen gebildet sind. Die Stander
sind entweder als vollwandigc oder als Gitterstielc hergestellt.
noch ein Abschlufsgespärre in 8.2 m Abstand hinzu. Das Ge-
wicht des mit Zinkblech eingedeckten Daches (nur die I-ateme
hat Glaseindeckung) betragt pro □» 50 k und mit Hinzurech-
nung der 10» hohen Vertikalstander «3
Den Absehlufs der Halle gegen die Strafse bildet eine
mächtige, durch Säulen gegliederte, vom Sockel bis zum First
reichende Glaswand. Der Vollwapd -Trager , aur dem diese
Wand ruht und auf welchem sich gleichzeitig eine auf Kon-
Filt 2. Qurrx-bQlu u«rh A-t Linie A — B J«
wahrend zur horizontalen Verriegelung die Fenster- und solen gestellte Galleric befindet, wird durch 2 gufseiserne
Thurstürzc <üenen. ] Säulen (Fig. 2) gestätzt.
Die Dachkonstruktionen sind ganz nach der Be- Aufser durch die Laterne erhält die Halle Licht durch
deutung der betr. Pavillons entworfen. Die Halle hat einen eine fortlaufende Reihe von Fenstern mit in leichten Ab-
Polonceau- Dachst ubl, auf dessen mittleres Viertel sich eine messungen gehaltenen eisernen Rahmen. In Fensterhohe fehlt
Laternen- Konstruktion mit Gallerie aufsetzt. Ausser den in jegliches Mauerwerk und es beginnt dieses erst zwischen den
den Skizzen aufgenommenen Abmessungen mögen folgende Standern der unteren Stockwerke, wie aus den beigefügten
mittheilenswerth sein: Hallenlange Ht>,5™ Zahl der Ge- Skizzen ersichtlich ist.
vpurrc 17 von je »,»"• Abstand; gegen che Strafse hin tritt i Das imposante Kassen - Vestibül hat ein gekrümmtes
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No. 1 n. 2.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
3
Mansardedach mit grorsem Oberlicht erhalten. Die Länge
des Raumes ist 34.8™, der Abstand der Gespärre 4,45",
so dass auf je 2 Gespärre der Halle S Gespärre des Vestibüls
kommen. Das Gewicht des mit Schiefer bezw. Glas ge-
deckten Daches erreicht 93 k pro Q» An den dem Vor-
bote zugewendeten Seiten befinden sich 7 mächtige Stichbogen-
fenster. welche in sieb durch eiserne Säulen getheilt sind.
Der Wartesaal 1. und II. Klasse, sowie die Gepäckauf-
gabe-Halle haben nach Korbbogen geformte leichte Eisenge-
spärre: dieselben unterscheiden sich durch die Zugabe einigen
Schmucks von einander. Die Binderweiten sind 4,45 m, das
Gewicht der mit Zinkblech eingedeckten Konstruktion pro (~1n
ist 32 k. Alle diese Räume werden durch Glas-Thüren und
darüber befindliche Fenster mit Seitenlicht beleuchtet. Der
Wartesaal III. Klasse, unter welchem sich die zugehörige
Restanration im Erdgeschosse befindet, und der dieser
gegenüber liegende Eckpavillon haben ein Mansardedach, ähn-
lich wie das des Kassenvestibüls, erhalten.
Ungleich leichter ab alle vorhergehenden Konstruktionen
ist die Dachkonstruktion der Halle für die Gepäckausgabe
konstruirt, da dieselbe pro Q" nur 20" wiegt. Die Ge-
sammt- Länge des Obenleckten Raumes betragt H" ■ und es ist
die Eindeckung mit Zinkblech bewirkt worden. —
Die im Vorstehenden charakterisirte Grundidee ist viel-
leicht mit etwas zu strenger Konsequenz uueh im Acusseren
des Baues zum Ausdruck gebracht, indem alle vertikalen und
horizontalen Theile des Eisengerippes durch Verblendung mit
Gusseisen- Dekorationen erbeblich betont wurden sind. Das
Fall-Mauerwerk ist überall als Rohbau behandelt, wobei die
drei gewählten Farben: Braun für das Eisen, Kol Ii der
Ziegelsteine. Gelb der Quader, als zu den Gcsimsgliedem zu
stark kontrastirend, die Ruhe des Ganzen nicht unbedeutend
beeinträchtigen.
Die einzelnen Facaden des Baues sind wesentlich von einander
verschieden. Die durch ihre Abmessungen und die Leichtigkeit
der Ausführung imponirende Halle gelangt in der Ringstrafscn-
Front, von zwei Eckgvhäuduu Hankirt. durch die Glaswand und
die davor gestellte Bogeugidlcrie, deren Dekoration mit vielem
Geschmackc durchgeführt ist, sehr gut zum Ausdruck. Bis
auf die Hohe dieser Galleiie bubcu <he Flügelgebäude Keller-,
Erd- und ein Halb - Geschofs , welch letzteres von dem
oberen, durch seine Höhe dominirendeu und durch eine, das
Motiv der Bogenstellungen vor der Halle in geringer Modifi-
kation wiederholende Loggia gekennzeichneten Stockwerke
durch ein kräftiges Gesims getrennt wird. Mit der Höhe de»
Hauptgesimses an diesem Bautheile stimmt die Höhe der
Hauptgesimse an dem Seitengebäude der Halle überein, mit
alleiniger Ausnahme der StrafsenvestibQls und des Hofpavillons.
Das obere Stockwerk der Eckpavillons der Kingstrafsenfront
hat eiu sehr wirkungsvolles Gesims erhallen und die durch-
brochenen Eckthünne mit Kuppeln, sowie das reich dekorirtc
Mansarde-Dach bilden ansprechende Rckronungcn.
Au der Abfahrtseile schliefst sich in der Flucht der
Hauptfront der die Restauration enthaltende Bautheil an;
die Gesimshöhe desselben ist mit derjenigen der Gallerie vor
der Halle übereinstimmend, indessen ist anstatt eines Doppel-
geschosses, wie bei den anderen Pavillons, hier nur ein ein-
ziges Gesehoss mit mächtigen Stichbogcn-Fenstern vorhanden.
Tritt man von hier aus in den Vorhof ein, so springt (in
der hier ganz symmetrischen Facadc) das Kassenvestibül
durch seiue hohen Süchbogenfenster , welche durch guß-
eiserne Säulen und Bogenstellungen getheilt sind, als Mittel-
punkt sehr in die Augen.
Weniger organisch als die Abfahrtfacade ist die Ankunft -
facade gebildet, wo dem hohen Eckpavillon mit Thünuen
nur ein kleiner Hofpavillon das Gegengewicht hält. — Die
gegen die Bahn gelegene Abschlufswand wird ähnlich wie bei
der Hauptfront von kleineren Eckthürmen hankirt. —
Im allgemeinen kann tieinerkt werden, dass die Masscn-
Vertbeilung im Bau glücklicher gelungen ist, als die Wahl
der Farben, zu denen mau bei den verschiedenen Materialien
gegriffen hat.
Ueber die Innendekoration sei erwähnt, dass mit Ausnahme
: der Kassenvcstibüls und der Restaurationsräume in den Räum-
lichkeiten fast durchgehend die Dachkonstruktion sichtbar be-
I lassen und entsprechend dekorativ behandelt worden ist , während
die eisernen Wandstielc durch vorgesetzte gusseisenie Säulen mit
reicher Ornamentirung verkleidet sind. Diese Säulen dienen
zugleich als Abtlufsrohre des Dachwassers. Die WandHachen sind
im Gruudtou mattbraun, Ornameute oder Aufschriften in gleiclicr,
aber etwas dunklerer Farbe gehalten, die Thüren. Fenster und
sonstigen Holzverkleidungen oder Scheidewände der Wartesäle
und Halle sind ebenfalls dunkelbraun gestrichen, während alle
Metalltheilc, soweit sie zur Erscheinung kommen, mit einein
metallisch grauen Anstrich versehen worden sind. Unter den
zahlreichen schönen Details sind <tic lumpen und Internen
wegen ihrer geschmackvollen und dem Material entsprechenden
stilgerechten Durchbildung der Formen besonders zu erwähnen.
Den reichst ausgeschmückten Raum bildet der Hof-Salon mit
seinen Ncbcuräumcn. Auf die Dekorirung dieser verhalruiss-
mäfsig kleinen I^okalitAtcn sind an 90 000 M. verwandt worden.
Ueber die Art der Ausführung sei erwähnt, dass das
eiserne Gerippe zunächst Uber dem alten Bahnhofsbau auf
Gerüsten aufgestellt und, so weit dies ohne Abtragung von
wesentlichen Theileu des letzteren geschehen konnte, auch
ausgemauert wurde; die Dachllachc ward entsprechend weit
eingedeckt und erst hiernach wurden die alten Bauten ent-
fernt und die Gleise umgelegt, natürlich alle» ohne den
regen Verkehr des Bahnhofs irgendwie zu stören.
Die Eisenkonstruktionen wurden von der Firma Eiffel &
Comp, in Paris erstanden und von dieser zum Theil wieder
, an Budajiester Fabrikanten vergeben; namentlich gilt letzteres
von den Gusseiseu-Theilcn. Fast alle übrigen Arlicitcn wurden
von einheimischen Industriellen geliefert. — Das Gcsammt-
gewicht des zur Verwendung gekommenen Eisens wird
l 800000 — 1 ftOOOOO* betragen. Da der Bau nach kaum
2jähriger Bauzeit, jedoch noch nicht in allen Eiuzelnheiten voll-
endet ist, kann über die Kosten bis heute nur so viel gesagt
werden, dass dieselben an 4 «MX MM«» M. betragen dürften.
Fachgenossen, die sich über die Art der Moutirung der
Konstruktionen eingehender unterrichten wollen, können durch
den Photographen Klose (Budapest, Hatvanergasse) Bilder
! (in Quartformat) beziehen, die in dem interessantesten Stadium
des Baues aufgenommen worden sind. Der Erbauer, Hr.
A. de Serres, beabsichtigt im übrigen den Bau in einer
gröfseren Monographie zur Kenntniss der Fachwelt zu bringen.
Kann der Art und Weise des Baues auch nicht in allen Be-
ziehungen beigestimmt werden und bleibt hauptsächlich die
Zweckmäßigkeit der lüer angewendeten Kombination von Eisen
und Mauerwerk vorläufig noch eine offene Frage, so ist doch
dieser Neubau schon wegen seiner bedeutenden Abmessungen,
die nur von dem Pariser Orlcans-Bahnhof und einigen eng-
lischen Hallen Obertroffen werden, unbedingt der vollen Auf-
Budapest, November 1877.
Julius Seefehlncr.
des „Deutsch -Holländischen Aktien -Bauvereins", vor dem
zu Berlin am 14. November 1877.
Thore
Vor einigen Jahren, als die Wogen der Gründung noch hoch
gingen, errichtete der Deutsch-Holl. Aktieu-Bauverein auf seinen
vor dem Schönhauser Thore gelegenen Liiiiderciun eine grofsartige
Ziegelei nebst riesigem Ringofen, um aus dem dort vorhandenen,
sehr saud ■ und uiergelreicheu Lehmboden Ziegelsteine herzustellen.
Der 2 jahrige lletrieb, sowie die Unterhaltung der grofsen
Anlage verursachten Kosten, welche mit der Kentahilit-U und
der Güte der gewonnenen Ziegelsteine in keinen Einklang zu
bringen waren. Nach vielen vergeblichen Versuchen, einen brauch-
baren Stein herzustellen, und nachdem das Gutachten eines hervor
ragenden Ziegeleitechnikers, des Ingenieur Schmelzer aus Magde-
burg, eingeholt und dasselbe entschieden ungünstig ausgefallen
war, wurde der Verkauf der Anlage zum Abbruch beschlossen.
Nach dem geschehenen Abbruch des größten Theils der
Kammern (mit Ausnahme des stehen gelassenen westlichen Theiles)
sollte mit den Arlieiten zur Umlegung des
werden. Die Hohe desselben betrug vom Fundament bis zur Ober-
kante des Kopfes 51,7a1", der untere aufsere Durchmesser war
5.65 ■", der obere desgl. 3,14 m. Die untere und obere Waogenstärke
waren bezw. 1,41 ■ und 0,51 "- : der Inhalt der Wangen betrug
sonach ca. 540 kbm Mauerwerk mit einem Gewicht von m>4 OOOk.
Im Interesse der Sicherung der Arbeiter wurde von einem
l'nterstcuiinen der Wangen abgesehen und vielmehr der Schorn-
stein dem Eiscnbahn-ltegiment zu Sprengvereuchen zur Verfügung
gestellt unter der Bedingung, dass derselbe nicht auf die südlich
und nördlich aufgestellten Ziegelsteine fallen dürfe und dass
möglichst wenig des vorzüglichen Formstein-Materials beim Sprengen
zerstört werde. Das Eisenbahn-Regiment nahm den Autrag bereit-
willigst an uud betraute Hrn. Hauptmann Muencke, dessen freund-
licher MittheUung nachstehende Angaben entnommen sind, mit der
der Sprengarbeiten.
Es konnte uach Lage der Sache der Schornstein nur nach
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I
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
%
5. Jannar 1878
Osten zu umgelegt werden, ein 1'mstand, welcher wir Anwendung
stark geladener Minen insofern zwang* als dabei die Fuchsöff-
nung, welche die Wangen in östlicher Richtung durchsetzte, nicht
vortheilhaft für die Lage der Minenöfen ausgenutzt werden konnte.
Zur Erzielung eines möglichst geringen Spn iigmatcrial-
Verlirauchs war man von vorn herein auf Anwendung von llnhr-
mineu angewiesen, deren Ladungen aach innen und außen gleich
günstige Wirkung hervorzubringen geeignet sein mussten. I>a in
dem unteren Theil der Seele des Schornsteins eine Vi Stein
starke, ca. 10 ■ hohe Scheidewand eingezogen war, welche zwar
in die Wangen nur hin und wieder eingebunden, in ihrem uuteren
Theile aber durchbrochen war, so schien das Ansetzen der Bohr-
löcber von innen aus mit so grol'ser Gefahr verbunden, dass da-
von Abstand genommen werden musste, wenngleich nunmehr die
Herstellung größerer Dohrtiefen nothwendig wurde.
Die Höhenlage der Bohrlöcher wurde mit Kucksieht auf
möglichste Behinderung des Trümmer-auswurfs so bestimmt, dafs
die Löcher gerade über dem Fundament zu liegen kamen und in
horizontaler Richtung gefuhrt wurden. Bei der Wangeustärke von
1 ,4 1 ■ und Verlegung der Ladung hinter die Mitte derselben hatte bei
Annahme einer Ladungslänge von 20"» die Bohrlochliefe bei
winkelrechter Anordnung 90«™ zu betragen. Obgleich hierbei
nach inuen zu die kürzeste Widerstandslinie auf nur C>1 *"> Lange
beschränkt wurde, so schien es dennoch durch die größere Wider-
standsfähigkeit des als Wölbung wirkenden inneren Mauertheils an-
gezeigt, die Widerstandslinie mit 80 »"> in die Rechnung einzuführen.
I)ie Gröfse der Dynamit - Ladung ergiebt sich, bei Auwendung
der in der Praxis bisher bei sehr festem Mauerwerk zutreffend
befundenen Formel : /, = 4 «r» (wenn L die Ladung in Grammen,
ir die kürzeste W'ideratandsliuie in Dezimetern ausdrückt) zu:
L = 4 . 8» = 2048 = rot. 90001
als gewöhnlich geladene Mine.
Die leiden Bohrminen jpdoch, welche der östlichen Fuchs-
öffuung ztmiiebst zu liegen kamen, wurden, damit hier nicht nach
erfolgter Sprengung ein stützender, pfeilerartiger Mauerklotz stehen
bliebe, als Oberladen angeordnet und mit 3 » prtparirler Schiefs-
baum wolle geladen, welche dieselbe urplötzliche Kraftent-
wickelung wie Dynamit, aber größere erschütternde WirkuM
lienitzl. Zur Lüftung des Mauerwerks an der westlichen Fucbsöff-
nung wurden 2 Quetschladuugen zu je 500 « Dynamit angeordnet,
wie die beistehende Skizze dies erkennen läßt.
— — — — Wirltwnir*l*r»'M iIt in fT/WÜS-ntk-hc-r Wfiir Rr-lmlr-ncn Minpiu
^ — Wirkung der »l>yr»rh«Mu««i«it Orr** in Höhr 4»r (rtUivrr« Bonriärbtf. ■
— . — . — Wirkung 1* ilier Uro frühere« Bohririrbr-rn.
Theils zur Erlangung einer durch eine gute Verdammung I
hervor gebrachten besseren Wirkung, theil» auch der bequemeren
Arbeit wegen waren die äußeren und mittleren Hohrlöcher schräg
angesetzt worden. — Die Verdammung bestand durchweg aus
Gipsmörtel und Ziegelstücken. -
Sämmtliche 8 Oefen, deren Ladung zusammen 15 * betrug,
wurden durch Kreisleitung mit dem elektrodynamischen Apparat
gezündet; für das eveut Eintreten eines Versagern» waren sammt-
liche Minen mit einer 2. Zündschnur-Zündung versehen worden. —
Die Explosion erfolgte mit mäßig dumpfem Knall, aber bis auf
300 » Entfernung fühlbarer Erschütterung des Hodens.
Zwar versagte keine einzige der Minen, doch war die Gesammt-
wirkung nicht im Stande, den Schornstein, welcher allerdings sicht-
bar schwankte, zu Falle zu bringen. Aus der Skizze ist diese
Sprengwirkung ersichtlich; doch wird zu derselben bemerkt, dass
der Schornstein bis auf 15 "' Höbe 3 klaffende Bisse o, 6, c, er-
halten hatte, durch welche die unteren Theile der Wangen in
geneigte Stellung nach aufsen hin gerathen waren. 2 weitere Bohr-
lochladtingen zu je 500 « praparirtcr Schießbaumwolle in den
pfeilerartigen Verstärkungen des stehen gebliebenen inneren Mauer-
klotzen brachten die unleren Wangeu zum Ausweichen, so dass
der Schornstein, sich in schrägen Stücken ablösend, mit geringer
Streuung nach Osten zu in sich zusammen stürzte. Aus der ge-
ringen Ladung der zweiten Sprengung ist ersichtlich, wie {nur
wenig größer, oder in der Anlage moditizirt die Ladung der
ersten Sprengung bitte sein müssen, weuu die beabsichtigte Wir-
kung sogleich hatte eintreten sollen.
Die Oefen noch weiter als geschehen nach innen zu schieben,
würde diesen Zweck vielleicht haben erreichen lassen; es lag
jedoch die Befnrrbtung nahe, dal« die Minen, deren Wirkung
nach aufsen keinen übergroßen Kraftüberschuss aufwies , in
diesem Falle wahrscheinlich nach innen gewirkt und durch
Stehenlassen eines äußeren Mauerklotzes keine wesentlich andere
Wirkung aufgewiesen halten.
l'eberhaupt wiid bei allen derartigen Maiierkonstniktioneii,
welche der sprengenden Kraft gegenüber als Gewölbe wirken,
sich jener Punkt zur Anbringung der Ladung, wo die Festig-
keit bezw. der Widerstand von demselben aus nach beiden Mauer-
Hachen derselbe ist, immer nur annähernd bestimmen lassen,
so dass bei der grofsartig auftretenden Wirkung des Dynamits,
unter Anwendung möglichst geringer Ladungen und bei nicht
kleinereu gegenseitigen Abstanden derselben von einander als 2 f.
die bealisichtigte Wirkung nur in seltenen Fallen erreichbar sein
wird. Vielleicht scheint es gerathen, namentlich wenn I mstande,
wie sie beim Sprengen des Schornsteins vorhanden waren, die
Anwendung sehr starker konzentrirter Ladungen verbieten, den
gegenseitigen Abstand der Oefen bei stets sehniger Anlage der
Hohrlöcher nicht größer als 1 rc zu bestimmen, wodurch zwar die
Anzahl der Oefen zunimmt, die Gesammtladung aber nicht in dem
Maafse vergrößert zu werden braucht, als es sonst nur durch
Verstärkung der einzelnen Ladungen geschehen müfste. —
Was die Kosten der Sprengung lietritlt, so waren mit dem
Einstemmen der Minenöfen iu die äußerst festen Wangen aus
Hermsdorfer Klinkern 24 Pioniere 1 Tag lang thatig, wozu noch
5 Tage eines die Arbeiten beaufsichtigenden l'nterofÜziers hinzu
kommen. Die Bohrlöcher mussten von den Mannschaften in lie-
gender Stellung ausgestemmt werden.
Angenommen, die l^-istungsfäliigkeit eines Pioniers sei der
eines Maurergesellen, die des l'nterolriziers der eines Postenge-
sellen gleich zu setzen, so ergiebt sich hei dem jetzigen Lohnsatz
von 4,0 bis 4,50 M. pro Tag iucL Vorhaltung der Werkzeuge etc. :
24 Tage a 4,<X» M. = iMi.Oü M.
6 Tage a 4,50 M. = 22,50 M.
Sa. 118,50 M.
Die Gesammtlänge der 12 breiten und 12 "* hohen
Minenöfen betragt 8,80 '»; mithin kostet 1 m Bohre durchschnitt-
lich 13,46 M. Es sei hierzu jedoch bemerkt, dass für die Ar-
beitsleistung von Seiten des Eisenbahn-Regiments Nichts iuKechutuig
gestellt worden ist
Die Kosten des Sprengmaterials betragen:
für 7,00 • prüparirter Schieisbaumwolle a 5.24 M. = 3<i,ßS M.
- i» k Zellulose-Dvnamit a 4,20 M. = 87,8o -
- Zunder, Drahte etc «= 25,52 ■
Sa. loo.oo M.
Hierbei ist zu erwähnen, dass wegen gewünschter Schleunigkeit
der Ausführung nur solche Spreng -Stoffe haben Verwendung
rinden können, welche vorräthig gehalten wurden oder die mau
einer näheren Prüfung auf ihre Eigenschaften unterwerfen wollte.
Wäre die Sprengung nur mit Kicsclguhr-Dyuaiiut ausgeführt
worden, so hätte sich der Sprengstoff-Verbranch allerdings um ';,
gesteigert, der Preis desselben aber dennoch niedriger gestellt,
so dass sich obige Summe auf 85,52 M. reduzirt haben würde,
da 1 * Kieselguhr-Dynamit nur 3,00 M. kostet Erwähnenswert!!
ist noch, daß die Anwendung der Nitrilpulver bei Sprengungen,
die nur die Zertrümmerung der Massen, nicht aber die Fort-
gchleuderung derselben bezwecken, besonders zu empfehlen ist.
Zum Schlüsse sei darauf aufmerksam gemacht, dass in
vorkommenden ähnlichen Fallen, sowie z. H. beim Beseitigen
vou Hindernissen bei Fundirungen über oder unter Wasser,
beim Heben grol'ser Lasten etc. Hr. Hauptmann Mucncke mit der
größten Bereitwilligkeit den Betheiligten mit Rath und That zur
Seite stehen wird und dass gebeten wird, betr. Mittheilungen und
Wünsche an diese Adresse richteu zu wollen. II.
Kasseler Architekten- und Ingenieur -Verein. In der
Sitzung vom 13. November er. hielt Hr. Oberingenieur O. Wert-
heim einen Vortrag über den Umbau der Kasseler Wasserleitung,
welche, in deu Jahren 1870 bis 1872 erbaut, in den abgelaufenen
4 Betriebajahren mannichfaebe üebelstande und Gebrechen gezeigt
hatte, deren Abhülfe dringend erforderlich erschien.
Der Vortragende wies zunächst mit Hülfe größerer graphischer
Betriebsergebnisse der 4 Jahre 1873 — 1876
lass der 17 lange, 33 '» wei
Zuleitungsstrang aus dem Quellengebietc zum Horbreservnir fort-
während durch Rohrenbrüche und Muffen-l'ndichtheitcn, von denen
beiläutig in jedem der genannten Jahre 50 eingetreten sind, Störun-
gen des Wasserzulaufs verursache, während andererseits das Stadt-
Bohrnetz keinen besonderen Anlaß zu Klagen gäbe. Als Ursachen der
L** Itfe starre Verbindung der einzelnen
dje^nicht ■itHttrf und Blei gedichtet seien,
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DEUTSCHE BAUZEITUNG.
5. Jannar 1S78
2. Den Eintritt von Sand und Schlamm ans den in unvoll-
kommener Weise gefafsten Quellen, uud
8. Die Möglichkeit der Ablagerung dieser Massen an einzelnen
tieferen Stellen, sowie die Unmöglichkeit eines Entweichet« der
Ue sich an den relativ höchsten
Luft, die
Stellen des Stranges
sammele. —
Der Rohrstrang folge in seiner Höhenlage durchweg den Uneben-
heiten des Terrains und enthalte zu wenig Ablasse uud viele
iinzweckmäfsigc Luftventile.
Zur Abhülfe der gertigteu Uebelstände wird gegenwärtig:
1. Die Haupt- Sammelstube am Ende des Quelk-ugebiets er-
weitert und so eingerichtet, dass der Eintritt von Sand und
Schlamm in den ltohrstrang verhindert oder zum mindesten sehr
erschwert wird.
2. Etwa 3 K» abwärts dieser Sammelstube - beiläufig am Ende
derjenigen Rohrslrecke, welche bei geringeren Wasserzuliüssen
nicht vollständig gefüllt unter Druck steht, sondern nur als Kanal
funktionirt — wird ein geschlossenes Sundrohr vom Durchmesser
des Hauptstranges aufgestellt, welches den völlig ungehinderten
Austritt der Luft an dieser Stelle gestatten wird.
8. An allen jenen tiefsten und höchsten funkten des weiteren
Hohrs trän ges, die unveränderlich beibehalten werden müssen,
sollen Abbisse und Luftventile neuerer Konstruktion eingebaut werden.
4. Eine grofse Anzahl solcher höchster und tiefster Punkte
im Kohrstrang, die unnölhiger Weise vorhanden sind, soll
durch Rektifikation der Höhenlage des Stranges vollständig be-
seitigt werden.
Hr. Werlheim, welcher ad 1, 2 und 8 die betreffenden Pläne
und Detailkonstniktinnen vorzeigte, besprach insbesondere die
sub 4 angegebene Veränderung in ausführlicher Weise. Es hat
eine solche Veränderung der Höhenlage des Kohrstranges bisher
an etwa f! oder H Stellen stattgefunden und ist jedesmal mit dem
besten Erfolge ohne Unterbrechung des Wasserzulaufs
im Rohre ausgeführt worden. Jede einzelne dieser Stellen ist
100 bis 900" lang und es wurde das Rohr je nach Erfordernis»
gehoben oder gesenkt, um an Stelle der bestehenden ganz un-
regelmäßigen Rohrlegung (welche durch Zeichnung veranschau-
licht wurde) ein gleichinäl'siges tiefälle treten zu lassen. Die
grofsteu Hebungen oder Senkungen betragen etwa 0,5™.
Der zu dieser Niveauveranderiing verwendete, sehr einfache
Apparat, welcher für ca. MO m Rohrlänge geneigt, kostet etwa
500 >L, das Heben oder Senken nach vollendeter Erdaushebung
dauert jedesmal P/, bis 2 Stunden und wird iu einer Reihe
von 20 oder 40 Operationen vorgenommen. In Eolge der erwähnten,
relativ starren Rnhrverhindungen und des grolsen in den Röhren
vorhandenen Druckes kommt es öfters vor, dass einzelne Dichtungen
zu schwcil'sen oder zu tröpfeln begiuueu, was durch wenige llammer-
schhige mit dem Setzeisen sofort beseitigt wird.
Nach den bisherigen Erfahrungen stellen sich die Kosten mit
aller Erdarbeit, Aufsicht, Transport etc. pro loo "< Robrläuge auf
durchschnittlich 400 M., welches Resultat um so bemerkenswerther
sein dürfte, als dem Vortragenden nur eiu einziges Beispiel einer
ähnlichen Arbeit, die vor etwa 20 Jahren in New- York, anlasslieh
einer Strafsenregulirung ausgeführt wurde, bekannt geworden ist,
in welchem Kalle die ganze Lange des gesenkten Rohrstranges
ca. 400" die Kosten der Arbeit aber viele Tausend Dollars be-
trugen, so dass, als spater im Jahre 1861 ein ähnliches Redilrfuiss
vorlag, die Frage ernstlich in Erwägung gezogen wurde, ob es
billiger sei, den Rohrstrang zu senken oder einen neuen zu legen.
Eine weitere Veränderung wird am Hauptreservoir der Wasser-
leitung vorgenommen, welche den dreifachen Zweck erfüllen soll:
1. sämrotliche Schieber und Ventile des Eiulassens, Ausflusses
und Ablassens des Wassers, die bisher tlieils im Innern des
Reservoirs angebracht, theils im Hoden eingefügt, völlig unzugänglich
waren, zugänglich zu machen; 2. den Eintritt des Wassers aus
dem Haupt-Zuleitungsstrang, der bisher unter Wasser erfolgte, über
den höchsten Wasserspiegel zu heben, um dadurch den störenden
Gegendruck der Wassersäule im Reservoir zu beseitigen; 8. die
zutliefsende Wassermenge jederzeit ohne Betriebsstörung messen
zu können.
Hr. Wertheim berichtete bei dieser Gelegenheit (Iber einen
gTofsen Defekt, den dieses Reservoir im verflossenen Jahre hatte.
Nach dreijährigem Betriebe hatten sich plötzlich sehr ausgedehnte
i Mauerwerk gezeigt, die einen bedeutenden Wassen erlugt
und deren Reparatur mehre Munate Zeit erforderte.
Ursache war eine partielle Setzung des Mauerwerks, hervorgerufen
durch eine nachlassige Fuudirung der Betousohle. Wahrend näm-
lich der gröfste Thcil der Itctonsohle auf festem Kalkboden steht,
war ein Abschnitt derselben auf eine alte Ablagerungsstätte ge-
legt worden, die auf die Dauer das Gewicht nicht tragen konnte.
Dieser erst nach lleseitigung der umgebenden Erdanschüttung
fest gestellte Umstand erheischte eine stückweise L'uterfangung
der Betonsohle mit Zeraeutmauerwerk, an Stelle des heraus gefor-
derten Inhalts der alten Anschüttung, der zum grolsen Thcil
aus Thonscheiben aller Art, organischen Ueberresten, verrosteten
Blechen und dergleichen bestand. Aul'serdem wurde der in einer
Lagerfuge des Mauerwerks eingetretene Riss mit Zement vergossen,
nachdem die durchschnittlich nur lm,n weite Fuge vorhur durch
Aufsägen erweitert worden war. Die Umfassungsmauer selbst
wurde durch Strebepfeiler verstärkt Seit Beseitigung dieses Ge-
brechens sind l'/i Jahre verflossen, ohne dass in dieser Zeit ein
weiterer Schaden wahrgenommen worden ist.
Verein für Eiacnbahtikundo zu Berlin. Versammlung
am 11. Dezember 1877. Vorsitzeuder Hr. Hart« ich, Schriftführer
Hr. Strecke«.
Nach Erledigung der für die letzte Jahresversammlung
vorbehaltenen geschäftlichen Angelegenheiten begründete Hr.
Dr. Wedding die von ihm zur Besprechung gestellte Frage: Hat
man versucht, durchgehende Züge zur Aufnahme und Abgabe von
Personen ohne Aufenthalt einzurichten'/ Das seit der Einführung
der Eisenbahnen mehr uud mehr hervortretende Verlangen, in der
kürzesten Zeit auf weite Entfernungen befördert zu werden, das
Bestreben, den Verkehr von den kleineren nach den grofseren
< Irten, insbesondere nach den grofsen Städten zu verlegen und
diese zu Kotizentralionspiinkten des Verkehrslebens zu machen,
dränge zu Einrichtungen im Eisenbahnwesen, « eiche es ermöglichten,
auch von den kleinsten Stationen aus alle Züge zu benutzen. Zur
Vermeidung des Zeitverlustes, welcher durch das
schnell fahrenden Züge auf den 1
entstehe, sei vorgedachtes Ziel nur durch Verbesserungen in den
zur Aufnahme der Passagiere bestehenden Einrichtungen zu er-
reichen. Auf den in Betracht kommenden Stationen müfsten
Wagen, mit Passagieren besetzt, bei Ankunft des Zuges auf einem
nesonderen Gleise bereit stehen, um dem Zuge während der Fahrt
zugeführt zu werden; ebenso milssten mitkommende Wagen von
dem in Bewegung befindlichen Zuge auf der Station abgehängt
werden können. Wahrend das Abhängen eines Wageng vom Zuge
wahrend der Fahrt sich schon leichter würde bewirken lassen,
dürfte das Anhängen vielleicht durch Heranziehung des Wagens
vom Zuge aus oder durch Naclischieben mittels einer Lokomotive
ausgeführt werden können.
Hr. Koppe hält die Heranziehung eines Wagens an den in
Bewegung befindlichen Zug für ausführbar, sofern ersterer dem
Zuge auf einem Gleise (durchgehenden Gleise) zugeführt werde,
welches der zur Anwendung kommenden Geschwindigkeit ent-
sprechend gekrümmt und überhöht sei, und begründete seine
Behauptung des näheren durch Rechnung. — Hr. Streckert
spricht Bedenken gegen die praktische Ausführbarkeit aus; ein«
solche Einrichtung erfordere auch eine Umgestaltung der jetzigen
Betriebsmittel; iusbesondere würde eine andere Konstruktion der
Kiippelungs-Vorrichtungen zur Verwendung kommeu müssen.
Hr. llartwich bebt hervor, dass diese Idee schon früher
aufgetaucht sei: uiau habe damals beabsichtigt, das Heranziehen
der Wagen vom Zuge aus durch ein Gummiseil zu bewirken, sei
jedoch der Ausführung nicht naher getreten. —
In üblicher Abstimmung wurde hierauf Hr. Regier.-Assessor
Kronig als ordentliches einheimisches Mitglied in den Verein auf-
genommen. Durch schriftliche Abstimmung wurden in den
Vortand die Hrn. Streckert, llartwich, G. Meyer, Boisseree, Ernst
und Röder gewählt.
Architekten- Verein zu Berlin. Versammlung am 2'J. De-
zember 1877. Vorsitzender Hr. Adler; anwesend 18!» Mitglieder
und 4 Gäste. —
Der Hr. Vorsitzende macht Mittheilung über folgende Zu-
wendungen an die Bibliothek : Von der Direktion der K. Ostbahn
2 Kxeinpl. (1)4 BL) Normalien zu verschiedenen Ausführungen
dieser Balm; von der Direktion der Bcrlin-Stettiucr Eisenbahn
1 Exemplar Album der Küsliu-Dauziger Baiin; von Beckmann &
Zehender in Mainz Proajiekt und Empfehlung zu den neuen Ka-
loriferen dieser Firma. — Hr. Schwee Ilten legt namens
der Kommission für die Bearbeitung der Vereins -Publikationen
das fertig gestellte erste Heft dieser Publikationen pro 187H vor.
Demnächst giebt der Hr. Vorsitzende von dem am 22. De-
zember erfolgten Tode des Vereinsmitgliedes Bauführer Rocholl
aus Soest der Versammlung Kenntniss. —
Hr. Luthmer hat einen Autrag auf Wald einer Kommission
für die Veranstaltung einer Lucae-Feier gestellt, für welche der
25. Januar d. J. in Aussicht genommen ist; zu Mitgliedern der
"gliedrigen Kommission werden per Akklamation die Hrn. Adler,
Ende, Gropius, Jacobsthal, Krieg, Luthmer und F. Wulff
berufen. —
Hr. Winkler giebt eine kurze Skizze über Versuche, die
derselbe behufs Lösung einiger Probleme der Elastizitätslehre
mit Modelleu aus Guiuini vorgenommen hat. Da diese Versuche
zur Zeit noch unabgeschlossen sind und für später eine ausführ-
liche Darlegung über die erlangten Resultate in Aussicht steht,
beschränkt der Hr. Vortragende seine von Vorführung der be-
nutzten Apparate und Behelfe sammt Probeversuchen begleiteten
interessanten Auseinandersetzungen wesentlich auf die Beschrei-
bung der Art und Weise der Versuche und giebt nur nebenbei
und in allgemeiner Weise einige der Resultate an, zu welchen
die Versuche geführt halten.
Direkte Versuche an den Hauptbanmaterialien Eisen, Holz
und Stein leiden bei der sonstigen relativ hohen Bedeutung, die
ihnen zukommt, an dem Mangel, die der Zerstörung des Materials
vorausgehenden sehr kleinen Formänderungen nur ungenau er-
kennen zu lassen, und es ist aus diesem Grunde vorzuziehen, ein
anderweites Material zti wählen, welches die Eigenschaft besitzt,
jene Formänderungen in gröfserem Maafse zu erkennen zu geben.
Dieser Gedanke hat (wie bereits Andere und unter ihnen z. B.
Theune — D. Bztg. 1874 S. 7C) den Redner veranlasst, sich zu
den Versuchen des Gummis zu bedienen, das für diese Zwecke
Es ko
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umien
3yGc
No. 1 n. 2.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
7
als Haupteigeiiscbaften desselben, aufser der Gröfse der Form-
änderung, in Betracht, dass das Material (ho weit es ohne Melsungen
feinster Art konnte knnstatirt werden) nach stattgefundener Defor-
mation zu seiner früheren Form lollstaudjg /nruck kehrt, dass' bei
«Iii »er Rückkehr, sofern es sieh um gröfsere Deformationen
handelt, die Zeit eine nicht unbedeutende Holle spielt, und
eudlirb, dass eine genaue Proportionalitat zwischen Deformation
uud bewirkender Kraft nicht stattfindet.
Die Versuche haben insbesondere auf solche Köriier etc. sicli
erstreckt, die aus ebenen Platten darstellbar sind. I m die
stattfindenden Erscheinungen tiefer sowohl als unabhängig von
Zeit und Ort verfolgen zu können, hat der Hr. Vortragende sieh
des Hülfsmittels bedient, die Matten mit einem in erhabener Form
dargestellten und mit Druckerschwärze eingeschwärzten Linien -
üetz zu überziehen, von welchem in beliebigen Stadien des
Vorgangs naturgetreue I'apier-Abdrückc genommen werden
konnten.
Es liegen bis jetzt Ermittelungen Uber die Wirkungen reiner
Zug- und Druckkraft«, insbesondere mit Rücksicht auf die dabei
stattfindend« Vertbeilung dieser Kraft« auf die Querschnitte der
Körper vor. Ferner sind auch die Einflüsse untersucht worden,
welche durch unvermittelte sowohl als vermittelte Uebergänge der
Querschnitte auf die Beanspruchung der Korper ausgeübt werden,
und endlich hat Hr. Winklcr sich mit Untersuchungen über die
Wirkung von einzelnen NieÜöchern und von Systemen solcher
beschäftigt, denen sieb Versuche über den Kinfluss der Nietungen
selbst, über Kraft-Fortpflanzung bei hinter einander liegenden Niet-
reihen, l>ei unzentrischer Nietung, Scherfestigkeit* -Versuche etc.
angeschlossen haben. — Die summarische Art und Weise, mit welcher,
bei der heutigen Unabgcschlossenheit der Versuche, einige der
erlangten Resultate von dem Hrn. Vortragenden mitgelheilt wurden,
machen die Wiedergabe selbst einiger in exakt« Form gekleideten
Resultate an dieser Stelle unthunlicb. —
Demnächst liefert noch Hr. E. H. Hoff mann eine Fort-
setzung seines in letzter Versammlung begonnenen Vortrags über
Drücken- Formen (nicht Hmcken-Systeme, wie in unserm betr.
Referat irrthümlich bemerkt worden war) und bespricht heute
insbesondere die als bekannt vorausgesetzten Entwürfe zu Nor-
malien von Köstlin und die Entwürfe zu den massiven Durch-
lassen und kleineren Drücken der Mosel- und Fisckbachbahn
(s. D. Bztg. 1877 pag. 301). Beide genannten Gruppen von Ent-
würfen finden eine anerkennende Beurtheilung, die bei den Ent-
würfen von der Mosel- und Fischbachbahn in dem Ausspruche
gipfelt, dass diese Entwürfe das Vollkommenste repräseutiren,
was unter allen derartigen Bearbeitungen ihm, dem Redner, bis-
lang bekannt geworden sei. —
Nach Beantwortung einiger im Fragekasten vorgefundener
Fragen durch die Hrn. Adler, Wernekinck und Winkler
schliefet gegen 10 Uhr die Versammlung. — B. -
Abgekürzte Bezeichnung der metrischen Maafso und
Gewichte.*) Nachdem nunmehr der Bundesrath eine Zusammen-
stellung der abgekürzten Maafs- und Gewichtsbezeichnungen ver-
öffentlicht hat, wie solche aus den Beratbungen einer hierzu vom
Reichskanzleramt zusammen berufenen Kommission von Sachver-
ständigen hervor gegangen sind, erlaubt sich der Unterzeichnete,
welcher als Vertrauensmann des Verbandes deutscher Architukten-
uud Ingenieur- Vereine der genannten Kommission angehört hat,
einige Mitteilungen über den Gang der Verbandlungen und über
die Motive für die gefassten Beschlüsse zur Kenntnis« seiner
Fachgenossen zu bringen.
Der dem Bundesrath vorgelegte ausführliche Bericht der
Kommission vom 17. Februar 1877 ist zwar gedruckt worden,
hat aber eine Veröffentlichung in weiteren Kreisen nicht erfahren;
es dürft« daher von Interesse sein, die stattgehabten Berathungen
hier kurz zu rekapituliren.
Die aus allen Theilen Deutschlands zusammen berufene Kom-
mission bestand aus l(i Mitgliedern, unter denen die Techniker
allerdings nur in sehr geringer Anzahl vertreten waren. Es darf
dies nicht befremden, da auch die Interessen aller übrigen Benifs-
klassen, welche hauptsachlich mit Maafsen und Gewichten zu
thun haben, gebührend« Berücksichtigung finden mussten. Die
Mitglieder der Kommissinn waren demnach zusammen gesetzt aus
Vertretern von Staatsbehörden, Leitern technischer Lehranstalten
und wissenschaftlicher Institute, denen sich als spezielle Sach-
verstandige ein Forstmann, ein Kaufmann, ein (iymnasiallehrer,
ein Buchdrucker und Buchhändler und zwei Baumeister anreihten.
Als Grundlage für die Berathung der Kommission dienten
vier verschiedene Vorschlage zur abgekürzten Bezeichnung metri-
scher Maafsc und Gewichte, und zwar in chronologischer Reihen-
folge: 1. Die Beschlüsse des Verbandes deutscher Architekteu-
und Ingenieur- Vereine vom 4. November 1871. 2. Die Vorschläge
des Vereins deutscher Ingenieure. 3. Die Zusammenstellung der
Kaiserlichen Normal - Eichungs - Kommission vom 25. März 1872.
4. Ein neuer Vorschlag der bayerischen Staatsregierung.
Da man allerseits die Wichtigkeit einer Verschmelzung der
vorgeschlagenen vier Methoden der abgekürzten Schreibweis« an-
war diese nur durch gegenseitiges Nachgehen und nicht
starres Beharren bei dem einmal lieb
einige allgemeine Regeln für die Maafs-
Bezeichnungen fest gesetzt und man beschloss. dass zu d«n abge-
kürzten Bezeichnungen nur kleine lateinische Buchstaben benutzt
werden sollen, weil solche, ohne zu Missverstandnissen zu führen,
durchaus ausreichen.
Zu einer längeren Debatte gab Veranlassung die Bestimmung
über die Stellung der Maafsbezeichnung, ob auf der Linie
hinter den Zahlen, oder in Form eines Exponenten über der
Linie, entsprechend den Vorschlägen unseres Verbandes und des
*) Dt« naehi'iLfnde MiUbeilnDg i»t un« leider erst r.UK~egangen, aarhdera mim
Artikel Uli rl. .VIS il. IMwhn. Bit«. Jahr*- IS7T Imlli gwliilrU «ir Wir isUurwn
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Kmnl* Ul e» in brgrülxn, da»« wt itli.»er offuj.ll,.» Ktkliming der
der KifiuanUrnform 1*1 den aturekürrte« Maat»- und tiewKhta-Beteich-
-Ifen« der »v.m hvlrh,knmu>ran,l* berufene« Kommt.«..» »»druckUc», frei
K. I,t
• Vorn"«» «.•»ilireii.le K<.rtn an» den Krtlxn der Techniker allmählich ihm»
In diejenigen der Kennte and de» Kräfoeren rnbitkiuiu drtrtgeu wird, «le die nttvn
BeieieJinuiiitt.n *, " und Mit den Web,* aiiircfülirten BeHnlelfii sind Jene \«*-
nilie nueh nicht einmal ervbApft ; mit Kerbt macht eine ftnderwelte Zum nrtft (deren
MMatfRc Aujnahruiiiren vir hei «Ivm ar*ic* nw artigen Stande itrr LHnse unterdrücken
rnÜMen) noch darauf aufmcrk.am. da** St. die liMt.h* Ahkunuc^t fikr Mark, für
Mille und für Mann irt und data hiexaua im handarhrittUchen ttt-t.rauch, bei den.
KTobe nnd kleine Buchstaben nicht Immer klar r>irh niitencheiiUn und auch der
Punkt hinter dem M. nirht Immer deutlich in erkennen tot, für einen (rroNcn Tbril
der PuUikumr ein» bellloM Konfusion III erwarten steht, fallt da» al «ekurrte Zeichen
D. M,
Vereins deutscher Ingenieure und konform der in technischen
Kreisen seit jeher üblichen Praxis. Nachdem bei der ersten
Lesung die Stellung in Exponvutenform mit Stimmengleichheit
angenommen war, wurde dieselbe in zweiter LeBiing abgelehnt,
und führte zu dem Kompromiss, dass es frei stehen solle, die
ig auf die Linie oder Ober die Linie in Expo-
zu schreiben. Es ist daher auch in der jetzt ver-
öffentlichten Zusammenstellung des Bundesrat!» keine Vor-
schrift hierüber aufgenommen. Die Techniker werden mithin ihr
bisheriges Verfahren unbeirrt beibehalten können.*)
Ein Vorschlag, die Maafsbezeichnungen — wie in Frankreich
üblich — an das Ende der ganzen Zahlen zu setzen, also z. B.
zu schreiben 3™,5, wurde durch ßeschluss der Kommission dahin
abgeändert, ditfs die Maafsbezeichnung erst am Ende der voll-
standigen Zahlenausdrück«, also hinter der letzten Dezimalstelle
stehen solle.
Aus internationalen Rücksichten hat sich die Kommission
für die Beseitigung des seit ti Jahren von unserem Verbände ein-
geführten „z" in den Zusammensetzungen mit .f'enti", sowie des
„k" bei den Körj>ermaafeen entschieden; es wird also in Zukunft
„cm" für Zentimeter und „cbm* für Kubikmeter geschrieben
werden müssen.
Wenn die vorstehenden Beschlüsse der Kommission in tech-
nischen Kreisen wohl kaum Anstofs erregen werden, so dürft«
doch in dem folgenden Punkte ein solcher Anstofs gefunden
werden. Wir meinen das Aufgellen des figürlichen Quadratzei-
chens zur Bezeichnung der Flächenmaafse und den Ersatz
desselben durch den Buchstaben „o". Wenn die Kommission
durch Majoritätsbcscbltifs, gegen die Stimmen der Techniker,
und zwar zunächst aus pädagogischen Gesichtspunkten diese
Bestimmung getroffen hat, weil es den Kindern schwer fallen
werde, das □ Zeichen deutlich schreiben zu lernen, so wird da-
durch der Intelligenz unserer Kinder und selbst den Lehrern ein
unverdientes Mißtrauensvotum gegeben; denn es ist doch wohl
kaum zweifelhaft, dass jedes Kind, welches das grofse Alphabet
schreiben lernen muss, auch im Stande sein wird, das Zeichen □
oder O zu machen.
Die für die Adoption des „n" als Quadratzeichen von der
Kommission hervorgehobene Anlehnung an die Schreibweise der
Franzosen scheint uns nicht von Belang, denn jeder Nichtdeutsch«
wird bei der Weltbedeutung mathematischer Zeichen ohne Zweifel
verstehen, was das „."]" vor der Maafseinheit zu bedeuten hat.
Als wichtiger praktischer Grund ist aber gegen das „q" geltend
zu machen die so leichte Verwechselung mit der Ziffer „9",
namentlich in dem Falle, dass die Maafsbezeichnung nicht als
Exponent geschrieben wird, sondern auf der Zeile steht. Sieht
nicht die Zusammenstellung .11 'Im14 (11 f
so aus, wie „119m-' (110 Meter?) Um dergleichen
nissen vorzubeugen, wird es daher der Techniker entschieden vor-
ziehen, „□»«' zu schreiben statt „qmu.
Dass dieser Schreibweise irgend eine Bundesregierung ein
liehordliches Verbot entgegen setzen sollte, ist nicht denkbar; der
praktische Vorzug derselben ist in die Augen fallend und so ist
zu hoffen, dass dies« einzige Differenz keine Veranlassung sein
werde, das Einigungswerk in der einheitlichen Maafsbezeichnung
Krieg.
Verworthung alter Bahnschwellen. Es sollten im laufen-
den Jahre in den Gebäuden der Lokomotiv- und Wagen- Reparatur-
Werkstatt«! zu Iiatibor umfangreiche Reparaturen an Fußboden-
Dielungen ausgeführt, Im'/w. die Lehm-Estriche der Gebäude durch
•j Hau die Kaponi ntenform t<«a*ieb*n i»t, darlte Murmle» Bcl»ple] i eigen
I* Im liruck der lafemirehe Buchetal..' J" kaum in uiitcrwbcidcn tat tuo der Ziffer
n,!-, ao nird mau t-ehnuptrti kfctncn, da*» nur dann J.der Zweifel aufc«r»rhliM»cn Uf,
wenn man ». B. 1 Liier mit i 1 »chrii< t, «lall mit ~ 1, »a» Im tJrnck auch ^in und
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8
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
5. Jnnnar IS 78
Bohlen-Fufsböden ersetzt werden; dazu handelte es sich um etwa
750 (□'» Flache, die einen Kostenbetrag von im ganzen etwa
3000 Jt erfordert haben würde. Da die Auslegung der Fuft«
bftden mit allen BahnschwelleD eine Hehr unebene Flache ergeben
haben würde, versuchte man es, die alteu Kicheuholz-Srhwellen
und mit diesen selbst diejenigen, die in Nebengleisen nicht mehr
brauchbar, im übrigen aber noeb fest waren, durch einen Siige-
schnitt zu trennen. Dieser Versuch hat ein überraschend günstiges
Resultat ergeben. 1 □ » Höhlung ans alten Schwellen hat sich,
unter Annahme eines Werthea von 0,6 .//. für 1 Schwelle und
beim Preise für das Trennen von ebenfalls 0,5 M, auf 2 M go-
stellt, also auf etwa nur die Hälfte der Kosten für Dieding mit
neuen kiefernen Bohlen. Dabei stellten Trockenheit, Hiirte und
Anslangung des Schwellenholzes eine weit liingere Dauer der
Fußboden in Aussicht, als die weichen kieferuen Bohlen. Neu
beschaffte Bohlen aus Eichenholz aber wurden pro □« Ü M
gekostet haben.
Das Auftrennen der Schwellen erfolgte zum Akkordpreis von
0,5 UC pro Stück. Anfänglich wollten weder Bahnmeister noch
Arbeiter an diese Arbeit heran gehen, da dieselben die in den
Schwellen steckenden Kieskömer, N.-tgelenden und die Holzhärtu
jürchteten; durch Versuche mit auf Kosten der Verwaltung be-
schafften Sagen stellte sieh IndMl MM heraus, dass «Ii- gehegten
Befürchtungen unbegründet waren. Man fand es vortheilhaft, nur
eine der Autlagersteilen der Schwelle von Nägeleuden, Kiesküruern
etc. sorgfaltig zu reinigen, dann aber von beiden Kaden der
Schwelle aus einen Sägeschnitt zu führen und an der Stelle der
zweiten Auflagerung die Trennung durch Keile zu bewirken. In
der Regel ergab die Trennung sieb in solcher Weise, dass an der
platten (unteren) Seite der Schwelle eine 5-6"» starke Bohle
gewonnen wnrde.
Diese Bohlen erwiesen sich bald als auch zu anderweiten
Zwecken sehr wohl verwendbar, namentlich zu Schneczäunen,
Kohlenbansen und zur Aushöhlung von Güterschuppen, zu Be-
lagen für eiserne Brucken, Ausdicluug der Warter-Wachtlokale
u. s. w. Ks sind im Laufe des nahezu verflossenen Iletrieltsjahrcs
alle bei Reparaturen der genannten Bauten vorkommenden Ar-
beiten aus den so gewonnenen Bohlen ausgeführt worden, wo-
durch die Beschaffung kostspieliger neuer Hohlen im diesseitigen
Bezirk ganzlich vermieden worden ist.
Kbenfalls sind einige Gebäude von untergeordneter Art, wie
Brennholzsrhuppen, Stallgebäude ans Fachwerk, von alten Schwellen
ausgeführt worden, wobei sehr geringe Herstellungskosten erzielt
worden sind und diese Gebäude eine grüfsere Dauer versprechen,
als die aus schwachem, wenn auch neuem kieferuen Riegelholze
aufgeführten.
Die Herstellung hölzerner Srhneezäune erfolgte bisher in
der Weise, dass entweder Schwelle neben Schwelle stehend ein-
gegraben wurde, oder dafs man die Schwellen zwischen 2 ver-
tikal eingegrabenen Schwellen horizontal auf einander legte.
Hierbei trat eine baldige Faulnifs der Schwellcnenden ein, bezw.
i Lagen Diehstahl nur schwer zu verhindern. Der
läfst jetzt die Schneezaune auch aus getrennten
Schwellen herstellen, wobei die Enden an aufrecht eingegrabenen
ganzen Schwellen mit kraftigen Nägeln befestigt werden. Du
wo Diebstahl besonders zu fürchten ist, wird der Stöfs mit einer
Bohle benagelt. In derselben Weise werden Kohleubansen und
andere Verschlage hillig und dauerhaft hergestellt.
Auch zur Reparatur der Bohlung vou Güterschuppen, deren
Balken in der Regel etwa 0,8 ™ Abstand haben, passten die aus
den 2,5 m langen Schwellen gewonnenen Bobleu vortrefflich.
Für das Anheizen der Lokomotiven bleibt hinreichende Menge
zu den vorgedachten Zwecken nicht verwendbares Hol/ aus alten
Schwellen übrig, event. würde die Beschaffung des erforderlichen
Brennholzes billiger sein als die Benutzung alter Schwellen für die-
sen Zweck, welche noch zu Bohlen brauchbar sind.
Ratibor, Oktober 1877. Hausding.
Nettes In der BerUner Bau - Ausstellung. In der letzten
Woche wnrde eingeliefert vou C. Krumme: 1 Speisezimmer mit
Ampelkrone nach einer Zeichnung des Baumeister Heyden, 1 Krone
aus Kisenblech getrieben, mit Brouzetheilen, und 1 Laterne aus
Messingblech getrieben.
Konkurrenzen.
Monats-Konkurrenzen für den Arohltekten-Verein zu
Berlin zum 2. Februar 1H78.
L Altar. Der Altar einer protestantischen Kirche für einen
achteckigen oder runden t'horraum von 8 <■• Durchmesser ist zu
entwerfen. Unterbau incl. Tisch aus Stein, Aufbau in Eichenholz
und aus Schmiedeiseu. Eine einfache, allgemein verständliebe
Symbolik soll das Erlösungswerk durch den Opfertod Christi dar-
stellen, wobei eventuell das Antipendium in der Technik der groben
Perlenstickerei mit heran zu ziehen ist. Muafsstab 1 : 20. Ver-
langt 2 Ansichten, Grundrifs in zwei Hohen, ein Durchschnitt.
II. Eiserne Fachwerkbrücke. Es soll für eine
Brücke von 30™ lichter Weite der eiserne Ueberbau für eine
1 gleisige Eisenbahn als Balkenbrücke nach Art der amerika-
nischen Brücken mit Bolzen-Verbindung, anstatt der Nietung in
1 durch Heehniing
Konkurrenz für Entwürfe zi einer Synagoge in
Vüns'er (Weatf.) Das vom 12. Dez. d. v. .Ihr. datirte Programm
setzt für den besten der bis zum 1. April 78 auouyin einzuliefernden
Entwürfe einen Preis von 800 M. aus. Das Preisgericht besteht
aus einer Kommission der Gemeindevertretung unter dem Beirathe
eines Technikers, die zusammen jedoch nur eine Stimme haben,
sowie den Hm. Keg.- u. Brth. Uhlmann und Prov.-Brth. Hartmauu
als Sachverständigen. Verlangt werden Zeichnungen i. Maalsst v.
I : 75 sowie ein Kostenübersrhlag; der Verf. des pramiirten Planes,
dem event der Bau übertragen werden soll, hat jedoch einen
speziellen Kostenanschlag unentgeltlich nachzuliefern. Mit Bück-
sicht auf diese letzte Bedingung erscheint der Preis etwas knapp
bemessen, obgleich es im übrigen um einen kleinen Bau Itür
350 Sitzplätze) von einfachster Ausstattung, dessen Gesammtkusteti
iucl. Einrichtung, Orgel etc. die Summe vou 30 000 M. nicht
überschreiten dürfen, sich handelt Vielleicht ist es jedoch an-
dererseits gerade die unter solchen 1'mstaiiden vorliegende Not-
wendigkeit einer besonders strengen Lösung, die manchen Fach-
genossen zur Bethcilignng an der Preisbewerbung veranlassen dürfte.
Cine Konkurrenz für Entwürfe zu einer Wosctavor-
riohtung- im Stile deutscher Renaissance (Becken und Kanne
aus gedrücktem bezw. getriebenem Kupfer- oder Messingblech —
der Ständer aus Schmiedeeisen) wird von der Hed. der seit Oktober
v. J. in Berlin erscheinenden „Deutsc hen Metal I- 1 ndus trie-
Ztg.a (S. W. Wilhelmstr. IC) ausgeschrieben. Für die beiden
besten der bis zum 1. Februar d. J. nach Belieben in Zeichnungen
oder in natura einzuliefernden ArlH'iten sind Preise im Betrage
vou 100 bezw. 50 .// ausgesetzt worden, die von einer (später
namhaft zu machenden) Jury von Praktikern vertbeilt werden
sollen; die Zeitung behalt sich das Hecht vor, die besten Ar-
beiten in Holzschnitt zu veröffentlichen. —
Es ist die Altsicht des »tezgl. Blattes, in jedem Quartale eiue
ähnliche Preisaufgabe aus den von ihm gepflegten Fachgebieten
auszuschreiben, und es scheint dabei vorzugsweise auf eine Be-
theiligung der „kleinen" Industriellen gerechnet zu werden. Mit
herzlicher Freude begrüfseu wir ein solches Vorgehen, das seines
Erfolges zur Förderung und Hebung unserer Kunst - Industrie
gewiss nicht verfehlen und sicherlich auch zu niannichfacher Nach-
folge anregen wird. In Erwartung der letzteren möchten wir
jedoch die Frage aufwerfen, oh es nicht wünschenswert!! erscheint,
vou vorne herein den Gefahren und Nachtheileu einer zu grofsen
Zersplitterung solcher Bestrebungen entgegen zu treten. Es
könnte dies — ohne dass die bezgl. Preisausschrei her ihre Selbst-
ständigkeit aufzugeben und auf das Recht iuaafsgel>euder Mit-
wirkung an der Entscheidung zu verziehten brauchten — in
leichtester Weise dadurch geschehen, dass dieselben um ein ver-
wandtes, bereits bestehendes Unternehmen als festen Mittelpunkt
sich schaarten, und es steht wohl aufser Frage, dass die Bau-
ausstellung im Hause des Architektenvereins am meisten geeignet
ist, einen solchen natürlichen Mittelpunkt abzugeben. Jedenfalls
wird ohne öffentliche Ausstellung der bezgl. Konkurrenzarbeiten
der Zweck solcher Konkurrenzen nur zum kleinsten Tbeile er-
reicht und es bildet einen schweren, wenn auch nur zufälligen
Mangel des hier erwikhnten Preisausschreibens, dass eine Aus-
stellung der Entwürfe in demselben unberücksichtigt geblieben
ist. Selbstverständlich würde eine solche Beziehung zur Bau-
ausstelhuig es nicht atisschliefsen, dass diejenigen Persönlichkeiten
oder Korporationen, welche ähnliche Konkurrenzen erlassen wollen,
überdies Verbindung mit den auf den he/ gl. Gebieten besonders
kompetenten Fachvereinen Berlins, dem Architektenvereiu, dem
Bez.-V. dtschr. Ing. , d. V. z. Üelördrg. iL Gewerbtleifs.es, der
Polytechn. Gesellsch., dem Gewerbentuseum, dem neu entstandenen
Kunstgewerbe- Verein etc. erhielten, indem sie - je nach der
Aufgabe — um Eintritt einzelner sachverständiger Mitglieder
dieser Vereine in die Beurtheilungs ■ Kommission nachsuchten.
WünschenRwerth wäre es, dass die Zusammensetzung der letzteren
auch bei Konkurrenzen dieses Gebietes stets schon im Preis-
ausschreiben bekannt gemacht würde.
Diejenigen unserer 'Leser, welche iui der oben
führten Konkurrenz der Dtsehu. Metall - Industrie -Ztg. sich
theiligen wollen, machen wir darauf aufmerksam, dass der in der
Bauausstellung vorhandene, von Ed. Puls nach Zeichng. v. Ad.
Heyden angefertigte Waschstander genau den Bedingungen der
Aufgabe entspricht und deshalb für neue Lösungen derselben
werthvollen Anhalt geben dürfte.
MM-
•h he-
; vou Oft Ucciiti m i
Ii, d.« K^u,„ ■
Brief- und Frafcfkasten.
Mehre Leser in Berlin. Wie wir bei der kurzen Todes-
Anzeige in No. IM» S. 4>l d. v. Jhrg». u. Hl. ausdrücklich an-
gekündiirt hallen und wie es wohl au sieh selbstverständlich war,
beabsichtigten wir einen selbständigen Nekrolog Hiehuid Lucae's
in den nächsten Wochen nach seinem Dahinscheiden zu ver-
öffentlichen. Es ist der gleichzeitig IUI geregte Gedanke einer be-
sonderen Feier »eines Gedächtnisses im Berliner Arehitektetnervin
gewesen, der uns veranlasst hat, jene Absicht zunächst zu ver-
tagen. Nachdem nunmehr bereits ein nahe bevorstehender l ag
für den bezgl. Aktus bestimmt worden ist, erscheint es uns um
passendsten, auf unseren früheren Plan ganz zu verzichten und
In dem Berichte über die Feier zugleich den Nekrolog Lurae's
zu bringen,
K. E. U. Vtiuck. braU: W. >i<«i II ul Uu. M rm »»i, Ii. .im.
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DEUTSCHE BAUZEITUNG.
(i ruudi-r-iti. — ü'mvyyr llrngoiii. f — Vun i
(Cn-fcum« Tnnnfl). IV. - JaJir»»bcrlcM HWr ll)[»itlukMi
— K«iikurr«nicii. - e>r«.on»l Ntchrlrhteu.
Kaiser Wilhelm -Tunnel (Cochemer Tunnel f.
IV.
a 22. Dezember ls*77, Nachmittags .'» Uhr, verkündeten
auf der Höhe des Herges und Fahnenschmuck an
den Tunnel-Eingängen die Nachricht, dass im grofsen Tunnel bei
rochen, der durch Allerhöchsten Erlass von 3<1. Mai 1>77 den
Namen Kaiser Wilhelm-Tunnel erhalten hat, der Schlüss-
stein de» Gewölbes eingefügt und damit der grofse und interessante
Hau glücklich vollendet worden sei. —
Das heutige Krciguiss hat zwar derjenigen, ganz besonderen
Feierlichkeit entbehrt, mit der am 14. Mai lb77 da» sog. Cochemer
Stollenfest geleiert worden ist, nichts desto weniger alier war die
kleine Feier eine würdige und schöne, die allen Theiluehniern
eine angenehme Krinnerung bleiben wird.
Es mögen in Ergänzung der in N". 17, .lahrg. 1877 uns. Ztg.
imtgetlieilten Notizen über die Fortschritte des Haues die bis zur
vollständigen Fertigstellung erzielten Resultate hier nachgetragen
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Einige Worte ttbor besondere Qualitäten von gewalzten
Trägern. Die Festigkeit von Walattrugcrn. deren \erwendung
bei den vielfachen Erleichterungen, welche damit verbunden sind,
in deu Konstruktionen des Hochbaues tagtäglich zunimmt, wird
bekanntlich derjenigen von durch Nietung gebildeten Tragern
nach gesetzt, und dies um so mehr, wenn ps sich um Profile som'ohl
von aufsergewöhnlicher Form als auch von besonderer Gröfse
handelt. Noch beträchtlichere Sicherheits - Unterschiede, aU in
Form und (Iröfse der l'rotilc begründet sind, ergeben sich aus
der Material-Beschaffenheit und aus dem Fabrikations-Prozesse
der Hüttenwerke, und es hat daher an sich etwas Auffälliges nicht,
wenn gerade bei diesem Erzeugnisse der Eisenhütten tjuahtats-
l'nterschiede angetroffen werden, die nm nichts geringer sind als
diejenigen, welche man bei anderen Gegenständen aus dem Ge-
biete der Ilaumaterialien gewahr wird.
Wie sehr diese Verhältnisse in Hetracht gezogen werden
wollen, geht aus einer von befreundeter Seite uns zugegangenen
.Mittheilung hervor, deren wesentlichen Inhalt wir im nachstehen-
Der Drang der
man uns hat dem
Zeit nach Billigkeit — s
Markte n. a. auch Fabrikate, die
Der im Dispositionsplane auf den 1. April 1*7* in Aussicht
genommene Vollendungstermin ist nach diesen Angaben um volle
Monate überholt worden, ohne dass die Arbeiten auch nur im
geringsten mit Geldopfen forcirt worden wären
ähnliche Fortschritte siieziell in den Vnllaushruchs-
Arbeiten bis jetzt wohl noch bei keinem Tunnell
sind, dass diese Resultate erreicht wurden, ohne
einen Unfall, Einbruch etc. der Hetrieb eine Störung7 erlitten
nder Menschenleben in Gefahr gerathen sind; erwägt mau ferner,
dass es ohne nennenswerthe materielle Opfer möglich gewesen
sein würde, die Baufortechritte sein' erheblich zu steigern (wozu
unter den obwaltenden Verhältnissen keinerlei Grund vorlag!, und
wirft man dann endlich auch nur einen flüchtigen Blick auf den
durch Unregclmäfsigkeiten und Unfälle inekrer Art ungünstig
charakterisirten Hetrieb des Gotthard-Tunnels, so wird auch der-
jenige, der mit Tunnelbau sich nicht gerade speziell beschäftigt
hat, kaum zweifelhaft darüber bleiben können, welcher von den
beiden, beim Kaiser Wilhelm ■ Tunnel und beim Gotthard ■ Tunnel
befolgten Haumethoden der Vorzug gebühre. Da beim Bau des
erst genannten Tunnels für die Vollausbnichs-Arbeiten bereits im
Monate November und für die Mauerarbeiten im Monate Dezember
mehre Arbeitsstellen verloren gegangen sind, so stellt sich als
eigentliche Leistung pro 1877 ein durchschnittlicher Monats-Fort-
schritt von 177™ Vollausbrurh und 17!l°» Mauerung, also eine
Jahresleistung von rot. 2130™ fertigen Tunnels heraus.
Im Gotthard - Tunnel betrug pro 1H7(J die Jahresleistung
l-*37» Vollansbruch und 13M™ Gewölbe; die Leistung pro 1877
ist noch unbekannt, doch steht fest dass die i. J. ls7<i, also im
<;. Baujahre, dort erzielten Resultate sehr erheblich hinter deu
Resultaten zurück bleiben, die beim Kaiser Wilhelm - Tunnel im
-1. Baujahre that>uchlich erreicht worden sind. — L.
aus Belgien stammen, zugeführt, welche nur mit gröfster Vorsicht
verwendet werden können. Neben einer Extra-ijualitat No. 1, welche
alle Bedingungen iu vollem l'uifange erfüllt, die mau an ein gutes
Schmiedeisen heute stellen darf, uuil einer Sorte No. 2, die zwar
etwas geringer ist, im übrigen aber allenthalben da noch genügen
, wo man nicht die höchsten Arbeitsleistungen beansprucht,
eine 3. Gattung von Walztmgeru hier neuerdings an den
Gattung von Walztmgeru
Markt gebracht, die \on so aufserordentlich geringer Güte ist,
dass der Fabrikant nicht einmal im Stande ist, die Garantie für
unbeschädigte Ankunft am Lieferungsorte zu übernehmen, weil
criahrungsmälsig schon unterwegs vielfach Brüche sich ereignen!
Als eine Ehrenpflicht müsstc es bei Baumeistern uud Bau-
unternehmern gelten, dergleichen Waare von der Verwendung in
den gewöhnlichen Fällen ganz uud gar auszuschliefsen und von
allen solchen Fullen, wo der Zweck etwa eino ausnahmsweise
Verwendung rechtfertigt, an geeigneten Stellen, wie z. B. beim
hiesigen Baumarkt, beim A rchitekten- Verein u. s.w.,
Mittheilung zu machen, wo möglich unter Beigabe kleiner Probe-
stücke, die zur leichten Verbreitung der genauen Kenntniss des
Materials beitragen könnten. Gerade Fälle wie wir sie hier im
Auge haben, sind dazu geeignet, die Notwendigkeit der Ein-
führung einer staatlich anerkannten Klassifikation von Eisen
und Stahl in überzeugender Weise dar zu thnn, und dies
um so mehr, je weniger bis jetzt das Verfahren einiger Hütten-
werke allgemeinen Eingang gefunden hat, alle Fabrikate mit
einer deutlnh erkennbaren Marke zu bezeichnen, die immerhin
eine gewisse Garantie bieten würde.
Ein rohes Erkennungszeichen gewählt allerdings das Aus-
sehen der BruchHäche des Eisens; indessen ist dabei uothweudig
zu unterscheiden, in welcher Weise und EU] welchem Orte diese
Hruchnaehe erzeugt worden ist. Greisere Sicherheit gewährt der
Versuch, vom Flausch etc. eines zweifelhaften Trägers mittels eines
Hammers ein kleineres Stück abzuschlagen; wenn dieser Versuch in
leichter Weise gelingt, so wird der betr. Träger der liege! nach
abzulehnen sein. —
Die Redaktion hat der vorstehend mitgetheilten Einsendung
Aufnahme gewahrt, von der Ansicht ausgehend, dass das darin
vorgeschlagene Mittel allgemeiner Selbst hülfe besser ireeignet
ist, Bauherren und Bauunternehmer vor Schaden zu bewahren, als
polizeiliche Kontrolle, die immer nur den Kinzelfal! treffen kann
und deren durch Imstande gebotene natürliche licsehr.iiikung dm Ii
diejenige Sicherheit nicht zu gewähren vermag, die in so hohem
Maal'se Nnth thut. Wir fugen hinzu, dass es uns als eine
sebützeuswertke Bereichern. ig der Bauausteilung erscheinen
würde, auf dersellwn zur allgemeinen Ansicht eine möglichst
zahlreiche Kollektion von Schmiedeisen • Probestücken
aller Art baldigst auszulegen.
Dem Jahresbericht über Hypotheken und Grundbe-
sitz von Heinrich Krankel in Berlin. Friedlichste. 104a,
entnehmen wir. wie schon im Vorjahre, einige, die Veihaltnisse
der rrivat-Raulhätigkeit Herlius betreffende Notizen. Leider ist
der diesmalige Bericht an positiven, zittennafsigen Angaben nicht
so reich wie der vorjährige, was zum Theil darin seineu Grund
hat. dass der langsame Geschäftsgang der Kchördcn vorläufig nur
für die eisten 5 Monate des Jahres 1*77 das si
teria) amtlich fest gestellt hat.
Der Bericht konstatirt zunächst, dass die
Lage des Vorjahrs die Hoffnung auf eiue schnell fortschreitende
und durchgreifende Besserung in den Verhältnissen des Berliner
Immobilien-Marktes zwar zu schänden gemacht hat, dass aber
immerhin eiu Fortschritt iu der Rückkehr zu normalen Verhält-
nissen erkennbar ist und die Furcht vor dem als KonscijUf nz
der Grnnderjahre prophezeiten grossen „ Krach" des Realkredits
in der deutschen Hauptstadt nunmehr wohl endgültig als eine
Illusion bezeichnet werdet! kann.
Die nachstehende Tabelle giebt die Summe der in den
ersten 5 Monaten des Jahres 1S77 vorgekommenen freiwilligen
Besitzv eränderiiugen nebst Angabe des Verhältnisses zwi-
schen ihrem Feuerkassenweith und dem erzielten Verkaufspreis*
im Vergleich zu den entsprechenden Ergebnissen des gleichen
Zeitraumes iu den Kt Vorjahren:
Jabr | Gnirtdrt.
Kaufpr.
Mi
Graul*
IViifrk.
Kautel
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1(8»
Hl
Die Zahl der Umsät
die beiden letzten Vor-
ist also gegen die
jähre in geringem Steigen, der l'reis der Grundstücke iu geringem
Fallen begriffen und es erscheinen im grofsen und ganzen etwa
die Verhältnisse von Ist)" wieder hergestellt.
Die Zwangsverkäufe des abgelaufenen Jahres erreichten
in bebauten Berliner Grundstücken — die Baustellen kommen,
ihrer meist sehr entfernten Lage wegen, hier wenig in Betracht -
die Zald 434, welche sich auf die verschiedenen Reviere der Stadt
wie folgt vertheilen: Berlin 8, Cölln 2, Friedrichswerder 8, Do-
rotheenstadt 3, Friedrichstadt 13, Friedrirhstadt aulserbalb !»,
Königstadt er., Stralauer Revier 0, Spandatier R. 5, do. aufser-
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10
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
■J. Januar 1873
halb 107, Louisenstadt 55, Friedr. WUhelmstadl 3, Schöncb. Ii. 21,
Moabiter 1J. <i, Weddiug 1 13. Druckt sich in dieser, gegen die Vor-
jahre erbohteu Ziffer der Eiüfluss des w-ixthschaftlichen Stillstandes
ttud der z. Z. herrschend- ii uugesundeu Bauthätigkeit aus, so
liegt darin anderenteils noch immer keine erschreckende Abnor-
mität: denn auch hier ist jetzt erat der Prozentsatz erreicht,
welchen die Jahre vor der Gründerzeit aufzuweisen hatten. Von
bebauten Berliner Grundstücken wurden nämlich subhastirt:
1867 1*6* 1S6!) 1H7Q 1*71 1*72 1373 1871 1*75 1*76 1 b>77
1,4 % 1A% 2,OV; \ 0.5"s 0,3"; 0,2*; 0,3^ t>,7% 1,7% 2,5?;
Vergleicht mau die Preise der in den ersten 5 Monaten
d. J. 1*77 vollzogenen Zwangsvttrkäufe, deren Zahl auf 137 sich be-
lauft, entsprechend der oben mitgetheiltcu Tabelle, mit dem Feuer-
kassenwerth der betreffenden Gebäude, so ergiebt sich hier das
Verhältnis» 100:112, also ein erheblicher Ausfall gegen den
Durchschnittspreis der freiwillig verkauften Grundstürke. Hierbei
i.-t jedoch zu berücksichtigen, dass die subhastirteu Grundstücke
überwiegend in wenig günstiger Lage sich betinden und dass über-
dies das Meistgebot auf Grund eines vorherigen Abkommens
zwischen den Hypolhekeugläubigeru zu erfolgen pflegt.
Ueber die Bauthätigkeit des verflossenen Jahres siud
endgültige Zahlen noch nicht ermittelt worden. Der Bericht giebt
im allgemeinen an, dass dieselbe allerdings abgenommen habe,
dass aber hierbei auch jetzt noch jener krankhafte Zug der
Uüuderperiode zu herrschen scheine, wonach die Produktion nicht
gleichen Schritt halt mit dem Zuwachs der Bevölkerung. In
ungesunder Weise wird die Baulust angeregt durch Baustellen-
lirsitzer, die um jeden Preis ihre brach liegenden Parzellen be-
baut sehen wollen, durch Kapitalisten, welche die Hergäbe von
Baugeldern zu hohen Züiseu gewerbsmafsig betreiben, durch Bau-
materialien-Lieferanten, die uothgedrungen für ihre überfüllten
Lager Verwendung suchen müssen, und endlich durch die grofse
Zahl jener mittellosen Bauunternehmer, welche nur durch und
wahrend der Bauausführung den Kredit tiudeii können, mit dem
sie ihren Unterhalt bestreiten. Dieser unberechtigten, weil dem
Bedürfnisse nicht entspringenden, Bauthätigkeit ist auch ein Haupt-
aatheil an der hohen Ziffer der Zwangsverkaufe zuzuschreiben.
— Wie grol's die Uebeqtroduktion an Wohnhäusern in den letzten
Jahren gewesen ist. ergiebt in eklatanter Weise die nachfolgende
Zusammenstellung ülter den Prozentsatz des Miethswerths leer
stehender Wohnungen in den verschiedenen Stadtlbcilcn. Der-
selbe betrug im Vorjahr: Im Revier Berlin 2,40";, Alt -Colin
2,60 7;, Friedrichswerder LSI ";, Dorotheeustadt 3,43'-;, Friedrich-
sladt 2.14 %, Friedrichstadt anfserhalb l,ti>9?S, Schöneberger und
Tempelholer IL 4,33 Luiseustadt 3,63 ?4, Neu - Cölln 2,40 ?;,
Stralauer Viertel 3.74 Vi, Koiii|piUdC»,o7«i, Spandauer IL 2,10?;,
.Spandauer K. außerhalb 6,35?,;, Friedrich - Wilhelmstadt 2,S3?;,
Moabit 3,70 %, Wedding 12,*)»%.
Unter solchen Verhältnissen sind selbstverständlich die Miethen
theilweise herab gegangen und die Ertragnisse mancher Grund-
stücke stark gesunken — letzteres namentlich in den Fabrik-
distrikteu, die deshalb auch die grolste Zahl von Subhastationen
aufweisen. Kine weitere Folge davon musste sein, dass auch ein
ungünstiger Kiutluss auf den Berliuer Hypothekenmarkt sich
ergab, der überdies mit dem in den letzteu Monaten hervor ge-
tretenen Misstrauen gegen die von Aktiengesellschaften ausgege-
benen Hj potheken-lfandbriefe zu kämpfen hatte. Von der in
Aussicht stehenden Regelung des Pfandrechts der Inhaber solcher
Papiere wird eine Beseitigung diese» Misstaudes erwartet Die
Zinsraten für auf offeuem Markt ausgebotene Hypotheken —
U% für gute erste Stellen, 6—7"; für sichere zweite Stelleu —
siud wahrend des ganzen Vorjahres unverändert geblieben. —
seihst eine tief gehende Aufregung erzeugt hat, kann man sich
denken. Die Liebe und Achtung, welche Mengoni unter seineu
Mitbürgern genoss, wird iu eiuer auf Kosten der Stadt veranstal-
teten glinzenden Leichenfeierlichkeit ihren Ausdruck tiudeu und
Giuseppe Hengoni f. In tragischer Weise hat am 30. De-
zember des vorigen Jahre» der Architekt Giuseppe Mengoni zu
Mailand, im Auslände besonders als Krhauer der dortigen „Oal-
leritt Vubtlio Emmanuele" bekannt, sein Leben eingehüfsL Der
liereits im Jahre le>67 der Benutzung übergebene Prachtbau die-
ser stolzesten und grofsartigsteu „Passage" Europas muaste bis-
her seines ausserlichen , monumentalen Abschlusses entbehren.
Krst im vorigen Jahre war es dem Architekten vergönnt, zur
Ausführung der Farade schreiten zu können, mit der die Gallerie
nach dem Domplatze sich öffnet, und er hatte dieses Werk mit
regem Eifer so weit gefordert, dass die Abrüstung des Baues be-
gann und eiu Tag für die feierliche Einweihung desselben be-
stimmt werdeu sollte, als ihm auf der Statte seines Ruhmes ein
unglückseliger Zufall den Tod gab. Mengoni hatte am 30. De-
zember Nachmittags B'/i Uhr in Gesellschaft von 3 anderen Per-
sonen das Baugerüst bestiegen, um die I>ctail» der Attika zu
prüfen; iu Folge eiues Fehltrittes auf ein loses Rüstbrett schlug
er mit letzterem um und stürzte von der Höhe des Baues herab.
Augenzeugen wollen beobachtet haben, dass er vergebliche Ver-
suche machte, im Sturz an den Balkeu der Rüstung sich anzu-
klammern. Mit zerbrochenen Gliedern zur Erde gelangt, war er
in wenigen Sekunden eine Leiche.
Dass eiu derartiges Ereignis«, das in früheren Jahrhunderten
der schaffenden Phantasie des Volkes sicherlich zur Grundlage
einer Sage gedient hatte, wie sie um das Gedachtniss so mancher
grulsen Architekten — von deii Meistern mittelalterlicher Dome
bis zu Georg Bär, dem genialen Schopfer der Dresdener Frauen-
kirche — sich rankt, in ganz Italien uud vor allem in Mailand
das Andenken seines Namens wird hoch gehalten werden bis
die fernsten Zeiten.
Ein Andenken ehrenvollster Art sichern ihm, neben seinem
tragischen Tode, auch schon die Werke, welche er wahreud sei-
nes Lebens ausgeführt hat Unser Fach beklagt in dem Hin-
gange des kaum 50jährigen, lebenslustigen und lebenskraftigen
Mannes den Verlust eines Meisters, der unter den Architekten
der Gegenwart auf eine der ersten, in Italien vielleicht auf die
erste Stelle Anspruch hatte. Neben der Galleria Vitioria
Emmanutte und dem Sparkassengebaude zu Bologua, die auf
der Wiener Weltausstellung in grofsen Modellen ausgestellt
waren und damals dem Namen Mengoni's zuerst gröfsere
Popularität im Auslande verschafften, ist es besondere die
grofsartige Schöpfung des neuen Campo tanlo in Bologna
(über die wir unsern I/esern in nächster Zeit einige Mittheilun-
geben wenleu), die zu den besten Schöpfungen der modernen
in Julien gerechnet werden muss. Neu geplante
groEsc Unternehmungen Meugonfs, die ihm in Folge des durch
die Mailänder Passage erworbeneu Ruhmes übertragen worden
waren — eine bedeckte Kaufhalle in Rom und eine Kaufhaus-
Anlage am Stetansplatze in Wien - sind nicht über das Stadium
des Projekts hinaus gelangt
Von der Berliner Bauakademie. Im Anschluss an die
in Nu. 103 v. J. gebrachte Notiz können wir mittheileu, dass
bereits unterm 24. v. M., der am 17. desselben Monats durch die
Wahl des Lehrerkollegs berufene Direktor, Professor Wiehe,
die ministerielle Bestätigung erhalten und am 1. Januar d. .1.
sein Amt angetreten hat; mit diesem Tage hat daher die im
amtlichen Auftrage erfolgte interimistische Wahrnehmung der
Direktoriais -Geschäfte durch den Geh. Rauratb L. Hagen ihr
frühzeitiges Ende gefunden.
Dass die von dem neuen Direktor au die Bekanntgabe dieser
Aenderung geknüpfte Zuversicht : „dass nur durch eine gewissenhafte
und treue Zusammenwirkung des Lehrkör]iers uud der Beamten
die Anstalt und Hochschule unter der Führung eines aus der
Wald hervor gegangenen Leiters sich erfolgreich entwickeln und
gedeihen kann," in vollem Maafse verwirklicht werden möge, ist
ein Wunsch, der bei dem vollzogenen bedeutungsvollen Wechsel iu
der Organisation der Anstalt Non selbst sich aufdrängt. —
Kunstgewerbliche Konkurrenzen in Berlin. Die von der
Kau - Ausstellung ausgeschriebene Konkurrenz für Thür- und
Fensterbeschläge einer und für eine Kerzenkrone anderer-
seits hat eine erfreuliche Betheiligung gefunden, deren Resultate
seit Anfang dieser Woche im Lokal der Itauanstellung dem
Publikum zugänglich sind. An der Lösung der ersten Aufgabe
haben sich 6, an der zweiten H Firmen mit zusammen 13 Kronen
betheiligt. Der Zusammentritt des aus den Herrn Borstell, Ende,
Grunow, Kühnemanu und Kylhuanu bestehenden Preisgerichts wird
in nächster Woche erfolgen. — Mit dem Berichte über diese
Konkurrenzen werdeu wir unsererseits auch einen solchen über
die gleichzeitig erlassenen (jedoch früher eingegangenen und daher
bereits entschiedenen) kunstgew. Konkurrenzen des D. Gewcrbe-
Personal- Nachrichten.
Preussen.
Ernannt: Der Landbaumeister Schattauer in Liegnit/
/.um Wasserbau -Inspektor in Kassel. Die Werkstätten- Vor-
steher Passauer in Elberfeld und Eberle in Breslau zu
Eisenbahn -Maschinenmeistern hei der Bergiscb-Märkischen bezw.
der übcrschles. Eisenbahn.
Die Lehrer Dr. Lessing u. Alb. Grell an der Gewerbe- u.
Bauakademie zu Berlin haben das Prädikat „Professor" erhalten.
Der Baurath Lünzner zu Heiligenstadt tritt am 1. April
er. in den Ruhestand.
Die Bau meist er -Prüfung haben bestanden Emil Hespe
aus Abbenhausen, Friedr. Hoden aus Einbeck, Hans Brey-
mann aus Bernburg und Waldemar Sehr oed er aus Rendsburg.
Die Hauführer-Prüfung haben bestanden : Albrecht L üttic Ii
aus Kreisfeld (Man»felder Gebirgskreis), Eugen Kleine aus Berlin,
Carl Heinze aus ( othen, Richard Friedrich aus Berlin. Max
Böhlitz aus Stettin, Emil Rotzoll aus Bromberg, Waldemar
Platt aus Berlin, Robert Brosche aus Bromberg, Max Schulze
aus Grünberg, Gottlieb Theod. Hoech aus Lengefeld i. Sachs.,
Julius II ol verscheit aus Duisburg, August Soeder und
Adolf Brill aus Darmstadt, Gustav Wolff aus Schönau und
Otto Weifsker aus Schlciz.
Brief- und Fragekasten.
Hrn. M. in Berlin. Anstriche mit einer Mischung von
Zement und süfser Milch, mit Zusatz von passenden Mineralfarben,
sind wohl zuweilen versuchsweise angewandt worden, ergaben
aber selten den gewünschten Erfolg, so dass die Anwendung der-
selben nicht besonders zu empfehlen ist. Fr.
>.. , glTi n.i-lin i., Drli... t:.r <l.c HmI-UU-u >crmit»urt!icU K. K. (I. KrU.cU. I)r..rk: YV. »«»[ Hof!) u r Inl r u , kerei . Berti ..
lyiu
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No. 4.
DEUTSCHE B
Einiges zur Frage einer Zentral -Friedhofs -Anlage fUr Berlin.
benso wie iu einer Anzahl anderer grofser
Stödtc stellt auch in Berlin seit einigen
Jahren die Frage der vollständigen Neuein-
richtung des Begräbnisswesens auf der Tages-
ordnung der öffentlichen Diskussion und ver-
langt eine durchgreifende Lösung, welche
vielleicht um einige Jahre hinan* gescholten.,
aber nicht melir auf lange Zeit unigangen werden kann, weil
viele .Momente von allgemeiner Erheblichkeit und daneben
mehre Verhältnisse, die vom Augenblicke herbei geführt worden
sind, zu einer solchen Lösung gebieterisch auffordern.
Abgesehen von den Schwierigkeiten, die in dem zw Zeit
geltenden öffentlichen und Privat-Recht ihre Grundlage finden
mögen, ist es insbesondere die Frage nach der Einrichtung
nicht allzu zeitraubender, nicht allzu unbequemer, nicht allzu
kostspieliger Transporte der Leichen selbst und deren Be-
gleiterscbaft, wie nicht minder der zahlreichen Besucher der
Grabstätten, die bei der rationellen Lösung der Zcntral-
Friedhofs - Frage ernste Schwierigkeiten bereitet und neben
welcher z. B. die Aufgaben des Erwerbs von Grundstöcken
passender Art so wie der rationellen Durchbildung der An-
lagen selbst relativ iu den Hintergrund treten. —
Derjenige Zeitpunkt, von welchem ab die tägliche
Durchschnittszahl der ans Berlin fort zu schaffenden
Leichen die Ziffer 100 erreichen und immer weiter über-
schreiten wird, dürfte bereits in naher Zukunft liegen. Nimmt
man für die Begleitung der Leichen und für Besucher der
Graber auch nur Zahlen von relativ recht geringer Höhe an,
so ergiebt sich dennoch, dass bei den neuen Einrichtungen
auf Tagestransporte von nicht unter 1000 Personen, die an
einzelnen Tagen den 3— 5 lachen Umfang erreichen
und sich zumeist auf einige Nachinittagsstunden
drängen werden, zu rücksichtigen ist und dass wohl-
überlegte Veranstaltungen nötig sind, die je nach der Sorg-
falt, welche man ibrer Bearbeitung zuwendet , grofse oder kleine
Geldsummen verschlingen and grofse Unbequemlichkeiten oder
Erleichterungen für die bedeutende Anzalü derjenigen, die
der Todtenstätte tagtäglich sich zuwenden, mit sich bringen
können.
Diese wenigen Bemerkungen über eine einzelne anter
den mancherlei Seiten, welche die Frage der Zentral-Friedhofs-
für Berlin bietet, glauben wir einer uns von sehr
Seite zukommenden Darlegung über die zweck-
er späteren I^ichcn-Abfuhrverhältnisse
;u sollen, die wir im folgenden, unter
Vorbelialt weiterer einschlagender Mittheilungen, ihrem wesent-
lichsten Inhalte nach der Oeffentlichkeit übergeben.
Allgemeine Gesichtspunkte für eine zentralisirte Abfuhr
von L flehen, mit Hülfe der In Berlin mündendon Eisen-
bannen nnd speziell der Stadtbahn.*)
Es ist hinsichtlich der unter Benutzung der zahlreichen
Eisenbahnen Berlins zu bewirkenden Zentralisation der
L e i c h o n a b f u h r in einem früheren Stadium der Angelegenheit
die] Ansicht geltend gemacht worden, dass man, entsprechend
den Himmelsrichtungen und der Lage der hinaus führenden
Eisenbahnen, für Berlin nicht weniger als vier Zentralfried-
höfe werde anlegen müssen, während infolge eines neuerdings
eingetretenen Umschlags der Meinungen die Anlage nur eines
einzigen Zentralfriedhofes, der seine Stelle an der Berlin-
Anhalter Eisenbahn zu erhalten hätte, ins Auge gefasst zu
sein scheint. Jede der beiden hiernach in Frage gekommenen
I^ösungcn der Aufgabe würde ihre grofse Bedenken haben
und es wird deshalb eine genauere Untersuchung der Frage:
wie mit Rücksicht auf die Eisenbahnen Berlins die
künftigen Zentralfriedhöfe belegen sein müssten, um einen
rationellen Betrieb der Leichenfortschaffung sowie eine be-
queme Zuganglichkcit für das Publikum zu ermöglichen, am
Platze sein.
Die bisherige Art und Weise der Leichen-Abfuhr erfolgt
, sehr kleiner und verhält nissmäfsig weiter
nnd es beruht das Unzweckmäßige dieser
in dem ungünstigen Verhältnis«, in welchem die
liilultti VrtMUlaiMKn »icht «*rtr»ii«» Lnwr liHlrn wir, an
D. Rwl
aufgewandte Arbeit zur bewirkten Leistung steht. Der Preis
der Arbeit stellt sich bei den Einzeltransporten insbesondere
aus dem Grunde so hoch wie möglich, weil dafür nur die
allertheuersten Kräfte Verwendung finden können. Es sind
dies thierische Kräfte (Pferde) für den physischen Theil der
Arbeit und Menschenkraft (Kutscher) für den intellektuellen
Theil derselben, und es ist demnach klar, dass ein billigerer
Preis für die nutzbringende Leistung nur erzielt werden kann:
1) durch Erhöhung des Nutzeffekts der Arbeit (wobei
Verminderung der Bewegungswiderstände, Hülfsbewegungeu
etc. und Reduktion der todten Last, welche mit zu schleppen
ist, in Frage kommen) und
2) durch Anwendung einer billigeren Kraft, zur Be-
wegung der abzuführenden Lasten.
Alle genannten Bedingungen sind nur bei Bewirkung der
Abfuhr mit Benutzung der Eisenbahnen in so vollkomme-
nem Maafse erfüllbar, dass bei erst einmal in Bewegung
gesetzten Massen die Transport - W e i t c , bezw. der Trans) »ort
auf einige Kilometer mehr oder weniger den Gesammtpreis der
Arbeitsleistung nur in sehr geringem Maafse alteriren kann.
Es erwachsen auf der anderen Seite indess bei jeder zen-
tralisirten Abfuhr, welche auf die Benutzung der Eisenbahnen
basirt ist, sehr bedeutende Anlagekosten, deren Verzinsung
und Amortisation auf die Preisstellung der Arbeitsleistung
einen erheblichen Eiuftuss äufsern wird.
Es werden Kapitalaufwendungen erforderlich:
1) für Anlage von Sammelstellen (Leichenhallen),
2) für Anlage von Ablagerungsbahnhöfen (Kirch-
höfen) und nach denselben hin führenden Bahnabzweigun-
gen, sowie
laffung von Betriebsmitteln, wie Ueber-
au den Sammelstellen, Wagen, Maschinen und
für den Hilfst ranspnrt auf den Zentralkirch-
3)
Gerätschaften
höfen etc.
Damit die
Benutzung der
Einrichtung einer zentralisirten Abfuhr unter
Eisenbahnen überhaupt noch vorteilhaft ist,
muss das Hauptaugenmerk auf gröfst mögliche Beschrän-
kung des Kapitalaufwandes gerichtet werden und es würde
hiernach als idealste Einrichtung eine solche zu bezeichnen
sein, welche 1) nur einen einzigen Sommclhahnbof mit zu-
gehörigen I-adevorrichtungen. sowie 2) nur einen einzigen
Zentralfriedhof mit zugehöriger Zweigbahn, und endlich
3) nur einen einzigen Wagenpark auf einer einzigen Eisen-
bahn notwendig machte.
Eine solche ideale Einrichtung ist für Berlin aus dem
Grunde unausführbar, weil die Anlage nur eines einzigen
Sammelbahnhofs an einer der am aufsersten Rande der be-
bauten Stadt mündenden Eisenbahnen unzulässig weite Zufuhr-
transporte durch die Stadt zur Folge haben würde. Es würde
umgekehrt aber auch die Anlage nie lirer Sammelstellen,
etwa auf den Güterbahnhöfen der einzelnen Hahnen, die An-
lage einer entsprechend grofsen Anzahl von Ablagerungs-
bahnhöfen nebst nach denselben hinführenden Bahnabzweigun-
gen, sowie eine entsprechend größere Anzahl von Eisenbahn-
fahrzeugen notwendig machen, wobei noch von dem zwingen-
den Momente abgesehen ist, dass wahrscheinlich keine der
hierbei in Frage kommenden Eisenbahnen sich bereit finden
lassen würde, die so entstehenden kleinen Theiltransporte
gegen eine angemessen niedrige Transportgebtthr zu über-
nehmen. An dieser Stelle nun liegt die Frage nahe, oh etwa
die Verbindungsbahn ein zweckmäfsiges. ohne weiteres
benutzbares Mittelglied beim Transporte der abzuführenden
Massen würde bilden können, d. h. mit anderen Worten: ob
die Bahn geeignet ist, von mehren in den einzelnen Güter-
bahnhöfen eingerichteten Sammelbahnhöfen aus die Abfuhr auf
nur eine Bahn und nach nu
vermitteln?
Die Frage muss entschieden verneint und im allseitigen
Interesse auf eine direkte Abführung mittels ein und
derselben Verkehrsstrasse und nnter Vermeidung
von Uebergabestationcn gedrungen werden. Beispiels-
weise würde nicht daran zu denken sein, etwa auf dem
Potsdamer Aussenbahnhofe eine Sammelstelle einzurichten
und den laichen - Transport über die Potsdamer Bahn bis
Schöneberg, von dort Ober die Verbindungsbahn nach Box-
i den Rangirbahnhof der Ostbahn über zu leiten,
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12
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
12. Januar 1878
um auf dieser die schlicfsliche Abfuhr bewirken zu können.
Eine derartige indirekte Abführung würde die l'ossirunc von
2 Uebcrgnngsbabnhöfen bedingen und den Transport für
keine der heran gezogenen Bahnen lohnend machen, zumal die
Transporte nicht ohne lastige Beschränkungen und Behinde-
rungen des direkten eigenen Verkehrs der einzelnen Bahnen
ausführbar sind.
Es kommt ferner hinzu, dass der Aufenthalt in den
Kangirgleisen der Uebcrgangs-Stationet. von den »»gleitenden
Leidtragenden sehr unangenehm empfunden werden und ilass
die Umsländlichkeit des Trnnsimrts ganz besonders dazu ge-
eignet sein Wttrde, jede zentralisirte Abfuhr beim Publikum
in Misskredit zu setzen. —
Erweist sich hiernach zur Vermittelung der Ahfuhr-
trans|Hjrte von einer Bahn zur anderen die Verbindungsbahn
als ungeeignet, so bleibt immerhin noch zu untersuchen, ob
diese Bahn nicht Itefahigt Ist, in denjenigen St ad Uli eilen,
welche sie durchschneidet (Gesundbrunnen, Wedding
und Moabit) die Transporte zu sammeln und an eine der
anschließenden
übergeben ?
Was die Beantwortung dieser Frage lietrifTt, so würde
ein so beschaffener Betrieb trotz der Schwierigkeiten, den die
l'ebergüuge von der Ringbahn auf eine der ansehliel'senden
Bahnen mit sich bringen, sehr wohl ausführbar sein, freilich
nicht, ohne dass erhebliche Mehrkosten damit verknüpft sein
•*)
Die etwas negativen Resultate der vorstehenden Unter-
geben Anlas« zur Aufwerfung der Frage: Ob und
in wieweit die Berliner Stadtbahn geeignet ist, zur
Abfuhr der Leichen aus Berlin verwendet zu werden? Bevor
in die nähere Untersuchung dieser Frage eingetreten wird,
dürfte es nothweudig sein, abermals den eigentümlichen
Charakter der Stadtbahu zu betonen, welcher darin liegt,
dass dieselbe keineswegs eine Verbindungsbahn zwischen
•) Zu ditMrtu Punkt* mag eine kurv Ani^'-f der Veruaitni»»* , unter
die Produkte dt» Rüderadorfer Kalkt*«rwerke mittel» der Bahn im Ii Berlin _
■ erden, v.« lnli r.»w •.In. du Küdenelirf In eluer EDtrernuna: Ton Berlin ll«l, »le
«ie auch für die Zeotralkir.hhöfc- unt« Reateae« VurauaarttuiiR n-h aoiteli>e*»n
•rm durfte. IbUnnaorr l.t amier mittel» einer mir fiir leine Produkte beatianiten
•n du- Oatl.ahti »iiit.'iKbk.«™. wte dieae. wb für .Ue Z»irtr»lftMliite
mit, »urde. /.. Z. l-tra»t min die liiaerjliahliirarht pro Wae Ron
r Uencarerluprodukte bei direktem iraii.|»>rt<i nach dem IHthahnbofe
l* U . dagette» M Indirektem Traii»l».rt , <L h. mittel!) IWiiiiImiiuc der Verlön-
duiia>ti»hn, t B. nach Uemodbrunnen S».J iL und narh Moahlt ü»,| U.
Die Kxoten Air den LVoerRaraj i<w Hahn tu Bahn «unten »Ich etwa« meaiiRer
Krell alh hier bemerkbar miekell, «eon einereeit» der Trajia]»rt der Maxen au-
«tatt in ejaielnen Wagenladungen In Reiehloaacnen Zügen erfolgte, ft"wl* weatn M-
.lervre.it. die (Mbahti einen direkten A nuckln»« an die Vertlndnnchaiin auatcr
hall. deoeUben haöe. d- h. wenn ein - übrigen» pro!«kUrW» -
\«o RunnaeUkunc n.vk der Verr.iiiduii|t»l.ahn die direkte
ZÜRe tfestaltate.
Ranier
den verschiedenen, im Westen und Osteu von Berlin mün-
denden Bahnen ist. sondern ein durch die ganze Stadt
sich erstreckender Sammelbahnhof einerseits der
östlichen Staatsbahnen, deren Endpunkt damit nach Charlotten-
burg verlegt wird, und andererseits der westlichen Bahnen,
welche damit durch die Stadt hindurch bis nach dem jetzigen
Niederschi. - Mark. Bahnhofe fortgesetzt werden. Die beiden
genannten Bahnhöfe sind also nicht Uebcrgaiigshahnhöfe mit
der Bedeutung von Rangir- Bahnhöfen . soi:dcro Anschlags-
bahnhöfe für die direkte Durchführung der Züge,
wie sie in jedem einfachen Zwischenbahnhofe zu erfolgen
pflegt Und zwar ist der östliche Anschlussbalmhof Durch-
gangsstation für die Züge von und nach den östlichen Bahnen,
dagegen Anfangs- bezw. End-Bahnhof für die Züge nach und
von den westlichen Bahnen. Umgekehrt ist der westliche
Anschlussball nhof Charlottenburg Anfangs- bezw. End-Bahnhof
für die Züge der östlichen Bahnen und nur Durchgnngsbahnhof
für die der westlichen Bahnen.
Es kann in weiterer Ausführung dieses Prinzips für den
Betrieb der Stadtbahn jede beliebige Stelle derselben,
welche im bisher in Aussicht genommenen Verkehre nur einen
bedeutungslosen Durchgangspunkt für die Personenzüge der
ansehliel'senden Bahnen bildet, auch als Anfangspunkt für
direkte auf eine dieser Bahnen hinaus führende
Züge irgend welcher Art gedacht und in geeigneter Wei.-e
hierzu ausgebaut werden. — Danach ist jeder behebige
Punkt der Stadteisenbahn in Bleicher Weise befähigt, Sammel-
stelle für einen entsprechenden Leichen -Produktion.«- Bezirk
des bewohnten Weichbildes zu werden, wie es sonst der GOter'-
Bahnhof jeder einzelnen der in Berlin mundenden Bahnen für
einen gewissen rings um ihn sich erstreckenden Bezirk gleicher
Art werden könnte.
Während indess die Anlage einer Sammelstelle im An-
schluss au den (iüterbahnhof einer bestimmten Bahn (unter
Beobachtung der Grundbedingung für jede Abfuhr) die Ab-
führung nur auf einer einzigen, der Sammelstelle entsprechenden
Bahn gestattet, kann von einer Sammelstelle der Stadt bahn
aus die direkte Abfuhr auf jede der sechs an die Stadtbahn
anschließenden Bahnen bewirkt werden. Es folgt hieraus, dass,
ganz abgesehen von der wüuschenswertheu Anlage von Sammel-
stellen, welche inmitten der Stadt liegen, wie sie nur an der
Stadtbahn ausführbar ist, diese Bahn auch in Bezug auf die
direkte Abführung ungleich vortbeilbaftere Chancen bietet, als
jede andere der Bahnen, die in Berlin einmünden.
Es können als Sammelstellen für die Abfuhr der Leichen dem
Vorhergegangenen nach, in Berlin überhaupt in Frage kommen :
a) die Güterbahnhöfe der hier einmündenden Bahnen, b) die
Das Thal der Dhlln und die Abtei Altenberg.
Kaum ein Kilometer vor ihrer Einmündung in den schönen
neu Rhein nimmt die Wupper, deren charakteristische Farbe
sich von Elberfeld ab in der Mitte zwischen schwärzlichem Indigo
und tiefdunkler Sepia halt, ein krystallhelles Flüsschen, die Dhiin,
auf, das im Kreise Wipperfürth entspringend, ein weit gestrecktes,
von der Natur mit fesselnden Reizen ausgestattetes Thal durck-
Hicrst. Ausserhalb des Kergischen Landes wird dieses Thal, von
nur Wenigen gekannt, von Wenigen aufgesucht; ja selbst der
Besuch aus dem „Bergise hen" hat in den letzten Jahren merklich
nachgelassen. Und doch lohnt ps reichlich der Milbe, die l'n-
beipiemlichkeiten der Reise nach dem Glanzpunkte des Thaies,
der Zisterzienser Abtei Altenberg, dem allergischen Dome" zu
überwinden, um die Schönheiten zu geniel'sen. mit denen Natur
und Kunst in glücklichem Vereine ein kleines , bevorzugtes
Stückchen Erde geschmückt haben.
Von Mühlbeim am Rheine führt zwar eine in vorzüglichem
Zustande befindliche Provinzialstrasse nach Allenberg, aber die
Fahrt mit zweispannigem Miethswagcu nimmt beinahe ü Stunden in
Anspruch und halt heutzutage, wn man durch Salon- und Schlaf-
wagen, durch Schnell-, Courir- und E.vpresszng-Geschwindigkeitcn
verwohnt ist. Manchen von dem lohnenden Ausflüge zurück, zumal
die Fahrt von Mühlbeim bis zu dem 2 Stunden entfernten Oden-
thal durch einen ziemlich einförmigen, au landschaftlichen Reizen
armen Landstrich geht. Erst von hier ab. mit dem Eintritte in
das Dhuutbal wird die Reise interessant. Odenthal, ursprünglich
Odiudarue auch l'ilindar genannt, ist Ilauptort der gleichnamigen
liürgerraeisterci und bietet als einzige Sehenswürdigkeit eine alte
romanische Kirche mit archäologisch interessantem Taufstein
und einer sehr werthvollen Monstranz.
Zehn Minuten weiter in der Richtung nach Allenberg liegt
in einer Tbalerweiterung am Fufse des Klauberges die alte Burg
Strauweilcr. die ehedem Sitz eines Schöffengerichtes war, das sich
den anspruchsvollen Namen Odeuthaler Landgericht beigelegt hatte.
Das Hauptgebäude der Burg, welche jetzt dem Grafen Wolff-Metter-
nieb zu Gracht gehört, stammt aus dem 14. Jahrhundert und zeigt in
seiner inneren Einrichtung, in den Thilnnen, Erkern, Kaminen und
Burgverliesen noch unverändert das mittelalterliche Gepräge, doch
Bardenlied und Humpenklang erschallen
Langst nicht mehr durch Hof und hohe Hallpn.
Von Strauweiler ab verengt sich das Thal wieder bis zu dem
eine halbe Stunde entfernten Punkte, wo in
Schloss Rerge, der Stammsitz der Grafen »c
Nach Angabe aller Chronisten, deren Behauptungen aber be-
kanntlich nicht bei Jedermann vollen Glauben rinden, ist das
Schloss auf den Feherresten eines romischen Wartthurms erbaut
gewesen. Jetzt sind von ihm selbst nur noch schwache l'eberreste
vorhanden: nur einige von Rasen, Moos und wildem Gestrüpp
überdeckte Grundmauern bezeichnen die Stelle, auf der die Rurg
einstens gestanden. Von zwei glücklichen Besitzern derselben,
den Brüdern Eberhard und Adolf von Berg, die in seltener
brüderlicher Eintracht gemeinschaftlich die Grafschaft regierten
und nehenhei auch noch als Schirmherren des Klosters zu Dputz
fungirten, ging die Stiftung des Klosters Altenberg aus ; ursprunglich
hatte es seinen Sitz im Schlosse, das dem Kloster zum Eigeuüium
übergeben und 1133 vom Kolnischen Erzbischof Itruno 11., einem
geborenen Grafen von Berg, geweiht worden war. Graf Eberhard
trat als Mönch in das Kloster, während Graf Adolf die neu erbaute
Hurg an der Wupper in der Nahe von Solingen bezog. Spater,
als die Räume des Schlotes fnr die wacker an Zahl ;
nebst unmittelbar daran stoßenden Klostcrgebäuden in i
Stile errichtete.
I>as Kloster galt bald als die wichtigste Statte
Landes und da der .grosse Magen" der Kirche auch
schon Gläubige in hinreichender Anzahl fand, die ihm Schenkungen
und Vermächtnisse zuwandten, so brachte das Kloster im Luufe
eines Jahrhunderts seinen Rcichthuiu zu solcher Hohe, dass die
Mönche i. J. ]'jr>5 daran gehen konnten, die kleine romanische
Kirche, welche überdies i. ,1. lüJJ durch ein Erdbeben lit-schadigt
war, abzubrechen und an ihrer Stelle das noch jetzt vorhandene,
wundervolle Gotteshaus zu erbauen, welchem bald vom Volke die
Bezeichnung „ lte rgischer Dom" beigelegt wurde, die es bis
auf den heutigen 'lag behalten hat.
Bei der Nahe Altenbergs an Köln und bei der fast glcith-
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No. 4. DEUTSCHE B
Stadtbahn und c) für Moabit, Wedding und Gesundbrunnen
die Verbindungsbahn.
Hinsichtlich der Sammelbezirke, in welche die Stadt
dem entsprechend eingcthcilt werden mttsste, ergiebt sich die
folgende Gruppirung:
Der Sammelbezirk I, im Nord-Westen der Stadt,
umfasst nördlich der froheren Stadtmauer etwa die Stadttheile
Wedding. Gesundbrunnen, Oranienburger und Hoscnthaler Vor-
stadt und enthalt als Sammelstellen: 1) den Stettiner Güter- |
bahnhof oder 2) den Nordbahnhof oder 3) die Verbindungs- i
baiin; (vielleicht auch, obgleich wetiig günstig belegen :
4) den Hamburger oder 5) den Ixdirtcr Güterbahnhof).
Die Abführung der Leichen würde je nach Anlage einer
Leichenhalle auf dem einen oder anderen Bahnhofe mit der
zubebörenden Dahn erfolgen müssen; sollte man sich für die
Anlage einer Leichenhalle an der Verbindungsbahn entscheiden,
so würde jedoch eine Wald unter zwei Auswegen offen bleiben,
indem die Abfuhr entweder auf der Ost- oder auch auf der
Niederschl.-Mark. Balm zu bewirken sein würde.
Der Sammelbezirk II umfasst die Mitte, den Osten
und den Westen der Stadt, aUo etwa die Stadttheile Berlin,
Alt-Kölln, Friedrichswerder, Dorothecnstadt, Neu-Kolln, Stra-
lauer Revier, Königstadt. Spandauer Revier, Friedrich-Wilhelm-
stadt und einen Thcil der Liuisenstadt. Kr würde als Sainmel-
\ UZjITU N G. [3
stelle die Stadtbahn zu betrachten sein und die Abfuhr auf
einer der an dieselbe anschliefsenden Halmen stattfinden
müssen und es ständen dazu a) die Niederschlesisch-Markische.
b) die Ostbahn, c) die Hamburger, d) die Lehrter, e) die Wetz-
larer, f) die Potsdamer Eisenbahn zu Gebote. —
Der Sammelbczirk III, den Süd-Westen der Stadt
umfassend, enthalt die Stadttheile Friedrichstadt, Schoneberger
und Tcmpclhofer Revier, sowie einen Thcil der Louisenstadt ;
als Sammelstellen bieten sich 1) der Potsdamer Güterbahnhof,
2) der Dresdener Güterbahnhof, 3) der Anhalter Güterbahnhof,
und es würde die Abfuhr mit der der Sammelstelle zugehörigen
Bahn zu erfolgen haben.
Dem Sammelbezirk IV, der den Süd-Osten der
Stadt umfasst und den Görlitzer Güterbahnhof als Sammel-
stelle, die Görlitzer Bahn als Abfuhrstrasse besitzt, würde
nur ein Thcil der I^ouiscnstadt zufallen. Der Bezirk ist zu
klein, um die Kinrichtung einer besonderen Sammelstelle,
besonderer Leichenzüge und eines besonderen Zentralfried-
hofes für denselben vortheilhaft erscheinen zu lassen,
und es wird sich deshalb empfehlen, den Bezirk IV an die
benachbarten Sammelbezirke U und IH derart zu vertheilen,
dass die Zuführung der Leichen nach deu Sammelstellen
derselben auf möglichst kurzen Wegen bewirkt werden kann.
(Sehl». fol«t.)
Ueber Ausfuhrung von Bruchstein -Mauerwerk.
Zu meiner in No. 62 des vor. Jahrg. dies. Ztg. enthaltenen
Mittheilung über Normalien gewölbter Hauwerke der Moselbahn
und Fischbachbahn trage ich folgende Bemerkungen aber Aus-
führung von Bruchsteinmauerwerk nach.
Diese Ausführung ist nach der Art des zu Gebote stehenden
Materials verschieden, da z, B. der Grauittiudling eine andere
Bearbeitung bedingt als Gestein, das in regclmäj'sigcn Banken
bricht, und der Grauwackenschiefer so spröde ist, dass seine
Eigenheiten gut gekannt und beachtet sein müssen, um mit ihm
geschickt fertig zu werden.
Da immerhin in der Behandlungsweisc des Materials einige
Freiheit besteht, so kommt auch der Handwerksbrauch zur
Geltung, der in einzelnen Landern von sehr bemerkenswerthem
Einduss auf das Verfahren der Technik ist So z. R. hat sich
in Frankreich eine eigenartige Behandlungsweise des Bruchstcin-
baues in lagerhaftem Material ausgebildet, welche in angreuzeude
deutsche Landstriche hinüber greift. Ine Schichten der Verblend-
steine (Moellons genannt) erhalten fast durchweg die Hohe von
20 der Verband, bei welchem in den einzelnen Schichten
Laufer und Binder mit mehr oder weniger Regelmäßigkeit ab-
wechseln, wird ziemlich frei behandelt. In der Regel bekommen
die Steine einen Randschlag, innerhalb dessen die Ansichtsrlache
gespitzt, gckrönelt oder bossirt wird. Die Hintermauerung erfolgt
in unregelmalsigen Bruchsteinen, die erheblich kleiner als die
nicht viel mehr als deren halbe
Schichthöhe erreichen. In derselben Weise werden die Ge-
wölbe hergestellt, aber zur Hintermauerung werden im allge-
meinen bessere Steine ausgewählt als zum Übrigen Mauerwerk.
Wie weit diese Auswahl Platz greift, hangt natürlich .von der
jeweilig auf dem Werkplatze herrschenden Sorgfalt ab.
Eine zutreffende Beschreibung dieser Bauweise hat der Ingen.
Krenter im Heft 1 der Zeitschr. des österr. Ingen.- IL Archit.-
Vereins pro 1H77 gegeben. Darin wird die Sorgfalt gerühmt, mit
welcher auf den Baustellen größerer französischer Brucken, die
der Verfasser besucht hat, verfahren wurde. Und es sind in der
That die Leistungen des Corpt de* ponl» et chautu'e» zu Ii- kaum
und anerkannt, als dass gegen dieses Lob auch nur der leiseste
Zweifel aufkommen könnte. Wenn jedoch Hr. Kreuter an einer
Stelle seines Artikels von „der neuen rationellen Baumethodc1'
spricht, so kann die Neuheit wohl nur in der besonders tüchtigen
der Arbeiter
Durchbildung dieser Technik, in der
und der rationellen Disposition de»
stellen, sowie etwa in der im«
Auwendung der betr.
Entstehung der Dome, welche mutlimafslich beide von
Gerbard von Rile entworfen sind, darf es nicht W under nehmen,
dass die in den ersten Jahrzehnten erbauten Theile beider Kirchen,
nämlich C'bor und Querschiff, stark ausgeprägte verwandtschaftliche
Züge unter einander und zugleich mit den Vorbildern des Kölner
Domes, den aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts stammenden
Kathedralen des nordöstlichen Frankreichs, zeigen. Am meisten
fallt diese Familienähnlichkeit Ihm einem Vergleiche heider Cbor-
grundrisse mit dem der Kathedrale von Amiens, dem Meisterwerke
französich-gothischer Architektur, in die Augen. Das Gemeinsame
bei diesen Grundrissen liegt in der Fünfzahl der PhorsrhiH'e. dem
Umgänge nnd dem Kapellenkranze von 7 polygonalen Absiden;
die Abweichungen von der gemeinschaftlichen Norm dagegen sind
geringfügig: bei der Kathedrale von Amiens tritt die mittlere
Kapelle um die Breite von 2 Gewölbejocheu, welche Köln und
Allenberg fehlen, vor — bei dem letzt genannten Dome ist der
Chor um ein (iewolbejoch kurzer als bei den beiden anderen.
Mit der weiteren Entwickelung des Grundrisses im Querbau
und im Langschiffe, in noch höherem Maafse im Aufbau der Kirchen
mehren sich die Unterschiede derartig, dass in den Gesammt-
ansichten der drei Bauwerke nur noch wenig von dem gemein-
schaftlichen Stamme zu erkennen ist. Wahrend die Kathedrale
von Amiens und der Dom zu Köln mit üppiger, stellenweise über-
ladener Bracht zu lümnielanstrebenden Steinkolosseu angewachsen
aind, hat der Altenberger Dom in seinem Hochbau zwar auch
ziemlich bedeutende Dimensionen, aber eine (Iberaus einfache Aus-
stattung erhalten. Dazu kommt, dass nach der Zisterzienser Ordens-
regel, aufser dem Dachreiter, Thurme nicht erbaut werden durften,
so dass namentlich hierdurch eine grell in die Augen springende
Verschiedenheit zwischen der Gesammansicht des Altenberger
Domes und denjenigen der beiden verwandten Bauwerke be-
wirkt wird.
Trotz alledem sind unleugbar die Räume und Masscnvcr-
• Kirche von vornehmer, die Details der
von schlichter, obwohl deshalb nicht
ausdrucksvoller Schönheit. Die Fenster vor allem, die
ursprünglich gemäß der Zisterzienser Ordensregel ganz en gri$aüle
gemall waren, bei späteren Instandsetzungen aber einzelne gellte.
haben, und unter ihnen voran das große Fenster im Westgiebel,
sind von geradezu klassischer Ausführung; sie bieten in ihren
Malereien einen so unerschöpflichen Reichthum der reizvollsten
frühgothischen Motive, dass noch jetzt die Glasmaler benach-
barter grol'ser Städte ihren Ideenvorrath an diesen herrlichen Vor-
bildern aufzufrischen und zu ergänzen ptlegen. Von ähnlicher
Vollkommenheit wie die Fenster sind die dekorativen Theile des
Umfassungs- und Innen-Mauerwerks, namentlich hinsichtlich der
Technik der Anfertigung, in geringerem MaaTse freilich in Betreff
des Formenreichthums der Gliedeningen. Doch muss zwischen
den Kinzeltheilen der heiden Haupt-Bauepochen unterschieden
werden. Die erste derselben reicht von 1255 bis 12-C, wo Chor
und Querhau vollendet wurden: sie charakterisirt sich in den dem
Bauwerke ein- und angefügten Steinmetzarbeiten durch eine
flüssigere Formensprache als in den Details der zweiten Epoche,
die in die zweite Hälfte des folgenden Jahrhunderts fallt nnd mit
137t», wo das dreischiftige Langschiff in seiner heutigen Ausdehnung
vollendet wurde, abschließt.
Wie schon erwähnt, hatte die ursprüngliche romanische Kirche
mit den Klostergebanden in unmittelbarem Zusammenbange ge-
standen. Auch bei dem Neubau des gothischen Domes wurde
hieran nichts geändert und es hat unter diesem Umstände die
gesammte Südseite der neuen Kirche leiden müssen. Die Grund-
rissaulage des Qnerscbiffes ist durch Verkürzung und unregel-
mäfsige Gestaltung der Südseite völlig unsymmetrisch geworden ;
nicht minder wurden Chor und Langsrhiff in ihrer Entwickelung
beeinträchtigt, indem man ihre Südseite ohne Fenster als volle
Wände aufgeführt hat
Auch bei der im gegenwärtigen Jahrhundert vorgenommenen
Restauration des Domes ist es aus konstruktiven Bedenken unter-
lassen worden, die Südwand des Langschiffes mit Fenstern zu
schmücken: bei den beiden Feldern der Südwand des Chores,
wo derartige Bedenken nicht vorlagen, wohl aber die finanziellen
Rücksichten die Beschaffung von Glasfenstern unmöglich machten,
siud die nöthigen Vorkehrungen getroffen, um später, wenn die
Mittel^ dazu noch^gewährt^ werden sollten, die Wandfüllungen aus
Die
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14
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
12. Januar 1878
Technik selbst ist, wie Ilr. Kräuter sie beschreibt, im
liehen genau dieselbe, die in Frankreich und den angrenzenden
deutschen Landen die ortsübliche geworden ist, und Hr. kreuter sagt
von derselben auch an anderer Stelle, das« diese Technik schon
seit längerer Zeit in Frankreich kultivirt werde. —
T)ie kleineren lirücken der Moselbahn und Fischbachbahn
werden nun, soweit das Material sich dazu eignet, in dieser
Technik ausgeführt. Und wenn jenen Bauwerken von gröfseren
gewölbten I trocken nur ein einziger, etwa 1* ■ hoher Viadukt
der Fischliachbahn hinzu zu zahlen ist, so liegt das ein Mal
daran, dass vergleichende Kostenanschlage bei den jetzigen nied-
rigen Eisen-Preisen fast immer zu Gunsten des Eisenbaues spra-
chen und dass deshalb nur sehr wenige gröTsere gewölbte
Knicken zur Ausfuhrung kommen konnten, sodann aber noch
daran, dass die deutschen Ingenieure, wiewohl ihnen die franzö-
sischen Bruchsteinbrucken bekannt sind, doch den Hausteinban
im allgemeinen für solider halten und ihn eben deshalb, trotz
seiner Mehrkosten, bevorzugen.*)
Ich glaube nun, dass diese Anschauungsweise nicht in vollem
Umfange aufrecht erhalten werden kann, da ich eineu rationell durch-
gebildeten Bruchsteinbau bis zu einem gewissen (trade für sehr
wohl konkurrenzfähig mit dem Hausteinban halte; aber ich sehe
die landesübliche französische Technik nicht für ein Ideal an,
sondern für ein Etwas, welches der Fortbildung und Verbesserung
noch fähig ist.
Als Bedingungen für Erzielung guten Mauerwerks kann man
(vom Material abgesehen) 2 Dinge: Gleichartigkeit (Homogenität)
im ganzen Querschnitt und guten Verband bezeichnen. Beim
Bruchsteinmauerwerk mit Moellons- Verblendung litsst der Verband
sich zwar herstellen; eine wie große Muhe es aber kostet, die
Maurer hierzu anzuhalten, weifs Jeder, der einmal einen der-
artigen Bau zu leiten gehabt hat — Das andere Erfordernis«,
Gleichartigkeit, ist in dem besagten Mauerwerk nicht crzielbar,
da die Schichtenhöhe der Ansichtsiläche und der Hintermauerung
verschieden ist und sonach ungleiche Mengen von Steinen
und Mörtel im „Kern" und in der „Schale* des Mauerwerks vor-
kommen. Und es giebt Beispiele, wo diese Verschiedenheit durch
*) El wird nicht unnütz sein, ein wenig bei I
und Brurhttrin tu ».»weilen
In Deutschland versteht mu etiler I
DolailUim der Warte Htutwin
mein nur diejenigen natür-
Hui-V'ini! sein In Frankreich werden u« Jedoch tu den Brwrhtlriuen gerechnet und
« bclMt du W'nrt .morlltM' nlehta anilerr. nl. .BrwhKlelnV Man unterscheidet
moitloai bruU oder m. oräinaira und moillimt puptr* od« m. milUt. Krstere
«lud dat. wa* wir einfach uoil ;tl i.:.-ir^, ir! Brurhrtein. nrt-*n»-i> . letrtere du. wu In
den an Krankrrirh angrenicndcu deatarhen Provtnxen: Moellont tllullrl wird. K- i*A
rhtraktcriftlfcrh lUr deutsche Ninmwarl, «Um wir rrwi dm, «in und denselben Begriff
hctetrbnendeii Worten du deutsche für die geringen! Abart dkwes Be*rt(rt, du fran-
I. «Ische für die besten frtiraurlsru. Ks durfte gelingen . du Fremdwort Miellen!
durrtt das bezeichnende und »eben tierolieh verbreitete Wort .Schicbtstrin* ta er*
setten. Immerhin werden dies* .Hrhlrhtttrine-, tarn wenn ale rnm Nteinrnetten he-
arlieitet werden, «titer die Bruchsteine (ait feartungshegriB') tu rechnen »ein. Du
unterscheidende Merkmal Itt dl. UrT.r»« (Schwere) de. «Irin*. .1«, man als .1"
«l er tu grefe in. um von 1 nder selbst 1 Maurern >
eigenmächtige Ablösung der Schale vom Kern recht augenfällig
geworden ist- Wenn der Mörtel zu einer Masse von gleicher
Festigkeit wie der Stein erhaltet und überall gut an diesem haftet,
so ist allerdings Gleichartigkeit vorhanden; dann aber ist dieselbe
nicht durch die Ausfuhrungsart des Mauerwerks sondern trotz
derselben durch die Gute des Materials entstanden. Sie wird
auch wohl, da die Festigkeit des Mörtels im allgemeinen hinter der-
jenigen des Steins zurück zu bleiben pflegt, in den seltensten
Fallen vollkommen sein, sondern es kann elien nur eine Annähe-
rung an die Gleichartigkeit stattfinden, die weitgehend genug ist,
damit die Standfestigkeit des Bauwerks nicht gefährdet, \ teileicht
auch noch ein SicherheitaUhcrschusü vorhanden sei. Immerhin
aber dürfte das Streben nach Erhöhung der Gleichartigkeit des
in Rede befindlichen Mauerwerks Berechtigung besitzen. Um so
mehr wird letzteres gegenüber der Sitte gelten, die
der Gewölbe aus Hausteinen! Quadern) herzustellen und auch
Ecken der Pfeiler, ja die ganzen Bauwerk-Stirnen mit Quadern
zu verblenden.
Wenn die Moellons nur halb so viel Fugen enthalten, als die
Hintermauerung, so haben die Hausteiue wiederum nur die halbe
Fugenzahl der Moellons, wodurch die Ungleichartigkeil im
werk noch mehr gesteigert wird.
Da die itltereu Eisenbahn-Bauwerke bei Saarbrücken in
Weise ausgeführt sind, so lag es nahe, die ersten Bauwerke der
Fischbachbahn ihnen nach zu bilden. Bald jedoch wurden -
nicht blos aus Ersparniss-Kücksichten — die Haustein-Ecken und
Stimringv verlassen.
Morandiere sagt in seinem vortrefflichen Werke (Trnifr de
ta Constitu tion de» ponU etc.) bei der Beschreibung des Viadukts
von la Mause: „Wir haben später sogar die Anwendung des
Hausteins für die Ecken der Pfeiler und Strebepfeiler und die
Stirnringe der Gewölbe ganz, aufgegeben und darin den sehr
wichtigen Vortheil gefunden, gleichartigeres Mauerwerk in der
ganzen Ausdehnung der gedrückten Flachen zu bekommen.-1 Nun,
bei den neuen Bauwerken in der Nahe von Saarbrücken ist ohne
Kenntnis» von Hrn. Morandiere's Werk dasselbe geschehen, da
die dazu führende Erwägung in der Natur der Sache begründet
liegt. Ich kann aber nicht umhin, hier auf eine Keihe von Bau-
werken altereu Datums aufmerksam zu machen, welche ebenfalls
in reinem Moöllons-Mauerwcrk und ohne Haustein-Kelvi n auf-
geführt sind, und welch« weit weniger bekannt sind, als sie ihrer
Bedeutung nach verdienen. Es sind dies die Eisenbahn- und
Strafsen- Viadukte in unmittelbarer Nähe von Luxemburg.
Die Beseitigung der Haustein-Ecken ist aber nur ein Schritt
zur Erreichung gleichartigeren Mauerwerks. Will man in dieser
Richtung weiter gehen, so giebt es 2 Wege. Der eine wendet
sich vorherrschend der Verbesserung des Verbandes zu, der andere
der Vervollkommnung des Mörtels. Der letztere, auf den ich
später zurückkommen will, fuhrt in seiner äulsersteii Folgerung
zum Betonmauerwerk, der freiere Wirde bei den jüngeren Bau-
WerkI)"edGle£hlh^^^
in der französischen Moellons-Technik üblich ist
nachdem durch eine im November lb!5 im Donnitoriutn ausge-
brochene Feuersbrunst nicht nur das gleich der ersten Kirche in
spatromanischem Stile erbaut« Kapitelgebäude, der Kn-uzgang.
die Sakristei, die Prülatur, das Refektorium, das Donnitorium und
I'riorat, sondern auch das Dach der Kirche nebst Dachreiter zer-
stört worden waren nnd die Südseite des Chores und Querschiffes
bedeutende Beschädigungen erlitten hatte. Erst 1837 wurde mit
dem Wiederaufbau des fast zur Ruine verfallenen Domes be-
gonnen; die Oberleitung führte Bauinspektor Bierchcr zu Köln,
die Spezialleitung lag in den Händen der Baukondukteure Kronen-
berg, Kranz und F. Grund, welch letzterer (gegenwärtig Geh.
Ober-Brtb.) i. J. 1S47 die Restauration der von da ab zum
Simultan- Gottesdienste benutzten Kirche zur Vollenduifg brachte
und sieh das besondere Verdienst erworben hat, über die Funda-
mentlage der ursprünglichen romanischen Kirche
angestellt zu haben, deren Resultate von ihm im
Jahrbuche von 1840 mitgetheilt sind.*) —
Die Klostergebaude zeigten sämmtlich den Uebergangsstil.
Nach den Zeichnungen, welche C, Schimmel in seiner Publikation
des Altenlierger Domes (vor dem Brande) mittheilt, waren diese
Bauwerke in imponirender Großartigkeit angelegt; von dar vor-
trefflichen Ausführung der verwendeten Kunsiformen zeugen die
aus dem Brande geretteten Ueberreste des Refektoriums, Dormi-
toriums nnd der Kapitelhalle, welche in ca. 120 Kapitellen und
Basen bestehend, auf dem oberen Umgänge des Chores über-
sichtlich aufgestellt sind und an Schönheit der Form und Eleganz,
der Ausführung alles übertreffen, was das Kolner Museum an
ahnlichen Ueberresten aufzuweisen hat.
Ein Thcü dieser Klostergebaude, insbesondere die Prälatur,
i und das Refektorium, war gegen Ende des 17. Jahr-
Feuchtigkeit der Räume, wohl auch wegen un-
•) Da wir nltht
i Itt, sc, far-n wir an dieser »teile ein» karte Nolit über du
i bei, durrb welches llr. Urand die frtumtlerrleii der I~
Jabrbanderte ge-Arjbcrt hat- Eine Reinigwnar dertellten war unvermeidlich , alle ge-
wöhnlichen Methoden vertagten jedoch, wahrer*] die Anwendung chemischer Mittel
»ich alt gefährlich für die Kthaliomt der Malereien erwies. Die Reinigung erfolgte
trblLeftlkb la glücklichster Welte, Indem man die In durchlöcherten HnbkUten ver-
zweckmafsiger innerer Einrichtung, welche der verfeinerten Lebens-
weise der Klosterbrüder nicht mehr recht entsprach, verlassen
worden. An ihrer Stelle wurden neue, sehr komfortabel einge-
richtete Gebäude in anmittelbarster Nähe des Klosters aufgeführt
und von den Mönchen bezogen, die dem Kloster in dieser neuen
Epoche den sonderbaren Namen Neualtcuberg beigelegt hatten.
Der Erbauungszeit entsprechend zeigten diese neuen Anlagen den
Jesuitenstil, mulhmaislich nach dem Vorbilde der Kolner Jesuiten-
kirche. Mit welchem Glück diese Nachahmung ins Werk gesetzt
war, läast sich kaum sagen, da über die Architektur der neueren
Klosterbauteri Altenbergs nichts veröffentlicht ist und eine im
I, von einem Dilettanten vor dem Brande
es KlosM
Doch lässt sich
Privatbesitz
gefertigte 7,
jene Theile
kungen über die Abtei Altenberg erl
wahrer Meisterwerke dieses spärlich vertretenen, erst in
Zeit, namentlich auf der linken Rheinaeite wieder reichere Blüthen
treibenden Stiles beraubt hat
Auch nach anderer Richtung hin hat der Brand viel geschadet :
von den zahlreichen, schönen und kostbaren Kirchengeräthen und
AusschmOekungs gegenständen ist fast nichts der Kirche erhalten
worden. In der auf den Brand folgenden lang dauernden Zeit, in
der der Dom, so zu sagen, herrenlos war, haben sich Hunderte
von gierigen Händen nach den Metallen , den Glas- und anderen
Malereien, Geweben von edlen Stoffen und Skulpturen ausgestreckt
und so viel geraubt, dass nach Berichten glaubwürdiger Augen-
zeugen die weggeschafften Gegenstände und Kunstschatze hin-
gereicht haben wurden, ein nicht zu kleines Museum vollständig
auszustatten. Ein bronzener Kandelaber und ein schmiedeisernes
Gitter sind, ^abgesehen von den
die einzigen jetzt noch vornan
Reichthums.
Noch einer originellen Anlage sei hier gedacht, die dem
Brande gleichfalls hat zum Opfer fallen müssen: es ist die Wasser-
leitung, welche die Weihbecken mit frisch von der Bergquelle
kommendem Wasser versorgte und einen im südlichen Theile des
i, Ober 2- im
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No. 4.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
15
durchweg die Schichtenhöhe von 20 «■» angewendet wird, ist ein
Zugeständnis* theils an die Schönheit, theils an die Bequemlich-
keit der .\nst: ihr . das auf Kosten der Güte und Gleichartig-
keit des Mauerwerks erkauft wird. Wenn man unter Aufhebung
des Unterschiedes zwischen Yerbleiid- und Hintennaiteningssteineii
die kleineren, 10 bis 20«" hohen Steine in die untergeordneteren
Theile der Bauwerke verweist, die 20 "» starken oder noch etwas
stärkeren. Steine aber zu den wichtigeren Theilen. besonders den
Gewölben verwendet, so kann man mit derselben Materialmenge
Schichten herstellen, die zwar unter sich nicht gleich hoch sind,
deren jede aber in gleicher Starke durch die Mauer hindurch
geht; dass hierbei der Verband gewinnt, liegt auf der Hand.
Das Aussehen aber leidet nur wenig, da die Behandlung der
KopfHächeu — abgesehen von der ungleich hohen Erscheinung
der Schichten — nicht geändert zu werden braucht.
Hei den bis 25» hohen, schlanken Pfeilern der mit eisernem
?rseheuen Krcuzgraben-Viadnkte der Fischltachbahn
kam ein ähnliches Verfahren zur Anwendung, da dort die Schichten-
höhe innerhalb gewisser Grenzen frei gegeben wurde. Ks erschien
aber mit Klicksicht auf die beträchtliche Höhe der Pfeiler erfor-
derlich, einen sehr guten Verltand zu erzwingen, und es wurden
deshalb sanimt liehe Steine als ,.Srhichtsteine* (Moellons) be-
stellt, worunter regelmassig und vollkantig gebrochene Steine
verstanden siud. Durch eine geringe Bearbeituug der Stücke
und durch sorgfaltiges Aussuchen der zusammen passenden gelang
es, einen Verband herzustellen, der dem des Ziegelmauerwerks
nicht nachstand.
Auch für diese Anordnung hahe ich nachträglich Beispiele
unter französischen Viadukten gefunden. Der Strafsenviadukt
von Dinau in der Bretagne ist in ganz ähnlicher Weise ausge-
führt, nur halten die dort im Innern der Pfeiler verwandten
Moelinns unregelmäßige Grundformen und es kann daher ein
vollkommener Verband dort nicht vorhanden sein. Bei dem
großen Eisenbahn - Viadukt bei ( houmout ist wenigstens
der untere Theil der Pfeiler, der einen Druck von 7* und
mehr auf das □ «"> auszuhalteu hat, iu solchem Mauerwerk
Wenn bei neueren französischen Viaduktitauten mit
Pfeilern von dieser reichlicheren Verwendung der Moellons nicht
die Bede ist, so verlasst man sich eben lediglich auf den Mörtel,
und ich sehe nicht ein. warum man den Unterschied zwischen
Kern und Schale noch aufrecht erhält Man würde sich freilich
durch das einfache Aufgeben desselben, ohne Verbesserung des
Verbandes, wie ich bereits audeutete, entschieden dem einfachen
Betonmauerwerk nähern. Es ist auch bei der Vervollkommnung,
welche die Zementfabrikatinn iu letzter Zeit in Deutschland ge-
funden hat, ein solches Mauerwerk für den Brückenbau nicht aus-
sichtslos und dass mit der Einführung desselben ein Anfang ge-
macht ist, zeigt u. a. eine Mittheilung von Liebold in No. 53 des
vor. Jahrg. dieser Ztg.*) Naturgemäß ist es, dass ein solcher
Versuch von einer Zementfabrik ausgeht, da die Fabriken nicht
allein ein großes Interesse daran halten, ihrem Fabrikat ein
neues Verwendungsfeld aufzuschließen, sondern ihre Techniker
auch am meisten geeignet sind, die Arbeiter auf die richtige
Behandlung des Materials einzuüben.
Wie wichtig der letztere Punkt ist, erhellt schon aus dem
Umstände, dass bei der Anfertigung von Probekörpern zu Festig-
keits- Untersuchungen die geringste Unregelmäßigkeit der Be-
handlung erhebliche Unterschiede in den Ergebnissen hervor ruft
Wenn solche kleinen Unterschiede sich fühlbar machen, so ist
ein gewisses Misstrauen gegen die neue Methode nur zu sehr
erklärlich; wenn aber tüchtige und geübte Arbeiter ein gutes
Material — woran es in Deutschland nicht mehr fehlt — unter
Anwendung so rationeller Gcwölbeuuersrhnitte, wie der nVr
Strafsenbrücke bei Vorwohle es ist, verarheiten, so kann der Erfolg
nicht ausbleiben und wir dürfen hoffen, dass bald zu ausge-
dehnteren Versuchen in der dort eingeschlagenen Birhtung sich
Gelegenkeit und Anlass finden werde. Es wird sich dann heraus
stellen, welcher der beschriebenen Wege zur Vervollkommnung
des Bruchstein-Mauerwerks der erfolgreichere und bessere ist
linusseile.
•j BvMnlirüf ki'tl alml iitirtgn» »ihn« friilwr. iti tV»l»rrrlrh Iwi iiir
n: ». ZeitM-hr. il. tvAtix. lugM».. iu Arrhll. \Yrcin». .
Mittheilungen aus Vereinen.
Architekten- and Ingenieur - Verein zu Hannover.
Wochenversammlung am 27. November 1877. Der Hr. Vor-
sitzende macht Mittheilung von dem Tode des Geh. Raths Prof.
Lucae in Berlin und Hr. Baurath Köhler verliest den inzwischen
in der Tagespresse erschienenen Nekrolog des Verstorbenen. —
Hr. Dr. Heeren halt einen, als Vorbereitung zu einer
augekündigten Vortrag über Zuckerfabrikalion. Das
über denselben mag auf eine kurze Angabe über die
neuere Methode der weiteren Verarbeitung, welrhe zum Zwecke
der Zuckergewinnung der Svrup erfährt, beschränkt werden. Die
ältere Methode der Behandlung des Syrups mit Baryt und das
»uf die Erscheinung der Osmose gestützte Verfahren haben sich
nicht bewährt; dagegen verspricht das von Scheibler in Berlin
und von Scyfcrth in Braunschweig erfundene sog. „Flntions-Ver-
fahren", bestehend in der Behandlung des Syrups mit Kalk, besseren
Erfolg. Es verbindet sich hierbei der im Syrup noch enthaltene
Zucker mit dem Kalk zu Zuckerkalk, welcher mittels Alkohol
von der übrigen Masse getrennt wird. Der Zuckerkalk wird dann
sehr zweckmäßig statt gewöhnlichen Kalks bei der Saftverarbei-
Uing (Läuterung) benutzt und giebt dabei seinen Zucker an den
Saft ab; übrigens kann dieser Zucker auch direkt gewonnen
werden. — Anknüpfend an den Vortrag erwähnt Hr. Baurath
Hagen, wie spät und wie lanirsam die Zucker- Industrie in der
Provinz Hannover sich Eingang verschafft, wie dagegen in den
Springbrunnen speiste. Die Konstruktion dieser Weihbecken war
ebenso einfach, wie zweckmäfsig erdacht: in jeder der 7 Chor-
kapellen befand sich eine viereckige Nische, deren Sohlbank für
das zu- und ablaufende Wasser zwei tellerartige Vertiefungen
enthielt, welche mit einander durch eine kleine Kinne in Verbin-
dung standeD. Eine derartige Verwendung einer Wasserleitung
zu Kultuszwecken und die Ausstattung der Kirche mit einem
Springbrunnen, dessen Plätschern mit dem, nach gleichem Khytmus
sich bewegenden Murmeln der Betenden sich mischte, zeugen von
der erfinderischen Phantasie der Urheber, die man zweifellos unter
den Ordensbrüdern selbst zu suchen hat Ucberhaupt sind die
Technik, insbesondere die Architektur und außerdem noch die
Forst- und Landwirtschaft die einzigen Zweige mei
Thätigkeit, in denen wahrend des seebshundertjahrigen Be
der Altenberger Abtei Hervorragendes geleistet wurde. —
Wenn sich das Interesse des Besuchers von Altenberg auch
fast ausschließlich dem Dome zuwendet, aus dessen Geschichte
und architektonischer Charakteristik im Vorstehenden die bemer-
kenswerthesten Momente mitgetkeilt sind, so können doch iwci
in unmittelbarster Nahe befindliche Bauwerke, deren Entstehungs-
zeiten nicht weniger als sechs Jahrhunderte von einander entfernt
liegen, nicht -gänzlich mit Stillschweigen übergangen werden. Das
Altere von beiden ist die anf der Westseite des Domes neben den
Oekonomiegebituden stehende Markuskapelle, ein klein«
scheinbares Gotteshaus, welches muthmafslich während d
bruchs der ersten romanischen Kirche im Uebergangsstile
wurde und gewissermafsen zur Interimskirche diente, eine bes
Wichtigkeit aber noch dadurch erhielt, dass in ihm die Gebeine
der ersten Aehte niedergelegt wurden. Nach Vollendung der
Kirche ist die Kapelle nur ganz ausnahmsweise und namentlich
zum Gottesdienste für Frauen in Gebrauch genommen; in diesem
Jahrhundert hat sie rein profanen Zwecken, und zwar zum Trocken-
Das andere, aus neuester Zeit stammende Gebäude ist die
Villa, welche von den Ständen des Rheinlandes nach einem Statz-
Projekte erbaut und dem Erzbischhuf von Köln, Johann von
zum Geschenk gemacht ist. In Folge Uneinigkeit der
katholischen RitU
un-
Ab-
iaut
lere
Nachfolger, Enthischhof Meiehers, die Villa bewohnt haben, olt-
schon dieselbe von ihnen mit gelegentlichem Besuche bedacht
worden ist.
Uebrigens kann man es den genannten Kirehenfflrstcn nicht
verdenken, dass sie das unfertige, ärmlich ausgestattete Haus nicht
haben bewohnen wollen, da zu der Mangelhaftigkeit der inneren
Einrichtung auch noch der Uebelsland gekommen ist, dass im
Erdgeschosse der Schwamm auf allen Wanden wuchert.
In künstlerischer Beziehung das einzige Bemerkens wertlie und
iu technischer Hinsicht das am besten Ausgeführte ist die Täfelung
im Saale des ersten Stockes; sie ist von Eichenholz gefertigt und
enthält in jeder Füllung das geschnitzte Familienwappen eines der
Geschenkgeber. Diese Täfelung in Eichenholz bildet einen merk-
würdigen Kontrast zu den in Eichenholzfarbe gestrichenen moder-
nen Vierfüllungsthüren und Thtlreinfassungen von Tannenholz in
demselben Saale. Das einzige, jetzt in letzterem befindliche In-
ventarienstilck ist der in seine Theile zerlegte Altar von Eichen-
holz, welcher von der Gemeinde Odenthal in dem Sr. Majestät
dem Könige von Preussen persönlich zupehörendeu Dome eigen-
mächtig aufgestellt worden war, auf Anordnung der Königlichen
Regierung zu Köln aber wieder beseitigt worden ist.
Die unmittelbare Umgebung der Villa bietet einen gar idyllisch
stimmenden Anblick dar; anstatt der parkähnlirhen Anlagen,
welche auf der, Seite 101 des Jahrganges 1871 der Deutschen
Bauzeitung mitgetheilten Ansicht der Villa dargestellt sind, erblickt
das überraschte Auge nur unordentlich gepflegte Gemüsebeete,
kleine und größere mit für den Oekonomen sehr werthvollen
Flüssigkeiten angefüllte Pfuhle und noch mehr dergleichen land-
wirtschaftliche Eigentümlichkeiten. Zwischen den umherstehenden
Ackergerathsrhaften treiben Hahn und Henne, Ente und Ziege ihr
munteres Spiel, und so genießt man den Anblick eitier in ihrer
Art vollkommenen Idylle, die man hier nicht erwartet hat, aber
an diesem Orte auch gar nicht zu sehen verlangt.
Es ist z i bedauern, dass die Umgebung des Domes anf seiner
Südseite überall die Spuren arger Vernachlässigung trägt, die einen
hasslichen Flecken auf dem sonst so schonen, stellenweise erhe-
benden Bilde erzeugt, das die Abtei Altenberg und das liebliche
Thal der Dhün in unserer Erinnerung hervorrufen.
Ottomar Moeller.
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Ifi
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
12. Januar 1878
Jahren diese Fabrikation einen sehr bedeutenden Auf-
schwung genommen habe. Man habe bei uns von vorn herein
die bösen, in den 40er Jahreu in Sachsen gemachten Erfahrungen
bennUen können und es hätten dem entsprechend die hannover-
schen Zuckerfabriken alle eine sehr sichere Grundlage. Dieselbe
bestehe darin, dass die Aktionäre zugleich Laudwirthe seien und
sich verpflichten müssten, alle Jahre ein bestimmtes Areal mit
Hub. u ,zu bebauen. Ks sei dadurch die Lebensfähigkeit der
Fabriken, welche auf der billigen uud reichlichen Beschaffung von
Kttben Iwruht, garanürL —
In der Hauptversammlung am 5. Dezember erfolgt zu-
nächst die Neuwahl des Vorstandes und e» hiilt sodann Ilr. Ober-
baurath Berg unter Vorlage von Zeichnungen den angekündigten
Vortrag Uber das vou ihm ausgearbeitete Kanalisationsprojekt für
die Stadt Haimover. Her hannov. Bezirksverein deutscher In-
genieure und der Verein f. offentl. Gesundheitspflege haben be-
sondere Einladungen zur Theilnahme erhalten und sind durch
zahlreiche Mitglieder in der Versammlung vertreten.
Nach einigen allgemeinen Betrachtungen (ilter die neuerdings
heftig entbrannte Frage, oh Ahtuhi oder Kanalisation — (Hedner
erinnert an die Beschlüsse des Architekt.- u. Ing.- Vereins zu
München, des zu Köln gegründeten Vereins zur Reinig, der
Stiidtc und zur Heinhaltung des Bodens und der Flüsse, an den
bekannten Ministerial-Erlass vom 1. Sept. d. J. betr. Einmündung
städtischer Kanüle in die Müsse etc.) knnstatirt der Vortra-
gende, dass der Aushau eines die ganze Stadt Hannover umfas-
senden Kanalneues, auch abgesehen von der Benutzung desselben
zur Abführung der Latrineustofl'e, zur unabweisbaren Notwendig-
keit geworden sei, besonders um den Segen der im Bau begriffenen
Wasserleitung recht fühlbar werden zu lassen. Das alte vor-
in den Ursprüngen aus den Jahreu 1*44,45 stammende
neu, mit heute 4<J UM» » Gesamtmenge, ist so wenig ge-
nügend, dass bei starken Regengüssen «las Wasser durch Aufstau
in die Keller eintritt uud in den Strafsen stehen bleibt ; aufserdem
igt es im griil'ser Uehelstand, dass da» k.uialw.is-e! innerhalb
der Stadt in die Leine einmündet, da dieser Fluss durch den
starken Aufstau der Herrenhäuser Wasserkunst im Sommer Tage
lang in seinem Ablaufe gehemmt wird. Aus pekuniären Rück-
sichten mnsste beim neuen Pro jekt auf eine möglichst»- Verwerthung
und Belassuug des alten Neues Bedacht genommen werden, was
im übrigen bei den vorliegenden Verhältnissen nicht gerade
schwer war. — Daher ist das Projekt so ausgearbeitet, dass
1 ) das vorhandene KanalncU nach Möglichkeit in das neue System
aufgenommen werden kann und 2) das neue Netz erforderlichen
Falls im Stande ist, auch die Auswurfstoffe der Häuser mit auf-
zunehmen. (Für erst gedachten Zweck wird das alte Neu durch
einen neu zu erbauenden Kanal an deu demunchstigen Haupt-
Sammler angeschlossen.)
Die Stadt hat für die Herstellung eines ausreichenden Kanal-
eiue durchaus günstige Lage; das Leiuegefulle zwischen
Oberwasser oberhalb der Stadt (bei Dohren) und dem l'iiter-
uniei'lialh derselben (bei Herrenhausen) betragt bei Mittel-
7,78™, bei Niedrigwasser G.4'u und es liegt das mittlere
Niveau der Stadt 9™ Uber Niedrigwasser unterhalb Herrenhaiisen.
Eine natürliche Abwassemng nach der Leine hin scheint ge-
boten und auch zulässig, wenn der Fluss innerhalb der
Stadt rein gehalten wird. Dies wird erreicht, wenn man die
Aiismllndnng des Neues nach dem Herrenhäuser Unterwasser
verlegt, da alsdann die Kanäle zweckmafsige Gefällverhälluisse
erhalten und ein SpUlungsuüUel des Oberwassers derselben von
Dohren her erreichbar ist.
Das neue Kanal-Neu wird sich um einen, die Stadt von
Südost nach Nordwest, etwa parallel der Leinerichtiing durch-
ziehenden Sammel-Kanal gruppiren, welcher innerhalb der Stadt
ein Gefalle von 0,5%n, in seinem leUten Theile von 0,4"/«
erhalten soll. Die ProtiJgröfse desselben steigt stufenweise von
1,39 auf 8,720-. Der Kanal schneidet 2 Mal die Staats-
bahn und ist an diesen Stellen, soweit es der Bahn-Betrieb zu-
lief«, auch bereits vorläufig ausgeführt worden.
Der Heree hnung der Kanal-Pmhie wurden folgende Annahmen
zu Grunde gelegt: Zur Ermittelung des Hauswasser-Bedarf theilte
man das ganze Stadtgebiet in »i Zouen und rechnete in den
jeut oder voraussichtlich bald dichter bewohnten Gebieten auf je
26Qra Grundflache 1 Einw., in den übrigen Zonen wurde je nach
der Oertlichkeit ein entsprechendes Verhältnis* abgeschäut. Als
Schlussresultat ergaben sich für das ganze vorab zu bebauende
Stadtgebiet 2*0 «KW Einw, — eine Zahl, die wohl noch lange un-
erreicht bleibt, da für jetzt Hannover incl. Linden noch nicht die
Hälfte jener Bewohnerzahl besitzt. Pro Kopf wurden dann auf
24 Stunden n3' Wasser gerechnet, wovon die Hälfte in 9 St.
abzuführen sei.
Zur Bestimmung der Regenwasser-Menge wurde eine Nieder-
en 25""" in 24 St. angenommen, wovon die Hälfte
anale abzuführen sein wurde. Zur Bewältigung
aursergewohnlicher Wassermassen sind vorläufig H Nothauslasse
projektirt, gegen welch« ja erfahrungsmäJ'sig Bedenken wegen Ver-
einigung der Wasserläufe, in die sie munden, nicht vorliegen.
Es wurden nach diesen Annahmen die eiförmigen Profile der
und Neben- Kanäle im wesentlichen nach der Formel:
Q ^ 90,9 V 6,77134 x> { (nach Wiehe)
Vf A
12,227 i» ("bei ganzer Füllung)
berechnet worin i den Radius des oberen Halbkreises bezeichnet;
ander weit bekannte Formeln wurden zu Vergleichs -Rechnungen
benutzt.
Die zu entwä sernden Flachen repräsentiren unter obiger
Annahme eine Gröfse von 1255 H*, die abzuführenden Wasser-
massen betragen zwischen 26,251 uud 3,421 kb'n pro Sekunde.
Die wichtigeren Nebenkanäle sollen wie der Hauptkaual als
besteigbare, gemauerte und mit 0.H3 [J1» (Querschnitt bemessene
Kanäle, die übrigen Leitungen aus glasirten Thouröbren oder
eiförmigen Zementröhren ausgeführt werden.
Einsteigeschachte Uber den besteigbaren Kanälen, mit Fil-
tration und Absperrvorrichtung, sind vorläufig 92 Stück, Einsteige-
schachte einfacherer Konstruktion H!H) Stück angenommen. Behufs
Unterhaltung einer stetigen guten Ventilation ist ein System von
zunächst 1292 Stück au höheren Häusern hinauf zu führenden
verzinkten Eiseuhlechröhren projektirt und ausserdem die Er-
bauung eines 20 '» hohen, 0,b— 1,0>» weiten Haupt-Ventilations-
Schornsteines vorgesehen.
Abgesehen von den durch Vcrmittelung der Einsteigeaehacht*
möglichen partiellen Spülungen einzelner Kanalstrecken soll durch
Einbau von 5 Schüueu ein Aufstau und eine kraftige Spülung
längerer Kanalstrecken möglich gemacht werden; wie oben er-
wähnt, ist auch eine Spülung mittels Lcinewaaser erreichbar. —
Das beschriebene Projekt repr.tsentirt eine neu zu erbauende
Kanällänge von 99221 <n, wovon 84*4 1 auf deu Hauptkaual, 4393tj">
auf kreisrunde Tbonrohren, der Rest auf besteigbare Ncbeukanäle
cutfallen. Die Kosten sind zu 4 850 0O0 M. veranschlagt, mithin
das Meter zu 58,s<; M.: die Herstellung der bis 1*7»> ausgeführten
Kanäle des allen Systems kostete 1 373 400 M., so dass sieb die
Kosten der Gesammtkaualisation unter Annahme einer natürlichen
Abführung der Wassermassen auf 0223400 M. belaufen würden. —
Der Vortragende glaubt an dieser Stelle abermals auf den
erwähnten Miuisterialerlass zurück kommen zu müssen, weil durch
strikte Befolgung desselben die Ausführung des beschriebenen
Projekts in Frage gestellt, ja auch ein weiterer Ausbau des allen
Kanals) sleuis unmöglich sein wurde. Wenn gleich die Stallt an
der Einführung der Kanalwässer in die Leine ein wohl erwor-
benes, noch nie beanstandetes Recht zu haben scheine, so sei
doch besonders für den Fall, dass später die Kanäle vielleicht
zur Abführung der Latrinenstutfe dienen müssten, die Anlage
von Riesel! eidern sofort mit ins Auge gefasst worden. Es
füge sich glücklich, dass für diesen Fall der Hauptkaual keine
bessere Lage erhalten könne als ohnehin für denselben vorge-
sehen sei, da das zu Rieselfeldern geeignete Terrain im Nord-
westen der Stadt, ca. 7,5 Kia nordwestlich von Ilerrenhausen
entfernt sich vorfindet. Man könnte dem zufolge das untere
Ende des Kanals als Nothauslass beibehalten und würde die
Hauptmasse der Effliivien einer unterhalb Herreuhauseu mit
Dampfmaschinen - Betrieb zu errichteudeD Pumpstation
müssen, welche dieselben mittels zweier, etwa 0,9 '
eisernen Rohrleitungen den in einer Grösse von etwa 131 H*
anzuordnenden 7— 2o '» über der Sohle des Hauptkanals liegen-
den Rieselfeldern zuzuführen hätte. Die I.eistuug der Pump-
station würde bei 280 000 Einw. zwischen den Grenzen von 0,5
bis 1,5 kb™ pro Sek. liegen; für 150 000 Ew. wäre eine Minimai-
Leistung von 0,334 kb"" erforderlich, vorausgesetzt, dass ein bei
Regengüssen eintretendes Mehr durch Nothauslasse fortgeschafft
werden könnte. Ein Druckrohr nebst Maschine von 49 Pferdkr.
würde für diese Minimal' Leistung genügen.
Die Anlagekosten der Berieselung in ersterer Ausdehnung
würden sich bei Annahme vou 150000 Einw. auf 1526500, bei
28O000 Ew. auf 242(i500M. belaufen. — Die Betriebskosten
sind sehr schwankend, je nach der jährlichen Niederschlagsmenge
und den Kohlenpreisen ; nach ülN-rschläglicher Berechnung werden
etwa 27 000 M. l>ezw. Hl» 000 M. erforderlich sein. Als Beleg
für die Schwankungen dieser Kosten fuhrt der Vortragende an,
dass bei der von ihm erbauten Blocklander Eutwässerungsanstalt
hei Bremen in einem Zeiträume von 10 Jahren die Betriebsaus-
gaben zwischen 18 000 und 45 IN») M. gewechselt haben. Unter
der Annahme, dass die Rieselfelder eine dauernde Einnahme von
nahezu 300 M. pro Helct liefern würden, könnten die durch-
schnittlichen Betriebskosten vielleicht gedeckt, an eine Verzinsung,
geschweige denn Amortisation des Anlagekapitals durch deu Er-
trag der Rieselfelder aber kaum gedacht werden, so dass
der Stadtsäckel durch diese Anlage dauernd mit einer nicht ge-
ringen Summe belastet werden würde. — Eine Ersparung durch
Verringerung der Kanal-Dimensionen erzielen zu wollen, halt der
Vortragende für unzulässig, da auch nach der Atisicht des als
Experte zugezogenen Bauraths Hohrccht die gewählten Dimen-
sionen nichts übrig hatten. Hr. Hohrecht hat aber vorgeschlagen,
die Wandstärken der Kanäle zu reduziren und hält den Veutilations-
Schornstein für nicht erforderlich: andererseits giebt derselbe an-
heim, Thonröhren von 53 bezw. 48 ,m Weite nur ausnahmsweise
zu verwenden und anstatt der angenommenen tangentialen Zu-
sammenfuhrung der einzelnen Nebenleitungen an den Kreuzungs-
punkten der Strassen sogen. Revisionsbrunnen, in welche die
Köhren münden, anzuordnen. Die Berechnung der Nothauslasse
möge auf einen mittleren Wasserstand der Leine basirt und für
möchten die Nebenleitnngen in
Das Schlussresume des
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Xo. 4.
DEUTSCHE BAUZEITUNG
17
achtens lautet dahin, dag« da» vorgelegte generelle Projekt, wenn
die oben angegebenen Erfordernisse etc. erfüllt wurden, als ein
solches bezeichnet werden könne, das zur Ausführung wohl ge-
eignet sei bezw. der Aufstellung eines speziellen Projekts zu
Grunde gelegt werden dürfe. ■ Von Erwägung der Rieselfeld-
aulagc hat Hr. Ilobrecht auf Wunsch des Magistrats Abstand
genommen, da eine Entscheidung dieser Krage z. Z. inopportun
erschien. — Nunmehr unterliegt es nur noch dum Beschlüsse
der städtischen Kollegien, ob und wann in di« Detailbearbeitung
W.
Architekten-Verein zu Berlin. Haupt -Versammlung am
5. Januar 1878; Vorsitzender Hr. Hobrecht; anwesend 156
Es liegen an Eingängen vor: von dem Hrn.
ministe« die pholograpbische Aufnahme des Schullehrer-Seminars
zu Hilchenbach; eine Sendung des Kraunschweigischen Archit.-
u. Ingen.-Vereins, enthaltend eine Broschüre von Pfeiffer über das
Kloster Riddagshausen und desgl. von Mitgau: Vortrag etc. über
die Kanalisation der Stadt Braunschweig; endlich ein Katalog
über die aus dem Nachlass des verstorbenen Mitgliedes Lucae
verkauflichen Bücher etc.: dieser mit Preisangatien versehene
Katalog wird in der Bibliothek zur Auslegung kommen. — Von
Hrn. Jacobstbal ist ein Antrag auf Beschaffung des Werks
v. Hefner-Alteneck : Eisenwerke oder Ornamentik der Ncbmiede-
kuust gestellt worden, welchem nach Befürwortung durch Hrn.
Ende die Versammlung zustimmt. —
Von Hm. E. H. Hoffmann werden unter Beifügung einiger
Bemerkungen Proben von gemalten Glasmustern und Prolie-
der Anstalt von Dr. Oidtmaun in "
Vom Hm. Vorsitzenden wird MiUkeiluug von dem auf Antrag
des Sackelmeisters erfolgten Ausschluss eines — ungenannt blei-
benden — Vereinsmitgliedes gemacht, welches anhaltend mit der
Beitragszahlung im Rückstände gehlieben ist. —
Es hat sich heraus gestellt, dass hei den vorjahrigen Exkur-
sionen eine Etats- Ueherschreitung von c». 515 M. stattgefunden
hat; auf Antrag des Vorstandes wird die noch nicht legalisirte
Verausgabung eines Restbetrages von 100 M. von der Versamm-
lung genehmigt —
Vom Vorstande wird die Bewilligung einer Gratifikation
von 300 M. an den Vereinsbibliothekar für die bei Abfassung
des Katalogs nöthig gewesene besondere Mühewaltung beantragt
Nachdem aus der Mitte des Vereins heraus ein Antrag auf Er-
höhimg der Summe auf 500 M. laut geworden und der Hr. Vor-
sitzende zu diesem Verhesserungsantrage sich in zustimmendem
Sinne geäufsert hat, findet die einstimmige Bewilligung der höhe-
Herbeiziehen einer grossen Voute zu einem bedenklichen Motiv
gegriffen, da die bei einer Dekoration ephemeren Charakters
hierzu erforderlichen Mittel zu schwierige sind. Die Seitenfron-
ten sind gut gerathen, die einfach gehaltene Darstellung gelungen.
„Erster Versuch." Die gewühlten Formen sind in zu engem
Anscklusa an die Architektur des Hauses gehalten nnd leiden an
einer gewissen Mittelmäßigkeit Fehlerhaft ist eine für die Mitte
des Raumes gewählte Fontainen-Aulage , wogegen die Orchester-
Lösung gut gelungen ist und femer durch geschickte Verwen-
dung von Farben- und Beleuchttuigsmitteln einige hübsche Effekte
erzielt worden sind.
Von grosser Begabung in der Behandlung der Formen und
in der Leichtigkeit des Schaffens zeigt das Projekt „WeissRoth-
Gold", doch halt die Kouzeptionsfabigkeit des Verfassers sich
Demnächst findet die Vornahme mehrer Wahlen statt, wo-
bei zur Vorbereitung der Feier des bevorstehenden Schinkelfestes
durch Akklamation die Hrn. Appel ins, Coqul, Grüne rt, Hanke,
Hinkeldeyn, Hossfeld, G. Knoblauch, Kos», Pludde-
maun, Saran, Schwechten, Stegmüller und F. Wolff
berufen werden. Die Mittheilung der Kesultate der sonst noch
vorgenommenen Abstimmungen über die Bildung der beiden
Kommissionen zur Beurtheilung der Schinkel-Konkurrenzen und
Ober die Aufnahme der angemeldeten neuen Mitglieder bleibt, weil
noch nnermittelt, bis zur nächsten Versammlung vorbehalten. —
Hr. Otzen referirt über das Ergebniss von Monats-Konkur-
renzen im Hochbau, wobei zunächst die noch immer schwebende
Konkurrenz vom 5. Mai, die nicht weniger als zwei Nachspiele er-
lebt bat, in der sehr unerfreulichen Weise ihren endlichen Abschluss
findet, dass die Kommission, angesichts der völligen Unzulänglich-
keit der vorliegenden, aus einer Neubearbeitung hervorgegangenen
letzten Leistung von weiteren Mühen um die Aufgabe" der Be-
schaffung eines brauchbaren Entwurfs zu einem Gusseise n-
Konsol endgültig Abstand nimmt. — Ein recht günstiges Ergeb-
nis» liegt dagegen in dem Ausfall der Konkurrenz zur festlichen
Dekoration der Szene des Berliner Opernhauses vor, welche mit
der Absicht auf Erlangung eines durchführbarcu Entwurfs,
den man an betr. Stelle überreicht haben würde, s. Z. ausgeschrieben
worden war. Von diesem Gesichtspunkte aus betrachtet ist das
Ergebniss der Konkurrenz zwar unbefriedigend geblieben, in-
dessen wohl zumeist in Veranlassung eines Programmfehlers,
welcher sich dahin geltend gemacht hat, dass die Bearbeiter der
Aufgabe im allgemeinen einen zu engen Anschluss an die
Arrhitektur des Hauses erstrebt und den vorübergehenden Charak-
ter der Dekoration etwas zu sehr bintenan gestellt haben; ein
Fehler allgemeiner Art liegt außerdem in der Unterlassung eines
Versuchs zur Dekoration der offenen Decke des betr. Raumes.
Die Kommission hat in Rücksicht auf den muthraaafslichen Ur-
sprung des erstgerügten Fehlers selbstverständlich nicht daran
dürfen, bei ihrer Beurtheilung diesem Fehler eine ent-
Bedeutung beizulegen, es hat aber der Kommission
üie im allgemeinen ziemlich hohe Qualität der eingelieferten
Arbeiten Anlass gegeben, ihrer Kritik einen relativ strengen
unterzulegen, wobei sie etwa zu folgenden Ergehnissen
ist:
Beim Entwurf „Coulisse" ist als fehlerhaft die erhöhte Lage
des Buhnen-Fussbodens und der dadurch bedingte Vorbau einer
Freitreppe zu tadeln; die Orchdsterarilage zerschneidet die Archi-
tektur der Hinterwand. Der bei diesem Entwurf gemachte, an
Versuch einer Decken-Dekoration hat in dem
nicht auf gleich hoher Stufe, da dem Ganzen der Mittelpunkt fehlt
und in der Dekoration der rein architektonische Charakter etwas
zu sehr vorwiegt: eigentliche dekoruthe Motive haben eine zu
sparsame Verwendung gefunden. Die Orchester-.l
gut, während die Frage der passenden Fußboden-,
übergangen ist
Der Eutwnrf .Lanthans" leistet in der Verwendung rein
dekorativer Elemente beinahe dasjenige, was die Kommission
gewünscht hat; die Architektur ist fein empfunden, streift aber
dabei au eine gewisse Trockenheit; einen recht schwachen Punkt
bildet die unter Verwendung einer großen Voute mit Stichkap|>en
versuchte Deckeidösung, während in dir mehrfachen Verwen-
dung von Spiegeln anstelle von Bildern, wie sie in anderen Tra-
jekten vorkommen, eine recht glückliche Idee verwirklicht worden
ist; die I ''ul'sbodf »•Umgestaltung ist auch hier übergangen.
Die Kommission hat beschlossen, 2 — gleiche — Preise zu
ertheilen: einen an die Arbeit „Langhans", als deren Verfasser
Hr. Herrn. Ziller ermittelt wird, und den anderen au die Arbeit:
„Weiß-Rolb-Guld", die von Hrn. L. Schupmunn verfasst wor-
den ist. Die Kommission bemerkt ausdrücklich, dass der letzteren
Arbeit der Vorzug zuerkannt worden sein wurde, sofern in der-
selben nicht die Deckenlösung vollkommen übergangen wäre.
Hr. Emmerich bespricht die zahlreichen Entwürfe, welche
zu dem Denkmal des verstorbeneu Mitgliedes Stein eingegangen
sind. —
1. „Vanitas" zeigt outrirte und sonst verfehlte Architektur-
formen und es findet bei dem Entwürfe Uberdem eine l'eher-
schreitung der Bausumme statt. -
2. „Aller Anfang ist schwer- verwendet Formen, die dem
vorgeschriebenen Baumaterial angemessen sind; die Einzelver-
hältnisse sind hübsch, aber es ist der zweimalige Abschluss, den
Ober- und Untertheil des Monuments erhalten haben, zu tadeln
und gleichzeitig anzumerken, dass die für das Denkmal gewählte
Stellung uumöglich ist —
8. „Einfach" zeigt ebenfalls Mängel in der Stellung und ver-
heil und Nüchtern-
heit, die zu den reichen Formen des umschliessenden Gitters in
starken Kontrast treten. —
4. „In die Axe". Die Stellung des Denkmals ist richtig
gewählt, aber die verwendeten Architektnrformen, Sarkophag und
Stele, gehören einer Kunstperiode an, die der heutigen unsym-
pathisch ist, und sie lassen überdem manches zu wünschen übrig.
Dagegen ist die technische Ausführbahrkeit der Formen hervor
zu heben und anzuerkennen, dass die Lösung der Umgitterung
gelungen ist. —
5. „Amicitia". Verwendet einen Bau von kapellenartigem
und dabei prätentiösem Aussehen ohne Inhalt. Auch die Kon-
struktionen sind zu tadeln und nur die Umgitterung ist in einzelnen
Theilen gelungen. —
6. „Sinrere et coiuttmter". Der Entwurf verwendet, gleich
eiuem vorhin besprochenen, die unsyrapatisch berührenden Formen
von Stele, Sarkophag und Urnen. —
7. „Stein dem Stein" charakterisirt sich von vornherein als
eine Anfänger- A/beit, die mancher Verbesserungen bedürftig sein
würde. —
8. „Dem Altmeister Stein". Bei diesem Entwurf ist mit relativ
wenigen Mitteln ein guter Effekt erzielt; die au sich guten Formen
sind dem Material angepasst und es bleiht dabei nur die etwas
gezwungene Einrahmuug, welche dem Medaillon gegeben worden
ist, zu tadeln. Die Umgitterung verdient Lob; die Stellung des
Denkmals ist richtig gewählt. —
!>. „Bronze." Der Entwurf zeigt in allen Theilen dem
Material angepasste Formen von poetischem Reiz und nur einige
Details sind als reichlich komplizirt zu bezeichnen. —
Die Kommission hat dem Entwurf „Bronze", als dessen Ver-
fasser Hr. Thür ermittelt wird, einstimmig den 1. Treis ertheilt
und diesen Entwurf nach Vornehmung einiger leichten Abiinde-
für die Ausführung empfohlen. Dem Entwurf: „Dem
Altmeister Stein", herrührend von Hrn. Emil Hoffmann, hat die
Namens der Kommission für die Beurtheiluug der Arbeiten
aus dem Gebiete des Ingenicnrwesens referirt schließlich Hr.
Baensch über de» einzigen eingegangenen Entwurf zu einem
eisernen Tonton- Abschluss für Docks etc. I>er Entwurf wird im
ganzen günstig beurtheilt und wesentlich nur der Mangel eiuer
MetazentniiDS- Bestimmung gerügt. Die Kommission hat be-
schlossen, die Arbeit zu prämiiren, als deren Verfasser sich Hr.
Werner Kuntze ergieht.
Für die diesmon atliche Konkurrenz sind 7 Entwürfe, die
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18
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
dem Gebiete des Hochbaues angehören, eingegangen, wahrend
die Aufgabe aus dem Gebiete des Ingenieur« eaens eine Bearbeitung
nicht gefunden hat. —
Der Beantwortung der im Fragekasten vorgefundenen Fragen
unterziehen sich die Hrn. Meilin, Lantzendörffer, Iloffmanu,
Orth, A. Wiebe und Ende. Hervor zu heben ist daraus etwa,
das« auf die Frage nach der beim Bau einer Bildergalerie pro
12. Jannar 1878
Bild anzunehmenden Flache von Hrn. Ende die Antwort ertheilt
wurde, dass statt der Flache richtiger die Wand-Lange einzu-
führen sei und aber diese die 3jährigen Erfahrungen, welche mit
dem hiesigen provisorischen Kunstausstellungs-Gcbaude vorlie
die Regel geliefert lullten, das» pro Bild durchschnittlich i
WandliUige von 0,88 ■» gebraucht werde. —
Schluss der Versammlung gegen 10 Uhr. -— B. -
Ziehfedern. Das Mechanische Institut von Ed.
Sprenger in Berlin. Hitierstr. 70, bringt
3 neu«' Sorten patentirter Ziehfedeni in den
Handel, die nebenstehend iu natürlicher
Grölse abgebildet sind.
Die erste derselben, zum gewohnlichen
Gebrauch bestimmt, unterscheidet sich von
den ublicht-n Ziehfcdern dadurch, dass die
hl durch eine Schraube an der
lern durch eine Schraube am
e des Stiels ruiltels Keilvorschie-
. Als Vorzüge der Feder werden
lacht, dass eine seitliche Ver-
er Spitzen (wie sie bei der Ulle-
küon leicht vorkommt, wenn die
twas exzentrisch gedreht oder
ist) nicht möglich wird, sowie
ler von beiden Seiten gebraucht
werden kann und deshalb gleichmal'siger
sich abnutzt.
Die /«eile Feder ist zum Ausziehen
von K ! n bestimmt, die aus freier Hand
gezeichnet sind — bekanntlich eine Arbeit,
die fast immer in sehr unvollkommener
Weise mittels einer einfachen Zeit henfeder
■I . i i »!:d, da wenige Zeichner eine so
grobe Festigkeit und Sicherheit der Hand
ii, um eich hierzu einer gewöhnlichen
ili ; bedienen zu können. Die Feder,
in dein Holzstiel dreht, wird
so geführt, dass der letztere
möglichst senkrecht auf das
l'apier gerichtet ist; vermöge
ihres exzentrischen Schwer-
punktes folgt die Feder auf
das leichteste jeder Richtung
des Zuges und es bedarf
wie wir persönlich erprobt halten
um Till Tb/ vo?üge"icher"lzu
arbeiten. — Es braucht kaum
hervor gehoben zu werden, dass
die Anwendimg des Instruments
für künstlerische Zeichnungen,
bei denen meist Linien von wechselnder Starke vorkommen,
eine beschrankte ist, dagegen besonders für Situationsplane
grofsen Werth hat. Neben der hier dargestellten einfachen Feder
wird auch eine doppelte oder sogen. Wege -Z ich fe der zum
Ausziehen von Parallel Kurven hergestellt
Konkurrenzen.
Kunstgewerbliche Konkurrenzen
Zeit des Jahreswechsels tiel der Endtermin
liehen Konkurrenzen, die unter der Aegide
riums vom deutschen Gewerbe-Museum um
der Bauausstcllung ausgeschrieben worden
in Berlin. Um die
von 4 kunstgewerb-
des Handelsministe-
von dem Vorstände
waren. Wenn man
erst
Beurtheilung der gegenwärtig in den Lokalitaten der beiden
Institute ausgestellten Arbeiten einen richtigen Stand-
innen will, so mnss mau sich vergegenwärtigen, dass
es die ersten praktischen Wettkampfe bei uns sind, zu d
die Kunstgewerbe aufgerufen werden, und dass letzteren
noch die Praxis des Konkurrirens zu erwerben bleibt,
ihre vornehmeren Schwestern seit Generationen mit schwerem
Lehrgeld erkauft haben. Ich mochte nicht so verstanden sein,
als wenn ich einen Zweifel Uber das volle Gelingen dieses ersten
Versuches andeuten wollte, allein auch das Konkurriren bedingt
eine gewisse Erfahrung, che erworben sein will und deren Fehlen
sich in manchen kleinen Ungeschicklichkeiten im Vortrag, manch-
mal auch in einer grofsen Ungleichheit im Werth der Betheili-
gung verräth.
Die vom deutschen Gewerhemnseuni ausgeschriebenen Kon-
kurrenzen betrafen: 1) einen mehrfarbigen Kachel ■ Kamin-
ofen für ein grofses Zimmer, zum Verkaufspreise von höchstens
tiOO M. excl. Kamineinsatz, und 2» einen hölzernen Stuhl für
ein Wohnzimmer, Metalltheile nicht ausgeschlossen, mit gerloch-
und event eben solcher Rücklehne, zum Vcrkaut's-
Da die Entscheidung
seit November v. J.
kurz Uber dieselben
Sitz
von höchstens 300 M.
liese beiden Preisbi
erfulgt ist, so sei es erlaubt, hier
Arbeiten zu herichten.
h-w«,^ >M. et B..nu „
Das im höchsten Grade provisorische Ausstelluugslokal des
deutseben Gewerbe -Museums in der Königgrätzer Siralse weist
h Kachelofen von 7 verschiedeneu Ausstellern auf, von welchen
die Firma (tust Daukberg l Aktiengesellschaft für Ofenfabrikation)
hier mit dem ersten und <>. Duvigueau a Co. in Magdeburg
mit dem zweiten l'reise bedacht worden sind. Der Dankberg' sehe
Ofen, von Ihne A Stegmüllcr gezeichnet, gewinnt auf den ersten
Anblick durch ebenso glückliche, wie vornehme Verhältnisse, die
besonders durch eme^ bedeutendere Höhe des Karoinuntcrtheils
Braun und einem sparsam verwendeten opaken Ledergelb erreicht
werden. Der obere Aufbau zeigt richtige Karhelknnstruktion,
deren Ecken durch kleine, in tiefen Kcblungen stehende Dreiviertel-
Balluster gelöst werden. In der Behandlung der Kacbelu, sowie
aller anderen Machen bis auf die Schafte der lieiden, die Kamin -
Öffnung rlankirenden Kandelaber-Saulehen zeigt sich das stilgemafse
Bestreben, die für glatte Flachen bestehenden Fabrikations-
Schwierigkeiten durch geschmackvolle Relief- Musterung zu um-
gehen. Die Ausführung ist eine der Bewahrung der Firma ent-
sprechende und durchaus gelungene.
Die vorstehend rharakterisiite Auflösung der Flachen zeigt
auch der mit dem zweiten Preise bedachte Duvigneau'sche Ofen,
vielleicht in etwas übertriebener Weise, wenn auch der Gesammt-
effekt des in durchsichtiger goldbrauner und grüner Glasur
meisterhaft ausgeführten Ofens ein sehr stattlicher ist Reduk-
tionen, sowohl an dem nicht sehr glücklichen F
Unterbaues, wie an der oberen Bekrön
Werth
ein von derselben Finna ausgestellter
weisslich-gelber Ofen iu der trockenen Klassizität der Gilly' sehen
Zeit, vermuthlich aus alten Formen gearbeitet. Immerhin ist die
haarscharfe Arbeit der Kauten und die Zartheil der nur wie ein
leichter Wochsülterzug wirkenden Glasur anzuerkennen.
Einen interessanten, nur leider nicht vollkommen gelungenen
Versuch macht f. Francisci in Schweidnitz mit einem in o|>aker
blauer Glasur gehaltenen Ofen, der durch gelbe und grüne
Ornamente, zum I hei) auf dunkelbraunem Grunde belebt ist.
I nzweifelhaft hegt in diesem Blau, dass dem Blau der Robbia-
Majolikeu bis auf eine milchige Trübung nahe kommt, ein grober
Triumph für den Keramiker. Immerhin ist aber der Gesammt-
eindruck trotz des sehr hübschen, gute Schule verrathenden Auf-
baues nach Zeichnnng des Architekten Grosser ein unbefriedigender,
in der Farlie süfslicher.
Noch weniger in der Farbe und überhaupt in der Töpferei
Hungen ist der Ofen von A. Hoffmeister in Gr Glogan, dessen
Zeichnung von A. Härtung hier, wenn ich nicht irre, aus einer,
im Arch.-V. ausgeschriebenen Konkurrenz hervorgegangen ist
Leider werden die verstandigen, der Kacheltechnik durchaus
angepasslen Motive durch die dicke Glasur, die Alles mit einer
chocoladenfarbigcn , opaken Kruste überzieht, auf welcher Or-
namente in hellem Gelb und Blau sich abheben, total verwischt
O. Titel, den wir in erster Linie zu sehen gewohnt sind,
wenn von Fortschritten in der Ofenfabrikation die Rede ist, zeigt
sich nur leider hier nicht glücklich — vielleicht weil ihm der
gewohnte architektonische Beirath gemangelt hat Der überniafsig
schlanke obere Aufbau seines Ofens, der ein schwer ausladendes
Gesims mit lastendem Rundgiehel darüber tragt bisst im Verein
mit der unentschieden röthlich-brannen Farbe nicht zum Behagen
kommen. Das an sich glückliche Motiv der runden Schilde auf
den Kacheln wirkt langweilig, weil es des nöthigen Reliefs entbehrt
Der von Winkler in Berlin ausgestellte, aber von C. Seydel
in Dresden nach Zeichnung des Architekten Sputh ausgeführte
Ofen in einem zarten Grau mit dezentem Grün, das zu jeder
Tapete gut stehen wtlrde — könnte unbedingt unter den gelungen-
sten aufgeführt werden, wenn nicht das Gesainnmcrliäluüss leider
etwas zu kurz gerathen wäre. Dieser Ofen sieht von dem eigent-
lichen Kachpl - Aufbau ab und setzt sich aus grölseren Brand-
stfleken zusammen, was, wenn auch beim jetzigen Stand der Töpfer-
kunst nicht gerade unstatthaft, doch wühl dem Sinne des Pro-
gramms nicht ganz entsprechend war.
Dieselbe Eigenschaft zeigt der Ofen von Schön ewald in
Linden bei Hannover. Neben einer vollendeten Ausführung und
schöner Farbenwirkung seiner lederfarbigen Glasur, die mit Gelb,
Grau und Braun belebt ist, ist der Gesainmleindruck doch ein
kalter und in den Verhältnissen nicht eben glücklicher. Erwühncns-
werth ist hei diesem Ofen der in Schmiedeisen und Blech sehr
sauber ausgeführte Kamineinsatz, während die andern in den
üblichen Formen polirten Gusseisens von Wille hierselbst ge-
liefert sind.
Zum Schluss sei noch der, in
ausgeführte Ofen von Schröder in Po
vielem Verdienstlichen und Ansprechenden in der Form
zu >iel.' Inkorrektheit in der Ausführung veirath. (r-,ri»em.i.« t..igt )
K. II O. KrIUcb. linck: W. S.ocr H. (bu< hdrui knri.l, Brill«.
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No. 5.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
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HiUltiim »'in*'* ItAtiUrlinii^lii'ii Vtffrtii* tu A*< Iipii- - Zur Au.tiLuug ,U-r ltuii|mJlii-l Im Prvufiw«
1*31. - Suti,1ik Her |~.l)t.»lini^li
hl Frultlkrwil. - Ui Katt<Mi)»-Ti»i»*l. - V> r, <.u A I • N »•• Ii t ii-klm.
.#11. Zur >AVrlli.<-liiiL/iita|t IvrllTlUrlitT \r l,tuilg«l. —
- Uw.tt1i1i4L.it miJ MftNHp4MNWMl i« Mi
Bildung eines bautechniaohen Vereins in
ist In ein/ißt' Sitz einer terhnischei
Deutschland, im welchem bisher kein bautechnischer Verein
Zwar gehört eine Anzahl der hiesigen Farhgenossen
Vereinen, namentlich dem in Köln domizilirteu
»muiu««;^ und Ingenieur - Verein für Niederrhein uud West-
falen" an; aber wegen dir räumlichen Entfernung war der Vor-
theil solcher Mitgliedschaft nur ein verhältnissmäßig geringer
und das Bedürfnis* einer selbständigen Verbindung der Fach-
genos&en in Aachen, Burtscheid und Umgebung wurde immer
mehr fühlbar. Der nächst liegende Gedanke war, auf eine Acnde-
ning der Organisation des Nicderrh.-Westf. Vereins in der Weise
hin zu wirken, dass derselbe nach dem Muster der Vereine in
Sachsen und Kaden als ein Satnmelvereiu mit verschiedenen,
selbständigen Zweig vereine 11 sich koustituire. Dem ah, Stamm
zu betrachtenden Vereine iu Köln sollte ein neuer Zweigverein
in Aachen sich anschließen, während weitere Zweige event. in
Düsseldorf, Elberfeld, Dortmund etc. zu gründen waren. Von
einer am 2". Oktober 1877 in Aachen zusammen getretenen Vor-
versammlung wurde eine Kommission beauftragt, in diesem Sinne
mit dem Kölner Verein in rnterhandltiug zu treten. Kl halten
jedoch die hezgl. Anträge, über welche zunächst eine Versamm-
lung des Kölner Vereins unter Zuziehung der Aachener Kom-
mission berathen hat, bisher kein anderes Ergebnis* herbei
geführt, als dass man einen Ausschuss zu weiteren Berathung der
Krage eingesetzt und in diesen 2 Mitglieder aus Aachen be-
Am 14. Dezember 1877 fand nun in Aachen eine stark be-
suchte zweite Versammlung von Fachgenossen statt, in welcher
die Bildung eines bautechnischeu Vereins für Aachen, Hurtscheid
und Umgebung einstimmig beschlossen wurde, dessen Anschluss au
den Verband deutscher Architekten- und Ingenieur- Vereine direkt
oder indirekt in Aussicht zu nehmen, dessen Statuten aber so
lange als provisorisch zu betrachten seien, bis die Frage der Ver-
einigung mit dein Niederrheiuisch-Westfäliseheu Vereiue in Köln
erledigt sei. Als Kommission zur Fntwerfung der provisorischen
Statuten wurden gewäldt die Hrn. Adeuaw, Dicckhoff, Heiuzerling,
Stubben und Tidl. Die in Zirkulation gesetzte Liste ergab den
Heitritt von 42 Mitgliedern, davon 3* in Aachen, 4 in Hurtsrheid.
Den Sellin--, der Sitzung bildete ein Vortrag des Ilm. Stubben
Uber belgische Straisenbauten, in welchem namentlich die neuere
Entwickelung der Städte Verviers, LüUich, Antwerpen und Brüssel
ausführlich besprochen wurde.
Die erste regelmäßige Versammlung des neu gegründeten
Vereins fand am 4. Januar 1*78. statt; anwesend waren :il Mit-
glieder. Die provisorischen Statuten wurden durchberathen uud
fest gestellt, die Kommission, welche sie entworfen hatte, wurde
als Vereinsvorstand bis auf Weiteres bestätigt. Iteraelbe ver-
theilte die Geschäfte so, dass Hm. Ileinzerling der Vorsitz,
Hrn. Stübben das Schrit'tt'ührcranjt, Hrn. Adeuaw das Ami des
Kassirers zufiel, während die Hrn. Di eck hoff und Tüll die
Stellvertretung übernahmen. Den Vortrug des Abends hielt
Hr. Intze über das von ihm entworfene Projekt der Zentral -
Ilcizung des Domes zu Droutheim in Norwegen; der Vortragende
erläuterte das Wesen der bei den Hcuningsbercchuungen vor-
kommenden Koeffizienten, entwickelte eingehend den Unterschied
zwischen andauernder und intermittirunder Heizung und erklärte
schließlich das für den Drontheimer Dom angewandte System, bei
welchem eine wöcheutlich nur dreimalige, also iutennittirende
Beheizung zu berücksichtigen war. — Hr. von Kaven legte darauf
einen aus über einander befestigten Pappscheiben hergestellten
Heliefplan der Moselgegend Ihm Bertrich vor, dessen einzelne
Scheiben den Horizontalkurven der Oeneralstabskarte entsprachen
und dessen Benutzung beim Tracirungs-Uutenicht erläutert wurde.
Wir schlielsen mit dem vom Vorsitzenden in der Sitzung vom
4. Januar geäußerten Wunsche, dass der neue Verein im neuen
Jahre blühen und gedeihen und den Fachgenossen in tler alten
Kaiserstadt Aachen zu Nutz und Segen gereichen möge.
Zur Ausübung der Baupolizei in Preufaen. In No. 102
Jhrg. 77 d. Bl. werden «aus guter alter Zeit 44 2 interessante
Schriftstücke mitgeiheilt, welche die Kontrolc des Baubetriebes in
I'reufsen vor 50 Jahren rharakU'risircn. In manchen Beziehungen
sind wir heute in der That Doch nicht viel weiter. Der „inspi-
zirende Gensdarme" spielt auch heute, freilieh nicht iu größeren
Städten, alter wohl in den ländlichen Bezirken noch nach wie vor
seine Holle. Bei einem Hausbau, den ich im letzten .Sommer in
der Nahe von Spandau ausführte, hatte der (ictisdartuc , mit der
Bauabnahme beauftragt, entdeckt, dass die russischen Bohre 12rara
zu eng gemauert waren, uämlich statt W"* nur 14,88 <m, sowie
dass die Scheidemauer als Brandmauer zwischen einem höheren
Hauplbau und einem kleineren Anbau nicht über das Dach,
nämlich durch das Gesims des höheren Hauses, hinaus geführt
sei. Ich wurde demgemäß dentuizirt, iu Folge dessen iu Geld-
strafe genommen und zur Beseitigung der angeblichen ßaumängcl
Um die Sache klar zu stellen, musste ich an den
in Nauen appelliren und persönlich daselbst er-
sofort richtig begriff auch die Zurücknahme
der Polizeiverfügiing zur Folge hatte. Um dies Resultat zu er-
zielen, sind jedoch Kosten und Zeitverluste sowohl für mich, wie
für die Behörde erwachsen, die vermieden worden waren, wenn
• iu sachverständiger Fachmann den Bau abgenommen
Trotzdem muss man willig anerkennen, dass der Oeiisdarme
dem strengen .Wortlaut" der Bauordnung für das platte
ltecht und, in Bcrücksiehtung seines Verständnisses, nick
als seine Schuldigkeit getan hatte. B.
Zur Werthsohatzung technischer Leistungen. Im Bei-
blatt von No. 280 d. Nordd. Allgem. Ztg. v. 27. Nov. 1877 las
ich vor kurzem folgenden Bericht: .Der deutsche Verein für
öffentliche Gesundheitspflege unternahm am Sonnabend eine ge-
meinsame K.\|M-ditinn nach dem neuen Garnison - Lazareth zu
Tempelhof. . . . Unter Führung iles Oberstabsärzte« Dr. Valentiner,
initei dessen Leitung der ganze Bau entstanden ist nahmen
die Mitglieder die ein/einen Bäume in Augensehein. . . . etc."
Kein Fachmann »ird verkennen, dass durch die geeinten Be-
mühungen von Naturforschern und Technikern während der letzten
Jahrzehnte große Fortschritte iu der Hygiene und ihrer Auwen-
diu:'; auf Gebäude gemacht worden sind ; auch soll das Verdienst
mancher AerWe um diese Verbesserungen nicht bestritten »erden:
aber zu behauptet!, dass Aerzte uebenher auch grol'se
Bauten leiten, heilst doch Märchen erfinden und der Unkennt-
uiss des Publikums sehr viel zutrauen. Wenn dies eüi Hauptblatt
Berlins thiit, wird man sich ülier die Geringschätzung technischer
Leistungen seitens mancher l'roviuzialblätter und ihrer Leser
kaum um h wundern dürfen! N.
Nachschrift der Redaktion. Das angeführte Beispiel
- bei dem selbstverständlich wohl mehr ein Missverständnis;,
bezw. die I rtheilslosigkeit des betreffenden Reporters und der
Bedaktion, als eine unberechtigte Anmaaßung des genannten
Arztes die Schuld tragen wird — ist leider nur eins unter vielen.
Das Publikum ist über den Antheil, welchen die technische Er-
findung und Krfahrung an einem Bau oder einem sonstigen Werke
der Technik genommen haben und nehmen rmissten, so im un-
klaren, dass es gar häufig, wenn nicht sogar überwiegend, dem
Hauherrn als Verdienst anrechnet, was doch nur Verdienst des
Baumeisters ist: oft ist jeuer selbstgefällig genug, dies sogar
zu beanspruchen. Wollten wir jeden Fall solcher Art, der uns in
der politischen Presse aufstößt, rügen, so würden wir zu diesem
Zweck eine besondere Rubrik einrichten müssen, trotzdem aber
gegen Windmühlen ankämpfen. Kine allmaliche Besserung kann
nur daun mit Krfolg angebahnt werden, wenn in jedem einzelnen
Falle die betroffenen Künstler oder Techniker selbst für ihr
Hecht eintreten und sich nicht scheuen, an derselben Stelle,
wo der Fehler begangen ist, eine Berichtigung zu veranlassen.
Ks wird nur von der Fassung dieser Berichtigung abhängen, um
den Verdacht kleinlicher Eitelkeit, den manche Fachgenossen bei
Unterlassung einer solchen Maaßregel wohl gescheut haben,
völlig auszuschließen und letzteren als einen nicht im Interesse
des Einzelnen, sondern im Interesse des ganzen Faches unter-
nommenen Schritt ersrheiuen zu lassen. Hieran zu maiinen, ist
der Zweck dieser Zeilen.
Neu eröffnete Eisenbahn- Strecken in Preufeen im
Jahre 1877. Die diesmalige Jahrcslistc, welche sich durch
besoudere Kürze auszeichnet, führt als neu eröffnet folgende
Strecken auf: _
1. Staatshahnen.
Sandersl. - Hettstadt d. Herl. -Wetzlarer Hahn I Ht. Jan. | — 6,60*"'
Berlin -Neubrandenburg d. Berl. Nordbahn (10. Juli» — 133,70 „
Neubrandenburg-Demmin d. n , (l.Dxbr.) — 42,46 .
Schöneberg • Moabit d. Rerlincr Ringbahn (15. Nov.)- 14,42 „
■ uisa d. Frankf.-Bebraer B. (15. Mai) - 2,42 ,
d. I'omin. Zentralbalm (1. Novbr.) - 14,75 „
Wangerin-Drambg.-Tempelbg. desgl. (LNov.u. I.Dez.)- 50,90 .
= 265,25 *■»
2. l'rivatbahncu unter staatlicher Verwaltung.
8,90 K">
Kssen -Werden d. Bergisch-Milrkischen Bahn (15. Mai)
H. Privat bahnen.
Angertnünde-Frcienwalde d. Herl. StettinerB. i L Jan.)
LeUchin-Seelow-Frankf. a. O. desgl. ( 1. Jan. u. 15. Mai)
Klier- Düsseldorf d. Rheinischen Kisenbalm U.Jan.)
Osterrath-Oppen u. Liim-Krefeld desgl. (1. Febr.)
Nenß-Nocrsen u. Krefeld-Rheydt desgl. (15. Nov.)
Königsberg N.-M.-Stcttin d.Bresl.-Schw.-F. B. (lS.Mai)
Sorgau - Halbstadt desgl. (15. Mai)
Lautenthal-SUberhütte-Claustlial d. Magd. Halberst. B.
(1. Jan.u. 15. Oktbr.)— 14,34
Montowo-Soldau-lIlowo-Mlawa d. Marienburg-MIaw-
kaer Bahn .... (15. Mai, 15. Aug., 1. Sept.)
Neumonster-Tönning d. West - Holstein. B. 122. Aug.)
Limburg -Idstein -Höchst d. Hessischen Ludwigsbahn
(12. Jan.u. 15.
29,70 K«'
37,9«
5.75 .
7,03 r
39,30 .
54,(Xt .
38,90 .
55,1«
78,30
- 40.19
Die Gesammtlänge der
Eisenbahn -Netz im Vorjahre
074,78 Km.
- 400,63 K-
preulsische
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20
I>er Zuwachs, welcher hei den Österreich. -ungarischen
Hahnen im Vorjahre eingetreten ist, bleibt hinter dem für die
preußischen Hahne» nachgewiesenen noch beträchtlich zurück,
indem derselbe, alles in allem, nur 650 k» beträgt, wovon 70 K"'
auf 1'ngarn und 4H«I k>» auf die übrigen Theiln der Österreich.-
ungarischen Monarchie entfallen.
( i a. auiuui, .
Hessen, > a. 1
Reuß jüngere
Sachsen -Kobur
In dem laufenden Studienjahre haben die Vorlesungen am 1. Ok-
tober 1877 begonnen und sollen am 30. Juni 1878 geschlossen
werden. Die Lchrtbätigkeit wird in 73 verschiedenen Lehrfächern
durch 25 ordentliche Lehrer, 5 außerordentliche Lehrer, 3 Privat-
dozenten und 13 Assistenten ausgeübt. l)ie Frequenz hat gegen
das Vorjahr, wie last ausnahmslos an allen technischen Hoch-
schulen, eine Verminderung erlitten, welche sich übrigens für
Hannover im Verhldtniss gering ergiebt. Der Besuch betragt
etwa 760 Hörer gegen 838 im Vorjahre.
Hingeschrieben sind zur Zeit, wo die Einschreibung noch
nicht abgeschlossen ist, 728 Hörer, wovon 485 aus dem Vorjahre
verblieben, 243 neu eingetreten sind — unter letzteren 30 von
anderen technischen Hochschulen. Von den Hörern sind 673
Studireude und 155 Zuhörer. Dem Alter nach befinden sich
zwischen 17 und 20 Jahren U7, über 20 Jahre 581.
Der Heimat nach sind Sil aus dem Königreiche Preußen
1270 a. Hannover, 30 a. Hessen - Nassau, 21 a. d. Rheinprovinz,
3*! a. Westfalen, 57 a. Schleswig-Holstein, 9 a. I'ommern, 15 a.
Brandenburg. 41 u. Sachsen, 11 a. Schlesien, 7 a. Posen, 11 a.
Preußen), — 131 aus den übrigen Staaten des deutschen Reichs
(1 a. Anhalt, 2 a. Baden, 2 a. Hävern, 12 a. Braunsrhweig, 8 a.
2 a. Lippe, HO a. Mecklenburg, 23 a. Oldenburg, 1 a.
Linie, 1 a. Heuß altere Linie, 6 a. Sachsen, 2 a.
oburg- Gotha, 1 a. Sachsen -Meiningen, 7 a. Sachsen-
Weimar- Kisenach, 2 a. Schaumburg - Lippe, 1 a. Schwarzburg-
Sondersbausen, 1 a. Waldeck, 1 a. Württemberg, 24 a. Hamburg,
8 a Bremen, 1 a. Lübeck), — 86 aus außerdeutschen Landern
(8 a. Dänemark, 9 a. England. 1 a. Frankreich. 12 a. d. Nieder-
landen, 12 a. Norwegen, 3 a. Oesterreirh-Ungam, 11 a. Kussland,
2 a. d. Schweiz, 2 a. Spanien, 2 a. Portugal. 1 a. d. Argen-
tinischen Republik. IIa. Nord - Amerika, 2 a. Brasilien, 1 a.
d. Republik Columbia, 1 a, d. Republik Kcuador, 2 a. Peru,
1 a. Java, 1 a. Japan, 1 a. Australien).
Die am stärksten besuchten Lehrfächer sind: Grundzüge des
Straßen- und Eisenhahubaucs (Prof. Launhardt) l'J4 Hörer,
Mechanik II (Prof. Keck) 164 Hörer, höhere Mathematik I (Prof.
Grelle) 168 Hörer.
Bauth&tlgkeit and Bevolkeru&gs-Diohtigkeit In Paris.
In den 20 Bezirken der Stadt Paria wurden während des Jahres
1875 2205 Haaser neu gebaut oder vergrossert und 1320 Häu&ar
nieder gerissen; an einzelnen Wohnungen wurden 4499 beseitigt
und 7250 neu geschaffen. Der Zuwachs an Ilausern betrug dem-
nach 885, der Zuwachs an Wohnungen 2351. Naturlich vcrtheilen
sich diese Zahlen sehr ungleich auf die einzelnen Bezirke.
Wahrend im 1. Arrondissement (Louvre) eine Verminderung von
19 Hausern und 228 Wohnungen und im 3. Arr. (Tempi«) trotz
eines Zuwachses von 10 Ilausern eine Verminderung von 17
Wohnungen eintrat, vermehrte sich dag 17. Arr. (Batignolles) um
96 II. und 891 W., sowie das 11. Arr. (Popincourt) um 94 II.
und 757 W.
Die Gesatumtzahl der steuerpflichtigen Hauser von Paris be-
trug am 1. Januar 1870 71 873. Bei einer Bevölkerungszahl von
1 851 792 Seelen kommen danach durchschnittlich 25,7 Personen
auf ein Haus. Auch in dieser Beziehung weisen die Durchschnitt-
zahlen für die einzelnen Bezirke erhebliche Abweichungen auf.
Im 15. Arr. (Vaugirard) kommen 15, im 14. Arr. (Obeervatnire) in,
im 20. Arr. (Menilmontant) 18 Personen auf 1 Haus, während diese
Ziffer für diu 10. Arr. (Enclos-Saint Laurent) auf 37 P., für das
3. Arr. (Temple) auf 38 P. und für das 4. Arr. (Hdtel de Tille)
auf 43 P. sich stellt
1871 betrug in Berlin die durchschnittliche Zahl der
5ti,9 auf 1 Grundstück und schwankte in den einzelnen
von 33,0 bis 74,6. Selbstverständlich gestatten diese
i, die wesentlich davon abhängen, ob in der
l»ezgl. Stadt schmale oder breite Grundstücke überwiegen, au sich
kein zutreffendes Unheil über die Bevölkerungs-Dichtigkeit, sondern
es ist hierzu die Kenntnis« anderer Momente unerlässlich.]
Von den 71 873 Häusern in Paris ist wenig mehr als die
Hälfte (42 338) mit Wasser aus der stadtischen Wasserleitung
versehen. —
Eisenbahn-Projekte in Frankreloh. Wenn die in einem
Berichte des Ministers der öffentlichen Arbeiten enthaltenen Vor-
schläge Annahme finden sollten, so würde für Frankreich eine
neue Aera des Eisenbahnhaues bevor stehen, wie die folgenden
ziffernmäßigen Angaben dies darthnn werden:
Die Ausdehnung der französischen Bahnen Ende 1870 be-
trägt rot 21 000 Km Hauptbahnen und 5500 Km Lokalbahnen
und es ist der sukzessive Zuwachs, den diese Zahlen erlitten
haben, folgender: Von 300 K« Bahnen, welche Frankreich 1840
im Betriebe hatte, stieg bis 1850 die Gesammtlunge auf 3000«»,
bis 1860 auf 11 000 k™, bis 1870 auf 17 500«» und bis 1876
auf 21 ooo Km: jüngeren Datums sind im Vergleich hierzu die
in vorstehenden Zahlen nicht einbegriffenen — Lokalbahnen,
deren Länge 1870 nur 300 Km betrug, während bis gegenwärtig
etwa 5500 Kui dieser Bahnen fertig gestellt sind.
Der französische Arbeits -Minister macht nun Vorschläge,
welche auf eine Erweiterung des Netzes der Hauptbahnen um
nicht weniger als 16 000 Km hinaus laufen. Diese Summe bildet
sich aus etwa 6000 Km Bahnen, deren Bau z. Z. bereits kouzes-
sionirt ist, 3000 k™, welche sich im Projektstadium Wänden,
den, 2000 k°>, die bislang zur Ausführung als Lokalbahnen in
Aussicht genominen, indessen mehr für Ausführung als Haupt-
bahnen geeignet sind, und endlich &000 K™ Bahnen, deren Aus-
bau sich uach den Resultaten genereller Vorstudien, die darüber
gemacht sind, empfehlen möchte. Neben dieser Erweiterung
der Hauptbahnen wird auch an eine beträchtliche Vermehrung
der Lokalbahnen gedacht, für welche mau in ganz genereller
Weise eine wobl reichlich hoch gegriffene Gesammt-Ausdcknung
bis zu 40 000 in Aussicht genommen hat
Für die Hauptbahnen nimmt man als Herstellungskosten für dos
Kilomtr. nur die Summe von 200000 Fr. in Aussicht, ein Ausatz, der
auf die Absicht beträchtlicher Vereinfachungen in Bau und Aus-
rüstung schließen läsat, wenn man bedenkt, dass nach offiziellen
Angaben die bis 1870 in Frankreich erbauten Hauptbahnen nirht
weniger als 461 100 Fr. Baukosten f. d. Kilomtr. erfordert haben.*)
Von Interesse ist außer dem Umfange, den die schwellenden
Projekte besitzen, noch die Art und Weise, in welcher die
Ausführung derselben vorbereitet werden soll. Mit dem Zwecke,
die Gesamintheit der Schienenwege des Landes strenger als bis-
her und mit genauer Benicksichtigung der Oertlichkeit in die
6 Kommfssioneu gebildet werdenT'die aus den General-Inspek-
toren der Brücken und Wege, sowie der Bergwerke, aus Eisen-
bahn-Direktoren und Ingenieuren, so wie aus anderen dazu geeig-
neten Persönlichkeiten zu bilden sind. Diese Kommissionen
sollen Auftrag erhalten, ihre Vorschläge bereits
Der Ratkonya-Tunnel. In der Reihe derjenigen Tunnel-
bauten der Neuzeit, die, gleich dem Sonnenstein-Tumiel und dem
Kaiser-Wilhelm-Tunnel, durch Raschheit der Herstellung sich
j auszeichnen, wird man inskünftige auch den 900 "< langen Rat-
| konya-Tunnel in der der österreichischen Staatseisenhahn-Gesell-
, schaft gehörenden Linie Temesvar-Karansebes« »rsowa zu nennen
( haben, Uber dessen Bau wir einer Mittbcilung der N. Fr. Pr. die
i folgenden Notizen entnehmen.
Der Tunnel, der eine Höhenlage von 406 über Meeres-
i Spiegel hat, durchschneidet 2 mächtige, mit 1 : 25 abfallende
| Schichten von theilweise sehr fettem, blauen Tegel, dem durch
eingelagerte Schichten von feinem Sand und Klüftungen bedeu-
tende Wassermengen zugeführt werden. Das von der Bauunter-
nehmung Hügel Ä Lager entworfene und von dem Baudirektor
A. de Serres adoptirte Bauprogramm nahm die Vortreibung eines
in Schienenhöhe liegenden Sohlstollens und Aufbrüche von 4
Ringlänge in Abstanden von SO-SO" in Aussicht. Es ist nach dem
mit großer Umsicht entworfenen und nach allen Richtungen
hin vorkehrenden Bauprogramm der Tunnelbau ohne jeglichen
M jeglichen
Unfall, wie sie bei derartigem Gebirge nur allzu häufig vorkommen,
in dem relativ sehr kurzen Zeiträume von 20 Monaten
geführt worden, trotz der bedeutenden Dnickhaftigkeit des
fahrenen Gebirges, vielfacher Gleitungen desselben und '
der Wassereinbrüche, die bis zu 1420 kb» Menge pro Tag er-
reicht haben.
Die Arbeitsleistungen, um die es sich handelte, sind aus den
Angaben zu ersehen, daas tarn Bau 16000 kb» Quader und Bruch-
steine, 4 000 000 k Zement, 3 000 kb» Sand, 13 000 kb" Höl-
zer und 5 000000 an Ort und Stelle produzirte Ziegel erforder-
lich gewesen sind. Die Baukosten haben etwa 3 5(X) 000 M
(1880 000 rl. i betragen; der Vollendungstermin des Sohlstolleus
war der 4. März, der des ganzen Tunnels der 80.
eben abgelaufenen Jahres 1877.
Ernannt:
Meyer bei d<
Personal -Nachricliten.
Preofsen.
Der Eisenbahn
Niederschl.-Märkischen
des Patentamtes. Der
Grav enstein in Magdeburg zum Meliorations- 1
Rheinprovinz mit dem Wohnsitz in Düsseldorf.
Dem Baumeister Lent zu Berlin ist der Charakter als 1
verliehen worden.
Versetzt: Der Kreisbaumeister Bauer von Wirsitz
Nakel.
Die Baumeister-Prttfung haben bestanden:
Gnus i Ii k e aus Barten, Adolph Thomas aus Husum.
Die Bau führ er- Prüfung haben bestanden: Rudolf Zappe
aus Magdeburg, Heinrich Blecher aus Siegen, Josef Callen-
berg aus Sigmaringen und Heinrich Üttcn aus Büderich b. Wesel.
Ms» fei
: von C.rl Beeilt. In
K. K. O. Prlt.ek. I)r»e*: W. «oe»*r Hofburk<lr«rk<rei. ^
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DEUTSCHE BAUZEITUNG.
21
llfcllt: Kjuige« mr KrJM» einer Z»«tf»l HrfMihulV 4nlt«e Aar Belli«. (Srhlau.)
— Amvrikiiniarlie trrenhäiiver. — M itlheilnnpen an« Verelnai
Verein »u Itefhu Oer U.illu.r rhuimiikl Knie V,r»jiminluiiu
rUmtwainlti «... u>« WMen IWinien KknnUixl und WVrtWeo. — VtrmUrlilf«;
ir Techniker. — Neue Stipendien für i
Seile» In .Irr Berliner tUmauMlaB«. — AM <Wr F»ehMller»lur. — Kon-
* in »eine«. - Mrf- und r'r«gekn»teii.
Einiges zur Frage einer Zentral Friedhofs -Anlage für Berlin.
nicht ohne Mehraufwand an Kosten uimI
ach den voran gestellten Erörterungen ühcr
Zweckmäfsigkeit und Möglichkeit einer Zcntra-
lisiruiiR der Leichen - Abfuhr bleiht naher zu
ermitteln, wie diese Abfuhr orguiiisirt sein
müsste, um im Hinblick auf die Eisenbahnen
dem oben fonnulirten idealen Zustande für
eine Sammelstelle, einen Zentnilfriedhof.
einen Wagenpark auf nur einer Eisenbahn möglichst nahe
zu kommen.
Die für den Bahntransport wOnschenswerthe Anlage nur
einer Saminelstelle (Leichenhalle) für die ganze Studt ist nach
obigem ein unausführbares, bezw. auch hm li-i unvorteilhaftes
und sojrar unzweckmäßiges Auskunftsmittcl. bei dem ein Theil
der bisherigen Misstandc bestellen blieho. Man wird daher
mehre Leichenhallen inmitten jener Sammelbczirke anlegen
müssen, deren Abgrenzung sich aus der gegenseitigen,
gruppenweise!! Lage der einzig und allein zu Sammelstellen
geeigneten Bahnhofe ergiebt. Es ist klar, dass die Anlage
einer Sammelstelle für den (nördlichen» Bezirk I, zweier
(vielleicht auch dreier! Sammelstellen für den (mittleren)
Bezirk II und endlich einer Sammelstelle für den (südlichen)
Bezirk III nothwendig ist. Es fragt sich mir noch, welcher
der Sammelbahnhöfe für jeden einzelnen Bezirk zu wählen ist,
damit möglichste Einheit und Billigkeit beim Trans]iort. sowie
die t (tunlichst c Reduktion des Anlagekapitals erreicht werde.
Da der mittlere der it Sammelbezirk e mit Hülfe iler
Stadtbahn die direkte Abführung auf sechs verschiedenen
Bahnen gestattet, so lasst sich die Erage nach der bedingen-
den Wahl der Saramelbahnhöfe ti-cielicnhnllenl präziser
daliin fassen: Welcher Saminelbalmhof ist je in dem Bezirke
I (nördlich) und III (südlich) zu wählen, damit die Abfuhr
aus sitm mt liehen Sammel bezirken möglichst nur nach
einem einzigen Zentralfriedhofe, höchstens alter nach zwei
solchen bewirkt werden kann?
Diese anscheinend paradoxe Frage rindet ihre Lösung
iu dem Umstände, dass bei Benutzung gewisser Bahnen die
Möglichkeit gewahrt ist. von den Sammelbahnliöfen ll.eicheii-
hallen) in zwei verschiedenen Samnielbezirkcii laichen
auf derselben Bahn und nach einem einzigen dieser Buhn
entsprechenden Zentralfriedhofe abzufahren. Solche Bahnen
sind für den Bezirk III und den Bezirk II die 1'otsdamer Bahn
und für den Bezirk I und den Bezirk II die Hamburger und
die Lehrter Eisenbahn. Dieser günstige Einstand liefert die
folgenden vorl liedhaftesten Möglichkeiten für die Anlage vou
Ablagerungshahuhöfen.
A. Anlage eines einzigen Ablageruugs-Bahiihofs
für die ganze Stadt und demzufolge nur einer
einzigen Zweigbahn nach demselben bin.
I. Eine solche, die möglichst vollkommene Lösung ent-
haltende Anhure würde nur an der Üerliii-Potsdam-Magdeburger
Eisenbahn möglich sein und dann auch nur an einem Punkte,
er jenseits der Station Neu-Babelsbenz liegt. Nach einem
hier lielegenen Zentralfriedhofe würde die Abführung erfolgen
1 ) aus dem Sammelbczirke III von einem im Anschlüsse an
den Potsdamer - Güterbahnhof angeordneten Lciehen-
liahnhofe mittels der Berl. - Potsd. - Magdeb. Stamniltahn.
2) aus dein Sainuielbezirke II von Leicheubnhnhöfcn an
der Stadtbahn über den Beri.-Potsd.-Magdcb. Au-chhiss
welcher nach heutigem Projekt hinter Ncii-Babelsherg in die
Stammbahn einmünden wird. :») an- dem Sanitnelliezirke 1 von
Leichenbahnhöfeu au der Verbindungsbahn I Wedding, Gesund-
brunnen. Moabit) mittels dieser Bahn bis Charlottenburg (West-
end), woselbst die direkte lYhciffdirnug der Transporte auf
den eben erwähnten Bahnanschluss ausfahrbar ist.
Bei dieser Anordnung mit nur einein einzigen Zentralfriedhof
etc. erfolgt die Zuführung mittels zweier Sammelbahnen der
Stadt- und Ring-Balm, der Abfuhr- Trans|rort hingegen nur durch
eine einzige Blüm-Verwaltung, die Bcrl.-Potsd.-Magdeb. Eisen-
bahn, allerdings auf zwei verschiedenen Schienenwegen und
dem zufolge mit zwei selbststftndigen Abfuhrzügcn. Diese Art
der Abführung ist jedoch, abgesehen von anderen Gründen,
deshalb mit ganz besonderer Vorsicht aufzunehmen, weil bei
Ihirchführuiii; der Wagen von der Verbindungsbahn 2
wichtige Anschlussbahnhöfe (Westend und Charlottenburg) zu
passireu sind, WM
Zeit ausführbar ist.
Wird auf den Betrieb der Abfuhr durch nur eine einzige
Bahn- Verwaltung, wie er im eben behandelten Falle denkbar
wäre, kein besonderes Gewicht gelegt, so ist ferner möglich :
II. Ein einziger Zentralfriedhof. der an der Berlin-
Wetzlarer Eisenbahn jenseits Kohlhasenbrück belegen ist.
Es müsste in diesem Falle die Abfuhr erfolgen:
1) Aus «lern Sammelbczirke III von einem I^eiehou-
Balmhofe im Anschlüsse an den Potsdamer Güter-
bahnhof auf der Berl.-Potsd.-Magdeb. Stammbahn bis Kohl-
hasenbrück, woselbst mittels einer zu diesem Zwecke anzu-
legenden Gleisvcrbindung die Ueberführung auf die Berlin-
Wetzlarer Eiseubahn zu bewirken wäre.
2) Aus dem Sammelbezirke II vollzieht sich die Ab-
führung von den laichen -Bahnhöfen an der Stadtbahn
aus über die Berlin- WeUlarer Balm.
3) Aus dem Sammelbezirkc I muss die Abführung vou
den an der Verbindungsbahn liegenden Lcicbenbahnhöfcn
bewirkt werden, zunächst über die Verbindungsbahn bis
Chnrlottenhurg - Westend , wo ein direkter Bahnanschluss an
ilie Wetzlarer Eisenbahn stattfinden wurde. —
Der Unterschied in den sub I und II besprochenen
I/ösungcn beruht nur darin, das6 im Falle I nur eine Bahn, int
Falle II zwei Bahnen zu den Transporten heran gezogen werden.
B. Anlage zweier verschiedener Zentralfriedhöfe
und dem entsprechend Herstellung zweier
Bah nabzweigungen.
Diese I/isung schliefst mehre Kombinationen ein, je
nachdem man vou der Anlage eines Itesonderen Ablagcrungs-
bahnhofs entweder für den Bezirk I oder für den Bezirk H
seinen Ausgang nimmt.
Ia. Wenn für den nördlichen Sammelbezirk (I) die
An bw eines besonderen Zentralfriedhof« an der Berlin -
Stettiner oder an der Nordbahn. und dem entsprechend
der I-c-ehenbahnhof des Bezirks im Anschluss an den Stettiner
Güterbahnhof oder den Nordbahnhof (die Anlage von Sammel-
bahnliöfen an der Verbindungsbahn bleibt in diesem Falle
ausgeschlossen) für gut Itcfunden wird, so kann die Anlage
des zweiten Zentralfriedhofs nur an der Berlin - Potsdam -
Magdeburger Eisenbahn jenseits Kohlhasenbrück erfolgen, da-
mit nach dorthin in schon beschriebener Weise die Ab-
führung sowohl aus dem mittleren Sammelbczirke (II) mittels
der Stadthalm und des Bcri. • Potsd. - Magdeb. Anschlusses
möglich sei, als auch aus dem südlichen Sainmelbezirke (III)
mittels der Bcrl.-Potsd.-Magdeb. Stammbahn.
Bei dieser Lage der beiden Zenrrulfrierlhöfc partizipircu
an dem Trans|>orte ausser der Stadtbahn als Sammelbahnen
zwei Bahnen, «he Berl.-Stettiner bezw. die Nordbahn und die
Bcrl.-Potsd.-Magdeb. Bahn, auf zwei
wegen und es sind zusammen drei
erforderlich.
Ib. Kine geringe Modifikation der so organisirten Alt-
fuhr wäre noch denkbar bei Anlage des zweiten Ablagerungs-
bahnhofs an der Berlin- Wetzlarer Eisenbahn jenseits
Kohlhasenbrück. Dieselbe würde jedoch mit dem Nachtheil
verknüpft sein, dass alsdann aufser den zwei bereits not h-
wendigen Eisenbahnen als dritte noch die Berlin - Wctzlarer
Bahn zum Trans|tort heran gezogen werden müsste.
II. Wenn man von der Beschaffung eines besonderen
Zentralfriedhofs für den südlichen Sammelbezirk (III) aus-
geht, der etwa au der Berlin-Dresdener oder an der Berlin-
Anhalter Eiseubahn hegen würde, *o ist die Lage des zweiten
Zentralfriedhofs durch das Erfordernis seiner Zugänglichkeit
sowohl von den Sflmmelbaliuhöfcn (Lcichenhahnhöfcn) des
mittleren Siiuimellte/irkes (II) aus. als auch von mindestens
einem Sainmelbahnhofe des nördlichen Bezirkes (Ii aus bedingt.
Man kann dem durch Errichtung des zweiten Zentral-
friedhofs jenseits Spandau a'l an der Berlin-Hamburger und
b) an der Berlin-Lehrter Eiseubahn gerecht werden.
IIa. Findet die Anlage au der Berlin-Hamburger Bahn
statt, so geschieht die Abfuhr dorthin aus dem mittleren
Sammelbezirk (II) mit Hülfe der Stadtbahn von an dieser
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22
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
19. Januar 1878
Bahn belegenen Sammelbahnhöfen (Leichenbahnhöfen) Ober
die projektirte Anschlussbahn der Berlin-Hamburger Eisenbahn
statt. Für den nördlichen Sammelbezirk (I) bleibt die An-
lage von Sammclbahnhöfen an der Verbindungsbahn in
diesem Falle ausgeschlossen und nur die eines solchen am
Hamburger Güterbahnhofe offen, von dem aus alsdann die
Abfuhr auf der Berlin-Hamburger Stammbabn bewirkt werden
würde. Man hat es bei so beschaffener Organisation, aufser
mit der Stadtbahn als Sammelbahn, mit zwei abfahrenden
der Berlin -Hamburger Bahn auf zwei
(Stammbahn und Anschlussbahn) und mit der
bezw. Berlin -Dresdener Bahn. Die Anzahl
der erforderlichen Abfuhrzüge betragt auch hier, wie Ober-
haupt bei der Anlage zweier Ablagerungsbahnhofe, drei. —
Ks kann die Anlage eines Ablagerungsbahnhofs an der Berlin-
Hamburger Bahn insofern als vortheilbaft nicht betrachtet
werden, als damit notwendigerweise die Anlage eines
Sammelbahnbofs im Anschluss an den Hamburger Güter-
bahnhof verknüpft sein müsstc. Der Sammelbahnhof würde
aber dort nur wenig günstig für
Sammelbezirk (I) belegen sein.
Hb. Dasselbe gilt in noch erhöhtem Maafse für den
Fall, dass die Anlage des zweiten Zentralfriedhofes etwa an
der Berlin - Lehrter Bahu erfolgen sollte. Es würde dies die
Anlage eines Sammelbahnhofs (Leichenbahnhofs) im Anschluss
an den Lehrter Güterbahnhof bedingen, welcher noch mehr
als der Hamburger Balmhof an der aufsereten Grenze des
zugehörigen Sammelbczirks (I) liegen ist. Es würde die
Abführung in diesem Falle die analoge sein, wie bei Er-
richtung des Ablagcrungsbahnhofs au der Berlin - Hamburger
Eisenbahn (Ha).
III. Eine letzte Möglichkeit, die Abfuhr aus der ganzen
Stadt nach nur zwei Zentral - Friedhöfen zu dirigiren,
bietet sich endlich, wenn man den einen Zentralfriedhof für
den südlichen Sammelbezirk (BD bestimmt und. wie vorher,
an der Berlin-Anhalter oder Berlin-Dresdner Bahn anlegt,
dagegen den zweiten Ablagerungsbahnhof an der Ost bahn
annimmt. Um den Zcntralfricdhof au der Ostbahn von dem
mittleren Sammel-Bezirke (II) aus. als auch aus dem nörd-
lichen (I) zugänglich zu machen, würden die I,eiebenbahnhöfe für
ersteren an der Stadtbahn, für letzteren (Moabit. Wedding,
Gesundbrunnen) an der Verbindungsbahn anzulegen sein. L'm
von den letzteren aus direkt auf die Ostbahn abfahren zu
können, würde dann eine neue Gleisverbindung von ßoxhagen
nach Rummelsburg nothwcmlig werden, wie die Ostbahn sie
im Zusammenhang mit ihrem Rangirbahnhofe bei Rummels-
burg im übrigen bereits in Aussicht genommen hat. — Der
Transport wird bei der eben beschriebenen Anlage durch
zwei Sammelbahnen: Verbindungsbalm und Stadtbahn, sowie
durch zwei Transportbahnen: Ostbahr,
Dresdener Bahn bewirkt
Mehr als zwei Zentral-Friedhöfe
(sowohl der Ver
waltung als der Herstellung), sowie der Zersplitterung der
Transjiorte, welche dann für die Eisenbahnen nicht mehr
lohnend sein würden, ungerechtfertigt —
Die Bedeutung der 8'adtbahn für die Organisation einer
zentralisirten Leiohen-Abfuhr und das Interesse derselben
Tcbcrblickt man die aufgezahlten Möglichkeiten für die
Organisation der Leichen-Abführung mit Hilfe der Eisen-
bahnen noch einmal, so ergiebt sich aus der Grofsc und Wich-
tigkeit des zu beiden Seiten der Stadtbahn sich erstreckenden
Sammelbczirks unabweislich die hohe Bedeutung, welche für
eine rationell zu organisirende Abführung <lie Stadtbahn be-
sitzt. Es fragt sich nur. ob die Heranziehung der Stadtbahn
zum Sammeln und zum Transport von Leichen einerseits mit
dem für dieselbe in Aussicht genommenen Betriebe ver-
einbar ist und welche Einrichtungen und Anlagen dann an
dieser Bahn nothwendig sein würden, sowie andrerseits, ob
der Transport für die Bahn lohnend genug sein wird, um sich
mit der Uetemahme
Betrieb der Bahn zu unterziehen.
In Bezug auf die letzte Frage lässt es sich zur Zeit
noch nicht übersehen, ob und in welchem Maafse der Tran>-
|K>rt von laichen für die Stadtbahn lohnend sein kann; aber
an einer Vorbedingung ist in dieser Beziehung von vom
herein fest zu halten, nämlich an der der Zuweisung mög-
lichst grofscr Transporte an die Bahn. Es liegt dies
auch im allseitigen Interesse, da jede Zersplitterung der
Transporte sowohl mit Vermehrung der TransiKjrtkosten, als
des Anlagekapitals verbunden sein würde.
Hinsichtlich der Frage nach den Einrichtungen, welche
die Abfuhr mittels der Stadtbahn nothwendig machen würde,
lassen sich zunächst folgende Gesichtspunkte aufstellen:
1. Die Stadtbahn kann überhaupt nur dann sich mit dem
Transport von Leichen befassen, wenn die Anlage eines Zeu-
tralfriedhofs an einer der an die Stadtbahn anschliessenden
(> Bahnen stattfindet, und sie steht der Anlage von Zentral-
friedhöfen an irgend einer anderen, nicht anschliessenden
Bahn völlig indifferent gegenüber.
2. Die Aufsammelung von Leichen mittelst der Stadtbahn,
um solche dann über die Verbindungsbahn auf eine der nicht
an die Stadtbahn anschliessenden Bahnen überzuführen, muss
wegen der mit Betriebsbehinderungen verbundenen Bahnüber-
gange abgelehnt werden. Die Stadthalm kann sich vielmehr
nur auf solche Transporte einlassen, welche eine direkte Ab-
führung auf eine der an sie anschliessenden Bahnen gestatten.
3. Leichen und Leidtragende müssen in besonderen Zügen
direkt befördert werden, welche, wenn sie lohnend sein
sollen, die obligatorische Abfuhr aller Leichen nach
Zentralfriedhöfcn voraussetzen.
4. Sammtliche Züge für Leichen und Leidtragende können
nicht in den bisher projektirten Bahnhöfen und Haltestellen
der Stadtbahn abgelassen werden, noch können sie
Fahrgaste aufnehmen. Vielmehr würde die Anlage v
zwei besonderen Leichenbahnhöfen an der
noüiwendig sein. Diese beiden Bahnhöfe, welche zweckmassig
im Osten und Westen des mittleren Sammelbezirkes II
hegen, würden unter Annahme zweier fernerer Sammelstellen
im nördlichen (I) und südlichen (Hl) Sammelbczirke dem
Bedürfniss der Stadt in ihrer heutigen Ausdehnung vollauf
genügen.
5. Die Anlage eines Leichenbahnhofs an «ler Stadtbahn
würde erfordern:
a. ein Nebengleis von für einen Leichenzug ausreichender
Linge; b. dem entsprechend eine Verbreiterung des Bahu-
viadukts auf die Lange dieses Gleises; c. einen Perron längs
des Nebengleises für die Leidtragenden und die Friedhofsbe-
suchcr; iL einen oder mehre Warteräumc für dieselben im
Niveau der Strasse und in Verbindung mit dem Perron durch
Treppen; e. einen Raum zur Aufsammlung und Aufbewahrung
der Leichen bis zum Abgang des Zuges, so wie Hebevorrich-
tungen , um die Sarge in das Niveau der Bahn zu schaffen ;
f. Räume für Zugbeamte und Leichentrager ; g. einen elek-
trischen Signal -Apparat; 6. eine entsprechende Anzahl von
Eisenbahnfahrzeugen für die Aufnahme der
des Transports.
Schliersbch darf darauf aufmerksam gemac
die sämintlichen zuletzt aufgezahlten Einrichtungen genau in
derselben Weise für die Verbindungsbahn erforderlich
werden würden, falls die Lire des einen Zentralfriedhofes die
Heranziehung derselben als Sammelbahn für Wedding und
Gesundbrunnen, d. h. für den nördlichen Samtuelhczirk (l)
nothwendig machen sollte, dass ebenso bei Anlage von Zcntral-
friedhöfen an den nicht an die Stadtbahn anschliessenden
Bahnen von diesen ganz analoge Bedingungen hinsichtlich
der Anlage von Sammelbahnhöfen nnd in Bezug auf die Hand-
habung des Betriebes aufgestellt werden dürften.
Hinsichtlich der für die Zentralfriedböfe zu wählenden
Lage mag noch bemerkt werden, dass die Entfernung der-
selben von Berlin für den Transport und die lücraus er-
wachsenden Kosten, wie schon hervor gehoben, von ganz unter-
geordneter Bedeutung ist, so lange der Transport ein direkter,
qicht mit Uebergabcn und Rangirbcwcgungcn ver-
bundener ist. Hierin findet eine Uebereinstimmung mit
den Interessen des Publikums insofern statt, als den Leid-
tragenden irgend welcher Aufenthalt unterwegs nicht zuge-
muthet werden darf, besonders nicht in den Rangirgleisen
der Ucbergangsbahiihöfe. Anderseits wird das Publikum grüfsere
Entfernungen, als es jetzt nach den Kirchhöfen zu machen
hat. durchaus nicht empfinden, sobald nur ilie Fahrt dort-
hin keine längere Zeit als bisher in Anspruch nimmt.
Bei direkter Ueberführung ohne Aufenthalt kann die Fahr-
geschwindigkeit 50 bis HO Km in der Stunde betragen und
es scheint somit eine Entfernuug von 30 bis 40 hm noch sehr
wohl zulässig.
Die Lage der Zentralfriedböfe zur abführenden Baiin
muss selbstverständlich eine solche sein , ilass einerseits eine
besondere Uebergangsstation . oder auch nur eine besondere
Signalstation nicht nothwendig wird und dass andrerseits die
unumgängliche Abzweigung von der Hauptbahn behufs geringst-
möglicher Ka|iitalaufwendung eine thunlichst kurze ist, ja
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15«. «.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
wenn es irgend anganglioh ist, nar auf ein Nebengleis in
einer bestehenden Haltestelle sich reduzirt.
Der möglichst enge Anscbln ss derZcntralfriedhüfe
an eine Haltestelle der Hauptbahn liegt insofern auch
im besonderen Interesse des Publikums, als es dem Einzelnen
möglich sein inuss, die Friedhöfe auch mit anderen Zagen,
als den Leichenzügen und Kxtrazügen, zu besuchen.
Hierin ist hinsichtlich der Lage der Zentralfnedhöfe die Be-
dingung enthalten, dieselben nur an solchen Bahnen
auzulegen, welche einen regen Lokalverkehr und
eine grosse Anzahl von Zogen haben, auch die direkte
und möglichst bequeme UebcrfÜhrung der Friedhofbesucher aus
allen Tbeilen der Stadt, nach dem Zentralfriedhofe hin gestatten.
Besondere ZOge für den Besuch der Friedhöfe werden sich
nur in sehr beschrankter Zahl einrichten lassen, und es muss
also dem Publikum die Möglichkeit gewährt werden, mit den
| fahrplanmäßigen Personenzügen hinaus fahren zu
können. Um das Publikum mit der Anlage von Zentralfried-
höfen zu befreunden empfiehlt es sich daher, diese Einrichtung
nur in Verbindung mit Bahnen zu treffen, welche eine mög-
lichst hautige Fahrgelegenheit gewähren. In Berlin ist dies
in allererster Linie die Berlin-Potsdamer Bahn.
Der erwähnte Zweck würde ebenfalls erreicht werden
durch Anlage des Zentralfriedhofes zwischen zwei Bahnen,
z. B. zwischen der Niederschl.-Märkischen und der Ostbahn.
Aber in jedem Falle muss im Interesse der Friedhof-
besucher auch auf eine bequeme Zugänglichkeit der
hinaus führenden Bahn für das Publikum aus allen
Stadttheilcn Rücksicht genommen werden ; dieser Bedin-
gung würden nur die an die Stadtbahn anschliessenden Bahnen
Rechnung zu tragen vermögen. Schw.
Amerikanische Irrenhäuser.
Mögen die klimatischen Einflüsse unseres Kontinentes in
besonderer, noch unaufgeklärter Weise auf die Beeinträchtigung
und Verwirrung des menschlichen Geistes einwirken, oder andere
Ursachen hierfür an erster Stelle maafsgeltcnd sein: Thatsarhc
int es jedenfalls, das» der Prozentsatz der Geisteskranken im Ge-
biete der Vereinigten Staaten von Nord Amerika - an und für
sich schon ein höherer als in europäischen Ländern — während
der beiden letzten Jahrzehnte in fortwährendem starken Zunehmen
l>egriffen ist, so dass die meisten der Einzel-Staaten sich ge-
nöthigt gesehen haben, die bestehenden Anlagen zur Unter
Geisteskranker zu erweitern, bezw. für diesen Zweck
Neubauten auszuführen. IHese letzteren gehören
bedeutendsten und umfangreichsten Bauausführungen in
und mögen, da sie nach einem eigenartigen, von neueren M
päischen Anlagen dieser Art völlig abweichenden Systeme
legt sind, auch für den europäischen Techniker
sprechung in der Deutscl
darbieten.
Die Ausführung der Irren-Anstalten (Insane Asylums) unter-
steht gleich anderen Staats-Bauten *) der Verwaltung der Eiuzel-
staateu und es wird die Beschaffung der Pläne zu denselben
laut Gesetz auf dem Wege der öffentlichen Konkurrenz be-
wirkt. Bei Entscheidung der eingeleiteten Konkurrenzen haben
selbstverständlich in diescu Fällen die Aerzte der Anstalt das
gewichtigste Wort mit zu sprechen und zum Theil sind dieselben
schon bei Bearbeitung der Pläne zu Käthe gezogen worden.
Die amerikanische Methode zur Heilung von Geisteskranken
— nach welcher den letzteren durch Anschauung möglichst viel
Mittel zur Zerstreuung geboten werden — giebt für alle An-
stalten das leitende Prinzip beim Entwurf des Gnindplanes ab.
Es wird für nothwendig gehalten, dem Kranken eine möglichst
ange-
sowohl von den ScWafzellen, wie
noch mehr von den sogen. Sonnen-Korridoren oder Tageshallen aus
zu gewähren, und man ist, um diesem Zwecke auch wirklich Ge-
zu können, bei Auswahl der Bauplätze für die
soviel als möglich bemüht gewesen, dieselben in
den anmutigsten und reizvollsten Gegenden des Staates an-
zulegen. Um den Gebäuden, die behufs strenger Trennung der
Geschlechter stets in 2 svmmetrischen Gruppen zu beiden Seiten
eines zentral gelegenen Verwaltnngs- Gebäudes errichtet werden,
einen möglichst freien Ausblick zu gewähren, dabei aber doch
einen Zusammenhang der einzelnen Theile aufrecht zu erhalten, ordnet
man die letzteren mit aus- und einspringenden Winkeln fächer-
förmig an einander. Jeder einzelne Flügel (ward) ist hierbei in
sich selbst abgeschlossen und hängt mit den anstoisenden Flügeln nur
durch isolirende, völlig feuersicher hergestellte Verbindungs-Glieder,
in oder an denen zugleich die Treppen liegen, zusammen. —
Hinter dem Verwaltung» - Gebäude und in der Axe desselben
erhalten die Wirthschafts-Gebäude ihren Platz, die zumeist durch
überdeckten Gang mit den Flügeln verbunden werden. In
Fällen ist auch auf Anlage einer Kapelle inder Mittel-
axe Rücksicht genommen, in allen Fällen alter auf
Vergnflgnngs-Raumes mit erhö' er
on theatralischen Unterhaltungen. Konzerten etc., die in
. Anscbauungs-Heiltheorie eine wes (liehe Rolle spielen.
Es ist leicht ersichtlich, dass bei derartiger Anordnung der
trotz der ungeheueren Ausdehnung der Front, die einen
sehr großen Bauplatz bedingt, von perspektivischer Wirkung
keine Rede sein kann. In wie fern dafür durch Lösung der vor-
stehend angeführten prinzipiellen Anforderungen andere Vc
erreicht werden, mag eine nähere Betrachtung
teristischer Beispiele zeigen:
Das Hudson River Insane Asyl um des Staates New
York, vor ca. 10 Jahren von den Architekten Vaux & Withers
Vorzüge
charak-
a**.* Ruatnt im 0*ft»a«atx» tu U. HC (Vnitfd Staatrß) Kanton. Kncter*
n mifwr Irren Anstalten: Kapital«. Universitäten. Zurbt- und Arh*it* • Uiu-uT ;
1 >u Mfbrrn Pont-. ClMfcMit- (Zoll). Light Hinft (Leitrtiitblirnw), Klau
und all* nUiUitertwn Basum ««hArnn- (ierlrSt»- und rtcli«lliiu«ir , aswi* (icfiu*-
niMc iJttiU) etr. mfi.vn dwfn Ton Seite» der CWlt»- Verwaltung™ ■er)tt..tellt
Ziemlich weitläufig in der allgemeinen Anordnung und fast opulent
nach Abmessung und Ausstattung erbaut, leidet es trotzdem noch
an mancherlei Mängeln, unter denen besonders ein ungenügender
Abschlug« der einzelnen Flügel bei Feuersgefahr hervor zu heben
ist. — Das Verwaltungs-Gebäudc bildet die Mitte der nach Osten
gelegenen Hauptfront; es ist in Hufeisenform angelegt und um-
fasst aufser dem hohen Souterrain (Bastmenl) noch 4 Geschosse.
In ihm liegen die Geschäfts- bezw. Verwaltung«- , Empfangs-
und Untersnchungs-Zimmer, sowie Apotheke, Bibliothek etc. und
in den oberen Geschossen die Wohnungen des dirigirenden Ober-
Arztes (Superintendent)
springende Kolonnaden,
die im Winkel :
achteckiger Grundform sich erweitern,
gebäude zu beiden Seiten mit den Flügeln 1
die 2 ersten 4 Geschnsse und hohes Souterrain, der dritte nur 3 Ge-
schosse Ober dem Souterrain enthalten. Erstcrc sind von einem
Mittel- Korridor getheilt, an den sieb die Zellen, Sonnenhallen etc.
beiderseitig anschliefsen ; letztere, die eigentlichen Hospitalflügel,
sowie die quer laufenden Verbindungs-Glieder zwischen den Flügeln
dagegen sind mit Aussen-Korridor angelegt. Die Anordnung der
einzelnen Geschosse ist Obereinstimmend. Jeder Flügel ( Ward)
von 23 bezw. 24 Schlafzellen für je einen, im Nothfalle für
2 Krauke ist mit Sprechzimmer (Parlor), gröberem und kleinerem
Wärter-Zimmer, Ess-Zimmer nebst Speisekammer etc. und Speise-
aufzug durch alle Geschosse, desgl. mit Wsscheschacht, Leinen-
Zimmer, Bade-Zimmer, Wasser-Kloseta sowie mit Toilette-Zimmer
und gröfseren Schlafsälen ausgestattet und enthält reichliche
Treppenverbindungen; die Hospitalflügel sind in verschiedene Ab-
theilungen zerlegt An den ersten Flügel schllefsen sich rückwärts
ein Tum- bezw. Billard-Saal, die Bibliothek etc. sowie die Schlaf-
et«, an. Ein überdeckler Gang führt na
Vergnügnngsraiune; nnter letzterem ist die Küche belegen. Der
WirthschafUhof, der dieses Gebäude umschliefst, ist nach au Isen
hin durch Arbeitsräume verschiedener Handwerker, die Todten-
kammer, sowie vom Maschinen- und Kesselhause mit dem Ven-
tilator abgeschlossen. — Das Souterrain der Gebäude enthält die
erforderlichen Heiz- und Ventilation«- Anlagen , sowie Feuerungs-
Material- und YorratliB-Räume. Den Korridor sammtlirher Flügel
entlang erstreckt sich ein Schienenweg für kleine Wagen zum
Transport von Speisen, Wäsche etc., der sämmtliche, an jenem
Korridor ausmündende Elevatoren berührend, in dem auf gleichem
Niveau liegenden Küchen • Departement ausmündet; letzteres ist
in Koch- und Back-, Wasch- und Scheuerküche getheilt —
Sämmtliche Geschosse sind mit einer lichten Höhe von 4,25 ™
angelegt: das gleiche Maafs gilt für die Breite der Sonnen-
Korridore. — Die Aufsenarchitektur der Gebäude, welche bei dem
lebendig gegliederten Grundplatte wohl eine entsprechend wirkungs-
volle Gnippirung bedingt hätte, ist in gothiach detaiilirtem Back-
-Rohbau mitSchnittatein-Venticrungcn ausgeführt und stellt sich
von etwas trockener Wirkung dar. Der
ex misst in der Längenausdehnung 445 -,
der Tiefe 160 enthält ca. 14 250 r> bebaut« Grundfläche
und gewährt Raum für 650 bis 750 Kranke. -
Einen bedeutenden Fortschritt in Betreff der oben erörterten
prinzipiellen Gesichtspunkte zeigt schon die Anlage des weitaus
ökonomischer ausgestatteten Indianapolis Insane Asylum des
Staates Indiana, das vom Architekten Ed. May in den Jahren
1875—7« erbaut ist; doch hält dasselbe noch immer an dem
Mittel-Korridore fest
Auch hier bildet das Verwaltungs-Gebäudc die Mitte der nach
Osten gekehrten Hauptfront und es schliessen sich demselben
3 Flügel nach jeder Seite an. Die Treppenverbindungen, fast etwas
zu sparsam bemessen, sind hier in völlig feuersicher aufgeführten
Thürmen, den Verbindungs-Gliedern zwischen den einzelnen Flügeln,
angeordnet. Von der Anlage eines besonderen Hospitalflügels hat
man Abstand genommen und in jedem Flügel und jedem Geschoss
die Zellen des Querbaues gegenüber dem geräumigen Speise-
saale zur Krankenstation bestimmt Die Korridor-Endigungen
sind zum Theil als sogen. *Bay- Windows" ausgebaut, um eine
u Verwaltung«-
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24
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
19. Januar 1878
Gebäude sowie sämnitliche Flügel sind in 4 Geschossen ober hohem
Souterrain in ähnlicher Weise, doch weniger opulent ausgestattet,
mit Wärter -Zimmer, Bade -/immer, Linnen-Kammer, Speisesaal
(zu dem Speise- und Geschirr-Kammer sowie Klevator gehören),
Wasser- Klosets mit Toilette und bezw. 17, 18 und 24 Zellen für
Flügel und Geschoss versehen. Die in der Ilauptfrout liegenden
Zellen der beiden ersten Wardt sind Doppelzellen von 2,75 m.
4,27 ■ ; die Grösse der Einzelzelleu betrügt 2,44 ">. 3,62 ™, die
Geschosshöhen betragen 4,27 «». — Ein Schienenweg lauft auch
hier im Souterrain den Korridor entlang, alle Elevator-(X*ffuuugcu
verbindend und in der Küche ausmündend ; letztere Ist durch einen
überbauten Gang mit dem ersten Flügel-Gebäude verbunden und
in Koch- und Waschküche getheilt. 1'eber der Kirche, und zwar
in der Höhe des II. Geschosses ist der geräumige Vergnügungs-
Itaum (Theater) mit erhöhter llühne, in einem Zwischen-Geschosse
darunter eine Anzahl von Schlafzimmern für Bedienstete etc. an-
geordnet. — Den westlichen Abscbluss bildet das Kessel- uud
Maschinenbaus.
Der Grundplan sowohl wie die uniforme Hinrichtung der
Räume, bei denen man sich streng auf das Bedürfnis* be-
schrankt hat, tragen den Charakter der Einfachheit: die Außcn-
Arcbitektur, iu schlichtem Hacksteinnihbaii mit vorgelegten IJ.se-
nen zwischen den gekuppelten Fenstern, ist von sehr monotoner
Wirkung, die durch die Menge der viereckigen, hoch über das
Gesims der Gebäude geführten und darulier mit steilem, abge-
stumpften Mansardedache abgeschlossenen Thürme durchaus nicht
aufgehoben wird. —
bei 360 Lange und 100 '» Tiefe der äußersten Maaße
sowie etwa 7250 ,J'" bebatiter Grundflache ist die Anstalt im
Stande, 500 600 Patienten aufzunehmen.
Das Kansas State Insane Asylum zu Tnpeka, von
den Architekten Haskell & Wood, ist eine der neuesten Schöpfun-
gen und es lässt der (irundplau eine Menge werthvoller Verbesse-
rungen entdecken: Das Verwaltungsgebäude, wiederum in der Axe
der nach Osten gelegenen Ilauptfrout ist um mehre Beobach-
tungs-Zellen bereichert ; die einzelnen Flügel enthalten durchweg
I einen Aiirsen-Korridor als Tageshalle und nach hinten die Schlaf-
zellen. Sie zeigen eine relativ sehr vollkommene organische Verbin-
dung unter einander, die durch geräumige Zwischeuhalleu mit
Ausgangen nach beiden Seiten bewirkt wird: auch ist auf Ver-
bindung der einzelnen Geschosse durch eine gröfsere Anzahl von
Treppen Bedacht genommen. Zwei vom Verwalttuig* • Gebinde
| nach rückwärts laufende Korridore Hankiren sowohl die Kapelle
als den Vergnügung -Kaum über der Küche von beiden Seiten,
und stellen, mehre inner»' Höfe abschliefsend, auch eine Verbin-
dung mit den Vorraths- und Wirthschafts - Räumen her. Die
Kommunikation innerhalb der Gebäude sowie von diesen nach
aufseu ist heipiem und klar. Die Dampfmaschine zum Betrieb
des Ventilators ist hier iu dem kleineu Iuuenhofe unmittelbar
1 hinter dem Verwaltung« -Gebäude aufgestellt und die Anlage
durch einen Wassertburm nebst Kishaus vervollständigt.
I las Verwaltungs-t »ebaude sowie die nach jeder Seite des-
! selben sich anschliefsenden 3 Flügel-Gebäude von gleichmäßiger An-
ordnung enthalten 3 (ieschosse über dem hohen Souterrain: der 4.
äufserstc Flügel, zur Aufnalune der phvsisch Krauken und Tob-
süchtigen, von Osten nach Westen nrie'ntirt, ist nur 1 Geschoss
hoch und eutbält eiueu Sonnen-Korridor auf der Süd-Seite.
Jeder Flügel von 18 Zellen in einem Geschofs ist mit 2 Wär-
ter-, Bade-, I. eiueu -Zimmer, Wasser -KJoseU nebst Toilette etc..
Sprech -Zimmer und F.ssziinmer ausgerüstet. Die ganze Anlage
vermag bei ca. 4<K> 1,1 Lange und 150™ Tiefe in den Außen-
maal'sen 3*0 bis 400 Patienten Raum zu gewahren; durch Hin-
xufiigung eines weiteren Stockwerkes liefse sieh die Aufnahme
von noch ca. 170 Personeu ermöglichen. Dass auch diese Anlage
mit allen Verbindungsmitteln, einem Schienenwege zu den Kle-
1 vatoren und Wäscheschächten etc. versehen ist, braucht wohl
kaum besonders bemerkt zu werden; vermöge ihres noch reicher
gegliederten Grundrisses bekommt auch die Außen- Architektur
mehr Relief und eine lebendigere Wirkung als diejenige der
beiden vorher lieschriebenen Anstalten.
San Francisco. Paolo Sio Ii.
I
Architekten- Vorein zu Berlin. Versammlung am 12. Januar
1878; Vgrsitzender Hr. Hobrecht; anwesend 147 Mitglieder und
8 Gaste.
Eingänge: Seitens d. Hrn. Handelsministers eine amtliche
Denkschrift über die preußischen Wasserstraßen seitens d.
Technischen Baudeputation der II. Theil des von Hrn. Baumeister
Heuser erstatteten Reiseberichtes seitens d. Hrn. Dietrich
mehre Publikationen über amerikanische Brücken — der neueste
Report des Sinithsonian-lustituts in New- York, das neueste Heft
des Slrizzeubuches und ein Aufsatz von Fr. Elise Polko über den
Limburger Dom.
Der Hr. Vorsitzende macht den Ausfall der in der vorigen
Sitzung bewirkten Wahl der Bcurthcilungs-KommissioDcn für die
diesmaligen Schinkelfest-Konkurrenzen bekannt. Es sind gewählt
1) für den Hochbau die Hrn. Ende, Oropius, Oteen, Jacobsthal,
Strack, Schwechteu, Orth und als Ersatzmänner die Hrn. Adler
und Hitzig; 2; für das Ingenieurwesen die Hm. Wiebe, Binsen,
Hobrecht, Schwedler, Housselle, Winkler, Hartwich und als Ersatz-
männer die Hrn. Dietrich und Mellin.
Auf den Antrag des Vereins Motiv wird, wie in allen früheren
Jahren, 'der Ausfall der nächsten mit dem Motiv- Weihnachtsfeste
zusammen fallenden Sitzung beschlossen. — Mit Bezug auf die
in nächster Hauptversammlung bevor stehende Neuwahl des Vor-
standes theilt der Hr. Vorsitzende mit, dass er in Folge äufser-
licher Abholtuiursgritude genüthigt sei. sein durch 5 Jahre geführtes
Amt definitiv hfeder zu legen, und daher eine etw.uge Wiederwald
auf keinen Fall annehmen könne. Er habe es für seine Pflicht
gehalten, diesen Entschluss schon jetzt bekannt zu geben, damit
es dem Verein nicht an Zeit fehle, auf die betr. Neubesetzung
des Amtes sich vorzubereiten. — Hr. Ende berichtet über die
für die Lncae-Feier getroffenen Vorbereitungen und theilt mit, das«
dieselbe auf Freitag, den 1. Februar d. .1. festgesetzt sei.
Es folgt ein längerer, durch zahlreiche Zeichnungen, Photo-
graphien und Skizzen erläuterter Vortrag des Hrn. Schwieger
über den Bau des Empfangsgebaudes der Österreich. Staatsbahn iu
Budapest Da u. Bl. erst iu No. t/3 d. lfd. Jhrg. einen Artikel
über den Bau gebracht hat, so sind wir eines förmlichen Berichtes
Ober den Vortrag enthoben, behalten uns jedoch vor, einiges über
die konstruktiven Details der hei dem Baue durchgeführten Kom-
bination von Eisen und Mauerwerk event. nachträglich mitzuthcileu.
da es gerade diese Seite der Ausführung war, Ihm welcher der
Hr. Vortragende in Ergänzung unserer Publikation besonders ein-
gehend verweilte. —
Auf den Vorschlag des Hrn. Vorsitzenden unternimmt es die
Versammlung, schon heut Vorschlage für die Aufgaben zu den
nächsten Schinkelfest-Konkurrenzen aufzustellen und zu diskutireu,
da der in der Geschäftsordnung bestimmte Termin für die Fest-
stellung dieser Aufgaben erfahrungsgemäß zu spät fallt, um die
Abfassung und den Druck der Programme bis zum Schinkelfeste
ohne Uebelstände möglich zu
Für das •Gebiet des Hocl
witrf einer Fürstengmft für
im Srhlosspark zu Charlotteubmg vor und motivirt diesen Vor-
Hr. Ende den Ent-
tige Verwirk-
186!) gel.Udet
der Bau des
aufgegeben
schlag in längerer Ausfuhrung damit, das-, bekanntlieh in neuester
Zeit ein solcher Plan thatsäclilich aufgetaucht und gegen denjenigen
einer Weiterfuhrutig des am Lustgarten begonnenen Campo
in Konkurrenz getreten sei. Wer sich für die
Heining des Domprojekts interessire und sich
Rücksicht auf jenen ( ampo sauto eine» der
vcrhangiiissvollsten Probleme der Doinkoi
habe, müsse den lebhaften Wunsch hegen, dass
Campo sauto am Lustgarten noch in letzter Stund
werde. Der Architektenverein könne sich ein Verdienst erwerben,
wenu er durch eingehende Bearbeitung des entgegen stehenden
(»Wankens zeigt-, dass derselbe nicht allein wegen jenes Im Standes
sondern auch in Bezug auf die künstlerische Gestallung des Bau-
werks au sieh den Vorzug verdiene. Die Aufgabe sei als eine
wesentlich ideale überdies ganz liesouders für die Zwecke einer
Schiukelfcsl-Konkurreuz geeignet; ein Parallelismus mit der erst
Tor 2 Jahren gelosten Aufgabe eines Zentral-Friedhofes, wie er
im ersten Augenblicke vor zu liegeu scheine, werde sich iu
Wirklichkeit kaum bemerkhar machen. Hr. Schwatlo, der das
letzte bestreitet schlagt den Entwurf eiuer großen protestantischen
Kirche ohne innere Stützen vor; von anderer Seite werden noch
ein Justizpalast sowie ein Gymnasium mit Alumnat zur Erwägung
gestellt. Sämmtliche Aufgaben finden genügende Fnterstütznng,
dagegen keine eine entschiedene Majorität: jedoch ist die
Stimmenzahl für das Projekt der Fürsteugruft immerhin um so
viel stärker als diejenige für die anderen Vorschläge, dass dasselbe
als vorläufig gewählt gelten und nur dann gegen ein anderes
Projekt zurück gestellt werden soll, wenn der durch einen Pro-
gramm-Entwurf erläuterte Antrag auf Annahme eines solchen bei
einer zweiten Abstimmung die Mehrheit für sich zu gewinnen
vermag. --
Für das Gebiet des lugeuieurwesens schlagt Hr. Winkler
den Entwurf einer eisernen Brücke nach Ifür unsere Verhältnisse
modifizirtem) amerikanischem System, Hr. Dircksen eine Hänge-
brücke zwischen Köln und Iteutz, Hr. Kuntza einen Schiffahrts-
kamil mit geneigten Ebenen vor. Der erste Vorschlag wird mit sehr
großer Mehrheit genehmigt, trotzdem derselbe als zu schwierig
für jüngere Ingenieure bekämpft wird, da Hr. Winkler in Aussicht
stellt, die Grundlagen der Aufgabe zum Gegenstände der Erörte-
rung iu einem besonderen Vortrage zu machen. —
An der Beantwortung der eingelaufenen Fragen betheiligen
sich die Ilm. Ende, .1. Wex. Röder, Hanke u. Marggraff.
— F. —
In Ergänzung bezw. Richtigstellung unseres Referates über
die Vereins-Sitzung v. 5. d. M. ersucht uns Hr. Otzen, mitzu-
theileu, dass er am Schlüsse seiner Beurtheilnng der letzten
Monatskonkurrenz Folgendes gesagt habe:
„Die Kommission würde der Arbeit mit dem Motto: „Langhaus1'
anstatt eines gleich werthigeu den 1. Preis ertheilt haben, falls
bei derselben nicht durch die in vorliegender Anwendung ver-
werfliche Stichkappen- Voute der Werth der ganzen Konzeption
herab gedrückt worden wäre. Der Arbeit mit dem Motto „WViss-
Roth-Gold" sei der Preis lediglich ertheilt wegen d.-s bewiesenen
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DEUTSCHE BAUZEIT U N G.
25
Amerikanische Jrrenhauser. I 5 J
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26
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
19.
IS7S
Grades von zeichnerischem Können und weil nach dem
Wortlaut des Programms aus dem absoluten Vorherrschen archi-
tektonischer Motive ein Mangel nicht hergeleitet werden durfte.
Das Fehlen der Deckenausbildung sei bedauert, könne aber
selbstverständlich nicht gerügt werden.*
Der Berliner Bauniaxkt hat für das verflossene Jahr seine
Geschäftsthätigkeit mit einer am 28. Dezember 1877 abgehaltenen
General-Versammlung geschlossen, die vorzugsweise der Neuwahl
des Vorstandes und der Deputation gewidmet war. Das Resultat
dieser Wahlen ist den Lesern d. Hl bereits durch die Bekannt-
machung im Inseratentheil uns. Xo. ."■ bekannt geworden. Dem,
mittlerweile auch im Auszuge publizirten Geschäftsbericht des
Vorstandes f. d. J. 1877 entnehmen wir (olgende Daten:
Am 1. .lanuar 1877 hatte der Baumarkt einen Be-
stand alter Mitglieder von 657
Xeu aulgenommen wurden im verflossenen Jahre . ■ ■ ■ 42
Summa
Gekündigt haben die Mitgliedschaft zum 1. Januar 1878 74
durch den Tod sind ausgeschieden 4
durch Konkurs 6 83
verbleibt zum 1. Januar 1878 ein Bestand von . . . 610
Dieser Mitgliederzahl entsprechend ist der Etat pro 1878
aufgestellt, welcher in Ausgabe uud Kinnahuie mit 10970 Mark
abschürfst; das Vermögen des Vereins an Mobiliar und Inventar
hat einen Buchwerth von 4665,25 M. — Als Momente der be-
sonderen Wirksamkeit des Vereins - Vorstandes werden
angeführt: 1. Die an das .Staatsministerium gerichtete Kingabe
bexgl. einer schleunigen Inangriffnahme der vom Staute
bereits genehmigten Staatsbauten. Bekanntlich hat die-
selbe einen günstigen Erfolg gehabt. 2. Kine au das Ab-
Seordnetouhaus gerichtete Petition betreffend die Schäden
nSubmissionswescn. 1 »ieselbe ist dieser Tage an ihre Adresse
gelangt und das in Folge der vom Vorstande erlassenen Auf-
forderung eingegangene, umfangreiche Material in die Hände des
Reichstagsabgeordneten Hrn. Gärtner gelegt worden. Ks steht
zu erwarten, dass auch diese Petition, die sich auf konkrete Daten
stützt, nicht vergeblich sein werde. 3. Die Mitwirkung bei Fest-
stellung der Normen für die einheitliche Lieferung und
Prüfung von Portland ■ Zement. Spezial - Kommis-
sionen sind vielfach thäbg gewesen, die Mittel zu herathen, wie
durch Feststellung von Geschüftsuormen dicüerbeifühntng bezw.
Kräftigung eines reellen Geschäftsverkehrs zu bewirten Mi| »n
der Verkehr zwischen Bauherren uud Bauausfdhrenden auf eine
solide Basis gestellt werden könne, und wie endlich die Hebung
des gerechtfertigten Kredits, in letzter Linie Kreirung einer
Baubank, herbei zu führen sei. Von jeder dieser Kommissionen
ist ein werthvolles Material zu den Akten geliefert; jedoch hielt
man zu weiteren Maafsregeln allgemein die Zeit nicht für geeignet.
Das Schiedsgericht des Baumarkts ist nur in vereinzelten
Fallen angerufen worden und meist hat die erste Besprechung
mit den Betheiligten dahin geführt, dass eine freiwillige Kinigung
zu Stande kam. Ks dürfte im Interesse der Mitglieder sein, sich
mehr wie bisher bei Kontraktabschlüssen zu erinnern, dass sie von
diesem Schiedsgericht eine schleunige Schlichtung auch der
schwierigsten Fragen auf unparteiischer Basis zu erwarten haben.
Mehrfach ist auch der Baumarkt in fachlichen Fragen von Privaten
sowohl wie von Behörden tuid Korporationen zu gutachtlichen
Aeufserungen aufgefordert und hat dieselben ertbeilt.
Den alle 14 Tage erscheinenden Marktbericht immer zweck-
entsprechender und zutreffender zu gestalten, ist die Markt-
Kommission im Verein mit dem Vorstände stets bemüht gewesen.
Nach der neuesten Ranrichtung basiren die angesetzten Preise
auf den Ermittelungen, welche regelmäßig zu diesem Zweck so-
wohl von Konsumenten wie Produzenten eingezogen werden.
Am wenigsten erfreulich hat sich, wie vor kurzem bereits in
dies. Blatte konstatirt und eingehend besprochen wurde, der
Besuch der Markttage gestaltet; ein Umstand, der allerdings
um so schwerer in's Gewicht fallt, als ja diese Zusammenkünfte
der Vereinsmitghcder den Hauptzweck des Baumarkts bilden.
Docli hat sich in letzter Zeit, vielleicht in Folge des erlassenen
Warnungsrufes, eine kleine Besserung bemerklich gemacht. Der
Durchschnittsbesucb hat betragen: an den Moutageu 60 Personen.
Mittwochs 38 P. und Freitags 45 P. — Als ein weiteres Mittel,
um den Besuch des Baumarkts, der erst bei einer allgemeinen
Betheiligung den rechten Nutzen schaffen wird, zu heben und
weitere Kreise zu dem Baumarkt heran zu ziehen, ist seitens des
Vorstandes und der Deputation beschlossen worden, einer An-
zahl zu diesem Zweck ausdrücklich ausgewählter Firmen den
Beitritt ohne die Förmlichkeiten der Aufnahme frei-
zustellen, da vielfach behauptet wird, dass man s
in der Form, in der sie jetzt bestehe, nicht gern
Eine Versammlung von ntödtisohon Baubeamten
den beiden Provinzen Rheinland und Westfalen hat am
12. Januar d. J. in Dnsseidorf getagt Auf Anregung des Stadt-
baumeisters Schülke- Duisburg waren an die sammtlichen 24 Stadt-
baumeister bezw. Stadtbaurätbe der genannten Provinzen Ein-
ladungen ergangen; die Betheiligung ist eine zahlreiche zu nennen,
da 17 Kollegen erschienen waren, wahrend mehre Andere sich
aus besonderen Verhinderungsgründen entschuldigen liefsen. Ver-
treten waren die Städte Aachen, Barmen, Bochum, Bonn, Borbeck,
Crefeld, Dortmund, Duisburg, Dnsseidorf, Minden, Mülheim an
der Ruhr, Munster, Oberhausen uud Trier. Unter der hebens-
würdigen Führung des Hrn. Westhofen-Düsseldorf nahm die Gesell-
schaft zuerst die bedeutendsten neueren Bauausführungen der
Stadt Düsseldorf, l»esonders das Leirhenhaus uud die Schlacht-
hallen (von Westhofen), die Pumpstation am Auslauf des Kanal-
netzes in den Bhein, sowie die Spülvorrichtung des Kaualnetzes
■•eller, das neue Akademiegebäude (von Riffarth), das
(von fiiese) und die neue evangelische Kirche (von
& Heyden) in Augenschein und trat dann zu einer
Berathung in der städtischen Tonhalle zusammen. Das Ergebnisa
der Berathung war der Beschlnss, regelmäßige Zusammenkünfte
in einer zweckmäßig gelegenen Stadt zu veranstalten, um sich
gegenseitig über die im stadtischen Bauwesen schwebenden tech-
nischen und administrativen Fragen zu besprechen, die gewonnenen
Erfahrungen auszutauschen nnd zur Erreichung gemeinschaftlicher
Ziele sich gegenseitig zu unterstützen. Es wurden zunächst zwei
Punkte bestimmt, auf welche sieh die gemeinschaftliche Thatig-
keit erstrecken soll, und zwar a) auf die Sammlung statisti-
schen Material es über die Ausdehnung und die finanzielle
BedeuUing des kommunalen Bauwesens in den einzelnen Städten,
ober die bauliche Entwickelung der Städte überhaupt, Uber die
das Bauwesen betreffenden Verordnungen und Vorschriften und
über die Personalverhaltnisse der Bauamter; b) auf Erhebungen
über die Organisation der verschiedenen städtischen Bauver-
waltungen und auf die Untersuchung der Frage der neuen
Städteordnungs-Gesetze vom technischen Standpunkte.
Nach längerer lebhafter Debatte wurden zwei Kommissionen, be-
stehend ad a: aus den Hrn. Buch (Düsseldorf), Burkhard (Crefeld»
und Schülke (Duisburg), ad b: aus den Hrn. Marx (Dortmund),
von Noel (Bonn) und Stübben (Aachen) eingesetzt, um die aus den
verschiedenen Städten eingehenden diesbezüglichen Mittheilungen
zu ordnen, zu sichten und in Form einer Denkschrift auszuarbeiten.
Weiteres bleibt den Beschlüssen der nächsten Versammlung, welche
auf den I. Juni ca. nach Bonn anberaumt wird, vorbehalten. Bis
dahin werden die Hm. Marx und Schülke als
Aussrhuss fungiren.
Ein gemeinschaftliches Diner in der städtischen Tonhallp
beschlnss diese erste Versammlung der städtischen Batibeamtcu
Rheinland und Westfalens, deren periodische Wiederholung offen-
bar sehr geeignet ist, auf das kommunale Bauwesen, dessen
grofse BedeuUing schon aus seinen Anforderungen an die Steuer-
kraft der Bürger gefolgert werden mag, einen fördernden und
- - # —
Vermischtes.
Sprachliche Sünden der Techniker. Nachdem vor kurzem
erst durch d. Bl. in Erinnerung gebracht worden ist, dass Meter
sächlichen Geschlechts sei, dürfte es gleichfalls zeitgemäfs und
hoffentlich von Erfolg sein, darauf aufmerksam zu machen, dass
die Bezeichnungen: steigende, fallende und laufende
Meter ebenso sprachlich falsch wie überflüssig sind. Letzteres,
weil Jeder, den es angeht, ohnedies weifs, nach welcher Richtung
hin er z. B. Schornsteinrohre, Brunnen, Verbandhölzer etc. auf-
zumessen hat, sprachlich falsch aber, weil steigen, fallen und
aktive Begriffe sind, während doch die betreffenden Gegen-
ufähig bleiben, eine eigenwillige Kraftausserung
»nach weder steigen, noch fallen, noch laufen
Diese leider noch immer üblichen Bezeichnungen gehören
s zu dem Geschlechte des „ledernen" Handschuhmachers etc.
- also fort mit ihnen. J.
Neue Stipendien für studlrende Kunstler. Dem Pr. St
Ii. D. R-Anz. entnehmen wir folgende, vom 5. Januar d. J.
datirte Bekanntmachung:
Bei der durch Testament der weiland Kommissions -Rath
RcirhertVben Eheleute errichteten, mit dem 1. Oktober 1877 in
Wirksamkeit getretenen milden Stiftung sind 2 Stipendien von
jährlich 600 M für talentvolle und gebildete junge Leute, welche
sich der Malerei, Bildhauerei, Baukunst, Musik oder Kupfer -
stecberkiinst gewidmet haben, zur Unterstützung bei ihrer weiteren
Ausbildung, sei es auf Keisen oder in ihrer Heimat, verfugbar.
Die Bewilligung ist davon abhangig, dass der Bewerber Inländer
Die Bewilligung ist davon abhängig, dass der Bewerber Inländer
ist und sich Ober seine Begabung für den vou ihm erwählten
Kunstzweig, über den Besitz genügender Vorbildung, sowie über
fleißige Betreibung seiner Studien durch Zeugnisse ausweiset.
Bewerbungsgesuchu sind schriftlich unter Beifügung der Zeug-
nisse bei dem Kurator der Keichert'schen Stiftung, Geh. Ob.-Keg.-Rtii.
Neues In der Berliner Bauausstellung. In der Zeit
vom 1 -12. Januar 1878 wurden neu eingeliefert: Von E. Al-
brecht für die Schlesischc Thonwaarenfabrik T schauschwitz :
2 glasirte Thonvasen. — Von der Berliner Aktien-Gesell-
schaft flu* Zentralheizung«., Wasser- und Gas-Anlagen (vormals
Schaeffer und Walker) eine Treppenspindel mit Gaskandelaber
und 2 vou F. Fingerling entworfene TraiHcn, in Messing gesclilitTen
mit Marmortheilen, letztere a. d. Fabrik von Kessel k Röhl.
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N«. 6.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
27
Ans der Fachliteratur.
Denkschrift, betreffend die im PreuL'ai sehen Btaate
vorhandenen Waaoerntrafeen, deren Verbesserung und Ver-
mehrung. Die vorliegende, im Kg). Handelsministerium verfasste
Denkschrift bezweckt, „snr Lösung der Frage beizutragen, ob und
in welchem Umfange es angezeigt erscheine, die vorhandenen
natürlichen und künstlichen Wasserstraßen de« preußischen Staats,
erforderlichen Falls im Anschluss an diejenigen der Nachbar-
länder, durch neue Schiffahrtswege zu vermehren bezw. abzu-
kürzen oder auf einen höhereu Grad der Leistungsfähigkeit zu
Demzufolge enthalt der erste Theü der Denkschrift eine
Beschreibung der in Preußen vorhandenen, sowohl natürlichen
als künstlichen Wasserstraßen, sowie Mittheilungen (Iber die
Prinzipien, nach denen an der Verbesserung derselben schon seit
Jahren mit mehr oder weniger günstigem Krfolge gearbeitet
worden ist Als die durch fortgesetzte Kegulirungen wahrschein-
lich erreichbare zukünftige durchschnittliche Tiefe der Haupt-
strome bei gewöhnlichem Wasserstande wird in Aussicht gestellt:
für den Ithein voll St. Goar bis Coln ....
, _ „ von ( oln bis zur Niederl. Grenze
„ die Weser von Minden bis Hreinen . . .
„ „ Klbe von der Saale bis zur Havel . .
bis Hamburg
bis Küatrin . .
3,0 ™
3.5»
1,5»
2,0 »
2,3»
1,6 ■
2,0 oi
über 1,5'
, „ „ von der Have
„ „ Uder von Breslau 1
„ „ „ r Küstrin bis Schwedt
„ ■ Weichsel einstweilen nicht viel
Was die Kanäle Preußens anbetrifft, so sind deren bekannt-
lich z. Z. westlich der Elite keine von Bedeutung vorhanden,
während sich andererseits zwischeu Klbe und Oder ein besonders
reich ausgebildetes Kanalsystem rindet . welches sich weiterhin
an das Gebiet der Weichsel, des Pregels und der Memel an-
schliefst und somit eine von Westen nach Osten durc
Wasserstraße von hervorragender Wichtigkeit bildet -
Im zweiten Theile der Denkschrift werden die z. Z. in
Preufseu sowohl staatsseitig als auch von privater Seite aufge-
steute^ wichtigeren KaniUprojekte aufgeführ
theilung unterzogen. Da die hier
meines Interesse beanspruchen, so
4. Die Moorkanäle im mittleren Kms-Gebiete. Der
rationellen Bewirthschaftung der ausgedehnten Hochmoore, welche
sich zwischen Lingen und Papenburg erstrecken, muss unbedingt
deren Trockenlegung und Entsäurung voraus gehen, welche letztere
gegenwärtig hauptsächlich noch durch Brandkultur erfolgt. Soll
jedoch die Moorschicht durch Gewinnung des Torfs abgegraben
und die Kultur des Untergrundes möglich werden, so sind hierzu
wirkliche Schiffahrts-Kanäle erforderlich. Demgemäss ist beabsich-
tigt, beiderseits der Kms ein mehrfach verzweigtes Kanalsystem
anzulegen, an das sich im unteren Theile der Flusses noch der von
der Staatsregierung projektirte Ems-Jade-Kanal anreihen würde,
dessen Richtung von Finden über Aurich nach Wilhelmshaven in
Aussicht genommen ist. Der letztere würde die Rinnen-Schiffahrt
von Ostfriesland vermitteln und wesentlich zur Hebung der Land-
dieses zweiten Tbeiles der Deukschrift in
Kürze aufgeführt werden. Unter den projektirten Wasserstrafsen
kommen nämlich in Betracht:
1. Der Rhein - Maas - Kanal. Derselbe geht von der
Maas bei Venlo aus und führt in ostlicher Richtung über Krefeld
nach dem Rhein bei Uerdingen. Durch denselben wird der un-
tere Rhein mit dem bestehenden holländisch - belgischen Kanal-
netz in Verbindung gebracht und gleichzeitig für das neuerdings
erbohrte Steinkohlenlager zwischen Krefeld und Uerdingen eine
Abfubrstraße geschaffen. Zur Speisung der Scheitelstrecke soll
das erforderliche Wasser aus dem Rhein entnommen und durch
Dampfmaschinen aufgepumpt werden. Die Kosten der Ausfüh-
rung werden etwa 12 Millionen M. betragen. Die Vorarbeiten
sind von einem in Krefeld und Venlo zusammen getretenen
Konnte ausgeführt. Der Kanal würde, namentlich wenn auch
seine Fortsetzung bis Vlissingen gelingen sollte, für den Absatz
der Produktion der Kohlen- und Hntten-Keviere von Rheinland
und Westfalen von wesentlicher Bedeutung sein.
2. Der Rhein-Maiu-Kanal oder richtiger die Kanalisinmg
des Mains von Frankfurt bis zu seinem Eintritt in den Rhein
soll der genannten Stadt den schiffbaren Anschluss an den Rhein
gewähren und die Bedeutung Frankfurts für den Waarenhandel
neu beleben, welcher durch den Einrluss der günstiger gelegenen
Städte Mainz und Mannheim in eine bedenkliche Abnahme ge-
ruhen ist. Ueber das seitens der Staatsregierung aufgestellte
Projekt wird gegenwärtig seitens der Rheinufer-Staaten verhan-
delt Eine mit dem Kanalisirungsprojckt im Zusammenhange
-tehende Hafenanlage am rechten Mainufer in Frankfurt ist zur
gleichzeitigen Ausführung seitens der Stadt in Aussicht genommen.
3. Der Rhein-Weser-Elbe-Kanal. Dieses höchst wich-
tige Kanalprojekt ist bestimmt, die Handelsstraßen des Rhein-
gebiets mit den Wasserwegen der Ems, Weser und Elbe in
Verbindung zu setzen und im Anschlüsse an die östlich der Elbe
bereits bestehenden, eine vom Rhein bis zur Memel reichende
Wasserstraße für die Binnenschiffahrt herzustellen. Die Vor-
arbeiten sind in den Jahren 18413 bis «6 auf Kosten der Staats-
regiening ausgeführt Für den Kanalabschnitt zwischen Rhein
und Weser bieten sich 2 Wege dar: eine nördliche, Münster be-
rührende Linie, welche den Teutoburger Wald umgeht, und eine
südliche, welche über Bielefeld führt: da die letztere eiuen 4«'°
langen Tunnel bei Bielefeld erfordert, so dürfte der nördlichen
Linie um so mehr der Vorzug gebühren, als im Anschlüsse an
dieselbe eiu für den westfälischen Kohlenabsatz höchst wichtiger
Zweigkanal nach der Ems bei Rheine auf kürzestem Wege ber-
gest eilt werdcu kann. Für den östlichen Kanalabschnitt zwischen
We r und Elbe ergiebt sich die ziemlich gerade Richtung über
Hannover, Fallersleben und Wolmirstedt mit einer Scheitelstrecke
von 165 Km Ijänge. Indessen ist auch hier eine variirte, mehr
südliche Trace denkbar, bei der die Ort« Biaunschweig und
Oscherelcben berührt werden. Die Kosten der gesammten Kanal-
lit den erforderlichen Seitenkanälen sind auf ca. i:M>
M. z
5. Der Kanal v«n Leipzig nach der Elbe. Um eine
Verbindung Leipzigs mit der Elbe herzustellen, sind zwei Pro-
jekte aufgestellt Nach dem einen soll der über Bitterfeld zu
führende Kanal unterhalb Dessau in die Elbe einmünden, nach
dem anderen Projekte soll dagegen eine Kanal Verbindung von
Leipzig nach der schiffbaren Saale in der Nähe von Merseburg
hergestellt werden. Das letztere Projekt findet, trotzdem der
Weg nach der Elbe länger ist, als beim ersten, lebhafte Befür-
wortung namentlich deshalb, weil durch dasselbe zugleich eine
nicht zu unterschätzende Verbindung mit der oberen Saale und
Unstrut geschaffen wird.
6. Der Elbc-Spree-Kanal soll die reichen Produktion*-
gebiete Sachsens und Böhmens mit Berlin und somit auch
mit den Schiffahrtswegen der östlichen Provinzen Preussens in
Verbindung bringen. Der Kanal soll von der Elbe unterhalb
Dresden ausgehen und in fast gerader Linie nach den schiff-
baren Seitengewässern der Spree oberhalb Berlin geführt werden.
Um den Kanal von der Hochebene zwischen Flbe und Spree nach
der letzteren hinab zu führen, war ursprünglich eine Treppe von
21 Schleusen angenommen; nachträglich ist jedoch statt dieses
Schleusensystems eine geneigte Ebene in Vorschlag gebracht
Die Kosten des Kanals sind auf 42 Millionen .//. veranschlagt
8. Der Oder- Spree -Kanal. Ausser dem zwischen der
Oder und der Spree bereits bestehenden Friedrich-Wilhelm- und
Fiuow-Kanal ist eine dritte Verbiiidung zwischen beiden Flüssen
projektirt, welche ihren östlichen Endpunkt möglichst gegenüber
der Warthe-Mündung linden soll. Auch hier sind 2 verschiedene
Tracen bearbeitet; wie man indessen auch die Richtung wählen
will, so bleibt immer die Ueberschreitnng der ungewöhnlich
bergigen Wasserscheide zwischen Spree und Oder erforderlich,
wobei mangels genügender Wasseripiantitäten für die Speisung
der 8e heitelstrecke zur Anlage geneigter Ebenen geschritten
werden müsste. Da aber in Kürksichf auf den Betrieb mit
Tauerci der Kanal für Schiffe von 6000 Ztr. Tragfähigkeit ein-
gerichtet werden soll, so stehen dem Betriebe mittels geneigter
Ebenen jedenfalls mancherlei gewichtige Bedenken entgegen.
Gelingt es, diese technischen Bedenken zu überwinden, so hat
die Anlage des Odcr-Spree-Kanales um so größeren Werth, als
sich im Oderbruche leicht die Anlage eines anschließenden
großen Schiffahrts-Kanales verwirklichen liesse, welcher sich bis
Schwedt erstrecken würde.
8. Der Rostock - Berliner Kanal, welcher eine direkte
Fortsetzung des Elbe-Sp
anderen Orten hinreichend
•Spree-Kanals zur Ostsee bilden soll, ist an
chend erörtert worden, so dass auf eine
hier verzichtet werden kann. Die Denk-
schrift führt ans, dass erhebliche technische Bedenken gegen das
Projekt nicht geltend zu machen sein möchten, dass indessen
seitens der Handelswelt eine besondere Bedeutung auf die Ver-
wirklichung desselben seither keineswegs gelegt sei.
9. Der Uecker-Kanal soll durch Verbindung der oberen
Havel mit der oberen Uecker eine möglichst direkte Wasserstraße
zwischen dem Pommerseben Haff und Berlin herstellen. Bei den
Schwierigkeiten, die sich einer Ueberschreitung der Wasserscheide
zwischen Havel und Uecker, namentlich bezüglich der Wasserbe-
schaffung entgegen stellen, wurde die Ausführung des Kanals als
solcher niederen Ranges um so mehr getoteu sein, als die obere
Havel selbst nach vollendeter Regulirung eine größere Wassertiefe
als von 1 ™ nicht erhalten wird.
10. Der Donau-Oder und Oder-Lateral-Kaual. Das
geplante großartige Unternehmen bezweckt eine Kanalanlage,
welche von dem neuen Dnnauhafen bei Wien ausgeht, das March -
feld durchschneidet, die Wasserscheide bei Weiskirchen durchsetzt
und schließlich das Oderthal bei Oderberg erreicht. Wenn man
auch die technische Ausführbarkeit des Projekts nicht bezweifeln
und die demnächstige Rentabilität des Unternehmens als gesichert
ansehen will, so würde doch eine Vorbedingung für das Gedeihen
desselben die Weiterführung im preußischen Gebiete als Lateral-
Kanal der Oder etwa bis Breslau sein. Ein Interesse der Provinz
werdeu, wiewohl sich ein endgültiges Urtheil über die technische
Durchführbarkeit des Unternehmens zur Zeit noch nicht fällen hisst.
Die Denkschrift schließt mit einer Benrtheilung der aufge-
führten Kanalprojekte. Wenn diese Bcurtheilung auch vorwiegend
nur vom technischen Standpunkte aus erfolgt so erhellt doch,
dass regierungsseitig eine wesentliche Bedeutung zur Gewinnung
eines großen Netzes zusammenhangender Schiffahrt-Straßen zu-
nächst nur den unter 1, 3, 6 und 7 aufgeführten Kanalprojekteu,
welche in "
allerdings auch die Aus-
28
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
19. Januar 1878
führung des Berliner Südkanals als nolhwendig erforderten, bei-
Relegt wird. Die Gcsammtkosten der vorbemerkten 4 Kanalan-
lagen sind auf 211 Millionen M. geschätzt, zu denen noch die
Kosten des Berliner Südkauais mit 33 Millionen M. treten würden.
Die in der Denkschrift seitens des Kgl. Handelsministeriums
niedergelegten Daten werden allseitig als werthvolles Material zu
der Krage ober die Verbesserung der "
diuikbar anerkannt werden.
Noue Zeitschriften. Vom 1. Januar er. ab erseheint im
V. Hevmann'schen Verlag datier ein vom preuss. Handels-
Ministerium heraus gegebenes amtliche» Publikatious-
organ, das den Titel „Eisenbahn- Verordnungsblatt" führt, in
zwanglosen Fristen — i. d. R monatlich 2 Mal — ausgegeben
werden und, ausser seinem Inhalt an sogen, amtlichen Ni
Verordnungen etc., Entscheidungen richterlicher und "
Behörden in Eisenbahn- Angelegenheiten bringen soll.
Wir würden kaum in der Lage sein, von dieser neuen Er-
scheinung Notiz nehmen zu müssen, geschähe es nicht, um der
Absicht zu gedenken, das* dem neuen amtlichen Organ unter dem
Titel „Archiv für Eisenbahnwesen" eine in zwanglosen Heften er-
scheinende Beilage hinzu gefügt werden soll, welche ihr Material
z. Th. wenigstens vom fachlichen Gebiete zu entnehmen haben
wird. Das Vorbild für die neue Veröffentlichung des Handels-
ministeriums, die wir unsererseits als eine gern gesehene Er-
scheinung glauben ansprechen zu sollen, scheint das „Amtsblatt
der Deutschen Reichspost- Verwaltung" geliefert zu haben, für
welches genau dasselbe Programm in Kraft steht, welches man
für das Eisenbahn- Verordnungsblatt dem obigen nach angenommen
hat. Die Leistungen des neuen Blattes werden abzuwarten sein. —
Seit 1. Juli lt»77 erscheint im Kommissionsverlag der I'olyt.
Buchhandlung von A. Seydel in Berlin eine neue technische Zeit-
schrift, welche sich Annalen für Gewerbe- u. Bauwesen be-
titelt und nnter Mitwirkung einer Anzahl von Fachmännern vom
Ingenieur Glaser in Berlin in ^wöchigen Heften von je 2 Bogen
Umfang heraus gegeben wird. Fitrürliche Darstellungen sind theils
in den Text eingedickt, theils auf besonderen Blättern beigegeben.
Ueberblicken wir den Inhalt des vorliegenden 1. Bandes, so
scheint es uns, dass in der neuen Zeitschrift Gewerbe und In-
dustrie in erster Linie ihre Vertretung finden und das Bauwesen
nur mehr nebensächlich heran gezogen wird, wie hierauf im übrigen
auch schon die Namensliste der Herausgeber sc hliessen lasse Wir
haben keineswegs die Absicht, hieraus einen Vorwurf für das Blatt
konstruiren zu wollen, sondern meinen im Gegentheil, dass nach
dem Zustande der heutigen Tagestitteratur gerade das Gebiet der
Gewerbe und Industrie es ist, welches eine litterarische Forderung
relativ am besten vertragen wird, und dass daher die Unternehmer
im ganzen wohl auf einer richtigen Fahrte begriffen sind. Vielleicht,
dass wir nach längerem Bestehen der „AnnalenJ
haben, auf dieselben abermals zurück zu kommen.
Konkurrenzen.
Kunstgewerbliche Konkurrenzen in Berlin I Fortsetzung).
Die zweite Konkurrenz des Gewerbe -Museums deren Objekt ein
Salnnstuhl war. hatte, wenn auch noch lebhaftere Betheiligung
als die vorige, doch kein so durchschlagendes Resultat zu ver-
zeichnen. Mag es sein, dass die Aufgabe eine ungleich schwierige
ist, weil sie dem Krtindungsgeist nur einen außerordentlich engen,
allen Seiten durch die Rücksichten der Bequemlichkeit abge-
Wirkuugskreis übrig lässt, oder dass die anarchische
»it sich auf diesem Gebiet fester gesetzt hat, als auf
irgend einem andern genug, unter den mehr als 80 Stühlen
waren nur wenige, die in Verhaltnissen und Detaillirung gleich-
zeitig Neues und Gutes boten. Dazu kam, dass die meisten der-
jenigen die das Auge fefselten, auch sofort verneinen, dass ihre
Herstellung nicht innerhalb des vorgeschriebenen Preises lag, der
auf höchstens 300 M. für das Dutzend normirt war.
Unter so schwierigen Verhältnissen mit dem ersten Preise
ausgezeichnet worden zu sein, darf sich der Gewinner desselben.
F. Biester in Berlin, ein früherer Schüler des (iewerbc-Muscums,
zur besonderen Ehre anrechnen. In der That war der von ihm
eingesandte Stuhl von ungewöhnlicher Eleganz. Wohl der kleinste
unter allen — fast zu zart in den Holzstärken, gewann er durch
gut abgewogene Verhältnisse und eiue gewisse Anschmiegsamkeit
und Rundung aller Formen, die man nur mit dem Prädikat
„liebcuswiirdig" bezeichnen kann und die sellrst kleine I nkorrekt-
der gedrechselten Vorderbeinrhen über-
Fast noch einfacher, aber vielleicht eben darum
_ , war der mit dem zweiten Preise
SU.1.1 der Firma Spinn & Menke. Neben dem erst-
er wesentlich stämmiger'. Der Gesammteindruck
würde gewonnen haben, wenn die Vorderbeine anstatt mit scharf-
kantig viereckigem yuerschuitt, ebenfalls rund gewesen wären.
Während die beiden genannten Arbeiten in unpolirtem Nnssbaum-
holz ausgeführt waren, zeigte der an dritter Stelle prämiirte, von
Rieger in Berlin, das glänzende Schwarz des nachgeahmten
Ebenholzes und schloss sich, um Lehne und Beinen wesentlich
die Drechslerarbeit zu Hülfe nehmend, den italienischen Möbeln
des Hj. u. 17. Jahrb. an. Etwas weniger Aufwand an Holz und
ein etwas tieferer Sitz würden die Eleganz und Bequemlichkeit
dieses, sonst hübsch durchgebildeten Stuhles noch erhöht haben.
Von den übrigen Konkurrenten kam wohl Funk in Berlin
den prämiirten am nächsten. Iiier war eine höchst elegante
Einfachheit nur durch kleine, dezent I • b md lt.- Schnitzereien
belebt. Auch Klär hiersclbst hatte neben einem ganz mUslungeneu
einen zweiten Stuhl ausgestellt, der durch gut abgewogene Ver-
hältnisse bei verständiger Einfachheit gewann. — Eine reiche Be-
theiligung hatte die Konkurrenz unter den Magdeburger Tischlern
gefunden und man konnte die l'eberzeugung gewinnen, dass der
frische Hauch, der durch die kunstgewerblichen Bestrebungen
unserer alten Nachbarstadt geht, hier einen würdigen Ausdruck
fand. Die Arbeiten von Probst^ Möbes, Zobel, Nathcr.
sicheres Stilgefühl, gute Profiliningen und litten nur fast alle iui
einer gewissen uugraziosen Schwere und einer zu grofsen Opulenz
der Ausführung die, wenn die Preise in Magdeburg nicht erheblich
niedriger sind als hier, ein Einhalten der Kostensumme ausschliefst.
Von Berlin aus waren noch gute Sachen von Schirm er mit
interessanter Verwendung eines hraunen, die Intarsia mit Glück
nachahmenden Kittes, und von Pin gel eingeliefert, dessen höchst
eigenartiger, ganz aus Eichenholz mit hölzerner, durchbrochener
Bücklehne gearbeiteter Stuhl wohl auf einen Preis Anspruch
gehabt hatte, wenn die Konkurrenz nicht speziell für einen Salon-
stuhl ausgeschrieben gewesen wäre. Kemper t in Berlin hatte
einen beachtenswerten Versuch gemacht, antike ßeinformeu und
eiue durch Gravirung hergestellte Dekoration in grazisirendera
( Irnament mit den Anforderungen der Bequemlichkeit zu vereinigen,
auf die bekanntlich die früheren Versuche iu dieser Richtung
wenig Rücksicht nahmen. Einige Kuriosa, wie sie bei keiner Kon-
kurrenz fehlen, seien nur kurz erwähnt so ein von Fahlbusch
in Berlin gemachter Versuch, die Rücklehne mit einer selbstthätigen,
der Bewegung des Rückens sich anschliefsenden Klappvnrrichtung
zu versehen, und die bei einem, sonst hübschen Stuhl von Blanc
in Kassel an der zweigeteilten Rücklehne zum tektonisrheu
Ausdruck gebrachten Schulterblätter des Sitzenden.
Ueber die beiden Konkurrenzen der Bau-Ausstellung soll
inzwisc hen ebenfalls der Spruch der Jury gefällt worden sein, ist
jedoch noch nicht veröffentlicht worden. Wir hoffen in dem
nächsten Bericht denselben zugleich mit dem Wortlaut der von der
Kommission verfassten Motivirung mittheilen zu können, («chiiu» r»igt /
Konkurrenz rar Entwürfe zn einer Krankenanstalt
des Kantons Glaras. Die 3 für die besten Arbeiten bestimmten
Preise betragen 900, 600 u. -JOO Fr. Der Terrain zur Einsendung
der Entwürfe Tan den Gemeindepräsidenten Galatti in Glarus, von
dem auch Programme etc. zu beziehen sind) ist bereits auf den
15. Februar 1S78 fest gesetzt, so dass kaum andere als Schweizer
Architekten sich betheiligen dürften, zumal das Programm (nach
der Kritik in Nu. 2 d. . Eisen bahn - 1 ziemlich lückenhaft und
unbestimmt sein soll. Die Preisrichter sind nicht genannt, die
Preis.- im Verhältnisse zu
Brief- und Fragekasten.
Berichtigung. In No. 1/2 S. * u. Bl. ist durch einen
Druckfehler die für den Bau der Svnagoge in Münster ausgesetzte
Bausumme fälschlich zu 30 000 M. anstatt zu 60 000 M. ange-
geben worden. Unsere Bemerkung, dass der Preis von im M.
etwas knapp bemessen sei, würde andernfalls eine ungerechtfer-
tigte gewesen sein.
Abonnent in Stettin. Die Firma Utzschneider & Jauue/.
besitzt eine rühmlich bekannte Thonwaaren-Fabrik in Saargemtind.
Hiernach ist zu vermuthen, dass die von Ihnen erwähnten Musaik
Fussboden -Platten dieser Finna, die wir persönlich noch nicht
kennen gelernt haben, ein keramisches Erzeugniss sind.
Hrn. T. in H. Ein Spezialwerk über I Dekorationsmalereien
in romanischem Stile durfte schwerlich existiren, sondern Aus-
kunft nur in den Werken über dekorative und ornamentale Kunst
einerseits und den Monographien über die Monumente der
romanischen Periode andererseits zu tinden sein. Wir rathen
Ihnen, sich jtersönlich an diejenigen Fachgenossen zu wenden,
die durch Spezial - Studien eine besondere Kompetenz auf dem
bezgl. Stilgehiete sich erworben haben, und nennen Ihnen als solche
besonders die Hr. Direktor Dr. Essenwein in Nürnberg, Brth. Hase
iu Hannover u. Oberhrth. Prof. von Ritgeu in Giefscn.
Abonnent in Düren. Wir sind mit den Verhältnissen des
Studiums der Chemie nicht so weit bekannt, um Ihre Frage be-
antworten zu können, und wissen insbesondere nicht, welche An-
forderungen an einen Chemiker gestellt werden, der Anstellung
im preußischen Staatsdienste (in welchem AmteVi erwartet, glaul>en
jedoch, dass auch in dieser Beziehung das Polytechnikum in
Darmstadt den bezgl. preußischen Anstalten vollständig gleich-
berechtigt ist.
Ilm. H. S. in T. Die einzige Wochenschrift balitechnischen
Inhalts, die in Wien erscheint, ist diejenige des Oesteir. lngen.-
u. Archit. -Vereins. Allgemeineren technischen Inhalts ist die
Wochenschrift des Niederosterr- Gewerbe- V., doch beschäftigen sich
beide Journale vorwiegend mit dem Leben der bezgl. Vereine und
mit dem in Verhandlungen und Sitzungen derselben gelieferten Stoff.
Hrn. S. in Berlin. Die Leitung privater bezw. kommunaler
Bau-Ausfuhrungen durch prenlsi»che Staatsbaulieainte darf in
jedem einzelnen Falle nur auf Grund höherer Genehmigung statt-
finden ; dagegen hat es , wie auch selbstverständlich, keiner
besonderen Erlaubnis zu unterliegen, falls dieselben Entwürfe
v«lag »uo Carl Beeilt» ia
K. K. O. Krll.tlc Druck: Vf. II«*.« HoM>«cadrut<a«rtl. HrrlMi-
No. 7.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
29
lahftll: ArrhiU-klfu- uiwl tnj(«ilrtjf-ViTeiii tu Hamburg. ■■ PatentirU-r WawrvrMunrtung»- Apparat für LuftheMunavn - Bvitra< mr Bestimmung des Nutr-
wertbr« vencnieariier hydrauUVber MortelmaWialicn. — Vebvr iwei prlaitlpirll«, durrb «Iii- btVhflen praifeitcbrn UerfrJllatlör« lo Jiiajti4j*r Z4it ratarhlpdew Fragen. —
tnui b der BerJbMc Bau- Atwkllun«. — Prrtuiial-Na'-hrli'bWii. — Htlnl- und PrafltkMlta
Architekten- und Ingenieur- Verein zu Hamburg. Ver-
sammlung am 21. Dezember 1877. Vorsitzender: Hr. llaller,
Schriftfahrer: Hr. Bargum, anwesend 43 Mitglieder.
Das vom l'ortraitmalcr Steinfurth angefertigte Bild des
Wasscrbaudircktor Dolmann ist im Versammlungssaale aufge-
stellt und wird enthüllt und dem Verein »hergehen. Hr. Nehls
hat dem Verein sein Werk «Die Illumination der Leiichtthünne"
als Geschenk ülicrsendet Von Hm. Hastedt sind Roiseskizzen
ans I'alermn ausgestellt, theils architektonischen, tlieils landschaft-
lichen Charakters. Unter ersteren befinden sich bildliche 'Wieder-
gaben des musivischen Plächenschmucks an den Aufsenseiten des
Doms (Ende d. 12. Jahrb.). Der Aussteller erläutert seine be-
schreibenden llemerknngcu durch Vorzeigung von Dekorations-
1 'rohen, in Original-Bruchstücken, in Relief-Abdrucken und in
Farbenpausen bestehend.
In die Kommission zur Prüfung von Submission*- Bedingungen
werden die Hrn.: Hennicke, F. A. Meyer, Hans Schmidt, Hastedt,
0. Repsold und H. W. Schaefer gewühlt.
Hr. llaller referirt, nachdem er zeitweilig den Vorsitz an
Hrn. Ahrens abgegeben, über diu Müncheuer Denkschrift, betr.
die l'flege der Kunst an öffentlichen Bauwerken. Nach kurzer
Wiedergabo des Inhaltes der Denkschrift und der darin ent-
haltenen Anträge der Hrn. von Neureuther und Genossen spricht
der Hcferent seine Ansicht dahin aus, dass die Schrift, oluic
gerade Nedes zu bieten, einen edlen Zweck verfolge und daas
man daher dem leitenden Gedanken seine Anerkennung selbst
dann nicht versagen dürfe, wenn man der Begründung nicht in
allen Stucken beipflichte. F.in nachhaltiger Krfolg könne von
den, eigentlich nur einen allgemeinen frommen Wunsch ent-
haltenden Resolutionen nicht erwartet werden. Ks erscheine
deshalb die auch vom Hamb. Verein erhetene zustimmende
Kundgabe unnöthig und es sei von dieser mit Rücksicht auf die
in der Denkschrift enthaltene Motivirung ahzurathen. Aclinlicb
habe sich der Berliner Architekten-Verein ausgesprochen, doch
könne die Resolution kürzer gefasst werden als die Berliner
(Xo. !Mi v. J. d. Dtsch. Banztg. i, etwa wie folgt:
„Der An Ii.- u. Ing.-Verein zu Hamburg, für die Zusendung
der Denkschrift über die Ifiege der Kunst an öffentlichen Mau-
werken dankend, thoilt im allgemeinen die in derselben enthaltenen
Ansichten, verspricht sich indessen von dem Ausspruch eines
Wunsches, die Regierungen u. 8. w. möchten die monumentale
Ausbildung öffentlicher Bauwerke ihrerseits fördern, keinerlei Kr-
folg, da (icschmack und Sinn für wahrt.1 Kunst, wo solche nicht
vorhanden, durch keine, wenn auch noch so beredte Fürsprache
geweckt werden. Der Hamb. Verein erblickt in der unleugbaren
stetigen Zunahme des allgemeinen Ktutstiuteresses und in dem
edlen, auch in der Denkschrift hethätigten Streben Kinzelner eine
ungleich machtigere Bürgschaft für eine erfolgreiche Kntwickelung
vaterländischer Kunst.''
Diese Resolution wird ohne Widersprach angenommen.
Am Schlüsse der Versammlung und des Jahres überrascht
Hr. Roeper wiederum durch einen humoristischen Vortrag, den
er unter dem unverfänglichen Titel: .Lokale Schwerpunkts-Bc-
Stimmungen" angekündigt hat. Derselbe handelt von nichts Ge-
ringerem, als von der Bestimmung des Schwerpunktes der Stadt
Hamburg und von dessen Verlegung nach dem noch immer nicht
fest stehenden BauplaUe für dos Rathbaus, was dem Redner nach
de: Methode von Jules Verne zur grofsen Belustigung der Zuhörer
vortreillich gelingt
Aufgenommen in den Verein sind die Hrn. Mager u. von Horn.
Bin.
Patentirter Waaserverdunatunga - Apparat für Luft-
heizungen. Ausgehend von der häufig zu beobachtenden That-
sache des zu geringen Feuchtigkeitsgehalts der Luft in mittels
gewöhnlicher Luftheizung erwärmten Räumen, haben die Fabri-
kanten Fischer & Stiehl in Essen a. d. Ruhr einen neuen
Befeuchtung« -Apparat konstruirt, den wir durch die beigefügten
Abbildungen zur näheren Kenntniss unserer Leser bringen, weil
seine Eigentümlichkeiten uns einer besonderen Beachtung würdig
zu sein scheinen.
Die Fabrikanten nehmen an, dass die Verdunstungsgc-f ifse,
welche in den Heizkammern aufgestellt werden, regelmäßig eine
zu geringe Gröfse (0,5— LOn») besitzen, um im Stande zu
sein, der in kalten Tagen mit nur sehr geringem Feuchtigkeits-
gehalt zuströmenden Aufsenluft die genügende Dunstmenge mit-
t heil eit zu können; es werden bei HH°C. Tteizkammcr-Teinpcratur
pro Wassert! Ache höchstens 6 1 Wasser in 1 Stunde in Dunst
ülM-rgefuhrt Die selbstthätigen (heizbaren) Verdunstungs-Appa-
rate sind nicht von dem Vorwurfe frei, dass Inkrustationen der Wand-
flächen mit ihren bekannten Folgen eintreten können und dass
dabei, wenn diese Apparate ihren Platz in der Heizkammer er-
halten , auch nur eine ungenügende und zudem unregulirbare
Mischung der erzeugten Dampfe mit der abströmenden Warmluft
stattfindet.
Zur Vermeidung aller genannten IVhelstande haben Fischer
<fc Stiehl Verdunstung«- Apparate konstruirt, die von den bisher
üblichen theils durch ungewöhnliche Gröfse und theils durch
die Besonderheit des Aufstellungsorts, der ihnen angewiesen wird,
sieb unterscheiden. Der Apparat besieht aus einer grofsen An-
zahl flacher Gcfilfsc, welche staffelförmig über einander gestellt,
in dem den Einzel räum bedienenden Zuteiler der Heizluft
ihren Platz erhalten; auf 1 Q™ Querschnitt des letzteren wird
eine Wasserfläche von ca. lsn™ gerechnet
Da die Schalen llcberlaufröhren haben, welche so einge-
richtet sind, dass das austretende Wasser in das tiefer stehende
Gcfäfs gelangt, so braucht zur Füllung des Apparats nur die
oberste der Schalen heraus gezogen zu werden. Wenn dabei
das Maafs der Füllung geuau nach dem Feuchtigkeitsgehalt der
Aufsenluft bestimmt wird, so ergeben sich Verdunstungsflächen,
welche geuau den ^tatsächlichen Verhältnissen angepasst reg ti-
li rt — sind. Bei Schluss der Luftklappe hört die Verdunstung
des dahinter stehenden Apparats auf, so daas eine solche Ver-
ändern Hg ohne Einfltiss auf die Befeuchtung derjenigen Luftmenge
ist, welche anderen Räumen aus derselben Hei/kammcr während
der Ausschaltungsperiode eines Einzelraums etwa zugeführt wird.
Fig. S.
Zur Sicherung genauer l'ebcrwachiujg und zur Bequemlichkeit
der Füllung ist es nothwendig, das oberste der Verdunstung*-
gefiifse in einer Höhenlage zu halten, .die nicht über 1,2 ■ über
Pufsbodenhöhe hinaus geht. Wird eine Zuführung derWTannluft
in gröfscrer Höhe der Wand gewünscht, so ist eine gegen die
Konstruktion nach Fig. 1 veränderte Einrichtung des Apparats
erwünscht, welche in Fig. 2 skizzirt ist. —
Wir glauben, dass der neue Apparat mancherlei Vorzüge vor
bisher bekannten Einrichtungen besitzt und dass seine vielseitige
Anwendung allenthalben da sich rechtfertigt, wo eine aufmerk-
same Bedienung desselben gesichert erscheint
Beitrag- zur Bestimmung des Nutzworthca ver-
schiedener hydraulischer Mörtelmaterialien. Wiederholt ist
auf die Thatsuehe hingewiesen worden, dass die Prüfung der
Mörtel nach der Zugfestigkeit erfolgt, obgleich die Mörtel in der
Praxis vorzugsweise auf Druckfestigkeit in Anspruch genommen
werden. Der Grund für diese Erscheinung liegt theils in der
Umständlichkeit' und Kostspieligkeit der Druckproben und theils
auch in der Annahme, dass aus der praktisch ermittelten
Zugfestigkeit ein Schluss auf die Druckfestigkeit gezogen
wenden könne. Misslich ist, dass man bei diesem Schlüsse in
Versuchung geräth, das Verhältnis* der Druck- zur Zugfestigkeit,
welches für ein bestimmtes Material gilt auf ein beliebiges anderes
zu übertragen , während doch dieses Verhältniss je nach dem
Materia) ein wechselndes ist. Es liegen uns nun von einer über
einen längereu Zeitraum sich erstreckenden Versuchsreihe mit
5 verschiedenen Portland -Zementen, Roman-Zement und Trass
mit hydraulischem Kalk die Fcstigkeitsresulute von Druck
und Zug, die sich bis zu einer 12 wöchentlichen Erhärtungsfrist
ergeben haben, vor. Die Proben auf Zugfestigkeit wurden den
„Normen'1 entsprechend ausgeführt, diejenigen auf Druckfestigkeit
unter gleichen Bedingungen wie dort an Würfeln von 10 m Seite.
Die Versuche haben ergeben, dass bei den ß Portl&nd-Zcmcnt-
Proben, selbst bei Verschiedenheit des Sandzusatzes, die Druck-
festigkeit jeweils etwa das lofache der Zugfestigkeit betrug, während
bei sehr gutem Romanzemeut (Grenobler) und bei Trassmörteln
(3 Vol. bestem Det-krumer Wasserkalk, 4 Vol. Trass, 2 Vol. Sand,
sowie ferner bei einer zweiten Mischung aus gleichen Voinmtheilen
derselben Materialien) nur etwa das «; fache erreicht wurde. Dar-
nach ist eine direkte Vergleichung von Zugfestigkeits-Resultaten
30
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
23. Januar I87R
zum /.weck der Nutzwcrfh-Bcstimmiuig
Mörtclniatcrialien unter sich zulässig. —
Ks können indessen für den Nutzwerth hydraulischer Mörtel
die Festigkeiuresultate allein nicht maafsgebcnd sein, da hierfür
noch andere wesentliche Eigenschaften, z. B. rasche Erhartungs-
fähigkeit u. a. ni., in Betracht kommen. So verwendet man
für gewisse Zwecke Rouian-Zenient, trotzdem derselbe selbst hei
inc wesentlich geringer» Festigkeit ergiebt als
au» dem Grunde, das* er hei Wasserandrang
Erhärtung annimmt. Aus ähnlichen Rücksichten
sein, rasch bindendem Portlandzenient den
Vorzug vor langsam bindendem zu geben, wie dies auch in den
„Normen- unter II vorgesehen ist.
Ks sind nun zwar mit rascher bindendem Zement nicht
gleich hohe Festigkeit&zahlen zu erzielen als mit langsamer
bindendem; aber dennoch wird in manchen Fullen der rascher
bindende Zement mit geringerem Brurhgewicbt dem langsamer
bindenden mit höherer Festigkeit gleichwertig zu erachten sein.
Der Grund hierfür liegt in dem Kiniluss der Bindezeit auf
die Festigkeit, ein Einfhuss, der in den Normen unter II zwar
angedeutet ist, aber in seiner ganzen Tragweite doch noch zu
wenig gewürdigt wird. Der Hindus», deu die Bindezeit ausübt,
tritt am deutlichsten hervor, wenn man die Fe&tjgkeitszahlen eines
rascher bindenden Zements mit denjenigen vergleicht, welche man
mit demselben Zement erhalt, narhdem man ihn durch b< kannte
Mittel vorher laugsam bindend gemacht bat. So fanden wir u. a.
bei einem Zement von !MI Minuten Bindezeit hei der Normal probe
eine Festigkeit von 7,G * pro □"» nach 7 Tagen und von 13.8k
nach 28 Tagen, wahrend derselbe Zement auf eine Bindezeit von
7 Stunden gebracht, entsprechend 10,!» und 15,!»». erreichte.
Die folgende Tabelle giebt die Festigkeitsresultate eines und
desselben Zements, von ursprünglich •/, Stunde Itindexeit, die
auf bezw. 3 </i, 10 und 14 Stunden gebracht worden war.
nur für gleichartige I kcitszahlcn für die BeurÜieUung des relativen Werths verschiedener
Zemente nur dann maafsgebend sind, wenn hei ihrer Erlangung
neben der Festigkeit selbst auch auf wesentliche DifTereiue»
in der Bindezeit Burksicht genommen wurde.
Dyrkerhoff.
Kctucr Zement mit Je
•JJS • Wmwt auf 10OÜ • Zmvnt
1 Th. Z»meul, :i TU. K»wl
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Biese wenigen Beispiele zeigen zur (ienüge, von welch aufser-
ordentlichem Kinduss die Bindezeit auf die Festigkeit ist, u. z.
geht aus ihnen hervor, dass ein und derselbe Zement eine um
so höhen- Festigkeitszahl ergiebt, je langer bei demselben das
Abbinden verzögert wird.
Die Thatsache, dass laugsam bindende Zemente gröfscie
Festigkeitszahlen liefern als rascher bindende, erklart sich leicht
durch die Vorgange, die bei der Erhärtung des Zements stattfinden.
Es laufen dabei zwei Prozesse, nämlich ein mechanischer und ein
r, neben einander her. Der mechanische l'rozess besteht
j, dass sich nach dem sogen. Anmachen des Mörtels die
Partikel auf einander ablagern, wodurch der Mörtel eine gewisse
Dichte erlangt. Diese Dichte wird um so gröfser ausfallen, je
mehr Zeit für die Ablagerung man gewahrt. Mit dem Momente,
wo der parallel laufende chemische Prozess so weit vorge-
- ist, dass der Zement erstarrt, d. h. das» der Mörtel als
• zu betrachten ist, hört die Wirkung des mechanischen
sses auf und von da an bleibt der chemische Prozess allein
in weiterer Wirksamkeit.
Ist nun ein Zement rasch bindend, so wird der mechanische
Prozess durch den chemischen Prozess früher als sonst unter-
brochen und es haben die Theilchen nicht die nöthige Zeit, um
sich eben so dicht auf einander zu lagern, als sie bei langsam
bindendem Zement dies thun würden. Wenn daher bei dem
laugsam und dem rascher bindenden Zement der gleiche
chemische Prozess wirkt, so wird bei den näher an einander
gelagerten Theilchen des langsamer bindenden Zements die Ver-
kittung eine innigere sein, als bei den weiter aus einander liegenden
Theilchen des rascher bindenden Materials, und hiernach wird es
leicht verstandlich, warum der bei den oben besprochenen Proben
verwendete Zement von 30 Minuten Bindezeit wesentlich niedrigere
Festigkeit&zahlen ergeben musst», als derselbe Zement, nachdem
man ihn bis auf 3'/>, 10 und 14 Stunden Bindezeit gebracht hatte.
Für guten, langsam bindenden Zement wird man daher hohe
FestigkeitszahJen verlangen, während man für gleich guten,
aller rascher bindenden Zement nur geringere Festigkeitszahlen
beanspruchen darf. - Man erhält bei gleich sorgfältiger und
richtiger Anfertigung, je nach der Natur der Rohmaterialien,
Zement von kurzer oder langer Bindezeit. Es hietet aber keine
Schwierigkeit, einen rascher bindenden Zement nachträglich langsam
bindend zu machen und dadurch seine Festigkeit entsprechend
zu erhöhen. Daher können Zemente, welcho in Folge der Be-
nutzung weniger geeigneter Rohmaterialien oder wegen mangel-
hafter Fabrikationsweise als von geringerem Werth zu erachten
sind, wenn dieselben nachtraglich langsam bindend gemacht werden,
gleiche oder selbst höhere Brucbgewichte ergeben, als gute
aber rasch bindende Zemente. Man wird sich jedoch über den
Werth solcher Fabrikate nicht täuschen können, wenn man die
bei annähernd gleicher Bindezeit gewonnenen Resultate mit
nder in Vergleich bringt.
Aus den vorstehenden lietrachtungen ergiebt sich, dass Festig-
Ueberzweiprinzipielle, durch diel
Gerichtshöfe in jüngster Zeit entao
für das Bauwoscu vou praktischem Interesse sind, enti
der politischen Presse folgende Mittheihmgen:
Die Frage, in wie weit der Nachfolger im Besitz eines Hauses,
dessen Erbauung von dem liaiikousen.se abgewichen ist, polizeilich
ungehalten werden kann, in den abweichenden Punkten den Hau
dem Konsense entsprechend umzugestalten ist vom Obcr-
Vcrwaltuugsgericht dahin entschieden worden, dass in derartigen
Fallen die tlrts|>olizei nur dann dazu befugt ist, wenn die Kau-
ausführuug gegen gemeingültige, unmittelbar gesetzliche oder doch
diejenigen, dem Gesetze gleich stehenden baupolizeilichen Be-
stimmungen, auf '■rund und nach Maafsgabe welcher der Bau-
konsens ulierhaupt ertheilt worden ist, verstofsen hat. Verstiels
sie jedoch nur aiisschliefslich gegen die besonderen Satzungen,
welche der Baukonseus dem Unternehmer vorschreibt, so steht
der Polizei nicht die Üefugniss zu, den nachfolgenden Besitzer
zur Umgestaltung dem Konsense entsprechend anzuhalten. —
Von ungleich gröfserer Bedeutung ist die Frage, iu wie weit
hei einer Enteignung Grundstücke als Baustellen oder nur als
tiarten- hezw. Ackerland zu vergnügen sind, ülier die sich
das ober Tribunal, III Senat in einem Krkenntniss von
17. September 1877 wie folgt ausgesprochen hat: -Es steht fest,
dass das zum Thcil enteignete Grundstück kurze Zeit vor der
Kuleignung noch als Acker und Gartenland benutzt worden ist.
Krst Ende des .lahres 1866 wurde es von den Klägern mit ihren
übrigen Ackergnindstücken zur Bebauung bestimmt und zu dein
Zweck ein förmlicher Bebauungsplan aufgestellt. Weder diese
Bestimmung noch die Enge des Grundstück» in der Nähe der
Stadt waren für sich allein geeignet, ihm die Eigenschaft des
Baugrundes zu verleihen. Die VetkäuHichkcit der Baustellen
musstc hinzu treten, durch welche ein höherer gemeiner Werth
überhaupt erst begründet werden konnte. Ohne diese blieb das
Projekt der Klüger und selbst die von ihnen schon begonnene
Üieilweise Bebauung der enteigueten Parzelle eine unsichere, bei
der Werthschätzung nicht zu berücksichtigende Spekulation."
Für die Spekulanten, die sich des Terrains in der Eingebung
unserer gröTseren Städte bemächtigt haben und leider wird
diese An des „Geschäfts" in weiten Kreisen thcils gewerbsmäßig,
theils dilettantisnsch betrieben, — muss diese Entscheidung als
ein böser Stein des Altstoffes erscheinen. Mit tun so gröfserer
Befriedigung dürfte derselbe dagegen von den bei dieser Frage
zumeist inleressirten Stadtgenieiuden begiüfst werden, die auf den
hier fest gestellten Grundsatz gestützt, mit ungleich geringeren
üpfem an die aus vielen Gründen so erwünschte Auslegung gewisser
Haupt - Srafsenzüge in den künftig zur Bebauung kommendeu
der Fall war.
Neues in der Berliner Bau- Ausateüung. In der Zeit
vom 13. bis [B. Januar 1878 wurden neu eingeliefert: Von
S. Kister eine echt vergoldete Kcrzenkrone; — von der Aktien-
Gcsellsch., vorm. Spinn & Sohn, ein Wandarm von Messing: —
von Ferd. Thiele mann ein Gitter in gepresstem Zinkblech ; —
von Ferd. Vogts & Co. ein geschnitztes Büffet, italienisches
Nussbaumholz ; — von P. Wimrael 4 Co. Balluster von Rand-
stein und von Marmor; — von Ancion & Schnerzel Jardiniere
in Rohr, grau mit Gold; — von N. Khrenhaus Teppiche (im
Treppenhause j.
Personal - Nachrichten.
Preufsen.
Ernannt: Die Eisenbahn-Baumeister Masbach zu M. -Glad-
bach, Hattenbach und Jungbecker in Elberfeld zu Eisenbahn-
Bau- und Retriebs-Inspcktoren bei der Bergisch- Märk. F.isenhahn.
Brief- und Fragekasten.
Abonnent in H. Jeder geschickte Anstreicher wird im
Stande sein, Gipsfiguren mit einer Wachsfarbc beliebigen Toni s
zu überziehen, welche die von Ihnen gewünschten Eigenschaften
hat Selbstverständlich leidet die Schürfe der plastischen Formen
durch jeden, noch so dünnen Anstrich Einhusse und es empfiehlt
sich daher mehr, von dem durch die bezgl. Konkurrenz des Ver-
eins zur Beförd. des Gewerbefleifses in Preufsen ermittelten Ver-
fahren Gebrauch zu machen, welches Gipatigurcn durch Tränkung
mit einer Barvtlösung die Eigenschaft verleiht, ohne Nachtheil
periodischen AWaschungen unterworfen zu werden.
Hrn. P. in Brunn schweig. Die bezgl. Notiz über Aus-
spannung von Faden als Mittel zur Verbesserung der Akustik vou
Räumen ist in No. G7 S. 330 Jhrg. 77 u. Bl. mit Angabe der Quelle,
aus der wir dieselbe geschöpft hatten, gleichfalls erwähnt. Spezielle
Daten über das Verfahren, wie Sie solche wünschen: in welcher
Entfernung und nach welchem System die Fäden gespannt werden,
etc., stehen uns leider nicht zu Gebote. Dass die Fäden in dem
i Räume für immer belassen werden müssen, ist selbstverständlich.
; v„«, Crl Hcf.111. In
K K 11 Krlt.^ Ii Umrk: W. «... »,r Hall .i*U
^Mty Google
«■ DEUTSCHE BAUZEITUNG. II
lakllt: Daa nrw lieUude der Uem4ld*galli!rie «11 K«»~-l - HaMnllrtrr , unlerrr l. h»l» Ii.- Uhr AiuUJWii pro Dil« und 1KI«;7J. - Ba«1tia»ua|tMi Mb«
ri«nw Obrrta. Ar HUttmahAom. - Zur tnmiiMI« Btatiatlk der Dachderkiui Aiuutn. und BorhäRHrunir t«br,ivr,.-r Hull-.rt -it-r bei der Aiulubrau« Mn
fr«. — Hitlheilnnit«» am Vereinen: Verein für KU.-«li«Jink.M.<1i. >u Hvrlin. MaaU-Ki«nliahiil*ul*n — Di» Verlelbu»« von Medaille* für Thrilnaliwr an d»e
Arrhllikl«- ».»! tnmwitr-Vrrri» >u Himburg - Aae dem Bond« der B.U-. •orjlhrliie« IM>r Au.telhm« ... dar» <l»bi.t» dt» Heu- und Vea-tHallt».»»™..
Mamrr and ZimiMrauhb-r BwUm. - VtrmUf hie«: Sutiatik minierer und — Ein merk»*rdigra Klrrbengrbfade, — Brief- und Krai<eka»le.,
Das neue Gebäude der Gemäldegallerie zu Kassel.
i in neues und hervorragendes Glied in der
Reihe der für Kunstzwecke geweihten Monu-
I mental- Bauten Deutschlands, das zur würdi-
gen Aufstellung der herülimten Kasseler Ge-
™ mäldesammlung errichtete Gebäude ist in
letzten Tagen des verflossenen Jahres
> seiner Bestimmung ubergeben worden. Neben
i das Werk an sich bedeutend erscheinen
ein Unistand das rege Interesse
der Architektenwelt zuwenden — die Thatsaehc, dass dieses
Galleriegebaude das erste ist. bei welchem die in den Erfah-
rungen der vergangenen Jahrzehnte gewonnenen, in manninh-
fachen theoretischen Untersuchungen und hitzigem Meinungs-
streit erörterten neuen Grundsatze Ober die beste Art der
Aufstellung und Beleuchtung von Gemälden eine durch Ruck-
sichten äufserlicher Art nicht gehemmte, umfassende Ver-
wirklichung gefunden und damit einen vollständigen Erfolg
davon getragen haben.
Eine kurze Mittheilnng über den Bau. deren Unterlagen
wir im wesentlichen dem Architekten selbst zu verdanken
haben, wird hiernach unsern Lesen, sicherlich willkommen
sein, auch wenn wir dieselbe nicht durch die Wiedergahe der
für eine eingehende amtliche PublikaÜon vorbchaltonen Zeich-
nungen illustriren können, sondern uns auf die Beifügung
einiger schematisch gehaltenen, flüchtigen Grundriss - Skizzen
beschranken müssen, die el«m ausreichen, um wenigstens die
allgemeine Anordnung des Gebäudes zu erläutern. —
Bekanntlich war der von den hessischen Fürsten ange-
sammelte Bilderschatz, dein insbesondere zahlreiche Meister-
tnit seinen Schn|i|ieu und Remisen befand. Mit dem Bau des
Galleriegeltäudes hat dieser an landschaftlichen Reizen so reiche,
aber vordem arg vernachlässigte und dem Verkehr entzogene
Theil der Stadt eine durchgreifende Veränderung erfahren.
Die Friedrichstrafsc ist b'is zur Bellevuestrafsc durchgelegl,
die letztere durch eine den Hohlweg der Frankfurter Chaussee
Oberspannende steinerne Bogeubrücke mit den Anlagcu und
Strafsen auf dem Weinberg in
Die Mauern, welche zusammen
ketmassen die Aussicht von der Bellevuestrasse versperrten
sind beseitigt, die Anlagen der Karlsaue am Fusse des Bcllevue-
Abuanges einer Verschönerung unterzogen worden. Auf der
Terrasse selbst hat man vor und hinter dem Gallcriegehäude
reiche gärtnerische Schmuck-Anlagen geschaffen.
Innerhalb dieser bevorzugten Umgebungen erhebt das
neue Gebäude der Gemäldegallerie sich als ein zweigeschossiger
Bau von 8»,Hnl Lange. 24.0" bezw. 22 m Breite und 1 5» Höhe.
Der Gemäldegallerie ist lediglich das obere Stockwerk des
Hauses angewiesen und die Gröfse desselben derart bemessen
worden, dass in dem Neubau um die Hälfte mehr gut be-
leuchtete Wandtiächen vorhanden sind, als die alten GaUerie-
ui mit Bildern behangeneu Wandflachen
Für den nicht sehr wahrscheinlichen Fall einer
fortschreitenden Erweiterung der Gemäldesammlung steht
hiernach in dem einfachen Mittel einer etwas dichteren Auf-
hängung der Bilder ein ansehnlicher Spielraum zur Verfügung.
— Die noch nicht ganz fest stehende Benutzung des Erd-
geschosses soll weiter unten besprochen werden. —
Seiner allgemeinen Anlage nach nähert sich das Gebäude
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werke der niederländischen Schule angehören, vordem in
lröchst unvollkommener Weise innerhalb des sogen. Beüevue-
Schlosses untergebracht und wahrend der letzten Periode des
Kurfürstenthums Hessen für das Publikum fast unzugänglich.
Es ist eins der vielen Verdienste, die der durch seltenen
Kunstsinn ausgezeichnete erste Oberpräsident der preufsischen
Provinz Hessen-Nassau sich erworben hat, dass er nicht allein
die seitherige Sperre der Gallerte aufhob, sondern auch sofort
die Erbauung eines zweckentsprechenden und würdigen Hauses
zu ihrer Aufnahme betrieb. Im Herbst 1869 waren die vor-
bereitenden Schritte so weit gediehen, dass der für die Auf-
gabe auserlesene Architekt — - der vormalige kurf. Hofbau-
meister, Baurath und Prof. von Dehn- Rot fei sc r in Kassel
— zum Zwecke der stellen Bearbeitung eines Entwurfs
eine Studienreise zur Besichtigung der wichtigsten Gemälde-
Gallerien Deutschlands, Frankreichs und Englands antreten
konnte. Zwei Jahre später wurden die Fundamente des
Hauses gelegt und im Frühjahr 1872, nach endgültiger Ge-
nehmigung des Entwurfs und formeller Bewilligung der Kosten,
begann die eigentliche Baut hat igkeit. die in den ersten
3 Jahren auf die Vollendung der Konstruktionen und der
Facaden, in den letzten 3 Jahren auf die innere Ausstattung
und Ausschmückung des Gebäudes und
der Umgebungen
Als Baustelle ist,
nutzung der von 1817—21 für die sogen. Kattcnburg aufge-
führten ßaumassen gedacht hatte, einer der am schönsten
gelegenen Plätze der Stadt, am oberen Ende der die Karlsauc
beherrschenden Bellevuestrasse ausgewählt worden, auf dem
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sich früher der
Marstnll des Bellevue-Schlosse* haben die Gemälde der
ersichtlich am meisten dem System der von Klenze erbauten
Alten Pinakothek in München.' Einem langgestreckten Mittel-
bau, der im Innern des Hauptgeschosses eine Reihe von Ober-
lichtsalen, nördlich derselben eine Anzahl von seitlich be-
leuchteten Kabineten und südlich eine mächtige Loggia ent-
hält, schlicfsen 2 vorspringende Eckpavillons sich an, die
jedoch hier — abweichend von jenem Vorbilde — eine an-
nähernd quadratische Grundform zeigen und je einen auf
8 Seiten von kleineren, seitlich beleuchteten Kabineten bezw.
Sälen umgebenen grossen Überlicht-Raum enthalten. Im öst-
lichen Pavillon liegt innerhalb des letzteren die breite Haupt-
treppe des Hauses, die von dem an der östlichen Seitenfront
(an der Friedrichstr. ) belegenen Vestibül in einem genta)
Laufe zum Obergeschosse empor führt. Durch einen zweiten
Eingang gelangt man in der Axe der Hauptfrotit direkt in
die unter der oberen 1/Oggia belegenen Halle des Erdge-
schosses; er dürft« in Wirklichkeit selten benutzt werden.
Eine für den Verkehr der Beamten bestimmte, vom Keller
bis zum Dachboden führende Nelientreppc ist in Verbindung
mit 2 ItequLsitcnkammern an der Vorderfront des Westpavillons
eingefügt
Die Verthcilung der Gemälde in den Räumen des Haupt-
geschosses ist derart bewirkt, dass der Mittelbau die Werke
aus der Blüthezeit niederländischer Kunst enthalt. Der öst-
liche Pavillon wird von den Gemälden der älteren nieder-
ländischen und der deutscheu Schulen eingenommen; hier
sind in den 3 hinter den Risaliten liegenden und in gröfserer
Höhe angelegten Ncbcnsälcn die 3 berühmten Deckengemälde
des van der Werff angebracht worden. Im westlichen Pavillon
französischen und
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32
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
26. .Januar 1878
spanischen Schulen ihren Platz gefunden. - Ks ist darauf
gerechnet, dasa die Besucher zunächst entweder die i Oher-
lichtsale des Mittelbaues und dann, in das Seitenkabinel 1
eintretend, die fohlenden .Nummern des Grundrisses passiren
oder — wenn sie die historische Reihenfolge vorziehen — den
umgekehrten Weg einschlagen. In beiden Fallen würden sie
am Schlosse dieser Wanderung durch den Haupttheil der
Sammlung demnächst in die Loggia eintreten und hier im
Genüsse der wundervollen Aussicht Aber die Karlsaue hinweg
nach dem Meifsncr sowie in Betrachtung der modernen Kunst-
werke, die diesen Itauni zieren, eine Pause machen, ehe sie
von dem sQdlichen Seitenkabinet des Westpavillons aus zur
Besichtigung des letzten, selbständigen Tlieiles der Sammlung
schreiten. Der Korkweg dürfte für gewöhnlich wiederum durch
die Flucht der mittleren Oberlichts&lc genommen werden. —
Ueber die Verwendung des Erdgeschosses ist, wie oben
erwähnt , endgültige Entscheidung noch nicht getroffen
und es .stellen daher die der Grundriss- Skizze beigefügten
Annahmen nur einen der Vorschläge dar, die in dieser
Beziehung gemacht worden .sind. Wahrscheinlich dürften die
Naturalieusammlungen in dem neuen Gebäude keine Auf-
nahme finden, sondern in einem Theile der bisher von der
Gemäldegallerie eingenommenen Räume des Hellevue-Schlosses
untergebracht werden. Im Erdgeschosse des Gallcriegcbäudes
dürften dagegen ausschließlich die kleineren Sammlungen und
die (noch zu beschaffenden) Gipsabgüsse von Bildwerken des
Mittelalters und der Renaissancezeit ihren Platz finden, so
dass dem neuen Hause die einheitliche Bestimmung eines
Museums für die gesammte Kunstthätigkeit seit Beginn des
Mittelalters zu Theil würde, wahrend gleichzeitig dem eben-
falls durch Gipsabgüsse zu ergänzenden Museum am Kriedrichs-
platzc dieselbe einheitliche Bestimmung in Bezug auf Werke
der antiken Kunstthätigkeit verbliebe. —
(Srtilu«. folgt.)
Patentirtcr eiserner Oberbau fUr Strafsenbahnen.
Einer uns von dem Krhnder des vorliegenden Systems, Hrn.
Rauinspektor Böttcher zu Bremen eingesandten Beschreibung
dieses Oberbaues (welcher von der Gutehoffnungshütte zu Ober-
hangen a. d. Ruhr ausgeführt wird), entnehmen wir das Material
zu der folgenden Darstellung.
Bei dem durch die beigefügten Skizzen (Fig. 1—5) veran-
schaulichten Oberbau werden die Fahrschienen durch gusaeiserne
Stahle unterstützt, welche eine Grundfläche von ih . 25™
bähen und in Abstanden von je 1.6" liegen; der Schiencn-Stoss
ist mit 0,60» Abstand von den nächsten Unterstützungen frei schwe-
bend angeordnet, l'eber die Verbindung der Schiene mit dem Stuhl
und die Querverbindungen gehnn die Skizzen 1 — 3 Auskunft, zu
denen bemerkt werden mag, dass die nahe Ober der Grundplatte
des Stuhls hegende Querverbindung nur in Kurven, Weichen etc.
in Anwendung kommt Die Laschen erhalten bei einer iJlnge
von 50"» die Form nach Fig. 3. Da, wo eine besonders starke
Inanspruchnahme der Schienen durch Lastfuhrwerke in Aussicht
' steht, kann die Steifigkeit derselben dadurch vergrößert werden,
das« unter der Schiene eine Reihe von würfelförmigen Steinen einge-
bettet wird.
Das System gestattet ohue grobe Aendeningen die Anwen-
dung eines Killen- Proiiis der Schiene ; die Ausführung ohne Rille
! bietet aber mehre Vortheile, zu denen z. R. die erschwerte Be-
I fahrung durch gewöhnliches Straften fuhrwerk, ferner die erleichterte
Passirung von kreuzendem Fuhrwerk, die verringerte Gefahr des
Festklemmens der Hufeisen-Stollen und endlich die Verhinderung
des Ansammeins fest gewordener Schmutzmassen zählen, welche
letztere in Folge der Selbstentwässerung der Fahrrille und des
AuswArtsdrttngeus der Schinutztheilchen beim Refahren der (ileise
zu Stande kommt.
Oflnstig ist der neue Oberbau zweifellos nach mehren Richtungen
| hin. Müssen z. R. die Gleise behufs Anlage etc. von Kanälen und
Zur finanziellen Statistik der Dachdeckungen.
Die finanziellen Vorzüge einer Dachdeckungsart vor einer I durch Beobachtung wirklich ausgeführter Dächer ermittelt werden
anderen richten sich nach den Summen der Herstellung*- und | können, fehlt es noch an ausreichendem statistischen Material,
Unterhaltungskosten nebst deren Zinseszinsen. i und es hat Verf. dies, sich daher bemüht, dasjenige wss ihm
Zur Kenntnis« der Unterhaltungskosten, welche nur | zugänglich war, herbei au schaffen und zu ordnen. Es standen
A. Tabelle der Unterhaltungskosten
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No. 8.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
33
Kohren vorübergehend entfernt werden, so ist der zur Fortnabme
uud Xeulegung derselben erforderliche Zeit- unJ
ersichtlich mir ein äußerst geringer.
Noch weitere wesent- (
liehe Vortheile liegen in
der Art und Weise begrün-
det, mit welcher die ver-
schiedenen Theile des Ober-
baues mit der Bepflas-
terung der Stral'se in
Berührung treten. Es
sind an den Innenseiten
der Schienen «war Einzel-
reihen von Pflastersteinen
zu versetzen fFig. 4), zu
ein Material von be-
gnter Beschaffen-
heit erforderlich ist; doch
können an Orten, wo ein
solches Material Behr kost-
spielig ist, und ebenso für
Strecken
nach Fig. 5
angewendet werden.
Diese in Einzelfällen
erwachsende Kosts^
keit wird indess durch
Vorzüge, welche der neue
Oberbau für gute Instand-
setzung und Erhaltung der
Strarseupflastening bietet,
reichlich wieder einge-
bracht. Es ist, um die
Pflasterung in gutem Stande
zu erhalten, nothwendig,
dass die Pflastersteine ver-
hindert werden, sich auf irgend welche Theile des Eisen-Einbaues j
der Gleise aufzusetzen oder mit ihren Fufstlachen auch nur In |
grofse Nahe solcher Theile zu kommen, und es rauss ferner
der Oberbau die Verwendung von Steinen möglichst würfelförmiger
Gestalt ziilasseu, damit Ripplingen oder Aufbauchungen anliegender
Steine verbötet werden. Was in diesen Beziehungen der in
F. 2 Rede befindliche Oberbau
leistet, wird durch die
Skizzen in genügender
Weise klar gelegt.
Was die Material-
Kosten betrifft, so stellen
diese nach heutigen Preiseu
sich auf 15- lö M f. d.
Meter geraderGleisstrecke.
frei auf den Bahnwagen
geliefert loci Oberhauseu
a. d. R. Die Kosten des
Legens, sowie der Pflaste-
rung werden selbstver-
ständlich mit den Lokal-
verhaltnissen wechseln,
sind aber im
niedriger, als bei i
Die Bremer Pferdebahn-
Gesellschaft hat mit dem
neupn Oberbau eine Probe-
strecke von t>Om legen
lassen und es hat der Be-
trieb dieser Strecke den
Reweis geliefert, dass das
Fahren auf derselben ein
sehr angenehmes uud ruhi-
ges ist und die Wageu
weniger schwanken als
beim hölzernen Oberbau.
Das im vorstehenden
beschriebene Schienenprofil
ist, wie schliefslich' bemerkt wird, bereits zu denPferdebahnen in
Antwerpen, Cüln, Dusseldorf und Metz zur Anwendung gekommen.
zu dem Zwecke namentlich die Kassenbelege der seit 30 Jahren Es konnten 6 Gruppen von Dächern in Betracht gezogen
im Betriebe befindlichen Niederschlesischen Zweigbahn (Glogau- werden, für welche in der umstehenden Tabelle B die Unter-
Ilansdnrf), sowie diejenigen der 20 Jahre alten Breslau -Posen- haltiingskosten nach Jahren getrennt, in der Tab. C diese Kosten
Glogauer Bahn zur Verfügung. Für andere nicht zu diesen fortlaufend addirt uud in der Tab. D die zur finanziellen Be-
I (ahnen gehörigen Dächer, welche berücksichtigt wurden, sind die urtheilung allein geeigneten Werthe der Herstellung«- und l'nter-
(juellen unten angegeben. haltungskosten nebst deren Zinseszinsen angegeben sind, wahrend
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welcher die für die übrigen Tabellen erforderlichen Zahlen aus
diu direkt gegebenen Werthen ermittelt wurden.
Die zu den Tabellen C und D gehörigen graphischen Dar-
stellungen dürften ohne Erlanterung verstandlich sein. —
der Tabelle C.
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— - ?. ^ -r - —
Von wesentlichem Kinfluss auf die Unterhaltungskosten ist
die Zeitperiode, welche von einer NVudeckung bis zur anderen
verstreicht, und es ist die bezügliche Angabe, wo sie sich hat
ermitteln lassen, ebenfalls beigefügt worden.
L'eber die einzelnen Gruppen ist folgendes zn bemerken:
Gruppe I umfasKt die in der Tab. A aufgeführten 40 Papp-
I J ?. - S S S 2 * ' <lftc^cr der Breslau-I'oten-Glogaaer Eisenbahn. In jeder Jahres-
Kolumne der Tab. A bezeichnet die links stehende Zahl die für
die regelmafsige Unterhaltung (Theeren,' Besamten etc),
Neudeckungen und
% Uly
1 iii
tfij iiii
Hill
Die
erfolgte durch bewahrte Firmen, und zwar die letztere bis
11. Jahre freihändig, von da ab auf Grund mit einer dieser
Firmen abgeschlossener fester Verträge.
Die Trennung der Kosten nach Unterhaltung und N'eudeckung
hatte hier zugleich den Zweck, zu ermitteln, ub es vortheilhaft
sei, jeue Vertrage beizubehalten oder nicht, wobei sich heraus-
stellt«, das« die Beibehaltung empfehlenswerth und der vom
12. bis '21. Jahre gezahlte Durchschnittspreis von 3,5 lfennigen
pro ~_ ' m (das Mittel' aus den betr. linken Zahlen der Zeile 43
der Tab.) ein angemessenes Aequivalent tVlr die Unterhaltung sei,
wenn Neudeckungen besonders vergütet werden.*)
Die Dauer eines Daches ergiebt sich, wenn die in den
uaehbten Jahren notwendigen Neudeckungen mit gerechnet
werden, wie folgt. Von den 40 betrachteten Gebäuden scheiden
4 Stuck wegen zu kurzer Dauer oder bereits erfolgten Abbruches
aus; es bleiben also 36 Gebäude, von denen 30 Stück 1 Mal und
fi Stück 2 Mal neu gedeckt worden sind, und es kommen somit 42
Neudeckungen in Betracht. Von diesen haben gedauert:
*) INr Ilohra Btlrigr, «<-lrb* uilaac», nanvnitlirh im 3. nntt Ii. Jahn,
«onlrn Und, hat»« (hr«i f.r.uid in tu BK.t^r HAI»- *n t*»1IH(S»n EJuMlwal»*.
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No. 8.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
35
•2 Dächer 1 Jahr.
2 „ 7 Jahre.
•a . 8 .
3 , 10 ,
1 Dach 12 .
2 Dacher 18 Jahre.
3 , U ,
1 Dach 18 „
2 Dächer DJ „
3 . 17 .
1 Dach 18 Jahre.
4 Dächer 19 „
■ . * ,
,6 „ 22 ,
Die mittlere Dauer ergiebt sich hieraus zu 16 Jahren.
Gruppe II bezieht «ich auf die Pappdächer von 13 Ge-
bäuden der Niederschlesischen Zweigbahn, welche weniger sorg-
fältig und namentlich ohne Garantie der Lieferanten unterhalten
worden sind. Ein Blick auf die graphische Darstellung zu C zeigt,
wie die Unterhaltungskosten in den ersten Jahren zwar erheblich
hinter denen der Gruppe I zurück blieben, dafür aber in den
folgenden Jahren (namentlich durch Neudeckungen veranlasst) in
rapider Weise stiegen und bereits mit dem Ift Jahr diejenigen
der Gruppe 1 aberholt haben. Das Resultat wird besonders
beeinflusst durch die Betrage, welche für das Dach des den
Theil der betrachteten Flache enthaltenden Güterschuppens zu
Glogau verausgabt wurden, indem dasselbe bereits im 10. Jahre
nach seiner Herstellung nun 1. Male, und weitere 8 Jahre darauf
zum 2. Mal neu gedeckt werden mnsste.
Gruppe III umfasst die Pappdächer der Etablissements
von Krupp in Essen. Bei der großen Ausdehnung der Flachen
und den reichen Erfahrungen, welche daselbst auch (Iber die
zweckmäßigste Art der Herstellung und Unterhaltung gesammelt
worden sind, glaube ich die vom dortigen ßaubüreau erhaltene
Auskunft hier folgen lassen zu sollen.
„Das Eindecken mit Rollenpappe zwischen Dreikantleisten
nach der Neigung des Daches ist der Deckung in Bahnen parallel
zur Traufkante vorzuziehen und es wird deshalb hier seit mindestens
10 Jahren nur zwischen Leisten gedeckt. Als Anstrich sind nur
solche Mitte! zu empfehlen, welche bei einem möglichst voll-
ständigen Durchdringen der Pappe dieselbe undurchlässig gegen
Wasser machen. Deckende Anstriche sind nachtheilig, weil durch
dieselben die Pappe nicht getrankt und gegen Zerfall geschützt
wird, und weil bei Erneuerung der Anstriche diese die Risse,
welche durch die atmosphärischen Einflüsse entstehen, nicht
vollständig schließen und das Wasser dfe lose Pappe durch-
dringt Nach dem Eindecken erhält die Dachhache einen 2roali-
gen Theeranstrich und in jedem 5 Jahre ist ein 1 maligcr Theer-
anstrich zu widerholen.
Nach den hier gemachten Erfahrungen kann mau behaupten,
dass die Dauer einer bei günstigem Wetter und solide ausge-
führten Dacheindeckung mit Asphaltpappe noch nicht bestimmt
ist, wenn dieselbe in jedem 3. Jahre einen Theeranstrich erhalt
lärischen Einflüssen.
nachtheiligen
und nur den atn
Einwirkungen, wie heissen Wasserdampfen von unten oder von
oben, kochendem Wasser, unvorsichtigem Betreten der Dachflache,
Einfluss von Feuer oder übermäßiger, künstlich erzeugter Er-
hitzung etc. ausgesetzt wird.
Für die durch Arbeiter der Gnsstahlfabrik ausgeführten Dach-
deckungs- Arbeiten ist im Jahre 1876 berechnet worden:
1 Q" Dachfläche mit Asphalt-Rollenpappe zwischen
Dreikantleisten einzudecken und 2 Mal zu theeren,
die Dreikantleisten aufzunageln, incl. Transport der
Materialien vom Magazin zur Baustelle .... 0,40 Jt
Für Holzleisten und Nagel 0,13 ,
Für Dachpappe und Nägel 0,55 ,
Für Theer 0,07 „
1,15 Jt
Soweit die Mittheilungen des Knipp'schen Baubüreaus. Die
angegebenen Beträge durften etwa den Selbstkosten entsprechen,
welche den Lieferanten von Pappdächern entstehen, und es müssen
die Verhältnisse hiernach beurtheiit werden.
Für den vorliegenden Zweck ist die Annahme gemacht worden,
dass die Dauer 24 Jahre betrage, die Herstellungskosten sfeh auf
1,15 M. pro n™ belaufen und dass in Perioden von 3 Jahren
1 neue Theerung erfolge, welche dort incl. Material pro □» mit
6 lf. berechnet wird. Beschädigungen durch außergewöhnliche
Naturereignisse mussten ausser Ansatz bleiben.
Bezüglich der in der Gruppe IV zusammen gefa&slen Häus-
ler'schen Holzzement-Dächeristcszwarnicht, "
Angaben über die Unterhaltungskosten zu «
herrscht in den erhaltenen Mitteilungen darin
dass richtig konstruirte, namentlich von der Finna selbst herge-
stellte Dächer, bei welchen die deckende Kiesschicht in ange-
messener Stärke aufgebracht ist, die Schornstein-Durchbrechungen
und Anschlüsse gehörig gedichtet sind und für Ventilation unter
der Schalung gesorgt ist, Unterhaltungskosten nicht erfordern und
dabei von großer, bisher durch die Erfahrung noch nicht er-
mittelter Dauer sind.
Namentlich ist hier eine mir gewordene Auskunft des Ma-
gistrats zu Frank' >•• bearhtungswerth, welche diese Angaben
bestätigend, weiter mittheilt, dass die daselbst nach dem großen
Brande von 18«! durch die genannte Finna hergestellten Dacher
noch unverändert bestehen und dass auch jetzt bei
Holzzement-Dächer mit Vorliebe angewendet werden. —
Die Unterhaltungskosten sind in den Tabellen mit Null, uud
die Kosten der Neudeckung incl. der Zinlcverkleidung an den
Anschlüssen, der Zulage für Spundung der Dachschalung und der
Kiesbeschaffnng zu 0,25 M. angenommen. Dass andererseits der-
gleichen Dächer, wenn sie mit schlechtem Material oder von un-
geübten Arbeitern ausgeführt sind, von sehr geringer Haltbarkeit
sein können, beweist das Dach desjenigen Gebäudes, in welchem
diese Zeilen geschrieben werden. Dasselbe ist im Jahre 1870
erbaut und durch einen hiesigen Klempner mit einem Holzzement-
Dach versehen: das Dach musste schon nach 5 Jahren neuge-
deckt werden, da die Deckung völlig zerrissen und nicht mehr dicht
zu halten war. —
Gruppe V enthält 10 Zinkblech-Dächer der Nieder-
schlesischen Zweigbahn. Die Unterhaltungskosten erscheinen sehr
hoch, zumal wenn man berücksichtigt, dass die Aufwendung eines
so hohen Anlagekapitals, wie es das Zinkdach erfordert, nur deu
Zweck haben kann, an der Unterhaltung möglichst zu sparen.
Fehlerhafte Deckungen und die Anwendung zu geringer Blech-
stärke*) scheinen nicht ohne Einfluss geblieben zu sein. Die Dauer
der Dächer ist dadurch begrenzt, dass dieselben wegen Durch-
lässigkeit sammtlich in den nächsten Jahren neu gedeckt werden
müssen. Die Kurven V in den zu den Tabellen (' und D ge-
hörigen graphischen Darstellungen würden also, wenn sie vom
30. zum 31. Jahre fortgesetzt wurden, fast senkrecht aufsteigen.
In Gruppe VI sind noch 12 Zinkblechdächer der Empfangs-
gebäude auf der Breslau-Posen-Glogauer Bahn behandelt Für die
ersten 7 Jahre sind die Unterhaltungskosten nicht ermittelt, sondern
dafür die bei der vorigen Gruppe gefundenen subsütuirt worden.
Wenn auch die bei der Gruppe V mitgetheilten Uebelstände hier
nicht in dem Maaßc vorhanden sind, so sind doch die Unter-
haltungskosten ebenfalls sehr hoch und erreichen diejenigen der
Gruppe V im 18. bis 20. Jahre fast vollständig. —
Um den Einfluss, welchen die Zinsen des Anlagekapitals
gegenüber den Unterhaltungskosten und deren Zinsen auf das
Gesammtresultat ausüben, zu zeigen, ist in der Tabelle zu D eine
Kurve Via gezeichnet, welche einem Dache entspricht, das ein Anlage-
kapital von 4,50 .41 aber keine Reparaturkosten erfordert Die Or-
dinalen vom Nullpunkt bis zur Kurve Via stellen somit das Anlage-
kapital nebst Zinsen dar, wahrend der Abstand zwischen VI a und VI
bezw. V die Unterhaltungskosten und deren Zinsen veranschaulicht.
Das ad VII aufgeführte Dach des Empfängsgebäudes zu
Glogau war leider das einzige Schief erdach, von welchem bezüg-
liche Angaben vorlagen, und es sind daher die mitgetheilten Zahlen
nicht als Durchschnittswerthe anzusehen. Bei dem großen Ein-
fluss indessen, welchen auch hier das bekannte Anlagekapital und
dessen Zinsen gegenüber den Unterhaltungskosten ausüben, dürfte
die in der Tabelle D durch die Kurve VII dem Schieferdach im
Vergleich zu den übrigen Dächern angewiesene Stellung im all-
Die Gruppe Vlll^emlhch umfasst 8 Ziegeldächer der
Niederschlesischen Zweigbahn, welche mit Flachziegeln , zur
Hälfte als Doppel-, zur anderen Hälfte aß Spliessdächer eingedeckt
< sind. Die Dächer belinden sich in gutem Zustande, auch sind
völlige Erneuerungen bisher nicht vorgekommen, sondern nur
i Umdecknngen, bei welchen der größte Theil der Ziegel wieder
j verwendet werden konnte. —
Als Gesammt-Resultat ergiebt sich, dass, wenn von den
Krupp'schen Pappdächern wegen der obwaltenden aussergewöhu-
lichen Verhältnisse abgesehen wird, von den betrachteten Dächern
die Ziegeldächer finanziell am vortbeilhaftesten gewesen sind**),
dann folgen der Reihe nach die Holzzement-Dächer, die Pappdächer,
die Schiefer- und endlich die Zinkblech' Dächer. —
Wenn die vorstehende Mittheilung auch keineswegs den An-
I Spruch macht, das Thema zu erschöpfen, es vielmehr hierzu der
Berücksichtigung einer viel größeren Zahl von Dächern und
! einer Ausdehnung der Beobachtung über eine längere Reihe von
Jahren bedürfen würde, so möchte dieselbe doch als Beitrag zu
1 der behandelten Frage nicht ohne Interesse sein und dem Bau-
herrn einen ungefähren Anhalt dafür bieten, welche Verpflichtungen
er durch die Wahl der Deckung für die fernere Unterhaltung
Glogau, im März 1877. Thenne.
•) Dir Hiertie wen in dm Kosten-AiMe-hUHlcn als No. II und IS aa^egeto-n;
uir**ä*<i halt«* nber in Wirklichkeit nur et»« dir Mitte iwi»rb«a No- r und 1<>.
Ea ziel»! dies VfraiiUAMUiik- darauf hinsuwrisen, da» ?i> nö*hl|i i<4, dorn Lieferant, n
weniger die Nr.. ala das Gewicht vnrtiasrhrclt>en . da die Nnrnmern trugen. I>em
t'nterwirhneten wurden Baerhe firaseftürt, welche die Nummer IV tragen, alter nicht
dieser Summer «iilajirecbetid fijf, sondern nur 4fi * pro LI " »<SSen- p> „teilte sich
heran*, daaa die Hütte, welche früher diese San
uiwl n,93 » Br»H* - 1,58 O» geliefert hatte, Jetai i
mit » ■ l-iiuje und I » Breite =» aj) LT* Itaaalt*.
*') Per Blnwaad. da** Zieceldarher weiten der stärkeren Neipuig eine grölaere
XIAchr erfordern ala Sache Imcher, tri«! «war «i; dem atehl aber der Vortheil gege».
Mittheilungen aus Vereinen.
Verein fttr Eiaenbahnkunde zu Berlin. Versammlung Oberbau von Rattig und de Serres, welcher im 3. Bande
am 8. Januar 1878. Vorsitzender Hr. Strecken, Schriftführer des „Eisenbahn - Unter- und Oberbau" von Rziha speziell be
Hr. G. Meyer. | sprechen worden ist (ebenso Organ 1878, Heft 1). Der Oberbau,
Hr. BoisscrtSe macht Mittheihing über einen neuen eisernen . der seit Dezember 1876 probeweise auf dem Wiener Bahnhofe
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36
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
26. Januar 1 878
117,4!) »,
der Staata-Eisenb.-GeselUch. verlegt ist and nach Mittheilungen
sich vorzüglich bewahrt habe, »ei insofern von ganz besonderem
Interesse, als derselbe des Kleineisenzeugs entbehre. Das System
habe I Theile, eine Fahrschieue aus Stahl, eine 2lheilifce frag-
schiene und Querverriegehing; die letztgenannten Theile sind aus
Eisen hergestellt Das Neue und Originelle beruhe darin, dass
die genannten Koustruktionstheile in sinnreicher Weise zusammen-
gefügt, nämlich durch Klemm ung zusammen gehalten würden,
wodurch eine Keilwirkung zwischen den einzelnen Thailen entstehe,
ohne dass eine eigenmächtige Lösung erfolgen könne. So viel
bestechendes aber auch das Sutern biete, so habe es doch
manche Bedenken hinsichtlich Losruttelung beim Ueherfahren
sehr schwerer Maschinen etc., sodann aber auch hinsichtlich der
Komplizirtheit der Montirung. Das Finkeilen der Fahrschiene,
welche sehr genau zwischen die Tragschienen eingepasst werden
müsste, sei wegen der grolsen Empfindlichkeit des Stahls jeden-
falls mit ganz besonderer Sorgfalt auszufahren. Jeder Konstruk-
tionstheil könne sich im übrigen für sich ausdehnen.
Durch Verwechselung der Stöfte der Fahrechienen sowohl
mit den Tragschienen, wie auch der SWfse dieser selbst in ihren
beiden Hälften sei eine grofsc Vervollkommnung erreicht Einen
Vorzug bieten für den Transport die geringen Längen, in denen
die einzelnen Theile verwendet werden, doch wird dadurch für
das Monüren eine verhaltnissmüfsig grofse Zahl von Händen er-
namentUch auch für das sogen. „Auffädeln" der Trag-
i auf die Querriegel. Der neue Oberbau schließe sich be-
Gewichts, wie auch der Anlagekosten an die
Daten des Systems Hilf an; das Gestänge setze sich
bezw. wiege 'für das lfd. Meter:
2 Fahrschieneu ä 19,75 k . . . — 39,50 *
4 TragschieneuHaliten ä 14,75 — 59,00 k
Quemegel = 18,71 k
Domen — 0,28 k
wogegen der Hilfsche Oberbau 125,4 k wiege.
Die Beschaffungskosten stellten sich bei System Hilf auf
27,2H M., bei System Ilattig & de Serres auf 31,34 M., unter
Kiusetzung eines Preises von 22 M. pro 100 k Stahlschienen.
Die Unterhaltungskosten betragen 2,284 M. für 1 ■ Gleis und
Jahr bei Battig <fc de Serres und 2,58 M. bei Hilf.
Die Ansätze für die Unterhaltungskosten seien indes» bis zumAb-
schlnss der Versuche mit Vorsicht aufzunehmen, wie denn über-
haupt bei der Neuheit der Konstruktion ein endgültiges Unheil
vorerst noch nicht am Plaue sein dürfte. — Hr. Strecken
bei seinem Bekanntwerden sehr
beurtheilt worden sei: ob bei Anwendung desselben in
Umfange sich nicht doch die beim 3theiligen Oberbau —
zu welchem dies System zu rechnen sei — gezeigten Uebel&tände
auch hier ergeben worden, müsse vorläufig dahin gestellt bleiben.
Hr. zur Nieden befürchtet, dass derselbe Uebelstand, welcher
bei dem Köstlin- <fr Battig'scben Oberbau hervor getreten sei,
dass nämlich die Fahrschienen, weil leicht Lücken in der kon-
tinuirlichen Unterstützung entständen, die Neigung zu iJtngenriss-
Bildungen zeigten, auch hier vorkommen werde. Von einigen
Mitgliedern wird indess dieser Annahme widersprochen. —
Hr. Streckert theilt sodann aus dem Oesterr. Zentralbl. f.
Fisenb. u. Dampfschiffahrt eine Reihe von Bestimmungen, betr.
Anforderungen des englischen Handelsamtes hinsichtlich der tech-
nisch-polizeilichen Prüfung einer Eisenbahn mit, welche im Okto-
ber 1877 von letztgenanntem Amte erlassen sind. Dieselben um-
fassen: Ausweise, welche dem Eisenbahn-Departement des Han-
delsamtes zu (iberreichen sind, bevor die zweite Anzeige über
«he beabsichtigte Eröffnung einer Bahn erstattet wird, sodann
wesentliche Anforderungen für den Betrieb, Arten des Betriebes
auf einer lgleisigen Balm und schliefslich Bestimmungen über
Einrichtungen, welche für den Bahnbetrieb empfohlen werden.
Der Vortragende macht darauf aufmerksam, dass diese Forderun-
gen, welche zum Theil mit den im deutschen B.-P.-Reglem. ent-
haltenen Bestimmungen übereinstimmten, zum Theil auch mit den
Techn. Vereint), im Finklang ständen, in manchen Punkten, so
z. B. in Bezug auf die Konstruktion und Stellung der Weichen
und auf das Signalwesen, viel einschränkender als die für die
deutschen Bahnen gegebenen Vorschriften seien. — Hr.Quassowski
halt die Bestimmungen für zu speziell und deshalb den Fort-
schritt hemmend. — Hr. Schwabe fragt, ob die Vorschriften
» irklick obligatorisch sein sollen , und ist der Ansicht, dass die
meisten englischen Bahnen sie schwerlich würden erfüllen können.
Hr. Streckert theilt hierzu aus der ihm vorliegenden Zeitschrift
mit, dass weil die Inspektoren des englischen Handelsamtg in der
Hegel die Eisenbahnen während ihrer baulichen Herstellung einer
Kontrole nicht unterwürfen, sondern erst wenn der Antrag auf
Inbetriebsetzung der Bahn gestellt worden, die einzehien Objekte
citier genauen Prüfung unterzögen, es sowohl für die ßahnver-
wAltungen als auch für das Handelsamt von Interesse sein müsse,
dass die ersteren die Bedingungen kennen, von deren Erfüllung
die Kommissionen des Haiidelsanits die Abnahme der Bahnen
abhängig machten. Ks seien wohl vou diesem Gi-sichtspunkte
aus die erwähnten Bestimmungen zu beurtheilen.
Zum Schluss werden in üblicher Abstimmung die Herreu
Eisenb.-Bau- u. Betr. -Inspektoren Textor und Jnngnickel, Ober-
Kahl und Geheimer Baurath Grüttefien als
Hr. Begier.- u. Banrath hüll
Arohitekten- und Ingenieur- Verein zu Hamborg. Ver-
sammlung am IL Januar 1878. Vorsitzender Hr. F. A. Meyer,
Schriftführer Hr. Bargum, anwesend til Mitglieder.
Eingegangen sind Zeichnungen und Beschreibungen der
Kaloriferen von Heckmann & Zehendcr in Mainz, ferner Proben
von Kunststeinen von der Firma H. Ehlers & Co. und ein Vorschlag
zum Rathhausbau vom Architekten A. Pieper in Köln. - Letzterer
geht darauf aus, dag Kalhhaus in der westlichen Ecke der Binnen-
alster, also diagonal zu dem von Hrn. Fitscheu vorgeschlagenen
Platze zu erbauen, und zwar soll das Gebäude über Eck zur
Alster und so weit in diese hinein gestellt werden, dass vor dem
Rathhanse auf dem fünfarmigen (später sechsarmigen) Straften-
stern ein dreieckiger Platz von der Grofse des Gänsemarktes ge-
schaffen wird. Im Anschluss an das Schreiben des Hrn. Pieper
giebt der Vorsitzende bekannt, dass die abermalige Besprechung
der Rathhausplatz-Frage auf die Tagesordnung der nächsten Ver-
sammlung (25. Januar) gesetzt werden soll.
Hr. Brekelbanm bat sein unter dem Motto: „Ar! et «ciVnrr'
für das Lcydeuer Univeraitätagelwiude verfässtes Konkurrenzprojekt
ausgestellt, welches nach dem Unheil der Preisrichter (s. No. 102
vor. Jahrg. d. Dtsch. Bztg.) zu den 5 relativ besten Arbeiten gehört.
Die Pläne werden von Hrn. Wiegand, Mitarbeiter des Hrn.
Brekclbaum, erläutert
Sodann erstattet Hr. Bargum den Bericht über die Tbätig-
keit des Vereins im vorigen Jahre. — Die Mitgliederzabi hat sich
von 278 auf 2D5 gehoben. Es haben 20 ordentliche Versammlungen,
4 Exkursionen, 1 Fest (das Stiftungsfest) und eine autserordentliche
Feier (am Grabe Dalmanu's) stattgefunden. Ausser den Berichten
vom Yorstandstische und von den Abgeordneten zum Verbände
sind 22 Vorträge über technische oder wissenschaftliche Gegen-
stände gehalten worden. Neben den Aufgaben der genannten
Kommissionen (für litterarischeZwecke, Konkurrenzen, Exkursionen,
Feste und Rechnungswesen) sind 17 andere Fragen technischen
oder sozialen Charakters durch besondere Ausschüsse bearbeitet
und im Verein berathen worden. Ausstellungen faudeu 9 statt.
Der Besuch der Versammlungen betrug im Durchschnitt 57 Persnneu
gegen 54 im Vorjahre, her Rückblick auf das Jahr 1876 ist
demnach eiu durchaus zufrieden stellender.
Ein Antrag des Vorstandes, wodurch eiu deu erweiterten
Verhältnissen des Vereins mehr entsprechender Modus für die
Wahlen zu den Vereinsämtern durch Bestellung einer die Wahl
eingeführt werden soll, wird nach kurzer
ind es werden in den nach Vorschlag
des Vorstandes auf 20 Personen zu verstärkenden Aussvhuss,
welchen im übrigen die nach dem Turnus nicht austretenden
Mitglieder des Vorstandes und der stehenden Kommissionen bilden,
neben den Hrn. Haller, Ahrens und Bargum vom Vorstande,
Zimmermann, Buchheister und Schäffer von der litlcrorischeu
Kommission, Reiche, Kirchenpauer und Av^-Lallemant von der
Konkurrenz-Kommissinn, Lobach und Gurlitt von der Exkursion»-
Kommission und Ernst Schmidt als Rechnnngs-Revisor, für diese-,
Jahr die Hrn. Robertson, J, Olthausen, O. Repsold, A. Vermehren,
Schröder, A. W. Rcichardt, Asiuus und Hennicke gewählt
Aufgenommer. in den Verein sind die Hrn. Elvers, Dorn,
Bosenthal, Richter und Jacobi, womit die Zahl der Mitglieder
gerade 300 erreicht Bm.
Ans dem Bnade der Bau-, Maurer- u. Zimmeraeiater
Berlins. Der uns vorliegende VII. Jahresbericht des Bundes der
Bau-, Maurer- und Zimmermeister Berlins zeugt von einer regen,
erfolgreichen Wirksamkeit dieser Genossenschaft und berechtigt
zu der Annahme, dass der todto Punkt, au den Schöpfungen
ähnlicher Art nach einer gewissen Zeit regelmäftig zu gelangen
Jahre 1871 aus der Vereinigung
1 des Vereins der ,"'
pflegen, von ihr liereits
Bekanntlich ist der
des Bundes der
entstanden und hat in den damaligen Kämpfen der Arbeitgeber
des Baugewerbes mit ihren Gesellen zunächst den Zweck verfolgt,
dem wohl organisirten Vorgehen der letzteren durch eine ge-
schlossene Organisation der Meister entgegen zu treten. Der
Bund hat zweimal — im Juli 1871 und April 1872 deu Kampf
mit den strikenden Gesellen aufgenommen und im zweiten Falle
wider den partiellen Strike derselben sogar einen Gcgcnstrike
inszenirt konnte er die üblen Folgen der damaligen, vielfach
ungesunden Zustände auch nicht völlig verhindern, so hat er
durch sein Auftreten doch wesentlich dahin mitgewirkt, dass
sich die Rückkehr zu gesunderen Zuständen verhältnissmäftig
schnell und ohne neue Zuckungen vollzieht Seitdem jener
Kampf seinen akuten Charakter verloren hat und die von ihm
gestellten Aufgaben in den Hintergrund getreten sind, hat die
Thätigkeit des Bundes einem anderen, friedlichen Gebiete sich
zuwenden können. Es gilt jetzt in erster Linie diejenigen Auf-
gaben im Interesse der Organisation und der gedeihlichen Fort-
entwickelung der Baugewerbe zu lösen, die der freiwilligen, ge
meinsamen Thätigkeit der Gewerksgenost
dem mit Einführung der Gewerbefreiheit
liehe Sorge des Staats für diese Fragen
In welcher Weise dies seitens des Bundes geschieht und wie
derselbe sich müht, noch über diesen Rahmen hinaus für das Fach
und Standes-lnteressc seiner Mitglieder zu wirken, dürfte am besten
der nachfolgende Auszug ans dem letzten Jahresbericht ergeben.
Die Mitgliederzahl des Bundes beträgt z. Z 134. von
8 Mitgl. neu hinzugetreten sind, wahrend i. G. 7 Mit^l.
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No. S.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
37
ausschieden. Der Vermögensbestand im Anfange d. J. betrug
3900 M., die Einnahme 11 WM M., die Ausgabe L0800 M., so
dasts für 1878 ein KeBtand von 4100 M. verblieb. —
lHe Thatigkeit des Bundes hat sich in 131 Sitzungen des
Vorstandes und der verschiedenen ständigen Kommissionen
vollzogen.
1. Der Vorstand hat in 17 Sitzungen und 6 Berathungen
von Subkommissionen, aufter (icscbMsvorfallen kleineren Umfangs,
folgende Angelegenheiten behandelt: a) die Abänderungsvorschläge
au der vom Polizei - Präsidium entworfenen neuen II au Ordnung
für die Stadt Berlin; im Druck vervielfältigt , wurden dieselben
dem Staats -Ministerium, dem Polizei • Präsidium und den Stadt-
verordneten nbersandt; b) die in größerem Maafstabe durch-
geführte Krhebung bezgl. der Lohnverhältuisse, die auf
sämratliche Baugewerksmcistcr, Bauunternehmer und selbständige
Bauhandwerker sich erstreckte; leider haben viele Nieht-Bundes-
mitglieder dieser so wichtigen Angelegenheit ihr Interesse versagt;
c) die Organisation bezw. Umbildung oder Erweiterung der stan-
digen Kommissionen des Bundes, die Aufstellung einer Geschäfts-
ordnung für das Sekretariat und die Umwandlung des Kassen-
wesens. — Aus dem Vorstände schieden aus die Ilm. Höpke und
.1. Pasler, ftlr welche die Hrn. Gosehroch und .1. Klein einge-
treten sind.
2. Das Kuratorium für Lehrli ngswesen hielt H Sitzun-
gen ab, in denen eine gröbere Zahl von Angelegenheiten bezgl.
der 3 Lehrlingsschulen des Bundes (in der Wilhelm-, Schmid- n.
Oranienburger Str.) erledigt wurde. Der Etat wurde auf 3450 M.
fest gestellt; der Besuch der Schulen erfolgte durch 311 Lehrlinge.
Eine Ausstellung von Arlteiten der betr. Schüler fand in den
Räumen des Architektenhauses statt
3 Die Jahrbuchs - Kommission stallte in 45 Sitzungen
die II. Ausgabe des Jahrbuchs fertig. Nach Vollendung dieser
Arbeit hat am 27. Dezbr. die bisherige Kommission sich aufgelöst,
eine neue Kommission unter dem Vorsitze der Hrn. Gosebruch
und Borstell sieb konstiluirt. Bei einer Einuahme v. ßl40,n.iM.
und einer Ausgabe v. 6583..M M. ergiebt sich ein Defizit v. 443,«» M.,
dem jedoch ein Bestand v. 60 Exempl. des Jahrbuchs II. Autl. und
446 desgl. I. Autl. gegenüber steht. Die durch den Verleger in
Halle für den Verkauf des Jahrbuchs erzielte Einnahme stellte sich
im verflossenen Jahre auf über MX) M.
4. Die technische Kommission hielt 14 Sitzungen ab, in
welchen behandelt wurde: a) die Statistik des Bundes, ausgearb.
f. d. Stadt Statist. Bureau; h) der Esmann'sche Antrag bezgl. der
Manerst&rken; c) die Feststellung der General • Versammlungen
und Exkursionen. Die letzteren waren gerichtet: Nach der Pump-
statinn in der Schöneberger Str., nach deu atiidt. Wasserwerken zu
i bar [Ottenburg, nach den Rieselfeldern l»ei Osdorf, nach dem
geodätischen und dem physiologischen Institut, nach der Sonnen-
warte, der Gruft Friedrichs d. Grofsen und Friedrich Wilhelm rv.
in Potsdam. - Vortrage fanden statt seitens des Hrn. Wernekink
«her die Trinkwasser Berlins und seitens des Hrn. Dr. Goldschmidt
über das Telephon.
5. Die Kommission für Rechtssachen behandelte in
5 Sitzungen: a) Aenderungen des Bundesstatuts zur Erlangung
von Korporationsrechten; h) Recherchen in Folge Aufragen der
Direktion für Gewerbesteuer; c) Ausgleich von Differenzen zwischen
einem Maurermeister und einer Architektenrirma, scy»ie zwischeii
verschiedenen Lehrherren und Lehrlingen.
6. Die Kommission f (Ir Finanzen und Kredit be-
sobüftigte sich iu ihren 8 Sitzungen mit: a) Feststellung des
Etats (auf 9000 .//.); b) Plänen zum Zwecke von Mehreinnahmen
] f. d. Bund; c) Berathung Ober Heranziehen jüngerer Kräfte i. d.
Bund: d) desgl. filier Gründung einer Bank im Interesse der
Mitglieder; e) desgl. ober Einführung der in Frankreich üblichen
Baarzalilungen; f) desgl. über eine praktische Buchführung für
das Baugewerbe.
7. Die Kommission für Presse uud Vereine hielt
12 Sitzungen ab und berieth: a) über die missbränchliche Er-
schwerung der Abschlagszahlungen bei Eisenbahn- und öffentlichen
i Bauten; b) über die Uebelstände im Submissionsverfahren ; c) Uber
die Thatigkeit der Fabrikinspektoren in Berlin und Schlesieu;
d) über die Schädlichkeit gewisser von der Privat -Bauthätigkeit
benutzter Banken; e) über das Feuerkassenwesen; f) Ober Bau-
vertrage im Allgemeinen und in einigen speziellen Füllen.
H. Die Kommission für gesellige l'nterhaltnng und
Unterstützung behandelte in 12 Sitzungen lieben den Vorbe-
' reitungen für den geselligen Zweck der Exkursionen und das
! Winterfest des Bundes die Gründung eines rnterstützungfouds.
welcher bereits 246,35 *Ä aufweist, sowie die Errichtung eines
I Arbeiter • Nachweise- Bureaus.
9. An General - Versammlungen sind f> abgehalten
I worden. In denselben wurden ausgeschrieben und empfingen die
| Lehrbriefe 87 Maurerlehrlinge und 73 Zimroerl.. i. g. also lOOLehr-
j linge. Eingeschrieben wurden 184 Maurerlehrlinge u. 68 Zitnmerl..
L g. also 202 l,ehrlinge. —
Im Hinblick auf eine solche Thatigkeit können wir dem
Bunde nur ein ferneres Gedeihen und eine immer weitere Aus-
breitung in den betr. Kreisen wünschen, wenn auch leider die
Erfahruug lehrt, dass der Gemeinsino nicht bei Allen so stark
entwickelt ist, um annehmen zu können, dass jemals die Ge-
sammtheit der betr. Kreise zu einem gemeinsamen Bunde ver-
einigt sein werde.
Soweit unsere Kenntnis» reicht, kann Berlin sich immerhin
rülimen, auf dem Gebiete des gemeinsamen freiwilligen Zusammen-
wirkens der im Baufach thätigen Kräfte allen anderen Hauptstädten
voran zu stehen: Anfragen aus anderen Städten zeigen, dass dies
auch von auswärts anerkannt wird und dass man dort unsere Ein-
I Henningen als Vorbild betrachtet. In der That dürften der Ar-
chitektenverein, der Bund der Bau-, Maurer- und Zimmenneister
und der Baumarkt die drei Hauptfaktoren und Richtungen des
Bauwesens in einer so glücklich gegliederten Weise vertreten,
wie es nur irgend zu wünschen ist Mögen die Hoffnungen einer
gedeihlichen Zukunft für die Entwickelung der R epräsentation un-
seres Fachs in der deutschen Reichshauptstadt, die man hieraus
zu hegen berechtigt ist, sich erfüllen. Bn.
"Vermischtes.
Statistik mittlerer and unterer technischer Lehr-
Aneitalten pro 1876 und 1876/77.
Herzogliche Baugewerkschule zu Holzminden a.d.W.
Wintersemester 1877—78. Die Zahl der Schüler betragt 1025
u. zw.: 442 Maurer, 385 Zimmerer, 16 Steinmetze, 9 Dach-
decker, 36 Tischler, 2 Dekorationsmaler, 36 sonstige Banbe-
llissene, 118 Schlosser und Maschinenbauer, 20 Mahlenbauer,
3 Kupferschmiede, H sonstige Metallarbeiter.
Dieselben vertheilen sieh auf die Klassen, deren Unterrichts-
stoff für je I Semester berechnet ist, folgendermafsen : IV. Kl.
iVnrbereiiiingsklas.se, gemeinschaftlich für Bauhandwerker und
Maschinenbauer) 91, HL Bauhandwerkerklasse 347, II. desgl.
278, I. desgl. 160, I. desgl. (obere Abtheilung) A. 22, Iii.
Masrhinenbanerklasse 71, II. desgl. 31, I. desgl. 25.
l>era Lebensalter nach zahlen 18 Schüler je 15 Jahre.
74 Sch. je 16 .1., 122 Sch. je 17 X, 179 Sch. je 18 J., 149 Schi
je 19 J., 111 Sch. je 20 J., 74 Sch. je 21 J., 55 Sch. je 22 J.,
57 Sch. je 28 .1., 61 Sch. je 24 .1., 45 Sch. je 25 J., 41 Sch. je
28 J., 22 Sch. je 27 J., 8 Sch. je 28 .1., 3 Sch. je 29 J., 2 Sch.
je 81 J., 2 Sch. je 82 J., 1 Sch. 88 J., 1 Sch. 36 Jahre.
Das Durchschnittsalter der Schüler beträgt: In der I. Kl. A.
28,1 Jahre, in der I. Kl. 21,8 J., in der II. KL 19,9 J., in
der III. Kl. 18,9 .1., in der IV. Kl. 19,9 J.
Die Schüler gehören folgenden Staaten an: Anhalt 15, Ba-
den 14, Bayern 9, Braunscbweig 109, Bremen 16, Hamburg 5,
Hessen- Darmstadt 19. Lippe-Detmold 16, Lübeck 3, Mecklenburg
16, Oldenburg 13, Preul'sen 670, Reufs 4, Kgr. Sachsen 8t),
S. -Altenburg 6, S.-Coburg-Golha 17, S.-Meiningen 11, S.-Wei-
mar 12, Schanmburg-Lippe 6, Schwarzburg 4, Waldeck 1, Oester-
reich 4, Dänemark 4, Lichtenstein 1, Luxemburg 1, Niederlande I,
Norwegen 6, Russland 4, Schweiz 10, Amerika 2.
Aufser dem Direktor wirken als Lehrer an der Anstalt: 19 Ar-
chitekten und Bauingenieure, 4 Maschinen-Ingenieure, 7 Lehrer für
Mathematik und Mechanik, 1 Lehrer für Chemie und Technologie,
1 Lehrer für Baurecht, 6 Bildhauer für Freihandzeichnen, Rossi-
ren und Ho|r.srhnit*en, 6 Elementarlehrer, zus. 44 Lehrer. —
Das Technikum Frankenberg i. S. gehört, dem aus-
gegebenen Programm nach, zu denjenigen Anstalten, welche zahl-
reiche höhere und niedere Zwecke von mancherlei Abstufungen
mit einander zu verbinden wissen, da die Anzahl der verschie-
denen Abtheilungen, in welche sich das Institut gliedert, 8 beträgt,
für welche Kurse von Vi— 2jähriger Dauer bestehen: hierzu
tritt noch eine Vorschule, die 1) für die Fachschulen und 2l in
erster Linie für solche bestimmt ist, die sich zum Examen des
Freiwilligen-Dienstes vorbereiten wollen.
Mit der grofsen Dehnbarkeit, die in den Angaben des Pro-
gramms Ober die spezielle Art und Ober deu Umfang, in welchem
die Unterricbtetoffe vorgetragen werden, herrscht, steht die Ela-
stizität der Aufnahme-Bedingungen in recht gutem Einklang;
es werden jedoch alle Unsicherheiten dieser Art in den Schatten
gestellt durch die fast völlige Abwesenheit von Nachrichten
über die vorhandenen Lehrkräfte und über die Scliüler-
i ü 1.1. Wir finden im Programm hierzu weiter nichts, als die
sehr vieldeutige Auslassung, dass die Gesauitntfrequenz der An-
stalt sich jetzt auf mehr als 800 Schüler beziffere und dass die
Lehrkräfte in hinreichender Anzahl vorhanden seien, um eine
eingehende Beschäftigung mit den einzelnen „Studirenden" zu
gestatten. Noch mehr lakonisch als hier geschehen, lässt sich das,
was man zu wünschen hätte, wohl kaum ausdrücken. —
Die Thüringische Baugewerk- n. Maschinenbau-
, schule der Stadt Sulza bezweckt in erster Linie ihren Schülern
eine abschließende Bildung für das praktische Leben zu geben,
und abstrahirt davon, sowohl eine passende Vorbtldungsanstalt für
höhere Studien als Bildungsanstalt für sogen, höhere Kenntnisse
Oberhaupt zu sein. Auf so geklärter Grundlage stehend, wird der
Anstalt, wenn die übrigen Platz greifenden Bedingungen erfüllt
sind, eine gute Zukunft kaum fehlen können. Obwohl die Anstalt
erst seit einigen Jahren besteht, hatte dieselbe sich bereits im
Halbjahr 1876/77 des Besuchs von nicht weniger als 105 Schülern,
worunter sich 90 Bauhandwerker befanden, zu erfreuen, und es
sollte im folgenden Semester die Zahl der Lehrer auf 11 ge-
bracht werden. Der vollständige Kursus umfasst 4 Semester mit
wöchentlich 40 -50 Unterrichtsstunden. -
Die balttechnische Fachschule zu Hannover erstrebt
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DEUTSCHE BAUZEITUNG.
26. Jannar 1878
ausschließlich dio Heranbildung von Hauhandwerkern und Bau-
techniken), denen sie den Mintritt entweder in eine der 3 zu ab-
solvireuden Fachklasscn oder in eine Vorbildungsklasse Uberlässt;
die Dauer der Ausbildung wird hiernach im Maximum 4 Semester
erfordern mit durchschniul. 50 Unterrichtsstunden pro Woche,
(legen Ende 1875 eröffnet, zahlte die Anstalt im Halbjahr 1876/77
DO Schüler, die von !• Lehrern unterrichtet wurden.
Die technischen Fachschulen in Buxtehude wurden
im Wintersemester 1877/78 von 275 Technikern besucht Heimaths-
lierecbtigt sind davon: im Königreich Sachsen 5, in Bayern 1,
Oesterreich 1, Schweiz 1, Russland 1, Schweden und Norwegen H,
England 1, Holland 1, Baden I, Amerika 2, Bremen 2, Lübeck 2,
Hamburg 6, Oldenburg 10, Mecklenburg 24, Braunschweig 6,
Sachseu-Mtiningen 2, Schwarzburg-Sonderehausen 1, Schwarzburg-
Budolstadt l, Sachseu-Altenburg 1, Anhalt 2, Htsseu-Darmstadt 1.
Rumänien 1, aus der Provinz Preußen 12, Brandenburg 28,
Pommern 8, Sachsen 10, Schlesien 12, Holstein 13, Hannover 84,
Hheiuland 4, Westfalen 12, Hessen 2, Posen 5.
112 Schüler waren Maurer, 96 Zimmerer, 13 Maurer und
Zimmerer, 1 Dachdecker, 2 Topfer, 14 Tischler, « Schlosser,
1 Steinhauer, 1 Bildhauer, 4 Maler, 1 Geometer, 3 Mahlenbauer,
1 Wasserbauer, 1 Schachtmeister, 6 Maschinenhauer und 13 Ban-
und Architektur-Bertissene.
Die K. K. erste Staatsgewerbeschulc zu Brunn, von
deren Einrichtung wir bereite mehre Male mit Anerkennung
Notiz genommen haben, hat sich in 1876/77 einer stark vermehr-
ten Frequenz zu erfreuen gehabt, da die Gesammtzahl der Schüler
von 82 im vorher gegangenen Semester auf 157 gewachsen ist.
49 davon gehörten der höheren Gewerbeschule, 37 der Werk-
meisterschule und 71 der gewerblichen Fortbildungsschule an.
Der Lehrkörper bestand aus 13 Haupt- und 3 Hülfslehrcrn und
es ist in dieser verhältnissmäßig reichen Ausstattung der Anstalt
mit Lehrkräften und in der Zweckmäßigkeit ihrer allgemeinen
Einrichtung die Bargschaft fftr eine gedeihliche Weiter-Entwicke-
lung der Schule zu erblicken. —
Technische Schule der Kheinischen Eisenbahn-
Gesellschaft zu Nippes. Die vor 5 Jahren von der genann-
ten Eisenbahngesellschaft gegründete Schule, verfolgt den Zweck
theils technische Lehranstalt mittlerer Art, die eine ab-
schließende Bildung gewähi-t, theils auch Fortbildungsschule
für die in den Werkstatten der Gesellschaft beschäftigten Lehr-
linge zu sein. Der Kursus ist 3 jährig eingerichtet und es werden
für das 1. Jahr nur 24, für die beiden folgenden je 36.// Schul-
geld erhoben. In 1876 wurde die eigentliche Schule von 74
SchOleru, die Fortbildungsanstalt von 26 Lehrlingen besucht. —
Bestimmungen über Annahme and Beschäftigung
teohniaoher Htufsarbeiter bei der Ausführung von Staats-
Eisenbahnbauten, die seitens des preuss. Handelsministeriums
vor kurzem erlassen und in No. 1 des neuen „Eisenbahn-Ver-
ordnungsblattes* mitgetheilt worden sind, setzen fest, dass den bei
der Ausführung von Staatsei&enbahnbauteu beschäftigten tech-
nischen Hulfsarbeitern, mit Ausnahme der in Preußen staatlich
geprüften Baumeister und Bauführer, nur in den Fällen die Eigen-
schaft eines Staatsbeamten beizulegen ist, wenn dieselben nicht
allein fttr die Zeit des betreffenden Baues, sondern in der Ab-
sicht dauernder Beibehaltung angenommen werden.
Die bei den Staato-Eisenbahnbauten beschäftigten technischen
Hulfsarbeiter sind zunächst ausnahmslos nur gegen tageweis be-
nzunehmen. Nach mindestens dreimonatlicher
Dienstführung können den in Preußen staat-
lich geprüften Baumeistern und Bauführern so wie auch den-
technischen Hülfsarbeitern, welche nicht allein
Zeit des Baues, sundern in der Absicht dauernder Bei-
nen sind, an die Stelle der Tagesdiäten
tioneu bewilligt werden. Die Diäten und Remu-
sind von den bauleitenden Behörden im voraus zu be-
ilud die Sätze sind vom Handels-Minister festgesetzt, so
dass deren Erhöhung in jedem einzelnen Falle der vorrangigen
Genehmigung des Ministers bedarf, die nur in solchen Fällen
ausnahmsweise in Aussicht zu nehmen ist, wo sie durch die An-
forderungvu au gesteigerte Leistungen, durch besondere, mit der
Beschäftigung verbundene Auslagen oder allgemeine Theuning des
Orts begründet ist. Bei Neubauten auf den im Betrieb befindlichen
Strecken sind Reisekosten-Pauschuuanta, jedoch unu
Ermässigung, zu gewähren. —
Eine zweite an die Direktionen der Staats-Eisenbahnen
Verfügung des Handelsministeriums lautet wie folgt:
„Nachdem die Prüfimg der Maschinen-Techniker nach
Maaßgabe der Vorschrift vom 27. Juni 1876 begonnen hat, werden
die Direktionen veranlasst, ferner bei den Bewerbungen um Be-
Die Verleihung von Medaillen für Theilnehmer an der
vorjahrigen Kasseler Ausstellung aus dem Gebiete des
Heiz- und VentUationswesens, welche bekanntlich seitens des
Hrn. Handelsministers sofort nach Schluas der Ausstellung in Aus-
sicht genommen war, ist nunmehr erfolgt. Es ist eine von König
Friedrich Wilhelm IV. m. Erl. v. 22. Okt. 1849 gestiftete l*reis-
medaille „für gewerbliche Leistungen", die zu diesem
Zwecke neu geschlagen wurde und die in je 2 goldenen bezw.
silbernen Exemplaren entsprechend den Vorschlägen der Preis-
richter zur Vcrtheilung gelaugt ist.
Die goldene Medaille haben das Eisenwerk Kaiserslautern
und die Thonwaareu-Fabrik der Magdeburger Bau- und
Kreditbank, die silbern« das Eisenwerk Lauchhammer und
dio Berliner Aktien-Gesellschaft für Zentralheizungs-,
Wasser- und Gas an lagen, vormals Schäfer & Walcker,
erhalten. -
Ein merkwürdiges Kirohengebäude befindet sich in der
Stadt Altcnberg des sächsischen Erzgebirges. Der nebenbei dar-
gestellte Grundriss dieser Kirche wird wohl bei jedem Sach-
verstandigen Erstaunen erregen ; denn eine derartige Gestalt dürfte
kaum wieder vorkommen. Die Kirche wurde in ihrer ganzen
Ausdehnung gegen Ende des XV. Jahrb.. erbaut; die Mauern be-
stehen aus Bruchsteinen, alle architektonischen Gliederungen aus
Sandstein. Das Hauptschiff (Kirchhaus) ist 14 ■ hoch und hatte
eine Balkendecke ;
über dem Altar-
platz, sowie Ober der
Seitenhalle und der
südlichen Vorhalle
befinden sich die im
Grundriss angedeu-
teten, sehr schönen
Rippen -Gewölbe.
Außerdem war ein
großer Flügelaltar
srhaftiguug im Staatg-Eisenbahndienst, unter sonst gleichen Ver-
haltnissen, die Meldungen geprüfter Maschinen-Bauführer vorzugs-
weise zu berücksichtigen, denselben auch nach Möglichkeit Ge-
legenheit zur praktischen Beschäftigung in den Werkstätten und
zur Erlernung des Lokomotiv - Fahrdienstes zu geben." — Eine
nähere Deklaration dieser Verfügung wäre insofern erwünscht, als
es in manchen Fällen einem Zweifel unterliegen könnte, ob für
bestimmte Zwecke ein Bauführer oder ein Maschinen-Bauführer
angestellt werden soll. Wichtiger freilich wird die — unter den
augenblicklichen Verhältnissen noch nicht dringende - Entscheidung
der Frage sich stellen, in wie weit später Bau- und Maschinenmeister
bei Leitung des Eisenbahn-Betriebe» konkurriren werden.
r
A Altarrwm. B. Bttktptlle. C kir, 1,1,».;. /'
K Tnvf* <>r»»l-K»|jnr». Tourin
Vorh»]|t HB MUa-RJagaiiz.
dieser Kirche
in weiteren Kreisen
einen Huf ver-
schafft hatten.
Lieber die Gründe,
welche zu so merk-
würdiger Grund-
form dieses Bau-
werks geführt
haben, ist man gänz-
lich unklar; denn
es steht völlig frei
auf einem Platze
und auch das Ter-
rain kann kaum
einen Eintiuss aus-
geübt haben; et
als wenn
absichtlich jede Gleichmäßigkeit, jeden rechten Winkel
überhaupt alle Hegeln der kirchlichen Baukunst habe vermei
wollen. Bei dem großen Brande der Stadt Altenberg, Frühjahr 1876,
wurde auch diese Kirche bis auf die Gewölbe und Mauern zerstört.
Gegenwärtig wird sie, allerdings in etwas anderer Gestalt, von dem
Unterzeichneten wieder aufgebaut, der beifolgenden Grundriss als
eine Kuriosität der kirchlichen Baukunst der Oeffentlicbkeit hier-
mit flbergiebt H. Altendorff.
Leipzig, d. 20. Dez. 1877 . Architekt.
Brief- nnd Fragekasten.
Hrn. K. in Berlin. Unsere in No. 94 Jhrg. 77 d. D. Bztg.
geäußerte Ansicht, dass durch die neueren Verfügungen des
preußischen Handelsministers die älteren Bestimmungen über
Diäten etc. der Baumeister und Bauführer außer Kraft gesetzt
seien, wird durch den Erlass vom 16. Oktober 1877, II. 20509
betr. die Annahme und Beschäftigung technischer Hulfsarbeiter
für Staats-Eiseubahnbauten, sowie die denselben zu gewährenden
Kompetenzen (siehe No. 1 des neu herausgegebenen „Eisenbahn-
Verordnungs- Blattes" Jahrg. 1878 und ebendaselbst auch den
deklaratorischen Erlass vom 27. Dezember 1877, II. 26 949) unter-
stützt Sind hiernach die älteren Bestimmungen auch nicht for-
t, so sind dieselben doch praktisch außer Wirkung
Der Erlass vom 11. Mai 18W, nach dem Bau-
2 Thlr., Bauführer 1'/, Thlr. Diäten zu beanspruchen
haben, wird bei Behändigung der Baumeister- und Bauführer-
Zeugnissa anscheinend hauptsächlich noch aus dem Grunde bei-
gefügt, weil derselbe neben der Frage wegen der zu beanspru-
chenden Diäten gleichzeitig einige andere, das Disxiplinanerhalt-
niss der geprüften Techniker zum Ressort des Handelsministeriums
betreffende Fragen regelt Es ist zu vermuthen, dass hierin
eine Aenderung eintreten wird, sobald der Vorrath von
niblen Exemplaren jenes
sein
KuwwMuawiwIiK »oi« tili lle.ilti In Brill». Für .Ii»
K. K. U. Kril.rU. Ilmrk; W. 1' .. ■ , II. i . .. ,
*'•«»•"»' """"
No. 9.
■ und IniMoinr-Vrreiii. — Von der 1
Konkurrenten. — Personal- Xichrichten. — Brief- nnil Fr«gek4«te'n-
itellt, das (excl. Iransport) in der natürlichen graueu
pro Mille, gefärbt (meint gelblich oder röthlich)
kostet Die Fabrik ist die einzige derartige in tu
Westpreufsisoher Architekten- und Ingenieur-Verein.
Jahresbericht f. d. J. 1H77. Der Verein hat in dem so eben ver-
flossenen Jahre 4 Hauptversammlungen abgehalten.
Die erste derselben (die Ute seit dem Bestehen des Vereins)
fand unter dem Vorsitze des Hrn. Reg.- u. Ürtli. Ehrhardt am
13. Mar* in Danzig statt nnd war vorzugsweise der Erledigung
Verwallungs-Angolegenhciton gewidmet; der „Tech-
Verein zu Marienburg-, welcher sich am 11. Januar 1877
aus den dorteelbst wohnhaften Mitgliedern des Westpreufsischen
Vereins gebildet hatte, wurde als 3. Lokalverein in den Verband
des Provinztalvereins aufgenommen. An die Versammlung schloss
sich die seit 1860 unter den Architekten Danzigs stets in hohen
Ehren gehaheue Schinkelfeier, an der sich 50 Mitglieder
und 16 Oiste betheiligten. Bei der Festtafel sprach den üblichen
feierlichen Toast auf Schinkel Hr. Bauinsp. Bädeker. An
Mitteln zur Unterhaltung der Oesellschaft war noch weit mehr
als in früheren Jahren aufgeboten; aufser der üblichen illustrir-
ten Tischkarte, der auf die Bedeutung des Tages hinweisenden
Dekoration des Saales, den zahlreichen Origiuol-Festliedern, dürfte
namentlich die humoristische Festzeitung und ein auf die Ver-
hältnisse des Vereins bezügliches Theaterstück Erwähnung ver-
dienen. Zahlreiche Telegramme versammelter Fachgenosseti
aus Nähe und Ferne bereiteten der Festgesellschaft freudige
Ueberraschungen, und es blieb dieselbe bis zu später Stunde
vereinigt, gefesselt durch die unerschöpflichen Unterhaltungs-
künste des Hrn. Ingenieur Kohlert —
Die 10. Hauptversammlung führte den Verein am
2h. Juni nach Pelplin. Vorher besuchte derselbe in der Zahl
von 85 Mitgliedern und 11 Gästen die Kunststeinfabrik von
Hauer und Hoffmann in Dirschaa. In derselben wird aus hy-
draulischem Kalkmörtel ein Surrogat für
hergestellt, das (excl. Transport) in der
30 .//.
39 M
Umkreise und deren Notwendigkeit und
1 Theil Thon und 4 Theile Mergel (auch Wicsenkalk ge-
nannt) werden in einem runden Bansin gemengt und von einem
im Zentrum desselben stehenden Thonschneider durchgearbeitet.
Von der heraus quellenden Masse von rechteckigem Querschnitt
werden Patzen abgeschnitten und auf Brettchen in einem offenen
Schuppen getrocknet. Diese Patzen, welche den hydraulischen
Kalk darstellen, werden nunmehr in einem Ringofen gebrannt.
Um die zu den Steinen erforderliche Mörtelmasse zu erhalten,
ist dann nur noch das Loschen dieses Kalkes und das Mengen
mit Sand erforderlich. Der fein gemahlene gebrannte Kalk
kommt zu diesem Zweck, zusammen mit dem Hfachen Volumen
Sand in rotirende Trommeln, in welche ein wenig Wasser durch
ein Eisenrohrchen einfliefst Die Menge des Wassers richtet sich
nach dem von der Witterung abhangigen Feuchtigkeitsgrade des
Sandes. Sollen die Steine gefärbt werden, so wird noch der
pulvcrisirtc Farbstoff hinzugefügt
Der fertige Mörtel gelangt nun unter die 14 z schweren
Dampfhämmer, welche an ihrem unteren Ende die
Ziegelform tragen. In einem flachen
Mörtel und wird in diesem unter dem
hin um
wegt Zur Herstellung eines jeden Ziegels gehören 3
schlüge, indem 1) die 1 gefüllt, dann 2) der Ziegel in der
Form komprimirt und gelockert, und 3) heraus geworfen wird.
Ein Arbeiter fängt mit einem Brettchen den herausfallenden
Ziegel auf und setzt ihn auf einen breiten und langen Riemen
ohne Ende, welcher, durch 2 Rollen fort geschoben, die Ziegel
nach dem Trockenschuppen befördert Nach 3 Tagen kommen
die Ziegel aus dem Schuppen auf den Lagerplatz. Hier wird,
um etwa noch ungelöschte Kalktheilchen zu löschen, jeder Hau-
fen schließlich noch mit einigen Eimern Wasser Ubergossen.
Die Fabrik produzirt täglich 25 bis 30 Mille, jedoch nur in
den Monaten März bis Oktober. Im Winter, wo der Mörtel
friert, muss die Fabrik feiern. Thon und Sand sind in unmittel-
barer Nähe zu haben; der Mergel dagegen muss 15Knl weit an-
gefahren werden, so dass das Fuhrlohn sich weit höher stellt
als der Preis des Mergels. Seit dem 5jährigen Bestehen der
Fabrik sind die Kunstziegel in Dirschau und Umgegend vielfach
verwendet und haben sich sowohl in Bezug auf Tragfähigkeit als
auf Witterungsbeständigkeit gut bewährt —
Nach Besichtigung der Fabrik fuhr die Exkursionsgesell-
schaft nach Pelplin. Nach einem kurzen Irabiss im Hotel Müller
wurde in der Aula des Kleriker-Seminars durch den Vorsitzenden,
Hrn. Reg. u. Baurth. Ehrhardt, die Vcreinssitzung eröffnet Die
erste Hälfte derselben wurde durch innere Angelegenheiten des
Vereins ausgefüllt Sodann hielt Hr. Kreisbaumstr. Henderichs
(Dirschau) einen Vortrag über „das Zisterzienserkloster und die
Kathedrale zu Pelplin", nach dessen Beendigung der Ver-
ein diese Bauwerke in Augenschein nahm. Aus dem Vortrage
sowohl als der Besichtigung des Baudenkmals sei hier auszugs-
weise folgendes bemerkt:
Dos Zisterzienserkloster wurde durch Mestwin II., Herzog
v. Pomerelleu (reg. 12G4 bis 1295) angelegt, u. zw. anfangs in
Pojutken. Da dieser Ort sich ungesund erwies, so siedelten die
1272 nach Telplin über. Das Mutterkloster war Dobberan.
rohbau. Die Bauanlage gruppirt sich um einen quadratischen
Hof mit Kreuzgang. An der Nordseir liegt die Kirche. Von
den an den 3 übrigen Seiten belegene:; Klosterräurten sind die
Ost- und Südseite noch grölstentheils im alten Zustande erhal-
ten, nur hat man ihnen ein Stockwerk aufgesetzt, um nach Auf-
hebung des Klosters hier ein Kleriker-Seminar unter zu bringen.
Der Wc stnügcl dagegen ist im Innern gänzlich umgebaut; er hat
ein Oberstockwerk und im Aeul'seren Kalkverputz erhalten; iu ihm
befindet sich das Collegium Marianum (Knabenseminar oder kath.
Oymnasium) mit etwa 200 Schülern. Der Süd- und Ustflüge)
haben eine Reihe von Säleu mit schönen Kreuzgewölben, in de-
nen sich jedoch seit Errichtung des Stockwerkes Risse bemerk-
lich machen. Auch findet man hier aufser den neuen farbigen
Fenstern einige mittelalterliche in der bei den Zisterziensern
üblichen Orisoillemalerci ; zahlreiche Oemälde und Holzschnitz-
werk im Oeschmack der Renaissance bilden die Innenausstattung.
Die Kathedrale ist eine Kreuzkirche, dreischiffig mit zwei-
schiffigem Querschiff, und als Basilica kortstruirt. Der Houptbuu
hat (innen) 76™ Länge und im Mittelschiff 13,2™ Breite, 25,7""
Höhe, in den Seitenschiffen 6,4 m Breite, 13,5™ Höhe — dos
Querschiff 42 ln Länge, 18 ™ Breite, 25,7 m Höbe; der < horschluss
ist rechteckig. An den 4 Ecken des Hauptschiffes befinden sich
4 kleine achteckige Treppenthürmc, über der Vierung ein Dach-
reiter; andere Thürme sind, der Ordensregel geinäfs, nicht vor-
handen. — Die Netz- und Stern-Gewölbe der Decke haben auf-
gesetzte, stark vortretende Grate, mit Ausnahme des südlichen
Seitenschiffs, wo die Einwölbung jüngeren Datums ist und in
der Gesammtform sich der Flachkuppef nähert Da die Haupt-
Gurtbogeu nicht gestelzt sind, so erscheinen die Gewölbe, schräge
von unten gesehen, etwas gedrückt Die kreisförmigen Schluss-
sind durch Metallplattcn mit den Portrait« ein-
Aebte des Klosters geschlossen. Die Fenste
in späterer Zeit Glasgcmälde und Tcppichmuster
— leider unter Entfernung des Maafswerks, was nuangenehm
auffällt; schwache Eisenstangen theilen die Oeffnung. Nur
in 2 Oberfenstern des Mittelschiffes befindet sich noch das
idtc Maarswerk, aus Backsteinen und Stuck, und in der einfachen
Form von 3 neben einander stehenden Spitzbögen. — Die Strebe-
bögen der Basilica sind unter den Pultdächern der Seitenschiffe
angebracht — wohl um diese ßautheile, von denen das Bestehen
des Bauwerks abhängt, und zu denen man kein festeres Material
als Ziegel hatte, gegen dos rauhe Klima zu schützen. Dadurch
ist die geringe Emporführung des Mittelschiffs und die Kleinheit
der Oberfenster bedingt worden.
Das Innere ist jetzt weife getüncht; früher hatten die Grate
die rothe, natflrl iche Ziegelfarbe und nur die Kappen waren geputzt
Hochaltar und Kanzel sind ganz und gar vergoldet und in i» ..
Formen barock — ebenso die 19 kleineren Altäre, welche letztere
vielen Schmuck in künstlerisch wertlivollen Gemälden und Skulp-
turen, sowie auch in kostbaren Marmorsorten etc. aufweisen. Die
geschnitzten Chorstühle (im Stil der Hochrenaissance) stammen
von 1612. Der Fußboden ist mit vielen Grabsteinen und In-
schriften bedeckt. — Am Aeufseren sind viele Fialenspitzeu im
17. u. 18. Jahrb. durch steinerne Kugeln ersetzt worden; i!lc l
erhaltenen älteren zeigen spätgothische Formen und sind i
Fülle feiner und kleiuer Spitzen zusammen gesetzt
Giebel sind mit Blenden und über Eck gestellten Fialen orna-
mentirt Unter dem Westgiebel befindet sich ein Fries, gebildet
aus 6 Reihen schachbrettartig versetzter, stark vertiefter Vierpässe.
Desgleichen findet man an den Mauertlächcn rautenförmige Figuren
aus glasirten Steinen und Zickzackformeii, welche aber nicht über-
all durchgeführt sind. Das schöne und ausdrucksvolle Haupt-
gesims setzt sich zusammen aus einem Rogenfries von halben Vier-
pässen und einem breiten Sgraffito-Strcif darunter, welch letzterer
rothe gothische Blottfnrmen auf weissem Grunde zeigt und durch
Auskratzen des weissen Kalkputzes bis auf den Grund der rothen
Mauersteine hergestellt ist Das Fehlen des Pfostenwerkes der
Fenster fallt im Aeusseren noch ungünstiger ins Gewicht als im
Innern, wo einiger Ersatz durch die Farbenwirkung geboten wird.
An die Besichtigung der Gebäude schloss sich ein Spazier-
gang durch den in schönster Blütbcnpracht stehenden bischöflichen
Park und um 6 Uhr ein gemeinsames Abendessen im Hotel Müller,
welches in bester Stimmung verlief. Schon um 8'/» Uhr erfolgte
die Trennung der Theilnehmcr, die mit den Abendzogen den gast-
Ort
Von der Entwässerung Londons. Das frühere Svstem
der Londoner Kanalisation, bei welchem die unterirdischen Ab-
läufe innerhalb der Stadt direkt in die Themse ausmündeten, ist
wegen der unerträglichen Misstände, die dasselbe mit sich brachte,
bekanntlich in den Jahren 1859 — 1869 durch die sogen. Alain-
Drainagt Work* dahin abgeändert worden, dass der Inhalt der
vielen Einzelkanäle an 5 grofse Sammler Übergeben wird, welche,
zu 2 Hauptleitungen — die bezw. am rechten und linken Ufer
der Themse liegen — zusammen gefasst, die Abwässer etwa 20
(von London Brücke gerechnet) stromabwärts führen und erst hier,
in einer Entfernung von bpiläufig lliKn vom Zentrum der
Stadt, an den Strom übergeben. Es sind an den beiden Aus-
fallsstellen großartige Reservoir- Anlagen gemacht worden, die
mr-fce Zeü des steigenden Was^dto^ Qqq^
V
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
30. Januar 1878
fliefsenden Abwasser-Mengen aufzuspeichern uin dieselben dem-
nächst mit einsetzender Ebbeströmting der Themse zu aberliefern.
Bei der Projekt-Verfassung soll darauf gerechuet worden sein,
dass die in gedachter Weise bewirkte Benutzung der Ebbe- und
ITuth-Fj-scheinung einer Ersparnis* von etwa 19*'» an UaflB
der beiden Haupt-Ableitungen gleich zu achten sein winde, d. h.
da*g bei Einrichtungen, welche nicht auf der Benutzung der
Fluthslrömung basiren, die Ausmündungen der Kanal- um 19Kn>
weiter stromab in das Niveau des Niedrigwassera hatten gelegt
werden müssen, um die Fortführung der I nrathmassen bis zu
euer gleich grofseu Entfernung von der Stadt zu erzielen, als
wohin dieselben nun durch Yermittrlung der erwähnten beiden
Reservoire und der Fluthströmuug geschafft werdeu würden.
Wie es um das derzeitige Sein oder Nichtsein von Spekula-
tionen erwähnter Art beschaffen gewesen sciu möge, ist für uns
unerfindlich und auch relativ irrelevant; grwfserr Bedeutung jedoch
hat es und ganz zweifellos ist es, dass dem Projekte xu dem ausge-
führten Main - Drainage Wurk» nelien anderen die fundamentale
Bedingung zu Grunde gelegt wurde, dass für die Entleerung
der Abwässer in die Themse ein so gelegener Punkt
gewählt werde, dass in keinem Kalle die dein Strome
überlieferten Massen mit steigender Klttth in die Nahe
der Stadt zurück geführt werden konnten.
Es scheinen nun in der Tbat die neuen Werke in den ersten
.fahren nach ihrer Ausführung diesem vorgesetzten Zwecke voll-
ständig entsprochen zu haben, wie u. a. aus einem im Jahre 1861)
von dem franzosischen Ingenieur Ereycinet verfaßten Bericht
dass°dtf neuen *VerkT IM K^'gÄSnf kwute' :? kokSl
Reservoire und 4 Pumpwerke von 2380 pfdkr. Leistungsfähigkeit
unifassten und 105 (nach anderen 160) MilL Yt. gekostet hatten,
wörtlich etwa heilst: dass. wie grols auch die gebrachten Opfer
gewesen seien, man dieselben im Vergleich zu den immensen Vor-
die daraus für 4 MiU. Menschen erwüchsen, nicht zu hoch
werde. Die Atmosphäre der Stadt sei bereits heller und
geworden, der Boden mehr trocken, die Themse habe ihre
ursprüngliche Klarheit wieder erlangt und sogar in den Sterb-
lichkeitsziffern der tiefer gelegenen Stadttheilc seien schon die
wohlthätigeu Folgen der neuen Werke erkennbar geworden.
Vielleicht tragt diese Schilderung eine gewisse rosige Färbung,
die mehr in dem Charakter der französischen Ausdrucksweise,
als in der Absicht des Autors begründet liegt. Sie dürft« den
thätsächlichen Verhältnissen aber nicht vollständig entsprochen haben,
da neuere Nachrichten von verschiedenen Mißständen zu erzählen
wissen, die sich nach und nach eingestellt haben sollen.
Am bestimmtesten und sachlichsten drückt sich hierzu eine
Notiz der Köln. Ztg. vom 27. r. M. aus, welche wir hier mit dem
Wunsche reproduztren, im Anlas bietenden Falle von kompe-
Seite mit erläuternden oder berichtigenden Angaben ver-
;n zu werden, die Iwi der allgemeinen Bedeutung der Sache,
die es sich handelt, auf ein hohes Interesse zu rechnen
IHe Mittheilung lautet:
gedachte in seiner letzten Zu-
bei Besprechung des Jahresberichts der Fiuanzab-
theilung eines ernstlichen l'cbels, welches im vergangenen Monat
durch den amtlichen Bericht der Strombehörde der öffentlichen
Aufmerksamkeit aufgedrängt worden ist Seit 1864 wird die ge-
sammte Kloakenflüssigkeit der Hauptstadt durch grofse Kanäle
und Pumpwerke stromabwärts geführt und hei Barking in die
Themse gelassen. Als man das grofsartige Werk anlegte, hoffte
man, die Flüssigkeit würde ihren Weg in das Meer nehmen und
Niemandem mehr Unbequemlichkeiten verursachen ; die Berechnung
war aber falsch. Schon bald darauf wurden der Fische in der
Themse weniger und bereits 1867 lief ein Schiff in dem Kloaken-
schlämme auf. Es wurden von Zeit zu Zeit Untersuchungen an-
gestellt nnd der neueste Bericht ergiebt genau, dass sich die
Masse 22 Tage lang unterwegs aufhält, und mit Fluth und Ebbe
steigt und fallt Es sind also stets etwa 12 000 000 kb" Kloaken-
masse in schwingender Bewegung, von den Ausläufern nicht zu
sprechen, welche sich stromaufwärts bis an das westliche f obere)
Ende Londons bemerkbar machen. Zugleich sinkt von der festen
Maase viel unter und verschlammt den Boden. Da dadurrh die
Fische immer weiter stromabwärts getrieben werdeu, kann nicht
Aber auch für die Schiffahrt wird der Zustand
wird
hat
halten. Die
Baggern anempfohlen. Diese Arbeit
Arbeitsamt zufallen, welche das Kloaken-
Der Ingenieur des Amts berichtete gestern, dass das be-
Kanalisationa-System seiner Zeit keineswegs als eine end-
gültige Lösung der Kloakenfrage betrachtet wurde. Vielmehr
hoffte man damals schon, dass die Chemie mit der Zeit
Mittel und Wege zur Ausziehung der organischen
Stoffe ausfindig machen werde, so dass schliefslich das
reine Waaser in den Strom abgelassen werdeu könnte. Nach den
neuesten Eröffnungen der Strombehörde steht das nur um so
dringender zu wünschen".
Statistik der k. technischen Hoohsohnle zu Münohen
im Wintersemester 1877,78. In dem laufeudeu Studienjahre
Wannen die Vorlesungen am X November 1877 und sollen am
15. August 1878 geschlossen werden. Es werden 127 verschiedene
Fächer durch 76 Professoren, Privatdozenten und Assistenten der
technischen Hochschule und 8 Univereitits-Profcssoren gelehrt.
Die Frequenz hat gegen das Sommersemester 1877 um 93 Hörer
zugenommen, gegen das Wintersemester 1876/77 um 111 Hörer
abgenommen. Für das Wintersemester 1877/78
litt 1 180 Hörer, u.zw. 896 Studirende, 135 Zuhörer, 149 1
Auf die
Stod.
ÜMpiL Summ».
Allgemeine Abtheilung .
271*1
66
114
460
Ingenieur- Abthlg. . . .
247
15
8
270
Hochbau -Abthlg. . . .
161
28
4
193
Median. - techn. Abthlg. .
152
10
4
166
Chemisch-techn. Abthlg. .
56
12
15
63
Landw. Abthlg. .. ..
9
5
4
18
ÖUt>
13Ö
149
1180
Der Heimat nach sind 786 a. Bayern, 128 aus dem übrigen
Deutschen Reich (u. zwar: 78 a. Prenfsen, 9 a. Sachsen, 12 a.
Württemberg, 6 a. Baden, 4 a. Hessen, 6 a. d. aächs. Herzog-
thümern, 4 a. Mecklenburg, 4 a. Oldenburg, 2 a. Anhalt, 1 a.
Braunschweig, 1 a. Lichtenstein, 1 a. Hamburg, 1 a. Lübeck).
266 aus aufserdeutechen Ländern, u.zwar: 81 a. f »esterreich, 97
a. Ungarn, 14 a. Husslaud, 8 a. Polen, 4 a. Rumänien, 6 a. Serbien,
7 a. Italien, 26 a. d. Schweiz, 1 a. Luxemburg, 8 a. Schweden
u. Norwegen, 1 a. Frankreich, 4 a. Griechenland, 2 a. d. Türkei,
(i a. Nordamerika, 2 a. Südamerika.
* I l>ATUiit*r lind WJ L«brai
III Vrrirlir.- u. ZolMkntt-Aipii
•kauiliiUtn. 13
Konkurrenzen.
Konkurrenz für Entwürfe zu einem Justizpalast in
Lausanne. (Vergl. S. 310, Jhrg. 77 u. Bl.) Die Konkurrenz,
an welcher 82 Entwürfe tfaeilgenommen haben, ist am 10. Januar
durch eine aus den Hrn. P. Knberti, Gindroz und Stehlin-Burck-
hard (von denen der erste für Prof. Semper eingetreten war)
zusammen gesetzte Jury entschieden worden. Die für Preise zur
Verfügung stehende Gesammtsumme von 6000 Fr. ist in 8 Preise
von 25(K), 2000 und 1500 Fr. zerlegt worden, die den Hrn.
Honrrit & Simmler in Genf (Proj. „Le* balaneet"), t attani
in Zürich (Proj. „Lei") und Recordon in Vevey (Proj. „Ly-
atrguc") zu Theil geworden sind. Eine ehrenvolle Erwähnung
erster Klasse haben erhalten die Entwürfe; „A. K.u (Alex. Koch
in Zürich), „A Ii C />' (Verf. Challand A Assinare in Lau-
sanne) und Flvctttnt ntc mtrgilur11 (Verf. Collin in Neuchitclj:
eine ehrenvolle Erwähnung zweiter Klasse ist den Entworfen:
„La justice »'Vre le» naliotu" (Verf. Guinand in Lausanne«,
„Fiat jmtitia" (Verf. Fischer ifc Fueter in Basel) nnd „Pro
jiatria" zu Theil geworden. — Die „Eisenbahn"
eingehenden Bericht über die Konkurrenz, nach des
wir unser» Lesern eine kurze, hierai
geben uns vorbehalten. —
Personal - Nachrichten.
Ernannt: Der Zivil- Ingenieur Veitmeyer in Berlin zum
nicht ständigen Milgliede des Patentamtes. — Die Banmeister
Kentenicb in Wesel, Bandke in Minden, Bruhn in Frankfurt
a. M., Boltc in Flensburg, v. Rosainsky in Wittenberg,
Kienitz in Königsberg i. Pr., Meyer in Braunschweig, Veit-
mann in Stralsund, Schneider in Hall- a. S., Brook in
Oldenburg, Nerenz in Glogau, Kochendörfer in Tilsit,
Arendt in Darmstadt, Rühle v. Lilienstern in Danzig,
Drewitz in Schwerin, Gerasch in Rendsburg, Schmidt in
Kosel, v. Zychlinski in Bromberg, Verworn in Berlin,
Dublanski in Thorn zu Garnison - Baumeistern.
Der Regierungs- und Baurath R. Kirchhoff in Strafsburg
i. Eis. ist gestorben.
Die Bauführer-Prüfung für beide Fachrichtungen haben
bestanden: A. Sinzig aus Heidelberg, ('. Schorre aus Kassel,
A. Rflcker aus Landeck, C. Kraft aus Schortau, R. Lindemann
Vildberg^R Seidel aus Potsdam u. A. Bornemann ans
1 ■
Brief- nnd Fragekasten.
Hrn. L. in Berlin. Das Bestehen einer Anstalt für An-
ja Lichtpausen ist uns nicht bekannt Nachfragen in
Betreff einer solchen Anstalt sind uns bereits so häufig gestellt
worden, dass wir die Errichtung eines Instituts dieser Art in
Berlin (wenn auch nur als Appendix eines anderen Geschäftes)
für ein entschiedenes Bedürfniss ansehen müssen.
Hrn. W. in Rothenburg. Wenn Ihnen der Jhrg. 76 u. Bl.
zugänglich ist, so können Sie in demselben die über Ausbildung
und Prüfung der Bau- und Maschinentechniker f. d. Staatsdienst
erlassenen Vorschriften vom 27. Juni 76 im Wortlaut nachlesen.
Anderenfalls können Sie diese Vorschriften gegen 1 M. v. d. Kasse
der Bauakademie in Berlin beziehen. — Beschwerden Ober un-
regelmässigc Lieferung u. Bl. werden stets am besten zunächst
an die Postanstalt bezw. Buchhandlung
Abonnenten dasselbe beziehen. —
K K O Frlt.ch
W. Xomi H..fl.«-I 1 B -Ii:,
uigiTirea
fty Google
No. 10.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
41
lakllt: I»u l'ilai» il-r iln.ti.tKo Bnorhalt Iii Kor»i*nrjiK.|wL — llu im
IMHl G«nilitc(*lkr<« >• Kwl — WwrrUltiiiig Iftr Baitui In Had». —
Miitkeiluug e> *ui Vertlatn: lluuorrr»rlicr Architekt«», und Jutpnlrtu-
Vvrrlu. — Arvhittkleu- Vmii zu IkrJLii.
Konkurrent*»
Ad» d.r rarklllltralar.
Nur Ii «rKT lljuroaT. gn. v. C. Zfttr.
V«»lrh1 i«i im Qiirtirr FiindnUv
I'. Htni'i X. A. In Berlin
V
Das Palais der deutschen Botschaft in Konstantinopel.
Is wir in No. 103 Jhrg. 77 n. BL der harten
Urtbeile Erwähnung thaten, welche in der pob'ti-
. sehen Presse Ober die äufsere Erscheinung des am
1. Dezember v. J. seiuer Bestimmung Obergebenen Ge-
bäudes der deutschet! Botschaft in Kunstantino]>el laut geworden
waren, aufseilen wir den Wunsch, ilass wir von kompetenter
Stelle aus in die Ijigc versetzt werden möchten, unsern Lesern
einige nähere Nachrichten aber den Hau sowie traut eine
Skizze desselben zu eigener Bcurtheilung vorlegen zu können.
Diesem Wunsche ist unmittelbar
darauf von sehen eines in Oester-
reich lebenden Kachgenossen ent-
sprochen worden: wir verdanken
demselben nicht allein mehre that-
sächliche Angaben, sondern auch die
Zusendung einer Facadenzeichnung,
einer Situations - Skizze und einer
photographiseben Abbildung des voll-
endeten Baues, welche letztere beiden
wir beifolgend in Holzschnitt-Wieder-
gabe veröffentlichen. Wenig später
brachte die Mo. 1801 v. 5. Jan. 1878
der „Blustrirten Zeitung"1 eine An-
sicht und eine Beschreibung des
Hauses. Beiden Quellen, von denen
die zweite allerdings von IrrthOmern
nicht frei zu sein scheint, sind die
folgenden Angaben entlehnt.
Die Baustelle liegt am östlichen
Kndc von Pera zwischen der nach
den kaiserl. Palais DolmnbnfffLsckr
und Tschiraijun fahrenden Chaussee
(dein sogen. Boulevard Ajaa Ptixcltij) und dem Bosporus.
Nach der Blust r. Ztg. liegt der „ Bauhorizont'' (?) des Calais
einige ho™ über dem Spiegel des Meeres und die Entfernung
bis zu diesem soll etwa 2Km betragen, was jedoch nach den
perspektivischen Ansichten offenbar beträchtlich falsch ist
Der Strafsenfront des Palais gegenüber liegt ein mit schönen
Zypressen bestandener türkischer Friedhof ; die sudliche Garten-
front sieht nach dem Bosporus und der kleinasiatischcn Küste,
die Ostfront nach den oben genannten l'alais des Sultans,
■ tiit'nM »n% >mn
die Westfront nach dem von Minorats überragten lläuscnneer
von Konstautiuojicl. Ist hiernach die Umgebung des Hauses
eine aufscrordciitlich bevorzugte und erfreut es sich bei seiner
hohen Lage des Vorzugs, schon aus dem Enigeschoss eine ent-
zückende und umfassende Aussieht zu gewähren, so wird es aus
gleicher Ursache auch seinerseits in weiter Entfernung, bis
zu der 23 K" abliegenden Insel I'rinkijw, gesehen und be-
herrscht in seiner Massenhaftigkeit die Nachbarschaft beider
Weltiheile. Ganz ungerechtfertigt scheint Obrigcns der Vor-
wurf nicht zu sein, dass sich «lie
Form des Gebäudes der Situation
wenig anschmiege: bei dem ziemlich
steilen Abfall des Terrains von dem
Boulevard nach dem Bosporus hin
vermisst man eine architektonische
Vermittelung, doch lehrt andererseits
ein Blick auf «lie sehr beschränkte
Form des Bauplatzes, dass es au
Baum zur Entfaltung reicherer
architektonischer Anlogen fehlte.
Der Umfang des Gebäudes, ob-
gleich immerhin ein ansehnlicher,
ist — wie die in die Skizze einge-
schriebenen Maafse zeigen ■ — stark
übertrieben worden. Die 300 Bäume,
oder nach dem Berichte der „Dlustr.
Ztg." sogar „360 Zimmer" kommen
nur heraus, wenn man sämmtliehe
Keller- und Bodengelassc, Korridore,
Abtritte etc. als Zimmer rechnet,
während in den 3 Hauptstockwerken
iles Hauses, welche die BQrcau-,
uml Itepräscutaiioiksräume der Botschaft bezw. des
enthalten, nur etwa 90 Bäume vorhanden sind.
Wohn-
Botschnfters
Die Einthcilung ist derartig, dass im Krdgcschoss die Amts-
zimmer, im I. Stock du- Wohn- und Bepräsentations-Bäume
des Botschafters, im II. Stock 2 Wohnungen der Oberbeamten
liegen, während das niedrige Obcrgeschoss unter dem als
asphaltirte Terrasse behandelten Dache die Wohnungen der
Diener und der Unterbeamten enthält, die 2 auf der Garten-
seite sich ergebenden Untergeschosse dagegen zu Wirtschaft*-
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42
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
2. Februar 1878
und Vorrathsrüumen, Zisternen etc. ausgenutzt sind. Nähere
Mitteilungen Ober die Grundrisseintheilung , die nach der
Skizze ein Uebermaafs von Licht im Innern des Hauses jeden-
falls vermieden hat, stehen uns leider nicht zur Verfügung.
Aus dem I. Stockwerk tritt man an der Strafsenseite auf
einen Ober dem Portikus der Hauptvorfahrt angelegten Balkon:
vom Erdgeschoss führt eine breile Freitreppe nach dein park-
artig behandelten Garten hinab. Die Lage der Nebengebäude
zeigt die Skizze. —
Was nun die am meisten und härtesten angegriffene
Architektur des I iauses betrifft, so ergeben die uns vorliegen-
den grosseren Facadcnzcichnungen. dass die in dieser Bezie- ,
• uutig geänderten Vorwürfe zum mindesten gleichfalls als stark
übertriclrt ii gelten können. Die Verhältnisse und Formen des
Faeadcnsystems, das die Berliner architektonische Schule nicht
verleugnet, erscheinen vornehm und gefällig; weniger günstig
sollen die Gesammtverhältnisse wirken, die in der Strafsen-
front durch den etwas zu schweren Vorbau gestört werden,
in der 5 stockigen Gartenfront gar zu sehr gereckt sind und
in der (auf der Ansicht dargestellten) Westfront darunter leiden,
dass in das Risalit ein Eutresol eingeschaltet ist. Doch lassen
wir in dieser Beziehung die anscheinend durchaus unparteiische '
Stimme unseres oben erwähnten Korrespondenten sprechen,
aus dessem Briefe wir nachstehend einige Stellen im wort-
getreuen Auszüge mittheilen:
„Der Vorwurf, welcher dem Gebäude immer wegen seiner
geschlossenen Masaenhaftigkeit gemacht zn werden pflegt, so
schreibt er. ist in Konstantinopel um so eher erklärlich,
als das deutsche Palais eigentlich der erste moderne Bau
ist der iu so strengem Stil und mit Anwendung des Backstein-
rohbaues durchgeführt wurde. Gegenülier den Privatbauten
Pera's, den zierlichen kaiserlichen Palästen und der luftigen
Moscheen Architektur kann man sich allerdings eines eigen-
thumltcbxu Eindrucks nicht erwehren, den die geraden Linien,
die grofsen Flächen, die einfachen Gliederungen und die
düsteren Farben des deutschen Botschaftspcbnudes hervor
bringen. Das letztere, nicht unwesentliche Moment ist vor-
zugsweise durch eine Aenderung bedingt worden, welche man
in Bezug auf das erste, von L.-Bmstr. Göbbels aufgestellte
Projekt beliebt hat. Während dieser eine Ausführung der
Fanden in Backsteinmosaik, ähnlich der Bank in Berlin,
beabsichtigt halte, zeigen dieselben nunmehr bis zum I. Stock
Quaderputz, in Jen beiden oberen Geschossen dagegen ein-
fachen Backsteinrohbau von braunen Steinen, deren Färbung
dem Bau eine besonders ernste Stimmung verleiht. — Das
rUcbcrmaafs der Adler" beschränkt sich auf 10 Stück, welche
die Ecken des Hauptbaues und der 3 Bisalite bekrönen:
übrigens sind sie nicht von Stein, sondern von Zink und iu
einer Berliner Fabrik gegossen.
Ohne mit dem Entwicklungsgang des Projektes genau
vertraut zu sein, glaube ich doch annehmen zu konneu, dass
die äufsere Architektur von keinem Diplomaten beeinHusst
ist Ein solcher Eiutluss hat sich vielleicht eher bei der
inneren Ausstattung geltend gemacht. — Von einem rMiss-
lingen" der Facjulcn - Architektur und -Schuld4 kann nach
meiner Auffassung wohl kaum die Rede sein. — Wenn es
in der Absicht der Architekten gelegen hat, dem Bau ein
der Macht und Gröfse Deutschlands entsprechendes Aeufsercs
zu geben, so ist dies jedenfalls gelungen.
Ihr Erstaunen über die geringe Bausummc von 1 Million
Mark war sehr motivirt, denn die wirkliche Summe des
Kostenanschlags (einschl. der Nebcnanlagen etc.l betragt
2 V, Millionen Mark, also mehr als das Doppelte. Bei der
Einfachheit der äufseren und inneren Ausstattung ist diese
Summe verhältnissniäfsig hoch ; sie erklärt sich jedoch durch
die kostspielige Beziehung der meisten Baumaterialien und
Dekorationstheile aus dem Auslände (Deutschland, Frank-
reich, Italien etc.). Die von Ihnen erwähnte und in der
That beabsichtigte Verwendung de« istrischeu Sandsteins vou
Triest ist übrigens aus Sparsamkeit» - Bücksichten zu Gunsten
iles billigem Facadenputzcs unterblieben." —
Das neue Gebäude der Gemäldegalerie zu Kassel.
Nach den voran geschickten Mittheilungen über Bau-
geschichte und allgemeine Anordnung des Gebäudes gehen
wir im Folgenden etwas näher auf die eigentlich architek-
tonische Seite desselben ein.
Ueber die konstruktive Herstellung des Baues, zu dessen I
äusserer Verblendung das beim Abbruch der Katlenburg ge-
wonnene Quadermaterial (ein schöner rother Sandstein) Ver-
wenduug gefunden hat, sei kurz; bemerkt, dass beide Geschosse
überwölbt worden sind — das Hnuptgeschoss in den
Täumen mit Kappen zwischen eisernen Trägern, in
den Mittelräumen durch Youten aus porösen Steinen, die sich
gegen die eisernen Kähmen des Oberlicht-Spiegels spannen.
Der Dachstuhl ist aas Schmiedeisen hergestellt und vou den
Eisenkonstruktionen der oberen Decken unabhängig; das Dach
ist mit Wellenzink eingedeckt. Die Fufsböden sind zum Thcil
aus Mosaik bezw. Terrazzo gebildet, theils haben sie Dielung
erhalten. Alle Wände, auf denen Bilder hängen, wurden mit
starken Brettern verkleidet und darüber auf Leinenbespannung
tapezirt. Die Erwärmung der Räume erfolgt durch eine
von 2 grofsen Heizapparaten im Keller ausgehende Warm-
wasser-Hciznng, deren Rühren unter im Fufsböden eingelassenen
Eisengittern liegen. Die Lüftung wird durch Kanäle in den
Mauern und Klapjwn iu den Oberlichten »wwirkt : im Sommer
soll den grofsen Sälen des Obcrgcscliosscs durch Entfernung
des Glasverschlusses der zur Erhellung der unteren Mittel-
räume angebrachten, von Divans umgebenen Liehtöffnungen
im Fufsböden die kühle Luft aus den
geführt werden.
Besondere Beachtung verdienen, wie schon erwähnt, die
zur Beleuchtung der Gemälde getroffenen Einrichtungen.
Unter Verzicht auf den durch Erfindung eines neuen „Systems"
etwa zu erzielenden Ruhm und ohne auf weitläufige theore-
tische Tüfteleien sich einzulassen, ist der Architekt jener Auf-
gabe in bester Weise gerecht geworden, indem er sich mit
einer den besonderen Verhältnissen angepassten Anwendung
und Durchbildung der bekannten, von dem verst. Maler
Prof. Ed. Magnus in Berlin aufgestellten Grundsätze be-
gnügte. Und diese Grundsätze haben, obwohl mIioii vielfach
im einzelnen bewährt, noch niemals einen so durchschlagen- j
den Triumph sich errangen, als in diesem Kasseler Bauwerk.
Als llauptregel ist zunächst fest gehalten und durch-
geführt vvot den, dass jeder zur Aufnahme von Gemälden bc- ,
stimmte Raum sein Licht durch eine einzige Oeffuung erhält.
— Die 3 Oherliehtsale des Mittelbaues sind x.»>3 * breit.
17,72"', bezw. 11,00'" lang und 8,00 m hoch angelegt, während
der Oberlichtsaal im Westpavillon bei 15,53 « Länge und
10,00™ Breite 8,0 ™ Höhe bis zum Rande der mit mattem
Glase geschlossenen Lichtöffnung erhalten hat. Nach diesen
Dimensionen ist, der Magnus'schen Vorschrift entsprechend,
die Gröfse der letzteren bestimmt worden: die aus grofsen
Rohglas-Tafeln gebildeten, durch keine Quersprossen getheilten
äufseren Oberlichte sind jedoch um so vieles weiter seitlich
hinaus gerückt worden, dass der Bildzone überall bis zu ihrem
oberen Bande direktes Licht zugeführt wird. Dagegen ist
ein breiter Streifen der Dachfläche gerade über den Lieht-
öffnungen undurchsichtig gehalten, um die nachtheilige grelle
Beleuchtung des Fufsbodens zu vermeiden. — Die Seiten-
licht -Kabinetc an der Hinterfront sind 5,50" breit, G.IO™
tief und 6,00 ■ hoch. Die geradlinig gesclüossenen Fenster
sind so hoch nach oben gerückt, als die äussere Architektur
gestattete — d. h. so weit, dass ihre Verdachungen bis an
die Architektur des Hauptgesimses reichen — wahrend die
Brüstungen durch Einfügung einer zweiten, reliefgeschmOckten
Tafel über dem durchlaufenden Brüstungsgesims mehr als
Manneshöhe erhalten haben. In der Mitte der im übrigen
mit durchscheinenden Vorsetzern versehenen Fensterflache
laust eine mächtige Spiegelscheibe das volle Licht so einfallen,
dass die hellste Beleuchtung der Bildwände gerade in Augen-
höhe der Beschauer stattfindet . während sonst meist die
unmittelbar Ober dem Fufsböden befindliche Wandzone diesen
Vorzug geniesst. Dass die Seitenwände schräg zu den Laugs-
wänden stehen, dass die Vcrbmdungsthüren der Kabinete dicht
an der Ausscnmauer liegen und um die Einheit der Beleuchtung
nicht zu stören, auf die kleinsten Abmessungen beschränkt
sind, bc-aarf nur einer kurzen Erwähnung, da diese Anordnung
z. Z. wohl schon ol>erall als die richtige anerkannt ist. Die
Seitenlicht-Kabinetc der Vorderfront zeigen uns insofern eine
Abweichung, als die Fenster derselben nicht so hoch angelegt
werden konnten und rundbogig gcsclüossen werden mussten.
Die hinter den Risaliten der Eckpavillons liegenden, etwas
höher geführten Säle erhalten ihr Licht durch je ein grofsea
Gruppenfenster. — lieber die Rücksichten, welche bei der
Dekoration und farbigen Ausstattung der Bilder - Räume
ind, »in den Gemä.den eine möglichst
No. 10.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
43
gute Wirkung zu Kichern , sollen weiter unten noch einige
Mittheilungen gegeben werden. — ■
Die künstlerische Durchbildung der Aussen-Archi-
tektnr. die wohl zunächst erwähnt werden muss, ist im
Stile römischer Hochrenaissance gehalten; sie ist in Verhält-
nissen wie in Details von guter Wirkung, wenn auch viel-
leicht von einer gewissen Trockenheit nicht ganz frei zu
sprechen. Das Erdgeschoss zeigt rundbogige Fenster; der
Portalvorbau an der Friedrichstrafsc wird von dorischen Säulen
derjenige an der Hauptfront ist mit
i. Das mächtigste Motiv, durch welches die
Architektur ihr eigenartiges Gepräge erhalten hat, ist selbst-
verständlich die aus einer Kundbogen - Arkade von 11 mäch-
tigen Oeffnungen bestehende Loggia des Mittelbaues; die
wenig hervor tretenden, massig gehaltenen Eckpavillons sind
durch Risalite mit Hachen Giebelbekrönungen gegliedert, in
denen die oben erwähnten rundbogig geschlossenen, durch
dorische Säulen gcthciltcn Gruppenfenster liegen. An der
Hinterfront, welche durch die geradlinig geschlossenen und
mit doppelten Brüstungen versehenen hohen Fenster des
Obergeschosses einen ganz abweichenden Charakter erhalten
hat, werden die beiden Gruppenfenster der Risalite durch
schlanke Hermenpfeiler getheilt. — Plastischer Schmuck findet
sich in den Giebelfeldern und als Bekrönung der Risalite, in
den Zwickeln der rundbogigen Uruppenfenstcr und in 2 die
Eingangsfront schmückenden, in Bilduischcn angeordneten
Statuen von Hubens und Rembrandt; leider sind die zuerst
genannten Skulpturen .etwas kleinlich ausgefallen und tragen
nicht eben viel zum Schmucke des Gebäudes bei. —
Im Innern haben lediglich das Vestibül, das Treppenhaus
und die Loggia eiue reichere und selbständige künstlerische
Durchbildung erfahren; die beiden letzteren Räume sind zu-
gleich dazu bestimmt worden, der modernen Malerei und
Bildhauerkunst Raum zur Entfaltung und damit einen ange-
messenen Antheil an der Ausstattung dieses für Kunstzwecke
Das Vestibül ist, um einen wirkungsvollen Gegensatz zu
der heiteren Pracht des nach ihm geöffneten Trcpi>enhauses
darzubieten, verhältnissmäfsig schlicht und einfach gehalten
— Saulenstützen und Wandtlächen aus grauem Marmor bezw.
mit grauem Stuckmarmor bekleidet, die Decke grau mit
grünen Kassetten auf rothein Grunde. Die aus grauem Marmor
bestehende, mit Bailustraden aus demselben Material um-
schlossene Treppe steigt zwischen Wänden von dunkelrothem
Stuckmarmor empor; auf den Postamenten der Ru Uns trade
sollen Marmor-Statuen — weibliche Gcwandfiguren, in denen
Griechenland. Rom, Niederland, Deutschland, Italien, Spanien,
Frankreich und England personilizirt sind — ihren Plate
finden, die vorlaufig jedoch, bis auf eine, durch die Gips-
modelle vertreten werden. Die Wände des Treppenhauses
werden durch korinthische Halbsäulen-Paare von gelbem Stuck-
marmor getheilt Die grossen Felder der Wandflächen sind
blau, die Kappen der Deckenvoute blau mit goldenen Sternen
gehalten , während die Voute selbst , die Schiidttächen , der
Fries des Gebälkes, die Friese der ThQreinfassungen und die
Flache zwischen den beiden Säulen jedes Paares durch reiche
Reliefs in gelbbraunem Tone — theils auf rothem. theils auf
blauem Grunde — geschmückt werden. Die Glasdecke, die
einen gelblichen Ton und feines rothes Ornament zeigt,
spendet dem Räume ein goldiges Licht , das besonders bei
Morgensonne von schönster Wirkung ist. — Noch reicher
ausgestattet ist die mit 11 Kuppelgewölbeu Oberdeckte Loggia,
deren Architektur theils in tief gelbbraunem Stuckmarmor
durchgeführt ist, tiieils an Gewölben, Gurtbögen, Gesimsen,
Friesen und Fenstcrlaibungen farbenprächtig gehaltenen Relief-
schmuck zeigt. In den 8, nicht durch Thoren durchbrochenen
Nischen der Rückwand gegenüber den Fensteröffnungen, durch
welche man in die herrliche Landschaft hinaus blickt, sind
Sitzbänke mit reich durchgebildeten Seitentheilen ans Serpentin
aufgestellt und über diesen auf Marmor-Tragsteinen 8 Kflnstler-
hQsten aus weissem karrarischen Marmor angebracht. Die
Zwickel der Hangekuppeln zieren 44 Medaillon - Porträts be-
rühmter Künstler bezw. Kunst-Mäcene in Relief ; die 3 Bogen-
schildcr werden mit je einem Wandgemälde geschmückt, das
zu den benachbarten Büsten und Reliefportrnts in Beziehung
steht und in Verbindung mit diesen in jeder der 1 1 Abtbci-
lungcn eine besondere Kunstschule repräseutirt. Die 5
östlich gelegenen Kuppeln sind der der deutscheu und nieder-
ländischen, die 5 westlichen der Kunst der romanischen
Völker, die Mittelkuppcl der Erinnerung an die fürstlichen
Mäcene der Galleric gewidmet. Hier sind über den Relief-
porträts derselben in der Kuppeltlächc ihre Wappen auf
rothem Grunde angebracht, während die übrigen Kuppeln
gelbe Sterne auf abwechselnd rothem und grünem Grunde,
die Wandrlächeu hinter den Büsten rothen Grund mit reicher
Bortenverzierung zeigen. — ■
Die Dekoration der Bilderraumc ist mit Recht der ROck-
sicht auf die Gemälde untergeordnet und es ist alles vermieden
worden, was dercu Wirkung beeinträchtigen oder die Auf-
merksamkeit des Beschauers von ihnen ablenken könnte. Auch
hier haben die von Magnus gegebenen Vorschriften, mit denen'
die bei Herstellung der neuen Gemäldesale im Pariser Louvre
beobachteten Grundsatze genau überein stimmen, zur Richt-
schnur gedient und es ist nicht nur helle und grelle Färbung
der Wände, sondern namentlich auch eine — dem architek-
tonischen Gefühl an sich so sympathische — hellfarbige Deko-
ration der Vouten überall vermieden worden. Die Oberlicht-
säle haben durchweg braunrothe Tapeten und auf den Vouten
ein Teppichmuster in demselben Tone erhalten ; blaue Schilder
auf letzteren weisen in brauner mit Goldlinicn eingefasster
Schrift die Namen der Künstler sowie das Jahr ihrer Geburt
| und ihres Todes nach. Die Lichtöflhur^en sind mit breiten
Goldrahmen, die Thüren mit Serpentin - Bekleidungen einge-
fasst; nur die nach dem Treppenhause, der Loggia und dem
Requisitcnraumc führenden Thüren haben Flügel aus schwarz
gebeiztem Holz, die übrigen lediglich Portieren aus stumpf-
grünem Wollenstoff erhalten. Aehnlich sind die seitlich be-
leuchteten Räume ausgestattet, nur dass hier rot he und grüne
Tapeten abwechseln und die Bildwände durch Gesimse mit hohen,
Die stark abge-
Stuck bekleidet. Alle Bilderräumc sind mit
in dunkelgraugrQner Farbe und schwarzer Gliederung
Wir schliesscn unsere Beschreibung, indem wir die Namen
der Mitarbeiter aufführen, die Hrn. Baurath von Dehn-Rot-
I felser bei Ausführung des Werkes zur Seite gestanden haben.
' Die spezielle Leitung des Baues hat bis Juli 1874 dem Bau-
meister Schnchard, gegenw. Kreisbaumeister in Kassel,
von da bis zur Vollendung des Hauses dem Baumeister
P. Hof mann obgelegen; als Bauführer waren neben den -einen
die Hrn. Eubell, Gabe und Krause beschäftigt. Die
Maurer- und Stcinbaucr-Arbciten waren von den Kasseler
Schmidtmann, Sohn und Potente, die
von Joh. Haag in Augsburg, die gesammten
Dekorationen des Hauptstockwerks mit dem Vestibül von dem
Maler Merkel mit den Dekorationsmalern Hochapfel nnd
Wimmel zu Kassel übernommen worden. Hr. Merkel, dem
auch die Ausführung der 13 Wandgemälde der Loggia über-
tragen ist, hat alle Detailzeichnungen der Ornamente, soweit
sie nicht streng architektonisch waren, geliefert, während die
Reliefs von den Kasseler Bildhauern Brandt, Herrmann,
Rudolph und Schnittspahn, die Arbeiten in polirtem
Stuck von dem Fabrikanten Scheidt zu Kassel herrühren. Die
selbständigen ßildhaucrarbcitcn haben neben Hrn. Brandt,
von dem die Zwickelrcliefs im Aeusseren und die Medaillon-
portrait-s der I^oggia herrühren, die Bildhauer Prof. I Kissen-
pflug in Kassel und der aus Kassel gebürtige Bildhauer
Echtermeyer in Dresden ausgeführt. Ersterer hat die
Gicbelfüllungen und die beiden Statuen im Aeusseren, sowie
die Künstlerbüsten der Loggia, letzterer die Karyatiden der
Facade, die Statuen des Treppenhauses und die Modelle zu
den Giebel-Akroterien des Aeusseren sowie den Sitzhanken der
Loggia geliefert. —
Die Kosten des Baues, die auf 900 000 M. veranschlagt
waren, haben, da nach Aufstellung des Anschlages die bekannte
beispiellose Steigerung aller Arbeits- nnd Materialicnpreise
eintrat, diese Grenze nicht einhalten können, werden jedoch
einschliesslich der Kosten für die erst nachträglich hinzu ge-
zogenen Arbeite« Ober die Summe von 1 200 000 M. nicht
Wasserleitung fllr Baden in Baden.
Der Unterzeichnete, dem der ehrenvolle Auftrag geworden Tage» - Erfordernis* von 100 ■ pro Kopf zu Grunde gelegt,
ist, dat Projekt für eine Wasserversorgung der Sttdt Baden aus- Es wird hierdurch dem Bedürfnis« vollständig entsprochen, da der
zuarbeiten und demnächst den Bau derselben zu leiten, hat den Stadt bereits eine grosse Zahl warmer und kalter Quellen zuge-
Wasserbcdarf einer Einwohnerzahl von 20 (KM) angepasst und ein leitet ist, deren Wasser zumeist als Brauchwasser beaüft
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44
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
2. Februar 1878
wird; die (Händige Einwohnerzahl betragt zudem heute mir 11 100.
Den meisten Lesern durfte die liegend um unsern interessanten
Badeort wohl bekannt sein. Das Geroldsauer Thal sowie die ganze
Sudseite des Merkurs (Staufenbergs), ferner das Thal der
Gunzenbach sowie der nördliche Abhang des Fremersbergs,
Katzenkopts etc. eigneten sich, abgesehen von allen sonstigen Rück-
sichten, als Bexugsorte schon aus dem Grunde nicht, weil die
dortigen Quellen beinahe sämmtlich bereits zu den verschiedensten
Zwecken erworben sind und benutzt werden, und es blieben also
von belangreichen Queilengebieten nur noch das Oosthal und das
Kubbachthal zur Berücksichtigung übrig.
Die neue Anlage sollte eine Versorgung auch der höchst ge-
legenen Villen der Stadt mittels natürlichen Drucks ermöglichen,
was eine Höhenlage der Quellen von 280—30» ■» Uber Meereshöhe
bedingte. In dieser Lage befinden sich sowohl die Grundwasser
des Oosbach- und Ruhbach-Thales in der Nahe von Geisbach, als
auch die wasserführende Schicht am Abhänge des Eierkuchen-
Bergs und der Kugelan. Die Schotterlage, welche im Oosthal und
Kuhbachthal die aus Granit gebildeten undurchlässigen Thalsoblen
ausfüllt, hat eine mittlere Breite von <H> — HO" und eine mittlere
Tiefe von etwa 10 m. In der trockensten Jahreszeit, in der keine
Speisung des Grundwassers vorausgesetzt werden kann, wird man
lediglich auf den in der Schotterlage vorhandenen Grundwosser-
Vorrath rechnen dürfen, der bei allmählicher Absenk tuig des Spiegels
bis auf 2 m etwa 40 1 in der Sek. zu liefern im Stand«! ist.
Die Fassung des Wassers musste an der Kreuzung der beiden
genannten ThAler erfolgen und es musste dabei auf die undurch-
lässige Schicht hinab gegangen werden. Von anderer Art sind
die hoch gelegenen wasserführenden Schichten am Abhänge des
Eierkuchenherges und an der Kugelati. Dort liegt der bunte
Sandstein mit fast horizontaler Schichtung auf dem L'rgebirge
auf und bildet die Hochflächen auf der Wasserscheide zwischen
der oberen Murg und dem Ithein. Diese Formation zieht von der
Kogelau über den Kuhberg, Eierkuchenberg, die Streitmannsköpfe,
Feldköpfe etc. nach Süden und ist mit den herrlichsten Waldungen
bedeckt, deren Bestand mit Rücksicht auf die Besitzverhaltuisse
als gesichert betrachtet werden kann. Die Grenze der Auflagerung
des Sandsteins auf dem Granit, wie sie an der Kugelau und der
Scherrhalde aufgedeckt ist, wird aus eckigem Feldspathgrus ge-
bildet, neben dem in sehr bedeutender Menge Quarzkörner auf-
gehäuft sind. Hierauf folgen nach aufwärts meist hlassrötbltcbe
oder gelbliche, gestreifte Sandsteine in dünnen Platten, sodann
aher der kompakte Thonsandstein. Als allgemeine Thatsache war
zu konstatiren, dass an den Rändern der Buntsandslein-Auflagerung
einzelne Quellen austreten, die the.ils mehr, theils weniger reich-
haltig sind und in ihren Rinnsalen den der Schichtengrenze ent-
stammenden Quarzsand ablagern. Die Temperatur dieser Quellen
war im Jahre 1876 wahrend der Monate Juli, August und September
beinahe konstant (i'R. und es haben die Schwankungen zwischen
Sommer- und Wintertemperatur nur »/< 0 betragen.
Die erst angeführte Thatsache belehrte mich, dass ein grolser
Theil der Niederschläge auf der Hochebene durch die Spalten und
Klüfte des Buntsandstcins versinkt und sich auf dem wasserun-
durchlässigen Granit weiter bewegt, um entweder an der sicht-
baren Grenze beider Gesteine wieder zu Tage zu treten oder in
den vorgelagerten Alluvionen zu versinken. Die Gleichmäßigkeit
der Temperatur bewies, das« die Waaser alle sehr lange in einer
Tiefe verweilen, deren Temperatur den Einflüssen der Jahreszeit
nicht mehr unterworfen ist Die Klüfte und Spalten des Bunt-
sandsteins bilden über dem undurchlassenden Granit einen grofsen
Sammelbehälter, der nicht nur für die Erhaltung der gleichmäßigen
Temperatur des Wassere, sondern auch als Ausgleichsmittel für
die Zeiten heftiger Regenwetter und grofser Dürre von hohem
Nutzen ist
Da diese Quellen der Stadt Baden hinsichtlich der Qualität
des Wassers im allgemeinen zusagten und auch die Hereinleitun^
dorselben mit geringerem Kostenaufwand zu bewerkstelligen war.
als die der zu Anfang besprochenen Wasser des Oosbach- und
Ruhbach-Thals, so entschloss die Gemeinde-Vertretung sich für
das Hfichquellenprojvkt , indem die eveut Ausführung des Pro-
jekts der Grundwasserversorgung aus den genannten Thälern für
den Fall einer wesentlichen Vermehrung der Einwohnerzahl der
Stadt vorbehalten blieb.
Bei dem Umstände, dass die seither offen zu Tage getretenen
Quellen einen Zufluas zur Oosbach bilden, war das Augenmerk
in erster Reihe darauf zu richten, jene Gewässer abzufassen, welche
in die Gerolle versinkend, sich bisher als Grundwasser auf der
Thalsohle fort bewegt hatten. Schon in der meinem Prospekt bei-
gegebenen Denkschrift hatte ich diese Absicht hervorgehoben
und vor Beginn des Baues durch Ausführung einiger Einschnitte
das Vorhandensein dieser Gewässer bewiesen. Ich glaubte schon
damals zn der Erwartung berechtigt zu sein, dass es gelingen
werde, mit möglichster Schonung der seither offen zu Tage
getretenen Quellen, mittels Abfassung der verdeckt abrliefsenden
Gewässer den Bedarf der Stadt Baden zu sichern, und jetzt, nach-
dem die Fassungsarbeiten zum grofsen Theile beendigt sind, hat
sich die Wirklichkeit auch so gestaltet. Der groTste Theil der
Zuflüsse zur < Bosbach ist erhalten geblieben und nur dort, wo die
Einschnitte bezw. Stollen in unmittelbarster Nähe früherer Quellen
liegen, die der gleichen Formation entstammen, ist eine Schmälerung
in der Ergiebigkeit der Zuflüsse eingetreten.
Die Wassergewinnttng geschieht durch Fassung der einzelnen
Quellen, wie «Heselben nach Oeffnnng der Einschnitte und Stollen
aus den Felsspalten hervor treten, und durch eine an die südliche
Wand eines begehbaren Stollens gelegte Drainage. An jeder Stelle,
an welcher eine stärkere Quelle hervor tritt, wird in die südliche
Stollenwand eine Nische eingelegt und das zur Sammlung des
Quellwassers dienende Rohr aus Zement von Wasserspiegel-Hohe
an gegen diese Nische geöffnet. Die Sohle der Nische wird mit
Zementmörtel abgeglichen und es endigen in diesen Nischen auch
die einzelnen Drainagen. Die Sammelstollen folgen der Steigung
der wasserführenden Schicht von Osten nach Westen und haben
eine Gesammtlänge von rund 150Qn<: sie .sind so projektirt, dass
sie stets noch 4—6™ Schcitelüberdcckung haben. Baumwurzeln
werden kaum in diese Tiefe hinab reichen, so dass in derselben
organische Bildungen schwerlich vorkommen werden. Die Temperatur
in jener Tiefe ist nahezu konstant
Die angegebene Tiefenlage würde jedoch für die Ahhaltung
dcrTagewasser nicht ausreichen, da zum Wiedereinfflllen der Ein-
schnitte meistens Steinschroppeii und Felsenstocke verwendet werden
müssen, weil anderes Material am Platze nicht zur Verfügung
steht Wenn auch der vorhandene Humusboden auf s sorgfältigste
auf der Schottung wieder ausgebreitet wird, so ist doch für die
erste Zeit nach der Ausführung der direkte Zutritt von Oberflächen-
Wasser zu den Leitungen zu fürchten. Um diese Tagwasser ab-
zuhalten, ist die Sohle des begehbaren Sammelstolleus ausser Ver-
bindung mit der eigentlichen Quellenfassung gesetzt und so konstniirt
worden, dass auf derselben alle im Stollen selbst abtropfenden
Wasser sich gegen die Einsteigkammern fort hewpgen und dort
in den Leerlauf aufgenommen werden.
Die Sammelstollen sind mittels Einsteigkammern zugänglich,
und an jenen Stellen, an welchen das Gefall der Sammelröhren sich
bricht, mittels sogen. Rediiktionskamraern. Die letzteren enthalten
ein Bassin, in welches der freie Erguss des oberhalb gelegenen
Sammelrnhres stattfindet während sich in Scheitelhöhe des unteren.
0,5» tiefer gelegenen Abflussrohreg der Ueberlauf des Bassins
befindet Der Leerlauf-Kanal ist durch einen Schleier vom Bassin
abgesperrt Die Zugangskammern sowohl als die Redtiktions-
kammeru sind in ihren Maafsen thunlichst knapp gehalten und ohne
jeden Luxus angelegt Jede Kammer ist durch eine Doppelthflre
verschlossen und wird entweder durch ein LuAkamin oder durch
eine Stirn-Rosette gelüftet. Zu den Eingängen führt von aussen
ein in den Fels eingesprengter Einschnitt mit abgepflasterter Sohle.
Die Rohrleitungen innerhalb der Sammelstollen sind aus
Beton hergestellt, Ihr Füllungsgrad wurde für das doppelte
Wasser- Erfordernis« der Stadt so berechnet, dass das Verhältnis»
zwischen Wasserquerschnitt nnd benetztem Umfang ein günstigstes
(Maximum) wurde. Wenn F den Wasserquerschnitt, p den be-
netzten Umfang, R die halbe Lichtweite des Rohres und <f> den
Zentriwinkel bezeichnen, welcher der die Spiegelfläche darstellen-
den Sehne zugehört, so ist:
F=*(r + *in
und man findet hieraus durch eine bekannte Operation der
Differentialrechnung als Kedingungsgleichnng für das Maximum:
tätig ?f, was einem (überstumpfen) Winkel <p von etwa 257"
oder dem Komplementwinkel von 103 ' entspricht
Man legte der Berechnung das doppelte Wassererforderniss
zu Grunde, weil das Bedürfniss Badens mit 24 1 pro Sek. in der
trockensten Zeit noch gedeckt snir, soll, aber in der Regel
die Quellen eine wesentlich größere Wassermenge als diese
liefern werden.
Da die Sammelanlage die Richtung von Osten nach Westen
hat, musste für die Zuleitung nach Baden von vorn herein der
Weg über die Seelach und über Lichtenthai angezeigt erscheinen.
Die I.eitunc verfolgt jedoch von der Quellfassung abwärts bis in
die Nähe der Seelach nicht immer die neue Strafse, sondern den
kürzeren alten Waldweg über den sogen. Oeserstetn, auf welchem
die Köhren ohne wesentliche Verkehrsstörung und mit geringereu
Kosten gelegt werden können, weil eine sorgfältige Wieder-
herstellung der Fahrbahn, wie sie hei der neuen Strafse erforder-
lich wäre, hier unnöthig ist Gleiches ist der Fall mit der alten
Strafse von der Seelach nach Lichtenthai, von wo aus der Haupt-
strang sich direkt durch die Lichtenthaler und Hardstrafse
zum Hochreservoir auf dem Annaberg wendet
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No. 10.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
45
ishöhe von ööG,7»>, jener im Hochrescrvoir 2C9,0"», 1h>i
i die Ueberlaufhühe verstanden. Das disponible Gefälle be-
demgemafs 387,7 Das Längenprofil der Trace ist in der
der Sammelanlagen sehr steil abfallend.
Die Lange der Hauptzuleitung \ou dem Ende der Satuuiel-
fallerie bis zum Standrohr im Hochreservoir betragt 8 »22 m ; der
Wasserspiegel in dem letzten Kanin der Sammelgallerie hat eine
Meereshöhe von 650,7™, jener im Hochreservoir 2C9,0"», bei
beiden die Ueberlaufhühe
tragt
Nähe
ob es praktisch
sei, mit der Druckleitung sogleich am Hude der Sammelgallerie
zu beginnen (wobei sich der Maximal-Druck in der Leitung auf
48 Atm. gestellt haben würde, oder alter an irgend einem Zwi-
schenpunkte das disponible Gefalle zu brechen.
Bei Bestimmung der Wandstärke der gussciseroen Bühren
der Druckleitung zog ich in Betracht, dass bei der Vergebung
der Lieferung der Kohren für Baden nur die Lothringischen oder
die in der Nahe von Saarbrücken gelegenen Werke wirksam wur-
den konkurriren können. Diese Werke nehmen im Mittel fflr ein
Kohr von 10«m Lichtweite eine Wandstärke von 9 für ein
solches von 1 m Lichtweite eine Wandstärke von 22 an : sie
garantiren dabei für einen Druck von 15 Atm.
Auf Grundlage dieser Zahlen und mit der Diipuii'schcu Formel
für Berechnung der Druckverluste habe ich gefunden, das* in
einer Kntfernung von 2 70"J m vom Ende der Sammelgallerie es
einen l'unkt auf der Zuleitung gieht, oberhalb dessen die Wand-
stärke und unterhalb dessen der Durchmesser für eine Drucklei-
tung goßere Gewichte bedingen, ab 5t» * f. d. lfd. m. Dieser l'unkt
wurde der Ausgangspunkt der Dp
rer Sammelbehälter
akt der Druckleitung und an demselben
Druck geführt wird. Kr liegt am sog. Oeser-
stein. Selbstverständlich kostet die 2 7<i2 lange Zementrohr- Lei-
tung von dem Ende der Sammelgallerie zum Sammelbehälter
am Oeserstotne wesentlich weniger, als eine gusseiserne Kohr-
leitung gekostet hätte. -
Der Wasserinhalt des Hochreservoirs beträgt 2000 kb" und
entspricht dem Bedarf? von 24 Stunden. Die Höhenlage dieses
" 'ude* war durch die Eingangs erwähnt«' Bedingung bestimmt,
bei einer Meereshohe der Straften am Heutig von 233»
Druck in den Hydranten vorhanden sein soll.
Der Vertheiluugs - Mechanismus ist in einen geräumigen Vorbau
gelegt und kann bequem gehandhabt werden. Er lässt sich aus
der Zuleitung direkt ohne Benutzung des Kescrvoirs, sowie um-
gekehrt aus dem Reservoir direkt ohne Benutzung der Zuleitung
speisen. Ferner kann aus jeder der beiden Abtheilungen des
Reservoirs getrennt gespeist und die Zuleitung zwischen Lichten-
thaler Strafse und Hochreservoir, ohne Unterbrechung der Spei-
sung des letzteren, ausgeschaltet werden.
Das Stadt-Rohrennetz ist nach dem Zirkulations-System
angelegt, u. z. mit Durchmessern von 160, 12« und »(>"■«. An
den Kreuzungen der 150 und 120™"> Stränge befinden sich in be-
tonirten Schachten Theilkasten mit Luftschraul>en. Spnndkasten
sind im Stadt-Rohrnetze nicht verwendet Dagegen ist fflr jeden
einzelnen Strang eine Ablassvorrichtung an dessen tiefstem Punkte
angenommen worden. Die Rohren haben überall eine Krduher-
deckung von 2,8—2,5 m. Diese Tiefenlage ist geboten, thcils damit
die Rohrleitungen dem Einflüsse der vorhandenen Wannwasser-
Leitungen etc. entzogen und daneben stets unter die städtischen
Dulden, die im Mittel 1,8- 2,0» tief liegen, durchgeführt werden
können. Säromtliche Theile des Rohrennetzes sind dem bedeu-
tenden Wasserdrucke von 10—15 Atm. entsprechend stark kon-
struirt und alle Schieberspindeln, Stopfbüchsen, Luftschrauben.
Dichtungsringe etc. aus bester Bronce hergestellt worden. —
Das Projekt für die (iesammtanlage wurde im November 187t!
übergeben und der Bau, nachdem die städtischen Kollegien beinahe
einstimmig die Ausführung beschlossen hatten, im Juni 1877 be-
gonnen. Bereits ist der größte Theil der Quellenfassung mit sehr
zufriedenstellenden! Krgebniss vollzogen und es werden gegenwärtig
die Gewölbe des Hochreservoire geschlossen. Die Einzeitheile des
Stadtrohruetzes sind angeliefert und kommen im Winter 1877/78
zur Verlegung, während eine bedeutende Zuleitungsstrecke bereits
vollendet ist.
Die Kosten der Ausführung waren anf 550000 M. veranschlagt,
dürften aber nach den eingegangenen Offerten und wenn der Ganc
der Arbeiten keine unvorhergesehene Störung erfährt, kaum so
viel betragen. Bis zum Beginn der Saison 1*78 wird das Wasser-
werk in Betrieb gesetzt werden.
Freiburg, Ende Oktober 1877. Lueger.
Mittheilungen
Architekten- and Ingenieur - Verein zn Hannover.
Wochenversammlung am 12. Dezember 1877.
Hr. Ob.-Ingenieur Heusinger v. Waldegg spricht über die
Anlage von sekundären Eisenbahnen mit Benutzung von Chausseen
und Landstraßen.
Redner wendet sich zunächst zur Beantwortung der Frage,
wie die Mittel zur Anlage solcher Bahnen am zweckmäßigsten
zu beschaffen seien? Dieselben zum größten Theile aus dem
Landes- oder den l*rovinzial-Fonds entnehmen zu wollen, halte er
für ungeeignet, da dies mit grofsen formellen Schwierigkeiten ver-
knöpft und in vielen Fällen überhaupt unerreichbar sein dürfte.
Vor allem komme es darauf an: „das Anlagekapital so niedrig
und die Bahnen so zu bewirtschaften, das* der Rein-
: zur Verzinsung bezw. auch allmählichen Abtragung des An-
lagekapitals ausreichen kann."
Zur Erreichung des ersten Punktes sei es von größtem
Werthe, unsere vorzüglich gebauten Chausseen als Bahnkörper
zu benutzen, wozu durch den im Provinzial-Landtage gefassten
Beschluss in Hannover im allgemeinen schon die Genehmigung
ertheilt sei. Redner hofft, dass dies Privilegium einen ähnlichen
Erfolg haben wird, wie da* bayerische Gesetz von 18G8, welches
bestimmt, dass nur solche Sekundärbahnen Zuschuss aus Staats-
mitteln erhalten sollen, welche im Grunderwerb und den Erd-
arbeiten ohne Staatahfllfe fertig gestellt worden sind. Es sind
seit ist;- in Kayern 15 Vizinalbabnen von zusammen 150Kn> Länge
erbaut, obgleich die Terrainverhältnisse dort weit ungünstiger
sind als bei uns. - Es werden durch die Benutzung der Land-
straßen die Kosten des Unterbaues auf ein Minimum reduzirt;
sämmtliche erforderlichen Summen werden am besten durch frei-
willige Zeichnung in den betheiligten Gemeinden oder durch
Anleihen aufgebracht, wie sich dies bei der Ocholt- Westersteder
Bahn bereits als sehr gut tbunlich bewiesen hat, und es kann
als passendes Pfandobjekt zunächst der — am besten ganz
eiserne — Oberbau gegeben werden.
Die Kosten für Hochbauten würden sich, wie z. B. bei der
Ocholt- Westersteder Bahn ebenfalls geschehen, durch Benutzung
von passend gelegenen WirthshAusern zn Stationsgebäuden
ziren lassen; man konnte übrigens zur Beschaffung
Baulichkeiten auch den folgenden Weg einschlagen:
Man engagire Kassirer für die einzelnen Stationen unter der
Bedingung, dass sie auf ihre Kosten ein passendes Stationsgebäude
zugleich mit Wirthschaft errichten, welches sie, so lange sie sich
im Dienst der Hahn befinden, als ihr Eigenthum betrachten können,
welches aber bei ihrem Ausscheiden aus dem Dienste gegen an-
gemessene Entschädigung an die Bahn übergeht. Den Kaasirern
würde anfser Gehalt eine Tantieme zu gewähren sein.
Der Redner legt Skizzen derartiger, für die projektirtc 30 K»
lange Bahn Elze-Düngen bestimmter Gebände vor. — Ks sind
für diese Strecke 7 Haltestellen und 6 Stationen in Aussicht ge-
nommen, deren Hauptgebäude zu 120 000 M veranschlagt sind.
aus Vereinen.
— Man erwarte einen Zuschuss ans dem Wegehanfonds, da
durch die Anlage der Lokalbahn einestheils die Chausseen be-
deutend entlastet werden, anderntheils das Chaussee-Baumaterial
billiger transportirt und vertheilt werden könne. Wie sehr
ersten* ins Gewicht falle, glaubt Redner durch die Bemer-
kung illostriren zu können, das* die Unterhaltungskosten der
Chaussee von Hildesheim nach Kraunschweig, auf der man eben-
falls eine Sekundärbahn anzulegen beabsichtigt, 10 060 .// pro *■
betragen haben, wahrend die An läge -Kosten der Kahn zu nur
25 000 M pro «"> veranschlagt sind. Als Vorzug der Itenutzung
der I .andstrafsen sei auch die dabei erzielt« allgemeine Zu-
gänglichkeit der Kahn zu betrachten, gegen welche die
des Straßenverkehrs nicht sehr ins Gewicht falle, zumal
den Kahnstreifen nothigenfalls mit Draht einfriedigen könne,
Als Oberbau empfiehlt der Vortragende ganz eisernen Lang-
schwellen-Oberhau , der für Sekundärbahnen noch empfehlens-
werther sei als für Hauptbahnen. Die Preise stellen sich bei
dem dem Redner patentirten Systeme f. d. Meter bei B>0 ■"■ hoher
Fahrschiene zu 15 .<%, bei 8<) ™>m hoher zu 11 M Bei Benut-
zung des Hahnterrains als Strafse müssen natürlich Schienen mit
angewalzter Spurrinne verwandt werden. — Als Betriebskraft soll
auf den vom lledner projektirten Bahnen nur Dampf verwendet
werden; die Erfahrungen auf dcrBroclthal- und Kassel- Wilhelms-
höher Bahn hätten ja alle bezüglichen Bedenken beseitigt und
es sei in der neuesten Konstruktion der Strafsenlokomotiven von
Schwartzkopf in der That alles erreicht, was man davon verlan-
gen könne. — Zum Schluss weist der Redner darauf hin, dass es
unzweckmäßig sei, die Verwaltung der Sekundärbahnen den Be-
hörden der angrenzenden Hauptbahnen anzuvertrauen, da die
kleinen Bahnen nicht den weitläufigen und kostspieligen Verwal-
tungsapparat der letzteren nothig haben und durch diesen nur zu
sehr belastet werden. Wünachenswerth sei es dagegen, die Ver-
waltung mehrer Sekundärbahnen einer Gegend einer Behörde
zu übertragen und die Kosten auf die einzelnen Linien nach
Verhältnis* zu vertheilen. Ebenso würden sich gemeinschaftliche
Materialiendepots empfehlen und überhaupt eine möglichste Kon-
formität die Betriebs- und Unterhaltungs- Kosten sehr rediiziren. —
In der an den Vortrag sich anschliefsenden Diskussion wird
besonders die Zweckmäßigkeit einer Drahteinfriedigung des
Gleises auf Chausseen bestritten, da eine solche Einfriedigung
um den Pferden nicht gesehen werde. —
In der Hauptversammlung am 9. Januar berichtet Herr
l'rof. Haeseler aus Brannschweig über eine im Sommer 1877
ausgeführte Reise nach England. Redner gedenkt zunächst der
zur Besichtigung englischer Eisenbahnen freundlichst gewahrten
Hilfeleistung des Sekretärs der Inttihitiim nf Civil- Enginceri,
Mr. Forrest, die ihm von hnhem Nutzen war.
Vorzugsweise sind es die unterirdischen Bahnen Landau,
die das Interesse der Fremden erregen. Es sind dies zw Zeit:
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46
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
2. Februar 1878
1) Die Metropolitan- Railtray, welche die Vily mit dem Norden
und Westen Londons verbindet und deren Ausdehnung heute noch
unabgesehlossen ist Steigungs- und Krümmungs • Verbältnisse
dieser Linie sind ziemlich ungünstig, da Gefälle von 1 : 70 und
Kurven von 24K) n Rad. vorkommen: die ganze, 11,5K lange
Strecke ist 2gleisig, Üieils sogar 4gleisig.
2) Die Metropolitan-Dutrict-Railway , an vorige in Soutk-
Kensington anschließend . führt durch die Stadttheile Btlgraria
und Westminiter und endigt in der Mansionkoute- Station. IHese
Linie ist 6,6 *'» lang, 2gleisig und hat als stärkste Steigung 1 : 70.
9) Die Metropolitan und St. Mn', Wood Railway. Diese
lgleisige, 3,1 lange Seitenbahn verbindet die Metropolitan-Bahn
mit «Ml Collage und hat Steigungen bis zu 1 : 44 und Kurven
bis herab zu 60 >•■> Radius.
4) Die Eatt-I.ondon Raifcay, welche in der Nahe der London-
Docks beginnt, den Hninel'schen Tunnel passirt und dann einer-
seits an die London • Brighton . andererseits an die Southcoatt-
Kisenbahn anschliesst
Aul den Bahnen sub 1 und 2 erreichte im Jahre 1874 der
Personenverkehr die Ziffer von rot 69 00O0<X). (Auf dem ge-
sammten preufsischcu Kahnuetz war die Frequenz -Ziffer im
gleichen Jahre 109 571 (XX).) An Zügen kursirten auf den Linien
1 und 8 pro Tag im Ganzen (in beiden Richtungen zusammen)
etwa «X).
Die Betriebsergebnisse der gen. Bahnen im Jahre 1874 waren:
für 2
Anlage-Kapital pro Kilometer . .
( •esauimt- Einnahme
Ausgabi- in % der Kinuahnie . .
Gezahlte Dividende im 2. Halb-
jahr 1874
für I u. 3
7 435 77« JC
116616441 „
404g
9%
8 577 «94 .//
4660490 „
(Line 2gleisig«f Gebirgsbahn kostet in Deutschland «0000 M.
ftlr das Kilometer, wahrend das durchschnittliche Anlagekapital
der prenbischeu Bahnen 252 000 M. ist)
Der Vortragende unterzieht hiernach die Bahnhofsanlagen
lntr näheren Betrachtung und beginnt bei den Knpf-
stationen. Als mustergültiges Beispiel sei die 1867 eröffnete
Cannonslreet- Station der South- Emittern Railtcay zu erwähnen.
Dieselbe ist durch einen 27,4 ™ tiefen Vorhof von der Strafte
getrennt und grenzt mit der gegenüber liegenden Seite an die
Themse, so dass sich unmittelbar an die Personenhalle die Themse-
Brücke anschliesst Der vor Kopf der Gleise sich erhellende
25,9 ■ tiefe Querhau dient in den oberen Geschossen als HöteL
Die Halle enthalt ausser 5 l'errons und 9 Gleisen einen Fahrweg
für Droscliken, die von der Upper Thame* Street aus durch das
Kellergeschoss der Station mittels einer Kampe in die Halle ein-
imd vor Kopf abfahren. Die für das l'ubliknm bestimmten
Baume sind, wie bei allen in London neuerdings ausgeführten
gröberen Kopfstalionen, in den Querbau gelegt. Kedner sieht
hierin einen groben Vorzug gegenüber der bei uns üblichen An-
ordnung, indem die Verbindung aller l'errons mit der Strabe auf
kürzestem Wege erreicht wird und die ganze Disposition bedeutend
an Klarheit gewinnt Von der Strabe aus sind nach der Halle
hin 3 Durchgänge angeordnet, wovon der mittlere für Reisende
der I. Klasse, die anderen für die Reisenden II. u. III. Kl. dienen.
R. glaubt in dieser Anordnung deu Hauptgrund für die Möglichkeit
der Bewältigung des riesigen Verkehrs zu finden, der z. B. 1875
9 54 XJ 000 Reisende betrug — eine Zahl, die in demselben Jahre nur
bei den sämmtlicben Bahnhöfen Berlins etwa erreicht wurde. —
Die Wartesale für die 1. KI. sind bei der Cannonttreet- Station
dicht hinter den Billetschaltem angelegt; den Reisenden der II. u.
HI. Kl. dient der geraumige Vorperron als Warteraum. Auf diesem
befinden sich noch die Herren-Retiraden , sowie Buden für Ge-
jiäck-Expedition, den Stationsdienst hydraulische Aufzüge etc. —
Die nur 3,8 — 4,1 m breiteu Perrons sind gegen den Vor-
(Quer- (Perron durch Gitter abgeschlossen, an denen die Billet-
kontrole stattfindet so dass die Reisenden niemals auf einen falschen
Perron gelangen können. Die Kontrole über die verschiedenen
Wagenklassen findet wahrend der Fahrt statt — Auch von der
Höhenlage der l'errons, 0,94 ra über S. ü. K., zieht der Verkehr
ausserordentlichen Nutzen und Redner glaubt, dass die englischen
Ingenieure Recht halten, indem sie die den höheren Perrons vor-
geworfenen Nachtheile den Vorzügen derselben nachsetzen. Die
für die ein- und ausfahrenden Züge erforderliche Weichen- und
erfolgt bei der Cannonttreet-Slation mittels eines
i Strompfeiler der Themse-Brücke über den Gleisen
Saxby-Farmer-Apparats. Derselbe dient hier zur
Bewegung von »0 Weichen und 37 Annsignalen. Es würde auf
andere Weise die Regulirang der Ein- und Ausfahrt der enormen
Anzahl von Zügen, die z. B. am 2. Pfingsttage 775 betrug, auch
nicht möglich, sein.
Der Vortragende bedauert, dass unsere meisten deutschen
Bahnhöfe in dieser Beziehung den englischen nachständen, da alle
fein durchgearbeiteten Wärter-Instruktionen die Sicherheit, welcho
eine zentrale Weichenstellung gewahrt nicht ersetzen könnten und
mit dieser z. I). auch bei den braunschweigischen Kähnen die
günstigsten Erfahrungen gemacht seien. Die Weiche:: sind auf 200 m
Entfernung im Winter noch mit vollkommenerSicherheit zu bedienen.
Von den gröberen englischen Durchgangs-Stationen besonders
der unterirdischen Bahnen Londons, die der Vortragende noch kurz
beschreibt, rühmt derselbe Iwsonders die fast allgemeine Vermeidung
der Gleisüberschreitung im Niveau. I
in Deutschland zu tolerant, wenn auch unser geringer Verkehr
die Gefahr sehr vermindere.
Endlich ,wird noch die Geräuschlosigkeit des Betriebes auf
den englischen Bahnhöfen hervor gehoben, da kein Lauten mit
der Perronglocke, iu der Regel auch kein Pfeifen und kein
Kreischen der Bremsen stattfindet; die Züge werden fast momentan
W.
-Verein zu BerUn. Versammlung am 2(i. Ja-
nuar 1878; Vorsitzender Hr. Hr*recht anwesend 182 Mitglieder
und 11 Gäste.
Eingänge: Vom Minist f. Handel etc. die Statistischen
Nachrichten v. d. Preuss. Eisenbahnen ; v. Hrn. Romberg & Mehlmann
in Berlin eine Mittheilung über ihre verbesserten Ventilations-
Kachelöfen, v. Hrn. Ernst 4 Original - Aquarelle von P. Ritter in
Niimberg; v. Hrn. v. Lübke in Stuttgart ein Nekrolog über
R. Lucae. —
Nach kurzen geschäftlichen Mittheilungen der Hrn. Mellin
und Ende, betreffend eine Bibliothek-Angelegenheit und die bevor-
stehende Lucae-Feier, geht der Verein zur definitiven Wahl der
Aufgaben für das Schiukelfest des nächsten Jahres über. —
Namens der Ingenieurkommission berichtet Hr. Bänsch,
dass man als Baustelle für die nach amerikanischem System zu
projektirende eiserne Brücke statt der durch die Lokalverhältnisse
zu eng begrenzten und daher zu schwierigen Situation Köln-Deutz
die Linie Stralsund - Rügen gewählt habe. Die für Fuhrwerk-
Verkehr und 1 Eisenbahngleis, zu bestimmende Brücke, welche
über die Insel Dänholm geführt werdeu soll, wurde bei einer
Höhenlage von etwa 13 m über M. W. sowohl zwischen Dänholm
und dem Festlande, wie auch in der 8ixt — 900» langen Haupt-
brücke über den Strelasuud eine Dreboffnung enthalten müssen.
Die grüble Tiefe des Fahrwasser* betragt 10 -12», die Schlamm-
Anhäufung über dem festen Grunde 3—4 ™. — Die Versammlung
genehmigt die Aufgabe, deren Sozialprogramm in konstruktiver
Hinsicht noch auszuarbeiten ist
Namens der architektonischen Kommission berichtet Hr. Ende,
dass nähere Erkundigungen an kompetenter Stelle die Grund-
losigkeit der Nachrichten ergeben haben, nach welchen ein Auf-
geben des am Lustgarten begonnenen toiuposauto- Baues in Frage
gekommen sein sollte. Hiernach sei dem von ihm gemachten
Vorschlage, für das nächste Schiukelfest die Anlage einer Fürsten-
gruft im Charlottenburger Schlosspark zur Lösung zu stellen,
der Boden entzogen worden und man sei in der Konnnission auf
denselben nicht weiter eingegangen. Vorgeschlagen werde dafür
der Entwurf einer Ruhmeshalle mit kleinerem Waffenmuseum
auf der Baustelle zwischen Königsplatz und Alsenbrücke. — Von
den in der letzten Sitzung gemachten anderweiten Vorschlägen
wird nur der auf den Entwurf eines Gymnasiums mit Alumnat
hin zielende durch Hm. Klutmann aufrecht erhalten und durch
Vorlage eines Spvzial- Programms, dem etwa die Verhältnisse des
für das hiesige Joachimsthal'sche Gymnasium in Ausführung be-
griffenen Neubaues zu Grunde liegen, motivirt Die Abstimmung
ergieht für diesen letzteren Vorschlag eine Majorität von ti Stimmen.
Es folgt nunmehr der von Hrn. Adler angekündigte Vor-
trag, der jedoch, mit Rücksicht auf die bereits weit vorgeschrittene
Zeit, allein auf eine Mittheilung über die neuesten Ergebnisse
der Ausgrabungen in Olympia sich erstreckt, während der Redner
einen eingehenderen Bericht über die in
Entdeckungen für später sich vorbehält
Gegenüber der in Privatkreisen vielfax
Frag«?, weshalb in diesem Jahre bisher nur so wenige amtliche
Berichte über den Fortgang der Arbeiten in Olympia erstattet
worden seien, giebt Hr. Adler zunächst die Erklärung ab, dass
einerseits den in Olympia thätigen beiden Leitern der Arbeiten
nunmehr das Recht ertheilt sei, mit selbständigen abgerundeten
Berichten vor die Oeffentlichkeit zu treten — was naturlich zu
einer gewissen Konzentrirung des Stoffes führe — und dass an-
dererseits bei dem augenblicklichen Stande des Unternehmens
auch der Fortschritt der Arbeiten langsamer sei und das Ergeb-
niss derselben weniger ergiebig sich stellen müsse, als in den
beiden ersten Kampagnen. Die Beseitigung der im Auschluss an
den Zeustempel aus antiken Bautrümmern errichteten starken
Befestiguugsuiauer bedinge einen uuverhilmissmäfsig groben Zeit-
aufwand und es sei überdies das Unternehmen an einem Wende-
punkt angelangt, der demselben eine neue Richtung gegeben
habe und die Feststellung eines neuen Arbeitsplanes bedinge.
Bekanntlich war als erstes und hauptsächlichstes Ziel die
Freilegung des Zeustempels ins Auge gefasst und in den ersten
Monaten der zweiten Kampagtie 187«, 77 auch erreicht worden;
der Wunsch, die weit zerstreuten Trümmer der Skulpturen mög-
ollstiuidig wieder zu finden, hat dann zu einer allmählich
weiter vorschreiteudeii Aufdeckung des Terrains um den
geführt, die sich gegenwärtig auf einen Abstand von
80—80" erstreckt und das Ergebniss geliefert hat, dass that-
sachlich etwa »/« der beiden Giebelfeld - Gruppen aufgefunden
worden sind. Da grobe Erfolge von einem weiteren Vorgehen in
dieser Richtung nicht mehr zu erwarten sind und der eigenartige
Charakter des ganzen Unternehmens es selbstverständlich zur
Prlicht macht mit den zur Verfügung gestellten Mitteln möglichst
abgeschlossene Resultate zu erzielen, so wurden schon im ver-
flossenen Jahre Aufgrabungen an mehren anderen Punkten in
Angriff genommen. Zunächst war es die im Westen des Zens-
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N«. 1«.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
47
tempels liegende, schon von der früheren französischen Expedition
fluchtig untersuchte byzantinische Kirche, die aufgedeckt wurde;
ihr Unterbau ward hierbei «Ja Rest eines antiken Bauwerks er-
kannt Noch weiter im Westen, nahe dem Kladeos, stieb man
auf ein umfangreiches Gebäude aus römischer Zeit, das jedoch
noch näherer Untersuchung harrt. Gleichxeitig wurden in der
Richtung nach dem Kronoshflgel, nach N. und NO., mehre Vor-
stöfse unternommen, die der Aufsuchung des Pelopion und des
Zeus-Altars galten, statt dessen aber zunächst zur Entdeckung der
grofsen Exedra mit den von Hemdes Atticus gestifteten 14 Mar-
mor-Standbildern fahrten. Westlich von der Exedra Stiels man
auf die Reste des ältesten, seiner Gröfse nach au zweiter
Stelle stehenden Tempels, des sog. Herainns, in welchem die
Hermes-Statue des Praxiteles gefunden wurde, östlich auf eine
Reihe von Schateh&usern , in denen man mehre schone Bronzen
entdeckte. —
In der diesjährigen Kamiiagne wurden die Ausgrabungen um
den Zeustemiwl, nachdem sehr werthvolle Ergänzungen der
Giebelfeld-Skulpturen (u. a. der Körper des Apollon aus dem
Wcstgiebel) gewonnen worden waren, nur nebensächlich fort-
gesetzt, während das Hauptgewicht auf die Untersuchungen in
anderer Richtung gelegt wird. Die vollständige Ausgrabung des
Heraions ergab hoch bedeutsame Resultate für die Geschichte
der dorischen Kunst. Sodann führte eine Tiefgrabung vor der
Westfront des Zeustempels zu der Entdeckung einer in archäo-
logischer Beziehung sehr interessanten, getriebenen Bronzetafel
mit alterthümlichen, dem Stil der Kypselos-Lade verwandten Dar-
stellungen. Da diese Tafel unterhalb des bisher als Grenze
der Ausgrabungen fest gehaltenen Altisbodens gefunden wurde,
so untersuchte man noch an mehren anderen Punkten die Er-
giebigkeit dieser, einer älteren Periode ungehörigen Schicht und
erzielte hierbei so günstige Erfolge, dass der Beschluss gefasst
worden ist, die Ausgrabungen durchweg etwa 0,5™ tiefer,
also statt 4.5 — 5,0"' bis auf 5,0—5,5™ unter das gegenwärtige Terrain
zu führen. Die Anwendung des von Hrn. Schliemann in Troja
und Mykenae mit so vielem Glück erprobten Systems des Vor-
gehens mittels zahlreicher vertikaler Schächte verbietet sich leider
durch die Terrainverhaltnisse, da diese Schächte bald voll Wasser
laufen und ein Eortarbeitcn nicht gestatten würden. Gestlich
von dem Heraion ist ein Plate mit Altären frei gelegt worden:
westlich von demselben ist man auf die Reste des von Pausanias
beschriebenen Philippeion gestofsen, eines auf 3 Stufen stehenden
zentralen Peripteros mit 18 Säuleu, welche entweder der ionischen
oder der korinthischen Version angehören: leider fehlen noch
die Kapitelle, während die übrigen Bauglieder gefunden sind.
Mit der Freilegung des Philippeion hat man sich dem bereits
1875/76, jedoch lediglich zu Bctriebszweckeu angelegten
Nordwestgraben genähert und ist nunmehr an die spezielle
Untersuchung der von diesem durchschnittenen Mauern gegan-
gen, deren Ausdehnung und Lage zu einander darauf schliefsen
lassen, dass hier ein gröfseres Gebäude, vielleicht das Prytaneion,
sich befand. Die eine der Mauern wird nach mehren Anzeichen
für die nördliche (irenzmauer der Altis gehalten — eine An-
nahme, deren Bestätigung um so werthvoller wäre, als ein neuer-
dings nach S. O. erfolgter Vorstoss neben einem Altare mit Reliefs
eine ganz ähnliche Mauer blos gelegt hat, die als die Ostmauer
der Altis anzusehen sein dürfte. Es würde dann durch weitere
zu diesem Zwecke einzuleitende Untersuchungen möglich sein,
binnen kurzer Zeit die Grenze des Alüs - Terrains genau fest zu
stellen, und es ist Wunsch und Absicht der mit der Leitung
der Ausgrabungen beauftragten Direktion, bei ihren Anträgen
auf Fortsetzung der Arbeiten demnächst die vollständige Auf-
deckung jenes Terrains als bestimmtes, fest begrenztes Ziel zu
Grunde zu legen. —
Am Schlüsse seines Vortrages verweilte der Redner ausführ-
; lieher bei den wichtigsten, in neuester Zeit gemachten Entdeckungen,
: insbesondere bei den über den Zeustempel und das Heraion
gewonnenen Aufschlössen (über die wir eine selbständige Mitthei-
lung uns vorbehalten), und bei den im Heraion und vor dem Zeus-
tempe) gefundenen Hauptwerken, jener archaischen Bronzetafel
und dem Hermes des Praxiteles. Der Fund des letzteren er-
folgte gegen den Srhluss der vorjährigen Kampagne, so dass
weder eine photographische Aufnahme, noch ein Abguss des
Werkes (das der damalige archäologische Chef der in Olympia
thütigen Expedition, Hr. Dr. Hirschfeld, überdies für eine Wie-
derholung aus späterer Zeit hielt) damals möglich war. Die nun-
mehr erfolgte geuaue Untersuchung des in seinen Haupttheilcu,
namentlich im Kopf, tadellos erhaltenen, jedoch leider der Beine
beraubten Bildwerks durch Dr. Treu lässt nicht mehr daran
zweifeln, dass wir es mit der Original -Schöpfung des
Praxiteles zu tliun haben, welche Pausanias gesehen hat. Die
seit kurzem eingetroffenen photographischen Aufnahmen zeigen uns
ein Bild vou solcher Schönheit und Vollendung, dass man diesen
Kund wohl als den bedeutendsten Erfolg des ganzen Unternehmens
bezeichnen kaun. Wie in den Kreisen der Maler und Bildhauer
Berlins, denen Hr. Adler die bezgl. Photographien in einer
Sitzung der Kunstakademie vorgelegt hatte, erregten dieselben
, auch unter den Anwesenden Mitgliedern des Architekten - Ver-
eins die höchste und einstimmige Bewunderung. Hermes, der
sieh in leichter ungezwungener Haltung an einen Baum-
stamm lehnt an den er seinen Chiton gehangen, trägt auf
dem linken Anne den Bakchosknaben, während die rechte, hoch
erhobene Hand einen Gegenstand gehalten zu haben scheint, den
er dem Kinde zeigt. Die Anmuth und der Adel, sowie die tech-
nische Vollendung des Werkes lassen sich in wenigen Worten
nicht beschreiben. Welche Bedeutung seine Auffindung für unsere
Kenntnis« der Geschichte der hellenischen Kunst und für die Er-
keuntniss ihres Wesens haben muss. mag man aus der Thatsache
ermessen, dass diese Schöpfung das erste, sicher datirte und
vollkommen erhaltene Originalwerk aus der Blüthczeit Griechen-
lands ist, das wir besitzen, und dass es demjenigen Meister ange-
hört, der vou dem gesammten Alterthum als der erste unter
den Marmorbilduem anerkannt wurde. •-
Hr. Otzen berichtet für die Kommission zur Beurtheilung
der architektonishen Monatskonkurrenzen, dass dieselbe den Ent-
wurf zum Koch-Denkmale mit dem Motto „Bronze" nach erfolgter
Uniarlteitung durch den Verfasser eines Preises für würdig und
mit pinigen Modifikationen zur Ausführung für geeignet halte.
Als Verfasser ergiebt sich Hr. Thür. — In Bezug auf ein die
j Entscheidung der letzten Monatskoukurrenz anfechtendes Schreiben
erklärt Hr. Otzen im Namen der Kommission, dass diese auf
eine Diskussion ihrer Beschlüsse prinzipiell niebt eingehen köiuie.
Nach einer von Ilm. Adler abgegebenen Erklärung, dass
er durch anderweite Verpflichtungen verhindert sei, eine etwaige
Wiederwahl znr Stelle des 2. Vorsitzenden anzunehmen, schliesst
die Sitzung gegen lO'/j Uhr mit Beantwortung der eingegangenen
Fragen durch die Hrn. Ende, Hobrerht und Böckmann.
Paclilitteratnr.
Die grofse Vermehrung, welche in der Anzahl derjenigen
littcrarischen Erscheinungen vom fachlichen Gebiete neuerdings
eingetreten ist, von denen uns durch Zusendung eines sogen.
Rezensions-Exemplars nähere Kenntniss wird, macht es uns zur
Unmöglichkeit, den Leserkreis unseres Blattes fernerhin iu der
Weise in fortlaufender Kenntniss Ober die Neuheiten der fachlichen
Litteratur zu erhalten, dass wir die Anzeige vom Erscheinen
möglichst jedes neuen Einzelwerks mit einer orientirende'n Be-
sprechung von gröfserem oder geringerem Umfange begleiten.
Einerseits die Ueberzahl der neuen Erscheinungen, andererseits
die Enge des uns zugemessenen Raumes nöthigen uns, vou jetzt
an für die fortlaufende Mittheilungen vom Gebiete der Fach-
literatur eine solche Form zu wählen, welche die Forderung nach
möglichster Vollständigkeit mit der Forderung nach möglichster
Kürze zu vereinigen fähig ist Dem zufolge werden wir uns nach
dem Vorgange anderer Blätter, z. Ii. der Ausgsb. A. Ztg., in Zukunft
darauf beschränken, unsere Leser von neuen litterarischen Er-
scheinungen zunächst durch die einfache Mittheilung von Titel-,
Inhalts- und Preisangabe der Werke in Kenntniss zu setzen
und orientirende Besprechungen zu gelegenerer Zeit
nur solchen Werken noch angedeihen lassen,- die durch Inhalt
Ausstattung, besondere Neuheit oder Unistände sonstiger Art auf
ein möglichst allgemeines oder über das alltägliche hinaus gehen-
des Interesse unseres Leserkreises besonderen Anspruch besitzen.
Hoffend mit der neuen Anordnung sowohl den Wünschen
unserer Leser als den Interessen derjenigen Verlagshand-
lungen gerecht zu werden, die uns mit betr. Zusendungen erfreuen,
beginnen wir nachstehend eine längere Liste litterarischer Er-
scheinungen der neuesten Zeit, dir- nach einigen Hsuptgnippen
angelegt ist und durch Aufnahme aller uns zugehenden ,
iieuen^ Werke eine regelmässige Fortführung in kurzen
Technologische* Wo'rterbaca, 1. Bd.: Deutsch -Englisch -Fran-
zösisch: bearb. v. C. v. Albert: mit einem Vorwort von
Dr. Karl Karmarscb. 3. verb. Aufl. Wiesbaden 1877; C. W.
Kreide!. Pr. 10 JL
II. Otte, Archäologisches Wörterbuch zur Erklärung der
in den Schriften über christliche Kunstalterthflmer vorkommenden
Kunstau&drür.ke. Deutsch, Lateinisch, Französisch und Englisch.
2, erweit Aufl. mit 285 Holzschnitten. Leipzig 1877; T. O. Wagd.
Pr. 14 M
E. Foerster. Die deutsche Kunst in Bild und Wort
Leipzig 1877; T. 0. Weigel. Pr. 1,80 M
6. v. Vi' ii reut her Oberbaurath n. Prof. in München, Denkschrift
über die Pflege der Kunst an den öffentlichen Bau-
werken. München 1877.
E. Presuba. Die pumpe janischeu Wanddekorationeu. Mit
24 Tafeln. I^ipzig 1877; T. 0. Weigel. Pr. 40
H. ITIriei, Dr. u. Prof., Abhandlungen zur Kunstgeschichte
als angewandter Aesthetik. Leipzig 187«; Ebend.
C. Bosch, Kreisbaumeister und (Jeneral-Sekretair etc.. Die Bau-
stile, y. Auflage. Mit 4HO Abbildungen. Leipzig 1*7»*:
t». Spanier. Pr. 4 M.
C. Laar, Ueber natürliche Ventilation und die Porosität
von Baumaterialien. Mit 1 lithogr. Tafel. Stuttgart 1877.
Meyer & Zeller's Verlag (Fr. Vogel). Pr. 3,60 .41
E. Braun, Bau- und Maschinenbau-Inspektor in Saarbrücken, D i e
deutsche Keramik und das Strasse npflaster unserer
grossen Städte. Mit 1 Tafel. Leipzig 1877: G. Kaum. IM
J. P. Höhne, Ingenieur in Berlin, Lehrbuch der Kalk-, Ze-
ment-, Gyps- und Ziegelfabrikatinn, vom landwirthschaft-
lichen Standpunkte aus bearbeitet Mit zahlreichen Holz-
48
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
2. Fe binar 1R7S
schnitten. Zugleich 13. Theil zu Otto Birnbaum'» Lehrbuch
der laudwirthsch. Gewerbe. Braunsen weig 1677; Friedr. Vieweg
& Sohn. Pr. 8 M
Technologisches Wörterbuch von Karmarsch u. Heeren. 3. Aufl.,
ergänzt u. bearb. von Kick u. GintL Heft 21 u. 22; Prag
1877. Verl. der Bohemia. Preis für das Heft 2 M
H. Zerener, Dr. etc., Beitrag zur Kcuntniss, Verhütung
und Vertreibung des Hausschwainmes, nelist einem Vor-
schlage zum Ersätze der Lult-Zirkulatiousanlagen. Mit I Tafel.
Magdeburg 1*77. E. Baensch jun. Pr. 2 M.
Hinaldo Ffrrinl, Professor etc.. Technologie der Wärme.
Feueruiigsanlagcn , Kamine, OeTen, Heizung u. Ventilation der
Gebäude. Unter Mitwirkung des Verf. aus dem Italienischen
übertragen von A. Schröter, Privatdozent in Zürich; mit einem
Vorwurf von Dr. O. Zenner. Mit 123 Holzschnitten i. T. Jena
1878. H. Costenoble. Pr. 15 .//
Konkurrenzen.
KunHtre werbliche Konkurrenzen In Berlin ischluss,.
Die Eingang» zu den von der Permanenten Bau- Ausstellung aus-
geschriebenen Konkurrenzen aus der Metall-Industrie: K erzen -
kröne für einen Salon und Beschlag-Garnitur, waren der
Quantität wie der Qualität nach sehr erfreulich. Da« motivirte
Urtheil der Jury, welche unter den 13 Krouleuchtern und den
7Garnituren nach wiederholten, eingehenden lierathungen die Preise
wrtlu'ilt hat, hegt jetzt gedruckt vor, und es sei gestattet, im
Folgenden ein kurzes Exzerpt daraus mitzutheih'ii.
Bei den Kcrzeukronen hat vor allen diejenigen Fabrikanten
ein Vorwurf getroffen, welche den neuerdings speziell bei dieser
kunstgewerblichen Aufgabe so sehr in den Vordergrund tretenden
Charakter der Gaskronc nicht vermieden haben. Zum Theil
begegnen wir ganz direkt für Gas entworfenen Arbeiten, wie der
von .Schlösser in Potsdam, der von Schiffer & Walcker
und der in Kupfer und Nickel gehaltenen von S. Elster. Diese
Arbeiten mussten bei aller Anerkennung ihrer sonstigen Vorzüge
bei der Verkeilung der Preise zurück stehen. Auch die lieideu
anderen Elsterschen Kronen linden keine durchweg loliende
Bt-urtheilung. Wohl wird die harmonische Gesammtenchcinung
der von H. Stier entworfeneu, dem mittelalterlichen Kingleucbter
nachgebildeten Krone lobend hervorgehoben: doch auch diese
tragt, abgesehen davon, das« ihre ausgesprochene Stilfassung ihre
Anwendbarkeit sehr beschränkt, zu sehr den Gaskronen-Charaktcr.
Weniger Beifall noch findet die korbartige Krone . bei der die
Unruhe der Gesammtwirkung und das fehlerhafte Hauptmotiv des
mit Transparent-Bildchen besetzten Korbes getadelt wird.
Als eine lobenswerthe Arbeit, wenn auch ohne besondere
l triginalitat, wird die in abwechselnd blanken und matten Flüchen
behandelte Krone von Ende & Devos erwähnt. Der von
F. A. Schmidt bierselbst angefertigten Krone wird mit beson-
derer Betonung das Beiwort .hübsch" ertbeilt, weil eine zu
gleichwertige Vertheilung zierlicher Einzel - Motive einen tiedeu-
tenden Gesamniteffekt verhindert.
Das I .ob der Originalität erhält die Krone von Schaefer &
Hauschner, Mitarbeiter Architekt S*a frans ki *) und Bild-
hauer Lessing. Neben einigen tadelnden Itemerkuugen über
den nicht ganz konstruktiven Gesunmt-Aufbau und die gänzlich
verfehlten weiblichen Masken wird namentlich dem als Kollektor
worfene,
Krone
ii.
dr
•) Aul Kl>Mrh»n '1
klärunt: ia)t, du** litt. In
k.lirvml» No«ii: d»r Knt«
Bilsen H4' fertigt w..ni'
»•■ruh*. Wir »etwa Uli» J-s|.- h
Ii.
doppelten Lichtmauschetten lebhafter Beifall gespendet. Immerhin
aber erscheinen die grofsen auf die Kompositionen verwendeten
Mittel nicht (Iberall vom beabsichtigten Erfolg gekrönt und die
liier eingeschlagene, nicht ganz gefahrlose Richtung lasst etwas
die strenge maafsvolle Hand vermissen, die sie auf die Dauer
vor Ausschreitungen bewahren wurde. Diese Kroue wurde
mit dem dritten Ehrenpreise bedacht.
Als lobenswerthe, tüchtige Arbeiten werden die drei, von
der Firma Spinn & Sohn ausgestellten, von Arch. Schütz ge-
zeichneten und von Lessing, bezw. Zeyer <fc Drechsler mo-
dellirten Kronen bezeichnet Die silberne, ebenfalls im Sinne
der Gaskronen kuinponirt, hat etwas zu größtes Detail; die
hronzene, reich an glocklichen und pikanten Motiven, leidet an
einer UeherfuUe von organisch nicht bedingten Zuthaten, die
namentlich bei Beleuchtung unruhig wirken. Die dritte endlich,
in Vergoldung gehalten, wird als wohlgelungene Arbeit bezeichnet,
die am meisten den Charakter der l.iehtkrone ausspricht. Ein
hübscher Versuch ist hier damit gemacht, die Lichte so zu tat»
tbeilen, dass dieselben die Krone selbst beleuchten. Der Firma
Spinn & Sohn ist der zweite Preis ertheilt worden.
Ueber die mit dem ersten Preise ausgezeichnete Krone lassen
wir den Wortlaut des Unheils selbst folgen:
.Die von ('. Kramrae ausgeführte, von C, Köhler eut-
des Ausstellers von < anisius modellirte
als sehr tüchtig gelobt werden. Von den
Arbeiten hat sie den vornehmsten f'harakter; sie
ruhig in der Wirkung, ist gut ge-
■./A'rnr -«i llM'll"» »lr «II <lb«*rr St. Ilc Mtllli- Ki-
lian dtf |i"liti,. hm Prr«*r nivhrfnrh wirfW-r-
*-i vnti ihm ,m>t*r drr IMitmv* iltm lw'»|rl Katirik-
if ii-K dun Sau* UIm lir» AiiflaxuiiK uVf «si hlns«'
«leirbieKig UDMTrrvic* i« uVr Krkliraui |t»-ln'illii|£l,
da.»* »Ir tu.« mr Aufnahmt- rl**-r «ilrtii.fi Herk-bttgunp an di«TM-r Sli-lle nur aouiaNin»-
»oi»e dadureli IsmlBUl ki.m1m.ii hat*«, «eil «ir Zur uiintr Tlaril ßi-ni daran mit
■Im si.ll. mv iVrr *l> HltarMu» n k«iiurta;iTiri.rt>ll»lirni Knuug-
Uiili^. ii kmikt.i r»M Iwn Krftilu recht bald riar ati|c«ixi«.aM-ii? merd»-. Ii. Htsl.
i'M .iiii, in» im /i will' i jci'V*L-rM'M, uu uttrnt: j\miu
den im Programm vorgeschriebenen Preis von KIOO./K
lasst. Mwflm sie sich aber überzeugt hat, dass «ÜB
schlichte
Ma C»rl Bt«llt< iu Barlla. Mr dl« tUdalakmi nrutwonlirk IL K. O. Krll.rh. Iintti W. U o«««r H- 1 Uut lidr u< t.i.l IWrltu.
zeichnet, modellirt und durchgeführt Für eine Salon-Krone und
die vorgeschriebene Anzahl Flammen ist sie reichlich schwer.
Der Waudarm tragt nicht den in der Kroue angestrebten Charakter
und ist entsprechend zu klein und auch zu schwer.
Die Jury ist im Zweifel gewesen, ob diese Krone sich für
herstelleu
Arbeit in
wie sie die gut renommirten Fabriken zu liefern
pflegen, für jenen Preis sich wohl anfertigen lasse, hat sie ein-
stimmig dieser Arbeit den ersten Preis ertheilt mit Rück-
sicht auf die schöne Komposition, die gute Zeichnung, Modellirung
und Durchführung " —
Von den (> Konkurrenten um die zweite Preisaufgabe
ist zunächst die Firma Grseff A Patrons techer aus Elberfeld
auszuscheiden wegen unrichtiger Auffassung des Programms. Auch
die Firma Zippmann, Fuhrmann A Funke iu Düsseldorf,
deren Garnitur nach Zeichnung von L. v. Abberoa von Ca-
ti i s i u s hierselbst modellirt ist, zeigt, wenn auch eine erfreuliebe
Originalität, doch eine gewisse Unsicherheit in der Stilfassung
und einige Kohbeiten der Ausführung, die wohl dem Erlinder
nicht zur Last fallen. Die von der Firma Spinn A .Sohn aus-
gestellte, nach Schütz's Zeichnung von Lessiug modellirlc
Garnitur wird als durchaus sachgemiift, hübsch und gefallig in
der Erscheinung bezeichnet : die organische Lösung der stilistisch
sehr schwierigen Verbindung der Bander mit den Scheineckeu,
sowie die originelle Gestaltung der Fenstergriffe wird lobend her-
vorgehoben. Dem gegenüber erregt eine gewisse Unruhe in der
Gesammterschcinung und die nicht ganz sorgsar
führung der ornirten Theile Bedenken.
Der dritte Preis für diese Aufgabe wurde der
originell aufgefassten Arbeit des Schlossermeistcrs Dcppu
in Magdeburg zu Theil. Wenn auch die künstlerische Empfin-
dung in dieser Arbeit nicht auf gleicher Höhe mit dem techni-
schen Konneu steht, so sichert derselben doch die
Herausbildung aus dem Geiste der St hlosserarbeil
Frische, welche grofaes Lob verdient
Die Arlteit von G. H. Speck. Mitarbeiter Architekt Lut linier,
Bildhauer « anisius und Schlossermeister Teeg, erfüllt die
Anfordentneen des Programms in durchdachter Weise und be-
sticht durch die elegante und sehr schön durchgeführte Behand-
lung der ornamentalen Theile, ebenso wie durch den Versuch,
Neues und Originelles zu produziren. Getadelt wirdjnehen einem
Zuviel des Ornamentes die wohl gegen die Intention des Archi-
tekten ausgeführte unorganische Verbindung der Bänder mit den
Scheinecken. Der Thürgriff ttud die Feusterhebel werden noch
besonders lobend hervorgehoben, ebenso wie der technischen
Ausführung Beifall gespendet wird. Dieser Arbeit ist der
zweite Preis zuerkannt worden.
Der Sellins« der Heurtheilung möge hier wieder wörtlich folgen :
„Der i>. Bewerber Ed. Puls in Berlin konkurrirt mit 2 Ar-
beiten, einer schmiedeeisernen und ejner in Bronze, unter Mit-
wirkung von Architekt C. Zaar und Bildhauer Quehl.
Diese hervor ragenden Leistungen haben sich ganz
der Anerkennung der .lurv zu erfreuen gehabt. Der Verfertiger
bat sein Fach ebenso stndirt, wie seine Mitarbeiter und er tüchtig
zeicltnen und vorzüglich ausführen. Namentlich die Arbeit in
Schmiedeisen ist so ganz ans dem Material und den Prinzipien
der Schloaserkunst entwickelt und das Material so vorzüglich
behandelt, dass es eine Freude ist. sie als Muster solcher Be-
strebungen hinstellen zu können. Auch der Umstand wird besonders
hervor gehoben, dass hier kein direktes Nachahmen alterer Beispiele
vorliegt, sondern eine Durcharbeitung in modernem Geiste der
Theile, welche sich an frühere Formen anlehnen. Von den beiden
Arbeiten wird der aus Schmiedeisen den Vorzug gegeben, da
die aus Bronze zum Theil als eine Uelierseuung der enteren
erscheint Hier ist die Verkriipfung an den Scheinecken etwas
gesucht die Form der Knebel und Oliven zu wenig originell.
Doch ist in den Arbeiten so viel Lolteuswerthes, dass die kleineren
Schwachen sehr dagegen zurück stehen. Die Jury hat Herrn
Puls den ersten Preis zuerkannt —
Im Ganzen sieht sich die Jury veranlasst, den hohen Stand
der Technik, welcher in den vorliegenden Arbeiten sieh kennzeichnet,
lobend hervor zu heben. Es ist sehr erfreulich, dass sich die Brunchen
der Kronenindustrie, der Kunstschlosserei uud der Bronzearbeiten
so tüchtig fort entwickeln. Die Jury spricht nicht mir den be-
theiligten Finnen gern ihren Dauk und ihre Anerkenmuig aus,
sie wünscht auch an dieser Stelle noch lobend das Verdienst der
Mitarbeiter hervor zu heben: die Leistungen der Bildhauer Quo hl,
Zeyer <fc Drechsler, Lessing, i anisius, Meyerheim,
der Architekten Zaar, Schütz, Lttlhmer, Fingerling und
Anderer.
Dank der gröberen Thatigkeit auf dem Uelde der Kunst-
industrie in den letzten Jahren, dem Miusterw liutzgesetze, den
Unterstützungen von Seiten der Architekten, des Gewerbemuseunis,
des Königl. Ministeriums fflr Handel, (iewerbe und öffentliche
Arbeiten, bildet sich allmählich die fur die Entwickelung der
Kunstiudiistrie so unentbehrliche Klasse der Mitarbeiter mehr
und mehr aus und die früheren Klauen der Industriellen, „dass
es auch l»eim besten Willen und bei freigebigsten Geldopfem
nicht möglich sei, konkurrenzfähige Leistungen zu produziren",
verstummen. So hat sieb uainentlirli da der günstige Erfolg
gezeigt, wo künstlerisches Empfinden mit dein Wissen, dem Könneu
und der Erfahrung des Handwerks vereint gearbeitet haben."
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IlkSlt: iHt[,rniI.,^u.-f Ingeucur- und Arehittkten- Verein. — Zar Im .kr Wiutnlnta Berliiw. — Ptfclf dh
AuMiwilerMUiuiic»-S«-h«a. — Seil*» In der Herllmr B«aAun»l<ilJuns. - Konknrr nien. — Vc r > □ n 1 1 X » - Ii ri c b l - n
OatpreuislBohor Ingenieur- und Architekten - Verein.
Generalversammlung am 5. Januar 1878. Vorsitzender Herz-
bruch; anwesend 27 Mitglieder.
Der Vorsitzende eröffnet die Generalversammlung mit ge-
schäftlichen Mittheilungen ober die Eingänge, theilt den Austritt
der Kollegen Pick, Snck und Breda, welche Königsberg ver-
lassen haben, mit und fordert zur Bi-theiligung an der in diesem
Jahre hei Gelegenheit der (ieneral- Versammlung des „Verbandes"
in Dresden geplanten Ausstellung auf. — In dem erstatteten
kurzen Jahresbericht wird u. a. mitgetheilt, dass 2 Generalver-
sammlungen und 1) MouaUversainmlungen stattfanden und der
Verein sich durch Komnüssionsberichte bei den meisten vom
Verbände aufgestellten Fragen betheiligt hat. Die Zahl der Mit-
glieder ist durch Ein- und Austritt von 112 auf 118 gestiegen. —
Als Revisoren für die Jahresrechmmg werden Kräh und Arndt
gewählt. Die Statute nruäJsig ausscheidenden Vorst&uds-Mitglieder:
v. Zschock (Gumbiunen) und Natus (l'illau) werden durch
Akklamation wieder gewählt, und an Stelle des nach Up Im-
berg versetzten Vorstands -Mitgliedes Muttray Siebert (Königs-
berg) berufen.
laehre Seitenkanäle durch Doppeldämmung hergestellt werden
müssen und es seien dadurch 8 verschiedene Polder gebildet worden,
welche grolsentheils bereits trocken lägen, theilweise jedoch noch
durch Baggerboden erhöht »Orden; die Baggermaschiiicn triel»en
den sehr wasserreichen Baggerschlauim in Höhren bis mitten in die
l'older hinein. Die Boden-t^ualität in diesen Poldern sei besser
ah) im llaarlemer Meer, und mau hoffe dem entsprechend auch
höhere Preise als dort zu erzielen. Auf dem gröfsteu Theil des
trocken gelegten Terrains sei im vorigen Jahre bereits eine Ernte
gewonnen worden.
Am Austritt des Kanals in die Nordsee entsteht eine neue
Stadt, Vmuiden : bd der Ausbaggerung des dortigen Uafenbassins
seien gegen HO Pampfbagger beschäftigt gewesen. Der im Kanal
ausgebaggerte und der beim Durchstich der Dünen gewonnene
Hoden würde zum Theil muh Amsterdam geschleppt, um dort
dag im V n bildende Terrain für die neuen Hahnhofs-Aniagen
aufzufüllen. Es stehe in Aussicht, das» neben dem Kanal noch
Da Simony (Königsberg) durch Unwohlsein verhindert war,
- Vortrag zu halten, gab Krah (Königsberg)
aus den Landern Belgien und Holland,
von ihm im verflossenen Sommer gelegentlich einer Badekur in
Ostende bereist worden sind.
eine Seeküsten-I-ängc von 60— 70 K"» mit
Der Ostender Hafen ist
Belgien hat nur e
2 Hiifen, bei Nieuport
eine Kisentiahn gebaut werde, um Verkehrsstörungen im Winter
Dachen, obwohl im vorigen Winter der Verkehr
nur A Tage durch Eis unterbrechet
sei. Die Ausführung deB gesammten Baues sei Sache
Aktiengesellschaft, welche bedeutende Subventionen vom Staate
erhalten habe; die Kosten hatten bis jetzt etwa 16 000 000 El.
(25 5OO0 0O0 .//.) betragen. —
Nach Schluss der Sitzung vereinigte man sich mit den in-
zwischen erschienenen Damen zu einem fröhlichen Abendessen.
II.
hauptsächlich für den Personenverkehr mit England von Bedeutung.
Der Eingang zu demselben wird durch 2 Steinbuhnen von
ca. 500« Länge gebildet, auf welchen Pfahlwerke als Brücken
zum Begehen (Kstacades) hergestellt sind. An den Hafeneingang
schliefsen sich ein Vorhafen und mehre Binueu - Bassins an,
von denen der Vorhafen eine so geringe Tiefe hat, dass nur die
nach England fahrenden Personen-Dampfschiffe hei ordin. Ebbe
einlaufen können, während tiefer gehende Schiffe zum Einlaufen
die Flnth abwarten müssen. Die Hafeneinfahrt ist aus einem
Spülbassin von 10 12«" Grör*e, welches bei Eluth gefüllt wird,
spitlbar; die ordin. Fluthhöhe von Ostende beträgt 3,6 m. Die
Stadt mit etwa 17 18 000 Einwohnern schliefst sich unmittelbar
an die Düne an, welche vor der Stadt in einen Steindeich ver-
wandelt ist, den die Stralsen mit einer Steigung von ca. 1 : 24
ersteigen. Die ca. l.riKra lange Strafse auf dem Kamme der
Düne, welche 3,5"' Uber ordin. Fluthhöhe und 4,0 •» über dem
Niveau der Stadtstrafsen liegt (s. Profilskizze), hat eine gepflasterte
Fahrbahn von ca. C»1 Breite und an der Seescite eine Promenade
von ca. 20 ™ Hreite, die mit Klinkern in Zementüberguss belegt ist
Die seeseitige Dossirung der Düne ist mit 8facher Anlage abge-
ptlastert und der Vorstrand durch mit Steinen abgepllasterte
Huhnen gesichert, deren Köpfe bei Ebbe trocken laufen. Die
Badestclle, auf der ca. 12 000 Badegäste baden köuneu, liegt
unmittelbar vor der Stadt —
In Holland hat dem Hrn. Vortragenden namentlich das
trocken gelegte ehemalige Haarlemer Meer interessirt. Das ge-
wonnene Land ist in Parzellen von 20 ha Grölsc eingotheilt und s. Z.
zum Preise von durchschn. 470 Fl. (800 M.) pro ,,A verkauft worden;
jetzt jedoch ist der Bodenwerth bis zu etwa 2000 Fl. (ca.
3400 ,/t\ gestiegen, doch kommen auch geringwerthigere Lan-
dereien mit Torf- und Sand - Boden vor. Es seien 220 K">
Wege als Kiesstrafsen hergestellt und zu unterhalten, wozu der
Kies zu Wasser heran geführt wird und pro kb"> jetzt etwa 5,5 M
kostet. — Nach den angestellten genauen Beobachtungen haben in
den 11 Jahren 1862 1872 die atmosph. Niederschlage im Durch-
schnitt 786 mra, im max. lOS?""», im min. SSO"1"1 pro Jahr be-
tragen. Es sind die 3 zur Trockenlegung erbauten Pump-
werke mit Dampfmaschinen von je 400 uomin. Pferdekr. noch
jetzt in Thätigkeit, iL z. je 6 400, 7 800 und 3 600 Stunden
im Jahr, wobei bezw. etwa 61 (XX), 93(XK) und 41000«' Steinkohlen
(meistens westphälische) verbraucht werden. Die eine der Ma-
treibt 8 Pumpen von 1j6" Durchin. und 3,0"> Hubhöhe,
bei 4,5"> Förderongsböhe 8kb"> Wasser in der Sekunde
Zur Frage der Wasseratrafsen Berlins sehen wir uns
veranlasst, von Verhandlungen kurze Notiz zu nehmen, welche,
Zeitungs-Nachrichten zufolge, neuerlich zwischen dem Handels-
ministerium und dem Magistrate über die projektirte Hafen -
anläge am Urban gepflogen worden sind.
Bekanntlich ist diese Anlage, nebst 4 anderen gleichartigen,
in dem vom Jahre 1863 datirenden Bebauungsplane der Stadt
vorgesehen und es sollten die 5 neuen Häfen ihre Stellen bezw.
1. an der Brücke in Charlottenburg, 2. am Lützow-Platz, 3. in den
Schöneberger Wiesen, 4. in den Rixdorfer Wiesen und 5. am
Urban erhalten. Seitens der Kommnnalbehörde ist, so
viel uns bekannt, zu der Verwirklichung einer oder mehrer dieser
Zukunftsanlagen bis dahin noch niemals ein emster Schritt unter-
nommen worden, obwohl die Frage der Verbesserung der Berliner
Wasserstraisen-Verhältnisse je länger je mehr einen dringlichen
Charakter angenommen hat, der z. B. in Projekten zur Er-
weiterung des Landwehrkanals und in Vorstudien für die Anlage
eines neuen Südkanals zum lebhaften Ausdrucke gekommen ist
Für wie lange diese Bestrebungen noch zur Unfnn btbarkeit
ist eine Frage, die zur Zeit nur mit
fördern. Dia Maschine arbeitet mit Expansion und Kondensai
Bei der dann folgenden Besprechung der Trockenlegung
Y und des durch dasselbe gebauten neuen Nordsee-Kanals wei
des
1 werden
einzelne Angaben über die' bedeutenderen Hauwerke und über
Detail -Konstniktionen gemacht, von denen zu erwähnen sein
möchte, dass die Kanaldämme in dem weichen Moder des V auf
Sandschüttung fundirt, im übrigen aus Baggerboden gebildet sind,
den man zwischen Flechtzaunen abgelagert hat. Die bis jetzt
erreichte Kanaltiefe sei 7,6 =>, welche durch weitere Baggerungen
auf 8,4'» gebracht werden soll Für die Entwässerung des V hätten
darüber, dass etwas geschehen muss, um die 1
natürlichen Verhältnisse in angemessener Weise auszunutzen
um dem beträchtlichen Wasserverkehr Rerlins, der, trotz aller
Beschränkungen, die ihm heute auferlegt sind, mit dem gesammten
Eisenbahnverkehr der Stadt auf etwa gleicher Stufe sich hält,
nicht leiden zu lassen, längst allseitig sich eingebürgert hat
Wenn bei den vielfachen Zweifeln, mit welchen die besondere
Art, in der diese Verbesserungspliine demnächst ihre Verwirk-
lichung finden werden, heute noch umgeben ist, eine rein ab-
wartende Stellung des Berliner Magistrats zu diesen Fragen
wohl verständlich gewesen wäre, so geht doch dasjenige, was die
städtischen Behörden in besonderem Bezug auf die Ausfüh-
rung der oben gedachten Hafenanlagen bis jetzt haben ge-
schehen lassen, über ein gewisses zu tolerirendes Maals wohl
hinaus, indem dieses laistn-faire, laiisez-aller dahiu geführt hat.
dass durch die fortgeschrittene Bebauung die Anlage mehrer
dieser Häfen heute bereits zur Unmöglichkeit geworden ist
Und, als ob mit diesem einfachen Gehenlassen der Verhalt-
nisse noch gar nicht einmal genug geschehen sei. so bemüht sich
dem allgemeinen Vernehmen nach heute der Magistrat darum,
Werk dieser Art aus der Welt zu schaffen, indem
in Handelsminister einen besonderen Antrag auf
Antrag
völlige Kassirung der geplanten Hafen anläge am Urban
gestellt haben soll ! -
Es wllrde im vielseitigen Interesse der südlichen Stadtgegend
im höchsten Grade zu bedauern sein, wenn der Hr. Handels-
minister diesem Antrage stattgeben wollte ; wir vermögen auch um
so weniger einer derartigen Befürchtung Kaum zu geben, als die
durch eine neuerliche amtliche Denkschrift klar gelegten Absichten
der Regierung auf umfassende Verbesserungen in den grofsen
Zufuhrwegen Berlins gewiss ein Moment bilden, welches auf die
einstweilige Offencrhaltung von a.len Möglichkeiten, die g>h*
50
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
6. Februar 1878
der Anlage am Urban, zu dieser Verbesserung in
stehen, iu dringender Weise auffordert
Die UebelsUndc, welche durch die Ausführung der llal'eu-
anlage am Urban für die Ausbildung des dortigen Stralsen-
Netzes vielleicht entstehen, dürften durch eine abgeänderte
Forin des Hafens leicht aus der Welt zu schaffen und jeden-
falls mit ungleich geringeren Opfern zu beseitigen »ein, als die
später vielleicht nothwendige und heute schon hiichst wtlnsrhens-
merthe Verwirklichung eines Projekts, welches der Berliner
Magistrat - wohl nur vermeintlicher UebelsUndc wecren mit
leichtem Herzen aufzugeben leider so sehr geneigt scheint
üeber die Beschäftigung von Feldmessern in An.-
elnandersetzungs-Sachon hat der pnufs. Minister für Land-
wirthschaft unterm 0. d. M. eine allgemeine Bestimmung erlassen,
die in folgendem Satze nieder gelegt ist:
„Hinsichtlich der von den Auseinandersetzuiigs-Heliorden zu
beschäftigenden Vcnucssungsbcamtcti bewendet es bei den über die
Ausbildung. Prüfung und Annahme derselben bestehenden Vor-
schriften. Da jedoch nicht zu verkennen ist, das» kulturlechui-
sche Kenntnisse für die geometrischen Arbeiten in Auseinander-
setzung«-Sachen, namentlich für den Entwurf von Landthvilungs-
Plänen und die hiermit rwecLutäfsig zu verbindenden Meliorationen
äusserst förderlich sind, auch der bei der landwirtschaftlichen
Akademie in Poppelsdorf eingerichtete kulturti'chnische Kursus
bereits zalilreich von Feldmessern treiiuentirt wird, so soll in Zu-
kunft bei der Annahme von Feldmessern seitens der Auseinander-
setzuugsBehörden, unter uhrigens gleichen Verhältnissen, den-
jenigen Ilewerbcrn der Vorzug gegeben werden, welche
auf der Akademie in Poppelsdorf oder einer gleichen
Lehranstalt einen k ii I tu rtech uj sehen K urs us besucht und
die an der Anstalt abzulegende Abgangsprüfung bestanden haben."
Wir können uns der Befürchtung nicht eutschlagen, dass die
in dieser Verfügung enthaltene Regelung des betr. Punktes au
einer stark ausgeprägten Einseitigkeit leidet, die hesser ver-
mieden worden wäre und gegen welche zahlreicher Widerspruch
aus dem Kreise der direkt Betroffenen sich wohl erheben dürfte.
Ks ist zweifellos, dass nicht nur für die in Rede befindliche
Kategorie der Vermessungstaamten, sondern ganz allgemein auch
für die im Entcignungswcsen und bei Vorarbeiten beschäftigten
Feldmesser der Besitz einiger knlturtechnisriier Kenntnisse von
besonderem Nutzen ist, und zweifellos daher auch, dass eine Abände-
rung des geltenden Feldmesser -Reglements in dem erweitern-
den Sinne sich gerechtfertigt haben würde, dass bei den Prüfungen
der Feldmesser allgemein ein gewisser Umfang an kulturtcchnischen
Kenntnissen zu fordern sei. Die alsdann gewahrt gebliel>ene
Gleichartigkeit und die Beförderung der gesammteu feld-
messerischen Bildung würde dem Stande zu Gute ge-
scin und dagegen gesichert haben, vermeintlichen
Bevorzugungen Einzelner, zu denen die vom
Handhabe bieten kann, die Wege zu ebenen.
Nettes In der Berliner Bau-Ausstellung In der Woche
vom 20. bis 26. Januar d. J. wurden eingeliefert: Von Otto Kiews
ein Majolica-Ofen, entw. v. Genick, uiodellirt v. P. Obst. (Die in
Renaissancefnrmen entworfene, jedoch an die übliche Gestaltung
unserer Zimmeröfeu sich anschliessende Komposition sucht ihre
Hauptwirkung in Anwendung reichster Flüchenmalerei ; die neben
dem Weiss der Kacheln zur Anwendung gelangten Farbentöne
Blau, Rothbraun, Gelbbraun und
der Kontur des Ornaments jedoch
Von Herrmaun Gereon, Portieren-
B. Baltzer ifc Sohn, Messingkrone,
und Uhr. — In der Woche vom
wurden eingeliefert: Von Gebr.
Stühle verschiedener Facons -
von Koch <t Bein, Wappen von Zink, echt vergoldet — von Gebr.
Sasse, ein Terrarium — von dem Pommerschen Industrie- Verein
auf Aktien, Chamotte-Steine, StrafsenpHastcrsteine, Dachziegel -
von Carl Heckert in Berlin, Krystallspiegel, Kandelaber und Glas-
Oeldruckbilder - von Ed. Puls, Kaniiuvorsatz aus Schmiedeisen
für das Arbeitszimmer des Fürsten Bismarck von P. Witte,
Modell eines Aufzuges von der Permanenten Bau-Aiisstelliing,
Ii amerikanische Kinderstühle, Gem. Folding Table and ( arr'
(verkäuflich) von W. Lusk (A. Gross) 1 Kerzenkrone, Wi
in Bronze mit Glasbehang. —
— ein dunkles Olivengrün,
Gelb — sind sehr gelungen,
theilweisc etwas unbestimmt i.
Stoffe von" Cretonne — von
2 Kandelaber, 2 Wandarme
27. Januar bis 2. Februar
Thouet in Wien. Wiener
Konkurrenzen.
Monats-Konkurrenzen für den Architekten-Verein zu
Berlin zum 2. März 1878.
I. Sonimcrtbeatcr. — In dem ausgedehnten Park einer
herrschaftlichen Besitzung soll unter Benutzung einer kleinen
HOgellchnc ein offenes Privattheater mit amphithcatralischen
Sitzreihen für etwa 200 Zuschauer errichtet werden. Bühnen-
öffnung 7 ™. Die beiden Proszenien und die Sitzreihen nach Art
der antiken Theater massiv, Bühnenüberdeckung in llolzkotistruktion.
Auf geeignete Garderobenräume ist Rücksicht zu nehmen. Grund-
riss 1 : KM), Ansicht und Durchschnitt 1 : .r>0.
H. Kreuz-Drehscheibe. — Auf einer Dammschüttung von
5"» Höhe soll eino Kreuz -Drehscheibe für Eisenbahnwagen von
1 "■ I ladstand hergestellt werden. Da ein gemauertes Fundament
für deu Laufkranz sehr kostspielig werden würde, ist eine Kon-
struktion zu wählen, welche ein solches entbehrlich macht und
genügende Steifigkeit besitzt, um bei ungleichem Setzen des Dammes
die Lauftlacbe des Schienenkranzes möglichst eben zu erhalten.
Auf ein beuuemes Uuterstopfen der tragenden Theile ist be-
sonderer Werth xu legen. ____
Ein Preisausschreiben fftr Pläne za „Steigerhäusern"
und „Stelgerwänden" ist von dem Verbände der .Mähr.-Schles.
freiw. Feuerwehren" aufs neue erlasseu worden, nachdem eine erste
Konkurrenz erfolglos verlaufen ist. Wir entsprechen gern dem an
uns gerichteten Ersuchen, auf diese Konkurrenz auch in u. Bl.
aufmerksam zu machen, obwohl die Spezialisten, welche an
derselben sich bcthciligcn können, unter unseren Fachgenossen nicht
sehr zahlreich vertreten sein dürften und der Schlusstermin bereits
auf Ende Februar d. .1. fest gesetzt ist. Die Entwürfe sind bei
dem Obmann-Stellvertreter des Zentral-Ausschnsses oben genannten
Verbandes, Hrn. Rudolf M. Rohrer in Brünn, einzureichen, von
dem auch die nähereu Bedingungen zu beziehen sind. Die 2
besten Entwürfe zu Steigerhätiseni sollen mit 50 und 25 Fl. , die
2 besten Entwürfe zu Steigerwänden mit 30 und 15 Fl. honorirt
werden.
Konkurrenz für das Dnivorsitätsgebäude In Leyden.
Von den Autoren der 5 mit Preisen liedachten Entwürfe der gen.
Konkurrenz hat sich der eine, Hr. Architekt Brekclbaum in Hamburg,
bereits im dortigen Vereine als Autor des Entwurfs „Art et Science"
bekannt- Wir werden ersucht miteutheilen, dass der Entwurf
„Eigen Kuntt is eigen fcpcti", der am strengsten an den eigen-
artigen Stil niederländischer Itenaissance sich angeschlossen hatte,
von den Architekten Gbr. Willi, u. Edm. Mengelhergin Utrecht
(geborenen Kölnern) verfasst war.
Personal - Nachrichten .
Preufsen.
Der Kreistaumeister Soff zu Prüm ist gestorben.
Die Bauführer-Prüfung für beide Fachrichtungen haben
bestanden: Adolf Ansorge aus Frankenstein in Schlesien;
Gerbard Holtmann in Beckum; Reinhold Wiehert aus Montau;
Ludwig Recken aus Kempen, Reg.-Bez. Düsseldorf; Adam
Stampfer aus Werl; Fritz Kallmeyer aus Erfurt; Ernst
Weber aus Lübeck; Paul Stoll aus Bergen auf Rügen; Karl
Winkel manu aus Magdeburg; Robert Kr am er aus Sähemunde;
Otto Schubert aus Üromberg.
Sachsen.
Verzeichniss der Techniker welche die Staats-
Prüfung abgelegt haben.
1. Im Uhr.. 1H7«:
A. Für das Ingenieurfach im engeren Sinne.
Hartmann, Otto Rud., aus Dresden, Ingenier-Assistent beim
Staatseisenbahnbau. -- Schmidt, Alvin Herrn., aus Grofs-
Schweidniu, Ingenieur b. <L Zwickau-LengenfeJd-Falkensteiner
Eisenb. Menzuer, Christ. Heinr.. aus Krackwitz, Ingenieur.
— Leichssenring, Heinr. Beruh., aus Nassau, Ingen, b. d. Berl.-
Dresd. Eisenb. - Gruner, Carl Eduard, aus Rüdersdorf in
Altenburg, Ingen, b. d. Middeutlial-Eisenb. — Siegel, Franz,
aus Glauchau, Ingenieur -Assistent b. d. Staatseisenh Eich-
horn, Ernst Willib., aus Steinach, Ingen, b. Bau der Schiff-
fahrts-Kanäle im mittl. Kmsgebiete zu Nordhorn b. Liegen. —
II y neck , Franz, aus Technic in Böhmen, Ingen, b.d.sächs. Staats-
eisenb. — Kell, Victor, aus Dresden, Sekt -Ingen, d, (hemnitz-
Aue-Adorfer Eisenb. — Elb, Moritz Oskar, aus Dresden, Ingen,
b. d. Moselhahn. — Köhler, Karl Adolph, aus Dresden. Ingen. -
Assisteut b. d. Chemnitz- Aue -Adorfer Eisenb. — Holekamp,
Alfred, ans Hannover, Ingen -Assistent b. d. Staateeisenhahn.
B. Für das Land- und Hochbauweseu:
Gruner, Otto, aus Tharandt, Architekt, Landhau -Inspektor
in Chemnitz.
2. In Jahre 1877:
A. Für das Ingenieurfach im engeren Sinne:
Weiss. Ernst Emil, aus Schlottau, Ingenieur. — Grob,
Bemh., aus Waldenburg, Ingen. — Aufschläger, Job. Georg
Rieh., aus Jahnishausen, Ingen. — Mehr, Paul, ans Borna
Thieme-Garmann, Arthur Roh, aus Lauterbach; Lucas,
Georg Edm., aus Dresden und Kaiser, Heinr. Rieh., aus Stel-
zendorf, Ingenieur-Assistenten b. d. Staatseisenb. — Scharowski,
Carl, aus Brausberg, Ingen, in Dresden. - Leyser, Ed. Friedr.
Oskar, aus Dresden, Finanz-Vermessungs-Ingcn. ■ - Fröhlich,
Jakob Alfr. Felix, aus Saasa, Strafscnbau- Assistent. — Bach,
Paul JuL, aus Pirna, Direkt. -Ingen, b. d. General-Direktiun der
Staatseisenb. — Ackermann, Volkmar .Tu)., aus Glauchau,
Ingen. -Assi iteut b. d. Staatseisenb. — II übler, Gerhard, aus
Zwickau, lugen. — Seyfert, Emil, aus Roma, Ingen.
Müller, Friedr. Beruh, ans Canitz und Hüttig, August, aus
Kolbcrg, Ingen.-Assistenten b. d. Staatseiseubahii.
B. Für das Maschinenwesen.
Dr. Proell, Rud., aus Elbing, Maschinen-Ingen, in Dres-
den. Müller, Gust Adolph Fürchtegott, aus Langenberg,
Maschinen-Ingen, und Ehrhard, Heinr. Paul Emil, aus Dresden,
Bezirks-Matchincnmstr. b. d. Staatseisenbahu.
s ...
: von Cirl Brrliti In
ntwurtUrh K- K. Q. mix-U. IhiKk- Vi. llo^r Hofhurb
KSSilSW© Google
No. 12.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
51
lubjJl: Per preugt- krönte KnAkurreai Rntnrl tun Hau rw.t-t h^hertn
T«V-ht*r*rfaale in Karlsruhe. — Kur KriMnerung an Richard 1-u »r. — fetter die
Mlltncllungeo etil Vereint«: We*rpreuf«erh»r Architekten- und Ina<
Verein- — ArrhllPkt*»- Verein tu Berlin. — Brief- und Frafttkaeleu.
Der preisgekrönte Konkurrenz -Entwurf zum Bau einer höheren Töchterschule in Karlsruhe.
llicnu die Zrkhauuictw ml N, SA,
achdem wir bereits iu No. 94, Jhrg. 77 u. BL
einen kurzen Auszug aus dem Gutachten der
zur Entscheidung der letzten Karlsruher Schul-
haus-Konkurrenz berufenen Preisrichter ver-
öffentlicht haben, bringen wir — einem uns
vielfach ausgcsprod»enen Wunsche zufolge und
mit freundlicher Erlaubnis« des Verfassers
sowie des Stadtrathes in Karlsruhe — hiermit den mit dem
ersten Preise gekrönten und zur Ausführung bestimmten Ent-
wurf von Prof. liietzenmayer in Stuttgart zur allgemeinen
Kennt niss der deutschen Fachgenossen.*) Wenn der Sieg
über 127 Mitbewerber an sich schon eine ins Gewicht fallende
Auszeichnung ist so hat die rückhaltlose Anerkennung, welche
die Preisrichter nicht blos dem relativen, sondern auch dem
absoluten Wcrthe der Arbeit gezollt haben, jene Auszeichnung
noch in so hohem Maafse verstärkt, dass der Entwurf sicher-
lich auf Interesse in den weitesten Kreisen rechnen darf. —
Ucbcr den Gedankengang, welcher den Verfasser zur
Aufstellung seines, im Zeitraum von nur K Tagen entstandenen
Planes geführt hat, nachdem er eine schon nahezu durch-
geführte anderweite Idee in letzter Stunde wieder verworfen
hatte, giebt sein Erläuterungsbericht klare und genaue Aus-
kunft. Es ist in demselben zugleich eine so vollständige Be-
herrschung der gesummten, bei l.n-nng der Aufgabe in Be-
tracht zu ziehenden Momente offenbart, dass die Preisrichter
sich den dort entwickelten Grundsätzen einfach anschliefsen
konnten.
Die Klippe, an der thatsaehlich die ganze ülwrwiegende
Konkurrenten Schiffbruch erlitten liat, bestand
in der Schwierigkeit, das Gebäude auf der gegebenen Bau-
stelle so anzuordnen, dass das von der Ost- und West-Seite
zugeführte Licht weder durch das auf dem Grundstücke be-
reits vorhandene I .eurer- Wohnhaus, noch durch ein auf dem
westlich gelegenen Nachbargrundstück zu errichtendes grosse-
res Gebäude beeinträchtigt werden konnte. Es war dies nahezu
unmöglich, sobald eine gröfsere Anzahl von Lehrzimmern nach
jenen Himmelsrichtungen gelegt wurde, weil alsdann stets die
Notwendigkeit sich ergab, mit dem Gebäude bis auf geringe
Entfernung an die Ost- und West-Grenze des Hauplatzes vor
ah most»r»ü!tlt
zu rücken. Prof. I.ietzenmayer ist dieser Schwierigkeit
dadurch Herr geworden, dass er sich entschloss, den eigent-
lichen Irfhrzimmern auxschlicfslich Nord- und Süd-
lage anzuweisen, eine Anordnung, welche auch in sofern als
die natürlichste erschien, weil dieselben hier an der Front
breiter, mit Vorgarten versehener Strafsen liegen und den
| größten, unter allen Umstanden gesicherten Abstand von
] anderen Gebäuden erhalten, der an sich möglich ist. Be-
denken gegen Störung durch Strafseugeräusch liegen in Karls-
ruhe bekanntlich überhaupt nicht vor. Etwaige Bedenken
| wider die südliche Beleuchtung der Zimmer, wie sie allerdings
I noch nach Entscheidung des Preisgerichts aufgetaucht und erst
I durch ein besonderes Nachtrags -Gutachten der architektoni-
schen Preisrichter beseitigt worden sind, begegnet der Ver-
fasser, indem er ausführt, dass man die Südlage in manchen
Landern, wo der Sehulhausbau besonders rationell betrieben
wird, z. B. in der Schweiz, wegen des reicheren Ozongehalts
der Luft allen anderen vorzieht und dass für den
den Fall das der Südseite zugeführte
jedenfalls geringere Uebelstandc habe, als
licht, welches nach Osten liegende Schulzimmcr während der
Nachmittagsstunden erhalten würden.
Sammtlichc Schulzimmer in den 3 Geschossen des Ge-
bäudes sind hiernach in 2 parallele Flügel verlegt worden,
von denen der nördliche in der Gebäudeflucht der Kriegstralse,
je 8m von dem Ivchrerhause und der Nachbar- Villa entfernt,
angeordnet ist, während zwischen dem südlichen Flügel und
der hinteren Strafse ein Vorgarten von dreieckiger Grundform
sich ergiebt. Die West- und Ost-Fronten dieser Flügel sind
ohne Fenster; an den Enden der beiden inneren Korridore
liegen je eine Nebentreppe , bezw. die Retiraden der Schüle-
rinnen. In dem breiten Zwischenbau, welcher die Hügel
verbindet und aus den Höfen sein Licht empfängt, liegen
westlich das Hatipt-Treppenliaus. durch das zugleich der breite
Mittelkorridor erhellt wird, nelist den Garderoben etc., östlich
die Sammlungsräuinc und der Singsaal nebst den Zimmern
für I.«hrer und I^ehrerinnen. Die an den Nebentreppen
liegenden Ausgänge sind durch einen bedeckten Gang ver-
bunden, von dem — in der Qneraxe der ganzen Anlage —
ein Seitengang sich abzweigt, der nach der zugleich als Aula
zu benutzenden Turnhalle, sowie zu dem Lehrer -Wohnliausc
führt. Um der Bebauung des ganzen Grundstückes ein
Gepräge zu sichern, ist die Breite der Turn-
" derjenigen des nördlich von ihr belegenen
Zur Erinnerung an Richard Lucae.
Bei der
am 1. Februar 1878 vorgetragen von
Hermann Ende.
Hochgeehrte Versammlung!
AU am 2H. November ein mächtiger Zug leidtragender Männer
einen theuren Todten hinaus geleitete zur letzten Ruhestatte, da
fohlte Jeder, welcher die frische .lugend in fast endloser Reihe,
wer die Menge von Mannern aller Berufs- und Gesellschafts-Kreise,
ja selbst hochangesehene Frauen Wind und Wetter trotzen sah,
dass wir in Richard Lucae nicht allein einen Mann von viel-
seitigster Begabung und hervorragender Stellung verloren hatten,
sondern auch mit seiner entseelten Hülle ein Miinnesherz der
Erde übergaben, wie es selten wärmer der Menschheit und ihren
Zielen entgegen geschlagen hat Wer noch vor wenigen Wochen
ihn gesehen, prangend in frischer körperlicher und geistiger
Schöne, elastisch im Gang, lebhaft in der Geberde, Meister des
Worts, eindringlich durch die Kraft und den Wohllaut seiner
Stimme, im wahren Sinne des Worts: ei
— der versteht den Wehruf, der unser
am Morgen des 26. November die
„Richard Lucae ist nicht mehr".
In bezeichnendster Weise sagt von ihm in
Nachruf ein vertrauter Freund seiner Jugend :
„Die Natur hatte auf ihn eine Füll* von Gaben ausgegossen,
wie sie in solchem Verein nur ihren Lieblingen zu Theil wird.
Reichthum der Phantasie, Wärme der Begeisterung, Klarheit des
Verstandes, Besonnenheit des L'rtheils, Scharfe im Erfassen,
Energie im Festhalten des als richtig Erkannten; dazu eine un-
beugsame Wahrheitsliebe und Offenheit, gepaart mit der
Freiheit weltgewandten Auftretens."
Oft haben wir Um gesehen, hier iu diesen
Stadt durchlief, als
eines Wortes für die Interessen der
nicht mit Freuden jener Redeschlachten,
wo im Widerstreit der Meinungen unter dem Feldgeschrei:
„Hie Gemüth! Hie Verstand!"
die Geister auf einander stürmten, wo er Wortführer war für die
schaffende Macht künstlerischen Empfindens. Wie oft hat er
mit zündender Rede unsere Feste verherrlicht, wenn er mit vor
Begeisterung verklärtem Blick seeliges Entzücken in unsere
Herzen goss oder in Toasten perlen lies« auB
jenes reizvolle Gemisch anmuthvollen Wit
und elegischen Ernstes. Was der seltene
war, wir erkennen es Alle
In gerechter Trauer über den
<;
In Wort und Bild — unter Vo
durch
in die schöne Gedankenwelt seiner Seele - wollten wir
tragen ^einen Zoll ^unseres Dankes für das, was er
Als mir der Auftrag wnrde, Ihrem geistigen Auge noch ein-
mal das Bild des geliebten Freundes vorzufuhren, habe ich mit
freudiger Hingehung, aber auch mit Bangen die Aufgabe erfasst:
zweifelnd, ob es mir gelingen möchte, ihm, dem Verewigten, voll
und ganz gerecht zu werden. Was ich Ihnen gebe, ich verdanke
es zum grölsten Theilc den Mittheilungen liebender Verwandter
und nahe stehender Freunde.
An dieser Stelle erscheint es fast selbstverständlich, in
erster Linie ein Bild seines künstlerischen Schaffens zu geben.
Bei einem Manne aber wie Richard Lucae ist dies kaum
möglich. Seine Kunst geht so Hand in Hand mit seinem Leben,
dass man mit Recht von ihm sagen darf: „Sein l^ben ist
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DEUTSCHE BAUZEITUNG.
9. Febrnar 1R7S
Lchrerhauses angenommen worden, während ihr oblonger
Hauptkörper mit der Flacht des Südflügels abschneidet und
nur die Apsis aus derselben vorspringt. —
Auf eine nähere Beschreibung der Einzelheiten des Ent-
wurfs und auf die Wiedergabc der Andeutungen, welche der
Erläuterungsbericht des Verfassers hinsichtlich der von ihm
in Aussicht genommenen Konstruktionen und Einrichtungen
enthält, glauben wir an dieser Stelle verzichten zu können,
bei Ausarbeitung der zur Ausführung bestimmten llau-
viellcieht doch noch manche Aenderungen be-
liebt werden. Was hier mitgetheilt ist. wird in Verbindung
mit den Skizzen wohl genügen, um die Vorzüge der nach
allen Seiten durchdachten, den I»kalverhältnisseii glücklich
angepaßten und doch in organischer Klarheit entwickelten
Anordnung darzuthun und das von_den Preisrichtern gefällte
Urtheil zu bestätigen. Bei 1090 0" betonter Grundfläche
ist der Entwurf zudem eine der am knappsten gehaltenen
und deshalb billigstell Lösungen, die in der Konkurrenz ver-
treten waren, und ein sorgfältiger Kostenoberschlag hat erge-
ben, dass die von dem Verfasser angenommene
von 5% 000 M. vollkommen ausreichen wird. —
Der Fnc/adeu-Architcktur, die auf eine Ausfuhrung in
graugrOnlichem Sandstein berechnet ist, spenden die Preis-
richter das Lob, dass sie charakteristisch gestaltet sei
und dass die Auflösung der Feusterwände in eine Arkadeu-
bezw. Pfeiler- und Säulen- Architektur die Vielfenstrigkeit des
Baues in monumentalem Siime verkörpere. In dem Nach-
tragsgutaehten wird — anscheinend nur mit Beziehung auf
die Kostenfrage — angeführt, dass die Hauptfacude, obwohl
an sich schon durchaus einfach gehalten, wohl noch weitere
Vereinfachungen ohne Beeinträchtigung erfahren könnte. —
Wir möchten unsere Ansicht dahin aussprechen, dass diese
Vereinfachung, d. h. die Beseitigung der barocken, zum Theil
sehr kleinlichen Zutbaten, mit denen der Verfasser das
strenge Arehitektur-System — anscheinend nur seiner heimi-
schen Schule zu liebe — ausgeputzt hat, der Fncndc nicht
nur nicht Eintrag thun, sondern die monumentale Wirkung
derselben erst zur vollen Geltung bringen wird. -
Ueber die Hebung eines
(Nach einem Vortrage des Hrn. Heg-, u. Baurath
Am 28. Juni 1*75 wurde im Hafen von Swinemünde der
englische Kohlendampfer ..J.afly('ntliaiinf'\ der aus See ein-
gekommen war und im Begriff stand, zu Anker zu gehen,
von dem ausgehenden englischen Dampfer ..Milo" am Backlmrd-
bug, auf 7 m Entfernung vom Vordersteven angerannt und in
den Grund gefahren. Der Zusammenstoss geschah mit so
grofser Heftigkeit, dass der Milo sich tief in das augerannte
Schiff einbohrte und beide Dampfer dann so fest zusammen hingen,
dass der Milo, mit voller Kraft rückwärts schlagend die
Lady Catherine eine Strecke weit in das tiefere Fahrwasser
mit sich schlcpjieii konnte, lwvor er wieder los kam. Es war
dabei ein herab hängender Buganker in die Seite des Milo
eingedrungen, der auch diesem eine erhebliche, aber weil ober
Wasser liegend, nur ungefährliche Beschädigung beibrachte.
Da zwischen der I.£ckstellc der Lndij Callmrine und
dem Vorderraum des Schiffes ein Kollisionsschott nicht vor-
handen war, so drang das Wasser mit grofser Geschwindigkeit
in den Raum ein, wodurch das Schiff in wenigen Minuten zum
Sinken und Kentem kam. Die Besatzung konnte nur eben
das uackte Leiten retten, während ihre Habseligkeiten mit
gesunkenen Dampfschiffes.
Das gekenterte Schiff lag mitten im Fahrwasser, au einer
für den Verkehr unentbehrlichen Stelle, in einer Tiefe von
11'" unter Wasser; seine örtliche Lage wunlc durch ein
kleines Leuchtschiff und mehre in der Umgebung ausgelegte
Seetonnen bezeichnet. Das Schiffahrts-Intcressc verlaugte aber
die gänzliche Forträumung des höchst beschwerlichen Hinder-
Dresel im Pommerschcn Ingenieur- Verein zu Stettin.)
nisses in so kurzer Zeit als möglich. — Zum Theil auf An-
regung der bei dem Unfall betheiligten Hhedercien wurden
der Regierung in Stettin Anerbietungen gemacht, von denen
einige auf die Beseitigung des gesunkenen Fahrzeuges, andere
nur auf Hilfeleistung dabei gerichtet waren. Anscheinend boten
die Offerten der Bcrguugs- Gesellschaft Soctzer & Co. in
Kopenhagen und die der Firma Newton Bro.'s in Hull
einige Garantien för das Gelingen des Unternehmens, und
namentlich war dies mit der Offerte der dänischen Gesell-
schaft der Fall, welche die Hebung gesunkener Fahrzeuge
gewerbsmäfsig betreibt und dazu mit besonders konstrnirten
Apparaten ausgerüstet ist. Von ihr war auch bekannt, dass
sie bei Bergungen in den Gebieten der Ost- und Nord-See
schon häufig mit Erfolg gearbeitet hatte.
Soctzer & Co. forderten für die Sprengung des Schiffs
uud die Herstellung eines freien Fahrwassers bis zu 7,5 m
Tiefe 120 (XX) M. und für die Beseitigung der abgesprengten
Bestandteile aus grofserer Tiefe, weun überhaupt ausführbar
(ohne Uebernaluue einer Verpflichtung zu dieser Arbeit ) noch
weitere 30 000 M. Newton Bro.'s forderten, unter mancherlei
lästigen Nelwnbediugungen. für die Freimachung des Fahr-
wassers bis zur gleichen Tiefe MOOOO M. oder, wenn ihnen
•las Anrecht auf die gehobenen Wrackstücke zugestanden würde,
30 000 M., jedoch ohne Uelienuihme einer Verpflichtung,
die Arbeiten ununterbrochen fort zu führen.
Die Zerstückelung des Schiffes durch Sprengung, welche
hiernach der Fortsehnffung der Wrackstückc vorher gehen
Wie im Volkericbett, so war seine Jugend für ihn: „Die
goldene Zeit". Sein Elternhaus, das kleine noch jetzt bestehende
Apothekerhaus In (er den Linden, in dem er am 12. April 182!)
geboren wurde, war eine Stätte herrlichsten Jugendlebens.
Die kleinen lauschigen Stäbchen und Winkelchett desselben,
so recht geeignet, seinem empfänglichen (»emütb die Poesie
der Kinderstube zur Wahrheit zu machen; darinnen im
Kreise von fi blühenden Kindern waltend eine gntige Mutter,
welche mit klugem Sinn erkannte, wie herrlich die Mitgift für
da« Leben ist, wenn ein schön gestaltetes Kinderleben im Vater-
hause einen Schatz köstlicher Erinnerungen ansammelt für das
Alter, einen Hort für Klient- und Geschwisterliche, ein Palla-
dium rar die Stürme und Kämpfe des I^cbens. Ihm war es ver-
gönnt, einzuheimsen in seiteuer Fülle dies köstliche Krhtheil.
Wie sehr er sich desselben hewusst, er hat es niedergelegt in
jener schönen Rede in der Sing-Altadcmie, welche er sinnig be-
nannte: ,,Wie sollen wir wohnen"'/ Und was die Mutter gesäet
in das Herz des Knaben: die besten Früchte sollte sie selber
davon ernten. Als sie später gequält war von schwerer Krank-
heit, siech und gelähmt au allen Gliedern, wie hat er sie um-
woben mit seiner Liethe, wie hat er aus dem Born seines poetischen
GemQthes schöpfend, da Licht und Sonnenschein für sie geschaffen,
wo sonst vielleicht finstere Schatten auf ihrem (ieiste ruhten.
Als das Unglück es wollte, dass auch der jüngsten Schwester ein
ähnliches l.eid nicht erspart werden sollte, wie hat er Ersatz zu
gewähren gewusst, als das blühende Mädchen dem Spiel und Tanz
und all dem fröhlichen Getreibe der Jugend ein frühzeitiges
Ubewohl sagen musste. So wudis er auf
Jttugling, strotzend von Frische und Jugendlust. Was die
für das Gemüt hs leben des Sohnes, das that der Vater für die
geistige Entwicklung desselben. Selbst eine lebhafte empfäng-
liche Natur, wnsstc er mit Yerständntss vielfache Beziehungen zu
Männern der Wissenschaft zu pflegen und fruchtbringend für
seine Familie zu gestalten. Die Natur seines Berufes als Apotheker
gab wenig Fühlung mit Mannern der Kunst; reichlich aber er-
setzte diese Lücke die nahe Verwandschaft mit dem Baurath
Sollersehen Hanse. Poesie und Kunst hatten hei diesem fein-
fühligen, leider alter etwas kränklichen Manne eine ernste
Pflegstätte gefunden. Dem Baurath Soller gesellte sich ein
anderer Freund des Hauses zu, „der Onkel I nger,* wie er
genannt wurde. Früher Militär, hatte er f
Behr bald vertauscht mit dem Leben tinter
Werken. Eine didaktisch angelegt« Natur,
schem Sinn, wttsste er sich bald hinein zu leben in das We
Kunst. Die Werke, welche er darüber geschrieben, sind noch
heut lieachtenswerthe Leistungen auf diesem Gebiete. Wenn
auch sonst nicht ohne Eigenheiten, machte seine Begabung für
das Geschichten-Erzählen, sein geübtes Auge ftir die Beobachtung
der Natur, der Kinder und des Volkslebens ihn so recht geeignet
für den Verkehr mit der Jugend. Wer den eigentümlichen
älteren Herrn gekannt hat, wird bemerkt halten, wie manches im
Wesen und in den Manieren unseres Freundes in Onkel Unger
seine Wurzel findet Ihm verdankt derselbe nächst Soller bei
dem frühzeitigen Tode des Vaters einen guten Theil seiner Er-
ziehung für seinen späteren Beruf.
Wie es häufig im Leben zu ergehen pflegt, wandte sich die
Neigung des Sohnes, sonst in gewissem Sinne aas geistige Ebenbild
des Vaters, gerade dahin, wo der praktische Blick des Vaters keine
Aussichten für die Zukunft sah. Er bestürmte den Vater, sich
tler Malerei widmen zu dürfen. Der Verkehr mit einem ziemlich
gleichaltrigen Maler, Walther, dessen glänzendes Talent trotz
Noth und Sorge sich Bahn gebrochen, mochte diesen Etitschluss
noch mehr heran gereift haben. Aber noch war in Berlin die
Zeit nicht gekommen, wo ein
ausübenden Kunst eine geachtete
einen Sohn sehen konnte. Er legt
sich Richard für das Studium der Architektur und vertauschte
lit der Realschule. Siebet hatte hier das leuch-
selbst begüterter Vater in der
itete und gesicherte Existenz fnr
legte sein Veto ein. So entschied
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N«. 12.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
53
sollt«, war nicht unbedenklich. M>6slangen die Arbeiten, oder
wurden dieselben nicht rechtzeitig gefordert, oder gar un-
Iwendet gelassen, so konnten im Verlaufe derselben noch Ariieiten
anderer Art und dafür gröfsere, die geforderten Summen
Obersteigende Kosten- Aufwendungen nöthig werden ; aufserdem
war aus dem Verkaufe der geborgenen Schiffstrummer ein
nennenswerther Erlös nicht zu erwarten. Die Verhandlungen
zur Erlangung ausreichender Garantien für die Erfüllung der
gemachten Versprechungen sowie für den Erfolg und die
rechtzeitige Vollendung der ül>cniommciien Arbeiten führten
zu einem befriedigenden Resultat« nicht, da sie ergaben,
dass die Unternehmer zu einer vollständigen Beseitigung
des gesunkenen Schiffes sich nicht verstellen wollten, sondern
nur die Abriebt liatten, durch Dynamit-Sprengungen ein freies
Fahrwasser von 7,5 ™ Tiefe zu schaffen, wobei e« ihnen über-
lassen bleiben sollte, die abgesprengten Theile in gröfsere
Tiefe zu versenken oder, im Fall es lohnend erschiene, die-
selben zu heben. Die Hebung des Schiffes im ganzen Zu-
sammenhange ward mit Bestimmtheit für unmöglich erklart.
Dies zu konstatiren war für die Verwaltung, falls sie die
Hebung des Schiffes selbst in die Hand nahm, in sofern von
praktischer Bedeutung, als die bei Uebernahme der Kosten
betheiligten Rhedereien und Assekuranz -Gesellschaften spater
den Kinwand erheben konnten, dass die Hebung nicht auf
Weise ausgeführt sei und die entstandenen Hebuugs-
nicht auf notwendige oder nützliche Arbeiten ver-
wendet worden seien.
Vor allen Dingen al>er kam es darauf an, den früheren
Zustand des Hafens wieder herzustellen. Man durfte nicht
dabei stehen bleiben, das Fahrwasser für die tief gellenden
Schiffe frei zu machen, sondern es musstc ein ganz reiner
Ankergrund geschaffen und dazu die völlige Beseitigung
des Wracks gefordert werden. Nach einer Entscheidung des
Handelsministers Dr. Achenbach wurdet) deshalb die Offerten
der Unternehmer abgelehnt und es wurde
Dresel in Stettin die Hebung des
Lange x Breite X Höhe (nach
200
2) Für
Kessel etc., f.
2« . 16
100
die
100
i) X 11
11
= 9 856 *
incl. Schraube,
1 l'fdekr. 20 *. bei 200 Pfdekr. = 4 000 *
Hiervon nl> für Auftrieb rot.
3) Ladung: 44 Keel Kohlen ä 30 kb»
= 1 320 kb" 1 16 deren spezif. Gewicht
durch Wagungen zu 1.33
Das Gewicht der Kohlen im Wa
danach 4 ■ f. d. kl>™. daher 1320. 4 .
= 13 85« z
1 85« »
12000 z
= 5 280*
17 280 *
3 280 "
Das Schiff lag 85™ vom Bohlwerk entfernt auf seiner
Backbord-Seite, am Rande einer tieferen Stromrinne, auf ab-
schüssigem Grunde. Die (anfänglich leeren) Wassertanks im
Räume hatten zwar das Bestreben, das Schiff ganzlich kiel-
oben zu wenden ; indessen wurde dasselbe in seiner 1 -agc durch
die Masten festgehalten, die sich gegen den Grund stützten,
nachdem die Stengen abgebrochen waren. Die Kohlenladung
war nach Backbord hin über gegangen und zum Theil aus
den offenen Luken auf die Schanzkleidung gestürzt.
Ueber Steven halte das Schiff eine Länge von «3»: seine
grüfste Breite betrug 8,86™, die Tiefe vom Schandeck bis
zum Kiel 5». Das Gewicht des Fahrzeugs wurde
wie folgt ermittelt:
1) Für den eisernen Schiffskörper inel. Takeln)
Filter der Annahme, dass ein Theil der
Ladung und der Schiffsausrüstung vorab gc-
liorgcu werden könne, etwa in) Gewicht von
verblieb eine zu hebende Last von . . .
Es ist durch die spatere Deplacements-Ermittelung des
Schiffes die annähernde Richtigkeit der vorstehenden Annah-
men bestätigt worden. —
Die in Pommern gebräuchliche Metbode der Schiffsliebung
besteht darin, dass schwere Windebaume über offene Hebe-
prähme gestreckt und mit Spillbaumon und Spaken, unter Zu-
iiülfenahme von Scheerzeug und Winden, in offenen Lagern
gedreht werden, nachdem vorher die Kettet), in welchen das
Fahrzeug aufgebangt wird, auf den Windchaumen befestigt
sind. Die Metbode konnte in diesem Falle keine Auwendung
linden, weil hier (bis Gewicht und die Abmessungen des
Schiffskörjicrs zu grols waren. — Schwimmende Plattformen,
aus starken Trägern auf Pontons konstruirt, gestatten die
Hebung nur bis zu einer N - . Ii rankten Höhe, nämlich nur so
lange, als die über Deck hervorragenden Theile des Fahr-
zeuges die Plattformen noch nicht berühren. Es ist in
(Uescr Weise im Jahre 1866 die Hebung des „Karl of
Dublin" und im Jahre 1867 die Hebung des eisernen
Postdampfers ., Wolf" bei Belfast mit Erfolg ausgeführt
worden, allerdings unter der sehr wesentlichen Beihülfe,
Da, wo ein solcher Wechsel
ist, werden die T~
arbeiten sich stets auf einfachste und billigste Art ins Werk
setzen lassen : es wurde in dieser Weise z. B. im Jahre 1868
ihis (kleinere) Dampfschiff Toranaki im Torry- Kanal, unter
Bäumen, die über 2 Prähme gestreckt waren, aus reichlich
80 ■ Wasser-Tiefe herauf gebracht. Der „ Wolf1 dagegen lag
in nur 13™ Tiefe auf steifem Thonboden und mu&stc aus
seinem selbst gegrabenen Bette zum Theil ausgeschraubt
werden, weil die Differenz von Ebbe und Fluth nicht vermochte.
tende Vorbild des Onkel Soller für ihn bestimmend gewirkt. In
seinem n&use hatte er jenen Kreis von Mannern, wie Stoler,
Strack, Knoblauch, Sfler, Hitzig, Persius und Andere kennen ge-
lernt, welche ab Schüler Schinkels, durchweht von seinem Geist,
herangebildet waren an den großen Monumentalbanten, die in
Berlin gleich einem Wunder plötzlich ans der Erde wuchsen.
Die Macht des Sehinkerschen Genius, der unter dem sparsamsten
Konig, mit den knappsten staatlichen Geldmitteln jenen Kuropa
durchströmenden, hellenischen Geist in einer ungeahnten Schön-
heit zur Erscheinung zu bringen wusste, zog unter so günstigen
Verhältnissen den jungen, leicht erregbaren Mann unwiderstehlich
in ihren zÄuticrisclicn I'iinnWri'i!*. I*<ntsT)rpchpn(^ tleo Vorschriften
für das Studium der Architektur machte er sich nach Absolvirung
der Realschule an die Erlernung des Feldroessens, trat im Herbst
1847 bei dem Feldmesser Höne in Naumburg ein und legte im
Herbst 1849 sein Feldmesser- Examen in Merseburg ah. Zufällig
fiel dies Studium in jene Zeit der politischen Stürme, welche
das Frühjahr 1848 über Europa berauf beschworen hatte. Wahrend
Alles in Waffen starrte, Kunst- Akademie und Bau -Akademie ein
Tummelplatz für militärische Hebungen geworden waren, arbeitete er
mhig, fern von Berlin an der Saale und Unstrut schönem Strande.
Dies ist mit ein Grund gewesen, warum die politischen Strömungen
jener Zeit an ihm riemlich still vorüber gerauscht sind.
Mit der allmählich sich bahnbrechenden kübleren Auffassung
der Verhältnisse bezog unser Freund Ostern 1850 die Bauakademie.
Mit Eifer gab er sich seinen Studien hin. Bald hatte sich um ihn
ein Kreis von intimen Freunden gefunden, denen er mit inniger
Liebe für sein ganzes Leben zugethan blieb. Die Gleichartigkeit
des Zieles verband alle ; die auffällige Verschiedenheit dert haraktere
dagegen gewährte ihm vielfache Anregung und Belehrung. Er
verstand es vortrefflich und es ist dies ein schöner Zug seines
Charakters, den Tadel ebenso ruhig hinzunehmen wie das Lob,
und aus beiden in verständiger Selbsterkenntnis« das Nützliche zu
Der Geist des Studiums anf der Bauakademie
von zwei Männern getragen, in welchen die beiden Bedingungen
unseres Schaffens wie personiftzirt erscheinen. Auf der einen
Seite hatte Bötticber mit dem ihm eigentümlichen Sinn für
Wissenschaftlichkeit und der ihn auszeichnenden Schueidigkeit des
Verstandes es unternommen, nachzuforschen den Gesetzen helleni-
scher Formenscbönheit und da, wo bisher nur ein dunkler Drang die
Wege zeigte, die leuchte der Wissenschaft aufzustecken. In
seiner Tektonik der Hellenen hatte er der studirenden Jugend einen
sicheren Führer für die Erkenntnis» der organischen Gestaltung
baukünstlerischer Formen geschaffen. Auf der anderen Seite lehrte
der feurige Meister Wilhelm Stier, wie aus dem künstlerischen
j geleitet von der Phantasie die Bang
in die Erscheinung zu rufen seien. Er lehrte ferner, daas nicht
einseitige Abgeschlossenheit, sondern offenes Auge für alle echten
Kunstwerke aller Zeiten den wahren Künstler zeigen. Unseres
Freundes gesunder Sinn wusste den Werth Beider zn schätzen
und ihre Lehren sich zu eigen zu machen. In gerechter Anerkennung
hab' ich ihn öfter sagen hören : „Wie bin ich von Herzen Bötücher
dankbar, dass er mich gezügelt und gemafsigt hat, denn ich war
ganz dazu geschaffen, wild zu werden". Wo für manchen eine
Klippe zu dogmatischer Erstarrung und schablonenhaftem Schaffen,
da lag für ihn ein Segen, welcher ihn lehrte, Maars und Hans zn
halten mit seinem künstlerischen Können. Aber nicht Erkenntnis^
allein war es, was ihn zwang, gerade so nnd nicht anders zu sein;
aus seinem innern Wesen heraus wurde er vielmehr dazu ge-
trieben. Er war mir immer als eine Natur erschienen, welche
ich als eine „hellenische'1 bezeichnen möchte. Jenes Sonnige
seines Wesens, welches mit der in ihm teilenden Heiterkeit des
Gcmflthes, frei von jeder phantastischen Grübelei, alles das, was
das lieben an realen Erscheinungen bietet, schön zu gestalten
trachtete, dazu sein feiner Takt für richtiges, Maafshalten:
es uns nicht lebhaft an den reizvollen Geist, der i
Welt geht? Hieran reihte sich ein
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DEUTSCHE BAUZEITUNG.
9. Februar 1878
ihu so hoch vom Grunde abzuheben, als zum Ausschwimmen
erforderlich war. Der „ Wolf" war der erste grofse Dampfer,
den man aus so bedeutender Tiefe heraus brachte, und die ge-
lungene Ausfahrung der Operation erregte seiner Zeit allge-
meines Interesse; auch hierbei machte man die Erfahrung,
das» die Träger der Hebung insofern hinderlich waren, als
die Aufbauten auf dem Deck erst sammtlich abgenommen
werden mussten, bevor das Schiff so hoch gehoben werden
konnte, um die Einführung in ein Dock zu gestatten.
Unter den Umstanden, welche in Swinemunde stattfinden,
wurde die angegebene Methode unverhältnissmäfsig hohe Pon-
tons sowie Docks mit sehr tief liegenden Drempcln erfordern. —
Luftsäckc als Mittel zur Hebung gesunkener Schiffe
sind «chon seit HK) Jahren bekannt Die Säcke werden
jetzt aus Indiafaser und Canevas, streifenweise in abwech-
selnden Lagen, angefertigt. An den russischen Küsten dienen
die Luftsacke bei der Kriegs- sowohl als Uandels-Marine zum
Heben aus grofser Tiefe und daneben auch zum Leichtem
Untiefen und bei Reparaturen au den Schiffsböden. Die
Sacke sind dort 5 bis 0™ lang, bei 4 bis bm Durchmesser,
und haben eine Hebekraft von 1200 bis 2000*. Das
Verfahren erfordert einige Uebung und grofse Behutsamkeit.
Für die Hebung der /.«rfy Cathurhir bis zur vollen
Hohe war die Metliode unanwendbar und noch weniger ge-
brauchsfähig war dieselbe für das der Hebung vorauf gehende
Aufrichten des Fahrzeugs, weil es unmöglich war, die Säcke
so tief anzulegen, dass sie beim Aufsteigen nicht gar zu bald
an die Wasseroberfläche gelangen worden. Probeweise wurde
ein kleiner Sack von 0.5 kbm Inhalt aus Segeltuch angefer-
tigt, geölt und mit 8 Gurten gebunden. Ein Versuch mit
10* Kisenbelastung ergab seine vollkommene Luftdichtigkeit
und stellte aufser Zweifel, dass solche Säcke von gröfseren
Dimensionen, wenn uöthig. in der Art zu Hülfe genommen
worden konnten, dass sie. am Boden des Schiffes befestigt
oder in den Raum unter die Deckbalken gebracht und dann
aufgeblasen, dasjenige Wasser verdrängen würden, welches durch
Auspumpen nicht zu beseitigen war, so lange die grofsen
Luken und andere Ocffnungen unter Wasser nicht genagend
dicht gemacht werden konnten.
Da bei SwinemOnde weder Fluthwechse) stattfindet, noch
Docks vorhanden sind, noch auch Hellinge, die geeignet
wären, Fahrzeuge von grofeem Tiefgange aufzunehmen, so musstc
eine besondere Methode gefunden werden, welche gestattete,
das Schiff stetig und so weit über Wasser zu schaffen, dass
diejenigen Reparaturen vorgenommen werden könnten, welche
nöthig waren, um das Schiff lenzen (auspumpen) ;
und zum Schwimmen zu bringen. Diese Methode bestand nun
darin, dass man nach Analogie der Sektional-Doeks einzelne
Abteilungen — Sektionen — bildete, deren jede aus 2 gedeckten
Pontons bestand. In der Axe dieser Pontons befanden sich
je 2 Kocher (Brunnen) und Ober den Kochern ruhten starke
Spillwellen. An den eisernen Ringen, womit diese Wellen
gebunden waren, befanden sich die Spillgatten. Es wurde
auf jeder Welle das Ende einer Kette befestigt, deren zwei-
tes Ende durch den Kocher hinabgelassen, unter dem Schiffs-
körper durchgeführt, auf der gegenüber liegenden Seite des
Schiffs durch den Kocher des andern Pontons hoch genommen
und dort ebenfalls auf der Welle festgesetzt wurde. Nach-
dem die Pontons durch Bodenventile mit Wasser gefüllt und
bis zum Schandeck gesenkt waren, wurden die Ketten zur
Vermeidung vqh Hubverlusteu durch Drehung der Wellen
möglichst fest angezogen. Darnach wurden 2 Kreiselpumpen,
deren Schlauche durch die Luken in die Räume der beiden
zusammen gehörigen Prähme eingelassen wurden, gleichzeitig
in Bewegung gesetzt und ein Theil des Wasscrhallastes aus-
geworfen. Mit fortschreitender Eulleerung der Prähme nahm
die Spannung der Kette zu, bis dio (irenze ihrer Trag-
fähigkeit erreicht war, worauf alsdann das licnarbbart liegende
Prahmpaar und fortschreitend die folgenden der Reihe nach
entlastet (ausgepumpt) wurden. War diese Operation bei
einer hinreichenden Anzahl von Prähmen durchgeführt . so
stiegen die Prähme nach und nach aus dem Wasser hervor
und mit ihnen hob sich das Schiff. Dem Aufsteigen der
Prall me entsprechend nahm die Inanspruchnahme der Ketten
ab und es durfte deshalb mit der weiteren Entleerung der
Prähme, jedesmal innerhalb der zulässigen Kettenspannung,
fortgefahren, werden, bis die durch die Höhe der Prähme
begrenzte Hebekraft vollständig ausgenutzt war. Die nutz-
bare Hebekraft und die entsprechende Länge der Prahme ward
nun so bemessen, dass auf der ganzen Länge des Schiffes 1 Sektion
mein*, als zum Tragen des Schiffes nöthig war, Raum hatte.
Dadurch erreichte man, dass eine Sektion nach der andern
herab geballastet und in \ oller Tiefe
So wurden die Iwschrie-
wiedcrholt, bis die
Die folgende, etwas eingehendere Angabe der Hülfsmittel
und des Herganges bei den Hehungsarheiten wird dazu dienen,
die Methode noch klarer zu veranschaulichen.
Srblci». fol|(t.)
In No. 3 er. dies. Hl. — in der IV. Folge der Berichte über
den Cochetner (Kaiser Wilhelm-) Tunnel — werden die grofsen
welche im Jahr 1877 dort
worden sind, und es wird aus dem Vergleich derselben mit den-
jenigen, die im Jahre 187U im GoUhardtunnel erreicht wurden,
die Ansicht "
ir, wc
faasung eine andere, die der kühleren Reflexion, sich entgegen stellte.
Klar und verständig wie er war, wusstc er sehr bald auch hier
die nöthige Einigung zu erreichen. So verlief für ihn die Zeit
seines Studiums auf der Bau-Akademie in segensreichster Weise.
Im Krühjahr 1853 machte er sein Examen als Bauführer, wurde
zunächst als solcher am Kolner Dombau unter Zwirner beschäftigt
und verdiente sich später als ausführender Architekt die ersten
Sporen durch einen gothischen Kircbenbau, welchen er für Soller
in Miechowitz, einem Besitz der Familie Thiele- Winkler, ausführte.
In dicüer Zeit entstand »ein erster selbstsundiger Entwurf zu der
protestantischen Kirche inKattowitz, in der Auffassung der „Entwürfe
für Kirchen, Pfarr- und Schulhäuser''.
Im Herbst 1855 zum weiteren Studium auf die Bauakademie
zurückgekehrt, absolvirte er dieselbe im Herbst 1867 und bestand
im Januar 1859 in beiden Richtungen sein Baumeister- Examen
mit Auszeichnung. In jene Zwischenzeit fallt die Entstehung
seines ersten Werkes hier in Berlin, sein eigenes früheres Wohn-
haus in der Victoriastrassc, jetzt Schemionek gehörig. Ganz im
Geiste jenes Botticher'&chen Hellenismus geplant, zeigt es bei aller
sehen Mittel den feinen
!T den die Schinkcrscbe
Ein Projekt für den Umbau des alten
polnischen Renaissance -Schlosses Runowo 0b<
führung seinem Freunde Gropius ; denn wie einen \'<
Kilig entflohen, zog es ihn nach den Mühen des
den langersehnten Fluge nach dem Süden. In Rom traf er mit
mehrjährigen .Stubengenossen , dem bekannten Wilhelm
nisammen. Schwelgend in den Genüssen Italiens durch-
sie dasselbe in ungebundenster Jugendlust Hören wir,
was l.übke selbst über diese gemeinschaftliche Reise schreibt:
„In Rom, wo ich damals seit einigen Monaten zu längerem
Aufenthalt weilte, trafen wir zusammen und ich hatte nicht Mos
die Freude, ihm in der Denkmälerwclt der ewigen Stadt, die mir
schon vertraut geworden war, als Führer zu dienen, sondern ihn
auch als Genosse für die Weiterreise nach dem Süden bis Sizilien
und für die Heimfahrt Ober Terni, Assisi, Perugia, Florenz,
Bologna, Padua und Venedig zu gewinnen. Dass die Eindrücke
dieser Reise für ihn, wie für jede künstlerisch angelegte Natur, von
bleibendem Werth waren, ist selbstverständlich, obwohl seine Art
des Sindiren s und Aneignens von dem Verfahren der meisten
Andern erheblich abwich. Man konnte in dieser Hinsicht kaum
einen gröberen Gegensatz sich denken, als er zwischen ihm und
unserm gemeinschaftlichen Freunde und Reisegefährten, dem früh
I entschlafenen Sohl, bestand. War letzterer unablässig bemüht,
in einer Unzahl kleinerer Skizzen und gröTserer Aufnahmen sich
die Monumente zu eigen zu machen und ausserdem in einem
' gewissenhaft geführten Tagebuch sich Rechenschaft Ober das
Gesehene abzulegen, so hat Lucae weder den Zeichenstift noch
die Feder zu diesem Behuf in Bewegung gesetzt. Es war theils
wohl eine gewisse genussfrohe Bequemlichkeit, die ihn davon abhielt,
theils aber auch die Erwägung, dass bei knapp zugemessener
Zeit es mehr darauf ankomme, viel und nachhaltig zu sehen, als
durch hastiges Skizziren zwar manches im Einzelnen aufzuraffen,
aber darüber vielleicht den Gesammteindnick einxubüfsen. So
studirte er denn nur mit den Augen, indem er die Schönheiten
von Kunst und Natur in sich aufsog, aber bei dem treuen und
scharfen Formeusinn, der ihm eigen war, trug er doch im Geiste
eine reiche Ernte heim. Dagegen hat er die landschaftlichen
Eindrücke des schönen Landes und manche Figur und Gruppe
ans dem Volksleben mit Stift und Pinsel tixirt, wobei ihm eine
erstaunliche Leichtigkeit im Auffassen sowohl der Landschaft,
wie der menschlichen Gestalt zu Statten kam. Man wird nicht
leicht unter seinen Bundesgenossen Künstler von so vielseitiger
Anlage finden, die sich auch im Landschaftlichen und Figürlichen
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JiÖHERE JöCHTERSCHULE IN KARLSRUHE.
IVi>Jttkp'atl»r R«rip«l*M • Knlworf \«n Pm(. I.irtir»«i»vrr In Ktnttptn.
Aultkt d« lirillekn n»cr1frn„t I« 4fr Krlffitru.f.
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Qifrwk.ltt dirrk 4ta JtitWk»» m4 Alitrkl 4»r H«ITr.«t*R.
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\). Februar 1878
Gunsten des enteren ausfallenden Resultaten wohl niemand mehr
darüber im Zweifel sein, data der beim Cochemer Tunnel an-
gewendeten Methode des Sohkrtollen-Betriebc« vor der am (iotthard
liefolgteu des Firststollen-Betriebes der Vorzug gebühre.
Es darf aberhanpt von vorn herein als unstatthaft bezeichnet
werden, ohne weiteres aua den mit einer Haumethode erzielten
Fortschritten auf die Vortrefflichkeit dieser Methode schliefen
zu wollen ; noch weniger ist es zulässig, auf Grund dersellten nur
so obenhio auszusprechen, es verdiene eiue Methode vor einer
anderen den Vorzug. Aufser dem Fortschritt kommen ja für die
Wahl eines Kausystems vielerlei Fragen ins Spiel, vor allem der
Kostenpunkt, dann die Beschaffenheit der Gebirgsarten und deren
I,agerungsverhAltnis9e mit Rücksicht auf WasscrzuhTisse, die
Tunnel-Lange, Bauzeit, Temperaturverhältnisse etc., so dass ein so
nilgemeiner Ausspruch wie der obige werthlos erscheint.
Tin zwischen den liciden in Hede befindlichen Tunneln einen
Vergleich anzustellen, so besteht der <' och einer Tunnel aus
Grauwackcn-Schiefer und Urauwacken-Kalk, das Gehirge ist im
allgemeinen trocken, der Tunnel hat 4300"» Lange, die Bauzeit
betragt 4 Jahre, das (Iberlagernde (iebirge ist wenig machtig und
es blieb daher auch die Temperatur im Innern stets eine niiifsige.
Die aurseren klimatischen Verhältnisse . sowie die Lage dieses
Tunnels in Bezug auf Beschaffung der Utensilien und Materialien
kann eine günstige genannt werden. Der Gotthard besteht da-
gegen vorzugsweise aus Granit und Gneis mit den Durchbruch
sehr erschwerenden Einlagerungen von Serpentin- und Amphibol-
Gcatein. Daneben kommt das Auftreten von zersetzten) Gneis bis
zu Ober 100" Ausdehnung vor und es betrugen die Wasserzu-
rlas&e auf der Südseite schon über ;WX1' i. d. Sek., auf der Nord-
seite 30'. Der Tunnel hat die Lange vou 15 000™, die Bauzeit
ist 8 Jahre, das überlagernde (iebirge hat gegenwärtig auf der
Südseite eine Höhe von über 1000™ und daher herrscht vor Ort
des Stollens und iti der seitlichen Krweiterung eine Temperatur
bis zu 2'J" ('. Die änlseren klimatischen Verhältnisse sind un-
günstig, der Bezug aller Bedürfnisse ist sehr mühsam etc. und
es treten daher alle bei einem Tunnelbau maaTsgebcnden Faktoren
gewaltig zu Ungunsten des Arhcitsvnllzuges am Gotthard auf.
Die Arbeiterfrage, die bei den höchst lieschwerlicheu Verhältnissen
hier eine so grolte Rolle spielt, darf lx-i der vorstehenden Auf-
zahlung nicht fibergangen werden.
Wenn nun trotz dieser Unterschiede wip die nachstehende
Tabelle nachweist — im verflossenen Jahr« im Gotthard betracht-
lich grofsere Fortschritte erzielt wurden, als im Cochemer
Tunnel in demselben Jahre, wo nach erfolgtem Durchschlag dort
schon alle Arbeiten mit wesentlichen Krleichteningen von Sutten
gingen, so ist die Berechtigung dazu, aus den beim Cochemer
Tunnel zuletzt erreichten Resultaten den Beweis für erbracht zu
erklären, dass der dort angenommene Sohlstollen-Betrieb vor dem
im Gotthard befolgten Firststollen-Betrieb im Prinzip den Vorzug
Leistungen im Gotthard-Tunnel im Jahre 1-77
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Vergleich der letztjährigen Resultate beider Tunnel:
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179,0 354,0
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307
307
318.3
31C.J
400,1
Die mitgetheilten Zahlen bezeichnen noch keineswegs die
Grenze der möglichen Leistungen am Gotthard und ich sage nicht
zu viel, wenn ich als monatlichen Durchschnitt im Votlausbruch
und im Gewölbe für die Zukunft Resultate in Aussicht stelle,
welche die höchsten Durchschnitts -Leistungen in Cochem um mehr
als 509s übertreffen vorausgesetzt, dass nicht nochmals große
Wassermassen einbrechen, was kaum mehr befürchtet werden darf
Derartige Leistungen können beim Sohlstollen-Betrieb absolut nie
erreicht werden, da auf 2 Gleisen, wie sie beim Firststollen-Betrieb
bestehen, selbstverständlich mehr gefördert werden kann als
auf 1 Gleis, auf das mau bcüu Sohlstolleu-ISetrieb l>eschränkt ist
Die 2 gleisige Anlage wird — nebenbei bemerkt — nicht in einem
breiten Sohlstollen ausgeführt, wie allerdings Torgeschlagen ist,
sondern in den beiden Bauetagen, da gegen eine doppelte Gleis-
anlage in einem breiten Sohlstollen so gewichtige praktische
Hedenken auftreten, dass ein erfahrener Bauunternehmer von einer
solchen Ktnpfehlung kaum Gebrauch machen wird.
Der ( 'ochemer Tunnel wurde in Regie und auf Staatskosten
gebaut, am Gotthard ist die Ausführung vollständig in die Hand
eines Unternehmers gelegt, der begreiflicher Weise in erster Linie
seine Oekonomie ins Auge zu fassen hat, und dieses um so mehr
als heute die Zeit nicht mehr in erster Linie maafsgebend ist;
denn es kann mit Bestimmtheit voraus gesagt werden, dass der
Bau der Zufahrtslinien kaum noch mit dem Bau des großen
Tunnels gleichzeitig vollendet werden wird.
Wenn im beregten Artikel schließlich noch „ein flüchtiger
c auf den durch Unregelmäßigkeiten und Unfälle mehrer
ungünstig eharakterisirten Betrieh des Gotthardttinnels1' ge-
......en wird, so ist es — betreffs der Uni
allerdings Tbatsache, dass der Unternehmer
1H75 ausschlielslich den Stollenvortrieb forcirte
Fort-
Blick
Art
so ist es — betreffs der Un
Ir. Favre bis Knde
die übrigen Arbeiten
aber nur schwach und unsystematisch betrieb. Der Grund für
dieses Vorgehen war zum grolsen Theil finanzieller Art, indem das
Betriebskapital zu gering budgetirt und die Bezahlung des laufenden
Meter Stollen sehr hoch normirt worden war, so dass an den
übrigen Arbeiten, die auf beiden Seiten für die ersten 1 .KX) •»
uiiter ausserordentlich ungünstigen Umständen auszuführen waren,
Geld verloren ging. Ks ergalnm ferner die Luftkompressoren
weitaus nicht den vorausgesetzten Nutzeffekt und es verfügten selbst-
verständlich auch nicht die Ingeuieure, Aufseher und der Arbeiter-
keni der Unternehmung über die Summe von Erfahrungen, welche
ihnen heute zur Seite steht.
Seit dem Sommer 1H7I! ist die Betriebskraft aber nahezu
verdoppelt worden und alte Arbeiten werden seither in gleichem
Maalic kräftig und nach einem rationellen SyBteme durchgeführt.
Gegenwärtig ist man mit der Ausweitung der oberen Etage dem
Stollen so nahe genickt, dass dieser in 3 Monaten eingeholt sein
wird, und es werden dann auch die Arbeiten der unteren Ktage,
die von denjenigen der oberen abhängig sind, um so lebhafter
betrieben werden, bis auch diese im gleichen '
so dass schließlich die Vollendung des Tum
schritte des Stollens abhängig ist, welcher bekanntlich steten
forcirt wurde. Auf der Seite von Airolo ist ein org
betrieb der Art durchgeführt, dass solcher sowohl bezüglich der
Gewinnung als der Förderung ein grofsartiger, kaum verbesserungv
fähiger genannt werden kann. Man baut dort ohne Unregel-
mäfsigkeiten so glücklich, wie nur bei irgend einem Tunnel. -
Was die vorgekommenen Unglücksfalle betrifft, so kann deren
Umfang aus Folgendem bcnrthcilt werden. Die Einlagen in die
Krankenkasse betragen 3"0. Trotz bedeutender Entschädigungen
bei vorkommenden Unglücksfällen (bei Tödtungen 2 (XX) Fr. im
Minimum) hat die Krankenkasse auf der Südseite einen Uebcrschuss
von 32 (XX) Fr. Auf der Nordseite steht es leider nicht so günstig
da dort ein Defizit von 5<XX)Fr. vorbanden ist Abgesehen von
den 2 mal erfolgten Explosionen der Dynamit- Wärmehütten wurden
im Norden häufig Unglücksfälle durch unvennuthete Ablösungen
von Felsblöcken ans der Stollendeckc verursacht welche durch
talkige, schwer sichtbare SchirhtHächen, die sich unter Einwirkung
der feuchten Luft plötzlich öffnen, hervor gerufen waren. Der Bau-
Ifetrieb ist trotzdem aber auch auf der Nordseite ein regelmäfsiger,
im System begründeter und wird nur durch äussere Umstände
beeinträchtigt. Das Auftreten von blähendem, zersetztem Gneis
auf einer Lange von HO'», welcher den Ausbau des Tunnels an
fraglicher Stelle schwierig macht, hat niemand vennuthet, ebenso
wenig das Auftreten von losem zersetzten Gneis, wie er auf der
Südseite seit 3 Monaten ansteht —
Wenn der absolute Erfolg in den erzielten Leistungen schon
gegenwärtig und trotz aller Ungunst der Verhältnisse sehr
entschieden auf Seite dw Gotthard-Tunnels ist, so wiederhole ich
nochmals, dass zur Beurtheilung von Bauausführungen nicht zu-
fällig neben einander gestellte Zahlen maafsgebend sind, sondern
dass der Fortgang abzuwarten ist und dass alle massgebenden
Faktoren in Anschlag gebracht werden müssen. Beim heutigen
Arbeitastand, und von diesem Gesichtspunkte aus betrachtet, über-
ragen die Leistungen am Gotthard diejenigen des Cochemer-
Tunnels schon ganz bedeutend und wird dies in der Zukunft
noch immer mehr der Fall werden. Deshalb wird auch dem
versuchten, allgemein ausgesprochenen Argument: Der Sohlstollen-
Betrieb sei dem Firststollen-Betrieb vorzuziehen, jeder Anhalts-
punkt abgesprochen werden müssen.
Zürich, den 26. Januar 1878. .1. Kaulfmann,
Mittheilungen aus Vereinen.
WostproafaiBoher Arohitekten- und
Jahresbericht f. d. J. 1877. (Schluss.)
Die 11. Hauptversammlung in Deutsch-Eylau stand
im Zusammenhange mit einer Exkursion zur Besichtigung der
Marienburg-Mlawkaer Eisenhahn, die am 20. September 1H77 von
43 Mitgliedern und 12 Gästen unternommen wurde. Von Marien-
bürg aus trat die Exkursionsgesellschaft um !)',', Uhr Morgens in
vou der Direktion zur Verfügung gestellten reservirten Wagen,
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Nt. 12.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
57
welche dem fahrpLanmafsigcu Zuge angehängt waren, die Fahrt
nach Deutsch Kylan an. Wahrend der Fahrt erklärte der Betriebs-
direktor der Maricuburg-Mlawka'cr Bahn, Hr. Breidsprecher,
die Zeichnungen der Bahnanlagen, so gut dies bei dem starken
Getöse in den Wagen anging. Letztere waren nämlich Waggons
IV. Klasse, innen und aussen mit Laubgewinde dekorirt und durch
Brücken verbunden, sowie durch hinein gesetzte Sopbas, Stöhle
und Tische möblirt
Die Bahnanlage, bestimmt, der Stadl Danzig die durch die
Eisenbahnen, welche nach Westen hinführen, unterbundene Ver-
kehrsader nach ihrem natürlichen Uiuterlande wieder zu geben und
ein Glied der Verbindung des Schwarzen Meere» mit der Ostsee
zu bilden, will auf den Personenverkehr wenig Gewicht legen und
hauptsächlich billigt • Frachten anstreben. Sie hat daher nur ge-
ringe Steigungen, in maximo 5°, und beschreibt bei dem hüge-
ligen Terrain zahlreiche Kurven, von 500 bis 750» Radius; die
an der Bahnlinie liegenden kleinen Städte hat man wenig berück-
sichtigt. Die Geschwindigkeit der Personenzuge ist so gering,
dass sie nahe an Sekundärbetrieb streift, also bei geringer Er-
mäfsigung derselben die Wächter entbehrt werden konnten; op-
tische Signale sind nicht vorhanden. Die Einpfangsgcbäude sind
in Fachwerk, innen mit Dielenbekleidung und Rohrputz, hergestellt;
die Güterschuppen haben ebenfalls Fachwerk und besteben aus
einem Raum von 10 m Seite mit angebautem Büreauximmcr. --
Um 12 Uhr Mittags traf man auf Bahnhof Deutsch Eylan
ein. Die Wagen des Vereins wurden nun durch eine Reserve-
masebine in der Richtung auf Marienburg zu um 1 Kilometer
zurück geschoben, zur „schiefen Brücke", einer Chausseeübcr-
führung von eigentümlicher Konstruktion. Die Bahn-Axe und die
Chaussee- Aie bilden hier einen Winkel von 50 Grad: es ist nur
1 halbkreisförmige Gewölbeöflhuug vorhanden. L'm den un-
geübten .Maurern die Ausführung dieses schiefeu Gewölbes zu
erleichtern, hat man dasselbe in 5 gerade Tonnengewölbe zerlegt,
deren Scheitel gleich hoch liegen, die aber an den Kämpfern
treppenartige Absitze bilden. Die Unteransicht ist daher eigen-
tümlich.
Nach Besichtigung dieses Bauwerks fuhr man weiter zu einer
Chansseekreuzung, welche der Stadt näher liegt als der Bahnhof,
dessen Lage durch die früher gelmute Thorn - Insterburger Bahn
bedingt war. Von hier ging der Verein nach der '/< Stunde ent-
fernten Stadt Deutsch Eylau, woselbst im Hotel Kronprinz um
1 Uhr die Vereinsversammlung begann, welche sich mit inneren
Angelegenheiten, als: Beitragserhöhung, F.ntwurf einer Bibliothek- 1
Ordnung etc. beschäftigte. Von 2 Vi bis 4 Vi Ohr wahrte darauf
dos gemeinsame Mittagsmahl, nach dessen Beendigung noch die
uus der Ordenszeit stammende, jetzt evangelische Kirche der Stadt
besucht wurde. Nur der Thurm zeigt den gothischen Ziegelroh-
bau unversehrt; die Kirche selbst ist aller Kunstformen, selbst der
Strebepfeiler, beraubt und mit Hülfe von Kalkputz zu nüchtern-
ster Einfachheit hergerichtet worden. In der Krypta unter dem
Altarraume werden etwa 10 aufgetrocknete Leichen (Mumieu) ge-
zeigt, welche 200 und mehr Jahre alt sein dürften. Nach zwei-
stündiger heiterer Fahrt traf sodann der Verein in Marienburg
wieder ein und zerstreute sich nach gemeinsamem Abendessen auf
dem Bahnhof nach allen Richtungen.
Die 12. Hauptversammlung wurde am 27. Dezember,
an welchem Tage vor 3 Jahren der Verein gegründet wurde, in
dessen Geburtsstadt Directum abgebalten. Um 12 Uhr Mittags
versammelten sich 43 Mitglieder und 9 Gäste im Bahnhofsgebäude
zu einem kurzen Frühstück und besichtigten sodann die beiden
Kirchen der Stadt, welche zu den ältesten Bauwerken West-
preu Isens gehören.
Die katholische Kirche, deren Chor vom Herzog Sanibor
erbaut wurde, ist eine dreischiftige Hallenkirche ohne Quererhiff,
mit einschiffigem Chor und kolossalem Westthurm. Der Thurm,
von oblonger Grundform, zeigt an der Westseite unvollendete
Blenden, welche auf verschiedene Bauperioden hinweisen; er steigt
ohne Verjüngung Ober die First des Kirchendaches und ist hier
mit primärem Holzaufhau geschlossen, in dem sich die Glocken
befinden. Die Anordnung der Dächer ist eine geschickte und in
Prcufscn selten vorkommende, indem das Mittelschiff sein eigenes
Lungssatteldach erhalten hat. während die Seitenschiffe (4 Axen
laug) mit je 4 Quer-Satteldächem eingedeckt sind, deren Ziergiebel
dem Aeufseren zum besonderen Schmucke gereichen. IKt Chor
schliefst in 3 Seiten des Achtecks; seine Strebepfeiler haben grol'se
Nischen, in denen ehemals Figuren Stauden. Das alte Feuster-
"[ ist einfach, aber in edler Formbildnng. indem sämmtlirhe
in Spitzbogen, die sich durchschneiden, auflösen,
i sonst in Westpreutscn oft ganz gerade Pfosten ohne
Maarswerk findet. Die Lange der Kirche incl. Thurm ist aussen
44,87™, die Breite 28,87™, die Höhe im Innern 15,7». Die
Decke zeigt schöne Sterogewolbe. An den Scitcnwanden des Chores
sieht man zugemauerte Rundbogen und darunter die doppelte
Zahl von Arkadenliogen - ein vollständiges romanisches System.
Die evangelische Kirche, einschiffig in Langhaus und
Chor, ist von gleichem Alter. I)er Chor ist die Kapelle des
Sambor'schen Schlosses, das I^anghaus ein Nebensaal, der zu seiner
jetzigen Bestimmung durch die Dominikaner, denen das Schloss
1289 als Kloster übergeben wurde, eingerichtet ward. In Folge
dinier Entstehung bilden die Axen lieider Rautheile eine gebrochene
Linie. Der Chorraum, in 3 Seiten des Achtecks, schliefst' ml, hat
ein Tonnengewölbe mit Stichkappen und aufgesetzten Graten, das
l später, der Ceherein-
stimmung halber, durch Putz die Grate der Stemgewolbe angedeutet
sind. Die Westmauer des Thurmes öffnet sich zu einer sehr
grofsen Spitzbogen-Nische, hinter der man das Portal und eiu
grofses Fenster erblickt. Der Thurm geht über der Nische in
eigenthümlicher Weise ins Achteck über — an 4 Seiten durch
Abschrägung, an 4 Seiten durch flachbogige Gesimse. Die acht-
eckige Spitze hat in der Zopfzeit eine Laterne erhalten. Die Länge
der Kirche beträgt aufseu 48,9», die Breite 13,2», die Höhe
II « im Hau puchin' und 10,2» im Chor. —
Um 2V, Uhr eröffnete der Vorsitzende, Hr. Reg.- und Rau-
Rath Ehrhardt, die Vereinsversammlung in Hensel's HöteL Nach
vielen geschäftlichen und VerwraJtungs-Angelegenheiten kamen auch
die von dem „Verbände" zur nochmaligen Bearbeitung überwieseneu
Fragen: „über einheitliche Bezeichnung mathematisch-technischer
Gröfsen" und über „Statistik des Bauwesens" zur Besprechung.
Bezüglich der erstem wurde, zur Erleichterung einer Einigung,
beschlossen, das Gutachten des Badischen Techniker -Vereins für
den Westpreufsischen Verein zu azzeptiren; die 2. Frage wurde
zur speziellen Bearbeitung der hierfür bestehenden Kommission
überwiesen. Es folgte sodann der Vortrag des Hrn. Deichinspektor
Bauer aus Marienburg über „Zantir".
Die Insel Zantir war zur Ordeuszcit das jetzige grofse Marien-
burger Werder ; auf derselben lag eine Stadt und eine Burg gleichen
Namens, über deren Lage verschiedene Ansichten herrschen;
die Stromtheilung „ Montauerspitze " dürfte jedoch der wahr-
scheinliche Punkt sein. Im Anschlüsse an die Schicksale der
Sagenreichen Burg, deren Abbruch das Material zur Marienburg
liefern musste, entwickelte der Redner einerseits die Geschichte
Westjireufsens , andererseits die verschiedenen Phasen in der
Entwicklung des Weichselstromes und seiner Theilungen, vom
Anfange der geschichtlichen Kenntniss bis zur Jetztzeit. Den
Schlnss bildete die Verlesung eines humoristischen Gedichts des
Hrn. Reg.-Rau-Rath a. D. Ehrenthal in Marienwerder, schildernd
die Leiden und Freuden einer Weichselstrom -Inspektions- Reise..
Um 5"/i Uhr Abends begann das durch reichhaltige Vor-
bereitungen verschöDte Festmahl zur Feier des Stiftungsfestes.
Nur zu früh nahte die Scheidestunde, indem die Festgenossen
schon gegen 9 Uhr Abends mit dem letzten Zuge die Rückkehr
nach ihren Wohnorten antreten mussten. —
Ausser den vorstehend erwähnten 4 Hauptversammlungen des
ganzen Provinzialvereins hatten die drei, demselben angehörenden
Lokalvereine im Jahre 1877 zahlreiche Sitzungen abgehalten.
Diese Sitzungen fanden inDanzig wöchentlich, in Hirschau monatlich,
in Marienburg alle 2 Wochen statt. In fast allen diesen Sitzungen
sind 1 oder mehre Vorträge gehalten, bezw. Fragen besprochen
worden. Der kleinere Kreis, welcher in Danzig durchschnittlich
in Zahl von 25, in Dirschau und Marienburg in Zahl von 10 Personen
sich versammelt, ist vorzugsweise geeignet für I>isknssionen über
aufgeworfene technische Themata.. Da die Sitzungen der Lokal-
vereine immer Abends stattfinden, Nachtzüge aber zwischen den
betreffenden Städten nicht verkehren, so konnten diese Ver-
sammlungen von den Mitgliedern ans den Nachbarorten bisher
kaum besucht werden. Soll dennoch die Verbindung der Lok al -
vereine unter sich und mit dem Provinzialverein, welche in
Idee der
nd mit dem Provinzialverein, welche in der
des Vereins gelegen hat und dessen I^bens-
steigern wurde, verwirklicht werden, so kann
dies für jetzt nur auf schriftlichem Wege geschehen. Es wäre
demnach zu wünschen, dass recht bald Mittel und Wege gefunden
werden möchten, tun den Lokalvereinen durch Austausch ihrer
Verhandlungen gegenseitige Anregung zu bieten und den in ihnen
zu Tage geförderten Belehrungsstoff auch for den Provinzialverein
nicht verloren gehen x
Architekten-Verein zu Berlin. Die Lucae- Feier am
1. Februar 1878 hatte in dem grofsen Saale des Vereins-
hauses — dessen Fenster durch schwarze Draperien verhüllt
waren, während an den beiden Schmalseiten ein Kolossal- Relief
bezw. eine Büste Lncae's inmitten eines grünen Gebüsches von
Lorbeeren und Palmen, und an den Langsciten eine Ausstellung
seiner Handzeichnungen und Entwürfe sich befand — eine sehr zahl-
reiche Gesellschaft vereinigt. Neben den zunächst betheiligten
Mitgliedern des Architektenvereins waren in ihr die Angehörigen
und personlichen Freunde des Verstorbenen — darunter viele
Damen - sowie endlich ein auserlesener Kreis aus der Mitte
derjenigen Behörden und Vereine vertreten, zu denen derselbe
in Beziehung gestanden hatte. — Um 7V, Uhr betrat der Vor-
sitzende des Vereins, Hr. Baurath Hobrecht, die Tribüne, um
in ernsten, markigen Worten die Idee der Feier zu
die der
der 20 Jahre lang ;
liebter Freund, unserem Fache eine Zierde gewesen sei.
im Trauergemach, an seinem Sarge, vor allem der Schmerz um
den jähen Verlust laut geworden sei, so gezieme es sich jetzt,
uusere Trauer zu bekämpfen im Hinblick auf das Bleibende und
Unvergängliche, was der Verstorbene als das Ergebniss seines
Lebens und Wirkens uns hinterlassen habe. — Weihevoller
Vuartettgesang leitete zu der von unserem Blatte im Wortlaut
wieder zu gebenden eigentlichen Gedächtnissrede hinüber, in
welcher Hr. Raurath Ende die Lichtseiten der zu seltener Harmonie
entwickelten Persönlichkeit Richard Lucae's mit liebevoller Wirme
schilderte. Abermaliger <juartettgesang beschloss die Feier. —
Hauptversammlung am 2. Februar 1878; Vorsitzender
Hr. Hobrecht, anwesend 239 MitgUeder.
Digitized by Google
58
9. Februar 1878
Eingegangen sind 2 graphische Darstellungen der Bevölke-
rungsdichtigkeit Berlins, entw. v. Bmstr. Schwieger, gezeichnet
und verlegt v. Jul. Straube. — Der Hr. Vorsitzende motivirt in
längerer Ausführung einen auf die wiederholte Abhaltung von
Weihnachtsinessen im Yereinshause hinzielenden Antrag des Vor-
standes. Das im vorigen Jahre in Gemeinschaft mit den zum
Gewerbe-Museum in Beziehung stehenden Kreisen versuchte Un-
ternehmen sei Ober Erwarten gelungen und habe nicht allein
einen sicherlich gewichtigen Kinfliis» auf die Hebung unserer
heimischen Kunstindustrie durch anregende Belehrung des Publi-
Messe sei die regste Beteiligung zu erwarten: es sei aber aus
diesem Grunde um so nützlicher, rechtzeitig an die notwendigen
Vorbereitungen zu gehen. Der Vorstand schlägt vor, dass der
Verein hierzu die Initiative ergreife, indem er dem Ausschuss
der Bau-Ausstellung einen bezgl. Wunsch übermittele und diesen
bitte, mit den übrigen Mitgliedern des vorjährigen Komites sich
in Verbindung zu setzen. Andererseits sei es wichtig, dass der
Verein von vorn herein zu einigen Konzcssionen in Betreff des
Lokals sich bereit erkläre und für die Daner der Ausstellung
auch den grossen Saal für die Zwecke der letzteren zur Ver-
fügung stelle. Es brauche dies keineswegs mit einer Unterbre-
chung der Vereinsthatigkeit verbunden zu sein, sondern es lasse
sich ein Ausweg leicht in der Weise treffen, dass die Beschäf-
tigung des Vereins während der Messe vorzugsweise auf das
kunstgewerbliche Gebiet sich richte, so dass die Sitzungen inner-
halb der (am Abend für das Publikum geschlossenen) Ausstel-
lungsräume statttinden und vorzugsweise durch Vorträge ausge-
füllt werden kannten, die auf dem kunstgewerblichen Gebiete sich
zu bewegen und auf die ausgestellten Gegenstand«- sich zu stützen
hatten. —
Hr. Hobrecht benutzt diese Gelegenheit, um den Mitgliedern
des Bauausstellungs- Vorstandes, welche dem Komite der vorigen
"ltsmesse angehört haben, für ihre mühevolle, aber von so
Erfolge gekrönte Thätigkeit im Namen des Architekt,
lie herzlichste Anerkennung auszusprechen und rieh
die herzlichste Anerkennung
dieselbe in erster Linie an den, unserem Vereine nicht angehörigen
Hrn. Fabrikbesitzer Kahnemaun, dessen unermüdlichem Eifer
und dessen hervor ragendem Geschick jener Erfolg besonders zu
danken sei. Die Anträge des Vorstandes werden ohne Diskussion
einstimmig genehmigt —
Hr. Heyden berichtet über den Ausfall der letzten Monats-
konkurrenz aus dem Gebiete des Hochbaues (Villa für einen
reichen Junggesellen in einem Park), zu welcher 7 Arbeiten ein-
gegangen sind. Leider haben fast alle Konkurrenten die Aufgabe
missverstanden und Anlagen entworfen, die vollkommen den
Charakter eines grosseren städtischen Wohnhauses, ja eines
Schlosses bezw. eines Museums zeigen. Der Preis ist der von
Hrn. L. Schupmann verfassten Arbeit mit dem Motto: „Ein-
geschossig" zu Tbeil geworden, die von diesem Fehler am meisten
sich frei gehalten hat und bei einer eleganten, architektonisch
gedachten Grundriss-Anordnung einen reizvoll gruppirten Aufbau
in den Formen einer edlen hellenischen Renaissance zeigt. Zu
tadeln ist die etwas aus -
_ [-Abschlüssen ist derjenige der Hausverwaltung leider
fertig geworden und kann daher erst in einer der nächsten
mgen behandelt werden. Die finanzielle Abrechnung der
Vereinskasse, sowie der Etat derselben für das Jahr 1876
werden dagegen von dem Sackelmeister Hrn. Krieg vorgelegt
Die im Etat für 1877 in der Gesammtsumme auf 51 390 M.
veranschlagten Einnahmen haben sich in Wirklichkeit auf
56 432 M. gestellt Die Beiträge bezw. Aufnahmegelder der 576
in Berlin wohnenden Mitglieder tiguriren darin mit 23 074 M.,
die der 764 auswärtigen Mitglieder mit 4767 M. : „Berlin und
seine Bauten" hat 24 841 M. eingebracht — Die auf 44 390 M.
veranschlagten eigentlichen Ausgaben haben in Wirklichkeit
45 691 M. betragen; statt des veranschlagten l Überschusses von
7000 M. ist ein solcher von 12 000 M. an die Vereinshaus- Kasse
zur Tilgung von Schulden abgeführt worden, sonach noch ein
Defizit von 1259 M. entstanden. Unter den Ausgaben tiguriren
die Titel: 1) Vereinslokal mit 8966 M., 2) Besoldungen m.
8360 M., 3) VerwaJtungs-Unkosten m. 3602 M., 4) Bibliothek m.
3823 M., 5) Mobiliar m. 27 M., 6) Publikationen m. 19 487 M.
(darunter für „Berlin und seine Bauten" 18670 M.), 7) Konkurrenz-
Prämien m. 618 M., 8) Feste u. Exkursionen m. 2418 M., 9) Bei-
träge su Vereinen m. 479 M., 10. Extraordmaria m. 2960 IL
(darunter 1800 M. f. d. Katalog d. Bibliothek;. -
Der Etats-Entwurf für 1878, in welchem die Einnahmen und
Ausgaben für „Berlin und seine Bauten" auf nur 8240 M. bezw.
1000 M. veranschlagt sind, hält sich dem zufolge innerhalb ge-
ringerer Summen und balanzirt, unter Annahme eines Ueberschusses
von 3000 M.. in Einnahme und Ausgabe mit 34000 M. Die Dis-
kussion desselben durch die Versammlung erstreckt sich lediglich
auf 2 Punkte. - Hr. Appelius macht gegen die vom Säckel-
meister gewünschte Beschränkung der Zuschüsse für das im
Sommer zu veranstaltende Dameufest auf die feste Summe von
600 M. geltend, dass es unmöglich sei, in dieser Beziehung mit
vollständiger Sicherheit zu disponiren, wogegen die Hrn. Hobrecht
und Blankenstein die Zweckmässigkeit des von dem Säckel-
meister ausgesprochenen Vorschlages erfolgreich vertheidigen. —
Hr. Fritsch spricht sich — angesichts der günstigen Finanzlage
des Vereins — für eine Vermehrung der nur auf 3600 M. be-
messenen Aufwendungen für die Bibliothek aus, in der die vom
Verein erlangte bedeutsame Stellung gleichfalls zum entsprechen-
den Ausdrucke kommen müsse und die namentlich einer Ergän-
zung durch ältere Werke um so mehr bedürfe, als sie nach
UeberfOhrung der der Bau- und der Gewerbe-Akademie gehörigen
Bibliotheken nach Charlottenburg voraussichtlich noch starker
als bisher werde benutzt werden. Der Antrag wird von den
Hm. Hobrecht, Blankenstein und Kinel bekämpft, von den
Hrn. Housselle und Winkler dagegen vertheidigt Die Ver-
sammlung entscheidet sich für eine Erhöhung des bezgl. Etats-
postens um die Summe von 1000 M. — Mit dieser Veränderung
wird der Etat nahezu einstimmig genehmigt Die Prüfung der
Abrechnung für das Jahr 1877 wird den Hrn. Röder und
G. Knoblauch übertragen, die event weitere Revisoren hinzu
ziehen können. —
Zwischen den übrigen Verhandlung« - Gegenständen sind von
Beginn der Sitzung an die Abstimmungen Uber die Neuwahl des
Vorstandes eingeschoben worden und es gelingt der Versammlung
trotz der Schwierigkeiten, welche die vom Statut vorgeschriebene
Erzielung einer »'»-Majorität erfahrungsmäJsig mit sich bringt, diese
Wahlen zu erledigen. Zum Vorsitzenden des Vereins wird,
nachdem Hr. Kinel eine event Wahl abgelehnt hat, mit 164 von
180 Stimmen Hr. Möller berufen. Als Stellvertreter des Vor-
sitzenden geht nach zweimaligem Wahlgange mit 131 gegen
63 Stimmen Hr. Bänsch hervor. Zum Säckelmeister wird
Hr. Krieg einstimmig wieder gewählt Als Vorstandsmitglieder
ohne besonderes Amt werden im ersten Wahlgange die Hrn. Ho-
brecht, Schwedler, Ende, Böckmann, Adlern. A. Wiehe
berufen, zu denen nach einigen weiteren Abstimmungen noch die
Uro. Mellin, Quassowski und Kyllmann treten. Die Ober-
Bibliothekare Hirn. Mellin u. Jacobsthal), sowie die Mitglieder
der Hauskommission (Hrn. Appelius, Ernst, Hanke) werden
durch einstimmigen Zuruf In ihren Aemtern bestätigt
Zur Aufnahme in den Verein gelangen die Hm. de la Barre,
Beilstein, Bücher, Ooldnwsky, Gruber, Keuller, Knocke, Kocnen,
Labes, Plathner, Varrentrapp, Wackwitz, Weber und Wever, so-
wie als auswärtiges Mitglied Hr. Scheck (Freienwalde).
An der Beantwortung des Fragekastens betheiligen sich die
Hrn. Winkler, Röder und Hobrecht Auf Antrag des Hrn. Dietrich
soll die Hauptversammlung des März (in welcher die Entscheidung
der Schinkelfest-Konkurrenzen erfolgt) auf einen Tag verlegt werden,
an welchem der grosse Saal frei ist; sie wird dem zufolge vor-
Brief- und Fragekasten.
Berichtigung. Die in dem Bericht Ober die Vetsammlung
des Vereins für Eisenbahnkunde in Berlin vom 8. Ja-
nuar er., D. Baust«. No. 8, S. 36 Sp. 1, enthaltene Mittheilung
über Herstellungskosten ist dahin zu berichtigen, daas diese Kc
bei dem System Hilf f. d. Meter Gleis 31,34 M. und bei
System Battig & de Serres 27,28 M. betragen.
Berichtigung. In dem Artikel u. No. 8: „Zur
Statistik der Dachdeckungen" muss auf S. 84 in der C
Darstellung der Werthe der Tabelle C links 13. Zahl v. o. 20
statt 28, ferner auf S. 35, Spalte rechts, Z. 6 v o. 2ß0 statt
0,25 gelesen werden.
Hrn. Scha. in Magdeburg. Die Hinterpommersche Eisen-
bahn, welche die Linie Stargard-Danzig mit der Zweigbahn Belgard-
Kolberg umfasst, ist bereits seit dem 1. Januar in den Betrieb des
Staates übergegangen, wenn auch vorläufig noch die bisherigen
Beamten und die alte Leitung funktionirt; die letztere soll
später von einer in Stettin bereits eingesetzten Kommission
der Ostbahn geführt werden. Die Uebernahme des Betriebs
der Vorpommerwben Eisenbahn Angermünde - Pascwalk • Stral-
sund mit den Zweigbahnen Pasewalk - Stettin und Züssow-
Wolgast wird beabsichtigt, sobald der- Landtag die ihm unter-
breitete Vorlage bezüglich Uebernahme der Zinsgarantie für die
nachträglich der Bahn hinzugefügte Strecke Pasewalk-Landesgrenze
angenommen hat Welcher Kommission bezw. Direktion dieselbe
unterstellt werden soll, steht wohl noch nicht fest, zumal in der
Organisation der obersten Instanzen des preufsischen Staats-Eisen-
bahnwesens durchgreifende Reformen geplant werden.
Hrn. E. in Sieg bürg. Weitere Mittheilungen
schindel-Beklcidungen, als die auf S. 315, Jhrg. 76 <
sind uns nicht bekannt geworden. Die in jenem Artikel
tenen Adressen und Preis-Angaben dürften auch wohl
H r n. M. i n C ö 1 n. Die Bedingtingen für Anlage eines
Krankenhauses sind in Bezug auf die Hauptsache, d. h. die An-
ordnung der Krankenzimmer, keine anderen als die für größere
Anlagen derselben Art und es kommen gröfsere Unterschiede nur
in Betreff der Betriebs-Einrichtungen zur Geltung. Für die Er-
wägungen, die in dieser Beziehung zu treffen sind, dürfte das
Studium litterarischen Materials nicht genügen, sondern die Kennt-
nis« ausgeführter Anlagen und ihrer Betriebs- Einrichtungen un-
umgänglich sein.
tod Cr. Bi.llt. ia i
i K. K. O. Frit.ro. Druck: W. Moe.fr Hofbot
59
In ZirMi.
hlhftlt: Dreidcner Architekt™. Verein. - AM>ruch Tun «Item ilatttfwrrk. — Slirarblirlle NiiiiiUn der Techo
- Eitiic« Anxatt'ii au» dt>r Scbul«taUKUk. — {'«rüonal-Nscbrichten. — Brief« und Prageka»tc».
Architekten -Voroin. Auszug aus den Proto-
Jahre 1877. (Man vergL So. 42, -Ihr*. 77 d. Hl.)
Versammlung am 21t. März 1877. Vors.: Hr. K. diese;
Schrift!'. Hr. H. A. Richter.
Der Rath der Stadt Dresden hat dem Vorstände mitgetheilt,
da« er für den Stadttheil vor und oberhalb der dritten Elbbrückc
denjenigen Bebauungsplan angenommen habe, welcher von einem
Mitglicde des Vereins, Hrn. Architekt H. A. Richter, bearbeitet
worden ist Da es wünschenswerth erscheint, fQr die bauliche
Haltung der Umgebung dieser Neuanlagen, namentlich aber filr
die Bauflächen zwischen der Haupt-Zugaugsstrafse und deren
Parallelstral'sen, bindende Vorschriften zu treffen, welche für eine
würdige und den Charakter jener ausgezeichneten Lage ent-
sprechende äufsere Gestaltung der zu errichtenden Gebäude
sorgen, so ersucht der Rath den Verein um Mittheiluug von
Vorschlügen, welchp die Erreichung des angegebenen Zweckes in
Aussicht stellen. Der Verein be»chliefst, uutpr seineu Mitgliedern
eine am 1. Juni ablaufende Konkurrenz zur Ausarbeitung eines
Prospektes für die Bebauung jenes Terrains zu eröffnen. -
Hr. O. Fischbach bespricht in der Fortsetzung seines
Vortrages (Iber die christlichen Begräbnisstatten atu-
' äehst das altchristliche Märtyrergrab, den Ausgangspunkt
l r die ersten christlichen Begräbnisstätten (Armarien, Coeme-
t .;en oder Dormitorien, später als .Katakomben* bezeichnet).
T ie ersten Nachrichten (Iber das Vorhandensein der Kata-
k unbeu seien bis auf die 2. Hälfte des 1. Jahrhunderts
r.\ rück zu führen ; des höchsten Ansehens hätten sie sich
in. 3. und 4. Jahrhundert erfreut; ihr Verfall sei im
8. und 9. Jnhrhundert zu suchen, bedingt durch das
Ue «erführen der tiebeine der Märtyrer nach den Stadtkirchen,
wou irch die Anlage der Begräbnisstätten im Innern der Städte,
in üen Kirchen und ihren Umgebungen veranlasst
worden sei. Hiermit hänge auch das Entstehen von Grab-
monumenteii in und die Errichtung von Grabkapellen an den
Kirchen für angesehene und fürstliche Familien zusammen. Schwere
Kämpfe habe es gekostet, ehe sich die Bewohner hätten ent-
schlicssen können, die ihnen lieb gewordenen Kirchhöfe außerhalb
der Stadt anzulegen; der Pestjahre des Mittelalters habe es be-
durft, um die religiösen Bedeukeu den sanitären Rücksichten
unterzuordnen.
Unter den neueren Friedhofsanlagen der Städte
stehen die italienischen Camposanto- Anlagen voran, welche ihre
Vorbilder in den Klostcrhöfcu dieses Landes gesucht und die
Art der Todtcnbeisetzung zum Theil den Coluinbarien der alt-
christlichen Begräbnissutten entlehnt haben. Dieselben zerfallen
in zwei Hauptgruppen, in geschlossene und offene; zu ersteren
zählen die von Verona, Brescia, Mailand, Genua, Siena u. a., zu
letzteren die von Florenz, Rom, Neapel u. a. Der Redner bespricht
die Anordnung dieser einzelnen Friedhöfe und lietont hauptsäch-
lich ihre Instandhaltung, die bei unseren nordischen Friedhofs-
Anlagen sehr oft xu vermissen sei. — In Bezug auf die deutschen
Anlagen werden die 3 Ilauptgruppen von Bauten, welche unsere
meisten neueren Friedhöfe aufweisen, uud zwar: 1) die admi-
nistrativen Gebäude, 2) die Leichenhallen mit ihren zugehörigen
Räumlichkeiten als: Sezirzimmer u. a., 3) die Kapelle oder
l'arentationshalle, mit Rücksicht auf ihre Notwendigkeit und
Zwcckmifsigkcit eingebend besprochen und es wird die Anlage
der Friedhöfe zu Berlin (Georgs- und Thomasfriedhof), Karlsruhe,
Chemnitz, Dresden, München (nördlicher und südlicher Friedhof),
Speyer und ausserdem diejenige des Zentralfriedhofs zu Wien
durch Photographieeu und Zeichnungen speziell erläutert. —
Versammlung am 12. April 1 H77. Vorsitz. Hr. E. Giese;
Schriftf Hr. Steche u. Hr. H. A. Richter. Im Vereinslokale
ausgestellt sind die Photographien der prämmiirten Konkurrenz-
entwürfe zur Errichtung eines Kathhauses in Hamburg, sowie
eine grofse Anzahl von Proben der Fabrikate des Chromo-photo-
graphischen Instituts für (ilas von Schmadel und Schönhammer
in München. - Die Verhandlungen sind vorzugsweise auf ge-
schäftliche Angelegenheiten gerichtet und betreffen: Die Auf-
nahme des Architekten- u. Ing.-Ver. f. d. Pr. Sachsen. Anhalt
und Thüringen in den Verband, die von den Hrn. Arch. Steche
und Bildhauer Hauptmann auszuführende Restaurirung des Denk-
males von Dehn-Kothfelser, das in der Kirche zu Leuben einen
passenden Platz finden wird, Fortsetzung des Werkes „Bauten
und Entwürfe etc." und die Anbringung von Porträts verstorbener
Vereinsmitgliedcr im Vcreiuslokale. — Auf Antrag des Vorstandes
lieschliefst der Verein bezüglich der Feststellung von Fabrik-
distrikten in Dresden, bei dem Stadtverordnetenkollegium, welchem
eine Vorlag«' des Rathes hierUlur zur Beschlussfassung unter-
breitet worden, für Abänderung einiger Bestimmungen dieses
Regulativs vorstellig zu werden. —
Versammlung am 17. Mai 1877. Vorsitz.: Hr. Giese;
Schriftf. Hr. Steche.
Die hezgl. der Restaurationsarbeiten an der St. Afra- Kirche
zu Meifscn an das kgl. Ministerium des Innern gerichtete Ein-
gabe des Vereins vom lfi. September lN7.r> hat Veranlassung zu
Verhandlungen des Ministeriums mit dem evang.-luth. Landeskon-
sistoriunt gegeben. Letzteres hat mit Bedauern anerkannt, das»
bei diesem Restaitrationsbau einzelne Missgriffe, namentlich in
Betreff des östlichen Giebels und des äufseren Abputze*, unter-
gelaufen sind, während andere Beschwerdepunkte sich nicht, oder
doch nur theilweise als stichhaltig erwiesen haben.
Das kgl. Ministerium giebt hiervon dem Verein
und eronnet gleichzeitig (lemaelucn, uass es, um
Kunstverstolsen in Zukunft vorzubeugen und zur Erhaltung kunst-
historisch werthvoller Bauwerke in ihrer Integrität möglichst bei-
zutragen, im Sinne deä von dem Architekten-Verein gestellten
Antrages mit Erwägungen über Art, Form und Begrenzung eiuer
bezgl. staatlichen Vermittelung beschäftigt sei - eine Intention,
welcher auch das Landeskonsistorium sein aufrichtiges Interesse
zuwende. Bevor jedoch das königl. Ministerium sich schlüssig
machen will über die einer solchen Einrichtung zu gebende Or-
ganisation, ist demselben daran gelegen, eine Uebersicht des Be-
reiches zu haben, auf welchem dasselbe seineu kunstförderlichen
Eintlnss zur Geltung bringen soll ; der Verein wird ersucht, die-
jenigen Kunstdenkmaler Sachsens, welche ihm bekannt und nach
seiner Ansicht geeignet sind die Aufmerksamkeit der Begierung
auf sich zu ziehen, zu bezeichnen und dabei nach Befinden zu-
gleich zu Iteinerkeu, ob und welche Kenntniss Uber deren Alter,
jetzige Beschaffenheit, die Eigenthums- Verhältnisse etc. ihm etwa
beiwohne. Der Vereiu beschliefst, die Angelegenheit weiter zu
verfolgen, das nöthige Material z» sammeln und zur weiteren Bc-
rathung vorzubereiten. —
^ Dem Andenken des am 5.^ Mai d. J. verstorbenen und am
zur Erde bestatteten Vereinsmitgliedes, Architekt Lottermüser"
widmet der Vorsitzende herzliche Worte der Anerkennung.
Zur Vorbereitung der im Sommerhalbjahre zu
Exkursionen wird eine Kommission gebildet uud es werden in <
die Hrn. Dunger, Adam, Weidner und Fischbach gewählt. — lieber
die Vorbereitungen, welche das Lokat-Komite für die im Herbst
1878 in Dresden tagende III. General-Versammlung des Verbandes
getroffen hat, wird seitens des Hrn. Vorsitzenden Bericht erstattet
Zum Schluss erfolgen Erörterungen über die Aufstellung der
vom alten Hoftheater erhaltenen Giebelfelder und die Erhaltung
einiger kunsthistoriscli-denkwürdigen Decken im Schloss zu Nossen.
Abbrach von altem Stauerwerk. Die alte üb
gewordene Stadtkirche zu Malchow in Mecklenburg ist zv
demnächstiger Errichtung einet Amts-t ierirhtsßeb.iudes auf dieser
Stelle im Laufe dieses Winters abgebrochen worden. Das Ge-
bäude war 26,80™ laug, 10,20 ™ tief, 6,88» bis unter die Heiz-
decke hoch und in den Ringwänden aus 1,15™ starkem Ziegel-
mauerwerk konstniirt Dies letztere bildete ein nicht unbedeu-
tendes Werthobjekt, da die alten Mauersteine sehr guter Qualität
sintl und zufällig genau mit dem jetzigen Normalformat überein
stimmen, also beim Neubau des Gcrichtsgebäudes wieder sehi
stimmen,
heijuem zu verwenden sind. Das Mauerwerk ist etwa 100 Jahr
alt und in gutem, fest erhärteten Erdkalk-Mörtel aufgeführt.
Der Abbruch dieser Mauern wurde nun, da das Gebäude
nach allen Seiten frei steht, unter der Leitung des Zimmermeisters
Virck zu Malchow, wie folgt ausgeführt An den 4 Ecken des
Gebäudes wurde unter iheilweiser Mitbenutzung der dort vor-
handenen Fensteröffnungen je ein grölserer Mauerspalt in ganzer
Höhe der Mauern herausgebrochen, so dass also die beiden
Fronten und die beiden Giebelwände frei standen. Demnächst
wurden die weiter nach aufsen vortretenden Gesimse, namentlich
das Hauptgesims, soweit dies nicht bereits beim Abbruc h des
Daches geschehen war, in gewöhnlicher Weise abgenommen und
gleichzeitig wurde unmittelbar über den Fundamenten iu der
Aufsenfläche der Mauern in ganzer Länge derselben ein etwa
0,14™ hoher und 19"" tiefer Falz gestemmt, um das Ueberkippcu
der Mauern zu erleichtern. Im Innern der Kirche .wurden sodann
sehnig gegen den Obertheil der Mauer Steifhölzer angebracht, die
unten auf Zimmermanns-Schrauben standen, u. z. wurden für die
längeren Frontwände je 6 solcher Schrauben mit Streben erforder-
lich. Sobald die letzteren angebracht waren, erfolgte das An-
schrauben gleichmäßig durch 1 bis 2 Mann an jeder Schraube,
worauf nach etwa 1 '/,stündigem Schrauben der Umsturz der
Mauer nach aufsen erfolgte; der Schlug war ein so kräftiger,
dass der Strafsendamm theilweise um 20"" eingetrieben wurde.
Die Gewinnung von zur Wiederverwendung geeigneten Mauer-
steiuen stellte sich bei dieser Art des Abbruchs wesentlich ergie-
biger, als wenn dieselbe in gewohnlicher Weise gehandbabt wurden
wäre. Während nämlich beim Abbruch der Gesimse und beim
Ausbruch der erwähnten Mauerspalten höchstens die Hälfte aller
Steine ganz blieb, lösten sich beim Umsturz der Mauern die ein-
zelnen Lagerschichten von selbst und waren auch viele Steine
bereits in den Stofsfugen gelöst, so dass das Material im wesent-
lichen kartenblattähultch ausgebreitet war. Trotz des alten, gut
erhärteten Mörtels ist daher das Gesammt • Resultat, dem zufolge
auf das kbm Abbruch etwa 280 Steine gewonnen worden sind,
als ein äusserst günstiges zu betrachten. Dazu kommt, dass die
Abbruchs- Arbeit selbst wesentlich billiger sich stellte, da ein
eigentliches I.oshanen der Steine nur für den untersten (etwa lm
hohen) Theil des Mauersockels uöthig wurde; dieser umgekippte
aber beim Fall weniger erschütterte Mauertheil wurde schicht-
weise in den Lagcrttächcn mittels der Axt abgespalten und es
wurden sodann die Steine einzeln gelöst. Das sonst s.o schwierige
;oog
60
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
13. Februar 1878
und zeitraubende Ablosm des Kalkmörtel« und dos Heinigen der
Steine von demselben ergab sich gleichfalls als. wesentlich leichter.
Nach dem Vorstehenden kanu ich daher, wo die ( fertlirhkeit
dies gestattet, die hier zur Ausführung gebrachte Art des Allbruchs
massiver, stark erhärteter Mattem nur empfehlen.
Lau i. IL, den 24. Januar 1878.
K. Müschen, Baumeister.
Sprachliche Sünden der Techniker. Die kleine, unter
diesem Titel veröffentlichte Bemerkung in No. <>. S. 2»; u Hl.,
welche sich gegen den Gebraui-b der Itezeichnungen „laufendes",
„steigendes" und „fallendes" Meter richtete, hat nicht weniger
als ti unserer Leser in den verschiedensten (iauen Deutschlands
zu Gegenbemerkungen veranlasst, deren Inhalt wir an dieser
Stelle kurz zusammen zu fassen uns gestalten.
Ks wird, am Theil in sehr lebhafter und energischer Weise,
bestritten, dass jeue Bezeichnungen einerseits falsch, andrerseits
überflüssig seien.
In erster Beziehung wird es als ein gutes Hecht und als ein
besonderer Heiz der lehendigen Alltagssprarhe vertheidigt, einer
bildlichen Ausdnicksweise sich zu bedienen. Ks soll ein Akt
nnchtemsten Unverständnisses und anmaafslicher Schulmeisterei
sein, die Vorstellung, dass das Meter laufen, lalleu oder steigen
könne, zu verketzern, da man dorh eine Gallerie umlaufen, einen
Weg lallen oder steigen, ein Gesims ausladen lässt D. s. w. —
Indem wir in Frage stellen, ob jener harmlose und wühl gemeinte
Vorschlag des Hrn. J. zur Aufführung so schweren Geschützes
heraus forderte, möchten wir unsrerseits in aller Bescheidenheit
daran erinnern, dass es doch wohl einen Unterschied macht, ob
man jeue zwar zu keiner Kraftäufscmng befähigten, aber doch
durch eine solche hervor gerufenen Gegenstande als beseelt sich
vorstellt, oder ob man dies auf ein Maafs, also auf eine reine
Abstraktion, übertrügt. Ks liegt die Annahme sehr nah«,
dass dies bei jenen Bezeichnungen nicht einmal Absicht war.
sondern dass man die Vorstellung des Laufens, Fallens und
Steigens nur sprachlich mit der Maal'sgröfse, in Gedanken aher
stets mit dem gemessenen Gegenstände verbindet, so dass also
in der That die Analogie des „ledernen Handschuhmachers"
vorliegen würde. —
In zweiter Beziehung wird behauptet, dass der Gebrauch
jener oder doch ähnlicher Bezeichnungen in mehren bestimmten
Fallen durchaus nothwendig sei. So *. B. wird bei Veranschla-
gung bezw. Abnahme solcher Gegenstände, die man bald nach
dem Flächenmaafs, bald — unter Voraussetzung bestimmter
Höhen oder Breiten — allein nach dem Längenmaals berechnet
- für letzteren Fall eine besondere Hervorhebung der hezügl.
Annahme, wie sie die Bezeichnung „ I aufende Mete r* gewahrt,
für ganz unentbehrlich gehalten. Dasselbe soll für die Bemessung
der Wege im Gebirgslande gelten, deren wirkliche Länge, im
Gegensätze zu der auf der Karte eingetragenen Horizontal-Pro-
jektiou, als die „laufende Länge" bezeichnet zu werden pflegt.
- Die Einsender dieser Bemerkungen erkennen selbst an, dass
es hier nur um eine schärfere Betonung der bezgl. Annahmen
sich handelt, während sie auf das „Laufen"1 des Meters bezw.
der Länge an sich keinen besonderen Werth legen. Ks scheint
uns im 2. Fall die Bezeichnung „wirkliche Länge" einen allen
Altforderungen entsprechenden Krsatz zu bieten, wahrend es in
den Fällen der ersten Art wohl nicht schwer sein dürfte, durch
die ganze Fassung der bezgl. Anschlags- oder Rechnungs-Position
Zweifel auszuschließen, dass es um Meter und nicht um
Statistik der eidgen. polytechnischen Schale in Zürich
für 1876 77. Die Gesammtfrcquenz der Anstalt belief sich auf
7H) regelmiifsige Schüler und 277 Zuhörer. F.rstere vertheilen
sich nach ihrer Herkunft mit: 301 auf die Schweiz und 849
auf das Ausland; unter den letzteren befinden sich die Angehöri-
gen der österr. ■ ungarischen Monarchie mit 107 Studireudeu in
der relativen Mehrzahl und hier wiederum ist es l'ugarn mit den
Nebeulandschaften. welches zu diesem Kontingent des Auslandes
den überwiegenden Antheil von 78 Köpfen stellt. Vielleicht, dass
an dem durch diese Zahlen dokumentirten Hange der ungarischen
Studiretidcn zum Hinausgehen ins Ausland natürliche Neigung und
ungenügender Zustand der Bildungsanstalten der Heimath - diese
im engeren Sinne des Worts genommen — in etwa gleichem
Maafse betheiligt sind. Nächst Ungarn folgen in der Frequenz:
Italien mit 37, Bussland und Bolen mit 32, endlich die nordischen
Staaten Schweden-Norwegen und Danemark mit 27 Studireudeu.
Da fast sämmtliche Länder der Krde mit einer Mehrzahl von
Köpfen in Zürich vertreten sind, ho folgt, dass bei keiner einzigen
unter allen technischen Hochschulen der internationale Charakter
in so weit gehendem Umfange hervortritt, als dies zu Zürich
gegenwärtig der Fall ist.
Nach der Art der Studien zerfallen die Züricher SUidiren-
den in 253 Angehörige der (Bau-) Ingenieurschule, 157 der
mechanisch-technischen, 80 der chemisch-technischen Schule und
(nur) 38 der Bauschule. Die Schule für Fachlehrer war von 48,
die Forstschule von 39, die landwirthschaftliche Schule von 16
Hörern frequentirt, während der Vorkurs 7!> Schüler hatte.
In der Stärke des Lehrkörpers dürfte keine der be-
stehenden Anstalten sich mit Zürich messen können, da als
ordentliche Lehrer. Hnlfslehrer und Privatdozentcii nicht weniger
als 1)3 und als Assistenten nicht weniger als 18, mithin zusammen
111 Kräfte im Jahre 1876/77 thätig waren. Dieser relativ sehr
grofse Umfang des Lehrkörpers findet insbesondere in dem nahen
Zusammenhang, in welchem Polytechnikum und Unifcrsiiat in
Zürich zu einander stehen, seine Krklärung.
Einige Angaben aus der Schalstatistik. Folgende
Zahlen, durch welche die quantitative Bedeutung der Gymna&ial-
und Itealschul-Bilduug klar gelegt wird, dürften von Interesse sein:
Ks bestanden 1876 in I'reufsen 236 Gymnasien mit der
Schülerzahl 67 200 als Gesammtfrequenz (excl. derjenigen der
Vorschulen), 84 Realschulen 1. Ordnung mit der Schülerzahl 28 100.
Darnach bestehen als Prozentsätze der Gesammtzahl 70,5
bei den Gymnasial- und 29,5 bei den Realschulen 1. Ordnung.
Eine "nicht unliedeutende
ergiebt sich, wenn den Gvmuasien die
Realschulen l. Ordnung die Realschulen 2. urtlnung und die
höheren Bürgerschulen hinzu gerechnet werden. Ks war nun
die Zahl der Progymnasien 35 mit der Schülerzahl von 3980
und es betrugen bei den Bealschulen 2. Ordnung die analogen
Zahlen 18 und bezw. 5180, bei den höheren Bürgerschulen
93, hezw. 13 070 und wenn die hier'ängegebenen Frequeiizzahlcn
den oben aufgeführten beigefügt werden, so erhält man das fol-
gende für das Jahr 1876 geltende Bild der Verhältnisse:
Sc Ii ü J «f riabl. In Proicntcn.
Gvmnasien und Progymnasien .... 71 180 00,5
Realschulen 1. und '2. Ordnung nebst
höheren Bürgerschulen . . . . 46 350 39,5
= 117 5110 100
Diese Zahlen geben von einer beträchtlichen Verschiebung,
welche zu Gunsten der Bealscbulbildung und zu Ungunsten der
Gymnasialbildiuig in den letzten Jahren sich vollzogen hat,
Kenntniss, da für die Jahre 1868 und 1871 die prozentigen An-
theile nachfolgende gewesen sind:
1868: 1871:
Gymnasien und Progymnasien 68 63
Realschulen 1. u. 2. Ordn. u. höhere Bürgerschulen 32 37
— 100% lOOSj
Hiernach ist für jedes der in Rede befindlichen 8 Jahre bei der
relativen Frequenzziffer der preußischen Gymnasien eine relative
Abnahme von etwa 1%, bei der Frequenzxiffer der Realschulen
ine Zunahme von gleichem Betrage zu I
is-Inspektoi
Mitgliede
Personal- Nachrichten.
Preofsen.
Ernannt: Der Wege • Baurath Eduard Bokelberg zu
Hannover zum Geh. Regierungsrath. — Der Regierung«- Assessor
Franz Hammer, bisher Mitglied der Eisenb.-Direkt zu Hannover,
zum Vorsitzenden, und der bisher. Ober-Betriebs-Inspektor d.
BerL -Stettins! Eiseub. Ilasse zum
Hinterponimerschen Bahn in Stettin.
Versetzt; I>er Eisenbahn-Maschinenmeister Passauer von
Elberfeld nach Kassel.
Die Baumeister-Prüfung im Bauingenieurfache hat der
Bauführer Georg Schmedes aus Bentheim bestanden.
Die Bauführer-Prüfung für beide Fachrichtungen haben
bestanden: Heinrich Hinteln aus Paderborn, Hugo Prcjawa
aus Dwarischken Kr. Insterburg, Joseph Maas aus Lutzerath
Kegsbez. Koblenz, Louis Roseuherg aus Schloppe, Adolf Wulsch
aus Magdeburg, Walter Janensch aus Zamborst Kr. Neu-Stettin,
Franz Knau er aus Russ, Otto Uuger aus Zahna, Karl Kn gel-
hart aus Quedlinburg und Anton Khlert aus Koblenz. —
Brief- und Fragekasten.
Auf die in No. 10 u. Bl., S. 48 enthaltene Anmerkung, be-
treffend die Autorschaft der in der kunstgewerbl. Konkurrenz der
Berliner Bauansstellung mit dem 3. Preise ausgezeichneten Krone,
geht uns seitens der Fabrik der Hm. Schäfer * Hauschner
folgende Erklärung zu, mit der wir die bezflgl. Angelegenheit
als für uns abgeschlossen betrachten: „Wir haben jeder-
zeit besonderen Werth darauf gelegt, dass den Mitarbei-
tern au Krzetignisscu der Kunst-Industrie volles Recht wird.
Jenes Hecht ist auch in der Notiz, welche unter Mitwirkung des
damals noch im Zeichner-Atelier unserer Fabrik beschäftigten
Hrn. Szafranski abgefasst und an dem bezügl. Ausstellungs-
Objekt angebracht wurde, nach allen Richtungen hin gewahrt.
Der Wortlaut derselben ist nämlich folgender: „Kerzen-Krone in
natürlicher Bronze, ausgeführt unter persönlicher Leitung von
B. Hauschner ausgeführt von Schaefer « Hauschner, entworfen
im Atelier derselben vom Architekten F. Szafranski,
modellirt vom Bildhauer O. Lessing." (Wird bestätigt D. Red.)
Es bleibt uns unerfindlich, wie der Genannte hieran irgend
welche Reklamation knüpfen kann! — Im übrigen ist es ja selbst-
verständlich, dass — "wie alle Arbeiten unserer Fabrik — auch
diejenigen des Zeichner- Ateliers dem Einfluss und der Leitung
des Besitzers derselben unterworfen sind."
Hrn. W. in Berlin. Nur einem zufälligen '
ist in letzter Zeit bei Mittheilung der in den
Bauführer-Prüfungen erzielten Ergebnisse- die Fachrichtung der
Geprüften nicht angegeben worden. Wie Sie
werden, ijt hierin bereits Wandel geschaffen worden.
K. H <)- Krit.rh Unick: W. Mocr Uoft.ucMnicktrei. Urtlui.
•rla« »oii C»rl BceliU In
Für ait KtiUktioi. i
N». 14.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
Iii
lakalt: Vtbtt die Heb*»« i-ln»» KOMDkrnn t)«mpf»<-hlltm. (HtMum.) —
Zur Kr, ii-.it- Mi an Km Inn! Lara«. (SVWim» ) — M lltl>*f lun(#n »u» Vereinen:
|lr.-.dciwr Arrhilee.l*n- Verein. — 0«qir»«M«-h*r Ingealeur- and ArrnlU-ktenVwHn.
- K». Bltll.f.l.r: VwirfrhnU. der 1« der Red»ktion d III «.«^t«
uruere« trrhalerbeu Werke. (HorUeUunf,. ) — Brief- on.l KiiclMlt«
Ueber die Hebung eines gesunkenen Dampfschiffes.
s war Vorsorge getroffen, das* dos Gelingen
des Werks auch unter den ungünstigsten Zu-
fälligkeiten, die sieh im Verlauf der Arbeilen
einstellen konnten, gesichert sei. Schwach-
liebe Versuche hatten eine Erschwerung der
Situation, ciue Verzögerung der Ausführung,
eine Vermehrung der Kosten und schliefsuch
das Zurückgehen auf das letzte Mittel, die Zerstörung des
Schiffes unter Wasser und Hebung der einzelnen Theile des-
selben, zur Folge haben können. Dies sollte unter allen Um-
standen vermieden werden, und es liedurfte dazu der An-
schaffung kräftiger HOlfsmittel und der Hereithaltung der
nöthigen Keservctheile.
Die Hcbczcuge, Maschinen und Utensilien, welche neu
beschafft wurden, bestanden insbesondere aus 17 Hebe-Prah-
men, 2 eisernen liebeluden von je 10O0z Tragkraft, 3 Kreisel-
pumpen, 2 Druckpumpen und 3 I>ikömohilen zum Betrieb
der Kreisel-, Druck- und Luftpumpen, sowie der Winden und
Krahne zum Heben der Kohlen u. s. w. Ketten wurden von der
Marine-Verwaltung entliehen und andere Apparate, darunter
ein schwimmeuder Dampfkrahn, fanden sich im Inveutariuin
der Wasserbau-Verwaltung vorrathig.
Vou den eigens für den Zweck gebauten 17 Hebe-
Prähmen dienten 1« — auf jeder Seite des Schiffes 8 —
für die Aufnahme der 32 Kettenenden von lf> Hebeketten;
der 17. Prahm war zur Reserve bestimmt. Da die Lftnga
des Schiffes 63 ■ betrug, so konnte jeder Prahm 7 ■ lang
werden, wobei auf 1 « Zwischenraum für die freie Bewegung
der Systeme gerechnet war. — Bei dem Gewicht des Schiffes
unter Wasser von 14 000 z und der Uebertragung desselben
auf 7 Prahmpaare hatte jeder Prahm 1UOO 2 aufzunehmen
und musste dafür an Deplacement 50 kbm erhalten. Bei 5 ■
Breite der I»rahme betrug die
SO
rj ? = ca. 1,5 m. Dazu
für das Gewicht des Prahms
einen Zug von 50
der Senkung des Wi
die Belastung durch Hebcgcräth und Menschen mach
Annahme) 0,ti5" und endlich für das Maafs der
iigen Hebung eine Tiefer-Ballastung von 1,00 "». Es
ergab sich hiermit die erforderliche Prahmhöhe zu 3,25 ■.
Die Ketten hatten bei gleichmäßiger Lastvertheilung
500 * auszuhalten; dieser Zug stieg mit
im Prahm f. d. ■« um 35 *
. 2 . 35 . 20 n _
bis auf ö = 700 «,
unter der Annahme, dass die Differenz der äufseren und
inneren geladenen Wasserlinie 2 ■ mehr betrug als die leere
Eintauchnng. Das Ketteneisen erhielt 45 n,ra Starke und die
Ringe wurden durch Stege verstärkt. —
Während der Monate September und Oktober 1875 mussten
die Arbeiten darauf lesehränkt bleiben, das Schiff so viel als
möglich zu entlasten. Dabei waren 3, zeitweise auch 4 Tau-
cher beschäftigt, von denen abwechselnd 2 zusammen arbei-
teten, um die unter Wasser lösbaren Theile der Schiffsaus-
rüstung, der Takelage und einen Thcil der Kohlcnladung zu
Iwrgen. Mittels einer tipferdtgen Dampfwindc wurden mehre
schwere Anker. Schiffsketten, Tauwerk, Rasen. Segel, Boote,
2 Dampfwinden u. s. w., sowie 232 kb™ Kohlen herauf gefördert.
Im darauf folgenden Frühjahr setzte man vom 24. April bis
s. Juni diese Arbeiten fort und förderte aufser einer Menge
von Ausrüstungs-Gegenst&nden noch 208 'z Kohlen zu Tage.
Unterdes" waren die Hebeprähme angelangt und ausge-
rüstet worden. Vom Bug bis zum Heck des Schiffes ordnete
man dieselben nach den Nummern I bis VIII und bezeichnete
alsdann diejenigen Stelleu an der auf festem Tbonboden auf-
liegenden Sehiffsw.mil, an denen die Henkelten unter das
Schiff gebracht werden sollten. Alsdann wurde vermittels
eines Spritzenschlauclus ein kräftiger Wasserstrahl auf diese
Stellen geführt, um den Boden aufzuweichen und fort zu
spülen, durch welches Mittel in kurzer Zeit genügend grofse
Oeffnungcn erzeugt wurden. Selbst da, wo das Schiff 2 m tief
eingeleitet lag, machte es keine Mühe, die Oeffnungen auf
diese Weise durchzutreiben.
Die nächste Aufgabe bestand darin, das Schiff wieder
auf den Kiel zu bringen. Diese Leistung wurde von ver-
Zwei auf
Prähmen stehende Hebeladen wirkten jede mit einer Zug-
kraft von 1000 z an Ketten, die man um die Sadlinge der
beiden Masten geschlungen hatte. In derselben Weise und
ebenfalls mit looo* wirkte ein Hebepralnn mit seinen
beiden Ketten, welclic in die beiden Augen eines Kanthakens
eingcsehakelt waren. Der Kanthaken wurde auf den Kiel
gehakt, um den die Drehung erfolgen sollte. Vier andere Zug-
kräfte wurden vom Ufer aus in Thätigkeit gesetzt : 4 Ketten.
aui »teneriioru-Beite
die Klüsen (Oeffnungen in
über dem Wasserspiegel) genommen und andererseits auf
die Blockhaken von 4 Flaschenzügen gebracht, wurden
durch 4 Dampfwinden angezogeu, welche an Flasrhenzügcti
arbeiteten, die auf die Gieuläufer der erstgenannten 4 Flaschen-
züge gesetzt waren. Die stehenden Gienblockc waren am
Ufer an 50"" starken eichenen Haltepfählcn festgesetzt.
Die Pfähle wurden nach dem Lande hin von schweren ein-
gegrabenen Ankern gelullten, nach dem Bohlwcrk hin waren
sie gegen eingegrabene lange Balken abgestrebt, welche den
Druck auf eine gröfsere Zahl der gut verankerten Gordungs-
pfähle vertheilten. Diese Festpunkte gewährtet) zwar hin-
reichende Sicherheit, nicht aber die Angriffspunkte an
Bord des Schiffes selbst, da Wer die Klüsen im Sc hanzkleide
nachgaben. Auf jeden Poller wirkte eine Kraft von 500*.
auf das Schiff kam also ein Zug von 4 . 500 — 2 otjo z an ca.
5 ■ langen Hebelarmen. — Endlich wurden auch noch die Prahm-
systeme II, III und VI zum Anlüften in Thätigkeit gesetzt.
Am Abend des 6. Juli wurden alle Kräfte gleichzeitig
zur Wirkung gebracht; von den Dampfwinden wurden
dabei 20 '" Läufertaue eingeholt und es erhoben sich die
Mästenden um 80 In der Hauptsache erfolgte die
Drehung um den Kiel, von dem Kanthaken aus. Es wurde
desbidb ein 2. und später noch ein 3. Kanthaken angesetzt.
Die Wirkung derselben zeigte sich sofort an dem Schlaffer-
werden der 4 nach dein Ufer gehenden Ketten und an den
beiden Mastketten, sobald die Pumpen bei den Kanthaken-
Prähmen in Bewegung kamen. Die Uferketten und die Ilebe-
laden hatten dann nur noch die Aufgabe, die Lage des Sc hiffes
zu stützen, wenn die Kanthaken-Prahme ihre Hebekraft verloren
hatten und nachgespannt werden mussten.
Die Hubhöhen wurden an den Mastenden gemessen, und
betrugen am 6. Juli SO"", am 7. Juli 220 »m, am 8. Juli
175"", am 9. Juli 335™ und am 10. Juli 2H0™.
Am 11. Juli wurden die Mastenden und der Schornstein
über Wasser sichtbar. Die Hebeladen wurden jetzt unwirk-
sam und deshalb abgenommen, und an ihrer Stelle die leiden
Uferketten, welche an den Polleru keinen genügenden Halt
fanden, an den Sadlingen befestigt, nachdem zuvor die Masten
gegen das Steuerbord-Schandcek abgesteift worden waren. —
Als das Schiff auf dem abschüssigen Grunde soweit berg-
an gerollt war, dass der Kiel zum Aufsetzen gekommen, hatten
die weiteren Bemühungen, eine Drehung herbei zu führen,
mir noch wenig Erfolg. Die Neigung des Schiffes gegen den
Horizont betrug in diesem Zustande 40". —
Am 17. Juli war der Zeitjainkt gekommen, um mit
allen Kräften die eigentliche Hebung zu beginnen. Am 1*,). Juli
hob sich das Schiff, von Ü Pralimsjstemen getragen, vom
Grunde ab und folgte dem Zuge der Uferketten, wodurch es
dem Bohlwerk um 3m näher gerüc kt wurde. Vorder- und
Hinter-Anker wurden ausgebracht, um zu verhüten, da3s durch
die Strömung eine Veränderung der I,age herbei geführt
werde. Iiis zum 27. Juli ging die Hebung und mit ihr die
Annäherung an das Bohlwerk glcicbmäfsig von Statten. Leider
verleiteten diese gnten Erfolge dazu, die beim Entleeren der
Prahme gebotene Vorsicht aufser Augen zu lassen, und es
ist so wiederholt vorgekommen, dass einzelne Prähme in einem
Zuge vollständig ausgepumpt worden sind und als Folge da-
von Kettenbrüche, Undichtigkeit der Prähme und Zeitverluste
sich eingestellt haben. Bei einem solchen Bruche ereignete
es sich, dass eiu Prahm vollständig bis über die Wasserdache
empor geschnellt wurde.
Am 3. August, als das Schiff auf 8m Tiefe in der
Schwebe lag, trieb os bei starker Ostbrise um 30™ nach
dem Lande zu.
35'
mit
Mit dem Vordersteven blieb es
25 m vom Bohlwerk cutfernt,
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No. 14.
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Die üackl>ord-Frähme, mit Ausnahme von zweien, welche
Theile des Hochdecks berührten, schwammen frei Ober ihren
Angriffspunkten . die Steuerbord-Prahme setzten aber schon
auf die Schiffswand auf. Dieser Umstand war günstig, um
das Schiff weiter aufzurichten. Die Bodenventile der Stcuer-
bord-Prähnie wurdeu geöffnet, und es waren als Folge davon
nach 2 Stunden die Prahme um 50"", das Schiff um 30»"
herunter gegangen; letzteres hatte sich dabei aber der auf-
rechten Stellung um 13° genähert. Am IB. August wurde
dasselbe Verfahren mit demselben günstigen Erfolge wieder-
holt; die gesummte senkrechte Hebung betrug 5,92» Ks
konnten nunmehr mit Hälfe ausgehängter Keibhölzer die
Backbord-Prähme an die Schiffswand sieber angelegt werden,
so dass jetzt die sämmt liehen Prähme und das Schiff zu
einem festen System vereinigt waren.
Am 11. August kam das Yordertbeil des Schiffes so hoch
aus dem Wasser hervor, dass die vordere Ankerkette um das
Pumpspill genommen und eingewunden werden konnte. Am
14. August wurde der vordere, circa 30 kb" fassende Ballast-
Tank ausgepumpt und nach angestrengter und gefahrvoller
Arbeit abgedichtet. Bis zum 17. August betrug die Hebung
7,32 ™.
Die gröfsere Kreiselpumpe förderte 4. die kleinere 2 klira
Wasser in der Minute. Der Fassungsraum der Prahme betrug
200 kb". Die Pumpen dienten nicht nur zum Entleeren,
sondern auch zum Fallen der Prähme, weil die Füllung durch
die ßoileuvcntile allein den verhältnissmäfsig zu langen Zeit-
raum von etwa I Stunden in Anspruch genommen hätte.
Ein Versuch, das Wasser aus der Iliuterkajütc zu ent-
fernen, nachdem die Fenster durch Taucher gcschlosssen und
gedichtet waren, hatte erst dann einigen Erfolg, als das Hinter-
Iheil des Schiffes so weit gehoben war, um einige weitere
Ih'chtungsarbeiten durch Zimmerleute ausführen zu können.
Erst jetzt gelang es. mit 3 Kreiselpumpen den Wi
um 50 zu senken und dadurch das Hinterende des
um 10 - herauf zu bringen. Da aber die Wasserhaltung nicht
kräftig genug war, um mehr zu erreichen, so wurden am
21. August noch 2 Pumi>en des Bergungsschiffes „Seqiiens"
zu Hülfe genommen und dann binnen 1 Stunde das Wasser
aus dem Hinterschiff und aus der Kajüte entfernt. Das
Schiff stieg hinten um 1,50 m und konnte dem Bohlwerke so
nahe geführt werden, dass zwischen diesem und den lang-
seits liegenden Prähmen, nur noch der nöthige Zwischenraum
vou 3 ■ verblieb. Es war unmöglich, bei dieser raschen Be-
wegung «lie mittleren Prähme schleunig genug nach zu spannen
um zum Mittragen zu bringen, und so gcscliah es, dass auf
das vordere IYahmpaar ein zu starker Druck übertragen
wurde, der beide Ketten zum Brechen brachte und (las
Schiff sich mit dem Kiel vorn auf den Grund aufsetzen liess.
Am Tunnel der Schraubenwelle und an den Ballast-Tanks
zeigten sich zahlreiche Leckstellen: nachdem man dieselben
gedichtet und ebenso im Maschinenraum einen Leck nach
dem andern abgestopft hatte, konnte die Mitwirkung des
„Seuuens" entbehrt werden. 2 Kreiselpumpen arbeiteten im
Maschinenraum, die dritte im Hinterraum, wo mit dem Sinken
des Wasserspiegels die Kohlen gelöscht wurdeu.
Am 28. Aug. waren die Kessel für die Dampfwindewerke
mit der zugehörigen Pumpe aus dem einhüllenden Kohlen-
schlamm heraus geltoben, auch die beiden Donk)* waren so
weit ausgegraben und in betriebsfähigen Zustand gebracht,
dass sie zum Auspumpen der Schiffsräume mit benutzt werden
konnten. Diese Arbeit war eine überaus anstrengende.
Umhertreibende Polsterhaarc und Putzbaumwolle verstopften
die Siebe vor den Saugeköpfen und verursachten vielfache
Betriebsstörungen, zumal nach erfolgter Reinigung der Siebe
und der Bodenventile das Anfüllen der zum Theil abgelaufenen
Schlauche bei 7,5 » Saughöbe immer einen längeren Zeitraum
erforderte. Um dieses Anfüllen, welches zwar von der Maschine
aus geschah, weniger zeitraubend zu machen, wurde ein höheres
Steigerohr aufgesetzt. Ein Versagen der Pumpen kam als-
dann nicht weiter vor, nachdem noch einige Zentner Putz-
baumwolle aus dem Maschinenraum herauf geschafft waren.
Am 30. August lag das Hinterschiff nur noch 1 ■ tief
und es ragte die Schraubenwelle aus dein Wasser hervor.
Aus dem Hinterraum waren ca. 100 kb™ Kohlen gehohen,
welche meist an Backbord - Seite gelegen hatten. Auch
der Buckbord - Kohlenbunker und der Achter - Ballast - Tank
waren geleert, aber alle diese Entlastungen hatten eine Ver-
änderung in der SchieHage des Schiffes nicht bewirkt. Es
wurden jetzt die Prahm -Sj steine II, III. IV nachgesetzt und
dadurch ein weiteres Aufkanten um 15a bewirkt, wonach die
Seitenneigung des Schiffes noch 9" lietrug.
Am 31. Aug. konnte von dem grofsen Leck am Backbord-
Bug geuaues Maafs genommen werden. Dieser Leck hatte
die Form eines Dreiecks von 4- Höhe und 1.4» Basis am
Schandeck ; zur Dichtung wurde eine 4 «" starke Tafel von
doppelter Brcttlage angefertigt
Nach dem Brechen der Ketten des I. Systems war das
Vorderschiff so tief hinunter gegangen, dass die Vorderpiek
sich wieder mit Wasser gefüllt hatte. Dieser Raum wurde
geleert, nachdem um den \orderen Luksüll ein Kasten auf-
gezimmert war. Das Selnff hob sich dabei um 30»" und
Zur Erinnerung an Richard Lucae.
Vou seiner Heise zurückgekehrt, ward Lucae vor die Alternative
gestellt, sich dem Staatsdienst zu widmen oder als Privat-Architekt
frei und iingebundeu sich mit seinem Können durchs Lehen
durch zu schlagen. Die Zeit war noch nicht da, wo die Kunst als
berechtigter Kaktor im .Staatsorganismus eine Stelle fand. Noch
war das Verständnis* dafür nicht heran gereift, dass auch der
frei schaffende Künstler, ohne ihn seiner Hemisphäre zu ent-
reißen, tbatig sein müsse für die Gestaltung der grofsen bau-
lichen Antraben des Staates. Allerdings hatte Schinkel vermöge
seines mächtigen (ienins die Kunst im Staate weit über das
„Jien, was bis dahin der .Haubedieustete"
vermochte. Mit der Macht seines Geistes, umgeben von einer
Schaar gleichgesinnter Schüler, haue er es fertig gebracht, die
Stellung des Beamten mit der des Künstlers zu schönster
Leistungsfähigkeit zu vereinen. l>ies war möglich in einer Zeit,
wo der Staat, erschöpft durch schwere Kriege, langsam die Mittel
gewann, für einzelne wenige Bauausführungen über das Maafs des
Allernothwendigsten binans zu greifen. Durch das heranreifende
Verständnis« wuchs das Hedürfnias, die Ansprüche häuften sich,
die Last büreaukratiseker Arbeit wuchs riesenschnell und aus
dem Hauheamten im Sinne Schinkefscher Autfassimg wurde bald,
mit wenigen glücklichen Ausnahmen, ein Mann, bei welchem auch
die sprudelndste geistige Kraft, der beste Wille erlahmen musste
unter dem stetigen täglichen Druck der Amtsgeschäfte. Dazu
kam die straffe Zentralisation, bei der selbst einzelne, trotz-
dem emportreibende Itlütben der revidirenden Leder rettungslos
verfielen. — So etwa verkörperte sich in unseres Freundes Seele
die Vorstellung von den Lreuden, welche seiner im Staatsdienst
es da zweifelhaft bleiben, dass ein Mann wie
n Lebenaschiff lieber dem ungewissen Treiben
rAiii^n 1 1 ic T*7ii irrü t in xu h um
Die Stürme der Zeit nach 1848 waren nicht
geeignet, im Staate das Kunstleben zu fördern, obgleich ein
kunstsinniger Monarch in Friedrich Wilhelm IV. an der Spitze
stand. Ks fehlte an grofsen Monumentalbauten und persönliche
Liebhabereien des Königs konnten nicht genügen, um die vor-
handenen künstlerischen Kräfte zu beschäftigen. So hatten
sich diese mit Fleifs und Freudigkeit den kleineren Aufgaben
des Familienhause* zugewendet K* entstand in Berlin jene
Fülle reizender Privathäuser. bei welchen das liebevollste Ein-
gehen auf die Bedürfnisse der Familie mit der Gewohnheit und
Lebung. .dies künstlerisch zu gestalten, sich verband. Wir be-
sitzen hierdurch aus jener Zeit ganze Strafsen von Villeuanlagen,
wie sie keine Stadt der Welt aufzuweisen hat. Die Aussicht,
gerade hierin vorläufig ein Feld der Thatigkcit zu finden, musste
für Bichard Lucae bei geinen vielfachen Familien-Bekanntschaften
erst recht bestimmend werden. Aus dieser Periode seines Le-
eine Anzahl von meistens ausgeführten Entwürfen,
ier an den Wanden sehen. Ich nenne unter andern
schon früheren gothischen Grabkapelle für eine
in Pommern nur das Soltimum'sche Haus in der Hollmann-
straJ'se, ein Grabdenkmal für die FamilieSchemionek, einvillenartiges
Wohnhaus für seinen Bruder, Professor an der Universität in
Marburg, in einfachen gothischen Formen, eine Villa für einen Herrn
Priefs in Hostock, ein Grabdenkmal für die Familie Wngner.
Ausserdem bot sich ihm Gelegenheit zur Lehrthätigkeit auf
der Bauakademie, wo er als Assistent für den Unterricht im Um-
werfen Michaelis 11*59 eintrat. Dies (iebiet entsprach so recht
eigentlich seiner Neigung. Man kann ihn mit Hecht einen ge-
borenen Ivehrer nennen. Seine Begeisterung für die Kunst, die
Ausgiebigkeit in Gedanken und Wort, die anmulhig scherzende
Art, die dem Schüler auch die Lust zu schwierigen und mühe-
vollen Arbeiten rege erhält, das freundliche Kitigebeu auf die
personlichen Eigenschaften - dies Alles machte ihn bald zu einem
der beliebtesten Lehrer. Lnd auch er fand in dem steten Um-
gang mit der frischen Jugend eine Quelle dauernder Freude.
Wie er selbst über diese Seite seines Berufs dachte, lehrt die
folgende kleine Geschichte: Als er in den letzten Jahren mit
Titel und Würden in rascher Folge reichlich belohnt war. fragte
ihn ein Handwerksmeister, wie er ihn eigentlich zu titulireu habe.
„Nennen Sie mich wie Sie wollen, es ist mir ganz egal", antwor-
tete er scherzend, dann aber ernst werdend, fuhr er fort: „ Nennen
Sie mich Herr Professor, denn auf den Professor bin ich stolz
und so Gott will, bleib ich es bis an mein Lebensende." Und
treulich bat er Wort gehalten.
1H Jahre mühevoller aber stets freudig gegebener Lehrarbeit
hat er der Bauakademie und ihren Studirendeu geboten. Diese
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nachdem am 1. Sept. das L System wieder in Thätigkeit
Besetzt war. um weitere HO «-. Nunmehr wurden die Prahtn-
systeme 1. II. III. IV nachgesetzt und die erwähnte Tafel,
mit einem Wergtau versehen, vor die Oeffnung gebracht und
angezogen. Ks war dann möglich, da* Yordersclüff innerhalb
3-7« Stunden zu lichten, da die Tafel rollkommen dicht hielt.
Wahrend des Pum|iens neigte sich das Schiff wieder bis zu
3ti", weil circa 400 kb™ Kohlen, welche im Vorderraum meist
au Backbord lagen, Ober Wasser gekommen waren. Zum
Heben dieser Kohlen war die Dampfwinde auf ihren früheren
Platz, hinter dem Fockmast, wieder aufgestellt und in Betrieb
gesetzt wordeu. Eine 2. Winde arbeitete von einem laugseits
gelegten Prahme aus. Nach 3 Tagen waren die Kohlen
gelöscht nnd es schwamm das Schiff alsdann vom 3 ra, hinten
1,5- tief.
Die tiefste Stelle des Lecks lag IUS5 » Ober Wasser :
der Boden des Schiffes war unversehrt und nur die Backbord-
Seite, an der sich Einbiegungen und RippenbrOche Ober der
Wasserlinie zeigten, hatte gelitten. —
Die eigentliche Aufgabe, das Fahrwasser zu räumen, war
nun gelöst. Ks kam noch darauf an, das gehobene Fahrzeug
uothdürftig wieder herzustellen. — Die arbeitenden Theilc der
Maschine konnten nur wenig gelitten haben, da die Maschine
bis zum Untergange in Betrieb und darum gut geölt gewesen
war. Sie wurde gereinigt und mit der vorhandenen Dreh-
vorrichtung mehrmals gedreht, nachdem zuvor Schieber.
Ventile und Kager tüchtig eingeölt worden waren. Der Ober-
flächen-Kondensator hielt die Druckprobe gut aus. Der Dampf-
kessel, welcher nach Backbordseite übergewichen war. wurde
mit hydraulischen Pressen ia seine I^ge zurück gebracht. Die
Reparaturen an einigen gebogenen und zerbrochenen Röhren
waren bald ausgeführt; einzelne Maschincntheilc , Hähne.
Rohrstücke etc. wurden aufgefunden, nachdem der Schlamm
auf dem Boden mit Spritzen aufgerührt, dünnflüssig gemacht
und ausgepumpt worden war.
Am 13. September probirte man die Maschine: dieselbe
arbeitete ganz vorzüglich und so ruhig, als ob sie fortdauernd
in guter Behandlung gewesen wäre. Ks wurde jetzt die Aus-
rüstung und das Inveutarium wieder an Bord gebracht und am
23. Sept. legte das Schiff, unter eignem Dampf, mich dem
neuen Bohlwcrk unterhalb Swinemünde. —
Die Hebung ist in 155 Arbeitstagen ausgeführt worden
und es kommen davon auf:
1) die Hebung von Kohlen .... 80 Tage
2) Unterbringen der Hebekctlen . . 12 „
H) Zurüstung zum Aufkanten ... Ii „
4) ilas Aufkanten bis zu 40" Neigung 13
5) desgleichen bis zur aufrechten
Stellung und die Hebung selbst . . 44 „
Dass während dieser ganzen Zeit ein Verlust von
Mcuscheulcben verhütet worden ist, ülierhaupt niemand bei
der Keistung zu Schaden gekommen ist, ist der grol'scn Umsicht
zu danken, mit welcher die mitunter gefahrvollen Arbeiten
ausgeführt sind. Hierauf legte der Vortragende besonderen
Werth. Kr gedachte deshalb mit lobeuder Anerkennung des
Maschinenmeisters Zander, dein er die ständige und spezielle
Aufsicht Obertragen hatte, und der es verstanden habe, mit
Hingebung und Ausdauer und mit vielem Geschick die Arbeiten
zu leiten.
Die Hebungskost eu haben betragen:
1) für 17 Hebeprähme . . . 7(5 000 M.
2) für maschinelle Hinrichtungen 24 00t) r . r
3) für verschiedene Materialien .15 000 „ ( lD0UUU
4) für Arbeitslöhne . . . . 50 000 ,
Aus dem Verkauf der geborgenen Kohlen, der Prahme,
der Maschinen und des übrigen, für den Zweck angekauften
Inventars ergab sich ein Krlös von 50 000 M. und es wurde
der Verkaufswerth des Schiffes in dem Zustande nach der
Hebung auf mindestens 184 000 M. abgescliätzt.
Mittheilungen
Dresdener Architekten -Verein. Auszug ans den Proto-
nm Jahre 1877. (Fortaetxung).
Wahrend des Sommer-Halbjahre» konzeutrirte sich der Haupt-
Üieil des Vereinslcbens in den Exkursionen, deren 8 staufanden
und aber welche hier zunächst im Zusammenhange berichtet
werden soll. -
1) Besichtigung der Frauenkirche und der Albert-
Krdcke am 7. Juni. Im Innern der Kirche, an der Stelle, wn
aus Vereinen.
! Georg Bahr, 173H in Fnlge eines Sturzes vom Gerüst sein sorgen-
volles Leben endete, gab zunächst Hr. Architekt Steche eine
kurze Geschichte des Baues und imbesondere der vielfachen An-
fechtungen nnd Widerwärtigkeiten, die Bahr bezüglich der Durch-
führung seines Kuppelprojcktcs zu erdulden hatte. Der Besich-
tigung des Inneren folgte eine Besteigung der beiden Kuppeln,
deren fein durchdachte Konstruktion und Ausführung bei Laien
wie Fachkundigen immer und immer Entzücken erregt Die obere
' aus Steinpfeilern und Holzkuppel, ist nicht
Lehrthätigkeil ging Hand in Hand mit stetiger, wenn auch nicht
großer Baupraxis. Kr war sich wohl bewusst, dass für den
Lehrer der Architektur es unumgänglich nothwendig sei, selbst
die nöthige Frische und Anregung aus der Berührung mit dem
"[tischen Leben des Bauplatzes und der Werkstatt zu finden
so in steter Fühlung zu bleiben mit den gesteigerten tech-
uud künstlerischen Forderungen der Zeit. Mit Begeiste-
rung ergriff er daher die Gelegenheit, für den Siegeseinzug IBM
und 1871 mitwirken zu dürfen. Die Ausschmückung der städti-
schen Turnhalle und die Errichtung eines Festsaales daneben,
die Dekoration des Halleschen Thores mit der mächtigen Berolina,
welche den heimkehrenden Herrscher und sein siegreiches Heer
zuerst begrilfst«, dann der Kanonenberg mit der Victoria am Leip-
ziger Thore, sie zeugten von seinem Talent auch für solche flüch-
tigen Kinder der schaffenden Kunst. Sehr erfreulich war ihm
18t>7 der Auftrag des damaligen Erbprinzen von Meiningen, einen
Entwurf zum Neubau für ein Schloss in Altenstein zn machen.
Er hatte dabei noch das Vergnügen, die Art und die Formen
des Hnf'lebens kennen zu lernen. «Ein gefährliches I'arqnet war
dies für mich", bemerkte er oft lachend, wenn er uns die kleinen
Verstöfse gegen die Hofctii|uette, welche ihm in seiner unbefan-
genen Art begegnet warm, erzählte. Durch die reizende Art, in
der dies geschah, trug es nur bei, den jugendfrischen Künstler
dem Erbprinzen werther zu machen.
An diesen Entwurf schloss sich ein anderer für eine kleine
Kirchhotsanlage für Altenstein. Es folgen die Villa Henschel in
Kassel, in ausgezeichneter Lage unter prächtigen Laubbäumen
am steilen Uferrande der Fulda, in mächtigen Terrassen und
Treppenaulagen zu ihr hinab steigend. Sodann die Villa Heckmann
hier in Berlin und eine ähnliche Anlage für Lucius in Erfurt. Für
Professor Griesinger ein Grabdenkmal auf dem Matthäikirchhofe
iu Form einer antiken Stele mit dem Marmorrelief des Verstor-
benen nnd zierlichem eisernen Gitter. Eine Villa für Dr. Wolf
in Schlangcnbad — alle in dem schon vorhin angedeuteten
Hellenisch -Schinkel'schen Geiste.
In ausgedehntester Weise pflegte er einen geselligen Verkehr
mit Männern und Vereinen der verschiedensten Art. Die ihm eigene
Galle, einer Biene gleich aus dem Blühen und Treiben des
menschlichen Geistes das Schone fast spielend heraus zu saugen,
als köstlichen Honig in sich zu verarbeiten und Andern mit glei-
cher Lust wieder zuzutragen: diese selbstlose Art im Geben und
Nehmen ist eiu weiterer Grundzug seines Charakters und ver-
körperte in ihm den Begriff vollendetster Liebenswürdigkeit. Das
Bedürfniss nach dieser war ihm. wie man zu sagen pflegt, zur
zweiten Natur geworden und war die Quelle jenes neidlosen
Wohlwollens, welches er Allen, die mit ihm in Berührung kamen,
so gern entgegen trug. Konnte es da anders sein, als dass ihm
ein fast Ubergrorser Kreis von Freunden zugeführt wurde. Wie
ungern wurde er vennisst in jenem poetisch-litterarischen Verein,
welcher sich „Rüt Ii" nannte und an jedem Sonnabend Nachmittag
sich versammelte, um Umschau zu halten über das, was die Woche
gebracht, oder was die Mitglieder selber geschaffen. Bier war
er das Bindeglied, welches die mehr ideale Welt der Genossen
mit der des realen Lebens vermittelte: er selbst aber tauschte
dafür ein jene Vollendung des Vortrags, die er tiberall und mit
fast gleicher Meisterschaft zu gelten vermochte. Ebenso war es
in der „Montags-Gesellschaft", jenem ausgewählten Zirkel
höherer Militärs und ausgezeichneter Männer des Staatsdienstes,
wo nach den Mühen des Tages der geistreiche jüngere Mann die
Unterhaltung in willkommenster Weise beleben half. Wie freuten
auch wir uns in unserem Verein, wenn bei nnsern Sonnabend-
Sitzungen Richard Lucae nicht fehlte. Ein Gleiches galt von dem
-Kunstverein'', dessen Vorsitzender er war, dem .Eisen-
bahn-"*, dem „Künstlerverein", dem Verein für „Gewcrbc-
fl e i f s " . anderer Vereinigungen nicht zu gedenken. Bei solchem durch -
Verkehr entwickelte sich die ihm eigene Natur-Anlage
Unheil ward geläutert durch die langjährige Uebuug. durch viel-
fache Reisen nach England und Frankreich, nach Wien und in
das übrige Deutschland, vor allem aber nach Italien, das er
mit unserm Strack, mit Eggers und Lobke noch viermal durch-
streifte. Bald war iu ihm die Ueberzcugung heran gereift, dass
die Formenstrenge des hellenischen Klassizismus nicht ausreiche
als Ausdrucksmittel für das Kunstempfinden unserer nordischen
Welt, dass eine andere Sonne, ein anderes Klima, mit ihnen ein
anderer Charakter der Landschaft und ein anderes Material eine
stärkere Betonung des Reliefs, eine gröfsere Steigerung der
Massen und mehr Lichtbedürfniss erfordern. Dazu hatte bei uns
das lieifsige Studium der Gothik und die Meisterschaft, welch«
ganze Schulen in der Wiederlielebung dieser Rinthe mittelalter-
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No. 14.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
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nach Bähr's Plan; sie wurde 1743 aufgesetzt- Den Schluss der
Wanderung bildete ein Besuch der Katakoml>en, in denen die ir-
dischen Ucberreate des Krbauers der Kirche und »ein 1H54 von
dem ehemaligen Johanniskirehhof hierher versetzter Grabstein sich
befinden.
An der iro Kau begriffenen dritten Klhbrücke ( Alhertbnicke)
wurden unter Führung ihres Krbauers, Oberingenieur Manck,
die in Ausführung befindlichen Wölhungsarlteiten der linksseitigen
Strombögen von 31 m Spannweite und dercu Wölbgcrflste in Augen-
schein genommen. —
2) Exkursion nach Altencelle, Nossen uud Meifsen
um 28. Juni 1877. Vom Kloster Zelle, 11U2 von Markgraf Otto
dem Reichen gestiftet und 1175 als Abzweigung von Schulpforta
als erste» Meißnisches Kloster eingeweiht, später zum I'uterscbied
von Neu- und Blasien-Zelle „Altzelle" genannt, haben sich nur
noch wenige Keste der ursprünglich großartigen Anlage und
Ausstattung erhalten. Von der Kirche, welche die Grabstätten
mark gräflicher Fürsten beherbergte, zeugt nur noch eine unter
Friedrich August dem tierechten auf den Fundamenten des < hores
der ehemaligen Klosterkirche dürftig aufgebaute, mit einigen Grab-
steinen ausgestaltete Kapelle und ein Theil des wahrscheinlich ur-
sprünglichen Hauptportals mit den beiden Seiten-Eingängen. Von
den übrigen Bauten sind das Winter-Refektorium und die frühere
Apotheke die einzigen, jetzt uoch erhaltenen Ueberreste. Erateres
enthielt zu ebener Erde die jetzt in Leipzig befindliche kostbare
Bibliothek und das Archiv, im oberen Stockwerk einen Speisesaal :
jetzt ist derselbe als Köruerbodcn und der untere Raum als Kuh-
stall benutzt. Letzterer Raum ist überwölbt und in der Mitte
durch eine Säulen Stellung mit naturalistisch gebildeten romanischen
Kapitellun getheilt Die mannichfachen Architektur-Fragmente,
welche im Garten zerstreut aufgestellt sind, bissen ahnen, welch'
reiche Gestaltung die Anlage hatte. Halb verschüttet, aber noch
in seiner ganzen Mächtigkeit steht das alte romanische Eingangs-
thor des Klosters; weder elementare noch, menschliche Gewalten
haben es bisher zu stürzen gewagt und vermocht.
Höchst malerisch, namentlich mit schien Substruktionen au
der Ostseite, prasentirt sich Schloss Nossen. 1315 von Witigo
von Meifsen als bischöflicher Sitz errichtet, wurde es spater
unter wechaeldem Besitz vergröfsert, und nachdem es an den
Landesherrn gefallen, 15M von Kurfürst August fast neu gebaut.
Aus dieser Zeit mögen auch wohl die zwei mit ornamentaler
Malerei versehenen, höchst interessanten Holzdecke u stammen,
welche leider in sehr traurigem Zustande im östlichen TheUe des
Schlosses noch vorhanden sind. Die schönen, dem 13. Jahr-
hundert angehörigen Portale an der Kirche sind unter Kurfürst
August dem Sommer-Refektorium und Gästehaus von Altzelle ent-
nommen und hier aufgestellt worden.
In Meifsen, wo Hr. Bezirksbmstr. Freudenberg den Führer
machte, war zum wiederholten Male das Stammschloss des
sächsischen Herrscherhauses, dieser prachtige Bau des 15. Jahr-
hunderts, das Ziel der Wanderung. Die Restaurations-Arheiten im
Innern der Burg sind bis auf die malerische Ausschmückung
vollendet Sechs Künstler sind eifrig beschäftigt, verschiedene
Räume und Säle, wie den Kirchen-, Wappen-, Tafelsaal, die Raths-
stube u. a.. mit Fresken aus der Geschichte des Albertinischen
Fürstenhauses und speziell der Burg zu zieren. Die Durchführung
in geplanter Weise wird der Burg, entsprechend dem Acufseren,
auch ein würdiges Innere verleihen um! ihr den früheren Rang
unter den mittelalterlichen Bauten wieder einräumen. — Im Schloss-
hof hat das Standbild des Erbauers der Burg, Albrecht des Be-
herzten, Aufstellung gefunden. — Unter Führung und Erläuterung
des Hrn. Architekt Steche wurden schließlich noch einige inter-
ressante Giebelhäuser und Portale, deren Meifsen ja in mannich-
facher Art und grober Zahl besitzt, so u. a. das zierliche Löwen-
thor, besichtigt -
3) Besichtigung des Palais Kap-herr, Parkstrasse 7
in Dresden. Die Führung der zahlreichen Versammlung erfolgte
durch Hrn. Architekt Schreiber, von dem Entwurf und Aus-
führuug des Gebäudes herrühren. Es war Wunsch des Bauherrn,
dass die Wohnräume dereinzelnen Familienmitglieder im Erdgeschoss
und von einander getrennt augelegt werden sollten; dies hat der
Architekt durch zwei parallel mit der Hauptfront des Gebäudes
laufende Korridore zu erreichen gesucht Der Eingang liegt an
der Vorderfront unter einer Vorhalle. Durch ein reich mit natür-
lichen und künstlichen Steinen ausgestattetes Entree gelangt man
von hier in ein durch Oberlicht erhelltes Vestibül. Eine breite,
imposante Treppe, die sich auf dem ersten Buheplatz in 2 Arme
theilt, führt von hier nach den im ersten Stock gelegenen, mit
großem Luxus ausgestatteten Festrannten. Die Räume des Erdge-
schosses entsprochen in Anlage und Ausfüllung der Einrichtung eines
feinen herrschaftlichen Hauses. Einen Glanzpunkt bildet das mit
Holzplafonds, Wandtäfelung und reichem Kamin versehene, zu
einem höchst behaglichen Aufenthalt gestaltete Arbeitszimmer
des Herrn. —
4) Die Besichtigung des neuen Annenfriedhofs in
Löbtau und des Schlosses Altfrauken am 26. Juli fand in
Bezug auf das erste Objekt unter Führung des Hrn. Baumeister
Wimmer, des Architekten der Kirchhofanlage, statt. Abweichend
Friedhöfen ist hier nicht Mos den
rein praktischen Bedürfnissen, sondern auch ästhetischen An-
forderungen Rechnung getragen worden. Ein Vorhof, der durch
das Terrain geboten, von der Straße aus sanft ansteigt, vermittelt
den Uebergang zu dem hinter den Bauten liegenden Friedhofe.
In der Langenaxe desselben liegt die von außen durch Portikus
und Kuppel sich kennzeichnende Parentationshalle. Vor ihr be-
findet sich ein Vestibül, welches zugleich als Warteraum für die
Leidtragenden dient und von welchem aus man rechts und links
nach den Zimmern des Geistlichen, der Leidtragenden, der Sarg-
trager, der Expedition des Inspektors und den zwei Durchfahrten
gelangt. An diese stußen in der Queraxe die beiden mit je 12 Zellen
für Verstorbene versehenen Leichenballen. Die Fenster derselben
sind durch die, den Hof von zwei Seiten tlankirenden Arkaden
für erbliche Familiengrüfte den Augen des Eintretenden ent-
zogen. Die ernst gehaltene Architektur, die namentlich an den
licher Ktinst erreicht das Verständnis* für die Reinheit der Kon-
struktion und für die Anwendung echten Materials gefördert
Auch Richard Lucae konnte sirb bei seinem offenen Auge dem
nicht verschließen und wir sehen die Früchte an einer ga
Die Villa Joachim in der Beethovenstraße mit der geistreich
tark zurück spriugenden Ecke und sich vorschiebenden
Seiten-Ingeln ein größeres Vorgartchen gewahrend, die Villa
KdttC* von vornehmstem Charakter, das Haus für den Maler
v. Heyden und für den eigenen Bruder am Lützowplatz, der Er-
weiterungsbau für Villa Siemens in ( harlottenburg. zwei Krieger-
Denkmaler in Rostock und Posen, die Schlosser Rauzien in Pommern
und für Hrn. Koni l>ei Baslau legen von dieser Entwicklung
ein beredtes Zeugniss ab.
Die Zeit größerer architektonischer Wettkampfe war gleichzeitig
hereingebrochen. Bei ihnen betheiligte er sich wenig — frühere
Konkurrenzen für das Rathhaus in München und die Kunsthalle
zu Hamburg ausgenommen — und wohl besonders deshalb, weil
er ganz die Fähigkeiten in sich vereinigte, zu Gericht zu sitzen
über künstlerische Erscheinungen. Die Konkurrenzen für den
hiesigen I »umbau , für das deutsche Parlamentsbaus und andere
sahen ihn deshalb das ehrenvolle Amt der Preisrichterschaft
verwalten.
Inzwischen hatte das deutsche Kaiserreich Berlin zum Herzen
heran zu bilden und sie kraftig zu machen für die Entfaltung eigner
künstlerischer und kunstgewerblicher Produktion ähnlich einzelnen
unserer Nachbarländer, in welchen sie bedeutungsvoll mitgeholfen
haben, den Nationalwohlstand zu einer für uns erstaunlichen Höhe
worfen ist, sie hatten die Ueberzeugung zur Geltung gebracht,
dass auch hier ein gründlicher Bruch mit den alten Traditionen
nöthig sei, dass der Unterricht und die Organisation des Bauwesens
einer durchgreifenden Neugestaltung bedürften. Man entschloss
sich zunächst mit dem ersteren zu beginnen und eine gewisse
Trennung des Faches des Ingenieurwesens und des Hochbaues
in Vorbildung und Prüfung eintreten zu lassen.
Mit warmer Begeisterung war Richard Lucae von jeher ein-
getreten für die Idee, dass es Pflicht des Staates sei, seine großen
Bauten aufzufassen nicht im Sinne solider Nutzt au reu. sondern
als Monumente großer Staatsgedanken unserer Zeit, damit sie
nicht allein der Nachwelt ein Zeugniss seien für das, was wir ge-
dacht und gekonnt, sondern auch Iflegestattcn für die bildende
und gekr
und mit
Als es sich darum handelte den Mann zu tiuden, welcher
mitzuwirken habe an der Ausführung dieser tiedanken, da war
es wieder unser Freund, auf welchen die Wahl fiel. Wie mag
sein Herz freudig hoch geschlagen haben, als diese ehrenvolle Auf-
forderung an ihn heran trat, aß er berufen wurde, dem Künstlerthum
in der Architektur zu seinem Hechte im Staatsleben zu verhelfen.
Wohl war er sich der Schwierigkeiten dieser Stellung ganz bewusst !
Seine auf das Grosse angelegte Natur, sie hatte für das kleinere
Detail weniger Werthschatzung. Die stetige, regelmäßig wieder-
kehrende Bienenarbeitdes Bureaus war seiner Natur durchaus zuwider.
Sie und die Studirlampe, er hatte sie wenig gekannt! Trotz
manches Freundes Rath und obgleich ein altes, oft wiederkehren-
des Leiden zur Schonung mahnte: er fasste diesen Ruf nicht auf
all allein 'an seine Person gerichtet, sondern als an die Sache,
der er diente, und an die Partei, die er vertrat Sein Entschluß*
konnte nicht zweifelhaft sein. Er nahm an!
Mit Ernst ging er im Frühjahr 1873 an die neue Arbeit als
der berufene Organisator der Bauakademie. Die Aufgabe war
nicht leicht Zunächst galt es Raum zu schaffen, für die Massen
e der wirtschaftliche Aufschwung in der
Der
Sache.
Wohl murrte mancher, dass man Hand anlege an ein hervor-
ragendes Denkmal Schinkel'schen Geistes, aber es war zwingende
Notwendigkeit, ruhige Auditorien und gut beleuchtete Zeichensäle
in größerer Zahl zu beschaffen. Eine dreiarmige Treppe wurde
in den ohnehin unwirthlichen Hof hinein gebaut und eine bessere
Zugänglichkeit der Geschosse damit erreicht Manche kleine
Mangel muss die Kürze der Bauzeit — kaum ein halbes Jahr —
entschuldigen. In Verbindung hiermit stand der Erweiterungsbau
der Akademie an Stelle der Werderscheu Mühlen in edler italieni-
scher Renaissance, mit kräftigen Formen und ganz aus natür-
lichem Material, in Ziegel und Sandstein geplant I> r Gedanke
der Niederlegung der Schlossfreiheit und der Freilegung des
Herrscherschlosses des Erlauchten Hauses Hoheuzollern, gleichsam
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von Studirenden, welche
Technik aus den alten t
Rfi
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
Ifi. Ffnriwr 1X78
Bogeiutellungen reichen siculpturenschmuck reigt, lehnt sich zum
Theil an Florentiner Motire au. —
lh-r zweite Tbeil der Exkursion galt einem Besuche des
Schlusses zu Altfmnken, welches iu freundlichster Weis« von
dessen Besitzer. Hrn. Grafeu !. uckner, den Mitgliedern des Vereins
geöffnet worden war und das eine Falle interessanter und kostbarer
Kiinstgegcnstäude in seinem Innern birgt Die Ausstattung der
Riiutne entspricht iti archi I ek tonischer Beziehung, mit Aus-
nahme iles Festatales, wohl im Lt den Anforderungen, welche man
au das Innere eines solchen Gebäudes zu stellen gewohnt ist: es
ersetzen jeiloch eine Menge gediegener kunstgewerblicher und
künstlerischer Arbeiten in geschmackvoller und verstandnissreicher
Aufstellung dem Auge des Beschauers das hier hehlende, lk-
sonders hertor geholten zu werden verdient das Speisezimmer mit
seiner prächtigen .Sammlung aus Silber getriebener Fokale und
Schusseln, die (iemiildegallerie mit einer Anzahl vortrefflicher
Bilder, das Watfenzimmer und das in höchst malerischer An-
ordnung sich zeigende Arbeitszimmer des Besitzers. Eine Beihe
geschmackvoll möblirter, mit interessanten und Überraschenden
Dekorationen ausgestatteter Schlafzimmer und Boudoirs etc. erinnern
.Ii» orientalische l'rarhi und H liaglichkeil Del m EbOM Knie
gelegene und durch diu obere Stockwerk gehende Festsaal ist
von Hrn. Hofhaurath Krüger projektirt und ausgeführt worden;
er ist in der Dekoration in dunklen Holztritten mit Vergoldung
gehalten; vorzügliche nun Maler F. (lehnte geschaffene Fresko-
gemalde zieren seine W unde, Glasthürcti mit farbigen Darstellungen
fohlen vom Saal in den das Schloss umgebenden Park, von welchem
aus sich eine herrliche Aussicht auf Dresden bietet.
5) Kine Exkursion nach den Schlössern und Städten
Koi iislnir g. Werhselburg, Kochlitz im Mulden- und Krieb-
stein, Khrenberg im Zschopau- Thale fand am I. U. 5. August
iu Gemeinschaft mit dem Leipziger Architcktenvereine statt.
Das höchst malerisch an der Mulde liegende, am Um» durc h
Gunther von Hochsburg gegründete und seit 154H im Besitz der
Grafen von Schonburg befindliche Schloss Hochsburg enthalt in
seinem Innern nur wenig mehr von Bedeutnng. Die ;t Hofe, die
es umschließt, sind in architektonischer Beziehung nicht ohne
Heiz: ausser ihnen sind die Kapelle, eine interessante Wendel-
treppe und einig«- /immer, die mit Gemälden der fürstlichen Familie,
altem (ieschrank und Waffen ausgestattet sind, das Erwahnungs-
wertheste. Beachtung verdient ein an der Kirche des Ortes befind-
liches, ans dem 12. Jahrhundert stammendes Porta]. Die uoch sehr
gut erhaltenen und schön komponirten Kapitelle, sowie das (ibrige
Skulpturenwerk verleihen dem Bau eineu gröfseren Werth.
Das nächste Ziel der Wände nun; bildete das zum Nacht-
tpiartier erkorene Städtchen W'echselburg. Dem dort bei Musik
und geselliger Unterhaltung sehr verguügt verlebten Abend folgte
am Morgen arge Fnttausrhung. In das Programm der Exkursion
war als ein Glau/puukt die Besichtigung der bekannten, archi-
tektonisch »ehr werthvnllen Schlosskapelle zu Wechselburg mit
ihren berühmten, kürzlich von Halbig tu Müucheu reslaurirten
romanischen Skulpturen aufgenommen worden. Der Besitzer
Hr. Graf von Schonburg hatte auch die Erlaubniss liieren <
zog sie alier aus kirchlichen Gründen wieder zurück. —
Nachdem unterwegs die auf dem Kochlitxer Berge befindlichen
Thnnporphyr-Brüche besichtigt worden waren, wurde Hochlitz mit
seinem Schlosse besucht. Die beiden, dem lt. .lahrhunderf
■ entstammenden Thürtne, „die Jtipen* genannt, geben demselben
ein charakteristisches Aussehen. In Folge vielfacher Belagerungen
im tfojabrigon Kriege ist von allen, architektonisch werthvolleu
Theileu nur noch im Aeussereu die vom Jahre 1PM stammende
Schlosskapelle mit ihrem aus dem Achleck sich aufbauenden Chor
erhalten, deren Inneres jetzt als Montur-Magazin dient. Nächst
diesem ist der bedeutendste Bau der Stadt die Kunigunden- Kircbi?
mit ihrem schönen, aus dem 15. Jahrhundert summenden Sfld-
portal und den Statuen der heiligen Kunigunde und ihres Gemahls.
Das luuerc der Kirche ist >or einigen Jahren durch Ilm. Professor
Arnold einer vollständigen Restauration unterzogen worden.
Kriebsieiu und Fhienberg waren die letzten der pi»
graramgemriss zu besucheiiden Punkte. Beide Schlösser sind »Oll
f den Architekten Hauel und Adam neuerdings umgebaut worden,
ersteres jedoch nur im Innern. Der Kiutritt iu das reizend gele-
gene. 13*«' erbaute Kriebstein erfolgt durch ein zierliches Höfcheu ;
auf einer Freitreppe gelangt man nach den vielfachen, slilgeniuls
dekorirten, mit Waffen und Bildwerken geschmückten Zimmern
des Schlosses. Die vorhandenen traulichen ErkerphUzchen mit
ihrem prächtigen Ausblicke in das Zschopaiuhal erwecken in dem
I Beschauer das Gefühl behaglichsten Wohnen».
Ii ii. 7) Am 23. August wurde unter Führung des Hrn. Hof-
baurath Krüger das königliche Schloss in Dresden besucht.
Am Ii. September versammelte sich eine Anzahl Mitglieder zum
Besuch des von Hrn. Prof. Arnold erbauten Schlosses Eck-
berg (Villa Souchayj. Die im gothischen Stil ausgeführte,
geschickt gmppirte und unter glücklicher Benutzung der sich dem
Auge nach dem Klbthale und dem Parke bietenden Aussichts-
punkte angelegte Villa ist einer der schönsten Wohnsitze auf den
Loschwitzer Bergen. Aus einer nach dem Garten sich öffnenden
dreiteiligen Vorhalle gelangt man in ein achtseitiges Vestibül
und von diesem auf breiter Treppe nach den Wohn- und Schlaf-
Baumen des ersten Stocks. Zu elieuer Krde siud, von dem Vor-
saale zugänglich, der nach der Elbe gelegene Salon mit Veranda,
das Speise- und die GeseUschafU-Zimmer angeordnet. Von dem
Arbeitszimmer, dem Bibliothekzimmer, dem Billardzimmer etc.
genießt mau die Aussicht auf den Park. Das Innere des Schlosses
ist in Dekoration und
Bauwerks durchgeführt
8) Die Besichtigung der neuen Johanniskirche in
Dresden, welche gegen F.nde September die Reihe der Ex-
kursionen schloss, erfolgte unter Fuhrung des Archit. Hrn. Möckel.
Das Projekt zu dieser, in den Formen der Frühgotik gehaltenen
Kirche ist das Resultat einer engeren Konkurren*. - Die geringe
Tiefe des Bauplatzes uüthigte den Architekten, bei gegebener Lage
des Laugschiffes von West nach Ost, parallel der vorüber führenden
Pillnitzer Strafse. von der üblichen Art der Stellung des Thurmes
als sichtbares Zeichen der Dankbarkeit ihier Stadt Berlin, ver-
hinderte die Ausführung noch in letzter Stunde. Hierzu gesellte
sich die Notwendigkeit eines Neubaues für die Gewerbe-Akademie,
zu der er ebenfalls Plane entwarf. Plötzlich tauchte jetzt die
Idee auf. beide Anstalten, die Gcwerbe-Akademie und die Bau-
Akademie zu einem grofsen Polytechnikum zu verschmelzen. In
den architektonischen und technischen Kreisen erregte dieser
Vorschlag natürlich den lebhaftesten Meinungs-Austausch. Der
auf den ersten Blick außerordentlich verlockende Gedanke, eine
Hochschule für Kunst und Technik, gleich der I niversitat zu
schaffen und diesem modernsten Geist ein ebenbürtiges Heim zu
bereiten, er rief bei vielen eine grofse Begeisterung hervor. Iu
gewissen Kreisen wurde alier bei näherer Prüfung die Frage laut;
.Ist eine so grofse Anstalt auch wohl die ge< igueie Statte, um
dem Studium der Architektur als Kunst alle die Bedingungen zu
gewahren, welche dieselbe zur vollen Entwicklung der Keife
t>edarf?" Jene kleinere Zahl und an ihrer Spitze Hicbard Lucae
uutsste dies entschieden verneinen, wenigstens insoweit als wohl
die Fundamente und der Aufbau, nicht «Im der Abschluss des
Studiums hier erreicht werden dürften. Als trotzdem das Poly-
technikum beschlossen und unser Freund, nach eingehenden
Studien und Reisen für diesen Zweck, mit der Ausarbeitung des
Planes betraut wurde, da trat der Architekt iu ihm wieder in
volles Recht ein. Mit Liebe gab er sich der Aufgabe hin,
i Schwierigkeit bei der ganz ungeahnten (irofse vor allem in
der Gewinnung des Bauplatzes sich zeigte. Eine ganze Reihe
von Entwürfen für alle möglichen Bauplätze entstand, bis zuletzt
der auf dem Hippodrom als der geeignetste für die Ausführung
gewählt wurde. Hier sollte sich für ihn eine Lebensaufgabe in
dem schönsten Sinne des Wortes bilden. Schon einige Jahre früher
hatte eine glückliche Konkurrenz unter wenigen berufenen Fach-
genossen ihm den Sieg bei der Frbauung eines Theaters für die
Sadt Frankfurt a. M. verschafft Dieses zweitgrößte Theater nach
der Neuen Oper iu Paris war in voller Ausführung begriffen.
Die uufsere, echt monumentale Erscheinung desselben, mit reichem
bildnerischen Schmuck versehen, war vollendet. Der Ausbau des
phantasievollcn. poetischen Innern sollte beginnen. Noch hatte
er die Freude, Sr. MajesUt unserrn geliebten Kaiser liei dessen
lel/tem Besuch Frankfurts das Bauwerk zu zeigen und erklaren
zu durfeu und von ihm die gnädigste Anerkennung zu erhalten.
In Berlin hatte ihm ebenfalls in einer beschrankten Konkurrenz
für das Borsig'sclie Palais der Bauherr durch l'cbertragung der
Ausführung die Palme des Sieges überreicht
Auch dieses Werk, welches der Kunstsinn seines Besitzers
aus einem bürgerlichen Patrizier- Haus zu einem Kunst - Palast
macheu wollte, durch die Fülle von Aufgaben, welche der Bildnerei,
der Malerei und dem Kunstgewerbe vorbehalten waren, es hatte
seinen äusseren Schmuck so eben vollendet, — da knickte die
grausame Hand des Todes luicrwartet und frühzeitig all das
blühende Leben und all das künstlerische Können unseres Freundes
und verwaist waren die Kinder seiner Gedanken. Wenige Wochen
schmerzvollen Krankenlagers genügten, den
brechen und ihn zu lietten an die Seite der i
Gluck vorangegangenen jungen Gemahlin.
Wollen wir wissen, was wir in Hichard Lucae verloren, so
frage man zunächst die Familie, deren Stolz und Schirm er ge-
wesen; man frage die Kinderwelt. der er der liebevollste Freund
und Beobachter war: man frage die Künstler, denen er oll
als Berather zur Seite gestanden; mau frage Berlin, dem er mit
an Schwärmerei grenzender Liebe zngethan war, ein echtes Kind
desselben und stolz darauf es zu sein : man höre die Srhaar seiner
Bauherren, deren Wünsche er zu verkörpern verstand wie fast
Keiner, indem er einzugehen wusste auf die Eigentümlichkeiten
der Familie. Vor altem aber höre man die Herufs-Geuosseu : sie
werden am besten sagen können, was Hichard Lucae uns war.
Euch, werthe Kollegen, rufe ich zu: Wenn ihr wissen wollt, wie
ein Mann sein mtiss, der unserer Kunst seiu ganzes Leben
widmet, der ihr und unserm Beruf die gebührende Stellung ver-
schaffen will, der sei und tliue wie Er.
Dir aber, Du theurer eutseelter Genosse, Dir sage ich im
Namen unseres Vereins und zum letzten Mal an dieser Stute
das herzigste Lebewohl.
l ud mit den Worten des seböueu Liedes, welches zu Deinem
letzten Gange und au Deinem blumeubekranzteii Sarge ertönte,
ruf ich Dir xu:
„Ruhe sanft Du treuer Freund '.-
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DEUTSCHE BAUZEITUNG.
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an Wer Westseite abzugeben und ihn an das Ende des südlichen
Oucrschiffs, als den geeignetsten Plate, zu stellen. Es ist dadurch
möglich geworden, den als Halle ausgebildeten unteren Theil zur
Unterfahrt zu benuben. Der Thurm hat eine Höhe von C5
Der Uebergang ans dem viereckigen Unterbau in den massiven,
mit Schwellung versehenen steinernen Thurmhelm wird durch zwei
utiereinander stehende Säulenstellungen wirkungsvoll vermittelt
Die Kirche int einschiffig und an den polygonen Chor lehnen sich
Sakristei und Beichtstuben. Zwei steinerne Treppen führen nach
der Empore über dem West-Eingange. Orgel- und Sanger-Chor
befinden sich im südlichen Ouerschiff, dem gegenüber eine Empore
liegt. Farbige Glasfeiister erhellen das in einfacher Weise de-
korirte Innere der Kirche angenehm. Die l'utzfarlic ist als Lokal-
ton belassen und nur einige dunkle Linien sind aU Andeutung
der Steinfugen angebracht: auch die Gewölbe zeigen nur einigt:
einrahmende Linien in den Schildern. Als figürliche Dekoration
erhall die Kirche an den l'feilern des LangschifT* und des Chors,
auf Konsolen und unter Baldachinen stehend, die Statuen der
zwölf Apostel, aus Pariser Kalkstein hergestellt.
Die erste der 3 wahrend des Sommer- Halbjahrs abgehaltenen
Versammlungen fand unter Vorsitz des Hrn. Giesc am 12. Juli
statt Die von den Berliner Architekten von Groszheim,
Kuhn und Oben ergangene Aufforderung zur Beschickung der
Berliner akademischen Ausstellung, sowie das Ersuchen der mit
Abfassung der Festschrift über .Dresdens Bauten, technische
und industrielle Anlagen- beauftragten Kommission, dass
der Verein dem betreffenden Werk« seine Theilnahmc schenken
und die ltedakteure mit den von ihnen gewünschten Beitragen
unterstilben möge, werden milgetheilt Nach Beratbung eines die
Begutachtung bezw. Erhaltung eines künstlerisch wertvollen, jedoch
dem Verfalle naheD Denkmals auf dein alten Auncnfricdhofc betrei-
fenden Antrages erfolgt ein Referat über die Tagesordnung der nach
Kohurg einberufenen Abgeordneten- Versammlung des Verbandes,
fltr welche Hr. (iiese die Vertretung des Vereins übernimmt.
Die Versammln ngen am !», August und 27. September,
bei denen als Vorsitzender Hr. (iiese. als Schriftführer Hr. II. A.
Ilichter fungirte, beschäftigten sieh fast luisschliefslidl mit der
Konkurrenz zur Anfertigung von Prospekten für das Terrain in
der Nahe der dritten Klbhrürke auf Altstadtcr Seite, zu welcher
(nach Verlängerung der Ücarbcitnngsfrist) bis zum 1. August
4 verschiedene Arbeiten auf 12 Blattern eingegangen waren. Eine
in der ersten Versammlung erwählte, aus den Ilm. Friedrich,
Koch, (üese, Weidner und II. A. Itichler bestehende Preisrichter-
Kommission erstattete in der zweiten Versammlung einen ausführ-
lichen, von Hrn. Koch verfassten Bericht, dessen Mittheilung au
dieser Stelle jedoch unterbleiben nm&s. Der Verein besehloss den
Bericht, sowie die Protokolle der Kommission dem Bathe zu über-
mitteln und machte sieb Uber einige bestimmte Grundsätze für
die Bebauung jenes Terrains schlussig, die dem Käthe in erster
Linie empfohlen werden sollen.
Versammlungen! 11. Oktober 1877. Vorsib. Hr. K. (iiese,
Schriftf. Hr. H. A. liiehter.
.Nach einem kurzen Rückblicke auf die Thatigkcit des Vereins
im verflossenen Sommer gedenkt der Vorsitzende zunächst mit
warmen Worten der Anerkennung des am 31. August verstorbenen
Vereinsmitgliedes Hm. Architekt Albert Stock, eines Mannes
von seltener künstlerischer Begabung. Im Anschluss au einen
kurzen Berieht ülier die Abgpordneteu-Versammlung des Verbandes
in Koburg wird von ihm milgetheilt, dass der Verein in Folge
seiner auf IUI angewachsenen Mitgliederzahl nunmehr über
2 Stimmen im Verbände verfuge und demgcmäl's auch doppelte
Beitrüge zahlen müsse. Hr. Mirus erklärt den im Vereinsiokal
von den Ilm. Müller und (üesau ausgestellten pateiitirten Schorn-
stein- Aufsab. Auf Autrag der bezgl. Redaktionskommission und
nach einem von derselben abgefassten Programm beschließt der
Verein, unter seinen Mitgliedern eine Konkurrenz zur Anfertigung
einer Buchdecke und einer Titekignette für das Werk „Dresdens
Bauten etc.- zu eröffnen und für die besten Entwürfe 2 Ehren-
preise im Betrag von je 30 M. zu bewilligen. — Als Autoren
der Konkurrenzarbeiten für den bezüglich des Bebauungsplans an
der dritten Elbbrucke bearMteten Prospekt haben sich (in der
von den Preisrichtern fest gestellten Heibenfolge des Werths der
Arbeiten) die Hrn. Hänel & Adam
herr & Weifse („Flbe Ii*), Strunz
(„Corso"), Schön-
( - Viel Himmel") und
Trohsch ( -Elbe I" ) ergeben. Der Vorsibende spricht denselben
für ihre uneigennützige Thätigkeit den aufrichtigsten Dank des
Vereins aus und vertheilt an sie die für die einzelnen Arbeiten
bestimmten Andenken. — (Nrkluu rufet.)
Ostpreufelsoher Ingenieur- and Architekten -Verein.
Mnnatsversammlung am 7. Februar 1«7H. Anwesend
22 Mitgl., 4 Gaste, Vorsib. Hcrzbruch.
Nach einem Berichte des Vorsitzenden über die Fingänge,
wurde von Speiser (Kbg.). als Referenten der Kommission zur
Begutachtung der Vorschlüge über einheitliche Bezeichnung
mathematisch-technischer (»röl'sen, die Einleitung des Gutachtens
derselben vorgetragen. Dasselbe spricht sich dahin aus, dass es
erreichbar und erwünscht sei, auf jenem Gebiete nichts Neues zu
schaffen, sondern nur das Alte, in der vorhandenen Litteratur
Bestehende zusammen zu fassen und zu ordnen, w eshalb sich die
Kommissinn zunächst vollständig dem Gutachten und den Aus-
führungen des Mittelrh. A.- u. l.-V. anschliefse. Es wird be-
das Gutachten dem Vororte des Verbandes '
Speiser theilt femer mit, dass er sich ein Taschen-Niteau
von Bohne, ein Pendel-Niveau mit Kardaniseher Aufhängung und
terrestrischem Femrohr, angeschafft habe, welches jedoch, selbst
Imm Stationen von nnr 20"», zu grol'se Fehlergrenzen Wim Nivellireu
ergebe und daher noch der Verbesserung bedürfe.
Pfuhl (Kbg. l hält sodann folgenden Vortrag überdie Jute und
ihre Verarbeitung, unter Vorlegung und Erklärung von Zeichnuugen
und Photographien der Maschinen, sowie unter Vorzeigung des
Rohprodukts, seiner Verarbeitung in den verschiedenen Stadien
und der Fabrikate aus demselben.
Die Jute ist die Bastfaser zweier mit einander nahe verwandter
Pflanzen, die der Familie der Tiliaceen augehören, nämlich der
c»rchnrH* oip»iilarif und der cnrchor't* oliloriu*. Die Pflanzen
stammen aus Ostasien und fanden als Spinnstoff zuerst 1S32 in
Dundee und im Jahre lstil auch in Deutschland in Vechelde bei
Braunschweig Eingang. — In Deutschland und < festerreich werden
jahrlich etwa 3<M)000Z, in England und Nordamerika über t> Mil-
lionen Ztr. Rohjute verarbeitet. In Europa erzeugt man hauptsächlich
folgende Gewebe, die nach der schottischen Bezeichnung heissen :
.,Iiri<j<fin*i' , „ Tnrpiiirlinyii " . ,.Tirilled Söcking**' . „ llc»>ian>u ;
ferner, da sich Jute sehr leicht bleichen und alsdann schön färben
lässt: Teppiche:, Läufer, Tischdecken, Vorhänge, Tapeten etc.
aus den Garnen. - Die rohe Jute findet zum Umwinden der
unterseeischen Tclcgraphcnkabcl, und in der Chirurgie als Verband-
jute getränkt mit Karbol- und Salicyl-Säure Verwendung.
Gewinnung des Rohmaterials: Die Pflanzen sind ein-
jährig und werden im April oder Mai frisch gesäet; sie erlangen
in 100 Tagen ihre Reife und dabei eine durchschnittliche Länge
von 3,«« ™ bei etwa 13 Stengeldicke. ]>ie Bastfaser wird durch
einen Rüalprozess gewonnen und es kaufen besondere Händler
von den Produzenten den Rohstoff, den sie nach Calrutta ver-
schiffen, wo er sortirt und in Ballen gepresst wird. Von Cal-
cutta rindet die Verschiffung nach europaischen Häfen statt, unter
denen Dundee und I/ondon die hauptsächlichsten Jutemärkte sind.
Die besten Jutesorten sind hell, weifslich gelb, manchmal auch
silbergrau, und haben einen seidenartigen Clanx. Die ordinären
Sorten, welche sich nur zu den gröhsteu Nummern verspinnen
lassen, sind bräunlich und hastiger.
Vorbereitung des Rohmaterials zum Spinnen. Die
Faser wird entweder in längerem oder kürzerem Zustande ver-
arbeitet und mau nennt die auf erstere Weise erzeugten Game:
„.Au/c-/.inc"-Garne, die zweiten ,../M(e-7W'-Garne. Ihe lebte
Methode ist allein in Deutschland im Gebrauch. Die Rohjutc
wird zunächst einem Einweich - Bath - Prozess unterworfen,
indem man sie schichtenweise in Fächer einlegt, mit Thran und
Wasser iM-sprengt und einige Zeit lang lagern lässt. Alsdann
folgt ein Quetsch- r>der „.S'o/Vr.i.ri^'-Prozess zwischen einer
Reihe von Riffelwalzen, und DU grober Jute noch eiu Schnipp-Pro-
zess, wodurch die Wurzelenden entfernt werden. Nach Beendi-
gung dieser Vorbereitungen folgt der Krempel-Prozess, d. b.
eine Zertheilung der Fasern in kürzere, gleich lange, eine Reini-
gung derselben und ihre Ueherfnhrung in Bandform. Der Pro-
zess wird zweimal hinter einander auf der Vor- und Feinkarde
ausgeführt; lebten- Maschinen haben Aehnlichkeit mit den in
der Flachsheede-Spinnerei verwandten.
Es folgt: die weitere Streckung und Verfeinerung
dieser Bander unter gleichzeitiger Doublirung, um ein Aus-
gleichen der verschiedenen dicken Stellen derselben zu bewirken,
sowie die Bildung eines lose zusammen gedrehten Fadens, des
Vorgespinnstes, Vorgarnes, .,ß«'v". — Die hierzu verwendeten
Streck- und Vnrspinn-Maschinen sind im Prinzip ebenso wie die in der
Flachsspinnerei verwendeten koustniirt und man benutzt meist zwei
Streckmaschinell und eine Vorspinnmaschine hinter einander.
Die Bildung des Feingarnes ans dem Vorgarne geschieht
durch weitere Streckung des lebteren bis zu einer gewünschten
Feinheit, durch feste Zusaiiimeudrehung des gestreckten Fadens
und Aufwindung des fertig gedrehten Games auf Spulen. Man
benubt stets Water- oder Drossel-Feinspinnmaschinen,
bei denen das Strecken-Drehen und Aufwinden in um
Folge geschieht — Das Zwirnen bezweckt die
einzelner Carnfäden. Die Zwirnmasrhinen sind ähnlich wie die
Waterspinn-Maschinen konstruirt, jedoch tritt l»ei ihnen an Stelle
des Streckwerks nur ein Paar Liefeningswalzen. —
Das fertige Garn oder der fertige Zwirn werden von den
Spulen mittels Weifen in Strähne abgehaspelt Die Schussgarne
windet man neuerdings auf Cap-Maschinen in Köps oder Käbcn
auf, welche direkt in den Webeschüben eingelegt werden können.
Die Garnnummer wird nach der Anzahl „feo*>" ä 300 Vards be-
stimmt, die ein englisches Pfund enthält. Die feinsten (ianmummern,
welche man in Deutschland erzeugt, sind etwa 12 — 14.
Kuttig (Kbg.) bemerkt, dass er Jutefabrikate zur Dekoration
von Innenräumen verwendet habe. Diesellien werden auf Rahmen
gespannt und nach Art der <>olx>ltii8 bemalt, sehen gut aus und sind
billig und leicht zu reinigen, da die Rahmen zum Herausnehmen
eingerichtet werden. Andererseits wurde bemerkt, dass Jute-
Fabrikate, namentlich auf der Wiener Ausstellung auch zu l>ekn-
rationen, besonders der Rotunde verwendet worden seien. —
Sembritzki (Kbg.) theilt dann noch mit,, dass vom Zentral- <
Gewerbeverein eine Kesselhcizer-Sehule hier errichtet sei , für '
welche sich sofort ,rH) Schüler gemeldet hätten. Das Honorar be-
trägt 6 M. für den
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68
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
16. Februar I87S
Fachlitteratnr.
Verxeichniss der bei der Redaktion d. BL ein ge-
gangenen neueren technischen Werke. (Fortsetzung.)
Schrak, Dr. Professor, Philipp Heis, der Krfinder des
Telephon. Mit 9 Holzschnitten. Krankfurt a. M. 1878;
Johannes Alt.
J. Carvin, Ingenieur in Berlin, Handbuch der Bezugsquellen
und Preise aller Baumaterialien. 2 Thle. Berlin u.
I,ei|ntig 1878. H. Voigt. Pr. 12 M.
IL Puter», Architekt, Hülfsbuch zur Aufstellung von
l.ohnregulativen und Preisberechnungen für Bau-
tischlerarbeiten mit Angabe des Materialbedarfs und des
durchschnittlichen Arbeittwertb.es nach Stunden und Minuten.
Mit 53 Blatt Zeichnungen. lierhn 1877; K. Wasmuth. Pr. 15 .41
W. Kranenholz. Prof. in München, Baukonstruktions-Lehre
fflr Ingenieure. In 3 Banden. 3. Band. Eisen- und Funda-
tions-Konstruktionen. München 1877; ThJ Ackermann. Pr. 12.//.
L. Klanen, Architekt und Ingenieur in Wien, Handbuch der
Holz- und Ilolzeisen-Konstruktionen des Hochbaues.
Mit 322 Holzschnitten und K litliograph. Tafeln. Leipzig 1877;
Arthur Felix. Pr. 14 .//
Blaseher 4 Holfaana. Mittheilungen Ober wasserdichte
Baumaterialien, ti. Autlage. Halle 1877. Im Selbstverläge.
C. Müllinger, Direktor der Baugew.- Schule zu Höxter, Hau-
konstruktions- Vorlagen. Mauerkonstruktionen: 1. Heft
mit 12 lith. Tafeln und auf den Tafeln beigedrucktem kurzen
Text. — Zimmerkonstruktionen: 2 Doppelhefte mit je 24 Tal.
J. Sederl. Stcinmetzmeister, I/eberTreppen-Knnstruktionen.
Ermittelung der .Stufen-Dimensionen bei gegebenem Steigungs-
winkel. Wien 1877; Friedr. Beck.
B. Harre«, Baurath in Dannstadt, Die Schule des Zimmer-
manns. 6. verbesa. Aull. Mit 293 Abbild. Leipzig 187*;
Otto Spamer. Pr. 3,50 .//.
flaatav Ad. T. Peachka, Dr., ordentl. ölfeutl. Professor an der
techn. Hochschule zu Brünn, Kotirte Ebenen (kotirte Pro-
jektionen) und deren Anwendung. Mit 47 lithogr. Tafeln.
Brünn 1*77; Buschak & Jrrgaug. Pr. 9,ß(l.Ä
J. Sicidinjjer, Bezirks-Lehrer, Moderne Titelschriften für
Techniker nnd technische Schulen mit lletsszcug- Kon-
struktionen und Text. Zürich 1K77; Orell, Füssli * Co.
Pr. 2,50 .//
J. Höllschl, Stultitia et mala Eides oder: Die Wissenschaft
und Biederkeit der Auero)d-„Uelehrten" in Süd- und Mittel-
deuttchland. Wien 1877; R. v. Waldheim. Pr. 2 M
0. Delabar, Die Elemente der darstellenden Geometrie
als Lehrmittel für Lehrer und Schüler. 2. verb. Aull, mit
100 Eig. auf 90 lithogr. Tafeln. Kreiburg i. Breisgau 1877:
Herder'sche Verlags handig. Pr. 2,20 M
fi. P. hVtaeh Anleitung zum Studium der Perspektive
und deren Anwendung. Nach der 8. dänischen Aull, deutsch
bearbeitet von Dr. J. Scholz. Leipzig 1*77; T. (>. Weigel.
Pr. 3 .//.
A. Jenny, Das Ellipsoid. Basel 1877: Schweighauserische
Verlags-Bcbhdlg. Pr. I M.
A. Kurz , Dr. Prof. in Augsburg, Taschenbuch der Festig-
keitslehre; ein Anhang zu Lehrbüchern der reinen
Mechanik. Mit Holzschnitten und einem Anhang über
Mechauik der wasserigen und luftförmigen Körper. Berlin 1877;
Ernst A Kom. Pr. 1,20 .//
J B «6bel,Dr.,Ingenieur,Diewichtig«tenSätzederneueren
Statik; ein Versuch elementarer Darstellung. Mit 1 lith. Tafel.
Zürich 1877. Meyer A Zeller. Pr. 1,60 .//.
K. Winkler, Dr. u. Professor in Berlin, Wahl der zulässigen
Inanspruchnahme der Eisenkonstruktionen mit Rück-
sicht auf die Wöhler'schen Festigkeitsversuche, bei wiederholter
Beanspruchung. Mit 4 Holzschnitten. Wien 1877; II. v. Wald-
heim. Pr. im M
F Löwe, Prof. in München, Gruudzüge zu Vorlesungen über
eiserne Balkenbrücken. Mit HO Abbildungen. München
1877; IL Oldenbourg. Pr. 3 .//
W. Wittaaia, Dr. u. Privatdozent zu München, Grap Irische
Besti mmung der Maximalmomente einfacher, durch
bewegliche Lastensvsteme beanspruchter Trager.
Mit 3 Taf. Abbild. München 1*77: Tb. Ackermann. Pr. 1,40.«
— Beitrag zur Theorie des Erddruckes auf Stützmauern
und Stahiliuts-Kegtimmting derselben. Mit 5 Tafeln Abbildungen.
FIbend. 1877. Pr. 2 .4f.
I#. Pilgriu, Dr. u. Dozent an der polytechn. Schule in Stuttgart,
Theorie der kreisförmigen symmetrischen Tonnen-
gewölbe von konstanter Dicke, welche nur ihr eigenes Gewicht
Stuttgart 1877; Konr. Wittwcr. Pr. 1,80 .//.
Xebls, Wasserbau-Direktor, l'eber graphische Integra-
tion und ihre Anwendung in der graphischen Statik. Mit 13
1877; 0 . Rümpler. Pr. 8 .//
Xarier, MechanikderBaukunst oder Anwendung der Mechanik
auf das Gleichgewicht von Baukonstruktionen, lebersetxt und
mit einem Anhange versehen von G. Westphal. Ingen., Direktor;
mit einer Vorrede von Dr. M. Rüblmann, Prof. 2. Aurlage. Mit
vielen Holzschnitten i. Text Hannover 1879; Helwing'sche
Verlags-Bnchhandlung. Pr. 12 Jt.
A Foeppl, Ingen, etc.. Die neuen Trägersysteme
eiserne Brücken; ein Beitrag zur Theorie des Brücke il
Leipzig 1878; G. Knapp. Pr. 1,50 M
W. R. Kotter, Ingenieur in Bern. Die neuen Formeln für
die Bewegung des Wassers in Kanälen und regel-
tnäfsigeu Flusstrecken. Mit21Zeichnungs-Blüitern. 2.AnH.
Wien 1*77. R. v. Waldheira. Pr. 10 ,Ä
0. Reeder, kgl. preufs. BauraÜi. Tafeln der mittleren
Wasser-Gesck windigkeit ( I") und der Wasser - Mengen
(.M) in jeder Zeit-Sekunde in Wasserlaufen mit I '/»fachen
Böschungen. Leipzig 1*77 ; G. Knapp. Pr. 20 .//
E Perel«, Dr., Prof. Handbuch des landwirtschaftlichen
Wasserbaues. Mit 343 Holzschnitten und 4 Tafeln in
Farbendruck. Berlin 1877: Wiegaudt, Hempel A Parev. Pr. 20.//
R. Braamy und H. v. Littrow. Die Marine. Heft 1 21.
Wien 1877; A. Hartlcbeu. Preis f. d. Heft 0,00 M
He«*, Wasserbauinspektor zu Hannover. Die Bedeutung des
Rostock - Berliner Schiffahrtkanals für die land-
wirtschaftlichen Interessen der Provinz Branden-
burg. Mit einem Bericht und 1 Karte von Moritz Wiggers.
Rostock 1877: Weither1« Verlagsbuchhandlung. Pr. 1,80 .U.
J. Beutseh, Ingenieur. Die Ueberschwemmung und ihre
l'rsachen. Subjektive Anschauungen über die Donau-Regu-
lirung bei Wien 1*76. Mit 3 Tafeln. Wien 1877;
& Wcntzel. Pr. 4 M
Brief- am
Hm. B. in F. Wenn für
Kreises besorgenden Techniker die Bezeichnung „
gewählt wird, so geschieht dies nach Analogie der
„Stadtbanmeisler" für die von städtischen Gemeinden angestellten
Techniker und es wäre — wie die Verhältnisse z. Z. liegen
hiergegen an sich nichts einzuwenden. Da jedoch der Titel
„Kreisbaumeiater" einem vom Staate verliehenen Amte eigen-
tümlich ist so dürfte eine Beschwerde gegen die Verleihung
desselben durch die Kreis-Organe Aussicht auf Erfolg haben.
Hrn. Ingenieur Kolk in Berlin, Lothringer Strasse 14.
Auf Ihren Wunsch und nach Ihrer Angabe theilen wir im Ver-
folge einer im Briefkasten u. No. 9 enthaltenen Bemerkung gern
an dieser Stelle mit, dass Sie mit Anfertigung von Lichtpausen
aller Art sich befassen, ein Atelier für diesen Zweck zu gründen
beabsichtigen und in Anfertigung solcher Pausen Unterricht er-
theilcn. Eine nähere Angabe über die Kosten des von Ihnen
aufgestellten neuen Verfahrens, nach dem positive Kopien auf
weif sein Grunde erzielt werden sollen,
Proben derselben waren uns erwünschL
Hrn. Photogr. O. Zeusrhner in Altona, Parallelste 35.
Im Anschluss an die vorstehende Erwähnung wiederholen wir auch
Ihre Angalte, dass Sie seit längerer Zeit die
LichtjMuiscn geschäftsniäfsig betreiben.
Hrn. E. F. in Zwickau. Der
tilawr von Müller & Giesau in Berlin ist uns bis jetzt aus <
Anschauung nicht bekannt geworden. Nach einer Notiz in tech-
nischen Blattern bandelt es sich um einen Apparat, der den Ein-
Auas des Windes auf den Schornstein dadurch verhindern bezw.
günstig verwerthen soll, dass der mit einer Windfahne kombinirte
Aufsatz seine Mündung stets nach der vor dem Winde geschützten
Seite kehrt Aehnliche für den Anfang vortrefflich funkuonlrende
Apparate sind schon vielfach koustruirt worden, haben sich aber
nicht bewährt, da die Drehvorrichtung unter den Witterungs-Ein-
il risse n und Temperatur- Veränderungen, denen sie an solcher Stelle
ausgesetzt ist, in kurzer Zeit ihren Dienst zu versagen pflegt
Hrn. S. in G., B. in N., H. in S. Ihre Anfragen betreffend
die Bezugsquellen von Thurmuhren, bezw. Fayence- Badewannen
sind von uns dem Vorstande des Berliner Baumarkts eingereicht
worden.
Hrn. C E. in Merzig. Auch Ihre Anfrage haben wir dem
Vorstände des Bau markte zur Beantwortung übergehen
Hrn. E. M. in Neu-Str. Soweit Angaben Ober die Bau-
kosten des Berliner Aquariums überhaupt zu erlangen sind
und bekanntlich ist dies bei Unternehmungen ahnlicher Art nicht
immer möglich - werden Sie dieselben bei Hrn. Baumstr. II. Meyer
in Berlin, Mittelstr. 2a. einziehen können, an den event. persönlich
sich zu wenden wir Ihnen anheiiii stellen.
Hrn. II. in Königsberg. Ihr Vorschlag, als abgekürzte
Bezeichnung für das Wort .Mark" das für die Hamburgische
Mark seit alters üblich gewesene Zeichen einzuführen, kommt
jedenfalls zu spät, da die Abkürzung M u. W. amtlich eingeführt
ist. Fi stehen Ihrem Vorschlag«.' aber auch wohl in so fern
Bedenken entgegen, als der betreffende ehrwürdige Hieroglyph
im internationalen Verkehr wohl
Verständnis« würde rechnen können.
Hrn. IL in Hannover. Wir halten von den uns durch
Sie übersandten Nummern 11 119 — 2« der Weserztg., in denen
die Restauration des Goslarer Kaiserhauses besprochen wird, mit
Interesse Kenntnis« genommen, können jedch zu einer selbst nur
auszugsweisen Wiedergabe derselben um so weniger Veranlassung
linden, .als die bezgl. Ausführungen im wesentlichen mit denen
Hrn. TI
Bl. sich decke
Koos».'
irU« «M Cirl B..IIU la I
lK K. O. Fril.ak. Brut»: W. Somr U*ri>u<-k4rll<-l«r«i, Btrlm.
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No. 15.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
C9
Inhalt: Arenltekt«i.V«rcin in Berlin. — Dresdener Architekten 'Venia. (.Srhluiu.) — KirriR» Benterktifw» üb*r die Ausfubnin« *on KlnaliMliunft-ArbeJten. —
— Crbor llolurhliMl'1-BNlvliaiiK. — Kilnf»>r HtfnhamhM in Leipcbj. - Berliner GcwerU-Atmltllung 1**S. — Im V«rw1rkllfnuiil d«r
»ra«M. — Ken* tu der Mm Bu-Auulrllung. — Pe r «011« I - N»rh ri c '., l . n — Brl*f- und Fraxeka.ten.
Arohitekten-Vernin zu Berlin. Versammlung am 9. Fe-
bruar 1878; Vorsitzender Hr. Möller, anwesend 224 Mitglieder
und 11 Gäste.
Der Hr. Vorsitzende, der als solcher zum ersten Male vor
den Verein tritt, eröffnet die Sitzung mit der Bitte um Nachsicht,
falls seine Amtsführung an die sichere und kraftige Art, in welcher
sein Vorgänger den Verein während einer langen und bedeutungs-
vollen Zeit geleitet habe, nicht ganz heran reichen sollte. Den
Dank, den er im Namen des Vereins an Hrn. Hobrecht für
dessen aufopfernde und erfolgreiche Thätigke.it als Vorsitzender
ausspricht, erwiedert dieser mit dem Ausdrucke des Dankes für
die Anerkennung, welche sein Streben gefunden habe, und für
die Freundschaft, die ihm seitens zahlreicher Vereins -Mitglieder
kund gegeben worden sei.
Die Verthcilung der Neben-Aemter innerhalb des neuen Vor-
standes ist in der Weise erfolgt, dass die Hrn. Adler und
A. Wiehe die Sorge für die Vortrage, die Hrn. Böckmann und
Schwedler die Sorge für den Fragekasten übernommen haben.
An Kingängen liegt ein Probe-Exemplar des von dem Photogr.
Hiller zu beziehenden Porträts R. Lucae's fzum Preise v. 4 J£)
sowie eine Sammlung von Architektur - Photographien aus Paris
(zu 3 Fr. f. d. Stück) von der Finna Braun in Mühlhausen
und Paris vor. —
Hr. Ernst erläutert im Namen der Hauskommission die von
dieser vorgelegte Abrechnung für das Vorjahr. Die Gesommt-
Einnahmen der Hausverwaltung haben 95 845 .it.. die Gesammt-
Ausgabeu 78 044 .// betragen, so dass ein L'eberschuss von
17 801 sich ergiebt — Das Grundstück-Konto schlieft mit
806 794 .41 ab, wozu noch das (nach einer Abschreibung von
10 \ ) auf 39 079 .// im Werth bezifferte Inventar tritt Dem
stehen als Passiva die Hypothekenschuld mit 585 000 .//, die
Schuldschein- Verpflichtung an die Vereins-Mitgliedcr mit 214 170 .//.
und die Schuldschein- Verptf. an die Uuvriers mit noch 31 300.//
{gegen U3 800 Jt im Vorjahre) gegenüber, so dass auch hier ein
l'eberschuss der Activa von 15 403 .// vorliegt Dagegen stellt
sich das Verhältnis« der laufenden Konten umgekehrt und es
mindert sich mit Hinzurechnung derselben der oben berechnete
Ueberschuss der Kinnahmen über die Ausgaben auf die Summe
von 7 957 .Ä herab. — Die Prüfung der Abrechnung sowie die
im Verein ^mit der Hauskommission zu bewirkende Aufstellung
durch Zuruf die Firn. Blankenstein, Faulhaber, Kind uud F. Koch
mit dem Rechte der
werden. ■ —
Es folgt der von Hrn. Otzen angekündigte Vortrag „über
das Mittelalter in der Baukunst der Gegenwart"
Anknüpfend an seinen vorjährigen Vortrag .über moderne
Gothik* «man vergl. S. 203 u. f. Jhrg. 77 u. Hl.), der den
augenblicklichen Stand der auf mittelalterlicher Grundlage fußen*
den modernen Architektur • Bestrebungen skizzenhaft darlegen
sollte, stellt Hr. Otzen es als Ziel seiner diesmaligen Erörterung
hin: den thatsächiiehen Nachweis des bedeutenden Einflusses zu
führen, den die Grundsätze mittelalterlicher Kunstübung als be-
fruchtende, leitende und anregende Elemente bereits auf das ge-
saromte künstlerische Schaffen der Gegenwart sich erworben haben.
Er hofft, dass auf Grund dieses Nachweises auch das Streben
nach Einführung jener Grundsätze weitere Theilnahmc und
wachsendes Verständnis* in den Reihen der Fachgenossen, und
zumal in denen der von keinem Vorurthcil befangenen Ingenieure
finden werde.
In kurzen Zügen entrollt der Redner zunächst ein farben-
prächtiges Bild der eigenartigen Kunstblüthe des Mittelalters -
der reichsten, welche die Welt neben der Blülhczeit hellenischer
Kunst jemals gesehen hat Wahrend jedoch an der letzteren
Poesie und Skulptur den gleichen Autheil wie die Baukunst
hauen, behauptete diese unter den Verhaltnissen des Mittelalters
den unbestrittenen Vorrang und eine Stellung im Leben der Völker,
die an Grofsartigkeit wobl unerreicht dasteht Das ganze innere
lieben der Zeit und alle ihre geistigen Kräfte, der Verstand nicht
allein, sondern auch das tiefe Gefühl und die kühne Phantasie
eines jugendstarken und kindlich frommen, sehnsüchtig nach Voll-
endung ringenden Geschlechts , sie kamen in der Baukunst zu
ungehemmter, harmonischer Entwickelung und fanden in ihr den
treuesten Ausdruck. Es ist deshalb ein ununterbrochenes, uncr-
müdetes Ringen nach dem Ideal, das die schöpferischen Leistungen
der romanischen und frühgothischen Baukunst charakterisirt und
sie als Stufen eines stetigen Entwickelnngsganges er-
scheinen lässt, die nicht neben einander bestehen konnten, wie
die verschiedenen Stilarten oder vielmehr Dialekte hellenischer
Architektur. Andererseits bedingten es der Grundzug des zur
Herrschaft gelangten germanischen Geistes sowie dag vom Christen-
thum erzeugte persönliche Verhältnis* des Einzelnen zu den
höchsten Dingen, dass neben dem allen Nationen gemeinsamen
Ideale baulichen Schaffens die unumschränkteste Freiheit für
den naiven Gestattungstrieb des individuellen Gefühls gegeben
war und dass demnach in der mittelalterlichen Baukunst jener
Reichthum an Motiven sich entwickeln konnte,
»wischen ihr
eilich entbehrt sie
gelangt ist, aber dafür birgt sie in dem erst zum kleinsten Theil
erschlossenen Schatze ihrer schöpferischen Thätigkeit knospen-
hafte Elemente des Schönen, die als etwas «leihendes und positiv
Gutes sich dauernd behaupten werden — Elemente, mit deneu
ebenso der Ausdruck höchster Erhabenheit, wie der Ausdruck
köstlicher Anmut und zuweilen der eines gesunden Humors
hervor gebracht worden sind — eine unerschöpfliche Fundgrube
für alle Zeiten.
Gegenüber der absprechenden und geringschätzigen Beurthei-
lung mittelalterlicher Kunstleistungen, wie sie noch heute zuweilen
auftritt, kann es nicht oft genug betont werden, dass nur in
den Werken der romanischen und frühgothischen Epoche jenes
Streben nach dem Ideal und jenes frische, schöpferische Ver-
mögen enthalten ist Die Bauten des Spat-Mittelalters, die leider
zumeist den Urtheilen über Gothik zur Grundlage dienen — ab-
gesehen von der eigenartigen, erst spät zur Entwickelung
Falls nur von maleri-
schem oder technischem Werthe. In noch höherem Grade gilt
dies für die kunstgewerblichen Leistungen des Mittel-
alters. Das Urtheil Ober das Maafs dessen, was die mittelalter-
liche Kunst auf diesem Gebiete zu leisten überhaupt fähig ist,
wird wesentlich erschwert durch den Umstand, dass wir von be-
züglichen Werken aus jenen frühen, schöpferischen Epochen nur
sehr wenige dürftige Heispiele besitzen. Einer eigentlichen Ent-
wickelung des Kunstgewerbes fehlte damals auch der Boden, da
mit Ausnahme des von der Kirche entfalteten Pompes und der
Kleiderpracht, ein Luxus noch nicht existirte und namentlich die
Bedürfnisse der Wohnung noch der ärmlichsten Art waren. Bis
zur Mitte des 13. Jahrhunderts beschränken sich die Erzeugnisse
des Kunstgewerbes lediglich auf die Anfange der Holzschnitzerei
an Choretöhlen und Thronsesseln, auf den Bronzeguss an Kirch-
thüren, Leuchtern, Taufbecken etc., auf die Herstellung einfacher
Silbergeräthe für den Gottesdienst, auf die Miniaturmalerei in
Büchern und die Anfänge der Glasmalerei, auf die Herstellung von
Thonfliesen, endlich auf die Anfertigung gewebter, später gestickter
Teppiche und Stickerei an Gewändern — also fast ganz auf
Arbeiten im Dienste der Kirche. Die meisten der kunstgewerb-
lichen Erzeugnisse, die in unseren Mi
alterlichen Ceistes liguriren, die — in ma
werken abgebildet — noch heute als die
für gelegentliche moderne Leistungen in g<
werden, gehören der spätesten Epoche des Mittelalters an, *o
die schöpferische Kraft seiner Kunst schon längst zu gedanken-
losem Spiel der Kunstfertigkeit entartet war, und haben mit
ihrem Ideal etwa noch so viel gemein, wie die Leistungen
des 18. Jahrhunderts mit dem hellenischen Ideale. Auch
auf diesem Gebiete hat erst Viollct-Ie-Duc unserem Zeit-
alter die Augen geöffnet nnd uns den Werth jener älteren
Leistungen schätzen gelehrt, die — gering an Zahl, dürftig und
ärmlich — dennoch einen reichen geistigen Gehalt offenbaren und
uns zeigen, wie die in den früh • mittelalterlichen Bauten enthal-
tenen gesunden Grundsätze auch im Kunstgewerbe als schöpferisch
sich bearährt haben.
Freilich liefert eine kritische Würdigung dessen, was die
mittelalterliche Kunst in der Frische ihrer Lebenskraft geschaffen
bat, noch keineswegs einen Beweis dafür, dass es möglich sei,
auf diesen Elementen eine neue Kunslthätigkeit aufzubauen.
Wenn jene Lebenskraft mit dem allmählichen Niedergange der
Ideale des Mittelalters erlöschen konnte: wie soll unsere,
entfernte Zeit jemals
Der Hr. Vortragende tritt diesem, scheinbar nicht
tigten Einwurf mit der Frage entgegen: ob denn etwa diejenigen
Architekten, welche den Hellenismus oder die italienische bezw.
deutsche Renaissance auf ihre Fahne geschrieben haben, im
Stande zu sein glauben, unserer Zeit diejenige Kulturstufe und
diejenige Ei
welche die
genart des Fühlens und Denkens zurück zu geben,
Epochen der griechischen Kunst und ihrer Wieder-
geburt so schöpferisch machten. Eben so wenig wie dies ist es
allerdings möglich, den formbildenden , naiven Geist der Frflh-
gothik wieder zu erwecken, und die Verhältnisse stehen hier auf
allen Seiten gleich. Was aber den Bestrebungen der modernen
Gothik eine günstigere Aufsicht auf die Zukunft verleiht, als
jenen anderen Stilexperimenten, das ist die Aehnlichkeit der
äufseren Verhältnisse, die zwischen unserer Zeit und der
Blüthezeit mittelalterlicher Kunst, zwischen dem Kreise der Auf-
gaben, welcher der Kunst heut wie damals sich darbietet, vor-
handen ist. Wie die Neuheit und Grofsartigkeit der Aufgaben, der
Mangel an Hülfsmitteln die mittelalterlichen Meister zu einer Ver-
tiefung in das Wesen der Aufgabe, in die Bedingungen des zur Ver-
fügung stehenden Materials, in die Forderungen einer natürlichen,
logischen Konstruktion zwang und gerade aus der Idealisirun
reellen Unterlage die mustergültigsten Schöpfungen —
vollen Eisen- und Holz-Arbeiten, die
üonen, die eigenartige Behandlung der Glasmalerei iL s. w. —
hervor gingen, so giebt es auch für die Baukunst unserer Tage
einegemeinsame Aufgabe, diejenige: die realen Dinge
z u i d e a I i s i r e n und die aus strengster und knappster Erfüllung der
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•20. Februar 1878
Zweckmäftigkeits-Bedingungcn entwickelte Lösung zugleich zu
einem künstlerischen Organismus zu verklären. Es ist ein gewal-
tiger Fortschritt, dass mau dies zur Zeit fast allgemein anerkennt,
dass die grofse Mehrheit unserer Fachgenossen bei Beurteilung
einer kttnsüerischen Leistung nicht mehr in erster Linie nach der
Form fragt, in welche die Gedanken gegossen siud, sondern nach
dem Wert he ihres Inhalts. Für die Lösung jener Aufgabe
aber, für die künstlerische Idealisirung vieler Konstruktionen in ge-
sunder und naturwüchsiger Weise kann kein besserer Lehrmeister
gefunden werden, als das Beispiel der Baumeister in der schöpfe-
rischen Blüthezeit des Mittelalters.
Indem Hr. Olren diesen Gedanken näher ausführt, wendet
er sich noch einmal vorzugsweise an die Ingenieure, denen in
dieser Beziehung ein grofecr und wichtiger Wirkungskreis zu
Theil wird. Er konstatirt die bemerkenswerthe Thatsache, dass
das treffliche, leider viel zu wenig gewürdigte und gelesene Buch
Prof. Baumeisters: „Architektonische Formenlehre für Ingenieure"
unwillkürlich auf dem Boden mittelalterlicher Kunstbestrebungen
sich bewegt, und charakterisirt als abschreckendes Beispiel für die
völlige Vernachlässigung künstlerischer Gesichtspunkte bei Aug-
bildung von Nutztauteu die bisher hergestellten Viaduktstrecken
der Berliner Stadtbahn, bei denen ein solches Versäumniss um so
bedauerlicher sei, als eine künstlerisch gesunde, wenn auch ein-
fache Durchbildung derartiger, täglich von Hunderttausenden von
Menschen betrachteter Bauwerke für die Erziehung des Volkes
zum Schönen mehr Segen stiften könne, als alle Sammlungen
und gelehrten Werke.
Der Vortragende schliefst den ersten Abschnitt seiner Aus-
führungen mit dem Hinweis darauf, dass selbst die stilistisch
besten modernen Werke der Antike oder des Mittelalters einen
wirklichen Fortschritt in der Baukunst unserer Zeit nicht darstellen
können. Es seien notwendige Stufeu um sich zu vertiefen und
die Fundgruben vergangener Perioden auszuschöpfen. Glücklich
indessen sei der zu preisen, welcher unbeirrt solchen bescheidenen
Weg einschlagt und sich nicht verleiten lasst, vorschnell die Früchte
der Entwickelung eines ganzen Zeitaltere ptlfickeu zu wollen. —
Den zweiten, längeren Theil seines Vortrages, auf welchen wir
jedoch wegen der vielfache» Beziehungen zu den vorgelegten
Zeichnungen und Mustern hier nur kurz eingehen können,
widmet Hr. Otzen dem eigentlichen Inhalte des gewählten Themas :
dem Nachweis, dass auf dem Wege der Rückkehr zu den Grund-
sätzen mittelalterlicher Kunst tatsächlich schon erhebliche Fort-
schritte gemacht seien, und zwar keineswegs blos in denjenigen
Städten, welche der Sitz modern-gothischer Schulen geworden
seien, sondern selbst im feindlichen Lager.
Für das Gebiet der eigentlichen Architektur werden vor
allem einzelne Beispiele aus Berlin angeführt, das früher wohl
als das der Gothik feindlichst« Lager gelten konnte. Dass sich
hier seit Jahren eine Bewegung auf baukünstlerischem Gebiete
vollzieht, dass die dem Mittelalter eigentümlichen Grundsätze
gesunder logischer Konstruktion, der Wahrheit des geistigen
Ausdrucks, des Bauens im Geiste des Materials zur Geltung ge-
langt sind und die blinde Verehrung der Form verdrängt
haben, ist längst öffentlich unerkannt. Eine Entwickelung in
diesem Sinne zeigt schon bei Schinkel der Gegensau zwischen
der Werder'schcn Kirche und der Bauakademie, es zeigen sie die
Kirchen-, Schul- und Kasernen-Bauten sowie die Fortschritte in
der Behandlung des Backsteinbaucs, wie sie etwa ein Vergleich
zwischen dem (.'heroischen Laboratorium von 186G und der Uni-
versitäts-BiblioÜiek von 1873. zwischen der Zwölf- Apostel-Kirche
und den truhern Kircbenbauten darlegt. Und noch deutlicher
als die Strafsenfacaden reden die Ilolfa<,adeu verschiedener öffent-
licher Bauwerke, bei denen die Architekten von den Kesseln der
formalen Schultraditionen sich befreit und in Folge dessen oft
Interessanteres und Gesunderes, häufig ganz im Geiste, wenn auch
nicht in den Formen mittelalterlicher Kunst geschaffen halten. —
Besonders eingehend wird — nachdem zunächst noch die
Gebiete der Malerei und Skulptur flüchtig berührt sind — der
Einfluss mittelalterlicher Bestrebungen auf das moderne Kunst-
gewerbe erörtert.
Bei fast allen besseren Holz arbeiten der neueren Zeit,
auch bei denjenigen, welche nicht die Formen der Gothik. sondern
diejenigen der Renaissauce zeigen, haben doch die Grundsätze
•ier ersten Eingang gefunden. Das Verschmieren und Anstreichen
des Holzes, das Aufkleben bedeutungsloser Zierrathen gilt als
verpönt: eine gute Konstruktion, eine dem Material eigentüm-
liche, aus dem Holze gearbeitete Ornamentik wird angestrebt,
in der Intarsia das Flarhenomament fest gehalten. Als Beispiele
für moderne Holzarbeiten gothischen Stils, die — wenn auch
nicht durchweg Meisterstücke — doch immerhin die Ergiebigkeit
des Ouells, aus dem ihre Motive geschöpft siud, beweisen, legt
Hr. Otzen eine gröbere Anzahl Möbel - Entwürfe von Archit
liischweiler in Hamburg, Brth. Opplcr in Hannover, Archit
Breckelbaum it Wiegand in Hamburg vor.
Zahlreiche Entwürfe der letzteren und Oppler's zu Schmiede-
arbeiten illustriren in ähnlicher Weise den Aufschwung, welchen
die Eisentechnik nach mittelalterlichem Vorbilde wieder gewonnen
hat — ein Aufschwung, un welchem bekanntlich auch Berlin
glänzenden Antheil genommen hat, nur dass hier die erlangte
grofse Kunstfertigkeit und die Absicht, dem Eisen den Renaissance-
< liarakter auf zu zwingen, zuweilen schon zu einem Verlassen
tnaafsvoller klarer Einfachheit und einem schädlichen Zuviel ge-
führt haben. — Für den Bronze- und Eiscnguss, sowie für die
! Gestaltung der Kachelöfen sind mittelalterliche Vorbilder nicht
vorhanden, daher kann hier, ebenso wie bei der Porzellan-Industrie,
nur von einer allgemeinen Einwirkung gothischer Grundsätze die
Rede sein; sichtbarer tritt dieselbe in der Ornamentik der zu
Wand- und Ful'sboden-Bekleidung benutzten Thonfliesen eng-
lischen wie deutschen Ursprungs hervor.
Besonders überraschend aber treten jene Grundsätze neuer-
dings in der Tapeten- und Stoff-Fabrikation auf. Eine sehr
grofse Anzahl von Tapetenmustern, die der Hr. Vortragende aus
einer Berliner Fabrik (Gebr. Hildebrandt), einer Hamburger Hand-
lung (Phil, Mendelson) und einem Hannoverschen Geschäfte aus-
gewählt haue, dienten ihm als Grundlage des Nachweises, dass
nicht allein das Prinzip der Flächen-Dekoration und die stilistisch
richtige Behandlung des Ta]tetenmustere im Sinne eines Teppichs
durch gedrungen sind, sondern auch viele spezitlsch gotliische
Forme» und Motive sich Eingang und Bürgerrecht verschafft
haben. Für den gleichen Vorgang auf dem tiebiete der Stoff-
Industrie, wo es beim Muster auf eine Formengestaltung im
Sinne des Gewebes und bei der Färbung auf Trennung der
Farben durch indifferente Tone ankommt, dienten in erster Linie
zahlreiche Stoffproben aus der Fabrik von A. Müller (Spittelm. !>
in Berlin), daneben solche von Ehrenhaus in Berlin, hannoversche
unter Oppler's Einfluss entstandene Fabrikate und rheinische
W'eifs-Stirkereien als Beweismittel.
Ergänzt wurden diese Vorlagen endlich durch eine reiche
Ausstellung im mittelalterlichen Sinne konzipirter Lehrmittel für
den Zeichenunterricht an Gewerbe- und Kunstschulen von dem
Maler Herrn. Schmidt in Hamburg, die Entwickelung der ein-
fachen ornamentalen Grundmotive und die Stilisirung der natura-
listischen Pflanzenformeu in grofsen, direkt als Wandtafeln zu
benutzenden Blättern behandelnd, die Herr Otzen der Aufmerk-
samkeit aller für die Orgauisiruug eines rationellen Zeichenunter-
richts bedachter Fachgenrissen , insbesondere der Lehrer, wann
empfiehlt.
Der Hr. Vortragende schliefst mit der Versicherung, dass es
nicht etwa seine Absicht gewesen sei, für die künstlerische Rich-
tung, der er selbst huldige, im gewöhnlichen Sinne des Wortes
Propaganda zu machen. Er habe beitragen wollen zur Klärung
unserer Kunst-Atmosphäre, wie es die Pflicht jedes Einzelnen sei,
der als treuer Gärtner den Boden, auf dem wir bauen, bestelle —
säend und pflegend, dem Unkraute wehrend, junge Triebe schützend
und pflegend. Dieser Boden aber sei das künstlerische Bedürfnis*
in jedes Menschen Bmst. Nur dann würden wir hoffen dürfen,
in dem Werdeprozess unserer heutigen Kunstzustände wirklich
fort zu schreiten, wenn die Ueberzeugung unser Leben thätig
durchdränge, dass die Kunst — Jedermanns Sache sei.
An der Erledigung des Fragekasteus , welche den Schluss
der Sitzung bildet, nehmen die Hrn. Böckmann, Otzen, Melliu.
Strecket! und L. Hagen Theil. — F. —
Dresdener Architekten - Verein. Auszug aus de» Proto-
kolle]) vom Jahre 1877. (Scbluss.)
Versammlung am 8. November. Vorsrüt. : Hr. Giese.
Der Vorsitzende referirt namens des Vorstandes üIht die
von München eingegangene „Denkschrift über die Pflege
der Kunst an den öffentlichen Bauwerken". Es ist zu-
nächst beim Vorstand des Verband- Vorortes angefragt worden,
wie er sich dem in der Denkschrift enthaltenen Antrag gegenüber
verhalte, da man einen wirksamen Erfolg nur dann für möglich
erachte, wenn sich der Verband betheilige. Von einer einseitigen
Unterzeichnung müsse man um so mehr absehen, als man mit
lebhaftem Dank die Aufmerksamkeit anerkennen müsse, welche
speziell die sächsische Regierung der Pflege der Kunst an öffentlichen
Bauten widmete. Dem Körnitz in München ist unter Anerkennung
der Tendern der Denkschrift hiervon Mittheilung gemacht worden.
Unter Darlegung eines kurzen Ueberblickes über die Kunst-
geschichte Siziliens erläutert Hr. Giese die im Vereinslokale aus-
gestellte, eben so zahlreiche als werthvolle Serie der von Hrn. Hofbrth.
Krüger angefertigten und ihm gehörigen Reisestudien aus Sizilien,
dem Besitzer den besten Donk des Vereins mit der Bitte um
Fortsetzung dieser Ausstellung abstattend.
Hierauf hält Hr. Archit E. Kayser einen Vortrag über die
Anlage von Blitzableitungen. Unter Bezugnahme auf früher vor-
gezeigte, als neu patentirt bezeichnete. isolirte Blitzableiter-Fang-
stangen wurde seitens des Redners von deren Anwendung abge-
raten. Da die Hauptwirkung eines Blitzableiters in dem unschäd-
lichen Ueberführen (Ausgleichen) von Luft und Krd-Klektrizitat
besteht, so tnuss es auch der im Gebäude angesammelten Elektri-
zität möglich gemacht sein, in die Leitung überzugehen. Daher
auch die Forderung der Theoretiker und der meisten Praktiker,
alle im Gebäude befindlichen Metalltheile mit der Leitung zu ver-
binden. Erst in zweiter Linie bat der Blitzableiter die Bestimmung,
tiet zu grosser Spannung zwiscnen oeiuen rjcktri/itiiten unu uci
gewaltsamer Ausgleichung derselben durch einen Blitz für diesen
als Abieiter zu dienen. Redner weist nach, dass ein Uebergehen
des Blitzes bei nicht isolirtcr Fangstange und Leitung auf das
Gebäude nicht zu befürchten sei, vorausgesetzt, dass der Blitz-
ableiter ein wirklich guter, d. h. richtig konstruirter sei. Nach
kurzer Darlegung, wie ein solcher beschaffen sein müsse, theiltc
Redner dann neuerdings aufgestellte Nonnen für die Einrichtung
von Blitzableitern auf den städtischen Gebäuden von Paris, sowie
ein Gutachten der königl. Akademie der Wissenschaften in Berlin
mit Aus beiden Schriftstücken geht hervor, dass sich ein Um-
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\o. 15.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
71
Schwung in Bezug auf das Matrria] der Abieiter zu vollziehen
scheint. Beide sprechen sich nämlich zu Gunsten eiserner,
nicht kupferner Leitungen aus. Man scheint also wieder zu dem
Materiale zurück zu kehren, das früher ausschließlich für Blitz-
ableiter benutzt wurde.
Versammlung am 13. Dezember. Vorsitz. Hr. Giese.
Hr. Hofbül. Krüger hat in doukeuswerther Weise eine zweite
Serie seiner Heisestudien aus Italien im Vereinslokal zur Aus-
stellung bringen lassen. — Den Hauptgegenstand der Tagesordnung
bildet ein längerer Vortrag des Hm. Archit. Dr. Steche (Iber die
Bollwerke Dresdens und deren spatere künstlerische
Behandlung. Die hauptsachlichsten Befestigungen begannen 1520
und wurden verstärkt durch die Kurfürsten Moritz und Augustus
unter der Leitung von Dehn-H*thfelser, Vogt-Wierand, Lynar u, A.
Sieben Bastionen, nach den Planeten Sol, Luna, Saturn, Merkur,
Jupiter, Mars und Venus genannt, begrenzten die Befestigungen.
Zum Theil sind die Bastionen noch jetzt erhalten. Keduer ver-
weist auf die in der königl. Gemäldegallerie befindlichen Gemälde
v. Leujiold's. Auf der Venusbastei, dem jetzigen königl. Belvedere,
errichtete, nachdem ein früher dort bestandenes Belvedere in die
Luft geflogen war, Graf Brühl 1751 durch Knösel ein Lusthaus,
wegen seiner Zierlichkeit la DtmoüeUe genannt, welches 17i>'i bei
der Belagerung der Stadt zerstört wurde. Aehnlich künstlerisch
geschmückt sollte die Saturnbastei werden; 2 Projekte sind iu
Zeichnung noch vorhanden, unter welchen das mit dem Motive
einer Eremitage das interessanteste sein dürfte. Hedner illustrirt
seine eingehenden Schilderungen durch Vorlegen der Originalplane
und schliefst mit einer kurzen Beschreibung der Zwingerbauteu,
welche den Itaum zwischen und auf den Bastionen Sol, jetzt Hüte!
Bellevue, und Luna einnehmen sollten und zum Theil einnehmen.
Line hoch interessante Zugabe bildete die genaue Kopie eines Stadt-
plans von Ih'esden aus dem Jahr 17(10, auf welchem schon die
Niederlcguug der Festungswerke angenommen ist. Der Original-
plan befindet sich im königl. Haupt-Staatsarchiv und ist mit Er-
laubnis» des hohen königl. Gcsammtministerii auf Anregung und
unter Leitung des Itedners für das herzustellende Werk über
Dresden'* Bauten mittels Photographie und graphischer Leber-
tragung auf Stein knpirt worden.
Hr. Archit. Möckel wird durch Abstimmung dem Vereine
all neues Mitglied zugeführt
Der Vorort des Verbandes unterbreitet dem Verein die vom Ver-
band gestellten Aufgaben über: „Einheitliche Bezeichnung
mathematisch - technischer Gröfsen" und , Ausbildung
einer besonderen Statistik des Bauwesens", deren
Bearbeitung den Hrn. E. Kayser und Dunger übertragen wird.
Vcrsamtnlungam 10. Januar 1878. Vorsitz. Hr. E. Giese.
Den Hauptgegenstand der Tagesordnung bildet ein längerer
Vortrag des Hrn. Archit. Gurlitt über: Die Organisation des
Bauwesens unter Kurfürst August. Bei der grofspii An-
zahl bedeutender Bauten, welche Kurfürst August wahrend seiner
Regierung (1533 — löHti) ausführen liefe, war eine zentralisirte
Leitung ein dringendes Bedürfnis». Schou Kurfürst Moritz hatte
zu einer Bauordnung den Grund gelegt, indem er das gesammte
Festungsbauwesen dem Oberzeugmeister Kasper Voigt unter-
stellte. Dieser Mann behielt das Amt auch unter August. Das
Zeughaus war die Zentralstelle für das gesammte Bauwesen; durch
dasselbe wurden die Materialien besorgt, die Holzhöfe, Steinbrüche
und Brennereien verwaltet Zunächst blieb die Oberleitung in
militärischen Händen, nach Voigt erhielt sie Melchior Hauffe,
darauf Hans von Diskau, der frühere J/eiter der Festungsbanten
in Leipzig. Die größte Schwierigkeit bestand darin, das* August
seine Anordnungen dnreh personliche Dazwischenkunft durch-
kreuzte. Spater versuchte es August mit Ausländern, dem Bur-
gunder Xiklaus von Harnes, darauf dem in Florenz geborenrn,
in Frankreich zu hoher Stellung gelangten Grafen Rochus von
Lynar. Dieser Mann nahm als gleichzeitiger Oberstzeugmeistcr
mehrer deutschen Reichsläuder eine Uberaus merkwürdige Stellung
ein; auch er ist Soldat, seine Berufsthätigkeit ist eine administrative,
keine künstlerische. Nach Rochus' Abgang nach Brandenburg
vertritt ihn Paul Büchner als Hauszcugineister. Die Unter-
baumeister sind die entwerfenden Künstler; ihre Stellung jedoch
ist eine sehr schwierige, da die Handwerker gröfstenthcils nur
widerwillig auf den Staatshauten arbeiten. Dieselben werden auf
Befehl des Kurfürsten herbei gezogen und streng bestraft, wenn sie
sich dem Befehle zn entziehen versuchen. Ebenso die Arbeiter
— gewöhnlich frohndende Bauern. — Durch diese Zwangstnaaß-
regeln gab es viele Mißstände, die August vergeblich durch
strenge Gesetze zu beseitigen versuchte; Beispiele bei dem Bau
der Augustusburg und Annahurg. Bei der Anhäufung von
Arbeiten! kommen Unruhen vor, auch Flucht der Frohndenden
vom Bau. Die Löhne sind schlecht, die Zeit seit der Reformation
eine unterdrückt-revolutionäre, wie die Bauernkriege und die
Wiedert.uferei bewiesen haben. Der Kern des Verfalles und der
Rohheit, die im 30j*hrigen Krieg sich zeigten, ist schon hier oft
zu erkennen. — IL A. Richter.
Einige, Bemerkungen über die Ausführung von Kcwali-
Arbeiten.*j Jüngst ist in der American PKiUaophical
'J Di*- im Nafluti'h«MMt*n PAtwIckrltrn (tcaktiupuiiku>, di*rcn grwiM- Urrft-Iilk^un^;
kkiiro lrg»«ilwo viril in Fragt* g>'»1eUt nnlelt woUen, bililc-li «Jvn HtuipüatiaU «iicr
Unser«« Art*it. ti'tr lim Wr*il» wir infferrrk Montau* nur VwfudTi.(.Ul«-lminr; lupt*?.
' i Mru ItMtr bb Ji-u1-
II, K,-t.
Society zu Philadelphia ein Vortrag über die Kanalisation
Philadelphias gehalten worden, aus welchem iu Rücksicht auf die
allgemeine Giltigkeit des Gesagten Einiges hier reproduzirt
werden mag, zusammen mit ein paar Bemerkungen, zu welchen
die Art und Weise, iu der hier in Berlin ein Theil der Kauali-
gations-Arheiten thatsachlich ausgeführt wird, Anlass bietet.
Nach dem Inhalt des erwähnten Vortrages ist eine mangel-
hafte Konstruktion der Kanäle. Senkgruben und Ver-
schlüsse, die mit Ausgüssen bezw. Wasser- Kloscts in Verbindung
stehen, die besondere Ursache, durch welche viele der schlimm-
sten Krankheiten entstehen. Philadelphia erfreut sich einer allge-
meinen unterirdischen Entwässerung und die Kanäle derselben
sind so weit recht gut, als dafür gesorgt ist, dass nicht durch
ungenügende Verschlüsse und schlechte Rnhrlrgung der Eintritt
von Kanal -Gasen in die Wohnungen stattfindet; da wo letzteres
möglich ist, wurde das Fehlen der Entwässerung dem Besitze
derselben vorzuziehen sein. Sorglose Verlegung und Verbindung
von Röhren, Mangelhaftigkeit der Verbindungsstücke, schlechte
Konstruktion der Verschlüsse und ungenügende Ventilation der
Klosetröhren können nicht verfehlen, Kanalgase direkt in die
Häuser zu führen und damit die unmittelbare Ursache für Krank-
heiten und Todesfälle zu werden. Röhren, welche Badewannen,
Tuiletten u. s. w. entwässern, werden mit dem Hauptrohr oftmals
ohne Einschaltung eines Verschlusses verbunden und dienen dann
direkt als Leitungen für die Kanalgase nach unseren Schlafzimmern
und Gemachem. Aber wenn auch solche Verschlusse thatsärhlich
vorhanden sind, ist damit in vielen Fällen dennoch keine Sicher-
heit gegen das gedachte Lehel geschalten, da häufig die Arbeit
so ungeschickt ausgeführt ist, dass das Wasser in den Ver-
schlussen durch das von oben einfallende Wasser ausgesaugt
wird und die Verschlüsse ausser Thätigkeit treten. Nichts im
ganzen Hauset bau erfordert zum guten Gelingen eine so genaue
und umfassende Aufmerksamkeit, als gerade die Anlage der
Wasserableitungs-Arbeiten ! — -
Es mag im Anscbluss an das Vorstehende daran erinnert
werden, dass nach Ansicht ärztlicher Kapazitäten Berlins die
Kanalisation der Stadt nur dann segenbringend sein kann, wenn
dieselbe in allen Einzelnheiten solide und gnt ausgeführt wird,
wahrend sorglos und schlecht ausgeführte Arbeiten keine anderen
als üble Folgen nach sich ziehen werden.
Es ist ein besonders schlimmes Ding bei Kanalisationen,
dass nach Ausführung der Arbeiten, u. z. nach Wiederverschttt-
tung und reberpllasterung der Röhren die verdeckt liegende
Leitung gleich gut aussieht; dazu kommt, dass die minder gute
Ausführung sich des Vorzugs der minderen Kostspieligkeit erfreut,
den der Laie fast regelmäßig oben au stellen wird, ob die Arbeit
direkt schlecht mangelhaft, ausreichend oder vorzüglich aus-
geführt ist, uuil dass aus diesem Gruude eine Sicherheit für die
Güte der Arbeit selbst dann norh nicht vorhanden ist wenn die
Leitungen als tadellus von der kontrollireudeu Behörde abge-
nommen worden sind. Von Seiten der Hausbesitzer wird erfah-
rungsmäfsig fast jedem Bewerber um Kanalisationsarbeiten Glauben
geschenkt, sobald dieser nur einige Mühe im rReden" und insbe-
sondere die Annahme des schmückenden Prädikats .Fabrikant''
nicht scheut. Leider ist es der Fall, dass eine große Zahl von
den kleinen Unternehmern hierher gehöriger Art einfache Arbeiter
sind, die kürzere oder längere Zeit in einem größeren Etablisse-
ment unter immerwährender Aufsicht gearlieitet haben und häutig
nicht im Stande sich befinden, 24 Stunden lang selbstständig
zu arlteiten, ohne Fehler zu begehen. Die erwähnten größeren
Geschäfte sind deshalb oft nicht im Stande, die Arbeiten so
auszuführen, wie sie ausgeführt werden müssteu, weil sie ihre
Ansrhb.ge anf dasselbe niedrige Niveau bringen müssen, auf
welches die vorerwähnten kleinen Unternehmer hinab zu gehen
pflegen. Der denkende Theil des Publikums sollte daher bei Ver-
gebung der betr. Arlieiten U ehe riegung walten lassen und sich
davor bewahren, so wichtige Arbeiten wie die Ausführung von
häuslichen Eutwasseruugs-Arbeiten, in die Hände ungeschickter
und sonst ungeeigneter Persönlichkeiten zu legen , die nur
ihren augenblicklichen Vortheil im Auge haben und z. B. Rohr-
leitungen gewohnheiLsmulsig in allersorglosester Weise zusammen
zu setzen pflegen.
Bei der Ausführung der Strafsenleitungeu und Kanäle
Berlins gelangt der hohe Werth, welcher seitens der Bauleitung
auf die solide Ausführung des Werkes gelegt wird, insbesondere
dadurch zum Ausdruck, dass man dem Submissions- Verfah-
ren allenthalben da entsagt, wo es sich um Arbeiten bandelt,
für deren Güte die nöthigen Garantien im Snhmissinnswege er-
fahruugsmäfsig nicht zu beschaffen sind. (Jehl infolge dessen das
Werk vielleicht mit einer etwas geringeren Raschheit von Statten,
so wird andererseits an Sicherheil für den Werth der Arbeit
erheblich gewonnen und der etwaige Verlust an Zeit auf diesem
Wege reichlich wieder eingebracht.
Betrachtet man dagegen das Verfahren, welches bei den
Hausbesitzern in Szene gesetzt wird, so besteht dieses der
Regel nach darin, dass man sich von einer ganzen Anzahl von
Bewerbern Anschläge anfertigen lässt und nun in fKi Fällen von
100 dem billigsten unter den Bewerbern die Arbeit übertragt,
der dann selbstredend niemals die beste Arbeit liefern kann! —
Unendlich groß können die Vortheile sein, welche die im
befriedigenden Fortschreiten begriffene Entwässerung Berlins der
Einwohnerschaft bringt; sie können aber eine erhebliche Beein-
trächtigung durch die Schuld der Hauseigenthümer erfahren,
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
20. Februar 1878
wenn diese nicht einsehen, von welch verhängnissvoller Bedeutung
die Art und Weise ist, mit der die Details ihrer Häuser- An-
schlüsse ausgeführt werden. Mächten die wenigen vorstehen-
den Bemerkungen dazu beitragen, dass beim weiteren Fort-
schreiten der Kanalisation Berlins nicht allzu viele Falle vor-
kommen, in denen die gebührende Sorgfalt bei Ausführung der
Hausanschlüsse gefehlt hat und aufweiche das bekannte geringelte
Wort „billig und schlecht" dereinst seine Anwendung Hudet.
Thurmspitzen aus Gusselsen. Durch vielfache Erfahrungen
bei ausgeführten Thurmhauteu bin ich zu der Ueberzeugung ge-
kommen, dass es bei hölzernen Thurmspitzen von großem Vortheil
ist, wenn deren oberster Theil eine feste, massive Finschliefsung
erhalt, mit welcher auch die Uekronnng des Thurmes in Verbindung
gesetzt wird.
Meist wird die Umhüllung der Spitze von F.isen- oder
Kupferblech hergestellt und das Thunukreiiz oder die Wetter-
Fahne mittels Kisenschienen, Itolzen etc. an den Hölzern befestigt.
Allein derartige Konstruktionen lassen sehr viel zu wünschen
übrig und so halte ich denn schun seit längerer Zeit das Guss-
eisen für diesen Zweck in Anwendung gebracht. Die Holzkon-
struktion bekommt dadurch nicht allein einen dichten Abschluss
nach aussen, sondern es wird auch ein festes Zusammenschließen
erlangt und es werden Schrauben, Schienen u. s. w., die oft mehr
zur Zersplitterung als zur Schonung des Holzes beitragen, dabei
durchaus überflüssig. Derartige guaseisemc Spitzen bilden eine
Hülse von 1-2» Länge bei 1-2"" Wandstarke; sie können Stil-
gemäße Verzierungen erhalten und werden auf den Ilolzmramideii
mit Holzschrauben befestigt. Die BekTöniingsstueke sind entweder
direkt angegossen oder als besonderer Theil aufgeschraubt.
Ich habe gusseiserne Spitzen bei den Kin hthurmen in Alten-
berg, Chemnitz etc. zur Anwendung gebracht und mich von Jen a
Zweckmäßigkeit ausreichend überzeugt. Allen Kollegen kann ich
sie zur Nachahmung empfehlen und bin gern zur weiteren Aus-
kunft, sowie zur Mittheiluug von Zeichnungen bereit.
Leipzig, Febr. l.**7*>. H. Altendorff, Baumeister.
Ueber Holzschindel-Bedachung geht uns mit Bezug auf
frühere Aufragen folgende Mittheiluug zu:
In Oberschlesien sind Schindeln immer noch ein weit ver-
breitetes Bedachungs-Material und werden bei ländlichen Gebäuden
mit Vorliebe als Unterlage für Bedachung mit schlesischem Schiefer
verwendet Der (Querschnitt ist trapezförmig, die Nuth keilförmig.
Fichtene Schindeln (Handarbeit) sind die beliebtesten und
werden bei der Lange von 0,5 "> und Breite von o,08 bis 0,15 m
mit 2,0 bis 2,5 M. pro Hundert Stück fr. Kisenbahn -Waggon
Kandzrin bezahlt Maschinen-Schindeln stellen sich bei
Abmessungen 1<> bis 20 l'f. pro Hundert
wird für jedes beliebige größere
O. Schi; t
ir. r.isennann- viaggnu
teilen sich bei gleichen
billiger. Als Lieferant
der Kigenth. H. Kuzuia
Künftiger Rathhausbau in Leipzig. Nachdem die früher
von dem Kgl. Ober-Landbaumeister Häuel liei Untersuchung des
Kathhauses zu Leipzig gefundenen Resultate durch eine in neuer
Zeit vorgenommene nochmalige Begutachtung des Zustande« dieses
noch verhältnissmäßig jungen Bauwerks als im wesentlichen
völlig zutreffend sich heraus gestellt haben — weun dasselbe auch
die ihm damals mit nur noch 10 Jahren bemessene Frist leicht
um das Doppelte überdauert! kauu haben sich die Behörden
darüber geeinigt, die Einleitungen zum Bau eines neuen Kath-
hauses zu treffen. — Da ebenso leicht der entgegen gesetzte
Fall eintreten kann, dass nämlich In i Hagelwetter mit Weststurm
eine Störung des Gleichgewichts in der Dachkonstruktiou verursacht
wird, der das Holzwerk und wahrscheinlich auch ein Theil der
Umfassungen nicht mehr zu widerstehen vermöchte, so ist der
Kntfchluss, für die Väter der Stadt ein sicheres Obdach her-
zustellen, nicht übereilt zu neuneu. — Als Bauplatz ist, nachdem
eich der ebenfalls in Vorschlag gebrachte Königsplatt als zu klein
hat,
wbw., dei u,IUUIUi»u.u öl.«» tum „cm o»i*«M<)iiieu
andererseits belegene Terrain, welches das Rathhaus jetzt schon
theilweise einnimmt, gewählt worden. Dasselbe giebt etwa
7 eOtiO1" BaurUche her, wobei noch Verbreiteningen der genannten
Straßen vorgesehen sind. Mit Rücksicht auf die Lage des Bau-
platzes inmitten des lebhaftesten Verkehrs, sowie auf die zu
erzielenden Miethsertrngnisse wird jedenfalls für das Erdgeschoss
und für die Hofe bezw. Passagen die Anlage von Kaufladen als
Bedingung in das Hauprogramni aufgenommen werden. Hoffent-
lich giebt die Vertretung der Stadt einem früher schon in diesem
Blatte ausgesprochenen Wunsche nach und sucht das Projekt zu*
dem neuen Hause im Wege einer allgemeinen Konkurrenz für
deutsche Architekten zu erhalten.
Berliner Gewerbe-Ausstellung 1879. Wir erfahren von
zustandiger Seite über ein betr. l'rojekt, das seit lange geschwebt
hat, etwa Folgendes:
Eingedenk der großen Erfolge, welche die Polytechnische
Gesellschaft durch die von ihr im Jahre IHVJ ins Leben gerufene
Gewerbe-Ausstellung erzielt hat, und in Betracht des Umstandes,
die deutsche Industrie auf der in diesem Jahre in Baris
Berliner Gewerbe-Ausstellung geeignete Maaßnahmen zu
treffen. Die gleiche Aufgabe hatten sich schon im Jahre 1874
eine Anzahl Industrieller etc. gestellt, welche in jenem Jahre eine
Ausstellung der in Berlin so reich vertretenen Hau- Industrie mit
Ausstellung
unerwartetem Erfolg ins Leben riefen. Die <
strebuugen sind nunmehr zusammen gefasst worden und mit Aus-
schluss der < Öffentlichkeit hat man sich zunächst an die hervor
ragenderen Industriellen gewendet, um in Erfahrung zu bringen,
ob die obige Idee überhaupt auf fruchtbaren Boden falle. Mau
ist auf eine über Erwarten beifallige Aufnahme gestoßen und so
hat in einer am 28. Januar d. J. abgehaltenen, sehr zahlreich be-
suchten Versammlung der Betheiligten mit Einstimmigkeit der Be-
schluss gefasst werden können, die Ausstellung zur Ausführung
zu bringen; dazu ist ein definitives Zentral - Komite gewählt
worden, welches in den nächsten Tagen einen Aufruf zur Betheili-
gung erlassen wird. Die sämmtlicben Vorarbeiten der Platz-
beschaffung, der Aufstellung der Bedingungen etc. sind theils
der Vollendung
Die Verwirklichung der in No. 12 er. d. Bl. gedachten
Wiederholung der Weihnachtsmesse im Architekten- Vereins-
hause hat bereits einen wesentlichen Fortschritt gemacht, indem
das Komite, von welchem die erste Messe ins Leben gerufen
ward, sich von neuem konstituirt hat In kürzester Zeit schon
wird ein Aufruf desselben veröffentlicht werden, um die Kunst-
industriellen und deren Mitarbeiter frühzeitig genug zu interessire u
und sie in den Stand zu setzen, in diesem Jahre auch mit Gegen-
ständen, für deren Herstellung eine längere Zeitperiode erforder-
lich ist, auf der Mease erscheinen zu können.
Neues In der Berliner Bau - Ausstellung. In der Zeit
vom 2. bis 15. Febrnar wurden neu eingeliefert: vom Eisenwerk
Kaiserslautern 2 kleine Meidinger Zimmeröfen, braun und grün
patinirt : - von Westphal * Ganter 1 buntes Fenster nach
neuem Sandblas- Verfahren eigener Erfindung; — von A. Ginszkey
Teppiche: — von C. K ramme eine Laterne von Schmiedcisen,
eine Messingkrone, eine Bronzekrone mit schmiedeisernen Ro-
setten. 1 Laternen-Kandelaber zu 3 Laternen von Zinkguss, ge-
zeichnet vom Baumeister Schwechten: — von ('. Kammerich k
Co. 1 Ausziehtisch von Nussbaum, 1 eichener Stuhl mit Leder-
bezug und 1 Stuhl eichen geschnittt.
Personal - Nachrichten.
Ernannt: Der Baumeister Bernhard Schelten zum Land-
bei der Königl. Landdrostei in Aurich.
Die Bauführer-Prüfung haben bestanden: aj für beide
Fachrichtungen: Ernst Spindler aus Königswinter, Casimir
v. Skorzewski aus Kamieniec, Kr. Kosten, u. August Arnhold
aus Niegripp bei Burg; — b) für das Maschinenbaufach: Heinrieh
Cordes aus Altenhundem, Kr. Olpe, Robert Dan aus Alt- Vice
bei Schöneck i. Westpr., Otto Martschinowski aus Neidenburg
u. Paul Gutte aus Carthaus b. Liegnitz.
sein wird, hat die genannte mit der Anfertigung
rt, zur Veranstaltung einer Durchm. befasstV
Brief- and Kragekastei.
Hrn. O. K. in Berlin. Ein Register der in „Berlin und
seinen Rauten1* enthaltenen Jahreszahlen hat für einen weiteren
Kreis wohl nicht den Werth, den ein Einzelner beim Studium
des Werks aus der Anfertigung einer solchen chronologischen
Tabelle für sich gezogen hat — Zu einer lukrativen Veröffent-
lichung desselben wissen wir Ihnen keine Gelegenheit anzugeben.
Alter Abonn. in Glogau. Die Frage, ob der entwerfende
oder der ausführende Architekt als der „Baumeister'' des Werks
zu betrachten sei, ist in der That eine akademische und wird
sich - wie die Verhältnisse üi Wirklichkeit zu hegen pflegen -
meist nur nach den Umstanden jedes einzelnen Falles e
Ihre Frage nach den Eigenschaften eines zu
ntermauerungs-Ziegels ist dagegen eine
so eminent praktische, dass Sie darüber wohl auch an anderer,
als au dieser, zu so elementaren Erörterungen nicht geeigneten
Stelle Auskunft sich verschaffen können.
Hrn. A. K. in C. Wir können Ihnen lediglich rathen, in
einer Annonce diejenigen Koryphäen des naturwissenschaftlichen
Gebiets , deren Gipsbüsten Sie zu kaufen wünschen, näher zu be-
zeichnen und damit ein Angebot hervor zu rufen.
Hrn. K. P. in H. Die Beantwortung der Frage, ob einem
auf Diäten engagirten technischen Hülfaarbeiler die Tagegelder
für Krankheitstage oder Sonntage mit Recht oder Unrecht einbe-
halten werden können, richtet sich durchaus nach der speziellen
Fassung des Engagements- Vertrages und nicht nach generellen
obrigkeitlichen Vorschriften. Liegt ein .tageweises" Engagement
vor, so werden für Tage, an denen aus irgend einem Grunde
nicht gearbeitet wurde, die Diäten im all gem. nicht gefordert
werden können, so unbillig der Einbehalt derselben immerhin sein
mag. Bei „monuteweisem" Engagement sind Abzüge für Sonn-
tage und Krankheitstage selbstverständlich ausgeschlossen.
Anfrage. Giebt es in Deutschland eine Fabrik, die sich
mit der Anfertigung von stählernen Kugeln von 7-13
»»n Ost] Betlitx in Brrl.n. Kur ,tii>
K. K. O. Prii.ch. DnKk: W. Moor Horbuchdruck.rel, „
Digitized by LsOOgle
No. 16.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
7:5
Inhalt! Hrhiffahrt und StrtmrvKiilirtmr, «Irs Oherrariaa. — N*ne Kinriclituni;
«um Krwämirit im W'mot für lühuilich* and Buir -Z wirk». 14 I 1 taell u ngan
au» llNlMli Arrlutrkttu- unl Imrmhrar- Vrniii in lUinl.urr,. - UoHtMt»
— VermljehU.: Zl
L'rabau, Hrparalurliaii — IVIter d(r BemiJimna; \nm näebr-ra .m » KlamSJrrh. —
TrinkwMwr-t'nIrnnirniiDic in Berlin, - Uraara* ninn Schadenfeuer». — Neu«» lur
Sond Ma • Schleiferei. - M.h.tik der Kau • Akademie in Berlin 16t da« Wlnlat-
f_Tn. _ Konkurrenten. — Brief- an« Prageka»!*».
Schiffahrt und Stromregulirung des Oberrheins.
ie viel besprochene Frage einer genügenden
Schiffahrts -Verbindung der Stadt Strafsburg
mit dem Mittel- und Unter-Rhein drangt sich
neuerlich, nachdem durch HinausrOckung der
Wälle die Stadterweiterung zur Thulsaehe
geworden und damit für viele Zweige bürger-
licher Thätigkeit ein grofses Gebiet er-
schlossen worden ist, gebieterisch in den Vordergrund. Das
Unternehmen wird vielfach als eine Frage, von der das weitere
Gedeihen Strafsburgs Oberhaupt abhangt, angesehen und konnte
dereinst von einer ungeahnten Bedeutung werden, wenn erst
die Gotthardbahn vollendet sein wird, zu welcher der Rhein
die naturliche Zufuhrstrafsc bildet. Auf dem elsässisch-
lothringischen Kanalnetze, dessen gegen Marne und Rhone
gerichtete Adern durch die letzten politischen Veränderungen
abgeschnitten sind, wurde durch Anschluss an die gröfste
Wasscrstralsc Deutschlands ein neuer Aufschwung sich er-
geben, es würde ferner der strategische Werth der Wasser-
straße zwischen den rheinischen Festungen erheblich gewinnen
und endlich ein neues, mächtiges Band der Interessen-Gemein-
schaft zwischen Alt-Deutschland und seinen neuen Provinzen
durch das hier fragliche Unternehmen geschaffen werden können.
Zwar ist öffentlich ausgesprochen worden, das» der
Rhcinstrom schon in seinem heutigen Zustande eine gute
Wasserstrafse sei, und es sind in der Thal regelmäßige
Dampferfahrten mit Personen- und Eilgüter- Verkehr und
clienso mit Schlcppzügen auf dem Oberrhein während der
letzten Jahre versucht worden; es musstc indessen von der
Fortsetzung dieser Versuche wegen Beschränkung der Schiff-
fahrtsperiode auf nur einige Sommermonate wieder Abstand
genommen werden, so dass zur Zeit fast gar keine größere
Schiffahrt auf dem ülierrhein stattfindet.
Die Entwickclung eines grofsen Verkehrs erfordert
günstige Verhältnisse für den größten Theil des Jahres und
diese Thatsache kann nicht durch die Behauptung entkräftet
werden, dass ein Schiffsverkehr auf dem Rheinstrom sich von
selbst einstellen werde, wenn ein Bedürfniss danach vorliege.
Dieses Bedürfniss ist unbestreitbar, seit Elsas*- Lothringen auf
eine engere Verbindung mit Alt-Deutschland angewiesen ist Dass
auch durch die Geschäftsstockung der letzten Jahre der gänz-
liche Mangel au Schiffsverkehr auf der elsässisch - badischen
Rlieiiistreekc nicht zur Genüge erklärt wird, lehren die stati-
stischen Nachwcisungen, nach denen in Mannheim und Ludwigs-
hafen in den Jahren 1875 und 187« ein stärkerer Verkehr
als je statt gefunden hat. Mannheims Lage ist aber nicht
wesentlich gunstiger als diejenige Strafsburgs, und es durfte somit
der Mangel eines Schiffsverkehrs in Strafsbnrg, abgesehen von
den der
lediglich aus der Unzulänglichkeit der
strafse sich genügend erklaren.
Für die Sicherstellung einer allezeit brauchbaren Wasser-
strafse ciebt es hier, da eine Kanalisiruug des Stroms schon
der ungeheuren Kosten wegeu aufser Betracht bleiben muss,
nur 2 Möglichkeiten: Anlage eines eigentlichen Schiffuhrts-
Kanals, oder vollständige Regulirun g des Rheinstroms.
Für die erstere Lösung ist bekanntlich ein generelles
Projekt autgestellt worden*), aber es sprechen gegen einen solchen
Plan mancherlei Gründe allgemeiner und spezieller Art, unter
welchen die sehr hohen Anlagekosten in erster Linie stehen.
Sehr schwierig würde sich auch der Metrie!» des Kanals ge-
stalten, der nach jenem Projekte auf 117"'« (rcsammtlängc
nicht weniger als 1!» Schleusen und speziell in ELsass 11 auf
58 Kra lAugc erhalten müsste. Kndlich dürfte ausgemacht sein,
dass Kanalanlagcu mit kurzen Haltungeu für den äusserst
wichtigen Taucrei-Betrieb unzweckmässig sind.
Die zweite Alternative : die Regulirung des Rheinstroms in
sich, ist noch wenig besprochen, und es scheint beinahe unbe-
kannt zu sein, dass eine solche Regulirung überhaupt ausführbar
ist. Sie ist al»er möglich und schwebte auch den hervor-
ragendsten Rheinbau-Ingeuieuren, welche die erste Regulirung
des Stroms bewirkt haben, stets als Endziel vor, besonders den
französischen Ingenieuren, welche s. Z. eingehende, werthvolle
Vorstudien über die Rbcinkorrektion gemacht haben. Hatten
nie Impressen rrankreicns uie Ausiutirrmg eeionien, so
4l.tü. |»n
würde dieselbe wahrscheinlich auch ins Werk gesetzt, oder
doch in Angriff genommen worden sein. Kitt solches Interesse
aber hatte Frankreich nicht, während dasselbe jetzt, seit
Elsass-Lothringen wieder zu Deutschland gehört, sicherlich
vorhanden ist. —
Zur Einführung der Fernstehenden in die eigentümlichen
Wasser- Verhältnisse des Oberrheins möge es gestattet sein,
einen kurzen Rückblick auf das Werk der von Baden und
Frankreich in den letzten 35 Jahren
führten Rheinkorrektion zu werfen
außerordentlichen Schwierigkeiten zu gedenken, die über-
wunden werden mussten, um das großartige Unternehmen
ülicrhaupt in Gang zu bringen.
Der Schöpfer der Rheinkorrektion war der Vorstand der
badischen Wasserbau-Direktion, Oberst Tulla, welcher schon
im Jahre Iko'.i seine durch den Erfolg nunmehr vollkommen be-
stätigte Ansieht über die Rheinkorrektion begründet und 1812
sich in eingehendem Vortrage*) dahin ausgesprochen hatte,
dass die grofsen Beschädigungen, welche der in fortwährender
Veränderung meines Laufes begriffene Rheinstrom,
lose Arme sich über eine mehre Kilometer breite
erstreckten und diese unaufhörlich durchwühlten, nur durch
eine planmäßige Korrektion, mit Zusammenfassung der
vielen Wasserläufe in ein ein ziges Rinnsal, beseitigt
werden könnten. Der grofse Geld-Aufwand hierfür würde sich
nicht allein durch den angewendeten Schallen, sondern durch
Gewinn an nutzbaren Landflächcn, durch Knlsumpfungeii
und durch Beförderung der Schiffahrt, ja selbst durch all-
mäliche Ersparnisse an den Rheinbaukosten reichlich lohnen.
Nachdem Tulla diesen grofsen, damals überraschenden
und nachher viel bekämpften Gedanken begründet und alle
Einwendungen gegen sein Projekt zum Voraus widerlegt hatte,
verstrichen, namentlich in Folge des Widerstrebens der fran-
zösischen Verwaltung, volle 3 Jahrzehnte, bis im Jahre 1M40
eine Ueborcinkunft bezüglich der gemeinsamen Rheinkorrek-
tion zwischen den beiden Uferstaaten Frankreich und Baden
zu Staude kam. Auch auf badischer Seite musste zuvor eine
mächtige, insbesondere gegen die beal»siclitigte Einschränkung
des Strombettes gerichtete Opposition überwunden werden,
deren schließliche Beschwichtigung hauptsächlich den inzwi-
schen auf der badisch-bayerischen Rheinstrecke erzielten
günstigen Erfolgen zu danken war.
Wenn man nun beachtet, dass beim Rhein, aufser den
eigentlichen grofsen Hochwassern, es sich um 2 wesentlich ver-
schiedene Wasserstände bezw. Wassennengen : das hohe Sommer-
wasser zur Zeit der Alpen-Schneeschmelze und das anhaltende
niedrige Winterwasser handelt, so ist es erklärlich, dass bei der
definitiven Feststellung des Regulirungs-Projekts ein einheit-
liches, für alle Fälle (ausser dem des eigentlichen Hoch-
wassers) genügend breites und namentlich die Gefahr der
Ueberschwemmungeu aussehliefscndes Xoruialprotii zur An-
nahme gelangte. Wurde doch hierbei dem weitaus wichtigsten
Interesse des I^andes, der Melioration des Inuudations-
g e b i e t s, vollkommen und in sehr vorsichtiger Weise Rechnung
getragen. Schon aus Rücksicht auf das bei der Mehrzahl
der Bewohner der Hhcinebene immer noch etwas schwankende
Vertrauen wurde das (von der französischen Verwaltung, wie
es scheint, absichtlich vernachlässigte) Schiff ah rts- Interesse,
weiches ein lieträchtlich engeres Profil erheischte, in zweite
Linie zurück gestellt. Dies konnte zum Glück gescheiten,
ohne weiteren Korrektionsarbeiten im Interesse der Schiffahrt
vorzugreifen ; es wurdeu im Gegentheil solche Arbeiten durch die
Herstellung der jetzt bestehenden Parallelwerke wesentlich
erleichtert und bis zu gewissem Grade vorbereitet.
Die vielfach herrschende Ansieht, da» für die Verbesserung
der Itheinschiffahrt überhaupt etwas anderes nicht gethan
werden könnte, als die Vervollkommnung der bestehenden
Parallel werke, ist hiernach ebenso unrichtig wie die An-
nahme, dass eigens für die Schiffahrt schon bedeutende Mittel
aufgewendet worden seien. Es ist eine nur zu wenig bekannte
Thatsache, dass der bisherige Aufwand fast ausschließlich, und
zwar mit bestem Erfolge, im Interesse der Landeskultur
gemacht worden ist, und ilass für die Schiffahrt, abgesehen
von der Beseitigung einiger Hindernisse spezieller Art, bisher
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DEUTSCHE BAUZEITUNG.
23.
1K7S
weiter nichts geschehen ist, als der etwas frühere Scliluss
oder die Ueberbrückung der Lücken in den Parallelwerkeu,
die zur Vcrlandung der alten Rheinarme im Inundatious-Ge-
bietc vorläufig offen zu erhalten waren.
Das grote Korrcktions - Werk mnsste zunächst aus dem
Gröbsten heraus gearbeitet werden; nachdem dies geschehen
und auf der ganzen Stromlange der Thalweg in das neue Bett
gefass, und dem Abbruche sowie der hanfigen Ucbcrschwem-
muiig der Ufer wirksam gesteuert ist, tritt die weitere Auf-
gabe gebieterisch an uns heran, den inneren Ausbau des
Strombetts zu unternehmen.
Dies ist ebensowohl im Interesse einer fruchtbringenden
Schiffahrt geboten, als auch behufs der Verminderung der zur
Zeit noch sehr betrachtlichen Kosten für Festigung und Unter-
haltung der Uferwerke. Auf der anderen Seite muss übrigens auch
eine durchgreifende, wenn schon allmäliche Regulirung des
Hm hwasserprotils, welches bisher ebenfalls noch unvollkommen
behandelt ist, ernstlich in's Auge gefasst werden, indem die
Verlandung der alten Rinnsale in raschem Fortschritte begriffen
und an mehren Stellen bereits vollständig bewirkt ist.
Hinsichtlich des inneren Ausbaues der bestehenden Strom-
bahn sei zunächst daran erinnert, dass der elsassisch-badische
Rhein von Basel bis Lauterburg streckenweise 3 verschiedene
Normalbreiten von bezw. 200, 225, 250"» besitzt und dass
die wichtigste Strecke Strafsburg - Lauterburg durchweg
250 ■ Breite hat. Dass hierbei zwar die Hochwasser gut ab-
geführt werden, die Bewegung des Mittel- und Niederwassers
aber eine unregelmäfsige (schlängelnde) und insbesondere die
Wassertiefe für die gröfserc Schiffahrt nach wie vor eine
ungenügende sein werde, hatten sowohl die mit den betr.
Studien betrauten französischen, als auch die badischen und
boverischen Ingenieure richtig erkannt. Letztere hatten schon
früher unter Mitwirkung Tulla's für die ganze badisch-
bayerische Strecke, trotz des viel geringeren Gefälles und der
durch mehre wasserreiche Nebenflüsse vermehrten Wasser-
meiige, eine geringere Normalbreite von 240 m fest gesetzt,
während erstere, und unter ihnen Defontnine, der schärfste
Beobachter und beste Kenner des Rheinstroms, sowie Coumes,
der nachmalige Ingenieur en rhrf des travuux du Rhin.
eine geringe Breite empfahlen und speziell für die unterste
Rheinstrecke Strafsburg-Lauterburg eine solche von 120— HO»
als ausreichend bezeichneten.
Es ist nun bekannt, dass der badisch - bayerische Rhein
von Lauterburg bis Mannheim, bei seiner Breite von nur 240".
einer erheblich gröfseren DurchHussmenge als bei Strasburg,
und einem viel schwächeren Gefalle bei gewöhnlichem Nieder-
wasser *). doch nur in dem unteren Theile, von Gennersbeim
ab bis Mannheim, eine genügende Fahrwassertiefe besitzt.
Im oberen Theile, von Lauterburg bis Germersheim, bestehen
bis zu einem gewissen Grade dieselben ungünstigen Schiffahrt*-
Yerhältnisse, wie auf der Strecke Strafsburg-Lautcrbnrg. Wie
wird nun erwartet werden können, dass der hreitere Rhein
auf der Höhe von Strafshurg, wo Murg, Hl, Kinzig u. s. w. noch
nicht sich angeschlossen haben, bei einem 4mal so starken Gefalle
annähernd gleich gute Schiffahrtsverhältnisse bzw. gleiche Wasser-
tiefen haben soll, wie auf jener Strecke zunächst oberhalb Mann-
heim, in deren Mitte bei Speyer der Rhein nur das Gefalle von
0,00014 zeigt ? — Für gleiche Wassermenge und gleiche Tiefe
(bezw. gleichen mittleren Hadius J?, müssten nach der allgemeinen
Formel v = c \ ß j die Protilbreiten bei Speyer und Strafs-
hurg sich etwa verhalten wie 2: 1. vorausgesetzt, dass c konstant
angenommen wird. Diese Annahme ist hier um so eher statthaft,
als in Wirklichkeit die Differenz der Niederwasser-Mengen bei
Strafsburg und Speyer die Verschiedenheit im Rnuhheitsgradr
des Flussbeltes, welche von der Gröfse der Geschiebe an beiden
Orten abhängt, annähernd aufwiegen wird. Es würde sonnt
nach Analogie der bestehenden Verhältnisse bei Siwyer die
Protilbrcitc bei Strafsburg für das gewöhnliche Niederwasser
nur 120ra betragen dürfen! Zwar darf diese einseitig ermittelte
Breite nicht gerade als die richtige bezeichnet werden, aber
es dürfte doch diese einfache Uebcrlegung klar zeigen,
dass es zur Schiff barrnachung der Strecke Strafsburg-I>auter-
burg unter allen Umstanden erforderlich ist, ein Bett von
viel geringerer Breite als das des jetzigen Normalprofils
herzustellen, und es kann dieses, um unseren Staudpunkt
sogleich zu kennzeichnen, kaum anders erreicht werden, als
dass dos engere Profil als durchlaufende tiefe Rinne
in das bestehende Strombett eingefügt wird. Die Notwen-
digkeit einer Acnderung des bestehenden Bettes tritt um so
überzeugender zu Tage, je näher man die eigentümlichen
Verhältnisse der Wasserfülirung in Betracht zieht.
Die mittleren Monatswasserstände am Pegel bei der
Kehler Schiffbrücke (Str. P.) berechnen sich für die lnjährigc
Periode 1862,7« wie folgt*):
Jan. - +0,4»
Febr. - +»,44
April = + 0,93
Mai - + 1.3K
Juli m + ljU Okt. =+«,82
Aug. = + l,4li Nov. =+0,fiö
Marz = +»,62 Juni =» + 1,66 Sept. + 1,01[Dms. » + 0 55
Während der 5 Herbst- und Wintcrmonatc November
bis März bleibt hiernach der Wasserstand sehr niedrig und es
wechseln die mittleren Monats- Wasserstände in dieser langen
Periode nur sehr wenig. Im April tritt rasches Steigen ein.
ilaun aber hält sich der Wasserstand während der Monate
Mai hu* August ziemlich gleichmäfsig hoch, bis er während
der Monate September und Oktober wieder ins Fallen gerät!)
und rasch bis auf den niedrigen Winter- Wasserstand zurücksinkt.
Ausser den grofsen Hochwassern, von denen das höchst
bekannte im Juni 1876 die Höhe von -f 4.70 Str. P. erreichte,
sind in Bezug auf das Regime der Wasserabfflhruug vor allem
der hohe Sommerwasserstand (arithm. Mittel der 4 Monats-
Wasserstandc Mai bis August = + 1,41t Str. P.) und der
niedrige Winterwasserstand (arithm. Mittel der 5 Monats-
Wasserstände November bis März = -j- 0,53 Str. P.) als
maafsgebende Faktoren ins Auge zu fassen. Von den
wechselnden Ständen des April, September und Oktolwr
(arithm. Mittel = -\- 0,fl2) kann dagegen füglich altgesehen
werden, da während dieser 3 Monate der Strom, wie erwähnt,
im raschen Steigen bezw. Fallen begriffen ist und der be-
rechnete Mittel- Wasserstand sich zumeist aus beträchtlich
höheren und niedrigeren Pegelablesungeu
Man Wird der Wahrheit nahe kommen.
3 Monaten je 1 Monat zur Dauer des hohen I
bezw. des niedrigen Winterwassers zuschlägt und nur für 1 Mo-
nat wirkliches Mittelwasser annimmt. Hiernach stände, ab-
gesehen von der nur kurzen Periode der eigentlichen Hoch-
wasser, einer Smonatlichen Periode hohen Sominerwassers eine
({monatliche Periode niedrigen Winterwassere gegenüber.
Ungünstiger noch erscheint die Sachlage vom Standpunkte
der Schiffahrt ans. wenn anstatt der mittleren Pegelstände
die Wassertiefen in Betracht gezogen werden. Für diese
sind die mittleren Monatswasserständc nicht maafsgebend. weil
in dieselben sowohl die eigentlichen Hochwasser- als auch die
Niederwasserstände (bei denen die Schiffahrt eingestellt werden
mit eingerechnet sind. Durch die schwer wiegenden
der besonderen Hochwasser sind die fraglichen
(Monats- etc.) Mittel aus den täglichen Pegel-Beobachtungeu
gewissermafsen künstlich in die Höhe geschraubt. Werden
die Hoch- und Niederwassertage aus der Rechnung fortgelassen,
so ergiebt sich eine erheblich kürzere Dauer der für die
Schiffahrt geeigneten hohen Sommer - Wasserstände, was mit
der auf der Erfahrung In 'ruhenden allgemeinen Annahme
übereinstimmen dürfte, dass die gröfserc Schiffahrt mit Fahr-
zeugen von 1,20™ Tiefgang auf der Strecke Strafsburg-
Lauterburg durchseht», nur etwa 12t» Tage möglich sci.**l
Was die hei den verschiedenen Standen abzuführenden
Wassermengen lietriflt, so betragen dieselben:
. . ...,_..„„ /— 0,70 Str. I'. (Minimum) c«.20»kb>".pr.Sfk.
bei N.ederwasser {+ () ^ „ (mi.tl.Wint.rw.) „ 700 „ ,
bei Sommerwasser +1,50 „ ( „ Sommerw.) „ 1 200 ,, „
bei Hoch-
+ 1,50
•) Ntrarftliurit — tMKK»;. Lautertartr
Speyer = U-OUUM. Mannheim — IWWIS5.
» (kl. Hoch*.
1+4,70 „ (Maximum) ,6000 „ „
Die mittleren Quantitäten von 1000 bis 2000 kb"
werden in dem bestehenden, auf Grund des Staatsvertrages
erstellten Sommerwasser - Profil in angemessener Weise ab-
geführt. Bezüglich der gröfsten Wasser aber ist allgemein
die Ueberzcugung zum Durchbruche gelangt, dass eine ein-
greifende Regulirung des Hoehwasserprolils, soweit der Stand
der Verlandung der alten Rinnsale dies gestattet, nicht mehr
aufgeschoben werden dürfe. Nur bezüglich der Regulirung des
ProIiis für das am längsten anhaltende Nicdcrwasser
ist noch gar nichts geschehen, obwohl auch diese, wie eingangs
erwähnt wurde, in wirtschaftlicher Beziehung von der aller-
gröfston Bedeutung werden könnte.
Bei sinkendem Wasserstande treten im Bett des Stromes
mit einer gewissen Regelmüfsigkeit in Abständen von 70O
•) stniM,. Ztg. ih;;. X«. IS.
••) Ka ~i hl« betaer»!, da« die In de, K. Bat», I»TJ S. >J «Mi in ««kr™
Plättern vcrr^TcDllklitcn »oaeiillk h ginatiarren Angat.ro über SthjtTnrirtdaiier «»'I
S»hr»lM»rll"IVji auf geaagt.» und angreifbaren. «. TS. achi.n widerlegten K«rhaiii>(.-
Operationen uad Zahlen-tirurifilningen beruh«!,, weiehe ein günstigeren WM von den
WIMBmiklllBkwn. alt thaluk-hlieh vorband*« bt, gvbru. Iwi> Aiitfiihrengen der
ge$tnn- artigen Art*it werften dadurch laden» lürht berührt nnd ea bleibt elfte
eventuelle Kirhtig.tellung Jener Angaben an anderen Orten vortH-balten.
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No. 16.
75
bis 1500™ mächtige Kiesbänke zu Tage, zwischen denen der
Thalweg in der Weise hin und her schlangelt, dass er zunächst
auf einer längeren Strecke zwischen einer Kiesbank und dem
Ufer, hart an dem einen Parallelwerk sich hinzieht. Sodann fallt
der Strom zwischen 2 auf einander folgenden Kiesbäukcn,
welche immer durch einen Kies rücken — die sogen. Schwelle —
verbunden sind, die Stromaxe unter einem Winkel von 10—60°
kreuzend, an das jenseitige Parallelwerk, geht im längeren
Laufe längs desselben hin und tritt wieder Ober eine Schwelle
an die zuerst verfolgte Seite zurück. Den weitaus größeren
Theil der Stromläuge fuhrt der Thalwcg an den Ufern enüang,
meist in schmalen Itiunen, und es findet in diesen bei grofsen
Wassertiefen eine sehr starke Strömung statt Den Gegensatz
hierzu bilden die Uebergänge über die sogen. Schwellen.
Da der Strom an diesen Stellen eine fast beliebig grofse, die
Normalbreite zwischen den Parallelwerkeu oft übersteigende
Breite annehmen kann, so müssen hier natürlich sehr kleine
Wassertiefen vorkommen und es ist in der That Regel, dass
sich an den Schwellen die geringsten Tiefen vorfinden.
Die Serpentinen sind um so scharfer und die Winkel,
unter denen der Thalweg an den Uebergangen die Stromaxe
kreuzt, um so gröfser, je niedriger der Wasserstand ist.
und umgekehrt Diese Winkel («tragen bei Niederwasser
etwa 30 — 60« bei Sommerwasser 20 — 40» und bei Hoch-
wasser 10 — 20"; dieselben nehmen bei steigendem Wasser
schnell ab, indem sich der Thalwcg ilann mehr gerade streckt
In Folge der gleichzeitigen Erweiterung der seitlichen Kinnen
rückt der Thalweg dann aber auch von den Ufern weiter ab
und verringert seine Lange; er nimmt jedoch bei fallendem
Wasser nach einigem Vorrücken der Situation im ganzen
wieder die schärferen Ausbiegungen an. Selbst beim höchsten
Wasserstande ist noch ein Serpentiniren des Tualwegs wahr-
zunehmen; aber es findet der Anfall an die Ufer alsdann
unter sehr spitzen Winkeln statt, so dass die Ufer wenig
angegriffen werden und das Strombett sich sogar bis zu
Ufer-
Grade abgleicht, indem die
rinnen um mehre Meter aufgehöht werden.
Anders ist es bei Niederwasser. Hierbei serpentinirt der
Thalweg in den schärfsten Kurven, fallt unter grofsen Winkeln
an die Ufer nn und spült dal>ci bedeutende Tiefen im Strom-
bette aus. Gerade für diesen Kall i-t es Aufgabe, die Ufer
durch kostspielige, weit hinab reichende Steindeckungen etc.
zu befestigen. Die heftigsten Angriffe erfolgen bei rasch
fallendem und bei niedrigem Wasser an denjenigen Stellen,
wo der Thal weg, in seinem Querlaufe an der oberen Spitze
einer Kiesbank vorbei gehend, diese anbricht und unter
Winkeln bis zu CO" an das Parallelwerk anprallt. Dabei
lagert sich das von der Kiesbank abgetragene, oder von oben
Material unmittellwr neben und unterhalb der
Spitze zur Seite der Kiesbank wieder ab und
die Thalwegrinne längs des Ufers, zwischen Kiesbank
und Parallelwerk, noch mehr. In solchen Fallen entstehen
Tiefen von l> — 11™ und ausnahms weise sogar bis zu 13". —
Ober.-; Tulla hat sich über diese, auch bei dem unregu-
lirteti Rheine einst statt gehabten Vorgange schon im Jahre
1H12 wie folgt ausgesprochen: „Die Gröfsc des Angriffs
auf ein Ufer ist eine Funktion der Geschwindigkeit, des
Krümmungshalbmessers des Thalwegs und des Winkels,
welchen die Direktion des Werkes mit derjenigen Tan-
gente des Thalwegs macht, welche in dem Durchschnitts-
punkt der Direktion des Werkes und des Thalwegs ge-
legen ist. Jene Grölse steht in einem direkten Ver-
hultniss mit ersterer und letzterem und in einem unigekehrten
Verhalt niss mit der zweiten. Geht der Stromstrich beinahe
parallel mit dem Ufer, so kann dieses, ohue seine Stabiiitat
zu verlieren, eine grofse Geschwindigkeit aushalten. Wenn
aber der Stromstrieb stark an das Ufer fallt, kann schon eine
kleine Geschwindigkeit dasselbe angreifen. Ks sind aber bei
Flüssen und Strömen nicht die Geschwindigkeiten und die
Einfallswinkel allein, welche die Wirkung hervor bringen,
sondern es wirkt auch mittelbar jede einem angegriffenen
Ufer gegenüber sich ablagernde Kiesbank oder das Vorrücken
nüber liegenden Ufers selbst u. s. w.u
thatsächlichcn Verhaltnisse sind heute noch genau
dieselben. Noch jetzt lagern sich den im stärksten Angriff
befindlichen Stellen des Ufers gegenüber, bei Niederwasser
bis auf 50™ und sogar in noch geringeren Kntfemungen,
Kiesbanke ab und es rücken dieselben stetig vor. Wenn aber
hierbei nicht mehr, wie vor der Korrektion, Wassertiefen von
18 — 27™, sondern nur noch solche von 9 — 13™ vorkommen, so
ist dies ein sehr erfreuliches Ergebniss, welches nicht abschrecken,
sondern vielmehr ermuthigen sollte, die Regulirung fort zu setzen.
Mit dem stetigen Vorrücken des Thalwegs bezw. der Kies-
banke bestreichen die Maximalticfen allmälich die ganze Ufer-
länge und kommen mit der Zeit wieder an die - ursprüngliche
Stelle, so dass hier immer und immer wieder neue heftige
Angriffe stattfinden. Unter ßclassung der bestehenden Ver-
hältnisse müssen also nicht nur die Ufer der ganzen Länge
nach bis auf eine Tiefe von mind. lO™ unter dem niedrigsten
Wasserstande oder etwa 11» unter Null solid gedeckt,
sondern diese Deckungen müssen auch fortwahrend unterhalten
und ergünz« werden. Eine solche (Stein-) Deckung bis nahezu
auf die Maximaltiefe wird thatsächlich angestrebt und ist
titeil weise auch schon ausgeführt. Iiis zu völliger Fertigstellung
werden indes« die Kosten dieser Festigung sich noch nach
Millionen beziffern und es wird zudem die nachherige Unter-
haltung für alle Zeit sehr bedeutende Ausgaben erfordern.
Unter den bestehenden Verhältnissen richtet sieh der
Strom , wie aus Obigem zu ersehen , für jeden Wasserstand
sein Bett selbst zurecht. Bei fallendem Wasser gräbt er sich,
unter Verschärfung der Serpentinen, in die Kiesmasse der
Stromsohle ein; bei steigendem Wasser greift er, unter Ver-
kürzung des Thalwegs und Vorrückung der Serpentinen in
der Richtung des Stromes, die Kiesbänke zunächst am Kopfe
und auf der Thalwegseite mehr oder weniger heftig au und
liei höheren Wasserständen endlich verursacht er auch eine
Bewegung an der vom Thalweg abgekehrten l,angseite und
selbst auf der Oberfläche der Kiesbänke. Bei sehr raschem
Steigen des Rheins ist die solchennafsen veranlasste Geschiebe-
führung so bedeutend, dass hierdurch allein eine starke
Wasser-Trübung bewirkt wird, indem die Geschiebekörner
sich gegenseitig abstofsen und abschleifen. Nur bei anhaltenden
Beharrungsständen tritt eine Art Gleichgewichts-Zustand ein,
welcher sich, im Gegensatz zu der eben erwähnten Trübung
bei raschem Steigen, durch auffallende Klärung des Wassers
zu erkennen giebt und solche Abklärungen kommen selbst bei
vor. Derartige Zustünde können aber
nur als Ausnahme angesehen werden, während es als Kegel
gilt, dass fortwährend eine, lediglich von den durch das
Schwanken der Wasserstände bewirkten Profil-Veränderungen
der Thalwegsrinne herrührende Geschiebeführung stattfindet.
Auch in Bezug auf diese Geschiebeführung ist die Verhinderung
des Scrpeutinirens dringend geboten, denn es ist ersichtlich,
dass die Zufuhr neuer Geschiebe von üben, vom Gebirge oder
von den Seitenflossen her, mit der Verbesserung der Ufer-
gelände und dem Fortschreiten der kleineren Korrektionen
bis ins oberste Quellgebiet immer mehr abnimmt, dass also
die fortwährende Abwärtsbewegung der vorhandenen Geschiebe
eine Veränderung des Längcnprofiis und damit des Wasser-
standes veranlasst, welche für die Landwirtschaft in der
einen oder anderen Weise verliängnissvoll werden kann.
Professor Sternberg beweist in der Zcitschr. f. Bauwesen
(1875) vom wissenschaftlichen Standpunkte aus, „dass ein
Strom mit einem sich nach der Tiefe zu stark verengenden
Querprotil die Eigenschaft besitzen kann, bei allen Wasser-
ständen und Wassermengen an demselben Punkte eine
konstante mittlere Geschwindigkeit, welche dem Geschiebe
an diesem Punkte entspricht, anzunehmen. Dieser Strom
würde dann die Geschiebe stetig fortführen, weder Kiesbänke
absetzen, noch zwischen ihnen den schlängelnden Thalweg
entwickeln. Das ideale Qucrprofil desselben bildet eine tiefe,
schmale Wasserrinne, welche bei niedrigstem Wasser nordvoll
ist; für höhere Wasserstände wird
steigende Ufer überfluthet und d
eine gröfsere Breite an. die beim Hochwasser eine gewaltige
Ausdehnung gewinnt.1' Obwohl ein solches Profil der Praxis nicht
entspricht, glaubt der genannte Autor: „dass am Oherrhein ein
Profil von zwar etwas gröfserer Breite für den eigentlichen
Stromschlauch als das ideale, aber doch viel schmäler als
das ausgeführte, den Zwecken des Strombaues angemessen
sein würde. Die gröbsten Wassermengen könnten hierbei
durch fern liegende Deiche, welche auf den ansteigenden Vor-
ländern aufsitzen, begrenzt werden. Von einem solchen Profil,
welches sich dem bei verschiedenen regulirten Flüssen, nament-
lich im Grofsherzogthum Baden, ausgeführten nähere, könnte
man sich wenigstens eine ungefähre Gleichmäßigkeit der
mittleren Wassergeschwindigkeiten versprecheu."
Hr. Sternberg empfiehlt demnach ziemlich genau das-
selbe, was auch uns als unerlässlich erscheint, d. i. die
Schaffung eines Niederwasserprotils. Wir gehen etwas weiter,
indem wir letzteres als dritte Stufe in dem Rahmen
der bereits bestehenden beiden Profile für Uoch-
und Sommerwasscr unterbringen möchten.
(«Hrim (ul«l)
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76
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
23. Febrnar 1878
Neue Einrichtung zum Erwärmen von Wasser für häusliche und Bade -Zwecke.
Alle Küehenfeuerungen haben den Tiebeistand, dass ziemlich
grolse Wärmemengen unausgeuutzt in den Schornstein ent-
weichen, lind es geschieht dies gelbst in dem Falle, dass die
Heizeinrichtung eine relativ vollkommene ist Insbesondere die
Kleinheit der Heizfläche im Verhältnis* zur Gröfse der Rost-
tläche ist es, die zu dem ungünstigen Effekt der Küchenheizungen
beiträgt.
Die nachstehend beschriebene Einrichtung geht nicht nur
darauf hinaas, den gedachten I'ebeUtaud so weit als thunlich zu
reduziren, sondern sie ist ausserdem bestimmt, gegen marsigen
Preis gewisse Bequemlichkeiten fürs Hans zu schaffen, die der
trieb gesetzt ist, zur Herstellung einer Zirkulation, mittels welcher
in verhältnissmafsig kurzer Zeit alles im Zylinder - Reservoir ent-
haltene Waaser erwärmt wird.
Aus den Fig. 1 und 2 ist die Rohrleitung, welche den
Anschlug» des Zylinders an die häusliche Wasserleitung ver-
mittelt, erkennbar; selbstverständlich ist diese Verbindung so ge-
troffen, dass zwar stets kaltes Wasser zum Zylinder gelangen,
aber niemals warmes Wasser nach der Wasserleitung übertreten
kann. Kin anderes Rohrsystem führt vom Zylinder zum Bade-
zimmer, u. z. sowohl zur Wanne als zum Heizregister des Bade-
raums: ausserdem ist ein Rohr nach der Spülwanne in der Küche
Fitf 4
hohen Anlage- un
l>ehrt werden.
In einen gewöhnlichen Kochheerd ist ein ringförmiges
Wosser-Gefass aus Gusseisen (Fig. 8—6) eingesetzt, welches
eine besondere Feuerung und zur Vermehrung der Heizfläche
wellenförmig gestaltete Wände hat. Von zwei bezw. Im
höchsten und tiefsten l'unkt des Gefäßes angebrachten
i Röhrt' aus, die zu einem vertikal stehenden Kupfer-
Zylinder (Fig. 1 u.2j, fuhren, der an einer beliebigen Stelle der Kllche
* jjj Jtjmn* 1 1 i i I fc 1 1 1 r ' ' tlioiioii ^v(?uii clor v Ü ü^l^i*
mif kaltem Wasser gefüllt und die Hei/ung'des Gewisses 'in Re-
llin abgezweigt. Das im Heizregister abgekühlte Wasser nimmt
seinen Weg ohne Passirung des Kujiferzylinders znra Erhitzung»-
Apparat zurück.
Ks ist ersichtlich, dass durch die beschriebene Einrichtung
mehre Zwecke verwirklieht werden: Man erhält durch die zur
Spcisebercitung dienende Feuemng gleichzeitig warmes Wasser
für den Kurhengehrauch und zum Heizen des Badezimmers.
I>ie Einrichtung ist in meinem eigenen Hause, Berlin Bergstr. 8,
r Zeit in Funktiou und kann jederzeit in Augen-
unu l reis »iru
F. W. Pest
Mittheilungen aus Vereinen.
Architekten- und Ingenieur- Verein zu Hamburg. Ver-
am 2H. Januar 1878. Vorsitzender: Hr. Haller,
später Hr. Ahrens; Schriftführer: Hr.Bargum: anwesende Mit-
glieder.
Hr. Architekt Jürgenseu von der hanseatischen Ballgesell-
schaft hat eine Perspektive von einem in St Georg im Bau be-
findlichen großen Konzertsaal ausgestellt und von Hrn. Ehlers &
Co. ist eine gröfsere Sammlung von Mustern ihrer Kunststeine
ausgelegt — Nach Vertheilung der Eingänge an die Kommis-
sionen, die liihliothek u. s. w. und nach erfolgter Rechnungs-
legung durch Hrn. Ahrens werden die Wahlen zu den Vereins-
ämtern vorgenommen. In Uebereinstimmung mit dem durch Hrn.
Schäffer bekannt gegebeneu Wahlaufsatze der vorbereitenden
Kommission werden Ilr. F. A. Meyer und Hr. Kaemp wieder
in den Vorstand gewählt; ferner: iii die litterarische Kommission
die Hrn. Reese, Meerwein, Gallois und E. Vermehren;
in die Konkurrenz-Kommission die Hrn A. L. .1. Meier und
Lamprecht, in die Exkursions - Kommission die Hrn. Reiche,
Heine und Roeper und als Rechnungs-Revisor Hr. H. Voss.
Für die dann folgende abermalige Besprechung der Platz-
fur das Rathhaus sind folgende Pläne im Versammlungs-
üe ausgestellt: 1) und 2) die Situationen der von Hau Isen
it Meerwein und von Haller & Lamprecht gelegentlich der
letzten Konkurrenz veröffentlichten Entwürfe für eine andere Be-
bauung des Rathhaus marktes als narh dem
von 187(1; S) bis 8) die zu den Vorschlägen von Hai ler,
Brekelbaum, Fitscben, Asmus, Robertson und Pieper
für einen anderen Rathhausplatx gehörigen Sitiuujnnspläno : ft) der
Plan für die Wiederbehauung der Brandstätte und 10) die Haupl-
(irundrisse der 8 prämiirten wie sonstiger hervorragender Ent-
würfe ans der letzten Kathhaus-Koukurreuz, in Lichtdruck von
Strumper & C-o.
Hie Diskussion wird von Hrn. Hauers mit dem Bemerken
eröffnet, dass er die ihm angetragene Einleitung der Besprechung
gern übernommen habe, da es nöthig sei, dass (liier die ge-
machten Vorschläge andere Ansichten als die der Autoren laut
würden. Diese hätten durch die Veröffentlichung ihrer Ideen an
das l'rtheil ihrer Fachgenossen appellirt; wer eine Meinung habe,
möge mit derselben nicht zurück halten.
Es seien jetzt die Ansichten mehr geklärt als vor der letzten
derselben z. B. vom Referenten
irde und was 2 der hervor-
ragendsten Finnen hiesiger Architekten, Hanfsen * Meerwein
und Haller & Lamprecht, durch ihre Projekte für eine andere
Bebauung des Rathhausmarktes im Bild" zeigten — dass nämlich
ein Bau nach dem Konkurrenz-Programm vom März I.s"i! nicht
durchführbar sei — wäre nun zur allgemeinen Meinung ge-
worden. Es müsse den beiden Firmen zum besonderen Verdienst
angerechnet werden, dass sie in greifbarer Weise nachgewiesen
hatten, wie uuthunlieh es sei, auf einem relativ kleinen Plaue
Konkurrenz; denn was schon vor
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No. 16. DEUTSCHE
eine Oberaus grobe Menge rou Bureau«, Fest-, Repräsentation»-
und Versammlungs-Räumen unter Krschwerung der Bestimmungen
für die Treppenbenutzuug aber einander zu schichten. Sie hätten
iu ihren aufser Konkurrenz stehenden Projekten versucht, auf
dem Rathhausniarkte dieselben Räumlichkeiten, welche das Rath-
baus programmäfsig über einander enthalten sollte, neben
einander anzuordnen. Man dürfe es heute wohl als den Aus-
druck der öffentlichen Meinung von Laien und Fachgenossen hin-
stellen, dass auch diese Bebauungsart als ungeeignet für den
disponiblen Kaum de« Rathhausrnarktes anerkannt sei, und es
bleibe hiemach die Wahl, den Kathhausmarkt entweder für die
Küreaugebäudc, oder für das auf Sitzung«- und Repräsentation* -
Räume beschrankte Rathhaus zu benutzen.
Ks gebühre wiederum II all er das Verdienst, auch zur
Lösung dieser Frage die Initiative ergriffen zu haben, und es gehe
der Vorschlag schier in ubersichtlichen Projekten dargelegten
Dispositionen dahin, einen Theil der programmäßigen Lokalitäten,
die Bureaus, auf dem Kathhausmarkte durch Krweiterung des
Börsengebäudes herzustellen, dagegen das nach dieser Kntlastnng
entsprechend verkleinerte Rathhaus an einer anderen Stelle zu
erbauen. Dieses Projekt sei im ganzen zu loben; auch könne
man — ausgehend von den für das Itathhaus zu machetidcn
Forderungen — nicht gegen den Platz in der Alster am alten
•Inngferustieg sein; hier werde das Gebäude eine helle, lichte
Lage erhalten, von allen Seiten sichtbar sein und gewiss ein
schönes architektonisches Bild abgeben: aber es sei berechtigt
zu fragen, ob man denn alle Schönheiten der Alster für ein Ge-
bäude in Anspruch nehmen dürfe. Die Alster sei wie eine köst-
liche Perle, deren Fassung man nicht beliebig verandern dürfe,
ohne Gefahr zu laufen, ihre Schönheit zu beeinträchtigen. Dieser
Befürchtung entspringe der allgemeine Wunsch nach Freihaltung
der A Isterufer, welche durch den Hallcr'schen Bau in doppelter
Beziehung au ihrem Reiz eine Kinbufse erleiden würden. I)en
Blick auf das Alsterbassin vom alten Jungferusticg werde man
verlieren und dieser den Kindruck einer an beiden Seiten be-
bauten StraJ'se machen, und andererseits werde das Bild der an
drei Seiten hinter kaiartigen Strafsen und breiten Promenaden
bebauten Ilinnenalster, von der Lombardabrücke aus gesehen,
durch deu Kinbau des Rathhauses, besonders bei Abend, sehr
leiden, da das machtige Bauwerk den hell strahlenden Lichterlcranz
störend unterbrechen werde.
Der Absicht, das Algier- Panorama und deu alten Jungfera-
stieg in ihrer jeuigen Gestalt zu erhalten, seien wohl die Pläne
von Filschen, Ilrekelbaum und Pieper lefr. Dtsche. Bztg. No. 0*
v. u. No. 8 d. .1.1 entsprungen. Für den von Kitschen gewählten
Platz spreche kein innerer Grund, die Wahl beruhe i 1: Zufällig-
keit: dem Br ekel bau m' scheu Projekte ständen technische
Schwierigkeiten entgegen und der Vorschlag von Pieper bean-
spruch« einen zu bedeutenden Theil der Binuenalster und beein-
trächtige diese erheblich; aber auch die Plane von Brekelbaum
und von Fitschen würden der Alster schaden, indem sie das
offene, freie LaudschafUbild zwischen Binnen- und Aufsun-Alster
störten.
Das Projekt von Robertson, der Ksplanade gegenüber am
I lammt hör, lege das Rathhaus in die Axe einer schönen, breiten
Strafst- und erfülle im Gegensatz zu den vorgenannten Projekten,
welche vorhandene Schönheiten für ihren Bau zu absorbiren
suchen, die Vorbedingung für eine gute technische Kntwickelung
eines neuen, der höchsten Ausbildung fähigen Stadttheils, ent-
behre jedoch der organischen Verbindung zwischen der eigent-
lichen Stadt nnd dem neuen Kathhans- Viertel.
Der Vorschlag von Asmus, welcher die Niederlegung des
alten Stadttheiles zwischen Steinthor, Spitaler-Strafse, St Jacobi-
Kirche und Steinstrafse in's Auge fasse, entziehe sich der Beur-
teilung, so lange man nicht wisse, wie grofo uas dafür zu
leistende Geldopfer sei; gering werde es nicht sein und es liege
daher nahe, durch Verwendung eines Betrages von ähnlicher Hohe
den Rathhausmarkt, etwa durch Abbruch der Häuser am Plan,
zu vergröfsern. —
Hiermit geht der Redner zu der anderen Kventualität Ober I
und fragt, ob man denn nicht — statt für das Rathhaus einen
anderen Platz zu suchen die Große desselben dem dafür be-
stimmten Platze anpassen und die Büreaus anderswo unter-
bringen könne. Wenn mau das Programm entsprechend ein-
schränke, werde der Rathhausmarkt nicht zu klein sein. Derselbe
biete einen Ruheplatz inmitten des Hauptverkehrs: Beweis dafür
sei, dass neben dem Zentralpunkte der Pferdebahnen, einer
Droschkenstation und dem gesauunten übrigen, lebhaften Verkehr
ein friedlicher Spielplatz für Kinder dort tiestehe. Km Platz wie
der Hamburger Itathhausmarkt, den man wegen der Lage der
Strafsen auf und neben demselben je nach ßedürfniss vom Ver-
kehr entlasten und damit belasten könne, sei der geeignetste
Platz für das Itathhaus einer grofsen Stadt. - -
Hr. Ballier schliefst sich im wesentlichen deu Ausführungen
des Ilm. Hauers an; auch nach seiner Meinung werde der Kath-
hausmarkt für ein Rathhang nach kleinerem Programm ausreichen;
für eine neue Konkurrenz möchte es sich empfehlen, die spezielle
Lage des Gebäudes auf dem Platte nicht vorzuschreiben, sondern
die Bestimmung den konkurrirenden Architekten zu überlassen.
Diesem Wunsche tritt auch Hr. HanTsen bei und zeigt auf
einem Situationsplane mit beweglicher Rathhaus-SUhouette, wie
verschiedene I/isungen möglich sind. Hr. Hauers nnd Hr.
F. A. Meyer erklären sich gegen jede derartige Stellung des
AUZEITUNG,
Kathhauses, welche entweder die über den Platz führenden Ver-
kehrslinien unterbricht, oder die Front vom Alsterbassin abwendet.
Auf Hrn. Hanfsen's Kntgegnung. dass die y Herstellung des Rath-
hauses sich rechtfertige, wenn die Häuser am Plan niedergelegt
würden, was mit der Zeit erwartet werden dürfe, erwidert Hr.
Mever, dass dann erst recht kein Grund vorhanden sei, die Front
anders als gegen die Alster zu kehren. —
Auf- eine Anfrage des Vorsitzenden in Betreff der Kosten
des Projektes van Asmus giebt dieser folgende Krlüuterungen
zu demselben.
Die Gegensätze, welche sich jedem forschenden Auge auf-
drängen müssten, wenn man von St. Georg durch das ehemalige
Steinthor in die Stadt trete, seien die veranlassende Ursache für
seinen Vorschlag geworden. — Hier mündeten die weiten, ge-
räumigen, von Wandsheck und von Hamm und Horn u. s. w.
durch die Vorstadt der Mitte der Stadt zuführenden Verkehrs-
adern gegen einen Häuserblock, welcher Wageu und Fussgänger
auf dem nächsten Wege in die überfüllte Steinstrasse oder in die
nX gut^ndUrter6 s'ttdttheTle nnd^schöi'ter Promen^en die
Menschen in gesundheitsschädlicher Menge zusammen gedrängt
und iu Wohnungen untergebracht, welche schlechter Sitte Vor-
schub leisten und unseren modernen Anschauungen über die Er-
fordernisse einer gesunden Familienwobnung geradezu Hohn spre-
chen — und hier liege im schroffen Gegensatz zu den schönen
Stadttheilen, zu welchen sich die Brandstätte und andere Theile
der Geschäftsgegend, wie auch das ganze östliche und nordöst-
liche Hamburg aufserhalb der Wälle ausgebildet haben, ein bau-
fälliges und winkeliges Quartier von Höfen nnd Gängen, dessen
Terrain nach der Logik gegenwärtiger Stadteutwickelungen eines
der schönsten Viertel sein könnte und müsste. Die Beseitigung
dieser unheilvollen Gegensätze mit der Platzfrage für das Rath-
haus zu verbinden, sei um so mehr gerechtfertigt, da es innerhalb
der ehemaligen Wälle keinen passenden freien Platz für das
Rathhaus gäbe und ein Kinbau in die Alster der Mehrzahl der
Bevölkerung unsympathisch sei.
Durch das Projekt des Redners, welrhes das Rathhaus in
die Mitte der jetzigen Häuserreihen am Schweinemarkt stellt und
zu beiden Seiten des Gebäudes in der Richtung der Steinstrafse
die Anlage 20 ™ breiter Strafsen, wie auch mehrmalige Quenrer-
Lagc an der Ringstrafse, den Wallanlagen. gegenüberPder Ge-
werbeschule gegeben, wobei noch die Möglichkeit vorliege, die
neben dem Rathhause zu gewinnenden Kauplätze, ähnlich wie
den Votiv-Kü'cheiiplatz in Wien, in Harmonie mit dem t 'barakter
j des Kathhauses zu bebauen, und endlich werde eine Krweiterung
des Projektes durch Hineinziehung anderer Monumentalbauten, wie
des Verwaltungs-Geltäudes, des uaturhistorischen Museums u. 8. w.,
' nicht ausgeschlossen sein. - Die Frage , wie Air das Unterkoni-
> nu n der durch Abbruch der Gebäude obdachlos werdenden 5 Hfl«
; Menschen zu sorgen sei, beantwortete Redner mit einem Hinweis
auf die Unternehmungen der gemeinnützigen Haugesellschaft.
I welche ihr philaiitropiscb.es Vorhaben, 400 Häuser auf der Veddel
tni' Arbeiterfamilien zu bauen, auf Argumente stützt, welche der
1 Niederlegung derartiger Quartiere, wie zwischen Stein- und Spi-
i taler Strafte, das Wort reden. — Die Kosten der Grunderwerbung
I berechnen sich auf 3 Ö80 000 M., wenn man 6 800 Personen zu
I 1 iMK Familien rechnet, welche durchschnittlich 200 M. Miethe
I zahlen. -
Hr. Roeper lobt die Idee, den Rathhansbau für die Durch-
führung anderer Projekte zu benutzen, meint jedoch, dass die
jetzige Zeit nicht viel Aussicht auf Krfolg biete. Kr ist mehr
für das Projekt Asmus als für das von Robertson, da dieses die
Weiterführung der Ringstrafse verbaue, auch das Herz von Hani-
burg sich niemals nach dem Dammtbore verlegen werde. Den Haller*-
schen Vorschlag findet Hr. Roeper aus Rücksichten für das Rath- ,
haus sehr schön; Rücksichten auf die Alsterlandscbaft erfüllen
ihn aber andrerseits mit Besorguiss, so dass er nicht umhin kann,
die architektonische Lösung I laller s für ein Wagniss zu halten.
Wolle man dieses nicht riskiren, so möge man nicht vom Kath-
hausmarkte abgehen.
Von Hrn. Robertson wird bemerkt, dass er durch sein
Projekt kein anderes Interesse verfolge als dasjenige des Hath-
hausbaues, also auch nicht die Weiterführung der Ringstrafse.
Kbenso wenig aber glaube er diese zu verbauen, denn man werde
sehr gut die StraJ'se in leicht geschwungenen Linien an beiden
Seiten des Kathhauses vorbei führen können. Vom Rathhausmarkt
wolle er das Rathhaus verlegt wissen, weil ihm der Platz zu klein
erscheine, um sowohl der Börsen-Krweiterung als dem 1 lathhansbaii
dienen zu können. Krstere müsse alsbald eintreten und involvire
die Herstellung eines gröfseren Saales, welcher nach dem Rath-
hausmarkt hinaus zu legen sei und hier nicht verbaut werden
dürfe. Werde der Platz vergrölsert, z. B. durch Niedcrlegung
der Häuser am Plan, so sei er nicht gegen die dortige Krbauung
des Rathhauses.
Hr. Haller warnt ebenfalls vor dem Rathhansmarkt: dieser
sei keineswegs so greife, wie Hr. Hauers ihn schildert. Zur Zeit
der Bestimmung seiner Grenzen habe man einen anderen Maars-
stab an die Dimensionen von Strafsen und Plätzen gelegt: Ham-
burg habe damals so enge Strafsen gehabt, dass schon der Adolphs-
platz für einen weiten Platz gegolten habe. In dem Plan für die
Wiederbebauung der Brandstätte zeige die Grundriss- Silhouette
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7s
de« Rathhauses, wie wenig Mache dasselbe, um dem damaligen
Bedürfnisse zu genügen, erfordert hat Jetzt sei das anders, für
die vermehrten Ansprüche reiche der Platz nicht mehr aus ; man
sage daher, die Bureaus müssten anderswo untergebracht werden.
Alier wo? Das bisher augewendete Mittel, Lese- oder Musikhallen
oder beliebige Etagenhäuser zu kaufen oder zn miethen und für
Bdrcauzwecke notdürftig einzurichten , sei unzweckmäßig: Ar-
chitekten wie Beamte hätten gleich viel Ursache, hiergegeu sich
xu erklären. Mau möge daher der Aufgabe, den Behörden einen
soliden Aufenthalt zu schaifen, nicht den Rucken drehen, sondern
auch für Gebäude dieses Zweckes geeignete Platze suchen. Fanden
sich solche, su könne man die Zentralisation, welche ja nicht
nöthig sei, aher immerhin ihre Vortheile habe, aufgeben und ein
k I e i u e s Rathhaus auf dem Rathhausmarkte hauen. Man müsse
es at>er nicht vor die Börse legen. Hr. Hauers sage, man dnrfe
einer köstlichen Perle nicht ihre Fassung nehmen, aber ebenso
wenig dürfe man zwei Juwelen auf einander setzen. Gewiss habe
der Blick vor und nach der Alster grofsen Reiz ; dieser werde aber
der auszubauenden Nordfacade der Börse verbleiben , wenn das
Rathaus au die andere Seite des Platzes gesetzt werde; auf diese
Weise entständen zwei Veduten und wurde dem Architekten Ge-
legenheit gegeben, zwei Facadcn an eiuem Platze zu schaffen und
diesen dadurch besonders auszuzeichnen.
Auf die Frage, wohin die Büreaus zu verlegen, geht
Hr. Gurlitt ein, indem er anführt, dass der Vorschlag, ein gröfteres
Verwaltungsgebäude neben dem provisorischeu Rathhause an der
Admiralitütsstrafse zu erbauen, gerade die Veranlassung zur
Wiederaufnahme des Rathhausbau - Projektes gewesen sei. Hai*
Bich aus der jüngsten Konkurrenz für dasselbe ergeben, das* auf
dem in Aussicht genommenen Bauplätze nicht Raum genug sei,
um mit dem Rathhause diejenigen RUreau-Lokatitäten zu schaffen,
welche an der Admiralitätsstralse errichtet werden sollten, so sei
nichts einfacher, als für diese auf den ursprünglich dafür auser-
seheuen Platz zurück zu greifen.
Hr. Krekel bau in hebt als einen Nachtheil des Rathbaus-
marktes noch dessen niedrige Lage, nämlich tiefer als ein Theil
der auf denselben zuführenden Straften, hervor. Wolle man einen
Platz an der Alster nicht hergeben, so möge man jedenfalls einen
hoch gelegenen Platz, nach welchem die Zuwege ansteigen,
wählen. Zur Förderung der Sache wünscht er, dass der Verein
die Fragen beantworte: 1. Ob der Rathhausmarkt überall als Kau-
platz für das Rathbaus beizubehalten . und 2. Ob eine Trennung
der Repräsentations- und Sitzungs-Räume von den Büreaus der
Behörden vorzunehmen sei?
Der Vorsitzende und Hr. Hallier erklären sich gegen alle
nnzeitigen Beschlüsse und warnen vor solchen wegen fraglicher
und daher wertloser Majorität Auch Hr. Hauers meint, der
Verein solle heute keine Resolutionen fassen, sondern die ge-
äusserten Ansichten erst mehr Boden gewinnen lassen; vielleicht
sei es bald an der Zeit , durch eine Vereins-Koukurrcnz für die
Bebauung des Rathhausmarktes mit Börsen-Erweiterung und Rath-
haus, oder für eine ähnliche, demselben Zwecke dienende Aufgabe
der Lösung der Frage näher zu treten. Da dieser Vorschlag den
Beifall der Versammlung findet, so tritt Vertagung ein.
In den Verein aufgenommen ist Hr. Ingenieur Kohfahl. —
Versammlung am H. Februar 1876. Vorsitzender:
Hr. F. A. Meyer, Schriftführer: Hr. Barg um: anwesend
72 Mitglieder.
Nach Vertheilung der Eingänge wird ein Subskriptionsbogen
zu Beiträgen für das deutsche Hospital in Florenz vorgelegt und
es erfolgen, der Empfehlung des Vorstandes entsprechend, Zeich-
nungen von Seiten mehrer Vercius-Mitglieder.
Eine Mustersammlung der Kleinau 'sehen Sicherheitsschlösser
wird von Hrn. Gluenstein vorgezeigt und erläutert Namens der
Exkursion»- Kommissinn berichtet Hr. Koeper über seine Ver-
handlungen mit der Frau Loehr aus Kopenhagen in Betreff der
Besichtigung der von ihr gezeigten Architektur-Bilder. Es wird
eine Vorführung der Bilder, welche zu erklären Mitglieder des
Vereins zugesagt haben, für den nächsten Freitag in Aussicht
genommen.
Es folgte ein eingehendes Referat des Hrn. II. (Hahausen
ober Theaterbrande nach dein gleichnamigen Buche von A. Fölsch.
Da diese interessante Erscheinung der Litteratur in diesem Bl.
in rezensirender Form besonders besprochen werden wird, so
möge hier diese kurze Bemerkung gelingen. Auch ein Vortrag
des Hrn. F.. Vermehren über die bremische Badeanstalt, welche
der Referent jüngst zu besichtigen Veranlassung gehabt hat, wird
mit Rücksicht auf die bereits in No. 78 vor. Jahrg. d. Deutschen
Bzlg. enthaltene Publikation, sowie wegen noch aufstehender
weiterer Veröffentlichungen abseilen des Erbauers hier nicht
wieder zu geben sein. Bm.
Arcbitekten-Veroin zu BerUn. Versal nmlung am lf>. Fe-
bruar 1*7H, Vorsitzender Hr. Möller; anwesend 210 Mitglieder
und 2 fiftstc.
Nach kurzer Erwähnung von ein paar vorliegenden Eingängen
und Mittheilung darüber, dass ein neues, reichhaltiges Heft der
Vereins-Publikationen nunmehr fertig gestellt sei und zur Ver-
sendung an die Mitglieder bereit liege, hält Hr. Lehfeldt einen
gedrängten, von Vorlage betr. litterarischeu Materials und zahl-
reichen Skizzen begleiteten Vortrag über Holzkircben.
Iter Hr. Redtier gedenkt einleitend der Forschungen und
Publikationen Dahl's und Miuutolis über nordische Hol*
kirchen- Bauten, sowie der Thätigkeit einheimischer Forscher —
und unter letzteren insbesondere der Arbeiten von Nicolay sen
die uns ein ausreichendes Material über jene frühen Bauten
nordischer Kunstübung in die Hände geliefert hatten, nach denen
wir uns ein genaues Bild derselben machen könnten. Es habe
das einen besonderen Reiz, weil uns daliei ein ganz eigentüm-
liches, von andern architektonischen Erscheinungen oft seltsam
abweichendes, nationales Kunstgcfuhl entgegen trete und weil wir
in dem scheinbar Fremdartigen bei näherer Betrachtung Ver-
wandtes — urgermanische, altbekannte Formen — entdeckten,
welche uns ein gemeinsames Band, das die ganze Kunstent-
wickclung des Nordens umschlinge, vor Augen führten. Redner
weist dies unter genauer Analysirung der Grundrissbildung und
der hoch interessanten Struktur- Verhaltnisse des Aufbaues der
alten Holzkirchen im Einzelnen nach. Gegenüber den Willkür-
lichkeiteu des Massiv -Baues trete in jenen Holzbauten eine ganz
besondere Klarheit hervor, die darauf beruhe, dass man es ver-
standen habe, von innen heraus zu bauen und die Facaden
eng mit dem Grundriss zu verschmelzen. Runde Pfosten von
Eichenholz bildeten das tragende Gerippe, welches durch den
Verband der Seitenschiffe und Umgänge abgestrebt und durch
Schwellen und Rahme zu einem festen System verbunden werde,
dessen Oeffnungen durch lothrecht gestellte Bretter ausgefüllt
wurden. In kunstgeschichtlichen Werken pflegten die in ange-
geuener weise Koustruirten ivircuen „iiciswcrics- ouer aucn
„Stabwerks'-Kirchen genannt und als in einer ganz l>esonderen
konstruktionswelse ausgeführt dargestellt zu werden. Dies sei
indess ein Irrthum, da es in der ganzen Holzarchitektur nur zwei
prinzipiell verschiedene Varianten — den Riegelwerks- und den
Block-Bau — gebe und bei ersterem die Art und Weise, wie
die Ausfüllung der Oeffnungen bewirkt wird, sowohl nach Material
als Form unwesentlich sei.
Reduer geht nunmehr an der Hand von Skizzen auf die Be-
sprechung von Detail -Konstruktionen ein, wobei insbesondere die
Verwendungsweise der Holzbögen und die Frage nach dem
Alter derselben ihre Erledigung finden. In den genannten
Werken tritt der Holzbogen in ursprünglicher Weise und nicht
als Nachahmung des Steinbogens auf, weil ihm keine tragende
Funktionen zugewiesen sind, sondern er nur die Aufgabe hat, zur
Ausmndung von Eck- oder Knie -Verbindungen oder auch als
Spreize zu dienen. Redner wirft die Frage auf, ob überhaupt
angenommen werden dürfe, dass der Steinbogen dem Holzbogen
voran gegangen sei? und er glaubt, gestützt auf verschiedene
Argumente, diese Frage mit Bestimmtheit verneinen zu können.
Der letzte Theil des Vortrages beschäftigte sich mit dem
Nachweis der inneren Verwandtschaft der Hobddreheu in den
erwähnten Bauwerken die auftretenden Verschiedenheiten dargelegt
und durch rituelle Unterschiede, Materialbeschaffenheit, örtliche Ge-
wohuheiten etc. etc. erklärt werden. Endlich wird eine grofte Anzahl
von Holzkirchenbauten nach Namen, Alter etc. aufgezählt — Halten
wir über den Inhalt des ersten Theiles vom Vortrage nur an-
deutungsweise referiren können, so sind wir in Bezug auf den
letzten Theil zu einer so weit gehenden Kürzung genothigt, dass
, wir es bei der eben gemachten summarischen Inhalts-Angabe be-
| wenden lassen und unser Referat mit Wiedergahe des von Hrn.
Lehfeldt ausgesprochenen Wunsches schliefscn müssen, dass den
vorhandenen Forschungen nnd Publikationen über die sehr inter-
essanten alten Holzkirchen sich noch zahlreiche andere anreihen
möchten. —
Hr. Orth verliest das Programm zur Hochbau-Aufgabe des
nächstjährigen Schinkelfestes, welches ohne Diskussion zur An-
nahme gelangt. Auf die Verlesung des Programms zur Aufgabe
im Ingenieurwesen verzichtet die Versammlung, nachdem Hr.
B ä n s c h dargelegt hat, dass dasselbe im engen Anschluss an den
Inhalt der über diese Aufgabe stattgefundenen Verhandlungen
abgeflaut worden ist. —
Hr. Dietrich regt den Vorschlag an, dass nach dem Vor-
gange des Wiener Vereins die Einsetzung einer sogen, litterari-
schen Kommission ttesrhlossen werde, welcher die Aufgabe zu
stellen sei, in gewissen Zeiträumen Ober den Inhalt der Fachzeit-
schriften und Bücherwerke dem Vereine zu referiren. Der Vor-
schlag findet zwar einige Unterstützung, wird iudessen, nachdem
Hr. Blankenstein sich gegen denselben ausgesprochen hat,
mit grofter Mehrheit abgelehnt. - -
Nachdem die Versammlung sich einverstanden erklärt bat,
dass die auf der T.-O. stehende Diskussion über den Otzen'scben
Vortrag bis zur nächsten Versammlung verschoben werde, und
nachdem mehre kleine interne Angelegenheiten des Vereins ihre
Erledigung gefunden haben, machen die Hm. ßänsch und
j A. Wiehe zur Ausfüllung der verbleibenden Zeit ein paar kleiue
Mittheilungen aus der Baupraxis. Hr. Bänsch giebt Kenntniss
von einem Falle, wo das eisenhaltige, auf sehr hohe Tempe-
ratur gebrachte Kühlwasser einer Fabrik zur Kntwickelung einer
höchst eigentümlichen Vegetation in der Ablaufs- Kinne etc. Ver-
anlassung gab, die zur Wahrung der gesundheitlichen Interessen
den vorläufigen Schluss der Fabrik zur Folge hatte. Die auf
Anrathen eines Chemikers eingeführte Reinigung des ablaufenden
Wassers mit Kalk erwies sich von durchschlagendem Erfolg, so
dass die Fabrik demnächst ungehindert weiter betitelten werden
konnte. Hr. Wiehe teilt mit, dass in den Thoren der
Pinnower Schleuse auf Vorschlag von Mohr eine eigentümliche
Schützen -Einrichtimg hergestellt worden sei, die vor den durch
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N«. 16.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
79
grobe Vorzüge besitze und welche
bei den Thoren der sämmtlic hen Schleusen des Finow-
Kunals xur Ausführung zu bringen denke. Die — nur für Unter-
tbore verwendbare — Einrichtung besieht in dem
wohnlichen Schiebers durch eiu DrehschüU mit
liegender Achse, welches durch ein Hebelwerk in
Weise rasch und sicher geöffnet und wieder geschios
habe man an der Pinnower Schleuse mit Hülfe
Vermischtes.
Zur preuftiBohen Wegeordnung. Mit Kucksicht auf die
längere Zeitdauer, die möglicherweise noch verdiefsen kann, bis
die der Wegeordnung beizugebenden Nonnativ-Restimmuugen, die
bereits mehrfach von uns besprochen worden sind und denen wir
in der nächsten Zukunft noch weitere Besprechungen widmen
werden, eine angemessene Formulirung erhalten und in Kraft
treten werden, sind in einem vom 8. Februar er. datirteu Zirku-
lar-Erlass des Handelsminiaters folgende Grundsätze festgestellt
worden, die bis zum Kintritt der bevor stehenden Regelung dieser
Materie durch Gesetz zu gelten haben:
Ks ist durch die Uebertragung der Fürsorge für den Chaussee-
Neubau und der Verwaltung und Unterhaltung der vormaligen
Staatschausseen auf die Provinzial-Verbände das Ilecht und die
Pflicht der Landespolizei-Behürde und ihrer Organe, die Kreis-,
Gemeinde-, Privat-, Aktieu- etc. Chausseen zu beaufsichtigen,
nicht berührt worden; ebenso unterliegt es keinem Zweifel, dass
auch bezüglich der in die provinzialstiiudische Verwaltung und
Unterhaltung übergegangenen früheren Staatschausseen den staat-
lichen Organen das Aufsichtsrecht in derselben Weise, wie be-
züglich der übrigen Chausseen und aller öffentlichen Wege, über-
haupt zusteht
Die Bezirks -Regierungen haben daher darüber zu wacbeu,
dass auch nach den in Folge des ItotalionsgeseUes eingetretenen
Veränderungen den Bedürfnissen und Anforderungen des öffent-
lichen Verkehre Genüge geschieht.
Für die Ausübung des staatlichen Aufsichtsrechts in dieser
Beziehung wird es iudess völlig genügnn, die bautechnischen
Mitglieder der Regierung sowohl wie die Landräthe und Lokal-
Baubeamtcn anzuweisen, bei Gelegenheit ihrer Dienstreisen auch
auf den Zustand der Chausseen zu achten und erhebliche
Mängel zu ihrer Kenulniss zu bringen; auch wird es sich em-
pfehlen, an die provinzialständischc Verwaltung das Ersuchen zu
richten, die ordnungsmafsige Unterhaltung der Kreis- etc. Chausseen
" i durch ihre Organe überwachen und die dabei geroachten
mungen zu ihrer Kenntniss gelangen zu lassen.
Was die Frage anbetrifft, in welcher Weise und Ausdehnung
die Projekte vou Chaussee- Neubauten Seiteus der I.andespoüzei-
Behörden zu prüfen sein werden, so ist die spezielle Revision
dieser Projekte den provinzialständischen Organen zu
überlassen. Die Regierung hat sich bei Prüfung der Projekte,
die überhaupt nur insoweit zu erfolgen haben wird, als die Ver-
leihung des Enteignungsrechte, das Recht der Wegegeld-Erhebung
und der sonstigen sog. fiskalischen Vorrechte in Frage kommt,
ant die in landespolizeilirher Beziehung und im
Interesse des allgemeinen Verkehrs wichtigen Gesichts-
punkte zu beschränken. Dabei sind die Regierungen noch
darauf hingewiesen worden, dass es überhaupt im Interesse der
durch das Dotationsgesetz vom H. Juli 1875 angestrebten Er-
weiterung der Selbstverwaltung sich empfehlen wird, bei der
Ausübung des Aufsichtsrechte sowohl betreffs der Unterhaltung der
früheren Staatschaussecn wie betreffs der Prüfung der Chaussee-
ncubau-Projekte von einer jeden, nicht unbedingt gebo-
tenen Einmischung abzusehen. —
Wir können mit Genugtuung von dem Inhalt dieser Grund-
" Keuutniss nehmen, welche uns höchst befriedigend zu sein
und die Bürgschaft dafür bieten dürfu u, dass die vor-
" gesetzliche Feststellung der Normativ-Bestimmungen in
ijuivua i .eiste erfolgen wird, der die berechtigten Interessen
der Selbstverwaltung ebenso wohl als die engeren Interessen der
rechmk des Wegebaues in gebührendem Maabe vor büreau-
kratischen Anwandlungen schützt, wie solche in der früher vou uns
besprochenen ronnulirung der Nonnen leider in einem Umfange
zum Ausdruck gekommen waren, für welches in sonstigen Zweigen
der Staateverwaltung beute glücklicherweise nicht gerade oft
Neuban - Umbau — Reparaturbau. Von einem Fachge-
nossen werden uns die nachfolgenden Definitionen dieser 3 Begriffe
mit dem Ersuchen um eine Aeusserung über dieselben vorgelegt.
„lf Neubau tat als Aufführung entweder aller Theile eines
Bauwerks oder Mos derjenigen Theile, durch deren Abbruch ein
vorher vorhandenes Bauwerk die Eigenschaft, Bauwerk zu sein,
verloren hatte.
2) Umbau ist die Wiederherstellung einzelner abgetragener
Haupttheile eines Bauwerks mit der Voraussetzung, dass der
vorher gegangene Abbruch dieser Theile sich noch immer in den
Grenzen bewegt hat, dass der Charakter, Bauwerk zu sein, nicht
verloren gegangen ist
3) Reparaturbau tat ein Imbun, welcher die Beseitigung
"Her Mängel an der Konstruktion oder dem Material eines
zum Zweck hat"
über gestreckten Balkens und entsprechender Gewichtestücke er-
folgreich eine Abbalanzirung derThore ausgeführt um der
einseitigen Beanspruchung und dem ata Folge davo
Verziehen derselben entgegen au wirken. —
Nachdem die im Fragekasten vorgefundenen Fragen
die Ilm. Bänsch, Hauke, .Schwedler und A. Wiehe uc«ui-
sind, schlieftl um etwa <J> , Uhr die Versammlung.
— B. -
Da die Klärung derartiger Fragen von allgemeinem Interesse
tat, so bringen wir diese Definition zur Kenutuiss unseres Leser-
kreises und sehen event. Bemerkungen bezw. Verbesserungs-
Vorschliigen hierzu entgegen. — Unsererseits haben wir geltend
zu machen, dass uns die für , Neubau" gegebene zweite Erklärung
und die hieran geknüpfte Definition des Begriffes „Umbau" zu
ungenau gefasst erscheint Die Bestimmung derjenigen Theile,
durch deren Abhruch einem Bauwerk die Eigenschaft eines solchen
entzogen wird, d. h. in letzter Linie die Definition des Begriffes
„Bauwerk" würde wahrscheinlich zu gröberen Meinungs- Ver-
schiedenheiten Veranlassung geben, als sie in jedem konkreten
Falle die einfache Entscheidung der Grundfrage, ob eine Ausführung
Neu- oder Unibau sei, unter Sachverständigen veranlassen dürfte.
Voraussichtlich wird sich eine befriedigende Definition nur gelten
lassen, wenn man nicht nur die konstruktive Herstellung
der einzelnen Hautlieile, wie oben geschehen, soudern auch die
Anordnung des Bauwerks in das Bereich der Erklärung zieht —
Ueber die Bewahrung von Däohern aus Eisenblech
bringen wir folgenden Passus aus einer uns überlassenen brief-
lichen Mittheilung zum Abdruck, welcher, bei aller Uuvollstäii-
digkeit, die demselben anhaftet, doch durch die darin enthaltenen
positiven Angaben einiges Interesse besitzen dürfte.
Der Autor der betr. .Mittheilung schreibt, dass sich die bei land-
wirtschaftlichen Gebäuden verwendete Eisenblech-Bedachung an
zwei genannten Orten vorzüglich bewährt habe. Dieselbe habe
sich überall da gut gehalten, wo die Holzkohlen -Bleche vou
Hause aus durch einen Mennige-Anstrich gegen Rosten geschützt
wurden. Ein 1853 gelegtes, etwa 1200_J™ grofses Scheunendacb
erhielt alle 3 Jahre äufserlich einen Austrieb aus Stein-
kohlentheer, welcher incl. Arbeitslohn etc. 20— 30 M. kostete.
Erst seit 1 Jahr wird sogen. Hiiler'scher Dachlack angewendet,
welcher etwa drei Mal so viel als Steinkohlentheer kostet - Eigent-
liche Reparaturen an dem Dache sind seit 24 Jahren nicht
vorgekommen.
Trinkwasser-Untersuchung in Berlin. In Folge einer
von der Stadtverordneten- Versammlung ausgegangenen direkten
Anregung und vielleicht in der Absicht um mehrfach im Publikum
laut gewordenen Zweifeln über die (Qualität der von den stadti-
schen W asserwerkeu gelieferten Wasser wirksam begegnen zu
können, hat der Magistrat von Berlin den folgenden mit Aner-
kennung zu begrikfsenden Beschluss gefasst:
a) Monatlich zwei qualitative, quantitative und mikroskopische
Untersuchungen des von den Werken am Stralauer Thor,
sowie des von den Wasserwerken in Tegel stammenden,
in die Hausleitungen hinüber geführten Wassers:
b) Monatlich eine qualitativ, quantitativ und mikroskopisch
durchgeführte Untersuchung des Spreewassers vor der Fil-
tration, bezw. des Tegeler Wassers:
o) Mindestens zwei Mal monatlich zu wiederholende, in deu
Monaten stärkerer Vegetation öfter durchzuführende Unter-
suchungen des ans den Filtern abfliegenden Wassers auf
den Gehalt an organischer Substanz - um den Grad
der Wirksamkeit der Filier festzustellen;
d) Zeitweise Untersuchungen des als gewascheu auf die Filter
zurück gebrachten Sandes auf Gebalt an organischer Substanz;
c) Vierteljahrlich auszuführende Untersuchungen vou konzen-
trirten Verdampfungs-Rückstiüiden des Leitungswassers, um
die in geringerer Menge vorhandenen Verunreinigungen
nach Möglichkeit quantitativ zu bestimmen,
durch einen qualifizirten Chemiker vornehmeu zu lassen.
Ursache eines Schadenfeuers. In einem unter meiner
Beaufsichtigung ausgeführten und vor seiner Benutzung einer
eingehenden Prüfung (namentlich auch in Bezug auf die Schorn-
steinzügei unterworfenen gröberen Schnlgebäude entstand etwa
5 Monate nach Eintritt der Benutzung Morgens wahrend der
Unterrichtsstunde Feuerlärm. Es brannte die Fulsle»te nebst
austobender Fiusbodenbedielung in einer Breite von 50"», doch
wurde das rechtzeitig bemerkte Feuer bald gelöscht. Was war
die Ursache der Entstehung desselben?
Durch Klopfen an die massive Wand, dicht über der Brand-
stelle überzeugte ich mich davon, dass ein Schomsteinzug dahinter
liege. Der Holzdübel, an welchen die Fußleiste befestigt ge-
wesen, war in den Feuerungszug gedrungen. Die Mündung dieses
Zuges, der im Kellergeschoss auslief, fand ich vollkommen frei
von Russ und es muaste folglich der Zug verstopft sein. Es ergab
sich, dass beim nachträglichen Einsetzen eines Ofenrohrsteius eiu
Ziegel in den Zug gefallen war und sich etwa 80"» tief unter
der betr. Fußleiste festgesetzt hatte. Der über der Sperrstello
haue die Entstehung des Feuers herbei «***Googk
80
DEUTSCHE BAUZEITUNG. 23. Februar 1878
Die Schuld trifft theils den Schreiner, weil derselbe, trotz
Krmahnung, den Holzdübel an einer solchen Stelle der Wand
eingetrieben hatte, hinter dem ein Feuerungszug lag. Mehr
noch igt der Schornsteinfeger schuldig, weil dieser verabsäumt
hatte, nach dem Reinigen der /(ige sich nach dem Verbleiben
des Kusses in der Mündung im Kellergeschoss umzusehen.
Burgsteinfurt, im Febr. 1878. A. Sartorius, Archit.
Neues zur Sandblaa-SohlelfereL In Verfolg unserer betr.
Nachrichten machen wir heute auf ein in der hiesigen Ratt-
ausstellung ausgestelltes Glasfenster aufmerksam, «reiches von
der AusbUdungg-Fähjgkeit und dem hohen Werthe, den die Sand-
hlas-Schleiferei für architektonische Zwecke sich zweifellos errin-
gen wird, einen Beweis liefert
In dem vorliegenden Falle ist das Verfahren auf die Be-
handlung farbiger Ueberfanggläser angewandt worden. Fs werden
von den gefärbten Schichten durch den Blaseprozess diejenigen
Flachenthcile ganz oder in geringerem Maafse beseitigt, die, der
Musterbildung entsprechend, fort genommen werden müssen, und
es wird so eine farbige ornameutirte Scheibe in wechselvollster,
event monumentaler Ausführung gebildet.
Dem Architekten ist in dieser Ansftthrungsweise ein Mittel
geboten farbige «roamentirte Scheiben getreu nach seiner
Zeichnung hergestellt /<i erhalten, u. z. zu verhaltnissnuifsig
sehr geringen Preisen, da diese sich nicht höher stellen, als bei
den durch das Sandblas- Verfahren bisher «weiten, in ei
■Stück in der BMa^stennng Ut die hielte Firma' Westphal
u. Ganter, S.W. Schütxen-StraJsc 73.
II, Ordent-
1877 78. 1
liehe 2t, Hilfslehrer 3«, l'rivatdozenten 6; Summa 74.
2» Studireude: 95 Bauführer. 74ti Baukunstbeflissenc für
den Staatsdienst, 92 Pri\at- Architekten, 1<> Ansiander (Nicht-
deutsche), zus. 949 immatrikulirte Stndireude; hierzu 78NIlospi-
tanten (darunter 2 Auglander), macht in Summa 1 (127 Studirende.
3) Neu- Aufgenommene am Beginn des Semesters i durch
Immatrikulation 192, Hospitanten fHi; Summa 258 Studirende.
Fs befinden sich unter den Hospitanten 4 Studirende der
Universität, 1 der Gewerbe - Akademie, 3 der Berg - Akademie,
1 Schfiler der Kriegs- Akademie und 1 Lehrer am Kadettenhause.
4) Wöchentliche Unterrichsstunden - Zahl. Im ordent-
lichen Unterricht 247'/, Stunde; im ausserordentlichen Unter-
richt 33 St: Summa 280 '/j Stunde.
^ 5) Von den ad 2 au| geführten 74»! Baukunstberlissenen für
besucht.
6) Von den 18 Ausländern sind: ans Holland 1. aus der
Schweiz 1, aus Mahren 1, aus Ungarn 4, aus Russland 3 ans
Norwegen 2, aus Schweden 1, aus Portugal I, aus Nord-Amerika 2,
Konkurrenzen.
Kunstgewerbliche Konkurrenz In Braunechweig. Der
Verein zur Forderung des Kunstgewerbes in Braunschweig hat
ein Preis- Ausschreiben Ober folgende Gegenstände erlassen:
a) Zeichnungen oder Modelle zu Nähmaschinen, u. zw.: 1.
zu Nähmaschinen fOr Fufsbetrieb, 2. zu Nähmaschinen
für Handbetrieb. Die Kntwürfe haben sich nur auf die Form
und Ausstattung, nicht auf die maschinellen Finrichtungen zu
erstrecken. Das Mascbinen-Svsteni, dem der Kntwurf sich an-
passen soll, bleibt freier Wahl (iberlassen, ist aber, sofern es
auf die Formengebung EinHu&s geQbt hat, bei der Einsendung
der Futwürfe zu bezeichnen.
Für die Lösung der Aufgabe werden als Preise 2rVO .// für
den Kntwurf einer Nähmaschine fttr Fufsbetrieb und 150 für
den Kntwurf einer Nähmaschine für Handbetrieb ausgesetzt Das
Ausfnhrungsrecht hinsichtlich aller eingereichten Kntvrürfe ver-
bleibt den Bewerber n.
b) Kntwürfe zu einem Tapetenmnster nebst dazu ge-
höriger Kinfassungsborde, bestimmt zur Wandbekleidung
eines kleinen Salons im Renaissance -Stil. Die Tapete soll durch
Maschinen-, die Borde durch Hand-Druck hergestellt werden. Die
Tapete ist in 2 bis 4 Farben zu halten und muss zur Ausfüh-
rung mit Gold geeignet sein. Die Borde ist in 4 bis 6 Farben
zu halten und muss zur Ausführung in Farbe mit Gold wie in
Wolle mit Gold geeignet sein. Ks ist ein l*reis von &*).//. aus-
gesetzt. Die preisgekrönten Zeichnungen und deren Ausführungs-
reeht gehen in das Kigenthum des Vereins über.
Die Arbeiten sind an den Vorstand des Vereins zur For-
derung des Kunstgewerbes bis zum 30. Juni 1H7H einzt
I »ic Naincu der Preisrichter sind in dem ausgegebenen I
bekannt gemacht und unter denselben Fachleute in obeniief
der Anzahl vertreten. Dieser Umstand, wie die Angemessenheit
der sonstigen Bestimmungen, welche das Programm enthalt, ge-
statten es uns, die Theilnahme an dieser neuen kunstgewerblichen
Konkurrenz bestens zu empfehlen.
Kirchen-Konkurrenz in Leipzig. Zu der am 4. Febr. d. J.
fälligen Knnkurrenz für Kntwürfe zum Neubau einer Kirche für
die IVtri gemeinde in Leipzig (M. vergl. S. 3»», Jhrg. 77 u. III.)
sind nicht weniger als 79 Kntwürfe eingelaufen. Da die kirch-
liche Baukunst ein Feld ist, auf das sich der Dilettantismus
jugendlicher Architekten weniger leicht einzulassen pflegt, als
etwa auf Kasino- oder Schulhaus-Bauten, so ist die Betheiligung
an der Konkurrenz als eine außerordentliche zu bezeichnen und
es scheint, als ob die Krwaruingen, welche wir in dieser Bezie-
hung bei Besprechung des Preis-Ausschreibcns aufserten, sich
erfüllen würden. —
Leider verzögert sich die Kntscheidung und die seitens des
Kirchenvorstandes erst nach derselben beabsichtigte öffentliche
Ansstelluug der Arbeiten ans 2 Ursachen in bedauerlicherweise.
Ks ist einmal nach nicht gelungen, ein passendes Ausstellungs-
Lokal zu finden, in welchem eine so grolse Anzahl von Zeich-
nungen in angemessener Weise untergebracht werden könnte.
Die Ueberlassung eines jüngst vollendeten, aber noch nicht be-
nutzten Schulhauses zu diesem Zwecke ist beantragt, seitens des
Rathes alter nicht genehmigt worden; wahrscheinlich wird nichts
übrig bleiben, als aus dem reichlich vorhandenen Material für
„Messbuden mit Oberlicht" ein Ausstellungsgebäude auf dem
Bauplätze selbst zu errichten. - Die zweite Ursache der Ver-
Hauplatzc
zögerung bildet der Umstand, dass Hr. Prof. Semper «ich noch
nicht darüber geaulsert hat, ob er das Amt eines Preisrichters,
zu welchem er im vorigen Jahre sich bereit erklärt hat, thataächlieh
ausüben will; bekanntlich weilt der greise Meister zur Herstellung
seiner Gesundheit in Italien und hat sich kürzlich sowohl dem
Amte eines Preisrichters in Lausanne, wie der Kinweihung des
neuen Dresdener Hoftheaters entzogen. Da Ober die Krsatx-
m anner, welche erforderlichen Falls an Stelle der 3 erwählten
Preisrichter (Semper, Adler, F. Schmidt) einzutreten haben, von
vorn herein Bestimmung getroffen ist, so würde event an Hm.
Oherhrth. von Hansen in Wien das Ersuchen um Theilnahme
an den Arbeiten der Jury prgehen. —
Günstigsten Falls wird daher der Beginn der öffentlichen
Ausstellung kaum früher als in I I Tagen möglich sein, wahr-
scheinlich aber wird derselbe noch langer hinaus geschoben werden.
Da bei der starken Betheiligung an der Konkurrenz und dem
Interesse, das die Aufgabe gewahrt, sowie bei der zentralen Lage
Leipzigs ein reger Besuch der Ausstellung seitens auswärtiger
Fachgeuossen zu erwarten ist, so beabsichtigt der Leipziger
Arrhitektenverein, nach dem Vorgange Hamburgs bei Gelegenheit
der Rathhaus- Konkurrenz, wahrend dieser Zeit ein Fest zu ver-
anstalten, zu dem Preisrichter,
Besucher eingeladen werden sollen. Es ist zu hoffen, i
fröhlichen Herbstlagen des Jahres 1876, an welche alle Besucher
jener Hamburger Ausstellung mit Vergnügen zurück denken, eben
so genussreiche Frühlingstage in Leipzig entsprechen werden.
Nähere Mittheilungen werden seinerzeit noch in der Dtseh. Bztg.
erfolgen.
Brief- nnd Fra^ekasten.
Berichtigung von Druckfehlern in dem Referat (Iber den
Vortrag d. Hrn. Otzen im Architektenvereine zu Berlin in
No 16 d. Bl., S. 70. Auf Sp. 1 Z. 8 v. o. lese man , real er"
statt .vieler' u. a. Sp. 2 Z. 41 v. o. „pflanzend, statt „pflegend".
Hrn. W. Z. Allgemeine Vorschriften hierzu existiren nicht;
wenn nicht freie Vereinbarung stattfindet, werden die Sätze des
Feldmesser- Reglements, «int diejenigen Satze, welche im Melio-
rationswesen (S. 99 des Baukalenders) gewahrt werden, gelten.
Hrn. F. T. in Buxtehude. Wir können uns auf die Be-
antwortung baustatischer Fragen weder im Fragekasten noch
auf briefliebem Wege einlassen. Wenn wir Ihnen gegenüber eine
Ausnahme machen nnd erklären, dass in Bezug auf die qu. Ge-
wölbe-Anordnung die von Ihnen vertretene Ansicht jlie zutreffende
dringende Bitte, diese Abweichung von der Regel nicht als ein
Pnkzedenz für sonstige Falle betrachten zu wollen.
Hrn. P. II. 1) Wir glauben bestimmt, dass Ihre Zweifel sich
durch die an den Kopf der Tabelle S. 108 des Deutschen Bau-
kalenders gestellte Bemerkung in dem Sinne erledigen, dass
Ihnen ein Anspruch auf Reisekosten-Ersatz in beiden gedachten
Fällen nicht zusteht Wenn wir aus vielfachen Zuschriften, die
an uns gehingen, auch zahlreich Kenntnis.« von solchen Fallen
erhalten, wo die in die Hände der Lokalbehörden gelegte dis-
kretionäre Behandlung von Reisekosten-Liquidationen zu Harten
führt, so können wir doch nicht glauben, dass dem Vorkommen
derartiger Einzelfälle durch allgemein geltende Ministerial-
Verfügungen ein Knde zu machen wäre, da iu derlei Dingen die
lokalen Verhältnisse eine so erhebliche Rolle spielen, dass die
einfache Regelung von oben herab zur Unmöglichkeit wird.
2) Ueber die äulsere Beschaffenheit der behufs eines Pateutge-
suchs zu machenden Vorlagen bestehen ausführliche Vorschriften,
die bereits vielfach publizirt wurden sind; Sie können Näheres
darüber vom „Kaiserl. Patentamt in Berlin" erfahren.
3) Wenden Sie sich au die „General-Verwaltung der Königl.
Museen in Berlin."
Hrn. L. in Gross-Gerau. Neben mehren Berliner
metz-Firmen betreibt diejenige von Arkermann in
«Bayern) das Geschäft der Schleiferei von Granit, Syenit etc. wohl
iu gröfstem Maafsstabc.
Anfrage. Welche Fabrik liefert schmiedeiserne, nach Muster
ausgestanzte
[lh
l tob C»rl Boliu in
K. K. O. Friucfc. W. Mo
Digitized by CjOOglc
No. 17.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
81
— Nru». In
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Hr.
Versammlung
* hriftfnhrer
»yuanitt, d.
i gut gereinigtes eSprengol in sokher Menge enthält, dass ein
iifenartiges Ausscheiden nicht eintreten kann, in vielen Be-
hlingen für ungefährlicher als das alte Schwarzpulver. Ks sei
Verein für Eisenbahnkrunde zu Berlin.
12. Februar 1878. Vorsitzender Hr. Strecke!
G. Mpyer.
Hr. Hartwich gab Erläuterungen an seiner neuesten Schrift ;
Bemerkungen Ober den bisherigen (lang der Entwickelnug des
Eisenbahn wesens, sowie ober dessen Gestaltung, nach Maafsgalie
der Verhältnisse und Bedürfnisse, mit besonderer Hucksicht auf
die Zwecke des Vereins zur Förderung der Lokalbahnen — indem
derselbe den Inhalt der Schrift und deren Tendenzen darlegte
und im besonderen die derselben beigefügten Anlagen besprach.
In einem eingehenden Vortrage (Iber neuere Sprengstoffe
gab Hr. Golz zunächst eine Charakteristik der in da- Hauptsache
atomistisch gemischten, brisanten Sprengstoffe, im Gegensätze zu
dem mechanisch gemengten alten Schwarzpulver, und erläuterte
an der Hand einer Undulatums-Theorie die Verschiedenheit der
bezügl. Wirkungen. Hie Wellenhöhe der Schwingungen sei um so
n'l'ser zu denken, je schneller der 1'ebergang aus dem festen in
gasförmigen Zustand erfolge, je .brisanter" der betreffende
Stoff sei. Ebenso wurde die besondere Entzündungsart, welche
die neueren Sprengstoffe verlangen, sowie der Einfluss erörtert,
welchen die Stolsfestigkeit und die Kohäsion des die Sprengladung
einschliefsenden Mediums ausübt: manche Eigentümlichkeiten der
brisanten Explosion*- Wirkungen, z. B. ihre überraschende Grefte
in sehr festen, ihre scheinbare Unbedentendheit in lockeren Medien,
die F.ntbehrlichkeit einer starken Verdammung u. s. w., wurdeu
näher erklärt.
Hieran schloss sich ein kurzer l'eberblic.k über die früheren
und die jetzigen Fabrikations • Methoden 1 ) der Nitroglycerin-,
2) der Schiefswoll-Präparate. Von den in der Tunnelbau-Technik
am meisten gebräuchlichen Sorten wurden kleine Proben vorgelegt,
z. B. verschiedene Dynamite , Lithofrakteur , Spreng-tielatine,
Schiefswollen. Auch die verwandten amerikanischen Prä|»nrate
(Mica fWrfer, llendroc J'owder) fanden Erwähnung. Der Vor-
tragende bezeichnete guten Dynamit, d. h. solchen,
troi
Ziehungen für ungefährlicher als das alte Schwarzpulv
zu bedauern, dass das Bestreben, in möglichst kleinem Volumen
möglichst viel wirksamen Stoff zu konzentriren, hier und da wohl
zu weit getrieben worden sei. Zu fetter, das Sprengöl erkennbar
ausscheidender Dynamit erfordere allerdings grofse Vonsicht. Da-
gegen sei es ein gänzlich unbegründetes Vorurtheil, dass gefrorener
Dynamit von sonst guter Beschaffenheit besonders zur Selbst-
zersetzung neige; er sei im Gegentheil äusserst schwer entzündlich.
Die hantigen I'uelürksfällc in den Wännehütten liefsen sich nur
auf Unvorsichtigkeit oder mangelhaftes Material zurück fübreu.
Entweder sei der Dynamit zu fett gewesen, hal>e Sprengel ab-
getropft und dieses gelangte nun durch einen Zufall zur Kxplnsiou,
oder die Patronen seien mit dem heifsen Ofen in Berührung
gekommen, oder endlich einzelne Patronen wäreu aus Versehen
wochen- oder monatelang in sehr hoher Tempetatur liegen ge-
blieben und es habe sich nun durch Ausscheiden von Unter-
Salpetersäure ein bedenklicher Zersetzungsprozess eingeleitet.
Alles dieses aber seien grobe l'nterlassungs-Süuden, die mau sich
auch beim alten SobielBpulver nicht ungestraft zu Schulden kommen
lassen dürfe. Guter Dvnamit sei geduldiger als Schwar/.puiver,
gerade deshalb aber werde er nur zu oft mit unglaublichen!
Leichtsinn behandelt und die dann eintretenden Unfälle diskreditirten
ihn in unverdienter Weise. Was die Znlassigkeit des Transports
des Dvnamit» auf den F.iseubahneu anbelangt, so sei noch besonders
auf d'ie mehrjährigen günstigen Erfahrungen in ( >esterreich hin-
zuweisen.
Die erst in jüngster Zeit von den Nobei'schen Fabriken
hergestellte Spreng - Gelatine sei uoch sehr wenig bekannt und
erprobt F.s dürfte nicht unwahrscheinlich sein, dass ihre Wirkung
die des besten Dynamits sehr erheblich übertreffen werde, und es
möchte ihr in diesem Falle und bei sonstiger Bewährung besondere
für den Handbohr- Betrieb in den härtesten Gebirgen eine gröfsere
Zukunft veraus gesagt werden können. Was dagegen den Bohr-
betrieb mit Maschinen anbelangt, so lasse sich nicht verkennen,
dass durch die neue Brandt' sehe Bohrmaschine, bei der bekanntlich
der Durehmesser des Bohrlochs eine viel gleichgültigere Holle spielt
als bei den alten Maschinen, die ( haneen für die Verwendung der
im Verhältnis* zur gleichwertigen Dynamitmasse etwa um ', , volumi-
nöseren, nassen S c h i e f s w o 1 1 e erheblich gestiegen seien. Schiel's-
wolle mit etwa 25 % Wassergehalt sei ein absolut iingefahrl icher
Stoff und nur durch eine sehr starke Initial-Explosion (Überhaupt
zur Zersetzung zu bringen, welche dann ziemlich genau dasselbe
leiste, wie ein gleiches Gewicht Dynamit. Als l'ehelstand sei nur
zu bezeichnen, dass eben die Entzündung schwierig sei und etwas
komplizirte Vorkehrungen — Initial-Explosion einer kleinen Menge
Dynamit oder trockener Schiel'swolle erfordere und dass die
nässe Schierswolle gegen die Verdunstung ihres Wassergehalts
besonders geschützt werden müsse. Mindestens der letzt genannte
l'ehelstand scheine aber durch eine ganz neuerdings erfundene,
bereits patentirte aber noch nicht im grofsen fabrizirte Schiefs-
wollart beseitigt. Das Wasser sei hier durch Paraffin ersetzt und
die I'iieuiptludlichkcit dieses chemisch sehr stabilen Körpers gegen
zufallige und unbeabsichtigte Einwirkungen noch gröfser, als der
der nassen Schiefcwolle. Angezündet brennt der Stoff wie
kiehniges Holz, an Sprengkraft sei er der nassen Scbiefswolle
völlig ebenbürtig. —
In üblicher Abstimmung wurden die Hrn. Direktor Gustav
Dittmann, Eisenbahn - Bau- und Betriebs -Inspektor A. Schneider,
Eisenbahn- Bauiuspektor von Geldern und Eisenbahn -Baumeister
Zeyls als einheimisehe ordentliche Mitglieder aufgenommen.
Zar Anlage von Blitzableitern. Vergleicht man die in
No. 1U4 des vor. Jahrg. dies. Zeitg. enthaltene Mittheilung Ober
den Blitzschlag, welcher am 16. August v. J. die Petrikirrhc in
Berlin betroffen hat, mit der in „Berlin und seine Bauten" gegebenen
Abbildung der Kirche, so muss es auffallen, dass bei den be-
deutenden Metailrlächen, welche das Dach und der fast zur drei-
fachen Höhe desselben sich erhebende eiserne Thunnhelm darbieten,
der Blitz sich einzig pine der beiden, auf dpin First des Kirchen-
daches errichteten Faugspitzen aussuchen und einer Leitung folgen
konnte, die. wie die stattgefundene Schmelzung einer Löthstelle
beweist, nicht einmal eine vollständige war.
Aus der Mittbeilung ist nicht ersichtlich, welche der beiden
EaugspiUeu getroffen worden ist : wenn, wie zu vermuthen. das
(iewitter von Osten heran gezogen ist, dürfte es die am Anfalls-
punkte des < 'hordachs befindliche Spitze gewesen spin und es wird
der aus dieser Spitze der Wolken- Elektrizität entgegen getretene
Strom der Erd- Elektrizität so mächtig gewesen sein, dass seine
Wirkung die Anziehungskraft des fast l'm «> hohen metallenen
Thurmhelms übertraf. Es dürfte hieraus (im Widerspruch zu der
von der Techn. Bau-Deputation ausgesprochenen Geringschätzung
der Blitzableiter- Anlagen überhaupt) die bedeutende Wirksamkeit
einer mit vergoldeter oder Plattnspitze versehenen Fangstange
unwiderleglich hervor gehen ja es erweist sich die Anwesenheit
einer Fangspitze sogar als eine ülier den eigentlichen Zweck des
tJebiüidescliutzes hinaus gehende Vorkehrung, indem diese Spitze,
anstatt in ihrer Wirkung auf eine unschädliche Ableitung beschrankt
zu sein, herausfordernd wirkt und die blnlse Holle der Ver-
teidigung in die des Angriffs verwandelt.
theidigung in die des Angriffs
Mag ein solches Verfahren wohl in der Taktik eines Kampfes
zweier Gegner von gleicher Mächtigkeit rathsam oder geboten
sein, so scheint dasselbe doch gegenüber den gewaltigen Narnrkraften
etwas weuiger am Platze: ich wage es sogar, der Beschränkung
der menschlichen Vorsicht auf ein blnfses Verl heidi gungs-
Verfahren das Wort zu reden und mag damit vielleicht gerade
denjenigen Punkt treffen, den die Techn. Bau - Deputation bei
ihrem allgemein gehaltenen Ausspniche zunächst im Sinne ge-
habt hat.
Als Absicht bei Blitzableiter- Anlagen wird gewöhnlich die
hin gestellt, durch die grofse Menge der im Hayon einer Stadt
sich findenden Fangspitzen eine allmüliche Ausgleichung der
Erd- und Wolken-Elektrizität herbei zu führen, ohne dass eine
gewaltsame Ausgleichung durch den Blitzstrahl zu Stande
kommt. Dass dies möglich sei, wird in der Ex|>erimental-Physik
an einer künstlichen, mit Elektrizität geladenen Wolke und unter
derselben aufgestellten Fangspitze ad oculos demoustrirt, und dass
das, was im kleinen dargethan wird, unter Entständen auch
einmal im grofsen ^eintreten ^künne, laugne^ic
BlUz^rhUge'Lo^ fese
und während kurzer Zeit unter betäubendem Donner nieder
fahren, wird — mit mir die Ansicht gewonnen haben, dass
zwischen der ungeheuren Elektrizitäts-Ansammlung in den Wolken
und der Geringfügigkeit der durch Fangspitzen zu bewirken-
den stillen Ausgleichung ein Missverbältniss besteht, welches
einigen Zweifel au dein unbedingten Erfolge der von den Ab-
ieitern erwarteten Wirksamkeit rochtfertigt. Man wird geneigt
sein, mir in der Meinung beizustimmen, dass es wohlgethan sein
werde, die zu treffenden Maafsregeln strikte auf unschädliche Ab-
leitung eines etwa herunter fahrenden Blitzstrahls zu beschränken,
nicht aber in herausfordernder Weise die Wolke gleichsam
zu zwingen, sich gerade da zu entfaden, wo dieselbe ohne jene
Augnffsmaafsregel vielleicht ruhig vorüber gezogeu wäre
Gerade aus diesem Grunde habe ich wahrend meiner mehr
als Hu j, ihrigen Dienstzeit bei Anlagen von Blitzableitern auf
Gebäuden niemals Fangspitzen anbringen lassen, sondern
stets mich damit liegnügt, Dachfirste nebst Schornsteinen und
Giebeln mit einer ununterbrochenen, an 2 Seiten in die Erde
herab geführten Leitung zu versehen. Spitzen habe ich nur bei
Pulvermagazinen an den isolirt aufgepflanzten Fangstangen an-
gewendet und ich glaube auch damit meine Pflicht genugsam
erfüllt zu haben. Ich kann «s, dieser Auffassung entsprechend,
in Bezug auf den Blitzschlag vom 15. August v. J., von dem die
Petrikirche betroffen worden ist, nicht für einen Fehler halten,
dass der Thurmspitze die Fangspitze mangelte. Wenn nur die
Leitung in tadellosem Zustande sich befunden hätte, so würde
jener Blitzschlag (vielleicht um einige Sekunden später) die im
hohen Thurmhelme ihm entgegen tretende Erd - Elektrizität sich
aufgesucht haben. Aber für ein unverantwortliches Versäumnis«
winde ich das Fehlen einer Bl i tzah I ei t u n g erklären, da dassellie
bei hohen Gebäuden etc. die Gefahr gleichsam freventlich heraus
fordert, und ebenso pflichte ich dem Tadel bei, dpr a. a. O. über die
mangelhafte Verbindung der Ableitung au der Petrikirche aus-
wird. Ich kann zu letzterem Punkte nicht unter-
y Google
82
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
27. Februar 1878
Krvstall- Pfeilerapiegel und Krystallkrone zu Gas; — von Schäfer A
" er Modelle für Ventilation; - von C. Karney Derlektor
nach Wolpcrt's System: - von K. Ii. l)»nikf Marmor-Kochmascbine.
Farhlitteratnr.
Verzeichnias der bei der Redaktion d. BL einge-
gangenen neueren technischen Werke. (Fortsetzung.)
M. Köhlnann, Dr.. Professor. Allgemeine Maschinenlehre.
Leitfaden f. Vortrage, sowie zum Selbstunterricht, mit beson-
derer Bcrücksiehtiguug seiner Kntwickching. Dritter Bd.:
Strafsen- und Eisenbahn-Fuhrwerke, einschl. d. Lokomotiven,
Dampfnmnibnsse, sowie d. Maschinen n, Appar. f. pneumatischen
Trausport. 2. verm. u. »erb. Aull.; mit 4lM Hol/sehn. Braun-
schweig IH77; Schwelschke ,v Sohn. I'r. 16 M
L. I'inzger, Professor in Aachen. Die Berechnung und Kon-
struktion der Maschine n- Klemente , für den prakt. Ge-
brauch aow. als Handbuch für Vorlesungen bearbeitet 1. lieft:
lassen, auf den oft miBsarhteten Umstand aufmerksam zu machen,
dass Berührungen von Kupfer, Zink und Fisen gegenseitiger
galvanischer Zerstörung ausgesetzt sind.
Oldenburg. O. L a s i u s.
Zur Neuregelung des Submissionawesens. lu Folge
einer in der vorigen Landtags -Session durch den Abgeordneten
Gärtner (Magdeburg» gegebenen Anregung sind im Handelsmini-
sterium vorlaufige Knnittelungen und Arbeiten für eine Kevision
bezw. Xeureguliruug de» staatlichen Subinissionsneseus eingeleitet
w orden. Dieselben dürfen als Krfolg versprechende betrachtet werden
nachdem der (iegenstand in den diesjährigen Verhandlungen des
Abgeordneten -Hauses abermals zur Sprache gekommen und ein
Pftrhhttfl. des Plenums zu Stande gebracht worden ist welcher
theils der berechtigten Kiuwirkung sachverständiger Kreise auf
die vorliegende Materie das Kehl eröffnet, theils auch dafür vor-
gesorgt hat. dass das im Ministerium gesammelte Material in einer
möglichst kurz bemessenen Frist nutzbar gemacht werde.
Anlas* zu der abermaligen Beschäftigung des Abgeordneten- '
Hauses mit dem Submissiouswescn hatte eine Petition des „Berliner
Baumarkt" gegeben, welche in austiihrlichster Weise auf die i
bestehenden Mäugel aufmerksam gemacht und in ihrem Schluss- |
satze auf Veranstaltung einer besonderen Knqnetc an-
getragen hatte.
Als eine Begünstigung des Schicksals darf es angesehen |
werden, dass diese Petition, anstatt an die Pclitions-Kommission
zu gelangen, der Budget-Knmmissiou des Hauses zur Bericht-
erstattung überwiesen worden ist und dass andererseits es nicht
an der nöthigen Zeit gefehlt hat, um der Petition die gebührende
eingehende Behandlung widmen und einen wohl motivirten posi-
tiven Besrhluss des Plenums herbei fuhren zu können, welcher
den folgenden relativ günstigen Wortlaut erhalten hat:
„In Frwagung, dass nach der Erklärung des Regierung«-
Kommissarius die Staate- Regierung in eine Prüfung und Kevision
der Submission*- Bedingungen für Staatsbauten und Lieferungen
bereite eingetreten ist. die Petition des Berliner lluuinarkt der
Staats-Kegieruiig mit der Aufforderung zu überweisen; al bei der
eingeleiteten Intersuchung auch <i e werbt r ei b ende hinzu
zu ziehen, mid b) dem Landtage in dessen nächster Ses-
sion (liier das Krgebniss der I ntersuchung Mittln'ihing zu machen.'
In den Verhandlungen der Budget-Kommission war vom Ver-
treter der Staats- Itegieriuig bei Bekämpfung dieses Beschlusses
ii. a geltend gemacht worden, rdass passender \V<'ise den Petenten
zu uberlassen sein möchte, sowohl die wegen spezieller Falle
vorzilbrillgendeii Beschwerden, wie auch die zur Herbeiführung
der gewünschten Aeuderuiigen zu machenden positiven Vor-
schläge zur Kenntnis* der Staatsrcgiemiig zu bringen.'
Mit Bezuit auf diese Aeufsemug hat der Berliner Bauniarkt jetzt
den Beschhiss gefasst. eine genaue Formulirung positiver
Vorschlage auszuführen und hierzu eine Kommission zu
bilden, welche in möglichst kurzer Zeit ihre Vorlagen macheu soll.
Die Kommission ist bereite in Thatigkeit getreten und hofft
sehr bald eine Arbeit zu Stande bringen zu können, welche der
Regierung die bis jetzt scheinhar fehlenden, bestimmten Anhalts-
punkte für die in Aussiebt genommene Beform liefern würde.
Wir geben unseren Lesern von diesem Stande der Dinge
Kenntnis? theils aus dem Grunde, um von der erfreulichen
Thatigkeit der jungen Institution des Berliner Itanmarkt
auf einem eminent wichtigen Gebiete einen Beweis zu liefern,
theils auch um aufserhalb Stellende anzuregen, dem Handels-
Ministerium mit neuen Ideen oder bestimmt fnrmulirten Vor-
schlägen, die aus konkreten Fallen entwickelt siud, an die
Hand zu gehen, indem wir glauben, dass derartine Vorsclilage an
der genannten Stelle einer wohlwollenden Aufnahme gewiss sein
können. _____
Neues in der Berliner Bau-Ausstellung. In der Zeit
vom 16. bis 23. Februar wurden neu eingeliefert: Von Fd. Puls
ein fliegender Delphin zum Schmuck eines Kronleurhters, aus
Schmiedeisen getrieben, Oberlichtgitter, Hausthürgitter und
Haiisthürfulhuig; - von Schäffer A Waleker f Akt-Gesellseh.j ein
Zinkbronze-Kandelaber zu 4 Gasflammen; — von F. Thielemaun
Modell zu einer Dachrinne von Zinkblech und ein ( hampagner-
C, Hecken
Die Nietverbindungen. Mit 10 lithogr. Tafeln u. 44 iu d. Text
gedruckten Holzschnitten. Aachen 1877; J.A.Mayer. Pr. 6 .//
Rernoalli's Dampfinaschiueulebre. 6. umgearbeitete u. ver-
mehrte Auflage, bearb. von Fr. A uteuheimer, Direktor
des Technikums in Winterthur.. Mit 320 Holzschnitteu u.
2 Kupfertafeln. Stuttgart 1877: J. G. Cotta'sche Buchhdlg.
Pr. 11 M
0. II Müller. Zivil -Ingenieur u. Baumstr. in Budapest Die
Dampfmaschine vom ökonomischen und praktischen
Staudpunkte betrachtet. Wien 1877; Gerold & Sohn.
Preis (i M
A Lorenz. Ingenieur. Tunnelbau mit Bohrmaschinen-
betrieb. Mit 10 Tabellen u. B Tafeln. Wien 1877; Leb-
inaun & Wentzel. Pr. 5 M.
C. Sf.taallenbran.dt, Ingenieur in Berlin. Das Pulsnmeter oder
die Dampf vacuum-Pumpe. Mit 2 lithograph. Tafeln u
3 Holzschnitten im Text. Berlin 1877; Polyteebn. Buchhandlg.
v. A. Seydel. Pr. 3 .//
A. (Iraef, Zeichenlehrer in Krfurt. Die Holzbearbeitungs-
maschinen für Tischler, Bildhauer, Dainpfschneide-
reien und Fraseanstalten etc. Mit 7li Abbild. Weimar
1877; Bernh. Friede Voigt. Pr. 1,60 .Ä.
W. P. Exnrr, Professor. Die mechanischen Ilülfsmittel
des Steinbildhauer». Mit 3 Tafeln. Wien 1877; Leh-
mann A Wentzel. Pr. 2,50 .Ä
Benielbe. Das moderne Transportwesen im Dienste
der Land- und Forstwirtschaft Mit einem Atlas von
15 Folio-Tafeln, 131 Fig. enthaltend. Weimar 1*77;
Friedr. Voigt. Pr. 7,5o .//.
(K.in-tiuii« (»1,0 )
Personal - Nachrichten.
Preufsen.
F.rnannt: Der Posibauiuspektor Kessler in Berlin zi
Posthanrath. Der Landbaumeister II. Krebs zu Trier
Kreisbautnstr. f. d. Baukreis Bitburg mit d. Vorlauf. Wohnsitz in
Trier. Der Baumeister K.Junker in Krfurt z. Landhaumcister
das. Die Baumeister Aug. de Groote zu Heinrichswalde
und <i. Jungfer zu Löwenberg i. Schles. zu Kreisbaumeistent
daselbst Der Kiseubabii-ltaumstr. Hausdiug zum Kisenbahn-
Bau- u. Bi triebs-Inspektor b. d. Oherschles. Kisenbahn in K atibor.
Versetzt: Der Kreisbauinstr. Mathy von Kempen nach
Hoyerswerda. — Der F.isenbahn - Bau- u. Betrielis-lnspektor
Stock von der Oberschles. zur Berlin- Dresdener Fisenhahn.
Die Bauführer- Prüfung lür beide Farbrichtungen haben
bestanden: Wilh. Maeckler aus Koblenz. Arthur Czygan aus
Braunsberg, Georg liehdantz aus Barbv, Camillo Richter aus
Herzbere, Wilh. Ilohlfingaus Paderl»or'n und Heinr. Brohl aus
Cleve.
Brief nnd Fragekaaten.
Hrn. K. hier. Ihre Frage nach der aussenden zulässigen
Geschwindigkeit in einem im Moorl>o<len ausgehobenen Strombett
würde seilet dann kaum naher beantwortet werden können, wenn
Sie über die Art des Moorbodeus eine Acusserung beigefügt hatten.
Im allgemeinen ist Moorboden weniger sehwemmfuhig, als meistens
angenommen zu werden pflegt.
Hm. Ingen. D. in Utrecht Die beste Auskunft über
Falzziegel-Dächer bei Kiseubahugebaudenund ebensoüber rheinische
Bezugsquellen durften Sie von den Direktionen der Rheinischen
Fisenbahn iu Köln und der Pfälzischen Kisenbahn in Ludwigs-
hafen erhalten können. Im übrigen nehmen wir auf den Artikel
auf S. 33 Jahrg. 1h7« uns. BL Bezug.
Hrn. II. in Schönau. Pereis, Der landwirthschaftlicbe
Wasserbau, Berlin 1877 und Vincent, Der rationelle Wiesen-
bau. Leipzig 1h7<i, dürften Ihren Zwecken am meisten genügen.
Hrn. Z. in M. Kine Spezialschrift über das Kasseler Wasser-
werk ist uns nicht bekannt — Wo es nicht auf besondere Ge-
nauigkeit ankommt, erweist sich, so viel wir hören, das Bohne'sche
Nivellir- Instrument als recht brauchlwir,
Hrn. P. in St. Bestimmungen, wonach beim Bau von
Schulgebäuden eine gewisse KnUernung von Alleen einzuhalten
ist, existireu u. W. nicht: es liegen aber mehre Gründe auf der
Hand, die es ruthlich machen, eine grnl'se Annäherung an Allee-
baume oder übeihaupt Baumptlanzungeu zu vermeiden.
Hrn. H. Dch. iu Dresden. Kngel, Handbuch des ges.
bwdwirthsch. Bauwesens, Leipzig 1871, A. Gerstenberg, die
lamlwirtbscb. Baukunde, Berlin 1875, und Dr. Rueff, Bau und
Kmriclitung der Stallungen etc. der Haustliiere, Stuttgart 1875,
weiden das Ihnen Wisseuswerthe enthalten.
Hrn. F. iu Muhl hausen. Die Xo. 10 er. dies. Bl. enthält
eine betr. Angabe, ausserdem würden Sie sich aus Oottgcireu's
Handbuch über die phys. und ehem. Beschaffenheit der Bau-
materialien unterrichten können.
Ilm. P. B. iu Kiel. Die frag!. Verschlüsse werden Ihnen
von allen hiesigen bekannten Schlossereien (Kd. Puls und
A. L. Benecke etc.! geliefert werden.
Hrn. W, M. hier. Dass und wo etwa eine Meisterprüfung
für Bniuueumacher heute noch besteht und
dazu verlangt werden, ist uns unbekannt
Kür Ji« ;
K- K O KrlUfh. Druck: W. II»,,,, llolb.cti
Nt>. 18.
83
Inhalt: SfWSaJirt »inj Mnxnramliranc ilt« MlKirlwiiu. (Nrliiu*..) — Jliitln-ilnm aiu ohii-m Vortrag üb« AdlükJont- und Zahnrad Lokomotiwa. ■
Schiffahrt und Stromregulimng des Oberrheins.
H chon seitens der letzten internationalen Rheüi-
befalirungs- Kommission (1874), die aas den
(ersten Wasserbautechnikern der 6 an der
Stromstreckc abwärts der Schweizer Grenze
liegenden Rheinufer-Staaten znsanunen gesetzt
war, ist die Frage nach der Bildung einer
Niederwasser-Hinne in Betracht gezogen, doch
u. W. dabei kein bestimmter Vorschlag aber die Art der
Ausführung ausgesprochen worden. Das Urthcil der Kom-
mission lautete etwa dahin, dass (tu* die Rheinstrecke von
Strasburg bis Maxau resp. Germersheim, anf welcher zur
Zeit der Strombefahrung (Anfangs Septbr. 1 874) versuchsweise
eine rcgclmäfsigo Dampfschiffahrt für Personen und Stückgüter
betrieben wurde, eine weitere Regulirung der Schiffahrts-Rinne
innerhalb des normalmälsig begrenzten Stromes künftig not-
wendig werden durfte, sobald auf die Beschaffung eines tieferen
Fahrwassers gedrungen werden sollte, als der Strom allein zu
bewirken und zu erhalten im Stande ist. Nur der Kommissar
für FJsass- Lothringen konnte diese Ansicht nicht theilen,
indem er die scharfen Ausbiegungen des Thalwegs von einem
Ufer zum anderen für ganz naturgcmäfse Erscheinungen er-
klärte, woran die Kunst nichts zu andern vermöge. Kr allein
behauptete, dass es ein regelmäfsigeres Fahrwasser kaum geben
könne, als in der fast mathematisch gleichförmigen Thalwcg-
Serpentine des Oberrheins, und dass die Ausbildung des
Strombettes zum Schiffahrtsbetriebe lediglich dem Strome selbst
überlassen werden müsse.
Wie nothwendig die Nachhilfe der Menschenhand ist,
hat sich nur zu bald nach jener Strombefahrung gezeigt.
Schon 10—14 Tage nachher musste die Dampfschiffahrt, ob-
wohl nur die wenigst tiefgehenden Schiffe der Kölnischen und
Düsseldorfer DampfechhTahrts-Gesellschaft verkehrten, wegen
mangelnder Wassertiefo eingestellt werden. Dieselbe ist seit-
dem eingestellt geblieben und es haben die weiteren Versuche der
Schleppschiffahrt inzwischen nur bei höheren Wasserständen
(-j-1,83; 2.53; 2,22 Str. P.) unternommen werden können.
Obgleich zugegeben werden mag, dass sich der Thalwcg
nach möglichst voUständiger Schliefsung der Ocffhungen in den
beiderseitigen Parallelwerken von selbst regelmäßiger und viel-
leicht auch breiter als bisher ausbilden wird, so bleibt doch
eine Zunahme der Tiefe im höchsten Grade unwahrscheinlich.
Es hegt keinerlei Veranlassung vor, wodurch
der Wassertiefe an den Schwellen bewirk!
erscheint gerade die Wahrnehmung, dass die
ke, wenigstens im gegenwärtigen Stadium der Korrek-
tion, allmählich an Zahl noch etwas abnehmen, wodurch die
Sei-|>entmcn länger werden und der Thalweg mitunter für
auffallend lange Strecken auf einer und derselben Stromseite
verbleibt, als besonders bedenklich. Denn dabei zweigen
häutig einzelne Wasserarme vom Thalweg ab, indem sie die
seitlich anliegende, lang gestreckte Kiesbank durchbrechen,
und fallen in die sekundäre Rinne hinter derselben über, so
dass beim eigentlichen Thalwcg-Ucbergang nicht mehr eine gc-
oft kaum die Hälfte des gesammten
vorhanden ist.
Hiernach darf behauptet werden, dass schon heute der
Zeitpunkt gekommen ist, um auf dio Schaffung eines tieferen
Fahrwassers im Rheinstrom zu drängen, und dies besonders
mit Rücksicht darauf, dass die künstliche Vertiefung der
Schiffahrts - Rinne unter allen Umständen eine Reihe von
Jahren in Anspruch nehmen wird. —
Fl«. L
Zur Entscheidung der Frage, wie das Strombett umge-
wandelt werden kann und ein schmaleres Profil mit dauernd I
genügender Wassertiefe zwischen den bestehenden Parallel-
werken sich einfügen lässt, ist in erster Linie das jetzige '
Querprofil näher zu untersuchen. Die vorhandenen Unregcl- I
mäfsigkeiten, welche naturgemäfs bei niedrigem Wasser
schärfsten hervor treten, sind so bedeutend, dass das
mittlere Querprofil (Fig. 1), welches aus einer
Anzahl von Profilen, bezw. aus den Mitteln der in diesen
Profilen in gleichen Abständen von der Axe gemessenen
Wassertiefen gebildet ist , nur als eine selten vorkommende
Abnormität bczeiclmct werden nrass; unmittelbar an den
Ufern zeigt das Profil die gröfsten, im mittleren Drittel hin-
gegen, wo der Thalweg die Schwellen kreuzt, die geringsten
Tiefen. Die beiden Extreme des Querprofils (Fig. 2) zeigen
abwechselnd je auf einer
"* * Seite eine grofsc und sehr
tiefe, auf der anderen
Seite, hinter der Kiesbank,
aber nur eine kleine und
flache Rinne,
ist letztere au!
so dass die Kiesbank sogar über Wasser mit dem Lande
zusammen hängt. Auf dem weitaus gröfsten Tlieil der Längen-
Ausdehnung der Kiesbänke besteht jedoch die alte tiefe Rinne,
in welcher der Thalwcg gelegen hatte, bevor das Vorrücken
begann, noch in voller Breite und Tiefe weiter.
Das mittlere Querprofil des jetzigen Strom-
bettes stellt somit zwei durch einen breiten, in
der Strommitte hinziehenden Kiesrücken ge-
trennte Rinnen dar, welche durch den Anprall
des serpentinirenden Stromes an die Parallcl-
werke gebildet und offen gehalten werden.
Es kann keinem Zweifel unterliegen, ^ dass bei einer
solchen Abnormität des Querprofüs die Normalbreite des
Profils für die vorherrschenden Wasserstande zu grofs be-
messen worden ist Dagegen ist durch Ausführung eines
schmaleren Profils, welches unsymmetrisch in das bestehende
breite Profil lüncingclegt wird. Abhülfe zu schaffen, zumal
schon eine solche Lösung gewiasermaafsen durch die Form
des jetzigen Profils vorgezeichnet zu sein scheint. (Fig. 3.)
Fi«, J.
Es genügt, den Thalweg in einer der beiden seit-
lichen Rinnen fest zu halten und eben diese Rinne
durch die Arbeit des Stroms erweitern zu lassen, während
die zweite Rinne mit deu hierbei frei werdenden Geschiebe-
Massen allmählich verschüttet wird. Auf diese Weise wird
die nasse Querschnittsnache des jetzigen Gesammt-Profils nicht
im mindesten verringert, sondern es findet nur eine Dcpla-
zirung des Materials der Kiesbänke statt, welches in regel-
mäßiger Weise auf dio eine Seite des Flufsbcttes lünüber
geleitet wird.
Mit Rücksicht auf die Abführung der Hochwasser
würde es vortheilhaft sein, das schmalere Profil durchweg auf
eine und dieselbe Uferseite des bestehenden Strombettes
zu legen. Dies Verfahren möchte jedoch an Flussmündungen,
bei Häfen und Landeplätzen vielleicht zu Unzuträglichkeiten
führen, zu deren Vermeidung es geboten wäre, an den hierfür
geeignetsten Stellen mit der tiefen Rinne von einem Ufer
zum andern hinüber zu gehen. Man würde solche Uebcr-
gänge auf eine möglichst geringe Zahl beschränken und die-
selben namentlich in den Stromstrecken mit gerader Richtung
zu vermeiden suchen. In schärferen Kurven müsstc die
Fahrrinne an das konkave Ufer angelehnt werden.
Beträchtlich höhere Kosten würde man aufwenden
müssen, wenn man auf die Herstellung eines symmetrischen
Profils hinaus ginge. Denn es müssten hierbei zwei neue
Parallelwerke geschaffen werden, welche weit in die bestehen-
den Scitenrinncn liincin fallen und dadurch in der Ausführung
schwierig sein würden. Andererseits ist das unsymmetrische
Profil auch für die Schiffahrt vorzuziehen, weil die Schiffo
dabei immer direkt an einem hohen Parallolwcrke (Ufer) an-
legen kömien und aufserdem der
sicherer zu bewirken ist.
Digitized by G(
84
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
2. Marz 1878
Dem Vorschlage zur Anlage eines unsymmetrisch hegenden
Niederwasser- Profils wird entgegen gehalten werden, dass
dabei der Lauf des Thalwegs gekürzt, somit ein gröberes
Gefalle, also auch eine stärkere Strömung als jetzt statt-
findet, geschaffen wird. Dazu tnuss auf die Erfahrungen Ober
die Bewegung des Wassers in Flussbetten, bezw. auf die
hieraus abgeleiteten bekannten Formeln*) verwiesen werden,
u. z. insbesondere auf die Holle, welche hierbei der sogen,
mittlere Kadius R und das rel. Gefalle ./ spielen. Die Ge-
schwindigkeit r hängt nicht nur von ./, sondern mindestens
in gleichem, und nach den meisten Formeln sogar in viel
höherem Grade von R oder, was bei verhältnissmafsig breiten
Profilen gleich bedeutend ist, von der mittl. Wassertiefe t ab.
Daher ist vor allem zu untersuchen, welche Veränderung bei
Ausführung des obigen Vorschlags R erleiden wird.
Es ist nicht zu verkennen, dass hei sehr niedrigem
Wasserstande der Thalweg wenigstens zu V» seiner Gesammt-
länge in den schmalen seitlichen Rinnen mit grofsen Wasser-
tiefen bezw. grofsem R hegt und dass die Uebcrgänge über
die Schwellen, mit den breiten Profilen und kleinem R, höch-
stens % der Gesammtlänge ausmachen. Wenn nun für das
Niederwasser ein Profil von gröfscrer Breite, als die jetzige
Niederwasser-Kinne durchschnittlich besitzt, gewählt wird, so
niuss R sich von selbst dennafson verringern, dass die be-
fürchtete ungünstige Wirkimg der Gefallsvermehrung minde-
stens aufgehoben wird. Denkt man unter den bestehenden
Verhältnissen bei sehr niedrigem Wasserstande die flächen
mit todtem Wasser, so wie die breiten seichten Ränder als
nicht vorhanden, so bleibt für die Flächen, auf denen wirk-
liche Strömung stattfindet, oder für den eigentlichen Thalwcg
kaum (he Hälfte der Fläche zwischen den Parallelwerkcn
übrig. U. E. müsste aber ein durchlaufendes Niedcrwasscr-
Profil auf der Strecke Strafsburg-Lauterburg sicher mehr
als die halbe Breite der bestehenden Strombahn erhalten,
so dass bei der vorgeschlagenen Art der Regulirung that-
sächlich eine Erweiterung der jetzigen Niederwasser-Rinne
stattfinden würde. Dem entsprechend soll die jetzige Wasser-
tiefe auch nur an einzelnen Stellen, über die Schwellen hinweg,
durch Schmälerunc des Profils vermehrt werden. (Fig. 4.)
Fi* «
m" wo ~
*
Es handelt sich daher im grofsen und ganzen um eine Aus-
gleichung der zur Zeit bald zu breiten und seichten, bald zu
schmalen und tiefen Thalwcg-Hinne, wobei in erster Linie
darnach gestrebt werden soll, das Wasser parallel zu den
Ufern abzuführen, so dass dasselbe vom Anprall an die
Ufer abgehalten wird und so grofsc Wassertiefen wie die
heutigen, bezw. ein so grobes R Oberhaupt nicht mehr ent- |
stehen können. Eine Steigerung der mittleren Geschwindigkeit
braucht schlechterdings nicht befürchtet zu werden.
Angenommen aber, dass eine Vermehrung der mittleren
Geschwindigkeit wirklich entstände, so müsstc dennoch mit
der durch die GeradfÜhrung der Wasserfäden bewirkten Aus-
bildung eines der ganzen Breite nach nahezu gleich tiefen
ProIiis (wie sich solches übrigens am Oberrhein in längeren
Rinnen häutig von selbst gestaltet.) der sehr bedeutende Vor-
theil erzielt werden, dass auch die Strömung nach der ganzen
Hrcite des Profils in eine nahezu gleichmäfsigc übergehen
würde. Die Schiffahrt würde folglich allein mit der mittleren,
oder jedenfalls nur mit einer solchen Maximal-Geschwindigkeit
zu rechnen haben, welche das Mittel kaum, und — wie wir
aus analogen Beobachtungen schlichen — höchstens um 10%
übersteigt. Sollte es doch bei einem richtig gewählten Quer-
profil überhaupt keinen ausgesprochenen Strom st rieh
geben! — Unter den bestehenden Verhältnissen sind dage-
gen die Schiffe, ausser bei höheren Wasserständen, gezwungen,
durchaus dem Thalwege zn folgen, in welchem die mittlere
Strom-Geschwindigkeit sehr weit, bis zu 30% und mehr,
Oberstiegen wird. Es könnte gegen diesen Uebelstand in der
That eine kleine Vermehrung der mittleren Geschwindigkeit
in dem veränderten IVofilc gar nicht in Betracht kommen.
Wir glauben auf Grund der vorstehenden Ausführung
die bestimmte Behauptung aufstellen zu können, dass die
Strömung im geregelten Nicdcrwasser-Profil, trotz der Kürzung
des Weges, bei Nieder- und Mittelwasser geringer und
■) Kutter, Di* n«r» Form*!« Iii die Bnxpmg d«. Wmmn, Wtan IST7.
somit für die Schiffahrt günstiger sein würde, als sie es in
der jetzigen Fahrrinne ist. Für die Hochwasser wird
diese Ansicht vielleicht nicht mit derselben Gewissheit gelten
können, doch kann auch hierzu mit aller Sicherheit ange-
nommen werden, dass beim Hochwasser auf der Hachen
Seite des Profils eine erheblich verminderte Strömung sich
ergeben wQrde, die von der Schiffahrt sehr gut benutzt werden
könnte. Auch bei den oben erwähnten Schleppversuchen,
welche wegen des Tiefgangs der gewählten Schleppkähne
(bis zu 1,9") nur bei höheren Wasserständen ausgeführt
werden konnten, ist der konstatirte relative Erfolg wesentlich
dem Umstände zuzuschreiben, dass die Schiffe nicht immer
brauchten, sondern dass dieselben vielfach in der schwächeren
Strömung der Rinne hinter den Kiesbänken fahren konnten.
Es bietet neben den oben dargelegten grofsen Vortheilen
das Niederwasser-Profil in der vorgeschlagenen Art alle wün-
schenswerthe Sicherheit für den denkbar besten Betrieb der
T a u e r e i. Die Vorzüge dieser fruchtbringenden Errungenschaft
der Neuzeit brauchen hier nicht aufgezählt zu werden, da-
gegen dürfen die Schwierigkeiten, welche sich einer derartigen
Schiffahrt unter den bestehenden Verhältnissen entgegen steUen,
nicht unerwähnt bleiben.
Im Thalwege, wohin das Tau oder die Kette verlegt
werden müsstc, ist die Geschiebeführung sehr stark und findet
daselbst, mit Ausnahme der ziemlich seltenen Beharrungsstände,
auch das ganze Jahr hindurch, selbst bei dem kleinsten
Wasserstande statt. In den Thalweg-Rinnen am Ufer gehen
oft ausserordentlich rasch Profilveränderungen vor sich, indem
die Rinnen sich nach der Strommitte hin erweitern und zugleich
(bisweilen in wenigen Tagen um mehre Meter) aufhöhen.
Unterhalb der Schwellen fallen die Kiesrücken, im Längen-
profile, stets mehre Meter tief überraschend steil ab. Legt
sich das Tau durchweg auf den Grund und an die steile Bö-
schung an, so kann dieselbe an den erwähnten Stellen bei
Hochwasser stündlich um 1—2" iJknge verschüttet werden.
Schlimm ist ferner die leichte Veränderlichkeit des
Thalwegs nach Lage und Länge. Es kommt vor, dass der
Thalweg rasch eine völlig veränderte Richtung einnimmt, indem
er sich in die sekundäre Rinne hinter eine Kieshank verlegt.
In diesem Falle wurde eine vollständige Verrückung des Taues
oder der Kette in die neue Bahn Ober eine Kiesbank hinweg
erforderlich sein. Ungleich gröfser aber würden die Schwierig-
keiten sein, die dadurch entstehen, dass Kette oder gar Tau
an allen Uebergängen zu verlängern oder zu verkurzen wären,
so oft beim Steigen und Fallen des Wassers der Thalwcg sich
mehr gerade streckt oder mehr schlängelt. Und solche Aus-
gleichungen (wenigstens Verlängerungen) würden sehr liäufig
vorgenommen werden müssen.
Fasst man alle erwähnten Ucbelständc zusammen, so
kann den vielfach bestehenden Zweifeln über die Möglichkeit
der Einführung, bezw. eines lohnenden Betriebs der Tauerei
oder Kettenschiffahrt auf dem Oberrhein eine gewisse Berech-
tigung nicht abgesprochen werden. Durch die Schaffung
eines Niederwasserprofils würden alle diese Hindernisse mit
einem Schlage beseitigt werden. Eine Verschüttung des
Taues durch starke Kiesschichten könnte nicht mehr vor-
kommen, indem lici Hochwasser, in Ermangelung von Angriffs-
objekten von der Art der jetzigen Kiesbänke, doch nur
sehwache, höchstens einige Dezimeter machtige Schichten in
Bewegung gesetzt und auf dein Tau abgelagert werden könnten.
Es ist anzunehmen, dass die Geschiebeführung ausser bei Hoch-
wasser fast ganz aufhören, jedenfalls aber ziemlich stetig vor
sich gehen würde, und höchst wahrscheinlich würden , wenn
dereinst erst die kleineren und leichteren Geschiebe ausge-
waschen und fort getrieben wären, auf der Sohle des schmaleren
Profils die zurück bleibenden groben Kiesel immer vorherr-
schender werden und schliesslich eine Steindecke bilden, welche
nur bei Hochwasser angegriffen und etwas in Bewegung ge-
rathen würde. Es würde ferner allen Bedürfnissen der Landes-
kultur und Ufer-Unterhaltung Rechnung getragen sein. Es
könnte in Wahrheit eine Schiffahrt-Strafse gebildet werden,
welche für den denkbar entwickeltesten Verkehr ausreichte.
Insbesondere würde die Tauerci bei der immerhin ziemlich
starken Strömung das günstigste Feld vorfinden und ver-
möge billiger Schlepplöhnc in aller Balde einen lebhaften
Schiffsverkehr ins Leben rufen können. Einem Kanal mit
Kammerschleuscn würde eine solchermafsen gesicherte, mit sehr
wenigen Ausnahmen stets offene Wasserstrafse schon wegen
des durchaus ungehinderten, einer unbeschränkten Entwickelung
fähigen Tauerei- Verkehrs entschieden vorzuziehen sein, zumal
auch die Schiffahrts-Unterbrechungen im strengsten Winter sehr
Digitized by Google
No. 18.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
85
viel kürzer sein worden als auf dem Kanal. Die Eisbildung
ist am Oberrhein schon jetzt sehr unbedeutend nnd würde in
einem schmäleren Profile, ohne Kiesbänke nnd Arme todten
Wassers, bei der ziemlich gleichm&fsigen lebhaften Bewegung
im ganzen Querprotil fast völlig aufhören. —
Selbstverständlich werden liei Vergleicbung der Vortheile
einer weiteren Itegulirung des Rheinstroms gegenülrer einem
Schiffahrtskanal die Kosten bedeutend ins Gewicht fallen und
Worte
sapen.
Für i
die 184 k» lant
rischen Grenze bei Honingen bis zur bayerischen Grenze hat,
einschliefslich der Wiederherstellung der Hochwasserschaden,
seitdem Jahre 1840 der Gcsammt- Aufwand auf der elsassischen
Seite gegen 24 (MX) 000 M. betragen, wovon ca. 7 000 000 auf
die 57 Km lange Strecke unterhalb Strafsburg (Ausmündung
des kleinen Rheins bezw. des Dl-Rhein-Kanals) entfallen. Mit
dieser Summe wurde der reifsende Strom, so weit es sich um
sein linkes Ufer handelte, unter vollständiger Umwälzung seiner
Verhältnisse, in eine ganz neue Baiin, welche er sich grofsen-
tbeils selbst ausbilden musste, eingeleitet und darin fest ge-
halten. Jetzt sind die Verhältnisse erheblich günstiger, insofern
ein festes, durchlaufendes Parallelwerk auf einer Seite des
projektirten engeren Profils schon vorhanden ist, wodurch die
Fassung des Stromes wesentlich erleichtert wird. Ausserdem
kann, was von grofscr Wichtigkeit ist, die fast auf die ganze
Länge durchlaufende Rinne unter Abwartung der güustigsten
Lagerung der Kiesbänke, überall vortheilhaft benutzt werden.
Im Gegensatze zn der erstmaligen Korrektion würde es sich
jetzt darum handeln, bei kaum halb so grofsen Wassertiefen
ein neues, nur bis auf Niederwasser-Höhe reichendes Parallel-
werk bezw. eine Uferbekleidung an den hinter der neuen Ufer-
linic fest zu haltenden Kiesbänken herzustellen und namentlich
eine feste, meist unter Wasser befindliche Prolilkante zu schaffen.
Das neue Parallelwerk wäre sodann durch Querbauten mit dem
betr. Ufer zu verbinden. Es würde hierdurch das Gerippe
schwach ansteigendes zweites (unteres) Vorland gebildet werden.
Zwischen diesem tief liegenden, viele Verlandungslücken ent-
haltenden Gerippe müssten die in Bewegung befindlichen Ge-
sehicbc-Massen in möglichst ausgiebiger Weise aufgefangen
werden. Ob zu diesem Zwecke die Querbauten, welche wir
uns eigentlich nur ab Geschiebefänge denken, allenfalls schon
vor Anlage des Parallelwerks herzustellen wären, und ob ferner
an den konvexen Ufern die Querbauten oder die Parallel-
werke ganz entbehrt werden könnten, müsste spezieller Er-
wägung vorbehalten bleiben. U. E. würde sich die Sache
weit einfacher gestalten, als es für den Fernstehenden den
Anschein hat. Aufecr den erwähnten Vorgängen bei Reguli-
rung der badischen Binnenflüsse sprechen hierfür u. a. auch
die Erfahrungen, an den südbayerischen Flüssen, an dem
Niederwasserprofil der Isar bei München und insbesondere
diejenigen an der Rhone im Kanton Wallis. An letzterem
Flosse sind bezüglich der Ausbildung eines 30 — 40 m brei-
ten Xiederwasser- Profils mit ansteigenden Vorländern über-
raschend günstige Erfolge erzielt worden, und es verdient
dieser Fall schon wegen der Eigentümlichkeit des ange-
wandten Hausystems l>esowlere Ucachtung (I)igues rotäinues,
pamJltlcs (i r ajre du ftmraut , rrnforcJes par des epis ou
des tprrons). Aehnliche, wenn gleich weniger auffallige Erfolge
sind überhaupt bei allen Flusskorrektionen gemacht worden,
wenn die Profilbreite nur annähernd richtig bemessen war.
Auf Grund der vorerwähnten Erfahrungen und namentlich
des Umstände«, dass die jetzt erfolgenden heftigen Angriffe
im Thalweg-Profil künftig wegfallen, folglich die Steindeckung
der Ufer im neuen Profile eine leichtere sein dürfte als bisher,
kann mit Sicherheit angenommen werden, dass die Kosten für
die Erstellung und vollständige Konsolidirung des unsymmetri-
schen Profils höchstens die Hälfte von dem betragen würden, was
für die bestehende Anlage auf einer Uferseite bereits veraus-
gabt ist und für deren rückständige Konsolidirung anter Wasser
demnächst noch zu verausgaben sein würde. Für diese rück-
standige Konsolidirung müssen pro Meter Parallelwcrk noch
mindestens 30 M., für die Strecke Strafsburg-Lauterburg von
57 K- Länge somit 1 710 000 M. dem bisherigen Aufwände von
7000000 M. zugeschlagen werden. Der
die bestehende linksrheinische Anlage
würde also rund 8 700 000 M. betragen und wir veranschlagen
hiernach die Gesammtkosten des unsymmetrischen Niederwasser-
Profils auf etwa 4 350 000 M. Rechnet man nun aber, dass
die weitere Konsolidirung der bestehenden Parallelwerke, welche
in der Tiefe bis jetzt kaum zur Hälfte nothdürftig mit Stei-
scin würden, als die Parallelwerke des
mit immer wieder eintretenden Tiefen
nen gedeckt sind, auf einer Seite im Betrage von 1 710 000 M.
gänzlich und auf der andern Seite, wo die Kinne anliegt, etwa
zu Vj mit 1 140000 M., zus. ca. 2 850 000 M. gespart werden
können, so sind für die Schaffung, Ausbildung und Konsoli-
dirung des Niederwasser-Profils überhaupt nur 4 350 000 —
2 850 000 = 1 500 000 M aufzubringen.
Allerdings setzt vorstehende Schätzung durchweg günstige
Uauverhältnisse bei lang andauernden, sehr niedrigen Wasser-
ständen während einer Bauzeit von ca. 5 Jahren voraus. Sollte
diese Amiahme aber nicht zutreffen oder sollte eine erheblich
kürzere Bauzeit vorgeschrieben werden, so möchte, um recht
hoch zu greifen, mit einem Mehr- Aufwände von 1 000 000 —
1 500 000 M. die ganze Umgestaltung des alten und Fertig-
stellung des neuen Profils in solcher Solidität ausgeführt werden
können, dass die Unterhaltungskosten sich auf ein Minimum
beschränken würden. — Zwar wird auch nach Durchführung
einer vollständigen Deckung der Bauten mit dem verfügbarem
Sandsteinmaterial aus den Vogcscn und dem Schwarzwaldc
die Unterhaltung der Rheinbauten niemals ganz aufhören ;
dass aber die von den direkten Angriffen des serjtentinirenden
Stromes entlasteten Parallelwerke des Niederwasserprofils (mit
Maximaltiefen von 5— 6» unter 0) sehr viel leichter zu unter-
des bestehenden
von 9—13»
ist in dio Augen springend. Auch das ganze nach unserem
Vorsclüagc umgewandelte Profil würde nicht mehr Unter-
haltungskosten verursachen, als das bestehende nach erfolgter
Konsolidirung , so dass also die Erhaltung der einmal herge-
stellten Schiffahrt-Strafse überhaupt keine weiteren Kosten ver-
anlassen würde. Es verdient dieser Umstand ganz besonders
hervor gehoben zu werden gegenüber der Thatsache, dass
Schiffahrts- Kanäle sehr hohe Unterhaltungskosten verur-
sachen. So sind beispielsweise für die Unterhaltung und Be-
dienung der auf 16 1G5 0O0 M. veranschlagten elsässisclien
Strecke des Strafsburg- Lud wigsbafener Kanals jährlich ca.
100 000 M.ausgesetzt, was allein schon einem Kapitalwcrthe
von 2 000 000 M entspricht.*)
Es scheint uns somit nicht zweifelhaft, dass die weitere
Rcgulirung des Oberrheins aus technischen und ökonomischen
Gründen selbst noch für d e n Fall durchgeführt werden muss,
dass der projektirte Ludwigshafener Kanal thatsächlich zu
Stande käme. Würde doch der völlig regulirtc Rhein in
diesem Falle eine vortreffliche Gelegenheit zur raschesten und
billigsten Tbalfahrt bieten, also eine sehr werthvollc Ergänzung
des Kanals bilden. —
Wir glauben in Obigem zur Genüge dargethan zu haben,
dass die Frage der Rheinregulirung nach verschiedenen Rich-
tungen von sehr grofser Bedeutung ist. Dieselbe wird zur
Zeit leider noch vielfach unterschätzt und schief beurtheilt, vor
allem, weil sie bisher noch zu wenig besprochen worden ist.
Wir würden es freudig begrüfsen, wenn unser
zu einer erneuten Prüfung derselben Anlass geben
und wenn namentlich die Frage zunächst in technischen Kreisen
etwas klarer gestellt würde. **) An» leichtesten würde man zum
Ziele gelangen, wenn die oben angedeutete Itegulirung probe-
weise auf einer kurzen Strecke von etwa 4 — 5Kra durch-
geführt würde. Die Kosten eines solchen Versuches würden,
da nur eine thcilwcise Konsolidirung der Bauten erforderlich
wäre, 200 000 M. sicher nicht übersteigen und man könnte
dadurch allein die Möglichkeit der Ausführung zur Evidenz
nachweisen, sowie auch ein ganz sicheres Urlheil über die
Höhe der aufzuwendenden Kosten gewinnen. Würde sodann noch
ein etwas genaueres Projekt mit zuverlässigem Kostenanschlag
über die Herstellung eines Kanals von Strasburg nach Lud-
wigshafen aufgestellt werden, so würdo alles wünschenswerthe
Material für die Beurtheilung der schwierigen, für ganz Deutsch-
land so wichtigen Schiffahrtsfragc gewonnen und diese ihrer
Losung um einen grossen Schritt näher gebracht sein.
Strasburg im Herbst 1877. A.
*) StraMvurgM /l.*. 1»75, Sa. IM.
**) E« ix erfrrolkk, d«M der an eben »u«gf«tt«f>e .1. Band dea lieuiinger'arhtti
HandNu-ha der Inceiüw- WI»en»ehafteo einen bMugUrhen VorwhUs vm Ilm.
Waiwrbau ln»p. Senlirnting In Wearl »iilnill- l>le*er Vor«hl*s liott rlicnfalU auf
rill» rtrhrnaterun« de» frohl« ib. Ein »e»enUletier l'u«er*r»l*d be»tehl Jedoch darin,
dua Hr. S_, wenigstem in crrml'B RlrrrkiM», da» iwnpl« Protl dem )ml|ni uhlan-
gelnden Thalweg*. folgen la**en will, liirnv Anordnung •*-heinl auf der Vnnink**tiung
einer xrnfunn llegeiinifaiKkcit dm Rbnnlwttaa, der Klert.ankn und Kaanlnu», alt
tfiatjärlilirh beateht, und hMM-.orut.rf auch auf der Annahm« xu beruhen, daaa ein
m*M«M Sarpentinircn de* Thal-eg. In der IJeradcn »eil«)« narh erfolgter Wiwchrin-
knng fortdauern »ürde. LeUler.» »Ird vermied™. •ot.aM eine dem Nirderaaaarr
wirklWl entaneeehrndr KtniehränkunK vcirKenniuinen, al-o ila« l'.U'l an Im Wund
gnlkuut wird. Dabei dürfen al>er die niedrig amuLtn-udm Parallel- und Anerhlii»»-
Werke BuVht, «k Hr. S. ajlgeroetii empfiehlt, iiacn erfolgter Veriandung Ida über die
Vegftajionagrcnxft erhöht werden, weil hierdurch dir Strömung t«*i luMii-reru Wa*<*r-
ataade unnöthig vermehrt würde. Da* Nirdrrwa»«eTKtrufil bedingt eben
eine dauernd muglieh.it liefe Laue der betderaritlgeD faraltrlwurke oder
wvutptenj eine« derselben, damit alih dvi Mdgende Waxwr unhivrleu kau«.
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86
2. März 1878
Mittheilung aus einem Vortrage Uber Adhäsions- und Zahnrad -Lokomotiven.
(Gehalten im obcrrhcin. Bezirks • Verein des badiscben Techniker -Vereins zu Freiburg i. B. am 20. Januar 1878
von Oberingenieur Moller.)
Die Leistungsfähigkeit der Lokomotiven im allgemeinen be-
ll KX) Z
rechnet sich nach der Formel Q = r- , - - Q„ worin q und Q,
das Gewicht des Zuges bezw. der Lokomotive, Z die Zugkruft am
1 tadumfang (alles in Tonnen ausgedrückt), A die absolute Steigung
" pro t Zug-
der Bahn (in pro *"*) unli w den
gewicht (in Kilogr.) bezeichnen.
Der Faktor Z ist das Produkt aus Adhäsiousgcwicht und
Reibungskoeffizient Letzterer ist, wie bekannt, keine konstante
Größe, sondern von Witterung und Schienenzustand abhängig und
schwankt zwischen 0,12 und 0,20. Die vorgeschriebenen Zugbe-
lastungen einiger Bahnen ergeben:
bei der Schweizerischen Zentralbahn:
bei Im Steigung 0,160 lteibung,
, 20 »,'«> , 0,14«
. »»/•• » 0,140
• bei der Uetlibcrgbahn (bedungene Leistung bei Vergebung der
Maschinen):
bei 70 9/n> Steigung 0,120 Keibuug,
bei der Tirtiscr Bahn:
bei 45 %o Steigung 0,128 Reibung.
Hieraus ergiebt sich, dass mitzunehmenderSteigung die Reibung
immer weniger zur Ausnutzung gelangt. Ks ist in Folge dessen
das Maschinengewicht im Vergleich zur Zugkraft sehr grols und
es nimmt die Leistungsfähigkeit mit zunehmender Steigung rapide
ab. So zieht z. B. eine Swkskupplcr-SchwarzwaldbahnGüter-
maschine auf ebener Bahn 1200 t, wahrend die gleiche Maschine
bei 10 »/oo Steigung nur noch 300 t und bei 25 %, 120 r zieht
Dabei wiegt diese Lokomotive samntt Tender 53 T und zieht da-
her auf 25<y'r» nicht viel mehr, als ihr doppeltes Eigengewicht.
Die absolute Zugkraft einer solchen Maschine ist 6T, somit nur
'/,, des Maschincngcwichts. oder mit anderen Worten: Zur Er-
zielung einer Zugkraft von 1 T sind 11* Maschinengewicht
nothwendig.
Bei der Anzahl von Pferdekräften , welche eine solche
Maschine, ihrem Gewicht entsprechend,, hat, kann jene Last pro
Stunde 20 Km weit befordert werden ; bei langsamerer Fahrt
wäre zwar eine leichtere Maschine genügend, sie wftrde aber
nicht die nötliige Reibung erzeugen. Die Verringerung der Ge-
schwindigkeit würde außerdem eine Verkleinerung des Triebrad-
Durchmessers erfordern, die aus folgenden Gründen nicht thun-
lich ist : Es besteht zwischen Zugkraft, Triebrad-Durchmesser D,
d und Kolbenhub l die Relation Z
D
verkleinert man D, so verkleinert sich tf* in gleiohetn Verhältnis* :
</ nimmt daher nicht um die gleiche Größe wie D ab, d. h. der
Dampf-Zylinder rückt dem Buden niiher. Thatsachüch kann man
mit D nicht viel unter 1 m hinab gehen, wahrend bei diesem Maaß
eine kleinere Geschwindigkeit eine zu langsame Bewegung des
Kolbens zur Folge hatte, was sowohl auf die
als auch auf di
i Ausnutzung der Ex-
bei
die Mangel der gewöhnlichen Maschinen, welche
Steigungen auftreten, zu beheben oder möglichst zu
st es nothwendig, die Kraft der Maschine, statt durch
die unsichere Reibung, durch feste Anhaltspunkte auf die
Bahn zu übertragen und eine möglichst kleine Zuggeschwindigkeit
durch möglichste Verkleinerung von D zu erzielen, was nur durch
Einführung einer Uebersetzung möglich ist Dies«! beiden Be-
dingungen sind bis jetzt am vollkommensten durch die Riggen-
bach'schc Zahnrad - Maschine erfüllt, bei welcher D zwischen
0,23 m und 0,50 ■ genommen werden kann, weshalb bei einer
noch so kleinen Zuggeschwindigkeit (beim Rigi 5 Km pro Stunde)
eine große Kolbengeschwindigkeit und gute Verbrennung erzielt
wird, während die Zugkraft gleich der jeweils ganz bestimmten
Größe des Zahndruckes ist Die Berechnung der Leistungsfähig-
keit der Zahnradmaschinen lieferte Zahlen, welche Obiges in
eminenter Weise bestätigen. Die kleinen Lokomotiven, welche
die Züge bei 250%n Steigung auf den Rigi führen, haben bei nur
12,5 t Gewicht eine Zugkraft von 5,5 T; es ist somit die Zugkraft
nahezu halb so groß als das Maschinengewicht und es fallen auf
1 t Zugkraft nnr 2,3 T Maschinengewicht, während wir bei den
Schwarzwaldbahn - Maschinen gesehen haben, dass dort für die
gleiche Zugkraft 1 1 1 Maschinengewicht, somit 5 mal mehr, noth-
wendig waren. Jene kleine Maschine würde bei 25°/oo (allerdings
bei stark reduzirter Geschwindigkeit) 174 * befördern, also ihr
14 fache-. Eigengewicht, während die Schwarzwaldbahn - Maschine
bei der gleichen Steigung nur 1201' oder nicht viel mehr als ihr
doppeltes Eigengewicht Befördert Bei 100"/,*, zieht die Rigi-
maschine immer noch 40 T, bei 250°/«, 10 T und bei 430a/a> immer
noch sich selbst Durch dieses sehr geringe Maschinengewicht
im Vergleich zu der beförderten Last wird das Verhitltniss zwischen
Brutto- und Netto-Znggewicht ein ungemein günstiges, während
durch die Möglichkeit der Anwendung größerer Steigungen, bei
gleicher Leistung, die Erstellungskosten der Bahnen im Gebirge
durch Wegfallen der theuren Serpentinen ganz bedeutend ermäßigt
werden können. Für den Betrieb selbst hat das System den
Vortheil, dass die Abnutzungen an Schienen und Rädern, welche
bei Adhäsionsbahnen von größerer Steigung
verschlingen, sich auf die Unterhaltung des
Schmieren der
Obgleich
Lokomotive sowohl absolut, als auch relativ zum Maschinengewicht
größer ist, als die der Adhäsions-Lokomotiven, kann die "Zugkraft
noch gesteigert werden, indem es aus konstruktiven Gründen gar
keinen Anstand hat, die Zugkruft bis auf 8 oder 8,5 1 zu erhöhen,
während anf der anderen Seite die Festigkeit der Kuppclungs-Vor-
richtungen der Wagen, welche ca. 6,5 T ist, eine unüberwindliche
Grenze fitr die Leistungsfähigkeit steckt Es werden diese beiden
Bedingungen bei der Steigung erfüllt sein, bei welcher die Loko-
motive für ihre eigene Fortbewegung 2 ' Zugkraft absorbirt, und es
liegt diese Steigung bcispielsw. bei einer Lokomotive, wie sie für das
llöUenthal konstruirt ist, bei 59$. Heber diese Steigung hinaus wird
es überhaupt ruthlieh sein, keine zu grofse Zugkraft anzuwenden,
während bei geringeren Steigungen die Maschine für sich keine
2 T Zugkraft absorbirt, also auch keine Totalzugkraft von 8,5
erforderlich ist Berechnet man die Leistungen, welche innerhalb
dieser Grenzen möglich sind, so findet man bei o, 10, 20, 30, 40,
50, 60%o Leistungen von bezw. 1620 464, 271, 1!»1, 148,
130, 99 rj man sieht also, dass man mit einer solchen Maschine
bei 50°,'«, Steigung eben so viel leistet als mit einem Schwarz-
waldbahn-Sechskuppler bei 26-VW
Die ersten ausgeführten Lokomotiven auf dem Rigi, Schwaben-
berg, Kahlenberg u. s. w. bewegen sich nnr auf Zahnstangen,
während bei Anwendung des Zahnrad-Systems für gewöhnliche
Rahnen diese beschränkende Eigenschaft höchst störend wäre.
Riggenbach hat deshalb für solche Bahnen Lokomotiven kon-
struirt, welche geeignet sind, auf der Adhäsionsbahn mit Adhä-
sion und großer Geschwindigkeit, auf der Zahnstange dagegen
fahren. Diese
mit Zahnrad und
Lokomotiven sim
kleinerer (ieschwindigkeit
>n dem Dampf-
Ferdinand von Quast.
Am 11. d. M. wird es ein volles Jahr, dass der Geh. Reg.-
und Baurath Ferdinand von Quast, Konservator der Kunstdenk-
mälor des preufs. Staates, aus dem Leben schied.
Wir haben in diesem feinfühligen Architekten aus Srhinkel's
Sehlde einen der Begründer der modernen Kunstgeschichte ver-
loren. Mit einer unendlichen Liebe und Sorgfalt, mit nie rastendem
Fleifse und mit vollstem Verständniss hat er die Denkmäler dcrKuust,
insbesondere jene der Architektur des Mittelalters studirt, war eigent-
lich sein ganzes Leben lang auf Forschungsreisen begriffen und
besafc in Folge dessen die umfassendste und gründlichste Kennt-
nis» der Geschichte der Baukunst und ihrer Denkmäler. Dazu
besaß er die Gabe, die Resultate seiner Forschung mit Wort
und Schrift in anziehendster Form darzustellen. Es ziemt sich
wohl, vorzugsweise an dieser Stelle, dem trefflichen und
hoch verdienten Manne ein Wort des dankbaren Andenkens
zu widmen. —
Alex. Ferd. v. Quast, einem alten märkischen Adelsgeschlecht
entsprossen, wurde am 23. Juni 1807 zu Radensieben , einem in
der Grafschaft Ruppin gelegenen Gute seines Vaters, geboren und
erhielt seinen erstem Unterricht durch Hanslehrer. Später, seit
dem Jahre 1815, war er mehre Jahre in der Plamaun'schen
Krziebungs- Anstalt zu Berlin, wo er auch auf dem Jabn'srhen !
Turnplatz fleißig sich tummelte. Die Freiheitskriege machten auf
ihn schon großen Eindruck. Im Winter 1821, 22 besuchte er
daitu du Gymnasium zu Neu -Ruppin, woselbst besonders Prof.
Dr. Starke, ein bedeutender Theologe und Philologe, durch seine
geistvolle Erklärung der griechischen Klassiker bleibenden Ein-
ttuss auf ihn gewann: dieser war es auch, der ihn zuerst auf die
Schönheiten der antiken Skulptur aufmerksam machte, ihu ver-
anlasste in Berlin die Abgüsse nach antiken Statuen aufzusuchen
und ihm Winkelmann's Werke in die Hand gab.
Ostern 1825 bezog Q. dann die Universität Berlin, um da-
selbst auf den Wunsch seiner Mutter Theologie zu stndiren.
Da seiu Vater wünschte, dass er eiust eine Stelle im Ministerium
einnehmen möchte, studirte er anfangs auch noch < ameralia.
Doch drängte ihn , ohne dass er das Interesse für die Theologie
jemals verloren hätte, sein Herz zur Kunst Er hörte die Vor-
lesungen von Becker, Tölkeu, Böckh u. A., besuchte die Kunst-
Akademie, zeichnete dort unter der Leitung von Niedlich nach
Gyps und knpirte im Königl. Schlosse ältere italienische Ge-
mälde. Zugleich ging er viel mit Künstlern, wie Rauch, Drake,
Ed. Meyerheim n. a. um, las mit Begeisterung Oöthe, Khakes|>earc
und die griechischen Dichter und stand in näherer Verbindung
mit den Philhellenen. Im Jahre 1825 unternahm er mit seinen
Eltern die erste grössere Reise nach Magdeburg, Braunschweig,
Hildesheim etc., dann nach Sachsen, wo er die dresdener Ge-
mälde - Gallerie studirte, und etwas später nach Böhmen; hier
interessirte ihn besonders die Burg mit der Doppel -Kapelle zu
Eger, Uber welche er bald darauf eine wissenschaftliche Ar-
beit in Tölken's Kunstblatt (vom Jahre 1828) publixirtc.
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No. 18. DEUTSCHE BAÜZEITUNG. 87
kolben aus zunächst eine Blind well« bewegt wird. Dieselbe
tragt Keile und bewegliche Zahnklnben, welche mit Kcilnuthen
versehen, verschiebbar sind und auf die Keile geschoben werden
können, in welchem Falle ihnen die Bewegung der Blindwelle
mitgetheilt wird. Von diesen 2 Zahnklolten ist der eine mit einem
gleich grofsen Zahnrad in Kingriff, welches durch eine Kurbel-
welle die Triebräder der Maschine treibt, während der andere in
das große Zahnrad eingreift. Daher wird die Maschine entweder
als Adhasions- oder als Zahnrad -Maschine fahren, je nachdem
der eine oder der andere Zahnklobcn auf den Keilen der Blind-
welle sich befindet Die Zahnklobeo sind so breit, dass sie mit
dem ihnen zugehörigen Zahnrad nie ausser Kingriff kommen, und
es wird deren Bewegung durch einen einzigen Hebel vom Fuhrer-
stande aus besorgt. Diese Ilmkuppelung kann entweder bei lang-
samem Fahren oder auch bei schwachem Anlassen von Dampf
statttinden. Solche Maschinen sind in zwei Größen konstruirt, und
zwar eine für große Fahrstrecken und grofse I,eistungen mit
kleinem Schlepptender, 8,5 1 Zugkraft und 84 * Totalgewicht und
eine kleinere Tendermaschine mit ti T Zugkraft und 18 1 Gesammt-
gewiebt Abi Adhilsions-Maschinen haben dieselben ein Zugkraft
von 3,7 bezw. 2,4 1 Die Berechnung der Leistungsfähigkeit
dieser Maschinen ergiebt folgende zusammen gehörige Wcrthc der
Steigungen für Adhasions- und Zahnrad-Bahnen:
Art d« HwblK.
LcUtuuit in T
Stclp..«
Große Maschine
250
09%,
22%,
200
12
29
150
IG
89
125
1»
48
ion
22
6»
Kleine Maschine
250
05
18
200
07
21
150
10
32
125
12
39
100
16
48
76
21
69
Die Vortheile, welche eine solche Maschine bietet, sind in die
Augen springend. Während man bisher nur Maschinen hatte,
welche für eine bestimmte Maximalleistung konstruirt waren und
aus diesem Grande nur bei einer gegebenen Steigung vollkommen
ausgenutzt werden konnton, kann man diese Maschinen für ver-
schiedene Steigungen vortheilhaft ausnutzen. Die Geschwindig-
keiten sind für die grofse Maschine 20 bis 3<) Kl" bei Adhäsions-
und 9 bis 15Kd> bei Zahnstangen-Betrieb; für die kleine Ma-
schine 18 bis 25 bezw. 8 bis 12«™ pro Stunde. Die oben ange-
20, 9, 18 und 8K» statt, wahrend bei Anwendung der größeren
Geschwindigkeiten die Last in umgekehrtem Verhältnis« zu
reduzirao ist.
Diese Maschinen sind durchaus zweckmäßig bei größeren
Verkehrsbahncn, während für Sekundärbahnen noch größere Ein-
fachheit in der Konstruktion und in der Handhabung gewünscht
wird. Namentlich scheint es für solche Bahnen störend, dass bei
dem Uebergang auf die Zahnstange von dem Lokomotivführer eine
Hebelbewegung gemacht werden muss. Es erfordert dieses unbe-
dingt, dass die betr. Stetten mit einem Nachts beleuchteten Signal
versehen werden, welches wiederum eine Bewachung erfordert, die
bei Sekundärbahnen möglichst fort gelassen werden soll. Ausser-
dem werden durchgehende Bahnen mehr mit gebundenen Steigungen
und zusammen hängender Zahnstange tras&irt werden, während bei
Sekundarhahnen der Bauökonomie halber ein viel häufigerer
Wechsel zwischen schwacher und starker Steigung nnd in Folge
dessen zwischen Adhäsionsbahn und Zahnstangenbahn erforderlich
ist. Es macht diese Bedingung nothwendig. dass entweder dip
Adhäsionsräder mit einem gleich grofsen Zahnrad zusammen-
gekuppelt sind, wie dies bei den Maschinen in Wasseralfingen,
Ufi (Iii und Ostennundingen der Fall ist, oder dass bei verschie-
denem Durchmesser des Zahnrades nnd der Triebräder letztere
von selbst aufhören zu wirken, sobald das Zahnrad mit der
Zahnstange in Eingriff kommt Letztere Einrichtung ist aus ver-
schiedenen Gründen die rationellere und von Riggenbach in
folgender, äusserst einfacher Weise gelöst worden:
l>er Kolben der Dampfmaschine treibt direkt ein Zahnrad
von etwa 40 in» Durchm., welches direkt in die Zahnstange ein-
greift Dieses Zahnrad ist mit einem 2 oder 3 mal so großen
Triebräder-Paar zusammen gekuppelt Innerhalb des Rahmens
trägt die Triehräder-Axe ein zweites Räderpaar, welches auf der
Axe beweglich ist Von Beginn der Zahnstange an ist, diesen
inneren Rädern entsprechend, ein zweites Schienenpaar gelegt,
welches gegen die Hauptschienen erhöht ist, so dass die inneren
Räder darauf auflaufen und die Adhäsions-Triebrader von den
Schienen abheben, wonach nur noch das Zahnrad allein znr
Wirkung kommt Sobald dann das Ende der Zahnstange erreicht
ist, hören auch die inneren Schienen auf und es kommen in Folge
davon die Adhäsions-Triebräder wieder zur Wirkung. Der hintere
Theil der Maschine ist auf einem beweglichen Drehgestell gelagert,
das ihm auch seitliche Verschiebungen erlaubt, wodurch sehr
scharfe Kurven durchfahren werden können und es möglich wird,
auch auf Landstraßen mit nicht zu engen Kurven Normalspur-
Dahnen anzulegen. Diese Lokomotiven werden für Normalspur
und Schmalspur konstruirt und entsprechen auch noch insofern
dem Charakter der Sekundärbahnen, als zu große Geschwindig-
keiten auch auf der Adhäsionsbahn überhaupt ausgeschlossen
sind. Man wird am zweckmäßigsten auf der Adhäsionshahn
18-24, auf der Zahnstange G— 10 *» in der Stunde zurück legen.
Mittheilungen aus Vereinen.
Architekten- und Ingenieur - Verein zu Hannover.
Wochenversammlung am 28. Jan. 1878. Hr. Banrath Hase
liefert einen Bericht über „die Konkurrenz zu Entwürfen für das
Dniversitätsgebäude in Leyden", aus welchem mit Rücksicht auf
frohere Mittheilungen dies'. Bl. Wer nur Folgendes erwähnt wer-
den mag. Der Vortragende, welcher vorab das Konkurrenzwesen
einer allgemeinen Kritik unterzog, glaubt auf Grund seiner
15jährigen Erfahrungen behaupten zu können, dass die Kon-
kurrenzen die Gewandtheit im Konstniiren und besonders in der
Darstellung außerordentlich gefördert hätten. Dagegen sei von
der Reinheit des Stiles dies leider nicht zu behaupten, da die Kon-
kurrenzarbeiten aus den letzten Jahren nicht selten Beispiele für
vollständige Stilverwirrung geliefert hätten. Das sei aber ein Zei-
chen der Zeit, denn wer streng an alteren Stilen fest halte, werde
der heutigen Menge leicht langweilig und es bewahrheite sich der
^nnn*}! ■ rllA Ivtinsfc trollt nJirVt r^plil*1
Zum speziellen Gegenstand zurüc
zunächst die Zweckmäßigkeit des Pro
Redner
Zweckmäßigkeit des Programms, welches ein durch-
aus gutes und leicht zu erfüllendes gewesen sei, und wendet sich
dann zu einer Kritik der eingegangenen Entwürfe, welcher eine
kurze < harakteristik der holländischen Bauweise voraus geschickt
wird. Dabei kommt zur Sprache, dass dieselbe eigentümliche
Architektur in unserer Nähe, in der Gegend zwischen Hameln
und Osnabrück gefunden werde und dass dort urkundlich hol hin -
Nacbdem Q. die antike Architektur ohne Lehrer, nur nach
grossen Werke von Stuart und Revett sorgfältig studirt
hatte, ging er endlich im Jahre 1827 ganz zur Architektur über.
Mit seinem speziellen Landsmann Schinkel verkehrte er schon
seit einigen Jahren. Nun lernte er auch Strack, Stüler, Kugler,
Gruppe tu a. kennen und blieb mit ihnen Zeit seines I<cbcns
befreundet Im Jahre 1828 legte er die Feldmesser- Prüfung ab
und leitete bald darauf die praktische Ausführung des Packhof-
haues zu Merlin.
Nachdem im Jahre 1830 sein Vater in Marieubad gestorben
war, zog er nach Radenslehen und übernahm unter sehr schwie-
rigen Verhältnissen die Verwaltung seines großen Gutes, welche
er dann auch bis zu seinem Tode mit Liebe nnd Umsicht geführt
hat Hier auf dem Gute bot sich ihm auch bald Gelegenheit zu
künstlerischer Thätigkeit. Das Herrenhans zu Radenslehen war ein
alter, kunstloser Holzbau. Q. machte einen Entwurf zu einem
völligen l'mliau desselben in Ziegelrohbau, wobei jedoch alle
irgendwie werthvolleren Theile aus älterer Zeit sorgfältig konser-
virt wurden. Im Jahre 1838 begann er mit diesem 1'mbau,
weh'heT in den nächsten Jahrzehnten nach und nach in einzelnen
Theilen ausgeführt wurde, jedoch nie zur Vollendung gelangte,
so dass das alte hölzerne Herrenhaus, freilich mit vielen An-
bauten versehen, im wesentlichen noch heute besteht Zunächst
legte er das großartig konzipirte und künstlerisch geschmückt«
Treppenhaus an, welches zugleich als Garten-Salon dient Die
Idee dafür hatte ihm eine Stelle in Gocthe's „Wilhelm
sich
mancherlei Zierbauten, eine breite Rampe, von Wein um-
rangte Pergolen , «in sogenanntes Kafechaus , ein Pflanzen-
haus etc. und ein Garten, welcher sich allmählich zu einem
umfangreichen , nach großartigem , einheitlichen Plane (im Jahre
184t>) angelegten Parke erweiterte, an welchen seihst die Nutzfelder
des Gutes uud der Wald in wohlthuendcu, von Quast's Künstler-
hand gezogenen Linien sich anschlössen. Den l'ark schmückte
er später mit antiken Marmor-Statuen und die Zimmer seines
Hauses mit Kunstwerken aller Art, alten und modernen Gemälden,
Statuetten und Reliefs aus Bronze, antiken ThongefaTsen, venetia-
nischen Gläsern, Majoliken, Ilandzcichnungcn (z. B. von Mantegna,
A. Dürer, v. Riimohr, Schinkel),
und Münzen, selbst ethnographischen Gegenständen, welche er im
Laufe der Zeit theils in Italien, theils an verschiedenen anderen
Orten nach und nach erworben hatte.
Seit 1832 lebte Q. meist wieder in Berlin, übte sich nnn mit
Strack, Wiebc, Salzenberg, Drewitz, Karl Hoffmann u. a. im
lh-njektiren von Baulichkeiten, wurde auch Mitglied des kurz
vorher gegründeten Architekten- Vereins und betheiligte sich fleißig
und mit Erfolg an den Konkurrenzen desselben. Im Jahre 1832
machte er eine Reise durch das Riesen-Gebirge, anf welcher er
eifrig landschaftliche Studien betrieb, und im Jahre 1884 unter-
nahm er die erste größere Studienreise nach dem Nieder-Rhein,
Holland, Belgien und Frankreich. Während derselben studirte
er vorzugsweise die Bauwerke des Mittelalters, und zwar mit be-
sonderer Rücksicht auf ihr gegenseitiges Verhältnis zu einander
nBd * Zeit Ettt5t£hUngi ^ *
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
dische Baumeister im 16. und 17. Jahrhundert gewirkt hätten.
Als betr. Beispiele werden die Häinelsche Burg ( 1580) und das
Rattenfänger-Haus in Hameln genannt. — Der Vortragende ver-
weilt insbesondere bei der Besprechung eines Entwurfs aus der
Schinkel'schen Schule, der sich durch brillante Ausführung und
einen wahrhaft klassischen Kindruck auszeichnete, aber wegen
seines unrationellen Grundrisses verworfen werden musste.
Ub seitens des holländ. Ministeriums auf die von der Kommission
2. Märe 1878
geworden. *) —
Generalversammlung am 2. Februar zur Feier des
2". Stiftungsfestes. Nach einer kurzen Ansprache des Vor-
sitzenden und der Verlesung des Geschäftsberichts durch den
Schriftführer erhält Hr. ( tberbaurath Berg das Wort zu einem
Vortrage über „die Bauthätigkeit in der Stadt Hannover seit 187o."
Mit Kinschluss der 136 in Hannover lebenden Mitglieder des
Vereins arbeiten zur Zeit an der baulichen Kntwickelung der
Stadt 260 Architekten und Ingenieure, 130 Maurer- und (17 Ziiu-
mcnneistei; aufserdem eine gröfsere Anzahl von sog. Bau-Unter-
nehmern und 1 Bau-1'nternehniuug, die .Hannoversche Bau-
gesellschaft. * Hie übrigen, in den Grnnderjahrcn entstandenen
Raugesellschaften sind allmählich wieder eingegangen; auch die
genannte Gesellschaft befindet sich nicht in glänzender Lage, die-
selbe hat aber unzweifelhaft grolsc Verdienste um die bauliche
Kntwickelung Hannovers sich erworben. In l.s'O belief sich die
Zahl der in Hannover thatigeu Architekten und Ingenieure auf nur
95, neben welchen 36 Maurer- und 1!» Zimmermeister existirten.
In den abgelaufenen 7 Jahren ist die Bevölkerung um
25 (XX), die Häuscnsakl um 900 gewachsen und es mögen aufserdem
noch c*. 250 Kestaurationshauten ausgeführt worden sein. Der
Werth, den die neuen Häuser mit Kinschluss des Grund und
Bodens besitzen, UM sich auf durchschnittlich 3« 000 M.
für 1 Haus schätzen, nach welchem Einheitssätze man in
7 Jahren ein umgesetztes Baukapital von 12 000 000 M. erhält
Die Ausgaben für die in demselben Zeiträume in Hannover aus-
geführten öffentlichen Bauten schätzt der Vortragende auf
etwa 20 000 000 M. Dass das genannte beträchtliche Kapital hat
beschafft und .umgesetzt werden können, ist wohl besonders den
zahlreichen Grund-, Kredit- und Hvjiotheken-Banken zuzuschreiben,
die freilich auch zu einer l'elterproduktion verleitet hätten. Kin
anderer schwacher I'unkt in der baulichen Kntwickelung Hanno-
vers sei darin zu sehen, dass dieselbe einen sehr planlosen, will-
kürlichen Gang genummen bat. Dieser I «'beistand ist theils auf
die früher bestandene getrennte Verwaltung der Altstadt und der
Vorstädte, theils auf den lang empfuudeuen Muugel eines Be-
bauungsplans zurück zu führen.
Entsprechend der Stadt-Krweitcning wurden in den letzten
7 Jahren 33 Km neue Straisen hergestellt, wofür die Stadt
1 9440OO, l'rivate 1 3<»2 200 M. verausgabt halten; ferner gegen 30 *■»
unterirdische Kanäle mit einem Aufwände von 480 000 M., etwa
8 Chaussirnng für 82 250 M. und außerdem der Bau der
Göthebrücke, wofür 184 200 M. verausgabt worden sind. Redner
an dieser Stelle an den in Gange befindlichen Bau der
Wasserwerke , der zu etwa 4 000 000 M. veranschlagt ist,
i das von ihm ausgearbeitete Kanalisations-I'rojekt und geht
an zur Aufzählung der Leistungen, mit welchen einzelne
Baugeschäfte an der Kutwickelung der Stadt betheiligt sind, über.
Am meisten batheiligt ist Hr. Architekt Wallbrecht mit
4 860 000 M. , nächstdem die Hannoversche Ballgesellschaft mit
2 217000 M. und sodann der Krbauer des Tivoli mit rot 2000000 M.
Von besonderem Interesse ist die Kenntnis« der für
') tMo Pn-lutrtbnlliiaf hl
l ■-iwni.T. wir Uli» vor.
Mini |..t;.!irjl *r
D. KmI.
torium, eine
nützige Bauten verausgabten Summen. So wurden von der Stadt
für die Erbauung von 5 groben Schulhäusern, verschiedenen
kleineren Verwaftungs • Gebäuden und einem Krankenhause
1 HM) 000 M. bei 6352 □« bebauter Grundfläche verwendet und
es tritt dem der begonnene Umbau des alten Rathbauses hinzu. —
Von der Militär -Verwaltung sind mit einem Aufwände von
1 970000 M., Nebengebäude des Traindepots, das Zentral-Labora-
ci, Fouragcmagazin, 2 Kasernen und
Je (noch im Bau befindlich) ausgeführt
Das Militär-Reit-Institut sowie das neue Anatomiegebäude sind dazu
gehörige, aber von Hrn. Wallbrecht selbständig ausgeführte An-
lagen. Zu den Begierungsbauten gehört ferner das Zellengefäng-
niss zu 1 171 400 M., die neue Thierarzneischule zu 114 125 M.,
die zahlreichen Babnhofsbauten, wofür etwa 3 300 (XX) M. veraus-
gabt worden sind, die Vergröfsening des Finanzdirektions-Gebandes,
veranschlagt zu 492 570 M., und endlich der Umbau des Welfen-
srhlnsses zum Polytechnikum, veranschlagt zu 1 833 000 M. —
Bei allen städtischen und Staatsbauten ist das l'rinzip durch-
geführt worden, die Architektur in echtem Material zum Ausdruck
zu bringen ; weniger ist dies bei den Privatbauten der Fall , bei
denen mehr der Puttbau in den Formen der Renaissance vor-
geherrscht hat Dies hat die Zeitströniung mit sich gebracht,
doch muss man bemerken, dass grobe Verstol'se gegen Stil und
Konstruktion nur selten vorgekommen sind. Leider hat sich das
Ideal des Wohnhauses, das Einzel-Wohnhaus, bin uns wenig Ein-
gang verschafft, doch sind andrerseits auch die sogen. Mieths-
Kasernen nur sehr vereinzelt vorgekommen. —
Der Vortragende glaubt bei eine
Kntwickelungsganges, den die Stadt in den
Ueberblick des
7 Jahren gc-
der in
günstigen geographischen Lage der Stadt zu der Hoffnung berech-
tige, dass Hannover sich auch fernerhin einer fortschreitenden und
kräftigen Kntwickelung erfreuen werde. —
Nach Beendigung dieses Vortrags gab Hr. Baum. See liger
eine kurze Erläuterung des Bahnhof- Umbaues, der allmählichen
Kntwickelung di-sselben und des augenblicklichen Standes, wobei
die Wiedereröffnung des Pprsonen-Babnbofes in der Stadt für den
1. Oktober 1879 in Aussicht gestellt wurde. —
An die hiermit beendigte General- Versammlung schlnss sich
ein heiteres Festmahl an, welches eine grofse Zahl von Vereins-
mitgliedern und (iästen bis spät fröhlich beisammen hielt --
Zu einer Nachfeier am Sonntag den 3. war eine Anzahl von
Mitgliedern des Braunschweiger Vereins eingetroffen, die in der
Königshalle des Tivoli begrülst und mit den in Ausführung be-
griffenen Bauten bekannt gemacht wurden. Abends fand eine
Besichtigung der prächtig beleuchteten Synagoge statt
Mit der Feier war eine kleine Ausstellung von Entwürfen der
Vereinsmitglieder verbunden, welche viele recht gute Leistungen
zur Anschauung brachte. Den größten Kaum nahmen die Zeich-
nungen zu den oben aufgezahlten öffentlichen Bauten ein,
dem war die Ausstellung des Hrn. Baurath Oppler die
reichste; sie enthielt die Entwürfe von 6 Synagogen (Breslau,
München, Hannover. Karlsbad, Hameln); daneben viele sonstige
Entwürfe und eine grofse Anzahl von Photographien von Gegen-
standen der Kleinarchitelrtur.l Hr. Architekt Goette hatte die
Pläne und Skizzen zu den Gebäuden für die in Aussicht ge-
nommene Gewerbeausstellung der Provinz Hannover ausgestellt —
Hr. Hehl die Entwürfe zu den Rathbäusern für Hamburg und
Pissen, den Kirchen zu Bochum und Wiesbaden; ferner waren
die Bureaus der Hrn. Baurath Hase, Baumeister Hotten, Architekt
Wallbrecbt und der Hannov. Baugesellschaft durch zahlreiche
Entwürfe vertreten. Vom niedersächsischen Paramenten- Verein war
ein sehr hübsches Antependium ausgestellt W.
älteren Skulpturen und Gemälde nicht und erwarb sich viele in-
teressante Bekanntschaften, in Paris u. a. mit Percier, Fontaine,
Hittorf, Gau. Leber Kinzelnheiten dieser Reise hat er später in
Kugler's Museum vom Jahre 1834 Bericht erstattet In derselben
Zeitschrift erschien von Quast im Jahre 1834 auch ein Artikel
über „Alt- und Neu-Athen-, welcher im wesentlichen auf Mit-
thi ilnngen von Schaubert beruht — Nachdem y. im Jahre 1836
sein Examen als Bau-Kondukteur bestanden hatte, bereiste er
vom September 1838 bis August 1839 Italien, woselbst er sich
zunächst längere Zeit in lUvenna aufhielt Kr fertigte dort
Aufnahmen der hervorragendsten Baudenkmäler, welche er dann
im Jahn' 1842 in einem besonderen Kupferwerke, dos für alle
spateren Forschungen grundlegend geworden ist, puhlizirte. Dann
weilte er zwei Monate in Florenz und zeichnete daselbst n. a.
eine grofse, sehr sorgfältig ausgeführte Vedute des Doms, welcher
auf ihn einen iMjsonders tiefen Kindruck gemocht hatte. Auch
studirte er dort mit Vorliebe die ältere toskanische Malerei und Skulp-
tur und erwarh einige sehr werthvolle Gemälde aus der Kindheit der
italienischen Malerei, sowie einige gröfsere Arbeiten aus der Sehlde
des Lura della Kohhia, welche noch heute einen reizvollen schönen
Schmuck der Wohuuug in Radensieben bilden. In Rom blieb er 8
Wochen und machte dort u. a. die Bekanntschaft des Kunst-
forscher Dr. W. Schultz, dessen unvollendet hinterlassenes grolses
Werk über die Kunst-Denkmäler von Unter-Italien Q. nach dem
Tode des Verfassers mit Hülfe des Dr. Krnst Strchlkc aus Danzig
im Jahre 1860 herausgegeben hat Hier in Rom, wo er der
des Forum beiwohnte, stndirte er besondere die alt-
christlichen Basiliken, sowie die Prachtanlagen der Villen in und
bei der Stadt Von Rom ging er über Neapel, wo er zwei antike
Marmor - Statuen, welche mich heute den Park in linden sieben
schmücken, ankaufte, nach Salerno, Amalfi, Havello. < apri, zu
den Tempeln von Paestum, und bereiste demnächst ganz Sizilien.
Von Sizilien begab er sich zu Wasser nach Genua und von dort
nach Mailand, wo er zum ersten Male die i
San Loren/o wissenschaftlich untersuchte. Nach
der fertosa di Pavia und Monza's kehrte Q. eudlich
Lago maggiore, über Zürich, Basel und Frankfurt
zurück. Kurze Berichte ütwr diese Heise sind im Bd. II und III
von Menzels Jahrbüchern der Baukunst erschienen.
Kurze Zeit nach seiner Rückkehr verheirathete y. sich mit
einer Tochter des Generals von Diest und lebte nun bis zum
Jahre 1*48 in Berlin, woselbst er in dem Hause seines Freundes
Muler l Lenin 'Strasse No. 3) wohnte: jedoch brachte er jährlich
mehre Sommer - Monate in Radensieben zu. Nachdem er seine
Reisestudien wissenschaftlich geordnet, darüber auch Vorträge
im Architekten-Verein und im Museum gehalten hatte, bearbeitete
er uuf Veranlassung des Buchhändlers Gropius das grofse Werk
des Engländers Inwood über das Krechtlieion zu Athen, vervoll-
ständigte die Darstellungen desselben durch Aufnahmen von
Schauhert und gab einen völlig neuen Text Auch unternahm
er in Folge einer Anregung durch Stüter in Gemeinschaft mit
dem Maler August Kopisch eine
Denkmäler-Werkes von Agincourt
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No. 18.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
Architekten- Verein zu Berlin. Versammlung am -'.'?. Fe-
bruar 1878. Vorsitz. Hr. Möller; anwesend 251 Mitglieder, 6 Gäste.
Nachdem der Hr. Vorsitzende geschäftliche Mittheilungen
Ober ein paar Eingänge gemacht bat, erhalt zur Eröffnung der
auf der T. - O. stehenden Diskussion über den Inhalt
des Otzen'schen Vortrags zunächst Hr. Schwatlo das Wort.
Hm. Otzen's Darlegungen hatten sich wesentlich um die beiden
Fragen gedreht: 1) Wie sollen wir bauen? 2) Wie sollen wir lehren'/
Mit Vielem, was Hr. Otzen zur L Frage gesagt habe, werde
Wer würde Uber die Forde-
werdeu und der Wahrheit in
, die Ehre zu geben, anders
denken, und wer möchte sich abweisend verhalten, wenn Hr. Otzen
vor dem Schaffen in direkter Nachahmung der Renaissance warne?
Aber eine Inkonsequenz sei es dann, einen kurzen Abschnitt
früherer Kunatentwickelung als yuell für die Baukunst des gegen-
wärtigen Zeitalters hinstellen zu wollen, wie unrichtig überhaupt,
einen historischen Stil auf seine Fahne zu schreiben und ihn
als Evangelium anzuerkennen. Zwar an Gründen dafür, dass
jeder am anerzogenen Ulauben in der Kunstübung fest halte,
fehle es nicht und ferner sei es sowohl berechtigt ab) notwen-
dig, dass bei Einzelnen dieser Glaube sich auf ein eng umgrenztes
Gebiet beschranke und ein Spezialistenthum sich bilde, welches
z. B. für Restaurationen alterer Bauwerke bestimmten Stils noth-
wendig sei, wie ebenso für die Befriedigung eigentümlicher An-
forderungen, die aus den Kreisen eines bis zu gewissem Grade
architektonisch gebildeten Publikums crfabrungsinälsig laut zu
werden pflegen. Aber Pflicht der Künstler bleibe es, sich gegen
jede aufgozwängte Schablone, gegen jedes Schema zu verwahren,
weil mit dem sogen, Bedürfnis*, d. h. mit der Vorliebe Einzelner
für diese oder jene spezielle Kunstrichtung, noch nicht Ober den all-
gemeinen Werth und die Berechtigung betr. Spezialitäten ent-
schieden sei — Aufgabe sei es »vernünftig", d. i. struktiv rich-
tig und wahr, aus dem Innern der Aufgabe heraus und genau
entsprechend dem gebotenen Material zu bauen , wobei jede ein-
zelne historische Stilgattung, und unter ihnen auch die Gothik,
ganz von selbst zur gebührenden Berücksichtigung gelangen werde.
Wenn das sog. historische Prinzip richtig wäre, so würde jeder
Fortschritt abgeschnitten sein; es wäre alsdann die Gothik selbst
nicht ins Leben getreten, deren Entstehung etc. vornehmlich auf
Gründen der Zweckmäßigkeit und Nützlichkeit beruhte. Nützlich-
keits-Gründe waren es, die zur Anwendung des Spitzbogens und
der Strebepfeiler, zur Ersetzung der massigen Pfeiler des roma-
nischen Baustils durch die leichter gehaltene gotische Stütze
in Verbindung mit dem Schwibbogen überleiteten. Gleich wie
die Meister alter Zeit, solle man sich auch heute aller Er-
rungenschaften der Vergangenheit, ohne Rücksicht auf Stil-
Kigeuthüinlichkeiten bedienen und nicht an ein historisches
Prinzip sich binden, da man dann, um „stilgemuls* zu
bleiben, unrettbar der bloßen Nachahmung verfallen werde. —
Was den Punkt betreffe, daas behauptet worden sei, die Gothik
habe Technik und Konstruktionswesen in einem Grade
gehandhabt, wie keine Kunstrichtung aufser ihr, so sei
doch zu bemerken, daas z. B. die Antike Beispiele so vollendeter
Technik (z. B. in Bronzestücken) aufzuweisen habe, wie sie in
keiner spateren Kunstepoche abermals vorkommen. Aber auch
den anderen Vorzug, den die Gothik in Anspruch nehme, die
vollste Uebercinstimmung von Wirklichkeit und Erscheinung an
ihren Werken, müsse die Gothik mit der Antike theilen, da die
lang gehegte Meinung von der Herleitung der Steinbau-Formen
derselben aus dem Holzbau gänzlich unhaltbar sei — Ueber
das, was Anspruch darauf habe, als «gesunde Technik" zu gelten,
seien die Ansichten verschieden; wenn Hr. Otzen z. B. gegen die
heutige Technik des Stanzens bei Schmiedeisen-Gcgcngtiindcn ein-
genommen sei, so glaube er, dass die ältere Zelt sirh des durin
gebotenen Mittels zweifellos bedient haben würde, sofern sie das-
selbe nur gekannt hätte; er befinde sich ebenfalls in einem Ge-
gensatze zu Hrn. Otzen in der Ansicht über den Wertli und die
Zulassigkeit gröfserer gebrannter Stücke im Ziegelbau, deren
Verwendung die Gothik nicht zulassen wolle. Was den Um-
fang desjenigen Gebiets betreffe, auf welchem die Gothik sich
fruchtbar erwiesen oder gewirkt habe, so werde derselbe von
Hrn. Otzen bei weitem zu grols angenommen. Die Bauakademie
z. B. gehöre nicht mehr in dieses Gebiet, sondern sei ein von
jedweder Tradition unbeeinflusster, selbständig und ganz eigen-
Bau. Wohl habe auch Schinkel in Nachahmun-
historischer Stilarten geschaffen, aber alles
ihm nicht, weil er fühlte, dass die historische
gegenwärtige sein könne. Sein Streben, den
Gothik proklamirtcn Forderungen nach Wahrheit etc.
auch nicht den Studien, die er
den
Bauwerken der Antike heraus gelesen hatte.
In dieser Beziehung ist er Vorgänger Anderer gewesen,
Werke zahlreich unter uns zu linden sind*. Als ein hervor r.n
Beispiel im Grofsen ist unter vielen die Michaelskircho zu nennen,
und wenn man auf die Betrachtung kleiner Einzelheiten oder
Spuren übergeht, die nach Hrn. Otzen in das Gebiet gothischer
Einflüsse fallen sollen, wie z. B. die Verwendung von Flachbogen
an Stelle dea geraden Sturzes, so zeigt sich, dass auch diese als
Ausflüsse blofsen .modernen Sinnes" angesprochen werden müssen,
die mit der Gothik keinen Konnex haben. Hätten die Berliner
l'uttbau zu
gerecht zu werden, entstammte
in der Gothik gemacht, sondern demjenigen, was
Statten kommen, wie x. B. Beschranktheit der Baumittel, Miss-
fallen des Publikums an Farben und Formen des Backsteins etc.
(Gründe, welche heute schon vielfach überwunden sind) zu kämpfen
gehabt, so würde man bereits früher zahlreich zum Reinbau über-
gegangen sein, auch ohne hierzu eines Anstosscs durch die Gothik
zu bedürfen. Was diese uns tatsächlich gebracht hat, sind einige
besondere Formen, deren Werth und Bedeutung mit den Bau-
formen anderer Stile auf einer Linie stehen, die aber durch ihre
Verbindung mit struktiven Elementen heutiger Zeit zur Entwicke-
lung eines neuen Baustils sich verwendbar erweisen werden.
Die 2. Frage: Wie sollen wir lehren? will Hr. Schwatlo der
Erörterung durch andere, mehr sachverständige Kräfte vorbehalten,
trägt aber kein Bedenken, sich dahin auszusprechen, dass
die Meinung, der Unterricht sei zweckmäßig mit den gothischen
Formeu-Elementen zu beginnen, wohl nur von wenigen getheilt
werde. Die vermeintlichen Vorzüge seien imaginäre und es könne
nicht eingesehen werden, warum die Antike mit ihrer klaren und
an keiner Stelle bedeutungslosen Formensprache, die nicht wie
diejenige der Gothik dem Schematismus und dem Liuienspiel verfalle,
hintenan gesetzt werden solle. Die Schule könne nur auf das
Studium der Antike begründet werden, und erst wer in ihr zur
Sicherheit durchgedrungen sei, möge zu dem sonstigen Formen-
vorrath übergehen, möge später nach eigener Feberzcugung wählen,
möge ans dem ganzen Fonnenschatz, der uns von der Vergangen-
heit überliefert ist, schöpfen und möge - mit Hülfe aller - Ge-
bilde schaffen, deren Formen des Wesens Spiegel sind! - —
Hr. Otzen glaubt, dass Hrn. Schwatlo' s Aeusserungeu ihm
eine Erwiderung nicht allzu schwer machten, ds
sich
an blol'se Aetil'serb'chkeiten der mittelalterlichen Stilrichtung an-
lehnten, seine bisherigen Auslassungen theils in zu beschränktem
Sinne auslegten und theils auch endlich auf blol'se Missverstand-
nisse zurück kämen. Er vertrete keineswegs die enge Ansicht, dass
der Aufbau der neueren Kunst sich in den Formen der Früh-
Gothik vollziehen müsse. Kr habe lediglich die Einwirkungen
der Romantik, deren Bereich auch die Periode der romanischen
Kunst des 11. u. 12. Jahrhunderts angehöre, dargelegt lud
nur insoweit eine Grenze gezogen, als er diejenigen späteren Pro-
duktionen mittelalterlicher Kunst als Vorbilder nicht mehr gelten
lassen wolle, bei denen der geistige Gehalt fehlt, von denen
die früheren Werke durchdrungen sind. Es liege ihm fern,
äufsere Zuthaten für wesentlich zu halten und «Nachahmungen*
das Wort zu reden, in Dingen, die ihrem geistigen Gehalte nach
aufgefasst und weiter verwertet werden wollten. Wie groß und
mächtig aber dieser geistige Gehalt sei, lehre schon die grofse
Ausdehnung desjenigen Gebiets, welches in einem relativ kurzen
Zeitraum die Gotik sich notorisch erobert habe, und dies in einer
Periode der Vergangenheit, die hinsichtlich des Verkehrs und des
Austausches von Kenntnissen und Erfahrungen so unendlich weit
hinter der heutigen Zeit zurück blieb. - Ueber das Thatsächliche
der Einwirkung, welche die Gotik auf die neuere Kuustübtiug
gehabt habe, könne wohl nur mit Zuziehung der Chronologie ent-
schieden werden. Er weise darauf hin, dass abgesehen von den
früheren Romantikern, die Schriften und Werke Ungewitters,
Reichensperger's u. s. w., welche zuerst in konsequenter Weise
die Prinzipien der Gotik forderten und zur Erscheinung brachten,
bereits Mitte der 50gcr Jahre erschienen, wie z. B. in ""
gegen 1858 und 5!» meisterhafte und stilvolle gotische >
Arbeiten gefertigt wurden, witrend in Berlin Hitzig z. B. e
. erst in den
(JOger Jahren die ersten schüchternen Versuche einer Verbindung
von Guß- und Schmiedetscn in Gittern durch die Hauschild'sche
Werkstätte machen lief«. Er behaupte bestimmt, dass die An-
strengungen der romantischen Schule nnd betr. Publikationen es
seien, denen auch das Verdienst, uns auf diu rationelle Ver-
wendung des Backsteins hingewiesen zu haben, verdankt werde. —
Mit Erfüllung der von Hm. Schwatlo gestellten Forderuug nach
Erfinden neuer Formen sei es wohl ein eigen Ding; jedenfalls brauche
man dazu den festen Boden der Geschichte und Unbefangenheit
allen Leistungen gegenüber, die uns die Vergangenheit hinter-
lassen hat. Gewisso Bedenken gegen die heutige Art der grössten-
teils gestanzten Schraiedeterhnik hege er nur deshalb, weil sie
leicht zur Leistung eines .Zuviel" in der Kunst verleiteten, wie
deren hier in Berlin bereits mehre Beispiele (Vortür am Palais
I'rüigsheim) uns vor Augen wären. Ueber den Wert der zur
Ausstellung gebrachten Lehrmittel romantischen Stils pro-
voztrc er zwar zunächst auf das Urteil von Lehrkräften,
glaube aber doch dem entschieden widersprechen zu können,
dass der Gebrauch derselben zur ärgsten Einseitigkeit und zum
Schematismus führen müsse. Mit gleichem Rechte würde man
denselben Vorwurf vielleicht analogen Produktionen anderer Stil-
richtungen machen dürfen, was ihm indess fern liege. Insbesondere
den Tadel anlangend, welcher über die Einschliessung des Orna-
ments durch geometrische Formen ausgesprochen sei, so weise er
auf ähnliche Verhältnisse der Renaissance hin und glaube kaum,
dass durch solche Beschränkung eine Beschränkung der Ent-
wickelungsfähigkeit des Ornaments ausgesprochen sein könne.
Hr. Adler ist erst nach langem Zögern schlüssig geworden,
in die Diskussion einzugreifen, und hat dies nur getan, um
au ähnliche akademische Erörterungen und an die Erfolge der-
selben in einer Zeitperiode zu erinnern , die um etwa ;m» Jahre
gegen die heutige zurück liegt. Damalige Zeitschriften, insbe-
sondere Förster's Allgemeine Bauzeitung, enthalten den Nieder-
schlag der geführten Diskussionen und Vorschläge, die scharfer
aie Vorschläge,
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
2. Mir« 1878
welche heute von den Anhängern mittelalterlicher Kunstübung
erhoben werden. Beispielsweise erinnert der Hr. Redner an
die eigenartigen Bestrebungen W. Sticr's und an die zahlreichen
Vertreter gothischor Kunstrichtung: Puttrich, Beider, Heideloff,
Döllstädt u. a. m., gegenüber deren Tendenzen die Berliner
Architektenwclt Neutralität bewahrt habe. Den Streit beschloss
und verklärte die wahrhaft Eiwche machende kleine Schrift von
Bötticher: Das Prinzip der germanischen und hellenischen Bau-
weise (1S46), durch welche neben der schärfsten Charakterisirung
de« rnterschiedes zwischen Hellenik und Gothik auch gleichzeitig
der Begriff Baustil sicher fest gestellt wurde. Mass Bötticher'a
Schrift den Bestrebungen W. Sticr's Halt geboten hat, ist ebenso
sicher wie die Thatsache, das* sie, obgleich auf einen engen
Leserkreis beschrankt geblieben, zur Zeitigung mancher spiUeren
Erscheinung direkt beigetragen hat Es sind dann andere
Schriftsteller, wie z. B. Kugler und Lobke, in die Bahn einge-
treten, es sind zahlreiche Edirungen von Bauwerken gefolgt
und es ist durch alle diese, von vielen Seiten gepflegten Bestre-
bungen ein umfangreiches Studien -Material zusammen gebracht
worden, das insbesondere hier in Bertin sich gehäuft hat, genauer
beachtet und durchforscht wordeu ist. Kein Wunder, dass bei
dieser vorzugsweise sammelnden und studirenden Thäügkcit in
der Kunstübung und bei dem hinzu tretenden Ringen mit äufseren
Verhaltnissen von ganz besonderer Ungunst man den anspre-
chenden naiven Zug eiugebüfst hat und kritisch geworden ist.
Aber man hat sich auch frei von Schematismus erhalten und ist
eben dadurch im Stande gewesen, aus innerster Erkenntniss heraus
Werke zu schaffen, welche denjenigen anderer Richtungen, wie
Wien, Hannover, Kassel etc. sie besitzt, ebenbürtig an die
Seite gestellt werden können. Beispielsweise ist hier die Berliner
Synagoge zu nennen, ein noch immer zu wenig bekannter, doch
"i vollendeter Bau, der auch im besten Sinne des Worts mo-
genannt werden kann, weil bei ihm die Kunst des Archi-
und das Wissen des Ingenieurs Hand in Hand gegangen
Es gehört hierher weiter noch die Bauakademie, in
welcher der nordische Backsteinbau aus vierjährigem Schlummer
zu ganz neuem Leben erweckt und mit wichtigen Formen der
normannischen Kunst durchdrungen worden ist, und es gehören
aus der nach-Schinkel'schen Periode, in der nach Hrn. Otzen's
Meinung die Spuren Schinkefschen Wirkens beinahe verwischt
sein sollen, hierher die Arbeiten Strack's, der eine Fortbildung
Schinkel'schcr Art sich zur Aufgabe gemacht und beispielsweise
in den Gebäuden des Borsig'schen Etablissements am Oranienbur-
ger Thor Leistungen im Backsteinbau verwirklicht hat, die sich
getrost mit anderen Leistungen ähnlicher Art messen können.
Demnächst wendet Hr. Adler sich gegen die verurtlieilendeu
Otzen's (Iber den Putzbau. Wie viele hervor ragende
Alterthums und spaterer Zeit seien nicht in Putzbau
worden? — Das Pantheon, die Thermen des Caracalla,
' e, viele Bauwerke des gothischen, sowie viele
wischen Stils in Deutschland - z. B. Hersfeld
und Limburg — seien entweder ganz oder doch znm wesent-
lichsten Theil als Pntzbanten hergestellt worden und hatten
durch ihre bis zu den heutigen Tagen reichende Dauerhaftigkeit
dem Putz das Anrecht, als wahrhaft monumentales Material zu
gelten, verschafft Dabei sei freilich die denkbar beste Aus-
fuhrungsweise voraus gesetzt und hierzu auf Yitruv's bekannte,
streng gefasste Vorschriften und Bedingungen Bezug zu nehmen,
an welche die heutige Art und Weise der Putz -Herstellung bei
weitem nicht heran reiche. Mit welchem Rechte könne man
denn den Putzbau — wenn er nur in gediegener Weise ausge-
führt werde — so allgemein verdammen?
Zurückkehrend zu einem früheren Theil seiner Darlegungen
verweist Hr. Adler auf die zuerst von Bötticher ausgesprochene,
durch die Folgezeit bewahrheitete fruchtbare Ansicht: Dass, um
/u neuen Gestaltungen zu gelangen, es nothwendig sei, die
Haupterrungenschaften der Hellenik und Gothik synthetisch zu
vereinen, und gedenkt hierbei mehrer gelungener und miß-
lungener Versuche — unter ersteren abermals der Berliner
unter letzteren der bekannten Bestrebungen Münchens
eines neuen Baustils. Leider haben diese rationellen
:ine zeitweilige Unterbrechung, insbesondere durch
ihaften Publikationen erfahren, deren eine Ueberzahl
i ist — eine Thatsache, welche aber mit dem allgemeinen
den in Deutschland die historischen Studien gewonuen
i hangt. Schriftsteller von litterarischer Begabung
sich des gebotenen grofsen Stoffs bemächtigt und denselben
leitet, auch ohne dazu in jedem Falle die entsprechende
Sicherheit im baukOnstlerischen Unheil ihr Eigen nennen zu
können. Auf solche Weise sind zwar einzelne verdienstvolle
Werke entstanden, aber nicht ohne den schweren Schaden herbei zu
führen, dass die gesunde Richtung der Baukunst wieder gehemmt
und der Stilfassung der sogen, deutschen Renaissance der Weg
geebnet worden ist Das stelle eine beklagenswerthe Thatsache
dar, in deren Verurthcilung er mit Hrn. Otzeu in völliger lieber-
cinstimroung sich befinde, weil das allein Fruchtbare in der
monumentalen Baukunst: konstruktive Gedanken, in der deutschen
Renaissance vergeblich gesucht würden.
Herr Otzen habe in seinem vorjährigen Vortrage noch ge-
fordert, dass die Kunst sich mit „nationalen Prinzipien" erfüllen
solle! Die Forderung sei unverständlich , da thatsachlich nur
eine echt nationale ursprüngliche Kunst. di<- der Aegypter, vnr-
handen sei, neben welcher noch die Kunstobnngen der Rabvlonier
und Assyrer stehen. Alle andern Kunstrichtungen greife» auf
diese als die uralten Quellen zurück und können darum nicht
national im ganzen Sinne des Worts sein. Aber bei
Kunstrichtungen kommen aufser dieser Abhängigkeit l
Tradition noch Tendenzen vor, so z. B. bei
liehen Richtung, wekhe universal ist weil sie mit dem ( hristen-
thum zusammen hingt, das seine Wirksamkeit auf alle Völker
zu erstrecken bemüht gewesen ist und hierbei nationale Unter-
schiede völlig beiseite gesetzt hat. Gebe mau daher die Meinung
von nationalen „Prinzipien" in den einzelnen Kunstrichtungen auf
und dies insbesondere auch in der Gothik, welche kosmopolitisch
aber nicht national ist. Dabei sollen nationale Unterschiede,
sog. Nationalismen, ja Lokalismen in der Architektur nicht ge-
leugnet werden.
Mit der zu einer anderen Auslassung des Hrn. Otzen gehören-
den speziellen Bemerkung, dass die Gothik trotz ihres oben
gedachten Prinzips, an vielen Stellen Ablehnung erfahren und
riesige geographische Gebiete nicht für sich zu erobern, ja nicht ein-
mal zu berühren vermocht habe, schliefst Hr. Adler seine Betrachtung.
Nur zur Korrigiruiig einzelner Punkte derselben greift Hr.
Otzeu nochmals zum Wort Er bestreitet zunächst, dass Berlin
in gröfserem Maal'se als andere Orte schöpferisch thätig
gewesen sei; Berlin habe den Weg Anderer in umgekehrter
Richtung gewacht, indem mau mit Neuem begonnen und später
zum Alten zurück gekehrt sei. In der hohen Anerkennung der
Berliner Svnagoge stimme er Hrn. Adler zu, wenngleich er dessen
Ansicht wonach das Unheil über die Bedeutung eines Baues von
dem Verhältnis* des umfa&sten Raumes zu Zahl und Umfang der
Stützen abhangig sein solle, leider nicht anzuerkennen vermochte ;
die Konsequenzen wären denn doch zu bedenklicher Natur. --
Gegen Putz auf Wandflächen angewendet habe er an sich
nichts zu erinnern, verurtheile denselben indess unbedingt, wo
man damit zur Herstellung von Formen schreite, und glaube,
dass man dieser Verwendungsweise, als einer nothwendigen
Konsequenz der Zuhilfenahme von Putz, nicht entgehen könne. Er
bittet Hrn. Adler um Nennung von Putzbauten mittelalterlicher
Richtung ■ worauf von diesem, unter Vorbehalt weiter etwa
gewünschter Namen, Drübeck und Zinna als solche, die mit
Putz- und Stuck - Details aufgeführt sind, ausdrücklich genannt
werden. Hr. Otzen giebt geringfügige Verwendungen, namentlich
in Gusstückeu zu Konsolen etc., die Hr. Adler vielleicht im Sinne
habe, zu, bestreitet indessen, dass bei der ganz überwiegenden
Anzahl mittelalterlicher Bauten, an denen man Putz finde, dieser
in anderer Weise als blos zur Deckung von Flächen Und
namentlich au struktiv wichtigen Gliedern beuutzt worden sei.
Was Hrn. Adler's Auslassungen Uber Verkörperung nationaler
Prinzipien in der Kunst betreffe, so gehe sein Wunsch auf nichts
anderes hinaus, als dass ein jeder in seine Werke
hinein legen möge, was ihn als wahr innerlich bewege,
die nationalen Eigentümlichkeiten — nicht nationale Tendenzen
Bei vorgerückter Zeit schliefst hiermit die I
nach einer kurzen Frage • Beantwortung, die durch Hm. Adler
erfolgt — auch die Versammlung. B. —
Monats-Konkurrenzen für den Arohitekton-Vcroin zu
Berlin zum 6. April 1878. I. Herrenzimmer. Ein Herren-
zimmer von 4 - 'Ii ■ mit einer Fensternische von 4 - 1,H<>™ in der
einen Laugwand, bei 4.20« Höhe, soll dekorirt und moblirt werden.
Dasselbe soll llolzdecke, ra. 1 « Im he.-. Paneel, Kamin und an
hauptsächlichsten Mobein Sopha, Tisch, Lehnstühle, Bücherschränke,
Schreibtisch und eventuell kleineu Schrank für Zigarren und Geld
enthalten. Verlangt wird Skizze des Möbel- Arrangements, ein
Grundriss, eine farbige Ansicht und Skizze der Decke. Maafs-
stab für die Ansicht 1 : 20.
II. Strafsen-Untcrführung. — Es ist eiue 12,5"' weite
Unterführung einer frequenten städtischen Strufse unter einer
zweigleisigen Eisenbahn anzulegen, deren Schienen - Oberkante
5,5 Uber der unverändert beizubehaltenden Strafsenkrone liegt.
Die lichte Höhe soll über dem 7.5™ breiten, in der Mitte liegenden
Fahrdamm uirgends weniger als 4,5 m betragen. Bei der Kon-
struktion des Ueberbaues ist die Bedingung zu erfüllen, dass das
Geräusch, welches ein darüber rollender Zug verursacht, mit
Rücksicht auf das Scheuwerden der darunter durch passirendeu
Pferde thunlichst gedämpft werden soll. Zugleich ist eine SchuU-
decke für die Passanten gegen Regen, Kohlenstaub etc. verlangt
I>er Konstruktionszeichnung ist eine kurze Erläuterung der an-
genommenen Schutzvorrichtungen beizufügen.
Konkurrenz für Plarr% zur Bebauung- des nördlichen
Theils der Stadt Aachen. Die näheren Bestimmungen dieser
am 1. Mai d. J. ablaufenden Konkurrenz sind bereits im Anzeige-
blatt unserer Nu. 15 u. 16 mitgetheilt worden; dieselben entsprechen
— wenn man von der wohl nur zufällig vergessenen Zusage einer
öffentlichen Ausstellung der Entwürfe absieht — durchweg
den Grundsätzen unseres Verband«* und stellen den 4 als den
besten befundenen Plauen Preise von je 5<X) M. in Aussicht
IHe Aufgabe ist wie alle ähnlichen, nicht leicht, aber uuter den
örtlichen Verhältnissen recht interessant die von den Konkurrenten
geforderte materielle Arlieitsleistung eine ziemlich geringfügige,
Kon
; ioo Csrl Batilu u :
K. B. 0. PlttM*
: W. Moexr Hjit .1: liJ
K«. 19.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
91
Inhalt: TMwi iWuIm-Ii-t Aiehiickiei«- uwf liui«»l*i«-\Vr»iii«. - Ufaksrhrift
Iber dk KlnrirhtUB* ran Prüfung! " An.t»K»o ueid Vrtioclu - Matiown »cm tUu-
ulcrUltrn. »o«r>« 6Kt ili"" KlnfUbrnnf dim »tt«lkh umkinuwa KlM*l6k»tJoa in
— Di« HualudnoW in IWrliii nmi Ulf l'rtienrug In di* k«i>f»i«f
imch* Hu •iMrnuU. — Mlttlirilq&si!« iui Verf in*li:_ ,
Verein iu Po^n. — An*rlilu» dM l«*uU
Anrhivkl" - und ln^i^nlitur - Vrrolo für Niid
ren«< iL - Pcr«onal-NAcbrlchteii.
Verband deutscher Architekten- ond Ingenieur-Vereine.
»>)
Bokanntmachunf.
Die Einzel vereint- des Verbandes werden in nächster Zeit durch die Expedition der Deutschen Bauzeitung folgende I »ruck-
erhalten :
a) Eine Anzahl Exemplare eines Fragebogens, welchen Herr Launhardt im Interesse erleichterter Sammlung des
statistischen Materiales Ober Privat-Polytechniken und Prhat-Gewcrbeschulen abgefasst hat und welchen der
Vorort mit einer kurzen Erläuterung hinaus giebt
Eine Anzahl Exemplare der von der Kommission Bauschinger, Funk, Ilartig bearbeiteten Denkschrift über
Prflfungs-Anstalten und Versuchs-Stationen von Baumaterialien, die dem Beschlüsse der Kobnrger Abgeordneten-
Versammlung gemäfs zugleich im Verbands-Organ zum Abdruck gebracht wird, nebst einer denselben Gegen-
stand betreffenden Eingabe des Vorstandes an die Regierungen, Behörden etc.
c) Eine Anzahl Exemplare der Eingabe des Vorstandes, betreffend die Erhaltung und Erforschung der Baudenk-
maler des deutschen Reiches, an Regieningen, Behörden etc. Zu dieser Beilage gehören die beigefügten
Abdrücke der Petition an die hohen Reichsbehörden, sowie die Redtenbacher'sche Denkschrift über denselben
Gegenstand.
Die geehrten Vereine werden höflichst ersucht, vorstehende an die Regierungen,
die der hierher angezeigten Zahl gemäfs in hinreichenden Exemplaren zugehen, an il
der reichlich bemessenen für die Aussendung der Protokolle bestimmten Zahl
Dr. phil. Kahl.
Dresden, am 27. Februar 137*.
Der Vorstand.
Denkschrift Uber die Einrichtung von Prüfungs-Anstalten und Versuchs-Stationen von Baumaterialien,
Einführung einer staatlich anerkannten Klassifikation der letzteren.
er Verband deutscher Architekten- und Ingenieur-
Vereine beschloss in seiner Abgeordneten -Ver-
sammlung zu München am 1. bis 6. Septem-
ber 1876, zu erklären:
1) Es ist eine bestimmte, staatlich anerkannte
Klassifikation für Eisen und Stahl in
hohem Grade wünschenswert!!;
2) zur Durchführung einer solchen Klassifikation müssen amtliche
Prüfnngs-Anstalten an geeigneten Orten errichtet werden,
welche für Jedermann gegen entsprechende Entschädigung der-
artige Prüfungen auszuführen haben;
8) mit einzelnen dieser Prüfujpgs - Anstalten sind Versuchs-
stationen zu verbinden, in deneu unter geeigneter Leitung
durch ausgedehnte Versuche festgestellt wird, welche Ansprüche
an die Materialien für bestimmte Leistungen zu machen sind;
so wie
4) diese Prüfnngs-Anstalten und Versuchs-Stationen sind
nicht allein für Stahl und Eisen, sondern auch für die ver-
schiedenen sonstigen Baumaterialien einzurichten.
Gleichzeitig wurde beschlossen, dass die dem Verbände an-
gehörenden Vereine über die Ausführung dieser Beschlüsse in
spezielle Berathung treten und Vorschläge zur Errichtung von
Pnlfuugs - Anstalten und Versuchs - Stationen für Baumaterialien
nach einheitlichen Prinzipien machen möchten, auf Grund welcher
bei der nächsten Abgeordneten- Versammlung Seitens des Vororts
entsprechende Anträge zu stellen seien.
Nach diesen Beschlüssen sind vou 13 Vereinen schriftliche
Gutachten erstattet und es beschloss die
des Verbandes zu
eines Referates des
Berathung:
„Der Vorort des Verbandes wolle die Landes-Rcgierungcn des
Deutschen Reiches um Errichtung von Pnifungs-Anstalten und
Versuchs-Statiuncu für Bau- und Maschinen-Materialien nach dem
eintretenden Bedürfnisse, sowie um Einführung einer Klassifikation
derselben ersuchen.1*
Zugleich wurde ilie unterzeichnete Kommission beauftragt, zur
Unterstützung dieses Gesuches eine Denkschrift zu bearbeiten, in
welcher die Anträge, den speziellen Beschlüssen der Abgeord-
neten- Versammlung entsprechend, naher zu erläutern und zu
Itegrüiidcn seien.
Diesem Aultrage der Abgeordneten - Versammlung des Ver-
bandes deutscher Architekten- und Ingetüeur -Vereine kommen
wir in Folgendem nach.
Es ist selbstverständlich, duss überall, wo Materialien unter
Inanspruchnahme ihrer Festigkeits-Eigenschaften veraendet werden,
die Kenntnis» dieser Eigenschaften -ou der gröfsten Wichtigkeit
sein iiiuss. Deshalb hat man auch schon früher, sobald man sich
der Mittel und Wege hierfür liewusst geworden war, angefangen,
die Eigenschaften der Körper auch nach dieser Seite hin wissen-
schaftlich zu erforschen und quantitative Bestimmungen bezüg-
lich derselben für einzelne Fälle der Anwendung zu machen.
Damit wurde einerseits dem wissenschaftlichen Streben ein Gebiet
eröffnet, das sich, so grols die Fortschritt« auch sind, welche
bereits auf demselben gemacht wurden, doch mu h in unermess-
licher Weite vor uns erstreckt, wahrend andererseits die Messungen
über die Gröfse der Festigkeit und Elastizität Itestimmter Mate-
rialien, in dem Maate als sie vervielfältigt wurden, auch hierin
ler die ungeheure Mannichfaltigkeit der Natur, nicht blos be-
ieh der Arten, sondern innerhalb derselben Art bei den
insmiusseii smu vou io i ereuicu M-uruiiicue
und es beschloss die Abgeordneten- Versammlung
Koburg am 24. 25. August d. J. auf Grund
Vorortes Uber diese Berichte und nach fernerer
WM
r.üf
einzelnen Individuen zeigten
Je mehr aber unsen- Kenntnisse von den Fesligkeits-Kigen-
Schäften der Materialien im allgemeinen sowohl, als im einzelnen
zunahmen, desto mehr steigerten sich liinwiedenim die Anforde-
rungen, welche von Seite des täglichen Lehen-, an dieselben
gestellt werden. Die Zahl grofser und kühner, d. h. solcher
Bauten und Maschinen, l>ei welchen die Festigkeit der verwendeten
Materialien in ganz besonderem Grade in 'Anspruch genommen
wird, wächst von Tag zu Tag, während andererseiU das Bedürfnis»
ökonomisch, d. h. mit thuulichst geringem Kostenaufwand fest
und sicher zu bauen, immer gebieterischer hervortritt. Dazu
kommt noch, das» mit dem wachsenden Umsichgreifen und Ver-
tiefen humaner Gesinuungen und Bestrebungen die Sorge für das
lyt-lx-li und die Gesundheit unserer Mitmenschen immer grofser,
also die Forderungen an die Sicherheit von Bauten, Maschinen ete!
immer energischer werden.
So kotmte es nicht fehlen, dass sich in neuerer Zeit in den
weitesten Kreisen die l'elterzeugmig Bahn brach, das» die Er-
forschung der Peatigkeits-Eigcusrhaften der Materialien im allge-
meinen und die Bestimmung von Festigkeits- Koeffizienten etc. iu
bestimmten Einzelfällen nicht mehr sich selber, d. h. dem Beliehen
und der Neigimg einzelner Forscher und dem jeweiligen praktischen
Bedürfuiss in einzelnen besonderen Fällen überlassen bleiben dürfe,
sondern dass diese Aufgaben in systematischer Weise mit vereinten
Kräften und Mitteln zu lösen gesucht werden müssten.
Die beiden gröfsten technischen Körperschaften Deutschlands,
der Verein deutscher Eisenbahn-Verwaltungen und der
Verband deutscher Architekten- und Ingenieur • Ver-
eine, haben dies mit seltener l'eliereiiistimmung aller ihrer Mit-
glieder ausgesprochen, der ersten- in der Denkschrift, welche
die Billigung der Generalversammlung im Haag im Juli 1-H77
fand, der letztere auf den Versammlungen seiner Abgenrdueten zu
Manchen am 1. bis 5. September 1876 und zu Koburg am 24.
und 25. August v. J.
Leber die Art und Weise, wie die oben bezeichnete Aufgabe
anzugreifen sei, herrscht in den technischen Kreisen ebenfalls die
erfreulichste Leitereinstimmung.
Erstens sollen, und zwar in grofscrer Anzahl, sog. Prüfungs-
Anstalten errichtet werden, denen die Aufgabe zufallt, die Be-
stimmung der Festigkeits- und Elastizität* - Koeffizienten, sowie
anderer für die Verwendung wichtiger Eigenschaften solcher Itan-
ium Maschinen-Materialien vorzunehmen , welche der Anstalt ein-
gesandt oder von derselben ausgewählt wenleu. sei es nun zu
dem Zwecke, ganze Gegenden in Bezug auf die Verwendbarkeit
von darin vorkommenden Naturprodukten oder Erzeugnissen der
Industrie aufzuschließen, sei es, um für einzelne Behörden oder
Private die Eigenschaften der von iluieu eingereichten Materialit-u
zu bestimmen, sei es endlich um zu entscheiden , ob die über-
gebeueu Stoffe den iu den Lieferung*- V(
dinguugen entsprechen oder nicht.
Die auf Grund der angestellten Versuche ausgefertigten
Zeugnisse dieser Prüflings- Anstalten müssen, wenn sie ihren
/.neck erfüllen sollen, unbedingte Autorität geniefsen; es muss
ihnen von Privaten und Behörden, insbesondere aber von den Ge-
richten, das Vertrauen entgegengebracht werden, dass die Mes-
sungen mit den besten Hilfsmitteln und mit der strengsten Ge-
wissenhaftigkeit angestellt wurden und dass die Zeugnisse die
Resultate In ungetrübter Reinheit und Wahrheit wiedergelien.
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Vertragen geforderten Be-
DEUTSCHE BAUZEITÜNG. 6. Mrz 1878
Kine solche unbedingte Anerkennung ihrer Zeugnisse wird
den Prüfungs-Anstalten aber nur dann entgegen gebracht werden,
wenn sie vom Staate errichtet worden sind und wenn ihr Leiter
Staatsbeamter ist, also in keinerlei Abhängigkeit oder auch nur
Beziehung zu den auftretenden Parteien, zu Produzenten oder
Konsumenten, stellt.
Aus diesem Grunde allein schon erscheint es unerlässlich,
dass die Staatsregierungen selbst die Gründung von Prü-
fnngs-Austalten in die Hand nehmen. Es spricht dafür aber
auch noch, dass es nur auf diesem Wege zu erreichen sein
dürfte, dass alle Prüf ungs- Anstalten nach einheitlichem Plane,
nach bestimmt vorgeschriebener Methode und fest aufgestellten
Prinzipien arbeiten, wodurch allein ihre Resultat'1 vergleichbar
und praktisch verwendbar werden. Daneben kann und soll
natürlich nicht ausgeschlossen sein, dass auch Private, grofsere
Maschinenfabriken und Hüttenwerke, Eisenbahnwerkstätten etc.
etc. Pmfungsmaschineu aufstellen und für eigene oder Zwecke
Anderer verwenden.
Die Anzahl der staatlichen Prüfung - Anstalten wird, wie
schon bemerkt, voraussichtlich eine nicht unerhebliche werden
müssen, wenn diese ihrem Zwecke völlig entsprechen sollen.
Wenn es auch zunächst nur möglich sein wird, den allerdringend-
sten Bedürfnissen zu genügen, so wird es doch nach und nach
nothig werden, in allen größeren Städten mit reger Industrie
und lebhafter Baulust, dann in vorzugsweise industriellen Distrik-
ten und solchen, die reich an Bodeuprodiikten sind, staatliche
Priifungs-Anstaltpn zu errichten.
Ine Kosten für die erste Einrichtung einer derselben
veranschlagen sich nach unten stehender*) detaillirterer Aufstel-
lung auf rund I2 00O Mark. Für Aufbringung derselben kann
die Mithülfe von städtischen Behörden und sonstigen Körper-
schaften, seihst von Privaten in sichere Aussicht genommen wer-
den, wie dieselbe ja auch bei anderen Gelegenheiten, bei Er-
richtung von .Schulanstalten, Verlegung von Gerichten etc. etc.
in Anspruch genommen und meist bereitwillig gewährt wird. Die
zur Unterbringung der Anstalt nöthigen Lokalitäten, bestehend aus
zwei an einander stofsenden Zimmern, eines von 50 bis (K) (J"
Bodenrläche zur Aufstellung der Maschinp etc. etc., ein zweites
von 30-40 □■ Bodenflache für die Werkstätte, rinden sich
wohl Jeicht in vorhandenen öffentlichen Gebäuden oder könneü
Die sämmtlichen Betriebskosten werden durch die
für die Prüfungen zu erhebenden Taxen gedeckt wer-
den. Solche Prüfungs-Taxen können und müssen sogar erhoben
werden, schon aus dem Grunde, um unwichtige oder unnütze
Anforderungen von der Anstalt fern zu halten. Sie werden, wie
die Erfahrung an den bestehenden Prüfungsanstalten bis jetzt
gezeigt hat, auch gern bezahlt.
Dass der Leiter der Anstalt sich anssehliefslich nur dieser
Aufgabe widme und eigens hierfür augestellt werde, dürfte — für
die ersten Jahre wenigstens — nur in seltenen Fallen nothwendig
sein. Wo es Bedürfnis* ist oder wird, fliefsen dann auch die
Einnahmen aus den Taxen so reichlich, dass die erforderlichen
Mittel dafür gedeckt werden. In der Regel dürfte es sich em-
pfehlen, mit der Leitung der Prüfungs-Anstalt einen I-ehrer der
am Orte bestehenden technischen Lehranstalt, oder den Vor-
stand des Eichamtes oder ein Mitglied der Baubehörde etc. etc.
zu betrauen. Welcher von diesen Eventualitäten in einem ge-
gebenen Falle der Vorzug einzuräumen ist, wird hauptsächlich
von den hierbei in Betracht kommenden Persönlichkeiten etc.
abhängen. Für die erste, dass einem Lehrer der am Ort be-
stehenden technischen Lehranstalt die Leitung übertragen wird,
lassen sich von vorn herein manche Gründe anführen, von denen
der schwerst wiegende der sein dürfte, dass sich auf diesem
Wege die Attribute der Lehranstalt, physikalisches Kabinet und
chemisches Laboratorium, am einfachsten auch für die Prüfungs-
Anstalt benntzhar machen liefsen. Dahingegen würde diese wieder
mit der von ihr anzulegenden Sammlung geprüfter Baumaterialien
ein schätzbares Lehrmittel für die Schule werden.
Aufser dem Vorstande winl das ]Personal einer Prüfungs-
Anstalt noch bestehen müssen: 2j aus einem Gehülfen, der wohl ]
am besten in der Person eines intelligenten Mechanikers i
gefunden werden dürfte, welcher die Probestücke vorzubereiten,
die Maschine und die übrigen Apparate in Stand zu halten hat
und bei den Versuchen selbst behülflich sein muss. sowie endlich 1
3) aus einem Diener für die gewöhnlichen Handlcistuugcn etc.
I>er Bedarf des Instituts für Ergänzungen und Xenbeschaffun-
gen wird ca. 1000 Mark pro Jahr betragen.
Zweitens sollen sog. Versuchs-Stationen oder mecha-
nisch-technische Laboratorien ins Leben gerufen werden,
denen die wissenschaftliche Erforschung der Festigkeit und 1
Elastizität der Materialien, Bowie anderer für ihre Verwendung I
wichtigen Eigenschaften derscllien zufällt. Dass sie dabei auch
eine eminente praktische Bedeutung haben werden, geht schon aus
den Aufgaben hervor, denen sie nach dem gegenwärtigen Stande
der Arbeiten zunächst ihr Augenmerk werden zuwendpn müssen.
In erster Linie wird es sich nämlich handeln um Schaffung
•) Dl» l'rüfiiiigMiiiKhin« MOO M , kihIiMm M-Mdittniainii« fioo JI.. Wtrli-
Mfau^EinricbtoBs.^li.d. F»r»dn.ht.«ik, lUwUiotciBiKlilnc , G.windf.cbn.ldi«*
wissenschaftlicher Grundlagen für die Beuitheilung der Dauer-
haftigkeit der Materialien und der aus ihnen hergestellten
Konstruktionen, um die Erforschung der Abhängigkeit dieser
Dauer einerseits von der (iröfse und Art der Inanspruchnahme«
durch ftufeere Kräfte, dann von der Wirkungsweise dieser
j Kralle selbst, ob sie durch ruhende oder wechselnde Belasuin-
I gen erzeugt werden, von der Gestalt der Konstruktionstheile und
I der Art ihrer Verbindung unter einander, von äufseren Ein-
■ -Wirkungen, die zu den bereits vorhandenen Kräften noch hinzu
kommen, also Stofscn, Tcmiieratur-Schwanlmngcn etc. etc. Daraus
winl dann auch hervor gehen, welche Eigenschaften des Ma-
teriales bei einer gewissen Verwendungsart desselben und welche
bei einer anderen vorzugsweise gefordert werden müssen; es
wenlen also sichere Grundlagen für Aufstellung von Lieferungs-
Bedingungen für gewisse Materialien zu bestimmten Zwecken ge-
wonnen und die Methoden festgestellt werden müssen, nach denen
die Erfüllung derselben von den Prüfungs-Anstalten zu konstatiren
ist. Ueberhaupt werden die Arbeitspläne. Methoden und Prinzipien,
nach denen diese letzteren bei den Prüfungen für Dritte zu
arbeiten haben, in Geroeinschaft mit den Versuch* • Stationen
berathen und festgestellt werden müssen.
Auch wird es gut sein, wenn mit den Versnchs-Stationen
Fnlfungs- Anstalten unmittelbar verbunden sind, schon deshalb,
damit jene in möglichst inniger Berührung mit der Praxis bleiben,
dann aber auch, um ihnen Prüfungsobjekte zuzuführen, die ihnen
sonst nicht oder nur mit Aufwand bedeutender Kosten erreichbar
wären. Umgekehrt steht natürlich nichts im Wege, da s die
| Thätigkeit einer Prüfungs-Anstalt nach Seite der Ver&uchs-Stationen
I lün sich erweitert, wenn der Leiter jener dazu bereit und befähigt
Lst und die eifonlerlichen Mittel dazu aufbringen kann. Die Zahl
: der eigentlichen Versuchs-Stationen braucht nicht grofs zu
sein und kann es auch nicht werden, schon wegen der kost-
spieligen Ausrüstung, welche sie bedürfen.
N'ach allgemeiner Ansicht reichen zwei Anstalten dieser
Art in Deutschland aus und auf diese Zahl weisen auch die
I Schritte hin, die in dieser Richtung bereits geschehen sind.
I In München wurde bei der Reorganisation der polytechnischen
Schule daselbst im Jahre das mechanisch- technische
Laboratorium als Attribut der Anstalt gegründet, dessen ur-
sprüngliche Bestimmung hauptsächlich diejenige ist, welche wir
oben für die Versuchs-Stationen festgestellt haben.
Bisher war seine Thätigkeit allerdings vielfach auf dem Felde
der Prüf ungs- An stalten in Anspnich genommen, hauptsäch-
lich wegen Mangel von derartigen Instituten. Wenn diesem
Mangel nun abgeholfen wird, so steht nichts im Wege, dass
es sich seinem ursprünglichen Zwecke wieder ganz zuwendet;
allerdings müssten. den neueren gesteigerten Anforderungen ge-
mäß, seine Einrichtungen entsprechend erweitert und seine Be-
triebsmittel entsprechend vergröfsert wenlen.
In Berlin, zweitens, ist sicherem Vernehmen nach bereits
der Plan für Errichtung einer Versuchs-Station, welch«
Attribut der dort zu gründenden technischen Hochschule
werden soll, an inaaügebeuder Stelle gefasst und dessen Ver-
wirklichung in die Hand genommen.
Damit ist nun zugleich auch die Stellung der Versuchs-
stationen als Attribute, sowie diejenige ihrer Leiter als Mitglie-
der des Lehrkörpers technisrherHoch schulen vorgezeichnet.
In der That wird ihnen diese Stellung von der öffentlichen Mei-
nung fast einstimmig zugewiesen.
Die Lösimg der Aufgaben, die den Versuchsstationen zustehen,
von so eminent praktischer Bedeutung sie grörstentheils auch
sind, niuss doch in streng wissenschaftlichem Sinn angestrebt
werden, von Männern, bei denen die höchste wissenschaftliche Aus-
bildung vorausgesetzt wenlen kann, die in unmittelbarem Kon-
takte mit gleichstrebenden Kollegen stehen und welche von vorn-
herein schon diejenige äussere Stellung in wissenschaftlichen
Kreisen einnehmen, welche den Leitern der Versuchs-Stationen,
für Erreichung ihrer wissenschaftlichen Ziele so ausserordentlich
förderlich sein wird und kaum auf andere Weise zu geben sein
dürfte.
Dazu kommt, dass auch die Versuchsstationen in sehr frucht-
bringender Weise als Lehrmittel an technischen Hochschulen
dienen können und dass hierdurch allein die an ihnen erreichten
Resultate so recht in Fleisch und Blut der nächsten Generation
der Techniker übergehen werden.
Das einzige, was unseres Erachtens gegen die Verbindung
der Versuchs- Stationen mit technischen Hochschulen geltend
gemacht werden kann, ist, dass der Leiter, durch seine Lehr-
aufgäbe theilweise in Anspnich genommen', nicht seine ganze
Kraft dem Institute zuwenden könne. Aber dem liefse sich
einfach dadurch abhelfen, tloss der Lehrauftrag desselben eben
nur auf das geringste Maafs, auf das Feld allein beschrankt
würde, auf dem sich seine Thätigkeit im Laboratorium bewegt
Und dann würde sogar umgekehrt die Lehrthätigkeit des Vor-
standes dem Laboratorium selber wieder zu Gute kommen.
Ueber die Einrichtung der Versuchs - Stationen und die
dafür erfonlerlichen Kosten kann im allgemeinen hier nichts
festgestellt werden. Vorschläge dafür müssen von denjenigen
ausgeben, die als Leiter der zu errichtenden Institute ins Auge
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No. 19.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
•8
Die Bauakademie zu Berlin und ihr Uebergang in die künftige technische Hochschule.
Vor etwa '/> -Jahr gedachten wir (in No. 75, Jhrg. 77 u. Bl.)
einiger bedeutsamer Veränderungen, die sich am Lehrkörper und
im Lehrplan der Berliner Bauakademie vollzogen hatten. Ks
liegt uns gegenwärtig ob, jene Mittheilungen zu ergänzen und
hierbei zugleich auf die noch wichtigeren prinzipiellen Ver-
änderungen aufmerksam zu machen, die an jener Anstalt theils
schon eingetreten sind, theils sich vorbereiten.
Durch den am 2ü. Nov. v. J. erfolgten Tod des Geh. Reg.-
Raths, Prof. Lucae hatte die Bauakademie ihren Direktor, die
Architektur- Abtheilung ihren Vorstand und eine wesentliche Lehr-
kraft verloren. Vorher schon, zu Anfang des Wintersemesters, war
der Lehrer für landwirtschaftliche Baukunde, Brth. Kummritz,
aus dem Leiten geschieden und ein anderer Lehrer der Archi-
tektur-Abtheilung, l'rof. Adler, als vortragender Rath in das
Ministerium für Handel etc. berufen worden. Neben den hier-
durch eingetretenen Lücken sind nicht weniger als 4 neue, im
diesjährigen Staatshaushalt kreirte ctatsmässige Lehrstellen, und
zwar für Ventilation«- , Heizung»-, Wasserleitung»- und Beleuch-
tungsanlagen in Gebäuden und verwandte Lehrgegenstände — für
mittelalterliche Baukunst — für Kunstgeschichte und Aestheük —
für Eisenbahnbetriebs-, Maschinen-, Signalwesen und verwandte
Fächer — auszufüllen. Wenn es sich in letzter Beziehung — mit
Ausnahme einer noch umstrittenen Stelle — in Wirklichkeit auch
nur um elatsmiUsige Anstellung der bereits thätigen, vorläufig
nur auf Kündigung engagirten Lehrkräfte handelt, so ist doch
klar, dass Personal -Veränderungen von solchem Umfang auf das
Wesen und die Zukunft der Anstalt von höchstem Einfluss sein
müssen. Und um so mehr ist dies der Fall, als unsere ehr-
würdige Alma mnter in den letzten Phasen ihres selbständigen
Daseins steht und demnach für die Organisation des Unterrichts
ts die
• Lehrer nicht nur die
in
Bedürfnisse der künftigen technischen Hochschule in
Frage kommen. Es ist der letztere Umstand, der die Lösung
der vorliegenden Aufgabe erschwert und verzögert, zumal — wie
man sich denken kann — hinter den Kulissen sehr verschieden-
artige Einflüsse sich geltend machen und um den Sieg ringen.
Vielleicht, dass ein offenes, von persönlichen Interessen freies
Wort vor der Gesammtheit der Fachgenoasen dazu beiträgt, die
nothwendige Klärung und Entscheidung etwas zu beschleunigen. —
In Betreff der wichtigsten unter den bezgl. Fragen, derjenigen
der obersten Leitung der Anstalt, die einen Anfschub nicht
vertrug, ist bekanntlich eine provisorische Entscheidung ge-
troffen worden, indem man bis zum Aufgange der Bauakademie
in die technische Hochschule das von dem Lehrerkollegium vor-
geschlagene Wahl direkt orat angenommen und das älteste Mit -
glied des Kollegiums, Geh. Reg.-Rth. Prof. Wiche, auf Grund der
vollzogenen Wahl bis auf weiteres an die Spitze der Anstalt
berufen hat.
Wenn hiermit der künftigen Gestaltung der Verhältnisse an
der technischen Hochschule auch noch nicht vorgegriffen \tX und
die Frage, ob dieselbe wechselnden Wahl-Rektoren oder einem auf
Lebenszeit ernannten Direktor unterstellt werden wird, vorläufig
eine offene bleibt, so lässt sich doch nicht verkennen, dass die an
der Bauakademie getroffene Lösung die Aussichten für eine Ent-
scheidung in ersterem Sinne sehr erheblich gesteigert hat Natür-
lich ist auch die Agitation von entgegen gesetzter Seite hierdurch
neu geweckt worden. Es ist nicht allgemein hekannt, dass
Absicht des Hrn. Ministers Dr. Achenbach war, den im vori|
Jahre geäusserten Wünschen des Abgeordnetenhauses zu ent-
sprechen und den Versuch zu unternehmen, ob sich die Vereinigung
der Bau- und der bewerbe- Akademie in gewissen Grenzen nicht
sofort durchsetzen lasse; der Versuch, über den eine Kommission
von Lehrern beider Anstalten berathen hat, ist hauptsächlich daran
gescheitert, dass die Lehrer der Bauakademie, mit Direktor Lucae
an der Spitze, für ein Wahlrektorat waren, wahrend der Direktor
der Oewerbeakademie, Hr. Geh. Reg.-Rth. Reuleaux, die Leitung
der techtuschen Hochschule alternirend von den bisherigen Direk-
toren der Bau- und der Gewerbe-Akademie geführt wissen wollte.
Seine Ansicht wird aus nahe liegenden Gründen nicht allein in
Beamtenkreisen vielfach geiheilt, sondern namentlich auch seitens
derjenigen preufsischen und deutschen Polytechniken unterstützt,
die mit dem Direktorate günstige Erfolge 'erzielt haben und be-
fürchten, dass das Vorbild der technischen Hochschule in Berlin
sie event zwingen werde, ihrerseits gleichfalls das Rektorat ein
zu führen. Voraussichtlich wird, neben der Frage der für die
technische Hochschule zu verlangenden Vorbildung, jener Punkt
auch den Hauptgegenstand der Erörterungen bilden, zu welchen
eine Konferenz von Lehrern deutscher Polytechniken in einigen
Wochen in Dresden zusammen treten wird.
Selbst für den unwahrscheinlichen Fall, dass man von dieser
Seite das Direktorat empfehlen sollte, und trotz der geringen
Sympathien, welche das Wahlrektorat in gewissen Kreisen der
preufsischen Büreaukratie findet, glauben wir doch, dass die An-
hänger und Freunde des letzteren nicht zu fürchten brauchen,
dass die Organisation der technischen Hochschule in Berlin gegen
ihren Wunsch ausfallen wird. Ein Streit über die Vorzüge beider
Systeme dünkt uns überhaupt nur denkbar, wenn es um die Leitung
einer Anstalt von geringem oder mittlerem Umfange sich handelt,
bei der eine engere Beziehung zwischen der Gesammtheit des
Uhrer-Kollegiums besteht. Hier mag die stetige, unverrückt nach
demselben Ziele strebende Thätigkeit sowie das Pflichtgefühl eines
auf Lebenszeit ernannten Direktors vielleicht im Stande sein, die
Anstalt mehr zu fördern als der, durch die Ehre der Wahl an-
gespornte, Leben und Bewegung erzeugende Eifer wechselnder
Rektoren; — freilich nur, falls der Direktor seiner Aufgabe in
besonderem Grade gewachsen ist, wahrend jeder Missgriff in der
Person desselben längere Zeit hindurch auf der Anstalt lastet. -
Für die in der deutschen Hauptstadt zu gründende Hochschule,
deren Lehrpersonal vielleicht nach Hunderten von Köpfen zählen
wird, liegen die Verhältnisse durchaus anders. Von einer straffen
einheitlichen Leitung des Ganzen kann hier Uberhaupt nicht die
Rede sein, sondern es kann eine solche nur in den einzelnen Fach-
abtheilungen sich geltend machen, denen eine verhaltnissmäl'sig
grofse Selbständigkeit einzuräumen sein wird. Es schliefest dies
aber nach unserer Meinung mit Notwendigkeit aus, dass der
Vertreter eines Spezialfaches über die der übrigen Fächer eine
ständige Diktatur behaupten könnte, und es bleibt ein Wahlrektorat
hier die einzig mögliche Lösung.
Andererseits sehen wir keinen zwingenden Grund dafür ein,
dass dieses Prinzip, falls es für Berlin endgültig angenommen
wird, um des Prinzips willen, schablonenmälsig auf alle übrigen
technischen Hochschulen übertragen werden müsste. Was ins-
besondere die beiden, unter bewährter und trefflicher Leitung
stehenden preufsischen Anstalten in Aachen und Hannover betrifft,
so wäre es wohl nur billig, wenn ein event Wechsel der Einrichtung
hier erst einträte, wenn dereinst die gegenwartigen Direktoren
MM
Mittheilungen
Architekten- und Ingenieur-Verein zu Posen. In der
Versammlung am 7. Januar sprach Hr. Eich holz über Brems-
einrichtungen an Eisenbahnwagen und insbesondere über die
sog. kontinuirlichen Bremsen, bei denen der Haupt-Uebelstand,
an welchem die Bremsen gewohnlicher Einrichtung leiden —
die indirekte Handhabung — vermieden und der Betrieb einzig in
die Hand des Lokomotivführers gelegt wird. Man hat kontinuir-
liche Bremsen, die durch gemeinsamen Zug fKettcubrcmse),
durch Dampf oder endlich durch Luft bewegt werden. Die
Bremsklotz-Einrichtung und die Zugstange der alten Bremse sind
bei den neuen Einrichtungen möglichst beibehalten worden. Die
Heberlein'sche Kettenbremse besteht im wesentlichen aus
2 Friktionsscheiben, von denen die eine auf einer Wagenachse,
die andere auf einer Nebenachse mit Ketten-Trommel steckt;
letztere Achse kann ersterer so weit genähert werden, dass die
Friktionsscheiben und danach die Kettentrommel in Bewegung
treten, wodurch das Anziehen der Bremsklötze erfolgt Die
Näherung der Scheiben wird mit Hülfe von Hebel und Gegen-
gewicht rasch und sicher bewirkt. Die Dampfbremsen haben
sich bei uns, klimatischer Verhältnisse wegen, wenig bewährt,
dagegen scheinen die Luftbremsen, wie sie von Westin g-
house und Steel konstruirt sind, eine Zukunft zuhaben. Beide
Arten stimmen darin flberein, dass aus einem unter der Loko- I
motive befindlichen Reservoir komprimirte Luft mittels Rohr- I
leitung bis zum Zugende geführt und von hier aus an die ein- |
zelnen Hülfsreservoire vertheilt wird, die mit den Bremszylindern '
und den mechanischen Einrichtungen für das Anziehen der
Bremsklötze in Verbindung stehen. Die Wirkung des Druckes |
aus Vereinen.
auf die Kolben etc. tritt erst ein, nachdem der Lokomotivführer
einen am Leitungsrohre befindlichen Dreiweghalin umgestellt hat.
Es wird hierdurch die Verbindung des Haupt-Reservoirs an der
Lokomotive mit der Leitung aufgehoben, während der Inhalt
letzterer mit der atmosphärischen Luft in Verbindung gesetzt
wird, infolge dessen der Druck in der Leitung sinkt Durch
eine gleichzeitig wirkende, automatische Einrichtung schliel'sen
sich sämmlliche Hülfsreservoire gegen die Leitung, während sich
die von dort nach den Bremszylindern gehenden Verbindungsrohre
öffnen und die Bremskolben zur Thätigkeit gelangen.
Der Unterschied in beiden genannten, sinnreichen Systemen
besteht im wesentlichen darin, dass bei der Westinghouse-Bremse
durch den Luftdruck nur das Anziehen der Bremse bewirkt wird,
während das Zurückziehen durch Federn erreicht werden muss,
wogegen bei der Steel-Bremse der Luftdruck auch auf die Rück-
seite des Kolbens geführt wird, so dass das Oeffnen der Bremse
ebenfalls durch ihn geschieht. Redner bespricht einige Details
der Einrichtung, wie die Luftkompressions-Pumpe und die Rohr-
verbindung zwischen den einzelnen Wagen mittels Gummi-
schläuchen, erwähnt die besonderen Vorzüge dieser Bremsen,
welche ausser der momentanen, gleichmäfsigen Wirkung darin
bestehen, dass dieselbe bei zufälliger Zugtrennung sofort von
selbst in Wirksamkeit treten und dass von jedem Wagen aus die
Bremse in Thätigkeit gesetzt werden kann , sobald ein Ventil des
Hauptrohrs geöffnet und der komprimirten Luft der Austritt
gewährt wird. Endlich werden über dio Stärke der Brems-Wir-
kung einige Angaben gemacht: Die bis auf 5-Ü Atm. gepresste
Luft drückt bis zu 2 750 * auf die Kolben, während mit der
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94
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
6. MSn 1878
Handbremse nur ein Druck von 467 • ausgeübt werden kann.
Die Bremswirkung durch du elastische Medium ist eine sehr
ruhige und wird, trotz der Beschleunigung der Hemmung, wenig
nachtheilig empfunden. Der Stillstand eines mit gewöhnlicher
Geschwindigkeit fahrenden Zuges kann auf ca. 100 « Lange
innerhalb 12 — 16 Sek. erzielt worden, während Handbremsen
einen Zug erat nach 3 bis 500 m innerhalb 25—30 Sek. zum
Stehen bringen. — Dem Vortrage folgt eine Besprechung, an der
sich die Hrn. Koehne, Reck, Jacobi, Hanstein betheiligen und
in welcher namentlich des größeren Zeitaufwandes beim Aus-
rangiren heils gewordener Achsen, sowie der größeren Empfind-
lichkeit der Einrichtungen gegen Witteiungs- Einflüsse als Nach-
theile etc. gedacht wurde.
In der Versammlung am 21. Januar sprach Hr. Sixt
über den Bau der von Otzcn (Berlin) entworfenen Johannis-Kirche
zu Altona, welchen Hr. Sixt unter der Oberleitung des Ilm Otzen
ausgeführt hat. Mit Rücksicht auf bereits vorliegende Publika-
tionen (s. Dtsch. Bztg. 1872, S. IM) ist der Inhalt des Vor-
trages hier zu ubergehen, dagegen aus der anschliefsenden Be-
sprechung die durch Hrn. Sixt angeführte Angabe mitzuthcilcn,
der zufolge bei der Thomas-Kirche in Berlin die Baukosten pro
Sitz 694 M., bei der Johannis-Kirche nur 480 M. betragen hatten,
wobei freilich die Preise der Hauptmaterialien in Betracht kämen,
da z. B. 1000 Ziegel in Altona nur 42 M. gekostet hatten.
Eine längere Diskussion ruft die Frage nach der unter ge-
gebenen Verhaltnissen besten Art der Abführung der Gase aus
den nach d'Arcet'schem Systeme eingerichteten Abtritten hervor.
Sie führt zu dem Resultat, dass es unter allen Umständen richtiger
sei, den unteren (Tonnen-) Raum zu entlüften und einen Zug
durch die Sitze nach jenem Raum herzustellen, um den oberen
(Sittraum) gegen Eintritt der in den Tonnen entwickelten Gase
zu schützen.
Am 28. Januar fand unter Führung des Hrn. Grüder eine
diuiuu: uer dl-uuizujik ujeses iiuiismmcis zu uan
In der Versammlung am 3. Januar hielt Hr.
Vortrag Uber die Hafen- Anlage bei Ruhrort. Die
aus zwei in verschiedenen Perioden ausgeführt
bei Beleuchtung durch elektrisches Licht in Augenschein genommen
ward. Zum Betriebe der Lichtmaschine (Lichtstarke 2000 Kerzen)
diente eine 4pferd. Giler'schc Gasmaschine, die sich durch ge-
räuschlosen Gang und geringen Gasverbrauch (stündlich für
0,50 M.) auszeichnet. Demnächst erläuterte Hr. Grüder die Kon-
struktion der Brücke, über welche Folgendes anzuführen ist:
Dieselbe (iberspannt mit 20 Oefinungen von je 33 ,n Weite den
Wurthefluss mittels abgesetzter , parabolischer Eisen - Träger
Die Richtung der Brücke ist normal zur Stroinaxe, wodurch eine
Verschiebung gegen die Richtung des Straisenzuges sich ergeben
hat. Die Brückenbahn ist aus vorzüglichem Steinpflaster auf sog.
Buckelplatten hergestellt. Die Fusswege sind außerhalb der
Tragerkonstruktion gelegt Hr. Prof. Magener sprach noch über
Erzeugung elektrischen Lichtes unter Bezugnahme auf den Bau
der Brücke, dessen wesentliche Förderung während der Winter-
monate der Benutzung dieses Hülfsmittels zu danken ist.
v. Staa einen
Anlage besteht
teil Theilen, zu
denen eine neueste noch nicht ausgeführte Anlage in nächster
Zeit hinzu treten wird. Der ganze Hafen-Komplex, welcher
bei 30 — 40« Breite eine Lange von 15 Km bat, wird Platt
für 400 Schiffe bieten, welche sämmtlich der Lange nach plazirt
werden können. Eine doppelte 2armige Drehbrücke für Fufsgungcx
gesttttet den Schiffen die Einfahrt, ohne dass diese die Masten
nieder zu legen haben. Die Einfahrt unter Segel ist unthuulich;
es werden dazu kleine Bugsir-Xchrauben-Dampfer benutzt — Der
Vortragende giebt ferner ein spezielles Bild der Ruhrbrücke, die
mit 4 Mittelöffnungen von je 31,5 m und 3 Fluthöffnuugeu zu
jeder Seite von je 10,5 "> Weite, also im Ganzen mit 10 Oeff-
nungen ausgeführt ist, und berührt endlich noch die Rentabilitäta-
frage der dem Fiskus gehörigen Anlage. Die Magazine werfen
einen bedeutenden Miethsertrag ab und das aufgewendete Kapital
verzinst sich überhaupt gut
Hr. Thomsen erläutert den patenlirten automatischen Dampf-
kcssel-Spcisc-Apparat von S. G. Cohnfeld, dessen Vorzug darin
besteht, dass der Wasserstand im Kessel bei kontinuirlkher
Speisung konstant erhalten wird. Im Anschluss hieran tlieilt
Hr. Reck die Konstruktion des Kortingschen Patent -l'uivcrsal-
Injektors mit, der aus zwei Danipfstrahlpumpeu besteht, deren
eine das Wasser der zweiten unter Druck zuführt, wahrend es
aus dieser unter entsprechender Druck- Vennehrung dem Kessel
vorgewärmt zugeführt wird.
Eine für die Hinterbliebenen eines verstorbenen Kollegen
eröffnete Sammlung findet lebhaften Anklang. — Mit Wahl einer
Kommission zur Vorbereitung einer Schinkelfeier schliefst die
Versammlung!
Anschluss des banteohnisonen Vereins in Aachen an
den Architekten- and Ingenieur -Verein für Niederrhein
and Westfalen. Nach der in No. 5 d. lfd. J. d. Bl. mitgcthcilten
Konstituirung des erst genannten Vereins trat am 1 2. Januar d. J.
die zur Ermittelung eines, die Bildung eines Lokal -Vereins in
Aachen regelnden Modus gewählte — aus dem Vonstand des
letzt genannten Vereins und aus Mitgliedern beider Vereine be-
stehende — Kommission unter dem Vorsitze des Geh. Kegierungs-
ratli Funk aus Köln und unter Betheiligung der Professoren
Damert und Heinzerling aus Aachen in Köln zusammen.
Nach eingehender Beratlmng einigten sich die KommLssions-Mit-
glieder, vorbehaltlich der Genehmigung der von ihnen vertretenen
Vereine, dahin, dass der Verein für Niederrhein und Westfalen
die Bildung von Lokalvercinen überhaupt vorzusehen
und seine Statuten m diesem Sinne zu ergänzen bexw. abzuändern
habe. Insbesondere wurde in Aussicht genommen, dass jeder,
aus mindestens 25 dem Gesammtvereine angehörigen Mitgliedern
bestehende Lokalverein, welcher auf Grund seines eigenen Statuts
einen Vorstand wählt, regelmässige Versammlungen abhält und
regelmässige Beiträge erhebt, zur Aufnahme neuer Mitglieder
nach den Bestimmungen jenes Statuts berechtigt sein soll, wobei
die neu aufgenommenen Mitglieder ohne weiteres Mitglieder des
^^ahres^inc6»^ M^lieder^^ttprecb^ndrZaW^on
jedes
Mitgliedern in den Vorstand des Gesammtvereins wählen, an
Vertretung des Gesammtvereins auf den Abgeordneten-Versamm-
lungen des Verbandes der deutschen Architekten- und Ingenieur-
Vereine nach MaaJ'sgabe ihrer Mitgliederzahl Theil nehmen und
die Protokolle ihrer Versammlungen unter denselben Bedingungen
in die Zeitschrift der verbundenen süd- und westdeutschen Archi-
tekten- und Ingenieur • Vereine aufgenommen werden, wie die
Protokolle des Gesammtvereins. Ferner sollten die Lokalvereine
gehalten sein, ihre Statuten, welche auf Grundlage der Statuten
des Gesammtvereins von ihnen selbstständig fest gesetzt werden,
dem Vorstande des Gesammtvereins mittutheilen, wahrend deren
Vorstände die Korrespondenz zwischen dem Vorstande des Gesammt-
vereins und ihren Vereinsmitgliedern, sowie die Einziehung und
Ablieferung der Beitrage ihrer Mitglieder für die Vereinszeitschrift
und Jur ai;g.'mi'ine Vt rwaltucgskostcu au di u Kassier des Gesatnint-
Vereins zu vermitteln hätten.
Der in diesem Sinn redigirte Zusatz-Paragraph der Statuten
wurde in der am 18> Jan. d. J. abgehaltenen Versammlung des
bautechiuscheu Vereins in Aachen en bloc uutcr der Voraussetzung
angenommen, dass der Gesammtverein denselben in der gleichen
Fassung gut heilst und die Aufnahme des bautechnischen Vereins
in Aachen in seiner Gesammthcit ausspreche. Beides ist in der
am 16. v. Mts. in Köln stattgehabten Versammlung des Vereins für
Niederrhein und Westfalen geschehen und damit der Eintritt
des ersten Lokalvereins in denselben erfolgt.
Werden nacb den dem Vorstande des Gesammtvereins bereits
zugegangeneu Mittheilungen auch andere Städte in Niederrhein
und Westfalen, von deren Fachgenossen bis jetzt erst eine ver-
hältiüssinid'sig kleine Zahl demselben angehört, dem Beispiel
Aachens folgen, so steht jenem Verein eine wesentliche Erweite-
rung bevor. Sobald aber diejenigen Fachgenossen dieser Pro-
vinzen, welche demselben nicht mehr angehören oder ihm nicht
beigetreten waren, weil sie bei der weiten Entfernung der Städte
und der damit verbundenen verhältnissmäisig groben Opfer die
Versammlungen desselben selten oder nie besuchen konnten, in
den gröfseren Städten sich zu Lokalvereinen zusammeugethau
haben werden, ist der allmähliche Beitritt auch der in ihrer i '
und nächsten Umgebung wohnenden Fachgenossen voraus zu i
und damit ein weiterer Schritt zur Entwickelte eines "
md zur Förderung der fachlichen
I Westfalen gethan. Vivant »ojuenta!
Konkurrenzen.
Konkarrenz für Entwürfe zu einem Universitäts-
gebäude in Leyden. Die wohl durch die bekannten Eigen-
tümlichkeiten des amtlichen Geschäftsganges verzögerte Ent-
scheidung der Kgl. niederländischen Regierimg ist nunmehr erfolgt
und zwar durchaus im Sinne des von den Preisrichtern erfolgten
Vorschlages. Ol. vergl. S. 512 Jhrg. 77 u. Bl.j Korrekter Weise
hat sich jedoch die Regierung nicht für befugt gehalten, den
Verfassern der 5 relativ besten Entwürfe die ihnen zugebilligte
Entschädigung von je 1 600 Fl. zu oktroviren, sondern sie fordert
vor Eröffnung der bezgl. Motto - Kouverts die Verfasser dieser
Entwürfe auf, ihre Zustimmung zum Ankauf derselben für jenen
Preis schriftlich zu erklären. Au die übrigen Konkurrenten,
keine Adresse für die Rücksendung der Entwürfe an-
haben eraeht das Ersuchen, die Erlaubuiss zum Eröffnen
Kouverts zu gestatten.
Konkurrenz für Entwürfe zu einer Krankenanstalt
des Kantons Glarus. Nach einer Mittheilung der „Eisenbahn"
sind zu dieser Konkurrenz 31 Entwürfe eingegangen, unter denen
diejenigen der Hrn. Reber (Hasel), Wolff jun. (Zürich) und
Sc hier* er (Glarus) mit Preisen von bOO, 500 und 200 Fr.
bedacht worden sind.
Personal- Nachrichten.
Preufsen.
Ernannt: Der Kreishaumstr. llrumhard zu Arolsen zum
Bauiuspcktor — Der Bmstr. Koch zum Landbaumeister in Berlin.
Versetzt: DerKreisbmstr. Stark e von Laubau nach Rawitscb.
Die Baumeister-Prüfung für beide Fachrichtungen hat
der Bauführer Theodor Hacke aus Bentheim bestanden.
Die Bauführer-Prüfung haben für beide Fachrichtungen
bestanden. Max Borgmaun aus Berlin, Rudolf Labes aus
Conitz, Julian Szalla aus Bromlierg, Ernst Trog aus Harbke
b. Helmstedt, Emil Ricske aus Laudsberg a./W., Viktor Ruppen-
thal ans Oberstem und Gustav Hangers aus Jerxheim.
IM C.rl Betliti in
K. L. O. FrU,ch. bntck: W. Mo.ier llafti uchdruekf rel, Holla.
UigitizeoDy t^j
Ne. 20.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
95
Vi-rfi*jut deatartirr Architekten- uml Incmienr - Vereine. Denkschrift
dir Kinrlenturnfi «na IVurwnsjt«- Au*Ulten und V.tnu-1i» - NtatinA+n von R*n-
trie über d»r Kiafähninx einer utaatlirh anerkaanicn KltwitkaUan der
- IWe "
•etiiinc ) — Mittheilangea «an Veraiaea: Ann de« Vre hanillutJK.ro der fiettcrnl*
VerMmmtttnft <te« Vereins denterrker Zement -Fabrikanten. - .\ rrhitekleit- Verein 1«
Berlin. - V.rmUehtea: Vir ^^Jj*""« ,Ur **ub*J> ~ Un»b,M* ~
Brief- and Krtgtkatloa.
Verband deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine.
die Einrichtung von Prilfungs-Anstalten und Versuchs-Stationen von Baumaterialien,
Einführung einer staatlich anerkannten Klassifikation der letzteren.
Es ist natürlich nicht zu verkennen, dan die im Obigen
als uuthwendiges Bcdürfhiss hingestellte Errichtung von
Prilfiings-Anstalten und Versuchs-Stationen be-
deutende materielle Opfer von Seite der Staaten erfordert.
Doch durften die vorstehenden Erörterungen gezeigt haben,
dass diene Opfer aufgewogen werden durch die Bedeutung,
welche die zu errichtenden Anstalten für die vortheilhafte und
nutzbringendste Verwendung der natürlichen und künstlichen
Erzeugnisse eines Landes haben müssen.
Diese Bedeutung wird aber noch wesentlich erhöht und
auch für den Laien unmittelbar greifbar, wenn gleichzeitig eine
vom Staate auerkannte und durch seine Prüflings- Anstalt' ga-
rantirte Klassifikation der wichtigsten Bau- und Maschinen-
Materialien eingeführt wird.
Eine solche Klassifikation muss in einer klaren, für Jeder-
mann verständlichen Weise die Qualität der Materialien nach
ihren wichtigsten Eigenschaften, in möglichst einfachen Abstu-
fungen festsetzen; sie muss und wird es möglich machen, das
geeignetste Material und die itassendstc Qualität desselben für be-
stimmte Zwecke auszuwählen und, wo verschiedene Modifikationen
offen gelassen sind, diejenige zu finden, die ökonomisch am
vortheilhaftesten ist.
Dadurch wird dann den Erzeugnissen eines Landes, den na-
türlichen sowohl wie den künstlichen, ihr richtiger Verwendungs-
kreis, der Lage wie der Grösse nach, angewiesen, die Ge-
winnung und Erzeugung guter und in weiterem Umfang ver-
wendbarer Materialien wird gefördert, diejenige der
Materiahen auf das richtige Maafs zui
die Verschleuderung des Kapitals durch
gen bestmöglich verhütet
Und grade dieser letzte Punkt dürfte geeignet sein, die Not-
wendigkeit der möglichst beschleunigten Einführung einer Klassi-
fikation und damit verbundenen Einrichtung von Prüfung»- An-
stalten recht dringend an's Herz zu legen. Flaben wir doch die
schwere Krisis, welche Industrie und Handel gegenwartig durchzu-
kämpfen haben, hauptsächlich der Verschleuderung ungeheurer Kapi-
talien in un «-ictli,i haftlichen Anlagen und dem Misstrauen zuzuschrei-
ben, unter welchem in Folge des Zusammensturzes solcher Unter-
nehmungen auch solide und gesunde Geschäfte zu leiden haben.
Zum Schutze und zur Erhaltung der letzteren, welche gute
Fabrikate liefern können, ist es von der gröfsten Wichtigkeit,
dass durch die Anlage von Prüfung» - Anstalten die Mittel ge-
geben werden, den wahren Werth der Materialien zu erkennen,
um für die guten Erzeugnisse der Industrie den höheren Preis
zahlen zu können, welchen sie in Konkurrenz mit den
guten entbehren müssen, weil es an geeigneten Mitteln fehlt,
Eigenschaften genügend leicht und sicher
Der nachstehende Entwurf einer "
Bau- und
in den einfachsten Umrissen gehalten.
Der erste Theil desselbeu, für Eisen und Stahl, ist aus der
Denkschrift des Vereins deutscher Eisenbahn-Verwaltungen herüber
ommen und gründet sich auf Versuche, welche mit passend
ilten Materialien eigens für diesen Zweck im mech.-tech-
Laboratorium der techn. Hochschule zu München ange-
stellt worden sind. Ebenso ist die Klassifikation der übrigen
Materialien gröfstentheils aus den Versuchs-Resultaten geschöpft,
die in demselben Laboratorium während seines nun neunjährigen
Bestandes mit Materialien aus fast allen Gegenden Deutschlands
und Oesterreichs erhalten wurden.
Es wird eine der hauptsächlichsten Aufgaben der zu errich-
tenden Versuchs-Stationen und Prilfungs-Anstalten werden müssen,
die Klassifikation weiter auszubauen und in ihren einzelnen Thei-
len fester zu begründen. Aber auch dann wird dieselbe nicht
nnwandelbar fest stehen bleiben dürfen, sie wird von Zeit zu
Zeit revidirt und den Fortschritten der Technik und Industrie
einerseits, sowie der Wissenschaft andererseits angepas
müssen. —
I. EtHen and stahl.
A. Bessemerstahl, Gusstahl, Marttnirtahl, als
tions-Material z. B. für Eisenbahnschienen, Achsen, Radreifen etc.
Qualität L mit drei Unterabtheilungen:
«. h.rt
b. raiuci
r. «tick
Minimal-Zerreifsuugs-Festigkeit in I
Minimal - Zusammenziehung des
reifsungs-Querschnittes in Pro
Zer-
6600
5500
4500'
des ursprünglichen Querschnitte.
Maafs der Zähigkeit .
25?«
85?«
46JJ
Um zu
Quer- noch Li
Qualität
Qualität gerechnet zu werden
lengehörigen Zahlen
die
in
das Ma-
erreichen
gleich-
». klrt«
Snctt
b. welchen
f<»ft*
Minimal - Zerrcilsungs - Festigkeit in Kilogr.
Minimal-Zusammenzichung des Zerreifsungs-
Querschnittes in Prozenten des ursprüng-
lichen Querschnittes, also Maafs der
5500
20 %
4500
30».
Für die Bruchfläche und hinsichtlich
Vorschriften wie für Qualität I.
B. Stabeisen.
Qualität I. Minimal-Zerreifsungs-Festigkeit S 800* pro □"»;
Minimal-Zusammenziehung des Zerreifsungs-Querschnittes in Pro-
zenten des ursprünglichen Querschnittes, also Maafs der Zähig-
keit, 40 Jj.
Qualitätll. Mmimal-Zerreifsungs-Festigkeit 3500* proU»1»;
Minimal - Zusammenziehung des Zerreifsuqgs • Querschnittes in
Prozenten des ursprünglichen Querschnittes, also MaaTs der
Zähigkeit, 25 »J.
O. Eisenbleoh.
Qualität L a in der Walzrichtung. Minimal-Zer-
reifsnngs-Festigkeit 3 600k pro □«■»; Minimal-Zusammenziehung
des Zerreifsungs- Querschnittes in Prozenten des ursprünglichen
Querschnittes, also Maafs der Zähigkeit,
b. quer cur Walzrichtung. Minimal-Zerreifsungs-Festig-
keit 8 200 * pro Q™ ; Minimal-Zusammenziehung des Zerreifsungs-
Quenchnittes in Prozenten des ursprünglichen Querschnittes, also
Maafs der Zähigkeit, 16V
Qualität II. a. in der Walzrichtang. Minimal -Zer-
reifsunga-Festigkeit 8 300 k pro D"»; Minimal-Zusammenziehung
des Zerrei&ungs - Querschnittes in Prozenten des ursprünglichen
Querschnittes, also Maafs der Zähigkeit, 159..
b. quer znr Walzrichtnng. Minimal-Zerreifsungs-Festig-
keit 3 000 11 pron11"; Minimal-Zusammenziehung des Zcrreifsungs-
Querschnittes in Prozenten des ursprünglichen Querschnittes, also
Maafs der Zähigkeit, 9%. —
Das Stabeisen sowohl als das Eisenblech darf sich nach dem
Zerreißen weder unganz, noch an der Oberfläche brüchig zeigen.
Materialien mit geringerer Festigkeit oder Zähigkeit als
einer der festgesetzten Minimal- Werthe wurden überhaupt nicht zu
klassiftziren sein. —
Für andere Metalle ist das Bedürfnis« einer Klassifikation
nach ihren Festigkeits- Eigenschaften weniger dringlich; auch
reicht der Stand unserer Kenntnisse von denselben noch nicht
aus, um eine solche aufzustellen.
II. StelnmMertallen.
Da die Steine bei ihrer Verwendung als Baumaterial fast
ausschliefslich nur auf Druck beansprucht werden, so muss ihre
Druckfestigkeit der Klassifikation zu Grunde gelegt werden. Von
ihren anderen Eigenschaften sind zwar die Härte, die Witterungs-
Heständigkeit, die Widerstandsfähigkeit gegen den Angriff von
Gasen, die Porosität und daraus entspringende Durchlässigkeit
und Wasser- Aufsaugnng5verm6gen unter Umstanden von sehr
großer Bedeutung. Aber da cinestheils diese Eigenschaften inner-
halb einer nnd derselben Materialienklasse nur wenig variiren,
andenitheils mit der Festigkeit mehr oder weniger zusammen-
hängen, wie namentlich die Härte und Porosität , und da
außerdem sichere Methoden zur vergleichenden Bestimmung
jener Eigenschaften entweder noch ganz fehlen oder erst in
der allem 'ii '-i ii Zeit in Anwendung gebracht worden sind, so
dürfte die Beschränkung auf Druckfestigkeit allein bei Aufstellung
der Klassifikation der Steinmaterialien
tigt erscheinen.
Die für jede Qualitätsklasse angegebenen Zahlen
Druckfestigkeit sind wieder als Minimalzahlen zu verstehen,
von dem Material, das in diese Klasse gezählt werden soll,
mindestens erreicht oder überschritten werden müssen. Steine,
deren Festigkeit unter die Minimalzahl der letzten Qualität der
betreffenden Materialgattung fällt, sind nicht mehr qualifizirbar,
sie sind in der Regel auch nicht mehr als verlässiges Baumaterial
und Collum >ach nicht mehr oder doch nur nach
96
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
9. Mira 1878
A. Natürliche
Die Druckfestigkeit natürlicher
körpern in Würfelform bestimmt
tting senkrecht zum
soll stets an Probe-
in der Rich-
tet Zwei gegen-
wenn nöthig mit
genau eben und
parallel zu hobeln. Diese liegen bei der Probe direkt ohne
Zwischenlagen an genau eben gehobelten Druckplatten aus Hart-
guss, von denen die eine, in Kugelgelenk beweglich, sich von
selbst parallel zur anderen stellt
Unter Druckfestigkeit ist die auf das □ «■ bezogene Be-
lastung, welche den völligen Bruch herbei führt, zu verstehen.
Das Erscheinen der ersten Risse, der Beginn der Zerstörung,
ist zu sehr von der Genauigkeit der Bearbeitung des Probe-
stückes und geiner Anlage an den Druckplatten abhangig, als
das» es für ein sicheres Mittel zur Beurtheilung der Festigkeit
genommen werden könnte.
1) Versteineruogslose Felsarten: Granit, Diorit, Grün-
stein, Syenit, Syenit- Granit, Glimmerschiefer etc. etc.
Qualität L Mit dem Meissel schwer oder nicht bearbeitbar,
daher meist nur zu Pflasterungsmaterial verwendet : Minimal-Druck-
festigkeit 1600* pro □»».
Qualität II. Ziemlich schwer bearbeitbar, aber
zu Säulen etc. verwendet: Minimal-Druckfestigkeit 12(X> * pro □«».
Qualität III. Gut bearbeitbar und vorzüglich als Haustein-
erwendet: Minimal -Druckfestigkeit 1000 k pro □«>.
jualität IV. Für geringere Sorten Bausteine: Miniroal-
tigkeit 800 k pro
2) Kalksteine, als Marmor, Dolomite, Muschelkalk,
Nummuliten-Kalkstein etc. etc.
Qualität L Die Druckfestigkeit steigt besonders bei den
alteren Muschelkalken bis 1600 k pro □ m uud darüber; diese
aber dann schwer zu bearbeiten und dienen hauptsächlich
' als Strafseuschottcr: Mininial-Druckfesügkeit 1000 * pro □
Qualität II. Minimal-Druckfestigkeit 800k pro
Qualität HL Minimal-Druckfestigkeit 600k pro Qtm.
die letzte Grenze fallen nur noch die weicheren Kalk-
gut«
und jüngster Formation, die
usteine geben, aber wegen der vorl
Unterschied.
le in Festigkeit und Beständigkeit mit Vorsicht
Borgfaltig zu prüfen sind.
3) Sandsteine.
Mit dem Vorbemerk, dass die Druckfestigkeit der Grauwacke,
die dann aber nicht mehr bearbeitet werden kann, bis über 20UO k
pro O *m steigt, und dass Molassen-Sandsteiue und Findlinge von
Buntsaudsleiucn der Trias bis 1500k pro □ nB kommen, setzten
wir für die:
Qualität I. als untere Grenze 800 * pro □ m für die
Druckfestigkeit In diese Qualitätsklasse fallen dann alle oben
genannten Steinarten und die besten Bruch-Buntsandsteine.
Qualität II. Miiiiinal-Druckfestigkeit 600 k pro □ «», die
besseren und mittleren Buntsandsteine enthaltend.
Qualität III. Minimal-Druckfestigkeit 400k pro die
geringeren Bunt- und guten Keuper- und Schilf-Sandsteine in
sich fassend.
Qualität IV. Minimal-Druckfestigkeit 200k proG"», ent-
haltend die gewöhnlichen Keuper-, Bau- und Schilf-Sandsteine etc.
Unter letzterer Minimalzahl variirt die Festigkeit und Bestän-
digkeit der Sandsteine ungemein mit der Güte des Bindemittels
und es ist beim Gebrauch solcher Steine mit größter Vorsicht zu
verfahren.
4) Konglomerate, Tuffe etc. etc.
Q u a 1 i tä t I. Minimal-Druckfestigkeit 400 k pro □ ™.
Qualität D. Minimal-Druckfestigkeit 260k pr0 Qu».
Qualität III. Mimmal-Dnickfestigkeit 150k pro ["]"■•
Es lisst sich von vorn herein nicht angeben, welche der
einzelnen Steinarten dieser Abtheilung vorzugsweise in die eine
oder andere dieser drei Klassen fallen. Es giebt Tuffe, welche
in die erste, und solche, welche nicht mehr in die dritte Qua-
litätsklasse einzureihen sind, und ähnlich verhält es sich mit
den Konglomeraten, sei es, dass diese aus gröberen Getnengthci-
len bestehen, wie die Nagelfluh-Arten, welche beispielsweise in Tha-
lern des bayerischen Gebirges vorkommen, oder sei es, A
die Bestandteile so fein werden, wie in den
aus der Gegend von Wien (aus Brunn z. B.j.
Die Konkurrenz für Pläne zur baulichen
Ausnutzung der
in Dresden.
Vor nahezu einem halben Jahre, am 30. September 1877,
ist die Konkurrenz, der diese Besprechung gilt, bereite ab-
gelaufen; seit Ende November v. J. liegt die Entscheidung
der Preisrichter vor. Wenn unsere thcils durch die schwierige
Beschaffung des Materials, theils durch anderweite Inanspruch-
d. Bl. verzögerte Mittheilung somit den Ereignissen
tal 8. M u. »».)
beträchtlich nach hinkt, so glauben wir doch, dass dieselbe
immerhin noch nicht zu spat kommt. Einerseits ist die Auf-
gabe, für welche die Konkurrenz leider keine durchschlagende
Losung gebracht hat, eine solche, die unter allen Umständen
des lebhaftesten Interesses unserer gesammten Leser gewiss
sein kann. Andererseits hat ein namhafter Theil der Kon-
Ferdinand von Quast.
Im Jahre 1842 übernahm Q. eine Bau -Ausführung, die als
der Ausgangspunkt seiner weiteren Laufbahn betrachtet werden
kann — die Restauration der Klosterkirche zu Berlin, welche er
unter Aufsicht des Ober -Bau -Inspektors Berger (Schwager von
Schinkel) mit besonderer Sorgfalt leitete. Es gelang ihm, den
ursprünglichen Ziegelrohbau der Kirche wieder herzustellen, was
vor ihm nur ein Mal durch Schinkel an der Klosterkirche zu
Xcu-Ruppin versucht worden war.
Im Herbste desselben Jahres tagte die erste Versammlung
deutscher Architekten zu Leipzig; Q. hielt daselbst einen Vortrag
und forderte zur Bildung von Provinzial- Vereinen für Erhaltung
der Kunstdenkmälcr^auf. Bald darauf erhielt er den Antrag nach
dort an die Spitze
zu treten, lehnte ihn jedoch auf Stüter"* Anratken ab. Iis
war unterdess schon eine andere Stellung für ihn vorbereitet
Kugler, der 1841 im amtlichen Auftrage die Rheiuprovinz zur
Besichtigung der Baudenkmäler bereist hatte, hob in seinem
Berichte über diese Reise die Notwendigkeit hervor, nach
französischem Muster einen „Konservator der Kunst-Denkmäler"
anzustellen. Im Ministerium ging man auf diesen Vorschlag ein
und verhandelte, ohne auf Kugler Rücksicht zu nehmen, hierüber
mit dem Architekten Zanth, der durch Alex. v. Humboldt dem
Könige sehr warm empfohlen worden war. Zanth lehnte ab, weil
er unterdess in Stuttgart sich gefesselt hatte, und jetzt brachte
Stuler den Architekten v. Quast für jenes Amt in Vorschlag.
Q., über seine Ansichten befragt, legte ein schon früher im
Auftrage des Grafen Brühl über diesen Gegenstand ausgearbeitetes
Promemoria vor, welches vollen Beifall fand. Im Vereine mit
Stüter und Meilin wurde er zunächst nach Haiherstadt, zur Be-
sichtigung der dortigen, der Kesiauration dringend bedürftigen
Liebfrauenkirche gesendet Der Entwurf zur Herstellung des
Bauwerks, den Q. lieferte, wurde später ausgeführt
Im Jahre 1843 erhielt Q. mit dorn Range eines Kgl. Bau-
raths (später seit 1854 eines Geheimen Regierungs • Raths) eine
feste AnsteUung als Kgl. Konservator der Kunst-Denkmäler
des preuis. Staat« und wurde Rath im
AU solcher unternahm er nun sogleich, um zunächst über das weite
Gebiet seiner künftigen Wirksamkeit sich zu orientiren, eine größere
Dienstreise durch die westlichen Provinzen des Königreichs und
die dazwischen liegenden, fremdherrlichen Landestheile, welche
bekanntlich besonders reich an hervor ragenden Denkmälern sind.
Diese erste und gröfseste Dienstreise war die lehrreichste
und wichtigste und gab seiner neuen Stellung eine feste Basis.
Auf einzelnen Strecken wurde er von ortskundigen I<okalbeamten,
besonders Roscnthal, de Lassaulz u. a. begleitet; mit Chr. Schmidt,
Jakob Schneider, von Hefner- Alteneck, Dr. Urlichs, Dr. Lersch,
Schnaase u. a. trat er unterwegs in persönliche Verbindung.
— Im Kloster Laach, das damals in der Restauration begriffen
war, hatte Q. Gelegenheit, gleich selbst einzugreifen. Im Münster
zu Aachen, in dem gerade die von Paris zurück geführten antiken
Säulen wieder aufgestellt wurden, stellte er die eingehendsten
und
It verwendete er auch auf die Erforschung der 1
der Denkmäler zu Köln, Ober welche er bald darauf eine Grund
legende Studie in den Rheinischen Jahrbüchern publizirte. Ge-
legentlich dieser Reise nahm Q. auch an der zweiten, in Hamberg
tagenden Versammlung deutscher Architekten Theil und besuchte
dann in Gesellschaft von de Laasaulx noch Würzburg, Heidelberg,
Speyer, Worms, Mainz und Frankfurt
Im folgenden Jahre, 1844, unternahm Q. seine zweite gröfsere
Inspektions-Rcise durch die östlichen Provinzen, wo besonders die
altcrthürnlit'he Stadt Dan/ig und der höchst malerisch gelegene
Dom zu Frauenburg den gröfsten Eindruck auf ihn machten. Bei
dem Architektur-Maler Schultz in Danzig und dem Prof. August
Hagen in Königsberg fand er freundlichste Aufnahme und in ihnen
auch kundige Führer. Besondere Sorgfalt verwendete er auf die
Untersuchung des Hochmeister-Schlosses Marienburg, des grofs-
artigsten und künstlerisch vollendetsten Profanbaues, der aus dem
Mittelalter erhalten ist — Auf beiden Reisen, auf welchen Q.
also fast alle bedeutenderen Kunstdenkmäler des preuis. Staats
durch eigenen Augenschein kennen gelernt hatte, hat er mit
grobem Fleifse Skizzen und Notizen gesammelt, auf Grund deren
er befähigt war. später unendlich oft Gutachten abzugeben, ohne
rher erst noch einmal au Ort und Stelle Bich begeben zu müssen.
Doch hat Q. auch später fast in jedem Jahre noch, zum
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N«. 20.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
97
kurrenten und eine gewiss noch gröfsere Zahl deutscher
Techniker, die — ohne zu konkurriren — mit dem Gegen-
stände sich beschäftigt haben, bisher noch keine Gelegenheit
gefunden, die preisgekrönten Plane und das Gutachten der
Preisrichter Ober dieselben kennen zu lernen. Die Veröffent-
lichung von Skkzen jener 6 Plane, zu der wir durch das
freundliche Entgegenkommen der Verfasser in Stand gesetzt
worden sind, sowie diejenige des bezugl. Gutachtens bildet
daher auch den Kern und Hauptinhalt unserer Mittheilung,
während wir — der gegenwärtigen Sachlage Rechnung tragend
— die kritischen Bemerkungen, welche wir unsererseits hinzu
zu fugen haben, auf ein möglichst knappes Maafs einschränken.
Das vom 5. Juli v. J. datirtc Programm der Konkurrenz
ist seinerzeit in d. Bl. besprochen und in seinen Vorzügen
»orden. Die früher militär-fiskalischen Grund-
iuu deren bauliche Ausnutzung es zunächst sich
handelte, bestehen in je 3 Gruppen auf dem linken nnd auf
dem rechten Elbufer ; der Hauptkomplex liegt, mit einer lan-
gen Wasserfront, der Brühl'schen Terrasse schräg gegenüber
am rechten, neustädtischen Ufer und bildet einen inneren
unregelmäTsigcn Keil in dem Stadtquartier, dessen 3 Ecken
durch die Mündungen der Augustus- und der Albert-Brücke,
sowie durch den Albcrt-Platz bezeichnet werden. Selbstver-
ständlich war den Konkurrenten frei gegeben, in den mit
jenen Grundstücken unmittelbar zusammen hängenden, bereits
bebauten Quartieren diejenigen Aenderungen zu projektiren,
die zum Zwecke einer günstigen Verwerthung der ersteren als
erforderlich sich heraus stellten. Als spezielle Bedingung war
zunächst die Herstellung mehrer Haupt- Verkehrslinien , sowie
die Verbindung der Alt- und Neustadt durch eine neue
Brücke vorgeschrieben ; auf die Erhaltung der Brühl'schen
Terrasse, sowie einer Anzahl öffentlicher Gebäude — des
Zeughauses, des (zu vergröfsernden) Polizeidirektions-Gebäu-
des, des Kurländer Palais, des Garnison-Hospitals, des Japan.
Palais mit seinem Garten und der Palaiskaseme, wenn mög-
lich auch des Kadettenhauses und der neueren Theile der
Pionierkaserne — war Bedacht zu nehmen. Die stromscitig
als Grenze der Strafsen-Anhöhung bezw. Bebauung fest zu
haltende Hochufer-Linie war genau bestimmt. —
Bekanntlich waren nicht weniger als 76 Entwürfe zu
der Konkurrenz eingelaufen und es haben namentlich die
Architekten und Ingenieure der Stadt Dresden selbst mit
regem Eifer und aufscrordcntlichcm Fleifs an derselben sich
betheiligt Einer Zahl völlig misslungencr, mit zu geringer
Orts- und Sachkenntnis» unternommener Entwürfe und vieler
in wesentlichen Punkten etwas gar zu dürftig und oberfläch-
lich
von eingehendstem Studium der Verhältnisse zeugender Ar-
beiten gegenüber, deren Verfasser — noch über die Forde-
rungen des Programms hinaus — Vorschläge für die bauliche
Umgestaltung der gesammten Alt- und Neustadt Dresden auf-
gestellt
lachdem die Entwürfe vom 13. Oktober bis 11. Novem-
ber 1877 öffentlich ausgestellt worden waren, trat das ans
den Hrn. Stdtxtb. Böniscb, Lndbmstr. Canzler, Bmslr. C. Eber-
hardt, Stdtbrth. Friedrich, Obrlndbmstr. Hänel, Geh. Finanz-
rath Hoffmann nnd Ws&r.-Bandir. Schmidt bestehende Preis-
gericht zusammen, das am 25. November sein Unheil füllte.
Das Gutachten, mit dem dies geschab, ist nicht auf amtlichen
Wege pnblizirt worden, sondern hat nur dadurch seinen Weg
ins Publikum gefunden, dass der sachverstandige Referent,
der die bezügliche Konkurrenz in den Nrn. 293 — 95 nnd
342—13 des „Dresdn. Anzeigers" einer eingebenden Bespre-
chung unterworfen hat, dasselbe in seinen Artikel aufnahm.
Wir bringen es aus dieser Quelle zum wiederholten Abdruck.
„Die unterzeichneten Preisrichter haben sich bei Prüfung der
zur Preisbewerbung eingereichten 76 Plane für die Bebauung des
staatsliskaliBchen Militär- Areales in Alt- und Neustadt -Dresden
und bei der Auswahl der mit Preisen zu bedenkenden Entwürfe
von dem Uedanken leiten lassen, dass in erster Linie nur solche
Pläne zu wählen seien, welche in der allgemeinen Anlage ver-
wertbare und den Forderungen des Programms entsprechende
Ideen zur Grundlage haben und diese Ideen in Formen zu ver-
wirklichen streben, die neben ansprechender, äusserer Wirkung
eine gute und zweckentsprechende Verwerthung der zur Bebauung
zu bringenden Grundstücke sichern, wobei selbstverständlich die
lunehaltung der bestimmten Vorschriften der Preisatisschreibung
die i.i. inwendige Voraussetzung der Beachtung bietet.
Nach diesen Grundsätzen sind die Pläne der eingehendsten
welche Oberhaupt bei der näheren Prüfung in
konnten. Diese Pläne sind wieder durch eine engere Kommission, be-
stehend ans den Herren Canzler, Eberhardt und Friedrich,
einer speziellen Prüfung unterworfen worden, welche hierüber in
den Sitzungen der gesammten Preisrichter Bericht erstattet hat
An der Hand des letzteren siad diese Pläne nochmals besichtigt
und geprüft worden.
Hierbei hat man nun keinen gefunden , welcher allen An-
forderungen vollständig und derart entsprochen hätte, dass man
ihn in allen seinen Theilen billigen und zur Ausführung geeignet
erachten konnte. Man hat daner aus den Plauen diejenigen
auswählen müssen, welche nach den eben angedeuteten Richtungen
Theil in Gemeinschaft mit Stüter, gröfsere Reisen unternommen,
theils zur Untersuchung einzelner Monumente, deren Restauration
oder Rettung vor der modernen ZerstörungsBucht in Frage kam,
theils in wissenschaftlichem Interesse zur Untersuchung bisher
nicht genügend oder noch gar nicht durchforschter Orte. —
Q. ging in dieser seiner wichtigsten und einflussreichsten
Thätigkeit nicht systematisch zu Werke, sondern folgte meist
dem Rufe, der aus' Veranlassung bestimmter Nothstinde an ihn
erging. Die wissenschaftlichen Ergebnisse dieser ReiBen hat
er später, so weit sie nicht in besonderen Abhandlungen nieder-
gelegt wurden, zum grofsen Theil in Form von Reiseberichten
oder losen Notizen in der in Gemeinschaft mit dem Pfarrer
Otte 1856 — 60 herausgegebenen „Zeitschrift für christliche
Archäologie und Kunst" niedergelegt An diese jährlichen
Dienstreisen schlössen sich dann gewöhnlich auch noch weitere
Reisen in die benachbarten Länder. Bei den Versammlungen der
Architekten und Archiiologen war Q. ein stets gern gesehener
Gast, dessen Vorträge vielfach belehrend und anregend wirkten.
Nachdem er im Jahre 1845 zuerst den Harz und Thüringen,
dann abermals Trier, Köln und den Niederrhein durchforscht
hatte, besuchte er mit Kugler und Raniboux den Archäologen-Kon-
gress in Lille; dort lernte er Didron und de Caumont kennen,
mit denen er seitdem in steter Verbindung blieb. — Im Jahre
1846 bereiste Q. Schlesien, Böhmen, Mähren und Oesterreich,
wo er in Wien L. Foerster, Hansen u. a. kennen lernte, sowie
auch Krakau. Im Jahre 1847 besuchte er die Architekten-Ver-
sammlung zu Mainz und machte von dort aus Ausflüge nach
Lorsch, Speyer, Strasburg, Colmar, Basel u. s. w. — Im Jahre
1848 ging Q. abermals nach der Provinz Preufsen. Er verweilte
diesmal acht Tage lang in Marienburg lud stellte hier eine
gründliche Untersuchung des dortigen Schlosses an. welche bald
darauf in den Preufs. Provinzialblättern pnblizirt, die Grundlage
für die gesammte Geschichte der Baukunst im Ordenslande
Preufsen geworden ist Auch sammelte er auf dieser Reise das
Material für sein, ans malerischen Ansichten, architektonischen
Aufnahmen und baugeschichtlichem Texte bestehendes Werk
„Denkmale der Baukunst in Preußen", von welchem im Jahre
1862 die erste Lieferung erschien. Leider ist es nur auf vier
- Im Jahre 1849
tiereiste Q. Mecklenburg, Hannover, Braunschweig, Bremen,
Oldenburg etc., im Jahre 1850 Süd-Deutschland, besonders Wien,
Gurk, Salzburg, Landshut, München, Regensburg, woselbst er
Studien für seinen im Jahrgang 1862 des Deutschen Kunstblattes
abgedruckten Aufsatz über Gebäude des Mittelalters in Regens-
burg machte, und Nürnberg so wie im Jahre 1851 Württemberg
und die Schweiz. — Im Jahre 18D5 besuchte er den während der
grofsen Ausstellung tagenden internationalen Archäologen-Kon-
gress zu Paris, welchen de Caumont berufen hatte. Hier macht«
Q. die Bekanntschaft von Felix de Verneilh, mit welchem er dann
gemeinschaftlich Chartres, le Maus, Angers, Tours, Poitiers,
Augouleme, Perigueux, Clairmont, Orleans und viele andere Orte
besuchte. Im Jahre 1857 bereiste Q. England, wo er innerhalb
vier Wochen 12 alte grofse Kathedralen nnd viele andere Denk-
mäler, sowie die umfangreichen öffentlichen Sammlungen Lon-
dons und die Ausstellung von Kunstwerken aus Privat-Besitz,
welche in Manchester vereinigt waren, sehen und atndiren konnte.
Im Jahre 1857 bereiste er mit F. de Verneilh Westfalen Köln,
Essen, Dortmund, Soest, Paderborn Hildesheim, Magdeburg,
Brandenburg, woselbst Letzterer Reste bvzanti scher Baukunst
vermulhete. Im Jahre 1864 ging er während des Krieges nach
Schleswig, wo er u. a. der Beschiefsung von Düppel beiwohnte,
um einige Denkmäler zu retten, deren Kxistenz bedroht war. —
Im Jahre 1867 besuchte Q. den Archäologen-Kongress zu Ant-
werpen, lernte hier Parker kennen und besuchte mit ihm und
de Caumont Amiens, Paris, St Denis. Dann begleitete er seinen
de Caumont nach dessen Landsitz Mcsidon in der Nor-
wo Ausflüge nach Caen, Rayen» und vielen anderen
Orten gemacht wurden. Im darauf folgenden Jahre
weilte Q. mit Archivrath Dr. Lisch und Staatsrath Worsae aus
Kopenhagen auf der Insel Rügen, um die alten Burgwälle zu
untersuchen, und schloss daran zugleich einen Besuch in Malmö,
Lund und Kopenhagen. Die Resultate dieser Reise hat er in
einem Aufsau < in den Baltischen Stadien niedergelegt — Im
Jahre 1874 endlich bereiste er, im Anschluss an Beinen Besuch
des Archäologen-Kongresses zu Stockholm, in Begleitung des
Dr. Hans Hildebrand, ganz Schweden und gewann dabei wichtige
Aufschlüsse über das Verhältnis« der schwedischen Baudenkmäler
(«WllUM fol»t->
18
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
9. Mir« 1878
piE PREISGEKRÖNTEN JLnTWÜRFE DER j^ONKURRENZ FÜR ^UÄNE ZUR BAULICHEN
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No. 20.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
Ausnutzung der früher /kilitar - fiskalischen PrundstCcke in Presden.
rti
X«. ös. 1*IU: ,r»lri».- V*. IL K.no .K*iift- Alkfrt.'
Vtrin«: J. Mul.i.r ii In Aackin- Vartauat: Kyilraann 4 lleydea In Berlin,
iind durch Knuuctinltrang. Ol« alt«, mit VIII« b*|.»oim Qiiarttm durch flnl»rtw Srtiraffirang bcitkbnH.
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100
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
9. Mira 1878
neuen und selbständigen Gesichtspunkte für eine zweckentsprechende
und schöne Gestaltung des Baulandes darboten. Man hatte dabei
von solchen Flauen, deren 2 oder mehre von augenscheinlich
gleichen Grundanscbauungen ausgingen nnd dieselben im wesent-
lichen in gleichen Formen verwerteten, jedesmal nur diejenigen
Plane mit einem Preise ru bedenken, welche unter den mehren
übereinstimmenden die Grundidee am entsprechendsten zum Aus-
druck gebracht hatten.
Darnach sind folgende Plane aus den nbrigen, zum Theil
Entwürfen als die
1) No.
2) ,
8) n
4)
6)
61
:
5a und b mit dem Motto:
14a und b „ , „
80 ...
„Oeffnet die Gasse",
„Gitta nuova",
„Bclvedere",
„Patria",
„König Albert".
13 . „
M^ , " » "
Hb und o , „ „
Wobei noch Folgendes zu bemerken ist:
Zu Plan No. 5a und b: „Oeffnet die Gasse". Diese
Planung zeigt im allgemeinen eine gelungene Disposition, nament-
lich in der Planung der Straßenzüge in Verbindung mit der
Hriickenanlage auf dem rechten Elbufer, in der ruhigen Haltung
der Massenvertheilung und der ziemlich schonenden Behandlung
der auf dem linken Elbufer bestehenden Verhältnisse. Die Ver-
bindung sowohl der bestehenden als auch der neu anzulegenden
Straßen und Plätze ist namentlich in der Neustadt in geschickter
Weise durchgeführt; besonders gilt dies von der im Programm
betonten Verbindung der Wasserstralse mit der Klostergasse.
Die Lage der Brücke ist eine vorteilhafte und empfiehlt sich
vornehmlich durch die Bildung einer geraden Linie vom Altstadter
Brückenkopf bis zum Albertpiatz. Die Ausfahrung der Bebauung
der militarnskalischen Grundstücke nach dem Plane wird für die
Neustadt jedenfalls eine Verminderung der Große der beiden,
etwas zu reichlich bemessenen Platze und eine Verringerung der
Breite der Hauptstraße (Platze und Straßen verbrauchen nach
dem Plane zusammen 43 52on«) voraus setzen.
Zu Plan No. 14a und b: „Gitta nnova". Der Plan
zeigt im allgemeinen eine klare und ansprechende Disposition.
Besonders gut ist das Gleichgewicht in der Massenvertheilung,
sowie die Gestaltung und Ausnutzung des Baulandes gelungen,
obwohl an der Größe der Plätze und Strafsen hätte gespart werden
können. Die Verkehrsverbindungen sind mit Verstandniss geplant
Die Ausführung wurde auch hier eine Verminderung der l'latz-
gTößcu und Straßenbrciten in Neustadt (dieselben verbrauchen
zusammen 34 3C5Q") bedingen, wahrend auf Altstädter Seite
eine l Überarbeitung des Planes zur Erzielung besserer Ausnutzung
des früheren Militärbauhofes und des botanischen Gartens nötig,
aber auch ohne Schwierigkeiten möglich sein würde.
Zu Plan No. 30: .vV Der Plan bietet eine verständige
nicht bedeutenden Acndcrung nutzbar gemacht werden. Für die
Ausführung ist der Plan besonders in Neustadt verwerthbar, die
Beseitigung der Vorgarten an einigen Strafsen würde die Ver-
wendung des Planes erhöhen: die Ausführung der Anknüpfung
der Brücke in Altstadt würde die Zurückschiebung der dort
geplanten Hausergruppe voraus setzen.
Zu Plan No. 18 „Belvedere". Eine Planung, die den
gestellten Anforderungen in Bezug auf gute Disposition in der
Hauptsache entspricht; namentlich ist die ruhige Haltung und .Ii-
Bildung einiger Strafsenzügo und Platzanlagen in der Neustadt
als gelungen zu bezeichnen, wenn auch einzelne Bichtungen einer
Verbesserung fähig sind. In gleicher Weise ist die Disposition
auf Altstadter Seit« anzuerkennen. Die zweckmäßige Verbindung
der Strafsen und Platze unter einander ist allenthalben mit Ver-
standniss durchgeführt und hauptsächlich in der Altstadt rationell
ausgebildet. Die Anschlüsse der Brücke an sich sind an beiden
Elbufern glücklich geplant; ihre Ausführung würde aber die
Verschiebung der Hauptstraße in Neustadt behufs der Erzielung
einer geraden Linie der Axe dieser Straße und der Brücke not-
wendig machen. Ueberdies würde für die Ausführung des Planes
in Neustadt im allgemeinen eine Verminderung der Straßenbreiten
und der Größe des Brückenplatzes in Aussicht zu nehmen sein.
Die Platzaulagen in Neustadt und die projektive Hauptstrasse,
von der Hocbuferlinie ab gerechnet, enthalten zusammen 31850Q™.
Zu Plan No. 58: „Patria". Eine eigentümliche und
nach vielen Bichtungen hin von geistreicher Auffassung zeugende
Planung, die in Bezug auf Verkehr und Ausnutzung, wenn von
der übermäßigen Größe der ovalen Square-Anlage, (circa 4S000Q"
Grundfläche) abgesehen wird, manche verwertbare und an-
sprechende Ideen enthalt. Auf Altstadter Seite ist mit vielem
Verständnis« verfahren worden.^namentJich wird die Bildung^eines
Für die Ausführung eignet lieh der Plan im großen Ganzen
nicht, eDtält aber eine Anzahl sehr schätzbarer
welche sich bei der späteren, für die Ausführung
Planung vorteilhaft verwerten lassen dürften.
Zu Plan No. 11 b, c: „König Albert". Der Verfasser
hat auf die Ausnutzung der fiskalischen Grundstücke in Neustadt
ganz besonderen Wert gelegt und in dieser Bichtung manche
verwendbare und gute Ideen an die Hand gegeben. Für die
Ausführung lässt der Plan namentlich noch zweckmäßige Ver-
bindungen nach den vorhandenen Straßen und Platzen offen.
Für die Altstadt ist der Plan weniger wertvoll. —
Zum Sehluss können die unterzeichneten Preisrichter sich
nicht versagen darauf hinzuweisen, dasa eine Anzahl von Entwürfen
noch Anerkennenswertes in Bezug auf Verkehrslinien und Formen
von Platzbildungen aufweist, dass man aber bei der gewissenhaftesten
Erwägung schließlich dazu nicht gelangen konnte, einem derselben
oder mehren einen Preis zu erteilen, weil sie, abgesehen davon,
dass einzelne offenbar« Verletzungen der Hauptpunkte des
Programms vorkommen, durchgehend! eine Forderung des Pro-
gramms, die zweckmäßige Ausnutzung des BauareaU, vermöge des
von ihnen gewählten Badial-, beziehentlich Diagonalsystems nicht
zu «•füllen vermocht, vielnwhr^durch Bildung zahlreicher Ipii»
möghXrgemacitCb!bcn^
Mittheilungen aus Vereinen.
Aas den Verhandlungen der General- Versammlung
des Vereins deutscher Zement-Fabrikanten. Die in den
Tagen des 28. und 29. Januar d. J. im Hause des Berliner Ar-
chitekten-Vereins stattgefundene Versammlung hat sich zunächst
mit Beratung und endgültiger Feststellung ihrer Statuten, mit
Bechnnngslegung über das Vorjahr und anderen Gegenständen ge-
schäftlicher Natur befasst, Ober welchen Theil der Verhandlungen
hier in summarischer Weise Folgendes zu referiren ist
Nach Inhalt der nunmehr fest gesetzten Statuten bildet
der Verein innerhalb des Kähmens des „Deutschen Vereins
für Fabrikation von Ziegeln, Thonwaaren, Kalk und Zement"
eine engere Verbindung von Zement -Produzenten, welche
sich den Zweck der Verfolgung aller die Zement - Industrie
-Fabrikanten aufnahmefähig sind. - Ein aus 5 Mit-
bestehender Vorstand leitet die Geschäfte, beruft insbe-
die aUjährlich stattfindende General -Versammlung und
ist befugt, Beitrage bis zu bestimmter Höhe (50 M pro Anteil)
von den Mitgliedern zu erbeben. Die Beitrags-Verpflichtung um-
fasst a) die einmalige Zahlung von 20 M Eintrittsgeld und
b) fortdauernde Zahlungen nach Bedurfmß, die nach sog. „Anteilen"
festgesetzt werden und sich nach dem Umfange der Jahres-
produktion einer Fabrik in der Wcige richten, dass auf die
Produktion bis 50 000 T Zement 1 Anteil und für jede fernere
Produktion bis 60 000 1 ein weiterer Anteil entfallt Im gegen-
wärtigen Augenblicke beträgt die Anzahl der Vereinsmitglieder 31,
welche zusammen 51 Anteile im vorgedachten Sinne vertreten. —
Dringliche Angelegenheiten kann der Vorstand (dessen Vor-
sitzender z. Z. der Direktor der Stettiner Portland-Zcment-Fabrik,
Dr. Delbrück ist) durch schriftlich ins Werk gesetzte Abstimmung
zur Erledigung bringen, doch findet für gewöhnlich die Besch) usb-
nähme über geschäftliche Angelegenheiten in der General-Ver-
la den Verein betr.
heiten, Einladungen etc. durch die Deutsche Bauzeitung zur
Kenntnis» der Vereinsmitglieder gebracht werden, welche Zeitung
statutenmäßig als Organ des Vereins betrachtet wird. —
Aus den Mitteilungen über die Vereinstätigkeit im abge-
laufenen Jahre ist insbesondere der Bestrebungen zu gedenken,
welche zur allgemeinen Einführung der „Normen über Fabrikation
und Prüfung von Portland - Zement" gemacht worden sind.
Die Normen hätten bereits bei vielen Behörden etc. Annahme
gefunden, seien indess auch hier und da auf Widerspruch gestoßen,
der jedoch nicht dazu veranlassen könne, sogleich zu etwaigen
Abänderungen zu schreiten; vielmehr erscheine es ratiieh, den
Normen erst eine gewisse Lebensdauer zu gönnen und eine ans
der Zeit selbst hervor gehende Klärung der widerstreitenden An-
sichten abzuwarten, bevor man zu Aendeningen sien entt "
z^t^MstTdlMBU^B! ohneeE^griffCUinn,das W«-"
eine Erhöhung der geforderton Minimal-Festigkeits-Zal
nehmen könnte, die vielleicht schon heute möglich wäre, na
man inzwischen zahlreich Gelegenheit gefunden habe, von den
hohen Festigkeitszahlen, welche gute Zemente bei dem Prüfungs-
Verfahren nach den Normen liefern, sich zu überzeugen. —
Es kamen alsdann die Verhandlungen zur Sprache } welche
z. Z. in dem Verbände deutsch. Archit- u. Ingen.-Vereine Uber
Einrichtung von Prüfung«- und Versuchs-Stationen für Baumate-
rialien in der Schwebe sich befinden. Es hat hierzu der Verein
in der Weise Stellung genommen, dass an den Vorort des „Ver-
bandes" das Ersuchen gerichtet worden ist, im Interesse der Ein-
heitlichkeit die „Nonnen" vorerst auch bei
als gültig zu akxeptiren, und dass, wenn
mngen oder Erweitenmgen der Normen
sollten, diese nur in Gemeinschaft mit den
ten beschlossen werden möchten. —
Auf die fernere Mitteilung des Vi
den Prüfungs-Stationen
in der Folge Abände-
erwünscht erscheinen
dass der preuß.
N«. 20.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
101
Handelsminister zur Begutachtung der Normen eine Spezial-
Komnüssion eingesetzt habe, an deren Spitze der Direktor der
Berliner Gewerbe- Akademie, Geh. Rath Reuleaux, stehe, und dass,
wie man erfahre, die Absicht dieser Kommission auf Feststel-
lung eines Werthmessers für Zement auf Grund der in 7 Tagen
erlangten Festigkeit hinaus gehe, beschloss der Verein, um
Zulassung eines dem Kreise der Fabrikanten entnommenen
Mitgliedes jener Kommission vorstellig zu werden, damit eine
Sicherheit dafür gewonnen werde, dass in der ministeriellen
Kommission möglichst alle Interessen zu ihrer angemessenen Ver-
tretung gelaugten. —
Nach Absolvirnng des geschäftlichen Theils der Verbandlungen
schritt die Versammlung zu Erörterungen über einige die Zement-
Fabrikation etc. berührende wissenschaftliche Fragen,
welche auf die T.-ü. gesetzt worden waren.
Frage 1 betraf den Einfluss, welchen das Licht anf
die Qualität desZements äussert Dr. Heintzel (Lüneburg)
hat diese bislang niemals aufgeworfene Frage durch Vornahme
einiger Proben studirt und will gefunden haben, dass Zement-
Pulver im Tages -Licht sich gelblich verfärbt und mit dieser
Verfärbung eine Veränderung des Molekular-Zustandcs verbunden
ist, welche zunächst bewirkt, dass das betr. Pulver beim Anmachen
mit Wasser einen größeren Wasserzusatz erfordert als Zement-
pulver, welches im Dunkeln aufbewahrt wurde. Es soll endlich mit
der angegebenen Veränderung eine Verkürzung der Bindezeit
und eine Verminderung der Erhärtungsfähigkeit beim Lagern
des Zements an Licht und Luft Hand in Hand gehen. — Die für
die Verbrauchs-Praxis zweifellos wichtigen Resultate der Heintzel-
schen Versuche riefen vielfache Entgegnungen hervor, welche
sich theils auf die Ursachen der beobachteten Erscheinungen, theils
auch auf Umfang und Art derselben bezogen. Zunächst seien
Zustauds ■ Unterscheidungen zu machen, da bei Zement, welcher
sieb im Zustande der Erhärtung befinde, Verfärbungen nicht als
Folge der Einwirkung des Licht's angesehen werden könnten,
sondern sehr wahrscheinlich mit der Austrocknungs- Dauer zu-
sammenhängen. Das Gelbwerden dunkler Waare komme namentlich
bei rasch bindenden Zementen vor und sei bei langsam bindenden
(worden. Aus den damit verbundenen
Ober den Feuchtigkeitszustand lasse sich ver-
muthen, dass auch bei Zementen, die zur Verfärbung neigen, die
Farbenänderung durch Anwendung eines schützenden Ueberzugs
während der ersten Periode des Abbindens verhindert werden
könne. Hierzu sei ein Ueberzng mit Kollodium oder ein schwacher
Gipsüberzug geeignet, welch letzteren man erhalte, indem man den
abbindenden Körper in Wasser mit 0,5% Schwefelsäure-Zusatz ein-
tauche. Die von Dr. Heintzel beobachtete Festigkeils-Aendernng
wurde als befremdlich erklärt, da Zement durch Liegen an der
Luft laugsamer bindend vrerde und vermehrt« Festigkeitszahlen
liefere, Hr. Dyckerhoff (Biebrich) halt Verfärbungen frischer
Zemcnt-Waarcn, die häutiger beobachtet werden, durchaus für
Wirkimgen der Wärme und nicht des Lichta. —
Frage 2 lautete: Welchen Einfluss hat der Zusatz von
Gips auf den Porti and-Zement? Hierzu wurde von Dr. Schott
(Heidelberg), anknüpfend an sehr günstige Resultate, die vor
etwa i> —7 Jahren durch Scott in England durch Versetzung von
gemahlenem Kalk mit etwa 5% Gips gemacht worden sind, und
nach Erwähnung der Tbatsache, dass zu schwach gebrannter
Portland-Zem. durch Gipszusau verbessert werden kann und dieses
" in einer Anzahl deutscher Fabriken in Uebung steht,
ti, dass der Gips in beiderlei Formen
Zementpulver zugeführt, sich auf
i Flächen hautartig niederschlage und dadurch direkt eine
Verlangsamung des Bindeprozesses und hierdurch (indirekt)
eine Festigkeits-Vcnnehrung herbei führe. Da zu der gedachten
Hautbildung eine gewisse Zeit erfordert werde, erkläre es sich,
dass der Ginszusatz bei scharf gebrannten Zementen, die sehr
rasch abbinden, unwirksam sei. Im Uebrigcn kämen bei der
Wirkungsweise physikalische und chemische Eigenschaften des
l'ortland-Zements, die in weiten Grenzen wechselten, in Frage,
so dass allgemein gültige Kegeln etc. über den Gipszusatz nicht
aufstellbar seien. Uvber die Wirkung des im Rohmaterial
enthaltenen Gipsantheils äufserte Hr. Schott sich dahin, dass er
der von Michaelis vertretenen Ansicht, wonach Gipsgehalt eine
der Ursachen des Treibens bilde, nicht unbedingt beipflichten könne.
Die anschließende Diskussion fördert mehrfache Verschieden-
heiten, die in den Ansichten über Menge, Wirkungsweise, Form,
Schädlichkeit, Vorzüge etc. des Gipszusatzes bestehen, zu Tage.
Am ausführlichsten und in einem die Bautechniker speziell
interessirenden Sinne sprach Hr. Dyckerhoff (Amöneburg),
welcher ausführte, dass nach seinen eigenen Versuchen Gipszusatz
sowohl bei langsam als rascher biudenden Zementen von grofser
Wirkung auf Verlaugsaniuug des Pindeprozesses und auf Festigkeit*-
zunähme sein könne. Die 'Wirkung äußere sich aber (bei Probe-
körpern) in höherem Maafse bei reinem Zement als bei Zement
mit Sandzusatz. Wenn die Bautechniker gegen Gipszusatz ein
gewisses Misstrauen hegten, so sei dies bis zu gewissem Grade
berechtigt. Versuche hätten nachgewiesen, dass schon bei ge-
ringem Gipszusat/ beim Erhärten eine stärkere Ausdehnung
stattfinde als bei Proben, die ohne Gipszusatz angefertigt wurden.
Mittels Renutzung des von Prof. Bauschinger in München kon-
struirten Apparats, weither eine Lingenänderung von nur 0,002
zu messen gestattet, habe er konstatirt, dass alle Zemente —
in reinem Zustande sowohl als mit
in Wasser eine gewisse, wenn auch nur kleine Ausdehnung er-
leiden. Schon bei geringem Gipszusatz nehme diese Ausdehnung
zu und wachse mit Vermehrung desselben. Daraus ergebe sich,
dass man Zemente mit Gipszusatz für solche Arbeiten nicht ver-
wenden dürfe, bei denen eine größere
Erhärtens nachtheilig wirken könne.
Architekten- Verein zu Berlin. Hauptversammlung am
4. März 1878", Vorsitzender Hr. Möller, anwesend 272 Mitglieder.
Aus dem Berichte des Hrn. Vorsitzenden über die vorliegen-
den Eingänge sei hier erwähnt, dass die Techn. Ober- Prüf ungs-
Kommission die zum nächsten Schinkelfeste gestellten Aufgaben
als gleichwertig den Aufgaben für die Baumeister- Prüfung^ auch
für ein Villengebäude, unter Gewährung eines Preises von 350 M-,
gestellt worden ist; das letztere wird der bezgl. Kommission zum
Bericht überwiesen. Ein von dem Vorstande abgeschlossenes Ge-
schäft, durch das eine der anf dem Vereinahause lastenden Grund-
buch-Schulden mit einem Gewinn von 3000 M. zu Gunsten des
Vereins -Vermögens abgelöst worden ist, findet einstimmige Ge-
nehmigung. •
Hr. Köder berichtet über die erfolgte Prüfung der von dem
Hrn. Säckelmeister für das Jahr 1877 vorgelegten Abrechnung und
beantragt Entlastung desselben, die einstimmig ausgesprochen
wird; es wird zugleich von den Prüfern der Rechnung wie von
dem Hrn. Säckelmeister der Wunsch kund gegeben, dass die
(diesmal ausnahmsweise im voraus geschehene) Festsetzung des
Voranschlags für das laufende Jahr fortan wie früher stets nach
Genehmigung der Rechnung für das Vorjahr erfolge. Auch be-
züglich der Abrechnung der Hausverwaltung für das Jahr 1877
wird auf den schriftlich vorliegenden Antrag der bezgl. Prüfungs-
Kominissiou die Entlastung mit Einstimmigkeit beschlossen und
sodann der von Hrn. Faulhaber näher erläuterte Voranschlag
dieser Verwaltung, der in Einnahme und Ausgabe mit 82 902,98 M.
abschliefst, genehmigt
Hr. Schwechten berichtet über die 3 zur architektonischen
Monatskonkurrenz des Monats Februar eingegangenen Entwürfe
zu einem Altar für eine protestantische Kirche. Zwei dieser Arbeiten
stehen nicht auf der Höhe, die für die Vereins-Konkurrenzen als
maarsgebend gilt, obgleich die eine trotz mangelhafter formaler
Durchbildung immerhin eine ansprechende Silhouette und kirch-
liches Gepräge zeigt Das letztere fehlt der 3. Arbeit mit dem
Motto: „Schon etwas zn spät", die bei Fortlassung der sym-
bolischen Zuthaten allenfalls auch wohl für ein Büffet verwendet
werden könnte; dagegen ist die künstlerische Durchführung des
Entwurfs so gelungen, dass die Kommission ihm einen Preis nicht
versagt hat. Verfasser dieser Arbeit ist Hr. L. Schupmann. —
Bei den diesmaligen Monats- Konkurrenzen sind 6 Entwürfe aus
dem Gebiete des Hochbaues, 1 Entwurf aus dem Gebiete des In-
genicurweseus eingegangen.
Es folgen nunmehr die Berichte über den Ausfall der Kon-
kurrenzen für das diesmalige Schinkelfegt, von denen derjenige
der Ingenieur- Kommission besonders umfangreich gehalten ist
Der letztere wird von Hrn. Housselle, der Bericht der Hoch-
bau-Kommission von Hrn. Otzen vorgetragen.
AIb Aufgabe aus dem Gebiete des Ingenieurwesens war be-
kanntlich der Entwurf zu einem Südkanal bei Berlin zur
Lösung gestellt Es sind 5 Arbeiten mit zus. 93 Bl. Zeichnungen
eingegangen, die von der Kommission einer nach 3 Hauptgesichts-
punkten gegliederten Kritik unterworfen worden sind, u. zw.: 1)
In Bezug auf Linienführung, Behandlung der mit der Kanalan-
lage zusammenhängenden Veränderungen des Strassennetzes etc.
und allgemeine Anordnung des Projekts; 2) In Bezug auf die
den Entwürfen zu Grunde gelegten hydrotechnischen Ermittelungen ;
3) In Bezug auf die statischen Annahmen und konstruktiven
Einzelheiten. — Dem Entwürfe mit dem Motto „E" wird nach
allen 3 Richtungen eine sehr ungünstige Kritik zu Theil; auch
der Entwurf „M. H. " wird als vielfach mangelhaft bezeichnet
An dem Entwurf „ Anker" wird die Linienführung, die sich ge-
schickt dem Bebauungsplan anschmiegt, gelobt und der Fleiß
anerkannt, mit welchem der Entwurf im einzelneu durchgearbeitet
ist, wenn auch die Annahmen zum Theil nicht zutreffen und
Mängel vorliegen. Die günstigste Beurtheilung erfahren die
beiden Entwürfe „Et voluisse juvat" und .Ans der Kanne
in die Wanne", die — mit gleicher Sorgfalt auf alle Momente
der Aufgabe eingehend - - in vieler Beziehung eine geschickte,
obgleich in Einzelheiten immerhin anfechtbare Lösung derselben dar-
bieten. Die letztere Arbeit hat insofern den Vorzug erhalten, weil
sie nicht nur in Bezug auf den oben erwähnten dritten Gesichtspunkt
technischen Ermittelungen das Wesen der Aufgabe am besten er-
fassl hat und zu den richtigsten Ergebnissen gelangt ist.
Die Kommission hat dem Entwürfe: „Aus der Kanne in die
Wanne", als dessen Verfasser Hr. Chr. Havcs tadt sich ergiebt,
den Staatspreis und die Schinkelmedaille, dem von Hrn. P. Röhns
verfassten Entwürfe: „Et voluisse juvat" die Schinkclmedaille zu-
erkannt und sämmtliche Arbeiten mit Ausnahme von „F." der
Ober-Prüfungskomm. zur Annahme als Probearbeiten für die Bau-
meister-Prüfung empfohlen. Die letztere bat sich bereit erklärt,
die beiden präniiirten Arbeiten unbedingt, die beiden anderen be-
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102 DEUTSCHE BAUZEITUNG. 9. Mare 1878
Die Hochbau-Konkurrenz, für welche der Entwurf einer Knr-
UDd Badehaiis- Anlage zu liefern war, hat 6 Losungen mit
zusammen 72 Blatt Zeichnungen ergeben. Die Kommission bat
sich veranlasst gesehen, ihr Gutachten mit einer allgemeinen Er-
örterung einzuleiten, in der sie auf Grund ihres Studiums der
vorliegenden Arbeiten ihre Ueberzeugung dahin ausspricht, dass
der Umfang der Aufgabe zu bedeutend war, und dass dieselbe,
indem »ie gleichzeitig die Entfaltung eine« grofsen praktischen
Geschicks wie künstlerischer Fertigkeit bedingte, wohl zu hohe
Anforderungen stellte. Es wird vorgeschlagen, daas in Zu-
kunft die Aufgabe möglichst eingeschränkt und lediglich auf Ge-
biete erstreckt werde, die auch jüngere Architekten zu beherr-
schen im Stande sind , dass die Maafstiibe möglichst klein ge-
wühlt, dagegen bestimmte Baumaterialien für die Facadengestal-
tung vorgeschrieben und eine monumentale Durchbildung der
Decken im Anschlusg an die Konstruktion zur Bedingung ge-
macht werde. Was die Beurtheilung der diesmal eingegangenen
Arbeiten im einzelnen betrifft, so ist die Kommission zu folgenden
t: 1> »Wat «eggst denn tan?" Die allge-
lage, obwohl von einigem Geschick zeu-
gend, schmiegt sich der (iestaltung des koupirten Terrains zu
wenig au. Grundriss - Ausbildung und konstruktive Lösung sind
mangelhaft; die Architektur verräth Begabung, ist aber nicht
reif und ernst genug. 2) „In memoriam." Die Kräfte des
Verfassers haben der Aufgabe nach keiner Richtung hin entspro-
chen; die Lösung ist daher so unvollkommen und unfertig, dass
sie als würdig der Schinkelfest ■Konkurrenz nicht erachtet werden
kann. 3) „Glück auf!" Der generelle Simationsplaa ist fieifsig
nnd zum Theil nicht ohne Glück entworfen; auch der Grundriss
des Kurhauses ist in praktischer Beziehung zu loben, dagegen
nicht ästhetisch entwickelt Dem architektonischen Theile der
Aufgabe war der Verfasser nicht gewachsen. 4) „Ut prosit!"
IHe Gesammt- Anlage ist geschickt und in maaisvoller Weise
durchgebildet. In der Disposition des Kurhauses zeigt sich mehr
architektonisches Gefühl als praktisches Geschick. Die Architck-
kuapp behandelt, de:
Aenfseren zu gesucht; die Formengebiing leidet unter der Häufung
der Motive. 5) rReuai8sauce.* Das in 16 Blatt Zeichnungen
dargestellte Projekt zeigt eine etwas gar zu weit getriebene
Steigerung der Aufgabe, die der Verfasser, nicht ohne Vernach-
lässigung mancher praktischen Bedingungen und mit nicht ge-
nügender Berücksichtigung der durch die Situation gegebenen
Verhältnisse, im Sinne einer imposanten monumentalen Thermen-
Anlage zu lösen bemüht war. Wenn die Kommissinn diese Auf-
fassung auch nicht als die richtige ansehen konnte, so hat sie
doch nicht allein den Fieifg des Verfassers, sondern auch seine
Gewandtheit in der formalen Bewältigung der Aufgabe und sein
Talent für monumentale architektonische Dispositionen anerkannt.
6) -Acre, sale salus aerea." Der Entwurf zeichnet sich in
erster Linie dadurch aus, dass er, der Situation am sorgfältigsten
und glücklichsten angepa&st, eine ebenso praktische wie schön
wirkende Gesammt -Anlage zeigt. Die Grundriss -Anordnung des
Kurhauses, für welche das Gleiche gilt, hat die wärmste Aner-
kennung der Kommission gefunden — desgleichen das Streben
des Verfassers, den Aufbau des Hauses zu einem organischen
Ausdrucke des Grundrisses zu gestalten. Die architektonische
Durchbildung des Inneren und Aeufteren ist
eine der Aufgabe
und gute; nur die *
Die Kommission hat diesem letzten Entwürfe, als
Verfasser Hr. P. Kieschke sich ergiebt, den Staatspreis, sowie ihr
und der Arbeit „Renaissance" (Verf. Hr. M. Salzmann) die
Schinkelmedaille verliehen und neben ihnen noch den Eutwurf : „ITt
prosit" der Ober -Prüfungskommission empfohlen. Letztere hat
sich bereit erklärt, den prämiirten Entwurf unbedingt, die beiden
anderen bedingungsweise anzunehmen. —
An der Beantwortung des Kragekastens betheiligen sich die
Hrn. Blankenstein und Möller. Zur Aufnahme in den Ver-
ein gelangen die Hrn. Dick, Dobisch, Fiedler, Hesse, Jung, Kutt,
Maas, Mewis, Schliemann, Schneider, Schubert, Schupnan, Sckerl,
Scligroann, Soeder, Walter, Weisser, Heidtmann und Westphal
- die beiden letzteren als auswärtige Mitglieder. - F. -
Vermischtes.
Für die Klarlegnng der Begriffe: Neubau — Umbau —
Reparaturbau (man vergl. No. 16 d. Bl.) erlaubt sich der
Unterzeichnete folgende Erwägungen zur Verfügung zu stellen.
Die Wörter für die im Bereiche der baulichen Unternehmung
auftretenden 4 Haiiptbegriffe sind: 1) Neubau, 2) Erweiterungsbau,
3) Umbau, 4) Keparaturbau. Diese 4 Wörter vertreten — an
und für sich — ganz bestimmte, in einander nicht hinüber
1) Neubau: eine bauliche Unternehmung, welche die Aus-
führung eines nicht vorhandenen, in Anordnung und Kon-
struktion selbständigen Bauwerks bezweckt
2) Erweiterungsbau : eiue b. U., welche die Erweiterung
— in Grundfläche oder Höhe — eines vorhandenen in An-
ordnung und Konstruktion sonst unverändert verharrenden Bau-
werks beabsichtigt.
3) Umbau: eine b. U., bei der eine Veränderung in
Anordnung und Konstruktion eines vorhandenen Bauwerks
vorliegt.
4) Keparaturbau: eine b. U., bei der die Wiederher-
stellung der defekten Konstniktionstheile eines vorhandenen
Bauwerks unter Beibehaltung alter Anordnung und Konstruktion
bezweckt wird. —
So streng sich auf der einen Seite die genannten 4 Wörter
begrifflich scheiden, so frei handhabt dieselben andererseits
der Sprachgebrauch insofern, als er die vielfach vereinigt
an einem Bauwerk auftretenden Modalitäten der baulichen Unter-
nehmung in die Kategorie eines einzigen der 4 Worte bringt.
Kr befolgt hierbei die Regel, daas die als hauptsächlich
auftretende wortbestimmend wirkt -
Berlin. J. Lohse.
Neues in der Berliner Bauauaatellung. In der Zeit
vom 24. Februar bis 2. März 1878 wurden neu eingeliefert von
Ed. Puls ein Hausthureüisaü! aus Schmiedeisen; — von Schäfer
& Hauschuer 1 Waschständer mit Becken und Kanne, echt ver-
goldet; — von W. Hoyer galvanisch verzinkte Metalldachplatten;
— von Fr. Spengler I'ätent-Sicherheitaschlösser; — von der Akt-
Gesellsch. vorm. Spinn * Sohn I Messingkrone zu Petroleum mit
sechs Flammen; — von Paul Hyan farbig glasirte und asphaltirte
seiserne Dachziegel und eine amerikanische Bettstelle mit
Konkurrenz für Entwürfe zu einer Wasohvorrichtung
mit schmiedeisernem Oesteil und kupfernen Oeratben.
Die von uns in No. 1/2 d. Jhrg. besprochene, von der Redaktion
der Dtschn. Metall-Industrie-Ztg. in Berlin ausgeschriebene Kon-
kurrenz hat ein sehr erfreuliches Ergebnis« geliefert, da 25 Ent-
würfe in Zeichnungen und 2 ausgeführte Arbeiten eingegangen
sind. Die Preisausschreiber sind, wie wir mit Genugthuung mit-
theilen, bereitwillig auf die von uns in jener Besprechung geltend
gemachten Gesichtspunkte eingegangen und haben auf das voli-
.. sich angeschlossen, in deren
Lokal demzufolge auch die Konkürrenzarbeiten ausgestellt sind.
Zu Preisrichtern waren die Hrn. Kyllmann, Ende, Luthmer, Borstel]
und Puls, also gleichfalls sämmtlich zu der Bau -Ausstellung in
enger Beziehung stehende Persönlichkeiten, berufen. —
Das vom 25. Febr. datirte Gutachten der Preisrichter, das
die bezügl. Zeitung unter Darstellung der pramiirten Entwürfe
wohl zweifellos in seinem vollen Wortlaute veröffentlichen wird,
geht in spezieller Kritik auf sämmtlicbe Entwürfe der Konkurrenz
ein. Die beiden ausgeführten Arbeiten werden als zur Massen-
fabrikation (für Hotels etc.) wohl geeignete Arbeiten ohne künst-
lerische Bedeutung bezeichnet. Unter den gezeichneten Ent-
würfen sind 2 Nachbildungen eines im „Kunsthandwerk" ver-
öffentlichten ähnlichen Werkes von der Beurtheilung ausge-
schlossen worden; die Beurtheilung der übrigen ist unter gleich-
werthiger Berücksichtigung der technischen Ausführbarkeit und
der künstlerischen Durchbildung erfolgt Der 1. Preis von 100 .Ä
ist der Arbeit des „Dessinateurs" (!) Hrn. Otto Köhler, der
2. Preis von 50 M. derjenigen des Architekten Hrn. G. Weiden-
bach zugesprochen worden; ehrenvolle Anerkennungen sind über-
dies den Entwürfen der Architekten Hrn. L. Förg und Konräd
Canzler zu Theil geworden. —
Brief- nnd Fragekasten.
Hrn. L. in C. Tabellen über Wandstärken von
kesseln finden Sie u. a in folgenden Kalendern: Ingcuicur-
Kalender 1870, pag. 104; ferner Kalender für Maschinen- und
Hutten-Ingenieure 1877, pag. 61; endlich m Pollitzer, der prakt
Ingenieur und Baumeister, pag. 406.
Hrn. H. in C. Mänrer, die Formen der Walzkunst, Stutt-
gart — sowie Petzholdt, die Fabrikation etc. von Eisenbahn-
Material dürften das von Ihnen gewünschte Material enthalten.
nrn. C. P. in B. Jede Firma, die sich mit Lieferung von
Blitzableitern befasst, wird Ihnen anch Kupferdraht liefern; das
Inseratcn-Blatt uns. Zeitung enthält mehre Angaben hierzu.
Hrn. C. F. in Offenhach. Das „Illustrirte Patentblatt",
welches im Verlage von E. Grosser in Berlin erscheint, dürfte
Ihren Wünschen entsprechen. Ihre Frage wegen Zeitschriften
über Bau- und Möbeltischlerei richten Sic an die Redaktion der
deutschen Tischler-Zeitung in Berlin. —
Hrn. K. in Steinau. Für die gewünschte Aufzählung der
im Bau befindlichen oder in diesem Jahre zum Bau etc. kommenden
preufsischen Eisenbahnen fehlt uns Zeit sowohl als Raum.
Hrn.^H. n. in Andritz. Ueber die Emrir.htung^des^ Ant-
indess ein gut durchdachtes Projekt zu einer derartigen Anlage dar-
gestellt in der kleinen Schrift: Reiche, Sicherung von Leben und
Gesundheit in Fabriken und Gewerben auf der Brüsseler Aus-
stellung 1876; Berlin. Kortkampf.
Hrn. G. W. Wir bitten nach der gewünschten Auskunft, die
sich k. II. nicht geben lässt, in dem Werke: Otte, Glockenkuude,
Leipzig, eveut. auch 11 a r z c r , die Glockengiesscrel, Weimar, "
halten zu wollen.
; tod Carl Bellt« Ix, B«ttU>. Für dl.
K. E. 0. Frlttea.
dru.k.r.i. Berti».
103
labllC Vrrfcuiil deutwtwr Arrhilrktci* und Ingenieur • Vernüw. IVnkuhrin
BumitcrUlicn, »wl« u1,.t die Ktnf&hriiM* rinn -U«tlirh ao*rkiiurieii KlwdAkitioo di
Knnk.rrrulFiL — Far k 1 1 tt erat ■ r. (Kort-uims) — NfMMl-XMlirUfelnb
Verband deutscher Architekten- und Ingenienr- Vereine.
Iber die Einrichtung von Prufungs-Anatalten und
Einführung einer staatlich anerkannten
fltritilm]
II. B. Künstliche Steine.
1. Gebrannte künstlich«' Steine aus Thon.
Hier ist zunächst xu unterscheiden zwischen solchen, die be-
sonders stark gehrannt sind, um ihnen die für ihn' Anwendung
als Trottnii-stein, Pflasterstein etc. erforderliche Harte zu geben,
und zwischen den als Bausteine zu verwendenden, in gewöhn-
liehen Ziegelöfen gebrannten. Krstere mögen wie gebräuchlich
Klinker, letztere schlechtweg Ziegel genannt werden.
a) Klinker. Kin sicheres Krkennnngsjteichen für die Harte,
die hier wenn nicht allein, so doch vor der Festigkeit zur BctlT*
theilung der Qualität dienen muss, fehlt U-kanntlich bis jetzt;
die Druckfestigkeit aber kauu nicht als Krsafy, gebraucht werden,
da die Krfahning gezeigt hat, das» minder hart gebrannte Klinker,
die schon jetzt als geringere Qualität »erkauft weiden, ebeuso
grofse, ja häutig gröfscre Druckfestigkeit besitzen, als die Wst
gebrannte 1. Qualität. Ks bleibt deshalb vorläufig nichts übrig,
als das Aussehen des Bruches und allenfalls auch den Klang
für die Klassifikation heran zu ziehen, und in der Thal hisst sich
hiernach die Scheidung wenigstens iu zwei Klassen mit grofscr
Sicherheit ausführen.
Qualität L AeusBcre überdache gut glasirt, meist schwarz,
manchmal auch gnin. Klang hell und scharf , Bruch nieist dnn-
kelroth oder brauii, manchmal auch hellfarbig, aber immer gla-
sig, gesintert und durchweg gleichmiifsig aussehend, mit schürfen,
schwer abzubrechenden Kauten, von den Käudcro herein bis
auf mindestens 1 - 2 rom die Farbe der Glasur zeigend.
Qualität II. Aeussere Oberfläche nur wenig glasirt, Klang
ein dumpferer, Bruch roth, manchmal auch gelb, matt aussehend,
immer aber gleichmäßig und ohne Streifen oder Flecken; an den
Bändern nicht anders gefärbt als in der Mitte.
b) Ziegel. Dieselben sollen bei der Probe stets in ihrem
ganzen Format zwischen Mürtelbaudern zerdrückt werden, die in
einer Starke von 1 - 2 «« aus gutem Portland-Zement hergestellt
werden, der mit feinem Saud bis zum Verhaltniss 1 : 3 gemischt
werden kann. Diese Mörtelbändpr sollen ca. 18 Wochen erhär-
ten, Ho dass sie bei der Probe nicht zerdrückt, sondern nur in
Folge der Zerstörung des zwischen befindlichen !
werden. Die äusseren Flächen dieser Mörtclhändcr werden bei
der Herstellung gut glatt und zu einander möglichst parallel
gestrichen und liegen beim Zerdrücken au Filz platten, die zwi-
schen sie und die gusäcisernen Druckplatten gebracht werden.
Qualität I. Minimal- Druckfestigkeit 200 » pro □ »•». Dichte,
manchmal miischlige Struktur, geringe Porosität und Durch-
lässigkeit
Qualität II. Minimal-Druckfestigkeit 100 k pro J «».
Qualität III. Minimal-Druckfestigkeit 190 * pro Q »». Zie-
gelsteine unter letzterer (irenze sind bereits sehr weich, zerreib-
lirh, jMirtr« und wussersehhickend, und sollten nur für schwach
oder ganz imlielastete Zwischenmauern verwendet werden.
2. Ungebrannte künstliche Steine und Mörtel.
a. Für Formsteine dieser Art in Ziegelformat sind vorlaufig
noch dieselben Bedingungen oder K lass ifi kaüous-( ■ i unKn beizu-
behalten, wie für die Ziegel. Die Prüfung hat genau so statt-
zufinden, wie bei diesen.
b. Zemente. Die Qualifikation der Zemente mtiss sich auf
die Festigkeit der aus ihnen hergestellten Probekörper stützen und
diese reicht auch allein aus, da alle übrigen Imstande: Feinheit
des Mahlens, spezifisches Gewicht, chemische Zusammensetzung,
auf die Festigkeit Kinfhiss üben und mit dieser in Bcrücksich-
Von den verschiedenen Festigkeitsarten muss wieder die
Druckfestigkeit, auf welche die Zemente fast ausschliefslich in
Ansprach genommen werden, allein maalsgebend sein; s
auch am sichersten bestimmt werden. Die Zugfestigkeit,
allerdings mit viel einfacheren und billigeren Apparaten gemessen
werden kann, ist nur für die Kontrolle einer Zementbefenuig, ob
dieselbe immer in gleicher Qualität geschieht, geeignet, nicht
für vergleichende Wcrthbcstitumung verschiedener Zemente.
Da der Zemeut fast nie rein, sondern in der Hegel mit Sand
vermischt in Anwendung kommt, so umss bei seiner Klassifikation
auch die Biudekraft zu Sand in Berücksichtigung gezogen werden.
Das geschieht am einfachsten, indem man die Prohekörper aus
einem Gemisch von Zement und Sand in liestimmtcm Volumen-
Verhältnis* 1:3 herstellt. Die Druckfestigkeit ist zwar von der
Beschaffenheit des Sandes, ob derselbe Geröll oder scharfer Quarz-
sand. grob- oder feinkörnig ist, wenig abhangig; um aber doch
möglichst vergleichbare Resultate zu erhalten, muss für Herstellung
der Probekörper reiner, wenn nolhig gewaschener, scharfer
Qnarzsand genommen werden, der durch ein Sieb mit <>o
Maschen pro □«•» gegangen, aber auf einem solchen mit 12")
Maschen pro , J »"> liegen geblieben ist. (S. Normen für die einheit-
liche Lieferung und Prüfung von Portland-Zement.)
Die für Knuitteluug der Druckfestigkeit herzustellenden Probe-
stücke erhalten die Würfelform von etwa 12"" Seite. Sie werden
hergestellt, indem man die gut gemengte Mischung von Zement
uud Saud mit so viel Wasser anfeuchtet, dass sie die Konsi-
stenz feuchter Gartenerde erhält und diese Masse alsdann in 3
bis 4 Portionen iu gusseiseme (»der metallene Formen einstampft,
jedesmal so lange, bis die gestampfte Masse elastisch wie Gummi
wird und sich oben mit einer feinen Schicht Wasser bedeckt.
Iii den Formen werden die Probestücke 21 Stunden erharten
gelassen, dann heraus genommen und in Wasser gelegt, wo sie
noch 27 Tage verbleiben. Gegen F.nde dieser Zeit werden zwei
gegenüber liegende Seitenflächen der Würfel durch Abschleifen
mit feinem Sand auf gchoWltcr Platte eben gelichtet, worauf die
Würfel sofort wieder ins Wasser gelegt werden. Die
derselben auf Druckfestigkeit geschieht nach Vcrfliiss d
angegebnen Krhartuiigsdauer von 4 Wochen, unmittelh
dem sie aus dem Wasser genommen worden sind. Sie werden
dabei mit den abgesiiiliff« n Flachen direkt, ohne Zwnschenlagc,
an die Druckplatte der Prttfungsntascbiue gelegt.
1) Portland-Zement Bei den Portland-Zementeu ist auch
die Bindezeit noch von wesentlichem Kinfluss auf die Festigkeit:
von schnell bindenden Zementen kann nie diesellte Festigkeit ge-
fordert werden, wie von langsam bindenden. Die Bindezeit wird
bestimmt, indem mau den reinen Zement mit Wasser zu einem
steifen, über voll uud glatt über die Kelle fliessenden Brei anmarht,
auf eine Glas- oder Metall-Platte ausgicsst, so dass er einen etwa
1,5 ,ra dicken, nach den Bändern dünn auslaufenden Kuchen
bildet. Solwtld dieser Kuchen so weit erstarrt ist, dass derselbe
einem leichten Druck mit dem Fingernagel oder mit einem Spatel
widersteht, ist der Zement als abgebunden zu betrachten. (Siehe
„Normen für die einheitliche Lieferung und Prüfung von Portland-
Zement")
Bäsch bindende Zemente werden solche mit höchstens halb-
stündiger, langsam bindende solche mit mehr als zweistündiger
Biudezeit genannt.
Die zur Bestimmung der Bindezeit angefertigten Kuchen
können auch zur Prüfung der Zemente auf Treiben benutzt wer-
den. Sie werden zu dem Kudc samnit der (ilasplatte unter Wasser
gebracht. IM rasch bindenden Zementen kann dies schon nach
';'« bis 1 Stunde, bei langsam bindenden darf es dagegen je nach
ihrer Biudezeit erst nach längerer Zeit, bis zu 24 Stunden nach
dem Anmachen, geschehen. Zeigen sich nun nach den ersten
Tagen, oder nach längerer Bcobachtimgszeit an den Kanten des
Kuchens Verkrümmungen oder Bisse, so deutet dies unzweifel-
haft Treiben des Zementes au. Solche Zemente müssen unbe-
dingt verworfen und können nicht klassifizirt
r'ür Um »am
l.lmlMMle
t •»rtt.inil Zeiii*«!!*--
Kir rutli
l.in<l«id«
Qualität [.
Minimal-Druckfestigkeit . .
Qualität II.
Minimal-Druckfestigkeit . .
Qualität III.
Minimal-Druckfestigkeit . ,
I50k proD««
110* proQ.m
75 k pro □«»
M)k pro □«*
75» pro Quo
50k □•■
2i II om an -Zern ent. Die Houianzemeute binden in der
Hegel rasch ab. Ihre Festigkeit, ebenso geprüft, wie die der
Portland- Zemente, ist bedeutend geringer als bei »Uesen.
Qualität I. Minimal-Druckfestigkeit lOkproD'».
" stigkeit 5 k pro U ""■
Qualität II.
Minimal-Dmckf
III.
ihoh
•d
d.
Als Bi
und Föhrenh
mit dem gemeinsamen Nau
Kassitikation aufgenommen
Holz.
i'itaus überwiegendem Maal'se Fichten-
Deshalb soll vorläufig nur dieses,
on .weiches Holz" bezeichnete in die
werden.
Die Art der Inanspruchnahme des
Fällen die Biegung, die auch beim
bei Pfosten, Säulen etc. mit ins Spiel
nahe, die Kassitikation des Bauholzes
Zu
Holzes ist in den meisten
Angriff auf Zcrkuiekung
kommt. Deshalb liegt es
auf seine Biegongsfestig-
Zweck werden Probestücke mit
mit qmv
ca. 12"»
keit zu
dratischem
Seite und von 1,5" Länge
sie, mit beiden Luden frei aufliegend, durch eine iu der Mitte
konzentrirte Kraft mehr und mehr durchgebogen werden. Nach
den gewöhnlichen Biegungsformeln ist hieraus die beim Bruch in
den äussersten Fasern stattfindende Hiegnngs-Spniinnng oder die
Biegungü-Festigkeit zu berechnen,
Weichos Bauholz.
Qualität I. Minimal-Biegnngsfestigkeit 450 k pro Q*".
Qualität II. .Mimmiil-Biegungsfcsiigkcit 800 k pro □ «■.
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104
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
18.
1878
Mochte es \m> geluiigen sein, im Vorstehenden die Wichtig-
keit der Errichtung m>u I' fuuu • Vnsl dien und Versuchs-Stationen
für Baumaterialien, ho wie die Zweckmäßigkeit der Einführung
einer staatlich anerkannten Klassifikation derselben, insbesondere
der Klassifikation von Kisen und .Stuhl, darzulegen und nachzu-
weisen, da>s die Grundlage zu einer solchen Klassifikation nicht
schwer zu gewinnen sein wird.
Durch das Hingehen auf die Antrage des Verbundes deut-
scher Architekten- und Ingenieur- Vereine »erden die hohen Lau-
deh-Kcgierungeu sich ein großes Veidieust nicht allein um die
Förderung des Kau- und Maschinenwesens, sondern auch um die
Förderung einer gesunden Industrie, welrhe im Stande ist, gute
Fabrikate zu erzeugen, erwerben.
München, Köln und Dresden, im Dezember 1877.
BauscWnger. A. Funk. Dr. Hartwig.
Vermischte«.
Nnmmerirung und Gewloht von Zinkblech-Sorten. Mit
Bezug auf die betr. Notiz auf S. 35 dies. Zeitg. dürfte die Be-
kanntgabe folgenden Vorfalls von Interesse sein:
Für die Bedachung einer Perronhalle war die Kindeckung
einer Hache von rot. 1 400 □>■ mit Wellzinkblech No. 12 ohne
Angabe des Gewichts verdungen worden. I >ic zur Anlieferung ge-
brachten Tafeln waren auch als Nu. 12 gestempelt, hatten aber
nur das Gewicht von 5,08 k pro Q"1.
Glattes Zinkblech No. 12 soll (couf. Deutsch. Baukalender
1878. S. 23, und sonstige Schriftenj pro [J™ 5,2 k wiegen und es
muss Wellblech derselben Nummer 5.KÜ5 schwer sein, da
bei der «blichen Wellung 100 □"' glattes Blech 8<Ou gewelltes
Blech geben. Die gelieferten Bleche hatten daher ein Minder-
gewicht von 13,4 °i. Als die Abnahme dem Lieferanten ver-
weigert wurde, erklärte derselbe, das^ Zinkbleche von der
alten No. 12 überhaupt, oder doch in schlesischen Mutten
nicht mehr gewalzt würden, und legte als Belag eine Gewiehts-
Tabelle der Schlesischen Akt.-Gesellschaft für Bergbau und Zink-
hütten-Betrieb in Breslau vom 1. oktbr. 1875 liei, inhalts deren
at. B. die nachstehenden Nummern mir die beigesetzten Gewichte
haben.
No. 10: 3,50 » No. 11: 4,00'' No. 12: 4,6*2 k No. 13: 5,1*1« *)
Obgleich die Tabelle das Datum „1. Oktober 1875- trugt,
ist es mir nicht gelungen, eine Publikation oder eine entsprechende
Bekanntmachung derselben an üblichen Orten zu linden, auch
vielseitige Krkundigungen lieferten keine Aufklärung, hIrt
Lieferanten und Klempner erklärten, dass seit einiger Zeit die
Zinkbleche überhaupt leichter ausfielen, als fniherhin. Daher
muss bis dahin, dass die genannte Aktien-Gesellschaft den Beweis
des Gegentheils erbracht hat, es als bedauerlich bezeichnet wer-
den, dass dieselbe ohne Öffentliche und den Fachkreisen in gewöhn-
licher Weise zugängliche Bekanntmachung unter dun alten Nummern
die Tabelle vom 1. Oktober 1875 in Brevmann's Baukonstruktions-
lehre abgedruckt ist, dieses Unheil nicht alwchwachen, weil dort
dieselbe ausdrucklich als Tabelle für Zinkbleche der „Vkill*
M«nlaijnr", also eines ausländischen Werkes, bezeichnet wird.
Der Vorgang lehrt, dass der auf S. 35 dies. Bl. enthaltene
Batli, dem Lieferauten von Ziukblechen weniger die Nummer
als das Gewicht vorzuschreiben, nur aufs dringendste zu em-
pfehlen ist
Königsberg, Februar 187.*. Kratz.
') l/w vriUtiucUct TtUlU »ird in ta
rLn.kalvn.ltn AufMlinir AMlrn-
t>.
Konkurrenzen.
Konkurrenz für Entwürfe zu einer neuen Friedhof-
Anlage für die jüdische Gemeinde in Berlin. Das unter
Mitwirkung des Berliner Architektenv ereins aufgestellte Programm
setxt die hei der Anlage zu erfüllenden Bedingungen klar und
vollständig aus einander. Zu entwerfen sind, aufser der allge-
meinen Disposition, ein Leichenhaus, eine Kapelle, ein Diensthaiis
und die massive Umwührung mit dem Kinfahrt&thor und der
rnrtierwnhnung: der Situationsplaii in 1 : 500, die übrigen Zeich-
nungen mit Ausnahme der des hapellenprojekts in I : 150, letztere
in 1 : 75. Die durch einen Kostenübcrschlag nachzuwebenden
Baukosten sind auf 150 000 ,Ä zu bemessen.
Als Preisrichter werden 4 Delegtrtc der jüdischen Gemeinde
die Hrn. Prof. Lazarus, Bentier .1. Meyer, Maurermstr. Frankel
und Bmstr. Landsberg, sowie 3 Delegirte des Architektenvereins,
Geh. Beg.- und Brth. Hitzig, Brth. Hude und Bmstr. Otzen
fiingireu. Die öffentliche Ausstellung soll in dem Hause des
Architektenvereins stattlinden, an dessen Sekretär die Arbeiten
bis zum 15. Mai. Abends 6 Uhr einzureichen sind. Die Preise
betragen 1500 und 000 .Ä: die Gemeinde behalt sich vor, mit
dem Verfasser derjenigen Arbeit, welche am meisten zur Aus-
führung geeignet ist, in Verbindung zu treten.
keit von den Steigungs- und Krümmungs- Verhält-
nissen der Bahn. Leipzig 1877; W. Engelmann. Pr. 2 Jt
Hartwich, Wirk], Geh. Ob.-Heg.-Bath a. Ü. etc., Bemerkungen
über den bisherigen Gang der Entwickclung des Eisenbahn-
wesens, sowie über dessen Gestaltung nach Maalsgabe der Ver-
haltnisse und Bedürfnisse; mit besonderer Kacksicht auf die
Zwecke des Vereins zur Forderung der Lokalbahnen. Berlin
1877: L. Simion. Pr. 2 .Ä
W. Hellwag, Ober- Ingenieur der Gotthardthahn, Technische
Mittheiluugeu über Eisenbahnwesen, Ingenieur-
Wissenschaft und Baukunde. 7. Heft. Mein Gutachten
über A. Thomen's „Gotthardtbahn". Bemerkungen zur Beform
dieses Unternehmens. Mit 2 litbogr. Tafeln. Zürich 1877:
Orell, Füssli 4 Co, Pr. 1,60 .//.
Kornau Abt, Die drei Kigibahucn und das Zahnrad-System.
Mit 15 Figuren-Tafeln u. graphischen Tabellen. Zürich 1877;
Orell, Fnssli A Co. Pr. 8
E. Sehrabelz, Ingenieur, Patent-Schicuenkrümmer. Neues
Werkzeug zum Krümmen und .lustircn der Eisenbahn- Schienen
für Gleise-Legungen. Mit 1 Tafel. Wien 1877; Selbstverlag.
M. Jiidell & Co. in Braunschweig , Die zentrale Signal- und
Weichenstellung mit Beschreibung des Hebel- Ap,
System Büppel - Patent Büssiug. Selbstverlag des Verf.
Fachlitteratur.
Verzeichnias der bei der Redaktion d Bl. einge-
gangenen neueren technisohen Werke. (Fortsetzung.)
Oscar Baron l.iuarini. Ingenieur, Baukosten der Eisen-
bahnen. Wien 1877; Lehmann ifc Wentzcl. Pr. 3 .//.
A. Zeleny, Oenie- Hauptmann, Der feldmüfsige Eisenbahn-
Oberbau. I nstruktiousbehelf zur Herstellung von Gleisen.
Mit 1 Figurentafel; Berlin 1877; E. S. Mittler •£ Sohn. Pr. 1 M
\V. Laiinhanll, Direktor des Hannoverschen Polytechnikums, Die
Betriebskosten der Eisenbahnen in ihrer Ahhangig-
Marrks & Balke, Betrachtungen über Anlage einer Lokal-
bahn .laUeiück-Torgelow-Kggessin-Ueckeruiüude an Stelle der
gleichnamigen Chaussee, sowie übur den Einfluss der unter
nothwendig werdenden anderweitigen Ge-
staltung des östlich anschliessenden Chausseearmes auf die
volkswirtschaftliche u. tinanzielle Rentabilität dieser Verkehrs-
strafseu-Aulage. Danzig 1877; Selbstverlag der Verfasser.
A. V. Havel, Direktor d. Aachener Polytechnikums, Kurze An-
leitung zum Projektiren von Eisenbahnen; in. 3 Fi-
guren-Tafeln. Aachen 1878; .1. A. Mayer. Pr. (> M.
H. Bartels, Eisenbahn-Bau- u. Betr.-lnspektor, Ueber einige
sog. Sekundärbahnen, insbes. Schmalspurbahnen in
Amerika; Bericht an den preul's. Handelsminister. Berlin
1878; Ernst & Korn. Pr. 1 .4/.
— Organisation der Peusylvaiiia-Eisenbahn in Amerika;
Separat-Abdruck aus der Zeits.hr. f. Bauwesen. Berlin 1878:
Ernst <i Koni. Pr. 1 .//.
H. Stlni, Staatsschreiber, St ra Isen bah neu: Einiges über deren
Konzession und Gesetzgebung. Zürich 1877 ; Orell, Fllssli & Co.
Pr. 3 .«
F. J. Baer, Direktor, Vorstand der grofsberz. Oberdirektion d.
Wasser- u. Straßenbaues, Chronik über Wasser- und
Strafsenbau im Grofsherzogthum Baden; mit Benutzung
amtlicher Quellen bearbeitet Berlin 1H7S; J.Springer. Pr. 18.//
F. Einecker, Ingenieur. Das Gotthard- Unternehmen. Eine
Zusammenstellung der wichtigsten Projekte in technischer und
finanzieller Beziehung. München 1878; Th. Ackermann. Pr. &.//.
Fr. Kreuter, Ingenieur. F, lementare Theorie des Erd drucke«
und Berechnung der Stützmauern. Mit 1 lithogr. Tafel.
Leipzig 1877: Wilh. Engelmann. Pr. 1,60 .Ä
Auszug aas dem Bericht des Ober-Ingenieurs Müller
an die Gemeindeborden der Städte Freiburg und
Neustadt über die Erstellung der Höllenthalhahn.
Freiburg LB. 187s ; Fr. Wagner. Pr. 0,90 JL
Personal -Nachrichten.
Preufsen.
Ernannt: Der Eisenbalin-ßauinspektor Lütteken
Direktions-Mitgliede der Eisenbahn-Kommission in Katibor.
Versetzt: Die Eisenbahn - Baumeister Schreinert von
Hannover nach Bremen und Doepke von Bremen nach Han-
nover. — Die Eisenbahn - Maschinenmeister Mohn von Katibor
nach Breslau, Pflug von Breslaii nach Posen, Keck von Posen
nach Katibor, Kielhorn von Stargard uach Posen.
Der Geh. Regierung«- und Baurath Pohlmann zu Breslau
tritt vom 1. April er. ab in den Kuhcsiaud: die Stelle desselben
wird nicht wieder besetzt. — Der Baurath Ark, Stadtbmstr.
a. D. zu Aachen, ist gestorben. —
Die Baumeister-Prüfung für das Bauingenieurfach haben
bestanden die Bauführer Ad. Dittrich aus Hcinrikau Kr. Brauns-
berg, Wilh. Germelmann aus Wollershausen u. Wilh. Strals-
berger aus Kassel.
Die Bauführer- Prüfung für beide Fachrichtungen haben
bestanden: Wilh. Bösensell aus Ahaus, Herrn. Held aus Berlin,
Louis Mertens aus Halle a./S., George 11 ay aus Insterburg,
Herrn. Nnack aus Gnerigk bei Drcbkau, Wilh. Gar eis ans
Deutz, Otto AI brecht aus Berlin und Keinh. Selhorst aus
Goldern.
l.f »„„ Carl B.elitl in l«.Tl.u fii die I
IL K. O. Kril.cb. L>rurk W. Htexr lloH.ack.lr
I
N«. 22.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
105
Ilbkll: Dm SValnbelfntt <Wa Arrbilabtm-VerrW aa Berlin mm 11. Min Uli,
— rtatthanl- »rid Kauer Wilkelm- (Cocherner) Tunnel — KrrdEnanit TOD Qiwl.
(Seklnaa.) — Mmbeiluna:en aue Vereinen: BailterbaLarher Verein tu .u-bra.
Bildung eine» ArrbJtektm- and In«*nie«r- Verein» tu Bremen — Architekten -Verein
» Berlin. — Vermiarhtea: Zu den Kr..rternn|ren nher dia Korrekt*«« der B*-
telcbnun*a»'l»en »«-I Ii-i bnUrlien Vaal'uniajaben- — Zur Pariaer WeJtaJaaalellniaj tan
19TR. — Aua dem Brandeatiur(tacJiau fravIailaJ-Mndta««. — TIM der prealalarheo
— Konkurrent- ii — Brief- und Pragakaatea.
Das Schinkelfest des Architekten -Vereins zu Berlin am 13. März 1878.
nter Theilnahmc von etwa 285 Personen
beding der Berliner Architekten-Verein auch
das zweite der im eigenen Hause gefeierten
Schinkelfeste in den alten, durch 33jährige
Tradition geheiligten Formen, jedoch in
demselben Geiste heiterer Unbefangenheit,
der schon im Vorjahre so wohlthuend zu
Tage getreten war. Trag doch das diesmalige Fest, bei
welchen» die sonst ergangenen Einladungen an Ehrengaste
mit Kocksicht auf den Kaum eine weitere Einschränkung
erlitten hatten, noch entschiedener das Gepräge einer Feier
im engeren Kreise des Vereins und seiner nächsten
Bundesgenossen. —
In den vorderen Sälen waren wiederum die zu den dies-
maligen Konkurrenzen eingegangenen Entwürfe ausgestellt,
wahrend der ernste Anfang, wie der fröhliche Schluss der
Feier in dem großen Hauptsaale des Hauses sich abspielten.
Mit grofsem Geschick war die festliche Dekoration des letz-
teren bewirkt worden, bei der ein machtiger Eindruck erzielt
war, ohne dass der kostbare Raum zu diesem Zwecke durch
störende Einbauten beeinträchtigt wurde. Kothe Draperien,
welche die Fenster verkleideten, bildeten an der Kockwand
des Raumes 3 grofse, von den gelben Stucksäulcn der Saal-
Architektur eingerahmte Felder. Im mittelsten dersell>en
ragte die von grünen Palmen umgebene Kolossalhuste Schinkels
über dem Rednerpult hervor, seitlich waren leicht geschwungene
Panueele angeordnet, die von je einer Viktorien - Statue be-
krönt wurden, während, im Friese derselben eingefügt, eine
Anzahl Schinkel'scher Original-Zeichnungen — 10 der schön-
sten in Tuschmanier und Federzeichnung ausgeführten idealen
landschaftlichen Kompositionen des Meisters — sich darstellten.
Die Ansprache, mit welcher der neue Vorsitzende des
Vereins. Hr. Geh. Keg.-Kth. Möller, nach einem herzlichen
Willkommen an die zahlreich erschienenen auswärtigen Vereins-
mitglieder die Feier eröffnete, gab zunächst in Dblichcr
Weise die Statistik des Vereins für das Jahr 1877.
Durch Aufnahme von 154 einheimischen und 16 aus-
wärtigen Mitgliedern hat sich der Verein bis zum Schlüsse
des abgelaufenen Jahres auf die ansehnliche Zahl von 643
einh. und 792 ausw. Mitgl. — zus. 14 35 Mitgl. — vermehrt,
so dass derselbe fast V, der in den 24 Vereinen des Ver-
bandes deutscher Arth, u. Ing. enthaltenen Gcsammt-Mitgliedcr-
zahl vertritt Ausgeschieden sind 2 bezw. 10 (zus. 12) Mitgl.,
gestorben 4 bezw. 10 (zus. 14) Mitgl. — die Hrn. Kümmritz,
Lucae, Kocholl, Schramm, sowie die Hrn. Feyerabend, Halbey,
Heimbach, König, v. Quast, Reinicke, Roth, Spannagel, Spohn
und Weidner.
Es haben 15 Haupt- und 20 gewöhnliche (zus. 35) Ver-
sammlungen statt gefunden. Die beabsichtigte Revision des
nach mehren Richtungen zu eng gewordenen Vereins- Statuts
ist Gegenstand längerer Berathungen gewesen, aber schliefs-
lich auf so lange vertagt worden, bis die neuen Verhältnisse
noch weiter sich geklärt haben. Gröfscrc Vorträge wurden
18 (von 14 Rednern) gehalten; der Besuch der Sitzungen
schwankte zwischen 54 und 270 P. nnd bclief sich im Mittel
auf 162 Mitgl. u. 9 Gäste. Erheblich stärker als früher war
die Bcthciliguiig an den 12 Exkursionen und den 2 unter
Thcilnahme der Damen veranstalteten Sommerfesten; sie be-
trug bis zu 25 1 und durchschnittlich mehr als 100 Personen.
In den Monats-Konkurrenzen wurden 29 von den gestellten
37 Aufgaben bearbeitet. Im Undbau gingeu 120 Entwürfe
auf 296 Bl. Zchng. ein, von denen 32 prämiirt wurden ; aus
dem Gebiete des Ingenicurwcsens wurden dagegen nur 8 Ent-
würfe auf 9 Bl. Zchng. eingeliefert, von denen 4 ein Andenken
erhielten. Als ein besonders erfreuliches Moment auf diesem
Gebiete der Vereinsthätigkeit sind die 11 auf Veranlassung
von ausserhalb, zum Zwecke direkter Ausführungen ein-
geleiteten Konkurrenzen zu erwähnen, die lebhafte Theilnahmc
fanden, meist befriedigende Ergebnisse lieferten und den Siegern
die ausgesetzten Preise citigetragen haben. — ■
Die Einnahmen und Ausgaben des Vereins haben die
ungewöhnliche Höhe von 57 700 M. erreicht. Da unter den
Einnahmen 25 000 M aus dem Werke „ Berlin und seine
Bautenu sich befinden, so sind ähnliche Ziffern wohl nicht
wieder zu erwarten. Der Etat für 1878 ist bei der Vereins-
auf 34 000 M. festgesetzt und betragt bei der
Hausverwaltung 57 000 M. In Betreff der letzteren gewähren
die Erfahrungen des Vorjahres — des ersten, welches der
Verein im Vollbesitz seines eigenen Heim zugebracht hat —
ein günstiges, wenn auch durchaus kein glänzendes Bild. Der
Verein hat seine Verpflichtungen pünktlich erfüllen können,
Ucbersehüsse aus der Hausverwaltung jedoch nicht erzielt,
sondern lediglich aus eigener Kraft einen Theil der auf dem
Hause lastenden Schuld getilgt. Er darf hoffen, dass es ihm
bei redlichem Streben und weiser Mäfsigung gelingen wird,
auf diesem Wege — wenn aoeh nur langsam — fort zu
schreiten und der späteren Generation ein befreites Eigen-
thum zu überliefern. —
Mit Genugthuung durfte der Redner auf die nunmehr
wohl ohne Zweifel fest gestellte Thatsacbe hinweisen, dass mit
dem Hause des Architcktonvereins ein Bedürfniss — nicht
nur für diesen selbst, sondern für weitere Kreise — Erfüllung
gefunden hat Sind doch der Gesuche um Ueherlassung
seiner Räume so viele, dass es zuweilen schwor fällt, dem
Vereine selbst sein bescheidenes Plätzchen zu reserviren.
Weite Gebiete neuen Wirkens sind mit dem Hause uns er-
schlossen oder vielmehr wieder erschlossen worden. Jenes
Streben und Ringen nach Neubelebung der Kunst im Hand-
werk, das seit einem VierteUahrhundert durch die tonan-
gebenden Kulturvölker Europas geht und in unserem Staate
später als anderweit die Unterstatzung der Regierung gefun-
den hat ■»- es war dereinst, lange bevor England zur Hebung
der Kunstgewerbe sich anschickte, hier schon heimisch und
fand in Schinkel seinen Mittelpunkt Wein sollte es mehr
zukommen, die wenigen, noch nicht völlig abgerissenen aber
gelockerten Fäden, die uns mit jener Periode verbinden,
wieder fester zu knüpfen und die Versäumnisse einer langen
Zwischenzeit gut zu machen, als dem Architektenverein , der
Genossenschaft derjenigen Künstler, welche als die ge-
borenen
Das ist die
Bauausstellung, welcher ein so wesentlicher Theil des
Vereinshauses gewidmet ist. Wenn wir ihre Begründung als
ein Vorgehen im Geiste Schinkel's betrachten dürfen, so
können wir der Entwickclung uns freuen, die dieses im
Bunde des Vereins mit nahe stehenden Kreisen, unter selb-
ständiger Verwaltung, organisirtc Unternehmen genommen hat.
Den Dank, welchen der Verein hierfür an den unermüdlichen
Eifer der leitenden Männer zu zollen hat, richtete der Red-
ner mit warmen Worten insbesondere an „den Thätigsten der
Thaiigcn", Hrn. Fritz Kühnemann. Auch der Staatsre-
gierung, welche durch den Erlass zweier, für den Rahmen
der Bau-Ausstellung bestimmter und von schönem Erfolg ge-
krönter kunstgewerblicher Konkurrenzen das Unternehmen
gefördert hat, wurde der Dank des Vereins dargebracht
In engem Zusammenhange mit der Bauausstellung stand
die im Hause des Vereins veranstaltete kunstgewerbliche
Weihnachtsmesse, die — in den Kreisen des Gewerbe-
Museums geplant nnd durch das lebhafte Interesse der Re-
gierung unterstützt — ihren über alles Erwarten günstigen
Verlauf gewiss zum grofsen Tbeile dem Umstände verdankt
dass sie in ihrer Vereinigung mit der ßauausstellung einen
natürlichen und gesunden Boden fand. Bekanntlich wird eine
Wiederholung derselben in gröfscrem Umfange beabsichtigt und
es steht zu hoffen, dass die längere Vorbereitungszeit und die
günstiger werdende Weltlage einen noch gesteigerten Erfolg
zeitigen werden. —
Auch des Baumarkts und seiner ersprießlichen Wirk-
samkeit gedachte der Redner, nicht ohne auch an dieser
Stelle die schon anderweit ausgesprochene Mahnung zu wieder-
holen, dass die Mitglieder des Vereins die scheinbare Unbe-
quemlichkeit, welche ihnen der Besuch des Baumarkts auf-
erlegt, nicht scheuen möchten, um eine Institution zu stützen,
deren Nützlichkeit wohl aufscr Frage steht und die — wenn
sie in Folge jener allseitigen Thcilnahme erst weiter sich
entwickelt — durch Zeitgewinn im persönlichen Verkehr jenes
kleine vorläufige Opfer reichlich lohnen wird. —
Nach einem kurzen Hinweise auf den Aufschwung des
geselligen Verkehrs unter den Mitgliedern — eines statuten-
mäfsigen Zweckes für unsern Verein, der durch den Besitz
des Hauses in erfreulicher Weise gefordert worden ist —
Digitized by Google
106
wurde endlich noch der Arbeit des Architekten- Vereins inner'
halb eines gröfseren Ganzen, des Verbandes deutscher Arch.-
u. Ing.-V., Erwähnung gethan. Die wohlwollende Aufmerk-
samkeit, welche die prcul&ischcn Staatsbehörden, denen dos
in mehren Denkschriften niedergelegte Ergebui&s der Verbands-
thätigkeit durch unsern Verein vermittelt worden ist, diesen
Vorlagen entgegen gebracht haben, berechtigt zu der Erwar-
tung, dass das im Verbände verwirklichte Streben nicht un-
fruchtbar bleiben werde. —
Die Uebergabe der von Seiten des Architektenvereins
an die Sieger in den diesmaligen Schinkelfest-Konkurrenzen,
Hrn. Kieschke und Havestadt, sowie an die diesen
zunächst stehenden Bewerber, Hrn. Salz mann und Röhns,
verliehenen Schinkel-Medaillen erfolgte in Vertretung des Hrn.
Ilaiulclsministcrs durch Hrn. Ober- Haudirektor Schneider.
Mit dem Danke an die Konkurrenten verband derselbe einen
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
:
16. Märr. 187S
persönlichen Glückwunsch. Er
die Sieger darauf hin,
dass sie der durch den Reisepreis erleichterten Erweiterung
ihrer Studien mit dem Bewusstsein obliegen könnten, dereinst
im Vaterlande auch jene Gelegenheit zur Entfaltung ihrer
Kraft zu linden, welche die altere Generation so schmerzlich
entbehren musste. Die gesteigerten Anforderungen der i
wart, die Verhältnisse des einigen, in Macht und Gröfse da-
stehenden deutschen Reiches bieten für Architekten und Inge-
nieure eine Fülle von Aufgaben dar. Möchte es den mit dem
ersten Erfolge Iwlohnten jungen Fachgenosscn vergönnt sein,
einen reichen Aut heil daran zu gewinnen, und möchte ihnen
noch oft ilie I'almc des Sieges zu Theil werden. —
Im Namen des Vereins dankte auch der Hr. Vorsitzende
nochmals den Konkurrenten und spendete ihnen mit herz-
lichem Händedrucke seinen Glückwunsch. Den versammelten
Festgenossen aber rief er die Bitte und Mahnung zn,
dass das vielgliedrige Bild der Vercinstbätigkeit , welches
ihnen vorgeführt sei, sie anspornen möge zu allseitiger
Anstrengung ■ - dass auch diejenigen Mitglieder, welche sonst
den Versammlungen nur gelten beiwohnen, an der Arbeit des
Vereins wieder theilnehmen möchten. Dann, aber auch nur
ilann, werde es gelingen, das Errungene fest zu halten und
weiter vorwärts zu schreiten im Sinne und zu Ehren des
Meisters, den wir alljährlich an dieser Stätte feiern! —
Zu der Festrede des Abends ergriff hierauf Hr. Bau-
meister Otzen das Wort.
Gotthard- und Kaiser-Wilhelm- (Cochemer) Tunnel.
Die Entgegnung, welche meine in No. 3 er. d. Bl. gemachte
Mittheilung über die Vollendung und dpn Kau deB Kaiser -Wil-
helm-Tunnels in No. 12 dieg. Bl. gefunden hat, veranlasst mich
zu folgender Erwiederung.
Es wird von mir zunächst der Ausspruch des Hrn. Tunnel-
bau-Inspektors Kaufmann, .das» es überhaupt von vorn herein
als unstatthaft bezeichnet werden dürfe, ohne weiteres aus den
mit einer Baumethode erzielten Fortschritten auf die Vortreffiich-
keit dieser Methode schliefen zu wollen, und dass es noch weniger
zulässig sei, auf flnind derselben nur so obenhin auszusprechen,
dass eine Methode vor einer anderen den Vorzug verdiene," als
vollständig richtig anerkannt. Dieser Ausspruch i*t jedoch un-
zutreffend in Bezug auf den Inhalt meiuer Mitteilung und er-
scheint daher nicht recht tnotivirt, da ich nur unter Bezugnahme
auf die erzielten günstigen Resultate den regelmäßigen
und das Leben der Arbeiter sichernden Betrieb im
Kaiser- Wilhelm-Tunnel gegenüber den Unregelmäßig-
keiten und Unfällen beim Gotthard • Tunnel hervor
gehoben und auf Grund dieser Hinweise meine Ansicht aus-
gesprochen habe.
Obwohl nun Hr. Kauffmann so lebhaft dagegen prolestirt,
dass lediglich die Fortschritte bei Reurtheilung einer Raumethnde
als maaßgebende Faktoren in Rechnung gestellt werden, stutzt
er selbst in seiner Entgegnung sich lediglich auf die in letzter
Zeit im Gotthard-Tunnel erzielten Fortschritte und fuhrt zur Ver-
teidigung des Firststollen-Betriebes an, dass die dort im sieben-
ten Baujahr erreichten Resultate die im vierten Baujahr im
Kaiser -Wilhelm -Tunnel erzielten Fortschritte übertrafen. Dass
diese Entgegnung nicht sehr beredt für den Firststollen-Bctrieb
spricht, tritt besonders hervor, wenn man die in den verschie-
denen Baujahren im Kaiser- Wilhelm-Tunnel erzielteu Leistungen
vergleicht Es wurden bei demselben im ersten Baujahre (1874)
noch keine Vollausbruchs- und Mauer- Arbeiten ausgeführt und
erst Anfangs 1878 wurden diese Arbeiten in Angritt' genommen
und hergestellt Es sind dann aber:
im Jahre 1H76 = K45 « Vollauabruch und 798 ■» Mauenmg,
187« 1406" , 1444"
1877 - 213(3» 2136 ■ „ »)
Es dürften diesen Zahlen gegenüber die im 7. Baujahr beim
Gotthard-Tunnel erzielten Fortschritte relativ doch wohl weniger
hervorragend erscheinen und niemand für den Firststollen-Betrieb
einnehmen, selbst denjenigen nicht, der gern bereit sein möchte,
an die bedingungsweise in Aussicht gestellte Steigerung der
Leistung bis zu 50 \ zu glauben.
Hr. Kauffmann scheint nun der Ansicht zu sein, dass beim
hiesigen „in Begie und auf Staatskosten" gebauten Tunnel der
pekuniären Frage keine so große Aufmerksamkeit geschenkt sei,
als beim St. Gotthard-Tunnel, wo der Unternehmer „begreiflicher
Weise in erster Linie seine Oekonomie ins Auge zu fassen habe."
Darauf kann erwiednrt werden, dass beim Kaiser- Wilhelm-Tunnel
in erster Linie allerdings für die Sicherung Ton Menschenleben und
für einen regulären Betrieb Sorge getragen worden ist, dann aber,
soweit diese Gesichtspunkte es zuließen, der pekuniären Frage
die größte Aufmerksamkeit geschenkt wurde und uiemals — wie
bereits in No. 3 dies. Bl. bemerkt — die Arbeiten mit Geldopfern
•) Mi ]
Zahkn rn1*pr<<hrn <l« DinTBvbnitMrimiw Mr. Böirfct K" J).
Ferdinand von Quast.
So hat Q. im Laufe der Jahrzehnte, im Anschluss an
Dienstreisen, ganz Mittel - Europa, in vielen Theilen wiederholt
bereist und durchforscht tind ist grade durch den wiederholten
Vergleich der Monumente unter einander zu den wichtigsten
wissenschaftlichen Resultaten gelangt Wohl wenige seiner Fach-
genosscn haben so viele Deukmäler gesehen wie y. und wohl
keiner von ihnen hat eine gröfsere Anzahl derselben so gründlich
untci-sucht wie er, der stets mit dem Notizbuch in der Hand,
schreibend und zeichnend umherzog, dem keine Reise zu stra-
paziös, kein Winkel zu eng und schmutzig, keine Leiter zu hoch
war, wo es galt, eine baugeschichtliche Frage zu erforschen.
Dabei unterstützte ihn ein bewunderungswürdiges Gcdachtniss.
Alles was er jemals gesehen oder gelesen, hatte er gegenwartig
und stets wusstc er es in wohlgeordneter Rede klar 'darzulegen
und auch andere dafür zu interessiren. Dabei war er in liberal-
ster Weise mitlheilsam, hielt mit seinen Entdeckungen nie bis
zur Publikation durch den Druck nirtick, sondern theilte sie frei-
gebig in stets überraschender Fülle in öffentlichen Vortragen oder
Privatgespräehen mit Neben seiner umfangreichen, an den kost-
barsten und seltensten Kupferwerken reichen Bibliothek besafs er
in seinem großen, mit Kunstwerken reich geschmückten, malerischen
Arbeitszimmer zu Radensieben eine grolse Anzahl Mappen, in
welchen, nach Landern und Provinzen geordnet, die auf die ver-
schiedenen Monumente bezüglichen Kupferstiche, Lithographien,
Photographien, eigenen lland/eii Inningen und Pausen nach frem-
den Zeichnungen (welche amtlich in großer Zahl ihm zur Kennt-
nissnahme oder Begutachtung zugingen) gesammelt waren, so
dass er seinem Gedächtnis* auch durch die Anschauung nach-
zuhelfen stets in der Lage war.
Bei seinen Untersuchungen ging Q. stets darauf aus, die ( ! e -
schiebte jedes einzelnen, nur selten einheitlich durchgeführten,
im Laute der Jahrhunderte meist vielfach veränderten Bauwerks
an der Hand der architektonischen Formen und unter Berück-
sichtigung der etwa vorhandenen Inschriften und archivalischen
Nachrichten, die er mit Eifer aufsuchte, zu erforschen und die
Wechselwirkung der verschiedenen bedeutenden Bauwerke auf
einander fest zu stellen. Es ist Q.'s Verdienst diese Methode
zuerst angewendet und umgebildet zu haben! Später ist sie die
allgemein gültige geworden.
Trotz des ungeheuren Materiala, über welches Q. gebot, ist
die Zahl seiner zum Abschluss gelangten wissenschaftlichen
Arbeiten vcrhältnissmäßig nicht groß. Er hatte eben zu viel
Material, das er bearbeiten wollte, und wurde deshalb nur selten
damit fertig. Seine Notizbücher enthalten einen reichen Schatz
an meist wenig bekannten Daten kunstgeschichtlichen Inhalts,
welcher jedoch für einen Anderen, der nicht eine gleich um-
fassende Kenntnis* der Denkmäler besitzt schwer zu heben sein
dürfte. Ein Verzeichnis« seiner auf das Mittelalter he/Ji^lichen
größeren Arbeiten hat W. Lötz im zweiten Bande seiner „Stati-
stik der deutschen Kunst" gegeben. Q. beabsichtigte in den letzten
Jahren seines Lebens - und er hatte die Vorarbeiten dazu be-
reits getroffen — seine in sehr verschiedenen Zeitschriften ge-
druckten Abhandlungen gesammelt heraus zn geben, doch ist
sein Projekt bis jetzt leider nicht zur Ausführung gekommen.
Bei seinem großen Fleißc und seiner hohen Begabung hätte Q.
auf dem Gebiete der Archäologie noch unendlich viel mehr
leisten können, als er schon geleistet hat, wenn seine Thätigkeit
und sein Interesse sich nicht auch noch auf die Theologie, zu
welcher er besondere durch seineu Schwager, Prof. Heugstenberg,
stets in naher Beziehung blieb, auf die Militair- Wissenschaft —
seine Söhne waren Offiziere — auf die Politik und auf die Laud-
wirthsrhaft erstreckt hätten und wenn er nicht auch noch künst-
lerisch vielfach thätig gewesen wäre.
Dass Q. auch politisch streng konservativ und der treueste
Anhänger seines Königshauses war, bedarf kaum ausdrücklicher
Erwähnung.
In seinem Amte hatte Q. sehr viel Arbeit (ohne jede Bei-
Digitized by GoogU
N«. 22.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
107
forcirt worden sind. Letztere Thatsache geht schon aus Nach-
stehendem hervor:
Im November 1876, als der Ran »ich hereits im regulären
Retriebe befand, die verschiedenen Arbeiten sich also in kon-
stanter Reihenfolge schabloiiemnäßig wiederholten, wurde der Voll-
ausbrach und die Mauerung im Wege der öffentlichen Sub-
mission vergeben; aber es bewirkte die Verwaltung den Sohl-
stollen-Betrieb, die Lieferung sämmtlicber Materialien, die Stellung
der Forderwagen, Lokomotiven etc. in Repe. In den Sub-
missions • Bedingungen wurde zur Erzielung möglichst niedriger
Preise und mit Rücksicht darauf, dass die Verhaltnisse eine Kor-
cining der Arbeiten nicht erforderlich machten, für jede Seite
eine Mouahdeitiing von nur 05 ™ Vollausbmch und Mauerung
stipulirt. Die Unternehmer haben jedoch, ohne jede Einwirkung
seitens der Verwaltung, durchschnittlich W)m Vollausbruch und
Mauerung hergestellt und die Leistung ausnahmsweise sogar bb
124 ™ (Monat Juni, Südseite! gesteigert, waren aber — ihre
Oekonomie gewiss nicht aus den Augen lassend — gem bereit
gewesen, für eine mäßige Prämie ihre Leistungen bis zu l&O™
auf jeder Seite, also zu einer MonaUleistung von 3<X>m fertigen
Tunnels zu forciren.
I>ass eine erhebliche Steigerung ohne Geldopfer sehr wohl
ausfahrbar war, gebt daraus hervor — und dieser Punkt ist bei
Rcurtheihing der thatsäch liehen Leistungen nicht aufscr Acht zu
lassen dass zur Ennöglichung einer genauen Kontrule l>ei
einem verhältnissraäßig geringen Beamten - Personal, im hiesigen
Tunnel die Mauerarbeiten nur wiihrend der Tagesschichten
— mit Ausnahme der Dnickstrecken — ausgeführt worden sind,
wahrend im Gotthard -Tunnel auch in den Nachtschichten ge-
mauert wird. Es ist femer zu brachten, dass von Hm. Kauf-
mann der 14 bis 10 kb"> pro m d. Lange enthaltenden vollständigen
Ausmauerung des hiesigen Tunnels das nur etwa 0 bis 7 kb"'
enthaltende Gewölbe-Mauerwerk des Gotthard-Tunnels gegenüber
gestellt wird.
Die l>eitn hiesigen Sohlstollen-Retriehe erreichten und noch
bedeutend steigerungsfähig gewesenen Resultate beweisen, was
die Förderung durch einen geräumigen Sohlstollen auf einem
in seiner Lage beständig verbleibenden Gleis und mit
Förderwagen zu leisten im Stande ist; sie beweisen im
speziellen, dass die — prinzipiell äußerst wichtige — Behauptung
des Hrn. Katiffmann: „Derartige Leistungen können beim Sohl-
gtolleu-Betriebo absolut nie erreicht werden, da auf 2 Gleisen, wie
sie heim Firststollen - Betriebe bestehen, selbstverständlich mehr
gefördert werden kann als auf 1 Gleis, auf das man beim Sohl-
stollen-Betriebe beschrankt ist, auf einem Irrthum beruht" ; sie be-
weisen aber auch ferner, dass es wie andererseits vielfach
vorgeschlagen — absolut unnüthig ist, im Sohlstollen zwei Gleise
anzulegen.*; Es ist der zu bewirkende Transport, selbst bei
einer Leistung von ISO» für jede Seite, immerhin kein groß-
artiger zu nennen, wenn nnr ein gutes Gleise, entsprechende
Förderwagen und die durchaus nöthige Ordnung und Regelm:ifsig-
keit nicht fehlen. Diesen Redingungen aber kann beim Sohl-
stollen-Betriebe im vollsten Maafse Genüge geschehen. Das schon
ftlr das Auffahren des Sohlstollens herzustellende Fördergleis
') Orgm »Ine S'iil.H.t» Fünlertiahn im 8abUlall«n
«Vbtlize (inlnde, di* liier •ufruviblen fu m*H
(ebenso die Rohrleitung ete.) bleibt bis zar Fertigstellung <
liehen Arbeiten in seiner ursprünglichen Lage und bildet —
möglichst exakt hergestellt — eine sehr vollkommene Verkehrs-
straße; die Wagen brauchen keine steilen Rampen und engen
Kurven zu passiren, können also möglichst kraftig nnd geräumig
sein; die sammtlichen Arbeiten (mit Ausnahme des Siollenbe-
triebes) sind auf eine Tunnelstrecke von 4<X) bis höchstens 5« Kl ">
konzentrirt und es ist also Uebersichtlichkeit möglich, daher Ord-
nung und Regelmäßigkeit vorhanden.
Im Gotthard- Tunnel ist die Operations - Linie über 2O0O ™
lang und es stören Förderung und fast s*mmtliche Arbeiten sich
gegenseitig, wahrend beim Sohlstollen-Betriebe die Forderung
durch die bedeutend ins Gewicht fallende Herstellung des Ober-
prolils und durch die Mauerarbeiten gar keine Beeinträchtigung
erfährt bezw. auf diese ausübt Es sind die beim Firststollen-
Retriebe in so hohem Maafse sich einstellenden Störungen ni<-ht
weg zu leugnen und es werden dieselben auch in den offiziellen
Rerichten (z. B. im 5. Geschäftsbericht über die Gotthardbahn,
umfassend das Jahr 1876, S. 36) offen eingestanden und beklagt.
Diesen komplizirten und gefahrlichen Tran
ist wohl zum großen Theil die seitherige, wie i
geringe und äußerst unregelmäßige Leistung im Gotthard-Tunnel
zuzuschreiben, und es ist auch einigermaafsen erklärlich, dass
Hr. Katiffmann, nachdem man sich 6 bis 7 Jahre lang mit
diesen Hindernissen abgequält hat, von der mittlerweile gesam-
melten Summe der Erfahrungen, die heute — nach 7 Jahren
einem mit 8 Jahren Bauzeit veranschlagten Tunnelbau —
den Ingenieuren, Aufsehern nnd dem Arbeiterkern
der Unternehmung zur Seite stehen, begsere Resultate
erwartet Wie aber bei einem solrben unregelmäßigen Betriebe
der Unternehmer der Ansicht sein kann, in erster Linie seine Oeko-
nomie im Auge zu haben, ist nicht wohl erfindlich. — Reim
Sohlstollen-Betrielie ist eine solche Klarheit in dem ganzen Ar-
beits-Vorgange vorhanden, dass jeder Betheiligte schon nach
wenigen Tagen die Summe von Erfahrungen vollständig besitzt,
deren er bedarf, um an seiner Stelle erfolgreich mitzuwirken.
Diejenigen Behauptungen des Hrn. Kauffmann, welche zeigen
sollen, dass beim Gotthard-Tunnel mit ungünstigeren Verhält-
nissen gekämpft werden musste als beim hiesigen, dass ein Ver-
gleich zwischen den in Rede befindlichen Tunneln also nur be-
dingungsweise zulässig sei, übergehe ich heute, weil die bete
Angaben zum Theil — soweit sie sich auf den hiesigen Tunnel
beziehen — auf Irrthümern beruhen, ferner aber deshalb, weil
sie bei Untersuchung der vorliegenden Frage irrelevant sind,
und endlich, weil hierüber in einer demnächst erscheinenden
gröfseren Abhandlung über den Rau des Kaiser-Wilhelm-Tunnels
das Erforderliche mitgetheilt werden wird.
Auf drei andere, von Hm. Kauffmann besonders hervor ge-
hobene Punkte muss ich ihrer Wichtigkeit wegen jedoch hier noch
kurz eingehen, nämlich ai auf die höbe Temperatur im Gotthard-
Tunnel, b) auf die uiivermuthet angetroffenen Druckstrecken und
cl auf die so häutigen, nichts desto weniger aber „unvermutheten"
Ablösungen von Felsblöcken aus der Decke.
Die sehr hohe Tem|>eratur bildet gewiss eineu grofsen Uebel-
stand und beeintrArhtigt , im Verein mit der schlechten Luft die
durch staguirendes, sumpfiges Wasser auf der Sohle des Stollens
noch verschlechtert wird, nicht allein die Leistungsfähigkeit, sondern
hülfe!), denn er nahm die Sache sehr emst. Die Erhaltung
der historischen Denkmäler war ihm eine Herzensangelegenheit
Er verband mit seiner umfassenden und gründlichen Kenntniss
der Kimstdenkmäler eine Anderen kaum begreifliche Kenntniss der
politischen und kirchlichen Spezialgeschichte der verschiedensten
Gegenden und Städte und beherrschte mit vollkommener Freiheit
alle historischen Hnlfswissenschaften. Und weil er eben mehr
vou den einzelnen Denkmälern wusste. als die meisten anderen
Menschen , so hatte er ein bei weitem gröfseres Interesse daran,
als selbst Jene, welche mit diesen Denkmälern in täglichem Um-
gang standen. Er kannte die Redeutuug aller einzelnen Theile
und die historische Beziehung derselben unter einander und
wusste selbst die kleinsten, scheinbar unbedeutenden Theile in
ihrer wahren Bedeutung zu erkennen. Daher sein Interesse da-
ran, daher die große Werthschätzung, welche er den historischen
Denkmälern zutheilte: daher endlich sein eifriges Bestreben, sie
in dein üt>crlicferten Zustande zu erhalten, und sein Widerstreben
gegen jede Modernisirung, welche er stets nur für eine Minderung
des Werthes dersellien ansehen konnte, oder gar gegen eine theil-
weise Zerstörung derselben.
Aber Q. fand wenig Beifall und Unterstützung in seinen
Bestrebungen. Die Meisten verstanden ihn nicht; er war elten
seiner Zeit voran. Anfangs hatte er einen Hinterhalt an dem für
Kunst und Alterthum begeisterten König Friedrich Wilhelm VI.;
später stand er amtlich ganz itolirt. So konnte er vielfach mit seinen
wohl begründeten Ansichten und Vorschlägen, denen ein lebhaftes
Drängen zahlreicher Männer, welche angeblich der Freiheit und
dem Fortschritt huldigten, gegenüber stand, nicht durchdringen
und musste oft den Schmerz erleben, die besten und wichtigsten
Denkmäler verfallen oder gar zerstören zu sehen. Deshalb machte
ihn sein Amt, besonders in der letzten Zeit, auch wenig Freude.
Seit dreißig Jahren arbeitete Q. au der Herstellung eines voll-
ständigen Inventars der Kunstdenkmaler Preußens — wie leicht
einzusehen, ein wichtiges Hülßmittel für Erhaltung der Denkmäler
— aber es fehlte der Regierang stets au „Mitteln" zur Her-
Auf Q 'g Vorschlag
seiner amtlichen Thätigkeit Fragebogen, zunächst probeweise in
den Regierungsbezirken Königsberg und Münster, vertheilt und
von den Organen der Regierung beantwortet Pfarrer Otte hatte
zur Erleichterung drtr Beantwortungen ein kleines Büchelchen
zur Erläuterung der Fragen geschrieben. Die Beantwortungen
gingen zahlreich ein; das gesammte Material wurde an Pfarrer
Otte und Prof. Lobke zur Bearbeitung übergeben, liegt aber
nun seit Jahrzehnten in den Archiven, ohne dass ein Resultat zu
Stande gekommen wäre.*)
In Betreff der Restauration der Bau-Denkmäler hielt Q., ent-
gegen der von vielen Seiten beliebten, sogenannten Puritikation
der Denkmäler, welche zu großem Vandalismus führt und ihren
Zweck doch niemals erreicht, streng an dem Grundsatz fest, dass
das Gebäude in seiner Gesammt - Erscheinung als historisch
gewordenes Baudenkmal erhalten und vor weiterem Ver-
falle geschützt werden müsse, dass also Gebäudetheile und Monu-
aller Perioden, wenn sie nur irgendwie künstlerisch oder
von Werth sind, gleich zu achten und neben
n sind. Nur wo ein Konflikt zwischen dem
Aelteren
und Neueren eintritt, d. h. wo z. B. ein jüngerer Bantlieil einen
älteren verdeckt, soll die Kritik eintreten und entscheiden, welchem
von beiden Theilen, als dem werthvolleren der Vorzug gebührt.
Durcbans zu beseitigen ist nur das absolut und in jeder Be-
ziehung Schlechte und Fehlerhafte oder gänzlich Werthlose. Die
Au .hessemngen sollen auf das geringste Maaß, auf da* Not-
wendige, soweit es durch die Sicherheit des Gebäudes und die
•) Spfclcr unternahm Hr. W. Urti nuf riB'Tie Ilurvl dl» IL r-Hllmis »in« «-|. h«i
InTTitAr». «»Irin» nnlrr dem Til»! .Suli.li» nVr IVnU.-rwn Kunrt- «eilruekt «a>
•rhe-n-n itt: »In «Utn-j. «Vrllut». h.« Ixt vmlinMtraliri iiik! iiäulkbe. W-rk, «elr
litt. i>'<elflrb dir Verfas—r nr.ter B-nn k>i-bli|ruiuj Art il ' iiuinri ~ hf Ii
liuirmnlttrl (im riwliwn Privatmann»« He«al>denin«wÜTiU*» g»lei«t»< hat.
UiiU» nlrht <, i.uff.tKl lat Km mmtertültl«»* liirrnur d»» IUKifnlii«»lH iiri« K
b*art>»iu-t*u und nubiiilrten, aaf V»ra.tila*»uiM4 tU* Olwriiriui>t»cit«o vimi Untier, rn
im Jahr» IST» Ranralb rrm IMm - Rolfeterr und Hr. Willi l.ol». «klw .ta«
»piter die Htatl.uk von El» as-tfl<Vfi«ni l«*r»»1lrl >,m lYut. K'nu-, «rMgt
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108
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
Iß. lf*rz 1878
auch die Gesundheit der, Arbeiter. Bei der außerordentlichen
Ausdehnung des Operationsfeldes wird eine kraftige Ventilation
allerdings schwierig sein. Eine solche würde inde&s erreicht
werden können, wenn, wie beim Sohlstollen -Betriebe, die ver-
schiedene» Arbeitsstellen, mit Ausnahme der Stollenörter, auf einer
Strecke von etwa 500 ■ vereinigt wären. Bei einem solchen Be-
triebe würde schon in Folge des L'mstandes, dass fast Oberall mit
Maschinen gearbeitet wird (ein Umstand, der für alle zu Gunsten
des Gotthard -Tunnels aufgezahlten Schwierigkeiten wohl ein
Aequivalent bieten dürfte), auf der vcrhältnissniaßig kunen Strecke,
also in einem verhältnissmäßig kleinen Baum so viel gute Luft
ausströmen, dass die Temperatur erheblich sinken müsste und die
Luft erheblich verbessert würde. Darnach dürfte auch die bei
Tunneln so wichtige Ventilations-Frage, welche oft tu Un-
des Sohlstollen-Betriebes betont wird, vielmehr zu dessen
iten tu beantworten sein.
Was die Druckstellen anbetrifft, so scheint Hr. Kaufmann
zuzugeben, dass sur Bewältigung der „linvermutbet" angetroffenen
Schwierigkeiten die durch den Firststollen-Betrieb bedingte Bau-
methode nicht sehr geeignet sei. Zu dieser Krkenntniss dürfte
wohl jeder gekommen sein, der im Laufe des Sommers 1477 im
Gotthard-Tunnel die Arbeitsstelle bei Stat 2 800 in Augensebein
genommen bat Es war in dem zersetzten Gneis von der Höhe
des Bogenortes das volle Profil auf einer kurzen Strecke bis auf
die Tunnelsohle abgeteuft, die mangelhafte Verzimmerung ver-
drückt und verschoben, die Sohle durch das selbstverständlich sich
dort sammelnde, des natürlichen Abflusses entbehrende Wasser
aufgeweicht — kurz ein Bild, welches unwillkürlich demjenigen
Besorgniss einflößte, der seinen Weg bis vor Stollenort fortsetzte,
wissend, dass der in seinem Bücken befindliche Bau ihm tief im
Innern des Berges den Rückweg versperren könnte.
Die Arbeiten schienen an dieser Stelle eingestellt zu sein
vielleicht weil der Unternehmung noch die „Summ« von Erfah-
fehlte, deren sie gewiss bedurfte, um in erster Linie ihre
ins Auge fassend — diejenigen Schwierigkeiten zu
die beim hiesigen Tunnel auf den beiden 85 bezw.
65» langen, sehr schwierigen Druckstellen mit größter Sicher-
heit und Begelmafsigkeit
sind*).
Wenn
gesagt wird,
Iii K"J!i*"n ,^UW"'a,," d" hl*r K"°,"""hl""n B.<jm»tbo.J-
von
blähendem, zersetzten Gneis vermuthet habe, ebenso wenig als
das Auftreten von losem zersetzten Gneis, wie er auf der Südseite
seit 3 Monaten ansteht, so muss es doch als eine sehr gewagte
Voraussetzung bezeichnet werden, bei der Wahl eines Bausystems
für einen Tunnel von 15 000 m Länge durchweg stamlfsthige*
Gebirge anzunehmen. Die häufigen, aber dennoch „unver-
mutheten" Ablösungen von Felsblöcken etc., die den Betrieb so
oft gestört und Menschenleben gefordert haben, sind ebenfalls
direkte Folgen des Firststollen-Betriebes. Bei der durch diesen
bedingten Baumethode würden ungeheuere
werden, wenn man (was beim Sohlstollen
billig möglich ist) die aufgeschlossenen E
so leicht und
ist) die aufgeschlossenen Baustrecken ganz ver-
wollte, abgesehen davon, dass ein regelmäßiges Zimme-
rungs-System schwer durchführbar ist und die Hölzer wegen der
langen Zeit, bis die Mauerung die Zimmerung ersetzt, stockig
werden und ihren Zweck nicht mehr erfüllen. Bei dem geregelten
Sohlstollen-Betriebe, wo an jeder Arbeitsstelle Firststollen, Bogen-
orte, Schwellenvorhruch, Vollausbruch und Mauerung in konstanten
Zeitabschnitten und rasch sich folgen, findet das an der einen
Stelle frei werdende Hobt an der anderen Stelle sofort wieder Ver-
wendung und es ist auf diese Weise eine Sicherung des Betriebes
mit möglichst geringen Kosten ausführbar.
Beim Bau des Kaiser- Wilhelm-Tunnels, wo seihst in der
härtesten Grauwacke das Herausfallen einzelner Steine aus der
nicht unterstützten Decke zu befürchten stand, sind sämmtlichc
nur irgend wie verdichtige Strecken mehr oder weniger stark
verzimmert worden und es ist dort kein Menschenleben durch
unvermuthete Ablösungen von Felsblöcken verloren gegangen
oder auch nur gefährdet worden; ebenso gilt dies von der
Förderung. Die" Unglücks-Statistik des Gotthard • Tunnels aber
dürfte dereinst ein System verurtheilen helfen, welches so viele
Opfer fordert. Ein solches System würde beispielsweise in
Preußen, wo eine geregelte Rechtepflege jeden Unglücksfall bis
ins kleinste verfolgt und wo das Wort „unvermuthet" — zumal
im Wiederholungsfalle -- vor Gerichten selten Gnade findet, von
keiner Verwaltungsbehörde geduldet werden.
Ich habe in Vorstehendem die Frage, weshalb — bezw. in
welchen Fällen — der Sohlstollen-Betrieb vor dem Firststollen-Be-
triebe den Vorzug verdiene, keineswegs erschöpfend behandelt,
vielmehr mich darauf beschränkt, nur diejenigen Punkte kurz tu
berühren, welche Hr. Kaufmann besonders hervor zu heben sich
veranlasst gesehen hat.
Cochem, 20. Februar 1878.
Lengeling.
Bauteohnischer Verein zu Aachen. Versammlung
am 18. Januar 1878. Anwesend 30 Mitglieder. Der Vor-
sitzende, Hr. Heinzerling, erläutert die Resultate der Berathnng
der in Köln gewählten Kommission Ober die beabsichtigte Ver-
bindung des hiesigen mit dem Niederrheinisch - Westfälischen
' eilt die Anschluss-Bedingungen zur Diskussion. Nach
e, in welcher versucht- wird, die größere
gewährten, und die
günstige Art der ~
nelvereine ihren Zweigvereinen
ie, für den hiesigen Verein un-
in Köln und in Aachen geltend
zu machen, gelangt der Kommissions- Vorschlag en bloc mit 17
gegen 13 Stimmen zur Annahme. Die ßerathung der defini-
tiven Statuten bleibt vorläufig ausgesetzt Als Vereinslokal
wird bis auf weiteres die Kurhaus - Restauration gewählt; die
Errichtung eines Fragekastens wird beschlossen. —
Hr. Henrici spricht alsdann über Schulbauten , mit speziellem
Bezug auf die Konkurrenz zur höheren Töchterschule in
Karlsruhe. Redner hebt zunächst die
Aufgabe, bestehend in der großen Zahl der ve
der Unregelmäßigkeit des Bauplatzes und der
charakteristische Gesammtwirkung desselben geboten erscheint,
beschänkt werden. Dem ausfuhrenden Baumeister ist vor allem
Pietät vor dem Ueberlieferten und Scheu vor dem sogenannten
Bessermacbenwollen nothwendig.
Von Q 's eigenen künstlerischen Entwürfen ist leider nur
wenig ausgeführt worden. Er zeigte sich in denselben als ein
schöpferisch thatiger, gedankenreicher Architekt von tiefem Ver-
ständniss und feinstem Gefühl. Er hielt sich keineswegs streng
an die alten Vorbilder, sondern wusste sich volle Freiheit zu be-
wahren, seine Entwürfe den lokalen Verhältnissen, den vorhan-
denen Bedürfnissen und gegebenen Zwecken genau anzupassen.
Von seinen Bauten und Anlagen zur Verschönerung seines Wohn-
sitzes zu Radensleben war oben schon die Rede. Seit dem Jahre
1864 widmete er besondere Sorgfalt auch der alten kleinen Dorf-
kirche seines Gutes, welche er durchgreifend restaurirte und mit
neuen Ambonen, Wandgemälden, gemalten Fenstern, auch einem
großen, nach dem Muster des Leuchters im Dom zu Aachen aus-
geführten Kronleuchter schmückte und aus einem einfachen Be-
dürfnissbau zu einem künstlerisch harmonisch ausgebildeten, weihe-
vollen Ganten umschuf.
Zu seinen ersten amtlichen Aufgaben gehörte der im Jahre
18-44 gefertigte Entwurf tu den Brontethüren für die Schlosskirche
zu Wittenberg, die an Stelle der im siebenjährigen Kriege zer-
störten alten Thür, an welche Luther seine Thesen geschlagen
hatte, gesetzt worden sind ; auf den besonderen Wunsch des Königs
wurde auf ihnen der vollständige Text der Thesen angebracht-
Die Ausführung dieser Thoren verzögerte sich bis 1858. Dann
fertigte y. einen Entwurf zum Ausbau der römischen Basilika
zu Trier als evangelische Kirche, der mit einigen von Stüler an-
gegebenen Modifikationen ausgeführt wordeu ist Auch entwarf
er eine Kirche für Berlin im Stil der altchristlichen Basiliken,
fBr welche König Friedrich Wilhelm IV. bekanntlich eine besondere
Vorliebe hegte; der Entwurf wurde zwar nicht ausgeführt, mehre
"lotive desselben sind jedoch bei verschiedenen Kirchen-
in Berlin zur Anwendung gebracht worden. Als größere
Restanrationsbauten , die nach seinen Plänen hergestellt wurden,
sind — außer der Klosterkirche zu Berlin und der Liebfrauen-
kirche zu Ilalberstadt — namentlich die Kirche auf dem Peters-
berge bei Halle und die Stiftekirche zu Gernrode (1858 — 65)
.' zu nennen; letzteren Bau, zu dem reiche Mittel verwendet sind,
I leitete er im Auftrage der Anbaltischen Regierung; es ist in dem-
selben auch ein Cyclus von Wandgemälden nach Q.'s Ent-
| würfen enthalten. Ein Giebel des Rathhauses zu Thom und ein
anderer an der Kirche zu Ahrendsee wurden nach seinen An-
gaben ganz neu gebaut (j.'s Entwurf zur Ausschmückung der
Kuppel des Münsters zu Aachen mit Mosaikgemälden, für welche
er sich stete besonders interessirt hat, kam dagegen nicht zur
Ausführung. Lange Zeit seines Leben beschäftigte ihn der Dom-
bau zu Berlin. Schon im Jahre 1630 fertigte er einen Entwurf
hat; im Jahre 1850]
dem Könige vor und im Jahre 18Ü9
nach nochmaliger Durcharbeitung, bei der
Konkurrenz. Wie bekannt, ist in
Q. war ein nicht nur in jeder
sondern ein edler Mann im höchsten Sinne des Wortes. Niemals
wich er von der Wahrheit ab. Jede Ungerechtigkeit brachte ihn
in Zorn. Neid uniMissgunst kannte er nicht. Zugleich war er
wohlwollend, milde und gütig gegen
Q. starb nach langem Herzleiden, fast siebeuzig Jahre alt,
am 11. März 1877 im Kreise seiner Familie und wurde unter
großer Theilnahme seiner Verwandten, Nachbarn und zahlreicher
Freunde am 15. desselben Monate in der von ihm selbst erbauten
Familiengruft neben der Kirche seines Gutes Radensieben
1878.
R. Bergau.
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No. 22.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
für aUe Betheiligten
Resultat hervor gegangen
sei; weitere Erörterungen brachten Motivirung und Erläuterung
eine» vom Vortragenden angefertigten Konlnirrenz-l'rojektes und
eine eingehende Würdigung der Vorzüge des preisgekrönten
Entwurfs von Lietzenmayer. Namentlich wurde die Anwendung
der Pfeiler- und Säulen-Architektur mit geraden Gebälken für
Schulgebäude als eine höchst glückliche und nachahmenswert)^
Konzeption hingestellt Bezüglich der vom Preisgericht getroffeneu
prinzipiellen Entscheidung zu Gunsten der offenen Anlagen hebt
Redner, von dem vorliegenden Falle absehend, einige bedeutende
Vorzüge der geschlossenen Anlagen hervor: Einheitliche, abge-
rundete Erscheinung des Ganzen nach außen, die Möglichkeit
einer geringsten Flächentwickelung der Korridore und einer be-
quemeren und übersichtlicheren Verbindung aller Itatime unter
einander, endlich die ruhige, gleichmäßige Wärmehaltung. —
Hr. Heinzerling erläutert an ausgehängten Zeichnungen
die eisernen Decken- und Oberlicht -Konstruktionen des vom Ar-
chitekt Sommer erbauten Stadel'&chen Kunstinstituts in Frank-
furt a. M., welche ihm von deren Konstrukteur, Ingenieur Blecken,
mitgetheilt worden sind. Redner giebt einig«; Bemerkungen über
die verschiedenen Beleuchtungsmethuden von Kunstgegenständen
und schlierst mit einer kurzen Beschreibung der 11.6 >» weiten,
4,6 " hoben Kuppel über dem Vestibül und der Satteldächer über
den Oberlicht-Sälen, an welchen die Oberlichter aufgehängt sind.
Versammlung am 1. Februar 1878. Anwesend 28 Mit-
glieder und 2 Gäste. Vorsitzender Hr. Di eck hoff. Als Ge-
schenke Kind eingegangen : Von Hrn. Reisdorff ein Frage-
kasten; von Hrn. Heinzerling eine französische Uebersetzung
des Werkes von Laisslc und Schüblcr, Bau der Brückenträger
und ein Exemplar Heinzerling, .Die Brücken der Gegenwart." —
Hr. Heinzcrling spricht Ober S icherunga-Konstruktioncn
für Gebäude auf unterminirtem Untergrund, mit spe-
zieller Berücksichtigung der Bodensenkungen bei Essen. Hier
wird durch Wasserentziehung oder Einbruch abgebauter Stollen
das Gleichgewicht der Schichten gestört und es entstehen Ein-
senkungen, welche nach Zahl und Lage der gebildeten Wasser-
spalten einzelne oder mehre Mulden bilden, also im Querschnitte
konkav oder wellenförmig sind. Mauern von Gebäuden auf
solchem Terrain kommen daher im schlimmsten Falle frei auf
eine Mulde oder auf einen Sattel zu stehen und werden hier-
bei einer Biegung ausgesetzt, die auf Zerreifsen bezw. unten
oder oben wirkt Bei der, unter Annahme lOfacber Sicherheit
höchstens 4-5'' pro Q™> betragenden Zugfestigkeit des Mörtels
empfiehlt sich die Anwendung schmiedeiserner Anker, die um den
beiden möglichen Fallen, der in den oberen oder unteren Mauer-
schichten auftretenden Zugspannung wirksam zu begegnen, sowohl
oben als unten einzulegen sind. Die statische Berechnung ergiebt
bei größter Beanspruchung, d. L bei gleichförmig über die ganze
Mauerlange vertheilter Belastung 7, freitragender Weite /, dem
Abstände der Verankerung- Ebene h, der Zugfestigkeit des Schmied-
eisens », der mittleren Mauerdicke d, der Gesammthöhe des Ge-
bäudes //, dem Mauergewichte y, der Belastung g von r» vor-
handenen Zwischendecken und der Dachlast g,, beide letzteren
von der Tiefe t — den Querschnitt des Zugankers:
/- £ |J (bei rundem Querschnitt d - 2 V _7,)
worin q = dlfr + j(ng + gi)
Um die Ankerquerschnitte zu
die Frontlängen, Stockwcrkhöhei
zu vermindern, ist aber der Abstand der Verankerungg-1
möglichst zu steigern.
IHe Rechnung liefert bei frei schwebenden Weiten von
3,5 bis 5'» Ankerdurchmesser von 4 bis 6 "", was mit ausge-
führten Essener Konstruktionen übereinstimmt; event. ist es zweck -
mäTsig, mehre Zuganker Uber oder neben einander zu legen.
Redner erläutert durch Handskizzen die allgemeine Anordnung
und die Einzelheiten solcher Verankerungen, wie sie in Essen
bei Restauration»- und Neubauten üblich sind. Säinmtliche Um-
fangs- und Zwischen-Mauern des Kellergeschosses sind sowohl
unter der Sohle als auch unter der Decke ihrer ganzen Länge
nach durch gerade oder geschleifte Anker zusammen zu ziehen;
offene Stellen, entstanden durch Unterbrechungen in den Scheide-
mauem etc., sind durch Mauerwerk oder mit Eisen abzuspreizen,
um die erforderliche Druckspannung abgeben zu können. Die Anker-
köpfe werden an den Gebäudeecken durch winkelförmige, an den
Zwischenmauern durch flache, gerippte Gussplatten aufgenommen.
Schließlich werden einige abweichende, besonderen Gebäude-
Grundrissen angepasste Verankerungen an einer Reihe von aus-
gehängten Konstruktions-Zeichnungen erläutert, welche dem Vor-
tragenden von dem Oberingenieur des Kruppschen Stahlwerks,
die „zahmen" Turnfibnn-
tiefer liegend»
Der anschließenden Besprechung des Gegenstandes folgte
eine Mittheilung des Hrn. von Perbandt über das von ihm
verfasste Konkurrenz - Projekt zur höheren Töchter-
schule in Karlsruhe. Anknüpfend an den oben mitgethcilteu
Vortrag des Hrn. Prof. Henrici bedauert Redner, Anschauungen
gefolgt zu sein, welche von den im Schlussprotokoll der Jury
niedergelegten Grundsätzen abweichen; er hat die auch als Tuni-
saal zu benutzende Aula nicht isolirt, sondern an die Hauptfacade
1(19
des Gebäudes gelegt, um 1
betonen, in der Anuahi
gen der Madchen der Unterricht in den tiefer liegende!) Klassen-
zimmern nicht gestört werde, wenn man Saal Fußboden und
Zimmerdecke trenne. Der Vortragende hat gleichfalls eine ge-
schlossene Anlage mit Di zu 18™ grofsem Biunenhofe und einem
schräg angesetzten Hügel projektin und hält diese Anordnung,
namentlich mit Rücksicht auf den dadurch gewonnenen geräumi-
gen und zusammen hängenden Spielplatz für günstiger als die ge-
theilte Grundriätbildung des preisgekrönten Entwurfs. Die An-
ordnung besonderer Ränme für Garderobe hält Redner als nicht
empfehlenswert]], dafür hat er den Korridoren eine genügende
Raumentwicklung zugestanden, so dass dieselben bei ungünstiger
Witterung als Erholungsräume der Schülerinnen dienen können.
Es folgt alsdann ein kurzer Vortrag des Hrn. Stübhen
über den gegeuw;irlig in der Ausführung begriffenen Umbau des
zwischen der Kue royale und dem Bouleunrd dt Cahretvatoire
belegenen Stadtviertels A'otr« Dnme-oux- Stigts in Krüssel,
das durch vortheilhafte Lage bestimmt ist, zu einem der elegan-
testen Geschäftsviertel der belgischen Hauptstadt zu werden.
Die bedeutendsten der neuen Straßen haben diagonale Rich-
tung und 15 bezw. 18m Breite; auf Gewinnung freier Plätze nnd
anziehender Scblusspuukte für die geraden Strafsenlinien ist be-
sondere Sorgfalt verwendet. Der Gang der Ausführung, deren
auf einander folgende Stadien auf ausgehängten Plänen mit un-
gleichen Farben dargestellt sind und welche darauf berechnet
ist, dass der Abbruch der alten Hauserkomplexe derart vor-
schreitet, dass eine neue Straße nach der anderen in Verkehr
kommt und der Baustellen- Verkauf die Mittel zu weiteren Arbeiten
flüssig macht, wird speziell erläutert Die Baustellen haben
tbeilweise nur 5Vim Facadenbreite, meist aber ist die Blocktiefe
eine reichliche; die Eckplätze auf den spitzwinkligen Straßen-
gabelungen sind zwar sehr beschränkt, aber äußerst werthvoll
und zu reicherer architektonischer Ausstattung besonders einladend.
J- St
Auszog aus den Verhandlungen der General-Ver-
sammlung des Vereins Deutscher Zementfabrikanten.
(Schluss ans No. 20.) Den gröfsten Thcil der Verhandlungen
hat die Debatte über die Frage 8 des Programms eingenommen,
welche sich mit dem Einfluss, den die Art und der Grad
der Zerkleinerung auf die Eigenschaften des Zements
ausübt, befasste. Wir beschränken unser Referat hierzu aus-
schließlich auf diejenigen Punkte, welche die Raupraxis in-
toressiren, indem wir alles das bei Seite lassen, was Praxis nnd
Verfahren des Zement-Fabrikanten berührt
Hr. Dr. Delbrück (Stettin), der die Verhandlung Alter die
Frage 8 einleitete, ging von der heute kaum noch »»streitbaren
Thatsache aus, dass bei Zement mit Sandzusatz die Festig-
keit bis zu gewissem Grade proportional der Feinheit des Ze-
mentpulvers sei. Es handelte sich nun zum Zwecke der Ge-
winnung eines sicheren Urtbeiß über den Werth, den ein paar
besondere Mahlungs-Methoden besitzen, für den Redner darum,
zu bestimmen, welche Rolle der erreichbar gröfsten (absoluten)
Feinheit bei Zugfestigkeit»- Versuchen zukommt, und es wurde für
diesen Zweck Zement in staubförmigem Zustande, wie er
regelmäßig nicht zu erzielen ist, zu den Versuchen gewählt.
Dieser staubförmige Zement lieferte, rein verwendet, merkwürdig
geringe, in verschiedenen Verhältnissen mit Sand gemischt,
aber sehr gute Resultate, was nicht nur für die kurze Binde-
zeit von nur 7 Tagen, sondern in ganz besonderem Grade für
die längeren Perioden von bezw. 28 und 120 Tagen der Fall war.
Es bestätigten diese Versuche also die Thatsache, dass die
Feinheit der Theikhen hauptsächlich bei Mörtel mit Sand-
zusatz zur Wirksamkeit gelangt Der Redner hat alsdann Ver-
suche mit Zement verschiedener Feinung *) angestellt und dabei
Resultate erzielt, die dem, was von verschiedenen Anderen Itereita
ermittelt worden ßt, und insbesondere auch den
der Versuche von Michaelis zur Bestätigung dienen.
Alle diese Resultate drängen die Zement -
dazu, bei allem Zement, der zur Vorarbeitung mit
(und dieser bildet den ganz überwiegenden Thcil der Zement-
I Produktion) bestimmt ßt, ihr Hauptaugenmerk inskünftige auf
Feinheit der Mahlung zu richten. Im übrigen nahm der Herr
Redner gegen den Schluss seines Vortrags noch kurz auf dem
auch bereits anderweitig (s. D. Bztg. 1S77, No. 3* n. folg.) berührten
Einfluss Bezug, welchen das bei Anfertigung der Probe-
körper beobachtete Verfahren auf die Festigkeits-
Zahlen notorisch ausübt Man habe es t. B. in der Hand, durch
Benutzung der Gipsplatte aß Unterlage der Probekörper nnd
durch Wenden der Körper auf der Platte bei reinem Zement
außerordentlich hohe Festigkeitszahlen zu erzielen. Ein in an-
gegebener Weise durchgeführter Versuch lieferte nach 7lagiger
Erhärtung die Festigkeit* zahl von 71,2 * pro O"", während der-
selbe Zement bei Herstellung der Probekörper in anderer
Weise, im übrigen aber geschickt behandelt, nur die Festigkeits-
ziffer von 38,8 k ergab: Ungleichheiten, die in ähnlichem
Umfange auch bei Proben mit Sandzusatz wiederkehren und welche
darthun, dass für die zu erlangende Festigkeits-Ziffer die Art, in
die Probekörper angefertigt worden, entscheidend ßt.
Im übrigen sieht Redner durch seine Versuche die
hl*. Ute 1 11s a so».
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110
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
16. Mär« 1878
keit jener Bestimmungen der „Normen1' bestätigt, welche den
Schwerpunkt des Prufuugswcsens in diejenige Probe verlegen, bei
welcher nicht reiner Zement, sondern Zement mit Sand-
zusutz verwendet wird.
Hr. Dyckerhoff (Amöneburg) hat ebenfalls Versuche ober
den Kinntiss der Feinung des Zements angestellt und ist dabei,
was die Vermehrung der Festigkeits-Zahlen bei den mit Sand-
zusatt versehenen Proben betrifft, zu gleichen Hesultaten wie
Hr. Delbrück gelangt. Die Versuche erstreckten sich auf 3 Zement-
sorten, die alle drei zu den srhurf gebrannten Zementen zahlen,
jedoch in verschiedenem Grade, so dass verschiedene Hindezciten
für sie gelten, und die alle auf einem Siebe von 1000 Maschen
pro □»'" gefeint waren. Auch in der Hinsicht gaben die
1 »yckerhonVhen Versuche ähnliche Resultate wie die Versuche
des Hrn. Delhrürk, dass bei dem gefeinten Zement, im reinen
Zustande geprobt, geringere Festigkeiten ermittelt wurden als
hei gewöhnlicher uiigefeinter Waare. Es wurde konstatirt, dass der
gefeinte Zement bei Probong im reinen Zustande, um eine ge-
nügende Konsistenz des Mörtels zu erzielen, einen höheren
Wasserzusatz gebraucht als der ungefointe Zement, und dass
bei ungenügendem Wasserzusatz Mangel in der dichten Ablage-
rung der einzelnen Körner entstehen, welche nothweudig in un-
günstigem Sinne auf die Festigkeit einwirken müssen.
Zu diesem letzteren Punkte, nsmlich den Ursachen der relativ
geringen Fcsügkeitsziffern , welche gefeinte, in reinem Zustande
geprobte Zemente zeigen, wurden indess noch andere An-
sichten laut: Hr. Dr. Delbrück sieht die Ursache in der weniger
dichten Lagerung, d. i. dem grofseren Volumen des gefeinten
Pulvers. Die Festigkeit müsse dabei eine geringere sein, sofern
man bei der bisherigen Darstellungsweise der Probe-
körper stehen bleibe und nicht etwa ein Einstampfen der
angemachten Masse in die Formen vornehme. Hr. Dr. Hciutzel
(Lüneburg) erklärt hierzu, dass, wenn feiner Zement eine ge-
ringere Festigkeit als grober liefert, die Ursache in dem Um-
stände zu sehen ist, dass die feinen Kornchen rascher abbinden
und daher nicht Zeit genug haben, sich dicht an einander zu
lagern.*) — Hr. Dr. Slichaelis (Berlin) hebt die geringere
Dichte der Ablagerung feiner Zemente hervor und ist mit Dr.
Heintzel einverstanden darüber, dass bei gleicher Dichte der
Probekörper (aus reinem Zement) die feiner gemahlene Waare
keine geringeren Festigkeiten als die grober gemahlene liefern
werde. Dieser Ansicht stimmt auch Hr. Dyckerhoff (Amöne-
burg) zu, unter Hervorhebung jedoch der Thalsache, dass es
schwierig und bisweilen sogar unmöglich sein werde, den Probe-
körpern aus solcher fein gemahlenen Waare dieselbe Dichtigkeit
zu verleiben, wie denjenigen aus gröber gemahlener Waare.
Aber die mit 3 Th. Sand- und lOOkb— Wasser-Zusatz
führende „ Norm Probe könne sogar noch mi
auf einem Siebe von 5<KX> Maschen pro O?"
vorgenommen werden. — Hr. Dr. Delbrück ist
den darüber, dass durch Kinstampfeu der Probekörper der feine
Zement auf gleiche Festigkeit mit dem gi oberen gebracht werden
könne, glaubt aber, dass wenn die Forderung gestellt werde, auch
bei den „Normen" auf derlei Verschiedenheiten Rücksicht zu
nehmen, dann das Verfahren nach den Normen ein sehr ver-
wickeltes werden müsse.
Hr. Bernouilly i Wildau) führt den Mangel der dichten Ab-
lagerung der (gh-ichmälsig) gefeinten Zemente auf den bekannten
Salz der Stereometrie zurück : dass die Summe der leeren Zwischen-
räume bei einem mit kugelförmigen Körpern gefüllten Kubus un-
abhängig von dem Durchmesser der Kugeln ist. Um den höchsten
Grad der Kaunierfüllung zu erzielen, müssten daher in der Waare
Körper verschiedener Gröfse, vom groben bis zum staubför-
migen, jeder zu bestimmtem prozentualen Antheile, vorhanden sein.
Das gulte für l'roben mit reinem Zement, wahrend für Proben
mit Sandzusatz neben einem Theil von grobkörnigem Sand ein
anderer von feinerem Korn vorhanden sein müsse. Die verblei-
enden Zwischenräume habe dann das Zement pulv er auszufüllen,
welches nur zur Verkittung der einzelnen Korner dienen solle,
im übrigen aber nur einen möglichst geringen Kaumantheil an
der Masse ansmachen müsse.
In mehrfachen Auslassungen wendet Hr. Toepfer (Stettin)
gegen den Schluss der Verhandlungen sich gegen die einheitlichen
Vorschriften der .Normen", die für jeden Fabrikanten eine gleicb-
raafsige Behandlung forderten, wahrend doch die Produkte so
grofse Verschiedenheiten aufweisen, dass notliwendig einzelnen
Fabriken Unrecht zugefügt werden müsste. Vom Vorsitzenden
Hrn. Delbrück wird diesen Aeufsenuigin gegenüber die Unmög-
lichkeit betont. Normen zu verfassen, welche der besonderen
Natur jedes einzelnen in deutscheu Fabriken erzeugten Fa-
brikats genau entsprachen, und dass es nur darauf ankomme,
ein Verfahren fest zu stellen, welches eine Vergleichung zu-
lasse, ohne dass der Einzelne benachtheiligt werde. Atter dariy.
dass es gelte, ein Verfahren zu finden, hei dem die Besonderheiten
des Falles möglichst zur Berücksichtigung gelangen, schliefst
Hr. lJelbrück den Ansichten des Hrn. Toepfer sich an und
wird weitere Schritte vornehmen, um die charakterisireudeu Eigen-
schaften des Produkts jeder deutschen Zementfabrik genau fest
d ml /kh/'m zu demonstrirea, wie grol's die vor-
i Verschiedenheiten sind und wie schwierig es ist, den
8. *U r. SM, Zts.
uer weitere i neu aer innaiireicnen > ernanuiungen wcicne
diesmalige General-Versammlung beschäftigt haben, kann, als
näheren Interesses für die überwiegende Mehrzahl unserer
?r entbehrend, hier unberücksichtigt bleiben. — B. —
eigentlichen Werth der Waare durch ein nur
Prüfungsverfahren fest zu stellen. —
Der weitere Theil der inhaltreichen Verhandlungen welche
die
des
Leser entbehrend, hier unberücksichtigt
Ostprenfsischer Ingenieur- und Aronitekton- Verein.
Monatsversammlung am 7. Marz 1878; anwesend IG Mitgl. und
ti Gaste: Vorsitzender Ilerzbruch.
Nach einem Bericht Ober die Eingänge werden durch
Ballotement in den Verein aufgenommen: Bauf. Koch und Baum.
Köhne in Königsberg.
Kratz macht die bereits in No. 21 gedruckte Mittheilung
über schlesisches Zink-Wellenblech. Kuttig bemerkt dazu, dass
in Frankfurt bei Bau des Theaters Versuche über Güte und Ge-
wicht der belgischen und der schlesischen Zinkbleche angestellt
seien, nach welchen die belgischen, als die besseren, den Vorzug
erhalten hatten. — Derselbe sprach dann über die sogen. Regene-
ratoren bei Gasbrennern zur Ersparung von Gas: sie seien mit
einem Vorprodukt aus Petroleum gefüllt und daher gefahrlich
im Gebrauch.
Kratz erläuterte ferner durch Vorlage der Zeichnung den
durch Dorpmüller verbesserten und mit Sellwt-Scbreib- Apparat
versehenen Kaiscr'schen Gleisemesser zum Messen der Spur-
weite und Höhenlage der Schienen: die Ostpreursische Sudhahn
habe einen solchen Gleiseme&ser verschrieben, der den Kollegen
Besichtigung vorgezeigt werden könne.
Radock beschrieh und slrizzirte hierauf die neue verbesserte
und patentirte Woolfsche Maschine, welche statt 2 nur 1 Zy-
linder und 3 Kolben habe. Sie sei von einem Ingenieur der
Hnppe'schen Fabrik in Berlin erfunden und werde dort
führt Bei der einfachen und zweckmäfsigen Anordnung
die neue Maschine grofsen Erfolg zu versprechen.
Bött icher skizzirte und erläuterte schliefslich kurz die An-
ordnung der Ericson'schen Maschinen in dem ersten in Amerika
gebauten Monitor. — H. —
Bildung eines Architekten- und Ingenieur-Vcrolns zu
Bremen. Am Dezember v. J. wurde in einer aus Mitgliedern
des „Vereins Bremer Baumeister und Techniker" und des „Tech-
nischen Vereins", sowie der auf Einladung dieser beiden Vereine
erschienenen Bremer Techniker bestehenden Versammlung die
Auflösung der bis dahin in Bremen neben einander bestehenden
beiden technischen Verein und die Bildung eines neuen
Architekten- und Ingenieur- Vereins beschlossen. Das Bedürfnis«
dazu hatte sich langst geltend gemacht, da jeder i
Vereine zu weuig Mitglieder besafs, um auf die Dauer <
Leben entwickeln zu können. Beiden Vereinen waren in letzter
Zeit nur wenige neue Mitglieder beigetreten, trotzdem eine größere
Anzahl hiesiger Techniker, inbesondere Baubeamte, noch aufser-
halb der Vereine stand.
Zum Vorsitzenden des neuen Vereins wurde Hr. Oberbau-
direktor.Franziiis erwählt, zu dessen Stellvertreter Hr. Architekt
Runge, zu Schriftführern Hr. Architekt Deetjen und Hr. Zivil-
Ingenieur Neukirch, zum Säckelmeister Hr. Architekt Polzin und
zum Bibliothekar Hr. BauiusjM'lrtor Bücking. ALs Vereinslokal
dient einstweilen das sogenannte Stimmzimmer des Künstlervereins.
Der Verein zahlt zur Zeit einige neunzig Mitglieder und ist
seit der konstituirenden Versammlung öfter zu Sitzungen zusammen
getreten. Vcrhandlungs-Gcgenstandc haben aufser den Aufgaben
der Vereins-Organisation, mehre bauliche Ausführungen etc. ge-
liefert, über welche Veröffentlichungen in diesem Blatte entweder
schon erfolgt sind oder für die nächste Zeit bevor stehen.
Architekten -Voreln zu Berlin. Versammlung am & März
IST«. Der Vorsitz wird theils von Hrn. Möller, theils auch von
Hrn. Hansch geführt; anwesend sind 2l>3 Mitglieder und 2 Gäste.
Auf eine kurze geschäftliche Mitteilung folgt die Beiirthei-
lung einer Monats - Koukurrenzaufgabe durch Hn». Schwedler.
Sic betrifft den Entwurf eines eisernen Brücken Ueberbaiies in
amerikanischer Konstruktionsweise und es ist nur eine einzige
Lösung, die im allgemeinen günstig beurtheilt wird, dazu ein-
gelaufen. Bemängelt werden jedoch insbesondere a) das zu geringe
Höhenverhältniss der Träger, welches sowohl zu starke Gurte als
Drehbolzen bedingt; bl die Zusammenführung der Vertikalen und
des Obergurts mittels eines unzweckmäßig geformten kastenartigen
GussUtcks, und c) die Anschluss-Konstruktionen für den horizon-
talen und vertikalen Querverband der Trager unter sich; die
hierbei gewählten Verbindungen werden geradezu als verunglückt
bezeichnet Trotz dieser relativen Mängel hat die Kommission
beschlossen, der Arbeit, als deren Verfasser Hr. Lonnes er-
mittelt wird, ein Andenken zuzusprechen.
Hiertiäehst hält Hr. Wolff den angekündigten Vortrag über
den Bau der Rheinbrücke bei Altbreisach. Ungeachtet der Er-
streckung des Vortrages bis über 10 I*hr hinaus bleibt derselbe un-
beendet und es muss die Fortsetzung für einen weitereu Abend
vorbehalten bleiben; wir halten unscru Bericht bis nach erfolgter
des Vortrags zurück.
Der Fragekasten findet »eine Erledigung durch die Hrn.
Bansch und Winkl er und es schliefst darnach die Versammlung.
— B. —
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No. 22.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
III
Vermischtes.
Zu den Erörterungen über die Korrektheit der Be-
zeichntin gswelsen bei technischen Maafaangnben, welche
augenblicklich so hervorragend auf di r Tagesordnung Ihres Mittles
stehet), erlaube ich mir mein Scherflein beizutragen.
Die Ausdruckweise „pro □"»" etc. («reich« ja unzweifelhaft
korrekter ist als „per [ j*m* etc.) hat vor dem von der hannover-
schen Vereinweilschrift und anderen Blattern eingeführten Ver-
deutschungs- Versuch in „auf das | I«»" oder „für das neben
der einmal eingebürgerten Gewohnheit den weiteren, wenn auch
nicht erheblichen Vorzug der Kürze. Dabei scheint mir das
Fremdwort in der Ausdnieksweise ebenso berechtigt wie bei
manchem anderen Terminus technicus und es dürfte wohl gleiches
Kecht beanspruchen wie der Ausdruck „yuadratzentimeter* gegen-
über dem „Geviertzentiuieter* etc. — Was nun aber die Schreib-
weise betrifft, so mochte ich einen Vorschlag machen, welcher
diese Unterschiede der sprachlichen Ausdrucksform gänzlich
unberührt lässL Ich schreibe nämlich schon seit Jahren alle An-
gaben der angedeuteten Art in Bruchiorm, nach welcher also bei
Anwendung der vom Verbände eingeführten Abkürzungei
weise zu schreiben ist:
l
7!>l ;
Zulassige Beanspruchung des Eisens
Belastung durch Menschengedräuge
Gewicht
k
von Backsteinmauerwerk — 1800. ,
Geschwindigkeit eines Personenzuges 30
1 Pferdekraft — 75
mk
Sek.'
M.
Preis von Kiefernholz = 60,'.
kb'"
Preis von Eisenkonstruktionen
kb«
Km
Std.
400
10
^«.Ir '
M.
Wenngleich eine derartige Schreibweise in den für ein Laien-
pnblikum bestimmten Schriftstücken, wie Submissions-Bedingungen
etc., vielleicht weniger am Platze wäre, so dürfte sich dieselbe
doch bei technischen, und besonders bei mechanisch- wissenschaft-
lichen Arbeiten empfehlen. Jedenfalls ist die Quoticntenform obue
jede Erklärung sofort verstandlich und durchaus analug der-
jenigen des Multiplikation»- Produktes, welches bei statischen
Momenten, mechanischen Arbeitsleistungen und ähnlichen Aus-
drücken der Mechanik geläufig ist
Neben der hier vorgeschlagenen Rezeichmingsweise möchte ich
auch noch für andere Falle technischer Zahlenangaben eine mög-
ise Bezeichnung der Maafseinheiten nach ihren tnathe-
Werthvcrhältnisscn befürworten. Beispielsweise ist in
Beziehung die «bliche Form der Zahlenangaben für Trag-
>mente und Widerstandsmomente der Verbesserung bedürftig.
Anstatt dieselben durch den Zusatz .für •■> (oder Zolle) als Ein-
heit" oder „auf "■' bezogen* zu bezeichnen, würde für Trägheits-
momente das an sich nicht unbekannte Zeichen (ausge-
sprochen Biquadrat-Zentimeter) und für Widerstandsmomente die
Bezeichnung „kb"»- den Vorzug gröfserer Präzision haben. (Die
auf den ersten Blick vielleicht etwas wunderlich erscheinende Be-
zeichnung des Widerstandsmomentes mit der für den kubischen
Rauminhalt gewohnten Ausdrucksform hat au sich nichts Wider-
sinniges, wenn man unter „kb*«u nur das 'm in der dritten
Potenz versteht Die übertragene Verwendung der Ausdrucks-
weise hat jedenfalls die gleiche Berechtigung wie der erweiterte
Gebrauch der Multiplikationsform, welche im elementaren Sinne
als ein mehrfaches Addireu derselben Gröfse deünirt wird uud
eine absolute Zahl als Multiplikator voraussetzt, aber im über-
tragenen Sinne in der Geometrie und Mechanik auf Multiplika-
toren der verschiedensten Maafseinheiten Anwendung findet.)
Werden die Maafsbezeichnungen in der hier angeregten
Webe konsequent beigefügt, so können dieselben in die üblichen
arithmetischen Operationen hinein gezogen, beispielsweise die
gleichen Potenzen dersellien Maafsgröfse in Zahler und Nenner
gegen einander gehoben werden, n. s. w., und die Ausgleichung
von Verschiedenheiten in den zur Anwendung gebrachten Maafs-
einheiten, wie etwa » für die Längen und "•> für die (juerschnitts-
Dimensionen, u. dgl.. ergiebt sich von selbst So i-t z. H. für
einen rechteckigen Balken von 24 X 30«-» das
54<^'1*'M - 3«OOkl»™ zu bezeichnen. Hat der Balken eine
Stützweite von 10 ■ und eine konzentrirte Belastung von m) *■ in
]()ra (K)0 k
der Mitte, also ein Biegungsmoment von X g = 2250 '"k,
so ist die Beanspruchung des Materials
•> i5iktnk o ->,V) mk k
- ~. = _ - = 62 . 5
SÜOOkb"» :wi »'□»'»
Eine derartige Durchführung der Maafs-Bezeicknungen in den
arithmetischen Operationen, wie sie bei so einfachen Aufgaben
allerdings entbehrlich scheint, hat für komplizirtere Falle den
Vorzug einer Kontrolle gegen mancherlei Versehen durch die
Probe, ob das Endresultat in
drückt erscheint, „die richtige Zahl von Dimensionen bat.'
Ausserdem dürfte es zur präzisen Auffassung nicht unwesentlich
beitragen, wenn stets durch die genaue Beifügung der Maafs-Be-
zeichuung bei Angabe von Zahlenwerthen ausdrücklich auf die
Maalseiuhcit, in welcher dieselben zu messen sind, aufmerksam
gemacht witd. So müsstc beispielsweise der Koeffizient für
gleitende Keldung als absolute Zahl, derjenige für rollende Rei-
bung als ein LUngeumaal's, in '" oder "" ausgedrückt, angegeben
werden, anstatt des üblichen Verfahrens, für letzteren lediglich
eine Zahl anzugeben, und dabei zu fordern, dass die anderen
in die arithmetischen Operationen einzusetzenden Zahlen in "*
oder einem anderen \oigeschi
Maitf
ausgedrückt seien. —
Neben der größeren Pritzisiou und Durchsichtigkeit hat das an-
geregte Verfahren noch den weiteren Vortheil der Bequemlichkeit,
wenn bei Einsetzung von Zahlenwerthen in algebraisch gegebene
Fortuelu der Uehergang von einein Maafs- Systeme zum anderen
in Frage kommt uud wenn es sich auch nur um den Einlluss
des Ausdruckes einzelner Grössen nach oder handelt,
während die gegebeneu Koeffizienten für ein auderes Einheit*-
maafs berechnet sind. Ist den letzteren die präzise Maafs-Be-
beigefügt, so braucht für die anderen vorkommenden
n Kinheitsmaafs vorgeschrieben zu werde«, da durch
der Maals-Bezeichnung in die arithmetischen Opera-
tionen alles sich von selbst ergiebt
Ans all' diesen Gründen möchte ich die allerkonsequenteste
Durchführung des Prinziiis befürworten , dass die M.uil's Bezeich-
nung als integrirender Theil jeder technischen Zahlenangabe be-
trachtet und je nach den mathematischen Werthverhiiltuisseu als
entsprechende Potenz in der üblichen Ausdrucksform (i |, kb etc.),
als Quotient, oder dergl., beigefügt »erde. Ich erlaube mir l>ei
den jetzigen Ucbergangs- Verhältnissen in den Maafs-Bezeichnungen
diesen Vorschlag zur gleichzeitigen Einführung zu empfehlen.
Köln, im Februar 1S78. C. O. Gleim.
(Nachschrift der Redaktion. Wir haben geglaubt, die
Vorschläge des Hrn. Verf. auf diesem Wege
Kenntniss des technischen Publikums bringen zu
jedoch, dass unser Blatt zur Diskussion derselben augenblicklich
keinen Kaum zur Verfügung hat. Vielleicht nehmen die Kom-
missionen der deutschen A.- u. I.-V., welche zur Zeit die vom
Verbände gestellte Frage wegen einheitlicher Bezeichnung mathe-
matisch-technischer (irössen behandeln, Gelegenheit, die von Hrn.
Gleim gemachten, in dies Gebiet fallenden Vorschläge ihrerseits
zu erörtern.)
Zur Pariser Weltausstellung von 1878. Bekanntlich
ist — noch in der zwölften Stunde — eine Belheiligung der
deutschen Kunst an der Pariser Ausstellung angeregt und be-
schlossen worden. Ein aus 7 Malern und 2 Bildhauern Berlins
zusammen gesetzter Ausschuss, unter dem Vorsitze des von der
Reichsregierung zum deutschen Kommissar für die bezügl. Aus-
stellung ernanuten Akademie- Direktors A. von Werner, neben
dem noch Kommissionen in anderen deutschen Südten gebildet
werden sollen, hat die Finleititug der Sache in die Hand genommen
und es sollen die äufsersten Anstrengungen gemacht werden, um
— mit Heranziehung der besten im öffentlichen oder Privatbesitz
befindlichen neueren Werke — eine würdige Vertretung Deutsch-
lands zu Stande zu bringen. —
Weuu es auffallen sollte, dass anscheinend allein auf eine
Betheiligung der Malerei und der bildenden Kunst gerechnet wird,
während die grade in letzter Zeit durch so manche treffliche
Leistungen hervor ragende dentsehe Baukunst unberücksichtigt
gehlieben ist, so wird man diesen ueuen Beweis für die Würdi-
gung architektonischen Schaffens zwar zu „dem Uebrigen"
schreiben haben, ihn aber aus den Verhältnissen leicht erkl
und in der Sache selbst sich trösten können. Nelien dem auf
politischem Gebiete zu suchenden Hauptgrunde für diese späte
und vereinzelte Betheiligting Deutschlands an dem französischen
I'nternehrnen dürfte nämlich wobl der wesentlichste Zweck dieser
Maafsregel der sein, dass man den in der Krach-Periode wahr-
lich nicht auf Bosen gebetteten deutschen Malern und Bildhauern
die t hancen jenes internationalen Markts für ihre Waaie hat
vergönnen wollen — ein Grund, welcher den Architekten gegen-
über natürlich nicht vorliegt Thatsächlich aber hüben die Er-
fahrungen der letzten Ausstellungen bewiesen, dass eine würdige
und wirksame Vertretung der Architektur Vorbereitungen er-
fordert, die nach einem bestimmten Plaue in gemeinsamer
Th.ttigkeit und von langer Hand getroffen werden müssen; die
bis zur Eröffnung der Pariser Ausstellung noch zur Verfügung
stehende Zeit reicht hierzu nicht aus und es wäre — falls etwa
noch nachträglich bezügl. Einladungen an Architekten ergehen
sollten - im Interesse der Sache sogar geboten, auf dieselben
nicht einzugehen. —
L'nter den internationalen
Ausstellung in Szene gesetzt *,.,
von der „Satk'lt centrale de* Arehttectet ile I raner' >eranstaltcter
Archi tekteu- Kougress sich befinden. Das Programm des&ellhen
umfasst folgende Punkte: 1. Die Organisation des Baupersonals:
2. Ocffeutliche Konkurrenzen: 3. Die Stellung des Architekten
im öffentlichen und Privat- Bauwesen (künstlerisches Eigenthum,
Honorar, Verantwortlichkeit!. 4. Die Erkaltung der historischen
Denkmale in Frankreich und dem übrigen Europa. 5. Bericht
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die gelegentlich
112
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
16. Märe 1878
Ober die architektonische Abtheilung des Salons fOr 1878 und
6. Bericht Ober die Architektur und die zu dieser in Beziehung
stehenden Künste und Gewerbe auf der Weltausstellung. 7. Die
ästhetische Frage. 8. Ueber die Bedeutung der Kationalitat in
der Architektur. 9. Ueber den architektonischen Unterricht bei
den verschiedenen Völkern. — Im Anschluss an den Kougress sind
besondere Exkursionen zum Besuch der Ausstellung sowie zur
Besichtigung der Stadt Kheims und ihrer Kathedrale geplant.
Wie die Verhältnisse zur Zeit noch liegen,
Architekten schwerlich an dem Kongresse sich betheiligen können,
trotzdem es vor 11 Jahren gerade den Vertretern Deutschlands
be&chiedcu war, den Verhandlungen des damals in Paris veran-
stalteten Architektentages eineu Hauch von wirklich internationalem
Gepräge zu geben. Im Interesse der Aufrechterhaltung und Her-
beiführung persönlicher Beziehungen zwischen den durch ihr
künstlerisches Glaubensbekenntnis* so vielfach verbundenen Ar-
chitekten Frankreichs und Deutschlands ist dies zu beklagen. Ein
fruchtbares Ergebnis« der Verhandlungen selbst wird naturlich
Niemand erwarten.
Ans dem Brandenburgischen Provinzial-Landtage wird
uns mitgetheilt, dass nunmehr durch einen Beschluss des Landtags
die Organisation der märkischen Provinzial-Bauverwaltung um einen
wesentlichen Schritt vorwärts gekommen ist — Nachdem ein von
einem Abgeordneten früher g 'stellter Antrag einerseits auf Ueber-
nahine des Eigenthums und der Kosten der Unterhaltung aller
Kommunal- und Aktieut hausseen durch den Provinzial-Verband,
Uebertragung der Unterhaltung sämmtlicber
Kreis-Verbände gegen Gewährung
aus Provinzial - Fonds, vor
längerer Zeit dem Prov. - Ausschüsse zur Prüfung und Bericht-
erstattung überwiesen war, beantragte letzterer die Ablehnung
dieser Anträge unter ausführlicher Motivirung. In der Plenar-
Berathung des Landtages vom 7. d. M. zog der Antragsteller den
zweiten Theil seines Antrages, soweit derselbe auf die Dezen-
tralisation der Bauverwaltung gerichtet war, zurück, weil er sich
überzeugt hnbe, dass diese Dezentralisation dem Provinzial-Ver-
Itande nachtheilig sein werde, hielt aber den ersten Theil seiner
Vorschläge aufrecht Auch der letztere wurde indess abgelehnt:
dagegen gelangte der Antrag des Provinzial- Ausschusses mit
grofser Majorität zur Annahme, nach welchem der Provinzial-
Verband die Verwaltung seiner baulichen Angelegenheiten nun-
mehr definitiv selbst in die Hand nimmt und bei der ev. Bildung
der Baubezirke die Wünsche derjenigen Kreise möglichst berück-
sichtigt, welche die Verwaltung ihrer Chausseen den Provinzial-
Raubeamten Obertragen möchten. Der Provinzial-Verband hat
zugleich denjenigen Kreisen, welche hierzu geneigt sind, die Aus-
sicht eröffnet, dass er auf Wunsch der Kreisverbande event. die
Kreis -Chausseen gegen eine F
der in einem
Zeitraum Ober die Höbe der Unterhaltungskosten zv
Erfahrungen fest gestellt werden soll.
Für faehgenössische Kreise dürfte sonst noch von Interesse
sein, dass dem Landtage der Provinz Brandenburg ein Antrag
auf Gewährung eines angemessenen Betrages zur Aufnahme und
Ausführung einer mit bildlichen Darstellungen begleiteten Be-
schreibung der wichtigsten Baudenkmäler in der Provinz und ein
Antrag auf Gewährung einer Unterstützung fOr den Bau einer
Lokalbahn von Perleberg nach Wittenberge vorliegt. Die An-
nahme beider Anträge ist vom Provinzial- Ausschusse empfohlen
worden und in den Sitzungen des Landtages am 12. und 14. März
auch wirklich erfolgt. Bezüglich der ersten Angelegenheit, Ober
welche vor 2 Jahren der Berliner Architekten-Verein auf Wunsch
des Hrn. Ober- Präsidenten gutachtlich sich geäufsert hatte, behalten
wir uns event weitere Mittheilungen vor; bei Motivirung des
zweiten Antrags ist auf die allgemeine Bedeutung des Unternehmens
und auf die Entlastung Bezug genommen, welche die zur Zeitjeinem
starken Lastverkehr unterliegende und daher grofse Unterhaltungs-
kosten erfordernde Perleberg - Wittenberger Chaussee durch
der qu.
der auftraggehenden Behörde mitgetheilt werden. Ich Obertasse
der kgl. Regierung, diesen Erlass zur Kenntnis« der Betheiligten
vii tirinirpii -
,'11
Im Briefkasten d.
No. 63 bezw. 78, Jhrg. 77 n. BL ist die Frage erörtert worden,
ob Feldmesser auf Grund ihrer Prüfung berechtigt seien, sich als
„Königliche" liezw. „Regierungs-Feldmesser zu bezeichnen. Wir
hatten diese Berechtigung bestritten, waren aber von einem
Ministerial-Erlass aus dem Jahre 185!) in Kenntniss gesetzt worden,
in dem dieselbe ausdrücklich anerkannt worden war. Unsere An-
sicht, dass eine weitere Aeufserung des Ministeriums schwerlich
ausbleiben werde, falls die Anschauungen desselben Oher jene
Frage seit Erlass der Gewerbefreiheit etwa andere geworden sein
sollten, hat sich bestätigt, indem den preufsischen Regierungen
neuerdings folgender, vom 25. Jan. d. J. datirter Erlass des Hrn.
Handelsminititers zugegangen ist:
„Es unterliegt noch weiterer Erwägung, ob den geprüften
Feldmessern ein besonderer Titel zu verleihen sei: das Prädikat
„königlich* kann nur solchen Feldmessern zugestanden werden,
die im königlichen Dienst angestellt sind. Dagegen steht nichts
dem entgegen, dass die geprüften, bezw. vereidigten Feldmesser
sich als solche zeichnen und Ii tonnen, auch auf ihren Privat-
siegeln dieser (Qualität Ausdruck geben. Bei der Beschäftigung
kann ihnen /.ur Erledigung derselben ein Kommissionssicgel seitens
Konkurrenzen.
Kirchen-Konkurrenz in Leipzig. Unseren Mitteilungen
in No. IG fugen wir auf Grund einer direkten Nachricht des Vor-
stehers der Petri - Gemeinde , Hrn. Prof. D. Fricke, die Notiz
hinzu, dass als Ausstellungslokal für die etwa 474 □» Flache be-
anspruchenden 79 Entwürfe der Konkurrenz nunmehr die hierzu
in jeder Beziehung sehr geeignete Aula der U
ist, welche der Rektor wahrend der Ferien
Liberalität zur Verfügung gestellt hat Die
Stellung, welche die Hrn. Rths.-Bauinsp. Kästner und Arch. i
berg als Deputirte des Leipziger Archit-V., übernommen haben,
beansprucht etwa 8 Tage; annähernd auf eine Woche veran-
schlagt man auch die Thätigkeit der Preisrichter, so dass der
Beginn der öffentlichen Ausstellung nicht vor Ende März, viel-
leicht sogar erst in der ersten Hälfte des April zu erwarten ist.
Brief- und Fragfkasteii.
Hrn. X. in V. Dass die „Norm für architektonisches
Honorar" nicht die Bedeutung einer für alle Fälle anwendbaren
Schablone hat, ist wohl überwiegend anerkannt und auch vou uns
jederzeit vertreten worden. Wir müssen daher die Frage, ob
der Prozentsatz des Honorars von der vollen Auschlagsumrae,
bezw. erst nach Abzug der fOr Zeichnungen, Bauleitung und
Revision veranschlagten Kosten
gemeinen für eine solche ansehen, die nur von Fall zu Fall und
„nach dem Gefühl- sich entscheiden lässt Unser Gefühl würde
im allgemeinen der zweiten Alternative zuneigen.
Hrn. Kr. in M. Das Programm für die Aufgaben zu den
Schiukelfesl-Konkurrenzen des Jahre» 1879 ist seit 3 Wochen im
Druck erschienen und von dem Sekretariat des Berliner Archi-
tektenvereins zu beziehen. —
Hrn. II. in Altwasser. Die bezügl. generellen baupolizei-
lichen Vorschriften, welche in Preußen bestehen, werden Sie aus
dem neuen Werke von Dr. zur Nieden, Bau der Strafsen und
Eisenhahnen; Berlin, Selbstverlag des Verfassers, entnehmen
können. Auch der Deutsche Baukalender enthält das Wesentliche
der einschlagenden Bestimmungen.
Hrn. W. in G. Ihre Frage nach der zulässigen Bean-
spruchung gebrauchter Eisenbahnschienen in einfachen Trugcr-
honstruktionen erscheint einer einfachen und allgemeinen Be-
antwortung nicht fähig. Sind die Schienen in relativ gutem
Zustande und ist die Belastung, welche sie zu tragen haben, eine wenig
wechselnde, so steht kaum etwas im Wege, mit derselben
Spannung, welche bei Trägern aus neuem Material, die eine
wechselnde Belastung aufzunehmen haben, üblich ist, zu rechnen
wahrend unter ungünstigeren Verhältnissen ein entsprechend
niedrigerer Koeffizient anzunehmen ist - Als Bettung für Stein-
Pflaster auf Brücken mit Holzbelag erscheint uns eine 15- 1 er-
höhe Betonschicht am zweckmäßigsten, die indessen durch
eine schwache Sandschicht, eine Theerpappen- oder Holzzement-
Lage von dem HoUbelag zu isoliren sein wird.
~ Abonn. hier. Heusinger v. Waldegg, Handbuch der Kalk-,
Ziegel- und Köhrenfabrikation, sowie Gottgetreu, Physische und
chemische Beschaffenheit der Baumaterialien Bd. 1 enthalten das
Ihnen' Wissenswerthe.
Hrn. S. in C. Die Umstände, unter denen Blei von Feuch-
tigkeit und Luft angegriffen wird, sind bis heute noch nicht ge-
nügend klar gestellt, um mit voller Sicherheit zum Voraus wissen
zu können, oh die Blei -Abdeckung eines Brückengewölbes sich
haltbar erweisen wird oder nicht Dass ein Augriff von der
Unterseite aus durch den Mörtel erfolgen sollte, ist nach dem
Verhalten von Blei gegen Feuchtigkeit, welche Salze oder härte-
bildende Substanzen enthält, unwahrscheinlich; muthmaafslich
würde die Gefahr eines Angriffs durch das von oben einsickernde
Regenwasser grörser sein. Die Gefahr wird jedenfalls abge-
Lage von fest gestampftem
ir Lage
'ernach-
iässigung dieser Vorsicht die Ausführung der Rleiabdeckung ziem-
lich grofse Aussicht auf günstigen Erfolg besitzt. —
Hrn. M. in A. Näheres über den Gebrauch von Fäden
(insbesondere Drabtfudeu) zur Besserung akustischer Mängel von
Räumen können Sie aus dem Jahrg. 1874 der englischen Zeit-
schrift „The Huildcr" erfahren, in welcher der Gegenstand an
2 Stellen, u. z. pag. G und pag. 477, sich bebandelt findet
Hrn. M. in Badenweiler. Zum Dichten feiner Risse so-
wohl in Zement als Asphalt giebt es Erfolg versprechende Mittel
nicht, so dass ein Neulegen der schadhaften Stellen allein übrig
bleibt Die gewünschten Litteratur- Angaben hat im Laufe der
letzten Jahre der Fragekasten schon mehrfach gebracht.
Hrn. M. in F. Ueber Shed Dachkonstniktionen haben die
letzten Jahrgänge des Praktischen Maschinen-Konstrukteur mehr-
fach litterariaches Material geliefert
Hrn. H. in Stargard u. Hrn. K. in Stettin. Ahllmrg,
der Wegebau mit Einschluss des Brückenbaues, Braunsehwcig,
sowie v. Kaven, der Wegebau, Hannover, werden als Studienmittel
passend für Sie sein. t
schwächt durch Aufbringen einer Lage von fest gestam
Thon, oder wohl wirksamer noch durch Aufbringen einer
gewöhnlichen Kalkmörtels. Wir glauben aber, dass selhstmitVei
von Ort Berlin in 1
K. E. ü. t rit.cn. l>r»rkt W. s»...t llofbucli
t^gifize^'y Google
No. 23.
DEUTSCHE BAÜZEITÜNG.
113
lakalt: Ihr Ki«M.t,»hitf.rürk.. ül~ r ,1-n t>m,m M i
auf der dl.-^Urt<t.ii BnliiKr Kun« A0..MI1M«. -
FattoaaUSacbrlifctM. — Bri»f- und Praatkaataa,
— Konkurrtmtn. —
Die Eisonbabnbrüoke über den
Dooro bei Oporto. Am <i. November
v. J. wurde in Portugal eine der bedeu-
tendsten Eisenbahn • Krücken eingeweiht,
(Iber welche einige Notizen die Leser dies.
Ztg. wohl interessiren dürften, da der Bau
ein in ziemlichem Mauke ungewöhnlicher
und kühner ist l»ie beistehende, nach
einer Photographie gezeichnete Skizze und
die folgenden baten sind zum Theil einer
Mittheilung de» „Coro-
du Porlou ent-
■ —
m*4
ich der Freundlichkeit
des Konsuls des Deut-
schen Kelches, Herrn
Eduard Katzenstein,
verdanke. Einige Er-
gänzungen jener Notizen
entstammen mehren
sonstigen (JucIIpd und
unter diesen insbesondere
einer aus 10 Klaftern he-
stehenden Serie vortreff-
licher photographischer
Aufnahmen, die von der
Buchhandlung Kmilio
Kiel & ( 'o. in < *)K>rto
durch Venniltelung der
Exjm ditiou dies. Kl. zum
Kreise vou 50 be-
ziehbar ist —
Das Thal des Douro,
der au der Brückenbau-
stelle eine Breite von
etwa 140-» hat, ist auf
einer großen Liingc sehr
tief eingeschnitten, so
da»s die von Lissabon
nach Porto und dem
Norden führende Eisen-
bahu gezwungen war,
dasselbe in einer Höhe
von nicht weniger als
(32 m über Niederwasser
zu kreuzen.
Man wählte eine
Eisen - Konstruktion, be-
stehend aus zwei kon-
tinuirlichen Fach-
werkträgern, die durch 7
eiserne Pfeiler und eine
Bogen - Konstruktion
unterstützt werden, auf
welch letzterer selbst 2
dieser Pfeiler ihre Unter-
stauung erhalten haben.
Die beiden ersten Öff-
nungen des rechten l'fers
(Porto) und die ersten 8
des linken L'fers haben
eine Spannweite von je
37, 40B>, die < Hoffnungen
ül:er dem Bogen sind
je 23,75 m und die
beiden Schlusstflcke am
Scheitel des Kogens je
2(>cn weit. Der Abstand
zwischen den beiden
Parallel - Trägern be-
trägt 3,1 m ; die Bogen-
konstruktion aber hat
Breite im Grundriss und es
Träger- Entfernung von den
nach dem Scheitel hin
während der Abstand
wechselnd
nimmt dii
Kämpfcrpuukten
gleichmäßig ab :
der Bogenträger am Fufspuuktc 15 m ist,
l>etrügt derselbe am Scheitel nur noch
3,95». Diese geneigte Stellung der Träger
Versteifung, insbe-
Winddruck dienen und
bei der besonderen Art
der Montage, welche mau gewählt hat,
nothwendig. Die Brückentafel hat
zwischen den auf Konsolen ausgekragten
Geländern eine Breite von 4,5 ».
Die Höhe der eisernen Pfeiler betragt
von der Seite von Porto an gezahlt: SC";
43"; 2 mal 13,20m (die beiden Pfeiler
auf dem Bogenj: 43'"; 21)'" und 15,«»».
so weit vorgeschoben worden, bis ihre vorderen
llinien der auf dem Bogen aufgestelzten beiden
Die Höbe der sichelförmig konstruirten Bogenträger ist im
Scheitel 10!»; ihre Spannweite ist 160'" und es übertrifft die
Dournbrücke die grölste bis jetzt bei Bogenbrücken erreichte
Spannweite (158,5 m bei der Bracke Ober den Mississipi in
St Louis) um 1,5"', nimmt also unter allen Bngenhrücken der
Welt, was die Weite einer einzelnen Spannung betrifft, heute
den ersten Rang ein. Theils die grofse Wassertiefe, theils Un-
sicherheit des Baugrundes und endlich grofse Schwankungen im
Wasserstande des Flusses, die binnen kürzester Zeit zu An-
schwellungen von etwa 12» führen, waren die Ursachen, die
zur Wahl dieser aufsergewöhnlichen Spannweite genöthigt haben.
Die Bogenträger sind mit Kämpfer-Scharnieren, aber ohne
Scheitel-Scharniere ausgeführt. Diese Scharniere stemmen »ich
gegen die äufscren Theile der Widerlager, welche nach der Rück-
seite hin eine betrachtliche Verstärkung erhalten haben, in welcher
der Fugenschnitt normal zu der Richtung der Drucklinie ange-
ordnet ist Zwischen diesen rlügelartigen Verstärkungen erbebt
sich der Fundament - Aufbau für die zunächst am Stromufer
stehenden, etwa 43 m hohen, schmiedeisernen Fachwerk -Pfeiler.
Soweit die Photographien erkennen lassen, ruhen die 170™
bezw. 132 » langen kontinuirlichen Fachwerkträger, die nach
einfachem Gitter-System, aber durchgängig mit Dop|iel-Diagonalen
ausgeführt sind, auf Kipplagern. Die auf dem Bogenscheitel
aulruhenden, je 2fi m langen Einzelträger haben eine der Rogen-
form entsprechende Führung des Untergurts erhalten und sind
gegen das spitz auslaufende Ende hin mit Blechwand hergestellt
Die Krücke wurde in 22 Monaten erbaut; man wollte sie zuerst
in 19 Mouaten fertig stellen, wurde jedoch durch den vergangenen
sehr strengen Winter aufgehalten. An 200 Arbeiter waren durch-
schnittlich beschäftigt Die Tagelöhner erhielten 14,5 (dtsche.) Pf.
Lohn pro Stunde Arbeitszeit, die besseren Arbeiter, wie Schlosser etc.,
47 bis 06 Pf. Die Dauer der Arbeitszeit war im Winter 10, im
Sommer 12 Stunden; die Ueberstunden wurden doppelt vergütet.
Ein besonderes Interesse nimmt die Art und Weise in
Anspruch, in welcher die Aufstellung des Ueberbaues bewirkt
worden ist da dieselbe ohne jegliche Rüstung, ohne provisorische
Zwischenstufen oder sonstige baulichen Vorkehrungen vorge-
nommen wurde. Es sind zunächst die koulinuirlicheu Parallel-
Träger
Enden in
Unterstutzungen gerückt waren, und es hat alsdann der Aufbau
des Bogens begonnen, welcher mit Hülfe von Seilen, die nach dem
nächsten Pfeiler und nach den unterstützten Enden der kontimiir-
licheu Träger hin ausgebracht worden waren, verwirklicht ist.
Neben diesen Systemen von Seileu waren noch sogen, fjuifseile,
die von einem Ufer zum andern hinüber reichten, vorhanden,
sowie zu Hebewerken führende anderweitige Seile, mittels deren
die einzelnen Eisentheüe der Rogenkonstruktion aus schwimmenden
Kähnen in die Höhe genommen wurden. Nach Fertigstellung
des Kogens folgte der Aufbau der auf dessen beiden Schenkeln
aufgcstclzten Stutzen und endlich, als Abschluss der Montage, die
Aufbringung der 4 mittleren Theile des Parallclträgers. —
Der Plan des Bauwerks rührt von den Hrn. Eiffel & Co.
in Paris her, deren Werken auch die Ausführung des Haues über-
tragen gewesen ist — Die oben nur in flüchtigster Weise ange-
deuteten Motitagc- Vorkehrungen wurden von Hrn. Nou guier
entworfen, unter dessen Oberleitung die Aufstellung der Krücke
durch Hrn. Angevere stattgefunden hat —
Es erscheint wünschenswerth, über die Gesichtspunkte bei der
Projektverfassung, ohne deren Kenutniss eine Kritik keine Berechti-
gung hat, und über die Art der Ausführung eine etwas eingehendere
Mittheilung zu erhalten : vielleicht giebt die Veröffentlichung dieser
Zeilen den Anstofs dazu, dass ein in Portugal oder Spanien lebender
deutscher Fachgenosse uns in dieser Beziehung zu Hülfe kommt
Wiesbaden. H. L.
Unfall - beim Bau des Sloherheltahafens bei Bromberg.
Aus der durch Deicbbrüche und Ueberschwcmmungen zu trauri-
ger Berühmtheit gelangten Weichselgegend ist abermals vou
einem gleichartigen, doch in ziemlich engen Grenzen sich halten-
den Unfall zu berichten.
Nach einer in der Ostd. Pr. enthaltenen Mittheilung hat am
10. <L M. Abends ein Durchbrach eines provisorischen Schutz-
deiches, der für die Bauausführung des sogen. Sicherheitehafens
am Zusammentritt der Brahe mit der Weichsel angelegt worden
ist, stattgefunden. Der Bruch hat eine Stelle betroffen, an wel-
cher der Deichkürper auf unzuverlässigem, quelligen Untergründe
(im Bett eines früher bestandenen Flusslaufes) lag, und ist er-
folgt trotz umfassender Sicherungs- Vorkehrungen, die kurz vor
Eintritt der Katastrophe ins Werk gesetzt worden sein sollen.
Die Länge der Durchbnichstelle betragt etwa 32"' bei 4 ■
Tiefe unter Wasserspiegel^; die überschwemmte Fläche hat die
Man beabsichtigt nach Ablauf des Hochwassers die Deich-
lücke zu schliessen, alsdann die Uberschwemmten Flächen wie-
der trocken zu legen, um ohne Abweichung von den ursprünglich
fest gestellten Bau-Programm die Aushebung des Hafens voll-
ständig im Trocknen
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114
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
20. Marz 1878
Zur Vertretung der Architektur svuf da
Berliner Kunstausstellung. Das Gesuch des Berliner Archi-
tekteavereios an die öffentlichen Behörden, betreffend die Aus-
stellung der Entwürfe au öffentlichen Bauwerken auf der Berliner
Kunstausstellung bezw. den Ausstellungen des Verbandes, hat
seitens mehrer Stadtgemeinden bereits freundliches Entgegen-
kommen gefunden. Der Magistrat von Berlin hat beschlossen,
auf der Kunstausstellung die Entwürfe für mehre Schönbauten
(z. B. Nikolaikirche, Halle'&chc Thor-Gebiude etc.), auf der Ver-
bands- Ausstellung die Entwürfe hervorragender Kützlichkeitabautcn,
mehrer Brücken, des Irrenhauses u. s. w. auszustellen. Die
städtischen Behörden von Stettin haben beschlossen, die Kunst-
ausstellung mit den Plänen des neuen Ratbhanses und des neuen
Krankenhauses zu beschicken, und einen Kostenbetrag zur An-
fertigung hezgl. Zeichnungen ausgeworfen. — Vielleicht, dass dies
anregt.
Gewerb Ueno Ausstellung in Erfurt Der Gewerbe- Verein
in Erfurt wird im August d. J. eine Fachausstellung von
Kraft- und Arbeitsmaschinen für das Kleingewerbe
veranstalten, welche 3 Gruppen umfassen wird, und zwar:
Gruppe 1., Kraftmaschinen mit 6 Klassen: Gaskraft-, Heiss-
luft-, Wasserkraft-, Dampf-, Kohlenwasserstoff- etc. Mose
dieven"-'
Holz-,
F. Stadler und 2 vierte Preise zu je 5ix> Fr. an Hrn.
E. Reverdin und Hrn. S. Pittet vergeben wurden. Außerdem
haben die Preisrichter noch 5 weitereu Arbeiten -- von den Hrn.
Camuzat A Ponry. Bertliet, John Koch, Hohrer (in Lemberg)
und Bachofeu — ehrende Erwähnuug zu Theil werden lassen.
Konkurrenz für Entwürfe zu einem Museum in Linz.
(M. vergl. No. M, .Ihrg. 77 d. Bl.( Das aus <i Architekten und
Ingenieuren zusammen gesetzte Preisgericht hat unter den 21
Entwürfen demjenigen der Arch, Hm. Wendel er
u. Hieser in Wien den 1. Preis, demjenigen d. Arch. Hrn. Carl
Stattler in Wien den 2. Preis zuerkannt. Die Entwürfe
„Urania Pallas" und „Durch Nacht zum Licht" sind als die
nächst besten erklärt
Blech-, Leder-, Stein- und Hornbearbeitungs-
»eitsmaachinen für Gürtler, Mechaniker, Hutmacher,
Schuhmacher, Bürstenmacher, Seiler; Näh-, Stück-, Stepp- und
Wirkmaschinen; Maschinen für Müller, Bäcker, Buchdrucker,
Buchbinder etc.;
Gruppe 111., Erzeugnisse, soweit dieselben mittels Maschinen
der Gruppe L und IL hergestellt sind: Holz-, Eisen-, Blechar-
beiten; Erzeugnisse der Textilindustrie; Buchdrucker-, Buchbinder-,
Portfeuille-Arbeiten etc.
Damit die Wirkungsweise der Arbeits-Maschinen , sowie ihre
besonderen Vorzüge leicht zu erkennen siud, sollen dieselben
durch die ausgestellten Kleinkraft-Maschinen in Betrieb gesetzt
und ihre Leistungen gezeigt werden. Es sollen Beurtbeilungen
durch Preisrichter stattrinden nnd Zertifikate (keine Belohnungen
etc.) ertheilt werden. Die Antnelde-Frist läuft am 1. April er. ab.
Meldungen sind au den Vorsitzenden der eingesetzten .Spezial-
Kommission, Maschinenmeister Bork in Erfurt zu richten.
Neues in der Berliner Bau-Austellun». In der Woche
15. März wurden eingeliefert: Vor
echt persische Tep-
piche (im Vestibül und im Treppeuhause) -- von Karl Heckert
eine KrysUllkrone für Gas — von Karl Sprick Holzjalousie und
Rouleaux — von Ed. Puls Frontgitter in .Schmiedeisen, La
mit schmiedeisernem Fuss und mit in
Konkurrenzen.
Die Konkurrenz des Gewerbe- und Industrie- Vereins
zu Bremen, betreffend die „Möbel-Einrichtung eines ein-
fachen Wohnzimmers des Mittelstandes" (man vergl.
No. 93, .Ihrg. 77 d. Bl.) ist mit 4 Lösungen in wirklicher Aus-
führung und 24 Entwürfen in Zeichnungen beschickt worden. —
Für die erstere Lösungsart konnte der 1. Preis nicht ertheilt
werden, da keine Ausführung völlig genügend und programmge-
mäß befunden wurde. Den 2. Preis ( 10« M) erhielten die Hrn.
Chr. Nicderhöfer Söhne, Möbelfabr. in Edenkoben; eine Prämie
i 50 .//. wurde als besondere Anerkennung Hrn. W. Dieckelmann,
i- und Möbelschreiner in Frankfurt a. M., für einen von
diesem gelieferten Tisch zugesprochen. — Von den Entwürfen
erhielten diejenigen des Hrn. Arch. Otto Fritzsche in München
(Atelier d. Hofmöbelfabr. v. A. Pofsenbacher in München) den
1. Preis (150 M), diejenigen des Hrn. Bildhauer U. Behr in
Stuttgart den 2. Preis.
Konkurrenz für Entwürfe zu einem Altershospital In
Anieres bei Genf. Die von uns in No. 91 Jhrg. 77 u. Bl. be-
sprochene Konkurrenz, an der sich 51 Entwürfe — wohl haupt-
sächlich schweizerischen und französischen Ursprungs — be-
theiligt haben, ist am 6. März d. J. zum Abschluss gelangt In
gewissenhafter Erwägung des Programme«, das vor allem die
grösste Einfachheit und Schlichtheit in Anlage und Erscheinung
der Anstalt zur Bedingung machte, sah sich die .Inn" nicht in
der Lage, einen ersten Preis zu verleihen. Die für Preise zur
Verfügung stehende Summe ist unter die Verfasser der 5 besten
Entwürfe in der Weise vertheilt worden, dass 2 zweite Preise
zu je 1500 Fr. an die Hm. Kern £ von Muydeu, sowie Hrn.
John Camoletti, 1 dritter Preis von 1000 Fr. au Hrn.
Personal -Nachrichten.
Preufsen.
Ernannt: Der Eisenbahn - Baumstr. Walter Eggert in
bei d. Frank-
— Der Ingenieur Dolezalek mit dem Prä
um ordenll. Lehrer an der polytechn. Schule
Kassel
furt-t
dikat
au
Die Baumeister- Prüfung haben die Bauführer Carl
Wegner aus Berlin und Hugo kayaer aus Mülheim a./R. be-
standen.
Die Bauführer-Prüfung für beide Fachrichtungen haben
bestanden: Emil Kuhring aus Berlin, Wilhelm Bassmann
ans Meiningen, Paul Müller aus Berlin, Herrn. Salomon aus
Gerdauen, Max Morin aus Wanzleben, Ferd. Kleinenbroich
aus Bensberg Kr. Mülheim a./R und Max Bressel aus Dahlen-
warsleben Kr. Wolmirstedt
Brief- und Fragekasten.
Berichtigung. In dem Artikel „Das neue Gebäude der
fiemäldegallerie zu Kassel", No. 10 8eite 43 d. J., ist am Schluss
statt „Schmidtmann Sohn A Potente" zu "
Zahn und Potente".
Hrn. E. H. in Stuttgart. Die von Ihnen angeregte Frage
wegen des Aquädukts von Spoleto ist bereits im vorigen Jahre,
auf S. 207 und 23S u. Bl. behandelt worden. Die Angaben
Bziha's haben dabei im allgemeinen Bestätigung gefunden; aller-
dings sind die genauen Abmessungen des Bauwerks und seiner
einzelnen Theile noch nicht ermittelt bezw. bekannt gemacht
worden.
Abbonent in Wittenberge. Die Antwort auf Ihre An-
frage: Ob und wann wir die amtlich eingeführten abgekürzten
Bezeichnungen der metrischen Maal'se und Gewichte annehmen
werden — ist bereits in No. 102 Jhrg. 77 u. Bl. dahin ertheilt
worden, dass wir in unserer Stellung als Organ des Verbände*
uns au die von diesem angenommenen Bezeichnungen so lange
für gebunden halten müssen, als ein Beschluss Ober die Aufgabe
derselben noch nicht gefasst ist. Wir gestatteten uns damals
dem Verbands- Vorsund anheim zu stellen, einen solchen Be-
schluss möglichst bald auf schriftlichem Wege herbei au führen,
haben aber damit keinen Erfolg erzielt.
Hrn. L. in Buxtehude. Ein Zusatz von Gips zu dem
Untergründe für Sgraffito-Malereien ist u. W. noch nicht versucht,
muthmaai'slicb weil derselbe in hohem Grade bedenklich für die
Haltbarkeit isL .Als Leberzug des gefärbten Untergrundes genügt
einfache Kalkmilch; etwaige Zusätze sind uns nicht bekannt.
Hrn. C. J. S. in Liegnitz. Adressen zum Bezüge von
Buckelplatten enthält u. a. die Beilage zum Deutsch. Baukalender.
Abonn. in Frankfnrt a. M. Wir bitten die Anfrage einem
der zahlreich erscheinenden Fachblätter für Keramik vorlegen zu
wollen.
Hrn. W. in Mühlhausen. Wir sollten denken, dass so-
wohl das Hohne'sche Instrument als auch der Abney'sche Neigungs-
messer Ihren Zwecken genügen würden, und beziehen uns hierzu
auf die Publikationen in No. 47 u. 72 Jahrg. 1877 dies. Ztg.
Hi n. K. in W. Adressen für Lieferung von Rohrdächern
sind uns nicht bekannt Wahrscheinlich würde ein Inserat Ihnen
zu der gewünschten Kenntuiss verhelfen.
Abonn. in Ohligs. Dass in den ersten Entwickelungs-
Stadien des Schwammes ein kräftiger Luftwechsel, und namentlich
die Zuführung trockener Luft genügt, um dem Uebel Einhalt
zu thun, ist wahrscheinlich, aber doch zum voraus keineswegs
als völlig sicher anzunehmen. Dass Sic in einem besonderen Falle
bei weit fort geschrittener Schwammbildung sich mit dem an-
gegebenen Mittel nicht begnügt, sondern noch ein Uebriges gethan
haben, erscheint uns l>erechtigt und finden wir bei dem durchaus
rationellen Verfahren, welches Sie eingeschlagen haben, die von
übermäßigen Sparsamkeitsgelüsten eingegebenen Kritiken Dritter
sowohl unverständig als unverständlich.
Ilm. II. in D. Die Möglichkeit, dass das Vorhandensein
eines mit Oel getränkten Putzlappens, welcher ein kleines Stück
Eisen eingeschlossen enthielt, in einem Dampfkessel an der
I 'entrichteten Thatsache einer Ausbauchung der Kesselwand be-
theiligt sei, scheint uns keineswegs völlig ausgeschlossen zu sein,
wenngleich wir in den Kausal-Nexus einen näheren Einblick nicht
besitzen. Wahrscheinlich liegt die Schuld zumeist au derGegenwart
von Fett, wahrend das kleine Metallstück mehr oder weniger
uubcthciligt ist. Ihre Berufung auf die Benutzung schwerer
Zinkblöcke in Dampfkesseln scheint uns unzutreffend, da die ein-
fachsten Vorsichtsmaafsrcgcln, verbunden mit Rücksichten auf den
Dampf bildungs - Prozess, dazu drängen, schwere Zinkharren in
Kesseln nur so anzuwenden, dass sie von der Wand isolirt im
Kessel sich belinden, nnd eben diese Einlagemngsweise, so
viel uns bekannt auch diejenige ist, von welcher gewöhnlich
Gebrauch gemacht wird.
-,n r.ti II. . Iii« in
K K. O Kril.rh. Dni.k: W. M/iror HofburbdrurlnrH. ftwHn.
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N«. 24. ______ DEUTSCHE B A UZE IT U NJ}. llb
laallt: Dm Sthlnkrlfmt d» Architekten V.-,«in» su Berlin im 13- Mira 187*. Berliner fMailthaaa. — M 1 1 thnl I ungen »u« Veralaaa: B*ot«rJi»iartier Venia n
(Mehla».) — Ueber ilm Hau der Baeiahrfirk* bei Alt-BreU-ch. — Die Beriet»« de» I Aachen. — Architekt«!- und Ingenieur - Verein ia Haanavw. — Art— Katers- Verein
Hamborg« ßaunotlael - Uex-tlee. — fr J- Vi' lür die Bahnhof» - KhirirhlwigeB der j tu Berlin.
Das Schinkelfest des Architekten -Vereins zu Berlin am 13. März 1878.
ClilM—]
eun die Trauer um den todten Meister auch
nicht mehr der ürundton unserer Feier sein
kann — so etwa leitete Hr. Otzen seineu
Vortrag ein, — wenn vielmehr die Zeit von
nns verlangt, offenen Auges an die Arbeit
für die Leitenden zu gehen — so sind es
doch ernste Betrachtungen, zu denen wir uns
an diesem Tage zusammen linden. Kr inahnt uns. einzu-
kehren in uns selbst und im Sinuc Schinkels, gleichsam mit
seinem verklärten geistigen Auge, zu erforschen, wohin wir
treiben und was uns noth thut.
Niemals ist uns eine solche Einkehr nöthiger gewesen,
als in der Gegenwart Denn alle Verhaltnisse unseres Faches
sind zur Zeit in völliger Auflösung und Umgestaltung begriffen.
Wahrend die rastlos arbeitende Wissenschaft taglich neue
Aufgaben zur Lösung stellt, vollzieht sich eine so schnelle
Entwickelung der Anschauungen, dass selbst der goldene
Schatz des Alters, die Erfahrung, uns im Stiche zu lassen
droht. Die früher angestrebte Universalität auf dem Gebiete
baulichen Schaffens ist langst zur Unmöglichkeit geworden:
vielmehr sucht in entgegen gesetztem Sinne der Drang mich
Spezialisirung bis zur aufsersten Konsequenz sich geltend zu
machen. Der Architekt neigt dazu, dem lärmenden Treiben
der Technik sich zu entziehen; der Ingenieur schüttelt den
Zwang ästhetischer Rücksichten von sich und bat die Parole
des krassen, stofflichen Minimums auf seine Fahne geschrieben.
Angesichts dieser Zustande ist es nach Ansicht des
Redners eine Frage, die sich vor allen anderen in den Vorder-
grund drangt und die er daher auch für heute zum Gegen-
stande seiner Betrachtung erwählt hat: Wie soll die
Schule sich gestalten, in welcher die Techniker
derZnkunft zu bilden sind, und wie soll der Lehr-
stoff gegliedert werdeu, damit in dieser Schule
sowohl die Wissenschaft wie die Kunst zu ihrem
Recht gelangen? —
Um einen Ausgangspunkt für die Beantwortung dieser
Frage zu gewinnen, erörterte der Redner zunächst in längerer
Ausführung, wie der Bildungsgang der groben Meister unserer
Kunst in deren Blüthc-E|>ocheu beschaffen war und welches
Ziel dieselben verfolgten. Die zugleich als Bildhauer und In-
thätigen griechischen Architekten, die namentlich
der technischen Seite so bcwunderungswUrdig geschulten
römischen Baumeister, die der klösterlichen Gemeinschaft an-
gehörigen Architekten des frühen, sowie die aus den Bauhütten
hervor gegangenen Architekten des späten Mittelalters, endlich
die individuell entwickelten künstlerischen Universalgenies der
Renaissancezcit : sie alle stellen sich uns in erster Linie als
die Organe dar, welche das allgemeine Kunstbewusst-
sein ihres Volkes und ihrer Zeit mustergültig zu ver-
körpern wussten. In zweiter Linie vertraten dieselben nicht
nur jene Verbindung der bildenden Künste, ohne
welche ei_e Durchdringung derselben unmöglich erscheint,
sondern sie standen auch auf der vollen Höhe der t e c h n i s c h e n
Einsicht ihrer Zeit und besafsen im Handwerk, aus dem
Unsere Zeit hat sich so weit von diesem Ideale entfernt,
dass wir von vom herein darauf verzichten müssen, dasselbe
jemals wieder in alter Weise verwirklicht zu sehen. Wir
dürfen zufrieden sein, wenn jene Vermählung des Wissens und
Könnens, die sich ehemals in der Person des einzelnen Archi-
tekten vollzog, vom allgemeinen Bewußtsein als Ideal aner-
kannt wird, wenn man es als txithwcndig betrachtet, die zer-
fahrenen Bestrebungen der Kunst, der Technik und des
Handwerks wiederum auf einen gemeinsamen Boden zu stellen.
Und es darf uns mit Genugthuung erfüllen, dass die Gegen-
t, im Vergleich mit der hinter uns liegenden Periode,
einige Fortschritte aufzuweisen hat. — Noch eut-
;in einheitliches Kunstbewusstsein , noch
wir in den verschiedenen, nach einander auf-
Iteren Kunstweisen, aber die Kreise, die sich auf
nd derselben gebildet haben, berühren sich allmählich,
fangen trotz feindlichen Widerstandes an, von einander zu
lernen, und streben, nachdem früher schon eine äufserliche
Verschmelzung versucht worden ist, nach innerer Versöhnung
der Gcgcnsutte. — Skulptur und Malerei, die sich völlig von
der Baukunst getrennt hatten, scheinen nach manchen An-
zeichen geneigt, zu der Mutter zurück zu kehren und wiederum
ihrem Dienste sich zu weihen. — Die im Ingenieurwesen
vertretene Technik hat in so weite Bahnen eingelenkt nnd ist
so schnell voran geschritten, dass sie der Kunst fast uner-
reichbar scheint; aber indem sie dieser einige Brosamen zu-
wirft, äul'sert sie doch wenigstens das Bedürfniss, ihre Blöfse
nothdürftig zu bekleiden. — Das verkümmerte Handwerk
endlich, dem nicht blos die bis dahin vornehm abgeschlossene
Künstlerwelt wieder ihre liebevolle Theilnahmc zugewendet
hat, sondern dem auch der Staat und die Gemeinden neues
frisches Leben zuzuführen sich anstrengen, schickt sich an,
aus seinem langen, dumpfen Schlafe zu
Selbständigkeit wiederum sich empor z
Um diese Errungenschaften sicher zu stellen und ein
weiteres, gedeihliches Fortschreiten auf derselben Bahn herbei
zu führen, giebt es kein näher liegendes Mittel, als das Be-
wusstsein, aus dem jene hervor gegangen sind, zu stärken und
in immer weitere Kreise zu tragen. Hierbei auf dem prak-
tischen Boden der Kunst, der Technik und des Handwerks
zu helfen, ist Sache aller Fachgenossen. Wichtiger aber
und auch einflussreicher ist hier die Wirksamkeit der
Schule, der es in erster Reihe obliegt, den neuen Geist zu
pflegen und die Verhältnisse, in denen wir schaffen, allmählich
wieder zu gesunden zu machen. —
Die Forderungen, denen sie in dieser Beziehung zu ge-
nügen hat, näher zu entwickeln, versuchte der Redner im
zweiten, Haupt-Theile seines Vortrages.
Was zunächst den Standpunkt betrifft, den die Schule
gegenüber den Bestrebungen zur Wiedergewinnung eines
einheitlichen Kunstbtwusstseins einzunehmen hat,
so erinnerte Hr. Otzen an den mit Jubel aufgenommenen
Trinkspruch Richard Lucae's auf dem vorjährigen Schinkel-
fest. .Licht und Luft für Alle", so lautete die Forderung,
welche dieser hervor ragende Vertreter der Kunst und des
Lehrfachs hier aussprach und die er uns, gleichsam als sein
Vermächtnis, hinterlassen bat — ein wohlthuender Gegensatz
gegen die einseitige Abgeschlossenheit, in der noch vor kurzer
Frist die Vertreter des Klassizismus, der Gothik, der Frtth-
renaissance und des fröhlichen Zopfes, jeder im Glauben an
den Besitz des allein seligmachenden Prinzips, zu einander
standen. Luft und Licht für Alle, es ist dasjenige, was allein
die Entwickelung einer selbständigen modernen Kunst in die
Wege leiten kann. Vorüber ist ja zum Glück die Zeit jener
krankhaften Stilexperimente, an denen leider so viel ehrliche
und tüchtige Kraft verschwendet worden ist, die jedoch not-
wendig waren, um diese eine Seite der Versuche zu einer
Wiedergeburt, der Kunst für immer abzuschliiTseii und die
Nichtigkeit des Eklektizismus darzuthun. Mag einer jeden
der verschiedenen Kunstweisen die Gelegenheit gegeben werden,
in rastloser Thütigkcit immer weiter in die noch lange nicht
erschöpften Fundgruben alter Kunst sich zu vertiefen, zu
gleicher Zeit aber die gewonnenen Ergebnisse innerlich zu
verarbeiten. Möge man von dem künstlerischen Schaffen die
Schablone, welche es auch sei, mit allen Mitteln fern halten,
damit der hödiste Beiz der Kunst, die Individualität, nicht
von vorn herein erstickt werde, damit ein Jeder in freier
Wahl für diejenige Kunstsprache sich entscheiden kann, die
seinem Wesen am meisten entspricht und ihm gestattet, es
zu wirklicher Meisterschaft, zu einer vollständigen Beherrschung
ihres Materials und ihres geistigen Inhalts zu bringen! —
Das Vcrhältniss der Architektur zu den Schwe-
sterkünsten, der Skulptur und Malerei, bedarf der innig-
sten und liebevollsten Pflege, wenn die bereits vorhandenen
Anfänge einer Wieder- Annäherung sich gedeihlich weiter ent-
wickeln sollen. In besonders erfreulicher Weise gestaltet sich
dieselbe in Bezug auf die Malerei, seitdem die Aufnahme
«ler monumentalen Malerei — der Freskoteclmik, des Sgraffito,
der in die architektonische Gliederung inneren Wandschmuckes
sich einfügenden Oelmalerei, endlich des Mosaiks — auch bei
uns einen Wendepunkt in den Anschauungen und Zielen dieser
Kunst eingeleitet hat. Schwieriger wird es der Skulptur, ihre
Schöpfungen dem Bauwerke einzufügen, und es wäre für
einen modernen Bildhauer, der die bewegenden Ideen unserer
Zeit zum Ausdruck bringen will, auch ein gar zu hartes
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11«
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
23. Mir« 1878
Opfer, sollte er seine Gebilde der Architektur in einer so
selbstlosen Weise unterordnen, wie es der kindlich fromme
Sinn des Mittelalters gethan hat ; er mag sich fOr die Opfer,
die ihm allerdings auch heut nicht erspart werden können,
dadurch trösten, dass er sich für den » Mitbaumeister "
des Hauses ansieht, das seine Statuen schmücken.
In jedem Falle ist es erforderlich, dass Architekten,
Bildhauer und Maler einander verstehen, mit und für einander
arbeiten lernen. Die Zeiten, in welchen die letzteren der
Hülfe des Architekten entraüien zu können glaubten, waren
für ihr eigenes Schaffen, bei dem sich der Mangel architek-
tonischen Gefühls nur zu häufig geltend machte, wahrlich
keine gesunden. Aber auch der Architekt, der neben der
Kunst noch Wissenschaft, Technik und Handwerk zu pflegen
hat. also fast ganz im Objektiven sich bewegt, bedarf — um
in diesem nicht zu versinken — auf das dringendste eines
engen Zusammenhanges mit dem subjektiven Wesen der
Schwesterkünste. Einen solchen herbei zu führen, wird in
erster Linie aber Sache der Schule sein müssen. - - Dass
es schwierig sei, hier bestimmte Vorschlüge aufzustellen, er-
kannte der Hr. Redner ausdrücklich an, indem er meinte,
dass die Art der zu schaffenden Verbindung nicht durch
Reflexion gefunden werden könne, sondern das Produkt ge-
meinsamer, redlicher Arbeit sein müsse. Ausgangspunkt dieser
Arbeit sei, dass Bauakademie und Kunstakademie nicht fürder
als getrennte Welten sich gegenüber stehen, sondern .lebendigen
Austausch von Hand zu Hand, von Mund zu Mund" pflegen. —
Wohl ein rein äufserlicher Grund — die Ausdehnung,
welche der Vortrag bereits erlangt hatte, und die Unmöglich-
keit, den Stoff in der zur Verfügung stehenden Zeit ganz zu
erschöpfen — war für den Hrn. Redner Veranlassung gewe-
sen, dass er im Schluss seiner Ausführung, der im folgerich-
tigen Aufbau die Aufgabe der Schule in Bezug auf die Ver-
bindung der Architektur mit der wissenschaft-
lichen Technik und dem Handwerk zu entwickeln
hatte, auf die Ausbildung der Architekten nach diesen
Richtungen hin, nur ganz andeutungsweise Rücksicht nahm,
die Einwirkung der Kunst auf dns Handwerk nur flüchtig
streifte und sein ganzes Interesse der Frage zuwandte, wie
das Ingenicurwesen vor der Pflege eines einseitigen Ma-
terialismus bewahrt und die Kunst in die Schöpfungen des-
selben hinein getrogen werden könne.
Wenn die Schwierigkeiten dieser Aufgalw auch nahezu
unüberwindlich erscheinen, so ist dieselbe doch von so ein-
schneidender Wichtigkeit, dass wir vor einem Versuch ihrer
Lösung nicht zurück schrecken dürfen. Der Werke des In-
genieurwesens sind so viele, sie sind so allgemein verbreitet
und bieten dem Auge einer so zahllosen Menge sich dar,
dass der Sinn des Volkes für das Schöne gar nicht erfolg-
reicher geweckt und gepflegt werden kann, als durch eine in
künstlerischem Geiste erfolgte Gestaltung derselben. Leider
liejrt auf diesem Gebiete noch vieles im Argen und es ist zu
befürchten, dass die nunmehr auch bei uns eingeführte, nach
anderer Richtung hin so segensreiche Trennung der
Fächer, der wir Erlösung von dem Fluche der Mittel-
müfsigkeit zu danken haben, die Sachlage nicht verbessert,
sondern eher noch verschlimmert. Soll man hoffen, dass der
Ingenieur, vom Zwange architektonischer Studien befreit, sich
nunmehr williger den Forderungen der Kunst unterwerfen
wird, oder ist nicht vielmehr anzunehmen, dass bei ihm mit
dem Aufgeben des Unheils in Kunstangelegciiheitcn auch jedes
Kunstbedürfuiss schwinden wird? Und ist darauf zu rechnen,
dass den Architekten der Gegenwart, die — welcher Schule
sie auch angehören — in ihren Werken vorlaufig doch nur
Reminiszenzen einer anderen Kulturwelt vorführen, im Stande
sein sollten, den Werken moderner Ingenieurwisscnschaft,
diesen echten Kimleru unserer Zeit, diejenige originelle Ge-
stalt zu geben, die für das Bewusstscin der Gegenwart die
Bedeutung und das innere Wesen des Werkes verständlich
auszudrücken vermag? —
Hier ist Hülfe von innen heraus nothwendig. Das
Ingenieurwesen darf der Architektur nicht so weit sich ent-
fremden, dass der Ingenieur nicht im Stande wäre, auch die
künstlerische Seite seiner Werke selbständig zu pflegen, oder
doch wenigstens — im innigen Einvernehmen mit dem kon-
struktiv und wissenschaftlich gebildeten Architekten — die
Konstruktion derselben gleichsam „künstlerisch vorzubereiten'*.
Die Schule, der diese Aufgabe wiederum obliegt, darf sich
freilich nicht damit begnügen, den Ingenieur auf die Theil-
nahme am architektonischen Unterricht zu verweisen. Weder
kunsthistorischc Vorlesungen, noch Uebungen in griechischer
Tektonik, noch etwa das Zeichnen gotliischcr Baudenkmale
sind hier das Richtige, sondern es bedarf eines, speziell den
Bedürfnissen des Ingenieurs angepassten künstlerischen Unter-
richts. Eine Bau - Konstruktionslehre . mit welcher
eine organisch entwickelte Formenlehre sich direkt ver-
bindet, möge ihm in liirekter Anwendung auf die Probleme,
welche er spater zu lösen hat, den richtigen Weg zeigen und
ihm den Blick öffnen für die Schönheit der Verhältnisse und
der Linienführung, für die logische Entwicklung des Ornaments,
lür die charakteristische Behandlung des Materials, ohne ihn
mit dem Apparate einer schwerfälligen Gelehrsamkeit zu
belasten. Eine Ucbcrsicht der Kunstgeschichte, die
sich wesentlich auf die Darstellung des Wesens der ver-
schiedenen Kulturepochen beschränkt, vom Detail aber nur
giebt, was zum Verständniss derselben erforderlich ist, möge
mit dem Verständniss für die Schönheiten der
Kunstwerke auch die Liebe zur Kunst in ihm erwecken,
welche kunstsinniges Streben fortan zu einem Bedürfnisse für
ihn macht — Wohl wird es schwer sein, die Manner zu
finden, welche dieser scheinbar so einfachen und doch so
schweren Aufgabe gewachsen sind, aber wir dürfen hoffen,
dass sie sich finden werden. — Dass derartige Bestrebungen
in den Kreisen denkender Ingenicure auf bereitwillige Aufnahme
rechnen können, ja dass hier ähnliche Ziele bereits erwogen
werden, dafar liegen bereits erfreuliche Anzeichen vor. —
Indem der Redner sich entschuldigte, falls seine Be-
trachtungen nicht ganz im Rahmen einer Festrede sich ge-
halten haben sollten, schloss' er dieselbe mit der Zuversicht
dass die Suche, welcher es galt, der Stätte und des Tages
nicht unwerth war, und dass sie verhandelt worden sei im
Geiste Schinkels, der ja nichts anderes wollte, als was auch
wir heut erstrehen : ein volles künstlerisches Aasleben unserer
sonst so grofsen und schönen Zeit und ab Ziel — die Ver-
edelung des Menschengeschlechtes! —
Nach einer in den Vorderräumen des Hauses zugebrach-
ten Erholungspause begann im grofsen Saale das Festmahl,
bei dem der Vorsitzende des Vereins, Hr. Möller, den Toast
auf den Kaiser und Hr. Baurath Ende den Trinkspruch zum
Andenken Schinkels ausbrachte. Die sonstigen Zuthatcn des
Festes waren die alten — trefflicher Quartettgesang, Tisch-
licdcr und Tischkarten, ein von Hrn. Grunert gezeichneter
und von Hrn. Appelius erläuterter humoristisches! vrisclier
Rückblick auf die Vereinsbegebenheiten des vergangenen
Jahres, endlich im vorderen Saale ergötzliche Nebelbilder
gleicher Tendenz. Begrüfsungs- Telegramme von außerhalb
waren diesmal nur aus Breslau, Danzig und Rom einge-
troffen. — F. —
Ueber den Bau der RheinbrUcke bei Alt- Breisach.
(Nach einem Vortrage des Hrn.
Auf der ganzen oberen Rheinstreckc zwischen Basel und
Strasburg ist Breisach die einzige Uferstadt und theils hierdurch,
Iheils auch durch die relative Enge, welche das Inundations-Gebiet
bei der Stadt besitzt, ein Uebergangspunkt von besonderer Wichtig-
keit. In neuerer Zeit wurzelt die Bedeutung desselben in seiner
Zwischenlage zwischen den Eisenbahn ■ Linien Freiburg- Breisach
und Colmar- Münster, für welche Linien durch den Breisacher
Brückenbau das Verbindungsglied Breisach -Colmar geschaffen
worden ist. Sollte etwa eine folgende Zeit die früher aufgetauchte
Idee eines zweiten Durchbruchs der Vogesenkette zur Verwirk-
lichung ••ringen, so würde das Bahnstück Freiburg -Colmar zur
wichtigen Theilstrecke einer Welthahn, nämlich einer neuen Linie
Wien-Paris werden.
Crsprünglich bildete das obere Rheinthal, welches heute eine
Breite von etwa 40—50 besitzt, eine tief emgesennittene Kluft
Wolff im Archit-Verein zu Berlin.)
zwischen Schwarzwald und Vogesen, welche theils durch die Glet-
scher-Bewegungen der Eispenode, theils durch die spateren Ge-
aufgefüllt worden ist
Uferbegrenznngen besah der Strom in früherer Zeit vielfach
wechselnde Lagen mit Spaltungen und Nebenarmen, hat aber im
allgemeinen drei Becken bevorzugt: Ein mittleres — wesent-
lich sein jetziges Bett, — ein westliches an den Vogesen — das
jetzige Illbett — und ein östliches, das sich zwischen dem isolirt
liegenden vulkanischen Kegel des Kaiserstuhls und dem Schwarz-
walde erstreckt — Die grofsen I Überschwemmungen in der
mittelalterlichen Zeit gaben Veranlassung zur Anlage von Hoch-
wasser-Deichen, welche spater weiter und weiter gegen den
Strom vorgeschoben worden sind, bis man endlich, seit dem Jahre
1840, auch dem gewöhnlichen Sommer-Wasserstande ein
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Nn. 24.
DEUTSCHE BAUZEITUN G.
117
Bett, welches 200™ Breite erhielt, angewiesen ha». Doch
erst mit dem Jahre 1875 ist der Zeitpunkt erreicht worden, von
dem an gerechnet der Strom dieses uoue Bett seiner ganzen
I^age nach in Besitz genommen hat — Die verlassenen alten
Laufe (die sogen. Altwasser) sind im ganzen noch wenig ver-
landet; bei Hoch waasern treten dieselben regelmäßig wieder in
Benutzung und es bilden sich alsdann in ihnen heftige Strömt
aus, die an einzelnen engen Anschlusstellen unter ach
Winkeln in das heutige Strombett einfallen.
Bekannt sind diu Unregelmäßigkeiten, welchen die Wasser-
bewegung auch in dem gewöhnlichen Strombett unterliegt Ob
ein paar zur Abhilfe gemachten Vorschläge baldige Aussicht auf
Verwirklichung besitzen, ist unbekannt, gewiss aber, dass bis zum
Eintreten derselben Hochwasser -Kalamitäten noch weiter zu
befürchten sind und dass neue Rheinbrücken-Projekte den ge-
schilderten unfertigen Stromzustiindon in ausgedehntestem
Maafse Rechnung zu tragen haben und nicht etwas antizipiren
dürfen, was heute noch iu grofser Unbestimmtheit liegt.
Die wichtigeren unter den fttr das Ureisacher BrOckenprojekt
niaafsgebenden Verhältnisse sind etwa in Folgendem an-
j : Der mittlere Jahres- Wasserstand des Stromes am Brei-
Pegel (dessen Nullpunkt nahezu mit niedrigstem Wasser
nen trifft) ist nach 30jährigen Beobachtungen ermittelt zu
die monatlichen Hochwasser-Stände, welche zeitweilig mit
1,04-» Mai . . 2,02'» Septbr. . 1,84™
Februar 1,14, Juni . . 2,39, Oktober . 1,55,
Marz . 1,19, Juli . . 2,38, November. 1,34,
April . 1,73, August . 2,20, Dezember. 1,15,
Als absolut höchste Wasserstände haben wahrend der etwa
8jährigen Periode der Brücken -Ausführung sich ereignet: Hin
Hochwasser im November 1H75 von 3,00 ™, ein solches im
März 1876 mit 3,73"» und ein 3. im Februar 1877 mit
Pegelhöhe. Als gröfstes unter den bis zum Jahre 1876
wesenen Hochwassern Oberhaupt war dasjenige vom Se
1852 mit 6,20™ Pegelstand bekannt; dasselbe ist
durch ein Hochwasser vom Juni 1876 um 0,30» bezw. 0,47 ™
noch übertroffen worden.
Die abgeführten Wassermengen wurdeu beim 1852er Hoch-
wasser zu 6 00nkh» (pro Sek.) abgeschätzt; beim Juni -Mittel-
wasser betrugen dieselben etwa 1 600 kb™. Das Stromgefälle
bei Breisach betragt etwa 0,001 ; es zeigt übrigens an besonderen
Pnnkten bei Hochwasser beträchtliche Unregelmäßigkeiten, da
z. B. bei der Breisacher Schiffbrücke für 2 Stellen, die be/w. dicht
oberhalb und 50 " unterhalb derselben liegen, eine Differenz der
Spiegelstunde Ton 0,8™ beobachtet worden ist — Die Wasser-
Geschwindigkeiten betragen Ihm m Sommer - Mittelwasser
etwa 3,5 '». die Hochwasser-Geschwindigkeiten 4—5™.
Was die Besonderheiten des Strombetts und die Tiefen
desselben betrifft, so ist bekannt, dass der Stromlauf in ziemlich
regelinäfsiger Weise zwischen Kiesbänken, die einen Abstand von
ca. 1000" haben und deren Röcken 1,5—2,5" über • Niedrig-
wasser sich^erhebt,
«ntinirt Im Thalwege kommen ne
regelmiifsige Tiefen von 7 '» und hä
N.W.) vor; Stellen, au denen die Paral
neben
ufig
1 solche von 9™ (unter N.W.) vor; Stelleu, au denen die Parallel-
werke Lücken enthalten und die vom Stromstrich heftig
fallen werden, weisen öfter Tiefen von 13™ auf.
Es kommen nach diesen Angaben als Differenzen in der
Sohlenlage des Rheinbetts regelmässig etwa 8,5™, häutig auch
11.6»' vor und es kann die Breite der tief liegenden Stellen
der Sohle bis zu '/> und mehr der ganzen Strombreite aus-
machen. — Von den Kiesbänken ist bekannt, dass sie wandern,
und da diese Wanderung, nach Beobachtungen in Einzelfällen,
mit einer Geschwindigkeit bis zu 20™ pro Tag stattfindet, so ist
die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass binnen 50 Tagen sich
die gröfste Tiefe des Stromes nach einer solchen Stelle hin ver-
legt, welche heute die höchste Sohlenerhebung von 2 — 2,5 ™ Ober
N.W. zeigt — Eisbildungen sind auf dem Rheinstrom sehr
ungewöhnlich und werden vielleicht ganz ausbleiben, wenn
erst eine völlige Regulining des Stroms zur Durchfahrung
gebracht worden ist —
Ein erstes Projekt zum Brückenbau bei Breisach entstammt
dem Jahre 1870 und ist von Prof. Baumeister, dem Erbauer
der Bahnlinie Freiburg - Breisach, verfasst worden. Das Bau-
roeisterache Projekt hatte 3 Stromöffhungen von je 70™ Weite und
keine Fluthöffnungen vorgesehen und es sollten Schwedler-Träger
auf runde Einzel-Pfeiler von etwa 8 ■ Durchmesser gelegt werden.
Der spateren Zeit war die Erweiterung für ein 2. Gleis sowohl,
als für eine Strafsenbrücke vorbehalten, für welche die Pfeiler
den zuerst gebauten gleich gedacht waren.
Die politischen Veränderungen der Jahre 1870—71 haben
dies Projekt bei Seite treten lassen dagegen wurde das Brei-
sacher Brucken-Projekt nach 1871, gleichzeitig mit Projekten
für zwei weitere Rheiubrücken - Bauten bezw. bei Hüningen
und Neuenburg, von der deutschen Reichsregierung aufgenommen
und es wurdeu lange Verhandlungen mit den davon berührten
Privatbahnea und Städten über die Finanzirung des Werks ein-
geleitet, die erst im Jahre 1874 ihren Abschluss erreicht haben.
Als man hiernach in die nähere Betrachtung des Bauprojekts
eintrat, glaubte man von dem Baumeister'schen Projekt Abstand
nehmen zu müssen, a) weil man das Schwedler-System der Träger
für die Spannweite von 70 » bei eingleisiger Ausführung als nicht
wohl geeignet hielt, da wegen Unmöglichkeit der ~
des oberen Horizontal - Verbandes bei ihm die Gui
mäßige Anstrengungen erfahren, b) weil man die
der isolirten Pfeiler für die an der Bauste
grol'sen Stromgeschwindigkeit als bedenklich betrachtete,
erklärte eine zusammen berufene Konferenz technischer Beamten
sich einstimmig für ein auf folgenden Grundlagen zu entwerfen-
des Projekt:
a) Wahl von Trägern, welche die Durchfahrung des oberen
Horizontal-Verbandes der ganzen Länge nachzulassen, b) Ab-
strahirung vom Bau eines Montage - Gerüstes und Ausführung
der Montage am Lande nebst Aufbringen der Träger durch
Ueherschieben, c) HinabfQhrung der Pfeiler in's Strombett bis zur
Tiefe von — 18™, um bei der von — 9™ bis — 13™ voraus
zu setzenden Wandelbarkeit der Sohle und für etwa zu er-
wartende weitere Sohlen - Senkungen in Folge einer späteren
Einschränkung des Strombetts genügende Sicherheit gegen Unter-
spülung der Pfeiler zu beschaffen. —
Unter Hinzutritt der von der Rheinschiffahrts-Kommission be-
züglich der Anlage von Fluth-Oeffnungen und der Höhenlage der
Brücke gestellten Anforderungen, femer der von der Militär-
Verwaltung verlangten besonderen Anlagen auf einen der Brücken-
Pfeiler und endlich noch der vom Reichskanzleramt getroffenen
Festsetzung, dass bei den Strompfeilern unter den ungünstigsten
Voraussetzungen über den Erddruck die Belastung von 6k
pro Grundflache an der PfeUerkante anzunehmen war, er-
gaben sich nun folgende Gnuidzüge für das Projekt und dessen
gaben sich nun folgende Grundzüge für das Projekt
Ausführung;
a) 3 Stromöffuungcn von je 70» 1. W. und 2mal 2 = 4 Fluth-
Oeffnungen von je 27 ™ 1. W.
b) Höhenlage der Unterkante des Ueberbaues an + 8,80 •».
c) Breite von 2 Mittel- und 2 Ufcrpfeilern : an der
5,75 ™, in der Niederwasserhöhe 4,8 oben 3,0 ™. Fund
dieser 4 Pfeiler auf pneumatischem Wege bis zur Tiefe von
— 18».
d) 2 Zwischenpfeiler auf dem Lande, 2 Endpfeiler. Die
linksufrigen beiden Pfeiler sind an — 6™, bezw. — 5™ zu fun-
~\5«> und —6,6".
Fundiningsart
fahlwanden eingeschüttet
Item Fachwerksystem für die 3
diren, die rechtsufrigen an —7
aller 4 Pfeiler Beton zwischen
e) Parallelträger mit dop]
Hauptbrücken ; Trägerhöhe 7,2™, Feldertheilung 3,0 ™. Ausfüh-
rung in der Form des kontinuirlichen Balkens, aber Zerlegung
des Balkens in 3 Einzelträger nach vollbrachter Aufstellung.
f) Paralleltrager mit 1 fächern Fachwerk auch für die Fluth-
brücken; Trägerhöhe 3™, Feldertheilung ebenfalls 3™.
g) Stromaufwärts gelegene Dienstbrücke für den Pfeiler-
bau, da nach Beschaffenheit und Situation der Material-Lager-
plätze, so wie nach Beschaffenheit des Strombettes und der Strö-
mung die Einrichtung eines Schiffstransports theils viel zu be-
schwerlich, theils auch zu wenig gesichert erschien.
h) Benutzung des am linken Stromufer alsbald anzuschütten-
den Eisenbahn-Dammes als Montirungs-Plateau für die Haupt
Die Revision des Hamburger Baupolizei -Gesetzes.
Hamburger Bürgerschaft eine
is Baupolizei - Gesetzes be-
In diesen Tagen erhielt di
Mittheilung d,es Senats, die Revisu
treffend.
Abweichend von anderen deutschen Bauordnungen liegt dem
bisherigen Gesetze sowohl, wie dem neuen Entwürfe derselbe
Gedanke zu Grunde:
,den Bauenden selbst dafür sorgen zu lassen, dass sein Bau-
werk den gesetzlichen Bestimmungen entspreche."
^ Das^ jetzige, im Juli 1865 publizirte^Gcsetz enthält z. B. die
äuderung eines Gebäudes ,eine genaue schriftliche Anzeige" zu
machen ist, worüber ,eine schriftliche Bescheinigung" ertheilt wird.
Abgesehen von gewerblichen Anlagen, welche einer besonderen
Genehmigung bedürfen, wird eine Bauerlaulmiss weder nachgesucht
noch ertheilt Dieses Gefühl der Selbstverantwortlichkeit ist daher
hier so tief in Fleisch und Blut gedrungen, dass es beispielsweise
eines durch alle 3 Instanzen geführten Prozesses erst bedurft hat,
um unser Baupublikum von der Tragweite des jj. 868, 3 des
Strafgesetzbuchs (der polizeilichen Genehmigung neuer Feuer-
stellen) zu unterrichten.
Das Gesetz von 1865 galt nur in der inneren Stadt und den
beiden Vorstädten, es ward im Anfang des Jahres 1872 auch auf
die Vororte ausgedehnt Die bisher gemachten Erfahrungen haben
es zur Genüge bewiesen, dass sein Grundgedanke der Selbstver-
bewahrt
Ebenso klar hat sich jedoch herausgestellt, dass in dem bis-
herigen Gesetz den notwendigen Anforderungen an Licht und
Luft nicht genügt ist, und hier enthält der jetzt vorliegende Ent-
wurf eiue durchgreifende Neuerung. Man hatte in dem Gesetz.
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118
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
23. Min 1878
von 1885 noch nicht gewagt, von dem vorher gültigen Gewohn-
heitsrecht abzuweichen, nach welchem Licht- und Luftöffnungen
in den der Nachbargrenze parallelen Mauern angebracht werden
durfteu, wenn letztere wenigstens tiO'» von der Grenze entfernt lag.
Deutlich genug hat es lieh jedoch gezeigt, dass in der bis-
herigen Weise nicht langer fort gebaut werden darf, namentlich nach
der Ausdehnung des Gesetzes auf die Vororte. In der inneren
Stadt — einer früheren Festung — war es bei den vorhandenen
tiefen aber schmalen Grundstücken eher verzeihlich, Licht und
Luft vom augenblicklich freien Platz des Nachbargrundatücks zu
beziehen, doch die jetzt auch in den Vororten gebräuchliche Bau-
weise fuhrt zu schreienden Uebel^Uuden. Die neu erbauten
Wohnungen besitzen, namentlich in den Etagenhäusern , häutig
nur nach der Strafte gekehrt einige helle /.immer, während den
übrigen Kaumen durch die dicht vor ihren Fenstern erbauten
Mauern anderer Gebinde Licht und Luft fast vollständig entzogen
wird. Kin Blick auf nebenstehenden Plan A. zeigt, dass der vor
Zimmer 3 befindliche sogenannte Lichthof (lucut a tum lucendo)
höchstens die Zimmer der oberen Stockwerke erleuchten kann.
J33
hfl
f;:iriJ Lirp-
r.
1, J, 3. Wo»«Jnit«T. 4. 4.
Vorsichtige Bewohner pflegen
an solchen Lichthofen hegenden
5 und 6 der hinteren Grenze
bis auf «0 '» nah« zu kommen, oder wenn die Tiefe <
es gestattet, ein Hintergebäude bis auf jede beliebige Nahe an
das Vorderhaus heran zu nicken.
Es ist deshalb in den neuen Entwurf eine Bestimmung auf-
genommen, dass die Fenster der „zum Bewohnen, zum Schlafen,
oder zum sonstigen dauernden Aufenthalt von Menschen dienenden
Räume, namentlich auch aller Arbeitsräume und Küchen" nur in
eiuein angemessenen Abstand von anderen Gebäuden, beziehungs-
weise von der Nachbargrenze angelegt werden dürfen. —
Die zulässige Höhe der Strafsenfront, welche in Stadt und
Vorstadt - - Straftenbreite + 6 ■ beträgt, wird in den Vororten auf
die einfache Straftenbreite beschränkt Als zulässige Maximal-
höhe ist für Giebelmanera 30m, für die übrigen Umfassungs-
mauern 24™ vorgeschlagen.
Die sogenannten Lichthöfe, nach welchen Fenster anderer
Räume (Treppen, Flur, Abort u. s. w.) hinaus gehen dürfen,
sollen in Zukunft mindestens 1 ■ breit und nach wenigstens
Seite ganz offen sein. (Aehnlich wie im Plan B angedeutet)
In den Vororten »oll die Erbauung von Etagenhäusern und
Hinterhäusern nur in kattalisirten Strafsen gestattet sein. Da hier
fast jede Wohnung mit Wasserleitung und Schwemmkloset ver-
sehen wird, so ist obige Vorschrift eine für Reinhaltung des
Untergrunds in sanitärer Hinsicht nothwendige Forderung.
Wohnkeller sollen nur in den an der Strafse liegenden
Vorderhäusern gestattet sein; um diese bei HochMuthen vor Ueber-
schwemmungen zu schützen, sind Vorschriften Ober di
hohen der Fussboden aufgenommen. —
Der letzte Abschnitt handelt von der Anlegung neuer Stra
durch Privatpersonen. Das jetzt geltende Gesetz schreibt vor,
dass Private, welche neue Strafsen anlegen wollen, ihren Plan
bei der Baudeputation (Bauverwaltung) einzureichen haben, tun
in Beziehung auf Höhenverhältnisse und Rirhtung derselben die
Genehmigung dieser zu erhalten. Die Miniinalbreite war auf
14,3 m festgesetzt Im Jahre 1875 ward bei der Einführung eines
neuen „SielgeseUes" (die Kanalisation der Vororte durch das
Geest-Summsiel) die Minimalbreite auf 1" m erhöht
Jetzt wird vorgeschlagen die Genehmigung zur Anlage neuer
Strafsen in die Hände des Senats zu legen. Voraussichtlich wird
jetzt der Anbau und die Entwicklung ganzer Stadttheile in den
kanalisirten Vororten gleichzeitig an den verschiedensten Stellen
geplant werden, ihr etwa ÖO □ Km betragendes Gebiet aber
nur durch sorgfältige Erwägung aller einschlagenden Punkte
vor einer schädlichen Bebauung bewahrt bleiben können.
§. 110 lautet: „Wird die Parzellirung einer gröberen Fläche,
namentlich in den Vororten, mittels Anlegung neuer Strafsen
beabsichtigt, so ist zunächst zu prüfen, ob die allgemeinen Vor-
aussetzungen für die Bebauung des fraglichen Terrains in Bezug
auf Bodenbeschaffenheit, Entwässerung, Abfuhr, Wasserversorgung
u. s. w. vorliegen, und welche Vorbereitungen und Bedingungen
etwa in dieser Beziehung vorzuschreiben sind.
Der vorgelegte Bebauungsplan muss sich an die Hauptver-
kehrslinien des betreffenden Bezirks in passender Weise an-
schliefsen und darf den zur Aufschiebung der noch unbebauten
Theile des Bezirks noch erforderlichen Hauptstrafscu nicht hindernd
in den Weg treten; in demselben sind aufter den Strafsen auch
die für den Verkehr, im Interesse der öffentlichen Gesundheits-
pflege und für sonstige öffentliche Zwecke erforderlichen Plätze
auszuweisen. Können diese Erfordernisse durch die Parzellirung
der in Rede stehenden Fläche allein, sei es wegen der Gestalt,
sei es wegen zu geringen Umfanges oder wegen mangelhafter
Zugänglichkeit derselben nicht erfüllt werden, so bleibt es dem
betreffenden Privaten überlassen, ein gemeinsamns Vorgehen der
benachbarten Grundeigenthümer zu veranlassen. * Der folgende
§.111 giebt in ähnlichem Sinn die Vorschriften, welche bei An-
lage einer einzelnen Strafse zu beachten sind.
Es schien fast, als sei man hier noch nicht zu der Erkennt-
nis* gelangt, dass ausser Strafsen auch Plätze erforderlich sind.
Man würde z, B. auf der Uhlenhorst einen Platz vergeblich suchen.
Im übrigen hat man eingesehen, dass eine gleichnuifsige Breite
sammtlicher Strafsen — mag sie nun auf 14,3 a oder 17 » fest-
gesetzt sein — eine ganz verkehrte Maaftregel ist Für die
Hauptverkehrsadern ist jetzt eine Breite von 20 — 30 m in Aufsicht
genommen , für Strafsen zweiter Gattung 17™, und man geht bei
kleinen Nehenstraften schlieftlirh bis auf 8 10 herunter.
Hoffentlich wird die hiesige Bürgerschaft • welche ja unlängst
die Wichtigkeit eines Bebauungsplans ausdrücklich anerkannt hat
— den jetzt vorgeschlagenen Neuerungen ihre Zustimmung er-
"lcn.
Hamburg, den 7. März 1878. X.
Projekte fUr die Bahnhofs -Einrichtungen der Berliner Stadtbahn.
Die allgemeinen Betriebs- und Verkehrs - Verhältnisse der
Berliner Stadtbahn, wie dieselben von der bauausfohrendeu Direk-
tion aufgefasst werden, haben bereits in den Nummern 24 und
26, Jahrgang 1877 dieses Blattes eine eingehende Darlegung
gefunden. Wir dürfen uns auf den Inhalt der damals gebrachten
Artikel zurück beziehen, wenn wir in nachstehendem der Kennt-
nissnahme unseres Leserkreises einige Ideen unterbreiten, die den
Mit- Verfasser des ersten generellen Projekts zur Stadtbahn, Hrn. Geh.
Ub. Rcg.-IUth a. D. Hartwich, zum Urheber haben und die
eine weitere Ausfuhrung derjenigen Gedanken bilden, welche von
Hrn. Hartwich in der Versammlung des Berliner Architekten-
Vereins am 24. März 1H77, sowie auch auf sonstige Weise zur
öffentlichen Diskussion gestellt worden sind.
Wh- illustriren diese Ideen durch Beigabe einiger Skizzen zu
Bahnhofs- Anlagen der Stadtbahn, welche — obwohl sie
nur die ersten Versuche zur Losung einiger baulichen Probleme
des Unternehmens bilden und nicht entfernt den Anspruch er-
heben, als Entwürfe zu gelten, welche für die Ausführung un-
mittelbar geeignet wären in weiteren Kreisen der Fachgenossen
auf Interesse zu rechnen haben, nicht nur deshalb, weil sie die
Resultate von Mühen einer im Eisenbahnwesen allgemein aner-
kannten, hoch bewanderten Kraft sind, sondern auch deshalb, weil
dieselben auf ein Unternehmen von grober Eigenartigkett sich
beziehen, für welches Analogien und Vorbilder im Inlande wenig-
stens beute noch recht spärlich sich vorfinden.
Wir glaubten diese einleitenden Bemerkungen für einen Theil
unserer Leser zur Kennzeichnung unseres Standpunktes der be-
kanntlich nicht überall parteilos behandelten Stadtbahn • Anlage
gegenüber vorauf schicken zu müssen und lassen nunmehr die
Betrachtungen und Motive, aus welchen die Hartwich'schen Pro-
jekte hervorgegangen sind, möglichst in den eigenen Worten des
Autors hier folgen:
Es sind bei der zu erwartenden Gröfse und der Art des
Verkehrs der Stadtbahn 4 Gleise projektirt, welche durchweg
auf einen Viadukt gelegt werden sollten, weil Damme in städtischer
Lokalität die hiesige, als absolut irratiouell zu bezeichnen sind,
da dieselben dort, wo freuuente Strafsen bereits vorhanden sind
oder wo deren Anlage in kürzester Frist erwartet werden darf,
den Verkehr behindern, femer die angemessene Ausnutzung des
tbeuer zu erwerbenden Ranroes nicht gestatten und endlich auch
die Grunderwerbungen selbst erheblich vertheuern. Es wurde
angenommen, dass von den 4 Gleisen 2 für den durchgehenden
und 2 für den Lokal-Verkehr benutzt werden sollen.
Von grobem Belang ist die Entscheidung über die Ein t hei -
lung dieser beiden Gruppen, die entweder so getroffen werden
kann, dass die beiden Gleise jeder Gruppe unmittelbar neben
einander liegen, oder auch so, dass nur die eine Gruppe aus
zwei zusammen liegenden Gleisen sich bildet, während der an-
deren ir nippe zwei Gleise zugetheilt werden, zwischen welche
die erstgedachte Gleisgruppe sich einschiebt Hr. Hartwich hat
sich im Sinne dieser letzteren Alternative entschieden und will
die beiden mittleren Gleise für den durchgehenden, die
beiden äufseren Gleise für den Lokalverkehr benutzen. Es
basiren auf dieser Entscheidung die in den Skizzen Fig. 1—8
dargestellten Projekte, von denen Fig. 1—8 die Darstellung einer
Lokalstation enthalten. Es bedarf bei dieser Einrichtung der
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N». 24.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
119
Viadukt-Körper u der ftr die Station gewählten Stelle keiner
Erbreiterung, welche vorgenommen werden müsste, sobald für
den Ixikalverkehr 2 neben einander gelegte Gleise gewählt wür-
den. Die Personenballen sind zu beiden Seiten des Viadukts
Stellungen angebaut und gewahren groöe
Aufenthalts- und Expedition»- Räume. Die
Fig. 4—6 geben die Darstellung einer Haupt- sowohl als
Endstation. Gemeinsam mit der Lokalstation sind die Hallen-
bauten zu beiden Seiten des Viadukts, während als Besonderheit
die Einschiebung des Hauptgebäudes zwischen die beiden Durch-
ist. Die Gleis- Entfernungen sind in der
gauga-Gleise
Station auf
JintwÜrfe ZU Gleisanlagen und
jBTATIONSGEBAUDBN DER J3AHNHÖFE DER
Berliner ^TADTEISBNBAHN
tob Hart wich.
Anlage sind gering und es ist
thunlich, auch nach Eröffnung der Bahn an jeder beliebigen
Stelle ohne Betriebsstörungen neue Stationen anzulegen - ein
Umstand, der besonders wichtig ist, weil das Bedürfnis» an I>okal-
Stationen kaum zum voraus
Mehrbedarf leicht eintreten
hing von Gewissem oder Strafsen sich grofse Ersparnisse an Bau-
kosten erzielen lassen, abgesehen davon, dass es vermieden wird,
die Ueberbruckung von Straften zu tunnelartigen dunkelen Pas-
sagen auszubilden. Auch für schnelle und bequeme Expedition
ist die Einrichtung günstig, da grofse Vorhallen für Vorfahrt, für
Gepack-Annahme und Abgabe unter bedeckten Räumen vorhanden
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DEUTSCHE BAUZEITUNG.
23. Mir« 1878
sind. Auf jeder Seite sind für den durchgehenden Verkehr beider
Richtungen zwei gleiche Billet-, Gepäck-, Expeditions- und Warte-
lUume vorhanden, so dass also in den Räumen gleichzeitig für
zwei Züge die Expedition sUttliudcn kann. Die Gepäckbeförderung
soll von unten herauf durch hydraulischen Aufzug, mittels dessen
ein ganzer geladener Gepäckwagen gehoben wird, vermittelt wer-
den. Die Einrichtung eignet sich nicht nur für die Hauptstationen
in der Stadt, sondern eben sowohl für die Endstationen der Bahn.
Fig. 7 zeigt die für die Endstation bei Charlottenburg ge-
dachte Gleis-Anlage, zu deren Beurtbeilung insbesondere beachtet
werden muss, dass diese Anlage lediglich für die Durchführung
der fertigen Züge und für die Aufnahme von Personen und Gepäck
zu genügen hat, wahrend alles, was zur Bildung, Rangirung und
Umstellung der Züge (außerhalb der Stadtbahn) etwa nothwendig
sein möchte, über den Zweck dcrselton hinaus geht
Die Maximal-Leistungsfähigkeit der Stadtbahn wird dadurch
bedingt, dass der durchgehende Verkehr sich auf zwei Ilaupt-
gleisen konzentriren muss. Für einen regelmäßigen, geordneten
Verkehr wird die Annahme genügen, dass je 2 Züge in 10 Mi-
nuten Abstand sich folgen. Die Folge der Züge in der Zeit von
10 Minuten in jeder Kichtung erscheint vollständig ausreichend.
Legt man denjenigen Punkt, an welchem die Konzentration
und Uebergabe der Züge aller an die Stadtbahn anschließenden
Hahnen an diese erfolgt, zwischen die Endstationen der Stadt-
bahn und nimmt man an, dass die Züge jeder Bahn an einen
besonderen Perron anfahren und von diesem aus auf die beiden
(•leise der Stadtbahn Obergehen, so bedingt dies die Anlage sehr
umfangreicher, kostspieliger Stationen mit ausgedchnteu Hallen.
Es müssen dann femer die Lokomotiven sehr erhebliche Wege
zurücklegen, das Gepäck muss auf Umwegen mit Ucberschreitung
der Gleise hin und her bewegt werden und ebenso wird der
Uebergang der Passagiere von einer Bahn auf die andere an Er-
schwerungen leiden.
Wenn indess die Uebergabe der Züge an einen Punkt ver-
legt wird, der aufserhalb der Endstationen der Stadtbahn liegt,
und hier die Uebergabe durch kurzen Lokomoavwechsel statt-
findet, so vereinfachen sich Anlage und Betrieb ganz beträchtlich.
wie dies aus Fig. 7 erkennbar sein wird. Es sei dazu bemerkt,
dass bei A die Lokomotiven der Anschlu&abahuen von dem durch-
gehenden Zuge getrennt werden, die bei B aufgestellte Stadt-
bahn-Lokomotive sich vor den Zug setzt und mit demselben in
die Station einfährt, in der die Gesammt-Expedition in der aller-
kürzesten Frist geschehen kann. Ein folgender Zug rückt in dem
Augenblick, in welchem der vorher gehende die Halle verlasst, in die-
selbe ein, findet in der 2. Expedition die Personen- und Gepäck-Expe-
dition vorbereitet und könnte alsdann schon in 5 Minuten weiter
fahren. Wenn jedoch für diesen Wechsel 10 Minuten vorgesehen
sind, so ist die denkbar gröfseste Regelmäßigkeit gesichert. Es
fallen bei der vorgeschlagenen Einrichtung die zahlreichen Perrons
und die großen Hallenbauten fort; der Betrieb wird vereinfacht
und die Bequemlichkeit des Publikums erheblich gesteigert ; ganz
besonders aber ist der Umstand zu berücksichtigen,
dass das projektirte Arrangement ohne j ede anderweite Ein-
richtung oder etwelchen Kostenaufwand die Verbin-
dung aller in Berlin mündenden Bahnen mit der Stadtbahn
zulAsst, welche bei Anlage der umfangreichen Endstationen mit
6 Perrons ohne grnfse Umbauten, Gleisdurchschneidungen u. s. w.
unthunlich ist.
Die Skizze 8 enthalt schließlich die Darstellung einer für
den Güter-Verkehr bestimmten Anlage, welche bo projektirt ist,
dass dieselbe den Personenverkehr auf der Stadtbahn in keinerlei
Weise stören kann. — Was die Benutzung der Stadtbahn für Güter-
Transport überhaupt anbetrifft, so kann dieser Bahn unter den
obwaltenden Verhältnissen nnd mit Rücksicht auf das Bestehen
der Verbindungsbahn lediglich und ganz allein der Güterverkehr
der inneren Stadt zugewiesen werden, und es ist als selbst-
verständlich angenommen worden, dass dieser Verkehr in kleinen
Wagenabtheilungen von höchstens 10 Wagen bewältigt werden
soll. Hierzu liegt an den Gütcrstalionen zwischen den beiden
durchgehenden Gleisen nur ein d rittes Gleise, welches, nach Be-
darf, auf 1 oder 2 hydraulisch bewegte Plattformen auslauft,
mittels deren die Wagen die Niveau-Differenz zwischen Viadukt- und
Straßen-Höhe überwinden. Im Straßen-Niveau kann fast jede be-
liebige Stelle der Bahn zur Anlage einer Güterstation benutet werden.
Mittheilungen aus Vereinen.
Bautechnischer Verein zu Aachen. Versammlung
am 15. Februar 1878. Anwesend 80 Mitglieder und 2 Gäste.
Vorsitzender Hr. Heinzerling.
Nach Aufnahme der Hrn. Riemann aus Burtscheid, Palme
und Kalff ans Aachen beginnt Hr. Direktor von Kaven den an-
gekündigten Vortrag Ober die Kopfform von Pflastersteinen, die
der Abnutzung durch Pferdehufe unterworfen sind. Das
Pferd bringt den Zng zu Stande, indem es mit dem einen Hinter-
fusse, dessen Vorderstollen namentlich den Stützpunkt beim Ziehen
bildet, schiebt. Bei einem 400 k schweren Pferde kann die I*ast-
vertheilung so geschätzt werden, dass auf den Vorderstollen des
schiebend gedachten linken Hinterf usses 100 k , auf den am
weitesten vorgestellten linken Vorderfuss 50 k, auf den rechten
Vorderfufs 175 k Druck kommen, in dem Moment wo der rechte
Hinterfuss in der Hebung begriffen ist Ein 1700k schwerer
nniger Kohlcnkarren erfordert bei Vit Steigung und dem
on '/« = (Vit + V«) 1700 = 150 k Zugkraft, und
groß ist der Schub des Htnterfusscs bei einem
Karren, an welchen der Zug an nahezu horizontalen Strängen
geschieht Die Resultante aus dem Drucke auf den schiebenden
Vorderstollen (100k) und der horizontal gerichteten Zugkraft (150k)
muss so gegen den Kopf des Steines gerichtet sein, dass kein
Gleiten stattfindet Aus dieser Bedingung ergiebt sich der
Neigungswinkel, den die Tangente an die Abrundungskurve des
Steinkopfs im Berührungspunkte des Stollens mit der Horizontalen
bildet, uud damit der Krflmmungs-llalhmesser dieser Kurve. Bei
einem bestimmten Reibungs - Koeffizienten und einer bestimmten
Zugkraft ist der Neigungswinkel konstant, weshalb, falls die Ab-
rnndung annähernd nach einem Kreisbogen geschieht, die Radien
der Abrundung proportional der Breite des Steines sind. Eine
größere Zahl von Abrundungen der Steine an einer bestimmten
Stelle des Aachener Pflasters (im Marschierthor) gefunden und
mit Hülfe eines Bleibleches aufgenommen, in welche die Kreisbögen
eingezeichnet wurden, scheinen diese Schlüsse zu bestätigen. Steine
von größerer Breite nutzen sich wahrscheinlich nicht nach einer
dem Kreisbogen nahe kommenden Linie, sondern nach einer Kurve
ab, deren Krümmungshalbmesser wechselt und für die Kante am
kleinsten ist Diejenigen Steine, auf denen die Wagenräder sich
bewegen, sind wegen der durch Bremsen der Rader herbei geführten
Abnutzung in Steigungen in der Kopffläche meßt flach; bei Steinen,
die bald von den Hufen, bald von den Rädern in Anspruch ge-
nommen werden, ßt die Abrundung nicht so ausgeprägt, aß bei
Steinen, die nur von den Stollen der Hufe beansprucht werden.
Eine Diskussion über die zweckmäßige Form von Pflastersteinen
ergab die Schwierigkeit, Grundsatze für eine Kopfform aufzustellen,
welche für Pferdehufe, Wagenräder (und für Fußgänger) gleich
gut geeignet ist, da je breiter der Stein und je größer die Ab-
rundung ist, um so mehr der Zugwiders tand wegen Stoßverlustes
bei Fuhrwerken wächst, im meisten bei Fuhrwerken, die keine
Federn besitzen. Dass Steine, deren Breite in der Fahrrichtung
gleich der Größe eines l*ferdehufes ist oder gleich einem aliquoten
Theile desselben, zweckmäßig sind, weil auf ihnen die Hinter-
Stollen mit gestützt werden, ist bekannt Es motivirt sich da-
durch die Breiten-Beschränkung für Steine, die in Steigungen liegen.
Makadam nutzt sich meistens nicht durch Reibung, sondern
durch Zerdrücken ab. Die Fläche würfelförmig gedachter Steine
muss, bei gleichem Drucke des Rades, im umgekehrten Ver-
hftltniss der Zerdrückungsfestigkeit des Steinmaterials stehen,
weshalb die Seiten der Würfel sich umgekehrt wie die Quadrat-
wurzeln aus den Festigkeiten verhalten. Die Volumina der
zerdrückten Würfel verhalten sich daher umgekehrt wie die Festig-
keiten zur Viten Potenz. Die Praxis hat gezeigt, dass bei Ver-
gleichung von verschiedenen Steinen von sehr großer Härte unter
einander die Potenz »/<■ bei sehr weichen mit sehr harten Steinen
die Potenz ",/, - 2 zutreffend ist Unter sonst gleichen Verhältnissen
ersetzt hiernach 1 kh"1 Basalt von etwa 1 080 k Zerdrücktings-
Festigkeit pro [_)"* die angegebenen Quantitäten folgender Steine :
1,16 kb" Basalt von 1 512k Zerdrtlr.kungs-Festg.
L34 , m « IM**
l."0 n * » 1 1™*
2,15 , kieselige Grauwacke „ 1 00Wk „
3,00 „ kieseligen Korallenkalk „ 840k „
3.^° " l » » 75Gk „
5,00 „ Muschelkalk , C72k
7- 8 , Sandstein » 588k
8- 11, Kreidekalk . 504k
Bei der Wahl des Materials kommen allerdings außer
diesen Rücksichten auf die Festigkeit noch andere in Frage,
welche sich nicht leicht in Zahlen ausdrücken lassen.*) Die Größe
des winkelförmig gedachten Steinschlages, um genügende Festigkeit
zu haben und zugleich gut gewalzt werden zu können, ßt bei
Gestein von geringer Harte 4,5 bis 5™, bei mittlerer Härte
4 bis 1,5 "'• und bei sehr hartem Gestein 8 bß 4«". —
Hr. Ewerbeck macht demnächst einige architektonische
Mittheilungen aus Aachens Vergangenheit, speziell über die meist
aus dem 17. Jahrhundert stammenden Giebelhäuser. Der Typus
derselben entspricht hinsichtlich der Fenstergruppirung und der
Materialverwendung genau den benachbarten belgischen Archi-
tekturen in Gent, Antwerpen, Brügge u. a. O. Die Hauser sind
der Hauptsache nach aus Ziegeln mit durchlaufenden Haustein-
bandern errichtet, im ganzen jedoch annlicher als jene; massive
Giebel-Ausbildungen kommen fast gar nicht vor, eine Erscheinung,
welche mit dem großen Aachener Brande von 1066 zusammen
hängen wird. Das Interessanteste an diesen Bauten ist die Be-
handlung der vortretenden Giehelbretter, an denen die verschieden-
artigsten Kombinationen und reiches Renaissance - Schnitzwerk
beobachtet werden, ferner die Ausbildung der Anker und der
■ Hiera* dürft« a»r dir intrreauirlen Anjabcn Qt"r den Materi*]rerbraurb
den Ctianmecti Im GroMierzotflbum Hadrn aufmerluajm tu mmi-Ii*h «ein,
»kh llillbeilunirni Smlen In .SUtioik der inner™ Verwalten«; In Bad.-u, Abtuvlluiig
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ll.-b ton den oben durrh lheorelt«eh^ Hetrarhtuns; gerundeiten «h-
bte lUd.
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Nt. 24.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
121
Es folgt alsdann eine lebhaft Refahrte Besprechung aber die
' tng bezw. die im Interesse der Verkehrsverbessemng von
Seiten gewünschte Niederlegung des l'ontthores, eines
ehrwürdigen Restes der noch zu Anfang dieses Jahrhunderte
stehenden Festungswerke der Stadt. Hr. Höhn beschreibt ein-
gehend die Bedeutung des Bauwerks für die lokale Geschichte
und die Art der mittelalterlichen Verteidigung; sämmüiche
Meinungen schließen sich der Forderung des Hrn. Ewerbeck
an, das Pontthor sei zu erhalten und ahnlich wie das Spahlentbor
zu Basel, das Eschenheimer Thor zu Frankfurt, die Torte du Hai
zu Brasse), das Holstenthor zu Labeck und so viele andere Thor-
reste in Brflgge, Mainz, Speyer, Stendal, Prag etc zu restaurircn.
Zugleich wird die Notwendigkeit der Freilegnng zur Umführung
des Verkehrs betont und behufs weiterer Verfolgung dieses
Gegenstandes eine Lokalbesicbtigung durch den Verein beschlossen.
J. St
Architekten- und Iogenleur-Veroin in Hannover Wochen -
Versammlung am 6. Februar 1878. Hr. Bmstr. Schwering
macht unter Vorzeigung von Probestücken einige Mittheilungen
Uber . französische Kalksteine", die neuerdings auch in Deutsch-
land mehrfach Verwendung finden. Die Mitteilungen sind zumeist
einer französischen Reklameschrift entnommen, betitelt „Expor-
tation de* pierra blanche* de France11 Motion F. Cieet et Co.
Parti, Boulevard de Dermin 8, etc.
Die Schrift enthalt eine Aufzahlung und kurze Beschreibung
der von genannter Finna vertriebenen Steinsorten und alsdann
eine ausführliche Abhandlung aber <J
und ihre Verwendung, illustrirt durch 8 Tafeln
Steinhauer- Werkzeugen, Transport gerii
Man unterscheidet in den meisten französ. Kalksteinbrachen
2 Schichten, eine losere obere, genannt banc verycle, und eine
festere untere, banc royale. Der französ. Kalkstein besteht im
allgemeinen aus einem unter mäßigem Druck zusammen gefügten
kalkigen Sande. Die im Handel zumeist vorkommenden Sorten sind:
1) Banc vergebt et royale de Saint -Vaast; weichste Sorte,
Festigkeit 50 bis 80 k pro Q-, spez. Gew. 1,55-1,05; Preis fr.
Hannover in einfach bearbeitetem Zustande pro kb" 03 M
Die Behauptung, dass dieser Stein sich auch am Acußcren
von Bauwerken gut bewährt habe, glaubt der Vortragende nach
den bei der Villa Krupp gemachten Erfahrungen stark bezweifeln
zu müssen ; der Stein ist in Deutschland vielfach verwendet, be-
sonders in Baden, Westfalen, Frankfurt, Berlin, auf Bügen etc.
2) Banc royale de Conflant, Festigkeit 8&k, spez. (tew. 1,7,
hat die gute Eigenschaft, dass es nnnöthig ist, ihn auf sein
natürliches Lager zu legen, und er daher, trotz seiner geringen
Starke, zu Säulen und Statuen mit Vortbeil verwandt werden kann.
8) Roche Jine de Sentit, Festigkeit 260 — 300 's spez. Gew.
2,2-2,3; ist nicht mehr mit der Zahnsage sagbar und wird meist
im Innern benutzt, da er leicht zerspringt
Alle 3 genannten Sorten kommen im Eocän der Tertiar-
formation, u. z. in der Schicht des Pariser Grobkalks vor. Gleich-
falls der Tertiärformation angehörend werden noch genannt:
4) Pierre* de Chateau -London et de Souppet, welche in 2
Schichten Ober und unter dem Sande von Fontainebleau vor-
kommen. Die Festigkeit schwankt zwischen 700 und 850 k bei 2,5
und 2,6 spez. Gew. ; die Steine sollen sich gut bearbeiten lassen, Po-
litur annehmen und außerordentlich monumental sein ; in Paris sind
sie wegen ihrer Wasserundurchlässigkeit vielfach zu Fontainen-
Anlagen benutzt worden.
Die folgenden Steinsorten gehören der Jura- Formation an:
5) Banc royale de Savonniere*, Festigkeit HO — 100 k , spez.
Gew. 1,7 — 1,76; Preis fr. Hannover 87 .// pr. kbm, Vorkommen
im Oolithenkalk des oberen Jura. Wegen feinen Kornes
sich der Stein besonders zu inneren Verzierungen.
6) Roche fine de Morley hat ca. 270 k Festigkeit,
Vorkommen wie Xo. 5; ist wenig frostbeständig.
7) Roche <f Eueitle gehört zum Korallenkalk des mittleren Jura
und besteht fast ganz aus Encrinitenarmen, vereinigt durch ein
kristallinisches Bindemittel, gemischt mit Oolithenkörnern. Der
hat 300- 360 k Festigkeit bei 2,3-2,4 spez. Gewicht; er
iehlt sich besonders zu hydraulischen Arbeiten.
8) Roche de Lerovville gehört derselbe
dem R. d'Euville sehr, hat aber
1,0—4,0«) bei geringerer Festigkeit
Der Formation des unteren Jura gehören an:
9) Roche fine ou Liati de Lareyt, in Schichten von 12 15m
Mächtigkeit vorkommend, hat 800- 400* Festigkeit bei 2,3—2,4
spez. Gew., wird zu Säulen empfohlen (Beispiel: neue Oper in
Paris, Säulen 8,87 ■ hoch bei 1,02" unterem Durchm). Der
Stein soll aber (irnndfeuchtigkeit nicht gut vertragen und bei
Versetzung im Herbete leicht zerfrieren.
10) Marmor von Combtanchun ist die beste Sorte der französ.
Kalksteine, hat 800— 1000 k Festigkeit bei 2,6 2,7 spez. Gew.,
ist zu allen Arbeiten brauchbar und kostet fr. Hannover 200 M
pro kb™. —
Das Zersägen der Steine geschieht bei den weicheren Sorten
mit 2männigen Zahnsagen; die Sandsage wird in der Kegel vou
nur 1 Manne bedient Außerdem spielen der Steinhobel und
ein eigentümliches Kratzeisen bei der weiteren Bearbeitung eine
große Rolle. — Zur Reinigung alterer Steine wird ein Ab-
scheuern mit feinem Sande empfohlen. Abkratzen und Abwaschen
Hr. Baurath Schuster erwähnt hierzu das Reinigen mittels
Dampfstrahl, welches in Frankreich vielfach mit Vortheil ange-
wendet werde ; sodann sei die bessere Arbeitsteilung bei der Steinbe-
arbeitung in Frankreich lobenswert. — Hr. Baurath Hase gedenkt
des Uelielstandcs, dass in dem französ. Stein oft große Feuer-
stein-Klumpen vorkommen, hebt dagegen die angenehme warme
Farbe der Steine hervor. — Allgemein ist man der Ansicht,
dass die französischen Kalksteine sich bei uns so bald wohl nicht
einbürgern werden. W.
Architekten- Verein zu Berlin. Versammlung am 16. März
1878; Vorsitzender Hr. Möller, anwesend 21!» MitgL und 6 Gäste.
An Eingängen liegen vor: Die Protokolle des Breslauer
A.- u. Ing.-V. für 1876/77; das 1. Heft der vom Statist Bureau
der Stadt Berlin herausgegebenen Mittheilung aber das Ergebnisa
der Volkszählung von 1875; 1 Exempl. d. Separat-Vcröffentlichung
Ober die Johanniskirchc in Altona als Geschenk d. Hrn. Otzen;
eine Mittheilung des Gewerbevereins in Bremen Ober den Ausfall
der von diesem ausgeschriebenen kunstgewerbl. Konkurrenz; eine
Sammlung von Umdruckzeichnungen — Brücken in Holz, Stein
und Eisen, Vorlagen für den Unterricht an der Bauakademie, als
Geschenk des Hrn. Dietrich. — In der Bibliotek liegen zur
Ansicht aus : Die Fortsetzung des Letarouillv'schen Werkes Ober
die römischen Baudenkmale, entaltend die Publikation des
Vatikans, sowie l'art itArabe von Prtite (tAuenne*
Werke von Seiten des Hrn. Ober-BibUotekars
vorgeschlagen werden.
Nachdem der Hr. Vorsitzende der Kommission I
fest den Dank des Vereins ausgesprochen hat, wird über den
schon vor einiger Zeit eingebrachten Antrag auf Verlegung des
Sitzungstages von Sonnabend auf den Montag verhandelt In der
Debatte, an welcher neben dem Hrn. Vorsitzenden die Hrn. Kinel,
Blankenstein und Hanke sich beteiligen, wird für den Antrag
geltend gemacht, dass der große Saal des Vereinshauses am
Sonnabend so stark begehrt werde, dass der Verein — falß er
denselben an diesem Tage für seine eigenen Zwecke beanspruche
— eine sichere Hinnahme von 1 500—1 800 M im Jahre sich
verscherze ganz abgesehen von dem weiteren Schaden, der
durch die Verminderung des Verkehrs im Vereinsbause indirekt
erwachse. Die bis jetzt ziemlich häufig versuchte Abhaltung der
Sitzungen im kleinen Saale lasse sich auf die Dauer nicht durch-
führen. Auch sei zu berücksichtigen, dass viele Mitglieder anderen,
gleichfalls am Sonnabend tagenden Vereinen angehörten. — liegen
den Antrag wird geltend gemacht, dass es bedenklich sei, von
einer alten Vereins-Traditinn abzuweichen und die Vorzüge, welche
bei so vielen Vereinen zur Wahl des Sonnabends als Versammlungs-
tag geführt haben und die selbstverständlich auch für den
Architektenverein bestehen, aufzugeben. Auf Antrag von Hrn.
Blankenstein wird beschlossen, die Versammlungen im Monat
April versuchsweise am Montag abzuhalten, um dann in der
Hauptversammlung des Mai einen definitiven Beschluss zu fassen. —
Hierauf giebt Hr. Wolff den Schluss seiner in der Ver-
sammlung am 9. d. M. begonnenen Mitteilungen Ober den
der Rhein-Brücke bei Breisach, worüber wir an anderer f
berichten. Von Hm. W i n k 1 e r wird im Anschluss an die Darlegungen
des Vortragenden betr. die Ueberschiebe -Vorrichtungen der Krücke
angeführt, dass in Frankreich eine ziemlich vollkommene Einrich-
tung in der Anwendung Sraderiger Wagen, auf welche die I>ast
mittels 2 Neben- und 6 Haupt-Rai anders übertragen werde, ver-
sucht worden sei. —
Hr. Büsing legt eine Serie von Photographien über die
Ausführung der Douro-Brückc bei Uporto vor, unter Hinzufügung
einiger weniger Bemerkungen über diesen bedeutenden Bau.
Es folgt sodann der Bericht des Hm. Adler Ober die
neuesten Untersuchungen und Ausgrabungen in der Krypta
der Schlosskirche zu Quedlinburg. Unter Bezugnahme
auf die Notizen, welche u. Bl. im Jhrg. 73 IS. 244) Ober dieses
Bauwerk gebracht hat, und auf die speziellen Mitteilungen, welche
im Jhrg. 69 (S. 563) sowie im Jhrg. 72 (S. 301 und 377) der
im Jahre 1869 aufgedeckten eigenartigen Anlage gewidmet worden
sind, können wir die umfangreiche historische Darstellung, sowie
die Beschreibung des Bauwerks, mit welcher Hr. Adler
Bekanntlich I
Vortrag einleitete, kurz übergehen. Be
dem Altar der Krypta ein vertiefter, h
gedeckt worden, \on dem »ir einen
gezeichneten Grundriss und Durchschnitt hier nochmaß beifügen.
Genauere und detaillirte Aufnahmen, namentlich in Betreff der
altertümlichen, heute leider schon bis auf geringe Reste unter-
gegangenen Stuckdekoration, mit welcher die Wandnischen des
Raumes bekleidet waren, werden Hrn. Raurat Hase verdankt,
der am 6. Nov. 1872 Ober die Anlage einen Vortrag im Arcb.-
u. Ing.-V. zu Hannover gehalten hat Der zunächst in der
Ztschr. d. V. veröffentlichte Vortrag, welchem jene Aufnahme,
sowie eine Restauration des ursprünglichen Zustandcs der Krypta
nach Hase's Annahme beigefügt war, ist seiter zum zweiten
Male in einer Schrift des Harzvereins für Geschichte und Alter-
tumskunde zum Abdruck gelangt, die ausserdem einen trefflichen
Aufsatz des verst. Hrn. v. Quast über denselben Gegenstand
enthalt; letzterer geht jedoch vorzugsweise auf einen anderen,
bei der Restauration der Quedlinburger Schlosskirche gemachten
Grabsteine der Aebtßsinnen des Stiftes, ein. —
Von den westlich jener Vertiefung befindlichen Grabsteinen auf
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oogle
122
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
SS. Hin 1878
Fufsbodcnhöhe der Krypta bezeichnen die in der Aze liegende, auf
8 Holxstutzen erhöhte Hatte, sowie die südlich neben derselben in
den Fulsboden eingelassene Platte (welche in nachstehenden Zeich-
nungen angedeutet sind) der Tradition nach die Grabstätten Konig
Ikiurick I., des Finklers, und seiner Gemalin, Königin Mathilde.
Westlich von diesen Steinen, in der Zwi*cben-Axe derselben, liegt
eine dritte kleinere Platte, unter welcher man die Grabstätte der
Prinzessin Mathilde, jener berühmten Tochter Kaiser Otto's des
Großen und «einer Gemalin Adelheid, angenommen hat, die dem
Stifte Quedlinburg von y&6 bis 999 als dessen zweite Aebtissin
vorstand und ebenso durch ihre hohe Bildung, wie durch politi-
sche Befähigung (sie führte, wahrend Otto 111. in Italien weilte,
2 Jahre lang mit Willigis und Kernward die Reichsregierung)
hervor ragte. Noch weiter nach Westen ist endlich eine kleine Platte
bemerkbar, welche wahrscheinlich die Stätte für eine ewige Lampe
bezeichnet, in der Phantasie des Volkes jedoch als die Begrabniss-
stittc des Handchens „Quedel" gilt, von dem Quedlinburg seinen
Namen erhalten haben soll.
Als jene Versenkung entdeckt wurde, hat man natürlich nichtver-
fehlt, diese eigenartige Anlage, für die weder aus deutschen noch aus
französischen Kirchen bisher ein zweites Beispiel bekannt ist, als das
ursprüngliche Grab König Heinrichs zu proklamiren. Die richtige
m
Deutung ist jedenfalls die, dass man es hier mit einem, zum Beten an
deu Gräbern bestimmten Räume zu thun hat, in dessen Wandnischen
Reliquien verwahrt wurden. Die letztere, von Hase aufgestellte
Annahme ist um so wahrscheinlicher, als die Quedlinburger Kirche
in der That die von Kaiser Otto hierher gebrachten Reliquien
von 6 Heiligen besafs; man hätte den Raum also etwa als ein
„Pantheum tanchmtm" oder als „Memoria" zu bezeichnen. Was
jener Deutung entgegen zu stehen schien, war dpr Mangel einer
Trep]H>uverbindung mit der Krypta; doch bat Hr. von Quast be-
reits darauf bin gewiesen, dass hinter der (roh vermauerten)
breiten nördlichen Wandnische an der geraden Wand der Ver-
tiefung sehr wohl Platz zu einer Treppe vorhanden sei, und
wirklich hat sich bei den neuesten Aufgrahungen eine solche auch
vorgefunden. Die von Hr. Hase ausgesprochene und jenem Restau-
ration* - Versuch zu Grunde gelegte Ansicht, dass die Anlage
mit der ursprünglichen Form der Krypta in organischem Zu-
sammenhange gestanden habe und dass diese als ein dreischiftiger
gewölbter Raum nach Art der Qucdlinburger YViperti-Kapelle zu
denken sei, dessen Säulen auf der Umfassungsmauer der vertieften
Gruftanlage standen, wird von Hrn. Adler allerdings entschieden
abgelehnt. —
Seitens der Quedlinburger Fachgenossen, welchen die Sorge
für die Schlosskirclic obliegt, war neuerdings beobachtet worden.
dass in der südlichen Nische an der glatten Fluche der Hinterwand
eine breite Fuge sichtbar war. Sie glaubten hieraus schliessen zu
können, dass in dieser Nische, welche etwa mit dem durch die
nördliche Platte bezeichneten Grabe korrespondirt, der Deckel
eines Steinsarges vermauert sei. Ein Antrag auf nähere Unter-
suchung des Thatbestandes durch Autgrabung wurde durch den
Hrn. Kultusminister genehmigt und es hat die letztere in der
vorigen Woche unter Theilnahme des Hrn. Vortragenden, des Hrn.
Bauinsp. Schütte und des Hrn. Reg.-Brth. Doeltz stattgefunden.
Hierbei ist, wie schon oben erwähnt, einerseits die Treppe
hinter der Nordnische aufgefunden worden, andererseits hat sich
auch die Richtigkeit der zweiten Annahme heraus gestellt. Unter
jener nördlichen Grabplatte stiefs man auf eine prüfst? steinerne
Tumba, deren kofferartiger Deckel mit dem Relief bilde eines
byzantinischen Vortragekreuzes, wie es zur Bezeichnung der Kir
chenstifter üblich war, geschmückt ist und eine sehr schön ge-
meifselte Inschrift enthält, von der ein Papier-Abdruck vorge-
legt wurde. Ks scheint jedoch, dass diese Inschrift, nach
welcher in dem Sarge in der That die Reste der Wittwe Heinrichs I.,
Königin „Mahtild" ruhen, dem 11. Jahrhundert angehört, also
vermuthlich erst bei dem Umbau der Kirche unter der Aebtissin
Adelheid (Tochter Otto II. und der Theophann) hinzugefügt
wurde. Der Deckel des Sarges zeigte sich dadurch gebrochen,
dass, wohl bei einer früheren Oeffnung desselben, der in der
Nische eingemauerte, durch die obere Säule fest geklemmte Theil
abgesprengt worden war. Nachforschungen imSuperintendur-Archiv
haben ergeben, dass diese Oeffnung im Jahre 1756, auf Veran-
lassung der damaligen Titular- Aebtissin, Prinzessin Amalie von
Preultien, bewirkt worden ist. Man fand damals zweierlei Knochen,
grössere und kleinere, in dem Sarge, was wieder mit der urkund-
lichen Nachricht stimmt, dass man bei einer noch früheren Auf-
grabung dereinst die Ueberreste Konig Heinrichs in den Sarg
seiner Gemahlin mit eingeschlossen habe. Gegenwärtig ist, da
eine Vollmacht hierzu nicht ertheilt war, die Ruhe der Todten
nicht weiter gestört worden; soweit man einen F.inblick in den
Sarg gewinnen konnte, schienen Gebeine in demselben nicht mehr
vorhanden zu sein.
Durch Aufgrabungen unter der mittelsten Grabplatte sind
lediglich die Reste der in den Felsen geschnittenen, längst ge-
leerten Gruft des Königs aufgedeckt worden. Dabei ist man auf
das noch tiefer eingeschnittene, dahinter liegende Grab gestorsen,
auf das die 3. Grabplatte im Fufsboden der Krypta sich bezieht.
Auch dieses mit trockenen Quadern besetzte Grab ist dereinst
schon durchwühlt worden und es haben sich in der Verfüllung
desselben Reste von Stuckdekorationen vorgefunden, die jenen der
Memoria entsprechen; dagegen scheint der in ihm aufgefundene
Sarg noch unberührt zu sein. Es ist ein interessanter Bleisarg,
aus gebogenen Platten dieses Metalls hergestellt, natürlich schon
mehrfach verdrückt und beschädigt; es litis sich erkennen, dass
derselbe noch Skeiettreste enthält. Darüber lag ein zweiter
gröfserer Bleideckel, dessen eiserne Haken an den Stirnenden darauf
hin zu deuten schienen, dass er zu einem äusseren Holzsarge gehört
bat; er enthält eine 4zeilige, fast 2 m lange Inschrift in einge-
ritzten Majuskel - Buchstaben, die bei dem sehr beschädigten Zu-
stande des Deckels lückenhaft und aufserordentlich schwierig zu
lesen ist. Ks ist jedoch kein Zweifel, dass sie auf die im Jahre
999 verstorbene und durch Bischof Bernward begrabene Aebtissin
Mathilde, die Tochter Otto's L geht; auch die Form der Buch-
staben stimmt mit den Inschriften an Bern ward's Werken zu Hil-
desheim überein. —
Indem Hr. Adler darauf hinweist, dass die bezgl., als werth-
volle Beiträge zu der Dokumenten- Geschichte des deutschen Mittel-
alters zu betrachtenden Inschriften einer näheren Würdigung
durch die fachfeelehrten Historiker noch unterzogen werden
sollen, schliefst er seinen Vortrag mit der Aufforderung, dass der
Verein aus den in Quedlinburg gemachten Entdeckungen eine
weitere Veranlassung nehmen möge, endlich die schon so lange
gehegte Absicht einer Sommer- Exkursion nach dem Harz auszu-
führen. Schon die kunstgewerblichen Schätze des Domes in Hal-
berstadt und des „Zithers" in Quedlinburg wären allein eines
solchen Ausfluges werth. *)
Hr. Kyllmann erläutert mit einigen Worten die im Saale
aushängende reiche Sammlung trefflicher Rciseskizzen , die Hr.
Prof. Ewerbeck in Aachen auf einer ^monatlichen Reise in
Italien gesammelt bat und die durch Vermittelung des Handels-
ministeriums, dem dieselben zur Zeit vorliegen, hier zur Aus-
stellung gelangt ist Neben den durch eine sehr charakteristische
Auffassung ausgezeichneten landschaftlichen Aquarellen sind es
besonders Durehzeirhnuogen der im Fufsboden des Domes von
Siena enthaltenen figürlichen Darstellungen des Tiepolo und Mec-
eherino, die Beachtung verdienen. Wenn ein derartiger Schmuck
des Fufsbodens auch nicht nachahmenswerth sei, so empfehle sich
für unsere heutigen Bestrebungen doch ein aufmerksames Studium
der Technik jener Darstellungen — Marmor- Linienbilder, die
späteren durch Einlage einzelner farbigen Partien im Effekt noch
etwas erhöht — und es seien die bezgl. Kopien von Hrn. Ewer-
beck als ein werthvoller Beitrag hierzu zu erachten. —
Mit Beantwortung der eingegangenen Fragen durch die Hrn.
Adler, Bausch, Büsing, Hobrecht, Möller, Schwedler und Winkler
schliefst gegen 10'/« Uhr die Versammlung. — F. —
*) Wir hesneekea Mino, du» *oich* Rtkunlon wann 1. J. 187J grpUat
worden iirt, in der AatfTihniae, 'r<l.-*n nar an I llillentedt und WenuKcrode ,kb
eretrerkt tut.
oo<;
KoamkakpMreilMj m Cirl Beelili in Berlin. Für die Redaktion rennlvarUich REO Prlticb. Druck; Vf. Heuer H o Ih n< n dr n cke r« 1 , Berlin
No. 25.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
123
— Koakurrtnitn. — l'mooil.
Ueber den Bau der RheinbrUcke bei Alt- Breisach.
Fast mehr Interesse noch, als die Feststellung der Grund-
zuge des Projekts summt Bauprogramm, bietet die Art und
Weise, in welcher der Man demnächst zu seiner Verwirklichung
gebracht worden ist Theiis liegt die* Interesse in den besonde-
ren Schwierigkeiten begründet, welche die Stromverhältnisse schon
für gewöhnlich bieten, thcils in dem unerwarteten Vorkommen
vom Januar 1875 bis Ende 1877,
zur ordnungsmafsigen Aufstellung von Spezial-Pro-
mehre wichtige Thcile des Werks, die daher nach
welche neben nnd wahrend der Bauausführung entstan-
stna, haben ausgeführt werden müssen. Diese Art und Weise
Baubetriebes ist nur durch die rasche, Ton den gewohnlich
gestellt. - Der Ueberbau der Dienstbrücke ist mittel* Auf-
stellung auf flach gehenden Schiffsgefärsen, Einfahren etc. auf-
««bracht worden., —
beobachteten Förmlichkeiten öfter absehende Expedition der betr.
Vorlagen durch die vorgesetzten Behörden — die General-Direk-
tioD der Reichs -Eisenbahnen in Strasburg und das Reichs-
kanzleramt in Berlin — ermöglicht worden.
Was zunächst die Betriebsart des Baues anbelangt, so
war dieselbe gemischt, indem ein Theil der Arbeiten in Regie,
ein anderer Theil durch Unternehmer zur Ausführung ge-
bracht wurde. Abgesehen von der Lieferung des eisernen
Ueberbaues, mit dem die Gutehoffnungs - Hütte zu Sterkrade
betraut gewesen ist, ist an Unternehmer die gesammte pneu-
matische Arbeit nebst den Maurerarbeiten der Pfeiler
übertragen gewesen, wahrend die Beschaffung aller Materialien
nnd Gerüste, sowie die Ramm- und Bagger-Arbeiten dem
Regiebau vorbehalten geblieben sind. —
Von interessanten Einzelheiten der Ausführung müssen wir
uns auf die Erwähnung folgender weniger beschränken:
1) Dionstbrüeke. Theiis aus Rücksicht auf die Möglich-
keit, dass bei leichter Bauart derselben eine Zerstörung durch
Hochwasser hätte eintreten können, theiis auch zur Erleichterung
der Materialien-Transporte entschied man sich für die Ausführung
in solcher Starke, dass die Brücke genügende Tragfähigkeit für
den durch Ilaud bewirkten Ucbergang zweier beladenen Eisen-
bahn-Fahrzeuge besitzen würde. Die Joche wurden relativ stark,
der Ueberbau aber mit möglichst grofser Ausnutzung der Mate-
rialfestigkeit ausgeführt (Hotz 180—150«, Eisen 1100 * Festig-
keit«- Beanspruchung!. Wegen der Flößerei auf dem Strom
mussteu die Joche die Weite von 20 " erhalten. Für die Pfähle war
bei der Höhenlage der Joche an -f- 6ra, der gröfsten vorkommen-
den Sohlentiefe von — 9m und der Notwendigkeit einer Ein-
dringungstiefe der Spitze bis etwa 5 n, die Gesammtlänge von
19 — 20« erforderlich. Da hiermit eine Stammstärke der Pfähle
von 0,8 d. h. eine grobe Unhandtichkeit derselben verbunden
war, sind dieselben in vierkantigem Zustande zur Verwendung ge-
langt. Die Pfähle haben konisch gestaltete Schnhe aus Gusscisen
ohne Federn erhalten, die mittels Nägel befestigt wurden. Als
Probebelastung der Schuhe war vorgeschrieben: Aufsetzen der-
selben auf die Spitze eines 2,5™ laDgen Pfahlendes, Aufstellen des-
selben unter einer Ramme von 20Z Bargewicht, wobei die Pfahl-
spitze auf einen harten Steinblock ruhte; 10 Schlage des
Rammbären mit der Fallhöhe von 1,5 — Am Lande und in
den Altwässern sind die Hammen auf Gerüste und Schie-
gestellt worden; im Strom wurden dieselben auf
montirt Benutzt wurden eine Nasmyth - Ramine und
mehre, von Menck * Hambrok in Hamburg bezogene Rammen
nach Sisson'stUem System ; für ersten; wurden neue, entsprechend
abbalanzirte Fahrzeuge erbaut , für letztere alte vorhandene
Fahrzeuge in Benutzung genommen. - — Bei den grofsen Ver-
schiedenheiten, die sich in der Eindringnngs-Geschwindigkeit der
Pfahle zeigten, benutzte man als Mittel für die Beurtheilung der
Standfestigkeit der Pfähle das Verfahren, Diagramme herzustellen,
in welchen die Eindringungstiefen als Abszissen, die zugehörigen
Zeiten als Ordinaten aufgetragen wurden; die Form der so er-
haltenen Kurve liefs einen sicheren Schluss über das Vorkommen
sowohl augenblicklicher als dauernder Hemmnisse, sowie Uber die
erreichte Sicherheit der Pfahlstellung ziehen. Die Rammkosten
haben sich — abgesehen von den Anschaffungs - Kosten der
Ramme und deren Amortisation — auf 87 120 .ff. pro Pfahl heraus
Sehr sorgfältig gewählt«; Konstruktionen waren auch für den Bau
der Pfeilerrüstungen erforderlich; ungeachtet die Einzelheiten
derselben mehrfaches Interesse bieten, müssen sie wegen derUnthun-
lichkeit, erläuternde Skizzen beizugeben, hier übergangen werden. —
Was die Einrichtung der pneumatischen Apparate
betrifft, so musste aus Mangel an Zeit zur Bearbeitung von
alternirenden Projekten auf die bis d. hin zumeist übliche eiserne
Kastenkonstruklion gegriffen werden. Bei 20,14 m Länge,
3,29 m Hohe und 5,75 '" Breite an der Basis erhielt die aus
5 """ starken Blech hergestellte Kastenwand einen Anzug von Vi».
Für die- Gleichmäßigkeit des Senkens sowohl als für die Be-
schränkung der zu fördernden Bodenmassen erwies es sich sehr
nützlich, dass dem Kasten eine Schneiden- Breite von 20™
Der Luftschleusen-Behälter hatte je 2 Einsteige- und Beton-
Schleusen an der Ober-, 2 Kiesförderschleuscn an der Unterseite.
Die effektive Pfeilersenkung hat pro Tag 2(i m im oberen und
16 «■ im unteren Theil der Senkung betragen. — Die Anfmauerung
der Pfeiler hat man im Schutze eines vielleicht etwas srhwarh-
wamügen aber nicht zur Wirkung gekommenen Fange -Dammes
aus 4 nun starkem Eisenblech bewirkt Interessant hierbei ist
u. a. die Art und Weise, wie man die Aufgabe, den Pfeiler
den Wirkungen der heftigen Strömung zu entziehen, in diesem
Falle gelöst hat. Es wurde auf den Vorschlag der Brückenbau-
Gesellschaft vormals Harkort, welche die Vorhaltung der pneumati-
schen Apparate übernommen hatte, - - anstatt d<
Herrichtung einer Seckigen Schutzwand aus
eine blofse Verankerung durch 8 Ketten benutzt, die an
den Jochen der Dienstbrücke fest gelegt und mittels Einschaltung
von Flaschenzagen, welche zu Winden auf der Pfeiler-Rüstung
führten, regulirbar war; diese Vorkehrung hat sich in vorzüg-
licher Weise bewährt.
Für die Umschlicfsung der Fluthbrücken-Pfeiler erwiesen
sich Pfähle von 20 und 25"" Stärke als unzureichend und es sind
später solche von 30"° Stärke benutzt Lücken, welche bei der
Schwierigkeit des Einrammens nicht zu vermeiden waren, sind
durch Aufnageln von Dielcnstücken geschlossen worden. Zur
Bodenförderung bediente man sich bei Schlamm der indischen
Schaufel und des Sackbaggers ; erster* erwies aber in groben Ge-
schieben als völlig unbrauchbar. Die Betonirung wurde mit
Trassmörtel in der Mischung von 1 Th. Trau, 1 Th. Kalk,
1 Th. Sand bewirkt Die Verschüttung geschah mittels Trichter
in Schichten von je etwa 60 "» Hohe.
Mehrere Neuheiten knüpfen sich an die Art nnd Weise, mit
welcher das Ueberschieben des Trägers für die 3 Haupt-
Öffnungen bewirkt worden ist Für diesen Zweck war es nöthig.
die (Zug-) Diagonalen des Trägers als versteifte auszuführen und
ebenso die getrennten Hälften der Zuggurtung durch ein diagonales
Stabwerk gegen einander zu versteifen. Bei solcher Auaführungs-
weise ist der Fachwerkträger 2 fachen Systems gegen den Gitter-
trager mit gleich weiter Stellung der Stäbe, hinsichtlich der Be-
anspruchung der Gurtungen in wesentlichem Vortheil. Die Trager-
gurtungen sind aus vertikal angeordneten Blechen mit auf-
gesetzten Eisen hergestellt und letztere etwas in die nöhe ge-
rückt, damit der Druck der beim Ueberschieben benutzten Unter-
lage direkt und ohne Vermittelung der [_ Eisen von dem Haupt-
theile der Gurtung — den vertikal gestellten Blechen — auf-
genommenwerde.
Trotz der nach üblicher Weise erfolgten Anordnung eines
provisorischen Pfeilers in jeder Oeffnung und eines eisernen
Schnabels von 24 ■ Länge (der für die 8 Bauplätze, Breisach,
Höningen und Neuenbürg bestimmt wurde, würden die untere,
von Knotenpunkt zu Knotenpunkt 3n lange Gurtung aufser Stande
gewesen sein, den Rollendruck nach den Knotenpunkten hin zu
Obertragen. Man beabsichtigte zuerst, zwischen Rollen und
Gurtungs-Unterseite Unterzüge einzuschalten, welche ablaufen und
nach geschehenem Ablauf von neuem untergebracht werden sollten.
Dieser Plan ist mit der wesentlichen ;
gekommen, dass man die Unterzüge nicht über fest ..
Rollen hat laufen lassen, sondern dass zwei gekuppelte, einen Wagen
bildende Rollen, unter je einem Knotenpunkt stehend, über den
fest gelegton Unterzug fort gerollt worden sind. Auf
Montirungsplateau wurde anstatt einzelner Unterzöge ein sefa
spuriges Gleis angeordnet, auf welchem die mit 18»> Entfernung
gestellten Wagen bis zu Ende ausliefen.
Die Gesammtkosten der Dreifacher Brücke ron 2610000 .ff.
gehen mit etwa 300000 .4L über die Kosten der gleichartigen und
gleichzeitig ausgeführten Brücke zu Neuenburg hinaus. Zur
Rechtfertigung dieser Differenz verweist der Vortragende thcils
auf die bedeutend grölsere Fundiningstiefe der Fluthbrücken-
Pfeilur bei Breisach, thcils auch darauf, dasB die Zahl der im
Wasser stehenden Pfeiler eine grofsere ist als bei Neuenburg.
Der Vortragende hat die Projektiruiig und Ausführung des
Baues von Anfang bis zum April 1877 geleitet; von da an bis zur
Vollendung Ende 1877 hat an seiner Stelle der Baumeister Dr. Lau-
benheimer gestanden. Die Entwürfe zum eisernen Ueberbau
und zu den Einrichtungen, welche zum Ueberschieben desselben
sind vom Vortragenden in Gemeinschaft mit dem
Richter
*) B r i <- h 1 1 c u Ii «. In d»m r«tb*f Rithmdoi Artlknl Int N. 117, Z. U v. o.
»UU itorh<ra»mtand? , M Ute I waftOrll inde " wt Imtn und es raun der an-
uchllrfacnde Narlioau dann wltvilvrntaiiillkli Fortfall».
Vervollkommnungen des Bohne'sohen Tasohen-Ni'
Das in No. 47 v. J. beschriebene Instrument hat neu«
Vervollständigungen zu dem Zwecke erhalten, a) um für ztr
samincngcsctzte Nivellements und b) für rasch auszuführende
Messung von Horizontal- Winkeln dienen zu können.
Für den ersten Zweck ist ein Stock-Stativ von ganz be-
I sonderer Leichtigkeit (nur l'/j * Gew.) hinzu gefügt, selbstver-
ständlich unter Benutzung solcher Verbindungs • Einrichtungen
zwischen Stativ und Instrument, dass letzteres nach wie vor auch
I als nand-lnstmment - ohne Stativ - gebrauchsfähig bleibt
vjOOQIC
124
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
27. Hin 1878
Für den Gebrauch als Winkelmesser ist das untere Ende de&
zylindrischen Korpers mit einem Ring umgeben worden, welcher
beim Aufsetzen des Instruments auf das Stativ durch eine Klemm-
schraube fest gestellt werden kann, wahrend der in demselben
ruhende Zvlinder (mit seinem Fernrohr) drehbar bleibt. Beide
Stocke haben auf ihrem Umfange korrespondircnde Theilnngen
und vertreten demnach bezw. Alhidade und Limbus des gewöhn-
lichen Theodoliths. Eine Nonien-Einrichtung gestattet die Ab-
lesung auf Vio Grade genau, welche Genauigkeit für diejenigen
Gehraochsfalle, für die das Instrument Oberhaupt geeignet ist,
vollkommen ausreicht
Das Taschen-Niveau ist wie bisher zu 30 .//, das Stativ
dazu Hl R Jl und das mit Winkelmesser versehene Instrument
(iud. Stativ) zu 45 .// vom Patentinhaber, Baumstr. Hohne zu
«harlottenburg, Bismarkstr. SB, zu beziehen.
üeber die Anordnung von Schulbänken bat der ärztliche
Bezirksverein der Stadt Leipzig neuerdings folgende Grund-
sätze aufgestellt: 1) Die Entfernung der Sitzrläche des Stuhles
odej der Bank von der Schreibtische des Tisches sei so grofs,
dass der Oberkörper des Schreibenden sich vom oberen Ende der
Magengrube an oberhalb der SehreibtUche befindet — 2) Die
Sitzflflche sei so weit vorgerückt, dass ihr vorderer Band 2 3"»
unter der SchreibÜAche vorgeschoben ist; von oben gesehen
darf daher kein Zwischenraum zwischen Tisch und Sitz wahr-
nehmbar sein. — 3) Der Schreibende soll sich mit dem unteren
Theile des Kückens (d. h. der Gegend der Lendenwirbel) anlehnen
können. Die Sitzditche darf daher nicht breiter »ein, als die
Entfernung der Kniekehle vom Klicken des Kindes betragt —
4) Die Füfse müssen entweder den F'nfsbuden erreichen oder
durch eine F'ufsbauk unterstfitzt sein. Letztere darf aber nicht
so hoch sein, das» der vordere Theil des Oberschenkels vou der
SiUllüche abgehoben wird. — l>ie Forderang 2 erheischt entweder
2 sitzige Schulbänke oder bewegliche Sitzflächen, da sonst die
Kinder nicht aufstehen und an einander vorüber gehen können.
Erster« Anordnung ist unbedingt
Eine Erklärung von Hrn. Prof. W. von Lfibko in
Stuttgart, die derselbe unter'ra 18, Marz d. J. an uns gerichtet
hat, bringen wir im folgenden zum Abdruck:
„In dem Aufsatz über F. von Quast heifst es in Ihrer No. 22
auf s. 107: -Das gesammte Material (der durch die preiil's. Re-
gierung beschafften Erhebungen über die Denkmäler) wurde an
l'farrer Otte und Prof. Lobke zur Bearl>eitnng übergeben, liegt
aber nun seit Jahrzehnten in den Archiven, ohne dass ein l{e-
sultat zu SUnde gekommen wäre."
An dieser Nachricht ist, soweit sie den Unterzeichneten be-
trifft, kein wahres Wort." W. Lobke.
Zur bevorstehenden Ausstellung des Verbandes In
Die Mitglieder des Verbandes deutscher Architekten-
Ingenieur- Vereine erlauben wir uns darauf aufmerksam zu
heu, dass es nothwendig ist, etwaige Anmeldungen zur Be-
schickung der mit der diesjährigen Wanderversammlung in Dresden
zu verbindenden technischen Ausstellung rechtzeitig au das Lokal-
Komite daselbst gelangen zu lassen. Wie uns von letzterem
tnitgetheilt wird, steht zwar noch eiuiger Kaum zur Verfügung,
indessen können Anmeldungen nur noch bis zum 1. Mai d. .1.
berücksichtigt werden. Die Fachgenossen würden es sich
daher im Versäumniss-Falle lediglich selbst zuzuschreiben haben,
wenn sie schliefslkh gar nicht oder nur auf ungünstigen Platzen
ausstellen konnten.
Bezügliche Anmeldungen sind an Hrn. Regierungsrath Prof.
Dr. Hartig in Dresden (Königl. Polytechnikum) zu richten.
Konkurrenzen.
Konkurrenz für Entwürfe zum Bau von „kleinen
Häusern" in Hamburg. Die allgemeinen Bedingungen dieser
am 15. Mai ablaufenden Konkurrenz, bei der 6 l'reise von je
150 . // ausgesetzt sind, enthält das Inseratenblatt der letzten
Nummern d. Ztg. Aus dem S[»ezial-Programme tlieilen wir mit,
dass es um Hänser mit je I Wohnung (Stube, Küche, 3 Kammern)
sich handelt, für welche eine gleichmäfsige Breite von 6,60»» vor-
geschrieben ist. Neben Solidität und Zweckmäßigkeit (Licht,
Trockenheit und Wärme) soll ein gefälliges Aenfsere und gröl'st-
mögliche Billigkeit der Häuser angestrebt werden, so dass bei
einer Ausführung in General -Unternehmung der Preis für jedes
als etwa auf 2400 M sich stellt -
100
Konkurrenzen des Architekten-
und Ingenieur -Vereins in Hannover. Das Programm der
für dieses Jahr ausgeschriebenen Konkurrenzen (von dem einige
Exemplare b. d. Red. d. Bl. entnommen werden können) setzt
je 2tK> .// für die Entwürfe zu einem Tafelservice in Glas
und einem fals Rennpreis gedachten) silbernen Pokal aus.
Der erste Entwurf ist am 1. Jnni, der zweite am 1. Oktober d. J.
abzuliefern; das Schiedsgericht tiesteht "aus den Bauräthen
Hrn. Hase, Köhler und Oppler.
Nachrichten.
Preufsan.
Ernannt: Der Regierung*- u. Baurath Küll in Berlin
Geheimen Baurath n. vortragenden Rath im Ministerium fflr Handel,
(iewerbe etc. — Der bisherige Titular- Bauinspektor Baldus zu
Diez. Regbez. Wiesbaden zum Wasserbau-Inspektor.
Der ehem. Stadlbaumeister G. J. Forsmann zu Hamburg
ist gestorben.
"Die Bau führer- Prüfung halten bestanden: a) für beide
Fachrichtungen Moritz Rühlmann aus Nordhansen; b) für das
Hochbanfach Rieh. Könneberk aus Berlin, Friedr. Rauschen-
berg aus Bremen u. Rieh Borrmann aus Orle bei Graudenz.
Brief- und Fragekasten.
Abonn. in Berlin. Das von Ihnen in Aussicht genommene
Mittel , gegen Einfrieren von Abfallröhren wenig über der Rohr-
endigung ein kleines offene» AnsaUröhrchen anzubringen, Beben
wir nicht als Erfolg versprechend an. Mittheilungeu von etwaigen
Erfahrungen über dieses oder irgend ein anderes Mittel würden
wir mit Dank entgegen nehmen.
Hrn. C. S. in Frankfurt a. M. Es ist uns durchaus un-
wahrscheinlich, dass im fraglichen Falle eine Schwammbildung
vorliegt; vielmehr dürften hier A uswitterungs- oder eigentüm-
liche Zersetzung» ■ Prozesse der Steine vor sieb gehen, deren
Natur aus der gelieferten Beschreibung nicht erkanut werden
kann. Bevor Sie irgend etwas weiteres ausgenommen Luft-
zuführnng — unternehmen, dürfte die Zuziehung eines Che-
mikers sich empfehlen: wollen Sie uns ein betr. Stuck zusenden,
so erklären wir bei dem allgemeineren Interesse, das der Fall
augenscheinlich bietet, uns gern bereit, eine spezielle chemische
Untersuchung vornehmen zu lassen.
Hrn. M. K. in Nürnberg. Die Beantwortung von 2 unter
den von Ihnen aufgestellten Fragen finden Sie m No. 20 dieser
Zeitung. Die Frage 4 ist durch vieljahrige Erfahrung in zahl-
reichen Orten Nordwest- Deutschlands dahin erledigt, dass guter
< >elfarhenanstrirh auf Zement durch Wahl guter F' arten und ge-
eigneter Witterung, durch Stehenlassen des Putzes durch minde-
stens 1, besser 2 Jahn* und Befreiung der Putztläche vor dem
Auftragen des Anstrichs vou Anwüchsen et«, durch Abwasrhen
mittels einer sehr verdünnten Säurelöstuig erhalten wird. Ihre
4. Frage: Wie am besten farbige Zemente hergestellt worden,
übermitteln wir unserm Leserkreise.
Hrn. S. in L. Hand VII der Zeitschrift für Bauwesen ent-
hält die Beschreibung der hydraulisch betriebenen Trajekt-Anlago
bei Ruhrort. — Eine Spezialschiff über Blerhbngen-Hrürken ist
uns nicht bekannt Sie konneu den Gegenstand indes» in mehren
Schriften Ober Elastizität und Festigkeit, u. a. in Winkler, I^hre
von der Elastizitit und Festigkeit, wohl ausreichend verfolgen
A. B. in Kassel. Einige» Nähere über den Caligny-Apparat
»oll, wie wir erfahren, in „Sganzin, Court da CamttntetumP rait-
getheilt sein. — Sehr vollständige Litteraturangaben Ober Mühlen-
bau werden Sie aus Kühlmann's allgem. Maschinenlehre entnehmen
können.
Hrn. H. hier. Hein theilnngen des Toth 'sehen Tunnelbau-
Systems vom Standpunkte der Praxis aus »iud uns noch nicht zu
Gesicht gekommen. — Ziemlich übereinstimmend wird angenommen,
dass bei Fluggeschwindigkeiten von 1 '" au die Treidclschiffahrt
aufhört rentabel zu sein. Dampfschiffahrt findet noch statt bei
Geschw. bis 3"' und selbst darüber , wofür z. B. die Donau am
langen Strecken ihres Ober- und Mittellaufs den Beweis liefert
Abonn. in B. Allgemein geltende polizeiliche Bestimmungen
Ober Sieherheitsmaufsrcgeln bei Erdarbeiten mit Lokomotiv-Be-
trieb existiren iL W. nicht Im übrigen nehmen wir bei
dieser Aeufscrung speziell auf die Bestimmungen des Haftpflicht-
Gesetzes Bezug.
Hrn. K. in Neidenburg. Balkenköpfe im natürlichen
Zustande fest ummauert in eine Wand einzuschliessen, steht
mit anerkannten Konstruktions - Regeln in Widerspruch, wogegen
es als zweckmässig gilt, in dem Falle, dass der Raum zur Anlage
einer Luftkammer absolut fehlt und das Holz völlig ausgetrocknet
ist, den Balkenkopf mit einer dicht anschließenden Kappe aus
Zinkblech zu umkleiden. Wenn das Holz noch ziemlich viel
Feuchtigkeit besitzt, so wird es — unter der vorhin angegebenen
Voraussetzung nöthig sein, die Kappe mit einigem Spielraum
aufzusetzen, damit der in den Mauern steckende Holztheil direkt
von der Luft umspült werden kann.
Hrn. W« P- in K. So weit wir nach Ihrer Mittheilung zu
urtheilen vermögen, scheint hier einer derjenigen Fälle vorzuliegen,
bei dem die Zahlung vou Reisekosten mit ganz demselben
Rechte sowohl bewilligt als beanstandet werden kann ; wir würden
es indess der Billigkeit entsprechend finden, wenn die Direktion
sich zur Zahlung verstände. Für den Fall, dass die Verpflichtung
zur Zahlung überhaupt anerkannt wird, glauben wir, dass dieselbe
den vollen Betrag umfassen muss und ein Abzug von 50 \ im
Sinne des Erlasses vom 16. Oktober 1*77 hier nicht stattfinden
könnte, da anscheinend die Voraussetzung dafür —
Benutzung der Bahnzüge unerfüllt ist.
Hrn. B. in Zwickau. Wir vermitteln bei Mangel
i »ich m
Kennüiiss Ihre Anfrage wegen
von Haken aus
g befasst,
Fabrik, die
liir «ctueler-
; r,m Crl BfHIl» In 1
K. K. O. PriUrh. Drwk: W. «..ki II ofbur h itruekrrpl , Berlin.
Digitizedby VjC
Xo. 26.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
125
Ii hall: P»r oft
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n. — V«rmU(kUi: Sur
Der optische Maafstab
Vortrage, schalten im
in
flr keinen praktischen
Sorgen unbekannt, ilic
Architekten sind die
l»i'i Au.sffltiniiiK von
Fsu.-aden. Denkmalen ete. aufzutreten pllegen.
Wie oft stellt sich dabei die unerfreuliche
Wahrnehmung ein, ilass, wie das Ganze, so
insliesoudere auch die Einzelheiten , anders
d. Ii. ungünstiger wirken, al.s auf der Projekt-
Zcichiuiug! Die Thatsache z. B., dass die Maafsc der Haupt -
gesimse von der geometrischen Zeichnung nicht einfach ab-
gegriffen werden können, wollen wir in der Ausführung eiue
gleiche Wirkung erzielen, ist jedem bekannt, wie ja auch
mancherlei Kegeln für diesen Zweck in Anwendung sind. Die
bisherige Litteratur weife wenig oder gar nicht auf Fragen zu
antworten, welche den Unterschied zwischen Projekt und
Ausführung im (icsammleindruck und in Einzelheiten betreffen,
und es ist jeder daliei auf einzelne Ueberlieferangcu. auf
elfene, speziellste Erfahrungen angewiesen. In wichtigeren
Fallen hat mau sich ueuerdings besonders mit kostspieligen
Modellen geholfen. —
Danach wird es von den Fachgenosscn gewiss mit Freuden
lieirruisl werden, wenn ein Werk zu dem Zwecke erscheint,
oben berührte, so schwierige Fragen zu beantworten, und wenn
dieses Werk auf strenger Grundlage wirklich zu Resultaten
gelangt, die unser volles Interesse erregen müssen. Das
Werk betitelt sieh: Der optische Maafstab, oder die Theorie
und Praxis des ästhetischen Sehens in den bildenden Künsten ;
von II. Macrtens, Hauinspektor a. D., Uomi 1*77. Es sei ge-
stattet, hier einen gedrängten Auszug desselben zu geben. —
Wie der bildende Künstler Alles durch sein Auge schafft,
so müssen auch alle seine Werke wieder durch das Auge auf
deu Beschauer wirken. So grol'sartig und gewaltig auch ein
Monument, eine Facadc gestaltet sein mag — das Auge ist
das Organ, durch welches wir ihr Dasein, ilirc Wirkung auf
uns erfahren. Gewiss muss es daher den Künstler interessiren,
Minimal- uud Maximal-Leistung des normal gebildeten
Auges kennen zu lerneu. damit er nicht einer bestimmten
Kuustschüpfung au einem bestimmten Platze Abmessungen
uud Einzelheiten «che. welche das Auge weder auf einmal,
noch überhaupt klar zu erfassen vermag.
Der Autor des genannten Buches folgt nun den neuesten
Forschungen über dos theoretische Sehen und stützt sich
vorzüglich auf llclmholtz.
sen Vortrag
über a die
neueren Fortschritte in der Theorie des Sehens"1 und dessen
„Handbuch der physiologischen Optik" von ihm benutzt wurden,
llclmholtz sagt, dass ein genaues Sehen bei dem mensch-
i Auge nur in dem Umkreise eines Winkelgradcs stattfindet;
er empfiehlt dabei die Anstellung des Experiments: den Arm
beobachten, wie das Auge in solcher
und in dem Umfange des entgegen gehaltenen
nagels ganz deutlich zu sehen vermöge. Dieses
Experiment giebt , mit Zuhülfenohme trigonometrischer
Rechnung, einen Sehwinkel von ca. 1". Man wird dabei finden,
dass, wenn man den Umkreis des ganz deutlichen Sehens
erweitern will, eine kleine Bewegung des Augapfels nothwendig
ist und dass unser Auge derartige Bewegungen nach den
-1 verschiedenen Richtungen bis zu gewissen Grenzen leicht
— freilich mit ungleicher 1 Dichtigkeit — ausfuhrt. Das Sehen
aufecrhalh dieses Gesichts- Kegels von 1° bei unbewegtem
Auge nennt llclmholtz „skizzirtes Sehen".
Die weitere, wichtigste Behauptung von llclmholtz lautet
dahin, dass das Auge innerhalb des Schkcgcls von 1°
noch genau '/«„ desselben — also eine Winkel-Minute zu
unterscheiden vermöge, eine Behauptung, der auch die prak-
tischen Mediziner beipflichten und die von ihnen als (iruudlage
für die Feststellung des anormalen Sehvermögens eines Auges
bei Wahl von Brillen angenommen worden ist.
Schon aus tlicseu ersten Elementen können wir prak-
tischen Nutzen ziehen, indem wir danach z. B. die erforder-
liche Gröfsc einer Schrift zu berechnen vermögen, die auf
MXX) m Entfernung noch gelesen werden soll. Es genügt
Dicke alleiit des I zu bestimmen, und es ergiebt sich
Figur 1:
JC= 1000 sinO« l' = 0,29™
Passend wird man die Höhe des Buchstaliens etwa = 5
mal dieser Dicke wählen, wobei freilich der schärfste Kontrast
die
aus
den bildenden Künsten.
Verein am 30. Januar 1877 vou C. Dofleiu, Architekt.)
(dunkle Schrift auf hellem Iiiutergrunde) voraus gesetzt ist ;
bei weniger scharfem Kontrast ist die Hohe (nach weiterer
Vorschrift) zu vergröfscru. —
Der Verfasser weist im Fortgang seiner Betrachtungen
auf die Thatsache hin. dass unser Auge eiue Camera obscura
bildet; es ist aber noch vollkommener als diese, weil es eine
bewegliche Sammellinse besitzt, die ihm eiue Akkomodation
gestattet, durch wclcho wir lici den verschiedensten Entfer-
nungen des Objekts in allen Füllen deutliche Bilder erhallen.
Wir können andererseits ibis Auge auch mit einem Winkel-
mess-Instrumente vergleichen, dessen kleinste erkennbare
Theiluug 1 Winkelminutc entspricht.
Eben diese Vorstellung nun bildet die Grundlage der
weiteren Entwickelungen des Buchs und muss für ilas Ver-
ständniss der späteren Kapitel desselben fest gehalten werdeu.
— Die vorher gehenden Kapitel beschäftigen sieh mit dem
Gesammteindrucke, welchen Objekte auf unser Auge ausüben.
Das Feld, welches wir mit unbewegtem Haupte
übersehen können, heilst bei Helmholtz das „Sehfeld'', uud
dasjenige Feld, welches bei unbewegtem Haupte vom b e w e « -
liehen Auge noch überblickt werden kann, das ..Blickfeld/*
Beide sind bezüglich des ästhetischen Sehens nicht wesentlich zu
unterscheiden, llclmholtz giebt die in vertikaler Ebene lie-
gende Sehgrenze bis zu 120", die in horizontaler Ebene lie-
gende zu iw an. Innerhalb dieser äufeerstci! Grenzen ist
natürlich das Sehen schon sehr ungleich, und es dürfen bei
Betrachtung eiues Kunstwerks diese Maximallcistungcn des
der vollen Wirkung eines Kunstwerks ist unmöglich, wenn
wir nicht in der Lage sind, den zum richtigen Umfasscu er-
forderlichen Standpunkt mit unserem Sehkegel zu gewinnen.
Die Frage nun, welchen Standpunkt wir einem Gegenstand
von bestimmter Gröfsc gegenüber aufsuchen müssen, führte
zu folgenden Untersuchungen.
Befindet sich jemand einer Tafel gegenüber, auf welcher
ein Kreis den Durchschnitt des Sehkcgels von 1" angiebt.
und siud um diesen ersten Kreis konzentrische Kreise
für einen Sehkegel bis zu 120° gezogen, so haben wir hier-
mit gleichsam eine „Skala des deutlichen Sehens", bei welcher
die Länge der Kreis -Durchmesser in umgekehrtem Verhält-
nisse zum deutlichen Sehen steht, Mah mau nun Figuren,
oder heftet man einzelne Gegenstände in den Ringflächeu an,
so werden bei unbewegtem Haupte diese Gegenstande oder
Figuren um so deutlicher erblickt werden, je naher dieselben
dem Mittelpunkte des Kingsystems belegen sind. Wenn der
Gegenstand gerade alle Ringe des deutlichen und bc<|ucmcu
Sehens füllt, so wird er das Auge ganz allein beschäftigen ;
füllt er nur einen kleineren Theil der Ringtiächcn, so werden
andere, dem Objekte benachbarte Gegenstände mit derselben
Starke gleichzeitig gesehen werden, also uns als gemein-
sames Bild beschäftigen. Daher ist es klar, dass, wenn ein
Gegenstand von bestimmter Gröfse unser Auge allein oder
vorherrschend in Anspruch nehmen soll, er von einem be-
stimmten Standpunkte aus, also unter einem ganz bestimmten
Winkel, gesehen werden muss. so etwa, dass allo jene Ringe
des deutlichen und bequemen Sehens gefüllt sein würden.
Es fragt sich nun, welches der richtige Standpunkt ist, von
dem aus ein Kunstwerk ohne jede fremde Beimischung von
Gegenstanden gesehen werden kann, oder wie der Verfasser
sagt, damit es als eine von der Künstler.» geschaffene
kleine, abgeschlossene Welt genossen werden kann. Es wur-
den zur Beantwortung dieser Frage die folgenden einfachen
Versuche angestellt:
Der Verfasser befestigte Zeichnungen, Bilder verschiede-
ner Arten und Abmessungen, an eine Wand und näherte
sich denselben in der Axe der Bilder. Bis in eine Entfer-
nung von ca. 5 mal der gröfeten Bild-Dimension wirkte das
Bild nur im Zusammcnhane mit der umgebenden Fläche.
Bei grofserer Annäherung aber nahm das Bild Auge und
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30. M&ra 1878
Geist immer mehr allein in Ansprach,
füllte immer mehr das Blickfeld dr-
Augcs, und dieser Eindruck erreichte
an gewissen Standpunkten fast den
der Wirklichkeit, d. h. den, bei
welchem wir den Gegenstand in natür-
licher Gröfsc plastisch vor uns zu
sehen glauben. Näherte man sich
dann dem Bilde noch weiter, so kamen
die Einzelheiten desselben immer
mehr zur Geltung; es ticlcn Theile
der Bilder über den deutlichen Seh-
kegel hinaus und was innerhalb des-
selben lag, drängte sich als Einzelnes
vor. Ein an der Unterkäme des Hildes
befestigtes Bandmaafs gab bei vielfach«
Versuchen die jedesmalige Entfernung des Beobachters von
der Bildfläche an, and es stellte sich dabei ubereinstimmend
das Faktum heraus, dass jener geschilderte günstigste Ein-
druck einem Staudpunkt vor dem Bilde entsprach, welcher
gleich dosen .2faehcr gröfsten Abmessung war. also einem
Augenwinkel von rot. 27* zugehörte. Der Staudpunkt, bei
welchem die Details der Bilder besonders klar wirkten,
sich aber dem Gcsammtcindruckc gegenüber vordrängten, ent-
sprach einem Augenwinkel von 45*.
Waren diese Experimente nur mit Zeichnungen ange-
stellt, so verblieb die Frage zur Losung: ob die ermittelte
Augendistanz ebenso für jedes gröfserc plastische Kunst-
werk Geltung haben werde. Hierzu lenieu wir aus dem
Buche verschiedene Schriftsteller kennen, welche über den
sogen. Normal-Distanzpunkt bei Gebäuden sich ausgesprochen
haben: wir erfahren z. U. dass Milizia (Bürgerliche Baukunst,
Kap. Vom Sehen in Absicht auf die Architektur) den Stand-
punkt nach dem Hohen- und Breiten-Verhältni&s wählt. Ein
gleichschenkliches Dreieck auf der Basis der Front errichtet,
mit der Gcbändehohc als Schenkel, giebt in seiner Spitze den
gesuchten Distanzpunkt. Andere Autoren addiren Höhe und
Breite des Objekts und nehmen die Hälfte der Summe als
Nonnaldistanz an.
Diesen und ähnlichen Regeln tritt nun der Verfasser ent-
gegen, indem er erklärt, dass die Höhe eines Gebäudes,
eines Monuments etc. allein für den normalen Standpunkt
maafsgebend sei, und zwar für denjenigen Standpunkt, von
ins das Auge den Gcsammteindruck des Objekts.
Umgebung ausgeschieden, also ungestört geniefsen
ne. Wir erhalten speziell die folgenden Thesen:
1. Für alle plastischen Monumente ist die Höhe der-
selben allein maafsgohend für den normalen Augen- Distanzpunkt.
2. Dieser normale Angen-Distanzpunkt entspricht einem
Augen - Aufschlagwinkel von 27"; bei diesem lässt sieb das
Kunstwerk als besondere kleine Welt betrachten.
3. Bei der Augendistanz, welche dem Augen-Aufschlag-
winkel von 45° entspricht ergeht sich das Auge im Genuss
des Details.
4. Bei einem Augen - Aufschlagwinkcl von 20° — 18"
oder noch weniger vereinigt sich das Objekt mit seiner Um-
gebung und wir geniefsen dasselbe mit dieser
oder weniger zu einem Gesammtbüde vereinigt
Der Verfasser führt nunmehr eine Reihe der bekanntesten
Denkmale der Baukunst und der Plastik an und prüft an den-
jenigen derselben, welche ihres besonders glücklichen, har-
monischen Eindrucks wegen gerühmt werden, die Richtigkeit
seiner Thesen. Unter vielen anderen Beispielen, welche eine
Bestätigung liefern, seien hier der Koionnadcnplatz vor der
Peterskirche in Rom, mit dem grofsen (ca. 47« hohen)
Obelisk in seinem Mittelpunkte, und das Schauspielhaus in
Berlin erwähnt, das von dem nächstliegenden Trottoir der
Markgrafcnstrafsc betrachtet, mit seinen GicbclkrOnungen
einem Sehwinkel von 27° entspricht. Kurz sei auch des
Monuments Friedrichs des Grofsen in Berlin gedacht, welches
von der Rampe des kaiserlichen Palais aus unter passendem
Sehwinkel erscheint, und endlich als Beispiel aus der antiken
Welt der Minerva-Statue in der Cella des Parthenon, die von
dem Eintretenden unter dem Augen- Aufschlagwinkcl von 27"
erblickt wurde. —
In der Bauanlage einer Stadt werden wir meistens
linden, dass monumentale Gebäude auf freien Plätzen oder
au seitlichen Verbreiterungen von Hauptstrafsen liegen. Immer
muss zum Genuss solcher (Jebäude ein Sehwinkel von wenig-
stens 27» erstrebt werden. Etwas anders ist es in ge-
schlossenen Verkehrsstrafsen, die meistens eine Breite gleich
der Uäuserhöbe oder etwas weniger haben, also einen
Augcn-Aufschlagwinkel von höchstens 45 " für die Betrachtung
der Facaden bieten. Gerade hieraus ergieht sich für die
Facaden der Gebäude die Wichtigkeit der Details, die wie
erwähnt, unter diesem Winkel sich dem Auge ganz besonders
aufdrängen. Unter mehren glücklichen Beispielen bieten
sich hierzu insbesondere die Vorstädte Dresden'« (s. Fig. 2),
in welchen der Beschauer von einem Trottoir aus die nächst-
liegende Villa unter dem Schwinkel von lf>°, die gegcnülwr
liegende unter 27" sieht.
Analog wie im Freien ist auch in Innenräumen bei der
Aufstellung von Kunstwerken zu verfahren. Weiträumige
Anlagen sind zn vermeiden, da sie dem Auge zu viel aut
einmal darbieten. Empfehleuswerth ist eine Anlage wie im
alten Museum zu Berlin, In der das Blickfeld durch viele
markirende Säulen begrenzt und eingeschränkt wird; ebenso
lobenswerth ist die vcrhaltni.ssmäl'sig kleine Raumthcilung der
Glyptothek in München.
Vielfache Fehler kommen bei der Aufstellung von Mo-
numenten auf freien Plätzen vor. Wollte man dabei streng
nach obigen Sätzen verfahren, so würde mau in vielen Fällen
entweder zu Kolossal -Monumenten gelangen — es sei hier
auf ein antikes Monument, die Igelsäulc lici Trier, auf ein
mittelalterliches Monument, den Schönen Brunnen zu Nürn-
berg, unter neueren Monumenten auf die Siegessäule in
Berlin hingewiesen — oder man würde oft genöthigt sein, den
Platz des Monumentes nebst Umgebung durch Baumpflanzungen
in seiner Ucbersichtlichkeit zu korrigiren (Landschaftsgärt-
nerei). Bei kleineren Denkmalen muss die Aufstellung auf
grofsen freien Plätzen vermieden werden; anf solchen stehen
dieselben event. am besten seitlich der Trottoire au Haupt-
strafsen, etwa in der in Fig. 3 skizzirten schönen Anordnung,
bei welcher das Denkmal von dem Trottoir aus unter 18%
also in malerischer Vereinigung mit seiner Umgebung, vou
dem Bande des umschlicfscndcn Platzes, von den Ruhebänken
daselbst unter 27 ", und von dem umschliclscudeu Gitter aus
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No. 26.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
127
unter höelistens 45 ". also von allen Stellen aus günstig ge-
sehen wird.
In anderen Fullen wird auf einem grofsen Platze
durch Batunph'anzungen et«-, ein zweiter, innerer Platz zu
seluiffen sein, welcher den geforderterten Sehwinkeln ent-
spricht. Wie oft ist durch solche Pflanzungen ein über-
raschend günstiges Aussehen eines Platzes und seiner Um-
gehung, wie des auf ihm plazirten Monuments erzielt worden?
Bei besonderer Prachtentfaltung treten an die Stelle von
Baumptianzungen Säulenhallen (Kolonnaden in Rom, National-
gallerie in Berlin), in anderen Fallen ist man gezwungen,
sich mit einfachen Bankett-Erhebungen. Laternen oder Bank-
stellungen zu bchelfen, welche die Gröfse eines Platzes etwas
mildern und vor allem diejenigen Stellen zu bezeichnen haben,
von denen aus die Hildwerko betrachtet werden sollen. —
Folgen wir nunmehr den Betrachtungen, welche der
Verfasser über die Aufstellung von Werken der Malerei anstellt.
Wenn auch für den Genuss eines Gemaides gefordert
werden kann, dass dasselbe das Blickfeld ausfülle, so ist doch
daran zu erinnern, wie andrerseits der Maler bei seiner
Komposition so oft ein Stück gleichsam aus seinem Blickfelde
heraus geschnitten liat und dies als ganzes Bild giebt, und
wie ferner der übliche Kähmen die störende Freiheit, die der
Maler sich genommen, wieder einschränkt. — Für die mit
Gemälden sehr grober Dimension. Kartons etc. gefüllten
Wände eines Ausstellungs-Saales muss freilich stets gefordert
werden , dass dieselben unter 27 0 erblickt werden können,
wie dies in der neuen Pinakothek zu München bei den Riesen-
bildern, z. B. bei Kaulhach's Germanieus , musterhaft ge-
troffen worden ist. — Gleiches gilt für gemalte Fliese an
Gebäuden, wenn dieselben nicht wirkungslos bleiben sollen,
und auf Achnliches ist auch bei der Theaterskenc, die ja als
Bild wirken soll, zu achten. Wir linden, dass in den besten
Theatcrraumen die aufserste Entfernung der Mittelloge des
I. Ranges von derVorliang-Oeffnung = 2 mal deren lichter Weite
ist , also einem Breiten - Winkel von ca. 27 0 entspricht : hier
ist ein Maafsverhältnirs vorhanden, auf welches bis jetzt noch
menuls aufmerksam gemacht worden ist.
Zur Herstellung von Kohlenverladungs -Vorrichtungen an Hafenplätzen.
Auf Einladung des westfälischen Kohlen- Ausfuhr- Vereins
hat am !). Februar 1878 eiue von 87 Tbeilnehmern besuchte
Versammlung, die ans Vertretern von Bergwerks- und Handcls-
Genossenschaften, sowie aus Delegirten verschiedener Hofenpliiuc
Deutschlands und der Niederlande, und endlich von Staats- und
Privathabnen sich zusammen setzte, stattgefunden , auf deren
Tagesordnung Ik'ratliungeu :
1 ) Uber die verschiedenen Systeme von Ein- und Auslade-
Vorrichtungen von ßergwerksprodukten,
2) ii her Beschaffung der zur rasrhen Herstellung der etwa
empfohlenen Vorrichtungen erforderlichen Geldmitlei,
S) Uber Kisenbahntarife ItezOgu'ch der Hin- und Kuckfrachten
gesetzt worden war.
Vor dem Eintritt in diese Tagesordnung erfolgte eine Besich-
tigung der in Hamburg am Magdeburger Hafen im Betriebe
betindlichen Yerlado-Yorrichtuugen, welche ans mehren Dampf-
krahne n und zugehörigen Kobeln, sowie aus einer hydraulisch
betriebenen Kippvorrichtung bestehen.
Die Dampfkrahne besitzen ca. tf" Hobe bei 6" Aus-
ladung. Am zweckniafaigsten werden gleichzeitig je 8 Wagen
4 KflbelD nach der
in Fig.
entleert, wobei es möglich ist, iu 85 Minuten 3 Ladungen von je
•sn. Die Kübel (Fig. 2) fassen ca. UtK
200*
Die Bahnverwalnmg zahlt im Akkord für das I'cberladen
von 200z, inrl. An- und Abschiebcu der Wagen, 2 M und es sind
an jedem Wagen 3 Mann in ThiiügkeiL Von dem Empfänger
der Kohlen wird für die Stellung des Krahns und das l'eber-
ladeu frei Schiffsluke der Satz von 4 M. pro 200* erholten.
Die Kippvorrichtung (Fig. 3) ist so eingerichtet, dass eine
ca. 6"' lange Ladebühne, an die eine 1,5" breite Schüttrinne
anschließt, durch die Kolbenstange einer im vonleren Theil an-
rti s.
Fl«. S-
1
1
greifenden hydraulischen Presse um
dreht und gesenkt wird. Für
Apparats ist eine Handdruckpumpe aufgi
Arbeiter in ca. 15 Min. den taglichen Wasserbedarf zunächst in
Akkumulator von ca. 0,8" Durcbm. und 1.5™ Hobe
Nur Wagen mit beweglicher Konfbraeke können mi
Vorrichtung entleert werden. Ist der Wagen auf der
gestellt, so wird das
das Wagengewicht
den Akkumulator i
der Presse geöffnet, wonach durrh
lein Kolben bettndlichc Wasser in
zurück gedrückt wird. Per Dnick im Akkumu-
lator ist ca. 2.~> Ann.: derselbe reicht hiu, den leeren Wagen in
die Höbe zu heben.
Die Entladung eines Wagens erfordert einschl. An- und Ab-
bringen (> bis 8 Min. Zeit uud die Thätigkeit von 4 Arbeitern,
welche 0,3 .41 uro 20i»z erhalten, wogegen die Verwaltung für
Itenut/ung der Vorrichtung und Lieferung der Kohlen frei Schiffs-
luke 2 .H. erhebt. Die Anlage, deren Entwurf von dein Maschinen-
meister Itohde zu Osnabrück herrührt, hat ca. 17000 .//. gekostet,
WM welcher Summe ca. 9400 auf die maschinelle Einrichtung
kommen. —
In den an die Besichtigung dieser Anlagen sich anschliefsenden
Verhandlungen wurde von dem Vorsitzenden, Hrn. Geh. lteg.-Katb
Dittmar (Koblenz), die Aufgabe der Versammlung dahin präzisirt,
dass keine Beschlüsse zu fassen soudera nur Ansichten über die
Berathungs-Gegenstände auszutauschen seien.
Zu No. 1 der T.-t). ging Hr. Mit Ivany (Düsseldorf) sogleich
auf den Kern der Sache ein, indem er den Gegenstand in
die Frage nach dem besten System zum Ausladen beladener
Kohlenwagen in Schiffe zusammen drängte. Er führte aus, dass
die in den Nordseehäfen Deutschlands und der Niederlande bis
jetzt bestehenden Anstalten noch primitiver Art seien und zu viel
Zeit und Kostenaufwand erforderten. Neuerdings habe man zwar
angefangen, die Anstalten zu verbessern; so z. D. seien für die
Kmshafen Dampfkrahe mit Kübeln beschafft, in Leer ein Kohleu-
trichter gebaut und in den Weserhafen würde der Bau von Ver-
ladevorrichtungen lebhaft ventilirt. Hamburg zeige bis jetzt
die besten Einrichtungen und es habe in Folge dessen auch der
Versand westfälischer Kohlen nach Hamburg seit 2 Jahren schon
den stattlichen Umfang von 258 000 t erreicht. Immer jedoch
seien die Anlagen noch zu beschrankt, um den eigentlichen Export
zu begünstigen. Von niederländischen Hafen seien zunächst nur
in Amsterdam kleine hydraulisch betriebene Kipp - Vorrichtungen
zum Beladen von Scbuiten angelegt; aufser Amsterdam eigneten
sich aber auch Rotterdam, Vlissingen und Antwerpen ganz
vorzüglich zur Kohlenausfuhr. Für grofsartige Anlagen zum
schnellen und billigen Entladen gäbe uns England ein Vorbild.4)
Indem wir in Englands Fufstapfen einträten, könnten wir
dessen Erfahrungen benutzen und unsere Anlagen noch zweck-
mässiger als die dort vorhandenen, konstruiren. - Hr. MuBany
unterbreitet der Versammlung das Projekt einer hydraulischen
Kipp- und Hebe -Vorrichtung, bei der je 1 Wagen auf 2
neben einander stehende eiserne Hebethürme*») mittels hydrau-
lischer Presse gehoben werden soll. Mittels einer zweiten Presse
werden die Wagen gekippt, wobei die Kohle iu einen zwischen
Iwiden Thürmen betindlichen eiserneu Trichter von ca. 40000 k
Fassungsraum fällt. Der Trichter hat einen Bodenverschluss,
welcher nach der Füllung geöffnet wird, in Folge dessen die
Kohlen in einer teleskopartig zu verlängernden Schüttrinne bis
zur Schiffsluke geführt werden. Hier fallen dieselben in einen,
an dem Gerüste mittels Krahn aufgehängten kleinen Trichter,
welcher einen schräg gestellten, um eine vertikale Achse dreh-
Itaren Autlauf hat, und werden auf solche Weise nach verschie-
denen Stellen des Schiffraums hin geleitet. —
Wesentlich beiAnlage einer Verladevorrichtung seien die Rück-
sichten, welche man auf die Konstruktion der Wagen zu nehmen habe.
In England dienen sie dem Kohlentransport ausschliefsllch, wäh-
rend dieselben bei uns für verschiedene Zwecke benutzt würden.
Es frage sich nun, ob die heutige Konstruktion der Wagen bei-
zubehalten oder aufzugeben sei, event. welche Verbesserungen an
unseren tiestehenden Wagen anzubringen seiu mochten.
•) V«,l. .Rtport of tht Royal («mmiuiWtj «w>inttd U< iH,,mrf ml„
tht tgoHtatuwu comlm.tim of cual im tkipr- mi KätMM B»u.uuu.» Um,
'"J ") Clt. t>H- S Mi, Drut^hr ■ lllllWH isn.
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DEUTSCHE BAUZEITUNG.
30. Mir* 1878
Die Berathung dieser Kräfte wurde zu Gunsten eine» Vor-
schlags von Hrn. Staberow (Dortmund) zunäcltst ausgesetzt, um
andern technischen Mitgliedern der Versammlung Gelegenheit zu
bieten, ihre Projekte zu Verlade- Vorricbtungs-Knnstniktionen dar-
zulegen. Hr. Peters, als Vertreter der Maschinenfabrik Labrieb
zu Dortmund, fuhrt au«, dass die meisten jetzigen Anlagen derartig
eingerichtet sind, dass die Kohle nach dem Austrittaus dem Wagen
sich selbst überlassen wird und durch die Kinwirkung mebrer
anderer Kräfte in Trümmer lallt. Da es nöthig sei, die Kohle
bis zum Ort ihrer Lagerung zu führen, so waren beim Verlade-
prozess 3 Abschnitte zu unterscheiden, und zwar: I) das Kippen
des tollen Wagens, 2) das Fortbewegen der Kolde bis zur Scluffs-
luke, it ) die Vertheilung der Kohle im Schiffsraum. Sein Projekt,
das auf Hamburger Verhältnisse basire, berücksichtige zunächst
mir die 2 erstgenannten Punkte. Das Schiefstellen des beladenen
Wagens glanbt er am besten durch Einlegen eines Kreisel-
Wippers in das Kohlengleis erreichen zu können. Der Kreisel-
Wipper bestellt aus einem kreisförmigen Kisen-Kahmen, in welchem
der Wagen auf das unten liegende Gleis geschoben wird, und
der alsdann durch einp Dampfmaschine in schräge Stellung ge-
bracht wird. An den eisernen Kähmen schliefst in Höhe der
Wagenthür ein sogen. Hriart'scher Host, der (bei einer Neigung
von H— 25°) durch Kxzenterbewegung die Kohle langsam bis zur
Scbiffslukc fortschieht. Gleichzeitig kann dabei eine Separation
der Feinkohle vorgenommen und letztere durch besondere Trichter
abgeleitet werden. Der Kost soll an seinem Ende auf einem
Schwimmer lagern, auf welchem er mittels hydraulischer Presse
höher und tiefer gestellt werden kann: die reberfühnmg und Ver-
keilung der Kohle im Schiffsraum soll durch eine Schnecke l>e-
wirkt werden.
Der Itedner glaubt, eine solche Anlage excl. der besonderen
Hafeumauer-Kinrichtung auf 15 000 M. veranschlagen zu können,
und meint, dass damit ein Wagen von H)1' Ladung in IS Min.
zu entleeren sei. Würde man 4 solcher Anlagen neben einander
machen, so könne damit ein Schiff von 1000 1 Fassung in ca.
0 Stunden beladen werden. Bei r> % Zinsen, 10 % Amortisation
des Baukapitals und f.n M. Betriebskosten pro Tag würden, bei
einer Verladung von ca. -JIM) t pro Tag, KHK) t Kohle incl. Hand-
Arbeitslohn ca. fi Pf. zu verladen kosten.
Hin ferneres Projekt des Hrn. Peters nimmt die Fortbewegung
der Kohle durch Wasserkraft in Aussicht, wobei zwar vollständige
Schonung, aber auch Mengung der Kohle mit 7 % Wasser statt-
findet; das Wasser soll spater durch einen Sieb-Boden des Schiffs-
raums abgeleitet werden. Letzteres Projekt wird aus dem Grunde,
dass Feuchtigkeit der Hauptgrund der Selbstentzündung der Kohlen
sei , lebhaft bekämpft, und obgleich von dem Autor der Versuch
gemacht wird, die erhobenen Kin wände mit der Angabe zu ent-
kräften, dass der Schwefelkies besonders es sei, der die Neigung
zur Selbstentzündung veranlasse, dieser aber vermöge seines hohen
spezifischen Gewichts durch die Waschung entfernt werde, spricht
man sich doch mehrfach dabin aus, dass die Kohle absolut trocken
eingebracht werden müsse und dies Projekt daher fallen zu
lassen sei.
Hr. Freerichs i Papenburg) bemerkt zum ersten Peters'schen
Projekt, dass es für ein Seeschiff unmöglich sei, gleichzeitig 4
Ladestellen anzunehmen, da für gewöhnlich nur durch eine einzige,
2 bis 3 » im Quadrat große Lücke die ganze Last eingebracht
Hr. Sachs, Vertreter der Maschinenh.- Akt.-Gesellsch. zu
Kalk bei Deute, will die Idee, den Kreisel wipper einzuführen,
bereits ebenfalls gehabt haben; indessen hege er Bedenken gegen
den Briart'schen Kost Das Ideal einer Kohlenverlade- Hinrichtung
sei diejenige Konstruktion, bei der die Kohlen in eisernen Kasten-
Wagen, oder (für den Fall, dass unser Material nicht hierfür
abzuändern wäre) in kleinen Einstell-Kästen von der Grube nach
den Hafenplätzen transportirt, dort mittels Krahn abgehoben und
in den Schiffsraum ausgeschüttet wurden. Hr. Sloman (Hamburg)
unterstützt letzteren Vorschlag, während Hr. Gräff noch weiter
geht, indem er meint, dass für überseeischen Transport die Kasten
sogar mit in den Schiffsraum gebracht und übereinander aufgesetzt
werden müssten, weil hierdurch allein die Gefahr der Selbstent-
zündung vermieden werden könne.
Hr. Buresch (Oldenburg) bemerkt zu diesen Vorschlagen,
dass die Einführung kleiner eiserner Kastenwagen von vielleicht
H bis 4 T Ladefähigkeit einen Rückschritt im Wagenbau darstellen
würde, da man neuerdings immer allgemeiner auf Einführung der
10 t - Wagen dränge, um den Antbeil der todten Last möglichst
zu beschranken. Die Idee, kleine eiserne Kasten in die Wagen
einzustellen, müsse au der Frage scheitern: Wer die Kosten für
die um ca. 10 l r. ?J vermehrte todte Last trage und wer die
Bflckfracht für die leeren Kasten bezahle? Wolle man die an
und für sich gesunde Idee, die Kohle im geschlossenen Gefäß bis
über die Scbiffslukc zu bringen, durchführen, so müsse man unsere
heutigen 2iH)z - Wagen ins Auge fassen. In Brake befinde sich
ein feststehender 40Oz - Krahn für Handbetrieb; er hätte beabsich-
tigt Dampfbetrieb dabei einzurichten und ihn dann dazu zu be-
nutzen, die Kohlenwagen mittels Förderschale Ober die Schiffs-
luke zu beben und durch Nachlassen von Ketten zu entleeren.
An der Ausführung dieser Idee hätte ihn aber bisher die Be-
sorgnis* gehindert, dass durch den hohen Fall die Kohle zu sehr
leiden wurde; er glaube jedoch, dass die von Hrn. Mulvany vor-
geschlagene Einhanguiig eines Trichters in die Schiffsluke mit
seinem Projekt zweckmässig zu verbinden sei. Die ganze Anlage
eines so großen Krahns mit Dampfbetrieb und Fnrderschalc würde
sich für ca. 2.ri 000 M. herstellen lassen und es sei dann der Krahn
' auch noch für verschiedene andere Zwecke verwendbar, wahrend
eine hydraulische Auhige mindestens '1 bis iS Mal so theuer käme,
kaum billiger arbeiten würde und nur für einen einzigen /.werk
' dienen könne.
Hr. Lnhse (Kuhn denkt, dass bei der Wagen -Hinrichtung
j es sich mir um kleine Abänderungen an den bestehenden Wagen
handeln könne, da dieselben nicht ausschlierslicb für Kuhlen-
Transporte gebaut werden konnten. Allgemein würden schon jetzt
I bei Neu - Beschaffungen Wagen mit beweglicher Kopfhracke ge-
fordert; zweckmäßig mochte es sein, noch kleine Bodenklappen
hinzu zu fügen.
Hr. Marcus (Bremen) macht filier die Absicht des Bremischen
Staate, in Bremerhafen eine hvdraulische Kippvorrichtung an-
zulegen, welche 1)4000 M. Kosten erfordern würde, Mittheilung: ans
finanziellen Gründen wurde das Werk vorläufig zurück gestellt.
Hr. van Hasselt (Amsterdam) erläutert die in Amsterdam
bestehenden und neu zu erbauenden Vorrichtungen. Dort waren
bisher kleine hydraulische Kipper mit hölzernen Gerüsten ein-
gerichtet, von denen die Kohlenwagen in Schuhen und Leichter-
fahrzenge ausgeschüttet wurden. Für Seeschiffe sind diese Kipjter
unbenutzbar und es wird daher beabsichtigt , an den neuen Kai-
anlagen, einen hydraulischen Hebethunn mit Kippvorrichtung,
ahnlich den englischen Vorbildern, zu errichten. I>ersclbe wurde
I zum Herbst dieses Jahres in Betrieb genommen werden können.
Die Beratbung des Punkt 1 der T.-O. schloss mit der Wahl
einer Kommission, die aus den Hrn. Haurath Staberow (Dort-
mund), Banrath K riebe Idorff (Essen), Rcgicr.-Assesor Heinsius
(Hannover), Senator Sloman (Hamburg), Ingenieur van Hasselt
(Amsterdam) und Hoyers (Antwerpen i besteht und berufen ist,
die eingegangenen Projekte und Vorschlage zu prüfen und später
Bericht zu erstatten.
Zu den Punkten 2 u. 3 der T.-O. wurde u. a. ausgeführt,
dass alle unsere Häfen für einen umfangreichen Export viel zu
beschrankt seien und bedeutende Geldmittel aufgewendet werden
müssten, um ihre au und für sich günstige Lage ausnutzen zu
können. Regierungen und Kiseiilwihnen möchten durrh V er-
größerung der Hafenwerke, Errichtung zweckmäßiger Ladcvor-
kehrungpii, Ermäßigung der Tarife die Bestrebungen des Kohlen-
ausfuhr-Vereins fördern helfen. Es wurde hieran von der anderen
Seite gefordert, dass den lokalen Verhältnissen entsprechend Um-
stimmte Vorschlage gemacht wurden und dass der Kohlenausfnbr-
, Verein die Lebensfähigkeit seines Unternehmens dadurch doku-
■ roentire, dass er zunächst die englische Kohle vom Kontinent
| verdränge, dass derselbe alsdann ferner für Bekanntschaft und
l Verbreitung der westfälischen Kohle im Auslande durch Anstellung
geeigneter Agenten sorge und schließlich den Schiffen Rück-
frachten sichere, damit ein regelrechter Tauschhandel zu Stande
käme und die Eisenbahnen nicht genothigt wären, ihre Wagen
leer von den Hafenpläteen zurück laufen zu lassen. Damit
schlössen die Verhandlungen. —
Wirft man einen Rückblick auf die bezüglich der Lade-
Vorrichtungen gemachten Vorschläge, so ergiebt sich, dass
die hydraulisch betriebenen Hebe- und Kipp- Vorrichtungen jeden-
falls als die vollkommensten Anlagen angesehen werden können,
die sich allen lokalen Verhältnissen am besten anschmiegen
und auch neuerdings in England fast ausschließlich erbaut
werdeu. Der Kreiselwipper (lai ist nur bei großer Kai-
mauerhöhe verwendbar, muss sich in der Praxis auch noch erst
liewähren, während der Briart'sche Kost seiner vielen Theile ballier
nicht zweckmäßig zu sein scheint, da bei der Kohlenverladnng
größte Einfachheit, kraftiger Bau und Leichtigkeit der Mani-
I pulation Hauptforderungen sind. Der von Hrn. Peters in Vorschlag
J gebrachte Schwimmer ist ganz zu verwerfen, da das Schiff tinmittel-
bar am Quai anlegen muss und zu verholen hat.
Beide genannten Arten der Lade- Vorrichtungen sind nur für
i den einen Zweck ausschließlich verwendbar ; demgemäß können sie
nur in besonderen Kohlenhäfen oder an reservirten Ladeplätzen an-
gelegt werden und werden dadurch theuer; deshalb fragt sirh's,
ob die Kohlenausfuhr genug Dauer erlangen wird, um solche An-
lagen rentabel erscheinen zu lassen.
Em der englischen Konkurrenz wirksam zu begegnen, wäre
es angebracht, die Agitation zunächst auf Anlage einer bequemen
Wasserstralse aus dem Herzen des Kohlenreviers nach den See-
plätzen hin zu richten, da erst durch dieses Mittel die Frarht-
gebühren auf ein Minimum reduzirt werden können. Vielleicht
wäre dieser Kanal au die Kanäle des mittleren Hms-Gebiet* an-
zuschließen und bis zu dem am meisten binnen gelegenen See-
hafen Papenburg fortzuführen, wodurch man den kürzesten See-
weg gewönne und gleichzeitig ein an Ladeprodukten reiches, aber
D0Ch wenig kultivirtes Land aufschlösse.
Zur Verladung mittels Krahn hat die Versammlung an-
erkannt, dass gerade diese, sei es nun, dass datiei der ganze
Wagen (Iber das Schiff geholten und ausgeschüttet wird, oder dass
Kübel zur Umladung benutet werden, für unsere Verhältnisse recht
zweckmäßig sein würde, da sie kein hohes Anlage-Kapital erfordert
und gleichzeitig mehren Zwecken dienstbar zu machen ist An
Schnelligkeit der Leistung steht die Krahnverlatlung den anderen Me-
thoden wenig nach, doch sind die Kosten derselben etwas größer
als bei den hydraulischen Anlagen. Indessen ist et hier ein anderer
I Punkt, der in besonderen Betracht zu ziehen ist. In englischen
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N». 26.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
129
Hafen hat man sie!» dir- gloßt mögliche .Milbe Reiben, das
Zerbröckeln der Kohle zu verbaten, und es ist dazu ziemlich all-
gemein dieS. MW. IS77 dies. Zeit«, beschriebene Methode mittels
ülierhaiigcuden Krabn und Trirhtcrkasteti in Anwendung. I>er
Oberingenieur einer der bedeutendsten engU&chcu Kohlenlüfcn
(( urdilTl führt aber in seinem ul«rr die Kufe-Docks zu lardiff
veröffentlichten Wi rk an, dass die Vorrichtung noch lauge nicht
genügte, das Zerbröckeln der Kuhle zu bindern, da dieselbe bei
der- Verlheilung im Schiffsraum zu sehr mitgenommen werde. Kr
hat Versuche gemacht, mittels Krahu und Kasten, die auf Kadern
hülfen, die Kohlen in den Schiffsraum zu bringen und dort zu
vertbeilen, und sagt über diese Methode, dass das Resultat derselben
zwar in einer geringen Kosten - Krhöhung bestand, indessen die
Kohle in einem so anssergewohulich guten Zustande geliefert
werden konnte, duss die Mehrkosten mehr als vollständig zur
Deckung gelangten.
Nun ist gerade die deutsche Kohle sehr zur Zerbrorkelung
geneigt, so dass bei ihr die geringe Vermehrung der Ladekosten
durch (iebrauch «011 schonenden Apparaten erst recht nicht ge-
scheut werden darf. Der oben erwähnte Trichter mit dreh-
liareui Auslauf besitzt ausser der Kom|ilizirtheit der Konstruktion
nur den Mangel, einen verhaltnissmäßig kleinen Kreis im Schiffs-
räume zu beherrschen. Vollkommener als lieim (iebrauch des
Trichters wird daher die Kohle durch (iehmuch einer langen
len, die in die Schiffsluke gestellt
aus dem Kohlenhanfen heraus zu-
eisernen ltinne
wird,
ziehen, auf eiserne Stelzen gesetzt sein muss. Die Minne hisst
sich leicht handhaben, kann nach verschiedenen Hiebtungen hin
«enteilt werdeu und wird von den Schiffern gern l>eiiut*t werden,
da sie Zeit- und ArMts-Krspanuss ermöglicht. Im übrigen können
durch einen einzigen Dampfkrahu pro Tag ca. 500 '' Kohlen
verladen werden. —
Zum Schluss dieses Heferats möge noch ein einziger Punkt
berührt werden. Ks dürfte sich empfehlen, mehr als bisher ge-
schehen, unsere Kohle zu verkoken und dieselbe in diesem
Zustande zu exjmrüren. Die Transportkosten sind dann geringer,
die Verladung ist bequemer, Koke ist nicht so sehr als Kohle
derZerbröckehuig und demgemäß der Selbstentzündung ausgesetzt
und jedes Schiff, selbst wenn dasselbe auch schon sehr gelitten
hat, kann Koke einnehmen, wahrend Schiffe, die Kohlen einnehmen
wollen, ein höheres Alter als ca. 12 Jahre nicht haben dürfen, da
sonst die Versicherungsprämie zu hoch aufläuft. Leichtigkeit
und Reinlichkeit machen dem Schiffer tlberdem tlie Koke lieber
als die Kohle, l'nsere Koke erfreut sich in den russischen
Ostseehäfen eines vortrefflichen Hufes und wir dürfen darnach
hoffen, in diesem Punkte Englands Konkurrenz, eher als auf dem
Kohleumarkt aus dem Felde zu srh
lächert, Haumeister.
Mittheilungen aus Vereinen.
Architekten- and Ingenieur- Verein zu Hamburg. Ex-
kursion am 15. Februar 1878. An einem von Hrn. Hneper
Namens der Exkursion*- Kommission arrangirten AusHuge nach
Altona zu den von Frau ho ehr aus Kopenhagen in der Aula
der dortigen Healschule gezeigten Kolossal -Darstellungen be-
rühmter Hau- und Skulptur - Denkmale betheiligten sich
etwa loo Personen, Herren und Damen. Eine Beschreibung
der Weise, in welcher die Darstellungen erfolgen, enthalt die
Dtsche. Hztg. bereits auf S. lsi d. Jhrg. 1870. Das Programm
des Abends umfasste aufser einigen Bildern antiker und moderner
Skulptur die Vorführung ägyptischer Tempel und Kaudenkmale,
sowie der Huinen von Pompeji. Zu beiden Serien lieferte Hr.
Direktor Dr. Krinckmann den kuustgeschichtlichen Kommentar,
wodurch das Interesse an den in lebenswarmer Wahrheit gezeigten
Versammlung am 22. Februar 1878. Vc
Hr. F. A. Meyer, Schriftf. Hr. liargum, anwesend 57
Ausgestellt sind Proben des Anbei -Drucks aus dem Atelier
von Aubel & Kaiser zu l.iudenhöhe bei Köln und ein Vertikal-
Reißbrett mit Parallelführung der Schiene aus dem Bureau von
Nagel * Kacmp, woran Hr. Linnen brügge die erforderlichen
Demonstrationen macht. Namens der Exkursion* - Kommission
ladet Hr. Gurlitt ein zur Besichtigung des Stollenbaues für das
Schwemmsiel am Lübecker Thor und des Hochreservoin der Stadt-
wasserkunst am Berliner Thor. — Da Hr. Zimmermann durch Un-
wohlsein verhindert ist, den von ihm angekündigten Vortrag über
eine Reise nach Florenz zu halten, so haben Hr. Kaemp und
Hr. F. A. Meyer die Freundlichkeit, die Lücke durch einige Mit-
theilungen auszufüllen. -
Hr. Kaemp giebt seinen Reise - Eindruck von dem grofsen
Corn-tenre-houne in Liverpool wieder und beschreibt namentlich
die von Armstrong herrührende maschinelle Einrichtung und im
besonderen den für die Horizontal-Hewegung des Korns dienenden
Bandtransport, welchen er rücksichtlich seiner grossen Leistungs-
fähigkeit als ganz vortrertbch bezeichnet. Das 0,42'" breite, mit
einer Geschwindigkeit von 3m in der Sekunde sich bewegende
Ouramiband liegt im Dachgeseboss oberhalb aller Böden und
gestattet ein Ablöschen des Korns an jeder Stelle. Die Ein-
für den Vertikal -Transport des (Jetreides bezeichnet
dagegen als mangelhaft und weit hinter anderen An-
Hr. F. A. Meyer giebt einen Ueberblick über die gegen-
wartigen Verhaltnisse der Straßenbahnen, indem er voran selückt,
wie die Begriffe über die Nützlichkeit dieser Bahnen, mit oder
ohne Dampfbetrieb, so wenig geläutert seien, dass es sich schon
lohne, einmal hierüber zu sprechen, um klar zu legen, wie un-
gerechtfertigt manches Verlangen nach Spurbahnen auf Strafsen
sei und wie die Einführung des Dampfbetriebes innerhalb städtischer
Bebauung entgegen aller Reklame und allen Zeitungsnachrichten
noch nicht über die ersten Versuche hinaus sei.
Die Straßenbahnen seien einerseits die Ausläufer der Lokal-
oder Sekundärbahneil (Neumünster- Tönning, Baden, Bayern. Frank-
reich). Wenn Ihm diesen auf Verbilligung des Baues und des
Betriebes abzielenden Bahnanlagen noch der eigene Bahnkörper
wegfalle und als solcher die Landstraße diene, sei die Straßen-
hahn fertig ( Uetersen -Toransch, Broehlthal, Ocholt - Westerstede
ii. s. w.) Andererseits seien die Spurbahnen durch den städtischen
Personen- Verkehr hervorgerufen worden: der Omnibus sei auf
Schienen gesetzt und solle jetzt mittels Dampf bewegt, anstatt
durch Pferde gezogen werden. Die Einführimg der Lokomotive
werde diese stadtischen Straßenbahnen den Ukalbahnen ahnlicher
uf den Ver-
städtischen Straßen sei noch in keinem Lande erfolgt. - -
In Frankreich mache Paris die emzige Ausnahme; dort seien
im südlichen Stadttheile auf einer so breiten Straße, dass
aller sonstiger Straßenverkehr neben der Bahn her und hin
sich bewegen könne , seit 1 '/, Jahren Merry weather'sehe
Maschinen im Betrieb. In England habe man nicht einmal
den Versuch zur Einführung von Straßen-Lokomotiven gemacht,
und in den Vereinigten Staaten Nord - Amerika' s sei das Dampf-
fuhrwerk auf deu Straßen wieder eingegangen und über (auf die
Pfostenbahnen) oder unter dieselben (in Tunnels) verwiesen
worden. — In Belgien sei es bei einem Versuche in Krüssel ge-
blieben. Die Schweiz halte zwei Straßenbahnen, eine bei Genf
und eine bei Lausame; Italien nur eine, nämlich Ihm Mailand.
— In Deutschland bestehe die Hahn zwischen Kassel und Wil-
helmshöhe. Dieselbe sei in ihrer längsten Ausdehnung nur eine
Landstraßenbahn. Sie sei eingleisig und berühre nur eine
städtische Straße: doch sei diese, die obere Köuigstraße, breit
und von ausgedehnten Pützen begrenzt, habe auch nur einen so
Wagenverkehr, dass dieser bequem neben der Spurbahii
Die dortigen Verhältnisse passten daher in keiner
Weise für einen großstadtischen Straßenverkehr, wie er i. B.
in Rellin und Hamburg besteht Hier sei die Einführung von
Straßenlokomotiven auch noch nicht über die ersten Versuche
hinaus gekommen. — Wahrend in Kassel die Merry weather'sehe
Maschine Anwendung finde, seien in Berlin die Lokomotiven von
Krauss , Schwarzkopf , Brown - Winterthur und Kuwait prnbirt
worden; in Hamburg habe man Versuche mit dem Dampfwagen
nach Samnelson's Patent angestellt In München sei trotz des
guten Resultates der Versuche mit der Krauss'schea Maschine auf
der Landstraße nach Nymphenburg die Ausdehnung der Versuche
auf das Innere der Stadt von der Polizei verboten worden. —
Es werde gewiss gelingen, eine oder mehre dieser Maschinen so
weit zu verbessern , dass sie demnächst in belebten Straßen
würden fahren können- die Ursachen, welche bis jetzt ihrer Ein-
führung entgegen standen, seien eines Theils bei denjenigen Or-
ganen zu suchen, welche über die Sicherheit und ungestörte Be-
nutzung der Straßen absehen des sonstigen Verkehrs zu warben
haben, wie auch in der Scheu vor Unglücksfällen und in dem
Bestreben, den Adjazenten der Straße ihr Frontrecht rnöglirhst
i; anderen Theiß liege das ninderniss
Widerstreben der Su-aßenbahn-Oesellschaften und es sei
begründet in der l'nsicherheit der Konstruktionen und
darin, dass der pekuniaire Vnrtheil zweifelhaft sei. — In Kassel
seien z. B. an den dort laufenden 5 Lokomotiven im ganzen
schon 5 Achsenbrüche vorgekommen und in Paris erziele eine
Parallelbahn der Straßen-Dampfwagen-Koute mit Pferdebetrieb
gegen jene noch einen geringen Vortheil beziehentlich der Kosten,
(0,51 Fr. pro Km Pferdebetrieb gegen o,ti3 Fr. pro K»
Dampfbetrieb). - - Welcher Dampfwagen in der jetzt bestehenden
Konkurrenz siegen werde, sei schwer zu sagen, doch scheine
ihm festzustehen, das die kotnbinirten Wagen, mit der in einen
Personenwagen eingeluiuten Maschine, wegen ihrer Massigkeit,
der l'cbelstaude, welche die für diese Wagensorte unentbehr-
lichen Drehscheihon mit sich bringen, und wegen des UmStandes,
dass mit der Maschine gleichmäßig der Personenwagen ruhen
muß, keine Zukunft haben können.
Nach der Nutzanwendung, dass bei diesem Stande der Sache
die beikommenden Behörden oftmals Ursache hätten, gegenüber
dem unüberlegten Wunsche nach Straßenhahnen mit Dampf-
betrieb als OmoibuBlinien im Innern großer Städte sich ab-
wehrend zu verhalten, gielit der Vortragende noch einige Notizen
über den Oberbau von Spurbahnen. — Er empfiehlt Stablschienen
mit geschlossener Spurrinne und vergleicht die hölzernen Ober-
bausysteme mit den eisernen, welche letztere er für ebenso
Er verurtheilt alle seitlichen Auskröpfungeu
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ISO
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
30. Mira 187$
am Gestänge und wünscht dagegen im Interesse des Wagenter-
kehn möglichste Beschränkung und Vereinfachung der Weichen,
sowie Vermeidung überhöhter Zwangschienen in den Kurven. —
Aufgenommen in den Verein ist Mr. Estcrer. Hm.
Verein lür Eisonbahnlraude zu Berlin. Versammlung
am 13. März ISIS. Vorsitzender Hr. Strecken, Schriftführer
Hr. G. Meyer. Der als (iast anwesende Hr. Ingenieur von Hefner-
Alteneck erklart an einem vorgezeigten Kxemplar die Konstruktion
des in den Etablissements von Siemens A Halske ausgeführten
(iesrhwindigkeitsmessers fflr Eisenbahnzüge und Dampfmaschinen
nach dem Patent des Direktionsrnths l'etri in München. Zwecke
des Instruments sind:
1) Messung der Geschwindigkeit, mit welcher ein Eisen-
liahiurug oder eine Lokomotive sich bewegt oder mit
welcher der Kolben einer stationären Maschine arbeitet.
2) Abwendung von Gefahren, welche ans mangelnder
Kenntnis» einer unerlaubtenGescliwindigkcit zu befurchten
sind, durch ein Zeigerwerk, welches direkt die jeweilige
Geschwindigkeit anzeigt, und durch Glockensignale,
welche auf die I Überschreitung der gestatteten Ge-
schwindigkeit aufmerksam machen.
3) Konstatirung der Maximalgeschwindigkeit innerhalb eines
bestimmten zurückgelegten Weges oder einer bestimmten
Zeit.
4) Leserliche graphische Darstellung der verechiedenen
Geschwindigkeiten in Verltindung mit den zugehörigen
Zeitangalien.
[>cr Apparat giebt die Geschwindigkeit der Züge in Zeit-
inten allen von SO zu 30 Sek. an. Die Bewegung des gebrauchten
Papierstrciß geschieht durch ein Uhrwerk, welches durch die
l'mdrehuhg einer Lokomotiv- oder Wagen-Achse selbst aufgezogen
wird und nach Anhalten des Zuges noch 1 , Stunde weiter geht
Die Uehertragung der Bewegung auf den Zeiger des Apparats wird
durch eine Verbindung von Krummzapfen und Sperrbaken bewirkt:
letzterer schiebt wahrend des Zeitverlaufs von 14 Sek. Men Zeiger
mit jeder Umdrehung der Lokomotiv- oder Wagen-Achse weiter,
am Knde der 14. Sek. wird ein leichter Schlag auf einen mit
dem Zeiger verbundenen Stift ausgeübt iuid dadurch der z. Z.
höchste Stand des Zeigen auf dem Papierstreif tnarkirt Nach
der 14. Sek. fällt der Zeiger zurück und bleibt während den
nächstfolgenden 15 Sek. in Ruhe, um dann das Spiel von neuem
zu beginnen. Die alle 30 Sek. auf dem Papierstreifen markirten
Punkte geben ein bleibendes, znr Kontrole dienendes Bild von
der Bewegung des Zages, während der Lokomotivführer aus der
höchsten Stellung des Zeigen die Geschwindigkeit ersieht, mit
welcher er jeweilig fährt, und bei Uebenchreitung des zulässigen
Maaßes durch ein ertönendes Signal gewarnt wird. Nach Angal>e
des Vortragenden befreunden sich die Lokomotivführer leicht und
schnell mit dem Apparat, dessen genaues Funktioniren auf mehren
Probefahrten konstatirt worden ist. In Folge dieser günstigen
Resultate hat die bayerische Regierung die Einführung des Apparats
auf den Staatsbahnen beschlossen.
Nach Beantwortung einiger den Gegenstand betr. Fragen,
insbes. das genaue Fwiktionircii des Apparats nach eingetretener
Abnutzung der Radreifen, die Beschaffungskosten etc. betreffend,
weist Hr. Schwabe auf
Versuche mit der Rowan'srhen Dampfwagen-
Maschine hin,*) die in der neuesten Zeit auf der Niederechl.-
Märk. F.isenhahn stattgefunden halten. Bei diesen Venuchcn
sind Geschwindigkeiten bis zu 2 Min. pro K"1 erreicht worden,
wenn sich auch heraus gestellt hat, dass für regelmäßigen Betrieb
die Geschwindigkeit zweckmäßig bis auf etwa 2s/j Min. pro Km zu
ermäßigen sein wird ; es sind ferner Strecken bis zu 11,7 Km Lunge
ohne Aufenthalt und ohne Nachfeuerung mit der angegebenen
Maximal-ticschwindigkeit durchfahren worden, so dass auf Grund
dieser Erfahrungen die Einrichtung eines regelmäßigen Betriebes
für den öffentlichen Verkehr mit dem Rowan'schen Dampfwagen
beabsichtigt wird.
Die Grunde, welche überhaupt zu diesen Versuchen Veran-
lassung gegeben haben, beruhen darauf, dass in Folge des
starken Rückgangs des Personenverkehn die Einnahmen der
Personenzüge in vielen Fällen nicht zur Deckung der Ausgaben
hinreichen, dass Oberhaupt bei Verwendung der für Lokomntiv-
Bahnen üblichen Betrielwmittel die Betriebs-Ausgaben der Personen-
züge nicht so weit ermäfsigt werden können, um den geringen
Einnahmen des Peraonenverkeh« in dünn bevölkerten Gegenden
zu entsprechen, und dass es daher als eine dringende und wich-
tige Auf gälte der Bahn- Verwaltungen betrachtet werden muss,
durch Einführung einfacherer Betriebsmittel die Kosten der
Personenzüge auf ein Minimum zu reduziren. Der Rnwan'sche
Dampf wagen, der allerdings für Strafseubahueu bestimmt ist,
scheint, außer dieser Verwendung zum Ersatz für Pferdebetrieb,
noch den Anforderungen für I/okouiotivbahnen von geringer
l.ängc, also insbes. auch für Lokalbahnen zu entsprechen, wobei
selbstredend von der Anwendung der vorhandenen Koudensations-
Vorrichtung Abstand genommen werden kann und vielleicht auch
noch anderweite Modiiikationen sich empfehlen werden. Ein
einfacher Vergleich zwischen diesem Dampfwagen — in 2 Etagen
Iii) Personen fassend und einem aus den auf Lnkomntivhahnen
üblichen Betriebsmitteln bestehenden Pereoneuzugo - Tender,
•) Ur. D. B/U »«■ 8. 1*«.
Lokomotive, Packwagen, 2 Personenwagen zeigt, dass im
letzteren Falle der Personenzug in minimo au» 4 Fahrzeugen mit
zusammen H Achsen und einem Gesammtgewicht von ca. 44 *
besteht, ungefähr 47000 .//. Beschaffungskosten und mindestens
2 l«okomutiv- und 2 Wageulieamte zur Begleitung erfordert,
während der Howan'sche Dampfwagen nur 2 Manu beansprucht,
nur 17 000 ..// kostet, ein Gewicht einschl. Maschine von uur
ö,75 1 und nur 4 Achsen hat Sofern daher bei längerem und
regelmäßigem Betrielte die bisher gewonnenen Erfahrungen sich
bestätigen sollten, würde iu der Benutzung des Rowan'schen
Danipfwagens ein Mittel gefunden sein, die Kosten der Personen-
züge attt unrmaUpurigeu Bahnen auf ein bisher noch nicht
erreichtes Minimum zu reduziren, und damit bei Bahnen von
geringer Länge die Möglichkeit geboten sein, selbst bei sehr ge-
ringem Penonen-Verkehr, wobei unter Benutzung der jetzt üblichen
Betriebsmittel entweder die Zahl der Personenzüge auf das
j äußerste eingeschränkt oder dieselben durch gemischte Züge er-
setzt werden raüssten, eine öftere l'enoneabeförderung einzurichten.
Im Laufe der anknüpfenden Diskussion erklärt Hr. Kinel,
dass die Garcke'sche Formel und die Resultate der danach attf der
I Niederschi. -Märk. Bahn augestellten Berechnungen sehr angreifbar
seien. I>er ans ihnen gezogene Schluss, dass der Personenver-
\ kehr durchschnittlich mehr koste ab aufbringe und dass hier
Ausfälle durch die Einnahmen aus dem Güterverkehr gedeckt
werden müssten, sei nicht stichhaltig, jedenfalls sei der Beweis
für diese Angabc durch jene Formel und Berechnungen nicht
erbracht. — Hr. G o 1 * hebt hervor, dass die Rowan'schen Datnpf-
Spur- Wagen, welche jetzt auf der Niederschi. - Märk. Bahn er-
probt werden und welche vorher schon auf der Militär-Eisenbahn
ausgedehnten und zum Theil sehr rauhen Versuchen unterworfen
worden sind, nicht als vollendete Repräsentanten des Systems,
sondern eben nur als Versuchs - Exemplare betrachtet werden
dürfen, dass daher einzelne, an diesen Fahrzeugen etwa noch
hervor tretende Mängel eine ungünstige Beurtheilung des Systems
keineswegs rechtfertigen würden. Die Rowan'schen Konstruktions-
| Prinzipien seien gesund und höchst beachtenswert!) , tiesonders
die Yerwerthung der Nutzlast zur Adhäsion. Her Rowan'sche
Dampf- Spur -Wagen erscheine hierdurch zu einem ökonomischen
[ Betriebe auch auf Linien mit starken Steigungen besonders
geeignet Ebenso genüge er den weit geltendsten Anforderungen
im Betriebe, insbes. in Bezug auf die Dampf-, Rauch- und Ge-
räuschlosigkeit. —
Hr. Schwabe bringt ferner den Missbraucb zur Sprache,
I welcher in Betreff der Benutzung der Dampfpfeifc Itei den Kisen-
bahnzügen, sowie auf den Bahnhöfen stattfindet und in neuerer
i Zeit auch zu Klagen in der Presse Veranlassung gegeben hat.
" Der Redner bemerkt dass auf dem Niederschi. -Mark. Bahnhofe
in Berlin das vorgeschriebene Achtungssignal mit der Dampf-
pfeife schon seit mehren Jahren mit günstigem Erfolge durch
ein Hornsignal ersetzt worden sei und dass nach der auf den
preuss. Staatsbahnen in Aussicht genommenen Einführung der
kontinuirlichen Bremsen nach den Systemen von Smith, Westing-
house, Steel u. A. bei den schnell fahrenden Zügen die die
Passagiere während der Fahrt so störenden Bremssignale in
Wegfall kommen können , weil bei der Anwendung der vorge-
nannten Hremssysteme das Bremsen des ganzen Zuges mit voller
Sicherheit vom Lokomotivführer bewirkt wird. Im übrigen werde
weder bei den Personenzügen, so lange dieselben nicht mit kon-
tinuirlichen Bremsen ausgerüstet sind, noch bei den Güterzügen
eine Beschränkung der Dampfpfeifen -Signale eintreten können;
auf den Bahnhöfen dagegen werde die weitere Einführung des
Rangirdienstes mit Pferden, sowie die Benutzung ansteigender
Ausziehgleise zum Raogirdienst, durch welche beide Rangirmethoden
die Betriebskosten überdies wesentlich ermäßigt werden , Ge-
legenheit zu einer wesentlichen Einschränkung der Dampfpfeifen-
Signale bieten.
Hr. Hartwich bemerkt im Anschlure hieran, dass beim
Betriebe auf der Rampe vom Zentral - Personenbahnhofe in Köln
bis zw Rheinbrücke die Dampfpfeifen - Signale von jeher ausge-
schlossen worden seien, ohne dass sich in Folge dessen Heitel-
stände ergeben hätten.
Hr. Bessert-Nettelbeek wünscht die Rücksicht auf das
Publikum nicht zu weit getrieben zu sehen. Das Signal der
Dampfpfeife behalte immer einen großen Werth. Nach den
Bestimmungen des Ii. -Pol.- u. des Betr. - Reglern, sei es zur Zeit
überdies gar nicht zu entbehren. Beim Rangiren wäre es wegen
seiner Präzision kaum durch ein anderes Signal zu ereetzen. Auf
der Strecke könne es an vielen Stellen wegfallen oder leiser ge-
geben werden. Im Ganzen plädirt Redner für Reibehaltung der
I lampfpfeife, alter zweckmäßige Einschränkung ihres Gebrauchs. —
In üblicher Abstimmung werden die Hrn. Hauptmann a. D.
W.Schüler u. Eisenb.-Bauinsp. Stock als einheimische ordent-
liche Mitglieder des Vereins aufgenommen.
Architekten - Verein zu Berlin. Versammlung am
25. März 1878. Vonitzender Hr. Möller; anwesend 210 Mit-
glieder und ü Gäste.
An Eingängen liegen vor: Separatabdruck eines von Hrn.
ITartwich im Ver. f. Eisenhahnkunde gehaltenen Vortrags uud
eine Zuschrift des Laudesbauinspektor Weniger zu Mühlhausen,
betr. eine Konkurren« zur Erlangung von Plänen für ein Krieger-
denkmal in" Mühlhauscn. Auf Vorschlag des Hrn. Vorsitzenden
erklärt der Verein seine Zustimmung aar Veranstaltung dieser
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N«. 26.
DEUTSCHE BAUZEITÜNG.
131
Kommission ersucht wird. —
Hr. Winkler halt den augekündigten Vortrag über Brücken-
koustruktionen nach amerikanischem S vstem. Einleitend
betont der Hr. Redner die gebotene Beschränkung desselben auf
kleiustmöglichcn Umfang, die ihn nöthige, sein ans litterarischen
und brieflichen Mittheilungeu uud nicht aus eigeuer Anschauung
geschöpftes Wissen zu diesem Gegenstände nur so weit hier dar-
zulegen, als dasselbe die amerikanische Balkenbrücken — aus-
genommen die Drehbrücken — betrifft und als es sich um die
blofse Hervorhebung charakterisirender Unterschiede handele.
Alle weiter gehenden speziellen Untersuchungen müssen eben
sowohl ausgeschlossen bleiben, als eine Besprechung der Bogen-
und Hänge-Brücken, wie auch der besonderen Fundintngsweisen
bei Brückenbauten, für welche in Amerika bestimmte Typen sich
ausgebildet haben.
I ist immer sind die amerikanischen Balkenbrücken Parallel-
< >itt<>rträger oder Hängewerk-Träger. Gekrümmte Gurtungen
kommen -- abgesehen von den Drehbrücken — fast nie zur An-
wendung, wie ebenso wenig die kontinuirlichen Träger europäischen
Systems. Erst in neuere r Zeit sind kontinuirliche 6 e 1 e n k t r a g e r
in Amerika versucht worden. Die Gründe für diese Erscheinun-
gen sind in dem Vorwalten praktischer Rücksichten und in dem
vergleichsweisen Zurücktreten theoretischer Behandlungsweise von
Problemen, welche der Brückenbau bietet, zu sehen.
Die üblichen Konstruktion* - Systeme der Balkenbrücken
können iu 3 grolse Gruppen geschieden werden: a) Träger mit
2 Gurtungen und Druck - Vertikalen (Systeme Whipple,
Pratt, Iiinville) oder Dmckstuben, welche mit nur geringer
Neigung gestellt sind ( Post ); b) Träger ebenfalls mit 2 Gurtun-
gen, zwischen welchen die Zug- und Druckstäbe gleiche Neigung
haben, oder das sogen. Warron- oder Triangulär- System.
Vertikale Stäbe, die bei grofser Trägerhöhe auch in diesem
System vorkommen, haben nur den sekundären Zweck, als Un-
terstützungsmittel für die Querträger oder die zwischen den
Knotenpunkten reichlich lang gewordenen Gurtuugastücke zu
dienen; e) Trager mit fortgelassenem Untergurt, Hängewerk-
Träger, welche als Dreieck-I langewerke (King pott trotten), Tra-
pez-Hängewerke (Queen potl truttet) oder nach dem Systeme
Fink ausgeführt werden. Redner gieht in kurzen Worten einen
Vergleich dieser drei Gruppen.
Fernere allgemeine Kennzeichen bilden das durch ökonomische
Rücksichten begründete Streben nach Reduktion der Knotenpunkts-
Zahl und nach möglichst weit getriebener Steigerung der Höhen-
verhältnisse der balkenförmigen Träger, da dies Höhenverhaltniss
zwischen den Grenzen von 1:9 bis 1:5 sieh bewegt Endlich
sind als Kennzeichen von mehr oder weniger allgemeiner Bedeu-
tung die geneigte Stellung, welche man der Endstütxe zu geben
pflegt und die Durchführung der doppelten Diagonale bis nach
den Träger-Enden hin anzumerken. Letzt gedachte Konslruktions-
weise geht auf den praktischen Zweck hinaus, einen festen
Schluss des Systems zu erzielen, bezw. das Mittel zn bieten,
.\rbeits-Ungenauigkeiten zu korrigiren, wird indessen in Folge
der in neuerer Zeit erreichten groTsereu Vollkommenheit der
Ausführung mehr und mehr verlassen.
Unter den hauptsächlichsten Einzelnheiten der Träger Huden
zunächst die Zug-Stäbe ein kurze Besprechung. Für gröfsere
Querschnitte werden dieselben regclmäfsig aus Flacheisen mit
grofser Breite und relativ geringer Dicke ( bis 20 1IB Br. und 3,5 "*
Dicke) hergestellt. Das an beiden Enden vorkommende Augen-
stück wird in neuerer Zeit durch Pressen fabrizirt. Die Bohrung
erfolgt oft für die sämmtlichen an einem Knotenpunkte aufzu-
hängenden Stäbe gleichzeitig und mittels Auflegen auf eine Guss-
platte, wodurch grölst« Genauigkeit der Lochung und Unabhängig-
keit von Läugenveränderuitgen infolge Temperatur-Schwankungen
erzielt wird. Eine Verdickung des Angenstrtcks zur Verminde-
rung des spezitischen Drucks am Bolzen kommt, im Interesse der
gebotenen möglichsten Längenbeschränkung des Bolzens, nur
selten zur Ausführung. Die Mctallbreiten 2 e (neben) .und e
(hinter) der I^ochstelle werden beispielsweise nach folgenden
Regeln bestimmt:
1) c = 0,5 h -f 0,30 d; t = 0,75 d
für durch Pressen, und
2) e — 0,5 b + 0,25 d; e = d
für durch Hämmern erzeugte Stäbe. In diesen Regeln bezeich-
net •/ den Lochdurchmesser und 6 die normale Breite des Stabes
für das Stück zwischen den Augentheilen. Zu bemerken ist etwa,
dass die beiden Regeln sub 1 nahezu mit den Ergebnissen von
Versuchen übereinstimmen, welche l»ereits l-i;t von Malberg in
Deutschland angestellt worden sind.
Unter den Druckstäben ist es besonders die ans 4 Quodrant-
Eiseu mittels Flanschenverbindung gebildete sogen. Phönix-
Säule, die stell bei ihrer erprobten, besonders guten Tragfähig-
keit der weitesten Verbreitung erfreut. Eine anderweit verwendete,
der Keystone - Brückengesellschaft patentirte Form weicht von
der der Phönix -Säule nur insoweit ab, als die Verbindimg der
4 Quadrant - Eisen mittels aufgeschobener Leisten — uuthen-
artig bewirkt wird. Beide Säulcnarteu tritt, der Vor-
wurf der Unzugänglichkeit ihrur Innenflächen, zur Beseitigung
dessen von anderen Konstrukteuren durch Verwendung tou
|_ | | f~ undT Eisen, in Verbindung mit plattenfönnigem Eisen,
mehre andere offene oder halb-offene Querschnittsformen er-
dacht worden sind.
Stäbe, welche einen Wechsel zwischen Zug und Druck
erleiden, werden oftmals 2theilig ausgeführt, i. B. auch in der
Weise, dass für den Zugstab ein Rundeisen, für den Drockstah
eine hohle Säule dient und erste res durch die Säule hindurch
geführt wird. —
Die Querschnittsberechnung der DruckstAbc erfolgt nach der
Gordon'schen oder der rationelleren Rankine'schen Regel.
Was die Bildung des Knoten- Punkts bei amerikanischen
Brücken betrifft, so wendet man im allgemeinen einzelne Bolzen
(pint) an, wo wir mehre Nieten verwenden. Diese Bolzen-
verbiudung ist entweder eine vollständige, d. h. es können sieh
alle einzelnen Theile frei um den Bolzen drehen, oder eine mehr
oder minder unvollständige, d. h. es sind einzelne Theile fest
! mit einander verbunden. Am Untergurte sind in der Kegel, indess
nicht immer, vollständige üolzcnverbiudungeu angewendet. Im
Obergurte aber ist die Bolzenverbindung meist unvollständig.
I Die einzelnen Gurtstücke stofsen an den Knotenpunkten entweder
stumpf zusammen und sind nur gegen zufällige Verschiebungen
durch Laschen gedeckt, oder es ist ein gnsseisernes Knotenstock,
das zugleich als Lager für den Bolzen dient, eingeschaltet; diu
Gurtstücke uud meist auch die gedrückten Gitterstäbe stofsen
stumpf gegen dieses Gusstück, so dass also eine freie Beweglich-
keit um den Itolzen mangelt. Nur hinsichtlich der gezogenen Theile
ist dieselbe konsequent durchgeführt. - Da der Gclcukbolzen neben
seiner Beanspruchung auf reine Druckfestigkeit noch auf Biegungs-
und Scherfestigkeit in Anspruch genommen wird, so ist die Art
Und Weise, in welcher die verschiedenen Stalle am Holzen grtippirt
werden, von ganz besonderer Wichtigkeit, da bei ungeschickter
Verkeilung die Beanspruchung des Bolzens sehr erheblich ge-
steigert wird.
In Bezug auf einen allgemeinen Vergleich zwischen
Bolzen- und Niet-Verbindungen resflmirt der Hr. Yor-
! tragende etwa wie folgt: Abi Vortheile, welche die Bolzcnvcrbin-
dung mit sich bringt, hört man gewöhnlich hervorheben: a. die
Möglichkeit einer exakten Berechnung, b. Vermeidung der
Schwächung durch die Nietlöcher, c. Erleichterung und Beschleuni-
gung der Montage, endlich d. leichtes Probireu aller einzelnen
Theile der Konstruktion.
Der Vortheil sub a ist vorab um ein Geringes einzuschränken
wegen der am Huben auftretenden Reihung, im dann verbleibeudeu
ganzen Umfange aber nur bei vollständiger Durchführung des
Bolzensystems (siehe oben) zutreffend, während er bei unvoll-
ständiger Bolzenverbindung bedeutend reduzirt werden kann.
— Zu b., der bei Nietungen eintretenden Verschwächtuig,
die allerdings grnls ist, da die Beanspruchung in der Umgebung
des Nietlochs thatsAchlich 1,2 -1,3 mal so grofs ist, als gemeinbin
angenommen zu werden pflegt, kann bemerkt werden, dass diese
Schwächung durch entsprechende Verbreiterung der Anschluss-
stfleke vermieden werden könnte. — Zu c, dass bei Wahl von
Schrauben anstatt Nieten dieser Vortheil auch bei europäischer
Koustniktiousweise realisirbar ist. Nach Anerkennung des Vor-
teils sub 4 sind als relative Mängel der amerikanischen Kon-
struktionsweise anzuerkennen: a. die Notwendigkeit sehr exakter
Ausführung, b. gröfsere Schwierigkeiten, eine wirklich gute Kon-
struktion zu erzielen, und c. gröfsere Schwierigkeit insbesondere
in Bezug auf die Anbringung rationeller Quer- Konstruktionen,
welche bei der amerikanischen Bauweise häutig im höchsten Grade
mangelhaft sind, wie der Vortragende dies au Beispielen, in denen
die Querträger-Anordnung sowohl als die Einrichtung der sonstigen
Quer-Verbandtheile heran gezogen wird, speziell nachweist. —
Als Auflager- Vorrichtungen werden in Amerika benutzt:
a. das Rollenlager oder Walzenlager, meist mit Walzen von ge-
ringem Durchmesser, im übrigen aber etwa wie bei uns konstruirt,
und b. das sogen. Radlager, welches nur für kleine Spannweiten
geeignet ist und aus einem Radsegmeut besteht, an dessen Achse
Ober- und Untergurt angehäugt sind und das in eiuer schuh-
förmig gestalteten Platte sich dreht c. Bei den sogen. Post-Tragern
tindet endlich eine Benutzung der Endstütze für die Auflagerung
in der Weise statt, dass diese Stütze durch den Untergurt hindurch
geführt wird, welcher dazu eine schlitzförmige Durchlochuug erhalt
In Bezug auf die Bildungen eisuroer Pfeiler bei amerika- •
nischen Brücken sind die sog. TreMle-teork* (Gcrüst-Brflekcn) vor-
herrschend, die aus vielfach vertheilten Einzelsäulen ans Schmied-
eisen, gewöhnlich mit •«.! » Abstand, bestehen, welche durch dia-
guuale Bander zu Gruppen von mehr oder minder grofser Breite
zusammen gefasst werden. Diese Gruppirung im Gegensatz zur ein-
I hcitlichen Durchführung des unterstützenden Gerüstes ist nöthig,
damit die Längenänderungeu durch Temperatur -Schwankungen
ihren Ausgleich finden können. Brücken mit zentralisirten Unter-
stützungen wie in Europa, kommen in Amerika Itisjctxt nur ver-
einzelt vor. Zuzugeben ist, dass die vom architektonischen Stand-
punkte aus ztt bemängelnden Treslk-wnrks für auf Land geführt*.'
Knicken zweckmafsig sind und in der Oekounmie vor den Pfeiler
brücken eineu Vorzug haben, da das Gewicht derselben pro '
Ansichtsflache (Thalprofil) <j — 30 4- Kilogramm Im -
trägt, während bei Brucken mit Kinzelpfcileru uud bei 40 50 > •
1 tu y |
PfeilcrabaUud y ungefähr _ 45 + -~ ist, welche Zahlen fin-
den vorausgesetzten Fall auf eine Gewkhtserspamiss von 55 80",
hinaus laufen. In beiden obigen Formeln wird durch A die
Pfeilerhohe der Brücke bezeichnet
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1H2
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
SO. März 1878
Der Hr. Kedner hefasst sich uoch in Kurze mit den mangel-
hafU'ii architektonischen Erscheinungen amerikanischer Krücken
und zitirt zum Beweis«' dafur, das» dieser Mangel in Amerika
nicht unbekannt sei und von Einzelnen «ehr stark empfunden
werde, eine Auslassung von Holl er aus dessen Werke: /ron-
Uvjhwaylirul.jt*, New York 167Ü. Den Hcschluss bildet die An-
gabe der vorliandeuen in- und ausländischen Litteratur n dem
gegebenen Vortrage, welcher durch Detailmodelle tuid Zeichnungen
illustrirt wurde.
Hie Beantwortung der im Iragckasieu vorgefundene!! Fragen
übernehmen die Hrn. Moller, Dirckseu und Rüsing. Darnach
Schiusa der Versammlung. - — "B. -
Vermischtes.
hornstein-Anlagen. Die
in Xo. Iii d. BL enthaltene Mittkeilung über einen durch fehler-
hafte AusführuDg eine» Schornsteins entstandenen Brand erin-
nert mich daran, das* die Gefährlichkeit gewisser Schornstein-
Einrichtungen bisweilen grade in Folge bestehender bau-
polizeilicher Vorschriften unbewusst herbeigeführt wird. Ich
gestatte mir in Folgendem, einen solchen von mir beobachteten
Spezialfall, durch den ein Brand auf einer Oberforsterci her-
bcigefulirt wurde, mitzuthcilen.
Wenn man iu einem vorhandenen Gebäude mit inneren Fach-
werkwauden narhtrüglieh einen Schornstein erbauen oder bei
Errichtung eines Neubaues mit inneren Faehwcrkwändcn den
Zusammenhang der Iuiienwäiulc im Interesse der Stabilit.it nicht
unterbrechen will, so wird oft — auf Grund der Vorschrift, dass
die inneren Flachen des Schornsteins 2i> 'm vom Hubwerk entfernt
bleiben sollen ■ die nebenstehend skizzirte .Schornstein-Anordnung
ausgeführt. Steht nun bei a
|f ein (Ifen, so wird anfänglich
wahrscheinlich das Ofenrohr
durch die Fachwand / / und
die Schornsteinwand bis zur
inneren Schorusteiurulche h
durchgesteckt, später aber
— bei Verandeningen, — be-
sonders wenn Nicht-Sachver-
standige einen neuen Ofen
setzen lassen, wird das ueue
Ofenrohr häufig nur bis zum
1 'unkte c eingeschoben und
das Feuer dringt in den Zwi-
schenraum zwischen Schorn-
stein und Wand. Dieser Zu-
| stand kanu ohne sofortige
" ' tiefahr vielleicht Jahre lang
dauern — weil ja Abxug durch
die OetTuuug U vorbamlcu, bis endlich einmal durch besonders
scharfes Heizen oder sonstige Umstände sich Hobtheile der vom
Feuer bespülten Fachwaud entzünden und der Brand auabricht -
ein Brand, der offenbar nicht ausgebrochen wäre, wenn die
Schornsteiuwand unmittelbar an der Fachwand gestanden hatte.
Mass der mit der Setzung eines neuen Ofens beauftragte
Arbeiter sehr leicht den Fehler begehen kann, das Kohr nur
ditreh die Fachwand hindurch zu schieben, liegt nahe, und man
wird ihm hieraus nicht einmal einen Vorwnrf machen können.
Er fühlt in die Oeffuung hinein, findet auf 13
leeren Raum, welchen er natürlich für das Schornsteinrohr ansieht,
und beschrankt die Lange des einzusteckenden Abzugsrohrs auf
genannte Entfernung. — Es dürfte in Erwägung zu nehmen
, ob nicht eine Veränderung bezw. Erläuterung der bezgl.
die
sein
Bau-Polizei- Verordnungen geboten
Siegen, Februar I87H.
Konkurrenzen.
Außerordentliche Konkurrenz für die Mitglieder des
Architektonvereins zu Barlin betretTond Entwürfe für ein
villenartig;©« Wohnhaus in Gera. Nach dem in der Vereins-
bibliolhek zu entnehmenden Sozialprogramm handelt es sich um
eine einfache, im Putzbau mit Sandsteindetails aus zu führende,
vorstadtische Villa nebst Stall gehäude, für die eine Gcsammtsummc
von nur 50 000 M. (etwa gleichwertig einem Bankapital von
60 000 M. in Berlin) zur Verfügung steht. Die Entwürfe sind bis
zum 20. April an den Archit-V. ab zu liefern und werden von
der Konkurrenz-Kommission für den Hochbau beurtheilt. Der
Bauherr, in dessen Besitz die prämiirte Zeichnung ubergeht,
während die übrigen Eigenthuui de« Vereins verbleiben, hat als
1. Preis 300 M-, als 2. Preis 100 M.
Kunstgewerbliche Konkurrenz der Handele- und Ge-
werbe-Kammer in Ulm. Die am 31. Mai ablaufende Konkurrenz
U'trirft Entwürfe zur Einrichtung eines Schlafzimmers (Bettstelle,
Nachtkastchen , Waschkommode, Kleiderschrank, Kommode mit
Spiegeltoilette und Stuhl) für ein gut bürgerliches Wohnhaus.
Die Formen des in Naturholz bezw. in matt gehöhntem Holz mit
pnlirtcii Kehleu zu hallenden Mobiliars sollen sich an die besseren
Arbeiten der deutschen Beuaissance ansehlicl'seii. Verlangt werden
aufser Ucbcrsichibzeiclinungeu alle für die Ausführung nothigen
Details in natürlicher Grörse eine Forderung die zu der Hohe
des ausgesetzten Preises 1300 M.) wohl aufser Verhältnis* steht.
Die Preisrichter sind im Programm nicht erwähnt.
Brief- nnd Fragekasten.
Hrn. T. iu Wismar. Die fragliche Deikart bei italienischen
Bauten ist zweifellos eine Variante der s»g. antiken Dei kart,
worüber Sie einiges im Deutsch. Rauhandbuch Heft 3 linden. Im
übrigen bietet die von Ihnen bemerkte Atisfüliruugsweisc mit
Latten, die der Dachneiguiig folgen - wahrscheinlich mehre Be-
sonderheiten dar, die deu Wunsch hervor rufen, Eiusicht in die
Details zu bekommen. Vielleicht, dass ein in Italien weilender
Fachgeuossc die Freundlichkeit hat, uns gelegentlich nähere Mit
tJieilung zu machen.
Hrn. V. in L. Zu weifsem Anstrich von Schiefer-, Ziegel-
oder Papp-Dächem halten wir Kalkmilch iu nicht zu wässe-
riger Losung am vorlheilhuftesteu ; so viel wir wissen, wird von
diesem Mittel auch Ihm dem Anstrich der Pappdächer und
Bretterwände von Petroleum - Schuppen iu mehren llafeuorten an
der N'oitlseeküste seit lange Gebrauch gemacht. Für Metalldaeher-
Anstriche stehen bekanntlich vielerlei Mittel zu Gebote, unter
denen wir ohne mihere Kenntnis* Ihres Falles ein bestimmtes
nicht nennen können.
Abonnent in Berlin. Wir haben über die von Ihnen
angeregte Frage, ob bei der Konkurrenz bezgl. d. neuen Friedhofs
für die Berliner jüdische Gemeinde auch das im Sittialionsplau
mit punktirten Linien bezeichnete Terrain in das Projekt zu
ziehen sei, au kompetenter Stelle Erkundigung eingezogen und
erfahren, dass jenes Terrain unberücksichtigt bleibt und lediglich
die bauliche Gestaltung des in Wirklichkeit bereits abgegrenzten
und mit Zaun versehenen Grundstilrktheils an der Strafst! zu
entwerfen ist.
Hrn. S. in Lichterfelde. Wir können Ihrem Lrtheile über
die Brochüre: „Das neue Kgl. lioftheater zu Dresden" von
('. Gurlitt nur insofern beipdichten, als die Form der bucli-
händlerischeu Anzeige allerdings die Erwartung erregte, dass
dieselbe an bildlichen 1 larstellnugen mehr bieten würde, als that-
sachlich der Fall ist. In Betren" des Textes wollen Sie berück-
sichtigen, dass eiu für das Feuilleton einer Tageszeitung geschriebener
Artikel sich nicht auf einen streng fachmännischen Standpunkt
stellen darf. Als werthlos für Fachleute können wir die Schrift
trotz alledem nicht bezeichnen, halfen vielmehr unsererseits mit
Interesse von ihr Kenntniss genommen.
Hrn. O. in Emden. Wir haben auf Ihn» Warnung vor
einer Betheiligung an der Aachener Bebauungsplan - Konkurrenz
nicht Rücksicht genommen, obwohl wir der Meinung, dass der zu
Grunde liegende .Situationplan für einen nicht ortskundigen Tech-
niker ein ungenügendes Material liefere, vollkommen beipflichten.
Es scheint uns jedoch von vorn herein ausgeschlossen, dass
an einer sulcheu Konkurrenz Techniker mit einiger Aussicht
auf Krfolg sich betheiligen können, die nicht über eine voll-
ständige Anschauung des in Bebauung zu nehmenden Terrains
verfügen.
Hrn. B. in Kaiserslautern. Die neuere Litteratur libcr
Schlachthäuser beschränkt sich noch immer auf den bekannten
Reisebericht von Riad) und Heunicke, sowie auf die Publi-
kationen der in Berlin und Pest ausgeführten Anlagen von
Orth und Hennicke & v. d. Hude. Eigene Spezial- Studien au
ausgeführten Anlagen sind unerlässlicb, doch dürften Ihnen vor
allem auch die mit Vorbereitung der neuen Schlachthäuser iu
Berlin und Hamburg beschäftigten Techniker erwünschte Aus-
kunft geben können.
Hrn. E. G. 100. Ein gesetzliches Hecht auf Anstellung im
Staats-Eisenbahndienst wird Ihnen, falls dieselbe nicht auf ander-
weitige Momente sich begründet, durch die Thatsache einer mehr-
jährigen diatorischen Beschäftigung bei demselben iu keinem
Falle gewährt.
Hrn. O. Z. in Deutz. Japanischer Holzlack ist zu beziehen
durch Vernuttelung der Finna Kcx & Co., Jägerstr 41), Berlin.
Die Verarbeitung dieses Lackes ist jedoch für europaische Arbeiter
so schwierige und fremdartige, dass eine allgemeine Ver-
nas desselben hier noch nicht stattfindet
Hrn. G. G. iu Plaidt b. Andernach,
kleine Mengen von Trass in Tuffstein zu
vorlheilhaft vermählen, werden selten gebaut mid sind
mäfeig sehr theuer. Ein eiserner Mörser von 200— 2.r>0
Durchmesser und (»assende Siebe entsprechen Ihrem Bedürfnisse
am besten. Kleine Apparate zum Mischen der Mörtel können
Sie von Dr. Frühling, Friedenstr. 15, Berlin l»eziehen.
Hrn. B. in Hannover. Geschäfte, welche sich besonders
mit Einrichtung chemischer Laboratorien in Rücksicht auf Wasser-,
Gas- und Dampfleitungen, Feuerungen, Hefen, Ventilation u. s. w.
befassen, sind uns nicht bekannt. Solche Anlagen sind mit Hülfe
eines erfahrenen Chemikers, der zugleich mit bautechuischen
Anordnungen vertraut ist, auszuführen. Wenn Sie wünschen,
können wir Ihnen eine passende Persönlichkeit zur Hülfc-
■'I "in:' .ir..'. [ i 'i
eine
.o« Call B«llU In BorlU.. Für di« BciUkti™ .«out. örtlich K. K. O. fiitK-h. Dncfc:
W. Uot.cr Holbu, Mm, *, ,<!, IWrhu.
■
N«. 27.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
133
und FrigrkitWn-
ien. - IVr.on») Xarhrlrhui». — Brl»f-
Hr.
Vors am ml «nie
Heinzerling. An-
Baatechnlachor Verein
am 1. Marz 1878. Vorsil
weseud 29 Mitgl. und I Gäste.
Der Vorsitzende macht Mittheilung davon, a.> dass der
Statutcnzusatz - Paragraph Ga nun auch iu Kolu angenommen
uud daun der hiesige Verein als Ganzes in dpn Vereii für
Niederrhein und Westfalen aufgcnomineu sei; ht über die Kon-
kurrenz-Bedingungen fOr ein TitelhUtt zur „Zeitschrift für Bau-,
künde". Zur Aufnahme gelangen die Hrn. Haupini. a. D.
Berndt. Baufr. Göcke, Prof. Pinzger und Ingen. Hartman n.
Behufs Ausarbeitung eines Gutachten» und einen Restauration»-
Vorschlags für das l'ontthor- Gebäude wird eine "gliedrige Kom-
mission eingesetzt.
Hr. Kdcker halt einen längeren Vortrag Ober Bahnhofs-
anlagen der Rheinischen Eisenbahn. Redner stellt als
wesentlichste Anforderungen für größere Bahnhöfe folgende auf:
1) Genügende, aber nicht übertriebene Grofse, weil dies den
Retrieh erschwert. 2) Bestimrauiigsgemufsc Gruppirung der ver-
schiedenen, gesondert zu bedienenden Anlagen und Lage derselben
in nicht zu grolser Entfernung von der Iteatifsichtigenden Dienst-
stelle. 3) Anordnung der Weichenstral'scn so, dass die Weicheii-
zahl möglichst gering und die beim Raogirgesch.xft zurück zu
legenden Wege thuulichst kurz sind.
An der Hand ausführlicher Plane werden alsdann die Gleis-
v, steine der Bahnhofe Rotheerde, Düren, Gereon und Speldorf
erläutert Düren verstößt gegen die Grundregel suh 2, da
Wagenreparatur- und Maschinen - Werkstatte an die entgegen
gesetzten Enden des Bahnhofs gelegt sind, welche Ausnahme aber
durch Terrain • Schwierigkeiten bedingt worden ist. Der Güter-
schuppen weicht von der sonst üblichen Einrichtung insofern ab,
als die Wagen auf kurzen Quergleisen mittels Drehscheiben zu
Vorbauten des Schuppens gelangen, wo sie ihre Ent- und Be-
ladung linden und von wo sie nach Abfertigung einzeln entfernt
werden können. Einen gleichen Schuppen hat bekanntlich der
en Schuppen hat bekanntlich der
Bahnhof Gereon (Köln): dort dient derselbe einem wesentlich
greiseren Ladegeschäfte und hat allgemein befriedigt. Der Plan
von Gereon zeigt außer dieser Schup|*nanlage auch ein Dreh-
scheiben-System für den Freiladeverkehr, welches iu unmittelbarem
Zusammenhange mit dorn ersteren steht, so dass die Watren je
nach Bedarf von der einen zur anderen Stelle gebracht werden
können. Die Pereonengleise für die Linie Köln-Bingen sind zur
Vermeidung von Störungen beim Umbau ganz an die Nordseite
des Hahnhofes geschoben worden; die Aufstellungsgleise und
Rangirslrange nehmen den Güterverkehr nach und von folgenden
Richtungen auf: Bingen, Trier, Aachen, Cleve, Kheinstaüon und
l'ebergabe an Köln-Älinden.
Der bei Mülheim a. d. Ruhr angelegte grofse Sammel- und
Rangirbahnhof Speldorf dient zur Formirung der von den ost-
wärts belegenen Zechen kommenden kleineren Züge zu groben
Zügen für die verschiedenen Verkehrsrichtungen, und umgekehrt
auch dazu, ans den von Westen kommenden Güterzügen die
kleineren durchgehenden nnd die Zechen-Züge zusammen zu
stellen. Erst erwähntes Geschäft vollzieht sich auf den Gleis-
(Truppen nördlich, letzt erwähntes südlich von den Hanptgleisen.
— 2 polvgonale Lokomotivschuppen enthalten zus. 42 Sunde; sie
stehen im Zusammenhang mit einer aus 7 Gebäuden bestehenden
größeren Filial-Werkstätte. In der Wagenreparatur laufen 2
Schiebebühnen; links und rechts von jeder derselben liegt eiil
Wagenstand, so dass jeder Wagen für sich ein- und ausgesetzt
werden kann. —
Der Fragekasten gab Anlass zu der Mittheilung, dass man die
Kreuzblumen des Kölner Domes mit ihren Messingdollcn auf den
Riesen nicht mittels Blei, sondern mittels Asphalt vergießt, weil
man an diesen Stellen das beim Erkalten schwindende Blei nicht
verstemmen kann. —
Versammlung vom 15. März 1878. Vorsitzender Hr.
Heinzerling. Anwesend 345 Mitglieder.
Die vom Vorstande redigirten, auf dem Zusatzparagr. 7 des
Kölner Statuts beruhenden definitiven Vereinsstatuten werden mit
einer Resolution, welche wie folgt lautet, einstimmig ange-
nommen: „Indem der bautechnische Verein die Statuten mit den
heute beschlossenen Abänderungen annimmt, spricht er zugleich
den Wunsch ans, dass bei fortschreitender Bildung von Lokal -
vereinen der Arch.-
falen sich nach
Sammlungen in Köln nicht als Generalversammlungen des Ge-
sammt-Vereins betrachtet werden, sondern dass als solche nur
die jährlich ein oder mehre Male, event in Köln stattfindenden
bisherigen sogen. Wanderversammlungen anzusehen sind." Als
Mitglied zum Vorstande des Gesamrotvereins wird Hr. Baurath
Heinzerling durch Akklamation erwählt —
Ilr. von Kaven spricht unter Bezugnahme auf eine reich-
haltige Ausstellung illustrirender Vorlagen über die verschiedenen
Arten der Zeichnung nnd plastischen Darstellung von
Karten. Nach einer längereu einleitenden Betrachtung und
nachdem der Vortragende die Bedingungen, welche an eine
missenschaftlirh eearbeitete Karte zu stellen sind, dargelegt und
, dass schon Streffleur auf der Pariser Welt-
ausstellung i. .1. 1867 nicht weniger als 77 Methoden der Karten-
Zeichnung aufgezählt habe, gab Hr. v. Kaven noch eine kurze
Notiz über Srhichtenkarten. Philipp Buache soll schon
1788 die Darstellung der Unelienheiten des Meeresbodens durch
Srhiihtenphine empfohlen haben, Ducania 17458 in gleicher
Weise die Darstellung der Bergformeu, das Meer in gleich hoben
Stufen steigend gedacht Dupain-Triel verfertigte 1782 eine
derartige Karte von Frankreich, die aber bei der zu geringen
Anzahl bekannter Höhenpunkte unvollkommen und ungenau war.
An demselben Mangel scheiterte 1821! der Versuch des franzö-
sischen Generalstabs, eine Srliichtenkarte von Frankreich in
1 : 80 4)00 herauszugeben. In neuerer Zeil sind genügend zahl-
reiche Hobenpuukte bekannt geworden, so dass bereits fast
alle Staaten, namentlich die europäischen, Schichteukarten be-
sitzen. Vor allen ausgezeichnet sind die schweizerischen Kan-
tonalkarten in 1 : 25 IKK) (schwarzer Unterdrück mit gelb aufge-
druckten Horizontalen) und die belgischen Karten in 1 : 20 4WO
und 1 : 40 4)00. —
Hr. Intze giebt in einer Fragebeantwortung die zulässige
Maximal- Druckbeauspruchung des rothen Kyllhurger Sand-
steins (aus dem Steinbruch Hasenkopf) bei 20facher Sicherheit
zu 28 k pro au; der beste weil'se Kyllburger wird noch
etwas tragfahiger sein, da die Analyse bei ihm 3,2 % Kiesel-
säure mehr (**,4 gegen 85,
,) nachgewiesen hat Die Maxi-
malhclastung für Trierer Sandsteine wird zu 26—28» MM*
geben; in Säulen soll mau ihn indess nicht über 15— 20 k bean-
spruchen. - Schließlich macht Hr. Stübben mit Bezug auf mehre
in Ueberdruck vorliegende und vielfach bekannt gewordene Projekt-
skizzen eine kurze Mittheilung über die bisherigen Vorarbeiten
für einen Theil des zur allgemeinen Konkurrenz ausgeschriebenen
Bebauungsplanes des Pontthor- und Lousberg-Stadtviertels zu
auf 4 'haussee-
Kulturtoolmlaoho Studien der Feldmesser. Gegen-
wärtige Aussichten des Feldmesser- Berufs. Von einem
älteren Feldmesser erhalten wir mit Bezugnahme auf unsere Mit-
theilung in So. 1 1 er. dies. Zeitg. eine Zuschrift folgenden, nicht
uninteressanten Inhalts :
Es wird der Redaktion nicht unangenehm sein, über das, was
| auf der landwirtschaftlichen Akademie in Poppelsdorf gelehrt
| und worin geprüft wird, etwas Näheres zu erfahren. Das schrift-
: liehe und mündliche Examen erstreckt sich:
1) Auf Terraiulehre, bes. in ihrer Anwendung
und Wasserl»an, Wiesenbau, Drainage, Ent-
Kanalbau, Meteorologie.
2) Strafsen bau, einschl. Konstruktion kleiner Brucken,
Schleusen, Durchlasse, Materialienlehre.
8) Landwirtschaftlichen Wasserbau.
4) Hydraulik.
5) Bödenkunde und Taxationslehrc.
t>l Kulturtechnik. Technischer und landwirtschaftlicher
M Drainage, Meliorationslehre, Kanalbau, Moor-,
und Weidenkultur.
Außerdem hören die Studirenden der Kulturtechnik Vor-
über National - Oekonomie , Landeskultur -tiesetzgebung,
Staats- nnd Landwirthschafts-Recht
Berücksichtigt man, wie oft bisher von höheren und niederen
Beamten bei Ausführung von Meliorationswerken und _
baulichen Anlagen aus Mangel landwirtschaftlicher und
haupt kulturtechnischer Kenntnisse gesündigt worden ist, so
mau anerkennen, dass der Minister Dr. Friedenthal durch Ein-
führung des kulturtechnischen Lehrstuhls sich ein Verdienst er-
worben hat. Ich selber habe nach Absolvjrung des Feldmesser-
Examens und nach viejjähriger Praxis in allen Zweigen feld-
messerischcr Thätigkeit schon im höheren Alter stehend, das an-
strengende Studium in dem kostspieligen Bonn durchgemacht
und das Examen mit mehren • älteren, in den knltnrtechnisehen
Fächern erfahrenen Herren dort abgelegt, freilich in der Hoff-
nung, dadurch eine gesicherte l/ebensstellung, wie sie leider nur
wenigen Feldmessern bisher geboten wurde, zu erringen.
Darin sehe ich mich nun bis jetzt arg getäuscht, da mir auf
vielfache Anträge und Gesuche entweder gar keine oder eine ab-
lehnende Antwort zu Theil geworden ist Sammtliche Meliora-
tions-Bauinspektionen, die ich der Reihe nach befragte, eröffneten
mir, dass sie gerne auf mich reHektiren wtirden, aber aus Mangel
an Geld kein Engagement treffen könnten. Die Generalkom-
missionen Stargard, Merseburg. Hannover und Frankfurt beschieden
mich, dass Beschäftigung für neue Kräfte nicht vorliege nnd sie
kaum Beschäftigung für ältere und schon pensionsberechtigte
Feldmesser hätten.
Es ist bitter, im 43. Lebensjahre solche Erfahrungen machen
zu müssen, bitter, sauer ersparte Gelder fruchtlos geopfert zu
haben. Hei der tieneralkominissiou in Münster liegen 40
tiesuche von tüchtigen Feldmessern vor, die allerdings in Poppels-
dorf die oben berührten Kenntnisse sich nicht aneigneten! —
Das ist unsere augenblickliche Lage, die ich im Interesse
meiner Kollegen hier kurz berührt habe. Soviel ich weif», haben
schon im vorigen Jahre schlesische Behörden gewarnt die Feld-
messer-Laufbahn zu ergreifen. Das ist löblich, wenigstens offen
und redlich. Wünschen aber will ich, dass Feldmesser, die den
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134
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
8. April 1878
schweren Gang nach Bonn noch unternehmen, dies nicht thun,
ohne die Möglichkeit zu bedenken, sich zum 2. Male bitter zu
l
jn'Xe
und in fast unvennuth
die nachstehende Tabelle dies
Ein
liegen .>a<nncnu,n
SLf* entw'ckl!t,
JUr.
Zahl iW
Muffe
Ihirrtuchti.
T*m(n»iH(eliaH
iL KcbiSc.
1870
In;
895
1871
7l»fj
995
1872
1082
1073
1173
1178
1874
1400
17»»
1*76
law»
l'JCO
1876
1457
2KI8
in der 7jähr. Periode 1H70— 77
ai der Schiffszahl .... 2iX) %
b) des Tonnengehalts der
.Schiffe 135 %
c) der gesatnmtun Ton-
nenzahl uO<> %
Die hierin nachgewiesene Vermehrung des Tonnengehalu der
passirten Schiffe liefert den Beweis für die (irundlosigkceit der
in früherer Zeit erhobenen Befürchtungen über die Versandung
des nördlichen Eingangs und des Kauales seihst, wahrend
andererseits die Zunahme, der Gesammt-Tonneuzahl darlegt, dass
das Unternehmen sehr rasch einer befriedigenden Kenubilit.it
zugeführt worden ist Im Jahre 1870' ist nämlich bei einer
(iesaoiinteinnahme von ca. 24UOOOO0 .41 und einer Ausgabe von
ca. 13 800 (KM) ,4t ein Ueberschuss von 10 800 000 ►// und damit
eine durchschnittliche Verzinsung des ganzen Itaukapitals von
ca. 3901 wo 000 .//. mit ca. 2,7 Prozent
Abbrach von altem Mauerwerk. Im Anschluss und aus
Anregung des Artikels in So. 13 d. Bl. gestatte ich mir die Mit-
theilung, dass ich vor 24 Jahren beim Abbruch des 600 Jahre
alten Felsenmauerwerkes des Chors der St (Jeorg- Kirche zu
Waarcn in Mecklenburg fast dasselbe Verfahren angewandt habe,
welches jetzt der jüngere Kollege Müschen in dem unweit gele-
genen Malchow ausgeführt hat Der vorhandene Unterschied war
durch das Mauerwerk selber geboten. Ich hatte 1,4 m dicke,
8,t> "' hohe alte Mauern zu bewältigen, die im Aeusseren aus roh
bearbeiteten Granittiudlings-Quadcrn, im übrigen aus gesprengten
und runden Feldsteinen bestanden. Der Mörtel aus reinem See-
sand und wahrscheinlich hydraulischem Mergelkalk, wie solcher
zum Neubau verwendet wurde, war so fest geworden, dass
sich die Granitsteinc zerschlagen Uelsen, ehe der Mörtel
iich löste. Somit konnte ich eine horizontale Xuthe unterhalb
nicht ausbrechen lassen, sondern mnsste mich damit begnügen,
diu Fensterstürze und Brüstungen auszubrechen und pfeilerweise
die Mauern zu stürzen. Hierzu bediente ich mich aulser den
nöthigen Streben der 8. g. Treibladen. Der Erfolg war
diesem Falle ein vollständiger; die Steine waren vom Mörtel
und die Kosten des Abbruchs stellten sich sehr billig.
H. Harms.
i Eisens durch Verzinkung. Nach einer Notiz
im Archiv f. Poet und Telegraphie ist auf die von einem englischen
Elektriker bei sänimtlichen Telegraphen-Verwaltungen Europas
gestellte Anfrage wegen der Haltbarkeit des Eisendrahts von
allen Verwaltungen, deren Aeusserung bis jetzt gedruckt vorliegt,
übereinstimmend die Antwort erfulgt, dass besonders aus Rück-
sichten der Oekonomie dem verzinkten Drath der Vorzug gegeben
werde. Unverzinktem Eisendrath wird eine Dauer von 16 — 30
Jahren zugeschrieben; verzinkter Drath, welcher sich seit 25 Jahren
in der Linie befindet, lasst erst sehr geringe Spuren von Ver-
schlechterung erkennen. — Da liei allen unter Wasser oder im
feuchten Zustande befindlichen eisernen Bautheilen die Verzinkung
hat und da die Ausführung der Verzinkung
' wenig kostspielig sich gestaltet, so ist
i, weshalb man dieselbe im Bauwesen bis
jetzt noch verhiiltnissmafsig selten anwendet und weshalb noch
fortdauernd Wünsche und Bestrebungen nach Erfindung neuer
Schutzmittel des Eisens gegen Rostbildung gehört werden, welche
derart dringlich auftreten, dass dem Schwindel und der Geheiinniss-
kramerei hier ein Feld sich öffnet, welches vielfachen Anbau
rindet.
Neues in der Berliner Bau •Ausstellung/. In der Zeit
vom 10. bis 30. Miirz lieferten zur Ausstellung ein: Gebr. Hahn
Papierrohr zur Ventilation — Ferd. Thielemann 1 Wetterhahn
von getriebenem Zinkblech, inodellirt von Heusei; 1 Drachen mit
Flügel von getriebenem Zinkblech als Mansarden-Eckstück, entw.
von K. Grunert — N. Kosen feld & Co. englische und spanische
Fliesen. — Ed. Puls Oberlichtgitter u. Hausthür - Einsatz von
Schmiedeisen. — Schafe r * Ha uschner Seiteuf üilung zu einem
Thorweg von Schiniedeiscn, Treppengeländer von Schmiedeisen. —
.loh. Pingel Mappenschrank, Stuhl, eichen geschnitzt; entw.
von Lhnu 4 Stegmülicr. - Ferd. Vogts A Co. Aktenschrauk in
Ebenholz mit Elfenbein-Einlage, Spind mit Elfenbein-Einlage,
1 Sopha, 2 Fauteuils mit Gobelinbezug. — A. Büttner & Co.
Köhren-Dampfkessel (auf der Terrasse). — W. Lusk Taufstein
von galvauisirtem Zink. — C. K ramme eine Gaskroue, Kupfer
mit Nickel, von C. K ramme entworfen. —
Konknrreiuea.
Monats-Konkurrenzen für den Architekten -Verein zu
Borltn zum 4. Mai 1878.
I. Kathhaus. — Für eine kleine märkische Provinzialstadt
soll auf einem freien, von alten Backsteinbauten umgebenen Markt-
platz ein Kathhaus in streng durchgeführter markischer Backstein-
Architektur entworfen werdeu. Die Grenzen des Bauplatzes von
3o resp. 40 m dürfen nicht überschritten werden. Das Gebäude
soll enthalten im Souterrain im wesentlichen einen Itatbswein-
keller mit Zubehör. Im Parterre Büreaus mit Kassenlokalen,
'sowie ein geräumiges Vestibül. Im ersten Stock einen Stadtver-
ordneten-Saal mit Tribüne von pp. 150 [3» Grundfläche, welcher
in Verbindung mit anschliefsenden Räumen gleichzeitig zu Fest-
lichkeiten dienen kann. Hauptausicht 1 : 150. Seitenansicht und
Durchschnitt 1 : 150, Grundrisse 1 : 300. Ein Detail erwünscht.
IL Thalsperre. In einer Bergbau treibenden Gegend soll
zur Verhütung von Wassermangel an geeigneter Stelle durch Ab-
sperrung des Thaies eines kleinen Baches
ca. 150 000 kb™ Fassung&raum hergestellt werden. Der
zulässige Aufstau des Wasserspiegels über der tiefsten Thalsohle
betragt 8™. Der Boden in letzterer besteht aus einer 0,8»
starken oberen Humuslage auf 1,5 m starker sandiger Lehmschicht,
unter welcher sich fester Lehm befindet Die Thalsperre, mit
einer zweckmafsigen und bequem zu handhabenden Ablassvorrich-
tung, durch welche bei einem mittleren Wasserstande noch 200 Liter
pro Sekunde abtiiessen, und mit einer zur Abführung des in dem
bergigen ca. 5ooo Hektaren grofsec Entwasserungsgebiete schnell
zusammen strömenden Hochwassers genügend grolsen Atistluth
(l'eberfall), ist im Detail zu entwerfen, die Stabiiitat etc. der ein-
zu skizziren.
Bezüglich der Leipziger Klrohenkonkurrenz geht uns
die Nachricht zu, dass nach Rücktritt des durch Krankheit ver-
hinderten Überbrth. Prof. Dr. Semper, Wien, und des nach
Olympia verreisten Geh. Bith. Prof. Adler, Berlin, die Hrn.
Oberbrth. von Hansen, Wien, und Prof. Nicolai, Dresden, zu
Preisrichtern erwählt worden sind und die Wahl angenommen haben.
Dieselben werden mit Hrn. Oberbrth. Prof. Schmidt, Wien, am
7. April zur BeurtheUung der Entwürfe in Leipzig zusammen
treten. Die Ausstellung der Entwürfe wird jedenfalls unmittelbar
nach erfolgtem Urteilsspruch beginnen, soll aber auch unter
allen Umstanden in der Osterwoche und wahrend der Osterfeier-
tage geöffnet sein. Nähere Bekanntmachungen stehen noch bevor.
Personal - Nachrichten.
Preufsen.
Versetzt: Der Eisenb. - Bauinspektor Petersen von Berlin
nach Bromberg; die Eisenb.-Baumeister Massalski von Brom-
berg nach Osterode, Michaelis von Jastrow nach Kunitz und
der Eisenb.-Masch. Mstr. Kielhorn von Stargard nach Posen.
Die Baumeister- Prüfung haben die Hauführer Paul
Schulz aus Berlin und Gustav Henning aus
Die Bauführer-Prüfung für beide Facbri.
bestanden: Carl Krüger aus Fürstenberg a O, Arnold Moser
aus Merseburg, Dirk Busch aus Norden, Alfred Fromm aus
Marienwerder, Heinr. Schmale aus Münster, Rud. Kroeber aus
Meerholz Kr. Gelnhausen und Paul Büttner aus Berlin.
Brief- und Fragekasten.
Hrn. K. in Sorau. Ob irgendwo bereits Erfahrungen über
die Ersetzung der HoLzspliesse des gewöhnlichen Ziegeldachs durch
Zinkspliesse gemacht sind, ist uns unbekannt Erheblich theurer
werden die letzteren auch noch bei den gegenwartigen Metall-
preisen sich stellen.
Hrn. M. v. d. B. in St Johann. Kegelbahnen mit Marmor-
belag haben sich im allgemeinen bewährt und sind den Holz- oder
Hamwerschlag-Bahnen vorzuziehen. Es empfiehlt sich, die Platten
nicht zu klein und möglichst massiv - da wo die Kugel auf-
setzt, nicht unter 4»«', sonst 2,5 3 '» Stork - zu wählen; auch
lür gute Bettung ist Sorge zu tragen. Die Herstellung wird jede
Marmorwaareu-Fabrik übernehmen; die Kosten, welche selbstredend
erheblich theurer als die gewöhnlicher Kegelbabuen sich stellen,
werden Sie am besten ermitteln, indem Sie von verschiedenen
Seiten Offerten einziehen.
Hrn. G. in Zwickau. Die zum Ersatz der in Norddeutsch-
land üblichen Bohrung fabrizirten sogen. „Stuckatur- Rohrdecken "
haben sich, obgleich dieselben konstruktiv vortheilhaft erscheinen,
in Berlin noch wenig Eingang verschafft, so dass wir Ihnen über
Erfahrungen mit denselben nicht zu berichten wissen. —
Hrn. C. P. in L. L. Es ist langst festgestellt, dass Ihm
Blitzableiter -Leitungen die Verbindungen durch Löthen oder
Schweissen vor denjenigen durch blas mechanische Hfllfsmitiel.
wie Schelle, Keil etc., den Vorzug besitzen. Theils fallt hierbei
die Kontinuität in der Fortpflanzung der Elektrizität und die
FeruhaJtung von Widerständen, die mit jedem (Jebertritt von
bieten gut ausgeführte
Sicherheit für gute Funk
Zukunft) als die durch blofse mechanische Vorkehrungen bewirkten
Verbindungen.
verbunden sind, in s Gewicht, theils auch
Löthungen oder Schweissuugen grofsere
tionirung des Apparats (besonders in der
)fse mechanische Vorkehrungen bewirkten
tos C»rl Detliti In HerUa. Vit die KodakUm »«»ntwortäfh K. K. Q. PrIUrh. Dinrk: W. IltiMr H«rt>tich4rurk«r*l. IttrUa.
No. 28.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
135
likllt: Di« K'aumv für Plin» mr bwillrbni AuMmUnaK An früher Kiwit- arm. - llltthellnng«s im V.r»lo»n: DreadiMr Zntgitnin At
r.ilil.ir (i.UlUrhr,, (Imnd.tirke in Dnodra. (SrhtuM.) - hr r oplUrtw khaMa* bi ! tttctubrlxii Ingenitar- »Dil Ar.-tlicki.ti
den VUmtm , CflMtm {.Val«».) — B.hnh.ifi. ■ Anilin lUr Berliner NUdt- j — Brl«f- and a*Mf«kMtM,
Die Konkurrenz für Pläne zur baulichen
Grundstücke
(Schlau i
em am Eingänge unseres Berichts dargelegten
Standpunkte gemäfs können wir zu gegen-
wartiger Zeit die einzelnen Momente der
Aufgabe und deren Lösung in den verschie-
denen Km würfen Oberhaupt nicht mehr zum
Gegenstände der ^^JfWJliM mm-hen und
müssen datier auch von jeder Kritik des
preisrichterlichen Gutachtens, soweit dasselbe auf die Vorzüge
und Nachtheile der pramiirten Entwürfe naher eingeht, von
vorn herein Abstand nehmen. Wer für die Angelegenheit
besonders lebhaft sich interessirt, sei in dieser Beziehung auf
die bereits erwähnte, werthvolle Studie im „Dresd. Anzeiger"
verwiesen. Sämmtliche Vorschlage, welche die Konkurrenz
für die Lösung der einzelnen Hauptpunkte der Aufgabe ge-
bracht hat, sind dort in klarer, übersichtlicher Weise zusammen
freimüthig stellt der Verfasser dem Urtheile der
über die pramiirten Entwürfe seine eigene, zum
Thcil sehr abweichende Ansicht gegenüber. —
Für den Zweck, den diese Zeilen verfolgen, wird es
genügen, wenn wir zum Schlüsse unserer Mittheilung das
Gesammtcrgebniss der Konkurrenz einer kurzen Er-
örterung unterziehen.
In dem Gutachten der Preisrichter tritt uns dasselbe in
keineswegs günstiger Weise entgegen. Der Schluss, zu dem
dieselben gelangt sind, ist ein rein negativer und das
Unheil, dass keiner der vorliegenden Plane zur vollständigen
sich eigne, wird durch den Hinweis auf die Fülle
die Konkurrenz gelieferten schaubaren Materials
an anregendeu und verwendbaren Gedanken nur unwesentlich
gemildert. Ware es so leicht, aus diesen Gedanken einen
neuen, allen Anforderungen entsprechenden Plan zusammen
zu stellen, so würden sich die Preisrichter schwerlich mit
jenem Ausspruche und einigen Andeutungen von ziemlich
nebensächlichen), zum Theil sogar anfechtbarem Werthe be-
gnügt haben; sie waren vielmehr sicherlich daran gegangen,
zum mindesten die prinzipiellen Grundlagen eines
solchen Planes klar zu formuliren.
Wie die Sachen zur Zeit liegen, mag allerdings genügen-
des Material vorhanden sein, um die amtlichen Kräfte, denen
die Lösung der Aufgabe nunmehr obliegt, in den Stand zu
setzen, einige unwesentlichere Theile derselben — die neuen
Strafsenanlagen in der Gegend des Kaiser -Wilhelm- Platzes,
die Gestaltung des Terrains hinter der Brübl'schen Terrasse
und die Verwerthung des alten Jitger-Kasernements — in all-
seitig befriedigender Weise zum- Absehluss zu bringen. Aber
es wäre ihnen dies wühl nicht minder gelungen, wenn auch
keine mit 76 Plänen beschickte Konkurrenz voran gegangen
wäre. — Für den schwierigsten und wichtigsten Tbcil der
Aufgabe dagegen, dem die Konkurrenz in erster Linie galt —
für die Bebauung jenes grofsen, zwischen Augustus- und
Albert - Brücke liegenden Komplexes am rechten Elbufer und
für die Anlage der nach diesem zu führenden neuen Elb-
brücke — ist eine genügende Klärung der Ansichten durch
die Konkurrenz leider noch nicht erzielt. Unvermittelt
stehen hier die verschiedenartigsten Auffassungen einander
gegenüber und die Frage nach der richtigen Lösung ist heute
eine noch eben so offene wie am Tage des Preisausschreibens.
Ein solches Ergebnis*, das zu den Hoffnungen, mit denen
die Konkurrenz dereinst begrüfst worden ist, wie zu der für
diese aufgewendeten Arbeit ganz aufscr Yerhältniss steht,
muss mit Recht befremden, und diesem Gefühle ist es wohl
in erster Linie zuzuschreiben, dass das unzweifelhaft ans
sorgfältigster und gewissenhafter Detail - Erwägung hervor
gegangene Urtheil der Preisrichter allgemein so wenig be-
friedigt bat. Denselben hieraus einen persönlichen Vorwurf
zu machen, wäre offenbar ungerecht, da ja dieser Vorwurf
nicht minder für die Konkurrenten gilt und auf diese zurück
fallen würde. Es scheint uns vielmehr dieser Ausgang der
Konkurrenz vor allem darauf hinzudeuten, dass deren ver-
hältnissniäl'sig geringer Erfolg durch einen tieferen, im Wesen
der Aufgabe liegenden Grund verschuldet wurde, der bis
jetzt noch verborgen geblieben ist, der aber klar gestellt
werden muss. ehe von einem befriedigenden Absehluss der
Frage die Rede sein kann. —
in Dresden.
l No. JO.)
Wenn dem so ist, so müssen alle diejenigen, denen ein
solcher Absehluss am Herzen liegt, ihre Anstrengungen zu-
näclist dahin vereinigen, jenen dunklen Punkt zu ermitteln.
In hervorragendem Maafsc ist dies Sache derjenigen Kreise
Dresdens, die bei der Angelegenheit direkt betheiligt und mit
ollen in Betracht zu ziehenden Verhältnissen genau vertraut
sind — der Vertreter des Staats und der Gemeinde einerseits,
der Architekt c n und Ingenieure andererseits ; es werden jedoch
immerhin auch diejenigen, die den Verhältnissen etwas ferner
stehen, ihr bescheidenes Scherflein hierzu beitragen und die
Ansicht, welche sie durch das Studium der Angelegenheit
gewonnen haben, offen äufeern dürfen. Indem wir selbst
einen anspruchslosen Versuch nach dieser Richtung hin unter-
nehmen, glauben wir wenigstens zur Förderung der Sache
selbst mehr nützen zu können, als dies auf irgend einem
anderen Wege möglich wäre. —
Vergleicht man die Kritik, welche die Preisrichter den
einzelnen pramiirten Entwürfen haben zu Tbeil werden lassen,
ja lässt man selbst nur die in No. 20 u. Bl. gegebene Neben-
einander-Stellung dieser Pläne unbefangen auf sich wirken,
so ist es leicht ersichtlich, dass ihre Entscheidung ein
Kompromiss zwischen zwei entgegen gesetzten Ausgangs-
punkten der Beurtbeilung bildet — zwischen der Rücksicht
auf eine möglichst schöne und grofsartige Gestaltung der
neuen Bauanlagen und zwischen der Rücksicht auf eine möglichst
vortheilhaftc Ausnutzung des Terrains. Es mag dahin gestellt
sein, ob diese Gegensätze durch die Persönlichkeiten einzelner
Preisrichter einseitig vertreten waren, oder ob die Mehrheit
derselben mit zwei Seelen in der eigenen Brust zu kämpfen
hatte: jedenfalls aber erscheint jenes Kompromiss als ein
ziemlich äufserliches. Es fehlt an einem einheitlichen,
höheren Gesichtspunkte, dem jene Gegensätze harmonisch
sich unterordnen, durch den die Grenze fest gestellt wird, bis
zu welcher in diesem konkreten Falle eine jede der ge-
nannten Rücksichten ihre Berechtigung hat. Daher entbehrt
das Urtheil. das in dieser Beziehung einen getreuen
Spiegel des Eindrucks der Konkurrenz selbst
bildet, auch des Zwingenden und Ueberzeugenden. Es ist
ängstlich abgewogen, schwankend und individuell gefärbt. —
Jenen entscheidenden Gesichtspunkt abzugeben, ist aber
allein die Bedürfnissfrage geeignet, wenn man dies Wort
nicht blos in dem gewöhnlichen trivialen Sinne verstehen will.
Nur diejenige Lösung der Aufgabe wird befriedigen und von
der einsichtsvollen Mehrheit als eine richtige anerkannt
werden, die bis zu einem gewissen Grade das Gepräge des
Nothwendigen an der Stirn trägt!
Um zu einer solchen Lösung zu gelangen, genügt es
freilich noch nicht, auf schöne Perspektiven und auf ein wohl*
thuendes „Gleichgewicht in der Massen vert heil ung" einerseits,
auf zweckmäßige Verkehrslinien, regelmäfsige Bauviertcl, an-
gemessene Gestalt und Vertheilung der Plätze, passende
Strafsenbreiten etc. etc. andererseits zu sehen, sondern es
muss die Anlage vor allem organisch den örtlichen
Verhältnissen sich einfügen.
Bevor der Entwurf bestimmte Gestalt gewinnen kann,
müssen zunächst die Fragen beantwortet werden: Wie wird
unter den vorhandenen Verhältnissen dieZukunft
des neu anzulegenden Stadttheils sieb entwickeln?
Welche Stelle wird er im Organismus des
städtischen Ganzen einnehmen? Wie wird dem-
zufolge der Charakter seiner Bebauung beschaffen
sein? —
Es will uns dünken, dass diese Fragen von den meisten
Konkurrenten entweder gar nicht oder doch nur flüchtig bezw.
irrthümlich beantwortet worden sind, sowie dass dieselben
auch seitens der Preisrichter nicht genügende Berücksichtigung
gefunden haben, und wir stehen nicht an, gerade hierin einen
Hauptgrund für den Ausfall der Konkurrenz zu erhlickcn.
Eine namhafte Anzahl der Konkurrenten hat sich von
dem Hange zu einer möglichst „grossartigen'* Lösung auf eine
falsche Bahn verlocken lassen und dem an Stelle der neu-
städtischen Militär-Etablissements projektirten Stadttheile eine
Gestalt gegeben, die zu dem Range, welchen derselbe im
Verlaufe seiner natürlichen Entwickelung einnehmen dürfte,
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13«
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
6. April 1878
in schroffem Widerspruche stehen würde. Es ist sehr er-
klärlich, dass namentlich die Architekten Dresdens nach
dieser Richtung hin gefehlt haben. Gegenüber den im Bezirk
der ehemaligen Festung gelegenen alten Stadtvicrtelu. mit I
ihren engen winkeligen Strafsen, den ziemlich ärmlichen
Vorstädten und den villcnartig bebauten Aussenbezirken,
mangelt es in Dresden an einem Stadttheile, der in regel-
mäfsiger. monumental gedachter Weise, mit breiten Strafcen
und grofsen Plätzen angelegt, speziell den Charakter einer
modernen Grofcstadt zur Schau trüge, und es liegt der
Wunsch nahe, den mannichfacheu Reizen der herrlichen Elb-
stadt auch noch den Schmuck eines derartigen Prunk-Quar-
tiers hinzu zu fügen. Dies ist z. B. offenbar der Ausgangspunkt
für den schönen Entwurf rUeffnet die Gasse- gewesen, der
in erster Linie den Beifall der Preisrichter sich errungen
hat, dessen Werth uns jedoch ein vorwiegend akademischer
zu sein scheint.
Ist wohl jemals daran zu denken, dass das Bild, welches
sich aus der Bebauung des neuen Stadtviertels ergeben wird,
einem derartigen Rahmen entsprechen sollte/ Wii würden
diese Frage verneinen müssen, selbst wenn wir an die .Mög-
lichkeit Klaubten, das» man durch sofortige Ausführung der
neuen Elhbrückc und gleichzeitige Aiüagc der viel be-
sprochenen altstädtischen Ringstralse die Vorbedingung
schaffte, ohne welche jene Aussicht überhaupt in der Luft
schwebt. Wir bezweifeln, dass der Verkehr zwischen Alt-
stadt und Neustadt sich aus seiner, durch die See- und
Schloss-Strufse nach der Augustus-Brü'kc führenden histori-
schen Hauptrichtung zu Gunsten der neuen Linie vom Pirnacr
nach dein Albert - Platz wird abdrängen lassen und dass —
bei der Breite de» trennenden Stroms — jemals eine so
innige Verschmelzung zwischen Alt- und Neustadt herbei
geführt werden kann, dass die letztere aus ihrer untergeord-
neten Sonder-Existenz zu dem Range der ersteren empor
gehoben werden könute. Wir bezweifeln vor allen Dingen,
dass von dem neuen Stadti|uartier jener Charakter fern ge-
halten werden kann, den das zur Zeit vorhandene Be-
dürfniss der Bevölkerung verlangt.
Wenn wir die Verhältnisse Dresdens nicht völlig falsch
beurtheilcn, so ist ein Bedürfnis» nach Prachthäusern mit
grofsen Wohnungen, wie sie in jenen Prunkrahmen gehören
würden, dort nur in geringem Maafse vorhanden; der wohl-
habende Theil der Einwohnerschalt zieht mit Recht das
Wohnen in einer Villa bezw. in einem villenartigen Vorstadt-
hausc vor. Was dagegen in dringendster Weise noth tliut,
ist ein von dem Kern des hauptstädtischen Amts- und Ge-
schäfts-Verkehrs nicht zu weit entlegenes Quartier mit ge-
sunden, bequem eingerichteten und billigen kleinen
Wohnungen, in denen derjenige, unter beschränkten Verhält-
nissen lebende Theil der Bevölkerung, der jetzt nach zum
Theil nicht menschenwürdiger" Weise in den engen hohen
Häusern der Altstadt zusammen gepfercht ist, Gelegenheit zu
besserer Unterkunft findet. Zur Entstehung eines solchen
Quartiers bieten die grofsen, in der Neustadt frei werdenden
Militär-Grundstücke den natürlichen Boden und es müsstc
seltsam zugehen, wenn die Spekulation der Bauunternehmer,
welcher die Bebauung des ueuen Stadtviertels doch jedenfalls
überlassen werden muss, sie nicht in diesem Sinne verwerthen
sollte, zumal in Wirklichkeit wohl nicht daran zu denken
ist dass jene oben erwähnten Vorbedingungen erfüllt werden
und die vierte Elbbrücke so bald zur Ausführung gelangt.
Auch für die grandiosen öffentlichen Gebäude, welche die
Mehrzahl der Konkurrenten an hervorragender Stelle geplant
hat, dürfte das rechte Elbufer zunächst wold schwerlich als
der zweckentsprechendste Ort erachtet werden. —
Der Charakter des neuen Stadtviertels würde demnach
als der eines spezitischen Wohnquartiers, etwa von einem
der Pillnitzer Vorstadt entsprechendem Range, anzunehmen
sein und hiernach dürfte auch die Grenze sich bestimmen,
nach welcher die im Interesse der Schönheit auf Kosten der
.Ausnutzung" des Terrains zu bringenden Upier bemessen
werden müssen. Man hat sich in Dresden an den letzteren,
im Gutachten der Preisrichter wiederholt vorkommenden Aus-
druck wohl zu sein- gestofsen, wenn man bedenkt, das einer-
seits die Konkurrenz schon ihrem Titel nach auf die „ bau-
liche Ausnutzung-' der bezgl. Grundstücke gerichtet sein sollte
und dass andererseits ein möglichst hoher Erlös aus den zum
Verkaufe zu stellenden Bauterrains die Mittel zur Durch-
führung so mancher Reformen in den bereits bebauten Quar-
tieren der Alt- und Neustadt Dresden gewahren könnte — Re-
formen, die anderenfalls wohl noch lange ein Traum bleiben
dürften, die aber wohl allerseits als ein wichtigeres Bedürfnis*-
erscheinen werden, als ein im Interressc architektonischer
Schönheit angenommenes Plus in Bezug auf Platzgröfsen und
Strabeubreiten jenes neuen Stadtteils.
Dass die Rücksichten architektonischer Schönheit in keinem
Falle vernachlässigt werden dürfen, dass jedoch no h genug
Mittel zur Förderung derselben übrig bleiben, auch wenn die
Anlage bescheidener und etwas mehr im Sinne praktischer
Terrain- Verwerthung projektirt wird, brauchen wir kaum
näher auszuführen. Wir wollen nur beiläufig daiauf hin-
weisen, dass eine allzu reiche Bemessung des von der Be-
bauung frei zu haltenden Terrains unter den örtlichen Ver-
hältnissen auch durch die Rücksicht auf Annehmlichkeit und
Gesundheit als ein Bedürfniss nicht genügend motivirt
wird. /.. B. würde die Anlage eines Squares, wie ihn der
Entwurf „Patriaa zeigt, einem neuen Stadttheile Berlins uicht
nur zur Zier, sondern auch zum gröfsten Segen gereichen ; sie
dürfte jedoch gegenüber der begünstigten Umgebung Dresdens
und in der unmittelbaren Nachbarschaft der Elb-Promenaden
in der That als eine aus individueller Liebhaberei hervor
gegaugeue Verschwendung erscheinen. Die kolossalen Flächen
der Elbe und ihrer Uferstrafsen bieten einen Luftraum, der
— in entsprechender Weise ausgenutzt - - in der Bemessung
der Strafscn und Plätze eines benachbarten Stadtviertels
sogar eine gewisse Sparsamkeit gestatten würde, olme dass
die Rücksichten der Gesundheit darunter litten.
Der letzte Umstand leitet uns zur Erwähnung eines
anderen Gesichtspunktes hin, der uns als einer der maafs-
gclwndstcn und wichtigsten für die Detail-Gestaltung des bezügl.
Bebauungsplanes erscheint, der zu unserer Verwunderung
i jedoch weder in den Entwürfen, noch im Gutachten der Preis-
| rieht er, noch in den zu unserer Kcnntniss gelangten Be-
sprechungen der Konkurrenz genügende Beachtung gefunden
hat. Das Programm betonte als ein Grund-Erfordemiss des
I Plans, nächst der Herstellung der notwendigsten Verkebrs-
' Linien .eine gute und zweckentsprechende Verwerthung der
Bnuflächen unter Rücksichtnahme auf deren Lage."
Wenn aus dieser Forderung zunächst die ganze, im Vorstehen-
den von uns dargelegte Untersuchung sich ergeben musstc,
so forderte dieselbe überdies noch zu einer zweiten Erwägung
auf, bei welcher weniger das Verhältniss des Terrains zu der
Stadt, als vielmehr seine Lage und Beschaffenheit an sich
in Betracht kommen. Das bedeutendste und charakteristische
Moment derselben al>cr scheint uns in diesem Falle eben die
Nachbarschaft des Elbstroms zu sein, dessen Ufer
mit der Aussicht auf das herrliche Bild der Altstadt, auf die
Berge stromab- und stromaufwärts eine mit der gegenüber
liegenden Brühl'schen Terrasse wetteifernde Promenade dar-
bieten wird und dessen Atmosphäre berufen ist, allen land-
einwärts gelegenen Strafsen und Bauvierteln beständig einen
Hauch lebendiger Frische zu spenden. Wenn der Vortheil
einer solchen unschätzbaren Lage wirklich verwertet werden
soll — und eine solche Art der „ Ausnutzung" dürfte wohl
sicherlich gleichfalls in der Aufgabe liegen — so genügt hierzu
noch nicht die wohl von keinem der Konkurrenten verab-
säumte Anlage einer entsprechenden Ufcrstrafse, sondern es
erscheint als ein unabweisbares Bedürfniss: das Hinter-
land derselben soviel als möglich nach dieser
I Strafse zu öffnen. Das Strafsennetz des Viertels ist dem-
| nach so anzuordnen, dass eine möglichst grofse Zald auf die
Uferstrafse mündender Querstrafsen sich ergiebt,
deren Bewohner aus ihren Fenstern über die Elbe hinweg
eines Blicks auf das gegenüber liegende Ufer geniefsen, jenes
belebenden, vom Strome her wehenden Lufthauche* aus erster
Hand teilhaftig werden und auf kürzestem Wege zu der
Ufer- Promenade gelangen können. Wie naheliegend erscheint
dies und wie "wenig ist es in den meisten Entwürfen der
Konkurrenz befolgt, weil deren Verfasser sich nicht klar gemacht
haben, dass das gewohnte Vorbild älterer Städte, bei denen an
die erste Uferstrafse allmählich weitere Ringe sich angesetzt haben
und demnach nur ein System von vorwiegend parallel dem
Strom geführten Strafsen entstehen konnte, für eine neue, auf
einmal ins Leben zu rufende Anlage nicht maafsgebend zu
sein braucht!
Es sei uns gestattet, unsere Erörterungen, die das Thema
selbstverständlich bei weiten» nicht erschöpft haben, aber ja
auch keineswegs erschöpfen wollten, hiermit abzubrechen, zumal
dieselben ohnehin weiter sich ausgedehnt haben, als ursprüng-
lich in unserer Absicht lag. Wenn unsere Anregung den
Erfolg haben sollte, dass die Angelegenheit weiterhin durchdacht
und einer abermaligen, von etwas anderen Ausgangspunkten
unternommenen Durcharbeitung unterzogen wird, so haben wir
unseren Zweck in vollem Maafse erreicht. — — F. —
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No. 28.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
137
Der optische Maatstab in den bildenden Künsten.
{•Vblu»».)
Nach den kurz berührten vielfachen Mittheilungen, welche
insbesondere als statistische Erläuterungen und Beweise gelten
sollen, gebt der Verfasser zur Untersuchung über, welche
kleinste Formen in den Ob Ii eben (iesimsprofilen
unserem Minimal- Augenwinkel von 0" 1 ' entsprechen.
Dies sind die kleinen scharfkantigen Stege oder Riemchen.
Eine Abrundung macht derartige Glieder unklarer, daher
kann der Rundstab nie bis zu dem Maafs von 1 Winkel-Minute
verkleinert angewendet werden. Als ein weiterer Beweis,
dass der Standpunkt, welcher dem Augen- Aufscblagswinkel
von 27 0 entspricht, für die Formen der Architektur ein nor-
maler ist, muss es gelteu. dass vom so gewählten Stand-
punkte aus jene kleinsten Glieder noch genau erkennbar
sind; ein mehr genäherter oder entfernter Standpunkt würde
sie entweder undeutlich werden lassen, oder jene kleinsten
gerade noch möglichen Protilformcu überhaupt unerkennbar
machen. Der Verfasser liefert nun hierzu in 2 Tabellen
interessante Zusammenstellungen über die kleinsten Glieder
an klassischen Bauwerken des Alterthums. Indem er diesen
Bauwerken gegenüber in jedem Einzelfalle seinen Nonnal-
Distanzpunkt annimmt, berechnet er die zugehörige Gröfsc
der kleinsten Stege oder Stäbchen und erhält (mit grofser
Uebereinstimmuug bei diesen Bauten von verschiedenster Dimen-
sion» als Maafs für die Stege 1 — 1 ,5, und als solches für die
kleinsten Rundstabe 2 — :J> Winkel-Minuten. Diese kleinsten
Glieder geben für die Profilirung einer Facade das Ei tili ei ts-
maafs ab, und es wird ein geschickter Proiiizeichner schon
leicht die Gröfse der übrigen Profilformen treffen.
Entspricht t. B. lM>i einer Facade die Gröfse von 1 Winkcl-
Min. dem I^angenmaals von 1 so kann bei der feinsten
Profilirung kein einziges Glied unter diesem Maafse bleiben ;
andererseits kann z. B. an demselben Gebäude auf einem
Stege oder Bande
ib.h.
gerade deutlich ein
einfacher Maandcrzug angebracht werden, da jeder Strich
bezw. Zwischenraum der Gröfse von 1 Winkcl-Min. entspricht.
Von dem Maafse der kleinsten Glieder ausgebend, unter-
wirft nun der Verfasser auch die übrigen antiken Profil- und
Gesims-Formen einer Betrachtung, wobei die empfehlenswerthen
Gröfsen z. B. des Eierstabes, des Herzblatt-Profils etc. ange-
geben werden. Bei Behandlung der Hängoplatte wird auf die
besondere Wichtigkeit der Verkürzung aufmerksam gemacht,
unter welcher wir alle Glieder von vertikaler Richtung er-
blicken. Natürlich kann diese Verkürzung, wenn erst einmal
ein normaler Standpunkt angenommen ist, leicht berechnet und
auch korrigirt werden. Zur Ersparung derartiger Berech-
nungen wird eine Tabelle gegeben, die für jede Höhenlage
und Augcndistanz eines Gliedes den Verkürzungs-KocfHzienten
angiebt.
Wie oft wird nicht ein schönes antikes Hauptgesims
einfach proportional der Höhe auf einen neuen Bau über-
tragen! Der Verfasser zeigt den richtigen Weg für derartige
Uebertragungen, indem er als Beispiel die Uebertragung des
Hauptgesimses am Tempel der Minerva Polias auf einen Bau
mit anderer Höhenlage dieser Profile vornimmt. In ähnlicher
Weise müssen alle vertikalen Architekturtheile, überhaupt alle
Höhenmaafse bei hoher Lage übertragen und korrigirt werden.
Dies wird in weiteren Beispielen: einem Kreuze auf dem
Dachfirste, einem Thurmhelme etc. vom Verfasser gezeigt.
Die besondere Wichtigkeit, welche Hängeplattcn au Haupt-
gesimsen in Facadcn zukommt, veranlasst den Autor zur
Mitthcilnng von 4 interessanten Tabellen, welche von einer
Reihe hervorragender antiker nnd moderner Bauwerke ab-
geleitet sind.
Bemerkenswerth sind auch die Korrekturen, welche
an Hangeplatten der Antike beobachtet werden. Wenn wir z. B.
am Pantheon die Vorderkante der Hängeplatto nicht vertikal,
sondern nach vorn oder innen geneigt gestellt finden . so
ist klar, dass die Platte, vom normalen Standpunkte aus
gesehen, in dem einen Falle unter einem gröfseren, in dem
andern unter einem kleineren Augenwinkel erblickt wird. Als
ähnlichen Fall betrachtet der Verfasser den säumenden, eigen-
tümlichen Rundstab an der Unterkantc der Hangeplatte des
Bcilincr Schauspielhauses, welchen er als eine nachtragliche
Korrektur (um die Höhe der Hangeplatte zu mildern) ansieht. —
Nachdem alle Hauptgliederungen in Bezug auf die Wirkung,
welche sie, in Winkelmaafs ausgedrückt, hervorbringen, unter-
sucht worden sind, macht der Verfasser das Eingeständnis.*),
dass die Durchführung des trigonometrischen Verfahrens in
der Praxis unmöglich sei und deshalb ein anderer Weg ein-
geschlagen werden müsse, um die gewonnenen Resultate dem
schaffenden Künstler nutzbar zu machen.
Stellen wir uns z. B. dem Erechtheion gegenüber in
der Normal - Distanz auf, d. h. so. dass unser normaler
Gesichtskegel die Giebelspitze der Tempelfront unter einem
Sehwinkel von 27° streift. Denken wir uns nun diesen Augen-
Aufsrhlagswinkcl vou 27" in Minuten gctheilt und alle
Thcilungslinien ge/ogen. so ist klar, dass diese Linien
27 X HO - 1620 Höhentbeile auf der senkrechten Facaden-
linie abschneiden, deren jedes die Gröfse eines noch er-
kennbaren kleinsten Gliedchens (Steges) abgeben wird.
Diese in Rechnung ausgeführte Theilung am Erechtheion,
wobei die genauen Aufme>siingeii dieses Bauwerks von Stuart
und Revett benutzt worden sind, erpicht die genaue Ueber-
citistimmung der Gröfse der kleinsten Stege etc. mit der
Theorie des Verfassers. Derselbe nennt nun jedes jener
lG2t> Theilcheu nicht mehr Winkel-Minute, sondern im An-
schluss an altere Bezeichnungen „Minutcn-Pars,i und schreibt
M 1', setzt also z. B. den kleinsten Steg = 1 21 1'. Der
bei solcher Einheit gewonnene Maafstab wird „ Optischer
MoafsUb" genannt und sollte auf jeder Architektur-Zeichnung
neben dem Ltngonmaafstab angebracht werden. Derselbe
wird in jedem speziellen Falle dadurch erhalten, dass man
die für das Auge nutzbare Höhe des Gebäudes in lf>2<) Theile
zerlegt. Die Einwendung, dass dabei auf der Fa«;adcnlinie
ungleiche Theile abgeschnitten werden, findet in einem l>e-
sonderen Anhang des Buchs ihre Widerlegung, indem der Beweis
geliefert wird, dass die gleichförmig durchgerührte Eint Heilung
der Höhe der !>ei einem Bau in Betracht kommenden Ge-
nauigkeit noch vollständig genüge. —
Nunmehr wird im Buche die wichtigste Tabelle gegeben,
d. i. diejenige, welche für fortlaufende Gcbäudehöhen den
zugehörigen .1/ P liefert , also die Einheiten der sämmtlichen
optischen Maafstäbc. Wird dieselbe bei einer im verjüngten
Maafstabe aufgetragenen Zeichnung eingeführt, vielleicht sogar
zur Bildung eines über die Zeichnung ausgebreiteten Netzes,
so kann der Zeichner mit jedem Profilzuge, mit jedem
Ornamentenzuge den Grad der Deutlichkeit dieser kleinsten
plastischen Gliedchen (in Minuten) ablesen.
Es sind in dem Werke nicht allein Bauwerke antiker
Herkunft, sondern auch solche aus mittelalterlicher Zeit unter-
sucht worden Dabei wird die glückliche Formwirkung der
gothischen Monumente hervor gehoben, aber ebenso das
oft so plumpe und schwere Aussehen von Gebäuden dieser
Stilart. die an geschlofsenen Strafsen stehen. Die genauen
Aufmessungen des Kölner Domes von Schmitz haben dem
Verfasser überall Belege für seine Theorie geboten. Man
beachte die schöne klare Wirkung der Details an der unteren
Chorparthie [Kaitellenkranz] und dagegen den Aufbau des
hohen Chores darüber mit seinen überreichen , überfeinen
Detailformen, die seitist in nächster Umgehung des Gebäudes
nicht mehr erkennbar sind ! Bei der klassisch schönen Abtei-
kirebc zu Laach entsprechen die kleinsten Glieder der
romanischen Profile in den Facaden genau 1,5 3/ 1'. —
Mancherlei Gebäude - Gruppirungen werden die Beant-
wortung der Frage nach dem maafsgebenden Standpunkte
schwierig machen; so z. B. werden bei zusamn
Gebäuden, vorspringenden Flügeln etc. Schwierigkeiten i
wir finden eine Reihe betr. Fragen im Buche beantwortet. —
Von * besonderer Wichtigkeit . auch für den geübten
Architekten, ist die Ausbildung von Innenräumen nach dem
optischen Maafstabe. Verfahren wir bei Innenräumen kon-
sequent nach der vorgeführten Theorie, so wird unser normaler
Standpunkt in vielen Fällen allerdings ein idealer sein. Nach-
dem in 2 statistisch-ästhetischen Tabellen die Gliederungen etc.
anerkannt geschmackvoll behandelter Innenräume vorgeführt
worden sind, nachdem der Verfasser hervor gehoben hat. dass
die natürliche Beleuchtung in Innenräumen meist viel mangel-
hafter, effcktloser ist als bei der Aufscn-Arehitektur, dass die
Schlagschatten der Gliederungen meist fehlen, die vertikalen
Glieder stark schwinden , dagegen die Untersichten an
Bedeutung gewinnen — kommt er zu dem Schlüsse, dass
für die In neu- Architektur als kleinstes Einheit smaafs das
Anderthalbfache der Winkel - Minute zu nehmen sei.
ein kleinstes Glied im Innern also wenigstens mit IV,
Digitized by Google
138
6. April 1878
Minuten gesehen werden müsse. Kr setzt also 0°1,.V =
„ Inneren Minuten Pars" und schreibt dies J 21 P; es ist also
1,5 MP = UMP. Für Inncnraume haben wir somit zur
Erlangung des optischen Maafstabes die Gc*ammthöbo nicht
in 1620, sondern in V5 . 1620= 1080 oder rot. 1000 Thcilc
H
zu zerlegen. Ist // die Höhe eines Saales, so ist 1(K)0= J~ KP,
d. i. die Höhe eines kleinsten möglichen Gliedes.
Wie Oberall macht auch hier der Autor die Anwendung
seines Verfahrens durch Tabellen praktisch bequem; wir
erfahren für jede Kaumhöhe den entsprechenden ./ M P, z. H.
auch für die deutliche Formung des Möbeldotails etc. Die
Tabellen sollen uns nach Absicht des Verfassers auch noch
auf den nahen Zusammenhang, der zwischen den Gesammt-
Architektur besteht, hinweisen, damit das an der Aufsen-
Architektur geübte Auge lerne, die Verhältnisse der Innen-
Architektur passend abzustimmen. Die Fehler, welche hier-
bei von den geübtesten Architekten gemacht werden, und die
Uneinigkeit, welche Ober die Stärke und Schwache, in der
feinere Gliederungen d. h. Profile bei der Innen - Architektur
angewendet werden sollen, bestehen, sind bekannt. Dieser
Streit möchte jetzt zu Gunsten derer entschieden sein, die
auf feinere Gliederung hinarbeiten. Der Verfasser giebt auch
die Grenze an, von der an es gut sein wird, auf den Profil-
flachen der Innen -Architekturen Relief-Verzierungen, Eier-
stab, Herzblatt u. dergl. anzubringen, wenn diese Flachen dem
Auge nicht gerade als zu plump erscheinen sollen.
Der Standpunkt, von welchem wir einen Inneiiraum be-
trachten können, liegt immer im Raum selbst, oder vielmehr
am Eintritt zu dem Raum. Die Frage nach Regeln für
die harmonische Gestaltung bezw. Wirkung von Innenraumcn
wird auf Grund der früheren Thesen beantwortet und die
Beantwortung an zahlreich mitgetheilten Raum-Abmessungen
einiger wegen ihrer harmonischen Wirkung berühmten Säle be-
wahrheitet. Es ist früher gesagt, dass wenn eine fac,adenartige
Wand unter 27° Augcn-Aufschlagswinkel erblickt wird, diese
Wand das Blickfeld füllt, dieselbe das Auge allein beschäftigt.
Soll demnach ein geschlossener Raum harmonisch wirken, soll
aus Hinterwand, Decke, Seitenwinden etc. ein Gesammt-
Bild entstehen, so darf die Hinterwand nicht die ganze
Winkelgröfse von 27 ° allein ausfüllen , sondern nur einen
Theit davon, etwa 18° — 20°, also nur einen Winkel, von
welchem wir wissen, dass derselbe die Umgebung zur
vollen Mitwirkung gelangen lässt.
Natürlich sind bei der betreffenden Entwicklung im Buche
gewisse Normal-Verhältnisse des Grundrisses (1:2; 2:3 etc.)
voraus gesetzt; für überlang gestreckte Säle, Gallerien etc.
gestaltet sich die Auffindung der harmonischen Höhe anders. Der
J Verfasser führt bei Gallerien, wie sie hier in Betracht kommen,
j den Grundriss auf normale Verhältnisse zurück und giebt
demselben, je nachdem z. B. ein saalartiger oder kathedral-
artiger Raum geschaffen werden soll , Verhältnisse von 1 : 3
bis 1 : 8 und sucht alsdann die zugehörigen normalen Höhen.
Als Beispiele, die ein derartiges Verfahren bekräftigen sollen,
werden die Bildergallerie im Schloss zu Berlin (60,26- lang),
der ehemalige Stadthaus - Saal zu Paris ( 49,30 ■ lang) und
endlich der berühmte Saal des Vatican, lirarrio nuovo des
Museums Chiaramonti ( 68,86" lang) angeführt.
Das Innere von Basiliken, gothischen Kirchen und Kathe-
dralen, von Zentralbauten und einfachen Stuben wird lietrachtct
und eine gröfsere Zahl von Mittheilungen Ober deren Raum-
verhältnisse gegeben, auch Ol>erall auf die passende Ent-
Wickelung der Breiten-Verhältnisse hingewiesen. —
Zum Schlüsse dieser Besprechung mag hier noch die
vom Verfasser mitgctheilte I>chre über die Wahl der ver-
\ jüngten Maafstäbe wiedergegeben werden.
Gehen wir davon aus, dass der Grad der Deutlichkeit
I auf unserer Zeichnung auch der Deutlichkeit der Details des
ausgeführten Objekts zu entsprechen hat. Berechnet man die
Entfernung, in welcher kraftige Schraflirstriche oder gedrängte
Parallclstriche von Profilansichten auf dem Zeichenbrette noch
zu erkennen sind, so ergiebt sich die Augen-Entfernung vom
Reissbrett zu etwa 1,0" und wir sehen aus der Skizze
Fig. 1, dass die Gröfse des Bildes proportional zu der des
Objekte jedesmal leicht festgestellt werden kann, indem wir,
wie früher angegeben, unser Bild in den normalen Augen-
Aufschlagwinkel von 27" einschliesscn , oder indem wir die
doppelte Höhe des Objekte zur Augendistanz annehmen.
Darnach ist jj=Tjj< <*en F«Hi «lass wir etwa
H = 10 haben, ein Verhältniss der Bildgröfse zu der des
I Objekte von ',„, d. h. die Maafsstabs-Verjüngung von 1:20
I zu wählen. Dabei sehen wir auf unserer Zeichnung in der Ent-
| fernung von 1.0 n alle Einzelheiten ebenso klar, wie auf dem
I ausgeführten Bau. — Architektonische Zeichnungen, welche
an der Wand aufgehängt beurtheilt werden sollen, müssen
aber in einem doppelt so grofsen Maafstäbe gezeichnet
werden, wofür der Beweis im Buche geliefert wird. —
Es sind dem Werke im ganzen 14 Tabellen beigegeben, und
da bei ihnen keine Mühe der Aufstellung, keine Sorgfalt in
der Auswahl erspart ist, so machen sie dem praktischen
Architekten die Anwendung der Theorie des Autors bequem,
abgesehen davon, dass diese Zusammenstellungen und Maafs-
angaben an sich interessante und werthvolle Zugaben des
Buchs, dem die vollste Aufmerksamkeit der Fachgenossen zu
wünschen ist, bilden.
Bahnhofs-Anlagen der Berliner Stadteisenbahn.
No. 24 dies. Zeitg. brachte unter dem Titel: „Projekte
für die Bahnhofs- Anlagen der Berliner Stadteisenbahn' einen Ar-
tikel, durch welchen einige Ideen des Hrn. Geh. Ob. -Regier.-
Raths a.D. Ilartwich in Wort und Bild vorgeführt wurden.
Es wird vielleicht nicht überflüssig sein, den weiteren Leser-
kreis dies. Bl. dazu auf den Umstand aufmerksam zu machen,
dass von Hrn. Hartwich zu der Zeit, als die Ideen über die Ber-
liner Stadteisenbahn greifbare Formen annahmen, nur die aller-
ersten Vorprojekt- Arbeiten geleitet worden sind, dass seitdem
aber Hr. Hartwich diesem Unternehmen und dessen weiterer Ent-
wicklung gerade so fern gestanden hat, wie jeder andere Tech-
niker, der neue Projekte und Bauausführungen mit Interesse zu
verfolgen pflegt. Es wird demnach auch Hr. Hartwich sich heute,
gleich jedem anderen an den Projekten UnbetheUigtwi, in verzeihlicher
l'nkenntniss z. B. über die Ergebnisse aller jener verwickelten
Verhandlungen mit den Verwaltungen der an die Stadtbahn an-
schließenden Eisenbahnen, wie auch in völliger Unkenntniss
über Verlauf und Beschlüsse zahlreicher in Stadtbahn-Angelegen-
heiten vom Handelsminister einberufener Versammlungen von
Eisenbahnbetriebs- und Maschinen - Technikern befinden müssen.
Während die Stadlbahn-Projekte unter den angedeuteten Auspizien
unablässig umgebildet und fort entwickelt worden sind, bat der
unbethciligte Techniker auf »einem ersten, frühesten Standpunkte
stehen bleiben müssen, welcher für generelle Vorprojekte wohl
genügen konnte, für einen kritischen Uebcrblick über die spezi-
elleren Projekte, welche mit dem fortschreitenden Ausbau der so
bildungsfähigen Stadthahn - Idee gewachsen sind, indes« unzu-
reichend werden musste. —
Die in No. 24 veröffentlichten Projekte sind 8. Z. als für die
er Stadteisenbahn ungeeignet abgelehnt worden; sie ver-
als akademische Lösungen einer Anginen Aufgabe gewiss
jedoch zu der Stadtbahn in
da in
mit zwingender Notwendigkeit diktirten, für jeden einzelnen
Bahnhof grundverschiedenen Vorbedingungen absolut
keine Rechnung getragen wird.
In dem Folgenden sollen nun zunächst einzelne der prin-
zipiellen Anordnungen, die für die Anlage von Bahnhöfen
vorliegender Art in Frage kommen, eine kurze Besprechung
finden, bei der sich zeigen wird, dass dasjenige, was Hr. Hartwich
in den angezogenen Vorschlägen vertritt, vielleicht anderswo
motivirt sein mag, für die eigentümlichen lokalen Verhaltnisse
der Berliner Stadteisenbahn indessen in der Ausführung geradezu
undenkbar ist
1. Was zuerst die Gleis- Anordnung bei einer 4gleisigen
Bahn betrifft, so hat Hr. Ilartwich sich für eine Anordnung ent-
schieden, nach welcher ein Gleispaar für den durchgehenden
(externen) Verkehr in der Mitte zwischen den zu beiden Seiten
sich erstreckenden Einzelgleisen, die für den Lokalverkehr
bestimmt sind, hegen soll. Diese Idee, welche im Hinblick auf
die Anordnung von Lokal -Stationen etwas ungemein Bestechen-
des hat, ist durchaus nicht neu. Bereits 1875 wurden derartige
Projekte zur viergleisigen Xeic-York Underground Railroad (A'«r-
York and Hartem River Railroad) im Engineering mitgelheilt
und es sind seitdem auch diese Skizzen in der Zcitschr. f. Bauw.
Jahrg. 1877 zur weiteren Veröffentlichung gelangt
Der hierin gegebene äufsere Anstois musste selbstverständlich
gleich damals (1875) erneute Veranlassung geben, darüber
klar zu werden, ob der mit dieser, in New- York durchaus moti-
virten Gleis -Gruppirung unverkennbar verbundene Vortheil der
einfachsten Anordnung von Lokalstationen schwerwiegend genug
sein könne, um die andererseits dabei auftretenden Uebel-
stande und die aus Berliner Lokalverhaltnissen erwachsenden,
fast unüberwindlichen Schwierigkeiten in den Kauf zu nehmen,
a) Zunächst scheint nun der von Hrn. Hartwich so sehr be-
;n vortheilhaftcn Lage der Lokal-Perrons außerhalb der
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No. 28.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
139
Gleise selbst in New- York eine absolut durchschlagende Wichtigkeit
nicht beigelegt worden zu sein, da man dort keinen Anstand ge-
nommen hat, dieselbe speziellen örtlichen Verhaltnissen -- die
aber in den Veröffentlichungen nicht weiter erkennbar sind — zu
opfern. Bei der 66. SlraTsc in New -York sind die Lokal -Perrons
zwischen die Lokalgleise und die Gleise für durchgehenden
Verkehr gelegt und es sind die Lokalgleise zu diesem Zwecke
von dem mittleren Gleisepaar abgeschwenkt, gerade so, wie es
bei der gegensätzlichen paarweisen Gnippirnng der Gleise,
wie sie für die Berliner Stadteisenbahn zur Ausführung gelangen
wird, «ich als erforderlich heraus gestellt hat
b) Ungleich wichtiger war bei der hier getroffenen Ent-
scheidung zu Gunsten der paarweisen Gruppimng der Gleise die
Rücksicht auf die Gestaltung und Ausführbarkeit der Bahn-An-
schlüsse an den Enden der Stadteisenbahn. Zwar hat
Hr. Hartwich dieses Problem in Bezug auf den Charlottenburger
Endbahnhof a. a. O. zur Losung gebracht, jedoch in einer Weise,
welche kaum besser denn als „sehr simpel" bezeichnet werden
kann. Man vergegenwärtige sich nur den Zugverkehr an der-
jenigen Stelle (Fig. 7 der Skizzen), wo s inimtliche Gleise in nur
zwei zusammen gezogen sind. Es sperrt an dieser Stelle jeder
Ton der Stadtbahn nach Bahnhof Grunewald der Ringbahn aus-
fahrende Lokalzug die Ein- und Ausfahrt jedes anderen Zuges,
der entweder von oder nach den sammt liehen 4 anschließenden
Bahnen (Potsdam -Magdeburg, Berlin- Wetzlar, Berlin- Hamburg,
Magdeburg - 1 laibers tadti und nach oder von dem Bahnhof Char-
lottenburg der Ringbahn fahrt. Dieselbe allgemeine Verkehrs-
sperrung findet in dem gedachten Engpasse durch jeden von der
Ringbahn (Hahnbof Charlotienburg) anf die Stadtbahn über-
gehenden Lokalzug statt, -- dieselbe vollkommene Verkehrssperrung
würde jeder von der Stadlbahn auf die Potsdam-Magdeb. Bahn
ausfahrende Zug verursachen, — dieselbe Sperrung jeder von der
Magdeb.-Halberstädter auf die Stadtbahn übergehende Zug!
Wenn man nun erwagt, das« nach Hm Hartwich's eigener An-
schauung schon allein die Lokalziige sich in Abstanden von
10 Minuten folgen sollen und dass schon diese Lnkalzüge
in der in Rede stehenden Geleis-Zusammenziehung sich gegenseitig
behindern müssen, so dürfte wohl die Frage berechtigt sein: Wann
und wie oft denn bei der Anordnung nach Fig. 7 die Züge der an-
schließenden vier Hauptbahnen, auf welchen nach heutigem
Fahrplane taglich 120 Züge in beiden Fahrrichtungen laufen,
eigentlich auf die Stadtbahn übergeführt werden sollen? Man
sieht, dass mit der Unzahl von Gleiskreuzungen , welche Fig. 7
aufweist und welche schon unter gewöhnlichen Verhältnissen
äußerst bedenklich erscheinen würde, in einem Anschluss Bahn-
hofe der Berliner Stadtbahn ein Betrieb Oberhaupt nicht möglich
sein würde. Indessen braucht man sich mit diesem Nachweise
der Unmöglichkeit der von Hrn. Hartwich vorgeschlagenen Gleis-
Anordnung noch nicht genügen zu lassen, um dieselbe als unaus-
führbar abzufertigen. Schon vor Bekanntwerden der betr. Skizze
des Hrn. Hartwich waren seitens der Stadtbahn Projektskizzen
aufgestellt worden, welche Klarheit darüber schaffen sollten, ob
unter Vermeidung jener unmöglichen Niveau-Kreuzungen, etwa mit
Hülfe von Unter- bezw. Ueberfflhrungen , eine solche Lösung der
Anschlüsse im Westen und Osten der Stadtbahn sich erzielen
lasse, welche zugleich mit einer Anordnung der 4 Gleise nach
dem Vorbild der New- Yorker Projekte, wie sie von Hm. Hartwich
befürwortet wird, für die Berliner Stadtbahn vereinbar sein würde.
Im Osten von Berlin, wo die bewohnten Stadttheile bereits bis
nahe an die Ringbahn heran treten, erwies sich aus Gründen der
kurzen Langen zwischen den Qnerstrafsen, welche über die Stadt-
bahn und ihre Anschlüsse überführt resp. unterführt werden
müssen (Fruchtsir., Warschauer Str., Markgrafendamm), eine solche
Lösung von vorn herein als unmöglich. Im Westen bei Char-
lottenburg, wo das Terrain noch verhaltnissmüßig frei ist, würde
die Anordnung allenfalls zu ermöglichen gewesen sein, nicht aber
ohne die ungünstigsten Steigungsverhaltnisse, doppeletagige Ueber-
führungen, hohe Damme bezw. Viadukte zu erhalten, nnd nicht
ohne Zerstückelung eines umfangreichen, aufserst kostbaren Terrains
durch vielfach verschlungene Anschlusskurven in noch viel höherem
Maalae, als es schon jetzt nach dem definitiv angenommenen Pro-
jekte der Stadtbahn*) der Fall ist.
Hatten nun schon diese Untersuchungen der Anschlüsse an
der Stadteisenbahn die Unmöglichkeit dargethan, eine
der Gleise nach dem Vorschlage des Hrn. Hartwich
a, so fiel gegen diesen Vorschlag noch ein
Grund '
2. Der flüchtigste Blick auf einen Uebereicbtsplan von London
zeigt als Charakteristikum dieser Stadt ein engmaschiges Netz von
Eisenbahnen, welches selbst die innersten Stadttheile umstrickt
Weiter eingehende Studien lassen dann das unablässige Streben
der englischen Bahnen erkennen:
a) die Endpunkte ihrer Stammlinien, sei es mittelbar oder
littelbar, bis in das Herz der Stadt vorzuschieben,
b) Lokalbahnen zu hauen, welche die Zuführung der Passa-
giere aus entfernteren Stadttheilen auf die Stammbahnen und
deren Zweiglinien nach den Vororten übernehmen, und
c) Verbindungsbahnen zwischen den verschiedenen Stamm-
bahnen zu schaffen.
man, dass von diesem erstaunlichen Gewirre von
in IjDntlon (lfts tirsljß Stück der
in „Berlin und I
■npiinkte
Abzwei-
bahn*) nicht früher als 1863, also vor kaum 15 Jahren in Verkehr
getreten und dass seit dieser kurzen Zeitspanne die Stadt mit einem
ganzen Netz der verschiedenartigsten Bahnen durchzogen worden
ist, so liegt der Gedanke nahe, dass trotz der allerdings viel
beschrankteren Gröfse und des viel geringeren Verkehrs auch in
Berlin die jetzt im Bau begriffene Stadtbahn nicht für ewige
Zeiten ausreichen und nicht als in sich abgeschlossen auf die
Dauer besteben bleiben wird. Ks gehört keine grofse Sehergabe
dazu um voraus zu sagen, dass bald nach der Betriebseröffnung der
Berliner Stadt-Eisenbahn sich das Augenmerk, wenn auch nicht
auf den Bau neuer Stadtbahnen, so doch auf '
Anschlüssen an gewiss« Kaon jiH sskennban
der Stammbahn, vielleicht auch auf die Anlage
gungen lenken wird. Derartige Anschlüsse in Zi
würden aber bei der von Hrn. Hartwich befürworteten Gleise-
Gruppirung geradezu unmöglich sein. Denn mag entweder eine
Abzweigung aus dem in der Mitte liegenden Gleisepaar für ex-
ternen Verkehr oder aber eine solche aus den beiderseitigen Einzel-
gleisen für Lokalverkehr beabsichtigt werden — in jedem Falle
wird dabei eine Niveaukreuzung von mindestens zwei
Hauptgleisen nothwendig. Hat diese schon bei einer Bahn mit
normalem Verkehr ihre groben Bedeuklichkeiten ; um wie viel
gröfser werden dieselben bei einer Stadtbahn sein mit ihrer un-
unterbrochenen Aufeinanderfolge der Züge!
Fragt man sich nun, wie trotz dieser offenbaren Bedenk-
lichkeiten die von Hrn. Hartwich befürwortete Gleis-Gruppirung
für die Sew-York Underground Railroad hat gewählt werden
können, so liegt die Antwort einfach in der bestehenden Ver-
schiedenheit der Oertlichkeiten. New- York liegt auf einer schmalen,
lang gestreckten Landzunge und die Sew-York Underground
Railroad bildet die Fortsetzung der Sew-York and Hartem Rirtr
Railroad, welche die Landzunge der Lange nach in der Mitte
durchzieht Es sind daher hier Anschlüsse wenigstens an
Ende nnd Abzweigungen aus Zwischenstationen überhaupt und
für alle Ewigkeit ausgeschlossen. In der Glcise-Gnippirung
dieser Bahn war man also ziemlich frei und es hat dieselbe
so gewählt werden können, wie sie für die Anordnung der Lokal-
stationen, vielleicht auch für den allm ihliehen Ausbau der zunächst
nur 2 gleisig hergestellten Bahn am bequemsten war.**)
Der New- Yorker Bahn gegenüber stehen die 4 gleisigen
Londoner Stadtbahnen, nämlich: a) Die Metropolitan Railieag
zwischen den Stationen Moorgate Strett und King» Vrou. b) Die
Metropolitan Rrtention Railwag (der London-Ckathnm-Dorer-}ithn
gehörig) zwischen Ludgate Hill und Longhbyrough Jimction. c) Die
Sörth - London Railtcay von liroad - Street • Station bis DiUton-
Junetion. Alle 3 Stadtbahnen haben eine paarweise Gruppimng
ihrer 4 Gleise grade so, wie sie für die Berliner Stadt-Eiseubahu
thatsachlich in Aussicht genommen worden ist
8. Was die allgemeine Anordnung der Bahnhöfe der
Berliner Stadteisenhahn betrifft, so muss von vom herein darauf
verwiesen werden, dass Stationen von so normaler Beschaffenheit
wie Hr. Hartwich dieselben in der in Rede befindlichen Publi-
kation voraussetzt, in Wirklichkeit üb
Bei Erbauung einer Bahn mitten durch eine
spieligen Wohnhausera und unantastbaren öffentlichen
nur fiskalischen Gebäuden dicht besetzte Stadt ist es
standlich, dass die Trace der Bahn sich ungleich mehr als in
jedem anderen Falle der Lokalitat anschmiegen muss;
häufige und z. Th. verhältnissmäßig enge Kurven sind deshalb
bei der Berliner Stadlbahn, soweit sie sich durch die Innen-
stadt erstreckt, unvermeidlich. Es ist somit auch nicht zu
verwundern, wenn auch die
werden mussten.
Hierzu kommt, dass sämmtliche Bahnhöfe durch die zu
unterführenden Querstraßen oder Wasserläufe theilweise recht
eng und theilmeise schiefwinklig hegrenzt werden. Eine freie
Länge von 225 », wie sie bei den Skizzen des Hrn. Hartwich zur
Unterbringung der Bahnhoßräume verwendet wurde, steht in
Wirklichkeit in keinem einzigen Falle zur Verfügung. —
Die Anordnung des Grundrisses der Stationen ist in jedem
einzelnen Falle von der Lage und der Bedeutung der Zuführung*-
Straßen abhängig zu macheu. Diese allererste Rücksichtnahme
ist bei den Projektskizzen des Hm. Hartwich vollkommen außer
Acht gelassen. Anscheinend sind die publizirtcn Stationen auf
einem freien Platze, oder mindestens an einer Parallelstraße ge-
dacht, wähnfnd beispielsweise bei den Bahnhöfen an der Friedrich-
Straße und an der Konigstraße die Hauptzuführungs-Straße eine
Querstrafae ist In London ist man in gleichem Falle an-
scheinend stets bemüht gewesen, den Mittelpunkt der Station, den
fast allein vom Publikum bennuten Raum — nämlich das Zugangs-
Vestibül — möglichst nahe au die Haupt -Zuführung« -Straße zu
legen, nicht aber in eine Seitengasse.
4. Die Anordnung der Aufbauten auf den Perrons ist in den
Skizzen des Hm. Hartwich offenbar nach Londoner Vorbildern
gewählt Dazu muss jedoch bemerkt werden, dass bei fast allen
wichtigeren Stationen der Innenstadt von London, also bei fast
allen Stationen der Metropolitan - Railwag und der Metropolitan-
Diitrict-Raüteag geschlossene Hallen für nothwendig erachtet
wurden, und
•) Cfr. Pl«n ran Bcriu, to.
') Bi*hop$ Hoad M. Fnrringdim Street Art Mttrv>poUtnn-k*hn,
•*) So vlri holuumt grwnrdeii, »md b*l diewrr Bahn tatner nur die i» der Mitte
Hemden ükoe fit durrb(trb-ii.lrn Verkehr, nirht ttwr dl« ulmi Unf»d*o KhikJ-
fir\m rar uwwk.hr tm AM«»™., geko»»e„. Digitized by Gc
140
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
6. April 1878
•bei
in Anbetracht
Ausführung ge-
' i rauheren
die offene
a) mittels Beiladen des Gepäckes der einzelnen Stadtbahn-
i, welche derselbe Personenzug passirt, in einen und
denselben Packwagen, oder :
b) mittels Einstellen besonderer Packwagen für jede einzelne
Station in denselben Zug.
Was zunächst die letzte Alternative betrifft, so ßt dazu zu
bemerken, dass nach dem bisher aufgestellten Betriebsprogramm*)
die Ueberftihrung der Kourier- und Schnellzüge der au die Stadt-
bahn anschließenden Bahnen über die Stadtbahn in der Weise
gehandhabt werden soll, dass beispielsweise ein Kourierzug auf die
Berl.-Potsd.-Magdeb. Bahn gleichzeitig in zwei Theilzügen von
Berlin abgelassen werden wird, von denen der eine auf dem
ostlichen Anschlussbahnhofe der Stadtbahn (Niederschi. • Mark.
Bahnhof) originirend, die Passagiere in den Hauptstationen der
Stadtbahn sammelt, wahrend der entsprechende andere Theilzug
in herkömmlicher Weise vom eigenen Bahnhofe der Potsd. Bahn
werden wird; in Potsdam oder in einer naher liegenden
zu einem einzigen, weiter
vereinigen sich beide
Lage
5) Die Perron • Anlage steht selbstverständlich in engiter
Beziehung zu der Gleise -Gruppirung. In .jedem Kalle dürfte es
wünschenswert!! sein, die Perrons nach den beiden eigenartig I
verschiedenen Verkehrsarten getrennt zu halten. Die Festhaltung
dieses Gesichtspunktes fuhrt bei der von Hrn. Hartwich ange-
nommenen Gleis-Gruppirung nach dem Vorbilde der .Veir-Forier
l'nderground Rnilroad ganz naturgemäß auf die Anordnung
eines Inselperrons für externen Verkehr und zweier Halbperrons
für Lokal verkehr. Bei der t'Ur die Berliner Stadteisenbahn pro-
jektirten Gleis-Gruppirung (2 Gleispaare neben einander) scheint
die Anordnung zweier Insel - Perrons die natürlichste Losung zu
sein. Wenn dieselbe bei Londoner Zwischcubahuhöfen mit
analoger Gleisgnippirung nicht durchweg beliebt worden ist, so
durfte die Ursache in dem Umstände zu suchen sein, dass da-
selbst die Unterschiede zwischen Lokal - und Extern - Verkehr
nicht so scharf ausgeprägt sind wie in Deutschland, wo der
externe Verkehr mit einer unvermeidlich schwerfälligen Passa-
gier-Gepackexpedition behattet ist. Eine strikte Trennung
der Verkehrsarten nach Perrons ist daher in London weniger
nothwendig als in Deutschland. Doch bleibt es interessant zu
konstatiren, dass grade in demjenigen Zwischenbahuhofe von London,
in welchem der überwiegend größte Theil des kontinentalen Ver-
kehrs seine Abfertigung findet, nämlich in Ludgate- Hill der Lon-
don-Chatham- and Ductr-Railway, wo also der Aufsenverkehr in
l>esonders charakteristischer, dem deutschen Personenverkehr
ahnlicher Form auftritt, dieselbe Anlage von zwei Insel-
Perrons durchgeführt worden ist, wie man sie für die Ber-
liner Stadthahnhofe projektirt hat. Während im östlichen Gleis-
Paare des erwähnten Bahnhofs und an dem zugehörigen Perron
ausschliefslich die externen Züge der London -( 'haOiam - /)oivr
Bahn und nur wenige Vorstadt • Züge der London and South-
Heitern- Railtray ihre Expedition erhalten, fahren in dem west-
lichen Gleise-Paar an dem zugehörigen Perron ausschliefslich
Lokal-Züge an, besonders die Viktoria-Stadt-Züge und die Krystall-
Pallast-ZOge.
Hinsichtlich des Betriebs in den Personenbahnhöfen bedarf
noch ein Punkt der eingehenderen Betrachtung. Es ist dies die
Gepäck-Expedition. Nach den Projekten des Hrn. Hartwich
„soll die Gepäckbeförderung von unten herauf durch hydraulischen
Aufzug, mittels dessen ein ganzer geladener Gepäckwagen gehoben
wird, vermittelt werden". Bei derartiger Einrichtung würden
2 Möglichkeiten für die Abwickelung der Gepäckexpeditiou denkbar
Weiche auf die Aufzugs- Plattform zurück gesetzt, mittel« des Auf-
zugs in das Straßenniveau hinunter gelassen, dort in die Gcpack-
uxpedition geschoben und mit den Gepäckstücken beladen, um
epedition geschoben
dann denselben umständlichen Weg zurück zu machen. Da*s bei
diesen vielfachen schwerfalligen Manipulationen ein längerer Auf-
enthalt des Zuges in dem Zwischcnbahnbofe unvermeidlich ist,
dass dieser Aufenthalt, welchen Hr. Hartwich selbst in den Anschluss-
bahnhöfen zu in Moniten anschlagt, bei seiner mehrmaligen
Wiederholung in den vorkommenden Zwischenstationen den Hei-
senden die Benutzung der Stadtbahn im Externverkehr sehr bald
verleiden würde, liegt wohl auf der Hand.
Damit nun ist die Einrichtung hydraulischer Aufzüge zum
Heben und Senken von Eisenbahn-Fahrzeugen zum Zwecke der
Passagiergepäck- Expedition hinfallig, ganz abgesehen von den
unverhaltnissrnäßigen Betriebskosten einer so kolossalen Gleis-
und Maschinenanlage zur Bewältigung einer so geringfügigen
Arbeitsleistung, wie es die Expedition des Passagiergepucka ist.
Es darf behauptet werden, dass eine analoge Einrichtung von
Aufzügen in Personenbahnhöfen bisher in der ganzen Welt nicht
existirt, selbst nicht in England, dem Vaterlande der hydrau-
lischen Aufzüge für Eisenbahnwagen^ —
6) Hydraulische Aufzüge i
bilden nach dem V<
Fahrzeuge
g, wie sie in London bei der London-fhatham-Vorer-
ftaittcay üblich ist Die sogen, lioat - Train* gehen in 2 Theilzügen
ans dem Innern der Stadt ab, nämlich einer von Hotoorn Station
aus über die Metropolitan Ejtenßion R., der andere von Victoria
Station aus über die Stammhahn und beide Theilzüge werden in
/lerne Hill zu einem Zuge zusammen gesetzt, welcher dann bis
Dover resp. Queensborough weiter lauft.
Im vorliegenden Falle würde, da die Berliner Stadtbahn
einschl. der Alischlussbahnhöfe 5 IlaiiptKtalionen aufweist, in
welchen der Zugang auf KourierzOge gestattet werden muss, der
Stadtbahn- Theilzug im Falle der Beistellung besonderer Pack-
wagen für die einzelnen Stationen schliefslich fünf Packwagen
führen und der Kourierzug nach seiner Zusammensetzung aus den
beiden Theilzügen, ungerechnet die etwa in dem östlichen An-
schlussbahnhofe von den östlichen Bahnen übernommenen Durch-
gangswagen, mindestens sechs Packwagen und einen Postwagen
mitschleppen müssen. Dass ein derartiger Betrieb undurchführbar
ist, bedarf keines Nachweisest
Sonach bleibt nur übrig, das Reisegepäck in den Zwischen-
stationen beizuladen. Dicsereluzig mögliche Modus der Expedition
würde sich bei der von Hrn. Hartwich vorgeschlagenen Anordnung
hydraulischer Aufzüge für Heben und Senken ganzer Fahrzeuge
wie folgt vollziehen müssen: Nachdem der Zug in den Bahnhof
eingelaufen, wird der Packwagen losgekuppelt, von der Maschine
bis vor die Weiche des Aufzuggleises vorgezogen, durch
•) Cfr So 51 «. W die. Bl.
des Hrn. Hartwich den
für die Anlage von Güter-Stationen an der
Stadtbahn. Offenbar haben dabei englische Güterbahnhofs-An-
lagen an Viaduktbahnen, wie sie besonders in London mehrfach
zu linden sind, als Vorbilder gedient Dabei ist nur eins
zu bemerken, nämlich, dass eine derartige Anordnung wie
die in Fig. a. a. 0. gezeichnete in London nicht vor-
handen ist. Bei keinem der dort ausgeführten Güterbahnhöfe
liegen die Aufzüge mitten in einem Aufstellungsgleis, welches — wie
es in der vorliegenden Skizze der Fall, an beiden Enden theil-
weise sogar mit gegen die Spitze zu befahrenden Weichen an die
Hauptgleise angeschlossen ist. Unvermeidlicher Weise werden in
dem einzigen Aufstellungsgleis des Projekts Raugirbewegungen
über die Aufzugs-l'lattformen hinweg staltfinden, vielleicht sogar
Maschinen die letzteren passiren. Die hiermit verbundene Gefahr
des Hinabstürzens der Wagen, sowie die in der unmittelbaren
Verbindung der Aufzugsgleise mit den Hauptgleisen durch
Weichen gegen die Spitze liegende Gefahrdung der Personenzüge
dürfte begreiflich sein. Bei Londoner Gflterstationen liegen die
Aufzüge stets am Ende todter Gleise, u. z. entweder am Ende
todter, mit Weiche an die Aufstellungsgleise angeschlossener l'arallel-
gleise, wie z. B. bei ISUmk/riar* (Jood*- Station der Lnndon-Chatham-
Daver-Railtcay, oder al>er in besonderen quer zu den Aufstellungs-
gleisen gerichteten und mit diesen durch Drehscheiben verbundenen
Aufzugsgleisen. Die Anordnung von Quergleisen ist die häufigere;
sie ist unter anderen angewendet bei der Gflterstation liroad-
ttreet*), ISrick-Lane, Minoriet, ilint-*tre*t, London-Docks u. a. m.
Jedenfalls ist kein Fall bekannt, in welchem die Aufzüge mitten
in den Aufstellungsgleisen liegen.
Viel wichtiger jedoch, als die Frage über die Anordnung der
Aufzüge in den Gleisen ist die allgemeinere über die Anwend-
barkeit von Aufzügen überhaupt, über ihre Einführung für
deutsche Eßenbahnverhältnisse und speziell für Stadtbahnzwecke,
Eine Einrichtung, welche in der City von London bei einem
Grunderwerbs- Preise von 800 M.proL]10 motivirt sein mag, empfiehlt
sich deshalb noch nicht für Berlin. Aber noch andere örtliche Ver-
hältnisse lassen die direkte Uebernahme der in England beliebten
Anordnung von Aufzügen nach Deutschland nicht unbedenklich
erscheinen. Während in England die Güterwagen regelmäßig
nur 6T Ladefähigkeit besitzen, haben die deutseben Wagen in
min. 10 f. Die Aufzüge würden also in Deutschland wesentlich
bedeutend starker konslruirt werden
jetzt der Fall ist Die Platform
"« wie
für Personenzug-I'ackwageu benutzt werden sollte, i
Dimensionen erhalten**). Dazu kommt, dass selbst englische In-
genicure kein Hehl aus den unverhältuisstnäßig hohen Betriebs-
kosten ihrer Aufzugsanlagen machen. Die reichhaltige Litteratur
Ober das Vorbild derartiger Bahnhöfe ( Broad Street- Stution in London)
gestatten den ziffermäfsigen Nachweis, dass die Stationskosten bei
dieser Anlage sich höher belaufen, aß die für die Güter verein-
nahmten Expeditions-Gebühren. Dabei ist nicht zu vergessen, dass
in der genannten Station, welche vor den jetzt in Ausführung
begriffenen Erweiterungen den Höhepunkt ihrer Leistungsfähig-
keit erreicht hatte, dem entsprechend eine nahezu vollkommene
Ausnutzung der Maschinenkraft vorausgesetzt werden darf, wie
sie bei einem nnverhältnissmafsig geringen Verkehre und trotz
der noch umfangreicheren maschinellen Anlagen kaum zu er-
reichen sein würde. Es mag zugegeben werden, dass die ruhige
und sichere Funktionirung der in England üblichen Aufzüge einen
äußerst bestechlichen ersten Eindruck auf den deutschen Be-
obachter ausübt; vor der bedingungslosen Uebertragung der Ein-
richtung auf deutsche Verhältnisse aber sollte doch eine etwas
eingehendere Ueberlegung stattfinden, welche wohl dahin führen
dürfte, dem Urthcilo eines gerade für diesen Fall 1
Petenten, anerkannten Betriebstechnikers beizutrt«u.
lautet: „Mehr technisch interessant, aß praktisch und
8chwieger.
mm. iu ». i/ie Auizuge Warnas
schwerer, die Maschinen bedei
müssen, als dies in England bis
des Aufzugs liesonders müsste, i
•) Ofr. H*rtwi«"h, Aptvtri«tUrh<» B*»m*'ikimiJpiv, T»fr-I X.
-) Di« iMImii» tut i.ct>ük«ttna law 19,12- Laase.
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Nt. 28.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
141
Dresdener Zweigrverein des
and Architekten -Vereins.
Sitzung vom 12. November 1677. Hr. Dampfkessel-
Inspektor Siebdrath spricht über Imprägniren von Klei-
dungsstoffen zur Verhütung von Feuersgelahr. Durch den in
eiuer Zünderfabrik bei Meissen vor längerer Zeit vorgekommenen
Fall, dass die Kleider der Arbeiterinnen in lirand gerathen und be-
deutende Verletzungen eingetreten sind, ist Redner veranlasst
worden, über besondere Sicherheit*- Vorkehrungen nachzudenken.
Zuerst ist derselbe zu dem Vorschlag gekommen, eine Art Bein-
kleid für die Dauer der Arbeitszeit einzuführen, »elcher Vorschlag
jedoch keinen Eingang gefunden hat ; demnächst hat derselbe die
Anlegung von Ueberkleidern aus unverbrennlichen Stoffen vor-
geschlagen. Es sind mit Hülfe eines Chemikers Versuche an-
gestellt worden und man hat zunächst eine Tränkung der
Kleiderstoffe mittels 5prozentiger und alsdann mittels lOprnzentiger
Alaun-Losung ausgeführt Diese Versuchsreihen haben ein günstiges
Resultat nicht erwiesen, da die mit Alaunlösungen impräguirten
Stoffe nach wie vor, mehr oder weniger mit heller Flamme
brannten. Ausserdem werden die Stoffe (leinene und baumwollene)
durch die Alaunlosung unansehnlich. Weiter ist eine 5prozentige Lö-
sung von phosphorsaurem Ammoniak versucht worden, welche
vollständig gelungene Ergebnisse geliefert hat, da mit dieser
Lösung imprägnirte Kleiderstoffe nicht mehr mit heller Flamme
brennen, sondern nur noch durch Verkohlen zu Grunde gehen.
Endlich hat der Redner eine Losung, die b\ Alaun und
h\ phosphorsaures Ammoniak enthält, zum Tränken leinener und
baumwollener Stoffe benutzt und auch durch diese Tränkung
dass die Stoffe nicht mehr brennen.
Die mit phosphors. Ammoniak behandelten Stoffe bewahrten
bei den vor der Versammlung ausgeführten Experimenten ein
recht gutes Aussehen und brannten selbst dann nicht, nachdem
sie znvor mit Schiefspulver stark eingerieben worden waren.
Das Schiefspulver verpuffte, Hess aber den Stoff unverbrannt. —
Die Tränkung ist nach spezieller Instruktion auszuführen. Die
Kosten derselben berechnen sich für 1 Kleid auf etwa 2,5 JL
Die Stoffe sind von Schlichte zu befreien ; sie können durch
Nasswerden — Auswaschen — die Unverbrennlichkeit wieder ein-
büssen. Da die Stoffe indes* nur in liedachten Räumen getragen
werden und nach dem erfolgten Auswaschen abermals für die
Ausgabe von 2,5 ./<£ neu impragnirt werden
ein wesentlicher Nachtheil nicht zu erblicken.
Hr. Sekt. - Ingenieur Daumann referirt über seine eigen-
tümliche Konstruktion von Eisenbahn-Ueherführungen
in Städten. Die Konstruktion soll geringe Höhe erfordern,
gefällig ausseben, eine sichere, wasserdichte Decke bieten und das
Rasseln der Eisenbahiunge abschwächen oder auch ganz aufheben.
"le eiserne Bogenträgcr unter sirh durch Querverbindungen
und mit (patentirtem) Wellblech abgedeckt Die
Rinnen des Wellblechs laufen in der Richtung der Träger, so dass
die Abwässerung nach den Auflagern hin erfolgt Die Blechufeln
sind an ihren Enden aufgekrempt und hängen an diesen Auf-
krempungen etwa in der Art von Dachziegeln. Dieselben sind
durch eine Asphaltschicht vor den Einflüssen des Wassers ge-
schützt; auf dieser ruht eine Kiesschicht, in der die Schwellen
gebettet werden. Die Stirnen der Bauwerke sind ebenfalls in
Eisen konstruirt —
Hr. Ingenieur Kuhn legt dem Verein eine Reihe vorzüglich
ausgeführter Photographien vor, welche die Caisson-Gründung der
Riesaer Elbbrücke darstellen. —
In der Sitzung vom 19. November 1877 sprach Hr.
Professor Dr. Rittcrshau s über Kinematik und in der Sitzung
vom 26. November Hr. Ingenieur von Scholz über die
Bauten der neuen Pariser Weltausstellung. Die Aus-
stellungs-Gebäude auf dem Marsfelde bedecken eine rechteckige,
750 m lange, 350 m breite, 272 500 grofse Fläche, während
die für Festlichkeiten bestimmten Gebäude, die auf dem Trocadero-
Plaue errichtet werden, einen Flächenraum von 243 000[>
Redner erläutert die für die Bauten auf dem
den meisten Frachtgut«
cht schädlich, und es können
und beschreibt die hauptsächlichsten Konstruktionen, mit Hülfe
zahlreicher Photographien, Pläne und Skizzen. —
Sitzung vom 3. Dezember 1H77. Hr. Ingenieur-Major
Richter referirt über die neuen Militftrbauten bei Dresden
und giebt unter Bezugnahme auf ausgestellte grobe Pläne sowohl
einen Gesammt-Ueberblick Uber die Bauten, als auch die spezielle
Beschreibung einzelner unter ihnen, so des Kadettenhauses, des
Lazaretbs und der Kommandantur.
Hierauf macht Hr. Baurath Römer MittheUungen über
Sekundärbahnen, deren Unterschied im Vergleich zu Haupt-
bahnen nicht in erster Linie in der Art der Bauausführung, sondern
in der Betriebs-Art liegen soll, da diese Bahnen so beschaffen
sein müssen, dass sie auch bei schwachem Verkehr eine Rente
bringen. Wenn das Bauareal billig und wenig koupirt ist, so
kann für Sekundärbahnen die normale Spurweite angemessen
sein; wenn jedoch, namentlich wie im sächsischen Gebirge, schmale,
steilwandige Thäler zu durchfahren sind, so wird die engere
Spurweite rentabler sein, weil sie erheblich weniger Anlage-
kapital erfordert Was das durch die Schmalspur bedingte Um-
laden betrifft, so ist das nicht so wichtig, als es auf den ersten
Zunächst ist dasselbe nicht theuer und
außerdem die Wagen der Hauptbahnen mit langem Radstande ja
ohnehin auf den mit engen Kurven gebauten Sekundärbahnen.
nicht laufen. Umgekehrt wäre es der Rentabilität nicht förder-
lich, wenn die Wagen der Sekundärbahnen auf die Hauptbahnen
übergingen. Wäre letzleres der Fall, so müsste die Sekundär-
bahn eine ungleich gröbere Wagenzahl besitzen, als sie für den
eigenen Betrieb bedarf, wodurch nicht Mos ein Mehrbedarf an
Anlagekapital, sondern auch an Berriebsaufwand
Weun ferner die Wagen der Sekundärbahnen auf die 1
übergehen und dort in den gewöhnlichen Güterzügen
sollen, müssten sie viel stärker konstruirt, also auch viel
voller sein, als der Betrieb der äekundärbahn es erfordert
Hr. Geh. Finanzrath Köpke bemerkt, dass die Güter, nament-
lich in Frankreich, beim Uebcrgauge von einer Bahn auf die
andere vielfach umgeladen werden, um den Wagenpark auf der
eigenen Bahn zurück zu halten. Die Umladekosten sind, nach
Mittheilung des Betriebs-Ins|>ektors Saling bei der Bröhlthalbahn,
für Kohlen, die umgeschaufelt werden müssen, 75 pro 100
und für Erze sowie Kohlen, die gestürzt werden dürfen, 40 s\
pro loo z, daher ziemlich unbedeutend. Die schmalspurigen
Bahnen haben ferner den grofsen Vortheil, dass man von ihueu,
unter Anwendung kleiner Radien, leicht Zweiggleise in die Fabrik-
etc. Etablissements legen kann. Wie billig der Betrieb der
schmalspurigen Bahnen sein könne, beweisen die bekannten Er-
fahrungen auf der Bröhlthalbahn.
Hiernärhst theilt Hr. Baurath Römer noch mit, dass in
Amerika zur Entfernung des Schnees von den Eisenbahnen das
Verfahren angewendet worden ist, dass man flache Kinnen in
den Schnee gemacht, diese mit Petroleum gefüllt und letzteres
entzündet hat —
Sitzung vom 10. Dezember 1877. Hr. Zivil-Ingen.
Scharowsky referirt über die Hafen- und Brückenbauten
in Rotterdam. In Rotterdam fehlte es an einer direkten
Schienenverbiudung zwischen den 3 dort mündenden Eisenbahnen,
weiter auch an Haienraum und es waren endlich auch die vor-
handenen Lagerräume für den immer mehr aufblühenden Handel
unzureichend geworden. Die sehr grofsen Kapitalien, welche man
brauchte, wurden durch Zusammenwirken der Rotterdamer Handels-
Vereinigung, des hol ländischen Staats und der Kommune Rotter-
dam beschafft Schlechter Baugrund, Moorboden von 20 bis 23»
Mächtigkeit und Schwankungen des Wasserstandes von etwa 4»
machten die technische Seite der Aufgabe überaus schwierig.
Hergestellt wurde zunächst der Königshofen, der eine Krüm-
mung der Maas abschneidet, 1200» lang, 150» breit ist und
eine Sohlenlage von C(84™ unter A.-P. hat. Der Hafen ist bis
auf 6m unter A.-P. trocken ausgehoben und im Uebrigen ausge-
baggert worden. Der Hauptzweck, den der Königshafen erfüllen
soll, ist die Zufahrt von der Maas zu den eigentlichen Hafen der
Stadt zu vermitteln und die bisherige durchgehende Schiffahrt der
Maas vor Rotterdam aufzunehmen. Ersteres war nothwe
weil die Versandung des linken Maasufers gegenüber der
es nicht zuliefe, direkt aus dem Strom in die Häfen zu g< '
es musste die Schiffahrt nach dem Königshafen verlegt
da die Maas mit 2 festen Brücken zu überspannen war.
Im Sinne der Richtung des Maas-Stromes sind links
Königshafen und etwa unter rechtem Winkel von demselben ab-
zweigend 2 andere große Hafen hergestellt worden, von denen
der eine noch einen kleineren Zweighafen, den sogen. Entrepöt-
Hafen aufnimmt Diese Werke haben 5 bezw. 6m Sohlentiefe
unter A.-P. erhalten und sind auch fast ganz im Trockenen aus-
gehoben. — Die Kaimauern der Häfen sind von verschiedener
Konstruktion, alle aber stehen auf Pfahlrost, dessen Pfähle über
20» lang sind. Bei der Anlage wurde als msafegebeftd betrachtet,
das Gewicht der Mauern und den Horizontalschub des Erdreichs
auf das Mindeste zu reduziren. Dies ward erreicht, indem man
die Böschung des gestützten Erdkörpers entweder durch den
Pfahlrost oder sogar durch das auf dem letzteren
Mauerwerk hindurch treten liefe») Zur Verbindung der
der Hafcnanlagen gelegenen Eisenbahnstation Mallegi
vom
bedeutende Brückenbauten erforderlich, u. z. zur Ueberbrückung
des Königshafens und der Maas, so wie zur Anlage eines die
Stadt durchscheidenden Viadukts von etwa 1506™ Länge**). Die
Einfahrtstellen vom Königshafen nach den beiden Haupthäfen
sind mittels beweglicher Brücken überspannt, von denen eine
Klappbrücke von 23"1 Lichtweite bemerkenswertn ist Für
den Fuhrwerk- Verkehr zwischen Rotterdam und den Hafenanlagen
ist neben den Eisenbahnbrücken über die Maos und den Königs-
hafen je eine Strafeenbrücke angelegt worden. — Zwischen den
Häfen werden grofse Magazine erbaut, wozu umfängliche Bamm-
arbeiten nothwendig sind, welche grofse Bausummen erfordern.
Es kostete z. B. die Pilotiruug für das grofse Magazin am
Eutrepot • Hafen gegen 300 000 .// Die zum Theil gewagten
Ausführungen gingen im ganzen gut von Statten und einzelue
Unglücksfälle, welche vorkamen, wurden glücklich überwunden.
So z. B. wurde ein in Folge Answeichens des Untergrundes in der
Mitte durchgerissener. Pfeiler durch Zement&usguss und Ver-
•) V»ml. u. «. t). Bit«. 1171. 8. 571 und 1S76, 8. SGI.
") V,r,tl, D. Bit«. 1*77, & 18».
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142
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
I. April 1878
ankerung reparirt; eiuige durch den Bodenschub stark ausge-
bauchte Kaimauern wurden durch frische Verankerung wieder fest
gestellt; ein sammt pneumatischem Caisson in eine Neigung von
45" gegen den Horizont geratbener Brückenpfeiler wurde durch
hydrostatischen Auftrieb wieder gerade gerichtet.4) — Der zu den
Mauern verwendete Mörtel wurde aus 3 Tb. Kalk und 5 Th. Trass,
oder aber aus 3 Th. Kalk, 2 Th. Trass und 1 Tb. Sand gemischt
und nur zu Zeiten, wo Frostwetter in Aussicht stand, kam Zement
zur Verwendung. —
In der Sitzung vom 17. Dezember sprach Hr. Pro-
fessor Dr. Krunkel Uber die neue Douro- Brücke in Portugal;
unsere Mitlheilung in Xu. 28 d. J. enthebt uns eines betr. Refe-
rats. Demnächst wendet Redner sich zur Beschreibung neuerer
Montirungsartcn eiserner Brücken, bei welchen weder ein fest
stehendes Montirungs-Gerust, noch ein Vurrollen der fertigen
Konstruktion angewendet worden ist An die groben ausgeführ-
ten Brückeu, nämlich dem Vanigas - Viadukt in Amerika, der
Dal-Brücke in Schweden und der St. Louis- Brücke in Amerika
sind derartige Moutirungs- Modalitäten in grobem Stile vor-
Iieder
Architekten -Verein zu Berlin.
1. April 1878. Vorsitzender Hr. Moller; anwesend 145 Mit
und 2 Gaste.
Eingänge: Heft 2 des 2. Jahrg. der Publikationen des
Arcbit- U. Ing.-Vercins zu Florenz, von diesem Verein; 24 Bl.
Normalien etc. der Mosel- u. Fischbach-Bahn von der K. Eisenb-
Direktion in Saarbrücken: 245 Bl. Normalien etc. der Venlo-
Hamburger Bahn nebst zugehöriger Druckschrift, von der Direkt
der Köln- Minden er Kisenb.- Grs. zu Ko!n; 24 Bl. photograph. Auf-
nahmen von E. March in < 'harlottenburg betr. neue keramische
Leistungen seiner Fabrik; Zuschrift des Vereins Dresdener Stein-
bildhaiier betr. Konstituirung, Zweck etc. dieses Vereins; desgl.
des Bildhauers Massier in Geinbausen, betr. Herstellung und
Verkauf von Abgüssen von Kapitellen und Säulenbündeln
aus der Stiftskirche zu Gelnhausen; endlich eine Zuschrift von
Max Friedrich, Eiscngiesserei u. Maschinenfabrik in Plagwitz bei
betr. Empfehlung der patentirten selhstthätigen Desinfek-
htungeu und Wasserklosets dieser Fabrik.
Von Hm. En t hm er werden die zur Hochbau - Aufgabe pro
2. Marz eingelaufenen u Entwürfe zu einem Soiuinertheatcr
Die Konkurrenz hat einen sehr erfreulichen Erfolg
es sind aber die meisten der Konkurrenten wohl in
t olge ungenügender Strenge in der Programm-Fassung über den
ziemlich eng gedachten Rahmen der Aufgabe hinaus gegangen.
Eine günstige Beurthcilung wird der Losung mit dem Motto:
„Aeschylos* vornehmlich wegen der in derselben verwirklichten
gelungenen Verbindung von Massiv- und Holzbau zu Theil und
übe nso der Arbeit mit dem Motto: „Nur eine Skizze", weil sie
von hoher künstlerischer Leistungsfähigkeit und Gestaltungskraft
des Autors Zeugnis» ablegt Beide genannten Arbeiten sind mit
dem Preise bedacht worden; als Verfasser der ersten wird
Hr. Ignaz Schoekl, als der der anderen Hr. L. Schupmann
ermittelt. — Die einzige zur Aufgabe im Ingenieurwesen einge-
laufene Arbeit: Projekt zu einer Kreuzdrehscheibe auf einer
Dammschüttung, wird von Hrn. G. Meyer beurtheilt Auch diese
Arbeit ist ungeachtet mehrer Unvollkommenbeiten wegen des darin
entwickelten Fleisses eines Preises für würdig erachtet worden;
Verfasser derselben ist Hr. R. Scheck. —
Hr. Appelius berichtet kurz über das finanzielle Resultat
der diesmaligen Schinkelfcst - Feier. Die Gesammt -Ausgabe
hat rot 2 413 M betragen, die Einnahme aus dem Verkauf von
Eintrittskarten dagegen 1 5<53 Ȁ, so dass von der durch den
Etat zur Disposition gestellten Summe von 100« .it. nur 850 .//
haben in Anspruch genommen zu werden brauchen. —
Hr. Schwieger hat eine Sammlung photographischer Blatter
von der Margarethen - Brücke in Budapest ausgelegt und giebt
eine kurze Erläuterung zu denselben. Eiuige dieser Blätter
bilden eine Zuwendung an die Vereins-Bibliothek. —
Es folgt die Berathung über den Antrag ützen und Ge-
nossen, betr. eine Abänderung derjenigen Bestimmungen der Ge-
schäfts-Ordnung des Vereins, die von dem Aufnahme- Verfahren
der Mitglieder handeln. Die Vorberathung des Antrags im Vor-
stande hat das Ergebniss geliefert, dass derselbe den Antrag,
unter Vornahme einiger leichten Abänderungen, zu dem seinigen
gemacht hat. Nachdem der Antragsteller sich zustimmend aus-
gesprochen hat, wird ungeachtet eines gelinden, von Hrn. Kinel
ausgehenden Widerspruchs, der Antrag mit einer ziemlichen
Majorität zum Beschluss erhoben. Nach Inhalt desselben soll
die bisherige Verlesung des Lebenslaufs neu aufzunehmender
Mitglieder fortfallen und an die Stelle derselben insbesondere
eine HUgigc Auslegung des mit möglichster Vollständigkeit abzu-
fassenden Lehenslaufs im Bibliothek-Saale treten. —
Zur Annahme gelangt feraerein Antrag der Hrn. Schwechten
und Gen., der dahin geht, dass inskünftige die Sorge für die
llerausgahe der Vereins- Publikationen den beiden Beurtheilungs-
KominUsionen für die Monats-Aufgaben obliegen soll. —
Hr. Housselle macht an der Hand einer kleinen Broschüre,
betitelt: Das Mülhausener System der Arbeiter -Wohnungen v.
J. Schultz, welche von der Firma E. H. u. D. Cordes
in Hamburg gratis zu beziehen ist, einige Mittheilungen über die
Bestrebungen einer in Hamburg zu dem Zwecke gegründeten
Gesellschaft, den Bau von Arbeiterwohnungen noch Mülhausener
System dort und anderwärts in die Hand zu nehmen; diese Be-
strebungen werden im allgemeinen als verdient und nachahmens-
würdig hingestellt. Hr. Kyll mann findet an der Broschüre eine
gewisse Einseitigkeit, die sich namentlich in der unterlassenen
Berücksichtigung betr. grobartiger Vorgange in Amerika und
Kng'aod ausspreche, zu tadeln; der Redner beschränkt sich
in Rücksicht auf einen bevorstehenden Vortrag im Verein
auf nur wenige allgemeine Andeutungen. Hr. Fritsch macht
mit einigen Worten auf die wegen Erlangung von Plänen für die
Hamburger Arboiterstadt ausgeschriebene Konkurrenz auf-
merksam, die er wegen interessanter Einzelnheiten der möglichst
ausgedehnten Beachtung empfiehlt
An die erfolgende Bcschlussfassung über einige umfassende
Beschaffungen für die Bibliothek reiht zunächst ein Antrag des
Hrn. Winkler sich an, welcher wünscht, dass der Verein die
Publikationen ausländischer Vereine zu erlangen suche; dieser
in zustimmender Weise besprochene Autrag wird den Uber-
Bibliothekaren zur Erledigung überwiesen. Es findet alsdann
die Aushändigung der Preise und Andenken an die Sieger in
den Monatskonkurrenzen, welche das abgelaufene Jahr gebracht
hat, statt —
Neben den skizzirten Verhandlungen hat die Vornahme
mehrer Wahlen stattgefunden.
Neu aufgenommen sind die Hrn. Brandt, Fragstein
v. Niemsdorff, Sarra, G. Wegner und Wohlgemuth.
In die Beurtheiliings-Kommission für die Monats- Auf gaben
sind gewählt: a) für die Landbau-Aufgaben die Hrn. v. Grols-
heim, Heyden, Jacobstbal, Luthmer, Otzen, Schmieden
und Schwechten; b) für die Wasserbau-Aufgaben die Ilrn.
Baenscb, Bitsing, Housselle, G. Meyer, J. W.Schwedler,
A. Wiehe und Winkler.
Li die Exkursions-Kommission sind gewählt die Hrn.
Appelius, Blankenstein, Boeckmann, Büsing, Dietrich,
Faulhaber, Fritsch, Genth, Hinkeldeyu, Höhmaun,
Hossfeldt, G. Knoblauch, Kuhn, D. Scbultze, Steg-
müller und Wolff.
Der Beantwortung der im Fragekasten enthaltenen Fragen
unterziehen sich diu Hrn. Büsing und Röder.
- B. -
and Fragekasten.
Abonnent V. in Hannover. Ueber den Arnual! der
Züricher Konkurrenz bezgl. des Donatorenbuches ist uns eine
Nachricht noch nicht bekannt geworden. Eine Bespr
Synagogen-Konkurrenz in Munster können wir nur nach ]
des etwa uns zugehenden Materials in Aussicht stellen.
Hrn. ('■ 6. in Waltershausen. Sie finden eine Notiz über
Rhein. Schwemmsteine auf S. 8, Jhrg. 74 u. Bl. Zu Schornstein-
Mauerwerk, sowie zur Herstellung einer massiven Decke über
einem Kuhstall würden wir das Material nicht grade für geeignet
ansehen.
Hrn. St in Bl. Ihre Beschwerde Ober die schlechte ausser-
liehe Behandlung, die den von Ihnen bei einer Behörde ein-
gereichten Zeugnissen zu Theil geworden ist, mag vollständig
gerechtfertigt sein; ob Sie etwa einen Anspruch auf Schadenersatz
im Wege der Zivilklage durchsetzen können, müssen Sie mit
einem Sachwalter besprechen.
Hrn. E. L. Grofs-Gerau. Ein „Gesetz" über die Frist,
in welcher diätarisch beschäftigten Technikern gekündigt werden
muss, dürfte wohl in keinem deutschen Staat« vorhanden sein,
bi der Regel erfolgt bei monatlicher Diätenzahlung die Kündigung
'/, Monat bezw. 1 Monat vor Aufhebung des Engagements. —
Wir rathen Ibnen, diesmal auf jeden Anspruch zu verzichten,
künftig aber stete eine bestimmte Kündigungsfrist schriftlich sich
garantiren zu lassen.
Hrn. H. in Danzig. (Jeher die Kominunalstcuer-Pflichtigkeit
diätarisch beschäftigter prenfsischer Baumeister bat unsere Zeitung
im Jhrg. G9, S. «48 — Jhrg. 7«, S. 8 u. 222 — Jhrg. 75,
S. 239, 271, 351 u. 360 verschiedene Mittheilungen gebracht
Genaueres, als dieselben enthalten, wisseu wir Ihnen nicht
anzugeben.
Abonnent in Berlin. Dass die Orthographie unseres
Blattes auffallend schwanke, können wir nicht zugeben, ebenso-
wenig, dass die Ersetzung des wie „z" ausgesprochenen „c" „in
jeder Beziehung dem allgemeinen Sprachgebrauch widerstrebe".
Zur Erörterung dieses Themas fehlt uns der Raum.
Hrn. IL in Berlin. Ein Vereidigung*- Attest wird als eine
..amtliche Ausfertigung" in der Regel einem Stempelsatze von
1,50 M. unterliegen. Der Betrag für den Stempel wird von der
ausfertigenden Behörde bei Entnahme des Attestes eingezogen.
Hrn. A. F. in Freiberg. Auskunft über die bei Eiureichun
eines Patentgesuches zu b
Seite 279, Jhg. 77 u. Bl.
Hrn. C. W. in Birkau. Eine Mittheilung über die betr.
Ventilations-Einrichtung befindet Bich in Vorbereitung.
Anfrage. Welche Fabrik beschäftigt sich
von 1-3'» breiten Stah 1- Bsn dem?
Sie
au!
; »oq C.rl Belm In ;
K. E. O. Krlncli.
: W. Stull UglturMrickfitl, Bwl
racktrtl, Bwlln.
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Nt. 29.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
143
Iah«»: KaJac? WUlwlm- und Ootthnrd . Tum»). - Pitentirt«. G*rudi • VotoUum tob ZerUer. - Dr. Rotwrt «. M«y« t - Hm* Thmte-Brirk« in
London. — Neum in d«r Berlin« B»u - AuMeUujHj. — Konknrronian. — Per«on»l-N*rbrirnt*n. — Brl«f- und Prtgekitten.
Kaiser Wilhelm- und Gotthard -Tunnel.*)
Hr. L engeling, der Bauleiter de« Kaiser Wilhelm-Tunnels,
hatte in No. S dies. IM. diu Resultate der im genannten Tunnel
erzielten Fortschritte de» letzten Baujahrs zusammen gestellt und
solche mit den Leistungen, die am Gotthard-Tunnel im Jahre 1876
erzielt worden sind, verglichen und alsdann den Schluss gezogen,
dass das am Gotthard-Tunnel befolgte Bauaystem:
1) wegen seiner geringen Leistungsfähigkeit, und
2} wegen der damit verbundenen Unregelmäßigkeiten und
Unglücksfalle
hinter dem im Kaiser Wilhelm-Tunnel augewendeten zurück stehe.
Meiner in No. 12 gebrachten Widerlegung dieser Behauptung
tritt Hr. I. engeling in einem weiteren Artikel in No. 22 entgegen.
Ich würde mich zu einer Replik nicht veranlasst linden, sofern
es sich nicht um ltichtigstellung von Thatsachen und nm wichtige
Prinzipieniragen handelte.
Durch Gegenüberstellung der Leistungen am Gotthard im
Jahre 1877 wurde die Behauptung zu 1 ziffermäisig widerlegt
und in Betreff der „ t jiregelinilfsigkeiu:n und Unglücksfälle *
ausdrücklich von mir hervor gehoben , dass das Forciren
des Stollens und die Vernachlässigung der übrigen Arbeiten
Seitens des Unternehmers während der ersten 3 Baujahre einen
finanziellen Grund gehabt habe, da der Bauunternehmer Favre
sein Baubetriebs-Kapital von vorn herein zu niedrig veranschlagt hatte
und nun, weil an allen Arbeiten — ausgenommen den Firststolleu
- wegen der sehr schwierigen Gesteins- und Wasser- Verhältnisse
Geld verloren ging, nicht anders als geschehen vorgehen konnte,
endlich dass erst nach Verdoppelung des Quantums an kom-
primiiter Luft im Sommer 187«> im Arbeitsbetriebe Regelmäfsig-
keit erzielt worden ist
Diese Umstände werden von Hrn. Lengeling in seiner Ent-
gegnung vom 20. Februar gänzlich ignorirt; wiederum werden die
Leistungen im Kaiser Wilhelm-Tunnel während der Jahre 1875
bis 1877 zusammen gestellt, um aus der Steigerung derselben von
Jahr zu Jahr den Schluss zu ziehen: „dass diesen Zahlen gegen-
über die im siebenten Baujahre beim Gotthard-Tunnel erzielten
Fortschritte relativ doch wohl weniger hervor ragend erscheinen
und niemand für den Firststollen-Betrieb einnehmen."
Hiergegen bemerke ich nun wiederholt, dass das Jahr 1877
das fünfte und nicht das siebente Baujahr ist (der vertragsmäfsige
Bautermin geht vom I. Oktober 1872 bis 1. Oktober 1880, also
8 Jahre, wahrend die internationale Kommission als Endtermin
für die ganze Bahn den 1. Oktober 1841 — also U Jahre ver-
langt); ferner, dass niemals von mir behauptet wurde, die
Unternehmung habe stets die jewcilen möglichen Leistungen er-
zielt oder nur zu erzielen gesucht, weil icli im Gegentheil zugebe,
dass die Bauunternehmung bis zum Jahre 1676 alle Arbeiten
aufter dem Stollen absichtlich vernachlässigt hat Es fehlf
daher der obigen Schlussfolgerung des Hm. Lengeling jede Basis.
Ebenso unrichtig ist diu Voraussetzung, das Firststolleu-
System bedinge ein Arbeitsfeld von 2<X>0 » Länge, da diese grolse
dermalige Ausdehnung desselben im Gotthard-Tunnel ja uur von
der erwähnten, vom technischen und finanziellen Standpunkt
aus tadelnswerthen Vernachlässigung aller Arbeiten aufser
dem Stollen- Vortrieb herrührt, und wenn Hr. I<engeling auf den
Geschäftsbericht vom Jahre 1876 S. 31 verweist, wo die „beim
Firststollen- Betrieb in so hohem Maafse sich einstellenden
Störungen offen eingestanden werden", so ist zu bemerken, dass
a. a. 0. es wörtlich heisst: „Seitdem die Kalotte durch Maschinen-
bohrung ausgeweitet werden kann, ist das Haupthindernis» der
Förder ungderArbeiten beseitigt und ein rcgelmäfsiges System
in den Baubetrieb gebracht worden." Die dagewesenen Kollisionen
bestanden in der Hemmung der Ausmauerung durch den geringen
Kalotten-Fortschritt, so dass eine gleichförmige und regelmäßige
Entwickelung der Arbeiten nicht Platz greifen konnte, während
bekanntlich bei jedem Tunnelbau-System alle Arbeiten in einander
greifen müssen, bezw. von einander abhangig sind.
Die seitherigen Fortschritte in der Fertigstellung des Tunnel»
beweisen aber evident, dass es ein Leichtes ist und von vorn
herein geweseu wäre, alle Arbeiten mit dem Stollenfortschritt in
gleichem Schritte zu erhalten. Es gilt für die Bemessung des
Werthes des für Alpeutuuuels anzuwendenden Tunnelbau-Systems
der Satz: Dass dasjenige System das beste ist, welches
den größten Stolleufortschritt gewährleistet und bei
welchem das Schritthalten der übrigen Auswcitungs-
und Maucrungs-Arbeiteu mit den geringsten Opfern
möglich ist — Als das diese Bedingungen am besten erfüllende
System habe ich im Mai 1875 in einem längeren Aufsatze das
belgische System bezeichnet, zu einer Zeit, wo noch kein
Erfolg mit demselben zu verzeichnen war. Die seit Mitte 1876
erzielten Resultate stellen fest, dass die Vollendung des
Tunnels schliel'slich nur vom Stolleufortschritt ab-
hangig ist, trotz der vorliegenden, nicht zu rechtfertigenden Ver-
spätung der ernstlichen Inangriffnahme der Ausweitung*- und
Manenmgs -Arbeiten. Es muss jedoch hierzu zur Entschul-
') Nncbd-ni wir Uurx-h Aufnahm? des gfgrawirugrn Artikels )ed«r der beiden
Seiten »*■•! uul o.. Wort > .'»Uttel lutoti. halten »it tliw »»il»M Portertiung dar
Ottotte tu uiutrui Blast- für uathnnJkk nud tchlletno dlcnelbe hiermit.
D. R*d.
digung des Unternehmers der schwer wiegende Umstand erwähnt
werden, dass die erste Anlage der ( 'oUadou'schen Kompressoren
weitaus nicht den versprochenen Nutzeffekt ergeben hat und
dadurch eine Kompressoren- Vermehrung unumgänglich nöthig
geworden ist, welche natürlich nicht ohne groben Geld- und Zeit-
Aufwand hat beschafft werden können. —
Hr. Lengeling schreibt ferner den „komptizirten und gefähr-
lichen Transport-Verhältnissen die bis jetzt erzielten geringen
Fortschritte am Gotthard zu, wobei der Unternehmer unmöglich
seineOekouomielindenkönne." — Ueberdie Leistungsfähigkeit
spreche ich mich nach Voranstehendem nicht weiter aus. Wie
man aber den durch das Baiuyatem bedingten Transport einen
unregelmäßigen nennen kann, ist mir unerklärlich. Es werden
die gewonnenen Berge der oberen Etage am Ort der Gewinnung
in die Wagen geladen und über die mit 27 0 Steigung ange-
legten Rampen direkt auf die Abladestellc geführt Ausweichen
in genügender Zahl auf der oberen Etage lassen den vollen Wagen-
zügen freie Passage und es stehen die leeren Wagen zum Ge-
brauch in der Nähe bereit Gleichzeitig mit den leeren Wagen
gehen die mit Wölbsteinen, Sand und Kalk beladenen Wagen in
die obere Etage und halten au den Arbeitsstellen und es braucht
nicht, wie beim Sohlstollen-Betrieb, Stein für Stein in die Höhe
gehoben zu werden. Die Gleise der unteren Etage dienen der
unteren Stufe des Sohlschlitzes und der Strosse.
Es dürfte nun doch einleuchten, dass diese Bahnanlagen eine
lebhaftere Förderung gestatten, als solches eine Gleisanlage auf
der Sohle allein vermag. Die Förderung aber bildet nächst dem
Stollen-Fortschritt eines der wichtigsten Momente in Bezug auf
Bauzeit und Kosten.
Die Behauptung des Hrn. Lengeling: „dass man im Kaiser
Wilhelm-Tunnel pro Monat auf einer Tunnelseite bis zu 160 ■
Ausbruch hätte fordern können," ist mir nicht bewiesen. In-
dessen war dort das Obirge höchstens halb so schwer zu ge-
winnen als am Gotthard, und es müssten daher bei letzterem für
die Gewinnung derselben Ausbruchsmasse doppelt so viel Aufbrüche
in Betrieb erhalten werden. Nun weifs ich von den von mir als
Unternehmer mit Sohlstullen gebauten Tunnels her (zuletzt
dem 2526 "> langen Potzberg- Tunnel i , dass jeder neue Aufbruch
weitere Störungen bezw. Verzögerungen im Transport verursacht.
Man würde z. B. am Gotthard nicht 100 "> Ausbruch auf
Sohlstollen fördern können, selbst wenn mau sich zur Nachahmung
des Beispiels der 10 rjm weiten Sohlstollen - Anlage im Kaiser
Wilhelm- Tunnel, auf welche Hr. Lengeling ein so grolses Gewicht
legt und die er als sein Verdienst ansieht, entschließen wollte.
Dass ein so grofser Stollen für Alpentunnels in
Bezug auf Zeit und Geld einen grofsen Missgriff
darstellen würde, wird wohl allgemein zugegeben
werden. —
Von meinem Ausspruch, dass die Arbeiten auf der Südseite
des Gotthard seit geraumer Zeit völlig regelmäßig und von An-
fang au bis jetzt so glucklich von Statten gegangen sind, wie nur
bei irgend einem anderen Tunnel, nimmt Hr. Lengeling einfach
keine Notiz, behauptet aber, „dass die häutigen, aber dennoch un-
vermuteten Ablösungen von Felsblöcken, die den Betrieb so oft
gestört und Menschenleben gefordert haben, direkte Folgen des
Firststollen-Betriebs seien. Bei der durch den Firststollen-Betrieb
bedingten Baumethode würden ungeheure Holzmassen erforderlich
werden, wenn man die aufgeschlossenen Baustrecken ganz ver-
zimmern wollte, abgesehen davon, dass ein regelmässiges Zimmerungs-
System schwer durchführbar sei und die Hölzer wegen der langen
Bauzeit, bis die Mauerung die Zimmerung ersetzt, stockig würden
und ihren Zweck nicht mehr erfüllen könnten."
Derartige Raisonnemcnts stellen die vorliegenden That-
sachen geradezu auf den Kopf und man könnte sich versucht
fühlen, daraus zu schliefsen, dass das Wesen der belgischen
Tunnelbau-Methode in Deutschland im allgemeinen noch wenig
bekannt sei. Genau das Gegen theil von dem. was Hr. Len-
geling behauptet, trifft zu! Abgesehen davon, dass man beim
belgischen System nur einen Stollen zu treiben hat, wird das-
selbe hauptsächlich wegen des bedeutend erleichterten und weniger
Gefahr ztdassenden Abbaues, gegenüber dem Ausbau im ganzen
Proiii, in Frankreich, Belgien und der West -Schweiz allgemein
vorgezogen und auch in weicheren Gebirgsarten angewendet, wie
dies z. B in dem Tunnel von Ouchy nach Lausanne in Diluvial-
Thon mit gutem Erfolg geschehen ist Es dürfte einleuchten, dass
der Abbau der Uewölbekappe viel leichter, wohlfeiler und sicherer
geschehen kann, als der Ausbau des ganzen Profils mit der
doppelten Höbe. Wenn Ablösungen vorkommen, so ist dies nur
ein Beweis, dass entweder nicht die gehörige Vorsicht beobachtet
oder zu schwach abgebaut war; das Bausystem hat damit wahr-
lich nichts zu schaffen. Wenn die belgische Metbode an und für
sich nicht hinreichend Garantie für das Leben der Arbeiter bieten
würde, so wäre sie selbstverständlich schon längst von den staat-
lichen Behörden als unzulässig bezeichnet worden. Dass mit
der Mauerung in allen druckhaften Strecken unmittelbar nach
Vollendung der Minirarbeiten begonnen werden kann, liegt auf
der Hand, und es ist lediglich ein Kehler, wenn es nicht
geschieht. Gerade in der Möglichkeit des sofortigen Ersatzes des
Holzausbaues der Tunneldecko durch das Gewölbe besteht ja
ein charakteristischer Vorzug des Mgisrhen Bau-Systems.
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144
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
10. April 1878
an dem von mir gebrauchten Ausdrucke :
nt, so möchte ich mir
giebt, l»ei deren An-
iu Zweifel geräth, ob nach
tewordenen Theile
zu befürchten sind oder nicht. Je nachdem
sein Urtheil darüber ausfallt, wird er einbauen oder sogar mauern
lassen, oder nicht; das* man hierin eher zu viel als zu wenig
thun soll, ist eine allgemeine Pflicht. Die mir zugeschriebene
Behauptung: man hatte „aberall nur standfähiges" Gebirge er-
wartet, ist durchaus ungegründet Langjährige Praxis belehrt
hierin besser als Rücher. — Dagegen wurde das Auftreten von
blähendem Gebirge, 3000™ vom Mundloche entfernt, nicht erwartet
und musste wohl Jedermann überraschen. Uebrigens hat dasselbe,
gerade weil man seine Eigenschaften kennt, noch keinen Unfall
verursacht und selbst dann, wenn mau über sein Auftreten zum
Voraus unterrichtet gewesen wäre, wurde es keinen Ausschlag bei
der Wahl der Haumethode abgegeben haben.
Srhliefslich erwähne ich in Bezug auf die Stellung, welche
die Ingenieure der Gesellschaft Unglücksfällen gegenüber ein-
nehmen, daas erstere von jedem vorkommenden Falle der Polizei-
Behörde behufs Untersuchung Anzeige zu machen haben, Den
Organen der Unternehmung gegenüber rügen sie jede ihnen
auffällige Unsicherheit; dem direkten Eingreifen aber stehen
VertragslK'stimmunge.n entgegen, und es hat der Unternehmer alle
Verantwortlichkeit allein zu tragen.
Auf die Argumente des {Iru. Lengeling betr. die günstigeren
Ventilations- Verhältnisse beim Sohlenstollenbetrieb ,
nicht nöthig zu haben, naher einzutreten.
Zürich, den 28. Marz 1878. Kauffmann
iu....«n..u.ii»1H>ki. «i
glaube ich
PatenUrter Gereon -Verschluss von Zeitler. Der neue
Verschluss, welcher in beistehender Skizze 1 in seiner speziellen
Ausbildung für ein Kloset dargestellt ist, unterscheidet sich
von der gewöhnlichen Hinrichtung insbesondere durch die Hin-
zuffigung einer selhstthatigen, hinter dem Wasserverschluss an-
geordneten Klappe, die ihre Drehung durch ein Scharnier erhalt,
welches zur Ver-
hütung von Rost
und Ungangbarkeit
aus Messing ge-
bildet wird. Zur
Erleichterung des
(langes der Klappe
ist an derselben
auf der Rückseite
ein Schirm ange-
bracht, der vom
Strahle des Druck-
Wassers getroffen
wird; das Zufüh-
Wl
bogenförmig gestal-
tet werden und da-
durch einen Wasser-
sack erhalten, um
den Eintritt von
Gerüchen in den
Kloset- Raum, der
durch dieses kleine
Rohr stattfinden
könnte, zu ver-
hindern.
Küchen- Verschlüsse nach der neuen Einrichtung (Fig. 2)
gestalten sich insofern etwas einfacher, als der oben gedachte
Schirm fehlt, wahrend eine für Reinigungszwecke vorgesehene,
durch eine Schraube Terschliefsbare Oeffnung unter dem Wasser-
Back hinzu tritt
Bei allen Verschlossen liegt hinter der Geruch -Verschluss-
klappe ein Revisionsschieber. — Patentinhaber ist der Fabrikant
.1. J. Zeitler, Berlin C. Linicnstr. 20 I.
Dr. Robert v. Mayer, der Entdecker des mechanischen
Aequivalents der Warme, ist am 20. März d. J, zu Heil-
bronn, seiner Vaterstadt, verstorben. Geboren am 25. No-
vember 18U hat er den weitaus gröGtten Theü seiner 64jährigen
Lebensdauer als Arzt in seiner Heimathstadt zugebracht. Seine
für alle Zeiten epochemachende Entdeckung, wonach die Tempe-
ratur-Zunahme von 0 bis IT , bei 1 k Wasser einer mechanischen
Arbeit von 3K5 (spater genauer zu 424 mk tixirt) äquivalent
ist, sichert ihm ein immerwährendes Andenken auch in mecha-
nisch-technischen Kreisen, da erst durch diese Entdeckung die
Wege zu näherer Einsicht in die Wirkungsweise und die Aus-
nutzimg der Warme in der Technik eröffnet worden sind. Aufser
dieser speziellen Leistung auf dem Gebiete der Experimental-
physik hat v. Mayer sich durch werthvolle Forschungen, die den
höber liegenden Gebieten der Natur- Philosophie angehören, ver-
Neue Themse -Brücke In London. Nach einer ziemlich
verlasslich erscheinenden Notiz der K. Z. soll London um eine
neue Bogenbrücke bereichert werden, die in Bezug auf die
Spannweite alle bisher dagewesenen Bogenbrflcken (iucL der kürz-
lich vollendeten Douro-Brflcke in Portugal) in den Schatten stellen
würde, da die Spannweite, für welche man sich bereits entschie-
den hatte, rot. 200'» beträgt. Die Brückentafel, welche an dem
Bogen aufgehängt werden soll, muss für l'assirung der Seeschiffe
da das Werk etwa 0,8 Km unterhalb London Bridye bei Tower
Hill, an der Stelle des erst im Jahre 1870 vollendeten sog. Totrer-
Subway gedacht ist — die Höhenlage von nahezu 30» über
Ebbespiegel der Themse erhalten.
Als Konstruktion*- Material kann bei den Abmessungen, für
welche man sich entschieden hat, selbstverständlich nur Stahl in
Frage kommen. — Auf dem linken — nördlichen — Themse-
Ufer machen sich bei der ziemlich bedeutenden Höhenlage und
der Unbebautheit des dortigen Terrains die Anschlussbauten
relativ leicht: besondere Schwierigkeiten erheben sich jedoch auf
dem rechten Ufer, weil dasselbe tief liegt und dicht mit Gebäuden
besetzt ist. - Nach unserer Quelle soll das Projekt bereits der
Prüfung des Hauptstadtischen Bauamts unterstanden haben, so
dass weitere Nachrichten darüber wohl in Kürze zu erwarten sind.
Neues In der Berliner Bau-Ausstellung. In der Zeit
vom 31. Marz bis »». April er. wurden neu eingeliefert: vom
Pommerschen Industrie- Verein Slrarsenflaster-Steine und Durch-
fahrteplatten , Iron bricks; - von Ferd. Vogt & Co. 1 Büffet von
Nussbaumholz; - von Ed. Puls Schmie Jeiseme Feuergeräthe für
das Arbeitezimmer des Fürsten Bismarck, Ampeltrager (ein in
Scbmiedeiscn getriebener Delphin), Kerzenkrone aus getriebenem
Schmiedeisen; — von Siecke £ Schulz Kleinau'sche Sicherheite
Schlösser; — von Heinr. Kraft Yellowpine-Stamm. Yellowpine-Stab-
Fubbodeu, Yellowpine - Tischlerhotz, Zypressholz, amerikanisches
Pappel- und Nussbauraholz ; - von Franz Spengler amerikanische
Schlösser u. Drücker; — von Heinr. Freese Holzjalousie und Ham-
burger Holzspan-Tapete ; — von der Grat!. Stolberg- Wernigcrod.
Faktorei 1 gusseiserner Thorweg; — von Friedr. Peters Akroterie
von Zink- und Kupferblech; von P. Wimmel Sc Co. Figur aus
Savonnieres Kalkstein mit der Punktirmaschine vorgearbeitet, von
Andreas Suerfsen ausgeführt Tisch aus Morley resp. Satoiinieres
Kalkstein (nach einem im hiesigen Museum befindlichen Marmor-
Original): Ballustrade aus verschiedenen einheimischen Sand-
und Kalksteinen resp. Marmoren; Hingelegte Arbeiten in Kalk-
stein; Tischplatte aus Moorley- Kalkstein; Tischfüfse aus Sa-
vonnieres Kalkstein; Schles. Saudsteine aus den Wenig- Rack-
witzer- u. Alt-Warthauer Steinbrüchen.
Konkurrenzen.
Konkurrenz für Entwürfe zu einem Oeruoh- Verschluss
für Rohrleitungen, Küchenatisgüsse and Klosets. Redaktion und
Verlagshand!'.' iL- von „Rombergs Zeitschrift f. prakt. Baukunst"
haben einen 1. Preis von ICH» und einen 2. von 50 .// für:
Hinliefertuig eines undurchdringlichen wohlfeilen Geruch-Ver-
schlusses, durch praktische Anwendung erwiesen und begleitet von
Zeichnung und Preisangabe
ausgeschrielieu. Die Ablieferung hat bis zum 1. Juni d. .1. bei
der Verlagshandlung J. Fngelmann, Berlin S.W., Neuenburger
Str. 31 zu erfolgen. Als Jury wird die „Redaktion von Rom-
bergs Zeitschr. f. prakt Baukunst mit Zuziehung bewährter Fach-
männer" fungircu. Bei der relativen Kürze des Einlieferungs-
Termins, sowie einer gewissen Unbestimmtheit, welche über Leistung
und Preisrichter waltet, wird auf eine besonders grorse Be-
theiligung an der Konkurrenz
Personal • Nachrichten .
Preufsen.
Ernannt: Der Kreisbmstr. Russell z. Wasserbau-Inspektor
z. Halle a. S.
Versetzt: Die Eisenbahn-Maschinen im Mohn von Rati-
bor nach Breslau, Pflug von Breslau nach Posen, Reck von
Posen nach Rat i bor.
Die Baumeister-Prüfung im Bauingenieurfache hat der
Bauführer Maximil. Fenkner aus Echte bei Northeim bestanden.
Die Bauführer- Prüfung für beide Fachrichtungen haben
bestanden: Job. Millitzer aus Weifseufels, Friedr. Müller aus
Weimar, Max Bath aus Greifswald, Bruno I.adisrh aus Callies
i. Pom., Gustav Hippel aus Seeburg Kr. Roessei, Bruno Schulz
aus Tursnitz Kr. Gratidenz, Rob. Köhler aus Bekum Kr. Hildes-
heim, Franz Stefanski aus Samoczyn und Casimir v. Kar-
lowskl aus Slupowo Kr. "
Martinet in Kobnrg ist das Prädikat
Dem
Herzogl. Baurath
Brief- und Fragekanten.
Hrn. S. Ii. in Düsseldorf. Wir bitten wegen allgemeiner
Angaben über Holzkonserviruug u. a. Bd. 2 des Gottgetreu'scncn
Werkes: Physische u. c"
konsultiren zu wollen.
K- K. O. Frlt.rl,.
W. Mortrr llofl.nrhdi u|
No. 30.
telMit: Du Ilufth«uer «u Dnd«. - Mulh-M«»- Apparat. — &ir
B.-)ll,.| lfr.ir.it d-r Arrhitektar U d>r dm^np-n Aiurfdluuft d»r rjerilaw IHM-
AUftanka. - Zur Fr«»« der Vrninr*tiii«<iB« der Klaue. - Mit tbel laag.o •
145
Varel nen: Architekten -Venia » Berlin. — VertaUrttea: Nmim!»»»» in»
fhtMriuWrts. — Kmlteilen in Kernler- and Tliiir-Vwrhluun.fi. — Zun Brurh» dea
Kuhf.iuhl« Im Pirtwr (irand HüUJ. - Brl.f- and H r »*» k . n.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
C. Za.r rjM.
liillliÜ'llli i?i
X. .V. Barlla.
4
Das neue Hoftheater zu Dresden.
m 2. Fcl
Bauzeit <
Dichteten
Werk Gottfried
iruar d. J, ist nach nahezu siebenjähriger
as an Stelle des IHK!) durch Brand ver-
Dresdener Uoftheaters ausgeführte neue
Semper's in feierlicher Weise seiner
Bestimmung übergeben worden.
Maiinii hfache Gründe vereinigen sich, um dieser Schöpfung
eine nicht gewöhnliche Bedeutung zu sichern. Wesentliches
Glied in eiuem der schönsten und berühmtesten Architektur-
bilder Deutschlands, Ersatz für ein Gebäude, in dessen Be-
wunderung die Kritik der
Sachverständigen mit der
naiven Empfindung des Vol-
kes Oberem stimmte und
dessen Verlust wie der eines
nationalen Kleinods be-
trauert wurde — stellt der
nunmehr vollendete Neubau
nach seiner Gescliichte zu-
gleich als das künstlerische
Glaubensbekenntniss
sich dar, mit
.Meister, der nach
den tiefsten und
tigsten EinHuss auf die
Entwickelung der deutschen
Baukunst gewonnen hat,
seine ruhmreiche Laufbahn
zu krönen bestrebt war.
Unsere Zeitung ist der
Bedeutung des Werks, das
zur Zeit aller Augen auf
sich gelenkt hat und das
im
vorher
feiert wird, wie
bemäkelt und verurtheilt
worden ist, nicht erst heute
gerecht geworden. Schon
als vor 7 Jahren der neue
Entwurf Sempers in Dresden zw Ausstellung gelangt war,
haben wir (in No. 7 u. 8, Jhrg. 71 u. Bl.) demselben eine
eingehende Studie gewidmet und unsern Lesern eine — aller-
dings nur nach dem Gedächtnis« aufgetragene und daher nicht
uberall korrekte — Skizze der Grundriss - Disposition darge-
boten. Und unser Standpunkt zu' der Schöpfung, ja unser
Unheil Ober die Einzelheiten derselben, wie solche in jener
auf den Entwurf bezogenen Studie dargelegt sind, können von
uns in allen Hauptpunkten
Werke
es fast nichts als eine kurze Zusammenfassung und eine Er-
gänzung unseres damaligen Berichtes ist, die wir für dies-
mal zu liefern haben. —
Indem wir eine etwas korrektere Skizze des Grundrisses,
sowie eine perspektivische Skizze der llauptansicht des Ge-
bäudes beifügen, wollen wir zunächst in kurzen Zogen noch-
mals die eigenartige Anlage des Ganzen erläutern. Die mit
Semper's künstlerischer Tbätigkeit auch nur oberflächlich ver-
trauten Fachgenossen weiden wissen, bezw. unschwer erkennen,
dass dasselbe als ein Kom-
promiß zwischen seinem
Jugendwerke — dem alt-
gebrannten froheren Hof-
theatcr in Dresden — und
jenem Eut würfe für ein
Eesttheater in München zu
bei rächten ist, in welchem
der gereifte Meister sein
Ideal eines Theatergebäudes
zu verkörpern versucht hat.
Entsprechend jenem Stre-
ben nach einer organischen
Utsung des der Aufgalic
zu Grunde liegenden Pro-
gramms, nach einem künst-
lcrisch wahren Ausdrucke
der dem Gebäude und dessen
eiuzelnen Theilen gegebenen
Bestimmung, welches das
letzte und höchste Ziel der
Gestaltung des Aussenbaucs
war, sind die verschieden-
artigen Zwecken gewidmeten
Abteilungen des Gebäudes
bereits im Grundrisse
möglichst von einander ge-
sondert.
In der hinteren, nach
Nordwesten gekehrten Hälfte
des Hauses sind sämmtliche, für den eigentlichen Theater-
Betrieb dienenden Bäume vereinigt: die Bohne, Ober welche
sich ein hoher, zum Aufnehmen der Kulissen in ganzer Länge
geeigneter Schnürboden befindet — hinter derselben die mittels
einer Treppe und llampe von aussen zugängliche Hinterbühne
und die Prohesälc — zu beiden Seiten längs breiter, mit den
•J Bülinentreppen und 2 äusseren Treppen zusammen hängen-
der Korridore die in 8 Geschossen angeordneten Garderoben
des Schauspieler- und Sänger-Personals. Die klare und ein-
fache Anordnung, bei welcher lediglich dem Bedürfnisse —
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146
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
13. April 1878
jedoch, namentlich in Bezug auf Grösse der Räume
vollauf — genügt ist, bedarf keiner weiteren Erläuterung.
Die vordere, bei weitem gröf&ere Hälfte des Baues, die
ihre breite Front nach Südosten, der kath. Hofkirche und dem
Schlosse zukehrt, ist dagegen in einer Weise entwickelt, welche
neben der Erfüllung des Notwendigen auch die ideale Be-
stimmung des Hauses, als einer Statte festlichen Genusses,
weihevoller Erhebung und Erholung, zum monumentalen Aus-
druck bringen solL Wenn beide Rücksichten auch vielfach
in einander laufen müssen, so sind doch wiederum die Bau-
teile, in denen sie hauptsächlich sich verkörpern, klar
unterschieden und selbständig behandelt worden. Der an das
liuhnenhaus sich anlehnende Kern des Ganzen enthält in
knapper Konzentrirung die Gesammtheit derjenigen Bäume,
welche für das unmittelbare BedQrfniss der Theater-
Besucher erforderlich sind; die äufseren Bauten, welche
dieselben nach 3 Seiten hin umgeben, dienen den Zwecken
festlicher Repräsentation und enthalten im wesentlichen
diejenigen Räume, die einen freien, behaglichen Verkehr des
Publikums vor Beginn der Vorstellung und während der
Zwischenakte ermöglichen sollen.
Es ist ersieht lieh, dass jener Kern aus dem hebten
Linenraum des Auditoriums und 3 ihn umgebenden Zonen
sich zusammen setzt Die erste Zone, welche dem halbkreis-
förmigen Abschluss des Auditoriums folgt, enthalt die Sitze
des L — 4. Banges und ist im 1.— 3. Rang in Logen gctbeilt,
während der 4. Rang einen offenen Balkon bildet. Die
zweite Zone, in deren äufscrer Begrenzung ein rlachbogiger
Abschluss durchgeführt ist, enthält in den 4 unteren Ge-
schossen den Korridor des entsprechenden Zuschauer-Raumes,
im obersten Geschoss, das mit einer Pfeilerstellung nach
dem Auditorium sich ölfhet, die Plätze des 5. Ranges. Die
dritte äufserste Zone enthält in den geraden Seitentheilen
aufser den Zugängen, welche von dort nach dem Panmel
und dem 1. wie 2. Range führen, die Garderoben der bezgl.
Ränge sowie einige für Verwaltungszwcckc reservirte Räume;
in dem vorderen bogenförmigen Thcile hegen doppelte Treppen,
welche einerseits weitere Zugänge zum Parquct, 1. und 2.
Rang gewähren, andererseits zum 3., 4. und 5. Rang führen
und sämmtliche Ränge unter sich, sowie mit den beiden
Foyers verbinden.
Die letzteren schliefsen als breite, im Segmentbogen ge-
krümmte Hallen unmittelbar jener Treppen- Zone .sich an und
bilden mit ihren weiten Arkaden-Oeffnungen den bedeutsamen
Mitteltheil der Hauptfacade; in der Axe des Baues ist ihnen
noch eine nach anfsen geöffnete Exedra vorgelegt. Der Fufs-
boden des unteren Foyers liegt wenige Stufen Ober dem
äufseren Terrain, etwa in Höhe eines Banges unter dem
Parquet; als UauptvestibOl des Hauses enthält dasselbe die
Kasse und hat nach allen Seiten hin Zu- bezw. Ausgänge.
Das obere, eigentliche Foyer liegt mit seinem Fufsboden in
cm 1. und 2. Rang ; von der Höhe des
letzteren führen daher in der Mittelaxe (von der grofsen kgl.
Loge nach dem Balkon der Exedra), sowie an den beiden
Stirnwänden Treppenläufc zu ihm empor. — Die beiden seit-
lichen Abschlüsse des Vorderbaues werden durch zwei statt-
liche zweigeschossige Vestibül - Anlagen gebildet, denen breite
Oberwölbte Unterfahrten sich vorlegen. Je zwei Prachttrcppen,
von denen die eine ausschliefslich zu den gleichfalls für den
Hof reservirten Proszenium-Logen des 1. und 2. Ranges ge-
hört, verbinden das untere mit dem oberen, in Höhe des 1.
Ranges hegenden Vestibül; von den Podesten der vorderen
Treppe führen einzelne Trepjwnläufe zum Parquet, bezw. dem
2. Range, während andere Treppen den Zugang zu den in
Höhe des oberen Foyers liegenden Balkons über den Unter-
fahrten vermitteln. —
Von einer Anführung der einzelnen Haupt-Abmessungen
des Baues glauben wir bei dem Zweck, auf den diese Mit-
theilung sich beschränkt Abstand nehmen zu können. Ebenso
dürfte eine nochmalige spezielle Kritik der Grundriss-Anord-
nung, in der — ganz abgesehen von ihrer Beziehung zum
künstlerischen Aufbau des Gebäudes — fürstliche Opulenz
und eine bis dahin wohl nur in wenigen Theatern erreichte
Zweckmässigkeit sich vereinigen, überflüssig sein. Wo be-
züglich der letzteren noch Wünsche sich geltend machen
können, handelt es sich keineswegs um Mängel, die in der
allgemeinen Disposition der Anlage organisch begründet sind.
So ist die viel beklagte Unbrauchbarkcit mancher Logenplätze
eine unvermeidliche Konsequenz davon, dass die 3 unteren
Ränge ausschließlich zu Logen ausgebaut werden mussten ;
für die Garderoben des Parquets würden sich unter aus-
giebigerer Verwendung der zwischen Korridor und Seiten-
Vestibül liegenden Räume leicht erträglichere Zustände schaffen
lassen und für die Akustik des Hauses dürfte eine etwas
andere Ausbildung des Proszeniums, auf die wir weiterhin
noch zurück kommen, wohl günstiger gewesen sein. Als der
schwächste Punkt der Grundriss-Bildung macht immerhin jene
Verbindung zwischen den Foyers und den Seiteu - Vestibülen
sich geltend, auf die bereits in unserer früheren Besprechung
des Entwurfs aufmerksam gemacht wurde; doch kann von
Schwäche freilich nur insofern die Rede sein, als die« Ver-
bindung zu der Opulenz jener Vestibül - Anlageti in einem
gewissen Missverhältnisse steht — keineswegs im absoluten
Sinne und im Vergleich zu anderen Theatern. Ob die Breite
des Foyers nicht etwas zu gering bemessen ist, wollen wir
nicht entscheiden. In den ersten Wochen nach Eröffnung
des Hauses wurde das Foyer von einem so dichten Menschen-
st nime durchwogt, dass es nicht möglich war, die Richtung
zu wechseln, geschweige denn stellen zu bleiben utid gruppen-
weise zu behaglichem Plaudern sich zu vereinigen ; vielleicht
dass aUmahhch eine Verminderung des Zudranges eintritt
und dass dann die Breite des Raumes auch eine solche, für
die Annehmlichkeit des Theaterbesuchs so wesentliche Be-
nutzung gestattet — (ScUu» folgt.)
Fluth - Mess - Apparat
nach dem System des Ingenieurs Ueitz in Hamburg.
Die Aufgabe der Bestimmung der Gestalt und Gröl'se der
Erdoberfläche umfafst die Bestimmung auch der mittleren
Meeres hohen und die Vergleichung dieser Höben mit Hülfe
genauer geometrischer Nivellemente. Die Europäische Grad-
messung, welcher diese Aufgaben anvertraut sind, hat sich in
den letzten Jahren insbesondere darum bemüht, die Apparate
fUr die Bestimmung der Meeresböhen genau kennen zu lernen,
und es bildete dieser Umstand für Se. Exz. den Gen.-Lieut
Baeyer, Präsidenten des Zentral-Büreaus der Europaischen Grad-
messung, und für das Treu frische Geodätische Institut deu Anlass,
an den Ingenieur im Vermessung« - Büreau der Stadt Ham-
burg, Hrn. F. H. Reitz, den Auftrag zu ertheiien, einen
Fluth - Apparat nach seinem System herzustellen. Das zu-
folge dieses Auftrags in der Offizin von Dennert >fe Pape
in Altona ausgeführte Instrument und die dazu gehörige, von
Theodor Knoblich, Chronometerroacher in Hamburg gelieferte
Uhr haben an der Nordsee -Küste, u. z. auf der Insel Sylt Auf-
stellung gefunden.
Der Hrn. Reitz ertheilte Auftrag ging dahin, dass das In-
strument neben dem Kegistrir-Apparat eine Vorrichtung zur
mechanischen Bestimmung des mittleren Wasserstandes
besitzen solle, letztere nach einer von Hrn. Reitz im Jahre 1»71
Nach Mittheilung dieser Vorgeschichte soll im Nachstehenden
eine kurzgefasste Beschreibung
werden.
Ein, in einem Schachte plazirter Schwimmer A, Fig. 1,
setzt bei fallendem Wasser mittels eines Kupferdrahts B eine
Scheibe C in rotirende Bewegung; auf der Achse von C ist eine
zweite Scheibe E und ein Zahnrad Fangebracht. Die Scheibe E,
auf welche ein Gewicht D wirkt, dient zur Erzielung der umge-
kehrt gerichteten Bewegung der Achse von C bei steigendem
Wasserspiegel, wahrend das kleine Zahnrad F, welches in eine Zahn-
stange iJ eingreift, dazu bestimmt ist, die Grölse der Bewegung
des Schwimmers für die bequemere Kegistrirung derselben ent-
sprechend zu reduziren. Die Zahnstange wird mittels Kriktions-
rollen geführt; sie trägt auf ihrem einen Ende eine Diamant-
spitze // und auf dem andern 2 Rollen i, L
Die in Eig. 1 angegebene Uhr hat die zweifache Aufgabe, —
einen Zylinder // in 24 Stunden und eine Glasscheibe M in 6 Stun-
den 1 volle Umdrehung ausführen zu lassen. Der Zylinder tragt
eine Papierhülle, auf welcher von der erwähnten Diamantspitze
die Eluthkurven verzeiclmct werden, und auf der Scheibe AI be-
wegen sich theils gleitend, theils drehend die Rollen /.
Die T heile des Apparats sind auf einer gehobelten Guss-
eisenplatte A* aufgestellt, welche auf 3 Säulen ruht, die ihrerseits
auf der Deckplatte des Schwimmer-Schachts stehen. Der Zylin-
der // ist aus horaisirtem Kautschuk hergestellt; die Papierholle
desselben besteht aus geschwärztem Kreidepapier. Die Zylinder-
Oberfläche ist mittels einer Theilungs - Vorrichtung für Meter
und für halbe Stunden genau eingeteilt; die Thcillinien sind
bezw. der Grundfläche und der Axe des Zylinders parallel. Die
Abmessungen des Zylinders und die Verhältnisse der Triebwelle
sind derartig gewählt, dass der Apparat ohne Unterbrechung für
etwa einen Monat und darüber dienstfähig ist; nach Ablauf eines
Monats jedoch ist es der Deutlichkeit wegen erwünscht, die
Zvlinder- Umhüllung zu erneuern. Um bei dieser Operation mög-
lichst wenig Zeit zu verlieren, sind 2 Zylinder vorhanden, deren
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Nt. 30.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
147
im Apparat
u Zylinders
erhalt,
«ich befindet; sogleich nach II.
wird der andere eingesetzt
Für die Konstanten - Bestimmung des Apparate, wobei volle
Umdrehungen, sowohl der Kolle C als der Glasscheibe AI genau
ku fixiren sind, haben beide Theile entsprechende Indices erhalten.
In der Axe des Drahts gemessen beträft der Umfang der
Rolle C genau 2». —
Für die Erklärung der Leistung des Apparats und der zu
Grunde liegenden Verhältnisse ist Folgendes anzufahren. Die
Aufgabe ist, au geeigneten Kostenpunkten die mittlere Meeres -
Hohe für bestimmte Zeiträume fest zu stellen. Waren Fltith-
entwickelung nnd Fluthhöhe rollkommen regelmäßig, so würde die
Fluth-Höhe mit dem Mittel aus Hoch- und Niedrigwasser
zusammen fallen. Da aber ertahrungsmäisig die Fluthkurven von
der regelmäfsigcn Fluthwcllen-Linie (Sinuslinie) mehr oder weniger
erheblich abweichen, wie beispielsweise die Kurven zu Cuxhaven,
Southhamptou, Ipswich(Fig. 2) ersichtlich machen, so ist zur Be-
stimmung der mittleren Meereshöhe jene erwähnte einfache Be-
stimmung unanwendbar. In Fig. 2 sind zur gröberen Hervor-
hebung der Unregelroäfsigkciten der wirklichen Fluthkurven die
idealen Fluthkurven punktirt mit angegeben worden.
Bei der - gleichen - Gesammthöhe A der 3
wird.
die Einheit
die Ab-
Gl. (2.):
(3)
für
0,527 A, für Southhainpton 0,567 A und für Ipswich
0,471 A, anstatt 0,5 A, die für die vollkommen regelinäfsige Form
der Kurven übereinstimmend gelten würden. —
Die Feststellung der mittleren Meereshöbe gewahrt uns
die Unvcräiiderlichkeit oder das Maafs der Verände-
rungen der Höhe der Kon-
tinente und Inseln beur-
theilen, hezw. auf die Ab-
nahme und Zunahme der
Wassermenge im Meere,
etwa durch gleichmäßige
Veränderung der mittleren
Mereshöhe an vielen Kosten-
punkten, sichere Schlüsse
ziehen zu können.
Jene mittlere Höhe
aegi (Fig. 2) ist durch
die selbstverständliche Be-
dingung bestimmt, dass Fl.
nbc -f fff'i iuhaltsgleich Fl.
edge sind. Die zur Be-
( = p) multiplizirt mit der Differenz
Diese Differenz ist natürlich so zu
von einer vollen Umdrehung gebildi
lesung am Anfang des Zeitraums
so tat: 1 fxd9 = p (*,-«,) i
Ist ferner z die dem Bogen <p entsprechende Sekunden-An-
zahl und 6 der zu 1 Sek. gehörende (konstante) Bogen, den die
Scheibe AI zurücklegt, also b: = p. so wird durch Substitution
in GL (3):
. . Jf. SZSL (4)
oder unter Abkürzung des konstanten Faktors dieser Gleichung:
m = c ÄZÄ 0)
sich, auch
Die
; da
uud mit
die
(iei
JU machen lasst, die einer bekannten
Sek.-Zahl i, entspricht (zu 1 Umdrehung von AI gehören im
Apparat 21600 Sek.), und die dieser Umdrehung entsprechenden
Ablesungen <i, und a, auf der Rolle / macht. Hiernach wird
eine
Hohe erforderlichen Daten
werden vom Apparat, ohne
Vermittlung e iner Zeichnung,
sehr genau durch die auf
der Glasscheibe AI sich
drehenden Rollen /, Ton
welchen die eine zur Kon-
trole dient, angegeben. Die
Umdrehungszahl der Rollen
vor nnd nach einem beliebig
gewählten Zeitraum kann am
getheilten Bande derselben
und am Zählapparat abge-
lesen werden. Der Rand
der Rollen ist dazu in loo
Theile getheilt, Vi« eines
solchen Theils kann noch
sicher geschätzt werden; am
Umdrehungen registrirbar.
Die Wa.
er- Drahts durch Drehung
der Scheibe C (welche 2™
Umfang hat) abgewickelt.
Von der so erlangten neuen
Stellung der Rolle aus lasst
man Ii abermals eine einer
bekannten Sek.-Zahl z, ent-
sprechende Zahl von Um-
drehungen machen, mit
welchen die übrigen Ab-
lesungen a, und 1 ' i an der
Rolle l korrespondiren. Be-
zeichnen dann m, und m,
die zugehörigen mittleren
Wasserspiegel-Höhen, so ist
p» m
uud mi,
da aber m,— m, = so
ist auch
. _ _ / g« -«i» _ «i— «i \
V. a, c, )
und hieraus
c =
I
a,—a,
(II)
1(K)
ii, bei dem die bez. Rolle im Mittelpunkte der Glasscheibe
steht
Wird die Spiegelhöhe des Wassers über jener Höhe x genannt
und das Verklemerungs- Verhältnis*, welches zwischen der Bewegung
der Rollen / auf der Glasscheibe AI in der Axcnrichtung
und der Veränderung des Wasserspiegels besteht, mit ^ bezeich-
net, so ist die Bewegungsgröfse eines Punktes des Rollen-Umfangs
wahrend eines Zeitraums, innerhalb dessen die Scheibe AI sich
y dreht:
S
(i)
xrff» ist nun der Inhalt einer Fläche, deren Ordinaten
= x und deren Abszissen = tp sind. Soll hieraus das gesuchte
mittlere x gefunden werden, so ist jener Werth einfach durch y>
zu dividiren, nachdem man durch Hinzufilgung des Faktors n,
der das Uehcrsebtungs-VerhAltniss augiebt, die wirkliche Rpiegel-
hohe des Wassers wieder in die Rechnung eingeführt hat Nennt
Höhe m, so wird:
(2)
Der Werth ^ f x<i<p ist aber gleich dem Umfange der Rolle /
z,
Hat man in dieser Weise
für beide Hollen die Kon-
stante c bestimmt, so ergiebt
sich eine weitere Gröfse, um
welche die Rolle rechts konstant größere Angaben für m liefert
der für die beiden Rollen ge-
Werth von r», wie
von in ist
die Rolle links; mit Hülfe
c ist ein
beide
eine gewisse Anzahl von Un
Die Differenz der so gefundenen beiden We
jener gesuchte konstante Werth.
Für das in Rede befindliche spezielle Instrument sind folgende
Werthe ermittelt:
für die Rolle links: m = 6656,««^-^
für die Rolle rechts: m
<H -n,
Korrektion. Die einzige bei dem Apparate auszuführende
Korrektion ist die folgende. Es ist nöthig, dass die Axe der
Rollen ihrer Bewegungsrichtung über die Glasschcilte AI bin
parallel sei, da eine Bewegung der Rollen nur durch die Drehung
der Scheibe AI und durch keine anderen Ursachen bewirkt werden
soll. — Bei festgestellter Scheibe AI lässt man die Rollen über
die Scheibe hingleiten, wobei sie sich, wenn l'arallelismtis vor-
handen ist, nicht drehen dürfen. —
Auf den ersten Blick könnte es nöthig erscheinen, dass die
Bewegungsrichtung der Köllen l durch den Mittelpunkt der
Scheibe AI geht Dies ist indess unnöthig, und allein aus prak-
tischen Gründen ist eine Annäherung an diese Lage zu wählen.
Eine seitliche Abweichung der Rollen bringt keinen Unterschied
in der Ablesung mit sich, wie folgendermaafsen bewiesen wird.
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148
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
13. April 1878
I.age I (Fig. 3)
Jröfse der Holle
3) ist die
Ii
pq = ad<p
in clor Lage II, der mechanischen
Einrichtung des Apparats wegen:
wo — nm cot y,
da aher cos/- — " nm a, d<p ist,
so wird
mo — a, dp
Fi«. X
faltig die
in einem
mitWa
Es ist zum Schluss noch anzu-
geben, auf welche der Genauigkeit
des Instruments entsprechende Art
mun die lleziehung seiner Angabe
auf einen durch Nivellement ge-
gebenen Höhepunkt feststellt
Man bestimmt zu diesem Zweck sorg-
eliebigen Punktes am:
gefüllten '
Messung sicher ist; man am-- nur berücksichtigen, dass durch das
Gewicht ü (Fig. 1) der Schwimmer später etwas angehoben wird,
dass also der Wasserstand wahrend der praktischen Verwendung
des Schwimmers um diese — leicht aus der Grundflache des
Schwimmers, der Gröfse des Gewichtes D und den Kadien der
Scheiben C und E zu berechnende — Gröfse der Hebung unterh alb
des gewählten Fixpunkts liegt. Ist die Messung dieses Punktes aus-
geführt, so wird der Schwimmer in den Schacht eingesenkt und
durch Auflegen des Drains auf die Schpibe C mit dem Apparat
verbunden. In irgend einer Lage wird nun der Schwimmer mittels
eines am Rand des Schachtes befestigten Drahtes festgehalten
und in dieser Lage die Tiefe des Fixpunkts in Vergleich zu einem
durch Nivellement bestimmten Punkte gemessen, so dass also die
gewählte Schwimmer-Lage einer bekannten Hobe des Wasser-
spiegels entspricht. Hei der angegebenen Lage des Apparats wird
die Scheibe M vielleicht 10 Mal umgedreht und aus dem
Ergebniss dieser Drehung das zugehörige m nach Gl. (I.)
Ist etwa die Spiegelhöhe entsprechend der
Stellung = A, so wäre h -m die absolute Höhe, über der die Rolle
/ die
Zur Betheiligung der Architektur an der diesjährigen Ausstellung der Berliner Kunst -Akademie.
Jene Vereinigung von Architekten Berlins, welche im vorigen
Jahre die Einführung und Einbürgerung der Architektur in diese
periodisch wiederkehrenden akademischen Kunstausstellungen sich
zur Aufgabe stellte, hat nach Beschlussfassung Uber die Abhal-
tung einer Ausstellung im Jahre 1878 ohne Zeitverlust einen
Antrag bezüglich der lietheiligung der Architektur an den Senat
der Akademie gerichtet, der mit unwesentlichen Modifikationen
genehmigt worden ist und daher nach seinem Inhalt und seiner
Tendenz wohl Anspruch anf das Interesse der Fachgenossen hat.
In erster Linie ist beantragt: Der Senat möge seinerseits
Einladungsschreiben und Programme nicht nur an die
Akademien, sondern auch an die Architekten-Vereine zur
Versendung bringen Die Agitation für eine würdige und
reichhaltige Beschickung der AbtheiTung für Architektur wäre damit
ohne weiteres dorthin verlegt, wo eine bestehende und anerkannte
lokale Organisation mit der besten Aussicht auf Erfolg ihre Ideen
vertreten, erläutern und realisiren kann — in die Vereine
selbst. Der Berliner Architekten- Verein hat in dieser Richtung
auch bereits seit einiger Zeit mit Erfolg die Initiative ergriffen;
seine an diverse städtische und Staats-Behörden gerichteten Auf-
forderungen, die diesjährige Ausstellung durch Einsendung der in
Betracht kommenden Entwürfe für monumentale Bauten zu be-
reichern, haben vielseitige Berücksichtigung gefunden.
Erfreulicher Weise ist dadurch, dass der Senat der Berliner
Akademie von nun ab selbst die Einladung an die Architekten
und an die Vereine erlässt, dieser ganzen Institution der Charakter
des Versuches genommen und der Stempel einer dauernden,
Vertrauen verdienenden Einrichtung aufgedrückt. Wir dürfen
hoffen, dass diese veränderte Sachlage auch die Mehrzahl der aus-
wärtigen Fachgenossen veranlassen wird, aus ihrer im vorigen Jahre
sehr zum Schaden der Sache beobachteten Reserve hervor zu treten.
Im weiteren sucht der Antrag die äufsere Anordnung der
Architektur-Abtheilung gemäl's
regeln. Nicht nur die Mängel und Vorzüge des 1877er
ich auch ein direkter Vergleich mit dem Pariser
„Salon" musste die Ueberzeugung aufdrängen, dass die Art und
Weise der Inszenirung von gröfster Bedeutung für den verfolgten
Zweck sein wird, und dass in dieser Beziehung unter uns offeubar
noch irrige Vorstellungen verbreitet sind.
Es ist in der That nichts daran gelegen, dass möglichst
massenhaftes Material in der provisorischen Gallerie der
Museums- Insel aufgehäuft werde, sondern es handelt sich darum,
seitens der Aussteller selbst eine sorgfältige Auswahl nach Inhalt
und Vortragsart zu treffen, bei welcher die Rücksicht auf ein
zwar gebildetes, aber mit der Technik unseres Faches so gut wie
gar nicht vertrautes Laienpublikum in erster Linie stehen muss.
Diese Rücksicht auf die Beschauer, mit deren Gemüt und Ver-
ständniss die Formensprache der Architektur wiederum innig ver-
wachsen soll, ist es, welche eine zweckentsprechende Behandlung
der Ausstellung fordert.
Es ist in dieser Beziehung zunächst beim Senat beantragt
worden, dass der Katalog seitens der Akademie selbst
erweitert werde. Schon gelegentlich der 1877er Ausstellung
Eröffnung
ich hinge-
Projektes
selbst wird deshalb für den Katalog in
Zukunft unerlässlich sein. Dieselbe soll durch schematisch abge-
fasste Anmelde-Formulare erleichtert werden. Neben der Bezeich-
nung der Aufgabe und der Veranlassung ihrer Lösung werden der
Grundgedanke der Disposition., die Stilrichtung, das zur Verwendung
kommende Material nnd die Kosten der Herstellung zu erwähnen
sein, und zwar möglichst in derjenigen Fassung, welche eine
direkte l'ebertragnng in den gedruckten Katalog gestattet —
Endlich ist beantragt: der Senat möge auch dieses Mal
den Grundsatz festhalten, dass der einzelne Aussteller
im Maximum 3 Projekte zu höchstens 4 Blatt zur Aus-
stellung bringen dürfe.
erweitert werae. senon gelegentlich aer iö/<er Ausstenui
ist in diesem Blatte auf die guten Dienste des nach Eröffnui
der Ausstellung herausgegebenen .Führers" nachdrücklich hing
wiesen worden. Ein kurze schriftliche Erläuterung des Projekt!
durch den Verfasser selbst wird deshalb für den Katalog i
Aus dieser Bestimmung lassen sich für die Art des Vortrages
solcher Projekte einige Gesichtspunkte als maafsgebend folgern:
Sowohl die Natur dieser Ausstellungen, als auch die Prä-
miirung der besten Arbeiten durch Ehrenpreise des Senats erheben
vor allem die Forderung, nur das Beste, und dieses in kon-
kurrenzfähiger künstlerischer Form und Darstellung
zu geben. Ferner verlangt dieselbe eine dem greiseren Laien-
Publikum möglichst leichte Verständlichkeit der Projekte.
Der Nachdruck wird also auf künstlerisch durchgeführte Perspek-
tiven und Facaden in grofsem Maalstabe zu legen sein,
während Grundrisse und Schnitte der Zahl nach und im Maafstabe
einzuschränken und mehr wie Noten
sind, insofern sie mehr
sollen Für diese letzteren
in kleinerem Maalstabe vollkommen genügen. Konstruktive Details
sind ganz zu vermeiden, da es sich für den vorliegenden
Zweck lediglich um die allgemein verständliche künstlerische
Formensprache der Architektur, nicht um die konstruktiven Mittel
ihrer Ausführung handele
Nach diesem Gesichtspunkte wäre es sehr wohl möglich, sogar
ein und dasselbe Projekt in diesem Jahre gleichseitig in Berlin
und zur Wanderversainmlung in Dresden zur Ausstellung zu
bringen, wenn dort wie hier die wesentlichen nicht vertretenen
Blätter durch Photographien ersetzt würden.
Ferner empfiehlt es sich, jedes für sich auftretende
Projekt durch entsprechende Einrahmung zu Indivi-
dualismen und bei symmetrischer Anordnung der Haupthlätter
und Unterordnung der erläuternden Photographien im Rahmen
so zu Kruppiren , dass das Ganze ähnlich wie ein in sich abge-
schlossenes Bild wirkt, ohne dass der Beschauer gezwungen wäre,
sich hier die Perspektive, dort die Facaden, Grundrisse und
Schnitte längs der Wände zusammen zu suchen.
Man wende nicht ein, dass damit auf eine vom Werth des
Projektes unabhängige „Mache" ein zu grolses Gewicht gelegt
werde! Die ausstellenden Künstler wollen ja eben mit ihren
Projekten in den Hallen der Ausstellung unter der festlich ange-
regten Menge der Beschauer Gefallen erwecken; sie wollen werben,
— nicht um eine Gunst der Tageslaune, sondern um die er-
wachende Liebe de* Volkes für ihre Kunst Warum sollten sie
die Kinder ihrer Phantasie nicht ebenfalls festlich ausstatten, wo
die Geschwisterkünste in Farbenpracht und plastischer Fülle
ohnehin überwiegend zur Geltung kommen?
Es wird überhaupt unerlässlich sein, soll die Abtheilung für
Architektur nicht in wenig Jahren verarmen oder ihren Zweck
gänzlich verfehlen, dass die Architekten die Rücksicht auf die
akademischen Ausstellungen bei ihren Arbeiten walten lassen.
Wir haben immer noch allen Grund, auch auf diesem Ge-
biete von den Franzosen zu lernen, die zugleich verständig und
geschmackvoll den berechtigten Ansprüchen des Publikums ent-
gegen kommen, und wollen zum Schluss auszugsweise hier wieder-
geben, welchen Eindruck ein tüchtiger Künstler und feiner Be-
obachter im vorigen Jahr von dem Pariser Salon empfangen hat.
Treten wir dort in die Uberlichtsäle des 2. Stockwerks des
Palait dt CInduttrie, welche die Abtheilung für Architektur um-
schließen, so fällt dem Besucher zunächst die Einheitlichkeit in
der äufseren Anordnung sehr angenehm in die Augen, mit welcher
ein durchgehendes Prinzip in der Gestaltung der Arbeiten Hand
in Hand geht
Der Vortrag ist immer streng architektonisch und mit gröfster
Gewissenhaftigkeit den Gesetzen der darstellenden Geometrie
untergeordnet Von jener saloppen Behandlung, der wir nicht
ungern die falsche Bezeichnung des „Malerischen" geben, keine
Spur. Nur eine Andeutung, ein Schimmer der wirklichen farbigen
Erscheinung ist gegeben, und die Schatten sind zwar auf das
Gewissenhafteste roodellirt, aber in Tönen, bei deren Wahl mehr
die stimmungsvolle Erscheinung des Gcsammtbildes als die Natur-
wahrheit maafsgebend ist
Der perspektivischen Darstellung ist die weiteste Anwendung
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149
eingeräumt, weun auch der gute Geschmack unsere Nachbarn
davor bewahrt, allzu häufig solche Kunststücke auszuführen, wie
wir sie bei den letzten inländischen Konkurrenren mit perspek-
tirischen Durchschnitten betrieben sahen. Namentlich ist der
Grundriss, zumal derjenige größerer Gesammtaniagen, durch das
schöne Mittel der Vogel-Perspektive dem Verständnis» der Laien
am Leichtesten nahe zu bringen. In den meisten Fallen sind
Grundrisse und Schnitte vorgetragen, als ob sie nur zur näheren
Erläuterung der perspektivischen Ansicht dienen sollten, in den
Abmessungen nicht gröfter als zur Deutlichkeit genügt. So sind
sie auch in der Augenhöhe aufgehängt; darüber thront in seiner
dominirenden Grüfte das perspektivische Bild, und zwar in einer
Neigung, die es den Sehstrahlen ermöglicht, sich senkrecht darauf
zu richten.
Soweit handelt es sich um die Geaammt -Darstellung einer
architektonischen Idee; bei Vorführung von Einzelheiten nioditizirt
sich natürlich die Behandlung je nach dem Zwecke, doch ver-
drängt nie (z. B. Itei perspektivischen Innen-Ansichten) die Sucht
nach farbigem Effekt die Präzision der architektonischen Zeich-
nung. In der Kunst aber, mit einfachen Mitteln der Zeichnung
und Färhnng den Charakter des jeweiligen Stoffes wieder zu
geben, suchen die französischen Architekten ihre Meister. — '
Es ist ja nicht nöthig, dass wir uns sklavisch diesem Vorbilde
unterordnen, und es ist auch nicht möglich, ja nicht einmal
wünschen» werth, dass Berlin je in gleichem Sinn und gleicher
Ausdehnung der beherrschende Mittelpunkt der künstlerischen
Interessen und Schaustellungen für Deutschland werde, wie es
Paris für Frankreich ist Trotzdem wollen wir die Hoffnung
nicht unterdrücken, dass die Einladung des Senates der Berliner
Kunstakademie nicht unbeachtet in den deutschen Fachkreisen
verhalle, sondern dass dieselben durch ihre Sendboten sich hier
von Zeit zu Zeit ein Stelldichein geben mögen, zu Ehren ihrer
Kunst und zur Wiedererweckung des warmen Antheils, der der-
| selben unzweifelhaft im Herzen unseres Volke» gebührt. —
Zur Frage der
Die in den meisten deutschen Staaten bestehenden Ver-
ordnungen, wonach öffentliche Wasserläufe nicht ungebührlich
verunreinigt werden dürfen, sind, da sie keine Grenzen nach
Zahl und Maaft festsetzen, bis zu welchem die Einleitung von
Schmutzwasser getrieben werden darf, dehnbar und es müssen daher
die Gutachten von Sachverständigen und Verfügungen der Be-
hörden »ich mehr oder weniger auf blofses schwankendes Ge-
fühl stützen. Bei solchem Zustande der Dinge ist weder auf der
einen Seite ein beruhigendes Vorgehen gegen übertriebene Ver-
unreinigung der Wasserlaufe, noch auf der andern Seite
Sicherheit gegen etwaige Willkür der Behörden geboten. Der
Deutsche Verein f. öffentl. Gesundheitspflege hat auf seiner Ver-
sammlung in Düsseldorf 1676 eine Eingabe an das Reichs-
Gesundheitsamt beschlossen, in welcher um Anstellung systema-
tischer Untersuchungen der Flüsse tind den hierauf zu stutzenden
Erlass exakter Bestimmungen petitiouirt worden ist Leider
hat die Förderung dieser Angelegenheit vorerst gegen andere
Aufgaben zurück stehen müssen, obgleich dei selben lebhaftes
Interesse und freundliche Zustimmung an betr. Stelle zu Theil
von Köln
ist nun bekanntlich unterm 2. Mai 1877 ein Gutachten der
königl. preufs. Wissenschaft! Deputation für Mtdizinalwesen er-
lassen worden, welches in dem Ausspruche gipfelt, das» es behufs
Reinhaltung der Wasserlitufe allgemein verwerflich sei, mensch-
liche AbfaJlstoffe aus Wasserklosett durch städtische Kanäle in
die Flüsse einzuleiten, und es hat, auf dieses Gutachten gestützt,
das preuss. Staatsministerium am 1. Sept. 1877 eine generelle
Verfügung erlassen, wonach von den Mittelbehörden kein Sttdte-
reinigungt- Projekt, welches auf Kanalisation basirt, ohne zuvor
eingeholte Entscheidung des Staattministeriums zu genehmigen
ist; im Voraus wird dabei auf jenen Ausspruch der Medizinal-
behörde als maafs gebend hingezeigt.*)
Hierdurch ist nach einer Richtung hin die Sachlage eine
klare geworden, zugleich aber eine höchst beunruhigende für
eine Reihe von Städten, die eine systematische Entwässerung,
einschl. der Anlage von Abtritten mit Wasserspülung, in Aufsicht
genommen hatten. Beispielsweise sind hier Köln, Stettin, Posen,
Hanno. er und Frankfurt a. M. zu nennen. In unserer No. 79,
Jahrg. 1877 sind die Resolutionen mitgetheilt, durch welche
in jener Versammlung vom Septbr. 1677 der D. Verein für
öffentl. Gesundheitspflege zu dieser Angelegenheit Stellung ge-
nommen hat; der Verein hat damals erklärt, dass z. Z. ein absolutes
Verbot des Einladens von städtischem Kanalwasser mit Kloset-
inhalt in die Flüsse nicht gerechtfertigt erscheine, und dass die
Notwendigkeit dieses Verbott durch das Gutachten der preuss.
Medizinal - Deputation nicht begründet sei. Bei der Dringlich-
keit, den der Gegenstand für zahlreiche Städte gegenwärtig bereits
erlangt hat, wird es von Interesse sein, hier die Gründe dieser
Resolution und namentlich diejenigen wirtschaftlicher Natur
kurz mitzutheüeu.
Es ist eine unrichtige Ansicht, dass nur solche Kanal-
Wässer gefährlich seien, in denen menschliche Exkremente ab-
sichtlich und offenkundig einem Flusse zugeführt werden, und
dass diejenigen Kanalwasser von ganz anderer Beschaffenheit
seien, in welchen die Exkremente für die Behörden nicht ersicht-
lich sind, weil ihre Einleitung in den Fluss verboten ist Schon
die äufseren Sinne reichen aus, um »ich von der Irrigkeit dieser
Auffassung zu überzeugen. Wenn für den äufseren Eindruck und
für die Vorstellung zwar oft eine Verunreinigung durch Fäkalstoffe
widerlicher ist als die Beimengung von gewerblich
Küchenausläufcn und Straften- Spülwasser, so komm
das Umgekehrte vor, je nach der Menge und dem
{, welches man gewahrt Entscheidender aber ist das
sehr vieler chemischer Untersuchungen von Kanal-
wonach zwischen solchen Städten, in denen Abfuhr
t, und anderen, in denen Wasserklosets in die Kanäle
münden, ein wesentlicher Unterschied hinsichtlich des durch-
schnittlichen Mischungs-Verhältnisses der Abwasser nicht besteht
Die Erklärung für diese Thatsache liegt einfach darin, dass die
1 c«(. u. Hr.«. isn m.
Meng« der Klnsetstoffc im Vergleich zu den anderen
tiellen und sonstigen Verunreinigungen nicht so erheblich ist, als
gewöhnlich geglaubt wird, und dass die Bevölkerung trotz
etwaiger Verbote gern den bequemsten und billigsten Weg,
nämlich den flüssigen, durch Kanäle oder Straftenrinnen , ein-
schlägt, auch nach bestimmten Erfahrungen stets einschlagen
wird, da die Macht der Polizei jener ganz allgemeinen Tendenz
gegenülter unzureichend ist
Das Gutachten der Wissensch. Deputation gesteht selbst zu,
dass wenn einmal die Grundstücke behufs Ableitung der Haus-
wässer an Kanäle angeschlossen sind, dann eine Kontrole darüber
kaum zu ermöglichen »ei, dass nicht auch Fäkalstoffe in die
Kanäle gelangen Darnach wird also kein Gegensatt zwischen
Kanal wässern mit und ohne Exkremente bestehen, sondern es
werden sammtliche Kanalwässer eine einzige lange Reihe bilden,
deren Glieder sich durch den Grad der Verunreinigung,
aber nicht nach der chemischen Beschaffenheit der Bestand -
thcile unterscheiden. Das quantitative Verhältnis», welches
zwischen der Menge des Wassers und den verschiedenen Bei-
mit dem Wasserverbrauch, der Industrie etc. variiren, im all-
gemeinen aber nur wenig mit der Methode, nach welcher die
Exkremente beseitigt werden. Folgerichtig müssen daher Anord-
nungen zur Reinhaltung der Flüsse auf alle Gattungen städtischer
Kanalwässer sich beziehen, und weun man es für erforderlich
hält, menschliche Abfallstoffe gänzlich ausxuschliefsen , so muss
da» betr. Verbot eben auch alle diese Gattungen treffen. Dar-
nach ist die Vermuthung nahe gelegt, dass die Maafsnegel der
Sperrung der Flüsse für Einleitung von Verunreinigungen künftig
vorschärft werden wird. —
Die Wirkungen, welche ein verunreinigter Fluss auf die
Anwohnerschaft übt, sind bis jetzt weder direkt noch durch die
medizinische Statistik nachgewiesen. Gerüche bekunden noch
keine spezifischen Gefahren, sondern erfordern mehr wegen ihrer
allgemeinen Unannehmlichkeit Vorschriften über Reinhaltung.
Freilich steht die Schädlichkeit faulender organischer Stoffe über-
haupt und insbesondere bei epidemischen Krankheiten fest, und
mit dem unmittelbaren Genuas von Wasser aus verunreinigten
Flüssen und Brunnen wird man vorsichtig sein müssen Aber
Fäulnissprodukte ändern sich in fließendem Wasser mehr oder
weniscr rasch und es ist ferner die so ircfürchU'te Ucbertrainine
von Krankheitskeimen durch faulende Stoffe, insbes. durch
menschliche Exkremente bis jetzt ganz hypothetisch. Noch
weniger ist das Schicksal solcher Keime verfolgt worden, welche
etwa mitten) städtischer Kanäle in das Flusswasser gelangen und
anderwärts getrunken werden. Das rasche Streben der Jetztzeit
nach greifbaren Resultaten führt vielfach zur Ueberstflrzung in
Behandlung wissenschaftlicher Probleme und bat beispielsw. auch
auf dem vorliegenden Gebiete gewissen Erscheinungen und Ge-
fühlen eine Zeit lang eine Bedeutung verliehen, welche später,
nach eingehenderen Prüfungen wieder geschwunden ist Die
neuesten Forschungen (Pettenkofer, Nägelil sprechen eher
gegen als für die Wahrscheinlichkeit der Uebertragung von
Infektions-Pilzen durch Wasser oder durch exkrementielle Massen,
und es hat die medizinische Statistik noch nirgends die Ver-
schleppung einer Epidemie durch einen Fluft nahe gelegt Unter
solchen Verhältnissen ist es dem Verein f. öffentl. Gesundheits-
pflege zur Zeit durchaus ungerechtfertigt erschienen, eine
vorbeugende Maaftregel von so grofter Tragweite, wie das in
Rede befindliche Verbot zu erlassen.
itrliche" Wege zur Beseitigung
Alters her Gebrauch gemacht worden ist, darf nur mit Vorsicht
und durch entschiedene Fordeningen des allgemeinen Wohls
beschränkt werden. Die vollständige Aufhebung des-
selben würde — abgesehen von der praktischen Undurchführbarkeit
einer betr. Vorschrift - eine solche Menge von Verlegenheiten,
Kosten und anderweiten Uebelständen erzeugen, dass unsere
ganze Lebensweise eine Umgestaltung erfahren müsste. In Eng-
land, dem klassischen Lande der öffentlichen Gesundheitspflege,
sind nur Grenzbestimmungen für den Gehalt von Abwassern
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150
vorgeschlagen worden, Uber welch« hinaus dieselben nicht in
Flüsse eingelassen werden sollen. Aber schon eine Beschrän-
kung bestehender Gewohnheiten ergiebt einen Interessen-Kampf,
welcher ebenso von finanzieller wie von hygienischer Bedeutung
ist Wenn die Städte ihr Kanalwa&ser nicht in die Flosse ab-
lassen dürfen, sind sie zu Heinigungs-, vorzugsweise zu Berie-
selung** Anlagen genöthigt. Diese mögen zwar recht wunschens-
werth, unter Umstünden auch noth wendig sein, sind aber bis
jetzt selten lohnend und eben infolge dieser einen Thatsache
werden vielleicht segensreiche gesundheitliche Verbesserungen
innerhalb der Mulle ganz unterlassen, obgleich sie auf der
anderen Seite gegenüber der bisherigen ungeregelten Entwässe-
rung kaum eine nennenswerthe Veränderung im Flusse herbei
gefuhrt haben würden. Gegeutheils wird bei zunehmender Ver-
unreinigung eines Flusses die unterhalb wohnende Bevölkerung
zu Filtration* -Anlagen oder sonst geeigneten Werken für Be-
schaffung von Wasser genothigt. Nun lehren zwar vielfache Erfah-
rungen, das* durch gute Sandnlter au* nicht allzusehr venin rei-
nigten Flüssen ein Trinkwasser erhalten werden kann, welches
vollkommen unbedenklich und insbesondere in seinem Gehalt an
organischen Substanzen eingeschränkt ist, aber es werden durch
solche Anlagen immer Kosten veranlafst
Sowohl dort wie hier stehen also Gesundheit und Geldopfer
in Frage, und da kommt es, wie überall im wirtschaftlichen
Leben, auf eine Vermittelung an, welche die zulässige
Grenze von Verunreinigungen möglichst genan fest setzt,
damit ein Fluss einerseits als Abzugskanal , andererseits als
Wasserspender benutzbar bleibe. Auch die öffentliche Gesund-
heit ist ein Gut, welches bezahlt werden muss, und bei dem
man sich in Acht zu nehmen hat, übertriebene Forderungen
zu stellen, deren Kosten viel schwerer wiegen als die Gefah-
ren, welche man vermeiden möchte. Theoretisch mag man der
Ansicht beipflichten, dass ein stadtisches Kanalwasser auch bei
der größten Verdünnung nicht als unschädlich zu betrachten
ist, und mag gegen die Vermischung desselben mit Flusswasser
unter allen Umstanden Einsprache erheben. Denn, so lange
bestimmte Beweise pro oder contra nicht besteheu, darf auch
der denkbar schlimmste Standpunkt, welcher in der A usicht gipfelt,
dass die Verschleppung von Krankheiteu durch Kanalwasser und
Flüsse möglich sei, dass ein Infektionskeim wirklich ein mal
diese lossage nebst der PUttmÜM BMMtahl und datui KZI dem
grofsen und mannichfaltigen Wasserverbrauch einer Stadt gerade
in ein empfängliches Individuum gelangt, dass endlich gegen
diese Gefahr um jeden Preis Sicherheit geschaffen werden
solle, inebt abgestritten werden. Es fragt sich aber, ob ein
solcher Standpunkt praktisch ist? Offenbar ist der Grad
der Wahrscheinlichkeit zu berücksichtigen, nüt welcher jene
Gefahr eintreten kann. Uubedeuklich laut man die I.uft aus
einem Blattern - Spital in die Atmosphäre eintreten, obgleich das
Kontagium daselbst einer Menge von Personen zuströmen kann;
aber die Verdünnung ist grofs und die Ansteckungs-Möglichkeit
nimmt in dem Maaße der Verdünnung ab. Analog würden auch
Gewerbs- Abfalle, Exkremente und selbst spezifische Krankheits-
keime in entsprechend grofse Gewauer abgeladen werden können,
I weil mit der Verdünnuug die Gefahr abnimmt Was erforderlich
ist, sind gesetzlich gezogene Grenzen über das Verhält-
nis! zwischen Schmutzwasscr und Flusswasser!
Der im Vorstehenden geschilderte Streit der Anschauungen
erscheint als ein Thcil des ewigen Gegensatzes zwischen Ideal
und Wirklichkeit Die preufsische Wissenschaftliche Deputation
möchte vermeintlich vollständige Sicherheit gegen Ansteckungen
auf einem gewissen Wege schaffen, bereitet auf demselben aber
den Städten grofse Schwierigkeiten hinsichtlich einer rationellen
Entwässerung; ihr wohlmeinendes aber einseitiges Streben
setzt gleichsam eine Prämie auf die Erhaltung vorhan-
dener schlechter Zustände, welche der allgemeinen Ge-
sundheit erfahrungsmäßig weit sicherer Schaden bringen, als
eine mäßige Verunreinigung der Flüsse das thun würde. Der
Verein f. öffentl. Gesundheitspflege , aus Aerzten, Gcmeinde-
vertretern, Beamten und Technikern zusammen gesetzt, dem mau
gewiss nicht den Vorwurf der Verleugnung seiner eigenen Firma
machen wird, stellt das Ziel als etwas praktisch Erreichbares hin,
indem er anerkennt, das* der Gesundheit nur eine relative
Berechtigung neben anderen Mitteln zum Wohlergehen zukomme,
dass .das Leben nicht der Güter Höchstes sei". — Hervor-
ragende Mitglieder der preuß. Wissenschaftlichen Deputation
haben übrigens bis vor kurzem jene strenge Ansicht nicht
gelheilt; auch darin liegt ein Grund zum Bedauern, dass die-
selbe von dem preußischen Ministerium sofort als Leitfaden an-
genommen worden ist, ohne den Ansichten in anderen Kreisen
und wichtigen wirthschaftlichen Rücksichten Rechnung zu tragen.
Die übrigen deutseben Regierungen stehen in dieser
Frage, soweit bekannt, auf einem riebtigeren Standpunkt, und
es fehlen nur, wie eingangs erwähnt worden ist, noch exakte
Normen. Da der Gegenstand offenbar von Reichs wegen zu
behandeln sein wird, ja zum Thcil sogar von internationaler
Bedeutung ist (Donau und Rhein!), so hat der Verein für öffentl.
Gesundheitspflege sich jetzt an den Reichskanzler gewandt
um eine Modifikation des speziellen preufsischeu Verbot* zu er-
bitten, und um seinen früher gestellten Antrag auf baldige genaue
Vorschriften bezüglich der Verunreinigung der Flüsse zu wieder-
holen. — Wir unsererseits können diesem Vorgehen nur den
besten Erfolg wünschen!
Architekten - Verein zn Berlin. Versammlung am
8. April 1878; Vorsitzender Hr. Möller, anwesend 193 Mitglieder
und 13 Gäste.
Die Fabrik von Schäfer & Hauschner ladet die Vereins-
mitglieder zur Besichtigung eines von ihr nach Motiven des
Architekten Tietz in Kunst- Schmiedearbeit angefertigten greisen
Thorweg* ein. — Zu der diesmaligen architektonischen Monats-
Konkurrenz sind 5 Entwürfe für die Au*tattung eines Herren-
zimmers eingelaufen, wahrend die Ingenieur - Konkurrenz keine
Betheiligung gefunden hat. —
Nachdem Hr. Cornelius im Namen der Unterstützungs-
Kommission über einen Fall dringenden Nothstandes eines Tech-
nikers berichtet und eine Sammlung für diesen in Gang gesetzt
hat, hält Hr. Bartels den von ihm angekündigten Vortrag über
( 'hicago.
Der Redner hat Chicago gewählt, um dem Verein ein
amerikanische* Städtebild vorzuführen, weil dieser Ort nach seinein,
seit dem großen Brande von 1871 erfolgten Wieder-Aufbau unter
allen großen Städten Amerika* noch am meisten ein europäisches
Gepräge trägt, während New- York und Philadelphia in der Anlage
ihrer älteren Theile so eigenartige und von unsern Zustanden
abweichende Verhältnisse zeigen, dass ein Vergleich mit diesen
kaum möglich ist
Chicago, das seinen Namen von dem gleich benannten Flusse
(nach der Indianerspracbe Checatme, d. b. der grofse Fluss) er-
halten hat, liegt an der Mündung dieses Flusses in den Michigan-
See, auf der westlichen Seite des letzteren und unter 41* nördl.
von' der Hitze, die im Sommer St Louis, Cincdnnati und andere
etwa* südlicher gelegene Städte heimsucht, verschont Der See
gewährt ihm eine Wasserverbindung mit den großen nordamerika-
nischen Binnenseen: ein Kanal, der den Chicago-Fluss mit dem
Illinois -Fluss verbindet und durch den seit einer neuerdings durch-
geführten Vertiefung des Chicago das Wasser vom Michigan-See
mit den gesammten Abflüssen der Stadt nach dem Illinois geführt
wird, ermöglicht den Wuserverkehr mit dem Mississippi. Ein
dichte* Net* von Eisenbahnen überzieht die fruchtbare Ebene,
welche die Stadt auf mehre Hundert Kilometer weit nach N., ü. u. S.
umgiebt — So bildet die letztere einen der bedeutendsten Ver-
kehrs - Knotenpunkte der ganzen Welt und hat sich zum ersten
Handelsplätze für Getreide, Vieh und Nutzholz empor geschwungen,
dessen Eiigros • Umsatz bereits im Jahre 1871 eine Höhe von
1U3 Vereinen,
1 snj Millionen M. erreicht hatte. Entsprechend diesem Auf-
schwünge war die Vermehrung der Einwohnerzahl, die in den
ersten 35 Jahren des Bestehens der Stadt jährlich x>,v„ betragen
hat. 1801 wurde hier ein kleines Fort erbaut, das 1812 in Folge
der Indianerkämpfe verlauen und erst 1816 erneuert wurde.
1830 hatte der Ort 12 (hölzerne) Häuser und loo Einwohner,
1833 bei seiner Erbebung zur „'/Wn" 4 170 E. 1850 zählte
die seit 1837 als „C«y inkorporirte Stadt 30000, 1860 110 (XX),
1807 299 000, 1875 endlich mehr als Vi Million Bewohner und
60000 Wohnungen.
Die Stadt, welche von N. nach S. etwa 16-*«- und von 0.
nach W. etwa 8— Ii)"*-» Durchmesser hat und rot 10 400«*
Fläche bedeckt, liegt nach der bekannten, in den 60er Jahren
durchgeführten Hebung der älteren Quartiere*) etwa 5—10" über
dem Spiegel des Sees. Der Chicago-Fluss, der sie durchzieht
und vor seiner Mündung in den See in 2 Arme sich spaltet, theilt
sie in 3 natürliche Abschnitte, den Nord-, Süd- ti. West- Distrikt
die durch zahlreiche Dreh • Brücken und 2 unter dem Flusse
durchgeführte Tunnels verbunden werden. Von den 61 l*"1 Ufer-
länge, welche der Fluss innerhalb der Stadt besitzt, sind nicht
weniger als 40 mit Docks und Waarenhänsern ausgebaut Die
Mral>n, welche 24- 30"- breit sind, kreuzen sich sämmtlich im
rechten Winkel und folgen einander in solchen Abständen, dau
Häuserblocks von 91 "> Länge und 61 <■> Tiefe sich ergeben; die
einzelnen Baustellen (Lob), welche demnach 30,5 m Tiefe haben,
sind 6,1 » bis 6,75 11 breit und es ist die Bebauung derselben so
geregelt, dass im Inneren der Blocks ein zusammen hängender
freier Raum sich ergiebt. Größere Plätze sind in der Stadt selbst
nicht vorhanden: dagegen sind im Außengebiete mehre Park*
von bedeutenderem Umfange angelegt
War schon die ältere bauliche Entwicklung Chicagos hoch
interessant, so wird dieselbe doch bei weitem überboten durch
das, was in der Erneuerung der Stadt nach dem großen Brande
am 8. u. lt. Oktober 1871 geleistet worden ist Das durch Um-
werfen einer Petroleumlampe in einem Kuhstalle entstandene, vom
Südwestwind angefachte Feuer fand in den leicht gebauten, an
Holzwerk reichen Häusern üppige Nahrung, während die unge-
nügende Zugänglichkoit dieser Häuser und die Förderung, welche
das Feuer durch den mittels der Fahrstuhl-Schächte hervor ge-
•) tl.ui wtitM<-lK IM Artikel: Vbtaw und Mine llü»ertirl,uu« »uf H. Ana
Jim- M u tu
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N». 30.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
151
brachten Luftzug erfuhr, die Anstrengungen der in Amerika
trefflich organisirten Feuerwehr zu Schanden machte. 3 Stunden
nach Ausbruch des Brandes war die Flamme bereits 1 200 ™
weit vorgedrungen, hatte den Klus» au zwei 4uo "' weit von einander
entfernten Stellen überschritten und erlangte eine Kraft, welcher
selbst die solidesten Steinhäuser nicht widerstehen konnten. Der
Brand erstreckte sich auf 8-10 iu und vernichtete 17 450 Gebäude;
100 000 Menschen wurden obdachlos, 200 fanden in den Flammen
ihren Tod. Der Werth des vernichteten Eigenthums belief sich
auf rot 800 Millionen M, von denen 185 Millionen zwar ver-
sichert waren, aber bei dem Bankerott fast aller Versicherung«-
Anstalten gleichfalls nicht gerettet werden konnten.
Bei diesem großartigen Unglück zeigte sich die zihe Energie
der Amerikaner ond ihre Fähigkeit, sich schnell in gegebene
Verhältnisse zu schicken, im glänzendsten Lichte ; allerdings kam
der schwer geprüften Stadt auch die Theilnabme und Unterstützung
der ganzen Welt zu Hülle. Die Kautleutc konsolidirten ihre
Interessen und beschlossen, ihren Verpachtungen voll, wenn auch
erst allmählich, nachzukommen ; in der That soll der wirkliche
Ausfall in Betreff derselben nicht mehr als 4,20 Millionen .//
betragen haben. Der Geschäftsverkehr, welcher im Herbst seinen
Höhepunkt erreicht, erlitt nur eine kurze Unterbrechung und
wurde bald in provisorischen Holzbauten wieder aufgenommen.
Unmittelbar darauf ging es mit Eifer an die Erneuerung der
Wahnhäuser und öffentlichen Bauten, wobei — im Gegensatz zu
der früheren Sorglosigkeit — in rigoroser Weise auf Feuersicher-
heit der Konstruktionen (meist Backsteinbau mit Sandstein-Facaden)
gehalten wurde. Von den 83 550 ™ Slrafsenfront, die in dem
Haupt-Geschäftsnuartier, dem S.-Distrikt, abgebrannt waren, wurden
binnen Jahresfrist bereits 16150"> mit einem Kostenaufwande
von 189 Millionen M erneuert — Unter den 93 Architekten-Firmen,
die an der Rekonstruktion der Stadt betheiligt waren, hat eine
allein 27 mi* Strafsenfront erbaut, eine andere ein Baukapital
von 378 Millionen M verwendet Zur Zeit ist von den Spuren
des Brandes selbstverständlich längst nichts mehr zu bemerken. —
Die Eintheilung der Stadt in Wohn- und Geschäfts-Quartiere
und die Gliederung der letzteren nach dem Gegenstände der ver-
schiedenen Geschäftszweige, welche der Hr. Vortragende an der
Hand der ausgestellten Pläne schilderte, müssen wir an dieser
Stelle übergehen. Besonders bemei kenswertk erscheint die Dock-
Anlage des South-Brand-Distrikt, die Schöpfung eines Privatmannes,
Mr. Walker; sie umfasst eine Fläche von ÖOO liA. enthält eine
Ausladelänge von 12000 n, wovon 3000 m Kanalufer, und steht
mit allen 13 grofsen Eisenbahn - Linien Chicagos, von denen 5
hier ausmünden, in Verbindung. — Die Kommunikationsmittel
Bind, wie überall in Amerika, sehr gut entwickelt Außer den
zahlreichen Linien der 3 Pferdebahn - Gesellschaften gewähren
auch die Lokomotiv-Eiseubahnen, welche gleichfalls in den Straften
liegen und deren langsam fahrende Züge an jedem 2. Block an-
halten, eine sehr bequeme Verbindung. Dagegen ist das l'riaster
(Holzpflaster mit Holztrottoirs) sehr schlecht unterhalten und fehlt
stellenweise ganz, da die Stadt bei ihrer grofsen Schuldenlast
ist, die Herstellung des Pflasters den Privaten zu
hervorragender Bauwerke,
Ddte sich der Kedner, der gleichzeitig eine größere Zahl von
Zeichnungen und Photographien zur Ansicht zirkuliren lief», zu-
nächst den Hochbauten zu. Die größeren öffentlichen Gebäude
monumentalen Charakters sind fast sämmtlich das Werk von
Korporationen oder Aktien-Gesellschaften, die in dieser äußeren
Repräsentation ihrer Bedeutung sich zu tiberbieten gesucht haben.
Wenn europäische Architekten mit der künstlerischen Haltung
dieser Bauten auch nicht durchweg einverstanden sein werden und
von einer Stilreinheit selbstverständlich nicht die Bede ist »° ist
der Gesammt- Eindruck doch ein sehr stattlicher und imponirender.
Chicago besitzt 238 Kirchen, 83 Woblthiitigkeitt - Anstalten,
49 Freimaurer-Logen, H2 Erziehungs-Anstalten (ohne die öffent-
lichen Schulen und Bibliotheken) 14 Theater und 84 Zeitungs-
Ktablissements, welche in Amerika bekanntlich nicht selten
palastartige Gebäude inne haben.
Etwas eingehender verweilte Hr. Bartels bei Beschreibung
zweier Gebäude — der < hamber of commerce und des Palmer-
/W. Das erstere 1864 für 1960 000 M von einer Aktien-
und an den Board ot Tnatees auf 99 Jahre
von 80 000 M. vermiethet, ist nach dem
im Jahre 1872 neu erbaut worden. Es ist 28 " tief,
157" lang und enthält in dem 16"" Uber Trottoir liegendem
„Batement*, sowie im Erdgeschoss durchweg Büreaus, die feuer-
sicher hergestellt und je mit 1 feuerfestem Geldspind versehen
sind. Im Obergetchoss befindet sich der 48 m lange, 26 m breite
und 12,60 m hohe Börsensaal, der an der einen Schmalseite die
6 m breite Zuschauer-Tribüne, an der andern den sehr reich aus-
gestatteten Sitz für das Präsidium enthält und mit Fresken an
Decke und Wänden geschmückt ist — Das Palmer -House, das
erste Hötel der Stadt, welches gleichfalls nach dem Brande in
feuersicherer Konstruktion (Gewölbe auf eisernen Trägern) er-
neuert worden ist, misst im Aenfseren 76,24 ™ zu 77,46 "> und
enthalt einen Hof von 27,43 ™ X 343,58 n. Im Erdgeschoss sind
im Aenfseren durchweg Läden angeordnet; im Inneren befindet sich
eine große, mit italienischem Marmor getäfelte Halle von 19,5*im
X 32.83 m mit dem Ofßce, an welche sich Billardzimmer, der
Bar-limm (das Restaurant) etc. anschließen. Eine breite Treppe
welchem sich die Dining und Receplinn-Room» sowie
von sonstiger amerikanischer Sitte) einige besonders luxuriös ein-
gerichtete Schlafzimmer befinden. Der große Speisesaal ist ein
Raum von 28,17™ Lange, 19,51™ Tiefe und 8,39™ Höhe, an
den sich, durch eine Säulenstellung von ihm getrennt, noch ein
zweiter, gleich langer Saal von 10,36 m Tiefe anschliefst Die
Empfangszimmer sind nach den Entwürfen hervor ragender fran-
zösischer Architekten in grofser Manmchfaltigkeit des Stils
dekorirt, eines derselben sogar in „egyptischem" Stile. Die 8
folgenden Stockwerke enthalten durchweg Logirzimmer, deren das
Hötel i. g. 700 zählt; jedes derselben ist 5,80» X 4.27™ grofs
und mit einem besonderen kleinen Badekabiuet kombiuirt Die
Hötelküche ist durch tiesondere Vorkehrungen isolirt, so dass die
Gerüche derselben niemals in das Innere des Hauses dringen
können. — Die Kosten des Baues haben 33,6 Millionen M., die der
Einrichtung noch 8,4 Millionen M. betragen, doch hat der Betrieh,
über den der Hr. Vortragende mehre interessante Einzelheiten
mittheilt, sich nicht ganz rentirt —
Die Privatbauten bieten in ihrer Art keine Momente, die
besonders hervor zu heben wären. Der Grundbesitz von i. g.
8360 ha in 104000 Baustelleu eingctheilt, von denen 260
und 60000 l.ots auf Geschäftshäuser, die übrigen auf Wohnhäuser
kommen. Der Werth der Grundstücke, welcher 1825 für 1
Meter Wasserfront etwa 179 Ȁ, sonst 55 M gerechnet wurde,
beträgt heut in bester Gegend 450 Jl für 1 □'», bis zu 135 M
in untergeordneter Lage; der höchste Preis ist mit 1500 für
1 □» bezahlt worden. Meist werden die (30,50 ™ tiefen) Grund-
stürke jedoch nach der Länge der Strafsenfront verkauft und
gelten alsdann, je nach der Lage, in bester Gegend 34 500.// bis
zu 2 750 M für 1 m Front herab. —
Unter den großartigen [Ingenieurbauten der Stadt sind die
Wasserwerke die bemerkenswerthesten. Wir können die
Schilderung der Anlage, bei welcher das Wasser bekanntlich
durch einen 3,225 Km langen, unter dem Boden des Sees vor-
getriebenen Tunnel aus dem Michigan-See entnommen wird, hier
übergehen, da u. Bl. bereits auf S. 416 Jahrg. 67 einen bezügi.
Artikel gebracht hat. Zur Ergänzung ist lediglich anzuführen,
dass das Wasserquantum, welches jener eiste, im Jahre 1K66
vollendete Tunnel lieferte, bereits im Jahre 1872 nicht mehr
ausreichte und dass man in Folge dessen zur Ausführung eines
zweiten, 2,14 >. 2,19 "» weiten Tunnels geschritten ist, der bei
einer Tiefe von 26,21 ra etwa 6,5 Km unter der Stadt hindurch
geführt ist und an einem südwestlich gelegeneu Punkte mündet,
während das Standrohr des alten Wasserwerks am Ufer des Sees
liegt. Die Kosten der Gesantmt-Anliige, welche täglich ö8loookb™
Wasser liefert, haben 33,6 Mill. M. betragen, doch ist der Wasser-
verbrauch der Bevölkerung, an welchem allein die mit Wasser
betriebenen Elevatoren mit rot 109 000 kb™ betheiligt sind, ein
so grofser, dass man an Einschränkungen denkt; gegenwartig ist
die Wasserentnahme für die Haushaltungen frei gestellt u nd es
(in industriellen Anlagen)
aufgestellt
sind überhaupt nur 1313 Wa
Nach kurzer Erwähnung der beiden in der Richtung der
Washington- und der Lasalle- Street unterhalb des Chicago-
Flusses durchgetriebenen Tunnels, welche je 2 Oeffnungen
von 2,74 X 4,27 ™ für Fuhrwerke und 1 < k'ffnttng von 2,74 X
2,74 ™ für den Fussgänger- Verkehr enthalten, giebt der Hr. Vor-
tragende noch einige statistische Notizen über den, wohl einzig
in der Welt dastehenden Viehmarkt Chicagos, die Union -Stock-
Yards. Das im Jahre 1865 mit einem Kostenaufwande von
rot 50 Millionen .// errichtete Etablissement bedeckt wo-
von 60 HA auf die Eisenbahn -Anlagen und Uniwährungen, 2 "*
auf die Gebäude (Hötel, Bank, Kirche, Telegraphengebäude etc.
so wie Wohnhäuser für die Einwohnerschalt von etwa 40tx> Köpfen)
kommen. Die Anlage kann 25 000 St. Rinder. 100 000 St
Schweine, 22OO0 St. Schafe und 500 St Pferde mit einem mal
aufnehmen; Rinder und Pferde werden in 1 5O0 offenen Stillen,
Schweine und Schafe in soo bedeckten Ställen untergebracht.
Es sind 13 Km Straßen. 6 Km Wasserleitung*-, 50 Km Kntwässe-
ruugs-Rohren und 16 Km offene tierinne zum Trinken des Viehs vor-
handen. Die Straßen sind makadamisirt, die Hauptstraße ist mit
Holzpflaster versehen, wahrend die Stalle mit 7,6 "» starken
Die Eisenbahnen, auf welchen das Vieh
führt
1.
...uiu«-.. u.,.. ™„™u, „ -„», ™ « 40 —
Gleis mit mehr als 160 Weichen. - Der Umsatz für das im
Jahre 1S76 auf dem Markte verkaufte Vieh hat 466 Millionen M.
erreicht; er erstreckte sich auf 1 096 745 St. Rinder, 4 190 006 St.
Schwein •, 364 095 St Schafe und 8 159 St. Pferde. Die Schweine
werden fast sämmtlich in Chicago geschlachtet (in einzelnen
der hierzu bestimmten Packing • Häuser bis zu 10 000 St. an
einem Tage), eingepnckelt und für den Versandt verpackt; neuer-
dings hat man auch mit Gluck begonnen, den Transport frischen
Fleisches nach Europa zu organisiren. Die Einrichtungen, durch
welche jene Leistung der Packing -Häuser ermöglicht wird, sind
sehr sinnreich und beruhen auf einer weit gehenden Thcilurig
der Arbeit, die im 4. Stock mit dem Schlachten des auf Hampeu
empor getriebenen Viehes beginnen, bis im untersten Geschoss
die Waare zur Versendung fertig ist — Eine Schattenseite des
großartigen Viehbandeis, dessen Mittelpunkt Chicago ist, bildet
leider die ziemlich grausame Behandlung des Viehs beim Eisen-
bahn-Transport, obwohl ein Gesetz, dass dasselbe nicht länger
als 2* Stunden hinter einander im Eisenbahnwagen gehalten
darf, den schlimmsten Ucbelstaud gesteuert hat ; uomeut-
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152
13. April I87K
lieh ist eg üblich, die Wagen so dicht mit Vieh zu fallen, das»
dasselbe sich gegenseitig als Buffer dient. —
Der Redner schliefst seinen mit Beifall aufgenommenen Vor-
trag, auf dessen zahlreiche Anmerkungen wir nur theil weine ein-
gehen konnten, mit einem Hinweise auf diejenigen Momente,
denen Amerika es verdankt , das ■ daselbst Leistungen der be-
schriebenen Art ermöglicht werden: die Vereinigung des Kapitals
und der Unternehmungsgeist des Volkes leiste dort so Grofses,
weil dem letzteren auch ein entsprechender freier Spielraum
Hr. Bänsch erwähnt im Anschlüsse an die Bemerkungen
über den Viehtransport in Amerika, dass auch der in grofsem
Maal'stabe zur See stattfindende Transport schleswig-holsteinischen
Rindviehs nach Kugland in ganz ahnlicher Weise betrieben werde;
das Vieh wird eng zusammen gepfercht und während der Fahrt
durch Treiber, die auf den Hucken desselben entlang springen,
in Bewegung gehalten, um am Niedurlegen verhindert zu werden.
Die Beantwortung der im Fragekasten enthaltenen Fragen
erfolgt durch die Hrn. Strecken, Büsing und Uoussellc.
Vermischtes.
Neuanlagen von Wasserklosett sollen hehufs Reiner-
hai tun n der öffentlichen Wasser laufe in Berlin fernerhin
selbst indem Falle nicht mehr zugelassen werden, dass die betr. Grund-
stücke eine unterirdische Entwässerung in die in früheren Jahren an-
gelegten städtischen Kanäle, welche in die öffentlichen Wasserläufe
munden, besitzen. Nur wenn die alten Kanäle einen Auschluss
an die städtische Kanalisation besitzen, soll die F.inrichtung von
Wasserklosets zugelassen werden. — So sehr man der Absicht
dieser Bestimmung im allgemeinen beipflichten kann, ebenso sehr
wird man wünschen, dass nicht durch rigorose Durchführung
derselben in solchen hüllen Schwierigkeiten und unnütze Kosten
den Grundstuckbesitzern werden auferlegt werden, in denen es
sich um im Entstehen begriffene Gebäude in Suditheilen handelt,
in welchen schon nach wenigen Monaten die Strafsen-Kana-
lisirung beendet sein wird. Die Forderung nach „Iteineihaltung
der öffentlichen Wasserlaufe- könnte bei deu heute vorwaltenden,
etwas Ober-puristischen Neigungen zum vorüber gehenden Ge-
brauche von Hülfsmilteln und Einrichtungen führen, welche un-
gleich schlimmere l ehel mit sich bringen, als solche mit dem Fort-
bestehen der bisherigen Zustände für nur noch kurze Dauer ver-
knüpft sein würden. —
Kenhelten in Fenster- und Thür - Vorschiftssen. Der
Hamburg • Berliner Jalousien - Fabrik, H. Frese, Berlin
S.W., Beuthstr. Iü, ist ein Patent ertheilt worden auf eine
Neuerung an Jalousie- Verschlossen, welche in mehrfacher Beziehung
als recht zweckmässig anerkannt werden muss. Die Kon-
struktion bietet Sicherheit gegen das Schiefziehen, — die beider-
seitigen Zugschnüre werden oben in ein schmales Gurtband
zusammen gefasst, das durch eine recht praktische Klemmvor-
richtung in jeder Lage sich selbst (und damit auch die Jalousie)
fest stellt, — die Stellkette für die Jalousiestäbchen liegt auf
gleicher Seite mit dein Zuggurt — und es findet endlich bei
völlig hoch gezogener Jalousie ein geringerer Verlust an Licht-
höhe des Fensters sUtt als bei den sogen. Wellen-Konstruktionen
der Jalousien. Ein Probestück ist seit einigen Tagen in der
Perman. Bauausstellung ausgestellt.
Ebenfalls befindet sich dort z. 7,. ein Probestück eines
Laden- Verschlusses aus Stahlblech, eingeliefert von
A. Kammerich * Co., Berlin K, Fennstr. 27, welches in der
Einrichtung seiner Aufzugs- Vorrichtung etwas neues gegen
dasjenige, was bisher gewöhnlich angetroffen wird, zeigt. Zum
Aufziehen sind Ketten angewendet, welche über Rollen gehen, die
auf dem Im fang entsprechende Rückhaltstege haben; weiter ist
durch Einfügung einer Neben-Leitrolle in Kurbelhöhe eine solche
Kettenführung etc. erzielt, dass das Aufgeben der Jalousie, unter
Aufgabe des selbstthätigen Herabfallens aber mit genauer
Regulirung der Geschwindigkeit und daher auch mit Vermeidung
des dnnnerähnlichen, höchst lästigen Geräusches erfolgt, welches
mit der Bewegung dieser Art von Luden bei Benutzung der ge-
wohnlichen Mechanismen als großer MissUnd verbunden ist. —
Zum Brache des Fahrstuhls im Pariser Grand Hotel,
welcher an einem der letzten Tage des Februar er. suttgefunden
und bekanntlich mehre Menschenleben gefordert hat, liegen jetzt
vielseitige nähere Mittheilungen vor. aus denen zu entnehmen ist,
dass: a) der Betrieb durch einen direkt wirkenden Kolben
geschah; b) die Verbindung der schmiedeisernen Kolbenstange
mit dem Boden des Fahrstuhls mittels eines Kopfstücks aus (iuss-
eisen und vielleicht durch einfaches Einschrauben der Kolben-
stange in dies Kopfstück bewirkt war; dass c| die Eigenlast des
Aufzugs durch Gegengewichte, welche in Ketten hingen, nahezu
ausgeglichen war; dass d> der Fahrstuhl Fangvorrichtungen nicht
liesessen hat, und dass e) der Unfall eingetreten ist, als beim
Stande des Fahrstuhls in Höhe eines Mittelgeschosses der Führer
das Ablass-Kohr des Zvlinders geöffnet hat. um wieder abwärts
zu gehen. Vielleicht in Folg«' rascher Oeffnung, vielleicht in
Folge eines vorhandenen alteren Schadens ist ein Bruch au der
Verbindungsstelle zwischen Kolbenstange und Fahrstuhl - Boden
eingetreten; es hat alsdann die l'cberlast der Eigengewichte den
Fahrstuhl mit Heftigkeit in die Höhe gerissen und gegen die Decke
des obersten Geschosses geschleudert: dort sind in Folge der
tnomeutaueu Unterbrechung der Bewegung die Ketten der Eigen-
gewichte gerissen nnd es ist alsdann der nunmehr ganz sieb selbst
überlasseue Fahrstuhl in die Tiefe des Kellergeschosses hinab
gestürzt
Die Fahrstühle, nach dem angegebenen Svstem ausgeführt,
euen sich bei der Einfachheit aller ihrer Theile einer
verhältnissmälsig weiten Verbreitung. Die bisher günstige Beur-
teilung des Svsteiiu wird, hei ihrer thatsächlich guten Begründung,
durch den Unfall im Grand Höfel kaum leiden können, da
augenscheinlich hier entweder Mangel an sorgfältiger Ueber-
wachung und Behandlung aller Theile des Apparats, oder wahr-
scheinlicher Ausführungsfehler vorliegen, die mit dem
System an sich durchaus nicht* zu schaffen haben. Zu letzterem
mag zum Theil auf die vielleicht mangelhafte Vcrbindung-zwischen
Kolbenstange und Fahrstuhl - Boden , zum Theil auf die uusorr;-
fältige Einrichtung der Steuerung, welche Ein- und Austritt des
Druckwassers mit ühergrofser Heftigkeit gescheheu liefs, so wie
endlich auf deu Mangel von Fangvorrichtungen hingewiesen
werden, ohne aber dass es uns einfällt, dem letzt gedachten Mangel
einen sonderlich grofsen Werth beizumessen, da dieser angesichts
vielfacher Versagungen, welche bei allen derartigen Apparaten
erfahrungsnuilsig vorkommen, gerechtfertigt nicht sein wurde.
wobei jedoch Vorsicht in Betreff der Unterlage zi
die Anwendung chemischer Mittel ist bedenklich,
durch einen Sachverständigen geschieht 2) Es
Brief- und Frapekasten.
Hrn. Th. Sch. in Liegnitz. 1) Das Reinigen alter vergilbter
Kupferstiche etc. wird von manchen Geschäften für Einrahmung
von Bildern übernommen, kann aber auch bei einiger Mühe und
Sorgfalt von Jedermann ausgeführt werden. Das beste und
sicherste Verfahren ist das Bleichen durch Sonne und Wasser,
i beobachten ist;
sofern sie nicht
geht aus Ihrer
Anfrage nicht hervor, ob Sie ImiUtionen alter Thongefafse nach
Auswahl zu kaufen wünschen oder Kopien bestimmter Gefäf&e sich
herstellen lassen wollen. Im enteren, wahrscheinlicheren Falle
wird Ihnen die Angabe der Fabriken weniger nützen als die der
Verkaufsläger: wir bitten Sic übrigens, Ihre Frage an die Berliner
Bau-Austeilung richten zu wollen. 3) „Mauch" sowie: Die
Baustyle von C. Busch ThL L (aus der Spamer'scben Schule der
Baukunst ) -
Abonn. F. Nichts weiter als eine ordnungsmäßige Kon-
struktion der Zwischendecke und Sorge dafür, dass die Balken-
fache gehörig dicht mit trockenem Material ausgefüllt werden
und in den Anschlüssen der Balkenfache an die Umfangswände
nicht Hohlräume sich bilden. Gerade die Hohlräume an diesen
Stellen kommen nur zu häutig vor und sind alsdann die wesent-
lichsten Ursachen für störende SchallfortpHanzung von einem
Gesc.hoss zum andern. —
Hrn. V. in Malchow. Ein Spezialwcrk über AborUnlagen
für Schulen ist uns nicht bekannt: wir können Sie daher nur auf
Publikationen üWr Schulhaus-Bauten, die ja in den gröberen
Zeitschriften vielfach vorkommen, verweisen.
Hrn. O. in K. Die Einwinde welehc Sic (zu den in No. 24
veröffentlichten Hartwich'schen Entwürfen) gegen die Saulen-
stellungen auf den Perrons erheben, sind allerdings begründet
und als solche auch schon in den Techn. Vereinb. sowohl als
in den Normen f. d. Aufstellung von Bahnhofsprojekten anerkannt;
wir glaubten aber Einwänden dieser Art dadurch begegnen zu
können, dass wir im Eingange unserer Mittheilung jene Projekte
ausdrücklich als erste skizzenhafte Entwürfe bezeichnet habeu.
Hrn. L. II. in l". Wir nehmen Notiz von der Nachricht,
dass über die Douro-Brücke bereits eine Veröffentlichung durch
die Hrn. Krantz, Malinos & de Dion bei Gaudier & Regnault
erschienen ist.
Hrn. S. in Berlin. Nach den von uns eingezogenen Er-
kundigungen ist dio von Ihnen angeführte Aeufserung eines Mit-
gliedes der technischen Oberprüfungs - K. in Berlin, .dass es
noth wendig sei, die in beiden Fachrichtungen vorgehenden Bau-
meister-Kandidaten in jedem Fache ebenso gründlich zu prüfen,
wie einen Hochbauer oder Ingenieur, der nur für eine Fachrichtung
das Examen bestehen will, da nur so eine gleichmäfsigc Verwen-
dung der zweiseitig und einseitig geprüften Baumeister sich als
möglich erweisen würde" — in Wirklichkeil nicht erfolgt, auch
innerhalb der Ober-P. K. kein entsprechender Beschluss gefasst
worden. — Es scheint uns, dass die bezgl. Nachricht den Stempel
der Unwahrscheinlichkeit auch schon an der Stirn trug.
Hrn. C. R. Umfassende Angaben aus neuerer Zeit Uber
Imprägniren finden Sie in Heusinger v. Waldegg, Handbuch für
spezielle Eisciibahntechnik, Bd. L, 4. Aufl. 1S77.
Ahbon. in P. Das im Druck begriffene Heft 4 des „Deut-
schen Baubandbuchs" wird den Abschluss der Konstruktions-
lehre des Horhhauwesens und den Schluss des Kapitels über
Eisenbahnwesen bringen. Der wesentlichste Theil des 5. (Schluss-)
Heftes wird der .Einrichtung der Gebäude" von verschiedenster Art
Kot,
; tod Cirl B.tlUl in 1
.,iwo«JI<l, K K. O. Krii.cä. Druci; VT. Mo
Irurkrrol, Berlin.
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N». IL
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
153
Arrhlmku*- unit l>«Mlnir-Vwla. su Huw«. — Dtwlratr
rhs«-h«i Ingenieur- and Architekten- Vcrrini. - Zu
AnU««0 Ar dW Berliner HudH.«an. - Der Bntrurf für du neue
der Uilrmilil Strift-btttjj. — Aufbeben« der ort»iH>ll«oUk*»» Knimtwe »u
- Konkniftii».
— Personal-Kirhrlrbten. — Brief, and I»r«(ek»tten.
Architekten- and Ingenieur -Verein za Hannover.
Wochenversainmlung am 16. Januar. Vortrag de» Hrn. Bau-
rath Garbe über das Projekt zur Trockenlegung der
Suder See. Angeregt wurde das Projekt zuerst durch den
Ingenieur vom Waterataat, von Diggolen, u. x. in einem 1849 er-
schienenen Werke, welches die Verbindung der friesischen lasein
behandelte. 1805 veranlass e der Minister Rochussen die Nieder-
ländische Gesellschaft für Grundkredit zu Voruntersuchungen, mit
denen der damalige Ober-Ingenieur des Waterstaat, Beijerinck,
beauftragt wurde. Beijerinck kam zu dem Resultate, das* die
Trockenlegung des ganzen Beckens der Süder See technisch
und finanziell beinahe unausführbar, dagegen diejenige
des südlich der Yssel-Müudung belegenen Theils linanziell gut
begründet sei und auch keine unüberwindlichen technischen
Schwierigkeiten biete. Demnach ward von Beijerinck vorgeschlagen,
einen Abschluss-Deich von dem östlichsten Punkte der Provinz
Nordholland, der Stadt Enkhuiten, über die Insel Urk bis
zu einem südlich der Yssel-Mündung gelegenen Punkte zu ziehen,
um die südlich dieses etwa 40 Km laugen Deiches gelegene
Fläche trocken zu legen und in Kultur zu bringen, und auch
nördlich des Deichs durch Beförderung der Anlandung noch
weitere Flächen dem Meere abzugewinnen. Die kürzere Verbin-
dung zwischen Knkhuizen und Stavoren wurde
1) um die Yssel-Mündung frei zu lassen, 2) um
iij.n<».
Im Jahre 1870 hat die altere Gesellschaft ihre Kon/.essions-
hat eine aus Männern aller irgendwie betheiligten
gebildete UnUsreuchungs-Kommission ernannt, welche auf Grund
eines von Stieltjes ausgearbeiteten vorläufigen Projekts und in
l'ebcreinstimmung mit der Nordsee- Kanal - Gesellschaft
Grundzüge für das definitive Projekt fest gestellt hat:
L Der bisherige Pegelstand von —0,5™ A. P. in
Kanal wird für die allgemeine Bnsentläche auf — 0,4 ■
2. die bestehenden Ahwässerungs-Verbände dürfen in ihrer
Autonomie nicht verkürzt werden;
3. die Ausführung des Werkes ist einer von der Regierung
kraftig zu unterstützenden Gesellschaft zu übertragen.
Man war der Ansicht, dass die Eindeichung für die in Frage
»tengegenden im allgemeinen unschädlich sein
fand im übrigen das im Folgenden kurz be-
schriebene Stieltjes'sche Projekt in
die "
Das Projekt zerfällt in 3 Theilc:
A) Anlagen, welche nicht direkt mit der Trockenlegung in
Verbindung stehen, aber besonders in Folge der Erhöhung des
Binnen- Wasserstandes um 0,1 » nothwendig werden. Diese sind:
1. Bau einer Schleuse und eines 300 pferd. Schöpfwerks bei
Haarlemer Meeres und
Texel, I leider gegenüber liegend, nicht zu verschlechtern
und 3) weil in der Linie Enkhuizen - Stavoren die Wassertiefe
relativ grofs ist
Für die durch den projektirten Deich eingepolderte Fläche
ergab sich eine Gröfse von 1 950 □Kn', so dass nach Abzug von
190 □Km für Kanäle, Deiche, Gräben etc. immerhin noch eine
nutzbare Flache von 1 760 □*■», d.i. der lOfachen Gröfse des
nd ca. Vi« der des 'ganzen Königreichs gc-
le. Die Flache liegt durchschnittlich 3™
bbespiegcl; die ordinäre Flulh steigt daselbst
0,4 m und die Sturmtiuthen an der Over-Yssel'schen Küste
erheben sich bis 2,5 ™ über jenen Wasserspiegel. —
Die von Beijerinck jun. und Stielties 1866 angestellten
Boden-Untersuchungen ergaben, dass V» der Fläche mit einer
1,0 — l,f. » mächtigen Klaischicht bedeckt ist und % Sandboden
besitzt Unter der Klaischicht liegt Sand- oder Moorboden.
Nach Ausführung der gedachten Vorarbeiten erfolgte ein Antrag
an die Regierung, dass die Konzession zur Ausführung einer Gesell-
schaft ertheilt, oder die Ausführung vom Staate selbst in die Hand ge-
nommen werden möge. Eine in Folge dieses Antrages berufene
Kommission sprach sich 1868 für Konzessionirung einer Gesell-
schaft aus, unter der Voraussetzung, dass von der Gesellschaft
ein Projekt ^vorgelegt werde, durch welches die von Seiten der
Katwvk (an der No
des Rhynlandes;
2. Verbreiterung des Nordsee-Kanals und Anlage einer neuen
F.ntwnsserungs-Schleuse (am westlichen Ausgange desselben) mit
2 üeffnungen »9" Weite;
8. Verbindung des Nordholländischen Kanals mit der Nordsee
bei Petten und Anlage von 2 Entwasserungs-Schleusen daselbst
des
von je 10" Weite,
4
ng des (nördlich von
dam gelegenen) Arostellandes durch Theilung desselben und Er-
bauung eines neuen 250 pferd. Schöpfwerkes. —
B) Anlagen, welche der Trockenlegung der Südersee voraus
geben müssen, damit wahrend derselben die Wasserverbindung
Amsterdams und der Kusteustädte mit dem nördlichen Theile der
Südersee, sowie die Entwässerung der anliegenden Provinzen nicht
gestört werden. Hierzu sind erforderlich:
1. Ein Ringkanal (E E iei Skizze), der mit dem Nordhollän-
dischen Kanal durch Kammerschleusen verbunden und an der
Mündung bei de Ven mit einer Kammerschleuse von 18 "Weite.
96 * Länge und 2 Entwasserungs-Schleusen von je 10" Weite
versehen ist; Drempel auf — 5,0 bezw. — 4,4 A. P.
2. Eine Ringfahrt (F F) in 2 Haltungen, die eine von Amster-
da» bis Krachtwyck, die zweite von hier bis zur Ysse.-Mündu^^
154
DEUTSCHE BADZEITUNG.
17. April 1878
mit 3 Schöpfwerken, dort und hier, nebst zusammen 4 Kammer-
und 1 Entwasserungs-Schleuse von 8,14 und 10 ■■■> Weite. Drempel
auf — 3,75 A. P.
3. Ein Verbindungskanal G zur Abkürzung deb Schiffahrtweges ;
4. Eine größere Zahl von Ucberläufen an den Kingkanälen,
durch welche zu Hochwasserzeiten eine Ueberschreitung der zu-
lässigen Wasserstände Termieden werden soll: außerdem soll das
in den neuen Polder einzulassende Wasser gleichzeitig die Aus-
laugung der trocken zu legenden Flachen Tom Salzgehalte (der
übrigens in der Södersee nicht beträchtlich ist) bewirken. —
(') Anlagen, die speziell der Trockenlegung dienen:
1. Der Abschlussdeich (A A) mit einer Kronenbreite von 3 ■
hei -|- 6,0» Höhe, in einer Höhe von — 1,0 A. P. mindestens
40 « breit, Sohle auf — 8,26 « bis 3,50 "n. Aufsenberme 6 ■ br.,
Außenböscbung 1 1 4, Binnenböschung 1 : 2'/,, später 1 : 5, Binnen-
berme zur Aufnahme einer 2 gleisigen normalspurigen Bahn ein-
gerichtet
2. Ein Basenkanal längs des Deiches, besonders zur Ent-
lastung desselben, (die Maiimal-Druckhöbe wird dadurch von 7,8 ■
auf 3,2 ■ reduzirt) von 150 ■> Breite mit 2 Busen-Meeren bei
Enkhuizen und Urk.
3. Ein Husen- Kanal (KK) 150™ k., eine Verlängerung des
Nordscekanals bildend, dessen Ausführung ermöglicht, dass die
in dem Alischlussdeiche des Y bei Schellingwoude gelegenen
Orauienschleusen in der Kegel geöffnet bleiben können, nehst den
3,70 '» breiten Zweigkanälen Pt Q, R. Der Kanal soll demnächst
die Haupt- Wasserstraße von Amsterdam nachdem Norden bilden und
wird daher bei de Ven mit einer grofsen Hafenanlagc abschließen.
4. Zwei Busenkanäle (L M und /. A' |, bei Amsterdam an den
Kanal »ub 8 anschliessend , 70 "> resp. 100 "• breit, mit dem 70 m
breiten Seitenkanale N 0, — Alle diese Busenkanäle sollen durch
Deiche begrenzt werden, welche auf + 0,6 A. 1'., an der. Binnen-
meeren auf + 1,5"« liegen; sie werden zu Leinpfaden von 6»
Breite eingerichtet, au fserdem werden auch die t>m breiten Bermen
als Wege dienen können.
Die Kingkanäle (E E und FF) nebst dem Nordseekanal ge-
hören nach Vollenduug der ganzen Anlage zu dem allgemeinen
Busen, d. h. zu derjenigen Wasserfläche , welche eine natürliche
Abwässcrung besitzt und das durch Schöpfmaschinen gehobene
l'olderwasser aufnimmt Die Oberfläche dieses allgemeinen Busens
wird auf — 0,4 A. P. liegen und 7300 ha betragen.
5. F.in Kanal (LI.) zur direktesten Verbindung der nordöstlichen
Provinzen mit Amsterdam, durch Kammerscbleusen von dem
allgemeinen Busen abgeschlossen.
6. Kine Fahrt ( S S T) mit 3 Haltungen.
7. Kine Anzahl Nebcnkauäle zu Schiffahrt»- und Entwässerungs-
Zwecken.
8. Zwei Kanäle (7.Z) durch die Insel l'rk auf 4,4™ AP, der
eine für Schiffahrt« - , der andere für Entwä&serungs - Zwecke
bestimmt
9. Kine Amtabi mit Dampf betriebener Schöpfwerke von zus.
9 400 H P. Diese Zahl ist überschläglich berechnet nach einer
alten bewährten Kegel, wonach für 1 ««tu ha und 1 » Hubhöhe
12 HP Betriebskraft nöthig sind. Dies entspricht einer Nieder-
ächlagsböhe von täglich 7'J '»"' ohne Kocksicht auf Verdunstung.
10. Schöpfanlagen von zusammen 1 150 H P Hetricbskraft am
Ketel, bei Urk und de Ven zur Erhaltung des normalen Busen-
Wasserstandes, falls die Abwäaserungs-Schleuaeu nicht genügend
wirken sollten.
11. Kintheilung der Poldertlächen, Herstellung von Gräben,
Wegen, Brücken, Eisenbahnen etc.
Die einzelnen Kabel sollen 5 ha Größe erhalten, die ein-
zelnen Abtheilungen Pegelstände, welche den Hnhenverhältnissen
entsprechen,« Sommcrpegel 0,5 — u,7 unter dem niedrigsten Terrain.
Die Gräben zur Ansammlung des Wassers werden ca. Vi« — Vis
der ganzen Fläche bedecken; sie liefern zugleich das Material
zu den Deichen der Busenkanäle. —
Die Gesammt-Kosten dieses großartigen Projekts sind von der
Staatskommission iucl. Bauziuseu auf 306 000000 M. veranschlagt
bei einer Bauzeit von 10 Jahren. Davon sind 8 Jahre auf Her-
stellung des Abschlussdeiches und 1% Jahr für das Auspumpen
gerechnet Den Gang der Ausführung hat man sich folgender-
mafsen gedacht:
Nach Vollendung der Anlagen ad A und B wird der Deich
hergestellt, die Krde zum Deichkern
oder durch Baggerung p.uuncu,
Deiches werden 1,0"- stark mit bestem Klai bedeckt. Die Einschuttung
erfolgt zwischen Fascbiuetikür|>crn vou 12» unterer Breite, die
mittels Sinkstürken unter den Heimen versenkt werden. An
beiden Seiten werden zunächst die Böschungen und Hermen ab-
gepflastcrt und die Enden des Deiches am Schluss jedes Baujahres
durch mächtige Steinschüttungen gesichert —
Nach Fertigstellung des Deichs werden die Schöpfmaschinen
in Prähmen an der Binnenseite desselben aufgestellt, um das
Wasser durch eiserne, provisorisch in den Abschluss-Deich gelegte
iHlcker oder Siele zu entfernen: später werden sie in Gebäuden
untergebracht, die gleichzeitig mit der Anlage der Deiche in den
verschiedenen Gebieten des Polders errichtet werden sollen. So-
bald das Land anfängt trocken zu werden, soll zunächst mit dem
Bau des HauptkanaU begonnen werden, sodann nach und nach
mit dem der übrigen Kanäle und den sonstigen Anlägen. —
Zur Erleichterung der Beschaffung der Geldmittel sind
folgende Versehrte gemacht worden:
1. Kostenlose Abtretung der Rechte, des Staats oder dritter
Personen an die trocken zu legenden, oder aufserhalb des Ab-
schlussdeichs spater au '» ach senden Flächen.
2. Zahlung einer Subsidie für jedes UA in Kultur gebrachtet
Fläche in Rücksicht auf die dem Staate von dem neuen Lande
zufließenden Steuern — wie dies bereits bei der Trockenlegung des
Haariemer Meeres geschehen ist Hier wurden vom Staate pro
Ha 250 Fl. bezahlt; verkauft wurde die ha iu 473 Fl. Nimmt
man für das vorliegende Projekt die Subsidie ebenso hoch an, so
müssen behufs Deckung der Anlagckosten 7C0'/, Fl.
preis für 1'" erzielt werden, welchen Betrag man bei den j
hohen Bodenpreisen und der sehr guten Bodenb
niedrig hält
Einige Mitglieder der Staatskommission meinten auch, dass
der Staat diejenigen Anlagen auf seine Rechnung übernehmen
müsse, welche den allgemeinen Zwecken dienen würden, wie z. B.
der Abschluss-Deich und die grofsen Kanäle etc. — Jedenfalls er-
scheint eine Garantie-Forderung unnöthig.
Eine Prüfung des Projekts durch militärische und medi-
zinische Sachverständige ergab, dass dasselbe für die Landesver-
teidigung und die Gesundheitsverhftltmssc der Bewohner günstig
sei, letzteres natürlich erst nach vollständiger Trockenlegung. Es
werden ausserdem als Vortheile des Projekts vorzugsweise geltend
gemacht :
1. Bereicherung des Landes um eine fruchtbare Provinz
und Hebung der Industrie und des Handels der Nachbar-
Provinzen.
2. Erhebliche Verbesserung der Haudelswege nach Amsterdam.
3. Sehr erwünschte Vervollständigung des Eisenbahnnetzes.
4. Bedeutende Verbesserung der Wasserverhältnis&o des Rhyu-
und Amstel-Landes und derjenigen der Provinz Nordholland. --
Anderen früher ausgeführten Trockenlegungen gegenüber hat die
projektirte den Vorzug, dass der Imfangsdeick nebst King-Kanal,
welcher im Granderwerb meistens bedeutende Kosten verursacht,
hier auf den verhältuissmäfsig kurzen Abschlussdeich beschränkt ist
Die tiegner des Projekts machen Folgendes geltend;
L Die Fluth werde sich künftig an der östlichen Küste der
Sflder See, soweit solche nördlich des Anschluss-Dciches liegt,
weit höher als bisher bei nördlichen und nordwestlichen Stürmen
erhellen und die bestehenden Deiche gefährden.
2. Es werde in dem nördlichen, sandigen Theile des neuen
Polders eine sehr heftige Durcb<|uel)ung (Qualmwasserbildungr
eintreten.
8. Es werde sich der neue Polder nicht zu angemessenen
Preisen verwerthen lassen, da die Fläche desselben eine zu
große sei.
Diese Einwendungen lassen sich alicr durch Verstärkung und
Erhöhung der hetr. Deiche, durch Ausschliessung der sandigen
Tbeile des Polders mittels einer Verlegung des Abschluss-Deichs
und durch die allmäliche Inswerksetzung des Verkaufs der
Ländereien wohl beseitigen. Zweifelhaft bleibt es allerdings, ob
die Ausführung des Projekts in der jetzigen Zeit rentabel sein
werde. Jedenfalls aber sind der Faktoren gi
ein näheres Eingehen auf das Projekt zu recW. «««,.,,
auch noch viele Jahre über der Ausführung vergehen würden,
so sei nach Analogie der Geschichte anderer großartiger
holländischer Unternehmungen doch zu hoffen, dass auch das
beschriebene Lnternehmen dereinst einmal zu Stande komme.
Dresdener Zwolgvorein dos Sächsischen Ingenieur-
und Architekten -Vereins
Sitzung vom 7. Januar 1878. Hr. Ingenieur Tharandt
berichtet über den Hau des Marine-Hafens in der Kieler
Bucht Das hoch liegende Bauterrain verlangte eine Boden-
abtragung und Ausschachtung von etwa 3 000 000 kb1", die für
verschiedene Zwecke Wiederverwendung fanden.
Vou den Hafeneinrichtungen beschreiht der Redner zunächst
einen der für Neubau größter Schiffe bestimmten Hellinge, der
aus dem Stapelhelling und dem Vorhelling besteht; ersterer ist
durch das Schwimmthor gegen die Bucht abschließbar.*) Die
Baukosten des ganzen Hellings betragen mehr als 2000000 M.
Die 4 zu Schiffs - Keparatui'en bestimmten Trocken - Docks
sind von ungleicher Tiefe und Länge, da die Drempel bezw.
6,02; 0,0; 7,H.r> und 8,03 ™ unter Nullwasser liegen. Auch die
Docks haben Ponton - ^erschlösse. Die Entleerung der Docks
geschieht mittels eines grofsen Zentrifugal - Pumpwerkes. Die
Dock-Sohlen bestehen aus 2 ■•' starker Betonschicht mit Knckstein-
IJebermaucmng und Klinker -Verblendung. Die Ecken etc. des
Mauerwerks und die Mauerkronen sind mit Granit armirt Die
Docks schließen an ein sogen. Reparatur-Hassin au, vor dem ein
zweites Bassin — das sogen. Ausrüstungs-Bassin — sich befindet.
Die Sohlen dieser Bassins liegen 10,7'» bezw. 9,4 "> unter Null:
die Mauern reichen bis 10™ nnter Null und sind auf Beton
fundirt; ihre Krone liegt 3,45 über Null. 1 lfd. Meter dieser
Mauern kostet etwa 2 7<K) M.
Zur Bezifferung des enormen Fmfangs der Kieler Hauten
führt der Redner an, dass dazu u. u. 48 000 f '"' Spundwand,
53!»75kbm Steinschlag zum Beton, 88OOOO0O Mauersteine,
92 000 Tonnen Portland-Zement, 13 100 Last Trass und 23 4 lokb'"
gelöschter Kalk
■) WrtiL Z. U.. hr. .1. 1
ßlgiffzed by GoogU
No.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
155
Sitzung vom 14. Januar 1878. Hr. Ingenieur Kuhn
referirt über Fe 8 tigkeita- Versuche für Mau er- Materialien
und weist dabei die Abhängigkeit der Festigkeit von der Gestalt
der Probestücke nach. Beispielsweise zeigt ein und dasselbe
Material in die Form des gewöhnlichen Ziegels gebracht, 1 Vi mal
so hohe Festigkeit als in Gestalt des Würfels. Der Einrluss der
Gestalt ist in der bekannten Bauschinger'schen Gleichung dargelegt.*)
Hr. Ingenieur Röber zeigt den von Professor Wienhold in
Chemnitz konstruirten Ruf- Apparat — eine kräftige Glocke —
für das Telephon, sowie ein Telephon vor, welches durch An-
bringung eines Resonators vervollkommnet worden ist
Sitzung vom 21. Januar 1*7*. Hr. Prof. Dr. Zetzsche
refetirt über das Telephon, indem er zunächst die verschiedenen
zum Telephon gehörigen Rufer, Ton Wienhold, Siemens, Fein und
Töpel, von denen die drei erst genannten das Signal mittels
Glocke geben, der letzt genannte jedoch mittels Stimmgabel giebt,
beschreibt Der Referent erläutert die Art und Weise, in der das
Telephon sammt Rufer anf den Stationen in die Leitungen ein-
zuschalten ist, je nachdem diese Stationen daneben gewöhnlichen
Telegraphendienst mit Ruhe- bezw. Arbeits-Strom leisten oder alwr
ausschlielslich Telephon-Stationen sind. —
Hr. Major Dr. Kahl referirt schliefslich über die Versuche,
jtermanente Gase, namentlich Sauerstoff, Stickstoff, Wasserstoff,
Kohlenoxyd, in tropfbar flüssigen Zustand zu versetzen. —
Sitzung vom 4. Februar 1878. Hr. Regierungsrath Prof.
Dr. H artig spricht (Iber Herstellung von Schraubenmuttern.
Redner theilt mit, dass auf der Philadelphia-Weltausstellung
eiserne Schraubenmuttern erschienen, die kalt gelocht waren.
Die Fabrikanten derselben haben behauptet, dass die kalt gelochten
.Schraubenmuttern eine gröfsere Festigkeit gegen Abscheruug der
Gewinde besäfsen als die gewöhnlichen, warm gelochten.
Durch Professor Thurston in Hoboken sind hierüber mehre
Versuchsreihen angestellt worden und es hat sich dabei heraus-
gestellt, dass allerdings kalt gelochte Muttern eine grölsere
Festigkeit gegen Abscheren der Gewinde, sowie auch gegen das
Zerreißen besitzen als warm gelochte. Kine der Versuchsreihen
z. B. hat ergeben, dass die Abscherungs-Festigkeit der Gewinde
pro nnm »ei den kalt gelochten Muttern 27,7 \ Ihm den
23,2 ■ betrug.
Weiter erläutert Redner die Art und Weise der Be-
anspruchung des Eiscnmaterials beim kalten Lochen und
führt femer aus, in welchem bedeutenden Maafse der dabei ver-
wendete Stahl-Stempel beansprucht wird. Für ein in Schmiede-
Eisen hergestelltes Loch von 11,7»»" Weite und 45,4""» Länge
würde, wie es an einem vorgelegten Probestück von der Firma
Hoopes & Townseud in Philadelphia gezeigt wurde, eine Be-
anspruchung des Stahlstempels von 441 k pro [Zmm sich ergeben,
wenn die Abscherung sich in einem einzigen Momente ver-
wirklichte. —
Sitzung vom IL Februar 1878. Hr. Zivil -Ingenieur
Dr. Proeil halt einen Vortrag über die von ihm aufgestellte
Methode der graphischen Dynamik, dip er ans dem Wesen
der Funktionen überhaupt entwickelt hat K~ wird für eine der
nächsten Sitzungen die Anwendung der graphischen Dynamik
auf das Gebiet des Maschinenwesens in Aussicht gestellt. —
Sitzung vom 18. Februar 187 8. Hr. Professor Dr.
Frankel halt einen Vortrag über bewegliche Brücken und Hr.
Dampfkessel- u. Fabrik-Inspektor Siebdrat legt Proben von
enartig aus der Ebene heraus gewundenen Ringen vor,
in der Sachsischen üusstahlfabrik hergestellt sind und
In der Sitzung vom 25. Februar 1878 halt Hr. Zivil-
Ingenieur Dr. Proell den Schluss - Vortrag über graphische
Dynamik, mit Anwendung insbes. anf die Compound-Maschinen,
wahrend die
Sitzung vom 4. März 1878 z. Th. der Vorlage etc. einer
Reihe großer Photographien von Balinhofsbauten durch Hrn.
Baurath Römer gewidmet war. — Hn. —
•> I».
. ist;, k 17.
Zu den Bahnhofa-Anlagen für die Berliner Stadtbahn.
In Nu. 21 dies. Hl. sind Vorschlüge zu Bahnhofs - Anlagen für
die Berliner Stadtbahn dargestellt, welche von dem Unterzeich-
neten gemacht wurden. In Xo. 28 sind dieselben von Hrn. Bau-
meister Schwieger zum Theil als nicht ausführbar und für die
Verhaltnisse nicht geeignet bezeichnet
Zu einer richtigen vergleichenden Beurtheilung verschiedener
Bahnhofs - Einrichtungen sind ausfuhrliche Spezial -Zeichnungen
der Gleise, sonstigen Anlagen und Dispositionen nothwendig, auf
AHA ' . I . - . . .1 .... ~* T 1 A ! . . 1 _ \f _ _ ^ 1 ml — A
welchen sieh die verschiedenen Betriebs -Manipulationen nach
Raum und Zeit, sowie nach den obwalteudeu Verhältnissen an-
ermitteln lassen, ohne dergleichen Spezial - Vorlagen
: allgemein gehaltene Auslassungen nicht als zutreffend
nd angesehen werden.
Die gegen die skizzirten Projekt» gemachten Einwürfe werden
sich bei einer derartigen Behandlung widerlegen lassen.
Die nicht tu Abrede zu stellenden gröfseren , durchaus ober
nicht unüberwindlichen Schwierigkeiten später etwa möglicher
Bahnanschlüsse zwischen den Endpunkten der Kahn innerhalb
der Stadt würden durch die grofse Erleichterung von weiteren
Anschlüssen aulserhalb der Endpunkte aufgewogen werden.
Die Konzentration des durchgehenden Verkehrs auf 2 Gleise mnss
bei jeder Einrichtung an irgend einer Stelle aufser-
halb oder innerhalb der Endpunkte stattfinden. Die
1 lh Minute wahrende Kreuzung der (.leise mit den ganz leeren,
beliebig zur Seite zu stellenden Zügen ist selbst bei der grollten
Zahl von durchgehenden Zügen ausführbar.
Angeführt mag nur noch Folgendes werden:
1. Die Anwendung geeigneter Kurven in den Bahnhöfen ist
keineswegs ausgeschlossen. Es kommt nachweislich kein Punkt
in der Stadtbahn vor, wo die Bahnhofs- Anlagen nach dem skizzirten
System mit den leicht möglichen Modifikationen nicht ausführbar
waren.
2. Es ist nicht ersichtlich, wie in der Kritik angenommen
werden konnte, dass Rangirbcweguugen mit durchgehenden Wagen
oder gar mit Maschinen über die n«bungs-Plattformen gedacht
seien. Dieselben liegeu am Ende der Gleise und dienen dazu,
um die Zahl von höchstens 10 mit einem Male an- und abzu-
fahrender Güterwagen zu heben und zu senken.
3. Das über die Zahl der Packwagen Gesagte kann nur auf
Missverständniss beruhen, indem die Beiladung zu den im Zuge
stehenden Packwagen mit der projektirten Einrichtung viel
schneller und bequemer erfolgen kann, als wenn das Gepäck über
Treppen geschleppt werden muss.
Die Einstellung besonderer Gepäckwagen ist selbstverständlich
nur dann erforderlich, wenn dieselbe durch das Quantum des
Gepäcks bediugt wird.
4. Was die gerügte ungeheuerliche Gröfse der Hebung» -Platt-
formen anlangt, so sind bei der, nach einem vom Unterzeichneten
festgestellten Projekte ausgeführten Homburg-Ruhrorter-Rhein-
Trajekt-Anstalt Plattformen von 10» Lange und 7 ■ Breite seit
langer als 2i> Jubren im Betriebe. Die bei der Stadtlahn noth-
wendigen wurden für die grol'sesten Guterwagen nur 7 und 4 ■
groß sein dürfen.
Berlin, den 14. April 187a Hartwich.
Dur Entwurf für das netto Kollegion-Gebäude der Uni-
versität Strafsburg, der bekanntlich im Deutschen Reichstage
Gegenstand sehr lebhafter Angriffe gewesen ist, hat am 13. und
14. April der Beurtheilung einer Kommission unterlegen, zu der
seitens des Reichskanzleramtes die Hrn. Geh. Oberhfbrth. Strack
nnd Geh. Reg.-Rth. Hitzig von Berlin, Brth. Hase von Hannover,
Oberbrth. Prof. von Ncureuther von München, Prof. Nicolai von
Dresden und Oberbrth. von Egle von Stuttgart berufen worden
waren. Hr. Geh. Ob.-Reg.-Rth. Kiuel, der bei Ausarbeitimg des
bezgl. Entwurfes die obere begutachtende Instanz gebildet bat,
und Hr. Bmstr. Eggert aus Strafsburg, von dem die Ausarbeitung
des Entwurfes herrührt, wohnten der Beratbung bei, als deren
Ergebniss sich heraus gestellt hat, dass die Vorlage zur Aus-
führung als geeignet nicht erachtet, sondern die Beschaffung
anderen Entwurfes auf neuer Grundlage im Wege
Konkurrenz empfohlen worden ist.
Wenu dieses Resultat für den Architekten zweifellos als eine
Niederlage zu bezeichnen ist, so mag sich derselbe mit dem
liewusstsein trösten, dass wenige Feldherren uud wenige Archi-
tekten von ähnlichen Wechseltallen verschont geblieben sind und
dass sein Ruf durch frühere Arbeiten — unter denen die Kon-
kurrenz • Entwürfe für den Berliner Dom, das Reichstagshaus nnd
das Niederwald -Denkmal obenan stehen — glücklicherweise zu
fest begründet ist, als dass ihn eine derartige Schlappe erschüttern
könnte. Ist ja doch ein auf amtlichem Wege, d. h. aus einer
fortlaufenden Kette der verschiedenartigsten persönlichen und
sachlichen Kompromisse und leider nur gar zu oft invita Minfrra
entstandener Entwurf an sich selten geeignet, einen richtigen
Maaßtah für das Können desjenigen Architekten zu gelten, dem
der Auftrag zu einem solchen obgelegen hat Die Kritik, welche
Laien und Sachverstandige an diesem, in der That wenig ge-
lungenen Entwürfe ausgeübt hatten, kehrt in letzter Linie und
durch die Befürwortung einer Konkurrenz ihre Spitze auch
nicht gegen eine Person , sondern gegen den Weg , auf
welchem der Eutwurf entstanden ist, uud gegen die Auf-
fassung, welche ihm demzufolge vermuthlich gegen
die bewusste Absiebt der lletheiligten , einfach durch die
zwingende und lähmende Kraft bt'ireaukratischer Tradition
zu Grunde gelegt worden ist Dass in einem so hervorragenden
Falle gegen diese Auffassung in entschiedenster Weise Front ge-
macht worden ist, dass dss Publikum, die Volksvertretung und
die Regierung das Bedürfnis* bekundeten, die Herstellung eines
Monumentalbaues von diesem Bange mit einer gewissen Freudig-
keit aus der Fülle freien künstlerischen Schaffens heraus nnd
getragen von der Theiluahme der Nation betrieben zu sehen,
ist eine Thatsache, die in den Kreisen unseres Faches ein-
müthiger Zustimmung gewiss sein kann und die zu den
besten Hoffnungen für die Zukunft Veranlassung giebt. —
Leber die Art der Kritik, welche an dem Eggert'schen
Entwürfe innerhalb des Deutschen Reichstages geübt worden ist,
behalten wir uns noch einige Bemerkungen vor, die wir nach
Schluss des Reichstags in einer Zusammenfassung der zahlreichen
Fälle, in denen diesmal Angelegenheiten unseres Faches zur
Verhandlung desselben gelangt sind, geben werden.
Aufhebung der ortspo
bahn- (Hoch-) Bauten. I
lizeilichen Konaenso zu Eiscn-
ekauutlich ist die
Ausführung von staatsseitig genehmigten K
1 eine ortspolizeiliche Erlaubnis« erforderlich sei,
Frage : ob zur
isenbahnbauten
in einem Er-
Digitizea By VjOOglt
156
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
17. April 1878
Kenntnis* des preuß. Ober- Tribunals vom 7. April 1*70 norniirt
worden, wahrend das Handels-Ministcrium in einem Reskripte vom
14. Juli 1870 diese Entscheidung des obersten Gerichtshofes
wegen ßasirung auf einer thatsachlich unzutreffenden Voraussetzung
außer Wirksamkeit genetzt hat*).
Nunmehr scheint dieser Streitpunkt seine endgültige
liege hing in einer am 9. Februar d. J. ergangenen Entscheidung
des Gerichtshofes zur Entscheidung der Kom|«etenz-Koufliktc
gefunden zu haben, in welchem ausgesprochen ist, dass für
staals-polizeilich genehmigte Hauten, die unter Leitung von
Staato-Baubeatntcn ausgeführt werden, ein ortspolizeilicher Rau-
konsens nicht erforderlich ist
•> V.rsl.V
Ueber eine neue Röhrenart für Wasserleitungs-Zwecke
entnehmen wir einer an uns gerichteten Zuschrift folgenden sach-
lichen Theil ilire« Inhalts: Die Wunde dieser Köhren bestehen
ans Holz , welches mit Kieselsäure-Unterdruck impräguirt wird ;
demnächst erfolgt eine Sättigung mit Chlorraleium und nachher
Augwassernng. Die Köhrcnwaud wird aus Dauben zusammen
gesetzt und zum festen Zusammenhalten mit verzinntem Drath
umspannt Nachdem die Zusammensetzung erfolgt ist, wird die
Inuenseite des Kohrs mit Kolopbon oder Terpentin unter Zusatz
fettiger Substanzen bestrichen, wahrend die Außenseite einen
Uebcrzng von Asphalt erhält. Ks können bis 2o» lange Schüsse
gefertigt werden, doch ist als Normal -Lange 5™ angenommen
worden. Die Dichtung geschieht durch Muffen, in welche für
hohen Druck Asphalt, für geringeren Werg, Thon etc. eingebracht
wird. Vorzüge des Materials sind a. die große Lunge der ein-
zelnen Schusse, b. geringes Gewicht, c. grofsc Elastizität und
endlich d. geringerer Preis als Kisenröhren und hei größerem
Kaliber sogar geringerer als bei Thouröhren.
Nähere Nachrichten und event. Prnbeatücke sind zu beziehen
durch das Hüreau des Ingenieurs Bausch, Berlin N, lnvaliden-
Meästerprilfungen von Baugeworken. An der Thürin-
gischen Baugewerk- und Maschinenbau-Schule in Sulza besteht
freiwillige Meisterprüfung, der sich am
leten Semesters 21 Schüler
Auslegung von Submlaaions - Ausschreibungen am
Berliner Baanutrkt. Ks sind Veranstaltungen getroffen, dass
hinfort sammtliche Submissions-Ausschreibungcu in Bausachen, an
welchen Berlin interessirt am Baumarkt zur Auslage gelangen. Bisher
war, obgleich mit augenscheinlichem Krfolg. dies Seitens der Be-
hörden nur vereinzelt geschehen. Der Vorstaud des Baumarkts
hat nunmehr an alle Staats- und Kommunal-Hehorden etc. ein
Zirkular entsprechenden Inhalts ergehen lassen und namentlich
daraufhingewiesen, dass die Auslegung der Submissions-ßedingungen
im Lokal des Baumarku, iu der Berliner Bauausstellung, kosten-
frei geschiebt
Durch dieses Vorgehen soll der doppelte Zweck erreicht
werden: den Bauindustriellen und Händlern kostspielige und
zeitraubende Reisen zu ersparen, wenn es sich z. B. um Liefe-
rungen handelt, die außerhalb ausgeschrieben werden, und ande-
rerseits wird für derartige Ausschreibungen ein größeres Publikum,
mithin eine regere Ketheiliguug zum Vortheil der Behörden erzielt.
Neues in der Berliner Bau - Ausstellung. In der Zeit
vom 7. bis 13. April er. wurden neu eingeliefert: von T. Jumpertz
ein Schrank, schwant Birnbauroholz mit Marqueiteric ; — von
L. & S. Abraham Portierenstoffe; — von X. Khrenhaus Leinen-
teppiche; — vom Warsteiner Grubenverein First-, Falz- und
Schuppen-Pfannen; — von L. Meyer jr. <S Co. eine Gaskroue im
gotbischen Stil aus Schmiede- u. Gusseisen; — von C. Geisler
Ventlliröfen mit feuerfestem Anstrich: - von ('. Köhlich Portrait-
Kahmen zum Kniestück, echt vergoldet; — von Ed. Puls ge-
schmiedeter Balkon für Schloss Kravom, entw. v. Kyllmann &
Heyden: ein luftdichte« eisernes Doppelfenster, Patcnt der Gebr.
" i-i'Schles.
Die Leipziger Kirchen -Konkurrenz hat am H». April
ihren Abschluss erreicht, nachdem die Preisrichter, wie beab-
sichtigt, am 7. d. M. zusammen getreten waren. Das motivirte
Gutachten derselben, dessen Veröffentlichung bevor steht. lässt
Ki Entwürfen, die als die hervorragendsten bezeichnet sind, eine
spexielle Beurtheilung zu Theil werden. Der erste Preis ( von
3D0O .//) ist einstimmig dem Entwürfe: „Soii Dto Gloria" zu-
gesprochen worden, als dessen Verfasser sich die Hrn. Giese
i Weidner in Dresden ergeben haben. Den zweiten Preis
Ivon 1500 M) hat Hr. August Härtel inCrefeld für den Ent-
wurf: .Geh' und besteh"" erhalten; des dritten Preises (von eben-
falls 1500 M.) wird der von Hrn. Hans Grisebacb in Wieg-
baden verfasste Entwurf: ,,Stritet hüte fröhliche um Hie Kuntt
btgd tuitseheti riehe" würdig befunden. Die Ausstellung der
Entwürfe (in der Aula der Universität) ist am 12. d. M. eröffnet
wordeu und wird (mit Ausnahme des Charfreitags) iu der Zeit
von 9 5 l'br täglich bis zum 25. April geöffnet sein, eine Ver-
längerung derselben über diesen Termin hinaus ist unthunlich.
Für die Kucksendung der nicht pramiirteu Entwürfe wird bis
spitesteus 1. Juni Angabe des Mottos und der Adresse erbeten.
— In Betreff der vom leipziger Architektenverein geplanten,
wahrend der bezgl. Ausstellung zu veranstaltenden Zusammen-
kunft verweisen wir auf die Bekanntmachung im Inseratentheil.
Preuisen.
Ernannt: Der Kegicrungs- u. Baurath P. E. Spieker in
Potsdam z. Geh. Regienmgs- u. bantechnisch vortragend Rath im
Minist d. geistl., Uuierrichts- u. Medizinal-Angelegenheiten.
Die Baumeister-Prüfung haben bestanden: a) für beide
Fachrichtungen: Gustav Michaelsen aus Barth, Werner Kuntze
aus Stalluponen i. Ostpr. ; b) für das Bau- Ingenieurfach: Herrn.
Steinworth aus Lüneburg, Otto Frühling aus Blankenburg a.
Harz, Arthur Wetz aus Köln; c) für das Hochhaufach : Max
Ahrendts aus Frankfurt an,, u. Jakob Siefer aus Köln.
Die Bauführer-Prüfung haben bestanden a) für beide
Fachrichtungen: Emil Philipp aus Elbing, Gustav Cohn aus
Schlochau, Franz ( rackau aus Elbenau b. Schönebeck, Rudolf
Henze aus Salzkotten, Hugo Schnitze aus Berlin; b) für das
Maschinenfach: Otto Krause aus Bünde, Gustav Leifsuer aus
Gr. Weigelsdorf.
Brief- nnd Fragekasten.
Ein Abonnent Die in Preußen früher bestandene
Regelung der Spurweite von Fuhrwerken war provinzieller
Art: sie ist von selbst außer Kraft getreten und wird vollends
hinfällig durch den dem Landtage in seiner letzten Session vor-
gelegten Entwurf eines Chaussee -Polizei -Gesetzes, welcher Ober
die „Spurmaaß-Frage" mit Stillschweigen hinweg geht
Aboun. S. Ein sicheres Schutzmittel für (Jussciscn, welches zur
Aufnahme von Exkrementen und namentlich Urin verwendet wird,
kennen wir außer Emaillirung nicht; wir glauben indess nach
vorliegenden Erfahrungen, dass durch Einsetzen eines 2. Gefäßes
aus Zinkblech ein vieljähriger Schutz erzielt wird. — Die Frage
betr. Einhaltung des nachbarlichen Abstandes von 3' mit «jiner
solchen Anlage möchte nach dem, was in Rönne's Baupolizei
S. Hl 9 ff. mitgetheilt ist, zu verneinen sein; wir bitten indess a.
a. 0. selbst hierüber nachsehen zu wollen.
Hrn. B. in E. Die fragliche Angabe im Baukalender S. 23
Z. 10 r. u. beruht auf einem Satzfehler und sollte heissen ca. '-''«> *.
Die Bewährong der Holzzement-Dacher bei guter Ausführung ist
sehr allgemein anerkannt
Hrn. F. Z. hier u. Hrn. B. in P. Spezialschriften über
Zement - Gusswoaren • Fabrikation sind uns nicht bekannt. Wir
können Sie einzig auf mehre Artikel, die die Jahrg. 1875
u. 1870 dies. Ztg. hierüber gebracht halten, als auf der Neuzeit
angehöriges Material zu dieser Frage, hinweisen.
Hrn. A. S. in G. Lieber die Bewahrung der speziellen Sorte
von Dachplatten, auf welche Sie sich beziehen, sind uus bis jetzt
weder günstige noch ungünstige Nachrichten zu Ohren gekommen ;
dass aber das Material an sich, bei Voraussetzung richtiger Fabri-
kation, nicht ungeeignet ist, können Sie aus mehren Mitthei-
lungen, welche die früheren Jahrgänge dies.' Zeitg. iu. z. 1866,
1870, 1871 u. 1872) gebracht haben, mit Sicherheit entnehmen.
Hrn. C. in I). Veröffentlichungen über Eindeichungen
und Entwässerungen am Strande der Ostsee sind uus nicht
speziell bekannt Wegen der Litteratur-Angaben Ober Zentrifugal-
pumpen bitten wir insbes. in Kuhlmann's öligem. Maschinenlehre
nachzusehen.
Hrn. R. B. hier. Ihre Frage ist zu allgemein«) Inhalts,
um an dieser Stelle eine Antwort finden zu können.
Hrn. A. T. in G. Dass die Errichtung einer Baugcwcrk-
schule durch einen Privaten in Preußen an eine Konzession
gebunden sei und dass der Unternehmer derselben event. gewissen
behördlichen Anforderungen (außer solchen, die etwa aus lokal-
polizeilichen Bücksiebten entspringen) zu genügen hatte, ist
uns völlig unbekannt und erlauben wir uus nach Lage der gegen-
wärtigen Gesetzgebung auch durchaus zu bezweifeln.
Hrn. G. H. iu Wismar. Ueber Dachrinnen ohne Gefälle,
aus Zinkblech hergestellt, halten wir mehre günstige Urtheile '
gehört und werden eine spezielle Mittheilung darüber demnächst
veröffentlichen. Wie sich derartige Binnen in Gussciscn- Aus-
führung etwa bewähren, ist uns unbekannt Wenn wir bei An-
wendung eines genügenden Schutzmittels für das Eisen am
guten Erfolge auch nicht grade zweifeln, scheint uns die Aus-
führung doch insofern im Nachtheil zu sein, als die horizontal
verlegte Rinne zum Ersatz des Gefälles eine erhebliche Mehr-
tiefe haben rouss, wodurch sie bei Ausführung in Gusseisen
verhaltnissmäßig schwer und kostspielig wird. Was die Länge
der einzelnen Schüsse betrifft, so wira diese theils an der Leistungs-
fähigkeit der Gießerelen, mehr aber noch an dem sichercu
Transport der Stücke eine Grenze linden, und glauben wir.
dass 5— 6m eine kaum zu Uberschreitende Länge bilden. Der nicht
kleinen Schwierigkeit, die bei dem großen Wechsel der Tempe-
ratur, dem die Rinne unterworfen ist, das gute Abdichten der
Fugen mit sich bringen wird, glauben wir hier ebenfalls Erwähnung
thnn zu müssen.
; tot C.rl nteMti in 1
K. K. O. Prll.ct.. Drwk: W Mo*»> Hotfiu^f.
4.««a,r.l.»f*
N». 32.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
157
Inh&It: IH> Koiihurrrn* Jiir Knlwürfo mn Neubau der HL r<tri Klrrb* In
IxifiMR. — IVber die TraKfiinl£kelt Hnrr Ancthl rwrUneiliyrr aimrwer Ol»vrt>*it-
»jfrtcnt» iuIi I^iinÄThw^lIrn. — DI« Eftat-Ktor BnVte In New - York. — Die Kon
I In Lmuui». - Mit-
tbcUungrn in Vor^lifii: Archit*AU«- and lng*f)ivur- Verein ru Htntvtfcr. -
AnhiL-kle» -Wrdn i« Berlin. — Vtrmiir hte«: Neuer rVborMtHft-AiilWU. —
Enl»irJwtnag der Rokrt««« In EVrtJa. — Brief- und Fr« k-UiKd.
Die Konkurrenz für Entwürfe zum Neubau der St. Petri- Kirche in Leipzig.
Entwurf in seiner unveränderten AusfQhrung die festgesetzte Bau-
summe weit überschreiten müsste.
Motto: »Geh und besteh." Kntwurf 10 ist im früh-
gothischen Stile entworfen, zeigt ein« sehr schone und klare
Grundriss-Anlage und erfüllt überhaupt die Bedingungen des Pro-
gramms in möglichst vollkommener Weise. Die Schaffung eines
mafsig überhdhteu Zentralraumes, welcher nur die Annehmlich-
keiten, ohne die Schwierigkeiten eines solchen mit erhöhter
Kuppel darbietet, erscheint hier in Berücksichtigung des Zweckes
als sehr vortheilhafL Bei einiger Zurückhaltung in der Detail-
Entwicklung möchte auch die bestimmte ßausurome für die Aus-
führung hinreichen. Als nachtheilig sind zu bezeichnen einige
Derbheiten in der äufscren Architektur, zumal des Thurmes,
welche die Harmonie stören.
Motto: „Eine feste Burg ist unser Gott". Entwurf 18
zeigt in seinem Grundrisse eine vollständig durchgebildete Zeutral-
Anlage im frühgothischen Stil. Auf sechseckiger Basis erhebt sich
ein gewalliger Mittelbau, welcher von einem knppelartigen Dache
mit hohem Dachreiter bekrönt ist An diesen Mittelbau schliefsen
sich kapellenartige Ausbauten an, in welchen die Emporen unter-
gebracht sind, während ein sehr niedriger Kapellcnkraiiz, die Beicht-
stuben etc. enthaltend, an der Ostseite vorgelegt ist Die Be-
dingungen des Programme* erscheinen allseitig vollkommen erfüllt
und es muss anerkannt werden, da&s dieser Entwurf einen sehr
gediegenen und imposanten Eindruck hervorbringt Dagegen
läfst sich nicht ableugnen, dass namentlich die Gestaltung des
Mittelbaues etwas Fremdartiges an sich trägt, was mit dem Zwecke
des Gebäudes wenig Uberein stimmt, und in konstruktiver Beziehung
muss die Anbringung eines so schweren Geläutes über dem
Zentralraume und in solcher Höhe als ein Maugel bezeichnet
werden.
Motto: -Backstein". Entwurf 19 ist gleichfalls im früh-
gothischen Stile entworfen, und zwar, wie der Hr. Verfasser selbst
betont, als Ziegelrohbau gedacht Die Dedingungen des Programms
erscheinen durch die einfache und klare Disposition des Grund-
risses allseitig vollkommen erfüllt und es bringt überhaupt der ganze
Entwurf eine in seiner Art sehr harmonische Wirkung hervor.
Nicht ohne Bedenken ist wohl die getrennte Unterbringung der
Glocken in den vier Erkthünnen und bei aller Grazie der Er-
der hohe Vierungsthurm doch i
eit der Konkurrenz des Jahres 1867/ 68,
welche der Aufstellung neuer Entwürfe für
eiuen protestantischen Dom in Berlin galt,
ist der deutschen Arcliitektenwelt keine inter-
essantere und bedeutendere Aufgabe aus dem
Gebiete der kirchlichen Haukunst gestellt
worden, als diejenige, welche der hier zu be-
sprechenden Konkurrenz zu Grunde lag. Und um so dank-
barer und interessanter gestaltete sich dieselbe, als sie gewisser-
mnafsen an jene grofse Berliner Preisbewerbung anknüpfte
und deren Ergebnisse zu verwerthell suchte, indem das Pro-
die Annahme der „dem protestantischen Kultus am
entsprechenden zentralen Form" als oberste Be-
dingung für die Eutwürfc von vom herein fest stellte. —
Die Erwartung, dass die Betheiligung an der Konkurrenz
dem zu Folge eine sehr grofse und das Ergebniss derselben
ein erfreuliches sein werde, ist nicht getauscht worden. Die
seit dem 12. d. M. eröffnete Ausstellung der Entwürfe in der
Aula der Leipziger Universität zeigt SO Arbeiten und unter
ihnen in nicht geringer Anzahl solche, die als gereifte Werke
erfahrener Meister sich offenbaren. Es ist nicht allein wiederum
eine Fülle neuer Ideen zu Tage getreten, dio für die weitere
Annäherung an das noch immer ungelöste Problem, einen
idealen Typus des protestantischen Kirehcngcbäudcs zu finden,
sich fruchtbar erweisen werden, sondern es steht auch zu
hoffen, dass die spezielle, hier gestellte Aufgabe in befriedi-
gender Weise zum Abschluss gelangt und ein Entwurf ge-
wonnen ist, dessen Ausführung ins Auge gefasst werden kann.
Bevor wir unsererseits in eine Besprechung der Kon-
kurrenz eintreten, haben wir unsern Lesern das Urtheil des
Preisgerichts vorzuführen. Wie wir bereits früher gemeldet
haben, sollte dasselbe ursprünglich aus den Herren Semper
(Wien), Adler (Berlin) und Fr. Schmidt (Wien), also aus
je einem Vertreter der römischen und der hellenischen Ro-
und einem Gothiker bestehen, die sAmmÜich bereits
' Aufgabe monumentaler Kirchenbauten in zentraler An-
ig sielt versucht hatten und von denen die letzten beiden
dem praktischen Kirehenbau besonders nahe stehen. Durch
den Eintritt der Herren Hansen -Wien und Nicolai -Dresden
für die Herren Semper und Adler war die Vertretung der
verschiedenen Stilrichtungen im Preisgericht annähernd die-
selbe geblieben, dagegen fand innerhalb dessellien die spe-
zifisch kirchliche Kunst und deren praktische Uebung nur in
Fr. Schmidt noch eiuen Vertreter.
Wir geben im Folgenden das vom 10. April datirtc Gut-
achten der Preisrichter, theils im Auszüge, theils — soweit es
die Heurtbeilung der einzelnen Entwürfe enthalt — noch
seinem Wortlaute wieder.
In einer Einleitung erklären die Preisrichter zunächst,
dass sie die Bestimmung des Programms : „Ueberschrcitung der
RauMimme schliefst von der Konkurrenz aus", nicht zu wört-
lich aufgefasst. sondern alle diejenigen Entwürfe in ernstliche
Erwägung gezogen halten, welche nach ihrer auf praktische
Erfahrung gestützten Anschauung ganz direkt oder mit mafsi-
gen Modifikationen für die bestimmte Bausummc hergestellt
werden koimten. Sie geben demnächst ihrer Freude Aus-
druck, dass neben vielen Erstlingsversuchen angehender Archi-
tekten eine solche Fülle hervorragender Arbeiten — über-
wiegend in der Architektur des Spitzliugens oder der Re-
naissance, bezw. in individueller Weiterbildung beider Rich-
tungen — zusammen gekommen sei, und erläutern sodann das
Verfahren, wie sie nach Ausscheidung der ungenügenden und
allmählicher Sichtung der übrigen Entwürfe schlielslich zur
Auswahl von 15 als die relativ vorzüglichsten zu bezeich-
nenden Entwürfen gelangt sind. Die Charakteristik der letz-
teren und die Motivirung der schliefslichen Preiserlheilung
hat folgenden Wortlaut:
„Motto: „Psalm 122," Entwurf 4 erscheint als grofsartig
monumental aufgefasst im Stile dpr italienischen Früh-Kenaissance;
der Grundriss iti nahezu quadratischer TIauptform. ist schon an-
geordnet, hinsichtlich der Kaumerfordernisse ist vollkommen Genüge
geleistet, wobei leider zu grofse Opfer gebracht wurden für die
ästhetische Durchbildung, welche allerdings, namentlich was die
luueu-l o -konition betrifft als hervorragende Leistung zu bezeichnen
ist. Als uachthcilig ist zu bezeichnen die für eine Prediiftkirrhe
übergrofte Hübe der Kuppel, die für den gegebenen Bauplatz
Motto: „Juni
iperus".
Stile durchgebildet dessen Formen nicht <
Anschauungen anzupassen versucht wurden,
schön entwickelten Grundrisses bildet ein griechisches Kreuz und
es sind die Bedingungen des Programme« dem Wesen nach erfüllt
Weniger glücklich als die aufsere Arcffitcktur ist die Gestaltung
des Iuneren, wie überhaupt in mehren Punkten sich eine archi-
tektonische Lösung nicht angedeutet findet
Motto: „Bramantc". No. 21. Das Motto dieses Entwurfes
kennzeichnet dessen architektonische Richtung, welche mit vielem
Gluck befolgt ist Die vollkommen zentrale Anlag«! des Grund-
risses ist schön gedacht und steht in Harmonie mit dem ge-
samtsten Aufbau; die Bedingungen des Programms sind wesent-
lich erfüllt Bedenken erregt hingegen die Anordnung der beiden
Langseiten in ästhetischer, sowie auch in statischer Hinsicht
Motto: „Quantum potes tantum aude". No. 31.
Dieser im Stile der italienischen Früh-Renaissauce ausgearbeitete
Entwurf zeigt einen äusserst fein und im Geiste dieser Architektur
disponirten Grundriss: aüf vier mächtigen Pfeilern ruht eine aus
dem Zwölfecke konstruirte Kuppel, Hankirt von 4 kleineren Eck-
thürmen. Während zu beiden Langseiten sich wenig vorspringende
Absiden anschlicfscn, ist das Presbyterium weiter vorgescholien ;
das kurze Langschiff wird in der Stirnfacade von zwei Glocken-
thürmen Hankirt Auf diese Weise entsteht ein Grundriss von
länglicher Gesammtform, welcher zwar der Konfiguration des
Bauplatzes entspricht, denselben aber auch zum überwiegenden
Thcile okkupirt Der eigentliche Reiz dieses Entwurfes beruht
in den überaus glücklich getroffenen Verhältnissen des Innen-
raumes. Weniger glücklich ist die äufsere Gestaltung des Baues
und es lässt namentlich die Anordnung der Stirnfacade vieles zu
wünschen übrig.
Motto: , V (Blaues Kreuz). No. 35 zeigt einen schon
geordneten Grundriss mit Kuppel-Anlage auf quadratischer Basis;
die Verhältnisse des Inuenrauincs sind als sehr gelungen zu be-
zeichnen, weniger glücklich hingegen die des aufseren Aufbaues.
Die Architektur schliefst sich der italienischen Früh-Renaissance
an und zeigt einzelne sehr anziehende Motive.
Motto: „St Peter". No. 40. Dieser im Spitzbogenstile
durchgebildete Entwurf zeigt einen Grundriss in der Gestalt des
lateinischen Kreuzes. I'eber der Vierung erhebt sich ein mächtiger,
kupftelartiger Aufbau, welcher in seinem oberen Theile zur Auf-
nahme des Gelautes bestimmt ist. An den vier Ecken der Vierung,
sowie an der Stinitacad« sind I
in Form von
Altarraum vor-
Digitized by CjC
158
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
20. April 1878
gelegt Diese in
wirkt besonders durch die Einheit der
einem Gusse dargestellt erscheinen. Sehr interessant ist auch die
konstruktiv.- Durchbildung des Vierungs-Thurmes, dessen Stabilität
an und für sich wohl gesichert erscheint, wogegen aber die an
demselben aufgehängten Glocken auf die Dauer nachtheilig für
die Struktur des Ganzen sein müssten. Die Anordnung eines be-
sonderen Glockenbames an der Stinifacade würde diesen Uebel-
stand behoben und zugleich die Möglichkeit gewahrt haben,
für den Hanpteingang mehr Raum zu schaffen. Den Bedingungen
des Programms ist allseitig dem Wesen nach entsprochen.
Motto: Soli Deo Gloria. Ko. 42. Der Grundtiss dieses
im Rundbogenstile durchgebildeten Entwurfes ist in jeder Hinsicht
ganz vortrefflich angeordnet und muss als eine monumentale Anlage
im besten Sinne des Wortes bezeichnet werden. Das Kaumaus-
maafs entspricht den Bedingungen des Programms und ist auch
den sonstigen Bedürfnissen der Kirche Rechnung getragen. Be-
sonders anziehend sind die Raumverhältnisse des Innern der Kirche,
welche sehr wenig zu wünschen übrig lassen. Das architektonische
Kormensvstem, welches hier zur Anwendung gebracht ist, muss
prinzipiell als sehr geeignet anerkannt werden, wenn dasselbe
auch, wahrscheinlich in dem Bestreben, die Ausführbarkeit zu er-
möglichen, mitunter etwas zu wenig durchgebildet erscheint.
Motto: „St Petri." No. 43. Gothischer Entwurf strenger
Observanz mit schöner and praktischer Grundriss-Anlage. Der
Vierungsraum ist nach Breite und Höhe ausgedehnt, wodurch
das Raumverhaltniss des Innern ein sehr schönes wurde. Den
Anforderungen des Programmes ist allseitig vollkommen ent-
sprochen. Die Haltung der Architektur ist, einige Harten abge-
rechnet, eine sehr würdige und das Ganze einheitlich durch-
gebildet.
Motto: „Eine feste Burg ist unser Gott" No. 45.
Grofsartig gedachte Zentral -Anlage mit einem durch Arkaden dem
Hauptbauc verbundenen Thurme. Die Architektur dieses Ent-
wurfes ist als eine freie Auffassung des Spitzbogenstils zu be-
zeichnen und zeigt einzelne sehr schöne Motive. Den Bedingungen
des Programmes ist iu allen wesentlichen Punkten entsprochen.
Motto: „Rast ich, so rost ich." No. 49. Zwei Alter-
nativ- Projekte, in welchem der Gedanke einer gothischen Kuppel-
Konstruktion sehr interessant durchgeführt ist. Die Grundrisse
enthalten sehr viel Gutes, sowie auch in der Architektur sehr
schöne Gedanken zum Ausdrucke gebracht sind, wobei nur etwas
ruhigere Haltung zu wünschen gewesen wäre.
Motto: S« No. 56. Interessante Gesammtanlage mit
Viernngskuppel und zur Seite gestelltem Hauptthurme. Die
Architektur zeigt ein an mittelalterliche Formen sich anlehnendes
welchem allerdings zumeist eine feinere Durch-
nschen wäre.
lotto: „Stritet hüte fröhliche um diu Kunst inme
Untschen riche." No. 64. Sehr schöne, Oberaus einfache
Grundriss- Anlage, in welcher die Bedingungen des "
Ii erfüllt sind. Der Grundriss ist in "
Lnkirt
und es erhebt sich Ober der Vierung ein machtiger Thurm,
von vier kleineren Thürmchen; in ersterem sind die
mg
Mo
Glocken aufgehängt Die gewählte Architektur zeigt die Formen
des sogenannten Uebergangsstilea und sind dieselben mit ausser-
ordentlichem Geschicke und feinem künstlerischen Gefühl zur
Anwendung gebracht Zu wünschen wäre nur, dass die Dimen-
sionen der Gesammtanlage etwas weniges gröber gegriffen wären,
was zur Vermeidung einzelner Unzukömmlichkeiten geführt hatte. —
Nach fortgesetzter Rerathung und nach reiflicher Erwägung
der Vortheile und Nachtheile, welche die verschiedenen Entwürfe
an sich tragen, einigten sich die Mitglieder der Jury in dem ein-
heitlich gefassten Beschlüsse, die drei ausgesetzten Preise in
folgender WTeise zuzuerkennen:
Erster Preis dem Entwürfe No. 42 mit dem Motto:
„Soli Deo Gloria."
Zweiter Preis dem Entwürfe No. 10 mit dem Motto:
„Geh und besteh."
Dritter Preis dem Entwürfe No. D4 mit dem Motto:
-Stritet hüte fröhliche um diu Kunst inme tiulschen riche."
maal'sgebend für i
der Jury den m
onumentalen Gedanken,
Entwürfe No. 42 zu Grunde gelegt ist. Indem hierbei nicht
diesem Kntwiirie noch mancherlei Schwächen
anhaften, mussten sich die Mitglieder der Jury doch sagen, dass
gerade dieser Entwurf sich zu einem, allen Anforderungen völlig
entsprechenden Kunstwerke ausbilden lasse, ohne den Organismus
des vorliegenden Entwurfes anzugreifen. Indem die Mitglieder
der Jurv davon absehen, in Bemerkungen über einzelne Details
einzugehen, beschränken sie sich darauf den Wunsch auszu-
sprechen, dass die tiefe Nische über dem Hauptportale zum
inneren Kirchenraum gezogen werde, dass in der auiseren Archi-
tektur die horizontalen Bindungen kräftiger betont werden, und
dass die Kuppel in ihrer üufseren Form etwas mächtiger ge-
staltet werde.
Den Entwurf No. 10 glaubten die Mitglieder der Jury deshalb
bevorzugen zu müssen, weil derselbe in knapper und kundiger
Form, sowie mit gesunden technischen Mitteln seinen Zweck
erreicht, und weil anzunehmen ist, dass, wenn dieser Entwurf
etwa zur Grundlage einer Ausführung gemacht werden sollte,
die gerügten Harten in der äufseren Formgebung zu beseitigt n
sind, ohne den Organismus des Entwurfs irgendwie anzutasten.
Dem Entwürfe No. 64 glaubten die Mitglieder der Jury eine
Anerkennung nicht versagen zu können, weil derselbe in
Weise einheitlich nach einem klar ausgesprochenen 1
durchgebildet ist und weil eine etwaige Vergrößerung
die allerdings wüuschenswerth erscheint, vorgenommen
könnte, ohne die Gesammtanlage irgendwie zu berühren." —
Die Preisrichter schliessen ihren Bericht mit dem Wunsche,
dass der Konkurrenz, die so grofse Opfer bedingt habe, recht bald
die Ausführung des Werkes sich anschliefsen möge.
Ueber die Tragfähigkeit einer Anzahl zweiteilige
Die bekannten Mingel und die Unzulänglichkeit des Holz-
schwellen-Oberbaues haben zu vielfachen Bestrebungen geführt,
das Holz als Unterstützungsmittel der Schienen durch dauer-
haftere Materialien zu ersetzen. Von allen vorgeschlagenen neuen
Systemen hat sich dasjenige mit schmiedeisernen Langschwellen
am besten bewahrt, da einestheils die kontinuirliche Unterstützung
der Schiene eine wesentliche Reduktion dieses der Abnutzung be-
sonders ausgesetzten Theils erlaubt und anderenteils das
Schmiedeisen wegen seiner Zähigkeit das für die Langschwelle
am meisten geeignetste Material ist
Ohne die sämmtlicben Langschwellen-Obcrbau-Systeme einer
eingehenderen Kritik zu unterwerfen, sei dazu kurz nur folgendes
bemerkt:
Die sogen, eintheiligen Systeme — Hartwich und Barlow —
zeichnen sich durch grofse "Einfachheit aus, haben aber den
prinzipiellen Nachthell, dass bei Abnutzung des Kopfes durch den
Itadangriff die ganze schwere Schiene unbrauchbar wird. —
Entgegengesetzt verhält es sich mit den dreitheiligen Systemen:
Sie verwenden eine möglichst kleine Laufschiene, sind aber in
ihrer Zusammensetzung zu komplizirt
Vom zweiteiligen Langschwellen-Oberbau sind nach der Zeit
des Entstehens etwa folgende Systeme zu erwähnen: Hilf,
Rheinische Bahn, Hohenegger, Heusinger v. Waldegg I.,
Hottenrott und Heusinger v. Waldegg II.
1. System Hilf (Fig. 1). Die 9r- lange Stahlschiene wird
mittels Klemmplättcben und Schrauben bereits in der Werkstatt
mit der schmiedeisernen, 8,«)6n> langen Schwelle der Art fest
verbunden, dass die Stofse beider Theile zusammen fallen. Das
Verlegen der dadurch entstehenden schweren Stücke soll mit
Hülfe eines von Hilf konstruirten Krahnwagens schnell und be-
quem geschehen. •) Der Stöfs wird durch eine Querschwelle von
demselben Profile wie das der Langschwelle gestutzt; durch die
Form der Schwellen ist eine etwas unsichere und künstliche
Auflagerung und Befestigung der Sehwellen-Enden bedingt Zur
weiteren Sicherung des Abstandes der Schienenstränge dient
•) IHK, iltt ,i..r,;- Otwt»u. Wtnhadrii. Kmdd Itt«.
eiserner Oberbau - Systeme mit Langschwellen.
eine in halber Schienenlange angebrachte Verbindungastange,
die in Gemeinschaft mit der entsprechend gebogenen Quereehwelle
auch die Seiten • Neigung der Schienen herstellt. — Für Kurven
werden die Laugschwellen nicht gebogen, sondern nach Schablonen
genau gelocht und hiernach die Schienen gekrümmt — Das
sog. Wandern der Schienen auf den Langschwellen wird durch
stärkere, vor die Stofslaschen reichende Klemmplättcben verhin-
dert, das Wandern des ganzen Syatemes soll durch Zusammen-
klemmen der Lang- mit den Qnerschwellen verhindert werden. —
Die Schienen- Verbindung geschieht mit Laschen von gewöhnlicher
Form und etwas geringer Tragfähigkeit
2. Das System der Rheinischen Bahn (Fig. 2) wird von
der Verwaltung dieser Bahn als eine Modifikation des Hilf sehen
bezeichnet Die Befestigungsweise von Schiene und Schwelle ist
ungeändert, nur werden die Stöfs« um 0,56 ra versetzt und sehr
starke Winkel-Laschen verwendet. Die Schienen sind 7,6 ■, die
Schwellen 7,4 m lang. Die Querschwellen unter den Stöfsen werden
weggelassen, dagegen werden auf jede Schienenlange 3 Verbin-
dungsstangen verwendet — Das System hat den prinzipiellen
Mangel, dass das Schienenprofil im Vergleich zum Schwellenprofil
zu grofs ist, so dafs nach Abnutzung des Schienenkopfes eine
zu grofse Eisenmenge ausgewechselt werden muss. Die relative
Güte des Systems wachst mit der Vorzüglichkeit des Schienen-
Materials gegenüber dem Schwellen -Materiale; die Rheinische
Bahn nimmt deshalb Bessemer Stahlschienen und die aufserge-
wohnliche Abnutzung von 13»" an, woraus sie eine 30jäbnge
Dauer der Schienen berechnet Ob die Reibung der Langschwelle
auf der Bettung allein im Stande ist, ein Wandern des ganzen
Systems zu verhindern, muss die Praxis erst lehren.
3. Im System Hohenegger (Fig. 3) ist die Mittelrippe der
Hilfschen I-angschwelle fort gelassen. Schiene und Schwelle sind
höher und dadurch steifer als bei Hilf; dagegen sind die Ver-
bindungen von Schiene und Schwelle, die Querschwellen und die
Verbindungsstangen beibehalten. Die Stöfse von Schiene und
Schwelle sind um 0,76» versetzt und aussen ist eine kräftige
Winkel-Lasche verwendet Die Schiene ist 6,6 bis 9,76 " lang
aus Stahl angenommen, die Langschwelle dagegen aus Walaeisen
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Ne. 32.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
159
4 Du System ITottenrott (Fig. 4) stimmt, wie du vorige,
in Bezug auf die Verbindungen mit dem Hilfschen aberein.
Die Stöße der 6,6 bis 7,5'» langen Stahlschienen und der ü,2 bis
7,1™ langen schmiedeisernen Langschwellen fallen zusammen;
twischen den Schwellenenden wird ein Zwischenraum ton 20»™
Länge belassen, um den Schienenstoß, entsprechend der günsti-
gen Wirkung des schwebenden Stoßes beim Querschwellen-Ober-
bau, elastisch zu machen. Die äußere Lasche ist als Winkel-
lasche ausgebildet. Die Knden der Langschwellen ruhen auf
einer Querschwelle von j"~ I Kisen, die Verbindung der Langschwelle
mit dieser Querschwelle ist durch die unteren Flanschen in ein-
facher Weise möglich. — Auch bei diesem System ist eine Ver-
bindung von Schiene und Schwelle in der Werkstatt beabsichtigt,
da hierdurch am besten dem blutigen Brei heu der leichten
Stahbc'iiencn während des Transportes vorgebeugt werden möchte.
6. Das Heu singe r'scbe System.
a) Erster Versuch (Fig. 6). Die Langschwelle ist die
rainderung der Befestigungsmittel ist nur durch Schwächung der
Befestigung selbst erreicht worden ; die wesentliche Reduktion des
Schienengewichts geht, wie wir bei der Berechnung sehen wer-
den, auf Kosten der Stabiiitat des Systems, und was die Ein-
fachheit der Montirung betrifft, so werden beim Transport die
schwachen Schienen häufig verbogen werden und brechen. Du
Verlegen in Kurven, mit 12 verschiedenen Sätteln, nach e
chenden Tabellen, wird fut eine wissenschaftliche Arbeit,
sich Bahnmeister und Oberbau-Vorarbeiter schwerlich befr
können. Da schließlich nur für Kurven von mehr als 850 ■
Radius normale Schwelleulingen und damit normale Gleisver-
haltnisse überhaupt verwendet werden können, so fallt auch der,
im übrigen ja anzuerkennende Vorzug des gleichmäßigen Lochcu
der Schwellen für Oerade und Kurven weniger ins Gewicht und
wird durch die Gleichmäßigkeit des Kleineisenzeugs für gerade
und krumme Strecken bei den anderen Systemen wohl reichlich
aufgehoben.
Ktg. 6.
oben gekehrter Mittelrippe, die sehr schwache,
9,0™ lange Bruckschiene aus Stahl, welche sich in den angegebenen
Stärken wohl schwer walzen und noch schwerer transportiren
lassen wird, wird mittels Sattel, welche für die gerade Strecke
gleiche, für die Kurven ungleiche Schenkelstärken in 12 Ab-
stufungen erhalten, auf die Mittelrippe der Langschwelle aufge-
steckt und durch Klcmmplättcheu und Bolzen fest gehalten. Die
Stöße von Schiene und Schwelle sind um '/, der Schienenlange
versetzt und je durch eine Querschwelle von T Eisen unterstützt ;
den Stöfs der Langschwelle deckt ein, entsprechend der Höhlung
derselben gebogenes Blech, den der Schiene ein längerer Sattel.
Ein durch diesen Sattel und die Mittelrippe der Langschwelle
gesteckter Dorn hindert du Wandern der Schienen. — Als Vor-
zug des Systemes vor dem Hilf sehen ist das bedeutend größere
Tragvemiögen der Langschwelle bei gleichem Gewichte tu ver-
zeichnen, dagegen können die von dem Erfinder weiter bean-
b) Zweiter Versuch (Fig. 6). Du System ist tragfähiger
als das erste. Die Langschwelle wird der Hottenrott'schen
ahnlich, wenn man dieser die obere Mittelrippe hinzufügt Die
Sättel sind beibehalten, dagegen geschieht die weitere Befeati-
guog der Schiene auf der Langschwelle durch Klauen und Holz-
eile. Diesseits kann diese Befestigungsweise nicht als Ver-
besserung angesehen werden.
Die verwechselten Stöfse der Schiene und Langschwelle
sind durch 2 Querschwellen unterstützt; die unter den Enden
der Langschwellen liegende Querschwelle hat mit dieser gleiches
Profil und es hindert die Mittelrippc du Wandern der Lang-
schwelle. Die andere Querschwelle soll entweder ein Stück Hilf-
sche Langschwelte oder ein | 1 Eisen sein. — Gegen du Wan-
dern der Schiene auf der Langschwelle ist nichts gethan. Du
bei dem vorher beschriebenen System über Kleineise
tiren etc. Gesagte gilt gleichmäßig auch liier. —
Im Anschluss
chlnss an unsere früheren Mittheilungen über die
rücke*) wollen wir nach einem Vortrage, den Francis
am L Novbr. 1876 in der amerikanischen Society of
( ollingwood a
Civil Enginetrt gehalten hat einige Angaben über das Mauerwerk
jener Brücke geben und sodann nach dem Scientific American die
Vorbereitungen cur Herstellung der Kabel beschreiben.
Bei so großen Mauermassen, wie die Thürme der Eut-River
Brücke sie enthalten, ist die an den wichtigsten Stellen auftretende
Pressung auf die Einheit des Querschnitts von intereue. Es ergeben
sich bei dem New- Yorker Thurm, dem höheren der beiden, am
Baugrunde 8k, an der Buis des Mauerwerks 12,4* und an der
Basis des mittleren Pfeilers über dem Fahrweg 28,4 * pro
alles einschließlich des Gewichts des Ueberbaues und der zu-
fälligen Lut
Die verwendeten Steine haben bei Schichthöhen von 0,5 bis
0,76 m und im Durchschn. 0,61 m sehr erbebliche Abmessungen.
Die Verblendsleine enthalten je 1,15 bis 3,82, die Schlnssteine
der Bogen sogar 4,2 kb™, und selbst die Hintermauerungssteine
sollen im Durchschnitt einen Inhalt von 0,96 kb" in Kalkstein
und 1,15 kb™ in Granit haben.
Du Mauerwerk der Thürme unter Wasser besteht meist aus
Kalkstein, mit Ausnahme der Verblendung der obersten beiden
Granit ist Die "
isTo a. uj. Jhc*. 1*71 s. au, .
Die East - River Brücke in New-York.
wuserlinie und unter der Fahrbahn besteht meist aus Granit, alle
übrigen Theile des Bauwerks sind nur Grünt Die Endwiderlager
sind ganz von Kalkstein erbaut, mit Ausnahme der Ecken, der
Bögen und des Gesimses. Es liegen auch ungefähr 500 kb™
schwere Granitblöcke in jedem Endwiderlager, unmittelbar Ober
den Ankerplatten, um einen guten Verband mit dem darüber
liegenden Mauerwerk herzustellen.
Zum Mörtel ist ausschließlich ein langsam bindender Zement
is. g. Kosendale) verwendet, in dem Mischungsverhältniss von
1 Th. Zement und 2 Th. Sand. Du Mauerwerk ütt an den
wichtigsten Stellen durch eingemauerte starke Eisens tahe verankert.
Die zum Versetzen der Steine verwendeten Krahne, aus Holz
i und mit Eisen armirt, meist mit horizontalem, von der Spitze der
Krahnsäule aus gehaltene Ausleger, auf dem eine Katze läuft,
haben bedeutende Abmessungen (bis 10,1)7 ra Auslegerlange). Um
. beim Versetzen der höheren Schichten nicht zu viel Tau auf-
| wickeln- zu müssen, wurde nach Aufmauerung von 12,2 ■ Thurm-
höhe eine Plattform mit einem Schienengleis um das Mauerwerk
gelegt, bis zu welcher ein Kr ahn von unten du Material hob,
während es auf dem Sehienenglcis an die einzelnen Versetzkrahne
vertheilt wurde. Der Thurm am Brooklyner Dfer wurde bis zur
Höhe von 21,4 •» mit einer solchen Platfonn, der Ncw-Yorker bis
Von diesen Höben an wurden die Thürme weiter geführt
ihnp mit honzoil"
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161« 8. Ui u. 47».
160
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
20. April 1878
talen Auslegern Ton 7,93 ■ Lange , denen einer den Stein, der
andfrc dos verschiebliche Gegengewicht ru tragen hatte, und eiuem
Laiifkrahn. Die Steine wurden mit einer 2&pft;rd. Dampfmaschine
und einem 38 ■»« starken Drahtseil aufgezogen. Die einarmigen
sowohl wie die zweiarmigen Krahne sind auf den für die Aufbrin-
gung der Kabel beigefügten Skizzen ersichtlich.
Bei der Höhe der Thürrne und dem verhiiltnissmäfsig raschen
Fortschritt der Arbeit machte die Verständigung der oben und
unten thatigen Arbeiter Schwierigkeiten. Kufe der menschlichen
Stimme waren nur selten hörbar, Töne einer scharfen lfeife oft
nur schwach; Klingeldrühtc kamen zu leicht in Unordnung. Den
besten Dienst für die Signalisirung leisteten Flaggen und bestimmt«
mit ihnen ausgeführte Bewegungen. Außerdem wurde eine Pfeife
zu Hülfe genommen. —
Um die Vorbereitungen für die Aufbringung der Haupt-Trag-
kabel der Drücke zu veranschaulichen, geben wir die beistehenden
Figuren nach dem Scientific American wieder und theilen die
dazu gehörende Beschreibung auszugsweise mit. Die Beschrei-
bung leidet zwar an einigen Unklarheiten, die aber hoffent-
Die HAlfsseile werden alle aus verzinktem Chrom-Stahl-
Draht gemacht. Die „Arbeiteseile" haben eine Seele von gebeer-
tem Hanf, einen Durchmesser von Ii) mm und ein Gewicht von
1,3 * pr. lfd. ". Die „Führungsseile" haben eine Drahtseele,
einen Durchm. von 44'»™, bezw. 29«™ (?) und wiegen 4,4-1 k
pr. lfd. ■. Die „Korbs eile" sind f>7 mm stark und wiegen 1 3,32 k.
Sie sollen später als Seile für die horizontale Aussteifung der
Fahrbahn dienen. Die „Laufbrücken-Seile", etwa 6(inun stark,
wiegen 17,76*, und endlich die „Pendelacile" 17 ""w stark, 1,11 k.
Es ist zu erwähnen, dass von „Korben", welche den die Kabel-
drilhte ordnenden Arbeitern als Aufstellungsorte dienen, 10 Stflck
vorhanden sind, je 14,33 m lang, 1,22 ■ breit, u. z. in der Mitte
jeder der 3 Brückenöffnungen je 2 und aufserdem noch auf dem
ersten und dritten Viertel der grofseu Oeffnung je 2. Diese
Körbe tragen feste Bollen für die Arbeitsseile, welche die Kabel-
drahtc überführen, wie in der Skizze dargestellt ist*) — Die
Arbeitsseile werden durch eine 2t)pferd. Dampfmaschine, welche
am Fuss des Widcrlagspfcilers steht, getrieben.
Die Korb- und Laufbrücken - Seile werden sehr straff
lieh schwinden werden, wenn
das Blatt die „volle Beschrei-
bung der verschiedenen, mit dem
Kabel-Machen zusammen hän-
genden Operationen" bringen
wird, welche zu liefern dasselbe
versprochen hat.
Die in Figur 1 anf dem
Brooklyner Widerlager gezeich-
neten Vorkehrungen sind in
ganz gleicher Weise auch auf
dem New -Yorker •Widerlager
vorhanden. Die zum Aufbringen
der Tragekabel dienenden llülfs-
seile zerfallen in 5 Klassen:
1. 4 ArbeitB- Seile (oder
eigentlich nur 2, da je 2 dersel-
ben, nachdem sie aufgebracht
sind, zu einem Seil ohne Knde
verbunden werden), welche zum
Hinüberziehen der Kabeldrähte
dienen; sie sind in Figur 1
rechter Seit* mit A und ß bezeichnet.
2. 2 Führung»- oder Trage-Seile. Sie dienen vorüber
gehend, um die schwereren Hülfsseile (also wohl die beiden fol-
genden Arten) hinüber zu führen.
8. 3 Korb s eile. Sie sind in der Figur von selbst kennt-
lich, da sie die „Körbe" oder Qucrstegc (englisch ('radlet : Wiege)
tragen. Das am weitesten nach rechts liegende ist mit D be-
zeichnet; das mit 6' bezeichnete Seil erfüllt zwar als viertes
den gleichen Zweck, zahlt jedoch unter:
4. Die 2 Laufbrücken-Scile 0 und E in der Figur,
deren Bestimmung aus ihrem Namen und aus der Zeichnung klar ist.
6. 4 Pendel- Seile, welche die Kabel-Strange oder Litzen
während der Ausführung trennen sollen. (Wie das zu verstehen
ist, wird voraussichtlich die später zu erwartende „volle Beschrei-
bung" aufklaren.)
gespannt Sie sollen, der Be-
rechnung nach, in der Haupt-
öffnung nur einen Pfeil von
22,33» haben, was zur Spann-
weite ungefähr das Verhaltniss
von J/si giebt
Die Laufbrücke wird durch
seitliche Halttaue gegen Schwan-
kungen abgesteift.
Am 12. August 1876 wurde
das erste Arbeitsseil, auf eine
Trommel gewickelt, am First
der Wasserseite des Brooklyner
Thurms aufgestellt. Sein freies
Ende wurde an ein Tau ge-
bunden, welches vom Wider-
lager über den Thurm hinab
reichte. Am 14. wurde die
Trommel auf eine der Stein-
H ^— — harken gestellt und diese durch
2 kleine Dampfer Uber den
FIuss geschleppt, wobei das
*) Aa> der Be»i hreil.ui« de* Scientific American ihm man entnehmen, daa« die
„Körbe1- auf den Seiten, welche nie tragen. fe»t, <L h. tu der Laiigcurkatung dar
Brück« nnverechtebllca »lad. Ba wird die« auch durch die ZeicnmiKtrn wahrwcheinlich
irmarht, da daa eine l-aufbnkiru-Seil idclehautig ala Traawaeil far dl« Körbe dienen
»oll, and iiirht recht vwrataaiiliea M. aie eioe Bewegung dleaer letzteren ohne
Behinderung durch die treJaotler der LaufWueke p-.whrhen könnt«.
Hiermit tea vYid«r»proeh ttteat aber eine Be »ehret bang der Vorbereitung xur
KaMmontirung tm lieft I du Jahrg. 1H71 derZeiH. hr. d. öatorr. Ingta.- n. Archrl-
Vereiat. in der ea wörtlich heilet: ..Nachdem der rNtfaatac hergiwralit lac, werden
auf duraMch«!! 3 weiter« Draataafl« hinüber he fördert, an beiden Verankerungen Ue*
re»b(rt. nrad ao anf na pari ai. daaa de oherkalh daa Pufatelfea. an airajeen kommen.
Auf diewen beidea Drantaeileti wertten bewegliche lloäaatege angebracht, Ton denen
aua die Kabel rnnnurt warnMWV'
Dioae Panftellumr hat riel für »ich, da In der That nicht recht an Terato hen lat,
wie die Htihurtetr» (oder Körbe) ihres Zweck hei der Montinanx erfiilien aollea, wenn
«1« eich nicht In der i.*ngcurlrhtuag dar Bracke vecarhtebewi iaaaen.
Der vurtlecende Wider»rjrwch. der lieh d«rch fcruere Berichte ohne Zweifel auf.
klSren wlnl, durfte vielleicht daher röhren, dtuw die Becirhteretatter (uder wemiodeni
■Irr dea Üamtific American) nur Entwarf« nicht at«r dl« Aualuhrun« (wehen hatten.
H: 32.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
Ifil
Stahlseil sich abwickelte und auf den Grund sank. Am Kufe des
New- Yorker Thurms angekommen wurde der Rest de» Seil» von
der Trommel abgenommen und auf die l.andungsbrücke gelegt,
so dass das freie Ende oben war. Dies wurde sodami an ein
hänfene» Tau, das vom Thurm herab gelassen wi
und nun durch eine lopferd. Dampfmaschine l au
Ober den Thurm nach dem Ufer gezogen.
Als das Seil aus dem Wasser auftauchen sollte, m
Dampfer die Schiffe von der Annäherung zurück halten. Wegen
des ungeheueren Verkehrs auf dem Fluss dauerte es V« Stunden,
bis die Freiheit der Passage für das Seil gesichert war. Das
weitere Heben des Seils besorgte eine ÜOpferd. Maschine.
Diellauptkabel, welche zu dem Kabel-Mach-Apparat gebraucht
werden, (welche Kabel dies sind, — ob die Korb- und Lauf-
hrttcken-Seile gemeint sind, oder noch andere - ist aus der vor-
liegenden Mittheilung nicht recht zu ersehen) werden mit einem
„Führungsseil" verbunden und so herüber gezogen. Ein Mann
in einem Bootsmanns-Stuhl wird dann an den Arbeitsstilen hangend
hinüber gezogen, um die Verbindungen zu durchschneiden und das
Kabel von dem Führungsseil frei zu machen.
Wenn alle Vorbereitungen für die Kahel-Anfertigung beendet
sind, wird ein I lautende au das Kndv einer der Ankerketten
befestigt und um eine Führongsrolle (Corner $heaf — (»' iu den Fig.)
gelegt Diese Holle, an welcher unten ein Gewicht hängt, wird
dem Arbeitsseil befestigt und mit dem doppelten Draht hinüber
gezogen, wie aus den Skizzen ersichtlich ist. Bei jedem „Korb"
wird die
Holle
Thttrmen. Auf der New- Yorker Seite angekomn
von der Führungsrolle abgenommen nnd fest gemacht 2 Führuugs-
rollen < d. h. wohl jederseiu, im Ganzen also i i sind im Gebrauch ;
so dass eine leer zurück kommt, während die andere mit dem
Draht hinüber geht Wenn die Drähte hinüber gezogen sind,
werden sie von den auf den Korben aufgestellten Arbeitern zurecht
gelegt, welche durch Flaggen und andere Signale den Arbeitern
auf den Thürroen und an den Drahttrommeln Zeichen geben, ob
sie den Draht nachlassen oder anriehen sollen.
Das Anfertigen der Kabel wird, von der Beendigung der
Vorbereitungen an gerechnet, fast 2 Jahre in Anspruch nehmen.
W. H.
Die Konkurrenz für Entwürfe zu dem Schweizer Bundes-Justizpalast in Lausanne.
Als wir in No. 9 d. Jhrg. das Ergebniss der Konkurrenz für
den Bundes-Justizpalast in Lausanne mittheilten, sagten wir unsern
Lesern nachträglich noch einen kurzen Auszug aus dem Bericht
Lesern nachträglich
zu, welchen „Die
hat und wir dürfen
Der
d. Bl. hat an
allerdings nicht jenes per-
sönliche Interesse, das er
für die Architekten der
Schweiz in hervorragendstem
Maafse beanspruchen durfte.
Die mit 82 Plänen beschickte
Konkurrenz war nicht allein
die bedeutendste, die bisher
jemals in der Schweiz zu
Staude gekommen ist,
sondern gewann auch da-
durch eine besondere Be-
deutung, dass von den
Konkurrenten , welche fast
ausschließlich dem I-ande
seitist angehörten oder im
Auslände lebende Schweizer
waren, so ziemlich die Gc-
sammtheit der bau-
künstlerischen Kräfte
der Schweiz vertreten
Es war somit eine,
sen und von der
baukünstlerischen Leistungs-
fähigkeit des Landes, wie
von den Richtungen, in
denen diese sich bewegt, ein
anschauliches Bild zu ge-
winnen.
Das letztere, dem wohl
in erster Linie die Theil-
nahme der deutschen Archi-
tekten sich zuwenden würde,
spiegelt sich in dem von Hrn.
Architekt Alex. Ko ch in Zü-
rich erstatteten, mit 2 Faca-
den nnd den Grundriss-Skiz-
i Plane illu-
in
Jury,
Sitzungen theilnehmenden Advokaten, Parteien und Zeugen, die
Arbeitszimmer der Hichter, ein Archiv, eine Bibliothek mit Lese-
und einige disponible Räume. Es ist sehr erklärlich,
für
K*n>M- VonirlKT
(Grrlftt*).
lUniM.
KommlftAfein*- und
Partrirn Zjnaiurr.
Kinderzimmer.
UeUrftdcii.
Advolurtrn.
IltrlrhkxliFiitr.
Z. f. Tand» und
Zruitr«.
Trrp|m> tn drn
Arrhiv.il (l. Unter.
\m tilrrzwchos»:
Unter 5 und it- hi »ii-
ifrruMMum Korridur :
Arrhlv
Unter Kl a. Ii low.
miter 11 — IS Woh-
i»nn* der Miten Cun-
DkfkTäi
Unter 1 : Blblkithtk,
danal*n üb« 10 liU
Vtbtt j-14 Zimrorr
für dm Priildentün
und 13 Kirhter. so-
«U rlntg« diffHinlbl«
dem Ziele zustreben mussten,
iniacne monumentale Lösung in aka-
die zugleich geeignet war, die .Würde
ngen. Schwierig war es da-
gegen, hiermit die im Pro-
gramm als oberste Bedingung
hin gestellte Ökonomie der
Anlage zu vereinigen, zu-
mal die Unbestimmtheit der
bezüglich der Raumgröfse
gestellten Anforderungen
leicht zu Ausschreitungen
verführen konnte.
Diese Schwierigkeit hat
sich in der That als verhäng»
nissvoll erwiesen und zu dem
Ergebniss geführt, dass die
Preisrichter kein einziges
der 82 Projekte als zur Aus-
führung geeignet erklären
konnten, sondern sich mit der
Bemerkuug begnügen muss-
ten, dass die 3 prätniirten
und die 6 mit einer ehrenden
Anerkennung ausgezeichne-
ten Pläne brauchbare Ele-
mente zur Aufstellung eines
neuen Planes enthielten.
Angesichts der letzteren und
unter der Voraussetzung, dass
jene Pläne in der That die
besten Leistnngen der Kon-
kurrenz enthielten, können
wir freilich mit der Ansicht
nicht zurück halten, dass das
in derselben aufgewendete
Geschick der Grundrissge-
staltung für ein öffentliches
Gebäude nur als ein mäßiges
erscheint —
Für den Weg der Lö-
sung, den die besten Ent-
würfe eingeschlagen halten,
giebt die Bourrit-Siramler-
»che Arbeit, die
Gut-
auf die wir
Prcisgtkrlntrr Kitwarf «rr ArrkiltkUi Bmrrit 4 8taalcr I» d«lt
die
auch uns
hervorra-
»u -ui j, ui nw wu ui« nminiii Mduoav ... leider nicht in
• Vollständigkeit wieder, dass wir es wagen könnten, hier-
aus ein abgeschlossenes eigenes Unheil uns zu bilden; dem Ver-
nehmen nach steht jedoch eine Publikation von 25 der hervor-
ragendsten Konkurrenz-Entwürfe in Lichtdruck bevor, die für alle
diejenigen, die die Ausstellung in Lausanne nicht gesehen haben,
eine werthvolle Ergänzung jenes Materials liefern wird. Unter
den vorliegenden Umständen müssen wir unter Verzicht auf
eine Besprechung einzelner Entwürfe — auf einige allgemeine
Bemerkungen, die wesentlich dem Gesammt - Ergebniss der Kon-
kurrenz gelten, sowie anf eine skizzenhafte Reproduktion des mit
dem 1. Preise gekrönten Entwurfs der Hrn. Bourrit & Simmler
in Genf uns beschränken.
Ein Studium des letzteren zeigt, dass das Programm der
Anfgabe einfacher Art war: 2 Sitzungssäle, ein „Salle de» pat
pträtu", der einen bequemen und direkten Zugang zu den Sälen
geben sollte, eine Kanzlei, die nöthigen Räume für die an den ein klarer Organismus
ein
ristisches Beispiel. Ks sied
die Sitzungssäle mit den zu diesen gehörigen Räumen in einem ein-
zigen Geschosse, zu dem von aufsen eine monumentale Freitreppe
bezw. Rampe empor führt, vereinigt ; in einem Untergeschoss, das
auf der linken, im Terrain abfallenden Seite volle Beleuchtung hat,
sind die Dienstwohnungen und das Archiv untergebracht; das obere
Gcschoss enthält lediglich Arbeitszimmer der Richter und die Biblio-
thek. Der Salle dt» pai perdia, dem im Interesse der akademischen
Lösung eine weit über Bedflrfniss gehende Gröfse gegeben ist,
liegt im Zentrum des Gelüudes und ist in seinem mittleren, von
einem Tonnengewölbe bedeckten Theile durch beide Geschosse
geführt; sein Licht empfängt derselbe durch Halbkreisfenster in
den Schildmauern dieses Gewölbes. In der Hauptaxe liegen vor
demselben das durch Überlicht beleuchtete Treppenhaus und das
in der Facade durch einen viersäuligvn Portikus bezeichnete
Vestibül nach hinten der große Sitzungssaal — in der (juer-
axe der kleine Sitzungssaal und die Kanzlei. Dem Grundrisse ist
, wie der nach
igiiized by kjO<
162
20. April 1878
antikem Teropclschema gestalteten Hanpt-Facade die monumentale
Wirkung ; freilich ist die letztere nicht ohne ITebertreibung und
Zwang erreicht und es macht sich zwischen dem eingeschossigen
Mittelbau und den 2 bezw. 8 geschossigen Seitentheilen ein sehr
fühlbarer Mangel an Harmonie geltend, wahrend die Seitenfacaden,
in denen die Fenster des Vorsaals die Giebelfelder des Mittelbaues
zerschneiden, ungelöst geblieben sind.
l>ie Grundrisse der übrigen, von den Preisrichtern ausge-
zeichneten Entwürfe zeigen sämmtlirh eine Verwandtschaft mit
dem Hauptgedanken des vorbesproebenen, ohue dass einer der-
selben, trotz mancher Vorzüge im einzelnen, zu gleicher Heife
gediehen wäre; namentlich ist vielfach eine bei dem Klima
der Schweiz unzulässige Anwendung von Oberlicht gemacht, die
Hei euch tun« der Korridore vernachlässigt und die Grftfse des
Vorsaals, sowie der mit diesem zusammen hängenden Räume ins
Ungemessene übertrieben worden. — Die von anderer Grundlage
ausgehenden Entwürfe, bei denen der grofse Sitzung« - Saal im
Zentrum de» Gebäudes liegt und entweder durch Oberlicht oder
von 2 seitlichen Lichlhöfen aus beleuchtet wird, sind von den
Preisrichtern mit Recht zurück gentellt worden. — Die archi-
tektonische Gestaltung der Entwürfe, bei denen, abgesehen von
einigen Arbeiten der Berliner Schule, die Auffassung der Pariser
und der von Semper begründeten Züricher Schule sich etwa die
Wage hielten, soll vielfach eine außerordentlich verdienstvolle
und bestechende gewesen sein. —
Eine gewisse Enttäuschung hat es in der Schweiz hervor
gerufen, dass seitens des Gemeinderaths von Lausanne, der Über
die Ausführung des Gebäudes zu entscheiden hat, das formale
Ergebuiss der Konkurrenz ignorirt worden ist Die Anfertigung
eines neuen definitiven Piano» ist weder durch eine zweite, engere
Konkurrenz unter den Verfassern der 9 besten Entwürfe an-
gestrebt, noch den Verfassern des sieggekrönten Planes über-
tragen worden, wie man zu erwarten berechtigt war, sondern es
ist hiermit der Verfasser des an 3. Stelle prämiirten, weder im
Grundriss noch in der künstlerischen Gestaltung der Architektur
besonders ausgezeichneten Entwurfes, Hr. Architekt Recordon
in Vevey, beauftragt worden. —
Mittheilungen
Architekten - and Ingenieur - Verein zu Hannover.
Ausserordentliche Versammlung am 13. Februar.
Zunächst erhält Hr. Geh. Reg.-R. Röhl mann das Wort zu
einem Nachruf auf den am 19. Januar in Paris verstorbenen be-
rühmten Physiker Heinrich Victor Regnaul t
R. wurde am 21. Juli 1810 in Aachen geboren, wo sein
Vater als Präfekt des damaligen französischen Departements der
Roer in nicht besonders glänzenden Verhältnissen lebte, so dass
nach seinem frühen Tode der Sohn fast mittellos dastand. Er
wurde zwar von einem Pariser Handelshanse aufgenommen, musste
jedoch hier lange Zeil die niedrigsten Arbeiten verrichten. Zum
Cornaus avanzirt, verbrachte er seine Mussestunden fast taglich
in der Pariser Wbliathüjue nationale und es gelang ihm durch
diese Studien sich soweit vor zu bilden, dass er 1830 in die
Ecole polytechni'pi* aufgenommen werden konnte. Schon 1832
trat Regnault als Ingenieur-Eleve in die EcoU de* mintt ein, in
welcher Eigenschaft er auf Staatskosten Instruktionsreisen nach
Belgien und dem Harz (1834), nach Württemberg und der Schweiz
(1835) machen konnte. — Seine Berichte über diese Reisen sind
noch heute lesenswürdig.
Von seinem I.i hrer Berthier zum Assistenten des chemischen
Laboratoriums der EcoU de* Mine* erwählt, begründete er bereits
in dieser Stellung durch eine gröfsere Zahl wissenschaftlicher
Aufsätze seinen Ruf als ausgezeichneter Chemiker. 1840 ward
er Mitglied der Akademie der Wissenschaften und stieg sodann
nach einander zum Prof. der Chemie an der Polytechnischen
Schule, zum Prof. der Physik am College dt France, endlich
(1852) zum Direktor der Porzcllanfabrik zuSevres empor. Die ausge-
zeichneten Leistungen Regnault's in allen diesen Stellungen sind
verzeichnet in den Campte* rendu* etc. de tAcademie de*
21. Januar 1878. -
Die höchsten Verdienste hat sich aber Regnault erworben
für die zur physikalischen Theorie der
erforderliche Bestimmung von Konstanten, zu
welchen er durch die Ernennung zum Mitglied? der Zentral-
Kommission zur Ueberwachung der Sicherheit der Dampfapparate
and Dampfmaschinen veranlasst wurde. Diese Arbeiten, die sich
ausführlich in den Me'moires de rAcademie de* Science* de Cln-
ttüut de France, Tome XXI verzeichnet finden, sichern Regnault
allein schon ein unvergessliches Andenken bei den rationellen
Techniken! aller Nationen. —
Die 10 wichtigsten Versuchsreihen betrafen:
1. Die Ausdehnung elastischer Flüssigkeiten;
2. Die Dichtigkeit der Gase;
8. Die Bestimmung des Gewichts von 1 Liter atmosphäri-
scher Luft und der Dichte des Quecksilbers;
4. Temperatur-Messungen mittels Gas- und Quecksilber-
Thermometer und thenno-plektrischer Ströme;
5. Die absolute Auadehnung des Quecksilbers;
keilen.
7. Die Zusammendrückbarkeit „tropfbarer" Flüssigkeiten,
insbesondere deB Quecksilbers;
8. Die Klastuitätskraft des Wasserdampfes bei verschiede-
latente Warme des
Pressungen ;
10. Die spezifische Wärme des Wassers unter verschiedenen
Temperaturen.
Ad ü ist zu bemerken, dass Regnault entschieden nachwies,
dass das Mariotte-Rayle'sche Gesetz Ober die Zusammendrück-
harkeit elastischer Flüssigkeiten nur bis zu gewissen Druck- und
Temperatur lirenzen richtig sei, sodann aber der luftförmige
Zustand in den tropfbar-flüssigen übergehen würde. — Kurz
vor seinem Tode hatte Regnault noch die Freude, durch die Ver-
suche von Cailletet in Paris und Pictet in Genf seine Annahmen
bestätigt zu sehen.
Leider wurde er in den letzten Jahren von allerlei häuslichem
Unglück heimgesucht; besonders schwer traf ihn der Verlust seines
einzigen Sohnes, des bereite hoch berühmten Malers Alex. Georg,
aus Vereinen.
der als Held in der Schlacht von Buzenval 1871 fiel; leider wurden
bei der Belagerung von Paris auch manche seiner treulichen
Apparate zerstört. — Regnault war ein Mann von einfachem, an-
spruchslosem und liebenswürdigen Wesen, der sich schnell die
Herzen aller gewann, die mit ihm in Berührung kamen. — Friede
seiner Asche! — —
Nach diesen Worten tritt die Versammlung in die Berathuug
des Hauptgegenstandes des Abends ein: „Die Betheüigung des
Vereins an der für den Sommer 1878 in Hannover geplanten
referirt namens der zu dem Zweck er-
und giebt an, dass man die Gruppe 1
in 8 Abtheilungen: Architektur, Ingenieunrescn
rialien, gegliedert habe.
Rocksichtlich letzterer glaube die Kommission, dass sich der
Verein auf Veranstaltung einer Kollektiv- Ausstellung von natürlichen
Steinen der Provinz beschränken könne, da die künstlichen Bau-
materialien von den Industriellen selbst genügend
werden würden; für eretere sei dagegen eine
wissenschaftliche Zusammenstellung durchaus nöthig. —
Betreffs der Einsendung von Projekten zu Bauwerken waren
die Ansichten sehr getheilt; einig war man aber vollständig
darüber, dass Entwürfe aus der Kleinarchitektur und bauliche
Details in künstlerischer Ausbildung zuzulassen seieu. — Bei der
über die Kommisaions- Vorschläge eröffneten Diskussion entspinnt
sich über letzteren Punkt eine längere Debatte — besonders weil
im allgemeinen eine Bezahlung der Wand- und Tischflächen ver-
langt ist — über die Frage, ob die Architekten ein Interesse an der
Ausstellung ihrer Entwürfe haben könnten. Diese Frage wird
verneint und man beschliefst daher, dass der Verein als solcher
sich auf die Ausstellung der natürlichen Steine der Provinz be-
schränken solle, giebt aber den Wunsch zu erkennen, dass auf
die Kunsthandwerker nnd Privatperson
stände des Kunstgeworb«« «ich befinden, von den
Stand gesetzten Architekten eingewirkt werde, dami
handwerk der Provinz auf der Auastellung eine würdige Vertretung
finde. —
Die Entscheidung der Frage über die Zulassung von Plänen
wird als nicht dringlich verschoben, da Wandflächen stets genügend
zu haben sein würden. —
Wochenversammlung am 20. Februar. Vortrag des Hm.
Architekten Unger Uber die „Konkurrenz zur baulichen Umge-
staltung der Stadt Dresden".
Hedner ging aus von einer Beschreibung des Dresdener Grund-
planes und dessen topographischer, historischer und moderner
Entwickelung, der sich eine Beschreibung des in Frage kommenden
Terrains, eine Besprechung des Programms und des Ergebnisses
der Konkurrenz anschloss.
Für die Haupt -Schwierigkeit der Aufgabe hält der Vor-
tragende die Kombination zweier Anforderungen, nämlich die
Auffindung der einfachsten Verbindung zwischen dem Albert-Platz
und dem Pirnaischen Platz und Ueberführung dieser Verbindung
Ober die Elbe an der für eine Brücken- Anlage geeignetsten Stelle.
Bei der Besprechung der haup
Fehler in den Entwürfen giebt Redn<
und anschauliche Skizzen in Bezug auf die
Gestallung von Axen - Abweichung und Durchschneidung der
Straften, von Plätzen und Brückenköpfen. Aufser den in dieser
Beziehung oft gemachten Fehlern wurde mancher Entwurf be-
einträchtigt durch die Unklarheit des Systems, die Rücksichts-
losigkeit in Beseitigung alter Häuser-Quartiere, andererseits durch
ein zu engherziges System, übergrofte Symmetrie oder Künstelei
und Unzweckmäfsigkeit der gewählten Formen der Straften
und Plätze.
Bei Erläuterung der durch Skizzen dargestellten preisgekrönten
Entwürfe bezeichnet Redner bei dem Entwurf „König Albert"
als Hauptschwiche die Annahme einer den Strom spitzwinklig
schneidenden steinernen Brücke. Dem Entwurf „Patria" wird —
wie von den Preisrichtern — Vergeudung des Iheuren Baugrundes
zu einer fast unmöglichen Platzanlage, den Entwürfen „Zeichen
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N». 32.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
163
des Hexagona" und „Belvedcre- zu häufige Abwechslung in der
Richtung der Hauptaxen vorgeworfen. Die Entwürfe „Citta nuora"
und . Oeffnet diu Gaste " bezeichnet Redner als die schönsten,
bedauert jedoch, das* hei denselben zwei bedenkliche Anlagen:
die schiefe Uebcrbrflckung der Klbc und die Durchschneidung
des botanischen Gartens, nicht vermieden seien. Ks sei unnatürlich,
in Dresden eine bei schiefer UebcrbrOckung notwendige Ketten-
brücke bauen zu wollen, da das Steinmaterial so ganz außer-
ordentlich günstig zu beschaffen sei-, ebenso könne man sich
nicht damit befreunden, inmitten der Stadt glücklich gerettete
Parkflächen der Anlage von Bauquartieren zum Opfer zu bringen.
Endlich erläutert der Vortragende den von ihm aufgestellten
Kntwuif, welcher Bich von den übrigen durch ein vielleicht zu
scharf und prinzipiell durchgeführtes Prinzip der Klarheit in dem
Haupt-Axensystem und durch eine in großartiger Weise geplante
Umgestaltung der Brühl'schen Terrasse unterscheide , welche
wegen einer Programm-reberschreitung verworfen sei.
Zum Schluss wird noch der geringen Chancen gedacht, welche
die letzten Konkurrenzen bei der grofsen Zahl der Bewerber
bieten, und des hier besonders klar hervor getretenen Nachtheils,
in welchem sich bei Plan - Konkurrenzen auswärtige Architekten
den einheimischen gegenüber befinden. Dabei hatten aber grade
solche Konkurrenzen den höchsten Werth ; besonders werde durch
sie auch das lokalpatriotische Interesse sehr gefördert —
Eine an den Vortrag sich schließende Debatte Ober den
Bebauungsplan von Hannover wird wegen vorgerückter Zeit ab-
gebrochen.
Ordentliche Versammlung am 6. Marz 1878. Nach
Verlesung eines Schreibens der Kommission für die Prov.-Gcwerbe-
Ausstellung, worin dem Vereine ein bestimmter Raum zur Aus-
stellung von modernen kunstgewerblichen Gegenstanden und Bau-
materialien gratis zur Verfügung gestellt wird, tritt die Versammlung
ein in die Berathung einer Anzahl von Thesen Ober die Kanalisation
Erledigung der
Der Vorsitzende betont, dass es der Verein, wie bei ähnlichen
technischen lokalen Fragen, für seine Pflicht halten müsse, seine
C« Kraft für eine rationelle und baldige Lösung der brennenden
alisationä- Frage einzusetzen, dass daher die ausgearbeiteten
Thesen weniger eine Kritik des vorliegenden (früher besprochenen)
Planes, sondern eine Agitation für die Ausführung ausüben
sollten ; es sei daher zunächst der patriotische, sodann der technische
Standpunkt des Vereins iu's Auge zu fassen. — Hr. Hagen verliest
und erläutert hiernach die vom Vorstande aufgestellten Thesen.
These 1 betont die Notwendigkeit der Kanalisation im oll-
gemeinen und besonders bei vorhandener Wasserleitung; beide
Anlagen mflssten Hand in Hand gehen, wenn nicht die traurigsten
Erfahrungen, wie in Basel und Berlin, gemacht werden sollten. —
These 2 wendet sich gegen die Aussprüche des Münchener
Archit- n. Ing -Vereins, welche für hiesige Verhältnisse nicht
maafsgebend seien und gegen welche auch bereits eine Autorität
wie Pettenkofer protestirt habe. —
Dagegen wird in These 3 ausgeführt, dass die Bedenken des
ner Vereins Veranlassung geben, die Ausführung mit
Sorgfalt zu überwachen, vorzugsweise die Anlage der
ilüsse und die Housentwftsserung im ganzen zu kontroliren.
Die Thesen 4 und 5 beziehen sich auf die Entfernung der
Kanal-Kffltivien und beschäftigen sich besonders mit dem bekannten
Ministerial- Reskript und dem Gutachten des Deutsch. Vereins für
offentl. Gesundheitspflege, welche nochmals verlesen und diskutirt
Der Verein glaubt dem Magistrate die Hoffnung machen zu
dürfen, dass die Abführung des Spülwassers in die Leine genehmigt
werde. — Ks wird von verschiedenen Anwesenden darauf hin-
gewiesen, dass die Untersuchungen von Pettenkofer und die Ver-
handlungen in Nürnberg schon Licht in die Frage der Aufnahme
der Fäkalien bringen würden und dass der Ministen alcrlass nicht
so schlimm sei wie erscheine; mit Recht behalte sich allerdings der
Minister in so wichtigen Angelegenheiten die Entscheidung vor. —
These 6, welche sich auf Regelung der vorläufig in Hannover
noch notwendigen Abfuhr bezieht, ruft eine rege Debatte hervor,
wird aber doch mit einigen Modiiikationen genehmigt
Endlich wird These 7, das Berg'sche Kanalisationsprojekt
im speziellen gebilligt und nochmals die Dringlichkeit des Gegen-
standes hervorgehoben.
Den Schluss der Besprechung bilden die Vorschläge zur
Saue. W.
Architekten - Verein ztj
15. April 1878; Vorsitzender Hr. Möller, anwesend UM Mit-
glieder und 6 Gäste.
Eingänge: Jahresbericht pro 1H77 des Bundes der Bau-,
Maurer- u. Zunmermeister Berlins, in 1 1 Exemplaren nel*t einer
Mittheilung des Bundes, wonach die Jahres-Ausstellung von /eichen-
arbeiten der Fortbildung»- und Lebrlingsschulen Berlins dies-
mal in der Zeit vom 14 —28. d. Mts. in der städtischen Gemeinde-
achulc Neue Friedricbstr. 32 stattfindet — ferner Mittheiluug
des Bauraths Li psius -Leipzig, dass die zum Petri - Kirchenbau
eingelaufenen Konkurrenz-Entwürfe bis zum 25. d. M. öffentlich aus-
gestellt werden nnd dass der .Verein Leipziger Architekten"
ittr den Abend des 20. April 0 "
haltenden Zusammenkunft im Lokal des Kaufmännischen Vereins
giebt, an welcher die ßetheüigung auswärtiger Fachgenossen
erwünscht ist — Von der Redaktion der D. Bauzeitung eiue Zu-
schrift, betr. Ueberlassung der Publikationen ausländischer Vereine
an die Bibliothek; — von Maler Davide in Wien, wodurch der-
selbe sich zur Anfertigung von Architektur-Malereien in Oel nach
gegebenen Photographien erbietet; — endlich vom Hüttenwerk
Keula bei Muskau, mittels dessen ein Prospekt über Gegenstände
des Gas- und Woaserleitungswesens überreicht wird. —
Hr. Otzen hat in Verbindung mit 9 anderen Vereins-Mit-
gliedern einen Antrag vorgelegt, der dahin geht: .Der Arcbit-
Verein wolle beschließen : Eine Kommission von 3 Mitgliedern zu
ernennen, welche die Aufgabe erhalt, bezüglich einer zeitge-
mäßen Umarbeitung der amtlich aufgestellten uud
empfohlenen Entwürfe zu Kirchen-, Pfarr- und Schul-
gebäuden einen motivirten Antrag auszuarbeiten und im Namen
des Vereins hei den Behörden vorzulegen". Der Hr. Antragsteller
giebt hierzu eine summarisch gehaltene Motivirung etwa folgen-
den lnh.il ts: Die aus guten Absichten entstandenen und, wie
nicht zu leugnen, auch von vielen „Erfolgen begleitet gewesenen"
Entwürfe hätten bei ihrem langen unveränderten Bestehen das
künstlerische Schaffen theils in eiue gewisse schablonenhafte Art
und Weise hinein gedrangt, theils dasselbe auch Händen von un-
genügender Bt-gabuug überlassen. Besonders bedenklich seien die
Entwürfe in den Händen junger ungeübter Kräfte und „gefährlich"
in den Händen von Studirenden, welche dieselben leider in sehr aus-
giebigem MaaJ'se zu benutzen pflegten. Aber nicht nur auf neue An-
lagen, sondern auch auf Restaurationen älterer Bauwerke hätten die
Entwürfe vielfach einen verderblichen Einfluss geübt und möchte es
sich deshalb vielleicht am meisten empfehlen, das durch amtliche
Finna gedeckte Werk einfach aus der Welt zu schaffen. In
Betracht der entgegen stehenden Schwierigkeiten hätten die Antrag-
steller aber den weniger weit zielenden Weg eingeschlagen, ihre
ten auf eine zeitgemäße „Umarbeitung der Ent-
lonzcntriren, die man zudem der Hand der Be
„ dass
kleineren, relativ unbekannt gebliebenen Anlagen, welche in
der Zeit der letzten 20 Jahre etwa entstanden seien, gerichtet
werden möchte, da für größere Anlagen in den vorliegenden
ausführlichen Publikationen von Werken dieser Kategone ein
ausreichender Vorlagenschatz bereits heute geboten sei. — Nach-
dem Hr. Böckmann und der Hr. Vorsitzende angesichts der
gehörten Motivirung eine vorbereitende Ueberlegnng des Antrags
für notwendig erklärt haben und eine Beschlussfassung daniber für
eine der nächsten Versammlungen in Aussicht genommen worden
ist, wird der Gegenstand für heute verlassen. —
Es beginnt aßdann der Vortrag des Hrn. Schwieger Ober
den östlichen A n. sc hl uns -Bahnhof der Berliner Stadt-
Eisenbahn. Indem wir uns für einen großen Theil des bei-
gebrachten begründenden Materials auf unsere in den No. 24
u. 26 des vorigen Jahrg. gebrachte Publikation sarorot beigefügtem
Plan bezichen, können wir unsere Mittheiluug, was den ersten
Theil des Vortrags betrifft, auf die Hervorhebung einiger wenigen
Hauptpunkte beschränken. - Der Redner betont, dass die Stadt-
bahn weder westlich noch östlich E n d - Bahnhöfe, sondern A li-
sch luss- Bahnhöfe haben werde und dass für die Lage dieser
Bahnhöfe das für die Vermittelung des Verkehrs der Innenstadt
mit der Umgebung von Berlin nothwendige Zusammen-
wirken der Stadtbahn mit der Verbindungs- (Ring-)
Hahn von entscheidender Bedeutung sei. Die Notwendigkeit
dieses unmittelbaren Zusammenwirkens (welches durch Einrichtung
von Zügen , die von der Stadtbahn ausgehend und auf dieselbe
zurück kehrend, theils deu nördlichen und theils den südlichen
Halbkreis der Ringbahn befahren, seine Verwirklichung finden
soll) zwinge zu einer Lage der beiden Anschlussbahnhöfe inner-
halb des Zirkels der Ringbahn und lasse es zweckmäßig er-
scheinen, für diese Bahnhöfe Punkte in möglichster Nähe
der Ringbahn auszuwählen. Während bei dem westlichen An-
schluss-Bahnhof (Charlottcnburg) beiden gedachten Erfordernissen
im vollen Umfange hat entsprochen werden können , haben beim
östlichen Anschluss- Bahnhof die Vonheile eiuer möglichst nahen
Lage zur Ringhahn gewissen örtlichen und finanziellen Verhält-
nissen zum Opfer gebracht werden müssen.
Das erste Projekt für einen östlichen A nschl uss- Bahnhof
rührt (gleichwie mehre ihm voran gegangene, durch spätere Um-
gestaltungen der Grundlagen des Stadtbahn-Uuternehnieus obsolet
gewordene Projekte, die den Bau eines End bahnhofs in Aussicht
Projekte,
von der
Darnach sollte der Bahnhof
neben dem Empfangs • Gebäude der Niederschi. • Mark. Eisenbahn
erbaut werden und es war die Anlage so gedacht, dass die beiden
südlich liegenden, für den Lokal- Verkehr bestimmten Gleise der
Stadtbahn hinter einem Inselpcrron auf einer I »rehscheibe endeten ;
die beiden nördlichen Gleise sollten dem so gen. durchgehenden
Verkehr dienen, für welchen im Bahnhof 3 besondere Insclperrons
vorgesehen waren. Der am weitesten nördlich liegende Perron
wur für die westlich anschließenden Privathahnen Itestimmt und es
sollten hinter ihm die beiden Gleise (genau so wie heim Lokal-
Perron) auf einer Drehscheibe endigen. I>er zunächst südlich
liegende Perron sollte dem Uebergangs- Verkehr der anschließenden
Staats- und Privathahnen und der alsdann folgende ( 3. ) Perron
für dte Staatsbahnen dienen. Digitized by Google
164
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
20. April 1878
Die 4 Gleise der beiden milderen (des 2. u. 3.) Perrons
waren, ihrer Bestimmung entsprechend, hinter den Perrons wieder
in 2 Gleise zusammen gezogen, welche mittels Kampe bis auf das
Niveau der Ostbahn und der Niederschl.-Märk. Hahn abfielen, um
die Ueherführung der Zöge der Stadlbahn auf diese Hahnen und
umgekehrt zu ermöglichen. So ergab sich ein Hahnhof mit- 8
Giemen und 4 nach Bahnen — im Gegensatz zur Unterscheidung
nach Fabr-Hichtungen — unterschiedenen Perrons. Eine derar-
tige Unterscheidung zwingt dazu, an jeden Perron je 1 Gleis der
beiden eutgegen gesetzten Fahrrichtungen heran zu fuhren, und
es ergeben sich hieraus in notawendiger Folge Gleis -Kreuzungen
der in den Bahnhofs • Knden gegabelten Hauptgleise. Das hier
besprochene Projekt der I). Eisenb.-Baugesellschaft wies deren
zwei am westlichen und eine am östlichen Bahuhnfs-Ende auf. |
In diesem Projekte war also davon Abstand genommen, für
den Lokal-Verkehr eine direkte Weiterführuug sowohl auf die |
Hingbahn als auf eine einzige der in Berlin mundenden Haupt-
bahnen zu beschaffen. Dass bei einer derartig beschränkten
Durchführung der Werth, den die Stadtbahn als Verkehrsmittel
für die Innenstadt — die von derselben nur auf eine Länge
von etwa 4 Km durchschnitten wird — haben würde, sehr an-
i würde, dass diese Ausfuhrungsweise die Auf-
i Kapitalien, deren man bedarf, nicht recht-
. wird sowohl damals als heute als völlig zweifel-
los anzusehen sein.
Die äufsere Umgestaltung, welche das Unternehmen im Jahre
1874 erfuhr — vermöge deren dasselbe aus einer einzigen Hand in
das Eigenthum einer Mehrzahl von Bahnverwaltungen und des
Staats Uberging — ermöglichte es, die Stadtbahn, soweit es
sich um ihre Bestimmung als Mittel für den Lokal - Verkehr
handelt, von einem ungleich höher liegenden Geaichts-
f unkte aus, als der bisher fest gehaltene es war, zu behandeln.
)urch Proklamirung des von der königl. Direktion der Stadt-
bahn aufgestellten Grundsatzes, dass die Stadtbahn als
Lokalbahn mit der Kingbahn ein Ganzes bilden und
einen einheitlichen Betrieh haben müsse, war das „er-
lösende Wort" gesprochen und die erste Grundlage für Projekte
gewonnen, die den thatsächlichen Verhältnissen zu entsprechen
im Stande sein könnten. In weiterer Entwickelung jenes Grund-
satzes gelangte man zu der 8|>ezielleren Formulirung: dass die
Stadtbahn als Durchmesser des Kingbahu-Zirkels mit jeder
Hälfte dieses Zirkels einen kleineren geschlossenen
King zu bilden hätte, auf welchen durchgehende Lokalzüge
in der Weise zirkuliren mtlssten, dass von der Stadtbahn
selben Fahr-Richlung abwechselnd je ein Zug über den nöi
Ring und ein zweiter Zug über den südlichen King zu
Ring
wäre. Hierin lag
die Lokal -Gleise der
-Hälften
Zwecke der Stadtbahn,
dann die Notwendigkeit
en,
an
Mit Hinzunahme der
dieselbe sur Ueber-
fuhning von Kourier- und Schnellzügen der anschliefsendeu sechs
Hauptbahuen dienen soll, mnssten die bisherigen Bahnhofs-Pro-
jekte wesentliche Umgestaltungen erleiden uud niusste namentlich
auch dasjenige Bahnhofs-Projekt der D. Eisenb.-Baugesellschaft,
welchem oben eine nähere Besprechung gewidmet worden ist,
völlig unzureichend werden und als für die neuen Auffassungen kaum
ncM-b brauchbare Anknüpfungspunkte bietend, erscheinen. War
nun auch insoweit Klarheit erreicht, so blieb immer noch Un-
gewissheit über die Frage be-itehen, welche genaue Lage
dem östlichen Anschluss-Bahnhofe zu geben sei? Bisher hatte
man der Idee gehuldigt, den beiden im Osten der Stadt bereits
bestehenden grofsen Bahnhöfen für die Zwecke der Stadtbahn
einen dritten Bahnhof zuzugesellen. Ks traten nunmehr
ernste Zweifel darüber auf, ob eine solche Vermehrung der An-
lagen wirthschaftlich gerechtfertigt werden könne, angesichts der
Thatsache, dass der neue — dritte Bahnhof einen Theil des
Verkehrs der beiden anderen Itahnhöfe an sich ziehen werde und
letztere für den ihnen verbleibenden Rest überflüssig gross sein
würdeuV Diese Frage kam bald in einem verneinenden Siune
zur Entscheidung, weil dem eben berührten inneren Grunde
schwer wiegende andere Motive sich zugesellten. Es würde die
Anlage eines separaten dritten Bahnhofs theils die Niederlegung
eines grofsen, nur mit bedeutenden Kosten zu erwerbenden lläuser-
die Inanspruchnahme eines unentbehrlichen
grofsen Theils des
der Ostbahn erfordert habend und
es ist aus diesen Erwägungen — im November 1674 - der Be-
schluss hervorgegangen : Die Stadtbahn an ihrem östlichen
Ende in den hierfür am zweckmäßigsten belegenen
Personen -Bahnhof der Niederschlesisch - Märkischen
Bahn einzuführen.
Dazu wird erfordert: a) die bestehenden Gleise des Bahn-
hofs um so viel zu heben, dass die denselben östlich und
westlich begrenzenden beiden Straßen, bezw. die Fruchtstrafse und
die Koppenstrafse unterführt werden können , dass b) die
bestellende Anlage der zu erwartenden Verkehrs -Steigerung ent-
sprechend erweitert werde, uud dass 3. aus Anlass dieser Er-
weiterung der Güterbahnhof der Ostbahn so
in nördlicher Richtuug verschoben wird.
Es ist nnn auf Grund der bisher besprochenen allgemeinen
Bedingungen eine Anzahl von alternirenden Projekten bearbeitet,
unter denen schließlich eins für die Ausführung gewählt worden
ist. Diesem genehmigten Projekt denken wir, unter Beigabe
einiger verdeutlichenden Skizzen, in einer folgenden Nummer d. BL
eine spezielle Besprechung zu widmen.
Wir schließen diesen ersten Theil unseres Referats mit der
Angabe, dass der mit Beifall aufgenommene Vortrag sich bis
über 10 Uhr hinaus erstreckte und diese späte Zeit zum Schlüsse
der Versammlung unmittelbar nach Beendigung des Vortrags
nöthigte.
Vermischtes.
Sohornstein-Anfeatz. Die grofsen Belästigungen
Rauch-Abzug hervor gerufen werden,
Konstruktionen von Schornstein -Aufsätzen
unter denen nur wenige ihrem Zwecke in
so einfacher Weise genügen dürften, wie
der in nebenstehender Skizze dargestellte,
von Hrn. Hanel erfundene „Luftsauger*.
Derselbe wird aus einem Systeme von
abgestumpften Kegel - Mänteln gebildet,
welche derartig über einander geordnet
siud, dass die Luft genügende Zwischen-
räume zum Durchströmen findet, ohne
dass der Wind in horizontaler Richtung
in das Rohr eintreten kann, weil die
Kegel-Mäntel derartig gestellt sind. daM
die Verlängerung aller nach der Oeffnung
Kopfes gerichtet ist. .Teder Windstoß
wird im Kopf eine gegen die obere Oeff-
nung gerichtete Bewegung annehmen
müssen. Gegen schädliches Eindringen
des Windes ist diese Oeffnung durch
Rand und Deckel geschützt und, um die nachthcilige Kinwirkung
der Sonneustrahlen auf die Schonisteinmündting aufzuheben, hat
zudem der Deckel einen kegelförmigen Hut erhalten, der einen
thermisch isolirenden Luftkörper einschliefst. Dieser Kopf bat
keine beweglichen Theile, die ihren Dienst so leicht versagen; er
erfüllt außer seiner eigentlichen Bestimmung auch noch den
Zweck, die durch Regen und Schnee erzeugte Durchnässung der
Innenseiten der Schornstein Wandungen zu verhindern, und hat
sich unter Verhältnissen besonders ungünstiger Art bereits be-
währt. Ich halte es für eine begründete Fürsorge, nicht erst den
Kintritt ungünstiger Erfahrungen abzuwarten, sondern in Fällen,
welche irgendwie bedenklich sind, von vorn herein einen Aufsatz
anzuwenden, der Schutz und Wirksamkeit des Schornsteins sichert.
Potsdam, Februar 187a VogdL
der Rohrpost in
gemachten Vorlage
Nach Inhalt einer
für die weitere Folge-
zeit erhebliche Erweiterungen der m Anfang 1877 in Betrieb ge-
setzten Berliner Rohrpost bevor und handelt es sich dabei um
Ausdehnung des Rohrnetzes theils auf die Nachbarorte ( 'harlotteu-
btirg und Moabit, theils auf die nördlichen Gegenden Berlins
(Weddiug uud Rosenthaler Vorstadt), theils endlich auf die west-
lich und südwestlich liegenden Stadttheilc Stralauer Viertel und
Luuiseustadt.
Die Gesammtausdehnung der neuen Linien wird etwa 15000»
erreichen, so dass nach Vollendung derselben (nachdem bereits
im Laufe des Jahres 1*77 durch einige Erweiterungen die ur-
sprüngliche Netzlänge von etwa 2(1000» auf roL 30 000"» ge-
bracht worden ist) Berlin sich im Besitee eines Rohrpost- Neues
von etwa 45 Km Ausdehnung sehen wird, und damit einer An-
lage, wie sio in annäherndem Umfange nirgendwo anderweitig
zum 2. Male existirt
Brief- nnd FrÄfrekasten.
Hrn. rh. x. 1 in Berlin. Ihr Wunsch, dass das Thema
Ihres Briefes in unserer Antwort nicht berührt werden soll,
nöthigt uns mit der kurzen Bemerkung uns zu begnügen, dass
wir den von Ihnen entwickelten Standpunkt völlig billigen und
theileu, zu jeder persönlichen Unterstützung desselben geneigt
sind, eine öffentliche Besprechung des Gegenstandes jedoch vor-
läufig für untbunlich hallen, weil die Ar/.enei leider fast eben so
viel Schaden stiften würde, als das Uebel. Zu einer persönlichen
Unterredung über die anderweiten Mittel wider das letztere stehen
wir Ihnen — selbstverständlich unter Wahrung vollständiger
Diskretion - - jederzeit gern zur Verfügung.
Hrn. R. M. in Demmiu. Wir bedauern, Iiineu über die
Modalititten , in welchen die greisen schwedischen Kiseuhahu-
Unternehmungen , welche zur Zeit schweben, zur Verwirklichung
kommen sollen, keinerlei positive Auskunft geben zu können.
Hrn. M. in W. Fast alle Jahrgänge der Zeitschrift d.
bannv. Archit.- u. Ingen. -Vereins — namentlich die älteren - -
enthalten umfassende Notizen über Steinzerbrechungs-Maschinen.
Hrn. F. Zur Anfrage in No. 2« erfuhren wir, dass Stahl-
bänder von der feinsten (20 pro »» Kicke) bis zur gröbsten
Qualität und in den verschiedensen Breiten von der Fabrik
Coulaux & Co. in Molsheim im F.lsass fahrizirt werden.
rou C.rl BmIISI im
K. E. O. FriLck, Dreck: W. Ne«».r Hu fkurbdr u< k Ifll, Bertin.
DigitizedDy de
No. 33
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
t — P«f»«»l-S»ekrl»h««»
Verbesserter Fensterverschluss.
Unsere Wohnräume würden offenbar am vollkommensten
hergestellt sein, wenn alle Oeffnungen derselben für Licht und
Zulange dicht verschliefsbar wären, da nur dann ein vollstän-
diger Schutz gegen Temperatur- und Witterungs-F.influsse möglich
ist. Wenn die theils im Material, theils durch die Forderung
leichter Beweglichkeit begründeten Undichtheiten zuweilen als
zweckmäfsig für die Zuführung frischer Luft bezeichnet werden,
so bleibt unberücksichtigt, dass die Platze am Fenster zwar die ge-
suchtesten, daneben aber bei Wind oder Kälte unbehaglich und
sogar gesnndbeitsgefahrlich sind. Zudem inuss jede Lüftung ohne
Zug. regulirbar und so hergestellt sein, dasg die eintretende Luft
möglichst die Temperatur der Zimmerluft besitzt; diese Be-
dingungen aber sind heim Eintritt der Luft durch andichte
Fensterfalze unerreichbar.
Im Nachstehenden soll ein neuer, dichter Fensterverschluss
dargestellt werden, der sich gut bewährt hat und welcher den
Vorzug vor anderen bisher bekannten, sogen, dichten Verschlüssen
verdient Die eigenthnm-
lichen Vorzüge des neuen
Verschlusses sind theils in
der Konstruktion des Fen-
sters selbst, theils in der
Einrichtung seines Beschla-
ges begründet Für die
Fensterkonstruktiou ist das
Prinzip befolgt, den Falzen
viel Spielraum
iss ein spätere»
en der Flügel ver-
mieden wird. THe dabei verbleibenden Undichtheiten werden
durch Einlegen eines Filzstreifens (a) beseitigt, dessen Breite
und Lage so angenommen wird, dass beim Dehnen und Schwinden
des Flügels immer noch volle Deckung des Falzes vorhanden
bleibt Der Filzstreif Itedarf einer besonderen Präparlrung, Bowohl
um dauernd elastisch als um gegen das Kindringen von Nässe
geschützt zu bleiben.
Auf die Oberkante des Losholzes und des Unterrahms sind
Eiaensokienen gelegt, theüs um die so häutig oft schon wahrend
des Baues — vorkommenden Beschädigungen zu verhüten, theils
um einen dichten Schluss gegen die Filzlage herbei zu fahren,
welch letztere, um zu verhindern, dass bei geöffnetem Flügel das
Regenwasser direkt Ober den Filz läuft, an diesen Stellen nicht
in den Rahmen, sondern in den Flügel falz gelegt wird. Vor
den erwähnten Schienen wird eine lothrechte Sturmschiene auf-
gesetzt, die das Eintreiben des liegen* in die Unterfalzc verhin-
dern soll; gleichzeitig ist der Querschnitt des Wasserschenkels so
angeordnet, dass die Unterfläche desselben nicht, wie gewöhnlich,
"l aussen
tiesitzt (Fig. 1); das Unterrahm-Stack ist mit einem Deckfalz
für die ftufsere Abdeckung der Sohlbank versehen. Die loth-
rechten Seiten- und Mittel-Falze erhalten ähnlich angeordnete
Dichtungen, die zudem so eingerichtet sind, dass das etwa eil
triebene Regenwasser wieder nach aussen abziehen muss.
Doppelfenster werden so hergestellt, dass die wie die
äufseren gedichteten inneren Flügel in Falzen der äufseren ruhen.
Beiläufig erwähnt, ist diese Anordnung zwar früher schon ausgeführt
worden, hat sich aber bisher nicht bewährt, weil es nicht ge-
lungen war, eine absolnt sichere Dichtung der Falze herbei zu
fahren. Es bleibt beim Oeffnen dieses Doppelfenster« der Luft
räum zwischen den Scheiben der beiden Flügel stets dicht abgc
jbgc-
schlossen und es kann kein Schwitzen und Befrieren des Glases
entstehen. —
Der Beschlag der neuen Fenster besteht aus einem ver-
besserten Itaskai, Aufsatzbändern und Schrauben. Die Bänder
sind so gearbeitet, dass der Flügel beim Schließen etwas an-
gepresst wird. Die Schrauben dienen zur Befestigung der inneren
auf den äufseren Flügeln: da die inneren Flügel nur selten ab-
zunehmen sind (weil bei dem dichten Schluss der Falze Staub
und Schmutz fern gehalten werden), so konnten für diese die Bänder
fort bleiben. — Das Üaskfll wird durch eine Klinke mit Doppelhebel
bewegt und anstatt der üblichen, beim Schliefen in den stehenden
Flügel eingreifenden Zunge hat hier die Klinke einen direkt in
den äufseren Anschlag fassenden Ilaken. Die gewöhnlichen
Schliefskloben endlich sind ersetzt durch eine Messingrolle, hinter
welche das Baskai beim Schliefseu herab gleitet —
Die eigentümlichen Vorzüge der neuen Fenster-Einrichtung
dürften aus dieser knappen Beschreibung und den beigefügten
Skizzen hinreichend erkennbar sein. Bei allem Umfange derselben
stellt sich aber der Preis eines Doppelfensters neuer Kon-
struktion nicht theurcr, als derjenige eines gewöhnlichen Doppel-
fensters, wenn bei beiden gleiche Hüte der Ausführung voraus
gesetzt wird. —
Fenster und Beschlag sind durch gesetzliche
Nachahmung gesichert und es wird der Beschlag vom
meister J. Kienle, Brüder* trafse 25, das Fenster vom Hoftischler-
meister Chr. Siering, llaidestrafsc 33 hierselbst, angefertigt.
Die Frage des Hambarger Rathhaas-Baaes, welche in
den durch u. Bl. mitgetheilten Verbandlungen dea dortigen Ar. h -
u. Ing.-V. neuerdings eine so eingehende Besprechung gefunden
hatte, ist durch den in diesen Tagen an die Bürgerschaft gelangten
Bericht der aus Mitgliedern des Senats und der Bürgerschaft
eingesetzten Kommission in ein neues Stadium getreten.
Der Bericht, aus welchem der Hmbg. Korresp. einen längeren
Auszug veröffentlicht, behandelt in eingehender Weise sämmtliche
in der bczgl. Frage aufgetauchten neuen Vorschläge, kommt jedoch
zu dem als e i n ■ 0 1 1 i g e Ueberzeugung der Kommissionsmitglieder
ausgesprocheneu Schluss, dass es sich empfehle, an den für
die Konkurrenz von 1876' fest gestellten Grundlagen
unverändert fest zu halten. — Den auf die Wahl eines
anderen Platzes gerichteten Bestrebungen tritt die Kommission
mit der Ausführung entgegen, dass keiner von den etwa in Betracht
zu ziehenden Plätzen die für das Gebäude unentbehrliche zentrale,
der Börse benachbarte Lage habe, welche der Rathhausmarkt
besitzt Es sei untunlich, einen Platz aufserhalb der inneren
Stadt zu wählen, während die Möglichkeit
Bauplatzes durch Beseitigung vorhandener Gebäude des
punkte« wegen unberücksichtigt bleiben müsse — Eine andere
Stellung des Gebäudes auf dem Rathbausmarkte, als die mit der
Front nach der Richtung des A Uterbassins, wird als ungefällig,
bezw. für die Umgebungen nicht passend oder den Verkehr störend
bekämpft, möge nun ein einheitliches Gebäude errichtet oder
dasselbe, wie in den 1676 aufgetauchten Vorschlägen von Haller
A Lamprecht bezw. Haussen & Meerwein, in ein Regierungs-
(■ebäude und in ein oder mehre Verwaltungs-Gebäude zerlegt
werden. — Dem neuesten llaller'schen Vorschlage endlich, das
Hegiernngsgeliäude am alten .lungferstipg in der Binnenalster zu
erbauen, das Verwaltungsgebäude dagegen mit der erweiterten
Börse zu kombitüren, wird vorgeworfen, dass der Bevölkerung eine
Verbauuug der Alster widerstrebe, dass die örtliche Trennung
zwischen Regierung«- und Verwaltungs-Gebäude geschäftlich un-
zweckmäßig sei und dass bei einer solchen Trennung Hamburg
auf ein wirkliches, den Charakter des Rathhauses
tragendes monumentales Gebäude Verzicht leisten
müsse, das — als eigentlicher Zentralnunkt
städtischen Lebens, die Regierung und die sti
mit den hauptsächlichsten Abtheilungen der städ
ver
bildet Die Errichtung eines solchen Gebäudes aber sei
es, die der Senat, die Bürgerschaft und die ganze Be-
völkerung stets angestrebt hätten. — Schliefslich weist
die Kommission darauf hin, dass bei einem Abweichen von dem
früheren Programm alle bisherigen Vorarbeiten verloren und die
Ausführung des immer dringlicher erforderlichen Baues in's Un-
absehbare verschoben werde. —
Eine redaktionelle Notiz des Hambg. K. ergänzt diesen Bericht
durch die Mittheilung, dass die Kommission, selbstverständlich
unter dem Vorbehalt der Entscheidung durch Senat und Bürger-
Google
166
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
24. April 1878
Schaft, die Verfasser des in der Konkurrenz d. J. 187(i preis-
gekrönten Entwurfes, Architekten Mylius & Blums eh Ii in
Frankfurt a. M. veranlasst habe, zu ihrem vornehmlich wegen
seines vortreftlicben Grundrisses prämiirten, in den Facaden aber
weniger günstig beurlheilten Entwürfe neue Facadenzeich-
nungen zu entwerfen, und dass sie nach Abschlu&s der bezgl.
Verhandlungen die letzteren binnen kurzem dem Senat und der
Bürgersthaft vorlegen werde. —
Voraussichtlich wird der Hamburger Architekten- i
Verein es nicht unterlassen, zu diesem Gutachten der i.»»uu»u0-
Baukommission seinerseits Stellung zu nehmen, und wir können
deshalb auf eine kritische Besprechung desselben unsererseits um
so mehr vereichten, als wir in Betretf desjenigen Momentes, auf
welchen der Beriebt in erster Linie sich stützt — der im Senat,
der Bürgerschaft und der Bevölkerung Hamburgs bezüglich des
Hathhausbaues gehegten Wünsche eines Urtheils entbehren.
Auf eines nur gestatten wir uns aufmerksam zu machen, dass
nämlich der Grundriss des Mylius -Bluntschli'scbeD Entwurfes —
so einstimmiges Lob er auch allerseits erfahren hat — doch
keineswegs als ein absolut vorzüglicher anerkannt worden
ist, sondern nur als eine der besten Lösungen, welche auf
Grund des vorliegenden Konkurrenz - Programme*
relativ möglich waren. Gerade die Mängel dieses Grundrisses
— wir dürfen dieselben mit einem kurzen Schlagwort wohl als
die einer gewissen „Hausbackcuheit" bezeichnen welche
der Sachverständige leicht als unvermeidliche Konsequenzen des
Programms, nicht aber als Mangel der trefflichen Architekten er-
kennen konnte, waren Veranlassung, dass man von architektonischer
Seite prinzipielle Bedenken gegen jenes Programm erhob und
dem von Haller & Lamprecht sowie Haussen &
geregten Wege der Lösung, wonach der ideale wie
praktische Theil der Aufgabe von einandi
Sympathien zuwendete. Wir gestatten u
Ausführungen zu erinnern, die dahin lauteten: dass nach jenem
Programm einerseits die freie Entwickelung der Repräsentations-
Räume des Hause* ohne Verkümmerung der darunter liegenden
Geschaftstokale in gar zu enge Grenzen gebannt sei und dass
andererseits die unvermeidliche Anlage der letzteren im H. Ge-
schoss es noth wendig mit sich bringe, dass die in dem 2geschossigen
Unterbau liegenden Geschäftslokale bei einem ganz unverh<niss-
mafsigen Aufwände an konstruktiven Mitteln doch in keinem Falle
so zweckmäßig gestaltet werden könnten, wie dies möglich wäre,
wenn dieselben nicht an die Form der darüber liegenden, er-
heblich gröfscre Tiefen erheischenden Bäume gebunden waren.
Leistungen der Sekundar-Ba.hn*en fttr die Reichspost.
Unter mehren Hindernissen, denen — trotz der allgemeinen Er-
kenntniss von dem Nutzen bezw. der Unentbehrlichkeit der
Sekundarbahnen — der Bau solcher Bahnen zur Zeit noch begegnet,
steht das eigenartige Verhalten der Reichs -Postverwaltung den
Sekundär - Bahnen gegenüber oben an. Kürzlich ist dasselbe
Gegenstand der Verhandlungen im Verein zur Förderung der
Lokal-Bahnen, sowie in der betr. Reichtags-Kommiasion gewesen.
Das Postgesetz vom 20. Dezbr. 1875 verpflichtet bekanntlich
die deutscheu Haupt-Bahnen zu sehr bedeutenden Leistungen für
die Post, welche auf die Sekundär-Bahnen ubertragen, die meisten
derselben zur Lebcusunfähigkeit verdammen würde. Es ist nun
zwar in dem quast Gesetze, Art. !», für den Reichskanzler aus-
drücklich die Ermächtigung vorbehalten worden, bei Bahnen von
schmaler Spur oder Bahnen von untergeordneter Bedeutung die
Verpflichtungen für Postxwecke zu ermäßigen oder ganz zu er-
lassen; es lehrt jedoch die bisherige Erfahrung, dass die Post-
Verwaltung, wenngleich sie auf betr. Verhandlungen in der i
bereitwilligsten Weise eingeht, es doch zur Einräumung von ,
nennenswerthen Zugestandnissen im Sinne des zit Art. !) nicht
kommen lässt. Von einer Verwaltung, deren Verdienste um För- |
derung des Verkehrswesens im allgemeinen so sehr anerkannt
werden, ist das Verfahren, welches sie den Sekundär-Bahnen gegen-
über meistens inne halt, beinahe unverständlich. Für die Post-
Verwaltung handelt es sich um geringfügige, für die Sekundär-
Bahnen im Verhältnis» zu ihren kleinen Einnahmen um sehr erheb-
liche Summen, wie dies die folgenden Zahlen beweisen werden.
Die Entschädigung, welche von den Sekundär - Bahnen
die nur auf Ersatz der Selbstkosten hinaus gehen — für Be-
förderung der Post d. h. Stellung eines Postkoupecs beansprucht
wird, betragt zwischen IM und 900 M. pro .lahr und *■ Bahnlänge,
erster« Summe für normalspurige, letztere für schmalspurige Bahnen,
die nur unter ungunstigen Verhältnissen angelegt werden.
Bei einem Projekt, welches SU Km Bahnlänge umfasst,
würde daher beim höchsten Satze, der in Frage kommt, der
Reichs-Fostvcrwaltung eine jahrliche Entschädigung von WWO M.
zur Last fallen; kommt nun eine bisher bestandene Personeu-
und Packet-Post in Fortfall, so ergiebt sich für die l'ostverwaltung
eine Ersparnis« von mindestens 50 % dieser Ausgabe, so dass
für die Beförderung des gesammten ihr zufallenden Verkehrs,
im Vergleich zu den bisherigen Kosten, höchstens iiUOU M. ver-
ausgabt würden. Eine solche Ausgabe ist, im Vergleich zu dem
Nutzen, den Handel und Industrie von der Bahnanlage ziehen,
geringfügig und erscheint um so mehr als solche, wenn man
den Etat der Postvcrwaltuug in Betracht zieht unter deren Auf-
gaben gewiss diejenige nicht die geringste ist, Handel und Ver-
kehr zu erleichtern und zu befördern. —
In Wirklichkeit dürfte die Sache sich häutig so stellen, dass
die Postverwaltung bei obigen Sätzen geradezu Ersparnisse macht,
da die I.amlpnsten sehr viel kosten und von Personen sehr wenig
benutzt werden. Aber entgegen allen diesen Momenten verfahrt
bei betr. Verhandlungen die Keichg-Postverwaltnng meist so, dass
sie sich nur zur Zahlung von Sätzen bereit erklärt, bei welchen
eine Bahn nicht annähernd auf die Selbstkosten kommt, und sie
verlangt ferner, dass die Bahn die Haftpflicht für Wertbsichen
übernehme, ein Verlangen, das bei der Summe, um welches es
sich möglicherweise handeln kann, die Sekundär-Bahnen gar nicht
erfüllen können, ohne ihre eigene Existenz zu gefährden.
Bis jetzt bewegen sich die Forderungen der Postverwaltung in
Umfangen, die eine gesunde Entwicklung des Sekundär- Bahn-
wesens verhindern müssen, und es ist dringend zu wünschen, dass
dieselben erheblich eingeschränkt werden, zu Gunsten von An-
lagen , die ebenfalls wichtige Glieder unseres Verkehrswesens sind
und denen der Art. !• des Gesetzes vom 20. Dezbr. 1875 eine
Förderung und nicht eine Zurücksetzung unzweifelhaft hat
sichern wollen. W
Oeo. Gilbert Soott f England hat einen seiner berühm-
testen Architekten, den hervor ragendsten Gothikcr der dortigen
Schule, verloren. Am 28. März ist Sir Gilbert Scott im Alter
von 67 Jahren einem Herzübel erlegen und am »!. April ist sein
Leichnam in dem Pantheon britischen Ruhms, der Wesfminster-
Abtei, neben der Grabstätte Stephenson's beigesetzt worden. Die
Zahl der aus seinem Atelier hervor gegangenen Werke ist
und beschränkt sich nicht allein auf Europa, sondern i
nicht wenige Rauten in fast allen britischen Kolonien,
überwiegenden Theile war die Thatigkeit Scotts der kirchlichen
Baukunst zugewendet Neben den Neubauten, die er auf diesem
Gebiete geschaffen, fallt ihm das Verdienst der Restauration von
vielen der bedeutendsten mittelalterlichen Kathedralen Englands
zu: auch ein Werk über die „Erhaltung alter Baudenkmäler"
hat er 1804 herausgegeben. Unter den Profanbauten Scott'*, die
zahlreiche Schlösser, Kathhäuser, Hospitale etc. umfassen, sind die
Universität in Glasgow, der Bahnhof der St Pancras - Station in
London und die Regierungsgebäude in Whitehall hervor zu heben
— letztere in Gemeinschaft mit Sir Digby Wyatt und im Re-
naissancestil ausgeführt Die populärste Leistung Scotts dürfte
das Albert -Monument im Hvde • Park sein, dessen Herstellung
ihm die Baronets-Würde einbrachte. — •
Dass der Verstorbene auch auf deutschem Boden schöpferisch
thätig gewesen ist und weiteren Eingang auf demselben zu finden
bemüht war, dürfen wir bei unsern Lesern als bekannt voraus
setzen. Sein Konkurrenz-Entwurf für die Nikolai-Kirche in Ham-
burg, ein solides gothisches Kffektstück mit einem Tkurnie, der
in der Ausführung das höchste Bauwerk der Welt geworden ist.
errang 1*42 den Sieg über Sempers und Stracks ungleich werth-
vollere aber bescheidenere, auf der Idee eines Zentralbaues fussende
I/eistungen. — 1855 siegte bei einer zweiten Hamburger Kon-
kurrenz zum dortigen Rathhause abermals ein Entwurf von Scott,
dem hohes künstlerisches Verdienst aufserordentlicher malerischer
Reiz und ein bemerkenswerthes Verständnis* für die Eigenart
deutscher Gothik nicht abzusprechen sind. — 1872 lieferte Scott
in Gemeinschaft mit seinem Sohne einen Konkurrenz-Entwurf für
das deutsche Reichstagshaus, dem die von dem phantastischen Reize
des aufseren, im Uebergangsstil entworfenen Aufbaues und der
künstlerischen Mache geblendeten Preisrichter einen der zweiten
Preise zuerkannten, obwohl der Grundriss des Entwurfes eine
ernste Beurtheilung nicht vertrug. — 1H7C endlich hatte sich
Scott an der zweiten Konkurrenz für das Hamburger Ratlrhaus
betheiligt; sein in 2 Facaden -Variationen bearbeiteter Entwurf,
der weit unter dem Werthe der früheren Arbeiten des Meisters
stand, muaste sich diesmal eine entschiedene Zurückweisung
gefallen lassen.
Wenn diesseits bei Gelegenheit der zuletzt erwähnten beiden
Konkurrenzen eine scharfe Kritik an Scott'» Arbeiten geübt worden
ist, so sind wir doch weit entfernt, hierdurch unsere Ansicht über
die hohe Bedeutung und das künstlerische Verdienst des Ver-
storbenen beeinflussen zu lassen, der — wie jeder Künstler —
mit dem Maaistabe seiner Heimat gemessen werden muss. Das
architektonische Ideal der Engländer, die von einem Bauwerke
in erster Linie malerischen Effekt verlangen, dagegen ziemlich
gleichgültig sind, ob die Mittel zur Erziclung dieses Effektes im
logischen Zusammenhange mit der Bestimmung des Gebäudes
stehen und organisch entwickelt sind, weicht von dem, was
französische und deutsche Architekten erstreben, durchaus ab und
es ist nothwendig, dass diesem Umstände Rechnung getragen werde.
Unter den Engländern aber, zum mindesten unter den englischen
Architekten, war es gerade Scott, der noch am meisten der
kontinentalen Anschauungsweise sich näherte und dessen Werke
daher bis zu gewissem Grade durch maaTsvolle Strenge und Würde
weit über andere Leistungen britischer Baukunst sich erheben.
Sein Andenken wird, weit Über seine Heimat hinaus, fortleben
als das eines Architekten ersten Ranges!
Pf rsonal • Nachrichten.
Preufsen.
Ernannt: Der Baumeister Goering und der Maschinen-
meister Meyer zu Berlin mit dem Prädikat „Professor"
mäßigen Lehrern an der Königlichen Bau-Akademie.
H tob C.rl Btellti ia
K. E O. Fritick. fr» I W. Kotier llofbuc
N». 84. DEUTSCHE BAUZEITÜNG. 167
lululi: IH« am« Hoftkuter ■■ Dmdn. (Kortwtunc Man Srktan.) — MilthtilQDgn» ||| Vot.iln««: rUiiu>rt»l«-lier Venl. ui Avbim. — Art-hit*kUa-
PaixUtlon cImt Lofconotir-DnfcwMl» «uf <)«* B.hohofe Brau». - ürfxr die ukI tapriw - Verein » lUniwvw. - Vormltebt.i: F. G. 1. Potnuaa f. «-
TragfihlgkeU .■„.•. Am*M »ritkriluer ««>" Ol»rt.»u->i)»U'B.. mit l.u«>eh»*lk«. BtWtraad. CW Ingrunu Orr Surft t'.ri» f. - All <l«r P.cklltt.r.tor. —
(Srttu».) - IAHiwia.nrtU.mM. d» l>lUJ> uf .Uro Troc*lero (P«i.). - Konkarr.. |W
Das neue Hoftheater zu
tgSga» >c äufsere Erscheinung des Hauses j
»CJVsxa haU( jn logischer Folgerichtigkeit einerseits j
aus dem Grundriss, andererseits nach den !
für die einzelnen Abtheilungen des Gebäudes
erforderlichen Ilöhendimensionen sich auf. Je
nach der verschiedenen Bedeutung dieser
Thcile ist auch die architektonische Ausge- |
stallung und der Schmuck der Facaden bestimmt worden.
Als dominirendes Glied erhebt sieb inmitten des Ganzen
das mit einem Satteldach und 2 Giebeln geschlossene, bis
etwa 40™ Aber Terrain anfragende Bühnenhaus. Seine schlichte
Architektur, in welcher die niedrigen Fensteröffnungen des
Schnürbodens zu einer Pfeilcrstellung gereiht sind, geht wenig
Aber die reinen Konstruktionsformen hinaus ; eine Lyra in der
Mitte und 2 Greifengestalten auf den Ecken bekrönen die
Giebel. — Nicht minder einfach ist der etwa 25 m hohe Bau-
theil ausgebildet, der das Auditorium mit seinen Rangen ent-
haltend, an die vordere Seite des Bahnenhauses sich lehnt
und dessen Ecken umfasst. Im wirksamen Gegensatz zu der
Form des lang gestreckten schmalen Mauerstreifens, der von
ihm Oberhaupt nur zur Erscheinung kommt, ist hier eine kräftige
Vertikal - Theilung mittels Lisenen angeordnet worden, welche
— das von Konsolen gestatzte Hauptgesims durchdringend
— in Pabnetten-Bekrönung endigen; dazwischen sind die
niedrigen Fenster eingefugt, die vom 5. Rang aus dem Audi-
torium auch ein mäßiges Tageslicht zufahren. —
Die äufsere Umschließung des flaues, deren Attika etwa
18n über Terrain liegt, wird durch die durchgehenden Haupt-
Horizontalen der Architektur zwar einheitlich verknüpft, hat
jedoch in der vorderen und der hinteren Hälfte des Hauses
eine abweichende, charakteristische Durchbildung erfahren.
Die Facaden der letzteren werden durch Pilaster ge-
gliedert und sind mit Fenstern kleineren MoaTstabcs durch-
brochen. Seitlich zeigen sich die 4 niedrigen Stockwerke der
Garderoben-Räume ; im Mittelbau der Hinterfront ist den ent-
sprechenden beiden höheren Geschossen noch ein Halbgeschoss
aufgesetzt worden, das den Anschluss an die hohe Masse des
Als Krönung desselben und als
er ganzen hinteren Hälfte des
Ist das von den Genien der Liebe und der Gerechtig-
keit gehaltene sächsische Wappen angebracht worden; ein
dazu gehöriger ornamentaler Fries enthält das Medaillonbild
Gottfried Semper's. —
Ungleich reicher ist — entsprechend ihrem inneren Ge-
halt und der reicheren Gruppirung ihres Grundrisses — die
vordere Hälfte des Gebäudes gestaltet worden, für deren
Theilung in 2 nahezu gleichwerthige Geschosse die Höhen-
lage der beiden Foyers bestimmend war. Das Architektur-
System ist hier in 2 Reihen von Arkaden zwischen breiten
Mauerpfeilern aufgelöst, vor denen auf hohen Stflobaten
sind — im Untergcschoss und an
leulen > estibuinauten rüaster, im
Obergcschoss und an der Exedra korinthische Säulen. An
der letzteren, deren machtiger Bogen auf dem Hauptgesims
als Kämpfer ansetzt, konzentrirt sich der plastische und male-
rische Schmuck, der die Bedeutung des Hauses im Aeufseren
hervor hebt Die Halbkuppel-Fläche des Nischengewölbes ist
mit 3 in Wachsfarbe gemalten Bildern von Paul Kiefsling
— die 8 Grazien, Marsyas und Apollo — geziert. Als krö-
nende Gruppe ist auf hohem Postament ein von Schilling
modellirtes Erzbild — Bachus und Ariadne in der Panther-
Quadriga — aufgestellt; 4 Musengestalten stoben auf dem
verkröpften Gebälk der Säulen, mit welchen die Ecken der
Exedra besetzt sind, und zwischen den Säulenpaaren, welche
den unteren Haupteingang flankiren, haben die beiden von
RietschePs Meisterhand geschaffenen, aus dem Brande des
alten Theaters geretteten Figuren Schillers and Göthe's ihren
Platz gefunden. Die mit diesen korrespondirenden Schöpfun-
gen Hähners — Shakespeare und Moliere, Sophokles und
Euripides — sind in den Nischen jener beiden Seitenfronten
der Vestibüle aufgestellt worden, die in der Vorderansicht
des Hauses den ruhigen Abschluss für die Bogenlinie des
Foyerbaues bilden. Ueber den Säulenpaaren in der Front
dieser Vestibüle erheben sich je 2 zusammen gehörige Ge-
stalten des modernen bezw. des antiken Drama's: auf der
Zwingerseite: Macbeth und Lady Macbeth, Mephistopbeles
nnd Fant, Don Juan und der steinerne Gast, Oberen und
Titania — auf der Elbseite : Zeus und Prometheus, Antigone
und Kreon, Medea nnd Jason, Bakchantin und Satyr. —
Das architektonische Detail, im Untergcschoss und an den
Ecken in derber Rustika-Quaderung gehalten, weist — abge-
sehen von der Exedra — nur an den Schlussteinen der
Bogenöffhungen, sowie in einem zwischen den Säulenkapitellen
des Obergeschosses eingefügten Friese
auf; die Brüstungsgelander des Obergesebosses, sowie die
Zwischenfelder der Attika sind als
Das öffentliche Urtheil Über
welche wir nochmals eingehend beschrieben haben, weil in
ilir zweifellos der künstlerische Schwerpunkt dos neuen Semper'-
schen Werkes enthalten ist, war während des Baues bekannt-
lich ein sehr absprechendes. Wenn viele der wider sie
erhobenen Vorwürfe auch als geradezu albern keine Berück-
sichtigung verdienen, so bietet dieselbe im einzelnen allerdings
manche angreifbaren Momente dar. Die Silhouette des Baues
erscheint von nicht wenigen Standpunkten, namentlich von
der Elbbrücke, aus etwas hart und steif. — Im Gegensatz
zu der anmuthigen Erscheinung des alten Hauses haftet dem
Neubau eine herbe Strenge an und es ist dem Architekten
nicht völlig gelungen, die verschiedenen, selbständig charakte-
risirten Theile desselben zu dem Schein organischer Einheit
zu verschmelzen ; vor allem fällt der Aufbau des Auditoriums,
dessen Anschluss an das Bühnenhaus architektonisch eben so
wenig gelöst ist, wie der Uebergang von den geraden Seiten
desselben zu dem bogenförmigen Abschluss, etwas aus diesem
Organismus heraus. — Die Durchbildung des architektonischen
Details, die übrigens weniger der Spätrenaissance angehört,
als nach den Entwürfen vermuthet werden konnte, erreicht
nicht ganz die Vollendung, die an anderen Semper'schen
Bauten mit Recht bewundert wird. —
Aber was wollen diese Mängel, die zum Theil vielleicht
nur auf Rechnung des Ungewohnten zu schreiben sind,
sagen gegenüber dem überwältigenden Eindrucke , den das
Werk trotz aUedem in seiner Gesammtbcit hervor bringt?
Auch die kühle Reflexion des Kritikers denkt nicht mehr an
solche Einzelheiten; sie giebt willig und freudig dem Bewusst-
sein sich hin, dass hier die Schöpfung eines Meisters vorliegt,
der auf der Höhe künstlerischer Einsicht und Kraft nicht
mehr der zufalligen Inspiration des Augenblicks sich über-
lassen — der festen Willens und klaren Blicks nach den
höchsten Zielen seiner Kunst gestrebt hat Gegenüber
den Streitigkeiten und Tüfteleien über stilistisches Detail, in
denen die uns voran gegangene Architekten • Generation sich
fast ganz verfangen hatte und denen auch die Gegenwart
leider noch viel zu einseitig huldigt, predigt das neue I
sehe Theater eindringlicher als irgend ein anderer Bau I
Zeit, dass nicht der korrekte Vortrag gewisser
oder — falls dies überhaupt einem Einzelnen mt>t
die Erfindung neuer FoVmen und Motive das Endziel archi-
tektonischen Schaffens bildet sondern der Werth dessen, was
durch diese Mittel zum Aasdruck gebracht werden soll: die
durch ein Aufgehen der Zweckmäßigkeit und Schönheit in
einander erzielte Wahrheit des baulichen Organismus.
Wer wollte es leugnen, dass das Programm des mo-
dernen Theaters — eines der schwierigsten und komplizirtesten.
die überhaupt gestellt werden können — in dem Dresdener
Neubau eine Losung gefunden hat, in der Zweck und Form
so nahezu vollständig sich decken, dass selbst dem Laien die
Beziehung beider verständlich in die Augen springt und ihm
somit ein Einblick in das geheimnissvolle Wesen baukünstle-
rischer Erfindung sich öffnet! Wer könnte bestreiten, dass
das Haus — obgleich mit rücksichtsloser Hingabe an die An-
— obgleich
forderungen des Bedürfnisses gebildet, doch zugleich als ein
Monument im besten Sinne des Wortes sich darstellt, das den
hervorragenden Platz, auf dem es errichtet worden ist, wie
den Rang, welchen ihm der Wille des königlichen Bauherrn
und der Wunsch des Volkes zugewiesen haben, mit Ehren be-
hauptet An diesen Raug, an die Bestimmung des Bau.es als
Hoftheater mögen übrigens diejenigen Kritiker sich er-
innern, welche in halb widerwilliger Anerkennung der in der
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DEUTSCHE BAUZEITUNG.
27. April 1878
Charakteristik des Baues erzielten Erfolge, den
zu abertrumpfen meinen, indem sie gegen die verschwenderische
Opulenz der Vestibül- und Foyer-Anlagen eifern und die An-
ordnung der Exedra, die in ihren Augen ein völlig zweck-
loses Dekorationsstock ist, als eine grobe Inkonsequenz be-
kämpfen. Wem die Hxistcnz dieses Bautbeils nicht schon
dadurch sieb rechtfertigt, dass zwingende ästhetische Gründe
inmitten des tlachbogigen Foyerbaus eine kraftige Betonung
der Hauptaxe, dass die reiche Gruppirung des
eine entsprechend bewegte Gruppirung des Aufbaues ver-
langten: der wird sein tektonisches Gewissen durch die Be-
ziehung jenes Prunkstücks zum Haupteingang einerseits und
zur königlichen Hofloge andererseits wahrscheinlich noch
leichter beruhigen, als durch die in mehren Berichten wieder-
holte, ihrer Quelle nach uns unbekannte Erläuterung, dass
die Exedra „die Beziehung des Hauses zu dem
ihm liegenden Platze zu vermitteln habe".
Fundation einer Lokomotiv- Drehscheibe auf dem Bahnhofe Bremen.
Fortwährende Sackungen de« auf einer SandschQttung fundir-
ten Lautrings einer 1 .oknmth -Drehscheibe auf dem Haupthahnhofe.
Bremen und dadurch hervorgerufene Reparaturen forderten die
Krneuerang der Drehscheibe, wobei als Hauptbedingung bestimmt
wurde, ' dass der Laufring absolut sicher zu fundiren sei und
nicht wieder in
Drehscheibe ist auf einen Brunnen von quadratischer Gründliche
gestellt worden, wahrend zur Unterstützung des aus Gu&stahl-
■chienen gebildeten Laufringes und des die Drehscheibe ab-
schließenden, 0,6 • hoben gusseisernen Umfanget 2H eiserne
Scheiben -Pfahle verwendet worden sind. Die Pfahle haben bei
1,6 "» Wandstärke und 4,C2 '» Lange 80
Mg. 9
f»,ft0.*.l.llJL**MM.*M. j-
An der Baustelle liegt oben eine etwa 2,0 •» hohe Aufschüttung, auf
welche nach unten 0,95 ™ mooriger Klei, 1,10 m Moor, 0,80 • Thon
und alsdann fester Sand folgen, und et konnte vorausgesetzt
werden, dass der letztere über den ganzen Bauplatz hin in gleicher
Tiefe anstehe.
Das zunächst aufgestellte Projekt, welches die Fundirung
von Mittelzapfen und Laufring auf Brunnen in Aussicht nahm,
bedingte so hohe Kosten (rot. 20000 M) , dass es geboten
erschien, die Anwendung einer anderen, billigeren und doch
ebenso sicheren Fundation in Erwägung zu ziehen. Es ging
hieraus das Projekt der Fundation des Laufringes auf eisernen
Scheibenpfahlen hervor, nachdem man sich durch Senken
eines aus alten Bohrröhren hergestellten Probepfahls mittels
Anwendung einer Dampfspritze die Ueberzeugung verschafft
hatte, dass dem Hinunterbringen derartiger Pfahle mittels Druck-
wasser besondere Schwierigkeiten nicht entgegenstehen würden,
ludessen war ein Versuch, den Probepfahl mittels einer gewöhn-
lichen Feuerspritze einzutreiben, resultatlos geblieben.
Die Skizzen Fig. 1 u. 2 lassen die zur Autführung gekom-
menen allgemeinen Konstruktionen ersehen. Der Mittclzapfen der
| Am untern Ende befindet sich eine Scheibe von 0,P ™ Durrhm-
I (Fig. lOn. 1 1 ), deren Unterflitche mit (i niesserartigen Rippen von (i
' Höhe verschen ist; 4 Rippen, die an ihren oberen Enden iu
Nasen endigen, dienen zur Verstärkung der Pfahle. Der guss-
eiserne Mantel der Drehscheibe wird von Konsolen nach Fig. 12u. 13
unterstfitzt, welche auf den durch tiesondere Deckel geschlossenen
Pfählen aufrahen und deren Höhe durch Stahlkeile verstellbar
eingerichtet ist
Der Gang der Arbeiten war der, dass nach Aushebung einer
gehörig üefen Baugrube, sowie Fundirung und Aufstellung des
Mittelzapfens ein durch Pfahle mit aufgezapften Holmen gebildetes
fettes Gerüst (Fig. 8) hergestellt wurde, auf welchem das zur
Führung der Pfahle wahren 1 des Eintenkens bestimmte Gerüst
(Fig. 3 u. 4) verschiebbar angeordnet war. Im wesentlichen betteht
das Führungsgerflst aus 2 starken Ständern, an welchen eine aus
2 starken Zangen gebildete Führung mit dem einsinkenden Pfahle
I hinunter geleitet; am unteren Fuft der Stander ist eine fest liegende
Zangenführung angeordnet
Nach Aufstellung und Befestigung des Pfahls in den Führung« •
| zangen wurde im Anfange der Arbeiten der Schlauch einer Dampf-
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\o. 34.
DEUTSCHE BADZEITUNG.
169
Feuerspritze in den Pfahl eingeführt, u. z, so tief, dass das mit
einer Oeflfnung von 3"» versehene Mundstück bis zum Pfahlende
hinab reichte; der Pfahl wurde wahrend des Einspritzens mit
der in Fig. 5—7 dargestellten Vorrichtung in hin und her gehender
Drehbewegung erhalten. Das Einsenken der Pfahle auf die ersten
2— 2,5 m Tiefe erforderte in der Kegel 2—3 Minuten, verlang-
samte sich von da an jedoch, weil die Moor- und Thonschicht
grofse Hindernisse darboten. Waren die Pfahle bis etwa 3,0 ■
Tiefe gesunken, so wurde die obere Führung am weiteren Hinab-
gleiten verhindert und die Drehung der Pfahle mit der in Fig. 8 u. 9
dargestellten Drehvorrichtung so lange fortgesetzt bis durch das
Aufsetzen der Nasen der Rippen auf den unteren Führungszangen
die richtige Tiefenstellung markirt wurde. Nach Einstellung des
Wasscrerospritzens trat alsbald der Sand des Untergrundes in
den Hohlraum des Pfahls ein und es wurde in den meisten Füllen
ein Autlaufen des Sandes von 1,0 ■> im Innern der Röhre konstatirt
So lange das obere Pfahlende sich noch wenigstens 2,0» über
Terrainhohe befand, trat das eingespritzte Wasser in Tcrrainköhe
aus; bei tieferer Einsenlcung kehrte ein grofser Theil des Wassers
zum oberen Pfählende zurück und kam hier zum L'ebcriliesscn,
wobei eine erbebliche Menge Material des Untergrundes mit ge-
rissen wurde. Je nach Umstanden erforderte die Einsenkimg
eines Pfahls zwischen »0 Minuten bis 3 Stunden; gewöhnlich
wurden 2 Pfahle pro Tag eingetrieben und nur an einem einzigen
Tage gelang es, 3 Pfahle zu versenken.
Die Pfahle liefsen sich im allgemeinen mit grofser Genauig-
keit an den für sie bestimmten Platzen eintreiben; doch trat bei
mehren derselben noch im letzten Augenblick eine kleine Ver-
setzung ein, und zwar in demjenigen, wo die oberen Fühnings-
zangen den Pfahl noch eben fassten. Es lag dies an der reichlich
bemessenen Weite der Führungen, die wegen der Ungleichmafsigkeit
in den Pfahlstiirken gegeben werden musste. Nachträglich sind
die schief gegangenen Pfahle mit "
worden.
Mit derselben Reonemlichkeit, mit der die Pfahle eingetrieben
wurden, konnte man dieselben auch wieder heraus ziehen, wenn
der Wasserstrahl eine Zeit lang auf den Untergrund eingewirkt
hatte. Ein sehr schief gerathener l*fahl wurde, nachdem er
wahrend einer Nacht in der richtigen Tiefe gestanden hatte, am
andern Morgen durch 1 stündige Arbeit wieder heraus gezogen.
Ein Versuch, durch Verscnliefsen des oberen Pfahlendes mit
einer Platte (Fig. 14) das Druckwasser zu nöthigen, noch bei
tieferem als dem oben angegebenen Stande des Pfahles am unteren
Ende desselben auszutreten, hatte keinen nenneuswerthen Erfolg.
Wahrend der ersten 8 Arbeitstage war eine Dampf-Feuerspritze
thittig, die bei etwa BO—90 Touren pro Min. 1 bis 1,20 kbm Wasser
warf. Ein am 8. Tage eingetretener Defekt, dessen Beseitigung
mindestens 6 Tage in Anspruch genommen haben würde, nöthigte
nur Anlegung einer Zweigleitung von der städtischen Wasser-
leitung nach dem Rauplatze, welche 120» Lange erhielt, aus
Röhren von U ™ Durchm. bestand und an der Baustelle in
3 Hydranten endigte. Der Druck in dieser Leitung wurde an
der Baustelle zu 4 Atmosph. ermittelt. Das Eintreiben der
Pfahle erfolgte nunmehr mit 2 Lederschlauchen von je 6 "» Durchm.,
bei welchem Verfahren die gleichen Leistungen wie mit der
Dampfspritze erzielt werden konnten.
Die Pfahle sind nachträglich mit Sand gefüllt, und ist
letzterer geschlemmt worden, um alle etwa unter den Scheiben
entstandenen Hohlräume zu füllen. —
Die Versenkungsarbeiten begannen am 19. September v. J.
nnd waren den 24. Oktober beendet. Für das Eintreiben von
1 Pfahl wurde an Arbeitslohn und für Lieferung des Druckwasgers
aufgewendet:
a) wahrend der Thütigkeit der Dainpf-FeuerspriUe unter Be-
rücksichtigung der Kosten für verbrauchte Kohlen 35,48
b) wahrend der Benutzung des (unentgeltlich gelieferten)
Druckwassers aus der provisorischen Zweigleitung, unter Hinzu-
rechnung der Kosten für Herstellung und Wiederbeseitigung der
Zweigleitung und Verkeilung dieser Kosten auf 29 Pfahle, 31,24 M
DieGesammtkosten der Fundirungsarbeiten stellen sich wie folgt :
Erdarbeiten 1228,86 .Ä
Gleisarbeiten 832,54 „
Fundirung des Mittelzapfens 738,22 „
Gerüste, einschl. der Drehvorrichtungen . . 1163,06 n
Versenken der Pfahle, Montiren der Konsolen 2394,88 „
Lieferung der Pfahle, Konsolen und Keile
fölOZ Gusseisen) 4594,97 „
.... • ■ ■ ■ 326,31 .
Sa. 11278,84 M.
Da die Kosten der beweglichen Drehscheiben-Theile 8700 M
so hat die vollständige Anlage rund 20 000 .Ä
Es unterliegt nach den in vorliegendem Falle gemachten Er-
fahrungen keinem Zweifel, dass die gewählte Fundirungsart, be-
sonders in dem Falle, dass der Untergrund etwas sandig ist, un-
gemeine Vortheile bietet Zu empfehlen ist es, den Scheiben nur
den kleinsten erforderlichen Durchmesser zu geben, da dieselben
bei größerem Durchmesser zwar die Belastung besser auf den
Untergrund Obertragen, dafür aber dem Einsenken einen um so
gröfseren Widerstand entgegen setzen. Die in dem beschriebenen
Falle angewendete Durchlochung der Scheiben ist nicht zu
empfehlen, da diese Oeffuuugeu vom Druekwasser für den Aus-
tritt gewählt werden, wahren«! der Anstritt am aufseren Rande
der Scheiben nothwendig ist, wenn die Kortspülung der Boden-
massen mit einiger Leichtigkeit geschehen soll.
1877.
H. Bücking, Bau-Inspektor.
(SthlllEI.)
Wenden wir
einer Berechnung der Tragfähigkeit der
Die zu verwendenden Formeln und
sind Winkler's Eisenbahn - Oberbau
Publikation der Rheinischen Bahn vom
26. Juni 1872, denselben Gegenstand behandelnd, entnommen.
Es werde voraus gesetzt, dass der Gegendruck p der Unter-
lage (Kies) proportional der Eindrückung y der Schwelle iu die-
selbe sei, d. i. p = Cy.
C wird von Winkler nach Versuchen v. Webers zu 4 bis 46,
im Mittel — 9, von der Rheinischen Bahn = 16 angegeben.
Bei der Unsicherheit darüber ist es vorgezogen, die folgende
Rechnung sowohl für C=9 als für t'^16 auszuführen und
die Resultate neben
Pi«. I.
n» *
I I MM t ! I
p, p. p. p-
i
Es werde eine Anzahl gleich weit von einander abstehender
ait dem gleichen Drucke O = 7 500 * auf die Schiene
wirkend gedacht Der Radstand 21 sei mindestens 140"» und
höchstens 180"», ferner: W, das Trägheitsmoment der Schieue,
W, dasjenige der Langschwelle und es werde gesetzt W, + W,
= TU; e sei der gröfste, bei Schiene oder Schwelle vorkommende
Faser Abstand von der jeweiligen neutralen Faser; b die Breite
der Langschwclle, die Breite der Srhieuenhasis.
Der Einfachheit wegen werde der Elastizitätsmodul für
Stahl und Eisen gleich, u. zw. E — 2 0(K) <K»0 gesetzt
Es ist nun, der ersten Voraussetzung entsprechend, der
Druck der Langschwelle auf den Unterkörper pro Längeneinheit
derselben p6 = Cby und die Differential-Gleichung der
scheu
i.iuie
<£r*
Cb
= k
g— 4»,
Die Integration dieser Gleichung liefert als
elastischen Linie des belasteten Systems:
cos kl] <<*« + «->») cos kr + [(«U + e-u) sin iZ - (** - r-M)
CM IQ (•**-«--*) sin txj
und da:
Ja»
p = Cy und M = E W ^ so erhalten wir, wenn wir
für die Wellenberge (C, x = 0) der elastischen Linie den Index 0,
für die Thiler (A, B,x=*±l) den Index 1 setzen:
_ g k («M-Hr-W) „in kl+ftU-e-U) cos kl
*™T " «*»+«-*> - 2 cos 2 kl
0*e»W-e-»[+2sin2W
Pl ~2b + e-»i 2 cos 2 kl
_ 0 sin kl - («"-f-") cos kl
Mo ~ 2 t —jii+t-m _ 2 gm 2 kl
_ G e*u - e-ni _ 2 gin 2kl
' ~ 4 i- e*" + e-*" — 2 cos 2 kl
Es ist zu bemerken, dass pi "> p0, Mi absolut genommen
gröber als 3fn ist; es wird deshalb im Folgenden nur auf pt
und M, Rücksicht genommen werden. Ferner liefert 2Z = HO»™
für pi, 2 l = 180«™ für J/i den gröfseren Absolutwerth.
Sind ferner Wt ; e, ; TO, und A'i bezw. Trägheitsmoment,
I grofster Faserabs, taud, Biegungsmoment und gröEste Faserspan-
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170
DEUTSCHE BADZEITUNG.
27. April 1878
nnng für die Schiene, W,; et\ SR, und AT, desgl. für die
»eh welle, go ist: MW
Jf, = W,-f-SX,; ».-^L-^
AT, W,
My 4 W,
v - W| e<
w, + wy - »r, + w: " (tv, + w,)*
Nehmen wir ferner an, es sei j> , quer zur Langschwelle be-
wir für die Schwelleulänge — l«"
311,3 ist kleiner als 3Xa und wird deshalb nicht weiter beachtet
Ei tu die Dicke der Langschwellc am Rande des Schie-
nenfußes und AT, die gröfste Faserspannung für diese Stelle der
Longschwclle, so ist:
Vs*l = *> = 6-^
Es sind nun alle Elemente ftlr die Berechnung gegeben und
wir gehen zu den einzelnen Systemen Ober:
1. Das Hilf sehe System.
Der Laufschienen-Kopf sei 6»» tief abgelaufen. W, =468;
W, =113; W= 576; e, = 5,993 (Schienenfuß)); «,=4,106
(SchweUenfuft); 6 = 30«««; 6, =8,5: <* = 0,S.
Daraus ergebt sich nach den oben gegebenen Formeln:
Mt m 102082«»« für C = 16 und 111057»»* für C=9,
3/, im Mittel = 108070««».
p, =2,11 bezw. 1,77, im Mittel 1.94* pro □ «»
M =w 768 , 859 . 817 „
A, = 163 , 121 , 142 , ,
N,= 1144 . 956 , 1050, .
Nehmen wir an, die Langschwellc sei an beiden Oberflächen
um 0,5""" tief eingerostet, so dass i nur noch = o,7,m sei, so
wurde A, = 1494 bexw. 1249, im Mittel 1372« pro Li"" sein.
Diese übermäfsige Beanspruchung der Langschwelle
könnte leicht dadurch vermieden werden, dass das Langschwellen-
Plateau 10 statt S™* dick gemacht wurde; -Y, wurde dann im
Mittel ca. 673 * und nach einem Abrosten Ton 0,5»», also für
i = 0,9"", = 831 « sein, während die Langschwelle pro lfd. »
32 « wiegen wurde Bei dem Ililfschen System wiegt aber die
Schiene 25,6 und die Langschwelle 29,37 k.
2. Das System der Rheinischen Bahn.
a) Schiene neu :
B7, =971; rK, = 34; B/= 1005.
«, =7,76"» (Scbienenfuft); e, = 4,6 «» (Schwellenfuls),
4 = 25 «» ; b, = 8,5 «■; A = 0,84 «».
My = 122046 bezw. 135834, im Mittel 128940»«
p, = 2,105 „ 1,733 „ 1,969 * pro □"■
AT, =909 B 1012 , 961 ,
A', = 19 „ 21 »20
N, = 609 . 501 , 555 .
Nach Einrosten der Schwelle um 0,5«™, also für d— 0,74:
AY = 784 bezw. 646, im Mittel 715 * pro □»».
b) Schiene 13mni abgelaufen:
W, - 704; W, - 84; W - 788.
e, =6,45 (Schienenfuis);
My = 113064 bezw. 125850, im Mittel 119452«"«
»,=2,274 , 1,840 . 2,057« pro □*».
Ar, =943 , 1049 , 996 „
Ntmm 30 „ 85 , 33 „
Ar, = 65ö n 536 , 596
Nach 0,5»"" Einrosten, also für <J = 0,74:
AT»' = 844 bezw. 690, im Mittel 767 * pro
Die Schiene wiegt 30,37 «, die Schwelle 19,51 » pro lfd. ».
3. Das System Hohenogger.
W, = 674 ; Schienenkopf 5 lnm
W, = 176; W = 85a
«, =6,71 (Schienenfuft); e, = 4,6 (Schwelienfuft).
6 = 27,5; 6, =9,0; A = 0,8 *».
Af, - 112832 bezw. 124101, im Mittel 118467«»*.
p, = 2,00« , 1,663 „ 1,836« pro □«».
Ar, = 601 , 661 „ 631 „
A,= 121 „ 133 „ 127
JV, = 805 „ 667 „ 736 ,
Nach 0,5 mm Einrosten der Schwelle, also für <J = 0,7 •» :
AY = 1052 bezw. 871, im Mittel 962 * pro □««".
Die Schiene wiegt 27,7 «, die Schwelle 25,6 «.
4. Das System Hottenrott
Scbienenkopf 7 »« abgelaufen.
W, = 578; W( = 145; W 718,
«, = 5,7 «» (Schienenfuft); e, — 8,75 »» (Schwellenfuls),
6 = 27«™: 6, =8,6 »■ d= 1,0 «».
Jf, = 109583 bezw. 121804, im Mittel 115694«»«
»,=2,142 „ 1,783 „ 1,968« pro O».
AT, = 694 , 772 , 733
A,= 115 , 123 , 119
AT, = 564 , 453 , 505
Nach 0,5»» Einrosten der Schwelle, also für <> — 0,9*":
AY = 684 bezw. 659, im Mittel 622 « pro □*».
Die Schiene wiegt 28.5 «, die Schwelle 24,6 «.
Würde die Hilf sehe Schiene mit Hottenrott'scher Langschwelle
kombinirt, so wäre unter der Voraussetzung, dass der Schienen-
köpf 5«
>» abgelaufen ist:
w,
= 463; W, = 145; W =
608.
= 5,393»»; e, — 3,75«™.
6
= 27«"; 6, =8,5«»; S =
= 1,0«».
My
= 105492 bezw. 117125,
im Mittel U1309*»*
— 2,236 „ 1,868
, 2,052* pro □*».
&
= 713 , 791
762
AT,
= 165 , 173
164 ,
AT, = 568 „ 474 . 521
Nach 0,6 n"» Einrosten an der Schwelle, also für 9 = 0,9 »» :
Nt = 88« bezw. 741, im Mittel 815* pro □»».
Diese Schiene wiegt 25,8 *, die Schwelle 24,6 «.
5. System Heusinger von Waldegg. Erster Versuch.
a) Schiene neu:
W, = 148; W, = 169; W = 317.
«, = 4,916«» (Schienenfuft); «,=5,64*» (Schwellen-
Mittelrippe oben)
6 = 30; 6, = 8,8; 1 = 0,8«».
M, = 89399 bezw. 101888, im Mittel 96644 "**.
p, = 2,524 „ 2,137 „ 2,331 * pro
Ar, = 647 . 788 „ 698
AT, = 848 „ MM , 907
A3 = 1329 1126 , 1228 ,
Nach 0,5»» Einrosten an der Schwellenoberflache , also
für S = 0,7«»: •
AY = 1736 bezw. 1470, im Mittel 16o3* pro LT™.
b) Schienenkopf 5 »m abgelaufen, entsprechend der
Annahme bei dem HUTschon System.
Wi = 131; W, = 169; W = 300; e, = 4,35«».
M, — 88238 bezw. 100676, im Mittel 94457 «»«.
p, = 2,563 -■ 2,172 , 2,868 * pro
A', = 659 „ 637 „ 698 ,
Arj = 934 „ 1066 B 1000 „
Ars = 1350 B 1144 . 1247 „
Nach 0,5 »» Einrosten an der Schwelle, also für >1 — 0,7 '».
AY = 1763 bezw. 1494 i. M. 1629« pro □»».
Die Schiene wiegt 15,3, die Schwelle 29,37 *.
6. System Heusinger von Waldegg. Zweiter Versuch.
a) Schiene neu:
W, = 181 ; W, = 300; W = 481 ;
«i = 4,84 (Schienenfuft), e, se 6,5 (Schwellen-Mittehippe oben)
6 = 81 ; 6, = 9,5; » = 0,8 «».
M, =98149 bezw. 111534, im Mittel 104842 «»«.
v, — 2,216 „ 1,673 „ 2,045 * pro □«».
Ny = 372 „ 422 „ 397 „
AT,— 827 „ 940 n 884 „
AT,= 1200 „ B)15 yy 1108
Nach 0,6»» Einrosten der Langschwelle, also für t = 0,7«»:
AY = 1568 bezw. 1325, i. M. 1447* pro Q>».
b) Schienenkopf 5 rom abgelaufen. Analog wie bei dem
1. System von Hcusingcr würde sich AT, u. AY etwas vergrößern,
und zwar wurden sie i. M. ungefähr werden:
AT, = 1125 «; NY = 1470 • pro □»». Zu dieser Berechnung
ist W, = 160 geschätzt worden.
Die Schiene wiegt 17,71, die Schwelle 29,18« pro lfd. ».
Wir wollen schheblich noch untersuchen, wie sich die be-
trachteten Systeme auf kleinen eisernen Brücken, offenen Durch-
lassen etc. verlegen lassen. Jedenfalls ist es rathlich, das ganze
System u n g e ä n d e r t über diese kleineren Bauwerke fort zu führen,
wenn man auch vielleicht auf groben eisernen Brücken die
allein, durch Schienenträger unterstützt, verwenden will.
Um die Langschwellen auf die Fahrbahn der Brücke —
oder hölzerne Querträger, Schienenträger oder die Haupt-
träger selbst — aufzulegen, kann man sie mit hölzernen oder guss-
eisernen Futterstücken versehen. Es leuchtet auf den ersten
Blick ein, dass die nach unten gekehrte Mittelrippe des Hilf schen-
und Rheinischen Systems diese Auflagerung erschwert und dass
in dieser Hinsicht die anderen Svsteme bequpmer sind.
Nach Winkler, Eisenbahn-Oberbau, S. 244 ff. ist das gröbte,
bei auf Quer - Schwellen gelagerten Schienen, vorkommende
Moment dasjenige in der Mitte zwischen 2 Schwellen, wenn hier
ein Rad steht, die beiden Nachbarfelder frei, die nächsten in
bestimmten Abständen durch Rader belastet sind und der De-
lasttiDgszustand in dieser Weise abwechselnd weiter geht. Das
Moment ist:
M — 0,1888 0 l
wobei 0 den Raddruck, / den Abstand der Schwellen, von
M. s. M. gerechnet, bedeutet. Dieses Moment kann zwar
nur bei ganz bestimmten Schwellen- und f lad - Abständen
eintreten, doch soll dasselbe hier in Rechnung gestellt werden,
da die in Wirklichkeit auftretenden nur wenig kleiner sind. Behalten
wir die bei der obigen Rechnung gewählten Bezeichnungen bei,
M - 0,1888 G l = W, 4- W,
_ MW, _ MW,
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M«. 84.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
171
»I W, e,
(W, + Wt)>
Setzen wir nun .V, far die Stahlschiene ■> 1000 A', für die
Eisenschwelle = 760 k, so ist:
l = 0,706 <W>+ Wt,t ; bezw. / = 0,68 iB+JZst
Von diesen beiden Werthen von < gilt jedesmal der kleinere.
1. Hilf* System:
Scbienenkopf 6 "™ abgenutxt: i = 0,706 - „„ ,-„„ = 94 ra.
2. System der Rheinischen Bahn:
Schienenkopf 13 mm abgenutzt: /
3. System Hohenegger:
Schieuenkopf 5 mm abgenutzt: l = 0,706
463 . 4,393
°'706 70^46
850>
133
4. System Hottenrott:
a)mit 12- hoher Schiene;
I- 0,706 7W
678 . 6,7
b) mit 11 «■ hoher Schiene nach Hilf;
674 . 6,71
7 abgenutzt:
- III«.
6. System Heusinger, Erster
a) für neue Schienen:
<=J 0,63 T( 8171
= 56'
169 . 6,64
h) Schienenkopf imm abgeuutzt:
<-°*8 TWJjB - 50
6. System Heusinger, »weiter Versuch:
b) Schienenkopf 6°"» abgenutzt:
460»
/ = 0,53
= 56***.
606»
Scbienenkopf b"" abgenutzt: l = 0,706
105-
300 . 6,5
Die nachstehende Tabelle enthalt die Resultate der obigen
Rechnung in Form einer übersichtlichen Zusammenstellung.
In neuester Zeit soll die Rheinische Bahn bei ihren prakti-
schen Versuchen mit verschiedenen Langscb wellen auf eine der
Hottenrott'schen sehr Ahnliche gekommen sein, die Einzelmaaße
i sind dem Verf. dies, leider nicht bekannt geworden und es konnte
deshalb dieses System bei der obigen Berechnung nicht berück-
ST»t*ine.
S<Hw«U..
Hilf, RchJcncokoff J — ah^lufrn . .
tUlfinbrlw B*hB, dr^d. 11— . . .
HolMMHrr, d««l. J—
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IM
».37
44.S7
17.71
»,1S
UM
1877.
W. Wolff,
LUfiungs- Einrichtungen des Palais auf dem Trocadero (Paris).
Wie die Lüftungs-Einrichtungen des Pariser IndiiRtriepalastes
vom Jahre 1867 durch Neuheit und Zweckmäßigkeit s. Z. ver-
diente Aufmerksamkeit erregt haben, so scheint etwas Aehnliches
für diejenigen Vorkehrungen in Aussicht zu stehen, welche zur
angemessenen Lüftung des Fest -Palais auf dem Trocadero ge-
troffen werden. Die hier sich bietende Aufgabe ist außer-
gewöhnlich grofs und wird durch die Eigentümlichkeit gegebener
Vorbedingungen so »ehr erschwert, dass die Lösung, in welcher
Weise sie auch immer geschehe, notwendig interessant sein
Wir geben dieselbT
Bulletin de la
civil» geschöpft hut
Das Trocadero -Palais, welches die Festraumlichkeiten
der Weltausstellung bildet, ist dazu bestimmt, für ähnliche Zwecke
wie die ihm zunächst bevorstehenden, erhalten zu bleiben und
wird deshalb in einer dieser Absicht entsprechenden Solidität auf-
geführt. t Auf Kosten des Weltausstellungs-Fonds errichtet, soll
der Bau' demnächst der Stadt Paris als Eigcnthura überlassen
werden und es resultirt aus diesen Grundbedingungen, dass Lüs-
tlings- und Hei/.- Hinrichtungen völlig getrennt zu halten sind, da
für erstere der Weltausstellungs-Fonds zu sorgen hat, für letztere
spater die Stadt Paris eintreten wird.
Der Hauptraum des Trocadero -Palastes ist zur Aufnahme
von 50(X) Personen bestimmt und man hat sich vorgesetzt, pro
Kopf und Stunde 40 kbn frische Luft, d. i. rot 66 kbm pro
Sekunde zuzuführen. Bei der hohen Geschwindigkeit von lm
im Zuftthrungskanal wird man 14 □'" Querschnitt gebrauchen;
bei dieser Größe sowohl, wie bei der stattfindenden Symmetrie der
Lokalanlage hat man sich für eine Zerlegung in zwei gleich
große und gleich disponirte Anlagen entschieden, deren jeder
also die Auf gälte zufallt, pro Sek. 28 kbm frische Luft durch
einen Luftkanal von 7 □"• Querschnitt einzuführen.
Ausgehend von der Thatsache, dass ein mit relativ großer
Geschwindigkeit eintretender Luftstrom vermöge seines Beharrungs-
Moments sich weit in den Saal hinein fortsetzen und bei seiner
Unerwarmtheit unangenehm empfunden werden würde, hat man
sich dafür entschieden, die Eintrittsöflhungen in möglichste Ferne
von der Saal -Bevölkerung, d. i in die Decke des Raums n
verlegen. Umgekehrt sollen die Abzngsöflntingen ihre Lage im
Fufsboden des Raumes erhalten uud zur noch vollkommeneren
Vermeidung des Gefühls von Zug in einer so großen Zahl ange-
bracht werden, dass auf jede Person eine Abzugsöffnung entfallt
In Bezug auf die Wahl zwischen Pulsion und Aspiration
hat man erwogen, dass infolge der bei Aspiration stattfindenden
Luft- Verdünnung im Lokal bei Oeffuung von Thoren und
vermieden werden, und man hat dem enti
des Pulsions- Systems sich entschieden.
Da der Betrieb von Flügel- Ventilatoren sehr geräuschvoll
ist, wird man statt derselben von Schrauben -Ventilatoren Ge-
brauch machen, deren ausreichende Kapazität und sonstige Zweck-
mäßigkeit bereits durch vorher gegangene Probeversuche fest
gestellt worden ist — Schrauben- Ventilatoren sollen in gleicher
Weise wie zur Einführung der frischen Luft, so auch zur Ab-
führung der verdorbenen Luft durch Aspiration verwendet
werden. Die frische Luft wird nach Belieben entweder ans dem
tief gelegenen Hohlräumen, die in Steinbrüchen unter und neben
dem Gebäude geboten sind, oder mittels Schachte aus höher
gelegenen Lufträumen, oder auf beiden Wegen gleichzeitig ent-
nommen werden, so dass man du Mittel besitzt, die Temperatur-
Extreme im Innern des Saales zu mildern. Zur Abführung der ver-
dorbenen Luft soll ein zu großer Höbe aufgeführter Schlott
dienen, mit welchem auch die große Laterne, welche im Zentrum
der Decke angeordnet ist, in Verbindung steht —
Es ist bei der großen Lange, welche die Luftleitungen be-
sitzen, ^und bei der ^gewählten bedeutenden DuKhströjnungs-Ge-
Pressionen in Wassersaulen-Höhe ausdrücken lassen, zu
Für Reibungsverluste ergiebt die Formel d'Aubuissons :
Fenstern heftig eingehende Luftströmungen sich ergeben m,u.u ii.
die beim Pulsions-System, wo die Luft eine Verdichtung erleidet,
*i - 0,000008
•'00
*, = 0,000003
8
nach Einsetzung der Werthe / = 200 m ; Z) = 3m; e — 4™:
0.0032"'.
Die erforderliche Geschwindigkeits-Höhe berechnet sich nach
der allgemeinen Gleichung h, = * , in welcher, um auf über-
einstimmende Einheiten zu kommen, der eine Luft-
saulen-Höhe repnisentirende Werth A, durch die entsprechende
Was s ersiiu le n-Höhe zu ersetzen ist Hierzu dient die Beziehung :
10t»
Aj = z -
1,30
in welcher die Zahlen rechter Seits die Gewichte von bezw.
1 kb1" Wasser und 1 kb"> Luft
Transformation ergiebt sich:
r' IJO
Mit
d. i.
1^0
1000
0,001 '»
2<j 1000
Die gesammte Wassersäulen -Höhe A, -f-z ist demnach 0,0032 |
0,001=0,0042», anstatt welcher man, um den Verlusten durch
Querschnitts-Aenderungen und sonstigen Umstanden Rechnung zu
" "'"'Wgitizec) by Google
172
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
27. April 1878
dies« Hohe einem Drucke von nicht veniger als etwa 6 * pro □ '»
Flache entspricht, su würden hei demselben bereits Unbequemlich-
keiten für das Offnen und Schließen der Thuren sich ergeben,
und um diesen zu begegnen, hat man zu dem Aushülfsmitlel
gegriffen, den Druck zu gleichen Theilen zu dekomponiren, I
d. i. denselben zu 3"*'" als positiven Druck und zu II»» als !
negativen Druck, d. h. in saugender Weise zu verwirklichen, j
Ks ist demnach den Pulsions -Organen die Aufgabe auferlegt I
worden, der einzufahrenden Luft eine Pression mitzutheilen, j
welche einer Wassersäulen-Höhe von 3m™ entspricht, während den
Aspirations-Organen die Aufgabe zufallt, die Dichtigkeit der ab-
zuführenden Luft entsprechend einer Wassersäulen-Hohe von
gleichfalls Smm zu ermäfsigen. —
Wir glauben, dass die hier nütgetkcilten knappen Daten für
manchen llesucher der Pariser Weltausstellung den Anlass ent-
halten könnten, die Lttftungs-Einrichtungeu des Trocadcro-Palais
einer eingehenden Kenntnissnahme zu unterziehen.
Verein zu Aachen. Versammlung
am 2U. Marz 1878. Anwesend 31 Mitglieder. Vorsitzender Hr.
Heinzerling.
Nachdem der Rantechnische Verein nunmehr als I/okalverein
des Archit- u. Ingen. -Vereins für Niederrhein und Westfalen
konstituirt ist, wird der bisherige, aus den Hrn. Heinzerl in«,
Adenaw, Dieckhoff, Stübben und Tull bestehende Vor-
stand für das .Jahr 1H78 definitiv ernannt. - Auf Vorschlag der
Hrn. Ewerbeck und Henrici wird eine Konkurren/ unter den
Vcreinsmitgliedern zur Erlangung einer künstlerisch auage-
bildeten Mitgliedskarte eröffnet. — Zur Aufnahme gelangt
Hr. Prof. Dr. Stahl.
Bs folgt der durch Zeichnungen illustrirte Vortrag des Hrn.
Prof. Dam er t Ober das Werk von H. Martens in Botin: .Der
optische Maafsstab etc."; ein Referat hierüber kann mit Huck-
sicht auf einen in dies. Zeitg. bereits gebrachten betr. Aufsatz
unterbleiben. Hr. Ewerbeck macht im Anschluss an den Vor-
trag auf den in Viollet-le-Duc's Dictionnaire raisonne behandelten
Artikel ..Profil" aufmerksam, worin ähnliche Grundsätze und Er-
wägungen Ober die besondere Bildung der Profile, je nach ihrer
Lage zum Auge des Beschauers, mitgetheilt werden. Hr. v. Kaven
betont das Gewohnheitstnüfsige im ästhetischen Sehen und
sucht aus der Abweichung von der Gewohnheit z. B. das schein-
bare Stärkerwerden eines uuverjüngten Schornsteins nach oben,
das scheinbare Schiefstehen von Gebäuden an den Berglehnen etc.
zu erklären. Hr. Heinzerling thcilt eine physiologische Be-
gründung dieser aus der wechselnden Anspannung der verschie-
denen Sehmuskeln resultirenden Erscheinungen mit und belegt
seine Ansicht durch eine Erörterung Uber das bekannte schein-
bare Vornüberneigen der Obergeschosse des Berliner Universitilts-
gebäudes, welche senkrecht auf den scharf gebuchten Sockel
aufgesetzt sind. —
Hr. Pinzger macht eine eingehend" Mittheilung ober eine
von ihm aufgestellte Berechnungsweise von Trägem mit un-
symmetrischem Querschnitt. Die Methode ermöglicht, Trägheits-
moment und Widerstandsmoment von T undT_ Profilen mit un-
gleich breiten Flanschen, und mit massiver oder ausgesparter
Mittelrippe, in sehr bequemer Weise fest zu stellen, wobei sich
ausserdem die Bedingung erfüllen lässt, für das Verhältnis«
zwischen der Beanspruchung der am meisten gedrückten und der
am meisten gezogenen Faserschicht von vorn herein einen be-
stimmten Werth anzunehmen. Dem Vortrage nebst Zubehör an
Tabellen und Profilzeichnungen steht eine anderweite baldige
Veröffentlichung bevor. —
Hr. Heinzerliug beantwortet die Frage, in welcher Weise
das Geniusch beim Befahren eiserner Eisenbahntirücken zu mildern
sei, durch Angabe folgender Mittel:
1) Einleitung elastischer Zwischenmittel (Holzschwellen etc.)
zwischen die Fahrschienen und die direkte Unterstützung derselliett.
2) Thunlichste Vermeidung von losen Bolzen oder Nieten
und unverbunden über einander liegenden Trägertheilen. Als Bei-
spiel wird die Mainzer Rheinbriicke angeführt , bei der das
Klappere der Kreuzdiagonalen nachträglich dadurch gemildert
wurde, dass au den Kreuzungspunkten Verbindung« • Bolzen in
weiten Löchern angebracht wurden.*)
3) Möglichste Beschrankung der Berührungsflächen von
Trägern und Auflagern. Kipp- und Walzeulager verursachen
weniger Geräusch als Unterlagsplatten.
Die Anfrage des Hrn. Stühben, ob sich die Brücken ameri-
kanischen Systems, wie zu Termutheu', in vorliegender Be-
ziehung nicht günstiger als die genieteten Brücken verhalten, konnte
nicht
Versamrahrng vom 12. April 1878. Anwesend 3» Mit-
glieder. Vorsitzender Hr. Heinzerling. Zur Aufnahme gelangt
Hr. Chr. Müller, Direktor der Baugesellsch. Frankenberg hierseihst
Hr. Ewer heck referirt über die Thätigkeit der Poutthor-
Kommissiou. Das alterthümliche Bauwerk ist durch mehre Mit-
glieder des an hiesigen Hochschulen bestehenden „ Akademischen
Architekteu - Vereins" speziell aufgenommen und gezeichnet
worden; einige Blatter hiervon werden vorgelegt Die Restau-
rationsentwürfe hat die Kommission in Arbeit genommen. Die
Stadtverordneten- Versammlung hat dem Vereine einen Znschuss
zu den entstehenden Kosten zur Verfügung gestellt.
Hr. E werbeck beginnt darauf einen Vortrag über
Sgraffitto- Malerei. Nach einer kurzen Schilderung der Be-
deutung und der Herstellnngsweisc des Sgraffitto und der zur
Ausführung der Zeichnung dienenden Instrumente sowie Mit-
•) riKlukt drr Hr,LF„t«l. Buh,, in ferlio: _
durrn KUmmrrDwrfic 1'uUrS.HKlM. ,1« Y„<TTni|Kr.
(D. Red.)
theilung einiger geschichtlichen Notizen liebt der V>
die Wichtigkeit der Sgraffittomalerei für die heutige Zeit hervor
und betont den geringen Preis (2 bis 3 JL pro £y exc'-
i Karton). Er giebt sodann Andeutungen über die geeignetsten
Anordnungen an Gebäudctläcken, die zu wählenden Farbentöuc und
die Kombination derselben mit plastischen Darstellungen, und
empfiehlt besonders die Ost- und Nordseite als am günstigsten für
lange Haltbarkeit, sowie die Anordnung des Sgraffiitto nutet weit
vorspringenden Hauptgesimsen. Der angeflogene Slrafsenstaub lasst
sich durch wiederholtes Abspritzen beseitigen oder mildem.
Schliefslich empfiehlt Redner das Sgraffitto auch für verschiedene
Bauwerke hier in Aachen, z. B. das Belvedere auf dem Lousberg,
das Stadttheater und besonders für die Hallen und die Kuppel-
decke des Kliseubruuneus, dessen kahle Wände und Decken be-
kanntlich von Schinkel von vornherein für Malereien berechnet
worden sind. Der Vortrag war durch eine Reihe ausgehängter
Kartonzeichnungen des Sgraffittoschmucks , welcher am hiesigen
neuen chemischen Laboratorium ausgeführt werden soll, illustrirt
— In der folgenden Besprechung bestreitet Hr. Roehn die Ange-
messenheit des Sgraffitto auf den Aufsenflachen des Stadttheater-
Gebäudes aus dem Grunde, dass die Dekoration zum griechischen
Tempclhau nicht passe. Hr. F.werbeck hält solche Strenge
um so weniger für nölhig, als bekanntlich über die griechische
Malerei eigentlich nicht viel bekannt und auch die Herstellung
des Sgraffitto in mehren Tönen nicht ausgeschlossen sei. —
Zu einer Frage über die Bewährung des Pitch - Pine - Holzes
erklärt Hr. Mechelen dieses Material fnr Fußböden. Hr. Intze
dassellm außerdem für Thüren (Pitck-Proc-Rahmen mit Yellow-
Pine-Fflllungen) für sehr empfehlenswert!), wahrend Hr. Cudell
mittbcilt, dass in Amerika, speziell in Chicago und Cleveland,
das Pitch-Pine wohl zu IHehmgen, nicht aber zu Thoren und
dergl. benutzt werde; für letztere werde dort Weil'stannen-Holz
angewendet, welches man aus Norwegen beziehe; das fragliche
amerikanische Holz werde ohne Anstrich mit blofsem Oel oder
Firniss verwandt und nehme Politur nicht an; das Pitch-Pine sei
wegen seiner Leichtigkeit und grofsen Zähigkeit vorzugsweise als
Konstruktions-Material zu betrachten. Ueber die Neigung
| desselben zum Splittern und Reifsen sind die Ansichten ver-
schieden.*) J. St
•J so iM
Architekten- und Ingenieur - Verein in Hannover.
Aufserordentliche Versammlung am 13. März 1678.
Hr. Prof. Grovc spricht über „Bergbahnen mit Zahnstangen-
Betrieb". Ausgehend von den kostspieligen Mitteln zur künstlichen
Verlängerung der Trace erwähnt Redner einige zu direkter tyelterwin-
dung starker Steigungen versuchte Vorkehrungen, wie die Vermehrung
des Lokomotiv-Gewichts, mit welcher zugleich die Annehmlichkeit
its, mit welcher zugleich d
grofscr Dampf-Eutwickelungsfähigkeit erreicht wird; ferner das
System Fell, welches indess ohne Bewährung gehlieben sei. Redner
wendet sich darauf zu dem neuerdings besonders in
gekommenen Zahnstangen-System, fürt"
so gewaltige Reklame gemacht werde.
Die älteste, 1812 von ßlenkinsop ausgeführte Zahnstangenbahn
bei Leeds bat sich mehre Jahre bewährt Eine 1848 von
Jeffereon bei Indianapolis mit der Steigung von 59*/w hergestellte
Zahnstangenbahn ist deshalb bemerkenswert!), weil die auf derselben
arbeitenden Maschinen auch auf den angrenzenden Horizontal-
strecken liefen.
In Deutschland und der Schweiz ist erst 1870 durch Riggenbach
(Industriebahn bei Bern) das Zahnstangen-Svstem in Aufnahme
gekommen, aber erst seit 1S7<> ist durch die Ausführung der
Strecke Rohrschach-Heyden eine Vergleichung des Zahnstangen-
Betriebs mit dem auf gewöhnlichen Bahnen möglich gewesen, indem
jene Strecke anch im Winter befahren wird und dieselbe mit
den vereinigten Schweizerhahnen verbunden Ut. —
Die jüngsten Zahnstangen-Bahnen sind am Zürcher See und
zu Wasseralfingen iu Württemberg angelegt
Die Zahnstange, gewöhnlich aus zwei £ Eisen und dazwischen
gesetzten 100""» langen Stäben gebildet, ruht direkt auf den
Querschwelleu, oder auf höher liegenden Langschwellen Otohrachach-
Heyden), oder auf Gusstühlen, die sich neuerdings bewährt haben
solien. Für den Betrieb ist das Einfetten der Zahnstange sehr
vorteilhaft ; man bewirkt dasselbe jetzt selbstthätjg mittels eines
an den hintersten Wagen gehängten Rades, auf welchem ein
Schmiergefäfs sitzt Das Einfetten erzeugt allerdings den Uebel-
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No. 34.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
173
stand, dass sich durch die Verstaubung ein Schmirgel bildet,
welcher die Räder sehr angreift; auch igt dasselbe im Winter untbun-
lich. Besondere Beachtung erfordert die Konstruktion der Einlauf-
Zahnstange von etwa 2,5™ Länge; sie ist durch ein Scharnier
mit dei Hauputauge verbunden, so dass bei unrichtigem Kingriff
ein Hinunterdrücken derselben stattfinden kann. Die Theilung
der Einlaufstange muss etwa» größer als sonst
wodurch freilich der Uebelstand entsteht, dass
bei richtigem Eingriff des Zahnrades auf den
schleifen.
Nicht geringere Schwierigkeit bieten die Auswcich-Konstruk-
tionen auf Zahnstangen-Bahnen. Früher wurden die Wechsel nach
Art der Schiebebuhnen konstruirt, dabei w ar aber der Betrieb sehr
schwierig; neuerdings ist mit Erfolg eine vom Maschinen-Inspektor
Klose (Rohrschach) erfundene Zahnstangen-Weiche angewandt
Dieselbe ist ganz nach Art der gewöhnlichen Weiche kon-
struirt: Ine Zahnstange erbreitert sich zunächst, theilt sich
alsdann und ist an den Kreuzungsstellen mit den inneren
Schienensträngen (die Kreuzung findet wegen der höheren Lage
der Zahnstange nicht in einer Ebene statt) beweglich gemacht
Die Stellung erfolgt gleichzeitig mit der der gewöhnlichen Weiche.
lieber die Betriebsmittel der Zahnstangen-Buhnen läast sich
im allgemeinen nur sagen, dass die Wagen so leicht als möglich
konstruirt sind und dass die Lokomotiven, abgesehen vom Zahnrade,
am besten ganz wie die Maschinen der Adhäsionsbahnen gebaut
werden. Stehende Kessel oder schräg liegende Kabinen haben
sich nicht bewährt Die direkte Wirkung der Kolben auf die
wegen der geringen Fahrgeschwin-
j, man schaltet eine Zahnrad-Uebersetzung
ein. - Während man froher die Adbasionsräder lose auf die
Achsen steckte, spater fest keilte, ist man neuerdings sogar bemüht,
die Adbasionsräder zu Triebrädern zu machen. Klose setzt zu
dem Zwecke auf die Achse des Adhasionsradcs ein Zahnrad,
welches er mit der Triebachse kuppelt; in Wasseralfingen hat
man auf die Zahnradwelle 2 Kurbeln gesteckt und diese mit
Kurbeln der anderen Achsen gekuppelt; in Amerika bat man eine
Losung der Aufgabe, mit Adhäsion und Zahnrad gleichzeitig zu
arbeiten, mittels doppelter Zylinder versucht. Die Klose'scbe
Konstruktion scheint wohl nur ein Nothbehelf zu sein. Die Zweck-
mäfsigkeit der zweiten Konstruktion ist wohl fraglich, da die-
selbe bei stärkerer Abnutzung der Laufräder ein Schleifen
hervor ruft, dem man allerdings (nach Riggenbach) durch
Vergrößerung der Laufräder begegnen kann. — Bei der Thal-
fahrt wirkt das Maschiuengetricbe bekanntlich als Luftbremse,
d. h. es wird durch die umgekehrte Kolbenbewegung Luft in die
gegen den Kessel abgeschlossene Dampfleitung gesaugt und dort
komprimirt und auf solche Weise ein sehr widerstandsfähiges und
doch elastisches Bremsmittel geschaffen. Die Maschine leidet
allerdings dabei; insbesondere darf eine Abkühlung der Schieber-
Hachen durch Waaserstrahlen nicht versäumt werden. Aufser der
Luft-Bremse werden die Maschinen der Zahnstangenbahnen noch
mit zwei Sicherheiu-Bandbremsen für Handbetrieb versehen, wie
solche auch an jedem Wagen angebracht sind. Ihe Bremsscheiben
haben meist Keiluuthen. Die Maschine befindet sich bekanntlich
stets auf der Thalseite des Zuges und wird nicht angekuppelt—
Somit ist bei der Konstruktion und dem Betriebe der Zahn-
stangen-Bahnen bis jetzt wohl mit der größtmöglichen Vorsicht
zu Werke gegangen worden ; diesem Umstände sowie der geringen
Fahrgeschwindigkeit ist es xuzuschreiben , das gröfsere Unfälle
bis jetzt nicht vorgekommen sind. Würde das Zahnrad keine
Zeit zum Hcräbrutschen finden, so wäre bei jeder Entlastung
desselben, die nur zu leicht vorkommen kamt, die Möglichkeit
eines Unfalls da, den die Bremsen schwerlich alle Mal verhindern
könnten. Größere Geschwindigkeit ist bei der jetzigen Konstruk-
tionsweise der Zabnstangenbahnen stets bedenklich und hat man
sich daher nach der Meinung des Redners, trotz aller [Reklame,
bei der Goltburdbuhn mit Recht gegen das Zahnstaugcusystcm
entschieden.
Für die Vergleichung der Zahnstangen - Bahnen mit Adhä-
sions-Bahnen mag die Bemerkung nicht unwesentlich sein, dass
die direkten Betriebskosten bei beiden Betriebsarten dieselben
sind, da die Kraft zum Heben der Last auf eine, bestim
die gleiche bleibt, ob diese Höhe auf kürzerem oder
Wege erstiegen wird; es
und die Betriebssicherheit Bei
bahnen werden dieselben oft zu
bei den Weltbahncu stets zu Gunsten der
sprechen. —
Wnchenversammlung am 20. Marz.
Hr. Dr. Fischer spricht unter Vorführung von Experimenten
über „Untersuchung von Feuerungsanlagen." Nach einigen ein-
leitenden Bemerkungen Ober die älteren und neueren Erklärungen
des Feuers zeigt Redner, wie an der Berührungsfläche eines brenn-
baren Körpers mit der Luft stets Verbrennung stattfindet, indem
er Luft in Leuchtgas und Leuchtgas in Luft brennen lässt Das
Hauptprodukt der gewöhnlichen Verbrennung ist Kohlensäure;
daher rührt das Verlöschen der gewöhnlichen Flamme in Kohlen-
säure, während Magnesiumdraht in Kohlensäure weiter hrennt, weil
das Magnesium die Fähigkeit besitzt, der Kohlensäure Sauerstoff
zu entziehen. Mit der Vollkommenheit der Verbrennung, d. h.
mit dem Grade der Oxydation der Kohle, steigt die Wärmeent-
wickelung, daher die Verbrennung um so besser ist, je
der Gehalt an Kohlensäure in den Rauchgasen ist
Zur Untersuchung der Rauchgase giebt es zweierlei Apparate:
1. solche bei denen Absorption der verschiedenen Verbrenn-
ung«-Produkte und Messung derselben in einem Gefäße,
2. solche bei denen Absorption und Messung in mehren
tc. Der l>etr. Apparat hat aber die gehegten Erwartungen nicht
rfnllt; insbes. erfordert die Analyse viel Zeit, weil zu jeder ein-
elneu Bestimmung ein neuer Versuch nothwendig ist — Will
Zur Kl. I. gehört der 1835 erfundene Rnnsen'sche Apparat, wel-
cher aus einer Bürette (eingetheilten Glasröhre) besteht, die in einGe-
fftfs mit Quecksilber eintaucht Das zu untersuchende Gas wird darin
über Quecksilber aufgefangen und man erhält so das Gesammt-
Volumen. Nach Einführung einer Kalikugel reduzirt sich das
Volumen auf das der Bestandtheile excl. Kohlensäure, indem diese
dnreh das Kali absorbirt wird; es giebt mithin die Differenz der
Volumina den Kohlensaure- Antheil. Analog lässt man durch eine
Cokekugel das Kohlenoxydgas, durch Wasserstoff den Sauer-
stoff, durch Sauerstoff den Wasserstoff absorbiren; letztere
Absorptionen geschehen mit Hülfe des elektrischen Stroms, und man
erhält so nach einander die Volumina der verschiedenen Bestand-
teile. Das beschriebene Verfahren ist sicher aber auch umständlich
und das gute (ielingen der Versuche an die Erfüllung vieler Be-
dingungen geknüpft Das Erfordernis* großer Quecksilbermengen
macht das Verfahren sehr kostspielig. Billiger stellt sich das Ver-
fahren von Winkl er in Freiberg, welcher anstatt Quecksilber direkt
die Ahsorptions-Flüssigkeitcn anwendet, u. z. Kalilauge zur Kohlcn-
snure-Bestimmung, l'irogallus - Säure zur Sauerstoff- Bestimmung
etc.
er
zcli
man rasch arbeiten, so
in zweierlei Gefäßen vornehmen, wie es zuerst von Regnanlt
(1855) versucht wurde. Später haben sich Schlüssing und
neuerdings Orsat um die Ausbildung des Prinzips und die Kon-
struktion praktischer Apparate verdient gemacht Der Orsat'sche
Apparat besteht im wesentlichen aus einer Bürette (in der die
(rase, durch Wasser abgesperrt, quantitativ bestimmt werden) und 3
Ahsorptionsglasern bezw. für Kohlensäure, Kohlenoxyd und Sauer-
stoff — Redner macht mit dem vorgeführten Orsat'schen Apparate
einen Versuch, indem er das aus einer Gasflamme gesogene
Rauchgas analysirt, und zeigt damit dass die Bestimmungen sehr
rasch bewirkt werden können. In 6 Minuten lässt sich eine
vollkommene Analyse ausführen und es betragt die Ungenauigkeit
durchschnittlich nur Vi %. Der Apparat ist daher zur Kontrole
der Heizer und aller Arten von Feuerungsanlagen sehr zu
empfehlen und scheint eine große Zukunft zu haben ; dabei lässt
derselbe sich für 70 M. nnd in einer Größe herstellen, welche
ihn zum Mitführen in der Hand geeignet macht —
Redner hat mit dem Orsat'schen Apparate u. a. auch Versuche
an Z i m m e r ö f e n angestellt und ist dabei zu i
den Resultaten gekommen. Bei
ziehenden Gase bei Kohlenfeuerung nur \n% Kohlensäure und es
ging die doppelte Luftmenge unverbraucht hindurch. Bei gewöhn-
lichen Oefen möchte die unverbrauchte Luft das 7 8 fache der
erforderlichen betragen und es dürften 70—80 \ der erzeugten
unbenutzt entweichen.
Zum Schlüsse führt Redner noch den vonScheuer-Kestner
erfundenen, von Seeger & Aron in Berlin wesentlich verbesserten
Zugmesser vor, an welchem der Druck der Schornsteingase üi
Millimetern einer Wasser- oder Petroleum-Säule gemessen wird.*)
Wochenvcrsammlun g am 27. März.
Hr. Archit. Unger macht einige kurze Mittheilungen Uber
„Ausgrabungen in Goslar und Alterthumsfunde im Kreuzgange
der Michaelskirche zu Hildesheim. "
Nahe Goslar liegt den Harzbergen gegenüber der sogen.
Georgenberg, benannt nach dem daselbst von Kaiser Conrad II.
gegründeten Kloster, welches 1527 so weit zerstört wurde, dass
keine oberirdischen Reste zurück geblieben sind. Die Erfolge
der Ausgrabungen auf dem Petersberge bei Goslar und einige
überkommene Nachrichten von dem Georgen- Kloster (die Kirche
wurde 1128 vollendet) sowie ein erhaltenes Kirchensiegel gaben
Veranlassung, auch auf dem Georgenberge Ausgrabungen zu be-
ginnen, die denn kürzlich auch zu sehr interessanten Aufschlüssen
über den Grundriss der Kirche geführt haben. Die Kirche muss
ein öseitiger Zentralbau gewesen sein, der vielleicht an 2 Seiten
je zwei Tbürme hatte, so dass die Kirche in der That, wie das
Siegel zeigt, eine öthürmige gewesen sein kann; es ist dies für
unsere Gegend ein sehr seltenes Vorkommen.
Nicht minder selten sind die Funde, die man in St Michael
zu Hildesheim gemacht hat Bei Erneuerung des Putzes im west-
lichen Ann des Kreuzganges sind eine Thür und zwei Fenster
aufgefunden worden, die wohl aus der frühesten Zeit des 13.
Jahrhunderts stammen, und wovon die Thür merkwürdigerweise
ganz im normännischen Stile — Kleeblatthogen mit Zickzackfries
— gehalten ist Die Architektur der Fenster ist rein romanisch,
die Bauglieder gehörten wahrscheinlich dem alten Dormitorium
an, bei welcher Annahme sich am leichtesten die Ornamentik des
anschließenden Gurtbogens erklärt, welche einen Drachen zeigt,
W. -
der einen Bären und einen Menschen
svmbnlisch auf den Schlaf hindeutet. —
•) \>t*L D- BuH«. IHJ7 H. Ms.
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174
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
27. April 1878
Vernisrhtfs.
F. O. J. Formnann f. Am 17. März d. J. «Urb zu Hamburg
der ehemalige Sladlbaumeiater Forsmann. 1795 geboren, hat
der Verstorbene, der in Eutin Schuler des bekannten Malers
Tischbein gewesen war und nach dort empfangenem ersten architek-
tonischen Unterricht auf Reisen in Deutschland, Frankreich, Italien
und England sich gebildet hatte, von 1827—1872 im Dienste seiner
Vaterstadt gestanden, die ihm und seinem 1845 verstorbenen
Wiinmel die Monumentalbauten der Börse und des
Belgrand, Chef-Ingenieur der Stadt Paris +. Zu An-
fang des laufenden Monats verstarb Mr. Bclgrand, Mitglied
des Instituts von Frankreich, General-Inspektor der Brücken und
Chausseen, Direktor der Ent- und Bewässerungs-Werke von Paris
und des hydrometrischen Dienstes für das Seine-Becken.
Der Verstorbene war einer der eifrigsten Mitarbeiter Hauss-
luauns am Werk der Umgestaltung von Paris und spezieller Leiter
der grofsartigen Kanalisations- und der noch gröberen Wasser-
leitungs-Anlagen, die Paris heute besitzt. Sein letztes hierher
gehöriges und eben vollendetes Werk ist die Vanne- Wasserlei-
tung, ein Unternehmen von kolossalem Umfang, durch welches
der Stadt aus einer Entfernung von ca. 150 Kr» sehr bedeutende
Mengen von Quellwasser zugeführt werden.
Von sonstigen Leistungen des Verstorbenen auf prakti-
schem Gebiete ist uns weiter nichts bekannt als frühere (1856)
I*rojekt-Studien für Verbesserung des Fahrwassers der unteren
Seine, wobei eine Fahrtiefe von 3 * bis Paris hinauf erstrebt
wurde, um Paris in die Heihe der Seehafen-Plätze einrangiren
Bekanntlich hat die neueste Zeit für Verwirklichung
Projekts bestimmtere Aussichten eröffnet.
Belgrand hat sich gleichfalls als fruchtbar auf litterari-
schem Gebiete erwiesen; die betr. Arbeiten sind entsprechend
den Gegenstanden, auf welche sie sich bezieben, in . probte m
Stil" in Angriff genommen worden und vielleicht eben dadurch
unvollendet geblieben. Wir fuhren hierzu das im Erscheinen be-
griffene Werk an: La Travaux touterrains de Pari», wovon
u. W. die ersten 8 Bande erschienen sind, die bezw. sich mit
den Vorarbeiten zu den heutigen Wasserwerken der Stadt, den
Anlagen aus der Römerzeit und den der neueren Vergangenheit
angehörenden Anlagen befassen. Aufserdem ist Belgrand Ver-
fasser eines Memoire sw rEgout colUcteur, dil de la Iiiii-re
et U Siphon de CAlma (1870) und der Schrift: U Seine, Etüde»
hgdrologi<fue* rlc- (1873).
Aus der i i tteratar.
Erdtr&naport - Prelatabellen verschiedener Bahnen ;
nach amtlichen Quellen bearbeitet von C. Howe, Ingenieur bei der
Berlin-Anhalt Eisenb. Selbstverlag d. Verf., Berlin S. W. Aska-
nischer Plate 7. Preis 2 M.
Die kleine Schrift enthält eine detaillirte Zusammenstellung
der Kosten von Erdarbeiten, die in den Jahren 1865 bis Ende
1877 bei den Neu- und Erweiterungs-Bauten einer gröberen Zahl
von Eisenbahnen im nördlichen und westlichen Deutschland theils
in Regie, theils nach Vertragen ausgeführt worden sind ; die End-
resultate sind in Tabellen zusammen gefaset Eine interessante
Beigabe bildet eine vergleichende graphische Darstellung der
Transport-Tabellen, wie sie bei den Regiehauten der betr. Hahnen
zur Anwendung gelangt sind; für einzelne Bahnen haben in dieser
Darstellung auch die Kosten vertragsmäbig hergestellter Erdar-
beiten Berücksichtigung gefunden. Für technische und Revisions-
Bureaus, für Veranschlagungszwecke und für den Ausführenden
bis hinab zu demjenigen, in dessen Händen die Zahllisten entstehen,
halten wir das kleine Werk um so besser
nf Thatsichlichkeiten
Verzeiohniss der bei der Hedaktion d. BL einge-
gangenen neueren technischen Worke. (Fortsetzung.)
Heinrieh Ott«. Geschichte der deutschen Baukunst von
der Römerzeit bis zur Gegenwart 1. Band: Geschichte
der Romanischen Baukunst Leipzig; T. O. WeigeL Pr. 18 .//
E. Fotnter. Die deutsche Kunst in Bild und Wort 32
Lfrg. I 1,80 M Leipzig 1877; T. O. Waigel.
Alois Hasser, Architekt, Prof. an der Kunstgewerbeschule des
K. K. Oesterr. Museums etc. Stillehre der architektoni-
schen Formen des Alterthums. Mit 17 Holzschnitten.
Wien 1877; Alfred Hölder. Pr. 2 M
Th. Prüfer, Architekt Die Baustile. I. Die griechischen und
römischen Säulenordnungen. Mit 12 lithogr. Tafeln. Berlin 1877;
Th. Wendler.
Jilins Swireiafowski, Architekt. Die musikalische Skala
in der Welt Mit einem Auszug ans dem gekrönten Werke :
Die ästhetische Skala der griechischen und römischen Baukunst
Mittheilungen aus der Tagealitteratur des Eisenbahn-
en». Berlin 1878.
Seit dem 1. Januar d. J. hat der Verein f. Eisenhahnkunde
die für alle eisenbahntechnischen Kreise interessante Aufgabe der
(für seine Mitglieder bestimmten ) Herausgabe eines Repertoriums
über die Kisenbahnli tteratur in die Hand genommen. Alle
Bücher und die Mittheilungen von etwa 30 in-
darin Berücksichtigung, und
zwar in der Weise, dass neben Titel, Ortsangabe etc. eines Buches
oder einer Mittheilung in einer auf den kleinsten Umfang zusammen
gedrängten Notiz die Hauptpunkte aus dem Inhalte hervor gehoben
werden. Bis jetzt sind 2 Hefte von 90 Druckseiten Inhalt erschienen.
Da die Bearbeitung« weise durchaus dem Zwecke angemessen
t, so können wir, bei der Schwierigkeit, die das „Erhalten
Laufenden" auf dem groben Gebiete des Eisenbahn-
lit sich führt, das Unternehmen nur bestens begrüben
dass dasselbe baldigst zu einem der Allgemein-
heit zuganglichen „Repertoriuni der gesammten Litteriatnr des
erweitert we
Berlin 1877; Eigenthum des Verfassers. Pr. 2 .//.
Kr il* Sarbtlrr. Beitrag zu einer tektonischen Lösung
des Konflikts zwischen Stütze und Bogen. Berlin 1877;
Th. Grieben. Pr. l^li
H Maerteis Der optische Maafsstab. Mit Holzschnitten und
Tafeln. Bonn 1877; Max Cohen k Sohn. Pr. 12 .</.
Lothar Abel, Architekt Garten-Architektur. Mit lös Illustra-
tionen. Wien 1876; Lehmann & Wentzel. Pr. 20 M.
H. Jager, Hofgarten-Inspektor zu Ebenach etc. Lehrbuch der
Gartenkunst oder Lehre von der Anlage, Ausschmückung
und künstlerischen Unterhaltung der Garten und freien Anlagen.
Berlin und Leipzig 1877; Hugo Voigt Pr. 10 M
E. Jaeobtthal. Prof. Grammatik der Ornamente. 140 Tafeln
in Farbendruck mit Text Berlin 1877; ü. Winckelmann k Söhne.
Pr. 63 M
Georg Hirt h . Dr. Der Formenschatz der Renaissance.
Eine Quelle der Belehrung und Anregung für Künstler u. Ge-
werbetreibende. 2. Autlage. 1. — 10. Heft Leipzig 1878;
O. Hirth. Pr. pro Heft 1 M.
Mrolau Hofmaan, Architekt in Wien. Kenaits-ance-Möbel
und Dekorationen. Berlin, Nicolai'sche Verlags-"
handlung. Pr. 72 Ji
U. Palt. Mustersammlung moderner schmiedeiserner
Heft 1 n. 2. Gottingen und Leipzig 1877; G. C.
Preis pro Heft 12 M
Fr. 0. Sehilre. Kunstschmiede- Arbeiten. Leipzig 1877;
C. Scholtze. Pr. pro Heft 5 M.
— Tischlerarbeiten im Charakter der Renaissance.
Leipzig 1877; C. Scholtze. Pr. pro Heft 5 ./<£
Tb. RVineek. Vorlegeblätter für Firmenschreiber, Archi-
tekten, Bild- u. Steinhauer etc. SO Urobplano-Tafeln, enthaltend
Vorlagen der gebräuchlichsten Schriftarten Zahlen etc. mit
Hülblinien, sowie eine Sammlung von Ornamenten, Einfassungen,
Eckstücken etc. Weimar 1875; Bernh. Friedr. Voigt.
Stockbaner u. H. Otto (Bayer. Gewerbe- Museum in Nürnberg).
Die antiken Thongefäfse in ihrer Bedeutung für die
moderne Gefafsindustrie. L— V. Heft Nürnberg 1878;
Korn'sche Buchhandlung.
E. Presabi. Die Pompejanischen Wanddekorationen.
24 Tafeln nach Originalzeichnungen von Discano nebst einem
Plan der Malereien Pompejis. Leipzig 1877; T. 0. Wcigel.
Pr. 40 M CFortMttuni Mfi.)
Konkurrenzen.
Konkurrenz für das Projekt einer Pregel-Brfioke in
Königsberg i. Pr. Das vorliegende Programm entspricht in
seinen Bedingungen allgemeiner Art genan den „(Grundsätzen",
ist aber auch in den speziellen Bedingungen so gefasst, dass
die Beteiligung an der Konkurrenz dringend empfohlen werden
kann. Einen einzigen Punkt desselben möchten wir für solche
Bearbeiter, die nicht am Orte selbst genau bekannt sind, klar
gestellt sehen; es ist das die Angabe über den Baugrund, die
uns hei der einfachen Programmauberung : „dass 4 bezw. 6 m
unter N.-W. „blauer Thon" anstehe", und bei dem Inhalte des
hinzugefügten graphischen Materials immerhin als der Ergänzung
in dem Sinne bedürftig erscheint, dass ein gewisser Anhalt Uber
die bekanntlich sehr wechselnde Tragfähigkeit dieser Bodenart
geliefert werden müsste.
Was die spezielle Art und den Umfang der Aufgabe betrifft,
so handelt es sich um einen in Eisen oder in Holz -Eisenbau
bei relativ geringer
einer etwa 40» weiten, für Fracht-Fuhrwerk bis 220 Ztr. Schwere
ausreichenden Brücke, die einen Schiffs-Durchlaas von 10 " Weite
erhalten soll. Gefordert werden Zeichnung, statische und Massen-
Berechnung so wie Kostenanschlag, alles derart bearbeitet, dass
Ober Maai's, Gewicht, Form und Zweckdienlichkeit irgend welchen
Konstruktionstheils ein Zweifel nicht besteht; ein Kostenbetrag
ist nicht tixirt 1. Preis 1000 M 2. Preis 500 M Der Ein-
lieferuugs - Termin läuft • ■ etwas kurz - bis 1. Juni er. —
in der 7gliedrigen Benrtheilungskonunissiou betinden sich
K«nmlwlo<iiT«rl>( von Ctrl »ttllt« la B«rtla. Kur Ol* KeiUMiva >w«ji!»orllkh K. B. O. FriWefc. Drwk; W. Haaitr Hof barbdracktral, Barilo.
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No. 35.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
175
. in .1« B-rliwr
Znr Kreatinin« 'let CHrtrrtiW»!«. — 7.nr fVtbrnxWalirlknk*« it*r SflvmutHn- Anliuwn. — Brikk.-uhiiill.hrr
Zur AuMrUuuR de I. So. JU UMhrieb«,cn Flulo 14WAf.h«r»t.f«. - F,mi*»«n1. Bau und
- Kr,okurr.T.i.D — I'trional-Karlirirkteti. - Brlrf. null Pf»g»k««t» n.
Humor au*
li,Jurtn>.Au
• IWuiii für
in Frankfurt a. M.
Zur Regulirung des Oberrheins.
I>er Verfasser des betr. Artikels in No. 16 und 18 die». Bl.
hat das Verdienst, eine sowohl far die Interessen &
laude* als für die Erhöhung der Schiff barkeit der
Flusse tut allgemeinen Iredeutungsvolie Frage zur öffentlichen
Debatte gestellt zu haben. Es kann sich nun hierbei derjenige
Hydrotekt, welcher die Regulirung des Oberrheüis im wesentlichen
für schou rollendet und abgeschlossen hielt, nicht mehr betheiligeu,
wag sowohl nach dem Saue „audiatur et altera pars", als im
Interesse der Sache selbst zu bedauern ist. Wenngleich der
Unterzeichnete die Ansichten, welche der jüngst verstorbene
Wasser-Bau-Dircktor Grebenau über Stromreguliruugeu besaß,
nicht theilt, denselben vielmehr wiederholt (cfr. Jahrg. 1*75 und
1877 dies. BL, sowie Handb. der lue. -Wissensch. Bd. III) ent-
gegen getreten ist, so kann er doch nicht umhin zu konstatiren,
das* Grelreuau ein hervorragender Kenner des Oberrheins war,
der zweifellos, wenn über die qu. Frage vor Jahr und Tag de-
battirt worden wäre, seinen Standpunkt gewahrt und auch wohl
zur Klarung der Sache beigetragen haben würde.
Der erwähnte Artikel in No. 16 u. 18 ist wegen seiner
eingehenden Angaben über die lokalen Verhältnisse, so wie nicht
minder wegen der Abgabe des L'rtheils, dass die Erhöhung der
Schiffbarkeit des Oberrheüis durch Einschränkung der Flussbreite
für Niederwasser nothwendig und ausführbar sei, als werthvoller
Beitrag zur Lösung jener Frage zu begrüßen.
Das was in dem Artikel über die Notwendigkeit und Zweck-
mäßigkeit der besseren Schiffbarmachung der genannten Strom-
strecke durch erhebliche Einschränkung der jetzigen Normalbreite
gesagt worden ist, dürfte im allgemeinen zutreffend sein, die
Grundsätze aber, auf denen die neuen Vorschlage des Artikels
bezüglich Herstellung und Wirksamkeit der projektirten Niedcr-
wasser-Rinue basiren, erscheinen nicht annehmbar, weil diese Grund-
sätze sich weder mit den allgemeinen Eigenschaften der Müsse, noch
mit den speziellen des Oberrheins in Harmonie beiluden. Dieser
Ausspruch stützt sich auf den vom Verfasser des qu. Artikels
unterschätzten Satz, dass sich die ungleichförmige Wasserbe-
wegung, die uugleichmafsige Gestaltung des Fln&sbetts und dag
Serpentiniren der Fahrrinne oder des Stromstrichs in keinem ge-
schiebeführenden Flugs beseitigen lagst, weil einem solchen Flusse
fort und fort durch die oberen Flugstrecken uud die Seitenflosse
neue Sinkstoffe zugeführt und weil seine aus beweglichen Massen
bestehenden Ufer und Sohlen Wandungen dauernd angegriffen werdeu.
Ist dies richtig, so kann sich auch nicht einmal annähernd
ein Niederwasser-Protil, wie es auf S. 88 d. Bl. in Fig. 3 pro-
jektdrt worden ist, ausbilden und noch viel weniger erhalten, uud
es sind dann auch die wesentlichsten der Schlussfolgerungen
jenes Artikels hinfällig so namentlich diejenigen, welche an-
ebung der allzu breiten und seichten, allzu schmalen und tiefen
Thalwegs-Kinne, sondern auch in der ganzen Breite derselben eine
nahezu gleichmäßige Tiefe und Stromgeschwindigkeit ein-
treten müsse, und das« ein eigentlicher Stromstrich, also auch
ein Scipentüüren nicht mehr vorkommen, die Geschiebeführung
fast ganz aufhören und sich endlich sogar die Flussohle von
selbst mit einer aus groben Kieseln bestehenden Steindecke be-
decken werde.
Solche idealen Zustände können, wenn auch zeitweise etwas
derartiges in vereinzelten Profilen angetroffen wird, niemals im
gesammten Niederwasser-Bctt oder in längeren Strecken desselben
erwartet werden. Die stetige, wenn auch mir allmählich vor sich
gehende Verwitterung des Gesteins an der Oberfläche der Gebirge
und das Herabrollen der abgelösten Massen bedingen die Zuführung
von Sinkstoffen in die Flüsse, die Strömung in den letzteren aber
die Fortführung der Sinkstoffe zum Meere. Lässt sich uun auch
durch Regulirung der oberen Strecken, sowie der Nebenflüsse etc.
die Zuführung der Sinkstoffe erheblich vermindern, so ist dies
doch eine schwierige, lange Zeitperioden bedürfende Aufgabe, so
dass wahrend eines absehbaren Zeitraums auch den best regulirte-
sten Flüssen zweifellos noch erhebliche Sinkstoff-Massen weiter
die selbst in
wie dies bei den heutigen Flüssen der Fall ist Diesen
I 'ebelstand vermag kein Fhuwregulirongs-System ganz zu besei-
tigen ; das Bestreben wird nur darauf gerichtet bleiben können, die
Hauke ihrer Zahl und ihrem kubischen Inhalte nach durch Fest-
legung der Hauptmasse der zur Zeit im Flussbett vorhandenen
Blinke, sowie durch Regulirung der Seitenflüsse etc. zu vermindern.
Der nicht festlegbare Theil uud die immer neu hinzu tretende
Masse der Sinkstoffe aber bringen, wie sowohl die natürlichen als
auch die schon regulirten Flusslaufe beweisen, die ungleichförmige
Wasserbewegung, die verschiedenartige Flussbett-Geslaltung, das
vorzugsweise in geraden und wenig gekrümmten Flugstrecken
eintretende Serpentiniren des Flusses und die periodische Ver-
legung der Fahrrinne daselbst mit sich. Es werden also dauernd
Konkaven, Konvexen und sogen. Uebergänge oder Schwellen,
folglich auch wechselnde Tiefen und Unregelmäßigkeiten des
Mussbetts vorhanden sein. Alle Flüsse zeigen denn auch reichlich
Konkaven und Konvexen, die sich auch nicht durch Durchstiche
Ni
wird — beseitigen lassen. Mit dieser Flussbett-Gestaltung wird
daher jede Regulirung dauernd rechnen müssen und zu berück-
sichtigen haben, dass von der Schaffung eines regelmäßigen Nieder-
wasser-lief U mit durchweg nahezu gleichen Tiefen und Geschwin-
digkeiten im Langen- und Querprolil nicht die Rede sein kann.
Was die Lage der projektirten Niederwasser-Rinne des Ober-
rheins betrifft, welche prinzipiell möglichst an einem der Fluss-
ufer entlang geführt werden soll, sn ist zu Itemerken, dass hier-
durch der Flusslanf nicht unbeträchtlich verkürzt, die Geschwin-
digkeit airer entsprechend vennehrt werden wurde. Die Geschwin-
digkeit aber ist in Folge der erheblichen Verkürzung des Flusslaufs,
welche durch die für die I-andeskultur-Interessen zwar erfolgreiche,
für die Schiffahrts - Interessen aber sehr unglückliche Tulla'sche
Regulirung veranlasst wurde, schon jetzt eine so bedeutende,
dass gerade sie als wesentliches Hinderniss der Schiffahrt auf dein
Oberrhein gilt. Man wird deshalb dabin streben müssen, die Strom-
geschwindigkeit möglichst zu vermindern, was aber durch die vorge-
schlagene \ erringerung der Tiefe in praxi nicht möglich ist, weil das
projeklirte Niederwasser-Bett keineswegs eine Ausgleichung der
jetzigen Tiefen, sondern in den Konkaven sogar eine Vergrößerung
derselben zur Folge haben würde. Eine Verringerung der Ge-
schwindigkeit wird nur dadurch zu erreichen seiu, dass man den
Lauf des Niederwasserbetts durch Verstärkung der Serpentinen
(soweit diese kein Schiffahrts-Hinderniss bilden) verlängert.
Jede Vergrößerung der Geschwindigkeit ist bedenklich und es
wird dieses Mittel sich erst dann rechtfertigen lassen, wenn ohne
dasselbe die erforderliche Fahrtiefe überhaupt nicht zu schaffen
ist Immerhin wird die Geschwindigkeit stets so erheblich bleiben,
dass nur von der Einrichtung des Tauereibetriebs eine ge-
regelte Schiffahrt auf dem Olierrhein erwartet werden kann. Das
Niederwasserbett muss daher die Legung und Erhaltung des Taues
gestatten; dies aber ist bei der projektirten Rinne nicht der Fall,
weil dort ganz erhebliche Sinkstoff- Bewegungen und Unregelmäßig-
keiten in der Gestaltung des Betts unvermeidlich sein werden.
Itie Wirkung des projektirten mittleren Parallelwerks würde
nämlich darin bestehen, die Strömung noch mehr als dies schon
jetzt der Fall ist, auf die vorhandenen Ufer-Deckwerke zu drängen,
die Tiefen daselbst zu vermehren und Beschädigung und Zerstörung
der Bauwerke, die erhebliche Neu- und Reparaturhauten erforder-
lich machen würden, anzurichten. Der mittlere Kiesrürken aber
würde nur zum Theil von der Strömung fort gerissen werden und
es mttsste statt der erhofften gleichmäßigen Niederwasser- Rinne
ein ganz verwildertes Bett entstehen, in welchem das Tau stets
erheblichen Versandungen mit entsprechenden Folgen für den
Taucreibc trieb ausgesetzt wäre. Dass unter diesen Verhältnissen
auch sehr bedeutende Regulirungskosten, welche mit den im Artikel
angegebenen nicht annähernd übereinstimmen, und zur Aus-
führung nicht 6, sondern wohl 10 bis 15 Jahre erforderlich sein
würden, darf als sicher angenommen werden. —
Endlich lässt sich auch die richtige Normalbreite für das
Niederwasser-Protil nach dem zeitigen Sunde des technischen
Wissens nicht so genau ermitteln, dass nachträgliche Modifikationen
als ausgeschlossen zu betrachten sind. Daher wird man solche
Einschränkungs-Werke wählen müssen, die eine nachträgliche Ver-
schiebung ohne großen Kostenaufwand gestatten. Das ist aber
bei dem projektirten Parallelwerk nicht der Fall, da jede noth-
wendig werdende Verlegung desselben einen kostspieligen Um-
oder Neubau erfordern würde.
Aus den vorstehend kurz angedeuteten Gründen halt der
Unterzeichnete die Regiilirnngsweise des Oberrheins nach den
Vorschlägen des Artikels in No. 16 und 18 d. Bl. für ungeeignet;
er empfiehlt vielmehr zur Lösung dieser Frage und zur Her-
stellung eines Niederwasserbetts das sogen, .komhinirte System",
über welches ein demnächst in der Zeitschr. f. Bauw. erscheinender
Aufsatz eine eingehende Erläuterung briugeu wird. Damit ver-
bunden sollen auch die Einwendungen in der Anmerkung auf
S. 85 d. Bl. ihre Widerlegung finden.
Wesel, im März 1S78. .1. Schlichting.
^ Zur FeuorgofjilirUohkeit dor Soho^tein-Anlavgren^dftrfte
d. Bl. beschriebenen Schornsteinanlage wohl nicht durch die bau-
polizeilichen Vorschriften, sondern lediglich durch fehlerhafte
Ausführung verursacht worden ist Die meßten Kanpsilizei-
Ordnungen begnügen sich nicht damit, den Abstand zwischen
den inneren Schornstein • Wanden uud deu an ihnen
führenden Fachwerkwänden und Balkenhölzern fest zu
sondern fordern eine massive Verblendung voi
Mauerziegeln in Kalkmörtel. Wird diese in der ganzen Aus-
dehnung der Schorusteinwände — nicht blos an den Vorderseiten,
wie es in der Regel zu geschehen pflegt — und entweder gleich
mit der Aufführung des Schornsteins, oder, wenn der Schornstein
schon vorhanden, mit dem Aussetze» der Wände ausgeführt, auch
über die Rahmen und Riegelhölzer hinweg fortgesetzt, so kann
sie nur schützend, durchaus nicht gefahrbringend auftreten.
Sie wird die im Schornstein-Gemäuer etwa vorhandenen, von
leichtfertiger Arbeit herrührenden offenen, oder nur mangelhaft
mit Mörtel geschlossenen Fugen gegen das Ilolzwerk verdecken
und die den Hölzern zugewendeten Schornstein-Umfassungen ge-
verstarken.
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176
DEUTSCHE BAUZEITÜNG.
1. Mai 1878
Zwecke
Das Einschlagen einer Oeffnung nach dem Schornstein, zum
:ke der Einführung eines Rauchrohres, wird dann durch volles
erwerk hindurch stattrinden und man wird nur das Schorn-
iu otw&, wie
es bei offenem Abstände vorkommen kann, für dasselbe halten
könnte, bei dieser Arbeit autreffen. Selbst ein zu kurzes, nicht
bis in das Schornsteinlicbter reichendes Rauchrohr kann ohne
(«■fahr hierbei zur Verwendung kommen, weil die Ausmündung
des Rohres immer von massivem Mauerwerk umgeben sein wird.
Chemnitz, April 1878. A. C. Lang, B.-V.-Inspektor.
Brückenbaulicher Humor ana Rusaland. Wir berichteten
in No. 94 v. .1. über den bevorstehenden Bau einer für Kriegszwecke
bestimmten provisorischen Donau -Brücke, bei dem die Haupt-
eigcuthümlichkeit in der Anwendung grofscr schwimmender
Zylinder aus Eisenblech bestand, welche die Brücken-Fahrltahn
trageu sollten.
Die Zylinder sind nach Mittbeilungen von Tagesbliittcni
allerdings angefertigt worden (wie es heilst von einem preufsisob-
rheinischen Werke), haben jedoch ihren Bestimmungsort nicht
erreicht, da sie für den Transport auf den russischen Bahnen
— wenigstens wie* derselbe zur Zeit betrieben wird sich als
zu „uniiandbar" erwiesen. Nirgends sollen sich die nöthigen
Hebekrahne zum Abladen gefunden haben und nachdem einzelne
Theile bereits 6eit Oktober vorigen Jahres die Bahngleise ver-
Theil der Waggons in ganz Rumänien sich zer-
üngheni seine unförmige Ladung gen
t hat und 120 Waggons auf wunderbare Weise gar
gerathen sein sollen, hat an eine regelrechte Zu-
uicht mehr gedacht werden können und soll der
ergangen sein, die Waggons mit den einzelnen Brücken-
wo dieselben sich auch befinden mögen, mit möglichster
Beschleunigung nach Warschau — zurück zu spediren! 120 Wagen
hatten dazu jeder etwa 2 500 K,K zurückgelegt!
Eine Prüfung für Masohinenteonnlker zum Staats-
dienst« hat nunmehr auch Baden eingeführt. Vorbedingung
ist aufser der deutschen Reichsangehörigkeit Nachweis allge-
meiner Bildung durch Vorlegung von Gymnasial- oder Realschul-
I Abgangs V-)Zeugnissen, event Bestehen einer Spezialprüfung,
die beim grofshurz. Oberschulrath eingerichtet ist. Der Nachweis
fachlicher Bildung wird durch Studien -Zeugnisse über den
4', jjahrigen Besuch einer deutschen technischen Hochschule
und eine 2fach gegliederte Prüfung erbracht, wovon die erste
das mathematisch - naturwissenschaftliche Wissen, die zweite das
speziell fachliche Wissen umfasst Die mathematisch-naturwissen-
schaftliche Prüfung kann übrigens bereits nach 2jahrigem "
einer technischen Hochschule absolvirt werden. —
Zur Aufstellung des In No. 30
thätigen Fluth-Meos-Apparates bittet der Autor uns, ..«.zu-
tragen, dass der ausgeführte Apparat allerdings anfanglich auf Sylt
hat aufgestellt werden sollen. Um aber den Beobachtungspunkt
der Eluthwelle von lokalen Einwirkungen der Küstenbildung und
Ströme unabhängiger zu machen, will man denselben möglichst
weit in See vorrücken und hat nunmehr vor, den Apparat auf
Helgoland aufzustellen; die Vorarbeiten für die dortige Auf-
Permanente Bau- und Industrie-Ausstellung in Frank-
furt a. M. Durch Zusendung eines Prospektes erhalten wir
Kcnntniss von einem Unternehmen angegebener Art, das im ehe-
maligen Bundes-Palais, Eschenheimer Gasse, stattfinden soll
und, wie es scheint, bereits eröffnet ist; als Vorstand desselben
fungirt Herr Jean Klein.
Die Ausstellung umfasst folgende Zweige:
1) Ständige Ausstellung aller zum Baufache gehörigen Gegen-
stande: Steine, Eisen-, Bronze- und Zinkgusswaaren,
Maschinen, Modelle, Sgraftito, Parquets, Gas- und Wraaser-
leitungs-Artikel, Haustelegraphen, Oefen, Heerde, Ventila-
toren etc. etc.
2) Depöt von
3) Spezial- Ausstellung neu patentirter Gegenstande.
4) Die Modellküche der Frankfurter Kochkunst - Ausstellung.
5) Periodische Ausstellung
Meister aus der Kunst -
Merkel zu Wiesbaden.
Neu patenlirte Gegenstände werden auf die Dauer von
'/« Jahr gratis zur Ausstellung zugelassen und können auch
nach besonderer Vereinbarung in Betrieb gesetzt werden. Die
Ausstellung ist täglich einschl. Sonntags von 9 bis 6 Uhr geöffnet
Neues in der Berliner Bauaasstellung. In der Zeit
vom 14. 27. April wurden neu eingeliefert von ('. Harney Man-
sardenfenster von Zinkblech. — Gustav S c h a 1 1 e h n , Magdeburg,
Mittel und Verfahren gegen Schwamm und Feuchtigkeit (Antime-
rulion), Patent Dr. H. Zerener, No. 378, Klasse 37, Hochbau.
Li trockener Form als Ausfüll - Material gegen intizirtes und
feuchtes Mauerwerk. Ersatz der Luftzirkulatiuns - Anlagen, resp.
deren Ergänzung. Wasserglasfarben - Anstriche für Holz und
Sparmiwerk.
Konkurrenzen.
M inat ^-Konkurrenzen für den Architekten-Verein zu
Berlin zum 1. Juni 1878.
I. Pavillon. — Im Thiergarten soll ein Kaffeehaus mit
einem 300 QJ'" grolsen Saale, offenen Hallen, entsprechenden
Nebenranmen und Aborten iu Holzbau mit Schindeldach errichtet
werdeu. Grundriss I : 20t), Ansichten und Durchschnitte 1 : 100.
II. Fu fsgänger- Tunnel. — Gelegentlich des Umbaues
eines Bahnhofs soll ein vorhandener Niveau - Uebergang über die
Bahnhofsgleise durch eine nur für Fufsgitnger bestimmte Tunnel-
Verbindung zwischen den beidpn Parallelstrafsen , welche den
Bahnhof begrenzen und mit dessen Planum in gleicher Höhe liegeu,
ersetzt werden. Die Breite des Bahnhofs wird an der betreffen-
den Stelle dadurch bestimmt, dass 15 Gleise gelegt werden sollen
und aufserdem der Raum für einen Güterschuppen nebst Zufuhr-
weg reservirt bleibt Der Tunnel soll gewölbt und durch Ober-
lichter, welche an passenden Stellen zwischen den (.leisen einzu-
legen sind, erleuchtet werden. I>ie Entwässerung erfolgt durch
eine Rohrleitung nach einem nahen Müsse, bei eintretendem Hoch-
wasser alter muss die Leitung geschlossen und das etwaige
Sammelwasser ausgepumpt werden. Die Details der Oberlichter
und der Entwässerung sind im Entwurf anzugeben und im Er-
liluterungs-Bericht ist die Bauausführung, durch welche der Bahn-
betrieb nicht unterbrochen werden darf, zu beschreiben.
Personal • Nachricht«!.
Preufsen.
Ernannt: Der Bmstr. Schmitz zu Münster zum Landbau-
meister daselbst
Versetzt: Die Eisenbahn-Baumeister Sobeczko von Saar-
brücken nach Cassel, Braune von Trier nach Saarbrücken u.
Dr. Mecklenburg von Kreuznach nach Trier.
Die Baumeister-Prüfung haben bestanden: a) für beide
Fachrichtungen: Heinrich Hauptuer aus Hagen u. Hermann
v. Roinowski aus Paderborn; b) für das Hochbaufach: Otto
Lehmann aus Breslau.
Brief- und Fragekaaten.
Hrn. S. in Aachen. Die Herstellung grofser Kronleuchter
für Theater etc., die bei Bauten höheren Ranges wohl meist nach
besonderen Zeichnungen des Architekten erfolgt, bildet keine be-
sondere Spezialitat, sondern dürfte von den meisten Firmen, die
Belcuchtungs-Gegenstiinde fabriziren, mit übernommen werden.
Unter den letzteren hat sich neben den bekannten Berliner Firmpu,
die in den Besprechungen, welche u. Bl. den kunstgew. Ausstellungen
der letzten Jahre gewidmet hat, häufig erwähnt sind, besondere
der Fabrik von Riedinger in Augsburg einen guteu Namen gemacht
Hrn. K. in Altona. Auch unseres W'issens ist zu den von
den preufsischen Baubeamten ausgestellten Attesten über die
Druckprobe von Dampfkesseln ein Stempel überall nicht verwendet
worden und es würde eine stempeltiskalische Untersuchung hier
massenhafte Kontraventionen zu Tage fördern, falls die wider
Sie geltend gemachte Anschauung sich als richtig erweist, dass
I 60 d. Stempel - Tarifs in Verbindung mit S. 1297 No. 2, 3, 4
des Verordnnngsbl. Jahrg. 1867, dem Finanz -Minist. -Reskript
v. 2/2. 68 (Zentralbl. S. 130) und § 24 der Gewerbe - Ordnung
v. 21/6. 69 die StempelpnVhfigkeit derartiger Atteste begründen.
Da uns die bezgl. Materiahen nicht alle zur Verfügung stehen,
so erlauben wir uns die Anfrage, ob dem in der That so sei,
unserem Leserkreise vorzulegen.
Hrn. W. in Rom. Sie scheinen bei Ihrer Anfrage über die
Aenderungen, welche die jetzt geltende Prüfungsordnung gegen-
über der Alteren (v. 23. Sept 1868) hinsichtlich des praktisch
zu erwerbenden Theils der Ausbildung der Kandidaten enthalt,
nicht ganz im Klaren gewesen zu sein. $ 1 und § 8 Z. 2 der
Vorschriften v. 27. Juni 1876, welche hierzu in Betracht kommen,
enthalten darüber, von welcher speziellen Art die praktische
Thätigkeit eines Kandidaten gewesen sein muss, um das Anrecht
auf Zulassung zur Prüfung zu erwerben, keinerlei Festsetzungen
und ist nach dieser Omission zu schließen, dass jeder Einzelfall
in Bezug hierauf der Beurtheilung bezw. der Entscheidung des
Handels - Ministeriums untersteht Damach würde allerdings die
Möglichkeit, dass eine '/jährige Studien-Reise für eine ' iiahrige
praktische Thätigkeit angerechnet werde, nicht ausgeschlossen
sein : weuu Sie aber fragen, ob wir die Gewährung eines derartigen
Ausgleichs für wahrscheinlich ansehen, so glauben wir uns im
Hinblick auf den Zweck der betr. Bestimmungen in nicht ganz
zweifelsfreiero Sinne aussprechen zu müssen.
Hrn. O. II. in Riesa. Die neueste Spezialschrift ist Klascn,
Handhuch der Holz- nnd Holz-Eisen-Konstruktionen, Leipzig 1877.
Hrn. L. in S. Wir glauben, dass Sic von der Berliner
Bauakademie Abstand nehmen und irgend eines der zahlreichen
deutschen Polytechniken würden vorziehen müssen.
Abonn. A. B. in Düsseldorf. Wir würden den Gebrauch
von Dachpappe an den fraglichen Stellen, als nicht ausreichende
Sicherheit für längere Dauer bietend, kaum rüthlich finden, viel-
mehr l'nterlagsplatten aus Robglas oder Blei vorziehen.
Abonnent in Scbneidemühl. Das älteste Berliner Ge-
schäft für Anfertigung von Kupferschablonen ist das von Friedr.
Protzen, W., Krononstr. 27.
; v», Oarl tU.llt« I«
K. E. O. Prll.ch. Druck: W. Iloe.ir llofl.ncM. urkcrel , Bwllu-
Berlin-
N" 36.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
177
In ball: I>i« Kncw(e«,r-l«ng uad di« Orgtninition d» In£mlmir*rc«6n« In luden.
— Dm neue HoAheuer m Ureaden. (Hrlili*»»-) — Heh«]am»rnder Kralm im Bftlen
To« New- York. — MlUbtilungen tu« Vereinen: OatpraaM*tb*r Ifrini mut
Arrbltekten - Verein. — Architekt«»- and Infptüm • Vtreko u rUnn«™. — Arcnd-
UktM - Wrtin tu Berlin. — Vermiteht««.' Di« X. G«n#r«Jv»rMurtmliitif; dft» Vrr-
n«Ml«* 4. A.- u. I.-V, — Ahindtrunx drr preuf». Vorschriften fttwr die Beeldkcuiut
der Ktitdiditten d«« Itxti und Mnerhlneniirhji. — GewerMlebc Veirnrnulen in llam-
tmr%. — BannitigkeH In Berlin- — Brief- und Prtftk««!«».
Die Entwickelung und die Organisation des Ingenieurwesens in Baden.
it Rücksicht auf die in mehren deutschen
Staaten und namentlich in Prenfsen beab-
sichtigte Neugestaltung des öffentlichen Bau-
wesens durften einige nähere Mittheilungen
Aber das zu einer eigenartigen nnd hohen
Entwickeluug gelangte Ii
nicht ohne Nutzen sein.*) —
Als Baden durch den Reichsdeputations-I
1803 zu doppelter Gröfse angewachsen war, entsprach Mark-
graf Karl Friedrich dem BedOrfniss einer neuen Organisation
der Verwaltung durch Bildung von 5 General-Kommissionen.
Einer derselben wurde die Leitung des Hochbaues, einer
anderen die Leitung des Wasser- and Strafsenbaues
ubertragen. Das als oberste Verwaltungsbehörde fungirende
Geheimraths-KoUegiam wurde 1808 durch eine in 5 Departe-
ments getbeilte Zentral-Verwaltung ersetzt. Die Departements
der Polizei, der Finanzen und des Innern wurden abwechselnd
mit der Leitung des Wasser- und Strafsenbaues betraut —
Eine 1808 angeordnete Untersuchung Ober den Zustand
der Landstrafsen, die ein wenig erfreuliches Resultat ergab,
war Veranlassung, dass der 1797 als Ingenieur angestellte
und 1814 zum Chef des Wasser- und Straisenbaues beförderte
Oberst Tulla Vorschläge zur Verbesserung des Strafsenwescns
aufstellte. Schon 1810 folgte ein vom Minister Marschall
von Bieberstein — dem Stein Badens — aasgearbeitetes
Strafsengesetz. das in seinen Hauptzagen bis 1868 in Geltung
blieb. Die Unterhaltung der Strafsen erfolgte durch die erst
1831 aufgehobenen Frohnden. Von 1813 bis 1816 wurde
der Wasser- and Straßenbau von einer aus dem Ober-Landes-
ingenieur (Tulla), 2 Kreis -Ing. und 1 Halfs-Ing. zusammen-
gesetzten Kommission geleitet, die von 1816 an (bis 1823)
den Titel „Direktion des Wasser- und Strafsenbaues" fuhrt«
und aus dem Direktor und etlichen Oberingenieuren bestand.
Zugleich wurde zur Besorgung des Bezirksdienstes des Wasscr-
und Strafsenbaues das Ijuid in 13 Inspektionen geteilt, deren
jödp von piii£?jxi ßczirlLsiu^ctiic u r mit dorn erforderlichen
Gehilfenpersonal geleitet wurde. 1819 ging der Wasser- und
Strafsenbau an das Ministerium des Innern Ober, bei welchem
derselbe bis zur Bildung des Handels-Ministeriums 1860 ver-
blieb. Bei jedem Direktorium der 10 Kreise, in die das
Land seit 1809 getheilt war, fungirte ein Kreis-Oberingenieur
als Beirath in technischen Sachen. Die Wasser- und Strafeen-
ban-Inspektionen wurden den Verwaltungsbehörden (Kreis-
Direktorien) und nur in technischer Hinsicht der Direktion
des Wasser- und Strafsenbaues unterstellt Diese Unterord-
nung unter 2 Behörden hatte jedoch so viele Misstande zur
Folge, dass endlich 1823 die schon 1810 von Tulla angeregte
Zentralisation des Wasser- und Straisenbaues zu Stande kam.
Die gesammte Leitung ging an die bis heute noch bestehende
Ober-Direktion des Wasser- und Strafsenbaues aber, welcher
Titel der früheren Direktion beigelegt wurde. Diese aus
einem Direktor, eUichen technischen Rathen und -einem
RechtsTcferenten bestehende, den Rang einer Zentral -Mittel-
steile bekleidende Behörde wurde 1860 dem Handels-Mini-
sterium unterstellt an welches die GesammUeitung des Wasser-
und Strafsenbaues — mit Ausnahme der beim Ministerium
des Innern verbleidenden Oberaufsicht Ober die Gemeinde-
strafsen — Oberging.
Inzwischen erwies sich das Strafsengesetz von 1810 mit
den geänderten wirtschaftlichen Verhältnissen in stetig steigen-
Widerspruch und eine Reform war unabweisbar, als im
i 1863 eine auf dem Grundsätze der Selbstverwaltung
Organisation der Verwaltung ins Leben trat, die in
wirtschaftlichen Fragen eine gre-fsere selbständige Thätigkeit
nnd Mitwirkung der Gemeinden und Kreise bedingte. So
trat 1868 ein neues, noch galliges Strafsengesetz ins
Leben. Hiernach werden fernerhin nur 2 Arten öffentlicher Wege
nach ihrem Zwecke unterschieden: Gemeindewege und Land-
strarsen. Die Anlage und Unterhaltung der ersteren, die dem
örtlichen Verkehr dienen, liegt in der Regel ausschliefs-
lich den betreffenden Gemeinden ob. Die Beaufsichti-
derselben geschieht durch die Verwaltungsbehörden,
*) Bluijt- ■»«•*•« SnthuMi hierüber «ind bereit« Im Jrurg. lr)«7. 8. 4M <L Bl.
Ii«n »orden. Wer nrh eingebender über die Verlii!tnin»e dea btdisrben B«u-
tm I« orirtiii ren »amw-hr, d«rn biete* In Brune, tmt W tater- und Ktrtfoeflhtu du
Werk de. Direktor» Rur du best« MnlerUl. 11 «nrh« der
unter Beiziehung der Wasser- nnd Strafsenbau-Inspektionen,
namentlich des technischen Hilf- Personals derselben (der
Strafscnmeister). Seit Etiass des Gesetzes hat sich in Folge
der tatkräftigen Unterstatzung der Behörden das Interesse
der Gemeinden um die Gemeindewege wesentlich gehoben.
Was die, vorzugsweise dem durchgehenden Verkehr dienenden
Landstraisen anbelangt, so geht das 1868er Gesetz von dem
GrundsaUe aus, dass dieselben zunächst nnd hauptsächlich
für den Staat, dann aber in zweiter Linie für die berührten
Kreide und Gemeinden von besonderer Wichtigkeit seien.
Es haben daher die beiden letzteren Korporationen nicht
nur an den Kosten der Neuanlagen und der Unterhaltung —
Neubau: Staat Vi, Kreis V«, Gemeinden V«; Unterhaltung:
Staat Vi , Kreis V« , Gemeinden V« der Kosten — zu parti-
zipiren , sondern es steht ihnen auch bei Neubauten and der
Aufnahme von Gemeindewegen in den Landstrafsenverband
das Recht der Mitwirkung zu.
Diese Einrichtung, deren Idee beim neuen Wassergesetze
adoptirt wurde, hat sich bisher als praktisch bewährt. Die
Beaufsichtigung der Landstrafsen steht aasschliefslich den
technischen Behörden zu. Als einerseits der
Eisenbahnbau und den wirtbschaftlichen .
Verkehr, andererseits das BedOrfniss,
seinen Schätzen besser und leichter zugänglich zu machen,
die Herstellung neuer und die Verbesserung bestehender
Strafsen stets fühlbarer notwendig machte, wurde durch die
Gesetze von 1870 und 1876 vom Staate eine Summe von
8 Millionen Mark für Vervollständigung des Landstrafse<netzes
ausgeworfen. Sind diese Strafsen auch noch nicht vollständig
vollendet, so erfreut sich doch schon heute Baden, Dank der
angewendeten Sorgfalt and der gebrachten Opfer — von 1852
bis 1876 wurden auf den Strafsenbau 44 Millionen Mark ver-
wendet — eines der dichtesten Netze wohl angelegter und
gut erhaltener Strafsen. Damit die "
die durch
etlichen Inspektionen besondere, diesen i
für Wasser- und Strafsenbau" errichtet
Das Land ist jetzt in 18 Inspektionen — darunter 2 provi-
sorische — geteilt. Die Kompetenz derselben erstreckt sich
bei Submissionen bis auf 4000 M., bei schriftlichen Akkorden
unter der Hand bis zu 1000 M. und bei mündlichen Akkorden
auf 200 M. An der Spitze steht der Bezirksingenieur, der
ausnahmsweise den Titel Oberingenieur. Baurath oder Ober-
baurath fahrt und dem je nach Erfordernisse Ingenieure I. und
II. Klasse, Ingenieur-Praktikanten und ein Büreau - Assistent
als SchrcibhOlfe beigegeben sind. Der Inspektion unterstchen
die Strafsen-, Damm- und Brückenmeister; die Flossaufseher;
die Faschinenleger u. s. w. — Die unmittelbare Beaufsichti-
gung der Landstrafsen sowohl wie der Gemeindewege eines
Bezirks geschieht durch die Strafsenmeister, die ebenso wie
die Dammmeister vor ihrer Anstellung eine Prüfung, umfassend
die Anfangsgründe der niederen Mathematik. Aufnahme von
Nivellements und Situationen mittels Kreuzscheibe und Mess-
tisch, Absteckung in der Natur, Planzeichnen u. s. w., abzu-
legen haben. Als ständige Arbeiter sind den Strafsenmeistern
die Strafscnwarte — früher Strafsenknechte genannt — unter-
stellt Gewisse Inspektionen werden wieder zu einem Bezirke
zusammen gefasst und behufs Oberleitung einem der technischen
Mitglieder der Oberdirektion als „Rcspiziat" übertragen. An
der Spitze der Oberdirektion stand anfangs und zeitweise später-
hin ein Techniker. Der jetzige Vorstand ist ein Jurist Zur
Bearbeitung von Karten, Plänen u. b. w., zur bildlichen Dar-
stellung Ober Strafsenverkehr und Geldaufwand u. s. w. sind
der Oberdirektion ein topographisches und ein technisches
Bureau untergeordnet, mit welchem letzteren ein photogra-
phisches Atelier verbanden ist, das sich zur Vergröfserung,
Verkleinerung sowie Vervielfältigung von Karten und Plänen
als sehr neulich erwiesen hat —
Was den Wasserbau anbetrifft, so sei erwähnt, dass
1779 eine Rheindeich-Ordnnng, 1807 eine Flussbau-Ordnung fOr
den Rhein and andere schiffbare Flüsse erlassen wurde: 1816
wurden durch die Bemühungen Tullas die
aufgehoben. 1812 gab Tulla die erste
mäfsigen Rheinkorrektion, die jedoch, da
sen waren und
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DEUTSCHE BAUZEITUNG
4. Mai 1878
Hessen und Preußen mehrmalB Einsprache erhoben, zuerst
nur langsam und schwierig zur Inangriffnahme gelangte. In
Folge der Rheinkorrekrion — auf die Baden von 1852 — 1876
24 Millionen M. verwandte — hatte Baden schon 1K61
33 000 Morgen Land im Werthe von 17 Millionen M. ge-
wonnen. Zugleich bat sich in Folge der Korrektion Schiff-
fahrt und Handel gehoben, und es wurden die Gesundheits- Ver-
hältnisse wie auch die Boden-Ergiebigkeit der Rhein-Niederung
so gebessert, dass früher arme, stels in Gefahr der Uebcr-
sebwemmung schwebende Gemeinden zu großem Wohlstande
gelangten.
Ebenso wie beim Straßenbau machte sich auch beim
Wasserbau die Verbesserung der veralteten Gesetze fühlbar
und so wurde 1876 ein neues, in seiner Art mastergütiges
Gesetz über Benutzung und Instandhaltung der
Gewässer erlassen.
Der erste Tbeil, der für die Benutzung der Gewässer
feste Grundsäue und Regeln aufstellt, geht von dem Grund-
satze aus, dass die treibenden und befruchtenden Kräfte des
Wassers überall zur gröfstmöglichen wirtschaftlichen Aus-
beutung sollen gelangen können, sei es durch einzelne Private,
sei es durch Genossenschaften behufs Errichtung größerer
Ent- und Bewässerungsanlagen. Um solche gemeinnützige
Kultur-Unternehmungen nicht an dem Widerstand Einzelner
scheitern zu lassen, ist zur Bildung einer Genossenschaft nur
die Zustimmung von */, der die betreffende Grunddäche be-
sitzenden Eigentümer erforderlich. — Trügt dieser erste Theil
des Gesetzes einen mehr wirtschaftlichen Charakter, so bat
der zweite Tbeil, der die Instandhaltung der Gewässer be-
bandelt, einen vorherrschend öffentlich-rechtlichen Charakter.
Die Pflicht der Instandhaltung der im Staats-Flussbau- Verband
stehenden Gewässer (schiff- und riassbare) fallt — analog
wie bei den Landstraßen — dem Staate zu, unter Heran-
ziehung der betheiligten Gemeinden. An den Damm-Baukosten
partLdpiren die Gemeinden mit Vi , an den sonstigen Unter-
haltungskosten mit V» die Rhein-, Main- und Neckar-, mit V,
die an die übrigen Flüsse anstoßenden Gemeinden; die Auf-
sichtskosten trägt der Staat allein. Bei den übrigen fließen-
den Gewässern hegt — analog wie bei den Gemeindewegen —
die Instandhaltung, soweit sie durch das öffentliche Interesse
— Schutz der Ortschaft und Gemarkung gegen Ucberschwem-
mung und Versumpfung — geboten ist. den betreffenden Ge-
ob; im übrigen fällt sie den Uferanstößeru zu. Auch
;ann sich für die Instandhaltung der Ufer eine Genossen-
bilden, falls die Eigentümer yon V, der in das Unter-
nehmen fallenden Grundfläche ihre Zustimmung geben. Die
Bau-Leitung und Beaußichtigang der fließenden Gewässer
steht den Verwaltungsbehörden unter Mitwirkung der techni-
schen Behörden, die der öffentlichen Gewässer ausschließlich
den letzteren zu.
Von jeher sind in Baden die Wasser- und Straßenbau-
Behörden vereinigt gewesen. Erst 1876 hat man versuchs-
weße den Rheinbau von der Schweizer Grenze bei Höningen
bis zur Lautermündung auf 183 *» Länge, sowie die flößbare
Kinzig an 2 neu errichtete, ebenfalls der Ober- Direktion des
in der Unzulänglichkeit der Be- und Entwäaserungs - Anlagen,
in der Mangelhaftigkeit der Flureintheilung und der Feldwege
lagen. Die schon 1852 mit der Vermessung sämmtlicher
Liegenschaften in Aussicht genommene und 1856 durch Gesetz
eingeleitete „ Fcldbereinigung " bezweckt die Wegschaffung
dieser Hindernisse, die Abschaffung überflüssiger und Anlage
neuer zweckmäßiger Feldwege, sowie die Zusammenlegung
Dagegen ist von der Lanier bis
Grenze die Sorge des Rheinbaucs noch den Wasser- und
Straßenbau-Inspektionen Karßruhe und Mannheim anvertraut.
So richtig auch der in Baden zur vollen Geltung gelangte
Grundsatz ßt, dass durch Theiiung der Arbeit die Kräfte und
besonderen Anlagen des Einzelnen am ergiebigsten ausgenutzt
werden, so dürfte doch hier die Grenze erreicht sein, wenn
nicht die Vorteile dieser Theiiung durch den Nachtheil der
erschwerten Zentralisation in Frage gestellt werden sollen.
Dank der auch im Wasserbau entfalteten Thätigkeit ßt
die Rhein-Korrektion in der Haupt-Idee vollendet ; die wilden,
stark anschwellenden, dem Schwarzwald entspringenden Neben-
flüsse des Rheins sind meist kanafourt und durch Deiche
durch die großartigen Bahn- und Hafen- Anlagen in Mann-
heim — die im letzten Jahrzehnt 21 Millionen Mark Aufwand
erforderten — ist Mannheim nächst Ruhrort der bedeutendste
Rheinhafen geworden. Es hatte 1874 Ruhrort bei circa
320 000 Hafenfläche 26 Millionen Ztr. Umsatz, Mann-
heim bei circa 240 000 Hafenfläche 8 Millionen Ztr.
dann erst folgte Köln mit 4 500 000,
3 000 000 Ztrn. —
Was die Landeskultur anbelangt, so
der fünfziger Jahre Gesetzgebung und V<
einer rationelleren Bewirtschaftung. Im Interesse der land-
wirtschaftlichen Kultur kann die Feldbereinigung in einer
Gemarkung selbst gegen den Willen Einzelner durchgeführt
werden, wenn mindestens */j der Besitzer der betreffenden
Grundstücke sich für das Unternehmen erklären. Auch
förderte ein 1851 erlassenes Gesetz die Bildung von Genossen-
schaften behuß Urbarmachung Adliegender oder versumpfter
Gelände oder behufs Be- and Entwässerungs- Anlagen (neu
geregelt durch das oben erwähnte 1876 er Gesetz). Der
weiteren übermäßigen Zerstückelung des Geländes suchte ein
1854 erlassenes Gesetz dadurch vorzubeugen, dass es für die
einzelnen Kulturarten das zur gehörigen Bewirtschaftung
erforderliche Mindestmaaß festsetzte und eine Theiiung unter
dieses Maaß — bei Wald und Weide 10 Morgen, bei Acker
und Wiese 7, Morgen — verbot. Diese Gesetze übten auf
die Hebung der Landwirtbschaft einen unschätzbaren Rinfluss
und wurden von besonderem Erfolge gekrönt, seit zur tech-
nischen Vorbereitung, Leitung und Beaufsichtigung der Kultur-
Unternehmungen im Jahre 1868 den Wasser- und Straßen-
bau-Inspektionen besondere „Kultur -Ingenieure" beigegeben
wurden, die jedoch 1874 direkt einer unmittelbar unter dem
Handeß- Ministerium stehenden „Landes -Kultur -Inspektion"
unterstellt wurden. Den 6 Bezirks -Kultur -Ingenieuren des
Landes steht das nötige Gehilfen - Personal — Kultur -Ober-
Aufseher, Kultur -Aufseher, Kultur -Gehilfen u. 8. w. — zur
Seite. Zur besseren Förderung der Feldbereinigung ging
1861» die Oberleitung derselben an eine zu diesem Zwecke
ernannte Minßterial- Kommission über. Von 1870—1875
wurden in 142 Gemarkungen Feldhereinigungen vorgenommen,
die sich auf ein Areal von 19 000 114 erstreckten. —
Was den Eisenbahnbau betrifft, so wurde dieser
1838 dem Ministerium des Innern, der Betrieb der Eisen-
bahnen dagegen dem Ministerium des Großh. Hauses and
der auswärtigen Angelegenheiten übertragen, dem dann seit
1853 auch die Bahnbauten unterstellt wurden. Im J. 1860
ging das gesammte Eisenbahnwesen an das Ressort des neu
gebildeten Handels -Ministeriums über. Die technische Ober-
leitung wurde von 1838—1840 durch eine Eisenbahnbau-
Koimiißaion, von 1840-1872 durch die Ober -Direktion des
Wasser- und Straßenbaues geführt. Im Mai 1872 wurde zur
Leitung und Beaufsichtigung des Eisenbahnbaoes die „General-
Direktion der Großh. Eisenbahnen" gebildet, der unmittelbar
darauf auch der bß dahin von einer Direktion der Großh.
Verkehrs- Anstalten geleitete Eisenbahnbetrieb übertragen wurde,
tre jetzige Organisation erhielt die General - Direktion durch
die Verordnungen von 1871 und 1876. Dieselbe besteht
demnach aus 3 Abheilungen: der Betriebs-, der technischen
und der Rechnungs-Abtheilung. Ihr unmittelbar unter
sind u. a. ein lu luv hau technisches, ein maschin
ein hoeb bau technisches und ein Zeichen-Büreau. —
Bß zum Jahre 1853 leiteten die Wasser- und Straßen-
bau-Inspektionen regelmäßig auch die Ausführung der Eisen-
bahnbauten, bß vom Jahre 1853 an allmählich dem Bedürfniss
entsprechend für Eßenbahnbau besondere Eisenbahnbau-
Inspektionen errichtet wurden, an deren Spitze ein Bezirks-
Ingenieur — bezw. ein Balm - Architekt für den Hochbau —
steht Beigegeben sind denselben nach Erfordernßs Ingenieure
I. und U. Klasse oder Ingenieur-Praktikanten und Gehilfen.
Für die techiüsche Aufsicht der im Betrieb befindlichen
Bahnen wird das \mA für das Bau-Ingenieurwesen in 8 Bezirke
mit je einem Bezirks -Ingenieur aß Vorstand, Hochbau-
Assßtentcu, technischen Assßtenten u. s. w. aß Beistand, für
das Maschinenbauwesen dagegen nur in 4 Bezirke geteilt,
an deren Spitze der Maschinen -Ingenieur mit dem Hilfs-
personal steht
Das badisc.be Eisenbahnnetz gehört zu den dichtesten
Europas. Die mit 52 Millionen Mark Aufwand durch Gerwig
erbaute Schwarzwaldbahn, die die Wasserscheide in einer
Höhe von 885 ■ ü. M. mit einer Maximal-Steigung von 1 : 54
ohne künstliche Adhäsion nur durch Entwickelung der Linie
in Schleifen und Kehrtunneß erreicht, gehört zu den merk-
würdigsten Gebirgsbahnen. Im allgemeinen ßt der von An-
fang an aufgestellte Grundsatz beibehalten, dass der Bau und
len Staat zu besorgen sei.
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N». 36.
Nur für etliche
von lokaler Bedeutung wurde
; es erfolgt jedoch der Betrieb
und zwar auf
der
Der General -Direktion untersteht noch die 1863 im
Interesse des allgemeinen Verkehrs in Staateverwaltung über-
nommene Bodensee -Dampfschiffahrt —
Um das Bild der Organisation des badischen Staats-
Bauwesens zu vervollständigen, sei in Betreff des Hochbau-
wesens nur erwähnt, dass dasselbe — soweit es nicht in
den Bereich des Eisenbahnwesens fallt — dem Finanz-
Ministerium unterstellt ist und von einer aus 1 Vorstand und
2 Rathen bestehenden „ Bau-Direktion" geleitet wird. Dieser
sind zur Ausführung und Leitung der Bauten im Lande unter-
14 BBezirks-Bau-Inspektionentt, denen Bezirks-Bau-
voretehen. Aufser beim Hochbaunesen des Staates haben
diese Behörden noch mit zu wirken bei den technischen Auf-
gaben der Bau-Polizei, ferner beim Bauwesen der Gemeinden
und der unter Staatsaufsicht stehenden Körperschaften und
Stiftungen — letzteres auf Verlangen der zustandigen Ver-
waltungsbehörden. —
Nach dem Regulativ von 1876 betragt das Dienst-
einkommen ohne Wohnungsgeld-Zuschuss für die 2. Beamten
der Wasser- und Strafsenbau - Inspektionen, sowie für die
Kultur-Ingenieure als Maximum 4 000 H.
Für die Vorstande der Wasser- und Strafsen-
bau-Inspektionen, für die Bezirks-Bau-Inspektoren,
für den Landes-Kultur-Inspektor desgl 4 500 „
Für die Mitglieder der verschiedenen Direktionen
5 200 „
ic Vorstande der Direktionen als Fixum 6 800 „
Es bliebe nun noch übrig, die wissenschaftliche
Ausbildung der Ingenieure in Baden zu besprechen. Es
war auch hier Tulla, der sich zuerst die Heranziehung eines
wissenschaftlich gebildeten Ingenicurkorps angelegen sein liefs
und im Jahre 1807 die erste Ingenieur -Schule in Baden ins
Leben rief, an der anfangs nur ein Lehrer der Mathematik
(Ladomus) wirkte, der aufser niederer Mathematik auch
Differential- und Integral-Rechnung vortrug. Erst 1818 wurde
noch ein zweiter Lehrer für angewandte Mathematik an-
gestellt. Eigentliche Fachkenntnisse konnten jedoch nicht
auf dieser Schule, sondern nur auf den polytechnischen Schulen
in Wien oder Paris erworben werden. Erst im Jahre 1832
wurde die 1825 mit der neu gegründeten polytechnischen
Schule vereinigte Ingeuieur-Schule zu einer Fachschule erweitert
Nach den jetzt giltigen Bestimmungen ist die Aufnahme
in die Ingenieur -Schule, deren Kurs 2 7, jahrig ist, bedingt
durch die Nachweisung der Kenntnisse, die in den beiden
Kursen der mathematischen Schule des Polytechnikums er-
worben werden. Das Stndium des Ingenieurfachs in Baden
erfordert also 47» Jahre (in Preußen und Hessen 4 Jahre,
in Bayern 4 — 5 Jahre). Wer in Baden zum Staatsdienst im
Ingeni'eurfach gelangen will, muss ein Real -Gymnasium voll-
standig (8 Jahreskurse) oder ein Gymnasium bis zur Unter-
Prima (einschlielslich des 7. Jahreskursus) absolvirt haben.
Die Gymnasiasten haben dalier den Vorzug. Bayern empfiehlt
im Gegensatze zu Baden den Gymnasial - Abiturienten 1 Jahr
Studium mehr als den Absolventen der Real - Gymnasien und
Ober -Realschulen, und Prenfsen stellt Gymnasial- und Real-
schul- (1. 0.) Abiturienten gleich. Hoffentlich werden solche
Unterschiede bald verschwinden und alle
Staaten für ihre Beamten das gleiche Maafs der Vorbildung
beanspruchen. *)
Wahrend bis 1874 die badischen Ingenieur -Kandidaten
in einer einzigen Staatsprüfung nicht nur den Besitz der
| Kenntnisse in den Fachdisziplinen, sondern auch in den
mathematischen und den Natur -Wissenschaften nachzuweisen
> hatten, hat seit 1874 der baJJsche Ingenieur - Kandidat vor
der Staatsprüfung eine mathematisch - naturwissenschaftliche
Prüfung in den Fertigkeiten, die in dem 2jährigen Kurs der
I mathematischen Schule des Polytechnikums erworben werden,
abzulegen, und zwar bei einer aus I^ehrcrn des Polytechnikums
von der Direktion des letzteren gebildeten Prüfungs- Kommis-
sion, zu der von der Oberdirektion des Wasser- und Strafsen-
baues und der Generaldirektion der Eisenbahnen noch je ein
Rath abgeordnet wird. Der Staatsprüfung braucht eine prak-
tische Thatigkeit, wie in Prenfsen (2 Jahre) und Württemberg
(3 Jahre), nicht vorher zu gehen. Die Staatsprüfung wird vor
einer vom Handels- Ministerium ans Lehrern des Polytechni-
kums und Mitgliedern vor erwähnter Ober- und Generaldirektion
gebildeten Kommission abgelegt und besteht aus einer Vor-,
einer schriftlichen sowie einer mündlichen Prüfung. In der Vor-
prüfung hat der Kandidat eine gröfscre Aufgabe zu bearbeiten
und zwar nicht — wio in Preufscn — in einer freiwillig be-
messenen, sondern in einer gegebenen Frist Die schriftliche
und mündliche Prüfung umtasst höchstens 14 Tage. Der
Natar der Ingenieur- Wissenschaften entsprechend, dienen vor-
nehmlich die Vor- und die schriftliche Prüfung dazu, die
Tiefe, den Umfang und die Gediegenheit der Kenntnisse des
Kandidaten an den Tag zu legen. Die mündliche Prüfung
Js Ergänzung der vorher gegangenen und soll sich
darauf beziehen, ob der Kandidat die in den vor-
her gehenden Prüfungen gestellten Aufgaben durchdrungen
hat, sowie ob er im Stande ist gemachte Fehler zu verbessern
und unklare Punkte aufzuklären. Nach bestandener Prüfung
werden die Kandidaten zunächst von der Oberdirektion des
Wasser- und Strafsenbaues als Ingenieur -Praktikanten ange-
stellt Bei der Avancirung erfolgt die Anstellung weiter vom
Handels-Ministerium und endlich durch Patent des Grofsherzogs.
Der Kurs der Bauschule des Polytechnikums zur Aus-
bildung der Architekten für den Staatsdienst umfasst
4 Jahre und es wird für die Aufnahme Nachweisung der
Kenntnisse, die in dem ersten Kurs der mathematischen
Schule erworben werden, verlangt Die Absolvirung des
Gymnasiums ist nur bis zur Obersekunda (einschl.) erforderlich.
Dieses sowohl wie auch die gegenüber den Ingenieur- Kandi-
daten geringeren Studien der angewandten Mathematik dürften
wohl nicht als naebahmungswerth zu bezeichnen sein. Die
Prüfungen bestehen in einer Vorprüfung (Mathematik, Natur-
wissenschaften, graphische Aufgaben) und in einer Fachprüfung,
vor deren Ablegung der Kandidat sich praktisch eingeübt
sowie womöglich Kunstreisen unternommen Itaben muss. —
Diese Notizen mögen genügen, um zu beweisen, in wie
hohem Grade das Bau-Ingenieurwesen in Baden entwickelt ist
Seine mit dem Bedttrfniss stets in Uebereinstimmung geblie-
bene Organisation dürfte als ebenso mostergiltij
sein, wie seine Leistungen und Erfolge dem Lande ;
Ehre gereichen. r.
*) hVhafoia Vrroahman v.t:tt w<~den noch im Laufe tliw* Jahrva die Pr&fanfp-
Vondirifteo für die dem badiartrn Staaladkenrti' »irh wMtarmlrn Ingealrure and
Architekten •im Jahr* 1RI4 Im». IM» Li dar WM« abändert »erden, daaa Mab
BbitttM in deaKiaaudlnut dir lallitamli*». AtoolTiruna: in Uamnatiui
rerUnat wird. All« dHmkfM. denen die Heliwn« tn Mandl» der ,
Ineenleor» am Ilm« Nagt, werden diaae Aenderur*. dorrt welche
" Uten, wlt Prr«tk-n, Hwwn-r>ariiut»dt n. «. w-,
Das neue Hoftheater zu Dresden.
Ueber das Innere des Hauses, dessen dekorative
Durchbildung in «lern ersten Entwürfe selbstverständlich nur
skizzenhaft angedeutet war, konnte unser früherer Bericht
nur wenige kurze Bemerkungen bringen. Auch diesmal beab-
sichtigen wir auf eine detaillirte Beschreibung sämmtlieher
Einzelräume und ihrer Ausstattung nicht einzugehen, da diese
Seite der Ausführung, so viele künstlerische Schönheiten sie
auch darbietet, doch keineswegs an die Originalität der Ge-
staltung des Aeussereu hinan nicht und diesem an Werth
nicht völlig gleich gestellt werden kann. Wir beschränken
uns demnach darauf, in flüchtigen Strichen die Ausbildung
der llaujiträume zu charaktcrisiren und von dem Eindrucke, den
sie auf uns hervorgebracht haben, Rechenschaft abzulegen. —
Im allgemeinen sei voraus geschickt, dass in der Aus-
stattung des Inneren einzelne Spuren darauf hin zu deuten
scheinen, dass die Architekten durch Sparsatnkeits-Kücksiehtcn
zu einem theilweisen Verzicht auf ihre ursprünglichen In-
tentionen genöthigt worden sind. Wir meinen hiermit nicht
blos die hier und da auffallige Verwendung von imitirenden
Surrogat-Materialien — eichenholzartig bemaltem Stuck, Stuck-
marmor etc. — an Stellen, wo schon die leichte Gefährdung
des Surrogats echtes Material zu verlangen schien, sondern
wir leiten hieraus auch die sonst unerklärliche Thatsache ah,
ihre dürftige Belwndlung gegen
Ein Uebennaafs dekorativen
Reifbthums ist mit Recht an keiner Stelle entfaltet, sondern
es ist der Effekt vor allem in der Abmessung und in
der Gestaltung der Räume selbst erstrebt worden. Ebenso
tritt der plastische Schmuck und die ornamentale Skulptur
überall zurück gegen den in Fülle heran gezogenen Büdcr-
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180
4. Mai 1878
schmuck, das gemalte farbige Ornament und die farbige
Wandfläche. —
Als das Gelungenste ist uns die Ausbildung der beiden
oberen Seiten- Vestibüle erschienen, in welchen die zur Höhe
des ersten Ranges empor führenden Doppeltrepjten münden.
Durch eine umhegte Oeffnung im Fusslwden mit den unteren
Vestibülen verhundeu, mit dem Foyer und den Balkons, dem
1. u. 2. Hange zusammen hängend, gestatten diese Kauine,
denen das auf den verschiedenen Treppen verkehrende Pu-
blikum eine sehr wirksame Staffage liefert, nach allen Seiten
hin reizvolle Durchblicke. Architektur und Dekoration sind
nicht allein im Maafstab und Detail geglückt, sondern ent-
sprechen auch trefflich dem Charakter der Räume. Die far-
bige Wirkung ist hier die vollste und kräftigste, aber trotzdem
die harmonischste des ganzen Hauses. Prächtige Renaissance-
Säulen jonischer Ordnung, mit dunkelgrünen Schäften, ver-
goldeten Basen und Kapitellen, stützen die Deckengewölbe,
die mit ornamentaler Malerei genuesischen Stils auf hellem
Grunde dekorirt sind, während in der Mitte je ein gröfscres
Gemälde — die Apotheose antiker und moderner Dramen-
helden — sich befindet. Die Gewölbe-Schilder sind mit land-
schaftlichen Malereien — stimmungsvollen Schauplätzen antiker
und moderner Dramen — geschmückt ; farbiger Stuckmannor
bekleidet die Wandfelder, sowie die Wangenmauern der mit
Serpentin-Ballustraden versehenen Treppen.
Noch reicher ist die Detail-Ausbildung des olwrcn Foyers,
wo Relief und Vergoldung die Wirkung der Farbe unter-
stützen, doch kann die Zierlichkeit seiner Architektur, in der
mit Glück der Findruck des Salons fest gehalten ist, und die
Feinheit der Farbenstimmuug mit dem Effekt jener Treppen-
haus-Vestibüle mcht ganz sich messen. Von hervorragendem
Wcrthe — unzweifelhaft wohl die stilvollsten Leistungen der
Malerei in dem neuen Gebäude — siml die Deckengemälde
(Szenen ans der Götterwelt der Antike, besonders aus dem
Leben des Dionysos), mit denen Prof. Grofsc diesen Raum
geschmückt hat — Ziemlich einfach dagegen — hello Wände
und Decken mit spursamem Bilderschmuck über eichenholz-
artigem Panncel — ist das untere Foyer und in völliger
Schlichtheit sind die beiden unteren Vestibüle gehalten, denen
freilich in dem anziehenden Durchblick nach den Decken-
bildern der obereu Räume hierfür genügender Ersatz gegeben
worden ist. —
Es erübrigen noch einige Worte über das Auditorium,
bekanntlich denjenigen Thcil des Hauses, der noch am meisten
an das frühere Werk Scmper's erinnert. Die allgemeine Dis-
position desselben ist bereits bei Darstellung der Grundriss-
Anordnung berührt worden. Die 4 unteren Ränge des Hauses,
von denen der erste durch feine Eiscnsäulen gestützt wird,
treten — bei einer Höhe von etwa 3 ■ — je 75 hinter
einander zurück, während der 5. Rang erst hinter der Rück-
wand des 4. empor steigt und mit einer Pfeilerstellung nach
dem Hause sich öffnet Der 4. Rang ist als offener Balkon
gestaltet; die 3 unteren Ränge sind durch leichte, schön ge-
schwungene Zwischenwände in Logen getheilt Der vordere
Absdüuss der letzteren, der im alten Hause bekanntlich eine
muschelförmige Halbknppel zeigte, i&t gegenwärtig durch eine
in 2 Vicrtelkuppcln endigende halbe Tonnenwölbung bewirkt ;
die Brüstungen haben das bekannte geschwungene Profil er-
halten, das sich akustisch am meisten bewährt hat Neben
dem Proszenium sind, im Zusammenhange mit der Architektur
des letzteren und etwa in Breite von 2 anderen Logen, die
Proszenium-Logen angeordnet — je eine Säulenstellung mit
Gebälk in der Höhe des 1. und 2. bezw. 3. und 4. Ranges,
darüber im 5. Rang ein von Karyatiden tiankirter Balkon.
Das Proszenium selbst, welches im alten Hause von 2 mäch-
tigen Säulen eingerahmt wurde, ist — entsprechend jenen
beiden unteren Logengruppen — zweigeschossig mit 2 Säulen-
stellungen ausgebildet und schliefst in der Höhe des ü. Ranges
mit einer geraden Decke. Gegenüber der Bühne tritt aus
dem 1. Range the königliche Hauptloge hervor, deren Aufbau
bis zum 3. Range reicht. In der Decke des Auditoriums
entspricht den Proszeniumslogen ein selbständig behandelter
gerader Streifen, während der übrige Raum durch eine Kreis-
fläche mit 2 Zwickeln ausgefüllt wird. In der Mitte des
Kreises — in einer Höhe, welche von der Schlinic aus dem
5. Rang nach der Hinterbühne nicht mehr berührt wird —
ist der grofce Kronleuchter angeordnet, durch welchen das
Haus beleuchtet wird.
Ueber die dekorative Ausstattung und den Schmuck des
Auditoriums ist zu bemerken, dass die Brüstungen des 1. Ranges
mit den Reliefportraite von berühmten Künstlern der Dresdener
Bühne, diejenigen der 3 oberen mit ornamentalen Skulpturen
(Amoretten und Fruchtschnüren) geschmückt sind. Zwischen
den Säulenstellungen des Proszeniums stehen in Nischen die
Figuren der Tyche und Nemesis, des Eros und der Psyche ; der
Raum über dem Architrav des Proszeniums enthält eine von
Putten mit Fruchtgehängen eingefasste Uhr. Das in 8 Sektoren
zerlegte Rundfeld der Decke, sowie der Fries ülwr dem
Proszenium ist mit farbigen Gemälden von Marshall ge-
sclunückt — dort die Musen Deutschlands, Englands, Frankreichs
und Griechenlands sowie die DoppclmedaiUons der gröfsten
dramatischen Dichter, hier eine Personifikation der poetischen
Gerechtigkeit in Verbindung mit dramatischen Figuren dar-
stellend. Den Hauptvorhang, dessen ornamentale Umrahmung
die Medaillon -Bildnisse berühmter Dichter und Komponisten
enthält, schmückt das im Wege der Konkurrenz erlangte
allegorische Bild von F. Keller in Karlsruhe — die Phantasie,
Dichtkunst und Musik mit ihrem Gefolge. — Die Gesammt-
Farbenstimmung des Saales zeigt- als Grundion ein lichtes
Weissgrün, von dem die Ornamente und Skulpturen weiss
auf lichtrosa Grund sich abheben. Zu diesem Tone tritt das
tiefe Roth der BrOstungspolster, der Behänge und Draperien
der Hoflogen in einen wirkungsvollen Gegensau; Vergoldung
ist nur sparsam angewendet —
Der Gesammteindruck des Raumes hat, wie wir offen
bekennen müssen, nicht ganz unseren, vielleicht zu hoch ge-
spannten Erwartungen entsprochen. Recht gut getroffen ist
jene, in diesem Falle wohl doppelt schwierig zu ziehende
Grenze dekorativer Ausstattung, bei welcher der Würde de»
Hauses noch Genüge geschieht, ohne dass der Prunk des
Zuschauerraums die Wirkung des szenischen Bildes be-
einträchtigt. Der absolute Maafstab des Details ist ein sehr
glücklicher, die Farbenstimmung — zum wenigsten bei voller
Beleuchtung — eine aufserordentüch schöne. Aber die Durch-
bildung des Details lässt an manchen Stellen gar viel zu
wünschen übrig und zeigt Gegensätze, die eine rückhaltlose
Befriedigung nicht aufkommen lassen. —
Bedenket i erregt zunächst die Gestaltung des Proszeniums.
Die zweigeschossige Architektur desselben mag zwar theoretisch
den Vorzug vor dem ans dem Maafstabe heraus fallenden
Säulenrahmen des alten Hauses verdienen, wirkt aber that-
sächlieh nicht viel organischer als dieser, ohne im entferntesten
die Macht desselben zu erreichen; denn die Verknüpfung
dieser Architektur des Proszeniums und der Proszeniums-
Logcn mit derjenigen des Auditoriums, die auf der geometrischen
Zeichnung sich vielleicht ausreichend geltend machen wird,
genügt für die perspektivische Ansicht eben so wenig, wie die
analoge Einfügung der königlichen Mittellogo in die Ränge
glücklich genannt werden kann. Welche Gründe es veranlasst
haben, die Decke des Proszeniums nicht, wie üblich, abzu-
schrägen, sondern gerade anzuordnen und um die Höhe eines
Ranges tiefer als die des Zuschauerraumes zu legen, ist uns
um so unerfindlicher, als diese Anordnung nicht nur unschön,
sondern auch gewiss nich akustisch vortheilbaft ist.*) In der
ihm gegebenen, seltsamen Dekoration wirkt der breite Wand-
streifen über der Proszenium - Oeffnung geradezu störend. —
Noch weniger hat uns die Decke des Zuschauerraums gefallen,
ohne dass wir jedoch geneigt wären, die Mängel derselben
allein der Ausführung der Malereien, die allerdings tief unter
denen des alten Baues stehen, zur Last zu legen. Für die
Ansicht aus den oberen Rängen, in denen man die Stützen-
Stellung des V. Ranges erblicken kann, mag diese eine gewisse
Verbindung zwischen Decke und Wand vermitteln; für die
Ansicht vom Panmet aus entbehrt der schwere Rahmen,
welcher das runde Deckenfeld umgiebt, einer solchen Ver-
mittelung in fühlbarster Weise. Es erweckt diese ganze obere
Partie des Raumes über dem 4. Rang fast den Eindruck,
als habe hier plötzlich eine andere, weniger befähigte Kraft
die Detaillirung übernommen. — Dagegen bat der von
Riedinger in Augsburg ausgeführte Kronleuchter mit Recht ein-
stimmigen Beifall sich errungen.
Dass der letztere dem von F. Keller gemalten Haupt-
Vorbange versagt wird, darf bei dem Enthusiasmus, den die
Skizze desselben erregt hatte. Wunder nehmen; wenigstens
klingt es seltsam, wenn auch Kunstverständige über die kalten,
schweren Farben desselben sich beklagen und dem lichten,
freskoartig wirkenden Bilde Hühners aus dem alten Hause den
Vorzug geben. So wenig wir — bei aller Anerkennung der for-
malen Schönheit — für den zopfig -allegorischen Inhalt des
•) W«no im« <Ua in X*. «9 Jhrg. 7« o. BL <Un;»t»m», •»» akowUeh«, Kr
»»irengen .bgeMM, Vnmunium Bildung de. Dariond Boordaiiaeb« Entwurf* Ar
ein VotkK>F*n>kau> l> Paria naii dertaalgMI d~ Soaar« »che« B*iim tergleirhi, ao kaan
man airfa des Gadanker* nirbt erwehren, daa die für das pesTrorbene Wort nur schwer
eil tivherrwlMod« AhiMIlk da* le latevwn wohl pwJistiffe* weh geslajtet Bitte, fall» )enen
Erwägungen euch hier etwa» RehiigBf jetrsge» worden wart.
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Xo. 36.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
181
Keller'schen Bildes uns erwärmen können, m> sehr haben wir
den feinen Takt des Meisters bewundert, der auf die Ent-
faltung einer ihm wohl vor allen geläufigen aber an jene
Stelle niebt gehörigen Farbenpracht Verzicht geleistet und in
seinem Wliange offenbar die tiefe, ruhige Wirkung eines
Gobelin -Hildes angestrebt hat. Dies ist ihm in vorzug-
licher Weise gelungen und es Ist hierdurch eine künstlerische
Harmonie zwischen der Wirkung des Bildes und derjenigen des
Hauses erzielt worden, wie sie sonst nur in solchen Theatern be-
steht, deren Vorhang ausschliefslich dekorative, nicht figürliche
Malerei enthalt. — Gern wollen wir indessen glauben, dass ein
gewisser Theil des Publikums befriedigter gewesen wäre, wenn
auch von der geschlossenen Szene her ein in Farbenglut
gesättigtes Bild ihm entgegen gestrahlt hätte. Es ist der-
selbe, der an den Seitenwinden und Giebelfeldern des Buhnen-
liauaes im Acusscrcn eine passende Stelle für reichen Skulp-
turenschmuck erblickte.
Leider entbehren wir der genugenden Information, um
unserer Besprechung hinsichtlich der künstlerischen Seite des
Baues eine ähnliche Mittheilung bezüglich der nicht minder
hinzufügen zu können. Es sei dalier nur in Kürze bemerkt,
das« in erster Linie auf möglichste Feuersicherbeit des
Hauses überall Bedacht genommen worden ist. Die Decken
sind — zum Theil zwischen eisernen Trägern — gewölbt,
die Dachstühle durchweg in Eisen hergestellt; Huhne uud
Zuschauerraum können durch eine bewegliche Wand aus ge-
welltem Eisenblech von einander isolirt werden. Die Heizung
des Hauses, von Helling entworfen und ausgeführt, erfolgt
in den Bühnenräumen, den Garderoben und den königlichen
Logen durch Dampf, in allen (ihrigen Räumen durch erwärmte
Luft und hat — soweit bis jetzt Erfahrungen gesammelt
werden konnten — sich bewährt; nur Ober die unvollkommene
Ausnutzung des Brennmaterials, die Veranlassung gewesen ist,
dass man auf den Theaterbau den in Dresden sehr geläufigen
Namen des „grofsen Rauchhauses" Obertragen hat, wird Klage
geführt. Die Ventilation erfolgt mittels Fulsion und Aspiration
durch die Kronleuchter-Rosette ; zur Verstärkung der letzteren
sind auf dem Kronleuchter -Boden einige durch Dampf be-
triebene Exhaustoren angeordnet, während sämmtliche Heiz-
rohren in einen über dem Dach des Auditoriums errichteten
Auf hau mit Jalousie-Oeffnungen münden. Gas- und Wasser-
versörgungs- Anlagen, von Gebr. Barne witz in Dresden aus-
geführt, sind in grofser Vollständigkeit vorhanden. Ersten?
können, wie die Heizvorrichtungen, von einer Zentralstelle aus
auf elektrischem Wege Oberwacht und beliebig geregelt
werden; eine andere elektrisch« I^itung, gleich den Obrigen
vom Beleuchtung* - Inspektor Bähr konsüuirt, vorbindet das
Dirigentenpult mit der Hinterbohne, den Räumen seitlich der
Kulissen und der Orgel und macht dort mittels dreier Pendel
den vorgeschriebenen Takt sichtbar. Dass die maschinellen
Einrichtungen des Bühnenhauses, welche nach Angabe des
Theater-Maschinenmeisters Witte ausgeführt worden sind,
den weit gehendsten Anforderungen des modernen Theater-
wesens entsprechen, bedarf kaum einer Versicherung. —
Hoffentlich wird der gesammte Bau in einer Monographie zur
ausführlichen Veröffentlichung gebracht und dabei auch den
hier berührien Anlagen gebührende Berücksichtigung zu Theil
Die Zahl der im neuen Hause vorhandenen Sitzplätze
wird zu 1712 (excl des Orchesters), die der Stehplätze zu
etwa 300 angegeben. Die Grundfläche des Baues beträgt
5200 Q-, der räumliche Inhalt desselben 134 600 kb- — Die
Baukosten waren ursprünglich auf 2349840 M. (783200 Thlr.)
veranschlagt worden, von denen 360 000 M. durch die Ver-
sicherang des alten Theaters gedeckt waren, 1 560 000 M.
vom Staate und der Rest seitens der Zivilliste übernommen
wurden. 1873 bewilligte der sächsische Landtag, nicht ohne
Widerstreben, eine erste Nachforderung von 1 125 000 M. und
1876 eine zweite Nachforderung von 712 000 M. Auch diese
letzte Summe soll noch nicht genügt haben, die Kosten des
Baues zu decken ; es sind an das Land jedoch keine weiteren
Ansprüche gestellt worden, sondern es hat die Zivilliste den
ganzen Restbetrag übernommen. Wie hoch derselbe sich be-
lauft, ist bis jetzt noch nicht fest gestellt, bezw. nicht bekannt
geworden und es kann daher ein abschliefsendes Unheil über
die gröfsere oder geringere Kostspieligkeit des Baues nicht
gefällt werden. Wenn man bedenkt, dass die Fundirung des-
selben auf eine Tiefe von 8 => geführt werden musste und dass
die Ausführung des Rohbaues in die Zeit der maafslosesten
Steigerung aller Materialienpreise und Löhne fällt, so wird
man es sehr begreiflich finden, dass die bis jetzt bekannt
gewordene Summe von rot. 4 187 000 M., d. i. rot. 808 M.
pro rj", nicht ausreichen konnte; sollen doch die Kosten der
neuen Pariser Oper 2520 M., die des Wiener Opernhauses
1278 M., die des neuen Frankfurter Theaters (bis jetzt V)
1075 M pro □« betragen. — Zu bedauern bleibt es frei-
lich in diesem wie in jedem ähnlichen Falle, dass man — sei
es in wirklicher Selbsttäuschung, sei es aus „ diplomatischen
Gründen" — die Wahrheit so lange verschleiert und das
Publikum in seinem Glauben über den Werth baulicher Kosten-
anschläge und die Zuverlässigkeit der Architekten aufs neue
bestärkt hat —
Die Namen aller einzelnen Kräfte, die bei dem Baue
betheiligt waren, anzuführen, dürfte an dieser Stelle nicht
erforderlich sein ; wir ergänzen die bezüglichen, im Laufe unserer
Beschreibung gegebenen Mittheilungen nur, indem wir an-
führen, dass sämmtliche dekorativen Bildhauer- Arbeiten von
G. Seinper's Sohne Emanuel Semper, sämmtliche deko-
rativen Malereien des Inneren vou dem Maler Schaberschul
in Dresden ausgeführt worden sind. Die eigentliche obere
Bauleitung hat bekanntlich in den Händen von Gottfried S.
ältestem Sohne, Architekt Manfred Semper, gelegen,
dem für die praktische und finanzielle Seite der. Ausführungen
der kgl. Oberlandbaumeister Häncl zur Seite gestellt war,
während ülier die künstlerische Seite derselben allein Gott-
fried Semper zu entscheiden hatte und daher auch allein
für diese verantwortlich ist Wie weit seine Verantwortung
sich in Wirklichkeit erstreckt, bezw. welcher selbständige
Antheil an der Durchbildung des Werkes dem jüngeren, aus-
führenden Architekten zufällt, ist eine Frage, die wir weder
beantworten können noch wollen. Wer die Schwierigkeiten,
mit welcher die Stellung des letzteren umgeben war, auch
nur oterflächlirh sich klar macht, wird jedenfalls geneigt Bein,
sein Verdienst mit hohem l^obe zu würdigen und ein nicht
geringes Maafs des Ruhmes für die glückliche Vollendung des
Werkes auf ihn zu übertragen — die Mängel des Baues
hingegen aus jenen Schwierigkeiten erklären und entschuldigen.
Dass diese Mängel im Vergleich mit den Vorzügen des
Baues nur geringfügig sind, haben wir im Einzelnen seliou
ausgeführt, müssen es jedoch wiederholen , wenn wir das
Werk nochmals als Ganzes in 's Auge fassen. Als ein bedeut-
samer Schritt auf neuer Bahn stellt es sich dar und selten
glückt es ja denen, welche die Bahn gebrochen, auf ihr
bereits zum Gipfel der Vollendung vor zu dringen. — Dass
(ler Organismus des modernen Theaters bisher noch nirgends
in gleicher Klarheit und Schönheit verkön*rt worden ist,
wie in diesem Werke Gottfried Sempers, steht ausser Frage
und diese Tliat allein würde genügen, dem Meister einen
Platz unter den ersten Architekten unseres Zeitalters zu
sichern, wenn er denselben nicht schon längst durch die
Arbeit seines Lebens sich errungen hätte. — F. —
Schwimmender Krahn im Hafen von New-York.
Nach einem Vortrage von Hrn. Böttcher (Königsberg) im
Ostpreu bischen Archit- u Ingen. - Verein bringen wir heute die
folgende Mittheilimg:
Im New- Yorker Hafen sind früher die l'iers in Holzkonstruk-
tiou hergestellt worden. Da in den Hohlräumen dieser Brücken
sich groUe Mengen von Ungeziefer, vornehmlich Hatten, ansammel-
ten, ferner die Flusspiraten dort Schlupfwinkel fanden und endlich
wahrend der Kbbe der angesammelte Schlamm üble Gerüche ver-
breitete, so beschlog« man an Stelle der Holzwerke massive
l'iers zu erbauen.
Der 1 Iberingenieur Mac Clellan baute die Einfassungsmauern
dieser Piers aus großen Betonblöcken, deren zu unterst liegende
1900 — 2000 z Gewicht hatten. Aus dem vortrerHicheu amerikani-
schen Zement in den Steinbrüchen bei New-York zwischen Holz-
die Blocke schon nach 6 Tagen
Transport fertig. Zur Verbindung der Blocke unter einander wurden
in den Berührungsflächen 0,88"" tiefe Rinnen (durch Einlegen höl-
zerner Kerne) angebracht, die man nach dem Verlegen der Blöcke
mit Betou gefüllt hat; diese Nutheu dienten zugleich beim Ein-
schlingen der Blöcke in die Kette des Hebewerks. Der Udhe
nach bestehen die Mauern ans nur 3 Blockreihen, deren oberste
mit Granitplatten abgedeckt worden ist.
Zum rieben und zum Transport von den Steinbrüchen nach
der Baustelle im Hafen wurde ein schwimmender Krahn, nach
den beigefügten Skizzen konstruirt Daa aus Holz gezimmerte
Ponton dazu hat 25,6" Länge, 22,86"" Breite, 3,66 n Höhe und
ist in Abständen vnn je 3,0ö» durch Ikings- und Quergitter aus
Holz verstrebt Als beim Betriebe sich ergab, dass die Herstellung
des Gegengewichts bei Benutzung des Krahns sehr umständlich sei,
in die hinteren Abtheilungen des Pontons zu wasserdichten
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182
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
4. Mai 1878
Räumen eingerichtet, die mittels Syphons gefallt and entleert
«erden. Du Ponton hat ohne Krahn 0,62m, mit dem Krahn 1,14»
und mit 4 Stack Betonblöcken behütet 1,83 b Tauchungstiefe.
Der Krahn- Auf bau besteht' zunächst aus 12 hölzernen Streben
von 31 zu 31 m Stärke und lH,*!)"» Länge, welche in einen guss-
eisernen Kranz von 12,19™ Durchm. (Fig. 4) stehen und oben durch
ein gusseisernes Kopfstück zusammen gefasst werden. Die Mittcl-
säule dieses Gerüste» wird von einem Eisenzylinder aus 16»""
starkem Blech gebildet und hat einen Durchmesser von 1,05 ■,
dieselbe ruht mittels 28 Kugeln aus Hartguss von IM)»""» Durchm.
in einem gussetsernen Schuh und die Kugeln laufen in einem
Kreuzstück, welches seitlich mit den 12 Streben und aufserdem
durch 12 Bolzen von 'Mmm Starke mit dem oberen Kopfstück
des Gerüstes verbunden ist. Zur seitlichen Führung der Kr ahn- [
säule befindet sich in diesem Kopfstück ein weiteres System von
Kugeln, welche 100«» Durchm. haben.
In geringer Höbe Ober dem Kopfstück liegt ein grofses Mittel-
stück für den eisernen Ausleger des Krahns (Fig. »), dessen eines
Knde zweitheilig und dessen anderes eintheiüg ausgeführt ist.
Der eintheilige Ann dient als Gegengewicht, der
1% I.
80"» Durchm., die mit 4 Scheiben, welche an den Kugel- und Rollen-
gehäusen sitzen, durch ein 40 ">™ starkes Drahtseil verbunden
sind; dies Arrangement dient theils zur Balancirung, tbeils zur
Drehung. Es laufen hierzu unten in dem grofsen gusseisernen
Binge 4 unter sich verbundene Rahmen, die am oberen Ende
eine Kugel, am unteren Ende eine Rolle haben. Die beiden
äufsersten Rahmen sind in ein Drahtseil eingescblungen, welches
um den grofsen gusseisernen Ring herum geführt ist und in
dem Hohlräume des Gerüstes auf 2 Trommeln endet; dieses
Drahtseil wird durch 12 Rollen, die im Ringe angebracht sind,
geführt. Dieses Seil-Arrangement mit den Rahmen und Trommeln
dient zur Bewirkung der rotirenden Bewegung des Krahns,
welche bis zu Vit Umlauf ausgeführt werden kann. Für lieben
und Senken der Last ist eine andere grofse mit einer Reversir-
M aschine bediente Trommel vorhanden (Fig. 1). Das Aus- und
Einholen des Blockwagens zur Last wird durch 2 weitere Trom-
meln, die im Innern des Thurmes liegen, nebst zugehörigen
(Draht-) Seilen uud RoUenfuhrungeo bewirkt Der '
hat Pockhols-Schienen, die auf Metallscbienen gleiten
Die oben erwähnte Reverainna&chkie wirkt auf eine
K t 4.
Fi«. I.
Fi* 3
für den aus und ein gehenden Blockwagen (Katze) des Krahns.
Der Flaschenzug besteht aus 20 Scheiben von HO »■ Durchm.
und hat ein 2(>b>b starkes Seil aus Stahldrath. Der für den
Hlockwagen dienende Vorderarm wird durch Bänder unterstützt,
welche sich auf dem Helm in 2 Eisenschuhen vereinigen und dort
mit *i(in'm starken Bolzen befestigt sind. Der Hiuterarm des Aus-
legers wird von 2 Bändern von Iihi» Stärke und etwa 20=» Länge
getragen. Dieser Arm trägt am äufsersten Ende 4 Scheiben \on
gehende Welle, auf der die 4 gedachten Trommeln stecken, die
mittels Friktionsscheiben ein- und ausgekuppelt werden.
Der Thurm enthält in unterem Theile Maschinen- und Kessel-
raum, darüber die Wohnungen der Bedienungs-Mannschaft und über
diesen den Raum für die verschiedenen Steuerungs-Apparate,
welche im allgemeinen höchst einfach sind, so dass ein einziger
Arbeiter zur Bedienung derselben gelingt. Der Krahn ist 1872
in einem Werke New- Yorks gebaut und hat 126000 Dollar gekostet
Mittheilungen aus Vereinen.
Ostpreuffllaoher Ingenieur- und Architekten- Verein.
Monatsversamnilung am 4. April 187h. Anwesend lfi Mit-
und 1 Gast; Vorsitzender: Herzbruch.
Nach dem Referat über die Eingange wurde beschlossen, sich
gemäls der erhaltenen Aufforderung dem Verein zur Beförderung
des Gewei büeifses in Berlin anzuschließen. - - Als Mitglieder
werden aul genommen: Landesbauinsp. Kretschmar, Landesbaum.
Wienhold, Bauf. Scheerbarth, Ingen. Schondurf, Ingeu. Gerike,
sämmtlich in Königsberg.
Feistel (Königsberg) beschrieb, unter Vorlegung von Zeich-
nungen, die von Brandt beim Bau des Sonnenste in-'l nnnels kon-
struirte Gesteins -Bohrmaschine. — Der Bohrer derselben ist ein
hohler Kerubohrer aus Stahl von 80 nm Durchm., der am Umfang
Zahne hat Er macht nur 5—8 Umgänge in der Minute und
wird durch Wasserdruck von 75—80 Atm. betrieben. Er ist
mittels eines röhrenförmigen Verlängerungs-Gestänges an dem
Kopf einer hydraulischen Presse befestigt, dem sog. Vorschub-
Mechanismus.' Dieser trägt ein Paar schnell laufende Hydro-
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No. 36.
DEUTSCHE B
AUZEITUNG.
183
welche mittels Schnecke und Schneckenrad dem Hohr-
ein« von dem Vorschub unabhängige rotirende Bewegung
Architekten- und Ingenieur - Verein in Hannover.
Versammlung am 3. April. Vortrag des Hrn. Kaurath Hagen
„Ober den Gebrauch von Aufzugsmaschinen beim Betriebe von
Hochbauten.1' Redner kotistatirt zunächst die auffallende Er-
scheinung, das a bei der reichen Bauthätigkeit in Hannover so
wenig von Maschinen etc. zum Betriebe derselben Gebrauch ge-
macht werde. Abgesehen davon, dass es Pflicht jedes rationellen
Technikers sei, dem Missbrauch menschlicher Kräfte durch Ein-
führung bewahrter mechanischer Vorrichtungen vorzulegen, ge-
biete die bevorstehende Ausdehnung des Haftpflicht -Gesetzes auf
das Baugewerbe, für möglichste Sicherung und Erleichterung des
Handarbeiters bei Bauten Sorge zu tragen. — -
Als Gründe gegen die Anwendung von Baumaschinen hört
man in der Regel nennen : Zu grofse Anschaffung«- und Unter-
haltungs-Kosten der Maschinen, die dadurch bedingte größere
Solidität der Gerüste, häufige Betriebsstörungen, ferner Ums
lichkeit infolge davon, dass die Maschinen nicht auch die
theilung der Materialien bewirken können,
Ver-
igel an Arbeitern sich gezeigt habe, welche diese Ar-
beiten billig und befriedigend besorgten.
Bei kleineren Bauten mögen diese Gründe stichhaltig sein,
für gröbere Bauten aber, und dann, wenn die Förderhöhe ca. 8 ■
neigt, glaubt Redner bei rationeller Einrichtung und Wahl
passenden Betriebsmaschine entschieden den Vortheil media-
Betriebes nachweisen zu können.
In Zürich wurden beim Bau der Kreditbank als Motoren für
gewöhnliche Bauwinden die bekannten Schmidt'schen Wasser-
druck-Maschinen mit oszillirendem Zylinder angewendet, die
sich dort bei der Billigkeit des Wasserleitung» - Wassers der-
artig eingebürgert haben, dass sie Vi des ganzen Wasserkonsums
von Zürich beanspruchen und selbst von den Holzs&gern auf der
Strafte benutzt werden. Das Windegenist war bei genanntem
Hau zweckmäßiger weise zwischen den fertigen Mauern des Ge-
baudeüures aus 4 Baumen gebildet, die in Abstanden von 4 m
durch in die Wände eingelassene Querhölzer verbunden waren.
Das Hanfseil hatte 3 «™ Starke, die Seilrolle 2 « Durchm., ein am
Förderkorbe befestigtes Nebensei] trog das zur Ausbalanzirung er-
forderliche Gewicht, das bei 2fachen Förderkörben erspart werden
kann. Zur Bedienung der ganzen Vorrichtung waren oben und
unten zusammen 4 Jungen angestellt, von denen 3 die Füllung
bexw. Entleerung des Fördergefäises besorgten, indes» der vierte die
Maschine bediente. War der Förderkorb oben angelangt, so
wurde mittels eines Hebels ein Riegel untergeschoben und gleich-
zeitig die Maschine ausgerückt. Bei der Abwartsbewegung des
Korbes regulirte man die Geschwindigkeit durch eine Handbremse;
war der Korb unten angelangt und wieder gefüllt, so wurde die
Transmission wieder eingerückt, das Schwungrad über den todten
Punkt gebracht und es begann das Spiel alsdann von neuem. Das
Hinaufziehen erfordert an Zeit bei 12 ra Förderhöbe 1 Min., das
Hinunterlassen '/< Min., dabei macht die Maschine 160 Umdrehungen
pro Min. und leistet bei 30 m effektivem Wasserdruck und einem
Wasserverbrauch von Vi kb™ pro Min. 1 Vi Pferdekraft; der Zy-
linder hat 100 Durchmesser bei 126mB1 Hnbhöbe. Die ganze
Aufzugsmaschine nimmt eine Grundfläche von I . 1 ' > ™ ein.
Unter den obigen Annahmen berechnet sich die Nettoleistung
der Maschine pro Zug zu etwa 400 . 12«», d. h. es können pro
Zug 60—100 St Ziegel (je nach Format) 12 « hoch gefördert
werden Rechnet man die Zeit eines Spielea zu 8'/«', so ist in
lOstünd. Arbeitszeit die Förderung von 7 Tausend Ziegeln
racL Zubehör 1200 M Bei 20»/. für
(«= 180 Arbeitstagen) wie folgt
Die
Bohrloch wurde horizontal, die äufseren Ecklöcher
schräg divergirend eingeschnitten. Da der Bohrapparat
nicht auf einem auf Gleis- laufenden Wragcn fort bewegt wurde,
so konnten die Arbeiten immer sofort nach stattgefundener
ohne dass erst der Schutt fort-
Der Vortragende theilte ferner mit, dass die cor Aufsuchung
guten Wassers für die hiesige Wasserleitung am rechten Pregel-
ufer abgesenkten Versuchsbrunnen ein gutes Resultat ergeben
kitten, das Wasser frei von Eisen und organischen Stoffen sei
und Kalk als Beistoff enthalte; dasselbe rieche anfangs unange-
nehm, der Geruch verliere sich an der Luft jedoch schnell.
Wiegand (Kbg.) bemerkte hierzu, dass er am linken Pregel-
ufer einen Brunnen für ein Wohnhaus gesenkt habe und dabei
auch auf übel riechendes Wasser gestoßen sei, dessen Geruch sich
jedoch nicht verloren habe, so dass der Brunnen unbenutzbar sei. —
Vor Schluss der Versammlung wurde bestimmt, dass die
nächste Generalversammlung anfangs Juni er. in Pill au abgehalten
werden solle. H
Reparaturen etc. (die beiläufig gesagt, wenig vorkommen) und
einem Preise des Wassers von 9 4 pro kb» setzen sich die Kosten
. . 240 M.
0,09. 180.70. •/« = a«3,5 -
4 Jungen 4,2 . 180 — 1440 •
Summa 194)3,5 M
Dagegen kostet das Hinauftragen bei gleicher
pro Tausend in Hannover 2,5 JL, macht für
7 . 180 Tausend ^3150 -
folglich Ersparung pro Jahr 1186,5 .//
Die Summe ist jedenfalls bedeutend genug, um der Sache
Aufmerksamkeit zuzuwenden, selbst wenn die obigen für den
Maschinenbetrieb gemachten Annahmen etwas zu günstig sein
sollten.
Redner beschreibt hiernach noch einen Dampf-Drehkrahn,
welcher in Frankfurt a. M. zum Versetzen der Quader der Facade
eines großen Privatgebäudes verwendet wurde. Vor dem Gebäude
war eine sehr solide Gerüstwand aufgezimmert, auf welcher das
Krahugleis in höchster erforderlicher Höhe gelegt war; die Ma-
schine bewirkte die Verschiebung des Krahnwagens, veränderte
die Ausladung des Krahnbalkens und hob die I**,
Stein direkt vom Fuhrwerk abgehoben uud verseü
Die Arbeit ging sehr präzis von Statten. Die
sich jedoch in Anlage- und Betriebs-Kosten verbiltnissmflßig 2
und verlangte eine sehr sorgfaltige Behandlung, was bei Dampf-
betrieb immer der Fall sein wird. —
Anschließend an den Vortrag erwähnt Hr. Baurath Schuster,
das- bei Garnisonbauten in Hildesheim und Lüneburg vom Unter-
nehmer mit Vortheil eine gewöhnliche Lokomobile zum Heran-
fahren der Materialien von der Lagerstelle, zum Heben, sowie
zum Verfahren oben auf dem Bau benutzt worden sei; hier wur-
den die Gleise oben auf die Balkenlagen gelegt und es wurde
der ganze Wagen mit gefördert Die Lokomobile trieb außerdem
Pumpe und Mörtelmaschine.
Hr. Hagen macht noch auf die kostenlose Wassergewinnung
für die Mörtelbereitung bei Anwendung von Wasserdruck-Maschi-
nen aufmerksam, wodurch jedenfalls die Kosten eines noch er-
forderlichen Horizontal-Transports ausgeglichen würden. Hr. Robbe-
len erwähnt, dass beim Bau des Bahnhofsgebäudes sich die För-
derung mittels Bockwinde und Handbetrieb erst bei 18 « Hob-
höhe rentirt habe. _____ — (W.)
Arohitekten-Voreln zu Berlin. Versammlung am 29. April
1878, Vorsitzender Hr. Möller; anwesend 128 Mitglieder und
4 Gaste. — .
Eingänge: Schreiben der Soeiäe dt» Ingenieur» civil* ä
Charleroit, betr. einen Schriften - Austausch ; Mittheilung des
StoUe'schen Stenographen- Vereins, betr. Eröffnung eines neuen
Kursus; 1 Exemplar v. Rocnne, Baupolizei - Gesetze , von der
Verlagshandlung; 1 Expl. der Statistik des deutschen Reichs
Bd. 29 (welcher den Verkehr auf den deutschen Wasserstraßen
in 1876 und die Wasserstande desselben Jahres darstellt); das
neueste Heft des Architekt Skizzenbuchs, von der Verlags-
bandlung; 1 Blatt, enthaltend photograph. Abbildung der Mit-
arbeiter am Handbuch für spezielle Eisenbahntecbnik (zum 1 'reise
von 5 M. durch die Buchhandlung von Ernst & Korn beziehbar).
Hr. Archit Stiller hat im Saale eine Sammlung von Keise-
Skizzen aus Italien, Hr. Maler v. Deutsch seine Entwürfe für
Ausschmückung des Kaiserhauses zu Goslar ausgestellt —
Hr. Kinel macht im Anseht uss an ein paar Blatt Situations-
Zeichnungen und eine Serie photograph. Reproduktionen eine kurze
Mittheilung über Thatsächlichkeiten zu den Strafsburger
Uni» er sitäts- Bauten. Als man im Jahre 1872 zur Errichtung
der Universität schritt, war es die Lokal -Frage, welche in den
Vordergrund sich drängte und der man zunächst durch provisorische
Installationen in vorhandenen älteren Räumlichkeiten verschiedener
Art Abhülfe schaffte. Bei der Heranziehung der Lehrkräfte haben
dann Seitens der leitenden Persönlichkeit, des Frhm. v. Stauffen-
berg, vielfache Zusagen ertheilt und Vertrage Ober
Gewährung, sowie über die eigenartige Gestallung 1
ertheilt werden müssen. Aus ihnen ergab sich die Zerlegung der
betr. Baulichkeiten in 2 große Gruppen, deren eine die Anlagen
der medizinischen Fakultät, die andere die der übrigen Fakultäten
umfasst Für die medizinische Abtheilung wurde mit Rücksicht
auf bestehende Verhältnisse — worunter die Lage eines älteren
Krankenhauses die Hauptrolle spielte — die Unterbringung an
der Südfront der Stadt nothwendig auf einem Terrain, das bei
der unmittelbaren Nachbarschaft von Befestigungswerken mehrfache
Schwierigkeiten, und darunter solche von ganz eigenthümlicher
Art, hervorrief. Erst der vor etwa 3 Jahren zwischen .Stadt und
ReJchsregierung zu Stande gekommene Vertrag über die Straß-
burger Stadt -Erweiterung ermöglichte es, die Sache in Fluss zu
bringen und die Anlagekosten einigermaaßen zu lixiren, die bei
der großen Ausdehnung der Baulichkeiten auf etwa 10000000 M.
zu schätzen waren. Bei der nur 5 000 000 M. betragenden Höhe
der Mittel, über die man disponiren konnte, musste man sich
darauf beschranken, zunächst nur den dringendsten unter den
vielfachen Erfordernissen Abhülfe zu schaffen.
Im vorigen Jahre kam nun im Reichstage der Besch! uss zu
de, die für den Bau des Kollegien-Hauses erforderliche
Summe von 2 600 000 M. unter der Voraussetzung zu bewilligen,
dass eine entsprechende lietheiligung aus Mitteln des Reichslandes
erzielt werde. Es ist in den Vorverhandlungen der Reichstags-
, dem Staatssekretär
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184
DEUTSCHE BAUZEITUNG. 4. Mai 1878
Herzog, der Gedanke in Anregung gebracht worden, den Ent-
wurf des Kollegien- Hauses auf . ein Wege der Konkurrenz zu
erwerben; dieser Oedanke i»t indes« in Erwägung vorliegender
grofser Eile gefallen und nur die Idee bestehen geblieben, den
auf gewöhnlichem Dienstwege zu beschaffenden Entwurf dem-
nächst einer Kommission hervorragender Fachmänner zur Be-
gutachtung zu unterbreiten. Die Fertigstellung dieses Entwurfs
und die ungünstige Beurtheilung, welche derselbe gefunden hat,
sind durch die theilweise etwas staubaufwirbelnd gehaltenen
Zeitungsberichte genügend bekannt — Der Hr. Redner deutet
alsdann noch kurz die Stellung an, welche er selbst als super-
revidirender Beamter der Verfassung eines Plans künstlerischer
Natur gegenüber für angemessen erachte. Diese Stellung sei
durch die Idee gekennzeichnet, dass der Künstler in seinen
speziellen künstlerischen Leistungen sich selbst zu revidiren
habe und dass die Superrevision auf die Beachtung der finanzi-
ellen Seite der Projekte beschränkt bleiben müsse. Es gereiche
ihm zur Befriedigung, erklären zu können, dass bei Hrn. Bau-
meister Eggert das Projekt zum Strafsburger Kollegien -Gebäude
in den Hunden einer Persönlichkeit gewesen sei, die diesem
Standpunkte zur Sache und den vielerlei lokalen Schwierigkeiten
im ganzen Umfange zu entsprechen gewusst habe!
Es folgt alsdann die auf der T.-O. stehende Diskussion über
den östlichen Anschlusabahnhof der Berliner Stadteisenbahn, welche
von Hrn. Schwabe eingeleitet, unter Betheiligung der Hrn.
Direkten, Schwieger, Bessert - Nettelbeck, Orth und
Weishaupt verläuft. Die Diskussion dreht sich in Torwiegender
Weise um die Frage nach der Käthlichkeit, Zweckmäfsigkeit oder
Notwendigkeit der Unterkellerung des Bahnhofs -Hauptge-
bäudes, mit Rücksicht auf die Benutzung der Souterrain - Kaome
entweder für den Eilgutverkehr des Bahnhofs oder für allgemein
wirthschaftliche Zwecke, wie Markthallen, Lagerkeller etc. — Da
' ohne Beigabe illustrirender Zeichnungen die Eigentümlichkeiten
! der vorliegenden Verhältnisse sich nicht wohl klar legen lassen, so
| müssen wir vorziehen, das gegenwärtige Referat auf die vorstehende
j kurze Angabe zu beschränken und in Aussicht stellen, den in der
Diskussion vorgebrachten Hauptmomenten durch Verflechtung in die
für einen baldigen Zeitpunkt bevorstehende Separat-Puhtikatii m zur
Oeffentlichkeit zu verhelfen. Das Schluss-Resumr*, welches der Hr.
Vorsitzende gab, gipfelte übrigens in dem Ausspruche, dass die
Debatte keinerlei Anlass für eine etwaige Befürchtung geliefert
habe, dass durch die von der Stadtbahn verworfene
Unterkellerung der Bahnhofs-Räume ein öffentliches
Interesse werde geschädigt werden. —
In der nächsten Versammlung wird nach Mittheflrrng des
Hrn. Vorsitzenden die Frage wegen etwaiger Beibehaltung
des Montags als Versammlungstag zu erledigen sein. —
Die Beantwortung der im Kragekasten vorgefundenen Fragen
erfolgt durch die Hrn. Fritsch, GrOttefien, Wiehe und
Winkler. Schluss der Versammlung gegen 10 Uhr. — B. —
Vermischtes.
Die 3. Generalversammlung des Verbandes d. A - u
I -V, war nach den vorläufigen Dispositionen des dresdener Vor-
standes auf die Zeit vom 1. 6. September d. J. fest gesetzt. Eine
offizielle Ankündigung derselben sollte erlassen werden, ist jedoch
zurück gezogen worden, da ein Antrag des Württembergischen
für Baukunde auf Vertagung der Versammlung für das
1879 eingetroffen ist, der zur schleunigsten Abstimmung der
gebracht werden solL Motivirt wird dieser
Antrag durch die Vennuthung, dass die Pariser Weltansstellung
zahlreiche Mitglieder von der Theilnahme an der Dresdener Ver-
sammlung ablenken werde. In manchen Kreisen dürfte der-
auch wohl durch die Unsicherheit der allgemeinen politi-
Lage eine gewisse Unterstützung finden. —
Unsererseits können wir diese Gründe allerdings nicht für
so zwingend erachten, dass wir ans ihnen allein eine Vertagung
der Versammlung für geboten erachten, und wir vermuthen, dass
die Majorität der deutschen Fachvereine derselben Ansieht sein
wird. Andere dürfte sich dagegen die Sache stellen, falls auch
das Dresdener Lokal-Körnitz aus irgend welchen lokalen oder
persönlichen Gründen eine solche Vertagung der Versammlung
für nächstes Jahr als zweckmäßig erachten sollte. Es scheint
uns daher dringend erwünscht, dass dasselbe eine bezügl.
Aeus8erung erlasse, bevor jene Frage zur Abstimmung der Ver-
eine gestellt wird.
Abänderung der preuis. Vorschriften über die Be-
eidigung der Kandidaten des Bau- und Masoninenfachs.
Der Minister für Handel etc. hat unterm 1*. März er. folgende
an die Vorschriften über die Ausbildung und
für den Staatsdienst im Bau- und Maschinenfach vom
27. Juni 187G bestimme ich, unter Abänderung des $• 1 des An-
hangs zu den Vorschriften für die Auabildung und Prüfung der-
jenigen Bautechniker, welche sich dem Baufache im Staatsdienste
widmen, vom 3. September 1868, dass die Vereidigung der Bau-
fuhrer und Maschinenbauführer, welche in den Staatsciscubahn-
Dienst eintreten, bei derjenigen Königlichen Eisenbahn-
Direktion erfolgen kann, in deren Verwaltungsbezirk
ihnen zuerst eine dienstliche Beschäftigung über-
tragen wird.
Gewerbliche Vorsohulen in Hamburg. Die zur Ent-
lastung der Hamburger Gewerbeschule seit dem letzten Semester
versuchsweise eingerichteten Vorschulen sollen definitiv beibehalten
und überdies 2 weitere Vorschulen in den entfernteren Bezirken
errichtet, sowie die Gewerbeschule in St Pauli als gewerbliche
Vorschule organisirt werden. Die neuen Vorschulen werden eine
Knabenklasse, sowie eine Unter-, Mittel- und Oberklasse enthalten ;
Unterrichtsgegenstände sind: Deutsche Sprache, Sehreiben,
" Zirkel-Zeichnen.
Bauthätigkelt in Berlin. Im ersten Quartal des laufenden
Jahres sind seitens der Straßenbau - Polizei in Berlin 208 Bau-
gesuche genehmigt worden, u. zw. 122 für das rechte Spreenfer
und 86 für das linke Spreeufer. Im L Quartal 1877 hat die
Zahl 286 betragen.
Alter Abonnent in Düsseldorf. Die von Ihnen gestellten
Fragen entscheiden sich nach dem Gesetz vom 27. Mars 1872,
§. 18. Die Dienstzeit wird vom Tage der Ableistung des
Diensteides gerechnet
tj. 14. Bei Berechnung der Dienstzeit kommt auch die Zeit
in Anrechnung, während welcher ein Beamter etc.
ad 4) eine praktische Beschäftigung außerhalb des Staats-
dienstes ausübte, insofern und insoweit diese Beschäftigung vor
Krlangung der Anstellung in einem unmittelbaren Staat&anite
behufs der technischen Ausbildung in den Prüfungsvor-
schriften ausdrücklich angeordnet ist
$. 19. Mit Königlicher Genehmigung kann zukünftig
bei der Anstellung nach Maafsgabe der Bestimmungen in den
§§. 13 bis 18 zugesichert und bei den jetzt bereits Angestellten
angerechnet werden:
ad 2) die Zeit praktischer Beschäftigung anfserhalb des
Staatsdienstes, insofern und insoweit diese Beschäftigung vor Er-
langung der Anstellung in einem unmittelbaren St
kömmlich wai
Hieraus ist zu folgern, dass zwar
en Beschl
jahrigen praktischen Beschäftigung als ««uu.i.u,
dieselbe in Privatdiensten erfolgte, nicht aber irgend
Zeit, welche zwischen der Vereidigung und der
Baumeister liegt, stattfindet. Die Zeit, innerhalb deren ein Bau-
meister vor seiner Anstellung im Staatsdienste bei Privatverwal-
tungen thätig gewesen ist, kann gemäß §. 19 nur mit Königlicher
Genehmigung für die spätere Pensionirung in Anrechnung I
Der Wortlaut jenes g. lässt es zweckmäfsig erschein
Frage sogleich hei der definitiven Uebernahme in den Si
zur Entscheidung zu bringen.
Hrn. M. G. in Strchlitz. Längere Erfahrungen über
Dachungen aus gu fs eisernen Platten (namentlich diejenigen der
Tangerhotte und die damit übereinstimmenden des Eisenwerks
Groditz bei Riesa) stehen uns nicht zu Gebote; wir glauben aber,
dass bei den sehr niedrigen Eisenpreisen der Jetztzeit die Be-
dachungen mit Gusseisen-Platten wohl konkurrenzfähig mit anderen
besseren Deckarten sind. Gewicht und Preis dürften sich aber
auch heute noch reichlich so hoch wie beim Schieferdach bester
Qualität stellen. Bedachungen aus Eisenblech sind kaum anders
zu empfehlen, als wenn das Blech
gewendet wird,
uns. Bl. in
in verzinktem Zustande an-
al« die letzten Jahrgänge
gebracht haben, stehen
Hrn. W. in F. Das sog. trockene Lichtpaus -Verfahren tat
bekanntlich jüngsten Datums und kann demnach von einer eigent-
lichen •.Bewahrung" bis jetzt nicht wohl die Rede sein;, was wir
sagen können, ist einzig das, dass uns bisher mancherlei günstige
Urtheilc Ober jenes Verfahren zu Ohren gekommen sind.
Hrn. T in V. Sie finden das Nähere in v. Rönne, die
Baupolizeigesetze. 8. Auflage, Breslau. — Auch dem Privaten
steht heute das Recht baulicher Ausführungen im allgemeinen
zu, doch ist der Baupolizei geeigneten Falls nicht unbenommen,
die Zuziehung sachverständiger Kräfte zu beanspruchen.
Hrn. CM, in D. Zusatz von Gips beim Ziehen von Gesimsen
aus Zement ist uicht anräthlich. Sollte die Form der Glieder ein
besonders rasches Anziehen bezw. Abbinden erforderlich machen,
so würde es sich empfehlen, rasch bindenden Zement, den jede
Fabrik auf Wunsch liefert, zu benutzen. Durch Zusatz von an-
gewärmtem Wasser und Beschränkung des Sandantheils lässt
sich übrigens das Anziehen langsam bindenden Zements etwas
beschleunigen.
Hrn. F. G. in II. Auch uns sind nähere biographische etc.
Nachrichten über Pap in als diejenigen, die sich in Rühlmann's all-
gem. Maschinenlehre finden, nicht bekannt
Bitte. Es werden möglichst voUstandige Angaben über
diejenigen deutschen Städte erbeten, in denen in neuerer Zeit
und Viehmarkt- Anlagen ausgeführt worden sind.
; r<m Carl B..IIH hl 1
IL B. 0. Frille».
W. H»l»u«b«r*ck«r*i, Btrlla.
■ Illlliril, D«riiii-
uigitizea Dy\jOOg
N«. 37.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
185
Hünrter» — Au» Jf
Brluf- und Kiaj. ki-iiM..
Ver-hl •«
OMT-ft.
W S l.riit.« <lM I
— Aal «Irr Kirhlillrritar. — Konkurrenten. — F er» ou»l ■ N «c b r I < h l p i. —
Arohitekten- und Ingenieur - Verein zu Hambarg.
Exkursion am 1. Marz 1878.
An der Besichtigung des Stollenbaues bei Herstellung des
Schwemmsieles zwischen flammerbrock and dem Geest-Staramsiel
nahmen unter Führung des Bauinspektor Gurlitt etwa 40 Ver-
cinsmitglieder TheiL — Dieses Siel, welches den Höhenrücken
zwischen Hille und Alster in einer Tiefe bis zu 12 ■ durch-
schneidet, ist dazu bestimmt, das Sielwasser des Hammerbrooks
dem Geest-St&mmsiel zuzuführen; es soll zu diesem Behufe die
gesanimte SielentwüBsermig des Hammerbrooks, welche jetzt bei
der Brandshofer Schleuse (Mündung der Bille in die Elbe) über-
gepumpt wird, künftig an einem Platze in der Nähe des Berliner
Thors gesammelt und dort in das um ca. 2 ra höher als die Siele
im Hammerbrook liegende, jetzt in der Ausführung befindliche
Verbindungs-Siel gehoben werden.
Das neue Siel folgt vom Berliner Thor ziemlich der Richtung
der ehemaligen Walle und mündet an der Barcastrasse in das
Geest-Stanimsiel. Die Sohle desselben liegt an -f 4,1 ™, auf
der ganzen ca. 1420" langen Strecke horizontal. — Das eiförmige
Profil hat 1,90» Höhe bei 1,40™ Weite und wird durchweg in
3 Ractatein-Rollschichten gemauert
Unter den Straßendiinunen beim Berliner und beim Lübecker
Thor wird der Sielbau, um den lebhaften St ralsem erkehr nicht
zu stören, auf C8 bezw. 72 * Lauge mit Hülfe von Tunnellung
zur Ausführung gebracht Als Hauptnuucime hierbei gilt es — wie
im größeren Maafse beim Bau des Geest-Stammaials der Fall gewesen
nicht mehr Boden heraus zu schaffen, als zi
Mauerwerks uuumganglich nothwendig ist und es muss daher das
Stollenprotil sich dem Aufsenprolil des Mauerwerks möglichst
genau anschließen. Rtteksichtfich der oralen Form des Mauer-
werks ist dieses Anschmiegen in Holz- Konstruktion nicht wohl
ausführbar und man hat daher, abgesehen von sonstigen Motiven,
schon aus diesem Grunde Thürstöcke aus Eisen genommen. Die-
selben sind aus gewöhnlichen Eisenhahnschienen hergestellt, u. z.
so, daas der Schienenfuss nach innen liegt Durch diese Anord-
nung wird das Vorschlagen der Abtreibpfähle erleichtert Die
Thürstöcke bestehen aus 1 oberem Bogenstück und 2 Seilenstocken,
die mit dem Oberstück durch Laschen verbunden sind. Die Laschen
sind oval gelocht und es werden zwischen die Schiencueuden
Breitkeile eingelegt, um das Ausrüsten zu erleichtern. Die Füfse
der Stöcke setzen sich auf einer Fufsplatte gegen die Grund-
schwelle, welche so tief unter dem Mauerwerk liegt dass min-
destens noch 2 Kollschichten voll über dieselbe hinweg gemauert
werden können. Zur Versteifung in der Längsrichtung dienen
Klammern aus Kundeisen (1,15'» lang, 25 stark), welche in
ingreifen, die mit den Schienen verschmi
nach beiden Richtungen hin
_J nöthigen, die Thürstöcke immer in genau gleichen
Abstand zu stellen. Letzteres ist deshalb von Werth, weil dabei
beim Ausmauern der Fächer dieselben Lehrgerüste wieder
zu benutzen sind. Die Absteifung gegen die Brust geschieht auf
die gewöhnliche Art mittels Bolzen. — Die Abtreibepfahle sind
1 "» stark und nicht über 14 «> breit Die Pfändung wird nicht
als für das
eben nöthig ist ; eine Pfandlatte ist bei dem runden Profil selbst-
verständlich nicht anzubringen, weshalb jeder Pfahl auf dem
Bogen für sich abzukeilen ist Die Pfähle sind 1,80» lang und
werden so weit ausgetrieben, dass die Schwankenden noch 30""
über dem Bogen hinaus stehen, über welchem die Pfahle ange-
steckt sind.
Der Stollen wird von beiden Enden aus getrieben, in der
Weise, dass Erdförderung und Ausmauerung wechseln, bis in der
Mitte der Durchschlag erfolgt Die Ausmauerung beginnt mit
Herstellung des Sohlbogeus in ganzer Ausdehnung der aufgefah-
renen Strecke, dann folgen die Seitenwangen bis zum Kämpfer
der Einwölbung innerhalb der einzelnen Felder unter Belassung
der Thürstöcke in Schlitten und dann wird der obere Bogeu
mal so weit gemauert dasa er die überstehenden Pfahl-
noch fasst, worauf nach Entfernung des Thürstockes und
Zumauerting des Schlitzes die Weiterführung der Einwölbung
geschieht —
Im Anschluss an die Exkursion fand die Besichtigung des
am Berliner Thor belegenen Hochreservoirs der Stadtwasserkuust
statt Das überdachte Kcservoir, welches in Gusseisen ausgeführt
ist und auf einer ca. 12 m hohen Unterlage ruht entstammt be-
kanntlich noch der Lindlcy'schen Bauperiode. Bm.
Ueber den in Ausführung begriffenen neuen Entwurf
zum Abaohluss der Vierung des Strafsburger Münsters
geht uns die nachfolgende Mittheilung zu. Wir geben dieselbe
ohne jede weitere Bemerkung, behalten uns eine solche jedoch
event nach Erscheinen der in Aussicht gestellten Broschüre vor.
Strafsburg, 26. April 1673. — So eben ist man damit be-
schäftigt, das als Modell aufgestellte und bemalte Holzgerüst
über der Vierungskuppel des Münsters fort zu nehmen und auch
das unmittelbar nach dem Brande 1870 provisorisch aufgebrachte
Pap|Mlach zu entfernen. Das neue, von Hrn. DnmbaumeUter
Klotz entworfene Projekt ist von den vorgesetzten Behörden ge-
nehmigt und die Ausführung bereits an die Unternehmer verdun
Die von dem älteren Münsterbau herrührende, durch Nif
legung der SeiteuschifT- Dächer im Jahre 1871 bekanntlich in l
Ausdehnung sichtbar gewordene romanische Bogengallerie, die
das Achteck uingicbt uebBt Fries und Gesims bleibt unberührt
und wird durch eine Brüstung in entsprechenden Formen erhöht
Darüber werden, etwas hinter die Flucht zurück tretend und auf
dem inneren Mauerkern des Aufbaues sich stützend, 24 stark
gegliederte Pfeiler im Uebergangsstil aufgeführt, die ein kleineres
Achteck von ca. 17™ Durchmesser bilden und durch gedrückte
Spitzbogen verbunden werden. Ueber den Bögen umziehen zwei
kraftige Gesimse den Aufbau und schliel'scn einen hohen, jnit
romanischen Formen belebten Fries zwischen sich.
Die ganze Höhe des neuen Aufbaues, von dem jetzt vorhan-
denen Obergesims der Bogengallerie bis zur Oberkante des neuen
Abschlussgesimses, beträgt ca. 1 1 m, ist also bedeutend gröber als
die dea bisherigen Holzmodells.
Den AbschlusB endlich bildet eine achteckige Pyramide, welche
bei gleichem Durchmesser, wie oben, sich gleichfalls etwa 11 =■
hoch erhebt und in einem Knauf mit hohem Kreuz endigt Die
acht Seiten derselben werden sowohl am unteren als auch
am oberen Rande durch
kleinere Dachfenster belebt
aber niedrig
der Querschiff-
aufgeführt, das Dach in derselben Art wie bei diesen ge-
bildet und der neue Giebel ebenso, wie die beiden letzteren, mit
tlankircnden schlanken Seitenthürmchen, entsprechend den vor-
handenen Wendeltreppen, versehen werden. Selbstredend sind
Giebel wie Thürmchen in Uebereinstimmung mit den schwereren
Formen der Ostansicht und abweichend von den Nord- bezw. Süd-
gicbeln des (juerschiffs durchgebildet.
Die immerhin ziemlich breit und schwer gelagerte Masse des
neuen Vierungsthurmea soll durch die zwischen den Hauptpfeilern
verbleibenden großen Oeffuungen, welche die Aufsicht auf die
innere eigentliche Kuppel gestatten, leichter erscheinen und die
an der Nord-, Süd- und Ostaette tiankirenden sechs Thürmchen
den Abschluss der Silhouette vervollständigen, durch welche die
Vierung eine sehr bedeutende Betonung erhalten wird.
I 'er Aufbau erfolgt in rothem Sandstein, welcher ausschließlich
beim Münster angewendet ist; die Dachpyramidc wird in Holz
konstruirt und mit Kupfer eingedeckt, wie dies bei allen Dachern
des ganzen Baues bisher durchgeführt worden. Die Baukosten
sollen 300 000 M. betragen.
Der um die Erhaltung des Münsters hoch verdiente Verfasser
des Projekts wird in einer mit allen nöthigen Zeichnungen ver-
sehenen Broschüre, anschließend an seine frühere ahnliche Dar-
legung, demnächst seine Au
aesthetischen Beurtheilung der
Aus dem Jahresberichte des
Museums In Berlin für das Jahr 1877 entnehmen wir, wie
in froheren Jahren, folgende Haupldaten.
Während der Staat in immer steigendem Maaße der Anstalt
Unterstützung zu Theil werden liuwt. wird die Theilnahme
für das bekanntlich aus privater Initiative hervor
186
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
8. Mal 1878
Institut leider zusehends schwächer. Die Zahl der
nitglieder ist auf 312 gesunken; unter den Einnahmen von
144 20U M fallen 15105 M auf die stadtische Friedrich- Wilhelm-
Stiftung und »4 000 M. auf die Beitrage de» Staates. — Die
Sammlungen, die von 18000 Personen besucht wurden, haben
einen Zu wachs von 482 Nummern, darunter viele werthvolle G*«
schenke, erfahren und sind auf rot 11)000 Nummern und 5000
Doubletten gestiegen. Die Bibliothek, für welche in den letzten
3 Jahren je 4-- 5000 M. verwendet worden sind, umfasst 8200
Bände und 10 000 Abbildungen. Sammlungen und Bibliothek
sind zusammen mit 2 2SH> 000 .// gegen Feuer versichert —
I)ie Unterrichtskurse, bei welchen keine Veränderung zu be-
richten ist, sind recht zahlreich besucht worden, namentlich auch
von Damen, die den fünften Thcil der Schiller bilden. Die Zahl
der ausgegebenen Unterrichtskarten betrug 1771!, darunter lOProz.
Freikarten. — Unter den l'nternehmungen der Anstalt sind
zu erwähnen : die Verkaufe von Gipsabgüssen und Photographien,
die Betheiligung an den beiden Ausstellungen zu Schwab. -Gmünd
und Görlitz, die neue Extradition von Stubenmalern nach Italien,
endlich die kunstgewerbliche Weihnachtamesse im Saale des Ar-
chitektenhauses und die beiden kunstgewerblichen Konkurrenzen,
welche sich bekanntlieh auf die Herstellung kunstgerechter Stuhle
und farbiger Kachelöfen bezogen. Die prämiirten Stühle sind
dem Museum tiberwiesen worden; die Oefen haben bei verschie-
denen Staatsbauten Verwendung gefunden. — Der im vorigen
Jahre begonnene Neubau eines Gebäudes für die Anstalt Ist bis
zum 2. Stockwerke gediehen und wird voraussichtlich in etwa
2 Jahren zu Ende geführt sein.
Ans der Pachlitteratir.
C. L. Staebe's Prelssohrift über die zwöckinafsigsten
VouUlatior.H - Systeme. Redigirt, durch Anmerkungen und einen
Anhang vervollständigt von Prof. Dr. A. Wolpert Heraus-
gegeben von dem Verbände deutscher Architekten- und Ingenieur-
Vereine. Berlin 1878; Verlag der Deutschen Bauzeitung (Kom.-
Verlag v. Carl Beelitz). Preis 3 M
Daa am 4. Oktober 1873 erlassene Preisausschreiben des
Verbandes hat die Einlieferang von 6 Arbeiten zur Folge gehabt,
unter welchen derjenigen von C. L. Stäbe in Aacheraleben der
ausgesetzte Preis von 1 500 .Ä zugesprochen worden ist
DasUrtbeil der Preisrichter hat als augenscheinlichen Vorzug der
Arbeit die bestandige Rücksichtnahrae derselben auf die Möglich-
keit der praktischen Ausführung der vorgeschlagenen
Lüftungssysteme hervor gehoben, daneben als Mängel ein
paar Irrtbümcr in den rechnerischen Grundlagen, sowie die
relative Fernhaltung der Schrift von einer "
älterer bis
bezeichnet
Dem Wunsche, die bezeichneten Mängel abzuhelfen, hat wegen
seines inzwischen erfolgten Ablebens der Autor selbst nicht mehr
entsprechen können und es ist in Folge dessen die Schrift in die
Hände eines Dritten, des Prof. Wolpert in Kaiserslautern gelegt
worden, einer Persönlichkeit, deren Kompetenz auf dem Gebiete
des Heiz- und LQftungsweseus allseitig anerkannt ist
Hr. Prof. Wolpert hat die ihm vom Verbände gestellte
Aufgabe in möglichst umfassender Weise zu lösen sich bemüht
und ist dabei so verfahren, tlass die Berichtigungen von
Inkorrektheiten des Manuskripts, bezw. die Auffassungen ab-
weichender Art in Anmerkungen niedergelegt worden sind, die
in unmittelbarem Anschluss an die betr. Stellen des Manu-
skripts gegeben werden, während alle Erweiterungen, zu denen
der Ucberarbeiter sich veranlasst gefunden bat, in einen be-
sondern Anhang verwiesen worden sind.
Es hat durch diese Art der Ueberarbeitung zwar die Schrift
erheblich erweiterten Charakter
einen erheblich erweiterten Charakter angenommen und
dem entsprechend auch einen Umfang erreicht, der Uber
die ursprünglich gesteckten Grenzen sehr betrachtlieh hinaus
geht Die Schrift ist gewisserraaa&en zu einem Kompendium
des Lfiftungswescns geworden, in welchem der Gegenstand in
einer vom Herkömmlichen zwar ziemlich abweichenden Art und
Weise sich behandelt lindet, welche indess den groben Vorzug
besitzt, in ganz besonderem Maaise zur Uebung eigener Kritik
und zur Bildung eigenen Crtheils förderlich zu sein.
Dem St V i Bogen umfassenden Buche sind 30 Abbildungen
im Text als erklärende Hilfsmittel beigegeben worden.
Sachregister zur Deutschen Bauzeitung, umfassend die
ersten II Jahrgänge (1867 — 1877) der Zeitung. 8 Bogen im
Zeitungs-Format Kommissions- Verlag von C. Beelitz. Preis 1,50 M.
Daa Sachregister ist in seiner typographischen Anordnung
ähnlich den als bewährt anerkannten Sachregistern zur Zeitsrhr.
f. Hauw. und zur Zeiüschr. d. hann. Archit- u. Ing.-Ver. angelegt
ha dasselbe den Inhalt der Zeitungs- Rubriken n Mittheilungen
aus Vereinen" und a I'ragekaaten " mit berücksichtigt, so wird
dasselbe zu fast jedem der zahlreichen Gegenstände, die in den
bisher erschienenen 11 Jahrgängen der Zeitung berührt worden
sind, mit Aufwendung sehr geringer Mühe die Quelle ermitteln
lassen. Die Herausgeber der Zeitung dürfen hoffen, mit diesem
I Hilfsmittel einem vielfach laut gewordenen Wunsche in möglichst
vollkommener Weise gerecht geworden zu sein.
Konkurrenzen.
Zu der Konkurrenz für das Projekt einer Pro gel -
Brttoke in Königsberg theilt uns Hr. Stadtbaurath Krüger
daselbst auf Grund des in unserer No. 84, S. 174 ausgesprochenen
Wunsches bezüglich des Baugrundes mit: „1) Dass der
blaue Thon, wie im Programm erwähnt, 15» unter N.-W.
ansteht, und zwar in einer Mächtigkeit, dass auf Benutzung einer
anderweiten Fundirungsschicht nicht zu rechnen ist; 2) dass
die Rohrproben nach etwa 4 Wochen trockneten, also eine nicht
unbedeutende Wasserhaltigkeit der Thonschicht und dem ent-
sprechende Pressbarkeit des Baugrundes bekundet wird, welche
3) dadurch näher präzisirr wird, dass die Rammtiefe zwischen
8 und 10- unter N.-W. variirt" -
Bezüglich der
Bebauungsplan für
erfahren wir, dass zu
eingelaufen sind. Die
sondere Anzeige noch
im Laufe dieser Woche
r Entwürfe zu
Synagoge
51 Pläne und zu letzter 82
Auastellung, über die ein
wird, dürfte in beiden Fällen
Personal - Nachrichten.
PrenXeen.
Ernannt: Der Geh. Regierungsrath Kind bei der oberst
Post- u. Telegraph. -Verwltg. zu Berlin z. Geh. Ob.-Reg.-Rath. -
Der bish. Baurath u. Prof. Heinr. v. Dehn-Rotfelaer in Kassel
zum Reg.- u. Baurath in Potsdam. — Der Kreisbmstr. Stoedtnjer
in Minden zum Landbmstr. in Schleswig. — Der Eisenb. - Bmstr.
Seick in Kassel zum Eisenb.-Bau- n. Betrieba-InspeJrt das.
Versetzt: Der Kreisbmstr. Nünneke von Oscheralebeu
nach Halberstadt - Die Eise,
Müller von Memel nach Schneidemühl ; Baumert von f
mühl nach Memel; Wilhelm Schnitz von Bromberg nach Neu-
stettin. — Der Eisenb. - Bmstr. Z ick ler von Schneidemuhl nach
Bromberg.
Die Baumeister-Prüfung haben bestanden: a) für beide
Fachrichtungen: Peter Schmitz aus Walbeck, Geelhaar
Hohenstein; b) für daa Bauingenieurfach: Danziger i
bürg und Assmann aus Osnabrück.
Brief nnd Frapekasten
Abonnent in Halle. Die Deutsche Bauzeitung erscheint
mit äusserster Regelmäßigkeit Wenn Sic Ursache haben,
über unregelmäfsige Besorgung seitens der
so können Sie so gut wie wir dies nur thun unter Angabe ganz
bestimmter Fälle und selbstverständlich auch nur unter Angabe
Ihres Namens.
Hrn. K. in Altona Auf Ihre in No. 35 u. Kl. angezogene
Frage, betreffend die StempelpHichtigkeit von Dampfkessel-Druck-
probe-Attesten, gehl uns durch Hrn. Bauinsp. Wartow in Berlin
folgende dankenKWPrthe Auskunft zu:
Zirkular-Erlass des Finanz-Miniat, des Minist für Handel etc.
vom 2./2. «8 (Minist-Bl. f. d. ges. i. Verw. 1868 S. 67) bestimmt,
dass bei Dampfkessel -Anlagen in jedem Falle nur die letzte der
Bescheinigungen, nach deren Ausstellung gemäss §. 12 des Gesetzes
vom 1. Juli 1861 der Betrieb der Dampfkessel-Anlagen beginnen
kann, auf Grund der Position „Atteste" in dem Stempel - Tarif
vom 7. Marz 1822 für stempeiptiiektig zu erachten ist, dass jedoch
die vor dieser Bescheinigung ausgestellten Bescheinigungen nur
daun von der StempelpHichtigkeit befreit sind, wenn sie lediglich
zu dem im §. 12 des Gesetzes vom 1. Juli 1861 vorgesehenen
Zwecke ausgestellt und benutzt werden. Es ist in dem Vor-Atteste
demnach der Vermerk zu machen, dass das Dampfkessel - Druck
probe-Attest, als zum stcmpelprlichtigcr
gehörig, stempelfrei ist
Hrn. F. S. in Berlin. Die
legenheiten ist augenblicklich noch in einem offenbaren Ueber-
gangs- Stadium begriffen, dessen weitere Klärung wir erst abzu-
warten gedenken, ehe wir über den Antheil, den unser Blatt dem
Patentwesen dauernd zu widmen hat, einen festen Eutschluss fassen.
Abonnent in Wien. Ihr Entwurf: „Rast ich, rost ich"
war bei der Ausstellung der Konkurrenz -Entwürfe zur Leipziger
Pctrikirche mit No. 53 bezeichnet und ist weder mit No. 4 noch
mit No. 49 verwechselt worden.
Hrn. T. in Nimptsch. Die Entwürfe des Berliner Archi-
tekten-Vereins sind im Buchhandel nicht käuflich — es sei denn
ausnahmsweise auf antiquarischem Wege. Die Meldung um Auf-
nahme in den Verein braucht keineswegs durch zwei in Berlin
wohnende Mitglieder unterstützt zu werden, sondern es sind zu
einem solchen Vorschlage auch auswärtige Mitglieder berechtigt
Hiernach dürfte es Ihnen wohl nicht schwer werden, event durch
einige der in Breslau wohnenden Vereinsmitglieder, sich in Vor-
seldag bringen zu lassen.
Abonnent in J. Ueber die Honorirung von Zeugen und
Sachverständigen sind bekanntlich erst in jüngster Zeit neue
gesetzliche Vorschriften erlassen worden, denen gegenüber ein
auf die .Norm" begründeter Anspruch nicht durchgesetzt werden
kann. Wir bitten Sie, von den Besprechungen, die u. BI. in
früheren Jahrgangen diesem Thema gewidmet hat, Einsicht zu
nehmen.
...u. ..... Carl B*.iitt i. n«bu Kür dir i
K K. O. Kriech. Druck.
W. Ilotitr Hon.aekdru. krr*!, Borllo.
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38. DEUTSCHE BAUZEITU «G^ 1 * 7
labalt Dm IV~iUll*>m M. . Dmbrbra Reicht« au/ drm ka|>ltoIliii»,-o™ nü»rl ! ordmu«. — alllta.lla»«. n an« V.r«li..n: Arraltekfearanja n Berlin. -
«nd der SiiiHu fiir du Ifeiunrn« ArrMnto«i»rne Iwtiwt «u Hun. - Pic Rrgultrung I »rroiachtei: Dn Katwurr Kr Hm bcvc K..llnri»r«i-t.«ud.> dir Ualvmttit Ntrmlv-
4n Obcr-Konu» b»trtff«>d. — Du N„nnal-Zie|[rlfonn»t und diu IxT.riarlw Hm- bar». — Urb« MottoiTrrtllguoc. - Im der Parkllltoralar. - Kaakarraiiiaa.
Das Besitzthum des Deutschen Reiches auf dem kapitolinischen Hügel und der Neubau für das
Deutsche Archäologische Institut zu Rom.
Von 1' ii iil Laspeyres.
(Ilkru Ah per«nFk1lrt»rlui A»knl auf 8. IUI.)
inom von clor Redaktion dieser Zeitung
gcaufserten Wunsche entsprechend, ist die
hier mitgethcüte Ansicht des neuen archäo-
logischen Institutes in Rom unter Zugrunde-
legung einer Photographie gezeichnet worden
und gern fuge ich dieser Skizze einige er-
läuternde Bemerkungen bei.
Die Lage des Gebäudes bietet mancherlei Eigentümlich-
keiten dar. Als der Bau in seiner aufseren Erscheinung
bereits nahezu fertig dastand, überraschte mich eines Tages
eine Dame mit der verfänglichen Frage : ..Bekommt denn Ihr
Haus auch eine Facade?" Zwar zog ich mich mit der Ant-
wort: ,J£i gewiss, 4 Stück", aus der Verlegenheit, allein ich
fühlte wohl, dass der Sinn der Frage der sei, ob es einen
Standpunkt gäbe, der dem Gebäude, aus der Nähe betrachtet,
eine günstige, planmäfsig vorbedachte Wirkung sichere. So
aufgefasst hätte die Frage füglich mit ..Nein" beantwortet
werden müssen und allenfalls hätte hinzu gefügt werden dürfen :
„Bitte, wenn Sie sich recht weit fort bemühen wollen, etwa
nach S. Pictro m Montorio, oder auf den palatiniseben Hügel,
oder wenn Sie einen Spaziergang nach dem Arcntin machen
möchten, oder nach dem Tiberufer bei der Marmnrala,
-Linn kommen Sic wohl an I »unkte, wo das Gebäude eine
„Facade* bekommt." In der That bringt es die Situation,
von welcher die neben-
stehende Skizze eine
Anschauung geben mag,
mit sich, dass von
keinem nahen Stand-
orte aus der Bau gut zu
übersehen ist. Musste
doch auch der Photo-
graph sein Instrument
in dem Dachfenster
eines der höheren
Häuser in der Nach-
barschaft aufstellen, um
die in unserer Zeich-
nung wieder gegebene
Aufnahme machen zu
können. Nach rein
Aufserlich architektoni-
schen Gesichtspunkten %
betrachtet , mochte
daher der Bauplatz
ungünstig genug er-
scheinen. Um so vor-
theilhafter alier stellt
er sich dar, wenn
man, wie billig, die be-
absichtigte Benutzung
als in erster Iinie
maafsgebend gelten
lässt. Ganz abgesehen
davon, dass der Grund und Boden als /.um kaiserlich
Deutschen Botschaftsterrain gehörig, nicht erst erworben zu
werden brauchte, hätte das neue Institut, welches dem Studium
der Alterthumswissenschaftcn in der Benutzung der sehr werth-
vollen Bibliothek eine, dem Lärm der Weltstadt einrückte
Freistätte gewähren und zugleich seiiren Zugehörigen gesunde
und behagliche Wohnungen darbieten sollte, an keiner anderen
Stelle einen in gleichem Maafse begünstigten Sitz wählen
können, wie hier auf der Grenze zwischen dem antiken und
dem modernen Rom, und keinen so idealen wie hier auf der
Stätte, die einst das erste Heiligthum der alten Römerwelt,
den Tempel des kapitolinischen Jupiter getragen.
Von keinem Nachbargebäude berührt, an drei Seiten von
Garten umgeben und mit den oberen Stockwerken hoch über
die Dächer der an der vierten Seite nahe heran rückenden
Häuserquartierc hinaus ragend, erfrent sich der neue Bau
einer Folie von Luft und Licht, die ihm von allen Seiten
zuströmt. Aus den Wohnräumen oder von der flachen
Dachterrasse herab aber schweift der Blick frei nach Süd,
West und Nord, von den Ruinen des Palatiu's, hinter welchem
das Albaner Gebirge den Horizont abgrenzt, nach dem Aventin
und dem unteren Tiberlauf, ober den ganzen trasteverinischen
Stadttheil zum Vatikan mit der Peterskirche und weiter bis
zur Pincio- Terrasse. So sieht man hier viel und wird doch
selbst wenig gesehen.
Es ist ein außerordentlich interessant gestaltetes Stück
Erde, das unser Deutsches Reich in Rom sein Eigen nennt
Der steil nach allen Seilen abfaUende kapitolinische Hügel
erstreckt sich in lauglicher Gruudform vou Süd-Südwest nach
Nord-Nordost. In der Mitte gleichsam ein wenig eingeschnürt,
trägt er eine von der Pineea del Campitloi/lio und den
Munizipal-Gebäudcu eingenommene Einsattelung, welche zwei
breite Gipfel von einander scheidet An den Fufs der beiden
Kuppen drängen sich die Häusermassen der Stadt von Norden
und Süden her eng heran. In den benachbarten schmalen
und winkeligen Gassen ahnt man kaum etwas von der Nähe
des weltberühmten Hügels. Die ganze nördliche Bergkuppe
halt das Kloster der Franziskaner mit der Kirche S. Murin
in Ära Cotli hme, wogegen der weitaus gröfstc Theil des
südlichen Gipfelptateaus und des südwestlichen Abhanges
den in unserer Skizze dargestellten deutschen Besitz bildet.
Der Hauptzngang zu dem letzteren (hei a ün Plane) zweigt
sich von der Via deÜe
tre pile ab, durch
deren durchgreifenden
Umbau im Jahre
1872 die Stadt Rom
neben der Ranipen-
ireppe des Michel
Angelo ein« liojueme
und stattliche Auffahrt
zum Kapitolsplalz ge-
schaffen haL Architek-
tonisch unschön, aber
ausgezeichnet durch
die vornehme Zurück-
gezogenheit der Lage
nimmt unser Bot-
schaftshotel, der Pa-
tazzo Caffarrüi (c),
mit seinem geräumi-
gen Garten (</) und
der nordwestlich vor
seiner Hauptfront sich
ausdehnenden . neuer-
dings völlig frei ge-
legten Terrasse (/<) in
höchster I^age und k-i
nur sehr geringfügi-
gen Niveau - Verschie-
denheiten die Hälfte
der ganzen Besitzflüche
ein. Im Zusammenhang mit diesem grorseu Terrainabschnitt
schliefst sich ' westwärts in sehr viel tieferer Lage, fast
bis an den Fufs des Hügels hinab reichend, ein grofses
Stück Gartenland (</) an, wahrend nach Süden zu die
Via äi Moufr Otprino ein etwas kleineres Grundstück
mit der sogenannteu Casu Tarpea (/,•) (dem deutschen
Hospitale und bisherigen Sitze des archäologischen In-
stitutes) und mit einem im Jahre 1HH» angekauften,
gewöhnlich als (.Visa Lelli bezeichneten Wohnhause (ml
abtrennt.
Die Fi« di Munt" Cupritw ist eine öffentliche Strafso,
ebenso die 17« (Ir'Sajxmitri. Beide Straf*1)! bilden, in
annähernd rechtem Winkel zusammen treffend nnd zumeist
stark ansteigend, für das oben genannte tief liegende
Gartenterrain <;0 die Grenze gegen Südwest und Südost. In
dem Winkel, den sie einschliefst* n , stand früher ein grofser
mehrstöckiger Kornspeicher, der sogenannte Granarone;
jetzt erhebt sich daselbst der Bau des neuen archäolo-
>y Google
188
DEUTSCHE BAÜZEITUNG.
11. Mai 1878
gischen Instituts. Gerade hier zeigen die Niveauverhältnisse
eine besondere Mannichfaltigkeit ; sie erschwerten aufser-
ordentlich die Beschaffung eines geeigneten Zuganges und
bedingten hauptsächlich die Besonderheiten des neuen Ge-
bäudes. Die Via de'ikijwnari kommt von Nordwesten her
längs der unteren Grenze des hinter einer Futtennauer,
um 4" höher liegenden deutschen Terrains in starker
Steigung herauf. Vor der Sudwestfront geht sie in
eine viel geringere Steigung Ober und erreicht da ihren
höchsten Punkt, wo sich die Via di Monte Caprino von
ihr abzweigt. Diese überwindet zunächst vor der Sudostfront
des Institutsgebäudcs mittels einer vom Munizipium neu her-
gestellten Trepj>ennnlage (Ii) eine Höhe von 8,75 m. nimmt
dann den vom Palazeo Cajfarelli her kommenden neu ge-
schaffenen Verbindungsweg (f) auf, steigt geradeaus mit
betrachtlicher Steigung um weitere 4 ■ an und erreicht
zwischen der Ecke des neuen Stallpebäudes (e) und der Cosa
Tarpea die Krone des HOitels. An diesem Punkte befindet
man sich gerade vor dem Eingang zur alten Bibliothek des
Instituts (0, in welcher auch wahrend der Wintermonate die
allwöchentlichen Sitzungen abgehalten wurden. Es muss indess
hervorgehol>cn werden, dass der Weg, welchen wir so eben
verfolgt
nie der gebräuchliche
um von der Stadt
gelangen. Vielmehr stieg man
zu demselben immer in viel
würdigerer Weise von dem Ka-
pitolsplatz aus herauf Ober die
steile, breite Scilentreppe, welche
gegenüber dem gleich gestalteten
Aufgange zur Kirche & Maria
in Arn Cocli zu jener schönen,
im Letarouilly'schen Werke aus-
führlich dargestellten Bogenhalle
des Vignola und weiter mittels
eines Durchgangs zu dem Nord-
ostendo der Via di Monte Ca-
prino (bei n im Situationsplan)
hinauf geleitet. Weser Weg
musste auch für die Zukunft
als der gebräuchliche Zugang
zum archäologischen Institut an-
gwehen werden, und es lag be-
sonders nahe, genau von dem-
selben Punkte aus, von welchem
man in den alten Sitzungssaal
eintrat, auch den Eingang zu
Sitze des Instituts
Der Situatiousplan
zeigt, wie dies Ziel erreicht
werden konnte.
Durch ein Gitterthor tritt
man von der Strafsc aus in
einen länglich dreieckigen Vor-
garten (i) ein und gelangt,
denselben mit ganz gelindem
Anstieg durchschreitend , zum
des neuen Insti-
Ichem eine den
erwähnten Verbindungsweg Oberbrückende kleine Terrasse mit
Sitzbanken angelegt ist. Hübsche Durchblicke öffnen sich
hier nach rechts und links hin dem Besucher, der gleichsam
wie zu ebener Erde in das Haus eintritt und es sich schwerlich
vergegenwärtigt, dass sich hier bereits drei Geschosse unter
seinen Füfsen befinden, wogegen er nur noch eine Treppe
hoch zu steigen braucht, um in dos oberste, den Bibliothek-
und Sitzungs - Saal enthaltende Hauptgeschoss zu gelangen.
So wurde es durch die Eigenartigkeit der Terrainverhältnisse
ermöglicht, vier Geschosse von den fünfen, die das Gebäude
zählt, unmittelbar von aufsen her zugänglich zu machen und
den höchst gelegenen noch
-L3 * t f T t T V»
I. rU«F1irfj>pr.
1. Hof-
X Offener Gu»g.
Amrsnohnaiiir de» traten
S. Vtini fi«rwr.
«. Wohmlmner.
7. Kaln«,
Betrachten wir jetzt, ohne uns bei Nebensächlichem auf-
zuhalten, die Raumvertbeilung in den einzelnen Stockwerken
des Baues. Das *> m hohe Erdgeschoss enthalt, mit 5 grofsen
Thoren nach der Via de Saponari sich öffnend, nur eine
Reihe von gewölbten Werkstätten. Darüber liegt ein 3,6 "
hohes Mezzanin - Geschoss . welches von dem zweiten Absätze
der grofsen Treppe in der Via di Moide Caprino direkt zu-
gänglich, längs der Südost- und Südwest-Front eine Anzahl
vermiethbarer kleiner Wohnungen enthält. Diese, sowie die
Werkstätten sind sowohl durch die
ihrer Eingänge, als auch innerhalb des Gebäudes vollständig
von den Räumlichkeiten des archäologischen Instituts getrennt
gehalten. Sie waren in dem für den Institutsbau aufgestellten
Bauprogramin nicht vorgeschrieben und verdanken ihre Ent-
stehung dem aus der Terraingestaltung erwachsenden Bedürf-
nisse, das Gebände aus der Tiefe frei empor zu heben, damit
die wichtigeren Räumlichkeiten der Gunst der Lage unge-
schmälert theilhaftig werden könnten. In dem rückwärts
nach der Berglehne zu gelegenen Theile des Mezzanin-
Geschosses konnten noch Keller und Depoträume für das
archäologische Institut untergebracht werden. Erst in dem
nun folgenden 3,9 m hohen zweiten Stockwerk kommt der
Grundplan des Baues zu freier Entwickelung. Hier zuerst
unterscheidet sich deutlich der nach Südwesten gelegene, vor-
wiegend für Wohnungen bestimmte gröfscre Gebäudetheil von
dem nach Nordosten vorspringenden Baukörper, welcher speziell
den eigentlichen Instituts-Zwecken vorbehalten bleibt. Rechts
und links von dem in der Mitte der Nordastfront und unter-
halb der obeu erwähnten Terrasse gelegenen Eingange zum
2. Stockwerke befinden sich die gewölbten Lager-Räume für
die Drucksachen und antiquarischen Sammlungen des Instituts.
Ein in der Richtung der Hnuptaxe angelegter Korridor
, wo sich die Haupt-
in einen inneren Licht-
hof mit freien Bogenöffuungen
anschliefst. Die ringsum an
den Strafsenfronten und nord-
westwärts liegenden Zimmer. 10
an der Zahl, sind vollständig
möblirt als Wohnstuben für die
Stipendiaten des archäologischen
Instituts (deren das Deutsche
Reich jährlich fünf, mit je
30<JO M. Pensinn und fast freier
Wohnung in Rom und Athen,
aussendet) und, soweit noch dis-
ponibel, auch für andere dem
Institut nahe stehende durch
passirendc deutsche Gelehrte
bestimmt. 0, die glücklichen
Herren Archäologen!
Das 3. und 4. Stockwerk,
deren jedes 4,50 ■ Höhe misst,
stimmen in ihren süd westlichen
Hälften vollkommen überein.
Hier sind die Amtswohnungen
der beiden Sekretäre des Instituts
angeordnet, bestehend aus je
1 Salon und 6 durch ein Vor-
zimmer und den hellen Korridor
in bequeme Verbindung unter
einander gebrachten Wohnräu-
men nebst geräumiger Küche
und einigen Kammern. Für den
Mangel besonderer Gärten ist
diesen Wohnungen durch die
2 Säulenhallen , von denen die
gröfsere 15,50" Länge hat,
Ersatz
Wie von hier aus sich der
den giöfsten TheU Roms eröffnet, ist
worden. Ausser den Amtswohnungen enthält das 8. Stock-
werk zur Rechten und Linken des bis zur Hanptt]'ep]»c
reichenden Vestibüls die kleinen Dienstwohnungen für den
Kustos und für den Portier, das 4. Stockwerk aber den
Hauptraum des ganzen Baues, den aus 3 quadratischen, mit
Klai'hkuppeln überspannten Gewölbejoeben bestehenden Bibüo-
thek- und Sitzungs-Saal. Die Gcwölbcspaimung zwischen den
Gurtbögen beträgt 7 ". die Hohe im Scheitel der Kuppeln
gemessen eben so viel. Von einem zwischen dem Treppen-
liuuse und dem Saale liegenden Vorzinuner führen kurze
Korridore zu dem mit der Bibliothek und dem Arb
des ersten Sekretärs unmittelbar kommuiiizirenden '.
und zu einem besonderen Nebeuraume der
Nordwest-Front. Im Daebgeschoss endlich umschliefst eine
Anzahl niedriger Kammern den inneren Hof und tragt über
sich eine freie Dach-Terrasse, von deren Brüstungsinaner sich
die Dachflächen der Bodenräume über den Wohnungen zum
Hauptgesims hinab senken. Auch der etwas höher empor-
ragende Bibliothekhau schliefst mit einer offenen, die Wöl-
bungen der drei Kuppeln umgebenden Dachfläche ab.
Das Gebäude ist durchaus massiv erbaut. Bei allen
■ 1. KloseL
13. Kjunratrn.
Ovffrnllirh* Inatitulariame:
13. V.ir/imrmr.
Ii. rJit.Uolh.-k und
u.
Ii
Haler U In rtrr
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DEUTSCHE BAUZEITUNG.
189
Räumen, welche nicht eingewölbt sind, wurden gewalzte eisenie
Träger mit horizontaler Ausmauerung zur Deckcubilduug
Inmutzt Auch für die Dachkonstraktion kam Uberwiegend
das Eisen zur Anwendung. Jeder Luxus musste bei der
Bauausführung vermieden werden, schon um mit der aus-
geworfenen und auch nahezu inne gehaltenen Kostensumme
von rund HOO 000 M. auskommen zu können. Aber auch
die völlig zurüc k gezogene Lage abseits von dem lebhaften
Straßenverkehr musste es verbieten, hier architektonischen
Aufwand zu treiben. Immerhin konnten jedoch sowohl im
die exponirtesten Bautheile wie auch am Acufscren
Gliederungen in Werkstein ausgeführt
sich für die glatten Mauerflachen der
Aufsenseiten ans den ortsüblichen, an den Stirnen sauber zu-
gerichteten Backsteinen grofsen Formats ein leidliches Ver-
blendung*-Mauerwerk herstellen liefs. Bis zur Fabrikation
von Formsteinen und scharfkantigen Verblendsteinen hat sich,
trotz guten Rohmaterials, die heutige Ziegeltechnik Rom's
noch nicht aufzuschwingen vermocht. Das ganze archi-
tektonische Gerüst des Aeufsereu besieht aus l'eiierin, dessen
sattes grünliches Grau sich von dem fleischfarbigen, öfter in
ein tieferes Roth übergehenden Ton der BacksteinfläclKtn
vortheilhaft abhebt. Für die Treppenstufen und Pfcilersoekel
im Inneren ist der weibliche römische Kalkstein, der un-
übertreffliche Travcrtin, gewählt worden. Für einige besondere
Bautheile im Treppcnlinuse, Säulen, Pflaster und Thürgewande,
hat die Umgegend von Assisi ein marmorahnliclics Material
von milder, theils gelbgrauer, theils röthlicher Farlie geliefert.
Zur Weihnachtszeit 1873 wurde mit dem Ausschachten
der Fundamente begonnen, im Herbst 1876 waren alle Arbeiten
eiiischliel'slich der Abrechnung beendigt. Darauf hat aber das
Gebäude noch während eines vollen Jahres leer gestanden,
weil die l>c$omlcrcn Eigenschaften der romischen Baumaterialien
ein vollständiges Austrocknen des Mauerwerks aufserordcntlich
verzögen).
Seit ungefähr einem halten Jahre nun ist das neue
archäologische Institut bewohnt und regelmäßig Freitags
Nachmittags werden darin die öffentlichen Sitzungen desselben
abgehalten. Und die darin wohnen, sagen, es wohne sich
gut darin, und wer zu ihnen kommt, freut sich der herr-
lichen Lage des Hauses. —
Ja, ja! die glücklichen Herren Archäologen!
Die Regulirung des Ober -Rheins betreffend.
Dem Hrn. Verfasser der Artikel in No. IG u. 18 dies. Bl. ist
darin unbedingt beizutreten, das» die Vervollkommnung der vor-
handenen Parallel werke der Schiffahrt schwerlich in wflnsebens-
werthem Maafite zu Statten kommen würde, dass vielmehr anderes
kann. — Aus pekuniären Rucksichten wird
eine der beiden seitlichen Kinnen als Thal weg
gleichzeitig aber angedeutet, dass dieses Projekt
an Ladeplatzen, Flussmündungen etc. mit sich
(geben wird auch, dass in schärferen Kurven die
an das konkave Ufer zu legen sei; da nun letzteres
lieh bald auf der rechten, bald auf der linken Seite findet, würde
auch die Fahrrinne entsprechend traversiren müssen.
Angesichts der grobartigen Geschiebe-Bewegung des Rheins
entsteht die Befürchtung, dass man nach straffem Hochwasser
die Spur dieser travertirvaden Fahrrinne stellenweise wohl ver-
geblich suchen werde, da „mit steigendem Wasser die Serpentinen
schnell abnehmen und sich der Tbalwcg mehr gerade streckt*
Die Schiffahrt wäre durch solche Fatalität beim Eintritt niedrigerer
Stande arg gestört; das Drahtseil würde in den l'eberschlagen
kaum zu überwältigende Versaudungen erleiden, ganz abgesehen
Ton der erheblichen Belästigung, welche aus grofser Längen-
Differenz des Thalwegs bei N.-W. und M.-W. fnr den Tauerei-
Betrieb entsteht So ist außerdem zu besorgen, dass eine leicht
zu weit getriebene Beschränkung des Flussbettes (behufs des
kraftigen Zusammenhaltens des Nieder -Wassers) Wassermassen
zum Ausufern zwingt, welche recht füglich in demselben bleiben
und die Kraft zur Weiterführung der Sinkstoffe gewähren
könnten. Umgekehrt wird, dank der Disposition der Fahrrinne
neben dem Parallclwerk und Ufer, längs desselben die gröfste
Tiefe (und zwar eine für Schiffahrtzwecke unnütze, aber die Kraft
des Stromes zur Reinhaltung der übrigen Bettbreite sehr ab-
schwächende) sich einstellen nnd die Uferunterhaltung gewaltig
vertheuera. Je tiefer aber die Auskolkung, desto höher pflegt
auch die unterhalb derselben folgende Barre aufzusteigen.
So wenig man erwarten durfte, dass der Rhein bei etwa
Sfäeher Böschung der Parallelwerke im Stande sein werde, trotz
1200
eines " — C fachen Wechsels seiner Wassermenge von M.-W.
zu N.-W. eine Bettbreite von ca. 200« in Wünschenswerther
Kegelmäfsigkeit zu erhalten, so wichtig scheint es andrerseits,
das Tulla'sche Prinzip: „ein einziges-Rinnsal"1 und zwar für
alle Wasserstände, bei den weiteren Maafsnahmen anzustreben
und nicht zu Projekten zu greifen, welche ohne zwingende Noth
von den natürlichen Verhältnissen sich entfernen. Solche Ent-
fernung von den natürlichen Verhältnissen muss darin gefunden
werden, wenn man — wie anderwärts nicht nur vorgeschlagen, son-
dern auch ausgeführt worden ist — das Flussbett in mehre Etagen
theilt und dem N.-W. die Füllung des Souterrains, dem M.-W.
die der Bel-Ktage und der Uochfluth die Füllung der Etagen bis
zum Dachgeschoss zuweist Mag der Erfolg solcher Behandlung
eine Besserung gegen früher ergeben, eine Hülfe in dem wirklich
möglichen Umfange wird dieselbe nicht gewähren.
Alle Fluss- oder Strombetten werden anfser durch die
Breite, auf welche man so vielfach allein Werth legt, auch
bedingt durch die Tiefe. Beide
reelle Erfolge erzielt werden sollen,
(welche ohngefähr vorhanden sein md
Hrn. Verf. des betr. Artikels: keinen
sich verwirklichen sollte) findet sich in der Natur nicht:
heil ergiebt das Zusammenfassen von 10, 20 bis 50 Profilen
stets und immer eine Zunahme der Tiefe nach der Mitte hin.
(Wenn das Maximum der Tiefe eines einzelnen Profils einmal
hart an der steil abgebrochenen Konkave hegt, so bedeutet diese
scheinbare Ausnahme nur eine Fluss-Verwildemng hohen Grades.)
Und entsprechend der regelmälsig ausgebildeten Tiefe wächst
auch die Geschwindigkeit; die Maximal -(Geschwindigkeit im richtig
disponirten Stromstricbe — als auf statischen und dynamischen
Gründen beruhend — wird darum beizubehalten sein. Beiläufig
scheint es für das Anlegen der Fahrzeuge an das Ufer wie für
billigere Unterhaltung desselben sogar erwünscht, wenn neben
demselben eine geringere Geschwindigkeit stattfindet, und auch
der Tauerei ist nur gedient, wenn dieselbe bei allen Wasserständen
mit derselben Lage und Länge des Thalwegs arbeitet
Zahlreiche Untersuchungen des Reg.- u. Baur. Sasse (s. u.
a. Ziv.- lugen. 1861 u. Zeitscbr. f. Bauw. 18741, vielfache eigene
Ermittelungen nach der von genanntem Autor angegebenen
Methode*) haben unter den verwickeltcsten Verhältnissen immer
wieder klar und deutlich ergeben, dass die parabolische Be-
grenzung der Flussbetten die von der Natur angestrebte ist
Wenn man diesen Fingerzeig benutzt und solche Begrenzung
auch nur annähernd herstellt, so erreicht man nach wieder-
holter Erfahrung alles, was überhaupt erreicht werden kann.
Nach den Slittheilungen in No. 16 u. 18 entstehen bei N. W.
(— 0,7 P.) Tiefen bis zu 13"»; man wird also eine durchschn.
Scheitelticfe des parabolischen Profils von 4 m unter N.W. bfliw.
6,2» unter dem bei -f- 1,5 P. angenommenen Mittelwasserstande
als ohngefähr angemessen erachten dürfen, welche Tiefe für
SchifTahrtzwecke überaus genügt Ein Parabelprofif von 250 ">
Breite (— Entfernung der beiderseitigen Parallelwerke) und ti,2m
Tiefe hätte 1033G"> Grobe. Bei einer Waaserraengc von 1200kb»
pro Sek. ergäbe sich die durchschn. Geschwindigkeit zu nur
1200
— — = 1,16 ,n. Die Breite des N.W. ermittelt sich ans dieser
1033
Parabel zu 201 », der N. W.- Querschnitt zu 536 □» und die
Gcschw. des N. W. zu nur 0,37 ». Nach meiner Erinnerung sind
die Geschwindigkeiten indess viel grnfser, es wird deshalb das den
Stromverhältnissen angemessene Profil wahrscheinlich wesentlich
kleiner als hier berechnet sein dürfen. Aus der einfachen Be-
rechnung von 40 - 50 Einzelprofilen wird sich die
Gröfse leicht ergeben; einstweilen möge angenomi
dies Parabelprofil sei das für gerade Flugstrecken gültige Durch-
schnitts-Profil. Seine praktische Darstellung würde unbequem
sein, mit genügender Genauigkeit wird dasselbe indess durch
das umstehend skizzirte geradlinig begrenzte Profil mit llfacher
Böschung zwischen M. W. u. N. W., bezw. ISfachcr unter dem
N. W.-Spicgcl ersetzt weil der Flächeninhalt für M. W. u. N. W.
ziemlich genau derselbe ist, wie oben für das parabolische Profil
gefunden wurde (1031,4 u. 535,9 □"> gegen 1033 und 536 □«).
Könnte man die wohl nur 2— Sfach, also sehr steil geböschten
und deshalb zu Einrissen gewissermaafsen einladenden Parallel-
werke mit den hier gefundenen, viel flacheren Böschungen aus-
statten, so wäre allen Bedürfnissen sicher Rechnung getragen und
das Serpentiniren des N. W. unmöglich gemacht weil auch dieses
letztere nur den ihm zustehenden Raum fände. Solchem Plane
stellt sich alter der Kostenpunkt entgegen. Wenn auch etwas
langsamer, so doch ungleich hilliger gelaugt man jedoch zu dem-
selben Ziele mit den (u. a. bei dem verstorbenen Grebenau
allerdings nicht besonders gut angeschriebenen) bescheidenen
preuftischen Buhnen, sofem dieselben nur in rationeller Wreise
angeordnet werden. Beweise für diese Behauptung finden sich
aut der Saale; dort sind mit flach geböschten, dem Durchschnitts-
profile angepassten Buhnen recht erfreuliche Resultate erzielt
Ein etwa wie umstehend geformtes Profil sei in das in
der Figur punktirt angedeutete umzugestalten. Unbedenklich ist
die Schüttung des rechtsseitigen schraflirten Buhnenkörpers
mit etwa 1,2» Kronenbreite und Ifachen Seitenböschungen. Die
tbeuere Abpflasterung bleibt fort, weil es an sich kein Unglück
ist *enn ein einzelner, etwa von einer Scholle gefasster Stein in
Couf. K. t b. I9B d. .Uhr«. 1*71 din Bl.
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190
die Tiefe rollt und
weil die Bildung eines
gröberen Loche« durch
die lockere Stützung
der einzelnen Steine
gegen einander schon
ausreichend verhütet
wird. Die Unebenhei- 1
ten der rohen Schot- !
tung brechen aber in
den kleinen Verhalt-
nissen des Stroms die
Kraft der Strömung viel
besser als eine glatte
Flache.*)
Ob man linker
Seite des ProHU von
Tora herein den ganzen
darf, hängt von der Erfahrung
des Stroms ab. Den sanfteren
zum Abtrieb des
hegen erforderliche Knergie nicht leicht zumuüien, vielmehr bei
ihnen zunächst nur etwa den Theil d b t schatten dürfen, um
nach Ablauf des nächsten Hochwassers mit parat gehaltenen
Steinen etwaige zu tiefe Einrisse bei d zu begrenzen bezw. auf der
durch den ersten Einwurf erzeugten Veriandung die weitere Dar-
stellung des Profils nach oben hin nachzuholen. Aus Rücksicht auf
den Kostenpunkt empfiehlt sich ein ahnliches Vorgehen trotz der
") An der Oajar Klba vbfntat man an abrt*«tgen L'farfttraakaaj mit t*»ttm Kr-
fitfcc* "1t* tu* "tarn Strom« ffrbagjrartta SiolUtnnTe «Idar möe; lirlurt Saeter Briatbtirig
(Var*,. Lohaa. KorrakUo« .lr„ KlUtraata «f.): tduarikb.» A<Uaaan'an dar Hula darkan
Ihr LTi'r fninx ainfafh mit roh
raicliaoj damit na/*rt jahn>Utigi»r
ilarum ■- ketna PSaatsniiig.
frischen Jugendkraft des Rheins vielleicht auch dort, weil durch
die Veriandung die Bauhohe sich verringert Abermalige Peilungen
nach ferneren Hochwassern werden neben erheblicher Abnahme
des Mittelhegen vielleicht auch wiederum unerwünschte gröbere
Ticfenbildungeo ergeben. Man verbaut dieselben ohne Gefahr,
weil die gröbere Tiefe für die Schiffahrt nicht zu verwerthen
ist, hat davon aber den groben Vortheil, dass die Kraft des
Stroms zusammen gehalten wird zur weiteren Freilegung des
Profil«, für welches die seitlich in etwa 70—80™ Entfernung an-
gelegten Buhnen, wie die eventuelle Sohlenschüttung der Strömung
die rechte Direktive geben.
Dass man in breiten, flachen Profilen der Wirksamkeit der
seitlichen Buhnen durch Ausbaggern eines ca. '20 • breiten
Schlitzet in der Strom-Mitte zu Hülfe kommen darf, im übrigen
aber wieder allen Ucbenchreitiingen durch Steinwurf begegnet —
dass man in Krummen das verschobene Normalprofil (dem Radius
entsprechend in der Konkave flachere, in der Konvexe steilere
Böschung) zu Grunde zu legen hat, dass' man au Landeplatzen etc.
die Böschung dem Bedürfnis« entsprechend
wenn nur der Querschnitt gehalten wird — sei nebenbei 1
Von einer solchen, mit der Natur des Stromes
Behandlung möchte mehr Erfolg erhofft werden dürfen, als von
der doch mehr oder weniger willkürlichen — und wenn nur die
Breite berücksichtigenden — einseitigen Einengung des N. W.
durch Parallelwerke. Die steilen Böschungen der letzteren
werden immer kostspielig zu unterhalten sein; die Anlage der
flachen Ruhnenköpfe vor den am Rheine bereits vorhandenen und
— glücklicherweise — reichlich weit entfernt liegenden Parallel-
werken wird die Fortsetzung der letzteren bis zu der bedeutenden
Tiefe von 1 . ■" unter Null einfach entbehrlich machen. Wollte
man probeweise die böseste Strecke von 4 — Ii K,k Lange nach
diesem Prinzipe behandeln man würde sich unzweifelhaft
überzeugen, dass die richtig behandelten preußischen Buhnen
viel besser sind als ihr Ruf. — 0.
Das Normal- Ziegelformat und
Zu diesem Kapitel veröäentlicht Hr. Prof. Gottgetreu in
Manchen im Januarheft des Bayer. Industr - u. Gewerbe- Blattes
von 1878 eine Mittheilung, aus der wir einige« für aufoerbayerische
Kreise Interessante, zusammen mit ein paar Nutzanwendungen,
hier glauben reproduziren zu sollen.
Es ist bekannt, dass die zu Ende des Jahres 1869 in Berlin
beschlossenen Resolutionen Ober ein einheitliches deutsches Ziegel-
format in den verschiedenen bayerischen Architekten- und In-
genieur-Vereinen allgemein mit Anerkennung begrübt worden sind
nnd ihre Sanktionirung für Bayern insbesondere durch eine in
längerer Kommission«- Berathung wohl vorbereitete Verhandlung
des bayerischen Zentral- Vereins erlangt haben, welche mit Aus-
spruch des Wunsche* endete, „dass sammtliche deutschen Vereine
dem vorgeschlagenen neuen Ziegelformate zustimmen möchten."
In Bayern ist nun im Jahre 1877 eine sogen. Allgemeine '
Hauordnung erlassen worden, welche im ganzen rechtsrheinischen i
Gebiete Gültigkeit hat. Neben ihr besteben in den einzelnen
Orten etc. Bauordnungen, welche lokalen Verhaltnissen angepasst
und von lokaler Gültigkeit sind, und unter diesen ist diejenige der
Stadt München seit einigen Jahren in einer Umarbeitung
begriffen, an welcher der Münchener Architekten- und Ingenieur-
Verein thatkräftig mitgewirkt hat —
Die bayerischen Ziegeleien produzirten bislang im allgemeinen
noch einem Format, welche» erheblich gröfser als das Normal-
format ist und es scheinen die Fabrikanten bei dieser Gewohnheit,
ohne Rücksicht auf die oben berührte Erklärung des bayer.
Archit- und Ingen. - Vereins und ohne jedwede Acht auf die
Format- Umwandlung, welche in Folge der Berliner Resolutionen
in Norddeutschland sich thatsachlich vollzogen hat stehen ge-
blieben zu sein, weil andernfalls die Thatoache kaum genügend
erklärbar sein würde, dass die allgemeine bayerische Bauordnung
vom 20. Juli 1877 das Normalformat einfach hat ignoriren und
allen in ihr enthaltenen Bestimmungen über Mauerstarken ein
Ziegelformat von SO"11 Lange zu Grunde legen können. — So
geschlagen durch die Bestimmungen der allgemeinen Bauord-
nung haben die Münchener Architekten sich bemüht, dem Normal- |
format wenigstens in der Lokal-Bauordnung für die Stadt I
Manchen zur Anerkennung zu verhelfen, sind aber auch hier
mit ihren Mühen gescheitert indem die Einführung jenes For-
mate auch für die Münchener Bauordnung definitiv abgelehnt
worden ist.
Zwei Gründe sind es gewesen, mit denen man diese Ab-
lehnung motivirt hat: Entens den, dass eine mit IV, Stein Starke
aufgeführte Aulsenmauer bei der Gröfse des Normal-Formats den
Münchener Witterangs - Verhältnissen nicht genüge und
ungesunde" Wohnräume geben würde! Wir denken, aus die
Fadenscheinigkeit dieses Einwurfs gegenüber den Erfahrungen,
welche in vielen Theilen Norddeutachlands mit gewiss nicht
günstigeren klimatischen Verhältnissen gemacht sind, zu sehr
auf der Hand liegt, als dass hierzu viele Worte verloren
werden dürften, und es genüge auf den Bau zahlloser, allen
Witterung« - Unbilden preis gegebener Wohngebaude für
Eiseubahnbeamte an norddeutschen Eisenbahnen aufmerksam
■B machen, die mit Luft-Isolirschichten von 4 8»« Weile
mit l'/i Stcinlangen und theilweise sogar mit nur 1 Steinlange I
seit Dutzenden von Jahren erbaut worden sind und bei ihrer
ausreichenden Bewahrung auch fernerhin werden erbaut werden!
Etwa« anders als mit diesem ersten Gegengrunde von völli-
ger Inhaltlosigkeit ist es allerdings um den andern bestellt Dieser
Grund besagt nämlich, dass durch die besondere Beschaffenheit
des in München verwendeten Mörtels die Anwendung des
kleinen Ziegelformats ausgeschlossen werde. Es ist hierzu in
unserer Quelle bemerkt dass das was in München bei den meisten
Bauten unter dem Namen „Mörtel" verarbeitet werde, diese Be-
zeichnung nur uneigentlich führe, da der Zusatz zum Kalk „nuss-
grofse", ja oft noch gröbere Steinchen enthalte, so daas Mörtel-
fugen von 2™ (!) Weite nothwendigerweise gang und gäbe
geworden seien. Hr. Prof. Gottgetreu, dem man hierin ein maafs-
geltendea Urtheil zutrauen darf, findet bei den meisten vorkom-
menden Hauseiustürzen und gefahrdrohenden Zerstörungen von
Mauern den Grund, auber io mangelhafter Arbeit, in der
Verwendung eines „umiualifizirbaren" , richtiger „Beton" zu
nennenden Mörtels, and würde aus zahlreich vorliegenden That-
sachen ein Verbot gerechtfertigt linden, welches gegen die Ver-
wendung desselben gerichtet ist — Dais wir unsererseits dieser
Ansicht in ihrem ganzen Umfange beitreten und die thatsachlich
bestehende Schwierigkeit für Einführung des Normalformats gern
durch ein gesetzgeberische« Einschreiten, welches auf Begünstigung
rationeller Bauweise, anstatt auf Konservirung von B*u-
Schlendrian hinaus kommt beseitigt zu gehen wünschen, ist voll-
kommen selbstverständlich ! —
Wie die Sachen heute einmal liegen, muss man mit der That-
sache rechnen, dass Bayern in dem Ausschluss de» Normal-Ziegel-
formats «ich eine aber die Landesgrenze hinaus wirkende
bajuvarische Klausel geschaffen hat, und eben diese Seite der
Sache, das Hinübergreifen der Klausel über die heimatlichen
Grenzen, ist es, auf die wir die Aufmerksamkeit der gesammten
Architektenschaft Deutschlands mit einigen Worten hinlenken
möchten.
Der Paukt spielt nämlich auber in der Ziegel -Technik und
Ziegel -Industrie eine wesentliche Rolle bei Konkurrenz-Ent-
würfen, gleichgültig ob diese bayerischen, ob sie deutschen
Ursprung!) sind. Auber • Bayerische Architekten werden, bevor
sie sich an eine etwaige bayerische Konkurrenz-Aufgabe machen,
zunächst in die Tiefen der bayerischen Bauordnungen hinab-
steigen müssen, um der Wahrscheinlichkeit zu begegnen, ihre
Projekte etwa wegen ungenügender Mauerstarken ver-
worfen zu sehen; sie werden auberdem in den Raumdiapositinnen
rte«chrankungen and Unbequemlichkeiten unterliegen, die au«
dem abweichenden Ziegel-Format und seiner Wiederholung in den
vorgeschriebenen Mauentivrken notwendiger Weise resultiren
müssen! Ganz analoge Schwierigkeiten — indessen bei der
gröberen Freiheit, welche die übrigen deutschen Bauordnungen
wohl sammt und sonders gewahren, von etwas geringerem Umfange
— werden sich für denjenigen bayerischen Architekten ergebeu,
der sich an au her bayerischen Konkurrenzen betheiligen will!
Diese Schwierigkeiten möchten passend einem Stück chine-
sischer Mauer zu vergleichen sein, auf deren baldige Fortraumung
das energische Sireben aller ßetbeüigten sich richten muss. Es
freut uns, gerade in der Fachwelt Bayerns so viele Mitkampfer
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192
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
11. Mai 1878
von hervor ragender Stellung zu erblicken, und unsere Aus-
sichten auf günstigen Erfolg vennehren sich, wenn vir unter
ihnen einen Vertreter der bayerischen technischen Hoch-
schule sehen, weil darin der Beweis gefunden werden kann,
dass der Lehrkörper der Münchener Hochschule, wie im übrigen
gar nicht anders zu erwarten, streng rationeller Baukon-
struktionsweise zugethan ist und unbekümmert um den durch
die gegenwartigen bayerischen Bauordnungen mit gesetzlicher Sank-
tion umkleideten Rausch lendrian, nur diese allein den angehenden
Tragern des Faches lehren wird — ein Mittel, dem auf die Dauer
Hrn. Professor Gottgetreu wünschen wir für die Zwischen-
zeit zu der von ihm unternommenen Agitation für die heute mög-
liche Verbesserung der Zustände den besten Erfolg. Diese Agi-
tation richtet sich, nachdem das Hauptziel vorläufig unerreichbar
geworden ist, zunächst auf die Einführung des Dreiquartiers
neben den Vollziegeln des grofsen gesetzlich sanktinnirten
Formats. Diese Einführung mochte, wie a. a. O. nachgewiesen
ist, auch unter der Herrschaft der jetzt geltenden bayerischen
Bauordnungen wesentlichen Verbesserungen in den Mauerkon-
struktionen das Feld öffnen. —
- B. -
Mittheilungen aus Vereinen.
Hr. Möller,
1C4 Mit-
Eingange: Das Protokoll der letzten General- Versammlung
des Vereins deuueher Zementfabrikanten, sowie der HI. Theil von
G. Hägens Handbuch der Wasserhaukunst als Geschenk des
Hrn. Verfassers.
Hr. Krieg berichtet über einen vom Vorstande des Ver-
bandes übermittelten Antrag des neu begründeten Architekten-
und Ingenieur- Vereins in Bremen auf Aufnahme in den Verband,
dem von der Versammlung zugestimmt wird. Die in No. 36 d.
Dtschn. Bztg. enthaltene Notiz, dass eine Vertagung der für
dieses Jahr angesetzten General- Versammlung des Verbandes ge-
plant werde, giebt Veranlassung, die Zweckmässigkeit einer solchen
Maafsregel zu diskntircu, obwohl ein offizieller Antrag bezgl. der-
selben noch nicht vorliegt In dieser Diskussion, an welcher sich
die Hrn. Krieg, Orth, Blankenstein und Fritsoh betheiligen,
wird von der einen Seite ausgeführt, dass die Besorgniss einer
Beeinträchtigung des Besuches der Versammlung durch die Pariser
Welt-Ausstellung nicht nur im Württemberg! sehen, sondern auch
in anderen westdeutschen Vereinen laut geworden sei. Von der
anderen Reite wird dagegen hervor geholten, dass diese Besorg-
niss wohl nicht sehr schwer in's Gewicht falle, da die a
ordentlich günstige Lage und die Anziehungskraft Dresdens
zahlreichen Besuch der Verbands-Versammlung unter allen Um-
standen verbürgen, sollte auch eine Anzahl von Fachgenossen
durch die Reise nach Paris an anderweitigen Unternehmungen
gehindert werden. Im Interesse des Verbandes, dessen vorlaufig
nur sehr loser Zusammenhang in der regelmäßigen Abhaltung
der General - Versammlungen sein vorzüglichstes Bindemittel be-
sitze , läge eine solche Vertagung jedenfalls nicht und es sei zu
befürchten, dass seine, ohnehin etwas schwerfallige Thätigkeit
hierdurch abermals verlangsamt und jener Zusammenhang noch
weiter gelockert werde. Ein von Hm. Blankenstein gestellter
Antrag, dass der Verein sich für die Abhaltung der Dresdener
Versammlung erklären möge, falls nicht gewichtigere Gründe, als
die in der bezgl. Notiz angeführten, gegen dieselbe vorliegen, ge-
langt mit grofser Majorität zur Annahme. —
Die Hrn. Schwechten und Winkler berichten Uber die
von den bezgl. Betirtheilungs - Kommissionen entworfenen Pro-
gramme für die Monatskonkurrenzen des nächsten Jahres ; als ein
neuer Versuch ist es zu bezeichnen, daas eine der Aufgaben
(zn einer StrafscnbrOckc) von beiden Kommissionen gemein-
schaftlich und mit dem ausdrücklichen Wunsche gestellt worden
ist, dass zur Bearbeitung derselben je ein Architekt und ein In-
sich vereinigen möchten. — Die in Aussicht genommene
kation von Ingenieur-Entwürfen hat die Frage nahe gelegt,
ob zu Gunsten der letzteren die Zahl der zu publizirenden archi-
tektonischen Entwürfe reditzirt oder eine entsprechende Er-
weiterung der alljährlichen Veröffentlichungen des Vereins ein-
treten soll. Die Hochbau-Kommission halt das entere, angesichts
der steigenden Bedeutung der architektonischen Vereins -Kon-
kurrenzen, für unzulässig und empfiehlt daher den zweiten Weg.
Eine Berathung dieser Angelegenkeit, welche in erster Linie als
Etats- 1-' rage zu behandeln ist, wird auf die Tl
nächsten Hauptversammlung gesetzt werden.
Die für diesmal zur definitiven Entscheidung stehende Frage,
ob die regelmäßigen Versammlungen fortan wie früher am Sonn-
abend oder fernerhin am Montag abgehalten werden sollen, wird
ohne Diskussion zu gunsten des Montags entschieden. Die
Wahl des Tages für die Exkursionen soll hierdurch nicht beein-
rlusst werden, sondern, je nach dem Ziel, in jedem einzelnen
Falle besonderer Bestimmung unterliegen. —
Es folgt hierauf die Berathung de* von Hrn. Otzen ge-
„Der Architekten- Verein wolle beschüefson, eine
Kommission von 3 Mitgliedern zu ernennen, welche die Aufgabe
erhalt, bezgl. einer zeitgemäfsen Umarbeitung der amtlich
aufgestellten und empfohlenen Entwürfe zu Kirchen-, Pfarr- und
Schulgeb&nden einen motivirten Antrag auszuarbeiten und im
Namen des Vereins bei den Behörden vorzulegen."
Der Hr. Vorsitzende theilt mit, dass der Vorstand Veran-
lassung genommen habe, den Antrag seinerseits in Vorberathung
zn ziehen. Hierbei habe sich eine Uebereinstimmung der An-
sichten dahin ergeben, dass eine Vervollständigung des genannten
Werkes allerdings wuuschenswerth sei, während man von der
Art, wie eine Umarbeitung desselben erfolgen solle, keine rechte
Vorstellung sich habe machen können und daher einen hierauf
Antrag bedenklich "
Hr. Otzen erklärt, dass dt
zu fassenden Beschlusses weniger gelegen sei, als daran, dass in
der Angelegenheit überhaupt etwas geschehe. Der Hr. Redner
wiederholt in längerer Ausführung noch einmal die Motivirung,
welche er bereits in der Versammlung vom 15. April (man vergl.
S. 163 d. Kl.) gegeben hat, und ergänzt dieselbe durch eine ein-
gehendere Kritik des Werkes und der von König Friedrich
Wilhelm IV. inangurirten Richtung kirchlicher Baukunst, die in
ihm sich spiegelt Bedingt! - Anerkennung verdienten lediglich
einige auf italienischen Motiven beruhende, in geschickter male-
rischer Gruppirung des Aufseubaues komponirte Entwürfe, denen
jedoch der protestantische Charakter fehle — am schlechtesten
sei die mittelalterliche (gothische) Baukunst und die Ausstattung
der Kirchen vertreten ; auch dass in dem ganzen Werke nur 3
Beispiele monumentaler Bauten mit gewölbten Decken vorkämen,
sei charakteristisch. Bei dem unheilvollen Einflüsse, deu die
bezgl. amtlichen Vorbilder ausgeübt haben und noch ausüben,
sei in der That zu bedauern, dass eine Vernichtung jenes Werkes
nicht möglich sei Um so dringender erforderlich sei es, dass
man dasselbe durch eine Sammlung besserer Beispiele ersetze,
und dem Architekten-Verein komme es, in Ermangelung einer
anderen Instanz, zu, hierfür die Initiative zu ergreifen. Wie die
bezgl. Umarbeitung des Werks geschehen solle, sei eine schwie-
rige, noch in nähere Ueberlegung zu ziehende Frage; eines scheine
jedoch von vorn herein fest zu stehen : dass es nämlich allein um
eine Sammlung ausgeführter Kirchen - Entwürfe sich handeln
dürfe, während jeuca ältere Werk bekanntlich zum grösseren
Tbeile aus ad hoc hergestellten Schemen zusammen gesetzt sei.
Hr. M ö 1 1 c r glaubt, dass Hr. Otzen die Entwürfe für Kirchen etc.
doch wohl etwas zu hart beurtheile und dass namentlich im Hin-
blick auf die unter ihnen enthaltenen Soller'schen Arbeiten, wie
z. B. den Entwurf zur Michaelskirche in Berlin, ein Verdikt auf
Vernichtung jenes Werks sich nicht rechtfertigen würde.
Hr. Orth schliefst sich dieser Ansicht au und weist darauf
hin, dass jene Leistung der vormaligen ober- Kaudeputation vor
allem historisch gewürdigt werden müsse; vieles, was jetzt
dürftig erscheine, werde dadurch entschuldigt, dass man in Preufsen
lange Zeit mit äufserst geringen Mitteln sich habe behelfen und
daher auf möglichst knappe Lösungen habe Bedacht nehmen
müssen. So großes Unheil, wie Hr. Otzen glaube, sei durch das
bezgl. Werk nicht verschuldet worden; die Ursache, dass so viele
Leistungen kirchlicher Baukunst in Preufsen zu wünschen Heften,
liege vielmehr daran, dass man die Entwürfe von Kräften habe an-
Dass eine Fortsetzung der Entwürfe für Kirchen etc. erscheine,
erkennt auch Hr. Orth für nützlich an, wünscht jedoch, dass die-
selbe von einem möglichst unbefangenen Standpunkte aus redigirt
werde und dass es den Autoren der publizirtcn Entwürfe frei
stehe, ihre Arbeiten selbst zu erläutern. Hr. Endel I, der
gleichfalls gegen eine Umarbeitung und für eine Fortsetzung des
Werkes sich ausspricht, theilt mit, dass im preußischen Handels-
Ministcriuni bereits eine Anzahl neuerdings ausgeführter Kirchen-
Entwiirfe gesammelt und zur Publikation vorbereitet sei. —
Hr. Fritsch äußert sein priuzipielles Bedenken dagegen,
dass man die kirchliche Baukunst durch ein auf amtlichem Wege
zu sammelndes und amtlich zti publizirendes Werk werde fördern
können. Wenn ein solches Werk auch zweifellos werthvoller
ausfallen werde, als die vor HO .lahrcn entstandenen Entwürfe
für Kirchen-, Pfarr- und Schulbauten , so bleibe doch immerhin
der Nach theil bestehen, dass in demselben die Schablone vor-
walten und dass die Entwürfe desselben als Schablone benutzt
werden würden. Wenn die Publikation der Ober- Baudeputation
in ihrer verhältnissmäßigen Maunichfaltigkeit einen gewaltigen
Fortschritt gegen die vorher gegangene Aera kirchlicher Baukunst
in Preufsen einleitete, wo für evangelische Kirchen kleineren
Maafstabs eine einzige Schablone - die Nonnallrirche in Nakel,
mit oder ohne Thurm — amtlich vorgeschrieben war, so gezieme
es unserer Zeit, von jeder amtlichen» Schablone auf diesem
Gebiete abzusehen. Eine Sammlung ausgeführter Entwürfe zu
Kirchenbauten sei gewiss in hohem Grade nützlich und wünschens-
werth, würde aber wobt mit besserem Erfolge als ein Privat-
untenehmen — etwa durch eine Kommission von bewährten
Kirchen - Baumeistern verschiedener deutscher Staaten zu ge-
stalten sein. Nur so werde es gelingen, die Parole: „Luft und
Licht für Alle" zn verwirklichen , allen wirklich berechtigten
Bestrebungen Vertretung zu sichern und uns davor zu bewahren,
dass an Stelle jener alteren Schablone eine andere, wenn auch
trete. Von der preufsischen Regierung, die ja achon
Nn 38.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
vi r 20 Jahren neben den amtlichen Entwürfen für Kirchen etc.
eine Anzahl von Werken als Material für Ausarbeitung von
Kirchen -Entwürfen empfohlen habe, gegen die Hr. Otzen wohl
geringere Einwendungen erheben werde (die damals zugänglichen
Publikationen deutscher mittelalterlicher Baukunst, die Detail-
Sammlung von State und l'ngewitter etc.), dürfe die Unbefangen-
heit erwartet werden, dass sie ein solches Werk ihren Haubeamten
gewiss gern empfehlen und zugänglich machen werde. Uebrigciis
sei beiläufig darauf aufmerksam zu machen, dass ja bekanntlich
seit langer Zeit nur ein sehr geringer BruchtheU der auf Staats-
kosten bezw. mit staatlicher Beihilfe erbauten Kirchen nach den
Entwürfen der Prorinzial - Baubeamten zur Ausführung gelangt
ist und dass die Plane zu denselben ganz überwiegend von der
Zentralstelle des Ministeriums aus geliefert wurden. —
Hr. Otzen verwahrt sich wider die Absicht einer Begünsti-
gung schablonenmäßiger Kirchen- Architektur ebenso wie wider
den Vorwurf der lmpietät gegen die verstorbenen Herausgeber
der Entwürfe für Kirchen etc., denen man viel eher einen solchen
Vorwurf der lmpietat gegen unsere historische Kunst inachen
könne. Die Entschuldigung, dass ihre Entwürfe auf die knappen
Mittel des damaligen preußischen Staates hatten zugeschnitten
werden müssen, treffe nicht zu, da der Aufsenbau der bezgl.
Kirchen meist in überflüssiger Weise aufwandvoll sei und aul'ser
Verhältnis« stehe zu dem dürftigen Inucnbau, der dem Charakter
kirchlicher Kunst entsprechend doch die Hauptsache sein solle.
Angesichts der von anderer Seite geäußerten Bedenken zieht
Hr. Otzen jedoch den Antrag in »einem früheren Wortlaute zurück
und beschränkt ihn dahin, dass eine Kommission von 3 Mitgliedern
gewählt werde, welche über die Mittel zu einer zeitgemafsen
Fortsetzung der Entwürfe für Kirchen etc. in Beratbung
treten und dem Verein einen bezgl. motivirten Vorschlag unter-
breiten soll.
Hr. Hasecke halt jeden Beschluss in dieser Angelegenheit
für überflüssig. Die von Hrn. Otzen angeführte Thatsache, dass
neuerdings erfreuliche Fortschritte auf dem Gebiete kirchlicher
Baukunst gemacht seien, beweise, dass die amtlichen Vorbilder
in der That nicht so unheilvoll gewirkt hatten. Ueberdies würden
dieselben langst nicht mehr benutzt, da es bei den vielfachen
Publikationen an anderen Vorbildern nicht fehle. Für Entwürfe
zu größeren Kirchen aber werde fast regelmäfsig eine Konkurrenz
ausgeschrieben.
Die Abstimmung der Versammlung über deu moJitizirten
Otzenschen Antrag ergiebt die Annahme desselben. In die
bezgl. Kommission werden die Hrn. Otzen, Adler und Orth
gewählt —
Hr Höckmann berichtet im Namen der Kxkursions-Kom-
kurz über das, den Mitgliedern durch Druck zugänglich
Programm derselben, gegen das sich ein Widerspruch
Programm, welches nur im allgemeinen über
ielpunkte Rechenschaft ablegen soll, in Betreff
der Termine für die einzelnen Exkursionen und das Spezialpro-
gramm derselben als fest stehend jedoch noch nicht zu erachten
ist, nimmt i. g. 11 Exkursionen in Berlin und seiner näheren
Umgebung, 4 kleinere Ausflüge (nach Lichterfelde, Osdorf, Spandau
und Potsdam) 1 größeren Ausflug (nach "
noch nach Hildesheim und Goslar) und 1
(Haveltour) I Rommel.
an. Das letztere soll noch im Laufe d. M., die
Hannover im Juni veranstaltet werden. —
Im Namen der Beurtheilungs- Kommission für die architek-
tonischen Monatakoiikurrenzen referirl sodann Hr. Schmieden
würfe zu einem villenartigen Wohnhause in Gera. Es sind zu
demselben nicht weniger als 16 Entwürfe mit 61 Blatt Zeichn.
eingegangen, von denen jedoch 7 Entwürfe theils wegen Programm-
Ueberschreitungen, theils als künstlerisch ungenügend von der
engeren Wahl ausgeschieden worden sind. Bei Beurtheilung der
anderen 9 Entwürfe durch die Kommission ist vor allem die
Grundriss- Disposition und bezgl. dieser namentlich die Anlage
des Vorzimmers in Erwägung gezogen worden. Abgesehen von
dem Entwürfe: „Elbe", der bei gefalliger Architektur leider
einen ganz misaglückten Grundriss zeigt, haben auch die Ent-
würfe: „Stein und Eisen*, „Zum Beispiel so" und „Unter-
haus", bei denen das Vorzimmer wohnlich nicht nutzbar ist,
trotz mancher Vorzüge in Architektur und Grundrisslösung zurück
stehen müssen. Die fleißig durchgeführte Arbeit „SOOn™",
der eine ruhig wirkende Architektur nachzurühmen ist, bat die
wirtschaftliche Seite des Programms nicht genügend gelöst
Der Entwurf „April", der einen sehr beacbtenswei then , in
mehren kleinen Fehlem leicht verbesserungsfiihigcn Grundriss
zeigt, ist in der Garten - Facade nicht ganz geglückt und treibt
zu großen Aufwand mit Balkons; auch bei dem Entwurf:
„Euphrosyne" steht die Architektur nicht ganz auf der Höhe
der Grundrisslösung. Die Arbeit „Thüringen" hat die An-
erkennung, welche die trotz aller Einfachheit sehr gefällige Be-
handlung der Architekur und die geschickte Disposition verdienen,
nur dadurch beeinträchtigt dass in dem verhältuissmaßig kleinen,
freistehenden Gebäude ein Lichthof zur Beleuchtung des Vor-
zimmers angeordnet worden ist — An dem Projekt „Wind-
rose" endlich, das von allen am reichsten durchgeführt ist,
werden Architektur wie Grundrisslösung gleichmüßig als sehr
geschickt und gefällig gelobt; getadelt wird nur die Anordnung
der Nebenräume und die etwas zu geringe Größe der Zimmer,
die sich jedoch — bei geringer Ueberschreitimg der Bauflärhe
von 200 □» — leicht steigern lässt — Die Kommission hat der
Arbeit „Windrose", als deren Verfasser sich Hr. Johannes
Vollmer ergiebt, den 1. Preis von 300.//, dem von Hrn. Thür
verfassten Elitwurfe „Thüringen* den 2. Preis von 100 M
zugesprochen. —
Wegen vorgerückter Zeit wird die Besprechung der Hochbau-
Konkurrenz für den Monat April (Einrichtung eines Herren-
zimmers) auf die nächste Hauptversammlung vertagt und es
schließt die Sitzung, nachdem auf Antrag des Oberbibliothekars
Hrn. M e 1 1 i n die Anschaffung der Photographien von der Douro-
brücke bei Oporto und der neuen „Zeitschrift für Bau-
kunde" beschlossen worden ist. mit der Beantwortung einer im
Fragekasten enthaltenen Frage durch Hrn. Fritsch.
Zur Beurtheilung bezw. Ausschreibung einer Konkurrenz für
ein Denkmal in Mühlhausen wird eine Kommission, bestehend
aus den Hrn. Ende, Gropius, Orth, v. Groszhcim und
Emmerich gewählt Zur Aufnahme in den Verein gelangen
die Hrn. Bernhardt, v. Fisenne, Karl Hesse, Lewy, Maley und
— F. —
Vermischtes.
Entwurf für das neue Kollegiongebäude der Uni-
Stratoburg Die kurze Notiz, welche wir in No. 31
u. Bl. vom 17. April d. J. unter vorstehendem Titel veröffentlicht
haben, ist von verschiedenen Seiten so verschieden aufgefasst
und hierbei so grundlich missverstanden worden, dass wir, wohl
oder übel, zu einer Ergänzung und Erläuterung derselben uns
genöthigt sehen. Während es Absicht jener Zeilen war, die per-
sönliche Spitze der viel besprochenen Angelegenheit abzustumpfen
und auf die prinzipiellen Gesichtspunkte, welche im Verlaufe
derselben in den Vordergrund getreten waren, hin zu weisen, hat
man sie ausschließlich persönlich gedeutet. Hierbei ist
uns nun von der einen Seite — in Straßburger Korrespondenzen
der Köln, und der Nat-Ztg. sowie in einer direkten Zuschrift
aus Straßburg - der Vorwurf gemacht worden, dass wir jenen
Entwurf mit ungerechtfertigter Härte beurtheilt und seinen Ver-
fasser, Baumeister Eggert, in wenig schonender Weise bloß ge-
stellt hätten; überdies wird in jenen Korrespondenzen das Auf-
geben des vorliegenden Entwurfs und der Erlass einer Konkurrenz
als unheilvoll für die Straßburger Universität bezeichnet Nach
einer anderen Auffassung hätten wir dagegen deu Verfasser des
Entwurfes dadurch entlasten wollen, dass wir die Mängel desselben
dem schädlichen Einflüsse einer höheren Instanz, d. h. mit kurzen
Worten der durch Hrn. Geh. Ob. - Reg. • Rath Kinel bewirkten
Revision, zuzuschieben versuchten. Der Einwirkung letzterer
Annahme und ihrer Reproduktion durch die politische Presse
dürfte auch die Erklärung entsprungen sein, welche der betref-
fende Beamte in der Sitzung des Berliner Architektenvereins vom
29. April abgegeben hat
Dass die bezgl. Deutung eine durchaus willkürliche, weder aus
dem Wortlaut noch aus dem Sinne unserer Mittheilung gerecht-
fertigte war, wird sich aus den folgenden Erläuterungen ergeben.
Wir wollen denselben jedoch voraus schicken, dass uns jene
i ADSicnt um so terner gelegen nat, als wir duren
Eggert von der Art des Einflusses, welchen Hr. Geh. Rath Kinel
auf seinen Entwurf genommen hat, vollständig unterrichtet waren.
Es war uns bekannt dass eine .Revision" desselben in der Art,
wie solche etwa an deu Entwürfen zu preußischen Staatsbauten
ge- und zuweilen verübt wird, überhaupt nicht stattgefun-
den bat. und wir haben dieses Wort demnach ganz ausdrücklich
vermieden. Hr. Geh, Rath Kinel hat sich — fast genau in der
Art, wie wir dies früher einmal als die Aufgabe des Ingenieurs
gegenüber dem architektonischen Verfasser eines Bahnhofs-Projekts
entwickelt haben — auf die Vertretung der Interessen des
Bauherrn beschrankt die Entwürfe nach dieser Richtung hin
lediglich begutachtet und seine Wünsche auf Abänderung der-
selben dem Architekten nur aß Vorschläge unterbreitet Hr.
Eggert erkennt sogar bereitwilligst an, dass diese, im wesent-
lichen nur die Grundriss-Dßposition betreffenden Vorschläge an
sich und im einzelnen durchweg Verbesserungen gewesen sind. —
Sollte die von uns versuchte Erklärung, weshalb der von
Hrn. Eggert im amtlichen Geschäftsgänge ausgearbeitete Entwurf
an Werth hinter den von demselben Architekten gelieferten
Konkurrenz - Arbeiten zurück steht, wirklich so unverständlich
gewesen sein?
Wir hatten einerseits auf den Weg der Entstehung des
Kntwurfs, andererseits auf die ihm zu Grunde gelegte Auf-
fassung hin gewiesen. In erster Beziehung wollten wir beson-
ders den ungünstigen Einfluss verantwortlich machen, der sieb in
dem hier vorliegenden Falle dadurch ergeben zu haben scheint
dass erst mit dem Entwürfe zugleich und nur allmäh-
lich das komplizirte Programm desselben sich ent-
wickelt hat In jenen Straßburger Korrespondenzen wird aus-
drücklich betont out welcher Mühe sich der Architekt in die
ganz eigenartigen Bedürfnisse der Universität habe hinein finden
müssen und wie es ihm endlich gehangen sei, den verschieden-
artigsten Wünschen der einzelnen Fakultäten und Persönlichkeiten
gerecht zu werden. Wer wird es nicht begreifen und entschul-
digen, dass eine gewissenhafte Natur in dieser, durch fast 2 Jahre
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194
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
11. Mai 1878
Arbeit, die zu fortwahrenden Aenderungen der
künstlerischen Idee, zu einer fortlaufenden Reihe
von Kompromßsen nätbigte, den Schwerpunkt des Entwurfs
schließlich zu einseitig in diese praktische Seite desselben
verlegte, mit der künstlerischen Gestaltung aber etwas konven-
tioneller sich abgefunden hat, als geschehen wäre, wenn der
Entwurf auf Grund eines fertigen Programms in einem Gusse
hatte entstehen können! — Leber die aus bureaukratischer
Tradition hervor gegangene Auffassung, die bei Errichtung
unserer öffentlichen Gebäude dem Schwünge künstlerischer Phan-
tasie die Fluge] zu lahmen pflegt und die zweifellos auch hier
den ungünstigen Einfluss des oben erläuterten Moments verstärkt
hat, brauchen wir uns eigentlich wohl kaum zu äußern : es ist die
bekannte Einschränkung der Geldmittel, welche von vorn herein
auf eine sogen. , knappe Lösung" hin drangt und es fast nur
Zufall erscheinen lasat, wenn je einmal
auch noch das Baudenkmal zur ange-
Wie ganz anders und um wie viele« günstiger steüen sich
unter den nunmehr gegebenen Voraussetzungen die
einer Konkurrenz! Wir hoffen, dass der Ausfall eil
auch diejenigen, welche sie zur Zeit im Interesse der
Straßiburg vermieden sehen wollten, versöhnen wird,
vor allen Dingen, dass dieselbe dem Verfasser des verworfenen
Projekts Gelegenheit geben wird, zu zeigen, was er — durch
eine schmerzliche Operation von dem Produkt qualvoller und ge-
bundener Thätigkeit erlöst — „aus der Fülle seines freien, künst-
lerischen Schaffens" zu leisten vermag. Dann wird es am besten
sich zeigen, ob uns von seinen Freunden aus dem Standpunkte,
den wir in dieser Frage eingenommen haben, ein Vorwurf ge-
Uebar Mottenverülgnng bringt das neueste (III.) Heft d.
„Org. f. d. Fortachr. d, Eisenbahn«." eine Mitteilung, die großes
Interesse erregen wird. Auf eine vom V. dtschr. Eisenbahn- Verw.
aufgestellte Frage: -Welche Mittel werden gegen die Motten in
der Polsterung der Personenwagen angewandt und können als
erprobt empfohlen werden?" sind nämlich zwar 43 Beantwor-
tungen eingelaufen: die referirende holländische Bahn fasse die-
selben jedoch in folgende, wenig tröstliche Schlussfolgerung
zusammen: „Allgemein bewahrte Mittel, die Motten aus den
Polsterungen der P.-W. entfernt zu halten, sind noch nicht
gefunden. Nützlich dazu ist nur ein häufiges Lüften, Klopfen
and Beinhalten, sowie in größerem oder geringerem Mails e eine
Anzahl Substanzen (Insektenpulver event unter Beimischung von
spanischem Pfeffer und Phenyl, Kampfer, Juchtenleder, gepulverter
Alaun, Fineol, Hanfblätter, Kieuöl, Zinkchlorvd - Lösuug etc.),
welche dem Polstermaterial zugefügt werden.' Schließlich ist
nach dem Auftreten der Motten eine gründliche Reinigung des
Materials nothwendig." —
Die Redaktion des „Organs etc." schließt diesem Berichte
die Notiz an, dass Hr. Ingenieur H. Schafer in der Anwen-
dung komprimirter Kohlensäure ein Radikalmittel zur
Vertilgung von Motten gefunden habe. Versuche dieses
Technikers, wie sich das Insekt in gewöhnlicher verdünnter bezw.
komprimirter Luft verhalte, hatten ergeben, dass in erster die Eier
unversehrt blieben, Larven und Schmetterlinge dagegen starben,
wahrend die komprimirte Luft letzteren unschädlich war, die
Lebensfähigkeit der Eier dagegen zerstörte. In Kohlensaure, die
bis auf 4 Atmosphären verdichtet war, wurden Motten, Larven
und Eier vollständig getödtet
Bestätigt sich diese Mittheilung — und der Betrag des all-
jährlich durch Mottenfraß verursachten Schadens fordert dringend
zu Versuchen auf — so ist gegen den gefürchteten Feind
Haare und Federn ein wenig kostspieliges Mittel
in Anwendung bei gewöhnlichen Möbeln. Teppichen,
etc. noch leichter sein dürfte, aß bei dem Polster-
Material der Eisenbahnen. Wir zweifeln nicht daran, dass in
den großen Städten gar bald „Mottenvertügungs- Anstalten" sich
aufthun und ebenso lohnende Beschäftigung finden würden, wie
seinerzeit die Anstalten für chemische Wäsche. Vielleicht bewahrt
sich das Mittel auch gegen den in jüngster Zeit in diesem Bl.
Aus der Pachlitteratar.
Verzeichnis» der bei der Redaktion d. Bl. einge-
gangenen neueren technischen Werke. (Fortsetzung.)
Das Strafsburger Münster. 5 Lichtdruckbilder.
R Schultz A Co. Preis pro Blatt 5 M
\. Esseiwein, I. Direktor des German. Museums in Nürnberg.
Kunst- und kulturgeschichtliche Denkmale des
Germanischen National-Muscums. Eine Sammlung von
Abbildungen hervorragender Werke aus sammtlichen Gebieten
der Kultur. Leipzig 1877; W. Drugulinsche Buchdruckerei.
». Litzsw & Tischler, Wiener Neubauten. Wien 1877,
Lehmaun k WenUel. Pr. pro Heft 8 .Ä
6. Walther. Die Vernachlässigung der Dekorations-
Malerei in Deutschland und der daraus für Kunst und
Leben erwachsende Nachtheil. Dresden 1871»; II. Reinhardt.
Iiis* Liebt, Architekt ArchitekturDeutschlands. 1UO Tafeln
in Licliidrurk. Berlin 1878; Ernst Wasmuth, Pr. 100 .//
H. Lieht. Architektur Berlins. 100 Tafeln in Lichtdruck.
Berlin 1878; Ernst Wasmuth, Pr. 100 UC
Hamburgs Privatbaaten Herausgegeben vom Hamburger Archi-
tekten- und Ingenieur- Verein. 72 Tafeln in Lichtdruck. Ham-
burg 1877; Strumpfer * Co., Pr. 72 .//
J. Michel, Baupläne zu Wohn- und Geschäftshäusern
fürStadtundLand. Wien 1877; Lehmann <fc Wentzel. 2,50.Ä
Zur Erinnerung an die XV1L Jahresversammlung des
Schweizer Ingenieur- u. Architekten-Vereins. Zürich
1877; Grell Füsali A Co.
F. SalvUberg, Kantonsbaumeister. Die Entbindungsanstalt
in Bern. Mit 4 lithogr. Tafeln. Zürich 1877; Orell Füssli A Co.
Pr. 1 M.
M. Zedtler, Oberlehrer in Chemnitz. Die Anlage und Ein-
richtung von Turnhallen und Turnplätzen für Volks-
schulen. Mit 1 Tafel Abbildungen u. Plänen. Leipzig 1878;
Eduard Strauch. Pr. 0,75 M
R. Klette, Architekt Das deutsche Familienhaus. Samm-
lung ausgeführter Wohngebäude. Leipzig 1878; G. Knapp s'
Verlagsbuchhandlung. Pr. 16 M.
C. Weiehardt, Architekt Das Stadthaus und die Villa.
Entwürfe, enthaltend Typen von Miethhäusern, städtischen und
vorstädtischen Wohngebiluden, Landhäusern, Villen etc. 50 Tafeln
mit erläuterndem Tezt Weimar 1878; Beruh. Friedr. Voigt
Pr. 12,50 M
Mart. Sehall, Garntsons-Pfarrer in Spandau. Das Arbeiter-
Quartier in Mülhausen im Elsass. Ein Gang durch
dessen Entstehung und Geschichte, unter Berücksichtigung der
vorzüglichsten damit verbundenen Anstalten zum Wohle der
Arbeiterklasse. 2. erweiterte Aufl. mit mehren Plänen. Berlin
1877; Fr. Kortkampf. Pr. 1,60 JL
A. Füßen. Theaterbrände und die zur Verhütung der-
selben erforderlichen Schutzmaafsregeln. Mit einem
Verzeichnis von 523 abgebrannten Thealern und 4 Tafeln.
Hamburg 1878; Otto Meissner. Pr. 8 M
Ferd. Koch, Ingenieur, die Be- und Entwässerungsanlagen
der Grundstücke von Berlin. Berlin 1878; A Koenigs-
mann. Pr. 1 M
C. Sebwatls, Regierungs- und Baurath, Handbuch zur Beur-
theilung und Anfertigung von Bauanschlägen. Ein
Hülfsbuch für Baumeßter, Kameralisten, Gutsbesitzer, Bau-
unternehmer und Gewerksmeister. 7. vermehrte Aufl. Leipzig
1877; G. Kapp's Verlagsbuchhandlung. Pr. 7,50 M
U. Peters. Architekt Hülfsbuch zur Aufstellung von
Lohnregulativen u. Preisberechnungen für Bau-
tischlerarbeiten. Mit 63 Blatt Zeichnungen. Berlin 1877;
Ernst Wasmuth.
Herrn Zwick, Dr. Die Natur der Ziegelthone und die
Ziegelfabrikation der Gegenwart Handbuch für techn.
Chemiker, Ziegeltechniker, lim- u, Maschinen - Ingenieure etc.
Mit 123 Abbildungen auf 2 Tafeln. Wien, Pest, Leipzig 1878;
A. Hartleben. Pr. 8,30 M
J. Berseh, Dr. Die Fabrikation der Mineral- und Lack-
farben. Enthaltend die Anleitung zur Darstellung aller künst-
lichen Maler- und Ansireicherfarben, der Email- u. Metallfarben.
Mit 19 Abbildungen. Kbend. 1878; Pr. 7,60 .<(.
Eisenhnlh, Dr Dezimalbrüche nebst einigen Andeutungen über
abgekürztes und praktisches Rechnen für Gymnasien, Semina-
rien, Real- u. Elementarschulen. Halle a/8. 1878; Verlags-
Pr. 0,60 UL
Hat]
Konkurrenzen.
Konkurrenz für daa Universitätsgebaude in Loy den
— (Vergl. 8. 512 Jbrg. 77 u. Bl.) — Es wird unsere Leaer
interes&iren, die nunmehr vollständig bekannt gewordeneu Namen
derjenigen 5 Konkurrenten zu erfahren, deren Entwürfe auf Vor-
schlag der Preislichter seitens der niederländischen Regierung
angekauft worden sind. Wir verdanken dieselben der Mit-
theilung des Vertreters der deutschen Baukunst im Preßgericht,
Hrn. Baurath Hase in Hannover.
1) „Vivat Acaderaia." = 1.. Hohnstedt, Architekt und Hof-
rath in Gotha. 2) Vitus." = Tarring A Wilkinson, Archi-
tekten in London. 3) »Eigen Kunst is eigen leven." = Gebr.
E, A W. Mengelberg, Architekten in Utrecht 2) .Wer wagt
gewinnt" = O. Spetzler, Architekt in Bochum (Westfalen).
5) „Art et Science." — J. H. M. Brekelbaum A G. H. Wiegand,
Architekten in Hamburg. —
Die Verfasser von 3 und 5 hatten bekanntlich schon früher
sich genannt. Da auch die enteren deutsche, wenngleich in den
Niederlanden thätige Architekten sind, so stellt sich die Thataacbe
heraus, dass auf Deutschland trotz seiner sehr geringen Be-
theiligung an dieser internationalen Konkurrenz, xh der Aus-
zeichnungen gefallen sind.
Konkurrenz für Entwürfe zu einer Synagoge in
Münster. Das Preßgericht, in welchem Hr. Postbaurath R. Neu-
mann als technischer Vertreter der Gemeinde fungirte , hat den
Preis (von 800 M.i einstimmig der Arbeit des Architekten Hrn.
('. Hofmann zu Herborn in Nassau zuerkannt. Die öffentliche
Ausstellung der Entwürfe findet vom 8 bis zum 22. d_ M. statt
H io- Carl Breun iii Berlin. Kür <Un
K E. O Frltkch. Druck: W. Mo. .er Hol
Digitized by dooglc
H: 39.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
195
— IM« K*Mt*uril!un dfr Krewaklrrh« Id Nürnbr-rg and 4
roo BckundirtulitMi. — Aixtrlhu« von Kultur T-rhiilkfru U hnhtn. - KIb Ambn«. V-jho
BauuiKrtrlluiaj. — p« rltn > I - S » t Ii r i c Ii l ri>. — Brief- und In,
SJtt. - Cur Kr*«* 4« rinkrm« <M Bmm
- Dr. Frbdrirb 8a«d.rt. - in d«
Neu« Lüftungs-Einrichtung
von W. lind F. I-önholdt in Frankfurt a. M.
Die genannten Konstrukteure haben rieh eine Lftftungs-Ein-
richtung patentire n lassen, welche auf dem Aspirations -System
beruht und gleichseitig für Abführung verdorbener und Zu-
fuhrung frischer — kalter - Luft dient; jede dieser beiden
Funktionen ist an einen gesonderten Apparat Obertragen.
1 Was zunächst den Zufuhr- Apparat für
frische Luft betrifft, so zeigt die Skiate Fig. 1,
dass derselbe aus einem etwa 2 » hohen, vor
eine AufSenwand gestellten Rohr besteht, das
am unteren Kode niit einem Verdunstungsgefafs
und durch ein entsprechendes Ansatzstuck mit der
Aufsen- Atmosphäre in Verbindung gesetzt ist
Lange und Stellung des mit einer Verschluss-
klappe am oberen Ende versehenen Hauptrohrs
haben den Zweck, die kalte Luft in eine ange-
messene Zimmerhöhe zu fuhren und zur Ver-
breitung und Vorwarnung derselben in den oberen
Schichten des Raumes zu dienen, bevor diese
Luft zur Einathmung gelangt. —
Man ersieht, dass dieser Apparat, abgesehen
voo dem beigefügten Verdunstungsgefafs (welches
in der gewühlten Lage und Gröfse seinen Zweck
jedenfalls nur in sehr unvollkommenem Grade
zu erfüllen vermag) den vor ein paar Jahren
bekannt gewordenen und damals in öffentlichen
Blattern viel
tungs- Apparat vi
desselben
Tobin 'sehen Lüf-
Der besondere Zweck
hangig von etwaigen Zweifeln, "die man über
eine einigermaafsen gleichmafsige Wirkung
des Apparats immerhin wird aufwerfen müssen. —
Apparats
n Apparat, der für Abführung der ver-
dorbenen Luft von den Erfindern konstrnirt worden ist, in einer
(jgfc in der Anbringung sogen. Düsen, die den
r-*{ Zweck haben, der von einer Wärmequelle,
r ■ ■» welche uns einer oder mehren Flammen
besteht, erhitzten Luft in einem zusammen
gefaasten Strahl eine rasche, aufwärts
gerichtete Bewegung zu ertheilen, wodurch
eine saugende Wirkung auf die Zimmer-
luft ausgeübt werden soll. Die Eintritts-
Oeffhnngen für die Luft liegen in etwa
gleicher Höhe mit den Ddsenendigungen
und es sind letztere — zur Verstärkung
der Saugwirkung — möglichst nahe an
dasjenige Stück der Wand heran gedrängt,
welches die Einströmung» -Oeffnung ent-
hält. Der Regel nach werden zwei Ein-
strömungs-Oeffnungen angelegt; eine nahe
dem Fufsboden, die andere nahe der
Decke des Raumes; korres]»ondirend mit
der oberen Oeffnung findet sich im Rohr
eine zweite, etwas erweiterte Düse.
Die Skizze Fig. 2 giebt diejenige
der be-
. ist, sobald es rieh um einen
Raum handelt, in dessen Umfassungs-
wänden gemauerte Kanäle fürLuftabführung
fehlen. Wo diese vorhanden sind, ent-
fallt die Aufstellung des Hlechrohrs,
wie in Fig. 2, und kommt es selbstver-
ständlich nur auf die Anlage des Raumes,
der die Wärmequelle enthält und auf die
Einfügung der Düsen in das gemauerte
Rohr an. Der Apparat besitzt demnach
eine gewisse Akkomodationsfähigkeit ein
Vortheil, der nicht unwesentlich in solchen
Fallen ist, wo es sich um Lüftung von
Räumen handelt, bei deren ursprünglicher
Anlage entsprechende Vorkehrungen unter-
lassen worden sind.
Die Firma Schafer & Hauschner,
Berlin S.W., Friedrichstrafae 233, besorgt
den Vertrieb der Apparate und es ist in deren Büreau-LokalitAten,
sowie in der Berliner Bauausstellung, auch Gelegenheit geboten,
Die _
der Kiroho St. Severin in Köln wird beabsichtigt
Bei der z. Z. als Pfarrkirche der katholischen Gemeinde
dienenden Frauenkirche am Nürnberger Herrenmarkt handelt es
sich, nach einer im „Anz. f. Kunde der deutschen Vorzeit" ent-
haltenen Mittheilung, sowohl um die Beseitigung konstruktiver,
durch den .Zahn der Zeit" hervorgebrachter Schäden, wie nm
die Beseitigung mehrfacher Entstellungen , die bei
früherer Restaurationen (zuletzt durch den seinerzeit so berühmten
Heideloff) eingetreten sind. Im Aeufseren soll das reiche Stein-
werk der Facade und des Portals in möglichst genauer Herstellung
des ursprünglichen Zustandes ergänzt werden; nur der Heideloffsche
Giebelahschluss, das Glockenthürmchen und der Thürverscbluss
der Vorhalle werden beibehalten; auch das mechanische Uhrwerk,
dereinst als „Männleinlaufen" bekannt, wird wieder in Gang ge-
setzt werden. — Im Innern, dem die hässlichen F.mporen-Einbauten
leider belassen werden müssen, will man die durch HeidelorT
bewirkte polychrome Ausstattung vertilgen ; voraussichtlich werden
unter der Tünche noch genügende Reste der alten Malerei oder
doch wenigstens Anhaltspunkte zur Herstellung derselben sich
finden. Das zum Th. il sehr werthvolle Schnitzwerk der Altare
wird unter Beseitigung der bedenklichen modernen Zuthaten
stilgemäfs ergänzt werden. Zu einem Hauptschmuck des Kirchen-
raums aber sollen die Glasgemälde der Fenster gestaltet werden,
für die ein grober Vorrath alter, theils von der ursprünglichen
Kirchen-Ausstattung, theils aus der Karthäuserkirche stammender
Scheiben des 14. Iß. Jahrh. vorhanden ist, der gegenwärtig leider
nicht zur Geltung gelangt, weil diese Scheiben ohne alles System
in die Fenster eingesetzt worden sind. Man hofft, dass es ge-
lingen werde, diesen Schatz nach seiner Zusammengehörigkeit zu
ordnen und unter angemessener Ergänzung so zu vertheilen, dass
jedes Fenster eine innere Einheit erhält — lieber die künstlerische
Kraft, welcher die Restauration anvertraut ist, sagt unsere Quelle
nichts; voraussichtlich ist es der Direktor des Germanischen
Museums, Hr. Dr. Essenwein selbst. —
Wie weit die Restauration von St Severin in Köln sich er-
strecken wird, sind wir nicht in der Lage anzugeben. Nach einer
Notiz in der K. /... die sich hauptsächlich mit der Geschichte
des Bauwerks beschäftigt, ist „eine gründliche, stilgerechte R."
geplant, durch welche das Bauwerk für den südlichen Stadttheil
das werden soll, was St Kambert für den nördlichen geworden
ist Die Leitung des Baues ist den erprobten Händen des
Architekten Franz Schmitz anvertraut — eine erfreuliche Bürg-
schaft dafür, dass man nicht blos stilgerecht, sondern auch
" am Werke schaffen wird. -
in über gesetzgeberische Vor-
bereitungen von Interesse sein, welche zur Zeit in Frank-
reich schweben und über die wir einer betr. Mittheilung der
N. F. P. folgendes entnehmen.
Es steht in Frankreich der Erlaas von zwei Gesetzen über
Bahnen niederer Ordnung in Aussicht, welche auf der Scheidung
jener Bahnen a) in solche, die die Herstellung eines separaten
Unterbaues erbeischen, und b) in solche Schienenwege, welche auf
bereits vorhandenen Straften gelegt werden (Tramways oder
überhaupt Strafsenbahnenl, basiren.
Eine Bahn von der Art sub a muss, um konzesaionirbar zu sein,
von der Legislative als Gegenstand „öffentlicher Nützlichkeit"
anerkannt werden. Man rechnet für diese Bahnen auf einen
B an kosten -Betrag von 48 000 bis 64 000 .(/. pro Km und beim
Ablass von 3 bis 4 taglichen Zügen auf eine Betriebs -Ausgabe
von durebschn. 2400 M. Zur Deckung der Betriebskosten und
zur Verzinsung des Anlagekapitals mit G % wird die Brutto-Ein-
nahrae durebschn. 66O0 M betragen müssen. Da man für den
Anfang einen so hohen Ertrag nicht wird erwarten können, so ist
es nnthwendig, dass^ Staat und Departement ^derartigen ünteineh-
Stzentwurf^irt die vereinigte HüUe'der Staats-^™« De-
parte mental- Kasse auf ein Maximum von 3200 M pro Jahr und
Kilometer und will, dass diese Subvention, den eigenen Ein-
nahmen der Bahn entsprechend, nach und nach abnehme und
nach 80 Jahren jedenfalls aufhöre. — Für die spezielle
Bemessung der Jahres-Subventinn soll nun die Spurweite
ein wesentliches Moment abgeben, da es dem Bautenminister von
grofser Wichtigkeit acheint, dass die Bahnen, welche der Klasse
a angehören, mit normaler Spur ausgeführt werden. Hieriii
findet derselbe den mehrfachen Vortheil, dass 1) das Betriebs-
material — oder doch mindestens die Wagen — auf die Haupt-
bahnen übergehen können, 2) der Betrieb der Lokalbahn durch
eine grofse Nachbar-Gesellschaft zu fuhren sei und 3) vermieden
werde, der Zukunft vorzugreifen, indem es möglich bleibe, die
Rangirung einer Linie lokaler Natur später in eine Linie von
allgemeiner Bedeutung vorzunehmen. — Diese günstigen Vor-
theile für die normal spurige Bahn sollen denn auf die Höhe der
zu gewährenden Subvention in solcher Weise einwirken, dass die
Bahnen mit Normalspur die Subvention in dem oben angegebenen
Umfange event bis zur vollen Höhe erhalten, dagegen den
Bahnen mit schmaler Spur höchstens 1CO0 M pro zu Theil
werden und dass diese geringere Beihülfe auch aufhört, sobald
die eigenen Einnahmen der Bahn 4000 Jl erreicht haben. -
Was die Straßenbahnen betrifft, so soll für diese, da es
sich bei der Konzessionirung nicht um die Gewährung von Ex-
propriationsrechten handelt, die Erklärung der „öffentlichen Nütz-
lichkeit1" durch den Staatsrath genügend sein und die Kon-
zession von den Mittelbehörden ertheilt werden. Man rechnet
auf einen Bau- und Betriebs-Kosten-Betrag von 2800 -8200 M
pro Jahr und Kilometer und will demnach die aus öffentlichen
196
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
15. Mal 1878
gewahrende Subvention auf 800 H. beschranken,
zudem endigen soll, sobald die eigenen Einnahmen
3200 M. pro Jahr erreichen; jedenfalls soll die Zahlung nach
Ahlauf von 20 Jahren aufhören. An Voraussetzungen aber irgend
welche Bau - Normalien der Straßenbahnen wird übrigens die
Gewährung der Subvention staat&seitig nicht geknüpft, sondern
dieser Punkt der Regelung im Einzelfalle durch die Mittel- und
event Lokal -Behörden Uberlassen. —
Es ist wohl nicht zweifelhaft, dass, wenn die hier ange-
deuteten Vorschlage Gesetz werden sollten, dem Bau der Lokal-
bahnen in Frankreich ein mächtiger Impuls ertheilt werden
würde. Unwillkürlich wirft sich bei dieser Besprechung die
Frage auf, wie lange Zeit in Preufsen noch verfliefsen wird,
bis überhaupt irgend eine gesetzliche Regelung des Lokal-
bahn-Wesens zu Stande kommt — wie viel Zeit bis dahin uoch
verfielst, dass das bloi'se behördliche Ermessen, welches bis
heute im allgemeinen nur von geriugem Wohlwollen praktischer
Art geleitet gewesen ist, sein Ende erreicht?
Anstellung; von Kultur -Technikern in Preufsen. Es
verlautet, dass im Schoolse des landwirtschaftlichen Ministeriums
die Absicht besteht, eine Anzahl neuer Stellen für technische
Beamte zu schaffen, deren Obliegenheiten in einer gewissen Ueber-
einstimmung mit denjenigen stehen würden, welche zur Zeit dem
Geschäftskreise der sogen. Meliorations - Bauinspektoren anheim
fallen, von denen heute für den ganzen Bereich des preuTsischen
Staates 11 vorhanden sind.
Die neuen Beamten sollen thcils direkt für staatliche Zwecke
verwendet werden, theils den Interessen von Privaten und ins-
besondere denen der Landwirtschaft dienen, welcher für die
mancherlei Meliorations-Aufgaben, die die heutigen Zeitverhältnisse
gar
mit sich bringen, geeignete
nicht, theils in nur sehr b«
Entsprechend der Zwe
Zahl zu Gebote
Zweitheiligkeit der Geschäfte wird daran
gedacht, "den neuen Beamten nur einen niedrig bemessenen fixen
(iehaltssatz aus Staatsmitteln zu gewähren und dieselben im übrigen
auf Bezüge für Einzel-Leistungen anzuweisen, die seitens derjenigen
zu gewahren sind, von welchen die Hülfeleistungen dieser Beamten
in Anspruch genommen werden.
Aehnliche Einrichtungen, wie die geplanten, bestehen in
mehren süddeutschen Staaten längst; so z. B. zählte Bayern 17
und Baden 7 kulturtechnische Beamte; in Württemberg ist
u. W. dieser Zweig der Technik — wenigstens in der in Bayern
und Baden vorhandenen äufseren Form — unvertreten, doch besitzt
das Land an 3 Spezial-Tcchnikern, die für das öffentliche Wasser-
versorgungswesen staatsseitig angestellt sind, Beamte, deren
Aufgaben einige Aehnliehkeit mit denen der Kultur- Techniker
haben, wie denn auch die Art ihrer Geschäftsführung und Remu-
nerirung auf dem sogen, gemischten System, bei welchem Staat,
Gemeinden und Private betheiligt sind, beruht
Wie es heifst, fasst man für die Verleihung der neaen Aemter
— die beiläufig in ziemlich grober Zahl in Aussicht genommen
— in erster Linie Feldmesser ins Auge. Unter diesen
diejenigen, welche durch
liehen Kenntnisse erlangt haben, welche theils allgemeiner, theils
landwirtschaftlicher, theils bautechnischer Art sind und aufser
den Naturwissenschaften wirthschafUiche Betriebs- und Taxations-
Lehre, Wald- und Pflanzenbau, Volkswirthschaft, Landwirthschafts-
Recht, Landeskultur-Gesetzgebung, Terrain-Lehre, Hydromechanik,
int- und Bewässerung etc.
Wege-, Wasser-, Kanal- und Brückenbau,
umfasseil.')
Wir denken, dass der in generellen Zügen vorgeführte Plan
alle Anerkennung verdient, und sind auch insoweit ganz mit dem-
selben einverstanden, als derselbe in erster Linie auf Heranziehung
feldmesserischer Kräfte für die neuen Aemter basirt. Zum
Theil werden wir zu dieser Ansicht durch die Thatsache geleitet,
dass die speziellen Aufgaben, die dem Kulturtechniker gestellt
werden, in das Gebiet des feldmesserischen Berufs entweder völlig
hinein fallen oder demselben doch sehr nahe liegen ; zum andern
Theile glauben wir, dass gerade dieser Beruf mehr als irgend
ein anderer seit ein paar Jahren an einer Ueberhäufung von
Kräften leidet, an welcher die Staatsregiemng im Interesse gleicher
Behandlung der Beamten-Berufe nicht unbekümmert vorüber gehen
darf, sofern ihr dos Mittel geboten ist, auf '
so sehr bereit wir sind,
Ansprüche, die der Feldm
als
Billigkeits-Ansprüche, die der Feldmesser-Stand besitzt, zu ver-
treten — mit um so greiserem Rechte dürfen wir auch der Kehr-
seite, wie sie bisher sich prasentirt, gedenken. — Seit lange ist
in den Kreisen des deutschen Geometer- Vereins auf die Mangel-
haftigkeit der Vorbildung, die dem Feldmesser ins Fach ver-
hilft, hingewiesen worden ; in den letzten Jahren ist diesen Klagen
— n. z. speziell aus landwirtschaftlichen Kreisen — die andere
hinzu getreten, dass auch das fachliche Wissen der
beträchtlich zu wünschen übrig lasse und eine
Bildung* weseus derselben von nötben sei.**)
Wir sind nur wenig sicher darüber, dass die Einrichtungen,
welche seit ein paar Jahren an der Akademie in Poppelsdorf
■) Vrritf. Slvlicn» l'n«. 133 rr. dir». SMl«.
••) K l'm. 9S J»lint 1817 d z.
bestehen, ausreichend sein könnten, um den angedeuteten Mängeln
abzuhelfen. Wäre dies nicht der Fall, so würde angesichts der
bestellenden Absicht zur Schaffung einer grofsen Anzahl kultur-
technischer Beamten die an den Handelsminister wiederholt heran
getretene Forderung nach einer umfassenden Neuordnung des
Feldmesser- Bildungswesens sich noch wesentlich dringender als
bisher geltend machen, um nicht die Gefahr aufkommen zu
lassen, der Unzulänglichkeit oder Mitteln* feigkeit «in neues Gebiet
zu erschliefseu. —
Ein Auakunfta- Verein Berliner Bau-Interessenten. Zu
den mannichfaclien Organisationen, die sich im Laufe des letzten
Jahrzehnts innerhalb des Berliner Bauwesens gebildet haben, ist
in jüngster Zeit auch der oben genannte Verein — eine Ab-
zweigimg aus dem Berliner Baumarkt neu hinzu getreten.
Der statutengemäß Zweck der Gesellschaft ist:
.ihren Äütgtiedern über die Zahlungsfähigkeit von Kredit-
suchenden, die in Berlin oder den umliegenden ( Irtschaften ihren
Wohnsitz oder ihr Geschäft haben, Auskunft zu ertheilen, das
Inkasso von Wechseln und Forderungen zu übernehmen, die
Schlichtung von Streitigkeiten unter ihnen anzubahnen, den Ver-
einsmitgliedern juristischen Rath und Hülfe zu gewähren und
ihre Interessen Behörden gegenüber zu vertreten. "
Wer in die Verhältnisse des grofstädtischen Baugeschäfts
jemals einen tieferen EiubUck gewonnen hat, wird nicht zweifel-
haft darülier sein, dass die Gründung des Vereins einem wirk-
lichen Bedürfnisse entsprungen ist und dass seine Wirksamkeit
— wenn sie taktvoll und geschickt gehandhabt wird — in segens-
reichster Weise sich gestalten kann. Um aktcnuiäfsiges Material
für die bezügl. AiLskunfts-Ertheilungen zu gewinnen, bestimmt
das Statut, dass jedes Mitglied Ober die Einleitung bezw. den
Ausgang eines Prozesses gegen einen säumigen Schuldner, bei
Vermeidung einer Konventionalstrafe bis zur Höhe von 50 M.,
binnen H Wochen zu berichten hat. Der Name des Mittheilenden
darf, ohne seine Genehmigung niemals bekannt gemacht werden;
Auskunft über Mitglieder au Nichtmitglieder zu ertheilen bleibt
dem Vorstande überlassen. —
Weitere Details aus dem Statut, das gegen die Aufnahme
bezw. das Verbleiben zweifelhafter Elemente innerhalb des Vereins
weit gehende, aber gewiss sehr gerechtfertigte Vorsichtsmafsregeln
getroffen hat, dürften an dieser Stelle nicht interessiren. Seinen
Sitz wird der Verein, an dessen Spitze z. Z. die Herren M. .T. Boden -
x * Co., 0. Titel und J. Hin stehen, entweder im
elbst, falls sich in diesem noch ein Lokal ab-
., oder doch in unmittelbarer Nähe desselben auf-
schlagen. Meldungen zum Beitritt sind an die oben genannten
Adressen zu richten.
Dr. Friedrieh Sander f. Am Abend des 4. Mai ist im
Alter von 45 Jahren Dr. Friear. Sander zu Hamburg verstorben.
Der Verewigte hat bis in die 2. Hälfte des Jahres 1877 als Arzt
in seiner Vaterstadt Barmen gewirkt und ist damals in das neu
geschaffene Amt eines Direktors am hamburger Allgemeinen
Krankenhause berufen worden.
Was uns veranlasst, dieses Ablebens zu gedenken, ist die
eifrige und erfolgreiche Wirksamkeit, die der Verstorbene auf
dem Gebiete der öffentlichen Gesundheitspflege geübt
i hat Kr hatte sich mit vielen Seiten des genannten Gegenstandes
| und insbesondere denjenigen, die mit dem Bauwesen in inniger Be-
rührung stehen, genau bekannt gemacht und es legen darüber,
; wie sehr ihm dies gelungen war, zahlreiche litterarische Leistungen
in Zeitschriften, vor allem aber sein erst kürzlich erschienenes
I „Handbuch der öffentlichen Gesundheitspflege" Zeugnis» ab. —
Neuen in der Berliner Bauausstellung. Von J. .1 e s e r i r h
Asphalt-Isolirplatten; von Schütz & Inel Teppich; von G. A. L.
Schultz .v Co. Vasen, Hermen, Blumenschalen aus Kunstsandstein ;
H. Salbach Drahtgitter; M. Fabian Front und Gartengitter zu
einem Mausoleum auf Java (entw. vom Baumstr. F. Wolff);
W. Lusk -
Person*! -Nachrichten.
Preufsen.
Ernannt: Der Wasser- u. Landes-Meliorations-Bauinspek-
tor Pralle zu Kiel zum Regierung»- u. Baurath in Oppeln.
Der Eisenhahn-ßau- u. Betrieos-Inspektor Crone zu Cassel
nnd der Bauinspektor Brown zu Osterode i./Ostpr. sind gestorben.
Die Baumeister-Prüfung für beide Fachrichtungen haben
bestanden: Eduard Lambrecht aus Bettenhausen u. Karl v. Dahl
aus Bossel.
DicBauftthrer - Prüfung haben bestanden : Boleslaus J e s k c
aus Posen, Eduard Bluhm aus Bialla, Karl Nolda aus Holz-
Karl Ciareu aus Trier.
Brief- and Frageka«ten.
Hrn. H. G. in PL Unseres Wissens besteht die volle Frei-
en Oesterreich noch nicht; auf die Oültig-
erlangten Qualifikation;
können. - Ein Werk üb
in dem Sinne, wie Sie es <
verlangen, existirt nicht.
Ka-jiailMloiuicili« 10« C»rl Beet i ta In Berlin. Fit die
K. B. O. Prltica. Drnrk: W. Kotier Harbiietiariitkttri, Berllo.
N«. 40.
197
IllUl! Zur An»,-nililt*; .I i Null.lil im I|..rltl .in - Zur l.i « hl.Mi- .1».
iMlMMI in * .->|.1.ii »ihr. Hfl altr I W»nu-r. Merl-», hnll - Ihilraulix hv him—
UutMm. Midkeilaagen IUI Vereinen: Vrr.Hi liir KU. u1.«h.,kiMwl.- iu
Berlin. - Arrh.l. kl. n Wrrlu nl Berti». - VermiiclMe.: H«iu«»m
— Kit Btltotlh für Blerrurbcller n Aue in H. - Konkurrenten — Briet-
■■4 Kr«»ek.»leii.
Zur Anwendung der Statistik im Hochbau.
cit etwa einem Jahre sind im Bereiche der
städtischen llauverwaltuug Berlins. Abtheilung
für den Hochbau. gelegentlich der Rechnungs-
AbschlOsse über fertige Iiauteii statistische
Zusammenstellungen angefertigt worden und
man bat demnächst versucht, das auf diesem
Wege erzielte Ergcbniss für die Zwecke der
Verwaltung nutzbar zu machen. Da ein L'rtheil über den
praktischen Werth der eingeschlagenen Methode und der
erlangten Resultate schon gewonnen werden kann, so mögen
einige Mittheilungen über die Anschauungen, die bei diesen
Arbeiten sich herausgebildet haben, den Fachgenossen von
Interesse sein.
Das praktische Bedürfnis« der diesseitigen Verwaltung
forderte vornehmlich Material für Kostenübersehlage
und für eine generelle Kosten vergleichung in Bezug auf
konknrrirende Projekte. Dies ist voraussichtlich auch der
Punkt, dem eine Statistik des Hochbaues zunäelist sich zu-
wenden wird, falls die im Verbände deutscher Aren.- u. Ing.-V.
angeregten Bestrebungen auf Einfühning der Statistik im
Bauwesen praktischen Boden gewinnen. Im allgemeinen be-
schrankt man sich bei genereller Veranschlagung auf Schätzung
der Kosten für die bebaute Flächeneinheit auf Grund der
Ergebnisse bei ausgeführten Bauten4). Diese Einheit ist
wenig glücklich gewählt, wenn man Anspruch auf einiger-
maafsen präzise Resultate erhebt. Es ettiptielüt sich, die
Kosteneinheit für 1 kb™1 Gebäude fest zu setzen und daher auch
die Kosten ausgeführter Bauten auf diese Einttcit reduzirt, in
die Zusammenstellung statistischer Ergebnisse einzuführen.
Wir geben zur Erläuterung dieses Prinzips nachstehend
<he reduzirten Kosten einer Reihe von neueren Bau-Ausfüh-
der Stadt Berlin.
in STiiiüVut-«-rilaiid ui
K'Wtenrtnlieil «ui I
Kln|{iD< ut-fuintni.
Objekt
Bemerkungen
«ur Charakterisirung de« Baues.
I. Höhere Lehranstalten.
1. Dorotheeiistädt. Realschule, excl. Kuu-
Sept. 1*71 -
-Okt.
1 875
458,85
20,17
2. Friedr.-Wcrd. Gymnasium, wie vor.
do.
498,18
21,32
3. Sophienachule ( höhere Töchterschule).
Aug. 1874 -
Mai
187«
358,10
16,45
4. Askanisches Cvmnasiuin.
1*74
1676
308,30
15,07
5. Humboldt-Gymnasium.
April 1874 -
-Okt.
187(1
345,03
16,19
0. Leibuitz-Gynmasium.
Juli 1876 -
Okt
187«
289,09
15,50
Reicher Terracotten-Rohbau. Kellergeschoss
uud 4 Etagen.
Wie vor, in noch reicherer Ausstattung der
Favaden.
Terracotten-Rohbau in einfacher Ausstattung.
Kellergeschoss und 4 Etagen.
Arch. wie vor. Kellergeschoss u. 4 Etagen.
Einfacher Teiracotten-Rohbau, Verblendung
mit Steinen II. Klasse. Sonst wie vor.
7. Mädchenschule Uaruther Str.
8. Knabenschule Wiesen Str.
9. Doppelschule Kraut-Str.
10. Madchenschule Schwedter Str.
11. Duppelschule am Obau.
12. Doppelsrhule Reinickendorfer Str.
13. do. Kl. Frankfurter Str.
14. do. Moabit, Thurm-Str.
Aug.
IL Qemeindeschnlen.
1875 — Okt 187« 801,86
1875-187«
do.
Juli 1875 Okt 1876
Juli 1*75 Sept 187«
Aug. 1*75 Okt 187«
1875 lb7«
.lan. 1875 — Sept 1870
948,44
S01.34
3iÖ,12
308,93
301,01
2*3,31
334,40
13,«7
13,«*
12,89
14.80
13,r>3
13,20
14,08
14,71
| Arch. wie 3 u. 4. Kellergeschoas d. 3 Etagen.
Mittelbau mit Aula höher gebaut.
Einfacher Rohbau mk sparsamster Terracot-
leu-Verwcudung. Kellergesch. ti. 4 Etagen.
Kellergeschoss u. 3 Etagen. Aren, wie vor.
Kellergeschoss u. 4 Eugen. Mittelbau mit
Aula
Arch.
Wie •».
Wie vor.
Arch. wie vor.
Wie 9l
wie vor. Kellergesch. u. 4
u. 4
III. Wohn- und Verwaltung« -Gebäude.
15. Direktorial - Gebäude der Dornt
Stadt. I.chntustalteu, excl. Kutidiruiig.
1«. desgl. des Askanischen Gymnasiums.
17. desgl. des IIutnbuldi-Gvumasiums.
1*. desgl. des I.eihniu-tiynmasiums.
19. Feuerwache Tieck-Str.
1871 - 1875
1874— 187«
Sept 1874 Okt 1*7«
Juli 187". - Okt 1*7«
1875 187«
24«,20 21,23
372,49
269,60
32«
297,40
21,54
17,54
20,58
2o,0ü
In vorstehend angegebenen Kosten sind nicht entlialten:
1) Die Kosten für Mobilien und Inventar l in so weit letzteres
nicht etwa zur Gaseinrichtuug oder Zentralheizung gehört».
Für diese sind bei höheren Lehranstalten nach den Preisender
letzten Jahre rot. 38 M.. bei Gemeindcsehuleu 9 M. auf jeden
Schüler zu rechnen. 2) Die Kosten für Bauleitung, Ilulfs-
und Schutzvorkehrtingcu etc. Hierfür sind 3 — 4" ,, in Zu-
schlag zu bringen. 3) Die Kosten für llofreguliruug, Um-
wälirungeu, Brunnen. Trottoirs etc. — Man wird gut thun,
stets bei Aufstellung reduzirter Baukosten diese eben erwähnten
Beträge vorher auszusondern. 1 und 3 sind von baulichen
Momenten Ides Hochbaues! unabhängig, also gewissennaaisen
etwas zufälliges. Die Kosten für 1 und 3 sind ferner l»ei
Vielen Bauten ülrerhanpt nicht vorhanden und (he Kosten für
2 und 3 bei allen Gruppeul»auteii nicht zu einem einzelnen
GaUode, sondern zur ganzen Anlage bezug nehmend.
Man sieht aus obiger Zusammenstellung, dass die Kosten
pro kb™ Gebäude bei den einzelnen Gebäudegattungcn in so
engen Grenzen schwanken, dass dieselben für generelle
Kostenberechnungen oder Kostenvergleiche gut brauchbar sind.
Der Werth dieser Einheit liegt wesentlich darin, dass sie sich
jeder Gcbäudeforiu anschmiegt. Bei der Reduktion auf
Sehr einfache Terracottenarchitektur. Keller-
gesch, u. 2 Etagen.
Architektur wie 4. Kellergesch. u. 6 Etagen.
Wie vor.
Wie vor.
Einfacher Rohhau mit sparsamer Verwendung
von Terracolten, nur «um kleinsten Theil
unterkellert, desenosse uoer lerram.
die Grundfläche kann man nur Gebäude mit gleicher Geschoss-
zahl und nicht allzu sehr abweichender Geschosshöhe vergleichen.
Ist das obere Geschoss Ober einem Theil der Grundfläche
höher hinaus gebaut wie in den Ohjckten 6, 9, 11, 12,
so hat die Kosten-Angul« pro FJ" zweifelhaften, ist das Ge-
bäude nicht Ober die ganze Grundfläche gleichgeschossig, so
hat dieselbe gar keinen Werth. Es wird sieh daher empfehlen,
für eine Statistik der Baukosten das Raum -Maars als Einheit
allgemein zu Grunde zu legen.
In vorstehenden Beispielen ist der Gchände-lnhalt bc-
rechnet durch Multiplikation der behauten Grundfläche mit
der Höhe von Bankett-Oberkante bis Oberkante Hauptgesims.
Da es sich hier stets um mehrgeschossige Gebäude mit
flachen Dächet n handelt, ist diese Raumberechnung wohl
ganz zutreffend. Hat man indessen niedrige Gebäude mit
hohen steilen Dächern, welche zum Theil vielleicht noch zu
Wohnzwecken ausgebaut sind, so darf das Dach nicht ver-
nachlässigt werden. Es kommt nur in Frage, ob man es
ganz oder theilweise in Rechnung ziehen soll. Entscheidet
man sich in erstcrem Sinne, so wird es sich wohl empfehlen,
das Dach ganz allgemein in die Raumberechnnng hinein zu
ziehen. Dieser Punkt bliebe also vor Aufstellung statistischer
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198
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
18. Mai 1878
Ermittelungen , die ein weiteres Gebiet und Gebäude «Ii- '
weichender Art umfassen, noch zu diskutiren. Als Prinzip 1
für die Bcrechnungsweiso nmss gelten, dass die Einholt so
Rewählt werde, dass die Kosten in gewissen Grenzen derselben
annähernd proportional sind. —
Die Statistik von Baukosten soll verschiedenen Zwecken
dienen. Einmal soll sie, wie bereits erwähnt, Material für
generelle Veranschlagung liefern, andcn>cits vergleichen lassen,
mit welchen Mitteln unter verschiedenen Verhältnissen gleiche
Zwecke erreicht worden sind. Diesen Bedürfnissen können
Kosten-Angaben wie die vorstellenden noch nicht ganz ge-
nügen, denn die Kosten waren nicht allein abhängig von
Konstruktions-Methoden, Ausstattung etc., sondern auch von
i h Ort und Zeit aufserordentlich schwankenden E
er Titel an
aber vergleichen will, ist der Einfluss der rein baulichen
Momente auf ilic Kosten. Es ist 6ehr schwer richtig zu
um wie viel die bekannten Einheitskosten eines Ge-
unter Voraussetzung der Einheitspreis«? eines anderen
Ortes oder einer anderen Zeit sich ändern werden, weil die
Preis-Differenzen für verschiedene Arbeiten uu
sehr ungleich sind. Man wird indessen bei einiger Ucb
wohl durch Verglcichung der Preise für die wichtigeren Po-
sitionen zu schätzen vermögen, um wie viel Prozent die Preise
innerhalb der einzelnen Titel durchschnittlich unter ver-
schiedenen Verhältnissen differiren. Es bedarf daher der
Kenntniss, welchen Anthcil die Kosten der einzelnen Titel an
den Gcsammtkosteu haben. Dieser Anthcil ist bei gleicher
baulicher Ausstattung ziemlich konstant, wie die nachstehenden
Ob). kl.
Ä
Friedr.-Werd. (ivmnagium (exel. Fundament) .
! 20,0
36,8
Dorothevnst KeiUcliule ( do. ) . . .
20,2
86,6
19,1)
35,0
Sophiennchule '(höhere Töchterschule) . . .
20,9
35,2
! 20,3
10,(1
10,8
37,0
Zlmrrver-
Ar hallen
und
\Ul
ilki
•S || TWhli-r
M"^-lii m
Ei um
ArUpU-n
Für die Kosten - Reduktionen genügt es, abgerundete
Durchschnittszahlen für nicht zu eng begrenzte Gruppen von
Gebäude-Gattungen zu kennen. In unserem Falle würden
z. B. die Verhältnisszahlcn 20, 10, 10, 10, 5, 5, 3, 7 De-
imern und genau genug sein.
Beispielsweise würden sich die Kosten für die Dorothccn-
städt. Realschule . falls dieselbe während des Jahres 1875
zur Ausführung gekommen wäre, ermäfsigen: in den Maurer-
Arbeiten durchschnittlich um 30 "/„, in den Maurer-Materialien
um 8 ° o, in den Zimmer-Arbeiten und Materialien um 25 •/„,
fajjen flogen Arbeiten^durchschmtUich um 18 %. Somit
{20 . 80 + 40 . 8+ 10 . 25 + 30.18 } = rot 17%.
Die Kosten pro kb- Gebäude würden sich also stellen auf:
20,17(1 —0,17)= 16,7 M.
Um zu zeigen, wie nöthig für die Vergleichung der
Kosten Reduktionen sind« führen wir an, dass die in der
Zeitschrift für Bauwesen 1876 veröffentlichte, von 1H70 — 71
erbaute Realschule in Zwickau pro kb™ 9,41 M. gekostet hat.
Nach der Publikation steht die Ausstattung dieser Schule der-
jenigen der Berliner höheren Lehranstalten nicht nach, nur
sind die Facadcn in Putz ausgeführt; dennoch differiren die
Einheitskosten so ganz aufserordentlich. Der Grand liegt jeden-
falls in der Differenz der Einheitspreise, namentlich wohl der-
jenigen für das Material. Das einfache Nebeneinanderstellen
zweier solcher Zahlen würde leicht zu ganz irrigen Schlüssen führen.
Es wird sich daher empfehlen, einer allgemeinen Statistik
von Gchäudckosten Zusammenstellungen über die an ver-
schiedenen Orten und zu verschiedenen Zeiten gezahlten Ein-
heitspreise für die wichtigsten Materialien und Arbeiten bei-
zufügen, und zwar auf Grand der Ergebnisse bei Ausführung
der angezogenen Bauten.
In der zuletzt gegebenen Tabelle sind die Titel in
2 Gruppen vereinigt. Die Gruppe B umfasst wesentlich Ar-
beiten, welche dem inneren Ausbau augehören.- nur bei den
Eisenarbeiten sind auch Eisenwalz- und Eisenguss- Arbeiten
sowie Anker etc. gebucht. Gewöhnlich werden erster« Posten,
wenu sie gröfsere Beträge umfassen, in einen besonderen
Titel gebracht und können dann auch zur Grupi>c A gerech-
net werden. Die Kosten der Gruppe A sind wesentlich ab-
hängig von der Anordnung des Gebäudes und den konstruk-
tiven Bedingungen. Während diese Kosten noth wendig be-
dingt und beschränkt sind, ist die Ausstattung des Ausbaues
hiervon verhältnissmäfsig unabhängig. Sie ist in hohem Grade
willkürlich und die Kosten dieser Gruppe können bei ganz
gleichartigen Gebäuden aufserordentlich schwanken. Für die
Zwecke der Statistik ist daher die Feststellung der Kosten
innerhalb jeder dieser beiden Gruppen ganz besonders
wcrthvoll.
Ein sehr willkürliches Moment, das unter den Kosten
der Gruppe A enthalten ist, büden die Kosten der Facade.
10,1
11,7
5,1
4,8
2,8
11.2
9,1
5,0
r»,H
3,0
5,0
i;t,o
10,7
7,8
7,0
3,7
10,3
5,5
5,1
3,5
10,0
tfi
5,7
5,1
3,5
12,1
9,3
e,3
6,8
3,9
3; *J
i = : s
ihn
(t nippe
A.
l.ropjic
B.
8,7
9,1
8,3
8,7
8,5
8,3
78.«
77,1
75,4
77,2
77,2
76,2
21,4
22,9
24.6
22,8
22,8
23,8
Es ist von Nutzen, wenn gleich meistens umständlich . diese
Kosten aus der Gruppe A auszuscheiden. Oft können auch im Titel
Steinmetzarbeiten bedeutende Ausstattungskosteu stecken, dann
wird auch dieser Titel zur Gruppe B zu rechnen sein. In
den nachfolgenden Beispielen bleiben nach Aussonderung der
Fa^adenkostcn bei Steinmetzarbeiten nur die Granittreppen
und verschiedene Granitschwellen. In gedachter Weise geben
wir die zerlegten Einheitskosten pro kb» Gebäude:
1.
2. Fr.-Werd.
3. Süpliit1 lisch
4.
5. Humboldt-Ujjnmuium .
»i. Leibnitz-Grmnasiuxn
7. (jcmeindegchule
ßaruthenstr.
8.
9.
10.
11.
12.
18.
14.
Kniiikfurterstr.
Wit'senstr. . .
Krautstr. . .
Urban . . . .
Reinickendorfers tr.
Moabit, Thurmstr.
(irii| )•'"
A.
«vi.
1
Fn?aite.
1871/75
12.3H
do.
11,69
1874 7«
11,07
10,21
1874/75
do.
9,95
Mi
9,55
ou. im
. Aug. ISIS
9,73
Okl MH
| 1875,7b'
9,94
do.
9,74
do.
9,50
iMl™ 10 44
.Okt. I«7« '"''4
Juli ISIS
9,70
scfit.iM;«
Allltlfif.
nk,. ,-uz
9,31
Jani i-; .
^1
Okl.
K<Ht<an pro kt'B
lieh!
B
3,00
6,07
1.00
1,70
1,75
2,23
1,34
1,40
1,20
1.20
1,00
1,26
1,25
1,34
i
4,84
4,5«
3.78
3.76
3,49
3,72
2.60
2,74
2.74
2,19
2,86
2,57
2 Hl
2,90
i
e
«
J
20,17
21,32
16,45
16,67
15,19
15,50
13,67
14.08
18,68
12,89
1»,30
13,53
13.20
11,70
Mittelwerth rot 10 M
Bei den 3 ersten Gebäuden würden die Kosten der
Gruppe A, nach oben angedeuteter Methode auf die Preis-
Verhältnisse reduzirt. welche sich beim Humboldt- und l>eib-
nitz-G) mnasium ziemlich übereinstimmend ergeben haben, sich
auf bezw. 10,81; 12,2 und 10,3 M. stellen.
Besonders interessant ist es. die Werthe der Gruppe A
für die höheren Lehranstalten mit denen der Gemeindesebulcn
zu vergleichen. Die grofsc Ucbereinstimmung in den Ein-
heitskosten entspricht der Ucbereinstimmung in der räum-
lichen Anordnung und Konstruktionsweise, bei sonst verschie-
dener Ausstattung. Die kleinen Schwankungen auch bei den '
gleichzeitig ausgeführten Gebäuden entsprechen meistens auch
Schwankungen der Einheitspreise. Die grölste Abweichung
in der Gruppe A differirt um ca. 6,5" „ gegen den Mittelwerth.
Die Genauigkeit einer speziellen Veranscldagung wird kaum
so grofs angenommen werden dürfen. Man wird also gene-
rell der Art veranschlagen, dass mau die Einheitskostcu nach
Maafsgabe der Vorgänge aus A und B zusammensetzt
zu dem dann ermittelten Betrage der Baukosten die "
für die Facade, unter Zugrundelegung eines Einheitspreises
pro Facade, hinzufügt.
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No. 40.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
199
Näclist einer Statistik der Kosten wurde innerhalb der
Berliner städtischen Bau Verwaltung aach eine Statistik der
Massen versucht, in Erwartung, mittels derselben zu einer
Vereinfachung der Massenberechnungen für die Kosten -An-
schlage zu gelangen. Die zeitraubendsten Berechnungen sind
bekanntlich die Ermittelung der Mauermassen der Wand-
und Deckenflachen, des Maurermaterials, sodann der Hölzer
in Balkenlagen, Dacbverbanden etc. Hat eine Verwaltung
viele Bauausführungen bestimmter weniger Gcbaudegattungen
mit fest stehenden Grundrisstypen, so empfiehlt es sich, für
die fertigen Bauten auf Grund der Rechnungsbeläge das Ver-
hältnis«) der Mauerquerschnitte zur bebauten Grundfläche zu-
Das Ausziehen der betreffenden Zahlen
Massenberechnungen der Rechnungsbelage ist im
allgemeinen ohne nennenswertben Zeitverlast zu bewerkstelli-
gen. Man wird finden, dass diese reduzirten Mauerquer-
schnittc in engen Grenzen schwanken. Wir geben in Nach-
pro 100 □■» behauter Grundflaohe
Objekt.
1
M
i
G '
!
|t
88
25,7
22
„
.
23,«
33
26,7
23,!»
21,2
20.9
25,1
3a
25
21
19
17
23,2
32,2
23
20,7
17,5
17
22,1
28 3
20,9
19.6
15.5
14,3
19,2
30>
19,1
17,4
13,0
20,2
s in nicht
2. rr.-Wenl. Gymnasium
3. Kophienschufe
4. Humboldt-Gymnasium . .
Typus IL Mittel-Korridor.
5. Askan. Gymnasium . . ,
ti. Leibnitz-G) innasium . . .
Die erhaltenen Werthc
hinreichend engen Grenzen, um dieselben direkt in die
Massenberechnungen einfuhren zu können, sind* aber doch
praktisch brauchbar für die Kontrolle der Berechnun-
gen. Es empfiehlt sich hierbei alsdann die Benutzung der noch
viel zu wenig verbreiteten Berechnungsweise, bei welcher die
Flächen des inneren Baumes von der bebauten Grundfläche
abgezogen werden, um die Mauerquerschnitte zu ermitteln.
Dann stehen im Exempel die nöthigen Zahlenwerthe rar die
KontruUreehnung. Bei dieser berechnet man, wieviel □■
Maucrquerschnilt pro CJ™ bebauter Grundfläche veranschlagt
sind, und vergleicht die Ergebnisse bei analogen Bauten.
Bleibt das Resultat in den Grenzen früherer Ergebnisse, so
hat man ausreichende Sicherheit für itie Richtigkeit der Rech-
iiuiiir. ii as A.ui]truii-rj\t-"iiipci kouiromn /ultu r ii tut' ijorcc i\~
nung <ies Mauerwerks, aer necken und uer ruisuoaen. uieicn
brauchbare Warthe rar die Kontrolle ergiebt die
der Raumumfange auf die bebaute Grundfläche.
Ebenso empfiehlt es sich, nach Fertigstellung von Bauten
zu ermitteln , wieviel Ziegel , Kalk und Zement pro 100 kb,a
Gebäude gebraucht wurden. Diese Ergebnisse stellt man
zweckmäfsig mit denen der reduzirten Mnucrquerschnitte zu-
sammen, da diese Werthe in gewisser Beziehung stehen.
Bei gleichartigen Bauten wird man nach den diesseits vor-
liegenden Erfahrungen in so engen Grenzen schwankende
Satze erhalten, dass dieselben für (üe Veranschlagung ganz
wohl direkt verwendet werdeu können.
Nicht minder brauchbar sind die Einheitssätze, welche
für den Holzbedarf ermittelt wurden. Wir geben auch hier
ine Zusammenstellung einiger Resultate.
1. Friedr.-Werd.
2. Dorotkeenst. Realschule
3. Sophiensrhule ....
4. Askanisches Gymnasium .
5. Humboldt-Gymnasium . .
Im Mittel
Holl in BalkmlaitLU ll.Jilollaf lurrl.iml.-i
1/d. «
Hob
pro r>
1,29
1,31
1,35
1.31
1,27
1.35
1.31
kU" H»l<
pro IM. ■
Holl
IM."
Hob pro
O» bob.
Gnni<M.
kl." HoJi
pro IM-
Hob
0,069
0,064
0,056
0,060
2,75
2,54
8,15
3,30
0,025
0,026
0,026
0,028
0,055
0,053
3,05
0,1 üs
0,027
0,060
2,91
0,027
es zweckmäßig
ist, die
Veranschlagung zu be-
Will man sich vergewissern, ob
ermittelten Massen-EinlieiLssalze für
nutzen, so empfiehlt es sich, die Differenzen der vcransclüag-
ten und der ausgeführten Massen, in Prozenten der letzteren
ausgedrückt, zusammen zu stellen. Man wird dann ersehen,
ob die Felder, welche unvermeidlicher Weise auch der
speziellen Veranschlagung anhaften, durchschnittlich gröfser
oiler kleiner sich herausstellen als diejenigen, welche l»ci
Anwendung der Einheitssatze zu befürchten sind.
Eine solche Statistik der Massen wird kaum für ein
weiteres Gebiet von Werth sein und eignet sich daher auch
nicht zum Gegenstände allgemeiner, zu veioffentlichender Er-
mittelungen. Um so brauchbarer ist sie für die Zwecke einer
einzelneu Verwaltung und kann hier dem Büreaudienst sehr
werthvolle Vereinfachungen der einschlägigen Arbeiten ge-
währen. Es wird ja bei weitem die gröbste Zahl von Bauten
nach bestimmten, in nur allmählicher Entwickelung begriffenen
Typen ausgeführt und es ist daher die Arbeitsmenge , welche
durch jene Vereinfachung der MassenberechnMBM bezw. der
ist, nicht
ZusanuncnsteUu
darfei
Ergebnisse
nungsausweise ausgeführter Bauten sich
auf die Rech-
Zur Geschichte des Wasserbaues in Aegypten während
der Pharaonen »Herrschaft, .
(444W-332 vor Chr. Geb.)
Von Professor Hr. Kduard Schmitt in D&rnutadL
Immer mehr lichtet sich da» Dunkel, das bis in den Rcginn
unseres Jahrhunderts die eigenartige Bildung und die gesummte
ältere Geschichte jenes merkwürdigen Kulturvolks verdeckte,
welches einst das gesegnete Thal des Nil bewohnte. Mit vollem
Rechte und in sich steigernder Weise Qbt Aegypten nunmehr auch
auf uns die starke Anziehungskraft aus und erweckt in uns da»
gleiche lebhafte Interesse, das es vor mehr als zwei Jahrtausenden
bereit« einem Pythagoras , l'lato und Ilerodot eingctlöfst hat —
Der ganz beispiellose Kifer, mit welchem das Aegypter-Volk
sich bemüht hatte, von seinem Thun und Treiben, von seinen
(iedanken und T baten der späten Nachwelt ein möglichst treues
urkundliches Bild zu hinterlassen , schien bis vor wenigen Jahr-
zehnten vergeblich gewesen zu «ein. Erst seit Champollion durch
Entzifferung der ersten Hieroglyphen den Uber dieses Bild ge-
breiteten Schleier zu lüften begann, ergießt sich immer mehr
neues Licht auf jene uralten Zeiten.
Gerade die ägyptischen Studien haben auf unsere ganze An-
schauung von dem Kntwickelnngsgangp der Menschheit unver-
merkt, aber um so gründlicher, umbildend gewirkt Bis in die
Mitte des vorigen Jahrhunderts bewegte sich das Bild der Uni-
versalgeschichte der Menschheit, namentlich der ältesten Perioden,
ganz überwiegend im Rahmen der alUestamenÜichen Pcbcr-
hefening. Das Religiöse galt als Maafsstab der Kultur. Die ur-
alten Offenharungen, der Beginn <i;r Menschheit mit sandlosem
Dasein stallten die Urzeit in das I. cht einer höheren Verklärung.
I'usere ganze Entwickelung sollte demnach ein stetes Schlechter-
werden gewesen sein, bis
lichkeit bot, zu jener Hohe
klimmen.
tiung. Die Menschheit
, wie die Entwickelung
!S ■- ........ .. vu. .. « ■ v-... ...... .
das Christcnthum wiederum die Mög-
ie der Urzeit nach und nach empor zn
Seit jener Zeit wechselte die Anschauung
" »mnach denselben Verlauf genoi
des einzelnen Individuums. Jene Urzeit empfing das Gepräge
Kindheit; alle Uebcrlieferungen wurden darauf angesehen, ob sie
mehr kindlich-naiv oder kindisch-roh seien. Alle Urtheile durch-
drang das erhabene Selbstgefühl, mit der Kultur der Gegenwart
hoch über jenen dürftigen Anfängen xu stehen. Die Entdeckungen
der Paläontologie und der Sprachvergleichung, welche die Ge-
burttstunde der Menschheit um ungezählte Jahrtausende hinauf
rückten, schienen dieser Anschauung, nach welcher die Mensch-
heit aus kindlicher Barbarei sich stetig immer höher entwickelt
habe, einen festen naturwissenschaftlichen und linguistischen Unter-
grund zn geben.
AU aber die ägyptischen Denkmäler ihr vieltauscndjähriges
Schweigen brachen, verlief» man zwar nicht die Vorstellung einer
aufsteigenden Entwickelung, beseitigte indess einen gleichfalls
„kindlichen" Irrthum. Früher hatte man nämlich alle unsere
Ueberlieferungen als Denkmaler eben jener Kindheit des Memchen-
geschlechtes angesehen. Fortau war dies unmöglich. Heute steht
es fest: wir kennen die Menschheit in ihrer Kindheit nicht;
diese ist völlig prähistorisch. Sobald ein Volk erat Denkmäler
schafft, liegt seine Kindbettszeit weit hinter ihm nnd es ist längst
in das Mannesalter eingetreten. Und daher weicht das Be-
fremden Ol »er die Reife der Zivilisation und Kultur dem höheren
Interesse, die Eigentümlichkeit derselben kennen zu lernen.») —
Kundigeren Händen und Vertretern der humanistischen Wissen-
schaften mu»s es überlassen bleiben, eine Schilderung des ge-
sammten Kulturzustandes Aegyptens zur Zeit der Pharaonen zu
entwerfen. Uns sei es gestattet, ein Blatt zn diesem Gesammt-
bilde zu liefern und im Nachfolgenden einige Beiträge zur Kennt-
niss des allägyptischen Wasierbauwescns vorzufahren.
Schon Reuleaux hat in seiner interessanten Abhandlung
„Ueber das Wasser in seiner Bedeutung für die Yölkcrwohlfahrt
•) \Vr*i Aiin Zn«. i-;;. x Miss.
Digitized by G(
200
18. Mai 1878
Hydraulische Läute -Maschine.
Konstniirt von Ingenieur Karl Gramm in Frankfurt a, M.
Wer öfter Gelegenheit hatte, dem Lauten schwerer Glocken
beizuwohnen, und sich der Muhe unterzog, genauere Wahrnehmungen
anzustellen, wird ohne Zweifel zu dem Resultat« gelangt »ein,
dass die Gesainintleisiung des Personals, abgesehen von einer
bedeutenden Unregelmässigkeit de« Geläutes, in keinem Verkält-
niss zur Arbeit und der hohen Anstrengung des einzelnen Mannes
steht, Ks kann dann weiter der Gedanke nicht fern liegen, an
die Stelle der sämmtlicben sich gegenseitig beeinflussenden Kräfte
eine einzige, von einem menschlichen Willen geleitete Kraft zu
d. h. Glocken, die
aschine in
Laute-Maschine muss vor allen Dingen gefahrlos,
einfach in Konstruktion und Bedienung sein und endlich
die wesentliche Bedingung erfüllen, die Glocke allmählich in
Schwingung zu bringen, so dass gefahrliche Spannungen in den
Konstruktionsthcilen möglichst vollständig vermieden werden.
Die weitläufigen Versuche, die in den letzten Jahren au der
Biesen -Glocke des Kölner Doms angestellt worden sind, waren
mir s. Z. die direkte Veranlassung zur vorliegenden Konstruktion, die
vielleicht manchen um so mehrinteressirendiirfte, als, soweit bekannt,
bis heute noch keine derartige Maschine emstirt. Voraussetzung
für die Anlage ist das Vorhandensein einer ausgiebigen Wasser-
leitung von nicht unter 2 Atm. nutzbarem Druck. Abgesehen
nun von relativ geringen Kinzelnheiten der Durchbildung ist im
übrigen zu der Konstruktion meiner Läutemaschine mit Bezug
auf die umstehende skizzenhafte Darstellung folgende Beschreibung
zu geben:
Die Verbindung der unten in der Thurmhalle aufgestellten,
solid zu verankernden Maschine mit der in der Höhe aufgehängten
Glocke geschieht durch ein von der Kolbenstange ausgehendes
starkes Drahtseil, welches ohne jede Zwischenftihrung an den
einen Arm des radfönnigen (Krümmlings) Glockeu-Balanricrs an-
greift, wahrend ein von dem Oegenarme aus führendes schwächeres,
zur Steuerung dienendes Drahtseil mittels zweier Leitrollen zunächst
zur Rechten, dann senkrecht herab zu einer Seilscheibe*) und
schliefslich über eine dritte Bolle bis wir Maschine hinab geleitet
wird ; das untere Knde des Steuerseils trägt ein kleine» Spanuungg-
Gewichl
Das am Kopfe des Treibzylindera zutretende Druckwasser
ist Ober Tage durch ein Ventil sperr- und regulirbar. Auf der
in Bocklagern laufenden Steuer-Welle stecken 2 schmiedeiserne,
zweistufige, unrunde Scheiben in solcher Weise, dass, wenn die
Scheiben sich in der in der Skizze angegebenen (Ruht-) Stellung
beiluden, das zutretende Druckwasser sowohl Uber, als auch
(mittels Oeffnung des Admissions-Ventils |<>|) unter den hvdro-
statisch geliderten Treibkolben gelangen kann, so dass der Kollien,
n, wodurch eilte der Spamiuug des Dru
Wirkung auf den Kolben und Kewegung
ud das verdrfuigte 1 nterwasscr durch das I
abgesehen von der Wirkung der durch Gegengewicht aiifgeholieneu
Schwere der Kolben* Stange. Mibslthatig nieder sinken und die
in der Figur angegebene tiefste Stellung ciunehmeu muss. Wenn
sich jetzt die Steuerscheiben um einen Winkel von 10" drehen,
so wird das Adiuissions- Ventil («) vermöge des auf demselben
lastenden Überdrucks geschlossen werden, während das Emissions-
Ventil (rj geöffnet wurde. Nunmehr nimmt die Steuerung die
2. Stellung ein
entsprechende
ventil \t) entweicht und in passender Weise abgeleitet wird. Bis
zu einer weiteren Drehung der Steuer* eile um 110" behalten die
Ventile die angegebene Stellung bei, alsdann aber wird das
Emissions- Ventil sehr rasch geschlossen, wodurch sowohl
im oberen, als im unteren Zylinderrautne eine plötzliche Kraft-
aflSchwellung entsteht, in Folge deren der Kolben plötzlich
mit grofser Geschwindigkeit nach abwärts getrieben wird
und der für die regelrechten (ilockenschwingungen illieraus
wichtige und nothwe ndige Kuck im Zugseil erzeugt wird. Während
dieses kurzen Vorgangs ist der Druck unter dein Treibkolben
aber so bedeutend geworden, dass derselbe im Stande ist, das
mit Differeutial-Ventiitlächen versehene, belastete Emissions- Ventil
zu öffnen und dem eingeschlossenen Wasser den Austritt zu
gestatten. Indessen wird das Emissions- Ventil durch die Belastung
sehr bald wieder herab sinken, während das Admissions- Ventil
durch die stattgefundene weitere Drehung der Steuerwelle allmählich
zur Oeffnung gelangt, «o dass die Steuerung schliefslich wieder
in ihre erste Stellung zurück kehrt.
Die auf der Steuerwelle lose sitzende Seilscheibe, deren
Umfang etwas gröfser ist, als der bei normalem**) Glockenaus-
schlage abgewickelte Bogen des { Knimmling) Balanciere, wird mit
der Welle durch ein einfaches, geräuschlos arbeitendes Schaltwerk
gekupiielt, sobald die schwingende Glocke mittels des Steuerseils
die Scheihe in die durch den I "feil in der Figur angedeutete Kreh-
richtung versetzt; das wird immer in demjenigen Augenblicke der
Fall sein, wo der Treibkolben im Begriff steht, eine rherab
gehende" Bewegung anzunehmen. Ks folgt aus dem Vorstehenden,
dass die Steuerwelle bei eiuer ständigen (ilockenschwingung (von
der Bechten zur Linken gerechnett eine vollständige Umdrehung
macht, bei welcher der letzte Theil des Weges in Folge
der den bewegten Massen eingeprägten Zentrifugalkraft zurück
gelegt wird. Kine auf dein abgedrehten Kranze eines Kettenrades
schleifende und in einen Ausschnitt einfallende Bremse verhindert
eine zu weit gehende Drehung der Steuerwelle, so dass bei
einem Zurückschwingen der Glocke von der Linken zur Bechten
die Steuerung in ihrer Buhelage verharrt. Bei dieser ist, wie
'*) K» Ilu0 iIi-tmU»'!! dm* t'rimil|i fit lioikitl.-, ili.a iilm-k» nur »-it jt, K.-(twii»
«um- ta T.T«-ti*o. iIm» tK'i riibem srV>f*V*i Ati.wtal-*;.. dk St illt«-™* KailU- utiu*riiiit
(Berlin 1871)" ein zwar gedrängtes, aber ungemein lichtvolles
Bild von den Bewässerungsanlagen und der Wasserwirthschaft im
alten Aegypten entworfen. Urkundliche Nachweise und Besultate
gelehrter Forschungen sollen im Nachstehenden als Ergänzung
des dort Gesagten dienen und es soll neben den .Strombauten
noch eiu anderer Zweig des Wasserbauwesens eine besondere
Berücksichtigung finden, nämlich derjenige der alUgypti sehen
Brunnen-Anlagen. Wir stutzen uns hierbei wesentlich auf
„Brugsch-Bey, Geschichte Aegyptens unter den Pharaonen (Leipzig
1877)" und „Maspero, Geschichte der morgenländischen Völker
im Alterthum. (Uebersetst von Pietschmann. Leipzig 1877)."
In der Zeitrechnung tienutzen wir ausschließlich das erst
genannte Werk. —
Das Land Aegypten gleicht einem schmalen Gürtel, in seiner
Mitte von einem Strom durchzogen, der zu beiden Seiten von
langen Gebirgszügen eingefasst wird. Den Strom bezeichnen
(iriechen und Römer mit dem Namen des „Keilos" oder „Nilus".
Obgleich sich dieses Wort noch in der heutigen arabischen
Sprache als „NU" mit der besonderen Bedeutung von „Ueber-
schwemmung" erhalten hat, so ist dennoch sein Ursprung nicht
in der alUgyptischen Sprache zu suchen, sondern, wie neuer-
dings mit großer Wahrscheinlichkeit nachgewiesen ist, herzuleiten
von dem semitischen Worte „Nahal" oder „Nabar", welches ganz
allgemein „Fluss" bedeutet. Von seiner GabelungssteUe an, süd-
wärts von der alten Stadt Memphis, thcilte sich der Strom in
drei grofse Anne, welche das unterägyptiache, in der Gestalt des
griechischen Buchstabens J (Delta) breit daliegende Flachland
bewässerten und mit vier Nebenarmen die bekannten sieben Nil-
Mündungen bildeten,
Memphis, des alten Reiches glanzvoller Königssitz, soll von
Mens, dem ersten Pharaonen (4400 vor Chr. Geb.), gegründet
worden sein, nachdem er zuvor den Lauf des Stromes abgelenkt
hatte, um breites Land für den Bau der neuen Stadt zu ge-
winnen. Durch die Anlage eines riesigen Erddammes wurde dem
NU der ehemalige Flusslauf längs des libyschen Höhenzuges ab-
geschnitten und das leer gewordene Bett für ewige Zeiten zuge-
schüttet. Einer der thatigsten Förderer des neuerslandencn
Aegyptens, Linant-Bev, hat durch Selbstschau und durch Ver-
an Ort und Stelle
der
derselbe sei, welchen Mena,
l agen, aufwerten iiefs, um dem Strome die Richtung nach Sonnen-
aufgang zu gehen. Noch gegenwartig leistet der alte Damm
wichtige Dienste; denn er allein halt den Anprall der Ueher-
schwemmungB-Wasser zurück, welche vom oberen Laude mit ge-
waltigem Andränge den unteren Gegenden zuströmen. Breite
Schleusen im Damme des alten Mena gestatten allein den Wassern
den Ausriuss nach dem Marschlande oder zurück in das Fluss-
bett des Nil. So kann in künstlicher Weise die Wassermenge in den
tieferen Berken vermehrt und die Höhe des Flusspiegels so
plötzlich gesteigert werden, dass dieselbe in Kairo's Umgebungen
fast 1 Meter beträgt. Linant-Bei erkennt in einer Stelle,
zwei fränkische Meilen südwärts vom alten Memphis, den Punkt
wieder, von welchem aus der NUstrom in (istlicher Richtung ab-
geleitet worden ist.
Nach Mena's Befehl wurde es kundigen Herren aus dem
Geschlecht der Kdleu aufgegeben, der Bauten und allerlei Arbeit
in Stein sich zu beiieifsigen. In den Höhlen des Gebirges von
Ta-roau ( dem ägyptischen Troja der (iriechen und Börner, dem
Tura der heutigen Araber), im .
sie den weilseu Kalkstein zum
und der Grabhätiacr und zum künstlichen
und Bildsaulen, oder begaben sich nach dem JUttagslande, gegen
die obere (.renzmarke hin, um harten Granit zu lösen vom „rothen
Berge" hinter der Stadt Suan und Flnl'se zu zimmern für die
leichtere Niederfahrt der gewaltigen Steiumassen nach dem unteren
Lande in der günstigen Zeit der hohen Wasser.
Aehnlicher Flöfserei - Anlagen wird unter Pharao Mer-en-ra
(3200 vor Chr. Geb.) Erwähnung gethan. Wie alter Brauch und
alte Sitte es erheischte, gedachte er, als er den Thron bestieg,
zunächst „der ewigen Wohnung", die nach dem Tode seinen
königlichen Leichnam, in dunkler Grabeskammer und im festen
Sarge wohl verborgen, dereinst empfangen sollte. Znm Bau der
königlichen Pyramide, welche den Namen «Cha-uofer", d. h. „der
schöne Aufgang" erhielt, hatte man an der Sndgrenze des Landes,
in den Brüchen hinter Assuan, kolossale Stücke festen Gesteines
von der Felswand los gesprengt und war bemüht, die Riesenlast
stromabwärts zu befördern. Grofse Flöl'se von W Ellen *t Länge
ecneu uiiu nomer, uem
vom Memphis, brachen
der Köuigs -Pyramiden
i Werke der Sargkasten
•) 1 »ItStJI'ti-rl.. KU. .l.:,2'. »
Digitized by Google
No. 40.
DEUTSCHE B AUZEITUN G.
201
oben bereits angeführt wurde, über und nnter dem Treibkolbcn
gleicher Druck vorhanden, so dass der Kolben ungehindert die
ihm durch die Gloekensrhvringung rnitgetheilte aufwärts gehende
Bewegung antreten kann.
Die Hauptsache, das Anlassen der Maschine, wird in
folgender Weise bewirkt. Eine kurzgliedrige, endlose Kette ver-
bindet das Kettenrad der Stcuerwellc mit einem auf der Absperr-
schieber- Spindel aufgekeilten Kettenrade von gleicher Gröl'se;
wenn demnach die Steuerwcllc iu Umdrehung versetzt wird, muss
sich die Scbieberspindel in gleichem Maafse drehen. Die Verbin-
dung l>eider Kettenrader ist durch einfaches Ausheben der Kette
aus dem Kode an der Steucrwelle lösbar. Nachdem der Warter die
Kette aus dem Spindel-Rade entfernt hat, bringt er durch Ziehen
an der Kette die Steuerung in die 2. Lage, bei der das Admissions-
Ventil geschlossen, das Kmissions-Ventit geöffnet ist, und öffnet
den Absperrschieber von Hand aus so lange, bis das angebrachte
Manometer einen bestimmten Druck anzeigt; dabei wird die Glocke
langsam ans ihrer Ruhelage, u. z. nach der linken Seite hin be-
wegt Die dann folgende Aufgabe des Maschinisten besteht
darin, nach Wieder-Einlegen der Verbindungskette in das Spindel-
Rad die Steuerwelle mittels eines energischen Ruckes an der
Kette vollständig um ihre Achse zu schleudern, und es schwingt
nunmehr die Glocke wieder zurück, um zur Rechten einen ent-
sprechenden Ausschlag zu vollenden.
Man kann nun durch eine geeignete Handhabung 'Lüften
und Anziehen) der Bremse beim jedesmaligen Zurückschwingen
der Glocke von der Rechten zur Linken die hei der Drehung der
Steuerwelle entstehende Zentrifugalkraft dazu benutzen, die
Steuerwelle nebst Steuerscheiben ein Mal sich dreheu zu lassen;
bei einer solchergestalt bewirkten Umdrehung der Welle
ein vollständiges Steuerspiel eintreten muss, braucht
besonders erwähnt zn werden. Da aber bei diesem Vor-
gelagert Oben ist die Eisenstange zu einer vollständigen Kugel,
unten zu einem kleinen Auge ausgeschmiedet, in welchem mittels
eines Querbolzens und einer Gabel ein Gewicht eingehängt ist,
welches ungefähr 2'/» mal schwerer als besagte Kugel ist und
etanfalls nur in der Schwingiingscbene der Glocke eine Itc-
wegimg ausfuhren kann; das Gewicht der Kugel soll etwa den
250 Thcil des Glockcngewichts betragen. Diese Art der Klöppel-
der8«'.
so müssen die
Schwingungen der Glocke immer mehr zunehmen, bis sie endlich
so bedeutend geworden sind, dass die Steuerweile ohne jedes
Lüften der Bremse selbstthatig eine vollständige Drehung
auszuführen vermag. Wenn dieser Zustand erreicht ist, wird die
Verbindung zwischen den beiden Ketten - Rädern unterbrochen
und der Wasserdruck mittels des Schiebers von Hand aus noch
so lange regulirt, bis die Glocke (in unten auseinander gesetzter
Art und Weise) zum Anschlage gelangt Die nöihigcn Bewegungen
der Steuerung werden alsdann durch die Maschine selbstthatig
ausgeführt und bedarf es der Nachhülfe von Hand weiter nicht.
Teber den zweiten wesentlichen Theil der Maschine, die
Anschlag- Vorrichtung, ist folgendes anzuführen. Es ist bei dieser
Konstruktion der Klöppel von seinem gewöhnlichen Platze entfernt
und in etwas veränderter Gestak unterhalb der Glocke ange-
bracht. Um eine annähernde Vorstellung von der Klöppelform
zu erhalten, denke man sich eine schlanke Eisenstange von der
halben Lange des Schlagring-Durchmessers, in ihrer Mitte mittels
einer kurzen Welle in der Schwingungs-El>ene der Glocke drehbar
Q0
hingung beruht auf dem Prinzip, dass die Glocke den ruhig
stehenden Klöppel -Kopf treffen soll. Durch den statt-
findenden Anprall wird bei gehöriger Regulirung der Maschine die
Glocke alsbald in entgegen gesetzter Richtung zartick geschleudert
und gleichzeitig gerathen der Klöppel nebst dem daran hangenden
Gewicht in eine schwingende Bewegung, wonach der ganze Klöppel
gewissermafsen 2 materielle Pendel von sehrungleJchcrSchwinguuirs-
dauor bildet. Die auftretenden, entgegen gesetzt wirkenden Kräfte
SO Ellen Breite wurden gezimmert Allein, als man dies,
iteen wollte, zeigte es sich, dass der Strom bei der
ckten sommerlichen Jahreszeit so tief gefallen war, dass
gefallen war, dass man
nicht mehr im Stande sich befand, sich der langen und breiten Flöl'se
zu bedienen. Eine neue Arbeit erwuchs dem Landvogt, um minder
grofse Flöfse in aller Eile zu bauen. Das Holz dazu musste in
den benachbarten, von Mohren bewohnten Landschaften gefällt
werden.
Ein hoher Beamter mit Namen L'na berichtet darüber wie
wörtlich folgt: „Seine Heiligkeit sandte mich aus, um vier Haine
nieder zu schlagen im Mittagslande , um drei breite Fahrzeuge zu
hauen und vier Schleppschiffe aus dem Schotendorn des Landes
L'ana-t. Und siehe die Amtleute von Areret, Aam und Mala Uelsen
das Holz fallen um dcsscutwillcn. Und solches Alles führte ich
aas in dem Verlauf eines Jahres. Als nun die Wasser stiegen,
belastete ich die Fahrzeuge mit gewaltigen Granitstücken für die
Pyramide Cha-nofer des Königs Mer-en-ra.u
Tiefes Dunkel bricht nach dem Tode Nofer-ka-ra's, des
Bruders und Nachfolgers Mer-cn-ras, in der ägyptischen Geschichte
herein, welches selbst die leisesten Spuren der Anwesenheit von
Königen verhüllt Das Reich scheint lange Zeit schweren, durch
Bürgerkrieg und Königsmord heimgesuchten Zeiten unterworfen
gewesen sn sein. Eine deutliche Spur jener traurigen Tage zeigt
sich in der ül erlieferten Sage, welche sich an die märchenhafte
Gestalt der Königin Nitokris (um das Jahr 3000 vor Chr. Geb.)
knüpft. Nach der Erzählung Herodot's hatten Verschworene den
König von Aegypten, Bruder der schönen Nitokris, umgebracht,
ihr selber aber das Königthum übergeben. L'ui den Tod des
geliebten Bruders zu rächen, verfuhr sie mit List, indem sie ein
langes unterirdisches Gemach bauen liefs und vorgebend, dasselbe
einzuweihen, die Hauptanstifter des Mordes zu einem fröhlichen
Feste einlud. Wahrend sie beim Mahle safsen, wurde durch einen
versteckten Wassergang der Fluss in das Gemach eingelassen,
so dass sammtliche Tiscbgenossen ertranken. Sie aber, nachdem
sie solches vollbracht hatte, stürzte sich in ein mit Asche an-
gefülltes Zimmer und tödtete sich selber, um der Rache der
Acgypter zu entgehen. — —
Die ersten gesicherten Nachrichten über gröbere Bruuneu-
Anlagen stammen aus der Zeit um 2500 ror Chr. Geb. Damals
herrschte Neb-cher-ra Mentu-hntep, der mit fesw Hand das
In
den sicheren Hafen der Ruhe und Ordnung zurück führte. I>ie
schwarzen Felsen des Eilandes von Konoaso gedenken seiner in
rahmender Weise. Dort ist er an einer Felsenwand sammt seiner
Mutter Ama verewigt Er hatte, so sagt seine Inschrift aus, in
der wasserleeren öden Wüste einen tiefen Brunnen, 10 Ellen iu
der Breite, graben lassen, um frisches Wasser als Labetrnnk zu
spenden allen Pilgern sammt ihrem Lastvieh und allen Mannen,
welche den königlichen Auftrag hatten, in dem heifsen Thale den
Stein zu brechen.
Weiteres wird von einem Brunnen berichtet, den unter König
l'surtasen I. (2433 vor Chr. Geb.) dessen Oberbaumeister Mentn-
hotep ausführte. Der König hatte demselben den Bau des
Tempels des Gottes Osiris und die Anlage eines Brunnens zu
Abydiis übertragen. Dieser Brunnen ist wohl derselbe, von
welchem mehr als 2 Jahrtausende nach seiner Anlage der
griechische Erdbeschreiber Sirabo erzahlt, dass in dem Memnoniura
von Abydos ein Brunnen sei, zu dessen Tiefe man durch nieder-
gebogene Gewölbedecken aus einem Steine, ausgezeichnet durch
Gröfse und Bauart, niedersteige. Ihn aufzufinden ist bis jetzt
noch nicht gelungen trotz mehrfacher Versuche, den Ort des-
selben wieder aufzudecken.
Wir finden ferner auch in fast sammtlichcn monumentalen
Grabmälern brunnenartige Schachte. Jedes solche Grabmal zer-
fallt, wenn es vollständig ist, in 3 Theile: eine äufsere Kapelle,
einen Brunnen und einen unterirdischen Keller. Die Kapelle ist
ein viereckiger Bau, den man von Weitem für eine abgestumpfte
Pyramide halten könnte. Das Innere der Kapelle enthalt in der
Regel nur ein Zimmer. Der Brunnenschacht, welcher in den
Keller hinab fuhrt, befindet sich mitunter in einer Ecke des
Zimmers. Meist jedoch muss man, um seine Oeffnung zu ent-
decken, auf das flache Dach der äufseren Kapelle steigen. Er ist
viereckig, mit grofsen, schönen Steinen ausgemauert bis zu der
Stelle, wo er in den Felsen eingehauen ist. Seine durchschnitt-
liche Tiefe betragt 12 — I5m; sie kann aber auch bis 30" und
darüber geben. Auf der Sohle, an der südlichen Wand öffnet
sich ein Schlupfgang, durch den man nur gebückt hindurch kann,
der Eingang zum eigentlichen Grabzimmer. Dieses ist gleichfalls
iu den Felsen gehauen und ganz schmucklos. In der Mitte steht
der Sarkophag. — (r«tart»uiig Mft)
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202
DEUTSCHE BAÜZEITÜNG.
18. Hai 1878
werden aber die Veranlassung geben, dag* der Klöppel ungemein |
rasch wieder in die Ruhelage zurück gelangt. Die eigenthümliche
Art des Anschlagt der Glocke bewirkt eine Heinbeil, vornehmlich
aber eine Sicherheit und Regelinäfsigkeit der Tönung, die auf
.alt« Laute- Weise" bei nur einigermaafsen schweren Glocken wohl
nie erreichbar sein dürfte . —
Verfasser gestattet sich hier noch einige Bemerkungen (Iber
einen andern wesentlichen Punkt bei Läutewerken mit zu berühren.
Hei einigertnafsen schweren Glocken verbietet es sich, feste
Lager für die Glocken -Aufhängung in Anwendung zu bringen:
wenigstens sollten die Kosten für eine „bewegliche" Aufhängung
um so weniger gescheut werden, als dieselben durrh die bei den [
(ihrigen Theilen der Anlage erzielte Ersparnis« reichlich wieder j
gedeckt werden. Eine recht einfache und auch für grofse Glocken
vollständig ausreichende Aufhängung (deren l'rinsdp tibrigena wie
alle in der neueren Zeit angewandten Drei- Hacken-Systeme keinen
Anspruch auf Orginalitilt machen kann) durfte aus der umstehend
beigefügten kleinen Skizze ersichtlich sein. Die Stalüzapfen des
schmiedeisernen Glockenjochs (zwischen .loch und GIncken-Kronc
befindet sich eine starke Holzscheibe) wälzen sich bei dieser
Lagerung auf den gabelförmigen Köpfen von 2 drehbaren, guss-
eisernen Säulen, während die Seitenkräfte durch je 2 in offenen
Hachsen laufende (iuss-Räder aufgenommen werden.
Allen Interessenten stehen auf direkte Anfragen beim Ver-
fasser ausführliche Dispositions-Skizzen der Anlagen, dowie gang-
bare größere Modelle jederzeit zur Verfügung.
Mittheilungen
am 9. April 1878; Vttltertoder sfe*8b«tiert, Vc"rX?hrer
Hr. G. Meyer.
Hr. Dr. Engel hält den angekündigten Vortrag „lieber die
motorischen Kräfte der Industrie und des Verkehrs im
preufsischen Staate", dessen Veröffentlichung in einer beson-
deren Broschüre in Aussicht genommen ist. Die dem Vortrage
zu Grunde gelegte Disposition ist folgende:
1) lieber das Studium der motorischen Kräfte, der Motoren,
der Arbeits- und Werkzeug-Maschinen, vom theoretischen, prak-
tischen und statistischen Standpunkte aus.
2) Jede dieser Stadienrichtungen erfordert eine besondere
Eintheilung.
a. Die theoretische Eintheilung der Maschinen von Rühlmann;
b. die praktischen Eintheilungcn der mechanischen Tech-
jie;
c. die statistische Eintheilung in dem Berichte der Zollvereins-
Vorbereitung einer deutschen Gewerbezählung
1871.
od Wege, um zu einer genauen Kenntnis* der in
;aaten und Landestheilen vorhandenen Motoren
zu gelangen.
a. Die Vorschläge im Berichte von 1871 ('s. 2 c), fast durch-
ßends adoptirt vom internationalen statistischen Kongress in
ersburg im Jahre 1872:
b. Vorschlage für eine Dampfkessel- und Dampfmaschinen-
Statistik in allen Kulturstaaten der Erde.
a. Ausführung der Dampfkessel-Statistik nach diesem Plane
in Oesterreich-! isleithanien.
ß. Ausführung der I lampfkessel-, I tampfmaschinen- und Dampf-
el-Explusions-Statistik nach diesem Plane im Deutschen Reich.
Y- Theilweise Ausführung der Motoren-Statistik bei Gelegen-
heit der Gewerbezählung vom Jahre 1875.
4) Nachweis der Resultate der Motoren-Statistik von 1875
in Preufsen.
a. Summe der in Preufsen vorhandenen motorischen Kräfte
in Pferdestarken nnd Zahl der Motoren für jede Kraft,
den? für Wind-, Wasser- und Daim.fkraft.
b. Gewerbliche Verbreitung der motorischen Kräfte
c. Geographische Verbreitung derselben ; beides veranschaulicht
durch verschiedene graphische Darstellungen.
b) DerKraftbedarf der einzelnen Industriezweige, ein
Kriterium für die Zukunft der Klein-Industrie gegenüber der
Grofs-Industrie.
ß) Mittel und Wege, um zu einer genauen Kenntniss der
für die einzelnen Industriezweige charakteristischen Arbeits- und
Werkzeug-Maschin en zu gelangen.
a. Monographische Beschreibung einzelner Industrie- Eta-
blissements;
b. desgl. einzelner Industriezweige;
c. Statistik der Arbeits- und Werkzeug-Maschinen, gewonnen
auf dem Wege einer allgemeinen Gewerbezählung.
Ausgangspunkt der Gewerbezähluug: der Gewerbebetrieb,
zum Unterschiede von der Berufszahlung, bei welcher die
Person die Zähleinheit bildet.
7) Nachweis der Resultate der Arbeits- und Werkzeug-
maschinen-Statistik in Preufsen, nach dem Stande vom
1. Dezember 1875 nnd nach dem Durchschnittstande des Jahres
1876; insbesondere:
a. . beim Bergbau und der Industrie der Erden und Steine;
b. bei der Metallgewinnung und Verarbeitung und bei der
Maschinen-, Transportmittel- und Waffen-Fabrikation;
c. bei den Eisenbahn-Reparaturwerkstätten :
d. bei der Industrie der Nahntngs- und Genussmiltel;
e. bei der Industrie der Holz- und Schnitzstoffe;
f. bei der Textil industrie.
8) DerKraftbedarf der einzelnen wichtigsten Arbeits-
und Werkzeug-Maschinen und die hierdurch gegebene Kon-
trole für die nachgewiesenen motorischen Kräfte.
a. Das Maats der Ausnutzung dieser Kräfte ein Maafstab der I
Vollkommenheit der vorhandenen Arbeits- und Werkzeugmaschinen
und diese Vollkommenheit wiederum ein Maal'stab der Kultur und
der Knnkurrenzkrnft und Konkurrenzfähigkeit gegenüber anderen
Ländern.
b. Mangelbafter Ersatz dieser Kenntniss durrh die Angabe I
des Zeitwerths der zu irgend einer Zeit in einem Lande vorh
denen Arbeits- und Werkzeugmaschinen.
9) Der Kraftbedarf des Handels und Verkehrs.
a. Schätzungen des Verbrauchs an menschlicher Kraft beim
Stadtverkehr der Menschen.
b. Der Kraftl>edarf und Verbrauch des städtischen öffentlichen
Fuhrwesens: Droschken, gewöhnliche Omnibus, Pferde-Eisenbahnen
und oberirdische und unterirdische Dampf-Eisenbah
c. Der Verkehr auf Steinstrafsen (Chausseen).
d. Der Verkehr auf Wasserstraßen : See-
Segel- und Dampfschiffahrt
e. I>er Verkehr auf Draht- und Luftstrarsen (Kraftbedarf nur
unbedeutend).
10) DerKraftbedarf und die motorischen Kräfte des Eisen-
bahn-Verkehrs.
a. Das Eisenbahn-Netz der Erde und seine allmähliche Ent-
wickelung.
b. Das preußische Eisenliahn - Netz und seine allmähliche
Entwickelung (in graphischen Darstellungen}.
a. Die beförderten Personen;
ß. die beförderten Güter;
y. die vorhandenen Lokomotiven und deren Ausnutzung;
<J. die vorhandenen Transportmittel und deren Ausnutzung.
11) Die Eisenbahnen und ihr Verhältniss zur Industrie
nnd zum Handel in Bezug auf Kraftbedarf und Kraftverbranch.
a. Nicht-Existenz eines Kräfte-Verhältnisses zwischen den form-
verändernden Maschinen der Industrie und den ortsverändernden
Maschinen des Handels und Verkehrs.
b. Die Eisenbahnen und die Kohlen-Industrie; Abhängigkeit
der Rentabilität der letzteren von den ersteren.
c. Die mangelhafte Statistik der Gilterbewegung auf den
deutschen Eisenbaluien. - Ihre Verbesserung ein frommer Wunsch
seit 20 Jahren.
d. Die Güterbewegung auf den russischen Eisenbahnen.
Atlas von .1. Bloch hierüber.
12j Die Entwickelung der Industrie gegenüber der Ent-
wicklung der Eisenbahnen in Preufsen.
a. Vorherrschende Entwickelung der Industrie nach der Seite
des Berg- und Hüttenwesens. I eberproduktion von Kohlen,
Eisen und Stahl?
b. Ueberproduktionen von Eisenbahnen V
Der Vortragende erläuterte sodann in eingehendster Weise
die graphischen Darstellungen über:
1) Das Verhältniss zwischen der Gesammthevölkcrong und der
erwerbthfttigen Bevölkerung, ferner der laiidwirthschaftlich-erwerb-
thätigen und der in den l!t Industrie-Gruppen erwerbthatigen
Bevölkerung im Deutschen Reiche, in jedem einzelnen Staate
desselben und in den preufsischen Provinzen, Regierungsbezirken
und Kreisen — gleichzeitig zur Veranschaulichung der Zahl der
Produzenten und der Zahl der Konsumenten excl. Produzenten.
2) Die allgemeine und die gewerbliche Dichtigkeit der Be-
völkerung in denselben Territorien wie 1.
3) Die Vertbeilung der motorischen Kräfte über die <
4) Die Vertbeilung der Stein-, Braunkohlen und Torf-Industrie
über diese nämlichen Kreise.
5) Die Vertbeilung der Nahrungs- und Genussmittel-Industrie
über diese nämlichen Kreise.
»J) Die Entwickelung der preufsischen Eisenbahnen in der
Zeit von 1844 bis incl. 187«.
7) Das Anwachsen des Ausbringens, des Werths und der
Arbeitaleistaug im rheinisch-westfälischen Steinkohlenbergbau von
I8.V2 bis 187t».
8) Den Einfluss der Eisenbahnen auf die Kohlen -Industrie
im Königreich Sachsen von 1840 bis incl. 1875. -
In der an den Vortrag sich anschlielsenden Diskussion wendet
sich zunächst Ilr. Weisbaupt gegen die bei Besprechung der
IVberprnduktion in Verkehrsmitteln geäufserte Annahme, dass
die Eisenbahn - Betriebsmittel wegen ihrer grofsen Anzahl
nicht ausgenutzt würden. Der Verkehr liewege gich nicht nach
beiden Richtungen glcichmälaig nnd sei auch zu verschiedenen
Zeiten ungleich. Hei den Anforderungen, welche zeitweise au
die Eisenbahnen gestellt würden, könnten diese sich nicht mit
dem Knappsten liebelten, ein gewisses l'ehermaafs müsse vor-
handen sein. Dass dieses Obermaats aber nicht zu grofa sei,
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BU. 40.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
203
regen Verkehr die Vorräthe an
braucht
so weit anfge-
schou für die nächste Zeit
dem weiteren Verlauf der Debatte kommt der Einiluss zur
welchen die Aufhebung der Kisenzöllc und die Kon-
kurrenz des Auslandes auf die einheimische Industrie (Iben.
Nach II. Engels Antrabe zeigen die stastitischeii Nacbweisungen
illtcr die Resultate der Submissionen, dass meistens die inlän-
dischen Fabrikanten den Preisdnnk veranlassen, nicht die aus-
ländischen, welche mir in sehr geringem Maaf&e konkurrirten und
vorwiegend nur dann, als die inlandischen Werkstatten wegen
l'eberhaufuiij au Auftragen rechtzeitig zu liefern Oberhaupt
nicht im Stande waren.
Ilr. Sch wartzk opf erkennt auch hierin den Kintluss des
Auslandes. I>er Markt im Auslande, wo die Fabriken günstiger
arbeiten als bei uns, sei massgebend. Die fremde Konkurrenz
veranlasse die Inländer, die Preise so niedrig zu stellen, wie es
jetzt geschehe, wobei es aber nicht möglich sei, mit Gewinn zu
arbeiten und deshalb eine Uuterbilanz in den Jahres-Absehlüsscn
resultiren müsse.
An der zum 'I heil sehr lebhaften Debatte, welche sich auch
auf die Leistung unserer Industrie gegenüber derjenigen de«
dass die aus dem Auslande bezogenen Betriebsmittel von nicht
geringerer Qualität als die im Inlande fabrizirten gewesen seien,
ja in einzelnen Fallen die letzteren sogar wegen schlechteren
Materials hatten zurück stehen müssen, und die Frage — ob
Schutzzoll oder Freihandel zur Erörterung kam, betheiligteu
sich aufser den bereits genannten die Hrn. v. Weiter, Quassowski,
Kaselowski, Kinel und Kessler.
Zum Schluss wurden in üblicher Abstimmung die Herren:
Hegierungsrath a. D. WindtnUller, Regierung»- und Haurath
l>r. Krieg, Regierungsratli Wehrmann als einheimische ordentliche
Architekten- Verein zu Berlin. 1. Sommer- Kikunrion 1878.
Am 11. d. Mts. hat unter Hetheiligung von etwa 120 Vereins-
mitgliedern der I. diesjährige Sommer -Ausflug stattgefunden, für
welchen als Gegenstand eine Hefahrung der Berliner Ring-
bahn gewählt worden war.
Das altere, 25,82 *™ hinge östliche Theilstück der Ringbahn:
Schöneberg- Stralau - Moabit, ist bekanntlich um Mitte Juli 1871
in Betrieb gesetzt worden, wahrend auf dem westlichen, den Ring
schliefsendcu Thcilstuck) Tempelhof - Charlottenburg - Moabit von
-1,95 Km Länge der Betrieb erst im I>ezember 1877 eröffnet
ist Für den Personen- und Güterverkehr auf der Ringbahn ist
dieselbe z. Z. mit den Bahnhöfen der Berlin - Potsdam - Magde-
burger, der Niederschlesisch - Märkischen, der Nordbahn und
der Berlin-Lehrter Bahn verbunden, wogegen die übrigen Berliner
Hahnen Anschlüsse an die Ringbahn nur allein für den Güterverkehr
beaitzen.
Zur Zeit — und bis dahin, dass die den längeren Durch-
messer des Zirkels der Ringbahn bildende Stadtbahn eröffnet
sein wird — bewegt sich der Personen- Verkehr auf der Ringbahn
in ziemlich engen Grenzen, da derselbe beispielsweise im Jahre
1875 1 200000 Personen nicht überstiegen bat und ein wesentliches
Anwachsen dieser Zahl auch durch den jetzt stattgefundeneu
Schluss des Zirkels au der Westseite kaum erwartet werden kann.
Wenn sonach die Bedeutung der Berliner Ringbahn, bislang und
auch for die nächsten Jahre, vorwiegend in der Rolle beruht,
welche dieselbe für die Vermittlung des Güter-Verkehrs zwischen
den zahlreichen Berliner Bahnhöfen besitzt, so wird eine weseut-
liche Aenderung dieses Zustande« doch mit dem für 1880 oder
1881 bevorstehenden Zeitpunkte der Vollendung der Stadtbahn
eintreten, die mit dem nördlichen und südlichen Halbringe der
Ringbahn zusammen gefasst, zwei Bahn - Systeme liefert, unter
deren Aufgaben die fliege des Lokalverkehrs theils in der Stadt
selbst, theils des Verkehrs der Stadt mit den umliegenden Ort-
schaften in hervorstechendem Maalse in Aussicht genommen ist.
Die Ringbahn besitzt bei ihrer Ausdehnung von 3fi,!(5 Km (excl.
der Anschlüsse) einen von Westen nach Osten gerichteten —
gröfseren - Durchmesser (Stralau - Charlottenburg) von 12,5 Km
und einen in nordsüdlicher Richtung vorhandenen - kleineren
- Durchmesser (Tempelhof- Wedding) von 7,8 K™ Länge: sie hat
12 Stationen, deren Lage zu einander und zum Zentrum der Stadt
aus den nachstehend tabellarisch zusammen gefaaslcn Angaben
erkannt wird. Als Stadt -Zentrum ist darin der Schloss -Platz
gedacht, in welchem — laut der Angabe in der Schwieger'scheu
Karte über die Bevölkerongs-Dichte der Stadt - z. Z. der Schwer-
punkt der Bevölkerung Berlins liegt»)
Ebenso wenig wie der ältere Theil der Ringbahn besitzt das
Schlusstück Bauten von hervorragender Art, da neben einigen
Strafsen- Unter- und Feberführungen und einer mit dem Uelier-
gange für die Berlin-Lehrter und Berlin-Hamburger Bahn zusammen
gelegten Spree - l'eberbrückung sogen. Kunstbauten nicht vor-
kommen und auch die Bahnhofs-Anlagen in allen ihren Theilen in
bescheidenem Charakter gehalten sind; die relative Höhe der
i Stücks von pp. 13 000 000 IL, d. i. pro K«.
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850 000 M. erklärt sich aus den hohen Grunderwerbs - Kosten,
welche aufzuwenden waren. Die Ausführung des Baues, ist zu-
nächst 2 gleisig bewirkt, das Terrain jedoch sogleich für 1 gleisigen
Ausbau, der für später in Aussicht steht, erworben worden,
dieselbe hat in den Händen des Abtheilungs - Baumeisters
Hrn. Grapow gelegen.
Die Fahrt begann auf dem Potsdamer Bahnhofe und wurde
mit Hülfe eines von der lietriebsführcnden Direktion bereitwilligst
gestellten Extrazuges vollführt, welcher sich gegen Stralau wendete.
Es war hier, auf Veranlassung des technischen Mitgliedes der
Direktion, des Hrn. Reg.- u. Bauraths Schwabe, eine reiche
Ausstellung von Planen zu bevorstehenden Erweitenings- und
einbauten der Ringbahn etc. veranstaltet, worunter beispielsweise
des Umbaues der bestehenden inneren Anschlüsse der Nicdcr-
schlesisch-Märkischcn und der Ostbahn, ferner der Anlage zweier
äufseren Güter-Anschlüsse für die genannten Bahnen, des Baues
eines grol'sen Rangir-Bahuhofes bei Rummelsburg und eines Kohlen-
Bahnhofes beim Weddiug, endlich der Anschlusswerke für den
neuen Berliner Viehhof bei Lichtenberg zu gedenken ist Ks i
alle Einzeluheiten übergehend, unsere Berichterstattung aul
generellen Angaben beschrankt werden.
Die bisherige Personen-Station Stralau wird in den zwischen
den näher zusammen zu ziehenden inneren Anschlüssen der Nieder-
schlesisch - Märkischen und der Ostbahn sich ergebenden Zwickel
verlegt; die neue Station ist u. a. dazu bestimmt, den Reisenden,
die aus östlicher Richtung kommen, den l'ebergang auf jeden der
beiden Ringbahn - Zweige zu gestatten, ohne dass dieselben ge-
zwungen sind, zuvor in den etwa 2,25 Km stadteinwärts liegenden
späteren Anschluss- Bahnhof einzufahren. — Für den Güterverkehr
soll dieselbe Funktion den oben erwähnten auTseren Anschluss -
Gleisen übertragen werden.
Der Kangir-Betrieb auf dem neuen Rangir- Bahnhof Rummela-
burg soll mit Benutzung von Rangirköpfen bewirkt werden, und
sind wegen der beschrankten Höhe von nur etwa 7™, welche
dafür zur Verfügung steht zwei Köpfe einander gegenüber an-
zuordnen. Es soll vom Kopf I aus die Rangirung der Wagen
nach Richtungen stattfinden und es werden, nachdem diese voll-
führt ist, die Wagen auf den gegenüber liegenden Kopf II geschleppt,
von welchem aus sie getrennt nach Stationen in die entsprechen-
den Gleise ablaufen. — Der neue Kohlen - Bahnhof Wedding
erhält inmitten eines industriereichen, sehr abnahmefähigen Stadt-
bezirks seinen Platz. Derselbe ist hoch liegend gedacht und es
ruhen die Abstnrzgleise , welche normal zur Richtung der Ring-
bahn-Gleise gestreckt sind, auf Eisenträgern, die durch Mauer-
pfeiler unterstützt sind. Das Aussetzen der Wagen aus den
Rahngleisen soll durch Drehscheiben erfolgen, die Bewegung
der Wagen in der Richtung parallel den Bahngleisen
Schiebebühne. —
Der durch Hm. Schwabe, unterstützt von Hrn. Bmstr. (
gegebenen allgemeinen Erklärung der Pläne folgte eine
Besichtigung der Anfange des Rangirbahnhofs-Baues und
die Wiederbesteigung des Zuges, welcher die Exkursions -Theil -
nehmer, in rtickwArriger Richtung, über die Station Tempelhof
hinaus nach Wilmersdorf, Grunewald und an den Endpunkt
< harlottenburg- Westend führte. Ein einmaliges Halt unterwegs
war der Gewinnung eines Ueberblicks Uber die Anfange der aus-
gedehnten Bahnhofs-Werke, welche für die Berliner Stadtbahn etc.
| am Grunewalde bekanntlich entstehen sollen, gewidmet — Auf
Bahnhof Charlottenburg- Westend konnte vermöge der geschehenen
Aufhängung einer reichen Kollektion von Plänen von verschiedenen
Anlagen, die dem Schlusstücke der Ringbahn angehören, nähere
Kenutniss gewonnen werden.
Den Schluss der Exkursion bildete ein geselliges Znsammen-
sein der Theilnehmer auf Westend. —
Wir können uns nicht versagen, am Ende unseres Berichts
unsere Befriedigung über die wohl gelungene Veranstaltung der
Exkursion, wie insbesondere über die ausgezeichnete Art und
Weise, in welcher zur Kenntuissuahmc von Plänen mannichfachcr
und grofser eisenbahnlicher Anlagen Gelegenheit gegeben war,
ein paar Worte zu widmen. Dass alle weiteren Exkursionen, die
nns der angetretene Sommer bringt, gleich gut in der Vorbereitung
und Durchführung ausfallen mögen, gleich fruchtbar in Bezug auf
die Erreichung ihres belehrenden Zweckes sich erweisen mögen,
wie das Erstlingskind, das der heutige Tag gebracht hat,
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204
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
18. Mai 1878
Vermischte*.
ILauswassor- Ableitungen. Im Anschlugt! um die betr.
Darlegungen in No. 15 er. dies. Zeitg. kann wohl, ohne viel zu
wagen, die Behauptung aufgestellt werden, dass gute, geruchfreie
Hauswasser- Ableitungen relativ selten sind. In vielen Fallen
werden durch eine bestehende ununterbrochene Ventilation der
mit der Leitung direkt in Verbindung stehenden Räume die
Mangel solcher Anlagen unschädlich gemacht, in nicht wenigen
Fallen aber, besonders wenn die Wasserklosets mehr im Innern
der Wohnung liegen, tritt das Febpl in seinem ganzen Um-
fange tu Tage. Ks besteht hierin bei Anlagen aus neuerer und
älterer Zeit kaum ein erheblicher Unterschied, obwohl bei den
ersteren etwaige Schwierigkeiten von vorn herein mit verhiütnias-
ermeidbar waren llierau tragen nur in
Hausherren die Schuld, meistens fallt dieselbe
i Technikern zu, denen leider Dur zu oft der
lilaube beiwohnt, dass Anlagen, wie Wasser-Ab- und Zuleitungen
dem Spezialisten zu Oberlassen seien.
Anlagen zu verhindern und bestehende niangel-
-Ableitungen /u verbessern, dürfte kaum anders
als mit Hülfe des kräftigen, durchgreifenden Anus der Haupolizei
zu erreichen sein, die zu dem Zweclte mit gesetzlicher Voll-
macht und mit speziellen grundlegenden Bestimmungen über die
Konstruktion der Leitungtin versehen sein und von Zeit zu Zeit auch
eine Kontrole der Anlagen (Iben mflsste. Wird von schlechter Aus-
fahrung abgesehen, so besteht der Hauptfehler der betr. An-
lagen gewohnlich darin, dass den Wasserversrhlüssen, wenn die-
selben nicht etwa gar fehlen, eine zu grofse Last aufgebürdet
wird, u. z. in tofem als von Vorkehrungen für die Entlastung
der Rohrleitungen von den Spannungen der Gase nicht die Rede
ist. Indem die obere Robrendigung abgeschlossen wird, setzt
man voraus, dass die Wasserverschlüsse im Stande sind, jedem
möglichen Druck von innen zu widerstehen. Diese Voraussetzung
ist falsch, da erfahrungsmäfeig fest steht, dass die Ruhrgase
mehr oder weniger stark durch die Wasserverschlüsse hindurch
zu treten vermögen. Diese Fähigkeit wechselt z. B. mit der
Starke des Winddrucks auf die Kanalmündung, mit dem Wasser-
stande eines Flusses, in den der Sammel-Kanal ausmündet, und
mit Ursachen noch sonstiger Art
Aus dem Gesagten folgt nun, dass hauptsächlich zwei Wege
vorhanden sind, auf denen eine Besserung angestrebt werdeu
kann, nämlich: a) Vervollkommnung der Wasserversehlüsse und
b) Verminderung der Gasspannungen in den Rohren. Krsteres
kann durch Vergrößerung der Hohe der schliefsenden Wasser-
säule (die in vielen Fallen das absolute Minimum wenig Übertrifft)
und durch Verdoppelung des Verschlusses (der meist nur
einfach vorhanden ist) erreicht werden; derselbe tiudet aber in
der praktischen Ausfahrbarkeit eine Grenze.
Gegen Gasspanuung in den Abiallrohren ist es am zweck-
mafsigsten, das oben offene und hinreichend weite Hauptrohr bis
Uber Dachhöhe hinauf zu fahren.
Kine Gas-Spannung ist selbst dann nicht unmöglich, wenn
das Hauptrohr oben ungeschlossen ist. Wie bei Schomstein-
röhren können solche Spannungen durch Wind erzeugt werdeu
und es ist darum nöthig, die Windwü-kungen abzuhalten, oder
besser noch, die Kraft des Windes direkt zur Zugbeförderung zu
verwerthen, was durch Aufsätze oder Ventilatoren bewirkt werden
kann. Dass die durch derartige Mittel zeitweilig erzeugte Luft-
Verdünnung in den Abfallrohrcn eiuen den Wassert erschlossen
gefährlichen Grad erreichen könnte, steht bei dem ungehinderten
Zuflüsse, der für die Luft aus dem Kanalneu vorhanden ist,
kaum zu befürchten. Sollte die Praxis etwa das Gegentheil be-
weisen, so würde es nöthig sein, entweder die Strafsenkanäle
oder die einzelnen Abfallrohre (an ihren unteren Enden) mit j
Luft-Kinlässen zu versehen.
Niemals sollte eine kräftige Lüftung der Kloseträume, die
ja gewöhnlich das Hanpt-Abfallrohr einschliel'sen, fehlen, da sie
die Aufgabe zu erfüllen hat, etwaige Undichtigkeiten der Kohr-
leitung unschädlich zu machen und ferner die in den Räumen
unvermeidlich sich sammelnde schlechte Luft abzuführen.
Zur Verbesserung der Stadtluft im allgemeinen dürfte es
sich dann noch empfehlen, das ganze Kanaluetz durch hohe
Schornsteine, in Verbindung mit kräftigen Ventilatoren, von dem
Gasinhalt zu befreien. Mag auch das Bedürfniss hierfür nicht
direkt fahlbar sein, so steht doch wohl fest, dass in dieser Rich-
tung nicht leicht zu viel gethan werden kann.*) Sch.
•) IHe Anklebte» «ner die Wirksamkeit, die eini(^ weniße hohe Srhlote Uli
den l.uft«eeh*el fiittiAj In «eil amgedxhnten RttuOneti»» au*ut*n kötiiMMt. «lud li-^ti
tehr «etbelit und m wird ertl Hagerer KruLhrwiir, bedürfen, um mit Nieherbelt eul-
-eheiden xn kennen, nh nkht der vur*eM-«rte Zwerk dur^li einOn-lier» und minder
Die Fachschule für Blecharbeiter zu Aue in 8., ül»er
n Grtinduug wir auf S. 2u7 Jhrg. 77 u. Bl. berichteten, ist
am 29. April d. J. in ihr eigenes Gebäude übergesiedelt Die
freudige Zuversicht und der Stolz, denen die Gründer und Leiter
dieses vom Verein deutscher Blecharbeiter, mit Unter-
stützung der sächsischen Behörden und der Stadt Aue ins Leben
gerufenen Unternehmens bei den Einweihuugs- Feierlichkeiten
Worte liehen, scheinen uns durchaus berechtigt zu seiu und mau
kann nur auf das dringendste wünschen, dass die Kinsicht, Kraft
und Opferwilligkeit, welche der Verein deutscher Blecharbeiter
durch diese Schöpfung bekundet hat, die Vertreter anderer Ge-
werbe zur Nacheiferung anspornen mögen.
Der Lehrplan der Schule, der auf einen Kursus von 3 Se-
mestern berechnet ist, unterscheidet sich von dem der älteren
allgemeinen gewerblichen, bezw. Fachschulen dadurch, dass den
praktischen Uebungcn ciii nahezu gleicher Zeitraum
zugewiesen ist, wie dem theoretischen Unterricht
Für die Organisation der eigentlichen Handwerkerschule, über
welche im Verlauf der letzten Jahre zwar viel geredet und ge-
schrieben wurde, die aber trotzdem noch immer ziemlich proble-
matisch geblieben ist, dürfte in diesem l'rinzipe das Ki des
Kolumbus gefunden sein. Die oft ausgesprochene, an sich gewiss
nicht anfechtbare Wahrheit, dass unter den Verhältnissen des
modernen Oewerbewesens der systematische Schulunterricht an
Stelle der patriarchalischen Lehrlings- Ausbildung treten müsse,
bleibt eine Phrase oder findet doch nur sehr beschrankte Erfüllung,
wenn diese Schule — sei sie als Fachschule oder als Fortbildungs-
schule nrganisirt sich darauf beschrankt, dem jungen Hand-
werker nach und neben seiner anderweit erlangten, nicht weiter
kontrollirten praktischen Ausbildung, ausschließlich theo-
retische Unterweisung zu ertheilen. Wenn derartige Anstalten
tu einzelnen Fällen auch erfolgreich wirken können und gewirkt
haben, so können sie doch weder einen solchen Erfolg verbürgen,
noch die (iefahr vermeiden, dass durch sie — im direkten Gegen-
satz zu ihrem Ziel — einer ebenso dünkelhaften wie leistungs-
unfshigen Halbbildung Vorschub geleistet werde. Ganze und
volle Fachtneister, wie sie dem deutschen Handwerk Noth thun,
können jedenfalls nur erzogen werden, wenn der für die Verhält-
nisse der Gegenwart unentbehrliche theoretische Unterricht mit
dem praktischen organisch sich verbindet, der letztere aber, die
Ausbildung der Hand, nach wie vor als eine Hauptsache
behandelt wird.
Dieser Forderung ist in der, aus den Kreisen des intelligenten,
vorwärts strebenden Gewerks, nicht vom grünen Tische her, ins
Leben gerufenen Anstalt zu Aue (ienOge geschehen. Die Schüler
der untersten Klasse (III), welche 1(> Jahr alt sein müssen und
neben genügender Fertigkeit in den Elementarkenntnissen eiue
bereits zweijährige Thatigkeit im Gewerk nachzuweisen haben,
werden neben einem, auf i. g. 22 Stunden p. Woche bemessenen
theoretischen Unterricht (Arithmetik. Geometrie, deutsche "
geometrisches und Freihand - Zeichnen) in ebenfalls 22
pro Woche zu praktischen Uebungcn angehalten. In der 1
(II) wächst der theoretische Unterricht, zu dem noch Projektions-
lehre, architektonisches Zeichnen, Physik und Mechanik, Techno-
logie und gewerbliche Buchführung hinzu treten, auf 2(1 Stunden
p. W., während den praktischen Uebungen noch immer 17 Stunden
gewidmet bleiben. In der Oberklasse (I) endlich sollen die letzteren
auf 12 Stunden beschränkt, der theoretische Unterricht durch
Hinzutreten von Kunstgeschichte und Modelliren auf 'M Stunden
erweitert werdeu; man würde jedoch den letzteren Lehrgcgenstaud
(I St.) füglich elten so gut zu den praktischen Lehrgegenständen
rechnen können.
Von Erfolgen kann bei der jungen, erst im Oktober v. J. ins
Leben getretenen, von Hm. H. Schmidt geleiteten Anstalt, der
Hr. E. Kircheis in Aue als Kurator vorsteht füglich noch nicht
die Rede sein, wenn nicht die Thatsache, dass die Schülerzahl
von 10 auf 32 (1H in Kl. III, 14 in Kl. II) sich vermehrt hat
und dass diese Schüler zum Theil aus weiter Fern« herbei ge-
kommen sind, bereits als Erfolg gelten darf. — Ein
glückliches (iedeihen, das wir der Schule und den in ihr
wird
Herzen
nicht ausbleiben!
Konkurrenz«: ii.
Zur Konkuxrenz für die Friedhofa-Anlage der jüdischen
Gemeinde zu Berlin siud 23 Entwürfe auf I II Blatt 7
eingelaufen.
Brief- und Fragckuten.
Abonnent in Dresden. Die Verzögerung unseres He-
richtes über die Leipziger Kirr.henkoukurrenz ist dadurch herbei
geführt worden, dass es uns erst spat gelungen ist, in den Be-
sitz derjenigen Abbildungen der prämiirten Entwürfe zn gelangen,
mit der wir unseren Artikel illustriren wollen. Derselbe wird
nunmehr in nächster Hauptnummer d. D. Bztg. (No. A'l) fort-
geführt werden. Hätten wir es nicht für erwünscht gehalten,
unseni Lesern das Gutachten der Preisrichter noch während der
öffentlichen Ausstellung der Entwürfe zugänglich zu macheu, so
würden wir auch deu Beginn des Berichtes bis jetzt vertagt
Hrn. T. in Berlin. Das Stellenvermitteluugs-Büreau Alk-
und dessen Besitzer M. K. Uitinaun in Kassel sind uns
zwar nicht speziell bekannt, doch müssen wir auf Grund ganz
allgemein gemachter Erfahrungen vor der Henutzung
aller Stellenvennittelungs-Büreaus, die aus der Privats|reküJatiou
entsprungen sind, warnen. Wenn, wie in dem vorliegenden Falle,
von vorn herein eine Vorausbezahlung von 2 verlangt wird,
kennzeichnet sich der Zweck dieser Institute ganz von selbst.
; tu Cr! Beel. Ii In I
K. K. O. Frille». DmeS: w. MetMr Ho(l,uebdruek«rel,
Digitized by Google
Xo. 41.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
Aawtalaii« wa Tbuurühnn Kr Dnu-Uatu«*
Nachliefern). - Brief- and Pngekailai
• n. — P«rt»u>l-
Zar Auslegung des preußischen Gesetzes, betreffend
die Anlegung und Veränderung von Strafsen und Plätzen
In Städten und ländlichen Ortsohaften. Das prenfsische
sogen. Fluchtlinien-Gesotz vom 2. Juli 1675 findet aller
Orten eine so verschiedenartige Auslegung und Anwendung und
die Folgen dieses Wirrsals sind von so tief gehender Wirkung
sowohl auf den Werth städtischen Grund- und Hausbesitzes, wie
auf die Rauthätigkeit uud die Finanzwirthsch&ft aller Gemeinden,
dass Mittheilungen über die Auslegungen genannten Gesetzes
gewiss in weiten Kreiseu der Leser dieses Blattes mit Interesse
aufgenommen werden dürften. Der Zweck des vorliegenden
geht indessen weiter und ist darauf gerichtet, die
lichuog bereits erfolgter privatrechtlicher oder verwaltungsgericht-
licher Entscheidungen hervor zu rufen, die vielleicht Tausenden
von Gemeinde -Vorstanden zur heilsamen Lehre dienen können.
Ks handelt sich um die Frage:
„Hat der Eigenthümer eines an einer seit unvordenklichen
Zeiten bestehenden Strafse gelegenen bebauten Grundstücks auf
Grund des jj. 13 des Gesetzes vom 2, Juli 1875 einen Anspruch
auf Entschädigung, wenn eine neue Strafsen- und Bau-
flucht-Linie vorhandene Gebäude trifft, die betreffende
Gemeinde die Freilegung des Grundstücks \on Gebäuden
aber nicht verlangt und den Ankauf der abzuschneidenden
Parzelle ablehnt?"
Die YerwaltungB-Behörde einer gröberen Provinziabtadt ver-
neint diese Frage und im schaffensfrohen Drange ergreift sie
(Ins Lineal und durchschneidet frischweg ganze Hauserreihen mit
Fluchtlinien. Diese Flucht- und Luft-Linien werden der Ge-
meinde-Vertretung mit der Besteuerung vorgelegt, dass durch
deren Genehmigung der Stadt keinerlei Unkosten erwüchsen,
denn eine Entschädigungspflicht trete nach § 13 al. 2 erst „mit
der Freilegung des Grundstücks von Gebäuden ein" und eine
solche Freilegung zu verlangen, sei durchaus nicht beabsichtigt.
Gelangt nun die Festsetzung einer solchen Fluchtlinie, sei es
Genehmigung der Stadtverordneten - Versammlung oder
höhere Entscheidung zur Perfektion, so sind die betroffe-
llausbesitzer zum allgemeinen besten verurthcilt, ihre Hauser
auf den Aussterbe- Etat zu stellen, Aus-, Um- und Anbauten zu
unterlassen und bei eintretendem lteparatur-BedQrfniss über den
Begriff „Reparatur- Bau" mit den Organen der Baupolizei uner-
quickliche Kämpfe auszufechten. Eine Entschädigung oder eine
Erklärung darüber, wann es den Orts -Behörden belieben wird,
das durch die Fluchtlinie abgeschnittene Terrain bezw. Gebäude
zu erwerben, wird nicht gewahrt. - - So weit der Tbatbestaud,
dessen Darstellung noch hinzugefügt werden mag, dass eine sehr
grobe Zahl von lläuseru in einem kurzen Zeitraum in der be-
zeichneten Weise kalt gestellt worden ist.
Trotzdem das Ucchubcwusstsein der Hausbesitzer sich gegen
eine solche Auslegung und Anwendung des in Rede stehenden
Gesetzes entschieden sträubt, so besteht doch andererseits die
betreffende städtische Polizei- und Verwaltungs-Behörde fest auf
der Richtigkeit ihrer Anschauung und Handhabung des Gesetzes
und es lohnt sich daher, in des letzteren Entstehungs-Geschichte
nach einer Aufklärung jener dunklen Bestimmung zu forschen.
Ein solcher Versuch lohnt sich um so mehr, als er volle Klarheit
liefern verspricht und das Material, welches diesen Aufschluss
bt, allen Anspruch darauf hat, selbst vor dem Richter als
eigentlichen Absichten des Gesetz-
anerkannt zu werden.
Der wirkliche Verfasser des Gesetzes ist die X. Kommission
des Hauses der Abgeordneten der 12. Legislaturperiode, II. Session
1875, deren Bericht vom 22. April 1875 datirt und von den
Herren Dr. Virchow als Vorsitzenden, Zelle als Berichterstatter,
Dr. Baehr, Dr. Brüel, Dr. Dohm, Frenger, Gajewski, Haken, Prinz
Handjcry, Hobrecht, Klotz, Höste), Stader, Graf v. Wintzingerode
unterzeichnet ist. Die von dieser Kommission bewirkte Reduktion
des Gesetzes ist bekanntlich vom Landtag mit wenigen, unerheb-
lichen Aeuderungen angenommen worden, nachdem dieselbe den
Regierungs-Entwurf vollständig umgeworfen hatte. Speziell der
hier in Betracht kommende § 13 ist eigene Schöpfung der Kom-
mission, ist ausführlich in deren Bericht Seite 6—8 motivirt und
ganz unverändert in beiden Häusern des Landtags angenommen
worden.
Laut dieses Berichtes lag dem genannten Paragraph der § 10
des Regierung« -Entwurfs zu Grunde, der in Bezug auf die hier
aufgeworfene Frage Folgendes bestimmte:
„Das Enteignungs- Verfahren muss eingeleitet werden, wenn
die FluchÜinie ein bebautes Grundstück durchschneidet und wegen
derselben der Wiederaufbau von Gebäuden in den früheren Grenzen
oder der Ausbau innerhalb der alten Fluchtlinie versagt wird!"
Nach dieser Fassung war es ganz unzweifelhaft, wie unsere
Frage zu beantworten gewesen wäre: die Stadtgemeinde muss
den durch eine Fluchtlinie von einem bebauten Grundstock ab-
geschnittenen Tbeil nach Maarsgabe des Enteignungs - Gesetzes
erwerben und hat kein Recht, die Freilegung und Erwerbung
beliebig zu verzögern! Die Kommission erklärt sich nnn mit
dem Inhalt des Regierungs-Paragrapheu und speziell
damit ganz einverstanden:
i, welche durch Fi
linien in der Freiheit zu bauen eingeschränkt werden, wegen
dieser Einschränkung eine Entschädigung fordern können 1 ) sobald
die betreffende Grundfläche für den öffentlichen Verkehr in An-
spruch genommen wird, und 2) wenn die Fluchtlinie ein bebautes
Grundstürk durchschneidet." (Seite ti No. II des Kommissions-
Berichts.) Sie spricht ferner aus: „Bei der vorliegenden Ent-
schudigungsfrage kommt es nicht sowohl auf logische Schlüsse
aus vorhandenen gesetzlichen Vorschriften, ab auf ein billiges
Abwägen der Berechtigungen an, welche den streitenden Interessen
beiwohnen" „um es kurz auszudrücken, es erfolgt für die
durch neue Fluchtlinien erfolgte Einschränkung eine Entschädi-
gung, wenn es sich um dadurch betroffene Gebäude
handelt, aber bei unbebauten Grundstücken keine" (Seite 7
ebendaselbst). Sie findet aber: „dass die Formuiirung des
Regierungs - Entwurfs nicht deutlich (!) scheine."
In ihrem Ringen nach höchster Klarheit hat schlieblich die
Kommission die SS 12 und 13*) zu Stande gebracht, deren
Fassung jedoch, wie im vorliegenden Berichte nachgewiesen ist,
Deutungen der alierwichtigsten Bestimmungen des Gesetzes zu-
lässt, die an dem Original - Entwurf unmöglich gewesen wären
— Deutungen, die ganz auszuschliefseu von der Kommission
dem Anschein nach beabsichtigt war und die den unter Haus-
iu> ■aal .
.Inn ,uf s. «14, Jferit 'S u. Bt.
wo
Sprünge
Miira Pi
Anwendung von Thonröhren für Druckleitungen.
Während die Verwendung von Thonröhren kleinen Kalibers zu
Entwässerungsleitungen so allgemein üblich geworden ist, dass
kaum noch Jemand bei Weiten, die unter 0,5 ■ liegen, Bedenken
dagegen erheben wird, sind über die Verwendung zu Druck -
Leitungen die Meinungen sehr gctheilt, da hierbei sich das
Material hin und wieder als nicht fest genug erwiesen und
auch besondere Schwierigkeiten der Muffen - Verbindung und
Dichtung hervorgetreten sind. Eine Aufzählung der gemachten
Erfahrungen dürfte im Interesse der Sache liegen und es hat Verf.
dieses die s. Z. von der Verwaltung der Königsberger Wasser-
leitung eingezogenen Erkundigungen, welche durch unangenehme
Erfahrungen auch in Königsberg veranlasst wurden, zusammen
gestellt und übergiebt das Wesentlichste aus denselben hiermit
der Oeffentlichkeit
In Harburg hat man für Wasserzuführungen Thonröhren
verwendet; der Seitendruck, den diese Röhren erleiden, bt ein
äuberst geringer und es sind durch ihn noch niemals Brüche
veranlasst worden. Auf schlechtem Baugrund und an Stellen,
die Rohren Erschütterungen erleiden, zeigen sich hautig
»ei guten Bodenverhältnissen aber haben sich die
Kohren gut bewährt. Die Muffen- Verbindungen sind mit einer
Mischung aus Tbcer und Asphalt gedichtet, an feuchten Stellen
mit Talg-, vielleicht auch Wachs-Zusatz. Die Ausführung geschieht
in der Weise, dass das Rohrende mit der Mischung umstrichen,
mit Hanf vorsichtig umwickelt, dann wiederum umstrichen
und so vorbereitet in die ebenfalls ausgestrichene Muffe gesteckt
wird. Darauf findet Umwickelung etc. der ganzen Verbindungs-
stelle in derselben Webe stau, so dass sich ein förmlicher
Wobt bildet Die Am
Dichtungen wird, wegen
bringend erachtet
In Frankfurt a. M. sind Thonröhren für Druckleitungen
verwendet, welche bei ca. 15 ■ Druck sehr vielfach gesprungen
und zerbrochen sind. Ab Dichtungsmaterial bt Zement gebraucht
worden, der sich so fest mit den Röhren verband, dass eher ein
Bruch der Röhren als eine Lösung des Bindemittels eintrat
(Auch Eisen -Röhren sind mit Zement gedichtet, doch hat
man diese Dichtungen beseitigen und durch Blei - Dichtungen
ersetzen müssen.) Nach den (wenig vollständigen) Mittbeilungen
sind in Frankfurt a. M. die Thonrötiren durch Eisen- Kohren ersetzt
worden.
In K.Ii i ng sind, ähnlich wie in Königsberg, Thonröhren von
21 zur Verbindung einer Sammebtube mit dem Reservoir ver-
wendet worden, und zwar mit theilweber Benutzung auch
von Eben-Röhren. Das Totalgefälle beträgt 3,45 <*, die Tiefen-
lage der Leitung unter Terrain 1,8— 2,8 m; das Erdmaterial in
dieser Tiefe ist theib Lehm, theib Sand. Die Dichtungen sind
mit Zementmörtel in derselben Weise wie in Königsberg bewirkt
— Gleich nach Inbetriebsetzung der Leitung haben sich Undich-
tigkeiten gezeigt und es bat die Untersuchung eine unvollständige
Füllung der Muffen mit Zementmörtel gezeigt; in der unteren
Strecke war eine Muffe gebrochen. Die Erdschichten, in denen
fehlerhaften Stellen sich fanden, waren theib Lehm, theib
Sand. Nach Reparatur der Fehler haben sich abermals und
später wiederholte Undichtigkeiten gezeigt; wie oft sich diese
Mängel wiederholt haben, ist nicht bekannt geworden, doch sollen
nach Zeitungsmittheilungen die Thonröhren durch eiserne ersetzt
worden sein. Die Schäden der Zement-Dichtungen sollen übrigens
durch Eintritt von Wasser in die Baugrube während der Ver-
legung der Rohre entstanden sein.
In Weimar sind auberhalb der Stadt in Feld- und Wiesen-
c 1100- 1400- Thonröhren von 7 - 10» Dm. verlegt,
206
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
22. Hai 1878
T
0,5 k Mennige,
0,25 k eingedicktes Terpentin,
0,33 k pulveris. blaues \ itriol,
B0<
die in max. eine Drnrkhöhe von 8,5"' ausxu halten haben; zur
Muffen-Dichtung ist Zement verwendet. Die Kohren haben sich
bis auf kleine Reparaturen gut gehalten; alle Jahr entsteht ge-
wöhnlich 1 Köhrenbruch, der seine Ursache in der Senkung der
Kohren hat
In Gera sind Thonrohren von 10—20«'» Durchm. zur Ver-
An den tiefsten Stellen stehen diese Köhren
2,0-2.5»; wahrend dieselben min-
destens 1,25 "• unter Terrain liegen. Zur Dichtung der Muffen
ist ein sogen. Feuerkitt verwendet worden, welcher sich gut
bewährt haben soll: leider kann dieser Kitt nicht bei nasser
Witterung gebraucht werden und ist ziemlich kostspielig 1 50 k Kitt
womit 30 «■ Köhren von 15 •"> Weite gedichtet werden können,
hal>en 25 ,// gekostet). In der Leitung vorgekommene Röhrcn-
brilche sind veranlasst: l) bei schlechter Verlegung (Längs-
risse), 2) bei ungenügender l'nter&topfung (Querrisse), 3) durch
Vorkommen von Stcingalleu in der Rohrenwand.
In I uiia sind außerhalb und innerhalb der .Stadt Thou-
röhren verlegt, deren Durchmesser zwischen 5,5 und M "»
varürt; der Köhren -Druck soll in max. 9,4 m betragen und es
sollen sich hier die Leitungen ca. 30 Jahre lang selbst an den
bedenklichsten Stellen bewahrt haben. Nach inannichfaltigen
Proben hat man als Dichtungsmaterial folgende Komposition
hergestellt:
7,5 k schwarzes Pech,
1,0 k reines Talg,
0,6 k Kolophonium,
1,5 k gestofseuer Schwefel.
0,5 k Schellack,
Die Stoffe werden in eine«
bis innige Mischung erreicht ist Itei zu
wird die Zuthat an Talg entsprechend
Vorstehendes Material ist sehr unvollständig und nicht aus-
reichend fttr sichere Schlussfolgerungeu. Vielleicht regen diese
Zeilen zur Vervollständigung der Angaben an; namentlich wäre
es erwünscht. Resultate, die in neuerer Zeit erlangt worden
sind, weiteren Kreisen zugänglich gemacht zu sehen.
Leonhardt.
Das sogenannte trockene Lichtpaus -Verfahren. Be-
zugnehmend auf die Keantwortung einer Anfrage in No. 3(> der
Deutschen Bauleitung, wie auch auf die wiederholt erscheinenden
Ankündigungen de» Hrn. Lother in Torgau sehe ich mich ver-
anlasst, Folgendes Ihnen mitzutheilcn.
1. Das Verfahren ist keinesfalls jüngsten Datums, vielmehr
vor bereits mehr als 15 Jahren von dem Krtinder Willi in Eng-
land organisirt worden; derselbe fertigte seitdem Kopien auf Be-
stellung. Ferner bat bereits seit mehren Jahren Ilr. I'rnf. Dr.
Vogel dies Verfahren in seinem Atelier der hiesigen Oewerbe-
Akademie gelehrt und viele Schüler, zu denen auch der Marine-
llr. Schrodter in Kiel gehört, darin ausgebildet
lalums ist nur die vou Hrn. Lother eingeführte falsche
/Trockenes (?) I .ichtpaus - Ver-
fahren«, '
2. können auf lediglich trockenem Wege dauerhafte,
klare Kopien nach diesem Verfahren nie erzielt werden | es müssen
vielmehr die Kopien stets nach der Käuchcrung zur Kntfernung
des nicht reduzirten ( hromsalzcs in Wasser gewaschen werden,
wobei Maalsveränderuugen (Einschwaudt) allerdings stattHndeii.
Die nicht gewaschenen Kopien erscheinen in Folge der späteren
Reduktion des Chromsalzcs mit einem grünlichen Schleier belegt
(('hromoxyd), werden gelb und die Zeichnung sehr matt und un-
klar, l.'ntcr den vielen von Hrn. Lother gefertigten mir zu
Gesicht gekommenen Lichtpausen habe ich keine einzige gefunden,
die nicht gewaschen war (es zeigten dieselben einen Karten-Kin-
sch wandt von 2 4 %). Auch sind die Lichtpausen des Marine-
Ingeniours Hrn. Schrodter in Kiel säinmtlich gewaschen. Fs hat
somit dies Verfahren in Bezug auf Waschungen den übrigen bis
jetzt bekannten Lichtpaus- Verfahren nichts voraus, sobald man
eine klare, dauerhafte Kopie wünscht. — In meinem Besitze
befinden sich 2 Lother'sche Kopien nach ein und demselben
Original: dieselben uiüsstcn also, wenn trocken behandelt, gleiche
Abmessungen zwischen denselben Punkten zeigen, differiren aber
um ca. 4 Sgl
Andere Punkte, welche gegen Hm. Lother sprechen, lasse
ich vorläufig unerwähnt und mache nur wiederholt darauf auf-
»m, dass derselbe lieim Verkauf seiner Flüssigkeit, wie Hr.
' Zeit schon angedeutet hat, 3"0 % fttr sich be-
t; es kostet nämlich das Liter ind. Käucheressenz dem
Selbstanfertigcr l,so M., bei Lother aber 7,0 M.
Dem Versuche einer etwaigen Widerlegung meiner Angaben
würde ich sachverständige, glaubhafte Atteste der Hrn. Prof. Dr.
Vogel und l'rof. Dr. Sonnenschein entgegen setzen.
Josef Kolk, Ingenieur.
Restauration der Tuilerien. In den letzten Monaten vor
Kröffnung der Weltausstellung ist die Frage, was mit den vom
Brande des Jahres 1871 übrig gebliebenen Ruinen der Tuilerien
geschehen solle, in Paris und insbesondere in den Kreisen der I
dortigen Architekten lebhaft erörtert worden. In dem sehr er- ,
kl i.Im In ii Wunsche, den zum Besuche der Ausstellung herbei-
»trömenden Angehörigen anderer Nationen dieses traurige Denk- j
zeichen an den Kommune -Aufstand nicht ins Auge fallen zu
lassen, und bei der Unmöglichkeit, in so kurzer Zeit etwas zur
Wiederherstellung des Baues zu unternehmen, neigte man sich
schon in bedenklicher Weise zu dem Entschlüsse, die Reste ganz
zu entfernen und den Platz, wo eines der bekanntesten und werth-
vollsten historischen Iiaudenkmale Frankreichs gestanden hat, in
Garten- Anlagen zu verwandeln. Ks ist
Reaktion gegen diese Absicht nicht ausgeblieben und es
neuerdings" eine Restauration des Bauwerks in riemlich sicherer
Aussicht zu stehen. In der letzten No. der „Gaz. d. Arch. et d.
Hat." lesen wir, dass eine «ir Berathung der Frage eingesetzte
Kommission sich für Erhaltung der noch als genügend standfest
anerkannten Baureste entschieden hat. Dieselben sollen ergänzt
und die Karaden unter Erneuerung der Kuppelhchne in dem-
jenigen Zustande wieder hergestellt werden, den dieselben vor
den unter Louis Philipp und Napoleon III. bewirkten Arbeiten
zeigten. Die Kosten dieses Baues sind auf 3 «OB »50 Fr. be-
rechnet, während man die Kosten seiner Kinrichtu.ig zu einem
Museum der modernen Kunst auf weitere 1335000 Fr.
Eine auf (irund dieses Kommissions -Gutachtens
Vorlage wird den Kammern unterbreitet werden.
Konkurrenzen.
Die Konkurrenz - Projekte für den Aachener Be-
bauungsplan sind vorläufig vom 19. bis einschliefslich
2(1. Mai r. täglich im Krönungssaal des Rathhauses daselbst aus-
gestellt. Alsdann beabsichtigt die Jury, ihre Spezialunter-
suchung zu beginnen, um nach gefälltem Frtheilsspruche die
zu wiederholen.
Preufsen.
Ernannt: Der Baumeister Bugge zum Mai ine -Garnison
hau-Olieringenieur in Wilhelmshaven.
Dem Wasserbau-Inspektor, Baurath Runde in Gcestemfindt
ist, unter Anweisung seines Wohnsitzes in Kiel, die ;
Bauinspcktor-Stclle der Provinz Schleswig-Holstein verliehen worden.
Die Baumeister-Prüfung hat bestanden: Walter Hedwig
aus Berlin.
Die Bauführer- Prüfung für beide Fachrichtungen haben
bestanden: Otto Molz aus Gemünden, Oscar Born aus Neu-
Kuckerneese, Ludwig Herrmann aus Stettin, Hermann Schmidt
Brief- und Fraj;ekast«n.
Berichtigungen. Zu unserer Mittheilung in No. 3», betr.
den Lönholdt'schen Lüftung* -Apparat, werden wir ersucht nach-
zutragen, dass die Hrn. Schäfer A Hauschner in Berlin als
/uu^rn. u«a uic iiiu. ouuuici ix nuuseunei in nenni als
General-Vertreter für Norddeutschland fungiren, der Ver-
trieb des Apparats dieser Firma jedoch nicht obliegt. -
In der Notiz in No. 35, betr. die Frankfurter Bau- und
Industrie - Ausstellung, ist der Name des Vorstandes
Jean Fischer (anstatt Jean Klein) zu lesen. —
Im Bericht über die Exkursion des Berl. Archit -Vereins in
Xo. 40 alinea 2 Sp. 5 muss anstatt 4,95 *■» 14,40"™ gelesen werden.
Hrn. N. X. in B. Zu einem 1—2 monatlichen Aufenthalt in
Italien wird die Vorbereitung, die Sie aus Burckhardt's .Cicerone"
gewinnen können, vollkommen genttgen.
Hrn. M. in M. Ihrem Wunsche entsprechend tbeilen wir mit,
dass die ältesten Fabriken Deutschlands für Herstellung grofser
Kronleuchter (z. Z. K. Eichelberg, Kilsiug u. Möllmaun) sich in
Iserlohn beliuden. Dieselben waren uns bisher nicht bekannt
Hrn. A. R. Wir sind in die I'orsouaJ Verhältnisse der Bau-
beamteu der Provinz Hannover nicht tief genug eingeweiht, um
Ihre Anfrage mit Sicherheit beantworten zu können, vermuthen
aber, dass Sie etwas, was auf blofsen Zufälligkeiten beruht, als
aus Absichtlichkeit hervor gegangen auffassen. Im übrigen er-
innern wir an die bekannte Thataache, dass in Hannover seit
laugen Jahren „Trennung der Fächer" bestanden hat, wahrend
in den alten Provinzen bis heute noch thataachlich die Vercini-
Abonu. in Magdeburg. Wir glauben, dass die betr.
Steuerkasse nicht inkorrekt gehandelt hat, als sie Ihnen den
Betrag ihrer Auslagen - Liquidation unfrankirt
Freiheit möchte es der Billigkeit angemessen sein, den Emrj
Porto-Auslagen fttr Geldsendungen, wenn solche ans öffe
Kassen erfolgen, zu ersparen. Am einfachsten würde dies durch
Zuschlag zur Endsumme der betr. Liquidationen ge-
schehen können und hierin eine Form gegeben sein, die wir zur
versuchsweisen Anwendimg in betr. Fällen empfohlen haben
mochten. Dass man Sie beinahe 3 Monate auf Bezahlung Ihrer
Forderung hat warten lassen, ist eine Probe bureaukratischer Ge-
pflogenheiten, die bei der tiefen Einwurzelnng, welche dieselben
besitzen, leider immer noch „mehr als zahlreich" vorkommen.
Hrn. G. D. in Leipzig. Die Zahl der Bildhauer bezw.
Gipsgieber, von denen Sie Figuren der verlangten Grofse beziehen
können, ist so grofs, dass wir Ihnen zunächst die Einforderung
von Offerten im Inseratenwege anrathen. Die '
Sie am besten persönlich in Berlin vornehmen.
; <r«B C»rl !<•■■■ I .. . la
K K. O. PrU«ch_ Druck: W. ll..„r UclUu
N«. 42.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
Inhalt- Alln-rurlr.« 14m. i,l»r dl« Eni. I.luiu; nn Irn-n- AutlaUen.
(•nidttVa* BnKrkmm« m mrliedrrt«« Böcrn. — Zur lirwMrBM Um Wmttr-
s»ue. In A«wpWn «Uinml 4«r l'haraniwn - H«r m-kari- - M IlthHlunn fo an«
Vereinen: OfttyrenCsUrh« Infnucur- und An-hjlekt.-n- Verein. — Architekten-
Veroln u B»rlhi. — Vermischt*.: Xetwr UfUaiHtUDjiara«. - FakrUali» au(
207
llu^°UFhn''r^i^HMI<i>« in*B«lfa! -"'""aur^r" h» BobSthi!'- Th" "I;."
•trlne «In« Anuhl der »rAfaen fii™-ken. - Zu» Kr«*« 4m NlaJnauM mit KI*m>-
rimtnrrvtiit — Konkurrenten. — Am der Parhlitteratur. - Brief- und
l*Mf*kMt«aV.
Allgemeine Ideen Ober die Errichtung von Irren -Anstalten.
Staude ist, dass
Von Dr. Pelm an, Direktor
u keiner Zeit sind wohl so viele Irrenanstalten
neo erbaut worden, als gerade in den letzten
Jahren. Trotzdem lässt es sich meines Er-
achtens nicht bestreiten: dass 1) das Bedürf-
niss nach neuen Anstalten rascher sich geltend
macht, als man dasselbe durch die noch so
zahlreichen Neubauten zu befriedigen im
also die Bauthätigkeit ihr Ende noch keines-
wegs erreicht hat. und dass man 2) die Erfahrungen, die man
an den früheren Bauten zu macltcn Gelegenheit hatte, bei den
spateren nur unvollkommen und durchaus nicht in der richti-
gen Weise zur Anwendung gebracht hat.
Die Rautechnik der Irrenanstalten ist in eine Bichtung
hinein gcrathen und hat Dimensionen angenommen, die ich
nicht für richtig und als der Sache zweckdienlich ansehen
kann. Von dem Einfachen, dem Praktischen ist fast nirgends
melur die Rede. Ich kann mich des Gedankens nicht erweh-
ren, dass der Irrcnanstalts-Bau immer mehr von dem Boden
des wirklichen Bedürfnisses sich los gelöst hat und gewisser-
mafsen zum Selbstzweck gewurden ist. Jede neue Anstalt
sollte die früheren auch an Pracht der Ausstattung und an
Großartigkeit der Einrichtungen überragen. Der Baumeister
setzte seinen Stolz einerseits in Fav&de und Stil, und es ent-
stand das monumentale Bauwerk — andererseits in komplizirtc
technische Einrichtungen und er fand bei diesem Mango volle
Unterstützung von Seiten des Irrenarztes, der es sich gleich-
falls glaubte schuldig zu sein, die weit gellendsten Forderungen
auch nach einer Richtung zu stellen, die streng
nicht mehr innerhalb seiner Kompetenz gelegen war.
Durchmustert man die Neubauten der jüngsten Zeit, so
in der Thal mit Staunen eine Art Wettrennen
Vorkehrungen und eine geradezu ungebühr-
liche Werthsehätzung der mehr auTserlichen Einrichtungen, I
die aus dem verfehlten Streben hervorgegangen ist, die natür-
lichen Aeufserungen und die verschiedenen Symptome eine«
krankhaft veränderte» Seelenlebens durch technische Einrich-
tungen bekämpfen und unschädlich machen zu wollen. Ich
sage von dem verkehrten Bestreben, weil dasselbe nalurgemäfs
keine Grenzen hat, eilte Steigerung endlich nicht mehr mög-
lich ist und man in eine Sackgas.se hinein geräth, wo nichts
anderes übrig bleibt, als zu dem UrsprungUchen und Einfachen
zurück zu kehren, das man nie hätte verlassen sollen. Bei i
alle dem drangt sich uns ganz unwillkürlich die Frage auf —
und sie ist eine erlaubte, — ob die neuen Anstalten hierdurch
um so viel besser geworden sind, ob sich der Kranke bei
alle dem wohler fühlt als früher, und ob ihm die "
Einrichtungen auch wirklich zu gute kommen. —
Ich glaube dies nur zum Tlieil und in sehr bedingter Weise
bejahen zu können, dagegen behaupte ich mit viel gröfserer
Gewissheit, dass diese Richtung dem gesummten Irrenwesen
zum Nachtheil gereichen muss. Die Wichtigkeit des Gegen-
standes erfordert, dass wir einen Augenblick dabei verweilen.
Wenn dem Staate auch die Verpflichtung obliegt, für
die unbemittelten Geisteskranken - und um diese wird es sich
ja wesentlich handeln — Sorge zu tragen, so ist es doch klar,
dass er nur einen bestimmten Tlieil seiner Mittel auf die
IrrenpBege
Je
sich nun die Baukosten
Anstalt heraus-
, je hoher sich der Preis pro Kopf der Verpflegten
beläuft, um so wenigere werden an dieser Vergünstigung
nehmen können und um so beschrankter wird die Zahl der
Verpflegten.
England, mit den absolut niedrigsten Baupreisen, ver-
pflegte im Jahre 1«77 iu Anstalten tifi 63t» oder etwa 2,54 %<,
der Bevölkerung, während Preufscu in seinen öffentlichen
Anstalten nur 12 594 hatte, oder also nur den
5. Theil von dem, was England verpflegt.
Dass diese für uns so beschämende Thatsache nicht etwa
aus dem Verhältniss in der Zahl der Geisteskranken beider
Länder zu erklären ist, will ich hier kurz erwähnen: der
(•rund ist vielmehr in den billigen Baupreisen zu suchen, die
sich beispielsweise für eine der neuereu Anstalten, Brookwootl,
bei 650 Kr. auf 104 H77 Pfund Sterling oder 3 240 M. pro
Kopf belaufen. Eine Zusammenstellung der 13 neuesten An-
stalten Englands im J. l»6i> ergab 4 200 M. pro Kopf und
der Irrenanstalt Grafenberg.
speziell für Haywards Heath, das ich für eine der
Anstalten Englands halte und das 1H59 für 720
erbaut wurde, nur 2 .Yr>0 M., wahrend in den 5 neuen An-
stalten des Rheinlands das Bett über «»000 M. kosten wird.
Wenn ich mich nun auch noch so sehr auf die Seite der
Geisteskranken stelle und für die Pflicht einer erleuchteten
Verwaltung halte, eine passende ZutlucbtstAtte für alle die
zu errichten, die ihrer bedürfen, so kann ich doch auf der
anderen Seite die Notwendigkeit einer offenbaren Ver-
schwendung nicht einsehen, denn eine Verschwendung ist es
zu nennen, Paläste zu erbauen für eine Klasse von Leuten,
die nicht im Stande sind, die ihnen gebotene Pracht zu würdigen
oder sie zu bezahlen.
Es will mir scheinen, als ob wir auf einem Höhepunkt
angelangt seien, der aber zugleich ein Wendepunkt für uns
sein muss, wo uns nur die Umkehr übrig bleibt, dass diese
aber auch sehr nothwendig sei.
Woran scheiterte der Bau einer neuen städtischen Irren-
Anstalt Berlin's so lange Jahre hindurch, wenn nicht an der
Hube der Bausumme, die allentings den nicht psychiatrisch
geschulten Stadträthen nur schwer einleuchten wollte V Und
so liefs man dort seit undenklicher Zeit Verhaltnisse bestehen,
die jeder bedauerte und deren Aenderung leicht gewesen wäre,
wenn man nicht im Laufe der Zeit so viel herum gefragt und
so viel Antwort bekommen hätte, dass man den Ansprachen
nicht mehr gerecht werden konnte.
Dies ist nur ein Fall unter vielen, der es beweist, dass
die Rückkehr zur Einfachheit uns nur zum Heile gereichen
könnte. Das Bessere ist aber ein Feind des Guten und wenn
inkehr in sein Gewissen hält, so ist es geradezu
mit wie wenig technischem Apparat man aus-
kommen, und zwar recht gut auskommen kann.
Wenn man hier nach einer Richtung hin des Guten
offenbar zu viel gethan hatte, so hatte man andrei'seits, wie
ich schon im Eingänge bemerkte, die Erfahrungen der frü-
heren Anstalten in vielen und wesentlichen Punkten nur unvoll-
kommen benutzt, und wir sehen daher, wie sich grofse und
für deu Betrieb der Anstalt äufserst störende Fehler fast
überall wiedcruolcu, deren Beseitigung später nur mit Mühe
und einem unvcrhältnissmäfsigeii Kosteiiaufwandc bewerkstelligt
werden kann, während ihre Vermeidung von Anfang an sehr
leicht gewesen wäre.
Hauptsächlich dieser Fehler halber habe ich mich ent-
schlossen, meiiu Ansichten und Ideen in diesem Fachblatte
dem Gutachten technischer Sachverständigen vorzulegen, da
eigentlich ül>er diese Dinge wenig oder nichts veröffentlicht
ist. Die vorhandenen Werke sind zum Theil schon von der
Zeit überholt (Seiffcrt, Funk und Rasch)*) und so hoffe ich,
vielleicht dem einen oder andern etwas zu bringen, aus dem
er sich Rath oder Belehrung erholen kann, wenn auch nur
darüber, wie man es nicht machen soll.
Am wenigsten aber kann es meine Absicht sein, ein
Vademekum für den Bau von Irrenanstalten und zum Gebrauche
für Baumeister zu schreiben: es wäre das eben so verkehrt
wie es Ober mein Wissen und meine Kräfte hinaus gehen
würde. Vielmehr möchte ich es hier als die erste und vor-
züglichste Bedingung zum gedeihlichen Zustandekommen eines
vorn herein Hand in Hand gehen müssen, wobei de
gewissermaCsen als Bauherr fungirt. Mit dem Autstellen
allgemeinen Bauplans allein ist es nicht gethan, der Arztliche
Sachverständige muss von Anfang bis zu Ende bei dem Bau
zugegen sein, und nichts hat sich allerorten bitterer gerächt,
als die vermeintliche Oekonomie von 1 bis 2 Jahren Gehalt,
die man bei dem Irrenärzte ersparen wollte.
Leider stehen mir Beispiele genug zur Seite, wo ledig-
lich aus diesem Grunde sehr verfehlte Machwerke zu Stande
gekommen sind, die später mühsam und mit schweren Opfern
zur relative.. Brauchbarkeit zugestutzt werden mossten. Und
andrerseits sehen wir, dass eigentlich nur diejenigen Anstalten
ihren vollen Zweck erfüllen, wo der Direktor den Bau selber
leitete und dem Baumeister während der ganzen Bauperiode
hülfreich zur Seite stand, wie dies u. A. in lllenau, Heppen-
Zum andern liehaiideln lie Dur rio
Werk vim (in i : • über Neurtadt-KSenwalda.
Bau. »1. .. B. da.
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208
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
25. Mai 1878
heim, Klingenmünstcr, Königsfeldcn in der Schweiz und über-
all anders, nur leider nicht bei uns geschehen ist. Wenn
ich dieses Hand in Hand gehen von Irrenarzt und Baumeister
als Conditio sine qua non an die Spitze stelle, so will ich
daraus jedoch keineswegs folgern, dass sich der Baumeister
nun jeder eigenen Meinung in diesen Dingen zu cuthalten
habe. Diea ist nicht der Fall, vielmehr halte ich es für
selbstverständlich, dass er sich mit einer Sache, der er mehre
Jahre seines Lebens und einen grofsen Thcil seines Rufes
widmen will, so viel als möglich bekannt machen und sich
sein eigenes Urtheil darüber bilden soll
Und hierzu sollen ihn die folgenden Zeilen so viel als
thunlich in den Stand setzen und ihm die allgemeinen Grund-
sätze mit möglichster Unparteilichkeit vorführen.
Es ist daher nicht meine Absicht gewesen, ein Bau-
Programm aufzustellen, worin alles das aufgeführt wäre, was
beim Bau einer Irrenanstalt in Betracht kommt. Im Gegen-
theil, das meiste davou würde man hier vergeblich suchen.
Dagegen kam es mir vor allen Dingen darauf an, eine Reihe
von Grundsätzen richtig zu stellen, gegen die meiner Erfah-
rung nach am häufigsten gesündigt wird und deren Nicht-
beachtung sich doch gerade am bittersten rächt Im wesent-
lichen werden es daher ganz allgemeine Fragen sein, die hier
einer Betrachtung unterzogen werden, und wenn auch im
Verlaufe meiner Ausführungen hier und da gewisse Einzel-
heiten berührt werden, so leiteten mich auch dabei allgemeine
Gesichtspunkte und die Hoffnung, den neuen Irrenanstalten
die traurigen Erfahrungen ihrer Vorganger wo möglich ersparen
zu können. —
Gröfse der Anstalt
Die Frage, welche Gröfse eine Anstalt erhalten soll,
scheint sich von vorn herein einer allgemeinen Betrachtung zu
entziehen und so sehr auf den besonderen, für jeden einzelnen
Fall gegebenen Verhältnissen zu beruhen, dass sich allgemeine
Regeln darüber nicht aufstellen lassen. Dein ist jedoch nicht
so und es kommen hier ganz bestimmte Gesichtspunkte in Be-
tracht, die man kennen muss, um eventuell eine Entscheidung
treffen zu können.
Man hielt früher und zwar namentlich in Deutschland
kleine Anstalten, <L h. solche von höchstens 200 Kranken, für
das beste und gab an , dass über diese Zahl hinaus die Last
für den Direktor zu grofs werde und eine individuelle Be-
halte man die älteren Anstalten ursprünglich auf diese Zahl
eingerichtet. Als dann im Laufe der Jahre die Zahl der
Kranken anwuchs und die Anstalten mehr und mehr sich
füllten, bis man endlich nothgedrungen zu einer Vergrößerung
derselben schreiten musste, hielten die theoretisch geäußerten
Bedenken vor der Erfahrung nicht Stand und man sali Bich
ganz von selbst im Besitze von Anstalten von 400— 450 Kranken,
die recht gut geleitet waren.
Andrerseits lehrte dieselbe Erfahrung, dass gewisse
Zweige und Vorzüge des Anstaltlebens sich nur in gröfscren
Anstalten entfalten und dort gedeihen können. Ich glaube,
dass namentlich die ökonomische Seite, die -wir schon 'einmal
flüchtig gestreift haben, wohl Ansprüche auf eine ernste Beach-
tung erheben darf. Gröbere Anstalten sind relativ billiger als
kleinere, und es dürfte kaum einem Zweifel unterliegen, dass
eine Anstalt für 600 Kranke nicht mehr kosten wird, als 2 klei-
nere für je 200 Kranke. Ganz dasselbe gilt von der Verpflegung.
Nur größere Anstalten gewähren in hinreichender Anzahl
Aibeiter für Gärten und Feld, so wie Handwerker für die
Werkstätten, und ein gedeihlicher Betrieb der Landwirt-
schaft ist in kleinen Anstalten überhaupt nicht denkbar. —
Beschäftigung ist den Kranken aber im eigenen Interesse
eben so noth wendig, wie sie im Interesse der Anstalt liegt.
Diesen Vortbeilen gegenüber kommen die Gegengründe
meines Erachtens nicht in Betracht; denn was sich überall
anderswo, in England, Frankreich u. s. w., wo man doch auch
etwas von Irrenpflege versteht, als möglich und zweck-
mäßig bewiesen hat, wird bei uns nicht verkehrt sein. Und
in der That sehen wir, dass man von den kleinen Anstalten
immer mehr zurück kommt und die Anstalten von vorn
herein auf größere Verbältnisse bemisst
Wenn wir darauf hin die Anstalten einer Betrachtung
unterziehen, so kann ein Zweifel darüber, auf welcher Seite
die Vortheile zu suchen sind, nicht bestehen. Die kleineren,
mit dem überwuchernden Verwaltungsapparat, sind überall
von fremder Hülfe abhängig, dabei naturgemäß in ihren
Mitteln beschränkt und dennoch unverhältnismäßig theuer.
Die grötseren dagegen entwickeln nach allen Seiten hin ein
und bilden gewissermafsen eine Welt für sich.
Bei einer viel grötseren Oekonomic im ganzen fliefsen die
Mittel für das Einzelne reichlicher und die Hülfsquellcn sind
gröfsere.
Ich will mich hier nur auf wenige Beispiele beschränken,
da die Sache kaum eines Beweises bedarf. Stefansfeld im
bei 800 Kr. im Jahre 1874 pro Kopf
471,52 M. = 1,29 M. pro Tag,
Allenberg hei 464 Kr. 467,71 „ =1^7, pro Tag,
Hildesheim mit 739 Kr. 527 „ = 1,44 „ pro Tag,
Schweiz mit 360 Kr. 535 n = 1,46 „ pro Tag,
während
Königslutter mit 180 Kr. 638 M. = 1,75 M und
Siegburg bei 350 Kr. 776 „ = 2,06 „
pro Kopf und Tag verausgabten.
Dass Siegburg in den letzten Jahren an 350 K. verpflegte,
kann als Beweis gegen meine Behauptung nicht geltend ge-
macht werden. Denn ursprünglich auf 200 eingerichtet und
auf viel kleinere Verhältnisse zugeschnitten, litt es zuletzt an
maafsloser Ueberfüllung und die Verpflegungskosten pro Kopf
würden bei normaler Belegung noch bei weitem höhere
gewesen sein. Stefansfeld konnte für Erheiterungen der
Kranken die bedeutende Summe von 9343 M. verwenden,
wovon allein 6 229 M. als Arbeit&vergütigung an arbeitende
Kranke gezahlt wurden, während Siegburg für den gleichen
Zweck der Vergnügungen nur 1620 M. zu verwenden hatte.
Ueberdies, und das ist für mich entscheidend, kann an
rationellen Betrieb der Landwirtschaft bei kleinen
gar nicht gedacht werden; es bedarf hierzu eines
reichlicheren Krankenmatcriales. In der Landwirtschaft aber
erblicke ich einen so grofsen Fortschritt des ganzen
Irren- Verpflegungswesens, dass ich schon von dieser Bedingung
allein die Gröfse einer Anstalt abhängig machen würde.
Eine Irrenanstalt sollte daher mindestens 4 — 500 Kr. enthalten,
kann aber ohne Schaden auf 600 und allenfalls selbst auf 700
gebracht werden. Ueber die letztere Zahl hinaus wachsen
wieder die Ausgaben durch Vermehrung des Personals und
der Einrichtung, und jede persönliche Behandlung der Kranken
verschwindet unter der Masse.
Ich für mein Theil würde kleinere Anstalten von 2 — 300 Kr.
ganz verwerfen und 5— 600 als die geeignetste Zahl
Dabei halte ich eine Vermehrung bis auf höchstens
700 für
Gröfse der Anstalt muss das Terrain
und hier würde ich im Gegensatze zu dem eigentlichen Bau
die weit gehendsten Forderungen machen. Vielleicht gehe ich
nicht so weit, wie dies jüngst die Provinz Sachsen gethan,
die für ihre neue Irrenanstalt ein Terrain von 300 ■*■ ange-
kauft hat, obwohl ich diesen Schritt als einen durchaus
richtigen nur loben kann; aber ich gehe nur deshalb nicht
so weit, weil wir kaum erwarten dürfen, überall so viel Ver-
ständniss, Einsicht und Muth anzutreffen, als die säch-
sischen Stande in dem Ankauf von Alt - Schcrbitz bewiesen
haben. Die Englander verlangen 10* pro Kopf, mithin
60 "* für 600 Kr. Dieselbe Forderung stellte schon Seiffert
anf und von dieser Gröfse sollte man sich nichts abhandeln
Wenn wir so die zweckmäßigste Gröfse einer Anstalt
auf 5— «00 Kranke und das Terrain auf 50—60 «* fest-
gestellt haben, so ergiebt sich die weitere Frage: in welcher
Anzahl uns das Land diese - Kranken liefern wird. Hier gilt
zur Zeit und nach den übereinstimmenden Zählungen fast
aller Länder, dass sich die Zahl der Geisteskranken und
Blödsinnigen zur Zahl der Bevölkerung verhält wie 1 : 3 — 400,
dass mithin auf 1000 Köpfe der Bevölkerung etwa 3 Geistes-
kranke zu rechnen sind. Nur ein Theil dieser Zahl ist in
Anstalten untergebracht, und es ist kein Erforderniss, dass
dies bei allen geschieht; immerhin aber sollte jener Theil
nicht unter V, der vorhandenen Geisteskranken, d. i. 1 : 1000
der Bevölkerung herab sinken. Dieses Vcrhältniss schwankt
in den verschiedenen Ländern sehr. Die Länder mit der
entwickeltesten Irrenpflege verpflegen auch die meisten Kranken,
während wir in Prcufsen noch sehr weit zurück sind. Denn
während Prcufsen im Jahre 1H71 nur 1 Geisteskranken auf
2095 seiner Einwohner in einer Anstalt untergebracht hatte,
verpflegten zu gleicher Zeit England 1 : 442, Belgien 1 : 771,
Frankreich und Sachsen 1 : 1000.
Zur Füllung einer Anstalt von der angenommenen Gröfse
von 600 Köpfen würde es bei einein Vcrhältniss von 1 : 1000
einer Bevölkerung von 600 000 Seelen bedürfen, was etwa
der Gröfse eines preußischen Regierungsbezirkes entspricht.
Zugleich entspricht dies noch einer anderen, im folgenden zu
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R«. 42.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
Lage der Anstalt
Aach hier sind gewisse allgemeine Grundsätze einzuhal-
ten, da von ihnen das Gedeihen der Anstalt abhängt. Vor
allem gilt das Gesetz, dass man die Anstalt möglichst in die
Nähe des Punktes legen soll, der ihrer am meisten bedarf,
was in der Kegel die Hauptstadt des Bezirks sein wird.
Es ist eine Erscheinung, die sich fiberall wiederholt und
die Nasse an der Hand langjähriger Siegburgcr Erfahrun-
gen für die Rheinprovinz schlagend nachgewiesen hat, dass
mit der Entfernung von der Anstalt auch die Benutzung der-
abnimmt. Denn während der Reg. -Bez. Köln, in wel-
Siegburg gelegen ist. in 5 Jahren 325 Kranke dort
rarden aus Trier, dem entlegensten Reg. -Bezirk,
bei übrigens gleicher Gröfse nur 144 Kr. aufgenommen.
Und ganz dieselben Verhältnisse ergab eine über 23 Jahre
(1843—65) fortgesetzte Untersuchung im Staate New- York.
Wenn man diesen Staat in 4 gleich grofse Distrikte
theilte, in deren ersten die Anstalt log, während der zweite
bis 60 englische Meilen von derselben entfernt war, der 3.
bis 120 und der 4. bis zu 350 Meilen , so ergab sich Folgendes :
Im 1. Distrikte kam 1 Kr. auf 2772 Einwohner
»2. „ , 1 „ , 5820 .
n 3. „ „ 1 „ „ 7351 „
,4. „ „ 1 „ „ 11535
Was aber Nasse ferner nachwies und was meines
Erachtens noch mehr ins Gewicht fällt, war, dass die Hei-
lungen für die entfernteren Gegenden ein viel ungünstigeres
Verhältnis zeigen, indem die Kranken je näher der An-
stalt, auch um so früher und um so genesungsfähiger
zur Aufnahme kommen. Wenn die Aufnahmen etwa in ein-
fachen Verhältniss abnehmen, so thun dies die Heilungen
fast im Quadrat der Entfernungen, und wollte man dieses
Verhältniss graphisch darstellen, so könnte man um die Anstalt
eine Anzahl von Kreisen legen, deren jeder die gleiche Zahl
Mittelpunkte würde für die Aufnahmen in und
für die Heilungen dagegen im I so
Quadrat zunehmen. Natürlich werden hier die Verkehrs-
wege in Betracht zu ziehen sein, wodurch ja im wesentlichen
die Entfernungen bestimmt werden, und der Mittelpunkt einer
Provinz oder eines Rcg.-Bcz. wird z. B. dort anzunehmen sein,
wohin die meisten Eisenbahnlinien führen. Wenn man sich
daher im gegebenen Falle auch nach der Gelegenheit richten
wird und muss, so kann man doch folgende allgemeinen Grund-
sätze als fest stehend ansehen:
1. Zentrale Lage im Distrikt
2. Nähe einer gröfseren Stadt Diese Forderung müssen
wir im Interesse des Betriebes der Anstalt stellen, der anderer-
seits auf grofse Schwierigkeiten stofsen dürfte. Ich erwähne
nur den Bezug der Lebensmittel und der sonstigen Bedürfnisse,
der Reparaturen an Mascldncn und Gebäuden u. desgl. mehr.
Für die Liebenswürdigkeit schottischer Behörden , welche
hierbei auch auf die Aorztc und deren gesellschaftliche Be-
dürfnisse Rücksicht nehmen, können wir bei uns kaum auf
Nachahmung rechnen. Die Entfernung von der Stadt von
3 — 4Ka kann übrigens bei Eisenbahnverbindung ohne Nach-
theil auf 12 — 15 erhöht werden.
3. Etwas erhöhte Lage und wo möglich angenehme Um-
gebung, Richtung der Baufront nach S.W., Nähe einer Eisen-
bahnstation, Wasser in guter und hinreichender Qualität und
die Möglichkeit der Wasserabfuhr. Das Ausserachtlassen der
letzteren bereitet beispielsweise den rheinischen Anstalten zur
Zeit grofse Umstände und Kosten.
Schliefslich, jedoch nicht zuletzt em hinreichend grofses
Terrain und die Möglichkeit der späteren Ausdehnung. Eine
zu grofse Annäherung an gröfsere Städte verbietet sich dalier
schon von selbst da die Kaufsumme des Terrains, das wir
oben zu 10 H* für je 100 Köpfe angenommen haben, eine zu
hohe sein würde, wenn dasselbe Ol>erhaupt in dieser Ausdeh-
in der Nähe einer Stadt zu beschaffen ist Auch ist
ist versteht sich, wie
Graphische Berechnung von gegliederten Bügen.
Von C. Reymann, Maschinenmeister in
sollen nur solche
unfähig sind, im Bogenscheitel
verhältniss uiäTsii
Sieht man bei Bögen vorli
stellten Bedingung: Unfähigkeit im
stehen isu können, ab, so kann u.«
einen auf 2 Stauen ruhenden Träger
Zur Geschichte des
in Aegypten
(PaitHrtUM« )
Wenn wir die historische Reihenfolge beibehalten, so ist
nunmehr für unsere Betrachtungen die Regiemngszeit des Königs
Ra-n-maat Amenemhat III. (2300 vor Chr. Geb.) von der gröfsten
Wichtigkeit Sein Name blieb der Nachwelt weniger wegen
glocklich geführter Kriege, als vielmehr wegen Segen bringender
Werke des Friedens erhalten. Denn nach den neuesten For-
schungen ist er der Gründer jenes so wunderbaren Moeris-See's,
von dessen Oröfse und Nutzen die Alten nicht genug erzählen
konnten, so voll des Lobes waren sie über die Anlage l
den Urheber des kunstlichen „Meeres".
Der Wohlsund Aegyptens beruhte in alter Zeit uz
noch in unseren heutigen Tagen auf der Fruchtbarkeit
bedingt durch die regelniäfsifr wiederkehrenden Ueberschwemmun-
gen des Nilstroms. Halten dieselben das rechte Maats inne, so
spenden sie dem Boden reichen Segen. Ueberstei(ren sie die
Höhe, welche nothwendig ist, um dem Lande die hinreichende
Wassermasse zuzuführen, so wirken sie verderblich und zerstören
die Hoffnungen de» Landmannes. Bleibt im Gegentbeil das stei-
gende Wasser unter dem erforderlichen Maafse stehen, so ist
Misswachs und Hungersnoth die natürliche Folge des Wasser-
mangels. Zu allen Zeiten war daher die Sorge der Bewohner
auf den Sund des Nils zur Zeit der Schwellung gerichtet, um
Mittel und Wege zu finden, die vorhandene Wassermenge je nach
der augenblicklichen Hohe abzuleiten oder den Feldern zuzufüh-
ren. Dämme und Schleusen, Kanäle und Wasserbecken leisteten
hierbei die erspriefslichsten Dienste.
Wie in unseren vorgeschrittenen Zeiten auf dem Wege des
Drahtes von Khartum aus das beginnende und zunehmende Stei-
gen des Nilcs nach Kairo gemeldet wird, um die Regierung
rechtzeitig in die Lage zu setzen, die kommenden Wasser im
voraus abzuschätzen und die nöthigen Vorbereitungen für die
bevorstehende Ueberschwemmung zu treffen, so diente in den
Tagen Königs Amenemhat und seiner Nachfolger der südlichste
Punkt des Reiches die neu gegründete Festung von Semne als
Beobachtungspunkt für die eintretende und steigende Schwellung.
Von hier aus ging Botschaft den tiefer liegenden Gegenden zu.
Auf den Felsen von Semne und Kumme wurde zugleich der
höchste Sund der Fluth zur Vergleichung angemerkt und der
Nilstrich mit einer entsprechenden Inschrift versehen. So liest
man an einer Stelle am Felsen: .Hohe des Niles im Jahre 14
unter der Regierung Seiner Heiligkeit des Königs Amenemhat in.,
des immerdar Lebenden." In einzelnen Beispielen wird mit dem
Könige zugleich der Name und die Würde der Beamten erwähnt,
welche vor dem Eintritt der größten Wasser das allmähliche
Steigen des Flusses zu prüfen und die nöthigen MaaTsregcln zu
ergreifen hatten. Die grofse Zahl von Beobachtungen dieser Art,
welche Lepsius an Ort und Stelle entdeckt und zuerst zusammen
gestellt hat, gestattet uns die sehr auffallende Thatsache anzu-
merken, dass in den Zeiten des zwölften Königshauses, d. h. drei
und vierzig Jahrhunderte vor unseren Tagen, die höchste Fluth
8,17 Ellen Ober dem höchsten Punkte der heutigen Schwellung
sUnd, und dass die mittlere Nühöhe die gegenwärtige um 7 Ellen
überschritt, als Amenemhat IH. in Aegypten König und Herr war.
Die besondere Aufmerksamkeit, welche dieser König so
augenscheinlich der Beobachtung der Mlschwelltwg widmete, wird
am deutlichsten durch seine Anlage des Riesenbeckens, welches
in der heutigen Landschaft des Fajum von Menschenhand herge-
stellt wurde, um zur Aufnahme und Aufspeicherung der über-
schüssigen Wasser der Ueberschwemmung zu dienen. Zweifels-
ohne befremdeten den König und seine Baumeister die geringen
Erfolge, welche die Wasserbehälter von mäfsigen Dimensionen
gewährten, die damals wie heutzutage am Nil einer hinter dem
andern lagen. Der König kam auf den Gedanken, sie durch
Herstellung eines enormen Behälters zu ersetzen oder sie doch
durch dieselbe zu vervollständigen.
Einige Meilen aufwärts von Memphis bricht die lybischc
Bergkette plötzlich ab und enthüllt den Eingang eines Thals,
welches, anfangs eingeengt zwischen den Bergwänden, sich um so
mehr verbreitert, je mehr es gegen Westen vordringt und schliefs-
lich amphitheatralisch sich verläuft In der Mitte dehnt sich
eine breite Hochebene aus, deren mittlere Höhe dieselbe wie
beim ägyptischen Flachlande ist Im Werten dagegen zeigt sich
eine nicht unbedeutende f
ein natürlicher, Ober 10
Wa
Diese Stätte vereinigte die beiden zur Herstellung eines ge-
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tnde ist Im Werten dagegen zeigt
Senkung des Terrains, ein Thal, weh
Meilen langer See (Birket-el-ouerun)
210
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
25. M»i 1878
Stellt man eisen Bogen derartig her, dass er die Momente,
denen ein frei aufliegender Träger ausgesetzt ist, aufnehmen
kann, und gestattet man den Bogenendeu auf den Auflagern,
entsprechend der elastischen Durchbiegung , seitwärts hin
auszuweichen, so ist der Bogen für Sie Berechnung nichts
anderes als ein frei aufliegender Trager. Kann dagegen der
in irgend einem Querschnitt wohl Krafte, aber nicht
Auflager, um den
Kräfte zur
entwickeln. Diese zum Auflager-
druck hinzu tretenden Kräfte wirken naturgemäß in
dem ursprunglichen Drucke abweichenden Richtung. Demnach
liast sieh für den gewöhnlich vorkommenden Kall der Belastung
durch Vertikal kräfte sagen, dass der Bogen sich theoretisch nur
dadurch von einem frei aufliegenden Träger unterscheidet,
er auf die Auflager sowohl in vertikaler als auch in '
Richtung Drucke ausübt.
Ks sollen nun die Momente eines Bogens, der im Scheitel
nur Krafte aufzunehmen fähig ist nnd der daher hier z. B. ein
Scharnier haben kann, bestimmt werden; nur eine Belastung
durch vertikal abwärts wirkende Lasten wird voraus gesetzt.
Betrachtet man den Bogen zunächst als frei aufliegenden
Trüger, äbstrahirt man also von der schwachen Stelle im Schar-
nier, so kann man das Kräftepolygon durch Aneinandersetzen
der äußeren Krafte, die aus Belastungen und Eigengewicht
n, erhalten. Um das Seilpolygon zu bilden, ist in be-
• Weise ein Pol anzunehmen und es sind sodann die Seil-
Fin 1 u. ».
In dem Produkt aus Ordinate der Momcnteniläche und Pol-
Abstand erhält man die Gröfse des Momentes. Es ist also, um
zu rekapituliren, in Fig. 1. der vertikale Auflagerdruck Q — bc,
das Moment 31 = atf und ferner die Vertikalkraft zwischen
dem Auflager rechts und der Last II V= Q.
Der Scheitel des Bogens wird durch ein Moment von der
Gröfse 31, — a y„ und eine Vertikalkraft V — Q beansprucht.
Befindet sich an dieser Stelle nun ein Scharnier, so kann
dasselbe wohl die Vertikalkraft V, aber nicht das Moment
aufnehmen, und es müssen daher, soll das System bestehen,
die Widerlager Momente von der Gröfse 31 „ = a y, im
entgegen gesetzten Drehungssinn entwickeln. Bezeichnet man
das Moment des Widerlagers mit SN . >> » worin v die Komponente
des Auflagerdrucks und x_ ihr Hebelarm, bezogen auf das
Scharnier als Drehpunkt ist, so muss A/„ -»r. sein. Da
nun die vertikalen Auflager - Reaktionen sich im Gleich-
gewicht mit den vertikal wirkenden Belastungen befinden müssen,
so ist Gleichgewicht nur möglich, wenn die beiden Kräfte $>
gleich und entgegen gesetzt gerichtet sind, also dies*? Kräfte
in die Verbindungslinie der beiden Auflager fallen. Hierdurch
Hebelarm z, der gleich
ist zugleich ai
Liegen die Auflager
in einer Horizontalen,
wie in Fig. 1, so ist
// = £i und r = x,,
also 31, — Hz,, und der
Horizonlalschub :
*
Aus der Figur und
ebenso aus der Gleichung
J/<, — «j„= // z„
ersieht man, dass beide
Momente einander ent-
gegen wirken. Das
Moment der Belastung
n ya hat das Bestreben
das Scharnier zu senken,
das Moment der Auf-
lagerkrftfte » jrfl wirkt
auf Heben des Scharniers.
Auf das durch einen Vertikalscbnitt abgetrennte Kon-
struktiansstück wirken 1) die Belastungen, 2) der Auflagerdruck
(beide in vertikaler Richtung) und 8) der Horizontalschuh //.
Das durch die Kräfte snb 1 und 2 erzengte Moment ist:
31 = mg, und das durch H erzeugte Moment W = Hz, worin x
die Bogen-Ordinate bezeichnet; demnach ist das totale "'
Jfc = ay -Hz-(y-z).
Der Ausdruck Hz ist leicht in folgender Weise
struiren:
Trage ,»/„ — z„ (Fig. 1) in horizontaler Richtung vom Bogen-
scheite! ab und ziehe im, so sind alle Momente Hz derartig
gegeben, dass zu einem beliebigen z als Abszisse sich das ent-
sprechende Hz als Ordinate z findet. So repräsentirt s. das
Moment des Horizonthalschubs im Scheitel und z dasjenige im
Punkte P des Bogens , dem die Bogen - Ordinate z zugehört.
Will man die Momente in Zahlenwerthen ausgedrückt halten, so
ist z mit z zu multipliziren.
Nachdem die beiden Theile, aus welchen sich Mi zusammen-
setzt, konstruirt sind, erübrigt noch die graphisch auszuführende
Subtraktion; man hat dazu von der Seilkurve aus die Längen i
abzutragen (Fig. 2) und die erhaltenen Punkte zu verbinden,
um in der umschlossenen, in der Figur schraffirten Fläche
die Momenten - Flächen zu erhalten. Da wo die Be-
grenzung der Fläche die Schlusslinie schneidet, findet ein Wechsel
der Beanspruchung statt In dem vorliegenden Falle ist die
rechte Seite so beansprucht, dass die innere Bogen-l
Druck, die äufsere auf Zug beansprucht ist; vom
nahe zum Punkt P findet
statt, und von P bis zum Kampfer wieder eine der anderen Bo-
gleiche Inanspruchnahme.
it man den Horizontalschub und die Vertikalkräfte eines
eigneten Reservoirs wesentlichen Bedingungen: sie war hinreichend
vom Nil entfernt, um nicht von der Ueberschwcminung direkt er-
reicht zu werden, und befand sich dessen ungeachtet in nahezu
gleicher Hohe mit dem Nilthal. Amenemhat brauchte auch dort
nicht einmal tiefe Erdausgrabungen vornehmen zu lassen. Er musste
nur einen Theil der mittleren Hochebene mit Dämmen einschliel'sen,
die hinreichend stark waren, das Wasser zusammen zu halten und
das Ausfließen nach dam westlichen Abhänge des Thals zu verhin-
dern, und die dabei hinreichend hoch waren, um nie, selbst nicht
zur Zeit der größten Ueberschwemmungen, überrlutbet zu werden.
Die üeberreste dieser Dämme bestehen noch gegenwärtig
zwischen den modernen Städten Ellahuu und Medinet-el-Fajum.
Sie hatten bis 50 ■» Breite und nur 3,50» Höhe.
Zwei mit Schleusen versehene Kanäle setzten den Behälter
mit dem Nil in Verbindung und regelten den Zu- und
des Wassers. Der eine von diesen Kanälen zweigte vom
in einiger Entfernung südlich ab und lief in der Diagonale die
lybische Kette entlang ungefähr in der Richtung des gegen-
wärtigen Bahr- Ynsuf; er führte dem Reservoir das Wasser zu.
Der andere Kanal zweigte viel weiter unten östlich von Fajutn
ab und folgte wahrscheinlich den L'mrisslinien des Hülfskanals,
der gegenwärtig sich in der Nachbarschaft von Beni-Suef auf-
thut Durch diesen Graben wurde während der Zeit des sinken-
den Wasserstandes das Wasser nach dem Flusa geleitet
Reichte das Wachsen des Nils aus, so erhielt das im See auf-
gespeicherte nnd je nach BedOrfniss abgelassene Wasser die
Üeberschwemmung auf der Höhe, welche für ganz Mittelägypten
und am ganzen linken Nilufer bis zum Meere zweckmäßig war.
Drohte das Wachsen des Stromes sich der Städte zu bemächtigen
oder die Ortschaften des Delta trotz der künstlichen Erdauf-
Schöttlingen, auf denen man sie erbaut hatte, fort zu schwemmen,
oder bloß zu lange in den Niederungen zu bleiben und sie in
Moorboden zu verwandeln — so nahm der Moeris-See den
Wasserüberschuss auf und bewahrte ihn Iiis zu dem Zeitpunkte,
zu beleben suchte, denn es ist erwiesen, dass die einheimische
Bezeichnung für ein solches Becken, meri oder Mi-uer, den
Grund zur Schöpfung eines Sagenkönigs Moeris abgab. Auch
die arabisch-koptische Benennung der Landschaft, in welcher der
künstliche See gelegen war, das sogenannte Fajum, erklärt sich ohne
Schwierigkeit durch den älteren Namen I'hajum d. h. „das Seeland".
Lange Zeit war man im Zweifel über die Lage des Sees,
dessen Lage und Umfang so gut wie verwischt schien. Man
suchte ihn wieder zu erkennen in dem westlich gelegenen natür-
lichen großen See , dem schon erwähnten Birket - el - querun der
Araber, bis es endlich den Nachforschungen Linant-Bey's gelang,
die unverkennbaren Spuren des künstlichen Moeris -Sees wieder
zu entdecken.
Die Landschaft des Fajum, welche von den Zeiten des Königs
nemhat Iii. durch das Vorhandensein des Moeris-Sees eine
wo der Fluss zu sinken begann.
Die Alten gaben dem Becken den Namen „Moeris-See",
weil, wie sie anführen, aßo der Erbauer desselben hieß, ein
Den
r
alter König Moeris. Den
Märchen und Krtiudun,
Geßt die todte Welt
wir indess zu den
mit welchen der griechische
ganz
langte, wird in den
wenig berücksichtigt Wahrscheinlich deshalb, weil man diese
Landschaft sammt ihren Bewohnern als Osirisfeindlieh verabscheute.
Was jedoch die Denkmäler mit ewigem Stilßchwetgen bedeckt
zu haben schienen, hat durch die neueste Auffindung eines
gebrechliehen Papyrus (gegenwärtig im Besitz des ägyptischen
Museums zu Bulaq) seine theil weise Aufklärung gefunden; denn
der Inhalt der genannten Urkunde gewährt uns einen Einblick in
manche wissenswerthe Einzelnheiteu , die mit dem See und den
Bauten und Anlagen in seiner Nähe in unmittelbarster Beziehung
stehen. Um von vorn herein auf die Hauptsache überzugehen, so
sei bemerkt, dass der Papyrus uns im Bilde den lang gestreckten
Moeris -See darstellt, sammt seinem Verbindungsgraben. Rings
um das Becken hat der unbekannte Zeichner eine Zahl von
Städten und Heiligthümern wieder zu geben gesucht, in Begleitung
hieroglyphischer Beischriften, welche für das Verständnßs der
Anlage und für die Kenntniss der verschiedenen Oerttichkeiten
und ihrer Götterdienste von nicht zu unterschätzender Wichtigkeit
Mit Hülfe dieser Angaben sind wir in den Stand gesetzt,
ist über die verschiedenen Namen des See« die nöthige
zu gewinnen. Derselbe heiast darin bald Sehe, <L h.
»" oder „See", bald Sche-ur, „das gröfse Seebecken", bald
Miuer (Moeris I) „der große See". Nach der allgemeinsten
Sehe erhielt die Landschaft die Benennung Ta sche,
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No. 42.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
211
Tingens, so kann man durch Aneinandertragen dieser Kräfte die
Drucklinic, den Resultanten-Zug bilden. Der Homontalkraft
// = wird durch Rechnung erhalten und die Vertikalkraft
•Co
am Scheitel als Differenz der vertikalen Auflager- Reaktion A and
der zwischen Autlager und Scheitel befindlichen Belastungen.
Zur graphischen Konstruktion benutzt man die bereits ge-
zeichnete Seilkurve. Würde der Abstand a im Kraftepolygon
gleich tlem Horizontalschub H und die Urdinate to gleich der
Pfeilhöhe r sein, wurde ferner die Schlusslinie des SeÜpolygons
horizontal liegen, so wtirden das Seilpolvgon und die Drucklinie
symmetrisch sein. Das die Drucklinie selbst ergebende Kräfte-
Ff* J-
Polab-
ae abträgt
Tragt man im
Kräftepolygon (Fig.3)
a in horizontaler Rich-
tung ron b, dem
Schnittpunkt der Auf-
lagerlinie *) mit der
Kraftlinie a e, ab,
verlegt also den Pol
von p nach p, und
konstruirt das Seil-
polygon , so muss
dessen Schlusslinie
horizontal (und pa-
rallel za b pt ) liegen.
Schlägt man das Seil-
polygon nach oben
iiber und hebt dasselbe, bis die Punkte
d und < in die Auflager « und m fallen,
so erhält man ein Polygon, welches
sich nur dadurch von der Drucklinie
, dass dasselbe nicht
Scheitel geht. Es ist nun
aber, d»ft«jp (1)
auf if„ konstant Bc-
daajenige a, welches
einem y„ — r„ entspricht^ mit a„ so
muss hierfür sein: x„ = ' * (2)
zugleich die gesuchte Horizontalkraft H. Wurde man beispiels-
weise die Dnickliuie durch den Punkt g (Fig. 3) haben wollen,
so müsste man entsprechend anstatt g„ und xa die Werthe yt
und x, zur Bestimmung des Polabstandes a benutzen. Wenn
man nun a, auf der anderen Seite der Kraftlinie ac bis />„
abträgt, so ist abc p„ dasjenige Kräftepolygon, welches ein Seil-
IHilygon erzeugt, das sowohl durch die Kämpferpunkte l und m,
Kräftepolygon, welches
»rteugt, das sowohl durch die Kämpferpunkte l
durch den Scheitel n des Bogens geht, also
die Drucklinie bildet Die Spannnogslinien des Krftftepolygons
stellen die gesuchten Resultanten aller äußeren Kräfte des
Srhamierträgers dar und zwar entspricht a p„ der Reaktion im linken
Kämpfer, c p„ derjenigen im rechten Kämpfer, bezw. in den Thcileu
des Trägers, welche zwischen den Kämpfern und den Lasten-
punkten I bezw. IH liegen; ferner stellt i >„ die Kraft in
dem zwischen den Lasten I und U hegenden Theil und ähnlich
p„ k die Kraft zwischen II und Hl dar. —
Nachdem im Vorstehenden das Verfahren zur Bestimmung
der Momente und Kräfte dargelegt ist, soll dazu Ubergegangen
werden, dasselbe auf einen Bogen mit mobiler Belastung
anzuwenden. L'm zu zeigen, dass es für die Theorie gleichgültig
ist, ob die Kämpfer in gleicher oder ungleicher Höhe liegen, ist
der folgenden Betrach-
U. in
Durch Division der Gleichung (1) durch (2) folgt: —
Trägt man von p, ans in vertikaler Richtung y„ und z,, ab
(dieselben reichen bis zu den Punkten / und und zieht /*
parallel zu bg, so ist h p, = a, der gesuchte Polabstand und
") Mit AlsflagerliliiD irt die Linie im Kraftpoljgon b<jeieta(*et worden, die par&llel
im flcUuulinle <le. SeUpolTjpn, iprirhfct M.
tung ein steigender Bo-
gen zu Grunde gelegt.
Der Einfachheit wegen
ist der Träger nur
durch 2 Kräfte P und Q
belastet
Die erst
Last sei mit F
und Q, die zweite mit P,
und Q, bezeichnet, der
id der beiden
sei konstant.
Zunächst zeichne
man das Kräftepolygon
OPQ (Fig. 4), nehme
den Abstand des Pols
beliebig (= <z) an und
bilde die Seilkurve edef.
Nimmt man den Punkt
g so auf cd an , dass
die Projektion des Stacks
g d gleich a ist, be-
stimmt man ferner Punkt
/ so, dass die Projektion
von gf= l ist, und zieht
man gf, so ist g/ed
das Seilpolygon für die
Laststellung P Q. Macht
man dagegen die Pro-
jektion vou A d gleich a,
„das Seeland", wovon das arabisch - koptische Fajum eine genaue
Üebertragung darstellt Eine andere Benennung für denselben
See mit Einschluss des Grabens ist außerdem Hunt, .das Wasser-
wehr", ein sonst auch üblicher Ausdruck, welcher in den Gaulisten
auf die grofsen Sammelbecken im Hinterlande eines jeden Bezirkes
angewendet wurde. Die Stelle, bei welcher der obere Kanal vom
Nil ausgehend in das 1 haigebiet des groben Gebirgskessels des
Fajum eintrat, hieß Ape-tasch, d. h. „die Schlucht des Seelandes".
Hier befand sich „die Oeffnung (der Schleuse) des Grabens", der
Ra-hunt oder La-hunt, aus welchem Worte sicherlich der heutige
Name des Ortes EUahun (mit dem arabischen Artikel el vor La-
hunt) in der Nähe der angegebenen Stelle entstanden ist —
Kehren wir nunmehr wieder zu den Brunnenbau ten zurück,
so haben wir von ausgedehnteren Ausführungen dieser Art Nach-
richten aus der Zeit des Königs Mineptah I. Seti I. (1866 vor
Chr. Geb.). Die Steuern und Abgaben scheinen unter seiner Re-
gierung weniger reichlich geflossen zu sein als unter seinen Vor-
i, während die Bedürfnisse des Königs dieselben
kostspieliger Bauten große Ausgaben er-
Neue Quellen für die notwendigen Mittel raussten
deshalb eröffnet werden. So ring man an, einer geregelten Aus-
beutung der vorhandenen Goldltergwerke in Aegypten und Nubien
alle Sorge zuzuwenden und, was zunächst lag, der Anlage von
Brunnen inmitten der wasscrlosen Gcbirgsländer, aus welchen das
Gold gewonnen wurde, die nöthige Aufmerksamkeit zu schenken.
Zu diesen Gegenden gehörte die wüste Strecke auf der Ostscite
des Nil, gegenüber van Edfu, welche heut zu Tage den Namen
Redesieh führt, mit den Resten eines altägyptischen Fcßcntem-
peU. Er bezeichnet durch seine Lage einen der Halteplätze auf
der grofsen Handelstraße, welche im Alterthum quer durch die
Wüste von der Stadt Koptos aus, am Nil, nach dem Hafenortc
Berenice am rothen Meere führte. Die Inschriften am Tempel
rühren aus den Zeiten Sctfs her. Sie bestätigen nicht nur das
Vorhandensein von Goldstufen im Innern des Gebirges, sondern
auch die Anlage eines Brunnens, eines Hydreuma, wie die Grie-
chen denselben benannten, auf den Refehl des Königs. Sie er-
im Monat Epiphi, am 20.
unen Rerggegendeu
r, die bestehenden
aufwärts gestiegen war, machte er eine Rast um mit sich selber
zu Rathe zu gehen und einen Entschluss zu fassen, nachdem ihm
mitgetheilt war, d&ss der Wassermangel die Straßen fast unbe-
tretbar mache und die Wanderer auf denselben in der heißen
Jahreszeit vor Durst stürben. An einer passenden Stelle wurde ein
Brunnen tief in den Felsengmnd gebohrt und der kleine Felsen-
tempel angelegt „auf den Namen des Königs Seti I." nach dem
ausdrücklichen Gebot Pharaos. Somit war alles geschehen, um
die Goldwäschcrei mit Erfolg zu betreiben. Die Leute, welche
diesem mühseligen Geschäfte oblagen, wurden der Aufsicht von
Hir-pit's oder „Vorstehern der Fremdvölker* übergeben und alle
sonstigen Maaßregeln getroffen, um die Erhaltung des Tempels
und die Verehrung seiner göttlichen Insassen Osiris, Isis und
Horas neben den drei grofsen Landesgöttern Amon von Theben,
Ptah vom Memphis, Ilormachu von Theben für alle Zeiten zu sichern.
Dass die Bewohner des Landes von diesem Werke äußerst
erbaut waren, erklären sie selber in den Inschriften des 1 cmpels.
.Der König Seti hat solches gethan zu seinem Gedächtnis* für
seinen Vater Amon-ra und seine Mitgötter, indem er ihnen neu
chen denselben benannten, aut den Hei
zählen, wie im Jahre 9 Königs Seti L, i
Tage, der Pharao^eine Reise nach^den
Gnldliergwerke selber zu besichtigen. ]
erbaute ein Gotteshaus, in dessen Innerem die Gottheiten voller
Zufriedenheit weilen. Er hat den Brunnen bohren lassen für sie.
Solches ist niemals vollbracht worden von irgend einem Könige,
ihn, den König, ausgenommen. Ein gutes Werk hat also gethan
der König Seti, der wohlthätige Wasscrspeudcr, welcher das
Leben fristet seinem Volke, er, der Vater und Mutter für Jeder-
mann ist Sic sprechen von Munde zu Munde: Amon schenke
ihm (ein langes Dasein), vermehre ihm die ewige Dauer. Ihr
Götter vom Brunnen! gewährt ihm euere Lebenszeit, dieweil er
uns gebahnt hat die Straße zum Betreten und geöffnet hat, was
verschlossen da big vor unserem Angestellt Nun können wir
hinauf ziehen wohlbehalten und können erreichen das Ziel und
bleiben leben. Die schwierige Straße liegt offen da vor uns und
gut geworden ist der Weg. Nun kann hinauf geführt werden
das Göhl, wie es der König und Herr geschaut hat AU die
(lebenden) Geschlechter und die, welche dereinst sein werden,
sie werden für ihn erbitten ein ewiges Gedächtnis*. Er feiere
die dreißigjährigen Jubelfeste wie Tum, er blühe wie Horas von
Apollinopolis,
Ländern der Götter,
Gebirge." (Hru«. folgt.)
irigen Jubelfeste wie Tum, er blühe wie Horas von
darum weil er gestiftet hat ein Denkmal in den
Götter, weil er hat Wasser bohren lassen auf dem
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212
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
25. Mai 187*
und die von A 1- gleich l und zieht k k, so ist hked das Seilpolygon
tur Stellung P, Q, ; nur ist dasselbe um «, n gegen die Pro-
jektion des Bogen» verschoben. Der Bogen ist gewissormafsen
unter der Last hinweg gezogen worden. — Zieht man in dem
horizontalen Abstand = * von / und k Vertikalen, st
die Momente des Bogenscbeitels i), und .v. Diese
vom Scheitel aus parallel zur Verbindungslinie der Auflager ab-
getragen nnd ihre Endpunkte mit dem Schnittpunkt des Loths
aus dem Scheitel mit der Verbindungslinie der Auflager ver-
bunden. Nunmehr können die Momente ganz wie vorhin be-
schrieben gebildet werden. Für den Punkt i ergiebt sich z. B.
für Laststellung P Q das Moment m, für Stellung P, Q, das Mo-
ment n ; da n oberhalb, m unterhalb der Schlusshnie liegt, so drehen
diese Momente in entgegen gesetzten Richtungen.
Um die Kräfte des Systems zu bestimmen, ist die Scheitel-
höhe z von p aus nach unten oder oben hin abzutragen, dasselbe
geschieht mit den Ordinaten y und </, und es sind alsdann die
Horizontalschübe als Längen ß und jr in bekannter Weise zu
konstruinen. Von den Endpunkten l und m der Autlagerlinien
p l und p m sind darauf Parallelen zu der Kampfer- Verbindungs-
linie zu ziehen und auf diesen die Pole </, und bezw. <j in den
Abständen ß und y zu bestimmen. Ks sind dann <>-,■.. Pq, und
Q<]x die gesuchten Kräfte für die Stellung /', Q, und Oq, Pq,
Q q für die Stellung P Q. —
soll dazu Obergegangen werden, die Kräfte der
Bogens durch
graphische
einzelnen KoMtruktionstheile
», u. iSt
Glieder des Systems getroffen
Fig. 5 stellt eine durch
jedem Knotenpunkt belastete
Bestimmung
zu ermitteln.
Es ist dabei
vorausgesetzt,
das» der Bogen
2 üurtungen
und zwischen
beiden solche
Verbindungen
hat, dass
dadurch ein
Dreieck-
System nach
Fig. 5 entsteht
Zunächst ist
das Kräfte-
polygon und
die Drucklinie
8
vertikal wirkende
Bogenhälfte mit
eingezeichneter
richtiger Drucklinie dar; Im ist das Kräftepolygon mit dem Pol i>;
R ist diejenige Kraft, welche dem durchschnittenen Stacke der
Drucklinie entspricht Wären die Kräfte der geschnittenen Kon-
stniktionstheile bekannt, so könnte man je 2 und 2 derselben zu
einer Resultante zusammensetzen und es müssten dann diese beiden
Resultanten, damit Gleichgewicht hergestellt ist, gleich grofs sein,
Von den Kräften, die in den durchschnittenen Konstruktions-
theilen wirken and mit A, B und D bezeichnet sein mögen, sind
nur die Richtungen bekannt, von der Kraft R ist außer der
Richtung auch die Gröfse gegeben. Es müssen nn
die Angriffspunkte der beiden Resultanten bestimmt werden
man erhält dieselben in den Durchschnittspunkten a von A
R und in b von D und 11*). Da beide Resultanten in
Geraden liegen müssen, so ist durch die Verbindungslinie oft (in
Fig. 6 nicht angegeben) zugleich die Richtung dieser Resultanten
bestimmt, und es kann nun dazu übergegangen werden, die Gröfse
der Kräfte A, B und D zu ermitteln.
Am Punkte o greifen 3 Kräfte an: R, A und die Resultante
ab; von diesen sind die Richtungen und ist aufserdem von /.' die
Gröfse bekannt, demnach kann R nach den Richtungen A und ab
zerlegt werden. Zu dem Ende sind im Kräftepolygon von den
Endpunkten p und e der Kraft R Parallelen zu A und zur Re-
sultante a b zu ziehen und man erhält so das Dreieck pde. In
diesem Dreieck stellt p d die Gröfse der Kraft A und d e die der
Resultanten n 6 dar. Von den 8 im Schnittpunkte b**) angreifenden
Kräften D B nnd Resultante a b sind die Richtungen und die
Grö&e der Resultante a b bekannt, demnach kann auch hier durch
Zerlegung von d e für Kraft Ii die Gröfse d f und für l) die
Gröfse je ermittelt werden. Im Kräfte-Viereck pdr'ep hat man
also die Kräfte A, B, D und R.
Da die Richtung von R die durch den Pfeil angedeutete ist,
vorausgesetzt, dass man den unteren Bogentheil weggeschnitten
denkt, da ferner die Kräfte pd, df nnd je diese Kraft R nicht
aufheben, sondern nur ersetzen sollen, so schliefscn sich die
Kräfte nicht in der gewöhnlichen Weise an einander, sondern es
sind dieselben vielmehr von p Ober / nach « gerichtet und man
erhält für A, B und D Druckkräfte. Die Vertheilung von
Druck und Zug Ober die Bogengnitungen ist aufserdem leicht aus
der Lage der Drucklinien zu ersehen. Liegt nämlich die Drucklinie
zwischen den Gurbangen, so haben beide Druck, liegt sie in der
einen Gurtung, so hat diese den ganzen Druck allein auszuhalten
und die andere Gurtung ist nicht beansprucht. Liegt die Druck-
linie endlich außerhalb der Gurtungen, so ist die zunächst liegende
derselben auf Druck, die andere auf Zug in Anspruch genommen.
Da meistens die Maximal-Beanspnichungen gleichzeitig in den an
demselben Knotenpunkt befindlichen Diagonalen und Vertikalen
stattlinden, so ist es zweckmäisig, die Kraft V der Vertikalen im
Anscbluss an das für die Diagonale inaafsgebende Kräftepolygon
zu konstruiren.
Zieht man zu dem Ende ge parallel V und dg parallel «,
so stellt ge die Kraft V dar, denn es ist efdgt das Kräfte -
Viereck rar den Knotenpunkt b. Darnach ersieht man auch, dass
V auf Zug beansprucht ist (mim m«.)
•) Bb«n »o tat wi<- hier wr RIMiu* An R»u)Unltn A mit R und D mit B
knnliintrt w.»d»u »ind. Uniwo nurS lalm Konililullnara «rnorht *fr4m- ». B.
n mit R und A mit B *«1 A omi B tuuuidrr panul.1. » füll Ittr NrhiiiK|,.i:,kt
In« Unrodll.-b« unil nun «rliill .11» liMiluon plrh dirann Rrhnittponkl dilrrh «im
raralMe iu A <o« K, bfiittpuiikt RI) tu« Di» W«bl (Wr fuukt* wilr.1» '
in db*«n Kalle eine i»f*lirli«l Murin* und traf«' Konilruköon liefern.
il* llrcrnil«
I und V u.
Mittheilungen
Ostpreufsischer Ingeniour- nnd Architekten - Verein
Monatsversaromlung am 2. Mai 1878. Anwesend 31 Mit-
glieder und 3 Gäste; Vorsitzender Herzbruch.
Dem Referat über die Eingange, ferner der Erinnerung an
das verstorbene Mitglied Bauinspektor Brown zu Osterode, der
Aufnahme des Baumeisters Besse! -Lorck (Khg.) als Mitglied,
so wie endlich dem Beschlüsse, sich für die Aufnahme des Archi-
tekten- und Ingenieur- Vereins zu Bremen in den Verband auszu-
sprechen, folgte ein mit der Vorlage von Maschinen-Zeichnungen
begleiteter Vortrag von Bötticher (Khg.) über mechanische
Schuhfabrikation. Nach der Erfindung der Nahmaschinen
habe ein Konstrukteur in der Fabrik von Singer, Mr. ßleak,
sich mit der Konstruktion von Maschinen für Stiefel-
fabrikation beschäftigt. Als es nun bei Ausbruch des Krieges
zwischen den Nord- und Südstaaten von grofscr Bedeutung ge-
worden war, in kürzester Frist eine gröfse Anzahl von Schuhwerk
herzustellen, sei demselben, da er mittellos war, Geld zur Dispo-
sition gestellt und es ihm gelungen , die nöthigen Maschinen
tu konstruiren. Das Zuschneiden des Oberleders erfolgt, wie
früher, mit der Hand nach Schablonen, die Sohlen werden ge-
stanzt nnd durch Walzen, statt durch Klopfen bei der Hand-
arbeit, gepresst Dann folgt das Nähen mit der Sohlen-Näh-
maschine, mit welcher ein Arbeiter pro Tag 300 Paar Stiefel
(statt 15 Paar durch Handarbeit) fertig machen kann. Die Ah-
t, zusammen geleimt und getrocknet, mit
aus Vereinen.
einer Maschine gelocht und fest genagelt Ein Arbeiter fertigt
200 Paar pro Tag. Durch Maschinen werden gleichfalls die
Sohlen abgeschliffen und die Absätze polirt —
polirt
über die h
abgeschliffen
Fcistcl (Kbg.)
Folgendes :
Das Reservoir von 50 OHO kb» Inhalt sei als einzeiliger
Raum mit Einlauf etwa bei o und Ausfluss bei a, angelegt worden.
Dabei hätten sich, wenn Ein- und Ausfluss gleich grofs
\aai
in 2
in dem abgewendet liegenden Theile k
des Reservoirs Stagnirungen und starke Ab-
lagerungen ergeben.
Um dies zu vermeiden, sei das
Reservoir durch Einbau einer Zwischon-
Tbcile zerlegt und zum Zwecke der
in^jede der beiden Abtheihingen eine Wand
Austritteöffnungen nach b b gelegt worden. Die Einrichtung er-
fülle aufscr dem, was olien angegeben, den Zweck, dafs der Be-
trieb des Reservoirs ununterbrochen geführt werden könne.
Da das Reservoir so wenig hoch liege, dass in den oberen
Stadttheilen nur die Erdgeschosse der Häuser versorgungsfahig
seien, so solle jetzt ein Hebewerk gebaut werden, u. z. seit
Königsberg von Forts umgeben sei, nicht, wie anfangs projektirt,
innerhalb der Festungswerke, sondern neben dem Reservoir,
wodurch die Anlage eines tiesonderen Bassins bei dem Hebewerk
erspart werde. Lieber dieses Hebewerk behält der Referent sich
einen späteren Vortrag vor. — H.
Architekten -Verein zu Berlin. Die zweite diesjährige
Sommer-Exkursion, die am 1h. Mai d. J. unter Bethciligung von
etwa 85 Vereiusmitgliederu stattfand, nahm ihren Anfang in der
Marienkirche und führte von da zunächst in die auf dem Grund-
stück der Alten Münze befindlichen Ateliers der Bildhauer A. Wolff,
Schweinitz, Walger, Möller, Wittich, A tinger nnd t 'alandrelli, sowie
in die Gladenbeck'sche Kunstgiesserei. Nachdem
Bildhauer-Atelier und das Ranch-Mn
worden waren, erfolgte zum Scblus
sichtigung der Klosterkirche und der aus mittelalterlicher Zeit
erhaltenen Räume des Gymnasiums zum Grauen Kloster. —
In den erwähnten altberlinischen Bauten, die in diesem Blatte
Digitized by G(
um im Lager-
noch die Be-
»•. 42.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
213
schon bei froheren Gelegenheiten Erwähnung gefunden haben,
ist keine Veränderung vorgegangen, aber welche neuerdings zu
berichten wäre. In den Bildhauer- Atelier« , von deren Inhabern
die Hrn. Atioger, Möller und Walger die Besucher persönlich in
liebenswürdiger Weise empfingen, sowie in der Gladenbeck'schen
Gie&screi herrschte unter dem Drucke der harten Zeit leider kein
allzu reges Leben. Von den in Arbeit befindlichen Gegenstanden
erregten das von Hrn. Atinger modellirte Relief für den Portal-
bogen der neuen Kirche in Bonn, sowie 2 Reliefs und 2 Eck-
tiguren für das Kriegerdenkmal auf dem Marienberge bei Bran-
denburg — entere von Hrn. Siemering, letztere von Hrn. Calau-
drclli modellirt — vorzugsweise das Interesse der Beschauer. F.
Vermischtes.
Neuer Ltiftungsapparnt C. Greven in Köln vertreib»
den in beistehender Figur dargestellten Lttftungs-Apparat, welcher in
einfacher Wi
ilip Wärme der
Abzugs-Gase
zur
eines Ofens etc.
Abfuhrung der
verdorbenen Luft
nutzbar macht, a a
sind Federn, durch
die der trompeten-
förmig gestaltete Ein-
satz im Rauchrohr
fest gehalten wird,
b ist die Stange zu
einem Vcrsckluss-
deckel der Trompete.
Die Wirkung des
Apparats kann
Hinzufügung
Locktiamme unterder
Eintritteöffnung für
die abströmende Luft
verstärkt werden.
Was wahrscheinlich
nicht selten als
Mangel des Apparats empfunden werden dürfte, ist die leichte
Möglichkeit des Eintritts von Rauchgasen in den gelüfteten
Raum und die erzwungene Abstellung desselben in Zeiten
konträrer Winde. Es scheint uns gewagt zu sein, von dem leicht
installirbaren Apparate bei anderen als solchen Ileizeinrichtangen,
deren Abzüge mit vollster Sicherheit "
zu machen.
Fahrbahn auf eisernen Elsonbahnbrücken. Der Enginttr
bringt in seiner Nummer vom 19. Oktbr. d. J. eine Mittheilung
über den der Vollendung nahen Bau des llkeston - Viadukts iu
einer neuen Linie der Great - Northern - Bahn bei Derby. Der
Viadukt, welcher wegen des von alten Stollen durchzogenen und
deshalb wenig tragfiikigen Baugrundes möglichst leicht und daher
trotz seiner nicht sehr erheblichen Höhe (etwa 16,5 1,1 über Terrain)
auch in den Pfeilern ans Eisen herzustellen war, hat Di Spannungen
von 23,47™ Weite von M. z. M. der Pfeiler. Der Uebeibau besteht
aus 8 Gitterträgern, die die 7,93 m breite Fahrbahn für 2 Gleise
auf dem Obergurt tragen.
Die Fahrbahn ist in der durch die beistehende Skizze ver-
anschaulichten Weise hergestellt Es werden durch Bleche und
L Eisen normal zur Kahnlinie liegende, 0,711 ■» von M. z. M.
entfernte Furchen gebildet, in welchen je 1 hölzerne Querschwelle
in Kiesbettung liegt IHe Entwässerung erfolgt zu beiden Seiten der
Fahrbahn durch Rinnen, welche an der ganzen Hrücke entlang laufen.
Da« Eisen-Gewicht der Fahrbahn von 13m * pro □» erscheint
an und für sich ziemlich groß, doch muss berücksichtigt werden,
dass die Fahrbahn sich von M. z. M. der 3,33« von einander
entfernten Hauptträger ohne jede Zwischenkonstruktion frei tragt,
und dass dieselbe eine gute Horizontal - Absteifung der Brücke
bildet Auch durfte sie bei guter Ausführung wasserdicht sein
und das Geräusch beim Befahren erheblich dampfen. Es wird
andrerseits durch die eigentümliche Form des Belags die Menge
und das Gewicht der erforderlichen Kiesbeschüttung möglichst
eingeschränkt.
I>ie Erbauer des Viadnkts legen besonderes Gewicht darauf,
dass das Gleis nicht in unmittelbarer Verbindung mit der Eisen-
knnstruktion sich befindet Sie beben aber hervor, dass der Relag
sich nur dann mit Vortheil anwenden lasse, wenn, wie hier, für
2 Gleise 3 Haupttrager oder für jedes Gleis 2 Haupttrager vor-
handen sind, an die der Itclag sich unmittelbar befestigen lagst.
W. II.
Patentirto Fenster - Dichtung von ß. Glöckner in
Tschirndorf bei Haibau. Diese, insbesondere für eiserne
Fenster bestimmte Dichtung wird durch Einlegen einer Gumini-
sebnur in den Falz erzielt, welche entweder hohl oder vollkernig
ist und zum straffen Anapannen eine geringere Länge erhält,
als der Umfang des Hügels hat Das Eigenthümliche der Ein-
richtung beruht in der Einlagerungsweise der Schnur; die-
selbe ruht in einem Falz von halbkreisförmigem Querschnitt,
der das Herausfallen verhütet
Bei alten Fenstern kann die Dichtung ebenfalls nachtraglich
angebracht werden, doch entfällt alsdann die angegebene besondere
Einlagerungsweise der Schnur und es wird diese einfach um den
Flügel herum geschlungen. Das Rahmstuck muss dabei eine
geringe Abscbrägung erhalten.
Der Erfinder will die Konstruktion aufser für eiserne Fenster
(und Thann) auch für Verschlüsse aus Holz verwenden; wir
glauben aber kaum, dass derselbe auf dem Gebiete der Hobt-
konstruktiouen besondere Erfolge mit diesem Mittel erzielen
wird , das für Eisen - Ausführungen relativ billig und ungleich
notwendiger sein dürfte.
Die Kosten der Gummischnur betragen pro <■ etwa 0,25 M
Der Erfinder (i. F. Gebrüder Glöckner in Tschirndorf bei
Hai bau; übernimmt entweder selbst die Anfertigung oder verkauft,
zur Legitimation Zweiter, Augführungsmarken zum Preise
von 18 .Ä für 30 Fenstcrgaroituren. —
Zar bevorstehenden akademischen Kunstausstellung
In Berlin. Wir werden ersucht, darauf aufmerksam zu machen,
dass mit dem 1. Juli d. .1. der Tennin für Einsendung der Kunst-
werke zur diesjährigen akademischen Ausstellung in Berlin, bei
welcher die Bethciligung der Architektur voraussichtlich eine noch
regere sein wird als im vergangenen Jahre, seinen Anfang nimmt
Das vom 24. Februar d. J. datirte Ausstellungs-I'rogramm, sowie
Formulare für die Anzeigen, welche den (bis spätestens den
31. Juli einzureichenden) Ausstellung«- Gegenständen beizufügen
sind, können für Mitglieder des Berliner Architektenvereins in
der Bibliothek entnommen werden und sind von allen deutschen
Akademien bezw. Kunstgeu« >ssen.schaf ten zu beziehen.
ThalsperTe im Boberthal Die V. Z. meldet von einem
Projekte, wie sie in Anlas» zahlreicher Ueberschwemmungen in
einer früheren Zeitperiode in Frankreich vielfach aufge-
taucht sind.
Um den häutig wiederkehrenden Verheerungen des Bob er
Einhalt zu thun. soll nach einem Vorschlage des Melioratiotis-
Ruu Inspektor Knechte! zu Breslau das Boberthal an einer
dafür geeigneten Stelle, welche oberhalb des Orts
findet, gesperrt und so ein Reservoir gebildet werden
12 000 000 kb" Wasser aufzunehmen vermöchte,
Regulirwerke auf einen geeignet langen Zeitraum
sen lassen könnte. —
Das Projekt scheint zur Zeit sich noch in den Anfangs-
stadien zu befinden, so dass zur Abgabe einer bestimmten
Meinung noch die Grundlagen fehlen. Dass die schweren
Bedenken, welche gegen Thalsperren-Anlagen, die zu Tempe-
rirungen eines Gebirgswassers zu dienen bestimmt sind,, ganz
allgemein bestehen, von dem Autor des Projekte in ganzem Um-
fange gewürdigt werden, dürfte wohl sicher sein. —
Die Gewichte einer Anzahl der gröfsten Glocken
stellen wir nach verschiedenen Quellen wie folgt zusammen,
vorauf schickend, dass wir eine Gewähr für die Genauigkeit der
gebrachten Angaben nach Lage der Sache nicht zu leisten ver-
mögen und etwaige Berichtigungen gern entgegen i
. Es wiegen, in absteigender Ordnung gegeben;
1. 1 Kjamt^Um kr km Knlner
Ikim (bei 3.4} • 8cbl«-
rtiig-Dur. hm.) 37 ISS1
3. lUupqd'« k* der Pelm.
kirrb» in Korn 1»<KH».
3. tteHtl. de.lKnnji iu(Mmuu IMKJO ,
4. I>«««l, .1« MtrplunMlon»
I« Wl.„ J.|«-
Sfhl«riort>or<lim.l .. 17 SM,
-V : Iwgl. vnet N.itre tnim* In '
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*i. I**v»ul. der We-rttnineter-
AMd in Und»* .... injon.
7. Vttfl. dej Don» in Erfurt 14 OVO .
5. Dra((L mV« Ikroi» in PruiiX-
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10- . Z«eit£P?M* Glocke de»
I K-.ln.i I*.iim II OllO,
II. Haiipujloe knier Kll-aUto.
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214
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
25. Mai 1R7S
Zur Frage des Sielbaues mit EisenzimmerunK. Durch
die in No. 87 er. gebrachte Dorstellung eines Sielhauet in Hom-
burg könnte die Meinung erweckt werden, dam das beim Bau
des Schwemmsiels zwischen Hammerbrok und dem Geest-Stammsiel
etageschlagene Verfahren dort erfunden, oder Oberhaupt neu sei.
Die Unterzeichneten hatten im Jahre l -> - liei der Kanali-
sation von Frankfurt a. M. einen 1,70™ hohen, 1,1 \'" weiten und
etwa 200"* langen Kanal unter den westlich liegenden Ii Bahn-
höfen der Stadt auszuführen, welcher Bon nur vermittels Stollen-
betrieb hergestellt werden konnte.
Oer Stollen lag in grobem Kieshoden und mit seinem ganzen
Querschnitt unter dem Grundwasser-Spiegel, so das« uüt Dampf-
kraft betriebene Pumpen zur Anwendung kommen mussten;
aufserdem wurde das vorsichtigste Vorgehen bei der Ausführung
durch die fortwährende En,chüttcrutig heim Passirai der Züge
nach und vou den Bahnhöfen bedingt.
Wir fanden bald, dass der bis dabin überall angewandte
gewöhnliche Stollenbetrieb mit Holz nicht genügte, und, durch die
Notwendigkeit zu etwas anderem gezwungen, kamen wir auf den
Gedanken, eiserne Ringe zu verwenden, in der Weise, dass
durch die äufsere Form der Ringe der für den Kanal herzu-
stellende Raum möglichst genau eingehalten wurde, damit nach
Herstellung des Kanals weder eine Beifüllung nötlüg wäre, noch ein
nachträgliches Setzen des darüber befindlichen Bodens möglich sei.
Das Verfahren enUprach so vollkommen allen Erwartungen,
dass seit jener Zeit sammtliche Kanäle in Frankfurt, bei denen
Tunnel-Betrieb nöthig war, auf diese Weise zur Ausfahrung ge-
kommen sind. Auch bei den von uns im Laufe der letzten 10
Jahre ausgeführten Kanal bauten zu Düsseldorf, Krefeld. Stuttgart
und Linz a. d. Donau wurde ebenfalls in allen gleichartigen
Fallen dieselbe .Metbode eingehalten.
Dieselbe ist identisch mit dem jetzt in Hamburg
benutzten Verfahren. «
Frankfurt o. IL, 17. Mai 1*78.
Philipp Holzmann & Co.
; für Entwürfe zu dem Kollegien -
■ Universität Strafsburg gelangt so eben mit dem
Auftrage in unsere Hände, dasselbe in Verbindung mit dem Pro-
gramm, dem Situationsplan und einer Zusammenstellung der bei
der Kostenberechnung zu Gründe zu legenden Arbeit*- und
Materialien-Preise zur allgemeinen Kenntniss der deutschen Archi-
tekten zu bringen. Bei dem Umfange der betreffenden Schrift-
stücke kann diese Veröffentlichung leider erst in nächster
Nummer u. Bl. erfolgen, wir theilen daher die wichtigsten Be-
stimmungen des Preisausschreibens, dag auf dos regste Interesse
der deutschen Architektenschaft rechnen kann, vorläufig auszugs-
weise mit.
Die Konkurrenz, welche am 1. Oktober d. .1. ablauft, ist für
„die Architekten im deutschen Reich" bestimmt, schliefst also
Auslander von der Bewerbung aus. Wie schon früher bei der
Konkurrenz für dos deutsche Reichstagshaus ist auf Anonymität
der Entwürfe verzichtet und ausdrücklich vorgeschrieben, dass
jeder Entwurf' mit dem Namen und Wohnort des Verfertigers zu
bezeichnen ist. Von den Konkurrenten sind Grundrisse und
Facaden im Maafsstab von 1:200, Durchschnitte im Maafsstab
von 1 : 100, 1 Situationsplan und 1 Erlauterungsbericht nebst
Kostenüberschlag zn liefern. Perspektivische Darstellungen wer-
den nicht verlangt und nehmen an der öffentlichen Ausstellung,
die nach erfolgtem Sprach des Preisgerichts auf die Dauer von
14 Tagen stattfinden soll, nicht Theil. l eberschreitung der auf
2,25 Millionen M. fest gesetzten Bausumme schliefst von der
Preisertheilung ans. Als erster Preis ist eine Summe von
0000 Mark ausgesetzt: weitere vier Preise von je 3000 Mark
werden an die nächst besten Entwürfe vertheilt. Als Mit-
glieder des Preisgerichts werden neben 2 durch Rektor und
Senat bestimmten Vertretern der Universität die ti Architekten
fungiren, welchen kürzlich ttereite die Beurtheilung des amtlichen
Entwurfs für dos bezgl. Gebäude obgelegen hat (Strack, Hitzig,
Hase, Neureuther, Nicolai und Eglei. Ihr Unheil wird durch
den Deutsch. Reichs • Anzeiger und die Deutsche Bauzeitung be-
kannt gemacht werden. — Das klare und iu Bezug auf die Raum-
anspruche sehr detaillirte Bau-Programm, welches die Wahl der
Architektur, sowie die Grundform des Gebäudes innerhalb der
Grenzen des Bauplatzes frei giebt, dagegen Haustein-Material für
die Facaden und feuerfeste Konstruktion der Treppen, Vor- und
Verbindung!;- Räume vorschreibt, ist von der Vertretung der Uni-
versität und den architektonischen Preisrichtern geprüft und
- ^gebilligt
Her Natur nicht zu machen sine
eiten überall einer unzweideutig
Ein einziger Punkt, bei welchem wir dieselbe mit Bedauern ver-
missen die Deutung dessen, was unter dem zu veröffent-
lichenden „Urtheil des Preisgerichts" zu verstehen sei, wird
hoffentlich von diesem selbst nicht iu der bei der Reichstags-
haus-Konkurrenz beliebten Beschränkung als einfache Bezeich-
nung der pramiirten Kniwürfe, sondern in juristischem Sinn« als
ein Unheil mit Motivirung
.So
Details des I*rogramms, an welchem
Zu einer Betheiligung an der Konkurrenz brauchen wir die
deutsche Architektenschaft wohl kaum aufzufordern. Wir glauben
nicht zu irren, dass dieselbe zahlreicher ausfallen wird, als bisher
jemals bei einer Konkurrenz der Fall war. Möge auch der
innere Werth der Arbeiten ihr entsprechen!
Ans der
d. BL
(Fortectzung.)
P. J Boer. Vorstand der g
und Strafsenbauc». Chronik über Strafsenbau und
Straßenverkehr in dem Grofsherzogthum Baden.
Mit Benutzung amtlicher Quellen. Berlin 1878; Jul. Springer.
Pr. 18 M
K. Bäck, Kuhik-Preisrechner fü r beschlagene und runde
Hölzer, Latten, Bretter und Läden, Stollen, Erdschichten, F.rz,
Steine, Kies, Mauern etc. Mit einem Anhang von Münzumrech-
nuugs- u. Prozent-Rechnungs-Tabellen. Berlin u. Leipzig 1877 ;
Hugo Voigt Pr. 2,50 M.
L. Klanen, Architekt u. Ingenieur in Wien. Graphische Er-
mittelung der Spannungen in den Hochbau- und
Brückenbau-Konstruktionen. Mit 19!) Holzschnitten u.
ti lithogr. Tafeln. Leipzig 1878; Arthur Felix. Pr. 10 M
P. R. Harter. Die Theorie der Bewegung des Wassers
iu Flüssen und Kanälen, mit vergleichender Anwendung
und 2 Figurentafeln. Hamburg 1878; Otto Meissner. 4 M.
Reitz, Ingenieur in Hamburg. Ein für das Königlich preußi-
sche geodätische Institut der europaischen Grad-
messungen ausgeführter Fluthapparat Mit einer Tafel
Hamburg 1878; Selbstverlog des Verf.
Heia, Wasserbau-Inspektor in Hannover. Die Bedeutung des
Rostock-Berliner Schiffahrtskanals für die land-
wirthschaftl. Interessen in den Gro&berzogthüineru Meck-
lenburg. Mit einem Bericht von Moritz Wiggers. Rostock 1878;
Wilh. Werthers Verlag.
Derselbe. Die Melioration der in' den preußischen A ernte rn
Buchhausen und Syke und im Brounschweigischen Amtsgerichte-
bezirk Thedinghausen belegenen Niederungen, Hannover 1878;
Klindworth's Hofbuchdr.
Tb (leiser, Zivil -Ingenieur. Wienfluss - Regulirung und
Wiener Metropolitan-Bahnen nach dem vom Gemeinde-
rat he der ReicbshoupUtadt Wien akzeptirten neuen Projekte.
2. vermehrte Aufl. Mit einer Karte von Wien und Umgebung
u. einem Anhange. Wien 1878; R. v. Waldheim.
A. Rirkli-Ziegler, Ingeuieur, u. P. E. Haber. Direktor des Oe-
werbemusenms in Zürich. Technische Mittheilungen.
11. Heft Bericht über Straßenbahnen, Tramwavs und deren
Einführung in Zürich. Zürich 1878; Grell, Füssli A Co. Ft. 4.4
A Thommen. Bauleiter der Brennerbahn. Die Gotthardbahn.
Bemerkungen zur Reform dieses Unternehmens. Wien 1878;
Lehmann & Wentzel. Pr. 1 M.
L. Kohlfllrst. Oberingeuieur. F. Krizik's elektrisches Block-
signal. Separat-Abdnick aus den Technischen Blättern. Prag
1878; II. Domiuicus. Pr. 1 .//
Fr. Pärderrnthfr, königl. General-Direktionsrath. Beschreibung
der elektrischen Läutewerke auf den königl. havr.
Staatsbahnlinien. Mit 1 Tafel Abbild. München 1877;
Theod. Ackermann. Pr. 0,80 M
H. Sehaeebeli, Dr. u. Prof. au der Akademie Neuchälel. Die
elektrischen Uhren. Mit besonderer Rücksicht auf die von
Hipp konstruirten Regulatoren und Zeigerwerke. Mit 25 Fig.
im Text u. 2 lithogr. Beilagen. Zürich 1878; Grell, Füssli A Co.
Pr. 3 M
P. Hell, die wichtigsten Klein-Krait-Maschinen, ihre
Vorzüge und ihre Mängel. Mit 16
187«; Harold Bruhn. Pr. 1,20 M
Brief- und Fragekasten.
Hrn. Architekt R. hier. Gleich wie Ihnen, so sind auch
uns die Mängel, welche die sogen, luftdichten St'eriug''schen Fenster
nach früherer Konstruktion begoßen, nicht unbekannt
geblieben. Sie finden jene ältere Konstruktion im Jhrg. 1 »<:*.».
S. 18<j dies. Zeitg. beschrieben und dargestellt und werden bei
einem Vergleich mit der Publikation in No. 33 er. ersehen,
dass zwischen der älteren und neueren Anordnung nicht un-
wesentliche Unterschiede bestehen, die es uns erlaubten,
der neueren Veröffentlichung unsere Spalten zu öffnen. Selbstver-
ständlich hat es daliei nicht die Absicht sein können, eine Ga-
rantie für die Güte der neuen Konstruktion zu übernehmen, da
durch praktische Erfahrungen
Abonn. in Hildesheim. Wir sind nicht im Stande, Ihre
Frage nach Bezugsquellen von mit Graphit-Pulver impräg-
nirtem Holz, dos für Lagerung von Stahlzapfen bestimmt ist,
aus eigenem Wissen zu beantworten; wir bitten um gef. Mitthei-
lungen ans unserm Leserkreise.
Abonnent in Elberfeld. Sie finden Auskunft auf Ihre
Anfrage in dem so eben erschienenen Sachregister über die
ersten 1 1 Jahrg. u. Hl.
| *■ Cirl BttllW U>
K K. O. Friweä.
: W. Mtuttr U«(Vurkdrucktr>l, Bwu».
Digifized by Google
No. 43.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
215
Inhalt: Zur llna.1 orp-r Rathluiu - Kau - Krwv Zar Vnic «Vr Flu»'
Nmii'« IMi|>IU»trr — Nrui-» in * r It^rliivn llau . Auxli lliuuc. — I'af Kinal-Narlirir Ilten. — Brltf- und Pli|>kl>Un
AüitraviiH'ii Kolfoncu • 4»M*tiud>» für ilu- kai»«r- Wilbt'lnis- l'im it»)**! Strftbt-urjf;.
Zur Hamburger Rathhaus -Bau -Frage.
1 »er Hamburger Architekten- und Ingenieur- Verein, über dessen
Beschäftigung mit der Kathhausbaufr,
i»t, hat zu dem iu So. :iS dies,
rührten Gutachten der amtlichen lUthtiansbau-Koinmission ausge-
sprochene Stellung genommen und diese durch eiue genau formulirte
Erklärung gekennzeichnet, welche wir unten zum Abdruck bringen.
Da die Rathhausbau - Kommission an deu bisherigen Pro-
gramm-Bestiiuniungeü derartig fest zu halten scheint, <!u»s der
von der .lury prämiirte Konkurrenz-Entwurf, um für die Aus-
fahrung adoptirt zu werden, in ihren Augen nur einer Neubearbeitung
der Kuraden bedürfe, diese Anschauung aber in direktem Wider-
spruch mit gewissen Ansichten steht, welche im Kreise des Archi-
tekten- und Ingenieur-Vereins durch die&tattgefucdencn Keratliungcu
zur Keife gelangt sind — so glaubte der Verein bei der hohen Wich-
tigkeit der Angelegenheit nicht zögern zu dürfen, seine Bedenken
gegen die Hestimmungen des Knnkurrenz-Prograinins von 1K7I!
zu aiifseru, und hat dem zu folge iu der Versammlung am
17. Mai d. .1. einstimmig den Keschluss gefasst, dem Senat,
der Bürgerschaft und der Rathhausbau- Kommission nachstehende
Resolution zu unterbreiten:
.Der Architekten- und Ingenieur -Verein theilt nicht die im
4. Bericht (5. April d. .1.) der zur Kerathung über den Itathhaus-
bau u. w. d. a. niedergesetzten gemeinschaftlichen
I Ansicht, nach welcher es „für gel>oten
für die Kc •
gratum fest zu halten.
vonkurrenx von 1^7« beschlossenen Pro-
Als Resultat dieser Konkurrenz ist die Erkenntnis* zu ver-
zeichnen: dass auf Grund des aufgestellten Programms
eine befriedigende Lösung der Rathhausbaufragc
weder gefunden wurde, noch zu erwarten ist.
Angesichts dieser, bei den Architekten in weiten Kreisen
i'blich fest stehenden Meinung hält der Architekten- und
Ingenieur- Verein es für seine I'tlicht, zu dem Gutachten der
Itatlibausban-KommUsion seinerseits Stellung zu nehmen und aus-
drücklich zu warnen \or einer reberbürdung des Ituuplatzes, wie
■olche das von der Kommission auch jetzt noch empfohlene Pro-
gramm mit sich bringt.
Die Uelierbürdung erwächst nicht nur aus der Forderung zu
vieler Räumlichkeiten im Verhältnis» zu den Abmessungen der
Künstelte, sondern sie entspringt auch zum grofsen Theil dem
Streben nach Unterbringung einer sehr beträchtlichen Zahl ver-
schiedenartigen Zwecken dienender Lokale in einem Gebäude.
Hierdurch wird einerseits die Lage der Baume für Senat und
Bfirgcrscliaft im dritten Geschosse, mithin in übergrolser Entfer-
nung vom .StraJsenniveau bedingt, wie auch die Kntwiekelung der
Kepnksentationsmume erschwert, anderseits es unmöglich gemacht,
die Geschäftslukalc so zwecktn.ifsig zu legen und zu gestalten,
wie ihre lienuUnng es wünschenswert!) macht, und es wird uufscr-
dem jede spätere Erweiterung der Hüreaus von Verwaltungs-Be-
hörden, deren Haumbedürfniss stetem Wechsel unterworfen ist,
in nachteiliger Weise behindert.
Diese Uettelstände werden alsbald so fühlbar sich machen,
dass dagegen die Vortheile, welche die Vereinigung möglichst
vieler der wichtigeren Verwulbings-llüreaus im Kathhause haben
mag, nicht ins Gewicht fallen. Dass bei einer Trennung wie
die Kommission meint - Hamburg auf ein wirkliches, den
Charakter des Rathhauses besitzendes monumentales Gebäude
gänzlich werde verzichten müssen, ist eine unbegründet«*, durch
nichts gerechtfertigte llefürchtnng.
Der Architekten- und Ingenieur- Verein empfiehlt vielmehr,
wenn an dem ltathhausrmirkt als llanplatz fest gehalten werden
soll welche Krage der Verein offen liissl iu das zu erltauende
Kathhaus nur die Sitzungsrüume und Bureaus der beiden Rcgie-
ruugskürper, die Kepritseutatiousr.kume und allenfalls die Geschäfts-
räume der Kinauz-Deputution und das Staatsarchiv aufzunehmen,
dagegen die Büreaulokale aller übrigen Behörden aus dem Ge-
bäude fort zu lassen und anderswo einzurichten. Dem
würde die Krage nach Unterbringung der
Programm für den
wortuntr, davon
Zur Frag« der Fluas -Verunreinigung nehmen wir von
einer iu der Reichstags • Sitzung am 7. d. M. stattgehabten Ver-
handlung Kenntnis«, die nach dem Berichte des R. und St. A.
folgenden Inhalt hat:
l>er Abgeordnete Hnlthnff motivirte eine Interpellation,
welche lautet:
.In der dem Reichstage zur Kenntniss gebrachten Denkschrift
des K. Gesundheitsamts ist die Miuheilung enthalten, dass dem
Hrn. lieichskanzler ein Antrag auf Veranstaltung einer eingehenden
Ermittelung über die Verunreinigung der Klussbiuie durch Kanal-
juuehe und Industrie-Abfälle, weiterhin ütier die Einwirkung dieser
Klussverunreinigiingen auf die menschliche Gesundheit, über die
Mittel gegeu etwa koustutirte Uebelstände, und zwar hauptsächlich
aus dem Grunde unterbreitet worden sei, weil diese Krage innerhalb
des engeren Erhebungsbezirks der Einzelstaaten einer be-
friedigenden Lösung nicht fähig sei,
und umfassender Fassung im Gebiet des ganzen Reiches dringend
auffordere. Es ist damit anerkannt, dass die Gesetzgebung über
diese Angelegenheit der Kompetenz des Reiches unterstehe. Ange-
sichts dessen wird an Jen Hrn. Reichskanzler die Krage gerichtet:
1) Ist ihm bekannt, dass in Preufsen die Angelegenheit der
Klussverunreiiiigung als vollkommen entschieden angesehen und
diese Entscheidung zur Grundlage administrativer Verbote und
Zwangsverfaliren gemacht wird?
2) Welche Schritte gedenkt er gegen dieses, der Kompetenz
der Rcichsregicrung präjudizirliche Verhaltung zu thun?"
Der Präsident des Reichskanzler- Amts Hr. Hofmann hat hierauf
erklärt : *
Dass dorn Reichskanzler das Vorgehen der preufs. Regierung
hinsichtlich des Erlasses eines Verbots Ober Einleitung von Aus-
wurfstoffen iu öffentliche Wasserläufe als auch hinsichtlich der
hierauf gestützten Vereagnng der Erluubniss des St*jUsminisleriuins
lieknnnl sei. Der Reichskanzler habe hierin keinen Grund ge-
sehen, seinerseits dagegen vorzugehen, da die preulsischc Re-
gierung nur von ihrem vcrfassungsmiilsigen Rechte der Aufsicht
über das Medizinal- und Veteriniirwesen Gebrauch gemacht habe.
Sie habe sich mit ihren Maafsregeln auch nicht in
Widerspruch mit den Intentionen der Reichsregierung
gesetzt, welche letztere iu absehbarer Zeit nicht in
der Lage sein werde, einen Gesetzentwurf über diese
Materie vorzulegen.
Da ein Antrag auf Besprechung der Inter|iellation nicht die
nötliige Unterstützung erhalten hat, ist mit dieser Beantwortung
die Verhandlung beschlossen worden. - Diese einfache Miuheilung
ist geeignet, mehre Gedanken anzuregen :
Zuerst das Gefühl des Bedauerns darüber, dass im Reichs-
tage für eine Krage von so eminenter Bedeutung, wie die vorliegende,
nicht einmal dasjenige geringe Maafs von Interesse - oder tagen
wir lieber Verstäuduiss - vorhanden zu sein scheint, welches zur
Krzie hing eines hlofeen öffentlichen Meiuungs-Austausches zwischen
2 bis 3 Mitgliedern der Versammlung zugereicht haben würde.
Alsdann das weiten; und gröfsere Bedanern, dass die Reichs-
regienmg das einseitige Vorgehen Preuisens nicht nur formell,
sondern anscheinend auch materiell, h. *. wie auf der Hand
liegt, gewissermalsen unbesehens sanktionirt hat, wenigstens
vorläufig und bis zu demjenigen unabsehbaren Zeitpunkte, wo
es der Reicbsregicrung möglich sein wird, der Krage ernstlich
nahe zu treten.
Alle diejenigen, welche das von der preufaischen
eingeschlagene Verfahren weder für sachlich genügend
halten, noch dasselbe als durch rein praktische Erwägungen ge-
rechtfertigt ansehen , werden ihre Anstrengungen nunmehr so-
wohl auf die tiefere Klarlegiing von Einzelfällen, die in Gefahr
stehen vom .Verbot1' ereilt zu werden, als auch auf die Auf-
deckung von Schwachen, welche dem bekauntcu Gutachten der
preu Ts. wissenchaftl. Deputation anhaften, zu richten haben.
Indem wir ihnen dazu den besten Erfolg wünschen, treten
uns Vorgänge gleicher Art aus anderen 1. andern vor Augen und
erinnern wir uns insbesondere des Eifers, deu die englische
Regierung durch Einsetzung mchrcr Empieten für die weit-
gehendste Klarleguug der Wir. Kragen bekanntlich an den Tag
gelegt hat Im Vergleich zu der beinahe Qbergrolsen Kfllle ton
i die eni "
Matei iäii. welches die cngiisrL en Enqueten zu Tage gefördert
haben, dürften diejenigen Grundlagen, welche den preulsischen
Behörden, bezw. der wissenschaftlichen Deputation hente bei Be-
il rtheilung betr. Kalle als Grundlage
bedeutenheit
Zum Tltolwoson. Durch <
des llaudelsniinisters wird eine Kruge
welche in den Kreisen der Berliner und überhaupt der i
Baumeister vielfach den Gegenstand von Erörterungen
hat Es wird durch den erwähnten Erlass den geprüften Bau-
meistern und Maschinenmeistern der Titel „Rogieruugs-
Baumeister* bezw. „Regierungs-Maschinenmeister" offiziell bei-
gelegt: und es hat der Erlass unbeschrankte rückwirkende Kraft.
Mit erfolgter definitiver Ueberualime iu den Staatsdienst
sollen die seitherigen Bezeichnungen als .Königlicher Kreis-,-
Eisenbahn-, Wasser- etc. Baumeister" wieder Platz greifen.
Der neue Handclsmiitister darf für diese, ein entschiedenes
Wohlwollen gegen die technischen Fächer dokumentirende Maafs-
nahnic vielfachen Dankes gewiss sein und auch dein neuen Direktor
der Banabtheiliing des Handelsministeriums, Hrn. Weishaupt,
dürfte für deu Eifer, mit welchem derselbe für die betr. durch die
heutigen Umstände begründeten Ansprüche einer grofsen Zahl von
Technikern eingetreten ist, der wärmste Dank derselben gebühren.
Forderung dos Baues von Sokundärbahnen. Wir ge-
dachten in So. 22 er. mit einigen Worten der Körderung, welche
in einem Einzelfalle der brandenburgische Prorinzial -Landtag
einem Sekundarhahn- Unternehmen durch Hergäbe einer Provinzial-
strafse und daneben gebende Bewilligung einer Geldbeihülfe hat
zu Theil werden lassen.
Es freut uns, melden zu können, dass sich diesem Vorgänge
in einer anderen preufs. Provinz jetzt ein zweiter an die Seite stellt
Uigitized by -LiOOgU
216 DEUTSCHE
Der Provinzial-Laneltag von Posen hat in •• iner diesmaligen,
am 7. er. geschlossenen Sossion den Beschlusg gefasst, der fflr
din Verwaltung der Provinzialstrafsen eingesetzten ständischen
Kommission die Ermächtigung xu ertheilen:
.Vorkommenden Falls mit den Interessenten Bedingungen
zu vereinbaren, unter welchen einzelne Strecken der Proviu/.ial-
»trafsrn zur Anlage von Sekundarbahneu hergegeben werden
können."
Her bierin liegenden generellen Ermäeditiguug ist der Vor-
behalt der provinzial- ständischen Zustimmung und die Voraus-
seuung, dass in keinem Kalle aun einem derartigen l'ebeninkom-
men der Provinz Kosten erwachsen dürfen, angeknüpft worden.
Vermutlich darf diese Voraussetzung in dem engeren Sinne
intorpretirt werden, dass der Landtag sieh im allgemeinen vor
direkten Geld-Zuschüssen bei Anlage von Sekundarhahnen auf
Straften hat sichern wollen, dagegen nicht abgeneigt ist, J'nter-
uehmungen fraglicher Art jedwede anderweit mögliche Unter-
stützung, deren es ja sehr viele giebt angedeilieu zu bissen.
Im übrigen regt es sich, wie Überall so muh in der Provinz
I * - • s - * 1 1 , lebhaft um Sckundärhahu-Aulagcn und es wird das allseitige
Krwachen dieses Interesses wohl ein Moment bilden, durch welches
die Staatsregiening aus der bishcriircu etwas indifferenten Haltung,
die sie den Sokiiüdarbahnen gegenüber eingenommen bat, heraus
gedrangt wird. So wie jenes Interesse einen gewissen I lufang
erreicht hat, wird der Krlass einiger gesetzlichen Normen
nicht mehr aufschiebhar sein, durch welche einerseits dem
behördlichen Verhalten bestimmte Grenzen angewiesen werden,
andererseits die öffentlich rechtlichen Verhältnisse der betr. Unter-
nehmungen ihre Regelung finden.
Neues Holzpflaster. Diese Pflasterung, welche in einer
von schwerem Fuhrwerk lebhaft fre-pieiitirten Strasse Wiens
(IX. Hez., Aiserbach strafse» zur Ausführung gelaugt ist, bat mit
dem in No. ü.'i Jahrg. 1P76 die«. Zeitg. beschriebenen Copland'sehen
1'aU'ntprtaster grol'se Aehidicbkeil.
Wie bei diesem Asphalt zur Isolirung und Drue-krermittluug
verwendet wird, so erfüllt bei deiu hier fraglichen Pflaster eine
2 fache Bretterlage von je 2b™» Starke denselben Zweck, und
anstatt der Betonschicht Copland'* wurde hier die alte bestehende,
nach üblicher Weise hergestellte Packlage aus starkem, grollen
Schlägel und Kies lienutzt
IUI ■ — — ->« Mt >
Die Ausführung geschah in folgender Weise: Ks erhielt die
15 »m starke Kieslage auf die Breite von 11,37"' eiue Satünng
von 2:i "«. In dieselbe legte man in Abständen von ca. 2 •» nor-
mal zur Strafsenaxe, 2ti ">■» starke. 30«« breite Bretter und auf
diese mit (Miralleler Richtung zur Strafsenaxe eine Dieding aus
4 ■ langen, 2ü""' starken Brettern, unter Verwechselung der Stofs-
fugen. Auf die untere Dielung kam eine gleich starke zweite
Dtelung, in der die Bretter mit diagonaler Richtung verlegt
worden sind. Alle Bretter sind mit Thecr getränkt. Die
16 2a«™ langen, S"" breiten und Iii"» hohen Ptlastei klotze
bestehen aus Weichholz und sind mit der Fugenweite von ] «'»
versetzt, die durch Hinlegen und Feststiften von Leisten her-
gestellt worden ist Die Fugen wurden mit sandfreiem Kies ge-
füllt und mit Asphalt vergossen.
Das Pllaster bildet ein Probestück, welches von einer Privat-
gesellschaft unter Aufsicht der kommunalen Bauverwaltung aus-
geführt worden ist Dassell>e ist im Herbste 1*75 hergestellt,
in einer Strafsr, eieren Tagesfreipten* 3<h> 850 Lastwagen
und 2<m Omnibus nebst einer grol'seu Zahl sonstiger Fuhrwerke-
umfasst. Die Kosten stellten sich inclusive Abtrag des alten
Pllastcrmaterials pro □"' auf 6 Fl. ö. W. A. P.
Neues in der Berliner Ban -Ausstellung. In der Zeit
vom 11. bis 25. Mai sind eingeliefert: Von Ferd. Vogts & Co.
Altdeutscher Bücherschrank, Xussbaum: 1 Büffet, schwarz, im
Renaissancestil; 1 Herrenschmbtisch, altdeutsch. Xussbaum; —
W. Lusk KerzenkTone: F. Albrecht Marmorfufsboden, Mosaik-
platten; — Carl Rakeniiis & Co. Hängelampen ; Aktien-
(iesellsch., vorm. Spinn >fc Sohn Krone, vernickelt; Krone,
Nickel mit Kupfer; Ampel, Zink verkupfert: Laterne in Bronze;
Spinn et Menke Spiegel, schwarz Birnbaum geschnitzt:
Bettstelle und Spiegelschrank, Ahorn weifs lackirt; A.Waagen
ifc Co. Lampen mid Zinkgusswanrcu; F. Zieger «t (i. Wenkel
1 Büffet, italienisch Xussbaum; — M. Fabian Schmii-deiserne
Geländer der Haupttreppe für das Direktiousgeb.iude der Zentral-
Kaelottcn-Anstalt zu Lichte-rfelde.
Preufsen.
Ernannt: Der Ilofliaurath Persius, so wie die Banräthe
Hobrecbt und Kudo in Berlin zu Mitgliedern der technischen
Baudepiitation. Der Baumeister Maunsdorf zum Landhau-
B A U ZE I T 1 MNG. 29. Mai 1878
meister bei der Re'gie'rtmg in Münden. — r>er Tit-Bauinspektor
van Nes in Klbing zum Kisenb.-Bau- und Betrielw-Iuspektor
daselbst. — Der Professor Dr. Dubliert in Berlin zum etats-
malsigen I^brer an der Ban -Akademie. —
Dem Ve>rsitzeuden iles Direktoriums der Magil.-Halb. Kisenh.-
Ges., lieg.- u. Baurath Lent in Magdeburg ist der Charakter als
Geb. Kcg.-lialh verliehen. Dem Landbaumeister Wille zu
Wiesbaden ist die kommiss. Wahrnehmung der Geschäfte der
Mcliorations-Bauinspektion für die Prov. Sachsen mit ele-m Wohn-
sitz in Magdeburg übertragen. —
Der amtliche Wohnsitz des Krei&baume-iste>rs Meissner ist
.von Xeisse nach Grnttkau verlegt
Die Baumeister-Prüfung haben abgelegt: a) Für beide
Fachrichtungen: Carl Honsel aus Potsdam, Hermann Auffer-
mann aus Dortmund, b) Für das Bauingenieur- Fach: Max
Contag aus Numeiten, Hermann Keller aus Gießen, Hans
Wolffrani aus Seehausen.
Die Bauführer-Prüfung haben abgelegt: a) In Berlin
für bciele Faeiiricblungen ; Martin Kruszvnski ans Görka, Max
Inhoffen aus Lieblar, Paul Meblhorn aus Gera, Wilhelm
Aries aus Kleve, b) In Aachen für das Architedctur-1- ach :
C. Mergard aus Aachen; für das Ingenieur ■ Fach: Ludwig
Dv rssen aus iHirpath, Kmil G rot h aus Kvttenelorf, F. W. Schulte
aus Münster, Wilhelm Geber aus Seefeld.
Brief- und Fragekastei.
F. F. Berlin. Ihre Frage: Wenn ein Techniker in einer
Fabrik oder in einer Privatstcllung eine Erfindung macht, welche
putcutirt wird, hat dann die Fabrik, (bezw. der Besitzer
derselben) oder überhaupt der Brotherr eines sedchen Er-
finders irgend welchen Anspruch an die Erfindung oder deren
Nutzen, wenn derselbe nicht selbst dabei mitgewirkt hat?* ist unter
eleu neu e< ordneten Putentve'rludtuissen höchst zoitgemafs, praktisch
und interessant , indes» kaum für alle verschiedenen Einzelfalle,
die in der Praxis vorkommen, tM'antwortnngsfahig. So gemäss im
Büreaulchen Erfindungen entstehen, auf deren Nutzung der
Bllreanherr keinen rechtlichen e>dor Billigkeit*- Anspruch wirel
geltend macheu können, ebenso gewiss werden dort auch Falle
von Erfindungen vorkommen, an de-uen das Nutzuugsre-cht de*s
Erfinders sich Einschränkungen wird gefallen lassen müssen, selbst
dann, wenn der Büreauhcrr nicht unmittelbar bei dem Zu-
standekommen der Erfindung mitgewirkt haben sollte.
Wir erfahren, dass die Frage nach den Hechten des Er-
liuders gegenüber der Behörde zur Zeit im Kreise» der preußischen
Staats -Eisenbahn- Verwalt ii n g e'iner näheren Erörterung
unterliegt und dass man hier liemüht ist, Grundsätze zu foramlircn,
nach deuen Einzelfälle, die in den Bureaus dieser Verwaltung sich
ereignen, beuitheilt werden sollen. Wir denken von 'den Besul-
tateu der betr. Verhandlungen demnächst Kcnntniss zu erlangen
und werden alsdann auf Ihre Frage zurück kommen.
Im übrigen werden wir Mittlieilungen vom Gebiete der Praxis
des Gegenstandes mit Dank entgegen nehmen.
Hrn. v. F. in Berlin. Ihrem Wunsche in Be-treff des Bau-
handbuches, dessen i. Lieferung übrigens nicht vor dem Spät-
herbst erscheinen wird, soll entsprochen werden. Auf Ihre
Be-schwerden über das Vorfahren unserer Expedition bemerken
wir auf Grund spezieller Uutersuchuug der von Ihnen angeführtem
Fälle Folgendes: 1) Ein geschäftliches ('ntci-nehmcn wie der
Inseratcntheil e>inor Zeitung intiss selbstverständlich nach be-
stimmten, auf Erfahrung begründeten Nonnen verwaltet werden
und es ist unmöglich, das Verfahren für jede'n Einzelfall zu
moditiziren. Eine Vorausbezahlung der unter der Rubrik
^Gesuchte Stellen" fallenden Inserate hat sich als unbedingt
nothig erwiesen, um Verluste und die durch Einziehen der Post-
vorsebfisse von meist nicht sesshaften Personen entstehenden
Umstände zu vermeiden; es erscheint als eine- ungerechtfertigte
Empfindlichkeit, wenn der Einzelne das in durchaus schonender
Form an ihn gerichtete Gesuch um Vorausbezahlung eines solchem
Inserats als ein gegen ihn |>ersemlioh gerichtetes Misstrauen aiff-
fasst Uebrigeus wird das bezügl. Verfahren im allgemeinen
nur für die Inserate jener nubrik durchgeführt. In dem von
j Ihnen angeführtem zweiten Falle wurde Vorausbezahlung verlangt,
weil der Inserat- Auftrag durch einen Buchhändler ortheilt war,
der im schwarzen Buch des Verleger-Vereins wegen ungenügender
Erfüllung scuner Verbindlichkeiten angemierkt war. 2) Dass ge-
wisse Beilagen u. III. den Abonnenten, welche dasselbe durch
die Peist beziehen, nicht zugehen, liegt in den Anordnungen der
K. l!eicbs|»ost, welche einerseits Beilagen für bestimmte
Plätze (also z. B. für die Berliner Abonnenten allein) nicht
annimmt und andererseits Beilagen von der Art der Schleicher A
Schul! sehen Papierprohen als Waarenmuster von der Beförderung
ausschliefst.
Hrn. X. Y. in Hannover. Die Journal - Litteratur über
germanische Alterthümer wird hauptsächlich durch eine giüfscre
I Zahl periodischer Publikationen kleinerer Alterthums- Vereine ver-
treten. Sie werden über dieselbe bessere Auskunft, als wir sie
i an dieser Stelle geben könnten, erlangen, wenn Sie die litterari-
Bchen Nachweise des vom German. Museum iu Nürnberg heraus-
gegebenen „ Anzeigers für Kunde der deutschen Vorzeit*
durchblättern.
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üo. 43.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
217
Konkurrenz
um tat
Entwurf eines Allgemeinen Kollegien -Gebäudes für die Kaiser -Wilhelms -Universität
Strafsburg.
Berlin, den 22. Mai 1878.
Für die Kaiser-WMhelms-Universrtät zu Strafsburg im Elsass soll ein „Allgemeines Kollegien-Gebäude" errichtet
werden. An die Architekten im Deutsrhen Reich ergeht hierdurch die Einladung, Plane für diesen Bau zu entwerfen und
einzureichen.
Das Programm für den Bau, ein Situationsplan, welcher den Bauplatz und das denselben umgelicndc Terrain er-
sichtlich macht, sowie eine Zusammenstellung der l>ei der Kostenberechnung zum Grunde zu legenden Preise der wichtigsten
Baumaterialien und der Arbeitslöhne sind nachstehend abgedruckt.
Exemplare dieses Konkiirrenz-Au*schreibens, des Programms, des Situationsplaits und der Preis-Zusammenstellung
werden, so weit der vorhandene Vorrath reicht, Konkurrenzhewcrbern oder deutschen Architekten-Vereinen durch das Bureau
de* Reichskanzler- Amts für Elsass-Lothringen (Berlin W., Wilhelmstrafse 74) auf Ersuchen zugestellt werden.
Bezüglich der Konkurrenz gelten folgende Bedingungen :
1. Berücksichtigt werden nur solche Entwürfe, deren Verfertiger Angehörige des Deutschen Beichs sind. Bei jedem
Entwurf ist der Name und der Wohnort des Vcifertigers anzugel>en.
2. Der Entwurf mnss den im Programm gestellten Anforderungen entsprechen.
3. Der Anschlag der Baukosten darf einschliefslich derjenigen der inneren Einrichtung und der Bauleitung den
Betrag von 2 250 000 M. nicht übersteigen. Entwürfe, welche dieser Bedingung nicht entsprechen, können einen
der ausgesetzten Preise nicht erhalten.
4. An Zeichnungen sind einzureichen:
al die Grundrisse aller Geschosse und alle Facaden im Maafsstabe von V»» der natürlichen Griese;
b) die zum Verstündniss des Planes nöthigen Durchschnitte im Maafsstabe von Vi,» der natürlichen Gröfsc;
c) ein Situationsplan im Maafsstabe des mitgetheilten Planes.
Perspektivische Zeichnungen werden nicht verlangt.
5. Ein Erläuterungsberieht nebst einer klaren überschläglichen Kostenberechnung ist mit den Zeichnungen einzureichen.
6. Die Entwürfe sind spätestens am 1. Oktober 1878 an das Beichskanzler-Amt für Elsass-Lothringen (Berlin W..
Wilhelmstrafse 74) portofrei abzusenden. Arl»eiten, welclie nicht spätestens an diesem Tage bei der Post-Station
des Absenders aufgegeben oder in dem Büreau des Reichskanzler-Amts für Elsass-Lothringen kurzer Hand ein-
gereicht sind, werden von der Konkurrenz ausgeschlossen.
7. Für den relativ besten, den Bestimmungen des Programms und der Ausschreibung am meisten entsprechenden
Entwurf wird ein erster Preis von tiOOO M. gezahlt. Weitere vier Preise von je 3000 M. wenlcu für die vier
zunächst besten Entwürfe gewährt. Die prämiirten Entwürfe werden gegen Zahlung der Prämie Eigenthum der
Regierung, welche jedoch nicht die Verpflichtung übernimmt, einen derselben zur Ausführung zu bringen, oder
dem Verfertiger des zur Ausführung gewählten Planes die s|*zicllere Ausarbeitung zu Obertragen. Die nicht
prämiirten Plane werden den Konkurrenten kostenfrei wieder zugestellt.
8. Das Preisgericht bilden zwei von Rektor und Senat zu wählende Vertreter der Kaiser-Wilhelms-Universitat und
folgende Architekten :
Königlicher Geheimer Ober-Hofhaurath, Professor Strack zu Berlin;
Präsident der Königlichen Akademie der Künste, Geheimer Regierungs- und Baurath Hitzig zu Berlin;
Konsistorial-Baumeistcr und Lehrer an der Köiüglichen polytechnischen Schule, Baurath Hase zu Hannover;
Königlicher Ober-Baurath und Professor von Neu reut her zu München;
Professor Nicolai zu Dresden;
Ober-Baurath und Königlicher Uof-Baumcister von Egle zu Stuttgart.
9. Sämmtlichc eingereichten Pläne, mit Ausnahme der etwa eingegangenen («rspektivischen Darstellungen, werden
nach erfolgtem Spruche des Preisgerichts zwei Wochen lang öffentlich ausgestellt.
10. Das Urtheil des Preisgerichts wird in dein „Deutschen Reichs- Anzeiger" und in der „Deutschen Bauz Ortung"
veröffentlicht.
In Vertretung des Reichskanzlers
Herzog.
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j^AISER -^ILHELMS-JjNt\
Situation* ■ Plan der Ailingen für die theologische, die juristisch -staatswissenschaftliche
Hü uif Mi
|
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I. l'b)üUJi»rkM In.uiui. 2. l«.ül»t für
7. t.»r1«r-tU«» »., S.
I* rogram m
für den
Bau des Allgemeinen Kollegien -Gebäudes der Kaiser -Wilhelms -Universität Strafsburg.
Bibliothek für das
her Bauplatz dt'* Gebäudes befindet »ich vor dem Fischcr-
Tlior*' auf dem früheren Festunesterrain und ist in der beiliegenden
Situationszcichnutig mit A B V 1) bezeichnet. Seine Gröfse beträgt
125 zu 7.r) m; es ist jedoch erwünscht, das Gebäude so anzuordnen,
das» es die Bauflucht der Kuprechtsauer Allee, das ist die Linie E F
des 1 'laues, nicht idierschreitet.
Innerhalb dieser Grenzen kann der Hau in der von dem Be-
werber für gut befundenen Grundligur projektirt werdeu. Die Wahl
der Architektur bleibt dem Bewerber überlassen.
Das Kollegien-Gebäude soll enthalten:
a. Für die theologische Fakultät:
1. 1 Hörsaal für 35 Zuhörer,
2. 3 Hörsäle für 90 und für 2.5 Zuhörer,
3. I Seminarraum mit Itirektorzimmer für systematische Theo-
logie von zusammen 65 t|m Grundfläche,
•t. 1 Seminarraum mit Itirektorzimmer für praktische Theologie
von zusammen 65 ipn Grundfläche.
h. Frtr die rechts- und Staats wissenschaftliche
Fakultät:
1. 1 Hörsaal für 70 Zuhörer,
2. 1 Hörsaal für 15 Zuhörer,
:!. 2 Hörsäle für 35 Zuhörer,
I. 1 Hörsaal für 2t» Zuhörer,
5. 1 Kaum mit Direktor/immer für das juristische Seminar von
m .(in Grundfläc he,
iit Itirektorzimmer für
«. 1 Kaum
das staatswissenschaftliehe
1
zusammen 80 cpu Grundfläche.
c. Für die philosophische Fakultät:
1 Hörsaal für Zuhörer,
1 Hörsaal für »10 Zuhörer,
9 Hönftle für SB Zuhörer,
1 Hörsaal für 20 Zuhörer,
1 Kaum für das philosopl
von zusammen 65 <|m,
2 Käume, je mit Itirektorzimmer, für die
des historischen Seminars von je so <pn.
Hircklorzi mmer
Attheill
7. 1 gröfscreu Kaum mit llireklorziinmcr und
philologische Seminar von ca. 160 um,
8. 1 Kaum mit Itirektorzimmer für das germanistische Seminar
von ca. INI i|tn,
!). 2 Käume für das Seminar für romanische S]iruchkunde von
zusammen ca. HM) i|m,
10. 1 Kaum mit Direktor/immer für das Seminar für englische
Spraclikundc von ca. so qm,
11. 2 Räum« für das geographische Seminar mit Dircktorzimmer
von ca. 100 ip» Grundfläche. Das Seminar inuss nahe einem
für geographische Vorlesungen mitbenutzbaren Hörsaal liegen.
12. 2 Kaume für das Institut für Altertumswissenschaften von
ca. 1IKI tpn Grundfläche, in unmittelbarer Nähe des philo-
logischen Seminars,
13. Käume für das kunstarcbaologische Institut nou ca. 12O0 qm
Grundfläche, und zwar:
1 Hörsaal für c*. 50 Zuhörer,
L Vorliereitungs- hezw. Itirektorzimmer.
Ausstellungssale für die Gvpssammlung und einen l'ack-
raum, zugleich als Kcparaturwcrkstättc dienend.
I)ie Kaume des kiinstarchäologisehen Instituts müssen
eitle Anordnung erhalten, welche die Aufstellung der Kunst-
werke in historischer Keihenfolge ermöglicht, und wind" sich
eine Gmppiruug wie folgt am meisten empfehlen:
1.
1 Korridor oder Vorraum für as
syrische etc. Skulptureu,
il.
Hiichaltcrthümlichc Kunst, even-
ca. 100 qm
III.
Aegina und die sonstige spät-
archaische Kunst
■ WO „
IV.
Die attische Kunst der periklei-
. 2<K) .
V.
Olympia, l'higalia. Grabreliefs
etc.
■ 150 .
VI.
Zeit der Skopas und Praxiteles,
Mausoleum, Niobideu etc. . . .
. IM ,
vn.
I.ysippos und die hellenische
Kunst, eventuell 2 Zimmer . .
. 2oo .
Latus . . .
;i5o<pn
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-.RSITAT Strassdlirg.
und die philosophische, die mathematische und die naturwisstnschaflliche Fakultät
Htiusrr 3>jertfL
|H (>ri|0ul» I : |1X)U>.
lau 4. Cbeaiirbft um Um. ."». B». fbanutfiuaeheii uutltil. (. ÜlrektarHiu
tl»r. U. ttlrrktor IUu». 13., 14.. ir,., Iii. OtorrriUrffa-foblaJc
Transport itiiOum
VIII. Hämische Kunst, eventuell 2
Zimmer ca. loo „
IX. Ftruskische und altitalische
Kunst ■ , 5(1 „
Summe .
14.
i:..
I».
I Km) <|m < irundflärhe.
Im Saal III ist eine Giehelgruppe von 12 m, im Saal
IV eine solche mui 17 in Lftngc aufzustellen, weshalb dies«
Säle eine Langte von 15, bezw, In Iiis 20 ni haben müsspn.
Saal V kann auf 120 qiu Grundfläche beschränkt werden,
wenn Saal VI dat'flr lsn qm erhält.
In allen Sttlca, namentlich im Saal IV und V, ist Cur
möglichst profse, ruhige Wandflächen Sorge zu tragen, da
umfangreiche zusammenhängende Iteliefreihen anzubringen
sind, z. It. im Saal IV etwa ÖD i|in Paithvnonfries, im Saal
V 30 m Fries von l'higalia.
Für alle Säle ist nebst reichlicher, ruhiger Beleuchtung
eventuell durch gleichzeitige Anwendung von Oberlicht — auf
möglichste Freiheit von Staub und Feuchtigkeit Bedacht zu
nehmen.
Kautne für den kunstgpschichtlicben Apparat von 180 bis
200 um Grundfläche nahe dem kunstarchäologischen Institut,
Bäume fttr Aegyptologie von lifiqm Grundfläche, nahe dem
kuustarchäologischcu Institut,
Seminarraum für Musik von ca. 40<|in Grundfläche.
1 Gesangsaal von mindesten» 70 «im Grundfläche und einem
Verhältnis* der Länge zur Breite von 6:2.
d. Fttr die mathematische und naturwissenschaftliche
Fakultät:
1. 1 Hörsaal für 80 Zuhörer,
2. I Hörsaal für 85 Zuhörer,
3. 2 Semiuarräume mit Direktor/.immeni von W und von 65 4M
Grundfläche.
e. Für die medizinische Fakultät:
1 Hörsaal für ca. tio Zuhörer.
f. Für alle Fakultäten gemeinschaftlich:
1. I Hörsaal für ca. 200— 220 Zuhörer,
2. 1 Hörsaal für ca. 120 Zuhörer,
3. 1 Spre<_li/mi mir der Universitätslehrer mit Vorzimmer,
Klosct etc.,
I. I Lesesaal von ca. 270 qn GnindHächv. Her Lesesaal wird
auch von der ruiversiiät nicht angehangen Personen besucht
und muss also leicht zugänglich «ein.
5. 1 Fechtsaal, eventuell im Kellergescho&s.
Die Seminarräume aller Fakultäten müssen unter «ich so
zusammen gelegt werden, dass ihr Besuch leicht und sicher, thun-
lichst «Inn Ii einen Diener an einem gemeinschaftlichen Fingang
(im Innern des Gebäudes), überwacht werden kann:
Zugleich sind für jedes Fach Hörsäle und Seminarräume, wo
immer möglich, so auf die einzelnen Stockwerke zu vertheilen,
dass der Transport von l>cmonsiratious-Gegen*tändcn aus den
Seminaren in die Hörsäle leicht bewerkstelligt werden kann.
g. Fe st räume.
1. 1 Aula zur Versammlung von ca. 80 Itozenten, 80—100
F.brengasien und OVO Studenten. Von letzteren brauchen nur
ca. 41 10 Sitzplätze zu erhalten. In der Aula soll eine Tribüne
für Musikauffnbrungen, Festpnblikum etc, angebracht werden.
2. 1 angemessenen Vorsaal, welcher auch ah Gesaugsaal dienen
kann,
8. Garderoben.
h. Geschäftsräume:
1. I Zimmer für den Kurator mit Vorzimmer,
2. 2 Zimmer für das Sekretariat, die Hegistratur und Kanzlei
des Kurators von zusammen ca. 5">ijm Grundfläche,
daneben :
2 Zimmer für die (juästur und Unhcr&itätskasse mit feuer-
sicherem Kasscngcwölhe von zusammen ca. SOipn Grundfläche,
1 Zimmer für den Kektor der Universität mit Vorzimmer,
daneben :
2 Zimmer für das Universitäts-Sekretariat von zusaninum 75 um
Grundfläche,
1 Sitzungssaal des akademischen Senats und des rienums,
auch für Immatrikulationen, von I20ipu Grundfläche, dazu
ein Vorzimmer.
7. 2 Faktiltätszimmcr von je Jo qm Grundfläche,
8. 1 Uesen i'/iimner zur Abhaltung von Prüfungen mit öOqm
Grundfläche.
i. Nebenräume:
1. 1 l*förtnerzimmer,
2. 2 8 Diener/immer zur IVberwachuiig des Lesesaales und
der S< 'miliare.
3. Klosets in gelingender Anzahl. Garderoben, Hcizknmmern etc.,
VoiTathsräume für Brennmaterialien n. s. w,
220
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
29. Hai 1878
k. Dienstwohnungen:
1. 1 Dienstwohnung des Quastors, bestehend in 5 Stuben, Kuche,
S|teisekaminer und Keller,
2. Kinige kleine Wohnungen für Pedell«;, Hausmeister, Pförtner
u. s. w. im Kellei
1 las Gebäude soll eine stattliche Eingangshalle erkalten, in
welcher die Anschlagshretter ihren Platt rinden, sowie helle und
geräumige, aber möglichst zugfreie Vcrbiudungsgängc und Hallen
i Aufenthalt und zur Erholung der Studenten.
Die Hüheulaife des Plaues vor dem Kollegien ! iebaude ist auf
e 139,« über dem Strafsburger Kisenbannhorizont anzu-
nnd der I niversttHtsgarteii auf 138,62, die Kellersohle auf
138,6 zu legen.
Die Decken der Verbindungsgange und Vorräume, sowie die
Treppen des Gebäude» sind in feuerfesten Konstruktionen herzu-
stellen.
Zur Herstellung der Fayaden sind Hausteine zu verwenden.
Das vorstehende Programm ist von der Vertretung der l'ui-
versitat und von den zu Preisrichtern berufenen Architekten ge-
prüft und grundsätzlich gebilligt.
Baupreise der Stadt Strasburg.
Gegenstand der
I
2
3
4
5
6
7
H
9
10
11
12
13
14
16
16
17
16
Iii
A. Material.
franko Bauplatz
1 cbm feiner Mauersand . . .
1 cbm grober Kies zn Beton
1 cbm gelftaehter schwarzer Kalk
1 cbm Lehm
1 Tonne Zement zu ISO kg . .
1 cbm Gvps
1 ebn "
1O00 Sttick
1 cbm rohe Quadern, 1
1 cbm Haustein zu Fenster- und
Treppen und zu Platten bis 20
1 cbm Eichenholz, scharfkantig
1 qm eicheue Dielen und Bohlen, 2,7 cm stark, ruh
1 qm desgleichen, 3,3 cm stark, roh
1 qm desgleichen. 6 cm stark, roh
1 cbm Tannenholz, scharfkantig beschlagen, bis
27 zn 32 cm stark
1 cbm desgleichen Ober 27 und 32 cm stark .
1 qm tannene Dielen und Bohlen, roh, 2,7 cm stark
1 qm desgleichen, 3,3 cm ........ .
1 qm desgleichen, 6 cm
Mm*.
3,20
2,20
16,00
4,80
15.00
28,00
7,01)
36,00
42,00
52,00
120,00
8,20
4,00
6,80
48,00
56.00
1,00
2,00
3,40
20
21
22
23
24
25
26
27
28
2«J
30
31
32
33
34
8»
»6
38
31t
40
II
42
13
44
45
46
47
48
49
50
51
62
53
54
55
liegenstand der Berechnung.
B. Arbeit.
lOslund. Arbeitstag eines Steinmetzen.
„ Maurers . .
Zimmermanns ....
Handlaugers . . . .
liypsers resp. Putzers .
Schreiners
Schlossers
Blechners od. Klempners
lilasers
Malers
Pflasterers
Asphaltlegers ....
Schieferdeckers . . .
f. Fertige Arbeit iucl, Arbeit IL Material.
1 cbm Kniaushub und Hinterfüllung
1 cbm Fundamentmauerwerk in fertiger Arbeit .
1 cbm Bruchsteinmauerwerk des Kellergeschosses
wie vor ine). Hogen
1 cbm Zicgehnaucrwerk des Kellergeschosses wie
vor incl. Högen
Zulage zu 1 cbm Hruchstein- oder Y.iegeltnauer-
werk für jedes Geschus» mehr Hohe ca. . .
1 cbm Haustein, charirt. fertig versetzt ohne Gesimse
1 qm abgewickelte Fläche für (iesimsarbeit rot.
1 qm Möellonverblendung als Zuschlag zum Bruch-
steinmauerwerk
1 ihm ( iewölbemauerwerk in Ziegeln zu Kappen
in fertiger Arbeit, einschließlich lUistung und
Schalung
1 cbm desgleichen zu Kreuzgewölben
1 qm roher Bestich auf massiven Mauern u.tiewolbcn
1 qm desgleichen abgerieben . . .
1 qm Deckenputz auf Spalierlatten,
1 cbm Tannenholz, in Balkenlagen zu verarbeiten
1 cbm Tannenholz, im Dachverband zu verarheiten
1 qm Zwischendecke mit Hesclmttung
1 qm rauher gespundeter tannener Fufsboden fertig
verlegt, 2,7 cm
1 qm gehobelter und gespundeter Tannenfufcboden
mit eichenen Friesen 3,3 cm, wie vor . . .
1 qm eichener Stabfufsboden 3.3 cm
1 qm desgleichen auf Asphah
1 qm 2,5 cm Dachschalung
1 qm l.eistenzinkdach excl. Schalung
1 qm Schieferdach excl. Schalung
4,50
3.20
3,20
2,40
3.5H
3.20
3.20
3,00
3,00
3.20
3.20
4,50
3,50
II.HO
11,00
13.00
25,00
1,20
38.1 Kl
8,00
8.00
2H.O0
32,00
0.50
1,00
1,50
10,00
12,00
1,50
2,00
5,00
8,50
10,00
K80
bjSß
4,50
tob Cirl II,, I» 1
K. K. O. rrltirk. Drorkt W. Ho.itr Ho.buckdmcktril l*fH».
Digitized by Google
.1«. 44.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
221
Inhalt: l«i» Koiitummi dir KnUiirtV turn Nnihan «Vr »I. I'ctri - Kirrbr In
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(r«rlirtiaw) -- Kntrug nr trtft der Krabb'lhiiii: flnhirillkrticr Klarabahntariie.
— i.f«|.l>i». Hm-f-bimmt »oi» KnrJi"Jpr»>» lfc«i>iu (fttblwa.) — Wluh»lloaf*n
ini V«rflnrn: Arrhitrktra iumI lnerfii<«ir ■ Wp-in iii Hmnlivnt. — AycMKltlaii-
Vf-irin »« IWrlni — V r r m i * ■■ M c, : IVrmatmile VtfkuiLB'AtfcittrIliiiiR At* Wfflm
fnr dculartjM Kun>1cr«<rhe. — Kunkurrrnii'n. — Brl*f- lind V r a itrk > «I c n
Die Konkurrenz für Entwürfe zum Neubau der St. Petri- Kirche in Leipzig.
IfPorUtmiAK
nrkn wir unserem ersten einleitenden Artikel in No. 32
eine kurze kritische Besprechung der Konkurrenz an-
schliefsen, fuhren wir unsern Lesern zugleich die Grund-
risse der 3 pramiirten Entwürfe von Giesc £ Weidner,
Härtel und Griscbach vor; Seitenansicht und Längendurcb-
schnitt der mit dem ersten Preise gekrönten Arbeit von Giese
u. Weidner sollen in nächster No. folgen. Um
den absoluten Maafstah der Grundrisse in an-
schaulicher Weise zu erläutern und überdies
dem von uns mehrfach heran gezogenen Ver-
Entwnrf v. lirlirtic Ii. I1L frei*.
gleich dieser Leipziger Kirchen-Konkurrenz
mit derjenigen rar den Berliner Dom cii>e un-
mittelbare Grundlage zu geben, liaben wir den
bezgl. Skizzen den in annähernd gleichem
Maafstalie gezeichneten Grundriss eines Entwurfs aus jener
alteren Konkurrenz — und zwar eines solchen, in welchem der
Dom in erster Linie lediglich als eine monumentale, für den
Zweck des protestantischen Kultus bestimmte Anlage be-
handelt war — gegenüber
gestellt —
Der Gesammtein-
druck, den wir bei ein-
gehendem Studium der in
der Aula der Leipziger Uni-
versität zu einer muster-
haft angeordneten Ausstel-
lung vereinigten 80 Kon-
kurrenzarbeiten gewonnen
haben, hat leider die Hoff-
nungen nicht ganz be-
stätigt, zu welchen wir
ons — auf das rosig ge-
färbte Gutachten der Preis-
richter gestützt — für be-
rechtigt hielten. Dass eine
namhafte Anzahl solcher
Architekten an der Bewer-
bung sich betbeiligt habe,
die das Gebiet kirchlicher
Baukunst als Meister be-
herrschen , müssen wir
in entschiedenen Zweifel
ziehen. Wohl spricht sich
eine nicht geringe Summe
von Flcifs und Talent,
eine Fülle origineller Ge-
danken und ein beinerkens-
werthes Geschick künst-
lerischer Gestaltung in jenen Arbeiten aus, aber ihr Werth ist
doch ganz überwiegend ein etwas einseitig akademischer.
Ks ist die Konzeption des idealen, kirchlichen Monumentalbaues,
welcher die Mehrzahl der konkurrirenden Künstler ihr aus-
schliefsliches Interesse zugewendet hat, während diepraktische
Benutz barkeit des Gebäudes für die konkreten Ansprüche
der kirchlichen Gemeinde, seine Ausführbarkeit für die im Pro-
au No. St.)
gramm festgesetzte Bausumme nnd die aus der Gestalt und
Lage des Bauplatzes hervor gehenden Bedingungen eine ver-
haltnissmäfsig geringere Berücksichtigung gefunden haben. So
ist trotz eines äufserlich glänzenden Resultats der Konkurrenz
in Wirklichkeit doch weder ein so bemerkenswerther Gewinn
für das Problem des protestantischen Kirehengebäudes, noch
ein so durchschlagender, direkt verwendbarer
Erfolg für den durch das Preisausschreiben
angestrebten Zweck erzielt worden, als wir
früher annehmen zu können glaubten.
KnHrarf T. Rirttl. U. Fr«»..
Kntwnrf i. Uli 4 Weliaer. I. frtli.
Koiknrrrai-F.nlmiirr tarn Brrliarr IXia \. f. Adlrr.
Vor allem macht diese akademische
Richtung in Bezug auf die grundsätz-
liche Auffassung des Entwurfs sich
gtiltaod, mit welcher die KtMkwrronteu an
die Bearbeitung desselben heran getreten sind. Viele unter
ihnen — und nicht etwa Mos solche, in denen der heifse
jugendliche Ungestüm noch galirt und überschäumt — halten
sich leider wiederum auf jene Bahn einer gewaltsamen
Steigerung der Auf-
gabe verlocken lassen,
die so lange den schlimm-
sten Fluch des Konkurrenz-
Wesens bilden wird, als
nicht «lic Preisrichter mit
einer für solche Effekte un-
zugänglichen, alle rein aka-
demischen Gesichtspunkte
ausser Acht lassenden
Nüchternheit und Strenge
ihres Amtes walten. Wäh-
rend es um eine Pfarr-
kirche für 1300 Sitz-
plätze, also um ein Kultns-
gehäude mittlerer Grofse
sich handelte, tritt uns in
den betreffenden Entwürfen
ein Dom entgegen. «1er
nach seinem Itcirhthum an
Motiven und im Aufwände
. seiner formalen Durchbil-
dung mit den stolzesten
Vorbildern kirchlicher Bau-
kunst wetteifern zu wollen
scheint — freilich ein Dom,
dessen absoluter Maafs-
stab jenem Reiehthura zu
Liebe bis auf einen unter
die Grenze des Monumen-
talen herab gehenden Grad verkleinert worden ist und an
dessen Ausführung nicht gedacht werden konnte, selbst weun
Entwurf und ßaukapilal nicht in so grofsem Mißverhältnisse
ständen, als es überdies der Fall ist —
Als nicht minder unheilvoll hat es sich erwiesen, dass
die im Programm gegebene Hinweisunir auf das zu wählende
Haupt - Grundriss - Motiv überwiegend in dem Sinne
222
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
I. Jg.
aufgefasst worden ist, als sei hiermit auch die Gestaltane des
Innen- and Aukenbancs von vorn herein bestimmt. Zentrale
Form und Kuppelkirche scheint vielfach als (deich bedeutend
verstanden zu sein und so sehen wir nicht weniger als 51
von den 80 Entworfen der Konkurrenz als Kuppelbauten
behandelt — die Mehrzahl jedoch leider wiederum in einer
rein äufserlichen, akademischen Auffassung dieses Motivs, ohue
dass die Rucksicht der Beleuchtung dies erforderte and ohne
dass in Ueberlegung gezogen wurde, ob wohl im Innern des
Kirchenraums Standpunkte zur Würdigung des Kuppelbaues
vorhanden seien und welchen Einfluss die Kuppel auf Akustik
und Heizbarkeit der Kirche ausüben dürfte!
Doch wir wollen auf Details dieser Art vorlaufig nich;
weiter übergreifen, sondern in systematischer Form eine
übersichtliche Zusammenstellung dessen zu geben versuchen,
was in der Konkurrenz bezüglich der wichtigsten Momente
der Aufgabe geleistet worden ist.
Für die Grundriss-Gestaltung waren im Programm
wesentliche Anhaltspunkte gegeben.
Zunächst jene Forderung einer zentralen Form des
Gebäudes, die selbstverständlich nur in dein allgemeinen
Sinne gedeutet werden konnte, dass im Mittelpunkte des
Baaes ein gröfscrer freier Raum anzuordnen war, um den
die Nebenschiffe mit den für eine Predigfkirchc typischen, bei
dem hier vorliegenden Gröfsenvcrhältniss des Kauplatzes zu
der Zahl der Kirchengänger nicht zu entbehrenden Emporen
sich zu gruppiren hatten. Es mag sogleich bemerkt werden,
dass bis auf 3 Arlteiten. deren harmlose Verfasser mehr-
schiffige gothische Langhaus-Bauten geliefert hatten, sammtliche
Entwürfe dieser Forderung, wenn auch in den mannichfachsten.
weiter zu erörternden Variationen, entsprechen.
Dann die Bestimmungen über die Grofsc des Altar-
platzes (der auf 100 Sitzplatze einzurichten war) und Ober
Zahl und Gröfse der Nebenräume (1 Sakristei zu
70 — 80 und 3 „Beichtstuben'' zu 50 — 60 □"■). In
Bezug auf diesen Punkt, der besonders für eine eigen-
artige Losung von hoher Bedeutung werden konnte, aber
auch an sich einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf
die gesammte Grundriss-Entwickelung ausübte, hat leider bei
vielen Konkurrenten, die mit den Gebrauchen der evan-
gelischen Kirche Sachsens nicht vertraut waren, die gröfste
Unklarheit geherrscht und es ist angesichts der Fehler,
die hieraus hervor gegangen sind, zu bedauern, tlass eine
Aufklärung, welche unsere Zeitung so leicht hätte vermitte.
können, von keiner Seite beantragt worden ist. Jene „Beicht-
stuben", zo denen in Wirklichkeit auch noch die Sakristei
zu zählen ist, dienen nämlich dazu, um vor der Abendmahls-
feier je einen Theil der Kommunikanten um denjenigen
Geistlichen zu versammeln, dem er in persönlichem Vertrauen
ergeben ist. Von den einzelnen Geistlichen in gesonderter
Andacht auf das Abendmahl vorbereitet, wendet sich sodann
die <i es a mint hei t der Abendmahls - Empfänger aus den
Beichtstuben nach dem Altarplatze, wo sie zu der gemein-
samen, an den hohen kirchlichen Festtagen im Angesicht
der ganzen Gemeinde stattfindenden Feier sich vereinigt.
Es ergeben sich hieraus wohl ohne weiteres die Bedingungen,
welche bei Anlage jener Räume, die mit dem Chor ein
organisches Ganze bilden müssen, zu beobachten sind, und
es darf einfach auf die in dem Gicse & Weidner'schen Ent-
würfe enthaltene Lösung dieser Partie als Beispiel einer im
Prinzip eben so zweckmäfsigen wie würdigen Anlage ver-
wiesen werden. Das hier zu Grunde gelegte Motiv eines
Kapellenkranzes, in welchem die bezgl. Ncbenraumc um deti
Chor sich reihen, ist übrigens in 43 Entwürfen — wenn
auch selten in gleicher Vollendung — durchgeführt worden;
namentlich dürfte es als unstatthaft zu bezeichnen sein, wenn
die Thürcn aus den Beichtstuben direkt und im Rücken des
Altars nach dem Chor führen (wie z. B. I>ei Grisebach),
oder wenn Sitzplätze hinter dem Altar angebracht sind.
5 Entwürfe haben jene Nebenräume zu einem selbständigen,
hinter dem Chorbau liegenden Baukörper vereinigt, was unter
gewissen Bedingungen gleichfalls noch als zulässig angesehen
werden könnte. In 31 Entwürfen sind die Beichtstuben dagegen,
ohne Rücksicht auf die Art ihrer Benutzung, an verschiedenen
Stellen des Baues, neben und hinter dem Chor oder jenseits
des Kirchenraumes, zum Theil sogar (wie z. B. in dem Härtel'-
sehen Entwürfe) in einem oberen Stockwerk augeordnet —
Bezüglich der Art und Weise, in welcher die Konkurren-
ten die im Programm geforderte zentrale Form des
Grundrisses auszubilden bemüht waren, lassen sich 3 Haupt-
[ typen unterscheiden, in welche sSmmtliche Entwürfe entweder
direkt oder als Vermittlung» • Versuche zwischen zwei dieser
Typen eingereiht werden könnten: Polygonal-Kirchcn,
Kirchen nach dem Schema des griechischen Kreuzes
und Kirchen nach dem Schema des lateinischen Kreuzes.
(Fori««.,»« fol*e)
Allgemeine Ideen über die Errichtung von Irren -Anstalten.
Augen verlieren sollte, als einen der Hauptfehler zu bezeichnen,
an dem unsere modernen Irrenanstalten fast ausnahmslos leiden.
Ein anderer Punkt, der häufig nicht genug berflek-
wird, ist der, dass die Geisteskranken in den meisten
körperlich gesund und rüstig sind, dass also die
Bauplan.
Hier stehen sich eine Reihe sogenannter „Systeme"
gegenüber, und jedes derselben zählt seine Anhänger. Aber
welches derselben man auch wählen wird: eine Bedingung
sollten sie alle erfüllen, die nämlich, dass sieh «ler Kranke
in der Anstalt möglichst zu Hause fühlt. Daher Anlehnung
an ilie Einrichtung des Privatbauses und möglichste Einfach-
heit Das ist zwar nichts neues, sondern vor Jahren als
Bedingung aufgestellt worden, und der alte Falret widmet
dieser Frage in seinem Bncbe ober Geisteskrankheiten und
Irrenanstalten ein ganzes Kapitel; aber was hat es geholfen?
Wenn man sich die neuesten Irrenanstalten hierauf ansieht,
dann wird man von Einfachheit verzweifelt wenig bemerken
und es wird niemandem einfallen, die Anstalt für ein Privat-
zu halten. Die wenigen Anstalten, die noch einiger-
Charakter tragen, wie z. B. Stefansfeld,
Winnenthal, sind alle älter, und obwohl sie uns in
Weise anheimeln, so ist doch Niemand auf
den Gedanken gekommen, sie darin nachahmen zu wollen.
Es ist, als ob uns das Verständniss hierfür ganz abhanden
gekommen sei, und das möglichst Grofsartigo und Komplizirtc
uns am meisten anziehe. Muss denn in einer Irrrenanstalt |
alles anders sein, als in einem gewöhnlichen Hause, und ist
es durchaus nothwendig durch die Sonderbarkeit in Bau und
Einrichtung auf die Sonderlichkeit der Bewohner hin zu
weisen? Wahrhaftig nicht und ich stehe nicht an, jene
Abweichung von dem Einfachsten und Zutraulichsten, das
bei Aufstellung des Bauplans, wie bei
Anforderungen, welche man an eigentliche Krankenanstalten
stellen muss, bei der Irrenanstalt nur in beschränkterem
Maafse zur Frage kommen. Die Anforderungen, welche man
aus hygienischen Gründen an eine Irrenanstalt zu stellen
berechtigt ist, werden im wesentlichen dieselben sein, wie
sie bei jeder gröfseren Anhäufung übrigens gesunder Men-
schen, /. B. in Kasernen und Gefängnissen, zu beachten sind,
und erledigen mit wenigen, geringen Abweichungen sich nach
denselben Grundsätzen.
Die verschiedenen Systeme der baulichen Anordnung
von Irrenanstalten lassen sich in folgende 4 Formen grup-
piren: 1) die geschlossene Anstalt, 2) die Pavillon- oder
Block -Form, 3) die Cottage-Form, an welche sich 4) das
Farm- Asyl oder die Irren- Kolonie an schliefst. —
1) Die geschlossene Anstalt Man kann hier
wieder 2 Unter -Abtheilungen unterscheiden, und von einer
Korridor- so wie von einer Hausform reden.
Bei der Korridor - Form ziehen sich , wie der Name
besagt, lange Korridore durch die Anstalt hindurch. Hier-
bei wird die Anstalt Obennäfsig lang und ausgedehnt und
die Bansumme aufscrordentlich erhöht; kaum eine einzige
der in England und Amerika nach diesem System erhauten
Anstalten ist unter 6 500 M. pro Bett hergestellt worden.
Werden nun gar die Korridore zu Wohnräumen benutzt, an
welche sich die Schlafzimmer unmittelbar atischliefsen, so hat
man eine der unpraktischsten Einrichtungen geschaffen, die
sich denken kann. England, dem wir diese Bauform
I, hat sich daher in der neuesten Zeit wieder ganz
rewendet. In seinen neueren Anstalten wenlen die
Korridore nur als Verbindungsgänge , nicht aber als Wohn-
räume benutzt. Und in der TTiat kann man sich nichts
Ungemüthlicberes denken, als diese langen und im Verhältnis*
viel zu schmalen Wohnräume, die nebenbei als Durchgänge
dienen und daher nicht Fisch nicht Vogel sind. —
Digitized by Goc
•
U. 44.
DEUTSCHE B
AUZEITUNG.
223
Die ,?Haus-Formu ist diejenige Form, in welcher die
der filteren deutschen Anstalten errichtet sind, und
es läfst sich nicht verkennen, dass sie mancherlei Vorzüge
gewährt. Sie ist der ganzen Gewohnheit ihrer Insassen am
genehmsten, die Ueberwachnng ist leichter, die Entfernungen
sind geringer und der ganze Dienst einfacher, als bei der
vorigen. Andrerseits findet diese Form ihre Beschrankung
in der Ausdehnung, und sie kann nicht gut ober ein gewisses
Maafs hinaus vergrößert werden. 200 — 250 Kr. dürften
das Höchste sein, was sich in einer geschlossenen Anstalt
bequem und ohne anderweitige Unzuträglichkeiten unter-
bringen lässt.
Dies führt uns zu einer anderen Frage, die hier am
besten ihre Erledigung findet. Wie sollen die Kranken
untergebracht werden? Zwei Systeme stehen sich hier gegen-
ülwr, ilie sogenannte horizontale und die vertikale Trennung,
je nachdem man die verschiedenen Abtheilungen über ein-
ander oder neben einander wohnen lasse Im ersten Falle,
dem der horizontalen Trennung, bewohnt die eine Abtheilung das
erste Geschoss, die andere das zweite, eventuell noch eine
dritte das dritte. Jede Abtheilung hat ihre Wohn- und
Schlafzimmer, Bader, Aborte n. dcrgl. auf derselben Etage,
und es ist dabei wohl der Gedanke maafsgebend gewesen,
dass man es den Leuten so bequem und wohnlich machen
wollte, wie nur möglich.
Abweichend hiervon bewohnt bei der vertikalen Trennung
dieselbe Abtheilung den ganzen Abschnitt des Hauses durch
alle Stockwerke hindurch, sie wohnt unten und schlaft oben.
Dass hierdurch der ganze Plan des Hauses ein durchaus
anderer sein wird, ist klar; ebenso klar aber ist, dass man
bei der letzteren Art viel weniger Raum braucht und eine
Menge von Einrichtungen in Wegfall kommen können. Rechnet
man die Tageräume halb so grofs als die entsprechenden
Schlaf/immer, so kann man, wenn alle Kranken unten wohnen,
2 Geschosse zu Schlafräumen einrichten, man braucht in den
oberen Geschossen keine Korridore, keine Bader und selbst
die Aborte können füglich durch einfache Nachtslühle ersetzt
werden. Ein anderer Grund, der die Vorzüge dieses Systcmes
über allen Zweifel erhebt, ist folgender: Nichts ist für die
Kranken angenehmer und lfisst sie leichter über das Gefühl
der Beeinträchtigung ihrer Freiheit hinweg gehen, als eine
freie und unbehinderte Bewegung innerhalb der Anstalt.
Jede Abtheilung muss daher aus ihren Wohnräumen frei auf
den Hof oder in den Garten gelangen können, und das ist
nur möglich, wenn die Wohnräume zur ebenen Erde ge-
legen sind. Ich lege auf diese Anordnung der Garten und
auf den freien Verkehr aus Zimmer und Garten einen ganz
besonderen Werth und sehe darin eine Hanptbedingung für
das Wohlbefinden der Kranken, aber auch für die Ordnung
und Disziplin der Anstalt selbst
Neben das Verlangen der Einfachheit stelle ich daher
die zweite Hauptforderung, von der ich unter keinen Um-
ständen abgehen würde, die: dass die Kranken im Erd-
geschoss wohnen und in den oberen Stockwerken schlafen,
und ferner, dass aus allen Wohnzimmern Thüren zum direkten
Verkehr nach den Garten führen. Wer nur einmal das
Angenehme und Bequeme dieser Art der Einrichtung aus
persönlicher Anschauung kennen gelernt hat, der kann
fürderhin nicht im Zweifel sein, wo das einzig Richtige zu
suchen ist, und er wird nicht begreifen, wie es möglich war,
dass man bei den neueren Anstalten noch nach anderen
Grundsätzen verfahren konnte.
2) Das Pavillon- oder Block-System ist im wesent-
lichen nur eine weitere Entwickelung der zuletzt erörterten
Abart des vorigen. Au die Stelle des übergroßen kompakten
Gebäudes sind einzeüie kleinere Pavillons getreten, die Ab-
tbeilungen bewohnen jetzt nicht mehr einzelne
gemeinsamen Hauses, sondern sie sind in getrennten
untergebracht.
Einige Vorzüge dieses Systeme« springen sofort in die
Augen. Die Anstalt, oder vielmehr ihre einzelnen Theilc,
gewinnen an Luft und Licht, die Abtheilungen können mehr
von einander gescliieden und die Belästigung der einen durch
die andere kann besser vermieden werden; ferner ist durch
eine Vermehrung der einzelnen Blöcke die Anstalt einer
beliebigen Vergrößerung fähig und es ist leicht, den Höfen
und Gärten eine grölsore Ausdehnung zu geben.
Vortheilen stehen jedoch auch einige Nachtbeile
gegenüber. Einmal ist das Pavillon-System entschieden kost-
spielig. (Hausmann hatte für Paris den Bau von 10 Anstalten
für je 600 Kr. in Aussicht genommen, die sammt und
sonders, wie es in Frankreich überhaupt gebräuchlich ist, im
Pavillon- System errichtet werden sollten. Für diese 10 An-
stalten war eine Bansumme von 56 000 000 M. veranschlagt,
also 9 600 M. pro Kopf, und bis zum 31. Dezbr. 1869 waren
für 3 Anstalten (St. Anne, Ville Evrard und Vaucluse) mit
zusammen 1 840 Betten 18 663 000 M. verausgabt worden,
oder 10 160 M. pro Kopf.) Dann aber beansprucht das
Pavillon -System eine sehr grofse Bauflache (für Grafenberg
z. B. bei 300 Kr. ca 6 HA), erschwert Aufsicht und Dienst
und erfordert ein sehr zuverlässiges und tüchtiges Wart-
personal.
In Frankreich, wo wie bereits bemerkt, dieses System
das allein herrschende ist, hat man in den Anstalten überall
barmherzige Schwestern, die allerdings, was Zuverlässigkeit
und Güte anbetrifft, nicht leicht ihres gleichen finden- Daher
treten dort die Nachtheile nach dieser Richtung hin weniger
zu Tage als bei uns, und wenn man sieh trotzdem auch bei
uns den Luxus des Pavillou-Systemes gewähren will, so wird
man sieh auch mit ähnlichen Einrichtungen wie in Frank-
reich befreunden müssen.
8) Das Cottage-System, wie es sich seit Jahr-
hunderten in Gbeel entwickelt hat und seitdem eigentlich
nur in Schottland zur Anwendung gekommen ist, kann hier
kaum in Frage kommen. Ob es an sich zweckmäfsig sei
oder nicht, darüber will ich hier nicht entscheiden, jedenfalls
ist es eine Sacltc der allmählichen Entwickelung und macht so
eigenthümliche Ansprüche an Kranke und Gesunde, dass es
sich nur unter ganz besonderen Verhältnissen empfehlen
dürfte, einen Versuch damit zu wagen. Die Kranken werden
hier vereinzelt an einzelne Familien, Landleute oder ver-
heirathete Wärter übergeben, sie leben und weben mit der
Familie zusammen, und bilden gewissermafsen ein Glied der-
selben. Im Gegensatz zu den geschlossenen Anstalten bildet
dies die sogenannte freie Verpflegung der Geisteskranken,
über die man seiner Zeit viel geschrieben und von der man
sich mancherlei versprochen hatte. Ein bauliebes Interesse
liegt hier nicht vor. Anders verhält es sieh:
4) mit dem Farm-Asyl oder der Irren-Kolonie.
Als Muster kann hier die Kolonie Fitz -James bei Clermont
gelten, die berühmte Privatanstalt der Gebrüder Labittc,
denen übrigens seither eine Reihe deutscher und fremder
Anstalten mit der Errichtung von Ackerbau -Kolonien gefolgt
ist. Mit der (geschlossenen) Mutteranstalt ist hier eine
landwirtschaftliche Kolonie verbunden, anf der die dazu
geeigneten Kranken wohnen und sich nach Art der freieu
Arbeiter beschäftigen. Labitte hat darüber einen Bericht
herausgegeben (La Cdonie de Fite- James), der allen,
die sich dafür intcressiren , empfohlen werden kann. Wenu
wir auch nicht hoffen dürfen, sofort ein Fitz -James zu
schaffen, so müssen wir doch von vorn herein und mit allen
Kräften nach der Errichtung einer solchen Kolonie streben.
Sie bildet gewissermafsen die Krönung des Gebäudes und
liefert den besten Beweis von der Leistungsfähigkeit der
Anstalt. In
blicke ich
gestellt sind und
gestellt werden sollten. —
So viel von den einzelnen Formen im allgemeinen. Es
fragt sich nun, welche Schlüsse sich für uns daraus ergeben.
Zunächst wohl der, dass bei jeder Einrichtung, welcher
Art sie auch sei, von vorn herein auf eine spätere Ver-
gröfserung Rücksicht genommen werden muss. Dies gilt
namentlich für die Betriebs- und Verwaltungsräunie, ins-
besondere für Küche und Waschküche, die einer späteren
Vergrößerung, wie sie sieh bisher fast für jede Irrenanstalt
als nothwendig herausgestellt bat, hinterher die gröfsten
Schwierigkeiten bereiten. Dies vorausgesetzt, können wir
folgende Sätze aufstellen.
Für kleine Anstalten, zumal für Privat -Anstalten wird
sich ein modinzirtes Cottage-System empfehlen. Kleinere
Häuser mit streng familiärem Charakter sind Ober ein ver-
haltiussmafsig grobes Terrain zerstreut und bilden so ge-
wissermafsen eine Kolonie, die petites maisons der
Franzosen. In dieser Weise ist die Privat- Anstalt des Geh.
Rath I^)ehr, Schweizerhof bei Berlin, eingerichtet (siehe
Skizzen bei Gropius), so wie die Privat - Anstalt von Falrct
bei VanvTes u. a. m. Die in vieler Hinsicht bemerkens-
werthe neue Anstalt bei Marburg für 250 Kr. kann gleich-
falls hierher gerechnet werden. Sie besteht aus 2 Gruppen
kleinerer, zerstreut liegender Gebäude für beide Geschlechter,
die nur durch 2 dazwischen hegende Verwaltungsgebäude
getrennt sind. Sämmtliche Gebäude und Gärten liegen frei
Umfassungsmauern da. rjjgijjzecj j^y Google
Betreibung der Landwirthschaft aber er-
der Hauptaufgaben, welche der Irrenpflege
ihr meines Erachtens auch von oben herab
224
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
1. Jmü a
Für Anstalten von 200 Kr., bei denen jedoch die
Absicht der s|>ateren Vergröfserung vorliegt, passt am besten
die Ilausfonn oder das Pavillon-System. Für grofce Anstalten
endlich, von 5 — tiOO Köpfen , wird sich eine Verbindung der
verschiedenen Systeme am zwerkmäfsigsten erweisen. Einen
Theil der Kranken, und zwar diejenigen, welche die meiste
Sorgfalt erfordern, die körperlich leidenden und die kürzlich
Erkrankten, wird man in enge Verbindung mit dem Ver-
waltungsgebäude und in eine geschlossene Anstalt bringen.
An diese möge sich eine Anzahl von Pavillons und detachir-
ten Bocka anleimen. Mit dem Ganzen wird dann eine Acker-
haukolonie, eine Farm verbunden, wo die rulligen und
arbeitenden Kranken in gewöhnlichen Häusern von länd-
lichem Charakter wohnen. Ueberall herrsche die vertikale
Trennung; die Kranken wohnen zu ebener Erde und schlafeu
zum grofsten Thcile in den oberen Stockwerken, von denen
die Hauptgebäude oline Nachtheil 3 haben können. —
Die klinische Anstalt
Im Vorangehenden haben wir das Programm der grofsen
Irrenanstalt mit ländlicher Lage und ländlichem Charakter,
der Irrenanstalt im eigentlichen Sinne des Wortes, ent-
wickelt. Ganz andere Ansprüche erhebt die Wissenschaft.
Man ist in der neueren Zeit immer mehr zu der Uelierzeugung
von der Notwendigkeit des psychiatrischen Unterrichts an den
Universitäten gekommen, der selbstverständlich eine psy-
chiatrische Klinik voraussetzt. Iiis man so weit kam galt es,
mannichfachc Schwierigkeiten und grolscn Widerstand zn über-
winden. Zuerst sollten sich die Geisteskranken überhaupt
nicht zur Vorstellung und zum klinischen Unterrichte eignen,
und als dies an der Hand der Erfahrung widerlegt worden
war, wurde die Unmöglichkeit entgegen gehalten, den An-
forderungen einer Irrenanstalt in Bezug auf Lage, Terrain und
dergl. mitten in einer Universitätsstadt oder doch in unmittel-
barer Nähe einer solchen gerecht zu werden.
Diese Behauptung beruht auf einer falschen Voraussetzung.
Der psychiatrische Unterricht bcilarf zu seinen Zwecken einer
Klinik und keiner Anstalt, und es würde die Verbindung von
Anstalt und Klinik meines Erachtens sogar verkehrt sein. Die
Erfahrung hat bewiesen, dass sich die psychiatrische Klinik,
wemi sie besucht werden und gedeihen soll, räumlich nicht zu
weit von den anderen klinischen Instituten entfernen, darf und
am zweckmäfsigsten in unmittelbare Verbindung mit denselben
gebracht wird. Das bedarf keines Beweises, eben so wenig
als dass es selten oder nie gelingen wird, diese Bedingung mit
denen zu vereinen, die wir an eine vollständige Anstalt, und
sei es auch nur von 20t > Betten, stellen müssen. Es ist aber
ferner die Leitung einer Anstalt nicht so einfach, dass man
noch viel anderes daneben treiben könnte, am wenigsten aber
die klinische Beschäftigung und die Förderung einer so jugendlich
anstrebenden Wissenschaft, wie es die Psychiatrie ist. Non
omnia ptmumus omnrs, das eine muss unter dem andern
leiden und der Herr Professor wird im günstigsten Falle einen
höchst mäßigen Direktor abgehen.
Aber wozu ihn Oberhaupt damit belasten und ihm eine
Verwaltuugsarhcit aufladen, die ihm kein Vergnügen machen
kann, da sie ihn von wissenschaftlichen Forschungen abhält?
Weshalb verlangt man denn hierzu eine Anstalt? Weil man
behauptet, dass nur eine solche das hinreichende Material an
Kranken liefern kann. Das ist in gewisser Beziehung richtig,
lässt sich aber leicht auf andere Weise ermöglichen. Der
Professor bedarf zu seinen Vorstellungen weniger eines massen-
haften Materials als vielmehr der Sicherheit, dass er zu jeder
Zeit passende Fälle liei der Hand hat. Hierzu genügen rar-
hältnissmäfsig wenig Plätte; ca. 60—80 Betten würden das
höchste sein, das billiger weise beansprucht werden kann,
wenn die Klinik in der Loge ist, die zum Unterricht untauglichen
Fälle abgeben und sich in ausreichender Weise durch neue
Aufnahmen ergänzen zu können. Sie muss zu diesem Helmte
einen Rückhalt an einer gröberen Anstalt haben, wie z. B.
Würzburg an Wemeck, Graz an dem Feldhof u. s. w.
Wenn dies aber der Fall ist, dann braucht sieb die
psychiatrische Klinik in baulicher Beziehung wenig von den
übrigen Kliniken zu unterscheiden und wird sich in Plan und
Lage meist nach diesen richten müssen. Daher wird die
Scheidung hier wahrscheinlich mehr uach dem horizontalen
Systeme in Anwendung kommen. Ausserdem dürften hier die
besonderen Wünsche und Anschauungen des betreffenden
Dozenten so sehr in den Vordergrund treten, dass sieh all-
gemeine
Beitrag zur Frage der Feststellung einheitlicher Eisenbahntarife.*)
Das Ungeheuerliche des früher bestandenen und zum grofsen
Theile noch heute bestehenden Tarifwosens hat Vorschläge zur
Abhalte gezeitigt, die, wie wohl nicht anders zu erwarten war, noch
gewaltige Mängel in sich bargen. Es soll in diesen Zeilen ein
weiterer Vorschlag gemacht werden, der den Ursachen, die zu der
Verworrenheit geführt haben, Rechnung tragen will.
Unzweifelhaft dürften die Absender grösserer Transporte
nach ein und demselben Orte auf weiten Entfernungen —
da diese Transporte verhaltnissinafsig weniger Unkosten verur-
sachen — darauf Anspruch machen können, dass sie einen ver-
hiütmssmäfsig geringeren Preis dafür zaldcn, als für den Trans-
port kleinerer Massen auf kürzeren Entfernungen und
nach verschiedenen Orten.
Man kann aber weiter gehen und sagen, dass der Absender
nicht irgend welche Privatperson, sondern die Station ist, an
der die Sachen aufgegeben werden; es senden also z. B. nicht
die Kaufleute A, B, C in Hamburg an die Kaufleute M, X, o
in Berlin ihre Waaren, sondern Hamburg sendet nach Herlin.
sehr wohl allen Gütern, die in Hamburg nach Berlin
aufgegeben werden, denselben billigen Frachtsatz zugestehen wie
einzelnen Grofshändlern, da in Wirklichkeit die Kosten nicht
gerade erheblich differiren, sobald man, abgesehen von sonstiger
Klassifikation, Stückgüter und ganze Wagenladungen aus einander
hält und, wie später gezeigt werden soll, nicht an den Transport-
Gebühren, sondern an den „Abfertigungs" -Gebühren Ermäßigungen
eintreten lässt
Indessen soll noch hierüber hinaus gegangen und die Frage
aufgeworfen werden: üb jede Bahnstation verlangen darf, dass
Menschen und Güter von und nach einer beliebigen anderen Bahn-
station für einen im Verhaltniss zum durchzumessenden Wege
stehenden Preise befördert werden, d. h. ob für den Transport
von A nach B und A nach C die Preise sich verhalten müssen,
wie die Bahnhlngen A B und A C?
Als Beispiel werde die alte Tour Berlin- Wien über Kohlfurt,
Breslau, Oderberg heraus gegriffen. Hie Luftlinie Berlin -Wien
hat eine Lange von rot 526""1, die Bahnlange der gen. Richtung
beträgt rot 816 *=> oder das l.ööfache der Luftlinie. Sammtliche
*> D» in Torlliw-iktrr Miulicüung bearixitrta (i«M»t üttf in aUccmrinra anb«r-
t»n> it-i <Jr*iii«rn. iniMiSilli dwn ,11» 1>. Baimtit, proftramralAlg ihr» Stoff in ent-
iwhnm hat - (Vre <nrllfiKndcn Artikel gewahrten wir Aufnahme nur au« t!«n
Grande, .taaa d-nclne direkt an alt»« Mitlhri langen anknüpft, »Idu urser Butt
Oer ra gea Juanen I"rür«ng n«,t
Personen und Güter wurden und werden ja zum Theil noch heute
auf kolossalem Umwege gefahren und müssen dafür extra be-
zahlen, ohne dass weder bei dem Einen der Wunsch noch bei
dem Andern das Interesse obwaltet, jene Gegenden und Länder,
durch welche sie geschleppt werden, zu passiren. In früheren
Zeiten, als Breslau Hauptzwischen- und Stapelplatz für den Handel
nach Wien war, war dies anders; heute liegt ein Anachronismus
vor, der nur dadurch möglich ist, dass eben von früher her der
ganze Handel diesen Weg benutzte und dass durch Verträge und
Vereinbarungen zwischen den einzelnen Verwaltungen der Trans-
port ein so geregelter, das Ineinandergreifen der Züge ein so
präzises ist, dass auf dieser langen Linie eine eben so schnelle
Beförderung stattfindet, als auf den im Laufe der Zeit entstan-
denen kürzeren Linien. Um nun die kürzeren Koukiirrenzlinien
in Bezug auf den Kostenpunkt in Schach zu halten und überhaupt
der eigenen Bahn Waaren zuzuwenden, die bei grofsen Entfer-
nungen den gewöhnlichen Tarif nicht vertrugen, wurden Diffe-
rential-Tarife und Vereinbarungen geschaffen, die es ermög-
lichten, dass ein grofser Theil des Verkehrs von Berlin nach Wien
der genannten Strecke erhalten blieb.
Wie bei dieser Linie ging es bei fast allen anderen Bahnlinien
und es entstand allmilig durch Differentialtarife und Verein-
barungen zwischen den Anschluss- und Konkurrenz-Linien, zwi-
schen einzelnen Eisenbahn-Verbänden eine solche Verworrenheit
des Tarifwesens, dass Entfernungen und Frachtsätze zum Theil
gar nicht mehr in Zusammenhang zu einander stehen und dass
kein Mensch schliefslich mehr weifs, was denn eigentlich die
Transportkosten für irgend ein Gut von einer Station zur andern
betragen.
Gab es und giebt es keinen andern Weg den wohl berech-
tigten Forderungen der Bahnen und des Grafs-Kaufmanns zu
genügen, ohne dass alle Uebrigcn darunter zu leiden hatten und
»chlielslich die beiden enteren in Mitleidenschaft gesogen wurden?
Das von Natur gesunde Prinzip, das durch I'cbertreibung
und Ausartung zu den jetzt herrschenden abnormen Zuständen
geführt hat, darin bestehend, einmal dem (irofshandel und damit
der eigenen Bahn zu nützen, dadurch, dass bei Benutzung
größerer Strecken und Versendung gröfserer Massen, den wirk-
lichen Unkosten der Bahnen entsprechend, eine ErmäfBigung der
Frachtsätze eintritt und so Waaren an Orten konkurriren können,
wo dieselben bisher der weiten Entfernung ihres Produktionsortes
halber nicht auf dem Markt sich halten konnten; dann aber trotz
kürzerer Konkurrenzbahnen wenigstens einen Theil des durch-
Verkehrs der eigenen Bahn zu erhalten - dieses Prinzip
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So. 44.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
225
lügst sich auch noch auf anderem aß dem eingeschlagenen Wege
zur Geltung bringen.
Wie schon oben angedeutet und wie hier des spezielleren
ausgeführt werden soll, ist es möglich, die Frachtsatze mit den
Entfernungen in Einklang zu erhalten und trotzdem die ge-
Vortheile zu erreichea Dazu aber wäre es ein ganz
ntcrnehmeu, wie vorgeschlagen, die schon jetzt bc-
4ahnlängen für die Tarifberechnung noch mehr zu
um den einzelnen Dahnen es zu ermöglichen, trotz
Raukosten dieselben Einheitssätze zu fuhren und somit
ganz Deutschland und spater vielleicht für die ganze Welt
ein und denselben Einheitssatz zu erlangen. Das hieße einfach
— wie ja auch ausdrücklich ausgesprochen ist — die Bahnen,
die nicht in der kürzesten Linie liegen, auf den Durchgangsver-
kehr in dieser Linie Verzicht leisten zu lassen, wahrend gerade
die Erhaltung des Durchgangsverkehrs für manche Bahnen eine
Existenzfrage ist Namentlich aber wäre es fehlerhaft im Hin-
blick auf die schwebende Konzentration der Bahnen in der Hand
des Reichs. Ist einmal festgestellt, dass die sogen, „ideelle"
Lange niaalsgebend sein soll, so läge eine Inkonsequenz darin,
bei Ueberbürdung einer Strecke die Guter auf einer längeren
Strecke für den auf der enteren geltenden Preis zu trauspor-
tireu, und die Absender würden sich schwerlich gefallen lassen,
den Erachtpreis der längeren Strecke zu entrichten.
Sondern, um es kurz auszusprechen, sowie der
Bahnbau der neueren Zeit, mit Ausnahme vonTerrain-
schwicrigkeiten, zwischen 2 bedeutenden Handels-
plätzen nur die direkte Linie kennt, so ist auch diese
Linie bei allen Preisberechnungen zu Grunde zulegen,
ganz gleichgültigj ob eine solche direkte Bahn vor-
handen ist oder nicht
Demnach lasse man von einer ans bewährten und kenntniss-
reichen Mannern der dabei interessirten Berufsklassen gebildeten
Kommission alle Stationen bestehender Bahnen in Handelsplätze,
oder besser Verkehrsplätze 1., 2. und 8. Klasse eintei-
len, je nach dem Verkehr der zwischen und an diesen Stationen
herrscht Darauf verbinde man sämtntliche Plätze 1. Klasse
durch Luftlinien, ferner siimrntliche 2. Klasse mit den benach-
barten an denselben Bahnen belegenen Plätze 1. Klasse durch
Luftlinien und schließlich behalte man für die Entfernung der
Plätze 3. Klasse nach denen 2. Klasse
wirklichen Bahnlängen bei.
Also z. B. wie in
nebenstehender Skizze: QBatm
Man verbinde Ber- ^>
lin, Wien und Breslau
mit
Breslau,
m desgl.
Oppeln mit Wien und
Breslau,
Katibor desgl.
Darauf Frankfurt mit
Kohlfurt und Oppeln mit
Hatibor, in welchen Ver-
bindungen die vorge-
schlagenen Luftlinien
gegeben sind, während
für alle anderen Statio-
nen die Bahnlängen vom
nächsten Platze 2. K lasse
würden.
Als Transport-Ent-
fernungen werden nun
lten :
für Wien-Soran: die Luftlinie
Bahnlänge Kohlfurt-So rau,
für Wien-Frankfurt a./0.: die Luftlinie Wien-Berlin-Frankfurt.
Für jeden Ort gilt diejenige Entfernung, auf der er mit ge-
am schnellsten zu erreichen ist Hierdurch
handeltreibend«
gedient und für Reisende liefse sich eine
lung einfuhren.
Nach dem vorgeführten Beispiel ergiebt sich Folgendes:
1) Mit der Lange der Benutzung der Bahn, d. h. mit der
Höhe des Frachtgeldes für ein und dieselbe Sache, wächst der
Rabatt, der dem Absender zufällt
2) Die kleineren Orte, welche jetzt, unbekümmert um die
Zentren, zu denen sie gehören, über die Köpfe dieser hinweg
sich am Welthandel betheiligen, werden zu diesen Zentren wieder
in die richtige Abhängigkeit gebracht
3) Das scheinbar Paradoxe, dass beispielsw. Fürstenwaldc
von Wieu aus billigere Frachtsätze haben würde, als das bedeu-
tend näher an Wien liegende Sorau (nämlich Luftlinie Wien-
Berlin, Bahnlänge Berlin- r ürstenwalde) giebt den kleineren Orten
die Vortheile der Nachbarschaft größerer Zentren, die ihnen ge-
bühren, wieder zurück.
4) Da für die gröTsten Handelsplätze die Entfernungen gleich
den Luftlinien sind, so werden die Bahnen von ihren Bahn-
en bei _ Berechnung der Frachtsätze unabhängig, können also
Vororte der
Frachttarif für alle Bahnen angenommen werden soll und der
etwaige Ausfall, wie später gezeigt werden wir«!, auf andere Weise
zu decken ist, so wird der Verkehr derjenigen Bahn zufallen, die
am intelligentesten verwaltet wird, d. h. s|>eziell am präzisesten
und sichersten befördert; es tritt also eine solche Art der Kon-
kurrenz ein, die allen Tbeilen den berechtigten Nutzen bringt.
5) Ein noch weiterer Vortheil ergiebt sich für die Wagen-
Ausnutzung. Die Verkehrsplätze 2. Klasse werden V
VcrkebrsphUze 3. Klasse; die dem Haupt- Verkehr
Güterzüge halten (so weit dies geboten) nur an d<
2. Klasse und geben und empfangen dort die Wagen. Für den
Lokal-Güterverkehr werden Lokal-Güterzüge eingerichtet, die die
Verbindung der Plätze 2. Klasse mit denen 3. Klasse unterhalten.
Es können daher Stückgüter für Plätze 3. Klasse in die Wagen
für Stückgüter benachbarter Plätze 2. Klasse und dann mit den
Lokalstückgütern in die Lokalzüge verladen werden. Dadurch
wird einestheils eine bessere Ausnutzung des Wagenraums er-
zielt anderntheils werden durch die schnellere Expedition der
durchgehenden Güterzüge die Wagen frühzeitiger wieder disponibel.
Es gewinnt zu gleicher Zeit der Handelstaud der größeren
Orte, ohne dass derjenige der kleineren Orte wesentlich einbüßt.
Annähernd existirt diese Einrichtung schon, sie würde aber nach
meinem Vorschlage durchgängig eingeführt und nach einem ge-
wissen Prinzip geregelt werden und es würden dadurch viele
Stationen in ihren Gleisanlagen und durch Wegfall der nur für
durchgehenden Verkehr nöthigen Einrichtungen bedeutend billiger
werden.
6) Die Bahnen würden gezwungen werden, (und zwar aus
dem eigenen Vortheil heraus, nicht durch äußeren Zwang) so
weit der Lokalverkehr nicht hindert und so weit die Terrainver-
hältnisse es irgend zulassen, möglichst die kürzesten Linien aus-
zubauen.
Der Hauptvortheil aber, welcher erzielt werden kann, besteht
in dem gänzlichen Fortfall des Tarifunwesens und der darin herr-
schenden Willkür. Um dies noch näher vorzufuhren muss der
zweite Haupt-Faktor beleuchtet werden, nämlich die Frage: Wie
ersetzen die Bahnen die durch die Besonderheiten der Anlage,
durch landespoUzeiliche Erschwernisse und durch kostspielige
Einrichtungen ihnen auferlegten und erwachsenden Unkosten,
welche mit der Zahl der Stationen, der Länge der Bahn und
dem ungünstigen Terrain sich steigern?
Kurz ausgesprochen, müssen alle diese Unkosten, so
weit sie nicht durch die Transportkosten gedeckt
werden, durch Lokalzulagen ausgeglichen werden. Auch
hierin ist ein wesentlicher Unterschied gegen den in dies. Ztg. ge-
machten Vorschlag über „Ideelle Bahulänge" enthalten. Wollte man,
wie dort vorgeschlagen, alle Anlagen, die lokaler Natur sind und
die eben nur verlangt werden, weil die Bahn gerade diese Gegend
durchschneidet und die Station gerade dieser Stadt, koste es was
es wolle, möglichst nahe gebracht werden soll — das allein richtige
Prinzip zwischen 8 Ortschaften ziemlich gleichen Werthes, die
aber zur Bahnrichtung ungünstig liegen, den Schwerpunkt als
Stationsort zu wählen, ist ja selten ausgeführt, man legte eben
die Bahn so, dass sie möglichst alle 3 Orte berührt — wollte man jene
Anlagen dem ganzen Verkehr zur Last legen, wie es jetzt •
auch in anderer Weise, doch zum grüßten Theil i
Weise, doch zum grüßten Theil wirklich geschieht,
so würde das vollkommen unrichtig sein. Diese Anlagen kommen
nur dem Orte oder dem Kreise zu Gute, für welchen sie gemacht
werden, und um das hier zitirte Beispiel anzuwenden: Was geht es
dem Verkehr Wien -Berlin an, dass in Breslau ein kostspieliger
Bahnhof, theure Ringbahn, schwierige nur mit den grofsten Geld-
opfern auszuführende Wege-Ueber- oder Unterführungen herzu-
stellen sind. Es könnte auf den ersten Blick scheinen, als ob so
ziemlich das Gleiche herauskomme, ob jedem Stationsort seine
eigenen Anlagekosten angerechnet werden, oder ob man alle
Gemein-Kosten zusammen fasst und gleichmäßig auf die Fracht-
sätze vertheilt Eine genaue Betrachtung wird jedoch ergeben,
dass dem nicht so ist und dass hier ein Moment hinzu tritt,
welches von weit tragendster Bedeutung ist.
Die den Eisenbahnen auferlegten
Opfer, die im landespolixeüichen Inlere
von den militairischen Ansprüchen namentlich bei Festungen soll
hier ganz abgesehen werden, obgleich vielleicht auch hier eine
Aenderung sich vollziehen würde — diese Opfer fallen jetzt dem
Gesammt-Verkehr zur Last und kommen im Einzelvcrkehr gar
nicht zur Geltung, fallen demnach nirgend in die Augen. Wird
nun jedem Stationsort, jedem Kreise sein Theil direkt zur Tilgung
zugewiesen, so wird es in das Interesse der Behörden und Adjazenten
gelegt, nicht Unnöthiges zu verlangen und den Bau nicht zu er-
schweren. — Hier sei nebenbei, die Noth wendigkeit erwähnt, in
Eiseubahnbau - Sachen eine besondere Expropriations- Behörde für
jede Provinz zu errichten, welcher Behörde zugleich die Beur-
theilung der Wege- und Vortluth - Verhältnis* zugewiesen
würde. Diese Behörde hätte sich je nach Bedarf aus den ein-
zelnen Kreisen durch Kooptation zu verstärken, und es würde in
ihr eine Garantie gegeben sein, dass wirklich erfahrene und vor-
urteilsfreie Männer in den betr. Sachen urtheilen und nur das
absolut Nöthige verlangt würde. Leider gilt heute noch immer
der Grundsatz, dass die Eisenbahn alles bczahleu kann. —
Die Abfertigungsgebühr, die so am Versand- und Empfangs-
orte zu erheben wäre, würde sich aus 2 verschiedenen Großen
zusammen setzen. Ks wären diejenigen Unkosten, die aus dem
Bau und Betrieb gerade dieser Bahn resultiren und die der ganzen
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226
1. Jnni 187»
Hahn zur Last zu Jonen sind, aber durch die auf allen h
gleichen Meilengelder nkht gedeckt werden, zusammen zu
und dem gesammten Verkehre anzurechnen, ferner alle die 1
Unkosten, sowohl des Baues als des Betriebes dem Verkeh
Hahn zur Last zu Jegen sind, aber durch die auf allen Bahnen
fassen
: lokalen
Verkehre der
die
., welche Unkosten der
_en und welche lokaler Natur sind oder
sieh darauf zurück fahren lassen, mit gröfster Gründlichkeit vor-
genommen werden musseu. Wenn jede Bahn für ihre Stations-
orte diese Abfertigungsgebühr berechnet hat, so ist mit Leichtig-
keit ein Verzeichniss derselben nach den Orten zusammen zu
stellen und jeder Absender oder Empfänger kann sich auf der
Stelle ein klares Bild machen, welche Kosten ihm aus dem Transport
ciues Frachtstückes von A nach B erwachsen werden.
(ieht man nun von einem Kiuhcitefrachtsatze aus und setzt
für alle Bahnen fest, dass pro Kilometer Transport für Rohpro-
dukte und denen gleich zu stellende Güter in ganzen Wagenladungen
ein bestimmter niedrigster Satz uro Zentner zu entrichten ist, und
nonuirt für diese Güterart desgleichen die Abfertigungsgebühren,
so kann man leicht den Tarif so einrichten, dass für Stückgüter,
sperrige Güter und für die ihrem Werth« nach hoher zu klassi-
tizireuden Güter ein gewisses Multiptum dieser Einheit in Zehntel
steigend in Ansatz zu bringen ist
Drei ~
L
>rei Preissätze würden bei jeder Sache zu beobachten »ein:
I rauäportko&tL'u pro Kiloii:ctt r-Zcntm-r. für den Verkehr
auf allen Bahnen dieselben,
Halirikosten, für den Verkehr auf ein und derselben Hahn
2. Bahnkosten,
die gleichen, aber für jede Bahn verschieden,
3. Statiooskosten für den Verkehr auf
nach den Stationen verschieden,
wo also 2 und 3 die Abfertigungskosleii ausmachen würden, die
pro Ztr., unabhängig von der Länge des Transparts, zu berechnen
waren. Kür Durchgangsgüter waren selbstverständlich nur die
Kosten 1 und 2 zu entrichten, eine Einrichtung, die wieder dem
grofsen Verkehr zu Statten kommen würde.
Bei Vereinbarungen mit Grofs-Kaufleutcn würde nunmehr
der Vorth«! sich ergeben, dass genau übersehbar ist, wo der
Natur der Sache entsprechende Preisermifsigungen
werden können, nämlich bei den Stationskosten; bei
jekten, die von einem Zentralpunkte nach verschiedenen Orten
hin sich zersplittern, trifft es die Abfertigungsgebühren? am
Versandorte; die Kosten am Empfangsorte werden im umgekehrten
Fall berührt und wenn große Transporte von einem Ort nach ein
und demselben anderen gehen, kann man beide Gebührensätze
erniäfsigen. Für den Fall, dass der Versender eigene Wagen
zu den Transport*»! stellt, wären ihm die Bahnkosten z. Th. oder
Stanz zu erlassen, der eigentliche Transportpreis pro Kilometer-
Zentner wäre dagegen unter keinen Umstunden zu moditiziren. -
Der Modus der Abrechnung zweier oder mehrer Bahnen, die
an einer und derselben Luftlinie porti/ipiren, wäre sehr einfach
dadurch zu bestimmen, dass jede Bahn einen solchen Theil der
Luftlinie zugerechnet erhielte, der im Verhältniss der Summe der
Luftlinien zwischen den derselben Bahn zugehörigen Stationen
2. Klasse stände und dass, wie schon erwähnt, durchgehende
Güter auf den Bahnen, innerhalb deren Bezirk sie weder verladen
noch abgeladen werden, das Bahngeld dieser Bahn zu tragen haben.
Dass für den internationalen Verkehr durch Staatsvertrage,
zumal bei Staataeisenhahneii, gleichfalls das Prinzip der Luft-
linien für den Hahntransport leicht sich einführen
soll hier nur angedeutet werden.
Es konnte hier nur in grob
werden, ein Bild zu entrollen von der Gestaltung des Tarif-
längen und der daraus sich ergetwnden Eintheilung der !
in Plätze 1., 2. und 3. Klasse, der daraus wieder sich ergeben-
den Thcilung des Betriebs, wonach gewissermaafsen die Verkehrs-
Plätze 1. u. 2. Kl. als Station einer Hauptbahn, die Plätze
3. Klasse als Stationen einer Lokalbahn anzusehen wären, und
schließlich durch Einführung eines einheitlichen .und doch
wiederum jeder einzelnen Bahn und Lokalität Rechnung tragenden
Tarifs. Die speziellere Ausbildung dieses Systems an der Hand
der Statistik dürfte wohl nur einem Zusammenwirken aller be-
theiligten Kreise und Kräfte gelingen.
Khrenberg.
Graphische Berechnung von gegliederten Bügen.
Die im vorhergehenden beschriebene Ermittelung der Kräfte
Systeme ist für jedes frei aufliegende Svstem anwendbar.
•iac horizontale Hülfskraft // an den Auflagerpunkteu
Drucklinie, bis sie die Verbindungslinie der Aullager, die hier
in dem oben gestellten Theile der Figur zugleich Verlängerung
iteren Gurtung ist, in a schneidet, so hat man in a einen
der liesultante Ii: ein zweiter Punkt derselben wird im
Schnittpunkt b der beiden auderen geschnittenen Glieder gefunden.
Im Punkte a ist nun die Kraft R nach a b und der Verbindungs-
linie der Auflager zu zerlegen. Da nun aber die angenommenen
Hülfskräfte // nicht in der Richtung dieser Verbindungslinie wirken,
so muss von der Kraft Ii die Komponente //, die jetzt nichts
anderes als der Polabstand n ist, abgesetzt werden und es reduzirt
sich somit die Kraft Ii auf die Gröfse 1 ' '. Diese Kraft ist nach
der Richtung der unteren Gurtung, die in der Figur mit der Auflager-
Verbindungslinie zusammenfallt — die aber auch , wie z B. bei
Paulf sehen Trägern (Kig. 6, unten gestellter Theil). eine andere
Richtung haben kann - und nach der Verbindungslinie a b zu
zerlegen, und es ist alsdann wie früher angegeben weiter zu
verfahren.*) —
•} K. hl dl.- tAM.li.wl «.«ri.ni« Holl»»!»« d.r Kri.fl« -in,-, fn-i auai<p«od»n
Trw-r. >ll und UkaimL II. W. al.« i.t die ilerleitui,«- AmrUn »ru, u.«d d. »irl.
die... K-Uftruktl"., liier mir ah ei» ».«Lller Kall danrtoill, an «cl.b«u lugM,»
IMU ereirhtlUh Ut. <l.w dir DrucItUllir, dl« früher nur lud l ir» ancrwriidrt
«urde, und die rVilk.irve. du- t*i Ki>HMiaon<lruatfe>n^UetY.-hiiuri«et) WrweriduiiK fan.i.
.In» und daiM-ll«- Li. tu hnl« i.t» .II.mii »|»-«l. Um Kall li"-r raillbrikni iu »..äeti
Es erübrigt nunmehr noch die theoretische Untersuchung
eines Bogens, der durch beliebig gerichtete Belastungen in
Ansprach gc-
k%. I. nommen ist
(Fig. 7).
Auf be-
kannte Weise
bildet man zu-
nächst das
Kräftcpolvgon
0, I, II.' III.
IV, V. VI und
dann das Seil-
polygon 1, 2,
3, 4, 5, 6, 7,
mit dem be-
liebig ange-
nommenen Pol
p. Zunächst
sind dann die
Resultanten
der Kräfte, für
jede Hälfte des
Bogens geson-
dert, zu er-
erhält Gröfse
tigen Resul-
tanten A in
der Geraden
0 III und ihre
Lage im
Schnitt von 1
und 4, also in tl: auf der rechten Seite in ähnlicher Weise die
Resultanten III- VI in e. Wäre der Bogen nur durch die
Resultante A belastet, so inüssten sich die Auf lager - Reaktionen
der Resultanten A in einem Punkte schneiden, wobei dieser
Schnittpunkt / durch die Gerade c b, die durch die Scharnier-
punkte b und c gehen muss, bestimmt ist. Denn da auf der
anderen Bogenhälfte nur der Widerlager- und Scheitel- Dnick
wirkt, so müssen dieselben in einer Geraden, die durch diese
beiden Punkte gebt, liegen; hierdurch ist auch die Richtung des
anderen Widcrlagsdruckes «?/ bestimmt. Zieht man im Kräfte-
polygon von 0 und III aus in diesen Ricbtungun v/ood/c
Gerade, so erhalt man in go und g III die durch A in beiden
Widerlagern erzeugten Drücke. — Dasselbe Verfahren kann man
nun für die andere Bogenhälfte wiederholen und mau erhält so die
Widerlags - Drücke III h und h VI. Komponirt man die zu-
Drücke eines Widerlagers, z. B. o g und h VI,
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.* 44.
227
so erhält man im I'nDkt p diejenige Pol-Lage, welche ein Seil-
pnlvgon liefert, das durch a, 6 und t geht; in der Fig. ist das-
selbe durch starker gezogene Linien markirt
Den Vorzug vor dieser etwas umständlichen Ermittelung der
Pol-I-age verdient hier die analytische Methode, und es sol
halb die Bestimmung des Pols p durch Rechnung hier et»
gezeigt werden.
Werden die Abstände der Kräfte I, II und III vom Auf-
lager a mit «n, m, und m3 bezeichnet, ferner der Abstand einer
be gehenden Kraft /<■ mit r,, so hat man die
Im, I II m, f IIIwij - R, r, = 0;
Im, - II m, + III ms
Die Kraft Ä, ist mit der Kraft gilt
liehe Rechnung findet man VI h und durch Verbindung von III
mit h die ander« Komponente III h am Auflager c; fügt man
beide, III A und g III von VI aus an einander, so erhalt man
den Toi />,. —
Bisher wurden die Momente stete als Produkte von Pol-
abstand und Scilkurven-Ordinatcn erhalten. Dieses Verfahren ist
hier nicht anwendbar und es müssen die Momente daher auf andere
Art und Weise entwickelt werden. Noch mag bemerkt werden,
das« dieses andere, jetzt mitzutheilende Verfahren das allgemeinere
ist, das daher auch auf die früheren Falle angewendet wer-
den kaiin.
Würde der Bogen die Form der Drucklinie haben, so
wurde derselbe nur auf Druck beansprucht werden. Sobald aber
die Drucklinie nicht mehr mit der Mittellinie der Konstruktion
zusammenfallt, treten Momente auf, die je nachdem sie an einem
kleineren oder gröfseren Hebelarm wirken, entweder nur eine
ungleichmäßige Druckvertheilung oder aber eine gleichzeitige Bean-
spruchung des Rogens auf Zug und Prunk hervor rufen.
Legt man nun einen Schnitt durch Bogen und Drucklinie,
am bei|tiemsU.'n in der Weise, dass die Schnittfläche senkrecht
steht, etwa wie in Fig. 8 dargestellt, wo R die
Drucklinie und il die Mittellinie eine Bogens
sei, so
stellen.
Zerlegt mau die Kraft R in die Kompo-
nenten S und S bpzw. senkrecht und parallel
zum Schnitt, denkt man ferner in der Axe
des Bogens, in », 2 sich aufhebende Kräfte
parallel zu .V und von der Größe .V ange-
bracht, so erhalt man für den Querschnitt
das Moment A n, wenn mit n der Abstand
von R im Schnitt bezeichnet wird, ferner die
normal auf den Querschnitt wirkende Kraft .V
und endlich noch die im Schnitt thätige
Kraft S. Da sich nun die Momente, die
durch die Kraft R erzeugt werden, wie die
Abstünde des betr. Theils der Drucklinie von der Mittellinie der
Konstruktion verhalten, so ist die in Fig. 7 von der Drucklinie
und vom Bogen begrenzte Flache die Momentenfläehe. Dieselbe
unterscheidet sich darin von der früher konstruirten Flache, dass,
wahrend froher das Moment nur proportional den Ordinalen war
und sich als Produkt aus Ordinalen und Polabstand darstellte,
jetzt das Moment sich als Produkt aus dem Abstände und der
Kraft-Tangente der Drucklinie ergiebt. Die schraffirte Fläch«
giebt also nur eine richtige Darstellung der Ab- und Zunahme
3er Momente innerhalb einer, durch die Drucklinie geradlinig be-
grenzten Strecke. Will man eine für den ganzen Bogen richtige
Darstellung des Wachsthums der Momente haben, so niuss man
die Momente auf eine konstante Kraft rvduziren.
Da man bei gegliederten Systemen das Moment selbst nicht
zur Bestimmung der Kräfte braucht, vielmehr schon die richtige
Lage der Drucklinie und die tiroß« ihrer einzelnen Kräfte ge-
nügt, so lassen sich die Kräfte der einzelnen Konstruktionstheile
in der oben entwickelten Weise
Mittheilungen aus Vereinen.
Architekten- und Ingenieur- Verein zu Hamburg. Ver-
sammlung am 8. Marz 187«. Vorsitzender Hr. F. A. Meyer,
Schriftführer Hr. Bargum, anwesend 62 Mitglieder.
Unter den Vorlagen betindet sich eine von Ilm. F. A. Meyer
herrührende Illustration, zum Straßenverkehr New- Yorks, nebst
seinem Gutachten Ober eine Strafseubahn-Anlage in Nürnberg,
welches Hr. F. A. Meyer, im Anschtuss an den in einer früheren
Versammlung von ihm gehaltenen Vortrag über Strafsenltahnen,
dem Verein überreicht. Hr. Strumper hat eine Sammlung von
l.irbtdrurkbildem nach engtischen Aufnahmen ausgestellt und dem
Verein zum Geschenk gemacht. - - Hr. A. Vermehren legt das
Konkurrenz-Programm für den Bau von „kleinen Häusern" auf
der Veddel bei Hamburg vor, mit dem Antrage der gemeinnützigen
Baugesellschaft, unter den Vereinsmitglicdern drei Preisrichter zu
wählen. Ks wird diesem Ersuchen unter der Bedingung Folge
gegeben, dass gegen die Konkurrenz- Vorschriften, welche zunächst
der Kommission zur Ueberwachung von Konkurrenzen zur l*rüfung
werden, Anstände nicht zu erheben sind. Bei der
- bedingungsweisen - Wahl der Preisrichter
Ahrens, F. A. Mever und Hastedt die
In die Kommission für das
Stiftungsfestes, das mit Damen gefeiert werden soll, werden die
Hrn. Hennicke, Schiffer nnd Zinnow gewählt.
Ea folgt ein Vortrag von Hrn. Zimmermann über eine
Reise nach Florenz. Unter dem Voransenden, dass die Mit-
theiluogen Uber eine im vergangenen Herbst gemachte Reise
keinen Anspruch erhoben, neu oder erschöpfend zu sein, aber
doch — wie gewöhnlich bei Beschreibungen von selbst Gesehenem
der Fall — Anregendes enthalten mochten, bemerkt der Redner,
dass man, wenn man Italien schon einmal bereist und alles ge-
sehen hsbe, was auf den gewöhnlichen Touristen» egen berührt
wird, bei späterem Besuche und beschrankter Zeit gut thue, sich
auf einen bestimmten Ort oder Bezirk zu beschranken, um frühere
Findrücke zu rektitiziren, zu ordnen, zn ergänzen; der Kunst-
reichthum Italiens sei ja so grofs, dass man von solcher Reise
nie mit dem Gefühl der Sättigung zurück kehre, sondern jedesmal
den Vorsatz mitbringe, nun erst dnreh ergänzende Studien die
empfangenen Eindrücke weiter auszunutzen. Er habe diesmal
Florenz als Ziel gewählt, lediglich in
Wochen der Erholung zu verleben,
athmen, gewählte Gesellschaft von Kunstwerken 1. Ranges zu ge-
nießen und an denselben den richügen Maafsstab für den abso-
luten Werth der Dinge wieder zu finden, den man im beschränkten
Kreise des Alltagslebens so leicht verliere.
Seine erste Etappe auf italienischem Boden sei Vicenza ge-
wesen. Diese Stadt, vom gewöhnlichen Touristen wenig berührt,
sei für den Architekten hoch interessant, weil einer der höchst
begabtesten Baukünstler aller Zeiten ihr bleibend den Stempel
seines Geistes aufgedrückt habe. — Was wäre Vicenza ohne
I'alladio? Eine unbedeutende Provinzialstadt von .7 mm Einw.
und lediglich (iravitationspunkt für die nächste Umgegend.
I'alladio aber hat sie zu einem Kunstwerk gestaltet 1518 geboren,
ganz in den Anschauungen der Hochrenaissance aufgewachsen,
auf das imponirend Großartige ge-
richtet, im bewnssten Gegensatz gegen die Zierlnst der Früh-
renaissance. Fast unter Verschmäh img alles Dekorativen zeigt
seine architektonische Vortragsweise - immer edel und ernst —
grofsartige, fast studirte Einfachheit. Seine Facaden sind, wo
möglich, Säulenballen, wo nicht angänglich, wenigstens Halhsäulen.
Auch Doppelsaulcn, Unterordnung zweier Stockwerke unter eine
Säulenordnung, Tabernakel - Architektur der Fenster, große Di-
mensionen, namentlich gewaltige Erdgeschosse sind charakteristische
Züge Palladio's, die man am besten in Vicenza kennen lernt, wo
er weit über die kleinbürgerlichen Verbältnisse der Provinzialstadt
hinaus eine ganze Keine großartiger Paläste erbaut hat. Bntilicn,
Ttalro olimpico, Paläste am ' »rno und Contraria dau Lorenzo,
Pal. Tiene, Valmarana, Prefettizia, I 'hieregalli, Stmitiariu rtehin,
sein eigenes Haus am Ende des < 'arm u. s. w. — Die moderne,
nach Monumenten lüsterne Zeit hat ihm ein Denkmal gesetzt, in
einem unpassenden Winkel neben der Basilika, und mit der Statue
selbst auch kein Glück gehabt.
Wer Vicenza besucht, darf nicht versäumen auf
Bergkuppe des Monte Berico zu steigen; «in» lang
Arkaden führen bis zur Wallfahrtskirche auf dem Gipfc
eine entzückende Aussicht auf die Stadt und das Theater der
Zentralalpen sich bietet Auf halber Höhe hat man den besten
Blick auf die Villa l'apra oder Rotonda des Palladio, das viel
bewunderte Ideal einer italienischen Villa; hier lernt man die
Bedeutung dieses Bauwerks kennen. Bei ausgezeichneter Lage
in der Landschaft, auf dem Ende eines lang gestreckten Höhen-
rückens, dominirt es in schönster Weise; im direkten Gegensatz
zur nordischen Romantik stellt es »ich selhsthewusst als frei ge-
schaffenes Kunstwerk der Natur gegenüber, ohne sich den un-
regelmäßigen und willkürlichen Bildungen derselben unterzuordnen.
Ob mit der merkwürdigen, um den Fries laufenden lateinischen
Inschrift: -dum tuttintt et abstinel" ', das allgemeine Mensrhenloos
bezeichnet oder auf Anschlags-Ueberschreitungeu angespielt werden
soll, bleibt ungewiss; Göthe sagt dazu: „Pas kann mau mit
weniger Aufwand lernen."
Von Vicenza gelangt man nach -istündiger Eisenbahnfahrt durch
die interessante lombardische Ebene nach Bologna. Schon an
dem geräuschvollen Treiben auf dem großartigen Bahnhofe merkt
man die große Stadt. Die alte Hauptstadt der Aemilia, wegen
ihrer Wohlhabenheit Ja graua" genannt, bat jetzt '.KHAKI Kinw.
und ist in neuster Zeit in stetem Wachsen begriffen; sie ist
Knotenpunkt der beiden Hauptbahnen Venedig-Bologna-Knm-Neapel
nnd Turin-Bologna- Brindisi.
Wenn man von dem Sehenswerthen Bolognas sprechen will,
muss man die schiefen Thürme mit Stillschweigen übergehen; sie
sind eine hässliche Kaprize, beleidigend für jedes gebildete Auge
und im Grunde nur ein Handwerkshurschen- Wahr/eichen. Inter-
essant ist aber an Bologna der Stadtplan, eine bewusste, freie
Schöpfung, da die Stadt in der Ebene liegt, keinen schiffbaren
Fluss hat und keinerlei bestimmte derartige Motive für die Ge-
staltung vorlagen. Das Straßennetz ist höchst regelmäßig, ohne
schablonenhafte Regelmäßigkeit wie (.'arlsruhe, wo man vor
Degout über das Einerlei des unvermeidlichen allgemeinen „ Point
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228 DEUTSCHE BAUZEITUNG. 1. Juni 1878
de vue" sich verglicht fohlt, die Strafsen rückwärts entlang zu
•eben Vou der kurzen Zentralstralsc (Meroulo <li mezz») mit
dem seitlich daran liegenden Hauptplatzc, der nicht vom Verkehr
durchschnitten, sondern nur tangirt wird, fuhren an den beiden
Endpunkten je 5 Radialstrafsen nach den Stadttboren. Alle
Hauptstraßen sind beiderseitig mit Hallen versehen, so dass man
trockenen Ful'ses durch die ganze Stadt gehen kann. Man findet
sehr reiche malerische Strafsen- Perspektiven und immer wechselnde
Bilder. — Das Hauptinteresse konzentrirt sich auf den Marktplatz,
Piazza Victor Emmnnutle getauft, von alterthümlichen und
malerischen öffentlichen Gebäuden umgeben und geziert mit dem
schonen Neptunsbrunnen von Giovanni de Bologna, dem Pal. publico
mit dem schonen Pfeilerhof und der berühmten Treppe Bramante's,
dem Pal. del Podest«, wo der junge König Enzio länger als
20 Jahre gefangen gehalten wurde, und endlich mit der machtigen
Kathedrale San Petronio mit ihrer unfertigen breiten Fa^ade und
einer Terrasse davor, welche groß) genug ist, dass allein anf ihr
eine ansehnliche Kirche stehen könnte. — Sau Petronio, 13UO be-
gonnen, in Rivalität mit dem Dom in Florenz, ist kolossal im
Hauplan, 900 ■ lang, IM ,n breit im Querschin*. Nur das Langhaus
ist bis zur Vierung fertig geworden. Kin Vergleich mit dem
Florenzer Dom fallt sehr zum Vortheil von S. Petronio aus,
namentlich wegen der trefflichen Gliederung des Innern durch <Iie
Seitenkapellen zwischen den eingezogenen Strebepfeilern. -
Aus Mangel an Zeit (ibergeht der Redner die interessanten
Kirchen Bolognas wie die bedeutsamen Frührenaissance - PaUste
in Backstein-Rohbau und widmet nur noch dem Campo santo vor
der Porta S. Isaia einige Worte, weil dies nicht nur eine der
gröfsten, sondern auch eine der charakteristischsten Friedhofs-
Anlagen Italiens ist Bei Anlegung des Friedhofs zu Anfang
dieses Jahrhunderts in der ehemaligen f'ertosa wurde der richtige
Platz getroffen, denn man hat an derselben Stelle einen alt-
etruskischen Begrabnissplatz entdeckt und eine Menge Sarkophage |
gefunden, die jetzt dort aufgestellt sind. Auf den italienischen
Kirchhöfen wird, abweichend von deutscher Sitte, nur in gemauer- ;
ten Grüften begraben, theil« im Erdboden liegend, theiU in be- ,
deckten Hallen. Anfangs fanden die Begrabnisse in den vorhan-
denen Klosterhöfen der Certosa statt, spater wurde ein ganzes |
System ausgedehnter, geschlossener Hallen erbaut Der Quer-
schnitt ist Sbchiffig, durch dorische ummantelte Säulen getheilt;
das Mittelschiff hat Tonnengewölbe mit Oberüchten, die Seiten-
schiffe sind horizontal abgedeckt. Die Gräber liegen im Fufsbodcn
und in den Seitenwinden. Hervor ragende und bevorzugte Graber
und Monumente befinden sich an den Kreuzungs- und Endpunkten
der Gallerie. Die Architektur ist von kühler Klassizität, Alles
gelb getüncht Das Monumenten- Wesen ist nur wenig erfreulich,
das Beste stammt noch aus den beiden ersten Dezennien unseres
Jahrhunderts, das übrige ist bei trefflicher handwerklicher Mache
nicht zu loben. Allegorische Figurengruppen durch gelbe und
blaue Glasscheiben beleuchtet, gcschlechts- und gedankenlose Engel
jeder Grölse, naturalistische Portrait- Büsten und Statuen, ausge-
hauene Wolken, ganz frei schwebende Marmor- Engel mit einem
heimlichen Dübel im Magen auf einer Postamcnteckc befestigt
und dergleichen künstlerische Fach- nnd Sinnlosigkeiten überall
als Zeicben moderner Skulptur- Unfähigkeit, die leider mit sehr
geringen Ausnahmen durch ganz Italien verbreitet ist —
Hr. Zimmermann geht nunmehr mit Schilderung von Florenz
über; da dieselbe nicht zu Ende gebracht, so bleibt die Wieder-
Architekton -Verein zu Berlin. Die für den 25. d. M.
projektirt gewesene Feier eines „Maifestes", welche durch eine
Befahrung der Havel etc. zur Verwirklichung gelangen sollte,
hat wegen ungünstiger Witterungsaussichten eine vorläufige Ver-
schiebung erleiden müssen. Es ist an die Stelle des Festes eine
gewöhnliche Exkursion getreten, welche der Besichtigung
italienischer Dekorationen (aufgenommen von Schülern des D. Ge-
werbe-Museums unter Leitung des Malers M. Meurer und aus-
gestellt im Gebäude der Kunstakademie) so wie die Besichtigung
von Zeichenarbeiten einer Anzahl von Gewerbe- und Baugewerk-
Scbulen — im provigor. Ausstellungsgebäude auf der Museums-
insel ausgestellt — gewidmet war. An der Exkursion haben
55 Vereins-Mitgliedcr Theil genommen; wir behalten einen be-
sonderen Bericht über den Gegenstand der Exkursion vor.
Vermischtes.
Permanente Verkaufs -Ausstellung des Vereins für
deutsches Kunstgewerbe. Wir registriren die Thatsache, dass
der hiesige Verein f. deutsch. Kunstgewerbe sich mit der Absicht
trägt, eine permanente Verkaufs- Ausstellung kunstgewerb-
licher Gegenstande zu errichten.
Zeit nnd Ort der Eröffnung sind zunächst noch unbekannt:
es werden aber gegenwärtig Unterschriften für die Betheihguug
an der Ausstellung gesammelt, deren Kosten durch Miethsertrage
aufgebracht werden sollen, die man zur Höhe von im Maximum
10% des Verkaufs-Umsatzes des betr. Ausstellers in Aus-
sicht nimmt Ena scheint
zu sein.
Konkurrenzen.
Konkurrenz um Erlangung von Zeichnung und Modell
einer Aschen -Urne zur Feuerbestattung. Der Redakteur
des „Sprech - Saal1*, Hr. Fr. Jacob Müller in Koburg, hat einen
Preis von 800 .IL ausgesetzt, von welchen 150 .// für Lieferung
der Zeichnung und die andern 150 M für Lieferung des
Gipsmodells einer Aschen-Urne bestimmt sind.
Die wesentlichen Bedingungen der mit Ende dies. Jahres
ablaufenden Konkurrenz sind:
Die Entwürfe sind in Renaissance - Styl zu halten und in
Farbenzeichnung, Aquarell oder bunter Kreide anzufertigen und
für die Ausführung in polychromer Terracotta oder in Majolika
mit farbigen Glasuren zu berechnen.
Die passendste Grölse der Urne ist zu ermitteln. Zur Auf-
nahme der Asche igt ein besonderer Einsatz zu konstruiren und mit
Deckel zu versehen. Bei Einsatz und Urne ist auf einen sicheren
Verschluss, vielleicht durch Band und Siegel, Rücksicht zu nehmen.
Die ßeurtheilungs - Kommission soll aus -I Fachmännern ge-
bildet werden, deren einer, Hr. Prof. Alex. Schmidt in
Meilsen, bereits genannt wird: an diesen sind auch die Einsen-
dungeu der Arlieiten zu richten. —
Das ausführliche Programm findet sich in der Nu. 21 er.
deg in Koburg erscheinenden „Sprech-Saal" abgedruckt. —
Zur Orientirung mag hinzu gefügt werden, dass muthmaafs-
lieh im Herbst des lfd. Jahres in Gotha die Feuerbestattung
ehmen wird und dass dieger Umstand anlassgebend
des vorliegenden Konkurrenz - Ausschreibens ge-
ist
Konkurrenz für die Synagoge in Münster. Es liegt
uns jetzt das sehr dürftig gehaltene Urtheil der Preisrichter vor,
aus welchem wir, in Ergänzung früherer Nachrichten mittheilen,
dass von den 32 eingegangenen Entwürfen 8 auf die engere Wahl
gesetzt worden sind, von denen 2 Titz* Atelier für Architektur
in Berlin, 1 Hrn. .loh. Vollmer in Licüterfelde, 1 die Hrn. Jaehn
<v Andrae in Magdeburg, I Hrn. G. Wielers in Bochum, 1
Hm. <>. Spetzler in Bochum, 1 Hrn. C. Hofmann in Herhorn
und 1 einen Ungenannten zum Verfasser hatten.
Bei einer nochmaligen Sichtung fielen die 2 Arbeiten von
Titz, ferner diejenigen von Hrn. Vollmer und von den Hrn. Jaehn
& Andrae aus und es blieben 4 Arbeiten, unter denen der
von Hrn. Hofmann in Herborn einstimmig der Preis zuerkannt
worden ist
Unter den überhaupt eingelaufenen 32 Projekten befanden
sich nach dem Urtheil der Preisrichter mehre sehr anerkennet« -
werthe Arbeiten ; von einem näheren Eingehen auf dieselben wurde
aber Abstand genommen, weil auf den ersten Blick die Unaus-
führbarkeit für die festgesetzte Bansumme sich in die Augen
Brief- nnd Fragekasten.
Mehren ungenannten Abonnenten. Erfahrungsmäisig
ist diejenige Kategorie von Anfragen, welche Litterat ur- oder
Quellenangaben betrifft, bei uns fortwährend im Zunehmen be-
griffen und es wird gerade für diese Art von Erkundigungen mit
einer gewissen Vorliebe die anonyme Form gewählt.
Die Redaktion wird durch dieses Verfahren in die Lage ver-
setzt, häutige Wiederholungen derselben Angabc zu
machen, u. z. Wiederholungen, die immerhin nur für eine sehr
geringe Zahl von Lesern des Blattes Interesse haben. Diese That-
sache zwingt uns dazu, Fragebeantwortungen der vorliegenden
Art auf möglichst enge Grenzen zu beschränken und in zahl-
reichen Fällen ganz zu unterlassen.
Indem wir bitten, betr. Vorkommnisse durch den angedeuteten
StAnd der Sache erklären und entschuldigen zu wollen, geben wir
anheim, Anfragen, welche litterarische Angaben betreffen,
fernerhin eveut. nur unter genauer Adressen- Mi ttheilung
au uns richten zu wollen, da nur in Fällen, wo solche Mittheilung
geschieht vorausgesetzt, dass die Beantwortung uns Oberhaupt
möglich ist dieselbe, auf dem Wege der Post erfolgen wird.
Abonn. W. hier. Ihren Wunsch nach Mittheilutig der
wichtigsten Resultate möglichst aller Submissionen haben wir
selbst bereits wiederholt in Erwägung gezogen, vou der Erfüllung
desselben aber abgesehen, weil mehre Gründe vorliegen,
die wir für unüberwindlich halten müssen. Wir erwähnen
darunter nur den einen, der in den grofsen Schwierigkeiten
liegt, mit dem dieBeschaffungdcs betr. Materials verbunden
ist Wir sind gewiss, dass dies Material nur sehr unvoll-
ständig und unregelmäßig zu erhalten ist und zuweilen ge-
rade dasjenige Material, auf welches der meiste Werth gelegt
werden müsste, gar nicht erlangt werden kann. Warum dies so
und nicht anders ist, brauchen wir wohl nicht aus einander
Wir berichtigen
nur zur Dichtung
wird, dahin, dass
B. Glöckner in Tschirudorf.
Mitteilung in No. 42, dass 1 -
eigerner Fenster mit 25 Pf. von Ihnen
nur 1 1 Pf. dafür angerechnet werden.
terlaj tos Carl Uealit* in BtrUa. für du Radaktua Twaatrotlkn K. E. O. FriUtk. Drack: W. Moa.ar Hofkockdmtkarai. I
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No. 45.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
229
I»ll*lt l>»-Mall<-a ». I
- K'inlurrrnifn. -
Dachplatten aus Gusseisen
nach Vorschlag von Ingen. Krulisch in Kuttenberg.
Die Platten sind rechteckig mit bezw. 3'iü und ISO«»» Seiten-
lange geformt, greifen mit ltaudleisten über einander und zer-
fallen iu zweierlei Arten: olier- und Fnterplatten.
Erstere (Fig. 1) haben Dach unten gekehrte lUndleisten und
eine mittlere Versteifungsrippe; bei leUUren (Fig. 2) sind Kaud-
leisten und Mittei-
le. 3.
(«— oa . >
PK 1.
rippe aufwärts ge-
kehrt. Zum Auf-
hängen auf der
3ü0 "'"! weiten
I.attung dienen
Nagen ; für sehr
expnnirte Dach-
flachen ist in-
dessen eine wei-
tere Befestigung
durch verzink-
ten Drath vor-
gesehen , welche
in den Flg. 4 u. 5
(mittels l'unktirnng der Drathschnfiret angegelieu ist. Anstatt der
VcrschnUrung mit Drath kann auch Nageluug verwendet werden.
FOr die Drathschuuruiig sind ent-
sprechende Durchloehuugeu der üand-
%» leisten beiw. der Kippen vorbanden und
f«. «.
Ha
Fi«. I
es wird der Drath um Nagel geschlun-
gen, die mit der Dachneiguug korrespon-
dirend in die nach unteu gekehrte Seite
der Latte eingetrieben werden (Fig. 4).
Die Platten sind nahe.ii 2— stark
gedacht und wiegen dabei pro Stück
etwa o,'|k. Da für das □"' 22 Stück
Platten gebraucht werden, so wird
1 Cm Dachfläche das relativ geringe
tiewicht von 20 k haben. - Für Firet-
Kindeckungen müssen besondere sattelförmig gestaltete Stücke
hergestellt werden (Kig. 8); Grate und Kehlen werden mit
Zinkblech einzudecken sein, da das vorliegende Plattcnsystem
sieh für die Fimleckung dieser Dachtheile nur schwer einer
Der Erfinder hält
sein „System", in
gleich guter Weise
wie für Ausführung
in Gusseisen auch
für eine solche in
Thon (gebrannt und
ungebrannt) verwend-
bar; wir glauben in-
des*, dass bei den
bereits vorhandenen
Formen von Thon-
platten, und nament-
lich bei den Falz-
xiegeln die ange-
strebte Dichtung eine bessere als diejenige ist. die bei den Platten
nach Krulisch's Vorschlägen stattfindet
Nochmals Berliner Stadtbahn und Königsgroben.
Nachdem nunmehr fast 4 .lahre dahin gegangen sind, seit
die .Kunigsgraben-Krage" weite Kreise der Bevölkerung Berlins
bewegt uudi auch die Thutigkeit mehrer Behörden lebhaft in
Anspruch genommen hat, ohne dass dabei andere als negative Besul-
tate erreicht worden waren, ist plötzlieh und lieinahe unerwartet
der Zeitpunkt heran genickt, der die eudgültige Entscheidung
bringen muss, und, wie wir nicht zweifeln mögen, eine Kntschei-
dung, welche geeignet ist, über die bisherige Misere der Frage
mit Vergessenheit hiuweg gehen zu können.
fiünstigcn. hier nicht zu ereifernden Umstanden mag man
es verdanken, dass der Berliner Magistrat iu die Lage versetzt
worden ist. der Vertretung der Stadt eine Vorlage zu unterbrei-
ten, in welcher die Zuschuttuug des lv>uigsgritbens unter
Bedingungen empfohlen wird, die nach heutiger Sachlage günstig
genug sind, um nicht nur das Kiugeheu auf den Vorschlag xu
zu verlangen.
Der Magistrat beantragt zu lieschliel'sen, ihn zu ermächtigen.
1) Die Stadtgemeinde Ubernimmt die Zuschüttung des Kü-
nigsgrabens, aiisschliefslich der unter der Suidtbahn belegenen
Abschnitte, und vertritt den Fiskus gegen etwaige aus der Zu-
schüttuug zu erbebende KnUchüdigwurs -Ansprüche von Privaten,
sofern nicht das Grabeiiterrain vor dem Grundstücke, für welches
die Entschädigung in Anspruch genommen wird, im Kigeuthum
des Fiskus verhleibt:
2) Behufs Ausführung der Grabenzuschüttung wird eiu Ent-
wässerung*- !>erw. Nothauslass-Kaual auf Kosten der Stadt her-
gestellt ;
Ii) Die Stadt zahlt an den Fiskus einen Beitrag zu den
Kosten der Krweiternng der Stauwerke und Gerinne an den
Werdenchen Mühlen, welcher die Summe von 24« 000 .41 keines-
falls erheblirh übersteigen darf :
\\ 4) Die Stadt bringt nördlich des Stadtbahn -Viadukts auf
der Strecke von der Stralauer Brücke bis zur Herkules- Brücke
eine |ü"1 breite Stral'se, auf Grund der bezüglichen ortsstatutari-
uud gesetzlichen Bestimmungen, zur Ausführung;
5) Der Fiskus übereignet dagegen unentgeltlich der Stadt-
las Terraiu des Königsgrabens, mit Ausschluss der
südlich der Stadtbahn, unter derselben und vor fiskalischen
Grundstücken der Nordseite belegenen und weder zur Herstellung
einer Anzahl von Qu> rstralseu Ideren Baufluchten am 9. März ls7<>
fest gesetzt sind - noch zur Verlängerung der Kaisentrafse er-
forderlichen Grabenahschmtte ;
6) Die Stadt verpflichtet sich für den Fall, dass auf dem
Arbeitshaus-Grundstück der Neubau eines Polizei-Dicnstgcbäudes
zur Ausführung gelangt nnd über die Herstellung der von dem
Fiskus zu errichtenden Baulichkeiten eine audere Vereinbarung
nicht zu Staude kommt, für deu Bau dieser letzteren einen der
vor diesem Grundstück an der anzulegenden Stral'se als Bauterrain
nutzbar bleibenden Fläche von 23,5 A gleich grofsen Bauplatz
unentgeltlich herzugeben:
7) Die OetTnungen im Bahnkörper der Stadtbahn für pro-
jekürte Vuerstralsen sind auf Kosten der Stadtbahn bezw. des
Fiskus zur Ausführung zu bringen;
B) Für die Verpflichtung des Fiskus, zur Hentellung der
unter Benutzung von Terrain des Königsgrabens anzulegenden
Strafsen beizutragen bezw. mitzuwirken, sind die gesetzlichen und
nrtsstatutarischen Bestimmungen maarsgebend. —
Was die der Stadt erwachsenden Kosten anbetrifft, so werden
dieselben in der Vortage wie folgt spezifixirt:
auslas« - Kanal * . . 450000 M
b. Für die Erweiterung der Gerinne ete, an
deu Werdeneben Mühlen, excl. des von der Stadt-
bahn zu leistenden Beitrages von hooüo .// ca.
c. Für die Zuschütttnig der Grabenllitche, excl.
der unter der Stadtbahn belegenen Abschnitte . .
d. Für die Pflasterung, excl. Bürgenteige
e. Fiir die Erwerbung liezw. Hergäbe des von
fiskalischen, städtischen und Privat -Grundstücken
erforderlichen Terraiu», 80,37 ■ zu 20 000 .41 pr. *
240 000
BOOOOO
350 000
1707 400 ,
3 047 400 .«
Es wird zu
darauf hingewiesen, dass von den oben berechneten Kosten all-
malich etwa die Hälfte von den Adjazenten der Nordseite des
Grabens wieder eingehen und aul'serdem der Stadt veräulscr-
bare Terrainflachen im fiesammtumfange von etwa 75 * zufallen
werden. —
Es ist nach unserer Meinung eine aufset-gcwöhnliche ge-
schäftliche Nüchternheit, welche der Vorlage des Magistrats
ihr eigenthümliches Gepräge verleiht Diese Nüchternheit ülier-
schreitet sogar ein gewisses gebräuchliches Maafa, indem sie einer-
seits es dazu bringt, einen Geld posten von 450 000 .4t. für Anlage
eines Entwasserungskanals ä Conto der Königsgraben-Ztisrhüttung
aufzufahren, welcher richtiger it Conto der Kanalisation xu
buchen wäre, und indem sie weiter in der Vorlage ülier den
Geldgewinn, welcher der Stadt mit dem Erwerb von 75*
Terraitiflärhe in Abschnitten erwächst, mit völligem Stillschweigen
hinweg gebt. Es hleitien endlich unerwähnt mehre audere Vor-
t heile, welche die Beseitigung des Grabens für die Stadtbewohner-
schaft mit sich bringen wird, für welche aber, wie zugegeben
werden muss. der zalilenmAisige Ausdruck schwer oder vielleicht
nur höchst unzuverlässig gefunden werden konnte. Wir rechneu
zu dii-sen Posten: I. die allgemeine Wertherhöhuug, welche die
Grundstücke der vom Königsgraben durchschnittenen Gegend
dadurrh erfahren werden, dass man etwa 9000" neue Strafst- n-
front (in der nördlichen Parallelstralse und in den den Graben
kreuzenden Strafsen» gewinnt und daneben eine zur Entstellung
und vielfacher Verkehrshehinderung dienende Anlage verschwindet,
und ferner 2. denjenigen Werthxuwacbs . »elcher der lietr. Stadt-
gegeml dadurch zu Theil wird, dass der Stadlbahn- Viadukt auf
der ganzen Strecke des Konigsgrabens znganitlich wird und
so eine weit gellende Brniitzbarkeit seiner Hoklraiune für
Lager- und Marktzwecke erlangt -
Die günstige Wendung, welche durch die Zuschüttung des
230
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
m»rr umriurii in» nmir /.u itirui
in langatmigen Verhandlungen
sache ans den Augen zu verfiel
Königsgraltens in den gesundheitlichen Verhältnissen jener
zentral liegenden Partie der Stadt sich vollziehen wird, mau mit
einer schliefslichcn kurzen Erwähnung abgefertigt werden und nur
um die Reihe der Vortheile zu vervollständigen, welcher die Stadt
theilhaitig werden kann, wenn ihre Vertreter die (itinst des
A ngeohlirks zu nutzen wiesen und erweiterten Klicke* über klein-
liche Anstünde und Bedenken hinweg sehen.
Wohl mag es letztere gelten und wob! mag man streben,
Uber dieselben ins Klare zu kommen, huten aber mag man sich,
über Kleinigkeiten die Haupt-
i, wie dies so leicht geschieht.
Derartiges Feilschen ist heute um so weniger am Platz, als die
städtische Vertretung — gleichwie alle bei der Sache l>etheiligten
Behörden — nicht von dem Vorwurf frei gesprochen werden
können, bei einer Angelegenheit von grober, umfassender Bedeutung
für die Stadt, wie die Frage der Zuschüttung des Königsgrabens es
ist, von jeher an demjenigen Maafs von Interesse es haben fehlen
zu lassen, welches dieselbe verdiente, und nicht rechtzeitig diejenigen
Maafsregelu angeregt und gefordert zu haben, welche zur
allseitigen Klarstellung der vielseitigen Frage zu er-
greifen gewesen waren. — Ist man bei der heute unabweisbar
bevorstehenden Entschlicfsung genothigt, zu diesem und jenem
l'unkte blol'se Ansichten als vollwerthige Grunde zu akzeptiren,
wird hier oder da der blofse (Haube das Wissen vertreten müssen,
muss man es sich gefallen lassen, in seinem Eutsckluss unter
dem Drange äufserer Verhältnisse zu arbeiten und weniger Nütz-
liches au Stelle dessen zu akzeptiren, was unzweifelhaft richtiger,
gerechter und l>esser sein wurde, so wird man sich doch
auch zu sagen haben, dass diese Sachlage zum guten Theil
dem eigenen Verschulden zu danken ist. Wenn in diesem
Bewusstsein die ««'vorstehende lierathung geführt wird, ist mit Be-
stimmtheit anzunehmen, dass die Sache zu einem ersprießlichen
Knde gelangt, da niemand die Verantwortung für einen negiren-
den Fntschluss wird tragen »ollen, dessen schlimme Folgen,
während sie für den Kundigen schon heute aufser Zweifel stehen,
auch dem weniger Kundigen nach Ablauf nur einiger Jahre zum
Bewusstsein kommen werden! Kenn dass durch den Fortbestand
des Königsgrabens langjährig getragene Feliel, wenn erst die
Stadtbahn vollendet ist, nicht blos fortdauern, sondern
wesentlich gesteigert werden und dass darum die Konigs-
grabenfrage so lange nicht von der Tagesordnung verschwinden
wird, bis sie sei dies uun heute für relativ geringe, sei es
später mit erheblich vermehrten Kosten — durch Beseitigung
der Kloake aus der Welt verwiesen sein wird, ist längst
nicht mehr zweifelhaft - B. —
Neues in der Berliner Bau - Ausstellung . Iu der Zeit
vom 2(>. Mai bis 1. Juni er. wurden ueu eingeliefert : von
Kd. Puls, »chmiedeiserner ( iartensessel mit Suhlsitx; —
F. Fuhrmann, .luwelenschrank von Schmiedciaen , feuerfest
r: - P. Itaddatz .t Co., Majoliken, Kruge und
; — Spinn A Menke, Karteuschrank von
r; — von der Gräfl. Stolberg-Wernigerodischen
Faktorei, ein Kochheerd und verschiedene Gegenstände in
Konkurrenz«»!!.
Kunstgewerbliche Konkurrenzen der
Baunusstollung- und dos Deutaohen Gewerbe - Museums
Zur Fortsetzimg der im Jahre 1877 begonnenen öffentlichen
Konkurrenzen hat das K. preufs. Ministerium für Handel,
Gewerbe etc. soeben wieder zwölf Fhreupreise für die Lösung
von 4 Aulgaben kunstgewerblicher Art ausgesetzt
Wir entnehmen (Iber die Aufgaben und über die Bedingungen
der Konkurrenz dem vorliegenden speziellen Programm das
Folgende:
Aufgabe 1. Gegenstand: Kamin aus natürlichem
Stein mit plastischen Verzierungen, zum Maximal-Verkaufspreise
von 1 imi M. — Preis« für die ,'i besten Lösungen bezw.
1000 ..//, 75(1 M und 500 .//
Aufgabe 2. (iegenstaiid: Pfeilerspiegel-Rahmen aus
Holz, mit Steinpappe belegt, zum Maximal- Verkaufs- Preis«
von 600— WH) .// — Preise für die 8 besten I«ösungen bezw.
500 350 M. und 200 M
Aufgabe 3. Gegenstand: Begulator-Gehäuse aus Holz,
i Maxim.-Verk.-Preise von 200 M. Preise für die 3 besten
bezw. 350 M, 250 .Ä und 154»
Aufgabe 4. (iegenstaiid: Photographie-Album in Kin-
band von Leder oder gewebtem Stoff, zum Maxim.-Verk.-
Preise von 300 M. Preise für die 3 besten Lösungen bezw.
350 250 Ut. und 150 .//,.
E»_ wird iu den Bedingungen aU .angemessen" bezeichnet,
ilass die Lösungen aller 4 Aufgaltcu sich au die Formen der
Renaissance oder der Antike anschließen, namentlich aber natura-
listische Auffassung vermieden werde.
I>ie wichtigsten unter den allgemeinen Bedingungen dieser,
mit grofser Aiierkeimung für das Vorgehen des Handelsministeriums
/ü begrüßenden Konkurrenz sind im übrigen folgende:
Hie zur Preisbewerbung gelieferten Gegenstände müssen
vollständig ausgeführt sein; Entwürfe in Zeichnung oder
Modell werden zur Preisbewerbung nicht zugelassen.
Neben dem künstlerischen Werth der zur Preisbewegung
gestellten Gegenstände und der Vollkommenheit der technischen
Ausführung derselben wird insbesondere auch die Innehaltung des
vorgeschriebenen Verkaufspreises für das I'rtheil der Preisrichter
maalsgeltend sein.
Die Arbeiten müssen bis zum 1. September d. J. im Büreau
des Deutschen Gewerbe -Museums oder in dem der Permanenten
Bau- Ausstellung angemeldet werden. Die Einlief er im g muss
bis zum 31. oktolier erfolgen.
Hie eingelieferten Kamine werden vom 1. bis 30. Nov. d. .1.
in der Permanenten Bau-Ausstellung, die übrigen Arbeiten vom
1. bis 15. November im Deutschen Gewerbe-Museum, vom Iii.
bis SO. November in der Permanenten Bau-Ausstellung au
Das I'rheberrecht au allen
den Verfertigern gewahrt; auch ist das Zeichnen nach den ausge-
stellten Gegenständen nur mit ausdrücklicher schriftlicher Kr
laubniss der Verfertiger gestattet.
Die Verleihung der Preise geschieht durch das K. Ministerium
f. Handel etc. auf Grund der Beurtheilung einer Kommission, zu
deren Mitgliedern die Hrn. Maurermstr. Borstell. Direktor
Dr. Lessing, Baurath Ende, Direktor M. Gropius, Direktor
(irunow, Baumeister Kyll mann und Bildhauer Suis mann-
Hetthorn ernannt worden sind.
Das ausführliche Programm wird entweder vom Bureau der
Permanenten Bau-Ausstellung, Berlin S.W.. Wilhelmstralse 92.
oder vom Büreau des Deutschen Gewerbe-Museums, Berlin S.W..
Königgratzerstral'se 120, zu beziehen sein.
Monats-Konkurrenzen für den Architekten -Verein zu
Berlin zum 0. Juli 1-76.
I. Kittfahrtspnrtal mit Pförtnerhatis. — Für einen
herrschaftlichen Park ist ein Kinfakrtsportal in Verbindung mit
einem l'fortnerhaiise zu entwerfen. Das Portal ist in reicher
Weise in Schmiedeeisen mit einem mittleren Thorwege von 8,50 '»
Weite und zwei seitlichen Eingängen herzustellen, an welche
letztere sich die Einfriedigung des Parks gefällig anzuschließen
hat. Das PfOrUierhaus soll eine Wohnstube von ca. SO Qm Grund-
fläche, eine Schlaf stillte, eine kleine Küche und einen bescheidenen
Kellerraum enthalten. I m dem Gebäude möglichst knappe Ab-
messungen zu geben, empfiehlt es sieh , die Schlafstube in den
Dachraum zu verlegen. Vom Wohnzimmer aus muss man min-
destens nach zwei Richtungen sehen können. Die Wahl der Archi-
tekturformen ist freigestellt — Verlangt wird eine Situationszcich-
uung uebst Grtiudriss des Gebäudes im Maarsstabe von 1 : 200,
eine landschaftlich behandelte Gesammt-Ansicht im
von 1 : 75 und eiu Detail des schmiedeeisernen Portals im Maal's-
stabe von 1 : 20.
II. Hölzerner Viadukt Für eine iiurmaUpurige ein-
gleisige Balm minderer Ordnung, welche sich mit einer Steigung
von o,025 (1:40) an dem Gehänge eines Waldthales empor-
zieht, soll zur I'eberschreitung eines Seitenthalcs ein sowohl in
j den Pfeilern als im Feberbau hölzerner Viadukt entworfen werden.
Die Bahn liegt an der Baustelle in gerader Linie. Der
j Viadukt erhalt eine Länge von 150 ">. Die Tiefe des Thals unter
Schieneniinterkante beträgt in der Mitte 20 m, an den Enden des
Viadukts, wo sich Dammschüttungen anschließen, *> ni. Guter
Baugrund durchschnittlich 1 ,5 ™ unter Erdoberfläche.
Bewegliche Last für die Berechnung: Zug von 4radrigen
Tenderlokomotiven mit (;,4™ Bufferlange, 2 ™ Badstand, 12T Axlast
Weite der OefTuiingeu so, dass die im (ianzen erforderliche
llolzmenge möglichst gering wird.
Es können runde Stamme verwandt werden. Zapfenverbindun-
gen sind bei allen wiebtigeren Konstruktionstheilen ausgeschlossen.
Inanspruchnahme des Holzes auf Zugfestigkeit 70 1, anf
Druckfestigkeit 60* pro
Zu zeichnen: Ansicht, Schnitte und Gruudriss in 1:250,
sowie einer der höchsten Pfeiler und der Uelierbau der daran
stoßenden oefTiiung in 1:50 (wenn der Deutlichkeit ballier
wütischeuswerth , unter Beifügung von Einzelnheiten iu 1 : 20).
Eine statische Berechnung des höchsten Pfeilers und daran-
stolsenden l'eberbaues, sowie eine überschlägliche Ilolzlierech-
iiung für den ganzen Viadukt sind zu geben.
neu i.egeiistanile unü Oer Vollkommenheit der technischen faul Bhode a s Gratia». Carl Diesend ans Oliva b. Da
Ko.n.niv.ioo.,,.1^ „>„ c.rl B^lil« in Berlin. Kü, 41, UalaXtnir. T.nM«ortl>cn K. E. O. Pril.cb. Diwk: W. t H«0.«charii<.k.,M, BwUb.
Personal- Nachrichten.
Deutsches Roieh
Ernannt: Der Admiralität« -lUth Wagner z. Wirklichen
Admiraliutarath u. vortragd. Rath in der Admiralität Der
Marine-Hafenhati-Ober-lngetiieur Vogeler zum Hülfsdezenienten
in der Admiralität mit dem Charakter als Admiralitäts-Itath.
Preufsen.
Den Bau- Inspektoren Gramer in Zellerfeld, Dr. Taaks in
Wittmiind, Fenkhausen in Celle und Bansen in Hannover
ist der Charakter als Baurath, dem Ingenieur Dr. Doergens,
I^hrer an der Gewerbe- und der Bau-Akademie zu Berlin, das
Prädikat Professor verliehen.
Die Baumeister- Prüfung haben bestanden: a) für beide
Fachrichtungen: Georg Voerkel aus Delitzsch, Joseph Ebers
aus I Hillesheim ; b) für das Hochbaufach: Friedr. Heimann aus
( öln, Bud. Wiethoff aus Breslau.
Die Bauführer- Prüfung halten in Berlin bestanden:
Adolf Schikarski aus Alienstein, Alb. Hübner ans Berlin,
Carl Pohl aus Munsterberg, Adalb. Stringe aus Steinbeck,
Paul Bhode a s Granau, Carl Dieseud aus Oliva b. Dan/ig.
No. 46. DEUTSCHE BAUZEITUNG. 231
InhAll: VrrtiuMl <1vu1*.|ht ArrliiUkt*n- uml Itifti'iiiuiir- Vrrriiw. — Allgemeine kundv iu BctUd. - Atvbitckteu ■ Vejrin tu Herlin. ~- KoBhurremen. — ftricf-
Mcrti ttWr <lt* Krrlrliluiiu »oo lrr.o-Ao.ullr... (tbhliM*.) — Z»nioMl|irufauii In .Irr und Fri«'k«>l.ii.
■illägll.br-ii Haupruit. Mttlhrllunsrn »II« Vo/nluio: Wrvin für KlwnUl.n-
Verband deutscher Architekten- und Ingenieur- Vereine.
1. Die Verschiebung der 3. General-Versammlung um ein Jahr ist abgelehnt worden. Von
17 Vereinen, welche ihre Stimmen bis zum 31. Mai d. J. abgegeben haben, haben sieh 12 Vereiue mit I" Stimmen gegen
Verschiebung uml f» Vereine mit 15 Stimmen für Verschiebung ausgesprochen.
In Folge dessen würde eine bereits früher getroffene Bestimmung des Vorstandes zur Geltung gelangen, wonach:
die Abgeordneten- Versammlung am 30. und 31. August und
die General-Versammlung am 1. bis 6. September
dieses Jahres in Dresden stattfinden sollen. Die Programme zu beiden Versammlungen werden in den nächsten Nummern
(üeses Blattes zur Mittheilung gelangen.
2. Der Architekten- und Ingenieur-Verein zu Bremen ist in den Verband aufgenommen worden.
Es haben sich 19 Vereine mit t>4 Stimmen überhaupt, und zwar durchaus für die Aufnahme erklärt, wahrend 5 Vereine mit
15 Stimmen eine Rückantwort auf die von hier gestellte Aufrage nicht gegeben haben.
Dresden, den 2. Juni 1?*7H.
Der Vorstand.
Tk. Priedrlcl. Dr. phil. Kahl.
Stellvertreter des Vorsitzenden.
Allgemeine Ideen über die Errichtung von Irren -Anstalten.
(S.HJUM.)
Eintheilung.
as die Eintheilung der Anstalt anlangt, so
wird man hier meist durch aufserc Umstände
gebunden sein und selten freie Hand haben.
Abgesehen von der klinischen Anstalt, von der
im vorigen Abschnitte die Rede war, und der
Frage nach einer Trennung der Kranken in
heilbare und unheill>are, waren l>ei der Kr-
richtung von Anstalten folgende Gruppen von Krauken zu
unterscheiden.
1. Arme. d. h. solche, für deren Verpflegung die Pro-
vinz oder Gemeinde die Kosten trägt (Provinzial-, Departe-
mental-, städtische Anstalten). — 2. Selbstzahlende der
höheren Stände. Pensionäre (Privatanstalten). — 3. Geistes-
kranke Verbrecher. — 4. Idioten. — 5. Trunken-
bolde (Trinker- Asyle).
Eine jede dieser Anstalten wird in Bau und Einrichtung
einen besonderen und von den anderen abweichenden Cha-
rakter erhalten müssen, auf den wir hier übrigens nicht näher
eingehen wollen. Für uns kommen zunächst nur die unter
1 und 2 angeführten Kranken in Betracht, und auch diese
nur in so fern, als es sich darum handelt, ob in den öffent-
lichen Anstalten für die zahlenden Kranken aus den besseren
Ständen besondere Abtheilungen errichtet werden sollen oder
nicht. Bevor wir jedoch dieser Frage näher treten, müssen
wir auf die zuerst berührte zurück kommen, auf die Einthei-
lung in heilbare und in unheilbare Kranke.
Ich übergehe das Historische der Frage — denn dicsell« hat
eine Geschichte - und licmerke nur. dass man von den früheren
reinen Heilanstalten, wie z. B. Siegburg eine war. allgemein
Abstand genommen hat. Dort wurden nur die voraussichtlich
heilbaren aufgenommen und die Kranken wurden fort geschickt,
wenn eine (ieuesung nicht zu erwarten war.
Von den mancherlei Gründen, die gegen diesen Modus
sprechen . interessirt uns an dieser Stelle vorzugsweise der
ökonomische. Eine gröfsere Anstalt kann ohne sesshafte
Arbeiter nicht bestehen und diese arbeitenden Kranken
können der Natur der Sache nach nur aus der Klasse der
Pfleglinge, d. h. der Unheilbaren genommen werden. Sie
bilden den festen Bestand der Anstalt, verwachsen mit derselben
durch jahrelangen Aufenthalt und halten gegenüber dem rasch
wechselnden und nur durchpassireuden Haufen der Heilbaren
die Disziplin unJ die Tradition der Anstalt aufrecht. Mit
der Zeit häufen sich zwar diese Rückstände, welche der An-
stalt verbleiben, immer mehr an und drohen mit Ueberfüllung.
Man wird dann die ganz Unbrauchbaren , die Siechen und
tielahmten und die zu keiner Arbeit mehr verwendbaren
Blödsinnigen an sogenannte Siechen- Anstalten oder an Pflege-
Anstalten abgeben müssen. Reine Pflege- Anstalten wird es daher
auch fernerhin geben ; sie sind durch die Oberwuchernde Zahl
der Unheilbaren von selbst bedinirt und nicht zu entbehren.
Im allgemeinen aber wird der Charakter jeder größeren
Anstalt von vorn herein ein gemischter sein , d. h.
heilbaren und unheilbaren Kranken in Wohnung und Ver-
pflegung kein Unterschied bestehen.
Die baulichen Einrichtungen werden von dieser — ich
möchte sagen fachwissenschaftlichen — Unterscheidung nicht
weiter berührt ; für sie braucht diese Eintheilung nicht zu existiren.
Anders ist es mit der zweiten , mit der Eintheilung in eine
sogenannte Normal- und in eine Pensions-Klusse. in arme und
in zahlende Kranke. Will man diese beiden Klassen iu einer
und derselben Anstalt vereinigen, so erfordert dies besondere
bauliche Vorrichtungen; man wird einen eigenen Pawllon für
sie bestimmen und eine Reihe von Einrichtungen treffen
müssen, die sonst nicht uöthig gewesen wären. England
kennt diese Verbindung nicht; seine öffentlichen Anstalten
halten nur eine Klasse und alle größeren Ansprüche werden
an die Privatanstalten verwiesen. Aus mancherlei Gründen
stimme ich dieser englischen Einrichtung bei und ich würde
die öffentlichen Anstalten nur auf eine einzige Klasse ein-
richten.
Zunächst wieder aus ökonomischen Gründen. Nimmt
man Pensionäre auf. so fügt man der öffentlichen Anstalt
noch eine Privat-Anstalt hinzu, die, wenn sie vollständig sein
soll, alles das getrennt enthalten sollte, was die übrige Anstalt
bereits besitzt. (Abtheilung für Tobsüchtige. Unreinliche
und dergl.) Das vertheuert die Bausumme ungemein und
ich halte die Idee, dass die Pensionäre der Anstalt einen
pekuniären Vortheil eintragen würden, in den meisten Fällen
für eine irrige.
Eben so wenig kann für uns das Vorurtheil mnafsgcbcinl
sein, wonach die Krauken in den öffentlichen Anstalten besser
aufgeholten wären als in den Privat - Anstalten. Meiner
Erfahrung nach ist dies nicht der Fall. Ich kenne so ziem-
lich die meisten Privatanstalten Deutschland» aus eigener An-
schauung und kann sagen, dass sie recht gut sind und die
Kranken sich dort mindestens eben so wohl befinden wie iu
den besten öffentlichen. Und dies ist leicht erklärlich, wenn
wir dos schwerfällige starre Getriebe einer öffentlichen Anstalt
betrachten, in der die Ansprüche des Kinzelnen von vorn herein
dun h das Regulativ fest gesetzt sind und jede Ausnahme auf
so viel Reibung iu Schreibwesen und Bueliführung stufst, dass
nicht viel davon übrig bleibt. In der Privatanstalt dagegen
ist Besitzer und Arzt gewöhnlich iu einer und derselben Person
vereinigt; er ist sein eigener Herr und hat Niemanden danach
zu fragen, wenn er auf die noch so weit gehenden Wünsche
eines Kranken oder seiner Angehörigen eingehen will. Alle
Bedenken aber, die mau noch hier uud da gegen Privatan-
stalten hat, müssen als unbegründet fortfallen, wenn eine
Oberaufsicht des Staats über dieselben Iwsteht. —
Eine Notwendigkeit, auf die als eine von den vor er-
wähnten Fragen unabhängige hier noch hingewiesen werden
mag, ist die zahlreicher und bernu m gelegener Gärten. Jede
Abtheilung muss einen Garten erhalten, den sie entweder für
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232
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
8. Juni 1878
sich allein oder auch mit anderen Abtheilungen zusammen be-
nutzen kann. Die Abiheilung der Unruhigen erhalt stets
ilircn eigenen Hof. Je größer diese Abtheilungs-Gärten sind,
um so angenehmer und Itesser ist es, und man wird mit be-
sonderer Sorgfalt darauf sehen müssen, sie nicht durch Mauern
und Gebäude gar zu sehr einzuengen und ihnen dadurch ein
gefängnßsartiges Aussehen zu geben.
Abtheilungen.
Abgesehen von der Pension» - Abthe'lune. die, wie wir
vorhin ausgeführt, am besten ganz in Wegfall käme, würden
für jedes Geschlecht noch 6-8 getrennte Abtheilungen er-
forderlich sein. Je mehr Möglichkeit zur Trennung und
Scheidung, um so erwünschter für den ganzcu Dienst; deshalb
sind kleinere Abtheilungen, d. h. solche die nicht mehr als.
2 — 3 Wärter erfordern und 15—20 Kranke enthalten, ent-
schieden den größeren vorzuziehen. Im übrigen lege ich
keinen besonderen Werth auf eine zu feine Unterscheidung
in der Gröfse und Einrichtung der einzelnen Abtheilungen,
wofern sie nur nicht gar zu klein liemesscn werden, wie dies
u. a. mit der sogenannten Tobabthoilung fast regelmäßig der
Fall ist. Dem Direktor einer Anstalt wird es vor allen Dingen
darauf ankommen, dass ihm durch die bauliche Einrichtung
in der Versetzung der Kranken nicht die Hände gehunden
sind und er dieselben möglichst leicht trennen kann. Je
mehr Abtheilungen und einzelne Räume, um so lieber wird
es ihm daher sein ; auf eine Verschiedenheit in der Einrichtung
und auf besondere Feinheiten kommt es — mit einzelnen
wenigen, besonders anzuführenden Ausnahmen — nicht an. —
Da wir ülierall von dem Korridorsj stein absehen und die
Wohnräume fast ausschließlich in das Krdgeschoss verlegen,
so ist es leicht, für eine jede der Abtheilungen 1 — 2 Ziinmct
für je 15 — 20 Kranke zu gewinnen, die alsdann in den oberen
Geschossen schlafen; es wird dies um so leichter sein, wenn
wir auch bei 2 anderen Punkten das Richtige treffen, und
zwar sind dies die Einzel-Schlafzimmer und die gemeinsamen
Ess-Säle.
Je mehr Einzel-Schlafzimmer um so besser, und die Zahl
dieser kleinen Räume zu 1 und zu 3 Betten (2 Retten sind
aus praktischen Gründen unzweckmäßig) sollte nicht unter
V, der Krankenanzahl bemessen werden, was bei 500 Kranken
nach Abzug der Arbeiter etwa 150 betragen würde. Diese
Einzelzimmer sollten sich in allen Abtheilungen befinden, also
sogar in denjenigen der ruhigen Kranken ; denn sie sind eine so
grofse Annehmlichkeit und für Ruhe und Ordnung der Anstalt
von so großem Werthe, dass die Forderung einer möglichst
großen Anzahl durchaus aufrecht erhalten werden muse.
Ganz dasselbe gilt von den gemeinsamen Essälen und ich
wurde hier für 1 bezw. 2 grofse Ess-Sale in unmittelbarer Ver-
bindung mit der Küche sein. Mindestens Vi aller Kranken
könnten hier, entweder l>eide Geschlechter zusammen oder
auch jedes für sich, gemeinsam sjießen, wie es in England
geschieht und unläugbare Vortheile, dagegen keinerlei Be-
denkon hat. Will man dies jedoch nicht, so sollte mau jeden-
falls nach französischem Muster in jeder Ahtheilung besondere
Esszimmer einrichten, was im Iutercs>e der Reinlichkeit und
Ordnung liegt.
Die Eintheilung der Abtheilungen selbst ist zunächst
durch das äußere Verhalten der Kranken gegeben und richtet
sich mich dem Maaße ihres sozialen Benehmens. Im allge-
meinen kann man hier folgende Gruppen unterscheiden.
1. Ruhige Kranke. Hier ist eine weitere Scheidung
in 2 oder mehre verschiedene Räume erwünscht, je nach
dem Grade der Bildung oder der Stellung im früheren Leben.
— 2. Halbruhige. — 3. Unruhige.
Eine sogenannte Tob-Abthcilung. d. h. eine solche, die
fast nur aus Tobzellen liesteht, halte ich für ebenso verkehrt
wie unnöthig. Sind in den übrigen Abteilungen Einzelzimmer
in hinreichender Menge und entsprechender Einrichtung vor-
gesehen, so kann man eine Tob- Abtheilung mehr oder weniger
entbehren. In Marburg fohlen solche besonderen Zellen- Ab-
thcilungen gänzlich. In jedem Falle aber brauchen sie sich in
Gröfse und Einrichtung von den andern nicht gar zu weit zn
entfernen nnd es dürfte genügen, wenn die Einzelzimmer
hier in größerer Anzahl und von besonders einfacher und
starker Konstruktion sind.
Ueber die Einrichtung von Tobzellen, d. h. von zur Auf-
nahme von zerstörungssüchtigen und tobenden Kranken be-
sonders geeigneten Räumen, ist viel gestritten worden und der
Ertindungsgeist meiner Kollegen hat hier wundersame Blüthen
zu Tage gefördert. Wenn man aber einfach auf das zurück
geht, was sie eigentlich leisten sollen - Schutz für den
Kranken und Widerstand gegen seine Zerstörungswuth — so
wird sich das einfachste auch hier ohne große Schwierigkeit
j als das beste ergeben. Einfache viereckige Räume mit glatten
Wänden und ohne alles Mobiliar, deren Fenster zolldicke
Glasscheiben erhalten und deren Thür nach außen aufschlägt
— viel mehr wird es nicht bedürfen und alles andere ßt vom
Uebel. Inslwsonderc bin ich ein abgesagter Feind des Ober-
lichts, welches der Isolirzclle das Ansehen und die Luft
eines Grabes verleiht. Auch die Zelle, nnd gerade sie erst
recht, soll heiter und wohnlich aussehen und so soll es die
ganze Abtheilung thun. Daher darf hier am wenigsten der
Korridor vor den Zellen als Wohnraum benutzt werden,
sondern es mögen hierzu 1 oder 2 eigene Zimmer dietieu,
I die in direkter Verbindung mit dem Hofe stehen.
-I. Unreinliche und Gelähmte. In dieser Abthei-
lung wird man von dem Prinzip der vertikalen Trennung in
so weit eine Abweichung machen müssen, als ein Theil dieser
Kranken keine Treppen steigen kann und sich daher auch
in dem unteren Geschosse ein Schlafraum befinden muss.
Der größere Theil der Kranken kann auch hier oluie Nach-
theil in den oberen Stockwerken schlafen.
5. Etwas ähnliches ßt mit der Abtheilung der körper-
lich leidenden, der Infirmerie, der Fall, die übrigens ganz
und gar im 2. Gescboss untergebracht werden kann. Diese
Abtheilung kann meiner Erfahrung nach nicht groß genug
angenommen werden, da es sich hier weniger um körperlich
erkrankte Irre handelt, als vielmehr um alle alten oder sonst
der Schonung und der Hülfe besouders bedürftigen Individuen,
für die diese Räume eine große Wohlthat bilden. Hier tritt
nämlich die Dßziplin der Anstalt am meisten gegen ein mehr
familiäres Verhalten und mancherlei individuelle Berttcksich-
tigungen zurück, die sich für viele sehr heißam erweisen.
Daher kann ich nur rathen. der Infirmerie außer den Schlaf-
zimmern auch einen gemeinsamen Wohnraum zu geben und
aus ihr eine der größten Abtheilungen der Anstalt zu machen.
D-.iss ich bei dieser Anschauung dem hier und da angeregten
Vorschlage, zum Krankenzimmer eine Baracke zu verwenden,
entgegen treten muss, versteht sich nach dem vorher Gesagten
von seilist. — Eine Trennung der Infirmerie in 2 gesonderte
Abtheilungen, ganz ruhige und mehr unsichere Elemente, halte
ich gleichfalß für sehr zweckmäßig. In diesem Falle wird
man die letzteren in das Erdgeschoss und die erstereu in den
ersten Stock verlegen.
b\ Epileptische. Die Fallsüchtigen verlangen ihrer
Krampfanfälle halber und des Eindrucks, den dies auf andere
Kranke hervor zu bringen pflegt, eine eigene Abtheilung. Be-
sonderer baulicher Einrichtungen bedarf es bei ihnen nicht.
7. Dasselbe gilt von der Aufnahme - Abtheilung, wo die
neu aufgenommenen Kranken unter besonderer Außicht
so lange verweilen sollen, bß sie in eine andere Abtheilung
des Hauses übergehen.
H. Arbeitende Kranke. Die Werkstätten liegen am
zweckmäßigsten von den übrigen Kranken- Abtheilnngen getrennt,
in eigenen detachirten Blocks, in denen die Kranken zugleich
wohnen können. Sie in die Souterrains zu verlegen halte ich
für weniger rathsam; jedenfalls müssen die Werkstätten ak-
dann ganz gesondere Eingänge erhalten, da es sonst zu
allerhand Konflikten und Durclisteckereieu zwßchen Wart-
personal und Handwerkern führt. Auch ist die Kontrole in
den Souterrains eine ungenügende.
9. Den Schluss bildet die Ackerbau- Kolonie, auf
deren Vorzüge ich bereits früher hingewiesen habe. Der
Werth, den ich auf diese Einrichtung lege, in welcher ich
den Hauptfortschritt der modernen Irrenpflege sehe, veranlasst
mich jedoch, noch einmal darauf zurück zu kommen.
Die landwirtschaftliche Kolonie wird etwa '/»—'/» der
Männer aufnehmen können, also ungefähr 50 Kranke. Für diese
wird Wohnung nach ländlichem Muster vorgesehen. Hier wird
die äußerste Einfachheit herrscheu und es fallen besondere
Einrichtungen, Gitter und dergl. unter allen Umständen fort.
Dagegen wird von vorn herein die Mögliclikeit der künftigen
j Fortentwickelung in's Auge gefasst werden müssen und alle
Einrichtungen »erden so zu treffen sein, dass sie einer
späteren Vergrößerung fähig sind. Dass „bis hierher und
nicht weiter" wird gerade hier so verkehrt, dass man kaum
begreift, wenn man siebt, wie demtoch dagegen gesündigt
wird. Die Farm ist eine Lelicnsqucllc der Anstalt, die sieh
erweitern wird, wenn die Kräfte dazu vorhanden sind, deren
Erweiterung man aber der persönlichen Tüchtigkeit des Leiters
der Anstalt überlassen sollte nnd die man am allerwenigsten am
grünen Tische dekretiren kann. Eben so verkehrt wäre es
je* loch, bei der Einrichtung der Anstalt hierauf nicht schon
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N«. 46.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
233
Rücksicht zu nehmen. Gerade die Kolonie ist im Stande,
mit leichter Muhe und bei den geringsten Kosten eine dro-
hende Ueberfüllung der Anstatt auf Jahre hinauszuschieben
unrl für (bis gute Verhalten und den Fleifs der Kranken eine
Belohnung zu bilden. Ackerbau-Kolonie und gröfsere Anstalt
geboren meines Kruchtens zusammen wie der Punkt zum i
oder die Federn zum Vogel. Leider dauert es auf manchen
Gebieten sehr lange, bis eine bessere Einsicht sich Bahn
bricht, und es scheint die praktische Irrenpflege zu diesen
konservativen Gebieten zu gclioren. —
Raumlich würden sich diese Abtheilungen etwa in der
Weise vertheilen, dass diejenigen, welche die meiste Pflege
und Aufsicht bedürfen, in dem Hauptgebäude untergebracht
werden (Aufnahme- Abtheilung, Iniirmcric und allenfalls noch
die Abtheilung für ruhige Kranke).
Die Halbruhigen, Unruhigen. Gelähmten und die Epileptiker
erlialtcn eigene Pavillons, die Arbeiter wohnen in detachirten
Blocks, woselbst sich auch ihre Werkstatten befinden (Schuster,
Schneider, Schreiner, u. s. w. auf der Männerseite, Wäsche-
rinnen bei den Frauen), und die Feldarbeiter wohnen auf der
Kolonie.
Alle diese Abteilungen und einzelnen Pavillons stehen
mit den inneren Hofen und Gärten der Anstalt in unmittelbarer
Verbindung. DerVerkehr innerhalb derGcschlcchts- Abtbeilungen
kann überhaupt so frei sein als möglich, wenn nur nach nufscu
für den nöthigen Abschluss und die genügende Sicherheit ge-
sorgt wird. Es Ist daher grundfalsch, die innere Anstalt durch
Mauern in eine Art von Gefätigniss umzuwandeln und sie mit
einer solchen Masse von Thören zu versehen, dass der Ver-
kehr auf Schritt und Tritt gehemmt ist (obwohl die Thüren
trotz Strafe und Verbot nie geschlossen werden), nach aussen
aber alles offen und ungeschützt zu lassen.
Grade umgekehrt empfiehlt sich der Abschluss des An-
stalts-Terrains nach aulsen durch eine Mauer oder durch Gitter.
Dass ein solcher Abschluss nach aufsen der Anstalt einen
unfreundlichen Charakter verleihe, ist nicht richtig. Warum
soll das, was jeder Privatmann mit seinem Besitzthun) thut
und was dort Jedermann für selbstverständlich hält, dass er
es nämlich mit Mauer oder Gitter umgiebt, bei «1er Anstalt
falsch sein? Die Hauptbedingung für Freiheit der Bewegung
im Innern ist Sicherheit nach aufsen, und dieser Bedingung
muss sich alles andere, als von geringerer Bedeutung, unter-
ordnen. Also eine freundliche aber sichere Umschliefsung
und ein Haupteingang, an der die Pförtnerwohnung gelegen
ist In England und Frankreich hat man vielfach die Mauern
in Gräben angelegt, um den Kranken den freien Ausblick zu
gewähren. Bei uns hat diese Art der Umfassung bisher keine
Nachahmung gefunden und ich würde vorziehen, zu diesem
Zwecke in den Gärten kleine Hügel zu errichten, wodurch
man dasselbe in einer weniger auffallenden Weise erreichen kann.
Einzelheiten.
Obwohl ich in der Hauptsache nur allgemeine Ideen hier
vortragen wollte, kann ich mir doch nicht versagen, zum
Schluss noch über eine Reihe besonderer Einrichtungen meine
aus der Erfuhrung langer Jahre hervorgegangene Ansicht kurz
mit/utheilcn, und zwar Ober solche, gegen die am hautigsten
gesündigt wird. Es sind dies eine Reihe von Einzel-Vor-
kehrungen, von deren Beobachtung zwar nicht grade das Heil
der Anstalt abhängt, deren Nichtbeachtung jedoch recht stiftend
sein kann.
Beginnen wir mit der Fenster Vergitterung. Auch
diese Frage wiederholt sich beim Bau fast jeder Irrenanstalt;
merkwürdiger weise wird sie jedoch zumeist in der Art gestellt,
dass man sich fragt, welcher Art der Vergitterung der Vor-
zug gegeben werden solle, nie aber ob eine Vergitterung
überhaupt iiotbwendig oder aber nicht am Ende entbehrlich
sei. Sind Gitter in der Thal nöthigV Ich antworte darauf
mit „Nein" und stelle an einen verständigen Bauplan die An-
forderung, dass er mit dazu beiträgt, sie überflüssig zu inachen.
Wird nur in dem Erdgeschoss gewohnt, so bedarf es dort
Gitter oder anderweitiger ebenso künstlicher wie un-
lieb dann nicht , wenn ich die Fenster nach den Gärten zu
verlege und die Thüren offen lasse.
In den Schlafzimmern bleiben die Fenster den Tag über
zur Lüftung der Bäume offen, und in der Nacht können im
Sommer die Oberlichter gleichfalls offen bleiben. In der In-
tirmerie, die wir ja in das zweite Geschoss verlegten, wird in
jedem Zimmer eiu leichtes Drathgitter genügen, zumal wenn
die Zimmer so gelegen sind, dass sie von beiden Seiten
Fenster erhalten. — So bleibt nur die Tob- Abtheilung und
selbst hier können wir in den Wohnräumen die Gitter ent-
behren. In den Zellen selbst werden wir sie nicht entbehren
können, wahrend in den gewöhnlichen Einzel-Schlafzimmern
innere iJtden genügen. Auf diese Weise erledigt sich die
Gitterfragc sehr einfach, wie es denn thatsachlich Irrenanstalten
giebt, die ganz gut ohne sie auskommen. (Stefansfeld, Mar-
burg u. a.)
Bäder. Man hat einen Fortschritt darin zu finden ge-
glaubt, jede einzelne Abtheilung mit einem Bade zu versehen
und das gemeinsame Bad in eine Reihe von Einzelbädern
aufzidöseu. Was man aber dabei nicht beachtet hat, ist dass
die Bäiler in den Irrenanstalten nur zum Theil zum Zwecke
der Kur und viel liaufiger als Keinigungsbäder gegelwm werden
und dass es weitaus mehr Arbeit, Aufsicht und Zeit erfordert,
10 Menschen in 10 verschiedenen Badezimmern zu baden als
in einem gemeinsamen — von dem Kostenpunkte ganz zu
schweigen, denn auf diesen Rücksicht zu nehmen, hat man sich
schon seit langem entwöhnt. — Will man Einzelbäder anlegen,
so werden wir dies dankbar annehmen, aber doch nur da, wo
sie nothwendig sind: in der Iutirmerie, bei den Gelähmten
und den Unruhigen; ein gemeinsames gröfseres Bade-
zimmer für jedes Geschlecht, mit Gelegenheit zu Bassinbädern,
möchte ich unter keiner Bedingung vermissen. Dabei muss
ich mich ganz besonders gegen die Anlage von Bädern in den
oberen Stockwerken erklären, da sie zu vielen Unzuträglieh-
keiten Veranlassung geben und ich keinen Grund dafür aus-
findig machen kann, weshalb mau nicht eine Treppe herunter
gehen darf, um ein Bad zu nehmen. Es ist dies ein Theil
von jeuem Luxus, den ich aus den Anstalten verbannen möchte.
Abtritte. Das viel besprochene Thema: hie Schwemm-
system, hie Abfuhr, will ich hier nicht weiter berühren und
nur meine Uebcrzeugung anführen, dass mir für Anstalten
das Tonnensystem als am geeignetsten erscheint, und zwar
aus folgenden Gründen: Die Anlage der Tonnen kann auf
keine Schwierigkeit stofsen, im Gegentheil sie wird die aller-
einfachste sein. Dassellie gilt von der Entleerung, da es an
Kräften hierzu nicht fehlt und die thuuliche Gruppirung der
Anstalt den Zutritt zu den Tonnen sehr erleichtert.
Zu diesen allgemeinen Gründen kommt noch ein spezieller.
Die Krauken halten vielfach die Neigung, alles Mögliche in
den Abtritt zu werfen, und was sich da alles ansammelt,
grenzt an das Unglaubliche. Hierbei giebt es nun nichts
Verkehrteres als Gruiten, und wie mau bei aller Schwärmerei
für d'Anct bei dem Neubau von Anstalten gerade darauf
verfallen konnte, ist mir gerade unerklärlich. Was einmal
in den Gruben liegt, ist verloren, denn man kann doch nicht
wegen jeder Kleinigkeit die Entleerung derselben vornehmen.
Und nimmt man sie endlich vor, dann wird sie fast unmöglich
durch all das Zeug, was darin liegt: Mützen und Jacken,
Schuhe, Strümpfe, Taschentücher, Servietten und dcrgl. Zeug,
das durch das längere Verweilen in den Gruben, ganz un-
brauchbar geworden ist und nun die Roliren verstopft.
In den oberen Stockwerken bedarf es der Abtritte
haupt nicht, da in den Scblafrüumen Nachtstühle ausreichen.
Dasselbe gilt für die Infirmerie, auch können hier Wasser-
Klosets eingerichtet werden. Ich für meinen Theil bin ferner
ein Gegner der Einrichtung, die Abtritte in unmittelbarer
Verbindung mit den Wohnräumen anzubringen, und ich würde
es vorziehen, sie nach Art der Franzosen auf den Höfen
anzulegen.
Heizung. Bei der Heizung kann es sich im Ernste
nur um Zentralheizung handeln und ich kenne keinen Grund,
der mit Recht in irgend einer Abtheilung gegen dieselbe
geltend gemacht werden könnte. Dies gilt auch für die Isolir-
Zellcn in der Tob-Abtheilung. Allenfalls können dieselben
auch durch eine Art russischer gemauerter Oefen in der
Zwischenwand zwischen je 2 Zellen erwärmt werden. Je
weiter man sich von dem System der Zentralheizung entfernt,
um so verkehrter. Am verkehrtesten aber wird es sich er-
weisen, zu einer Art der Kiuzelfcutrung zu greifen, die nicht
landesüblich ist also z. B. da Kachelöfen anzubringen, wo
Niemand mit denselben umzugehen oder sie zu repariren
versteht.
Beleuchtung. Bei der Beleuchtung kann nur Gas in
Frage kommen. Besondere Vorrichtungen zum Schutz, Schlüssel
oder dergl. halte ich für überflüssig.
Waschküche. Abweichend von der gewöhnlichen Lage
im Zentrum der Anstalt und in der Nahe der Kochküche
empfiehlt es sich, die Waschküche ganz auf die Seite der
Frauen zu verlegen, du der Wäscherei-Betrieb ausschliefslich
durch weibliche Kranke besorgt werden soll. Für die Ein-
richtung derselben enthält , Plage, Studium über Krankenhäuser"
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234
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
8. Juni 1878
sowie „Sander, Hau und Einrichtung der Krankenhäuser"
recht gute Angaben, deren ich hier nicht erwähnen würde,
wenn mich die Erfahrung nicht leider belehrt hatte, das*
trotzdem recht unzweckmüfsige Anlagen möglich sind.
Mit der Kochküche sowohl als der Waschküche werden
Schlafräume für die dort beschäftigten Kranken verbunden,
mit der Waschküche aufserdem ein Flickraum und ein Ess-
zimmer für die dort beschäftigten Frauen (25 — 30 1, mit der
Kochküche dagegen 2 grofoe Ess-Süle für je 200 Kr., in
denen auch die Kranken aus der Farm essen können. —
Was in der Anctalt unter allen Umstanden vermieden
ind dunkele Ecken und Winkel auf den Gängen
sowie in den Gärten und Höfen; überall sollte die gerade
Linie vorherrschen und die Rücksicht auf Aufsicht und Ueber-
siehtlichkcit jeder künstlerischen Anforderung vorgezogen
werden. Dagegen rächt es sieh sehr, wenn in dem Bauplan
gar nichts zum Wegstellen der Gerathe, sogenannte Gerüthe-
Depots, zum Aufbewahren der Wäsche und dcrgl. vorgesehen
ist ; diese Räume lassen sich später nur schwer beschaffen.
Eigene Wärtcrzimincr sind entbehrlich; das Wartepersoual
wohnt und schläft bei den Kranken. Eben so wenig würde
ich Familien- Wohnungen in die Anstalt verlegen. Wenn ver-
heirathete Oberwärter und sonstige Dienstleute angestellt sind,
was seine grofse Schattenseiten hat, so müssen deren Woh-
je"
Zement prüfung in der alltäglichen Baupraxis.*)
Ungeachtet der in Aussicht stehenden, möglichst allgemeinen
Einführung der „Normen" dürfte doch für Einzelne und insbe-
sondere Solche, die noch nicht gleich dazu kommen werden,
nach Angabe der Nonnen zu prüfen, ein einfaches Hülfsmittel
wilkontmen «ein, welches ausreicht, um sich jederze it mit grnfster
Leichtigkeit darüber orientiren zu können, welchen Wert!) bezw.
welche Zugfestigkeit ein vorliegendes Fabrikat ergeben möchte,
wenn eine Prüfung desselben nach den „Normen" stattfinde.
Ich denke mir, dass die aus mancherlei äufseren Ursachen oft nicht
gerade leicht zu bewirkende Einführung des Normprüfungs-Ver-
fahreus auf Kaustationen geringen Uiufangs ein Tunkt ist, der
ein Bedenken gegen die ganz allgemeine Kinfühning der Normen
abgeben könnte, obwohj ich dem Wunsche, das beregte Ver-
fahren ausschliefslich als öffentlich tu aufstellend
gelten zu lassen, aus voller Ueberzeiigung beitrete.
Die Vortheile des Prflfmigsvcrfakrens nach den Nonnen
besteben theils in der greiseren Wissenscbaftlichkeit, die im
Vergleich zum alteren Verfahren die direkte Bestimmung der
Zugfestigkeit besitzt, theils auch darin, das* durch die allgc-
meine Annahme der Normen der Sinn für Zementfestigkeits-
Priifuug überhaupt viel reger werden wird. Letzteres Motiv durfte
freilich zunächst nur bei Zement- Fabriken, wissenschaftlichen
Stationen und größeren Baubüreaus seine Anwendung finden,
dagegen nicht in dar alltaglichen kleineren Baupraxis , für
welche, wie bemerkt, das Verfahren nach den Normen nicht
hiureichend einfach ist.
Zur Zeit, als man die Normen in Vorschlug brachte, bezeichnete
man als einen ihrer Zwecke die Gleichartigkeit der damit
an den verschiedensten Prüfungsorten zu erzielenden Resultate
und betonte die direkte Verwerthbarkeit des neuen Verfahrens
auf allen möglichen Bauplätzen fast noch mehr, als den ihm bei-
wohnenden Vorzug strengerer Wia&euschaftlichkeit gegenüber der
alten Brechprobe, aus der die absolute Festigkeit der Waare
ja nicht direkt, sondern erst durch Rechnung sich gewinnen lasse.
Da wo gröfsere Bauausführungen vorliegen, wo die Materialien
durch geschulte Ingenieure vor und bei ihrer Verwendung ge-
prüft werden, ist der neue Apparat und das neue Prüfungsver-
fahren allerdings auch sehr am I'latze; indess ist doch zu be-
denken, dass bei solch grölsercu Bauobjekten die Kosten, welche
man für eine genaue Prüfung anwendet, keine Rolle spielen, und
es ist mir dalier gerade dort oft genug begegnet, dass mir gesagt
wurde: „Wenn wir uns diese gröfsere Umständlichkeit mit den
Prüfungen machen, wenden wir lieber gleich noch etwas mehr
Kosten daran, um auf Das prüfen zu können, worauf es uns
ja lediglich ankommt, auf die Kenntnis» des Zerdrück ungs-
Widerstandes."
Ks dürfte aus diesen Gründen die Einbürgerung der Normen
in die Bau -Praxis wohl nur sehr langsam vor sich gehen
und es vielleicht sich ereignen, dass trotz der grösseren
Kosten die Ermittelungen der Dnickfestigkeiten diejenigen der
Zugfestigkeiten nach den Normen weiterhin an Zahl überholen
werden. Wollte man darauf bestehen, dass bei den gewöhn-
lichen kleine) en Bauten der Portland-Zement nach den Normen
geprüft werde, so dürfte dies - vorerst wenigstens noch —
meist die ganzliche Unterlassung von Festigkeitsbestimmungen
und die Beschränkung auf andere, in der Kegul nebenher mitge-
machte Pnifungen: auf Treiben, Haften am Ziegel, Schnelligkeit
des Abbindens u. s. w., zur Folge haben.
Ks tritt daher bei allem Iwrechtigten Kifer für die neuen
Prüfungsnormen die Aufgabe au uns heran, nach Mitteln zu
suchen, dun allmilichett rebergang zu ihnen möglichst zu er-
leichtern, um ihre endliche allgemeine Einführung um so sicherer
und rascher zu erzielen.
Die Schwierigkeiten, welche sich dein auf sehr vielen Bau-
plätzen entgegen stellen, werden beseitigt und es fallt damit
gleichzeitig auch die jetzt noch hautig vorhandene Abneigung,
die neuen Normen als die bestimmende, bezw, allein inaal's-
gebende Grundlage des ganzen neueren Prüfungsverfahrens an-
zuerkennen, sobald man neben der als allgemein gültig
anzunehmenden neuen Methode das bisherige Ver-
*) Wir lultrn mit ll~7»rf auf miwllrlt li,-e»'ii'W? Iilt,>rarti*rlir KrxijrimiDKcll llio
DriiKTkuiw nicht für üterlt<ual|r, iLa» ilrr «rsmwärtkja Artikel livrttila in Januar 4. .1.
w-rfaMi «.»nlen W und «rtrtn AiibänfnttK arxier»nli-r Maiio*kri|itR »ich ein*
Zur», luu-Uuiuj liU h*pl* Sit „tI-iHmi la»u>i> osli,,. a. 1). KmL
fahren, das Zerbrechen der Proben mittels Hebel,
als Aushülfsmittel gestattet. Das Verfahren ist einfach
genug, um jedem sogar leidlich geschickten Maurer in die Hand
gegeben werden zu können.
Vor allem wird es sich bei einem derartigen Vorschlage
um die Untersuchung handeln, ob die alte Methode auch die
erforderliche Genauigkeit für den beabsichtigten Zweck
bietet, und eben dies zu konstatiren, ist die Aufgabe, welche sich
der gegenwartige Artikel gesetzt bat
Es haben bei den bisher üblich gewesenen Prilfungsweisen
nicht entfernt so subtil präzisirte Vorschriften bestanden, als für
das Verfahren nach den Normen jetzt aufgestellt sind, und so hat
eben hierin ein Theil der beobachteten Ungleichartige iten seinen
Urspning. Diese Unregelmäßigkeiten schwinden bei der alten
Brechprobe, sobald man. wie bei der Normprobe, jedes mal genau
gleiche, abgewogene Quantitäten Zement, Sand und Wasser
nimmt und die Probestücke stets auf gleichartiger Unterlage an-
fertigt: es wird sich dann sogar zeigen, dass die Resultate unter
sich im allgemeinen eine gröfsere Annäherung zeigen als diejenige,
welche bei den Norm -Proben erzielt wird. Die früheren grofsen
Abweichungen rührten thcUs von der Verschiedenheit in der An-
fertigung der Probekörper, theils von der Verschiedenheit in der
Berechnungsweise der absoluten Festigkeit aus dem Bruchergeb-
nisa her. So z. R. habe ich in meiner Abhandlung „lieber die
Veränderungen, welche Portland-Zement beim Lagern erleidet"
(Diuglcr, PolyL Journ. Bd. 210, H. 1), bemerkt, dass ick bei
reinem Zement nie eine höhere Festigkeit nach 20 Tagen ge-
funden habe als 24 k, wahrend von derselben Marke, die ich dabei
im Auge hatte, zu etwa derselben Zeit Festigkeiten bis 50 und 60*
nach gleicher Erhärtungsfrist aufgeführt wurden. Es resultirten
aber meine Fe
genen Formel:
PI i
der
4 k b »'
2,55 "
Uct
2,55
Die
ändern sich aber sofort zu Gunsten grofser
wenn man den Michaelisscheu Koeffizienten
sich der ursprünglichen Formel:
AkbV
PI
6
zur Berechnung bedient Beiläufig ist zu bemerken, dass dies
von manchen Fabrikanten bei Angabe der aus der relativen
Festigkeit hergeleiteten absoluten Festigkeit ihres Fabrikats —
der Reklame halber — zuweilen ohnehin gethan wurde, dass
alier in dieser Verschiedenheit des blofsen Rechnungs- Verfahrens
grolse Differenzen zwischen Festigkeitsangaben von Marken, die
in der Praxis als gleich gut bekannt waren, ihre einfache
Erklärung finden.
Die oben erwähnte Maximal-Festigkeitazahl für 20tägige
der direkten Ermittelung nach den Nonnen flberein. Meine
sämmtlicheu, a. a. 0. aufgeführten Zahlen mit dem Quotienten
multiplizirt, gelangen mit den Resultaten der neueren Be-
stimuinngsweise mehr in Einklang und werden richtiger.
Ich habe das eben Erwähnte, was für reinen Zement gilt,
nur anführen wollen, um an einem Beispiele zu zeigen, dass
manche der früher bestandenen scheinbar grofsen Abweichun-
gen leicht zu beseitigen gewesen wären. Dass indessen beim
reinen Zement stets die Bruchproben, bezw. die aus dem Broch-
gewicht berechneten absoluten Festigkeiten, auch nach ver-
I schiedenen Zeiten den direkt ermittelten Zugfestigkeiten ent-
sprechen, soll mit Auführung jeuer Zahlen etc. noch keineswegs
behauptet werden. Mit reinem Zement habe ich neuerdings nur
eine geringe Anzahl von Proben nach beiderlei Methoden gemacht,
um die eben aufgeworfene Frage mit Bestimmtheit entscheiden zu
können. Da gegenwärtig die Probe mit 3 Th. Sand die maafs-
gebeude geworden ist, bin ich veranlasst gewesen, mein Augen-
merk besonders auf diese San dp rohe zn richten, und habe zu
! ermitteln versucht, ob auch bei dieser zwischen der aus dem
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236
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
S. Jini 1878
rieht ermittelten und der direkt gl
genügende Uebereinstimmung bestehe?
Da bei Verringerung des Wassei-zusatzes bis ru einer gewissen
Grenze die Festigkeit des Zementmörtels vermehrt wird, so war
in dem Falle, das« Brech- und Nonn- Probe ru ungleichen
Resultaten führen, der Anlass gegeben, zu untersuchen, bei
welchem Wasserzusalze zu dem für die Brech-Probe zu be-
nutzenden Zement eine Festigkeit erzielt wird, welche der ans der
Norm-Probe ermittelten Festigkeit möglichst nahe kominL Hierzu
habe ich gefunden, dass 7 Gewichtstheilen der trockenen Mischung,
die aus Zement und Sand im Verhältnis* von 1 : 3 zusammen
gesetzt ist, 1 Gewicbtstbeil Wasser zugegeben werden rauss,
um die erstrebte, hinreichend befriedigende Uebereinstimmung zu
erzielen ; es gilt dies jedoch nur bei einem stets gleich bleibenden
und nicht ^zu k^^genommenen^Quere^nitt^der^Proben. Bei
100 Wasser, 176 Zement, 525 Sand (100 W. u. 700 Z. u. S.)
und ist in dieser Zusammensetzung meist ein nicht mehr allzu
konsistenter, oft schon ziemlich dünner Brei.
Ich führe folgende Beispiele zur Vcrgleickung an, unter
die auch solche mit schwachen Zementen aufgenommen sind,
um die Allgeiueingülligkeit der rebereinstimmiiug ersicht-
licher werden zu lassen. Voraus zu schicken ist, dass die anzu-
gebenden Resultate der Norm-Probe jedesmal Miltelwerthe aus
je 5 Probekörpeni, die Resultate der Breeh-Probe
aus uur 2 Probekörpern sind und dass zur Hei
FestigkeiU-Zahlen für die Brecfi-Probo die Formel PI
ist
4 Wk
6
II.
III.
IV.
VI.
VII.
VIII.
IX.
X.
Kom-I'ralw niil Bnch-l'r»** n
i 1k. 3 Tb iMtA
50 Tagen
10,9 11
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22,1
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13,4
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50 ,
25,0
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30,0
100
32,0
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24,0
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28,5
30,0
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13,6
13,5
12,8
100 „
13.5
80 .
17.4
17,4
Mittheilungen
Verein tär Eisenbahnkunde zu Berlin. Versammlung
am 14. Mai 1878. Vorsitzender Hr. Strecken. Schriftführer
Hr. G. Meyer.
1 irr Vorsitzende gedachte iu wannen Worten des verstorbenen
langjährigen Vereinsmitgliedes, des Geh. Kommerzien-Kaths llorsig.
Hr. Frust berichtet im Namen des Reise - Komites über die
Verhandlungen betr die in Aussicht genommene Reise nach
Schlesien zur Besichtigung der im Bau begriffenen Bahn Ditters-
bacb-Glatz. Die Versammlung beschliel'st die Kommission zu er-
suchen, ein Programm zu einer 3' jtagigen Heise, beginnend etwa
am 13. Juni d. J., aufzustellen uud zur Theilnahine -Erklärung
zu versenden.
Hr. W ei dt mann macht eine kurze Mittheilung über die Re-
sultate einiger in Holland vorgenommener Prüfungen von ge-
nieteten eisernen Bruckentheilen auf rückwirkende Festigkeit
Unter Vorlegung von Photographien der deformirten Stücke führte
Redner an, dass nach Ausweis des Protokolls Ober die Versuche
die gefundenen Resultate eine annähernde l'ebereinstiromung mit
den nach den Ritter sehen Formeln berechneten zeigten; die
Druckfestigkeit des Walzeisens habe sich dabei zu 35,8 bis 38,1k
pro □"»«> ergeben.
Hr. Frischen hält einen Vortrag über zentrale Weichen-
und Signalstellung uud die Sicherung des Bahnhofs
Lehrte. Wenngleich die verschiedenen Weichen- und Signul-
Sichenuigs-Methnden den Verein schon mehrfarh beschäftigt haben,
so glaubt der Vortragende eine nochmalige eingehende Be-
sprechung des Gegenstandes zunächst mit dessen Wichtigkeit selbst,
sodann mit dem Umstände entschuldigen zu können, dass in-
zwischen weitere Ausbildungen und Ausbreitungen des Systems,
für welches er in die Schranken getreten sei, stattgefunden haben.
Dieses System sei das durch Siemens & Halske ausgebildete, dem
das Saxby-Farmer'sche und die demselben verwandten Systeme
gegenüber stehen. Bei der allgemeinen Betrachtung des Gegen
eien diejenigen Hinrichtungen, welche wesentlich zur Kr-
von Arbeitskräften — Weichens
aus Vereinen.
der im .Jahre lw>9 auf der Niedersehl.-Märk. Bahn hierülier an-
gestellten Versuche mit. Die Bewegungen der Züge sind auf 20
planmäßigen Fahrten bei Kotirier-, Personen- und Güterzügen, für
welche normale Fahrzeiteu von bezw. 6, 8 und 18 Min. pro Meile
gestattet waren, beobachtet und mit dem Claus'scbcn Gleis-Indikator
registrirt. Die Resultate sind folgende gewesen. Bei Steigungen
bis 1 : 3.'«o ist keitie Vermindemnir der Fahrgeschwindigkeit mar
kirt. Die angegebenen Fahrzeiten sind anf das Doppelte ver-
längert : bei Kouricrzflgen auf Steigungen von 1 : 50, bei gew.
Personenzügen auf Steig, von 1 : 75 bis 1 : 80 und bei Güterzügen
auf Steigungen Ober 1 ; 100. Das Anhalten der Züge hat einen
Zeitaufwand von durchschn. 29 Sek., das Abfahren einen solchen
von 1 Min. 23 Sek., zusammen 1 Min. 52 Sek. erfordert, wofür
in der Praxis gewöhnlich 2 Min. angenommen werden. Beim
Durchfahren von Stationen ist keine Verzögening bemerkt. Nach
diesen Ergebnissen ist folgende Tabelle der Zuschlage zu den
Fahrzeiten pro Kilometer berechnet worden.
Fahrgeschwindigkeit der Züge auf horizontaler Bahn pro Std.
ustellem
i Vorrichtungen, welche die Sicher-
heit, also die richtige Stellung der Weichen lind Signale, bezwecken.
Alle diese Einrichtungen setzen eine mehr oder weniger zentralisirte
Handhabung und Behandlung voraus. Die Punkte, auf welche es
seien die zentralisirte Weichen-Stellung, die zentralisirte
•Stellung, die zentralisirte Weichen- und Signal - Siche-
die Dispositionen der Gleisbenutzung und die Abhängig-
keit der Zugbewegungen bezw. der Signale vom Stationschef,
endlich die Rangir- Bewegungen, zu denen alle diejenigen Bewegun-
gen eines Zuges oder einzelner Fahrzeuge zu rechnen seien,
welche ohne ein bestimmtes optisches Signal im abgesperrten
Bahnhofe ausgeführt werden.
Nach eingehender Besprechung dieser Punkte wird das
Siemens- und Halske'sche System speziell an dem für den Bahn-
hof Lehrte der Hannoverschen Staatsbahn aufgestellten Projekte
erläutert Im Ganzen sind hier — ausschliefslich des der Ver-
waltung der Berlin -Lehrter Bahnstrecke unterstellten Theils
84 Weichen in Thütigkeit, die auf 14 Gruppen vertheilt sind. In
10 Weichengruppen mit je 1 Wilrter werden CO Weichen bedient.
Für die übrigen 4 Gruppen ist nur 1 Wärter in Aussicht ge-
nommen, um die Weichen in der gewöhnlichen Weise zn be-
dienen. Eine kleine Anzahl Weichen
standigen Wärter. Die Kosten der
110000 M veranschlagt —
Hr. Reder erörtert die Frage, ob und welche Zuschläge
für Steigungen zu den nurmalen, für die horizontale Bahn
geltenden Fahrzeiten zu machen sind, uud theilt die Ergebnisse
k™;k,«
Km | Km | Kn.
55 50
I
0,2
11.3
0.3
0,9
OvS
aj>
W
M
0,4
0.4
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14
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Zwhlfer In Minirtffi |im Km
l.-iM..<«»f^i.l 3h< I Sf.M H.2
. 1 : S10 - I : »III 0.J ' 0..V
I : »nO-l : 151 W I 0,4
I : ISO-Ii 100 [ OJt 10,«
Hr. Schwabe halt diese Zeitzugaben für zu grofs. Auf der
Niederschi. -Mark. Bahn wurden jetzt durchschn. für Steigungen
von 1 : 300 — 1 Min. pro Meile
,i-2oo 2 . . „
■ 1:100 3 „ „ „
den normalen Fahrzeiten zugerechnet Die Zeit von 2 Min. für
An- und Abfahren auf Stationen sei ebenfalls zu grofs angenommen
und könne nur selten in diesem Umfange gewährt werden. Auf
der Londoner Meiropolitan-Uahn werden heispielsw. hierfür nur
15 Sek. gerechnet Von Hrn. Reder wird darauf hingewiesen, dass
eine so geringe Zeit für hiesige Verhältnisse und für Züge, mit
welchen Passagiere mit Gepäck bezw. Traglasten befördert wür-
den, nicht genüge, welcher Ansicht aurh von mehren Seiten
zugestimmt wurde. Hr. v. Weber erwähnt, dass die angeregte
Frage, welche bei Gebirgsbahnen eine grofse Bedeutung habe,
mit der auch deu Einlluss der Kurven berücksichtigenden Frage
über die virtuellen Längen zusammen falle. Wie bekannt, seien
in Oesterreich genaue Versuche hierüber gemacht und von Gott-
schalk veröflentlicht worden. Die Zeit für An- und Abfahren
richte sich auch wesentlich mit nach der Lage der Bahn vor und
hinter den Stationen, ob steigend oder fallend. Hr. We: '
halt die für An- und Abfahren notwendige Zeit wesentlich
die Konstruktion der Lokomotiven
namentlich die Kuppelung der Triebruder von j
In üblicher Abstimmung wird als einheimisches ordentliches
Mitglied der Betr. Direktor der Magdeb -Halberst Bahn, Herr
Illing
Haupt- Vi
3. Juni 1878; Vorsitzender Hr. Möller, anwesend 104 Mitglieder
und 8 Gäste.
Eingänge: 1 Kxempl. von Bd. 3, Kap. 9 des Handb. der In-
genieur-Wissenschaften, vom Verf. Hrn. Bauinsp. Schlich ting in
Digitized by CjOO<
No. 46.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
237
Wesel, 1 Exempl. vom neuesten lieft (10) der Denkmäler der
Baukunst von den Studirenden der Bauakademie, — eine
Anzahl kleinerer Schriften über verschiedene Gegenstände aus
dem Gebiete des Bauwesens und verwandter Fächer, von Hrn.
F. \V. BQsing, — 1 Exempl. des neuesten Heftes der Zeitschr.
f. Bauwesen von der Verlagshandlung, — und endlich Pho-
tographisches Album von Papier- Tapetenmustern aus der Handlung
der Hrn. Gebrüder Hildebrandt hier, von dieser Handlung. —
Durch Abstimmung werden die Hrn. Max Böttcher,
Pallien, Woas und Zippel als Mitglieder aufgenommen. —
Als erstt>r Verbandluugs- Gegenstand liegt ein von Vereins-
Mitgliedem zahlreich unterschriebener Antrag auf Abänderung
der Grundsätze für das Verfahren bei öffentlichen
Konkurrenzen vor, zu dessen Motivirung Hr. Luthmcr das
Wort erhalt. Derselbe knüpft an die Wahrnehmung an, dass die
bisherige Handhabung des Konkurren/.wesens in zahlreichen
Fallen zu einem uuverhältnissmäisigeu Aufwände an Arbeits-
leistungen auf der einen Seite und zu grofsen Gel
der anderen Seite geführt habe, ohne dass eL
Projekt erlangt worden wäre. Der häufige
Verlauf von Konkurrenzen müsse nothwendig zu einer Diskredi-
tirung des ganzen Verfahrens führen und zwinge dazu, auf ab-
helfende Mittel zu sinnen. Wenn nun auch in manchen Fällen
der unbefriedigende Verlauf einer Konkurrenz der nicht gewissen-
haften Amtswaltung der Preisrichter zugeschrieben werden
könnte und hierin vielleicht ein Wechsel zum Bessern sich von
selbst vollziehen möchte, so sei es ihm, nebst einer grofsen An-
zahl anderer Vereinsmitglieder, doch nothwendig erschienen, von
Erwartung einer Besserung von Innen heraus Abstand zu nehmen
und an durchgreifende Maafsregeln allgemeiner Art, welche für
die bezeichneten Hauptmängel Abhülfe schaffen könnten, zu den-
ken. Hr. Luthmer verliest hierzu die vorläufige Formulirung
einer langen Reihe von Abänderungs-Vorschlägen der Grundsätze
und stellt bei der Dringlichkeit der Sache anheim, in die
sofortige Kerathung und Beschlussfassung Uber diese Abände-
rungen einzutreten.
Der Hr. Vorsitzende hält nach der gehörten Darlegung
über Zweck und Umfang der gemachten Vorschläge dieselben
für zu weit greifend, um auf die sofortige Berathung über
das Materielle der Sache eingehen zu können. Er spricht den
is, dass die heutige Verhandlung auf die rein formale
Gegenstandes beschrankt bleiben möge. — Nach viel-
istimmung, die diesem Wunsche zu Theil wird, werden
bezügl. Anträge und Vorschläge gestellt, und zwar:
L von Hm. Otzen. Derselbe beantragt die Einsetzung einer
Kommission, die in kürzester Frist Bericht erstatten solle, da-
mit Zeit bleibe, den Gegenstand noch vor die diesjährige General-
Versammlung des „Verbandes'4 bringen zu können.
% von Hm. Hobrecht, welcher zwei Arten der geschäft-
lichen Behandlung für möglich halt, nämlich:
a) Drucklegung und Vertheilung der gehörten Abänderungs-
vorschläge und darauf folgende Berathung derselben in der
nächsten oder auch einer besonderen Vereins-Sitzung, oder aber:
b) Absendung der Vorschläge, wie sie sind und unter Ueber-
lassung der sachlichen Vertretung ihres Inhalts durch die Unter-
zeichner derselben, an den Verbands-Vorort, mit dem Anheim-
stellen, über dieselben in Berathung zu treten.
Hr. Büsing empfiehlt den Vorschlag sub 2b, theils aus dem
Grande, dass derselbe zur möglichst baldigen Erledigung der
Angelegenheit im Verbände die meiste Aussicht biete, theils weil
er es in Rücksicht auf die Mitwirkung der zahlreichen übrigen
Vereine für nicht ganz passend erachte, dem Verbände mit
genau durchberathenen Vorschlägen, mit etwas „Fertigem" zu
kommen, noch bevor an irgend einer einzl
ähnliche Wünsche laut geworden sind
hier die nöthige Zeit gehabt habe,
Ueberlegnng zuzuwenden.
Hr. Böckmann vermag die grofsc Dringlichkeit, von der
die Rede sei, nicht anzuerkennen; die einzelnen Schäden, über
die man sich beklage, seien der Abhülfe fähig, auch ohne dass
man an den .Grundsätzen'' rüttele. Er warnt davor, tabula rasa zu
machen, und meint, dass eveut mit einem kurzen Nachtrag zu
den „Grundsätzen" wobl geholfen werden könne. Er stelle
den Urhebern des Antrags die Abfassung eines gründlich bear-
beiteten Promemorias anheim, das der nächsten I>elegirten-Ver-
sammlung vorgelegt und von dieser berathen werden würde.
Hr. Hobrecbt widcrrälh nunmehr bestimmt die Einsetzung
einer Kommission und formulirt seinen ölten sub 2a gemachten
Vorschlag zu dem Antrage: Die neuen Vorschläge den Vereins-
Mitgliedern gedruckt zuzusenden und über dieselben in der
nächsten Versammlung in eine Debatte einzutreten.
Nachdem Hr. Orth zu Gunsten dieses Antrages gesprochen,
wird zur Abstimmung geschritten, wobei der Antrag Otzeu gegen
eine geringe Minorität abgelehnt und der Antrag Hohr echt mit
grofser Majorität angenommen wird. —
Aus den Verbandlungen der Kommission für Berathung des
Antrags, betr. eine zeitgemäße Umarbeitung der „Entwürfe zu
Kirchen-, Pfarr- und Schulgebäuden", theilt Herr Otzen mit, dass
die Kommission sich über zwei, alternativ aufzufassende Antrage
geeinigt habe. Es solle das Ministerium für Handel etc. ersticht
entweder:
ni Behufs einer zeitgemäßen Fortsetzung der „Entwürfe etc."
■mzigen anderen
noch bevor man
Sache die allseitigste
eine Edition in neuerer Zeit ausgeführter Bauwerke aus dem Ge-
biete von ganz Deutschland zu veranstalten, oder:
b) Falls eine derartige Fortfuhrung etwa als Privatunter-
nehmen sich verwirklichen lasse, das Ministerium dieses Unter-
nehmen dadurch wirksam unterstützen möge, dass dasselbe eine
bedeutende Anzahl von Exemplaren zu gunsten der betr. Organe
der Bauverwaltung subskribire. —
Der sub b angedeutete Ausweg habe wahrscheinlich die
größeren Chancen auf Verwirklichung. — Die Versammlung be-
Kommission. —
Namens der Beurtheilungs - Kommissionen für die Monats-
knnkurrenzen berichtet Herr Scbwechten über den gegen-
wärtigen Stand der Geldmittel für die bevorstehenden
Publikationen. Es wird beabsichtigt ein Heft Publikationen aus dem
Hochbau in bisherigem Umfang und ein — etwas kleineres —
Heft von Publikationen aus dem Ingenieurwesen erscheinen zu
Da für diese Zwecke heute besondere Mittel-F
Es folgt die Beurtheilung mehrer Monatskonkurrenz-
Aufgaben; wobei zuerst Herr A. Wiehe über 3 eingegangene
Lösungen zum Projekt einer Thalsperre Bericht erstattet.
Die erste Arbeit, in welcher eiue gemauerte Sperre gewählt ist,
leidet an Mängeln der Ueberfall- und Umriuth-Einrichtungen und
der Detailkonstruktioncn der Schieber. Die beiden anderen Pro-
jekte verwenden — richtiger Weise — eine Dammschüttung.
Bei dem ersten derselben ist die Anordnung einer Spundwand im
Kern des Dammes als fehlerhaft zu bezeichnen, desgl. der zwei-
seitige Verschluss des Ablauf rohrs und bei dem einen dieser Ver-
schlüsse die besondere Ausbildung desselben als Klappe. Die
3. Arbeit, welche das Motto : „? ?" trägt, ist frei von Mängeln und
zeichnet sich in der Einrichtung der Schieber und der Rohrab-
lässe als gut durchgearbeitet aus. Die Kommission hat derselben
den Preis zugesprochen; als ihr Verfasser wird Herr A. de Ball
ermittelt.
Hr. Luthmer beurtheilt die zur Aufgabe einer Herren-
zimmer-Einrichtung eingegangenen -I Arbeiten. Das in
die Aufgabe hinein gelegte reizvolle Moment, eine Zimmer-
Ausstattung zu erfinden, welche einer ausgesprochenen Indi-
vidualität angepaast sei, haben alle 5 Bearbeiter aufser Acht
gelassen, wodurch man leider zu Projekten gekommen ist, die der
scharfen Charakterisirung, welche einem Herrenzimmer im Gegeu-
satz zu einem Zimmer für gewöhnliche Zwecke verliehen werden
kann, entbehren. „Kleinkunst" ist unvollständig bearbeitet und
darum nicht genau zu beurtheilen; auch das Projekt „Kreis" ist
nicht ganz vollständig, laset indessen im ganzen eine vornehme
Haltung erkennen, die bei der Farbenwahl zu einem etwas Ober-
großen Ernste geführt hat „Im Zimmer ist's mollig" behandelt
das Zimmer zu sehr als Salon, die Architektur ist stellenweise
unschön, die Farbenstellung jedoch im ganzen hübsch. Bei „Ar-
beite gern" ist die Anordnung der Möbel nicht überall glücklich
und die Deckenausstattung etwas kleinlich gerathen. Ein grofser
Aufwand ist in dem Abschluss der vorgelegten Nische getrieben,
die angedeuteten Mängel sind aber gering im Vergleich zu den
Vorzügen, welche die Arbeit sonst und insbesondere in Bezug auf
die Vornehmheit und Schönheit der farbigen Dekoration besitzt
Dieselbe hat den Preis erhalten und es wird als ihr Verfasser
Hr. Architekt R. Rhode ermittelt —
Hr. Otzen widmet 4 Projekten, welche zur Aufgabe: „Pro-
jekt zu einem kleinen Rathhaus in streng märkischer Backstein-
Architektur" eingegangen sind, eine eingehende Beurtheilung auf
der Basis etwa folgender Erwägungen: Zweck der Aufgabe war
die stilistische Vertiefung in eine bestimmte Bauperiode der Ver-
gangenheit und insbesondere in die Architektur derselben; in
der Grundrissbildung war absichtlich ein weiter Spielraum gelassen.
Es hat daher die Kommission bei Beurtheilung des Grundrisses
wesentlich auf schone und klare Disposition gesehen und weniger
Gewicht auf die bewiesene Kenntiuss städtischer Verwaltung*-
Organismen gelegt Die Ergebnisse der Konkurrenz lassen in den
angedeuteten Richtungen, gegenüber früheren Versuchen, zu schönen
Hoffnungen berechtigende Fortschritte erkennen.
Zu den einzelnen Projekten übergehend, zeigt „Backstein"
Sinn für klare Raumvertheilung, leidet aber doch an mehren
untergeordneten Mängeln; die Architektur dagegeu ist durchweg
modern und dabei — wenn auch in Einzelnheiten, wie z. B. in der
Vertheilung von Oeffnungen und Wandfläche, ein glücklicher Sinn
sich zeigt — doch in der Gesammt-Konzeption ungünstig. — „Vom
kiefernen Holze etc." Der Grundriss ist gut und dem praktischen
Gebräuche angepasst weniger gelungen die Anlage des Raths-
weinkellers. I>ie Architektur hat eine sehr glückliche Gruppirung zur
Grundlage, die Massen sind gut abgestimmt; zu tadeln ist nur die
der Vertikalen, die durchaus nicht im
i(t Es tritt im Entwurf das Vor-
der Empfindung hervor; das beigegebene
Detailblatt aber verdient hohes Lob. - „Mai." DerGrundrUs ist bei
etwas reichlicher Große zweckmäßig, klar und schon; die Gruppirung
des Aeufseren zwar etwas schwerfällig und in einzelnen Theileu
des malerischen Reizes entbehrend, dagegen im Gesammteindmck
durchaus „echt" und von der Fähigkeit des Verfassers zeugend,
in die Empfindungsweise des Mittelalters sich einzuleben. —
„Mark." Der Grundriss lässt nur sehr geringem Tadel Raum,
der sich auf die übermäßige Gröfse, welche dem Vestibül gegeben
Digitized by Goo
S. Juni 1878
ist, und auf Mangel in der Beleuchtung des RathsweinkeHers
beschrankt Die Architektur entbehrt in ihrem Gesamratansdruck
der historisch«!) Treue; für die Thurmanlage i. B. fehlen in
deutschen Kathhausern Vorbilder und es sind auch die Formen
derselben nicht diejenigen märkischer Backstein-Gothik. Das bei-
Konknrrenien.
Kunstgewerbliche Aufgaben dos Dresdener Kunst-
gewerbe-Vereins. Der genannte Verein hat so eben ein Preis-
Ausschreiben erlassen, durch welches 3 Preise für Entwürfe
zu mehr» u ( iegenstäuden des Kunstgewerbes ausgesetzt werden, u. z. :
1. Entwurf zu einem Kafee-Service für Ausführung
in Steingut Ausstattung so, dass der Preis nicht höher sich
stellt, als zur Zeit für ähnliche Gefäfse in mittleren bürgerlichen
Haushaltungen gebrauchlich ist. 1. Preis 120 2. desgl. 75 M
2. Entwurf zu einem in Silber getriebenen Pokal
von 25 «* Höhe (ohne Deckel), der als Ehrenbecher verwendbar
ist 1. Preis 90 M, 2. desgl. 7:. M
3. Entwurf zu einem Stoffmuster für Möbel und
Portiere mit Bordüre, in Jutestoff. Nähere Bestimmungen sind
im Programm nachzusehen. 1. Preis 30 Ut, 2. desgl. 50 M
4. Entwurf zu einem einfachen Thürbeschlag
(Drücker, Schild und Schlüssel) für eine Wohnzimmer - Thür, in
Bronce oder vernickelter Bronce durchzuführen. 1. Preis 30 .Ä,
2. desgl. 50 M
Spatester Einüefenings - Termin L Septbr. d. J. beim Dres-
dener Kunstgewerbe ■ Verein , Antonsplatz 1. — Die pramürten
Entwürfe werden Eigenthum des Kunstgewerbe - Vereins, doch
bleibt dem Erfinder die weitere Verwendung seiner Idee frei
gestellt. — Ausstellung der Entwürfe 8 Tage vor und nach der
Preis-Ertheilung. Das Preisrichter-Amt wird von den Hrn. Muster-
zeichner Beck, Prof. Graff, Archit Hauschild, Kaufmann
Höltinghausen, Kunstschlosser Kühnscherf, Juwelier Mau
und Prof. Weiss bach geübt werden.
Kunstgewerbliche
Architekten- und Ingenieur- Vereins. Zu der zum I. Juni
abgelaufenen Konkurrenz um den Entwurf eines Tafelservices sind
7 Entwürfe eingegangen. Die Beurtheilungs-Komraission hat sich
nicht in der Lage befunden, den 1. Preis einem dieser Entwürfe
zuzusprechen, sondern vielmehr beschlossen, die für den 1. Preiä
ausgesetzte Summe an die Verfasser der zwei besten Arbeiten zu
verüieilen.
Somit erhielten: Otto Köhler, Zeichner f. Kunstgewerbe
u. Iudusuie iu Berlin und Architekt H. Vincent iu Berlin eine
Prämie von je 100 . //.. Das motivirte Gutachten der Benrtheilungs-
Kotnuiissiou soll im dritten Hefte des „Kunst-Gewerbe" ver-
öffentlicht werden. --
Konkurrenz für die Bebauung des Friedhofs der jüdi-
schen Gemeinde zu Berlin. Von 25 eingegangenen Entwürfen
siud die folgenden 3 als die relativ besten erklärt worden:
„Mo enosek ki tukereno'-, Verf. Hr. huhu; „Mortalis", Verf. Hr.
v. Holst; „O-, Verf. Hr. Lieht.
Die Kommission hat beschlossen, die zu I*reiscu ausgesetzte
Summe unter die drei genannten Verfasser zu gleichen Theilen
zu vertheileu und nuter ihnen eine zweite engere Konkurrenz zu
eröffnen. Die Entwürfe «erden vom nächsten Dinstag an im
.. . .ii. •
Brief- und Frspekastm.
Hrn. L. in W. Wir werden uns bemühen Ihrem Wunsche
hinsichtlich der typographischen Anordnung der Berichte des
Berliner Baumarkt nachzukommen, glauben aber die Befürchtung
aussprechen zu müssen, dafs unsere Absicht hantig durch Augen-
blicks - Erfordernisse gekreuzt werden wird, die bei Eutstehuug
einer Zeitungs-Nummer im allgemeinen eine grnfsere Holle spielen,
als der Laie gemeinhin annimmt. — Zuverlässige, tendenzfreie Be-
richte über Baumaterialien-Preise auch aus anderen Hauptorten
Deutschlands, sei es in regelmäßiger, sd es in zwangloser Folge
zu bringen, halten wir für eine unlösbare Aufgabe und stützen
uns dabei auf Erfahrungen, welche anderseitig bereits mehrfach
gemacht worden sind. —
Hrn. N. N. in Hamburg. So angenehm uns Ihre fortgesetzten
Zuschriften, die ein so reges Interesse an nnserm Bauhandhinh
bekunden, auch sind, so bitten wir Sie d.ich wenn Sie sich
durchaus eines fremden Namens dazu bedienen müssen — nicht
den Namen bekannter Personen (wie z. B. des Hrn. lug. V. dort)
zu wahleil. Vorlaufig ist die Sache zwar ganz harmlos; unter
1'mständen konnten Ihnen aber doch ruanuehmlicbkeiten daraus
erwaebseu, gegen welche Ihre leicht zu durchbrechende Anonymität
Sie nicht schützen diirfte.
Hrn. A. S. in Fr. i. B. Ihre Frage, ob hei frischem, in
einem Speicher aufgehäuften Gras Selbstentzündung möglich sei,
glauben wir bejahend beantworten zu können: wir sind aber
nicht im Stande, Ihnen zuverlässige Gegenmittel gegen ein gol-
Kunst erkennen. Oie Kommission hat dem Projekt: „Mai-
einen Preis, dem Projekt: „Vom kiefernen Holze etc.* ein Andenkeu
zugesprochen. Als Verfasserwerden die Hrn. Stooff — Templin
und Kleinau Berlin ermittelt —
Nach Beantwortung von ein paar Fragen durch die Hrn. Hagen
und Winkler schliefst die Versammlung etwa 10 Uhr. - B. -
Abonn. P. W. in Magdeburg. Nach Erkundigung an
informirter Stelle können wir mittheilen, das* der im Programm
der nächstjährigen Schinkelkonkurrenz (Aufgabe im Ingenieur-
wesen) vorkommende Passus: „Beide Fahrbahnen sollen nelien
einander zu liegen kommen" einfach so zu verstehen ist, dass
die Anordnung der Fahrbahnen über einander ausgeschlossen
bleibt
Eine ausführlichere Veröffentlichung des Vortrags von Prof.
Winkler in der Versammlung des Berl. Arrhit Vereins v. 25. März er.
als diejenige, welche dies. Bl. in No. 2«
nicht; wir sind indessen im Stande
der wesentlichsten litterarischen Quellen)
Brücken in etwas zu ergänzen und
Bücher-Liste mit:
Holter. A praetüal Trentisc m the Vonttruction of Jron
Highway Bridge». Sew Fori- 1X76'.
Flemming. The Intercohnnial. A historical Sketch of (he
Innption, Creation, t onstrueiion and Completiun of tke Line oj
Railway uniting tke Jullnnd und atlantic Procinces oj tke Dominion.
Montreal 1816.
Bender. Proportions of Pins med in Bridge*. New
York IS?:).
Voss. Manuel Jor Railroad - Engineer* and Engineering
Student». Boston BUS? N*S York 187 '4.
Whipple. An elementar;) and praclieal Treatise on Bridge-
buüding. Ii. Bd. Sew York 1872.
Vhesnute and Morison. The Kansas -< ity - Bridge. Witk
au Account of the Ile'/imen or' tke Missouri- Rirer. Sew York 1870.
Rabling. Long and short span RailwaV- Bridge». Sew
York 1S«9.
Maltzieux. Travaux publice des Etats fni» de f Amcrigue
en 1*70. Rapport de Missourie. ParU 187.X
Steiner, lieber Brflckenbauteu in den Verein. Staaten von
Nordamerika. Offizieller Bericht über die Weltausstellung in Phila-
delphia. Wien 1878.
Journal-Literatur: Zeitschr. des bann. Archit u. Ingen. -
Ver. 187U. Notizblatt des Niederrh. Archit- u. Ingen.-Ver. 1870.
Zivil-Ingenieur 1*78.
Hrn. L. J. E. in M. So weit wir zuverlässige Angaben ül»er
die Höheulage von Nullpunkten an deutscheu Hauptstromen er-
langen können, sollen dieselben zur Vervollständigung der
naehstj ührigeu Ausgabe des Deutschen Baukalenders vor-
gedruckten Talhelle über gvogr. Lage etc. einer Anzahl von Haupt-
orten verwendet werden. Wir macheu aber darauf aufmerksam,
dass bei dem relativ zurück gebliebenen Zustande der Laudes-
Aufuahme zur Zeit noch viele der
ihrer Verifikation harren.
Hrn. M. in Kbg. Ihr Wunsch nach einer Ausdehnung
der S. ttt> der Beigabe zum Dtsch. Baukaieuder gegebenen Tabelle
soll im nächsten Jahrgang erfüllt werden. Verfasser der tragl.
Tabelle ist übrigens Hr. Baurath Gärtner in Berlin und es hat
die erste Veröffentlichung derselben im Jahrg. 1874 der Zeit-
schrift f. Bauw. stattgefunden. —
Hrn. K. in P. Das spez. Gewicht des menschlichen Körpers
schwankt nach Alter, Geschlecht, Ernährungsweise, allgemeinem
Köqierbau, Jahreszeit etc. iu so weiten Grenzen, dass zur Angabe
desselben eine einzige Zahl nicht gpnügt und man da, wo
solche dennoch verlaugt wird, nur von der allgemeinen Definition
Gebrauch machen kann, dass jenes Gewicht um ein geringes
gröfser als das des Wassers ist. —
Hrn. E. L. in D. Die Behörde, welche ein im Submissions-
wege eingegangenes Gebot ablehnt ist zur Mitteilung der Gründe,
aus denen die Ablehnung erfolgt, im allgemeinen nicht ver-
pflichtet, sondern wird nur dann gezwungen werden können,
diese Gründe anzugeben, wenn in den Siihmi&sionshedmgungeu
eine betr. Zusage ausdiücklich gemacht worden ist; derartige
Zusagen siud indessen u. W. willkommen ungebräuchlich. -
Abonn. iu Tilsit. Iiis jetzt ist uns von dem Erscheinen
eiues „Technischen Führers durch Paris" nichts bekannt ge-
worden, dagegen haben die bekannteren lteisehaudbücbur iu
Anlass der Weltausstellung neue Auflagen erlebt
Hrn. Sp. in H. Ihre Frage nach Bezugsquellen
von Sehenk\schen Biegemaschiuen übermitteln wir hiermit
Abonn. in Lenzburg. Wir legen Ihre Frage:
1) Wie weit kann ein Stollen, 1,11™ weit, I,H-> hoch mit
2" ... Steigung, vom Mundloch aus in lehmhaltigcm, trockenen,
Sandboden vorgetrieben weiden, oh ne künstliche l.uftzuführung, hei
bloßer Handarbeit [ohne Sprengung) mit 2 Arbeitern?
2) Wie weit wäre dies möglich bei Verwendung von Pulver
oder Dynamit (ohne schädlichen Ktulluss, resp. Erstickung der
Arbeiter befürchten zu müssen)?
Leserkreise mit Bitte um Einsendung von auf die Praxis
• on Carl Htelit» »
K. tL u. Krit.ch. Dr«.rk: W. Ilxxi Uli fbu r b d ruc ker.i IWrlia.
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No. 47.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
239
Inbftlt: Zur Frnjrtf Kl|C*iithiijn*r»Tht* «n |i«l»fttAliigan KfAnilufi>;ciL
— K«Bkurr»Bioii. — Pur.aml Nirhrirhlm. — llri»
Zur Aiwlrguu« di-» pn-uf.- Clin MIIiih-ii - < .i-—ü»* vom S, .luti l»7J. - Kinn rwrau-
.-Zur »crtlnrr <;twcrt*>Aiu»«r.luiig 1«;».- A u> .1« r F» i h III tr r.tu r.
Zur Frage des Eigenthumsreohts an patentfähigen
Erfindungen ging uns, im Anschluss an eine betr. Auslassung
im Fragekasten der No. 43 er. eine Aiislauung^u, welche
dem^wu^in jener Totiz "benfal'ls Abdruck ''gegeben
Zur Foniiulirung fester Normen, welche alle bezüglichen
Falle treffen wnrde, gelangt auch der Hr. Verfasser vorliegender
Arbeit nicht, und es bleibt daher eine Lücke bestehen, zu deren
Ausfallung wir durch Mittheilung anderweit uns zugehender, neue
Gesichts punkte in den Gegenstand hinein tragender Er-
örterungen erbötig sind. Die uns heute vorliegende Zuschrift lautet :
Die Frage nach dem Eigentumsrecht an patentfähigen Er-
findungen wird durch das Deutsche l'atentgeseU selbst nicht
völlig klar gelegt. Von dem Gesetz nahe stehenden Sachverstän-
digen wird jeduch diese Frage, mit Zugrundelegung der dem
Gesetze zugehörigen Motive, für den vorliegenden Spezialfall
dahin interpretirt, dass, wenn ein Beamter eine Erfindung
in derjenigen Branche macht, in welcher er amtlich
beschäftigt ist, bezw. in welcher er zu arbeiten eng agirt
ist, die Erfindung das Eigenthum seiner vorgesetzten
Behörde bezw. seines Chefs sei.
Der Beamte wird zur Verwendung seiner geistigen Kraft
(und hierhin gehört auch seine Erfindungsgabe) gewonnen und
iiuivalcnt hierfür einen Gehalt Je
\ erkatttt
engagirt, und empfängt als Ac<|uivalcnt hierfür einen
höher seine geistige Kraft, je höher ist sein Honora
er seine Fälligkeiten zu billig, so ist dies eben sein ei
und Schaden. Oft ist es aber nicht nur das Talent,
Oft ist es atier nicht nur
findet, sondern die langjährige Erfahrung. Die zu Gebote stehenden
Mittel, Vorrichtungen, Werkzeuge eines Geschäfts etc. etc. haben
einen wesentlichen Eintiuss auf die Erfolge eines Erfinders.
Das Musterschutz-Gesetz (nicht zu verwechseln mit dem Mar-
kenschutz-Gesetz), der Vorganger des Patentgesetzes, dem ersteres
auch vielfach als Vorbild gedient hat und dem es durch seinen
Zweck mannichfach verwandt ist, spricht sich im g. 2 klar und
deutlich über das Eigenthumsrecht dahin aus, dass künstlerische
und geistige Leistungen der Beamten einer gewerblichen Anstalt,
welche in das Fach dieser Anstalt fallen, da, wo es speziell
durch Vertrag nicht anders bestimmt ist, Eigenthum des Chefs
der Anstalt sind und der letztere als der Urheber zu betrachten ist.
Ebenso wie künstlerische Leistungen, sind jedenfalls wissen-
schaftliche und technische Erfindungen der Beamten zu beurtheilen,
sobald dieselben in das Fach der Anstak gehören, für welche
sie engagirt sind. Denn es sind diese Erfindungen stets
an der Hand der im Geschäft vorliegenden praktischen
Erfahrungen und wissenschaftlichen Hilfsmittel ent-
standen, so dass der Chef nicht allein durch seine Gehaltszah-
lung an den Beamten, sondern auch durch Darbietung der ihm
der Erfindung des Beamten be-
gehörenden
theiligt erst
Selbstverständlich ist aber, dass diejenige Erfindung eines
Beamten in einer Branche, in welcher der Beamte etc. nicht
speziell beschäftigt ist, für welche er nicht engagirt wor-
den und wozu nicht die geistigen und materiellen Mittel und
Werkzeuge des Chefs gedient haben, das unbestrittene Ei gen -
thum des Beamten ist und bleibt Beschäftigt sich der Chef
des Beamten z. B. mit dem Bau von Dampfmaschinen und der
für den Dampfmaschinen-Bau engagirte Beamte erfindet eine
Maschine, etwa zur vortheilhaften Herstellung von Hufeisen, so
ist unbestreitbar diese Erfindung das Eigenthum des Beamten,
sofern dieselbe nicht in der dem Chefgehörenden Dienstzeit
und mit seinen Hilfsmitteln ausgearbeitet worden ist
Die Behörde bezw. der Chef hat durch den Anstellungs-Ver-
trag unzweifelhaft das Hecht erworben, die Leistung ihrer Beamten
iu dem von ihnen vertretenen Fache nach Ermessen zu
verwerthen. Würden überhaupt divergirende Ansichten Ober
diesen Punkt zu Tage treten und das Gesetz den Behörden etc.
keine Sicherheit gewähren, so würde dies schnell zur Folge haben,
den Anslellungs-Vertrag ein hierauf bezüglicher Passus,
lern Chef gewahrt wird,
Ich muss hierzu noch bemerken, dass nach dem Reichs-
Patentgesetze zunächst demjenigen der Erfinderschutz gewährt
wird, welcher die Erfindung zuerst und vorschriftsmäßig
anmeldet. Das Patentamt fragt bei der Vnrpritfung nicht danach,
ob es fllierhaupt mit dem wirklichen Erfinder zu thun hat Der
umgangene Erfinder kann nur durch eigene oder durch in
seinem Auftrag geführte Beschwerde und Beweise zu seinem
etwaigen Rechte gelangen.
Görlitz, den I. Juni 1878. Richard Lüders.
Zur Auslegung des proufs. Fluchtlinien-Gesetzes vom
2. Juli 187fi. Die Erörterung in No. 41 d. Bl. ist geeignet, in
dem Leser den Eindruck zu hinterlassen, dass der §. Li des
Fluchtlinien-Gesetzes eine besondere Härte enthalte nnd dass die
betr. Stadtverwaltung, über den Willen des Gesetzes hinaus, den
Hausbesitzern Schaden zufügte.
Es möge mir gestattet sein, den Beweis des Gegentheils zu
versuchen. Die Frage: „Hat der Eigenthümer eines an einer seit
Zeiten bestehenden Strafsc gelegenen, '
Grundstücks auf Grund von §. 18 des zit. Gesetzes einen Anspruch
auf Entschädigung, wenn eine neue Strafsen- und Bau-
flucht-Linie vorhandene Gebäude trifft, die betreffende
Gemeinde die Freilegung des Grundstücks aber nicht
und den Ankauf der abzuschneidenden Parzelle ablehnt?"
auch ohne den $. 13 unbedingt verneint
fachen Grunde, weil weder jener Strich
auch die Ablehnung des Ankaufs der in Zukunft frei zu
Flache dem Besitzer irgend einen NJachtheil zufügt,
welcher durch eine Entschädigung auszugleichen wäre!
Ein Schade tritt erst in dem Augenblicke ein, wo der Be-
sitzer faktisch an der Bebauung bezw. Wiederbebauung
des in die Stral'se fallenden Terrains gehindert wird, und es
verlangt in diesem Falle nicht allein das natürliche Rechtsbewusst-
sein die Sc hm Hofhaltung, sondern No. 2 des §. 13 schreibt dieselbe
auch in aller Form mit den Worten vor: „Eine Entschädigung
kann .... wegen Entziehung oder Beschränkung des von der
Festsetzung neuer Fluchtlinien betroffenen Grundeigenthums ....
gefordert werden, wenn die Strafsen- oder Bauflucht-Linie
vorhandene Gebäude trifft und das Grundstück bis zur
neuen Fluchtlinie von Gebäuden frei gelegt wird."
Sobald also Jemand neu bauen oder sein Grundstück in einer
anderen Weise verwerthen will und diese Absicht dadurch an den
Tag legt, dass er die alte Baulichkeit, in so weit sie auf dem
zukünftigen Strafsenterrain steht, nieder legt, so ist die Gemeinde
— auch wenn sie die Freilegung nicht verlangt — zur
Entschädigung verpflichtet. Allerdings hat das Gesetz im Gegen-
satz zum Kegierungsentwurf die Verpflichtung zur Entschädigung
nicht an die einfache Verweigerung einer alignementswidrigen Bau-
erlaubniss geknüpft, und das wird niemand wundern, der weil's,
dass z. B. die Stadt Berlin in früherer Zeit jährlich Tausende von
Thalern an solche Terrainbesitzer bezahlen musste, deren Bau-
gesuche nicht genehmigt werden konnten, weil sie in den Be-
bauungsplan nicht hinein passten, ohne dass die Stadtverwaltung
die Möglichkeit besafs, fest zu stellen, ob das Baugesuch ein
fingirtes oder ein reelles war!
Auch für die Versagung der Erlaubniss zu einem Umbau hät
das Gesetz, vennutblich aus dem gleichen Grunde, eine Eni-
schadigungsptticht nicht angeordnet, zur Beschränkung polizei-
licher Willkür aber im §. 11 fest gesetzt, dass auch Um-, Aus-
fund Au-) Bauten nur dann untersagt werden können, wenn sie
über die Fluchtlinie hinaus reichen.
Wenn mau die oben aufgeworfene, dem Artikel in No. 41
entnommene Frage kompetenten Orte bejahen und weiterhin für
die blosse Ablehnung eines alignementswidrigen Baugesuches einen
Entschädigungs-Anspruch stipuliren würde, so wäre für alle von
einer abweichenden Fluchtlinie „betroffenen" Hausbesitzer das
eiufaclistu Mittel gefunden, sich auf Kosten des Stadteäckels eine
Einnahme zu verschaffen. Es wäre zu diesem Zwecke nur nöthig,
den Ankauf der durch die ideelle Fluchtlinie abgeschnittenen
Fläche zu verlangen und dieses Verlangen ovcnL durch ein fin-
girtes Baugcsucb zu bekräftigen, um die Gemeinde zur Zahlung
zu zwingen.
Denjenigen Besitzern, welche wirklich bauen wollen, giebt
das Gesetz das Mittel, die ihnen zustehende Entschädigung zu
erhalten, dadurch an die Hand, dass sie den ersten Schritt
Bauen faktisch machen, d. h. die alte
in die zukünftige Siralse fällt, beseitigen.
Aachen, 23. Mai 1878. J. Stübben.
Eine permanente Staats-Kommission für das gesammte
Bauwesen des Landes wird nach einer Mittheilung, welche wir
in der Gazette des Architecta finden, in Frankreich errichtet
werden. Frankreich besitzt als Annex zum Ministerium der öffent-
lichen Arbeiten einen „Conseil ge'neral da hatimenti rieih", dem
insbesondere die Funktion der Üeberwachung der „tüchtigen Aus-
führung öffentlicher Bauten" üliertragen ist. Da eine Menge von
Fragen allgemeiner Art, die bei alleu grofsen Bauprojekten
auftauchen, wie u. a. die Platzfrage, die Frage wegen Zeit und
Reihenfolge in der Errichtung öffe '
Fixirung von Zweck, Umfang und
ments, nebst anderen Fragen, sich dem Wirkungsbereich des
bestehenden „l'oiueil ginrrat" entziehen und die öftere Einsetzung
von Kommissionen für Behandlung von Spezialfällen mancherlei
Unzuträglichkeiten für die obere VerwalUing des öffentlichen Bau-
wesens mit sich bringt, denkt man an .die Errichtung einer
ständigen Kommission höchsten Ranges, welche unter der Firma:
„Commürion supirieure da bütiment* ciciU et paUiit ntitimintu ''
in Funktion treten soll. Interessant ist aufser der Aufgabe, die
der t'ommwfion ruptrieure überwiesen wird, die Zusammen-
setzung derselben. Aufser den Ministern des öffentlichen Unter-
richte, des Kultus und der schönen Künste, dem Vize-Präsidenten
des Staateraths, dem Generalsekretär im Ministerium der öfTentl.
Arbeiten, dem Seine-Präfekten und dem Direktor der öffentlichen
Bauten etc. als ständigen Mitgliedern, soll die Kommission aus
24 durch Ernennung des Präsidenten der Bepublik berufenen
Mitgliedern bestehen, von denen je 5 dem Senat und der De-
putirten-Karamer angehören, 5 dem Institut von Frankreiih,
.*> aus den höchsten Kreisen der verschiedenen Verwaltungen des
Landes und 4 der Zahl der General-Inspektoren der öffentlichen
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240
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
12. Jnni 1878
Arbeiten etc. zu entnehmen sind. — Die Kommission soll auf
jedesmalige Anordnung des Ministers der öffentl. Arl« iten zusammen
treten und Qlier alle Gegenstande, die ihr vom Minister vorge-
legt werden. lierathung pflegeu; auf Wunsch oder mit Zu-
stimmung des Ministers kaun die Kommission förmliche Knuueten
veranstalten. —
Bekanntlich sind dieselben Mängel, welchen in Frankreich
durch die Krrichtung der „' ommitsion .«ti/Kxic ure" jetzt abge-
holten werden soll, auch hei uns in den letzten .lahren häutig zu
Tage getreten und Wünsche nach Fiiiseizung einer sogenannten
ImmiHliat-Kommission lant geworden, welcher etwa die gleichen
Aufgaben zuzuweisen sein möchten, welche der neuen französi-
schen Institution zur l'flege anvertraut werden sollen.
Harfen wir hoffen, dass das erspriel'sliche Vorgehen des
französischen Ministers Freycinet in Preufsen Nachahmung findet,
Nachahmung wenigstens in dem geringeren Umfange, dass der
besleheuden Technischen Baudeputatiou durch eine vorzunehmende
Umgestaltung die Fähigkeit verliehen werde, der Wege des
öffentlichen Bauwesens auf breiterer und mehr den heutigen
Zeitumständen angemessener Art und Weise, als es bisher der
Fall ist, gerecht zu werden?
Vom Amsterdamer Seekanal Die Frequenz an den
Misen bei Velsen hat im Jahre 1H77 17tMi ein- uud 337«; aus-
gehende Fahrzeuge mit dem Touuengehalt von beatw. 523 OUO und
1 831 Odo betragen.
Bis jetzt ist die normale Tiefe von 7,7 ™, welche der Kanal
erhalten soll, lange nicht erreicht, da an derselben z. Z. nicht
weniger als 1,3 ■ fehlen. Welche Rolle die Baggerarbeiten heute
und voraussichtlich noch für eine lange Keihe von Jahren spielen,
ist aus der Angabc zu entnehmen, dass in den ersten ."> Monaten
des gegenwartigen Jahres ungefähr öOOOOUkb"1 Boden durch
Baggern gefördert worden sind.
Zur Berliner Gewerbe- Ausstellung- 1870 sind die Mel-
dungen zur Belheiligung bis jetzt sehr zahlreich eingegangen, unter
ihnen namentlich solche von Gegenständen, die dem Gebiete der
I'raezisions-Mechanik und Metall-Industrie im allgemeinen an-
gehören. Die gesicherte, zahlreiche Heranziehung der Gewerbe
hat zur Itajektirung zahlreicher Kollektiv- Ausstellungen
geführt. Hie Organisation der Ausstellung hat insofern einen
Gruppen sich kon-
tn. Die Anmeldungs-
Fortschritt gemacht, als die
stituirt und ihre Spezi«!- Vorstände gewählt haben.
Listen sind
i nach wie vor Gartenstrasse 21. K.,
es werden Anmel-
Herrn F. Kithne-
Ans der Fachliteratur.
Von den Denkmälern der Baukunst, herausgegeben
von Studirenden der Bauakademie zu Berlin, liegt die Lieferung 10
vor, welche auf 12 Blattern Darstellungen von 14 franzosischen
Kirchen der got bischen Stilperiode bringt; die autographischen
Darstellungen sind wie in den früheren Heften im allge-
meinen gut gelungen. Ks hat mit dieser Lieferung das Werk
etwa die Hälfte des projektirten Umfang» erreicht und es sind,
wie man uns mitlheilt, Veranstaltungen getroffen, nm die zwei
nächst folgenden Hefte in etwas rascherem Tempo erscheinen zu
lassen, als es bei den bisher versendeten Lieferungen durch-
führbar gewesen ist —
Die eben erschienene Broschüre: EL Schicket ans. Das
Polytechnikum für Berlin; Selbstverlag des Verf. W., Link-
strafse 1'.). Fr. 1,50 M, bildet eine Denkschrift, die sich insonder-
heit mit den Zeiche nsalcn des Polytechnikums oder, schärfer
ausgedrückt, mit der Einrichtung des Zeichensaal -Gebäudes des
Polytechnikums befasst und daneben auf einige Fragen über die
Bibliothek sowie mehre Unterrichts-Fächer allgemeiner Art ein-
geht. Der Verfasser will für die Zeichensäle ein Gebäude mit
eigenartiger Beleuchtung geschaffen wissen, die so einge-
richtet ist, dass jedem Zeichenplatz möglichst gleiche Mengen
von Licht zugeführt werden. Dies soll durch die gleich-
zeitige Zuführung von Seiten- und Oberlicht erzielt werden, was
aber bei den 6 Geschossen, die Verf. dem Zeichensaal -Gebäude
giebt, nicht anders erreicht werden kann, als dadurch, dass die
Fa^adenwande der einzelnen Geschosse, ähnlich wie die Futter-
stufen gewöhnlicher Treppen, hinter einander gestellt werden.
Wir denken, dass die von grofser Krwärmnng für den Gegen-
stand zeugenden Vorschläge mehr originell als durchführbar sind,
i letzteres speziell mit Bezug auf die monumentalen Ali-
en güt^ welcher
einiger Zeit
Der II. Jahresbericht über die Thätigkeit des
Bundes der Bau-, Maurer- u. Zimmermeister Berlins,
welcher vor kurzem erschienen ist, enthält einen Rückblick auf
die nunmehr lojahrige Thätigkeit dieses Vereins und, als recht
interessantes Zubehör, die Abdrücke mehrer Erklärungen und
Schriftstücke, die in den Jahren 1871 und 1*72 zwischen den
sinkenden Gehülfen der Bauhandwerke und dem „ Bunde" ge-
wechselt worden sind.
Die Nachrichten Ober praktische Erfolge, welche der Bund
auf mehren Gebieten seines Wirkens, insbesondere auf dem der
Ordnung des Lehrlingswesens und der Bildung der Lehrlinge, zu
verzeichnen hat, erwecken den Wunsch nach weiterer glücklicher
Kntwickelung dieser Institutinn und theilen gleichzeitig der Lektüre
des kleinen Heftes so viel Belehrendes mit, um dasselbe vielen
gelehrten Abhandlungen von Professoren und Anderen .(Iber die
soziale Frage" an die Seite stellen zu dürfen.
Konkurrenzen.
Konkurrenz um Projekte für eine nene evangelisch«
Kirche zu Dresden. In Dresden werden abermals Vorberei-
tungen zur Erbauung einer neuen evangelischen Kirche für die
sogen. Striefsner Vorstadt getroffen. Zur Erlangung des Bau-
plans bat das evangelisch • lutherische lindes- Konsistorium jetzt
eine beschränkte Konkurrenz unter vier hervorragenden Kir-
ebenbaumeistern Sachsens fAltciKiorff in Leipzig, Arnold,
(Üese & Weidner in Dresden) veranstaltet.
Zur Synagogen-Konkurrenz in
träglkh mitgetbeilt, dass das auf die
Entwürfen — gesetzte Projekt
Klose Ä Walter in "
Wahl unter 4
" die Archi-
Personal -Nachrichten.
Deutsches Reich.
Ernannt: Der Marine-Hafenbau-Ober-Ingenieur Franzius
in Kiel zum Marine-Hafenbau-Direktor mit dem Range eines Rathes
4. KL Der Baumeister Conrad Müller zum etatsm. Marine-
Hafenhau-Oberingenieur in Kiel.
Die Baumeister-Prüfung haben bestanden: ai für beide
Fachrichtungen: Heinr. Bergmann aus Rahm, Adolph Seidel
aus Neil'se ; b. für das Bauingenieurfach: Adolph Gilttier aus
Rawitsch, Paul Naumann aus Birkenhof u. Max Goerz aus'
Johannisbürg.
Die Bauführer-Prüfung haben bestanden: Anton Filbry
aus Münster i.'W., Moritz Reifsbrodt aus Trossin, Franz Willert
aus Greifswald, Franz Lubecki aus Kwilcz, Aug. Baecker aus
Koblenz, Reinhold Zieger aus Wolkstedt.
Architekt hier. Wir glauben, dass bei der grofsen Em-
pfindlichkeit, welche Eisen sowohl als Glas gegen Tcmperatur-
Aendeningen besitzen, und bei der Unskberheit, die über die
Leistung des Glases in relativer Festigkeit stattfindet, eine Decken-
konstruktion aus diesen Materialien, welche gleichzeitig die Zwecke
des Fufsbodcns und der Belichtung des darunter liegenden Raumes
erfüllen soll, weder empfehlenswerth ist, noch auch baupolizeilich
gestattet werden könnte. Litterarische Nachrichten über Be-
währung (?) derartiger Konstruktionen sind uns nicht bekannt. —
Hm. L. S. in Stuttgart Es sind uns aus der Praxis
geschöpfte Urtheilc über die Leistungsfähigkeit von Musgrave's
irischen Sparöfen bis jetzt nicht bekannt geworden.
Hrn. M. N. in Altona. Wir würden Ihnen nur mit einem
sehr lückenhaften Material dienen können, dessen Bekanntgab
daher am besten ganz unterbleibt
Hrn. St in G. Ihre Frage nach dem „Wertbo von ','» Stein
starken (Innen-?) Wänden entweder in regelmäfsigem Fachwerk
oder massiv, hlos mit Thürpfosten und Thflrriegel ausgeführt",
wird in einem Falle zu Gunsten des Riegel-, im anderen Falle
n Gunsten des Massivbaues entschieden werden. Fast allent-
halben da wo die Gröfse der betr. Wand nicht außergewöhn-
lich ist, dürfte die Kntscbeidung zn Gunsten des Massiv-
baues ausfallen, weil derselbe bei ausreichender Stabilität
wesentlich billiger als Fachwerkbau sich stellt
Hrn. O. fi. in C. Die Anwendung von Zementröhren an
Stelle von Thouröhren gröf/senm Kalibers gii Entwässerung»:
Anlagen steht in Süddeutschland und auch an einzelnen Punkten
Norddeutschlands in ziemlich ausgedehntem Gebrauch und es
sind uns besondere Bedenken dagegen nicht bekannt geworden.
Wenn das Fabrikat nach innerer (Qualität gut ist, wenn
ferner nicht (tbergrofse Lange n der einzelnen HchQste gewählt,
die Verbindungen richtig ausgeführt und die Wandstärken
nicht zu knapp bemessen werden, kann man auf Haltbar-
keit rechneu und auch, sofern nur die Verlegung de«
Rohrenzuges sorgfältig behandelt wird, etwa die gleichen Gefälle
zulassen, welche bei glasirten Thonröhren üblich sind.
Hrn. K. I). hier. Wir nehmen Notiz davon, dass die in
So. 43 beschriebene Hnlzpflnsterung identisch mit Ausführungen
ist, welche bereits 187Ö in London vorgekommen »hui.
Hrn. Th. in Victz. Die Verzinnung von Eilen gewährt
erfahrungsmäfsif keinen überall ausreichenden Schutz gegen An-
griffe von Wasser, (h4U wpü »e)M bei irrofter Sorgfalt im Ver-
zinnungsprozess leicht 8udum mit unvollkommener Deeknng ver-
bleiben, theils weil Wasser zuweilen auch Be
durch welche die Zinnhalle angegriffen wird.
Schutz, den das
ist der
rzuinteu
l, wo die
Eisen durch Verzinnung erfahrt, bedeuteud genug,
öhren vor unverzinnten den Vorzug da zu ge-
Röl
Preisdifferenz
i ins Gevvifht fällt.
.»rl«» na C»rl Be*liU in 1
K K O. Krlurk. DriKk: W. Not»,
HoR.u, Mn.rkiTfi. Itrrlhl.
Digitizea by LiO
N». 48. DEUTSCHE BAUZEITUNG. 241
Iululi: De» MUrta Aiixlilux-IUlinbu« diT BarllaM Modi Kl»eiil..tiii. - h>n*li«ar»-l>rl,i>nii<>sen. - Mtttkelluuo« •■• Vereine«: Arrfcllekle». und
MolUleln» iietrolUU offene KlüUiniliaru mit hurllonuler Bol>u.luUuii«. — ZenieoC l«||eui«ur- Venia tu Ummr, — ZneVer.i-i ilea HÄrtieiftchea Inirenieur- anil
ttriUnf In iW •IltäiiUrlvra B»uiimxi. (Meklaw.) — Zur Ge«-hkule ile» W'nwerliiue. Areallekien - Terato tu Draal tn, - VermUr h t e » : UjHii-nierker Koiwre». «ikreiul
In Aexrptea »Mirrnd der Pbuaaaaa .RmrWl (üeMau.) - Konten lulleal»-ber Oer Hiri-i Welinuwielluiia — Konkurrenten. — Brief- und Kr anekatlen.
Der östliche Anschluss- Bahnhof der Berliner Stadt -Eisenbahn.
Nach einem Vortrage des Hrn. Baumeister Schwieger, ge
achdem in No. 32 er. dies. Zeitg. die ein-
leitenden Betrachtungen, welche für dos vor-
liegende Projekt maafsgebeml gewesen sind,
Mittheilung gefunden haben, erübrigt es, vor
Eintritt in eine genaue Darlegung des Projekts
eine ganze Anzahl von Punkten zu berühren,
die von mehr oder weniger zwingendem EinHuss
auf die Grundgcstaltung jenes Projekts und namentlich auf
die Gestaltung des Gleiscplans und der Pcrron-Aitlit-
g e n gewesen sind.
Wahrend der bestehende Bahnhof der Niedersehlesisch-
Märkischen Bahn bisher die alleinige Sammelstelle für den
(Personen-) Verkehr der ganzen Stadt von und zu dieser
Bahn war, wird nach Eröffnung der Stadthuhn dieser Verkehr
eine Vertheilung auf nicht weniger als etwa U Bahnhöfe, welche
für die Stadthahn angelegt werden, erleiden und jener Bahnhof
dem zu Folge später nur für den Verkehr eines gewissen
Theils des Stadtgebiets den Konzentrationspunkt bilden.
Es ist dieser Verkehrsbezirk in der, unserer Mitteilung in
No. 24, Jahrg. 1877 beigefügten Karte ersichtlich gemacht
und es mag hier, rückgreifend auf jene Publikation, er-
gänzend bemerkt werden, dass der genannte Bezirk zur Zeit
mit einer Einwohnerzahl von ca. 275 000 bevölkert ist.
Uebcrsehlägliche Berechnungen, denen die Personen-
Frequenz-Zahlen des Jahres 1875 zu Grunde liegen, haben
den zu erwartenden Jahres - Personen - Verkehr des künftigen
Anschluss -Bahnhofs (unter Ausschluss desjenigen Lokal-
Verkehrs, welcher erst durch den Stadtbahn-Betrieb ins
Lebeu gerufen werden wird) zu ca. 1512000 ankommende
und abgehende Beisende ergeben, während die Frequenz
des bisherigen Niederschl.-Märk. Bahnhofs, mit Ausschluss des
Bingbahnvcrkehrs, 1 629 000 Personen umfasst hat. Es ist
also für den künftigen Ansehluss-Bahnhof (abgesehen vom
Lokal- Verkehr) zunächst eine um etwa 10" „ geringere Personen-
Frequenz als die bisherige in Aussicht zu nehmen.
Während die Personen- Frequenz für die Bestimmung der
Gröfse der Bahuhofs-Lokalitäten unbedingt maafsgebeud
ist. wird Art und Umfang der erforderlichen Gleisanlagen
hiervon relativ unabhängig sein und sich durchaus nach
dem Zugverkehr, sowohl was die Zahl als die Besetzung
der Zuge, endlich auch deren Abfertigt! ngs weise betrifft,
zu richten nahen. Was:
a) den Gleiscplan
betrifft, so ist insbesondere der vielseitige Charakter, den der
künftige Ansehluss-Bahnhof besitzen wird, ins Auge zu fassen.
Gleich jedem der übrigen Stadt bahn büfe ist jener Bahn-
hof Doppelstation für I^okalzüge einerseits und für sogen.
Externzüge andrerseits. Für die Lokalzüge des Stadtbahn-
Hingbahn - Verkehrs bildet der Balmhof eine einfache
Durchgangs -Station, gleichwie für die Extemzüge der öst-
lichen Staatsbahnen, welche künftighin in Charlottenburg
endigen bezw. beginnen werden. Für eine zweite Kategorie
von Lokalzügen , nämlich die sogen. Vororts - Züge (engl.
Suburlmn- Trains! der Irciden östlichen Staatsbabnen, ist der
Bahnhof l'cbergangs-Station. da diese Züge auf ihrem
Laufe zum und vom Endbahnhofe Charlottenburg, um auf
die Lokalgleise der Stadtbahn zu gelangen und auf den
zwischen liegenden 7 Stationen derselben Passagiere auf-
nehmen und absetzen zu können, im Ansrhlussbahnhofc
die »igen, durchgehenden Gleise (südlich) mit den Lokal-
gleisen (nördlich) vertauschen müssen. Endlich ist der
künftige Bahnhof End -Station für die sehr zahlreichen
Züge der im Westen an die Stadtbahn onschliefsenden 4
Bahnen: Berlin-Hamburg, Berlin-Lehrte , Berl.-Potsd.-Magde-
burg und Berlin- Wetzlar, welche im neuen Bahnhofe endigen
bezw. beginnen sollen.
Durch zwei Umstände wird die hiernach stattfindende
ganz aulsergewöhnliclre Vielseitigkeit der Anlage wesentlich
gesteigert; diese Punkte sind darin gegeben, dass der neue
Bahnhof Zentral-Punkt sowohl des Post- Verkehrs als auch
des Eilgut - Verkehrs für die 3 an die Stadtbahn an-
schliersendeu Staatsbahnen (Nicdcrsfhl.-Märkischc , Ostbahn
und Berlin-Wetzlar) werden soll, da sämmtliehc Postzüge
dieser 3 Bahnen inskünftig über die Stadtbahn laufen werden.
halten im Architekten- Verein zu Berlin am 15. April 1878.
Da es nun unthunlich ist, an den Zwische Stationen dieser
Bahn den für die Bewältigung des Postlade-Geschäfts erforder-
lichen Aufenthalt zu gewahren, so hat man es als nothwendig
bezw. auch als am zweckmäfsigsten erkannt, den Sitz des ge-
satnmten Postverkehrs der 3 Staatsbabnen Berlins an der
einzigen Stelle des neuen östlichen Anschluss-Bahnhofcs zu
kouzentriren , wo also demnächst die Postwagen vorher zu
beladen und den ausfahrenden Zügen beizustellen, bezw. aus
den ankommenden Zügen auszusetzen und später zu ent-
laden sein werden. — Da für den Eilgut - Verkehr dieser
3 Bahnen die gleichen Ueberlegungen sich geltend gemacht
haben, so ist folgerichtig auch für diesen eine Konzen) rirung
im neuen. Bahnhofe vorgesehen worden. —
Zu dem Hauptpunkte der Einrichtungen, nämlich der
Anordnung der Gleise und Perrons im Bahnhofe,
halien umfassende VorlrOrathungen und Projektarbeiten statt-
gefunden, aus denen der schlicfslich angenommene Gleiseplan
(Fig. 1 1 mit fast zwingender Notwendigkeit sich ergeben hat.
Wesentliche Meinungsverschiedenheiten haben zunächst über
die Frage bestanden: ob die Gruppirung der erforderlichen
zahlreichen Perrons nach Bahnen oder nach Fa'ur-
richtungen erfolgen solle, d. h. ob jede der anschliefsendcn
Bahnen ihren eigenen Perron mit 2 anliegenden (ileisen
für die entgegen gesetzten Fahrrichtungen erhalten . oder ob
man die nach der Fahrrichtung übereinstimmenden Zuge aller
Bahnen an einem und demselben, nur für eine Balu>-
richtung bestimmten Perron anlaufen lassen solle.
Die Frage war um so eingehender zu l>ehandclu, als für
die zwei zu erbauenden Anschlussbahnhofe der Stadtbahn
(in Charlottcnburg und an der Ostseite Berlins) die bedingenden
Umstände einigennaafsen verschieden lagen.
Für den Charlottenburger Bahnhof hat man sich zu
Guusten der Perron - Gruppirung nach Bahnen entschieden
(Skizze 2) und diesen Besehluss damit motiviren können, dass
hier »He Einmündung von vier westlichen Stammbäumen mit
gesonderten (ileisen, aufserdem der Anschluss eines neuen
Betriebs-Bahnhofes der beiden östlichen Staatsbabnen, so wie
weiter von Nebengleis- Anlagen von noch drei Privatbahueu
stattfinden wird. Es würde l>ci einer gegensätzlichen Gruppi-
rung der Perrons in der Westrichtung des Balmhofs eine
grofse Häufung von Gleis- Krezungen sich ergeben haben.
Beim östlichen Bahnhofe war die Sachlage um deswillen
eine völlig andere, weil hier (abgesehen von den Anschlüssen
der Ringbalm-Hälftcn) für beide einzuführenden Staatsbahnen
nur ein einziges Gleiscpaar zu führen ist und deshalb die
Bedenken wegen Gleis-Kreuzungen (die zwar auch lucr nicht
völlig haben vermieden werden können) wesentlich reduzirf
erscheinen. Für den östlichen Anschluss ist deshalb eine
Gruppirung der Perrons nach Fahrrichtungen akzeptirt
worden (Fig. 3), wobei zwei zweigleisige Haupt - Perrons, die
für An- und Abfahrt der Züge aller anschließenden Bahnen
dienen, gewählt worden sind. Im Interesse der Pünktlichkeit
und Sicherheit des Verkehrs ist jedes der beiden Extern-
Gleise der Stadtbahn vor und hinter den Perrons gegabelt
und an beide Seiten des Perrons heran geführt worden. Da
aus sogleich näher zu erörternden Gründen dasselbe System
auch für die beiden Lokalgleise der Stadtilm akzeptirt wurde,
so entsprechen den 4 Gleisen der Stadtbahu 4 Insel -Perrons
mit je zwei anliegenden Hallengleiscn.
Die gewählte, ganz gleichniäfsigo Vertheilung der Perrons
und Hallengleise an die lieiden Verkelirsarten isi aus der
richtigen Erkenntnis der Bedeutung des Vorort-Verkehrs
(s. oben) und der zweckmäßigsten Abwickelungsweise desselben
hervor gegangen.
Wenn man nämlich die Personen-Frequenz der Berüner
Bahnhöfe auf Ursprung und Ziel untersucht, so ergiebt sich
bei denjenigen Buhnen, welche an die Stadtbahn anschüefsen,
eine ganz erhebliche Bedeutung für den Vorort - Verkehr
im Vergleich zum Extern - Verkehr. Für das Jahr 1875
hal.cn sich beispielsweise folgende prozentige Antheile des Vor-
ort-Verkehrs bei diesen Bahnen ergeben:
Niederschl.-Märk. Bahn 61 Prozent des Gesammt- Verkehrs
Berlin-Hamburger „ 48 „ „ ,
Berliner-Lelirter „ 4!i „ « r
Berl.-Po»sd.-Magdeb.„ 80 „ , .DjgjtjAd ,
15. Juni 1878
Von allen I Hahnen werden, «lieser
Bedeutung iles Vorort- Verkehrs Rech-
nung trafen«!. schon seither regelmäfsig
besondere Lokalzüge zwischen Berlin
und bezw. Erkner, Spandau und Pots-
dam liefördert. Dass in Folge der
durch die Ausführung der Stadtbahn
erzielten grol'scn Erleichterung in der
Zugangliehkeit aller genannten 4 Bah-
nen die Bedeutung des Vorort -Ver-
kehrs wesentlich zunehmen wird,
ist zweifellos, dagegen wird für den
Extern - Verkehr eine wesentliche Ver-
mehrunis' durch die Stadtbahn-Anlage
kaum erwartet werden können. Die Ver-
mehrung wird um so reicher sich ent-
wickeln, je mannichfachcr die Ge-
legetiheit zur Besteigung eines Vorort-
zuges in der inneren Stadt geboten ist,
und es resultirt aus dieser Anschauung
die Notwendigkeit, dass die Vorort-
züge nicht nur auf den vorgesehenen
IIa upl -Zwischenstationen der Stadt-
bahn, sontiern überhaupt auf allen
sieben Zwischen-Stationen regelmäßig
anhalten, um Fahrgaste aufnehmen,
bezw. absetzen zu können. Dies ist
jedoch nur dann erreichbar, wenn die
Vorortzüge in «lern Lokal-Gleise-
paar der Stadtbahn sich bewegen.
Da nun die Vorortzüge der westlichen
Bahnen im östlichen Anschluss- Bahn-
hofe beginnen, bezw. dort enden, die
gleichartigen Züge der östlichen Bahnen
aber hier (s. Fig. 21 die FebcrfOhrang
GleisejKiar
■ , so sind Ursachen zum Vor-
kommen von Unregelmafsigkeitcn vor-
handen und es liegt die (refahr vor, dass
die Lokal-Züge der Stadtbahn-Ringbahn
(welche mit den Vorort-Zügen dassellw
(ileisepaar der Stadtbahn befahren I durch
die Vorort - Züge an dem «"blanken
Durchfaliren der Anschluss - Bahnhofe
werden gehindert werden, -sofern man
nicht Vorkehrungen trifft, durch die den
Vorort-Zügen ein etwas verlänger-
ter Aufenthalt im östlichen An-
schluss-Bahnhofc erlaubt wird. — Diese
Vorkehrungen besteheu (gleichwie bei
den Anlagen für den Extern- Verkehr) in
der Verdoppelung der ilcu Lokal-
gleisen entsprechenden Porrongleisc,
bei welcher Einrichtung die Hinfahrt eines
nachfolgenden Zuges möglich ist, bevor
noch der zuvor angekommene Zug. der am
Uchcrgaug in ein anderes (ileisepaar oder
in die Auistcllungsgleise verliindert war.
den l'errou wieder verlassen hat.
Die liier erfolgte Erwähnung der
Aufstellungsgleise führt auf eine
fernere Seile der Anlage, welche von
prinzipieller Bedeutung ist. Es sind
aufser Aufstellungsgleiscn für Post-,
Eilgut- und Back -Wagen dergleichen
Gleise auch noch für etwaigen Ma-
schinen - Wechsel und endlich — • als
Hauptsache — für die im östlichen
Bahnhofe beginnenden und hier ernten-
den Züge der westlichen Bahnen
erforderlieh, wobei wieder, cutsprechend
der Disposition über «tie Perrons etc.,
zwischen Vorort- und Extcra-ZOgcn zu
unterscheiden ist.
Zunächst ist für die aus west-
licher Richtung kommenden, in den
Lokalglcisen fahrenden Vorort - Züge,
welche hier endigen, um nach längerem
oder kür/crem Aufenthalt wieder zurück
zu kehren, vorzusorgen. Die Auf-
stcllungsgleiso für diese Zugkategorie
1 J
I
II
1 !ü
bldl
h »U
4
.4
V.V
liegen unbestritten am zweckmäßigsten
zwischen den I.okalgleisen der entgugett
gesetzten Fahrrii'htung, u. /.. hinter den
Perron-Gleisen, in denen diese Züge en-
digen und licginncn. Dieselbon siu«l dem
entsprechend im Gleiseplan disponirt
wonlen (Gleisgruppe A des Plans).
Die Aufstellungsgleise für die
Extern-Züge der westlichen Bahnen
haben in ziemlich analoger Weise ihren
Platz zwischen den Extern - Perrons der
entgegen gesetzten Fahrrichtnngen er-
halten (Gleisgrupi>c B des Plaus). Da die
Züge dieser Kategorie nach vollendeter
Fahrt bei Seite gesetzt werden und
längere Zeit im Bahnhofe verbleiben, so
war nicht nur eine relativ grofsc Aus-
dehnung iler Aufstcllung-gleise hierher
gehöriger Art erforderlich, sondern es
lag aufserdem die Notwendigkeit vor.
wenigstens einen Theil dieser Gleise
unter das schützende Hallendach zu
bringen. Durch diese Lage ist zu-
dem die Möglichkeit gewährt , Inn
der Bahnhofs - Anlage im Falle später
eintretenden Bedürfnissos (nach stalt-
gefundener Transferiruug dieser Glcis-
gruppe) einen fünften Perron zu etabliren.
Eiu Theil des dafür erforderlichen
Raumes ist zunilcl ist für einen Eilgut-
Perron nutzbar gemacht, für welche
Verkehrsart im übrigen auch die
verlängerten Enden der beiden Ex-
tern - Perrons zu dienen bestimmt
sind. Für späteren gesteigerten Eil-
gut- und Post -Verkehr ist die Etabli-
rung einer gesonderten Nebcn-
anlagc (hinter dem Bahnhofe, südlich)
in Aussicht genommen, welche von
den zu- und abfahrenden Fuhr-
werken direkt erreicht werden kann,
so dass die Stücke in Schienen-
höhe zur Annahme und Ausgabe ge-
langen. Eine nähere Motivirung «lieser
Eilgut -Anlage wird für eine spätere
Stelle dieser Mittheilung vorliehalten.
Die Manipulation der Gepäck-.
Eilgut- und Poststücke an den unter
der Halle befindlichen Anlagen
ist so gedacht, dass die Stücke in
Strafsenhöhe angenommen werden, be-
ziehungsweise zur Ausgabe gelangen.
Die Uebcrwindung der etwa 6™ be-
tragenden Höhendifferenz, welche zwi-
schen Strafseu- und Perron-Niveau be-
steht, soll durch hydraulische Kraft, unter
Benutzung kleiner Karren von allgemein
üblicher Form, erfolgen. Die hvdrau-
lischen Aufzüge müssen, der Stellung der
Gepäckwagen an der Spitze des Zuges
entsprechend , an den Perron - E u d c n
sich befinden und es sollen hier jedesmal
zwei Aufzüge angeordnet werden.
Für zeitweisen regeren Gepäck- etc.
Verkehr . wie z. B. in der Weihnachts-,
Mess- und Badezeit, muss Gelegenheit
zur Beistellung einer Mehrzahl von
Post- und Packerei - Wagen geboten
sein; um diese zu schaffen, sind die
Enden der betr. Perrons in Zungenfonn
verlängert und es ist an jedes Ende ein
kurzer todter Strang heran geführt
worden. Die einzelnen Anordnungen
dieser Art lässt der Plan genügend er-
kennen, zu dem im übrigen nur
noch zu bemerken sein möchte, dass
bei den Lokal - Perrons die für den
Gepäck- Verkehr erforderlichen Ein-
richtungen fehlen . weil t>ei der raschen
Folge der Züge, die für den Lokal- Ver-
kehr in Aussicht genommen ist, eine
Gepäck-Expedition unthunlich ist.
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&*•. 48.
DEUTSCHE BAUZEIT ÜNG.
243
Gleichartige Einrichtungen werden auf «len Londoner
Stadtbahnen durchgängig angetroffen.
Noch bleibt üi Bezug auf den Gleiseplan zu erwähnen,
dass für die Züge der Halm Berlin - Wetzlar ( welche säunntlku
im östlichen Dahnhof enden) Aufstcllungs-Glcise nicht vor-
gesehen sind, weil die Absieht • begeht, diese Gleise weiter
östlich in der Nahe und in Verbindung mit den Gleisen der
Reparatur- Wetkstätteu des Niederschi. -Mark. Bahnhofs anzu-
legen. Ebenso wenig ist für Aufstellungsirlcise der Lokalzügc
der Stadtbahn-Ringbahn vorgekehlt, aus dem Grunde, weil die
Wagen dieser Züge fortwährend zirkuliren uud die Re-
vision und Reparatur derselben an jedem beliebigen
Tunkte der Stadtbahn oder Ringhalm erfolgen kann. Dem ent-
fi« »•
und Frucht-Slrafsc und östlich weiter bis vor die äußerste
(etwa 350 ■ vom östlichen llalleneude entfernt liegende) Bahn-
hofs-Weiche, von wo ab die hier beginnenden Anschlüsse der
liingbahu und der beiden Östlichen Staatsbahnen mit dem Gefalle
von 0,009 "'.Ki sich senken bis dieselben etwa «oo™ weiter,
nahe vor der bestehenden Ueberführung dcrWarscltaucr-Strafse.
wiederum das bisherige Bahnhofs- Niveau erreichen. Aul'scr
den 2 Gleisen, die für die östlichen Staatsbahnen, und den
2 andern, die für die Lokalgleisc der Stadtbahn -Ringbahn
dienen, tragt die Kampe ein fünftes Gleis, das mit der Steigung
0,016 %q angelegt ist und welches die Verbindung mit
dem N'iederscbü.-Märk. Betriebs - Balmhofe herstellt ; süllich
neben diesem Gleis liegt noch ein Rangirkopf (Gleisgruppe D
Fl* i
sprechend ist die Anlage eines Betriebs- Bahnhofs der Stadt-
bahn bei Charlottenburg geplant, wo man durch Rück-
sichten, auf Terrain-Erwerb weniger eingeschränkt ist, als am
östlichen Ende der Stadtbahn.
WiW noch einige weiter zu berührende Punkte des
Gleise - Plans betrifft, SO sind dieselben folgende:
Die Einführung der hoch liegenden Stadlbahn in den
Nicdcrsehl. - Märkischen Balmhof erfordert die Umwandlung
dos letzteren aus einer Niveau-Station in eine Viadukt-Station
und es muss zu diesem Zwecke die Schienen -Olterkante von
-f- 37.0"» auf 42,53 m gehoben werden. Die Gleise er-
strecken sich in dieser Höhenlage Ober die das llallcngebaude
au beiden Enden begrenzenden Unterführungen der Koppen-
Kxtemtujt
l.omltL&dtf. litgt.
des Plans). Etwa 1000m jenseits (östlich) der Warschauer Strafsc
findet die Gabelung der beiden Lokalgleise (somit Kreuzung)
behufs der Anschlösse derselben an die südlichen und nördlichen
Zirkel der Ringbahn statt (Fig. wobei die bestehenden
Ringbahn-Anschlüsse der Nicdcrsehl. -Mark, und der Ostbalm
nur theilwei.se Benutzung finden.
l'cbcr ilic für den Eil gut -Verkehr bestimmte südlich
angeordnete Gruppe ((') der Bahubofsgleisc etc. werden die
nothwendigeu Bemerkungen am passendsten in den folgeudeu
i.Sculuss-) Artikel zu verflechten sein, welcher sich mit den
baulichen Umänderungen und Hinrichtungen des Duhuhols-
Hauptgebüudcs zu liefussen haben wird.
N Ii Ii... 1.1."
Rollsiein's patentirte offene Stützmauern mit horizontaler Bodenstützung.
Die Konstruktion hat die Eigeuthümlichkcit , dass sie dem
KU stnueudcu Hodenkrtrper keine kontinuirliche Flache, sondern
ein System entgegen stellt,' welches das charakteristische Quer-
protii ( Fig. 1 ) hesit/t. Dasselbe setzt sich aus horizontal au-
geordneteu Thcilcu zusammen, auf denen der zu stützende Boden
sich unter seinem natürlichen Böschungswinkel ablagert, also
horizontal gestützt wird.
Da das statische Moment de» horizontalen Buden schubs,
bezogen auf eiac horizontale Axc im oberen Boden -Niveau, pro-
portional dem statischen Moment der Vertikal - Projektion der
gedrückten Flache, bezogen auf dieselbe Momenten- Axe, ist, so
findet zunächst allgemein statt, das» die neue Mauer-Konstruktion
Fl« I.
Fi«.
Khc. K
gegen Umkippen viel stabiler sein muss, als eine Konstruktion,
die dem zu stützenden Boden eine kontinuirliche Flache eut-
Segen stellt, und es bedürfen daher Stützmauern nach dem neuen
System behufs Sicherheit gegen Umkippen nur eines verhältniss-
mafsig geringen Gewichts.
Diu auf den horizontalen Konstruklionstheilcu lagernden
Bodeiitnassen Masten ihre Unterstützungen und gestatten eben
deshalb, dass das ohnehin nur geringe Mauergewicht noch ander-
weit erhehtirh abgemindert werden kann. —
I mich einfache Rechnung findet man, dass offene Stützmauern
mit horizontaler Bodenstützung, um 1) den zu stutzenden Boden
zu verhindern, über die horizontalen Koustruktionstbcile hinaus
gedrängt zu werdeu, um 2) sicher gegeu Verschiebung und
3) sicher gegen Umkippen zu sein, folgenden Bedingungen ge-
nügen müssen:
Diu Mauern müssen ad 1 eine gewisse fiestalt besitzen,
die am einfachsten durch den noth wendigen Aulauf:
o - taug* (45" — ^ ) cot% <•''
angehbar ist; -- ad 2 ist ein gewisses Gewicht:
Q—i-iS—») Ccotgc"'
Fij Flu- K.
noth wendig und endlich ad :t ein gewisses Gewicht Qi, welches
stets kleiner als Q ist und desseu etwas kom]ilizirter Ausdruck
hier füglich fort gelassen werden kann.
In den vorstehenden Gleichungen bedeutet » den Uö-
tchungswinkel des Bodens; if> den Reibtingswiukel zwischen
Boden und Mauer- Konstruktion; 4f das statische Moment der
Vertikal-I'rojektion der Mauerfront, bezogen auf eine horizontale
Axe, die im Niveau der Oberfläche des zu stutzenden Bodens liegt ;
s die Summe der statischen Momente der Vertikal - Projektionen
15. Juni 1878
oller Oeffnungen, die von den horizontalen Konstruktionstheilcii
in der Mauerfront gebildet sind, bezogen auf die Momenten- Axe
wie vor; ß «inen Sicherheits-Krjeflizienteu und C die Abkürzung
für den Wertb y lang ' (iö* — ^ J, worin y das Kigengewicht de»
Hoden« bezeichnet.
Nach Ausweis der Gleichung für <l strebt das Mauergewicht
für den Fall einfacher Sicherheit (/?=!) und sehr dünner hori-
zontaler Konsiruktioustheile (6'-^»i dem Grenzwerth „Null" zu.
Natürlich kann dieser Grenzwerth praktisch nicht erreicht werden ;
allein dass mau sich demselben erheblich nähern kann, lehrt
folgendes Experiment, welches vom Krfiuder wiedorholt und u. a.
auch in der 88. Hauptversammlung des Sachs. Ingen.- u. Arch-
Verews gezeigt worden ist und nachträglich noch jederzeit vor-
geführt werden kann.
Wenn Rohren aus gewöhnlichem Schreibpapier mit ihren
Langen -Axen in der Richtung des horizontalen Bodenscbubes
auf einander gelegt werden, so bilden dieselben eine Stützmauer
nach vorliegendem System. Ein ans 7rt Itogen Schreibpapier her-
gestelltes derartiges Modell z. Ii. stützt einseitig einen Saudkörper
von 0,66 «• Höhe, 0,62 1,1 Breite und 1,00» Länge schon seit
Jahresfrist. Das verwendete Papier wiegt etwa WO s und wenn
man dieselbe Sandmenge durch eine gewöhnliche Mauer-Konstruktion
stützen wollte, so müsste diese Konstruktion etwa 260 mal so
schwer als die verwendete sein. —
Die neue Konstruktion ist in vielen Modalitäten ausführbar.
Nach Analogie des eben beschriebenen Experimentes kann man
z. B. Köhren aus Steinzeug, < hamotto etc. mit ihren Längen -
Axen in Richtung des horizontalen Bodenschubes auf einander
schichten ( selbstverständlich unter Beachtung der vorerwähnten
Bedingungen für Anlauf « und Konstniktions-liewicht <^). Es
lassen sich auf diese Weise schwache Wände sofort zu wider-
standsfähigen Stützmauern machen, indem man dazu eben nur
zwischen ihnen und dem zu stützenden Boden Köhreu aufzu-
schichten braucht, etwa wie in Fig. 2 dargestellt ist. Alter auch
selbständige Stützmauern sind aus Röhren herstellbar, wie Fig. 3
angiebt Wegen geringen Gewichtes und des niedrigen Preises
j des Röhrenmaterials empfiehlt sich dieses allemal dann , wenn
grofse Transportweiten und knapp bemessene Bauzeit vorkommen,
wie etwa bei Herstellung ron Interims-Bauten, Fcldeisenbahnen etc.
In massiver Konstruktion sind die neuen Mauern dergestalt
auszuführen, dass man Pfeiler errichtet uud zwischen denselben
Hache Bögen einwölbt Fig. * und 5 zeigen eine derartige Kon-
struktion für einen Damm. Da die Bögen in der Richtung ihrer Axeu
nur kurz zu sein brauchen, so erfordert die Konstruktion nur
sehr wenig Material und speziell bei Anwendung an Gehängen
auch nnr wenig Bodenabgrabnng, weil ja zwischen den Pfeilern
ein Theil des gewachsenen Bodens Btehen bleiben kann. Ks sind
ferner nur einzelne Pfeiler zu fundiren. Hieraus ergiebt sich
eine grofse Ersparnis* an Baukosten, gegenüber den gewöhnlichen
Konstruktionen SO % und mehr.
Bei der Ausführung in künstlichem Stein sind die Pfeiler im
Innern aus Hintermauerunga • Steinen , die Verblendung derselben
aber, sowie die Gewölbe aus besserem Material, z. B. Klinkern
herzustellen. Aus praktischen Gründen empfiehlt es sich, den
Fufs der Böschungen, in welchen der gestaute Boden sich auf
die Gewölbe aufsetzt, durch SteinschütUiDg aus billig zu habendem
Material zu befestigen (Fig. 4 u. 6).
Auch in Holz ist die neue Konstruktion ausführbar und
unter Umständen vortheilhaft. Ine horizontalen Konstmktions-
Theile sind dann Bühnen, die auf Grundpfählen gelagert sind (Fig. 6).
Selbstverständlich ist die neue Konstruktion auch in Kom-
binationen, z. B. mit steinernen Pfeilern und hölzernen oder wohl
auch eisernen Bühnen herzustellen, nicht minder auch ganz in
Eisen ausführbar. Dieselbe wird wegen ihrer Billigkeit und
leichten Ausführbarkeit sicher bald sich einbürgern und bewirken,
dass manche Anlagen von hohem nationalökonomischen Werth,
welche aber wegen theuerer Mauerbauten bislang unterblieben
sind, finanziell möglich werden.
Die vorstehende MiUbeilung rührt vom Autor der neuen
Stützmauer -Konstruktion, Chaussee - Inspektor a. D. Böllstein
in Dresden her, der zum Schutz gegen Nachahmungen ein Reichs-
Patent auf seine Erfindung erwirkt hat
Zur näheren Beleuchtung sei einer der obigen Fä
speziell durchgenommen. Eine Nonn-Probe mit 3 Th. Sand er-
gab nach TO Tagen k = 22,5 k. Das prismatisch geformte,
I I im lange Probestück der Brech - Probe brach nach 70 Tagen
hei 16 k Hebelbelastung. Nun ist für einen auf 2 Punkten frei
und horizontal anfliegenden, in der Mitte belasteten Balken von
rechtwinkligem - und konstantem Querschnitt:
P**—j- k,
des Werthes für B7:
4ft*'i _, . «/V
Zementprüfung in der alltäglichen Baupraxis.
priHaas)
hier
Der bei der Probe
6/
Hebel
Verhaltniss
von 1 : 8 getheilt, wonach an der Bruchstelle der von der (variablen:
Belastung erzeugte Heheldruek 8 . Mi = 12B k wirkte, dem
noch der vom Eigengewicht des Hebels herrührende (konstante)
Druck 6 . 4,t>69 = rot 28 k hinzu tritt, 'so dass i' =■ 12« + 28
= laO^lst Da ferner die Abmessungen des Probekörpers / = 10M,
I = 7,85 und k — 3,8 m waren, so faad sich
6.168,10
4.7,35 (3,8)» '
wie in der Tabelle angegeben, im Vergleich zu 22,5 ■ für die be-
zügliche Norm-Probe.
Wenn auch die Uebereinstimmung nur in
sein wird wie hier, m ist doch im
die Differenz zwischen den Resultaten der Brech- und der Nonn-
Zut Geschichte des Wasserbaues in Aegypten
der Pharaonen -Herrschaft.
Auch Seti's Sohn, Ra-Usenna Sotep-en-ra Ramessu II., ge-
wöhnlich Rarasrs II. genannt (1333 vor Chr. Geb.), folgte dem
Beispiel seines Vaters und wandte, zur Vermehrung des Einkammens
und zur Vergröfserung des Staatssäckels, seine besondere Auf-
merksamkeit den entdeckten Goldländern und vor allem
den reichen nubischen Goldbergen des heutigen Wadi Alaki, im
Alterthumc Aki-la, zu. Aber das Wasser fehlte in den traurig-
öden Thälern dieses Gehirgslandes und Mensch und Thier starben
auf den Wegen zu den Goldlagern. Durch eiueu merkwürdigen
Zufall ist die Wissenschaft in den Besitz des altagyptischen Planes
gekommen (zu Turin), der uns die Lage der Bergzüge, die
Strafsen, die Goldplätze, die Brunnen und was sonst an Anlagen
und Bauten vorbanden war, erkennen lasst Hier sind nach den
Beschriften „die Berge, aus welchen das Gold heraus gezogen
wird. Sie sind mit rother Farbe angemerkt," dort „die Strafte,
welche verlassen Ist, nach dem Meere zu," hier „die Häuser von
der Goldwasche/ der „Brunnen" und der „Denkstein
des Königs Mineptah I. Seti I.," dort „das Hciligthum des Amon
in dem heiligen Berge". Nichts ist vergessen, was geeignet er-
scheinen könnte, dem Beschauer eine Vorstellung von dem Zustande
der (fegend zu gewähren, bis zu den Steinen und vereinzelt
stehenden Bäumen auf den Strafsen hin. Seti 1., der Goldsucher,
hatte zuerst das Goldbergwerk bearbeiten lassen, aber ohne be-
sonderen Erfolg. Er hatte den in den Inschriften genannten
Brunnen angelegt und daneben den Denkstein errichtet, von welchem
die Beischrift auf dem Plane spricht Das ßrunnenloeh hat eine
Tiefe von mehr als 63 Stäben (120 altägyptischon Ellen), aber
das Wasser versiegte sehr bald und der Berghau wurde verlassen.
Eine steinerne Inschrift meldet in aller Weitläufigkeit, was
im dritten Jahre der Regierung des Königs Ramses geschah.
Dieselbe bedeckt einen Stein, welcher an dem Orte Kuban gefunden
worden ist, gegenüber von Dakkeh, auf dem östlichen Ufer der
nubischen Landschaft. Wir greifen ans den Worten der steinernen
Inschrift das Nachstehende heraus:
7. „Also ist der König Ramessu Miamun, der Lebenspender
ewiglich und immerdar, wie sein Vater der alltägliche Sonnengott
Da Wand sich der König in der Stadt Memphis, um zu
danken seinen Vätern, den Göttern und Herren von Süd- und
Nordägyptcn, damit sie ibm schenken möchten Kraft und Sieg
und eine lange Lebensdauer von unendlich vielen
8. Jahren. An einem dieser Tage geschah es, dass der
König da sal's auf seinem großen Throne von Gold, geschmückt
mit dem Königsreifen und dem Doppel - Federschmuck , um zu
gedenken der Länder, aus welchen das Gold gewonnen wird, und
um zu erwägen die Art und Weiso zu bohren
!). Rrunnen auf den Strafsen, welche verwünscht sind wegen
des Wassers, nachdem er gehört hatte, dass viel Gold vorhanden
sei im Lande Akita, doch wäre sein Zugang verwünscht
des Wassers gar sehr. Es wären dorthin gezogen einige
10. Goldwäacher nach der Stelle, wo jenes wäre, doch
die, welche daselbst angelangt waren, gestorben vor Durst auf
der Strafsc sammt den Eseln, welche bei ihnen waren. Nicht
fände man für diese das Nothdürftige
11. zum Tränken beim Hinaufsteigen, es sei denn, dass der
Regen vom Himmel fiele. So könne kein Gold in diesem Lande
gewonnen werden wegen des Wassermangels. Da sprach
König zu seinem Edelmann, welcher neben ihm stand: „1
herbei rufen die Fürsten, welche gegenwärtig sind.
12. Ich hole mir Halbes bei ihnen wegen dieses Landes, wie
ich die M aal «regeln treffen kann." Sobald als sie vor den gou
liehen Wohlthäter geführt waren, erhoben sie ihre Hände um zu
preisen seinen Namen unter Lobreden und um anzubeten vor
seinem schönen Angesichte. Und der König beschrieb ihnen den
Zustand dieses Landes, um einzuholen
13. ihren Rath darüber, wegen der Absicht Brunnen zu
bohren auf seiner Strafsc. Und sie mieten vor dem Könige ;
„„Du bist wie die Sonne. Es gelingt Dir alles. Was Dein Herz
begehrt, das kommt zum Austrag. Wenn Du einen Wunsch
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DEUTSCHE BAUZEITÜNG.
245
Probe nicht grol'ser als derjenigen Achten, welche dem wirklichen
DurchschnittswerthK ans 10 Achtprohen nahe stehen, und kleiner
als der von diesem Durcbsehnittswerthe Entfernteren unter den
10 Achten.
Nimmt man einen erbeblich geringeren Wasserzusatx als den
oben angegebenen an, so findet die Ucbercinstimmung nicht mehr
t, sondern es überragen die Resultate der Brech - Probe
■ Norm-Probe. So i. B. brachen Proben aus Zement
bei nur B8 Gew. - Tneilen Wasserawatz auf 700 Oew.-
Theile der trockenen Mischung nach 70 Tagen erst bei 20 k
die bererhnete Zugfestigkeit zu 21. k «ich
Wenn fnr die Probekörper der BrechProbe eine ein für
bestimmte, gleich bleilwmio Querschnitts-Fnrm und Lange
gewühlt wird, so wird b h « ein konstanter Werth, der dann nicht
erst jedes Mal berechnet zu werden braucht; dieser konstante,
rechtwinklige Querschnitt sei q und der ebenfalls konstante Ab-
stand der den Stab tragenden Schneiden L Ist dann ferner der
Hebel nach dem zweckmälsigen Verhnltniss von 1 : 10 gelheilt,
so wird P = lOx-f- O, worin X das am Ende des Hebels ange-
hängte Gewicht und G das (reduzirte) Hebelgewicht bedeutet, und
die allgemeine Formel geht in folgende (Iber:
«(10«+ C),
*1
k von den Veränderlichem j- ab
t Tabellen anfertigen, worin fii
Werthe von x der Werth k ausgerechnet ist, so dass man nur nothig
hat, fnr das jedesmalige (iewicht, welches den Bmch herbeiführt,
den in der Tabelle enthaltenen Werth von 1 aufzusuchen.
Zweckmürsig dürfte man die lichte Breite und Höhe der Form
so wählen, dass t; = b Ai — 100 ist, also etwa b — 7,50 <™
oder b — 7,1 "■> und h — S.tiö"" oder h — 3,75 ferner / = 10«",
wie es ohnehin meist üblich sein wird. Für diese Werthe wird
die der Tabellen - Berechnung zu Grunde zu legende Formel:
B(10x+g) 10 IMIO5+C) , ,
4.100 100 oder*= 15 lQ
Maafse deshalb an,
hierin nicht obwalten
Sic bietet ferner demjenigen, der an die Nornialprobe nicht recht
gern heran gehen mag und in Folge dessen die Festigkeitsprü-
fungen lieber ganz unterlassen würde, u. a. noch die folgenden
Ich führe die event anzunehmenden
weil ein beliebiger willkürlicher Spielraum
darf. Querschnittaform und Gräfte müssen vielmehr ungefähr be-
grenzt sein, ähnlich wie bei der Norm-Prüfung. Wenn der Quer-
schnitt z. B. zu klein ist, so wird die Brech -Probe Resultate
liefern, die gegenüber denjenigen der Norm-Probe zu grofs sind.
Bei Anfertigung der parallelepipedischen Probekörper habe
ich die Form auf eine starke Brettunterlage gesetzt, auf die ein
Blatt gewöhnlichen, znm Verpacken des Zements angewandten
Papiers gelegt worden war. Die Mörtalinasse wurde so weit sorg-
fältig in die Form eingedruckt, dass sie auch die Ecken gut
füllte, und dann, ohne die Masse zu schlagen, einfach mit
Hand oder mit dem Spatel ausgeglichen. Nach 6-12 S
den wird vorsichtig die aus 2 Hälften bestehende Form abge-
nommen, den folgenden Tag die Probe in Wasser gelegt und bis
zum Brech moment darin belassen, ganz so, wie dies bei der
Norm- Probe vorgeschrieben ist. Die ganze Prozedur ist so
überaus einfach, da»« sie jedem Maurer anvertraut werden kann.
Wer _ Wje dies ja auf kleineren Bauten meist bei den 1
den der Fall sein wird — bei Anfertigung der Probekörper
alles selbst ohne Assistenz besorgen muss, als da ist: das stete
Wiederreinigen der Gefälse und Formen, das Abwiegen, Mischen,
Anmachen, Einschlagen etc., wird, alles dies mitgerechnet, bei
den Normproben im Durchschnitt nicht unter 3-4 Minuten Zeit
für 1 Probekörper gebrauchen, was bei 10 Probekör|>crn, die
ja schon für eine einzige Ermittelung vorgeschriel>en sind,
3« — 10 Minuten macht Wahrend Geübtere sich mit Anfertigung
einer geringeren Anzahl von Probekörpern begnügen dürfen — ich
mache z. B. zur Zeitersparnis stets nur 3 bis 5 — kann bei Unge-
übteren kaum unter die Zahl 10 herab gegangen werden ; liei den
parallelepipedischen Proben genügen dagegen schon zwei Probe-
körper völlig, bei stets sorgfältiger Herstellung und elienso weiterer
Behandlung sogar nur einer. Jede dieser Proben nimmt nicht
mehr Zeit in Anspruch als eine einzige Norm-Probe, so dass bei
der Brech- Probe erheblich an Zeit gespart wird. Ferner: Obgleich
zu einer Nonn-Probe nur ca. 30—40« Zement gebraucht werden,
so wird doch durch die Verzehnfachung immerhin ein Zement-
quantum von 300 - 400« für jede Ermittelung gebraucht, während
eine Brech-Probe, nach obigen Maafs- Vorschlagen durchgeführt,
nur 175-1 HOs Zement erfordert, also selbst 2 Probekörper nur
35U--3«>i^ Die früher zuweilen als Vortheil des neuen Verfahrens
stau. Auch das Etiquettiren der Brcch-Proben ist sehr einfach,
da, sobald die Probe an der Oberfläche etwas hart geworden ist
etwa nach 1 2 Stunden man mit einer Nagelspitze auf
die eine Seite des Probekörpers das Datum der Anfertigung
desselben, auf die andere Seite die Nummer der Probe an diesem
Datum schreibt; in der Mitte hat man dann noch Raum, die
Zementaorte, wenn nöthig abgekürzt, zu bezeichnen. Ein so be-
quemes Etiquettiren ist bei den Norm-Proben nicht gut zu er-
möglichen. —
Auf die vorgeschlagene Weise wird jeder, selbst nur kleine
Bauten Ausführende in den Stand gesetzt, den gelieferten
Zement mit Sicherheit zu prüfen , was bei manchem wohl noch
lange ein frommer Wunsch bleiben würde, da, wenn bei der
Nonn-Probe IJn-Nonnalitüten sich zeigen, der Ungeübte niemals
sicher ist, oh das mangelhafte Ergebnis! nicht etwa auf unkorrekte
Handhabung des Verfahrens zurück zu führen ist Wenn auch
die Hauptpnlfnng stets den Zementtechnikeni und den bei gröfse-
ren Bauausführungen leitenden Ingenienren zufallen wird, bei
kleineren Bauten dagegen selten auf das Ergebniss solcher Prü-
fung, gewartet werden kann, so macht doch jedem die leicht
erreichbare Möglichkeit Vergnügen, sich selbst jederzeit von
der Güte der Waare überzeugen zu können, und eben diese Mög-
lichkeit wird die Baumeister dazu führen, in den Zwischenzeiten
verschiedene Zementsorten in ihren eigenen Büreaus der Prüfung
unterwerfen zu lassen, wenn die Geschicklichkeit eines gewöhn-
lichen Vorarbeiters, Büreaudiencrs oder dgl. dazu ausreichend ist.
Es wird ferner auch bei den niederen Bauhandwerkern, Pnlirem
etc. das Prüfen von Zement auf Festigkeit häufigere Anwendung
it in der Nacht, so ist er verwirklicht, wenn die Erde (wieder)
geworden ist. Wir sind herbei geeilt, um zu thun, was zu
hegst
h<
thun ist, denn
14. grofs ist die Zahl Deiner erstaunlichen Werke, seitdem
Du erschienen bist als König des Landes Da sprach
der Königssohn des elenden Landes Kusch, indem
20. er also redete vor dem Könige: „„Es ist (das IjuuD in
dieser Weise. Verwünscht ist es wegen des Wassers seit der Zeit
des IIa. Man stirbt auf ihm vor Durst Es haben begehrt alle
früheren Könige Brunnen zu bohren in ihm, aber es geläng ihnen
nicht mit Erfolg.
21. Auch König Seti I. that desgleichen. Er lieft einen
Brunnen bohren von 120 Ellen Tiefe zu seiner Zeit, aber man
liefe ihn liegen am Wege: denn kein Wasser kam zum Vorschein.
Wenn Du nun selber sprächest zu Deinem Vater, dem Nilgott Hapi,
22. dem Vater der Götter: lass hervorkommen Wasser oben
auf dem Berge, so wird er thun alles, was Du sagst, wie ja alles,
was Du vorhattest, verwirklicht worden ist vor uns, und nicht
blos nach Hörensagen, dieweil Dich lieben Deine Väter, alle Gölter,
mehr als alle Könige,
23. welche gewesen sind seit Ra.*"1 Spricht der König zu
den Fürsten: Ist es wahr alles, was ihr geredet habt und ward
also nicht geöffnet das Wasser in jenem Lande seit der Zeit des
Gottes, wie ihr gesagt habt, so will ich daselbst einen Brunnen
bohren, um Wasser zu liefern fortdauernd, doch so, dass der
Brunnen
24. unter dem Befehle des Vaters Atnon-ra, des thebanischen
Gottes, und des Hör, der Herren des Landes Nubien stehe, damit
gestimmt sei ihr Herz in Liebe. Ich werde deshalb veranlassen,
dass er genannt werde nach (ihrem Namen."' Und die Fürsten)
25. priesen ihren Herren und beteten an und fielen auf ihren
Bauch vor (dem Konige 1 und stiessen Freudeurufe aus
2t>. bis zur Himmelshohe. Da sprach der König zu einem
koiüglichen Schreiber, (welcher sich in seiner Nähe befand:
„, Rüste Dich und begieb Dich auf den)
27. Weg nach dem Lande Akita. Lass gelten den zweiten
Tag des Mondmonates als den Tag, an (welchem) Du Deine
Sendung (ausführen wirst'1'' Der Schreiber that)
28. gleichwie ihm geheilten war. Siehe da, er versammelte
die Leute, (welche kundig waren des Rohrens, auf dass sie arbei-
teten und schafften einen Brunnen, welcher Wasser spendete
denen, welche betraten)
30. den Weg nach dem Lande Akita. Niemals ist Aehnliches
geschehen seit den früheren Königen. (Und von dem heraus
strömenden Wasser wurden gebildet Bache und)
31. Fischfänger von den Inseln in der Nahe der Untiefen
von Natho vergnügten sich, indem sie bauten (kleine Nachen,
und bedienten sich der . . . . )
32. gleichwie eines Ruders beim Winde. Da kam an ein
Briefträger Seitens des Königssobnea des elenden Landes Kusch
(wegen des Bmnnens, um dem Könige anzusagen: „„Es ist zur
That geworden alles)
33. was Deiue Heiligkeit mit seinem cigemm Munde gesagt
hat Es ist zum Vorschein gekommen das Wasser aus ihm bei
12 Ellen. Es waren 4 Ellen an ihm . der l iefe
34 sie ... . hinaus wie es die Absicht der Arbeit
war. Der Gott hat das Herz wohl gestimmt durch Dein« Liebe.
Niemals hat sich solches ereignet (seit der Zeit des Gottes Ra.)**
35. (Und die Bewohner von) Akita machten eine Freudeu-
rauaik auf grofeen Trommeln <?). Die welche augenkrank waren
(wuschen sich mit dem Wasser und wurden geheilt. Sie alle
sangen:
86, „.Heil) dem Könige! Das Wasser, welches in der liefe,
ist, war ihm gehorsam. Er hat geöffnet Wasser auf dem (Berge.**
Und sie liefsen Dank
37. sagen) ihm durch den Köuigssohu wegen der Sendung.
Das war schöner für (das Herz des Königs nls alles Andere. So waren
3«. denn (wohl ausgeführt die Pläne. Schön waren die
Zeugnisse, welche aussprachen (die Anwohner der Gegend. An-
gelegt ward eine Straft*
39. von) diesem Brunnen (ans) nach dem Brunnen Ramses
Miamun's, des Siegers in (dem Lande ).*
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DEUTSCHE BAUZEITUNG.
IS. Jnni 1878
und größere Verbreitung als bisher Huden, immer melir Usus
«erden und so das Verständniss für diese Sache überhaupt bald
auf eine viel breitere Hast» stellen, als sie bisher vorhanden ist und
für die nächste Zukunft erwartet werden kann. Jede noch so
kleine Baustation kann leicht zu einer Prülungsstation werden
und Leute, die auf die angegebene Weise erst einmal gelernt hüben,
sich mit Zemeutprofuugeu zu Iwschaftigen, werden alsdann auch
unschwer auf das etwa» schwierigere Verfahren nach den Nurmen
eingerichtet sein. Sohin durfte das von mir vorgeschlagene ein-
fachere Verfahren nicht selten eine l'ehcrgangsstufe zu dem zwar
wissenschaftlich korrekteren, aber schwieriger durchführbaren
Prüfungsverfahren werden und letzteres mehr einbürgern bellen,
als es beim Mangel dieser Zwischenstufe, ohne welche Viele von
Anstellung der Festigkeitsversuche überhaupt Alratand nehmen
dürften, der Fall sein wurde.
Schon öfter ist behauptet worden, dass man jetzt, durch das
Verfahren nach den Normen, recht eigentlich erst alle Eigen-
schaften des Portland-Zenicntes erkennen könnte. Dies ist indess
Mir ist keine Eigenschaft oder neuere Forschung
über Portland-Zement bekanut, die nicht genau mit ebeu solcher
Klarheit nach der alten Methode hatte ermittelt werden konneu,
sofern auch bei dieser genau formuliite lledingungen für
Anfertigung und Aufbewahrung der I'robckörpcr inne gehalten
werden. Krüher haben nur wenige bei ihren Versuchen ähnliche
ltedtugungen, wie sie jetzt gelten, sich gestellt; allgemein ist dies
erst hei dem jetzt eingeführten Verfahren geschehen. Der Fort-
schritt, den die Normen verwirklichen, liegt also vor allem in der
allgemeinen Annahme präziser, der Sache entsprechender
Normen uud ebeuso liegen die Abweichungen der Festigkeits-
angaben nach der früheren Methode auch nicht au den mehr oder
weniger guten Apparaten und der Krmittelungsforni, sonderu vor
allem au dem damaligen Mangel an allgemein geltenden
Normirungen. Etwas rasch bindende Zemente lassen sich sogar
nach dem alten Verfahren — meiner Meinung noch - leichter
und mit größerer Zuverlässigkeit auf ihren wirklichen Werth
prüfen. Aber nichts desto weniger bleiben grofse Vorzüge des
neuen Verfahrens bestehen, die ich oben gubührend hervorge-
Dr. L. Erdmcnger.
Kopien italienischer Renaissance» Dekorationen.
In der Kunstakademie ist seit einiger Zeit durch Hrn. Maler
Meurer das Resultat seiner letzten Aufnalimc-Kainpttgfie in Italien
ausgestellt — ein iu hohem Grude befriedigendes, sowohl in
Betracht der großen Fülle mustergültiger und wenig bekannter
Dekorationen, als auch iu der Ausbeute für die moderne Dekoration*-
Malerei und in der Ausbildung der mit Anfertigung dieser Kopien
beauftragten Schüler, der Ilm. Koch, Grimmer und l'loehn,
die im technischer Fertigkeit dpm Personal der früheren ersten
Ex|*edhion in keiner Weise nachstehen. —
Das Interesse au der Ausstellung wird dadurch wesentlich
erhöht, dass in derselben die drei Hauptperioden der Reuaissance-
Dckorationskuim uns vorgeführt werden. Die ersten Anfänge, die
mühsam sich Insringra von der Dekoratiotisweise de» Mittelalters, ja
innerlich noch einigermaßen befangen erscheinen in dieser Manier,
Während sie sich auch äußerlich au die scharfgrätiiren Gewolbe-
löriuen des Mittelalters anschliefseu müssen, zeigen uns Mantegna*s
Malereien in der Kirche der Eremitani zu Padua. Aber wie durch-
geistigt der grofse Meister der Frilhreiiaissance diesen Raum!
Das ganze Gewölbe wird in ein Netzwerk von grünen, kraftigen
K nützen aufgelöst, welche die Gurte uud Rippen \ erkleiden und
die einzelnen, mit 'Irau in Grau gemalten Guirlandenfriesen ein-
gerahmten (icwölbefelder von einander trennen. Auf dem tiefen
Miau dieser Felder setzen sich grofse stehende Heilicen-Figuren in
lebhaften Farben, aber noch etwas in der steifen, gewundenen
Stellung mittelalterlicher Gestalten, kräftig ab. In der Spitze der
(icwölbefelder aber, um den Schlussteinen hemm, jubelt uns das
ganze daseinslustige Leben der Renaissance entgegen iu Frucht-
Guirlanden, auf denen sich Putten schaukeln, in flatternden Rändern
und dem ganzen Apparat einer übersprudelnden Lebenslust.
Die Hauptzierde der Dekoration, das XV. Jahrhundert, das
sich — in selbständiger Weise — noch unbeeinflnsüt durch ilie
Ausgrabungen spatrömischer lmicuräumc. mit der Ausschmückung
gegebener Hitchen abfindet, stets in gebundener, strenger, von der
Architektur eng abhängiger Anordnung, sehr oft mit Beihülfe eine*
bescheidenen Reliefs, ist hier durch einige der allcrsrhöustcn
Beispiele vertreten, welche anlserdern Jeu Reiz haben, für unsere
Kenntnis« fast als neu entdeckt zu gelten. Wer kennt den Palast
Scrofa Calcamini iu FerraraV Selbst die Kuiistluuulbücher lassen
uns über dieses Meisterwerk der Frührenaissance im Stich,
und doch sind die Deckenmalereien, die sich an den Namen des
Garnfalo Benvcnutn Tisio Nrtl — 155!t) knüpfen, \ou einer über-
raschenden Vollendung und Festigkeit in der Komposition nud
Färbung. Eine imponimid grofse Tafel, eine ganze Saaldecke
wiedergebend, die über einem Itichfarbigen Stichkappen-Gesimf ins
Freie öffnend gedacht ist, so dass man eine färben prachtig ge-
kleidete Gesellschaft hinter der mit orientalischen Teppichen
behängten Gallcrie in den Saal hinein schauen sieht, zeigt diese
Eigenschaften in hoher Potenz, ja fast etwas ins Schwerfällige
und Starre gesteigert. Eine zweite kassettirte Dec ke mit Mittel-
bildrhen, die wie in Kupfer getrieljen behandelt sind, spricht in
der Färbung noch mehr an.
Aus Olieritalien hat ferner die Scuola del Santo zu Padua
eine schöne kassettirte I lolzderke aus derselben Zeit, mit überaus
bescheidener Farbenstellung geliefert. Aus Rom sind dem gleich-
falls so ent wie unbekannten Kloster dei Peniteuzieri drei
Kassetten- Ih-eken entnommen, die ebenfalls zu dem Schönsten
gehören, was Italien in dieser Richtung aufzuweisen hat. Die
Aufserst bescheidene Farbenstellung, fast stets auf Steiiigian, Blau
und (iold licschränkt, Lst hier in höchst erfolgreicher Weise dun*
dezent angebrachte rothe Punkte und Linien gehoben. Derselben
Farbcubchandlung gehören zwei mustergültig gezeichnete Pilaster
von den Carrara-Gräbern in den Eremitani zu l'adua an.
Endlich sehen wir hier zum ersten Male aus dem Schlosse
zu Urbino die köstlichen Dekorationsstücke, Thoren, Kamine,
Decken, in größcrem Maafsstabe wiedcrtreifehen, jenem Bau des
Luciano Lauranna, der in so unvergleichlicher Weise die liebens-
Bereits in den Zeiten des eilften Königshauses linden sich
deutliche Spuren von Brunnenbohrungen in den wüsten Thitlern
von Hamtnam&t Zwölf hundert Jahre vor der Thronbesteigung
Königs Ramessu II. hatte einer seiner Ahnherrn, Sanchkara, auf
der alten Strafte von Koptos nach Qosseir, vier Brunnen anlegen
lassen, deren Reste noch heutigen Tages nachweisbar sind. Die
Alten haben es auch darin den Leistungen unserer jungen Tage
voraus getbau und Werke geschaffen, deren Nutzen und Bedeu-
tung von den Reisenden in den Wüsten Afrika'* immer mehr
erkannt und geschätzt wird. —
Von einer eigentümlichen Brunnenanlage erzählt die Geschichte,
der Regierung Itamessu III. Hag-On, gewöhnlich Ramses III.
genannt (1200 vor Chr. Geb). Um sein Land au der Ostgreuzc
zu schützen, gegen Suez hin, lief« der König im Lande von
Aina oder "Aian (der Heimath der Aperiu oder Krvthraer) einen
mächtigen Brunnen anlegen und ihn rings herum mit starken
Befestigungen versehen. Die ManerwAnde der letzteren hatten
eine Höhe von 30 Agypt. Ellen l betnahe 16»). Im Hafen von
Suez, also in dichter Nahe jener Brunnen-Festung, lieft Ramses III.
eine Flotte grofser und kleiner Schiffe bauen, um ihre Fahrten
auf dem rotlien Meere nach dpn Küsten der Pun-Gegend und des
.heiligen Landes" zu unternehmen. Als oAchster Zweck ihrer
Verwendung wird die Herheiführung der kostbaren Erzeugnisse
jener fern liegenden Lander, besonders des Weihrauches, bestimmter
hervorgeholten. Handelsbeziehungen mit den Königen und Fürsten
jener Küsteugegeuduu wurden angeknüpft und der Verkehr zu
Laude, auf der Strafte von (Josscir über Koptos, am Nil, den
Karawanen gestaltet. Mit einem Worte, Ramses HI. öffnete eine
unmittelbare Verbindung zu Lande und zur See mit deu reichen
Küstenländern des indischen Ozeans, wie sie in spateren Zeiten
von den Ptolemaero mit groften Erfolgen für den allgemeinen
Weltverkehr iu neuer Aullage wiederholt wurde. —
Zum Schlüsse gedenken wir noch eines Wasserbauwerkes
der Zeit, da Aegypten bereits unter persischer Herrschaft
Der Perserkönig Kambvses (527 vor < hr. Geb.) hatte das
Laud unterworfen. Sein Nachfolger, Darius I. (521 vor Chr. Geh.)
fasste den kühnen Plan, das rothe Meer mit dem Nil durch einen
Kanal zu verbinden. Die Feberreste einer Bildsäule des Königs
sowie mehre Denksteine, welche mit dreisprachigen Inschriften
in Keilschrift uud mit Ägyptischen Hieroglyphen bedeckt waren
und in der Nahe des angelegten Kanals (nördlich vou Suez)
aufgefunden worden sind, stellen die Thatsache außer allen
Zweifel. Die Wissenschaft dankt es dem Scharfsinn des berühmten
Keilinschriften-Entzifferers J. Oppert, den Inhalt dieser Denktafeln
durch seine Uebertragungen dem allgemeinen Versttindniss zu-
gänglich gemacht zu haben. Wir geben in Folgendem, nach
Oppert, die Febersetzung der wohlerhalteusteu und
Stein- Inschrift:
„Ein grofser (iutt ist
schuf, welcher jene Erde schuf, welcher deu Menschen schuf,
welcher einen Willen gab dem Menschen, welcher Darios als
König einsetzte, welcher dem Könige Darius dieses
so (herrliche) Reich übergab.
Ich bin Darius, der König der Köuige, der König '
Länder, der König dieser groften Erde, in der Ferne und in
Nähe, des Hvstaspcs Sohn, Acb&cmenidc.
Spricht Darius der König: Ich bin ein Perser. Mit Persieu
eroberte ich Aegypten (Mudrayai. Ich befahl diesen Kanal zu
graben, vom Strome Namens Nil (Pirava) an, welcher in Aegypten
(ließt, bis zum Meere hin, welches von Persien herkommt. Her-
nach war jener Kanal hier gegraben worden, wie ich den Beleb!
dazu erlassen hatte, und ich sprach: Gehet hin! von Bira an bis
zum Gestade hin zerstöret den halben Kanal. So war es mein
Wille. -
Nach Strabo's Versicherung, wie J. Oppert als Erklärung
hinzufügt, hörte Darius auf, den Kanal weiterzuführen, nachdem
man ihm versichert hatte, dass Aegypten unter dem Spiegel des
rothen Meeres gelegen sei und somit Gefahr drohe,
Land unter Wasser gesetzt zu sehen.
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ff.. 48.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
247
würdige lVrsönüchkeit seiues Erbauers, des Federigo Montcieltro,
wieder spiegelt Vor alli'in spi auf die Kasselten-I »ecke aus des
Künsten Arbeitszimmer aufmerksam gemacht, die dir einen ganz
kleinen Kaum berechnet, in ihrer reichen und doch bescheidenen
Farlicnstellung für den heutigen Gebrauch direkt als Vorbild
diciipn kann.
Mit der dritten, durch Decken aus der Villa Madanw und
dem Palast Altnviti in Ron vertretenen Dekorationsweise kommt
dann der volle Kinrluss zur Geltung, den auf Baffael und »eine
Schüler da» Studium der altromisrhen Dekorationsmalerei in den
wieder aufgegrabenen KaiserpahtsU n und Thermen gewonnen hat
Völlig wird jetzt mit der Anlehnung an da» Architektur-Gerippe
gebrochen. Neue architektonische 'rheilunir wird, zum Theil mit
einem leichteu Stukko- Relief, ineisten» diu*cb Malerei gewonnen
und in leichterer, heiterer Farlienstellung, mit Vorliebe auf weißem
Grunde, entwickelt »ich diese in meisterhafter Technik behandelte
Dcknrationskuuat. Die hier ausgestellten Kopien, namentlich die
Figurenfriese, Reben diese Rravour in der Behandlung mit wünschens-
werthester Vollkommenheit wieder und g hören zum Besten der
ganzen Ausstellung.
Zum Srhluss seien noch der in Aquarellfarben äußerst
charakteristisch ausgeführten Kopien von Kufsboden-KUesen au»
einer Kapelle iu S. Sebasliano in Venedig und aus S. Petronin
iu Bologna, die ersten von IS 10, letztere von 14H7, Erwähnung
gethan. Geradezu unerschöpflich zeigt sich die Phantasie der
alten Kunsthandwerker in den zahllosen Srhmuckmotiven, die, was
feine und wirkungsvolle Vertheilting der Massen und Farben
betrifft, für uns eine Hochschule der Gelaß-Dekoration genannt
L
Mittheilungen aus Vereinen.
Architekten- und Ingenieur - Verein zu Hannover.
Versammlung am 10. April 1878. Die Fortsetzung der durch
den Vortrag des Hrn. Unger Ober die Dresdener Stadtplan-Kon-
kurrenz hervor gerufenen Besprechung des hannoverschen Stadt-
Bebauungsplanes endet mit der Wahl einer Kommission zur Be-
gutachtung desselben. —
Die Kommission für die hiesige Provinzial - Gewerbe - Aus-
stellung berichtet, dass man, abweichend von früheren Projekten,
die Veranstaltung mehrer Kabinet- Ausstellungen ins Auge ge-
fasst habe; die Kollektiv- Ausstellung natürlicher Steine beabsichtige
che Entwürfe zur
Iu der Versammlung am 17. April spricht Hr. Heusinger
v. Waldegg unter Vorlage von Planen über die projektirte
Sckuiidärbahu Elze-Düngen, zu welcher er die Vorarbeiten aus-
geführt hat. — Für die 1. Strecke Klze-Gronau kann wegen un-
günstiger Stcigungs- und Kmmmungs-Verhältnisse (Steig. 60 und
bezw. 40 „| die bestebendu Laudstraßc nicht benutzt werden.
Die jenseits Gronau zu benutzende Chaussee hat eine Breite von
9,6— 10 wovon 3,2 « für das Gleis (vou normaler Spurweite)
benutzt werden sollen. Die Maximalsteigung wird 20",„,, der
Minimalradius 300™ betragen. Die Fahrgeschwindigkeit ist zu
IS — 20 Km pro Std. angenommen, wobei die besondere Babnüber-
wachung wohl auf wenige Stellen beschrankt werden kann. Die
Maschinen sollen so konstruirt werden, dass man dieselben gleich
gut für die Fahrt in beiden Richtungen benutzen kann, anstatt
der Dampfpfeile sollen dieselben eine Glocke erhalten. Die Hälfte
der Wagen soll mit Heberlein-Kreuisen versehen »erden. —
Kine kurze Debatte wird durch eine Anfrage über die zweck-
mäßigste Trennung der Eisenbahn von der Fahrbahn der Chaussee
veranlasst; für eine ron dem Vortragenden projektirte andere
Sekundärbahn ist im Ministerium zu diesem Zwecke die Auf-
führung eines kleinen Dammes empfohlen worden.
Hr. Launhardt fürchtet, dass der Damm Schneewehen be-
günstige, das Austrocknen der Straße verhindere und viel Baum
erfordere; zweckmäßiger erscheine es ihm, den Bahnkörper
möglichst hoch zu legen und an der Seite der Straßenbahn
einen Graben, (womöglich einen gemauerten Schlitz) herzustellen.
Hr. Voigts halt beides für überflüssig: ein bestimmter Be-
schluss wird zur Frage nicht gefasst. —
Versammlung am 24. April. Nach Bekanntgabe eines
Einladungsschreibens des Braunschweiger Vereins zu dem bevor-
stehenden .OUrner-Fest"1 erläutert Hr. Opplcr an der Hand aus-
führlicher Zeichnungen die von ihm bearbeiteten Entwürfe zu den
Bauten des Geh. Kommerzien-Baths Stumm, eines der größten
Kiseniudustriellen Deutschlands. Als Bauplatz dient der nahe
Saarbrücken, den Spicherer Höhen gegenüher gelegene, prachtig
bewaldete Hallberg, von welchem ein großer Komplex vom Fiskus
durch den Bauherrn käuflich erworben ist Der Hallberg trug
bis 1720 ein Luslschloss des Herzogs von Saarbrücken, vou
welchem Bauwerk alter nur noch einige zerfallene Felsenkeller und
eine mächtige Terrasse übrig geblieben sind. Durch diese Terrasse
war ohne weiteres die Lage und Orientirung des Herrenhauses
Der Grundriss des Gebäudes war durch die unabweis-
Forderuug des Bauherrn, einen das ganze Haus durch-
schneidenden Korridor zu besitzen, welcher bei größeren Fest-
lichkeiten als Tafelraum für die Unter-Beamten dienen könne,
von vorn herein ziemlich bestimmt; es ist dadurch eine reizvolle
Gmppirung der verschiedenen Räume zwar verhindert, aber manche
recht zweckmäßige Anordnung möglich geworden.
Au der Terrassenseite des 42 ™ langen, 3,5 '" breiten Korridors
liegen die Gesellschaftsräume, an der gegenüber liegenden Kin-
gangsseite außer dem geraumigen Vorilur, der sich äußerlich
durch eine Vorballe von 7 zu 4 ™ Größe kennzeichnet — die beiden
Treppenhäuser, 2 Geschäftszimmer, Dienerzimmer und sonstige
Neltenräume. — Im oberen Gcschoss sind an der TerrassenseiUt
die Familienzimmer, an der gegenüber liegenden Fremdenzimmer
angeordnet, der geräumige mit vielen Krkern versehene Kniestock
enthalt ebenfalls Fremdenzimmer, Baume für die Domestiken und
Vorrathsranmc. Durch die Forderung der Hausfrau, die Küthe
im Parterre zu halten, wurde der Bau eines Kücbengehäudes be-
dingt, das sich dicht, nur durch einen Gang getrennt, an das
Hauptgebäude anschließt Ks enthält außer der Küche eine Speise-
r, von ersterer durch einen Gang
zimmer des Gesindes, die Waschküche, ein Anrichtezimmer in
unmittelbarer Nähe des Haupt-Speisesaal» und verschiedene Neben-
räume. Die Küche ist so gelegt, dass von ihr aus der Zugang
zum Haupteiugongc Oberwacht werden kann. Hinter dem Küchen-
gebäude liegt ein 10. 13 m großer Küchenhof, der nach der
Terrassenseite hin durch einen Wintergarten von 20 . 8 ■ Größe
begrenzt wird. —
An der Eingangsscite des 60»' langen, 17™ tiefen Herren-
hauses soll sich eine weite Parkfläche von etwa 0,4 >» Größe
ausbreiten, an der Bückseite ein großes Stallgebäude mit Reit-
wird ein Thorgebäude und
am Hange des Berges ein Beamten- und Förster- Wohnhaus auf-
geführt
Die Ausführung sämmtlichcr Gebäude geschieht in Quadern
und Bruchsteinen ; letztere werden auf der Baustelle selbst ge-
wonnen, erstere von Metz und Mezieres bezogen. Der sehr schöne
gelbliche Kalkstein von Mezifcres stellt sich fertig vermauert in
beliebiger Form auf 96 .41 pro kb">. Das Bruchstein-Mauerwerk
kostet iucl. Material pro kb™ !) bei 40,n> geringster Mauer-
starke. Die Kalkenlagen werden nach französischer Art konstruirt,
Balkenquerschnitt "/*» **■ bei 0,55'» Kutfernuug und 6,0— 6,5 ■
frei tragender Länge; zur Anbringung der Wechsel dienen eiserne
Schuhe. Das Holz (Schwarzwälder) stellt sich pro kb™ auf 43.//
Die Dachdeckung — französischer oder luxemburger Schiefer auf
Schalung — wird incl. Kindeckung der /ah Ire'
pro Q™ auf 4,7 ,4t zu stehen kommen.
Das Hauptgebäude ist darnach incl. Innen-Dek
850 .fi pro Gründliche, das Thorgebäude zu 125 .Ä, das
Beamtenwohnhaus zu 104.4%, das Försterhaus zu 120 M. (wegen
seiner Holzarchitektur) veranschlagt Sämmtliche Kauten wurden
in früh-gothischem Stil projektirt, das Hauptgebäude in strengerer
Entwickelung, jedoch auf Wunsch des Bauherrn mit Anwendung
gerader Fenstersturze und Vermeidung steinerner Fensterkreuze.
Die Mitte wird durch einen kräftigen quadratischen Thurmbau
von 7,7™ Seitenlftnge und 80» Höhe hervor gehoben werden;
die Treppenhäuser sind äußerlich durch Vorbauten charakterisirt,
außerdem sind dem Hauptbau verschiedene Vorhallen und Thflnn-
chen hinzugefügt — Die Terrasse erhält bei einer Länge ran
HO einer Breite von 23 ™ und einer mittleren Höhe von 4,25 ™,
in der Mitte eine Fontaine von 10 ™ Bassin-Durchmesser. —
Nach Schluss des Vortrages fordert Bedner die Versammlung
zu einer freien Kritik seiner Entwürfe auf, welcher Aufforderung
in der spateren Versammlung am 1. Mai, nachdem die Entwürfe
eine Woche laug im Vereinslokal ausgestellt gewesen sind, Folge
geleistet wird. Die ausgesprochenen Bedenken beziehen sich auf die
Korridor-Anlage des Hauptgebäudes, die für sehr ungünstig er-
klärt wird, da ihre Helligkeit, trotz direkter Beleuchtung von
einem Ende aus und der seitlichen von zwei Treppenhäusern
und dem Vorilur aus, sehr ungenügend ausfallen werde. Auch
die Ventilation des Korridors würde zu wünschen übrig lassen.
Der Verfasser macht dagegen die Größe der Fensteröffnungen
und die freie Umgebung des Gebäudes geltend. Es wird ferner
die Orientirung des Hauptgebäudes verschiedentlich angegriffen
Kine Kritik der Außenarchitektur regt der Verf. durch Mittheilung
einiger Bemerkungen an, die Hr. Reichensperger über den
Entwurf gemacht habe, derselbe verwerfe die quadratischen Eck-
thürme am Hauptthurme und empfehle runde Thflrme, Hr. Hase
und Hr. Hehl pflichten dem bei, halten auch die projektirte
Auskragung für zu bedeutend. Hr. Oppler vertheidigt seine
Anordnung damit, dass Eckthürmcben desto mehr der Wirkung
von Wirbelwinden ausgesetzt seien, je näher sie am Hauptthurme
stehen, wie dasselbe anerkannt bei den Fialen siatttlude. W.
Zweigverein des Säohaiaohen Ingenieur- u. Architekten-
Vereins zu Dresden. In der Sitzung vom 11. März er.
hielt llr Ingen. Scharnwsky einen Vortrag über das Thema:
„Der amerikanische und der deutsche Brückenbau in Eisen',
während in der
Sitzung vom IS. März Hr. Finanxralh Nowotny Mit-
theilungen über die Zerstörungen des Kesselmaterials im Innern
der Dampfkessel machte. Zunächst zeigt Redner an vielen
an welchen
Dampfkessel, an welchen
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248
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
15. Jnni 187»
die Zerstörungen - Korrosionen - am häutigsten eintreten und
legt eine grofse Anzahl rem Bleiabgüssen derartiger Korrosionen,
wie solche aus Lokomotiv-Kesselu herrühren, vor. Au Abgössen,
die bei einem und demselben Kessel zu verschiedenen Zeiten
genommen worden sind, legt Redner die sukzessive Y«r-
grofserung der Korrosionen dar. — Die Kntstebungs-Ursache der
Korrosionen ist noch nicht aufgeklart; so viel scheint indes» fest
zu stehen, das« diejenigen Kesselteile, deren Material Bewegungen
zu erleiden bat seien diese nun durch Wärine oder durch
Dampfdrücke erzeugt (welch letztere den Kessel „rund zu
machen" bestrebt sind) — besonders empfanglich für Kor-
rosionen sind.
liedner verliest nun eine gröfsere Anzahl von bezügl. Urteilen
deutscher Eisenbahu- Verwaltungen, die sich aber vielfach wider-
sprechen, ausgenommen in den Ansichten über den Einrlu&s, den
die gedachten Bewegungen des Kesselmaierials ausüben. Für
Kessel, an welchen derartige Bewegungen nicht vorkommen, ist
man Ober die Kntstehungs-l'rsache von Korrosionen ganzlich im
Dunkeln. Man hat zwar versucht, die Korrosionen zu erküren:
ai mit elektrischen Strömungen, namentlich bei solchen
die Kupfertheilc in den Stehbolzen etc. - besitzen:
bemischen Wirkungen der Fettsäuren, die dadurch in
._ iel gelangen, dass das Schmieröl der Speisepumpen Zu tritt
Kessel hat und dort in Glyzerin einerseits und Fettsäuren
zerlegt wird: c) mit der chemischen Wirkung d<s
der mit der im Speisewasscr beigemischten atmosph.
Duft in den Kessel kommt: d mit dem KinHuss von Kesselstein
u. s. w., allein alle diese Erklärungen sind nicht stichhaltig,
weil unter übrigeus ganz gleichen Verhältnissen der eine Kessel
Korrosionen zeigt, der andere nicht.
In der an den Vortrag anschliel'senden Debatte fanden die
vorstehend gemachten Mittheilungen vielfache Bestätigung. Ins-
besondere referirt lir. Finanzrath Strick Ober das Verhalten
eines Kessels von elliptischem Querschnitt mit vertikaler Rich-
tung der grofsen Axe — den also der innere Dampfdruck kreis-
rund zu machen bestrebt war, dass an den festgenieteten Kessel-
trägern viel Korrosionen sich gezeigt hätten.
Hr. Dampfkessel- Inspektor Sieodrat theilt mit, dass Kessel
mit ebenen Stirnflächen mehr zu Korrosionen im Innern geneigt
seien, als Kessel mit gerundeten Kndtiächen, anscheinend weil bei
letzterer Gestaltung dem Bestreben des Dampfdruckes, die Kessel
zu runden, entgegen gekommen sei. Ueber die etwaige Wirkung
des Speisewassers referirt Hr. Fiuanzrath Strick, dass ein
Kessel, der während längeren Betriebes keine Korrosionen gezeigt
hotte, plötzlich davon heimgesucht wurde, nachdem in der Nähe
des Brunnens, der das Speise wasser lieferte, eine gröfsere Auf-
schichtung von Kohlcnvorraten stattgefunden hatte. Möglicher
Weise sind die Kohlen vom Regen etc. ausgelangt worden und die
Auslaugunga-l'rodukte in den Brunnen und aus diesem in den
Hr. Finanzradi Nowotny theilt
Vermischtes.
Hygienischer Kongress während der Pariser Welt-
ausstellung. Während der ersten Hälfte des Monats August
soll in Paris ein „Congrit international iCUSgime" unter dem
Protektorate der Regierung stattlinden, welcher, anschliefsend an
den Brüsseler Kongress von inTti, Fragen der Gesundheitspflege
und diskutiren wird. Das Organisation s-h'umiu1, aus im)
in und um Paris wohnenden Aerzten, Technikern und Pro-
fessoren bestehend, hat zunächst <J Fragen zur Diskussion gestellt,
von welchen insbesondere zwei das liautechnische Interesse erregen -.
1. Die Flussverunreinigung durch gewerbliche Abgänge und
durch KanaUtoffe, sowie die Verwerthung der letzteren auf land-
wirtschaftlichem Wege ;
2. Wohnungen und Quartiere für Arbeiter.
Referenten zu 1 sind die Hrn. Durand ,-< 'laye , Proust, Prof.
der Medizin, und Srhloesing, Direktor der Kcole <C Application tU*
Manufarturti , zu 2 die Hm. Treiat, Prof. am < '»tirrreatoirf ilet
Arts-et-Mttiert und Du Mesnil, Arzt
Andere Fragen, deren Berathung auf dem Kongress gewünscht
wird, sind spätestens bis zum 1. Juli an das Komite, dessen
Präsident Professor Dr. Gubler ist und als dessen geschäftsfnhrender
Sekretär Dr. Liouville, Palais des Tuileries. Pavillon
de Flore, Paris fuugirt, einzureichen. Der Kongress setzt sirh
aus einheimischen und fremden Mitgliedern zusammen, die letzteren
nehmen ohne Beitriltsgeld an den Berathungen Theil, nachdem
sie sieh durch den Sekretär haben eintragen lassen. Leber jede
der olien ermähnten ti Fragen wird eine Denkschrift, den heutigen
Stand der Wissenschaft darstellend, unter Leitung des KomlU's
und allen angemeldeten Mitgliedern vor Eröffnung
J. St,
Zur Konkurrenz für Projekte zu
in Hamburg ersehen wir aus ein«
Betheiligung eine anfserordenUich rege gewesen ist nnd dass aufser
Ii Prämien (ä 150 M.) welche bezw. an die Hrn. Vermehren*
Dorn, Yiol & Koop, beide in Hamburg, Hachmann in Altona,
Schmitz in Deutz, Laurig in Hraunschweig und W eissbach ifc
die nachträgliche Vertiefung eines Brunnens eine wesentliche Ver-
änderung des Siieisewassers selbst dann herbeiführen könne, wenn
die Vertiefung nur verhältnissmäfsig gering sei.
Sitzung vom 25. März. — Hr. Professor Dr. Zetzsche
legt ein Instrument vor, welches den Zweck hat, ein elektrisches
Glocken-Signal für den Fall zu veranlassen, dass in einem Baume,
in dem das Instrument aufgestellt ist, an einem Körper (wie z. B.
einem Zapfenlager etc. etc.) die Temperatur eine gewisse Höhe erreicht.
Redner beschreibt die Art und Weise, in welcher das Instru-
ment in einen zu erzeugenden elektrischen Strom eingeschaltet wird.
Hr. Bezirks- Ingenieur Dr. Fritzsche erwähnt eine von der
Deutsch. Bauztg. gebrachte Notiz über das Gewichta-Mauko, welches
die Zinkbleche gewisser Hutten im Vergleich zu der üblichen
Voraussetzung besitzen. •— Hr. Ingenieur Kuhn legt die Druck-
schrift von Stronsberg über einen Seeschiff- Kanal nach Berlin vor,
während Hr. Professor Dr. Frankel aber neu
an Drehbrücken spricht.
Sitzung vom 1. April. Hr. Geh. Kinanzratb Köpke i
Mittheilungen über die Umwandlung der Berliner Markthalle in
einen Zirkus und ferner Ober die Abschaffung der bisberi
Art von Nothketten für Eisenbahnwagen. Derselbe referirt
dann über ein Projekt for Schiffbarmacbung der
für Seeschiffe, endlich Ober durch Ebbe- und Fluthwechsel be-
triebene Schiffmühlen, sowie über die Entleerung des Docks von
Paimboeuf mit Hülfe desFluthwassers. Hr. Uberingenieur Kitzler
spricht über eine von ihm am Südabhange des Erzgebirges in
Böhmen projektirte Zahnradbahn. —
Sitzung vom 15. April. Hr. Stadtbaurath Friedrich
referirt über den Neubau der städtischen Arbeiteanstali an der
Königsbruckerstrafse in Dresden, zu deren Besichtigung Redner
einladet — Hr. IYofessor Dr. Fränkel legt eine künstliche
Blume vor, welche die Eigenschaft der sogen. Fluoreszenz im
hohen Grad besitzt. Folgendes Experiment wird vorgeführt. Die
Blume wird mittels Verbrennung von Alnminium-Drath intensiv
beleuchtet und es werden sodann die Gasflammen im Lokal ausge-
löscht. In der Dunkelheil leuchtet die Blume während längerer
Dauer kräftig in schöner blauer und grüner Farbe nach. —
Sitzung vom 29. April. Hr. Wasserbaudirektor Schmidt
macht Mittheilungen über einen Seeschiff-Kanal nach Paris und
stellt weitere Mitteilungen für einen späteren Zeitpunkt in
Aussicht
Die Sitzung vom 6. Mai war der Behandlung innerer
während in der:
Unter -Weser
Sitzung vom 13. Mai Hr. Professor Dr. Fränkel aus
Hartgummi gepresste Pferdebahn-Marken vorlegte, die aus Valparaiso
und St Jago stammen. In den genannten Orten dienen diese
Marken zugleich als Kleingeld im Tages- Verkehr. — Hr. Ingenieur
Pöge macht Mitteilungen über den zur Zeit in Dresden ausge-
stellten Phonograph. — Der Zweigverein wählt für den Sommer
ii Heibig an der Elbe als Versammlungslokal. 11.
Viehweger in Dresden gefallen sind, ein Plan von Grofsnor
in Hamburg und ein desgl. von Vincent in Berlin zum Ankauf
empfohlen wurden.
Vielleicht genügt die gegenwärtige Anregung, um einen
unserer Hamburger Freunde zu bestimmen, uns eine etwas ein-
„Fabri-
Brief nnd Fragekasten.
Abonn. H. hier. Ihre Anfrage betr. Adressen von
uns an einer gewissen Unklarheit zu leiden: vermutlich
indelt es sich um einfache Imitationen von Topfgewächsen
in Zinkblech -Ausführung. Sie werden, wenn diese Auffassung
richtig ist, eine ganze Anzahl vou Firuteu dem Inseratenteil
dies. Bl. entnehraeu können, welcher Ankündigungen von Zink-
waaren-Fabrikanten vielfach bringt —
X. X. Die Holz-Zement-Dächer werden vom Berliner Polizei-
Präsidium (und von Bautmlizei- Behörden wohl allgemein) als .feuer-
sicher" anerkannt Bei guter Ausführung sind sie dauerhaft
und gegen Flugfeuer unempfindlicher als die gleichfalls als feuer-
sicher polizeilich anerkannten Thcerpäpp - Dächer. Auch gegen
Brände auf den Ilausboden leistet das Holz-Zement-Dach größeren
Widerstand, als andere Dachdeckungs- Arten.
Hrn. A. H. in Jena. Uns sind Fälle aus der Praxis, in
denen sich Filzpappe bei Abdeckung von Gewölben bewährt
hat, Iris jetzt nicht bekannt geworden : desgleichen sind wir ohne
Kenntniss über die Bewährung von Holzzement für den gleichen
Zweck. Wrir würden Mitteilungen über l*tr. Spezialfälle mit
Dank entgegen nehmen.
Hrn. M. B. in L. Wir haben über den Termin der Aus-
schreibung der betr. Konkurrenz Bestimmtes nicht erfahren könuen.
Sicher wird dieselbe auf die Betheiligung durch Mitglieder des
Anfrage. Wie
seine Elastizität
man Kork derart verhärten, dass er
verliert, ohne sein spezifisches Ge-
hren und ohne ihn seiner beliebten
rlu »cm Carl Bttlill in
K K. O KrIUf k, t>r»rk: W.
Moc.tr HoriKrMriirkrrri, ikrifu.
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Kl 49.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
249
Inhalt: fiNttld ilVirtiwrli-r Arrliitekitn- uixl IiigPtii*mr- Wrvim*. - Hau1>Tltni»rber Verein tu Aarhrn. — Patotirt* Ziitfl.arritrr, - Koogr***»r girlrgentl.rh der
l**ri-*r WVlUowtflluiHC — ItlkirNBIfl Per » on »l ■ N ac b ri c b t en.
Verband deutscher Architekten- nnd Ingenieor- Vereine.
7. Abgeordneten -Versammlung.
Die diesjährige Abgeordneten - Versammlung ist auf Freitag den 30. und Sonnabend den 31. August anberaumt
worden. Die Heim Delegirten der Einzelvereine werden hierdurch zu derselben eingeladen und ersucht, sich zum lleginn
der Verhandlungen, am:
Freitag den 80. August 1878, Vormittags » Uhr
im Konigl. Polytechnikum zu Dresden einzufinden.
Tages-Ordnung.
1) Vorlegung der Rechnung für das abgelaufene Jahr.
2) Bericht Ober den Mitglieder-Bestand.
3) Bezeichnung mnthematisch-t cehnischer CiröTsen:
Beschlussfassung Ober die den Vereinen mit den neuesten Arbeiten über diesen Gegenstand zugegangenen An-
trüge des Hamburger und WOrttemhergiselien Vereines, sowie des Zwickauer Zweigvereins vom Sachs.
Ingenieur- und Architekten-Verein etc.
4) Dauer der Eisenkonstruktionen.
5) Kosten der Binnenschiffahrt.
Ii) Statistik des Bauwesens.
7» Publikation bedeutenderer Bauten.
8) Baurechtlichc Bestimmungen Ober Hochbauten.
»1 Haftpflicht bauleitender Techniker.
10) Privat-Polj techniken und Privat-Gewerbescliulen.
11) Vereinigung der Interessen von Kommunikation und Landeskultur.
12) Bezeichnung metrischer Maafsc und Gewichte:
Antrag des Vororts: Der Verband wolle von seinem früheren, in. der 1. Abgeordneten- Versammlung (D. Bauzeitung
1871, S. 3(!2) gefassten Beschlüsse Ober die Bezeichnung metrischer Maafse und Gewichte aligebcn und
sich für Annahme des am 8. Oktbr. 1877 vom Bundesrate des Deutschen Meiches aufgestellten
Bezeichnungs-Systcmes auch beim privaten Verkehr aassprechen.
13) Einfahrung einer einheitlichen technischen Prüfung.
14) Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale des Deutschen Reiches.
15) Honorirnng technischer Sachverständiger,
lü) Druckhöhen-Vcrluste in Röhren.
17) Prüfungsanstalteu und Versuchsstationen für Eisen, Stahl und Baumaterialien im allgemeinen.
18) Transportmethoden bei der Kanalschiffahrt.
K») Besprechung über eine Anregung des bayerischen Architekten- und Ingenieur- Vereins, die bis-
herige zweijährige Verwaltungsperiode in eine dreijährige zu verwandeln.
20) Antrag des Vororts: „Der Verband deutscher Archit.- und Ing.-Vercine wolle sich mit der Auf-
stellung von Normalprofilen für Walzeisen befassen.
Die Motivirung dieses Antrages wird den Vereinen in Kurzem zugeben.
21) Antrag des Vororts, auch in der nächsten Geschäftsperiode den Vereinen die Einreichung von
Geschäftsberichten am 1. Januar und 1. April jedes Jahres zur Pflicht zu machen.
22) Wahl des Vororts fOr die nächste Geschäftsperiode.
23) Vorlegung des Budgets für das Jahr 1879.
Dresden, den 15. Juni 1878.
Der Vorstand.
Böttcher, Dr. phil. Kahl.
Bautochaischer Verein zn Aachen. 10. Versammlung
am 26. April 1B78. Anwesend 38 Mitgbeder. Vorsitzender
Hr. Heinzerling. Der Entwurf einer Mitgliederkarte von
Hrn. Lambris wird akzeptirt — Hr. Peters spricht mit Be-
ziehung auf eine Anzahl ausgehängter Zeichnungen über die
projektirte bauliche Ausstattung des zwischen Rathhaus und Dom
belegenen Chorusplatzes, wobei zunächst ein kurzes geschicht-
liches Bild der verschiedenen Anbauten der Münsterkirche und
der in den letzten 25 Jahren durch den „KarUverein- betriebenen
»v leaernerstenung una suaucnen r reuegung aerseitten gegeoen
wird. In jüngster Zeit ist auch die Nordfront des Domes am
< horusplatz* durch Niederlegang mehrer alter Baulichkeiten
frei gestellt worden, so dass nur noch die Kegulirung und
architektonische Umrahmung der neu entstandenen Platztiache
erübrigt, damit die Erscheinung der Nordseite ebenso wie die-
jenige der Südfront in monumentaler Hinsicht befriedige. Redner
geht naher auf die Platz • Gestaltung etc, ein und stellt Nach-
grabungen nach dem vennutheten Karlsgrabe in der Nahe der
sogen. Armenseelenkapelle in Aussicht
Hr. Stübbcn spricht über die in den Jahren 1873 und 14
ausgeführten schiefen Brücken der Volmethal - Bahn,
deren Entwürfe unter Leitung des Reg.- und Naurath Dircksen
bearbeitet worden sind. Nach Vorführung der bei der Projekt-
Verfassung fest gehaltenen allgemeinen Grundsätze beschreibt der
Vortragende sfieziell eine Brücke bei den sogen. Fulvermühlen,
welche den Kluss mittels 2 Offnungen von 1 1 » normaler lichter
Weite unter 45 " überschreitet. Die Gewölbe sind, da die üblichen
schiefen Wölbmethoden wegen der sehr geringen, anf nur
1 Gleiabreitc beschränkten AxlUnge hier keine Anwendimg Anden
konnten, aus je 5 parallelen geraden Ziegelstein-Gurten von 84 «»
Breite und 108«» Hohe hergestellt, welche in der Nahe des
Scheitels durch Ankerholzen verbunden sind. Diese Vor-
| sichtsmaafsregel hat sich bis jetzt als entbehrlich erwiesen, du
weder Versetzungen noch Undichtigkeiten vorgekommen sind und
auch ein Nachziehen der Muttern nicht nöthig gewesen ist Die
Bogenxwickel sind mit magerem Beton gefüllt; die Stirnmauern
haben am Fu&e schräge Anlaufllüchen , über welche die Ab-
wiisserungsschicht ausgedehnt ist, erhalten. Der eine Widerlags-
l'feilcr ist durch Spannung eines 10» weiten Gewölbes „aufge-
löst", wodurch die namentlich bei schiefen Kreuzungswinkeln so
misslichen Anlagen der Flügel vermieden sind und eine Material-
ersparnis« von pptr. 150kb» Mauerwerk erzielt worden ist Auf
der anderen Flusseite schliefst sich eine 8 » weite, in Kisen kon-
struirte Chaussee-Unterführung an, deren bergscitiges Widerlager
gleichfalls eine Gewulbeaudösung enthalt. Ks sind im ganzen
14 Brücken über die Volme ausgeführt worden, welche ein Bild
reichster Abwechslung darbieten.
Hr. Heinzerling macht im Anschlüsse hieran Mittheilung
über 2 neuere Anordnungen schiefer Gewölbe mit grufaen l'feil-
verhältnissen, darin bestehend, dafs die Wölbschichten entweder
mit mehren (je nach der Höhe 8 bis 6) Uber einander ange-
ordneten, oben gröfseren konstanten Fugenwinkeln, oder mit
variablen Fugenwinkeln ausgeführt werden, bei denen die ein-
zelnen Wölbsteine nicht als Werkstücke bearbeitet, sondern
aus Backsteinen mit konvergirenden Fugen gemauert sind. —
Hr. Mergard erörtert aus Anlass einer dem Fragekasten
I entnommenen Frage in längerer Kntwickelung die Gründe der
bisherigen Vernachlässigung des Backstein-Rohbaues und der
Ziegelfabrikation in Aachen und Burtscheid und empnehlt als ab-
helfende Mittel die Verwendung mustergültiger Beispiele bei
staatlichen und städtischen Hauten, nebst Errichtung einer
Prflfungsstation für Baumateralien beim hiesigen
Polytechnikum. Der Verein tritt nach längerer Diskussion
den MergardVheu Entwickelnngen in einer Resolution einstimmig
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250
19. Juni 1878
bei, welche der Direktion de* Polytechnikums behufs Förderung
der Angelegenheit vorgelegt werden soll.
II. Versammlung am 10. Mai 1878. Anwesend 29 Mit-
glieder, Vorsitzender Hr. Heinzerling. Zur Aufnahme gelangt
Hr. Architekt Rhocn II. zu Burtscheid. — Hr. Schwartz
spricht aber kontinuirliche Eisenbahn-Bremsen, wobei zunächst
Mittheilungen über die zu Guntershausen im vorigen Jahre statt-
gehabten Versuche mit den wichtigsten neuen Hrenisss steinen ge-
macht werden. Einen durchschlagenden Erfolg hat, wie die von
(i untershausen mitgetheüten Versiichsresultate beweisen, keine
der verschiedenen Bremsen erzielt; die meisten Freunde scheint
die Smith'sche Vakuum-Bremse wegen ihrer Einfachheit und ihrer
Billigkeit in Anlage und Betrieb gewonnen zu haben, wenn sie
auch in ihrer Wirksamkeit gegen die Hebcrlcin'sche und die
Luftdruck-Bremsen zurück steht Gegen die Heberlein'sche Rremse
spricht der Umstand, dass sie sich nicht rocht den Betricbebe-
(lurfnissen entsprechend handhaben läast und auch leicht zu ge-
waltsam wirkt Bei den bisherigen Luftdruck-Bremsen fallt die
Komplixirtheit des Apparats ungünstig in die Wagschale. Eine
definitive Entscheidung der Frage, welches System das beste sei,
kann erst die Zukunft bringen, auf Grund weiterer Erprobung
im Betriebe und Vervollkommnung der einzelnen Theile; die
Möglichkeit hierzu ist gegeben, seitdem außer amerikanischen
nnd englischen nunmehr auch deutsche, belgische und
reichisebe Bahnen mit partieller Einführung der
St.
die
mir im verfli
mehrfach
betr. Betriebs-]
In den
Jahre für verschiedene
worden ist und sich nach
>hr gut bewährt hat.
Die beiden Schlagbaume sind durch 2 Ketten a and 6 so mit
einander verbunden, dass beide stets die gleiche Bewegung machen
müssen. Die Drehazc der Schlagbaiunc liegt etwas unter der
Schwerpunkts - Axe wonach die genau abbalanzirten Baume «in
geringes Bestreben haben werden, in den beiden äuasersten Lagen zu
verharren. In den durch eine Kette (oder Draht) gebildeten Zug ist
bei d — e eine Kundeisen-Stange Ton ungefähr 90 Länge ein-
geschaltet, die an jedem Ende einen Bund [d bezw. e hat Diese
Stange geht durch einen am Schlagbaum befestigten Muff m, der
um den Bcfestigungsbolzen drehbar ist Wird die Barriere vom
Wärter geschlossen, so bewegt sich zunächst die Stange (rf — e)
durch den Muff (m) so lange, bis der Bund « sich gegen dieselbe
ginnt die Bewegung der Schlagbäunte,
al bei A vom Anfang der Bewegung des
Oeffnen wird vom Wärter durrh entgegen
gesetzte Drehung der Winde bewirkt. Durch die Verkeilung der vom
Warter zu verrichtenden Arbeit des Oeffnens und Scbliefseris der
Barriere auf nahezu die ganze Dauer der Bewegung derselben wird
erreicht, dass die Winde ein Vorgelege entbehren kann und dass
sich dieselbe durch Anziehen des Drahts an irgend einer Stelle
in Bewegung setzen lägst
Will man eine sehr lange Dauer des Vorläutens erzielen, so
kann das durch Anbringung eines Vorgeleges an der Winde erreicht
werden. Je nach der Einrichtung der Winde betragt die Zeit-
dauer des Vorläutens 1& -85 Sekunden.
Von einem eingeschlossenen Passanten lisst die Barriere sich
leicht öffnen und es ertönt dabei das GlockensigiuJ am Wärterstande.
Das Schließen der Barriere muss dann wieder vom Warter be-
wirkt werden; hierbei findet ein Vorlauten nicht statt, weil
der Bund t an der Muffe m anliegt Da die Schlagbftume in I
ihren beiden liewegungs-Kichtungen dem Zuge den Drahts folgeu
müssen, so ist die Gangbarkeit der Barriere von Witterungsver-
hältniasen unabhängig. Das Kontregewicht und die T
sind aus Gusseisen, alle übrigen Theile aus Hobt und !
hergestellt
Die Barriere ist mit Reichspatent versehen. l>er Preis der-
selben, bei 4 bm lichter Weite, in Eisen ausgeführt, beträgt 310 .//..
in Eichenhol/, ausgeführt B00 M, ab Station Hassbergen der Venlo-
Hamburger Eisenbalm. — Dasselbe Konstruktionsprinzip kann mit
gleichem Vortheil auch auf Dreh-Rarrieren angewandt werden.
Auf der Strecke Osnabrück-Bremen der Köln-M indener Eisen-
bahn -Gesellschaft sind nach und nach 6 verschiedene neuere
Konstruktionen von Zugharrieren versticht worden; von diesen
ist die beschriebene, die gelbst bei der Länge des Drahtzuges von
950" noch sehr gut ftmktionirt, als die beste anerkannt.
In Heft 1 des Organs f. d. F. d. E. pro 1*78 sind Zeich-
nung und Beschreibung einer Zugbarriere (System de Serie he-
iles \ orl.uiti'iis iK-ini Schliefsen der Barriere im
wie hei meiner Barriere; die Vorrichtungen zum Bewegen sind
dagegen verschieden. Ein Vergleich ergiebt folgendes:
lu der obigen Beschreibung ist betont, dass die Gangbarkeit
der Barriere \on Witicruugsverhältnissen unabhängig ist Bei
dem System de Serre werden die Schlagbäume nur nach der
einen Kichtuug (beim Offnen} direkt durch Anziehen des Drahtes
bewegt, das Schliefsen der Barriere wird dagegen von einem Ge-
wichte am Barrieren- Pfosten bewirkt Es hängt jedesmal von den
augenblicklich stattfindenden Widerstanden ab, wie weit der Draht
vom Wärter nachgelassen werden muss, damit eine Bewegung
eintritt, und so kann es nicht ausbleiben, dass die Barriere sich
zuweilen plötzlich in Bewegung setzt und sich ruckweise schliefst.
Ks kann sogar der Fall eintreten, dass die Barriere beim Nach-
lassen des Drahts sich gar nicht schliefst, und der Warter wird
dem l'r bei stände abzuhelfen suchen, indem er das Gewicht am
Barrieren-Pfosten vennehrt; sobald aber das geschieht, ist die ganze
Wirkungsweise der Barriere gestört. Beim Reißen des Leitungs-
drahts schliefst sich die Barriere System de Seret selbstthätig,
indem das Gewicht an dem Barrieren-Pfosten zunächst ungefähr 1 '
tief sinkt und dann die Schlagbäume mit reifst; vielleicht werde
in Folge des heftigen Aufschlagens die
es können Passanten bei der raschen Bewegung der
letzt werden. —
Für die Konstruktion der Zagbarrieren sind so viele
gungen gestellt, dass es fast unmöglich scheint, allen
gerecht zu werden. Hauptsache ist, dass die Barrieren beV ein-
facher, dauerhafter Konstruktion die wesentlichen Bedingungen
sicker erfüllen; dies wird nach den mir von verschiedenen Betriebs-
Beamten ausgestellten Zeugnissen durch die in Vorstehendem
beschriebene Barriere erreicht
Georgs-Marien-Hötte bei Osnabrück. C. Stahmer.
Kongresse gelegentlioh der Pariser Weltausstellung-.
Der in No. 48 erwähnte Kongress ftlr Hygiene soll in den Tagen
vom 6.— 10. August stattfinden. Aufter ihm werden noch folgende
andere Kongresse, die för den einen oder anderen unserer Leser
Interesse haben könnten, abgehalten werden:
Kongress für Transportmittel 22. Juli ; Kongress für Architektur
2'J. Juli — S. Aug.; Kongress für Zivil-Ingenieurwesen 6.-14. Aug.
für das industrielle Eigenthum (Erhnd.-Patenie,
Marken etc.) 7.-17. ~
Konkurrenz zur Erlangung von Planen für eine
Kunsthalle In Düsseldorf. Wir erfahren kurz, dass das Projekt
„Paraass", Verf. Giese & Weidner in Dresden, den 1. I'rcis und
das Projekt „Aua Liebe zur Sache", Verf. Baumeister Riffart in
Düsseldorf, den 2. Preis erhalten hat —
Personal- Nachrichten.
Der Garnison - Baumeister Hein
Garnison-Bauinspektar ernannt -
Hechingen ist anlässlich seines Uebertritta in den
rharakter als Baurath verliehen.
ist zum
Zobel in
Die Bauführer-Prüfun
g haben bestanden : Ffir beide Fach-
richtungen a) in Hannover: Rronikowski aus Pohl. -frone
Fischer aus Göttingen, Engberding aus Gr.-Mimmelage, ( las
aus Kaltennordheim, Funk aus Rieder, Piehl aus Brunsbüttel,
Steinmann aus Osterrieden und Schwarze ans Lindau;
b) in Berlin: Otto Pagdach aus Danzig, Max Hudemann aus
Weifsensee, Georg Henke aus Kreuznach. Für das Bauingenieur-
fach: Oscar Schroeter aus Göhrenz i./Sachs., Carl Rasch aus
Mainz, Max Werren aus Wiesbaden und Samuel Scheibner aus
Unter-Szucs in Ungarn.
Die Baumeister-Prüfung haben bestanden: Für beide
Fachrichtungen: Richard Witzell aus Cassel, Otto Techow aus
Brandenburg a./Havel. — Für das Bauingeuieurfach : Christ
Ilavestadt aus Emmerich, Emil Peters aus Elpersbüttel und
Wilh. Matthes aus "
*<•«!■> I. „■
v.l.. Carl H».lil« in U,,l.„ Für dir
K. K. o ftiork- Diwai w. a.„„
H*l»«eti>at kntl, B<rU«.
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No. 50.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
251
Inn<: Der tktJkiie AnwitliiM-IUluibor der Bcrllwr M«jutl-Kl«*nt>«li». (Sehla**)
— ZT.rh«m-Au.»e4».llurtr. voll Hrhületfn mittlerer und niederer Kewi-rUtrln'r ttuterrlrbt.«-
in Berlin Mal und Jaui MV, - Flore». - Iteruerkaiige* über die Br-
reeauauc der lÄrluaEi - Kl um hl.in|ni de* Truradero-Fela«l«n iu Paria. — Mlt-
thelluune» «im Vereinen: Arthltekteu Vefrja m Berlin. — Konkurrenten.
— Brief, nid Kragekaatea.
Der Ostliche Anschluss- Bahnhof der Berliner Stadt -Eisenbahn.
(InMWev)
b) Das Bahnhofs-Hauptgebüude.
ttr die Unterbringung der zahlreichen Gleise
und der 4 Hauptperrons ist das bestehende
Empfangsgebäude der Niederscld.-Märk. Eisen-
bahn bei seiner Hallenweite von nur 'A7,7tim
und den abweichenden Grundbedingungen,
denen dasselbe zu genügen hat, theils unzu-
reichend theils ungeeignet, so dass eine Ver-
breiterung desselben, die mit der Beseitigung, bezw. mit
dem Umbau einer Anzahl von Räumen und Bcscliaffunc
L'i'oidiotcn rjrsiit/t's flu ttir verhunileii iM hitt r.ro.cktirt weriien
e. o uM.*.w ... . .. . -...<ii.iii.vii **■ • ■ • • 1 | J ..... . ..»■
müssen. Für diese Verbreiterung ist die Nordseite des Ge-
bäudes auserseben, weil dort die nothwendige Niederlcgung
er Baulichkeiten und damit die erforderlichen Grunder-
werbskosten auf den relativ kleinsten Umfang beschrankt
fcmlfte.
öffentliche Verbindung zwischen den die Bahn-
hofs-Halle an lieiden Enden begrenzenden Strafscn durch
eine neue Strafsc zu ersetzen, welche in der Breite von
24 ■ nordlich am Bahnhofsgebäude entlang führen wird. —
Die L finge des bestehenden Hallenbaues wird durch den
projektirten Umbau nicht berührt.
Die getroffene Wahl von Inseli>errons bedingt die
Anlage von U cbcrbrückurigen oder Untertuuuelungcn
derselben. Nur für den Zweck einer untergeordneten Kom-
munikation für die Perron - Beamten ist eine Ueberbrückung
projektirt, wahrend für das Publikum und den Gepäck- Ver-
kehr Tunnel-Anlagen vorgesehen sind. Da mit dem Tunnel-
Verkehr die Lage der liestehenden Bahnhofs- Räumlichkei-
ten in Strafsenhöhe gut korrespondirl, so wird es thunlich,
dieselben zum großen Tlieil auch in den neuen Anlagen zu
(Vflrxreey*
i l'rojekl für dje Urben.» nun«
Die Mancrnaehen der su erhaltenden Tbeilc de« vorhandenen
C Ab'ahrla-Veeh'bül.
Empfin«xtebiudes aind »rh»»rt, diejealgea de» Alduederarajea und Kncaatauraran
<b> nea Linau gekoejunnao TMb an der Nordadte iat a. Z. noch nicht fe»t gee
(1- tiepark-AnaahTne,
A. (iepackAuaitah*.
i MrlUlter 1- — III. Rlaaae.
t. . IV. Kliu~-
/ WarleeAal IV.
?• . IU.
*. . L a. II
I. 1'ji.T.rnjimme..
k. Ki.nl», PaTtUoa
L Auaganga-VeAtlhul.
IT». WarteMal mit arudotaetider Tn
n I'oat-PaTilloB.
o. Adtan/U- VeHilwiü Kr di
park/relen) LokalTerkehr.
p. Zu « (ebörkxe W
7-
r. warten
rUUeade.
i \l iiajcrnura.
t. (tajtK far die rataarvi-Te.
M, <H |ie>k Traiiapart (tleix.
i" Raum für ree^rviriea ItrtaVk
K. (Marne f Bctriel.*Vlat.Tta)t«i
aark | II ni IT itt (irun4ris»es.
durrh N< lira-Tii uk</ aiL^.-|{eijeii.
IcUL
A Mit Erde auaanatküL-
lende Kaitine.
H, B. Pereoraen-Tunnei.
C, C. Gepark-Tnnarl.
D. Vmi»*iK*t Klient . Expe-
dition nut
£ ali DoreSeahrt.
>'. Poet Parkkan
G, G. Aufiflice.
«■Iii
dt*«*
■ÄwifrV' " ' Ah/1 TtJit<6ur
i»rE.x/r««a*f*r
GtprrrAtrtiiupt.
werden können und weil zudem die Wahl der Nordseite eine
schlankere Entwickelung der Bahnhofs -Gleise, als sie sonst
möglich wäre, gestattet. Es müssen aus Anlass dieser Ver-
breiterung die Ankunftsraume der Niederschi. - Mark. Bahn
und ebenso der Versand-Güterschuppen der Ost bahn, welcher
seine Stelle östlich der Fruchtslrafse hat, nieder gelegt
werden. Aufserdem wird durch dieselbe der jetzige Droschkcu-
Halteplatz betroffen und es ist die, jetzt über diesen Platz
verwenden, ohne dass Aenderungen erheblichen Umfangs —
abgesehen von der vorhin schon erwähnten totalen Nietler-
legung der Ankunflseitc — 'daran nothwendig wären. —
Bei dem Masscn-Andrangc, der zu gewissen Tagen und
Zeiten zu erwarten ist, wird völlige Sicherheit für die Exakt-
heit des Betriebs nur in einer durch die Disposition der
betr. Räumlichkeiten zu erzwingenden Ordnungs-
streuge erreicht werden können. Es wird hiernach beim
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252
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
22. Juni 1878
Umbau des Hauptgebäudes die Aufgabe ganz speziell dahin
gehen: Unter Offenhaltung thunlichster UebersichUichkcit das 1
Publikum so viel als irgend möglich in ganz bestimmte Bahnen
zu drängen und dasselbe in diesen Bahnen abgeschlossen |
und unbehindert von dem dienstlichen Verkehr zirkulircn zu
lassen. Dies soll wie folgt erreicht werden:
Zur Knielang einheitlicher Bewegungen auf den Perrons
wird beabsichtigt, für den Zutritt zu denselben ausschließlich
das eine, für den Abgang mit gleicher Ausschließlichkcit das
andere Perron-Ende zu benutzen. Darnach ist (Fig. 4) der
(|uer unter dem östlichen, der Abgangs-Tunnel
westlichen Perron-Ende disponirt worden.
Dem entsprechend muss sich die Abfahrts- Station um
den Eingang zu dem westlichen, die Ankunft s - Station um
den Ausgang aus dem östlichen Tunnel gruppiren. Ob nun
Ankunfts- und Abgangs- Station an derselben Seite des
(iebäudes liegen, oder ob dafür beide Seiten desselben
in Anspruch genommen werden, ist eine Frage ohne prin-
zipielle Bedeutung, die Mos nach Lage des einzelnen Falles
entschieden werden kann. Im vorliegenden Falle würde
die Anlage der neuen Ankunft -Station an der sich dafür
naturgemäß bietenden Nordost-Ecke des Gebäudes in
Hinsicht auf die Abführung der Reisenden weder besonders zweck-
mässig, noch ohne erhebliche Mehrkosten für Grunderwerb zu
beschaffen gewesen sein, und galt es darnach, in dem (zu
erhaltenden) Süd-Trakt Abgangs- and Ankunft« -Station
gleichzeitig untenabringen; für entere ist das westliche,
für letztere das östliche Ende des Baues gewählt worden.
Die angedeutete Anordnung hat aus s]>ezicllen Gründen keine
ganz strikte Durchführung erfahren, sondern es sind einige
im Folgenden angegebene Abweichungen eingetreten.
Von den beiden Verkehrsarten, denen der Bahnhof zu
dienen hat: Extern- and I<okuI -Verkehr, wohnt ersterem,
infolge der mit ihm verbundenen Gepäck- Expedition, eine ge-
wisse Schwerfälligkeit bei, die zu gegenseitigen Hinderungen
in Momenten grofsen Andrangs führen würde. Es soll,
um diesen vorzubeugen , für den gepäckfreien Theil des
Publikums (d. L den im reinen Lokal -Verkehr zu befördernden)
die Nordwest - Ecke des Gebäudes zur Abf ah rt s - Station,
die Nordost-Ecke zur Ankunfts-Station eingerichtet werden.
Aufser den tteiden endwärts liegenden Personen - Tunneln
enthält der Bau noch einen Mittel -Tunnel, dessen Bestimmung
zunächst die ist, die in der Mitte des südlichen Gebäude-
Traktes angeordneten sogen. Königs-Zimmer mit den ver-
schiedenen Perrons in direkte Verbindung zu setzen. Neben
dem soll dieser Tunnel für den Uehergungs- Verkehr von Bahn
zu Bahn, also lieispielsw. von den I^ikal-Penons der Stadtbahn-
Ringbahn auf «lic Perrons des Extern- Verkeim und umge-
kehrt, dienen und endlich eine Verbindung zwischen den
Wartesälen und den Perrons herstellen. Als vermittelnder
Bauthcil dient hierbei ein den Wartesälen entlang laufender
Gang mit entsprechenden Treppen -Anordnungen, neben
welchem sieh die Gcp&ck-Transportbahn erstreckt, welche an
beiden Enden durch Tunnel - Anlagen mit den hydraulischen
Anfzügcn für Zuführung und Abgabe des üei>äcks in Ver-
ladung steht.
Um Personen- und Gepäck- Verkehr aufser jeglicher Be-
rührung zu halten, sind die Sölden der Personen-Tunnels und
der Gepäck - Transportbahn in ungleiche Höhe gelegt
worden, und zwar liegt die Sohle der Tunnel in halber
Höhe zwischen Strafsen- Niveau und -f- 5.75" der Perron-
Kote und es ist bei dieser Lage möglich geworden, die Gepäck-
Transportbahn an den Kreuzungsstellen mit den Tunnels zu
unterführen. Der Verbindungsgang vor den Wartesälen hat
eine gegen die Sohle der Gepäck - Transportbahn um ein
weniges erhöhte Lage und es bildet erstcrer zwischen dem in
die Halle eingebauten Viadukt und den Bahnhofe - Räumlich-
keiten eine Art von Lichtgraben. — Die Personen - Tunnel
haben die Breite von 5.0 bei der Höhe von 2,t*m unter
-Unterkante erhalten. s
Den vorgeführten Dis|>ositionen nach beschränkt sich der
lieh darauf, dass das bisherige Abgangs- Vestibül zu den soRcn.
Königs-Räumen und zu darüber angeordneten Räumen für den
Stationsdienst umgebaut and die jetztge Gepäck-Annahme in
Zukunft als Gepäck -Aus gäbe dieuen wird. Die südöstliche
Ecke des Gebäudes wird zu einem Stadt -Postamt ausgebaut
und hinter demsellten die Post-Packkammer angelegt werden,
welche durch Tunnel und hydraulische Aufzüge mit den Post-
packet-Lade- Perrons in direkter Verbindung steht.
Von besonderer Wichtigkeit sind die speziellen Einrich-
tungen des Abgangs -Vestibüls und die der anschließenden
Kommunikationen etc. Dem Eingang des enteren gegenüber
liegt eine zum Personen-Tunnel hinauf führende Treppe, und
links daneben finden sich die Billetschalter für die I. — III. KL.
von welchen aus der Reisende entweder gerade aus zum Perron
oder rechts nach den Wartesälen oder links zur Gepäck-
Annahmestelle geht; in letzterem Falle braucht, wie der
Grnndriss erkennen läset, das Vestibül nicht abermals von
ihm betreten zu werden. Für die IV. Klasse sind besondere
Billetschalter rechts neben dem Vestibül und in unmittelbarer
Verbindung mit dem Wartesaal IV. Kl. angeordnet. Es Iwzweckt
iliese Disposition zu verhüten, dass das Publikum IV. Kl.
— für welches eine Gepäck-Expedition nicht besteht — weder
den Zutritt zur Gepäck - Annahme noch auch das Vestibül
okkupirc, sondern vom Schalter aas entweder direkt nach
dem Perron hin oder in den Wartesaal verschwinde. —
Von untergeordneter Bedeutung sind die Einrichtungen der
Ankunft s- Station . Das Ausgangs -Vestibül ist in die Axe
des Personen- Ausgangs -Tunnels gerückt und auf geringe Ab-
messungen Iwschränkt. Der Durchgang erfolgt entweder direkt
ins Freie, oder rechts zur Gepäck -Ausgabe, oder endlich —
in vereinzelten Fällen — gegen einen Wartesaal gewendet,
neben welchem eine Waschtoilette liegt. —
Die sonstigen Einrichtungen des Gebäudes sind aus den
Skizzen mit genügender Deutlichkeit zu entnehmen. Zu der
Querschnitts -Skizze wird es indess nöthig sein zu bemerken,
dass das Ueberdachungs - Projekt für den an der Nordseitc
hinzu tretenden Theil der Halle z. Z. noch der Feststellung
harrt.- Gestattet mag es sein, noch einmal zu betonen, dass
durch die getroffenen Einrichtungen ein System von Kominu-
nikatiounen aller Art geschaffen wird, bei dem Gepäck- und
Personen- Verkehr in den Bahnhoferäumen und auf den Perrons
absolut isolirt vor sich geht und ebenso die denkbar
schärfste Trennung von Zu- und Abgang des Publikums erzielt
ist. Diese Trennung ist nicht allein aus den bereits oben
berührten Gründen erforderlich, sondern aufeerdem noch
dazu, eine den außergewöhnlichen lletrichs- Verhältnissen des
Bahnhofe angepasste B i 1 1 e t - K o n t r o 1 1 e zu ermöglichen. Bei
dem nothwcniüger Weise sehr abgekürzten Aufenthalt der
Züge in der Station ist <lie Handhabung der Killet- Kontrolle
in derjenigen Art, wie sie sonst auf deutschen Bahnen üblich
ist, hier ausgeschlossen und es muss auf das englische System
gegriffen werden, zufolge dessen an jedem Tunnel -Ende ein
Kontrolleur postirt ist, der am Zugangs -Tunnel Niemandem
ohne Billct den Eintritt gestattet und am Abgangs -Tunnel
Niemand hinaus lässt, ohne dass ein auf die Statiou lautendes
Billet vorgezeigt winl. —
In den bisherigen Darlegungen sind die Vorrichtungen
etc., welche man für den Eilgut-Verkehr zu beschaffen
vorhat, noch unberührt geblieben. Für diesen Verkehr soll
östlich vom Hauptgebäude, an einer Stelle, die gegenwärtig
von Bauwerken des Niederschi. - Märk. Bahnhofes
wird, in Schienen höhe eine Station errichtet
(vcrgl. den Gleise-Plan auf S. 242), die mit der Fruchtstrafee
durch eine befahrbare Rampe in Verbindung gesetzt ist. Die
Verwirklichung dieser Anlage steht indess erst für einen späteren
Zeitpunkt in Aussicht und es wird bis dahin für den Eilgut-
Verkehr der in der Skizze schraffirte Theil des Hohlraums, den
das Hauptgebäude anter den Gleisen an der Nordastecke
besitzt, benutzt werden. Nach der Grundriss-Skizze ist diese
Eilgut - Exjiedition von der Fruchtstraßen - Unterfülirung aus
zugänglich gemacht. Für Heben und Senken der Stücke
sollen Aufzüge kleiner Art, die von gleicher Gröfse und
Einrichtung sind, wie die für den Gepäck - Verkehr be-
stimmten, angelegt werden.
Es sind der zu gunsten einer abgetrennten definitiven
Eilgut -Anlage in Schienenhöhe getroffenen Entscheidung lang
•lauernde, vielseitige Bearbeitungen voraus gegangen, über
deren wesentlichsten, allgemein interessanten Inhalt nachstehend
einiges in summarischer Form mitgetheilt werden mag.
Von vorn herein und auch noch wieder in den spatesten
Stadien der Projekt-Bearbeitung ist der Gedanke aufgetaucht,
dass in der, dem obigen muh beabsichtigten Preisgabe großer
Räumlichkeiten, ilie unter dem Bahnhofsgebäude durch
Ucbcrwölbung geschaffen werden könnten, vielleicht eine ge-
wisse Unwirthschaftlichkeit liegen werde, sei es dass man
diese Räume für Zwecke der definitiven Eilgut- Anlage, sei
es dass man dieselben znr Benutzung als Lagerkeller oder
für Markthallen ins Auge fasse.
Zur Erledigung dieser Zweifel kann theils die Aus-
dehnung, örtliche Lage, Zaganglichkeit und bauliche Be-
schaffenheit der zu gewinnenden Räume, theils der Kosten-
punkt und muthinaafeliche Ertrag, endlich — soweit es insbe-
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No. 50.
DEUTSCHE B AOZEITUNG.
253
sondere um die Ausnutzung für die Eilgut-Anlage sich
— der Umfang des Kilgut -Verkehrs, in Verbindung mit den
Betriebskosten (Stationskosten) und endlich die l>ei der eigen-
thumlichen Betriebsart gebotene Gewahr für Pünktlichkeit und
Stetigkeit des Betriebes in Frage.
Die Gesammtgrtfse der eventuell zu beschaffenden Hohl-
räume ist reichlich 9000 □«■; dieselben erreichen damit
eine Ausdehnung, für die man in Rücksicht auf ihre Lage
in einer Stadtgegend mit relativ schwacher Bevölkerung,
beschränkter Zugänglichkeit und schon jetzt einigermaafsen
zum Abschluss gekommener Bebauung eine ausreichende Ver-
wertbung nicht in Aussicht nehmen konnte, zumal auf langen
Strecken des Stadtbahn - Viadukts Gelegenheit getioten ist,
durch einfachen Abschluss der Gewölbestirnen grofse Lager-
räume in passenderer Lage, als der östliche Anschlussbahnhof
sie besitzt, herzustellen. — Laut Grundriss - Skizze zerfallt
der Raum unter dem Bahnhofe in 4 grofse Abtheilungen,
welche, getrennt durch den Mitteltunnel sowie durch die
Fundamentmauer der nördlichen, stark belasteten Hallenwand,
in unmittelbare Verbindung nicht gesetzt werden können und
dalier eine einheitliche Art der Ausnutzung nicht erlauben.
Bei den durch die Lage der Bahubofs-Horizontalcn einer-
seits, durch den Wasserstand der Spree andrerseits beding-
ten Höhenverhaltnissen der Räume würden, um genügende
Tragfähigkeit für die schwer belastete Decke zu beschaffen,
sehr zahlreiche Stützen gestellt und relativ komplizirte Decken-
konstruktioucn erforderlich sein, die einen Baukosten-Aufwand
von 75—80 IL pro U™ hervor rufen würden, dem nach vor-
liegenden Beispielen im allergünstigstcn Falle nur ein Mietv-
ertrag von 1,75 — 3,00 M. gegenüber sieht. Es würden
endlich die Hohlräume, wenigstens zum Theil, an mangel-
hafter Lüftung und ganz allgemein an Lichtmangel leiden
und sie würden endlich bei der durch die beiden End-Tuhnel
und die Lage des südlichen Gebäude -Traktes gegebenen
Eigenartigkeit der Umschließungen nur in mehr oder weniger
unbequemer Weise zugänglich zu machen sein ; letzteres würde
am meisten für denjenigen Theil der Hohlräume gelten, welcher
unter der Südbälfte des Gebäudes anzuordnen wäre.
Beleuchtung, Lüftung und Zugänglichkeit der Räume
würden etwa in dem Maafse gewinnen, als man in der Breite
des Gebäudes eine Beschränkung vornähme. Diese Reduktion
würde ausführbar sein, so wie man von dem Mittel Gebrauch
dürfte, die zwischen den beiden Extcrn-Perrons vor-
Gruppe von Aufstellung^ - Gleisen ausschließlich
aufscrhalb der Halle (bei B des Gleiscplans auf S. 2i2) aiuu-
ordnen. Die Anwendung dieses Mittels verbietet sieb aber
aus betriebstechnischen Gründen, welche (um die Leistung
des Bahnhofs mit derjenigen der freien Strecke auf gleicher
Höhe zu halten) die möglichst nahe Lage der Aufstellungs-
gleise an den Hauptgleisen bedingen. Auch das in der Ver-
ringerung der Anzahl und Veränderung der Lage der Tunnel
event. noch gebotene Mittel der Verbesserung der Souterrain-
Räume ist ausgeschlossen, weil die geschilderten grofsen
Besonderheiten des Bahnhofs- Verkehrs, Imjzw. die Rücksichten,
welche auf den zu erhaltenden Gebäudctheil zu nehmen sind,
eine anderweite Einrichtung der Tunnel als diejenige, für
welche man sich entschieden hat. nicht zulassen. —
Was den Werth betrifft, den die Souterrain - Räume für
Etablirung der definitiven Eilgut - S tat iou des Bahnhofs
besitzen, so ist vorab zu beachten, dass der betr. Verkehr,
selbst unter Heranziehung eines Tbcils vom Stückgüter- Verkehr
der Bahn, zur Zeit liöchstcns 16 0O0T pro Jahr umfasst.
Spezielle Veranschlagungen haben ergeben, dass der Aus-
bau der Souterrain-Räume, zusammen mit ihrer für Hebung
ganzer Fahrzeuge vorgesehenen maschinellen und Gleise-
Ausstattung einen Kosten-Betrag von 700 000—1 000 000 M.
erfordern würde. Da dieser Summe noch die Kosten der
unter der Halle liegenden Grupiic von Aufstellungsgleiscn.
— welche für die Eilgut-Anlage ganz oder zum Theil
zur Benutzung gezogen werden mussten — hinzu treten, so
handelt es sich im ganzen um einen Baukosten - Betrag
von 1 100 000 — 1 400 000 M. , für welche nach der be-
sonderen Art der damit zu licschaffendcu Anlagen eine Ver-
zinsung (incl. Amortisation) von 8 Proz. gefordert werden müsste.
Das Zinsen- Erforderniss allein bedingt an Stationskosten
der Eilgüter bei dem angegebenen Umfange des Verkehre einen
Satz von etwa 3»> Pf. pro Zentner, welchem noch: a)-die
Betriebskosten der maschinellen Werke — die aus den analogen
Kosten beim Homberg-Ruhrorter Rhein - Trajekt zu 2 Pf. pro
Zentner ermittelt worden sind — und b) zur Deckung von
Arbeitslöhnen und Beamtengehältern 12,5 Pf. pro Ztr. hinzu
treten — ein Satz, der unter Zugrundelegung der nach Erfah-
begründet sind und die
>r der Spree von der
rungen auf anderen deutschen Bahnhöfen für den vorliegenden
Bahnhof als angemessen zu erachtenden Zahlen vou 23—30
Arbeiten! und 7 — 9 Beamten berechnet worden ist. E6 würden
demnach bei Aidage einer zweigeschossigen Eilgut-Station (und
bei Festhaltung der Gütermenge von 16 000 T pro Jahr)
die reinen Stationskosten auf mindestens 50 Pf. sich
beziffern, zur Beurtheilung welcher Kosten darauf hingewiesen
werden mag: a) dass bei der hiesigen Ostbahn z. Z. noch
nicht ganz Vj dieses Satzes thatsächlich zur Erhebung gelangt
und b) dass auf der so vielfach als Musteranlage einer
zweigeschossigen Güterstation hingestellten Londoner Broad-
Street-Station die Stationskosten excl. Verzinsung der Gründ-
er« erbskosten 17 Pf. und incl. der Verzinsung 29 Pf.
betragen. *)
Es kommt endlich noch die Gewähr in Betracht, welche
bei der einen oder anderen Ausführungsart der Eilgut-Station
für Sicherheit und Stetigkeit des Betriebes vorhanden
ist. Schon aus dem blos äufserlichen Grunde, dass das Sou-
terrain des Bahnhofs durch den Mitteltunnel in 2 Räume
zerlegt wird, die nicht in unmittelbare Verbindung gesetzt
werden können, würde für die maschinellen Vorrichtungen eine
zweifache Anlage nothwendig sein. Es würde indessen selbst
die Verdoppelung der Maschinen eine Gewähr für die Stetigkeil
des Betriebes noch nicht mit sich bringen, weil bei vor-
kommender Dienstunfähigkcit des einen der Hebewerke das
zweite nicht zur völligen Vertretung des ersten im Stande
sein würde, vermöge des Hindernisses, welche in der Zerlegung
der Station in 2 getrennte Abtheilungen vorliegt Weiter
sind hier noch die Schwierigkeiten anzudeuten, die in der
Höhenlage der Flure des Souterrains
es nicht ermöglichen, das
Gleise-Bettung fern zu halten.
Dieser Ungunst fast aller Verhältnisse stellen sich die
Umstände, welche bei Anlage einer Eilgut-Station in S c h i e u e n-
höhe stattfinden, etwa so gegenüber: dass a) die Anlage-
kosten derselben nur die Hälfte, d. h. etwa 500 000 M.
betrageu und dass b) der Betrieb der offenen Station nicht
von der mehr oder weniger sicheren Funktionirung komplizirter
Maschinen abhängig ist, sondern frei davon mit Gewähr voll-
kommenster Regelmäßigkeit sich abwickeln kann.
Die angegebenen Motive haben im vorliegenden Falle
die Wald, welche in der Verwerfung der 2geschossigen
Anlage gipfelt, nicht schwanken lassen und diese Entschei-
dung ist um so sicherer getroffen worden, als man — um
allen, etwa von analogen Anlagen auf englischen Bahnhöfen
hergenommenen Gegcngrflnden von vom herein die Spitze
abzubrechen — sich begutachtende Urthcile einiger
englischen Techniker, die an der Spitze betr. Werke
stehen, verschafft bat. Sämmtliche Urtheile sind zu Gunsten
der gewählten offenen Anlage ausgefallen und sprechen fast
Obereinstimmend in dem Sinne sich aus, dass Hebewerke nur
im Falle unumgehbarer Notwendigkeit zu Hülfe ge-
nommen werden sollten, weil ihr Gebrauch viel Zeit und
hohe Betriebs - Kosten bedingt, — weil die Souterrain-Räume
an Lichtmangel leiden, — weil die Aufsicht nur unge-
nügend geübt werden kann — «eil die Sicherheit des Betriebes
nicht garantirt ist und weil. Summa -Summarum, Souterrain-
Baume für den Zweck von Eilgut-Anlagen verwerthet, gerade
alles das entbehren, was zur sclmelleu und sicheren Ab-
wickelung des Eilgut - Verkehrs erforderlich ist. Es haben
dagegen die englischen Techniker die definitive Eilgut-Anlage
des östlichen Anschluss-Bahnhofs in Schienenhöhe in der Art,
wie dieselbe projektirt worden ist, im allgemeinen gut
geheifsen, wie ebenso auch anerkannt, dass die ins Auge gc-
fasste provisorische Eilgut-Anlage mit ihrer Zweigeschossig-
keit und ihrer besonderen Betriebsart sowohl für den heuti-
gen Verkehr als für einen nicht unerheblich vermehrten Um-
fang dcssclbcu entsprechend sein würde. —
Diese Auslassungen der englischen Techniker leiten
naturgemäß zu einigen Bemerkungen ülier, die das vereinzelt
hervor getretene Streben betreffen, Londoner Bahnhofs-Anlagcn
und Einrichtungen möglichst unmndifizirt auf deutsche Ver-
hältnisse zu übertragen. Die stattfindenden Verschieden-
heiten beider sind zu groß, um diese direkte Ucbertragung
zu rechtfertigen. Es mag hierzu, absehend von untergeord-
neten Differenz • Punkten, nur etwa auf das Folgende auf-
merksam gemacht werden:
In London ist die Notwendigkeit, Souterrain - Räume
und Maschinenkräfte für die Zwecke des Güterverkehrs zu
insbesondere durch das Bedürfniss angezeigt, die
•) Dl. Brxud-Bt»
M H«l SKJtMXjt pro Jiiir
Digitizeo by Kj{
254
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
22. Juni 1878
Güter-Stationen bis ins Herz der Stadt hinein zu schieben,
und bis zu Punkten, an denen der Bodenwerth die an
allen übrigen Orten noch unbekannte Höhe von bis zu 800 M.
pro [H"*) erreicht. — In London ist das Bestatterungs-
wesen in die Hände der Dahn -Verwaltungen Belegt, denen
damit die Möglichkeit gegeben ist. An- und Abfuhr der Güter
in ein regelmäßiges System zu bringen und grofse Güter-
massen auf verhältnissjnälsig kleinem kaum zu bewältigen. —
Die englischen Güterwagen haben im allgem. kleinere Abmes-
sungen und geringere Tragfähigkeit (10T) als die Güterwagen
der deutschen Dahnen (Iß7) und sie erlauben es darnach,
mit geringeren Hebekräften, mit Platformen von nur etwa
ljlnge und mit Drehscheiben von nur kleinem
l, woraus u. a. der günstige Gleis-
abstand von nur 3.5 ■ in den Dahnhöfen resultirt Es
kommt schließlich für die Ikmicssung der Ladest rufsen
noch die Kürze und die Beweglichkeit in Betracht, welche
den im Destatterungsweson der Bahnen dienenden londoner
Strafsenfuhrwerken eigen ist. — Bei deutschen Bahnen
kommen bedeckte Güterwagen bis zu 9,4™, Packwagen
bis 12,25" Lange, Achsstände bis zu 5,4» und Gleisalistande
in den Balmhöfen von 4,5" vor. Diese Verhaltnisse bedingen
bei allen Anlagen, die auf Drehscheiben- oder Schiebebühnen-
Verbindung basiren, eine gewisse behindernde Weitläufigkeit
und sie machen für Schaffung unterirdischer Bahnhofs-Raume
sehr schwere nnd darum kostspielige Decken bildungen
erforderlich. — — B. —
. fiit
Berli-htlgnDg. In Nn 4s S n\ rtrht* K|wll* 7. V, v. » kim M M
ritt- Ixrtiinint* F »Ii rrtchU.il»" »i»Utt fir «in. Intlmmtr lubnnrlitu«*.
Zeichen -Ausstellung von Schillern mittlerer und niederer gewerblicher Unterrichts -Anstalten in Berlin
Mai und Juni 1878.
Gleiwitz, Görlitz, Halberstadt, Hagen, Halle a. S., Hildesheim,
Iserlohn, Königsberg i. P., Liegnitz, Potsdam, Saarbrücken,
Schweidnitz, Stettin), von Raugewerkschiilen 4 < Nienburg a.W.,
Höxter, Idstein, Kckernförde), von Kunst- und kunstgewerb-
lichen Zeichenschulen B (Berlin, Hanau, Görlitz, Magdeburg,
Erfurt, Breslau, Danzig, Köuigsberg i. 1'.}, von gewerblichen
Zeichenschulen 7 (Breslau, Cottbus, Magdeburg, Halle a. S.,
Cassel, Elberfeld, ( öln) vertreten und es hatten sich 22
gewerbliche Fortbildungsschulen (darunter 15 allein des
Gewerbe- Vereins für Nassau l und die ob«
bambnrgische Anstalt angeschlossen.
Der Besuch, den wahrend der lang liemeasenen Ocffnungs-
dauer die Ausstellung gefunden bat, mag nach allem, was von uns
wahrgenommen worden ist, als „spärlich" bezeichnet werden; er
dürfte sich fast ganz aus sogen, fachlichen nnd aus Schfllerkreisen
rekmtirt haben nnd es scheint uns, dass das sogen, gröbere
Publikum von der Ausstellung ziemlich unberührt geblieben ist
In diesen weiteren Kreisen fehlt einmal das Verständniss und damit
das lebendige Interesse an den papiernen Leistungen auf dem Gebiete
des Kunstgewerbes und des Gewerbes überhaupt, und man wird
in diesem Punkte für die nächste Zeit selbst dann nicht allzu
viel
Das provisorische Ansstellungsgehäude auf
hat wilhrend einer längeren Deine von Wochcu eine reich be-
schickte Ausstellung der oben angegebenen Art beherbergt, die
von den Hrn. Ministern des Handels und der L'nterrichts-
Angelegenheitcn zu dem Zwecke ins Leben
ist, von den thatsächllchen Leistungen der betr. i
Kenntniss zu gewinnen, l>ezw. zu fesiei
erstrebende Aenderungen und Verbesserungen aiif dem Gebiete
des Zeichen-Unterrichts zu gelangen.
Nicht weniger als etwa 7l> Schulen sind an der Ausstellung
hetheiligt gewesen ; von diesen waren es vorzugsweise solche, die
entweder reine Staats - Anstalten sind, oder doch einer Sub-
vcutionirung aus staatlichen Mitteln sich erfreuen, und es standen
neben ihnen nur wenige andere Anstalten, die von Kommunen,
Vereinen oder Privaten unterhalten werden. Mit nur einer
einzigen Ausnahme (welche von der Allgem. Gewerbeschule und
.Schule f. Baubandwerker in Hamburg gebildet wird) handelte
es sich zudem um Schulen von preufsischer Staatsange-
hörigkeit — Was eine mehr ins Einzelne gebende Gliederung I
betrifft, so waren von Königlichen Gewerbeschulen 2U i
(Aachen, Bannen, Dielefeld, Bochum. Breslau, Brieg, Cassel,
Coblenz, Cöln, Crefeld, Elberfeld, Erfurt, Frankfurt a. d. 0„
Florenz.
Nach einem Vortrage des Drn Baudirektor Zimmermann, ge-
halten in der Versammlung des Arch.- u. lug.- Vereins zu Damburg
am lf>. Marz 187H.
Florenz, die Stadt der Frflhrenaissance, im Sprichwort la belln
genannt, ist nicht überraschend wie Neapel, oder märchenhaft
wie Venedig, aber lieblich und anheimelnd und bei allem Ernste
freundlich und in bestem Sinne zivilisirt Die Stadt hat eine
unendlich reizende Lage im Aruothal, von mäßig hohen Gebirgen
umgeben. Die Bevölkerung ist unter allen italienischen Summen
für uns Deutsche die am meisten sympathische, gesittet, fleißig,
nichtig, bescheiden und geistig angeregt. Zwar zeigen sich neuer-
dings auch schon Spuren großstädtischer Uebel, aber doch nur
vereinzelt und ein eigentliches Proletariat fehlt ganz.
Die Grofse der Stadt ist merkwürdig stabil geblieben; jetzt
170 000 Einw, aber schon 1334] nach Villanfs Chronik 90— 100 000.
Eine schwere Wandlung hat Florenz dadurch erfahren, dass es
von 1664 bis 1870 Hauptstadt Italiens war; diese kurze Periode
hat das Aussehen der Stadt vielfach wesentlich verändert
Florenz hat von jeher ein greiseres Decht als Frankreich
gehabt, von sich zu rühmen, dass es an der Spitze der Zivilisation
schreite; auch in der Gegenwart hat es seine Zeit am richtigsten
begriffen. In Würdigung der vorwiegenden Dedentung des
Ingenieur-Fachs hat es allen anderen Städten einen Schritt
gethan, indem es einen Techniker zum Bürgermeister
Denn der höchst verdiente und der größten Achtung sich er-
freuende Sindaco von Florenz, Commend. Uhaldino Perazzi, der
schon seit einer Reihe von Jahren die Geschicke seiner Vater-
stadt unter allgemeiner Anerkennung leitet, ist Ingenieur von Fach.
Das merkt man auch der Stadt an, nicht etwa darin, dass sie
finanziell an den Rand des Verderbens gebracht ist — denn das
I/Oos theilen auch viele andere Städte, die von Nicht-Technikern
verwaltet werden — vielmehr daran, dass die Neuschöpfungen fast
alle dem Gebiete des Ingenieurwesens angehören und vielfach
die Physiognomie der Stadt nicht unwesentlich verhindert haben.
Dahin rechnet zunächst die in den .fahren 1865— 68 ausgeführte
Schleifung der Stadtmauern auf dem rechten Arno-Ufer, wogegen
die Mauern auf dem linken Ufer des Flusses erhalten ge-
hliehen sind. Ebenfalls hat man die schönen, charakteristischen
mittelalterlichen Thore, Porta San Gallo, Santa Ooce, San Nieeolo
zur Erinnerung erhalten. Statt der alten Stadtmauern sind breite,
staubige Ringstraßen, Viali angelegt, die aber erst zum Theil be-
haut sind. Gleichzeitig damit ist ein ausgedehnter
ausgelegt, dessen Ausfüllung mit Gebäuden aber
kleinsten Theil, fast nur innerhalb des
gefunden hat nn<
Zugleich sind thcils auf den
größeren Plätzen freundlich
die Uferstrarsen am Arno entlang" fort-
Daa Straßimpflaster ist umgewandelt, namentlich das frühere
konkave Protil in ein konvexes, mit Rurgerstcigen an den Seiten,
umgebaut. Das Sielnetz ist erweitert und rationeller ausgebildet,
ein Vereucbs-Rieselfeld angelegt nnd ein neues Schlachthaus gebaut
Auch 3 neue Markthalleu, in Glas und Eisen ausgeführt, sind
errichtet, aber bis jetzt noch nicht in Denutzung genommen. Es ist
eine Wasserleitung angelegt, die das Wasser oberhalb des oberen
Wehres dem Arno entnimmt dasselbe in einer langen, unter der
Uferstraße liegenden Filtergallerie tiltrirt, nach 2 hoch gelegenen
Reservoirs pumpt und von dort vertheilt. Die Maschinen-Anlage
befindet sich am linken Arnoufer bei der Porta San Xiccolo; als
Motoron dienen Turbinen und aushilfsweise — Dampfmaschinen.
Die grol'ste aller Neuschöpfungen der Residenzperiode ist die
höchst opulente Anlage des sog. Viale tlei < olli, einer Luxusstrafse
als Promenade nnd Spazierweg für die Korsofahrten der feinen
Welt Die Strafte, eine breite Chaussee mit Baumalleen und Fuft-
wegen zu beiden Seiten, beginnt vor der Porta nmana und steigt
in vielen Windungen an den im Süden der Stadt gelegenen
Höhen hinan und erweitert sich an einzelnen Stellen zu größeren
Gartenanlagen. Sie bietet auf verschiedenen Strecken wechselnde
schöne Aussichten auf Stadt und Landschaft und erreicht bei der
Porta San Siccolo auf dem l'iazsale Michrlangtlo ihren Döbe-
und Glanzpunkt, um von da in langer Serpentine wieder zum
Arnoufer hinab zu steigen.
Der genannte Platz, ein auf hohen Futtermanern aufgebautes
Plateau von bedeutender Gröfte, ist mit dem Flussufer durch eine
reiche Treppen- und Terrassen- Anlage verbunden, ähnlich dem
Monte Piucio in Rom, auch mit springendem und tUeftendem
Wasser verBeben und zeigt in seiner Architektur ein angemessenes
derbes Darocco, welches indessen im einzelnen kleine Unarten
enthält, wie z. B. an den Wagsergrotten künstlich abgewitterte
Steine urd eingemauerte, die Quadern wie Auswüchse durchsetzende
Tropfsteine. I)en Hintergrund bildet eine hübsche Kaffeehaus-
Halle mit einem kleinen Wasserbassin davor, während die Mitte
durch ein Monument geziert ist, den Bronce-Abguss der David-
statue auf hohem Postamente, um welches auf den Ecken die 4
liegenden Statuen der Mcdicaer-Gräber, ebenfalls in Broncegugs,
gelagert sind. — Leider ist das ganze Monument ein redendes
Zeugnis« für die moderne italienische Skulptur-Taktlosigkeit und
wirkt wenig befriedigend. — Michelangelo hat den David in Marmor
gehauen und auf niedrigem Postament vor die geschlossene
Frontwand des Palazzo vtcckw gestellt; hier steht er hoch
sich in
n jetzt eine schwärz-
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No. 50.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
255
einer solchen Ausstellung so günstig wie überhaupt möglich, und
günstiger noch wie in dem gegenwärtigen Falle gestaltet worden sind.
Wir anerkennen im übrigen hierbei ausdrücklich, dass die äußeren
Verhältnisse der diesmaligen Ausstellung im ganzen mit Sorgfalt
und Umsicht behandelt worden sind, und sehen blos zwei Punkte,
in denen für spatere Wiederholungen wohl etwas mehr geschehen
könnte: in der Auslegung von erläuternden Schulprogrammen
und in den Itekannttnachungen über die Existenz der Aus-
stellung selbst.
Zum Punkte 1 hat die diesmalige Ausstellung sehr wenig
geboten nnd zum Punkte 2 können wir behaupten, dass in Folge
einer gewissen Zurückhaltung in öffentlichen Bekanntmachungen,
Einladungen etc. Hunderte der Ausstellung fem gehlieben sind,
weil Anfang, Dauer und Hude derselben ihnen theils völlig unbe-
kannt geblieben, theils nur sehr mangelhaft bekannt geworden war.
Indessen ist in diesem Falle die Heranziehung von Besuchern
blofser Nebenzweck gewesen, dessen Erreichung hei einem Ueber-
blick Ober den Nutzen derselben nur wenig ins Gewicht fallen
kann; urtheilen wir nach dem Hauptzweck, so sind wir ge-
zwungen anzuet kennen, dass die am 15. Juni geschlossene Zeichen-
Ausstellung von außerordentlich hohem, bleibenden Nutzen sich
erweisen wird, weil die Art, in welcher die Staatsregierung die-
selbe zu benutzen gewusst hat, einen Schatz von Erfahrungen
und eine Fülle von That&nchen und Ansiebten ans Licht gebracht
hat, die für die Weiter - Entwickelung des Zeichnens von
höchster Bedeutung sein müssen. Es sind die ausgestellten Ar-
teten von mehren regierungsseitig berufenen Kommis-
sionen beurtheilt worden und es "
Gutachten erstattet, die ein rei. be
unbekannten Thatsacheu, nebst Winket! und Vorschlagen enthalten,
in welcher Art und in welchen Richtungen der Zeichenunterricht
an den mittleren Lehransi. 'ilten des Landes zu bessern sein möchte.
Wir gedenken unsere Leser mit dem wesentlichen Inhalte jener
Gutachten bekannt zu machen und beginnen unsere Mittheilung
mit dem ersten unter denselben, welches von einer Kommission
nrsuttet worden ist, der als Aufgahe die „Bcurtheilung der Uebungen
im Freihandzeichnen' und der Versuche im Entwerfen kunstge-
pi 'werblicher Gegenstände^ zugewiesen war. Diese aus den
Hrn.: Geh. Ob.-Regier.-Rath Hr. Schneider, Geh. Ob.-Regier.-
Bath Dr. Schöne, Geh. Ob.-Baurath (iiersberg. Geb. Regier.-
Rath Lüders, Direktor u. Professor Gropius, Professor
Dr. Hertzer, Direktor u. Professor Ewald, Bildhauer Sussmann-
Mellhörn, Lehrer, Baumeister Elis, Zeichenlehrer Troschel
und Gemeindeschullehrer Hoffmann bestellende Kommission hat
„Wir haben geglaubt datou absehen zu sollen, die Leistungen
einzelner Schüler oder auch nur jede einzelne Schule
besonders und namentlich zu erwähnen, indem wir annehmen,
dass es für diesmal genügen wird, diejenigen für die Hebung
Unterricht«
an den
diejenigen Mangel
uns besonders aufgefallen sind.
Lehrer wie Schüler haben es an Fleifs durchgehend* nicht
fehlen lassen und es ist auch verschiedentlich ein Fortschritt
besonders in der Auswahl der Vorlagen und deren Wiedergabe
bemerkbar; aber an manchen Orten ist die Vorbildung der Lehrer
von Anfang an eine ungenügende gewesen oder es hat der Mangel
einer sachgemäßen Beaufsichtigung des von ihnen ertheilten
Unterrichts nnd die Schwierigkeit, sich und ihre Methode weiter
auszubilden, dahin geführt, dass die Leistungen vieler Orte der
auf das Freihandzeichnen verwendeten Zeit und Mühe nicht ent-
sprechen.
Es dürfen übrigens die Schwierigkeiten nicht verkannt werden,
welche vielen Schulen aus den Mängeln oder dem gänzlichen
Fehlen des Zeichen-Unterrichts an den von ihren Schülern früher
besuchten Schulen oder daraus erwachsen, dass sie — wie die
gewerblichen Zeichenschulen, mehre Kunst-, Gewerbe- nnd
Rauhandwerker-Srhulen nnd die Fortbildungsschulen - Schüler
der verschiedensten Vorbildung zu jeder Zeit, auch mitten im
Kursus, aufnehmen.
dass der Dirigent der einzelnen Sehlde nicht im Stande ist, die
Befähigung und die Methode des den UDterricht im Freihand-
zeichnen ertheilenden Lehrers und die I/eistungen der Schüler
zu beurthcilen und auf den Lehrer einzuwirken: es ist dies be-
sonders bei einzelneu Gewerbeschulen bemerkbar nnd ein Uebel-
stand, der kaum zu beseitigen sein dürfte. Um so notwendiger
wird es sein, von Zeit zu Zeit eine sachverstandige Revision des
Unterrichts eintreten zu lassen nnd für diese nnd die Krtheilung
des Unterrichts im Freihandzeichnen selbst durch Aufstellung von
Lehrplanen eine gemeinschaftliche Basis zu schaffen.
Eine Wiederholung der jetzt stattfindenden Ausstellung etwa
von 8 zu 3 Jahren, eine eingehende Prüfung des Ausgestellten,
welche dann auch mehr auf die Einzelheiten, als diesmal möglich
und zweckmäßig gewesen ist, eingehen müsste, verbunden mit
einer Zusammenberufung einer grösseren Ansah] der Lehrer,
würde nicht zu entbehren sein.
liehe Patina bekommen hat, dunkel als Silhouette gegen den
Himmel ab. Diu liegenden Figuren der Medicäergräber hat Michel-
angelo für einen Innenraum von kleinen Dimensionen in Marmor
gearbeitet und vor einer absichtlich dürftig gehaltenen Wand-
entlieh dürftig
architektur plazirt, so dass sie um so grobartiger wirken «»..«.,
hier liegen sie in schwarzer Bronce gegen die freie Luft am
Postament einer Kolossal-Figur und wirken dürftig. — So ehrt man
den unverstandenen Meister! —
Nach einer Schilderung der herrlichen Aussicht, welche man
vom Plateau genießt, führt Hr. Zimmermann seine Zuhörer hinunter
in die Stadt und beschreibt in 2 stündiger, fesselnder Rede einen
Rundgang durch die Straften, welchen vollständig wieder zu geben
an dieser Stelle unmöglich ist. — Begnügen wir uns mit der
Beschreibung des Weges und mit einigen besonders charakteri-
stischen Bemerkungen.
A Jove prineipium! Die Wanderung beginnt beim Dom, dem
mächtig hervor ragenden Mittelpunkt der Stadt Ganz anders wie
Iteim St. Peter dominirt hier der gewaltige Kuppelbau, weil das
Banwerk ringsum frei und überall zugänglich liegt Die inter-
essante altere, 1294 beginnende Baugeschichte, nach welcher 200
Jahre gebaut wurde und der Dom doch unvollendet blieb, mag
ein Trost sein für erregte Gemütber über die rathlose Verschleppung
heutiger kommunaler Bauunternehmungen. Von Ende des 15. Jahrh.
ruhte der Bau, bis lritt) der neue König von Italien den Grund-
stein für die Fortführung legte und 11*65 Prof. de Fabris als
Sieger aus den Konkurrenzen für die Vollendung des Doms, den
Aufbau der Westfacade, hervor ging. Jetzt ist die ganze Facade
mit Ausschluss der Giebel aufgemauert und die Marmor-Inkrustation
bis ungefähr 2™ über Terrain-Höhe gediehen.
Der Westfacade des Doms gegenüber liegt das alt ehrwürdige
Baptisterium, die frühere Kathedrale von Florenz, mit seinen S reich
geschmückten Erz-Thüreo. Der Südseite des Baptisteriumg
genüber, an der Ecke der Via de Valxaioli, die hoch
Halle des Higallo, etwa aus der Zeit Orcagna's.
Verfolgt man weiter den Weg um den Dom, so trifft man
südlich, der Kuppel gegenüber, unter einem Portikus die beiden
sitzenden Statuen von Arnolfo und Bruuellesco: letzterer mit dem
etwas genreartigen Motiv des Anfwärtaschauens nach seiner
Kuppel.
Vom Domplatz führen die Hauptstraßen nach allen Rich-
tungen; nordöstlich die 17« de' Servi, auf deren Hälfte links der
Palazzo Niccolini und am Ende der Palazzn Marulli von
Buontalenti, der einzige Backstein- Rohbau in Florenz. Der Erbauer
rnuss entweder ein Fremder oder ein Originalhasrher gewesen
sein sonst würde er bei dem Florentiner Steinreichthum nicht
dies relativ elende Surrogat gewählt haben. Die Technik aber
ist, wie bei all«
alle nordischen derartigen Leistungen sowohl in Material als Aus-
führung weit überragend.
das letzte Werk Oiovanni's da Bologna; rechts und links 2 kleine, sehr
wirksame Barock- Brunnen vou Pietro Tacca. Die ganze rechte
Seite wird eingenommen von einem der reizendsten Bauwerke
Brunellesco's, dem Findelhaus, mit gewölbter Säulenhalle vor der
ganzen Front. Gegenüber bildet die linke Seite des Plaues eine
ahnliche Säulenhalle, angeblich nach einem Plane Brunellesco's
von Antonio da San Gallo für das Gebäude der .Sern' di Marin
erbaut Den Fond des Platzes nimmt endlich die Vorhalle der
Annunziata, ebenfalls von A. d. S. Gallo, ein: dahinter liegt die
Modekirche von Florenz, viel besucht wegen ihrer guten Musik-
aufführungen, die einschiflige Kirche der Santünima Annunziata.
Von der Kirche gelangt man durch die Via Sapienza nach
der nahe gelegenen IHazza San Marco ; gleich links an der Ecke
der Via liinololi liegt die Accademia delle belle arti, von Lorenzo
il Magnitico gegründet Hierher ist jetzt zu den Kolossal-Mndellen
des Raubes der Sabinerinnen und des Kentauren von Giovanni da
Bologna wie dem Abozzo des Mathaus vou Michelangelo u . a. auch des
Letzteren Orginal des David geschafft An dem Platze San Marco
liegt auch die Kirche gleichen Namens, einschiffig mit Barockfacade,
interessant, weil hier einst Florenz bußfertig zu den Füßen des
schwärmerischen Dominikaners Savonarola lag, der 1498 verbrannt
wurde. In dem neben der Kirche belegenen, jetzt aufgehobenen
Kloster, von Michelangelo gebaut, wird seine Zelle mit seinem
Portrait, der Büste und der Todtenmaske bewahrt. Der Kopf,
welchen näher anzuschauen sich schon verlohnt, erscheint aus dem
Groben modellirt, höchst energisch knochig, louare-faced , durch-
aus ohne Sinnlichkeit, das Prototyp des Fanatikers — aber keines
hageren Asketen.
Ganz in der Nähe des Klosters San Marco hetindet sich ein
nicht zu übersehendes kleines B(jott, der Klosterhof deilo Scalzo,
wo in kleinsten Dimensionen durch 10 Säulen mit 10 Kreuzge-
wölben darüber ein höchst malerisches Architekturetflck geschaffen
ist, das noch einen besonderen Werth durch wundervolle Fresken
Andrea del Satins in Terra verde erhalt; sie stellen die Geschichte
Johannes des Täufers dar. —
Von hier führt Hr. Zimmermann - die Richtung nach dem
Dome zurück einschlagend — seine Zuhörer durch die stattliche
Via t'arour (früher Via largo) zu dem berühmten Pal. Hicrardi
und von dort an der Seitenfront dieses Palastes entlang durch
eine kurze Querstraße nach der Piazza San Lorenzo, einem
kleinen, tmregulirten, nach der Kirche stark aufsteigenden Platze,
die in roher Verzahnung f -
Digitizea by VjC
256
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
22. Jnii 1878
Schulen noch veraltete Lehrmittel im Gebrauch sind,
dieselben, wie uns bekannt ixt, im Besitz besserer Vorlagenwerke
fehlt es deu Lehrern an der unerlässlichen Einsicht
von den Zielen, welche der Unterricht verfolgen mute, und es
herrscht daher auch keine Klarheit über den einzuschlagenden
Weg. An die Stelle jener Hinsicht tritt dann der unbestimmte
Wunsch, die Schüler nur „Schönes" zeichnen zu lassen, ohne das*
der I .ehrer auch im Stande wäre, Schönes und Unschönes von
einander zu unterscheiden.
Daneben macht sich besonders in denjenigen Schulen, in
welchen Erwachsene, die bereits praktisch beschäftigt sind, Abends
und Sonntags im Zeichnen unterrichtet werden, die Neigung be-
merklich, lediglich den Schülern selbst die Auswahl des zu zeich-
nenden Gegenstandes zu überlassen, sei es, um dieselben in der
Sehlde fest zu halten, sei es, «eil der Lehrer das für den Ein-
zelnen Zweckmäßigste selbst auszuwählen nicht im Stande ist.
Bisweilen wird mau versucht zu glauben, dass die Absicht
des Lehrers darauf gerichtet gewesen ist, seine Schüler besonders'
durch Aquarelliren zu unterhalten oder durch derartige und andere,
über das Können der Schüler hinaus gebende Uebtingen das An-
sehen der Schule in den Augen Urthcilsloser zu heben.
Die Folge von alle diesem ist, dass bei der Mehrzahl der
Schulen jeder Schüler Zeichnungen der verschiedensten Art an-
gefertigt hat Die geschmacklosesten Ornamente im missverstan-
denen fiokkokosül wechseln ab mit wirklich antiken, romanischen,
gothischen und Renaissance - Ornamenten oder demjenigen, was
dafür ausgegeben wird, da, wie schon bemerkt ist, vielfach nicht
einmal die besseren im Besitz der Schulen befindlichen Vorlagen-
werke benutzt werden. Statt deren sind durchaus ungenügende
ältere Werke, zum Theil französischen Ursprungs, nach wie vor
Vorzügsweise und bisweilen ausschließlich im Gebrauch.
Die Zeichnungen nach Gips lassen nicht selten erkennen,
dass es dem Schuler an der nothigen Sicherheit in der Auf-
fassung und hier unerlässlichen genauen Wiedergabe der Größen-
verhaltuisse und der Stellung der einzeluen Theile zu einander,
und aufserdem an dem Verstündniss für die Beleucbtungs-Kr-
scheinuugen, wie an der Fähigkeit sie darzustellen, noch in hohem
Grade fehlt. — Als ein auffallender Mangel in der Methode
mancher Lehrer muas hervor gehoben werden, dass in den auf
Tonpapier nach Gips ausgeführten Zeichnungen der Lokalton des
l'apiers nicht oder nur unvollständig benutzt worden ist.
Die Kommf
Unterrichts im
uu* 'in "-'iin utiiuip^ i'tuuui t* ui ui st jai>.
n glaubte für die bezüglich der Erlheilung des
ihandzeichnen an deu an der Ausstellung be-
utendes Prinzip den Satz aufstellen zu müssen, dass im allge-
meinen nur nach plastischen Vorlagen gezeichnet werden darf,
uud gute, sorgfältig ausgeführte Abbildungen von plastischen Gegen-
ständen nur so weit zu benutzen sind, als erforderlich ist um die
Art und Weise der Darstellung zu erlernen. Die Kommission
muss dabei aber zugleich hervor heben, dass die Schulen gegen-
wartig weder mit den für die Anfanger im Zeichnen unentbehr-
lichen Wandtafeln mit guten Flachmustern, noch mit einer Stufen-
folge plastischer, mit den einfachsten Körpern beginnender Gegen-
stände ausgestattet siud. Die Schulen werden für den Zeichen-
unterricht nicht blos mit Holzkörpern und zahlreicheren und
besseren Gipsabgüssen, als sie jetzt besitzen, sondern auch mit
Gegenständen verschiedener Art, sei es dauernd sei es zeitweilig,
aus kunstgewerblichen Sammlungen zu versehen sein. Der Lehrer
wird bei der Auswahl der dem einzelnen Schüler zu gebenden
Aufgaben und der von ihm zu verlangenden Dar&tellungsweise
seine künftige oder die schon von ihm eingenommene Lebens-
stellung berücksichtigen müssen. Ks versteht sich von selbst, dass
dann auch Uebungea im Schattiren nur gedachter Aufgalten, durch
welche die Schüler einer Schule zur Anfertigung von sorgfältig
und effektvoll ausgeführten, aber durchaus ungenügenden Zeich-
nach Gips vorbereitet worden sind, nicht mehr vorkommen
Die strenge Auswahl und die Vermehrung der Lebr-
, lie durchgreifende Beseitigung der noch vorhandeuen ver-
alteten und unbrauchbaren Vorlagen und die regelmäßige Beauf-
sichtigung des Unterrichts werden auch der unverständigen Be-
nutzung in riesigen Dimensionen angefertigter Gipsabgüsse von
einzelnen Theilen des menschlichen Antlitzes ein Ende macheu.
Das Zeichnen nach Gipsabgüssen wird in der Hegel an den Ge-
werbeschulen, den gewerblichen Zeichenschulen und den Kunst-
schulen — mit Ausnahme der eine besondere Stellung einnehmenden
Kunstschulen zu Berlin und Breslau, für welche hier andere
Erwägungen Hau greifen — auf das Zeichnen von plastischen
Ornamenttonnen zu beschränken sein. Zeichnungen nach Köpfen,
nach grofsen Figuren im Relief oder in Runden, und gar nach
anatomischen Figuren, wie sie, zum Theil in der mangelhaftesten
Art, fast von allen Schulen ausgestellt sind, werden nur besonders
begabte Schüler ausnahmsweise anfertigen dürfen.
Die Scbülaufsicht wird auf die Innehaltung dieser Grenze
strenge halten müssen, da die Auastellung zeigt, dass manche
Lehrer, denen der Maafstab auch für das eigene Können allmälich
verloren gegangen ist, nur zu sehr geneigt sind, die Schüler statt
des Ornaments antike Köpfe etc. zeichnen zu lassen. Die vor-
nehmlich an einer Schule als Vorbereitung für das Zeichueu von
stehende Front der facadenlosen Kirche beiträgt; er gedenkt im
Vorbeigehen bei der unvollendeten Marmorstatue des Giovanni delle
bände uere des Baccio Bandinelli. jenes Künstlers
sein Ruf, der das Unglück hatte, ein Zeitgenosse
zu sein und mit diesem rivalisiren zu wollen.
Von &i» Lorenzo gehts über die Piazza itehia nach Santa
Maria Soi tlla, die Michelangelo seine „Braut" genaunt hat. Die
vielen einzelnen Kunstwerke im Innern Ubergehend, gedenkt der
Redner nur der wundervollen Intarsien des Chorgestühls von
Baccio d'Agnolo als eines der feinsten Dekorationswerke aus der
Zeit der Hochrenaissance. Vor der Kirche liegt der weite Platz
gleichen Mainens, auf dem zur Zeit der Medici Wagenrennen
abgehalten wurden ; auf dem Platze stehen zwei stumpfe Obelisken
und der Kirche gegenüber liegt eine schöue Brunellesco'schc Halle,
ähnlich der auf der Piazza S. Annunziata.
In schräger Richtung gelangt man durch eine Seitenstraße
nach der noblen Via Tornabuoni und direkt zu dem bekannten
und berühmten Pal. Strozzi. In derselben Strafse sind noch zwei
kleine, nur dreiaxige Paläste, die aber sehr interessant sind und
zu den vereinzelten Bauten der Hochrenaissance in Florenz ge-
hören: Pal. hartolini (jetzt Hötel du Nord) von Baccio d'Agnolo
und Pal ( orderet von G. Ant Dosio. Sie zeigen ganz die heute
überall üblichen Facadcnmotive, aber hier sind die Originale, die
nachgeahmt werden. Tabernakel Architektur der Fenster und
Thüren, früher nur bei Kirchen üblich, wurde hier zuerst bei
Privathausern angewendet. Die damaligen Florentiner Kunstweisen
haben gewiss darin einen nicht reinen Stil gesehen. Am Ende
der Via Tornabuoni, an der Ecke des Lungarno, hegt der Pal. Spini,
ein mittelalterlicher, zinnengekrönter Bau, neuerdings restaurirt.
Derselbe enthält allerlei Vereinslokale, u. a. auch das des Floren-
tiner Architekten- und Ingenieur- Vereins.
Ueberschreitet man den Arno dann auf der schönsten seiner
4 Brücken, dem Ponte della Trinita, so sagt man sich, dass es
gut sein kann , einem Architekten das entscheidende Wort über
die aufsere Form städtischer Brücken zu geben, und denkt
schaudernd an „Schwedler- Träger" u. a. Jenseits des Arno be-
tritt man die lange, stattliche Via Maggio, auf deren rechter
Seite das Haus der unglücklichen Bianca t'apello, aus der Mitte
des Cinquecento, liegt Rechts ab geht es durch eine Seitengasse
nach Santo Spirito, der zweiten Brunellesco'schen Säuleubasilika,
1470, also erst nach seinem Tode ausgeführt. Am Platz vor
S. Spirito liegt auch der berühmte Pal. (Juadoyni von t 'nmaca.
Nach nochmaliger Kreuzung der l'ia Maggio gelangt man durch
ein enges Gäascheu plötzlich vor den imponirenden Pal. Pitti,
den unübertroffenen, grofsartigen Riesenbau, den Bau, an welchem
man lernt, wie ausschlaggebend die Macht der absoluten Gröfse
in der Architektur ist Eine Nachahmung des Pal. Pitti in
Details in kleinen Verbältnissen - ist Nichts. Hinter dem Palast
erstreckt sich auf sehr bedeutendem Terrain der köstliche G'mr-
dino Boboli, eines der glänzendsten Beispiele italienischer Gatten-
kunst, von Tribolo angelegt
Auf dem Rückwege durch den Pal. Pitti nach der Via Romano
und dann rechts durch die sehr enge und stark belebte Straße wird
das stattliche Haus Giucctardüüs , des edlen Staatsmannes und
ersten bedeutenden Florentiner Geschichtschreibers, passirt; gegen-
über links das mehr einfache, fast ärmliche kleine Haus des
Macchiavelli und wenige Schritte weiter, rechts, das Haus Gallilei's
— so eng drängen sich hier die Erinnerungen an berühmte Namen
zusammen.
Die nächste ' Straßenkreuzung ist ein höchst malerischer
Punkt: Links mündet der alterthümliche ßorgo San Jacopo uud
an der Ecke steht in einer Wandnische über einem antiken
Sarkophag eine interessante Bacrhusstatue, rechts ein hober Familien-
thurm und zwischen beiden geht es hinauf in starker Steigung
nach dem Ponte vecchio. Aehnlich wie der Rialto ist die Brücke
zu beiden Seiten mit Buden der Goldschmiede besetzt; in der
Mitte ist eine Oelfnung gelassen, durch die man das Flussbild,
ab- und aufwärts, genießen kann. Jenseits der Brücke setzen
sich die Goldschmied-Laden in der Via di Por Santa Maria, einer
weit fort. Hier liegt der älteste Theil von Florenz, die urb,
quadruta, die sich durch die abweichende Richtung ihrer Straßen-
züge deutlich als Kern aus dem Stadtplaue heraus sondert Alte
schwarze Faiuilieuthürme, enge Quergassen, rechts die alt-toska-
nische, schwarz und weiß gestreifte Fo^ade von S. Stefano, wo
Bocaccio in öffentlichen Vorlesungen die Divina comedia er-
läuterte. Gerade aus geht's nach dem Mercato nuoco, einem
kleinen alterthümlich engen Platz, der fast ganz eingenommen
wird von der für den Wollmarkt bestimmten, schönen offenen
Säuleuhalle von Beniardo Tassto, 1547. Dieser malerische Wiukel
erhält einen besonderen Heiz durch die Brunnenfigur des liegenden
Ebers, wovon das Original in den Uflizien sich befindet. Hier
kreuzt eine der verkehrreichsten, wenngleich sehr enge Straße
der alten Stadt, die von der Via Tornabuoni kommende Via di
Porta ro»»a ; rechts gelangt man auf die Via < 'atzaioli, die von
dem Dom nach dem Signorenplatz führende alte Hauptstraße von
Florenz. Hart an der gerauschvollen Strafse steht das seltsame
Kirchengebäude Or San Michele, im Innern das hoch berühmte
Tabernakel Grcagna's, vielleicht der reichste und vollendetste
Zierbau italienischer Gothik. Wenige Schritte weiter das alte
politische Zentrum der Stadt, einst Forum der Republik, dann
Piazza di yranduca, jetzt Piazza della signoria genannt, dessen
Palazza ,,/.«'ßoAn" —
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If«. 50.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
257
bekannten Dupuis'sehen Modello hat vielfaches Bedenken erregt
Insbesondere werden die auf den Abend- und Sonntags-Unterricht
beschrankten Unterrichte • Anstalten sich davor zu hüten haben,
ihren Schulern auf dem Gebiet des Gipszeichnens wie des Ent-
werfens weit über die Grenze ihres Könnens und ihrer Vorbildung
liegende Aufgaben zu stellen. Diese Schulen werden ihre Haupt-
aufgabe darin sehen müssen, ihre dem Gewerbestande angehörigen
Schüler, je nach ihrem Beruf, zunächst in den für sie wichtigen
Gebieten de* linearen und geometrischen Zeichnens und in der
Auffassung und Darstellung von körperlichen Gegenständen und
Ornamenten, bezw. von Flachmustern auszubilden.
Wahrend fast in allen Gewerbeschulen Landschaften mit der
Feder oder mit Tusche und dem Pinsel oder in Wasserfarben,
Blumen, sogar ganze Stilleben, meist in höchst ungenügender
Weise angefertigt werden, vermisst die Kommission fast überall
die für eine korrekte und einfache Darstellung überhaupt sehr
nützliche und für einige Gewerbe völlig unentbehrliche Wieder-
gabe von Gipsabgüssen in Aquarellfarben mit abgesetzten Tönen
und aufgesetzten Lichtern in Deckfarbe. — Die vereinzelt auf-
tretende Bestrebung, den Zeichenunterricht, sowohl das Linear-
zeichnen wie das Freihandzeichnen, ganz in Abhängigkeit vom
gothischen Stil zu bringen, können wir weder für eine Gewerbe-
schule, noch für eine gewerbliche Zeichenschule als zweckmafsig
oder auch nur gelungen bezeichnen. (FwtMtuii« Ms»
Die No. 34 dies. Ztg. brachte nach
Fachblatter einige Angaben aber die
Richtigkeit Zweifel zu
Ks wird zuerst mitgetheilt,
Pulsions- Systems (mit Eintreibung der Luft an der Decke und
Abtluss durch sehr viele Oeffhungen am Fufsboden) entschieden
habe und, um das Yentilations- Quantum für 5000 Personen mit
otikb™ in der Sekunde zu liefern, durch zwei Luftkanäle von
je 7 □« Querschnitt die Ventilations-Luft mit 4™ Geschwindigkeit
einführen muss, was durch Schrauben- Ventilatoren bewerkstelligt
werde.
Dann ist für die 200" langen und 3™ weiten Luftleitungen die
den Widerstanden entsprechende Wassersäulen-Höhe A, zu 0.0032"'
und die der geforderten Luftgeschwindigkeit von 4 m entsprechende
Wasserhöhe z zu 0,UU1 « richtig berechnet, hierauf anstatt
«i 4- z — 0,0042", um den Verlusten durch Querschnitts- Aende-
rungen und sonstigen Umstanden Rechnung
Anderthalbfache = 6"" angenommen.
Gegen alles das ist nichts einzuwenden;
weiter:
„Da diese Höhe einem I »nicke von nicht weniger als etwa
•ik pro Flache entspricht, so würden bei demselben bereits
Unbequemlichkeiten für das Oeffnen und Schliefsen der Touren
sich ergeben, und um diesen zu begegnen, hat man zu dem
Ausbülfsroittel gegriffen, den Druck zu dekomponiren, d. i.
denselben zu 3»" als positiven Druck und zu II«» als negativen
Druck (d. h. in saugender Weise) zu verwirklichen. Es ist dem-
den Pulsions - Organen die Aufgabe auferlegt worden, der
Einrichtungen des Trocadero- Palastes zu Paris.
einzuführenden Luit eine Pression mitzuthcilen , welrhe
-Hohe von ?,mm entspricht, wahrend den
die Aufgabe zufallt, die Dichtigkeit der ab-
zuführenden Luft gleichfalls einer Wassersäulen-Höhe von 3"""
ermäßigen."
Der angegebene Grund des Dekomponirens scheint mir
nicht stichhaltig. Selbst unter der Voraussetzung, dass mau es
mit einem, aufcer an den bestimmten ZuHuss- und Abfluss-Oefl-
nungen dicht geschlossenen Kaum zu thun hätte, wäre der
Druck auf die Innenflachen viel geringer, als berechnet. Gestüt,
die angenommene Kanal-Länge von 200™ gelte gänzlich für die
Zuleitung, für den Abtluss seien nur einfache Oeffhungen oder
sehr kurze Kanäle vorhanden, in welchen die Bewegung» -Wider-
stände unbedeutend wären, so würde der Ueberdruck auf die
Innenflächen bei der Einströmung» -Geschwindigkeit von 4<n nur
ungefähr 1 k pro sein, weil die übrige Pression bereits bei
Ueberwindung der Bewegung» - Hindernisse in der Leitung auf-
gezehrt worden ist. Wenn dagegen, anter Beibehaltung des dicht
geschlossenen Raumes, die Hälfte der Kanal -Länge für den Ab-
tluss der Luft, jedoch ohne Absaugung angenommen werden soll,
so ist der innere Ueberdruck ungefähr 3 k pro Q ra. Da aber
der zu ventilirende kolossale Raum keineswegs dicht geschlossen
ist, sondern an Thür- und Fenster- Fugen, Mauer|>oren etc. un-
zählige Oeffhungen besitzt, auch grofse Thflren Termuthlich zahl-
reich vorhanden und häutig geöffnet sind, so gleicht sich sehr
schnell nach dem Einniefsen der gepressten Luft auch ohne Ab-
saugung die innere und äufserc Luftdichte nahezu oder gänzlich aus.
Der französische Ingenieur, welcher die Berechnung
hat, wird sich hoffentlich die schöne Gelegenheit nicht
oder — englisch geschrieben PaL Laviton, nicht zu ver-
wechseln mit dem PaL Levi, der Palazzo vecchio mit seinem be-
kannten charaktervollen Thurm und seiner malerischen Facade.
Daneben in der Ecke Andrea Orcagna's mächtige Loggia de' lanzi,
ein Skulpturen-Museum auf offener Straise, wo unabgeschlossen, un-
hr schützt und seit Jahrhunderten unbeschädigt! eine Menge von
liildhauerwerkcn ersten Ranges steht. — Noch ein Gebäude des
Platzes fesselt die Aufmerksamkeit des Architekten, nämlich die
unvollendete, aber großartig wirkende Facade des Pal. Cguccioni
mit dem mächtig geipiaderten Erdgeschoss und dem darüber,
zwischen frei vorliegenden Dnppetsäulen stark zurücktretenden
oberen Stockwerke. (Es galt damals für anständig, dass die
Fenster- Balkons nicht über die unteren Mauern vortraten.)
Nach einer Beschreibung des Pal. MCeUo wendet der Redner
sich den Uftizien zu und gelangt alsdann am Ufer des Arno ent-
lang stromaufwärts nach der Höhe von San Miniato und an die
östlichste der 4 gewölbten Arnobrücken, der Ponte alle Grazie.
Hier steht an der Ecke das stattliche Familieuhaus des Universal-
genies der Renaissalicezeit, des viel bewunderten Leon Batista
Alberti. - Die Fortsetzung der Brücke führt nach der Piazza
Santa Croce, einem länglich viereckigen Platz von bedeutenden
Dimensionen mit der lrM>5 errichteten Marmorslatue Dante's.
Auf einer der kurzen Seiten, der Kirche gegenüber, liegt der
reizvolle PaL Serriilori von Baccio d1 Aquilo, einer der
sehr vereinzelten Florentiner Paläste aus der Zeit der Hoch-
renaissance. Die Mitte der einen Langseite des Platzes nimmt
die merkwürdige Facade des Pal. Anttlla ein, ein auf Konsolen
ausgekragter, architektonisch wenig bevorzugter Bau, aber
interessant durch seine ziemlich wohl erhaltenen bunten Malereien,
welche die ganze Facade bedecken und manche reizvolle Gruppe
und schwungvoll gezeichnete Figuren enthalten. Nach der
Künstler-Legende wurde die ganze Facade in der unglaublich
kurzen Zeit von 27 Tagen von Giov. di San Giovanni gemalt. —
Das dominirendste Bauwerk des Platzes ist die alte gothische
Franziskaiicrkirche Sa. Croce, welche jetzt um so mehr in die
Augen fällt, als sie im letzten Dezennium eine Marmor-inkrusürte
Facade erhalten hat Die Kirche ist die Ruhmeahalle von Florenz ;
ihre Wände bedecken eine lange Reihe von Grabmalern hoch
Florentiner, meist auf Staatskosten errichtet: Dante,
"' i, Macchiarelli, Marzuppiui, I.ionardo Bruni, Alberti,
viele Andere. In dieser Kirche ist auch die weitaus
schönste Kanzel Italiens aus der Renaissancezeit, das bekannte
Marmorwerk Bcnedctto da Majano's. Im ehemaligen Refektorium
des Klosters ist die geometrische Facaden-Zeichnung der jetzt in
Ausführung begriffenen Domfacade im Maafsstahe von etwa 1 : 20,
in glänzender Weise in bunten Farben gemalt, ausgestellt Die
Darstellung in Gouachefarben ist eine höchst
In der Nähe von Sa. Croce in der Via OhiMUna liegt, des
Besuches in hohem Grade werth, das Haus Michelangelo'*, welches
von dem letzten Bimnarotti mit seinem ganzen Inhalt an Familien-
Erbstücken der Stadt Florenz geschenkt und zu einem Michel-
Angelo-Museum ausgestattet worden ist. —
Vor dem Verlassen dieser Stadtgegend wirft der Redner noch
einen Blick auf die in den neuen Strafsenanlageu zwischen Porta
Sa. Croce und Porta a Pinti während der letzten Jahre ent-
standenen Wohnhaus-Neubauten. Der Gesammteindruck derselben
ist ein durchaus günstiger. Wenn diese Bauten auch nicht Kunst-
werke ersten Ranges sind, so befriedigen sie doch im allgemeinen,
da sie sich ebenso von der haaren Dürftigkeit als von bizarren
Ausschreitungen fern halten. Die alten Florentiner Bau-Traditionen
sieht man hier immer noch fortwirken; es wird, den italienischen
Lebensgewohnheiten entsprechend, an grofsen Dimensionen fest
gehalten, der schöne Baustein der Umgegend bewahrt vor dem
tristen Backstein und die Architekten haben sich in anerkennens-
werther Weise von der französischen Üetaillirung und geleckten
Mache frei gehalten. Die reinen Quaderbauten sind selten;
meist zeigen die Facaden Werksteine für das Architekturgerüst
und Mörtelpute fü> die Wandflächen, wobei die Formen gewöhn-
Auf dem Rückwege in der Richtung nach dem Signorenplatze
stofst man an der Grenze des Kerns der ältesten Stadt auf die
altertümliche IHazza San Firenze. An diesem Piatee hegt der
bekannte, aufserst zierliche Pal. Gondi, 1490 von Giul. da San
Gallo erbaut, dessen Säulenhöfchen mit seiner frei ansteigenden
Etagentreppe ein architektonisches und malerisches Schmuckstück
ist Das für die Physiognomie der Piazza San Firenze bedeut-
samste Bauwerk ist der sog. Bargello, ein burgartig schroff aus-
sehendes mittelalterliches Gebäude mit Zinnen und einfach pris-
matischem Thurm. Der ehrwürdige Kau hat reiche und seltsame
Schicksale gehabt: ungefähr gleichalterig mit dem Pal. reccJiio war
er ursprünglich Residenz des Podestes, des obersten Verwaltungs-
Beamten der Republik, wurde mit Eintritt der Monarchie Staatsge-
fängniss und behielt diese Bestimmung bis zur Gründung des neuen
Regno d'ltalia. Seil 1860 resteurirt, ist in demselben jetzt das sog.
Muieo nazionale untergebracht, eine reiche Sammlung, die wir mit
dem modernen Namen „ Kunstgewerbe-Museum" bezeichnen würden.
Eine kurze Strafse, die Via del Proconiolo , mit der
interessanten liadia, Bruncllesco's schönem anmutigen Pal.
Quaralai, dem als Barock bauwerk bedeutenden PaL non ßniio und
manchen anderen, den Blick fesselnden Gebäuden, fuhrt von dem
Bar gell» nach dem Domplate, dem Ausgangspunkt der Wanderung.
Damit ist der Rundgang vollendet und bricht Hr. Zimmermann
berührt ist, was den
Digitizea
Vortrag ab,
in "
*By Google
258
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
22. Juni 1878
um bei Windstille und bei
■ Organe den inneren Druck auf die Thoren zu unter-
suchen, und »eine Resultate im Interesse der Sache veröffentlichen.
Er wird aber, vennuthe ich, inneren l'eberdruek, überhaupt
größere Dichte der inneren als der äußeren Luft nicht oder nur
in geringem Grade finden. Es kann sogar, weil die Innenluft in
der Regel durch die Produktion von Wärme und Wasserdampf
von Seiten der Saalbevölkerung und der nächtlichen Beleuchtung
spezifisch leichter wird, trotz des Eintreiben« grober Luftmeugen
und des Abstellens der Saug-Organe ein Druck gegen die Thüren
von aufsen nach innen, eine verminderte Dichte der liineuluft
wahrzunehmen sein.
Da bei dem Dicht dicht geschlossenen Räume die Fort-
pflanzung des gleichen Druckes von den Pulsions-Oeffnungen nach
den Saug-Kanalen nicht stattfindet, so ist auch die angegebene
Berechnung für die Dekomponirung nicht mehr zutreffend.
Die Leistung der l'ulsious-Organe und der Aspirations-
Organe müsste getrennt berechnet werden; dabei sind
die verschiedenen spezifischen Gewichte der Luftmassen in den
sich gegenseitig beeinflussenden Luftsaulen oder kommunizirenden
Rohren keineswegs gleichgültig. Doch mag au gegenwärtiger
Stelle, wie in dem erwähnten Artikel, von der verschiedenen Lut't-
besebaffenheit in Bezug auf Temperatur uud Feuchtigkeit ab-
itnd Aspirations - Organe als vou
unabhängig betrachtet und sogar den Fall setzt, dats
hzeiuger Thätigkeit derselben zwar eine Ausgleichung
der Luftdichten, aber kein Luftwechsel durch die zufälligen Oeff-
uungen stattfindet, folglich die Gcsammtwirkung hier keine gröfsere
sei, als die Einzelwirkung beim Entweichen der eingetrielienen
Luft durch zufallige und etwa noch andere einfache Oeffuungen,
so ergiebt sich immer noch ein glinstiges Resultat. Wird ange-
nommen, dass die Kanal-Lange vou 200» gleichnuißig auf Xulcituug
und Ableitung vertheilt sei und dass die Luft mit 4 "> Geschwin-
digkeit zugeführt und abgeführt werden soll, so ist für jede der
beiden Einrichtungen, unabhängig von der anderen:
- v>, wobei l = 100»; D = 8-; t- = 4»;
also: *, - 0,000003 *™4> = 0,0016»
als Wassersäulen-Hohe, welche den Widerstanden entspricht Der
Luftgeschwindigkeit von 4ro entspricht die Wassersäulen-Höfa«
0,001 m. Die gesammte Wassersaulen -Höhe ist demnach 0,0016
\ 0,001 — 0,0026», und wenn man wieder das 1' »fache nimmt,
0,0039 m oder nicht ganz -I mm.
Es ist also auch bei der viel ungünstiger scheinenden ge-
trennten Thatigkeit der Eintreibungs- und Absaugungs - Organe
für gleiche Leistung ein nicht bedeuteud gtöfserer Kraft-Aufwand
nothwendig, als im Original bei irriger Voraussetzung berechnet;
ja es können die Pulsions -Organe allein bei 100"" langen Kanälen
mit der halben Kraft fast das Gleiche leisten, was dort als
gemeinsame Leistung angegeben ist.
Die angewandten Apparate werden dem Zweck um so eher
noch deshalb entsprechen, weil die theoretischen Geschwindig-
keiten sich verhalten wie die Quadratwurzeln aus den Geschwin-
digkeits • Höhen, die Widerstande aber wie die Quadrate der
Geschwindigkeiten. Eine Abnahme der durch die Wassersäulen-
Höhe gegebenen Pressung hat also nur eine verhalüüssmarsig
geringe Abnahme der Geschwindigkeit zur Folge, eine geringe
Abnahme der Geschwindigkeit aber eine verhahnissmafsig große
Verminderung der Widerstande.
Vorstehende Diskussion soll keineswegs die Zweckdienlichkeit
der fraglichen Einrichtungen in Abrede stellen, sondern nur einen
Beitrag dazu liefern, um Uber solche Fragen gröbere Klarheit
IU ^TiserTlauieru, 28. April 167a
Prof. Dr. Wolpert
Ueber die beiden letzten
Exkursionen, welche der Verein unternommen hat, registrireu wir
kurz, dass die erste derselben, am 8. Juni, der Besichtigung des
Mausoleums in f'harlottenburg und der neuen Berliner Wasser-
werks-Anlagen auf Westend gewidmet war und die andere am
15. Juni in Szene gesetzte Exkursion nach Potsdam ging, wo
sie der Besichtigung des Stadtschlosses, der Nikolaikirche, der
Katholischen Kirche und schließlich der mannichfacb interessanten
Anlage der neuen „Souneuwarte* auf Wackermaimshöhe galt
Die erste der genannten Exkursionen war von etwa 30, die
andere von etwa 50 Theilnebmern besucht — Ueber den Bau
der Potsdamer Sounenwarte bleibt eiue spezielle MiUheilung für
spateren Zeitpunkt vorbehalten. B.
Konkurrenzen.
Konkurrenz für Entwürfe zu kleinen Wohnhäusern
auf der Veddel bei Hamburg. Wir ergänzen unsere in No. 48
gebrachte vorläufige Notiz durch nachstehende, dem Gutachten
der Preisrichter entnommenen ausführlicheren Mittbeilungen :
Auf das Ausschreibi
ler „Gemeinnützigen Baugesell-
schaft zu Hamburg' sind 107 Eingaben aus den verschiedensten
Theilen Deutschlands erfolgt Die Eröffnung der Einsendungen
ergab, dass von vielen Verfassern mehre Lösungen versucht
worden sind, so dass die Zahl sammtlicher Projekte mit ihren
Varianten Uber 200 betrug. Ein Gesammtüberbliek der Projekte
ergab das hohe Interesse, welches dieser, für architektonische
Entwickelung wenig ergiebigen sozialen Aufgabe auch seitens der
Architekten entgegen getragen wird.
Es war die Auswahl aus der groften Fülle wohl durchdachter
und praktisch brauchbarer Arbeiten um so schwerer zu treffen,
als die an und für sich wenig umfangreiche Aufgabe durch die
in technischer Beziehung so genau
Ausscheidung solcher Lösungen, die das
Programm augenscheinlich nicht innc gehalten hatten, oft nur
kleine, leicht zu variirende Differenzen es waren, die dem einen
Plan vor dem andern einen Vorzug verliehen. Von den endlich
cn Wahl gelangenden 16 Plänen, bei denen aufser der
Einhaltung der speziellen Vorschriften auch die allge-
meinen Bedingungen des Programms, bestehend in: Solidität,
Zweckmäßigkeit, Licht, Trockenheit und Wärme, gefalligem
Aeufseren und größtmöglicher Billigkeit, am besten erfüllt zu sein
schienen, wurden folgende 6 nach dem Namen der Verfasser
alphabetisch aufgezählten Pläne prämürt und außerdem der im
Ausschreiben vorgesehene Ankauf von weiteren 2 Plänen empfohlen :
a. Pramürte Entwürfe:
1) „Rast ich so rost ich", Verf. C. U ach mann in Altona.
2) „Adjuoa atierum", Entwurf B-, Verf. C. 1. aurig in Braun-
schweig.
3) . f * Bl. 2, Entwurf II und Variante dazu, auch Entwurf I
dies. III.; Verf. W. Schmitz in Deutz b. Köln.
4) „Daheim", Verf. Vermehren & Dom in Hamburg.
fij „Immer gemuthlich", Verf. Arthur Viol & Herrn. Koop
in Hamburg.
6) „Mein Haus meine Heimath", Verf. Prof. Weissbach u.
Archit. Herrn. Viehweger in Dresden.
b. Zum Ankauf empfohlene Entwürfe:
„Daheim", Verf. R Grefsner in Hamburg und
„ jt" (1. Bl.) Verf. II. Vincent in Berlin. —
Als Preisrichter haben die Hrn. J. E. Ahr^ns, H. I). Hastedt,
F. Andreas Meyer, Jul. Schultz und Rob. M. Slomau
fungirt.
Brief- und Fragekasten.
Bei der Anlage von Zeichensälen
werden pro Kopf 2,0 bis 4,0 Q» g«-
Besucber sind in Hörsälen
B. G. in Dresden,
in höheren Lehranstalten
rechnet Pro Kopf der sonatigen
0,9 bis 1,8 anzunehmen.
Beantwortungen zur Frage am Schluss derNo. 46. er.
1) Ein Stollen (Gallerte) yon 1,00» Weite, 1,80" Höhe mit
2 Steigung kann in der angegebenen Bodenart ohne künst-
liche Zuführung von Luft vorgetrieben werden:
bei Erleuchtung mit Oel: 21-23™
, Petroleum: 18-20»
„ „ beiden gemischt: 20 -22»
Bei eintretenden Sprengungen ist Vcnf
5™ ab empfehlenswert!! , wenn die Arbeit
unterbrochen werden soll. — Ueber weitere,
Details bei Ausführung solcher Bauten bin ich gern bereit, Be-
an mich •
sich
2) Im Jahre 1876 habe ich auf de
i Stollen von 1» Weite und 1,3»
einen gum™ .» • - nsuB >
schiebt getrieben, um Wasser aus einer
zu erlangen. Der Stollen hatte eine Steigung von 5" *„
von 2 Arbeitern bei bloßer Handarbeit ausgeführt und es musste
bei 20» Länge für Zuführung von Luft gesorgt werden. Der
Stollen ging in einer Tiefe von 10» von einem 3» weiten ge-
mauerten Brunnen aus, was für den Luftzutritt allerdings etwas
ungünstig wirken mochte. — Die Ltiftzufuhrung geschah in ein-
facher Weise dadurch, dass vor Ort ein Bohrloch von der Ober-
fläche zum Stollen durchgetrieben wurde , wonach die Arbeit
wieder fortgesetzt werden konnte, bis bei etwa 26» Länge das
Ziel erreicht war. La über, Eisenb.Kaunistr.
8) Die Frage lasst sich generell nicht beantworten, hängt
vielmehr vou der Durchlässigkeit des Gebirges für Luft, vou der
Stellung des Mundlochs gegen die Windrichtung und vor allem
von dem Temperatur-Unterschiede der äußeren Luft und der Stollen-
Luft ab. Ist letzterer erheblich, so kann selbst bei Sprengarbeiten
mit Pulver auf mehrere hundert Meter Länge ohne Ventilation
gearbeitet werden, auch kreuz und iiuer, herauf und herunter im
Stollen, während bei annähernd gleicher Temperatur der äußeren
Luft und des Stollens und stillem Wetter dattei schon ein kurzer
Stollen Schwierigkeiten wegen der Wetter macht — Es giebt
aber eine einfache Regel, die die Frage entscheidet: Wenn das
Grubenlicht nicht mehr brennt, oder mir noch sehr schlecht
brennt, dann kann kein Arbeiter ohne Nachtheil für seine Ge-
sundheit mehr arbeiten. S. iL
; m C4rl H.tl.ti :n
K. E. O. Frtt.c».
; W. VtiMt H*rii«ch4ruck«r«l, B*fB»
Digitized by Goögle
No. 51.
DEUTSCHE BAUZEITÜNG.
259
Inh.ll
InbAIl: Arrliil»kt«ii und ta^mUm - W*la tu H»r.,l ur« — Weiter» «ur Krag« <l*s KIcmUiamttMuW* u p»tnitf»uiKeu rlrtndunfeu. — Lirttliwu»- Vtrfelimi
iuvu A-m Prtuilp. *m Willi» '«com AuUin Druck». - Keae. In iWf tferltn« tUu-AauUllunit. - Konkurrent für Projekt, tiun Nnihaii der Itonigtrück« tu KAnk<pl*r.
- Fer.o.tl -N.carUhlen. - Brief und r r.«-f k..lelu
I. Pr.
Architekten- and Ingenieur- Verain zu Hamburg. Ver-
sammlung am 5. April 1678. Vorsitzender Hr. Haller, anwesend
61 Mitglieder.
Der Vorsitzende gedenkt in längerer Hede des verstorbenen
Architekten Forsmann, weiland Stadtbaumeister in Haniburg, dessen
Verdienste um die Kunst, die Vaterstadt und um den Verein, dem
er seine Bibliothek durch Schenkung an die patriotische Gesell-
schaft hinterlassen hat, er lobend hervor hebt.
Ausgestellt im Lokal sind: 1. eine Mustersammlung Kleinau'-
scher Sicherheitsschlösser; 2. Dekorations-Entwürfe aus dem Re-
gierungs-Gebäude zu Schleswig von Hrn. Kindermann, nämlich
der Fries des Sitzungssaales — eine allegorische Darstellung von
dem Wirkungskreise einer Provinzial-Regierung — und das Plafond-
Bild den Treppenhauses : Schleswig- Holstein und Lauenburg unter
Schirm und Schutz der Boro
Korresp
Unter den Hingängen bei
denzbiatt d. niederrh. Ver. f.
Verhandlungen d Arth.- u. Ing.-Ver.
d. Arch.-Ver. zu Berlin,
portal der Hamb. Nikolaikirche von Hrn. Stmmper. —
lieber Fischfänger für Wasserleitungsröhren theilt Hr. H a s t e d t
mit, dass er mit einem vor seiner Hausleitung angebrachten
Fischfänger nicht unzufrieden sei, weil — nicht obgleich — er
noeh nie einen Fisch in seinen Wasserröhren gefangen habe.
Wahrscheinlich kehrten die Fische in dem Apparat, der in einer
bassinartigen Erweiterung besteht, die gegen die Hausleitung durch
ein Dratbgitter abgeschlossen ist, um und es werde so einer Ver-
stopfung der Röhren vorgebeugt —
Der Beschluss aber einen von Hrn. Hai Ii er eingebrachten
Antrag: 500 M. für Anschaffung architektonisch interessanter
Stucke aus der Renaissance-Periode zu bewilligen und die Summe
dem gegenwartig in Italien weilenden Direktor des Hamb. Museums
für Kunst und Gewerbe, Hrn. Dr. Brinckmann, für den Ankauf
eines dem Museum zu machenden passenden Geschenks zur Ver-
fugung zu stellen, wird nach einer Vorbesprechung auf Antrag
des Hrn. Kaemp bis zur nächsten Versammlung vertagt —
Hr. Bargum berichtet in Verbands- Angelegenheiten über den
" der betr. Arbeiten im Hamb. Verein und legt die Ausar-
lissionen über Statistik des Bauwesens, bau-
igen für Hochbauten und zivilrechtliche Ver-
antwortlichkeit der Architekten und Ingenieure vor.
Hr. Linnenbrügge theilt den Kommissionsbericht , betr.
gleichinafsige Bezeichnung mathematisch-technischer Grüften, mit
und Hr. Kaemp stellt die Ausarbeitimg der Denkschrift Uber
Druckhöhenverlust in Röhren, fertig zum Druck, bis Ende Juni
in Aussicht. Die eingereichten Berichte sollen acht Tage aus-
liegen und dann nach zweiter Lesung festgestellt werden. —
Hr. Heunicke macht einige Mittheiluugeu über Rauchver-
brennung im allgemeinen und Uber die Einrichtung des getheilten
Rostes von Eggert & Kirchmann im besonderen. Er bezeichnet
das Verfahren der Theilung des Rostes als vollendet in der Wir-
kung, doch ist dasselbe im grofsen noch nicht verwendet worden
wegen der dabei erzeugten übermafsigen Hitze, gegen welche kein
bekanntes Material Stand hält Bei kleinen Heizanlagen, auch im
Industriebetrieb, hält er es für recht brauchbar und spricht den
Wunsch aus, dass durch wiederholte Versuche d:
weiter ausgebildet werden möge.
in den Verein ist Hr. Juhl.
Weiteres zur Frage des
fähigen Erfindungen.*)
Die Gesetzgebung erkennt neben materiellem Eigenthum
i Eigentum" ausdrücklich als rechlmäl'siges Besitzthum
will den Besitzer desselben genau so wie den Besiizer
von sichtbaren, körperlichen Werthobjekten in seinem Besitzrecht
vor dem Angriff Anderer schützen. Dieses Prinzip ist u. a. auch
dem Patentgesetz zu Gründe gelegt und aus dem Wortlaut
dieses Gesetzes geht zweifellos hervor, dass der Erfinder ge-
schützt werden soll und nicht etwa umgekehrt dritte Personen
gegen den Erfinder in Schutz zn nehmen sind.
Die Frage nach dem Eigentumsrecht an einer Erfindung,
und die Frage: Wer berechtigt ist, für eine Erfindung Sehnt/ zu
beanspruchen, kann als« gar nicht aufgeworfen werden, wenn der
betr. Erfinder, der direkte Urheber einer geistigen Errungenschaft
auf technischem etc. Gebiete bekannt ist Hierin kann sich eben
nichts ändern und es ist ganz gleichgiltig, ob der Erfinder freier
unabhängiger Mann, d. h. sein eigener Herr ist, oder ob er sich
zur Zeit in einem Abhängigkeits-Verhältnisse befindet.
Wollte man derartigen Verhältnissen Rechnung tragen und unter
irgend welchen Bedingungen das Eigenthums- (bezw. Patent-)
Recht auf eine Erfindung gelegentlich einem andern, als dem
wirklichen Erfinder, z. B. dessen augenblicklichem Brodherrn, zu-
sprechen (ich nehme natürlich an, ohne Genehmigung oder gar
der eigentümliche Fall
ein Anderer gegen den
itz ein Anderer ge
diesem das Recht
•) H. Nn. 4T .
s, vgn dem Produkt seiner eigenen Geistesthitigkeit Gebrauch
zu machen, weil ja dem Inhaber des Patents alle Rechte des
alleinigen Besitzers zustehen und er also auch befugt ist, die Be-
nutzung der patentirten Erfindung jedermann zu gestatten oder zu
verbieten. In solchem Falle würde demnach aas Patentgesetz
gerade das Gegentheil von dem bewirken, was bezweckt wird, und der
Begriff von geistigem Eigenthum würde vollständig illusorisch werden.
Die Gründe, welche a. a. 0. zu gnnsten des „Brodherrn"
angeführt werden, erweisen sich bei näherer Betrachtung als hin-
fällige, denn mit demselben Rechte, wie der augenblickliche Chef
einer geistig befähigten Person, könnten auch alle bisherigen
Lehrer und könnte schliefslich alle Welt bezügliche Ansprüche
aufwerfen. Es ist angeführt worden , dass der Beamte „zur Ver-
wendung seiner geistigen Kraft (und hierher gehört auch seine
Erfindungsgabe) gewonnen und engagirt wird und hierfür als
Gehalt etc. empfängt", und ferner, dass „die
Mittel, Vorrichtungen, W,
Aequivaleut
unzweifelhaft das Recht
folge eines Erfinders haben",
bezw. der Chef durch Anstelh
erworben, die Leistung ihrer Beamten in dem von ihnen ver-
tretenen Fache nach Ermessen zu verwerten etc."
Ich kann diese Sätze, insbesondere aber die aus denselben
gezogenen Konsequenzen, nicht gelten lassen.
Allerdings wird ein Beamter etc. engagirt, well die Behörde
oder der Chef von den geistigen Fähigkeiten etc. des Engagirten
sich Vortheile in seinem Geschäfte verspricht Es versteht sich
aber von selbst, dass solche Erwartung sich nur auf ein be-
stimmtes, vorhaudenes Geschäft beziehen und sich nicht
auf ein Etwas erstrecken kann, das nicht existirt, das noch ganz
unbekannt ist und wovon weder der Eine noch der Andere in dem
Augenblicke eine Ahnung bat, wo der Engagements- Vertrag ge-
schlossen wird
Es ist also klar, dass das dienstliche Verhältniss eines Beamten
zu seinem Brodherru, eines Untergebenen zu seinem Vorgesetzten
jenen niemals zu etwas Anderem verpflichten kann, als das
Interesse desjenigen Geschäfts seines Chefs, für welches derselbe
engagirt wurde, mit den ihm zu Gebote stehenden Mitteln, mit
seinen Kenntnissen, seiner Begabung etc. gewissenhaft wahr zu
nehmen und fördern zu helfen. In diesem Siune ist derselbe also
auch mit seinem Erfinder-Talent dem Geschäftsinteresse verpflichtet.
Ich möchte auch nicht beatreiten, dass das Geschäft, in welchem
seitens eines Beamten eine dem Geschäfte Nutzen bringende Er-
findung gemacht wird , im allgemeinen und gerechter Weise be-
fugt ist, diese Erfindung für sich und in dem bestehenden Ge-
schiiftsumfange, auch ohne besondere Remuneration an den er-
findenden Beamten etc. zu benutzen.
Etwas anderes ist es jedoch, sobald die Erfindung pateutirt
werden soll und nun als patentirte Erfindung ein Vermögens-Objekt
für «ich ausmacht, mit dessen Verwertung (Verkauf, Verpachtung
etc.) ein ganz neues, eigenes Geschäft entsteht, welches mit dem-
jenigen, für welches der Beamte sich s. Z. engagirte, gar nichts
zu tnun hat und für welches also auch gar keine Verpflichtung
des Beamten besteht.
Abmachungen und Verträge, in denen stinulirt wird, dass
etwaige Erfindungen eines Beamten dem Chef desselben zufallen
und als Eigenthum gehören, würden im praktischen lieben das
erhoffte Resultat kaum jemals zur Folge haben, dagegen häufig
Grund zn Streitigkeiten und komplizirten Prozessen abgeben.
Dieses z. B. dann, wenn es darauf ankommt, fest zu stellen, in
welches Herrn Brod der Erfinder zu derjenigen Zeit gestanden
hat, als die Erfindung entstand, bezw. ob derselbe zu dieser Zeit
im Dienste (??) sich befand oder nicht, und anderes dergleichen.
Wenn a. a. O. angeführt wird, dass in Folge etwa auftretender
divergirender Ansichten über das Eigentumsrecht des Chefs auf
die Erfindung eines Beamten, in den Anstellungs-Verträgen ein
Passus aufgenommen werden würde, durch welchen dem Chef das
Eigentumsrecht gewahrt wird, so lässl sich mit Bestimmteit er-
warten, dass Verträge mit einer derartigen Klansei bald das
Gegenteil von dem zur Folge haben würden, was bezweckt werden
soll. Die Erfinder würden sich meistens veranlasst sehen, in
Mitteilungen an ihre Brodherren vorsichtig zu sein und überhaupt
nicht eher etwas zu erfinden, als bis sie sich frei gemacht haben,
oder sie werden Mittel und Wege aufsuchen, sich der Wii '
des leidigen Vertrages zu erwehren.
Ich kann meine Ansicht nach di
zusammen fassen:
Jede Erfindung ist Eigenthum des Erfinders und er allein ist
berechtigt, für seine Erfindung ein Patent zu beanspruchen Der
Chef, der Brodherr etc. eines Erfinders bat an der Erfindung des
Untergebenen nur in so fern ein Anrecht, als er dieselbe für
sich und den Umfang seines Geschäftes benutzen kann,
sofern die Erfindung in seinem Geschäfte, mit Hülfe
der dem Erfinder zu Gebote stehenden Mittel des Chefs
gemacht worden ist, oder ihm (dem Chef» überhaupt nur
bekannt geworden war, bevor der Erfinder ein Patent
nachsuchte.*)
•) Dl* Tr.rt.cH. dt» alerta liosr.nl™
ui den „( a.r* Ut uu.
D. Red.
Digitized by Google
260
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
26. Jnni 1 S78
Niemals aber und unter keinen Umständen kann der Krodherr
die Erfindung seine« Beamten ganz und gar als »ein Eigenthum,
als seine eigene Erfindung in Anspruch nehmen und sich dieselbe
patent) ren lassen, es sei denn, dass der Erfinder hierzu seine
ausdrückliche Genehmigung ertheilt Wer bei Beurtbeilung der
vorliegenden Frage von diesen Prinzipien abgeht, geräth bald auf
Holzwege, auf denen er nicht weit fortkommt
B., 14. Juni 1878. E. Kl.
Llohtpaua - Verfahren nach dem Prinzlpe des Willia'-
sohen Anilin Drucks. Hr. Prof. Dr. Vogel in Berlin hat in
dem Juniheft der „Photographischen Notizen*, herausgegeben von
A. MoU in Wien,
Moll in Wieu, einen Artikel über Lichtpaus - Verfahren ver-
ficht, aus welchem ich, unter Bezugnahme auf meine in
41 dies. Zeit* gemachten Angaben, im speziellsten Interesse
und Industriellen Folgendes ziemlich
„Neuerdings ist man auf einen dritten Prozesi alten Damms
zurück gekommen; das ist der von Willis schon 1865 erfundene
Anilin-l'rozess , eins der interessantesten photographischen Ver-
fahren, welches darauf hinauskommt, dass man einen mit einer
Innung von chromsaurem Kali und Schwefelsaure oder Phosphor-
säure praparirten Bogen unter der Zeichnung dem Lichte aus-
setzt. Die Chromsäure wird alsdann an allen vom Licht ge-
troffenen Stellen reduzirt, an den Übrigen nicht Man erhalt so
ein blassgelbes Bild auf grünem Grunde. Räuchert man dieses
Bild in einem Kasten mit Anilin, so bildet sich an allen gelben
— vor dem Lichte geschützt gewesenen Stellen Anilinfarbe
in dunkel violetter Nuance und dadurch entsteht ein positives
Bild in unvergftnglicher Farbe. Zum Fiziren genügt einfaches
Waschen mit Wasser.
Der Willisiebe Anilin-Druck fand jedoch keinen allgemeinen
bis vor etwa zwei Jahren durch verschiedene technische
lie Nachricht von einer grofscn Erfindung lief, welche
die Hrn. Lother in Torgau und Schröder in Kiel gemacht
haben wollten, die aber in nichts weiter bestand, als in dem alten
WilliB'schen Anilinprozess.
Zur Charakteristik der Hrn. »Erfinder" genügt es wohl,
darauf hinzuweisen, dass Hr. Lother im Jahre 1867 und Hr.
Schröder im Jahre 1870 in meinem Atelier arbeiteten. Beide
lernten den I'rozess daselbst kennen, ebenso mein Photometer.
Das Photometer, welche* Hr. Lother unter seinem Namen in
den Handel bringt, und welches auf der Skala die Aufschrift:
„Lother-Photometer" trügt, ist in der That eine ganz genaue
Kopie des meinigen, ein Plagiat in ausgesprochenster Form.
Origineller Weise reichte sogar Hr. Lother auf dem Kaiserlichen
Patentamte ein PaU'iitgesuch ein und es war uur sein Pech, dass
ich zufälliger Weise nach dem Patentamte kam, als sein Gesuch
vorlag und ich die Beamten sofort auf den Jahrgang 18tJ5 der
„Photographischen Mitteilungen" aufmerksam machen konnte,
in der das Verfahren beschrieben ist Natürlich wurde Bewerber
abgewiesen.
Hr. Lother erklärt in seinem Prospekte, dass er seine
Kopieen auf trockenem Wege anfertige. Dem gegenüber muss
bemerkt werden, dass die durch Rauchern hervor gerufe
Kopien sich im Lichte grün färben und dass die in
zurückbleibende Saure nachtheilig auf das Papier wirkt Ein
Auswaschen der fertig geräucherten Kopien ist daher unbedingt
erforderlich."
So weit Hr. Dr. Vogel. Es ist sehr zu beklagen, dass der-
selbe als anerkannte Autorität auf diesem Gebiete mit vorstehender
Aufklärung so lange Zeit zurück gehalten hat Jedenfalls würden
durch eine früher erfolgte Darlegung viele Techniker etc. vor
(ield und Zeitverlust geschützt geblieben sein. Den Vogel'schen
wie auch meineu Angaben gegenüber vergleiche man nun die in
No. 57 pro 1877 dies. Zeitg. von Lother ausgesprochenen Worte:
„Die Kopien bleiben in Licht und Luft unveränder-
lich", und urtheile alsdann I —
Die von Hrn. Baumeister Heeren s. Z. in No. 80 pro 1877
dies. Ztg. gemachten Angaben konstatire ich hierdurch, soweit
dieselben sachlich gehalten sind, als richtig, bemerke jedoch,
dass nach dem betr. Verfahren bei der Belichtung das Bild
stets (also auch bei Schröder) in gelben Linien auf grünem
bezw. graugrünem Grunde sichtbar wird.
Die in No. 89 pro 1877 von Hrn. Lothef gemachte Mitthei-
lung, dass er im Stande sei, einige vorherrschende Farben durch
Mittel auf den Kopien zur Erscheinung zu bringen, ist
. da nach diesem Verfahren verschiedene Farben des
Originales in der Kopie nie wieder gegeben werden können.
Diese Angabe spitzt sich dahin zu, dass Lother nach der Be-
lichtung die gelben Linien der Kopie mit (ngrediei
welche dieselbe entweder gelb, roth, grün etc. fi.»«.,
ArJlindftmpfe dunkelviolett färben; darin vermag ich einen
praktischen Vortheil nicht zu linden, da für die Linien der Zeich-
nung diejenige Farbe die beste ist, welche sich dem „Schwarz"
am meisten nähert, d. i. hier die dunkelviolette Anilin-Farbe.
Die Lotber'sehe Lichtpaus-Augelegenheit glaube ich mit vor-
stehender Mittheiluug als ahgethan betrachten zu dürfen, benutze
aber diese Gelegenheit, um einige Worte auch noch über das in
allerjüngater Zeit durch Versendung von Prospekten etc. von
Eduard Brandt in Berlin angekündigte: „Verbesserte Kopir-
Verfabren von P. Hoppe- zu sagen, welches ebenfalls dem
Lienen
behandelt,
, während
Prinzip nach in nichts anderem, als dem Willis'schen Anilindruck
besteht Prospekt und Gebrauchs - Anweisung machen, im allge-
meinen auf den Leser einen guten Eindruck, es tritt kein neuer
„Erfinder" auf, das Dr. Vogel'sche Photometer wird nicht als ein
neu konstruirtes Instrument bezeichnet, es wird als 4. Operation
ausdrücklich das Wässern, Auswaschen der Kopien erwähnt,
also kein trockenes (bis jetzt Oberhaupt unmögliches) Ver-
fahren empfohlen - aber dennoch enthalten die gedachten
Ankündigungen theils unrichtige, theils mangelhafte Angaben, die
es mit aich bringen, daas der Käufer der Präparate nicht im
Stande sein wird, ein zufriedenstellendes Resultat zu erzielen.
Die meinerseits mit dem Hoppe'schen Präparate angestellten
Versuche, wobei ich dem Principe nach korrekt manipulirte,
Einduss nicht
jetzt nicht ergeben.
Die in dem Prospekt gemachte Angabe, man könne eine Kopie
auf weissem 0) Grunde in richtiger Stellung bei einer einzigen
Operation TO erzielen, verspricht Unerreichbares und enthält
zwei Inkorrektheiten. Es ist 1) nach diesem Verfahren eine
Kopie auf weissem Grunde nicht zu erreichen, sondern nur
eine Kopie auf mehr oder weniger hellem grau-grünem oder
grau- blauem Grunde und es ist auch 2) eine vollendete Kopie
bei einer einzigen Operation unerreichbar, wie man sich am der
Gebrauchs-Anweisung schon allein überzeugen kann.
Weiteres über das Hoppesche Verfahren behalte ich noch vor.
• 1878. Kolk, ■
Nettes ia der Berliner Bau - Ausstellung. Bis zum
20. Juni er. wurden neu eingeliefert: von J. W. Köppen 2
Kerzenkronen in Bronce; — Ferd. Thielemann Antike Schüsseln
in gepresstem Messing; — Ed. Puls Treppengeländer von Schmied-
eisen mit Bronce, entw. von Gropius 4 Schmieden ; Erbbegräbniss-
Gitter von Schmicdeisen, entworfen u. ausgeführt von Ed. Puls; —
Lewin * Goldmann Reflektor für dunkle Zimmer; — C. Ginikey
Tcppiche, im Vestibül; - A. Waagen & Co. ~
stände; eine Uhr in Bronce; — C. Krainmo
kandelaber, entw. u. ausgeführt von C. K ramme; — A. Gorgens
& Co. 1 Büffet, eichen geschnitzt mit Intarsien.
Konkarrenz für Projekte zum Neubau der Honigbrttoke
zu Königsberg . Pr. Bis zu der erst in einigen Wochen zu
erwartenden Bekanntmachung des Preisrichter- Unheil» mag es
erwünscht sein, mitzutheilen, dass 12 Projekte eingegangen sind,
in welchen mit untergeordneter Ausnahme durchgängig Ehen für
den Ueberbau zur Verwendung gebracht ist wahrend für die
Unterstützungen im Strome die Verwendung von Stein mit Eisen
Nach ein paar Haupt - Gesichtspunkte gliedernd, mag noch
Folgendes angeführt werden : Je 2 Projekte verwenden 4, 7 Pro-
jekte 3 und 8 Projekte je 2 Oeffnungen; ferner ist als
beweglicher Ueberbau bei 7 Projekten von einer Drehbrücken-,
bei 2 von einer Portalbrücken-, bei 2 von einer Wipphrttcken-
nnd bei 1 von einer Rollbrücken-Koiistniktion Gebrauch
Die Anschlagssumme wechselt in den sehr weit
nden Grenzen von 87 800 und ItiSüüU M.
Personal - Nachrichten-
Deutsches Reich.
Ernannt: Der Wasserbau-Bezirks-Ingenieur Willgerodt in
Metz zum Regierungs- u. Baurath mit d. Charakter als Wa
bau-Direktor in der Verwaltung, v. Elsass-Lothringen.
Ernannt: Der Kreisbmstr. Ossent zum Bauinspektor in
Ottelsburg i./Ostpr. — Der Regierungsbmstr. Lindemann in
Uslar tum Wasserbmatr. in Koblenz. - Der Werkstätten- Vorsteher
Ti llv in Paderborn zum Eisenbahn-Masckinenmeister b. d. West-
fäl. Eisenbahn.
Versetzt: Der Eisenbahnbau- u. Betriebs-Inspekt Schepers
von Elberfeld nach Paderborn.
Die Bauführer -Prüfung haben bestanden in Berlin
a) für beide Fachrichtungen: Paul Wüster aus Berlin, Eduard
Endeil aus Potsdam, Bruno Rathke aus Danzig; — b) für das
Maschinenbaufach: Rieh. Alt aus Neustadt i./'Obcrschl., Benno
Leitgebel aus Scheitnig, Max Eckhardt aus Cöslin U.Eduard
Wetzel aus Berlin. — o) in Hannover für das Bauingenieur-
Fach: Schwartzkopf aus Berlin, Jougebloed aus Leer, Karten
aus Hannover; — b) für das Maschinenbau - Fach : Te uscher
aus Aricas.
Die Baumeister-Prüfung haben bestanden a) für beide
Fächer: Hugo Fischer aus adl. Wickerau; — b) für das Bau-
ingenieurfach: Herrn. Claussen aus Schleswig, Max Bergfeld
aus Weimar u. Aug. Morgenstern aus Frankfurt a./M.
Brief- nnd Fragekasten.
Beantwortung veröffentlichter Fragen. Als sehr
geschickter Spczialibt für Anfertigung von Blumen aller Art ans
Blech wird uns von unbeteiligter Seite der Klempner Hr.
Schwartz in "
»mU« tos C»rl B««lli> in
K. K. O. Friuck. Units: w. U°..tr Hofb.ckdr.cktr.l, Bcrbu.
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No. 52.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
261
■■halt: lUr WdmnU(t mit Wink..,- (Troninarl-) Scluitie im Ilain bei
Sehwdaniri. — Zcarnen-AnMlftllung v.in Schülern mittlerer und niederer ^rwrrldli'lx-r
CnlirrirtiK-Atirtaltni In Berlin. Mal and Juni 1RTB. (FixtaedmiK.) — llltt h 1 11 angen
am Vereinen: Architekten- und Ingenirar- Verein so Hamtiurg- ItautcrhriUrher
Verein «" Ä^a. — Vamltcbtea: Reataaraticm der KL Qereon Kirche in Oiln.
- Zur Frage der HrrMeUung geruchfreier Hau« ■ Ableitungen. — Zaglerrleeen. —
A*> der Facblltterator. — Konkurrenten-
Die Wehranlage mit Winkel- (Trommel ) Schütze im Main bei Schweinfurt.
Die Stauanlagen im Main bei Srhwcinfurt befanden
sich bU vor wenigen Jahren in einem etwas verwahr-
losten, nach dem Urt heile befragter Sachverständiger*)
sogar gefahrdrohenden Zustande. Bei dem Umbau
derselben handelte es sich um die Anlage eines beweg-
Kanal von ca. W» lichter Weite sollte prograinmgcüiäfs eine
AbsrbuLz- Vorrichtung geschaffen werden, die ein besonders
rasches (»offnen und Schliefsen zum Zwecke des Durchlassen»
der Flöfse gestatte und welche in geschlüsseltem Zustande
auch möglichst dicht hielte.
Kitt. i.
Flu. X
liehen Wehrs in dem für die Flöfserei bestimmten Kanal,
dem sogen. Flosskanal. Für diesen — neu angelegten —
•) \ rei . T.TinUHi— Gutachten dm früheren StadlhammHaten .1 G. Oladelc
vom Mal HM«, Hnferh'a Oftiln In Scbwrinfnrl. imit ,KrUulcrung»berlchl «n dem
von I raren. H. Srbmlrk eerfnaateai generellen Rntwurf rlaea Uaabtwea der Htaa
Anlagm In Ilain «H -■<rb«rei»furi«. Jaul IM4 nebe* .Nachtragen' Aurtt 18««! efcea-
Die normale Stauhöhe, d. h. die Differenz zwischen Ober-
und Unter- Wasserspiegel, betrug damals rund 2" und man
gab sich der begründeten Hoffnung hin, dass nach Anbrin-
gung eines genügend dicht schliefsenden Stauwerks diese
Differenz sich zu Gunsten der nachbarlichen, mit Turbinen
bezw. mit Wasserrädern betriebenen industriellen Etablissements
Digitizcd by V.
[Ie
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
29. Jani 1878
vergrößern und daneben überhaupt eine gröfsere Gleich-
mäfsigkcit der Wasserstande werde erreicht werden.
Die Unterzeichneten haben dem aufgestellten Programm
um besten durch Aufstellung einer „Winkclschütze *, d. h.
eines 2 schenkligen, um eine horizontale Achse drehbaren
Wehrs, das In den beigegebenen Figuren dargestellt ist, zu
genügen geglaubt ; zur näheren Erläuterung des Werks durfte
die folgende kurze Beschreibung hinreichend sein.
Es ist nach Fig. 4 und 5 der Flosskaual durch Einbau
eines Mittelpfeilers der Breite nach in 2 ungleiche Theile zer-
legt, von denen der gröfserc, 9.64 m weite für die Einlegnng der
Winkelschütze, der engere, etwa halb so breite Lauf für den
Grund-Ablass
Der Flosskanal wird an
Abstand von V, // von der Drehachse liegt ; der andere Schenkel
von der Höhe = 1,32 - und der Breite (Länge) B erleidet
unter der Wirkung der Wassersäule II einen nach aufwärts
gerichteten Druck Q = ^ B II 1.32. der au einem Hebelarm
'/j . 1.32 wirkt. Das Eigenwicht der Winkelschütze //, welches
am Hebelarm l <___ V, . 1,32 wirkt, sucht die Schütze nieder
zu legen. — Bei den gewählten Abmessungen und Gewichten
ist bei geöffneter Drehklappe « das auf Aufrichten der
Schütze wirkende Drehmoment gröfscr als die algebraische
Summe der Drehmomente, welche dem Druck des Uber-
wassers und dem Eigengewicht der Schütze entsprechen.
Das Niederlassen der Winkelschütze erfolgt durch
der Wehrstelle durch eine
mit eisernem Unterbau
ausgeführte , schräg zur
Strumrichtung liegende
Strafsenbrücke über-
schritten. Der parallel
zur Stromrichtung ge-
nommene Vertikalschnitt
Fig. 1 zeigt die Winkel-
schütze in vollkommen
Von
Winkel von 86" bilden-
den Schenkeln ist dereine
1,85 der andere 1,32 ■
lang. Die aus einem
Rahmwerk aus |_ Eisen
mit Blechbekleidung ge-
bildeten Schenkel sind an-
der! Kopfenden durch Stirn
platten und parallel zur
Drehachse durch einen
Viertel-Zyliuder-Bogen ge-
so dass die in
schiffsdicht
liergestellte Schütze einen
Sehwim mkorper bildet,
der um die horizontale
Grundachse drehbar ist
und vermöge seiner beson-
deren Form und Lage die
Tendenz hat, sich auf-
zurichten. Bei geschlosse-
nem Wehr steht der längere
Schenkel nahezu vertikal
und der kürzere ent-
sprechend nahezu horizon-
tal. Wird tiie Schütze
nieder gelegt, so bewegt
sich das Ende des kürzeren
Schenkels an dem viertel-
krei * förmigen , in Mauer-
werk ausgeführten Gerinnboden entlang so weit,
bis der längere Schenkel eine nahezu horizon-
tale Stellung angenommen und nun den Durch-
gang des Wassers in der ganzen Breite von
9,84 m und das Passiren der Flöfse gestattet.
Der kürzere Schenkel steht dann nahezu vertikal
abwärts gerichtet.
Der kürzere Schenkel bildet in jeder
Stellung eine Abschlusswand für die
Schützenkammer K (Fig. 1, 3, 5). welche, je
nach der Stellung der im Strompfcilcr ange-
brachten Drehklappen a bezw. fc, unter dem
Druck des Oberwassers oder einzig unter
dem Druck des Unterwassers steht. Wenn
die Dms-clklappe « mittels Handrädchen nnd Schneckengetriebe
geöffnet, dagegen die Drosselklappe b geschlossen ist, so
kommunizirt die Kammer A" allein mit dem Oberwasser und
es wirkt in diesem Falle auf den kurzen Schenkel die ganze
Höhe der Wassersäule, welche der Niveau-Differenz zwischen
Ober- und Unterwasser bezw. der Höhe des Oberwassers über
der Gerinnsohle entspricht. Dagegen steht der längere Schenkel
unter einem Druck, der nur V, der eben genannten Wasser-
saulenhöhe entspricht.
Auf den vertikalen Schenkel der Breite (Länge) B wirkt
ein Druck P = y B II ^f, dessen Angriffspunkt im
1
b
M
j — i _
— r-— v
Fi*. I
den Handrädern, durch
welche die Drchklappcn a
und b stellbar sind. So-
bald a geschlossen nnd
damit die Wirkung des
Oberwassers auf den
kürzeren Schenkel der
Schütze abgeschnitten
wird, würde, wenn das in
der Kammer A' cinge-
Wasser rasch
könnte,
die Winkelschütze unter
der Wirkung des alsdann
nur am aufgerichteten
Schenkel aktiven Ober-
wasser - Druckes , sowie
unter der Einwirkung des
Eigengewichtes rasch
herunter klappen. Damit
dieses Niederklappen nicht
mit zu grofser Heftigkeit
erfolgt, ist der Ablauf des
in der Kammer K da-
durch die Drehklupi>c b
ganz entsprechend zu
reguliren, da das in dem
Itanme K eingeschlossene
Wasser beim Niedergehen
der Schütze in der Art
einer hydraulischen Bremse
wirkt , deren Intensität
dadurch erhöht werden
kann, dass durch partielles
Offenhalten der Dreh-
klappe « eine
Flg. *.
zu schliefsen und
wonach unter
wassere gegen
in der Kammer K er-
zeugt wird.
Soll die Schütze
aufgerichtet werden,
so ist die Drehklappe b
lie Drehklappe n zu öffnen,
dem Ueberdruck des Olier-
len kürzeren Schenkel alsbald
die entsprechende Drehung der Schütze erfolgt.
Da <lieser Drehung die ganze im Flosskanal
bei nieder gelegter Schütze vorhandene Strom-
geschwindigkeit entgegen wirkt, so muss. um
die Schütze dem Wasserlauf entgegen, unter
der alleinigen Wirkung des am kleinen Schenkel
aktiven Ueberdrucks, aufrichten zu können, der
Ueberdruck gröfser sein als oben für den
Zustand der Ruhe berechnet worden ist . u. z.
muss derselbe zur Ueberwindung der Stofs-
wirkung des Oberwassers gegen den sich
aufrichtenden Schenkel ausreichend sein.
Nach diesen Verhältnissen ist die Läntre des unteren
Schenkels in jedem einzelnen Falle zu bestimmen, und es
ergab schon die dem ersten Projekt für die Anlage beigefügte
Rechnung, dass dort diejenige Schenkellänge, welche für das
Aufrichten genügt hätte, nicht mehr erreicht werden konnte,
weil zur Zeit, als man sich für die Anlage der Winkelschütze
entschied, die Fundamentarbeiten am Flosskanal bereits zu weit
gefördert waren. Sollten diese Fundament-Ausführungen geschont
werden, so musste man sich an der Schenkcllänge von 1,32™
genügen lassen und das Fehlende durch einen Nothbehelf, die
Anwendung von Gegengewichten, zu erlangen suchen.
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No. W>.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
263
Hierdurch, und aas keiner andercu Rücksicht motiviron sich
die in Fig. 1 und 3 angegebnen, je 4M) k schweren Gegen-
gewichte, hinsichtlich deren Zuhülfenalune es nicht ganz über-
flüssig sein nun? zu betonen, dass dieselben dein Prinzip der
Winkelschütze eigentlich entgegen stehen und ihre Anwendung
überall entbehrlich und sogar verwerflich ist, wenn die Ver-
hältnisse eine genugende Länge für den kurzen Schenkel der
Winkelschütze erreichbar machen. Es liegt im Konstruktion»-
Prinzip der Wiukelschütze, dass das Niederlegen wie das Auf-
richten des Wehres ausschliefslich durch Wasserdruck er-
folgen soll. —
Auch in noch sonstiger Beziehung hat die Schweinfurter
Anlage an ihrer Vollkommenheit Kinbufse erlitten, indem
der vorgerückte Stand der Fundament-Arbeiten uns im freien
Disjioniren hinderlich gewesen ist. Es ist aus diesem Grunde
nicht mehr thunlich gewesen, eine genügend energisch wirkende
Vorrichtung zum S |> ü l e n d e r K a m m e r K und zur raschen Be-
seitigung des dort etwa zur Ablagerung gekommenen Sandes
zur Durchfahrung zu bringen. Mit Rucksicht auf diese Un-
Vollkommenheiten, auf die die ßauverwaltung von vorn herein
aufmerksam gemacht worden ist, kann nach dem ausdrücklichen
Zeugniss der betr. Behörde der Betrieb der Schweinfurter
WinkelschOUc als ein durchaus befriedigender ange-
sehen werden, und es durften gleich günstige Resultate mit
einer anderen, dem allgemeinen Programm ungepassten Wehr-
vorrichtung kaum zu erreichen gewesen sein. Bas Nieder-
lassen wie das Aufrichten geschieht ebenso rasch wie sicher
und es genügt für die ganze Operation ein Zeitraum von wenigen
Minuten. Zur Bedienung der Winkelschütze ist bei gewohn-
lichen und mittleren Wasserständen nur ein einziger Mann,
der Wehrmeister, erforderlich, der gleichzeitig als Fli>sszühler
für Berechnung der Wehrgebühreii funktiouirt. Die Winkel-
schütze ist seit ihrer 1873 erfolgten Aufstellung ununterbrochen
im Betrieb gewesen. Grundeis, Eisgang und Hochwasser
haben bisher keine nennenswerthen Schwierigkeiten veranlasst.
Nach länger andauernden Wasserständen, wahrend welcher
ilic Winkelschütze offen gehalten wird, kommt es vor, dass
sich feinkörniger Sand in gröfsereu Mengen durch den ca.
1 «■ weiten Spielraum zwischen Mauerwerk und der Kante
lies nieder gelegten Scbützenschenkels zieht und dass es dann
etwas längere Zeit dauert, bis durch mehrmalige SpOlung,
welche liier aus schon erwähnten Gründen nicht so anzu-
ordnen war, dass sie energisch genug wirkt, der Sand wieder
eutfernt und der sonst leichte und rasche Gang der Schütze
wieder hergestellt wird.
Gegenüber der Wirkung des früher in Schweinfurt be-
standeneu Nadelwelirs liat sich insbesondere ergeben, dass
die St au Verhältnisse wesentlich besser geworden sind und
nunmehr, selbst bei der stärksten Frequenz im Flosskanal
und bei den niedrigsten Wasserständen im Main, fast keinen
Schwaukuntron mehr unterliegen. Die Niveau - Differenz
zwischen Ober- und Unterwasser, welche früher normal 2 ■
betrug, stellt sich seit Herstellung des bei der Winkel-
schütze erzielten In-ssercn Abschlusses auf 2,9™ bei nie-
drigstem Wasser und betragt i. M. mehr als 2,6 ra, so
dass den dortigen industriellen Etablissements, deren Wasser-
Motoren unter dem Einfluss dieser Gefällhöhe stehen, ein
recht bedeutender Nutzen erwachsen ist. Ks kann angenom-
men werden, dass der Main bei Schweiufurt in trockenster
Jahreszeit <a 45 kbIB und zur Zeit des Hochwassers unge-
fähr 2000 kb» Wasser pro Sek. abführt. Seit Funktionirung
der neuen Stauwerke hat sich heraus gestellt, dass auch bei
allerschlechtcstem Wasserstande jetzt noch ca. 10 kbra pro
Sekunde, welche von den vorhandenen industriellen Etablissc-
werden können, für anderweitige Vcr-
gewordeu sind.
Bei der Gefällhohe von 2,5 m und unter Annahme der
Aufnahme der Wasserkraft durch Turbinen von 75" „ Nutz-
effekt repräsentiren diese 10 kb™ Wasser eine effektive Be-
triebskraft von 250 Pfdkr. Die Wassergewerkschaft in
Schaff hansen *) verpachtet in Schaffhauseu die mit Drahtseil
den diversen Etablissements zugeftthrtc Betriebskraft zu dem
billigen Preise von 96 M. pro Pfdkr. und Jahr. Unter An-
nahme der gleichen Summe würde in Schweinfurt durch Ver-
pachtung jener gewonnenen 250 Pfdkr. eine Jahres - Rente
von 24 000 M. zu erzielen sein.
Was einige Details der WinkelschuLzeu- Konstruktion
betrifft, so zeigt die Skizze Fig. 9, dass der kurze Arm der
Sciiütze durch eine Holzleiste gegen den Unterboden ge-
dichtet ist, während die Abdichtung an der Drehkantc
durch einen Lcdcrstulp geschieht. Nach Fig. 4 (oben) hat
die Schütze 1 Unterstützungen durch kurze Achsstücken er-
halten, deren gussciserne Kloben nach Fig. 9 mit Holz-
klötzen gefüttert sind. Die sonstigen Konstruktions-Details sind
durch den Hinweis auf diese Figur genügend klar gelegt,
sofern die Angaben hinzu genommen werden, dass die Anzahl
der aus |_ Kiscn und durchbrochenen Stahlblechen gebildeten
yuerrahmen, abgesehen von den beiden Eudrahmeu, 7 beträgt
und dass das Gewicht der Winkelschütze für sich rot. 7500" ist.
Was noch den Grund-Ablass anlangt, so mögen über
denselben, nur im Interesse der Vollständigkeit und mit Bezug-
nahme auf die Fig. l! u. 7. folgende summarische Angaben
hinzu gefügt werden:
Fi«. V.
Der Grund- Abhiss ist der Höhe nach 2 t heilig eingerichtet;
lürdie untere Hälfte sind Drehschütze mit genau zentrischer
Lage der Drettachsc ausgeführt, die durch ein Schneckenrad,
welches durch ein Hnndrädchen iu Drehung gesetzt wird, liewegt
werden. Die Drehschicber nilein werden benutzt in Zeiten,
wo die Freiwassennengc gering ist, während in Zeiten grolser
Freiwassennengen die durch Zahnstange und Windewerk be-
wegten Zugschieiter ebenfalls in Benutzung treten. — Die
Drehscliieber bestehen aus Gusseiseu, die Zugschielier sind
aus Protileiseu und Blech hergestellt. Bei normalem Wasser-
stande beträgt der Wasserdruck auf die Gesauuntfläche der
Schieber rot. 20 00Ok; das Gesammtgewicht des dazu ver-
wendeten Eisens aller Art ist 1 1 500 k.
Die Kosten der gesummten , vom Lüneburger Eisenwerk
gelieferten Eisenarbeiten zu der Winkelschütze haben Ihm
einem Gosamintge wicht von rund 11 (XX)11 etwa 12 000 M.
betragen, einschl. der Kosten des Holzbeschlags und der
Drehklapi>en- Einrichtungen in deu Kanälen. Das Gewicht
des beweglichen Theils allein, also der eigentlichen Schütze,
ist rund 7500 K
Die Ausführung des Werks geschah im Jahre 1873
nach den Plänen und unter Leitung der Unterzeichneten,
welche geuenüber dein Magistrate der Stadl Schweiufurt
die Garantie für das richtige Funktioniren der Winkelschütze
übernommen hatten.
1878.
Nagel ifc Kaemp.
mittlerer und niederer gewerblicher Unterrichts -Anstalten in Berlin
Mai und Juni 1878.
i Kommission, welche aus den Hrn. (ieh. Ob.-Bau-
rath Giersberg, Direktor Gropius, lTof. Dr. Hertzer, Prof.
Wiukler, Baumeister Bö ck mann, Baumeister Otze», "
meister Jänicke, sammtlicb in Berlin, suwie Direktor
Knien aus Nienburg a. d. W. und Lehrer Schlotke at
)
bürg zusammen gesetzt war, hat die Beurtheilung der Arbeiten
aus den (iebieten des geometrischen, architektonischen
und Baukonstruktions-Zeichuens und Bauentwerfeus
obgelegen.
Die Kommission hat sich, gegenüber der großen Masse des
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264
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
29. Juni 1878
angehäuften Stoffes, hinsichtlich der zur Beurtheilung kommenden
Schulen eine gewisse Beschränkung auferlegen müssen, insofern
lange nicht alle Anstalten, sondern nur einige derselben eine
speziellere Würdigung gefunden haben. Die Kommission schickt
ferner voraus, dass das Urtheil, welches über einzelne L'nter-
richtazweige der betr. Schulen gefallt wird, lediglich auf der
Beobachtung einer gewissen Durchschnitts-Leistung beruht, wahrend
im einzelnen Vieles, je nach den Verhältnissen), größeres Lob,
bezw. auch größeren Tadel verdient haben würde.
1. Die Schule für ßauhandwerker au der Allgem.
Gewerbeschule zu Hamburg. Wahrend ein großer Theil
l1eg\,Bdte*anUS
für Bauhandwerker in eine gewisse Konkurrenz mit den Bau-
gewerkschulen der preufs. Monarchie. — Bei dieser Schule muss
zunächst eine sehr wissenschaftliche und gründliche Behandlung
der darstellenden Geometrie hervor gehoben werden. Dieselbe
hat eine Vurbercitungastufe im Linearzeichnen und erweist gute
Resultate, welche indessen vielleicht einen größeren Zeitaufwand
beanspruchen, als hierfür im allgemeinen den Baugewerkschulen
gewährt werden kann. — Die Art des Zeichnens anlangend, so
wird als wünschenswerth erkannt, die Strichfnhrung, namentlich
der Linien, die dasjenige bezeichnen „was istu, gegenüber den
Hülfslinien etwas energischer zu halten.
Die Bauzeichnungen der Kl. IV. lassen vermuthen, dass man
es im wesentlichen mit Kopien zu thun hat, im besten Falle
mit einer Fortführung angefangener Motive. Auch hier wäre es
vielleicht am Platze, ton vorn herein der Ausbildung eines festen
und derben Striches eine gröfsere Neigung zuzuwenden. — In
den oberen Klassen ist durch die Ausstellung selbst eine hin-
reichende Entwickelung der Baukonstruktionslehre zwar nachge-
wiesen, indessen zeigen sich in den später folgenden Entwürfen
konstruktive Mangel, oder es wird mindestens eine diesem Zweige
nicht hinreichend zugewendete Aufmerksamkeit ersichtlich.
Was die künstlerische Ausbildung und Ausstattung der
selbständigen Entwürfe der obersten Klassen anbelangt, so ist
es schwer, angesichts des Programms für die wirklieh hervor
ragenden und in formaler Beziehung sehr entwickelten Leistun-
gen, den richtigen Maafsstab der Beurtheilung zu linden. Für
solche Leistungen ist nach dem vorliegenden gedruckten Unter-
richtsplan nicht die Vorbildung zu erwarten, vielmehr genügt der
ertheilte ästhetische Unterricht augenscheinlich nur für die ein-
fachsten Entwickelungen der Kunstformen. — Es dürfte hier der
Fall vorliegen, dass von mehren Schülern ein Unterricht außer
der Schule, wozu sich in Hamburg wohl Gelegenheit bietet, be-
uutzt worden ist.
1 Baiigewerkschnle zu Nienburg a. d. W. Hinsicht-
lich des Umfangs und der Gründlichkeit der Behandlung der
darstellenden Geometrie besteht eine gewisse Verwandtschaft
mit der Hamburger Schule; indessen muss hier dem Bedenken
Kaum gegeben werden, dass Nienburg auf diese Disziplinen
mehr Zeit verwendet: 1) als die für solche Anstalten knapp
bemessene Zeit wünschenswerth macht, und 2) als absolut not-
wendig ist Dieses gilt um so mehr, als der darstellenden
Geometrie noch ein besonderes Linearzeichen vorher geht. Die
Methode des Unterrichts in der darstellenden Geometrie, nach
welcher aufser angehängten großen Tafeln auch die Entwickelung
der Figuren daneben in anderen Lösungen vom Lehrer gezeichnet
wird, wird als zweckentsprechend anerkannt.
Dieselbe Gründlichkeit herrscht auf dem Gebiete des Kon-
strnktionszeichnens. Große schwarze Tafeln mit weißen
Konturen werden beim Vortrage benutzt. Der Schüler kopirt
ins Skizzenbuch mit eingeschriebenen Maaßen und überträgt
nachher selbständig auf sein Zeichenbrett. Das erzielte Resultat
ist eine grofse Summe wirklich brauchbaren Materials, womit den
Handwerksmeistern auch ohne Besitz besonderer Werke eine
feste Grundlage für die spätere Praxis gegeben ist.
Gegenüber der so außerordentlich ausgedehnten und gründ-
lichen Behandlung der erwähnten Disziplinen tritt nun das
eigentliche Projektiren in sehr bescheidener Weise auf. Wäh-
rend in Klasse III. und II. noch von keiner selbständigen Arbeit
die Rede ist, zeigt diese Thätigkeit in Klasse I. große Schwan-
kungen zwischen 1 und 4 Projekten, indessen ist als Durchschnitt
die Zahl 2 anzusehen. Es begründet sich dieser relativ geringe
Erfolg durch die Gebundenheit, die bis dahin den Lehrstoff be-
herrscht hat, und die Befangenheit, mit der die ersten freiereu
Schritte unternommen werden. Sehr verständiger Weise halten
aber die gelieferten Projekte (mit Ausnahmen, von denen noch
weiter die Rede sein wird) streng den Boden fest, auf welchem
genossene Ausbildung sich mit Sicherheit bewegen kann, und
zeigt sich das lobenswerthc Streben, in gesunder Ausbildung
einfachen Holz- und Steinbaues die Aufgabe zu losen. Hicr-
des einfachen Holz- und Steinbaues die Aufgabe
bei muss indessen (wie eigentlich bei der gesammten dargestell-
ten Thätigkeit der Schule) der Wunsch ausgedrückt werden, dass
dem zeichnerischen Können, der Strichführung, eine etwas ver-
mehrte Aufmerksamkeit zugewendet und dass" der Schüler hin-
sichtlich der Anordnung der Blätter an eine größere Freiheit
gewöhnt wird. Alle Schattenlinien an Konstruktionen, Grund-
rissen etc. dürften besser vermieden und durch einen gleichmäßig
kräftigen Strich ersetzt werden. Ein besonderes Bedenken, wel-
ches sich gegen die neuerdings aufgenommene Formenlehre
(Kl. I. und II.) richtet, darf nicht zurück gehalten werden. Es
erscheint bedenklich, den dafür jetzt eingeführten Rahmen fest
des U. Semesters eine kleine Aufgabe
lassen und somit für die im i). Halbjahr
!hen Resultate besser vorgebildete Schüler
zu halten, der einerseits zu weit und andrerseits zu eng ist: Zu
weit, als die gezeichneten Stilübungen, namentlich aber die sehr
unerfreulichen Entwürfe, für das erzielte Resultat zu viel der
kostbaren Zeit wegnehmen, zu eng, als das damit erschlossene
Gebiet für praktische Resultate eiu viel zu sehr begrenztes ist
Im großen und ganzen erscheint es angänglich, die vorbe-
reitenden Disziplinen, namentlich Linearzeichnen und darstellende
Geometrie, so weit einzuschränken, dass damit Raum gewonnen
wird, schon am Ende des
selbständig arbeiten zu
zu erstrebenden pn
Es erscheint erwünscht, den stilistischen Zeichcn-
lediglich auf die Anleitung zu beschranken, die beim
Entwerfen selbst bezüglich der Entwickelung der einfachen Holz- und
Steinformen gegeben werdet! kann, dafür aber die Zeit zu einem
größeren Umfang selbständiger Projekte zu gewinnen.
3. Die städtische Bauschule zu Eckernförde. Bei
dieser Sehlde tritt, im Gegensatze zu Nienburg, ein er-
heblicher Umfang der selbständigen Thätigkeit der Schüler im
Entwerfen in die Erscheinung ; die Zeit dazu wird gewonnen durch
die Beschränkung des Umfangs des Zeichnens in darstellender
Geometrie, vor allen Dingen durch den -4 -halbjährigen Kursus,
der im wesentlichen der Thätigkeit im Entwerfen su gute kommt
und, nachdem im dritten Semester die einfachsten Bauwerke voran
gegangen sind, es in der Thal gestattet, die Aufgaben im vierten
Halbjahre weiter zu fassen.
Eine auffällige Erscheinung ist die mit Vorliebe geübte
parallel perspektivische Darstellung der Baukoastruktioneu.
Es kann deren Nützlichkeit sowohl in Richtung der konstruktiven
Klarheit als in der Uebung im Zeichnen nicht in Abrede gestellt
werden, indessen scheint doch das Maitis der Zweckmäßigkeit
insofern überschritten, als ein großer Theil der Blätter in ihrer
perspektivischen Darstellung absolut nichts
Horizontalschnitt der Körper vor die Augen zu
Die im "
in Farbe und Form sind sehr gut
Ausbildung sehr zu empfehlen ; dagegen dürfte die reine Formen-
lehre, wie sie in den Zeichnungen ersichtlich wird, wenn auch
mit anerkennenswerthem Geschick geleitet, doch das nothwendig
der Bauschule gesteckte Ziel überschreiten und nicht den
Nutzen gewähren, der die aufgewendete Zeit rechtfertigt.
4. Städtische Baugewerkschule zu Höxter a. d. W.
Bei dieser Schule tritt das Bestreben hervor, die vorberei-
tenden Disziplinen des Linearzeichnens und der darstellenden
Geometrie auf das äußerst geringste Maaß zu reduziren. Das
Linearzeichnen beschränkt sich auf einige Strichübungeu und es
erfolgt die Uebung darin au den fortschreitenden Aufgaben der darst
Geometrie selber. Während der wissenschaftliche Umfang der
gelehrten darstellenden Geometrie in der That als bis zur äußerst
zulässigen Grenze beschränkt erscheint, i»t andrerseits durch die
Arbeiten der Schüler als erwiesen zu betrachten, dass die Uebung
im rein geometrischen Linearzeichnen (worauf z. B. in Hamburg
erhebliche Zeit verwendet wird) sehr wohl durch die Zeichen-
Uebung in der darst. Geometrie selbst zu ersetzen ist, ohne dass
Nachtheile sich ergeben.
Eine besondere Beachtung verdienen das Streben dieser Schule,
tiefer in das Wesen der Formen- und Stillehre einzudringen, als
dies die meisten anderen Schulen beabsichtigen , so wie
ferner die Wege, die zu diesem Behuf eingeschlagen
Während die meisten Schulen dies Gebiet für das letzte !
aufschieben, beginnt Höxter die stilistischen Uebungen bereits in
der untersten (Hl.) Kl., u. z. nicht, wie dies bei kunsthistorischem
Unterricht naturgemäß erscheint, von innen heraus, sondern quasi
vou außen heran, indem Haus-Skelette mit besonders charakteri-
sirten und zeichnerisch geübten Stäben. Kehlen, Karniesen (!!)
in ihren verschiedenen Funktionen bekleidet werden. Es soll
nicht verkannt weiden, dass diese Uebungen im Zeichnen der
Proülc großen Maaßstabes vortrefflich zu wirken vermögen, in
sofern sie rechtzeitig durch eine gründliche kunstwissenschaftliche
Bildung unterstützt werden können. In Höxter tritt aber eine
solche von sehr beschränktem Umfange erst in der Kl. I. ein und
es liegt die Befürchtung nahe, dass damit aus dem Nutzen eine
Gefahr wird, die darin besteht, dass der Schüler mit einem großen
Apparat von Sülformen in die Welt geht, ohne deren rechte
geistige Verarbeitung, dass er sich in Folge dessen reich dünkt
und im Grunde doch arm ist, dass er sich im weitereu Verlaufe
seines fachlichen Lebens sodann jeder Aufgabe gewachsen glaubt
und auf diese Weise entweder Misserfolge erntet, oder, was
schlimmer ist, die Zahl der bedauerlichen, künstlerische Rohheit
zur Schau tragenden Bauwerke vermehrt, anstatt in richtiger Ent-
seines Bildungsganges, durch weise Beschränkung, in
Weise für die Hebung eines gesunden Volks-Bauwesens
in seiner Entwickelung von innen heraus thätig zu sein.
Nachahmens- und empfehlenswert!), namentlich für die Schulen
mit knapp zugemessener Zeit, sind die sogenannten Schnell-
entwürfe in Skizzen. Dieselben haben den Vorzug, den Schüler
an rasche Dispositionen zu gewöhnen und ihn von dem zeichne-
rischen Apparat unabhängiger zu machen. —
Die in Höxter eingeführten Meisterprüfungen zeigen in den
vorliegenden Resultaten relativ bedeutende Leistungen. Durch-
weg erscheinen aber die Programme zu hoch gegriffen und daher
zeigen die Arbeiten (wie nicht anders zu erwarten) in stilischer Be-
ziehung wenn auch erstaunliche, so doch keine recht erfreuliehen
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No. 52.
DEUTSCHE BAU ZEITUNG.
265
Resultate. Das einfachste stadtische oder ländliche Wohnhaus,
wenn dasselbe wirklich vollendet gut durchgearbeitet ist und in
seinen Kunstformen eine gesunde Uebung guter nildungspriuzipieii
zeigt, ist unendlich werthvoller — sowohl als ZeugmsB für die
Tüchtigkeit, dann auch als Uebung für den jungen Meister —
als reiche Kirchen, die neben grobem Formenreichthuni dennoch
zeigeD, (lass das innerliche Verständnis* für das eigentliche Wesen
der betr. Kunstformen und deren logische Entwickelung nur sehr
mangelhaft vorhanden ist. Die Durchsicht der Mappen ergab bei
den mit demselben Namen bezeichneten Arbeiten Kontraste, die —
da die Absicht der Täuschung nicht voraus gesetzt werden kann
- - für die sachverständige Kritik unerklärlich bleiben.
5. Städtische Baugewerkschule zu Idstein. Der
Unterricht in darstellender Geometrie, welcher die 2 untersten
der 4 Baukurse begleitet, während er im dritten ausfällt
und in der Oherklasse in seiner Anwendung auf Perspektiv-
und Schattenkoustrukliouen sich wieder einfahrt, ist nach den
Heften in seinem wissenschaftlichen Gange befriedi-
dagegen und mit geringer Liebe behandelt
in der zeichnerischen Ausführung, so dass die Darstellung der
meisten Kurvenschnitte u. s. w völlig karrikirt erscheint Ks
scheiut die Absicht voreuherrschen , die Zeiche nübung durch
das sogen. Baukonstruktions-Zeichnen nach Vorlagen zu ersetzen.
Zugegeben, dass dieser Zweck sich erreichen liefse, so zeigen
doch die ausgelegten Mappen mit kopirten Konstruktionen, dass
die Arbeiten zu mechanisch betrieben werden, ohne Hinweis auf
die konstruktiv wichtigen Momente, und so mindestens die parallel
gehende Absicht, dem Schitier neben zeichnerischer Fertigkeit
auch konstruktives Wissen zu geben, durch die Verwirklichung
derselben in bedenklicher Weise beeinträchtigt wird. —
Die Baukonstruktionslehre hat in Idstein ein sehr reich-
haltiges l'rugrauun und es ist wohl der Massenhaftigkeit des ge-
gebenen Stoffes zuzuschreiben, dass die zeichnerische Ausführung
auffallend bescheiden ausfallt Während ein verhäJtnissmäfsig
geringer Theil der Zeit auf das Detail der Konstruktionen ver-
wendet wird, strebt man dahin, den Schüler eigentlich nach jedem
Kurse in gewissem Sinne abgangsfähig zu machen. Die Möglich-
keil, in wöchentlich 2 Stunden der untersten Klasse in nur 1
alle Steinverbande, Bogen und Gewölbe, Feuerung*-
i Treppen, Verankerung, Eindeckung der Dacher,
Gerüste "
knapp bemessenen und daher weise zu benutzenden Zeit rindet, wird
empföhlen. — Endlich wird noch die Aufstellung ciues
Normal-Schulplans befürwortet, wozu die Arbeiten der Kom-
mission die Grenzen des in den einzelnen Fächern zu Erreichen-
iing der 1)
(N. B. u. s. w.) zu lehren,
sachverstandi'gerscits absolut bestritten werden. Die
gen, einfache
ändigerseits a
Kurse kommen nicht auf die einfachen Konstruktionen "zurück,
sondern beschäftigen sich eingehend mit allen Aufgaben der Bau-
führung, den Hulfsmaschinen u. s. w. Unzweifelhaft ist alles dies
sehr erwünscht, nur scheint es derjenigen Basis zu ermangeln,
die eine gründliche konstruktive Vorbildung allein verleihen kann.
Dass alle Zeichnungen, welche diesen Unterrichtszweigen
folgen, ziemlich mangelhaft ausfallen, kann unter solchen Ver-
hältnissen nicht befremden. Man darf die nicht genügend gründ-
liche Behandlung der grundlegenden Fächer in Idstein ebenso
wie die geringe Mühe, welche auf die zeichnerische Vollendung
der darst Geometrie dort verwandt wird, um so weniger gut
heilsei], als in späteren Kursen ein ganz unverhältnissmäfsiger
Zeitaufwand auf Dinge verwendet wird, die den eigentlichen Zielen
einer Baugewerkschule ferner liegen sollen. Hierher gehört vor
allen Dingen das Aquarelliren von Landschaften, welches nach
den ausgelegten Mappen in erheblichem Umfange getrieben wird
und dadurch die Hauptsache des betr. Programm - Titels — das
Ornamentzeichnen in ungebührlicher Weise beeinträchtigt
Ebenso erscheint die Durchführung von Stillehre, Formen-
lehre, Kunstgeschichte durch 8 Kursse mit wöchentlich 3 bezw. 5 und
4 Stunden, angesichts von nur '2 Stunden Baukonstruktionslehrc
in 3 Kursen für die aufgezählten Konstruktionen des Maurers, als
ein absolutes, nicht wohl zu verteidigendes Missverhältniss.
6. Sonstige Schulen. Die Arbeiten der übrigen Schulen,
worunter auch die „Reotganisirten Gewerbeschulen" einbe-
griffen sind, haben nicht speziell geprüft werden können. Es
glaubt die Kommission jedoch hervor heben zu müssen, dass, tun
für das Praktische ausreichende Resultate zu geben, der auf das
Baugewerbe bezügliche Theil des Unterrichts in den r'achklassen der
reorganisirten Gewerbeschulen jedenfalls einer Umgestaltung be-
dürftig ist. Hierüber sowie über die Frage, ob nicht vielleicht
in Betracht der den Schülern an diesen Anstalten in der Regel
abgehenden praktischen Vorbildung die Aufhebung dieser
Abt hei hing allgemein sich empfiehlt, hat sich in der Kommission
eine längere Debatte erhoben, deren Inhalt Uber das hier zu be-
handelnde Thema hinaus greift.
Nachdem die vorgenannten Schulen, wie vorstehend, einzeln
beurtheilt waren, ist die Kommission in die Diskussion der
Gesammt- Resultate eingetreten und hat sich zunächst mit
der Frage beschäftigt, auf welche Weise die von ihr gewonnenen
I i U rzeugungen am besten nutzbar zu machen seien?
Wahrend einerseits die periodische Wiederholung der
Ausstellungen befürwortet wird, wird andererseits vorge-
die besseren Arbeiten auf allen Gebieten ver-
igen zu lassen und den sämmtlichen Instituten zu-
Der Schwerpunkt einer korrigirenden
... .«wüte* wUU n-tuci in einer thunlichst genauen Abgren-
zung der einzelnen Disziplinen und Feststellung von
Minima und Maxiina gefunden; die Beseitigung einzelner Aus-
wüchse, die wesenüich ihren Grund in einer raischeu Verthcilung der
vielfältigei
den bezeichnen sollen.
Im allgemeinen
Prinzip Zustimmung:
a. Vorbereitendes Zeichnen. Im Rahmen des Lehr-
plaus einer Baugewerkschule erscheint es nicht erforderlich, der
zeichnerischen Uebung in der darstellenden Geometrie eine be-
sondere Linearzeichen-UebuDg voran zu schicken, vielmehr ist als
erwiesen anzusehen, dass die fortschreitenden Uebungen in der
darstellenden Geometrie selber diesen Zeichen -Unterricht zu er-
setzen vermögen. Am wenigsten geeignet ist dazu das mecha-
nische und gedankenlose Kopiren von Konstruktions - Zeichnungen.
b. Darstellende Geometrie. Der wissenschaftliche
Umfang derselben ist so weit zu begrenzen, als es die Rücksicht
Ein übcrPdas z. B. in Höxter gelehrte Maars um Einiget hinaus
gehendes Material durfte ausreichen. Das Zeichnen in der
darst. Geometrie ist gleichzeitig als Zeichen • Uebung überhaupt
zu betreiben. Es ist von vorn herein auf die Erzieluug eines
kräftigen derlien Striches hin zu arbeiten. Der Maafsstab der
Zeichnungen ist im allgemeinen gröber zu halten; die sehr zeit-
raubende Punktirung der Linien ist völlig zu vermeiden. Am
vortheilhaftesteu erscheint es, die Striche nach ihrer Bedeutung
durch Ausführung in verschiedenen Farben zu geben, wofür ein
allgemeines System leicht zu finden ist. — Zeitraubende zart ge-
tuschte Schattengebung auf runden Körpern ist als zwecklos zu
beseitigen. Bei ebenen Flächen genügen 2 Schatten: ein Lokal-
schatten und ein Schlagschatten; bei gekrümmten Flächen möglichst
wenige uuverwaschene, auf einander gesetzte Töne, deren Ränder
gerade am besten erkennen lassen, wie weit der Schüler das
Wesen der Schattenbildung beobachtet hat — Die Perspektive
ist durch eine äufserst einfache Methode zu lehren, welche nur
geringe Zeit kostet und den Schüler befähigt, sich selber weiter
zu helfen.
c. Baukonstruktions-Lehre. Die Grenzen durch Be-
schreibung zu ziehen, ist nicht wohl möglich. Auf alle fälle
Unterricht aber gründlich geübt werden
liefern. Eine Methode, wie z. B. die in Nienburg
Benutzung von Modellen — scheint nicht un;
holungen sind thunlichst zu vermeiden, veraltete
Dachverbände etc. sind aus dem Unterricht zu entfernen, dagegen
ist Gewicht auf die Erweiterung des Unterrichts in einfachen
Eisenkonstniktionen zu legen. Eine Ausdehnung auf alle der
Bau - Ausführung angehörende Hilfskonstruktionen, wenigstens
durch Vortrag und Skizzen bis an die mögliche Zeitgrenze, kauu
empfohlen werden.
d. Formen- und Stil-Lehre. Bei der äufserst geringen
Zeit, welche die Baugewerkschulen diesem Zweige der Baukunst
widmen können, muss notwendigerweise vermieden werden, zu
weit auszugreifen und Gebiete zu kultiviren, für deren Kultivimng
in der Regel selbst die für das akademische Studiuni bestimmte
Zeit bei dem Durchschnittsschüler kaum hinreicht. Das grofsc
Gebiet der Kunstformen architektonischer Stile wird dem Schüler
kaum anders als in einem knappen Auszuge im Wege eines
gründlichen Anschauungs-L'nterrichts, an der Hand eines
kurzen Abrisses der Kunstgeschichte erschlossen werden können,
indem man ihm die prägnantesten Beispiele in guten und deut-
lichen Vorlagen, wenn möglich in Modellen, zur Anschauung
bringt. Ks wird nicht daran zu denken sein, den Schüler durch
eine hinreichende Uebung in diesen Formen zu einer sachgemäßen
freien Verwendung derselben heran zu bilden. So weit als mög-
lich muss hier der Unterricht im Freihandzeichnen, welcher
wesentlich auf diese Seite zu richten ist, zu Hülfe komuieu. Es
dürfte auch schon recht viel gewonnen sein, wenn der Schüler
auf diese Weise soweit geschult wird, dass er vor missbräuchlicher,
misst erstandener Anwendung von Architvkturformen geschützt ist.
Die Gewandtheit, welche derselbe sich aneignen muss, um ein-
fache Gebäude in ihrer Facade und ihrer Inneu-Architektur richtig
zu protiliren, dürfte am besten dadurch gewonnen werden, dass
man den Schüler anhält, sämmtliche Details von einfachen Bau-
werken, zumeist der von ihm selbst entworfenen, in natürlicher
Gröfse zu protiliren und zwar unter Zuhülfenahme derjenigen
Vorlagen — Modelle und Zeichnungen welche ihm beim An-
schauungs-Unterricht erklärt worden sind.
Die Anfertigung eines Facaden - Systems im Maafsstabe von
etwa 1 : 5U sollte der Protilining wo möglich jedesmal voraus-
gehen. — In der Anwendung der Detailformen sollte der Schiller
vor allem auf die Entwickelung derselben durch rationelle
konstruktive Verwendung der Materialien hingewiesen werden,
als auf ein Gebiet, auf dem er vermöge seiner Vorbildung es selbst
dem kunstgebUdettm Architekten gleich zu thun am ehesten in
der Lage ist, um auf diese Weise den Sinn für naturgemäße
Einfachheit da zu erwecken, wo die jugendliche Phantasie sich
bekanntlich mit Vorliebe in unverstandenen, phantasievollen
( »bgleich das Ornamentzeichnen nicht zu denj enigen Gegen-
ständen gehört, zu deren Bcurtheilung die Kommission aufgefordert
worden ist, will sie an dieser Stelle doch nicht unerwähnt lassen,
dass der Schüler nur in den allcrseltensten Fällen in die Lage
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DEUTSCHE BAUZEITUNG.
29. Jini IK7fc
kommen durfte, reichere Ornamente selbst zu entwerfen — eine
Kunst, die in der rahtmäßig zugewiesenen Zeit unmöglich ge-
lehrt und gelernt werden kann. Da iudess auch den Handwerkern
zuweilen die Aufgabe zufallen wird, ihre Ausführungen mit freien
Ornamenten zu dekoriren, so ist es von höchster Wichtigkeit,
dass die Vorlagen für dag Freihand- und Ornament-Zeichnen mit
Sorgfalt, mehr wie dies bisher geschehen, gewählt werden, als
ein Hauptmittel, den Kunstsinn des Schülers nach Möglichkeit zu
bilden. Es hat der Kommission die Wahrnehmung sich aufge-
drängt, dass auch tur diese T)i.sziplin der Architekt, nicht der
Maler, der geborene Lehrer des Bauhand werkers ist. — Mit Aus-
lassungen wie den vorstehenden soll der Entwickelung der
.Talente- keineswegs entgegen getreten sein. Ks scheint indess
besser, dann der Drang zum Fortschreiten bei ihnen zwar auge-
regt, zugleich aber durch den Hinweis gezflgelt werde, dass der-
selbe auf Grund der auf der Haugewerkschule zu erwerbenden
tüchtigen praktischen Bildung mit dem Hülfsniittel der Weiter-
bildung auf den Ateliers, bezw. der Benutzung des akademischen
Studiums, sich zu den höchsten Zielen hindurch zu arbeiten sehr
wohl im Stande ist, anstatt sich in unverstandenen Produktionen
zu ergeheu, die leicht zur Verkenuung der «igenen Ausbildung
fuhren.
e. Entwerfen von Gebäuden. Das eben ausgeführte
Prinzip findet seine volle Anwendung auf den Unterricht im Ent-
werfen. Ks erscheint zulässig, auch bei den Baugewerkschulen
mit !I Klassen sehon am Ende de« /.weiten Kursus einige kleine
Arbeiten selbständig machen zu lassen, um damit diu Befangen-
heit und den Zeitverlust zu vermindern, die sich beim Heran-
treten der Schuler an Selbstthfitigkcit immer heraus stellen.
Zweckmäßig ist die Einrichtung von Schnellentwürfen in Skizzen.
Dagegen ist unzweifelhaft, dass die Baugewerkschulen in ihrer
jetzigen Verfassung bei höchster Anstrengung von Schillern und
Lehrern nicht Architekten für reich durchgebildete Bauanlageu,
wie z. B. grofse Kirrheu und dergleichen, bilden können. Wenn
durch einzelne der vorliegenden Projekte diese Behauptung in
Frage gestellt zu sein scheint, so wäre es wichtig, in diesen Fällen
speziell den Bildungsgang und die Befähigung des Schalers zu
prüfen. Die Kommission steht nicht an zu behaupten, dass sich
heraus stellen wird, dass entweder die Schüler die Gelegenheit
gefunden haben, aufser dem Kursus der Schule sich die Uber
das gewöhnliche Maaß gehende Fertigkeit anzueignen, oder dass
eine geschicktere fremde Hand mehr als eigentlich erlaubt und für
den Schüler gut ist, an den Projekten gethan hat Aufserdem darf
nicht unerwähnt gelassen werden, dass bei eiuer grölsern Anzahl
mit architektonischem Aufwände ausgestatteter Entwürfe der
konstruktive Theil so mangelhaft ausgefallen ist, dass es fast
j scheint, als sei auf Kosten des Unterricht! in der Konstruktion
der Unterricht im Formen- und Farbenwesen in unzulässiger
I Weise bevorzugt worden.
Es erscheint dem gegenüber zweckmäßig: 1) die Entwürfe
auf einfachere Objekte zu beschranken und darauf zu halten,
] dass nicht ein leeres, schwulstiges Formenwesen eiuer naturge-
mäßen, dem Wesen des Materials und der Konstruktion ent-
sprechenden Ausbildung vorgezogen werde: 21 sich damit zu be-
gnügen, die Fahnden durch eine korrekte Behandlung mit einem
| Schattenton oder durch Srhraffirung in die plastische Erscheinung
zu rufen, und endlich j) die Konstruktion in allen, auch den unter-
geordneten Einzelheiten klar und richtig darzustellen, namentlich
aber auch alle für die Ausführung nothigen Maaße einschreiben
zu lassen. - Jedes ausgearbeitete Projekt sollte füglich derart
beschaffen sein, dass dasselbe unmittelbar auf der Baustelle ver-
Als Resultat ihrer Wahrnehmungen erschien der Kom-
mission hiernach eine nicht unwesentliche Umgestaltung des
Uuterriehtowesens an den Hängewerk- etc. Schulen, soweit es
I die zur Begutachtung unterstellten Disziplinen betrifft, geboten
und es beschließt dieselbe, eine solche Sr. Exzellenz dem
Hrn. Handelsminister in vorangedeuteter Weise zu empfehlen.
Die Kommission war der Ansicht, dass die Frage, welche Ver-
änderungen im Lehrplan der Baugewerkschulen — deren Unter-
stützung, Beaufsichtigung und Vermehrung angelegentlichst em-
pfohlen wird — vorzunehmen sein müssten, zunächst einer
Konferenz preußischer und auswärtiger Baugewerkschulen, unter
Zuziehung von Männern der l*raxis, vorzulegen sein werde. —
qumm folgt.)
Architekten- und Ingenieur- Verein zu Hamburg. E x-
kursion nach der Zollverein* ■ Niederluhe am 8. April 187«.
Die Zollvereins - Niederlage ist ein nach den Entwürfen des
Architekten Hugo Stammann erbauter Hauserkomplex, welcher im
Freihafen-Gebiet belegen, eine Insel des Zollvereins bildet Die
Niederlage enthält ungefähr 50 theils drei-, theiß viergeschossige
Häuser, die zu Privatlagern und Kuratoren bestimmt sind, aufser-
dem einen allgemeinen Lagerschuppen und mehre Fabrikschup|>en.
Alle Waaren,. mit Ausnahme von feuergefahrlichen, sowohl zoll-
freie wie zollpllichtige, können in dieselbe eingeführt werden. Die
Niederlage steht durch ein Gleis mit dem Bahnhof rSternscbanze"
und so mit allen Bahnen und den Kaianlagen der Häfen in Ver-
bindung, ist auch mit Post- und Telegraphen-Amt versehen.
Etwa M Mitglieder unternahmen den Ausflug, um speziell
die Möbel-Fabrik von .1. D. Hermann, die Anstalt von Aug. Specht
zur Bereitung des Berliner Tivoli-Bieres für den Export und die
Filiale der weltbekannten Taback- und Zigarrenfabrik von Justus
in Augenschein zu nehmen. Ist auch keines der Etablissements
von so hervor ragender Bedeutung, oder besitzt so neue und inte-
ressante Hinrichtungen . dass eine eingehende Beschreibung au
dieser Stelle gerechUertigt wäre, so war der Ausring doch lohnend
genug, um dankerfüllt gegen die Besitzer nach mehrstündigem
angenehmen Aufenthalt von dort zurück zu kehren. —
Versammlungam 12. April 1878. Vorsitzender Hr. Hai ler,
Schriftführer Hr. Kargum, anwesend 2'J Mitglieder.
Verhandlung über den Antrag von Hrn. Hallier, betr. eiu
Geschenk an das Museum für Kunst und Gewerbe. Der Vor-
sitzende maebt bekannt, dass der Vorstand einstimmig beschlossen
habe, von der Annahme des Antrags abzurathen, u.z. aus folgenden
Gründet! : 1. Weil derartige Bewilligungen überhaupt außerhalb
des Bereichs der Vereinslhätigkeit lägen und auch schon bei
anderen Gelegeuheiteu abgelehnt worden seien; 2. Weil der Be-
trag von .rii>o M. für den Verein als Geber so erheolich sei, dass
eine Beschränkung anderer diesjähriger, sehr nöthiger Ausgaben
erforderlich werde, wahrend die Summe für die Bereicherung
des Museums nicht ins Gewicht falle; 3. Weil, wenn ein archi-
tektonischer Verein einem Museum Kunstgegenstände schenken
wolle, dieses besser in Form eines gleich verwendbaren Geschenkes
als in Form einer Geldsumme geschehen könne. —
Hr. Hallier bekämpft diese Gründe energisch, doch fallt
sein Antrag mit allen gegen 2 Stimmen, da die Freunde desselben
in der schwach besuchten Versammlung fast ausnahmlos fehlen.
Hr. Kargum trägt die nach Beschluss der letzten Versamm-
lung im Lesezimmer ausgelegten Gutachten in Verbands -Ange-
legenheiten vor. Zurück gezogen wird die Vorlage, betr. zivil-
rechtliche Verantwortlichkeit der Techniker (Haftpflicht), wahrend
die Gutachten der Kommissinnen in den Fragen, betr. Bezeichnung
mathematisch -technischer Größen, Statistik des Bauwesens und
baurechtliehe Bestimmungen über Hochbauten Genehmigung finden.
Bin.
aus Vereinen.
Bauteohnischer Verein zn Aachen. 12. Versammlung
am 7. Juni 1878. Anwesend 1!) Mitglieder, Vorsitzeuder Hr.
Heinzerling.
Hr. Stubben macht mit Bezugnahme auf eine Verhandlung
des Ostpreuft. Vereins (vcrgl. I). B.-Ztg. 1*77 No. itt) einige Mit-
theilungeu über die für städtische Strafseupflasterungen
und Trottoire zur Anwendung zu bringenden Grundsätze.
Die Sorten -El u theilung der mastersteine richtet sich
a) nach der Grefte der Knpftläche, welche für horizontale und
für ansteigende Straßen wesentlich verschieden ist; b) nach der
Genauigkeit der Bearbeitung (In den belgischen Brüchen werden
in dieser- Hinsicht 5 Sorten, nämlich Würfel, Ketailles, Ordinaires,
( haussee- Pflastersteine und Mosaik-Pflastersteine unterschieden);
c) nach dem Material, welches selbstredend örtlich die gröTste
Mannichfaltigkeit darbietet. Interessant ist, dass die Brüche an
der Ouithc gleichzeitig nach Paris und Brüssel einerseits und
nach Köln, Hamburg und Berlin andrerseits liefern.
Die Manipulationen beim Pflastern sind bei städtischen
Strassen und Chausseen ziemlich gleich: anders ist es mit der
Rundung des Profils, welches auf Stadtstraßen bei regel-
mäßiger Reinigung und guter Abwässerung durch zahlreiche Ein-
laufe auf '/«„ bis ' ,,„ der Breite zu ermäßigen ist Für die
Entwässerung des Untergrundes ist bei städtischen Straßen eine
Unterschotterung mit entsprechenden Rigolen durchaus zu
empfehlen; die in Budapest neuerdings befolgte Methode, eine
Straße zuerst zu makadamisiren und erst nach mehrjähriger Be-
nutzung über den Makadam zu pflastern, führt manche praktische
Schwierigkeiten mit sich.
Der Grundsatz, dass es zweckmäßig sei, die Straßenrinne
in einige Entfernung von den Bordsteinen des Bürgersteigs zu
legen und letztere durch eine schräge A npflasteruug zu
stützen, hat sich auf städtischen Straßen nicht bewährt: derartige
Hohlrinnen werden allmälich unter Anwendung eines geeigneten
Bordsteinprolils in Flachrinneu , welche nur aus einer Reihe
Pflastersteine oder Werksteine bestehen und unmittelbar an dem
9 bis 12"" erhöhten Trottoirbord liegen, abgeändert, wodurch die
nutzbare Fahrbalm-Breite vergrößert, der Fußverkehr erleichtert
uud das Aussehen der Straße verbessert wird.
Der Vortragende geht dann zur Besprechung der am Rhein
üblichen Trottoir Konstruktionen über: er beschreibt die Vorzüge
und Nachtheile der Trottoire aus Asphalt, Zement, Thon-, Nieder-
mendiger- und Trachvt-Plattcn sowie aus den sogen. Platines von
Kohlensandstein. Zement-, Thun- und Niedermendiger Truttoire
werden als unzuverlässig oder undauerhaft getadelt; für breite
Straßen werden Asphalt- oder Trarhyt-Trnttoire empfohlen, wäh-
rend für enge, verkehrsreiche und vielen Veränderungen unter-
worfene Straßen die Platines-Trottoire als die geeignetoten be-
zeichnet werden.
Von Hrn. Kalff wird hervor gehoben, dass Zement- Estrich
für Bürgersteige zwar nicht zu empfehlen sei, Zemeutplatten da-
gegen in sehr zuverlässiger Beschaffenheit geliefert wurden.
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Nr 52.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
267
Ilr. He in Gerling beantwortet eine Frage nach zweckmäßiger
Konstruktion eiserner Kachwerkwinde ; er unterscheidet 2 Arten
dieser Wände, nimlich solche, die an Stelle von massiven Um-
fassungsmauern etc. errichtet werden, und solche, die nur Ilolz-
fackwerk ersetzen sollen. Die enteren bestehen aus einer etwa
14 . 1 >n starken Fußplatte auf gemauertem Sockel, aus T_ '"r"
migen Pfosten von etwa M • 1 . 4 . 1 «■ Querschnitt in Ab-
standen von 1 big 1,5 aus doppelten Eck- und Thürpfosten
und aus etwa 8.1.4.1™ starken "J förmigen Doppel-
riegeln, welche in Stockwerkshöhe die Balken tragen. Die /.weite
Art wird aus T oder _J_ förmigen 9 . 3 . 1 *m starken Pfosten und
i> ■ 0,0 "" starken horizontalen Flacheisen mit einer Feldertkeilung
von etwa 1,5 — 2 m Breite und 0,7 0,8" Hohe gebildet; die
Felder werden sn ausgemauert, dass die au den Kndcn umge-
kröpften und vernieteten Flacheisen mitten in der Mörtelfuge
liegen; Thür- und Fensteröffnungen werden durch Einlegen von
Joder"! Eisen hergestellt. Die Vortheile des Eiseufachwerks liegen
in der lUuinerspai niss gegenüber massiven Mauern und in der
grösseren Dauer und Feuersicherheit gegenüber dem Holzfachwerk.
Der Fragekasten enthält die Frage: Ob es zweckmäßig sei,
in Aachen einen Ge werbe verein zu begründen und ob der Bau-
technische Verein dies anregen solle? Die Hrn. Kalif, Heinserling
und von Kaven machen Mittheiluugeu Ober die Organisation
und das Wirken ähnlicher Vereine in Frankreich, in Württem-
berg und in Hannover. Der Vorschlag, zunächst eine Aus-
stellung der Baugewerbe und der verwandten In-
dustriezweige hier in Aachen zu veranstalten, tiudet allge-
meinen Beifall; eine Kommission, bestehend aus den Hrn. Dieck-
hoff, Hürth, Ritze, Kotiert/ und Zimmermann, wird ernannt, um
dem Vereine nähere Vorschlage zu machen. —
Zur Aufnahme in den Verein gelangt Hr. v. Rosnowski.
St
Vermischtes.
Restauration der St Gereon -Kirche In Cöln. Die im
1. .lahrhnndert durch die Kaiserin Helena erbaute Pfarrkirche
St. Oereon zeigt in ihrer jetzigen Oestalt die Forraengebung
aller mittelalterlichen Stilarten. Der erste Bau, dessen Beste
wir noch auf der Nordseite und Südostseite des Zehneck-Baues
sehen, hatte den Charakter einer Rundkirchc mit Kuppel und
Kapellenkranz und war nach Osten mit halbrundem Chorabschluss
versehen. Die Kirche hiel's .Zu den goldenen MaUrern" und
lag bis zur Erbauung der jetzigen Umwallung mit ihren Thürmen
und Thorburgen vor den Mauern der ehemaligen Römerstadt;
das Kuppeldach soll von Knpfer mit vergoldeten Mustern ge-
wesen sein; bei einem Raubzuge der Normannen soll die Kirche
geplündert und des „goldenen* Daches Im- raubt worden sein.
Im 11. Jahrhundert fand ein bedeutender Umbau des Gottes-
hauses statt, durch welchen der alte Chor entfernt und nach der
Ostseite bin ein basilikenartiger Langbau mit llolzdecke, darunter
die dreischiffige Krypta, zwei Seitenthürmu und ein halbrunder
Chorschluss, errichtet wurde. Die Nikolai-Kapelle auf der Süd-
seite und die jetzt abgebrochene Cäcilien-Kapelle auf der Nord-
seite scheinen die unteren Geschosse der damaligen Seitenthürme
gewesen zu sein. Unterhalb des jetzigen Pfarraltars befand sieh
Grabmal und Sarkophag des h. Gereon.
Krzbischnf Arnold U. entfernte im 12. Jahrhundert den da-
maligen Chorabsehluss, verlängerte die Krypta, errichtete die
jetzige Chorabsis mit den herrlichen Seitenthflmien und liefs den
rdtcren Langbau erhöhen und überwölben.
Der Beginn des 13. Jahrhunderts schuf an St. Gereon die
gewaltige Zehnecks-Kuppel statt des alten Rundbaues, im Innern
»4,5 •» hoch, mit ihrem Kapellenkranz und den Emporen, ferner
auch die liebliche Taufkapelle an der Südseite.
Im Anfange des 14. Jahrhunderts entstand die gewölbte
Sakristei auf der Südseite, ein herrliches Muster schönster gothischer
Formcugebung , in den hohen Fenstern noch mit ursprünglichen
Glasmalereien versehen.
Das 15. Jahrhundert brachte für die Kirche die Erneuerang
der Gewölbe im östlichen Laughaus, welche eingestürzt waren,
und das Iii. Jahrhundert die Erneuerung des Kuppeldaches.
In den folgenden Jahrhunderten erstreckte sich die Haupt-
thätigkeit auf das Innere der Kirche; leider war dieselbe vor-
wiegend auf Zerstörung des schönen und charakteristischen Alten
bedacht. So wurden alle alten Wandmalendon theils zerstört,
tbeils mit beziehungslosen Ornamenten Ubermalt, und welche
Schatze man hierbei acht- und pietätlos opferte, ersieht man aus
den in neuerer Zeit wieder aufgedeckten Wandgemälden aus dem
13., 11. und 15. Jahrhundert am Haiiptportale, in der Taufkapelle,
Nikolai-Kapelle und Krypta.
In den letzten Dezennien erst war man wieder darauf be-
dacht, das gute Alte zu erhalten, zu schützen und wo möglich zu
Unter dem Krzbischof v. Geifsel wurde durch Raschdorf
der Zehnecks-Bau restaurirt, ferner auch der alte Mosaikboden in
der Krypta studirt, gesammelt, gezeichnet, vervollständigt (durch
Wiethase und Avenarius) und aufs neue gelugt Die Krypta
selbst wurde restaurirt und nach den alten Resten wieder ausge-
malt; später erfuhren der I .angbau des Chors, die Sakristei und
Taufkapelle durch Raschdorf äußerlich eine Restauration und
es wurde durch Stau der neue Pfarraltar nebst Kommunionbank
am Anfang des Chorea errichtet.
Neuerdings führten die durch den Orkan vom 12. März 1870
an dem Kirchendach verursachten Beschädigungen zu genauen
Untersuchungen und schliefslich zu dem Keschtuss, einen Neuhau
der Kuppelbedacbung vorzunehmen, welche ganz und gar aus
Tannenholz konstrnirt, an mehren Strebehölzern die Inschriften
enthält: 1) Julumnt* Lutkicig Juü magitler operis. Anno
Vitu* llgtn Jtei» hec. . . . Anno WiS '. 2) Panis Ilugonis tuil
aeeeptzio hujwt laltorb. Anno Ifec scripiit Anno Urft)
und 3) verschiedene Wappen mit dem Dachdecker-Zeichen und
Anno 1576'. Die Deckung besteht aus schweren, gegossenen
Blei platten und zeigt an einigen Stellen um die Spitzen herum
noch die mit Zinn aufgelötbeten geometrischen Figuren eines
Mosaikmusters, welche ehemals vergoldet waren und wahrschein-
lich von einer früheren Bedachung herrühren, deren Reste im
Jahre 157« wieder benutzt wurden.
Es besteht nun die Absicht, das jetzige in sehr schlechtem
Zustande befindliche Kuppeldach zu entfernen und durch ein
neues zu ersetzen, welches unter genauer Beibehaltung der alten
Form und Gestaltung unter dem Schlusskreuz wieder einen Kranz
uiusivischer Ornamente besitzt. Die Ausführung der betr. Ar-
beiten hat vor kurzem begonnen, die Leitung derselben ist in die
Hände des Baumeisters Hrn. Lange gelegt worden. —
Zar Frage der Herstellung geruchfreier Haas - Ab-
leitungen gingen uns im Anschluss an die Mittheilnngen in No. 15
und 40 er. 2 weitere Zuschriften zu, die wir nachstehend der
Oeffentlichkeit unter Beifügung des Wunsches übergeben, von
einer weiteren Verfolgung des Gegenstandes in den Spalten dies.
Rl. für die nächste Zeit Abstand zu nehmen, weil wir durch
Raummangel gehindert sein würden, betr. Zuschriften Auf-
nahme zu gewähren.
Die heute vorliegenden beiden Zuschriften lauten:
L
In deujeuigeu Fällen, welche bei der Mittheilung in No. 15 er.
dies. Bl- vorausgesetzt werden, haben die Wasserschlüsse häufig
ganz gefehlt. Das kommt bei neueren Leitungen, die aus der
Hand tüchtiger Spezialisten hervor gegangen sind, gewiss nicht
vor, und es wird somit wohl ein Unterschied zwischen alteren und
neueren Anlagen, den der Hr. Verf. der Mittheilung in No. 40
kaum anerkennen will, zu machen sein.
Es lässt sich behaupten, dass eine geruchfreie Abfluasleitung
in jedem Fall herzustellen ist — freilich nur, indem mau das-
jenige beherzigt, was in No. 15 ausgesprochen ist. Von einem
Einschreiten der Baupolizei ist nur wenig Gutes zu erwarten,
und zwar deshalb nicht, weil die dynamischen Verbältnisse, die in
langen Rohrleitungen stattfinden, so komplizirter Art sind, dass
es oft dem tüchtigen, fachlich gebildeten Spezialisten selbst an
einer genügenden Erklänmg fehlt. Daher tappt dann der zwar
fachlich hoch gebildete, aber meist ziemlich unerfahrene jüngere
Bautechniker, dem die nähere Untersuchung solcher Fälle zuge-
wiesen wird, oft im Dunkeln und die daraus resultirende Polizei-
Verfügung klammert sich an irgend ein passend zu habendes
Wort oder ein Schema an, ohne den eigentlichen wunden Punkt
zu treffen. —
Ueber die Wirkungen , die ein aufgesetztes Ventilationsrnhr
ausübt, scheinen die meisten Techniker im Unklaren zu sein.
Woher soll in einem Rohr von 100— 150'°"» Weite, welches in
den allermeisten Fällen unten offen ist, im Ruhezustande eine
Spannung herkommen? Eine einfache Rechnung ergieht, dass ein
Orkan außer Stande ist, eine Wassersäule auch nur 5""" hoch
zu beben, gewiss also auch nicht im Stande ist, das Wasser aus
einem Verschluss zu verdrängen, der sehr leicht mit 30 bis !*)>«<«
hoher Wassersäule gesperrt wenlen kann. Spannungen in den
Rohren können eben nur dadurch entstehen, dass das aus relativ
großer Hohe herab stürzende Wasser Luft von oben nachsaugt
and iiiiteu Luft kotupriiuirt, wie etwa bei dem sogen. Wasser-
trommel-Geblase. Gegen solche Wirkung nun kann ein Ventilations-
rohr gar nichts helfen; höchstens vermag dasselbe zu verhindern,
dass der Verschluss zur Hälfte ausgesaugt wird. Das ist. aber
bei genügender Höhe des Verschlusses ganz unschädlich , da
immer noch 15 bis 30ronl Wassersäule verbleiben werden.
Mehr als zur Hälfte kann ein Verschluss nie ausgesaugt werden,
da bei noch weiterem Saugen die ganze Wassersäule im auf-
steigenden Schenkel des U förmigen Rohrs sich befindet und die
nachdringende Luft in Blasenform einziehen lässt.
Das in Gestalt der Verringerung des Abfallrohrs nach oben
angebrachte Ventilationsrohr hat also für das Haus selbst nur
geringen Werth: nützlich bezw. nöthig dagegen ist dasselbe an
, Stellen, wo durch herab stürzendes Wasser Spannungen der
Kanalgase erzeugt werden, also meistens im unteren Tb eil der
Leitung, da wo Regenrohre einmünden oder auch Krümmungen
oder verkehrte Gefälle den Abzug von Luft und Wasser hindern.
Ebenso ist dasselbe nützlich am oberen Luftsack des Traps
fOcruch-Verschlusses), wo es jedes Aufsaugen oder Herauswerfen
der Wassersäule absolut hindert. Ohne ein Veutilationsndir an
dieser Stelle ist ein doppelter Wasserschlnss nicht besser, als ein
einfacher, uie aber ist ein doppelter Verschluss besser als ein
einfacher Verschluss von doppelter Wassersäulen-Hohe.
Das einfache U fönnige Rohr ist bei richtiger Anwendung ein
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268
DEUTSCHE &AOZEITUNG.
29. Jnni 1878
vollkommener Apparat, dass es schwerlich je flbertroffen
wird.
Die Lüftung von Kloset-Räumen ist schon deshalb sehr
nöthig, weil da» Spülen der Kloseta häufig unterbleibt, aber auch
selbst dann, wenn die Spülung nicht gerade unterlassen wird, das
Wasser ausser Stande ist, fettige Anthcile der Exkremente voll-
ständig weg zu waschen. Leider kommt es selbst in sogen, reinlichen
Haushaltungen vor, dass der Duft des Klosets lieber Tagt lue
ertragen wird, als dass man von Seife und Bürste zur gründ-
lichen Reinigung der lnuentlücho des Klosetbeckens ein oder ein
paar Male Gebrauch macht.
Frankfurt a. d. 0. F. Schmetzer.
n.
Kine Haupt-Quelle des Qhlcn Geruchs unserer Hauswasser-Ab-
leitungen sind die Vorsenken oder Schlammkästen , welche dazu
Sand ut
>r Natur der Sache nach keine grofen Abmessungen
md werden daher in kurzer Zeit bis zur Abflusshohe
angefüllt. Alle nachfolgende Flüssigkeit rührt die faulende Masse
wieder auf und bringt ihr neue Nahrung, so dass sich abscheu-
liche Gerüche von vielerlei Zusammensetzung nnd giftige Gase
entwickeln, die mit der warmen Kanalluft in die Hausleitungen
aufsteigen und durch die Wasserverschlns&e durchtreten.
Je gröfer die Vorsenken siud. desto gröfer wird das Lehel.
Würden dieselhen taglich, oder womöglich mehrmals im Tage
gereinigt, so würde der Febelstand weniger fühlbar sein; aber
derjenige, der mit dem Betriebe solcher Ableitungen hekannt ist,
weifs, dass diese öftere Reinigung trotz strenger Polizei - Ver-
ordnungen nicht zu erreichen ist. Der Schlamm bleibt lange in
den Behältern stehen, und wenn dieselben zur Höhe der Abtluss-
mündung sich gefüllt haben, so wird dieser Schlamm durch die
Schlitze oder Maschen der vor den Rohrleitungen befindlichen
Gitter in die Sypbons, u. s. w. gedruckt oder gespült, und es ist
dann nichts weiter mit den Vorsenken erreicht, als dass schwere
nnd gröbere Stücke zurück gehalten werden.
Das kann aber ebenfalls erreicht werden, wenn man die
Abflussröhren am Boden des Senkkastens münden lässt, nnd
sie dort mit einem fest sitzenden Rost versieht. Ich fürchte
mich bei kraftiger Wasserspülung durchaus nicht vor Schlamm
und Sand in den Thonröhren und begehbaren Kanülen : ich halte
anderswo Haseufelle, grolien Grand, hall« Ziegelsteine und ganze
Damen -('hignons durch die Thonrohr -Leitungen passiren sehen,
und deshalb bei hiesiger Stadtverwaltung auch durchgesetzt, dass
für die Haus-Anschlüsse wie für die Rinnstein-Einfalle Vorsenken
angewendet werden, bei denen das Abttussrobr am Boden und
an der tiefsten Stelle des Sinkkastens liegt, so dass
nur solche festen Korper, die durch die Maschen oder Schlitze
der Roste nicht hindurch können, in deu Senkkasten zurück ge-
halten werden.
Spezielles über die Konstruktion der Roste und Anordnung
der Rinnstein- Hinfalle und Hansableitungen , wie ich sie hier in
Duisburg eingeführt habe, behalte ich zur Mittheilung in meinem
in Arbeit befindlichen Buche „fleher gesunde Wohnungen" etc. vor.
Duisburg, deu 18. Mai 1878.
H. Schill», Stadtbaumeister.
Zagbarrleren. In No. -10 er. dies. Zeitg. ist der von mir
konatruirten Zugbarriere Erwähnung geschehen und hierbei die
Ansicht ausgesprochen worden: es könne nicht ausbleiben, dass
die Barriere sich zuweilen plötzlich in Bewegung setze und sich
ruckweise schliefe u. s. w.
Ich glaube dieser Ansieht widersprechen zu müssen. Die
an beiden Knden des Drahtzuges angebrachten Gewichte sind so
reichlich bemessen, dass der Draht stets straff angezogen bleibt,
in Folge dessen beim Heben des einen Gewichts sofort ein
Sinken des anderen eintritt und daher ein mckweises Schliefen
wird. Das Keguliren dieser beiden Gewichte
durch den Bahnwärter ist daher nicht erforderlich. -
Durch Reskript des Handels - Ministers vom 18. Januar 1877
ist anerkannt worden, dass bei Zugbarrieren es vorzuziehen sei, dass
beim. Reifen des Drahtes die Barriere sich schliefe, wie dies
bei der von mir knnstniirten Barriere der Fall ist; dieses Schliefen
lindet keineswegs in so heftiger Weise statt, wie in dem obigen
Artikel angenommen wird. Bereits im .fahre 1876 fand durch
die technischen Mitglieder der hiesigen Eisenbahn -Direkt] i und
mehre Oberbeamte eine dahin zielende Prüfung einer seit
längerer Zeit im Betriebe befindlichen Barriere von 350'» Zug-
lange statt, wobei der Draht an der ungünstigsten Stelle (am
Barrierepfosten) zerschnitten wurde. Diese Versuche ergaben,
dass weder für die Bäume noch für die Passanten irgend welche
Gefahr verletzt zu werden vorhanden war.
Ine Konstruktion dieser Barriere, von welcher etwa 40 Stück
Inn der Saarbrücker Eisenbahn bereits im Betriebe sind, ist
durch Reichspatent No. 101-t geschützt.
St. Johann-Saarbrücken, den 21. Juni 1878.
de Neree, Eisenbahn - Bau
An» der Pachlitteratnr.
Dio städtische Waseerversorgnns;.
München, 1878. R. Oldenltourg.
Der Band f dieses auf 8 Bände berechneten, das ganze
Gebiet der modernen Wasserversorgung umfassenden Lehrbuches
wird nicht verfehlen, selbst bei denjenigen Lesern Interesse zu
erwecken, welche den speziellen Th eilen des bearbeiteten Gebiets
fem stehen. Derselbe ist als „Statistik der städtischen Wasser-
versorgungen" bezeichnet und enthält über ca. 300 deutsche, öster-
reichische nnd Schweizer Orte in gedrängter Kürze schätzens-
werthe Angaben. Seitens des Vereins deutscher Gas- und Wasser-
Fachmänner wurden 1876 an eine grofe Zahl von Wasserwerken
Fragebogen gesandt, deren zum Theil mit gröfer Vollständig-
keit und Genauigkeit eingelaufene Beantwortungen als Haupt-
material hei Abfassung der Statistik gedient haben.
Die Zusammenstellungen haben ihrer Grundlage nach natür-
lich nicht für alle Städte gleiche Vollständigkeit, doch finden sich
namentlich aus den gröberen Städten sehr vollständige Angaben
über alle Fragen, die bei Neu-Anlagen und bei Veränderung be-
vorkommen. — Diese sind z. B. Maxima und Minima der Wai
abgäbe, Verbrauch pro Kopf, Verbrauch für öffentliche Zwecke,
Verkauf nach Taxation und durch Wassermesser, Länge und Weite
des Rohrnetzes, Zirkulations- oder Verästelungs-System, Druck-
verhältnisse, Hochreservoirs, spezielle Beschreibung der Maschinen
und Pumpen, Leistung und Kosten derselben, verschiedene Ge-
winnungsweisen des Wassers und Qualität desselben.
Neben den technischen und sanitären Daten laufen finanzielle
Mittheilungen her. Können auch die Wasserwerke im Punkte
des Geldgewinns nicht mit den Gaswerken konkurriren, so lange
nicht ein den strengsten Anforderungen genügender Wassermesser
erfunden ist, so zeigt sich doch wie fast überall die durch-
schnittlichen Förderkosten pro kbn trotz der „theueren Zeiten"
sich vermindert haben, wed bessere maschinelle Einrichtungen
Erspaningen gebracht, vielleicht auch schärfere Kontrollen der
Wasservergeudung gesteuert haben.
Der schon im Alterthum anerkannte Satz, dass reichliche
Zuführung eines gesunden Wassers einen wichtigen Faktor des
gesammteii Knlt Urzustandes, also auch des Nationalvermögens
bilde, ist neuerdings wieder in den Vordergrund getreten. Die
„Statistik" zeigt deutlich dies Streben der neueren Zeit nach
möglichst tadelloser Qualität und einer für alle absehbare Zeit
genügenden Quantität des Wassers.
In der Einleitung des Buches stellt der Hr. Verf. sich auf
den mehr nnd mehr zum Ausgangspunkte mancher technisch-
litterarischen Leistungen gewählten .historischen" Boden. Man
wird hier erfreut durch den Eifer, mit dem alle einschlägigen
Daten aus der Bibel und aus alten Klassikern der Griechen und
Römer gesammelt worden sind.
Spezialisirung der Leistungen ist das Schlagwort der Zeit;
in der Spezialität aber muss höchste Gründlichkeit stattfinden.
Das begonnene Werk ist ein solches, welches dieser Forderung
in vollstem Maafe entspricht. Reese.
Von E. Gr ah ii.
KonknrrenxeD.
Aafaerordontllcho Monats - Aufgaben für den Axoni-
tekten- Verein zu Berlin zum 1. August 1878.
1) Die Stadt Mühlbausen i. Th. beabsichtigt, auf einem
freien Platze vor dem Bnrgtbore ein Kriegerdenkmal zu errichten.
Die Ausführung ist für Haustein oder Rronzegnss zu projektiren.
Die Kosten des Denkmals, ausseid, der Fundamentining, dürfen
die Summe von 18 00» M. nicht überschreiten. Die Form wird
frei gegeben. Ks werden verlangt: 1 Grundriaa und die nöthigen
geometrischen Ansichten im MaaTstabe 1 : Ii», 1 Situationsplan im
Maafstabe 1 : 600, eine perspektivische Skizze und 1 Kostenüber-
schlag, der die strenge Innehaltung der ausgesetzten Summe
nachweist — Nach dem Unheil der Kommission wird den beiden
besten Arbeiten ein Preis von 300 bezw. 200 M. zuerkannt, wobei
vorbehalten ist, die Summe von 500 M. als einzigen Preis zu er-
theilen. - Ausserdem wahrt das Krake sich das Recht, für
100 M. einen weiteren Entwurf zu erwerben. Eine Situation des
für das Denkmal iu Aussicht genommenen Platzes ist vom Vereins-
Sekretariat zu beziehen.
2) Eine Weinhandlung wünscht eine künstlerischen Ansprüchen
genügende Zeichnung für ihre auf die Weinflaschen zu klebenden
Etiquetten, welche in einer Länge von 12 "* nnd einer Breite
von t>,5 *ra angefertigt werden sollen. Hinreichender Raum für
deutliche Bezeichnung der Weinsorte, des Namens und Hauses
des Weinhändlers, sowie inshes. die geographische Darstellung
der Mosel von Koblenz bis westlich von Trier mit der Saarmündung,
unter Aufschrift der bedeutenderen und bekannteren Orte an der
Mosel, sind Hauptltedingnngen. ■ - Die event Anbringung einer
Schutzmarke ist frei gestellt Einen Anhalt bietet den Kon-
kurrenten die von dem Vereint-Sekretariat zu beziehende Etiquette.
- Es ist jedoch frei gestellt , die Gröfse der kleinen mittleren
geographischen Karte, ohne der Deutlichkeit zn schaden, einzu-
schränken. — Verlangt wird eine Zeichnung in natürlicher Grofe
und eine zweite in doppeltem Maafstabe. — Für die beiden besten
konkurrenzfähigen Arbeiten sind Preise von 50 resp. 30 M. aus-
gesetzt —
Die gekrönten Arbeiten werden Eigenthnm des Komites,
bezw. der Weinhandlung, die übrigen Eigenthum des VcreinR.
Die Entwürfe sind bis zum 1. August, Abends >. l'hr,
an die Vereins-Biblinthek einzuliefern.
>uu C»rl B..IIH 1» B.rll. K*f d.r
K K. <> PriSSSt, »ntrk: W. M»*«r Hoftür kdrork.r.l . B«li,.
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Nt. 53. DEUTSCHE BAUZEITUNG. 269
1: ArrhrUkt« - VVrria » Bulla. - Vtbcr Aabullan« roo Nora.lprofilen für Wllnlwn - Konk.r r.mro. — F.r.on.l . N»cbrlf hC.B. -
Bj|»f- and Kr«»oli»»lrn.
Architekten-Verein zu Berlin. Exkursion am 22. Juni 1878.
Die Reichhaltigkeit des diesmaligen Programms hatte die unge-
r-Zahl von etwa 140 an der Sammelstelle Hu-
des Tapes-Programms, das „Physiologische
n-iiustrafsc 15, IG, zusammen geführt,
in
i gebrachte „Physikalische Institut*
ahren auf Staatskosten errichtete,
bilden eine in den letzt
eben erst vollendete Gebludegruppe von ansprechender architek-
tonischer Erscheinung. Insbesondere das Aeufsere der Bauten
ist es, an welchem ein verhältnissraäßiger Reichthum der Aus-
stattung in die Augen tritt, während im Innern durchgehend»
eine gewisse Zurückhaltung in der Dekoration bemerkt wird,
die im engen Einklang mit der Grondriss- und Höhen-
Gestaltung der Räume steht, bei welcher jeder Anklang an
Reichthuin oder Monumentalität fast sorglich vermieden ist. Die
ganze innere Einrichtung der beiden Institute halt den Charakter
des reinen Nützlichkeitsbaues aufrecht, welchem man auf den ersten
Blick die zwingenden Einflüsse ansieht, die auf den Architekten
seitens derjenigen Persönlichkeiten ausgeübt worden sind, für
deren wissenschaftliche Thatigkeit die beiden Institute errichtet
worden sind: die Professoren Hrn. Dubois - Keymoud und Heim-
holte. — Wir haben bei der Besichtigung des Gebäude-Imiem mit
seinen zahlreichen kleinen und kleinsten Räumlichkeiten, den engen
Korridoren, Durchgängen, kleinen Treppeuläufcn und anderem
uns des Kindrucks nicht erwehren Können , dass in der
G<>sta]tnng dieser beideu Bauten dem Iudividualismus wahrschein-
lich ein etwas zu weiter Spielraum überlassen geblieben ist und
auf solche Weise Räumlichkeiten und Räume entstanden sind,
die den Bedürfnissen der heutigen Bewohner muthmaafslich in
möglichster Vollkommenheit entsprechen, jedoch bei einem Wechsel
der Persönlichkeiten mancherlei Wunsche, dass dies und jenes
eben „ anders" sein möchte, aufkommen lassen werden!
Im übrigen sind wir durch Umfang, Mannichfaltigkeit und
relative Unübersichtlichkeit der Anlage daran verhindert, auch
nur andeutungsweise auf Einzelheiten einzugehen, die nur unter
Zuhülfenahme zahlreicher Skizzen und mit großem Raumauf-
wande event würden leidlich klar gelegt werden können.
Was bei einem flüchtigen Besuche durch Vorlage von Bau-
zeichnungen und mündliche Erklärungen zur Orientirung der
Theilnehmer überhaupt geschehen konnte, wurde durch die sorg-
lichen Bemühungen des Hrn. I,andbauitieistcr Zastrau und der
Baumeister Hrn. Neiiniaun und Wentzel geleistet, so dass
die Exkursion nach längeren! Aufenthalt, befriedigt von dem Ge-
sehenen, sich ihrem zweiten Zielpunkte, den baulichen Aulagen
auf dem Terrain der vormal. Königl. Eisengiefserei,
Invalidenstraße 57 — 72, zuwenden konnte.
Wir hatten diesen Anlagen bereits in No. Hl des Jahrg. 1H71!
eine eingehende Darstellung gewidmet und können uuseru heu-
tigen Bericht daher auf eine hlofse Darlegung des seitdem er-
reichten Bauzustaudes , mit demjenigen, was hieran in unmittel-
er Weise sich anschließt, beschränken.
Von den 3 grofseu Gebäuden, die auf diesem Terrain er-
sollen, Ist das erste, westlich gelegene, bereits so weit
gefördert, dass dasselbe zum bevor stehenden Herbst in Benutzung
genommen werden kann. Die Bergakademie, für welche das
Erdgeschoss dieses Gebäudes bestimmt ist, wird dalier im nächsten
Wintersemester dort ihre Arbeiten in einem neuen Heim beginnen,
und die geologische Landes-Anstalt — die den 1. Stock
erhält ihre Sammlungen zum Herbst neu aufstellen können;
beiläufig ist für diese Aufstellung eine Ordnung nach den ver-
schiedenen Provinzen des Staates vorgesehen. Das 2. (ieschoss
enthalt neben der Dircktorwohnung ein allgemeines Lesezimmer
und einen Kartensaal, sowie eine größere Anzahl von Arbeits-
zimmern für Geologen. Den reizvollsten Gehäudetheil dürfte
nach seiner demnäclistigen Ausstattung und Einrichtung der
grofse 35,6™ lange, 15,0 « tiefe, mit doppelter Glasdcekc über-
deckte Hof bieten, bei dem danach gestrebt wird, Fassung und
Inhalt in möglichst vollkommenen Kinklang zu bringen, da z. B.
die verschiedenen Bantheile, wie Säulen, Geländer etc., sowie Auf-
stellung»-Vorrichtungen derartig gebildet werden sullen, dass sie
selbst zugleich als Ansstelliings-Stücke gelten können.
Das andere, nach Osten gelegte Gebäude, welches das
Landwirtschaftliche Museum und Lehrinstitut auf-
wird, geht seiner Vollendung erst zum Herbst 1875»
Das Erdgeschoss desselben wird zum überwiegenden
Theil von einem (etwa 800 O großen) Lichthofe nebst offen
an seinem Umfange sich anschließenden kleineren Räumen ein-
genommen; Hof und anschließende Räume sind zur Aufstellung
von der Landwirtschaft dienenden Maschinen und Apparaten tie-
stimmt und es ist Absieht, einen TheiP derselben am Aufstellungs-
ort in Gang zu setzen. Eine Anzahl von geschlossenen
Räumen, die sich in diesem Geschosse findet, ist zur Aufnahme
von Sammlungen aus dem Thierreich bestimmt — Den Samm-
lungen aus dem Pflanzenreich und den Modellsammluugeu soll
das 1. Geschoss, ausschließlich zu Lehrzwecken des landwirth-
schaftlichen Lchrinstituts das 2. Geschoss gewidmet sein. Von
dem Innern des Gebäudes darf mau nach der Vollendung sich
eine große architektonische Wirkung versprechen, da in allen Theilen
der Bautheüe betrifft, auf Erzielung langer Durchblicke und
interessanter Perspektiven hingearbeitet worden ist.
Besonderes lutercsse nehmen neben der bemerkenswerthen
monumentalen Durchführung des Aeussern und Innern der
beiden Gebäude noch verschiedeue unter den Baumaterialien in
Anspruch, welche dabei zur Verwendung gekommen sind. Die
Außenseiten der Gebäude sind — wohl als erstes derartiges Bei-
spiel in Berlin — mit einer Verblendung aus rheinischem
1 Ullstein — von Andernach bezogen — versehen und im
' Innern hat man, im besonderen bei den zahlreich vorkommenden
Säulen und Trepjien, um eineu reichen Wechsel des Materials sich
bemuht, indem neben schlesischem Granit und schlesischem Marmor
auch belgischer Marmor und schwedischer Granit, Trachyt etc. in
verschiedenen Färbungen dazu heran gezogen worden sind.
Ein ungefähres Bild von dem verhältnissmäßigen Reichthum,
in dem die beiden Gebäude durchgeführt sind, mag die Angabe
gewähren, dass bei etwa 4000 [jj» Grundfläche der Bau der
Geologischen Landesanstalt etwa 1 500 000 M . der des Land-
wirtschaftlichen Museums (bei gleicher Grundflache) etwa
1 800000 M. erfordern wird. — Die 13'™ starke glatte Tuffstein-
Verblendung des Aeussern stellt sich pro Q» auf 16,2 M., die
Säulen (von 3,70 m Höhe und 51 »™ unterem Durchin.) kosten im
Durchschn. pro Stuck etwa 600 M. —
Was ein paar Nützlichkeits-Einrichtungcu betrifft, so
sei erwähnt, dass in beiden Gebäuden Luftheizung eingerichtet
wird, in den großen Hallen etc. mit Zirkulation, in den Sälen und
kleineren Räumen ohne Zirkulation. Die Zuführung soll von oben,
die Abführung unten geschehen, letztere mit Zuhülfenahme von
Aspiratious-Schloten. Es werden bei der großen Ausdehnung der
Gebäude für jedes derselben vielleicht I Dutzend Heizstellen er-
forderlich sein und es ist diese Vielheit wohl geeignet, den Ge-
danken anzuregen, ob nicht ein anderes, eine weit geltendere
Konzentration der Heimstellen ermöglichendes Heizungs-System
in diesem Falle gegen die Luftheizung in entschiedenem Vortheile
gewesen sein würde? — Zumeist sind die Räume feuersicher,
d. i. mit Wölbung, unter Zuhülfenahme von Eisen erbaut; der
Feuersicherheit wegen werden auch die Dachböden mit einem
Estrich belegt. —
Das 3. Gebäude, welches die Gruppe schliessen soll und zu
einem naturwissenschaftlichen Museum von bedeutendem
Umfang bestimmt ist. harrt zur Zeit noch der Projekt -Feststellung,
so dass der Bau noch nicht hat in Angriff genommen werden
können. —
Die Exkursion schloss hier ab, da die unter Führung des
Hnub'itenden, Hrn. Baitinspektor Tiede verlaufene Besichtigung
der beiden Gebäude sich so weit in den Abend hinein erstreckt
hatte, dass die Absnhirung des 3. auf das Tagesprogramm ge-
setzten Gegenstandes: Besichtigung der neueren Postbauten in
der Oranienburger Strasse, für die Mehrzahl der bisher gefolgten
Ueber Aufstellung
Nach einem Vortrage, gehalten in der 93. Hau|
B. -
für Walzeisen.
ptversammlung des
Sachs. Ingen, u. Archit-Vereins vom Zivilingen. Scharowsky.
Bei dem vom Autor gestellten Antrage:
„Der Verband deutscher Architekten- und Ingeuieurvereine
wolle sich mit der Aufstellung von Normalprotilen für Walzeisen
befassen",
ist der Gedanke leitend gewesen, in der Herstellung und Ver-
wendung des protilirten WaTzeisens eine wesentliche Vereinfachung
und größere Gleichmäßigkeit herbei zu führen.
Diejenigen Walzeisen-Sorten, welche sich zu einer Normirung
besonders eignen, welche also eine immer wiederkehrende An-
wendung erfahren, sind Flach-, Winkel-, T-» I-, [~- und U-Eisen.
Das Flacheisen gehört jedoch nur insoweit zum Profileisen , als
es mittels Kaliberwalzen hergestellt wird. Bekanntlich ist diese
Herstellungsweise nur beim schmäleren Flacheisen, etwa bis 150R"*
Breite gebräuchlich , wahrend das breitere Flacheisen mittels
Universalwalzen ohne jede Schwierigkeit in beliebiger Breite und
Dicke fabrizirt wird. Alle übrigen Profileisen erfahren aber in
allen ihren Dimensionen bei ihrer Herstellung eine gleichartige
Behandlung. —
Betrachten wir die Entstehung unserer Walzeiseu-Profile, so
finden wir dabei in den seltensten Fällen ein systematisches Vor-
gehen; es werden bis jetzt die Profile angeschafft, wie sie in den
einzelnen Fällen tler Bedarf vorschreibt und der Bedarf an Profilen
wird durch die verschiedenen Konstrukteure bestimmt Wir sind
nun in Eisenkonstruktionen kaum über die erste Entwickelungs-
Periode hinaus und es gehen die Ansichten der Konstrukteure
(liier die Verwendung von Profileisen noch sehr aus einander.
Die Folge hiervon ist, dass eine Unmeuge von Profilen geschaffen
wird, von denen viele nur in ganz vereinzelten Fällen zur An-
wendung gelangen. Damit nun die Walzwerke den verschiedensten
Ansichten der Konstrukteure gerecht werden können, werden sie
dahin gedrängt, die mannichfaltigstcn und verschiedensten Profile
anzuschaffen.
Die Fabrikation des Walzeisens ist um so umständlicher,
also auch theurer, je mehr Profile hergestellt werden müssen;
dann ist auch die Anschaffung von Protilwalzen sehr kostspielig.
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270
DEUTSCHE BAUZEITÜNG.
3. Jnll 1878
Durch die vorliegenden Erfahrungen aber Eisenkonstruktionen
wird fest gestellt, dass es in der Hand der Konstrukteure liegt,
die Ansah! der rur Verwendung gelangenden Profile sehr tu be-
schränken, ohne die Bauwerke unvorteilhaft ausführen zu müssen.
Nehmen wir als Beispiel die I Eisen an : Auf den verschiedenen
Walzwerken Deutschlands werfen dieselben, in ihren Schenkel-
langen um je 5 »» abgestuft, bis zur Maximal-Schenkellange von
160 hergestellt; wenigstens haben sich die Walzwerke darauf
eingerichtet bezw. einrichten müssen. Die Abstufung um das ge-
ringe Maaß von 5 »"> bei größeren L Eisen ist überflüssig, da die
bisher schon übliche, leicht ausführbare und in der Verwendung
sehr bequeme Abstufung in den Schenkel -Dicken der Winkel einen
viel grösseren Spidlraum in deD Schenkel-Längen sulatst Der Meinung
des Autors nach würde für die gewöhnlichen Bedürfnisse neben der
üblichen Abstufung in den Schenkel - IHcken folgende Abstufung
in den Schenkel-Langen vollständig genügen: 50, 55, 60, 65, 70,
80, 90, 100, 120, 140, 160 Es würden bei dieser Eintheilung
M Profile weniger erforderlich sein, als bisher bei der Abstufung
utn & mm zur Ausführung gelangt sind. - - Eine Regelung erfordern
ganz besonders die ungleichschenkligen L Eisen. Dieselben
bieten viele Vortheile in der Anwendung, nur exiatiren bei den
vorhandenen Profilen die verschiedensten Verhaltnisse zwischen
den beiden Schenkellangen, wodurch eine rationelle Verwerthung
derselben sehr erschwert wird.
Aehnlkhes ist von allen übrigen Protilsorten zu sagen
und so erhellt, dass ganz wesentliche Vereinfachungen in der
Auswahl der Profile erzielt werden können.
Die Vortheile, welche aus der Aufstellung von Normalprofilen
erwachsen, sind folgende:
Das bisherige Verfahren in der Beschaffung von profilirteni
Walzeisen ist gewöhnlich so, dass bei der Ausarbeitung des
Projekts der Konstrukteur das Profil entweder nach eigenem Er-
messen bestimmt, ohne zu wissen, ob ein Walzwerk auf die
Herstellung desselben eingerichtet ist; oder er bestimmt, dasselbe
nach dem Profilheft irgend eines beliebigen Werks ohne
lerein für die Beschaffung des Materials in
Hierbei tritt nun der Misstand auf, dass
i zur Anfertigung des Profils gemacht werden
oder dass der Besteller auf eines oder nur wenige Werke,
die das gewählte Profil bereits besitzen, angewiesen ist; in beiden
Fallen wird das Material wesentlich vertheuert Oefter geschieht
es auch, dass ein dem vorgeschriebenen ähnliches Profil des
billigst offerirenden Fabrikanten benutzt wird, wobei aber nicht
selten eine höchst kostspielige und umständliche Umarbeitung
des Projekts nothwendig ist.
Durch die Einführung von Normalprofilen würden diene
Uelielstände vollständig schwinden, denn das vom Konstrukteur
gewählte Profil würde von mehren Werken hergestellt werden.
Ein nicht zu unterschätzender Vortheil liegt aber anch darin,
dass die Konstrukteure hei der Auswahl der Profile schon durch
den geringeren Preis der Normal-Profileisen zur Einfachheit ge-
drangt werden würden. Es würde dem grofsen Uebelstaude
entgegen gearbeitet sein, dass neuerungssflehtige Konstrukteure
uns wiederholt mit neuen Profilen beglücken, was leider bis heute
noch viel zu häufig vorkommt und unsere Industrie wesentlich
belastet Es ist nicht die Absicht des Autors, dem Entstehen
neuen guten Profilen zu besonderen Zwecken entgegen
gut erkannte Profile zu
billigeren Verwendung passend zu nonniren.
Sind die Normalprotile eingeführt, die Eisensorten derselben
gewissennaafsen als Handelswaare erkürt, in welcher sich ein
stetiger, regelmäßiger Absatz voraus setzen lasst, so können sich
unsere Walzwerke von geringerem Umfange viel leichter^ als
jetzt spezialisiren, während die größeren Walzwerke, welche
auf sehr viele oder alle Profile sich einrichten wollen, mit einer
bedeutend geringeren Anzahl von Walzen ausreichen können.
Die wenigsten unserer Walzwerke können heute auf Vorrath
walzen und es ist eine schwierige Aufgabe für sie, so viel Auf-
träge zu annehmbaren Preisen zusammen zu bringen , dass ein
regelmäßiger Betrieb möglich ist Sowie aber Normalprofile ein-
geführt sind und der Bedarf immer wieder auf dieselben zurück
greift, ist es gestattet nnd ausführbar, ein sortirtes Lager von
Profileisen zu halten, wobei Unregelmäßigkeiten im Einlaufen
der Auftrage anggeglichen werden und in vielen Fallen die
Lieferungen schneller effektuirt werden können. Dann kommt
noch der wesentliche Vortheil hinzu., dass bei einem einfachen
und regelmässigen Betriebe die Fabrikate billiger und besser sein
werden, als es jetzt zu erreichen möglich ist. —
Die hier angeregte Frage ist von hoher wirthscbaftlicher
Bedeutung für ganz Deutschland. Durch die Annahme von
Normalprofilen wird der Eisenindustrie eine große Erleichterung
unsere Eisen-
iger zu
Normalprofilen
geboten und es durfte dieser Umstand dazu
Fabrikate auch dem Auslande gegenüber
Uerade die heutige Zeit ist zur Normirung der Profile am
geeignetsten, indem noch viele unserer Walzwerke in Bezug auf
die Form ihrer Walzen vor einem Umwandlungs-Prozess sich be-
finden. Alle Walzwerke, welche noch die Profile nach Zollmaaß
herstellen, sind genöthigt, ihre Walzenprofile auf Metennaafs um-
zuarbeiten. Kann nun bei dieser Umarbeitung sogleich auf die
Normalprofile Rücksicht genommen werden, so ist dieses jeden-
falls von großem Vortheil.
Falb die Normalprofile von Seiten des Verbandes zur An-
nahme gelangen, darf nicht etwa verlangt werden, dass die Walz-
werke sogleich alle ihre Walzen ändern ; es wird ein Uebcrgangs-
stadium eintreten müssen, in welchem die Walzen ohne Normal-
protile auf den Aussterbe • Etat gesetzt werden , während die
Walzen mit Normalprofilen, soweit als erforderlich, sukzessive
angeschafft werden. Durch ein einsichtsvolles Verhalten der Be-
steller bezw. der Konstrukteure lasst dieser Uebergang sich leicht
vollziehen.
Zur wirksamen Einführung der Normalprofile würde es er-
forderlich sein, eine Zusammenstellung derselben zu machen,
ähnlich derjenigen, wie sie jetzt von den Walzwerken Ober ihre
Profile geliefert werden. Wir besitzen in der Eisenindustrie bereits
einige Normalien, nämlich die Bandeisen- und Drath-Lehren,
ferner die Normalien zur Herstellung von gusscisemen lt. ihren;
ebenso wie diese Einrichtungen sich bewährt haben, würden sich
auch die Normalprofile für Walzeisen bewähren.
Nachdem der Hr. Antragsteller sich bereit erklärt hatte, eine
betr. spezielle Vorlage forden Verb and auszuarbeiten, erfolgte
die einstimmige Annahme des Antrags. (Vergl. No. 20 der in
No. 49 d. Ztg. veröffentlichten Tagesordnung der "
Delegirten-Vcrsammlung).
Konkurrenzen.
Monats-Konkurrenzen für den Architekten- Verein zu
Berlin zum 3. August.
I. Dorf schul hau». — In unmittelbarer Nähe einer alten
Dorfkirche im märkischen Backsteinbau, welche etwa die Form-
gebung der Ruine von t'horiii zeigt (s. Adler's Bauwerke der
Mark Brandenburg i, soll ein Schulhaus erbaut werdeu.
Dasselhe soll enthalten:
a. 2 Schulzimiiier für 45 grofse bezw. 60 kleine Kinder:
b. eine Wohnung für den Hauptlehrer, bestehend aus
2 Zimmern, 2 3 Kammern, Küche nebst Zubehör, Keller
und Dachboden- Raum;
c. eine Wohnung für den Hülfslehrer. bestehend aus Stube
und Kammer.
Die Schulzimmer müssen parterre liegen und können einen
gemeinschaftlichen Vorplatz erhalten. Dieser Vorplatz inuss
mindestens von einer Lehrerwobnung aus (am besten von der
des HOlfslehrers) direkt Oberwacht werden können. Die Wohnung
des Hauptlehrcrs kann eventuell in 2 Geschossen liegen nnd
muss einen getrennten Zugang haben, doch dürfen in dem Dach-
geschoss nur Schlafkammern untergebracht werden. — Der Kau
soll märkische Ziegelarchitektur zeigen, im engen Anschlug» an
die Formen der Kirche. Eine etwas malerische Omppirung ist
erwünscht Bezüglich der lUumvcrhälluitise und aller übrigen
Bedingnisse einer guten Schulhaus-Anlage wird verwiesen auf:
W. Zwez, das Schulhaus nnd dessen innere k'intheilung. uud
C. W. Hase, das Volksschulhaus. — Erfordert: Grundrisse im
Maal°sütalM> 1 : 150, Ansichten und Durchschnitt 1 : 75, eiue
Detailsludic der Backstein-Architektur 1 : 25. Eine skizzirte Per-
spektive erwünscht Die Orientiruug in Bezug auf die Windrose
ist im Grundriss genau anzugeben.
II. Grundwehr. — Ein Grundablass von 25» Lichtweite
ist in Eisen so zu fcunstruiren, dass sowohl Schutze wie Ständer
bei Hochwasser vollständig zu entfernen sind. — Der Statupiegel
iegt4°» über der Solde und 2 " über Niedrigwasser. Hochwasser 6™.
Personal • Nachrichten.
Ernannt: Der Titular- Bauinspektor Dom ei er in Güttingen
zum Bauinspektor in Lübben. — Der Wasserbmstr. Boos in
Coblenz zum Wasser -Bauinspektor in Naumburg a. S. — Der
Kreisbmstr. Hitgers zu Naumburg a. S. zum Landbmstr. in
Wiesbaden. — Der Reg.-Bmstr. Hehl zum Kreisbmstr. in Birn-
baum. — Der bish. Werkstätten -Vorsteher Farwick in Elber-
feld zum Eisenbahn-Maschinenmstr. b. d. Bergisch-Märk. Eisenb.
Versetzt: Der Wasserbauinspektor Evers von Lüneburg
Die Bauführer-Prüfung für beide Fachrichtungen haben
bestanden: Hob Klingelhöffer aus Büdiugen, Ewald Bindel
aus Unna, Jos. Huperz aus Olpe, Jos. Kathol aus Berlar,
Eugen v. Crihak aus Aschaffenburg, Max Heinrich au:
höfen, Wilh. Gude will aus Grohnde, Ernst .laenigen i
Die Baumeister-PrUfung für das Hochbaufach
standen: Otto March aus Charlottenburg uud Fritz Haack
aus Berlin.
an allen
Brief- und Fragekasten.
Abonn. G. in Magdeburg. Dass für unbemittelte
»igen technischen Lehranstalten, gleichwie
Anstalten, Stipendien oder Unterstützungen
werden, sollte nachgerade wohl so bekannt
sein , dass eine desralaige Anfrage etwas Verwunderliches für uns bat
nerrn S. hier. Auf Wunsch berichtigen wir gern, daß in
Nr. 50 auf S. 252 Sp. 1 Z. 11 und 13 v. o. eine Verwechslung
stattgefunden hat Anstatt „ östlich " muss dort „westlich" und
umgekehrt gelesen werden.
Abonn. in Stet »in. In Petersburg erscheint eine architek-
tonische Zeitschrift unter dem Titel: „Sottehy"; Redakteur der-
selben ist Professor Küttner, Offizierstr. 18. Petersburg. _
\H ™> Ctrl Bxllli I» Btrlia. fit dl« ]
K. K. O. HrlUch.
I W. Ski» Uo/backd
No. 54.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
271
Inhalt : KUcnfertivuk Bau der Chok.iUdrB KiNrtk v..n JaVuler >u N.>Hirl • d.
Manir (Krankrpicb) — Der rbeioiarbe Trau, »etue Gewinnung uoil «ein* Fand*
Mitten. — Zeit ten • Awfttellung Ton Hrbüiem mittlerer und niederer fenerWIrher
OntarrUbla-AMUlleB in Berlin. Mal und Juni 1KJ«. (Henluaa) — Dia Obenchlcstkrl»
Ii hinaJumr - Bahn, — llitllieilunicen aal Vereinen; ArrhlUn,U« - Verein ««
Berlin. — im der Parkllttrratnr. — Brief- and Pragekaaten. — Reeben
•rha/b-Berlrfct •!.» Z«,iral-Hoi(^K..min < dir iljc Im Jahr* \*U 71 Im Peine »tet.ru
den ArrhitektcB und Uan-Iogenienre.
Eisenfachwerk -Bau der Chokoladen- Fabrik von M6nier zu Noisiel a. d. Marne (Frankreich).
Bearbeitet von Regierung» - Baumeister Schwieger in neriin.
In den Jahrgängen 1874 u. folgd. der Etwi/cfaprtiie
(fArchittdure findet sich eine längere, von zahlreichen
Illustrationen begleitete Veröffentlichung des Architekten
Saulnier Ober einen in sehr eigentümlicher Weise
durchgeführten Eisenfachwerk-Bau für ein Fabrikgebäude, der
uns als wichtiger Beitrag zur Frage der Verwendung des
Eisens im Hochbau den Stoff zu folgender Mitteilung liefert.
Das Gebäude, welches 3 Stockwerke und Dachboden um-
fasüt. i-t auf t Stnmipfcileru der Marne emeatet, ntanthea
denen in 3 Gerinnen die in Verwendung stehenden hydrauli-
schen Motoren (Turbinen) derart eingebaut sind, dass eine
direkte Kraftübertragung in
das darüber befindliche Ge-
bäude stattfinden kann. Dw
Gebäude hat 58" l . n ■
2Hm Tiefe und vom Kopf
der Strompfeiler bis zum
First 25™ Hohe. Ks sind
aufserdem die twiscbeo
den Pfeilern üb.r Wasser-
spiegel liegenden Bäume in
der Weise umschlossen, dass
dieselben gewissennaalsen
in Formen von Kcllerr.'iumen
3 Eiuzelkompartimente von
6™ Höhe bilden.
Die der Kontraktion
zu Grunde liegend'' Um
geht darauf hinaus, auf den
in den nahezu l m breiten
Strom - Pfeilern geboteneu
Einzelunterstützuni.'i'ii ein
Bauwerk mit Umschliefsun-
-tjeti m errichten, wHehe in
sich eine genügende Trag-
fähigkeit besäfsen und da-
her etwa in der Art rofl
Brücken-Faehwerk-Trägern
zu konstruiren wären.
Es ist hierzu auf dk
Strompfeiler zunäclist ein
horizontaler Eisenralun ge-
streckt worden, welcher aus
4 eisernen, kästen tVtnniL' u*e-
bildeten Längstragem von
(1.72 m Höhe, und 2 an den
Enden liegenden, mit jenen
fest verbundenen Quer-
,t ragern von gleicher Hohe
gebildet wird; die beiden
mittleren I^ängstrager tlienen
für die Unterstützung von
Säulenreihen, die im Innern
des Gebäudes stehen . wah-
rend auf den aufsei en iJings-
trägern und den beiden
Querträgeni vor Kopf die
Umfassungswände ruhen.
Für die Herstellung des
Fufsbodens im Erd-Geacbosi
sind zwischen den Längs-
trägern I Eisen fest einge-
legt, welche 11 ,m starke
Kappen aus Ziegelmauer-
werk tragen. Der Hur des Souterrains besteht aus Wellen-
blech, welches auf I Träger gestreckt ist, während die Ab-
schluss -Wände dieser Bäume aus X Eisen mit 14"" starker
Hohlziegel-Ausmauerung hergestellt worden sind.
Für die Bildung der L'mfassungswäude des ganzen
oberen Baues ist ein Eisen -Fach werk hergestellt, das
instesonderc aus einem Netz von Diagonalen besteht,
welches Felder von etwa 3 : 2 a Weite aufweist (Fig. 2).
Die scluniedeiserncn Netzwerk -Stäbe haben ein J_ förmiges
Profil von 14 m Höhe und mit ungleicher Flanschenbreite,
da der schmälere nach aufsen gekehrte und in der Facade
sichtbar werdende Flansch 4 ,m, der nach innen gekehrte
Flansch aber — wahrscheinlich der leichteren Befestigung der
andern, zur Wandbildung benutzten Tlieile wegen — 8 lm Breite
besitzt. Gegen die nach der Innenseite gekehrten Flansche
sind (zumeist zum Zwecke der Fenster-Umrahmung) horizon-
tale und vertikale Stäbe genietet ; erstere haben , als
Fensterstürze angewendet, I -Profil und als Unterstützungen
für das untere Bahmstück der Fenster benutzt, |_ - Profil
erhalten.
Ucber die zwischen den Fenster - Systemen liegenden
Knotenpunkte des Netzwerks sind Vertikalen, die aus I Eisen
bestehen, genietet, deren
Stege im Innern des Gebäu-
des sichtbar werden (Fig. 3
u. 4), da dieselben tm weit
aus der 1Ö',B starken Mauer
hervor treten.
Von den Vertikalen sind
diejenigen, die den vorer-
wähnten Säulciistellun-
gen im Innern des Ge-
bäudes entsprechen, etwas
abweichend gebildet, indem
dieselben einestheils auch
im Aeufseru des Gebäudes
zur Erscheinung kommen
(Fig. 1), andererseits im
Innern mit den über die
Säulen quer durch das Ge-
bäude gestreckten Unter-
zügen der Decken- Konstruk-
tion in vermittelnden Zu-
sammenhang gebracht wor-
den sind. Diese stärker ge-
wählten Vertikalen sind
darnach aus 4 ungleich-
schenkligen J_ Eisen zu-
sammen gesetzt, zwischen
deren längere Schenkel nach
der Aufsenseite hin ein ™
Eisen, nach der Innenseite
hin ein Flachcisen gelegt ist,
welches an einer Kaute
durch einen Kuntlstab ver-
stärkt ist (fer platt) bouditt).
Das | Eisen umfasst mit
seinem Flansche die Aus-
mauerung und tritt also
ebenso wie das diagonale
Netzwerk in der Facadc zur
Erscheinung; dus Buiulstab-
Flacheisen ist nahe den
Decken aus der Quer-
schnitts-Figur der Vertikale
heraus gebogen und kopf-
bandartig mit dem l'nter-
zuge der Decken-Konstruk-
tion verbunden. (Vergl. hier-
zu und zu den Knotenpunkts-
Bildungen des Netzwerks die
Fig. 2, 5, 6, 7 u. 8.)
Theile des Netzwerks
bilden endlich noch die
eisernen Umfassungen der
Fenster, über deren besondere Einrichtung die Fig. !• und
H) Auskunft geben. Diese Umrahmungen sind in den Faraden
ebenfalls zur Erscheinung gebracht.
Die Ausmauerung der durch alle 3 Stockwerke hin-
durch nur 18 gm starken Umfassungswände ist in 11"" starker
Verblendung und 6*™ starker Hintermauerung ausgeführt.
Die Vcrblendsteine sind rlach gelegt, die Iiintcrmauerungs-
steinc hochkantig gestellt, so dass eine Konstruktion mit zwei
unabhängigen Mauern entstehen würde, wenn nicht durch
Einfügung von Bindersteinen ein Zusammenhang geschaffen
worden wäre. Als solche Bindet dienen grau gefärbte Ziegel,
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272
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
6. Jili 1878
in der Fahrte ein den eisernen Diagonalen
Muster, welches auf rhombisch gestaltete
Figuren von ungleicher Gröfsc hinaus kommt, gebildet
ist- Aufser diesen und einigen andorweiten, aus Fig. 1
erkennbaren farbig dargestellten Mustern ist an Schmuckwerk
in den Kacaden nichts aufgewendet worden und es hat nament-
lich auf schmuckende Zuthaten durch Profilirungen, Kisalit-
Bildungen und plastische Formen verzichtet werden müssen,
weil die Rück-
sicht auf mög- fi*. J.
tichste Einfach-
heit des Eisenge-
rippes jedwedem
Das dritte Gcschoes ist frei von
und um dies zu ennoglichen, hat die Decke desselben "am
Dachstuhl aufgehängt werden müssen. Letzterer ist selbst-
verständlich ebenfalls ganz in Eisen konstruirt und hat als
Besonderheit überhangende Sparren, zwischen welchen 4,ni
starke Kappen eingespannt sind. Die Kappen sind mit Putz
abgeglichen und es sind auf der Oberseite alsdann Latten aus
L_ Eisen gelegt, aufweichen die Dachdeckung aus Ziegeln hangt.
Zu den Kappen-
fi*. ». tbeilen zwischen
den Oberragenden
Stocken derSpar-
ren sind email-
lirte Steine bc-
Mauernucht zu-
widerwar. Unter
solchen Umstan-
den ist demArehi-
tekten als Mittel,
sein künstleri-
sches Bedürfniss
zu befriedigen,
kein anderes als
die Farbe ver-
blieben und ein
Blick auf den in
Fig. 1 dargestell-
ten Thcil der
Facade zeigt, dass
von diesem Mittel
in möglichst aus-
giebigem Maafse
Gebrauch ge-
macht worden ist,
sowohl in der
Mannichfaltigkcit
der Dessins und
feiner Or-
al*
in
Zahl der ver-
wendetenFarben.
zu deren selbst
nur andentungs-
weiscr Wieder-
gabe allerdings
die beigefügte
Skizze unzurei-
chend ist und
bezüglich welcher
wir einfarh auf
die Original-Mit-
verwei-
Wir
ikcti
auf die Angabe,
dass als Grand-
ton der Facade
hellgelb (nankin
c/ai>>gewahltund
im übrigen noch
schwarz , hoch-
roth und dunkel-
gelb benutzt
worden sind.
Sammtliche Ver-
Flg. *.
Fl«. »
F%. t
r% io.
1
Hl*. *.
Hohlsteine.
Hinsichtlich
der Konstruktion
des Gebäudes ist
nochmals zu be-
merken, dass die Zwischendecken aus gemauerten Kappen
auf eingelegten I Trägern bestehen, denen die Unterzüge,
welche sich über die Säulen im Innern quer durch das Ge-
bäude erstrecken, als AuHagcr dienen. Die Unterzüge sind
in der mittelsten Zwischendecke besonders stark konstruirt,
theils weil dieselben hier durch schwere Maschinen stark
belastet werden, theils auch zu dem Zweck, um die beiden
in der mittleren Gebäudehöhe kraftig gegen
nen dieser Kap-
pen durch ein
Blech m lambre-
quin gedeckt. —
Ueber die
statischen
Berechnun-
gen, die Ge-
wichte und
Kosten des
Baues fehlt in
unserer Quelle
jedwede Angabe,
so dass man
hinzu auf blofse
Muthmaafsungen
angewiesen ist,
denen zufolge es
scheinen konnte,
dass derjenige
Kostenanthcil,
welcher für rein
konstruktive
Z wec kehierhat
den i
unter Annahme
m&fsiger
Eisenpreis« nicht
gerade ungünstig
stellen möchte.
Immerhin aber
lässt sich sagen,
dass eine Durch-
führung des
Eisenbaues in
derjenigenWeise,
wie sie hier ge-
ist, ihre Berech-
tigung ganz
ausschliefs-
lich aus loka-
len Verhält-
nissen zu
schöpfen
haben wird. wohin
z. B. — wie hier
— grAfst mög-
lichste Beschrän-
kung des Eigen-
gewichts, in
anderen Fallen
— aber wohl
weniger leicht —
die Forderung
nach einer über
das Gewöhnliche
engen Bautorrains
eines
aussergewöhnlicben Ver-
weit Innaus gehenden Ausnutzung
gehören würde. Nur unter solch
haltnissen dürfte — von der Kostcnfragc völlig Abstand
genommen — eino Kombination von stein und Eisen
solch besonderer Art und Weise sich
wie sie bei dem hiei
uent worden ist.
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Na. 54.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
273
Der rheinische Trass, seine Gewinnung und seine Fundstatten.
Der echt« rheinische Trass wird durch Mahlen des an den
östlichen Abhängen der Eifcl vorkommenden vulkanischen Tuff-
steins gewonnen, der ein Produkt der erloschenen Vulkane
dortiger Gegend und nicht mit den, ganz anderen Bildungen
angehörenden sedimentären Kalktuffen zu verwechseln ist. Einige
Tbaler und Terrainmulden in der Nahe des Laachcr Sees insbe-
sondere sind die Fundstätten des Tuffsteins, der dort aus-
schließlich durch Tagebau gewonnen wird, speziell bei den etwa
1 Vj Wegstunden von Andernach entfernt gelegenen Dorfen) im
Nettethal, Plaidt, Kruft, Kretz, sowie in dem bei Brohl in's
Kheintbal mundenden Brohlthale nebst anschließendem Tönnßstein-
Thale etc. Auch bei dem westlich von Brohl gelegenen Dorfe
Weibern, sowie bei dem 6S" oberhalb Koblenz an der Mosel
gelegenen Dorfe Winningen werden Tuffsteine gebrochen. Die
aller betr. Orte ist aas der beigefügten kleinen
Der Tuffstein besteht aus den staubförmigen Auswurftmassen
früherer Vulkane, welche durch Wasser und durch Druck, in
Verbindung mit der Lange der Lagerung, in den unteren
Schichten iu festem Gestein geworden sind. Es ist, entsprechend
dieser Entstehungsart, durchgangig nachstehende Schichtenfolge
zu erkennen.
Zu unterst der den frühesten Eruptionen angehörende feste
Stein, dann ein jüngerer, weniger fester Stein, spaterer Eruption
entstammend, darüber bedeutende Massen noch vulkanischer Asche
und schließlich einige Meter Humus oder sonstiger Abraum-Boden.
Die Dichtigkeit dieser einzelnen Ascheschichten ist sehr ver-
schieden; als mittleres Maaft wird etwa 10 ■ anzugeben sein; im
Brohlthale ist die .Schichtenstärke durchgangig größer. —
Zur Römerzeit und im Mittelalter diente der Tuffstein aus-
schließlich zu Bauzwecken und wurde dieserhalb unterirdisch
gebrochen; jetzt findet Verwendung zu Wassermörtel und aus-
schließlich Tagebau statt.
Der getrocknete, echte Tuffstein hat ungefähr die Harte eines
gut gebrannten Ziegelsteins; er zeigt scharfkantigen Bruch, ist
porös und von gelblich-grauer, theilm-eise in's Bläuliche spielender
Farbe. Gemahlen giebt er ein graues, sich scharf anfühlendes
Pulver, welches zum Mörtel mit Kalk zu mengen ist Der Trass
hat ungefähr dieselben Bestandteile wie der Zement, nur fehlt
ihm fast ganz der Kalk, welcher in dem Verhältniss von:
2 Kaumtheilen Trass und 1 Kaumtheil Kettkalk, oder
1 , „ - 1 Wasscrkalk
anzusetzen ist, um einen guten, fltr die meisten Zwecke passenden
Trassmörtel zu erhalten. Je nach besonderer Beschaffenheit der
Materialien ist von diesem in der Praxis vorwiegend angewandten
Mßehuugsverhaltuiss abzuweichen, ebenso wohl wie in dem Sand-
zusatze zum Mörtel, welcher großen Schwankungen unterliegt,
da er im allgemeinen nur den Zweck hat, die Quantität des
Mörteß auf Kosten seiner Qualität zu vermehren. Veblich ist es
meßt, das halbe Volumen von Kalk und Trass an Saiidzusatz
beizugeben.
Der aus der zweiten Eruption stammende Tuffstein, der zu
Brohl „Knuppen", zu Andernach „Tauch" genannt wird, bildet
den Uebergang vom unteren festen Tuffstein zur oberen vulkanßchen
Asche. Derselbe hat ungefähr die Härte der Kreide, wird in
rundlichen Stücken leicht gebrochen, ist nicht porös und zeigt
bedeutende Verunreinigungen von Bimsstein und Thonschiefer.
Die obenauf liegende vulkanische Asche, oder der sog. wilde
Trass, ist ein leicht zusammen geballtes, weißlich graues Pulver,
welches ebenso wie die gemahlenen Knuppen dem echten Trass
äußerlich sehr ähnlich ist, jedoch bedeutend geringere hydraulische
Im Falle nicht der Tuffstein selbst bezogen wird, was bei
zu empfehlen ßt, ums», bei dem Mangel
charakteristischer Merkmale, das Trassmehl,
welches man bezieht, vor dem tiebrauche besonderen Proben
unterworfen werden. Dabei benutzt man allgemein ein Gemisch
von 1 Kaumth. Fettkalk und 2 Raumth. Trass, ohne Sandzusatz.
Die früher vielfach maaßgebtnde sogen. Nadelprobe ist illuso-
risch, da sie nur die Erhärtung für einige Tage ergiebt, während
die Dauer des Erhärtungs-Prozesses bei gutem Trassmörtel eine
Reihe von Wochen betragt.
Besser sind Zug- oder Druck-Proben nach wenigstens 40tä-
im Wasser; hierbei ist aber auf die Terape-
giger Erb*
ratur des
da bei niedriger Wasser-Temperatur sich die Erhärtung sehr be-
deutend verzögert; es folgen hierzu einige nähere Angaben am
Schiusa dieser Mittheilung. Den besten Aufscbluss Uber den
Werth des Materials gewahrt die Kenntnßs der Schichtenfolge
des Hohtnateriuls, in Verbindung mit der Kenntniss der Terrain-
gestaltung der Kundstatte m Das Nettethal, in welchem die
Dorfer Plaidt, Kruft und Kretz liegen, ist eine breite Thalmulde
mit schwachem Gefalle nach dem Bachlaufe hin, das Brohlthal
dagegen nebst dem anschließenden Tönnissteiner Thale etc. sind
bß zu 60 m tief eingeschnittene, schmale Gehirgsthäler, in welchen
der feste Tuffstein in ungefährer Höhe des Bach-Niveaus ansteht.
Aus den augefügten heulen Prodi- Schematen ßt ersichtlich, dass
wilden Trasses daselbst nicht
Anarbeiten der Tbalwande stattfinden kann. Da nun im Brohl-
thale die in der Sohle anstehenden Tuffsleinlager, insoweit aß
dieselben mit Leichtigkeit erreichbar waren, ausgebeutet sind, so
muss jetzt zur Gewinnung weiterer größerer Tuffstein-Mengen so
zu sagen erst die ganze Thalwand angebaut werden, wobei natür-
lich gewaltige Mengen au sogen, wildem Trass mit gewonnen
werden. Nur in diesem Umstände und nicht, wie vielfach ange-
nommen wird, im Mangel an guten Tuffsteinen liegt die heutige
geringe Produktion des Brohlthals. Dieselbe beträgt pro Jahr
ungefähr 2000 T feste Tuffsteine, 15 000'r Kuuppen und 20 000 »
wilden Trass; dabei ist jedoch zu bemerken, dass den beiden
letztgenannten Sorten durchaus nicht jede hydraulßche Kraft fehlt
und dass sie in der Rheingegend hui minder wichtigen Bauten
auch vielfach Anwendung Huden.
Die Gewinnung des Trasses findet im Brohl- und Tönnissteiner
Thale auf einer großen Zahl zerstreuter Arbeitsstätten statt
Eine relativ geringe Zahl von Arbeitern ist in
thatig, um unten die Knuppen bezw. die ohne zu großen Wa
drang zu erreichenden festen Tuffsteine zu lösen, weitei
oben aber die vulkanßche Asche mit Harken von der Thal wand
abzukratzen. Die Asche rieselt dann aß feines Pulver von der
Thalwand herab, wird gesammelt, getrocknet und gesiebt
Die gewonnenen Knuppen und festeren Tuffstucke werden
auf Stampfwerken und Mahlgängen zerkleinert. Im Brohlthale
sind 8 Stampfer und 1<> Mahlginge ün Betriebe, welche meßt
durch Wasser getrieben werden. Im flachen Nettethale, wo
weniger bedeutende Abraum-Massen aß ün Brohlthal zu be-
wältigen sind, ist die volle Ausbeute des unteren 5 — 12 m mäch-
tigen Tufßteinlagers möglich, sobald auf größerer Fläche der
wilde Trass und der Bruch erst beseitigt sind. Immerhin ver-
ursacht aber die derartige Abräumung einer mehre Hektaren
großen Fläche verhältnissmäßig bedeutende Kosten, so daas im
Nettethal Oberhaupt nur 6 Graben im Betriebe sind, in denen
sich freilich eine um so lebhaftere Thätigkeit entwickelt. In den
Gruben des Nettethals wird fast ausschließlich Tuffstein ge-
brochen; derselbe wird nach vorher gegangener Sprengung der
festen Bänke in Stocken von etwa 10* Schwere nach oben befördert
und dort in langen Haufen zum Trocknen aufgesetzt Nach Verlust
der Bergfeuchtigkeit wird der größere Theil der Steine per Achse
h Andernach geschafft und von dort per Schiff oder Bahn
gesandt; der verbleibende Rest kommt in die DampfmOhlen,
inen sich bei Andernach 1, im Nettethal 3 bedeutende Werke
von zusammen 24 Mahlgängen und 200 Pfdkr. Leistungsfähigkeit
befinden. Der Tuffstein wird hier erst in Steinbrech - Maschinen
zerkleinert, dann auf Mahl- theilweise auch auf Koller-Gängen
gemahlen und schließlich durch Trummeßiebe geführt Hierbei
rechnet man bei 1 1 stündigem Tagesbetriebe pro Mahl- oder
Kollergang 13 1 gewöhnliche Leistung und hierzu als Betriebskraft
8 — 10 Pfdkr. mit den Leistungen an Steinbrechern, Paternoster-
werken und Sieben.
Die durchschnittliche Jahresproduktion des Nettethals beträgt
50000 Tuffsteinstücke von je ca. 10 « Gewicht, und 15 000 kleinere
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274
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
6. Juli 1878
»
Stücke, welche letzteren vorwiegend aus Bruchabfall, theilweise
auch au» Tauch bestehen mögen. —
Aul'ser an den bisher genannten Fundorten wird noch bei
dem ebenfalls schon erwähnten Dorfe Winningen an der Mosel
ein dunkelbrauner Tuffstein in schichtcnmAfsig abgelagerten Hanken
von zusammen etwa 10 ■ Mächtigkeit vorgefunden. Die obere
Ablagerung von jüngeren Eruptionsmassen, insbesondere die Ab-
lagerung der vulkanischen Asche, fehlt hier ganz und es ist der
Winninger Tuffstein augenscheinlich durch Wasserfluthen nach
diesem südlich vom eigentlichen Eruptionsheerde gelegenen Mosel-
thal geschwemmt worden. Die 1857 eröffneten Drache sind nach
einem längeren Stillstande vor einigen Jahren wieder in Betrieb
geseut worden; es wird in denselben nach Abräumung der etwa
2» starken Diluvial- und Ackerboden-Schicht das feste Gestein
durch Sprengung in plattenförmigen Stücken gewonnen.
Der Winninger Tuff zeigt scharfkantigen Bruch, enthalt be-
deutende Mengen von eingesprengten Stücken Thonschiefer und
Kimsstein und hat etwas geringere Harte als der Plaidter Tuffstein,
von welchem er sich insbesondere auch durch seine braune Farbe
unterscheidet. Gemahlen giebt der Winninger Tuffstein ein feines,
scharfkörniges Pulver, bezüglich dessen hydraulischer Kraft bisher
bedeutende Erfahrungen nicht vorliegen.
Schließlich sei hier noch des beim Dorfe Weibern, etwa 20 Km
von Brohl entfernt gewonnenen sogen. Weibersteins Erwähnung
gethan. Es ist das ein Leucit-Tuff, der in Farbe und Hurte dem
Plaidter Tuff gleicht, jedoch nicht porös ist und besonders stark
mit eingesprengten Leucitkörnern verunreinigt ist. Der Weibern-
stein findet fast ausschliefslich als Baustein Verwendung; seine
hydraulische Kraft ist höchst geringfügig. —
Für den Bau der Harburger Hafenschleuse sind im Jahre
1877 ca. 2000 T Trass, wozu der Tuffstein aus Andernacher Oraben
gewonnen war, bezogen worden. Es war in dem abgeschlossenen
LieferuDgs - Kontrakt bestimmt worden , dass Dntckproben mit
Würfeln von 10 ™> Seite, aus der Mischung von 2 Volumtheilen
Trass, 1 Volnmtheil Fettkalk hervor gehend, nach 40 tagiger Er-
härtungsdauer • wovon 1 Tag an der Luft nnd 8i» Tage im
Wasser - die Festigkeit von 1700* [17 k pro □ «») aufweisen
müssten. Diese Festigkeit ist bei demjenigen Theile der Lieferung,
der während der Sommermonate zur Ausfuhrung kam, auch an-
nähernd erreicht; während der kälteren Herbstperiode aber hat
sich eine erhebliche Minderung (die bis zu 450 * bei der Temp.
von 4 * R. herab ging) heraus gestellt Bei einer späteren Liefe-
rung ist, in Folge dieser Wahrnehmung, die Festigkeits-Bedingung
dahin vervollständigt worden, dass 1700 t «jg mittlerer Werth bei
der Temperatur des Erhärtungswassers von 15* R. erreicht werden
sollten, und es haben die so vervollständigten Bestimmungen sich
bei den vorgenommenen Proben als recht augemesseu heraus
gestellt
Wettere eingehende Versuche führten schliefslich auf nach-
stehende Prflfungs-Normen berw. Resultate, welche in den Ein-
rluss, den die Temperatur des Erhärtnngs-Wassers aufsert, einen
näheren Einblick eröffnen. Es wurden 9 Würfel von 10 Seite
aus einer Mischung von 2 Th. Trass und 1 Th. Fettkalk (von Elze)
3 dieser Würfel wurden in einer Tonne verpackt in
die Erde versenkt, 3 andere Würfel in einem kontinnirlich ge-
heizten Zimmer aufbewahrt, die letzten 3 Würfel in ein Fass gelegt
und dieses auf einem Dampfkessel aufgestellt; sämmtliche Probe-
stücke lagen eingetaucht Die täglich angestellten Temperatur-
Messungen des Erhärtung« - Wassers ergaben als Durchschnitta-
Werthe für die 40tägige Dauer der Erhärtung bei den 3 Würfeln
ad 1 (!", bei den 3 Würfeln ad 2 15" und bei den 3 Würfeln
ad 3 22" R. Nach Abschluss der Erhärtung» - Periode
dann folgende Druck-Festigkeits-Resultate erzielt:
Mittlen
Temperatur
In • He»wn»r
Würfel 1
Druckfe
Würfel i | Wirfei S
stigkeit pro □ i>»
Mittlere
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41SÜ.
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1400.
SSO»
UM,
«IIS.
Würfel S III
Gleichzeitig vorgenommene Versuche mit Mischungen von
1 Th. Portland-Zement und 3 Th. Sand ergaben, dass diese
nach 40 Tagen bei den verschiedenen Temperaturen des Er-
härtungswaasers unter sich fast übereinstimmende Druck-
festigkeit zeigten , dass daher die bei diesen Materialien in längerer
Zeitperiode erreichten Festigkeiten vielleicht unabhängig von den
Temperaturen des Erhärtungswassers sind. Um zu konstatiren,
ob die Erhärtungsfahigkeit des Traasmörtels durch die niedrige
Temperatur des Wassers überhaupt beeinträchtigt oder nur ver-
langsamt worden, sind mehre Probewürfel 3 Monate in Wasser
von 0" R. Temperatur eingetaucht worden; diese Stücke haben
nach Abschluss der Periode eine Druckfestigkeit von 1500 k ge-
zeigt, wonach wohl bewiesen sein dürfte, dsss durch niedrige
Temperaturen die Erhärtung von Trassmörtel wohl sehr ver-
langsamt, die Fähigkeit des Mörtels zum Erhärten überhaupt
aber wenig oder vielleicht gar nicht beeinffusat wird. Leber
diesen Punkt werde ich durch noch
gonnenen Versuche Gewissheit zi
zeigen schon die bisherigen Resultate mit 1
heim Gebrauch von Trassmörtel etwa zu Ftiudirungcn an die Berück-
sichtigung von Wetter- und Temperatur-Schwankungen viel we-
niger gebunden ist als bei Benutzung von Zement -Mörtel und
daher durch den Gebrauch von Trass relativ unabhängig in
den Bau-Dispositionen wird. Durch anderweite, in dieser Mit-
beilung nicht berührte Eigenschaften des Trass - Materials wird,
theilung
wie den
, die mit diesem Material operirt haben,
, jene Unabhängigkeit noch erheblich vermehrt.
Zum Schlnss mag
nebenstehend noch der
kleine einfache Apparat
dargestellt werden.dessen
ich mich zur Vornahme
der oben besprochenen
Proben bedient habe.
]
Hamburg, im April 1Ö78.
Löhmann,
Zeichen -Ausstellung von Schülern mittlerer und niederer gewerblicher Unterrichts -Anstalten in Berlin
und Juni 1878.
SMtssa)
Der Beurthoilung der Arbeiten vom Gebiete dea Maschinen- • Anders ist es mit dem speziellen Maschinen-Zeichnen. Bei
Zeichnens endlich haben sich die Herren: Geh. Ober Baurath den hier behandelten Gegenständen kommt es höchst selten auf
Schwedler, Geh. Reg. -Rath Reuleaux, Geheimer Bergrath äufsere Schönheit, vielmehr auf möglichste Einfachheit in der
Dr. Wedding, Prof. Fink, Ober -Maschinenmeister Gust, die Formengebung, behufs leichterer Darstellung der oft schwer zu
Direktoren Kaselowski, Schultz und Mehlis, Ober-Ingenieur bearbeitenden Materialien in der Praxis, namentlich aber auf eine
Larenz und der Zivil - Ingenieur Veitmeyer unterzogen. Der richtige, dem Zweck entsprechende Konstruktion an. Die
folgende Bericht bat die Zustimmung der Majorität der aus den Maschinen - Zeichnungen sind in der Mehrzahl in Linien ausge-
genannten Mitgliedern gebildeten Kommission gefunden; es haben drückte Resultate voran gegangener Berechnungen bezw. gewonne-
indess einzelne Mitglieder auch abweichende Ansichten geäußert, | ner Erfahrung« - Resultate,
die aber bei der Kürze der der Kommission zugemessenen Zeit
nicht zu einer angemessenen Formulirang gebracht werden konnten.
„Die Kommission bat vorerst den Gesichtspunkt näher bespro-
chen, von welchem aus die Beurtheüung dieser Art Zeichnungen,
wie der Methode des Zeichnens selbst zu erfolgen habe. Im
Vergleich zu den mitausgestellten Arbeiten der Schüler ver-
schiedener Kunstschulen, wie den architektonischen Arbeiten der
Separatabtheilung für Bauwesen in den Gewerbeschulen, ist
von dem aus dieselbe geschehen muss, ein
zweifellos ve
Beim künstlerischen Zeichnen kommt es in erster Linie
darauf an, die Gegenstände in möglichst vollendeter, dem Auge wohl
thuender Schönheit and Naturwahrheit darzustellen. Die Zeich-
nung des Künstlers soll ein Bild sein, das den Eindruck, den die
gezeichneten Geyenstände in der Natur machen, auf dem Papier
wieder giebt. Ebenso liegt es in dem Bestreben des Architekten,
in der aufseren Darstellung eines Gebäudes, einer inneren Deko-
ration etc. knnst lieh den Eindruck zu erwecken, den der pro-
jektirte Gegenstand dem Auge nach der Ausführung machen wird,
oder ein schon bestehender auf den Beschauer ausübt. Es ist
hier die Anwendung von Farben, das Abtönen und Schattiren in
Farben, Tusche oder Bleistift — die Malerei — die Benutzung
von Licht- und Schattcnlinicn , wie
eine unerläasliche Bedingung.
Ist es dem Künstler oder Architekten demnach Mittel zum
Zweck, seine Zeichnung in schöner äulserer Form zu gestalten,
so soll der Zeichenlehrer für Maschinenwesen hingegen seinen
Schüler nicht durch derartige, seinem Beruf unnütze und viel
Zeit raubende Arbeiten ermüden, ihn vielmehr an eine möglichst
einfache und verständnissvolle Darstellung des gewählten Gegen-
standes gewöhnen. Der Gegenstand selbst soll ferner in seiner
it nicht so komplizirt sein, dass dem Schüler das
für denselben abgeht, z. B. nicht in Vorbildern grober
Verständniss für denselben abgeht, z. B. nicht in Vorbildern grober
Maschinen-Anlagen oder Maschinen bestehen, deren mechanischer
Zusammenbang demselben noch vollkommen unbekannt ist, und
wobei die zu leistende Arbeit mithin auf ein geistloses Kopiren
von Vorlagen hinaus läuft Die manuelle Geschicklichkeit des
mechanischen Zeichnens, die sich ein Schüler bei solchen Arbeiten
erwirbt, kann derselbe ebenso gut an einfacheren Objekten er-
langen, die er begreift und bei deren Darstellung er zugleich die
Regeln der Konstruktion kennen lernt ? somit einen nachhaltigen
Nutzen für sich und seinen Beruf gewinnt.
Von diesem Gesichtspunkte aus betrachtet, bietet die Aus-
stellung leider viel Verurtheilnngswerthes, sowohl betreffs der
Methode des Zeichnens, als in Hinsicht der zur Darstellung ge-
wühlten Objekte.
Mit rühmlicher Ausnahme weniger Schulen, deren Bestre-
bungen und Leistungen Anerkennung verdienen, sind die Lehrer
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No. 54.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
275
sichtlich bemüht gewesen, ihre Schiller mit der Anfertignng von
Zeichnungen zu beschäftigen, die in ihrer aubcren Erscheinung
dem Auge wohlgefällig sind, oho» zu berücksichtigen, das» bei
der geringen Stundenzahl des Zeichenunterrichte oft Monate fast
nutzlos mit der Anfertigung solvfcer Bild«r »erloren gehen, die
für den späteren, praktischen Beruf der Schiller oder für ihre
Fortbildung auf einer höheren technischen Lehranstalt so gut
wie gar keinen praktischen Werth haben. Sehr hantig bestehen
diese Zeichnungen sogar nur in der Darstellung von äußeren
■ Ansichten einzelner grofserer Maschinen, bei denen es auf der
Hand liegt, dass dem Schaler das Verständnis« für deren Kon-
struktion noch vollkommen fehlen muss und dass er dassellie
schwerlich wahrend der langen, mühevollen Arbeit erlangt haben
kann. Andere Blatter, die im Querschnitt einzelne Theile der
Konstruktion selbst näher angeben, sind gerade in diesen Punkten
sichtlich vernachlässigt, oft sogar unrichtig behandelt.
Viele der Blatter wiederum, welche die eigentlichen Elemente
des Maschinenbaues enthalten und dem Schüler in allen Details,
vermöge des ihm ertheilten Unterrichts, vollkommen klar sein
können und sollen, beweisen, dass der Schüler das behandelte
Objekt nicht vollkommen begriffen und darzustellen gewasst hat
oder nach falschen Vorbildern bezw. Angaben arbeitete.
Der Hauptgrund des Uebelstandes ist wohl darin zu suchen,
dass der Zeichenunterricht vielfach in die Hände von nur bau-
te chni seh gebildeten Lehrkräften gelegt ist, bezw. in solche,
denen eine genügende maschinen-technische Vorbildung, wie die
Kenntnis« der Ansprüche, welche die Praxis an den jungen Tech-
niker stellt, mangelt Es ist hiernach eine besondere Sorgfalt in
der Auswahl der bezüglichen Lehrkräfte angelegentlichst zu
empfehlen. Ferner drängt sich der Kommission das Gefühl auf,
als fehle es den Schulen an geeigneten, dem Zweck und den
Bedürfnissen der Schüler entsprechenden Vorlagen bezw. Hilfs-
mitteln zum Unterricht
Von der zweifellos sachgemäßen Ansicht ausgehend, das- die
Schüler der masebinen-techmschen Abtheilung auf den Gewerbe-
schulen, mögen sie nach Abgang von der Schule uoeb eine höhere
technische Lehranstalt besuchen oder direkt in die Praxis über
treten, mit den Ansprüchen, die der spätere praktische Beruf an
sie stellt, bezw. mit dessen Bedürfnissen bekannt gemacht werden
sollen, halt es die Kommission, als Resultat ihrer Beobachtungen
and in Folge der ihr gestellten Aufgaben, für angemessen, den
hohen Ministerien die Herausgabe eines geeigneten Vor-
lagewerks für das maschinen-technische Zeichnen an den Ge-
werbeschulen zu empfehlen. Dies Werk hätte io erster Linie
die Elemente des Maschinenwesens zu enthalten, wie z. B. die
Konstruktion der Schrauben, Bolzen, Stifte, der Niete und Niet-
Verbindungen, der Lager, Kiemscheiben, Räder, Ketten, Ketten-
haken, der Zapfen, Wellen, Kuppelungen, Stangen und Kreuz-
köpfe der Ventile, Kolben, Stopfbüchsen etc. etc. Endlich die
Zusammenstellung dieser Theile zu einfachen Maschinen, wie z. B.
zu Pumpen, Winden, Erahnen, Spritzen, einfachen Dampfmaschinen
und Dampfkesseln.
Da eine jede gröbere Maschine aus einer gröberen oder
geringeren Zahl dieser Elemente zusammen gesetzt ist und deren
Anwendung sich stetig in den verschiedensten Formen wiederholt,
so ist eine genaue Kenntnis.« der Details und ihrer Konstruktions-
Verhältnisse für den Schüler von dauerndem Werth; er nimmt
mit der eingehenden Kenntnis* derselben etwas wirklich Nutz-
bringendes, ein ihm später sehr werthvolles Material in sich auf,
welches er bei der bisherigen Art des Zeichnens nicht erwirbt.
Die praktischen Erfahrungen ergeben häufig, dass ein Schaler
mit sonst guten technischen Vorkenntnissen und einer vollkommen
genügenden Fertigkeit im Zeichnen, gänzlich unerfahren ist in
der richtigen Darstellung der einfachsten Elemente des Maschinen-
wesens. Der Unterricht, so weit er auf diesen Schulen gegeben
wird, genügt aber vollkommen, den Schüler mit den Prinzipien
der Konstruktion dieser Details vertraut zu machen.
Zur Erleichterung des Unterrichte und des Verständnisses
würde es sich empfehlen, auf den Blättern, bei denen der Gegen-
stand dies geeignet macht, die Konstruktions-Regeln bezw. Formeln
der Berechnung mit zu bemerken. Die Vorlagen selbst sollten
zugleich in der in der Praxis gebräuchlichen Methode des
Zeichnens hergestellt werden, d. h. für Maschinentheile in ein-
fachen, der Gröfse des Gegenstandes entsprechenden, scharfen
l.injen, jedoch mit in Farben angelegten Querschnitten. Wo es
zur gröberen Deutlichkeit erforderlich scheint, können die Aufsen-
konturen der in Ansicht gezeichneten Gegenstände zweckmäßig
von schmalen, mit dem Pinsel aufgetragenen Streifen in Material-
farhen umrändert werden. Licht- und Schattenlinien, wie das
Tuschen oder Malen von Rundungen und Schatten, sind auf das
äußerst geringste Maars zu beschränken und sind insonderheit
nur bei den komplizirteren, zusammen gestellten Zeichnungen zur
Erhöbung der Deutlichkeit anzuwenden. Zu besonderen Zwecken
ist bei Zeichnungen in kleinerem Maaßstabe, wie solche z. B.
für Zwecke der lithographischen Vervielfältigung in den technischen
Büreaus gefertigt werden, das Schraffiren der Querschnitte, be-
ziehentlich auch einzelner runder Formen in beschränkterem
Maafse zu üben. Die Vorlagen sollten zugleich, wie es in der
Praxis üblich ist, mit Mittel- und MaaTslinie, wie mit eingeschriebe-
nen Maafsen versehen sein, um den Schüler an eine richtige Be-
handlung, wie an die im Maafs ausgedrückten Gröfsenverhältnisse
der gezeichneten Gegenstande zu gewöhnen. In dem Unterricht
selbst muss jedoch das nur mechanische Kopiren oder die Ueber-
tragung der Zeichnung in einen veränderten Maafsstab möglichst
vermieden werden. Es soll dem Schüler vielmehr die Aufgabe
gestellt werden, ejnen ähnlichen Gegenstand, für den die Kon-
struktion* - Grundbedingungen gegeben sind, mit Benutzung der
Vorlage selbst zu entwerfen. Hiernach bestimmt es sich natur-
gemäß, dass dem Schüler nur solche Aufgaben gestellt werden,
die er nach dem empfangenen Unterricht zu lösen, bezw. zu ver-
stehen vermag.
Eine Trennung des Zeichenunterrichte oder eine Verschieden-
heit in der Folge und in der Wahl der zu zeichnenden Gegen-
stände zwischen den Schülern, die spater eine höhere Lehr-
anstalt besuchen, und denen, die direkt in die Praxis eintreten,
Ist nur in so weit erforderlich, als die letzteren einen eingehenderen
Unterricht in der Maschinenlehre empfangen und eine gröbere
Zahl von dem Maschineuzeichnen speziell gewidmeten Stunden
halten. Die Differenz in der Zahl der Stunden, die dem Schüler
hier geboten werden, bewirkt in sich ein weiteres, zugleich
schnelleres Fortechreiten der letzteren in der Kenntniss und Be-
arbeitung der ihnen für das spätere Leben so wichtigen Maschinen-
Details, während den enteren das auf diese Weise folgerichtig
Gelernte bei ihrem späteren Studium eine wesentliche Erleichte-
rung gewährt und für das wettere Verständnis* eine gute Grund-
lage bildet Bei den Schülern, die aus der Fachklasse direkt in
die Praxis über treten, Ut dem Lehrer noch insbesondere zu
empfehlen, in der Wahl und Folge der zu zeichnenden Gegen-
stände auf den speziellen Beruf Rücksicht zu nehmen, den die
Schüler für ihre spätere Lebensstellung gewählt haben. —
Betreffs der Art, wie ein Vorlagen- Werk hergestellt werden
soll, hält die Kommission es für empfehlenswert!), die zur Vorlage
bestimmten Konstruktions-Details, bezw. einfache Maschinen be-
währten Mustern guter Ausführung der Praxis zu entnehmen.
Einem Gesuch an die besseren Maschinenfabriken Deutschlands
um Einsendung geeigneter Muster - Konstruktionen für besagten
Zweck wurde zweifellos gern Folge geleistet werden und es ist zu
erwarten, dass die Fabriken die zur Verfügung gestellten Zeich-
nungen auf Wunsch auch in der Gröfse und in der Art der Be-
handlung einsenden werden, die bei dem event Gesuch zur ein-
heitlichen Herstellung des besagten Werkes als wünscheoswerth
oder erforderlich zu erkennen gegeben wird. Einer aus Lehrern
und Männern der Praxis, ähnlich der gegenwärtigen, zu ernennen-
den Kommission, würde es dann ein leichtes sein, die besten und
zweckentsprechendsten Konstruktionen zur Zusammenstellung
dieses, für unsere technische Jugend wichtigen und sicher segens-
reich wirkenden Vorlagcwerkes auszuwählen.
Ferner ist die Beschaffung von Modellen der Details,
wie kleiner Maschinen, angelegentlichst zu empfehlen. Das
richtige Verständnis« für Formen und Dimensionen wird hierdurch
wesentlich gefördert, nnd es ist überdem sehr wichtig für den
späteren Beruf, die Schüler auch in der praktischen Aufnahme
solcher Details oder Maschinen zu üben.
Es wurde zweckmäßig erscheinen, die Stunden des Freihand-
zeichnens, die in der Fachklasse zur Verfügung stehen, zur Auf-
nahme solcher Modelle zu benutzen und die Schüler in dieser
Weise in dem Skizziren aus freier Hand der Maschinen - Details
zu üben. Ferner kann in denselben Stunden das perspektivische
Zeichnen und das Tuschen der Maschinen-Elemente, soweit es
wünschens werth erscheint und nicht bereite in den vorher
gehenden Klassen gelegentlich der Projektions- und Schatten-
Konstruktionslehre gelernt ist, geübt werden.
In Uebereinstimmung mit den hier dargelegten Ansichten
erlaubt sich endlich die Kommission bei den hohen Ministerien
den Antrag zu stellen, den §. 9. des Reglements für die Ent-
lassung« - Prüfung bei den Königlichen Gewerbeschulen vom
21. März 1870 für das Unearzcichoen dahin zu ändern, das« der
Schluss des Satzes : „als auch perspektivisch korrekt darzustellen
und nach den gründlich aufgefassten Elementen der Schatten-
Konstruktion sauber abzutuseben und zu koloriren" als mit den
Bedürfnissen der Praxis nicht im Einklang stehend, entsprechend
zu mildern." — — —
Der voran gegangenen Mittheilung der Urtheile der drei ein-
rtzt gewesenen Kommissionen, in welchen zweifellos ein reiches,
praktischen Vcrwerthung fähiges Material zur Frage der
passenden Gestaltung des Zeichenunterrichts an den mittleren
gewerblichen Lehranstalten zusammen getragen worden ist, dürfen
wir einige aus eigener unmittelbarer Anschauung und praktischer
Thätigkeit geschöpfte Ideen hinzu fügen, die sich auf den schul-
mäfsigen Unterricht in den Baugewerben beschränken
und im allgemeinen als etwas anderes nicht gelten wollen,
denn als leicht hin geworfene Gedanken, durch welche der Ideen-
kreis, in dem die Mitglieder der betr. Kommission sich gehalten
haben, nach einigen Richtungen hin überschritten wird.
Wir nehmen zunächst Akt von der bedeutsamen Thateache,
dass die diesmalige Ausstellung den an vielen Stellen seit lange
gehegten, aber bislang unausgesprochen gebliebenen Gedanken:
Dass auf den sogen, reorgnnisirten Gewerbeschulen
der Unterricht in den Baugewerhen nicht zn seinem
Rechte gelange und dass eine Abtrennung dieses Un-
terrichts sich wohl am meisten empfehlen werde, zum
klaren Durchbruche verholfen hat und dass dieser Gedanke
der Gegenstand längerer Verhandlungen zwischen hoch gestellten
Vertretern der Staateregierung und ihnen gegenüber stehenden
nicht beamteten Mitgliedern der Kommission gewesen ist. Von
da bis cur Erfüllung der praktischen Konsequenz jener Ideen,
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DEUTSCHE BAUZEITUNG.
6. Jnli 1878
der durchgängigen Verweisung de« baugewerblichen
Unterrichts auf besondere Lehranstalten, mag freilich
ein weiter, nur in langer Zeitfolge zu vollziehender Schritt sein,
da die völlige Abtrennung jenes Unterrichts von den reorganisirten
(iewerbeschulen vermöge der zwitterhaften Stellung, welche eben
diese Schulen Staat und Gemeinde gegenüber einnehmen und ver-
möge der zu fordernden Schonung berechtigter Interessen sach-
licher und persönlicher N«nr ihre grofsen Schwierigkeiten bieten
wird. Aber hoffen darf man jedenfalls, dass von heute an schon
jene Abtrenuung auf jede mögliche Weise angebahnt und
u. a. auch, dass die Kntstehung neuer baugewerblicher Fach-
klasseu an Gewerbeschulen, welche sich inskünftige reorganisireo
würden, verhütet werden wird. Ks wird alsdann die immer mehr
wachsende Bedeutung der Baugewerbe von selbst dahin fuhren,
dass in nicht zu langer Zeit zahlreiche Lehranstalten ent-
stehen, die sich der Pflege dieses Unterrichts ausschließlich
widmen und denselben alsdann auf eine Stufe erheben, die selbst
derjenigen, welche der Unterricht an den heutigen, relativ voll-
kommenen Baugewerkschulen einnimmt, überlegen ist —
Die zur Beurtheilung der baugewerblicben Zeichnungen
berufen gewesene Kommission hat als unzweifelhaft erste unter
den Konsequenzen, welche sie aus ihren Wahrnehmungen ge
zogen, die P Aufstellung eines Normal -Schulplans" befürwortet.
ist
der Kommission
als eine unge-
fähre Begrenzung des Unterrichtsstoffes und eine ungefähre
Fixirung des Lehrziels im baugewerblichen Unterricht. Alles,
was (Iber diese Grenzen hinaus geht, was bestimmt ist, die betr.
Schulen an das Gangelband der Schablone zu bringen und
die Einzelnhciten des Unterrichts durch generelle Ver-
fügung von oben herab zu regeln, müssen wir entschieden
perhorresziren , weil wir der Ansicht sind, dass kein einziger
Unterricht zu seinem Gedeihen eine so weit gehende V u ge-
bunden bi'it erfordert, als eben der baugewerbliche, so-
fern derselbe der Pflege besonderer Anstalten, der der Han ge -
werkschulen, überwiesen wird und sofern, wie wir es als einzig
richtig erachten, die Baugewerkschulen die Aufgabe erhalten,
ausschliefslich der Bildung des Handwerkerstandes
zu dienen und nicht etwa gleichzeitig als Vorbereitungs-Anstalten
für den höheren bautechnischen Unterricht zu wirken.
Werden von dem Wirkungskreise der Baugewerkschulen
Zwecke, wie der oben angedeutete und andere ahnliche, wie z. B.
die Vervollkommnung der sogen, allgemeinen Bildung — diese
im weiteren Sinne des Wortes verstanden fern gehalten und
wird dem entsprechend als unerl assliche Aufnahme-Bedingung
der Nachweis eines gewissen Maalses von handwerklicher
Ausbildung fest gesetzt, so strömt jenen Schulen erfahrungs-
mafsig ein Schülerkontingent buntester Art zu, für welches
ein durch detaillirte Vorschriften genau umgrenzter, schablonen-
haft gehandhabter Unterricht sehr unpassend und darum
auch mehr oder weniger unwirksam sein wird. Die Er-
fahrung lehrt, dass diejenigen Baugewerkschulen , welche wie
z. B. die Nienburger Schule, als Lehrziel ausschliefslich die
Heranbildung tüchtiger Handwerker erstreben, in der Vor-
bildung, welche von den Schülern mitgebracht wird, mit der
i Mannigfaltigkeit zu
Bildungsstufen, welche zwischen der in einer niederen Dorfschule
zu erwerbenden und derjenigen, die durch Abgang aus der zweit-
oder dritt- obersten Klasse eines Gymnasiums oder einer Real-
schule erlangt wird, darunter vertreten sind.
Was bei einer so vielfach zusammen gesetzten Schülerzahl
ein durch detaillirte Vorschriften geregelter, durchaus gleich-
artiger, nur auf den Durchsehnittsschüler berechneter Unter-
richt erzielt, ist ohne weiteres einzusehen! Ks besteht in dem
Fortbringen einer relativ geringen Zahl von Schülern auf eine
mittlere Stufe des Wissens, in dem Zurückbleiben einer
grofsen Zahl anderer Schüler, die wegen ungenügender Vorbildung
nicht zu folgen vermögen, und endlich in der relativen Erfolg-
losigkeit des Unterrichts bei demjenigen Tbeile der Schüler,
welcher mit relativ hoher Jugendbildung ausgestattet, auf der
Schule nicht dasjenige findet, was für ihn erreichbar war, und
der, hierdurch degoutirt, auf den Pfad der Nachlässigkeit ge-
räth, von dem die Schuldisziplin vermöge einer gewissen Zahm-
heit, an die sie bei der ganzen Art des Schülerbestandes ge-
bunden ist, ihn nicht zurück zu halten vermag! —
Was dem Unterricht auf den Baugewerkschulen frommt,
besteht daher nicht in detaillirten Lehrplanen, Normalien und
Schablonen für den Unterriebt, sondern besteht einzig und allein
in der möglichst grofsen Bemessung der Lehrkörper,
damit auf den einzelnen Lehrer eine relativ niedrige Schülerzahl
irt bleibe, seine Tha-
komme und dem Lehrer die Möglichkeit j^e wahrt
tigkeit dem Einzelnen anstatt der Masse
individuellen Verschiedenheiten und Fähigkeit
Fähigkeiten
Rechnung zu tragen. Wir sind auf Grund eigener pr
Erfahrungen der Ansicht, dass die Lehrerzahl an einer Bau-
gewerkschule, soll diese ihren Zweck in möglichst vollkommener
Weise erfüllen, nicht niedriger bemessen werden darf als so, dass
dieselbe nicht weniger als etwa '/h der gesammten Schüler-
zahl betragt. Es sind in dieser Zahl die Neben- und Hulfs-
lehrer einbegriffen-, die eigentlichen Fachlehrer mögen etwa
'/>— •/« jener Zahl, d. i. V» bis Vm der Gesammt-Schülerzahl
ausmachen. — Die Zahlen sind grols und es würde bei näherer
Umschau unter den Kräften, die heute vorhanden sind, wahr-
scheinlich sich zeigen, dass die Menge des brauchbaren
Materials gering ist. Um über diesen Mangel hinweg zu kommen,
giebt es ein anderes Mittel nicht, als dass der Staat sein Augen-
merk der Sache zuwendet, dass er für eine tüchtige Heranbil-
dung von ßaugewerklebrern Vorsorge trifft und vor allem,
dass er durch die eigene Errichtung einiger Baugewerk-
schulen denjenigen die Möglichkeit eines angemessenen Fort-
kommens sichert, die dem schwierigen Lehramte im Baugewerbe
sich zuwenden. Weder besteht heute diese Möglichkeit, noch
ive von Privaten, Vereinen oder
Kommunen etwa den bisher schon bestehenden hinzu tretet
sollte, weil alle derartigen aulserstaatlichen Gründungen an Ver-
folgung von Nebeninteressen gebunden sind, die das Lehrerthum
in seiner gedeihlichen Entwicklung hemmen und dasselbe auf
ein Niveau herab drücken, welches bei weitem zu niedrig ist!
Wir behalten uns vor, die im vorstehenden nur nebenbei
berührte Frage der baldigen Errichtung einiger staat-
lichen Baugewerkschulen bei passendem Anlass
weiter zu verfolgen. —
- B. -
Die Oberschlesische
Die Bedeutung, welche der Bau und Betrieb von Bahnen
minderer Ordnung neuerdings gewonnen haben, lenkt den Blick
unwillkürlich auf gleichartige Unternehmungen aus früherer Zeit,
da die bei denselben gewonnenen Erfahrungen sich vortheilhaft
verwerthen lassen. Es sei gestattet, einen Blick auf die vor
27 Jahren begründete und im Laufe der Zeit maonichfachen Be-
triebgveranderungen unterworfen gewesene Oberschlesische Schmal-
spur-Bahn zu richten.
Die Bahn dient nicht zum Personen-Transport, da ein Be-
dürfniss hierzu nicht vorliegt; dieselbe vermittelt vielmehr nur
den Verkehr von Produkten, namentlich von Galmei, Eisenerz
und Steinkohlen zwischen den Bergwerken und Huttenanlagen
unter einander und mit der Oberschlesischen Hauptbahn, und es
sind zu diesem Zwecke einige Hauptlinien vorhanden, an welche <
sich ein vielfach verzweigtes Netz von Nebenlinien anschliefst
Die Gesammtlange der Bahn, soweit sie sich im Besitze der
Oberschlesischen Eisenbahn- Gesellschaft befindet, betragt 94 Kl»
mit einem Anlagekapitale von 110 034 .// pro Km incl. Betriebs-
mittel-Beschaffung.
Die Spurweite ist 0,795 m. Die Schienen sind jetzt gröfsten-
theils breitnasig, 91,6 ■» hoch, während aus früherer Zeit noch
Brucken- und Stuhl-Schienen vorbanden sind. Die Schwellen sind
theils von Eichen-, theils von Kiefernbolz, imprägnirt, 1,25 ™ lang,
0,26 B breit und 0,16 m stark. — Die Krümmungsradien gehen
für Hauptglcise auf 75, ausnahmsweise auf 37« herab, wahrend
in Nebengleisen selbst solche von 20« vorkommen. Für die
Steigungen ist das Verhältniss von 1 : 60 als Maximum fest ge-
halten worden. —
Der Bau begann im Jahre 1851. Damals bestand die Ab-
sieht, lediglich Pferdebetrieb einzurichten. Noch während der
Bauzeit gelangte man zu der Befürchtung, dass ein solcher Betrieb
Schmalspur -Bahn.
theils unzulänglich, theils auch zu kostspielig sein würde, und
ging daher dazu Ober, die Hauptlinien für den Betrieb mit
Maschinen umzubauen. Es bestand somit seit 1855 ein gemischter
Betrieb: mittels Maschinen auf den Haupt- und Pferden auf den
Neben-Linien. Aber auch diese Einrichtung bewahrte sich auf
die Dauer nicht, obwohl in den ersten Jahren nicht ganz un-
günstige Erfolge dabei erzielt wurden.
In Folge davon, dass ein Tbeil des Wagenparks und ein
Theil der Hauptstrecken den Anforderungen des Lokomotiv-
Betriebes nicht genügten, wahrscheinlich auch dadurch, dass zum
Hau bereit« halb abgenutztes Material von der breitspurigen
Hauptbahn entnommen worden war, nahmen die Unterhaltungs-
Kosten in dem Maalse zu, dass man im Jahre 1860 zur Aufrecht-
erhaltung des Lokomotivbetriebes ein Kapital von 1 200 000 Jt
hätte aufwenden müssen. Dieses Opfer erschien zu hoch; man
kehrte daher wieder allgemein zum Pferdehetrieb zurück und
schloss mit einem Unternehmer, welcher bis dahin schon den
Pferdebetrieb auf den Nebenlinien besorgt hatte, einen auf 12 Jahre
geltenden Pachtvertrag für das ge sammle Transportwesen ab.
Der Erfolg dieses Schrittes entsprach auch wenigstens insofern
den Erwartungen, als die Ueberschüsse der Einnahmen über die
Ausgaben, welche in den letzten Jahren negativ gewesen waren,
positiv wurden und sich längere Zeit hindurch auf 1% des An-
lagekapitals hielten, gegen Ende des Pachtvertrages im Jahre 1871
sogar bis auf S '/> % stiegen.
Bei Ablauf des genannten Jahres musste zur Bewältigung des
inzwischen bedeutend gestiegenen Verkehrs der Lokomotivbetrieb
in erneute Erwägung gezogen werden, und es wurde ein weiterer
Vertrag zwischen der Direktion und dem Unternehmer auf 12 Jahre
abgeschlossen, welcher im wesentlichen Folgendes bestimmt:
Der Unternehmer übernimmt den gesammten Betrieb, wah-
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N». 54.
DEUTSCHE BAUZEITUNG
277
Direktion die Unterhaltung and Erneuerang der Bahn-
anlagen und die ßahnaufsicht zufallt. Das Schneeräumen ist
Sache des Unternehmen. — Die Direktion ist berechtigt Strecken
tu kassiren, wenn die ihr daraus zuweisenden Einnahmen
(s. unten) kleiner werden, als die Kosten der Bahnunterhaltung
und Erneuerung und die Zinsen des Oberbaumaterial-Werthes,
d. i. kleiner als roL 1600 M. pro Kilometer bei Pferdebetrieb
und 2400 M. bei Lokomotivbetrieb. — Der Unternehmer darf
Lokomotivbetrieb nach Einholung der Genehmigung der Direktion
einfilhren, welche auch die Lokomotiven prüft — Die Direktion
Oberlässt dem Unternehmer den gesammten Wagenpark mit der
Verpflichtung, denselben auf »eine Kosten su unterhalten und uach
bestimmten, mit der Frequenz zusammen hangenden Normen zu
vermehren.
Die Stellung der Tarife ist Sache des Unternehmers, indessen
darf derselbe folgende Satze nicht überschreiten:
Für 0,i Meilen pro Ztr. 1,8 Pf. (alter Währung)
, 0,6 , „ , 3 „
.1 . . . 4,5 .
n * it n » GD n
■ 3 „, „ , 10,5 B
u. s. f. mit 0,3 Pf. pro Vi» Meile steigend.
Die Direktion kontrolirt den Unternehmer durch Stationare
und ambulante Beamte. Für jeden Transport hat der Unter-
nehmer eine Frachtkarte in duplo auszustellen, wovon 1 Exemplar
dem Stations-Beamten im nächsten Kontrolhause abzugeben ist.
Die obigen Maximaltarife muss der Unternehmer ermäfsigen,
wenn ihm selbst die Pacht ennafeigt wird. Die letztere betragt
l'/i Pf. pro Zentner-Meile.
Der Unternehmer zahlt eine Kaution, verfallt in Konventional-
strafe für jeden Fall der Vertragsverletzung, hat die Bestimmun-
gen des Gesetzes vom 3. Nov. 1S38 einzuhalten, auch die Direktion
gegen alle aus dem Betriebe abzuleitenden Entschädigungs-An-
sprücbe zu vertreten.
Bei Auflösung des Vertrages giebt der Unternehmer den
omten Wagenpark zurück, u. zw. den Ton der Direktiou
unentgeltlich, den von ihm selbst beschafften gegen
des zeitigen Werthea.
Für die Sicherung des Betriebes und den Fracht- Verkehr
bestehen ausserdem besondere Bestimmungen. -
Die Wagen sind von einfachster Konstruktion, iachsig, ohne
Federn, mit unelastischen Zug- und Stob- Vorrichtungen und einer
Tragfähigkeit von 100 Ztr.
Es wurden in den letzten Jahren durchschnittlich 1 400 000 t-
befördert, welche (bei 15 Millionen Kilometer Tonnen) für die
Direktion eine Brutto-Eiunabmc von 520 000 M. brachten.
Der Betriebsresnlute der ersten Jahre ist bereite Erwähnung
in den letzten Jahren betrugen dieselben in
im Jahre 1870 -f 3,3 %
. „ 1871 + 3,5
1»72 + 3,7 „
1873 + 1.0 „
, „ 1874 - 0,7 „
ff , 1875 + 3,1 „
, 1876 + 2,4 .
Das ungünstige Resultat der Jahre 1H73 und 74 ist anf die
in Folge der Wiedereinführung des Lokomotivbetriebes not-
wendig gewordene umfangreiche Erneuerung des Oberbaues und
die Verstärkung der Brücken zu schieben. Es sind indessen
andrerseits durch die Einführung von Stahlschienen und durch
vereinfachte Bahnbewachung in den letzten beiden Jahren bei
sich ziemlich gleich bleibenden Brutto -Einnahmen die Betriebs-
Ausgaben ermäßigt worden, indem dieselben
im Jahre 1874 234,000 ./£
, „ 1876 214,000 „
„ , 1870 181,000 ,
betrugen, und es ist daher die Hoffnung begründet, dass auch die
(iesammtergebnisse des Betriebes sich steigern werden. Es muss
indessen hierbei berücksichtigt werden, dass der Hauptzweck der
Bahn weniger in einer hoben Verzinsung des direkt verwendeten
Kapitals, als vielmehr in der Hebung der Gesammt- Industrie
OberHchlesieus und in der leichteren Zuführung der Produkte zur
Hauptbahn besteht, und dass die Aktionare, da diese Zwecke in
hohem Maafse erreicht werden, für den etwaigen Ausfall an dem
Betriebe der Schmalspurbahn reichlich in den höheren Einnahmen
der Hauptbahn Entschädigung erlangen. T.
Mittheilungen aus Vereinen.
Architekten- Verein zu Berlin. Nach Hmaligetn , durch
Wrtterungszustimdo und sonstige Hemmnisse nothwendig ge-
wordenem Aufschübe des Sommerfestes ist dasselbe endlich
am 28. Juni glücklich von statten gegangen. Die Betheiligung
am Fest wird nns zu etwa 120 Personen angegeben und der
Verlauf desselben als durchweg sehr befriedigend bezeichnet. —
Den unmittelbar folgenden Tag — 29. Juni — widmete der Verein
der Besichtigung der großen Anlage, die in den letzten Jahren
Lichterfelde hat entstehen scheu: der Zentral-Kadetten-
Anstalt, welche bestimmt ist, etwa 800 Kadetten aufzu-
Wir gedenken auf diese bedeutende Ausführung der
oer-Zahl von 150
bei dem Ausfluge zusammen zu führen. —
Am 1. Juli hat unter nur schwacher Betheiligung die gewöhn-
liche Haupt- VersammJung stattgefunden. Vor Knöitt in fle
denken des jungst verstorbenen Mitgliedes Hrn. Steenbock nnd dem
erfolgreichen Wirken desselben auf dem Gebiete des Kunst-
gewerbes einige anerkennende Worte und gab alsdann Kenntniss
E. Puls,
nte; 1 desgl. Howe, Eitransport- Tabellen ver-
schiedener Bahnen, vom Verfasser; Jahresbericht des Deutschen
Gewerbe-Museums pro 1877; 1 Heft Gropius Archiv der orna-
mentalen Kunst von der Verlagshandlung Winckelmann & Söhne.
Es liegen außerdem vor:
Eine Erwiederung der Hrn. Minister für Handel etc. und für
Kultus etc., mitteil welcher zugesagt wird, dass zur Förderung
künstlerischer Bestrebungen dem Antrage des Vereins auf Aus-
stellung von Projekten zu fiskalischen Bauten auf der akademischen
Kunstausstellung willfahrt werden soll; ferner ein Schreiben des
Hrn. Handelsministere — bei Gelegenheit der Rücksendung eines
Reiseberichts worin daran erinnert wird, dass dag Schinkel-
Reisesripendium bestimmungsmäßig nur für Forschungen etc., die
dem Gebiete des eigentlichen Bauwesens angehören, verliehen
werde und es unzulässig sei, diese Mittel ausschließlich oder
auch nur vorwiegend für Studien, die auf dem Gebiete des
Kunstgewerbes liegen, zu verwenden. Die Stipendiaten sollen
beim Antritt ihrer Reise auf diesen Zweck der Verleihung des Reise-
Stipendiums aufmerksam gemacht werden. — Das Kommando des
Eisenbalin-KegimenU hat in besonderer Zuschrift darum ersucht,
von den Resultaten der am 6. d. M. ablaufenden Konkurrenz,
betr. Projekte so einem Viadukt in Holzbau, nähere Kenntniss
zu erhalten.
Es folgt die Bcurtheilung von Konkurrenz-Projekten der
zum 1. Juli er. Zur Hochbau-Aufgabe : Pavillon
im Thiergarten, ist nur eine einzige Lösung, zur Aufgabe im
Ingenieurwesen: Fußgänger- Tunnel, sind zwei Lösungen einge-
laufen. Beide Aufgaben trind, nach den von den Hrn. Schwech-
ten und Bausch erstatteten Referaten, so ungenügend bear-
beitet worden, dass die Zubilligung von Preisen oder Andenken
nicht hat stattfinden können.
In weiterer Fortführung der T.-O. tritt die Versammlung in
die Berathung des Antrags auf Abändenirig der „Grundsätze für
das Verfahren bei öffentlichen Konkurrenzen" ein, nachdem die
Abänderungs-VorschlSge den Mitgliedern durch Drucklegung
genau bekanntgeworden sind. Hr. Blankenstein weist darauf
hin, dass die Verhandlung der Antrage auf der bevor stehenden
Delegirten-Versammlung wegen vorgeschrittener Zeit nur unter
Schwierigkeiten zu ermöglichen sein werde, und legt alsdann in
längerer Ausführung seine Ansicht dar, dass in dem Entwürfe
der Abänderungen die Interessen der Konkurrenten etwas zu
einseitig betont und dem Interesse der Preisausschreiber voran
gestellt worden seien. Gegen diese Anschauung wendet sich
Hr. Kuhn, der es für unschwer hält, diezwischen den Ansichten
des Hrn. Blankenstein und denjenigen der Unterzeichner des An-
trags bestehenden Verschiedenheiten auszugleichen. — Hr. Luth-
mer beantragt, dass die Delegirten des Vereins veranlasst wer-
den möchten, die Abäiiderungs-Vorscblage in Berathung zu nehmen
und ihre Meinung über dieselben in der nächsten Hauptver-
sammlung darzulegen; jedenfalls sei es nothwendig, die Sache
noch an die diesjährige Dresdener Delegirten-Versammlung zu
bringen. Der Antrag Luthmer erhält die Zustimmung der Ver-
sammlung. --
Zustimmend erklärt die Versammlung sich ferner: a) zu der
vorgelegten Fassung eines Schreibens, welches in Angelegenheit
der Fortführung des Werkes: Entwürfe zu Kirchen-, Pfarr- und
Schulgebäuden an den Hrn. Handelsminister gerichtet werden
■oll und welches dem in der Versammlung vom 3. Juni (D. Bztg.
No. 46) gefassten Beschlüsse entspricht, und b) zu dem von Hrn.
W'inkler vorgetragenen Referate einer Kommission, welche sich
mit der Frage der einheitlichen Bezeichnung der matliemat-techn.
Gröfsen befasst hat. Der Scblussantrag lies Referats will zur
Erledigung der Frage eine Versammlung von Delegirten säninit-
licher deutschen technischen Hochschulen heran ge-
zogen wissen. —
Hr. Büsing macht namens der Exkursions-Kommission Mit-
theilung davon, dass der geplante Ausflug nach Hannover
und Hi Kiesheim auf die läge des 20, und 21. d. M. angesetzt
worden sei. Er entwickelt das ungefähre Programm der Reise
und empfiehlt eine möglichst zahlreiche Betheiligung an derselben.
Nachdem alsdann Hr. G. Knoblauch einen Plau der Pa-
riser Weltausstellung überreicht hat, erfolgt die Beantwortung
der im Fragekasten enthaltenen Fragen durch die Hrn. Möller,
Wiehe, Bänsch und Kinel und schliefst darnach die Ver-
— B. —
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278
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
6. Juli 1878
Aus der Faehlitteratnr.
Leitfaden für den Unterricht der Anatomie and Pro-
portionslebre des menschlichen Körpers, von A. Vischer,
Hofmaler und Professor, Karlsruhe, A. Bielefeld. Der genannte
Autor, Professor für Figurenzeichnen am Polytechnikum zu Karls-
ruhe, hat ein kleines Werkeben erscheinen lassen, das durch die
praktische Anordnung seines Inhalts sowie seine pnignaute und
kompendiöse Fassung sich für weitere Kreise empfiehlt Der
Verfasser behandelt auf BS Seiten Text, der von 25 meist gut
in Stein gestochenen Tafeln begleitet ist, nach allgemeiner Ein-
leitung zunächst die Anatomie des Korpers, u. z. derartig, dass
in sehr übersichtlicher Weise bei den einzelnen Abtheilungen des
Kopfes, des Rumpfes, der oberen und der unteren Extremitäten
immer zuerst das Skelett und hiernach die Muskulatur in Betracht
gezogen und alles Wissenswürdige in kurzen Worten und kritischen
Bemerkungen für den Zeichner mitgetheilt wird. Die Proportions-
lehre beginnt mit einer geschichtlichen l'ebereicbt und Würdigung
der verschiedenen Werke berühmter Künstler über diese Disziplin,
an welche sich die einzelnen Abtheilungen, die IVoportionen
im speziellen, anschließen. Mit richtigem Takt hat der Verfasser
allen gelehrten Apparat, sowie alles, wag statt zu fördern, hemmen
würde, fem zu halten gewusst — ein Vorzug, der dem bei seiner
| Kürze inhaltreichen Lehrbuch das Eindringen in diejenigen Kreise,
für welche es vorzüglich bestimmt ist: Studirende technischer
| Hochschulen, Schuler von Kunst-, kunstgewerblichen und ahn-
lichen Schulen, wesentlich erleichtern wird. — Die Ausstattung
des Ganzen ist eine ansprechende. — K. —
Brief- und Pr&ßfkasten.
Beantwortung veröffentlichter Fragen. In einem
ilause auf dem Brühl in Leipzig soll lediglich aus Glas und Eisen
eine Zwischendecke ausgeführt sein, die zugleich als Fufsboden
dient. (Der untere Raum wird sls Restauration, der obere — nur
am Abend — als Vaudeville- Theater benutzt) Ueber die Be-
wahrung der Konstruktion ist nichts Besonderes bekannt
Hrn. Bfr. M. in K. Ein uns speziell bekannter Fall der
Anwendung von Pendelsaulen unter koutinuirlichen Tragern liegt
bei der Ueberführung der Warschauer-Strafse in Berlin über die
beiden östlichen Staätsbahnen vor. Abbildung der Konstruktion
, mit Details linden Sie auf S. 54 ff. von «Berlin u. seine Bauten*.
•Bericht des Zentral -HUIfs- Komites fUr die im Jahre
Bau -Ingenieure.*)
1870 71 im Felde stehenden Architekten und
Wie im Kriegs-Jahrc 1S06 dpr Architekten-Verein zu Berlin
ein Komite gebildet hatte, um seine zu den t abuen einlterufenen
Mitglieder zu unterstützen, so hielt es derselbe im Jahre 1870,
als durch die deutschen Lande der Ruf xu den Waffen erging,
wiederum für seine Ptlicht, ausser der allgemeinen Theibiahnie,
welche jeder Deutsche für das Heer in seiner Gesammtheit
empfand, eine spezielle, mehr familiäre Wirksamkeit innerhalb
der Grenzen des gemeinsamen Berufes anzuregen, um die in fried-
licher Arbeit bewahrte Zusammengehörigkeit auch in diesem Kriege,
für den Einzelnen schwere Opfer und Verluste voraus
iefs, zu erhalten und zu befestigen.
Es vereinigten sich deshalb unmittelbar nach erfolgter Mobil-
machung eine Anzahl Vereins - Mitglieder, um in einem Aufruf
die Fachgeuossen in ganz Deutschland zu gemeinsamer Fürsorge
für alle im Felde stehenden Architekten und Bau- Ingenieure auf-
zufordern. Diesem Aufrufe wurde aller Orten entsprochen, von
allen Seiten flössen reiche Beitrage und in kurzer Zeit bildeten
sieh Lokal - Komites in München, Dresden, Karlsruhe, Kassel,
Königsberg, Magdeburg, Breslau, Bautzen und in Schleswig- Hol-
stein, die alsbald im Verein mit der Zentral - Stelle Berlin ihre
ThiUigkeit zu entwickeln beganuen.
Auch das Ausland bekundete seine Sympathien. Von Wien,
Pest und Bukarest, aus Riga, Kopenhagen und Christania, aus
London und Buenos Ayres übersandten die dort ansässigen Fach-
genossen namhafte Beitrage.
Dank so thatkhtftiger l'uterstützuug konnte das Komite seiner
Aufgabe erfolgreich gerecht werden. Ks wurden Namens - Ver-
zeichnisse aller Einberufenen aufgestellt und dem schnellen Gange
der grol'seu Ereignisse folgend, dauernd ergänzt und berichtigt.
Diese Listen wurden allwöchentlich durch die Deutsche Itanzeitung
veröffentlicht und in wiederholten Abdrucken jedem Einzelnen
ins Feld flbersandt, so dass dieselben von einander und die
Familien nah und fern von ihren Augehörigen stets schnelle und
sichere Kunde erhielten.
Beim Ausmarsch wurden die Unbemittelten thimlichst mit
allem Notlügen an Kleidungsstücken und haarem tielde ausge-
rüstet, Verpflegung« - < iegenslände aller Art wurden, besonders zu
Anfang des Krieges, in grofsen Mengen versendet, theils auf An-
•) Ein» erst* «arliiifae IVt.erMrht de
wurde iu,-b Beendigung dn Kr»*v<s in Nr.
IHe KniUtttuif: eines «eiteren Ueehrn»eha.rt»
l«vU...rlill|CI. imlerhlieh »her. «eil <li.rai.lt
Kendler Nt*
J»hrr 181s, »
Kinbuhraeia und A(l*£ftU'n de» Kinnriei
is Jahnt Tl d. Dlich Httc, imWHIrt.
Hert.-bre» «nrdn Kehito im Jahre IS.4
> Korane dunb den T«l d<
trag der Bedürftigen, theils auch aus freier Initiative des Komites
bei geeigneten Anbissen , wie z. B. zur Weihnachtsfeier im
Jahre 1*71 au Alle, deren Namen in den Listen verzeichnet
waren.
Bei der Sorgfalt, die auf die genaue Ermittelung der Adressen
verwendet wurde, verfehlten solch« Sendungen nur sehr selten ihre
Bestimmung. Nach den grofsen Siegen, welche die deutschen
Heere in schneller Folge errangen, erweiterte sich der Wirkungs-
kreis des Komites wesentlich durch die Fürsorge für die Ver-
wundeten.
Durch die Vermittclung der dem Kriegsschauplätze zunächst
wohnenden süddeutschen Fachgenossen gelang es in vielen Fullen,
die Verwundeten >or den Gefaliren der Lazarethe zu bewahren
und ihnen bei Familien gastliche Aufnahme und liebevolle Pflege
zu verschaffen. L ud als dann nach beendetem Kampfe der Friede
geschlossen war, konnten aus dem inzwischen dauernd angewach-
senen Baarfouds Allen, die von ihren Wunden Genesting suchten
und nach den Strapazen der Erholung bedurften, reichliche Mittel
bewilligt werden, um durch Kuren und Bäder ihre Gesundheit
neu zu kraftigen. Wer unter den Jüngeren seine Studien hatte
unterbrechen müssen uud jetzt seine eigenen Mittel erschöpft sah,
wurde durch angemessene Beihilfe in den Stand gesetzt, in seinem
Beruf weiter zu arbeiten und seine Studien bis zu selbständiger
Erwerbsfähigkeit sorgenfrei fort zu setzen und zu beenden.
Wo Wittwen oder Waiseu, denen der Krieg den Ernährer
geraubt hatte, sich einer unsicheren Zukunft gegenüber sahen,
da konnte auch iluien die Sorge um die Existenz zeitweilig ab-
genommen oder doch wesentlich erleichtert werden.
So erstreckte sich nach beendetem Feldzuge die Wirksamkeit
des Komites noch auf Jahre hinaus, bis es jetzt, nachdem die
vorhandenen Fonds, die ausreichend waren, um in allen ihm zur
Kenntniss gelangten Fallen hülfreich einzutreten, angemessen ver-
ausgabt sind, seine Aufgabe als erfüllt betrachten kann.
Wir legen unseni Fachgenossen hiermit deu nachstehenden
iibericbt vor, nach dem Seitens einer vom Vorstande des
er Architekten - Vereins ernannten Decharge - Kommission
die Rechnungen und Belage im Einzelnen geprüft worden sind.
Wir verbinden insbesondere damit den Ausdruck des wiirmsteu
Dankes an Alle in Nah und Fern, die seiner Zeit dazu beigetragen
haben, dass das Hülfs - Komite eine so erfolgreiche Wirksamkeit
entwickeln "
Berlin, den 25. Juni 187«.
Hagen. Fritsch. Hinckeldeyn.
Hülfs-Komite für die 1870 71 im Felde stehenden Architekten und Bau -Ingenieure.
Einnahmen.
Beiträgen
Komite für Baden .
in Bautzen .
„ Breslau .
„ Dresden .
a Kassel . ,
Königsberg
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„ Magdeburg
„ München ....
für Schleswig •Holstein .
Beim Komite tu Berlin gingen direkt ein
An Zinsen wurden vereinnahmt . . .
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1 ISO
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7 167
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10
tl
15
Summa der Kinnahmen
ode
Berlin, den 25. Juni 1878.
11 31« 17 —
83 949 M 70 4
A usgaben.
Baar gezahlt an Architekten und Bau-
Ingenieure theils wahrend des Feld-
zuges, theils nach Beendigung dessellseu
für Badereisen, und als Beihülfe zur
Fortsetzung unterbrochener Studien, so-
wie an Hinterbliebene Gefallener . .
Verausgabt für Waaren-Sendungen an die
im Felde Stehenden
Porto für Briefe und Packete und Druck- •
i
«j mit;
17
1 117
9
3
232
20
9
der Ausgaben . . 11 SU» 1" —
. . 33 949 .Ä 70 4
Noch den Belagen geprüft und richtig befunden.
Krieg
toi. Carl Berlin ia
Für dir
K K O.r-ril.ca Dm«*: W. Motor H.iW«
.......... I*»
No. 55.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
279
a«* IS7JT8.
AtUrita-ttiiMur« m Kiwa «M^jf führt. ^-
in d»r llnlln.r Hau <AuwMIhuk- - Au» «Itr PaeklttKTat« — Ptnntl N»c hrLcblr ii. - Bri«f- und Pragekaklrn.
Architekten- Verein zu Berlin. l''är den Autritt der im
Kähmen der diesjährigen Sommer- Exkursionen des Vereins ge-
planten Heise, als deren Ziel ht-kanntlieh die Städte Hannover
und Hildes heim in Aussicht genommen sind, ist nunmehr der
■Tuli d. .1. fest gesetzt worden. Noch den ungünstigen Kr-
fahrungen früherer Jahre, in denen diese (Iber die 1 »auer eines Tages
hinaus erstreckten Ausflöge leider zumeist eine sehr schwache, zur
Repräsentation des Vereins nicht sehr geeignete Betheiligung ge-
funden haben, und im Hinblick auf die noch im Laufe d. .1. statt-
findende Verband- Versammlung in Dresden war es ursprünglich
Absicht der Kxkursions-Kommission, die bezgl. Heise auf einen
möglichst frühen Termin zu verlegen: es hat jedoch hiervon aus
Gründen Abstand genommen werden müssen, die — an sich
zwingend — hoffentlich auch stark genug sich erweisen werden,
Jahreszeit eine rege Hethciliguug
der Vereinsgenossen au der Kxkursion zu veranlassen.
Bietet Hannover, der Sitz einer ganz eigenartig entwickelten
Architektur-Schule, eiues blühenden Polytechnikums und eines
lebenskräftigen Architekten- und Ingenieur- Vereins, in der reichen
Gestaltung seiner älteren und neueren Bautätigkeit unter allen
Umständen schon des Interessanten und Sehenswerthen eine solche
Fülle, dass es als einer der geeignetsten Zielpunkte für den Be-
such eines Vereins von Bautechnikem gelten darf, so ist namentlich
in der seit dem 1. Juli d. J. daselbst eröffneten Provinzial-
Gewerbc- Ausstellung ein Moment besonders anziehender Art
noch hinzu getreten. Aehnlich wie Inn der Dresdener Ausstellung
des Jahres 1875 ist bei derselben ein ganz hervor ragendes Gewicht
auf die Vertretung des Kunstgewerbes gelegt worden und man
ist bemüht gewesen, hierbei — innerhalb der gegebenen Be-
grenzung - hinter dem glänzenden Vorbilde der letzten deut-
schen Kunstgewerbe -Ausstellung zu Manchen nicht zurück zu
bleiben. Wie dort haben auch hier einzelne Architekten es sich
angelegen sein lassen, die zur dekorativen Ausstattung der
Wohnung gehörigen Werke neuereu Ursprungs in Itcsonderen
Kabineten zu einem einheitlich wirkenden künstlerischen Ganzen
zu vereinigen: wie dort sind auch hier die kunstgewerblichen
Schatze früherer Jahrhunderte, an denen Niedersachseu bekannt-
lich noch reicher ist als die meisten übrigen Theile Deutschlands,
von allerwärts herbei geschallt und in übersichtlicher Art zur
Anschauung gestellt.
Das Programm der Kxkursion (man vergl. den Inseratentheil
d. Bl.j ist vorläufig erst in den allgemeinen Umrissen fest gesetzt
Die an derselben Theil nehmenden Mitglieder des Berliner
Architektenvereins werden Sonnabend, den 20. Juli d. J. um
12 U. 30 M. mittels der Berlin-Lehrter Balm die Heise antreten und
um 4 U. 4 M. in Hannover eintreffen, wo nach Aufsuchung der (Quar-
tiere und kurzer Krfrischungsrast der Best des Tages ganz aus-
schliefslich auf die Besichtigung des großartigen Bahnhofs-
Umbaues verwendet werden wird, dessen von II. Stier ent-
worfenes und ausgeführtes Kmpfangsgebiinde z. /.. im Acußcreu
nahezu vollendet ist Der Abend soll in Tivoli verbracht werden.
Die Morgenstunden des folgenden Tages (Sonntag, den 21. Juli)
demnächst dazu benutzt werden, um in kleineren Gruppen,
sachkundiger Führung die interessantesten Bauwerke Hanno-
vers zu besuchen und die allgemeine Krscheinung der Stadt zu stu-
diren; es werden hierbei diejenigen Vereinsgenossen sich unschhefsen
können, welche erst mit den Nachtziigeu eingetroffen sind. Um
11 Uhr wird ein Frühstück in der Gewerbe- Ausstellung, zu
welchem der Hannoversche Archit- u. Ing.-V. die Gäste eingeladen
hat, die verschiedenen Gruppcu vereinigen, die dann gemeinsam
die Ausstellung in Augenschein nehmen werden. Die heifsen
Nachmittagstundeu sollen einer Krholung im Park von Herren-
hausen, der Abend wiederum einem fröhlichen Zusammensein in
Tivoli und Bellavista gewidmet sein, so dass es dunen, welche
die Zeit drängt, möglich wird, noch mit dem Nachtzuge nach
Berlin zurück zu kehren.
Der Ausflug nach Hildesheim (und event noch nach Goslar),
dessen für die frühmittelalterliche Kunstgeschichte Deutschlands
einzig dastehende Bedeutung ja allgemein liekannt ist, das aber
leider bei weitem nicht so häufig besucht wird, als es verdient,
würde Montag, den 22. Juli, sich anschließen; ein besonderes
Programm für denselben ist vorläufig noch nicht aufgestellt, da
derselbe nicht obligatorisch sein, sondern aus freiwilligem Ent-
schlüsse der Kxkursions-Genossen hervor gehen soll.
Fügen wir dem Vorstehenden noch hinzu, dass der Han-
noversche Arch.- u. Ing.-V., der dem Besuch des Berliner Vereins
mit grolser Freude entgegen sieht, Veranlassung genommen hat,
auch an die nachbarlichen Fachvereine zu Hamburg, Bremen,
Braunschweig etc. eine Kinladung zu jenen Tagen zu erlassen,
dass also aus unserer Kxkursion voraussichtlich eine anregende
und fröhliche Zusammenkunft eines größeren Kreises norddeut-
scher Fachgcuossen in Hannover sich ergeben wird, so hoffen
wir für unser Theil -genug gethon zu haben, um Theilnahme für
das Unternehmen zu erwecken. Möge der Krfolg desselben die
ungünstigen Erfahrungen früherer Jahre zu schänden machen
und sich in einer Weise gestalten, wie er des gröfsten Vereins
deutscher Arch. u. Ing. würdig ist!
Arbeits- Rüstung in Eisen ausgeführt. Au der Vorder-
faeade des Architektenbauses ist gegenwartig behufs des Ansttjchs
eine eigenartige Rüstung aufgestellt, welche Aufmerksamkeit ver-
dient: es ist in dieser Rüstung ein von Hrn. Ingenieur Hahn
angegebenes „System" zum ersten Male verwirklicht worden.
Die HOstung besteht aus schmiedeisernen Höhren von ca.
Durchm. Die vertikalen Stangen bilden sich aus Kinzel-
läugen, welche unter Anwendung von Muffen aus Gusseisen
stumpf auf einander gepfropft werden: für das Auflegen der
(juerstäbc, welche gleichfalls aus 6™ weiten Höhreu bestehen,
werden auf den Stangen verschiebbare, sogen. Schellen aufge-
setzt Zu den Riegeln dienen ebenfalls Höhren von gleichem
Durchmesser, wie vor angegeben.
Die eiserne Hüstung macht einen außerordentlich luftigen
Kindruck; wenn es möglich wäre, dieselbe namentlich für Werk-
stein-Fa«. adenbau statt der abgebundenen Hüstungen zu benutzen,
so würde dem Architekten der grolse Vortheil erwachsen, dass
er einen fortwährenden guten Ucberbhck über die entstehende
Facade liesasse. -
Kinstweilen ist die Sacke noch Versuch und es
ein sicheres Urtheil noch nicht abgeben. Um z. B.
Punktes speziell zu gedenken, so hat das in der Theorie auTser-
ordentlich einfach erscheinende Aufstellen der Rüstung thatsäch-
lich weit mehr Zeit erfordert, als zur Aufstellung einer gewöhn-
lichen ilolzrüstung erforderlich gewesen sein würde. Ms ist
indess wohl möglich, dass bei wiederholter Anwendung dieser
Maugel vollständig in Wegfall kommt
Spezielleres mitzutheilen behalten wir uns für einen spateren
Zeitpunkt, wo erst eine gewisse Bewährung dos Systems einge-
| treten sein wird, vor und erwähnen zum Schlüsse nur noch, dass
der Leih preis der ltüstung incl. Aufstellen im gegebenen
Fall sich nicht hoher stellt, als der einer gewöhnlichen Stangen-
rüstuug. Von dem Konstrukteur wird beabsichtigt, die Hüstimg
in erster Linie zum Verleihen zu bauen, sobald die Praxis die
Bewährung heraus gestellt hat
Patentirtcs Einschalte röhr mit inneren Schrauben-
gängen zur Ausstofsung fester, mit Flüssigkeiten durch-
geführter Stoffe, von F. Lobe in Malapaae.
Im Inner» eines Hohrs sind unter dem Winkel von 4.V Spiralgänge
angegossen, zwischen denen schraubenförmige Kammern entstehen,
welche die Flüssigkeit bei ihrer Fortbewegung zu durchlaufen hat.
Die Kamuicrwände hören in einer gewissen Entfernung über dem
tiefsten Punkte des Hohriuuern auf, haben als der Hohrwaud an-
liegende Begreuzungsrluche die Form einer von 2 fast regelmäßigen,
parallelen Schraubenlinien gebildeten Fläche, als dem Wasser-
strome zugekehrte Begrcnzungsrlitche die Form einer von zwei
parallelen Parabeln gebildeten Fläche. Die Parabeln bestimmen
sich aus der Bedingung, dass das Gewicht der in den Kammern
;eitsiuasse größer sein soll, aß das der darunter
i, so wie, dass die Möglichkeit
gewahrt
haltbaren Kern für die Herstellung des Rohrs zu erlangen.
Darnach wird der obere Theil des Stromes, der für sich eine
den schraubengangfürmigen Kammern entsprechend drehende
Bewegung erhält Uebergcwicht über den unteren Theil des Stromes
besitzen, dessen Bewegung eine gerade fortschreitende ist Wegen
dieses Uebergewicbtes reißt der obere Strom deu unteren in seine
Beweguug fort und theilt diese ihm schließlich vollständig mit.
Die Folge davon ist, dass von der Flüssigkeit mitgeführte feste
Stoffe sich schwieriger auf dem Boden absetzen, solche aber, die
sich auf den Boden abgesetzt haben, durch die eigenthümlich
gewuudeue Beweguug des Stromes wieder in die Höhe gehoben
und weiter geführt werden. Die vollständige Wirkung des Kin-
Bchallerohres tritt nur bei voller Rohrfüllung ein.
Das Einschalterohr soll nahe dem Anfang der Höhrenleitung
eingelegt und demnächst an denjenigen Stellen, wo die durch
dasselbe hervor gerufene drehende Bewegung des Flüssigkeits-
Stromes in den nachfolgenden glatten Rohren duren die Reibungs-
eti'. Verluste in die gerade fortschreitende übergegangen ist,
oder auch noch ein Stück weiter hin.
Das Einschalterohr glaubt der Erfinder verwendeu zu können:
bei liegenden Leitungen für Flüssigkeiten aller Art, die Sand
oder Schlamm in größeren (Quantitäten mit sich führen, so wie
zur Entfernung von absichtlich in die Röhrenleitungen hinein
gebrachten festen Stoffen, in Fabriken und bei Gewerben etc. etc.
Bau- Akademie für das
>, Ordentliche 18, Hilfslehrer
Statistik der Königlichen
Sommer -Semester 1878.
lj Lehrer: Fest angestellte 1
30, Privatdozenten V, — I. 0. 72.
2) Studireude: U4 Bauführer, (J8!l Baukunstbeflissene für
den Staatsdienst, t>7 Privat -Architekten, Iii Ausländer fNicht-
deutsche; — 805 immutrikulirtc Studireude. Hierzu 42 Hospi-
tanten fdarunter 2 Ausländer; oder i. G. 847 Studireude.
8) Am Beginn des Semesters sind neu aufgenom-
men worden: Durch Immatrikulation 14, als Hospitanten 3r»,
i. g. 41t Studireude. Hinter den Hospitanten hetinden sich 4 Studi
reude der Universität, 2 der Gewerbe- Akademie
und Lehrer am
und 1 Oftizier
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280
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
4) Zahl der wöchentlich erthcilteu Unterrichts-
stunden: Im ordentlichen Unterricht 233 Stunden, im ausser-
ordentlichen Unterricht 50 Stunden, zus. 283 Stunden.
5) Von den ad 9 aufgeführten 6811 Raukuustbe-
flissenen für den Staatsdienst haben: 354 Gymnasien
und* 335 Realschulen 1. Ordnung besucht.
Ii) Von den 17 Ausländem sind: Aus Holland 1, a. der
Schweiz 2, a. Mähren 1, a. Ungarn 2, a. Russland 1, a. Nr
2, a. Schweden 1, a. Portugal 1, a. Nord - Amerika 2, a.
silien 2, a. Kngland 1, a. Australien 1.
baugewerblichen Lehranstalten pro
1877/78.
Die Baugewcrkschulc zu Nienburg a. d. W. wurde
im WinterkuiMis 1877/78 von insges. 223 Schülern besucht, unter
denen sich 11»; Maurer mid Steinhaucr. 8'J Zimmerer, 11 Tischler,
3 Bildbauer befanden: 4 Schuler geborten anderen als den ge-
nannten Gewerben an. Die Anstalt, bereits lt>53 gegründet, ist
eine rein staatliche und es sind an derselben im ganzen lti
Lehrer thätig, worunter sich 2 Baugewerksmeister betinden.
Die Schule beendet ihren Lehrgang in 3 Halbjahrs -Kursen,
welche in die Winter • Monate November - April lallen: wahrend
der Sommer- Monate wird Unterricht nicht ertheilt — Von vielen
gleichartigen Anstalten unterscheidet (he Nienburger Schule sich
vortheilhaft durch einen Passus ihrer Staunen, welcher vorschreibt,
dass von jedem Aufzunehmenden ein Zeugnis* darüber zu erbringen
ist, dass er wenigstens 2 Sommer hindurch sein Gewerbe
im Dienste eines Meisters ausgeübt habe. Wir halten
diese Bedingung für sehr nützlich nach verschiedenen Uichtungen
hin und sehen ungern, dass viele andere baugewerbliche Schulen
Deutschlands sich von derselben dispensiren. —
Die Baugewerkschule zu Holzminden a d. W.. im
Jahre 1631 gegründet, wurde im Winter 1877 78 von 1025 Schillern
besucht. Davon waren: 442 Maurer. 10 Steinmetzen. 335 Zimmerer.
34J Tischler. 9 Dachdecker, Iis Schlosser. 20 Muhlenhauer.
8 Kupferschmiede, 8 sonstige Metallarbeiter und 38. die ein be-
stiuuutes Gewerbe noch nicht ergriffen hatten: es wirkten an
der Anstalt im ganzen 45 Lehrer. Der vollständige Lehrgang
ist, je nach dem Grade der mitgebrachten Vorbildung, in :; oder
4 „Semestern* von je 20wöchigcr Dauer zurück zu legen und
es lindet der Unterricht nicht nur in den Wintemionateu. sondern
- mit sehr geschwächtem Besuch - auch während der Sommer-
monate statt. Für etwa die Hälfte ihrer gegenwartigen Schük-rzahl
besitzt die Holzmindener Schule eine Vcrptlegungs-Anstalt —
Die Schule für Bauhandwerker in Hamburg, welche
in Verbindung mit der dortigen „Allgemeinen Gewerbeschule" steht,
zählte im Winter 1 877 78 181 Schüler, worunter sich 100 Maurer,
1 Steinmetz, 75 Zimmerer, 2 Maschinenbauer und 3 Zeichner
befanden. Der Lehrgang zerfallt in 4 Klassen; der Unterricht
wird auch deu Sommer über fortgesetzt.
Neues in der Berliner Bau - Ausstellung. Bis zum
G. Juli er. wurden neu eingeliefert: Von Dietrich Reimer neuer
grofger Erdglobus; — Heinr. Kraft Bogenfenster von Cypressen-
holz; — Schäfer & Hauschner Gaskrone v. polirtem Messing:
— Ponunerscher Industrie-Verein Eck- und Flinten-Steine aus
Eisenklinker - Material ; Ed. Puls Erbbegräbniss-Gitter von
Schmiedeisen, gez. von Baumeister Knoblauch & Wex.
Ans der Fachliteratur
Verzeichnis» der bei der Redaktion d. Bl. einge-
gangenen neueren technischen Werke. (Fortsetzung.)
Sach - Register über die Jahrgänge 1807 - ls77 der
Deutschen Kauzeitung. Kerlin 1878; Kommissionsverlag v.
('. Beelitz, IV. 1,50 .H.
Kurntarsch u. Heeren N Technisches Worterbuch. 3. Aull.,
ergänzt u. bearbeitet v. den Prof. Kick u. Gintl. Lfrg. 26 u. 27.
Prag 1678; Verlag der Bnhemia. Pr. pr. Lfrg. 2 .//
F. Otto Schulze, Architekt Tischlerarbeiten im Charakter
der Renaissance. 3. lieft Leipzig 1678; Karl ScholUe.
Pr. 5 M
(Jermano Wanderte)', Architekt, Fachvorstand u. Professor etc.
Die ländlichen Wirtschaftsgebäude, mit Einschluss
der Heger-, Unter- u. Oberförster- Wohnungen, der Pächter- u.
Gutsherrenhäuser, in ihrer Konstruktion, Anlage u. Einrichtung.
Unter Mitwirkung von Baumstr. Jahn. II. Bd., mit uber Hxki
Holzschnitten. Uteff 1878; G. Knapp.
Friedr. Engel, königl. Breuls. Baurath etc. Handbuch des
landwirtschaftlichen Bauwesens mit Kiuschluss der
Gebäude für landwirtschaftliche Gewerbe. Sechste
U. verb. Aufl., mit «00 in den Text gedruckte
u. 42 lithogr. Tafeln. Berlin 1878; Wiegand, Uempel & Parev.
20 .«
Dr. Bersch. Die Fabrikation der Erdfarben. Enthaltend
die Beschreibung aller natürlich vorkommenden Erdfarben,
deren Gewinnung u. Zubereitung. Mit 14 Abbildungen. Wien,
Pest, Leipzig ls7*; A. Hartlehen's Verlag. Pr. 3 .//
W. Buchier, Dr. Leitfaden der Kunstgeschichte. Für
höhere Lehranstalten u. den Selbstunterricht bearbeitet Mit
in den Text eingedruckten Abbildungen. Essen 1878;
G 1). Itädeker. Pr. 1,80 ■//.
Franz Rziha. Di« ehemalige Judith-Brücke zu Prag,
das erste grol'se Ingenieur - Werk in Böhmen. Separat - Abdr.
aus den Mittheil. d. Vereins für Geschichte der Deutschen in
i, lti. Jahrg. 4. lieft. Prag 1*78; Verlag der.
gesellsch. Bnhemia.
Hartwich, Wirkt Geb. Ober-Reg.-Kath a. D. etc. Bemerkungen
über den bisherigen Gang der Entwicklung de« Eisen-
bahnwesens, sowie Uber dessen Gestaltung, nach
Maafsgabcder Verhältnisse und Bedü rfnisse, mi t be -
sonderer Rücksicht auf die Zwecke des Vereins zur
Forderung der Lokalbahnen. Mit 7 Anlagen. Berlin 1877:
Leuuh. Simion. Pr. 2 .U
Heinr. Birnbaum, Zivil-Ingenieur etc. Das T u n n e I-Lä ngs t rä ge r-
System, System Menne. Mit 7 lithogr. Tafeln. Berlin 1878;
Julius Springer. Pr. 5 .//
('. I. Staebe's Preisschrift über die zweckmäßigsten
Ventilations-Systeme. Redigirt, durch Anmerkungen u. einen
Anhang vervollständigt von Prof. Dr. Wnlpert. Herausgegeben
von dem Verhande deutscher Architekten- u. Ingenieur- Vereine.
Berlin 1678; Kommissionsverlag von C. Beelitz. Pr. 3 .//.
Cnrt Maqnet, Ingenieur, Inhaber der Firma Fischer k Co. Ab-
handlung über geruchlose Ansammlung und Abfuhr
menschlicher Abfallstoffe, mit spezieller Berücksichtigung
des Heidelberger Touuensystems. 3. vermehrt u. verh. Autl.
Heidelberg 1878; Carl Winters Uimcrsiläts - Buchhaudlg.
F. H. Reiz. Hamburg. (Zeitschrift für Vermessungswesen, 5. Heft)
Korrektur des Amsler'sehen Planimcters und Kon-
struktion zweier neuer Varietäten desselben.
[s"8: l!. Gruning
Personal Nachrichten.
Preulaen.
Der Wasserbau-Inspektor Schwartz in Bromberg ist, unter
Entbindung von seinen gegenwart. Amtsgeschäften , mit der Leitung
der Arbeiten zur Schiffbarniachuug der oberen Netze beauftragt
worden.
Ernannt: Der Kreisbmstr. Loenartz zu Frankenstein
i. Schles. z. Wasserbau-Inspekt b. d. Elbstrom -Bauverwltg. in
Magdeburg. - Der Kreisbmstr. Seil in Pless zum Wasscrban-
lnspekt. in Bromberg.
Versetzt: Der Kreisbmstr. Hammer von Altwasser nach
Pless i./Oberschles.
Die Baumeister-Prüfung f. d. Bauingenieur-Fach haben
bestanden: Aug. v. Wickede aus Mölln, Franz Winter aus
Naumburg a. d. S.
Die Bauführer-Prüfung haben bestanden: a) für beide
Fachrichtungen. Alb. Altsmann aus Leobschntz, Paul Adami
aus Berlin, Ed. Rüden aus Ponickel, Friedr. Bücher aus Cöln,
Alexand. Varuesius aus Düsseldorf, Roh. Herzfeld aus
Sprottau, Ed. Dobberstein aus Buchholz und Jacob Wevlaud
aus Cöln; — b) für das Hochbaufach: Ludw. Knoop ans
Brief- und Fragekasten.
Abonn. in Berlin. Wir nehmen von Ihrer Ansicht Notiz,
die iu No. 48 er. mitgethcilte Konstruktion der Hollsteiu'schen
patentirten Futtermauern den Anspruch auf unbedingte Neuheit
kaum dürfte erheben können, weil eine nach jenem Prinzip
bewirkte Ausführung bereits in dem Buche von Chiolich-Löweus-
berg über Wasserbau, S. 46, publizirt worden ist Wir können
dabei aber die Meinung nicht zurück halten, dass diese Thal-
sache dem Patentamt wold bekannt gewesen sein dürfte, als das-
selbe an Hrn. Hollstein ein Patent verheben hat Im übrigen
enthält das Paleutgcsetz eine spezielle Bestimmung für den
Fall, dass die mangelnde Neuheit patentirter Gegenstände später
nachgewiesen wird.
Hrn. V. in L. Zweifellos würde eine Beschwerde bei der
vorgesetzten Behörde zur Nullitäts-Erklarung der betr. Submission
geführt haben; leider aber ist es eine häutig wiederkehrende Er-
scheinung, dass solche Beschwerden unterbleiben und in Folge
davon selbst grobe Verstöfse gegen die Vorschriften über das
Submissionswesen fort uud fort sich wiederholen.
Abonn. in Hamburg. Auch uns ist über den Ausfall der
in No. 73 pro 1877 erwähnten Konkurrenz in Helsingfors bis
jetzt nichts bekannt feewordeu. Vielleicht regt diese Notiz
Kundige dazu an, uns mit ihrem Wissen in der Sache an die
Hrn. R. .t M. hier. Um in der Sache ein klares Urthcil
gewinnen zu können, müssteu vor allem die ortsstatutarischen
Vorschriften, welche iu Duisburg gelten, bekannt sein; leider er-
strecken sich unsere Kenntnisse auf jene Vorschriften nicht
Abonn. R. in C. Wir bezweifeln, dass Ihre Frage einer
liefriedigeudeu Antwort fähig ist, wollen dieselbe aber dennoch
unserm Leserkreise unter Beifügung einer entsprechenden Bitte
vermitteln :
„Auf welche Weise kann Oelfarben-Austrich auf Holz der-
artig entfernt werden, dass das Holz wieder in seiner ursprüng-
lichen Beschaffenheit zum Vorschein kommt, ohne dass etwa
Abhohehing stattfindet >"
erUj «Mi Carl Beeilt« Iu
K. K. o. rnt.ck.
W, Moe>«r UofbncMrscktrei,
Dl
gltrzeci^T'Google
N«. 57.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
289
Verband deutscher Architekten- und Ingenieur Vereine.
III. General-
Die geehrten Einzelvcreiiie werden unter Bezugnahme auf das nachstehend abgedruckte Programm hierdurch zu der
am 1. bis incl. 5. Septbr. 1878 in Dresden abzuhaltenden Generalversammlung ergehenst eingeladen.
Zur Bestreitung der Kosten wird für jeden Theilnehmer von dem Vereine, welchem derselbe angehört bezw. von
dessen Vorstund er als Gast eingeführt wird, ein Beitrag von fünfundzwanzig Mark erhoben. Dafür werden alsbald als
Quittung eine Mitglieds- bezw. Gastkarte, sowie eine Theilnchmcrkartc als Legitimation bei Benutzung der gütigst gewahrten
Eisenbahn - Fahrpreis-Ennäfsigungen und Freifahrten verabfolgt. Ersten: Karte berechtigt zugleich zur Empfangnahme eines
Exemplars von dem Werke „Die Bauten von Dresden etc." mit etwa 30 Bogen gr. 8° Text und Ober 300 Abbildungen,
welches nach der Versammlung im Buchhandel erscheint und dann 20 — 24 Mark kosten wird. Aufscrdem wenlcn die
speziellen Zutrittskarten und eine Urientirungsschrift den Theilnehmern bei ihrer Ankunft in Dresden ausgehändigt werdet:.
Die Vereine werden nun hiermit ersucht, die angenäherte Zahl der aus ihrer Mitte zu erwartenden Besucher
möglichst bis 1. August d. J. bei dem Kassirer des Verbandes, Herrn Chaussee -Inspektor a. D., Zivil -Ingenieur Hollstein,
Dresden -A., Neuegasse 38 U. anzumelden, welcher hierauf die vorerwähnten Karten an die Vereine vertheilen wird, für
deren jede der betreffende Verein mit 25 Mark zu belasten ist Die Abrechnung bittet man höflichst, bis spätestens zum
20. August d. J. durch Einsendung der Betrage bezw. Rücksendung der nicht zur Verwendung gelangenden Karten an
dieselbe Stelle zu erledigen.
Bei etwa noch spater eintretendem Bedarf muss die Anmeldung zu Anfang oder wahrend der Versammlung beim Em-
pfangs-Cotnite erfolgen, kann aber selbstverständlich nur bei zweifellosem Nachweis der Berechtigung hierzu berücksichtigt i
Dresden, am 15. Juli 1878.
Der Vorstand.
Dr. phil. Kahl.
PROGRAMM.
Sonntag, den 1. September.
Abends 7 Uhr: Begrüfsung der Theilnehmer im oberen Saale des Bclvcdcrc auf der Brühl'schen Tcrassc.
Hontag, den 2. September.
Morgens 6 bis 8 Uhr: Morgen-Konzert im Bclvcdcrc der Brohrsehcn Terrasse.
Vormittags 8 bis 10 Uhr: Führungen in der Stadt
Vormittags 11 bis 1 Uhr: Erste Plenarsitzung in der Aula des Königl. Polytechnikums.
Eroffmrog durch den Vorsitzenden des Vorortes, Herrn Geh. Regierungsrath Böttcher.
Wahl des Bureaus für die Plenarsitzung.
Vortrag von Herrn Baurath Lipsius, Leipzig, über die ästhetische Behandlung des Eisens im Hochbau.
Bericht über die Thätigkeit der Delegirten - Versammlung.
Konstituirung der Abtheflungen.
Nachmittags von 3 Uhr an: Ausflüge nach den Militärbauten, dem Wasserwerk und verschiedenen industriellen
auf dem rechten Elbufer.
Abends 8 Uhr: Kellerfest auf dem Waldschlösschen.
Dinatag, den 3. September.
Vormittags von 9 Uhr an: Abtheilungs-Sitzungen im Königl. Polytechnikum.
Abtheilung für Hochbau. Vortrag des Herrn Arclütekt G u r 1 i 1 1 , Dresden, über den Einfluss der Renaissance
die Verhältnisse der deutschen Steinmetz-Hütten.
Diskussion über die ästhetische Behandlung des Eisens im Hochbau.
Diskussion über die Reform der Kosten - Anschläge von Gcl»äudcn.
Referate aus den Sitzungen der Abgeordneten- Versammlung über Statistik des Bauwesens, Publikation bedeuten-
Bauten und baurechtlkhc Bestimmungen über Hochbauten.
Abtheilung für Ingenieurwesen. Vortrag des Herrn Regierung*- und Baurath Wcrnekinck, Charlotten-
bürg, Olwr Anlage und Transportmethoden von Wasserstrafsen, Kosten der Binnenschiffahrt und Verglciehung derselben mit
denen anderer Transportarten.
Vortrag des Herrn Bezirks - Ingenieur Dr. Fritz sehe, Dresden, über die Dauer der Eisenkonstruktionen.
Referate aus den Verhandlungen der Abgeordneten- Versammlung ober Privat- Polytechniken und Privat-Gcwcrbc-
Vcreinigung der Interessen von Kommunikation und I Landeskultur.
Abtheilung für Maschinenwesen. Vortrag des Herrn Ingenieur Handrick Ober die Spezial - Httlfsrnittcl
der Eiscngicfscrei und Maschinenfabrik von H. Grüson in Buckau bei Magdeburg.
Referat aus den Verhandlungen der Abgeordneten - Versammlung Ober Prüfangsanstaltcn und Versuchsstationen
für Eisen, Stahl und Baumaterialien im allgemeinen.
Nachnüttags 2 Uhr: Ausflug nach Mcifscn (AlbrcchUburg).
Mittwoch, den 4. September.
Vormittags von 8 Uhr an: Abtheilungs-Sitzungen im Königl. Polytechnikum.
Abtheilung für Hochbau. Vortrag von Herrn Maschinenfabrik -Besitzer Friedrich, Plagwitz -Leipzig,
über Desinfcktions- Anlagen für Privat- und öffentliche Gebäude, unter besonderer Berücksichtigung des patentirtcu
Fricdrich'schen Verfahrens.
Referate aus den Sitzungen der Abgeordneten- Versammlung über Haftpflicht bauleitcndcr Techniker, Erforschung
und Erhaltung der Baudeukmale und Uotiorirung technischer Sachverständiger.
Abtheilung für Ingeuiourwcsou. Vortrug des Herrn Geh. Finanzrath Köpcke, Dresden, über Messung
_ en an Bauwerken.
Vortrag von Herrn Oberingenieur Kitzler, Dresden, über das Prinzip des Zahnrad-Betriebes in Anwendung auf
die Ersteigung des Erzgebirges von bOhmfecbcr Seite.
Referate Ober Druckhühenvcrluste in Röhren und Transportmethoden von der Kanalsclüffahrt.
Abtheilung für Maschinenwesen. Vortrag des Herrn Ingenieur Hahn, Obergruna bei Siebenlchn im
Königreich Sacliseu, über Papier-Surrogate und deren Vcrwcrthuug zu Papier, sowie über die Herstellung desselben mit
Rocksicht auf die crfonlcrlicbcn Maschinen.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
17. Juli 1878
Mittags 12 bis IV, Uhr: Zweite Plenarsitzung in der Aula des Königl. Polytechnikums.
Berichte über die Abthtnliuigssitzurigeii.
Scbluss der Sitzungen.
Nachmittags 2 bis 6 Uhr: Festbankett im Gewcrbehausc.
Donnerstag, den 6. September.
AusHug vom bölimiscben Bahnhof aus (Rundfahrt in der sächsischen Schweiz) auf «1er
Neustadt - Schnitz - Schandau.
Bahnstrecke Pirna-
Die mit der 3. General - Versammlung verbundene Ausstellung von Gegenständen aus dem Gebiete des Hochbau- und
Ingenieur-Wesens wird vom 31. August bis inci. 12. September d. J. im Orangeriehaus an der Ostra- Allee ab
dieses Programms werden im stellen Programm spater bekannt gegeben werden.
Praktisches Verfahren bei der Berechnung der Röhrenweiten für Wasserleitungen.
Die Abneigung gegen alles zeitraubende Reebnen hat mich
auf den Gedanken geführt, für die Bestimmung von Böhrenweitcn
bei Wasserleitungen eine Tabelle aufzustellen, aus der mit den
gegebenen Hauptfaktoren <^ — verlangte Wassermenge pro Sek.
und P = Gefalle in Prozenten ausgedrückt, die nöthige Köhren-
weite sofort ersichtlich ist
Selbstverstilndlich kann eine solche Tabelle nicht alle mög-
lichen Werth«1 für D = Durchmesser enthalten, sondern muBS
diese in gewissen Abstufungen geben. Ich halte für die Kaliber
einer jeden der Fabriken, mit denen ich in Beziehungen stehe,
eine solche Tabelle berechnet Nachstehend gebe ich als Bei-
spiel einen Auszug aus der Tabelle für die Kaliber der Thon-
-Fabrik von ('. Zeller zu Ollweiler im Ober-Klsass.
T"~"i In der vordersten
|D=«i » | M I in* ||jg j Hl Hubrik aU,bea dic Werthe
für Q in Abstufungen von
0;5 zu 0,5 Liter pro Sek.
Lieber jeder der anderen
Rubriken steht ein Werth
von 1) 64, 75, 93 u s. w.
in ""■
den Wertheu für Q !
die Werthe der zugehöri-
gen Gefalle in Prozenten.
Von I bis 2 betragt das Gefalle ss 18,0 — 2,5=16,6™
auf 100 m Länge. I>ie Tabelle zeigt, dass Rohren von Ii 1 1"» nur
13,77 \ verlangen, Hass das Gefalle von 0 bk 9 nur 9 % be-
tragt, bat nichts zu sagen, es kann der Punkt 1 als Anfangspunkt
für die Strecke 0 bis 2 betrachtet werden; denn ob die Leitung
1 bis 2 das Wasserquantum aus einer Röhre oder aus einem
otTeneu Gefäfse (Brunnstubc) empfangt, ist gleichbedeutend, wenn
die Leitung I bis 2 nur im Stande ist, das empfangene Quantum
weiter zu führen.
Anders verhalt es sich mit der Strecke von 2 bis 4. Hierfür
muss wieder das Gesammtgefalle von 0 bis 4 — 26,0 -. 4 = 6,6 •/.
in Anspruch genommen werden, so dass von 2 bis 4 75 <*■* weite
Bohre genommen werden müssen.
Von 4 bis 5 reichen wieder 04 "•"> weite Rohre aus, weil
das Gefalle auf 100 ■ = 40,0 - 26,0 = 14 » betragt.
Für den steigenden Theil von 5 bis 10 ziehe
Kür den steigenden Theil von 5 bis 10 ziehe man zuerst
von 0 aus Hfllfslinien mit den dem Quantum 6 entsprechenden
verschiedenen Neigungen der Tabelle, also bezw. 6,32; 2,2; 1,2;
Sei z.B. das gewünschte Quantum 5' und das Gefalle 0,5 »/o,
ist der nöthige Rohrdurchmesser 106 Liegt das Gefalle
ischen 2 der in der Tabelle angegebenen , z. H. für 4 Prot
zwischen 5,47 und 2,52, so ist selbstredend diejenige Röhren-
weite zu nehmen, welche dem kleineren Gefalle entspricht, in
Falle und für Q - 5 1 also 1> = 75"»".
Wie einfach dieses Verfahren ist, mag das in nachstehendem
Läiigenpronl verzeichnete Beispiel zeigen, das, nebenbei bemerkt,
1 d tili) c xj Actiift? \)\ l(lf?t ist.
0,68; 0,2S
In 6 schneidet die Leitungslinie die 6,32 prozentige Hülfs-
linie. Bis dahin können demnach Röhren von 75»» verwendet
werden, bis 8 = 93 «"», bis ü = 105 bis unter den Auslauf-
stock 120'«'« und für das senkrechte Rohr im Brunnenstock
Bohren von 141 Weite.
In den Punkten der Querschnitts-Aenderungen bringe ich in
der Regel Streifkasten an, an deren einem Ende ein konisches
Rohrensteck angegossen ist, das den Geber-gang von einem Quer-
schnitt in den anderen erleichtern soll.
Ein vergleichender Kostenanschlag mag zeigen, welche Er-
sparniss bei Benutzung der von mir vorgeschlagenen Bestimmung«-
weise erzielt werden kann, und führe ich dazu die Preie für
Thonröhren aus der schon genannten Fabrik von ('. Zeller in
Ollweiler in die Rechnung ein. Dieselben verstehen sich loco
Fabrik incl. Verlegen, aber ohne Grabarbeit
1; Bei Vernachlässigung der Zwischengefalle sind er-
forderlich :
1000 "• Rohren von 141 ™» Weite ä 5,20 .// - 5200 Ji
2) Mit Berücksichtigung "
gefalle:
- — 200« Rohren von 84 Weite ä 2,20 M. — 440
Die Leitung ist 100D"> lang, der Höhenunterschied zwischen
dem Auslauf und dem Wasserspiegel in der Brunnstube betragt
4™, das tiefalle also 0,4 % Die Quelle liefert 6> pro Sek., doch
wurde der Berechnung das Quantum von 8 > zu Grunde gelegt,
um die durch Querscbnitts-Vertndentngen u. s. w. verursachte Ein-
bufse mit Sicherheit wieder einzubringen.
Nimmt man auf die Gefallverhaitnisse zwischen der Brunn-
stube und dem Auslauf keine Bücksicht, so wäre die Leitung
durchweg mit Röhren von Hl""» Weite zu legen gewesen
Von o bis 1 betragt aber das Gefalle — 2,5 % und die
Tabelle zeigt , dass Röhren von nur 93 mm hinreichen , tun mit
nur 2,2 % schon ein Quantum von 8 l pro Sek. durch
300
300
100
100
Steigrohr von
6
n
105
120
141 in
2,65
3,30
3,80
= 795
= 990
mm 380
= 420
neu S025 M
Differenz 2176 M
oder = nahezu 42"/,, Ersparnis*
üblichen Verfahrungsweise.
Es läge gewiss mit im Interesse aller Köhrenfahrikantcn,
wenn sie mit ihren Preisverzeichnissen solche Tabellen, welche für
ihre Kaliber- Abstufungen berechnet sind, ausgeben wurden. —
Ich bin bereit, derartige Tabellen gegen mälsiges Honorar auf-
stellen zu lassen.
Colmar.
Loeffel,
(Nach
Das Ergebniss der Bebauungs
Vortrage des Hrn. Prof. Remid in der Sitzung des
Plan • Konkurrenz in
Bautechnischen Vereins für Aachen u. Burtscheid am 5. Juli 1878.)
Her Vortragende, welcher Mitglied des zur Entscheidung
der Konkurrenz berufenen Preisgerichts war, schickte seinen im
Nachfolgenden auszugsweise wieder gegebenen Mittlieilungen die
ausdrückliche Bemerkung voraus, dass dieselben keineswegs als
eine offizielle, im Namen des Preisgerichts abgegebene, soudern
lediglich als eine persönliche Auslassung zu betrachten seien.
Er sei weder berufen und somit berechtigt, ein Referat über
die Verhandlungen des Preisgerichts abzustatten, noch fühle er
für die Beschlüsse desselben einzutreten, da dic-
md er sich bei
l'riuzipienfrageu in der Minorität befunden habe. So z. B.
und Veröffentlichung eines aus-
Wiederholung einer öffentlichen
seine Antrage auf Abfassung
fiihrlichen Gutachtens und auf
Ausstellung der sammtliche
geblieben und abgelehnt worden.
Wahrend der langen, dem Urtheilspruch voran gegangei
Ausstellung hatte jeder der Preisrichter Gelegenheit gehabt, die
Plane eingehend zu studiren, und schon die ersten Sichtungen
und Abstimmungen ergatien eine auffallende Ucbereinstimraung
der bereits fertigen Meinungen über die Projekte, welche aut die
engere und engste Wahl zu stellen seien, und somit konnte die
gemeinsame Arbeit der I>reisrichtcr sehr abgekürzt werden. -•
Dem Vernehmen nach sollen übrigens die 4 preis-
uigitized VjOOgU
Up. 57.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
281
gekrönten und die beiden zu besonderer Berück-
sichtigung empfohlenen Pläne vervielfältigt und
sämmtlichen Konkurrenten mitgclheilt werden.
Dos Konkurrenz- Programm hatte den Vorzug, dass es sehr
kurz war und den Projektanten einen grofscu Spielraum lieft; es
war damit aber der Nachtbeil verbunden, dass allen mit den
örtlichen Verhältnissen Unbekannten nur sehr geringe Anbaltepunkt"
geboten waren. Aber auch das ausführlichste Programm wurde
ein Studium der Verhältnisse an Ort und Stelle nicht entbehrlich
gemacht haben.
Unter Hinweis auf die Bedeutung von Bebauungsplänen
überhaupt, hebt der Vortragende hervor, dass das l*rogramm in
keiner Weise Veranlassung gegeben habe zu einem kleinlichen
Vorgehen, dass ferner das in Frage stehende Stadtviertel selbst
eine möglichst künstlerische Behandlung herausfordere. Dabei
kommen aber in erster Linie auch sehr wichtige Wrkehrsinteressen
in Betracht, uud zwar handelt es sich um Verbesserung liezw.
Neubestellung von Verkehrslinien , welche durch die folgenden
vorhandenen und dem menschlichen Ermessen nach stets in Be-
deutung bleibenden Verkehrszentren bedingt werden:
1) Bahnhof Templer-Bend bezw. Polytechnikum.
2) Das Poutthor, als Einmündung einer frequenten Land-
strafse in die Stadt, zugleich als Auf
der Bergisch-Markischen Eisenbahn.
3) Die Einmündung der I.ousberg-Str. in die Ludwigs-AlJee.
Es ist dieses die Stelle, an welcher man ohne erhebliche Niveau-
Veränderung stadtische Strafsen in die Promenade direkt munden
lassen kann, was weiter östlich bis zum Sandkaul-Thor durch die
bedeutenden Höhendifferenzen »ehr erschwert wird.
Für das im Entstehen begriffene Stadtviertel am Abhänge
des Ixmsberges wird gleichzeitig hier dir allen Warenverkehr
der geeignete Eintritt in das innere Stadtgebiet stattfinden.
4. Das Sandkaul-Thor. Wiederum Einmündung einer u. a.
mit Kohleufuhrwerk stark befahrenen Landstraße in die Stadt
5. Der Park des Mariahilf -Spitals. Der Park selbst ist
allerdings nur für das promeuireude Publikum als wichtiges Ver-
kebrszentntm zu bezeichnen. Die Verbindung desselben mit dem
Pontthor und mit dem Bahnhof Templer-Bend gewinnt jedoch an
Bedeutung durch den Verkehr, welcher beim Cölnthor iu die
Stadt mündet und zur Zeit auf die sehr beschwerliche Alexander-
Strai'se etc. angewiesen ist letztere würde durch diese neuen
Linien nicht unerheblich entlastet werden.
6. Das Kurhaus an der Comphansliad-Str. Es ist dasselbe ein
Hauptzentrum für den Badeverkehr und die geselligen Interessen des
Aachener Publikums und steht dadurch in inniger Beziehung zu der
Bevölkerung des Lousberg- Viertels und den Lousberg-Promenaden.
7. Der Marktplatz
Alle Verbindungslinien zwischen diesen Verkehrszentren
durchschneiden mehr oder weniger das in Frage stehende Ge-
biet; alle diese Linien sind, wenn auch vereinzelt und stellenweise
unbewusst, in den verschiedenen Projekten vertreten, und die
Aufgabe für einen detinitiven Bebauungsplan wird es sein, allen
diesen Verkehrslinien, je nach ihrer Bedeutung und unter Berück-
sichtigung der anderweitig gegebenen Faktoren, Rechnung zu tragen.
Es geht schon daraus hervor, dass alle Projekte, welche
sich darauf beschrankten, lediglich die im Programm besonders
hervor gehobenen Bedingungen zu erfüllen, sowie diejenigen, welche
nach vorheriger tabula rasa ein bestimmtes System zur Anwen-
dung gebracht haben, nicht rivalisircn konnten mit denen, welche
nach jeder Richtung eine fleißige Durcharbeitung unter Berück-
sichtigung der gegebenen Verhältnisse aufzuweisen hatten. —
Der Vortragende geht dann naher auf jede der Verkehrs-
linien ein, beleuchtet deren Bedeutung und kritisirt an der Hand
der im Vereinslokale ausgestellten ß prämiirten bezw. auf engste
Wahl gestellten Projekte die
Lösungen. —
Als «ine der wichtigsten Seiten der ganzen Aufgabe war die
Behandlung der Promenaden zwischen Sandkaul-Thor und Pontthor
aufzufassen.
Diese Promenaden, speziell zwischen dem Institut „zum guten
Hirten" und der sogen. Marienburg, besitzen, trotz augenblicklicher
Verwahrlosung, eine eigentümliche und seltene Schönheit und
diese beruht in dem herrlichen, uralten Baumbestände, in einer
sehr glücklichen Terrainbewegung und in der Aussicht auf Stadt
und Landschaft Der Reiz dieser Aussicht entspringt in erster
Linie aus der Konstellation des Vordergrundes. Die selten schonen
Bäume zu Seiten der Marienburg gewähren sowohl einen herrlichen
Anblick, wie auch die nur denkbar schönste Einrahmung für den
städtischen und landschaftlichen Hintergrund, und für diese Ein-
rahmung spielen die Baume auf dem alten Wallgange eine nicht
minder wichtige Rolle. Der Hintergrund kommt zu so hervor
ragender Geltung dadurch, dass der Mittelgrund ganzlich verdeckt
ist, was zur Zeit durch die Reste der alten Stadtmauer bewirkt
wird. Wenn nun auch die letztere in ihrem jetzigen Zustande
wohl bestehen bleiben kann, so ist es doch möglich und es
geboten, diesen letzten Rest romantischer Schönheit in
Nahe der Stadt, unter Berücksichügung der hervor
. Kein nennenswertes Verkehrs-
Theil der
stellungsjfosteu dieser Promenaden-Partie werden sich um so
geringer heraus stellen, in je geringerem Maaße Umwälzungen
vorgenommen werden.
Redner würde es mit vielen seiner Freunde für einen Vanda-
lismus erklären, wenn man ungeachtet der ganz besonderen Liebe,
mit welcher ein großer Theil des Aachener Publikums an diesem
Theile der Anlagen hängt, den herrlichen alten Bäumen, welche
zum bei weitem größten Theile in voller Gesundheit und Pracht
noch manche Generationen zu überleben versprechen, den Garaus
machen wollte. Manche in einzelnen Konkurrenzarheiten vertre-
tene, an und für sich schöne Ideen werden dadurch hinfällig,
dass durch deren Ausführung ohne Notwendigkeit die -Stadt
Aachen einer ihrer schönsten Eigentümlichkeiten beraubt
werden würde.
Was den übrigen Theil der
Sandkaul-Thor und Poi
intakt zi
praktische Anordnung der stadtseitigon Baufluchten den Verlust an
Bauplätzen einigermaaTsen zu decken, welchen die Erhaltung der
Aussicht zwischen dem Institut zum guten Hirten und der Marien-
burg an dem stadtseitigen Wallabhange zwingend erheischt —
Die Bebauung der Bergabhange hat nur in wenigen, fast nur
in den preisgekrönten und auf engste Wahl gestellten Planen eine
befriedigende Lösung gefunden. Hier handelte es sich darum,
genau die Terrainbewegnngen zu studiren und sich ihnen so viel
wie möglich anzuschmiegen, um einerseits eine Erschließung des
Terrains für die Bebauung mit Villen zu ermöglichen und andrer-
seits die schönen Aussichten von den Berghöhen und den Land-
schaftlich schönen Anblick der letzteren zu erhalten bezw. zu
erhöhen.
Eine höchst werthvolle, mit grol'ser Liebe durch gearlieitete
Studie liefert der Plan No. 18 (Motto: Nicht immer ist der gerade
Weg der beste, Verfasser Hr. Vogel) in welchem eine vielfach
gewundene Villenstrafse
gasse überbrückt.
Künstlerisch wird jedoch dieser Plan in manchen Punkten
von den beiden preisgekrönten Projekten des Herrn Stübben
und dem „En gau Krümm is nich üm" von den Hrn. Frentzen
u. Stubben übertroffen. Hervorzuheben ist besonders die Ver-
schiedenartigkeit der iu diesen 3 Planen niedergelegten glücklichen
Ideen, welche sich auch mit grofsem Geschick auf die Korrektur
der Vogelgasse und des Pont-Steinweges erstrecken. —
Für die Beurteilung der KonkurrenzplAnc musste dann noch
von Belang sein, ob mit den neuen Strafsenzflgen durchweg gut
gestaltete Bebauungstiächen in genügender Größe geschaffen
und ob disponible gröfsere Flächen für die Bebauung ge-
nügend erschlossen waren. In letzterer Beziehung besprach der
Vortragende besonders das von Sandkaul-Str., Sandkaul-Bach, Iterg-
Str. u. Achtcr-Str. eingeschlossene Terrain, innerhalb dessen es
nicht an einer Platzanlage fehlen dürfe und durch dessen Er-
schliessung für die Bebauung mit bescheidenen Wohnungen in
gesundester Uge vortrefflich gesorgt
welche Schwierigkeiten können auch
Schönheit mit denen auf praktische Vcrkehrsrichtuugen Hand in
Hand gehen, wofür einzelne Projekte den Beleg lieferten. -
als koat-
allgemeiu
spielig
Die Frage, ^ob^ die Pwfekte in ihrer Ausfüh
gende Notwendigkeit, d. h.
Verkehrs-Verbesserungen, zu vermeiden waren, und dass diejenigen
Projekte den Vorzug verdienten, welche das W'ünschenswerthe
unter engster Anlehnung an die vorhandenen Niveau-Verhältnisse
erzielten, dass aber auch übertriebene Aengstlichkeit in dieser
Beziehung in vielen Projekten fruchtbare Ideen nicht hatte auf-
kommen lassen.
Redner macht dann darauf aufmerksam, dass in nur wenigen
Projekten eine genügende Rücksicht auf vorhandene Aussichts-
Objekte genommen sei, wodurch aufser für die Schönheit der
Straßenznge auch besonders für die leichte Orientirung, wo nur
immer möglich, gesorgt werden müsse. Es bieten sich zur Zeit
aufser den Rathhaus-Thürmen , dem Münster und der Mariahilf-
Kuppel, noch der Dachreiter von St Nicolaus an der Grosscöln-
Straße, der Thurm der St. Petri- Kirche, die im Bau begriffene
.lacobskirche, der Pulverthiinn, die Gipfel des Lous- und Salvator-
Berges etc. Diese Objekte als Points de vue zu gewinnen be-
dürfe es in den meisten Fällen nur sehr geringer Hichtungsver-
anderungen der Strafsen, ohne dass nur im entferntesten das
Verkehrsinteresse eine Einbuße zu erleiden hätte.
Redner verwirft schliefslich als unschön lang gestreckte,
gerade Strafsen mit absolut gleichmäßigem Gefälle, ohne be-
deutende Aussichts-Objekte, ebenso diejenigen, welche bei ungleich-
mäTsigem Gefälle in der Mitte buckelig erscheinen, auch solche,
welche durch zu kleinliche Windungen und Rieh tungs Veränderungen
die Orientimng erschweren und zu wenig stadtischen Charakter
tragen. --• —
Die von dem Vortragenden gewünschte, gesunde Diskussion
über die für die Stadt Aachen so wichtige und fachlich so interes-
sante Angelegenheit musste wegen vorgerückter Zeit auf die
nächste Sitzung des Vereins \crschuben werden. —
J. H.
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292
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
17. Jnli 1878
Patontirto Dosinfektions- Einrichtung von Max Frie-
drich in Plngwitz - Leipzig.
Diese in Leipzig und anderen Orten Sachsens bereits mehr-
fach ausgeführte Einrichtung, deren Kinzelnlieiteu aus den bei-
gegebenen Skizzen 1—5 erkennbar sind, geht insbesondere darauf
hinaus, die Mischung der Fakahvtoffo, Abwässer etc. mit den
desintizirenden Maasen von dem Willen des Einzelnen
relativ unabhängig sich vollziehen zu lassen.
Es werden zu diesem Zwecke die den AbfallstofTen etc. bei-
zumengenden Mittel, als welche Karbolsaure, Eisenoxyd, Thon-
erde-liydrat, Kalk etc. dienen und die zum Theil speziell auf Des in-
fiziru'ng, zum anderen Theil auf Klarung wirken, in ein Ge-
fafs (6) gebracht, welches einerseits an die hausliche Wasser-
leitung (a), andererseits an ein Zuleitungsrohr (c), das zu den
Klosets, Küchenausgüssen etc. führt, sich anschließt. Wird im
zeitiges Sinken eines Schwimmers im Gcfäls * das Ventil in der
Zuleitung n für so lange geöffnet, bis für das aus b abgeflos-
sene Wasser wieder völliger Ersatz beschafft worden ist.
IST
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ilrl fluten Moffii.
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Wa«*«, Iii Vflthl öKi'Ul. BOfh du:
[lnrtuhfnllroriru einmünden.
Fl*. ». Variante .1-» laftalthaalfl
KU Bn<iod«rr K!m. I Kinrirhdiii«
für Srhulm, Kn-nu-r.. Il«hi.li..c-,
Beiuerkeiiswerth ist die besondere Art und Weise, iu welcher
im Gcfäls •'• die innige Mischung der desintizireuden etc. Mittel
mit dem Spülwasser zu Süinde gebracht wird. Es dient hierzu
eiu kuii'förmig gebogenes Hohr, dessen horizontaler Schenkel
einige I nirchlochungen (l,l,Vig. 3) besitzt, aus denen das Hein-
wasser, mit Luft gemischt und unter Druck, austritt. Dabei werden
die am Hoden des Gefäfses b lagernden Desinfektions- etc.
Massen kraftig aufgerührt und zur möglichst innigen Mischung
mit dem eintlielsenden Wasser gebracht.
Fig. 4 stellt eine Variaute des Gefafses b vor, welche zu
dem Zweck ausgeführt wird, die Desinfektionswasser- Menge im
GefäJ's b uiit gröfserer Sicherheit konstant zu erhalten, als dies
bei der ursprünglichen Form jenes Gefäßes nach Fig. 3 möglich
ist Hierzu dient die Verkleinerung der Spiegelfläche
jenes Gefäfses, welche dnreh Hinzufugung eines engeren Auf-
satzes, in dem der Schwimmer liegt, verwirklicht ist. Der
aufserdem hinzu gekommene Trichter hat lediglich deu Zweck,
die Einiubruu« der iJcsiufcktiousniasseu in b zu erleichtern,
bezw. unter vermehrter Saulierkeit zu ermöglichen.
Die Einrichtung der Gruben (Fig. 2) ist
e soll zui
verständlich. I>cr
V
zur Absetzung sns-
pendirter Theile, der Raum /für Fällung ausgeschiede-
ner Bestand ttheile dienen. In den Kaum <j werden daher
die Abwasser in möglichst gereinigtem Zustand (in mechanischem
und chemischen Sinne verstanden) übertreten, so dass dieselben,
sei es in unterirdische Kanäle, sei es in offene Abzüge oder
Wasserläufe abgelassen werden dürfen. Selbst verstand] ich ist,
dass in >j auch die Hegenrohre des Gebäudes einmünden
können, so wie ferner, dass bei entsprechender Grölst in Be-
messung von ij dieser Raum auch als Reservoir verwerthbar
ist, welches das für wirksame Spülung von Rohren und Kanälen
erforderliche Wasscruuacturn enthalt
giebt in schematischer Weise die Darstellung
Einrichtung für solche Fälle, in denen auf das jedes-
malige Ziehen des Durch! ass- Ventils für das Desinfektions waaser
nicht mit Sicherheit gerechnet werden kann. Um eine innige
mit jenem Wasser zu erzielen, ist quer
ine auf Uronze-Spitzcn drehbare Walze gelegt,
Auftreffen der Auswurfstoffe in Drehbewegung
wird. Die anhaftenden Massen gelangen hierbei in das Des-
und werden zugleich einigermaafsen vertheilt.
iner Klosct-
Daa Spezial-Programm für die Exkursion des Berliner
Architekten-Vereins nach Hannover und HUdesheim ist iui
Einvernehmen der diesseitigen Kommission und des Vorstandes
des Archit- u. Iug.-V. zu Hannover nunmehr wie folgt fest ge-
stellt worden.
Sonnabend, deu 20. Juli, Nachmittags 12 Uhr 30 Min.
Abfahrt vom Leluter Hahnliof, 4 Uhr 4 Min. Ankunft in Hannover.
Nachmittags 5 Uhr, nach Restaurirung iu der Hjhuhofs- Restauration
und Aufsuchen der Hotels, Zusammenkunft in der Restauration
von llartmann's Hötel am Itahnhnf. — Besichtigung der Halin-
liofstiuuten, soweit die Zeit es gestatten wird, eventuell einschlicfs-
lich des Werkstätten-Hahnhofs.
Abends: Zusammenkunft im ^Odeon".
Sonntag, den 21. Juli, Morgens 8 Uhr: Versammlung
im Cafe Hobby. Gang durch die Stadt (HcMffgraben, Königs-
stralse, Georgstrafse, altes Rathhaus, Waterlooplatz, Synagoge,
Christuskirrhe, Welfenschloss, Gewcrbo-Ausstellung.)
Mittags 11'/» Uhr: Frühstück in der Gewerbe- Ausstellung,
chtigung der Ausstellung.
Nachmittags 4 Uhr: Spaziergang durch i
Besichtigung der Wasserkünste, des
des Palmengarteus und des Mausoleums. Rückkehr
mit der Pferdebahn nach Hannover.
Nachmittags « Uhr: Mittagessen im Königssaale des Tivoli.
Abends geselliges Zusammensein im Garten
Montag, den 22. Juli: Morgens l> Uhr 80
nach Hildesheini, Ankunft daselbst 10 Ohr 37 Min.
Gütig durch die Stadt, Hesichtigung des Marktplatzes, des 1
Ii:
der Godchardikirche, Miehaeliskirche,
des Museums.
Abfalirt nach
Nachmittags 3 Ulir 13 Min. event. Abfalirt nach Goslar.
6 Uhr 15 Min. Ankunft daselbst ~
Ueber einige weitere Details giebt die Bekanntmachung im
Inseratentheil dies. No. Auskunft Die Retheiligung an dem viel
versprechenden Ausflüge seitens der Mitglieder des Berliner
Architekten-Vereins wird nach der Anzahl der bis zum 15. ein-
gegangenen Anmeldungen zwar eiue solche sein, dass dem Ver-
ein die iu früheren Jahren zweimal eingetretene peinliche Not-
wendigkeit erspart bleibt, die getroffeneu Einleitungen wieder
ruckgängig zu machen, ist indessen immerhin noch nicht so grofs.
dass nicht ein Hinzutritt weiterer Mitglieder dringend erwünscht
wäre.
Personal - Nachrichten .
Preufsen.
Die Baumeister-Prüfung haben bestanden: a) für das
Hochbaufach: Oscar Hennig aus Landsberg a. W., Ueorg Rei-
marus aus Berlin: b) für das Hauingenieurfach : Georg Hauer
aus Wehrbergen und Carl Horchers aus Linden.
Der Titular-Bau-Insi>ektor Meyer zu HUdesheim ist gestorben.
Brief- und Fragekaaten.
Mehre Fachgeuosseu hier. Klagen wegen neuerdings
überhand nehmender Inanspruchnahme durch vorgebliche Hülfs-
bedürftige sind uns bereits auch von anderen Seiten zugekommen.
Wir nehmen daraus Anlass, Betroffene zu ersuchen: a) allen Be-
rufungen auf dritte Personen immer zu misstrauen, sofern nicht
ein schriftlicher Beweis dazu beigebracht werden kann, und
b) schriftliche Nachweise einer genauen Prüfung zu unterwerfen,
bevor mau sich zum Glauben an dieselben herbei laset; meist
tragen solche Nachweise den Charakter des Schwindels deutlich
an der Stirn.
Ilm. N. in II. Wir sind ohne Kenntnis* von Erfahrungen
über die Benutzung des sogen. Wegehobels, der indessen, wie wir
glauben, in mehren Varianten vorkommt
Hrn. L. in M. Hei der notorischen Erfolglosigkeit aller der-
artigen h lutig wiederkehrenden Ktmstruktions - Versuche von
sehen wir gar keinen Grund, uns um derlei 1
auch weit verbreitete Blätter sich <"
Koi,
ila« voo G»rl BoalUa In
K. ¥.. U. Krii.rh Umrk: W II...., Uofl.ncfc.lrnra.r.l, Berlin.
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No. 58.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
293
lakalt- Dia Huf.-ii**r%( Ton Vllaiingni and die UmSaha- «ad Wiaw-
Baatrn in der F'rorim Seeland. (Sehluaa) — Ufh*T die Restauration von BaWbak-
inilern. — Vtttn du Brennen Ton Petroleum anf Wu«r. Hr*u)tate der Prüfungen
von Br&rken-Kbra auf ib«l>ie Ptatigke.t. - lllttb«lliin(*n IM Vtr.l«.»:
Architekten- Verein tu Berlin. - Verni»ektei: Nene BaagitwarlurJinUn. — PhotA-
Kratnnietrie in Pemen. — Zuruf-knahme der Protie*rue1t#n preufBincber Baoneiater.
— l>iier 41* Berliner (iewerb* - An.rtellon*. — Brief- und Pragakaeten.
Die Hafenwerke von Vlissingen und die Eisenbahn- und Wasser- Bauten in der Provinz Seeland.
ür die Erweiterung der Hafenwerke ist das
Terrain der Festungsanlagen benutzt, die
im Jahre 1867 aufgelassen worden sind.
Dieses Terrain umgab die Stadt in Form
eines Halbkreises und es ist zunächst nur
die östlich liegende Hälfte desselben zur
Verwendung gezogen, während die westliche
genereller Projektirung der <
vorbehaltenen Werke —
frei geblieben ist Die in grofsen Linien entworfenen
„Zukunftswcrke" Vlissingens umfassen den Bau eines abge-
sondert liegenden grofsen Bassins tob etwa 30 Wasserfläche,
mit mehren eingebauten Piers und mit Zugänglichkeit von
dem ältesten Theile der Hafen werke des Platzes aus, die,
wie schon im ersten Artikel angefahrt wurde, gegenwartig in
der Umwandlung zu Flott bassius begriffen sind.
Auch bei den fertigen Anlagen auf dem östlichen Terrain
sind einige Erweiterungen vorgesehen, welche speziell in der
Vergrößerung des sogen. II. Binnenhafens, in der Verbrei-
terung des an den Stichhafen sich entlang erstreckenden
(Schleusen-) Kanals in seinem nördlichen Theile und endlich
in dem Bau eines Trockendocks bestehen, für welches
diejenige Stelle des Terrains iu Aussicht genommen ist,
welche im Situations-Plan mit // bezeichnet ist Die bis jetzt
vollendeten Werke umfassen:
Die Hafeneinfahrt mit einer aber den Schleusen-
eingang und neben dem (projektirteu) Bahnhöfe-Hauptgebäude
hinaus sich erstreckenden bassinartigen Verlängerung, welche
einen jederzeit zuganglichen Aufsenhafen bildet. Hafen-
einfahrt und Aufsenhafen haben eine Wasserfläche von zu-
sammen 13,5 ,u und es betragt die Einfahrtsweite zwischen
den Molcnköpfen. rechtwinklig gemessen, 160 ■, die Länge der
Molen — gemittelt — etwa 340™. In beiden Einfahrten
der älteren Häfen um! in den unmittelbar sich anschliefsen-
leitere T^'hhSSlTio duTtte" Fläche Aufenhifcn
Vlissingens mehr als 20 ,u beträgt. Die Molen der neuen
Hafeneinfahrt bestehen aus Dämmen mit Busch -Unterlage,
Erdkern und Ueberptiasterung aus möglichst grofsen, unregel-
mäßigen Steinblöcken. Die Dämme werden von einem 3 reihi-
gen, stark nach der Ruckseite gelehnten und augemessen ver-
strebten Pfahlwerk getragen, an dessen vonlerer Pfablreihe die
von eisernen Konsolen unterstützte I, aufdrücke angebracht ist.
Die Hafeneinfahrt wird von den Binnenbassins durch ein
Kammerschleuscn-Paar mit je 2 Ebbe- und 2 Fluth-
Thoren geschieden. Die Binnenbassins sind aufserdem durch
die Kammerscbleu.se des alten Marine-Docks von der Rhede
aus zugänglich und es kann für dieselben event ein dritter
durch die beiden älteren (Handels-) Hafenbassins
Trockendock hindurch, mit geringer Muhe ge-
schaffen werden. Die beiden neuen Schleusen haben un-
gleiche Qröfse; die Hauptschleuse hat die bedeutenden Ab-
messungen von 20 ■ Weite bei 146 ■ Länge zwischen den
inneren Thorpaaren, 4,5 m Wassertiefe auf dem Drempel
bei gewöhnlichem Ebbestande und 8,1 ■ bei gewöhnlichem
Ftuthstande. Die Nebenschleuse ist 8 ■ weit hat 60 ■ Länge
zwischen den inneren Thorpaaren und 0,5 bezw. 4,6 ■ Wasser-
tiefe auf den Drempeln bei den extremen Wasserständen. —
Die gegen Ende der 40er Jahre mit hölzernen Thoren er-
baute Kainmerechleuse vor dem vormaligen Marine-Bassin
besitzt ebenfalls 20 ■ Weite, bleibt iudess in der Kammer-
lange erheblich gegen die der beiden neu«
ruck. — Von Konstruktions-Eigenthümlichkeiten
Schleusen mag erwähnt werden, dass die Kammern ohne
gemauerte Böden sind und nur eine einfache Abpflasterung
erhalten haben. Die Thore der gröfseren Scldeuse sind
in Eisenkonstruktion mit zylindrischer Rundaug der Vorder-
seite und ebener Abflachung der Hinter- (Anschlags-) Seite aus-
geführt: die Hinterseite ist nur bis wenig Ober die Höbe
der gewöhnlichen Fluth geschlossen. Die Höhe der beiden
Flut bt höre ist 11,40""; jeder einzelne Flöget derselben hat
das Gewicht von ca. 70 T. — Die Thore der kleineren
in Holz ausgeführt nnd zum Schutz gegen
i den Bohrwura gekupfert Für den gleichen
Zweck hat man bei einigen sonstigen Holztheilcn im Hafen und
namentlich auch an den Reibehölzern die dichte Bespickung
mit grofsköpflgen Eisen -Nägeln in Anwendung gebracht
Auch am gegenüber hegenden Ende besitzt der Hafen
— gegen einen nach Middelburg und Voere führenden Kanal
— einen Schleusen -Abschluss, der mit dem Zwecke her-
gestellt worden ist den Wasserstand im Hafen unabhängig
vom Wasserstande im Kanal halten zu können. Da der Regel
nach der Spiegelstand im Kanal niedriger als derjenige im
Hafen ist, so waren für diese rückwärts hegende Schleuse
einseitig wirkende Thorpaare ausreichend, die eine solche
Stellung erhalten haben, dass sie gegen den höheren Wasser-
stand des Hafens sich stemmen. Die Weite auch dieser Kanal-
Schleuse ist 2t)"1; die Länge von Tborspitze zu Tborspitze
ist 127 ™; über das südliche Schleusenhaupt führt eine, für
ein Nebengleis des Bahnhofs und gewöhnlichen Wagen verkehr
erbaute einarmige Drehbrücke von 18 ■ Weite, dio — bei
den heftigen Winden der dortigen Gegend etwas unzweck-
mäfsigerweise — mit vollen Blech -Trägern und ohne Lauf-
kranz ausgeführt ist Die Schleusentbore sind in Holz
hergestellt ; da ihre Oberkante den ordinären Hocbwasserstand
nur um 0,5 » überragt , so können dieselben für den Fall
außergewöhnlicher Hochwasserstände des Hafens überströmt
Rechnet man noch 4 Thore der am nördlichen Ende des
Middelburger Kanals erbauten Schleuse (über welche weiterlün
einige Worte folgen) und die Thore, welche zum Abschluss
des Trockendocks am vormaligen Marine - Bassin sich finden,
der Zahl der Tbore der bisher erwähnten Schleusen
etc. hinzu, so kommt eine Gesammtzahl von nicht weniger
als 26 Schleusenthor - Paaren zusammen. Diese außer-
gewöhnliche Anhäufung von Schleusenthoren auf verbalt-
nissmassig kleinem Raum hat Anlass zur Ausführung einer
Anlage gegeben, die ausschüefslich für Vornahme von Re-
paraturen an den Thoren bestimmt ist und die man um
so weniger entbehren konnte, als das
welches der Hafen besitzt voraussichtlich I
schon über seine Leistungsfähigkeit hinaus beansprucht werden
wird, so dass auf einen Gebrauch desselben für die Zwecke
von Reparaturen an den Schleosenthoren nicht gerechnet
werden durfte. Die Anlage besteht aus einem kleinen Bassin
(.7 des Plans), welches gegen den Binnenhafen durch ein
Thorpaar abgeschlossen ist. An 2 Seiten dieses Bassins
sind Pfahlhöft er mit Holm und Verriegelung hergestellt,
deren Oberkante reichlich 1 B unter dem gewöhnlichen Spiegel-
stande des Hafens liegt Ein zu reparirendes Thor wird
schwimmend in das Bassin eingeführt und Ober eins oder
zwei dieser Höfter geschafft und demnächst das Bassin durch
entsprechende Spiegelsenkung, die durch einen unterirdischen
Kanal mit fallendem Wasser geschieht, trocken gelegt. Der
Hafenspiegel bleibt von dieser Senkung wie ebenso von der
nach beschaffter Reparatur erfolgenden Erhebung des Spiegels
im Schleusenthor-Bassin unberührt, vermöge der bestehenden
Trennung der beiden Spiegel durch das vorhin erwähnte Thorpaar.
Der Binnenhafen bildet sich:
a) Aus dem sogen. Verbreiterten Kanal, der die Fläche
umfasst, welche sich zwischen den beiden Schleusen, die bezw.
auf die Rhede hinaus und in den Middelburger Kanal hinein
führen, erstreckt Die Langenausdehnung dieser Wasserfläche
ist fast 1200 ■ und ihre Breite wechselt zwischen 80—150 ■» :
Ihre Gcsammtgrösse ist 13,4,IA und es ist eine spätere Erwei-
terung derselben um ppt 1 IIA an der i
b) dem sogen, ersten Binnenhafen, einem Stich-
bassin, mit den gemittelten Abmessungen von 450» Länge
und 150™ Breite, daher 6,7 h* Wasserfläche.
c) dem sogen, zweiten Binnenhafen, gleichfalls
einem Stichbassin mit den mittleren Abmessungen von 400 m
Länge und 120" Breite, daher 4,8 HA Wasserfläche. Für dieses
Bassin ist eine spätere Vergrößerung tlieiß durch Verlängerung,
theils durch Verbreiterung nm 8,7 HA vorgesehen.
d) dem vormaligen Marine-Dock mit dem haßartigen Zu-
gang vom Kanal aus. Diese Theile haben bei relativ großer
Iangenerstrecknng und einer Breite, die zwßchen 60 und 80 ■
wechselt, eine Flachenausdehnung von 6,0
belauft sich die Wasserfläche
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294
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
20. Jnli 1878
der verschiedenen , in
unmittelbarem Zusam-
menhang stehenden Bin-
nenbassins gegenwärtig
auf 30,9 welchen in
den abgetrennt liegen-
den beiden Bassins
aus alterer Zeit noch
2.2 HA hinzu treten, so
eine Flotthafen -Flache
von mehr als 33 11 A
Ausdehnung vorhan-
den ist. —
An Erweiterun-
gen in unmittel-
barem Ansehluss an
diese Flachen sind (im
Kanal und am 2. Binnen-
hafen) rot. 10 ,u vor-
gesehen worden, aufser-
dem an spater auszufüh-
renden Erweiterungen,
die muthniafslich aber
erst in sehr ferner
Zeit zur Verwirklichung
kommen werden , rot.
30 HA. Diese schliefs-
liche Ausdehnung wird
von dem sogen, drit-
ten Binnenhafen
gebildet, für dessen An-
lage das vormalige
Terrain an der Nord-
und Westseite der Stadt
in Aussicht genommen
ist. Der Situations-Plan
S. 282 lasst erkennen,
wie dieses Erweiterungs-
werk heute etwa ge-
dacht wird. —
Was die Umsäu-
mung der Wasser-
, so zeigt
nur ein Theil der
Anlagen mit Kai-
mauer - Einfassungen
versehen ist, wahrend
diejenigen Uferstrecken,
die entweder heute noch
nicht als definitiv gelten,
oder auch solche, die
für den besonderen
Zweck der Be- und
i heute noch nicht
in's Auge gefasst sind,
geböschte Ufer mit
Steindeckung er-
halten haben. Es sind
an Kaimauer- Landen
hergestellt am Vorhafen
rot 400 ™ und femer
an den beiden Stich-
bassins des Binnen-
hafens rot. 1 700 ».
Diesen Mauerlängen
treten etwa 1 100» an
steilen, in Holzbau
Einfas-
vormaligeu
Marine-Dock hinzu und
es belauft sich sonach
die vorhandene Kai-
lange der Binnenhafen
auf etwa 2800"'.
Hierbei sind nicht mit
gerechnet die ausge-
dehnten Kailängen,
welche theils noch an
an
den Aufsen-Bassins der
älteren Hafen werke
vorhanden sind.
Bei thatsächlicher Aus-
führung aller vor-
gesehenen Erweiterun-
gen kann die Kailänge
event. auf etwa 8 <>i>0"
gebrocht werden; frei-
lich sind das wohl weit
Projekte-'.
Die Kaimauern be-
stehen ans Basalt-
Mauerwerk iinl sind
auf Pfahlrost gestellt.
Zum Schluss dieser
generellen Beschreibung
der Hafenwerke erübrigt
noch die Angabe der
Tiefen, welche in den
einzelnen Partien der-
selben stattfinden. Die-
se Tiefe beträgt in der
Hafen-Einfahrt bei ge-
wöhnlichem Ebbestand
6,7 ™ and bei ge-
wöhnlichem Flutlistand
10,3"; im Binnenha-
fen bei gewöhnlichem
Wasserstande 8,25 ».
In dem vormaligen
Marinedock ist eine
etwas geringere Tiefe,
als die hier angegebene,
vorhanden. —
Ein fast unmittelbares
Zubehör der Hafen-
werke ist der an den
Binnenhafen nördlich
ausehliefsende Kanal
über Middelburg
nachVecrc, durch den
eine Verbindung
zwischen der Wester-
und Oster-Scbclde ge-
schaffen wird. Der
14,8 Kib lange Kanal
ist für Passirung von
Seeschiffen einge-
richtet und hat bei ge-
wöhnlichem Hochwasser
eine durchgängige Tiefe
von 7,4 Ii», bei w echseln-
den Sohl- und Spiegel-
Breiten.
M|t: Die
Sohlbreite von 12" bis
zu 22», die Spiegel-
breite von 48 ■ bis zu
69 ■. Die Kanalufer
haben eine Stcinab-
pflasterung erhalten,
welche von 2 ,n unter
bis 1,7 ■ Ober gewöhn-
liche Hochwasser-Linie
reicht. — Da die
Wasserstände an beiden
dieselben sind, so ist
der Kanal an beiden
Enden durch Schleu-
sen geschlossen worden.
Der Schleusen am süd-
lichen Ende, die den
Kanal gegen den
Vlissingcr Binnenhafen
schlicfsen . ist schon
oben gedacht. Hin-
sichtlich der Schleuse
am nördlichen Kanal*
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K«. 58.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
295
ende bei Veere ist zu bemerken, dass dieselbe als Kammer-
schleu.se mit vier Thorpaaren und in gleicher Größe und
Bauart, wie die gröfsere der beiden neuen Schleusen des
Vlissinger Hafens, mit 20 ■ Weite etc. ausgeführt worden ist.
Von Middelburg aus hat der Kanal eine längere Ab-
zweigung nach Arne m aide n erhalten, welche 4,25 => Wasser-
tiefe, 7 " Sohlbreite und 22 °> Spiegelbreite besitzt —
Mit der Gröfse, die man den Ylissinger Hafenwerken
gegeben hat, steht die bedeutende Ausdehnung, welche den
anschließenden Bahnhofs-Aulagen zugedacht wird, in
engem Einklang. Freilich ist von den Bahnhofs-Anlagen zur
Zeit nur erst ein verhältnissmäßig geringer Theil that&ächlich
vorbanden und die Ausführung des überwiegenden Theils der
Zukunft vorbehalten geblieben.
Die sehr günstige Lage, die der Bahnhof zu den Hafen-
werken besitzt und durch welche beinahe das Ideal einer Ver-
bindung zwischen Schiffs- und Eisenbahn-Transport verwirk-
liebt wird, ist aus dem Situationsplan hinreichend erkennbar.
Erläuternd ist dazu zu bemerken, dass nur diejenigen Bau-
lichkeiten, welche im Plane mit dunkler Schaftirung an-
gegeben sind, so wie der Oberwiegende Theil der Gleisanlagen
heute bereits existiren, das übrige aber Zukunftswerk ist,
so wie ferner, dass der Bahnhof zwei Stationen umfasst , von
denen die westlich — am Middelburger Kanal — liegende
als Lokalstation gilt, während der östlichen, zwischen den
Vorhafen und dem 1. Binnenhafen angeordneten, als eigent-
licher Hafen-Station ausschließlich die Aufgabe zugewiesen
ist, als Zwiscbeuwcrk zur Verknüpfung des Wassertransports
mit dem Landtransport zu dienen.
Für die Versehung des Eildienstes für Personen sowohl
als geeignete Güter (ebenso für Viehtransport - Zwecke) ßt
dann eine Anlage besonderer Art geschaffen, die in einem
grofsen schwimmenden Kai besteht, der im Vorhafen
hegt und durch eine eiserne Brücke mit dem Lande — u. z.
beinahe direkt mit dem Hauptgebäude der Hafenstarjon —
in Verbindung gebracht ist. Aus dem Situationsplan ist die
Lage, welche dieser schwimmende Kai erhalten hat, zu er-
sehen, die speziellen Skizzen auf der vorher gehenden Seite
geben ein Bild von den Konstruktions-Besonderheiten dieser
Lande Vorrichtung.
Dieselbe — augenscheinlich nach dem Vorbilde der schwim-
menden Kais zu Liverpool entworfen — besteht aus einer
Platform aus Holz-Bohlen, die auf niedrigen I-Trügern liegen.
Die I-Trager finden ihre Unterstützung auf 5 grofsen kasten-
förmigen, kontiimirliehen Längsträgern, welche ihrerseits
über 14 eiserne Pontons fort gestreckt sind, deren Axe nor-
mal zur Längenrichtung des Kais orientirt ist. Die 4 mitt-
leren Pontons sind von einer etwas größeren L.inue als
die übrigen und tragen auf ihrem Vorsprunge das wasserseitige
Ende der eisernen Landebrücke, die ans 2 abgesetzten
Fachwerk - Trägern mit gekrümmtem Obergurt besteht, auf
deren beiden Außenseiten , mittels Streckung von durch-
gehenden Querträgern, Fußwege angeordnet sind. — Von etwas
eigentümlicher Art sind die Vorrichtungen, welche zur
Sicherung der örtlichen Lage des schwimmenden Kais in
Anwendung gebracht worden sind. Die hierzu meßt benutzten
Duc d' Alben fehlen und es werden ihre Funktionen durch
steife Verbindung vertreten, welche aus 2 eisernen,
Sprcitzen besteht, die an beiden Enden
, bezw. mit dem Lande und mit den beiden zu
äusseret liegenden Pontons des schwimmenden Kais ver-
bunden sind. Um die Gelenke und Spreitzen gegen
Bewegungen in horizontaler Richtung zu sichern, sind
zwischen den Enden der Sprcitzen diagonal geführte Ketten
gezogen, und um die Kaimauer vor Ueberlastung durch die
Zugwirkungen der Spreitzen zu bewahren, ist in das land-
seilige Lager jeder Spreitze das Ende einer Kette geschlun-
gen, deren anderes Ende landeinwärts an einem tief ver-
(Fig. 3).
Die Abmessungen einiger Haupt - Konstruktion^ heile
des schwimmenden Kais nebst Zubehör sind folgende: Größe
der Platform 61.5 ■ Länge und 25,0"» Breite. — Länge der 5
kastenförmigen Träger, die über die Pontons fort gestreckt
sind, übereinstimmend 61,5°»; Höhe derselben: die
außen hegenden 1,25», der mittlere 1,50», die
übrigen 1,437 ™. — Abmessungen der Pontons: 3 ■ Breite,
1,5 " Höhe; die vier mittleren Pontons haben 30°, die
übrigen 25™ Lange. — Länge der I^andebrücke 26"; Ax-
weite der beiden Träger 4.5 ■ ; Trägerhöhe in der Mitte 3.5
an den Enden 2,5 m. — Länge der beiden Spreitzen 25,5";
Höhe derselben in der Mitte 0,9 ™, an den Enden 0,5 m.
Das Eisen-Gewicht des schwimmeuden Kais ßt nur
mich einigen Gruppen angebbar. Es wiegen die 14 Pon-
tons nebst allen eßernen Unterstützungen der PlAtform
ti lö 000 k , die sämmtlichen Eisetitheile der Landebrücke
t>3 000 k, die beiden Abspreitzungen mit ihren Lagern und
Verankerungen 27 500", endlich die diagonal angeordneten
Haltckettcn 10000*. — Die Baukosten, welche der
schwimmende Kai erfordert hat, haben 570 (XX) M
Einige andere Theilc der Gesammtanlagen haben an !
kosten erfordert : Die neue Doppeßchleuse (excl. der 8 Tbor-
paare) 2 500 000 M ; die Durchdämmung der Oster Scheide
3 000 000 M. ; die Durchdämmung des Sloe 1 800 000 M. ;
der Bau des Kanaß von Uansweert (Südbeveland'sche Kanal)
8 UOO 000 M. — Wenn mau diese Einzelkosten mit den
Gesammtkosten, welche zu rot. 50 000 000 M. angegeben
werden, in Beziehung bringt, so lassen sich — mit Zuhdlfe-
nahinc einiger Schätzungen — folgende Anlagekostcn der
verschiedenen Haupttheile des Werks in summarischer Weßc
fixiren :
Kosten der 75 K™ langen seelandischen Eisenbahn 20 000 000 M.
.. des Südbeveland'schen Kanals 8 UOO 000 „
„ , Middelburger Kanaß mit Zweigkanal 120OOOO0 „
„ der neuen Hafeuwerke von Vlßsiiigcn 10 ODO 000 ,
Es sind hiernach und nach der bloßen skizzenhaften
Vorführung, die wir im Vorstehenden geliefert haben, die auf
Kosten des holländischen Staate geschaffenen Vlissinger Anlagen
mit ihren weiterem Zubehör Werke, die nach Umfang und
Eigenartiekcit über vieles hinaus gehen, was selbst die neuere,
seböpfungsreiche Zeit hat entstehen sehen. Aber so sehr man
über diese Auffassung der Dinge sich vergewissert fühlen
mag, so ungcwßs kann man sein über die andere Frage,
welche gleich daneben auftaucht: Ob jene Werke, und unter
diesen speziell die Hafenanlagen, in ihrer heutigen Groß-
artigkeit nicht etwa bei weitem über das thatsächliche
Bedürfniss hinaus gehen und ob nicht in "
Verkehrs-Umfang vorgesorgt ist, von <
eines winzigen Bruchtheiß sich erfreut und den er vielleicht auch
in Dutzenden von Jahren sich noch nicht erobert haben wird?
Jedenfalls gewährt der heutige Anblick jener beinahe leeren
Werke und die relative Oede, die in den Straßen der kleinen
Hafenstadt Missingen angetroffen wird, ein recht trübes Bild,
welches unwillkürlich zu Reflexionen, wie die hier angedeuteten,
heraus fordert.
Es liegt nicht in unserer Absicht, diese etwas sehr weit
ausschauende Seite der Sache weiter zu verfolgen; wir
wollen liier abbrechen und unsern Bericht mit der einzigen
Notiz schließen, dass Projektirung und Ausführung der sämmt-
lichen von uns besprochenen großartigen Werke den Händen
des holländischen Ober -Ingenieurs Hrn. M. Simons zu
Vhssingen anvertraut ^gewesen sind. Ihm verdanken wir, neben
freundlicher Führung an Ort und Stelle, das Material zu der
vorstehenden Skizze und haiton uns überzeugt, dass jeder
die hoUändßcheu Anlagen besuchende Fachgenosse der freund-
lichsten Aufnahme und Förderung seines Vorhabens durch
Hrn. Simon zum voraus gewiss sein darf.
- B. -
Ueber die Restaurati
Von Rudolf
Die wichtige Frage, welcher Weg bei der Restauration von
Baudenkmälern ein geschlagen werden mu&s, um zu einem guten
Ziele zu führen, ist im Prinzip noch keineswegs erledigt Wer,
wie der Verfasser dieser Blauer. Gelegenheit gebäht hat, sich
mit ihr während eines längeren Zeitraums theoretisch und
praktisch zu beschäftigen, wird nicht darüber im Zweifel sein,
dass eine eingehende Beleuchtung und Erörterung derselben im
hohen Grade nützlich und nothwendig ist.
Warum liefern so wenige Restaurationen ein wirklich be-
friedigendes Ergebnis« ? Es sei ganz abgesehen von den Mßs-
on von Baudenkmälern.
Redtenbacher.
erfolgen unkünstlerßcb verfahrender Restauratoren, deren Wirk-
samkeit ich anderen Ortes geschildert habe.*) Aber auch Archi-
tekten, die an sich sowohl Ober künstlerische Fälligkeiten, wie (Iber
kunstgeschichtliche Kenntnisse geboten, haben bei Wiederher-
stellung und Vollendung von Baudenkmälern gar häutig Mangel-
haftes geleistet Ich glaube hierfür in erster Linie die Tbatoache
verantwortlich machen zu können, dass die Schwierigkeit
•) Sirh« twin* Dnikvhrift üf« dir B».iil«t>kmil« im <lful»rtirn Bci.'b t(c.
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DEUTSCHE BAUZEITUNG.
20. Juli 1878
der bei Restauration eines Baudenkmals to lösenden
Aufgabe in den meisten Fällen unterschätzt wird.
Der mit einer solchen Aufgabe betraute Architekt ist über die
Mittel und Wege, welche ihm hierbei zur Verfügung stehen, Ober
die Art und Weise, wie er das Werk anzupacken hat, selten
im Klaren. Er wird sich nicht bewuast, dass die ihm obliegende
Arbeit aus einer Anzahl yon Rinzelfunktionen sich zusammen
die nicht nur vollständig and in gröfster Gewissenhaftigkeit,
auch in bestimmter Reihenfolge erledigt werden
wenn das Gelingen der Restauration nicht von vnru
ein in Frage gestellt sein soll. Vor allem sind es die unum-
gänglich notwendigen Vorarbeiten für eine Restauration, die
— zum Theil aus Mangel an Verstandniss für die Bedeutung
derselben, zum Theil aus übel angebrachter Sparsamkeit — in
n Fallen entweder gar nicht od
und oberflächlich zur Ausführung gelangen.
Sparsamlcei
den meisten Fallen entweder gar nicht oder doch nur
ir Ausführung gelangen,
soll daher der Versuch gemacht werden, die
Im Folg«
Gesammtheit der bei Restauration eines Baudenkmals erforder-
lichen Arbeiten in ihrem durch die Aufgabe bedingten systema-
tischen Verlaufe einer Besprechung zu unterziehen. — Es werden
hierbei: A. Die Untersuchung des Denkmals, B. Die Aufnahme
desselben, C. Die Aufstellung des Restaurationsplans , D. Die
Durchführung der Restauration zur Erörterung gelangen. —
A. Die Untersuchung eines Baudenkmals.
Wer nicht selbst erfahren hat, wie es in der Restaurations-
Praxis zugeht, wird es kaum glaublich finden, welche Irrthümer
in dieser Beziehung, selbst bei sonst durchaus qualifizirten Per-
sönlichkeiten, noch herrschend geblieben sind.
Stellen wir vor allem den Satz auf, dass der mit der Restau-
ration eines Baudenkmals beauftragte Architekt selbst dessen
Untersuchung Tornehmen muss, und den zweiten, dass die Unter-
suchung sich über das ganze Bauwerk erstrecken muss, wenn
auch nur ein Theil desselben restaurirt werden soll.
Die wichtigste Grundlage jeder Restauration, die Vorunter-
suchung, von irgend einem Bureau-Gehilfen besorgen zu lassen, wie
das thatsachlich vorkommt, ist durchaus verwerflich ; denn einerseits
gewinnt der Restaurator nur durch möglichst oft sich wieder-
holende Anschauung von Bau -Denkmälern den richtigen Blick
und die nöthigen Kenntnisse zur Beurtheilung eines einzelnen
Monumentes, andrerseits verliert er in zweifelhaften Fällen voll-
ständig das Recht und die Macht der Autorität gegenüber dem
Untergebenen, falls dieser das Baudenkmal durch Autopsie kennt,
jener aber nicht Im allgemeinen werden der Chef ebenso wie
der Untergebene doppelt sicher gehen und sich gegenseitig unter-
stützen, wenn sie die Untersuchung gemeinschaftlich vornehmen
Dass vier Augen mehr sehen als blos zwei, bewährt sich bei
gemeinschaftlicher Besichtigung eines Baudenkmals oft so auf-
fallig, dass man gegen alle blos von einer Person gewonnenen
Beobachtungs-Resultate misstrauisch wird.
Nicht minder verwerflich ist es, gar auf Grund von Photo-
graphien oder mangelhaften Aufzeichnungen und Messungen eines
Baudenkmals, wie sie nur zu häufig zur Beurtheilung vorgelegt
werden, ein entscheidende« Wort sprechen oder Restaurations-
Plane anfertigen tu wollen, ohne das betreffende Bauwerk selbst
gesehen und untersucht zu haben. Wohin solches Verfahren
führt, kann folgendes Beispiel lehren : Ein städtischer Baumeister
sendete Zeichnungen eines alten Maafswerk-Fensters, dessen tlani-
bnyante Fischblasen er durch strenge Vierpass-Formen ersetzen zu
sollen glaubte, einem Architekten zur Ansicht, theilte auch mit,
es seien noch 16 Stück solcher Maafswerk-Fenster neu zu machen.
Anstatt nun die Sache in Augenschein zu nehmen, um die es
sich handelte, beschloss der um Rath gefragte Architekt, das
flamboyante Fenster-Maafswerk beizubehalten, und lieft in dessen
Charakter die 16 neuen Fenster entwerfen, für jedes eine Variation
des in dem alten Fenater-Maaiswerk angedeuteten Grundmotivs
endlich die Zeichnungen persönlich in
Ort ablieferte, ergab es sich, dass jenes vor-
einer Vorhalle Ton ca. 1520 gehörte, die
Fenster aber zur Kirche, die etwa 1420 erbaut
worden war. —
Auch der zweite Grundsatz, dass sich die Untersuchung Uber
das Ganze erstrecken muss, will man auch nur einen Theil eines
Baudenkmals restauriren, wird leider viel zu wenig beachtet
Nur aus dem Ganzen kann man die leitenden Gesichtspunkte
für die Wiederherstellung des Einzelnen gewinnen. Will man
ein Baudenkmal restauriren, so muss man sich vor allem Ober
seine kunstgeschichtliche Stellung, über den Meister, welcher
es schuf, und die Kunstrichtungen und Kunstschulen klar werden,
unter deren EinHuss er stand; man muss zu ermitteln suchen, ob
die letzteren sich in der betreffenden Gegend vielleicht durch-
kreuzten oder blos berührten. Nicht selten geben in dieser Be-
ziehung die Archive die wichtigsten Aufschlüsse, und was sie
nicht gewähren, muss das Monument und sein Stil offenbaren.
Der Wandertrieb der Steinmetzen im Mittelalter, das allgemeine
Bedürfniss nach tüchtigen Kräften gab Veranlassung, dass diese
ihre Thätigkeit und ihre Kunst in die entlegensten Gegenden über-
brachten; so finden wir einen Meister aus Stadl Slevr in über-
osterreich, als am ( bor des Münster« zu Freiburg thätig, urkund-
r Michelson aus Cöln als Erbauer
i an derZuijdersee^ deren bauliche
Dom verwandte Gestaltungen sich finden. Solche bau-
geschichtliche Nachrichten oder stilistische Eigen thümlichk ei ten
sind die Spuren, deren Verfolgung zu weiteren Aufschlüssen Ober
den Bau führen können. Die Baugeschichte hat bereits eine
Menge der wichtigsten Einzel-Thatsachen urkundlich fest gestellt
Wenn es ihr zum Theil nicht gelang, aus einer Unzahl von llyito-
thesen die Wahrheit heraus zu schälen, so haben gerade die Re-
stauratoren die willkommene Gelegenheit — und sie sollten sich
dieselbe niemals entgehen lassen — an der 1
Antheil zu nehmen. Ohne diese werden sie
winder im Dunkeln umher tappen.
Baugeschichtliche Forschungen können aber wieder nur dann
mit Erfolg betrieben werden, wenn neben der Autopsie des be-
treffenden Monumentes noch die weit gellendste Benutzung
von litterarischen Hülfsquellen, der Photographien und
Abbildungen anderer Bauten, die mit dem Untersuchungs-Objekt
verwandt sind oder zu sein scheinen, ermöglicht wird. An
solchen Hülmmitteln zum Studium mangelt es jedoch bisweilen sehr
auf den Bureaus restaurirender Architekten, und nicht immer sind
- cum Schaden des Werks — die auftraggebenden Behörden
zu Ausgaben für Studienreisen oder Anschaffung der genannten
Hülfsmittel bereit Auch haben die Restauratoren selten den
Muth, beim Beginn ihrer Thätigkeit mit Geldforderungen fOr
solche Zwecke hervor zu treten, da sie in ihrer neuen Stellung
den Schein der Unbescheidenheit vermeiden und erst den positiven
Beweis ihrer Fähigkeiten liefern möchten, ehe sie
stellen; sie unterschätzen freilich auch ihrerseits nicht
den Werth solcher Hausmittel.
Die gründliche Voruntersuchung eines Monumentes ist ferner
oft nicht mögu'ch ohne eine theil weise Einnistung desselben,
den Abbruch und die Entfernung später hinzu gefügten
Mauerwerkes, welches dekorativ bedeutende Theile verdeckt,
Bloslegung unter den Dächern versteckter Bautheile durch Weg-
nahme der Dächer etc. Auch mit diesen unumgänglich nöthigen
Ilülfsarbeiten zum Zweck einer guten Voruntersuchung pflegt
man in kleinlicher Sparsamkeit zu geizen, ohne zu bedenken,
dass eine gute Restauration nicht minder ihrer sicheren Grund-
lage bedarf, wie eine Hypothese - - mit der sie sich vergleichen
lässt — richtiger Prämissen.
In technischer Beziehung hat die Untersuchung eines
Monumentes auf die ganze Gestaltung desselben, soweit sie nicht
Sache des Baustils ist, sondern von der Wahl des Baumaterials
und der angewendeten Konstruktion abhängt, sich zu beziehen.
Das Baumaterial bestimmt zum Tbeil den Reicbthum des
Schmuckes, die absoluten Dimensionen von Profil-Gliederungen
und ihre Gestaltung, sowie die Anwendung gewisser Formen und
Verhältnisse, welche je nach der Beschaffenheit des Materials
verändert werden müssen. Wer «ich eingehender mit den Bau-
denkmälern befasst, wird sich einerseits leicht überzeugen, wie
sehr die Architekten sich in der Regel nach den einzelnen Bau-
Materialien gerichtet haben, andererseits aber auch, welche Un-
zuträglichkeiten die Unkenntniss ihrer Eigenschaften häufig ver-
anlasst hat. Jedes Baumaterial bat gleichsam seinen Koeffizienten,
von welchem die Form mit bedingt ist, und einen zweiten, von
dem die Unveranderlichkeit der Form abhängt Häufig wird der
I Restaurator gezwungen, mit dem Baumaterial zu wechseln und
> bestehende Formen auf ein anderes Material zu übertragen, als
das ursprünglich beim Bau verwendete.
Welchem Material man dann nach Ausscheidung eines anderen,
das sich nicht bewährt hat, den Vorzug geben soll, erfordert die
! sorgfältigste Ueberlegung. Leider hat die Unkenntniss der Bau-
materialien für manche mittelalterliche Baudenkmäler sehr
schlimme Folgen gehabt, beispielsweise für den Würzburger
I Dom, an welchem man statt eines sehr dauerhaften gelb-
grünlichen Sandsteins einen ebenso gefärbten leicht verwit-
ternden Kohlensandstein verwendete: auch die Verwechslung
gewisser in der Pfalz vorkommender Schichten des Rothliegenden
mit Buntsandstein hat sich an manchem miUelrheiniscben Bau
Obel gerächt Die an der Kathedrale von Herzogenbusch ver-
wendeten Sandsteine, welche sich im Innern des Baues vortrefflich
erhalten haben, sind im Aeufseren bis zur vollständigen Unkennt-
lichkeit aller Bauformen verwittert; auch die festen Trachyte vom
Drachenfels bewahren sich im Aeufseren der Gebäude selten gut,
da die großen Einschüsse von glasigem Feldspath wegen ihrer
feinen Risse Waaser eindringen lassen und dem Frost nicht
widerstehen.
Ebenso, wie man bisweilen mit dem Material wechseln muss,
sind auch mangelhafte Konstruktionen bei der Restauration
eines Raudenkmals durch bessere zu ersetzen; dieselben müssen
daher unter allen Umständen bei seiner Untersuchung richtig
beurtbeilt werden. Es ist der Fall denkbar, dass um die Aus-
führbarkeit eines Gedankens, den ein Meister gefasst hatte, zu
ermöglichen, wir sowohl dessen Konstruktionsweise als Formen-
gebungen verlassen müssen. Vom archäologischen Standpunkt
betrachtet könnte das ungerechtfertigt erscheinen; in Wirklichkeit
aber liegt uns nicht die Pflicht ob, die konstruktiven Mängel eines
Bauwerks der Nachwelt zu erhalten, wohl aber dessen künstlerischen
Gedanken. Genügen wird es, falls das überhaupt möglich ist,
wenn wir dem Monumente keine Konstruktion aufhöthigen, die
seinem Stil widerspricht.
In Bezug auf die B
künstlerischen Standpunkt sei endlich erwähnt, dass wir uns
bei der Restauration derselben in der Haltung fortbewegen müssen,
die es zeigt, sei dieselbe nun eine edle und strenge, oder jene eigen-
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Nt. 58.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
297
ojutuig uuu uci acuioui ivcuKi vi^i-u KU. ist iuhciuc i ui «
ein dekoratives, so müssen wir dem angeschlagenen Ton
Ergiebt sich aber, dass der Meister ein Liebhaber geomet
Spielereien und Spitzfindigkeiten war, wie so viele Architekt
■y.iuvwv, -c.^.<; manche Werke kennxeichnet Wir
und darin liegt für den Restaurator wohl die gröbte
Schwierigkeit - den Kunstgeist erkennen, welchem das Werk ent-
sprang und der seinem Meister eigen war. Ist dasselbe vorwiegend
rir dem angeschlagenen Ton folgen.
netrischer
Architekten der
, so sind wir so weit verpflichtet, in diesem Sinne
weiter zu arbeiten, als dadurch nicht das Baudenkmal als Kunst-
werk leidet. —
Ist die Voruntersuchung eines Baudenkmals nach diesen
Gesichtspunkten durchgeführt, ist seine Erscheinung, soweit sie
von der baugeschichtlichen Entwickelung eines Volkes zu einer
bestimmten Zeit abhangt, ihrem Wesen nach erkannt, ist in tech-
nischer Besiehung eine Kenntnis* seiner Existenzbedingungen und
in künstlerischer Beziehung ein Ergebniss hinsichtlich der Indivi-
dualitat seines Schönfers gewonnen worden, so empfiehlt sich eine
Zusammenfassung der Unterauchungs-Ergebnisse in einem Gut-
achten Ober das Baudenkmal. Dieses Gutachten, welches
den Schluss der Restaurations-Vorarbeiten zu bilden hat, soll im
wahren Sinne des Wortes ein Vor-Urtheil sein, in dessen Forum»
lirung der ganze Restanrationsplan schon enthalten sein wird und
Ton dessen Richtigkeit oder Unrichtigkeit die Qualität der Restau-
ration im groben Ganzen abhängt Dieses Gutachten muss man,
als prinzipiell entscheidend für den Standpunkt und die Meister-
schaft des Restaurators, an Klarheit, Zuverlässigkeit und Ueber-
zeugungskraft bis zu einer gewissen Vo'
Für die Aufnahme
der Vorbereitnngen die Aktion
Winke enthalten.
B. Die Aufnahme des Baudenkmals.
Die Aufnahme soll zunächst ein Bild Ton dem gegenwartigen
Zustand des Monumentes geben, auf Grund dessen die fehlenden
Theile iu der Zeichnung ergänzt, die nicht zur Vollendung ge-
kommenen ausgearbeitet werden können. Durch diesen Zweck
der Aufnahme sind die Gremien bestimmt, die man hinsichtlich
deren Gründlichkeit einhalten soll und muss. Nicht Detailzeich-
nuugcu. sondern nur Skizzen plane sollen nach ihr ausgearbeitet
werden; sie hat daher die wesentlichen Abmessungen und die
Verhältnisse des Baues richtig wieder zu geben, sowie das Detail
charakteristisch anzudeuten, nicht aber sich in Nebensächliches
zu verlieren.
Es ist keineBweps überflüssig, dass man ül>er das Betreiben
von Aufnahmen ein Wort verliert; denn thatalichlich herrscht in
dieser Beziehung eine recht gemüthliche Konfusion der Begriffe.
Bald meinen die Einen, die genaue Aufnahme eines Baudenkmals,
für die Ausführung sich entwerfen
man so'
-bald
die Restauralions- Projekte beginnen
In der Praxis des Aufnehmens von Baudenkmälern erlebt
man ganz sonderbare Beispiele von der Unbehülflichkeit selbst
ganz tüchtiger Facbgenossen, die aber in dieser Spezialität keine
Hebung haben, und von der Naivetat anderer, die sich ohne die
geringste Kenntnis» der Aufgabe den Schein der Autorität geben
wollen. Aufnahmen eines Mainzer Doms oder eines Freiburger
Münsters, nach denen gediegene Restaurationsplane aufgestellt
werden können, lassen sich nicht in einigen Wochen bewirken;
zu deren Anfertigung bedarf es aber ebensowenig jahrelang be-
triebener detailiirtester Aufnahmen. Bei kleineren Monumenten
ist die Arbeit de« Aufnehmens eine ziemlich einfache, und es
genügt falls zwei Architekten, die sich beim Messen unterstützen
müssen, die Arbeiten gemeinschaftlich unternehmen, dass man
zuerst die Grundrisse, dann die Durchschnitte und Facadcn und
endlich die Details nach der Reihe aufnimmt. Bei grolsen Domen,
Schlossern etc., Bauten, welche in verschiedenen Zeitperioden ent-
und demni
sich, jeden
im
Der Zweck der i
zu Grunde gelegt werden sollen, bestimmt als den Schwerpunkt
der Arbeit anzusehen, dass die Hauptverhältnisse des Baues
richtig in die Zeichnung kommen, weil sie beim Entwerfen maars-
gebend sind für die Verhältnisse der Ergänzungen. Die Unregel-
raafsigkeiten eines Baues, soweit sie vou ungenauer Fundamen-
tirung und Bauausführung stammen, brauchen vorerst meistens
nicht berücksichtigt zu werden, falls sie nicht so betrachtlich sind,
dass der Kosten- Voranschlag durch sie um Vieles vermehrt wird ;
es genügt, wenn die Grundrisse ziemlich genau sind. Wenn bei-
spielsweise der Chor einer Kirche so unregelmafsig angelegt ist,
dass die Strebebögen im Grundriss um 1 bis 2 Meter Spannweite
differiren, so wird der Fehler den Kostenanschlag höchstens um
einige Kubikmeter Steinmetzarbeit vermindern oder vermehren, die
man auch schätzungsweise zurechnen kann; wenn aber, wie daa
bei einem unserer Dome vorkam, der Haupt-Thurm von 8— 10»
Durchmesser im Grundriss um 1— 2 ■» verzeichnet war, so musste
sich der Fehler, bei ca. 30 01 Neuaufbau, in dem Kostenanschlag
ausserordentlich bemerklich machen.
Sich bei den Details mehr aufzuhalten, als nöthig ist, um
sie in den Restaurationsplänen, die kaum gröfser als im
Maafsstab 1 s 100 gezeichnet werden, charakteristisch anzudeuten,
I ist zwecklos; denn diese Pläne müssen doch nach ihrer Ge-
nehmigung im einzelnen durchgearbeitet werden, was wieder nach
Einrüstung der zu restaurirenden Theile die sorgfältigsten Detail-
Aufnahmen erfordert.
Allerdings lässt es sich auch für diese erste Aufnahme des
Baudenkmals meist nicht vermeiden, einzelne, schwer zugangliche
Theile bereits einzurüsten, durch Leitern, Aufzugskörbe ete. zur
Untersuchung und Aufnahme bequem zu machen. Dass man in der
Bewilligung von Mitteln für solche Vorarbeiten nicht knausern
soll, wurde bereits erwähnt; denn solche übel angebrachte Spar-
samkeit trägt häufig genug einen Hanpttheil der Schuld, dass
durch eine mit oberflächlichem Verständniss durchgeführte
Restauration das Baudenkmal verpfuscht wird. — In wie weit
die Voraufnahmen mit Hülfe der Photogrammetrie sich abkürzen
und erleichtern lassen , scheint noch nicht ganz fest zu steheu ;
jedenfalls ist die I'hotogrammetric eine im Prinzip vortreffliche
Methode, die nur der Bewahrung in praxi bedarf.
Der für die Grenzen der Aufnahme maafsgebende Zweck, ein
getreues, wenn auch nur im grofsen Ganzen zuverlässiges Bild
des Monumentes zu gewinnen, bestimmt auch die Behandlung der
Aufnahme-Zeichnungen. Man kann dieselben mit grober Er-
sparniss an Zeitaufwand herstellen, wenn man über jenen Zweck
klar ist; man kaun an ihnen aber auch sehr viel Zeit vergeuden,
wenn man sich an nebensächlichen Dingen zu lange aufhält.
So z. B. kommt es bei allen in schiefer Projektion gezeichneten
Theilen mehr auf die richtige Erscheinung, als auf absolut genaue
Konstruktion an und man wird hier sehr Vieles nachdem Augen-
maafs zeichneu können, ohne den Werth der Zeichnung zu beein-
trächtigen. Die Rippen von Kreuzgewölben bei den Vertikal-
Durchschnitten als Kreisbögen zu zeichnen, wie bisweilen geschieht,
ist falsch und sieht schlecht aus; sie müssen elliptisch sein. Ob
jedoch ein solcher Ellipsenbogen gauz genau konstruirt ist oder
nicht spielt keine Rolle; die Stetigkeit der Kurve ist für"* Auge
entscheidender als ihre Form. Bei einiger Uebung und Ueber-
legung wird man übrigens aus freier Hand ziemlich richtig die
Linie zu treffen wissen. So lassen sich auch Fenster-Maafs werke
in schräger Ansicht, Fialen und dergl. ziemlich leicht aus freier
Hand mit Hülfe einiger Anhaltspunkte richtig oder nahezu richtig
zeichnen.
Ob man nach Herstellung der Aufnahme-Zeichnungen ein
besonderes Resümee über die Restauration im einzelnen zusam-
men stelleu soll oder nicht, hangt von der Grefte der Aufgabe
ab. Gut wird es immer sein, wenn man sich ein vollständiges
Verzeichniss derjenigen Theile ausarbeitet, welche ergänzt, er-
neuert oder ganz neu errichtet werden sollen. Man gewinnt
durch eine solche Aufstellung einen klaren Ueberblick über das,
was zu thun ist, ein Bild, das sich leicht dem Gedflchtniss ein-
prägt, nichts übersehen lässt und selbst für eine Taxirung der
Restaurations-Kosten cn gros dienen kann.
Ueber das Brennen von Petroleum auf Wasser.
In den gröberen Hafen sind den mit Petroleum und andereu
brennbaren Stoffen beladenen Schiffen meistens besondere Stellen
zum Liegen und Löschen angewiesen, die von dem übrigen Schiffs-
verkehr ausreichend weit entfernt sind, so dass bei eintretendem
Brandunglück andere Schiffe nicht in Mitleidenschaft gezogen werden.
Ist der Hafen so beschränkt, dass eine solche Absonderung
nicht möglich ist, dann sucht man wohl dadurch einem gröberen
Unglück vorzubeugen, dass man, so lange sich ein l'etroleumscbiff
in dem Hafen befindet, ein Bugsir-Dampfschiff beständig unter
Dampf liegen lagst, um bei ausbrechendem Feuer das betreffende
Schiff so schnell wie möglich aus dem Hafen heraus und an eine
Stelle zu schleppen, wo es, ohne der anderen Schiffahrt gefährlich
zu werden, ausbrennen kann.
Eine ausreichende Sicherheit wird hierdurch aber kaum er-
reicht und es ist namentlich in den Häfen, die einem bedeutenden
Fluthwechsel ausgesetzt sind, das Herausschleppen der Schiffe
nicht zu jeder Zeit möglich.
Zur Lokalisirung eines eintretenden Brandes ist man deshalb
dazu übergegangen, besondere Uafenbassins für den Petroleum-
Verkehr anzulegen, die durch ein Ponton verschlossen werden,
so dass das brennende Petroleum zusammen gehalten und ver-
hindert wird, sich über die anderen Theile des Hafens, in denen
die übrigen Schiffe liegen, auszubreiten.
Bekanntlich ist bei Geestemünde au dem hinteren Theile des
Handelshafens ein derartiges abgeschlossenes Bassin erbaut. Ebenso
ist in neuester Zeit auf dem kleinen Grasbrook, Hamburg gegen-
über, ein besonderer Petroleum-Hafen angelegt
Wenn diese geschlossenen Bassins auch den Uebelstand hahen,
dass bei eintretendem Brande alle darin befindlichen Schiffe dem
Untergänge preis gegeben sind, indem die Verschlüsse dann sellwt-
redeud nicht geöffnet werden dürfen und das brennende Schiff
nicht heraus bugsirt werden kann, so ist bei der leichten Brenn-
barkeit des Petroleums und bei der Schnelligkeit, mit der es sich
über die Wasserfläche ausbreitet, die Gefahr doch weit gröfser,
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DEUTSCHE BAU ZEITUNG.
20. Juli 1878
wenn ein Petroleum-Schiff mitten unter anderen Schiffen in Brand
geräth, und es bietet ein geschlossener Pctroleumhafen deshalb doch
wohl die verhfiltuissmäfüig grofsere Sicherheit.
In Verbindung mit den bedeutenden Erweiterungsbauten, die
gegenwärtig bei dem Pillauer Hafen zur Ausführung kommen,
soll daher auch ein besonderer Petioleum-Hafen angelegt werden,
der vom übrigen Schiffsverkehr vollständig getrennt ist und einen
direkten Zugaug au« dem Vorhafen hat. Dieser l'etrolemnhafen
ei hält eine mitilere Länge von 240 ■ und eine Breite von 801".
Die Einfahrt wird 20» breit und in gleicher Weise, wie bei Geeste-
münde, durch ein eisernes Ponton geschlossen werden. —
L'eber das Brennen von Petroleum auf Wasser sind
im Jahre lWiO bei Marseille ausgedehnte Versuche angestellt
und in der holländischen „Tijdthrijt van htt Koninlctijk Instituut
ineaser nane, *™ noen war und durch ein umgeleg
Geschlinge in senkrechter Stellung schwimmend erli
Ferner ein aus 2ti"™ breiten, hochkantig gestellten
Etolvonrlav . .1 ....... ~] I> „ 1 — .i 1 ' l . «»•_;
Jahrgang 1H74 — 75 in dem Aufsalz: „Over de
rrrbranding en ket optlaan von petroleum" eingehend be-
schrieben. Da diese Mitteilungen M uns weniger bekannt ge-
worden sind und die verschiedensten Ansichten und Vermuthungen
über das Verhalten brennenden Petroleums auf Wasser berneben,
sogar vielfach in Zweifel gezogen wird, dass Petroleum auf
einer bewegten Wasserfläche überhaupt weiter brenne, so schien
es wünschenswerth, den bei dem Bau des Pillauer Hafens be-
theiligten Baumeistern durch direkte Vereuche Gelegenheit zn
geben, aus eigener Anschauung eine Voretclliuig über das Brennen
von Petroleum auf Wasser iu gewinnen, und vor allem auch aus
diesen Versuchen ein Urtheil Uber die Angemessenheit und Zweck-
mäfsigkeit der für den l^illauer Petroleum-Hafen in Aussicht ge-
nommenen Konstruktionen abzuleiten.
Im Mai d. J. wurden deshalb theils auf einem Teich des
Bussischen Dammes bei Pillau, theils auf dem Frischen Haff
mehre Vereuche dieser Art angestellt. Wenn dieselben auch
keine grofse Ausdehnung hatten und in keiuer Weise als er-
schöpfend angesehen werden könneu, so ergaben sie doch be-
stimmte Resultate, die der Mittheilung Werth sein dürften.
Ks wurde zu diesen Versuchen ein an beiden Fnden offener
Zylinder aus 2,5«"» starkem Eisenblech beuutzt, der 00 Durch-
hatte, 62 *™ hoch war und durch ein umgelegtes hölzernes
rhalteu wurde.
_ Hrettern be-
stehender quadratischer Rahmen von 73 « lichter Weite, in
e Enden der Bretter durch
waren und dessen quadratische Form durch eine auf
der unteren Seite diagonal angenagelte Latte erhalten wurde.
Endlich ein gleich hoher, aus zusammen genagelten Brettern be-
stehender und unten ebenfalls offener Kähmen von 47"" Lange
und 30«» Breite, in dessen eine Längswaml ein vertikaler Schliüt
von 1 "» Breite eingeschnitten war, der durch einen auf der inneren
Seite angebrachten Schieber geschlossen und geöffnet werden konnte.
I)iese Apparate wurden nun auf das Wasser gesetzt; es wurde
Petroleum bineingefülk und dasselbe angezündet. Am leichtesten
wurde dies durch brennende Hobelspäne, die mit Petroleum ge-
trankt waren, bewirkt
Es ergab sich hierbei, dass das Petroleum pro Höhe etwa
1 Minute lang brannte. Eine 82»™ hohe Schicht brannte 94 Minnten,
eine 4 <•.■» Lohe Schicht erlosch bei stärkerem Wellenschläge und
Regen nach 3 Minuten.
I m zn untersuchen, ob auch eine ganz schwache Pctroleum-
auf dem Wasser brenne wurde in den quadratischen
von 0,73 ■ Seite, der einen Flacheninhalt von rot. Q"
die Menge von 0,5 1 Petroleum geschüttet, so dass eine
_ ikht von nur 1 ™i» gjcn ergab, fam Teich, in dem
Versuch angestellt wurde, liefs sich das Petroleum auch
bei dieser geringen Höhe der Schicht noch enUünden, der Brand
entreckte sich über die
Fläche; das Feuer erlosch nach reichlich '/, _
Ein Herausschleudern brennenden Petroleums, welches bei
den zu Marseille angestellten Versuchen vielfach beobachtet ist,
tand hier nur einmal bei den Versuchen mit dem eisernen Zylinder
und in
Bei den Marseiller Vereuchen sollen gefüllte Petroleum-
Tonnen, die sich iu brennender Masse befanden, stets bedeutende
Explosionen veranlasst haben. Um dies im kleinen zu ve
wurden Kaviarfusschen mit Petroleum gefüllt, möglichst I
geschlossen und dann zwischen brennendes Petroleum ge-
worfen. Es erfolgte keine Explosion, sondern es zerfielen die
Fä&schen nach einiger Zeit und es wurden nach Erloschen des
Feuen die Deckel und Dauben zum gröfsten Theil in verkohltem
Zustande vorgefunden. Es ist wahrscheinlich, dass der Verschluss
nicht genügend dicht gewesen war und dass die Dampfe, welche
sich in Folge der hohen Temperatur in den Fässern entwickelten,
einen Ausweg durch die Fugen gefunden hatten.
In den 73 "™ weiten Kähmen wurden 40 1 Petroleum geschüttet;
dasselbe ward angezündet und sodann der Kähmen abgehoben.
Bei recht starker Wellenbewegung, die im II a ff, wo dieser Ver-
such angestellt wurde, statt fand, verbreitete sich das Petroleum
auf eine Fläche von etwa 10 □<= und brannte mit mächtiger
^^dmen^ne^ »efo^iiSf dtT™™ bnte^btiu
befand, angestellt wurden.
In dem gegen Wind geschützt liegenden Teiche wurden in
den Kähmen, dereine Flache von 0,14 □» umschloss, 10' Petro-
leum geschüttet Als dann die ganze Fläche im Brand stand,
wurde der Schieber heraus gezogen und es tloss nun das
brennende Petroleum durch den Schlitz heraus und brannte
in einer Fläche von etwa 2\Z,m weiter. Nach 3 Minuten hörte
außerhalb des Rahmens das Feuer auf und es schlug nur noch
die Klamme zum Schlitze heraus, ohne aber dass eine weiterer
AusHuss des Petroleums erfolgte. Nach Ablauf weiterer 7 Minuten
hörte auch der Brand innerhalb des Kähmens auf und es brannte
nur nuch der hölzerne Kähmen selbst
Bei einem zweiten Versuch, der bei starker Wellenbewegung
und Regen auf dem Haff angestellt wurde, waren 11 1 Petroleum
in diesen Rahmen geschüttet worden. Nachdem der Schieber
entfernt war. Uns* Petroleum aus und brannte in einer Flache
von etwa 1 ,5 QJ™. Nach 4 Minuten erlosch das Feuer außer-
halb und es hörte bald darauf auch der Brand innerhalb des
Rahmens auf.
Wenn bei diesen letzten beiden Versuchen das Feuer ver-
hältnissmäfsig geringere Zeit wahrte, als bei den anderen
so mag dies darin seinen Grund halten, dass Bich das
bei den Ausflüssen Uber einen so grolsen Raum und i
dünnen Schicht verbreitete, dass es in Folge
das Wasser veranlassten Abkühlung nicht I
Beim letzten Versuch hatte ohne Zweifel die starke Wellenbe-
wegung das frühzeitige Erlöschen veranlasst —
Wenn diese Vereuche, wie oben erwähnt, auch in keiner
Weise als vollständige und erschöpfende zu betrachten sind, so
wurde durch dieselben doch fest gestellt, dass auch bei starker
Wellenbewegung Petroleum auf dem Wasser brennt und das Feuer
fortpflanzt; dass ferner auf ruhigem Wasser selbst eine Petro-
leumschicht von nur 1 """ Höbe entzündbar ist und weiter brennt
und dass durch eine schmale Fuge von 1 lm Breit« das Petro-
leum, wenn die Schicht innerhalb des abgeschlossenen Raumes
keine zu geringe Höhe hat heraus (liefst und auf offener Wasser-
fläche weiter brennt Endlich ergab sich aus diesen Versuchen,
dass auch Holz, das vollständig vom Wasser durchzogen war,
wenn es längere Zeit mit brennendem Petroleum in Berührung
gewesen ist, in Brand geräth.
Letzter Umstand weist darauf hin, dass man bei den Um-
schliefsungen von Petroleum-Häfen sorgfältig vermeiden muss.
irgend welche wichtigere Konstruktionstheile aus Holz über den
niedrigsten Wasserstand hervor treten zu lassen. Für den Pillauer
ist dies um so mehr zu berücksichtigen, als im Winter,
L. Hagen.
Resultate der Prüfungen von Brucken -Eisen auf absolute Festigkeit.
Als Kontroibeamter der K. Westfälischen Eisenbahn mit der
Abnahme eiserner Brücken-Ueberbatiten für die Neubau-Strecken
betraut, war ich in die Lage vereetzt, zur ßeurtheilung des Ma-
terials eine grofse Zahl von Versuchen anzustellen. Da nun die
^Zerreifs-Proben" vor allen anderen in der Regel durch die Lie-
femngs-Bedingungen vorgeschriebenen I*roben wohl als die brauch-
barsten angesehen werden können, so veröffentliche ich hiermit
eine Anzahl der gewonnenen Durchschnitts-Resultate, geleitet von
der Ansicht, dass sie vielleicht dem einen oder anderen der
Hrn. Kollegen bei der Festsetzung von Bedingungen für Lieferung
von Eisenkunstruktionen dienlich sein können. —
Auf neuere Festigkeits-Versuche mit Stabeisen und Blech
gestützt, war in den Bedingungen ein Minimal-Bruchgewicht von
38 "i pro 11 *■ in der Faserrichtung für Stäbeisen und Bleche
und aufcerdem für letztere ein solches von 36 » pro □ n™ quer zur
Faserrichtung vorgeschrieben worden. Diese immerhin grofse An-
sich empfehlen, die Forderung für die Festigkeit in der Quer-
richtung nicht zu hoch zu schrauben, vielmehr dem Beispiele der
holländischen Staatseisenbahnen zu folgeu, welche diese Festig-
keit auf 85«/. derjenigen in der Faserrichtung fest gesetzt
haben. —
Zu den Proben wurden aus einem gröfseren Stapel 2—3
Stocke ausgewählt, mit dem Abnahme-Stempel versehen und als-
dann in den Werkstätten der Fabrikanten weiter verarbeitet
b Sie erhielten die neben stehende
""»rm. Der mittlere prisma-
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• O tische Theil von 100-200«
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forderung, besonders für die QnerrichUing, erschien mit Rücksicht
auf wesentliche Konstruktion st heile einer 90™ weiten Brücken-
nothwendig und es ist dieselbe ja auch, wie die Resultate
grölsteu Theile erfüllt worden. Trotzdem dürfte es
1 *v ' Länge hatte einen Qiiereehnilt
von 250-300 □»»»; es wurde besonderes Augenmerk darauf ge-
richtet, dass auf der ganzen Länge der möglichst gleiche Quer-
schnitt vorhanden war. Die Bolzenlöcher b dienten zur Ein-
spannnng der Stücke.
Zur bequemen und direkten Bestimmung der pnaentigen
Ausdehnung wurden die Körner a in einer Entfernung von 200 m
— seltener 100nim — geschlagen. Diese direkte Messung der
Ausdehnung ist vor der durch Zeiger-Apparate vorzuziehen, weil
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N». 58.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
299
letztere die Zerdrürkung des Materials in den Bolzenlöcbern mit
angeben und deshalb höchst mangelhaft« Resultate liefern.
Die zu den Versuchen dienenden l'robirmaschinen sind aufserst
einfacher Konstruktion und bestehen im wesentlichen aus einem
ungleicharmigen Hebel mit dem Verhaltniss 1 : 25 bezw. 1 : 20,
an dessen einem Ende die Probe und an dessen anderem die Ge-
wichte direkt aufgehängt «erden, lue Maschinen sind wegen
ihrer Einfachheit leicht auf Richtigkeit zu kontroliren.
Bei der Zusammenstellung der Resultate sind diejenigen
Proben außer Acht gelassen, deren Bruch entweder mehr als
Ii) ti Korn — z. B. verbranntes Eisen — oder unganze .Stellen
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und Schweifcfehler zeigte. Diese Kehler, zwar fOr die Ahnahme
oder Verweigerung des Materials bestimmend, sind nur zufällige
und müssen besonders dann als solche betrachtet werden, wenn
das Gesummt. Resultat, wie das vorliegende, ein gutes zu nennen
ist. Im übrigen sprechen die Resultate wohl für sich selbst und
bedürfen einer weiteren Erläuterung nicht.
Schließlich sei bemerkt, dass das Stabeisen von der Aktien-Ge-
sellschaft für Eisen-Industrie und Bruckenbau vormals .1. C. Iiarkort
zu Duisburg, die Bleche hingegen von dem Aktien -Verein Gute-
boffnungshatte zu Oberhausen a. d. Ruhr angeliefert wurden.
B. Bleche.
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Bemerkung. Die Prob« nutet 3. 4. 5, S. 10, 11 und IS und von Stürbe« go-
>ni, derm grAM« AbncMunt noch »in Vuer»»!«* inlieb.
Geck, Ingenieur.
Mittheilungen
Architektenverein zu Berlin. Die 8. Exkursion, welche
mm 13. Juli d. J. stattfand, hatte leider nur eine aufserordentlich
schwache Itetbeiligung (von etwa 30 Personen, d. i. 4,5 % der
Mitgliederzahl) gefunden. Die Gesellschaft besichtigt« zunächst
die städtische Gasanstalt in der Greif swalder-S tr, de-
ren Beamten für Ausstellung der vorhandenen Bauzeichnungen
gesorgt hatten und der Erklärung dieser Zeichnungen, sowie der
Führung innerhalb der Anstalt in zuvorkommendster Weise sich
unterzogen. Einen Bericht über die Anlage können wir mit
Rücksicht auf unsere früheren Mittheilungen (Jhrg. 1874 S. 198
u. ELX sowie die in „Berlin und seinen Bauten" enthaltenen
Angaben und Skizzen unterlassen. Wir erwähnen nur, dass der
Umfang, bis zu welchem die Anstalt bisher ausgedehnt worden
ist, einer Mazimal-Tages- Produktion von 80 000 kb" (etwa Vi der
für die Zukunft in Aussicht genommenen Leistungsfähigkeit)
entspricht und dass man in dem neu erbauten zweiten Retorten-
Hanse, in welchem seit diesem Frühjahr vorläufig 12 Oefeu im
Betriebe sind, zu dem System der Generator-Feuerung über-
gegangen ist —
Der Besuch der in unmittelbarer Nahe der Gasanstalt be-
legenen (fälschlich so genannten) Pondrette-Fabrik, in welcher
das bei der Gasbereitung gewonnene Ammoniakwasser zu Dung-
salzen verarbeitet wird, musste unterbleiben, da bei dem augeu-
ius Vereinen.
blicklich auf dem Minimum angelangten Stande der Gasproduktion
der Betrieb der Fabrik eingestellt worden ist.
Die Mehrzahl der Gesellschaft schloss an die Exkursion einen
Besuch des, an die nordöstliche Grenze des Berliner Weichbildes
stofsenden, seit Jahresfrist durch eine Pferdebahn zuganglich ge-
machten Dorfes Weifseusce. Auch dieser, früher lindlich • stille
Ort ist in der Gründerzeit Schauplatz der Terrain- und Bau-
Spekulation gewesen und es ist die Thatigkeit der beiden Aktien-
gesellschaften, die hier gewirkt haben, nicht ohne sichtbare Spuren
an ihm vorüber gegangen. Neben einer Anzahl viclstöckiger
Miethakasernen, die in dieser Entfernung von der Stadt als traurige
Zeugen einer ungesunden Banspekulalion erscheinen, sind auch
mehre villenartige Gebäude, vor allem aber mehre grofse Ver-
gnügungslokale entstanden, deren mit einem gewissen Talent in
Szene gesetzter Betrieb es verstanden hat, den Ort als eine Stätte
für Volksbelustigungen gröberen Maafstabes dauernd in Aufnahme
zu bringen. Die Szenerie an den belaubten Ufern des etwa 1,5 ha
grofsen (angeblich 25 m tiefen) zu Kahnfahrten , Schwimm-
produktiooen , Wasserfeuerwerk etc. benutzten Sees entbehrt in
der Tbat nicht eines bescheidenen landschaftlichen Reizes; die
baulichen Anlagen, einscbliefslich des großen Schloss-Restaurants,
bieten dagegen keinerlei Sehenswürdigkeiten. —
Vermischt««.
Nene Baug-erwerkschulen. Es liegen uns zu gleicher Zeit
die Programme von zwei neuen Baugewerkschulen vor, welche
beide zu Anfang November d. .1. eröffnet werden sollen; wir
theilen daraus dasjenige mit, was von allgemeinem Interesse ist.
Die Baugewerkschule zu Insterburg in Ustpreufsen ist
eine stadtische Anstalt; sie stellt sich die Aufgabe, nicht nur
eigentliche Bauhandwerker, sondern auch Maschinen- und Müh-
lenbauer etc. so weit heran zu bilden, dass sie die Fähigkeit er-
langen, in selbständigen Stellungen thfttig zu sein. Beide Ab-
theilungen, in welchen die Schule sich gliedert, — Bauhand-
werker, Maschinenbauer ■ - haben einen Lehrgang von vier
Semestern a 20 Wochen, der entweder in zusammen hangender
Folge oder mit Unterbrechungen wahrend der Sommermonate
zurück gelegt werden kann. — Eine Eigentümlichkeit, die uns
anderweitig noch nicht aufgestörten ist, besteht in der Einfüh-
rung eines sogen. Vorbereitungs-Unterrichts, der für die
3 unteren Klassen: II, III und IV wahrend einer dem Beginn
des Unterrichts unmittelbar voraus gehenden Zeit von vier
Wochen crtheilt werden soll. Der Voninterricht soll theils zur
Erzielung der Aufnahmefähigkeit in eine der beiden unteren
Klassen, theils auch zur Befestigung desjenigen Lehrstoffs ver-
wendet werden, der vom Schüler in dem voran gegangenen
Halbjahre erworben wurde. —
Aufnahmefähig in die Kl. IV ist — ohne Rücksicht auf
Alter — jeder, der den Nachweis gewöhnlicher Volksscbulbildung
erbringen kann, aufnahmefähig in Kl. III jeder, der eine
etwas gesteigerte Vorbildung besitzt; in keinem Falle wird der
Nachweis sogen, fachlichen Wissens oder genossener hand-
werklicher Vorbildung zur Bedingung gestellt. Dass wir eine
solche, thatsfich I ich vollkommen uneingeschränkte Auf-
nahmefähigkeit mit gröfster Entschiedenheit perhorresziren und
strikte an dem Satze halten: Ohne Nachweis genossener hand-
werklicher Vorbildung keine Aufnahme, wollen wir an dieser
Stelle abermals bemerkt haben. —
Nach Absolvirung der Kl. I. ist dem Schüler am Orte Ge-
legenheit zur Ableguug einer sogen. Meisterprüfung gegeben. —
An Schulgeld sind pro Semester 120 M. zu entrichten, wofür
Schreib- und Zeicbenmaterialien mit geliefert werden: der voll-
standige Unterhalt soll sich am Orte auf etwa 40 M. pro Monat
stellen.
Aus dem sehr reichhaltigen Lehrplan würden ohne Schaden
für die Sache mehre Gegenstände entfernt werden können, wie
z. B. „Experimentalphysik4 und „Chemie", so wie ans dem mathemat.
Pensutuder Kl. IL die „Arithmetischen" und „Geometrischen Reihen"
und die „Gleichungen 2. Grades mit mehren Unbekannten". Wahr-
scheinlich bilden diese Gegenstände nebst mehren anderen, die
unerwähnt bleiben können, auch blofse Schilder-Inschriften, welche
im Drange der knappen Unterrichtszeit mehr oder weniger von
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DEUTSCHE BAUZEITUNG.
20. Jnli 1878
selbst heraus zur Unmafsgeblichkeit herab sinken. — Im allge-
meinen linden wir im Lehrplan das sogen. „Wissen" auf Kosten
den eigentlichen Könnens etwas stark betnnt und hallen dies um
so mehr für bedenklich, als wir im Lelirer-Yerzeiclinisg diejenigen
Kräfte unvcrtreten erblicken, die ein Heranziehen zum Können
für gewöhnlich nicht am wenigsten zu leisten pflegen: die Bau-
gewerksmeister; vielleicht, das» ein späteres Programm die hier
angedeutete Ltlcke ausgefüllt enthalt. —
Weniger reichhaltig und überhaupt als etwas weniger hohen
Fluges chärakterisirt sich das andere Programm, das uns vorliegt,
dasjenige der staatlich konzessionirten Baugcwerkschule
zu Treuenbrietzen, Regier.-Bezirk Potsdam, in welcher wir,
soweit die zu diesem Punkte etwas unbestimmt klingenden An-
gaben des Programms ein Urtheil gestatten, ein mit städtischer
Unterstützung versehenes Privatunternehmen glauben er-
blicken zu können.
Ks ist bei dieser Schule ausschließlich auf die Heranbildung
von Bauhandwerkern abgesehen und den Krnst dieser Absicht
tinden wir insbesondere in der klaren und Nachahmung ver-
dienenden Programm-Bestimmung dakunientirL dass zur Aufnahme
in die unterste 1 1 11. 1 Klasse neben dem Nachweis genossener
Yolksschul-Bildung fernerhin der Nachweis erforderlich ist, dass
der Aufnahme .Suchende wahrend des Zeitraums von bereits zwei
Sommern im Dienste eines Meisters auf Baustellen th.itig
gewesen ist, — Der Lehrgang ist üklaasig mit je fi monatlicher
l>auer; Airsicht ist es auch, sogen. Sotunierkurse einzurichten.
Am Knde der Schulzeit soll Gelegenheit zur Absolvirung einer
sogen. Meisterprüfung geboten werden.
Im Lehrplan der Schule ist eine gewisse Beschränkung zu
erkennen, die uns aus einer näheren Hinsicht in den Utniäng
dessen , was in der kurzen Spanne von 3 mal 5 Monaten den
thatsächlichen Verhaltnissen nach geleistet werden kann, hervor
gegangen zu sein scheint. Abgesehen von einzelnen kleinen Aus-
wüchsen wie wir einen solchen beispielsweise in dem für die
Kl. 1U aufgeführten Lehrgegenstande: „Baureehf , „Gemeines
bt", „Baupolizei", zum wenigsten in dieser ganzlich
Fassung, erblicken müssen, können wir nicht um-
Lehrplan der Treuenbrietzener Schule ausdrücklich als
en anzuerkennen. Dem Eintritt in die unterste (III.» Kl.
event- ein 3—4 wöchentlicher Vorbereitung* -Unterricht
vorauf gehen.
Ueber Zahl und Art der Lehrkräfte enthält das im ganzen
etwas dürftige Programm Angaben nicht: über Schulgeld wird
bemerkt, dass dasselbe zu 130 Ji. pro Semester normirt worden
ist. — Verpflegung*- und Wohnuiigskostcii in
werden zu etwa 30 M pro Monat angegeben. —
PhotogTarometrie in Porsion. Das Mitglied der Kxpe-
dition zur Beobachtung des Venusdurcbganges von 1874, Herr
Dr. Stolze, ist in Gemeinschaft mit Hrn. Dr. Andreas mit archäo-
logischen Arbeiten seit jener Zeit in Persien beschäftigt geblieben.
Er ist im Besitz meines photogrammetrischen Instruments und
erzielt mit demselben merkwürdige Resultate. Ein hierher ge-
Plan giebt das Ruinenfeld von Persepolis mit der Situation
Das Terrain ist in
Ein so eben eingegangener Brief aus Schiraz
13. Juni er. berichtet ferner Folgendes:
„Ich habe mit Dr. Andreas' Beihülfe unter größten Hinder-
nissen die Moschee Djuma, bisher seihst dem Namen nach in
Europa unbekannt, die älteste Moschee nicht nur in Schiraz,
sondern in ganz Persien, dem Jahre !rJ0 n. Chr.
photograavmetriach mit 44 BUdern von 14
aufgenommen.
Die ganze Arbeit hat 4 Stunden gedauert, incl. Messung
einer 42,215*" langen Standlinie. Leider habe ich einen l.ltrn
Standpunkt nicht mehr bekommen können, weil die Aufregung
der fanatischen Bevölkerung von Moment zu Moment stieg und
die Haltung zu drohend ward. Sämmtlichc Aufnahmen sind vnm
Dach der Moschee, die ganz zwischen Häusern eingebaut ist, ge-
macht. Das Innere oder auch nur den Hof zu betreten, wäre
mit Lebensgefahr verbunden gewesen. Selbstredend durften wir
nicht wagen, unsere „unreinen Hände" an irgend einen Hautheil
zum Zweck direkter Messung zu legen. — Hier hat die Photo-
grammetrie gewiss einen seltenen Triumph gefeiert!" —
Bei der bevorstehenden Rückkehr Herrn Dr. Stolze's und
.. die Platten glücklich überkommen, werden wir also eine
bis auf Zentimeter genau gezeichnete Aufnahme
gänglichen, bisher unbekannten Wethe
kunst haben können. Die Arbeit des Aufnehmenden,
eines Nichtarchitekten, hat dabei an Ort und Stelle
nur 4 Stunden gedauert!
Meschede, den 14. Juli 1878.
A. Meydenbauer.
Zurücknahme der Probearboitcn preuXsiBoher Bau-
meister. Die K. Technische Baudeputation erlässt folgende Be-
kanntmachung:
Tinter Bezugnahme auf die am 13. Oktober isiis, 9. Juni
1868 und 13. Mai 1870 erlassenen Bekanntmachungen werden
die angestellten Baubeamten, sowie diejenigen Bau-
meister, welche vor dem Jahre 1860 die architektonische
Prüfung abgelegt haben, hierdurch aufgefordert, ihre Probe-
arbeiten spätestens bis zum I. Januar 1879 zurück zu nehmen,
widrigenfalls sie deren Vernichtung zu gewärtigen haben. Dasselbe
gilt auch von den Probekarten und den originalen derselben, die
bei Gelegenheit der Feldmesser -Prüfungen vor dem Jahre 1860
eingereicht sind.
Auf schriftliche, an uns zu richtende Eingabe wird die Rück-
gabe direkt an den Verfertiger oder an den Bevollmächtigten
desselben erfolgen , auch kann auf besonderes Verlangen die Zu-
sendung durch die Post geschehen, jedoch nur unfrankirt und
gegen Erstattung der etwaigen Verpackungskosten.
In der Eingabe sind die Vornamen des betreffenden Bau-
meisters resp. Feldmessers, sowie auch der Tag. an
Prüftingszeugniss ausgestellt worden ist, anzugeben.
Berlin, den 11. Juli 1878.
Königliche technische Bau - Deputation.
Ueber die Berliner Gewerbe -Ausstellung für 1879 be-
richten wir im Anschluss an frühere Mittheilnngen , dass dem
Komitl der fiskalische Platz zwischen dem Lehrter Bahnhof nnd
der Ulanen -Kaserne (welcher seinerzeit auch als Baustelle für
das Polytechnikum in Frage gekommen war) seitens des Handels-
ministeriums kostenfrei zur Verfügung gestellt worden ist. An
den Entwürfen für ein auf diesem Platt zu errichtende» Aus-
Brief- und Frsjrfkiwten
Abonn. in Mühlheim a. d. R. Sand mit lehmigen Bei-
mengungen zur Ptlasterunterbcttuug zu verwenden, ist ein so zweck-
widriges Verfahren, dass wir nicht glauben können, dass dasselbe
heute noch irgendwo vorkommt. Wo besseres Material völlig fehlt,
kann es sich jedoch empfehlen, dem
körnigem Sande besteht, eine geringe Menge lehmiger Theile zu
zu setzen.
Hrn. G. S. in Frankfurt a/M. Von Ihrer Mittheilung:
„Dass bei der unter Ihrer Leitung zur Ausführung gekommenen
Frankfurter Qucllwasser-Leituug Tbonröbren überhaupt nicht
verwendet wurden, dass vielmehr sammtliche Leitungen, welche
einem inneren Drucke ausgesetzt sind, aus Eiscn-MuffenRohren
mit Bleidichtiing bestehen,"
nehmen wir mit Bezug auf die betr. Angaben in No. 41 S. 205 er.
dies. Bl. an dieser Stelle Notiz, hinzu fügend, dass wir keinen
Grund haben, weder in die obige Angabe, noch in diejenige des
Verfassers der oben angezogenen Mittheilung Zweifel zu setzen.
Hrn. W. in Carlsruhe. Antwort auf Ihre Anfrage bezgl,
des Programms für du Strafsburger Kollegien-Gebäude ist bereits
in No. 5« d. Bl. enthalten. Das Auffallige bei der geringen
Differenz zwischen der Höhenlage des Plattes, bezw. des Gartens
und derjenigen der Keller&ohle beruht wohl lediglich dariu, dass
für das nm nur 40«» gegen das Aul'senterrain zu vertiefende
Untergeschoss des Gebäudes der Name „Keller" gewählt ist.
Hrn. S. in Bocbnm. Die Entwürfe zu den Nebengebäuden
der Strafsburger Universität stehen in der Architektur selbstver-
ständlich noch nicht fest, sondern werden der — je nach dem
Ergebniss der Konkurrenz zur Annahme gelangenden Archi-
tektur des Haiipt-Baukörpera, des neuen Knllegiengebäudes, ange-
passt werden. Im Bau begriffen ist allein das Observatorium,
ein eigenartiger Eisenbau, dessen „Stil" zu demjenigen der übrigen
Gebäude — wie dieser auch gewählt werden möge - schwerlich
in Disharmonie treten wird.
Hrn. R. Fahrenholz hier. Wir nehmen Akt von dein
uns Ihrerseits übersandten Briefe des Hrn. Barheine, Strauss-
berger Stral'se 47 in Berlin, der Ihnen auf ein (vermuthlich pro-
vozirtes) Stellengesuch einen Vorsehusa von 10 .Ä „für Auslagen,
Portos und sonstige Mühewaltung etc." abfordert, überdies aber
Ausstellung eines Reverses' verlangt, in welchem dem bezgl.
Stellenvermittler nach erfolgtem Engagement eine Zahlung von
2% des Jahreseinkommens garantirt werden. Die wahrscheinlich
auch in diesem Falle vorliegende Art der Industrie, l>ei welcher
der hezgl. Revers von vorn herein gegenstandslos zu sein pflegt,
der haare Vorschuss alwr die Hauptsache bildet, ist bereits so
bekannt, dass man die Gefahr eines „Keinfalls" für ausgeschlossen
halten sollte. Trotzdem wollen wir eine Warnung an dieser
Stelle nicht unterlassen.
Hrn. M. in Kiel. Bezuglich Ihrer Anfrage über die Kom-
mumüsteiier- Erleichterung diätarisch beschäftigter Regienmgs-
Baumcister können wir Sie nur auf die früheren Mittheilungeu
u. Bl. im Jahrg. 1874 (S. Hit) und Jahrg. 1875 (S. 239, 271, 351,
380) verweisen.
Anfragen: 1) Wer liefert Metall-Oeten und Metall-Knöpfe
mit Ketten ftlr Zug -Jalousien? 2) Woher sind Kochkessel aus
Walzeisen für die Küche einer grösseren Anstalt zu beziehen''
Hrn. Ingenieur Leonhard (früher in Königsberg i. P ), an
den wir eine Honorarzahlung zu leisten haben, ersuchen wir um
freundliche Angabe seines gegenwärtigen Aufenthaltsortes.
D. Red, d. Puchen Banztg-
; t« Ort B«llt> i.
K, B. O. PrUicä. Druck: W. Mo..<> Hofbu.lxlrack.r...
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Ko. 69.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
sni
Inhalt : Neu» Mlu<-t il»n lUiwwhwanm. - K
in l'rru/wm. — BctfitiuuDi: al:er IMfarl'rn-AintrMi,' auf Holl.
Aik .|»r ParbllM* r*lar. — P*II*B*l-!U«fcrlcb t*fc
Wr><w**runi: in Kaiii^r>it/?n v..n IHitial-U-iteru. — £ta*tü< Im, Vtr*u, li*ari>falt lue iU« Kt»<-uhütU'iiv>i-»<,u
liitnv.ii'« Paunl-Dat'l- x-sif inhrei'l» Uui lMar. — It-riimr Bas ■ AwuttMoaf - Konkorrenien. —
Neue Mittel gegen den Haasschwamm. I iem Dr. 11. Ze •
reuer iu Magdeburg ist ein Keichspatent auf die Anwendung
von zwei betr. Mitteln erthcilt worden, über welche wir der „Pa-
tentschrift" folgendes entnehmen:
Das eine der beiden Mittel ist vorbeugender Art und
soll speziell die l.uft zi rku lati ons- Kinri rh t im gen vertreten,
von welchen bckauntcrmaal'sen im Privalbau itniner noch iu nur
wenige« Fallen Anwendung gemacht wird; das andere Mittel ist
zur Abhülfe bei bereits vorliegender Schwammbildung
bestimmt.
Jedes der beiden Mittel vermag für sich allein seinen Zweck
zu erfnllen; nicht» desto weniger aber wird die gleichzeitige Ver-
' beider Mittel für zweekmüfsig erachtet, infolge der über
")S Schwamm« neuerdings sich liahn breehen-
.i, uosa die . Infektion" bereits M einer Zeit erfolgt
t, die dem Verwemlungs-Zcitpunkte der Hölzer weit
voraus liegt — z. 11. schon beim noch wachsenden Baume -
oder auch erst spater durch Zuführung von „Keimen" zu Hölzern,
welche entweder im Stadium der Verarbeitung sich befinden,
oder welche — im bereits fertigen Hau, ihrer definitiven Bestim-
inung genügend — intizirt worden sind. Die vereinigte Anwendung
beider Mittel empfiehlt sich um so mehr, als das eine derselben
eine Nfcbeneigenschaft besitzt, welche in vielen Kalle» für sich
allein schon ausreichend sein würde, seiner Anwendung das Wort
zu reden; diese Nchcneigenschaft besteht in der im hohen Maafse
vorhandenen t h e r mi sch e n Isnlationsfahigkeit, von der man
für einige andere Zwecke und auch im Bauwesen Gebrauch macht.
Das Mittel vorbeugender Art ist in der Verwendung der
sogen. Kieseiguhr gegeben, einem Körper, der neben seinen
thermisch isolirenden Kigenschaften die Fähigkeit besitzt, grofse
Meugen von Feuchtigkeit aufzunehmen, dereu Vorhandensein eins
der I.ebenselemente des Schwammes bildet. Um desto sicherer
gehen, wird die Kieseiguhr einem Imprägnirungs-Prozess
unterworfen, wobei man derselben ein paar energisch am tisep tisch
wirkende Mittel zusetzt: t hlornatrium und Borsäure, von
ersterer etwa »J, von letzterer ü Prozent.
Nehen der - trockeueii. pulverformigeu - Kieseiguhr steht
ein, bei bereits ausgebroebenem Schwamm, zur Wieder!*-
seitigung anzuwendendes Mittel von flüssiger Form, mit der
die kranken Holztheilo bestrichen werden sollen. Dies flüssige
Mittel hat als Grundbestandteil Wasserglas und als Nebenhe-
standtheile die vorhin angegebenen Körper ( hlornatrium und Bor-
säure, welche in gleichen Mengen, wie vor dem Wasserglas hinzu
gefügt werden.
Die Auwendungswebe der beiden Mittel, welche — bei statt-
findender Ucberoiustimmung der darin vorhandenen antiseptiseben
Stoffe — den gleichen Namen „Antimerulion* führen, besteht, dem
Vorhergehenden nach, in dem Bestreichen der Hölzer mit der
nassen Losung und in der Umhüllung der bestrichenen bezw.
auch uubestrichenen Hölzer mit einer Lage imprägnirter Kieseiguhr.
Es ersieht sich von seihst, dass die Umhüllung sowohl zur
Abhaltung von Feuchtigkeit als auch zur thermischen lsolirung
der umhüllten Räume dient und dass deshalb der Verwendung
des trockenen Antimeruliou ein relativ weites Feld sich bietet.
Beispiels*, wird an den Bau von F.ishäusern etc. etc. erinnert.
Wegen nilherer Informationen über die Zerencrschen
Mittel sowie über den Hausschwamm überhaupt, nehmen wir auf
eine kleine Broschüre Bezug; Dr. W. Zerener, Beitrag zur Kennt-
niss, zur Verhütung und zur Vertreibung des Haussebwamms;
Magdeburg, E. Baensch jun. 1877. Die Herstelllung und der
Vertrieb der Mittel geschieht durch den Fabrikanten Gustav
Schallchn in Magdeburg. —
Bei der volligen Offenheit, welche über Art und Zusammen-
setzung der Mittel stattfindet, scheint uns kein Grund zu Vor-
urtheilen, die den Geheimmitteln gegenüber meist nur zu sehr
berechtigt sind, am Platze zu sein. Ob freilich die neuen Mittel
sich bewähren, wird erst durch ausgedehnte Erfahrungen er-
wiesen werden können; wir wünschen im Interesse der Allgemein-
heit, dass es an praktischen Versuchen, bei denen solche Er-
- &ind, nicht fehlen möge.
Eine Verbesserang an Fangspitzen von Blitzableitern,
welche K. Köhler in Leubett bei Dresden patentirt worden ist,
besteht in der lsolirung der Spitze gegen die tragende
Kisenstange.
Die Spitze hat in ihrem mittleren Theil einen Wulst und
setzt sich unter dem Wulste in einem zylindrischen Suite- fort,
dessen letztes kurzes Stück mit Schraubengewinde versehen ist.
Auf den Stift wird zunächst ein - umgekehrt gestellter hut-
förmiger Isolator aus Olas oder Porzellan gesteckt, dessen unterer
Längentheil von einer Oese der eisernen Fangstauge umfasst
wird! Das Anklammern zwischen Isolator und Oese erfolgt
mittels einer Druckschraube. Gegen das untere Ende der Fang-
spitze tritt, unter Einfügung einer Zwischenscheibe aus Kupfer-
blech, das kupferne Leittuigsseil und es wird die dichte Ver-
bindung au dieser Stelle mittels Aufsetzen einer Schraubenmutter
bewirkt, zu welcher das Spindelgewinde auf dem untern Lungen
tliei) des Stiftes der Fangspitze sich findet. — Der Preis einer
Spitze beträgt 14-18 M.
Staatliche Versuchsanstalt fftr das Eisonhüttenweseu
in Prcufsen. Unter dieser Febcrschrift enthalt die diesjährige
Ko. 140' des lt.- u. M.-A. eine Mitthedutig, aus der wir, unter
Hinweis auf die von uns früher gebrarhten Auslassungen über
diesen Gegenstand und auf die im „Verbände- schwebende Frage
der Errichtung von Versuchsanstalten, Nachstehendes reproduziren :
In der neueren industriellen Krisis wurde im Interesse der
Eisen- und Stahl-Produzenten, wie der Konsumenten die Frage im
Handels-Ministerium angeregt, ob es nicht wesentlich zur Hebung
der Eisenindustrie beitragen könne, wenn staatliche, dem Publikum
zur Benutzung zugängliche, sowohl der Praxis als auch der
Wissenschaft dienende Versuehsstiuten für Eisen eingerichtet
würden. Entwürfe zur Einrichtung und zum Betriehe einer der-
artigen Zentralanstalt zu Berlin wurden ausgearbeitet aber auf
Grund der von Techniken!. Hüttenverwaltungen und Staatsbehörden
eingeholten Outarhten mehrfach umgestaltet.
Die in Folge wesentlicher Einwendungen hervor ragender
Techniker gegen die ganze Einrichtung kurze Zeit unterbrochenen
Arbeiten fanden neue Aufnahme, als von den zur Ausstellung nach
Philadelphia entsendeten Kommissaren äusserst günstige Berichte
ülier das Versuchs-Institut zu Hobnken einliefen und als ferner zu
Mülheim a. ' Ruhr angestellte Untersuchungen zur Vergleich trag
des in- und ausländischen Gicsserei- Roheisens den Beweis für die
praktische Nützlichkeit einer staatlichen Koutrole lieferten. Es
wurde nun beschlossen, eine Versuchsstation zu Berlin zu errichten,
deren chemischer Theil mit der Berg-Akademie, deren mechanischer
Thtil mit der Gewerbe- Akademie verbunden werden sollte.
Nach der Bewilligung dir erforderlichen Mittel Seitens der
Laudesvurtretung sind auch die für das zunächst liegende Bc-
dürfniss erforderlichen Vorkehrungen an den bilden Anstalten
getroffen worden, jedoch kuiin die chemische Abtheilnng erst nach
l'ebersii diiung der Bergakademie in das für sie errichtete neue
Gebiinde an der luvalideustralse, vergl. No. 53 c. dies. 7A;\ , welche
wahrscheinlich im Herbste dieses .lahres stattfinden wird, und die
mechanische Abtheilnng nach Aufstellung von mehren Maschinen
für Festigkeitsversuche, welche etwa zu gleicher Zeit ihrer Vollen-
dung entgegen gehen wird, in volle Wirksamkei
Es liegt in der Absicht, die Anstalt nur in den
halten, dass sie den Z»eck erfüllen kann, Versuche von all-
gemeiner Nützlichkeit und Kontroiversuche mit öffent-
licher Glaubwürdigkeit auszuführen; dagegen soll dieselbe
nicht den Zweck haben, Analysen und Festigkeitsv ersuche für das
Einzelinteresse des Produzenten oder Konsumenten
auszuführen. Ebenso wenig soll sie darauf eingerichtet werden,
Versuche mit grofsen Massen durchzuführen; beides muss der
Industrie selbst überlassen bleiben. Die grofsen Hüttenwerke sind
mit Laboratorien und Festigkeits-Maschinen ausgerüstet, welche
ihre Sonderzwecke hinreichend befriedigen können. Für gemein-
schaftliche Untersuchungen, die zum Nutzen ganzer Eisendistrikte
gereichen. sollen, sowie zu dem Zwecke, den kleineren Produzenten
und Konsumenten von Eisen, welche eigene Versuchsanstalten
nicht errichten und unterhalten können, die Gelegenheit zu bieteD,
die chemischen, physikalischen und mechanischen Eigenschaften
ihrer Materialien und Produkte fest zu stellen, würde es nur
zweckmikfsig erscheinen , wenn die Industriellen der wichtigsten
Bezirke selbst zusammen treten und auf gemeinschaftliche Kosten
Versuchsanstalten errichteten, die dann ihrer alleinigen I^itung
unterstellt bleiben würden. —
iml^Ei^gaben^oV Industriellen* dk'Notliwcndlgkeit
die in der Zentralanstalt auszuführenden Versuche nicht
lediglich wissenschaftlicher Leitung zu überlassen, sondern die
Industrio daran theilnehmeu zu lassen, so erscheint diese An-
forderung an sich gerechtfertigt und ihre Erfüllung unbedenklich.
Abgesehen von der technischen Leitung der beiden Abtheilungen
der Zentral-Versurhsstiitte zu Berlin, welche von den Direktoren
der betr. Anstalten einzurichten ist, kann das Urtheil einer aus
Praktikern und Theoretikern gebildeten gemischten Kommission,
behufs Aufstellung des jahrlichen Arbeitsplans, der Anschaffung
der erforderlichen Apparate innerhalb der etatsmiifsigen Mittel
u. dergl. m., nur erwünscht sein, um einen möglichst grofsen
Nutzen für die Industrie aus dem Betriebe dieser Anstalt zu
gewinnen.
Ehe indessen über die etwaige weitere Ausdehnung der
Versuchsanstalt und. die zweckentsprechendste Organisation ihrer
Verwaltung entschieden werden kann, wird abzuwarten sein, ob
und wie weit dieselbe die Theilnahme der Eisenindustriellen,
Beseitigung alter Oelfarben-Anstriohe aaf Holz. Die
in No. 55 mitgetheilte Frage nach einein Mittel zur
alter Oelfarben -Anstriche von Holz ist sehr erfolgreich
da^uns dazu bis^ je^t 7 Beantwortungen emgesendtt
aus dem Inhalt der Zuschriften das Folgende mit:
Einer der Hrn. Einsender schlagt eine Alaunlösung mit
Wasser, event auch Bestreichen mit Terpentinöl vor, wahrend
hinsichtlich noch eines dritten von ihm angegebenen Mittels
Uebereinstimmung zwischen ihm und drei sonstigen Einsendern
stattfindet, welche bezw. „kaustisches Natron", „kaustische Soda",
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302
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
24. Juli I87S
„Natronlauge (loprozentige)" und „Soda" — alle« etwa dasselbe —
empfehlen,
Hinsichtlich der Alt, wie das Mittel behandelt werden soll,
finden einige Differenzen in den 4 Mitteilungen statt: Wah-
rend das „kaustische Natron" in destillirtctn Wasser 24 Stunden
die erhaltene Lösung einfach aufgetragen und
die Farbe mit einem Leinentuch abgerieben werden
soll, wird gefordert, das» die „kaustische Soda" in heifsem Wasser
gelöst, die Lösung aufgetragen und, nach Abreiben der alten
Farbe, die Holzriacbc sorgfältig gewaschen werde, um die Reste
der Sodalöaui.g zu entfernen und dadurch einen etwa aufzu-
tragenden neuen Anstrich haltbar zu machen. — Die konzentrirte
lOprozentige Natronlauge soll in heifsem Zustande aufgetragen
werden. — I>ie „Soda" ist nach Angabe des Einsenders mit „schw ar-
zer Seife" zu mischen und soll aas (temisch einige Stunden laug
kochen; darauf der Anstrich erfolgen, welcher mit Inten allen von
etwa ',i Tag zu wiederholen ist. In Fallen, wo die Farbe sehr
alt und hart geworden ist, soll ein Zusatz von Kalkmilch — ans
frisch gebranutem Kalk hergestellt — zur Mischung gute
Dienste thun.
In einer fünften Zuschrift wird das „Sengen" alter Farben-
krusten mit Hülfe einer SiblauchHamine empfohlen, wobei die
Farbe genügend weich werde, um mit grober Leichtigkeit ent-
fernt werden zu können.
Als sechsten Linsender nennen wir Hrn. Glasermstr. K. Leh-
mann in Hanau, der angiebt ein Spezialmitte) zu besitzen,
welches er gegen einen geringen Selbstkostenpreis verabfolge. An
ein paar Proben, welrbe Hr. Lehmann uns sendete, findet sich
die Wirksamkeit seines Mittels praktisch demonstrirt.
Der siebente Einsender ist Hr. G. B. L. Kessler, Berlin,
Grobbeerenstr. 75, der sich bereit erklart, Fragestellern direkt
mit Rath an die Hand zu gehen.
Aus eigenem Wissen können wir der obigen Mittheilung die
Notiz hinzufügen, dass in Fallen MM nicht allzu hohem Alter etc.
der Farbe Bchon ein Molses Bestreichen mit sogen, schwarzer
(grüner; Seife den verlangten Dienst zu leisten vermag.
Gimson'a Patent - Duplex - .Steinbrech - Maschine. Die
Steinbrech-Maschine hat neuerdings eine Verbesserung erfahren,
übtr welche uns durch das Maschinen -Geschäft von Jacob i
Becker in Leipzig, das die Vertretung dieser Ma&chinengattung für
Deutschland besitzt, folgende Mittluilung zugeht:
Unter Festhalten an der bewährten llaupteinrichtung des
Systems Blake sind die Einzelheiten derartig verändert worden, dass
der Rückwärtsgang des Itrechbacken ebenfalls zur Arbeit ver-
wendet wird, so das» die neue Maschine eine sogen, doppelt
wirkende geworden ist.
Nach beistehender Skizze ist der Brechhebel um eine an
seinem unteren Ende fest gelagerte Axc x schwingend ein-
gerichtet und es bilden, ver-
möge der durch die regulir-
hare Zugstange ' ' bewirk-
ten Verbindung der beiden
Brechhacken Ii und der
Spreitzen E, Hebel und
Backen ein Svstem, das ab-
wechselnd in den ober- und
unterhalb der Axe x liegen-
den Stücken eine gemein-
same Bewegung nach rechts
bezw. nach links hin aus-
fuhrt, wodurch der Wechsel
in der Wirkung der beiden Backen hervor gebracht wird.
Der ohne weitete» erkennbare Hauptvortheil der neuen Ein-
richtung liegt in der gröberen Leistung, welche nahezu doppelt
so grofs ist als die der früheren Maschine, ohne dass der Kraft-
verbrauch in demselben Maafse sich steigert.
Hie Duplex -Maschine soll, mit 3'/, l'fdkr. ausgeführt, bei
einer Brechofliiung von 3< t5 . 1 52 ■«« und der Tourenzahl von
200 pro Min, in 1 Stunde 2,5 — 4 kb«' Straßenbau-Material (7,5 T>
liefern. Ein Nebenvortheil mag darin gesehen werden können,
dass man im Stande ist, mit der Duplex-Maschiue zwei verschie-
Sorteu Stratsenbau-Material J
In der Berliner Bau- Ausstellung -m.j bis zum V.K Juli c.
neu hinzu getreten: Ancion <V Schnerzel, Garteumobel von
Hohrgetlecht. Ferd. Vogt* & Co., zwei 1 'feile rspinden,
schwarz mit Messing. — ('. (;. Hörich it Co., ein Büffet von
Eichenholz, geschnitzt, ein Silherspind und ein Bücherschrank
von schwarzem Ilirnbaumholz. — Ed. I'uls. schmiedeeisernes
Gitter für die neue Kirche in Wiesbaden, entw. v. J, Otzen;
Theil eines Fenstergitters von Schmiedeisen, entw. von Kajaer &
v. Grofsheim.
Konkurrenzen.
Ein Preisausschreiben des Vereins zur Förderung
des Kunstgewerbes in Braun schweig (Vorstand: ' F. Ritt-
meyer und H. Gebhard) eröffnet 2 Konkurrenzen (ur Entwürfe
zu Bilderrahnien und zu Rahmen für Photographien
in Kabiuetgröfse. Beide lauten am 14. Oktober d. .1. ab und
Jen von einem Preisgericht entschieden, dem die Hrn. Bau-
rath Lilly iu Braunschweig, Architekt Moldenschardt in Kiel.
Bauraih Orth in Berlin, Hof bildbauer Strümpell in Braunscbweig
und Professor Uhde iu Braunschweig angehören; für die erste
sind 3 Preise im Betrage von 300 ,Ä, 200 M und 150 für
die zweite 2 Preise im Betrage von 200 bezw. 120 .//. ausgesetzt.
Den speziellen Bedingungen entnehmen wir folgende Notizen:
Die Wahl der stilistischen Formen ist iu der Beschränkung
frei gegeben, dass die Gothik ausgeschlossen ist. deutsche Re-
naissance dagegen den Vorzug erhält. Die Entwürfe zu
Bilderrahmen sind in d. natürl. Gröfse zu zeichnen und
von Modellen der einzelnen Verzierungen (eveut eines oberen
und unteren Eckstücks,! in natürl. Gröfse zu begleiten. Die
Breite der Seitcnleisten darf 9 «™ nicht überschreiten ; die obere
Leiste soll eine gesimsartige Bekrönung, die untere dagegen einen
entsprechenden Abschlug» erhalten, so dass in der Komposition der
Charakter des Hängenden sich ausprägt. Bei Prohlirung der
vorzugsweise als Flachoruameut zu behandelnden Verzierungen
ist auf die Technik der Ausführung 'Pressung einer weichen
Masse in Metallformen; Rücksicht zu nehmen; dieselben dürfen
daher nicht unterschnitten sein und nicht frpi über die Grund-
fläche der Leisten überstehen. Wüuscheuswerth bt, dass sauunt-
liche Theile so eingerichtet werden, dass sie in geraden Leisten
gearbeitet werden können und ferner, dass das Relief in einem
anderen Farbeuton gehalten ist als der Grund, wobei jedoch
der ganze Rahmen nicht mehr als zwei Farbeutöne erhalten
darf. — Hie Entwürfe zu Photographie-Rahmen sind in
natürlicher Gröfse zu zeichnen und von einem Modell in gleicher
Gröfse zu bezeichnen; es ist ln?i derselben zulässig, die
oberen und
Die
Vereins über. ...
Entwürfe sollen
eine freiere
Entwürfe gehen in das
bare Arbeiten aus der Zahl der
. meiner, KonstniKteur an uer lecni
Brandt s hvdraulische Gesteins
neues Svstem der Gesteinsliohrung du
und mtireude Stahlbohrer. Mit 7 T
Ans der Fachlitteratnr.
Verzeichnis« der bei der Redaktion d. Bl.
g&ngenen neueren technischen Werke. (Fortsetzung.)
L eber die Bedachung der Vierungskuppel am Münster
zu Strafsburg. IL Bericht Mit 3 artistischen Beilagen.
Strafsburg ls7S; R. Schultz A Co.
Die prärnürten Entwürfe der Konkurrenz zum Bau von
kleinen Hausern in Hamburg, ö Bl. Lichtdruck. Hamburg
18~8; Strumper & Co. Pr. 6,50 M
Studien aus der Spezialschule von Tb. Ritter v. Hansen,
herausgegeben vom Vereine der Architekten an der Akademie
der bildenden Künste zu Wien. Liefrg. 1 U. 2. Wien 1878;
Lehmann <äc Wentzel, Pr. pro Liefrg. 3 .41
Bauschatz. Eine Sammlung hervor ragender Bauwerke, Details
etc. in Reproduktionen nach seltenen und kostbaren Werken,
Einzelstichen etc. etc. PhoUilithographie d. artist. Austalt v.
L. C. Zamarski in Wien. 1. u. 2. Lfrg. Wien 187»; Lehmann
ifc Wentzel. Pr. pro Lfrg. 4 .//.
A. Riedler, Konstrukteur an der techn. Hochschule in Wien.
Bohrmaschine. Ein
durch hydraulischen Druck
Tafeln u. 7 "
Wien 1*78; Lehmann A Wentzel.
1, Architekt u. Bmstr., Bauplane zu Wohn- und
Geschäftshäusern für Stadt und Land. 40 Bl. Folio in
autograpb. Farbeudruck. Mit Voraus-Maal'sberechnung. Lfrg.
2 — 8. Wien 1878; Lehmann Sl Wentzel. Pr. pro Lfrg. 2,50 M.
M. WaHrowits, Architekt u. Prof. an der Hochschule zu Belgrad.
Mittheilungen über neue Forschungen auf dem
Gebiete serbischer Kirchenbaukunst Wien 1878;
Lehmann >\ Wentzel.
Hipolyte Fontaine. Die elektrische Beleuchtung. Deutsch
bearbeitet von Friedr. Boss. Mit 44 Holzschnitten. Wien 1878;
Lehmann & Wentzel.
RiiNtnunn, Landesbau- Adjunkt in Graz. Tabellen der Steiguugs-
Ve rhit Itnisse von 1 : 10 — 1 : SO für Distanzen von 1 — 100
und der analogen Neigungswinkel. Wien 1878; Lebmann &
Wentzel. Pr. 1,60 Ui
Willi. Seiht, Assistent im Geodätischen Institut. Präzisions-
N helle tnent der Elbe. Mit 2 Figurentaieln und 1 Ueber-
sirhtskarte. Berlin 187r»; P. Suaukiewicz.
BerthoM, Waaren-Bezugs- Adressbucb aller Branchen,
enthalt, ca. liooo verschiedene Bezugsquellen, vom geringsten
Handelsprodukt bis zum gröfsten Fabrikerzeugniss, aus Deutsch-
land. < tester. u. d. Schweiz. Dresden 1878; F. Heinrich. Pr. 4.Ä
K v. Uanesch, Der Lupkower Tunnel der ersten ungarisch-
galiziscben Eisen!.. Mit <J Tai., Wien 1878; Lehmann & Wentzel.
Personal - Nachrichten.
Preufsen.
Versetzt: DerEisenbabnbmstr. Hahn v. Northeim nach Uslar.
Die Baumeister-Prüfung haben bestanden: a> für beide
Fachrichtungen: Carl Beckmann aus Wellinghofen, Herrn. Stahl
aus Naugard: — b) für das Hochbaufach: Carl Moritz aus
Berlin; — c) für das Bau - lugenietirfach: Wiethü'chter aus
Lübbecke, Eduard Stiehl aus Ilaiger und Paul Bttrczek aus Brieg.
Kofnmteuoomrli« »o«. C»rl Beeilt. Id B-r.ln. Für dit Ited.küo» Tcnstwoflikh K. E O. Frlt.f h. DnKk: W. Il,.,e Uo f b u c bd r u r ktr* I. B«rll<>.
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N». 60. DEUTSCHE BAUZEITUNG. 303
, _ — __ »- = — — .11 . ■■ ■ - — ii -
Inklll: Wrhtad d«ut»rlier Architekten- and Imcenirar Vereine. — Zar Fr«e »pur»«rn Betrlet» uif ll»uplb»!uien. — Brürketih» *n> Ofobmirtel- — Zar K»l-
dt*r V«r»»-ndiui£ det Kt»ens im Uorhbeu — lleher di* lle*«;wiret»<ift ti«ti Bmaitetik- | .truklinn iI»t Holl»t''inVlli.u piMeiitirVu r*nH*rra«*em- — Riner Elbbru>keiili»u. —
ctiMem. (t-'«rto.Uuii|t J — Dir ."ik-nwnnlwlie Form lunt Hi>ll» u»»c>IMer !Uu«*rkr. — j Lelirr dl» Trwlihlxkell itiiel Anuhl l»eitbeilu:er elwrwr 0»i«fL»u • Hymne mit
MttthcU nnf((B buk Vereinen: ArrniU'kten- und ln|£etileur - Vcrem Hl llMnlmot. 1 iMfBthme'tlm. — Brief' und Fra|2rk»Bte
- VerraUrllte»: B.a|[ewrrk.<-Iiu]e In Inriertiara. - Zur Ki»f.l>rut.|l .lo. D»npf- |
Verband deutscher Architekten und Ingenieur-Vereine.
7. Abgeordneten- Versammlung.
Die diesjährige Abgeordneten - Versammlung ist auf Freitag den 30. und Sonnaliend den 31. August anberaumt
worden. Die Herrn Delegirtcn «1er Kinzelvereino werden hierdurch zu derselben eingeladen und ersucht, sich zum Beginn
der Verhandlungen, am:
Freitag den 30. August 1878, Vormittags 9 Uhr
im Königl. Polytechnikum zu Dresden einzufinden.
Tagcs-Ordnung.
1) Vorlegung der Rechnung rar das abgelaufene Jahr.
2) Bericht über den Mitglieder-Bestand.
3) Bezeichnung mathematisch - technischer Gröfsen:
Beschlussfassung über die den Vereinen mit den neuesten Arbeiten über diesen Gegenstand zugegangenen Antrage
des Hamburger und Württembergischen Vereines, sowie des Zwickauer Zweigvereins vom Sächsischen
Ingenieur- und Architekten- Verein etc.
4) Dauer der Eisenkonstruktionen.
">i Kosten der Binnenschiffahrt.
ti) Statistik des Bauwesens.
7) Publikation bedeutenderer Bauten.
8) Baurechtliche Bestimmungen über Hochbauten.
5») Haftpflicht bauleitcnder Techniker.
10) Privat-Polytechniken und Privat-Gewerbeschulen.
11) Vereinigung der Interessen von Kommunikation und Landeskultur.
12) Bezeichnung metrischer Maafse und Gewichte:
Antrag des Vororts: Der Verband wolle von seinem früheren, in der 1. Abgeordneten- Versammlung (D. Bauzeitung
1H71, S. 3t»2) gefassten Beschlüsse über die Bezeichnung metrischer Maafse und Gewichte altgehen und
sich für Annahme des am 8. Oktober 1877 vom Bundesrathe des Deutschen Reiches aufgestellten
Bezeichnungs-Systems auch beim privaten Verkehr aussprechen.
13) Einführung einer einheitlichen technischen Prüfung.
14) Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale des Deutschen Reiches.
15) Honorirung technischer Sachverständiger.
1(5) Druckhöhen- Verluste in Rohren.
17) Prüfungsanstaltcn und Versuchsstationen iür Eisen, Stahl und Baumaterialien im allgemeinen.
18) Trnnsportmethoden bei der Kanalschiffahrt.
19) Besprechung über eine Anregung des bayerischen Architekten- und Ingenieur -Vereins, die bisherige zweijährige Ver-
waltungspcriodo in eine dreijährige zu verwandeln.
20) Antrag des Vororts: „Der Verband deutscher Archit.- und Ing.- Vereine wolle sich mit der Aufstellung von Normal-
protilen für Walzeison befassen."
Die Motivirung dieses Antrages ist den Vereinen vor kurzem zugegangen.
21) Antrag des Vororts, auch in der nächsten Geschäftsperiode den Vereinen die Einreichung von Geschäftsberichten am
1. Januar und 1. April jedes Jahres zur Pflicht zu machen.
22) Wald des Vororts für die nächste Geschaftsperiode.
23) Vorlegung des Budgets für das Jahr 1879.
Dresden, den 15. Juni 1878.
Der Vorstand.
B6lteh«r. Dr. phil. Kahl.
III. General -Versammlung.
Die geehrten Einzelvereine werden unter Bezugnahme auf das umstehend abgedruckte Programm hierdurch zu der
am 1. bis incl. 5. Septbr. 1878 in Dresden abzuhaltenden Generalversammlung ergeheust eingeladen.
Zur Bestreitung der Kosten wird für jeden Theilnehmer von dem Vereine, welchem derselbe angehört, bezw. von
dessen Vorstand er als Gast eingeführt wird, ein Beitrag von fünfundzwanzig Mark erhoben. Dafür werden alsbald als
Quittung eine Mitglieds- bezw. Gastkarte, sowie eine Theilnehmerkarte. uls Legitimation bei Benutzung der gütigst gewährten
Eisenbahn -Fahrpreis-Ertnäl'sigungen und Freifahrten, verabfolgt. Erstere Karte Iverechtigt zugleich zur Empfangnahme eines
Exemplars von dem Werke „Die Bauten von Dresden etc." mit etwa 30 Bogen gr. 8" Text und über 300 Abbildungen,
welches nach der Versammlung im Buchhandel erscheint und dann 20 — 24 Mark kosten wird. Aufscrdem werden die
speziellen Zutrittskarten und eine Orieutirungsschrift den Theilnehmera bei ihrer Ankunft in Dresden ausgehändigt werden.
Die Vereine werden nun hiermit ersucht, die angenäherte Zahl der aus ihrer Mitte zu erwartenden Besucher
möglichst bis 1. August d. J. bei dem Kassirer des Verbandes, Herrn Chaussee -Inspektor a.D., Zivil - Ingenieur Holls t ein,
Dresden -A., Neuegasse 38 II. anzumelden, welcher hierauf die vorerwähnten Karten an die Vereine vertheilen wird, für
deren jede der betreffende Verein mit 25 Mark zu belasten ist Die Abrechnung bittet man höflichst, bis spätestens zum
20. August d. J. durch Einsendung der Betrüge bezw. Rücksendung der nicht zur Verwendung gelangenden Karten an
dieselbe Stelle zu erledigen.
Bei etwa noch später eintretendem Bedarf muss die Anmeldung zu Anfang oder während der Versammlung beim Em-
pfangs-Comite erfolgen, kann aber selbstverständlich nur bei zweifellosem Nachweis der Berechtigung hierzu berücksichtigt werden.
Dresden, am 15. Juli 1878.
Der Vorstand.
Böttcher. Dr. phil. Kahl.
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304
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
27. Jnli 1878
Sonntag, den L September.
Abends 7 Uhr: Begrüfsung der Tliciliiehmer im oberen Saale des Bclvcderc auf der Brührschen Terassc.
Montag, den 2. September.
Morgens 6 bis 8 Uhr: Morgen-Konzert im Belvedere der BrOhl'schen Terrasse.
Vormittags 8 bis 10 Uhr: Führungen in der Stadt.
Vormittags 11 bis 1 Uhr: Erste Plenarsitzung in der Aula des Königl. Polytechnikums.
Eröffnung durch den Vorsitzenden des Vorort«. Herrn Geh. Regierungsrath Böttcher.
Wahl des Bureaus für die Plenarsitzung.
Vortrag von Herrn Baurath Lipsius, Leipzig. Ober die ästhetische Behandlung des Eisens im Hochbau.
Bericht über die Thätigkeit der Deiegirten - Versammlung.
Konstituirung der Abteilungen.
Nachmittags von 3 Uhr an: Ausflüge nach den Militärbauten, dem Wasserwerk und verschiedenen industriellen
Etablissements auf dem rechten Elbufer.
Abends 8 Uhr: Kellerfest auf dem Waldschlösschen.
Vormittags von 9 Uhr an: Abtheilungs-Sitzungen im Königl. Polytechnikum.
Abtheilung für Hochbau. Vortrag des Herrn Architekt G u r 1 i 1 1 , Dresden, über den Einfluss der Renaissance
auf die Verhältnisse der deutschen Steinmetz-Hütten.
Diskussion über die ästhetische Behandlung des Eisens im Hochbau.
Diskussion über die Reform der Kosten - Anschläge von Gebäuden.
Referate aus den Sitzungen der Abgeordneten- Versammlung über Statistik des Bauwesens. Publikation bedeuten-
derer Bauten und baurechtliche Bestimmungen über Hochbauten.
Abtheilung für Ingenieur wesen. Vortrag des Herrn Regierungs- und Baurath Wernekinck, Charlotten-
burg, über Anlage und Transportmethoden von Wasserstrarsen, Kosten der Binnenschiffahrt und Vergleichung derselben mit
denen anderer Transportarten.
Vortrag des Herrn Bezirks -Ingenieur Dr. Fritzsche, Dresden, über die Dauer der EisenkonstruktioDen.
Referate aus den Verhandlungen der Abgeordneten-Versammlung über Privat-Polytechniken und Privat-Gewerbe-
schulen und Vereinigung der Interessen von Kommunikation und Landeskultur.
Abtbeilung für Maschinenwesen. Vortrug des Herrn Ingenieur Handrick über die Spezial-Hülfsmittel
der Eisengiefscrei und Maschinenfabrik von EL Grttson in Buckau bei Magdeburg.
Referat aus den Verhandlungen der Abgeordneten - Versammlung über Prüfungsanstalten und Versuchsstationen
für Eisen, Stahl und Baumaterialien im allgemeinen.
Nachmittags 2 Uhr: Ausflug nach Meifsen (Albrechtsburg).
Mlttwooh, den 4. September.
Vormittags von 8 Uhr an: Abtheilungs-Sitzungen im Königl. Polytechnikum.
Abth eilung für Hochbau. Vortrag von Herrn Maschinenfabrik - Besitzer Friedrich, Plagwitz -Leipzig,
über Desinfektion* - Anlagen für Privat- und öffentliche Gebäude, unter besonderer Berücksichtigung des patentrirten
Friedrich'schcn Verfahrens.
Referate aus den Sitzungen der Abgeordneten-Versammlung über Haftpflicht bauleitcnder Techniker, Erforschung
und Erhaltung der Baudeakmale und Honorinuig technischer Sachverständiger.
Abtheilung für Ingenieurwesen. Vortrag des Herrn Geh. Finanzrath Köpcke, Dresden, Ober Messung
von Bewegungen an Bauwerken.
Vortrag von Herrn Oberingenieur Kitzler, Dresden, über das Prinzip des Zahnrad- Betriebes in Anwendung auf
die Ersteigung des Erzgebirges von böhmischer Seite.
Referate Ober Druckhöhenverluste in Röhren und Transportmethoden von der Kanalschiffahrt.
Abtheilung für Maschinenwesen. Vortrag des Herrn Ingenieur Hahn, Obergruna bei Siebenlelm im
Königreich Sachsen, über Papier-Surrogate und deren Verwerthung zu Papier, sowie über die Herstellung desselben mit
Rücksicht auf die erforderlichen Maschinen.
Mittags 12 bis 17, Uhr: Zweite Plenarsitzung in der Aula des Königl. Polytechnikums.
Berichte über die Abtheilungs-Sitzungen.
Schluss der Sitzungen.
Nachmittags 2 bis 6 Uhr: Festbankett im Gewerbehause.
Ausflug vom böhmischen Bahnhof aus (Rundfahrt in der sächsischen Schweiz) auf der neuen Bahnstrecke Pirna-
lxdimen - Neustadt - Schnitz - Schandau.
Schlussvereinigung.
Die mit der 3. General- Versammlung verbundene Ausstellung von Gegenständen aus dem Gebiete des Hochbau- und
Ingenieur-Wesens wird vom 31. August bis incl. 12. September d. J. im Orangeriehaus an der Ostra-AUee abgehalten wenlen.
Erweiterungen des obigen Programms werden im speziellen Programm später bekannt gegeben werden.
Zur Frage der Verwendung
Die No. 1 des lfd. Jahrgangs dies. Zeitg. bat eine summarisch
gehaltene Beschreibung des reuen Personen-Bahnhofs der öster-
reichischen Staatsbahn tu Budapest gebracht, in welcher auch
der eigentümlichen Verwendungsweise, die das Eisen bei diesem
Kau gefunden hat, gedacht worden ist, freilich nur in einer Weise,
die den Wunsch zurück lief*, Uber diese Seite des interessanten
Katies eine weitere, mehr eingehende Mittheilung zu erhalten. —
Indem wir von der uns gebotenen Gelegenheit, diesem Wunsche i
m willfahren, gern Gebrauch machen, nehmen wir vorab — was die
Grßrsenrerhiütnisse und Raumgestaltnngen des in Rede befindlichen
Gebäudes anbetrifft — auf die Publikation in No. 1 er. Bezug und
•j BMih-IM l>»rli Vll!liW!..np.n ,1c« Hrn. Bau mri lt< r «r h wien.r in
des Eisens im Hochbau.*)
Bei Dacbbinderweite der Halle und 4,426 ™ Abstand
der eisernen Gespärre der Seitenbauten ergeben sich wechselnde
Querschnitte, welche in skizzenhafter Weise in deu Fig. 1 u. 2
zur Darstellung gebracht worden sind. Passender Weise ist diesen
Gesimm>n, da dieselben nicht auf die Dachkonstruktion beschrankt,
sondern bis zur Flurhöhe des Gebäudes in eisernen Stutzen hinab
geführt worden sind, die Bezeichnung „Gerippe" beizulegen;
u. z. den Gespärren nach Fig. 1 als Gerippe 1. den Gespärren nach
Fig. 2 als Gerippe 2. Ordnung. Zwar wird bei den Gerippen
der 1. Ordnung der Mangel empfunden werden, dass dieselben hei
unterlassener Festlegung einiger der Knotenpunkte nicht eigent-
liche Systeme bilden, immerhin aber anzuerkennen sein, dass bei
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No. fiO.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
305
■ zwischen Dachbindern und Stützen
sich bildenden Ecken durch konsolartige Eisen- Netzwerke Zu-
gamnicubang und Halt des Baues in der Qu er- Richtung erheblich
gefördert werden. Es wird aber dieser Halt im oberen Theile der
Halle an demjenigen Stellen entbehrt, wo die Gerippe der 2. Ord-
nung liegen und in noch höherem Maaße. auf dem ganzen 84,8 ■
betragenden Liüigentbeile der Halle, an welchem das in seinem
Eisengerippe vom Haupt bau los gelöste Kassen- Vestibül sich
anschließt, wie die beigefügte Skizze Fig. 3 dies naher erkennen
laßt. Noch mehr ungünstig gestaltet sich die Stabiiitat des
Hallenaufbaues gegen seitliche Windwirkungen auf demjenigen
Stück seiner Lauge, au dem die Seiteubauten fort fallen, da hier die
Gerippe (Fig. 4) einzig auf die Hauptbinder mit zugehörenden
Wandstielen reduzirt sind. An diesen Stellen hat man freilich
Streben aus Eisen zu Hülfe genommen, die mit Buschwerk oder
in anderer durch die Lokalität angezeigten Weise raaskirt worden
sind; die Fig. 5 lässt diese Anordnung etwas genauer erkennen.
In Bezug auf die bei dem Kau verwirklichte Verwendungs-
weise des Eisens zur Wandbildung sind 3 scharf gesonderte
Arten zu unterscheiden:
Bei der Hallenwand und
Langwauden der An-
(hierbei abgesehen von
Vestibül), sind
Klg. I
die Stutzen eiserne Riegel
gefügt und ist auf solche Weise
ein Fach werk gebildet worden,
dessen Feldei Öffnungen man mit
Xiegelausmauerong geschlossen
hat. — Hinsichtlich der Stellung
welche die Stiele in der Wand
erhalten haben, ist bei Haupt-
und Nebenbauten ein Unter-
schied gemacht worden, da bei
letzteren (nach Fig. 6) die Stiele
eine derartige Position erhalteu
haben, dass die Flansche der
|— j förmigen Stützen auf beiden
Seiten aus der Wandfläche her-
vor treten und sichtbar belassen
sind, während bei der Hallen-
wand eine Verborgung beider
Flansche, an der Außenseite
der Wand durch gewöhnliche
Verblendung, an der Innenseite
durch Umhüllen des Flansches
mit einer güsseisernen Halb-
saule, staugefunden hat (Fig.7);
der Raum, welcher hierbei hinter
den beiden Hälften des Flansches
bleibt, ist zur Ein-
j der Abfallrohre für das
Dwasser benutzt worden. —
An dieser Stelle ist auch die
an einigen Bautheilen erfolgte
Bildung der Fensterzarge aus
£ Eisen zu erwähnen, welche
sichtbar liegen, mit 3 kleinen
Rosetten verziert sind und ein
aus Haustein
tragen. ~
w*. i.
Fig. a.
Kl«. S.
Giebelfront des Gebäudes vertreten»); dieselbe besteht zunächst
darin, dass die Mauerkanten mit profilirtcn und sonst wie ge-
schmückten Gusstücken durchlaufend geschient worden sind.
Die Schienen sind in den Gesimsen stumpf gestoben und es ist der
Stols durch ein besonders ornamentirtes Gusstück gedeckt; jede
einzelne Schienenlange ist durch Steiuschrauben mit dem Mauer-
werk verankert, deren Muttern äußerlich als verzierte Rosetten
etc. sichtbar werden. Es sind an den Eckpavillons endlich im
Sockel und in den Gesimsen mächtige Uolirte Gusstucke eingelegt
worden, die im konstruktiven Sinne bedeutungslos sind und gleich
den oben besprochenen Eckscbienungen fast ausschließlich
dekorativen Zwecken dienen. —
Soweit nicht einige zugehörende kritische Bemerkungen in
die vorstehende Darstellung bereits verflochten siud, mögen die-
selben nachträglich wie folgt gegeben werden:
Dass der dekorativen Verwenduugsweise des Eisens wie sie
in einem Theilo des neuen Bahnhofs verwirklicht worden
ist, Vortheile überhaupt kaum beizumessen sind, und jedenfalls
keine von solcher Bedeutung, dass die schweren Nachtheile,
erzwungenen Verbinduugsweise
zweier so ungleicher Materialien,
wie Mauerwerk
sind, darüber ver_
könnten, liegt auf der
Was die bei dem Kassen - Vesti-
bül in den Formen der so-
gen. Drempelwand verwirklichte
Kombination von Eisen- und
Steinbau betrifft, so wird hier-
bei das StrelHin nach reizvoller
Gestaltung des betr. Innenrau-
mes maaßgebend gewesen sein
und es werden bei der stattgefun-
denen glücklichen Erreichung
dieses Ziels geringe kritische
Bedenken, welche gegen die
etwas unorganische Zusammen-
bringung von Stein und Eisen
sich erheben lassen, zurück zu
treten haben. Gewiss ist, dass
dieser erste Versuch, in dem
wir weder eine völlig befriedi-
gende Trennung noch eine zu-
reichende Verbindung hetero-
gener Materialien verwir
Anden, nicht ohne einen
günstigen Erfolg verlaufen ist,
welcher den Anreiz zu Wieder-
holungen in sich trügt. — An-
erkennung endlich verdient die-
jenige Art und Weise der Ver-
wendung des Eisens, welche in
den Wandkoustruktionen
der Halle und ihrer Anbauten
zur Verwirklichung gekommen
ist. Nicht nur wird dabei die
Wandstärke auf ein Minimum
reduzirt, sondern es werden
außerdem Dach und Wände
in einem fest geschlossenen,
widerstandsfähigen Konstruk-
( ( -CS-
\jf :.. ~t C *a.
Wenn die eben geschilderte Art und Weise der Benutzung
des Eisens vom konstruktiven und z. Tb. auch dekorativen Stand-
punkte aus kaum einem Tadel begegnen wird, so gilt dies etwas
weniger von derjenigen besonderen Art und Weise, in der das
Eisen beim Aufbau des Kassen- Vestibüls zur Wandbildung Ver-
wendung gefunden hat. Dieselbe lässt sich mit der Konstruktion,
welche die sogen. Drempclwände aus Stielwerk mit Verblendung
besitzen, vergleichen, da im Kassen- Vestibül die eisernen Säulen,
welche auf zwis
niedrige Wände
Iunern vor die
der gemauerten Ur
treten, welche den in den Langseiten 34,»°" langen, etwa 15"'
hoben und dabei nur 60 ,m starken Umfassungsmauern die sonst
fehlende Standfestigkeit verleihen.
Die endlich zu besprechende 3. Art der Eisenverwendung
findet sich theils am Aeußeren des Kassen - Vestibüls , theik
auch an den Eckpavillons der an die Ringstraße stoßenden
ten Bögen aus Gusseisen zuuä
diesen das Dachgerflst tragen,
ie gerückt worden sind und sie
tions-S) stem zusammen gefasst, in denen diejenigen Theile,
welche gegen äußere Wirkungen Widerstand zu leisten haben,
eng konzentrirt sind. Diese Konzentration äußert sich
vortheilhaft insbesondere nach der Richtung hin, dass die
Fundirungs- Arbeiten und deren Kosten eine erhebliche Ein-
schränkung zulassen. Bei dem Budapester Bahnhofe sind die
Stiele der Gerippe 1. Ordnung auf Einzel • Pfeiler gestellt wor-
den, die man unter Terrainhohe mittels Bogen verbunden
bat, welche dazu dienen, das Füllwerk der Wunde zu unter-
ist, d
Uebcrtragung der I^ast auf den
lange nutzbringend sein kann, als dabei die Tragfähigkeit
Fundamcnttlächeu der Einzelpfeiler nicht in übermäßiger Weise
braucht. —
mm
K. 1 Sil rt.
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306
DEUTSCHE BADZEITUNG.
27. Jili 1R7K
Ueber die Restauration von
(KortMUung)
C. Die Anfertigung der Restaurationspläne.
Bei kleineren Objekten — und zwar wenn keine Veränderungen
am Bau vorgenommen sondern nur fehlende Tlieile ergänzt
werden sollen können die Aufnahme-Zeichnungen gleich als
Restaurationspläne dienen. Zweckmäfsig, und, falls der Bau seihst
(»deutende Veränderungen erleiden soll, absolut nöthig ist e»,
die Restaurationspläne ganz neu anzufertigen, damit die Auf-
nahme-Zeichnungen, als Urkunden über den Zustand dea Baueil
vor der Restauration, erhalten bleiben. Im Uehrigen gilt das im
vorigen Abschnitt Gesagte auch für die Restauratiouspljiie. Da
sie mit einem Erläuterungsbericht und Kostenanschlag der Be-
hörde eingereicht werden sollen, so sind sie in einer solchen
Vollständigkeit auszuarbeiten, dass der ganze Bau in allen seinen
Theilen klar und deutlich vor Augen tritt Zu dem Ende sind
die Grundrisse der verschiedenen Stockwerke zu geben, die
Facaden und Durchschnitte je nach Umstünden jedoch zur Ab-
kürzung der Arheit nur so weit, als zur Deutlichuuv'hung des
Konstruktious-Svsteins und der Erscheinung der einzelnen Partien
uöthig ist. Damit soll angedeutet sein, dass beispielsweise bei
einem Kircheuplan vou 7 Langhauajocheu und 6 .lochen des
Chors, einem Querschiff und Westthurme es nicht ahsolnt imth-
wendig ist, die ganze Längenfacade oder den ganzen Längen-
schnitt zu zeichnen, da es vollständig genfigt, blos ein Joch des
Chores und die buden an Querschiff und Thann anliegenden
Joche darzustellen. So genügt auch vielleicht die Hälfte eines
Querschnittes der Kirche, oder es sind mehre halbe Querschnitte
zu zeichnen; auch kann man mittels Klappen die Zeichnung so
einrichten, dass sie sich in eine verwandte aber verschiedene An-
sicht verändern lässt. Anbauten als besondere Bautheile, welche
sich nicht wiederholen und nicht bedeutend genug sind, um ihret-
wegen die Pläne noch einmal aufzuzeichnen, giebt man am
zweckmäßigsten als Beilagen in Grund- und Aufrissen sowie
Durchschnitten auf besonderen Blattern. Details werden hei den
Restaurations-Skizzenplänen selten erforderlich; will man einzelne
Theile in gröfserem Maafstabe vor sirh sehen, so genügt es, das
Verhiiltniss 1 : 00 anzuwenden.
Nicht genug kann man, da viele Architekten daran nicht
denken, auf die Notwendigkeit aufmerksam machen, dass in den
Planen aufs sorgfältigste die Verhältnisse überlegt und fest ge-
stellt werden müssen, von welchen mau bei späterer L'ebertragung
der kleinen Zeichnungen in grofsen Maafstab absolut nicht ab-
weichen darf. Einzelne Theile sehen im grofsen Maafstab oft
unverlultnissiiiälsig aus, wtil wir sie nicht im Zusammenhang
mit dem Ganzen erblicken, und nur zu oft kommt der Architekt
dann in Versuchung, nachträglich eine Veränderung vorzunehmen,
ohne noch einmal den Bautheil auf den kleinen Maafstab redu-
zirt und in die Pläne eingezeichnet zu haben, verdirbt aber damit
seine ganze Arbeit. Nur wer sein eigenes Werk zu beherrschen
weiss, verdient in Wirklichkeit den Namen eines Künstlers, nicht
alier der konfuse Kopf, der ewiges Aendern frtr Verbessern an-
sieht. Der absolute Maafstab für das Hcstauraiiüusprojekt ist
klaren Bewusstsein zu bringen,
lerische (iaben und sorgfältige Ueberlegung; man muss wissen,
was grofs, was klein erscheinen soll und man muss Herr ilher
die zu verwendenden Kunst -Mittel sein, um den Eindruck der
Grüfte oder Kleinheit je nach Erfordernis» beibehalten oder her-
vor rufen zu können. Das alles lässt sich im kleinen Maafstab
einer Zeichnung vollständig, wenn auch nur andeutungsweise und
im Prinzip ausdrucken , und der grofse Maafstab hat nur die
Detailverbältnisse zu reguliren. Im Sicherheit zu gewinnen, ob
die beabsichtigte Wirkung auch in Wirklichkeit er/ielt werden
wird, reichen geometrische Zeichnungen häutig nicht aus und es
sind, will man sich über die malerische Wirkung des Bauwerks
nicht täuschen, nicht nur Perspektiven sondern auch Sil-
houetten aufzuzeichnen. Su wurden beispielsweise den Restau-
rationsentwOrfen für den Dom in Frankfurt a'M. drei Silhouetten
im Maafstab 1 :200, geometrische Ansichten des Thurmes, beigelegt,
und zwar die eine parallel der Seite des Grund<|tiadrats, die zweite
parallel der Diagonale desselben, die dritte parallel der Acht-
ecks-Diagonale. Solche Silhouetten allein geben ein annähernd
richtiges Bild der Verschiebungen der Architektur für gewisse Stand-
punkte des Beschauers. Die vielen schlechten Silhouetten mo-
derner Bauten mahuen uns dringend, die kleiue Mühe nicht zu
scheuen und in der Zeichnung von der malerischen Wirkung eines
Entwurfes uns zu überzeugen, ehe wir ihn ausführen. -
Für die Restauration»- Entwürfe selbst kommen gewisse Ge-
sichtspunkte in Betracht, über welche ein Restaurator vor allen
Dingen sich Klarheit zu verschaffen hat. Es treten im einzelneu
Falle die Fragen an uns heran: Sollen wir mehr Werth auf die
archäologische Gewissenhaftigkeit legen oder auf die künstlerische
Freiheit? Sollen wir nach der stilistischen Einheit eines Bau-
denkmals streben oder nach einer Gesammtharmonie desselben,
welche stilistische Differenzen nicht ausschliefst :* Süllen wir end-
lich alles Alte beibehalten oder nur das Schöne? —
Offenbar haben wir in letzter Beziehung zuvörderst an die
Erhaltung des Schönen zu denken, das blos Alte aber nur dann
zu kunserviren, wenn es kunsthistorisch oder kulturgeschichtlich
werthvoll ist Es kann dies aber bisweilen auch durch Ueber-
führung einzelner Theile in ein Museum erreicht werden. Das
Prinzip der vorwaltenden Berücksichtigung der Schönheit ent-
scheidet zugleich, in wie weit der stilistischen Einheit, in wie
weit der Gesammtharmonie Rechnung zu tragen ist Hat mau
klare Ansichten über die Ziele des Restaurirens gewonnen, so
ist die Auffassung der Aufgabe im Grofsen ebenso wenig schwierig,
als die Ausarbeitung der Restaurationspläne im Einzelneu. Wer
an diesen Grundsätzen festhält, wird in den meisten Fallen
im Zweifel sein können, was er zu thun hat, um eine "
des Einzelnen unter sich und zum Ganzen, sowie zwischen dem
Ganzen und seiner Umgebung herzustellen. Entscheidend ist die
zu erzielende Gesarnmtwirkuug ; in zweiter Linie steht die For-
derung, dass die Zufügungeii in künstlerischer Hinsicht zu den
Theilen passen, an welche sie sich anschliefsen.
Ich benutze die in den letzten Jahren so vielfach zur Sprache
gekommene Restauration zweier hervor ragender Baudenkmäler
unseres Vaterlandes, des Domes zu Mainz und des Münsters zu
Strafsburg, um an diesen Beispielen das Gesagte zu erläutern.
t'w was es in beiden Fallen sich handelte, darf als
voiaus gesetzt werden.
Dass die Restauration des Domes in Mainz bei Künstlern
und Laien nur geringe Sympathie gefunden hat, ist zunächst wohl
daraus abzuleiten, dass man der Gesainuitwirkung des Baues
zu wenig Rechnung gelragen, und vorzugsweise darnach getrachtet
hätte, den neuen Chorthurm in Einklang mit seinem Unterbau
zu setzen. Unter allen Umständen war dieser Ostthurm in eiuer
gegensätzlichen, weder den Westthurm an Reichthum und Lebendig-
keit überbietenden noch ihm durch Plumpheit widersprechenden
Gestaltung aufzuführen. Es war ein prinzipieller, durch den
Ausbau der llankirenden Thdrme des Ostchores nicht mehr gut
zu machender Fühler, dass man dies nicht bedachte.
Interessant ist es, dass beim Münster in Strasburg eiu im
Wesen durchaus verwandtes, schwieriges Restaurations - Problem
in Frage kam, i
bei dessen Projektirung der Restaurator direkt das Ziel ins Auge
fassen musste: die Ergänzung nicht nur mit dem Bau sondern
auch mit der Stadt-Silhouette in Uebereinstiinmung zu bringen.
Der archäologische Standpunkt ebensowenig wie das Streben nach
Einheit des Stils durfte hierbei deu klaren Blick des Restaurators
trüben; so wünschenswerth diese letztere erscheinen mochte, so
war es in beiden Fällen doch nicht mehr möglich, bei der nun
einmal zur Thatsacbe gewordenen Verwendung dreier Bauweisen,
die selbst wieder verschiedene Entwickelungsstadien zeigten, eine
stilistische Harmonie zu erzwingen. Man hätte sehr wohl von
dem Beispiel mittelalterlicher Meister sich können leiten lassen.
Die Aufgabe des Uestaurirens von Baudenkmälern ist keineswegs
eine durchaus moderne: auch früheren Zeiten lag sie vor und
die Meister des Mittelalters vertraten als Restauratoren den
(irundsatz, das Alte zu lassen, wie es bestand, dem Alten das
Neue aber im Stile ihrer Zeit zuzufügen und, wenn möglich,
eine Harmonie des Ganzen in künstlerischer Hinsicht zu er-
zielen. Dieser Standpunkt wäre in beiden Beispielen wohl der
geeignetste gewesen. Demnach hätte man in Strafsburg deu
romanischen Vieningsthtirm, trotzdem er nicht freiliegt in seinem
gegenwärtigen Zustande belassen, den Mainzer Thurm aber in
seinen romanischen Theilen herstellen sollen. Ueber den Haupt-
simsen des romanischen Theils I
was am
wendig
Was speziell Strafsburg anbelangt, so scheint mir, beiläufig
gesagt, das Sträuben gegen die Wiederherstellung der gothischen
sogenannten Bischofsmütze , wie sie einmal mehre Jahrhunderte
bestanden hat, auf einer vollständigen Verkennung der Aufgabe
selbst zu beruhen. Namentlich dürftederStandpunktViollet-le-Duc's,
der die Wiederherstellung der Bischofsmütze berechtigt fand,
falls sich Bruchstücke von ihr erhalten hätten, weil das jedoch
nicht der Fall war, einen i omanischen Abschluss in Vorschlag
brachte, als eine Marotte*) zu bezeichnen sein. Gerade weil
die Bischofsmütze bestanden hat, weil sie noch in Zeichnungen
uns überliefert ist, weil sie eine der originellsten Kompositionen
des Mittelalters und die erdenklich genialste Losung des Problems
war, ist sie jeder modernen Erfindung in irgend welchem Stil
vorzuziehen. Es Bcheint, dass mehr die Abneigung gegen eine
Gothik von schon deutscher Haltung die Herren Viollet-Ie-Duc
und Klotz zur Bevorzugung des romanischen Stiles veranlasst hat.
In Betreff des östlichen Vieningsthurms in Mainz war jedenfalls
die schon andern Ortes mitgetheilte Denzinger'scbe Auffassung
berechtigt, dass der ehemalige gothische Aufbau, welcher das
gleiche Motiv wie der Oppeuheimer Vieruugsthurm und die
Strafsburger Bischofsmütze verwerthet hatte, in reicherer Weise
und in besseren Verhältnissen gestaltet, zum Ganzen wie zum
Ostchor gepasst hätte, während uns in ihm zugleich ein Zwischen-
glied zwischen der Früh- und Spätgothik am Mainzer Dom er-
halten geblieben wäre. — Wenn ein noch so sehr begabter und
geschickter Baumeister solche Fragen aus Voreingenommenheit
Irb Cliflll
hinzu fügen,
Upueikteu uoth-
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No. 60.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
307
für den romanischen oder den gothischen Stil entscheiden will,
dann ist er überhaupt alles Andere eher, als ein Restaurator.
Selbstverständlich ist es ebenso wenig ein solcher, wenn er sich
mit seinen eigenen Ideen auf Kosten des \V erkes vordrangen will.
Ohne Entsagung wird Nietnatid restauriren können. —
Es sei hier ferner ein drittes Betspiel angeführt, welches in
ahnlicher Weise nicht selten vorkommen mag. Die Nikolauskirche
in Kämpen ist urkundlich 136», und wie schon erwähnt, vom
Meister Kuotger Michelson aus Köln begonnen worden. Dies"
Notiz bezieht sich offenbar nur auf den Chorbau, dessen Plan
eiu reduzirter Kölner Dom-Grundriss ist Die untere II Ufte des
Chores ist streng im reifen gothischen Stil mit leichter Tendenz
zur Spätgothik durchgeführt Die Obertheile des Chores zeigen
einen viel entwickelteren und etwas abnormen Stil, namentlich in
den Fenstenuaafswerken, die ebenso wie die Anlage der nicht
zur Ausführung gekommeueu Strebebögen manches Ueberein-
stimmeude mit dem Detail am Chor des Domes zu Prag haben.
Soll man nun die zu erneuernden Strebebögen im Sinne des Unter-
oder des Oberbaues halten? Ein strenges Festhalten des Charakter*
der alteren Theile wäre dadurch gerechtfertigt, dass die Strebe-
pfeiler-Aufsätze wenigstens in der Grundrissanlage angedeutet
sind; diesen Spuren brauchte man bei der Aufrissentwickelung
nur zu folgen: indessen sind auch von den Strebebögen deutliche,
wenn auch unansehnliche Reste ihrer Anschlüsse an die Chor-
Ober- Theile erhalten. Ein Versuch, beiden Anhaltspunkten Rech-
nung zu tragen, liefs nun als günstigste Losung der Aufgabe eine Ver-
mittlung in dem Sinne erscheinen, dass eine gewisse Strenge in den
konstruktiven, etwas mehr Freiheit, im Sinne der Spätgothik, bei
dem dekorativen Beiwerk beobachtet wurde. —
Die Ausarbeitung der Restanrationspläne im
Grund der vorhandenen Aufnahmen erpicht sich le
den oben entwickelten Forderungen zu genügen sucht,
archäologisch getreu und künstlerisch vollendet zu r
Die erste bestimmt, dass alle willkürlichen Zuthaten
Monument entfernt bleiben und entfernt werden sollen, die zweite,
dass man der Schönheit, nicht aber dem Alter den Vorrang gebe.
Wenn Stümper im 15. Jahrhundert ein Meisterwerk des 14.
irgendwie verunstaltet, oder wenn sie die gegebenen Motive in
■ Weise weiter gebildet haben, so sind wir nicht aus
auf
konservativer Marotte verpflichtet, dem archäol gischen Standpunkt
strikte zu genagen, diese Stümpereien bei zu behalten und gar
zu Ende zu führen; wir dürfen den Kram abbrechen, der die
Vollkommenheit des Werkes beeinträchtigt, ja, sogar unmöglich
macht Würden wir z. B. das Chor des Münsters in Freiburg zu
restauriren haben, dem man in den Jahren 1780 1857 neun
Strebepfeileraufsätzc zujrefütrt hat - die anderen 4 fehlen
Strebepfeileraufsätzc zugefügt hat - die anderen 4
einer abscheulicher als der andere und die älteren noch
\U die neueren, so müssten wir sie, als dem edlen Charakter des
Baues widersprechend, beseitigen; eine Existenz-Berechtigung be-
hielten sie nur als kunstgeschichtliche Knriosa, als Beispiele, wie
man zur Zeit ihrer Herstellung die Restaurations-Aufgabe auf-
fa&ste. Hatten wir dagegen ein Werk, wie den Westthurra am
[>om zu Mainz zu restauriren, die hervor ragende Leistung Neumann's,
des berühmten Erbauers der Schlösser zu Wiinthnrg und Bruchsal,
so würdeu wir, trotzdem der Thurm als ein Gemisch mißver-
standener spatgothischer und barocker Formen mit den Stilrich-
tiiugen des Domes nicht in Einklang steht, ihn als eine künstlerische
Leistung in dem Sinne restauriren müssen, welcher der Konzeption
des Künstlers entspricht. Stört ja doch ein Kunstwerk ein
anderes trotz seiner Stilverschiedenheit keineswegs. —
Den Plänen, welche der Behörde zur Genehmigung vorgelegt
werden, fügt man selbstverständlich einen Kosten Voranschlag und
einen Krläuterungsherirht bei. Zu glauben, man könne bei
Restauratious- ebenso wie bei Neubauten sehr eingehende und
detaillirte Kostenvoranschläge anfertigen, ist indessen ebenso irrig
als ungerechtfertigt, weil sich erst während der Restauration seihst
beurtheilen lilsst, welche Theile vom alten Bau ganz erneuert
oder nur ausgebessert werden müssen und weil man demnach nur
summarisch die Kosten voraus berechnen kann. Da überdies
mit der zunehmenden Genauigkeit des Kostenanschlags die Arbeit
seiner Herstellung sich sehr steigert, der Vortheil eines
aber nur gering ist im Vergleich zu einer auf Grund
Erfahrung basirten, annäherungsweise richtigen Beurtlieilung der
Restaurationskosten, so ist das letztere Verfahren jedenfalls vor-
zuziehen. Unter allen Umstanden unterlasse man nicht, für „un-
vorhergesehene Fälle", die bei Restaurationen stets besondere
häufig sich einstellen, einen entsprechenden Prozentsatz in Rechnung
folSt.)
Die ökonomische Form und
Wenn ein verlangtes Nutzprofil mittels einer flherwölbteu
OefTniing verwirklicht werden soll, verfahrt man gewöhnlich so,
dass einige Konkurrenzprojekte mit beliebig angenommener
Gewölbeform entworfen werden, worunter dasjenige zur Aus-
führung gewählt wird, das unter der untersuchten das billigste
ist. Ein Verfahren wie dieses, bei dem der Zufall entscheidet,
genügt rationellen Anforderungen längst nicht und drängt zur
Aenderung, die denn u. a. bereits im Jahre 18438 von Böhm in
einer längeren Arbeit, die im Zivil-Ingenieur, S. 268, abgedruckt
wurde, versucht worden ist; diese Arbeit scheint bis jetzt einen
ausreichenden Eingang in die Praxis nicht gefunden zu habeu.
Bei einem richtig konstrairten Bauwerk müssen die Ge-
saramtkosten, die sich, von den Stirnen abgesehen, hauptsächlich
aus den Einzelkosten für das Gewölbe, die Widerlager und
die Fundameute zusammen setzen, ein Minimum sein. Die
Stirnen dürfen füglich aulser Betracht gelassen werden, da sie
die Aufgabe kotnpliziren und da die Preisdifferenzen, welche sich
für das Stirnmaiierwerk — bei gegebener lichter Höhe — durch
die Wahl verschiedener Pfeilhöhen ergeben, im Vergleich zu den
Kosten des mittleren Theiles eines langen Durchlasse* oder einer
langen Unterführung bedeutungslos sind. Von Bauwerken ge-
ringer Länge, bei denen die Baukosten der Stirnen von Bedeu-
tung sein können, soll hier nicht die Rede sein, aus dem Grunde,
dass bei geringen Daromhöhen dem Konstrukteur grol'se Aus-
wahl in Form und Höhe nicht
Höhe gewOlbter Bauwerke.
Für die Parabel ist nun:
Kl«, t
Ich habe
durch direkte
Vergleiche
■X gefunden, dass
beim Streben
nach Oekonomie
in 1, Linie der
Oberhöhte
Korbbogeu,
in 2. der Halb-
kreis in Be-
tracht zu ziehen
ist Man wird
aber iu beiden
Fällen das Ge-
wölbe nicht bis zum Berührungspunkt der Kurve mit der Senk-
rechten hinab führen und wenn der Beginn desselben, wie hier
angenommen ist, um 0,25 L höher, Uber den Bogen-Anfingen
liegt, so erhält man beim Halbkreis eineu Zentriwinkel von
120". Es ist demnach die Qnerschnittsfläche des Gewölbes
mit Vernachliissigung der beiden in Figur 1 schraffirten kleinen
Dreiecke, wenn man als Bogen-Begrenzungen Parabel
Fi - g 4(2rf-r-2ctangj<.) +2r</- jj hzd
= lang <p
2b
dl » V — d
und wenn man einen überhöhten Bogen voraus setzt, dessen
gröfserer Radius gleich der Lichtweite ist, so ist 2rf = 0,937 L,
(wofür hier um die Vernachlässigung der schraffirten, kleinen
Dreiecke auszugleichen) der Werth von 1 L in die Rechnung
eingeführt werden mag.
Substituirt man für b seinen Werth h - 0,25 L, so ist:
Nach Heiuzerliug ist die Stitke der Widerlager überhöhter
Bögen anzunehmen zn:
0 = 0,30 f 0,15 L + 0,17 (//- *)
und hierfür wird die Fläche der Widerlager:
F, = 2 ( 0,30 + 0,15 L + 0,17 (//-*> j (//-* + 0,25 L + c \
Ferner ist die Gesammt- Breite der Fundamente:
B = 2{0l60 + 0,16i + 0,17 (// - *)}
Anstatt der direkten Kosten fahrt man am besten die
auf aufgehendes Mauerwerk reduzirten Kosten ein, welche erhal-
ten werden, indem man die Preise der verschiedenen Einheiten
durch den Einheitspreis des aufgehenden Mauerwerks, welcher
= 1 gesetzt wird, dividirt Macht man die Ausnahme, die Einheiu-
des Fundaments ebenfalls = 1
= 1 au setzen, so entspricht
dies einem in der Praxis am meisten vorkommenden Fall, da das
I Fundament meist die Tiefe von 1,0™ haben und 1 kb,n Funda-
mentmauerwerk einschl. Boden- Aushub eben so viel kostet
als 1 kbm aufgehendes Mauerwerk.
Es werden hiernach, wenn der auf aufgehendes Mauerwerk
reduzirte Preis des Gewölbe-Mauerwerks y ist (s. oben)
die Einzelkosten:
A', = f 3CL { 16 (h - 0,25 Lf 4- 8 L> |
Ki - ( 0,60 + 0,80 L + 0,34 (H - h) J ( // A f 0,25 L -f c J
A'i = 1,20 f 0,30/, + 0,3-1 (// - A>
und die Gesammtkosten : A* - - A', -f- A', -|- K3.
Nach A differentiirt und den erhaltenen Ausdrurk
rfA"
</A
gleich
Null gesetzt findet
~ü~ * (10'<i7r ,-»,68)-c (0,34 4-2,67 f) -0,68 tf-n »,94-0,335 /. <l
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308
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
27. .Tu Ii I87X
h _ 0,66 //+ 0,886 L f 0,94 + e (0,84 + 2,67y)
10,67 r + 0,68
Wird in dieser GL // = N f. gesetzt und dann der Aus-
druck beiderseits durcli L dividirt, «o erhält man die allge-
meine Oleichimg für das ökonomische Pfeil- Verhältnis« unter
Voraussetzung eines uberhöhten Bogen«:
A = L (0,38'. + 0.68JV) -f 0,94 + c (Ofii +J£[r)
l- 10,07 rc+ 0,68 L
Für den speziellen Fall, dass S — 1, also Hohe des
Bauwerkes Weite desselben ist, ergiebt sich:
*__ 1,065 L -f 0,94 -f c (0,34 -f 2,67 y)
L 10,67 y e + 0,68 L "
Führt inau in diese Gleichung der Reihe nach
gehörige Werth« von /< und c:
L t « L ' c i :
10 I 0,65 I 6 0,45 I 2 I 0,35
8 I 0,50 | 4 0,40 |
ein, so ergiebt sich demnächst folgende Tabelle:
1
r
1,0
1,25
1,60
2,0
2,50
3,0
10»
k
L
1,05
0,i>7
0,90
0,80
0,72
0,66
8"
h
L
1,02
0,93
0,85
0,76
0,69
0,64
6 "
h
i
0,98
Oj99
0.81
0,72
0,65
0,60
4 >n
h
i
0,92
0,83
0,76
0,66
0,60
0,55
■>m
h
L
0,81
0,72
0,66
0,57
0,51 0,4H
Diejenigen der vorstehend angegebenen Pfeilverhältnisse,
welche nahezu dem Halbkreise entsprechen - also etwa diejen.
von 0,6 ab — bedürfen einer Korrektur, da bei Berechnung der
Tabelle die überhöhte Bogenform voraus gesetzt worden ist.
Beim Halbkreis ist nun 2</= 0,806/,, wofür der Werth
= 0,9 /- in die Rechnung eingeführt werden mag, um die Ver-
n»rbl.is>igwtif der schraftirten Dreiecke (s. oben auszugleichen.
Dann ist:
und da für den Halbkreis die Stärke der Widerlager:
<, = o,30 + 0,20 L + 0,17 (//— A) ist, so wird:
F, = 2 j 0,30 + 0,20/. + 0,17 (//-*) | j // - A + 0,25 L + t \
und die Gesammtbreite der Fundamente:
B, — 2 \ 0,60 + 0,20 L f 0,17 (// - A; }
Ks ergiebt sich hieraus wie vor die allgem. Gl. für das Ökono-
mie Pfeilverhaltniss beim Halbkreis-Bogen:
A m l (0,485 4- 0,68 A-) + 0,94 -f c (0,34 + 2,96 r)
i r- 11,86 c + 0,68 L
und für den speziellsten Fall, dass .V = 1, d. h. dass Höhe
des Bauwerks — Weite desselben:
* = i>16bL + °',J* + c (°.3* + 2,96 r)
L ' 1 1,85 f c-f 0,68/,
IHe hiernach stattfindende Aendening ist so unwesentlich,
daas die oben berechnete Tabelle, welche ohnehin nur Mittelwerthe
umfasst, die zum größten Theile keinen direkten praktischen
Werth besitzen, unverändert aufrecht erhalten werden kann. —
Bezeichnet man solche Durchbisse und Unterführungen, die
aus kauflich erworbenen Bruchsteinen oder Backsteinen her-
gestellt werden, „unter normalen Verhältnissen ausgeführte", so
zeigt die kleine Tabelle, dass für solche das ökonomische Profil
das überhöhte ist Wenn in der Nahe der Baustelle gelegene
Einschnitte zufällig das Material für Fundameute und Widerlager
liefern, so ist dagegen der Halbkreis die mehr ökonomische Form.
Bei kleineren l'uterführnngen ist der Halbkreis an Stelle des
überhöhten Bogens auch dann zu wählen, wenn die Gestalt der
durchpassirenden Wagen — Omnibus, breite Erntewagen etc. —
dies verlangt. Segnieutbögen (deren Pfeil so grofs als möglich
zu wählen ist) sind nur dann auszuführen, wenn dieselben durch
geringe Damm-Höhe nöthig werden.
Es würde, nachdem ermittelt worden ist, dass für normale
Verhältnisse die überhöhte Bogenform sich im Vorzuge befindet,
sich in der Praxis darum handeln, eine solche Form derselben zu
bestimmen, welche möglichst geringe KonstruktionsScnwierigkei-
ten mit sich bringt. Als eine solche erlaube ich mir den neben-
w*. t.
mim
Korb-
Rheinischen
Eisenbahn
eigentümlich
ist Sollte etwa
aus schönheit-
lichen Rück-
sichten der Halb-
kreis oder ein
Segmentbogen
den Vorzug er-
halten, so wird
es zu empfehlen sein, sich von der Gröfse des damit verbundenen
Opfere zu Oberzeugen. Es mögen zu diesem Zwecke die Nor-
malien der Hannoverschen Staatsbahnen*) mit den ent-
sprechenden Normalien der Rheinischen Bahn sowie die
Normalien der Mosel bahn**) für Bruchstein-Ausführung mit den
korrespondirenden Normalien der Rheinischen Bahn, unter
Voraussetzung eines annähernd gleichen Nutzprotils , verglichen
werden. Für das laufende Meter enthalten die Mittel- Theile
jener Normalien folgende Material-Mengen in kbm.
J I
Uei-ichmiuc Weil* Uilie
I
Hannover. B.
Rheinische B.
Hannover. B.
Rheinische B. ,
Hanuuver. B. .
Rheinische B. ,
Mosel-B
Rheinische B. .
Mosel-B
Rheinische B. ,
Mosel-B
Rheinische B. ,
. 1,0
. 1,0
. 3,0
3,0
5,0
5,0
1,0
1,0
3,0
3,0
5,0
6,0
1,0
1,1"
3,0
3,20
4,0
4,30
1,50
1,55
3,0
3,15
5,0
5,25
Kuiwi. Auf- ....
kbtn
I.-
1,50
1,93
2,30
1,50
0.66
6,90
3,23 4,13
3,82 18,0
3,87 6,11
3,61
3,15
10,80
9,46
2,35
3,20
4,20 I
0,61
0. 56
1, (10
2,10
3,58
4,48
4,45
4,4(i
10,50
9,36
19,91
7,92 4,21 116,33
1,64 0,47
4,38 1,78
oia»
TtlX
Hat Kr-
}o,46] 13
jl,84l 20
Null
1,14
J3,58
11 %
18 %
Zu
man immerhin, dass die Bauwerke mit überhöhter 1
wenigsten Material erfordern und dass der Prozentsatz der
Ersparniss mit der Weite des Bauwerks zunimmt —
Bei gröfseren Dammhöhen wird es sich um die Frage
handeln: Ob ein niedriges und entsprechend langes oder ein
hohes und entsprechend kurzes Bauwerk sich ökonomisch am
vortheilhaftesten heraus stellt? Zur Lesum; dieser Frage wird
nach einer im Protokoll der 65ten Hauptversammlung des SAchs.
Ingen.-Vereins 1868 gedruckten Mittheilung, welche auszugsweise
auch im 1. Bd. Bauhandbuch Th. H. pag. 314 wieder gegeben
ist, die vortheilhafteste Höhe durcli Gleichsetzung der beiden
Momente — des im Gewölbe-Scheitel wirkenden Horizontalschubes
und des auf das Widerlager wirkenden Erddruckes in Bezug
auf eine horizontale Ebene in Höhe der Fundament - Oberkante
ermittelt Ich möchte dieser Lösungsart die folgende einfachere
Betrachtung an die Seite stellen.
Bei einem Bauwerk mit gegebener Weite und bestimmter
Gewölbeform, dessen Flügel in der Richtung der Widerlager liegen
oder eine Verlängerung derselben bilden, ist die Gesammt- Lange
von Flugelanfänger zu Flügelanfanger unabhängig von der lichten
Höhe und es ist deshalb ein Bauwerk um so ökonomischer je
weniger Material pro Längeneinheit verbraucht wird. Man wird
im allgemeinen mit einem sehr niedrigen Profil beginnen, weil
sowohl die Längeneinheit des mittleren Theile« als auch die
Längeneinheit der Flügel um so weniger kostspielig ist je ge-
ringer die Protilhöhe ist Findet man dann, das« ein niedriges
Bauwerk theurer ist als eins mit etwas gröfserer Höhe, so hegt
nach dem vorigen Satze der Grund lediglich darin, dass ein
Theil der Gesammt-Länge, welcher als Flügel billiger hergestellt
werden kann, einen Bestandttheil der Mittel-Partie des Durch-
lasses bildet Die ökonomische Höhe ist demnach diejenige, bei
welcher die Längeneinheit des mittleren Theiles und die gedachte
Längeneinheit der Anschlussquersehnitte zweier Flügelmauern an
die Stirn in Bezug auf den Kostenpunkt gleicbwerthig sind.
Es ergiebt sich hieraus für die Konstruktion solcher Bau werke der
Satz, dass die Stirnen möglichst niedrig zu halten sind.
Nimmt man z. B. an, dass die Höbe der Stirnmauern über
Gewölbe-Oberkante etwa der Gewölbes t.u-ke gleich kommt, so er-
hält man nach den obigen Betrachtungen als ökonomische Höben
für den angeführten überhöhten Bogeu 0,75 /. und für den
Halbkreis etwa 0,90 L,
Diese Angaben dürfen indessen nur als Mittelwerthe ang
werden, weil dieselben von den Preisverhältnissen der
denen Einheiten abhängig sind.
Cöln, Februar 1878. Louis Hoffmann,
•) VetKl. o. D. B..ik»l-r„|. - 1«». l»«. 5».
••) V«sl. D. Bit« 1S77. p«g- JUS.
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No. 60.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
309
Architekten- und Ingenieur- Verein zn Hamborg. Ver-
sammlung am 3. Mai 1878, Vorsitzender Hr. Haller, Schrift-
führer Hr. Bargum, anwesend 38 Mitglieder.
Der Vorsitzende legt den am 5. April d. J. an Senat and
Bürgerschaft erstatteten Bericht, der an beiden Körperschaften
gemeinschaftlich niedergesetzten Kommission für Vorbereitung des
Kathhausbaues vor und stellt die Frage: Ob der Verein zu der
in diesem Bericht ausgesprochenen Ansicht, dass an dem Kon-
kurrenz-Programm von 1876 festzuhalten sei, seinerseits Stellung
nehmen wolle/ Hr. A. L. J. Meier halt es für die Pflicht des
Vereins die Resultate der mehrmaligen eingehenden Besprechungen
der Rathhausbau - Frage in bestimmt* Beschlüsse einzukleiden
und diese bekannt zu machen. Diese Ansicht findet auch durch
Andere, namentlich durch die Hrn. F. A. Meyer uud Hastedt
Unterstützung, doch wird dabei vor solchen Resolutionen ge-
warnt, für welche nicht eine bedeutende Majorität erzielbar ist.
Der Vorschlag, die BeschluRS-Formulirung durch den Vorstand
vorbereiten zu lassen findet allgemeine Billigung. -
Hr. Roeper halt einen Vortrag Uber die Bewegung von
Drehbrücken, wozu dem Redner ein von ihm bearbeitetes Projekt
für Ueberbrflckung der Einfahrt zum Hambarger - Binnenhafen
zwischen Baumwall und Kehrwieder Veranlassung gegeben hat.
Das Projekt für den Brtlckenüberbau einschl. eines vorgeschlagenen
Drehmechauismns ist durch die
Sabmissions-Ausschreibung bereiU bekannt geworden.
Stiftungsfest am 4. Mai 1878. Der Charwoehc halber
das auf dem 18. April fallende Stiftungsfest verlegt werden;
reite Umstände bewirkten einen Aufschub bis in den Mai
FHese Verschiebung gab dem Fest - Komite (Schaffer,
Zinnow, Heunicke) Veranlassung die Feier im Granen, oder nach
Hamburger Sitte und Sprachgebrauch als „Architektengnin", zu
veranstalten. Trotz des wehenden „Mailüfterl" hatte man als Fest-
platz den Sagebiel'schen Saal gewählt, dem aber durch Zelte und
Buden, zwischen Birken- und Tauuen-Aupflanzungen das Ansehen
eines Dorfmarkts gegeben worden war, auf dem in wechselndster
Weise für das Amüsement der stadtischen Gäste gesorgt war. —
Neben dem „Dr. Rnlentfll", einer stereotypen Erscheinung des
Vereins, sowie neben Ajeb, dem Schachspieler und „Miss Muss".
der gröftten Dame der Welt produxirten sich Akrobaten, Seil-
Vermischte».
Baugewerksohule in Insterborg. Der Direktor dieser
neuen Schule Hr. Ingenieur Leflson sendet uns mit Bezugnahme
auf die in No. 58 er. erfolgte kurze Besprechung der Anstalt
einige Bemerkungen, aus denen wir folgendes gern reproduziren :
Die von der Redaktion ausgesprochene Ansicht, dass junge
Leute ohne irgend welche fachliche bezw. handwerkliche Vor-
bildung Aufnahme an der Schule finden könnten sei irrig, da die
Bestimmung im Schulprogramm übersehen worden sei, dass die
Schule sich die Aufgabe stelle, junge Bauhandwerker so
heran zu bilden, dass sie als selbständige Baugewerksmeisler
wirken konnten, hiermit soll nach der Meinung des Hrn. Di-
rektor Leflson gesagt sein, dass nur Bauhandwerker d. h.
Wa-
rn der
■ enge Interpretation gern und «an-
bei derselben verbleiben möge, halten aber
dafür, dass ein weniger strenges ja thatsachheh beschranktes
Verfahren bei der oben zitirten Progamm-Beschrankung recht wohl
möglich ist, sobald ea der Direktion beliebt, sich über die an-
gedeutete, imaginäre Schranke hinweg zu setzen.
Mit Bezug auf die Art und Zahl der Lehrkräfte enthalt die
Zuschrift die nähere Angabe, dass für das künftige Wintersemester
auf eine Frequenz von 50— BO Schülern gerechnet werde. Im
Programm seien nur die ständigen Lehrer erwähnt uud sei
durch die zugesagte Unterrichtsleistungen seitens zweier am Orte
fungirender Iiaubeamten allen in dieser Beziehung an die Schule
zu stellenden Anforderungen Genüge geleistet. — Wir können auch
diese Meinung leider nicht als vollgültig akzeptiren, weil dasjenige
Element, welches der Lehrkörper einer Baugewerkschule unserer
Ansicht nach dringend braucht, das der Baugewerksmeister
im Lehrkörper der Insterburger Schule jedenfalls unvertreten ist. —
Hr. Direktor Leflson wendet sich endlich gegen die ver-
neinenden Ansichten, welche wir in Bezug auf die Aufnahme
einiger speziell bezeichneten Gegenstände in den Unterrichtsplan
der Schule erhoben haben. Als solche Gegenstände hatten wir
„Physik, Chemie, Gleichungen 2. Grades mit mehren Unbekannten"
sowie „Arithm. u. geometrische Reihen" bezeichnet. Es wird die
Berechtigung zur Aufnahme dieser Fächer von Hrn. Direktor
I.effson durch Berufung auf die diese Fächer gleichfalls ent-
haltenden Lehrplane zweier andern Baugewerkschulen „welche
als mustergültig dastanden" zu motiviren versuchL Wir vermö-
gen diesen Versuch leider nicht als gelungen anerkennen, ein-
mal weil der Begriff „mustergültig» bekanntlich kein exakter ist,
Ober welchen alle Welt einverstanden wäre, sondern sogar be-
trächtliche Verschiedenheiten einschliefsen kann und sodann, weil
uns mehre andere Baugewerkschulen wohl bekannt sind, welche
die oben genannten Fächer in ihren Lehrplänen entweder gar
nicht oder doch mit sehr bedeutenden Einschränkungen führen
und deren Ansprüche auf das Prädikat „mustergültig" um
—u«.«.., Methodistenprediger, Tyroler Sänger etc. etc. Hier führte
ein Eskimo „ethnographisch richtig" eine Giraffe durch den Saal,
dort wurde das „Aquarium der Hamburger Stadtwasserkuust" ge-
zeigt; hier leierte auf verstimmter Drehorgel ein Wasser- Bau-
Inspektor den Vers: „Von Hamburg geht's nach Ritzcbuttcl" und
dort machte die Baupolizei sich um die Statistik des Bauwesens
verdient, indem sie mittels eines Wäge - Sessels das moralische
Gewicht des einzelnen Architekten nnd Ingenieurs feststellte.
Kurzum hier dies, dort das im buntesten Gewoge, bis durch das
Abendessen eine augenehme Ruhepause eintrat, die freilich bald
ihr Ende fand, da die Tanzlust nicht mehr zu dämpfen war.
Wer Terpsichoren nicht huldigen wollte, verfiel dem Bacchus bis
Eos die Gebannten erlöste. —
Versammlung am 17. Mai 1878. Vorsitzender Hr. Hall er,
später Hr. Ahrens, Schriftführer Hr. Harguin, anwesend
39 Mitglieder.
Ueber den Eingängen befinden sich die Aufforderung zur
Beschickung der diesjährigen akademischen Kunstausstellung zu
Berlin, das Protokoll der Gen.- Vers, des Voreins dtschr. Zement -
Fabrikanten, der 1878er Bericht der Hamb, mathem. Gesellsch.
und die Mittheilungen des Arch.- u. Ing.-Vcr. für Böhmen.
Unter dem Vorsitz von Hrn. Ahrens verlauft die Berathung
der Resolution in der Rathhausbaufrage, welche in der in Xo. 43
dies. Bl. mitgeteilten Fassung, die beinahe vollständig mit der
Vorlage des Vorstandes überein stimmt, angenommen werden.
Hr. Herrmann giebt eine Beschreibung von der Genesis
des im Juni in Hamburg stattfindenden internationalen landwirth-
schaft liehen Maschinenmarktes und ladet zu einem Besuche der
Ausstellungsräume kurz vor deren Eröffnung ein.
Hr. A vc -l.nl lernen t macht auf die in Betrieb der hiesigen
Pferdeeisenbahn versuchsweise eingestellten Spurbahn-Maschinen
von Brown • Winterthur aufmerksam und empfiehlt deren Be-
sichtigung. — Ein Antrag von Hrn. Ehlers, dass der Verein
eine Berathung des an die Bürgerschaft gelangten Senats-Vor-
schlages für Revision des Baupolizei-Gesetzes vornehmen und zu
diesem Zwecke eine Kommission bestellen möge, findet durch die
Hrn. Hastedt, Haller und Hallier bedingte Unterstützung und
wird dem Vorstände zur Vorbesprechung und Wiedervorlage
über den
nichts hinter den Ansprüchen zurück stehen, die die von Hrn.
Direktor Leffson von ihm speziell genannten
besitzen sollen.
Um selbst die leisesten Zweifel, welche
früheren Auslassung entstehen könnten, z
„Grundzflge von H^tti»»««
richtsgegenstände an *^ner Baugewerksohule
sind, dass wir indessen Gleichungen 2. Grades mit mehren Unbe-
kannten sowie arithmet u. geometrische Reihen", als einen höchst
überflüssigen Luxus betrachten und, hierüber noch hinaus gehend,
sogar Zeit und Mühe, welche von der Mehrzahl der Schüler
auf diese Dinge verwendet wird, so gut wie verloren erklären.
Und wenn irgend wo, so ist gerade „auf einer Baugewerkschule
die Lehrzeit edcL" - B. -
Zar Einführung des D&mpfaparwagen - Betriebs auf
Hauptbahnen. Der schon seit langer beabsichtigten Einführung
dieses Betriebes auf der Niederachlesiscb-Märkiaeben Eisenbahn*)
stellte sich bisher die Bestimmung im §. 34 des Bahn -Polizei-
Reglements vom 4. Juni 1875 entgegen, wonach in jedem zur
Beförderung von Passagieren bestimmten Zuge mindestens ein
Wagen ohne Passagiere folgen muss. Unter den am 1. Juli er.
in Kraft getretenen Aenderungen des B.-P.-Reglcm. befindet sich
auch ein Zusatz zum g. 34, welcher besagt: „Dass unter beson-
deren Verhältnissen von der obigen Bestimmung in einzelnen
Fällen mit Zustimmung des R.-Eisenb.-Amtea Abstand genommen
werden kann" und es ist durch diesen Zusatz das letzte Hinderniss,
welches der regelmäfsigen Benutzung des Dampfspurwagens für
den Verkehr auf deutschen Hauptbahnen entgegen stand, beseitigt
worden. Die Seitens des Handels-Ministeriums zu der speziell
erwähnten und zu sonstigen Abänderungen des B.-P.-Reglem. ent-
haltenen Erläuterungen heben hervor, dass durch jene Aenderungen
für den Betrieb mancher Bahnen Erleichterungen - - so nament-
lich auch die Anwendung des Dampfspurwagens
sich erreichen lasse.
Die Vorzüge, welche der Dampfspurwagen in seinen sehr
günstigen Zugkrafts- und Adhäsions- Verhältnissen, sowie der ge-
ringen Zugkraftskosten gegenüber der Anordnung wobei der Motor
vom Wagen getrennt ist, besitzt, lassen denselben geeignet er-
scheinen, auf den Hauptbahnen eine öftere Personenbeförderung
als sonst möglich, selbst bei sehr geringer Frequenz einzurichten,
snselben ebenfalls, auf Lokalbahnen den ge-
zu vermitteln, — voraus gesetzt, dass
nicht lediglich für F"
er Dampfspurwagen wird entweder als Holser Pers
, mit einem kleinen Raum für Passagier-Gepäck
1 > . »- - ... » f « „ cjt -J t\j\äyr all r*\\ ftlu I 'orCAiimt urtfl t
* OWJIvll I M>7I*t IKM * r\SV: I Q 11 1. U t\l . Ä TT I 71 1 1 1 11 I I I Ml a
in No. j* m, s. I*J i
Güter-
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310
wagen — etwa 40 bis 50 Personen und 60 bis SO > Unter fassend
— gebaut Die Maschinen sind stark genug, event. noch einen
angehängten Güterwagen mitzufahren. Der Bau der Maschinen
der Dampfspurwagen findet in der Fabrik von H. ttruson in
Magdeburg statt.
Brückenbau aas Grobmörtel. (Zemeiu-Betonj. Die Vor-
wohler Portland -Zement- Fabrik in Holzminden, welche auf die
weitere Ausbreitung des Betonbaues Itesondere Mflhe verwendet,
hat der im Jahrg. 1877, S. 25'J beschriebenen etc. Ausführung
einer Strafsenbrücke jetzt einen weitern Bau von gleicher
Art folgen lassen, der den zuerst ausgeführten, nach mehren
Richtungen hin übertrifft. Die genannte Fabrik hat im Auftrage
derHerzogl.-Braunschweigschen Kreis- Wegebau-Verwaltung soeben
eine schiefe Straften- Brücke über die Glesse vollendet, welche
bei 8,3"" Lichtweite (in normaler Richtung zu den Widerlagern
gemessen) und (bei dem Schragungswinkel von 37'/,") in der Rich-
tung der Strafse gemessen, die Weite von 13,6 = besitzt Die
Scheitelstarkc ist 35 «», welche Starke bis zu den Anfangen der
Widerlagskörper sich auf 70 ™ erhöht. Die Widerlager selbst
sind sogen, verlorene, sehr ahnlich denen, die in der Darstellung
in No. 53, Jahrg. 1877 dies. Hl. angegeben worden sind. — Der
Pfeil der Brücke ist, beim absoluten Maafs von 1,85 °>, rot 1:7,3
bezw. 1:4,5; der Kntwurf der Brücke rührt vom Architekten
Licbold her. —
Ks ist zweifellos, dass gerade für Brücken von besonderer
Schiefe, wie in vorliegenden Falle, der Betonbau Vorzüge besitzt,
welche die Kntscheidung zu seinen Gunsten wesentlich erleichtem.
Wir können nur wünschen, dass durch diese und weitere Ver-
suche, die Betonbau -Technik Gelegenheit erhalte, sich aufs
innigste mit ihrem Material uud seiner rationellen Vcrw< ndungs-
weise vertraut zu machen, und dass die erst in längeren Jabres-
reihen zu machenden praktischen Erfahrungen, die zum
voraus gehegten Erwartungen nicht tauschen werden.
Zur Konstruktion der Hollsteln'schen patentirten
Fattermauern. Mit Bezug auf die Notiz im Briefkasten der
No. 55 er. ersucht Hr. Chaussee-Inspektor a. D. Holstein uns um
die Aufnahme folgender Notiz.
Meine Konstruktion offener Stützmauern mit horizontaler Boden-
btützung unterscheidet sich von der Konstruktion die in Chiolich-
Lowensberg beschrieben ist, dadurch, dass bei mir die horizontalen
Konstruküonstheile, also Bogen bezw. Bühnen, nicht blofse Ver-
stärkungen gewähnlicher Futtermauern sind, sondern vielmehr
sclbstständig den Bodenschub aufheben, mithin keine gewöhn-
lichen Stützmauern noch außerdem an ihren Stirnen erheischen
(wie das bei (Jhiolich-Löwensberg dargestellt ist), in der Ausführung
mittels Röhren aber sogar ohne Pfeder bestehen.
Prinzipiell ist übrigens der Unterschied vorhanden, dass in
der Konstruktion, die Chiolich-Löwensberg beschreiht, die den
I ßodenschub aufnehmenden Flachen -Elemente der Konstruktion
I in kontinuirlicher Reihenfolge sich vom Fundament bis zur Mauer-
krone an einander reiben, wahrend meine Konstruktion oben offen
ist und dem Bodenschub nur in gewissen Vertikal-AbsUtnden ein-
zelne Angriffspunkte bietet, so dass derselbe nur an gewissen,
| günstigen Hebelsarmen angreifen kann, woraus folgt, dass das
statische Moment des Bodenschubes zu einem Minimum, u. z. mit
dem theoretischen Grenzwerthe Null, wird.
Endlich ist der gemachte Einwand sachlich nicht neu, sondern
| früher, und ehe das Kaiserliche Patentamt amtirte, von einer
Patentbehörde erhoben, meinerseits aber damals speziell wider-
legt worden.
Dresden, am 1». Juli 1878. G A. Holstein,
Kgl. CluilM«e-Iiiip<kt., n'prüf. ZtTU-Inntttmtiir.
Riesaer Elbbrüokenbau. Der für Eisenbahnzwecke die-
nende erst« Theil des Brücken-Neubaues ist bereits im Februar d. J.
wieder dem Verkehr übergeben worden; der andere Theil, die
Strafsenbrücke, naht gegenwärtig seiner Vollendung.
Wie schon in einer früheren Mittheilung angegeben worden
ist, handelt es sich tiei diesem zweiten Theil um die erstmalige
praktische Verwirklichung der Idee Kosckes: den Horizontal-
Schnb des Untergurts der Träger, soweit dieser vom Eigenge-
wicht der Brücke herrührt, aufzuheben. Die Aufgabe wird bipr
durch eine Verbindung von Hebel -Schubstange und Gegenge-
wichte, die an nur einem Ende der Brücke angebracht sind,
gelöst; das andere Trüger-Ende ist am Widerlager fest gesetzt
Mit der Fertigstellung der neuen Brücke geht der Abbruch
der lnterimsbrUcke , zu deren Bau bekanntlich ein Theil der
Reste der im Frühjahr 1*76 zerstörten eisernen Brücke benutzt
worden ist — wahrend ein anderer Theil in Holzbau ausgeführt
wurde — Hand in Hand. Die Reste des Eisenbaues sind längst
beseitigt; es wird gegen wartig an der Fortschaffung des Tragers
aus Holz- Fach gearbeitet, wobei man von schwimmenden
Rüstungen Gebrauch macht. Demnächst bleiben noch die Pfeiler
der älteren Brücke zu entfernen, um die letzten sichtbaren
Erinnerungen an den früheren Zustand der Dinge zu verwischen,
da die in Folge der Brückenverlegung nöthig gewordenen Um-
bauten des Riesaer Bahnhofs ihrer Vollendung ebenfalls ent-
gegen gehen.
Uaber die Tragfähigkeit einer Anzahl zweit
eiserner Oberbau- Systeme mit Longschwelleru
Von dritter Seite auf einen lrrthiim aufmerksam gemacht,
der in meiner, in den Nrn. 33 u. 34 abgedruckten Mittheilung
sich findet, beeile ich mich, denselben wie folgt, zu berichtigen,
voraus schickend, dass der Irrthum durch einen, von mir leider
übersehenen Druckfehler in Winklers .Eisenbahnbau"
worden ist.
Auf Seite 170 links oben muss e
/ - 0,706
Da bei de
: l 0,53
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»'. + »».
und ebenso
ferner auf S. 171 links
ile,
hei s
H",
v — - *?L*_ •
W, + ir,
ie mit Nj
der Langschwelle durch die von
dem Gegendruck der Kiesunterlagc herrührende Biegung hervor
gebracht wird, die schlimmste ist, und deren Bestimmung von
dem fraglichen Fehler nicht berührt wird, so wird das früher
durch die Rechnungsresultate gegebene Unheil Uber die be-
handelten Systeme im ganzen wenig moditizirt. Nur bei den
beiden lleusingerschen Systemen erscheinen die UangHchwellen
durch die Längsbicgungeü noch wesentlich mehr beansprucht als
durch die Qnerbiegungen, d- tu es wird -V, noch wesentlich
gröfser gefunden als .V3. Endlich ist zu bemerken, dass die er-
laubte Freilage auf EinzelunterstHUungen wie Querschwellen
bezw. Querträgern auf Brücken etc. durch den fraglichen Irrthum
zu gross gefunden worden ist.
Es sei mir gestattet durch nachstehende Zusammenstellung
die auf S. 171 gegebene Tabelle zu korrigiren:
Klu-iiiferlto B>h<
KttrliiUrl»' tUh
Hobeiwgjter, An.
H»(l«irol1. <l<
hu«.. It., mit Hlll SrhkiK. An. .V»»
HtiMtnp-r I. 0»» ibtp-limfn!
" i— do.
II. Ii—
Frankfurt a. M., im Juli 1878.
E. W. Wolff, Reg.-Bmstr.
Brief- und Fragtkasteii.
Zur Frage am Schluss der No. 58 nennt sich uns die Firma
Heinr. Freese, Beuthstr. 10 in Berlin für Lieferung von Metall-
Oesen und Metallknöpfen mit Ketten für Zug-Jalousien.
Hrn. H. in Wittlich. Wie können Sie nur auf: v. Rönne
_die Baupolizeigesetze des preufs. Stuats" Berlin, verweisen, ohne
aber ganz sicher zu sein, dass das Buch in Bezug auf die be-
sonderen Verhältnisse Rheinlands erschöpfend ist
Hrn. R. W. in Mannheim. Die Vorschriften über das
Prüfungswesen in Preußen finden Sie im „Programm der K. Bau-
akademie", welches vom Büreau der Anstalt zu beziehen ist —
Die Beantwortung Ihrer beiden andern Fragen wurde sehr viel
ahne
Raum erfordern, ohne ein sicheres Resultat zu liefern und
dass ein Nutzen für die Allgemeinheit entstände.
Hrn. X. in Mainz. Wiederholt haben wir bereits angegeben,
dass, um einen haltbaren Oelfarhen-Anstrich auf Zementputz her-
zustellen es nöthig ist , die Putzflache zuvor mit einer »ehr ver-
dünnten Säurelösung (Schwefelsäure, Salzsäure, auch Ammoniak)
abzuwaschen, zu dem Zwecke, thierisches und vegetabilisches
Leben zu zerstören etc.
Anfragen: 1. Giebt es Pumpen, die das Wasser 14 °> —
event noch höher - pumpen ohne zu drücken nnd wo stehen
dieselben im Betriebe? (Zur Erklärung die Notiz, dass die Neu-
heit eiuer betr. Erfindung angezweifelt worden ist).
Korar.k.loMTori.1« roa Ctrl rWiltu la Btrila. Fi/ dl« R*.UkUon
»•nurtworUic« K, K O. PrlL.h. Druck: W. Motor Hofbuebdrackt ro . Btrlln.
No. 61.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
311
KiauUUtn. - TnuuporUMrr ZinuBrf-IIeil
- FatsraaVHacbrUaMa, — Bri» f- und PnpkHiH
Verband deutscher Architekten- und Ingenieur -Vereine.
Um etwaigen Zweifeln zu begegnen, machen wir hierdurch bekannt, dass bei der technischen Ausstellung der
nächsten Verbandsversammlung von den Mitgliedern ein Platzgeld nur insoweit crhol<cii werden wird, als dieselben Industrie-
Gegenstande ausstellen, während sie für die Ausstellung graphischer Arbeiten Nichts zu entrichten haben.
Dresden, am 25. Juli 1878.
Die Kommission des Sachs. Ingenieur- und Architekten-Vereins für die technische Ausstellung.
Im Auftr. Wagel.
das Gefalle von etwa 8"/,Kl ( = ', „„ <
Modi-
Angabe, wonach
erhalten sollen , ist
tikation bedürftig.
Die Bemühung, die Kinnen- Konstruktion möglichst einfach
und solide zu gestalten, hat mir als lieste Lösung eine solche er-
scheinen lassen, bei der die Hinnen ein Gefalle Oberhaupt nicht
erhalten. I>er Rinnbnden niht dann unmittelhar auf, wird also
gegen Ausbauchungen (Durchbiegungen), die sich bei Anwendung
bangender Rinneisen bilden, gesichert und kann ohne Gefahr für
die Kiune begangen werden.
liei dem vielfach ausgeführten Abstände der Abfallrobre von
etwa 20 m betragt, unter Zugrundelegung der obigen Angabe, das
absolute Gefalle für jeden Kndpunkt der Kinne 8 "". Wird dieser
nun im Scheitelpunkte eine Tiefe von 8 «■ gegeben, so betrügt
die Rinnenhohe an den Stellen grülster Tiefe, d. i. an den Fan-
den, 8 -f 8 = 16 »«.
Hei horizontaler Lage des Riunbodcns könnte (unter der
Annahme, dass auf einem Gefalle von 1 : 120 der Wasserablauf
ungehindert und vollständig erfolgte) sich als denkbar ungunstigster
l all der ereignen, dass bei heftigen Regengüssen ein WasserkeU mit
der Neigung seiner Überflache von 1 : 120 stehen Miel*; dal>ei
würde aber der frei gelaufene Theil der Rinne genau dieselbe
Gestalt haben, wie eine Rinne, die eine Hoden-Neigung von
1:120 besitzt. Ks ist aber ohne Versuch klar, und ich habe
mich auch bei Rinnen, die ohue jedes Gefalle verlegt waren,
tiberzeugt, dass in Wirklichkeit ein Wasserkeil nicht stehen
bleibt, sondern dass beim Aufhören des Regens das Wasser auf dem
ebenen Boden in kurzer Zeit vollständig abläuft, wahrend bei
der hängenden Rinne in jedem, zwischen 2 Rinnen sich bilden-
den Wassersack eine mehr oder weniger grosse Menge desselben
Fl*, i.
Fl*. t
Hei Rinnen auf massiven Gesimsen gestaltet sich die Kon-
struktion mit Rinnenboden ohne tiefalle etwa wie in Skizze 1
dargestellt ist Die Rinnciaen werden eingemauert, u. z. so, dass
die Schmalseite des Eisens sich an die Rinnen-Wand anlegt, und
es wird um das Eisen ein Zinkstreifen gelegt, den man mit der
Rinnen- Wand verlöthet
Bei Rinnen auf hölzernem Gesims (Skizze 2) werden die
Rinneisen aber die Kinne fort geführt, am oberen Ende genagelt
oder verschraubt, am unteren Ende mit einer Umbiegung versehen,
die sich auf die Abdeckung des Gesimses anliegt. Die Befestigung
der Vorderwand der Kinne an den ltinneisen geschieht durch
t'mlegung eines Zinkbandes; in derselben Weise wird auch
der Fuss des Rinneisens auf der Zinkabdeckung des Gesimses
befestigt.
Potsdam. Vogdt, Siadtbaurath.
Seit 15 Jahren habe ich bei allen von mir ausgefnhrten Ge-
bäuden, bei welchen die Kiune frei auf dem Gesimse lag oder
als Sima ausgebildet wurde, der Rinne die horizontale Lage
gegeben, ohne dass sich bis jetzt Uebelstande bemerkbar gemacht
haben. Das Material war in allen Fallen Zinkblech.
Zur Sicherung gegen die Gewalt des Windes lasse ich
kleine Eisen, welche über die Rinne hinweg reichen und den
äußeren Rand derselben umfassen, auf die Sparren nageln.
(Fig. 3.)
J. Schmölcke, Architekt
Polychromischer Kunststein. In verschiedenen gewerb-
lichen HhUtern — Böttgers l'olyt Notizblatt, Hessisches Gewerbe-
blatt, Deutsche Töpfer- und Ziegler-Zeitung — erschien vor einiger
Zeit eine Mittheilung folgenden — abgekürzt wieder gegclicncn
Chemiker J. Ferwer in Trier mischte 5 Th. kohlens. Kalk,
1 Th. Ultramarin und eine geringe Menge Wasser zu einer
plastischen Masse, welche in einer Schicht von 1 "» Dicke aus-
gehreitet und demnächst mit einer gesättigten Lösung von eisen-
freiem, schwefelsauren Zinkoxyd in Wasser so lange bestrichen
wurde, als die Lösung noch eindrang und die Oberfläche der
Masse nicht wieder aufweichte. Nach stattgefuudener Trock-
nung und nach schwacher Erhärtung der Oberfläche wurde
die Masse in die oben erwähnte Zinkvitriol • Lösung
gebracht, mit Beachtung der Vorsicht, sie nicht froher völlig
unter zu tauchen, als bis eine gänzliche Durchdringung mit der
Flüssigkeit erreicht worden war. Nach mehrmaligem Umwenden
während der etwa 5 Stunden dauernden Eiutaurhung wurde die
Masse heraus genommen, welche sich nunmehr in einen Stein von
mehr als Marmorharte uud dem Lasurstein ähnheb, verwandelt
hatte. Der Stein ist schleif- und polirbar und widerstandsfähig
gegen Einwirkungen sowohl von Luft als Wasser. - Versuche
ergaben, dass das (bei der ersten Probe benutzte) Ultramarin
durch jede andere Mineralfarbe ersetzbar ist und die er-
zeugten Kunststein - Massen sich in allen Farben tönen dar-
stellen lassen, welche für dekorative Verwendung geeignet sind,
lie Färbung schon bei einem nur geringem Färb
tritt
-uigctn rarbcnzui
lebhaft wird. -
sich nach dem miigetheilten Verfahren nach einiger Lehmig
die schönsten und dau«rhaftesten Flächenverziernngen
der inannickfaltigsten Art ausfahren; ob auch Wandgemälde
damit sich werden darstellen lassen, ist noch unversucht, aber
wahrscheinlich. —
Die hohe Bedeutung, welche in dem dekorativen Theile der
Architektur eine Erfindung, wie die obige, im Falle ihrer Be-
währung besitzwn wurde, hat uns veranlasst, über die chemisch-
technische Seite derselben die Meinung eines Spezialisten ein-
zuholen; nachdem dieselbe eingegangen, theüeu wir sie unsern
Lesern nachstehend mit :
Es In- st sich meiner Meinung nach nicht bestimmt vorher
sagen, ob die Marmorhärte der ,1'olychromischen Zemente" sich
auf die Dauer bei Einwirkung des Wassers und der Luft erhalten
wird. Wir haben in unserem Laboratorium nach der betr. Notiz
mit feinst gemahlenem Marmor, mit und ohne ritramarin, Versuche
angestellt; die Wirkung ist allerdings eine auffallende.
Wie sich die Probestucke weiter verhalten, werde ich später
mHtheOen. Es scheint mir jedoch, dass die Manipulation eine
schwierige und außerdem langwierige ist und dass diese Zemente
eveut nur zur Herstellung von Fbichan, wie auch die Notiz sagt,
sich anwenden lassen, da beim Bestreichen der noch keinen
rechten Zusammenhang habenden frischen Masse mit Zinkvitriol-
Lösung die Kanten etc. zerstört werden.
Zur Herstellung von Wandtlächen vou auffallender Schönheit
gab Dr. Frühling s. Z. ^Notizhlatt d. d. Ver. z. Fabrikat von
Ziegeln etc. Jahrg. 1870, Heft 2; cbeufalls ein Verfahren an.
Es soll eine Mischling von feinst gemahlenem Marmor und
Chalcedon auf frischen Zement putz aufgetragen werden, bezw.
für farbige Flächen ein Anstrich aus einer Mischung von Chalcedon
und dem betr. Farbstoff mit dünner Kalkmilch. Ich habe bis
jetzt nicht gehört, dass dieses Verfahren in der Praxis Anwendung
gefunden hat
Amöneburg b. Biebrich. Rud. Dyckerhoff.
Hiernach bleibt zunächst weiteres abzuwarten.
Transportabler Zimmer-Heiz-Apparat. Dem Architekten
van Ilagen zu Berlin ist ein Patent auf die Ausführung eines
Heiz -Apparats crtheilt worden, dessen Kigenlhüinlichkcit darin
besteht, dass die Wärrae- Aufnahme unabhängig vom . Sundorte,
den der Apparat besitzt erfolgen kann.
Zur Wärmc-Aufuabme — an einer aufserhalb des zu heizen-
den Raumes irgend wo liegenden Feuerlingsstelle - dieneu ent-
weder Gu&skörpcr von konischer, spiralenartiger, kreuzförmiger etc.
Gestalt, oder auch Längen alter Eisenbahnschienen, oder Eisen-
abfulh- oder Korper Oberhaupt, die der Bedingung genügen, re-
lativ grorse Wärmemengen aufnehmen zu können und daneben
ohne Gebrauch besonderer Apparate hantiruugsfähig zu sein.
Diese Körper werden nach Erhitzung in ein zylindrisches
Gehäuse gebracht, welches doppelwaudig ist uud einen unteren
mehrfach durchbrochenen Hoden besitzt oben aber völlig offen ist.
Innerer Mantel und Hoden bestehen aus Cbamotte, der äufsere
Mantel, welcher unten eine Anzahl von Löchern hat, aus Eisen.
ist oben, unter Verwendung von Sand-
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312
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
31. Juli 1878
Dichtung, mit einem kuppelförmigen oder konisch oder sonstwie
gestalteten doppelwandigen Deckel geschlossen, dessen Hohlraum
• gefüllt ist und der zum beschleunigten Wärmeaustritt
i einen kleinen Deckel verschließbare Oeffnung besitzt.
Der beschriebene Körper ist auf einem in beliebiger Weise durch-
zubildenden, fahrbaren Gestell aufgestellt, in dessem Zentrum ein
oben und unten offenes Luftzuführungs-Rohr steht, das die Luft
aus dem Zimmer entnimmt und — vermöge seines unmittelbaren
Anschlusses an den Heizraum diesem kühle Zimmerluft zufahrt.
Ks ersieht sich aus dieser Beschreibung, dass der Ofen an be-
liebiger Stelle in dem zu heizenden Kaum« aulgestellt werden kann,
da derselbe eines Abführungsrohrs für die Heizgase nicht bedarf.
Hierin liegt allerdings ein Vorzug des Apparats; oh derselbe in
Verbindung mit einigen anderen, welche ohne weitere Angabe
erkennbar sind, ausreicht, um dem Apparate eine Zukunft, z. K.
auch für Neubauten zu verschaffen, wie der Erfinder erhofft, ist
uns zweifelhaft; nach unserer Meinuug bandelt es sich hei ihm
eigentlich mir um eine sekundäre Heizung, die für manche
Fall«? — z. B. bei abseits liegenden Kammern, in Schlafraumen,
in grofsen nur ungenügend zu erwärmenden Kiiunieu, an tempo-
rären Arbeitsplätzen etc. etc. — anwendbar sein kann. -
Eine Auastellung von archltcktonischon
und Reiaeakizzen In Berlin wird für das Frühjahr 1879 ge-
plant. Ein aus den Hrn. Geh. Keg.-Rth. Luders, Reg.-Bmstr.
I.ntbmir, Maler M. Meurer und den Architekten Schutz, Stock-
hardt, ('. Zaar und H. Ziller bestehendes Komitr versendet so
eben folgenden Aufruf:
„Wir beehren uns, Sie mit dem Plan einer Ausstellung von
Reiseskizzen und architektonischen Aufnahmen bekannt zti machen,
welche im Frühjahr nächsten Jahres, vom 1 ■">. Mai bis 15. Juni 1879,
in Berlin in dem provisorischeu Kunst- Ausstellungsgebäude auf
der Museums-Insel stattlinden soll. Die Ausstellung soll Skizzen
architektonischen, dekorativen und kunstgewerblichen Inhaltes
umfassen. Kein figürliche und landschaftliche Darstellungen sollen
ausgeschlossen bleiben.
Die Ausstellung wird den Hauptzweck verfolgen, eine Ueber-
sicht über das zu bieten, was von deutschen Künstlern auf ihren
Studienreisen gesammelt worden ist, und zugleich eine Katatogi-
sirung des Aufgenommenen wie des Aufzunehmenden zu ermög-
lichen, welche für spätere Studienreisen einen werthvollen Anhalt
olcber Ausstellung
und Fortführung der Ueberskht wird den Nutzen der gegen
Ausstellung
geben. Eine regelmäßige Wiederholung solcher Ausstellungen
Das Interesse, welches der Vergleich der Auffassungen ve
schiedener Architekturschulen bit ten wird, sowie die Verbreitung
wartigen
der Theilnahme an unserer Kunst im grofsen Publikum, welches
gleichzeitig durch die geplante Berliner Industrie-Ausstellung vor-
aussichtlich in gröberer Menge hierher gezogen werden wird,
erwähnen wir nur beiläufig.
An die Architekten -Vereine, Architekturschulen und Atelier-
Verbände wenden wir uns schon jeut mit der Bitte, in ihrem
Kreise für das Unternehmen zu wirken, sowie demnächst als
Sammelstelle und Vor -.Jury thätig zu sein. Alle näheren Be-
dingungen werden wir uns erlauben, Ihnen durch ein im Sep-
tember d. J. zu versendendes Zirkular bekannt zu geben "
Zweck und Ziel des Unternehmens, dessen Erlolg um so
giöfser und dauernder sein wird, je umfassender dasselbe sich
gestaltet, siud im Vorstehenden so klar entwickelt und der Nutzen
desselben leuchtet so ohne weiteres ein, dass wir zur Empfehlung
des Planes unsererseits kaum etwas hinzu fügen können. Möge
die ßetheiligung der deutschen Faebgenossen , unter welchen
die Deutsch-Oesterreicher einbegriffen sein sollen,
eine entsprechend rege sein.
Ein Erkenntnis» des preufsisohen Obertribunals
(Senat III) in Bezug auf die Abschätzung eines zu
expropriirenden Grundstückes als Baustelle vom
27. Mai 1 H79 stellt fest, dass als Baustelle nicht nur der Raum
für die zu errichtenden Gebäude, sondern auch der für deren
verschiedene Bestimmungen erforderliche Grund und Boden zu
taxireu sei. „Offenbar unbegründet, so lautet das Erkenntnis», ist
der Einwurf, dass als Baustelle nur der mit den Gebäuden selbst
zu besetzende Grund und Boden zu schätzen gewesen sei; denn
für den Werth eines zur Bebauung bestimmten Grundstücks sind
nicht blos die zeitigen Baupläne, sondern die zweckmäfsige Be-
nutzung desselben zu Bauten, welche sachverständiger Beurtlieiliing
unterliegt, maßgebend, und bei derartiger Benutzung kommt es
nicht blos auf den Raum für die Gebäude, sondern auch auf
den für deren verschiedene Bestimmung erforderlichen Grund
und Boden an."
Prämien-Erthellung an preufaisohe Baumeister und
Bauführer. Die Kgl. Technische Ober-Prüfungskommissiou macht
bekannt, dass den „best bestandenen" •! Baumeistern und Bauführern,
die in der Zeit vom I. April 1877 bis Ende März 1878 der
Prüfung sich unterzogen haben, Stipendien von je lrtOO M. bezw.
IHK) M. zum Zwecke von Studienreisen bewilligt worden sind.
Unter den Baumeistern wurden auf diese Weise ausgezeichnet
die Hrn. Jungeblodt a. Münster. II. Zaar a. Koblenz, Ver-
worn a. Berlin u. Barkhausen a. Bückeburg — unt«?r den
führero die Hrn. P. Hesse a. Alalcben, Mönnich a.
Friedrich a. Berlin n. Eichhorn a. Gelle.
Kouknrreueen.
Monats - Konkurrenzen für den Architekten- Verein zu
Berlin zum 7. September 1H7H.
I. Teller. - Für einen Teller, welcher zu einem vollständigen
Porzellan-Service gehört, ist eine in der Glasur liegende farbige
Omameutatiou zu entwerfen. Die Dekoration soll sich auf 2
Farben beschränken, wobei bemerkt wird, das« für die vorliegende
Technik überhaupt nur Dunkelblau (Kobalt), Mattgran (Chrom)
und ( hokoladenbraun (Mangan) zur Anwendung kommen kann.
Das Motiv der Dekoration ist so zu wählen, dass es leicht für die
Anwendung auf die übrigen Servicestücke zu (IbereeUteu ist
Farbige Darstellung in natürlicher Größe. Zum Studium empfohlen :
Die Blaumalereien in der Sammlung des deutschen Gewerbe-
Museums, besonders die Schränke 207, 203, 215 218.
II. Eiserne Gerüst- Brücke. - Für eine eingleisige nor-
malspurige Eisenbahn ist eine eiserne Gerüstbrücke nach Art
der amerikanischen Trestleworks für eine Maximalhöhe von 30"
zu konstruiren, wobei es überlassen bleibt, ob die Konstruktion
nach europäischem oder amerikanischem System durchgeführt
wird. Die Bahuaze ist hierbei als geradlinig voraus zu setzen;
jedoch sind die in Kurven von bestimmen) Radius nothwendigeu
Aenderuugen zu bezeichnen. Die Gerttstbrücke soll einem Wind-
drucke von 150k pro Q™ und einer beim plötzlichen Brem si i
des Zuges eintretenden Horizontalkraft Widerstand leisten können.
Außer den nöthigen Zeichnungen ist eine Berechnung des Eisen-
bedarfcs zu liefern.
Personal -Nachrichten.
Preufaen.
Ernannt: I >er < Iber-Bau - Direktor S c h n c i d c r zum M inisterial-
Direktor in der mit der Vorwaltg. der Staats - Eisenbahnen be-
trauten Abthlg. (II) des Ministeriums f. Handel, Gewerbe etc. Der
Kreisbmstr. Nicdieck in Aurich zum Bau-Inspektor f. d. Bau-
kreis Mühlheim a.'Kuhr, mit dem Wohnsilz in Essen.
Versetzt: Der Kreisbmstr. Bruns von Paderborn nach
Aurich.
Der Bau- Inspektor, Baurath Rauter zu Graudenz tritt am
1. Oktober in den Ruhestand,
Brief und Fragekasten.
Hrn. W. in Ingolstadt. Wir bitten Sie, die Vorschriften
bezgl. der preufsischen Staatsprüfungen im Baufach, welche Sie
übrigens auch von der Kasse der Kgl. Bauakademie zu Berlin
gegen Einsendung von 1 M. beziehen können, in No. 61 Jbrg. 7b'
u. Bl. einzusehen, da wir außer Stande sind, Ihre Fragen bezgl.
derselben in ganzer Auadehnung zu beantworten. Eine Zulassung
zu den bezgl. Prüfungen würden Sie event nur durch spezielle
Erlaubniss des Hrn. Haudelsministors sich erwirken können.
Alter Abonnent in Berlin. Die Einfriedigung eines
Grundstückes kann keinem Eigentümer verwehrt werden und ist
von der Zustimmung der Nachbarn, sofern dieselben nich
besondere Rechte auf' Zufahrt etc. besitzen, nicht abhängig;
wenig bedarf es in der Regel polizeilicher Erlaubniss hierzu.
Dass die Einfriedigung sich innerhalb der Grenzlinien des Grund-
stücks halten muss, ist selbstverständlich ; Ausnahmen finden wohl
nur bei den gemeinschaftlichen Brandmauern städtischer Gebäude
statt Wer von den Nachbarn zur Anlage bezw. Unterhaltung
des Zaunes verpflichtet ist, pflegt durch lokales Statut bezw. Ge-
wohnheitsrecht bestimmt zu sein. Bekannt ist, dass in Berlin der
Eigentlüimer eines Grundstücks iu der Regel die Einfriedigung
auf der rechten Seite desselben zu besorgen hat Wo Zweifel
über das Kigcuthumsrecht an älteren Kinfriedigungen, bezw. über die
Grenzlinie bestehen, entscheidet event. die Lage der vorhandenen
Vorsprüuge, so dass die Grenzlinie auf jener Seite angenommen
wird, wo die Nägelköpfe des Zaunes bezw. die glatte Mauerfiäche
sich befinden.
Hrn. A. H. in Giefsen. Die deutsche Litteratiir über
Schlacbtliaus-Anlagen beschrankt sich im wesentlichen auf die
Reiseherichte der Hrn. Stadtrath Risch u. Bmstr. Hennicke in
Berlin '\>>Gil), sowie auf die Publikationen der Viehmarkt- und
Schachthaus-Anlagpn in Berlin und Budapest (von Orth, bezw.
Hennicke u. v. d. Hude). Da sich auf dem bezgl. Gebiete, ent-
sprechend den in neuerer Zeit gemachten Krfahrungen, Aenderungen
von tiefgreifender Art vollzogen haben und vollziehen (beispielsw.
ist man in Paris zu einem anderen Systeme übergegangen), so ge-
nügen jene Werke nicht mehr ganz und es ist z. Z. die Besich-
tigung der neuesten ausgeführten Anlagen unumgänglich. Voraus-
sichtlich werden die in Berlin und Hamburg ins Leben zu rufenden
neuen Anlagen, für welche sehr umfassende Spezial-Studien und
Vorbereitungen stattgefunden haben, Veranlassung geben, auch
das litterarische Material über Schlachthaus-Anlagen zu erweitern.
Berichtigungen. S. 800 muss es in dem Artikel ulier
die Raugewerksrhule zu Instcrburg, Zeile 17, „unbeschränktes
(anstatt beschranktes) heißen.
8. 310 ist in der Notiz über den Risa'er Elbbrücken -Bau,
Zeile 7, „Kopeke*»" i statt Kosckes) zu lesen.
fe-
rn C.rl Brtlil» in
K. K O. Prior». Druck: W. Hoorr HefbucMruck.rei,
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No. 62.
DEUTSCHE B AUZEITUNG.
313
lataalt: tulk.iKb« Can
VerwricuuK der Atädt*. — Uttar <
Ulli btllutig* n an» Verein*«:
■ Filtration .1- - I j -if« ttir
)Q Baudrakmilrm. (Sri) lue*.) —
i-Vm-in tu Berliit — V<rmi»chir»:
M tlwvl I( II I Ii .
lillcratur.
Italienische Camposanto- Anlagen.
(Hwno die Zrh-hiiuiipm »iif 8. 117.);
Wälirend ilie Monumente der Antike und der
Renaissance, als ewig musterpiltige Vorbilder
Italien zum gelohten Laude des Architekten
machen, ist es beinahe auffallend, wie selten
man in dieser Heimstätte der Kunst originellen Schöpfungen,
ja selltst nur hervor ragenden Leistungen der modernen
Baukunst begegnet. Nur die lombardischcu Grofsstädtc,
bei denen freilich ein ziemlich starkes Anlehnen an die Ar-
chitektur Richtung des grofsen französischen Nachbarvolkes
nicht zu verkennen ist. zeichnen sich in dieser Beziehung
\ ort liedhaft aus. Mailand besitzt in seiner Gatteria Vittorio
Emmanuele ein modernes Bauwerk ersten Ranges, vielleicht
das bedeutendste, welches in dem Genre der öffentlichen
•.Passagen11 überhaupt existirt. — Ich spreche hier natürlich
nur von der Architektur; denn die Ingenieur-Baukunst Italiens
hat — im Eisenbahn- und Tunnel-Bau — Werke genug auf-
zuweisen, die sich den grofsartigsten anderer Nationen wür-
dig zur Seite stellen können.
Eine einzige Art öffentlicher Anlagen ist es, durch welche
die im übrigen mit so manchen musterhaften Einrichtungen
versehenen modernen Städte Italiens auch das besondere In-
teresse des Architekten in lebhafter Weise erregen und durch
welche Italien entschieden vor anderen Landern exzcllirt. Es
sind das die Begräbniss-Stätten oder Campi santi, in
deren Gestaltung die Städte mit einander zu wetteifern
suchen und deren Ruhm gar oft den Gegenstand des Stolzes
für die Einwohnerschaft des Ortes bildet. Und das mit
vollem Recht; denn man findet unter ihnen nicht wenige
monumentale Anlagen, die durch Meisterwerke der Skulptur
verschönt, einen wahrhaft grofsartiecn Eindruck machen.
Es liegt ein prinzipieller Unterschied zwischen dem
italienischen „Cimittro" und uuserni deutschen Kirchhof.
Während letzterer im wesentlichen nur eine Begräbniss-Stätte
ist, die zumeist den Charakter einer parkartigen Anlage erhalt
und eines weiteren architektonischen Gedankens sowie eines
einheitlichen Planes entbehrt, ergeben sich diese aus der Idee
des italienischen Kirchhofs, der eben mehr ObmjM santo
ist, von selbst.
Ein weiter, von allen Seiten mit Hallen umgebener
Gröf&o nach einem bestimmten Maximal-Bcdttrf-
ist, bildet hier den eigentlichen Friedhof, um
den sich nur dann, falls der eingeschlossene Bezirk allein
nicht mehr genügen sollte, eine Kirchhof- Anlage naci
Art gruppirt. Doch bleibt jene bauliche Anlage
die Hauptsache; sie bildet den eigentlichen Camp» santo,
den architektonischen Kern des Ganzen. Den geräumigen
Hallen sind die Grüfte, etwa in der Weise der antiken Co~
lumbarien, angeschlossen. Sic sind meistens nach der inneren
Hofseite offen, nach der äufsercu Front geschlossen. I,etzterc
wird häutig, so z. B. in Genna, mit doppelten Wanden auf-
geführt und durch zcllcnartige Theilungen zur Aufnahme von
Grüften eingerichtet. Zwischen die vertikalen Scheide-Mauern
werden horizontale, einen halten Ziegelstein starke Kappen ge-
spannt und auf diese Weise Zellen zur Beisetzung der Särge
gebildet. Ist ihc Zelle besetzt, so wird die Oeffnung auf
der inneren Seite der Hallen fest vermauert und davor
dann die Grabplatte in Marmor oder Erz befestigt.
Die praktischen Vorzüge einer solchen Anlage leuchten
ohne weiteres ein. Erwägt man. dass die Dimensionen der
Zelle auf das Minimalmaafs gebracht sind und dass dieselbe
Anordnung in einem überwölbten Souterrain sich wiederholt,
so begreift mau. wie auf einem vcrhaltnissmafsig so geringen
Raum eine so bedeutende Anzahl von Grabstcllcu unterzu-
bringen ist. Man vergleiche wenigstens damit den Platz,
welchen bei uns, wo jedem Grab ein bestimmter Tcrraiutheil
mit den nöthitren Gängen zugewiesen wird, dieselbe Zahl
von Grübern erfordern wurde. — Nach einer bestimmten Reihe
von Jahren werden die Grabzellen, wie bei uns. wieder ge-
öffnet und neu belegt, falls nicht die Stelle als Erbbegräbnis«
angekauft ist und für eine längere Reihe von Jahren oder
für immer Eigenthum der Familie bleibt.
Vor allem aber ist die ästlietische Seite zu würdigen!
Man vergegenwärtige sich nur die Wirkung dieser weit hin
sich erstreckenden Hallen mit ihren Statuen und Denkmälern
in Marmor, die oft, wie in Genua und Bologna, wahre Galle-
neu von Sknlpturwerken und zugleich prachtvolle Ruhmes-
ballen bilden! Kapellenartige Erbbegräbnisse für Familien
oder Genossenschaften schliefsen sich au und nehmen häutig in
fortlaufender Reibe ein selbständiges Hallenschiff ein. In-
mitten alter erhebt sieb die Grabeskirche, ein hoher Kuppel-
bau oilcr antikisirender Tempel, welcher das Ganze beherrscht.
Wo, wie in Genua oder Neapel, die Anlagen in einer male-
rischen Berglandschaft sich grnppircn, werden die Terraiu- Ver-
hältnisse meist in aufserordentlich geschickter Weise benutzt, um
den Eindruck der Anläge noch zu steigern. In beiden genannten
Fällen bilden sich gewissennaafsen Etagen-Friedhöfe, indem
der untere Theil zu Grüften ausgebaut wird, wahrend an der
doiinnircudcn Stelle die Kirche liegt, zu welcher monumentale
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314
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
3. Anglist 1878
Rampen und Treppen cmi>or fahren. Der beigefügte Holz- !
schnitt giebt lciilcr nur ein schwaches Bild des Geuuescr
Camposttnio, bei welchem die oberen Hallen auf riesigen
Suhstruktioncn ruhend erscheinen. Von grofscr Wichtigkeit
ist hier auch das edle Material, weifscr Marmor, vermöge
dessen sich der Bau fast blendend hell aus der umgebenden
romantischen Landschaft mit ihren tiefen Farbentönen heraus
liebt. Natur und Kunst haben hier ein vollendetes Ganze
f^ü bildet.
Weniger imponirt der Camposanto von Neapel in der
äufseren Gesummt erscheinung, wenn schon seine Lage wo
möglich noch bevorzugter genannt werden muss, als die des ,
Gcuueser. Berühmt ist ja die Aussicht, die mau von den
Terrassen des Friedhofs auf den Vesuv und die reiche
Gegend zu seinen Fttfsen geniefst. Doch gestattete das
ziemlich eng begrenzte Gebiet bei der Steilheit, und Zerrissen-
heit des Bcrgtcrrains wotd kaum die Entfaltung eines so
grofsartigen Hallenbezirks, wie in Genua. Dazu kommt ferner,
dass die Ucbcrsiehtlichkcit der Anlagen durch die in ver-
wirrender Menge aufgeführten selbständigen, kapcllcnartigen
Gebäude der Arci eonfraternihi — welche weiter hin noch
besondere erwähnt werden sollen — verloren geht. —
Der von den Hallen umschlossene innere Hofraum ist bei
allen Camjmanto- Anlagen rar die gewöhnlichen Gräber be-
stimmt und genügt bei den sehr bedeutenden Abmessungen
in vielen Fällen dem Bcdttrfuiss allein. Auf die Möglichkeit
einer Erweiterung wird jetloch ineist Rücksicht genommen
und das nöthige Areal für eine solche vorgesehen. In der
Mitte des Platzes erhebt sich eine Marmorstatue oder Gruppe,
gewöhnlich mit Rücksicht auf die Ranmverhältnisse von kolossa-
lem Maafsstabe, häutig auch ein Mausoleum oder eine Kaitelle.
In Brescia schmückt eine von einem Rundbau umgebene hohe,
weithin sichtbare Gedächtniss-Saule den Hallenhof in bedeut-
samster Weise.
In gröfseren Städten, so in Rom und Neapel, wird dieser
von den Hallen umschlossene Bezirk mehr für dio besitzende
Klasse reservirt und bildet sogar nur einen geringen Theil
des ganzen Friedhof- Gebiets. Bei einem ersten Betreten
dieser Begräbnissfelder, mit ihren mamüchfachen, im Laufe der
Zeit nothwetidig gewordenen Erweiterungen, ist allerdings ein
einheitlicher Plan der Gesammt- Anlage nicht zu bemerken,
doch lässt ein kurzes Orient iren sehr bald erkennen, wie
immer noch der Schwerpunkt des Ganzen im eigentlichen
Camposanto geblieben ist. Selbst der Grundriss des Sau
Lorenzo - Kirchhofs von Rom gewinnt hierdurch eine Ueber-
sichtlichkeit, welche bei unseren gröfseren Kirchhof- Anlagen,
wo sie überhaupt vorhanden ist, wold nur zufällig sich er-
geben liat.
Die im Vorstehenden angeführten Bemerkungen erläutern
sich aus den in Grundriss- und Situations-Skizzen mitgeteil-
ten Anlagen von Genua, ßrcscia, Bologna, Neapel und Rom,
unter denen die von Brescia, Genna und Bologna durch ihren
monumentalen Charakter besonders hervor ragen. —
Die einfachste und klarste Disposition eines Camposanto
zeigen die Friedhöfe der kleineren Provinzialstädtc. Ich
erwähne hier Vicenza. Eni rechteckiger, weiter Raum ist
einfach von Hallen umgeben, die eine derartige Ausdehnung
haben, dass das durch sie eingeschlossene Terrain für die jetzige
Stadt weitaus genügt. In der Mitte der Hauptfrout ist die
Kapelle angeordnet ; inmitten der gegenüber liegenden Arkndcn-
front, also an der bevorzugtesten Stelle, ein kleiner Kuppel-
bau zu Ehren Palladio's, des grofsen Meisters, dem Vicenza
seine Berühmtheit verdankt.
Auch der Grundriss von Genua ist noch einfach. Eine
reichere Anordnung zeigt Brescia, die reichste aber der neue,
von Mengoiü geschaffeue Camposanto von Bologna, auch in
architektonischer Beziehung der bemerkenswerteste von allen.
Im Anschluss an ein früheres Karthäuscr-Kloster, die Certosa,
erbaut, ist der neuere Theil in geschicktester Weise dem schon
vorhandenen Klosterbau angepasst und letzterer selbst für die
Zwecke des Camposanto verwerthet. Die Opulenz der Archi-
tektur dürfte aus dem in gröfscrem Maafsstabe mitgeteilten
Grundrisse genügend zu erkennen sein. Die monumentalen
Räume, welche die edelsten Verhältnisse zeigen, machen
weniger den feierlichen Eindruck von Friedhofs-Halleu, sondern
fast den eines Museums, wozu die Fülle von Marmor-Bildwerken,
darunter viele von bedeutendem Kunstwerth, wesentlich beiträgt.
Die drei Anlagen von Brescia. Genua und Bologna waren
beim Besuch des Verfassers (in den Wintermonaten 1870,77)
noch nicht ganz vollendet ; es scheint fast, dass die vollständige
Fertigstellung des Baues sowohl vom Bedürfnis» wie von den
den Kommunen zu Gebote stehenden pekuniären Mitteln al>-
hängig gemocht ist
Wie schon erwähnt, erscheint beim San Lorenzo-Kirchhof
von Rom und dem von Neapel der Camposanto-Bezirk klein
gegen den Raum, den die aufserhalb des Hallenbezirks be-
legenen gewöhnlichen Gräber, das heifst gröfstentheils die
Gräber der Unbemittelteren und Annen, einnehmen ; man
könnte aus diesem Verhältnis» cinigermaafscu zurück schlicl'scn
auf dio gerade in Rom und Neapel so liedeutendc Mehrheit
derselben in der Bevölkerung. — Die Grundriss-Anordnung der
Hallen ist bei beiden sehr einfach. Der Friedhof von Neapel
ist jedoch dadurch besonders interessant, dass er das allen
diesen Anlagen zu Grunde liegende Prinzip der Kollcktivgräbcr
noch erweitert aufweist, indem aufser den Hullen überall auf
dem umgebenden Terrain kleine tempeturtige Bauten. Kajicllen
und Erbbegräbnisse errichtet sind, welche die Grüfte für ein-
zelne Familien bis zu gesammten Genossenschaften, den
„Arci mnfrnternita" , enthalten und gewissermafscu klein.:
Campisanti für sich bilden. Die Mitglieder einer solchen
Genossenschaft, welche sich meist zunftartig nach ihrer Be-
rufsthätigkeit zusammen thun. stiften ein derartiges Haus, in
welchem sie nach ihrem Tode die letzte Ruhestätte linden.
Vielleicht hat das abscheuliche, sogar — wie ich hörte — ■ noch
jetzt auf dem alten Friedhofe von Nca|iel in Gebrauch stehende
System der Massengräber, in welche die Todtcn der ärmeren
Klasse ohne Unterschied von Alter oder Geschlecht ohne Sarg
hinein geworfen werden, das Wesentlichste dazu beigetragen,
selbst Leute der unteren Stände zu veranlassen, für eine an-
ständige Beisetzung nach ihrem Tode in derartigen Brüder-
schafts-Kaj>cllen schon bei Lebzeiten Sorge zu tragen. Der
ganze steile Weg zu den auf der Höhe des Bcrgabhangs
liegenden Hallen des Camposanto ist von solchen Gebäuden
auf beiden Seiten dicht besetzt, so dass der Besucher dieses
Friedhofs in einer Strafsc von eigentümlichstem Charakter
wandelt.
Die sonstigen Camposanto-Anlagcn, die ich Gelegenheit
hatte zu sehen, zeigen dieselben Prinzipien, wie die mitge-
teilten, ohne weitere spezielle Erwähnung an dieser Stelle
zu vcriliencn.
Sehliefslich möchte ich noch bemerken, dass die beige-
fügten Grundriss- und Sit uations- Zeichnungen mir Reiseskizzen
sind, l>ci welchen die Maafse teils durch Abschreiten, theils
durch Taxiren fest gestellt wurden, dass dieselben also auf
Genauigkeit keinen Anspruch erheben können.
0. Peters, Baumeister.
Filtration des Flusswassers zur Versorgung der Städte.
Der amerikanische Ingenieur James 1*. Kirkwood hat unter
dem obigen Titel*) eiu Buch erscheinen lassen, das vielleicht das
erste ist, welches ganz speziell und ausführlich auf ein begrenztes
Kapitel der Wasserwerk-Baukunst die Filter-Aulageu — ein-
geht . während die bisherige Litteratur fast nur aus Beschreibungen
einzelner Bauwerke besteht, die für das Studium des Wesens der
Filtration unzureichend, mindestens aber sehr unbequem sind.
Das Werk ist freudig zu begru&en und der Wunsch hinzu zu
fügen, dass die darin betretene Bahn wissenschaftlich weiter
verfolgt würde. Ks wird am Platze sein, dem Buche eine etwas aus-
führlichere Besprechung, als einer andern gewöhnlichen Litteratur -
Krschciuung zu widmen.
James Kirkwood hat im Auftrage des B<wä oj tt'attr-
Commüsianeri der Stadt St Louis im Jahre IHM Kuropa
bereist, um Studien über die Abklärung des Flusswassere
^) KlltrUkm du FluarwuBor« mr Vmoriwn« >i«i »Adle; Berirkt ran Jim
behufs Wasser-Versorgung von St l.nuis zu machen. Kr hat seine
Wahrnehmungen in einem „Bericht'' uieder gelegt, der deu Haupt-
inhalt der deutschen Bearbeitung bildet In einer Nachschrift
giebt der Uebcrsetzer des Buchs, Hr. lug. Samuelson, seine
eigene Meinimg kund und «cht ferner speziell auf die von ihm
projektirten Filter-Anlagen der Stadtwasserkuust von Hamburg ein.
Der „Bericht' zerfällt in 2 Tin nie, deren oraler die Frucht
des nachfolgenden 2. Theils , nämlich die Beschreibung einer
FUter-Anlage, wie sie der Verfasser für St Louis nach seinen
tleilsigeu Studien prujektirt hat, enthält Das Mississippi- Wasser,
welches für St Louis benutzt werden soll, enthält sehr wenig
organische Substanzen, zeitweilig aber viel Sinkstoffe; die Zeit,
welche nötig wäre, nm dieselben durch Ablagerung auszuschei-
den, nimmt Kirkwood zu U Tsgeu au. Kr zieht es daher »ur,
nur die gröbsten Theile durch 1 Uigige Ablagerung zu entfernen
und alsdann eine Filtration folgen zu lassen. Die Filtcrttache
wird von ihm ohne ireuauere Berechnung einfach zu etwa 3 <>2t) □«■
angenommen; die Filterechichten soHen I^B-IJJB" tief und das
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N«. 62.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
315
Wasser in der untersten Kiesschicht durch l!i<) his 230«"" starke
Tbonrohre, die in 2,4 his 3,6 m Entfernung verlegt sind, dem Haupt-
kanal des Filters zugeführt werden, welcher 0,76 m breit und 0,88 "•
hoch angenommen ist Um die Depressionshöhe ( Differenz zwischen
den Spiegelhohen des Filters und des Koiuwaaser-Kanals) zuverlässig
regulären zu können, sollen stellbare Ueberfällein Schieber-
form angewandt werden - eine Einrichtung, deren Grundgedanke
zweifellos gut ist. Die Filterbanins sollen mit Rücksicht auf die
Hewegung der winterlichen Eisdecke mit vertikalen Maueru ein-
gefant werden. Mit Ausnahme der erwähnten Schieber-Anlage
vorgeschlagenen Anordnnngen Nachahmungen guter
ler Vorbilder.
Diesem 1. Abschnitt des Ruches folgt eine gewissenhafte Be-
schreibung aller von Kirkwood besuchten Wasser-
Werke, nämlich der von London, Leicester, York, Liverpool,
Edinburgh, Dublin, Perth, Altona, Hamburg, Berlin, Tours, Angers,
Nantes, Lyon, Toulouse, Marseille, Genua, Livorno, Wakeneid.
Der Verfasser liefert eine getreue Erzählung alles desjenigen, was
er von den gen. Werken gesehen, gemessen und gebort hat. Die
gewählte Vortrags-Art hat ihre guten Eigenschaften, da sie leicht
erkennen laset, wie weit die eine oder die andere Angabe genau
ist. Aus der mitgetbeilten Beschreibung anrb verfehlter Anlagen
ist viel zu lernen und der t'ntslAnd, dass die Angaben einer
langst verflossenen Zeit angehören, ist für den turnenden Ingenieur
ileshalh nicht störend, weil die Filter - Konstruktion in neuerer
Zeil kaum merkliche Veränderungen erlitten hat, höchstens, das*
egen steigendem Wawrlieditrfnisses die Gröfse derselben ge-
steigert worden ist. Dennoch aber muu die Beschreibung, welche
unser praktischer amerikanischer Kollege geliefert hat, als eine
etwas „handwerkermäßige" , manchmal sogar naive, bezeichnet
werden, die leider eine grölst' Menge deB mühsam gesammelten
Materials unverwerthbar macht, in jedem Falle aber den Leser
,an S. 146 u. 147 eine Tabelle
Abmessungen, in der die Angaben
und den Ventil-Querschnitt fehlen; ohne
erstere sind aber die Angaben über Zylinder-Dimensionen, ohne
letztere die Zahlen über die Pumpen und Geschwindigkeit) -Ver-
hältnisse fast werthlos.
Während mehrfach harmlose Kleinigkeiten im Buche Er-
wähnung linden, vermint man beispielsweise bei den Angaben über
Filter feinere .Messungen, also Zahlen (Iber Korngrößen der
Materialien. Was bezeichnet, wenn wir nach Maafsen fragen, ein
Sandkorn, was dagegen feiner, was grober Kies? Gerade hierüber
dürften die Ansichten weit aus einander gehen, da es sich beim
Filtcrsand um Bnichtbcile von Millimetern handelt, während
freilich beim Kies rohere Angaben, wie etwa von Wallnun-
Gröfse, llascluuss - Gröfse etc., genügt halten würden. Eine
.Anleitung zum Filterbau" bildet sonach das Kirkwood'sche
Buch nicht; daneben ist das Studium desselben ziemlich mühsam,
ins bes. schon deshalb, weil Mualsangäbeu in der buntesten Zu-
sammenstellung noch allerlei Einheiten, namentlich nach den für
uns sehr uubequcnicn englischen CaUon», Mütt, Acre* e4e.
gemacht worden sind, die nur mit steter Beiziehung der Re-
duktious-Tabelle übersehbar werden. Es bleibt zu
dass der Hr. Ilebersetzer des Werks.neben V«
der Sprache nebt auch eine Verdeutschung der Zahlenangaben
geliefert bat Hingegen muss anerkannt werden, dass der
Hr. Ucbersetzer den vorhin erwähnten Mangel einer klaren
Zusammenstellung der wichtigsten aus den von Kirkwood mit-
getbeilten Erfahrungen abzuleitenden Erklärungen und Zahlen
empfunden hat, indem derselbe — unterstützt durch eigene
Beobachtungen — auf die feineren Vorgänge auf dem Filterbett
eingeht und seine betr. Angaben genau präzisirt
Ans dem vielen werthvollen Material, welches im Buche
enthalten ist, möge eine kurze generelle Mittheilung hier ge-
stattet sein.
Kirkwood besuchte Anlagen aller Art, solche, die gar uicht
filtriren, andere, die eine künstliche Filtration halten, endlieb
solche, die mit sogen, natürlicher Filtration arbeiten.
Kr findet, dass die künstliche Filtration in' England fast
allerorten gut verstanden und gelungen, die natürliche Filtration
dagegen mißverstanden, verunglückt ist
In Frankreich verhält sich's umgekehrt K. fand dort
gute Anlagen für natürliche Filtration; dabei ist indes« nicht zu
verkennen und auch Kirkwood ahnt dies bereits dass für
diese Anlagen das Grundwasser eine Kolle spielt,
heutzutage von filtrirtem Flunwasser scharf zu
bemüht ist
Fast überall in England wird „Ablagerung" vor der Filtration
t; den Ablagerung*- Bassins hat man oft sehr hedentenden
Fanungaranm gegeben ; K. hält aber eine mehr als 1 Tag dauernde
für untohnend, welche Ansicht in statistischen Zu-
aus neuester Zeit bestätigt wird.
gediegenen Arbeiten von Grahn (Journal f. Gasbeleuchtung 1876
S. 280) geht hervor, dass bei den Filtern der Wal ifiddlaex
Waier Hnrlr« (London) die Ablagerungs-Bassins etwa das (»fache
des Tagesbedarfs fassen und pro Q" nur HOkb"» Wasser
durchließen, bis die Filter zu reinigen waren, während die Filter
der Chthea Wairr Work* (London), welche ohne Ablagerungs-
Hassius siud, 336 kb™» bis zur Reinigung durchließen. Beide Werke
aber entnehmen das Wasser unfern von einander aus der Themse.
Aus solchen Fällen soll freilich nicht gefolgert werden,
dass die Ablagerung ganz unnütz seil aber jedenfalls das,
dass dieselbe nur für ganz grobe Sinkstoffe, die sich innerhalb
von Werth ist Der "
dass Thonschlamm, welcher viele unserer Flüsse trübt, nur
in sehr langer Ablagerung zu Boden sinkt, und dan die Be-
antwortung der Frage, ob Bassins nützlich seien und
Gröfse sie erhalten sollen, wesentlich davon abhänge, ob
Anlage durch lokale Umstände gegenüber
wesentlich begünstigt ist oder nicht In keinem Falle sei es
möglich, durch Ablagerung an Filter-Fläche zu sparen.
Zweck der Filtration, als deren Erfinder der Ingenieur
der ( 'heitern & Lambeth W. W., James Simpson, genannt wird,
ist nach Kirkwood nicht nur die Ausscheidung trübender Sink-
stoffe, sondern auch die der nicht mit freiem Auge sichtbaren
Organismen und Reste derselben, die auf den ausgenutzten
Filtern als Schlamm von grünlicher Farbe angetroffen werden.
Samueison fügt hinzu, dan diese zurück gehaltenen Körper
z. Th. jedenfalls viel kleiner seien als die Zwischenräume, welche
die Sandkörner lassen, auf deren Oberfläche sich diese feinen Theile
rund herum ablagern und nicht etwa wie auf einem Sieb,
auf der obersten Bngrenzungsrläcbc der Körper mechanisch zn-
gehäufl liegen bleiben. Diese Acufsernug steht in inni
•nhaug mit den von demselben Autor aufgestellten
geeigneter Filiersand möglichst gleichmäßiges
Korn von bis 1™" Durchm. haben soll; dass nicht mehr als 1 f<
bis V, der Körner grofser als 1 »» sein darf; dass kleinere Körner
möglichst ganz fehlen sollen event durch Waschen entfernt
werden müssen, und dass schon bei ';, bis '/, ■**" Korngröfse der
Sand ganz untauglich sei.
Zur Untersuchung der Korngröfse wendet Samueison da»
Verfahren an, eine Messerspitze voll Sand auf fein quadrirtes
Millimeter-; Papier zu streuen und die Körner nach ihrer Gröfse
mit Hülfe der Lnnpe zu zählen. Uns will die Sortining eines
etwas größeren Quantums durch ein Sieb mit runden Löchern von
bekannter Gröfse sicherer und besser als diese Methode erschei-
nen. Die Quantitäten der Aussiehungen wären durch Wiegen
mit dem Oesammtuuantum zu vergleichen.
Das Wasser-Quantum, welches ein Filter gut zu
reinigen im Stande ist, giebt Kirkwood nach den besten An-
sichten englischer Ingenieure zu 3,5 bis 3,9 kb'» pro ( ]™ und Tag
(Tages-Maximum) bei mittlerem Zustande des Filters an, wah-
rend er gelbst 3,66 kb™ für das günstigste Quantum hält Manche
Filter leisten weit mehr, z. B. die der Lambeth W. W..
trotzdem dan das Wasser einer strengen Kontrolle
seiner Güte unterliegt, im September 1H73 pro [ ]"» 8,1131 kb™
gaben (Grahn, Jonrn. f. GasbeL 1876). Aber auch Kirkwood
kennt dergleichen Fälle, ohne dadurch veranlasst zu werden, von
seiner Ansiebt abzugehen. Samueison erklärt, alle diese An-
gaben seien nur für Flüsse zulässig, welche blos grobe Sink-
stoffe führten, wie die englischen , und jedes Wasser habe seine
eigene, günstigste Filtrotions-Gesehwind'igkeit ; liei Floaten wie
die Elbe, die zeitweilig einen sehr feinen und doch vollständig
trübenden Thnnschlarom fahrten, teien nur 1,7 his 1,8 kb™ zu-
lässig. Diese letzte Angabe stützt sich auf Versuche im Kleinen,
sowie darauf, dan die Filter der Altonaer Wasserwerke durch-
schnittlich nur 1,6 kb" leisten sollen. Hier ist jedoch ein Irr-
thum unterlaufen, den der Direktor der Altonaer Werke, Herr
Kümmel, bereits in No. 18, 1876 der D. Bau/tg. richtig gestellt
hat; auch aus neueren Angaben des Hrn. Kümmel (Journ.
f. Gasbel. Nn. 76, S. 302) folgt, dass man in Altona 1875 bei
Tagesmaximnm 2,3*5 kb'» Wasser filtrirte, früher manchmal
vielleicht noch mehr, nnd dan zur Verringerung dieser Leistung
ist.
Die Samuelson'sche Zahl von 1,8 kb» ist daher wohl zu
niedrig gegriffen, unbeschadet der Berichtigung, welche die
Kirkwood'sche Angabc durch Samueison erhalten hat Andrer-
seits raun, da die Normirung des Durrhrluss-Qiiantums innerhalb
gewiner Grenzen eine Geldfrage ist (größere Filter sind in
der Anlage theurer, aber billiger zu unterhalten als kleine)
nnd da Deutschland theurere Zinsen nnd hilligere Lohne als
England hat, das Dtirchtluss-Quantum unter sonst gleichen Ver-
hältnissen bei deutschen Wasserwerken im allgemeinen höber als
in England gewählt werden.
Ueber die Restauration von Baudenkmälern.
(SrkJltu.)
D. Die Restauration. I die leichte Zugänglichkeit jeder einzelnen Stelle ist es, die Ge-
Fflr die Zwecke der eigentlichen Restauration ist zunächst | rüste in niedrigen Stockwerken von 3— 4™ Höhe zu errichten;
die Einrüstung des Monuments erforderlich. Dieselbe ist j um die Materialien bequemer zu transportiren empfiehlt sich bis-
eine so «ehr von dem Einzelfall abhängige Aufgabe, dass man | weilen, die Stockwerke summarisch durch einige Etagen absn-
kaum etwas Allgemeines über sie sagen kann. Zweckmäßig für thcilen, welche bequeme Lagerplätze für die zunächst zu ver-
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3. An-nst 1878
man i
xclne nöthige Maafse
Aufnntiren der Koten
setzenden Werkstucke bieten. Dass das Einrüsten von Baudenk-
mälern meistens eine schwierige Arbeit ist, welche die prüfet?
Sorgfalt und raflichste^^a^nng^aJIer Umsttade^ erfordert,
kaum besonderer Erwähnung. WaB die Aufgabe besonders erschwert,
ist die oftmals sehr unregelmäßige Anlage der Baudenkmäler.
Erst wenn die Gerüste vollendet sind, kann man alle nötliipcn
Dctailanfnahmen an dem Baudenkmal besorgen, nach welchen
die Ergänzungen zu bilden sind. Es versteht sich ebenso, dass
diese Aufnahmen sich auf alle EigenthQmlichkeiten der Architektur
des Monumentes erstrecken müssen, wie auch, dass sie den Un-
genanigkeiten in der Ausführung nnd den Unregelmässigkeiten
der Anlage Rechnung tragen müssen. Kiese Detailaufnahmcn
müssen au Ort und Stelle aufgezeichnet werden, damit man in
einzelnen zweifelhaften Fallen am Bauwerk selbst sich Raths er-
holen kann. Auch wenn die Aufnahmen mit noch so greiser
Sorgfalt erfolgen, werden doch Kleinigkeiten übersehen , auf die
rst beim Aufzeichnen aufmerksam wird; man vergisst ein-
oder irrt sich auch bei dem Messen und
Wegen jedes streitigen, beim Auftragen
der Messungen sich ergebenden Punktes an den Ort des Bau-
denkmals hin zu reisen, ist kostspieliger, als die Aufnahme an Ort
wenigstens im Brouillon auszuarbeiten. Bei diesen,
langwierigen Aufnahmen darf man, um der Sorgfalt
lit derZeit nicht kargen; der Grad der Schnelligkeit, mit
sie sich besorgen lassen, hangt sehr von der Geschick-
lichkeit der Persönlichkeit ab, welche man mit der Arbeit he-
trant Wer sie nicht versteht, misst dreimal soviel Maaße als nöthig
sind und vergisst die unentbehrlichsten. Hei allen Aufnahmen ist
das Wichtigste, dass man möglichst korrekte und vollständige Skizzen
macht Es ist die Regel nur zu richtig: .Was man nicht gezeichnet
hat, hat man nicht gesehen". Die Skizzen sollen womöglich in ziem-
lich grofse Bücher gezeichnet werden, auf jedes Blatt nur ein Objekt,
damit die Deutlichkeit nicht leide und sich zum Schlüsse die Blatter
als urkundliche Beweisstücke leicht einregiatriren lassen. Die
Maafse selbst nimmt man in bestimmter Reihenfolge auf, um
nichts zn übersehen, und schreibt sie zwischen 2 Pfeile ein, z. B.
(< 8,079 " — — >). Die Art und Weise, wie manche
Architekten die Aufnahme betreihen, dass sie nämlich angesichts
des Objektes jedes genommene Maafs sogleich auftragen, also
die Skizzen ganz umgehen, ist als eine zeitraubende und sehr
unvollkommene Methode verwerflich. Beim Feldmesscn, dem sie
entlehnt ist, mag sie zuweilen unvermeidlich sein, bei architek-
tonischen Aufnahmen ist sie unzweckmäßig, weil die Skizzen mit
den Originalmaafsen zur Kontrole nöthig sind. Sie ist überdies
in den meisten Fällen ganz undurchführbar, ebenso wie eine andere
gebrauchliche Methode, nach welcher man, um der Reinhaltung
der Skizzen willen, die Punkt- eines Gegenstandes, z. B. eines
Grundrisses, mit Buchstaben bezeichnet und die Maafse als Ta-
belle beischreibt; man würde also schreiben: oi = 0,357 >»,
bc = 1,456" erf = 3,045 - ad = 2,040™ etc. Wie beim
Feldmessen muss man sich übrigens daran gewöhnen, die Maal'sc
dretzifferig abzulesen und zu schreiben, um Irrtbümer zu ver-
meiden, zu welchen die Nullen Anlass bieten.
Was das Aufzeichnen der Detail-Aufnahmen betrifft, so
sollte man es nicht versäumen, für dieselben einen möglichst
grofsen Maarsstab, z. ß. ',■„,, zu wählen, auch wenn sie nicht
direkt für die Restauration gebraucht werden. Beim Ausarbeiten
der Restaurationsphuie sind die Maaßvcrhältnissc , an die der
restaurirende Architekt sich halten muss, zwar durch die vor-
handenen Theile gegeben : aber die einzelnen Ergänzungen lassen
sich doch nur im Zusammenhang und im Vergleich mit dem
Bestehenden entwerfen. Dm gilt ganz besonders bei der Regn-
guten Architekturwerk,
, stehen die Detailver-
Ganzen
einzelne Theil als Maaßstab für die übrigen gelten
um, ».u man dieselbe Harmonie bei dem ergänzten Theil er-
zielen, so muss man ihn mit allen Einzel theilcn vergleichen.
Die s&mmtlichen Details in grobem Maafsstab zu zeichnen hat
aufserdem den Zweck, dass man sich in den Geist des Werkes
immer mehr vertieft', der theilweise eben erst während dieser
Operation klar erkennbar wird. Hat sich der Meister des Werkes
hei der Behandlung der Details an bestimmte Regeln und Normen
angeschlossen, so sind diese gleichfalls im Einklang mit solchen
Normen zu ergänzen.
Bei der Restauration selbst bildet es eine wichtige Frage,
wie die Verbindung der neuen Theile mit den alten herzustellen
ist. In der Regel ergiebt sich diese von selbst ; nicht selten aber
muss man, anstatt eine allmähliche Verwischung der Grenzen der
alten und neuen Theile durch die im Laufe der Zeit eintretende
einheitliche Färbung des Baumaterials ins Auge zu fassen, diese
Grenze als einen besonderen Abschnitt hervor heben.
Wenn ein Bau im Mittelalter längere Zeit unterbrochen
worden war und man ihn Bpflter nach einem neuen Plane fort-
, so achloss man sich nicht allzu selten nicht blas im
behielten beispielsweise das ältere, schon in der ursprüng-
Anlage gegebene Pfostenprofil mit Rundstaben bei. Ja
sogar am Vierunpthurm des"
lining der Detailverhaltnisse. Bei jedem guten Architektur
gehöre es diesem oder jenem Baustil an, stehen die Deta
haltnisse so sehr in Harmonie mit dem Ganzen und unter
Doms
liehen
die
die spfct-
zu verwerthen. Am Dom zn Worms
hat man in der Zeit der Spätgothik Würfelkapitelle nachgeahmt etc.
In anderen Fällen, und zwar wohl in den meisten, verlief«
man die alte Form ohne weiteres und fügte die neuen Theile
ohne Vermittclung an. Zuweilen auch schaltete man einen vier-
eckigen Stein oder ein Blatt-Ornament an der Stelle ein, wo man
die neuen Formen einzuführen begann.
Die Unregelmäfsigkeiten der Anlage oder der Ausführung mit
den neuen, regelmitfsig angelegten oder gestalteten Theilcn zu ver-
mitteln, ist in den meisten Fällen unmöglich. Man ignorirt alsdann
lieber die erste ren und sucht von solchen Stellen an regelmäßig
zu bauen, an welchen sich die Differenzen verbergen lassen, z. B.
da, wo die Strebepfeiler absetzen. Wenn allerdings die Unregel-
mäßigkeiten der Anlage so bedeutend sind, dasa, wie beispielsweise
an der Eusebius-Kirche zu Arnheim, die Spannweite der Strebe-
bogen um beinahe 2™ differirt, so muss man jeden einzelnen Fall
für sich behandeln und nur dafür sorgen, dass im Gesammt-Ein-
druek die Unregelmäfsigkeit möglichst wenig auffallt Es
nen hierbei recht schwierige Fragen zu
Wie soll man z. B. sich helfen, wenn man eine Mauer erhöht,
die sich ganz unregelmäßig und an einzelnen Stellen bis zu
10"» ausbaucht?
Ueber die Bauausführung bei Restaurationen lässt »ich
wenig Allgemeines sagen, was nicht überhaupt für Bauausführungen
gälte. Prinzipiell kann man es als verwerflich hinstellen, Nestau-
rations - Arbeiten auf dem Submissionswege zu vergeben. Bei
Restaurationen ist eigene Regie und das Vergeben der Arbeiten
um Taglohn wohl das Zweckmäßigste, da man nicht die wohl-
feilste oder eine einigermaafsen erträgliche Leistung verlangen
soll, sondern die möglichst beste. Den besten Restaurator zn
gewinnen ist Sache des Vertrauens der Behörden wie ihrer Kennt-
niss der zur Verfügung stehenden Persönlichkeiten: ihn durch
ein Konkurrenz - Ausschreiben ausfindig machen zu wollen, wird
selten guten Erfolg haben. Für die Ausführung größerer Restau-
rationen muss der Chef sich die geschicktesten Polire zu ver-
schaffen und zu erhalten suchen, selbst wenn sie nur gegen be-
trächtlichen Lohn zu bekommen sind ; die Polire sind bei Restau-
rationshanten nächst dem Chef eben so wichtige Personen, wie
die Feldwebel beim Militairdienst Dass das RUreaupersonal
besonders zwec
sich von selbst -
Im Verlauf des
übergangen werden, da
diente, jedoch in den Rahmen der Darstellung sich nicht gefügt
hätte, ohne diesen zu oberladen. Erwähnt sei zum Schlüsse
nur das wichtigste. Eine Klippe, an welcher so leicht die best
gemeinten Bemühungen um die Wiederherstellung von Baudenk-
mälern zu scheitern pflegen, ist der Büreaukratismns, der
leider bei nnserm deutschen Staatslebea noch überall sich störend
vordrängt. In meiner Denkschrift über die Baudenkmäler im
Deutschen Reich habe ich diesen ihren größten Feind rück-
sichtslos angegriffen. Bekanntlich hofft der Verband deutscher
Architekten- und Ingenieur- Vereine, durch eine Petitinn an den
Reichstag und die Reichsregierung die Einsetzung einer Behörde
zum Schutze der deutschen Baudenkmäler zu voranlassen. Aus
mehren mir zugegangenen Zuschriften ergiebt sich, dass man mit
Einsetzung einer solchen Behörde erst recht eine Zentralisation
des büreaukratischen Verfahrens in der Behandlung der Restau-
rationsfragen erwartet und Preußen am wenigstens zutraut, dass
es solche Angelegenheiten von freieren Gesichtspunkten aus be-
mir indeas keineswegs Berech -
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Angele
wird.
Solche Befürchtungen
ti gütig zu haben. Preufse)
Maafse wie die kleineren
aber gerade diesem eine so wichtige Angelegenheit wie die
Restauration der Baudenkmäler im Deutschen Reich zu entreifsen,
ist ja das Ziel, welches wir im Auge haben. Das Reich als
Ganzes kann viel eher sich des Büreaukratismns erwehren, als
der kleinere oder größere Einzelstaat in Deutschland, weil es die
nötliigen Mittel besitzt, um seine Ziele zn verfolgen, in den Einzel-
staaten aber der Mangel an Mitteln wesentlich Schuld daran trägt
dass wichtige Fragen bürcaukratisch behandelt werden. In den
deutschen Staaten hat man gerade um der Ersparnis? willen
Vieles nur halb gemacht und oft unbefähigte aber wohlfeile Kräfte
an die Spitze derjenigen Branchen gestellt, die durchaus gedie-
gener Männer bedürfen. Die Bürcaukratic macht sich gerade da
breit, wo der beschränkte Verstand in der Sparsamkeit um jeden
Preß ein wirthschaftliches Prinzip erblickt Dem Deutschen Reich
als Ganzem zuzutrauen, dass es sich aus diesen ungünstigen Ver-
hältnissen der Einzelstaaten nicht wird heraus reißen können, ist
doch ein verfrüht« Crfheil. Würde man ^steU^e^ bei
Auge halten, so würde von einer büreaukratischen Behandlung
solcher Auffraben nur insofern die Rede sein können, als das
Büreaukratiscbe unvermeidlich, ja zweckmäßig ist in Bezug auf
die Formnlirung der Aktenstücke, Rechnungsrevisionen, Verwaltung
von Geldern etc. Kein außerdeutscher Staat behandelt die Kon-
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318
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
3. Au sii st 1878
du IVouUche Reich nicht ebenso gut eine freie Behandlung dieser
Aufgabe bewahren können? Und wenn manche I.ente gerade von
Preufsen und Kerlin in dieser Hinsicht wenig Gutes erwarten, so
ist daran zu erinnern, das« Preufsen mehr und mehr sich selbst
durch das Reich umgestalten wird und muss, will es überhaupt
gegenüber anderen deutschen Staaten einen Vorzug sich bewahren.
Weil das Keich noch nicht im Einzelnen fertig und vollendet ist,
dürfen wir doch nicht an seiner Entwickeln ngsfäbigkeit zweifeln?
Wahr int es, dass die Mehrzahl unserer jetzigen Volks-
vertreter, Facbpolitiker, Juristen und Geschäftsleute für Förderung
der Kunstinteressen nicht allzu viel übrig haben. Kür den Augen-
blick lässt das Vorherrschen politischer Interessen eine solche
Zusammensetzung des Reichstags erwünscht erscheinen, hingegen
wird die Zukunft uns hoffentlich eine lange Periode des Friedens
und damit eine Volksvertretung bringen, die sich vorzugsweise
der Förderung der Kultur im Lande zu widmen hat Der Zukunft
die Wege zu ebenen, ist unsere Aufgabe, nnd wollen wir jetzt, in
der Kindheit des Deutschen Reiches, dafür Sorge tragen, dass die
Rüreaukratie nicht allmählich dessen Organisation beherrsche, so
müssen wir gerade das Reich zum Bundesgenossen gegen diesen
Feind machen, der nicht von selbst seine feste Position bei den
Einzelstaaten aufgellen wird. Das Reich ist in der glücklichen
Lage, weder den Kallast historischer Traditionen noch fest ge-
wurzelter Misstitnde nach sich schleppen zu müssen, wie die
Einzelstaaten ; deshalb dürfen wir auch bei unserer Forderung
einer Kebörde zum Schutze der Randenkmäler im I »einsehen Reich
von ihm unser Heil erwarten. Möchte sich unser Vertrauen
rechtfertigen I
Amsterdam, den 6. November 1877.
Rudolf Redtenbacher.
Die Erwähnung der Photogrammetric im Abschnitt C
des vorstehenden Aufsatzes hat dem Erfinder dieses Verfahrens,
Hrn. Kreisbaumeister Meydcnbancr in Meschede, Veranlassung
zu einer Zuschrift an uns gegeben. Wir dnirken dieselbe seinem
Wunsche gemäfs im unmittelbaren Anschlüsse an deu Redten-
bacher'achen Aufsatz ab, können jedoch nicht unterlassen, hervor
zu heben, dass wir die Tendenz jener Erwähnung als eine durch-
aus wohl*
das» demselben
und Anwendung
Zuschrift lautet:
Die vermeintlich noch ausstehende Bewährung in praxi der
Photogrammetrie zur Aufnahme von Raudeukmalen ist bereits seit
zwei Jahren mit dem denkbar deutlichsten Erfolge nachgewiesen.
Die betreffende Arbeit, die Aufnahme der Kastorkirche in Koblenz,
wird in der Ausstellung bei Gelegenheit der bevorstehenden
Generalversammlung des Verbandes deutscher Architekten und
Ingenieure in Dresden zugänglich sein. Diese Aufnahme ist auf
Veranlassung des Herrn Kultusministers vom Unterzeichneten aus-
geführt und von der Technischen Raudeputation begutachtet
Auf Grund des Gutachtens ist die Methode amtlich den Regierungen
und sonstigen hcthciligten Körperschaften empfohlen. —
Dass die Methode jede direkte Aufnahme an Zuverlässigkeit
bei weitem hinter sich lässt, würde langst offenbar sein, wenn sich
überhaupt Jemand die Mühe genommen hätte, den kleinsten
Versuch damit zu jnachen^ Sdche ,^<lmt<£h^je Rwj^nWher
geschlossen. Dass alle Unregelmäßigkeiten in Grund- und Aufriss,
alle Verdrückungen des Mauer- und Zimmerwerks, soweit sie nicht
in den unmittelbaren Rereich der Hand fallen, mühelos gemessen
werden, dass die technische Untersuchung der Ran werke vor Inan-
griffnahme der Restauration sehr erleichtert, auch der Revisions-
iustanz an einem entfernten Orte zugänglich gemacht wird, sei
nur nebenher erwähnt
- Die
Aber noch eine Frage allgemeinerer Rcdentung wird mittelbar
durch I'hotogrammetrie erledigt — nicht nur, wenn es sich darum
bandelt, einem älteren Kauwerk ein fehlendes Glied hinzuzufügen,
sondern hei Erfindung monumentaler Kauwerke Oberhaupt Die
Uebersctzung geometrischer Verhältnisse in perspektivische wird
nur den durch änfsere Verhältnisse sehr begünstigten Architekten
geläufig, und zwar durch unsäglich kostspielige Erfahrungen. IHe
in geometrischer Ansicht wohl abgewogenen Verhältnisse verschielien
sich mitunter bei dem ausgeführten Kauwerke, wie viele Beispiele
lehren, zum Schrecken des Architekten und des Publikums. —
Zur Aneignung einiger Uebung in der Kenntnis* der perspek-
tivischen Verschiebung ist dem Architekten in seinem Studien-
gang wenig Gelegenheit und noch weniger Zeit gegeben.
Die Anfertigung durchkonstruirter Perspektiven ist über alle
Maafsen langweilig nnd zeitraubend. Die Rücküliersetzung aus
der perspektivischen Ansicht in die geometrische Zeichnung, wie
sie die Photogrammetrie lehrt, wurde mit einem Schlage nicht
nur die Uebung in der perspektivischen Verschiebung geben,
sondern noch den Unterricht in der tektoniseben Formenlehre
und der Kenntnis» der Kaustile übernehmen. An Stelle de* sehr
verschiedenartigen Einflusses der Individualität des Lehrers würde
der ungleich anregendere oder vielmehr fesselnde Eindruck der
I »riginalwerkc treten. —
Alle diese Vortheile hatte ich Hrn. Geheimrath Lucae in
einer längeren Unterredung vorgetragen und dessen Interesse
dafür gewonnen, als. sein jäher Tod etwaigen Planen für Ver-
werthung der Photogrammetrie zu Uuterrichtazwecken ein Ende
machte.
27. Juli 1878.
A. Meydenhauer.
Eine zweite au den Artikel anknüpfende Zuschrift lautet
wie folgt:
Hr. Rudolf Redtenbacher hat in seinem geistvollen, viel Wahres
und Reherzigenswerthes enthaltenden Aufsätze .über die Restau-
ration von Baudenkmälern" in No. 5,s d. Kl. auf Seite 2!Hi u. A.
den in der Theorie gewiss richtigen Lehrsatz aufgestellt und lie-
grfindet, dass bei der Restauration von Kaudenkmälcrn dieselben
in gewisser Beziehung verbessert werden dürfen und sollen.
Das ist in seiner Allgemeinheit eine sehr gefährliche l.elire
Wenn das Baumaterial, dem entsprechend auch die Konstruktion
nnd also auch die Formen verändert werden, so entsteht schlief»-
lieh doch wohl etwas ganz anderes, als ursprünglich vorhanden
war. Den Grundgedanken des alten Meisters richtig au erfassen
und deuselbeu in anderem Material und in anderen Formen richtig
auszusprechen , dürfte auch für die Befähigtesten keine leichte
Sache sein, ist aber eine bequeme Auarede für jede Abweichung
von der alten und ursprünglichen Weise, welche ein leichtsinniger
Restaurator sich hat zu Schulden kommen lassen. Das Bestreben,
die alten Denkmäler, welche man nicht hinreichend versteht, zu
verbessern, ist leider nur zu allgemein und hat in den allermeisten
Fallen zu Verballhornungen, ja oft geuug zu völligem Untergange
der historischen Denkmaler, als solche, geführt Diese sehr all-
gemein verbreitete Sucht hat es bewirkt, dass jetzt in sehr vielen
Fällen für alle Kunstfreunde Restauration eines Denkmals und
Untergang desselben für ziemlich gleichbedeutend erachtet wird.
Ganz im Gegensatz dazu pflege ich darauf hinzuweisen, dass
die Restauration stets genau in der alten Form, in der ur-
sprünglichen Konstruktion und in demselben Material
ausgeführt werde, womit ich freilich zunächst dem Surrogaten-
Wesen, der allzuhäutigen Anwendung von Zement, Zinkblech etc.
entgegen treten wollte. Doch hat mein Grundsatz auch ganz all-
gemein gefasst wohl seine Berechtigung, und ich glaube, dass
damit in der Praxis in den meisten Fällen sehr viel sicherer der
Zweck erreicht wird, als durch den in der Theorie gewiss rich-
tigeren Hinweis Redtenbacher's. r, Bergau.
Architekten -Verein zn Berlin. Die 9. der diesmaligen
Sommer-Exkursionen des Vereins, der in diesem Platte besonders
augekündigte und wiederholt besprochene, mehrtägige Ausflug
nach Hannover, Hildesheim und Goslar, hat am 20. bis
22. Juli d. J. stattgefunden und einen Verlauf genommen, auf
den der Verein wie sämmtliche Thcilnehmer der Exkursion mit
grofser Befriedigung zurück blicken dürfen.
Nicht ohne Sorge hatten die mit den Vorbereitungen beauf-
tragten Mitglieder der Exkursions-Knmmission der Entwicklung der
;e entgegen gesehen. Vereins-Reisen nach entfernteren Ziel-
und neuerer Zeit, andererseits einem anregenden
nit den Facbgenossen der besuchten Stadt gilt,
sind für die Förderung des Fachwissens und für die weitere
Pflege der bereits zu so erfreulicher Entwickelung gelangten per-
sönlichen Beziehungen unter den deutschen Architekten und
Ingenienren von so hervor ragender und erprobter Bedeutung, dass
der Wunsch, alljährlich zum mindesten eine solche Reise zu
veranstalten, wohl in allen Vereinen des Verbandes gehegt wird.
Leider hat die Erfahrung im Berliner Architekten -Verein (and j
wie wir glauben auch anderwärts) ergeben, dass es trotz alledem
schwer ist, eine gröfsere Zahl von Theilnehmern, namentlich
unter den alteren, zumeist mit Arbeit überhäuften Fachgenossen
für eine solche längere Reise zu gewinnen. Neben mehren
glänzend ausgefallenen Exkursionen, unter denen diejenigen narh
Stettin stets besonders sich auszeichneten, erwähnt unsere Vereins-
Chronik andere von etwas mattem Verlauf: sie meldet endlich
sogar von dem gänzlichen Scheitern mehrer ähnlicher Projekte.
Wenn der Ausflug nach Hannover, trotzdem er in die heifseste,
zumeist für Badereisen und Sommerfrischen ausgenutzte Zeit tiel
und überdies mit den Reise -Absichten bezügl. der Pariser Aus-
stellung sowie der bevor stehenden Dresdener Vcrbandsversamin-
lung konkurriren anrate, etwa 60, vorwiegend dem „Mittelalter"
angehörigo Mitglieder de* Rcrliner Architekten -Vereins angezogen
hatte, so ist das ein Ergebniss, das alle Erwartungen übertroffen
und den lief gesunkenen Muth für die künftige Veranstaltung
ahnlicher Ausflüge wieder belebt hat An jener Zahl sind aller-
dings die auswärtigen Mitglieder des Vereins, die aus den Pro-
vinzen Brandenburg, Sachsen und Westfalen, ja sogar aus der
Rheinprovinz nnd Posen sich angeschlossen hatten, mit etwa V»
bethoiligt. Ihre eigentliche Bedeutung fand diese Exkursion,
soweit sie dem ersten und hauptsächlichsten Zielpunkte, Han-
nover, galt, jedoch erst dadurch, dass die dort eintreffenden
Fachgenossen sich keineswegs auf Mitglieder des Berliner Vereins
beschränkten. Der Hannoversche Architekten- und Ingenieur-
Verein, welcher die Pflichten der Gutfreundschaft in ebenso
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N«. 62.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
319
liebenswürdiger wie großartiger, nahe an das „Arabische" strei-
fenden und darum fast bedrückenden Art und Weise ausübte,
hatte die zunächst gelegenen Nachbarvereine in Hamburg,
Bremen und Braunschweig eingeladen, sich unserem Besuche
gleichfalls anzuschließen, und es war aus diesen 3 Städten eine
Anzahl von Hüsten erschienen, die in ihrer Gesammtheit der von
Berlin gestellten Zahl etwa gleich kam. Rechnet man hinzu,
dass die Mitglieder des Hannoverschen Vereins sich gleichlall»
rege au den von ihnen vorbereiteten Unternehmungen betheiligten,
so dass die Gesammtzahl der Festgenossen auf der Hohe des
Festes an 250 heran reichte, so darf man den in Hannover ver-
wohl die Bedeutung einer improvisirten und auf
s Gebiet beschrankten, aber darum nicht mii
minder
und genussreichen Wandcrversaramlung
deutscher Architekten nnd Ingenieure beilegen.
Mit Rücksicht darauf, data dieses Blau die Pflege dca
Vereiuslebens unter den deutschen Architekten und Ingenieuren
zu einer seiner Haupt-Anfgaben zahlt, glaubten wir diesen ein-
leitenden Worten einen verhältnissmäßig breiten Raum gönnen
zu können, wahrend unser Bericht über die Exkursion selbst
leider auf ein knapperes Maafs zusammen gedrängt werden muss. —
Die unter dem Namen der „Bierkirche'' allgemein bekannte
Restauration von Hartmann's Hötel war der Sammelplatz, wo
am 20. Juli um 5 Uhr Nachm. die von verschiedenen Orten, auf
verschiedenen Wegen und zu verschiedeneu Zeiten eingetroffenen
Tbeilnehmer der Exkursion sich vereinigten. Zahlreiche Mit-
glieder des Hannoverschen Vereins — unter ihnen die liebenswürdigen
Würdenträger desselben, welche das Hauptkorps der von Berlin
kommenden Gäste bereits vorher auf dem Bahnhofe empfangen
hatten — gesellten sich zu ihnen. Festschleifen, gedruckte Pro-
gramme und ein vom Hrn. Arch. Th. Unger im Auftrage des
Vereins bearbeiteter Spezialkatalog über die von dem letzteren
in's Leben gerufene kunstgewerbliche Abtheilung der
großen z. Z. stattfindenden „Allgemeinen Gewerbe - Ausstellung
der Provinz Hannover", mit 2 Planen der Stadt und des Aus-
stellungsplatzes, wurden vertheilt. Alsdann bewegte sich der
mächtige Zug in das gegenüber liegende Empfangsgebinde des
neuen Bahnhofs, mit dessen Besichtigung die fachliche Arbeit
der Exkursion ihren Anfang nehmen sollte.
In dem künftigen Wartesaal II. Klasse war eine übersichtliche
Ausstellung der wesentlichsten, zum Verstäudniss der Anlage er-
forderlichen Zeichnungen angeordnet: grofse Situationsplane,
welche den Gesoinmtumfaiig der riesigen, zum Umbau des liahn-
hofs in Angriff genommenen und zum groben 1 "heil bereits
vollendeten Arbeiten anschaulich machten, die vom Baumeister
H. Stier bearbeiteten Detailpläue des Empfangsgehäudes, sowie
endlich der vom Hmstr Böttcher gelieferte Entwurf des neuen,
neben dem Bahnhof zu errichtenden Postgehäudes. Nach kurzen
Vortragen der Hrn. Baute. Seeliger und Stier erfolgte unter
des letzteren Führung ein liang durch das neue Gebäude. Dem
Viadukt entlang begab sich die Gesellschaft von hier
dem bereits vollendeten und im Betrieb befindlichen
. Hr. Bmstr. Schwerin g mit Hülfe
hier ausgestellten Zeichnungen erläuterte. Eine Fahrt
Werkstätten-Bahnhof bei Herrenhauseu , welche den
dieser, für den Eisenbahn-Techniker vielleicht etwas
gar zu summarischen und (tüchtigen Besichtigung des Bahnhofes
bilden sollte, musste der vorgerückten Zeit wegen unterbleiben.
Müssten wir nach den bei diesem flüchtigen Gange gewonne-
nen Anschauungen einen sachgemäßen Bericht über die Aus-
führungen liefern, so würden wir einigermaaßeu in Verlegenheit
geratheu. Die MittheUungen, welche u. Bl. über das Gesammt-
I'rojekt, sowie über einzelne i heile desselben bereits gebracht
hat, und der Umstand, das* dasselbe dem interessantesten und
wichtigsten Gliede des Ganzen, dem neuen Empfangs-Gebande,
späterhin eine seinem Range entsprechende ausführliche Dar-
stellung zu widmen haben wird, entheben uns jener Pflicht und
gestatten es, dass wir an dieser Stelle auf einige Bemerkungen
bezügl. des allgemeinen Eindrucks der betr. Bauten, sowie des
gegenwärtigen Standes der noch in der Ausführung begriffenen
Theile uns beschränken. Jeuer Eindruck darf wohl als ein durch-
weg günstiger bezeichnet werden. Befriedigen die spezifischen
Nutzbauten bei einfacher und anspruchloser Haltung durch
rationelle Anlage und Konstruktion, so ist auch in Bezug auf die
künstlerische Gestaltung derjenigen Bauwerke, denen eine
Griff "ge^Sen1"1 ZU ge"0t*eU **> e'U recht RluckUcher
In erster Linie gilt dies von dem Empfangsgebäude
Stiers, das im Aeuiseren noch des Daches über dem Mittelbau
entbehrt, während im Inneren bereits einige der echten Holz-
decken der Wartesäle vollendet sind. Machtvoll und schön iu
den Verhältnissen, klar und wirkungsvoll gruppirt, (bis auf Einzel-
heiten) in reizvoller Detaillimug durchgearbeitet und in seiner
Kombination der Greppiner Verblcndsteine und Terrakotten mit
dem blaugrauen Hannoverschen Sandstein and den grünlichen
Oberlicht-Kasten von sehr ansprechendem Farbeueffekt, fugt es
sich in seiner stilistischen Haltung auf das glücklichste in den
Kähmen der älteren Hannoverschen Monumentalbauten ein, ohne
doch die Eigenart des Architekten und seine Selbständigkeit
gegenüber der Hannoverschen Schule irgend wie zu verleugucu.
Jedenfalls hat sich die AnDahme, dass die originelle, aus einer
gleichwertigen Befähigung und Neigung für das künstlerische
Empfinden des Mittelalters und der Renaissance entsprungene
Richtung Stiers am meisten dazu geeignet sein wurde,
so vielen missglückten Anläufen zu einer möglichst befri«
architektonischen Lösung der Hannov
gelangen, glänzend bewährt Seine Leistung findet auch in
Hannover überwiegende Anerkennung und wer die Verhältnisse
kennt, weifs, was das sagen will. Vorläufig beeinträchtigt übrigens
die noch nicht erfolgte Regulirung der Höhenlage des Erust-
August-Platzc8 zu der Stadtfront des Baues noch in etwas die
monumentale Wirkung desselben. Die breiten, durch ein Quer-
schiff verbundenen Doppelhallen, welche an die Bahnfront sich
anlehnen werden, fehlen noch gänzlich; auch die Tunnels, durch
welche die Reisenden aus den Wartesälen zu den nach den
Perrons führenden Treppen gelangen, sind erst theilweise vollendet,
jodoch immerhin weit genug vorgeschritten, um das Vorurtheil,
das hin und wieder noch gegen eine solche Passage besteht, zu
entkräften. Viel trägt hierzu namentlich die glückliche Idee bei, die
Wände dieser Tunnels mit weifsen, blassrutb. oruainentirten Mett-
lacher Fliesen zu bekleiden. Das Böttcher'sche Postgebäude,
ein Bau in gemäßigter deutscher Renaissance, ist soeben erst in
den Fundamenten begonnen; es wird Anstrengung kosten, um
es bis zu der im Herbst nächsten Jahres bevor stehenden Eröff-
nung des neuen Personen-Bahnhofs fertig zu stellen.
Recht günstig, namentlich für die Berliner Gäste, die dabei
mit Seufzen der architektonischen Erscheinung ihres Stadtbahn-
Viaduktes gedachten, präsentirte sich auch, was von dem durch
die Stadt führenden Unterbau der erhöhten Bahnlinie bereits zu
sehen war — eine einfache, jedoch in der Detaillirung nicht ohne
einen Hauch von Kunstgefühl gestaltete Flachbogcu- Architektur
in hellgelben Backsteinen bezw. Terrakotten, unterbrochen von
den anscheinend absichtlich in anregender Abwechselung nach den
verschiedensten „Systemen" konstruirten Brücken der Strassvu-
Unterführungen. Besonderes Interesse erregten die nach J. W.
Schwedler's Angabe ausgeführten (im Jhrg. 77 u. Bl. publizirteu)
Nischen- Futtennoueru, deren gänzlicher Untergang bereits durch
eine „Bausage" verkündet worden war, während die thaisächlich
vorgekommenen, längst beseitigten Beschädigungen der Konstruk-
tion sich auf einige wenige Axen derselben beschrankt hatten. —
Dem seitens des Hannoverschen Vereins neu aufgestellten
Programm gemäß, wurde an die Besichtigung des Bahnhofs noch
der Besuch der Christuskirche, des lädt) — 6-1 von Hase ge-
schaffenen kirchlichen Haupt-Bauwerks der hannoverschen Schule,
angeschlossen. Leider vermochte die im Untergang begriffene
Sonne das Innere des Gotteshauses, in welchem sein Erbauer mit
kurzen Worten über die Entstehung des Baues und die bei
Durchführung desselben fest gehaltenen Gesichtspunkte Aufschluss
gab, nicht mehr genügend zu erhellen. Dasselbe darf als so
allgemein bekannt und anerkannt betrachtet werden, dass es
nicht nöthig erscheint, seiner hier eingehender zu erwähnen.
Steht es in Bezug auf einheitliche Wirkung, als Leistung aus
„einem Guss", auch gegeu spätere Werke derselben Schule,
z. B. die herrliche Norderkirche Otxen's in Altona, zurück, so
sind doch selbst die Schwächen des Baues als Zeichen des
Werdeprozesses, der mit demselben in der hannoverschen Schule
zum Abschluss gelangte, für den Kundigen von hohem Reiz.
An Innigkeit der in der künstlerischen Durchführung nieder
gelegten Empfindung, als ein aus dem Herzen und nicht aus
dem Handgelenk geschaffenes Werk, ist die Christuskirche
wohl noch nicht u hertroffen worden. —
Nach einem (tauge durch die Stadt, der den Gasten bereits
mehre der besonders charakteristischen Partien derselben vor-
führte, versammelte sich die Gesellschaft im Garten des „Odeon",
eines stark besuchten Vergnügungslokales von größerem Maal's-
stab; doch wurde der Wunsch, deu Rest des Abends in zwang-
loser, geschlossener Vereinigung zu verleben, so übermächtig,
dass späterhin unter fast allseitiger Betheiligung noch eine Aus-
wanderung noch dem (auch vom Arch.- u. Ing.-V. benutzten) Lokal
des Künstlervereins im Museum ausgeführt wurde. In den be-
haglichen Räumen desselben, eines der älteren Werke Hase's,
entwickelte sich trotz des heißen Abends, unter begeisterter
Theilnahmc der anwesenden, mit der Lieder holdem Mund be-
gnadigten Künstler, eine bis tief in die Nacht wähl
der es an launigen Reden und Toasten, Einzel - Quart nt-
Chor-Gesängen, vor allem aber an jen
welche das Gelingen einer gesellschaftlichen Unternehmung be-
zeichnet, nicht fehlte.
Vermischtes". I sprechnngen der Lehrer an polytechnischen Schulen zu gelten
hofft Den Schlussatz des Artikels, welcher auf einige neuere
Zur Ausbildung der Techniker anf polytechnischen J deutsche Polytechniken, die z. Z. noch nicht an Ucberfüllung
Schalen. Die nachstehende Erörterung ist uns von einem Lehrer leiden, hinwies, haben wir tun» druckt, weil wir ungewiss sind,
einer deutschen ]»o]y technischen Schule zugegangen, der durch Her- . ob den bezügl. Anstalten dadurch ein Dienst erwiesen worden wäre,
vorhebung der iu ihr enthaltenen Gesichtspunkte eine nützliche An- I Wenigstens deutet die vorsichtige Auslassung jeder Notiz über die
regung für die im Herbst d. J. bevor stehenden weitereu Be- | Frequenz der einen Anstalt in der kürzlich publizirten Chronik
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320
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
3. Aaput 1878
I' : - 'Iben darauf hin,
der Hr. Verfasser. —
als
V'ou Technikern, tuuiu-ntlich aus dem Bau- bezw. Ingenieur-
und Masrhinenfache, welche seit längerer Zeit im Amt sind, hört
man nicht selten die Klage augsprechen, das» junge Techniker,
welche nach vollendeten Studien als Assistenten u. dergl. in die
Praxis treten, im Zeichnen und Kntwerfen uoch sehr zurück sind
und namentlich eine grofse Langsamkeit der Arbeit - um nicht
zu sagen Uiibeholfenheit - - kund geben. Diese Klage ist eine
begründete; nur versehen es Kinzelue darin, das» sie die Ursache
hierzu in der mangelhaften Fähigkeit des jungen Technikers suchen,
oder wühl gar in der geringereu Qualifikation des Unlerrichts-
Krtheilers. Krsleres kann ja wohl 1t-i dem Kinen oder Anderen
der Grund sein ; im grofsen Ganzen aber laset sich zur Khre der
Studirenden annehmen, dass Jene nur Ausnahmen sind, welche
so weniger zu einem allgemeinen Urtheil berechtigen, als die
i Schulen
Die Ursache zu jener berechtigten Klage liegt vielmehr in
einem besonderen I mstande, welchem — zwar nicht alle — al>er
doch viele der deutschen polytechnischen Schulen unterworfen sind
in der Ueberfülluug. Die betr. Studirenden und Dozenten
können im höchsten (irade befähigt sein; bei einer zu grofsen
Zahl der erst ereil ist e- jedoch absolut unmöglich, beim Unter-
richt im Kntwerfen bezw. Zeichnen Hinreichendes zu leisten, selbst
wenn man — wie wohl allgemein und mit Recht — den Stand-
punkt fest halt, dass die Studirenden auf den polytechn. Schulen
nicht so weit ausgebildet werden sollen und können, dass sie in
einem Berufe der Praxis schon fertige Leute waren. Das
„Wissen" soll das Ilaupt-Kndprudukt der polytechn. Schulen seiu;
für das „Können" aber ist und bleibt die l'raxis die hauptsächlichste
Lehnneisterin. Nur hat die Schule bezüglich des letzteren die
Aufgabe, dieses so weit vorzubereiten, dass ein Hinarbeiten im
praktischen Berufe zu keinen wesentlichen Schwierigkeiten oder
zu vorerwähnter Uubebolfenheit führt. Bei zu grofser Anzahl der
Studirenden kann der Dozent sich dem Kin/.elnen leider viel zu
wenig widmen, um jenes Resultat mit Sicherheit zu erreichen.
Wenn man erwiigt. dass bei einer Theiluahme von 70 bis 100
Lehmigen im Kntwerfen der lietr. Lehrer sich
zweier Stunden höchstens 1 bis M/s Minute mit dem
bescliiutigen kann, so ist es wohl erklärlich, dass die
ii, sie mögen noch so intelligent sein, entschieden nicht
vorwärts kommen können.
Diesem l'ebelstaude durch Anstellung von noch mehr Ix'hr-
krälten abzuhelfen, hat seine natürliche Grenze, weil speziell für
dpn einzelnen l,ehrzweig des Kntwerfen* besonders engagirte
Lehrer nicht hinreichende Beschäftigung haben wurden und keines-
falls den Lehrer, welcher zugleich vorträgt, ersetzen könnten.
Vortrag und Kntwerfen muss IIAud inJlaml gehen, weil das Wissen
ohne Können und umgekehrt das Köunen ohne Wissen in der
Technik an Werth verliert. Im Hinblick auf die grofse Bedeutung
der 1'ebungen im Kntwerfen erscheint es daher wünschenswert]],
dass bei den polytechn. Schulen Deutschlands die zu-
lassige Anzahl der Studirenden des Bau-, Ingenieur-
und Maschinenfaches auf ein gu wisse s Maafs beschränkt
und der Ausfall durch neu zu grandende Anstalten
gedeckt werde.
bringt Hr. Baumsirfwolff als Resultat seiner Untersuchungen
über die Tragfähigkeit einiger Langschwellen • Uberbau -Systeme
eine Tabelle, welche insofern unvollständig ist, als aus derselben
nicht die auf die Kinheit des Trägheitsmoments kommende
Gewichtszahl entnommen werden kann. Ich lasse diese Zahlen
nachstehend folgen:
1 tium.
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4S.9S
OjOSSS red. = 1
D.09S» . = 1 JIS
ajotn , =-o.*04
0,0740 . = IM4
40*» . «1,19*
0,1409 . =i«H1
0.0971 . = 1,40»
Ks würden sich diese Verhältnisszahlen wesentlich zu gunsten
des Systems der Rhein. Bahn gestalten, wenn auf die Quer-
verbindungen gerücksichtigt wird. — Im Anschluss hieran seien
mir übrigens noch folgende weiteren Bemerkungen gestattet.
Unter den vorgeführten l*rolilen ist das System der Rhein.
Bahn der einzige Repräsentant des reinen Langschwellen -Ober-
baues. Ks scheint hieraus deutlich hervor zu gehen , dass dem
Verlegen und dem damit zusammen hängenden Aufbringen des
Bettungsraatvrials nicht die genügende Rücksicht geschenkt wird.
Das Fehlen jeglicher unter der Langschwelle liegender Kon-
slruktioustkcilu ermöglicht ein direktes Legen der montirten
Gestänge auf das Planum und ein nachträgliches Aufbringen des
Bettuiigsmaterials, sobald nur dafür gesorgt wird, dass keine
Maschine über ungestopftes Gleis fahrt.
Auf den Neubaustreckeu der Rhein. Bahn werden die Ge-
stange mittels eines für diesen Zweck
„von Hand" — also ohne Krahn und ohne Maschine — ver-
legt. Das Verleiten von Hand kostet nach heutigen Preisen
ca. 0,12 -0,15 .//. für das lfd. "' Gleis (excl. des Transports
vom Stapelplatz bis zur Tete) und gestattet bei langen Tagen
einen täglichen Fortschritt von rot 100 «>.
Nach den bis jetzt vorUegendeu Krfahruugeu glaube ich
behaupten zu dürfen, dass Krahn und Maschine zu empfehlen
gebracht werden kann, während das Verlegen von Hand
miU'sig erscheint, wenn ein nachtragliches Au"
Kieses billiger ist. Mit anderen Worten: Krahn und
sind in der Regel bei Betriebsstrecken und lieim Legen eines
zweiten Gleises anzuwenden, während bei Neubausirecken in der
Regel das Verlegen von Hand vorzuziehen ist. Das» durch ein
nachträgliches Aufbringen des Kieses in vielen Fidlen bedeutende
Ersparnisse erzielt werden . brauche ich wohl kaum zu betonen.
Kiue eingehende Beschreibung des hier angedeuteten Ver-
fahrens behalte ich mir vor.
Cöln, am 30. Juli 187«.
Louis Hoffmann,
Abdookung von Gewölben mit Filzpappe. Kiu im Frage-
kasten der No. 48 er. ausgesprochener Wunsch nach Mitteilung
der Krgebniss« betr. Spezialfälle hat der bekannten Fabrik von
Büsscher & HofTmann Veranlassung gegeben, uns mit einer
langereu Zuschrift zu erfreuen, in welcher eine grofse Anzahl
von Bauwerken aufgezählt ist, bei denen vou dem „wasserdichten
Material" dieser Fabrik Gebrauch gemacht wurde. Wir sind ver-
hindert, dem an uns gerichteten Krvuchen nach Ve
jener „Liste" Folge zu geben, und dies um so mehr, als
von Kiuzelnen gewünschte spezielle Auskunft theils von den ge-
nannten Fabrikanten eingezogen, theils auch einer Broschüre
entnommen werden kann, welche im J. 1877 dem deutschen Buch-
handel Obergeben worden ist*). Nur ans Rücksicht auf die All-
gemeinheit verstehen wir uns zur Anführung einiger knappen
Angaben aus der genannteu Zuschrift, welche uns der Veröffent-
lichung au dieser Stelle werth erscheinen.
Die oben genannte Firma stellt zur wasserdichten Abdeckung
von Bautheilen, die unterirdisch liegen, die sogen. Asphalt-
Filzplatten her, die in zweierlei Art, entweder mit Einlage
aus Pappe oder aus Filz, fabrizirt werden. Die Krfindung dieses
Materials fallt in die Zeit vor etwa 20 Jahren, wo die erstmalige
Auwendung desselben zur Abdeckung des in wasserhaltigem
Gebirge erbauten Czernitzer Tunnels — Koscl- < iderberg-Rv buiker
Zweigbabu — gemacht wurde.
Spätere Verbesserungen richteten sich insbesondere auf Kr-
zielung einer groben Dehnbarkeit des Materials, um demselben
die liulurchlassigkeit selbst für den Fall zu bewahren, dass in
die Krsetsung der
Papp -Kinlage durch Filz -Kinlage, wodurch ein Material erzielt
wurde, welches ohne Schaden eine Langen- oder Breitenausdehnung
bis etwa 4?, vertragt, und welches zahlreiche Verwendungen,
theils zur Alideckung der Gewölbe von Kisenbahn- Brücken —
der Labeck - Buchener
bei
*) kliubfilfliigni aber die wNeenUrblea s*
BiWtw. Ä tlüfftewin In Kbcnwj.14« rtc, Hallt fc &
Ami der FacWitteratiir.
Die dritte Auflage des Gottgetren'schen Lehrbachs:
„Die physische und chemische Beschaffenheit der Bau-
m aterialien" ist in Vorbereitung begriffen. Der Verfasser dieses
Werks, das die wohlwollende Aufnahme, die es überall gefunden
hat, in vollem Maafse verdient, möchte die neue Bearbeitung
desselben gern derart halten, dass sein Buch gemeingültig für ganz
Deutschland wird, und hat sich daher an uns mit dem Ersuchen ge-
wendet, seine Bitte um Unterstützung durch die ge sammle
deutsche Fachgenossenschaft an dieser Stelle zu vermitteln.
Jeder Wunsch , jeder Wink und jeder Beitrag, die ihm zu TheU
werden, soll in gewissenhafteste Krwagnng gesogen werden. Da
der I. Rand, welcher die natürlichen und künstlichen Steine sowie
das Holz behandelt, schon mit dem Anfange des Jahres 187!) der
Presse übergeben werden soll, so sind Zuschriften, die sich auf
diese Kapitel beziehen, möglichst bald erwünscht —
Wir können bei Vermittelung dieser Aufforderung nicht unter-
lassen, einerseits unsere Freude über den von Hrn. Prof. Gott-
getreu eingeschlagenen Weg zur möglichsten Vervollkommnung
seines Buches, andererseits aber die Hoffnung auszudrücken, dass
seiner Bitte eine entsprechende Krfüllung zu Theil werde. Ks
würde um die deutsche Fachliteratur besser stehen, wenn durch
öftere Anwendung eines ähnlichen Verfahrens dafür gesorgt würde,
dass die Zahl der als Konkurrenzwaare auf den Markt gebrachten
Werth gesichert und mehr und
lag «« Cid Baaliii i»
rtUck K. B. O. Prlliek.
W. Maaaar Hofancud rackaral, Bartla.
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H«. 68.
; Zw 3. B— glW— tmg da VcrtxndM tlealM-lier Arrluleklwe und Ingenieur ■ Verein«. — ArcliiUVUl» VVrt^
Leber Itealaurarjoo alter WandjeiuAJitr. — Berliner Bu-Auiatelliiag. — Konka
Berlin. - t
Heinrirk
. r r 11 Ii i • n.
Zur 3. Generalversammlung des Verbandes deutscher
Are h - u. lug, -Vereine, Es wird uns aus Dresden initgethcilt, dass
die Vorbereitungen zur 3. Generalversammlung des Vorband^
deutscher Architekten- und Ingenieur- Vereine fast beendet sind.
Die Liste der Vorträge und Diskussionen ist als geschlossen zu
betrachten; sie bietet manches Interessante aufser den Themen
dar, welche im Wunsche der vorjährigen Abgeordneten-Versamm-
lung lagen. Der Druck des Werkes .Die Ilauten von Dresden",
welches das ursprünglich bestimmte Volumen um etwas über-
schreitet, indem es 35 Druckbogen Text bei ül>er H<X) Abbildun-
gen enthalten wird, ist nahezu beendigt. Die statutengemäße
Ausstellung, auch auf Industrie-Uesenstande ausgedehnt, verspricht
nach den eingegangenen Anmeldungen einen recht erfreulichen
Umfang und es wird dieselbe deu besuchenden Ycrbandsmitglie-
dern und dem Publikum, welches gegen Kntre Zutritt hat, Er-
freuliches bieten.
Das Programm führt Exkursionen nach den Militärbauten,
dem großartigsten Gebäude -Komplex dieser Art, nach dem
Wasserwerke, welches die Stadt in zufriedenstellendster Weise mit
Wasser versorgt und Ursache zu dem augenfällig höheren Ge-
deihen der Promenaden und Gartenaulagen ist, sowie nach der
Albrechtsbnrg in Meifsen mit ihren schon weit vorgerückten Re-
staurations-Arbeiten auf, deren Anfang an die freie Versammlung
deutscher Architekten und Ingenieure im Jahre 1854 zu Dresden
anknüpft. Dem freundlichen Entgegenkommen der Behörden ist
ebenfalls die Erlaubnis* zum freien Eintritt für die Theilnehmer
an der 3. Generalversammlung, sowie für deren Frauen und
Töchter in der Zeit vom 28. August bis incl. 11. September
in folgenden Sammlungen zu danken: Gcmäldcgallerie, Kupfer-
stiche und Handzeichnungen, Museum der Gipsabgüsse, zoologi-
sches Museum, mineralogisch-geologisches Museum, mathematisch-
physikalischer Salon, historisches Museum, Gewehrgallerie,
Porzellan- und Crefäß-Sammlung, grünes Gewölbe, Münzkabinet,
Antikensammlung u. s. w. Im Königl. Pol)^chnikum wird den
Besuchern zu einer gewissen, im speziellen Programm namhaft
zu machenden Zeit Gelegenheit zur Besichtigung des physikalischen
sowie des chemischen Laboratoriums und der Sammlung für
mechanische Technologie, unter Führung der betreffenden Herren
Dirigenten geboten werden. Für diejenigen, die an bedeuten-
den städtischen Itauten ein besonderes Interesse nehmen, werden
die Arbeitsanstah, das Krankenhaus, die Schulen etc. auf Wunsch
bei den genannten Ausflügen und Besichtigungen
hier und da aus der Ferne ein Eiublick in die wegen ihrer land-
schaftlichen Schönheit gerühmte Umgebung Dresdens gethan wird,
s» wird andrerseits am Schluss der Generalversammlung auf einem
gütigst zur Verfügung gestellten Extrazng noch besondere Gele-
genheit zum Anschauen von Dresdens Umgegend aus nächster
Nahe geboten. Die Fahrt von Dresden über Pirna, Lohmen, Neu-
stadt, Sebnitz, Schandau und zurück fuhrt die Theilnehmer auf
besonders interessanter Bahnstrecke mit prachtiger Aussicht an
den Hauptpunkten der sachsischen Schweiz vorüber.
Architekten -Vorein zu Berlin. Bericht über die Ex-
kursion nach Hannover, Hildesheim und Goslar am
20. -23. Juli 1878 (Fortsetzung). Der Morgen des nächsten
Tages, Sonntags des 21. Juli, der ursprünglich für die Besich-
tigung der Stadt Hannover verwendet werden sollte, wurde in
zweckmässig veränderter Disposition ansschliefslich dem Studium
der Proviniial-Gewerbe-A nsstellong gewidmet. Bei den;
Andränge der Besucher, den diese allsunntagliob erfahrt und auch
diesmal erfuhr, wäre es in der That unmöglich gewesen, in spä-
terer Stunde hier zu gemeinsamen Besichtigungen Baum zu ge-
winnen. In grossere und kleinere Gruppen getheilt, durchzog die
Gesellschaft unter der Leitung orts- und sachkundiger Führer,
i Hallen
Ver-
das vergebliche Beginnen, allen Theilcn derselben
werden und in weiser Beschränkung auf die Gegen-
stände von besonderem künstlerischen oder technischen Interesse.
Ist doch schon die Menge der letzteren so grofs, dass die
meisten derselben nur in ziemlich oberflächlicher Weise gemustert
werden konnten.
Weit über den Rahmen derjenigen Vorstellungen, die man
mit dem Begriffe einer „Provinzial-Ausstellung" unwillkürlich ver-
bindet, hinaus reichend, hat sich dieses Werk zu einem Umfange
und in einem Glänze entwickelt, dass das Hannoverland auf dasselbe
mit vollem Hechte stolz sein darf. Liefert einerseits die That-
sache, dass das erst im November v. .1. geplante Unternehmen in
solcher Art verwirklicht werden konnte, ein treffliches Zeugniss
für die Energie, das Geschick und die Opferwilligkeit der Männer,
welche an der Spitze desselben gestanden haben, so spricht sich
andrerseits in der Ausstellung selbst der Reichthuui, die solide
Tüchtigkeit, die hohe wirthschaftliche, künstlerische und technische
Entwickelung, welche das Hannoverland zu einer Perle unter den
Gauen Deutschlands machen, in überzeugender Weise aus. Wohl
kein Theilnehmer unserer Exkursion hat sich dem Bewusstsein
entziehen können, dass diese Ausstellung allein der Reise werth
war, und gern weisen wir an dieser Stelle auch den weiteren Kreis
am 1. Juni
■ Kosten sind
unserer Leser darauf hin, dass sie etwas versäumen, wenn sie
eine etwa vorhandene Gelegenheit zu einem Besuche der Han-
noverschen Ausstellung nicht benutzen.
Für die Einrichtung derselben ist von der Staatsregierung
ein an der Herrenhausener Allee, neben dem Park des Weifen-
schlosses belegener Platz bewilligt worden, dessen Bestand an
alten Baumen es wesentlich erleichterte, den Umgebungen des
Gebäudes ein parkartiges Ansehen zu geben, während die Not-
wendigkeit, auch die innerhalb des Gebäudes fallenden Bäume zu
schonen, zu mehren reizvollen Unregelmässigkeiten in der Anlage
desselben Veranlassung gegeben hat. Entwurf und Ausführung
der Ausstcllungsbauteu waren dem Architekten Otto Götze
übertrafen — der von dem Bauführer Decker unterstützt — in
ihnen ein Meisterstück an zweckentsprechender und geschmack-
voller Disposition, sowie nicht minder an schneller und verhält-
nismäßig billiger Herstellung geliefert hat Die gesamtsten,
zum Zwecke des Unternehmens ausgeführten Arl>eiten, bei denen
3fMX> □>» Flachenraum unter Dach zu bringen waren, sind erst
Ende Februar d. J. begonnen worden und w
bereits beendigt ; die auf 175 (XX) M.
nicht überschritten worden.
Begreiflicher Weise konnte für das
der Holzbau in Frage kommen. Der Architekt hat es sich -
in erfreulicher Schaffenslust — jedoch nicht nehmen lassen,
die iu ähnlichen Fallen übliche und im Interesse des Kot
pnnktes auch wohl gerechtfertigte, einfachste Anwendung
ben hinaus zu gehen; er bat die Repräsentation seines Baues
nicht alleiu dem bunten, hei längerer Dauer der Ausstellung
wohl nicht ganz zuverlässigen Festschutm-k an Fahnen, Festons etc.
anvertrauen wollen, sondern — wenn auch mit einfachen Mitteln
— überall eine künstlerische, dekorativ wirkende Durchbildung
der Holzarchitektur angestrebt — Das Ausstellungsgebaude
nimmt etwa die Mitte des ganzen, dreieckigen Platzes ein und
beansprucht ein Drittel desselben, so dass vor und hinter dem
Gebäude 2 größere Parkflächen frei geblieben sind. Es ist im
übrigen kein einheitlicher, durch große Massen wirkender Bau,
sondern stellt sich, ohne der Klarheit eines bestimmten Grund-
riss-Systems zu entbehren, äufserlich als ein Komplex vielfacher,
an einander gereihter Hallen dar.
An dem vorderen Park, dem Haupteinfang gegenüber, er-
hebt sich der höhere, von der dahinter liegenden Masse abgelöste
Hallenbau, dem in erster Linie die Aufgabe feworden ist, das
Ausstellungsgebaude äußerlich zur Geltung zu bringen, wie er
auch im Inneren die erlesensten Schaustücke, und zwar vorzugs-
weise die dem Kunstgewerbe angehörigen Gegenstände, enthält.
Es ist ein 3 schilfiger Bau von basilikalcr Anordnung, seitlich
chorartig mit kleinen Querschiffen und je einer grofsen Apside
geschlossen, in der Mitte von einem grofsen Querschiff, das die
Verbindung mit dem hinteren Theile gewährt, durchsetzt Die
Front des letzteren ist mit Thürmen und einem Giebel geschmückt ,
der inorigineller aber anziehender Weise den plastischen Schmuck
eines Tympanon in die charakteristischen Formen der Holz-
architektur eingefügt zeigt; über der dahinter liegenden Vierung er-
hebt sich eine Kuppel , welche das Ganze wirksam bekrönt Der
hintere, niedrigere Theil setzt sich aus einer Anzahl von Hallen
zusammen, die — mit Sheddächern überdeckt — dem vorderen
Gebäude parallel laufen und nach jener vorerwähnten, mittleren
Quergallerie sich öffnen; hier haben die Massen-Erzeugnisse der
Industrie ihren Platz gefunden. Eine gröfsere Qucrhalle für die
Luxus-Uolzwaarcn bildet auf der der Herrenhausener Allee zu-
gekehrten freien Seite, die mächtige Maschinenballe an der hinteren
Parkfront den äußerlichen Abschluss des Komplexes. Kleinere
Freibauten bezw. Ncben-Hallen sind überdies in größerer Zahl
in beiden Theilen des Parkes errichtet • hinten vorzugsweise
einfachere Schuppen zur Ausstellung von Objekten der Maschinen-
Industrie, in der vorderen, als Schmuckaulage durchgebildeten
Hälfte des Parks dagegen vorzugsweise Pavillons und Kioske in
zum Theil sehr reicher dekorativer Ausstattung. Namentlich ist
die längs der Grenze des Welfengarteiu sich hinziehende Kastanien-
Allee benutzt worden, um längs derselben die Ausschank-Lokale
von 10 Hannoverschen Brauereien zu etabliren, die von ver-
schiedenen Architekten, u. a. Götze und Opnler, in phantasie-
w .Hein, malerischen Holzbau durchgeführt sind und für das I
Leben und Treiben, das sich vor ihnen i '
glücklichen Hintergrund abgeben. —
An dieser Stelle des längeren auf die eigentliche Ausstellung
einzugehen , wäre uns selbstverständlich unmöglich, selbst wenn
wir dieselbe gewissenhafter und gründlicher hätten studiren können,
als leider der Fall gewesen ist Es sei daher im allgemeinen nur
erwähnt, dass dieselbe in 1 1 Gruppen (Land- und Forstwirtbschaft,
Berg- und Hüttenkunde, mechanische und Kunstgewerbe, Chemie,
Esswaaren, Kleidung, Bauwesen, Musik, Physikalische Instrumente,
Lehrmittel und kunstgewerbliche Altcrthünier) zerlegt ist, deren
Sonderung allerdings nicht mit voller Strenge hat durchgeführt
werden können, Unter diesen Klassen bieten sowohl das Hütten-
wesen, in dem vor allen die Georgs-Marienhütte bei Osnabrück
hervor ragte — das Maschinenwesen, in dem die (vom Lüncburger
Eisenwerk ausgestellten) Wasserförderungs-Maschinen von Nagel
& Kamp in Hamburg, wie weiland in Wien, den Kundigen wie die
— sowie das Bauwesen,
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322
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
7. AuRMt 1878
in welchem die Hannoversch** Steinmetzen, Ziegeleien, Töpfereien
und Bautischlereieu glänzend \ ertreten waren gar manches dar,
was das Interesse unserer Exlnirsions-Gesellschaft erweckte. Am
lebhaftesten wurde dasselbe allerdings durch jenen, vorzugsweise
von dem hannoverschen Architekten- und Ingenieur-Verein in
Sitene gesetzten, bezw. beeinflussten Thcil der Ausstellung ange-
regt, der dem Kunstgewerbe im engeren Sinne angehorte.
Ueber diesen allein wollen wir daher einige besondere Notizen
geben. (Schia« Mgt.)
Oberbanrath Heinrich Leonhard t. Am Ib. Juli d, J.
verschied zu Karlsruhe der Chef des badischen Hochbauwesens,
Oberbrth. H. Leonhard, her Verstorbene, welcher einem or-
ganischen Herzleiden erlegen ist, war am 17. Oktober 1818 zu
Nulzhach bei Weinheim geboren, hat seine Studien am Karlsruher
Polytechnikum unter Hübsch und Kisenlohr abgelegt und ist im
Jahre 1S41 als Baupraktikant in den badischen Staatsdienst ein-
getreten. Kin zweijähriger Aufenthalt in Italien und ein ein-
jähriger Aufenthalt in Berlin vollendeten die künstlerische Aus-
' p Thäugkeit die
»Konstanz ( unter Hübsch) betraf. Spitter
wirkte er als Bczirks-Bauinapektor zu Waldshut, /.u Lörrach und
endlich wieder zu Konstanz. Aus der letzten Stellung, in welcher
Leonhard zugleich die Hochbauten der Eisenbahn von Konstanz
bis Schaffhausen zu schaffen hatte, wurde er 1868 als Vorstand in
die Grossherzgl. Baudirektion berufen. — Die monumentalen Haupt-
werke seines Lebens, die erst der letzten Periode seines amt-
lichen Schaffens angehören, sind das Schwimmbad in Itadenwciler,
das neue Gymnasium* - Gebäude und der Justizbau in Karlsruhe
sowie die noch im Bau begriffene evang. Kirche zu .Müllheim.
Nicht nur ein thätiger, bewahrter Beamter und eine sinnige
Künstlernatur, sondern auch ein edler Charakter, eine liebens-
würdige und bescheidene Persönlichkeit sind uns mit Leonhard
entrissen. Sein Andenken wird in weiten Kreisen fortleben. —
Ueber Restauration alter Wandgemälde. Ks kommt in
unseren Tagen oft genug vor, dass in alten Kirchen unter der
Kalktünche mittelalterliche Wandgemälde entdeckt werden. So
interessant ihr Vorhandensein und ihre Beschaffenheit in kultur-
historischer und archäologischer Beziehung im allgemeinen auch
ist, so wird ihr Werth in vielen Fallen doch bedeutend über-
schätzt. Der Kunstwerth dieser alten Malereien ist oft ziemlich
an die einzelnen Bilder gesondert be-
Darstellung priegen die typischen, im
oft vorkommenden, die Zeichnung priegt
die malerische Ausführung sehr primitiv zu sein.
Die dekorative Wirkung der ganzen I'olychromie, welche dem
Innern der Kirche eine farbenreiche, harmonische Gcsammt-Stim-
mung gab, war in künstlerischer Beziehung die Hauptsache : diese
aber ist stets verloren.
Bei einer etwaigen Restauration solcher Wandgemälde kann
es sich im wesentlichen nur um zwei verschiedene Fälle handeln.
Entweder: Herstellung der gesammten I'olychromie des
Kirchen- Innern zu einem künstlerisch gestimmten Ganzen in der
ursprünglichen Weise. In diesem Falle kann von der alten
Original - Malerei , welche natürlich nirgends mehr die ursprüng-
liche Frische hat, gar nichts erhalten werden. Line solche
I lestau ration , besser Rekonstruktion , kommt einer Neuschöpfung
des Bilderzyklus, auf Grund der erhaltenen, meist sehr geringen
und oft nicht sicher erkennbaren Beste des Alten sehr nahe.
Ob eine solche sehr umfassende und kostbare, im Sinne und in
der unvollkommenen Darstellungsweise alter Zeit ausgeführte
Arbeit, für welche stets in nur sehr beschränkten Kreisen Sinn
und Verständnis* vorhanden sein wird, Aufgabe der Kunst unserer
Tage sein soll, ist in jedem speziellen Falle erst besonders zu
Bilder als Theile
des ursprünglichen grofseu Ganzen. Solche Bilder, an welchen
die Farben stets, oft auch die Zeichnung bis auf geringfügige,
zusammenhanglose Beate zerstört sind, in ihren ursprünglichen
Zustand zurück zu versetzen, ist in den meisten Fallen unmöglich.
Ks kommt dann stets auf eine mehr oder minder pietätvolle,
völlige Uebennalung und willkürliche Ergänzung, d. h. also eine
Beseitigung des alten Bildes und Herstellung eines völlig
neuen hinaus. Ob dieses ülier dem alten entstandene neue Bild
gut, d. h. im Sinne und in der Art des ursprünglichen, ist, hängt
ganz und gar von der Pietät und dem Verständniss des aus-
führenden Künstlers ab. Im besten Falle kann man schließlich
nicht mehr unterscheiden, was daran alt und was neu ist. Dag
alte Bild hat also sein archäologisches Interesse, auf welchem im
wesentlichen sein Werth beruhte, verloren. Und selbst das
grol'se Publikum interessirt sich weniger für ein neues Bild im
alten Stil als für die, wenn
eines wirklich alten Bildes.
Ks durfte sich daher empfehlen, in allen jenen Fallen, wo
eine würdige, mit vollem Verständniss durchgebildete Herstellung
der ursprunglichen Gesammt-Polychromie der Kirche aus diesem
oder jeuem Grunde nicht möglich ist, die einzelnen Bilder jedoch
so viel Interesse haben, dass sie der Erhaltung werth sind, die-
selben in ihrem alten schadhaften Zustande als Reliquien aus
vergangenen Jahrhunderten völlig unberührt zu belassen.
Sollten sie an ihrem Orte aber irgendwie störend wirken, so
kann man sie, zugleich zum Schutze gegen fernere Bcschudigiin-
gen, leicht durch bewegliche Vorhänge oder
chen sie für Alterthunisfreunde wohl
lieh bleiben, bedecken.
wel-
R. Bergan.
In der Berliner Bau-Ausstellung sind bis zum 25. Juli er.
neu hinzu getreten: O. Drews, Majolika • Schusseln. — F. \Y.
Koppen, eine Kensenkrone. — Ed. Pols, 2 schmiedeiserne
Leuchter zur Grabkapelle des Grafen Arnim • I
M. Fabian, 1 schmiedeisernes Frontgitter.
Nene kunstgewerbliche Konkurrenzen. Abermals ha-
ben wir von 2 neu erlassenen IVeisausschrciben für Entwürfe
bezw. Ausfuhrungen kunstgewerblicher Art zu melden.
1) Konkurrenz der Deutscheu Metall-lndustrie-
Zeitung, betreffend ausgeführte Petroleum-Lampen.
Die für ein Wohnzimmer bestimmte Lampe, deren Verkaufspreis
50 Jt nicht überschreiten darf, soll in geschmackvoller Durch-
bildung aus Metall gefertigt werden, das entweder in setner na-
türlichen Farbe zu belassen, oder mit einem starken metallischen
Ueberzuge, der das Putzen vertragt, zu versehen ist Zeichnun-
gen oder Modelle werden zur Konkurrenz nicht zugelassen ; von
einem Verfasser dürfen gleichzeitig 3 Arbeiten konkurriren. Die
Arbeiten sollen bis zum 16. Sept. d. J. beim Deutschen Ge-
werbe-Museum in Berlin (dessen Vorstand die sachgemäßen
Konkurrenz-Bedingungen ausgearbeitet hat und bei Entscheidung
des Wettkampfes betheiligt sein wird) abgeliefert werden und in
der Zeit vom 20. Sept. - 15. Okt. daselbst zur öffentlichen Aus-
stellung gelangen. 1. Preis 100 .4L, 2. Preis 50 .Ä — Das
Thema der Konkurrenz entspricht einem überaus dringenden
Bedurfniss, da es bekannt Lst, dass unter den im Handel be-
findlichen Modellen von Petroleum-Lampen nur eine ganz geringe
Zahl vorhanden ist, die ein künstlerisch gebildetes Auge nicht
geradezu beleidigen. Wir wünschen dem bezügl. Preisausschrei-
ben demnach einen möglichst befriedigenden Erfolg und hoffen,
dass der verhältnissmal'sig geringe Betrag der ausgesetzten
Preise einen solchen nicht schmälern wird, da die Sieger in der
bezügl. Konkurrenz, denen ihr Urheberrecht gewahrt bleibt, durch
die I'eberlassuttg ihrer Modelle an den Handel zweifeltos sehr
reichliche Entschädigung linden werden. Dagegen glauben wir
entschieden für eine Hinausschiebung des Endtermins
plädiren au müssen, n Wochen, zumal 0 Sommerwochen, sind
eine viel zu kurze Zeit, wenn die bezügl. Entwürfe zunächst ge-
zeichnet, dann modellirt und demnächst noch gegossen bezw. ge-
trieben werden sollen.— Event lässt sich wohl schon jetzt absehen,
dass die Konkurrenz mehr mit dem alten werthlosen Vorrath der
vorhandenen Modelle als mit neuen Arbeiten beschickt werden wird.
2) Konkurrenz des Württembergischen Kunstge-
werbe-Vereins, betreffend Entwürfe zu einer Muster-
ausstattung für eine Braut aus den bürgerlichen
Kreisen. Es handelt sich um Skizzen zu sammtlichen Möbeln und
Aiisstattungs-Gegcnstinden (Ind. Rouleaus und Fenstervorhängen,
jedoch excl. Tischdecken und Teppichen) für3 Zimmer — ein Wohn-
und Speisezimmer, ein Besuchzimmer und ein Schlafzimmer — die
im Maafsstabe von 1 l0 zu entwerfen sind. Der stilistische ( barakter
des in künstlerischer Einheit zu haltenden Meublements kann
entweder derjenige der Renaissance aus der 2. Hälfte des l(i.
Jahrhunderts oder derjenige der modernen Renaissance sein.
Hauptbedingung ist, dass die Preise, für welche die bezügl. Ge-
genstände zu beschaffen sind, die (im Programm durch Nachweis
der Einzelpreise fest gestellte) Gesammt-Summe von 2 850 .//
nicht überschreiten; Nichtlteachtung dieser Forderung schliefst
die Entwürfe sogar von der Theilnahme an der öffentlichen Aus-
stellung aus. Für den durch die artistische Kommission des
Vereins auszuwählenden besten Entwurf ist ein Preis von '**> M
ausgesetzt — eine Summe , die uns angesichts der bedeutenden
Anforderungen und der Bedingung, dass der Entwurf in das
Eigenthum des Vereins übergehen soü, nicht eben hoch erscheint
Die Konkurrenten verpflichten sich, im Falle ihre Arbeit prämiirt
wird, für ein weiteres Honorar von 600 .// sofort sämnilliche
Detallxeichnungen in natürlicher Gröfse zu liefern. Der Schluss-
termin der Konkurrenz, von der wir leider erst sehr spät Kennt-
niss erlangt haben, ist der 29. August d. J.; die Arbeiten sind
anonym einzureichen,
01o Konkurrenz für Entwürfe zu einem Gernobver-
sohluss, welche am 1. April d. J. von Hombergs Zeitschrift aus-
geschrieben wurde (vid. No. 20 u. III.) hat 17 Arbeiten hervor ge-
rufen. Das aus dem Redakteur d. gen. Zeitschrift sowie 8 Leipziger
Zivil- Ingenieuren bestehende Preisgericht hat keine der Arbeiten
als eine vollständige Lösung der Aufgabe und demnach des
1 . Preises würdig anerkannt Drei, von den Hrn. Bmstr. B ö n i s c h
in Leipzig, Architekt Thormann in Wismar und Ivlempnermstr.
Abi cht in Berlin herrührende Entwürfe bieten indessen theils
Neues und Zweckmäßiges, theils kriüsircu und moditiziren sie in
lehrreicher und zweckentsprechender Weise die bekannten Vor-
richtungen. Es soll denselben daher je ein 2. Preis von 50
ausgezahlt werden, falls die Verfasser mit der Publikation ihrer
Entwürfe i. R. Ztschr. sich einverstanden erklären.
Personal - Nachrichten.
Die Bauinspektoren Rotmann in Ottelsburg u. Schiller in
( 'ösliu sind nach Hohenstein i.Ostpr. resp, Paderborn versetzt _
«mrll« ton C»ri HritllU Ib Brill«. Kür dir
Ttraatwortllrb K. K. O. Polirk. I>ro<-S: W. Mo»««r Uofti
No. 64.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
323
. - 1**
Mlttheltuiijten im Vereinen: Arenl-
Vermlerhlo«: Za
Brief- und Frijckasten
Zur Reorganisation der preufsischen Gewerbeschulen.
ic Reorganisation der bestellenden preufsi-
srhen Gewerbeschulen, die seit Jahren auf
der Tagesordnung steht und auch in n. BL
mehrfach Gegenstand der Erörterung war,
ist nunmehr in ein entscheidendes Stadium
getreten. Der Dtech. Reichs- Ans. u. Kgl.
Prenfs. St.-Anz. v. 5. Antust d. J. ver-
öffentlicht den nachstehend in seinem Wortlaute mitgetlieil-
ten Bericht
„Am Freitag und Sonnaliend, 2. und 3. August, fanden in
lüde des HandeU-Ministcriunis die Sitzungen der Konferenz
, welche zur Begutachtung der von de* Regierung healtsichtigten
Reformen der nach dem l'lan von l**7u eingerichteten Ge werbe -
schulen eingeladen war. A ls Vertreter der Industrie und
der Gewerbe, und zwar de« Itanfachs wie der merhanisch-
technischen nnd chemisch-technischen (Jewerlie, waren erschienen :
die Uni. Gropius und Böckiiiann , K. Kaselowgky und 1.. I/iwc
ans Berlin , die Hrn. Hensehel | Kassel). Ileiuieudahl (Krefeld),
L. Simons (Elberfeld), l>r. Brüning (Fianklurt a. Main; und
Lüders (Görlitz); ferner als Vertreter hetlieiligter Gemeinden die
über- Bürgermeister Becker (Köln), Hredi (Barmen ), Bürger-
meister Prent/el (Ilagen); endlich die Direktoren der tech-
nischen Hochschulen Preufsens: Renlcaux (Gewerbe-
Akademie), Wiehe (Bau - Akademie). Launhardt (Hannovor),
von Kaveu (Aachen); sowie die (iewerbe-Sehul-Direktnren Fiedler
(Breslau), Zierken (Köln), Nöggerath (Brieg), Zehnte (Barmen),
Artope (Elberfeld;, Bardeleben (Hildesheim). Wicckc (Kassel).
Albrecht (Königsberg in IV.). Ans dem Handels- Ministerium
nahmen aufser dem Dezernenten, Geheimen Regierung* - Bath
Wehrenpfennig, noch der Geheime Rcgieruiigs-Kath Loders und
Geheimer Bergrath I>r. Wedding, und als Kommissar des Kultus-
Ministers der Geheime Regieruugs - Itath Gandtner Theil. IHe
Konferenzen wurden in Vertretung des auf einer Urlauhsreise
befindlichen Handels - Ministers um dem Ministerial - Direktor
Dr. .lacnbi eröffnet und geleitet- leer Dezernent entwickelte zum
Hingang in ausführlichem Vortrage die Ideen der Regierung.
Hierauf eröffnete der Vorsitzende die Generaldebatte ülicr folgende
von der Regierung aufgestellte Fragen:
1) Die jetzige reorganisirte Gewerbeschule soll gleichzeitig
Fachschule für die direkt ins Leben tretenden jungen Leute
und Vorbereituugsaustalt für das l'ol ytechnikum sein.
Haben die bisherigen Erfahrungen bewiesen, dass diesen beiden
Zwecken gleichzeitig genügt ist, und lässt sich denselben über-
haupt in der bisherigen Weise au ein und derselben Anstalt
gleichzeitig genügen?
2) Ist es im Fall der Verneinung der letzteren Frage rathsam,
die rcorgauisirten Gewerbeschulen möglichst in zwei Gruppen
zu theilen, in solche, die anf die Vorbereitung zum Polytechnikum,
und in solche, die auf die Vorbereitung für das praktische Leben
eingerichtet sind, oder ist, soweit sich Anstalten finden, auf
welchen nachweislich für beide Zwecke eine erheblichere Schüler-
zahl sich findet, nicht wenigstens die Trennung des wissen-
schaftlichen und des praktischen Lehrganges früher
und vollständiger herzustellen?
8) Welche Aendeningen sind hiernach mit dem Fachunterricht
besw. mit der reorgonisirten Gewerbeschule, sofern sie Fachschule
für das Leben sein soll, vorzunehmen? Ist der heutige einjährige
Kursus der sogenannten praktischen Abtheilungen auf zwei
Jahre zu erweitern? Und falls dies nothwendig erscheint, wie
ist diese Zeit zu erübrigen? Vertragt es sich mit den Anforde-
rungen des Erwerbslebens, die jungen Leute noch ein Jahr langer
auf der Schule fest zu halten, oder muss dies Mehr an Zeit dadurch
gewonnen werden, dass man den Fachunterricht ein Jahr früher,
also schon mit dem Eintritt in die 2. Klasse (Prima) beginnt?
i) Sollte das Letztere sich als rathsam heraus stellen , so
würden auch schon in der heutigen I'rima die allgemeinen Bildungs-
tiegenstande gegen den berufsmäfsigen Unterricht schwinden
müssen. Dies ist nicht möglich, so lange das Recht zum einjahrie-
frei willigen Dienst erst mit dem Austritt aus der IVima erworben
wird. Ist demnach die frohere Erwerbung des erwähnten Rechts
als wünschenswerth zu betrachten ; welche Vorbedingungen würden
su dem Ende von den Gewerbeschulen zu erfüllen sein?
5) Da der Abiturient der sechsklassigen höheren Bürgerschule
mit zwei fremden Sprachen das Recht des einjährig-freiwilligen
Dienstes erwirbt, wurde es sich nicht empfehlen, die Kommunen
zur Vervollständigung ^der Vorklassen der Gewerbeschulen hia
werbest'hulen^und in organischer Verbindung mit derselben das
gleiche sechsjährige System darstellen würden?
6) Ist diese Vervollständigung der Vorklassen nicht auch
deshalb erwünscht, weil nur auf diesem Wege den höheren Klassen
der eigentlichen Gewerbeschule ein stetiger und regelmäfsiger Z u-
fluss von Schülern, und iwar von gleichinäfsig vorgebildeten
wird?
7) Ist der schon mit der 2. Klasse ■ I'rima» beginnende zwei-
jährige Fachunterricht nach den Vorschriften von 1S70 ülierall in
3 Ahlheilungen (b, c, d) zu ertheilcn, oder ist es nicht rathsamer,
in der Regel nur eine, höchstens zwei dieser Ahtheilungen zu
bilden und dabei die Auswahl nach den thataächlicheu Bedürfnissen
der Gewerbe und der Industrie des Orts und Distrikts zu treffen?
8) Eiue noch den Gesichtspunkten von 3— 7 organisirte An-
stalt würde als eine Gewerbeschule zur Ausbildung von mittleren
Technikern bezeichnet werden können. Ist nach dem Bedürf-
nisse unserer Industrie und Gewerbe und nach den heute Ihm den
Polytechniken geltenden strengen Aufnahme-Bedingungen, tiezw. der
Einführung des 4 jährigen Kursus Aussicht vorhanden, dass solche
mittlere Anstalten die hinreichende Frequenz linden?
9) Würde an der rcorgauisirten Gewerbeschule, sofern sie
Vorliereitungsanstalt für das Polytechnikum sein will, die Bezeich-
nung „Fachklassc Abtbeilung A" noch eine Berechtigung haben?
Wiiren aus dieser Abtheilung nicht die Lehrfächer zu entfernen,
welche in das Polytechnikum vorgreifen? Wäre dagegen der Lehr-
plan für Mathematik (jetzt in den 3 Klassen Kl, 8 und zuletzt
nur 2 Stunden) und Naturwissenschaften (jetzt in IA für Physik
und Chemie nur Repetitioueu) nicht anders zu gestalten und den
modernen Sprachen (jetzt in allen 3 Klassen nur je 2 Stunden)
ein gröl'serer Raum zu gewähren?
10) Würden einer derartig gestalteten, in der besonderen
Ptlege der Mathematik, des Freihandzeichnens und des gebundenen
Zeichnens ihre Eigentümlichkeit findenden Gewerbeschule die
gleichen Berechtigungen für die technischen Studien eingeräumt
werden können, welche jetzt die lateintreibendc Realschule I,
besitzt? Oder welche Bedingungen in Bezug auf die Kursus-Dauer
würden behufs der Gleichstellung noch zu erfüllen sein? —
Die General-Diskussion über diese Fragen dauerte am Freitag
von 11 bis gegen 5 Dir. Daran schloss sich am Sonnaliend die
Spezialberothung von 10—3 Uhr. Die Konferenz entschied sich
in allen Punkten für das Programm der Staatsregicruug und sprach
ihre Anschauungen in folgenden Sätzen aus:
Die von dem Herrn Handcls-Minister für den 2. August er.
zur Begutachtung des Refnrniplaus der Regierung in Betreff der
reorganisirteu Gewerbeschulen berufene Konferenz erklärt (mit
allen gegen eine Stimme) ihre volle Zustimmung zu demselben
und fasst ihre Ansichten in folgenden Resolutionen zusammen:
1) Da dem doppelten Zweck, welchem die Gewerbeschulen
bisher dienen sollten, nämlich sowohl für die technische Hoch-
schule, als auch unmittelbar für den gewerblichen Beruf die
Vorbildung zu gewähren, auf Grund eines und desselben Lehr-
planes erfahrungsmäfsig nicht genügt werden kann, so sind die
Gewerl>eschulen in Zukunft in zwei Gruppen zu theilen.
Die Anstalten der einen Gruppe sind als Vorbereitungs-
Schuleu für die Polytechniken, die Anstalten der anderen als
VorbUdungs- Fachschulen für Techniker mittleren Ranges zu
organisiren. In welcher der beiden Richtungen sich jede der
bestehenden Anstalten entwickeln soll, ist nach den Bedürfnissen
de« Orts und des Distrikts und im Einverständniss mit den be-
theiligten Gemeinden zu entscheiden.
2) Für l>eide Gruppen von Gewerbeschulen ist es erforderlich,
dass sie den Schüler nicht erst für die Stufe der Sekunda aus
anderen Anstalten empfangen, sondern ihn in Vorklassen von der
Sexta au selbst heran bilden. Nur unter dieser Bedingung ist es
crfahrungsmäTsig möglich, einen stetigen und sicheren Zutluss an
gleichmäßig vorgebildeten Schülern für die oberen Klassen zu
gewinnen.
3) Es ist dringend erwünscht, dass diese Vnrklassen mit den
Klassen der eigentlichen Gewerbeschule nicht hlos iu Bezug auf
die Direktion, sondern auch in Bezug auf das Lehrerkollegium,
die Verwaltung und Aufsicht in einen einheitlichen Organismus
verschmolzen werden.
4) Ein mit Sexta beginnendes fünfjähriges Vorklssscn-Sytem
ist überdies nach den Grundsätzen der Reichs - Schulkouimission
die Bedingung, um für die Gewerbeschulen schon mit dem Aus-
tritt aus der jetzigen Sekunda das Recht zum einjährig-frei-
willigen Militairdienst zu erwerben. Dadurch allein wird es
möglich, denjenigen Zöglingen, welche aus der Gewerbeschule in
die Praxis übertreten wollen, eine längere Zeit für ihre Kachaus-
bildung zu tieschaffen. Es ist daher bei den betheiligten Gemeinden
dahin zu wirken, dass sie die zum großen Theil schon bestehenden
Vorklassen auf die Zahl von fünf vervollständigen.
5) Unter dieser Voraussetzung haben die Anstalten, welche
der Ausbildung von Technikern mittleren Ranges dienen sollen,
ihre Zöglinge In einem sechsjährigen, dem I«ehrpensum der höheren
Bürgerschule mit 2 fremden modernen Sprachen entsprechenden,
jedoch das Zeichnen besonders pflegenden Kursus, von fler Sexta
bis einschliefslich der heutigen Sekunda, zu dem Punkte zu führen,
wo die allgemeine Schulbildung abgeschlossen und dos Recht des
einjährigen Dienstes erworben werden kann. Nach der Sekunda
folgt ein zweijähriger Fachkursus. Der allgemeine Bildungs-
hArt in diesen Fachklassen vollständig auf. Die Unter-
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324
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
10. Anffnst 1878
Weisung konzentrirt sich auf die für den Beruf erforderlichen
Kenntnisse und Fertigkeiten. Die Kachklassen bilden entweder für
die ßaugewerke oder die mechanisch-technischen oder die cheuiisch-
technischen Gewerbe vor. Je nach den besonderen Bedürfnissen
des Orts und Distrikts können diese Zwecke verbunden werden.
Den Schulern der Fachschule wird nach Absolvirung des Kursus
■ Prüfung ein Abgangszeugnis* ausgestellt. — Die
von Schalem anderer Lehrar
von Schülern auf
eprüfung ist nicht
C) Es ist unerlasslich, dass die künftigen Techniker mittleren
Ranges auJser dem Unterricht in der Fachschule durch praktische
Arbeit sich ausbilden. Der Zeitpunkt, die Dauer und die Art
und Weise, wie diese Arbeit in der l'raxis mit der theoretischen
Ausbildung für den Beruf am zwedrmalsigsten zu verknüpfen ist,
wird der weiteren Erwägung anheim gegeben. Insbesondere bleibt
es der Prüfung vorbehalten, ob mit einzelnen Anstalten nicht
Lehrwerkstätten zu verbinden sind.
7) Diejenigen Gewerbeschulen, welche für die Studien auf
der technischen Hochschule vorbereiten, stellen mit Einschluss von
fünf Vorklassen gegenwärtig einen achtjährigen Kursus dar.
Damit sie das Kecbt zum einj&hrig-freiwilljgeu Militärdienst schon
mit der Alisolvintng der Unter -Sekunda, sowie die Erweiterung
ihrer sonstigen Berechtigungen erhalten können, ist der achtjährige
Lehrgang auf einen neunjährigen auszudehnen.
Es ist dringend zu fordern, dass die Abiturienten solcher An-
stalten mit neunjährigem Kursus — wie es in anderen deutschen
bereits geschehen ist - nicht nur zu allen höheren toch-
Studien, sondern auch zu den Staatsprüfungen auf dem
mm tf-n technischen Gebiete zugelassen werden.
Aus dem I-ehrgaugc dieser Anstalten sind diejenigen Fächer
welche den Aufgaben der technischen Hochschule
">ie oberste ™~>n-r wmnmm W
8) Wahrend der Lehrplan dieser Anstalten selbst
Zweck der Vorbereitung für die technische Hochschule
wird, ist es doch nicht ausgeschlossen, dass, wenn die Bedürfnisse
des Ortes und Distriktes dies wünschenswert!! machen, an die
Hauptschnle auch eine zur Bildung von Technikern mittleren
Raiiges bestimmte Fachschule angelehnt wird, in welche diejenigen
Schüler, die ein Polytechnikum nicht besuchen wolleu, nach Ab-
solvirung der Unter-Sekunda übertreten können.
Bemerkt muss noch werden, wie seitens der Vertreter des
Handels-Ministers besonders hervor gehoben wurde, dass die dritte
und untere Stufe der gewerblichen Lehranstalten — die B au-
gewerk- und Werkmeister-Schulen — in die Berathung der
Konferenz nur deshalb nicht hinein gezogen seien, weil auf diesem
Gebiet streitige pädagogische Fragen nicht zu lösen wären, dass
aber das Handels -Ministerium das grofste Gewicht darauf lege,
diese Anstalten nach Kräften an fordern." —
Da der HandeJsminister im vorigen Jahre die Umwand-
lung der noch bestehenden alteren Gewerbeschulen in solche
von 1870 sistirt, kürzlich aber
■ Berliner Gewerbe-
Akademie bezw. den polytechnischen Schulen zu Hannover und
Aachen zu entlassen, gekündigt hat, so ist an dem ernsten
Willen der Staatsrcgicrung. bereits in nächster Zeit eine neue
Reorganisation des Gewerbeschulwesens durchzuführen , nicht
zu zweifeln. Wir dürfen erwarten, dass den Stadtgemeinden,
in welchen Gewerbeschulen bestehen, alsbald die kategorisclie
Frage vorgelegt werden wird, für welche Art der in Aussicht
genommenen neuen Gewerbeschulen sie sich bei der nicht
langer mehr zu umgehenden Umwandlung ihrer Anstalt ent-
scheiden wollen. Ein wichtiger Zweig unseres Schulwesens
wird demnach nach langem, unsicheren Schwanken endlich den
festen Boden gewinnen, auf dem er wurzeln und zu lebens-
kräftiger Blüthe sich entwickeln kann.
In der Sache selbst haben wir den Vorschlägen der Kon-
ferenz unsererseits eine Erläuterung nicht mehr hinzu zu fügen.
Was von dieser beschlossen worden ist und nunmehr voraus-
sichtlich zur Ausführung kommen wird, stimmt im Wesen
völlig mit dem überein, waC wir längst als die natürliche,
bezw. einzig mögliche Lösung der Gewerbeschul - Frage be-
zeichnet hatten. Der ftulserliche Unterschied ist der. dass man
den Anstalten, welche eine Vorstufe für die technische Hoch-
schule bilden sollen, den Namen einer Gewerbeschule be-
lassen will, während sie ihrer Einrichtung nach wohl ebenso
gut als eine (auch von anderer Seite wann empfohlene! neue
Art von Realschulen, ohne Latein, bezeichnet werden
könnten, in die wir event. einen Theil der bestehenden Ge-
werbeschulen umgewandelt wissen wollten
Dem in Aussicht gestellten Vorgehen der Regierung in
Bezug auf die Einrichtung bezw. Reorganisation der dritten
Gattung technischer Schulen, der für praktische Werkleutc
mit Volksschul-Bildung bestimmten eigentlichen Gcwerkschulcn,
sehen wir mit gespannter Erwartung, jedoch mit der Zuver-
sicht entgegen, dass die klar blickenden und thatkraftigen
Staatsmänner, denen z. Z. die Ix-itung unseres technischen
Unterrichtswcscns obliegt, auch diesen, für die Volks Wohl-
fahrt wichtigsten, aber am ärgsten vernach-
lässigten Theil desselben in eine gedeihliche Bahn
lenken werden.
In unserer schnell lebigen Zeit, die über dem Gärtner,
der die Früchte pflückt, gar leicht des Manna1; vorgisst, der
die Bäume gepflanzt hat, mag es vielleicht nicht überflüssig
sein, wenn wir bei dieser Gelegenheit daran erinnern, dass
das Verdienst, eine organische Reform des technischen Unter-
richtswesens in Preufsen eingeleitet zu haben, dem aus dem
Amte geschiedenen Handelsminister Hrn. Dr. Achenbach
gebührt und eine derjenigen Tbaten ist. durch welche dieser
Staatsmann unter den preußischen Technikern stets in
barer Erinnerung leben wird.
Filtration des Flusswassers zur Versorgung der Städte.
{tatNknaf)
Sehr interessant und nützlich ist, dass Kirkwood sich be-
müht, bei jedem Filter das grofste Wasserquantum fest zu stellen,
welches während 1 Stunde der Maximalleistung filtrirt
wird. Offenbar ist diese Angabe für die Haltbarkeit der
Filter die wichtigste, wahrend dergl. Angaben nirgend zu fin-
den sind und man überall nur die Tagesleistung angegeben findet
Die Durchschnittsleistung wird aber in einzelnen Stunden oft
ganz erheblich überschritten und es bieten daher Kirkwoods
Angaben das Mittel, den Werth der Reinwasser • Bassins bezw.
Hochreservoire für die Filtration zu erkennen. Eine übersicht-
liche Zusammenstellung der bezügl. Zahlen der Londoner Filter
ist hier nachgefügt.
FIlt*r-Sohlohten und Leistung der Londoner Wasserwerke.
Totaldicke der Filterschicht1) . Meter
Dicke der Sandschicht ......
Filtrirtes Quantum pro [J'n aktiver
Fläche und pro Tag .... kb'
Filtrirt« Quantum pro aktiver
Hache, pro Stunde bei stärkstem
Durchfiuss „
Desgl. wenn vorstehender Durrhtlnss
24 St währte, pro Tag ....
ChelAea
Orand Junetiun
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London
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1,83
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0,76
0,76
0,91
0,91 0,91
0,84
0,53
0,76')
0,61
0,61
0,66
0,91-1,22
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5,15
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11,04 «)
8,93
2,42 2,06
1,54
1,83
2,24
1,37
3,09
3,43
0,293
0,217
0,460
0.1 IS —
0,111
0,140
0,183
7,03
5,21
11,04
4,39
Bemerkung, the mit K Qt*
die mit G fuVrv hrl»r>. Kai. enthalten die Angaben
Board. Major Holum, und der Hüftr Pollution (
Kol. enthüllen die Angaben Klrkwnnd* für Jnli u- Augnrt IS«-*, wie deraelbe die Vernaltnlaui M (einen Beulen* fand:
" ahn» (J.«r». f. UaebeL 181«) pro September IMS, narb Angaben de« Water Kjtamnert de* ljocal Gocernemtnt
•) Klrtwlid*!'^'»««' s^i'ti^nt ^""ab1" ''he'd'^'" ,mfAum- *) Im Ta"r" (»*■»)• «) Abgaben ISrdV» Hauptwerke In Sinke Newingbw. «) JU«(aW.
an. •) Bürkli "iMS «lebt t',S» "aa" *'*'' *b"4dM"d "* "*>" ""'*" R*ch"ttn*'°' 4 Kllt"' Uth **• BuM> lStS • Dirk* ■ ToC' CM"~ 8"d
S&mmtliche Angaben der Tabelle beziehen sich auf den
durchschnittlichen Znstand der Abnutzung der Filter; wäh-
rend die Leistung derselben mit ihrer Reinheit wechselt Ein
frisch gereinigtes Filter kann nach Kirkwood 5,38, ein ausge-
ur 1,92 kb» pro Q» und Tag leisten, wobei die De-
Jhe von 0,22 bis 0,76 « wachst Wenn man den
Durchfluss mit grflfserer Druckhöhe forcirt, so wachst die Ver-
stopfung des Filters reifsend schnell und endlich wird die ver-
schlammte Sanddecke durchbrochen und das Filter beschädigt
s als einen groben Fehler in der Be-
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No. 64.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
325
handlung der englischen Filier, wenn man dieselben im reinen
Zustand stärker beanspruche als im schmutzigen; er weifs sieb in
Uebereinstiniiuuug mit den Ingenieuren der Berliner Werke darin,
duss man den Dnrchflnss im Anfang sogar gegen das Durch-
schuiltsmaafs herab mindern soll, bis dabin, dass auf der reinen
Kuiiddccke sich eine faserige Haut niedergeschlagen bat. Er
verlangt bei gekuppelten Filtern für jeden einzelnen einen Apparat,
um die Geschwind igkeit des abtlielsenden Wassere zu kon-
trolliren, während Kirkwood einen guten Apitarat zur Beobach-
tung und Begiilirung der Depressionshöhe für genügend erachtet.
Hier mag wohl der praktische Amerikaner Recht haben, da bis
dato wohl kaum ein einziges Werk auch nur die letzte Einrich-
tung gehabt hat und dennoch manches gut geht; der von Kirkwood
vorgeschlagene Kegulir-Apparat ist aber so einfach, dass man
denselbeu keinesfalls weglassen sollte. —
Was die Starke und Zusammensetzung der Filter-
schichten betrifft, so sind wir damit wohl noch nicht über die
gröbsten Handwerksregeln hinaus gekommen, da sich die ab-
weichendsten Maafse dazu neben einander vorfanden. Als Ma-
terialien haben z. Z. wohl nur Kies und Sand Bedeutung. Kirk-
word führt bei einzelnen Filtern anfserdem Muschelschalen und
Kohle an; in den neueren (irabn'schcu Mittheilungen findet mau
davon indess nichts mehr. — Die Sttrke der Sandschicht variirt
nach Kirkwood bei unten Filtern im neuen Auftrags - Zustande
zwischen 0,40 und 1,22» (Urahn, London 0,53 bis 0,99«), die
Total starke der Filterschichteu zwischen 1,87 und 2,2»«
(Gralin, London l.Oti bis 2.43«).
Wenn man die obige Tabelle, deren Angaben im allgem. auf
ähnliche Umstünde Bezug haben (fast alle Londoner Filter arbeiten
mit Themsewasser), mit Rücksicht auf das Verhältnis* derSchicbten-
höhe zum Durchriuss-Quantum betrachtet, so vermisst man jed-
wede Regelmälsigkcit Allerdings linden wir bei der kleinsten
Schichtenbübe (Fast London) auch das geringste DurchHuss-Quan-
tuni, bei der grofsten Durchtluss -Menge (Lambethi aber nur eine
mnfsige Schichtenbuhe. Hierbei ist zu bemerken, dass die Lambeth
W. W. C, die unter Simpsons Leitung steht, schon seit längeren
Jahren (Bürkli, 1865} ihre Filter mit sehr grofsen Durchtluss-
I betreibt und diese bis 1873
(Grahn) nicht
nun die oben berührte etwaige Ueberau-
strengung der Filter nicht so arg gefährlich sein; zumal nach
Grahns Angaben die Lambotb W. W. C. sogar zu denjenigen ge-
bort, die mit geringen Betriebskosten gegenüber der Mehrzahl der
Kompagnien arbeitet (48,89 .//. pro loöukb'" \V.).
Kirkwood hält 0,76™ Sandhohe und 1,73™ Totalhnhe
der Filterschicht für uöthig, damit sieb nicht offene Adern und
Durchbrüche bilden, nachdem durch öftere« Abnehmen die Hohe
der Sandschicht sich auf 0,3 bis 0,0™ verringert hat Sainuelson
halt der vuhStiuidigen Klärung wegen eine Höhe der Saudschiebt von
0,9 « für nöthig. Hiergegen möchte man als Beispiele anführen,
dass die Berliner Werke nur 0,52«, die Braunschwoigcr 0,32«
Sandhöhe halten und trotzdem vollständig krystallklares Wasser
liefern, wenn alles Sonstige sich in Ordnung befindet
Die Kiesscbichten haben nach Samuelson's Ansicht nur
den Zweck, die feineren Kanäle (Röhrcheu) im Sande zu solchen
von gröberem Kaliber zu vereinigen, und es ist nur darauf
zu achten, dass durch die Zwischcnriuune der unteren Schiebt
nicht Material der oberen hindurch fällt Samuelson betont mit
Recht, dass, falls Adernbildung zu befürchten ist, mau die Sain-
melkauäle auf dem Boden des Filtere näher zusammen nicken
könne. — Die einzelnen Kiesschichten brauchen, um Zufälligkeiten
zu begegnen, nur eine Höhe von 5 bis lo«», wahrend die unterste,
gröbste, die genügende Höhe für Aufnahme der Saantuclrohre
bieten muss. Die Total -Dicke aller dieser Schichten kann nach
diesen Grundsätzen 1,3 bis 1,5« betragen. —
lieber die Dauer der Dienstfähigkeit des Kiesbettes ist
so viel fest gestellt, dass noch auf keinem Werke mit richtiger
Sandiiltration Umlegungen der Kiesschiebten erforderlich wurden.
Samuelson schätzt die fragliche Zeitdauer auf mindestens 50 Jahre;
seine Bemerkung, dass einmal ein sehr schmutziges Klbwasser
die Altonaer Filter bis in den Kies verschlammt hat, ist von Kümmel
berichtigt worden.
Grofsen Werth scheint man in England auf gute Sammlung
des Wassers auf dem Filterboden, ferner auf Entlüftung des
Filters und gleichmäfsige Verbreitung des Wassers beim
Aulassen nach der Reinigung zu legen — alles, damit nicht
durch Luftblasen oder Wasseradern die Gleicbmäfsigkeit des Filter-
bette» gestört werde. Zur Sammlung des Wassers dienen meist
perforirte Thonrnhre und Kanälchen aus Backstein, die in etwa 2 «
Abstand verlegt und in einen Mittel -Kanal -(Sammler) münden.
Vielfach findet man in Fingland die Anlage so, dass direkt auf
dem Abliuss • Kanal ein oben offener Zufluss- Kanal liegt. Uber
dessen Rand beim Neu-Anfüllen des Filters das Wasser tritt und
von welchem aus es sich gleichnwfsig auf dem Filter verbreitet.
Bei den Filtern zu Green Lanes, Stoke Newington hat man auf
den Boden des Filters parallele Reihen von Ziegelsteinen in je
11«» Abstand ohne Mörtelverweudung gelegt und diese Reihen
wieder mit quer liegenden Flachschichten bedeckt; die so ent-
stehenden kleinen Kanälchen münden sämmtlicb in 2 Haupt-
Kanäle ein.
Zur Entlüftung befindet sich gewöhnlich am äufsersten (höchsten)
Die Umgrenzung des Filter -Bassins fand Kirkwood in
England gewöhnlich gebösebt, mit der Neigung vou 1:1 bis 1:2,
und in Ziegelstein- Abpflasterung hergestellt, in Deutschland dagegen
I durch Mauern mit nahezu vertikaler Vorder-flache gebildet; letzteres
um die winterliche Eisdecke, unter welcher die Filtration ungestört
fortgeht, von deu Maueru getreunt erhalten zu können. Wegen
der Eisbildung wird eine Wasserstandsböhe auf dem Filter vou
1,2« für nöthig gehalten. Fast ausnahmslos wird der Boden
durch einen 0,6 « starken Thonschlag nebst Ziegelpflaster, oder
eine Konkretlage gebildet —
Von Wiedergabe der Kirkwood'schen Notizen über M a s ch i n c n
sei aus dem Grunde abgesehen, dass diese theils unvollkommen
sind, theils für den heutigen Zustand nicht mehr passen; dagegen
mögen einzelne interessante Spezialfälle an Wasserwerks-
Anlagen hier noch kurz erwähnt werden.
Kirkwood's Mitthcilungen Ober Liverpool, Edinburgh und
Dublin enthalten manche interessante Vervollständigungen über
diese, bereits von Bürkli in seinem „Bericht' (1867) beschriebenen
Werke. Die dortigen Anlagen dienen bekanntlich zur Sammlung
des Wassers von B A c h c n in grofsen, durch Eindämmung vou Gebirgs-
thälern geschaffenen Reservoiren, welche für ein gewisses Stadium
der Wasserversorgungs-Technik in England charakteristisch sind.
Die Notwendigkeit zur Anlage dieser (Kom|»ensations-) Re-
servoire entstand bekanntlich besonders dadurch, dass vor Anlage
der Wasserleitungen bereits Mühlen- oder Fabrik - Etablissements
1 an den betr. Wasserläufen bestanden, denen man das Recht, so
! viel Wasser als Motor zu verwenden, als ihre Wasserräder bisher
ausnutzten, nicht beschränken konnte. Hiernach stand nur die-
jenige Wassermenge zur Disposition, die zur Zeit des gröberen
Regen-Niederschlages frei über die Wehre abfloss, und diese musste
datier für die trockene Zeit zur Aufspeicherung kommen; nebenbei
dienen diese Bassins zur Klärung durch Ablagerung. Deshalb
I wird das Wasser für die Leitung den oberen, geklärten Schichten
entnommen und die unteren trüberen, Schichten werden den
] Müllern etc. überlassen.
Im August 1866 erhielt Liv
Bedarfs aus Brunnen im rothe
lieh etwa 33 600 kb«, aus den
Oberflächen- (Regen ) Wasser eines Gebiets von etwa 4000 ha iu
6 Reservoiren von 220,5 »a Fläche und rund 14H40<XX>kb« In-
halt bei einer gröfsteu Tiefe von 11,9 bis 23,8» aufnehmen.
Die jährliche Regenhöhe jenes Gebiets schwankte von 1H61— 66
zwischen 0,884 und 1,296«; 1865 betrug dieselbe 0,834«. Hier-
von wurden 0,593«, also 67 %, gesammelt, wobei von Interesse
ist, dass das Niederechlagsgcbiet theils angebaut, gröistentheils
aber Weideland ist Geognostisch klassitizirt gehört dasselbe
dem Sandstein und Schieferthon der Kohlcuformation an. Von der
Regeuhöhe von 0,884« wurden 0,343« den Müllern abgegeben, so
dass 0,25«, d. i. etwa 10 000 000 kb«, der Stadt su gute
kamen. Das Reservoir f aaste hiernach etwa die lVjfache Jahres -
lieferung der Rivington -Werke ; dasselbe liegt etwa 38 K™ von
Liverpool entfernt und 117« über See-Höhe.
Den Angaben über die Edinburgh er Werke sei Folgendes
entnommen : Edinburgh, Leith, Ncwhaven und I'ortobello werden
gemeinschaftlich von dem Wasser der etwa 12— 13K« südlich
dieser Städte liegenden Purtland Hills versorgt Man benutzt
eine Quelle von grofser Ergiebigkeit, den Crawley Spring, wie
auch tiltrirtes Wasser des Baches Gleucorse; bis 1866 waren 6
Quellen gefasst und 9 Reservoire erbaut, letztere
sammen etwa 8 000 000 kb». Hiervon dienen 4
der Stadtversorgung, die übrigen
für die Müller.
der Geschäftsführer der Werke, giebt in einer betr.
Flugschrift folgende Daten über das Gleucorse • Gebiet, welches
eine Fläche von 1495"* hat und das nach 2 Reservoiren von
rot 2 100 000 kb« Inhalt entwässert Die Reservoire haben ein
18« breites Wehr, welches bei Ueberfnllung den Ueberschuss
frei abführt.
Es erhalten:
die Stadt 0,906« der Regenhöhe,
die Müller 0,180 « „
durch Verdunsten u. Versickern schwanden 0,130« „ ,
Ober das Wehr flössen 1863 . . . .0,482« „
. 0,998«.
86 »„ de
Totale Regenhöbe
Diese Reservoire fassen hiema
für Stadt und Mühlen. —
Dublin erhielt 1866 eine neue Wasserversorgung aus dem
oberen Theile des Flusses Vartry mit einem Reservoir von 165,5 UA
Fläche und 10 900<K>okb» Inhalt, welches 40 K» von Dublin
entfert liegt Das Regengebiet beträgt 5 662 ■*, die jährliche
Regenhöhe schwankte von 1861-64 zwischen 1,140 und 1,547».
Man rechnete zunächst auf ein Tagesmaximum (?) von etwa
41 000 kb«, also wohl auf einen Jahresverbrauch von etwa
12 000 000 kb« d. i. von 0,2» = 20?« der Regenhöhe.
Der Reservoir-Damm {Thalsperre) hat 8,54 » Kroncnbrcite,
gepflasterte Böschung gegen das Wasser mit der Neigung von
1 : 3, andererseits Erdböschung mit Neigung von 1 : 2',',. Die
Marimalhöbe ist 20,1 ™. — Zum Theil
Broschüre von Neville & Pallas
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326
DEUTSCHE BAÜZEITÜNG.
10.
187«
Mittheilungen Uber Anlage einer Drathseil-Bahn bei Ottbergen.
Bcitn Neubau der Eisenbabnslrecke Ottbergen - Northeim der
Westfälischen Eisenbahn bestand Mangel an gutem Bettungsmaterial
für den Bahnhof Ottbergen und die anliegende Strecke, dos nur
durrh sehr weite Achstransporte hätte bew h i •: werden können,
zumal der giöfsere Theil des neuen Bahnhofes ottbergen schon
für die alte Linie Altenbeken- /Ottbergen-) IloUminden in Metrieb
genommen werden rausste, ehe auf der neuen Linie Oithcrgeu-
Northeim au Herstellung des Oberbaues gt*lacht werden konnte.
Kh unternahm es, für den Bahnhof ein geeignetes Material zu
beschaffen, für das ich als Gewinnuugsort den über detn Hahu-
hofe gelegenen sogen. Stockberg in Aussicht genommen hatte.
Der hier eröffnete, durch eineu Bremsberg mit dem Bahnhof
verbundene Broch lieferte zwar einige Zeit hindurch die Hölingen
Packlage- und Schotter- Mengen; indessen wurden doch bald die
erforderlichen Abräumunmarbeiten so bedeutend, dass auf die
Mitbenutzung einer anderen Bezugsquelle Bedacht genommen
werden musste.
Nach der Kuppe des Berges zu fandeu sich zahlreiche, durch
Wasserlaufe ausgespülte Hinnen, die gutes, wetterbeständiges und
leicht zu gewinnendes .Steinmaterial enthielten, freilich uur in
Schichten von geringer Mächtigkeit. Da die Steilheit und Lage
des Berges die Abfuhr dieses Uesteins in gewöhnlicher Weise
bremse, mittels welcher bei der Thalfahrt die Wagen - Bewegung
regulirt werden konnte, wahrend die Bergfahrt durch 2 Arbeiter
mittels der Kurbeldrehung bewirkt wurde.
I)as Laufseil überspauute am unteren Ende der Baun mit
eiuer freien Weite von ca. !.'>"> den oben erwähnten Steinbruch,
und es geschah hier die Eutleeruug der TranaportgelüCM mittels
Oefftieus des eine Klappe bildenden Bodens entweder direkt in
die Transportwagcu des Bremsberges hinein oder durch vor-
läufiges Ausschütten auf eine Ladebühne (Fig. 1, c). Im
Steinbruch« erfolgte die Ergänzung der Ladung durch dort ge-
brochenes gröberes Material.
Der Bremsberg haue 2 Gleise von 72"» Spurweite, aus
Uruhcnschieueu, die über der Bahnhofsplanie auf einem Sturx-
gerüst lagen und im Steinbruch rechts und links au eiuer an-
nähernd horizontalen Seilscheibe von ca. 1,1 " Durchm. mit
Keilnuthe vurl>ei führten. An jedem Ende des um die Scheibe
nur ein Mal herum geführten Seils (14 ""o Durrhm. , (> Litzen
.i ti Drahte von 1,5""" und Haufseele) befand sich eiu Kipp-
wagen von 1 kb,n Kasteninhalt- Zur Hegelung des Laufs dieser
Wageu diente eine Baudbremse an der Seilscheibe, die durch
Heitel zu bandhabe nwar. Durch allmähliches Uebergehen des tie-
falles in die Horizontale des Sturzgerüstes einerseits und Kiu-
ffc mt( /lr ernst
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aufserst kostspielig gemacht haben würden, entschloss ich mich
zur An läge einer Drathseil-Bahn, die in Verbindung mit oben
genanntem Bremsberge und der an dieseu auf der
Bahuhofsplanie sich anschließenden Hollbahn binnen
wenigen Tagen in Betrieb gesetzt werden konnte.
Als Laufseil diente ein Eisendrath-Seil von 21 »« Durchm.,
aus 7 Litzen von je 7 = 2""" starkeu Dräthen nebst Hanfseele
bestehend.
Das Seil erhielt seine Unterstützung durch dreiheinige Böcke
(Fig. 3), die in Abständen von 12 bis 18'» auf das natürliche
Terrain gestellt wurden. Die direkte Unterstützung der Hollen
wurde durch llängcstauge und Kiegelholz nach Fig. 3 bei
während zur Verhinderung seitlicher Verschiebungen des
Blcchhülsen (nach Fig. 5) zur Anwendung kamen. Eins der Seilenden
wurde fest verankert, das andere mit einem verankerten Flaschen-
zuge verbunden und eine Regutirh&rkeit durch aufgehäugte Be-
lastungen eingerichtet Die Transportgefälse bildeten Kasten von
ca. 0,3 kb<» Inhalt, welche mit 2 gekuppelten Hollen auf dem
Seil liefen und deren Bergauf- Bewegung mittels eines Dratbseiles
von 7™'» Durchm. (6 Litzen zu je 4 Dräthen ä 1,2 mm und eine
Hanfseele) bewirkt wurde. Dieses Zugseil führte auf der Berg-
kuppe zu der Trommel einer gewöhnlichen Bockwinde mit Band-
Seils
legen der gröfsten Steigung unmittelbar vor dem Standpunkt der
Seilscheibe andrerseits regulirten sich übrigens der Lauf und
das Anhalten der Wagen fast sclbstthätig.
Vom Sturzgenist aus kippten die Wagen des Bremsherges
entweder in die auf der Bahuhofsplanie befindlichen Rollwagen,
oder nach Bedürfniss auf die l'lanie in einen Vorrathshaufen,
von dem aus durch Hollbahu mit Handbetrieb das Material au
den Ort seiner Verwendung gehracht wurde.
Der Betrieb der drei koinbiuirten Transport -Einrichtungen
ist durchaus gut von statten gegangen; es sind indessen bei der
Drathseilbahn nicht selten Seilbrüche eingetreten, die ihre Ur-
sache in der primitiven Befestigung des Seils auf den Stützen
gehabt haben, bei der das Seil durch die Kauten der oben ge-
dachten Blechhülsen allinalig durchgerielMm wurde. Vielleicht
verdient die Methode hier angegeben zu
man mit möglichst geringem Zeitverlust solche
gebessert hat Ks wurden die beiden Seilenden
stelle umgebogen, sodann gemeinschaftlich durch eine
sprechende Bohruug eines ca. 20«™ starken Stückes Hartholz
gesteckt und unterhalb und seitwärts desselben mit kleinen eiser-
nen Klammern befestigt. (Fig. 4.) Zur Vermeidung des Auf-
erhielt an der Bohrstelle da» Holz eiserne Bänder. Nach
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N«. 64.
DEUTSCHE BAÜZEITÜNG.
327
geschehener Anspannung des Seils wurde das Holz zum Riegel-
holz eines Tragebocks gemacht, dessen Stelle entsprechend der
Lage der Bruchstelle gewählt werden musste. I>erattig ge-
bundene Stellen des Seils rissen nie wieder und wurden von den
Köllen des Transportgefafses ohne Anstand passirt
Traiiüpiirtirt wurden auf der Bahnaulagc täglich 50 bis iKikb'"
Steine, zu welcher Masse die Drath&eilbahn ca. I I bis 1 1> kli"' ge-
liefert haL Die Transport • Einrichtungen würden freilich etwa
eine doppelt so hohe Förderung gestattet halten, wenn nur die
Gewinnung der Steine in gröberem Umfange sich natu be-
werkstelligen lassen.
Sammtliche Anlagen der Dralhseil-Itahn waren derart einfach,
dass, mit Ausnahme der Drathseile, alle Apparate und Ein-
richtungen in deu provisorischen Werkstätten, die für den Bau
des Looses I oben genannter Hahn hergestellt waren, in kürzester
Zeit angefertigt werden konnten. —
Hirschhorn in Hessen, im Dezember 1-77.
Ad. Neomauu.
Der neue Entwurf zum Abschluss der Vierung am Staatsbürger Munster.
Itereits in No. 37, S. IK5 des laufend. Jbrg. hat u. Hl eine
kurze Mittheilung über den von dem Münster - Architekten,
Hrn. Klotz aufgestellten neuen Entwurf gebracht, durch desseu
Ausführung die seit Jahren schwebende, viel besprochene Frage
des Vierungsschlusses für dag Strafsburger Münster nunmehr zur
endgültigen Entscheidung gebracht wird. Das damals bereits in
Aussicht gestellte Erscheinen der von Hrn. Klotz verfassteu
Broschüre,*) in welcher derselbe dem weiten Kreise aller derjenigen,
die für das Münster und speziell für jene Frage sich interessiren,
eingehende, durch Zeichnungen
erläuterte Rechenschaft Uber
seinen neuen Entwurf ablegt,
veranlasst uns, auf die Ange-
legenheit noch einmal zurück
zu kommen und jenen Bericht
in einigen Punkten zu er-
gänzen.
Es sei uns gestattet, vorab
des ausserordentlich glinstigen
Eindrucks zu gedeuken, den
auch diese Publikation des
Hrn. Klotz wiederum erweckt.
Gründliches Studium der Frage,
künstlerische Gewissenhaftig-
keit, warme und herzliche Zu-
neigung für das Hau werk und
eine liebenswürdige Bescheiden-
heit machen sich darin in einer
so ansprechenden Weise gel-
tend, dass auch diejenigen
Fachgenossen, welchen sachlich
eine andere Lösung des Pro-
blcmg erwünschter gewesen
könnte ans ihnen zunächst sogar gefolgert werden, dass die
dem Entwürfe zu Grunde liegende Idee dem Architekten von
oben her oktroyirt worden sei. Es wird nämlich gemeldet, daas
die neue Arbeit in Folge einer seitens der Kaiserlichen Regierung
erlassenen Vertilgung unternommen worden sei, in der fest gestellt
wurde: 1) dass der Ausbau des neuen Vierungsthurmes im
rheinischen Uebergangsstil zu erfolgen habe, 2) dass das Dach
des Langhauses in den Körper des Vierungsthurmes nicht ein-
schneiden dürfe, und 3) dass das Profil des Baues weniger ge-
drückt erscheinen müsse, als
das des im Modell verkörper-
ten ersten Klotz'scben Projekts.
— Ans der folgenden Darlegung
ergiebt lieh indessen ohne
Zweifel, dass Hr. KloU seiner-
seits diese Gesichtspunkte aus
eigener Uebenteugnn«; vertritt
und daher wohl auch in seinem
jener Verfügung deB Ober-
prasidiums voraus gegangenen
Berichte geltend gemacht haben
durfte. Es ergiebt sich die für
ihn ehrenvolle Thatsache, dass
sein früherer Appell an das
Urtheil der Fach genossen ernst
und ehrlich gemeint war, dass
die gegen sein erstes Projekt
erhobenen Einwendungen von
ihm offenes Sinnes aufgenom-
men, gewissenhaft erwogen und
rhunlicbst berücksichtigt wor-
den sind.
Der prinzipielle Unter-
OitftKSds in liasKrs.
Nllkuurtir irr YitrugaksjiptJ ms in «ttillfchea kreuMklff^lltheU.
A. «rb d<m illerao KlouVktn Kiuwurf (1*74). R Kuh iVfn ii«u*n Kk-t<-*b«> KnlMrf (MIT}
wäre, mit der gegenwartigen Wendung der Dinge sich versöhnt
erklären dürften.
Eine wiederholte Beschreibung des Entwurfs glauben wir mit
Rücksiebt auf die beigefügte, der Broschüre entnommene Skizze
von der künftigen Ostfacade des Münsters unterlassen zu können.
Die Korrekturen, welche der frühere Bericht erfordert, ergeben
sich daraus von seihst Es sind nicht 24 sondern nur 1(> Pf eiler,
welche deu neuen Vicrunga-Aufhau tragen; die Spitzbogen, welche
dieselben verbinden, sind als „gedrückt" wohl nicht zu bezeichnen
und das unter dem Hatiptgesims befindliche Thurmgeseboas ist
nicht als ein „durch romanische Formen belubter Fries" (eine
Beschreibung, die leicht Misstrauen erwecken konnte), sondern als
eine regelrechte lllendarkatur ausgebildet. Ergänzend zu bemerken
wäre vielleicht, dass die unteren grofsen Lukarnen der Pyramide
in Stein, die kleineren oberen dagegen in Metall ausgeführt
werden sollen.
Besonderes Interesse durften die Angaben beanspruchen,
welche Hr. Klotz über die Entstehungsgeschichte seines Werkes
macht Zwar sind dieselben nufserst vorsichtig gehalten und es
•) lieb« Oka BetUrfaaiitc <J«r Vlyrut4c*«uji|ifd sm Munal« tu SUnto.uix.
Zweiter Rtrlrhl Mit 3 artirtiKbeu Ik4U«<o. SutXibiirg, H Sthult» * CV, CtMrtu
Wialei.
schied des jetzigen gegen deu früheren Entwurf kann mit einem
kurzen, an diu kürzlich in d. Hl. erschienenen Ausführungen
Redtenbacher's anknüpfenden Schlagwort« dahin bezeichnet
werden, dass jener das Prinzip der archäologischen
Restauration, der neue Entwurf dagegeu das Prinzip der künst-
lerischen Restauration zum Ausgangspunkt genommen bat.
War der archäologische Staudpunkt im vorliegenden Falle über-
haupt nicht ausreichend und die künstlerische Behandlung der
Sache datier an sich schon richtiger, so steht auch das Ergebnis«
dieses zweiten Versuches auf einer ungleich höheren Stufe, als
das früher gewonneue.
So wenig wir in der l'eberzcugung, dass die Wiederherstellung
der gothischen Mitra vor allen anderen Lösungen den Vorzug ver-
dient hatte, waukeud geworden sind, so willig erkennen wir an,
dass der neue Entwurf des Hrn. KloU alle von anderer Seite bei-
getragenen Versuche zur Lösung des Problems bei weitem Ober-
triflt Glücklich gelöst ist namentlich, wie eine der Broschüre
beigegebene Gesamini- Ansicht de« Münsters von der Nordottseite
ergiebt, die schwierigste, nur durch rastloses Studiren und Pro-
biren zu treffende Seite der Frage: die Wahl eines Höhenver-
haltnisaes für den neuen Viernngslhurm, bei welchem derselbe
dem Osttheile des Monsters die erwünschte domniirende Krönung
lyiu
'ed Dy VjOO
328
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
giebt, dem Thurmbau der Westseite dagegen noch bescheiden
sich unterordnet - Was speziell u. Bl. (in No. 21 .Ihrg. 75) an
dem Detail des alteren Entwurfs bemängelt hatte, fallt dem neuen
:nr Last Der an ihrer ursprünglichen Stelle be-
alten romanischen Arkadeugallerie ist eine lediglich de-
korative Wirkung zugewiesen, wahrend die neuen Träger des
Dachwerks einen den gegenwärtigen Verhältnissen des Baues cut-
sprechenden robusteren Maarsstab erhalten haben; das Experiment
einer romanischen Anika ist nicht wiederholt — Zum besseren
Vergleich beider Entwürfe halten wir übrigeng die (im Anschluss
au die frühere Publikation der Münster- Werkstätte) mitgetheilte
Ansicht des neuen Vierungsthurmes aus , dem Hofe des Priester-
seminars als Silhouette darstellen lassen und der in No. 59
■Ihrg. 75 xl Bl. publizirten, von demselben Staudpunkt aufge-
nommenen Silhouette des im Modell ausgeführten älteren Klotz'schen
Entwurfes gegenüber gestellt
Dass ein Herausheben des Vieruugsthunnes aus der Masse
10. August 1878
mit zwingender Notwendigkeit eine ent-
sprechende Erhöhung derApsis nach sich ziehen musste, durfte
unter allen denen, die mit der Frage sich beschäftigt haben, nicht
zweifelhaft sein, Ueber die Lösung, welche Hr. Klotz für diesen
Aufbau gewählt hat, können wir bei der Uuvollkouuueuheit der
uns vorliegenden Skizze ein Unheil uns nicht gestatten. Nach
der oben bereits erwähnten Perspektive fügt der neue < b »i Aufbau
mit seinen Thürmen wirksam in das Bild des Münsters sich ein
und tragt wesentlich zur Bereicherung desselben bei. Dass die
Gestaltung des Details im gewissenhaften Anschluss an die vor-
handenen romanischen Theilc des Münsters erfolgt, dürfen wir
von dem Architekten voraus setzen.
Möge es dem verdienten Künstler vergönnt sein, das Werk,
welches für spatere Jahrhunderte das am meisten ins Auge fallende
Zeichen seines langjährigen, treuen Wirken» am Münster bilden
wird, rasch und glücklich zu vollenden. Und möge dieses, sein
Iicukmal, auf lauge hinaus bestehen! — F. —
Mittheilungen
Architekten- und Ingenieur •Verein zn Hambnrg. Ver-
sammlung am 81. Mai 1878. Vorsitzeuder: Hr. F. A. Meyer,
Schriftführer: Hr. Bargum, anwesend -12 Mitglieder. Nach Er-
ledigung von geschäftlichen Angelegenheiten spricht Hr. Gallo is
Ober den Bau eines neuen Gasometers auf dem Grasbrook.
Nachdem die neue Gasanstalt in Barmbeck vollendet war,
hat sich das Bedürfnis* nach einem Umbau der Gasometer der
alten, auf dem Grasbrook belegenen Gasanstalt befriedigen lassen.
Statt 4 kleiner Behälter von zusammen 13(Xtf)khn> ist ein grofser
Gasometer von SOdOOkb" Inhalt der Glocke gebaut worden. Da
der Gaskonsum in den Haupt- Brennstunden bis auf liomkli'"
in der Stunde gpstiegen ist, so genügte einer der alten Bekälter
nur für den Konsum einer Viertelstunde; bei so schneller
Entleerung nahm die Glocke wahrend des Niedersinkens eine
das zulassige MaaTs überschreitende Geschwindigkeit an. — Das
Bassin ist nicht in der ganzen Gründliche der Glocke ausge-
hoben, sondern ringförmig angelegt. Es ist dadurch sehr an
Ausschachtungs-Kosten gespart, denn im anderen Falle hatten zu
2t) 720 kbm Boden noch weitere 29 (KX) kb™ ausgesehachtet und
abgefahren werden müssen. Der lichte Bassin - Durchmesser be-
tragt til,84ln, dio Tiefe 9,5"; die Bassin-Rinne ist 3™ breit, die
Baugrube zur Aufführung der ringförmigen Stützmauern wurde
in 8 m Breite ausgehoben. Die Stützmauern sind in sehr schwachen
Dimensionen ausgeführt und innen und aufsen mittels eiserner
Reifen gegen den Druck verstärkt worden. Die Fundirung ist
auf einer 1 ■» starken Betonschicht zwischen Spundwänden ge-
schehen. — Das Dach wurde am 24. Januar d. J. aufgehoben,
und zwar mittels Hebeladen. Die Kuppel wiegt an Eisen 103000*.
Die Glocke ist telcskopartig konstruirt und hat folgende
Abmessungen: Die äufsere Glocke: Durchmesser 59,20",
Höhe 9,51 ">, Inhalt 24 772,8 kb™. Gewicht 75 IM Mi*. Die innere
Glocke: Durchmesser 58,40 », Hohe 9,65 m, Pfeilhöhe der Decke
5,00 Inhalt 25 813,3 kb», Gewicht 260 940*.
Die Wasserfüllung erfordert 5600 kba. Die Baukosten
belaufen sich auf 890000 M oder bei 50 0UOkb>» Inhalt auf
18 .// für 1 kb™ Gas; in Barmbeck betragen die Baukosten bei
26 000kb" 603 000 M und bei 30 0OUkba (»5 000 M, also in
beiden Fällen 23 .//. für 1 kba. —
Exkursion am 11. Juni 1878 nach dem Ausstellungsplatz
für den internationalen Markt für landwirtschaft-
liche Maschiuen und Geräthe auf dem Heiligengeist-Felde.
Uuter Führung des technischen Leiters der Ausstellung, des
Hrn. ('. E. Herrmaun, nahmen au der, zwei Tage vor der Er-
öffnung des Marktes angeordneten Besichtigung der Ausstellungs-
räume ungefähr 60 Mitglieder des Vereins Theil. Der Zeit-
punkt war insofern günstig gewählt, als auf dem Platze und in
den Hallen ein reges, den Techniker fesselndes Leben herrschte,
welches durch das Streben nach Beendigung der Aufstellung
Der von
in 283« Lauge neben der Glacis-Allee
und dem Holsten-Thor» seine Tiefe betragt 136».
Brette runizäunung umschlossene Platz hegt
iem Millern-
Der Haupt-
eingang befindet sich an der Glacis-Allee: neben demselben liegen
die Büreaus für das Ausstellungs-Couüie, des Ingenieurs Herrmann,
der Spediteure, der Post und des Telegraphenamtes u. s. w.
Bings an der Planke herum lauten überdachte, uacb innen offene
Ausstellungs-Scbuppen, an den beiden kurzen Seiten durch Magazine
und Erfrischungszelte und in der Hatiptaxe durch ein Restaurant
mit davor befindlicher Gartenanlage unterbrochen. Innerhalb des
so begrenzten Raumes befinden sich entweder in offenen Schuppen
oder im Freien, durch Gassen, die zur Hauptaxe normal laufen,
getrennt, die Ausstelliings-Gegenstände. Auf deren Beschreibung
muss hier verzichtet werden, da sie durrhgehpml mehr der Land-
wirthsehait als dem Bauwesen dienen. -- Die Gebäude vcrlaugneu
selbstverständlich nicht ihren provisorischen Charakter, bieten
aber durch den bei solchen Gelegenheiten Hamburg eigeueu
reichen und zierlichen Flaggenschmuck einen besonderen -Beiz.
Versammlung am 14. und 28. Juni und am 12. und
26. Juli 1878. Von den 4 in die Sommermonate fallenden Ver-
sammlungen — den letzten vor den Ferien — sind, wie ge-
wöhnlich, auch in diesem Jahre einige ausgefallen, nämlich die
beiden, welche am 28. Juni und am 26. Juli hatten abgehalten
werden sollen. Statt dessen fanden zwanglose Vereinigungen im
Grünen statt, und zwar das erste Mal in von Esseu's Garten in
Bannbeck und nachher im Neuen- ltabcu vor dem Damtnthore.
Dem ersten Ausflüge ging eine Besichtigung der gror&artigeu
Fabrik der Newyork- Harburger GuinmiwaAren-Kompagnie voran,
in der zweiten Vereinigung dienten die Erzählungen der von
Hanuover zurück gekehrten Vereinsmitglieder der Unterhaltung.
Die beiden anderen Versammlungen waren trotz der Sommer-
schwüle — Dank den Referaten der Hrn. Hauers und Kaemp
über die Pariser Ausstellung — für die Jahreszeit sehr stark,
bezw. von 46 und 63 Mitgliedern besucht Wenn auch die Redner
ihren Vorträgen voran schickten, dass es lediglich persönliche Reise-
eindrücke seien, die sie schildern wollten, so gaben doch hehle Be-
richte zusammen — obgleich sie so unabhängig von einander gehalten
wurden, dass Hr. Kaemp als der zweite nicht einmal Kenntnis«
von dem vorher von Hrn. Hauers Vorgetragenen hatte - nicht
allein ein höchst leliendiges, sondern auch eiu recht vollkommenes
Bild von der Ausstellung. Keiuer der beiden Besucher derselben
verläugnete in den Beschreibungen seine Eigenart: Hr. Hauers
nicht den kunstsinnigen, einer bestimmten Richtung huldigenden
Architekten, Hr. Kaemp nicht den scharf bückenden, kritisirenden
und reebnenden Ingenieur, und so ergänzten sich die beiden Vor-
träge ohne Absieht der Redner in einer für die Zuhörer höchst
angenehmen und lehrreichen Weise. — Auf den Stoff selbst an
dieser Stelle einzugehen möchte nicht am Platze sein, theils, weil
nicht zu bewältigen ist,
Wiedergabc weit hinter der lebendigen Hede zurückstehen würde,
theils, weil ohne Zweifel noch an anderer Stelle in diesem Blatte
die Pariser Auastellung eiugehend besprochen werden wird.
Auch manche geschäftliche Angelegenheiten fanden in den
Versammlungen, deren Bureau beide Mal aus Hrn. Haller als
Vorsitzendem und Hrn. Bargum als Schriftführer bestand, ihre
Erledigung, u. a. die Wahl der Hrn. Haller und Bargum zu
Delegirten zur Dresdener Versammlung und der Hrn. Haller,
Föltsch, J. Schräder, Haussen, Westendarp, Stam-
man und Keichardt in die Kommission zur Berathung des
Baupolizei-Gesetzes; ferner wurde die Verbands- Vorlage betr. die
zirilrechtlirhe Verantwortlichkeit der Architekten und Ingenieure,
nach den Vorschlagen der Kommission (Haller, Ballier, Schaffer,
Kaemp und Bargum) von der Versammlung geuebmigt - In
den Vureiu aufgenommen sind die Herren Sinram, Schräder,
Keller-Leuxinger und Sjiecht. Bm.
Arohitekten- Verein zn Berlin. Bericht über die
Exkursion nach Hannover, Hildesheim und Goslar
am 20— 23. Juli 1878. (Schluss.)
Wie vor zwei Jahren im Münchener Glnspalaste ,Unserer
Väter Werk" den Erzeugnissen der modernen Kunstindustrie
gegenüber gestellt war, so auch in Hannover. Die große West-
Apsis der vorderen Halle des Ausstellungs-Gebäudes, sowie ein
Theil des angrenzenden Raumes sind mit Schätzen alter Kunst,
niedcrsÄchsischen Ursprungs, gefüllt,
an im städtischen, klösterlichen
oder privaten Besitz hier vereinigt worden sind. Da umfang-
reiche Stücke. Möbel etc. nicht vertreten sind, so ist der Raum,
den dieser Theil der Ausstellung eiunimmt, verhälruissmäftig
nicht grofs, desto bedeutender ist dagegen sein Werth. Als
Seltenheiten ersten Ranges sind die mittelalterlichen Stickereien
aus den Klöstern Wienhausen und Lüne hervor zu heben (ans
W. n. a. der berühmte, im 13. Jahrb. angefertigte Tristan-
Teppich). Das Weifenmuseum, der Domschatx zu Hildesheim,
die Domkapelle zu Goslar, vor allem aber Hr. Senator Culcmaiiu
in Hannover, haben bereitwillig einen Theil ihrer Kostbarkeiten
zur Verfügung gestellt An künstlerischem Werth dürfte der
grofse mittelalterliche Khreu|>nkal
allem übrigen voran stehen. —
[tu unmittelbaren Anschluss an diese kunstgewerl
Alterthümer hat die von dem Hannoverschen Arch.- u. Ing.-Verem
veranstaltete Ausstellung ihren Platz gefunden, welche ihrerseits
aus 3 verschiedenen Abteilungen Zimmer- Finrichtungen, ein-
bezw. Gruppen, und Zeichnungen - besteht
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64.
329
Die Idee, ganze, nach einheitlichem künstlerischen Plan ge-
schaffene Zimmereinrichtungen zur Ausstellung zu bringen, be-
kanntlich gleichfalls auf der Milnchcuer Ausstellung von 1876
zum ersten Mal in größerem Maafsstabe durchgeführt und er-
probt, hat hier eine Verwirklichung gefunden, die hinter dem
dort Geleisteten durchaus nicht zurück steht Man weifs nicht,
ob man mehr die künstlerische Leistung der ermüdenden Archi-
tekten oder die Tüchtigkeit der kunstgewerblichen Kräfte an-
erkennen soll, die ihnen zur Seite gestanden haben. Ks sind
vertreten: Arch. Otto Götze durch ein Bibliothek-Zimmer, das
zugleich als Ausstellungsraum für die Pracht • Krzeugnisse der
hannoverschen Verlagsbuchhandlungen dient — Arch. Christoph
H e h 1 durch ein Speisezimtnc r mit Krkcr, sowie durch eine Küche
und Waschekammer — Arch. Theodor Unger durch ein Herren-
Arbeitszimmer, Arch. Conrad Oertcl durch ein Herrenzimmer
— Baurath Edwin Oppler durch eine bürgerliche Wohn- und
Esstube mit Krker - sämmtlich Leistungen gothischen Stils,
wenn auch in verschiedener Auffassung und mit mehr oder weniger
Glück den moderneu Verhältnissen angepasst. lu Kcnaissance-
formen von gleichfalls verschiedener Auffassung stellen sich dar:
ein Schlafzimmer, ein Boudoir und ein Speisezimmer von Arch.
Ludwig lirockmann, sowie das Damenzimmer des neuen Bahn-
hof-Empfangsgebäudes von Bmstr. Hubert Stier. - Auf eine
Schilderung der einzelnen Räume, wie solche in dem unter die
Kxkursions - Gesellschaft vertheilten Ungcr'schen Spezialkataloge,
zugleich mit einer Aufzählung der an der Ausführung der ein-
zelnen Gegenstände l>etheiligten Firmen gegeben ist, müssen wir
an dieser Stelle leider verzichten. Den Preis unter den bezgl.
Werken dürfte wohl Jeder dem Oppler'schen Zimmer zuer-
kennen, das bei sinnigster Wahl sowie liebevollster Durchführung
der Einzelheiten ein in sich vollendetes künstlerisches Ganzes — ein
Idyll im Kaum — darstellt und zugleich eine Sicherheil und
Freiheit in der Beherrschung der gothischen Formen für die
Zwecke des modernen Bedürfnisses bekundet, bei welcher von
einem Konflikt mit den letzteren in der That nicht mehr die
Hede sein kann. l'ebrigens ist zn erwähnen, dass die in der
Ausstellung vertretenen Zimmereinrichtungen sich keineswegs auf
die vorgenannten Werke von Architekten beschrankten, sondern
dass neben ihnen auch seitens mehrer Tapezierer besw. Möbel-
fabrikanten Ausstellungen ähnlicher Art veranstaltet waren, unter
denen sich mehre ganz ansprechende Leistungen befanden.
Die vereinzelten Werke kunstgewerblicher Art, sowie die in
Zeichnung ausgestellten Entwürfe desselben Gebietes führen uns
zum Tbeil die Namen derselben Künstler vor, welche die Zimmer-
Einrichtungen geschaffen haben. Neben ihnen waren vor allen
Brtta. Hase durch eine Anzahl stilvoller Ausführungen bezw. Ent-
würfe für kirchliches Mobiliar, Orgelpros|*ktet Altare, Kanzeln
etc. und Johannes Olsen in Berlin durch entsprechende Entwürfe
für die Kirchen in Altona und Wiesbaden vertreten, aufserdem
noch die Archit Hotzen, Hägemann und Bües. Als Bild-
hauer, deren Werke im Zusammenhange mit denen der Architekten,
für welche sie gewöhnlich arbeiten, ausgestellt waren, sind die
Hrn. Kttsthardt in Hildesheim, N arten, Mafsler und Dag in
Hannover zu nennen. Endlich ist zu erwähnen, dass als Entwürfe
streng baulicher Art auch mehre Arbeiten des städtischen Bauamts
in Hannover (von Bauinsp. Wilsdorff) sowie Schüler-Arbeiten der
Technischen Fachschule zu Buxtehude Aufnahme in die Ausstellung
gefunden hatten.
Auf Details einzugeben, oder die Namen der verdienten Hand-
werker, welche die Werke geschaffen, zu nennen, ist uns auch
diesen Einzelleistungen gegenüber unmöglich, zumal wir in letzter
Beziehung gar leicht grobe Unterlassungsfehler begehen könnten.
Es . sei uns dafür gestattet, von der Hannoverschen Proviuzial-
Gewerbc-Ausstellung mit einer Betrachtung allgemeiner Art Ab-
schied zu nehmen.
Fassen wir den Eindruck der Ausstellung noch einmal im
Geiste zusammen, so ist als ein erfreuliches Moment desselben zu-
nächst die Ueberzeugung hervor zu heben, dass das deutsche Hand-
werk, insbesondere das Kunstbandwerk, eines gesunden Kerns noch
nicht entbehrt. Was hier von den hannoverschen
Schlossern, Tischlern, Töpfern etc. geleistet worden ist
ollen Nachhildens und selbständigen
_ aber seinen eigentlichen goldenen Boden, die Freude
am Können, mit Leichtigkeit wieder zu
nur sein Sinn für diese ideale Seite des
entsprechend geweckt wird.
Dass dies in Hannover geschehen ist, darf aber fast aus-
schließlich als das Verdienst der Architekten angesprochen
werden, die nicht nur das Samenkorn gelegt und das zarte
Ptiänzchen gehütet haben, sondern auch heute noch an der Spitze
der bezgl. Bestrebungen stehen, l ud dieser Einfiuss der Architekten,
der sich in der Physiognomie der Ausstellung nicht minder wie
in der baulichen Erscheinung der ganzen Stadt offenbart, er ist
ohne Zweifel der erfreulichste Tbeil des Eindruck-., den die
Architekten und Ingenicure anderer deutscher Städte bei ihrem
letzten Besuche in Hannover gewonnen haben. Die wichtige Frage,
wie die Baukunst wieder volksthümlich zu machen sei, sie ist hier
bis zu gewissem Grade bereits auf praktischem Boden gelöst
worden — gelöst nicht sowohl durch die Rückkehr zu mittel-
alterlichen Kuustbestrebungen, die hierbei nur von sekundärer
ist, sondern vor allem durch die Wahrheit
der hannoverschen Schule zu allen Zeiten ihre ganze Person,
ihre Seele, für ihren künstlerischen Beruf eingesetzt haben: es
dunkt uns das wahre Geheimnis» der Erfolge zu sein, die wir bei
Gelegenheit dieser Ausstellung wieder wahrgenommen haben und in
Betreff deren unsere hannoverschen Fachgenossen als
Vorbilder für das gesamtste Deutschland dastehen. —
Indem wir nach diesem langen, der Ausstellung
Exkurs den Faden unseres Exkursions-Berichtes wieder aufnehmen,
wollen wir denselben kurz zu Ende führen.
Um Uhr vereinigte das solenne Frühstück, welches der
Hannoversche Arch.- u. lug.- Verein seinen Gästen darbot, die
gesaromte, während der Besichtigung der Ausstellung in zahlreiche
kleine Gruppen aufgelöste Gesellschaft in den Kestaurations-
Kaumen des Gebäudes, welche das östliche Chorhaupt und Quer-
■ schiff der mehr erwähnten grofsen Vorderhalle einnehmen. Nicht
wenige liefsen dieser Erfrischung noch eine kurze behagliche Hast
vor einem der Ausschanklokale in der „Facadenstralse" der
[ Kastanien-Allee folgen, ehe zur Fortsetzung der Exkursions-Arbeit,
und zwar zunächst zur Besichtigung des benachbarten We Ifen-
schlosses, aufgebrochen wurde.
Bekanntlich ist dieses Gebäude, die bedeutendste, von dem
verst. Architekten Tramm herrührende Schöpfung der alleren, auf
romanischen Traditionen fufsenden Architekturschule Hannovers,
gegenwärtig in einem Umbau begriffen, durch welchen das nur
bis zur Vollendung des Aeufceren gediehene einstmalige Residenz-
sc bloss König Georgs für die Zwecke der Polytechnischen
Schule eingerichtet und erweitert wird. In wie weit dasselbe
hierzu geeignet war, und welches Ergebniss der Bau in dieser
Hinsicht liefern wird, ist eine Frage, ülier die wir bei der kurzen
Besichtigung und ohne Einblick in die neuen Grundrisse kein
Unheil gewinnen konnten. Zu verderben war in dieser Hinsicht
an dem im Innern nichts weniger als großartig disponirten Bau
nicht allzuviel. Etwas anderes ist es mit den Zusätzen, welche
das immerhin mit bemerkenswerthem künstlerischen Geschick ge-
staltete Aeui'sere des Gebäudes — zum Glück nur auf der Hinter-
seite — erhalten hat. Obwohl eine solche Absicht völlig aus-
I geschlossen ist, scheint es doch beinahe, als ob man den Gegensatz
1 zwischen der alten und neuen Bestimmung des Hauses in mög-
I liebster Schärfe habe betonen wollen, als man zwischen die
phantasievnllen, mit reichem Detail ausgestalteten Gebilde der
Trainm'schen, aus Sandstein nnd gelbem Barkstein hergestellten
Architektur die neuen Facadentheile in abschreckenden Ver-
hältnissen nüchternster Kasernen-Architektur und rothen Back-
steinen einfügte. Wie man in Hannover über diese Leistung
empfindet, charakterisirt wohl am besten das im Munde eines
Jüngers dortiger Schule geradezu verzweifelt klingende Trostwort,
das wir gehört haben: man könne die neuen Facadentheile' ja
spater (+ + +) „ putzen»! -
Da der zur Besichtigung der Stadt übrig bleibende Theil des
Tages nur kurz, die Fülle des Sehenswerthen aber grofs war, sn
hatte der Hannoversche Verein die bei der Hitze des Tages doppelt
willkommene Anordnung getroffen, dass die Fortsetzung der Ex-
kursion zu Wagen erfolgte. In 8ti (auf Kenten des Vereins ge-
stellten) Gespannen trat die Gesellschaft eine Kundfahrt an, die
sie zunächst durch die Herreuhausener Allee und den Georgen-
garten nach dem Park von Herrenhansen führte. Die be-
rühmte Fontane, bekanntlich die höchste Kuropas, sprang zu Ehren
der Gäste bereits zu ungewöhnlicher Stunde; im einzelnen besich-
tigt wurden lediglich das nicht minder berühmte Palmenhaus, sowie
das Mausoleum mit den von Rauch als Gegenstück zu den Char-
lottenburger Königsbildern geschaffenen Grabdenkmälern des
Königs Ernst August und der Königin Friederike, in welchem
Hr. Int- u. Brth. Schuster einige Erläuterungen gab. Die Rück-
fahrt führte vom Königsplatz durch die neu entstandenen nord-
westlichen Theile der Stadt zunächst zur Synagoge, jener
Ix-kanntcn, phantasievollen und wirksamen Schöpfung Oppler's,
der in diesem Zweige kirchlicher Baukunst z. Z. wohl an erster
Stelle steht; auch hier wurden der Gesellschaft, durch denj
tekten selbst, einige kurze Erläuterungen zu Theil
Halt wurde vor dem in Restauration Iwgriffencn Rath hause ge-
Der bezgl. Entwurf Häsens ist den Lesern u. Kl. ans der
i. Jhrg. 77 d. Dtsch. Bztg. wohl hinlänglich bekannt;
was von der Ausführung bereits zu sehen ist, gewährt die erfreu-
liche Gewissheit, dass die Hoffnung, mit welcher wir dieselbe be-
grüßt haben, sich in vollem Maafse erfüllen wird. Das Innere,
an dessen Ausschmückung ein viel versprechendes junges Talent,
dessen Leistungen auf der Ausstellung beachtenswerth sind,
Hr. Maler Schaper, betheiligt sein wird, ist z. Z. noch nicht in
Angriff genommen.
Was weiterbin noch in Augenschein genommen wurde, ward
nnr im Fluge, d. h. vom Wagen aus, besichtigt und sollte den
Gasten ja auch nur als ein Theil des Gesammtbildes der
Stadt vorgeführt werden. Um die architektonische Physiognomie
derselben in allen ihren charakteristischen Zügen kennen nnd
würdigen zu lernen, genügte diese summarische Besichtigung im
Verein mit dem, was bereits am Tage vorher und am Morgen
gesehen worden war, immerhin, zumal die Stadt wohl nur wenigen
unter den Gasten völlig fremd war. — Dass dieser Eindruck, den
wir in Kürze nicht zu schildern vermögen, ein durchweg günstiger
und gewinnender war, bedarf kaum einer Versicherung. Ueber-
raschend ist die rege Privat -Bauthätigkeit, die trotz „schlechter
Zeiten« allerwftrts in der Stadt stattfindet Dass bei derselben der
i Archi-
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,..»»u .mmcr mehr Umfang gewinnt, ist bei dem (haraktei
einer auf billige Waare gerichteten Spekulation* -Thätigkeit wohl
nicht zu
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
n
10. ABgnst 1878
und der Geaammt • Erscheinung der Stadt
es keinen Schaden bringen, wenn den in Massen- Anhäufung
doch etwas düster wirkenden Ziegelbauten ein anderes Element
sich entgegen stellt. Katurlich wollen wir damit einer unver-
ständigen Anwendung des Putzbaues und den im Stuck- und
Zink-Elend prangenden PalazzoB das Wort nicht geredet haben. —
Als letztes in der Reihe der fachgemäfs zu würdigenden
Werke war der zoologische Garten, die poetische Schöpfung
des früh verstorbenen W. Lfler, in Aussiebt genommen: der An-
drang des Sonntags-Puhlikums erwies sich jedoch als ein so ge-
waltiger, dass hiervon Abstand genommen werden musste. So
wurde nach kurzer Rast in den Kaffeegärten der Eilenriede direkt
zu dem festlichen Schlussakte der Exkursion, dem im Königs-
saale des Tivoli stattfindenden Festmahle geschritten, das in
ungetrübter Heiterkeit, selbstverständlich mit den obligaten Rede-
gangen, verlief. Haas dem Hannoverschen Verein im Ganzen
und seinem Vorstande (in Person von Hrn. Launhardt) im Be-
sonderen, dass den Führern der Hannoverschen Architektursehule
Hrn. Hase und Oppler, sowie dem Architekten der Ausstellung,
Götze, der brausende Dank der Gitste gezollt wurde, sei
erwähnt Jubelnder Beifall wurde, auch einem Toaste auf
den Senior der Berliner Gäste, Meister Heinrich Strack, und die
heiterste Aufmerksamkeit dem liebenswürdigen und geistvollen
.Speech" des anwesenden, bekannten Feuilletonistcn der Berliner
Voss. Ztg., Hrn. Ludwig Pietsch, zu Theil, der — sein Herz öff-
nend — die Architekten und Ingenicure in ihrer gesunden Ver-
einigung von Realismus und Idealismus als Krone und echteste Ver-
körperung des normalen modernen Menschen feierte. — Nach einem
kurzen Hundgange durch den von Besuchern strotzenden darten
des Tivoli, in welchem kein Asyl mehr zu linden war, endigte
der Abend und mit ihm unser Besuch in Hannover in verschie-
denen Gartenlokalen, bezw. wiederum in den gastlichen Hallen
des Künstlervereina.
Wohl jedem Theilnehmer des Ausllugs wird derselbe in an-
genehmster Erinnerung verbleiben. Herzlicher Dank sei dafür
anch an dieser Stelle nochmals den Freunden in Hannover dar-
gebracht! —
Getreu der leidigen Schwache des Architekten in Bezug auf
wir für unsern Bericht uns gesteckt hatten, so wenig eingehal-
ten, dass uns für den Rest desselben — die Schilderung des
Besuches in Hildesheim und Goslar — leider nur wenig Raum
übrig bleibt Ea mag ans zur Entschuldigung dienen, dass es
sich hier einerseits fast lediglich um Baudenkmaler handelte,
die langst der Kunstgeschichte angehören, und dass es anderer-
seits doch nur ein Theil der Exkursionsgesellschaft war, welche
diesen Abschluss des Ausfluges programmgemäß durchführte.
In Hildesheim, das am Morgen des 22. Juli besucht
wurde, waren es immerhin noch gegen 40 Genüssen, fast nur
Berliner und Hannoveraner, die, unter der Führung des als
wärmster Freund aller künstlerischen Bestrebungen im deutschen
Reichstage bekannten Hrn. Senator Römer, die Kirchen St Gode-
hard, St Michael und den Dom, sowie das Museum in Augen-
schein nahmen — voll Bewunderung für die herrliche Stadt und
voll dankbarer Bewunderung für ihren Führer, der dieses in den
deutschen Provinzialstftdten wohl einzig dastehende Museum ge-
schaffen und der um die Erhaltung und würdige Herstellung
der Monumente Hildesheims das Hanptverdienst sich erworben
hat Dass das künstlerische Verdienst bei der Herstellung
von St Godehard und St. Michael Hrn. Brth. Hase in Hannover
gebührt, ist bekannt, mag aber beiläufig hier wieder erwähnt
In Goslar, wo die Gesellschaft am Spitt ■ Nachmittage des
22. Juli anlangte, war dieselbe bis auf etwa 20 Personen, aus-
schliefslich Berliner, zusammen geschmolzen. I'nter der liebens-
würdigen Führung des Hrn. Baninsp. Schulze wurden die Neu-
wert;*-Kirche (auf deren wiederhergestellte Malereien sich an-
scheinend die Bemerkungen Bergan's in No. <ii! d. Bl. beziehen),
das Rathbaus, das Spital, die Domkapellc und das Kaiserhaus
(über das wir einige Bemerkungen uns vorbehalten) besichtigt;
nach der Frankenberger Kirche und den Ausgrabungen auf dein
Peters- und Georgen-Berge zu gelangen, erlaubte leider die vor-
geschrittene Zeit nicht mehr. —
Aber selbst (ioslar war noch nicht der Schlusspunkt dieses
genussreichen Austluges für die eifrigsten und getreuesten Theil-
nehmer desselben. Etwa 15 von ihnen, u. zw. nicht etwa blns
die Jüngeren, dehnten denselben weiter bis Harz bürg aus, wall-
fahrteten daselbst zur ( 'anossa-Säule und kehrten erst ai
des 38. Juli in die Heimath zurück* —
F.
Vermischtes,
Zar Restauration der Baudenkmäler. Die Hrn. Kreis-
Baumstr. Meydenbauer und Prof. lt Bergau haben einige
Punkte meines unter vorstehendem Titel veröffentlichten Auf-
satzes beanstandet und veraulasseu mich daher zu einer kurzen
Erwiederung.
Ich sagte S. 207: „In wie weit die Voraufnahmen mit Hülfe
der Pbotogrammetrie sich abkürzen und erleichtern lassen, scheint
noch nicht ganz fest zu stehen; jedenfalls ist die Photogramme-
trie eine im Prinzip vortreffliche Methode, die nur der Bewahrung
in praxi bedarf."
Falls Hr. Meydenbauer meinen Brief erhalten hat, den
ich als Antwort auf seine Zuschrift vor zwei Jahren an ihn
richtete, so hat er gewiss keinen Grund zu der Annahme gehabt,
dasa ich das Praktische seiner Erfindung misskenne oder gering
schätzen woUe. Unter „Bewährung in praxi" verstand ich nicht
Bewahrung überhaupt, sondern den Nachweis, in wie weit der Photo-
grammeter den aufnehmenden Architekten ersetzen kann. Darüber
lieben sich lange Erörterungen ankuüpfen, die jedoch ziemlich
resultatlos sein würden und daher besser unterbleiben. Hr.
Meydenbauer kann versichert sein, dass ich stets seine Erfindung
zur Mittheilung bringe, wo ich kann — in der Erwartung, ihm
% für dieselbe einen Wirkungskreis zu eröffnen.
Hr. Bergau dürfte persönlich darüber wohl nicht in
Zweifel sein, dass ich gegen die Willkür im Rest&urations- Verfah-
ren seitens Unberufener stets zu Felde gezogen bin und zu Felde
ziehen werde. Er wird bei nochmaligem Durchlesen des auf
S. 296 d. Bl. (unten rechts) Gesagten linden, dass ich nicht ver-
meintlichen Verbesserungen der Architektur das Wort rede,
sondern nur betonte, dass nicht selten schlechte Baumaterialien
und Konstruktionen durch bessere zu ersetzen sind. Er wird
doch nicht behaupten wollen, dass ein eiserner Dachstuhl statt
eines hölzernen verwerflich ist, oder dass man das schlechte
Baumaterial beibehalten mnss, welches vielleicht in ganz kurzer
Zeit einen abermaligen Ruin des Werks herbeiführen wurde.
Anders lasst sich aber die betreffende Stelle nicht auffassen, und
was noch zur Ergänzung fehlt, steht ja in meiner Denkschrift.
Amsterdam, den 5. August 1878.
Rudolf Redtenbacher.
Anfserordentliohe, prämiirte Monatskonkurrenz des
Architekten -Vereins zu BerUn, betreffend Entwurf zu einer
Facade für die Haltestelle der Berliner Stadteisenbahn an der
Neuen Promenade (Börse.)
Die Nordfacade der Haltestelle der Berliner Stadteisenbahn
an der Neuen Promenade wird zum Gegenstande einer aul'se.r-
ordentlichen Monata-Konkurrenz des Architekten-Vereins
und für die nach dem Unheil der vom Architekten-Verein
Konkurrenz besonders zu
beste Lösung ein Preis
M wählenden Beurtheilungs- Ko
von 500 .<l ausgesetzt, für wel
'erwendung in den Besitz der
Arbeit zur beliebigen
Stadteisenhahn übergeht
Die übrigen
Architekten- Vereins.
Die Lösungen müssen, um zur Konkurrenz zugelassen zu
werden, genau den Bestimmungen des Programms entsprechen,
welches nebst der zugehörigen Zeichnung unentgeltlich in der
liihliothek des Vereins oder im Zentralbureau der Königlichen
Direktion der Berliner Stadteisenbahn entnommen werden kann.
Die Einlieferung der Arbeiten muss bis spätestens zum 15.
Oktober, Abends C Uhr, an den Vereinssekretair Hrn. Michaels
erfolgen; die Entscheidung der Konkurrenz findet in der ersten
Sitzung des Monats November statt.
Verlangt wird eine Skizze der Auiscnansicht und einer Axe
der Innenansicht der Halle im Maafsstabe 1 : 200, ferner in
farbiger Darstellung die Zeichnung einer normalen (iebäudeaxe
nnd des Endpfeilers der Hallenwand in Aufsenansicht und Vertikal-
schnitt bezw. Giebelansicht im Maafsstabe 1 :25. endlich Details
und Profile der wesentlichen Glieder, sowie aller charakteristische!!
Formen im MaafssUl« 1 : 6.
Anfragen bezüglich etwa im Programm begründeter Zweifel
bezüglich der Zulässigkeil von im Pro
N. Wen
der Zulässigkeil von im 1
en sind zu richten an den
Brief- nnd fragekasten.
Hrn. Bmstr. Kcrsten in Treuenbrietzen. Ihrem
Wunsche entsprechend, ergänzen wir die in unserer Notiz über
Ihre Bangewerkschule in T. (S. 300 u. Bl.) enthaltene Angabe,
dass das Schulgeld auf derselben pro Semester 130 .41. betrage,
dabin, dass für diese Summe auch das Schreib- und Zeichen-
Material, sowie in Krankheitsfällen ärztliche Behandlung. Medizin
und Verpflegung im städtischen Krankenhause geliefert werden.
Eingegangene Frage- Beantwortungen.
1) Zu Frage 3 Ko. 4M, S. 24*> d. Bl. Abdeckungen von
Gewölben mit Holzzcment und auch Filz hat die Firma L. Haur-
witz & Co. (Berlin und Stettin) ihrer Angabe nach, vor 8 Jahren
für Staats-Chansseebrücken ausgeführt und, wie die kürzlich er-
theilten Atteste der betreffenden Behörden besagen sollen, mit
günstigstem Erfolge.
2) Zu Frage 7 (b) No. 58, S. 300 d. Bl. Kocheinrichtuiigen
jeder Art für gröbere Anstalten, insbesondere auch Kochkessel
aus Walz eisen, liefert die Berliner Aktiengesellschaft für Zentral-
heizung»-, Wasser- n. Gasanlagen. Berlin, Lindenstrasse No. lt».
I toi Carl Bielits m
K. K. O. Prium.
W. Ii»«itr H«fbath«r«ck«r«t, B«Ub.
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No. 65.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
331
HrfM k- ... St. 1-oai«. - Der I
o, - l*er»oB»l -Sachrirlitrg. — BrWf- und Fti,-»ki.l»n.
Architekten - Verein zu Berlin. Exkursion nach
Spandau am 27. Juli 1*78. Die 10. Exkursion des Verein«,
welche dem Besuche der Artillerie-Werkstätten und der Geschütz-
giefserei in dem benachbarten Spandau galt, ward von etwa lixi
Theilnehmern ausgeführt und hat, unter Führung des Hrn. Gar-
tiison-Bauinsp. Xchüsslor, einen höchst befriedigenden Verlauf
genommen. Kinos Eingehens auf die l«esichtigten Etablissements,
in denen leider der Hetrieb nur theilweisc im Gange war, ent-
heben uns die ausführlichen Mittheilungen, welche denselben in
„Berlin und seine Hauten" gewidmet sind. —
Hauptversammlung am 5. August 1*7«.
Hr. Möller, anwesend «2 Mitgl. und 4 Halte.
Nachdem der Hr. Vorsitzende (Iber die eingeganf
Schreiben (darunter eine Einladung d. Hrn. Dir. A. v. Werner
Hesuch der in der Kunstakademie veranstalteten Ausstellung von
Scbfllerarbeiten und ein Sendschreiben der Aeltesten der Kauf-
mannschaft von Berlin bezgl. de« Subnussions-Verfahrens) Bericht
erstattet hat, erläutert Hr. Schwieger in eingehendem Vortrag
das von der Kgl. Direktion der Berliner Stadt - Eisenbahn aus-
gehende, fflr Mitglieder des Vereins erlassene Konkurrenz - Aus-
schreiben bezgl. einer Facadc für die an der Börse zu errichtende
Haltestelle der Stadt -Eisenbahn. (Man vergl. die besonderen
Artikel in Xo. M und in dieser No. u. Bl.)
Ein vom Vorstände getroffenes Abkommen über die Abtre-
tung des dem Verein noch für die Dauer eines Jahres einleben-
den Hechts der Benutzung des früheren Sitzung» - I^okals wird
genehmigt — Der Termin ftlr die nächste Haupt - Versammlung
wird, mit Kiicksicht auf die in Dresden stattfindende 3. General-
Versammlung des Verbandes, vom 2. auf den !•. September d. J.
verlegt. Mehre Anschaffungen für die Bibliothek werden be-
willigt. —
Von den im Juli falligen Monatskonkurrenzen hat die-
jenige aus dem Gebiete des Ingenieurwe:>ens (Viadukt in Holzbau;
keine Bearbeitung gefunden; mit Rücksicht darauf, dass die
Aufgabe in weiteren Kreisen Interesse erregt hat (das Kommando
des Eisenbahn-Regiments hatte bekanntlich um Vorlage der ein-
gegangenen Entwürfe gebeten \ soll dieselbe im Ijuife des nächsten
Winters noch einmal gestellt werden. Auf dem Gebiete des
Hochbaues liegt eine einzige Bearbeitung der bezgl. Aufgabe
für einen herrschaftlichen l'ark mit Pfortiierhaus)
Hr. Schmieden, als Berichterstatter der Beurtheilungs-
n, als eine rleilsige. in manchen I 'unkten glückliche,
Notiz über die Aufstellung- dor Misaissippi-Brücke zu
St. Louis, l'nsern in früheren Jahrgängen enthaltenen ausführ-
lichen Mittheilungen Ober den berühmten Bau fugen wir nach-
träglich einige Notizen Ober die hoch interessante Art und Weise
hinzu, in welcher die Aufstellung der Hrurke s. Z. verwirklicht
worden ist; die leider etwas sehr knapp gehaltenen Angaben
venlankeu wir der Freundlichkeit des Hrn. Baumeister E. Dietrich
im ganzen jedoch nicht genügende Lösung charaktcrisirt: ein
Preis ist derselhen nicht zu Theil geworden. — Erfreulich ist
die rege lietheiligung an den diesmal fälligen Konkurrenzen ; es
sind 11 Entwürfe zu einem Kriegerdenkmal für Müblhausen, C
Entw. tu einer Weinflaschen - Etiquette, 3 Entw. zu einem Dorf-
Schulhausc in markischer Backstein-Architektur und 1 Entw. zu
einem Grund wehr eingegangen.
In Verbands- Angelegenheiten berichtet zunächst Hr. Fritsch
illier das Ergebniss de. Beratbung, welche die z. /.. fungirenden'
Abgeordnete!! des Vereins im Auftrage der letzten Haupt- Ver-
sammlung dem seitens mehrer Vereinsmitglieder gestellten An-
trage bezgl. einer Ergänzung der .Grundsätze für das Ver-
fahren bei öffentlichen Konkurrenzen1- gewidmet haben.
Die Abgeordneten halten einerseits den Antrag in der vorliegen-
den Form noch nicht für so reif, dass sie es Obernehmen könnten,
denselben im Namen des Architekten-Vereins zu vertreten; anderer-
seits erscheint es ihnen, angesichts der sehr reichhaltigen Tages-
ordnung der bevorstehenden Abgeordneten- Versammlung des Ver-
bandes, völlig aussichtslos, denselben als dringlichen Gegen-
stand anerkannt und für diesmal zur Berathung gestellt zu sehen.
Sie schlagen daher vor, jenen Autrag vorläufig fallen zu lassen,
wollen es dagegen ihrerseits übernehmen, bei Feststellung der im
Laufe des nächsten Jahres durch den Verband zu bearbeitenden
Fragen die folgende der Abgeordneten - Versammlung zu unter-
breiten: „ Welche Wirkung haben die Grundsätze f. d. Verf. bei
off. Konkurrenzen im Gebiete der einzelnen Vereine geäufsert
und in wie weit hat sich ein Bedürfnis« auf Abänderung berw.
Ergänzung derselben herausgestellt ?" Die Versammlung erklärt
sich hiermit einverstanden. • Da voraussichtlich mehre der
bisherigen Abgeordneten des Vereins der Dresdener Versammlung
nicht werden heiwuhnen köuuon, so werden die Hrn. A. Wiehe
und Winkler in deren Stelle berufen. Für einen event weiteren
Ersatz sollen die Abgeordneten durch Kooptation sorgen.
Die Aufnahme der neu angemeldeten Mitglieder kann wegen
abermaliger Bcschluss-Unfähigkeit der Versammlung nur in betreff
der schon in voriger Haupt - Versammlung zur Wahl gestellten
Hrn. Biegelsteiii, Krehs, Lambert)-, l'eveling, Schmeifser und
metoetnvon
Hrn. Hobrecht
- F. -
die Lager gelegt und es geschah dies mit Hülfe von Drahtseilen,
die über hohe TliOrme, in Holzbau auf den Pfeilern etc. herge-
stellt, geführt wurden. Im Fortgänge der Arbeit wurden dann
über den Fufspunkten dieser Seile neue Thürme oder vertikale
Unterstützungen aufgestellt, die ein ferneres Seil autn Anhangen
des folgenden Bogenstücks zu tragen hatten. In dieser Weise
weiter fort schreitend wurden die beiden Bogenhälften schließlich
in der Mitte zusammen geführt.
In Hücksicht auf den Schiffahrts-Verkehr sowie auch auf
die Gefahren des Eisgangs war bei der Bauausführung die
Aufstellung fester Gerüste unter der Brücke für durchaus unzu-
lässig erklärt worden. Man hat demzufolge die Bogen von
oben aus montiren müssen und dabei derjenigen Hülfs - Einrich-
tungen sich bedient, die im ungefähren ans der beistehenden
Skizze erkennbar sind.
Um die Einwirkungen der Tcmperaturwechsel auf die Länge
der Seile und damit auf die Lage der Brückenbogcn-Theile selbst
unschädlich zu machen, waren die Thurmgerüste auf den Pfeilern
auf hydraulische Pressen gestellt. Zur Einbringung eines
der Schlusstücke, das bei etwas zu greiser Lange auf die ange-
Art nicht eingesetzt werden konnte, soll man zu dem Aus-
»ittel gegriffen haben, den ganzen I logen mk E i s z u k ü h I e n,
Der Fufsgäng-er-Tunnel im Bahnhof Borau. Der Zugang
von der Stadt Sorau zu dem daselltst zwischen den Gleisen der
Niedorsehl.-Märk. und der Sagan-Sorauer Bahn erbauten Empfangs-
Gehäude wird durch einen Tunnel mit einer gröberen Mittclöffnung
und zwei Seitenöffnungen vermittelt, der, so weit er unter den
Gleisen liegt, mit Eisenknnstruktion überdeckt ist.
Aehnliche Anlagen wie diese sind bereits mehrfach, z. B. in
Görlitz und Sagan, ausgeführt und man hat dort als tragende
Theile Träger gewählt, welche in der Richtung der Gleis«
kontinuirlirh über die durch Säuleu \on einander getrennten
(•effnungen fort geführt und durch (Querträger verbunden sind.
Unter den Trägern ist eine aus starkem Blech zusammen genietete
Decke angeordnet, während der Kaum darüber, zwischen den
Trägem, mit Beton bezw. Mauerwerk ausgefüllt und mit einer
nach den Widerlagern entwässernden Asphaltschicht versehen ist.
Dieser Konstruktion scheint das Bestreben zu Grunde gelegen
zu haben, die Decke möglichst wasserdicht herzustellen ; es ist
aber nicht zu verkennen, dass derselben der Nachtheil I
dass die ganz mit Mauerwerk umgebenen Träger jeder Kontrole
entzogen und dem Hosten ausgesetzt sind, zumal weun die Asphalt-
decke nicht völlig dicht bleibt, was bei den fortwährend erfolgenden
Erschütterungen und den schwankenden Ausdehnungen der ganzen
Konstruktion zu befürchten ist Dadurch wird Wasser in die
Maschen zwischen den Längs- und Querträgern eingeführt, welches
dann nicht wieder abrliel'sen kann.
Bei der Anlage in Sorau hat sowohl dieser, als auch der
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332
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
14. Aoffnst 1878
weitere Nachtheil vermieden werden sollen, welcher konliunir liehen
Trägern, zumal I" i so geringen Spannweiten, in statischer Hin-
sieht überhaupt beiwohnt. Jede der drei Hoffnungen ist daher durch
Finzeluräger überdeckt, die flbcr den Seiteuöffnnngen <lir»-kt als
Scbiencntniger verwendet sind, während nie filier der Mittelöffnung
weiter von einander entfernt sind und die Unterstützung der
Schienen durch Querträger vermittelt wird. Sümmlliche Lüngs-
triiger ruhen auf zwei, in der Richtung der Tunnelaxe über den
Die Decke wird durch Dächer aus starkem gewellten Eisen
hlech gebildet, welche in Rinnen entwässern, die hinter einer
zwischen den Saulenkapitcllen angeordneten Füllung in den
Scitetiöffnungen liegen und dalier vom Publikum, welchen nur die
mittlere Hoffnung passiren darf, nicht gesehen werden können.
Heber den Kinnen i,ind die Dächer so scharf zusammen gestuften,
dass mir da« Wasser durch zu dringen vermag, Schneemassen
aber zurück gehalten werden. — Die Widerlager sind unterhalb
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Stolen angeordneten Querträgern, auf welchen sie, da nie zwei
Träger in demsellien Punkte zusammen stoßen, ein bequemes
Autlager linden. Die Träger Uber den Seitenöffnungen sind sowohl
uuf den Widerlagern, als auch auf den Querträgern uuvcrscbicblieh
befestigt, da die Temperatur-Ausdehnung derselben so gering ist,
dass die dadurch bewirkte Itiegung der aus je vier Winkeleisen
zusammen genieteten, am Fundamente befestigten Säulen keinen
Nachtheil hat. Die Trager über der Miltclöllnuug sind dagegen
an einem ihrer Auflager verschieblich angeordnet.
Zur Konstruktion von Dachrinnen. Die in Nummer M
d. 1)1. veröffentlichte Konstruktion horizontal gelegter Kinnen ver-
anlasst mich zu folgenden Bemerkungen. Jedenfalls steht wohl
fest, das» bei Kinnen ohne Fall in (lein zwischen zwei Kiunen
sich bildenden Wassersack nicht weniger Wasser stehen bleiben
wird, als bei solchen mit Fall. Durch Ablagerung von Staub <-tc.
sowie Kewegungen im Zink werden sich vielmehr hei denselben
sehr viel leichter Wossers.icke bilden, als bei Kinnen mit Fall.
Ferner wird wenigstens bei uuserem nordischen Klima, wo der
liegen sich selten ohne starken Wind einstellt) das Wasser bei
allen in No. )>1 gezeichneten Konstruktionen, jedenfalls aber bei
1 und 3, unter der Kinne durch-
treiben und iu's Innere dringen.
Hier in Hamburg lasst man daher
fast nie ein Schutzblech vor der
Kinne fort und es ist eine sehr häufig
angewandte und durchaus bewahrte
Konstruktion die nebenstehende : Die
Aufmauerung a—b, die genau mit
dem vorher angenagelten Kinneisen
abeeglicben wird, erhalt den erfor-
derlichen Fall. Auf derselben liegt
die Kastenrinne fest (also begeh-
bar,) auf; die Fuge b wird durch
«in später vorgelegtes Schutzblech gegen unterhalb der Kinne
durch Wind hinein getriebenes Wasser vollständig gesichert
Hamburg, den I. August 1878, Ed. llallicr.
In der Berliner Banansstellnng sind bis zum 8. Aug.
neu hinzu getreten: lleinr. Kraft, eine Thür von Zypressenholz; —
A. (iorgens ifc <'o. 1 Hortet von Eichenholz geschnitzt, 2 l'feiler-
spimlen und 1 Nähtisch von Ahorn, schwarz, geschnitzt: <'. G.
Ibirich &' ( o. I Toilettenkomode von Ahorn, weifs mit Schnitzerei.
Konkurrenzen.
Die Konkurrenz für Entwürfe zur Fagode der Holte-
stelle „Börse" der Berliner Stadteisenbahn.
Obwohl die vorstehend erwähnte Konkurrenz ausscklielslicb
im Schoolsc des Hciiiner Architekten-Vereins sich abspielen soll,
wollen wir doch nicht unterlassen, auf die eigenartige Bedeutung
derselben auch hier aufmerksam zu machen. Vielleicht gelingt
«'S uns, nicht allein einige der alteren in Berlin wohnenden Mit-
glieder des Vereins, sondern auch diese oder jene kompetente
künstlerische Kraft unter deu !NKJ auswärtigen Vercinsgenosscn
zur Hetheilignng zu veranlassen.
Eine rege Beschickung und ciu günstiger Erfolg der Kon-
kurrenz wären zunächst schon ans dem Grunde erwünscht, weil
eine solcher Erfolg die preußische Regierung wohl bestimmen
durfte, den hier ausnahmsweise beschrittenen Weg zur Lösung
wichtiger künstlerischer Aufgaben öfter einzuschlagen, während
ein Misserfolg allen hierauf gerichteten Hoffnungen für lange
einen Itiegel vorschieben dürfte. Sic wären erwünscht als
eine positive Unterstützung der Kritik, welche den bisherigen
der Auflager-Platten für die Träger mit Blechplatten abgedeckt,
welche nach den Dachern der Seitenöffnungen hin entwässern, so
dass ein Durchdringen des Wassers am Mauerwerk vermieden
wird. — Sämmüiche Theile sind leicht zugänglich und können daher
fortgesetzt in gutem Anstrich erhalten werden, wie denn die Anlage,
welche jetzt langer als 2 Jahre besteht, zu Klagen noch keine
Veranlassung gegeben hat.
Tb.
architektonischen Leistungen der Stadtbahn fast allseitig zu Theil
geworden ist, sowie nicht minder als Anerkennung fdr die leiten-
den Kräfte dieser Bau-Unternehmung, welche durch den Erlass
des bczügl. Konkurreuz-Ausschreihens bewiesen haben, dass ihnen
die künstlerische Seite des Baues keineswegs gleichgültig ist. < An
ihrem guten Willen, etwas nach dieser Richtung hin zu thun,
haben wir übrigens nie gezweifelt.) — Sie waren endlich er-
wünscht im Interesse der Aufgabe selbst und im Internat des
Problems, das bei derselben zur Lösung gestellt ist, des Ver-
suches einer künstlerischen Behandlung des Eisen-
Fachwerkbaues.
I m diese, in den No. D4 n. 00 n. lfd. Jhrg. in 2 charakte-
ristischen Beispielen besprochene, neue Konstruktions-Methode,
die für Nntzlichkcitsbauten auf einem bis auf minimale Dimen-
sionen beschränkten Bauplatze unzweifelhaft eine Berechtigung
hat, handelt es sich nämlich in dem vorliegenden Falle, und zwar
lediglich um das ästhetische Moment derselben. Die Grund-
rissgestaltung des Bauwerks, ja selbst das konstruktive Gerippe
in seinen Ilauptzügen, sind durch das Bedürfniss bereits so weit
fest gestellt, dass der Ingenieur dem Architekten in dieser Be-
ziehung nur sehr geringe Konzessionen zn machen im Stande ist
und die Leistung des letzteren sich fast nur auf Wahl der
Verhältnisse, charakteristische Detail Ii rung und deko-
kurative Durchbildung des Bauwerks zu beschränken hat. Es ist
dies wenig, aber doch wiederum viel, wenn man bedenkt, an
welcher hervorragenden Stelle das Gebäude errichtet werden soll
und welche geradezu Epoche machende Bedeutung eine
glückliche Losung des Problems als Vorbild für einen wichtigen
Zweig unseres modernen Bauwesens sich erringen kann. So
wenig dankbar die Aufgabe den auf ein bestimmtes stilistisches
Glaubensbekenntniss schwörenden und mit einem Vorrath er-
probter Motive arbeitenden Künstlern aus Routine erscheinen
wird, so reizvoll und anziehend dürfte sie für ein sinniges
Künstlergemitth werden können, dem es Bedürfniss ist, in die
Elemente jeder Aufgabe sich zu vertiefen.
Uebcr alle Einzelheiten, die noch in Frage kommen, geben
das Programm und die demselben beigefügte Zeichnung, die bereits
zur Entnahme bereit liegen, erschöpfende Auskunft. Der Ver-
fasser des Programms hat es verstanden, diejenigen Momente
der Konstruktion, aus denen zunächst die Motive der architek-
tonischen Ausgestaltung des Gebäudes abgeleitet werden können,
mit grofser Klarheit und Scharfe hervor zu heben.
Personal - Nachrichten.
Doutscb.es Reich.
Ernannt: Der Kreisingenieur Walloth in Saargemünd
zum Reg.- u. Baurath in der Verwaltg. von Eisaas- Lothringen :
der Bmstr. Kriesche zum Kisenb.-Bmstr. I>. d. Verwltg. d.
Eisenbahnen das.
Brief- nnd Fragekasten.
Anfrage. Befindet sich in Deutschland eine Fabrik oder
Niederlage der amerikanischen Oberlichter (vault lights) mit linsen-
förmigen Glasern in gussciscroen Platten'/
i-Ki.inoi.rlni: um C«fl B>i»t|fa Iii llcrliu. Vüi ili- tt.,UUI»u Ii HmVkttMIlA K. K. i> rrii*rli. Omri : W, M«rfter II ■ i • ' Ii. At-ri-i. Ilrihll.
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der Puter WdU«.
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Atta«*. In hl» - Brief umd Prigtk.it.
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Verband deutscher Architekten- ond Ingenieur -Vereine.
III. General -Versammlung.
Die Tlieilnehrrver an der am 1 — 5. September d. J. zu Dresden stattfindenden III. General -Versammlung deutscher
Architekten- und Ingenieur- Vereine werden luermit ersucht, falls sie sich Quartier für die Festtage in Dresdener Hüteis,
HOtel garnis oder Privatlogis zu rcserviren beabsichtigen, hiervon spätestens bis zum 25. <L Mts. eine Erklärung an
den Schriftfahrer der unterzeichneten Kommission, Herrn Cornelius Gurlitt, Architekt, Dresden, Freiberger
Strasse 18 1, gelangen zu lassen und in derselben anzugeben, ob Wohnung:
1) in einem Hotel ersten Ranges, oder
2) in einem Hötel zweiten Ranges, oder
3) in einem Hötel garni, oder
4) in Frivatlogis,
und zwar in den beiden ersten Fällen ob einfacherer oder eleganterer Art, gewünscht wird.
Die Bestellungen werden, so weit thunlich, in der Reihenfolge, in wchiior sie einlaufen, berücksichtigt werden. Die
Quartierbillets werden bis zum 27. d. Mts. auf Wunsch an die möglichst genau anzugeliende Adresse der Besteller gesendet,
oder sind bei dem unterzeichneten Körnitz vom 31. August bis incl. 2. September von :> Uhr Morgens bis 6 Uhr Abends in
dessen Lokal, Helbig's Restanration, Theatcrplatz No. 5, Zimmer V, entgegen zu nehmen.
An die geehrten Vorstände der dem Verbände angehörigen Vereine ergeht die ergebene Bitte, die oben stellende
Bekanntmachung an die betr. Mitglieder des jeweiligen Vereins in der ortsüblichen Weise mit möglichster Beschleunigung zur
Mittheilung gelangen zu lassen.
Hierfür eventuell entstehende Kosten wolle man bis zum Schluss der General-Versammlung mit der unterzeichneten
Kommission verrechnen.
Dresden, den 14. August 1878.
Die Begrüf8ungs- Kommission des Dresdener Lokal -Komites.
etitkir.
Einiges von der Pariser Weltausstellung.
chn Jahre lang hatte das nach der Welt-
Ausstellung von 1867 wieder eingeebnete
Champ de Mars von Paris zu
gedient, als demselben abermals die
Stimmung zugewiesen wurde, zu einem indu-
striellen Wettstreite der Völker den Schau-
platz zu bieten — diesmal wahrscheinlich,
um seine frohere militairische Bestimmung rar immer
zu verlieren.
So grols auch das Marsfeld ist und so zweckmäßig
dieser Platz bei der Ausstellung von 18G7 ausgenutzt erschien,
so wurde er dennoch für die diesmalige Ausstellung nicht als
ausreichend erachtet, weil das frühere Ausstellungs - Palais,
in bekannter oblonger Form ca. 14 HA überdeckten
bot, für die Bedürfnisse der gegenwärtigen Schau-
durch ein Gebäude ersetzt werden sollte, das ein-
i der Luft- bezw. Lichthöfe ca. 24 Raum erforderte.
Hiernach konnte nur nach der Seine zu ein ca. 250» breiter
Vorplatz belassen werden, während fast die gesammte Breite
des Champ de Mars in Anspruch genommen werden musste.
Da Ehrgeiz und Nationalstolz sich nicht mit Kopirung des
Früheren zu liegnugen vermochten, sondern etwas Neues,
Grofsartiges schaffen wollten, so wurde die Trocadero-Anlage
hinzu genommen, die man freilich setton 1867 geplant, aber
wegen des Kosten» - Punktes unausgeführt gelassen hatte.
Letzteren Punkt hat man diesmal zu überwinden vermocht
und eine Anlage schaffen können, die der Weltstadt Paris
würdig ist und hoffentlich bleibend sein wird.
Da nach Fertigstellung dieser Troeadero- Bauten — denn
vollständig fertig sind sie selbst heutigen Tages noch nicht —
eine cingeliendere spezielle Beschreibung erfolgen soll, wenden
wir uns, nachdem wir den Überraschend schönen Anblick
von der Terrasse auf den mit Gartenanlagen gezierten und
mit provisorischen Bauten verschiedener Nationalitäten ver-
sehenen Vorplatz und über die Seine hinweg nach dem mit
5. gegen 40 ■ hohen Kuppeln umgebenen, grau gefärbten
Ausstellungs-Palast genossen haben, dem letzteren zu,
indem wir von der mit Holzüberbau versehenen und dadurch
um ca. 6™ verbreiterten Jena -Brücke nochmals zurück auf
die prächtige Fontaincn-Anlage vor dem Trocadcro- Palais
fähige Eisen - Konstruktion , welche vor 11 Jahren auf der-
selben Stelle errichtet worden war. Der ziemlich ebene Bau-
Platz wurde für die Aufführung des 706™ langen, 346-
provisorischen Zweck entsprechend ist das Aus-
stellungs-Palais wiederum ein Eisenbau, zusammen gesetzt aus
rechtwinkligen Thcilcn, welche sich voraussichtlich zur
Verhütung des bekannten Ausstcllungs-Defizits einzeln besser
werden, als die nur al
Projekt von Hardy mit 2 je 75" breiten, 3,5" tiefen Längs-
Traverscn versehen, indess die dazwischen befindliche, etwa
ebenso breite Mitte, sowie 2 äufserlich anstofsende, ca. 50™
breite Dämme durch die ausgegrabenen Massen um etwa LVi"
erhöht wurden. In die vertieften Theile legte man die
Kanäle und Wasserabzüge, die Ventilations - Röhren und
Wasserzuleitungen und überbaute selbige mit 3 je 25 ■ weiten
Hallen, zwischen denen 2 Haupt -Längsgänge von 5 ■ Breite
angelegt wurden. Die erhöhte Mitte ward mit einem 3glied-
rigen Gebäude zur Aufnahme von Werken der schönen
Künste, unterbrochen durch den die Hanptmitte bildenden
Pavillon der Stadt Paris, verseben, indess rings herum auf
der erhöhten Planie Haupt - Gallerten, von denen die 35,6 ^
breiten Längsgallerien zur Aufnahme der Maschinen bestimmt
waren, errichtet wurden. Die vordere Hauptgallerie (nach
der Seine zu) wurde zur Aufnahme von Haupt-Sehenswürdig-
keiten (französ. Kronschätze, Staatsiudustrie- Produkte, Schätze
des Prinzen von Walos etc.), die hintere (nach der Fstfe
milUaire zu gelegene) als Arbeitsraum für Handindustric be-
stimmt An die Längsseiten schlierst sich eine niedrige Halle
an, die liauptsächlich für Landesprodukte bestimmt ist.
Fügen wir noch hinzu, dass die ganze rechte Seite des
Palastes für Frankreich, die linke Seite für die übrigen
Nationen der Welt bestimmt wurde, so wird man mit Hülfe
der Iteigefügten Skizzen die Haupt-Dispositionen d»
erfüllten Ausstellungspalastcs wohl erkennen. Trotz der
grofsen Abmessungen, die man ihm gegeben, sind aber
Zubauten (Annexe) und Pavillons auf beiden Seiten der
Seine für die verschiedensten Zwecke beigefügt worden, von
denen einzelne noch heute unfertig sind.
In diesen weitläufigen Räumen und auf allen Plätzen
dazwischen finden wir die nicht zu zählenden Ausstellungs-
objekte zerstreut, ohne dass ein Katalog auf einzelnes
Interessante uns lünweisen kann oder eine systematische Auf-
stellung sich streng hat durchführen lassen, wenn auch an-
erkannt werden muss. dass in der französischen Abtheilung
bei einer grofsen Menge gleichartiger Objekte eine ziemlich
regelmälsige Abgrenzung der Eintheilungs - Klassen erreicht
worden ist.
Noch fehlen eingehende Mittheilungen von Fachleuten
und "daher ist es schwer, nach einem nur kurzen Aufenthalt
— Gesammtbild
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DEUTSCHE BAU ZEITUNG.
17. Aupnst 187»
nbor den Stand der vertretenen Industriezweige zu geben;
immerhin aber dürften wir Deutsche von der Ausstellung den
Eindruck hinweg nehmen, dass die Reichsregierung weise
«(•handelt hat, sich auf diesen Volker» et t kämpf nicht einzulassen,
in der Erkenntniss. dass Deutschland dazu nur sehr ungenügend
vorbereitet war.
Wer den Fortschritt auf den Weltausstellungen von
1867, 1871 und 1878 in einzelnen Richtungen, besonders
der der Technik vergleicht, unter HinzufQguug dessen was er
187t> von Phi)adel)thia gesehen oder erfahren, und wer in der
seit 1870 so gesteigerten teehnisclien Litteratur eingehend die
Fortschritte der Technik verfolgt hat. wird auf der diesjährigen
Ausstellung nur wenig Neues finden und sich mit der
Pracht begnügen müssen, welche besonders Luxus-Industrie
und Kunstgewerbe, vornehmlich in der französischen, englischen
und osterreich -ungarischen Abiheilung, entfaltet ha!>cn. Für
uns Deutsche fehlt hier wie überall der Vergleich mit der
heimischen Industrie, die recht wohl vielfach hätte koukurriren
können, wenn dieselbe sich bestrebt hatte, lediglich für die
Ausstellung einzelne Prachtstücke herzustellen, wie andere Aus-
steller dies so vielfach getban haben.
Die Technik ist allseitig in allen Fächern und Zweigen
so vertreten, dass der Spezialist manches Interessante,
wenn gleich keine grofsartigen, Epoche machenden Neuigkeiten
finde«. Auf dem Gebiete der Eisenbahn-Technik sind
die neuesten Projekte von allgemeiner Bedeutung, wie die
Simpkmbahn, der Tunnel unter dem Kanal zwischen Frank-
reich und England, die unterirdischen Eisenbahnen von Paris,
in Zeichnungen dargestellt, die in Ausführung begrifl'eneu
grofsen Werke, wie z. B. die Gotthardbahn, durch Plane und Be-
richte vertreten. Die Ministerien einzelner Staaten, insbes. von
Frankreich, Oesterreich-Ungarn, Italien. Belgien und Nieder-
lande, haben nicht nur Zeichnungen und Modelle ausgestellt,
sondern auch für die Factdeute S]>ezialschriften vorbereitet, um
den Stand der Technik in ihren Ressorts, die zuletzt ausgefulirten
Bauten ausführlicher darlegen zu können. Die grölsercn Eisen-
bahn-Gesellschaften, besonders die französischen, wie auch die
österreichischen und englischen, die Staatseisenhahnen von
Belgien, Italien und Spanien haben neben eben solchen Zeich-
nungen und Spezialschriften Betriebsmittel mit vielfachen
Neuerungen, Konstruktionsthcile etc. zur Ausstellung gebracht.
Vielfach ausgestellt sind die Pullmanirschen Scldafwagen (ein
solcher für wohl 40 Personen ist von Toscana herbei geschafft
worden) durch Erbauer derartiger Wagen wie auch durch
ilie belgische Gesellschaft ümixujnie internationale des
War/otis Iii, welche aulser den Wagen seihst Zeichnungen
von Schlafwagen-Zügen und Plane ausstellt, wie weit dergl.
Wagen zur Zeit von Belgien aus verkehren und verkehren
sollen. Ebenso haben die Zivilingenieure, die Erbauer bezw.
Lieferanten von Eisenbahnbetriebs • Material sowie die un-
vermeidlichen, gewerbsmäßigen Erfinder ein reiches Sortiment
ausgestellt ; nebenbei ist gleiehwerthig die angewendete
Elektrizität in ihren neuesten Stadien der Telegraphie, des
■ eiepnons, «es t nonograpns etc. etc. vertreten.
Da Obenlies Sekundär - Eisenbahnen und Tramwavs,
Strafscn- unil Brückcnbautcn, Wasseraitlagen und Seebauten.
Flusskorrektionen bis zu Wasserleitungen und Schleusen -An-
lagen Ton vielen Landern zur Anschauung gebracht worden sind,
so kann im Nachfolgenden lediglich ein kurzer, summarisch
gefasster Ueberblick geboten werden, der nur den Zweck hat,
einige der interessanteren technischen Ausstcllungs-Gegcn-
stände, welche dem Referenten als flüchtigem Passant aufge-
fallen sind, auf knappstem Raum zur Kenntuiss derjenigen
Leser zu bringen, welche nicht selbst Gelegenheit haben sollten,
wahrend eines längeren Aufenthaltes in der Ausstellung nach
individuellem Geschmack sich umzusehen und eingehenden
Spezialstudien sich zu widmen.
Im Ausstellungs-Palais selbst bietet die französische
Abtheilung wenig Bomcrkcnswerthes . da die Ausstellung
der technischen Fächer in besonderen Bauten installirt worden
ist. Zu erwähnen ist in dieser Hinsicht der, wie angedeutet,
in der Mitte des Palais gelegene Pavillon der Stadt Paris, in
welchem ein städtischer Baubeamter Auskunft erhalten kann
wohl über alle Fragen, welche eine kleinere oder gröfserc
Stallt berühren. Es sind insbesondere die bekannten Kana-
lisation-Anlagen mit ihrem Zubehör und die Wasserversor-
gungen durch die Yanne und den Ulmix, die Baufortsehrittc
sowie die Strafsendurchbrüche in Ucbersichtsplänen . Dctail-
zeichnungen, besonderen Schriften und Modellen ausführlich
dargelegt, so dass man die ausgedehnte Wirksamkeit der tech-
nischen Vorstände der Stadt -Verwaltung, wie Belgrand, Alphand
etc.. ausreichend erkennen kann.
Die französischen Eisenbahn-Gesellschaften und die Staats-
tclegraphcn- Verwaltung inslwsonderc sind es, welche nahe der
Porte Rapp ein besonderes Gebäude mit einer reichen Aus-
stellung von Betriebsmaterial etc. erfüllt haben. Man findet
n. a. eine grofse Anzahl Personenwagen meist I. Kl., mit
Toilette und Schlafkoupecs , Gasbeleuchtung und verschieden-
artigen Bremsen (Achard, Heberlein, elektrische und Luft-
j bremsen ) ; Personen- oder Packwagen mit Apparaten zur Messung
von Zugspannungen, Taehymetem, Seismographen: Lokomotiven
für schnelle Fahrten und für Güterzüge: auch einen Hülfswagen
((Jh. d. F. d. Nord) mit Apiwraten zum Aufkanten und Ein-
heilen entgleister Wagen; Apparate zur Wärmflaschen-Füllung.,
darunter (Ch. d. F. Paris-Lyon-Mcd.) einen Trnnsi»ortwagen,
in welchem 20 Wärmflaschen vertikal eingesetzt werden können,
die gleichzeitig durch Unterstellen unter 20 Hci/.röhren ge-
wärmt werden.
Avertirungs - Signale . Weichen - Kontroiapparate . kleine
Modelle von besonderen 2 stöckigen Wagensystemen für Eilzüge
und Modelle für Postpacket-Aufnahme- bezw. Abgabe- Vorrich-
tungen bieten nicht viel Neues. Gegenüber der Keote militaire
haben besonders die grofsen Bahngesells« haften, wie Ost. Ouest
und Paris -L> on - Mediterranee, Koustruktionstbeile ausgestellt,
z. B. Imprägnirungs-Hesultate (Schwellen nach lö, Telegraphen-
stangen nach 22 jähriger Verwendung); Drehscheiben von 11'°
Durchmesser mit Fundamentirung ausschließlich aus Gusseisen-
platten; engl. Weichen mit Sicherhcitsstellung und Signalver-
bindung (System Vignier); Bloekstations-Signnle, System Tcsst-
(durch elektrische Verbindung gegenseitig sich arretirend) ;
Stahlst hienen und Herzstücke aus der lielebtcstcn Babnhofs-
stellc von Passy; eiserne Querschw eilen von verschiedenen
Formen.
Kehren wir in den Annex an der Porte Rapp zurück, so ist die
Ausstellung der Staatstelcgraphen mit reichem statistischen und
kartographischen Material sowie zahlreichen Ap)»araten zu er-
wähnen. Es finden sich darunter Meyer's (Caselli) A]>parat
zur Reproduktion von Zeichnungen (zwischen Paris und Lyon
seit lHtiti in Thätigkeit); Meyer's und Bondo's Apparate für
5 fache Beförderung von Deiieschen auf einem Draht in Schrift
oder Druck, wodurch 3(1 — 4OOO0 Buchstaben in der Stunde
befördert werden können; Postel Vinay's Apparat für 2o fache
Abnahme einer ankommenden Dc|>esche. Auch stellen Crespin
A Marteau, bezw. Fclbinger <t Crespin ein funkt ionirendes
Modell sowie einen Apjaiat in natürlicher Grdfsc für pneu-
matische Briefbeförderune (Paris. Berlin. Wien) aus, daneben
ein grofses Assortiment von Telephonen und Phonographen,
worauf später zurück zu kommen sein wird.
In dem Pavillon des ,,3Iinisterc des Tra>an.r puhlies"'
befindet sich eine reiche Ausstellung, für welche der S|iezial-
Katalog eine Kintheiluug in Strafsen und Brücken. Wasser-
bau, Binnenschiffahrt, Meeresbauten, Leuchttürme und Schiff-
tahrtszeichen . Eisenbahnen sowie allgemeine Angelegenheiten
angiebt. Der Katalog ist reich an technischen Notizen und
statistischem Material und bietet eine genaue Beschreibung ein-
zelner grofserer Bauwerke der Neuzeit, als Brücken, Kanäle,
Hafenanlagen etc.
Auf dem Wege zum rechten Seineufer possirt man den
Pavillon von Schneider-Creuzot . vor dem ein Holzmodell de*
ca. 20 ™ hohen Dampfhammers steht . während besondere
I Leistungen, wie Faeoneiscn-Stücke von 0,425" Stärke in 18,4»
Länge, ein Stahlbloek von 12ooook Gewicht (am 17. April
d. J. gegossen und z. Z. durch Holzfacsimile vertreten) drinnen
sich präsentinen. Wahrend am Unken Seineufer ein grofses
Sortiment von Wassenuasehiiien , insbesondere Pumpen und
Pulsometern, sich aufgestellt findet, sind am rechten Seineufer,
ober- und unterhalb der Brücke, der französischen Technik
3 (heilige Annexe eingeräumt worden. In dem oberen Annex,
welcher erst Mitte Juni eröffnet wurde, ohne indess eigentlich
fertig gestellt zu sein, sind die Werke des Genie eint durch
Zeiclmungen. Modelle und Muster aller Art vertreten. —
Als Konstrukteure und Erbauer von Brücken sind durch
Photographien, Zeichnungen und Modelle ausgeführter wie
projektirter Brücken vertreten; Maison Jolly >) Aroeiiteuil.
A. Legrand, Henry Ibmssel. Societe de ennstrürtion ä
liiitn/nolles (Donaubrücke in Pest), Cait ,{■ Co. (Passy. Pest,
Itottcrdam). G. Eiffel «V Co. (Dourobrücke bei Porto) etc.
— 2 Projekte (Tunnel und Brücke für Eisenbahn durch den
Kanal) von Savy sind neben dem von Chere am 30. November
1876 dem Magistrat überreichten und einem anderen von
Despres & Co. ausgestellten Projekt einer Pariser Zentral-
(MetrojioUtain-) Stadt-Eisenbahn hervor zu lieben. Die pneu-
matische Gründung vertreten Zeichnungen von Haquard in
1 Nancy (Neue Elbbrücke bei Riesa der Sachs. StaaLsbahn).
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336
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
17. Aflgtst 1878
In dem unteren Annex am rechten Scineufcr ist in zienv
licher Menge Material der Eisenbahnen, Schmalspur-Bahnen
und Tramways von französischen Privaten ausgestellt Neben
werthvollen Gegenständen haben hier auch die Sachen der
französischen gewerbsmäfsigen Erfinder Platz gefunden und
als gröfste Kuriosität ist ein Modell zu einer ringförmigen
auf- und absteigenden schmalen Eisenbahn zu erwähnen, auf
welcher unter Zuleitung von Dampf aus einem in der Mitte
befindlichen Siiciscrohr ein Wagenmodell automatisch sich
bewegt durch einen Mechanismus, der sich nur mit „Strampcl-
lässt und wohl nur nach der einseitigsten
ie ungemein wichtige Eigentümlich-
keit besitzt, dass er durch Aufdrucken auf der Bahnplanie
grofsc Steigungen als Vermehrung der Adhäsion, grofses Ge-
fälle als mechanisches Ilinderniss überwinden hilft. Auch
Oberbau-Systeme sind in unmöglichen Kombinationen von Eisen
und Holz (System J. Lenoir) oder in unanwendbaren Profil-
fonnen vertreten, daneben Kutschwagen, ja selbst Draisinen
mit Dampfbetrieb u. s. w.
Als Werthvolleres sind die verschiedenen Sehne 11-
hremsen von Achard, Stilmant LuAbremsen etc. in ihren An-
wendungen dargestellt ; System de Baillchache zur Darstellung
des Zuglaufcs in dem Stationsgebäude (angewendet für die
Ausstellungsbalm - Station Grenelle); Weichen - Stcllapparatc,
Avcrtirungs-Signalo etc.; Wagen für Schmalspur-Bahnen und
Tramways mit Motoren kombimrt — System Mckarski,
Tilkin Mention, Weyher & Riehmond, Aubcrvillicrs für kom-
primirtc Luft, L. Francy & E. Lamm für überhitzten Dampf —
in grofser Zahl und in ihrer Ausführung wie ihren Resultaten
zur lioffnung berechtigend, dass für Eisenbahnen minderer
Bedeutung, Lokal- oder Sekundär-Bahnen, wie für Tram-
ways billige Mittel zu einem wirthschaftlichen Betrieb bald
sich werden beschaffen lassen. Man hätte gerade in dieser
Beziehung von der diesmaligen Ausstellung mehr als vor-
liegt, erwarten können. Weder in dem Ausstellungs-Rayon noch
in Paris selbst konnte man, wie anfänglich in Aussicht gestellt
wurde, Studien Ober die Verwendbarkeit solcher Maschiuen
machen, sondern musstc, wie z. B. für das System der Loko-
motive sans foyer von Francy & lamm dazu nach Rueü
gehen. Für solchen Zweck fehlt zum Kummer vieler er-
wählten die gchcimnissvoll verborgene Konstruktion erklärend,
indess an einem grufsen Apparat (mit 10 Druckkolben) Ver-
treter von Westinghousc die Fuiiktiouirung seiner Bremse
erklären und allen sich als Fachleuten deklarircnden Be-
suchern durch Broschüren von deren Wirksamkeit und Vor-
zügen vor allen anderen, zumeist auch auf der Ausstellung
vertretenen Schnell- und sclbstwirkenden Bremsen von Achard
und Achard-Masui, Hebcrlein, Stilmant, Smith zu überzeugen
sich bemühen. Zu erwähnen ist das Modell der Hellgate-
Sprengung von Stricdinger & Dörtiinger.
In der Reihenfolge von der Seine nach der Ecole militaire
folgt im Ausstellungspalast Schweden und Norwegen,
das der Eisenbahntechnik nichts Neues bringt.
Für Italien (daneben liegend) hat das Ministerium der
öffentlichen Arbeiten nicht allein statistisches Material und
Zeichnungen, so wie Modelle aus dem Gebiet des Post-, Eisen-
bahn- und Telegraphen wesens , sondern in einem besonderen
Annex auch Eisenbahnwagen und Lokomotiven ausgestellt
und die Arbeiten der ZivU-Ingcnieurc durch eine besondere
Gelegenheitsschrift beschreiben lassen.
Wie zu erwarten, kann Japan und China auf dem
Gebiete der Technik Nichts bieten; auch Spanien'ist mehr
durch Landesprodukte ab durch technische Objekte vertreten.
Oesterreich- Ungarn, in der Reihe der Nationen
folgend, giebt ein Bild nicht blos hoch entwickelter Luxus-
Industrie, sondern auch seiner ausgezeichneten Maschinentechnik
und dürfte nächst Frankreich die umfangreichste Ausstellung
aus dem Gebiete des Eisenbahnwesens geliefert haben, wenn
auch für deutsehe Fachmänner durch zahlreiche Publikationen
österreichischer Ingenieure die Ausstellung nicht viel Unbe-
kanntes, immerhin aber doch genug des Interessanten bringt.
Oesterreichische und ungarische Staatseisenbuhnen haben,
wie s. Z. in Wien, sich nicht auf die Betriebsmittel und Be-
schreibung der Bahnanlagen beschränkt, sondern auch von
ihren Hüttenwerken und Ländercien Produkte in reicher Aus-
wahl ausgestellt, darunter z. B. eine Schiene vou 22 ■ Länge.
Die grolsen Eisenbahn-Gesellschaften haben besonders ihre
Bahnhofs -Anlagen und Brücken in Zeichnungen dargestellt.
Normalien in reicher Auswahl (Nord), graphische Darstellung
von Schneeverwehungen (Carl Ludwig), Modell der mit Wcirhcn-
müdeten Besucher ein Transportmittel in dem weiträumigen ( Versicherung nach Rothmttlter's System versehen Station Süfscn-
baum (Nord), Eiserner Oberbau aus alten Schienen (Süd),
Weiche mit Sicherheitsvorkehrung System Paravicini (Elisabeth),
de Serres & Battig'scher Oberbau (Ung. Staats-Bahn). Da-
neben eine vergleichende Uebersicht der Donaubrücken und
statistische Unterlagen der Direktion der
Das Ministerium der öffentlichen Arbeiten und die
gemeinde Wien haben amtlich eine sehr interessante Aus-
stellung geliefert, indess von einzelnen Privaten etwa zu er-
wähnen sind: Hohenegger und Oesterreicher, eiserne Lang-
schwellen-Obcrbausysteme aus Altschiencn ; de Serres & Battig,
Qucrschwcllensystcm ; Askenasy, Dctlektionsmesser für Brücken-
proben; Langte, Distanzsignal mit elektrischer Rückstellung (zu
empfehlen an Stelle der Drahtzug- Avcrtirungssignalc) ; Becker,
selbstthätigc Friktionsbremsen u. Sichcrheitskuppelung; Roth-
müllcr, Zentral -Weichenstellung; Mahlcr <fe Eschenbachcr,
Sprengtechnik; Strömungsmesser von Meyer; Brücken- Projekte
von Fcketchazy etc.
Auch die Russische Regierung hat den Vcrkchrs-
anstaltcn eine besondere Repräsentation verschafft, wenn auch
die abweichende Spurweite eine Ausstellung von Betriebs-
mitteln nicht ermöglichen liefs. Als besonders interessant er-
schien der Kinopansigraph und Ototachymeter von Jos. & Wilh.
Graft iaux in Moskau für Geschwindigkeit»- und Schwankungs-
Messungen der Eisenbahn-Fahrzeuge.
Es folgt zunächst die Schweiz, deren Maschinen- etc.
Branche eine umfangreiche Ansstellungsfiäehe eingeräumt
worden ist ; hier ist auch eine Rigi-Lokomotive zu gewahren,
während die Kollektivausstellung der Architekten und In-
genieure, besonders betr. die Gotthard- und Simplonbahu,
alle Details bietet.
Beim Eintritt in die belgische Maschinenhalle ist es
zuerst die Ausstellung von John Cockerill in Seraing, welche den
Blick fesselt durch eine gewaltige Wasserhaltungs-Maschine,
Schiffsmaschinen und Lokomotiven, daneben Gesteinsbohr-
maschinen und andere Erzeugnisse in grofser Auswahl ; Eisen-
bahnwagen meist I. u. II. Kl. von Bellcroche; 1-okomotiven
von Marcinelle & Couillct mit Einrichtung für Dampfheizung
auf eisernem Oberbau von |— I Traversen mit Holzeinlage. Für
Sekundärbahnen ein Wagen I. II. Kl., Gcpäckw. tnit Lokomotive
kombinirt von Cabany & Ca Btettli anonyme de eonslrueiion
de ßottssu, im Preis von 24 0OO Fr.; ähnliches System von
Ausstclluugsgcbict , so dass, wie alle übrigen, auch wir zu
Fufs zurück in den AusstcUungspalast auf den rechten Flügel
uns begeben müssen, wo ohne strenge Scheidung die fremden
d. L nicht französischen Aussteller uns za einem kurzen Ver-
gleich in technischer Hinsicht veranlassen.
Nächst Frankreich ist es naturgemäfsGrofsbrittanien,
dessen Ausstellung nach räumlichem Umfang am bedeutendsten
ist und das Interessanteste aus dem Fache der Technik bietet.
Die englische Maschinen-Galleric enthält verhältuissmälsig
die meisten Maschinen in Thätigkeit, während nahe dem
Ausstellungs- Bahnhof mächtige Nebenhallen, zumeist nur für
landwirtschaftliche Maschinen, errichtet worden sind. Die
grolsen Eisenbahngcsellscbaften Englands haben wenig aus-
gestellt, nur London • Brighton und South Coast stellt Zeich-
nungen von Bahnanlagen und eine mit Westinghousc-Brcmse
versehene Lokomotive auf Oberbau mit eisernen Coulottcn
aus. In der äufseren Nebengallerie haben englische Erfinder
Modelle von gefahrlosen Kuppelungen, Signalen zwischen
Passagieren und Zugspersonal etc. ausgestellt, dabei einen
Apparat der Union of Block d- Interlocking, System Hodgson's
Patent, von Saxby & Farmer, mit der neuesten Kombination
der Weichen und Signalhebel, verbunden mit Blocksignalen,
welche die Bahnhöfe in Sektionen gliedern, und regulirt durch
die „ elektrische Kulisse", die ein Sicherheitsmittel gegen
jede etwa eintretende unrichtige Funktionirung der Gestänge
bietet und ähnlich wie die Blockapparate an den Signalhebeln
wirkend. Der nur gegen Eintragung des Namens den Kennern
zugängliche Ausstellungsplatz enthält auf engem Raum eine
Anwendung der Weichen und Signalhebel, des bekannten Bar-
rieren-Verschlusses und des Annet'schen Weichen-Verschlusses.
Erwähnt seien an dieser Stelle noch die Ausstellungen von
Siemens Brothers (Brit. Telegraph ManufacL, London) und
Zundra Pneumal ic Despoten Tubcs.
Von den Vereinigten Staaten Nordamerika^
sind Zeichnungen grofser Brücken (East River Suspension
mit Seilproben von Was. Röchling, St. Charles Bridge, Monon-
gchela bei Pittsburg) Photographien der von Clarke, Reeves
& Co., Charles Macdonald und den Phöidxville Bridge Works
projektirten bezw. ausgeführten Brücken ausgestellt
Elisha Gray in Chicago stellt neue Telegraphenschlüssel und
Apparat-Theilc nach Lewis Patent aus,
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N«. 66.
337
Bclpairc, ausgeführt durch die Compagnie Beige von Ch. Evranl
(auf Hilfschem überbau aufgestellt.)
Nochmals mag an dieser Stelle genannt werden die
Ausstellung der Compagnie internationale des Wagons Uta
(Pullmann), wclcltc ihren llaupteilz in Krüssel hat und nicht
nur die gewöhnlichen Schlaf- sondern auch besondere Luxus-
Von einzelnen privaten Ausstellern ist an erster Stolle
zu erwähnen Major der Artillerie Boulayo als Erfinder des
Dromoskop, eines einfachen Apparat* zur Messung der Fahr-
geschwindigkeit von EiscnbalinzQgcn (bestehend in 2 ca. 100 ■
entfernt augebrachten Kontakten, von denen der 1. eine dreh-
bare Scheibe löst, indes« bei Berührung des 2. Kontakts dieselbe
Scheibe wieder arretirt wird) und des Telcmclcr zum Messen
der Entfernung für Gcsehütziiositioncn nach dem Zeitinten all
zwischen Blitz und Schall.
Societe de eonsir. de Willebrock, Zeichnungen für pneu-
matische Gründungen (Ebro-Brückc in Spanien) ; Ix>on Sor/ec,
Projekt für Kanal-Eisenbahnen als Rohre auf dem Meeresgrund.
Braeonier sowie Duliois & Francois, vorzügliche Gesteins-
bohrmaschine; Legrand in Möns sehr bearhtenswerther eiserner
Oberbau mit gerippten Traversen ohne Klciueiscnzeug (ahnlich
de Serres & Battig.)
Vor dem Palais erregt die Aufmerksamkeit ein hohes
Bohrgerast von Kind & Choudron, mit Bohrer von 4,8» Durch-
messer und Zubehör an Bohrung, Fangapparaten etc.
Griechenland und Dänemark bieten eben so wenig
technisch Interessantes als die zentral-amerikanischen
oder die afrikanischen Staaten.
Luxemburg und Portugal bieten zwar einige tech-
nische Objekte, doch sind nur noch die Niederlande zu
erwähnen wegen der vorzüglichen Ausstellung des Ministeriums
für öffentliche Arbeiten, das eine besondere Schrift durch van
Kerkwyk hat bearbeiten lassen, welche in historischer, tech-
nischer und statistischer Beziehung Eiscubahncn, Kanäle. Fluss-
rcgulirungen, Hafen und Schiffahrt, Eindeichungen, Schlcusen-
anlagen, Telegraphie und Wasserlcitungs-Anlagen des Landes
ausführlich behandelt.
Gar manches Interessante ist auf dieser flüchtigen Wande-
rung unerwähnt geblieben, doch ist die Menge zu grofs.
Nur noch eine Baulichkeit gebietet Halt, che wir die Aus-
stellungswelt verlassen, um in tlic Weltstadt zurückzukehren.
Es ist ein Holzbau, errichtet von der Sociite generale
<f Electricite, Procedes Jahlochkoff, um in demselben die
Einrichtung und vor allem die neue, so Oberaus vereinfachte
elektrische Kerze keimen zu lernen, welche durch die Gramme'-
sche Maschine für IV» bis 2 Stunden (nach dieser Zeit ist
sie nieder gebrannt uud es tritt in dem ganzen Bereich gleich-
zeitig eine andere Leitung mit neuen Brennern, deren 3—4
in einer Glasglocken- Laterne, in Thätigkeit) auf den Haupt-
punkten des Abendverkehrs, insbesondere der Avenue de
f Opera, Pluce de la Concorde, die prachtige Beleuchtung,
das interessanteste Objekt der jetzigen Wcltansstellung, ermög-
licht. Wenn hicraaehst Phonograph und Microphon, welche
alltaglich b* mal vor 200 Personen am Boulevard des Bültens
produzirt werden, und der Ballon captif, der sich neben den
Buincn der Tuillerien erhebt, als Anziehungspunkte für
den Techniker spezieller Fachrichtung zu bezeichnen sind,
so darf bemerkt werden, dass für einen flüchtigen Besuch
zu Viel zu sehen ist, ob schon im allgemeinen allseitig
das Urthcil bestätigt werden dürfte, dass im Gebiet der
exakten Tech nik auf der diesmaligen Weltausstellung weniger
Bedeutendes zu verzeichnen ist, als 1Ö67 in Paris und 1873
in Wien. — P.
Zur Restauration des Kaiserhauses in Goslar.
Wenn wir in unserem Bericht« über den Besuch,
eine Anzahl von Mitgliedern des Berliner Architekten- Vereins vor
kurzem den Monumenten Goslars abgestattet hat, eine Aeufserung
über die Restauration des Kaiserhauses, die selbst-
verständlich das Interesse der Besucher besonders lebhaft erregte,
uns vorbehielten, so geschah dies keineswegs in der Absicht, die
viel besprochene Frage, in wie weit diese Restauration im ein-
zelnen geglückt, bezw. verfehlt sei, nachtraglich auch unsererseits
zum Gegenstande wiederholter eingehender Erörterungen zu
machen. Es wurde dies auch im entschiedenen Widerspruche
zu der Erklärung stehen, mit welcher wir (in No. 00,
.Ihrg. 77 u. BI.) die bczgl. Verhandlungen in unserem Blatte
abgeschlossen haben.
Mag es iu dieser Beziehung genug sein, wenn wir einfach
konstatiren, dass der allgemeine Eindruck, welchen die Restau-
ration des Kaiserhauses auf den unbefangenen Beschauer hervor
bringt, in der That kein günstiger ist. Keiner der Besucher,
mit welchen der Verfasser dieser Zeilen gemeinsam den Bau
besichtigte und später die gewonnenen Eindrücke austauschte,
hatte »ich der Ueberzeugung entziehen können, dass die an Ort
und Stelle wirkenden, mit der Ausführung betrauten Kräfte ihrer
Pflicht mit Eifer und Liebe obgelegen haben, während die eigent-
lich leitende Instanz, welche über das Prinzip der Restauration
zu entscheiden und Ober die Einheitlichkeit der bei ihr zu beob-
achtenden Gesichtspunkte zu wachen hatte, tief unter ihrer
Aufgabe gestanden hat. Hr. Th. Unger wird jedoch kaum
Unrecht haben, wenn er die unbestreitbaren Mängel des Werkes,
das im Vergleich mit dem seiner Bedeutung angemessenen Ideal
immerhin „uiisslungen* genannt werden darf, vorzugsweise aus
dem Umstände ableitet, dass eine solche leitende, mit der ge-
nügenden Autorität ausgerüstete Instanz überhaupt nicht vor-
banden war und dass es in Folge dessen auch an der erfor-
derlichen Klarheit über das Prinzip der Restauration gefehlt bat.
Dass (wie wir hören, von einer Spezialkommission unter Mit-
wirkung der Hrn. von Quast und Salzenberg) in den ersten
Stadien der Arbeit der Grundsatz aufgestellt wurde: alle, auch
nicht von der ursprünglichen Anlage herrührenden Theile, so
weit sie an sich stilvoll oder konstruktiv berechtigt sind, seien
Phantasie-Schöpfungen dagegen zu ver-
als genügend nimmermehr angeschen werden. Denn
einerseits konnten einzelne Theile des Baues einer Ergänzung
gar nicht entbehren; der obere Theil der Kapelle, die llolzdecke
des Saals, die Füllung des groben Mittelfensters, endlich der
Ausbau der nördlichen Gebäude - Verlängerung mussten als
„Phantasie-Schöpfungen" hergestellt werden und sind thatsftchlich
als solche hergestellt worden. Andererseits ist im Verlaufe der
Restauration durch den ßeschluss, dass der Kaisersaal mit Bildern
geschmückt werden solle, ein neues Moment hinzugetreten,
das zu einer Revision jenes Grundsatzes hätte Veran-
lassung »jeben müssen. —
Dass letzteres nicht geschehen ist, 1
Fehler. Während wir jedoch über die anderen, nicht mehr gut
zu machenden Fehler hinweg sehen, empfinden wir es als eine
Pflicht, gerade diesen Missgriff, zu dessen Beseitigung gegen-
wärtig noch eine letzte Gelegenheit geboten ist, öffent-
lich zur Sprache zu bringen. Wir erbitten uns in dieser An-
gelegenheit die energische Unterstützung aller derjenigen, deneu
es am Herzen liegt, dass die Herstellung des ehrwürdigen natio-
nalen Bauwerks auch unter den mittlerweile geschaffenen Vor-
aussetzungen ein möglichst befriedigendes Ergebnis» lieferte.
Mag man Ober den Gedanken, den Kaisersaal zu Goslar mit
Bildern modernen Stils und zum Theil modernen Inhalts zu
schmt.ckbn, mag man über den Werth oder Unwerth der zur
Ausführung bestimmten Wisbcenus'schen Skizzen denken, wie
man will, so hat man mit dieser Ausmalung des Saals, deren Be-
ginn sich nur durch einen zufälligen Umstand bis jetzt verzögert
hat, doch jedenfalls wie mit einer fest beschlossenen, sicherlich
zur Verwirklichung gelangenden Thatsache zu rechnen. Um Miss-
verstandnisse zu vermeiden, wollen wir gern erklären, dass es
uns keineswegs schwer fällt, uns mit dieser Thatsache zu be-
freunden. Die Wiederherstellung der alten Kaiserpfalz, deren
ursprünglicher Zustand ja leider nach keiner Richtung hin ge-
nügend aufgeklart werden konnte, ist durchaus nicht in einem
spezifisch archäologischen oder auch nur architektonischen Sinne
unternommen worden. Sie wurde beschlossen in einer Zeit, wo
die Begeisterung für die nach langen Jahrhunderten endlich
wieder erstandene Macht des deutschen Reiches alle Herzen er-
füllte. Sie ist nach Absicht der Regierung und des Landtages
ohne Zweifel zu einem Denkmal dieser Zeit bestimmt, zu einem
Denkmal, durch welches der gegenwärtigen Generation in einem
Abglanz« vou des alten deutschen Reiches Herrlichkeit die Grofse
und der Werth der neu errungenen Besitztümer der Nation vor
Augen geführt werden soll. So berechtigt uns dieser Grund-
gedanke erscheint, so berechtigt erscheint uns jedes künst-
lerische Mittel, das — wie die beabsichtigte Ausmalung des
Saals — dazu geeignet ist, diesen Gedanken stärker zu betonen
und der, für archäologische Feinheiten doch weniger empfäng-
lichen Masse des Volks zum vollen Verständniss zu bringen. —
Hatte man sich jedoch für die Heranziehung eines solchen Ele-
ments entschieden, so war es unabweisbar, dass man die ganze
Erscheinung des betreffenden Bauwerks, zum mindesten des be-
treffenden Raumes, nach diesem Gesichtspunkt bin prüfte und
sich die Frage vorlegte, ob die sonstigen Bestandteile desselben
nicht im Widerspruch sn jener Auffassung standen, bezw. wie
sich ein solcher Widerspruch lösen lasse, ohne dem
( harakter des Werks und seiner stilistischen Haltung
zuthun.
Es erhellt wohl ohne weitere«, dass — nachdem die Aus-
malung des Saales beschlossen war — in Bezug auf die architek-
tonische Ausbildung desselben unmöglich an jenem oben erwähnten,
archäologischen Grundsätze fest gehalten werden konnte. Waren
nur die konstruktiven Schäden des Baues beseitigt worden, so
hätte man dem Saale mit seinen offenen Fenstern immerhin die
te mit ihren
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338
DEUTSCHE B A ü Z E IT U N G .
17. An*iwt 1878
ückten
mit den Wislicenus'schen
ruhen Hobes tänd er mit
Des offenbaren Noth-
b au es um so beleidigender wirken, als der Detail • Maaßtab,
in welchem die „Phantasie-Schöpfung* der neu hergestellten
Holxdecke ausgefährt ist, leider viel zu kleinlich ausgtf allen ist
Vielleicht, dass die noch ausstehende Bemalung des Holzwerks
den gegenwärtigen Kindnick dieses Ausbaues etwas mildern
könnte und dass man spater von den Bildern so ausschließlich
in Anspruch genommen würde, dass das architektonische Itetail
des Saals von den meisten Besuchern unberücksichtigt bliebe.
Jedenfalls hat man sich — indem man um jenes Grundsätze«
willen die alten Holzständer beibehielt und die Wiederherstellung
der noch in einzelnen Theilen erhaltenen romanischen Steinsäulen,
welche ursprünglich die Decke stützten, unterliefs — eines Mo-
tivs begeben, welches — architektonisch unanfechtbar aufs
wesentlichste dazu beigetragen hätte, den Kindruck des Saales
in jener Mächtigkeit und Feierlichkeit zu erheben, die seiner
Vergangenheit wie seiner gegenwartigen Bestimmung entspricht —
Wir deuteten oben an, dass noch eine Gelegenheit zur Be-
seitigung dieses Missgriffs sich darbiete. In letzter Stunde vor
Beginn der Wislicenus'schen Malereien ist man numlich noch der
sehr berechtigten Frage naher getreten, welche Garantien die Lage
und Beschaffenheit der zur Aufnahme der bezgl. Bilder bestimmten
Waudllächeu wohl für den dauernden Bestand derselben bieten
dürften. Die Untersuchung hat kein sehr l>efriedigendes Krgeb-
niss geliefert. Nicht nur sind die betreffenden Fluchen ziemlich
unregelmäßig gemauert,
aufzutragende Verputz st
Starke von 10— erhalten müsstc, sondern sie befinden' sich
Theil auch auf einer Mauer, deren freie Rückseite
die
Westen liegt, also allen Unbilden des Wetters preis gegeben ist.
Wahrend man dem ersteren Uebelstande, wenn auch nur unter
sehr erheblichen Kosten, allenfalls durch ein theil weises Abstemmen
der Mauer begegnen konnte, bleibt zur Beseitigung der Gefahr,
, kaum ein anderes Mittel übrig, als
zur Aufnahme der Bilder vor jener Rückwand des Saals eine neue,
durch eine Luftschicht von ihr isolirte Backsteinmauer herzustellen.
Mau würde sich wahrscheinlich bereits hierfür entschieden haben,
wenn diese Verminderung der Saaltiefe ausführbar wäre, ohne die
Holzdecke störend anzutasten. So schwankt man in einiger Ver-
legenheit über die Art des zu treffenden Kntschlusses. —
Sollte es aussichtslos sein, wenn die öffentliche Meinung bei
diesem Staude der Dinge mit der entschiedenen Forderung ein-
setzte, jene schwächliche Heizdecke sammt den Standern und
Kopfbanderu des Jahres 1477 wieder zu beseitigen und, unter
Ausführung jener zur Herstellung von Hildrlächen erforderlichen
Vorsichtäinaaßrcgel, die alten Steiusaulen und eine dem Maafsstdlt
des Saales entsprechende neue Decke mit sichtbaren Balken her-
zustellen? Wir wissen, was diese Forderung besagen will und
dass der Gedanke, auf dem Gebiete der preußischen Kunstprlege
könne ein begangener Fehler eingestanden und mit Geldopferu
wieder gut gemacht werden, noch vor 10 Jahren eine thöriehte
Illusion gewesen wäre. Aber wir wissen auch, dass ein neuer
Geist auf diesem Felde weht und dass die Tradition einer einge-
schränkten Zeit ihre Allmacht verloren hat Ks wäre traurig, wenn
um eines, gegen die Kosten der bevor stehenden Ausmalung des Saals
Gelegenheit i
geringfügigen Geldauf wandes willen die letzte Gele,
is dem I"
Würde
würde, wenigstens dem Hauptraumc der Goslarer
und Bedeui
ErlS,
« ge n. ^
Filtration des
Aus Kirkwood's Beschreibungen von Werken mit natür-
licher Filtration sind einige Daten Uber die Versorgung von
Lyon bemerkeuswerth, durch welche die frühereu Dumont'schen
Angaben*) vervollständigt werden, während sie zu deu betr. An-
gaben Bürkli's in Widerspruch treten. Die Sammel-Anlagen Lyons,
vor 1863 erbaut, bestehen aus einem Filtergange ( Gallerte ßltranie)
und 2 Filterbassins mit dichten Wänden und offener Sohle, welche
etwa 3 » unter Niederwasser der Khone liegen. Die Filteriläehe
dieser alteren Anlage betragt nach übereinstimmenden Angaben
4 868 □ ™, die der neuen, von Kirkwood gesehenen 1 000 j~J ra.
Letztere sollen bei Niederwasser 6 ooo kb1», die gesammten Filter
22<K)Okb™ pro Tag ergeben: die älteren also KiOOOkb™; d. i.
pro □«■ und Tag für die alten Anlagen 3,66 kb™, für die neueren
6,00 kb™. Bürkli giebt nur 0,3 kb™, also des Kirkwood'schen
Beide Autoren sagen, dass beim Versuch einer
ikung des Wassers (über 2™> und gröfserer
Leistung der Filter der Sand in denselben auftrieb. Nach den
Wahrnehmungen, welche Schreiber dies, auf den Werken von
Lyon i. J. 1*70 gemacht hat, sin I ihm die Kirkwood'schen An-
gaben die glaubwürdigeren. — -
Kine sehr vollkommene Anlage mit natürlicher Filtration be-
sitzt nach Kirkwood's Angaben Genua. Im Thal des Gebirgs-
Stronics Scrivia, dessen Untergrund aus grobem Kies und Gerolle
besteht, ist ein Quer-Stollen 543™ laug, 1,5 m breit, 2,1 bis 2,4'°
hoch, 'J bis 15 m unter Terrainhöhe angelegt worden. Das Ab-
Huss<]uantum aus demselben betragt bei Niederwasser 43 000kb™
pro Tag, gewöhnlich aber das Doppelte,
ist ca. 2»i Ko> lang.
Noch ein ganz besonderer Fall der
außer den erwähnten hier vorgeführt
entnimmt ihr Wasser aus dem ('alder-
derart verunreinigt ist, dass (z. Z.
dieses Wasser in einem Trinkglas einen dintenartigen Anflug und
üblen Geruch hatte. Dasselbe wird nach dem „Spencers
Proccss" derart vollkommen gereinigt, dass der unangenehme Ge-
ruch und Geschmack verschwinden und es von den Bewohnern
Waketields zu allen Zwecken benutzt werden kann. Die Reinigung
asä das Wasser zuerst 2 Ablagerungs-Bassins
etwa 240 »a Fläche und sodann ein Filter passirt.
Die Filter-Schicbten bestehen (von unten auf) aus 0,1s bis 0,20 m
Kies, wovon nur 0,075™ über den Sammelrohren liegen; 0,489 ■
Kisen - ( arbür in erbsengroßen Stocken mit Sand zu gleichen
Theilen gemischt; 0,.W1 bis 0,457™ Sand.
IHese Filter lassen pro □'" aktiver Fläche 3,0 kb™ durchschn.
oder 0,1$ kb1" pro Stunde im Max. durch. Vou den 4 Filtern
muas täglich eins durch Abziehen einer 2»™ starken Sand-
schicht gereinigt werden. Das Kiseu-Carbür wird durch Glühen
von Botheujen-Krz mit Sagespahnen in einer Betörte dargestellt
und darnach zerkleinert: dasselbe war in 2 Filtern seit 4 Jahren
im Gebrauch, ohne an Wirkungsfahigkeit verloren zu haben. —
Zum Schluss möge eine kurze Besprechung der Nachschrift
des Uebersetzers folgen. Soweit ihr Inhalt sich auf Fil-
tration im allgemeinen bezieht, haben wir denselben schon im
Vorstehenden mit behandelt , es erübrigt daher nur noch derjenige
Theil, der sich speziell auf die Wasserversorgung vou
zur Versorgung der Städte.
Die Zuleitung zur Stadt
künstlichen Filtration sei
Die Stadt Wakefield
'Ins*, nachdem dasselbe
von Kirkwood's Besuch)
Hamburg Ih zieht Die Stadt bedarf einer Verbesserung dringend,
da mau dort ausschliefslich unhltrirtes Klbwasser in die Häuser
leitet Die Ansichten, welche Samuelson in der Nachschrift ent-
wickelt, sind identisch mit denjenigen, welche er in einem Vor-
trage im Hamburger Archit- und Ing.-Ver. (vergl. D. Bztg. Iü7li
S. 66) dargelegt hat
Dort wird zunächst die praktische Unmöglichkeit nachzu-
weisen versucht, Hamburg mit Wasser aus einem Hoehcpielleii-
Gebiet zu versorgen, da das nächste Gebiet, der Harz, etwa
2i ki Km entfernt liege. Bei den betr. Ausführungen ist nun zwar
ein Irrthum in der Angabe der Hegenhöhe des Harzes unter-
laufen, welche gröfser als die angegebene von 0,7™ ist Dieselbe
schwankt s. B. nach Laehmann in < lansthal zwischen 0,831* und
1,M!>5» Idas Mittel von !) Jahren ist 1,455 ™); auf dem Brocken
betrug die Höhe nach 4 jähriger Beobachtung durchschn. 1,491 ™,
im min. 1,014™. Stets war diese etwa 2\'JuiaJ so grols, als im
benachbart liegenden Braunschweig. Die von
neto Wassermenge des Harzgebietes ist
klein ausgefallen.
Nichts desto weniger muss zugestanden werden, dass es
unendlich schwierig und finanziell kaum zu rechtfertigen wäre,
wollte mau das Wasser für Hamburg - ca. 120 000 kb™ pro
Tag — vom Harz her beziehen. —
Die Unmöglichkeit oder Zulässigkcit einer etwaigen Versorgung
der Stadt mit Grundwasser wagt Samuelson schon nicht mehr
entschieden zu behaupten und die Kichtigkeit seiner Auf-
fassung, dass die Sammlung eines so grofsen Quantums nur im
Elb -Thal möglich sei, muss entschieden bestritten werden.
Samuelson führt an, dass, falls man das Quantum z. B. durch
Drainiren eines Theils der Lüneburger Heide oder der holsteini-
schen Geest beschaffen wollte, man diese Gegenden trocken legeu
und ihre Fruchtbarkeit zerstören würde. Kr selbst nimmt aber
hierbei an, dass durch solche Drainagen höchstens 1 j« der Nieder-
schlags-Menge gewonnen werden könne. Sollte es möglich sein,
dass dieses Zwanzigstel die Fruchtbarkeit jener Gegenden »er-
stört, zumal bei dem notorischen Umstände, dass viele Stellen
der Iteregten Bezirke durch Anlage von Kntwäaseru
meliorirt worden sind?
Samuelson erwähnt in seiner Nachschrift des
Möglichkeit einer Trennung von Trink- und Brauchwasser-Leitung,
fertigt dieselbe aber sehr kurz ab, indem er sagt: „Jedermann
weiß, dass eine solche Trennung an keiner Stelle ausge-
führt ist und dass dieselbe ganzlich unthunlich sein würde."
Hier hat sich der Autor im Kampf für seine Meinung gegen die
Kinwände superkluger Laien offenbar zu weit hinreißen lassen,
da es sehr viele Städte giebt, welche getrennte Trink- und Brauch-
wasser-Versorgung besitzen und sich wohl dabei befinden. Wir
sagen ausdrücklich „Versorgung", weil manche Städte das Brauch-
wasser aus einein Flusse beziehen, wahrend das Trinkwasser
aus Brunnen entnommen wird. Gegen solche Versorguugs-Art
wird in neuerer Zeit zwar oft und mit Recht geeifert, da das
Waaser der meisten städtischen Brunnen von sehr zweifelhafter
Qualität ist. Dass dennoch in Städten mit guter Flusawasser-
Leitung, trotz des Kifers, mit welchem aller Orten die Wasser
untersucht werden und nachgewiesen wird, dass es eigentlich
fast gar kein Wasser giebt, welches getrunken werden darf,
wie vor einigen Jahreu fast kein Stück Fleisch
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N«. 06.
gegessen
durfte, ohne die Gefahr, den Trichinen anheim
zu fallen, auf sich zn ziehen, -• das« trotzdem doch noch so viel
er geholt und getrunken wird, beweint wohl zur
Genügt, dass die Anlage getrennter Versorgungen nicht
gerade unthunlich ist. Im Gegentheil beweist diese Sachlage,
dass mau manche Unannehmlichkeit mit in den Kauf nimmt, nur
nm einen frischen wirklichen Labetrunk zu erlangen, austau des
bald lauwarmen, bald eiskalten, widerlichen Trankes von Filter-
wasser. Nach betr. Beispielen ist nicht weit zu suchen.
Wie viel Waaser wird heute noch in Berlin aus Brunnen ge-
schöpft und wie viel wird in Hamburg mit Wagen von außen
herbei geschafft und von Leuten getrunken, die klar Aber die
Tbatsache sind, dass von ihnen pro Liter 1,4 (Zentigramm N, 0, mit
getrunken werden! Wir können aber noch weiter gehen. Be-
kanntlich bestehen moderne, gute und von sehr erfahrenen Wasser-
technikern gebaute Leitungen für getrennte Versorgung. Wir
nennen Zürich, Stuttgart u. a. m. In diesen Städten ist man
vollständig zufrieden mit der Versorgung und hat auch Mittel
und Wege gefunden, dass beide Wasserarten zur richtigen Ver-
wendung kommen. —
lieber die Art der Benutzung einer Trinkwasser-Leitung mit
lfbrunnen auf der Strafse, wie in Zürich etc., legt
Anschauungen dar, indem er annimmt, dass die Kc
eden Tag durch einen Wasserträger von Profes
sich jeden Tag durch einen Wasserträger von Profession einige
Kimer Trinkwasser holen lassen und davon den ganzen Tag laug
zehren wurden: dabei ginge schon das Beste — die Frische des
Wassers — verloren. Wenn aber gar auf der erwähnten Basis
berechnet wird, dass 1 kb»- Trinkwasser zwei Mark kosten würde,
also viel zu theuer gegenober dem Flusswasser sei, so könnte man
versucht sein, eine Gegenrechnung darüber anzustellen, wieviel
etwa 1 kb™ Selterswasser, Bier, Thee oder dergl. Flüssigkeit kostet,
die sehr oft, nicht einmal zum Besten der Gesundheit der Ge-
niefsenden, getrunken wird, eben weil ein frischer Trunk Wasser
nicht vorbanden ist Die „Unthunlichkeit" einer getrennten Trink-
wasserleitung kann für Hamburg also durchaus nicht behauptet
werden ; es ist vielmehr die Anlage einer solchen für Hamburg als
wünschenswert!] anzusehen in dem Falle, dass sich eine Grund-
wasser-Versorgung als allzu schwierig heraus stellen sollte.
Freilich verstöfst das gegen die neuesten Beschlüsse des
p Vereins für öffentliche Gesundheitspflege', allein wenn diese
absolut maafsgehend sind, müsslc Hamburg eben, sobald der
Nachweis geliefert ist, dass Grundwasser in genügender Quantität
nicht gefunden wird, sein Wasser mindestens vom Harz beziehen,
da eine Unmöglichkeit, dass die Stadt eine Ausgabe von 25,
selbst von 60 Millionen Mark dafür macht, nicht existirt
Zur Klarstellung der Ansichten, die Schreiber dieses über die
Spezialfrage hegt, sei indess bemerkt, dass derselbe für den Fall,
dass man das Elbwasser auch nur als Brauch- Wasser verwenden
will, eine Filtration dieses Wassers für unbedingt nothwendig er-
achtet.
Wie man vernimmt, sind vor der Hand alle gröfseren Um-
bauten der Hamburger Stadt-Wasserkunst der hoben Kosten wegen
zurück gestellt worden. Uns scheint die Sache auch noch nicht
recht spruchreif zu sein, und noch arbeitet die Presse vielfach in
dieser Frage; allein viele der wichtigsten Fragen können nicht
durch Federkrieg entschieden werden und eben so wenig werden
Techniker von reicher Krfahruug zu ihrem Privatvergnügen die
mit nicht unerheblichen Kosten verknüpften Boden-Untersuchungpn
etc. im weiteren Umkreis Hamburgs vornehmen, von welchen die
Kntscheidung der Hauptfragen durchaus abhängt. Die Behörden
Hamburgs dürften daher am besten dem Beispiel anderer grofser
Städte folgen, indem sie eine mehrseitige genaue Untersuchung
der Verhältnisse durch Fachleute veranlassen. Noch ist Zeit dazu.
Zur gründlichen Verbesserung der Hamburger Stadt-Wasserkunst
muss etwas geschehen, und wir sollten meinen, es wird etwas
geschehen, sobald der Druck der schweren Zeit vom Herzen der
geldbewilligenden Bürgerschaft erst wieder gewichen sein wird. —
Der Uebersetzer des Kirkwood'schen Buchs, Hr. Samuelson,
spricht am Schluss seiner Arbeil den Wunsch aus, seine Angaben
vervollkommnet, wo nöthig berichtigt zu sehen. Ich habe dazu im
Vorstehenden nach besten Kräften einen Versuch gemacht und
als Zeichen, wie sehr ich die Leistung achte, eine knappe
Auswahl unter dem vielen Werthvollen, was im Buche enthalten
ist, mitgetheilt Ich empfehle das Werkchen zwar nicht dem
Techniker, der so zu sagen von der Hand in den Mund lernen
und konstanten will - - diesem mögen die vorstehenden Notizen
genügen; aber ich empfehle das Buch jedem Wasser-Fachmann,
der dem Wesen eines der wichtigsten Theile seiner Kunst genauer
nachspüren und seine Ansichten klären will, aufs wärmste.
Berlin. F. Schmetzer.
Versammlung am 5. .luli 1H78. Anwesend H4 Mit-
glieder, 4 Gäste. Vorsitzender Hr. Heinzerling. Ausgehängt
sind die 12 Konknrrenzentwürfe für das Titelblatt der Zeitschrift
für ßaukunde, sowie die vom Oberbürgermeister- Amte zur Ver-
fügung gestellten G prtmürten bezw. empfohlenen Konkurrcnz-
nläne über die Bebauung des Lousberg-Stadtviertels hierselbst —
llr. Dieckhoff berichtet Ober die Exkursion des Gesammt Vereins
nach Brohl, Niedermendig, Andernach und Koblenz.
Zur Begründung seines Antrages auf Vorbereitung und För-
derung des Baues einer öffentlichen Badeanstalt erörtert
Hr. Siedamgrotzky die bisherigen Wasserverhältuisse von
Aachen-Burtscheid. Die beiden Städte besitzen ein Quantum von
14«) + 700 = 2100 kb» Thennalwasser täglich von 60 bezw. 08 "C;
die einzige Kalthadeanstalt am sog. Ilangeweiher ist dagegen
völlig ungenügend und primitiv. Zur Errichtung einer zweck-
entsprechenden öffentlichen Badeanstalt ist das vorhandene warme
Wasser, welches namentlich im Winter nur zum kleineren Theile
benutzt wird, mehr als ausreichend; die Schwierigkeit liegt in der
Beschaffung des kalten Wassers, da das arg verschmutzte Wasser
der verschiedenen Bäche zum Baden unbrauchbar ist Da indess
die städtische Wl
wärtig bereits 4400
zur Stadt in Kürze gesichert ist, so
kommen der Behörden die Möglichkeit und Rentabilität der An-
lage einer Kalthadeanstalt außer Zweifel. — Die Hrn. Ilcinzer-
ling, Dieckhoff und Ithoen machen Mittheilungen Ober Badean-
stalten in anderen Städten, sowie über frühere dahin gerichtete
Bestrebungen in Aachen-Burtscheid und empfehlen gleichfalls die
Förderung der Angelegenheit durch den Verein; es erfolgt die
Wahl einer Kommission, bestehend aus den Hrn. Heinzerling,
Siedamgrotzky, Henrici, Konertz und Stubben, welche Vorarbeiten
und Vorschlage aufstellen wird.
Hr. Henrici spricht nunmehr über das Ergebuiss der Kon-
kurrenz zur Erlangung von Bebauungsplänen für das Pontthor-
und Lousberg-Stadtviertel hierselbst; der mit gröfstem Interesse
aufgenommene Vortrag ist auszugsweise bereits in No. 57 d. BL
mitgetheilt. —
Versammlung am 2. August lr<78. Anwesend 10 Mitgl.
Vorsitzender Hr. Heinzerling, später Hr. Stübl>en. Ausgehängt
sind die von Hrn. Ewerbeck nach Maarsgabe der Kommissions-
Rerathungen entworfenen Zeichnungen zur Restauration des Pout-
Thorca, sowie Tabellen und Zeichnungen über die einerseits von
Hrn. Prof. Jntze, andererseits von den Hrn. Dr. Pröll und
. aufgestellten Normalprofile für Walzeisen.
Nach dem Referate des Vorsitzenden über die Sitzung des
Gesammtvorstandes in Köln und nach -
sich der Verein dafür aus, dass: ajd
icr Abkürzungen für mathematisch-technische
Gröben niederausetzen , b) das von den Reichsbehörden aufge-
stellte System der Abkürzungen metrischer Maafse und Gewichte
in Gemälsheit des Antrages des Vorortes zu akzeptiren sei.
Als Delegirter für die Abgeordnetenversammlung in Dresden
wird Hr. Prof. Heinzerling gewählt
Die Aufgabe der Kommission zur Vorbereitung einer Gewerbe-
Ausstellung wird nach dem Referate des Hrn. Dieckhoff dahin
erweitert, dass sie unter Kooptation geeigneter Mitglieder die Frage
der Gründung eines Gewerbevereins auf Grund des vorliegenden
reichen Materials studiren und Vorschläge ausarbeiten soll.
Hr. .Intze beginnt darauf seinen angekündigten Vortrag
über Einführung einheitlicher Profile für Walzcisen.
Redner entwickelt zunächst, wie das Bedürfnis* zur Aufstellung
von Narmalprofileu für verschiedene Facon-Eisen von allen Kon-
strukteuren als so dringend anerkannt sei, dass gegenteilige Be-
hauptungen kein Gehör mehr linden werden, da die außerordent-
liche Verschiedenheit der Profilformen den Konstrukteur dazu
nöthigt, entweder das Profileisen eines bestimmten Walzwerkes
von vorn herein
mission sein ganzes
vorzuschreiben , oder je nach Ausfall einer Sub-
ecs Projekt mit Rücksicht auf die Profile des aus-
»erkes wieder umzuarbeiten. Auch den Walz-
ur erwünscht sein, bestimmte Normalien zu haben.
um nicht häufig genftthigt zu werden,
wechselnden Anschauungen der Konstrukteure ausführen zu
müssen, und um ohne Risiko bestimmte Profileisen auf Vorrath
walzen und dadurch schnell und billig liefern zu können.
Für die diesjährige Versammlung des Verbandes D. A. u. I.
in Dresden liegt der Antrag auf Feststellung von Normalprofilen
für Walzeisen vor; da hierfür bestimmte Vorschläge der Herren
Dr. Pröll u. Scharowsky in Dresden vorbereitet werden und da
der Aachener Bezirks- Verein deutscher Ingenieure seit fast l'/i
Jahren durch eine besondere Kommission die analoge Frage hat
bearbeiten lassen, so werden diu Resultate dieser Bearbeitung und
deren Vergleich mit den Vorschlägen der Hrn. Dr. Pröll u.
Scharowsky von allgemeinem Interesse sein.
Von besonderer Wichtigkeit sind die Profile von I- Trägern,
welche als frei tragende Konstruktionstheile im Bauwesen eine aus-
gedehnte Anwendung finden. Die ausgehängte Zusammenstellung
aller I- Profile (700 Stück) deutscher Walzwerke beweist dass eine
aufserordentliche Verschiedenheit herrscht. Die im Uebcrdruck
vorliegende Skala einer idealen Reihenfolge der Widerstands-
Momente und Gewichte (Imde gleichmäßig wachsend) von I-Trägern
zeigt im Vergleich mit den relativ besten Profilen von I-Tragern
einer Reihe von Walzwerken, dass eine aufserordentliche Material-
verschwendung bei sehr vielen Profilen im Vergleich zur Leistungs-
fähigkeit der Walzkunst vorhanden ist, der Art, dass einzelne
Profile biB circa 40 Prozent zu viel Eisen enthalten.
folge der Wider-
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DEUTSCHE BAUZEITUNG.
17. Anwarf 1878
staudsmomente und Gewichte und entsprechend den vortheil-
ha/testen I-Profilen der Walzwerke eine ideale Skala von Profil-
formen aufgestellt war, hatte die aus Produzenten und Konsumenten
zusammengesetzte Kommission des Aachener Bezirks - Vereins
deutscher Ingenieure die Aufgabe zu lösen, wie auf möglichst
billige Weise rationelle Profile zu schaffen seien, welche dieser
idealen Skala möglichst nahe kämen, und es ist nach mehrfachen
Versuchen gelangen, die vorliegende definitive Skala aufzufinden,
welche im Mittel dasselbe leistet, wie die ursprüngliche ideale
Skala, während durch die definitive Skala es ermöglicht ist, die
Zahl der Walzen zur Herstellung einer passenden Reihenfolge von
Profilen erbeblich einzuschränken. Wahrend man nämlich zur
Herstellung der ursprünglich aufgestellten idealen Skala circa 50
verschiedene Vorwalzen nöthig gehabt hatte, ist durch geeignete
Modifikation und Gruppirung der Profile die Zahl der erforder-
lichen Vorwalzen bei derselben Profilzahl auf 17 reduzirt worden.
Die Herstellung dieser neuen, vortheilhaften Profilformen verlangt,
dass ein von vielen Walzwerken beliebtes Verfahren,
sowohl Vorwalzprofile als auch die durch Auseinander-
stellcn der Fcrtigwalzen erzielten schwereren I-Profile
in den Handel zu bringen, verlassen wird, da die Bei-
behaltung dieses bisherigen Prinzips eine große Materialver-
schwendung durch schlechte Profilfbrm (namentlich durch un-
zweckmäßige Starke des Stegs) zur Folge hat
Die Reihenfolge der vortheilhaften und von den Walzwerken
leicht herzustellenden, vorliegenden Normalpmfile, welche vom
Aachener Bezirks-Verein Deutscher Ingenieure angenommen sind,
giebt ein Fortachreiten der Widerstandsmomente von o— 6 % und
ein Fortschreiten der Gewichte von I — 5 \ im Mittel. W>gen
unregelmäßiger Abstufungen und großer Intervalle zwischen den
Widerstandsmomenten ergeben I-Träger vieler Walzwerke, abge-
sehen von au ungünstigen Profilformen, oft erheblicJie Material-
verschwendung dadurch, dass man viel zu schwere Profile nehmen
muss, um nicht zu hohe Spannungen durch Benutzung des zu-
nächst liegenden, weniger tragfäbigen Profils zu erhalten. Im An-
schluss an die durch Zeichnungen und Tabellen erläuterten Vor-
arbeiten und definitiven Feststetlungen des Bezirks - Vereins
Deutscher Ingenieure in Aachen wird nun durch graphische Dar-
stellungen und Zahlen gezeigt, dass die Vorschläge der Hm.
Dr. Pröll und Scharowsky in Dresden in Bezug auf Normalprotile
für I-Trager verwerflich sind, da diese Vorschlage einerseits im
Prinzip eine Materialverschwendung bedingen, welche durch das
um 6 <■"» zugelassene Au&einanderstellen der Fertigwalzen und
durch Benutzung der Vorwalzprofile unbedingt entstehen muss
und in Zahlen vorgeführt wird, und da andrerseits aus der für
50am> bis 600 Tragerhöbe gleich lautenden Formel für die
Dimensionirung der Profile Formen resultiren, welche zum Theil
kaum ausführbar sind, durchweg aber sehr kostspielig werden
und vielfach die Festigkeit des Materials im fertigen Profil be-
einträchtigen werden.
Gegen die sonstigen Vorschlage der nrn. Dr. Pröll und
I Scharowsky Ober andere Facon- Eisen wurden vom Redner keine
besonderen Bedenken erhoben, da eine eingehende Prüfung bis-
I her noch nicht hat stattfinden können.
Die hierauf folgende Besprechung schliefst mit dem ein-
stimmigen Vercinsbeschlusse , den diesseitigen Delcgirten für die
Dresdener Abgeordnetenversammlnng zu beauftragen, den An-
trägen der Hrn. Pröll und Scharowsky gegenüber die vorge-
tragenen Grundsätze su vertreten. —
Auf die dem Fragekasten entnommene Frage nach Anlage
eines städtischen Tramway erörtert Hr. v. Rosnowski den Gang
der bisherigen Verhandlungen mit einer belgischen (Jesellsehaft ;
die Hrn. Zimmermann, Stübben und Rücker machen Mittheilungen
über den Betrieb des Danipftrams in Lültich (System Vaessen)
und Rouen, sowie über die Versuche zwischen Kalk und Deutz.
Vermischte«.
eine neue, direkt wirkende Danipfpumpe,
in der Berliner Eisengiefserei u. Werkzeug-Ma-
schinen-Fabrik, vorm. W.Tietzsch&Co., t'hausseestr. 30, ausge-
führt wird, besteht, nach bei-
folgender Skizze, ans einem
" "'f.
o'
ist.
m
länger
Anden
mit Öffnung nach innen,
eine Rohr-Klappe ' an, und
eine zweite Klappe c, welche
sich nach aufsen in einen
Rohr- Aufsatz rf öffnet. Dieser
Aufsatz enthält den Konden-
sator /, welcher durch ein
Ventil h mit dem Rohr a'
in Verbindung steht und in
dieses seinen Wasser-Inhalt
bei entsprechendem Stande
ergießt Auf dem Deckel
des Schenkels a befindet
sich der Steuerhahn, der
durch das Rohr ■' mit dem
Kondensator / und durch
das Rohr r mit dem Dampf-
kessel in Verbindung tritt
In n liegt ein hölzerner
Schwimmer J, der die Regu-
lirnng des Steuerhahns be-
wirkt; bei höchster Stellung
</ ist die Verbindung
von a mit dem Kessel her-
gestellt, bei tiefster kommu-
Rohr und der Kondensator/
niziren durch das Hilfsrohr i das
mit einander.
Was die Wirkungsweise des Apparats betrifft, so erfolgt
dieselbe, wie nach der gegebenen Beschreibung desselben er-
sichtlich ist, in der Art, dass der in n einströmende Dampf den
Schwimmer und die Wassersäule in « niederdrückt, wodurch das
Wasser in a' gehoben und durch das Ventil c, und Gefäß <l
zum Druckrohr gelangt. Ist der Schwimmer auf dem niedrig-
sten Standpunkte angelangt, so erfolgt selbstthätig die Umsteuerung,
wonach der in n' befindliche Dampf zum Kondensator / strömt
und in a eine Luftleere erzeugt wird, infolge wovon die Wasser-
säule in a' sinkt und neues Wasser durch l eingesogen wird.
Wenn durch diesen Kintritt der Schwimmer wieder in a ange-
kommen ist, tritt neuer Dampf ein und das geschilderte Spiel
beginnt von neuem.
Zur Frage der Stcmpelpfliohtlgkeit von Dampfkessel-
Druckproben-Attesten In Prenfson schreibt uns ein Ban-
beamter mit Bezug auf die hezgl. Anfrage in No. 35 nachträglich
noch Folgendes:
Da in der Novelle zum Stempelgeset* vom '-»<;. März 187.1
(Ges. -8. pro 1873 pag. 131), welche die seitherige Stempel-
pllichtigken zahlreicher behördlicher Schriftstücke aufhebt, eine
Rubrik für .Atteste" oder .Beglaubigungen" nicht enthalten,
so ist es wobl zweifellos, dass alle amtlichen Druckprobe-Attestc
jetzt noch wie früher generell stempelpflichtig sind. Die
Frage indess, ob das betr. Druekprobe - Attest nicht dadurch
stempelfrei wird, dass es nicht öffentlich und mehrmals als
Attest gebraucht, sondern einfach dem durch Gesetz vorge-
schriebenen Kesselbuch einverleibt wird, ja in natürlicher Weise
von vornherein ebenso auf ein Blatt des Kesselbuchs geichrieben
werden kann, wie spatere nicht stempelpflichtige Vermerke (Re-
gistrirungen) über wetten — ebenfalls mit Druckprobe ver-
bundene — Kessel -Untersuchungen. — Diese Frage dürfte nur
von einem mit der Sache vertrauten Juristen zu entscheiden sein,
obgleich auch diese hinsichtlich Auslegungen des Stempelgesctxes
sehr oft im Dunkeln Uppen. Ich fasse die Sache geschäftlich in
der hervorgehobenen Weise auf und kassire keine Stempel. —
Es dürfte cur Aufklärung noch bestehender Zweifel dienen,
wenn auch diese Auffassung bekannt wird. Im übrigen scheint
dem Hrn. Verfasser vorstehender Notiz die im Briefkasten u.
No. 37 durch Hrn. Bauinsp. Warsow ertheilte Auskunft, nach
welcher die in Rede stehende Frage seit 1968 durch einen Spezial-
Erlaas geregelt ist, entgangen zu sein.
Brief- und Frage k asten.
Hrn. S. in Oberkassel. Wir haben in No. C2 den Wohnort
von Hrn. Prof. Gottgetreu (München) allerdings nicht speziell
angegeben, weil wir nicht voraus setzten, dass Jemand demselben
eine Ergänzung zu dessen Lehrbuch über Baumaterialien anbieten
könnte, ohne das Buch und damit den Wohnort des Verfassers
zu kennen.
Hrn. F. in Schaprode. Die Adresse des Hrn. Baron Hirsch
ist uns unbekannt; voraussichtlich wird ein nach Wien |
Schrei Ik»u denselben jedoch erreichen.
Hrn. H. in Berlin. Der Briefkasten ist derjenige Tbeil u.
BL, der bei der Mite en pagts zur Ausgleichung dienen muss.
Es kann sehr leicht vorkommen, dass eine Antwort — wie bei (
Ihrigen auch thaUachlich geschehen ist — einige Zeit im Satz i
ehe sie endlich untergebracht werden kann.
Hrn. H. St in Köln. Die Beiträge etc. für den Verein zur
Förderung der Lokalbahnen sind an den Schriftführer desselben,
Hrn. Dr. Max Weigert in Berlin (Friedrichsgracbt 58), zu senden.
Hrn. N. in Brannsch weig. Der Sinn der l>e/ gl. Be-
stimmungen in dem Preisausschreiben für Entwürfe zum Kollegien-
Gebäude der Universität Stralsburg ist jedenfalls der, dass die
Anonymität des Verfahrens von vorn herein ausge-
schlossen werden soll. Dies wird ebenso erreicht, wenn der
Autor seinen Namen und Wohnort nur in dem Begleitschreilien
nennt und es den mit Anordnung der öffentlichen Ausstellung
beauftragten Persönlichkeiten überlasst, den Entwurf hiernach
mit entsprechender Bezeichnung zu versehen, wie wenn derselbe
jedes Blatt des Entwurfes eigenhändig unterzeichnet. Beide
Methoden sind hiernach als erlaubt anzusehen; dagegen scheint
uns die letztere im Interesse des Autors wie in dem der Sache
den Vorzug zu verdienen.
I «Mi Carl B«*litt. In I
K. E. O. Princh. Dmrk: W. Koo.er 11° M.nr h d rackern . B»lin.
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No. 67.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
341
— PtriOatl-H*ekr!cfct*a> — Hrlof- und Kratftkaittn.
Wanderveraammluagen. Iu Weimar hat vom 4.-6.
August d. J. die 7. Hauptversammlung des deutscheu
Geumetcr- Vereins stattgefunden. Am 1. Tage wurden im
wesentlichen die spezifischen Vereins-Angelegenheiten erledigt.
Hr. l'rof. Jordan • Karlsruhe berichtete Uber den rom 18. — 20. Juli
in Paris abgehaltenen internationalen Geometer-Kongress, aus dem
ciue ständige Institution dieser Art gemacht werden soll. Ein
Antrag des Regierungs-Feldmessers Miiller in Artern: Der deutsche
Geometer- Verein möge darauf hinwirken, dass die bis jetzt in
den verschiedenen deutschen Staaten bestehenden, der Theorie
durchaus nicht ent-
linuaui uUrCh raaBia u.uu hciiieu, ««•■•« nun
Bearbeitung überwiesen. — Am 2. Tage wurden
zwei wissenschaftliche Vortrage gehalten, einer von
Professor Abbe aus Jena (Iber die Geschichte des Fernrohres,
und der zweite vom Professor Jordan Ober Tachymetrie, als Ein-
leitung der am folgenden Tage stattfindenden taehymetrischen
Versuehsmessungen. Darauf wurde verhandelt «Iber eine vom
rheinisch-westfälischen Geometer-Vervin zur Tagesordnung ein-
gereichte Denkschrift Uber die Sicherung des Grundeigentums
durch allgemeine Vennarkung und beweiskräftige Grundkarten.
Dieselbe wurde in der vorliegenden Bearbeitung als Denkschrift i
des deutschen (ieometer-Vereitu angenommen und der Vorstand
wurde beauftragt, mit allen geeignet erscheinenden Mitteln darauf [
hinzuwirken, dass die in der Denkschrift vertretenen Anschauungen
in weiteren Kreisen Verbreitung rinden, dass namentlich laud-
wirthschaftliche Behörden und Vereine, sowie die deutschen
Staatsregierungen Veranlassung nehmen mögen, die besprochenen
Fragen einer eingehenden Krwägung zu unterziehen. —
Am 7. August fand ein Ausflug nach Jena statt, wobei auf einem
vorher von einigen Weimarer Geometem vorbereiteten Terrain Ver-
gBticbsmessungen mit verschiedenen taehymetrischen Instrumenten
und nach verschiedeneu Methoden ausgeführt wurden. —
Mit der Versammlung war eine Ausstellung verbunden, in
die Vermessungstuchnik und das Mcliorationswesen be-
Litteraturwerke, Instrumente, Karten und Plane, sowohl
in historischen Sammlungen und Zusammenstellungen, als auch in
den Erzeugnissen der neuesten Technik überraschend reichhaltig
enthalten waren. —
Die diesjährige (19.) Hauptversammlung des Vereins
deutscher Ingenieure wird vom 2.-5. September d. J. in
Mtlnchen abgebalten werden und je 2 allgemeine und 2 Ab-
theilungS'Sitzuugeu, sowie eine grölserc Zahl von Exkursionen und
mehre Ausflüge umfassen. Indem wir einen kurzen Bericht Uber
die Verhandlungen und Beschlüsse des Vereins uns für später
vorbehalten, sprechen wir vorläufig unser Bedauern aus, dass ein
gleichzeitiges Tagen jener Hauptversammlung mit der Hl. General'
Versammlung des Verbandes deutscher Arch.- u. Ing.- Vereine
sich nicht hat verhindern lassen. Wenn eine Verschmelzung beider
Institutionen, die uns für die Zukunft aufeer Frage zu stehen
scheiut, unter den Verhältnissen der Gegenwart sich noch nicht
durchführen hisst, so sollte doch alles gethan werden, um ein
freundschaftliches Vertudtniss und ein Hand in Hand Gehen der-
selben zu ermöglichen. — Es wäre deshalb interessant fest zu
stellen, an welchen Gründen ein Einvernehmen Uber den Termin
der diesmaligen Versammlungen gescheitert ist, oder ob man es
etwa nicht einmal der Mühe für werth gefunden hat, die Herbei-
führung desselben zu versuchen. —
Im unmittelbaren Anschluss an die Versammlung unseres
Verbandes wird vom 10. Sept. d. J. in Dresden die (i.
Versammlung des Deutschen Vereins für öffentliche
Gesundheitspflege tagen. Auch über die Verhandlungen dieser
Gesellschaft, an der zahlreiche Vertreter des Bauwesens in hervor
ragender Weise betheiligt sind, werden wir evenl. einen besonderen
Bericht liefern. —
Wir benutzen diese Gelegenheit, um diejenigen unserer Leser,
welche an der bevorstehenden III. General- Versammlung
unseres Verbandes in Dresden theilnehmen wollen, sich aber
bisher noch nicht gemeldet haben, dringend aufzufordern, ihre
Meldung schleunigst vollziehen zu wollen. Dass die mit
Vorbereitung der Feier beschäftigten Facbgcnossen der Snchsischen
Hauptstadt über die ungefähre Anzahl der Gaste, auf welche sie
zu rechnen haben, nicht langer in Uugewissheit erhalten werden,
ist eine Rücksicht, welche dieselben als Entgelt ihrer ftir die
Allgemeinheit dargebrachten Mühcu und Anstrengungen wohl
beanspruchen können.
Zu zahlreicher Bctheiligung an der Versammlung aufzu-
fordern, dürfte kaum noch nothig sein, zumal die Vereine durch
Ablehnung des Antrages auf Vertagung der Versammlung ge-
wissermaßen schon das Versprechen reger Theilnahme gegeben
halien. Die Anziehungskraft Dresdens ist in der Tbat eine so
grofse und das Programm der Versammlung ein so reiches, dass
eine Sorge wegeu ungenügenden Besuchs derselben wohl nicht
gehegt zu werden braucht. Nach allem, was wir im mündlichen
und schriftlichen Verkehr mit Fachgeuosseu über die Absicht
einer Fahrt nach Dresden zu hören Gelegenheit hatten, glauben
wir den Schluss ziehen zu können, dass die Zahl der Verbands-
genossen, welche dort sich zusammenfinden werden, die vor
2 Jahren in Müncheu erreichte Zahl Übertreffen wird. —
Statistik gre werblicher Lehranstalten. Thüringische
Baugewerk-, Maschinen- und Mühlenbau-Schule der
Stadt Sulza. Die Anstalt, welche im Herbst 1874 eröffnet
wurde, nimmt einen erfreulichen Aufschwung, da dieselbe im
Sommer -Halbjahr 1877 von 38 Schülern, im Winter- Halbjahr
1877. 78 von 102 Schülern besucht worden ist; letztere Zahl umfasst
&} Bauhandwerker und 11 Maschinenbauer. — Das Lehrerkolleg
der Schule setzt sich aus 8 Personen, darunter 3 Architekten
und 2 Ingenieure, zusammen. —
Die bautechnische Fachschule des Direktors
Klücher iu Hannover zahlte im Winter- Halbjahr 1877 7*
«3 Schüler, wovon 37 in der Stadt Hannover heimathslierechiigt
waren. Vom nächsten Winter-Halbjahr an wird die Schule ein
ständiges Lehrpersonal von 7 Lehrern haben. Der gegenwartige
Sommerlrurs wird von 11 Schülern besucht. —
Die k. k. Staats-Gewerbeschule zu Brünn erstattet
über das Jahr 1877/78 ihren 4. Jahresbericht, dem wir folgende
Frequenz -Zahlen entnehmen: Höhere Gewerbeschule KI. Ii — I:
Baufach- Abtheilung 17, Maschincufacb - Abtheilung 12 Schüler.
In Kl. I und in der Vorbereitungsklasse befanden sich 31 Schüler,
wahrend die Werkmeisterschule von 43 Schülern besucht wurde. —
Die besondere Fürsorge, welche die osterr. Regierung der Anstalt
widmet, dokumentirt sich theils in Verleihung sehr zahlreicher
Stipendien, theils iu einer aufsergewöbnlich reichen Besetzung
des Lehrkörpers der Anstalt, welcher nicht weniger als 16 Fach-
männer umfasst, vou denen 10 den Titel „Professor" führen. —
Den zwei neuen baugewerblichen Lehranstalten, welche
Herbst des lfd. Jahres ins Leben treten sollen und die in
früheren No. u. Bl. bereits erwähnt worden sind,
1. Technikum Genthin (Provinz Sachsen). Das Programm
dieser Anstalt ist nicht geeignet, einen halbwegs befriedigenden
Eindruck hervor zu rufen. Wir finden bei derselben die oft
getadelte Verquickung mit der „schnellen Vorbereitung zum
Einjährig- Freiwilligen -Examen" und treffen übrigens im Pro-
gramm auf einen Grad von Gespreiztheit, um nicht eiues
noch schlimmeren Ausdruckes uns zu bedienen, wie solcher
glücklicherweise bis jetzt noch selten erreicht worden ist. Statt
aller Darlegungen darüber lassen wir das Programm selbst iu
einigen seiner markantesten Stellen reden :
Der Unterricht wird im wesentlichen wie auf einer
technischen Hochschule ertheilt, mit Vermeidung jedoch aller
hoch theoretischen, nicht direkt auf die Praxis verwendbaren
Untersuchungen. — Die Disziplinen werden in leicht fasslicher,
elementarer Weise vorgetragen und es wird ganz besonders darauf
geachtet, dass alles gut zu eigen gemacht werde. - Die Wahl
der Lehrfächer steht den „Studirenden" frei, doch sind die An-
forderungen der Lehrfächer zu berücksichtigen. - Zur Aufnahme
in das t. Semester ist nur erforderlich eine Volksschule ahsolvirt
zu haben und konfirmirt zu sein. — Nach dem Unterrichtsplan soll
bereits in einem Vorsemester das „Baukonstniktions-Zeichnen"
beginnen und es sollen schon im 1 . Semester Eisenkonstrnktionen
und darunter Träger, Säulen, Dächer etc. behandelt werden,
anderer Gegenstände, wie z. B. Aquarelliren im 2. Semester, kaum
zu gedanken. — Bei dieser beinahe „affenartigen" Geschwindigkeit
der Heranbildung hat es dann kaum noch etwas Verwunderliches,
wenn wir im Lehrplan für das 4. Semester u. a. das Entwerfen
von Palasten, Staatsverwaltungs-Gebäuden, Ralhhäusern, Museen,
Denkmälern, Festarcbitektureu und alles dessen, was für ge-
wöhnlich nur in die Hände von Kräften ersten Ranges gelegt
zu werden ptlegt, figuriren sehen.
Wer nach den mitgetheilten Programm -Proben noch die
geschehene Erfindung des lang entbehrten Nürnberger Trichters
durch den Hrn. Direktor Teerkorn in Genthin
hingehen und die praktische Probe anstellen 1 -
2. Bauschule von Ol Steinkamp, Architekt und
Zimmermeister in Berlin. Der besondere Zweck der Anstalt
wird im Programm dahin formulirt: „Architekten, Bauführern,
Werkmeistern, Bauunternehmern, Zeichnern, Polirern etc." eine
„wissenschaftliche" und fachliche Ausbildung zu geben. Diese Aus-
bildung soll in 3 halbjährigen Kursen, deren jeder sich wieder in
einen obligatorischen Tageskursus und einen fakultativen Abend-
kursus gliedert, erreicht werden, und es ist aufserdem — für
schnellere Absolvirung eines enger begrenzten Lehrganges —
eine sogen. Meisterklasse eingerichtet
Die im Lehrplan aufgeführten Unterrichts ■ Gegenstände sind
mit praktischem \ erstäudniss einerseits desjenigen, was erreichbar,
und andererseits dessen was nothwendig ist, ausgewählt worden
und es beschränkt sich dasjenige, dem (nach bewährtem Grund-
:) unsere Billigung nun einmal nicht ertheilt werden kann,
die Weitherzigkeit der Aufnahme- Bedingungen, inhaltlich
eiue handwerkliche Vorbildung nicht gefordert wird, sondern
die Absolvirung einer „Bürger-. Volks- und ahnlichen Schule"
ausreichend ist. — lieber Zahl und Art der Lehrkräfte fehlen
im Programm detaillirte Angaben; versehen ist dasselbe jedoch
mit speziellen Angaben Ober Kosten, aus denen wir hervor heben,
dass das Schulgeld pro Halbjahr für den — obligatorischen —
Tageskurs auf insgeaammt 180 M. und für den fakultativen
Abendkurs auf 20 ,//. pro Monat fest gesetzt ist Vollständige
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342
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
21. Anpnst 1878
Pension wird in der Anstalt gegen 340 .//. pro Halbjahr ge-
wahrt Diese Zahlen erscheinen uns, wenn auch durch die
Lokal - Verhältnisse vielleicht begründet, immerhin so hoch, das»
auf eine Heranziehung auswärtiger Schüler wohl kaum ge-
Zom Bau der Berliner technischen Hoohaohule. Die
No. 1SMI des Dtsch. R.- u. Kgl. Pr. St-Anz. bringt folgende
offiziöse Auslassung.
„In einem hiesigen Watte wird Klage geführt, dass man bei
dem Neubau des Polytechnikums mehr auf die Schönheit
der Facade, als auf die Zweckmäfsigkcit der Anlage zu sehen
scheine, denn während der Bau einem Meister des Schönbaues
übertragen worden, seien bisher die Fachmänner, die in den
Räumen der Lehranstalt wirken sollen, über die praktische, unter
Benutzung der neuesten Erfahrungen zu treffende Einrichtung der
Auditorien, Laboratorien, Werkstätten, Zeichensäle, Sammlungen
u. s. w. noch nicht zu Rathc gezogen worden.
Diese Klage beruht auf ungenügender Kenntni&s der Sach-
lage. Die Entwürfe des jetzigen banleitenden Architekten,
Geheimen Regierungs-Raths Hitzig, weichen zwar in der künst-
lerischen Gestaltung des Gebäudes von den ursprünglichen Pro-
jekten des verstorbenen Lucae ab, fallen aber, was die innere
Kaumverweudung betrifft, mit den letzteren zusammen. Professor
Lucae aber hatte seine Dispositionen theils unter genauer Kennt-
niss der Bedürfnisse der Bau-Akademie, deren Direktor er war,
theils nach vorherigen Konferenzen mit dem Direktor der Ge-
werbe-Akademie getroffen, und hatte außerdem, bevor er mit
seinen Entwürfen begann, sieben deutsche resp. österreichische
Polytechniken bereist, tun die dortigen Einrichtungen zu studiren
und dieselben bei der Bearbeitung der Projekte zu benutzen.
Hiermit war für die praktische Zweckmäßigkeit der Anlage und
die Bemessung der Raumbedürfnütsc im grulsen und ganzen eine
völlig ausreichende Grundlage gewonnen, und auf dieser Grund-
lage ist mit der Aufführung der Umfassung«- und Hauptmauern
jetzt liegonnen worden. Was aber die Details der Raumein-
theilung und die speziellen Bedürfnisse der einzelnen Kachlehrer
l>e trifft, so lassen die grofsen Räume mit 5- <i Fenstern, welche
zwischen Facade- und Korridormaucru vorläufig projektirt sind,
jedt» zweckentsprechende Theilung und Raumverwendung noch
lange Zeit offen. Es ist nun keineswegs die Absicht, auch diese
speziellen Dis|H>sitionen durch den Architekten allein und ohue
Bei ucksichtigung der Anforderungen der Fachabtheilungen der
beiden Akademien und deren Mitglieder zu treffen. Wie die Ver-
waltung Im i dem in den jüngsten Jahren in Hannover ausgeführten
polytechnischen Bau dafür Sorge trug, dass das dortige Lehrer-
kollegium mittels einer von demselben gewählten Kommission
seine Stimme bei den Einrichtungen des Neubaues geltend machen
konnte, so wird es auch in Berlin, entsprechend den Wünschen
der hiesigen akademischen Lehrer, geschehen. Auch hier werden
Kommissionen aus den Abtheilungskollegien beider Akademien
gebildet werden, welche dem leitenden Architekten ihre Bedürf-
nisse darzulegen und mit demselben sich zu verstandigen haben.
Dass dies ganz besonders bei der Anlage und Einrichtung der
Laboratorien und Werkstätten wird geschehen müssen, ist selbst-
verständlich. Aber gerade hier ist der Zeitpunkt der Mitwirkung
noch nicht gekommen. Deuu für das chemische Laboratorium
und für die Werkstätten sind neben dem jetzt begonnenen Haupt-
bau besondere Nebengebäude in Aussicht genommen, für welche
die VorWeitung frühestens im nächsten .lahre soweit gediehen
und richtig gelöst schien,
auch die oben ausgesprochene Absicht des
beauftragten Architekten, bezw. der Staatsregierung: den Bau zu-
nächst so zu betreiben, dass ihm bezgl. der Gröfsenbemessung
für die einzelnen ruterriebtsräume eine gewisse Elastizität ge-
wahrt bleibt Nichts würde fehlerhafter sciu, als schon gegen-
wärtig Detail-Einrichtungen zu projektiren, die gleichsam auf den
Leib einzelner Dozenten zugesclinitten sind, zumal ein Innrer-
lieh nicht blos durch die Schönheit, sondern auch durch die Zweck-
mäßigkeit des Baues jeden begründeten Ansprach befriedigen."
Dass eine so spezitisch fachliche Frage zum Gegenstand
einer offiziösen Erläuterung gemacht wird , ist in I*reufsen so
unerhört, dass das Faktum sogar Aufscheu in der |>olitischen
Preise erregt hat. Wir glauben in der Annahme nicht zu irren,
dass die bezgl. Aeulscruiig weniger die Abwehr der gegen den
Architekten des Polytechnikums gerichteten Kritik beabsichtigt,
sondern vorläufig fest stellen will, dass den bereits im Lehrer-
kollegium der Bau-Akademie zur Sprache gebrachten
Wünschen auf gutachtliche Mitwirkung des letzteren bei Ein-
richtung des Gebäudes nicht entgegen gewirkt werden wird.
Sachlich haben wir — ohne die Motivirung des Offiziösen
Artikels uns durchweg aneignen zu wollen — keinen Grand zu
irgend welchem Zweifel an der Versicherung, dass auch den An-
forderungen der Zweckmäßigkeit in dem Neubau Genüge ge-
schehen solle. In einer früheren Notiz (No. 07, S. 431 Jhrg. <7 u. III.)
haben wir vielmehr bereits Gelegenheit genommen, gerade in
dieser Beziehung unsere volle Zustimmung zu dem Entwurf Lucae's
zu erklären. Wie uus die wichtigste Prinzipieufrage für den
Grundriss einer technischen Hochschule — die Lage der Zeichen-
kollegium für die künftige technische Hochschule, in welches die
t. Z. an der Bau- und Gewerbe-Akademie wirkenden Kräfte viel-
leicht nicht einmal in ihrer Majorität übertreten werde», vor-
läufig noch gar nicht besteht
Fachausstellung des Gewerbevereins zu Erfurt Die
während des gegenwärtigen Monats verlaufende Ausstellung
bezweckt, zur Förderung des Kleingewerbes dadurch beizutragen,
dass sie die Hülfsmittel zur Anschauung bringt, durch
welche beim gegenwärtigen Standpunkt der Technik
das Kleingewerbe in einer Anzahl von Erwerbszweigen
neben der Grofsindustrie mit Erfolg bestehen kann.
Dieselbe umfasst in 3 Gruppen:
I. Kraft - Maschinen, darunter Gaskraft-Maschinen, HeiCsluft-
e^ktrische,' Kohh-nwa^rsteff
von Kraft -Maschinen.
IL Arbeitsmaschinen und Werkzeuge. Darunter Holzbear-
bcitungs-Mascbinen aller Art, desgl. Metallbearbeitung*- Maschinen
und Instrumente für die verschiedensten Gewerbe und Industrien,
Ledcrbearbeitungs - Maschinen , Nähmaschinen, Webstühle, Rand
Stühle, Riemengänge, Gurt- und Schlauchstühle, Maschinen für
Tuchscherer, Spul- und Zwirnmaschincn, Haofbrech- und
Hechelmasrhinen und Maschinen für Seiler, Maschinen für Hot-
macher , desgl. für Bürstenmacher , Farbereib - Maschinen,
Maschinen für Topfer, Steinbearbeitungs-Maschinen, llorabear-
beitungs-Maschinen, Maschinen für Müller, Hacker und Konditoren,
für Buchdrucker, Lithographen, Schriftgicfser, für Buchbinder
und Portefeuille- Arbeiter, für Fleischer, desgl. zur Bereitimg voa
Eis, künstlichem Mineralwasser, zur Herstellung von Drahtstiften,
Schrauben, Nieten, Holznägeln, Nadeln: endlich Transmissioiu-
Gegenstände, soweit dieselben für den Betrieb der ausgestellten
Arbeitsmaschinen erforderlich werden.
in. Erzeugnisse, soweit dieselben mittels der Maschinen
und Werkzeuge der Gruppen I. und II. hergestellt werden. Zur
besseren Veranschaulichung ihrer Wirkungsweise und etwaiger»
Vorzüge sind die betr. Maschinen so aufgestellt, dass sie zu be-
stimmten Zeiten während der Ausstellung in Thätigkeit gesetzt
und Erzeugnisse der Gruppe III auf den durch kleine Motoren
betriebenen Arbeiümaschineo hergestellt werden können.
Die Ausstellung hat theilweise den Charakter einer Feier,
welche der Erfurter Gewerbe-Verein gelegentlich des Ablaufs der
ersten 50 Jahre seines Bestehens veranstaltet Ein gut geordneter
Katalog erleichtert die Besichtigung. Den Interessen der Aas-
steller, die relativ zahlreich vorhanden und theils von weiter
Ferne sich hetheiligt hallen, wird aul'ser durch An
Geschäftsverbindungen durch eine fachmännische
der Ausstellungs-Gegenstände Rechnung getragen.
Wie wir mehrseitig erfahren, ist die Ausstellung eine im
ganzen gelungene und recht vielseitige, die eines Besuches durch
Intercssirte in hohem Maafee werth ist. -
Persona! -Nachrichten.
Prenfaen.
Ernannt: Der bei dem Finanz-Ministerium
Hülfsarbciter angestellte Landbmstr. Balz er z.
Der Kreisbmstr. Kleefeld in Neustettin z.
äl:-
Brief- und Frapekasten.
Zur Beantwortung gestellte Fragen. 1) Wer liefert
die besten Eismaschinen für die Fabrikation im grofsen? 2) (iiebt
es Eismascl inen, bei welchen kein Kühlwasser gebraucht wird
oder bei weh heu dasselbe nicht fortwährend erneuert werden
muss? 3) Sind Anlagen bekannt, bei welchen Meerwasser aU
Kühlwasser verwendet wurde?
Hrn. W. in Kassel. Wir können, bei ungenügender In-
formation auf diesem Spezialgebiete, die Verantwortung dafür nicht
übernehmen, ob die vun Ihnen genannten Schlachthaus • Anlagen
in der Tbat als mustergültig zu betrachten und einer Besieh-
tiguug werth sind, bezw. welche anderen deutschen Sfcidtc sieb
derartiger Institute erfreuen. Wir werden jedoch versuchen,
weitere Auskunft zu erlangen, und legen die Frage, wo zweck-
entsprechende neuere Schlachthaus-Anlagen (namentlich für mitt-
lere und kleinere Verhältnisse) in Deutschland vorhanden sind,
hiermit wiederholt unserem Leserkreise vor.
Hrn. ('. inKottbus. Uebcr Detail-Einrichtungen der Straf-
anstalt zu Lingen werden Sie am besten durch direkte brielliche
Anfrage beim Erbauer derselben, dem gegenw. Intendant.- u. flrtb.
Hrn. Schuster in Hannover, sieb Auskunft verschaffen können.
Hrn. G. in Döbeln. Auf die Beantwortung Ihrer die
Honorar-Norm für Architekten betreffenden Aufragen im eiuzelneu
einzugehen ist überflüssig, da diese Fragen aus einer zu aufoer-
lichen, rein mechanischen Auffassung der Nonn entsp
sind. Die letztere hat, wie i. <L Bl. schon des öfteren
führt wurde, weder Gesetzeskraft, noch kann sie den
erheben, auf jeden einzelnen Fall zu passen; sie kann
lediglich als allgemeiner Anhalt zur Abmessung einer llonnrar-
forderung dienen.
Abonnent in Hamburg. Steine zu Grotten -Mauerwerk
liefert, wenn wir i. d. Adresse nicht irren, Hr. Hofmann in
Greusseu, Pruv. Sachsen, (a. d. Nordhaus.-Erfurt Eisenb.)
NW C.rl »»tili! In Brtlln. P[,r
K. B. O. FriUch.
l!t. 68.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
343
lnkn.lt: Di« StadtenrelleninR ran Ktrahtanc — Der lUau-Brannrn in llnni-
hur«;, - Grundform gj&benr Ix»kf>mativttnup|>e.n. — killtfaelliingtn aBiVerdien:
Anhlteklen-Verein u> Berlin. — Vermittln*»: Di« Int*nmll<miü* AiMMdlunl dir
I P.|ilcr lndnrtri. i
Buitbellrn «n<l «»»rrbllrkMi (JfjptalAixJfn mu Grnit und »ndtr»n karten
Arten. - Mncknui» die horiionUle DBrhrinn*. - Konkurrenten. — Brief
Frage kaelen.
Die Stadterweiterung von Strafsburg.
trafsburg besteht aas 3 durch Wasserläufe
von einander gesonderten Theilcn: einer
Insel, umflossen von der III und einem künst-
lichen Nebenarm derselben, dem sog. Otmt
des fatu rrmparts, auf welcher sich die
älteste Ansiedelung befindet; ferner einem
Gürtel südöstlich von der III, welcher bis
zur Zitadelle verlauft und grofsentheils militärische Bauten
enthält ; endlich der westlichen Vorstadt, mit modernen, meist
geradlinigen Strafsen versehen. Die Gesammtiläche innerhalb
der Befestigungswerke betragt gegen 300 HA. Wie in fast
jeder Festung haben auch hier die Bedurfnisse der anwach-
senden Bevölkerung nur ungenügend Raum gefunden; man
hat sehr dichte Bebauung, meist schmale Strafsen, wenig freie
Platze und aufser einigen dürftigen Baumreihen keinerlei
öffentliche Spaziergänge. I/Ctzterc werden erst aurscrhalb
der Stadt in den prachtigen Parkanlagen der Contadts und
der Orangerie gewährt. Zum Glück tragen dio Heiden Wasscr-
läufc zur Vermehrung des Luftraums im Innern bei. Auch
giebt eine grofsc Anzahl von Vororten Zcogniss davon, dass
die Stadt längst zu eng geworden ist, um Gewerbe, Har-
garten, Villen, Vcrgnügungsrokalc aufzunehmen. Leider sind
wieder gewonnene Kleinod des deutschen Reiches kräftig zu
fördern, ist schliesslich der Zeitraum dieser Verhandlungen,
in Anbetracht der Schwierigkeiten einer so umfassenden An-
gelegenheit und im Vergleich mit anderen Städten, erfreulich
kurz ausgefallen. Zuerst gelang es, die Lage und Gröfse eines
neuen Zentralbahnhofes an der Westfront fest zu steilen,
welcher an die Stelle der jetzigen, höchst beschrankten Kopf-
station treten soll und als Durchgangsstation vortheilhaftcrc
Verzweigungen der von Strafsburg abgehenden Bahnlinien
gestattet. Sodann kam die Frage von Bauplätzen für Uni-
versitätszwecke zur Behandlung und es wurde denselben
ein Areal unmittelbar vor der bisherigen Nordfront gewidmet.
Auf Grund eines Berichtes der Handelskammer von 1872 be-
fasste man sich zugleich mit der Hafenfragc, welche sich
insbesondere durch das Projekt der ScJiiffbarmachung des
Obci-rhcins oder eines Parallel-Kanals zu demselben, sowie mit
Rücksicht auf etwaige weitere Kanalverbindungen im Ober-
Elsass, von grober Wichtigkeit für Strafsburg darstellte. Es
wurde ein Verbindungskanal in Aussicht genommen, welcher
aus der III oberhalb der Stadt abzweigend, deren Süd- und
Ostseitc umkreisen und in den IU-Rhein-Kaind unterhalb der
Stadt wieder einmünden sollte; damit zusammen hängend eine
Entwirf 10* Eggert. (ktMÜHtab 1 : Jo.auu).
aber die Vororte, wie auch jene Promenaden, von der inneren
Stadt durch den ziemlich breiten Festungsgürtel mit engen
Thoren getrennt und befriedigen daher die Bedürfnisse der
Bevölkerung keineswegs auf bequeme Weise. —
Die Frage einer Stadterweiterung-tauchtc schon vor
dem deutsch-französischen Kriege auf. In amtliche Behand-
lung aber wurde sie zuerst im Mai 1871 genommen, nachdem
der damals anwesende Fcldmarschall von Moltkc den Vor-
sitzenden der Munizipal - Kommission um die Wünsche der
Bevölkerung bezüglich etwaiger Hinausschiebung eines Theils
der Wälle befragt hatte. Es sollen hier nicht die seitdem
durch mehre Jahre fort gesetzten Verhandlungen von Ver-
waltungsbehörden, _Militär, Eisenbahndircktion, Universität,
geschildert werden, bei
der genannten Interessen-
allseitigen Bestreben, das
bedeutende Hafcnanlagc an der Ostseitc der Stadt mit zuge-
hörigen Verladegleisen und Zweigbahnen. Nachdem durch
alle diese Verhandlungen die Direktiven für die Ausarbeitung
der Pläne einer neuen Umwallung gegeben waren, trat das
militärische generelle Projekt der letzteren Ende 1874 ans
Licht. Demnach war nur die Südfront der alten Festung
zwischen III und Zitadelle beibehalten und dio neue Wall-
linie nach allen anderen Seiten so weit vorgeschoben, dass
nicht nur die angeführten Objekte, Bahnhof und Hafen,
sondern auch die Cvtilades und die Orangerie ins Innere
fielen. Natürlich wurden in dem neuen, weiteren Ringe auch
mehre Thorc vorgesehen und die früheren grofsentheils in
Bezug auf ihre Richtung verlegt. Hiermit war ersichtlich den
Wünschen und Bedürfnissen der Stadt reichlich Rechnung
getragen.
Bekannt ist das im Reichstage genehmigte Gesetz vom
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344
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
24. Anbaut 1*7*
14. Febr. 1875, welches die Geldfrage der Stadter» eiterang
regelt: Das Terrain, welche» dunh Hinausschieben der Um-
wallung für die Militär- Verwaltung entbehrlich wird, geht um
den Preis von IT Millionen Mark in den Belitz der Stadt
Ober. Aus dem dcsfalls abgeschlossenen speziellen Vertrage
hier noch
, dass die |
vom 2. Dez. 1875
gesammte Hache
«ler
legenden
gungswerke 1 95HA
betragt, wovon je-
doch 7"* für Mili-
tärbedürfnisse re-
servirt bleiben.
Sonstige Bauplatze
für staatliche
Zwecke, z. B. 12
bis 15 HA für die
Universität , wird
dasKeich der Stadt
zurück vergüten ,
bezw. durch Kür-
zung an der ge-
nannten Kauf-
smnme aus-
gleichen. Die
Uebergalie des
ganzen Terrains
wird bis zum
1. April 1880 voll-
ständig geschehen,
die Zahlung des
Kaufpreises in ge-
wissen Raten bis
1893. Die Ein-
ebnung bleibt der
Stadt überlassen
und es fallen der-
selben auch die
darin befindlichen
Baumaterialien zu.
Von der frag-
liehen Hache fallen
152 111 innerhalb.
43»" aufserhnlb
der neuen Wall-
linie. Da nun die
letztere noch ca.
200 ■» theils städ-
tisches, theils Pri-
vat gelandc herein
zieht, welche
aufserhalb der
alten Festuugs-
werke lagen, so
ergiebt sich, dass
die künftige Stadt
Strafsburg beiliiu-
tig «50 "V somit
mehr als <las I>i»i>-
pcltc des bisheri-
gen Flächenraums,
enthalten wird.
Abgesehen von den
hiermit gewonne-
nen indirekten Vor-
theilen steht zu
hoffen, dass das
in den Besitz der
Stadt gelangende
Festung»- Terrain,
nach Abzog der in
die Strafscn und
Plätze fallenden
Theile und unter
Berücksichtigung
der Kosten der Einebuung, sich immerhin so verwcrtb.cn lasst,
diis'i der Kaufpreis schon dadurch wieder eingebracht wird.
Ein weiterer Vertrag regelte glciclizcitig die Beseitigung
der Finkmatt-Kaserne, welche sich als eine 360 ■ lange, un-
schöne Wand zwischen die westliche Vorstadt und die Stadtcrwei-
Xachdem hiermit die Grundlage der Stadterweiterung ge-
sichert war, konnte dazu geschritten werden, einen Be-
bauungsplan für die gesammte, neu gewonnene Fläche auf-
zustellen. Zu diesem Ende beauftragte der Bürgermeisterei-
Verwalter Back, in Ausübung der ihm gi-setzlich übcrtrageDeii
2 Techniker, die Hrn. Baursth
Orth in Berlin
und Stadlbau-
meister Conrath
in Strafsburg, und
von einander, mit
Ausarbeitung eitifc
Entwurfes. Beider
Pläne, welche als
Gegenprojekte an-
zusehen sind, sind
nun seit dem
20. Mai d. J. auf
dem Stadthause in
Strafsburg zur all-
gemeinen Einsicht
ausgelegt, wurden
nebst den zugehöri-
gen Erläuterungs-
Berichteu verviel-
fältigt und dürfen
demnach jetzt zur
Kenntnis« weiterer
Kreise gebracht
werden , welchen
diese Stadterwei-
terung sowohl in
fachlicher als üi
politischer Bezie-
hung sicherlich
hohes Interesse
gewähren wird.
Aufserdem hat Hr.
Universitats - Bau-
meister Eggert
im Februar d. J.
den Kreisen
gelegt, welcher
insbesondere die
Hauptpartie des
Erweiterungsfelde!'
— zwischen Alt-
stadt, Coatadet)
und Universität —
auf eigenartige
Weise behandelt
deshalb aus-
hicr
theilt wird. —
Die Grund-
linien der
Stadterweite-
rung ergeben sich
aus den neuen
Thoren und aus
den Ausgangs-
punkten der Alt-
mit Hülfe deren der Durchgangsverkc
deshalb in
3 Projekten nahe-
zu überein: Man
findet eine direkte
Hauptstrafsc
zwischen Steinthor
und Kehler Thor,
zwischen den Vor-
orten Schiltigheim, Bischbcim einerseits und Kehl andrerseits
in diu neuen Sudttheiie gezogen und der Altstadt abgenom-
men wird. Es ist ferner eine Ringstrafse vom neuen
Schirmecker Thor im S.W. am Zentralbahnbof vorbei, und
in einigem Abstand innerhalb der künftigen Wälle
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346
24. Aligut 1878
bis zum Kehler Thor im 0. angenommen. Von dem letzteren
Thor geht sodann noch eine dritte Hauptstraße ans, an der
Nordseite der Nicolaus-Kaserne vorbei über die bestehende
Illbrückc am alten Fischerthor. Selbstredend ist die Ruprechts-
auer Allee erhalten, welche von der schon stark bebauten Villen-
vorstadt Ruprechtsau am rechten Illufer nach dem Platze vor
der künftigen Universität zieht, und sodann bis in die Altstadt
fortgesetzt. Endlich ist auf allen Planen ein grofser, von öffent-
lichen Gebäuden umgebener Platz („Kaiser-Platz") zu ersehen,
welcher gleichsam eine Fortsetzung des Brogtie-Platzcs in der
Altstadt bildet, von demselben durch das Theater und den
Kanal gesondert
Zu den eben aufgezählten Elementen der 3 Bebauungs-
pläne tritt sodann das mehr oder weniger entschieden durch-
geführte Bestreben, das neue Schiltigbeimer Thor und das
noch namenlose Thor an der N. 0. Ecke der künftigen Um-
wallung mit der Altstadt zu verknüpfen, wodurch etliche
weitere Hauptstrafsen entstehen. Ferner erschien jedenfalls
eine direkte Linie zwischen Universität und Kaiserplatz, eine
Kippe auf der Insel zwischen III und Aar, sowie eine Strafse
längs der Finkmatt-Kaserne zwischen Kanal und Steinthor an-
gezeigt Die übrigen projektirten Strafsen können hinsichtlich
\ r -bodürfnisse mehr als Nebenlinien bezeichnet
Wenn wir uns über die spezielle Auffassung der ge-
schilderten Grundzüge Seitens der drei Verfasser ein Unheil
erlauben dürfen, so werden dabei insbesondere die beiden
Knotenpunkte: Kehler Thor und Kaiserplatz, maafsgebend
sein. Die Lage des Kehlcr Thors ist nämlich von Seiten der
Militärverwaltung noch frei gestellt geblieben und es hat nun
Orth (sowie auch Eggert) dasselbe so weit wie möglich nach
Süden, nahe an die Zitadelle geschoben und hierdurch wohl
die passendste Richtung erzielt für eine Landstrafse vom
Kehler Thor zu der Kehlcr Rhcinbrücke, welche zunächst für
Landtiäuser bestimmt, das dereinst ine Zusammenwachsen der
beiden Städte vorbereiten kann. Dass in Folge davon die
Hauptstrabc vom Kehler Thor nach dem Steinthor nicht,
wie bei Conrath, auf 3K» Lange geradlinig durchgclegt
werden konnte, halten wir nur für einen Vorzug in malerischer
Beziehung; übrigens zeigt sich das Eggert'sche Projekt dieser
Strafse wohl noch etwas klarer, als die mehrfach gebrochene
Linie Orth'».
Minder glücklich dünkt uns bei Orth die Anlage des
Kaiserplatzes. Aus der Grundidee, die Axe des Broglie-
Platzes geradlinig zu verlängern, ist ein Raum entstanden,
welcher mit sämmtlichen einmündenden Strafsen spitze Winkel
bildet und, wenn letztere auch z. Th. symmetrisch zur Plotz-
axe angeordnet sind, doch ziemlich ungeschickte Häuserblöcke
ergiebt, sowie ungünstig auf die Insel zwischen Aar und III
rückwirkt Aufserdem ist zu beklagen, dass eine direkte
Linie nach dem Schiltigbeimer Thor fehlt und dass jene nach
der Universität die hervor ragende Axe dieses letzteren wich-
tigen Gebäude-Komplexes ignorirt*) Dagegen ist es sicherlich
ein glücklicher Griff Conrath's, den rechten Winkel zu
Grunde zu legen, welchen zufällig die Univcrsitätsaxe and die
Luftlinie zwischen Schiltigbeimer Thor und Münsterthurm mit
einander einschliefsen. Dadurch hat sich ein einfaches, klares
Strafsennetz rings um den Kaiserplatz ergeben und auch die Be-
rührung der Inselspitze durch die künftige Pracht-Brücke vor der
Universität ist sowohl für den Verkehr als für die Gruppirung
vortheilhaft. Freilich stöfst nun die Axe des Kaiserplatzes
durchaus ungeregelt auf die Baulichkeiten der Altstadt und
es wird dieser unwürdige Abscbluss des Platzes durch eine
ausserordentlich lange Ucberwölbung des Kanals noch recht
deutlich gemacht. Vcrmisst wird auch eine Verkehrslinie vom
Schiltigbeimer Thor gegen den Kleber-Staden am Kanal, welche
in weiterer Fortsetzung zum neuen Schirmecker Thor gelangen
und damit diese beiden Thore ziemlich straff verknüpfen
würde. Die angeführten Schwächen beider Projekte sind auf
dem dritten von Eggert, mit Hülfe einer Verlegung einer an-
sehnlichen Kanalstrecke, im wesentlichen umgangen: man
gewinnt unter Berücksichtigung der drei maafsgebenden Axen
einen schön gestalteten Platz, ziemlich gute Häuserblöcke, ge-
nugenae \ eroinuungen ues ocniuigtieimer mors sowoni mit
dem Kaiserplalz als mit dem Kleber-Staden. Sollten die
Kosten der Kanalverlegung zu betrachtlich erscheinen, so
waren übrigens auch wohl noch andere Lösungen denkbar.
Was weiter den allgemeinen Charakter der Bebauungs-
•) Am «limr sm vorti«««rlK.«m iut PuMikattM In tjner Hruvit-Aiuttatir An
Orth-ch.n Erliailerung»beriak.a batitninU-n Skine. in wclckir dl« bctnUcndc Pirti
dra Bnlwurf. uou l«u.rt»>llrt irt. mtttn wir. Am Hr. Dritt Umdttl (««Mm in,
di. Mit Hingcl « toOhmto. Ü. Red.
betrifft, so zeigen sich rechtwinklige und vollräumige
bei Orth in demselben Maafse sparsam, wie bei
Conrath und Eggert reichlich, so dass dort eine gewisse
Zersplitterung, hier Einförmigkeit auffällt Nach unserem Ge-
rald dürfte ein Mittelweg zwischen beiden Gegensätzen das
Richtige treffen. Auffallend ist gerade bei dem Strafsburger
Techniker die Behandlung der Baum schätze seiner Stadt:
die Ruprechtsauer Allee wird zur Hälfte zerstört, um zwei
unbeträchtliche Knickungen auszuatKno; der Onngvie-
park zu Gunsten einer nebensächlichen Verkehrslinie zer-
schnitten ; die herrlichen Contadcs (deren Baume freilich z. Th.
dem Absterben nahe sein sollen) mit Strafsen durchkreuzt,
deren Verknüpfung doch keineswegs klar erscheint In diesen
Beziehungen ist dagegen die Vorsicht Orth's sehr zu loben,
mit welcher die beiden Parkanlagen gänzlich geschont und
zugleich von den Hauptverkehrslinien möglichst Abstände ein-
gehalten sind. Hierdurch wird Gelegenheit gegeben, rings
herum ruhige Bauplätze mit schöner Aussicht, also Villeu-
quartiere zu gewinnen. Neue Vegetation*- Anlagen linden
sich dem modernen Bedürfniss entsprechend auf beiden Plänen
in erfreulichem Maafse: Alleestrafscn, Vorgärten, Garten-An-
lagen neben frei stehenden öffentlichen Gebäuden, Beptlanzung
des Innenraums freier Plätze an Strafscnknoten. Wenn wir
noch etwas Weiteres wünschen dürfen, so wären es einige
Squares, Erholungsplätze , welche dem Lärm und Staub
mehr entzogen sind, als die zuletzt erwähnten Schmnck- An-
lagen an Hauptstraßen und Plätzen. Dieselben müssten be-
sonders auch der alten Stadt nahe liegen, welcher bis jetzt
nichts dergleichen zu Theil geworden ist. Auch würde wohl
den Strafsburgen, eine direkte Verknüpfung von Orangerie
und Contades mittels einer breiten, wohl ausgestatteten Prome-
nade zusagen.
An Bauplätzen für öffentliche Gebäude, welche
namentlich für Reichsbehörden dringend erforderlich und be-
kanntlich auch dem Emporblühen neuer Bezirke nützlich sind,
fehlt es auf den Projekten nicht Abgesehen von dem hierzu
bfstiniiiiton aV£ust?rpl&tz hftt besonders Orth mit \ ortiebc
öffentliche Gebäude in die Knotenpunkte oder an die End-
punkte von Strafsenaxen gestellt, um hierdurch schöne Fern-
sichten zu schaffen. Sehr sorgfältig bat derselbe bereits die
Lokalität einzelner bestimmter Bedürfnisse untersucht *• B>
für ein Museum, für Kasernen, für einen Thiergarten mit
VerguDgungalokal , ferner die Verlegung der medizinischen
Institute von den südlichen Wällen in die Nähe der neuen
Universität etwa auf dos Terrain der Nikolaus-Kaserne und
des alten botanischen Gartens, sowohl aus sanitären wie aus
finanziellen Gründen empfohlen. Minder einleuchtend erscheint
uns die von Orth gewählte Lage einer künftigen städtischen
Gasanstalt im südwestlichen Winkel der neuen Umwallung,
sowohl wegen der gegen die Stadt gekehrten Richtung der
herrschenden Winde, als wegen der Entwässerung in das Ober-
wasser der gestauten städtischen Wasserläufe. Gleiche Bedenken
betreffen auch Viehmarkt und Schlachthaus und haben Conrath
veranlasst für ein Schlachthaus gerade das entgegen gesetzte
Stadtende in N. 0., mit Entwässerung in den kleinen Rhein,
vorzuschlagen; allein bei diesem Gegenstande möchte die leichte
Verbindung mit dem Eisenbahnverkehr ebenso wichtig sein.
Manche sonstige öffentliche Gebäude, wie Schulen, Marktliollen,
Bezirksverwaltungcn, mögen später genau disponirt werden,
wenn die Art und Dichtigkeit der Bebauung näher fest steht
Sehr wichtig ist natürlich bei einem Stadterweiterungs-Plan
die Herstellung neuer Ausgänge und Strafsen, welche geeignet
sind, die alte Stadt gleichsam aufzuschliefsen. Dies
Verfahren ist vorzugsweise durch Orth eingeschlagen und hat
in einer so eng bebauten Stadt wie Strafsburg unwillkürlich
zu einer sehr weit greifenden Umgestaltung des Innern geführt.
Man ersieht eine von W. nach 0. durchlaufende neue Ilaupt-
strafse (vermuthlich wohlfeiler, als eine Verbreiterung der
bestehenden Langenstrafse) ; ferner Uieilweise neue Strafsen
in der Axe des Münsters, welche dessen Freistellung ermöglichen
sollen; eine direkte Linie zwischen Broglie-, Kleber- und
Gerber-Platz; ferner verschiedene, theils verbreiterte, theils
neue Strafsen von Nord nach Süd und ganz neue Strafsen-
netze auf dem Terrain des jetzigen Bahnhofes, sowie in dem
bereits bebauten Stadttbeil südlich von der Dl. Durch alles
dieses würde die alte Stadt unstreitig an menschenwürdiger
Wohnlichkeit gewinnen und zufolge der sorgfältigen Ueberlegung
des Verfassers doch an werthvollen, malerischen Partien kaum
verlieren. Wer »oll es aber bezahlen? Orth meint dass
zunächst nur die zuerst angeführte west-östliche Haupt -
strafse stadtseitig festgestellt werden solle, dass die Ojtera-
tionen beim Münster durch die Domkasse zu tragen seien
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DEUTSCHE BAUZEITUNG.
347
s Andere der Spekulation oder der Zeit vorbehalten
Hiermit dünkt uns allerdings die Methode der Aus-
zweckmäfsig gewählt, aber auch schon zugegeben zu
s nicht alle die radikalen Umgestaltungen im dringenden
! des allgemeinen Verkehrs hegen. Wäre es
lt gerathen. nur wirkliche II au p Minien des Verkehrs
Utstadt, diese aber auch vollständig, fest zu legen und
bnuug der Stadt in den nächsten Jahren oder Jahr-
auszufuhren, alle untergeordneten Strafsen und Ver-
igen aber noch gar nicht öffentlich zu projektircnV
Wohl mag es den Techniker reizen, alsbald sich das Bild des
künftigen Strafsburg auch im Einzelnen auszudenken, allein
künftige Spekulanten werden vielleicht andere WOnsche hegen
und namentlich sollten die wiithschafUichen Interessen der
Stadt und der einzelnen Gruudeigcnthümer nicht unnötliig früh
berührt, oder gar in Gegensätze gebracht werden. Wir wollen
übrigens diesen Standpunkt hier nicht weiter verfolgen, da
sehr genaue Kenntnisse der einzelnen Baulichkeiten dazu
geboren, um zu beurtheilcu, wo und wie gute
in einer alten Stadt auszufahren seien. —
Der Hansa -Brunnen in Hamburg.
und seine
malerische Wirkung
* J 1-a ,1,,»
ttt'n .iiLtL*iitiniKt ti^h
neu angelegten Stadt-
theils in vollendeter
Weise kennzeichnet,
ist das hohe Ver-
dienst des auafahren-
den Künstlers.
Dem Urheber und
Schöpfer des Bauwerks,
dem Bildhauer Engel-
bert Peiffer in Ham-
burg, welchen in der
Durchbildung der ar-
chitektonischen Tbeile
des Brunnens die Archi-
tekten Kay. Her ,t von
Grolsheim in Herlin
unterstützt haben, fiel
anch die Ausfahrung
zu. Dans die plan tische
AusKhiDÜckumt des
in
Vorbildern älterer
in Nürnberg, Braunschweig, Labeck
nburg, im Verhältnis» zu seinem Alter, seiner Gröfse und
edeutung bekanntlich arm an Kunstdenkmalen, hat in dem
inf dem Ilansaplatz in St Georg errichteten öffentlichen
i einen Monumentalbau erhalten, welcher die auffallende
in der neuerdings mit besonderer Vorliebe und mit viel
ick und Verständnis« allen öffentlichen Anlagen zuge-
Ät
sich ebenbürtig
Seite stellt,
r Hanseatischen
jllschaft ist es
lau' des von ihT
«bauen erwor-
Staatsgrundes
cmaligen „Bor-
vor dem Stein-
in dem neuen
:n seine hervor
e Zierde erhal-
» Daas derselbe
lern Aufbau der
's des Platzes und
lobe der umlie-
a Gebäude har-
ch entspricht und
er durch
während an den vier anderen Seiten, oberhalb der untersten zwei
Steigungen, die Schöpfbassius des Hruonens angeordnet sind.
Letztere füllen sich aus dem Hauptbassin durch innerhalb des-
selben angebrachte l'eberläufc und geben durch ebenfalls inwendig
aufgestellte Ueberlaufrohre das überschüssige Wasser wieder ab.
Innerhalb des runden Bansins erhebt sich in dreigeschossiger
Anordnung der viereckige Brunnen-Aufbau. Vom untersten Tbeil
aus wird das Bassin mit Wasser gespeist. Vier an den Ecken
angeordnete Delphine
speien direkt, während
vier vom Viereck aus-
kragende halbkreisför-
mige Schalen durch
wasserspeiende Löwen-
köpfe gefüllt werden
und dann das Wasser
vom Bande der Schalen
in das Bassin über-
fliefst lieber diesem
Unterbau erhebt sich
in wirkungsvollster He-
naissance - Ausbildung
der an Skulpturen
reichste Theil des
Brunnenkörpers . 1 u
reich verzierten und
umrahmten Nischen
sind 4 Standbilder an-
geordnet, von denen
Kaiser "
des Chri-
audeutet,
Karl der (irofse die
Befestigung desselben
und die Gründung
Hamburgs kennzeich-
net, der Bischof An-
scharius, als Apostel
des Nordens, au die
geistige Entwickelung
der Stadt erinnert und
Adolf I V. von Scbaum-
burg, der Gründer der
Bürgerfreiheit in Ham-
burg, die dadurch für
den Hansabund gege-
bene Grundlage ver-
merkt. Der oberste
kleinere Aufbau trügt
die Wappen der drei
Hansa -Städte: Ham-
burg, Bremen und
ist und die technische
Ausführung der Steinmetz- und der Bildhauer- Arbeiten einen so
hohen Grad der Vollendung zeigt, ist nächst dem Talent des Künst-
lers dem Umstände zuzuschreiben, daas Kunst und Handwerk an
diesem Werke eng verbunden zusammen gearbeitet haben; denn
Peiffer ist auch der technische Leiter der Steinmetz- und Bild-
hauer-Werkstätten der Hanseatischen Baugesellschaft —
Das Hauptbassin des Brunnens hat kreisrunde Form von
7,5 ™ Durchmesser. Der obere Band des etwa 2 m hohen Bassins
hegt 4 m über dem Strafgenpflaster, von welchem in acht-
eckiger (irundrissform zum Brunnenbassin Treppenstufen an-
steigen, welche so angeordnet sind, dasa von vier Seiten des
Achtecks, und zwar von je zwei und zwei sich diametral gegen-
die Stufen bis an den Brunnenkranz fuhren,
adler; er dient als
Unterbau für das den Brunnen krönende und abschließende Stand-
bild der Hansa. Mit dem letzteren, einer markigen Erauengestalt
mit der Mauerkrone auf dem Haupte, dem Dreizack in der Linken,
an einem Schiffsbug stehend, den rechten Arm mit offener Hand
erhoben, erreicht der Brunnen eine Höhe von reichlich 17ra.
Der Unterbau eiuschlicfslich des Bassins ist von belgischem
Granit hergestellt Letzteres soll noch durch einen Fries in Terra-
kotta geschmückt werden, welcher die Thätigkeit der Bauge werke
auf dem alten Borgesch in Reliefgruppen schildert. Für den
Oberbau ist Sandstein von Uberkirchen und für die fünf Figuren
Mehler Sandstein verwendet An einzelnen Thcilcn, Wappen,
Dreizack, Inschriften u. s. w. lind in bescheidenem Maalse Ver-
Grundform greiserer Lokomotivschuppen.
(Von Professor Dr. Eduard Schmitt in Darmstadt)
Der Jahrgang 1870 dies. Zeit«, brachte auf S. 208-212 einen
santen Vortrag Römer's, worin verschiedene Grundriss-
von Lokomotivschuppen m
vergleich, weil
Verl
bei sämmüichen betrachteten Grundrissformen
und gleiche Bedingungen voraus gesetzt
treff der bebauten Fläche statt
nur auf wenige
Berechnungen uur
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348
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
24. Anglist 1878
mit 18 Standen; ferner sind blos
innen liegendem Schiebebühnen-Gleis, I/oko-
tiv-Kotunden and ringförmige Schuppen, von letzteren nur
solche mit 41,43» (= 132') und 21,97"' (= 7C) Durchm., in
Betracht gezogen.
In der Bearbeitung des II. Tbeils meiner „Vorträge Ober
Bahnhofe und Hochbauten auf Lokomotiv - Eisen-
bahnen" begriffen, war ich genöthigt obigen Gegenstand allge-
meiner aufzufassen ; im Folgenden sind die wesentlichen Resultate
meiner diesfälligcn Untersuchungen zusammen gestellt Ich hatte
dabei nur voraus zu schicken, dass die Lange einer Lokomotive mit
Tender zu 15 » angenommen wurde, ferner dass, den Techn.
Vereinb. entsprechend, die gröfste Breite der Maschinen mit 8,15»
fest gesetzt ist, endlich dass die berechneten (irundtlächen nicht
als .bebaute Flächen" zu verstehen sind, vielmehr nur als „theo-
retische (irundtlächen", indem die Mauerstärken, die Zuschlage für
die außerhalb befindlichen Gleisanlagen etc. unberücksichtigt ge-
lassen wurden. Hei einer möglichst allgemeinen Untersuchung,
wie ich sie im Auge hatte, müssen solche variable und vielfach
von lokalen Verhältnissen abhängige Faktoren aufser Acht bleiben.
Grnndflacjh, für eine aufzustellende Lokomotive.
1. Gewöhnliche rechteckige Lokomotivschuppen.
a) Ohne innere Säulen. Der Abstand einer Lokomotive
von der auf dem benachbarten Parallel gleis stehenden ist zu l,60ra,
die Lange eines Lokomotivstandes i. M. zu 1 7,41* ■» angenommen;
daher die Grundfläche pro Stand 82,75 O"».
b) Mit inneren Sänlen. Wegen der die Bachkonstruktion
stauenden Säulen wurde der Zwischenraum zwischen je 2 Loko-
motiven um 25«" gröber, d.i. zu l,Hbm fest gesetzt; hieraus die
fragliche Grundfläche 87,10 Q».
2. Rechteckige Lokomotivschuppen mit innen
liegender Schiebebuhne.
a) Ein Stand pro Transversalgleis. Hierunter ist jene
Art von Lokomotivschuppen verstanden, die a. a. 0 , S. 210 und
211, Fig. 5, 6 u. 7 dargestellt sind. Der Lokomoliv-Scborustein
ist der Schiebebahnen-Grabe zugekehrt; die vorderen Buffer stehen
von der letzteren 2 a ab; die Tenderbuffer sind 1,5 m von der
Fensterwand entfernt: Abstand der Gleismitten 5m; die Breite
der Sehiel>ebuhnen-Grube ist zu 12 ■ angenommen. Hieraus be-
rechnet sich die für einen Lokomotivstand erforderliche Fläche,
wenn man das zugehörige Rechteck des Grundrisses der Schiebe-
bühnen-Grube mit berücksichtigt, zu 122,5 H]™.
b) Zwei Stände pro Transversalgleis. Bei dieser,
namentlich in Frankreich vorkommenden Anordnung sind die
beiden auf einem Transversalgleis aufgestellten Lokomotiven mit
den Tendern einander zugekehrt; Abstand der Tenderbuffer 65 «■■;
die Buffer der der Fensterwand zunächst befindlichen Maschinen
sind von dieser Wand (mit Rucksicht auf die Siederohr-Reinigung)
4 ■ entfernt Die übrigen Dimensionen wie unter a voraus
t, ergiebt sich die Grundfläche pro Lokomotive, den
Antheil der Schiebebühnen-Grube wieder mit-
106,63 □-.
3. Ganze Lokomotiv-Rotunden. (Fig. 1 u. 2, S. 210
u. 211 a. a. 0.) Die Maschinen sind mit ihren Schornsteinen
der Drehscheibe zugekehrt; der Durchmesser der letzteren ist zu
12™ angenommen; Umgang an der Polygonalwand 1™ breit; der
Abstand der vorderen Buffertlache der Maschine von der vorderen
Bohlenrlache ist zu 40'», die Breite a des Umganges an der
Drehscheibe zu mindestens 2,26™ angenommen. Ist n die Zahl
der erforderlichen Lokomotivslände, so ergiebt sich für a die
n — 0,533
Für n = 16
Wird bei
124,77 Q»
121,86 ,
117,01 ,
115,34 1
113,59 "
112,33 „
Hierbei ist angenommen, dass eines der Schuppengleise für
die F.in- und Ausfahrt der Maschinen frei gehalten wird.
4. Halbe Lokomotiv-Rotunden. Unter ahnlichen An-
wie unter 8 berechnet sich die Grundfläche:
8
%
8
für Rotunden
mit
16 Standen
116,88G"«
18 .
115,08 ,
• •
*
20
112,24 „
B H
■
22 ,
liSfi ■
n »
n
24
108,83 ,
i n
I*
2«
108,81 „
- 6,040.
a — 2,25«.
der zugehörige Sektor der
so ergiebt sich die Grundfläche:
pro Mi t%.ttf>i*Hrit i-
a)
für Rotunde
o mit 9 Ständen
119,12
b)
n n
■ 10 ,
134,87 □»
149,30 ,
c)
n »
. 11 .
141,26 ,
128,42 ,
(V
0.)
5. Ringförmige Lokomotivschuppen
Die Lokomotive mit Tender kann ei»
nehmen:
A. Der Lokomotiv-Schornstein ist der inneren Polygonal-
(Thor-) Wand zugekehrt; Abstand der am Kopfende der Maschine
befindlichen Buffer von der inneren Polvgonalwand 2 m ; Abstand
der Tenderbuffer von der äufseren Poiygonalwand 65 «•* ; dem-
nach die Schuppenbreite 17,65 «. Voraus gesetzt, dass jedn
Lokomotive eine Polygonseite entspricht, können die in der innere»
Polygonwand angebrachten Thore getrennt sein:
a) Durch gemauerte Pfeiler. Die Länge der inneren Polygon-
seite zu 4,25 ■ angenommen, ergiebt sich die Grundfläche pro
Lokomotivstand für Schuppen von:
14 ■ Rad.*) zu 122,29 □» 35 ■ Rad. su 93,93 D»
18, , „ 111,78 „ 40. . , 91,66 ,
20 , , , 108,12 , 45, , „ 89,72 „
25, „ , 101.« , 60, „ , 88,26 „
30, „ „ 97,08 „
b) Durch hölzerne Säulen. Die Länge der inneren Polygoa-
seite zu 3,80 ■ voraus gesetzt, beträgt die Grundfläche pro
Lokomotivstand für Schuppen von:
14" Rad. 109,34 a» 35 ■ Rad. 83,98 □»
40, . 81,87 .
45 , r 80,22 „
W, , 78,91 „
18,
•
99,94 ,
20,
•
96,67 ,
25,
*
90,74 ,
30,
n
86,80 ,
c) Durch eiserne Säulen. Wird hier die Lange i
I'olygonseite zu 3,70 m angenommen, so werden die in Rede
stehenden Flächen für Schuppen von:
14" Rad. 106,45 □«» 35» Rad. 81,77
18, , 97,31 , 40, „ 79,71 „
2«, , 94,12 , 45, , 78,11 „
25, „ 88,36 „ 60 , , 76,83 „
30, , 84,52 ,
B. DerLokomotivschornstein ist der äufseren Polygon- (Fenster i
Wand zugekehrt**); Abstand der am Kopfende der Maschine be-
findlichen Buffer von der Fensterwand (mit Rücksicht auf dir
Reinigung der Siederohre) 3,16 »: Breite des Umganges an der
Thorwand t;5»», sonach die Schuppenbreite 18,80». Die tt
der i tinern Polygonwand angebrachten Thore seien getrennt:
a) Durch gemauerte Pfeiler. Die Grundfläche pro Lokomotiv
Bland beträgt für Schuppen
14» Rad. 133,54 □«•
18, , 121,64 ,
20 , , 116,75 ,
25, , 110,01 „
80 , , 104,93 ,
b) Durch hölzerne Säulen.
Die
36» Rad. 101,86 Q"
40 , , 98,68 ,
46 , . 96,59 ,
80. , 94,92 ,
pro
Rad.
14
18, ,
30,
tu 1 19,40 □«
, 108,76 .
, 103,50 ,
, 98,38 ,
»
36 - Rad. zu 90,63 [>
40, , , 88,23 ,
4*, , , 86,36 ,
60 „ , , 84,87 ,
Die
c) Durch eiserne Säulen,
i berechnet sich für Schnppen mit:
14» Rad. zu 116,26 Q» 85"» Rad.
18 , , , 105,89 „ 40, „
20, , , 100,77 , 45
n 95,79
, 91,85
25
30
50,
zu 88,24 □'■
■ 85,91 ,
* 84,09 ,
. 82,64 ,
•) Hirt« d.
der vorn llreb*
•*) Wenn stirb M ili-eer fUritnng der Lonnrnorire eine Knitter* BrhwptKTit'reltr
erfnrdnrtlttl wird. *n dürfte Ho dorn der *nt genannten vnnaislelMei enln. Hühl der
L/akomotiTaehornatein nach des Tnoren hin . an gebt für die UanipulerJooeii a»
Kepteade der Manralne du ipite Uehl der Fenaterwsnd xerlnren. Das Relnnroi
der Htedernhr« geerbleht bei gefietaelen Tboren. Will man für Reparaturen anal
sonatis? II anti njnrrn irutee TBerttirbt haben, so muaa man |de4ckfatts das Tber
r.ffnen; »Ihrend dar « inner», Jabraaaelt tat die. alierdlinjtt «lUafc«; I« Winter je-
Arohitektenverein zn Berlin. Exkursion cur He-
sichtigung des Kgl. Schlosses am 17. August 1878.
Das Hanptbauwerk der deutschen Hauptstadt, das in sich
sämmtliche Phasen der architektonischen Kntwirkelung Berlins
zur Darstellung bringt und mehre derselben allein vertritt, hat in
den Exkursionen des Architektenvereins bisher noch nicht die-
jenige Beachtung gefunden , die ihm seinem historischen und
künstlerischen Werthe nact gebührt Es ist von Zeit zn Zeit in
ziemlich flüchtiger Weise durchwandert worden, während es wohl
verdiente, zum Gegenstande eines systematischen Studiums
gemacht zu werden — etwa in der Weise, dass jedesmal nur
ein begrenzter Theil des Ganzen in Augenschein genommen,
dieser aber vorher durch Ausstellung der bezgl. Zeichnungen nml
erläuternde Vorführung des historischen Materials dem Verständ-
nisse der Besucher näher gebracht würde.
Dm rege Interesse, welche« der znr Zeit mit der baulichen
i-Radlua Int Mar der ftidlne Jene« Kreianocena verstanden,
Irnan aas den inneren I'oly«x>u«eit*(i u ro erhrletieei nire
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349
Fürsorge für dag Schlots beauftragte Architekt, Hr. Ilofbauratli
Persius, der bis jetzt noch arg vernachlässigten architek-
tonischen Erforschung des Baues widmet, lasst hoffen, dass
ein derartiges Unternehmen später möglich sein wird. Für die
diesmalige Exkursion, welche von sehr kurzer Hand vorbereitet
worden war, inusste auf einen solchen Versuch leider noch ver-
zichtet werden. Es war derselben daher lediglich das Programm
gestellt worden, die kürzlich im inneren Ausbau erneuerten Tbeile,
sowie einige vom Verein bisher noch niemals besichtigte Partien
des Baues cur Besichtigung zu bringen.
Nachdem die im groben Hofe des Schlosses und demnächst
in der Schiosskapelle versammelte, etwa 140 Theilnebmer zählende
Gesellschaft sich aus der Kapelle in den weifseu Saal begeben
hatte, wurde unter dieselbe eine Anzahl lithographirter Crund-
riss-Skizzon des II. Stockwerks, welche Hr. Hofbaurath Persius
zur Verfügung gestellt hatte, verlheilt. Hr. F ritsch gab in
kurzen Zügen diejenigen historischen Erläuterungen, welche für
die Besichtigung der alteren, aus der kurfürstlichen Zeit her-
rührenden Theile des Schlosses und für das Verständnis« der dort
neuerdings ausgeführten, Ansichten des Schlosses in alter Gestalt
darstellenden Wandbilder unentbehrlich erschienen. Dann wurde,
unter Führung des durch seine lange künstlerische Thatigkeit
bei den Renovirungs -Arbeiten mit dem Dane eng verwai hseucn
Hrn. Hofbaumeister Bobm die Wanderung angetreten.
Durch die — auch dem gröberen Publikum bekannten —
an der Lustgarten-Seite des Schlosses liegenden „Paradekaromero"
und die in ihrem Mauerwerk noch aus dem ältesten Burgbau
Kurfürst Friedricb's U. herrührenden Parade -Vorkammern ging
es zunächst bis nach dem als Vestibül jener Fes träume dienenden
Schweizersaal; von dort über die Hintertreppe nach dem obersten
Stockwerk des an der Spree liegenden .Hauses der Herzogin'',
von dem jedoch nur die durch Oberlicht beleuchtete Kapelle, das
Ober dem „Grünen Hut" liegende Thurmgeniach und das benachbarte,
den „Bramischweig sehen Kammern" an gehörige Gemach zur Be-
sichtigung gelangten. Durch die im Aufbau der ältesten Schloss-
kapelle liegenden „Kleist'schen Kammern" begab man sich nach
der „Königin-Elisabeth-Wohnung", passirte die als „Wohnung der
Prinzessin Elisabeth und Prinzessin Marie" benannten Zimmer im
H. Stockwerk de» Theifc'schen Flügels fam Schlossplatz) und
stieg demnächst über die von Eosander gebaute „Marmortreppe"
nach dem I. Stockwerk herab, um noch die im westlichen Theile
der Schlossplatz-Front, unter der Wohnung des Prinzen Friedrich
Karl belegenen „Königin - Mutter - Kammern" in Augenschein zu
nehmen. Der Ausgang wurde durch die an der Südwest-Ecke
des großen Hofes liegende Wendeltreppe genommen. Ein Theil
der Besucher begnügte sich jedoch mit dem Gebotenen noch
nicht, soudern lieft auch noch in den Kapeltenhof, sowie in den
unterhalb der Langen Brücke liegenden Garten sich führen, um
von dort die zum Theil schon vom Innern aus erblickten Tbeile
der älteren Bauten nach Technik und Detail-Ausbildung näher
würdigen zu können.
Auf eine Beschreibung des Gesehenen wollen wir, in der
Hoffnung, dass der am Eingange unseres Berichtes angedeutete
Plan zur Verwirklichung gelangt, verzichten und nur mit wenigen
thatsachlichen Bemerkungen uns begnügen. Leider war die
Witterung unserer Exkursion nicht günstig; namentlich die an
der Spree liegenden Zimmer waren durch die am Himmel stehen-
den Wolken und die vor den Fenstern errichtete Büstnng so ver-
dunkelt, dass nur ein Banz allgemeiner Eindruck gewonnen wer-
den konnte. Erfreulich und für jenes Vorhaben viel versprechend
war das aufserordentlich rege Interesse, das sich für
geschichtlich interessanten, den meisten Besucher
unbekannten Beste des alten Baues innerhalb de
kund gab; die Renaissance- Gallerie im Kapellenhof, die
ten Säulen-Arkaden des offenen Belvedere, das ehemals den
grünen Hut krönte, die skulptirte I.aibuwr des Bogens, mit
welchem der südöstliche Erker des Theils'scheu Baues nach
dem 2. Geschofs sich öffnet, das von einem nur von aufsen zu-
gänglichen Gemach ummantelte Konsol, das diesen Erker nach
unten abschloss, endlich der in technischer Vollendung ausge-
führte, mit einer Sgrafrito-Quaderung versehene Putz der Wasser-
front, der augenblicklich einer (seit 200 Jahren unterbliebenen)
mit Eifer betrachtet und untersucht. — Von den inneren Dekora-
tionen erregten, als noch wenigen bekannt, besonderes Interesse:
Die von dem Bildhauer Gottfried Schadow (wohl in den
ersten Jahren unseres Jahrhunderts) eingerichteten beiden Säle
der „Königin-Mutter- Kammern"; die vor einigen Jahren im Stile
deutscher Renaissance (unter theil weiser Verwendung echter
Details, z. B. des Schnitzwerks von schleswig-holsteinschen Truhen)
ausgebaute „Kleist Vi Ii. Wohnung", sowie die der jüngsten Phase
der Renovirungs- Arbeiten (unter Hofbaurath Persius) angehörige,
gleichfalls im Renaissancestil bewirkte neue Dekoration der
„Braunschweig'schen Kammern", von welcher auch die, schon jetzt
einer etwas eingehenderen Erwähnung wertbe Ausschmückung des
Thurmzimmers im grünen Hut mit Wandgemälden ein Theil ist.
Es war sicherlich ein äufserst glücklicher, sinniger Ge-
:e, die Wandtlächcu, mit denen die Arkaden des alten
danke,
Joachim'schen Belvederes geschlossen sind, zur Aufnahme histo-
rischer, der Darstellung des alten kurfürstlichen Schlosses ge-
widmeter Architekturbilder zu bestimmen. Eine ebenso glück-
liche Verwirklichung ist demselben durch unsere beiden Architektur-
maler par excellenee, Carl und Paul Graeb, zu Theil geworden.
Mit feinem Takt haben dieselben darauf verzichtet, durchaus
eigene Erfindungen zu geben; sie haben vielmehr, wo es sich um
mittlerweile verschwundene Tbeile handelte, durchweg an vor-
handene alte Darstellungen sich angeschlossen, die freilich zum
Theil ziemlich unbehultlieher Art sind und einer starken Berichtigung
in Bezug auf Perspektive, Verhältnisse und Detailfornien be-
durften — einer Berichtigung, in der das gewissenhafte Studium
der beiden Meister ebenso glänzend sich kundgiebt, wie deren
Kunst in der Aufgabe sich bewährt hat, ans den so gewonnenen
Elementen stimmungsvolle Bilder zu gestalten. Da jene, jedem
der Geschichte Berlins Kundigen wohl bekannten Original-Zeich-
nuugen durchweg aus der Zeit des grofsen Kurfürsten, zumeist
erst aus den letzten Regierungsjahren desselben stammen, so hat
sich zugleich ganz von seihst diejenige Zeit-Einheit ergeben,
welche den bezgl. Darstellungen zu Grunde zu legen war.
Es sind 6 Wandfelder, die von einer reichen Arkaden- Archi-
tektur eingefasst, von dunklem Holzpanneel nach unten abgegrenzt,
zur Aufnahme von Bildern bestimmt werden konnten. Die Aus-
ist in der bereite für die
fflhrung der letzter
Wandgemälde des
des al fretco, mit Wasserfarben auf einem mit Wasserglas ge-
tränkten Kalkputz, erfolgt. Das erste, gleich dem 2. und. 3. von
Carl Grab (dem Vater) gemalte Bild zeigt, in Morgenbeleuchtung,
die Wasserseite des Schlosses, aus der Burgstrasse gesehen.
Das 2. Bild, das an die im Merian erhaltene Zeichnung Mein-
hard's sieb anlehnt, stellt das Schloss zur Zeit des 30jährigen
Krieges, von einem etwa der Königswache entsprechenden Stand-
punkte, dar. Das 3. Bild giebt eine Ansicht des Lustgartens
etwa vom Dacb des (erst 1875 abgebrochenen) Nehriug'schen
Orangerie- Gebäudes, mit der Nordfront des Schlosses im Hinter-
grunde. In dem 4. Bilde von Paul Gräb (dem Sohne), das an
die, auch auf S. 20 von „Berlin und seine Bauten" reproduzirtu
Darstellung sich anlehnt, erscheint das Schloss von dem gegen-
über dem Marstal) liegenden Spreeufer her gesehen. Das 5. Bild,
dem die bekannte Aquarell-Skizze des Malers Stridbcck v. 1690
zu Grunde liegt, zeigt das Innere des zweiten Schlosshofes mit
den beiden „Wendelsteinen." Das 0. Bild endlich giebt eine An-
sicht des Schlosses und des Marstalls aus der Königstrasse mit
der Ustseite des Domes im Hintergründe. —
Es ist ein bedeutsamer und schöner Schmuck, den das
Hohenxolle.nl- Schloss mit diesen Bildern gewonnen hat Zu be-
dauern ist es nur, dass sie dem Publikum - schon wegen der
Enge des Raumes - stets nur in geringem Maafse werden zu-
gänglich gemacht werden können. Dem schon von anderer Seite
her geäufserten Wunsche, dass dieser Mangel durch eine Publi-
kation der Bilder in Farbendruck bekämpft werden möge, können
wir unsererseits demnach nur aus voller Ueberzeuguug beistimmen.
An lohnendem Erfolge würde es einer solchen Publikation, der
das patriotische, historische und künstlerische Interesse in gleicher
Weise entgegen kommen würden, wahrhaftig nicht fehlen. — —
Ein Zusammensein in den von Schlüter geschaffenen histo-
rischen Räumen der „alten Post" vereinigte den Rest der Kx-
" bis zu später Stunde. — F. —
Vermischtes.
W« Internationale Ausstellung für die gesammto
Papier- Industrie zu Berlin. Die Räume des Exerzierbauses
in der Karlstrasse, welche vor 4 Jahren die noch in guter Er-
innerung stehende Bau-Ausstellung enthielten, haben sich seit
dem 21. Juli d. J. der oben genannten, noch bis zum 31. August
geöffnet, die der Initiative eines ans dem
nntpapier-Fabrikanten" hervor gegangenen
verdankt. Dieselbe ist von etwa 550 Aus-
beschickt und in folgende 8 Gruppen ge theil t:
Gruppe 1. Rohstoffe und Bedarfs-Artikel zur Herstellung
von Papier und Pappe, sowie für die Papiergewerbe. — Gruppe 2.
Maschinen zur Verarbeitung und Ausstattung von Papier und
Pappe. — Gruppe 3. Papiere und Pappen. — Gruppe 4.
Papiere, soweit dieselben gestrichen, bedruckt oder gepresst sind.
— Gruppe 6. Papier- und Papp-Waaren. — Gruppe 6. An-
wendung des Papiers zu technischen und baulichen Zi
Gruppe 7. Papier-, Schreib- und Zeichen waaren im Unterricht,
Geschäftlichen und für die graphischen Künste und Gewerbe. —
Gruppe S. Geschichte und Litte ratur der Papiergewerbe.
Wenn die Anwendung des Papiers bei uns auch noch bei
weitem nicht jene Mannichfaltigkeit erreicht hat, die sie in den
ostasiatischen Ländern oder selbst nur in Nordamerika findet, so
ist der Verbrauch desselben doch immerhin ein so vielseitiger,
dass eine Spezial-Ausstellung für das bezügl. Gebiet ihre gute
Berechtigung bat und auf das regste Interesse des Publikums
wie der Fachleute Anspruch erbeben darf,
liefert das in Rede stehende Unternehmen,
der Berliner Bevölkerung und der angeschensten Journale Deutsch-
lands that&ächlicb in reichstem Maafse zu Theil geworden ist,
trotzdem die Ausstellung gegenüber dem, was sie sein könnte
und nach Absicht der Unternehmer auch wohl sein sollte — als
nahezu verunglückt angeschen werden kann. Ganz abgesehen
davon, dass es mit der International«!«, ja selbst mit einer an-
Vertretung der verschiedenen Gaue
Den Beweis hierfür
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24. An-nst 1878
Deutachlands ziemlich schwach bestellt ist, fehlt es vor allem an
einer genügenden Beiheiligung der Papierfabrikanten, unter denen
nur die Vertreter der Holzstoff- Papierfahrikation zahlreich auf
dem Platze erschienen sind. Schreib- und Druckpapier sind nur
sehr sparsam, Zeichen- und Pauspapier fast gar nicht ausgestellt ;
ebenso ist — mit Ausnahme weniger Finnen — die blühende
Tapeten-Industrie der Ausstellung fern geblieben. Den Fachmann
dürfte die Gruppe 2, der manche sinnreiche und interessante
Maschinen für Spezi alz wecke angehören, am meisten anziehen,
während die Masse der Besucher bei den, verhältnissmkfsig wohl
am besten vertretenen und zum Theil glänzend arrangirten Gegen-
ständen der Gruppen 5 und 7, die dem Gesammtbildc der Aus-
eine charakteristische, festlich heitere Physiognomie ver-
n, vorzugsweise ihre Rechnung findet —
Am meisten enttäuscht waren wir von der
ppe 6, in welcher -
eckungen und Aspbaltröbren
— das in den Berichten der politischen Presse mit
gefeierte „Papierhaus" figurirt; doch war der Gegensatt zi
sehen dem Bilde, das diese Berichte in uns erweckt hatten und
der (man verzeihe uns das etwas vulgäre aber treffende berliner
Eigenschaftswort) „klatrigen** Wirklichkeit ein so drastischer,
dass wir diese heitere Enttäuschung als die werthvollste der beim
Besuche der Ausstellung gewonnenen Erinnerungen betrachten
müssen. Einzelne aus Papier oder Papiermasse hergestellte Kon-
struktionstheile bezw. Ausstattung« -Gegenstände dieses in seinem
Gerüst aus Holz werk, mit theilweiser Backstein-Verkleidung, aus-
geführten Hauses sind in ihrer Anwendung natürlich nicht neu:
die zur Bedeckung verwendete Dachpappe, die Tapeten zur
Wandbekleidung, die (an sich keineswegs musterhaften) Decken-
verzierungen, Bilderrahmen, Figuren und Ständer aus Papier
mache, sowie das Bouquet aus Papierblumen, auch die sogen,
japanischen Papier- Vorhänge — ein Surrogat für die z. Z. noch
in Mode stehenden, bunt bedruckten Cretonnes, das anscheinend
jedoch wenig Aufnahme finden will — sind seit einigen Jahren
bekannt Was dagegen an dem bezügl. Hause von neuen Be-
standtheilen auftritt, gehört entweder dem Gebiete des amerika-
nischen Ilumbugs an oder charakterisirt sich als eine harmlose
Spielerei. Entschiedener Humbug ist es, dass die dünne „ame-
rikanische Baupappe", zwischen das Holzgerüst der Wände
und die Backstein- bezw. Holz- Verkleidung derselben eingeschal-
tet, „Schutz gegen Wärme, Kälte nud Ungeziefer" abgeben oder,
im Innern aufgenagelt, eine Holzbekleidung bezw. eine Rohrputz-
Lage ersetzen soll; sie dürfte sich in beiden Fällen ähnlich be-
währen, wie das von den industriösen Engländern gelieferte, mit
Papiersohlen versehene Schuhwerk der weiland Gambetta'scben
Armee. An Hnmbug streift es, wenn der „amerikanische Pa-
pier t e p p i c b * als brauchbares Surrogat gewebter Teppiche gelten
will. Es kann dieses in Bollen hergestellte, mit eiuem buntge-
musterten, warhstuchartigen Ueberzug versehene Fabrikat, dessen
einzelne Bahnen stumpf gegen einander gestofsen werden müssen,
höchstens auf den Namen einer Fufsboden-Tapete Ansprach
erheben und dazu dienen, für das Auge die oberflächliche Illu-
sion eines Teppich-Belages hervor zu rufen. Zwischen Hnmbug
und Spielerei stehen die Wetter-Rouleaux aus Papier. Ent-
schiedene Spielpreien dagegen sind die plumpen, aus Pappe ge-
fertigten Thoren, der Papier- Kronleuchter und endlich der
aus Asbestpappe gefertigte Papierofen, in dem zum Staunen
des lieben Publikums thalsächlich Feuer unterhalten wird. —
Wie man auf solche Dinge im Ernst hat kommen können, er-
scheint erklärlich, wenn man im Katalog liest, dass der Ausstel-
lung einer aus Siegel-, bezw. Stempel- und Rriefmarken gefer-
tigten Tapete der „volkswirtkschaftliche Gedanke zu Grunde
liegt, dass man nichts unbenutzt wegwerfen soll." Es handelt
sich anscheinend um eine neue Art von Volkswirtschaft, in der
Zeit und Arbeit weniger als nichts gelten. —
I Aeufserungen, welche auf die dem bautechnischen
ferner stehenden Lichtseiten der Ausstellung nicht näher
konnten, etwas gar zu hart klingen sollten, so wollen
Schlüsse versichern, dass wir das Verdienst, den Unter-
und das technische Geschick ihrer Schöpfer keines-
wegs verkennen. Gern wollen wir annehmen, dass eine stärkere
Beibringung der eigentlichen Papier-Industriellen an dem Werke
es ihnen erspart hätte, auf das Interesse des Publikums mit so
äufserlichen und gewaltsamen Mitteln wirken zu müssen, wie zum
Theil geschehen ist Mögen sie vor allen Dingen von einem
späteren, zweiten Versuche einer solchen Ausstellung, der ein
vollkommener Erfolg dann wohl nicht fehlen wird, sich nicht ab-
Nono Maschinen zur Herstellung von Bautheilen und
gewerblichen Gegenständen ans Granit nnd anderen harten
Gesteins - Arten. Der Baumeister G. J. Schmidt in Uber-
Pcilau bei Beichenbach i. Schi, hat ein Paar Maschinen erfun-
den, welche im Falle der zu erhoffenden, umfassenden Bewährung
bestimmt sein dürften, thcils der Verwendung sogen, „echter
Materialien" an Stelle unbefriedigender Surrogate ein weites Feld
in Zukunft auf ein wesenüich niedrigeres Niveau
als das heutige, herunter drücken zu können.
Hr. G. J. Schmidt will die bisherige mühsame und darum
theure Handarbeit beim Spalten und Bearbeiten von Gesteinen
härtester Art, als Granit, Syenit etc., ausschließlich durch ma-
schinelle Kräfte besorgen lassen und hat für diesen Zweck eine
Steinspalt-Maschihe und eine andere Maschine, welche etwa
zwischen Steinsäge und Steinbohr - Maschine in der Mitte steht,
konstruirt
Die St eins pal t- Masch ine liUst sich in ihrer Gesammt-
anordnung am ehesten einem Dampfhammer vergleichen, bei
welchem die Stelle des Ambos durch eine feste Stabischneide
vertreten wird, wahrend eine zweite zugehörende und bewegliche
Stahlschneide dem Hammer eingefügt ist Der zu spaltende
Steinblock wird der Maschine auf Rollen zugeführt und der Hub
des Hammers in direkter Weise durch einen Dampfkolben bewirkt.
Gröfseres Interesse als die relativ einfache Spaltmaschine
nimmt die zweite der beiden Schmidt'schen Maschinen in Anspruch,
die aus einer beliebigen Anzahl von Dampfzylindern sich bildet,
welche auf einem in horizontaler Ebene beweglichen, geraden oder
kreisförmig gestalteten Rahmen montirt sind. Die Steuerung dieser
Zylinder wird durch eine besondere kleine Maschine bewirkt und
geschieht daher genau überein stimmend. Jede Kolbenstange der
Zylinder trägt am unteren Ende einen eigenartig gebildeten
Stahl-Meifsel, welcher eine Wirkung zwar lediglich in Störsender
Weise ausübt, zu einer der Säge ähnlichen Wirkung jedoch
dadurch gelangt, dass die Meifselspitzcn mit den Dampfzylindero
gemeinsam eine genau regulirbare, gerade oder kreisförmige Fort-
Itewegung in horizontaler Ebene ausführen. Auch zur Erzeugung
dieser Fortbewegung ist eine besondere kleine Dampfmaschine
vorhanden.
Bauliche Gegenstände, auf deren Herstellung der Konstruk-
teur — der zugleich Steinbruchs- Besitzer ist — vorzugsweise sein
Augenmerk richtet, sind Platten, Quadern und aller Art Schwellen,
Rinnstein-Sohlstücke, Röhren, Säulen nnd Iiiastersteine. Er glaubt
die Preise aller genannten Gegenstände niedrig genug stellen zu
können, um im Stande zu sein, die Konkurrenz aller und selbst
der geringwertigen Surrogate, wie z, B. Zementguss, aus dem
Felde zu schlagen. Dieser Punkt würde allerdings den Kardinal -
putikt der beachtenswerthen Erfindungen ausmachen, wegen
deren der Autor
schritten ist —
Nochmals die horizontale Dachrinne. In dem Artikel
des Ilm. Halber in No. 65 sind verschiedene irrige Ansichten
über die von mir veröffentlichte Rinnenkoiistruktion ausgesprochen,
welche wohl durch die nicht ganz richtige Wiedergab-' der von
mir eingesandten, allerdings sehr flüchtig gezeichneten Skizze ver-
anlasst worden sind.
Eine Sackbihlung zwischen den Rinnen-Eisen (in dem Artikel
des Hrn. Halber steht ^Rinnen", doch sind wohl die Rinnen-Eisen
gemeint) kann bei meiner Rinne nicht vorkommen, weil solche
nicht vorhanden sind. Die Rinne liegt mit ihrem (
auf der oberen, aus Quadern oder Zementputt gebildeten
bezw. Gesims-Abdeckung und wird durch Flachcisen,
Rand der Rinne umfassen und über dieselbe hinweg auf die
Sparren reichen, in dieser Lage erhallen. Man kann also ohne
Gefahr für die Rinne in derselben entlang gehen.
Die Zwischenräume der Sparren sind bis unter das Kantbrett
vollgemauert und die ganze Vorderseite dieser Zwischenmauerung,
auch Uber die Sparrenstirnen hinweg, ist mit einem guten Zement-
mörtel 1,5—2*"' stark verputzt Der Boden der Rinne liegt noch
um eine Schicht tiefer, als die horizontal abgeschnittene Unter-
triebe fler Sparrenköpfe. Ein Eindringen des Regenwassers ins
Gebäude ist also total unmöglich, auch noch bei keinem der von
mir ausgeführten etwa 50 Gebäude, welche gröfstentheils in dem
sehr wind- und regenreichen östlichen Holstein liegen, vorgekommen.
Beiläufig sei noch bemerkt, dass meine Rinnenkonstruktion
von allen bisher bekannten wohl die einfachste und billigste sein
möchte.
Hohenlinden, den 15. August 1878. J. Schmölcke.
Konkurrenzen.
Kunstgewerbliche Konkarrenzen in Braunsehweig. Die
vom Verein zur Förderung des Kunstgewerbes in B. zu Anfang
dieses Jahres ausgeschriebenen, auf S. 80 u. Bl. erwähnten Kon-
kurrenzen haben eine erfreulich rege Betbeiligung gefunden; es
sind 25 Entwürfe zu einer Nähmaschine und 27 Entwürfe au
einem Tapetenmuster eingegangen. Für die Lösung der ersten
Aufgabe hat Hr. Prof. Alwin Gottschald in Chemnitz den 1.,
Hr. Bildhauer E. Bode in Wilhelmshütte den 2. Preis erhalten.
Unter den Tapeten-Entwürfen sind diejenigen der Hm. Bmstr.
M. Osterloh in Braunschweig und Arch. Th. de Vries in Berlin
mit dem 1. bezw. 2. Preise belohnt worden.
Brief- nnd Frapekwiten.
Hrn. T. in Kassel u. R. in Neuis. Wie jede direkte Stellen-
vermittelung müssen wir auch grundsätzlich jeden Hinweis auf
Gelegenheit zu etwaiger Beschäftigung ablehnen, da wir nicht
willens sind, die hiermit verbundene Verantwortlichkeit zu über-
nehmen.
Hrn. R. v. E. in Genf. Wir haben Ihre Postkarte im Ori-
ginal an Hm. Prof. Gottgetreu in München übersandt
ron C.rl Bttliti in
K. K. O. Frit.th. Üntk: W. Holter Hofbothdracli.r.l, Bwlin-
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K: 69.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
351
IlWtt: Df» F«r*p.kliT(. Im ArrMtoktur - JMrkn». — NltlWik irr
h*n polrtKhniKlifO Schal» in Zürich pro 1*77 IM. — Rwi
„dkt ,1-, tri«..«»«».**» HirM« I. IW-r« -
- Pertoail K»rhrlehl«o. - Brief- und Xr>K«k««te».
Oie Perspektive im Architektur -Zeichnen.
Du allgemeine und wohtthatige Naturgesetz, dass auf jede
Uebertreibung mit Notwendigkeit eine Reaktion folgen matt,
hat in neuester Zeit in der Beurtheilung, welche das Gebiet des
Architektur -Zeichnens im Kreise der Kachgenossen findet, Kr-
scheinangen gezeitigt, die in ihren Folgen zu wichtig sein durften,
um mit Stillschweigen übergangen zu werden.
In der großen Konkurrenz um die Kirche der Petri-Gemeindc
in Leipzig war die Einsendung von l'erspektiven der Projekte
verboten. In wie weit bei diesem Beschlüsse Kachgenossen
ist mir unbekannt: da dem I-aienelement in-
die Perspektive doch wesentlich naher stehen dürft« als
der geometrische Aufriss, da also dieses schwerlich mit solcher
Knergie sich die ihm allein verständliche I >arstcllung architektoni-
scher Gedanken verbitten durfte, so wird man kaum fehl schließen,
wenn man jene befremdende Bestimmung dem Beirath der zuge-
zogenen Sachverstandigen zuschreibt.
Was in dem angetiihrten Falle vcrauthci werden darf, ist in
der interessanten Aufgabe, welche z. Z. die deutsche Fachgeuossen-
schaft bewegt, Gewissheit, Auch in der Konkurrenz um das
Kollegien-Gebäude der Straßburger Universität ist zwar die per-
speküvische Darstellung nicht verboten, aber sie wird nicht
mit ausgestellt ; man darf also schließen, dass sie nicht erwünscht
ist, oder dass sie mindestens als gleichgültige Sache betrachtet wird.
Das Programm dieser bedeutsamen architektonischen Aufgabe ist
unter der maaßgebeuden Mitwirkimg unserer hervor ragendsteu
deutschen Baumeister entstanden; es muss also ein allgemein
d gewesen sein, der es
hat, dass die perspektivische Darstellung als
zur Seite gestellt wurde.
Hatte die Freisausschreibung («stimmt, dass die Perspektiven
erst nach der Preigertheilung zur öffentlichen Ausstellung bezw.
zur Kenntniss der Preisrichter kommen sollten, so könnte man
einen, wenn auch wenig stichhaltigen Grund darin vermuthen,
dass jedem Versuch, die Sinne der Freisrichter durch glänzende
Bilder zu bestechen, von vorn herein vorgebeugt werden soll. —
Warum man aber, nachdem diu dennoch etwa eingebenden Bilder
den Freisrichtern vorgelegen haben, diese von der öffentlichen
Ausstellung fem halten will, warum man die wesentlichste Knicke
entfernen will, welche dem Laienelement das Findlingen in die
schwierige Materie der Architektur als Kunst ermöglicht: darauf
ist in der Tbat schwer eine Antwort zu linden.
Wenige architektonische Aufgaben unserer Zeit werden von
dem greisen Publikum in Deutschland in gleicher Weise mit
gleich allgemeinem Interesse studirt und beurtheilt werden, wie
diejenige eines Universitäts-Gebäudes für Strasburg. Schon die
breite Unterlage, welche der Sache durch die Initiative des
Reichstags geworden ist, die Bedeutung des Baues an sielt und
die politische Seito der Angelegenheit drangen ein außergewöhn-
liches Interesse auf diese Konkurrenz zusammen. Was will dem
■1. welche alle Nicht-Fachleute im grofseren
in die eingegangenen Arbeiten
Jt? -
Steht dieselbe im Widerspruch mit der doch unter lebhafter
Zustimmung der Fachgenossen aufgenommenen Initiative tu einer
Beschickung der internationalen Kunst-Ausstellungeu mit Werken
der Architektur, mit dem allerseits lebhaft empfundenen Wunsche,
dem Laienthum ein größeres Verstände iss für die Baukunst zu
eröffnen, ihm die Zusammengehörigkeit derselben mit den
Schwesterkunsten möglichst fasslich vor Augen zu fuhren:
so ist dennoch diese Seite der Sache die weitaus untergeordnete.
Wichtiger erscheint die prinzipielle Frage nach dem Werth
oder l'nwerth der Perspektive als architektonische Zeichnung.
Die bei einigen Konkurrenzen zu Tage getretene üliertrie benc
Ausstattung perspektivischer Bilder kann doch unmöglich einen
Grund dafür abgeben, dieselben überhaupt zu verwerfen? So
sehr jene Uebertreibung als Missbrauch zu bezeichnen ist, so ver-
werflich es sein mag, die Zeichnungen der Architekten durch
Maler zu Arcbitekturbildern umzaubern zu lassen — mindestens
da, wo es sich um ehrlichen Kampf mit gleichen Waffen handeln
soll - so leicht wäre es ja, durch die einfachsten Programm-Be-
stimmungen diesem Missbrauch ein Ziel zu setzen.
Ich glaube übrigens, dass man an der Hand der Resultate,
welche die Konkurrenzen der letzten Jahre
den Nachweis führen könnte, dass y
das als ein Verdienst anzurechnen. Die sachverständige Majorität
einer Jury, welche einer Bestechung durch schöne Aquarelle
überhaupt' unterworfen ist, wurde vielmehr als ihrer Aufgabe
wenig gewachsen zu bezeichnen sein. Es sind 2 andere Grunde,
welche dem bei Konkurrenten mit pers|»ektivischen Bildern ge-
triebenen Missbrauch und der durch Zuziehung fremder Hände
ermöglichten Mache das Unheil sprechen. Einmal die Unwür-
digkeit einer solchen Handhabung der viel zo ernst und hoch
dastehenden Kunst der Architektur, sodann die Geldopfer, welche
JOB es Verfahren erfordert -- Opfer, durch welche jüngere, unbe-
mittelte Fachgenossen, in sofern dieselben der herrschenden Sitte
In jener Prinzipienfrage wird hierdurch nichts entschieden.
— Man sollte eigentlich denken, dass die Bedeutung der per-
spektivischen Zeichnungsart an sich so Uber aller Diskussion
Stande, dass es maisig wäre, darüber zu reden; aber die er-
wähnten Erscheinungen im Gebiete des Konkurrenzwescns einer-
seits und die uiiliegreitlicho Hä&slichkeit vieler hervor ragenden
Bauten in dem iMTspektivischen Bilde ihrer Linien, bei oft fein
und subtil empfundenen Facaden, andererseits, zeigen denn doch,
dass das Vcrstiindniss für die Unentbehrlichkeit des perspektivi-
schen ZeichncnB noch keineswegs ein allgemeines ist — Man
sage nicht, dass der Architekt vermöge der bei ihm von früh an
entwickelten Fertigkeit räumlicher Vorstellung sich ohne weiteres
aus Gnindriss und Facaden das Bild des fertigen Bauwerks vor
das geistige Auge fuhren könne, und dass aus diesem Grunde
sowohl fiir den entwerfenden Künstler wie für die betirtheilenden
Kritiker die Perspektive entbehrlich sei. Bei aller Achtung vor
der Kapazität auf beulen Gebieten wird man hieran doch ganz
unumwunden zweifeln dürfen.
Das Bild, welches sich der Beurtbciler mühsam und un-
vollständig, auf jeden Fall unsicher konstruirt, kann nur im
schlimmsten Falle vor den gröbsten Fehlern hüten, niemals aber
sollte der Schöpfer des Werkes es aufgeben, die Perspektive
zum Ausgangspunkt aller architektonischen Kunst-
übung zu machen. Die Architektur ist eine bildende Kunst
in gleich universeller Bedeutung wie die Plastik, und man darf
von dem Architekten mit derselben Strenge wie vom Bildhauer
fordern, dass sein Werk von allen Standpunkten eine schöne, har-
monische Massenvertheilting, einen schönen Fluss der Linien
zeige. Ks käme uns lacherlich vor, Silben wir, wie ein Bildhauer
sich abmühte, seine Venus en farnde in der feinsten und schön-
sten Weise zu bilden, während es ihm, in diese Arbeit vertieft,
entginge, dass der Rücken der Figur einen Höcker erhalten bat,
- und dennoch ist die künstlerische Rohheit nicht um ein Ilaar
breit geringer, welche eine mit Feinheit gebildete Facade einem
Kooglomerat hasslicher und unabgestimmter Baumassen vorhängt.
Dass die Ansprüche hierbei mit der Lage und Bedeutung
des Bauwerks wachsen, versteht sich von selbst Ebenso ist zu-
zugeben, dass die leidige Grenzfragc in den dicht bebauten
Städten, das völlige Eingeklemmtsein unserer Bauten zwischen
anderen Däusern, die Bedeutung ihrer Perspektiven Erscheinung
etwas vermindert, wenn dieselbe auch hinsichtlich Abmessung der
plastisch vortretenden Theile, vor allen Dingen aber hinsichtlich
der Einfügung in das vorhandene Straften bild. noch immer hoch
wichtig bleibt In jeder Aufgabe aber sollte die plastische d. h.
perspektivische Behandlung den ersten künstlerischen
Gedanken bis zum fertigen Kunstwerk begleiten, will
der Architekt darauf Anspruch machen, als selbstbewußter
Schöpfer der erzielten Schönheit zu gelten und nicht dem Zu-
fall und seinem guten Glück die höchsten Interessen seiner Kunst
Ich lasse es darauf ankommen, ob diese Forderung für die
Hinweis auf die
schöpferischen
Perioden, welche allerdings die mangelnde Kenntniss des per-
spektivischen Zeichnens durch sorgfältig ausgeführte Modelle
mehr als ersetzten. Ebenso, ob dieselbe nicht vielmehr durch
die Rinthezeit der Renaissance und die außerordentlich fleißige
Uebung der Perspektive in derselben überzeugend unterstutzt wird.
Wird aber der Grundsatz, dass die Architektur als Kunst eminent
plastischer Natur sei, fest gehalten, so ist damit die Uebung der
dieselbe darstellenden Zeichnungsweise auch heute eine unzweifel-
hafte Notwendigkeit und man darf das Verlangen aus-
sprechen, dass der Perspektive ihr volles Recht einge-
räumt, dass deren möglichst weit gehende Anwendung nicht
unterdrückt, sondern auf allen Wegen gefördert werde.
Untergeordnet ist die Frage, wie man jenem Missbrauch der
Perspektive bei Konkurrenzen steuern soll. Es steht nichts im
Wege, hier dem Furitanismus die weit geltendsten Konzessionen
zu machen. Schon die einfachste Linien-Perspektive erfüllt völlig
ihren Zweck und ist geeignet, ül>er alle Fragen Antwort zu geben.
Dieselbe ist sogar meßt bestechender als die durch Schatten-
töne, oder Schraffur weiter ausgeführte. Schliesst man hier etwa
die Farben überhaupt aus, oder wenigstens die Verwendung von
mehr als einem Farbenton, so glaube ich, hat man die oben er-
Ungleich wichtiger bei
g einer gewissen gleichmäßigen Größe der Dar-
um! vor allen Dingen die Feststellung eines für alle
Konkurrenten gleichmäßigen, gilt gewählten Standpunktes, der
einer Hanptansicht entspricht Fordert man im übrigen nicht zu
viele, doch nutzlose Zeichnungen großen Maaßstabes (nutzlos,
weil dieselben in jedem Falle umgearbeitet werden), so wird
die Arbeit durch die weitere Forderung einer Vogelperspektive
nicht zu umfangreich werden. Hier wird ein Material der Beur-
theilung gewonnen, welches, wie kein anderes, unbarmherzig die
Blößen aufdeckt und es absolut unmöglich machen wird, durch
den Zauber eines guten Farbenkastens /um großen Architekten
zu werden. — —
Könnten diese Erörterungen dazu führen, dass das hohe
in der bevor stehenden Wettbewerbüng bczgl.
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352
DEUTSCHE BAU ZEITUNG.
28. AnffMt 1878
Reorganisation der städtischen Bangewerk- und Ma-
schinenbau Schule zu Idstein am Taunus. Die seit 18419
bestehende, bisher 4klassigc Schule wird vom 1. Oktober an mir
:i Klassen weiter führen, ohne dass jedoch mit dieser Klassen-
Keduktion eine Beschränkung de» bisherigen Lehrziels der An-
stalt, welche« auf die Heranbildung von Hau- und Maschinen-
Technikern mittleren Grades gerichtet ist, verbunden wäre.
In allen 3 Klassen wird ein Theil des Unterrichts für beide
Fachrichtungen gemeinsam, ein anderer getrennt ertheilt. I)ie
Beschränkung der Klassenzah) hat einerseits eine anderweite Ein-
theilung des Lehrstoffs, andererseits eine geringe Beschränkung
der Lebrgegenstände erforderlich gemacht und endlich auch zu
einigen Abänderungen der Lehrmethode geführt; wir sind
der Ansicht, dass alle genannten Abänderungen in zweckmässiger
Weise gegriffen worden sind.
Was zunächst die stattgefunden Beschränkung des Lehr-
stoffs betrifft, so ist dabei dasjenige, was an sogen, höheren
Theilen in den Zweigen der matbem.-teehnischen und der bau-
künstlerischen Richtung sich vorfand, ausgemerzt worden; man
hatte noch ein klein Stückchen weiter gehen können und
z. B. auch noch „verwickelte quadratische Gleichungen" sowie
„goniomptrische Funktionen" abwerfen können, ohne damit den
Lehrstoff und zugleich das I^ehr/iel irgendwie zu schädigen.
Hinsichtlich der Unterricbts-Metbode soll in Zukunft das Augen-
merk auf das Konstruiren ohne Vorlagen, das Freihandzeichnen
nach Gipsmodellen und Vorlagen gerichtet, das Diktiren
Lehrstoffs auf ein Minimum beschränkt werden; F.rläute
Skizzen, die das Diktat begleiten, sollen nicht mehr wie
nach Vorlagen kopirt, sondern nach Skizzen an der Wandtafel
vom Schiller ins lieft übertragen werden. —
Wir denken, dass, wenn die angedeuteten Verbesseningen
eine möglichst strenge Durchfuhrung tinden, die Haupt-Ursachen
des ungiuistigen Erfolges, der den Leistungen der Idsteiner Schule
auf der vor kurzem beendeten Zeichen -Ausstellung bekanntlich
zu Theil geworden ist (vergl. Nn. 52 er. dies. Zeitg.), wohl be-
Vorsohriften bezüglich der trigonometrischen Mark-
steine in Prenfsen. Die Minister des Krieges, des Innern und
der Finanzen nahen neuerdings eine sehr umfassende Anweisung
aber die Errichtung und Erhaltung der trigonometrischen Mark-
steine erlassen, welche 28 Paragraphen enthält und sich verbreitet
iiImt die Auswahl der trigonometrischen Punkte und Bezeichnung
der Markutein-Schutzflachen, über die Kosten der Aufmessung der
Marksteine, Vergütung der vorüber gehenden Flurbeschiidigungen,
nbpr die Sicherstellnng der Marksteine gegen Beschädigung durch
Muthwillen oder bei Ausführung baulicher Anlagen, und Hchliefs-
lich über besondere Vorschriften. Bei der Auswahl der trigono-
metrischen Punkte sollen etwaige Wünsche der "
bezw. Pachter oder
stocke hinsichtlich der
der Kaiser-Wilh.-Universität zu Strasburg noch eine Modifikation
der beregten Programm-Bestimmung anzuordnen sich bewogen
fühlen sollte, so würde dies vielen Fechgenossen sehr erwünscht
sein ; dem grol'sen Publikum, welches sich für die Sache interessirt,
würde damit alter ein gradezn unschätzbarer Dienst geleistet
Auch ohne eine solche Abänderung indessen mögen sich die I
Fachgenossen nicht abhalten lassen, ihre Kunstsrhöpfungen in
plastischer Erscheinung, sowie sie dieselben als warmes Leben |
fühlen und emplinden, darzustellen und einzureichen. Es ist
kaum zu bezweifeln, dass der Berliner Architekten -Verein auf
betr. Anträge sich gerne der schonen Aufgabe unterziehen wird,
diese Stiefkinder beim grolsen Publikum zu Ehren zu bringen.
Poutresina, im August 1878. Johannes Otzen.
Statistik der eidgenössischen polytechnischen Schule
in Zürich pro 1877,78. Lehrerpcrsonal der Anstalt: 50 Professo-
ren und 44 Privat-Dozenten. Grsammtzahl der Studirenden WO.
Bezeichnend für die spezielle lüchtung der Schule ist die
AngalH-, dass von den tilo Studirenden 198 der Ingenieurschule,
145 der mechanisch-technischen Schule und nur 3* (!) der Bau-
schule angehörten, der Best sich auf die chemisch - technische
Schule (84), Forstschule (531, landwirtschaftliche Schule (17),
Schule für Fachlehrer (51: und den Vorkurs (54 > vertheilt*.
Der Heimath nach Nertheilteu sich die Studirenden fast nahezu
gleichmäfsig auf die Schweiz und auf das Ausland, da die erstere
331 und das gesammte Ausland 3i»'.i Studirende stellte. Cuter
den Ausländern sind am zahlreichsten die Ungarn vertreten mit
f»H, demnächst die Oesterreicher (aller Lander excl. Ungarn; mit
45, darnach folgend l»ezw. Italien m. 43, Gesammt- Deutschland
m. 41, Knssland m. 21, Amerika m. 23, Bumäuien und die
unteren Douauläuder m. 15, Schweden - Norwegen m. 12, Däne-
mark mit 12, Grol'sbritannien und Holland mit je t> und eine Anzahl
sonatiger Lander mit geringerer Betheiligung von 4 bis 1 herunter.
Dem diesmaligen Programm ist eine längere Arbeit des
Professors C. Pestalozzi vurgedruckt, welche von der „ Ge-
schiebe-Bewegung und dem natürlichen Gefall der Gebirpsflüsse"
handelt. Ohne einen größten gelehrten Apparat zu gebrauchen,
legt der Verfasser seine Ansichten zur Sache dar und liefert
einen umfassenden Beitrag zur Hydraulik, welcher insbesondere
der Aufmerksamkeit der Praktiker empfohlen sein mag. —
berücksichtigt werden. Die Ortsbehörden sollen die Trigonometrr
bei ihrer Arbeit in jeder Weise unterstützen. Die Erwerbung
solcher Flächen für den Staat erfolgt nach besonderen Grund-
sätzen. Die Trigonometer sollen darüber mit den Gnindeigen-
thümern nicht unterhandeln. Einer Entschädigung des Fiskus für
die VerzichUcistung auf die Nutzung der fraglichen Schntzflächen
bedarf es nicht Für Punkte auf Gebäuden (Thürmen, Dampf-
schornsteinen etc.), welche unter freiwilliger Zustimmung der
Besitzer bestimmt werden, wird gleichfalls eine Kut&cbädiguiig
nicht gewährt. Bei zwangsweiser Enteignung soll der Knteignungs-
Beschlnss des Landraths dem Erkcnntniss eines Gerichts gleich
stehen. Die Kosten der Aufmessung fallen dem Fonds der
Landes- Aufnahme zur Last. Für Flurbeschädigung durch die
Aufmessung wird Entschädigung gezahlt Die Sicherstellnng der
Marksteine gegen jede Beschädigung, welche bei Vorsatz streng
bestraft wird, fallt den Ortsbehörden anheim. K. Z.
Aussohllefsung nicht deutscher Baumaterialien von
Bauten der deutschon Post- u. Telegraphen-Verwaltung. In
der politischen Presse macht folgende offiziöse Mitteilung die Runde :
.Bei Ausführung von Post- und Telegraphen-Bauten ist von
den Ober -Postdirektionen bezw. den bauleitenden Beamten in
mehren Fällen eine theilweise Verwendung ausländischer Materia-
lien, namentlich von Werksteinen zu den Facaden, von Schiefer
zu den Dachdeckungen, von Eisentheilen u. s. w., in Vorschlag
gebracht worden. Da bei Bauausführungen dieser Art im all-
gemeinen anch Materialien deutschen Ursprungs den Zweck zn
erfüllen geeignet sind, ist vom General- Postmeister Stephan in einer
an die Ober-Postdircktionen gerichteten Verfügung bestimmt
worden, dass sofern nicht ganz besondere Verhältnisse eine Aus-
nahme erheischen, zu den bezeichneten Bauten fortan lediglich
deutsches Material verwendet werde. Zur ausnahmsweisen Ver-
wendung ausländischen Materials in besonderen Fallen ist, unter
gehöriger Begründung, vorher die Genehmigung des General-
Postmeisters nachzusuchen."
Für eine Anzahl von Fallen, in denen die Bevorzugung aus-
ländischen Baumaterials aus der persönlichen Liebhaberei eines
Einzelnen, bezw. aus einem ungerechtfertigten Vorurtheile gegen du
heimische Produkt entsprungen ist, dürfte diese Maarsregel wohl
angebracht sein; eine zn engherzige Anwendung derselben wird
sich hoffentlich von selbst korrigiren. - Möchte übrigens ein Vor-
gehen auf diesem Gebiete dahin führen, dass die bezgl. Entwürfe,
zu gunsten einer eigenartigen Auffassung derselben, wo-
möglich von vorn herein einem bestimmten, und zwar dem für
die Umgebung d/r Baustelle typischen Baunvateriale angejiasst
werden. Ein gut Theil der Schablonen-Architektur, an der wir
kranken, würde damit nach und nach beseitigt werden können.
Personal- Nach r ichten.
Preufsen.
Ernannt: Der Landhmstr. Dellwig b. d. Ministerial-Bau-
kommiss. in Berlin zum Bauinspektor; der Kreisbmstr. Borchers
in Oppeln mm Baninspektor in Glogau; der Regs.-Bmstr. Werres
Landbmstr. in Trier. —
Brief- und Fragekasten.
Hrn. f. W. in München. Wie in den meisten ähnlichen
Fällen ist es nicht ein Werk, das wir Ihnen empfehlen können,
sondern eine gröbere Zahl solcher, aus deren vergleichendem
Studium Sie ein selbständiges Unheil und eine gewisse Beherr-
schung des Materials zu gewinneu suchen müssen. Die aus der
älteren Berliner Schule hervor gegangenen „Vorbilder für
Maurer" mit ihrer Fortsetzung: „Der Rohbau" von G. Stier,
sind in so fern etwas veraltet, als man heut nicht mehr so ängst-
lich wie vor einem halben bezw. Viertel • Jahrhundert darauf V
dacht sein wird. Forrasteine zu vermeiden und mit gewöhnlichen
Mauer- bezw. Dachsteinen sich zu behelfen. Das Werk von
Fleischinger n. Becker .Vorbilder ans der Baukon-
struktion sichre" ist leider nur in einigen Heften erschienen,
enthält aber schätzenswerthe Beispiele der Behandlung des Roh-
baues durch die Berliner Schule der 50 er und CO er Jahre, die
in zahlreichen Publikationen des „Architektonischen Skiz-
zenbuches" bezw. der „Zeitschrift für Bauwesen" ihre
Ergänzung finden. In München ist 1858 das Werk von Degen
„Der Ziegelrohbau"; in Stuttgart (1878) das Werk von
Bethke „Dekorativer Ziegelbau ohne Mörtelputz" er-
schienen.
lieber die Behandlung des Backsteinhaues im Mittelalter
giebt das bekannte Adlcr'sche Werk: „Die Backstein-
Bauten der Provinz Brandenburg" die werthvollste Auf-
klärung. Die moderne Weiterbildung des Backsteinbaues auf
mittelalterlicher Grundlage ist in den Ungewitter'schen „Vo(r-
legeblätteru für Steinarbeiten" sowie zahlreichen Publi-
kationen der Hannoverschen Schule in der Zeitschrift des
dortigen Vereins, die jedoch leider mit Detailzcichnuugen nicht
ausgestattet sind, vertreten. Letztere sind in vorzüglicher Weise
und zwar für Renaissancegcbäudc wie für solche mittelalterlichen
Stils — in den bzgl. Tafeln der (im Jhrg. 77 u. Bl. besprochenen!
„Vorlcgeblätter" Steindorffs gegeben. Zu der im
noch nicht genügend entwickelten Aesthetik des Backste
haben altere Jahrgänge u. Bl. einige werthvolle Beiträge gl
gebracht.
K. K. O. KriUrh, Im**: W. H««<irr IUn>«rk<lr«<fcerri. Drrhu.
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Nt. 70.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
353
lihilt !H» Uulkl*» KinrirMwntcfn <l«r Parier
IR7R. — Di« NudlcnrelUTunic tm 8trof*tunt (Krhlm
Hvvtaaratiou von Hjuubmk*n*Wr*. — 1>U< YvrtnAn über
in flu««, un.1 lUiiil« in Witt» - Mittb«-
WcltaatcUllamc U« Jahr
, | — NorhmftU i.t.rr d
Architekten und Ingenieur \Yrrln m Himtmix. — An'bili'ktrii-Y.'rv.ii ru Itrrtin. —
VtrvftfM**: Kin<* U amliTM^Ii-iluTiK luy m .« I n-ii (i-n. rt.ctiMi-.mi»* im K.itli
bau*« tu AuiM'iiru. — Aui ilrr Firhliitcratur. — Itfkrf- und Kr ae» -
iNUl
Die baulichen Einrichtungen der Pariser Weltausstellung des Jahres 1878/)
Von J. Stobben.
Die Einleitung der Ausstellung lind Ihre Trnd*«ti. — Wahl des 1'latif« — Pn*
ttnumti — Uncanlaatin« dfr Vensaltnim- — HethelUicntiK der fremden Länder. —
Oe*ainnvt|iUti. — ZuirÄnir.* und Trnn«tH>r1raittel . — llülfahauten cur }l«-r*ti'llllfit:
ri» ADuUllouipplatm. - Total-Kit.dmrk - law Tr.'n.lero-1'alart. - Ka»k*.le
»nd Parkanlage. — Kleinere Hauten auf dem Tnxadrro. — 1)1« Jrnal.nWke. —
■ t .1« Hamfelde« — Kleinere Bauten auf demsell.-« - Ifcr
j»as Vtttitmlt d konnrur - IN» -mentli. hm An«tHhi«-
Dir Pavillon der Sta.it Pul«. — lllc /tue '
itnter lir verschiedenen Nation*«. — V.-,;
PH, — Massan- und Kosten Arajal.en.
io Pariser Weltausstellung des Jahres 1S78
«nrde formell angeordnet durch die Iteiden
I>ckrcte des Marschall - Präsidenten vom 4.
und vom 13. April 1 870. Die leitende Idee
war liekanntlieh in weit höherem Grade als
bei irgend einer ihrer sechs Vorgängerinnen
eine vorzugsweise politische ; es handelte sich
Li nun. das gesunkene „prrstige" Frankreichs nach aufsen
hin durch einen glänzenden Akt neu zu beleben und den
Franzosen selbst die politische Isolirung der Republik durch
die Huldigungen zu verdecken, welche die Völker des Erd-
balls der französischen Nation und ihrer Hauptstadt durch die
Bethciligung an dem grofsen Weltfeste darbringen würden.
Und in der That hallen heute alle Boulevard-Blatter wieder
von der Genügt huung, welche Paris empfindet Ober die Be-
zeugung der Hochachtung vor dem. trotz KriegsunglOck und
Milliarden-Verlust neu erstandenen Frankreich und Ober die
Huldigung vor dem republikanwehen Geiste der Ordnung, die
man in der Thcilnahme an dem Wettkampfe der Industrie
ausgedruckt findet. Die Resultate dieses Wettkampfes selbst,
der Impuls zu industriellen Fortschritten und die geschäft-
lichen Vortheile der auf dem Weltmarkte vertretenen Gewerbe,
endlich die Eigenschaft einer jeden Ausstellung, als Lchr-
und Studienmittel zu dienen, treten vor dem politischen
Zweck in den Hintergrund. Beim weiteren Eingehen auf
i Gegenstand wird uns dieser charakteristische Zug der
treten. —
Bald nach der formellen Anordnung durch den Marschall-
Präsidenten, im Juli 187t>. setzte der Minister für Handel
und Landwirtschaft, Teissercnc de Bort (ehemals tech-
nischer Direktor der Lyon-Mediteranee-Eiscnbahnk zu dessen
Ressort das Unternehmen geh ort, eine Organisation - Kom-
mission ein, welche auf Grund einer öffentlichen Konkurrenz
ul>cr die Wahl des Platzes und die bauliche Einrichtung der
Ausstellung zu berat hen hatte. Die hervor rasendsten unter
den von 49 Konkurrenten vorgeschlagenen Platzen waren : Der
grofse Exerzierplatz im Jiois de Vineennes, der sogenannte
/Conti Point liei Courbevoic, das Rcnnfcld von Longeham|»s
im Bois de Hotdogne, der Schlosspark von Saint Cloud,
die Buttes Chaumont; ferner der TuUeriengarten verbunden
mit den Caroussclplate einerseits und den elyseischen Feldern
andrerseits, und endlich das bereits 1HÜ7 zu gleichem Zweck
benutzt gewesene Marsfeld in Vereinigung mit der Berglehne
des Trocadero.
Dieses letzte Projekt war dasjenige des Hrn. Jeaune,
welcher den Ausstcllungs - Palast als ein so grofses Oblongum
annahm, dass der von den Einbauten demnächst zu befreiende
Binnenhof als Manövrirfeld hinreichend grofs sei und daher
das umgebende Gebäude erhalten werden könnte, wahrend
auf dem Trocadero ein prächtiger Platz für Annexe und
Repräsentation-.- 1 hinten aller Art zur Verfügung stehe. Es
war hauptsächlich die günstige Lage in der Nahe des Stadt-
kerns, welche die Kommission bewog, dem Jeaunc'sehcn
tu geben. Der
*) Da der Rannt ■. IU. iur Zeit io erbel.lirh grölieren Isaake als Tor i Jahrrn
in Aaapnarh Benommen ist. so seilen wir uns l.-lder iiirkt in dir La«*, den durch
Ute Pariser Ausstellung dantsooinnsn Stoff In aiinltrbar Ausführlichkeit in t*bar.uVlti.
wir wir (llw* ItrsjrJ. .Irr Wiener WeltaaiMtellttna; RHbarj haben, sumal letrlere durrh
■Ii« H«ttirlll|roiw Üentsrlllanils and den un(trirh attrkrren Brauch d. iil«.'brr Tn-ti-
lmter««s*> unserer l^tsrr srnehllrb nlhcr »Und. IHe naehfubteode Lhir.
rtniitB AMiildunßwi Mne*«beii werden »..Ilm. wird »irh in etn-
r Web» lediitllrh mit dcrjr«j||p.« Seil« d«t Ausalr llun« l.ea,-IU<tlu>-«. "In »urh
«narr- IVeirhV au. Wir» «ad Philadelphia in erster Linie erwl.lmil waren: mit der
Anordna.« und baulichen Elnrtrbti.r.« de. A«~tello»|fl.lai««. und der A.iartell.ii.*.-
fichäude selbst. IXier .11« Ausstellung architektonischer Werke und die auf
denn (leblete des K ■ n at tte « e r he« in Tnrr aartrrtenen iärsrheinututeti hebalten «ir
uns ror, in ahrilirb snmmariarher Weise «u refarlreii, wU die« beert!* in No
iL Bl. beriet ileo terbnlaehen Iret.ieCs nenthehen Ist — laaaa der lah-tzt erwähnte
Artiksl va.ran« «eschirkt werden tnnsste. hat ea ühriirens
Ii, die Iis
ihm hrreita einltte kune AniCSl^n enthalten waren,
Liegenden BerVrnU «irdetnoll werden iniuMn.
Ii»
D
, d IM««. 1
kühnen und bestechentlen Idee, die Tuilericn und die Chmnp$
ilifsts in ein zusammen hangendes Ausstellungsfeld zu ver-
wandeln, glaubte man ausweichen zu müssen, theils wegen
der hohen Kosten, theils aus der Annahme, Paris könne mit
Rücksicht auf den ungemeinen Zudrang von Fremden aneh
nicht vorübergehend diese monumentalen Erholungs - Plätze
entbehren.
Senator J. EL Krantz. das Haupt der 18<;7er und der
gegenwärtigen Ausstellungs-Kommission und selbst inirrnirur
des ]mnts rl rhimsxrrs , entwarf nunmehr die definitiuMi
Grundzüge der administrativen und technischen Einrichtungen;
dicsellien erhielten im Septenilser l>'7(i die ministerielle
Genehmigung und dienten als Fundament für die energische
Thatigkeit, welche llr. Krantz zu entfallen verstand. Die
Ausstellung sollte sieh erstrecken über alle Gebiete der Kunst,
der Industrie und der Landwirt hschaft aller Nationen;
die Klassifikation der Uegcnstandc erfolgte nach !t (it-uppen,
welche in 90 Klassen zerfallen. Die 9 (It-uppen werden in
kurzen Worten uncefähr durch die Begriffe: 1. Kunst, 2. Unter-
richt, 3. Kunstgewerbe, 4. Kleidung, 5. Rohprodukte, 6. Technik.
7. Nahrung, 8. Landwirthschaft, 9. Gartenbau bezeichnet. —
Den Bautechniker interessiren vorzugsweise : Die Klasse 4 aus
der ersten Gruppe: „Architektonische Zeichnungen und Modelle";
die Klassen 17, 18, 19, 20, 25 und 27 aus der dritten Gruppe:
Möbel, Dekorations- Arbeiten. Glas-Industrie, Keramik, Kunst-
guss, Heiz- und Beleuchtungswesen : endlich aus der sechsten
Gruppe die Klasse 04: Kisenbahnmaterial, und die Klasse Ott:
Material und Betrieb der Baugewerbe, des Bau-Imrenieurwesens
und des Hochbaues („Mattridt et prvddts du tjrnif. riril,
dfs iravmue puMirs H dr t'arrhitceturt!").
Mit der Ausstellung wurden in Verbindung gebracht
zahlreiche Monstre-Konzertc, meist von nationalem Charakter,
die als Theil der Kunstausstellung zu betrachten sind, sowie
„Konferenzen" und „Kongresse" in fast ununter-
brochener Reihenfolge; die erstcren bestehend in Vorträgen,
welche von einem «gelehrten oder Dilettanten über beliebige
Gegenstände von allgemeinem Interesse vor einem Laien-
Publikum gehalten werden, während man unter Kongressen
internationale Fachvcrsammlungcn zu verstehen hat . welche
Fragen ihres Faches diskutiren.
Die Verwaltung des grofsen Unternehmens orgnnisirle
Hr. Krantz derart, dass unter ihm als Uencralkommissar
die folgenden Dienststellen gebildet wurden: 1. Kabinct der
General - Kornmission , Vorstand : Hr. C u m i 1 1 e Krantz,
Ingenieur drs nuinufuciurcs d> i'FAnt; 2. Direktion der
französischen Ausstcllungs -Sektion, Vorstand: llr. Dictz-
Monin; Architekt : Hr. Crep inet ; 3. Direktion der fremden
Ausstellung«- Sektionen, Vorstand: llr. (leorges Berger;
4. Direktion der Kunstausstellung: Hr. (iuillaume: 5. Direk-
tion der landwirtbsehaftlichen und tiarten- Ausstellung, Vor-
stand: Hr. Tisserand; (>. Direktion der Thierausstellung.
Vorstand: Hr. Porlier; 7. Ban-Direktion, Vorstand:
Hr. Duval, inginieur rn chef des ponts et ehaussees. —
Von der Bau - Direktion (190, rtir St. Dominique)
ressortirend, steht an der Spitze der Arbeiten auf dem Mars-
fehle Hr. Hiirdy, urehitecte en chef: unter ihm Hr. Hou-
berdon, ingcnicur-constrttrtevr, und Hr. Parent, ingenienr-
itiitpeetrur , letzterer als Nachfolger des vor kurzem ver-
storbenen Ingenieurs de Dion. An der Spitze der Arbeiten
auf dem Trocadero stehen nelnm einander die Hrn. Davioud
und Bourdais, urrhiteetes en chef, unter ihnen die Ingenieure
Hrn. Causel und Pamard. Der Masehinendienst endlieh
wird geleitet von den Hrn. Leeoeuvre, Professor an der
eeole des arts et mnnufuetures , und Debi/.e, inginieur
en chef.
Hand in Hand mit der Organisation der Verwaltung in
Paris gingen die Bildung von Loknlkommissionen in den
Departements und tlie Verhandlungen mit den fremden Ländern.
Das Schema der Ausstellung war bald entworfen; die Mit-
theilung desselben an die fremden Regierungen, verbunden
mit der Einladung zur Betheiligung, erfuhr indess eine sehr
verschiedene Aufnahme. Nur Belgien, Holland, Italien und
RusslaiKl galten von vorn herein ihre Bereitwilligkeit zur Theil-
<lie meisten übrigen Staaten stimmten
lern Projekte zu. Am ent-
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354
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
31. AttRMt 1878
schiedcnsten trat die Abneigung gegen die für unnutz und
unzeitig gehaltene Pariser Kestivil&t in Nordamerika, in der
Schweiz, in Oesterreich-Ungarn und in Deutschland zu Tage.
Aber aberall wurde schließlich die Bctheiligung durchgesetzt
und nur im deutschen Reiche verliehen die üblen Erfahrungen
von Philadelphia und die gedrückte Lage der beimischen
Industrie der allgemeinen Abneigung und Erschöpfung ein so
entschiedenes Gepräge, dass die Rcichsrcgierung die Be-
_ zu Gunsten der deutschen Malerei und
Bildhauerei, welche in einer beschrankten Auslese vorzüglicher
Werke unter dem bereitwilligsten Zuvorkommen der französischen
Regierung in die Kunstausstellung des Marsfeld-Palastes nach-
trüglich eingereiht worden ist.
So sehr berechtigt der ablehnende Standpunkt der Reichs-
regierung von Anfang an prinzipiell gewesen ist, eben so
zweifelhaft ist es, ob es auch richtig war, nachdem alle übrigen
Staaten - - von der hart bedrängten Türkei abgesehen — den
Beitritt erklärt hatten, Deutschlands Abwesenheit allein aufrecht
zu erhalten. Jedem Besucher der Pariser Ausstellung fallt
diese Lücke auf — nicht zum Vortheile Deutschlands — und es
fallen, r
dem We
Verbindungen, welche die Konkurrenz auf
V'eltmarkte der Ausstellung anknüpft, wirksam zu be-
kämpfen. Die in grofser Zahl nach Paris kommenden
Deutschen werden sich wegen der isolirten Situation ihres
Vaterlandes kaum eines peinlichen Gefühls erwehren können,
welches um so starker hervor tritt, wenn man zu bemerken
glaubt, dass das Fehlen Deutschlands die durch den Krieg
herbei geführte Entfremdung der französischen Uemütbcr leider
von neuem auffrischt, während die deutsche Bethciligung als
Akt der Höflichkeit ein wirksames Mittel zur Uebcrbrückung
der Kluft gewesen wäre, die unsere westlichen Nachbarn in
den persönlichen Beziehungen doch nachhaltiger von uns
trennt, als man in Deutschland zu glauben geneigt ist. —
Ehe die Verhandlungen mit den fremden Ländern über
Beitritt und Kaumhedürfniss zum Abschluss gekommen, hatten
die BauhQreaus nicht allein die Bauplane fertig ausgearbeitet,
sondern auch die Ausführung bereits begonnen. Das Haupt-
gebäude (vcrgl. die Skizze auf S. 335.) auf dem Marsfelde
erhielt nach den Planen von Jules Brunfaut und Hardy
eine Langenausdehnung von 706", eine Breite von 316
die beiden Querfronten, von welchen die nördliche der Seine,
die südliche der Militärsehule zugewendet ist, werden durch
zwei sogen. Vestibül -Gallcrien von je 25» Breite gebildet,
welche in Kuppelbauten endigen. \om vorderen zum hinteren
Vestibül laufen in der Richtucg der I^angenaxe, sowohl auf
der West- als auf der Ostseite, je 8 Gallerten (vergl. den
Querschnitt auf S. 335.), von welchen je drei mit 25 m Breite
die Ausstellungshallen im engeren Sinne, je eine von
35 ■ Breite die Maschinenhalle und je eine von 12™ Breite
eine Annex halle bilden; die übrigen 3 Gallcrien auf jeder
Gebäudeseite sind nur 5 n breit und dienen vorzugsweise als
Korridore. Den gleichen Zweck in der Querrichtung des
Gebäudes erfüllen zwei Transversal-Gallcrien von 15™
Breite, welche die sammtlichen Längshallen auf Vi und auf
Vi ihrer Länge durchsetzen. Die beiden Vestibüle im Norden
und Süden und die beiden Hallenkomplexe im Osten und
Westen umschiiefsen einen Binnenhof von 650= Länge und
65 ■ Breite, den man anfangs als Gartenanlage zu behandeln
beabsichtigte. Dem Raumbedürfniss Rechnung tragend, hat
man sich spater entschlossen, denselben dadurch zu verbauen,
dass man in der Längenaxo des Gebäudes von beiden
Vestibülen aus je einen Mittelflügcl (mit seitlichen Annexen)
von 225 Q Länge vorgestreckt und schliefslich in der Mitte
des übrig bleibenden Hofraumes, also im Zentrum der ganzen
Anlage, noch ein isolirtcs Bauwerk, den Pavillou der
Stadt Paris, errichtet hat.
Die Benutzung des Gebäudes ist so eingeteilt, dass die
beiden MittelHüirel mit ihren seitlichen Annexen die gesammte
Kunstausstellung aufnehmen, dass ferner der Hallen-
komplex auf der Ostseite nebst den anstofsenden Theilen der
Vestihülgallerien die französischeAbtheilung aller übrigen
Ausstellungszweigo, und endlich der westliche Hallen-Komplex
nebst den zugehörigen Vestibül! heilen die fremdländische
Sektion der Ausstellung beherbergt. In den Vestibülen
haben, ähnlich wie in der Wiener Rotunde, Schaustücke von
besonders grofsen Dimensionen oder von besonderem Glänze
Platz gefunden ; der fremdländische Hallen-Komplex ist (wie der
französische) durch die 5 m weiten Stfitzonstellungen in 125
Querstreifen getheilt, von welchen den einzelnen Nationen der
Reihe nach so viele
der Ausstellungs-Objektc erforderlich, bezw. verfügbar waren.
Dadurch nimmt diesog.Fremdensektion die Form einer Tabelle
an, auf welcher die Gegenstände in der Längenrichtung nach
I Andern, in der Quere nach Klassen geordnet sein sollen.
Es ist also hier dasselbe Prinzip angewandt, welche*
ähnlich bereits in Philadelphia und auf verwandte Weise bei
der 1867 er Pariser Ausstellung versucht worden war. Der
Erfolg ist auch diesmal — was die Aufstellung nach Klassen
und die leichte Aufhndbarkcit der Gegenstände betrifft - nur
sehr wenig befriedigend (vcrgl. Seite 2Hit Jhrg. 1M73 d. Ztg.l.
Zwar waren die i lluupt halten auf jetler Seite plangemäß
und nach Inhalt der Aufschrift-Schilder dazu bestimmt, die
Maschinen, die RohmatcriaUcu, die Fabrikate und die kunst-
gewerblichen Sachen aufzunehmen, und die 3 durchlaufenden
Korridore sind mit den Worten „ PüfUMItl", „MMHer" unil
„Ar/.* Wtcranj11 bezeichnet; aber in Wirklichkeit sind fast in
jeder Gallcric Gegenstände aus fast allen Gruppen anzutreffen.
So findet sich z. B. die schweizerische Bauausstellung bei den
„Ar/s Kbera***, die amerikanische Iwi den Fabrikaten, die
holländische bei den Rohstoffen und die Ausstellung des
italienischen Bauten-Ministeriums in der Maschinenhalle, un-
mittelbar neben der Schulausstellung der Japanesen. Die ein-
zelnen Länder haben sich eben, da die ihnen zugewiesenen
Querstreifen mit ihren Bedürfnisset! nicht immer kongruent
waren, zum Thejl in einander verschieben müssen. Die Aus-
stellungen von Japan und Spanien reichen, ohne Maschinen
zu enthalten, durch die Maschinenhalle hindurch in die Annex
gallcric, den Zusammenhang der Maschinen-Ausstellung ganz
durchbrechend. Andere Staaten, wie Luxemburg, Siam.
San Marino u. s. w.. konnten überhaupt eine ganze Quertravee
der Gallerien nicht füllen und haben daher ihren Aus-
stellung«-Vorrath, unbekümmert um die in den Längshalkn zum
Ausdruck zu bringende Gruppentheilung, an einer ihnen an-
gewiesenen, anderweitig nicht vergriffenen Stelle einer beliebigen
Gallerie zusammen gesetzt. Im Grunde genommen bleibt daher
in der fremdländischen Sektion zur Oricntirung wenig andere-
übrig, als die durch Querschranken, durch Schriftschilder,
Flaggensx hmuck und sonstige Embleme kenntlich gemachte
Ordnung nach Landern und die annähernd durcligefübrte Ab-
sonderung der Maschinenhalle.
Etwas deutlicher ist die Klassen-Ordnung in der f ranzö-
sischen Ausstellung zum Ausdruck gebracht, welcher, wir
erwähnt , der ganze östliche Hallen - Komplex znr VcrfÜgune
stand; hier ist wenigstens für den Eingeweihten eine Gruppirune
der Gegenstände nach Gattungen erkennbar. Einen ähnlichen
Grad der Ordnung erreicht die Anordnung der Kunstausstellung;
die einzelnen Staaten folgen sich ungefähr in der gleichen
Reihe wie in den West-Gallericn, mehrfach indess von Frank-
reich unterbrochen und ergänzt; ein bestimmtes System für
die Trennung von Gemälden, Skulpturen, Architektur -Zeich-
nungen und Kupferstichen ist nicht vorhanden; indess hat
man — wohl aus dem erklärlichen Grunde, dem schaulustigen
Publikum die Werke der Malerei an den bevorzugtesten Stellen
entgegen zu bringen — die Architektur-Ausstellungen meist in
die Annexe und in die Korridore verwiesen.
Findet hiernach schon im Hauptgebäude des Marsfehles
eine entschiedene Abtrennung der Maschinen und der
bildenden Künste von den übrigen Aussteliungs-Objckten
statt , so ist eine weitere Trennung durchgeführt hinsichtlich
der landwirthschaft liehen Gegenstände, welche auf dem
Quai iVOrstitf zwischen der Avenue de la liwirdonnaye und
der Alma-Brücke, derThicre, welche auf der Esplanade der
Invaliden, endlich der Schiffahrts-, Rettung*- und Eisenbahn-
Materialien, welche zu beiden Seiten der Seine zwischen dem
Flusse und den eingeschränkten Quai-Strnfsen Platz gefunden
haben. Aufserdem aber sind etwa 200 besondere Annexbauten
von grofsen und von geringen Dimensionen auf dem Mars-
felde und auf dem Trocadero errichtet worden — theils für
einzelne Staaten, Behörden oder Private, welche eine eigen-
artige Industrie oder einen bestimmten Zweig derselben für
sich ausstellen wollten, theils zur Aufnahme der grofsen Zahl
von Ausstellung» - Objekten, die wegen Raummangel in den
Gallcrien des Hauptgebäudes nicht untergebracht werden
konnten. Trotz des Ausbleibens Deutschlands hat sich eben
der Rauminhalt des Marsfcld-Palastcs als viel zu klein erwiesen
und das übertriebene Annexwesen hat in Folge dessen die
bereits in den Gallcrien des Hauptgebäudes verdunkelte
Ordnung fast in die Willkür eines grofsen Jahrmarktes auf-
gelöst. Im Wiener Prater war dies weit weniger der Fall
und auch in Philadelphia scheint nach den vorliegenden Plänen
das System der Annexbauten weniger ent- und verwickelt
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N«. 70.
DEUTSCHE BAUZE1TUNG.
355
Durch ein Hauptmotiv aber übertrifft <ü'e Anordnung der
diesjährigen Pariser Aufteilung alle ihre Vorgängerinnen au
Ulan/ und monumentaler Pracht, dadurch nämlich, dn-s man,
getreu der leitenden Idee, die Ausstellung als eine Repräsen-
tation des neu erstandenen Frankreich zu benutzen, in der
Hnuptuxc des grofscu Ausstelluugs-Gcbäudcs, jenseits der Seine,
auf den Höhen des Trocadcro einen imposanten Fcstpalast
errichtet hat, der mit seiner stolzen Kuppel und seinen schlanken
Thürmen die ganze Anlage dominirt und mit weit ausgebreiteten
Armen den Park zu seinen Fflfsen zu umschliefscn sucht.
Aul die architektonische Gestaltung dieses merkwürdigen Baues
wird spater eingegangen werden ; hier sei blos erwähnt, dass
nur die gebogenen Seitenflügel des Palastes einen eigentlichen
Ausstellungszweck haben; sie enthalten eine historische und
ethnographische Sammlung, wahrend der Mittelbau einen grofsen
Fest- und Konzertraum und verschiedene Konferenzsäle umfasst.
Wie die Annexe und Nebenhallen auf dem Marsfcldc
durch den Ausstelluugs-Palast, so werden die Pavillons, Kioske
und Restaurationen des Trocadero durch das „Palais des
fites" beherrscht. Die hauptsächlichsten, architektonisch
bemerkenswert hen dieser Einzelbauten sind auf dem Tro-
cadero: die Pavillons von Aegypten, China, Tunis, Schweden
und Norwegen, ferner das algerische Haus, ilie Pavillons der
französischen Wasser- und Porst- Verwaltung, der Kiosk der
Union cenimique und das Süfswasscr - Aquarium ; auf dem
Marsfcldc: die Pavillons von Monaco, von Portugal und
von Spanien, sowie die Ausstellung»- Gebäude der Taback-
Manufaktur und der französischen Ministerien des Innern und
der Bauten.
Die gewaltige Fläche von etwa 700 000 □">, welche die
ganze Ausstellung auf dem Marsfelde, auf dem Trocadero und
auf dem Quai d'Oreay einnimmt, ist durch 14 Thore zu-
ganglicli. Eine vortreffliche Einrichtung ist die, dass die Ein-
trittskarten nicht an den Schaltern verabfolgt, sondern an
zahlreichen Punkten in der Stadt verkäuflich gehalten werden.
Die hauptsächlichsten Eingangst höre sind solbsirodeud die dem
Stadtkern zugewendeten auf der Ost- und Nordscitc, darunter
namentlich die Porte Tourville und die Porte Kapp für die
Stadt t heile auf dem linken Ufer der Seine, die Porte de la
Seine für die mit den Dampfbooteu ankommenden Besucher,
die Portes de Chaillot und d Jena, sowie die Porte du Troca-
dero No. I. für die Stadttheile auf dem nördlichen Flussufer.
Das bewegteste Leben spielt sich an den Eingängen Porte
Kapp und Porte du Trocadero I. ab, wo die dichten Massen
der Omnibusse, Trainwagen uud Droschken, der schreienden
Zeituugs- und Esswaaren- Verkäufer und der frommen Bibel-
verscheuker den Tausenden von Ausstelluugs-Besuchern erfolg-
reich den Weg versperren. Die Zugänglichkeit der Ausstellung
wird aufserordcntlieh gefördert durch das rationelle Pariser
Strafsensystcm , welches die thunliclist direkte Verbindung
aller Knotenpunkte des Verkehrs durch energische Diagoual-
liuicu und glänzende Strahleubüschcl bekanntlich vorzüglich
gelöst hat, meist unbekümmert darum, ob die Gestalt der Bau-
gründe mehr oder weniger ungünstig ausfiel. Olinc Unord-
nung uud Stockung werden die 70 000 Besucher taglich anf
den zahlreichen Pferdebahnen, Omnibuslinien und Dampfbooten
an ihr Ziel befördert. Nur beim Schlüsse der Besuchszeit,
gegen 6 Uhr, füllen sich die den Hauptausgäugen zunächst
liegenden Strafsen und Boulevard-Strecken allerdings oft in
bedenklicher Weise, so dass selbst dem Eingeweihten das Er-
haschen eines Transportmittels für die Heimkehr eine schwierige
Aufgabe wird, deren Lösuug mit um so gröfscrem Ungestüm
verfolgt zu werden pflegt, als der zum Fufsmarsch Ver-
urtheiltc meist Entfernungen von ungewohnter Länge zurück
zu legen liat. —
Die au fserordentliche Ausdehnung des Ausstellungs-Terrains
innerhalb des angebauten Stadtplans hat da es nöthig war.
die Verbindung der durch die Ausstellung getrennten Stadt-
theile unter sich aufrecht zu erhalten und auch das Aus-
stcllungsfeld selbst als ein zusammenhängendes Ganzes einzu-
richten, eine ganze Anzahl von Hülfsbauten erforderlich
gemacht, welche hier kurz betrachtet werdeu sollen, ehe wir
zur Beschreibung der Gebäude auf dem Ausstellungsplatze
selbst übergehen.
Die Verbindung zwischen dem Marsfcldc und dem
Trocadero ist, wie bereits erwähnt, durch die Jen abrücke
hergestellt : aber cincstheils war die Breite dieser Brücke für
den Verkehr auf dem Ausstcllungsplatzc völlig ungenügend,
anderenteils war ihre Erhöhung notwendig, um die beider-
seitigen Quaistralsen, deren Benutzung nicht unterdrückt
werden durfte — obwohl die Quais selbst für die Ausstellung
verwerthet werden sollten — unterführen zu können. Ueber die
Brüstungen der Jenabrücke und getrageu durch besondere,
auf der alten Brückenbahn errichtete Stützen, wurden daher
Blechträger gestreckt, welche an jeder Stirn 5 • vorkragen,
mit einem Bohlenbelag versehen sind und so eine Brückeu-
tafel von 24 ■ Breite bilden ; der hohle Raum zwischen den
beiden Brückenbahnen kam für die Unterbringung der Haupt-
rohre, welche das Wasser von der Trocadcro-Kaskadc zum
Rohroefc des Marsfeldes leiten, in erwünschter Weise zu Statten.
Zur Hebung der Brücke addirt sich die muldenförmige
Senkung der Quaistrafsen, welche im Gefalle 1 : 25 zwischeu
Futtennaucm in das Ausstellungsterrain eingeschnitten und
jede dreimal Oberbrückt sind. Von diesen Brücken sind zwei
aus Holz mit Treppenaufgängen an den Enden, zwei aus
sogenannten Fers rustiijues (Gusseisen in Form von Acuten
und Zweigen) von der Finna E. Juqucmins in Paris, eine
gewölbte in der Axe der Jenabrücke auf dem linken Ufer
uud eine schmiedeiserne Bogcnbrücke in derselben Axe auf
dem rechten Seineufer. Die Vorliebe der Franzosen für die
Bogenform geht so weit, dass man sio selbst hier angewendet
hat, wo die Höhe so beschränkt ist. dass für die Passagiere
auf den unter den Bogenschenkcln hindurch fahrenden Tram-
wagen ein Warnungsschild liat angebracht werdeu müssen mit
der Aufschrift: „Defense de se hier au jntssaye du )nmi".
Als weitere Hülfsbauten verdienen angemerkt zu werden
die von der ßrückenbnuanstalt zu Fivcs bei Lille ausgefülirtc,
durch Säulen unterstützte, dreiarmige schmiedeiserne Gitter-
brücke mit drei Treppenaufgängen an der Porte de la Seine.
welche die Landwirthschafts- Ausstellung mit den benachbarten
Theilen des Quais und des Marsfeldes verbindet; ferner die
bedeutende, durch Verbreiterung des Quai n* Orsoy erzielte
Quaianlage in der ganzen Breite des Marsfeldes, eine
hübsche Holz-Bogen brücke über dio Ilue le Notre zur
Verbindung des Trocadero mit der anthropologischen Annex-
Ausstellung, endlich der Marsfeld -Bahnhof und die als
Ersatz für die Jenabrücke dem öffentlichen Verkehr zwischen
deu Stadtthcilcn links und rechts des Flusses dienende Fufs-
gängerbrücke über die beiden Seinearac bei Passy.
Die Verbreiterung des Quai tt Orsoy war mit vielen
Fundirungs-Schwierigkeiten verknüpft; die Mauern mussten
wegen des schlechten Untergrundes unvorhergesehener Weise
auf 8m hohe Pfahlroste mit Bctonfüllung gegründet werden;
eine grofsc Anzahl von Zickzack-Rampen wurden an der durch
ein Bohlwcrk eingefassten Wasserlinie entlang angelegt, um
die Zuführung der Ausstellungsgegenstände in die auf dem
Quai für die Marine, für Hafenanlagen, für ein See-Aquariuni
etc. errichteten Gebäude zu erleichtern.
Besondere Anerkennung verdient auch das Stationshaus
des Marsfeld-Bahnhofes, ein Eisenfachwerk-Gebäude, konstruirt
von Emile Baude t in Paris, bestehend aus senkrechten
I Pfosten mit Horizontalbändern, welche in der sauber ge-
musterten Ziegelausmauerung verdeckt liegen. Ein eigen-
tümliches Bauwerk ist die „Passerelle de Passy", erbaut
von der Brückenbau-Anstalt Cail & Cie. in Paris (Konstrukteur
Victor Rose), C,50m breit und ca. 200 m lang, mit Treppen-
aufgängen auf beiden Seiten, unter 80° schief, mit überhöhter
Asphaltbahn. Die Seine ist hier durch die sogenannte
Schwancn-Insel, welche gegenwärtig eine Allee-Promenade von
der Passerelle de Passy bis zum Pont de Grenelle bildet,
in zwei ungleiche Arme gethcilt; über jeden Ann ist eine
Brücke mit 3 Öffnungen geschlagen, deren mittlere etwa
1 mal so breit ist als die seitlichen. Auf den ersten Blick
ist man versucht, das Bauwerk für eine doppelte schmied-
eiserne Bogenbrücke zu halten; die Träger sind jedoch Ober
den Pfeilern, welche aus je 2 Rohren von 1,5 » Durchmesser
bestehen, kontinuirlich, im Scheitel der MittelOffnung durch
Scharnier mit einander verbunden (auch in der Asphaltbahn
befindet sich hier eine Scharnierplatte) und an den Ufer-Auf-
lagern nicht bogenförmig gesenkt, sondern in gerader Balken-
form aufgelagert. Jede Brücke charakterisirt sich daher als
aus zwei Balken bestehend, welche (ähnlich den Drehbrücken)
einen überstehenden Arm nach der Mittelöffnung und zwei
Auflager auf dem Landpfeiler und auf einem Mittelpfeiler
besitzen. Die Brucken - Anlage verbindet den lloulevard de
Grenelle einerseits mit der Passage des Kau.v, einer mittels
Treppen die Höhen von Passy erklimmenden Fufsstrafse.
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356
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
31. Aujrnut 187»
Die Stadterweiterung
Ein besonderes Verdienst des Orth/sehen Plans bildet I
das Netz von Strafseng leisen, welche theils von Dampf-
omnibus, theils von Eisenbahn - Guterwagen (besonders bei
Nacht) befaliren werden können. Es wird gegenwärtig grade i
eine „Pferdebahn mit Dampfbetrieb" eröffnet, welche Strafsbuig j
von Nord nach Süd zwischen Steinthor und Metzgerthor |
durchschneidet, mit Fortsetzungen nach Sehiltigheiin und nach
Kehl. Hierzu sollte nun eine zweite Hauptliuie von West
nach Ost kommen, welche vom künftigen Zentriübahnhof
ausgeht, am Kanal sich gabelt, theils in die von Orth pro-
jektirte Durchbrachst rassc der Altstadt, tlveils längs der Ufer
des Kanals, dann wieder einheitlich durch das neue Kehler
Thor hinaus führt. Eine Zweigbahn würde die Uuprechtsuuer
Allee durchziehen und rückwärts auf den lllstadeti verlängert
werden. An dieses Netz können natürlich noch sonstige
Linien, namentlich nach anderen Vororten, stets leicht ange-
schlossen werden. Dasselbe ist für eine Stadt von künftig
vielleicht üiJOOCK) Einwohnern entschiedenes HcdOrfniss, be-
sonders da der Zeutralbahnhof einseitig im äufsersten Westen
liegt und das Bestreben baulicher Ausdehnung nach der
entgegen gesetzten Richtung stattfindet. Sofern die Strafscu-
bahnen frühzeitig auf das Feld der Stadterweiterung aus-
gedehnt werden, sind sie auch geeignet, die Bebauung wesentlich
zu förderu und den Werth des Grundeigeuthums zu erhöhen.
Von Anlagen für den lokalen Wasser verkehr im
Inneren der Stadt linden wir in dem Ortb/scheu Projekt
2 niedrige Udestrafsen an den Ufern der III im neuen
Stadttbeil und Laecrptätzo am linken Ufer der III im süd-
westlichen neuen Quartier. Hiermit werden die am Kanal
und an der III bestehenden Einrichtungen in ortsüblicher
Weise ergänzt. Hinsichtlich des südwestlichen Stadt theils
mochte jedoch die Idee von Gönrath noch zweckmäfsiger
sein, wonach Eisenbahn - Gleise vom neuen Güterbahnhof
(welcher in Terrainliöhe liegen soll) durch eine Unterführung
in bequemer Kichtung nach der III gehen. Hierdurch wird
nicht nur die Gleisverbindung zwischen dem Wasser und
dem Zentralbahnhof erreicht, sondern auch der betreffende
Stadttbeil für gewerbliche Zwecke unterstützt, sowie eine
direkte Verkehrslinie zwischen dem neuen Weilsenthurm-Thor
und dem rechten Iiiufer vorbereitet.
Hiermit treten wir denn an die Frage der auswär-
tigen Wasserverbindungcu, s,>ezicll an die Hafen-
fr agc heran. Mit derselben hat sich von den 3 Technikern nur
Orth beschäftigt, weil die Aufgabe nicht siiezicll durch die
Stadtverwaltung gestellt wurde und allerdings den größten
Theil des llebauungsplans auch nicht tangirt. Orth's Lösung
beruht prinzipiell auf dem schon oben angeführten Gutachten
der Strafsburger Handelskammer und auf einem hiernach
ausgearbeiteten Projekt der Keiclis - Wasserbau Verwaltung,
moditizirt dasselbe aber erheblich, um es den übrigen
Zwecken der Stadterwettcrung anzupassen. Es sind zwei
Hafenbassins angenommen, beide auf wenig werthvollem
Gelände, beide reichlich mit Verlade- Vorrichtungen und Gleisen
umgeben, welche von der Strafsburg- Kehler Eisenbahn ab-
zweigen. Das obere Rassin befindet sich aufserhalb der
Festungswerke und ist direkt aus der III zugänglich, das
untere dagegen liegt innerhalb der neuen Umwallung uud
steht durch einen, die letztere kreuzenden, kurzen Kanal mit
dem Rbein - III - Kanal in Verbindung. Beide Häfen werden
sodann noch durch einen die Südseite der Stadt Hinfahrenden
Schiffahrtskanal verbunden, dessen Ausführung aber unab-
hängig und event. später als diejenige der Bassins erfolgen
kann, da die Wasserläufe im Innern der Stadt vorläufig
noch als Schiffalirtstrafse des elsässischen Kanalnetzcs ge-
nügen. Indem nun vor der Südfront auch die Strafsburg-
Kchler Eisenbahn vorbei zieht, so ergiebt sich, dass die in-
dustrielle Eut Wickelung vorzugsweise hierher fallen wird,
und um sie noch mehr zu fördern, empfiehlt Orth eine
weitere Zwischeustatiou der genannten Bahnlinie in der Nähe
der Zitadelle. Auch innerhalb der neuen Umwallung
in der Nachbarschaft des unteren
von Strafsburg.*)
nl-K-drivcUe "chrri(.:.i
*) \\m Ilm. niurath Orth i»t iui* iiorh iUj» n fertigtet*
rIn Nt>- Ht In «l.ni \rllkrl ,J>i* SOMlti-Tvciteruni: von Stmitlilirg-1 br-rrurgv-
li'ihen, if»M ien die h.-rv<irri*ntile An1 de» Cnivrr.fUti«,-häiiiie-KniiiplFxn Isiiorirt
hali'. Irh uill iWti tliHUiVfilirti t>em«rktm. iLus tili miili Iii *l*r*er rj.-tirhting il*m
CnlvMiititKJitvmrl tun K»a<erl ai^curhliiMm li.b». »ril icS n>rli im-hrfwh« vormf
«..beii.i.11 V.rWIlmiifn 1'niTcniUiuu« »I, ZunHiruiim^nb» ab liereit»
für die Aiululiriikj fe,< K|.h,„,l „„»Ii,.,, raiiwle. - Cur »ctUrrM1uliflJ1laB.11 «erde
i.ll n»,ll ilet. KutllVmaYe*, » el. he K.l.le S. ,,tr,„l.. liVr .1™ Ibhann..«»!.. h.,..r
»lohen, um Rjoii. «uirli.o, ili ich nir Zeit eine Erwitte
Berlin, :•». Aogu« lüi«. Orth.
beimeme Gelegenheit für Anlagen im Interesse von Handel
uud Gewerbe gegeben sein.
Bei Reurtiieilung des im Vorstehenden kurz geschilderten
Projektes wird man die fernste Zukunft Strafsburgs ins Auge
fasten uud fragen müssen, ob derselben passend vorgearbeitet,
mindestens nicht entgegen gewirkt wird. Als Ziel der Zu-
kunft ist nun seit dem deutsch -französischen Kriege schon
vielfach ausgesprochen, dass Strafsburg, mit Kehl zusammen
wachsend, eine Rheinstadt werden uud in Konkurrenz
mit Mannheim treten müsse. Diesem Gedanken entspricht
bereits der um beide Orte gezogene Ring von Aufsenforts.
Und wie auch die Wahl ausfnllen möge zwischen Vei-
besserung des Rheins (für Tauerei) und Kanalanlagc nach
Ludwigshafen, so bleibt doch stete die Nähe des Rheins
wünschenswerth zur Verknüpfung sämmtlicher Wasserstrnfsen.
Hieraus folgt aber unseres Erachtens, dass Strafsburg einen
eigentlichen Rheinhafen anstreben muss, so gut wie Mann-
heim und selbst das kleine Kehl einen solchen besitzen.
Der Platz dafür ist zweifellos die Insel zwischen kleinem
und grofsem Rhein, eventuell mit Benutzung des kleinen
Rheins. Um von hier Verbindungen mit dem elsässischen
Kanalnctz zu erzielen, wäre ein Schiffahrtskanal vor der
SDdfront der Festung nach der III, und ein anderer gegen
den bestehenden Rbein-lll-Kanal (indirekt den Marne-Kanal)
nützlich. Der Verkehr für Menschen und für Güterwagen
wind, ungeachtet der jetzt noch ziemlich weiten Ab-
theils durch die Strafsbuig-Kchlcr Eisenbahn (künftige
i), theils durch die das neue Kehler Thor passiremle
Stralscnhuhii mit genügender Leichtigkeit besorgt werden
und besonders noch beim Wegfall der Zitadelle gewinnen,
welcher allgemein gewünscht und nur als eine Frage ikr
Zeit angesehen wird.
Wenn die vorstehenden Gedanken sich bei näherer I*rü-
fung in militärischer uud hydrotechnischer Beziehung als
stichhaltig erweisen sollten, so würde in Folge davon die
bauliche Entwickelung Strafsburgs für Handel und Grofs-
industric ganz aufserhalb der neuen Umwallung und vor-
zugsweise nach Osten zu fallen. Dies halten wir in de
That in manchen Beziehungen für vort heilhafter, als die oben
angeführte Situation des ÖrthVhcn Entwurfs. Denn wenn
nach Orths eigenen Veranschlagungen der Raum innerhalb
der neuen Umwallungen hinnen einigen Jahrzehnten bebaiil
sein wird theils durch das Vorrücken der alten Bevölkerung,
theils durch Zuzug von aufsen, so wird das Terrain neben
dem Bassin in der N. -0. -Ecke bald sparsam und tbeucr
werden, während auf dem weiten Raum zwischen Wall und Rhein
reichlichere, billigere, sowie mit bequemeren Gleisanschlüssen
versehene Plätze für gewerbliche Etablissements n. s. w. zur
Verfügung bleiben und gegen N. und S. stets ungehindert er-
weitert werden können, vielleicht allmählich mit dem gewerb-
rcicheu Vorort Neudorf im S.-O. zusammen wachsend. Man er-
hält ferner lokale Absonderung zwischen den künftigen
Wohn<]uarticren innerhalb und dem Industrie-Viertel aufser-
halb der Wallinie, welche beiden Theilcn zum Segen ge-
reicht, und es wird nicht so bald das Bedürfhiss eintreten,
die Grenze beider, nämlich die neuen Wälle, zu verschieben.
Auch die geschonten Befestigungen der Südfront mögen noch
länger zu ertragen sein, wenn der Raum vor ihnen nicht vor-
zugsweise zum Bebauen bestimmt, sondern die Baulust thun-
liehst nach Osten gezogen wird. Endlich sprechen hygieni-
sche Rücksichten bekanntlich mehr für die Ostscite als für
die SüiLscite (Föhnwinde!). Dass der Festungsrayon den
Massivbau erschwert, ist man in Strasburg wie in
Festungen so gewohnt, dass hiervon keine wesentlich)
derung für gewerbliche Ansiedelungen zu befürchten sein wird ,
wichtiger ist möglichst unbeschränkter Raum zur Ausbreitung,
und deshalb gehören Grofsindustric und Grofshandcl am besten
vor den Festungsgürtel hinaus, während kleinere Gewerbe im
Innern die Ladcgelegenheiten an der IU finden uud etwa
auch noch durch einen weiteren Zweigkanal unterstützt wer-
den mögen. Wem diese ganze Betrachtung zu phantastisch
vorkommen sollte, der bedenke doch, dass ein guter Stadt-
erweiterungs-Plan in grofsen Zügen, so weit möglich, die
ganze Zukunft berücksichtigen muss und dass gerade von
der lange eingeschnürten Stadt Strafsburg unter veränderten
politischen Verhältnissen eine bedeutende Expansivkraft zu
erwarten ist. —
Soweit unsere Erläuterung zu den 3 Bebauungsplänen.
Die Hrn. Gönrath und Eggert haben ihre Arbeiten selbst nur
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H» 30. DEUTSCHE BAUZEITUNG. 357
als vorläufige Skizzen bezeichnet nnd auch bei dem sclion
\iel eingehender behandelten Entwurf des Ilm. Orth behält
die betreffende Begloitschrift Spezialstudieu für manche Par-
tien vur. Es wird sich deshalb wühl darum handeln, mit
Hülfe der geleisteten Motive erst einen definitiven Plan
zu schaffen. Gleichzeitig werden dann auch die Maafsrcgcln
der Gesetzgebung und Verwaltung zu berathen sein, ohne
welche die Ausführung des besten technischen Entwurfs auf
Abwege geratheu kann: liauiwlizci, wirtschaftliche Fragen,
ständige Organe für die Stadterweiterung. In letzterer Be-
ziehung empfiehlt Orth mit Recht die Niedersetzung einer
/entral-Kommissiim aller einschlägigen Verwaltungszwcigc als
oberste Instanz in Stadtcrwciterungs-Fragen. Da das Feld der-
artiger Maafsregeln in Strafsburg noch fast gar nicht angebaut
ist, so ergiebt sich hier Gelegenheit, recht musterhafte Normen
aufzustellen. Mögen alle diese ferneren Arbeiten auf guten
Wegen und zum Gedeihen der Stadt gefördert werden!
Karlsruhe, Juü 187«. EL Daum ei st er.
Uber die Restauration von
Hr. Rudolf Redtenbachcr hat in seinein, in Xo. 58, (10 u. 02
dieser Blatter abgedruckten Aufsätze „Ueber die Restauration von
Baudenkmälern" eine Reih« sehr nützlicher Anweisungen als
„Mittel und Wege"1 zur Ausführung der Restaurations- Arbeit selbst
gegeben. Aber ich vermisse in diesem vortrefflichen Aufsatze ein
sehr wichtiges Kapitel. Es fehlt darin nämlich der deutliche
Hinweis auf das Grundprinzip bei Restauration der Baudenk-
mäler, eine klare Darlegung der zu losenden Aufgabe und tl< s - u
erstrebenden Ziels, welche auch in der zur Ergänzung hcru:i ge-
zogenen „Denkschrift über die Baudenkmäler im Deutschen Reich"
nicht gegeben ist Pud doch muss der Restaurator über diese
wichtigste Frage vor allem sich vollkommen klar sein, da von
der Auffassung derselben alle weiteren Ausfuhrungen abhängen.
Früher stellte man als Grundsatz fUr Restauration von Han-
dle Aufgabe fest: Restitution des Denkmals in seinen
o möglich in jenen Zt
i ersten Baumeister beabsichtigt war. In Folge
von dem Bauwerke alle nicht ursprünglichen Anbauten und selbst
alle einer späteren Zeit angehörenden Ausstattung* - Gegenstande,
wie Altäre, Kanzeln, Chorstühle, Leuchter, Orgeln, Grabmaler etc.,
selbst wenn sie von hervor ragendem Kuustwerthc waren, entfernt
und durch neue Gegenstände ersetzt, welche man genau in dem
Stil der betreffenden Kunstperiodo glaubte anfertigen zu können.
Man ging dabei zuweilen so weit, dass ein schöner gotbischer
Chor, der an einer romanischen Kirche sich befand, durch eine
romanische Apsis ersetzt werden sollte. In Verfolg dieses Prinzips
hätte man z. B. den Chor des Münsters zu Aachen ganz be-
seitigen, den Dom zu Köln und das Münster zu Strasburg bis
auf geringe Reste abtragen und noch neuem Plan wieder auf-
richten müssen. —
Abgesehen von dem durch eine solche „ Puritikation" an vielen
Werken von hervor ragendem künstlerischen und historischen
Werth« verübten Vandalismus und der widerrechtlichen Verletzung
vieler bestehenden Stiftungen, erreichte mau den beabsichtigten
Zweck doch in keinem Falle ; denn der ursprüngliche Entwurf des
ersten Itaumeisters war nur in den allerseltcnsten Fällen fest zu
i und die neu gefertigten Rautheile und inneren Ausstattungs-
nde waren keineswegs, wie man glaubte, im Sinn und
st der alten Zeit Neuere Forschungen haben bekanntlich fest
gestellt, dass kaum ein größeres Bauwerk des Mittelalters nach
einheitlichem Plane, gleichsam aus einem Gusse, erbaut worden
ist, dass vielmehr die bei weitem gröfseste Anzahl derselben im
Laufe von vielen Jahrzehnten, ja von Jahrhunderten entstanden
ist und dass die einzelnen Baumeister nur ganz ausnahmsweise
mehr Rücksicht auf einander genommen haben, als die zwingendste
Notwendigkeit gebot. Man zerstörte also um der vermeintlichen
Einheit eines vielleicht nicht einmal bedeutenden Bauwerks willen
oft sogar das Reste und Wertvollste und erhielt dann im günstig-
sten Falle an Stelle eines historisch interessanten, malerisch wirk-
samen alten Baudenkmals, ein langweiliges Bauwerk von zweifel-
haftem Werthe, an welchem nur der innere, nicht sichtbare Kern
eines Thcils desselben alt, das Meiste dagegen neu ist und folg-
lich, bei dem Wandel des Geschmacks, nach wenigen Jahrzehnten
abermals restaurirt, d. h. erneuert werden musste.
Gegenüber dieser veralteten aber noch nicht völlig über-
dürfte in unseren Tagen, da mau endlich zu einer gerechten
Würdigung der Kunstwerke aus allen Kultur- Perioden gelangt
ist, das, wie ich glaube, richtigere Prinzip als im allgemeinen
niaafsgebend fest zu halten sein, dass das zu restaurirende Bau-
werk in seiner Gesammterschcinung als historisch ge-
wordenes Baudenkmal erhalten und vor weitcrem Ver-
fall geschützt werde. Es sind dem Bauwerk demnach alle
spätere Zuthaten und Gegenstände der inneren Ausstattung, soweit
solche nicht ältere und bessere Theilc verdecken oder künstlerisch
und historisch absolut werthlos sind — was oft nur auf Grund
sehr eingehender Spezial-Studieu fest gestellt werden kann zu
erhalten, d. h. die Restauration hat sich im wesentlichen auf die
Ergänzung der schadhaften Theile genau in der Art der ur-
sprünglichen zu beschränken und das Bauwerk in einen guten
baulichen Zustand zu versetzen.
Dass trotz dieser Minimal-Forderungen bei den oft sehr lange
Zeit vernachlässigten, oft aus Gründen des Bedürfnisses und der
Nützlichkeit, oder in Folge des vermeintlichen Besser -Machen-
Wollens arg misshandeltcn Bauwerken meist noch sehr viel zu
thun übrig bleibt, lehrt die Erfahrung leider zur genüge. So
sind z. B. von den Kirchen allerlei Einbauten, besonders Emporen,
die vielfältig wiederholte KalktAnche, die angebauten Baracken
und Schuppen zu entfernen. Alles Beschädigte soll mit g reifster
Pietät für das Bestehende, unter sorgfältigster
Wahrung des Hauchs des Alterthums, mit Scheu vor Ver-
änderungen, welche nicht absolut notwendig sind, und vor allem
unter Enthaltung von dem sogenannten Besser -Machen-Wollen
ausgeführt werden. Das Neue soll nicht etwa, um als moderner
Zusatz unkenntlich zu sein, äufserlich dem Alten gleich gemacht
werden, sondern soll, so weit es für die Harmonie des Ganzen
nicht all zu sehr störend ist, dem Kenner als moderner Zusatz
leicht kenntlich sein.
Ich bin der Ansicht, dass es dem restourirendeu Architekten
vor allem zur Pflicht gemacht werdeu sollte, sich strenge au das
Alte zu halten — die Frage nach dem Schönen, als gar zu
sehr individuell, soll erst an zweiter Stelle maafsgebend sein —
und jede eigene Komposition sorgfältig zu vermeiden. Anderen-
falls nimmt, wie unzählige Beispiele beweisen, die Lust am eigenen
Schaffen gar zu leicht so sehr überhand, dass sie die dem
historischen Denkmal schuldige Pietät schliefslich ganz verdrangt.
Eine Verbesserung des vorliegenden Denkmals in künstle-
rischer Beziehung mag in vereinzelten Fällen gerechtfertigt
erscheinen. Doch hangt die Entscheidung darüber, was wirklich
besser ist: der Zustand aus vergangenen Jahrhunderten oder die
moderne Komposition, gar zu sehr von der Ansicht des zufällig
Urteilenden, dem Bildungsgrade und den Kenntnissen desselben
ab. Es kommt oft genug vor, dass das was von dem eiueu für
eine Verbesserung gehalten wird von einem Anderen, welcher in
den Geist der Kunst des betreffenden Jahrhunderts tiefer einge-
drungen ist, als eine Verschlechterung dargelegt wird. Die „künst-
lerische Freiheit", welcher Hr. Redtenbachcr auf Seite 31H» das
Wort redet, dürfte demnach auf ein Minimum zu beschränken
sein, wenn man das historische Baudenkmal als solches erhalten
und statt dessen nicht eine im Anscbluss an das alte Denkmal
geschaffene neue Komposition empfangen will.
R. Bergau.
Die Formeln Uber die Bewegung des Wassers in Flüssen und Kanälen in Handbüchern.*)
Kein Kapitel wird von mehren unserer Handbücher so als
Nebensache behandelt, wie das angegebene. Zeugen davon sind
zunächst die vielen Druckfehler, welche, wenn sie auch in solchen
mathematischen Kntwickelungen, die man zur Kontrolle leicht
selbst ableiten kann, wenig störend sind, doch unbedingt vermieden
werdeu müssen bei Angaben von Erfahrungswertheu, wie
solche unsere Formeln über die Bewegung des Wassers bilden.
Als Ursache der Druckfehler zeigt sich mehrfach die breite
RJ-a+ ß
u*-a + Ii
Das Deutsche
*) L'uu» lUndMcbwa Im memo Sinne
B.ioluo«S,irh und itio
Was Bazin mit 6 Zeichen sagt, das auszudrücken braucht das
Bauhandbuch 10 Zeichen. Richtig geblieben ist die Formel
dabei indess.
h l $
Der nahe liegenden Gefahr, -j- mit ' uud -p mit -- zu
verwechseln, sind aber weder die Hütte noch der Deutsche Bau-
Kalender entgangen. Erstere bringt in Folge dessen die Kutter' -
sehe, letzterer die Bazin'sche Formel unrichtig. —
Abgesehen von diesem und anderen Druckfehlern, kann nicht
gebilligt werden, dass mit grober Zähigkeit eine Formel aus
alter Zeit, die in den meisten Fällen unrichtige Resultate giebt,
fortdauernd konservirt und eine neue richtigere Formel über-
gangen v>ud Jene alte Formel ist die Pro uy 'sehe. Derjenige,
der diese Formel bringt, ist seiner Verantwortlichkeit gegenüber
dem Renutzer des Buchs dadurch durchaus nicht entoben, dass
er, wie meist geschieht, schreibt „nach Prony ist . . .", sondern er
sollte hinzu fügen, dass sich diese Formel zum Gebrauche nicht
weil die nach derselben berechneten Werthe von den
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358
Di« richtigere Formel ist vou Bazin aufgestellt uud in deu
bekannten, l -'.:» erschienenen Recherche* hyth-aulii/ua abgeleitet,
aber in Deutschland merkwürdig lange unbeachtet geblieben. So
z. B. hat erst im vorigen Jahre der Kalender für Straften- u.
Wasserbau-Ingenieure zwar nicht die Formel selbst, wohl aber
einen Auszug ans der von Bazin nach jener berechneten Tabelle
gebracht Den übrigen Handbüchern kann mau das Fehlen der
Formel nicht all zu sehr zur Last legen, angesichts der Thatsache,
dass dieselbe auch in dem betr. Kapitel des Heusinger'schen
Handbuchs der Ingenieur-Wissenschaften nicht gefunden wird.
Die für Bestimmung der mittleren Geschwindigkeit aus der
Maximal -Geschwindigkeit aufgestellte Formel lautet im Original:
S-»+"V3?
man kann sie auch schreibeu
wenn mau c die Bedeutung giebt, die dieser Werth tu der all-
gemeinen Formel V = c\ RJ hat
Bei der zweiten Schreibweise springt es iu die Augeu, dass
die Formel nichts anderes besagt, als dass das Verhältnis* der
mittleren zur Maximal • Geschwindigkeit theils vou der Itauhheit
des Bettes, theils von dem sogen, mittleren Kadius abhangig ist.
Messungen an groben Strömen, die Grebenau'sche Rhein-
messung bei Basel, die Harlacher'schen Elb -Messungen zeigen
übereinstimmend mit den Messungen in den kleinen Kxjierimeutir-
Kauälen Bazin's die verhAltnissmafsig grofte Genauigkeit der
Formel gegenüber der Prony'schen. Da der Praktiker nicht überall
den Woltmann'srben Flügel bei sich fuhren kann, wohl aber mit
Leichtigkeit im Stande ist, sich allerorts einen Schwimmer zu ver-
schaffen, so hat eine Formel wie die obige gewiss groften Werth.
In dem Ileusinger'schen Werke u. a. scheint dieser Werth nicht
hinlänglich gewürdigt zu sein. Poncelct, Clapeyron, Morin u. A.,
welche im Auftrage der frarutös. Akademie die Bazin'sche Arbeit
geprüft haben, durften die Sachlage richtiger beurtheilt haben,
indem sie die Untersuchung des fraglichen Geschwindigkeitsver-
hältnisse* als sehr wichtig für die Anwendungen bezeichneten. —
Theoretische Bedenken gegen die Bazin'sche Formel können für
so lange unbeachtet bleiben, als der betr. Theoretiker keine For-
mel giebt, die genauere Resultate liefert als jene. —
Alle Handbücher sind darin übereinstimmend, dass sie Pronv's
Formel überhaupt enthalten, wahrend dieselben in den Ansichten
bezüglich der Formeln, welche die Abhängigkeit der mittleren
Geschwindigkeit vom Gefalle und mittleren Radius angeben, weit
aus einander gehen, wie nachstehende kleine Tabelle dies zeigt,
in der das Zeichen + besagt, dass die Formel in dem betr. Buch
sich vorfindet
HutMta
Hahtus
KaM*t
llspcn M
Htm
+
+
+
+
TfcilbclbxrBail-
+
+
+
+
Kilnid.tfltnfa.-
+
+
+
+
+
Von den Herausgebern der Handbücher ist Prony, Eytelwein
und Weisbach gleiches Unrecht angethan. Diese Autoren haben
ihre Formeln auf Grund der wenig zahlreichen Messungen, deren
Resultate ihnen zur Verfügung standen, konstruirt Sie würden,
wenn sie ihre T Innigkeit heut von neuem begonnen , gewiss die
ersten sein, die Formeln zu ändern oder zu beseitigen; die Hand-
bücher konserviren dieselben und mancher Praktiker, der durch
den Gebrauch derselben in Malheur gerathen ist, z. B. dem durch
seinen Graben weit weniger Wasser zuiliefst, als er dem Bauherrn
zu liefern sich verpflichtet hatte, wird seine Vorwürfe in Gedanken
gegen jene ehrwürdigen Häupter richten, statt dem Handbuche zu
zürnen, dessen Autor unterlassen hat, ihn vor dem Gebrauch der
Formeln zu warnen.
Die Gesetze, die Humphreys und Bazin in ihren unter den
verschiedenartigsten Verhältnissen ausgeführten Messungen er-
mittelt und in ebenso verschiedenen Formeln nieder gelegt haben,
hat bekanntlich Kutter in eine einzige Formel zusammen gefasst
Dass diese Formel unhandlich sei, kann nicht mehr behauptet
werden , seit man den vor der Wurzelgrüfte \ RJ stehenden
Werth in leichtester Weise graphisch darzustellen vermag. Ks
konnten hierzu die Herausgeber der Handbücher einfach auf
Kap. V des Heusinger'scbeu Sammel- Werks verwiesen werden,
wo es heifst: Dass die neue, von Ganguillet und Kutter aufge-
stellte Formel als diejenige bezeichnet werden müsse, welche von
allen bis jetzt aufgestellten Formeln die sichersten Resultate
liefere, wenn nicht im Kap. IX, S. -IM desselben Werks ziem-
lich das direkte Gcgentheil dieser Meinungsäußerung sich fände,
nämlich folgende wörtliche Anführung:
»Von welch zweifelhaftem Werthe alle bekannten Formeln
sind, möge folgendes Beispiel zeigen:
Für eine und dieselbe Flugstrecke erhalt man nach Kutter
{„Die ueueu Formeln für die Bewegung des Wassers" S. 04 u. 65)
anstatt der durch direkte Messung gefundenen mittleren Ge-
schwindigkeit 0 = 0,70»:
nach der Formel 4» auf S. 257 (Humphreys u. Abbol) r - 0,808*
„ „ „ 34 „ „ 255 (Eytelwein) . . . . r = 0,721»»
„ „ „ 43 „ „ 259 (Bazin) e — 0,089"
, „ „ 49 „ „ 263 ( Kutter u. Ganguillet) . t> = 0,67t»»
„ „ „ 44 „ „ 260 (Gauckler) . . . . c = 0,545»
Es lässt sich also innerhalb der weiten Grenzen von 0,545 »
bis 0,b08« für v ein Werth liudeu, wie er dem Belieben des
Suchers gerade am besten zusagt." —
Es ist überraschend, wie zwei Autoren aus derselben That-
sache zwei ganz entgegen gesetzte Schlüsse ziehen können. Kutter
wird in dem angezogenen Werke diu «einigen etwa in folgender
Weise gemacht haben:
Um die Richtigkeit meiner Formel zu prüfen, sammele ich
so viel zuverlässige Messungs-Resultate, als ich bekommen kann,
und vergleiche die Fehler, die jede einzelne Formel giebt I>a
nun bei meinen 418 Messung*- Resultaten der mittlere Fehler für
Eytelwein 0,487, Humphreys 0,689, Bazin 0,155, Gauckler 0,168,
für meine eigene Formel 0,091 betragt, so schliefte ich, dass
letztere Formel die tteste ist
Den Gedankengang des betr. Autors im Heusinger'schen
Werke kann man sich aber kaum anders vorstellen, als etwa fol-
geudermaafsen : So viel Mcssungs- Resultate braucht man nicht, um
sich ein Urtheil über den Werth der Formeln zu bilden. Dazu
reicht ein einziges vollständig aus. Beispielsweise ist in einem Falle
gemessen 0,700, die verschiedenen Formeln geben 0,808 - 0,726
- 0,689 - 0,679 - 0,645. Da betragt der Fehler bei der
Bazin'schen Formel allerdings nur 1,5 % und bei der Kutter'schen
nur 3 aber darauf, ob der Fehler klein oder groft ist, kommt
nicht so viel an und deshalb sind alle Formeln, sowohl die, bei
denen die Fehler 1,5 bis 3 9j betragen, als die anderen mit
: Fehlern bis zu 22 % von zweifelhaftem Werthe.
Diese letztere Ausführung scheint weniger folgerichtig als die
im Kutter'scben Werke, und deshalb nicht geeignet zu sein, von
> der Mittheilung der Kutter' sehen Formel als derjenigen, welche
| zur Zeit die richtigsten Resultate liefert, in unseren Handbüchern
abzuhalten. Aufterdem muss aber der Autor des Kap. IX im Heu-
singer'schen Werke noch darauf hingewiesen werden, dass die bei
seinem Beispiel angewandte Kutter'sche Formel gar nicht die zu-
meist unter diesem Namen bekannte und von ihm als No. 4!»
S. 26:1 zitirte ist, sondern noch die altere, weniger genaue, die auf
S. 262 angegeben ist Wenn jener Autor in dem Kutter'schen
Buche die nächst folgende Seite hinter der Tabelle, der er sein
Beispiel entnommen, gelesen hätte, würde er gefunden haben,
dass Kutter die Genauigkeit seiner alteren Formel, trotzdem sie
den geringsten Durchsehnittsfehlcr ergiebt, für ungenügend er-
klärt und deswegen an die Konstruktion jener neuen Formel ge-
gangen ist, welche bei eiuem abermaligen Vergleiche mit Bazin
und Humphreys für 210 Messungen einen Durchschnittsfchler von
0,O5 ergiebt, gegenüber 0,14 und 0,70 bei den anderen Formeln.
Wenn diese neuere Kutter'sche Formel für die Geschwindigkeit
der Memel zu einer erheblichen Differenz gegenüber dem ge-
messenen Werthe geführt hat, wie die nachfolgend abgedruckten
weiteren Sätze S. 454 Kap. IX des Heusinger'schen Werks be-
haupten, so scheint die Ursache lediglich die zu sein, dass ein
unrichtiger Rauhigkeits-Koefnzient in die Formel eingesetzt worden
ist Man liest dort nämlich folgendes:
„Wird beispielsweise nach den genauen Memel-VerhUtnisaeu
R = 2™ and J — 1 einnesctzt. so ist nach Hatrcn
o = 0,719», Eytelwein v = 0,662™, Gauckler e — O.üSM» ">,
während durch direkte Messung 0,7<JO gefunden wurde. Alle
übrigen Formeln führen aber zu erheblichen Differenzen."
Nun hat Kutter in seinen Zusammenstellungen gezeigt, da^
der Rauhigkeits- Koeffizient, welcher beim Hiuter-Rhein in Gntu-
bündten 0,035 beträgt, bei einem Mündungsarme im Mississippi-
Delta auf 0,020 herab geht Grebenau hat jenen Koefiizieuten
für den Rhein bei Basel zu 0,030 berechnet Aus den Harlacher-
schen Elbmessungen an der Sachsisch -Böhmischen Grenze kaiiu
man ihn = 0,o255 ermitteln.
Wenn nun da, wo dem Rheinwasser bei Basel sich Gerolle
von der Gröfte eines Kinderkopfes bis zu der eines Mannskopfes
entgegen stemmen, der Rauhigkeitskoeffizient den Werth 0,03 hat
und derselbe bei der Elbe, die nur deu Widerstand von Kieseln
vou Ei- bis Faustgröfto überwindet, auf 0,0255 sinkt, so ist es
ganz in der Ordnung, dass derselbe bei der Memel, deren Heu
nur Körnchen vuu Erbsen- oder höchstens Hohnen-Gröfse enthält,
noch viel kleiner wird, und es muss deshalb der Werth = 0,O21
für letzteren Fluss durchaus naturgemäl's erscheinen. Dieser
Zahlenwerth aber giebt ziemlich genau die gemessene Geschwindig-
keit von 0,700™.
Demnach kann der Ausspruch des Heusinger'schen Werlo:
I .Alle übrigen bekannten Formeln führen aber zu erheblichen
t Differenzen" nicht als richtig anerkannt werden. Die Berechtigung
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No. 70.
DEUTSCHE BAÜZEITUNG.
359
desselben der Kntter'schen Formel gegenüber könnte mir in der
Art nachgewiesen werden, dass gezeigt wird, wie die Messungen
bei anderen Strömen, deren Bett von gleicher Beschaffenheit
wie das der Memel ist, oder bei verschiedenen Wasserständen
an derselben Stelle der Memel von einander abweichende Rauhig-
keitskoeffizienten geliefert haben, ohne dass diese Abweichungen
durch Nebenumstünde, Unregelmäßigkeiten des Profils für höhere
Wasserstande, Massen von schwebenden Sinkstoffen und der-
agend erklart werden.
Da die Erkenntnis» dieser besonderen Eigenthl
Fonneln, dass die Raidiigkeits-Koeftizientet
Werthe sind, sondern je nach der Beschaffenheit di
den beiden Nachbarwerthen hin schwanken und dass sie auch
mit der Geschiebegröfse im Laufe eines und desselben Flusses
sich ändern, noch nicht genügend verbreitet zu sein scheint, so
t es sich, in den Handbüchern grrade hierauf ganz besonders
" zu weisen, wie dies der Stuttgarter Kalender iTB. auch thut.
Die im Deutschen Baukalender enthaltene Bemerkung: „An-
liefern die Gleichungen
' 0 fUMJi
P
0,00028 + 0,00035
als glücklich
J
i in der Formel nur der feste Werth vou einem Paare von
, Rauhigkeit«- Koeffizienten gegeben ist, jede Andeutung der Ver-
! anderlichkeit derselben aber fehlt.
In dem Stuttgarter Kalender hätte wohl bemerkt werden
( können, dass die Werthe für die Koeffizienten k der Kutterschen
| Formel: v = k \HJ, welche in der Tabelle sich finden, nicht
nach der genaueren Formel berechnet worden sind, welche der
[ Kalender mittheilt, sondern nach der älteren weniger genauen, die
der Kalender nicht enthält, und dass der Gebrauch dieser Koeffi-
zienten für Gewässer mit geringen Gefallen unter 0,0005 nicht
empfohlen werden kann.
Wenn die besonderen Verhältnisse eines Landes, in dem ein
Handbuch seinen Hauptahsatz findet, die Aufnahme besonderer
Formeln erheischen, welche für die dortigen Wasser laute ge-
nügend richtige Resultate liefern, allgemeine Gültigkeit aber nicht
halten, so sollte in Handbüchern über diese Beschränkung der
Die vorstehenden Zeilen
Handbücher ihre Aufgabe, die
wetidung des Besten in der Praxis
ausreichend erfüllt
faltigen Erwägungen vor
eine Anregung L:
Berlin.
sichten und die Ver-
nicht durchweg
Ei»
Wolff,
Mittheilungen
Architekten- und Ingenieur - Verein zu Hamburg-.
Exkursion nach Kiel am 20. August 187ft.
Ungeachtet der frühen Stunde sammelte der erste Morgen-
zug eine Iteträchtliche, auf jeder Station der Hamburg-Altonaer
Verbindungsbahn mehr anwachsende Zahl der Vereinsmitglieder
und es zählten diese in Altona über 60. — Galt doch der Besuch
Kiel, dem Lieblingsort für Hamburger Ausflüge. -- Nach rascher
Fahrt langte die (iesellschaft schon um 9 Uhr Vorm. dort an
und wurde am Bahnhof aufs freundlichste begrüfst, von den
Kieler Kollegen, unter denen namentlich die Hrn. Franziua,
Moldenschardt und von Müller es sich hatten angelegen sein
lassen, das Tagesprogramm vorzubereiten.
Nach am Bahnhofe gereichter Erfrischung nahmen die Be-
sichtigungen ihren Anfang bei dem Thanlow-Mnsenm.
Der Professor Thaulow in Kiel schenkte der I*rovinz Schleswig-
Holstein vor einigen Jahren eine reiche Sammlung nordischer
Holzschnitzwerke, Vasen, Trinkgeschirre und Meullsachen. Für
die Aufnahme dieses Geschenkes erbaute die Provinz auf einem
von der Stadt Kiel hergegebenen, dem Bahnhofe gegenüber be-
legenen Platze, nach Moldenschardt's Fintwurf und unter dessen
Leitung ein Museum, welches vor wenigen Wochen vollendet
und eröffnet wurde. Das von allen 4 Seiten frei liegende, von
Gartenanlagen umgebene Gebäude ist ein mit Laubaner Ziegeln
und Terrakotten bekleideter Renaissancebau von den zierlichsten
Formen und Verhältnissen. Das Thaulow • Museum darf nicht
allein seines Inhaltes halber, welcher einen interessanten Einblick
in die Kunstüiätigkcit der Elbherzogthümer während des 16. und
1". Jahrhunderts gewährt, sondern auch wegen seiner hoch
künstlerischen baulichen Ausstattung ein köstliches „B^ou" ge-
worden, in dessen Art Schleswig - Holstein kein zweites
Anf
Wanderung
l'rivatbautcu an öffentlichen
ude, ein der preußischen Schablone ent-
sprechender Bau; die Versuchsstation für Molkereizwecke, ebenfalls
von Moldenschardt, die Realschule, ein bemerkenswerther Neubau
hannoverscher Schule vom Stadtbaumeister Schweitzer; endlich die
Universität von Gropius & Schmieden (s. IHsch. Brtg. 77 S. 152);
dann ging es nach kurzer Frühstückspause hinüber auf die andere
Seite deB Hafens znr Kaiserlichen Werft — Die Zeit des Besuches
war insofern besonders günstig, als eines der Dockbossins wasser-
leer war und das Panzerschiff „Friedrich den Großen" zwecks
Reparatur der beim Aufrennen im Grofsen Bell entstandenen
Schäden aufgenommen hatte; aber auch in den Werkstätten, auf
den Hellingen u. s. w. bot sich mehr Interessantes dar, als dieser
Bericht nachzuerzählen vermag.
Den Schluss der Besichtigungen machte die Kaiserliche
Dampfyacht „Hohenzollern", ein auf der Norddeutschen Werft bei
Kiel gebauter Raddampfer von großer Fahrgeschwindigkeit,
welcher bei Flotten-Paraden u. s. w. dem Oberhaupt des deutschen
Reiches zum Aufenthalt dienen soll. Sebenswerth anf diesem
Schiffe ist vor allem die nach Moldenschardt's Entwürfen aus-
geführte Dekoration und Einrichtung der Kaiserlichen Kajüten,
von welchen der Speisesaal in seinen Holztäfelungen, Intarsien
nnd Schnitzereien an festen und beweglichen Ausrüstung»- Gegen -
l ausgestattet ist^— Auchhier, wie amThaullow-
Sachen sind so
eigene
erdacht
durchgeführt, dass es schade »ein
würde, wenn die Ausführungen nicht durch Publikationen einem
größeren Fachgenossen -Kreise bekannt werden sollten. —
Thalatta! Thalatta! Und ein "
aus Vereinen.
| und schaukelnde See die Spannkraft wieder gaben, so dass, nach
beinahe zweistündiger Fahrt, das Mittagsmahl auf dem reizend te-
legenen .Rellevue" mit erhöhtem Appetit eingenommen werden
konnte. Nach aufgehobener, an Speise und Trank, wie an
frenndlicher Rede gleich reicher Tafel eilte die Gesellschaft zu-
rück an den Bahnhof und nm 7 Uhr Abends fuhren die Hamburger
Gaste, dankerfüllt gegen ihre Kieler Führer und diesen ein
„Hun-ah!" bringend der alten Heimath wieder zu. Bm.
Architekten -Verein zn Berlin. Die am 24. d. M.
nommenc 12. diesjährige Vereins - Exknrsion , der sich etwa 110
Thcilnehmer angeschlossen hatten, war nach den Berliner Riesel-
feld-Anlagen zu Osdorf gerichtet: es ging derselben eine
kurze Besichtigung der so eben erst fertig gestellten Baulich-
keiten und Maschinen-Anlagen der Pumpstation für das Radial-
System II. voraus, wobei Hr. Kaumeister Höhmann an der Hand
der ausgehängten Bauzeichnungen und der sichtbaren Theile des
Werks die allgemeinen Grundlagen, die Disposition und Durch-
führung desselben klar legte. Auf den Rieselfeldern selbst, die
mittels der Anhalter Bahn und einer etwa '/« stündigen Fufstour
erreicht werden, wurde die Führung thcils von Hrn. Baurath
Hobrecht, thejls von den Baumeistern Hrn. Höhmann und
Lancizolle geleistet
Nur soweit als der knappe Rahmen eines Exkursionsberichtes
es erlaubt, können Einzelheiten des Gesehenen, zusammen mit
einigen summarischen Angaben über das in raschem Fortachreiten
begriffene großartige Werk der Berliner Schwemm-Kanalisation
hier Platz finden.
Bekanntlich zerfällt für die Kanalisation das ganze Stadt-
gebiet in 5 sogen. Radialsyatemc : I V, von denen I, II und III
das Stadlgebiet südlich der Spree, IV und V dasjenige nördlich
der Spree umfassen. Bis zum Sommer d. .1. ist in den verschie-
denen Systemen etwa folgender Bauznstand erreicht worden:
In den drei Systemen I, U und IV sind dio Pumpstationen
vollendet und an Straßenleitungen relativ beträchtliche Strecken
fertig gestellt, dagegen Haus an Schlüsse bis jetzt noch nicht
ausgeführt Im System V befinden sich die Bauten erst in den
Anfangs -Stadien; im System IU sind dieselben aber — abgesehen
von geringfügigen Resten — seit Anfang des Jahres vollendet und
es befindet sich seit der Zeit der Betrieb der Kanalisation in dem
betr. Stadttheil — sogen, innere Friedrichstadt — in regelmäßigem
Fortgange.
Die Masch inen -Anlagen der Systeme sind einigermaaßen
typisch ausgeführt; die Dampfmaschinen sind theils sogen. Woolf-
sche theils einzylindrige Expansions-Maschinen. Jede der fertigen
Pumpstationen wird mit 2 Woolf sehen und 2 einzylindrigen Ma-
schinen betrieben, deren Gesammt-Effekt in jedem der 3 Systeme,
welche südlich der Spree liegen, im Maximum etwa 500 Pferde-
kräfte ist Die Pumpen sind doppelt wirkende Druckpumpen,
welche die Wasser aus einem großen gemauerten Bassin ent-
nehmen, welches insbesondere zu dem Zweck angelegt ist, als Ab-
lagerungsstelle für die tnitgefabrten gröberen Stoffe und für den
Sand zn dienen. Es hat dazu da» etwa 10'« im Durchmesser
haltende Bassin eine (juertheiiung durch Eisengitter und im übri-
gen einen Brunnenschacht, gegen dessen Sohle hin die Bassin-
sohle von allen Seiten her abgedacht ist An den Sandfang
schließt sich in entsprechender Höhenlage ein I cberlanfs-
Kanal für diejenigen Wassermengen an, welche bei
außergewöhnlicher Art herzu fließen und
direkt in die öffentlichen Wasserläufe — bei den
L II. u. III. in den sogen. Landwehr- Kanal — einzutreten.
Masrhinenkräfte, Pumpen- Abmessungen, Kanalweiten etc. i
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360
Ks ist - speziell für das «50 »* Flichf besitzende
npidichte tm^NfcSsc? 30ü^e«pfen*pro ■* «if" etwm
Köpfe (d. i. von zus. etwa 110 000 auf etwa 280 000) «teilten
und dass ein täglicher Wasserkonsum von 127 > pro Kopf erreicht
werden wird; es führen diese Zahlen auf eine sekundliche Ab-
flussmenge von 1,16 1 Wasser pro ,|A. AU maximale Hegenhöhe
sind 23 pro Stunde (redacht und ist aiigcnoinincu, dass hiervon '/j
gleichzeitig abgeführt werden muss; daraus resultirt ein fak-
tischer Ablluss von 21,19 1 pro Sek. u. Ks würden daher zu-
sammen 1.16 + 21,19 = 22,34' pro P* u. Sek. abzufahren sein,
wovon indessen nur 0,133, d. L roL 3 ', durch die Pumpen fort-
geschafft werden sollen, wahrend der ganze Rest durch Regen-
Ueberfalle an die öffentlichen Wasserläufe aberwiesen wird. —
Die Rieselfelder für die drei südlichen Systeme liegen
im Süden der Stadt, u. z. in einer solchen Kntfernung, dass
die Lauge der Druckrohr-Leitung von der Pumpstation bis
zur Grenze des Feldes 12 500 m betragt Um auf die Felder
geschafft zu werden, bedarf es einer Hebung der Abwasser um
reichlich 20 ">, welcher Höhe noch die Verluste durch Reibungs-
widerstände etc. hinzu treten, so dass sich eine Gesanimt druck-
höhe für die Pumpen von nahezu 40 m ergiebt.
Während der letzten Monate hindurch hat die thateächliehe
Leistung der Pumpstation des Radialsystems III pro Monat
400 000 kb™ betragen, oder im Sekunden -Mittel 170 ' und im
Sekunden-Mittel pro 1 iu Fläche des Systems 0,0 ', d. i. wie
nach oben gegebenen Zahlen folgt, etwa nur ' » der maximalen
Leistung, für die das Werk berechnet ist.
Was speziell die Osdorfer Rieselfeld -Anlagen lietrifft so
halten dieselben eine Gesammtgröfse von 324 »\ wovon bis
gegenwartig etwa 200 ■* aptirt worden sind. Gl) »* davon dienen
dem Gemüsebau, etwa M ■* für Oraswuchs und etwa 5<i "*
siud zu riachen Kassius hergerichtet, in denen das Wasser zur
Winterzeit, wenn Witterung«- Verhältnisse den Fortgang der He-
rieselung hemmen, vorläufig aufgespeichert wird. Das Terrain
der Rieselfelder ist ein sanft wellenförmiges, mit Höhenunter-
schieden, die bis zu 12 « gehen. Zu fast sämmtlichen hoch
i Punkten des Terrains ist die eiserne Druckrohr-Leituiig
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
31. Anglist 1878
verzweigt und es
form. 1 >ie
in gewöhnlicher Schieber-
Uehäuge, an denen das Wasser »trahleofr
über die Fluche sieb ergieist, sind znm Graswuchs — ha
sches Reygras ausgelegt, wahrend die mehr breit und
sich erstreckenden Terrain-Abschnitte dem Gemüsebau
Kntsprechond dieser Vcrwerthung ist hier das Terrain terrassen-
förmig aptirt. mit schmalen erhöheten Beeten, deren Zwiscben-
grälten horizontal liegen und von denen aus die Wasser seitlich
den PHanzenwurzeln zugeführt werden. Als Stauvorricbtungen
werden entweder kleine Holzschieber in einfachster Ausführung
oder auch blofse provisorische Krddämme verwendet. Wo in
Folge der besonderen Beschaffenheit des Untergrundes sich das
Bedarfniss nach Drainirung des Bodens heraus gestellt hat, ist
diese ausgeführt; von den bis jetzt vorhandenen kleinen Anfängen
der Draiuage aus beabsichtigt man, ganz nach Maafsgabe des
Bedürfnisses, sukzessive fort zu schreiten. Die Zwischenwege auf
den Feldern sind zum Theil mit Obstbäumen besetzt, deren
üppiger Wuchs, in Verbindung mit dem mehr als üppigen Be-
stand der Felder den befriedigendsten Kindruck hervor ruft.
Nur um das Bild von der Ausdehnung und von den bisher
auf den Rieselfeldern ausgeführten Bauarbeiten einigennaafsen ab-
zurunden, sei ferner erwähnt, dass die gröfsten Abmessungen, welche
das Feld besitzt, bezw. 5150 und 4100" sind, dass die Lange
der daselbst gelegten eisernen Druekrohre 11 ODO», die Zahl der
Auslass-Stellen dieser Rohre bis jetzt etwa 40 ist und dass die
Lange der in den Niederungen geführten Kntwitsserungs-Graben etwa
K) ™ betragt Am gemeinsamen unteren Knde dieser Graben
auch zahlreiche „Nehmer" bei den
Die Kr Werbung der Osdorfer Rieselfelder hat einen Kosten-
aufwand von 1 305 ( MX) .H, erfordert, welcher Summe au Aplirungs-
kosten nach vorlautigen Uebersehlägen vielleicht 2',', Mill. M hin-
zu treten dürften. Die Gesammtkosten des grofsen sauiläreu
Werks, das Iterlin mit der Kanalisation unternommen hat, werden
sich anschlagsuiäfsig auf etwa 40 000 000 .// belaufen, der Au-
theil, den das fertig gestellte lUdialsystem HI hieran nimmt
betragt rot 6100 000 M - B. —
Kino Wanderausstellung dos bayerischen Gewerbe-
Husenms Im Rathhause zu Augsburg ist bei Gelegenheit der
zweiten Wanderversammlnng des Verbandes der bayer. Gewerbe-
Vereine veranstaltet und in diesen Tagen eröffnet worden. Nicht
nur die prachtvollen Räume, welche der Ausstellung diesmal zur
Verfügung standen, sondern auch das Kntgegenkonunen der dortigen
Behörden und Privaten, die das Unternehmen durch Geldl>eitrage
und Darlcihung von Ausstellung» - Gegensunden unterstützten,
haben zu dem besonders glanzenden Krfolge desselben beigetragen,
der hoffentlich auch als ein nachhaltiger sich erweisen wird.
Wie schon bei den früheren Wander-Ausstellungen des Iwiye-
rischen Gewerberuuseutns, deren bis jetzt 20 stattgefunden haben,
führt ein von dem Direktor desselben, Dr. Stegmann, verfasster,
illustrirter Katalog dem Besucher nicht nur die zur Krkläruug
der einzelnen (iegenstände erforderlichen Daten, sondern auch die
zum Verstfiudniss des bezgl. Gebiets der Kunst oder des Ge-
werbes nöthigen Gesichtspunkte in so musterhafter Kürze und
Klarheit vor, dass ein Studium der Ausstellung an der Haud dieses
Kataloges fast einem vollständigen Kursus kunstgewerblichen nnd
technischen Unterrichts gleich geachtet werden kann. —
Wir halien Itereits vor 0 Jahren (in No. 30 Jhrg. 72 u. Hl.)
Veranlassung genommen, den glücklichen Griff, den Hr. Dr. Steg-
mann mit Herausgahe solcher Kataloge gi than hat, in ausführlicher
Weise zu würdigen und zur Nachahmung zu empfehlen, und
wir wollen uns von dem geringen Krfolge, den die bezgl. Kmpfchlung
gehabt hat, nicht abschrecken lassen, sie zu wiederholen. Die
rastlose Thatigkeit und die unermüdliche Initiative der
bayerischen Anstalt wären wohl geeignet, für alle ähnlichen In-
stitute, die sich ihres Daseins zum Theil mit mehr Behagen als
schöpferischem Kifer erfreuen, als Spora an dienen, wenn die
persönlichen Kigenschaften , aus denen allein eine solche Thatig-
keit hervor gehen kann, sich überhaupt durch einen Sporn er-
ii !
Ans der Fachlitteratnr.
Verzolchnisa der bei der Redaktion d. Bl. einge-
gangenen neueren technischen Werke. ( Fortsetzung.)
R. T. Goneseh, Der Lupkower Tunnel der ersten ungarisch-
galizischen Kisenbahn. Mit » Tafeln. Wien 1878; Lehmann
& Wentzel.
Murlok, ob. -Baurath. Die Zahnradbahn bei Wasseral-
fingen; Vortrag, gehalten im Verein für Baukunde in Stutt-
gart am 20./ 1 1. 76. Stuttgart, 187s, W. Kohlhammer.
Dttskelber;, Prof. Dr. Friedr. Willi., Direkt d. landwirthschaftl.
Akademie Poppelsdorf. Die Kulturtechnik in ihrer sy-
stematischen Anwendung auf Voralberg und die Me-
lioration seiner Rheinebene. Mit einer Karte u. 3 Holz-
sehn. Bonn 1878. Mathiaa Hochgürtel.
Sehwabe, II., Reg.- u. Uaurath, Direkt, der Niederechles.-Mark.
Kisenb. Rntwurf eines Kisenbahn-Planes für das Kö-
nigreich Prcufson mit besoud. Berücksichtigung der Kiscn-
bahnen untergeordneter Bedeutung. Berlin 1878; Verlag des
Beri. Lithograph. Institute (Jul. Moser). Pr. 7,50 ./£
Allgemeine Grundsätze für den Neubau von Friedcns-
lazarethen. Berlin 1378; S. Mittler & Sohn. Pr. 0,00 M
Graf, Dr. Hugo. Opus Francigenura. Studien zur Frage
nach dem Ursprünge der (iolhik. Mit «J authogr. Tafeln
Stuttgart 1878; Konrad Wittwer. Pr. 4 M.
Brief- and Fragekasten.
Hrn. K. hier. Nur ein Versehen hat es mit sich gebracht,
dass in unserer Mittheilung in No. 52 er. über das Scbweinfurter
Wehr die Angabe fehlt, dass den Konstrukteuren Nagel A
Kamp in Hamburg auf die Konstruktion ein Reichs-
patent ertheilt worden ist
Hrn. S. in Brandenburg. Zu Gesimsabdeckungen werden
nur besonders feste und wetterbeständige Sandsteine - für Berlin
wohl in erster Linie der Rackwitzer — zu empfehlen sein, lieber
Bezugsquellen bitten wir Sie, event brieflich, am Berum
sieb zu informiren.
Hrn. B. in Altenstadt. Die Ventilation eines Schulzimc
in einem älteren Gebäude wird am einfachsten mit der Heizung
kombinirt; wir bitten Sie, den bezgl. Artikel in No. 17 .Birg. 70
u. Bl. nachzulesen. Selbstverständlich haben wir lediglich die
Winter- Ventilation im Auge, da als Sommer- Ventilation in einem
ländlichen Volksschul-Zimmer wohl der durch Oeffncn der Fenster
erzeugte Luftwechsel genügt
Die Anfrage bezgl. Kismaschinen in No. C7 u. Hl.
wird durch die Fabrik von Oscar Kropf in Nordhausen a.H.,
welche die Anfertigung von Kismaschinen verschiedener Svateme
als Spezialität betreibt und sich dem Fragesteller zu event weiterer
Auskunft empfiehlt, in folgender Weise beantwortet:
ad 2) „Gieht es Kismaschinen, bei welchen kein Kühlwasser
gebraucht wird oder bei welchen dasselbe nicht fortwährend er-
neuert werden muss?" — Antwort: „„Nein, denn ohne Kühlung
kann überhaupt kein künstliches Kis dargestellt werden.""
ad H) „Sil nl Anlagen bekannt, bei welchen Meerwasser als
Kühlwasser verwendet wurde?" — Antwort: „.Die Hrn. Paolo
Möbis in bpiiipie, Peru ; Z wählen & Co. in l'atras, Griechenland ;
Lorenzo Argori in Lussinpiccolo, Dalmatien, haben Kismaschinen
der Kropf sehen Fabrik bezogen und benutzen Meerwasser zur
Kühlang. Kaltes Brunnenwasser ist selbstverständlich vorzuziehen .
jedoch kann man mit warmem Meer- oder Flusswasser in tropischen
Ländern noch sehr gute Resultate erzielen." "
Abonnent in Klbcrfeld. Die bezgl. Arbeit dürft« am
zweckmäfsigsten wohl einer Albumfabrik i Franrois Viu', Dörr etc.
hierselbst) anzuvertrauen sein. Vielleicht empfiehlt es sich auch,
dieselbe durch Vermittctung eines Geschäfts für photograph. Ar-
tikel (x. B. Jahre <fc Nicolai hier) ausführen zu lassen.
| to* C.rl ilr.llu In
K. K. O. FrltMh. Im»*: W. Haoi«r Hofiniri.druck.rfi. Bcrlia
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N.. 71.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
Di. I',il».-ti»>.i«i - ,Vu«..Hf»f*l<-. - l>»t Frvilioniir Mi"i»t*r und ». ine B™Uur»liuo. - Dl« dl*»Jitiri|Kn Waudcr
— Wn*"!* »Ut^ *wrflw)rfc«d« K.rfb«pOTi|i- olii... V,nUI«. - A. U J. Urin, f -
361
- Parioaal-RaekrUktM - BrUl und Fm|iu>['>.
Die Polychrom- An togrnphle, ein neues Farbenkopir-
Verfahren von Emil Holtzmann in Speyer. Die Erfindung,
von deren Resultaten wir durch eine Anzahl uns vorliegender
Proben in nähere Kenntnis* gesetzt worden sind, bietet ein ein-
faches Verfahren, in Karben ausgeführte Zeichnungen zu verviel-
fältigen, .teder Techniker ist im Sunde, sich dieses Verfahrens
zu bedienen, um eine einmalige Zeichnung, die entweder ein- oder
vielfarbig sein kann, in grosserer Anzahl, bei einiger Gewandtheit
bis zu etwa 25 und mehr Exemplaren, herzustellen.
Das hierzu uöthige Material besteht aus: 1) dem Original-
Zeichenpapier, #wclches ein sogen. Pauspapier ist,
2) den eigens präparirten Farben, Hl dem Negativ-
Papier.
Das Wesentliche des Verfahrens ist Folgendes: Man zeichnet,
schreibt und malt mit den flüssigen Farben auf dem Original-
Papier, legt alsdann die Zeichnung umgekehrt auf ein angefeuch-
tetes Blatt des Negativ- Papiers und zieht dieselbe, nach Uelier-
fahning mit der Hand etc., wieder ab. Man hat nun ein Negativ.
Man feuchtet alsdann so viele Matter gewöhnliches Schreibpapier,
als man Kopien bedarf, mit einem Schwämme an und nimmt
damit durch einfaches Aullegen die benöthigten Abzüge, wobei
freilich voraus gesetzt ist, dass die gewünschte Anzahl der
Abzüge nicht wesentlich über die oben angegebene, Ton einem
i iriyinalblatt erreichbare Anzahl hinaus geht. Dass zum Ab-
ziehen auch eine Handpresse verwendet werden kann und diese
vollkommner arbeiten wird als die blofse Hand, braucht kaum
erwähnt zu werden.
Die oben sub 1 und :» erwähnten Papiere sind an einem
kühlen, trockenen Orte aufzubewahren, das Negativpapier darf
nicht direkt den Sonnenstrahlen ausgesetzt werden. Die Farben
müssen stets verschlossen aufbewahrt und mit der gröfsten Rein-
lichkeit behandelt werden.
Die zur Verfügung stehende Farbentafel umfasst Blau,
Braun und Roth, jede dieser Farben in 3 Abstufungen, ferner
Gelb, Gelbgrüu unb Blaugrün. Der Preis eines Farbkastens mit
den angegebenen 12 Farben ist 40 .//.: das 1 »riginalpapier kostet
pro Bulle von 20™ Lange bei 145"» Breite In das Negativ-
Papier pro Bolle von 10™ Länge bei IM"" Breite 10 M
Was die Verwendbarkeit und den Werth des neuen Ver-
fahrens betrifft, so geben wir darül>er, statt eigenen Unheils, vor-
läufig die Ansicht eines Fachmanns wieder, welcher etwa folgcnder-
niaafsen sich ausspricht:
„Gegenüber duu verschiedenen Methoden, welche bis jetzt zum
Kopiren von Zeichnungen angewendet werden, können wir aus
eigener Erfahrung das Holtzmann'sche Verfahren als ein un-
schätzbares Mittel zur Ersparung von Mühe, Zeit und Kosten
bezeichnen, welches jedem zeichnenden Techniker nicht genug
empfohlen werden kann.
Man bedarf weder einer Presse noch anderer Vorrichtungen
und die Handhabung der Materialien ist so leicht zu erlernen,
dass jeder zum Pausen verwendbare Gehülfe dieselbe versehen
kann. Wir haben kürzlich von einem in 7 Farben ausgeführ-
tem Plane in ' , Stunde 15 Kopien abgezogen, die in keiner
Beziehung etwas zu wünschen übrig lassen. Alle Linien, selbst
die feinsten, sind rein und deutlich, die Töne der angelegten
Flächen schön gleichmalsig, dem Auge angenehm und den bis-
her üblichen technischen Farbeu sich anpassend. Eine unserer
ersten Arbeiten nach dieser Methode war die Herstellung einer
Karte der Pfalz im Maafsstabe 1:150000, mit den bei uns
in Behandlung gewesenen Bodenkulturen, in ca. 100 Exemplaren,
eine Arbeit, die beim Mangel jeglicher Mittel für diesen Zweck
einfach hätte uutcrbleiben müssen. Durch die Zeiterspamiss bei
den bisher gefertigten Kopien haben wir nun das kleine An-
lagekapital bereits reichlich verdient und noch für lange Zeit
unsere Zeichnungen und Kopien ohne jede weitere Auslage, als
diejenige für das Papier der Kopien. Wir können auf unserem
Bttreau mit dieser Methode jährlich mehre hundert Mark er-
sparen, ein gewiss nicht zu verachtender Nutzen, abgesehen von
dem Vortheil, dass wir jetzt, sohald eine Zeichnung fertig ist,
binnen wenigen Minuten die nölhige Anzahl Kopien herstellen
können. Auch die lastige und zeitraubende Kontrolle der ein-
geschriebenen Zahlen und das Vergleichen der Rausen mit dem
Originale fällt weg, da das neue Verfahren mit der Leichtigkeit
der Ausführung die Sicherheit des Steindrucks verbindet.
Speier, deu 23. August 1878.
Kultur-technisches Bureau für die Pfalz.
Merl, Kreis -Kulturingenieur.''
Um etwaigen Zweifeln zu begegnen fügen wir dieser Aus-
lassung die Bemerkung bei, dass das neue Verfahren nicht nur
für Reproduktion von Kurten und geometrischen Leistungen,
sondern gleich gut auch für Kopirung von Entwürfen und insbes.
Werkzeicnnungen aus allen Zweigen des praktischen Bau- und
hinenwescus uns verwendbar erscheint.
Was das von Hrn. Holt/mann in Ansprach genommene
betrifft - für welche
auf der
Stellung der
i geschlossenen Berliner internationalen Papier-Aus-
Zivil-Ingenieur Hr. Hardt aus Cöln ein Verfahren
deutungsweise berührten besonderen Seite des Gegenstandes i
treten, sehen wir weder eine Veranlassung, noch auch würden
wir eine betreffende Veqirlicbtung anzuerkennen vermögeu.
Das Freibarger Monat« und seine Restauration. Unter
diesem Titel ist in No. 151 170 der „Badiscben Landesztg." eine
Reihe von Artikelu erschienen, deren Inhalt auch in Fachkreisen
lebhaftes Interesse erwecken dürfte und dazu angethan ist, eine
Acurscnmg von noch anderer Seite hervor zu rufen.
Der Verfasser, (welcher sich nicht genannt hat, nach
mehren Anzeirhen aber kein anderer als R. Redtenbacher
sein dürfte) giebt zunächst in
geschichte des Münsters
Denkmalen deutscher Gothik. Kr bespricht sodann die Arbeiten,
welche bisher zur Restauration des Denkmals ausgeführt wurden —
den von I7s<i ^857 bewirkten Ausbau von SM "hor-Strebepfeilern,
sowie die in den letzten 20 Jahren in s Werk gesetzten kleineren
Herstellungen bezw. Ergänzungen im Inneren und Aeufseren
um schließlich seine Wünsche Itezüglich der Art und Weise aus-
zusprechen, in welcher die Restauration des Münsters künftig
betrieben werden soll.
Wahrend man sieh in Fri-iburg der Ansicht zuzuneigen
scheint, dass es nur einer Vollendung der 1 noch fehlenden
Strebepfeiler • Aufsätze bedürfen würde, um die Restaurations-
Arbeiten für abgeschlossen erklären zu können, vertreten jene
Artikel mit Entschiedenheit den Standpunkt, dass die Bedeutung
des herrlichen Bauwerks als eines anerkannten Kleinods unterer
nationalen Kunst — den Beginn einer neuen Restauration zur
Pflicht mnehe, bei welcher nicht allein die noch fehlenden Theile
zu ergänzen, sondern auch die in den letzten 100 Jahren hinzu
gefugten, im Stil missverstandenen Theile zu entfernen und durch
stilvollere Gebilde zu ersetzen wären — mit einem Worte den
Beginn einer das ganze Münster umfassenden Restau-
ration nach einheitlichen archäologischen und künst-
lerischen Gesichtspunkten, die auf Grund einer sunächst
einzuleitenden gewissenhaften Aufnahme und Erforschung
des Denkmals fest zu stellen wären.
Dass eine korrekte Aufnahme bisher nicht gemacht ist, trotz-
dem im Laufe der Zeit fast alle Theile des Baues eingerüstet
worden sind, dass man ohne sie, ohne strenge kunstwissenschaft-
liche Forschung, ohne den Beirath sachverständiger Autoritäten
der Restauration obgelegen hat, ist der schwerste Vorwurf, welchen
der Verfasser (wohl nicht mit Unrecht) auch gegen die gegen-
wärtig«' Müuster-RauverwaJtung erhebt Dass er auch ihre sach-
lich nicht sehr bedeutenden Leistungen einer scharfen Kritik
unterzieht und — mit möglichster Schonung gegen die betroffenen
Persönlichkeiten — einen Architekten aus der Schule Hübsch's
prinzipiell die Befähigung zum Restaurator gothischer Baudenk-
male abspricht, kommt dagegen nur nebensächlich in Betracht. —
Ebenso laufen die am Schluss der Artikelreihe gemachten Vor-
schläge, welche in erster Linie die Berufung der ersten
deutscheu Dombaumeister zur Abgabe einer gutacht-
lichen Aeufserung empfehlen, vor allem darauf hinaus, diese
unentbehrlichen Grundlagen einer Restauration zu beschaffen;
sie decken sich in dieser Hinsicht fast ganz mit den erst kürz-
lich i. d. Bl. puhlizirtcn Ausfuhrungen Redtenbacher's.
Möge die verdienstliche Anregung nicht ungehört verhallen 1 —
Die diesjährigen Wanden-erasjBvmlungen des Ver-
bandes d. Aren.- u. Ing.- V. und des Vi
len das nachstehend abgt
In
bjgonieore. Wir erhalten <
„In Nr. t>7 der Deutschen Bauzeitung sprechen Sie Ihre Ver-
wunderung darüber aus, dass der Verband deutscher Architekten-
und Ingenieur-Vereine und der Verein deutscher Ingenieure ihre
Hauptversammlungen auf dieselben Tage verlegt haben, der erstere
in Dresden, der andere in München. Auch wir haben uns nicht
weniger darüber gewundert, dass der Vorstand des Verbandes
keine Rücksicht auf die Versammlung des Vereins deutscher
Ingenieure genommen hat Letztere wurde bereits in unserer
Wochenschrift No. 17. vom 27. April auf die letzte August-
oder erste September -Woche ausgeschrieben, wie es seit Ober
20 Jahreu üblich ist Daun erschien am 4. Mai in der Bauzeitung
die Notiz, dass die auf L— 5. September vorläufig anberaumte Ver-
sammlung des Verbandes überhaupt in Frage gestellt sei, und
nachdem darauf am 20. Mai die Versammlung des Vereins deut-
scher Ingenieuro definitiv auf den 2.- 4. September ausgeschrieben
war, erschien in der Bauzeitung am 8. Juni die Mittheilung, dass
die Versammlung des Verbandes am L- 5. September stattfinden
werde, und erfolgte die offizielle Einladung dazu am 17. Juli.
Hiernach liegt es auf der Hand, dass nicht den Verein deut-
scher Ingenieure die Schidd des von Ihnen gerügten Misstandes
trifft. Um ihn aber in Zukunft möglichst zu vermeiden, sind
wir gern erbötig, dafür Sorge tragen zu wollen, dass die vom
Vorstande des Vereins deutscher Ingenieure jeweils festgesetzte
des Verbandes deutscher Ar-
d Ingenieurvereine sogleich schriftlich mitgetheilt
auch dafür, dass, wenn die Versammlungszeit des
" dcher Weise uns etwa früher mitgetheilt worden
,c Zeit unserer Hauptversammlung thunlichst mit
Rücksicht darauf gewählt werde.
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werde, sowie
Verbandes in
302
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
4. September 1878
Was Ihren Wunsch einer Verschmelzung heider Vereine be-
trifft, so hat es der Verein deutscher Ingenieure an seinem Knt-
gegenkommen nicht fehlen lassen, als es sich 1669 um die Gründung
eines allgemeinen deutschen Techniker - Vereins handelte, statt
dessen dann der jetzige Verband deutscher Architekten- und
Ingenieur- Vereine ins Leben trat. Hin ausfuhrlicher Bericht Ober
die Schwierigkeiten, die unserem damaligen Entgegenkommen
begegneten, tindet sich in der gedruckten Keilage zum Juni-Heft des
Jahrganges 1870 der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure;
weiter wurde darüber verhandelt in unserer Hauptversammlung
1S71 zu Cassel (Zeitschrift vom Jahre 1871 Seite 711 u. ff.).
Mit Hochachtung
Kaiserslautern und Karlsruhe, den 20. August 1h*.s.
Vorsitzender und Direktor des Vereins deutscher
F. C. Euler. F. Grashof. ■
Indem wir das Schriftstück zur Kcnntniss unserer Leser
bringen, glauben wir uns jeder weiüren Bemerkung in dieser,
leider nicht mehr zu ändernden Angelegenheit enthalten zu können.
Es sei uns lediglich gestattet, ausdrücklich zu betonen, dass
unserer Notiz in No. 07 die Absicht eines Angriffes auf d. V. <L
Ingenieure völlig fern gelegen hat Wir dürfen uns wohl darauf
beziehen, dass es seit dem 12jährigen Bestehen u. BL jederzeit
Gegenstand unseres eifrigen Streitens gewesen ist, das Einver-
nehmen zwischen den deutschen Architekten und Bauingenieuren
einerseits und den Maschinen -Ingenieuren andrerseits zu festigen
und zu fordern.
Die offenkundige Thatsache, dass ein solches Einvernehmen
bisher nur in schwachen Anfangen besteht lässt sich leider nicht
ignoriren und eine Verschmelzung der für beide Fachgebiete
bestehenden Vereins-Orgouisatiuneu, die 1801» u. 71 als uuihimlich
sich erwies, wird daher noch für lange Zeit ein „ frommer" Wunsch
bleiben. An ernster Arbeit zur allmählichen Beseitigung der
Hindernisse, welche ihm entgegen stehen, werden wir für unser
Theil es auch ferner nicht fehlen lassen.
Woyhe's rotirendo doppeltwirkende Kolbenpumpe ohne
Ventile (patentirt). Die bei allen Pumpen mit Ventilen auf-
tretenden Ucbelstände, als das Schlagen, Festsetzen und L'ndicht-
werden der Ventile, wenn die Pumpe unreines Wasser schöpft
(wie dies für Pumpen die zu Bauzwecken gebraucht werden, der
Regel nach vorkommen wird,}, sind bei der für maschinellen so-
wohl als Handbetrieb eingerichteten Pumpe nach Weyhes Patent
beseitigt
Die Tumpe besteht im wesentlichen nur aus dem Zylinder
und dem Kolben; letzterer ist ohne jegliche Liderung und hat in
halber Länge eine Scheidewand, die zur Befestigung der Kolben-
--erichtet ist Die eigentümliche, durch Ausklinkuug
Form des Kolbens ist aus Fig. 1 erkennbar.
Iu der Zyliuderwaud sind
n» t.
V* s.
r*. s.
4 quadratische Oeffnnngen,
von denen je 2 sich gegenüber
liegen, angebracht (xs\yy\
Fig. 1, 2, 3.) Bewegt sich der
Kolben ans der in Figur 1
gezeichneten Stellung nach
links, so wird bei //' einge-
sogen, hei x ausgepresst
Beim Rückgänge nach rechts
(Fig. 2) macht der Kolben
zugleich eine halbe Um-
drehung und es wird bei y
eingesogen und bei x* aus-
gepresst Durch eine zweite
halbe Umdrehung kehrt nun der
Kolben in seine ursprüngliche
Stellung zurück und das Spiel
beginnt von neuem.
Zur Erzeugung der hin- und hergehenden sowohl wie der
Dreh-Bewegung des Kolbens dient eine auf der Kolbenstange
schräg befestigte Scheibe [8 Fig. 3).
Da es unpraktisch sein würde, an dem Zylinder aufsen
je 2 Oeffnungcn für Aus- und Einströmung zu haben, so sind
die beiden Säugöffnungen sowohl als die
in je einen gemeinsat
für die Rohrleitungen
Die Pumpe wird in Gröfscn von 120 — 210 Durchmesser
ausgeführt Dieselbe ist zu beziehen von der Bremer Pumpen-
und Motoren-Fabrik in Bremen, sowie von der Aktien-Gesell-
schaft für Maschinenbau und Eisenindustrie zu Varel a. d. Jade
oder deren Vertretern.
A. L. J. Meier f. In dem am 26. August d. J. gestorbenen
Baupolizei-Inspektor A. L. J. Meier hat Hamburg einen um die
dortige Vereins • Thiitigkcit und um das Hamburger Verwaltung-
Leben wohlverdienten Mann verloren. — 1828 in Hamburg geboren,
ein Sohn des weiland Senator Dr. jur. Meier, erhielt der Ver-
storbene eine vorzügliche Schulbildung und arbeitete, nach-
dem er sich für das Baufach bestimmt hatte, als Kleve auf dem
Bureau der Wasserbau-Verwaltung, unter dem Wasserbau-Direktor
IlUbbe. Von 1840—49 studirte er sodann an der Bauakademie
zu Berlin, arbeitete nach Beendigung seiner Studien zunächst bei
dem Architekten Avcrdieck in Hamburg, dann mehre Jahre in
Ateliers Pariser Architekten und habilitirte sich nach Bcreisiuig
Italiens im Jahre 1853 in seiner Vaterstadt als Architekt
Hier widmete er sich alsbald der dem kleinen Frcisüut
Hamburg eigentümlichen freiwilligen Thätigkeit für die öffentliche
Verwaltung in ausgedehntem und hervorragendem Maafse. Er
war lange Zeit proponirender Sekretair der Hamburgischen
Gesellschaft zur Beförderung der Künste und nützlichen Gewerbe,
eine Vereinigung der besten Kräfte aller Berufsklassen, um welche
sich später die Einzelvereiuc , wie der Künstler- Verein , der Ge-
werbe-Verein, der Architekten- und Ingenieur- Verein , der Verein
für Kunst und Wissenschaft u. s. w, geschart haben. Ueberall
war A. L. J. Meier ein geistig anregendes und thätiges Mitglied
und es hat der Verein für Kunst und Wissenschaft, in Anerkennung
seiner Verdienste, ihn durch die Ernennung zum Ehrenmitgüedt
ausgezeichnet. Den Arch.- u. Ing.-Verein hat er wiederholt alä
Abgeordneter in den Verbands- Versammlungen (Kassel, Berlin und
Eisenach) vertreten. 1802 war er Hamburgischer Kommissar
auf der Londoner Ausstellung und entwickelte dort eine Thätig-
keit, welche ihm hohe Anerkennung bei seinen Mitbürgern ver-
schaffte. Im Jahre 1867 übernahm er im Auftrage der Patrio-
tischen Oesellschaft die Führung der die Pariser Ausstellung be-
suchenden Hamburger Handwerker und erntete auch hier viel Lob
Ober sein vortreffliches Talent für Organisation. Hierfür hatte
Meier schon 1859 durch das Arrangement der Schillerfeier in
Hamburg, namentlich des Icünstlerisch großartigen Festzuges, eine
Probe abgelegt, wodurch er die Autorität in Fragen öffentlicher
Feste sich erwarb. Meier war bei derartigen Anlassen unermüd-
lich, er kannte kein Hiuderniss und war selbst stets der gröfsten
persönlichen Opfer fähig. Diese ihm eigene Opferwilligkeit führte
ihn 1870 als Kommandeur des Hamburger freiwilligen Sanitäts-
Korps in's Feld, von wo er erst nach beendigtem Kriege, dekorirt
mit dem eisernen Kreuze, zurück kehrte. — Möglich dass er dort
den Keim zu der Krankheit legte, welche den sonst kräftigen
Mann schon vor Beendigung seines 50. Lebensjahres hinweg raffte. —
Aus dem F'eldztige zurückgekehrt nahm Meier seine bescheidene
Praxis als Architekt wieder auf und fungirte gleichzeitig als nichc-
rechtsgclehrter Richter am Hamb. Niedergericht, bis er 1872 von
Senate zum Baupolizei - Inspektor gewählt wurde. In demselben
Jahr« heirathete er die jetzt um ihn trauernde Wittwe, durch
welche er sich der bekannten Hamburger Familie Repsold ver-
schwägerte. Er führte seitdem ein glückliches, zufriedenes Ehe-
leben, und manche Härten des Meier'schen Charakters milderten
sich in dem anziehenden Familien- Verkehr, in den er durch seine
Frau eintrat — Seinen Kollegen wurde er ein lieber, wahrer
Freund, in des Wortes bestem Sinn. ■ - Friede
Mültärwisaenaohaften an Polytechniken. Dem Vo
am Züricher Polytechnikum, an welchem seit einigen
schon Militär -Wissenschaften durch den Artillerie -Offizier Hrn.
Affolter gelehrt werden, hat jetzt die polytechnische Hochschule
zu Stuttgart sich angeschlossen, an welchen vom nächsten
Semester an ein Lehrstuhl für Militärwissenschaften errichtet
worden ist, zu dessen Besetzung man den (preufsischen) Major z. I».
Hrn. Scheibert heran gezogen hat
Wir denken, dass gerade in den deutsch - militärischen Ver-
hältnissen Gründe für die erwähnte Neuschöpfung reichlich ent-
halten sind, und wir glauben ferner alle Ursache zu haben, die
in Stuttgart zuerst verwirklichte Lehrplan-Erweiterung des Poly-
technikums mit günstigen Augen anzusehen, auch wenn wir die-
selbe vom einseitig- bautechnischen Standpunkte aus einer Betrach-
tung unterziehen.
In der Borlinor Baoaaaatellung sind bis zum 29. August
neu hinzu getreten: Carl Röhlich 1 Spiegelrahmen, 1 Konsole,
1 Gardinenstange von Steinpappe, echt vergoldet; — Herrn.
Gladenbeck, Schüsseln von Zinkguss; — N. Ehrenhaus, Teppiche
und Portieren-Stoffe (im Vestibül und dem Treppenaufgange) ; —
Ende & Dcvos, 1 Bronzekrone zu Kerzen; — Ancion ife Sehne rzel,
Stühle von Parma-Rohr; — C. Blumhardt, eiserne Karren (anf
der Terrasse).
Personal -Nachrichten.
Preufsen.
Ernannt: Die Ingenieure Hausding und Hofmann in
Berlin zu nicht ständigen Mitgliedern des Patentamtes. — Der
Regsbmstr. Hofmanu in Greifswald zum Landbmstr. das.
Brief- nnd Fragekasten.
Zur Anfrage wegen Vorkommens von Pumpen mit
übernormaler Saugehöhe geht uns folgende Nachricht zu:
Unterzeichneter theilt ergebenst mit, dass am hiesigen Orte
das Grundwasser 23 -24™, an benachbarten Orten bis 31 ■» tief
liegt und dasselbe durch Saugepumpen - ohne zudrücken
— gehoben wird.
Hemmerden, Reg.-Bez. Düsseldorf. Esser, Bfr.
Abonn. in Rinteln. Von gut aufgetragenen und aus guten
Materialien hergestellten Anstrichen auf Eisen aus Mennige sowold
als Blciweifs nimmt Wasser im allgem. keinen Geschmack an;
dass daneben anderweite Anstriche existiren, welche dii
Eigenschaft gleichfalls besitzen, ist nns nicht zweifelhaft.
KoumiKk.^rtrla* von Cirl Btclit» fa
K. E. O. frlUib. Dmfc; W. tlvrr >W fhur M rnc kr r ri , I
Digitized by Google
363
Inhalt: IMwr die iathetUcbr Bt-handlnug de« Kiwug im llorhlm«. — IHe
Gotthard B*hn. — Zar liiivntftrlMruiitf «Ur H*»- lVnkiuÜl«r. — Vtrinltrhtr*:
P*t«ii(Irt*r Horner Ut«*rt)*u. ffrnumt ^du stütirn s>r.u in - I<awlr*-IUuinfl|>ckli>r
In MmtcdotMBrx — (hu K*n»"* L<rfbti» <-l-rri»er LangM-h wellen. — tSuvrfternc
I h; iHttc». — l'. r^.imlU-n <*••» fr«nn*M»rh(^
— IWrlti^un^ von bUl-u OetfArbra-Anctrkl
lllferatur. — Ku» k urr#n tt n.
■tif Holl, ~ Am tl*r Fielt-
Ueber die ästhetische Behandlung des Eisens im Hochbau.
Auf der 3. General-VersatnmliiDg de» Verbandes dttch. Aren.- u. Ing. - Vereine vorgetragen von Constantin Lipiius.
nie
Hochansehnlicbc Versammlung! Sind wir, Kinder
der Gegenwart, auch nicht in der Lage, Olier unsere Zeit und
ihre Werthstellung ein nüchternes und völlig unparteiisches,
endgültig absehliefseudes Urthcil zu fallen, so können wir uns
doch durch Beobachtung und Vergleich das Ziel des Strebens
unserer Zeit klar machen. Und wir sind gezwungen dies zu
thun, wenn wir Stellung nehmen wollen inmitten der allge-
meinen Bewegung, wenn wir für unseren Theil und nach
Maafsgabc unserer Kraft mitwirken wollen zur Klärung der
gegenwärtigen Strömung.
Sie sind wohl darin mit mir einverstanden, dass die
Ilauptrichtung unserer Zeit vor allem auf Erkenntniss, auf
Forschung nach Wahrheit, ohne Vorurtheü und Voreingenom-
menheit, aber auch unbekümmert um das Resultat, das dabei
heraus kommt, gerichtet ist. I)ic gewissenhafte Untersuchung
des Thataäclüicben, weniger um seiner selbst, als um des
Gesetzes willen, das ihm zu Grunde liegt, daran zu Tage
tritt, gilt als fundamentale Forderung. Wir verlangen nach
Motivirung, nach dem Wie und Warum, nach dem Bezeich-
nenden, Charakteristischen auf allen Gebieten des geistigen
Lebens energisch und rücksichtslos. Und darum ist unsere
Zeit und unsere Arbeit nicht eine resümirende, abschließende,
erklärende, vielmehr eine nach allen Seiten hin suchende,
auseinander gehende, gegensatzliche, leidenschaftlich kämpfende.
Nicht das, was man gemeinhin das Ideale nennt, eine Ober
das menschliche Errcichungsvcrmögcu hinaus gehende Vor-
stellung ist das Ideal unserer Tage. Aber dass eine Zelt, die
so arbeitet, von einer gewaltigen Idee, von einem mit aller
Energie zu erstrebenden HaupUicl beherrscht wird, das
leuchtet wohl ein.
Die mächtig entwickelte Naturwissenscliaft hat unserer
ganzen Zeit die Signatur aufgeprägt. Die von ihr geförder-
ten Resultate haben unsere Lebensverhältnisse vielfach um-
gestaltet, unsere Lebensanschauung nicht unwesentlich beein-
rlusst. Und wie sie, der Metaphysik abgewandt, nach greif-
baren Ergebnissen forscht, so ist auch die ganze Richtung
der Zeit in erster Linie auf das Zweckmäfsige gerichtet.
Mit unentwegter Energie suchen wir Hindernisse, welche der
Erfüllung zeitgemäfser Zwecke entgegen treten, unter Zuhülfe-
nahme aller Mittel, welche die fortgeschrittene exakte Wissen-
schaft bietet, aus dem Wege zu räumen, die Schranken, die
Zeit und Raum uns stellen, zu negiren. Recht augenfällig
und überzeugend bemerken wir dies in der praktischen An-
wendung der Physik und Chemie in dem Telegraphen und iu
all den Einrichtungen, die den Verkehr erleichtern sollen —
ßriefpost durch Luftdruck — in der Spektral- Analyse und dem
Telephon. Es ist geradezu erstaunlich, wie kühn und uner-
schrocken die Gegenwart zugreift, wagt und versucht. Und
damit können wir behaupten: Nie ist eine Zeit gewesen, die
in dieser Beziehung eine solche Fülle von Intelligenz ge-
zeigt hätte!
Ein echtes Kind unserer Zeit, das sich gewaltig hervor
gethan, ist unter den technischen Wissenschaften die Ingenieur-
Wissenschaft. Auf durchaus modernem, realen Boden stehend,
geht sie auf das ausscliliefslich Zweckmäfsige aus, und dieses
in rücksichtsloser Konsequenz anstrebend und in nacktester un-
erbittlicher Wahrheit — alles Aesthetiscbe anderen Bestrebm gen
überlassend — zur Erscheinung bringend. Je geringer der Auf-
wand an Stoff, je minimaler die Dimensionen bei Erreichung
maximalster Leistungen, um so gröfscr der Triumph! Und
da das rein technisch Zwecklichc der Verklärung durch die
Schönheit nicht bedarf, weil sein Eintritt in die Erscheinung
nur der Ausdruck der Funktion, die es zu verrichten,
die Form gewordene Funktion ist, so tragen solche rein zweck-
liche Gebilde in ihrer Konstruktion selbst die Erklärung für
ihr Vorhandensein, ihre Notwendigkeit ; sie überzeugen und
befriedigen darum oft bis zu einem gewissen Grade ästhetisch.
Eine Brücke, die sich, der Risaer gleich, mittels weit gespann-
ter Eiseubögen Ol>er Zwischenwetten von Hunderten von
Metern frei trägt, kann uns in ihrer übersichtlichen Klarheit
die überzeugende Gewissheit ihrer Zweckdienlichkeit und eine
gewisse Freude über die siegreiche Ueberwindung grofser
Schwierigkeiten, über den mathematischen Kalkül, der die
Tragfähigkeit der Konstruktion so schön im voraus be-
rechnete, gewahren.
Und doch! Wold ein intellektuelles, aber
nimmer ein psychisches Interesse kann solch eine
funktion von starren Steifen und Streben, von Laschen und
Nieten in uns erwecken. Die eisernen Wunderwerke unserer
heutigen Ingenieure und Maschinentechniker datiren ihre
Geburt von der Stunde, da man die Steinkohle zu gebrauchen
lernte. So gewaltig und erstaunlich aber auch diese Wunder-
werke sind, so befriedigen sie doch nicht den Drang nach
dem Schönen, nach harmonischer Verklärung, der dem Men-
schengeschlecht innc wohnt und so alt wie das Geschlecht
selbst ist. Das Schöne, der Reflex der Harmonie des Ab-
soluten, bleibt ewig, weun auch die Vorstellungen, die die
Menschen davon sich machten, im Einzelnen variiren. Und
wie die Natur ihren Schöpfungen zu dem pure Zwecknöthigen
ein solches Maafs von Schönheit verleiht, als sich nur immer
damit vereinigen lässt, so verlangen auch wir, sobald wir den
ästhetischen Standpunkt betreten, mehr als ein starres Nütz-
lichkeit-Skelett. Gleichwohl ist die Zweckmäfsigkcit die ab-
solute Voraussetzung auch des Schönen und ebenso ist ohne
Wahrheit, d. h. ohne die volle Ucbereinstimmung der äufseren
Ei-scbcinung mit der inneren Wcscuhcit, jede wirkliche Kunst
unmöglich. Aber nicht reale Wahrheit allein, auch ideale
Wahrheit verlangen wir im Kunstwerk.
Das Medium, dessen sich der Ingenieur, der Maschinen-
Techniker zur Darstellung seiner Werke bedient, ist im wesent-
lichen das Eisen. Wie der Ingenieur, kann sich auch der Archi-
tekt dem Gebrauch des Eisens zur Befriedigung moderner An-
forderungen nicht cntscldagcn. Während aber jeuer seine Auf-
gabe für beendet ansieht, wenn er seine Konstruktion ohne
Rücksicht auf das ästhetische Aussehen möglichst zweckmäßig
eingerichtet, hat der Architekt aufserdem noch den An-
sprüchen zu genügen, welche die Kunst an ihn stellt.
Und von der Auwendung des Eisens, das in technischer
Beziehung die kühnsten Träume des Konstrukteurs Wirklichkeit
werden üefs, das als stützendes und tragendes Material Raum-
Ucberdeckungen und Baumstützen in Dimensionen gestattet,
an welche noch vor wenig Mcuschenalteni nicht gedacht
werden konnte, glaubte man sich nun auch in ästhetischer
Beziehung Kmincutcs, ein sofortiges Aufblühen einer neuen,
eigenartigeu Kunst versprechen zu dürfen. Wohl bin ich der
Meinung, dass auch dieses Material mit seinen unschätzbaren
Eigenschaften und den ihm inne wohnenden Formengesctzcn
auf die Bildung eines neuen Baustils Eintiuss haben werde
und müsstc. Aber die Anwendung eines neuen Konstruktions-
mittels, das praktisch noch nicht einmal völlig und bis in alle
Konsequenzen erkannt und beherrscht wird, gebiert noch nicht
ohne weiteres eine neue Aera in der Baukunst. Und wenn
Semper meint, dass man den Architekten mit Unrecht den
Vorwurf der Armuth an Erfindung mache, da sich doch
nirgends eine neue weltgeschichtliche, mit Kraft und Nach-
druck verfolgte Idee kund gebe, und er überzeugt ist, dass, wenn
eine solche Idee aufträte, sich unter den jüngeren Kollegen
dieser oder jener befähigt zeigen würde, dieser Idee das ge-
eignete arehitcktoniscl>c Kleid zu verleiben, so ist dies doch
wohl nicht als eine so positive Gewissheit zu nehmen.
Unsere Weltanschauung hat eine Modifikation erfahren
und der Gedanke, der die Welt vor Rousseau und der fran-
zösischen Revolution beherrschte, ist in Trümmer gegangen.
Aber dennoch ist die Morgcnröthe einer neuen Kunst noch
nicht angebrochen. Versucht haben wir viel und aus den
Versuchen der Stile der Vergangenheit ist uns
die Kenntniss der Wesenheit jener Stile, das
das Vergängliche an ihnen klar geworden. Wie
Zeit eine suchende, kämpfende, so auch die Kunst
Zeit. Nicht von heute auf morgen lässt sich ein neuer Stil
erfinden ; er bildet sich in und mit dem Geistesinhalt der Zeit
durch die Arbeit von Generationen, anknüpfend an Bekanntes
und Gegebenes. Ward je eine höhere, edlere, das Gcmüth
des Menschen tiefer ergreifende Idee unter die Menschen
geworfen, als die Lehre Jesu von Nazareth? Der neue Geist
wurde gegeben, aber die Künstler fehlten, die ohno weiteres
die Kunst diesem Gedanken entsprechend auszugestalten ver-
mochten. Mit dem Borg bei heidnischen Monumenten baute
man der reinen Gottesidee die Tempel! — Und gleich irrig ist
die Erwartung, dass ein neuer Konstruktion^ - Gedanke ex
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364
DEUTSCHE BAÜZEITUNG.
7. S«pte»b«r 1878
alirupto ein formfertiges Kleid gewinnen könnte. Zuerst und
zunäclist müssen wir den neuen Stoff in seiner Eigentüm-
lichkeit verstehen und hegreifen lernen, che wir die Grenze
für sein Ästhetisches Erscheinen fest stellen können. Und
darum haben die Ingenieure Recht, wenn sie die statischen
Funktionen des Eisens zum Gegenstand ihrer Forschung
machen, wenn sie nach dem Gesichtspunkt des Zweckmäfsigcn
konstruiren. Wir Architekten aber haben die Aufgabe, auf
Grund jener Zweckmäfsigkeits - Erfahrungen dem Eisen vom
formellen ästhetischen Standpunkt aus gegenüber zu treten.
Und hiermit komme ich auf die heute mir gestellte Frage :
„Wie ist das Elisen in ästhetischer Beziehung im Hochbau zu
behandeln?" — eine Frage neuen und neuesten Datums, von
grofser Wichtigkeit, über welche die Ansichten der Architekten
vielfach aus einander gehen.
Unter der ästhetischen Behandlung des Eisens haben wir
das Hervorkehren seiner Eigentümlichkeit und seines Wesens
in seinen verschiedenen Funktionen, in seinen Verhältnissen
zum Charakter des Baues und in seinen Beziehungen zu dem
übrigen in Anwendung kommenden Baumaterial und zu den
ßauverhältnissen Oberhaupt zu begreifen.
Selbstverständlich ist die ästhetische Behandlung des
Eilsens da ausgeschlossen, wo es In hui ich als Hülfs-Konstruk-
tion aufzutreten hat und gcwisscnnaal sen seine Dienste im
Verborgenen leistet. Zu diesem Bchufe ist «las Eisen schon
längst angewendet worden und die ItAmcr liedienten sich des-
selben, wie wir wissen, zu traulichen Hülfskonstruktionen in
umfassender Weise. Es ist aber nicht Aufgabe meines heutigen
Vortrags, nachzuweisen, was das Eisen in dieser Art seiner
Verwendung zu leisten vermag.
Gestatten Sie mir vielmehr, an die unterscheidenden
stilistischen EligcnthOmliehkcitcn des Eisens, wie sie sich aus
den verschiedenen Arten desselben und der ihnen zu Grunde
liegenden physikalischen Beschaffenheit ergeben, kurz zu
erinnern. Denn es ist ein gewaltiger Unterschied, ob wir
Gusseisen oder Schmiedeisen zu behandeln haben.
Das aus Gusseisen Darzustellende muss, der Art und
Weise seines Entstehens entsprechend, den Charakter des
Gegossenen, aus flüssigem Erstarrten, mit einem Male Ge-
wordenen, Spröden an sich tragen, darum ein gewisses Körper-
Volumen erhalten und demgemäfs im Detail — ohne fabrika-
tionswidrige Untersclmeidungen — und im Ornament —
teppichartif , von flachem Relief — behandelt werden. Bei
Gusswerken gröfserer Art, deren Herstellung einen stück-
weisen Guss erfordert , werden aus der Verbindung der ein-
zelnen GusstOcke nüt einander charakteristische Schmuckstellen
entwickelt werden können.
Das zähe und biegsame Schmiedeisen hingegen verdankt
seine Gestalt der Wechselwirkung von Hammer und Ambos,
unter denen es sich biegt und windet, streckt und aus Theilen,
ohne Anwendung weiterer Verbindungsmittel, zu einem Ganzen
zusammen fügt. Während die Produktionen in Gusscisen nach
Material und Art der Herstellung vielfach an bese'. rankende
Bedingungen gebunden sind, gestatten die Arbeiten aus
Scluniedeisen, die aus vielen einzelnen, später zu einem Ganzen
zu verbindenden Theilen bestehen, nicht nur eine viel freiere
Bewegung in der Formengebung, sondern lassen auch den dem
Schmiedeisen eigentümlichen Charakter, die Biegsamkeit und
Elastizität im Gegensatz zu dem starren, spröden Gusseisen
in entsprechender Weise zum Ausdruck kommen. Eben darum
lassen sie auch eine viel freiere, kühnere Konzeption und
deren charakteristische präzise Ausführung zu.
Je nachdem eine Aufgabe durch Guss- oder Schmiedeisen
gelöst werden soll, wird sich ihr Formen- und Charakter- Vcr-
hältniss zu modifiziren habon. Nehmen wir z. B. einen guss-
eisemen Kandelaber und einen schmiedeisernen Kronleuchter
an. so werden Sic Alle damit Oberein stimmen, dass die Be-
handlung beider sowohl in den Prinzipien der Konstruktion
und Konzeption, als in ornamentaler Beziehung grundverschieden
sein muss.
Es stehen sich also in Gusscisen und Schmiedeisen zwei
wesentlich verschiedene Konstruktions-Systeme gegenüber, deren
jedes seine eigenartige, von dem anderen verschiedene E'ormen-
sprachc redet Die Konstruktionen aus Gusseisen sind bei
einiger Umfängliehkcit Hohlkörper- Konstruktionen, die aus
Schmiedeisen Stab-, Vollkörj»er-Konstruktionen. Eine Stab-
konstruktion ist technisch um so vollkommener, je dOnner die
angewendeten Stäbe sind ; ist doch das Material je dünner je
besser durchgearbeitet. Dagegen wissen wir, dass Hohlkörper
bei gleicher (juerschnittsfläche des Materials einen bei weitem
gröfseren Widerstand zu bieten im Stande sind, sowohl gegen
Vertikal- als gegen Horizontal-Belastung, denn Vollkörper. Dem
Schmiedeisen wird darum eo ipso das ganze Gebiet zierlichen,
leichten Gcgitters und Gerätlts zufallen; es wird alles dahin
schlagende auch in ästhetischer Beziehung auf das voll-
kommenste zum Ausdruck zu bringen vermögen. Auch eil
Zuganker, hei welchem die Zugfestigkeit des Eisens in An-
spruch genommen, wird sich in Schmiedeisen, der diesem inne
wohnenden Elastizität entsprechend, trefflich charaktcrisiren
lassen. Und eben so wird es in dieser Verwendung den Er-
fordernissen desNutzhaues. bei Hallen, Schutzdächern, am beste»
entsprechen. Beruht aber die ästhetische Wirkung, die das
Schmiedeisen in allen diesen Verhältnissen ausübt , auf der
geringen Umfänglichkeit, die den Stoff dem Auge mehr oder
weniger entzieht, so verbietet sich die Anwendung dieses Stoffs,
dessen Volumen in der Wirkung auf unser Auge weit hinter
dessen energischer Funktion zurück bleibt, Qbcrall da, wo es
sich um Massenwirkung handelt, im Monumentalbau. Eine
Brücke kann, wenn sonst die Verhältnisse richtig gegriffen sind
und abgesehen von der Detail-Durchbildung, auch in Schmied-
eisen hergestellt ästhetisch befriedigen, weil hier das Bindende.
Spannende, kühn Uebergreifende , das dem Charakter du
Schmiedeisens eigentümlich ist. dem Charakter des Bauwerks
entspricht. Erscheint uns aber an der Decke eines auf ästhe-
tische Durchbildung Anspruch machenden Gebäudes eine Viel-
heit stützender und spannender Kräfte in der Form mehr oder
weniger gleichwertiger Stangen, die sich durchkreuzen und
nach allen Riebtungen hin sj>erTcn und streifen, in vielfacher
Wiederholung des Systems zu einem chaotischen Durchein-
ander verworren, so kann von einer ästhetischen Wirkwis.
die auf einer wohl abgewogenen, schön geteilten, klaren,
übersichtliclien, rhythmischen Gliederung beruht, doch wahrlkli
nicht die Rede sein. Und darum glaube ich auch nicht, da*
mit dem blofsen Rhythmus der Silhouette, wie Lucac will,
auszukommen wäre. Wohl aber stimme ich Lucac vollkommen
bei, wenn er sagt: „Wir wollen die Resultate der in Eisen
übersetzten Rechnung, und zwar in Obersichtctien Summen,
zu einem klaren System geordnet erblicken, aber man notuuri
unser Auge auch gleichzeitig, alle die einzelnen Exempel, die
man hätte an den Rand oder in's Unreine schreiben nioWn.
mit zu sehen." Doch hierauf wird später zurück zu kommen
sein.
Kehren wir nun wieder zum Gusseisen zurück.
Gusseisen wenden wir, von seiner Verwendung zu FuUtm$-
werk abgesehen, bei dem es nach Art des Laubsagewerks zi
behandeln ist, im Hochbau zumeist zu Säulen an, mit denen
wir Konsolen und Zwischenstücke verbinden, und bedienen uns
hierbei meistenteils der Hohlkörper-Konstruktion. Bekannt
ist die Leichtigkeit, mit welcher das Gusseisen in der Form
jede Gestalt annimmt. Lässt aber darum das Gusscisen einen
weit gröfseren Spielraum bezüglich der ihm zu gebenden
Gestalt zu, so schreiben andrerseits die statischen Verhältnis«
desselben und die im Vergleich gegen anderes Material größere
Kostspieligkeit Grenzen vor, die nur auf Kc«tcn der Wesen-
heit des Stoffs, also der ästetischen Wahrheit, überschritten
werden können. Der Charakter des Gusseisens wird, von der
Spczial-Charaktcristik abgesehen, im allgemeinen der des Zier-
lichen und Festen zugleich sein müssen. Unläugbar aber n-
sultirt aus allem, dass das Elisen als Hohlkörper unbeschadet
seiner Eigentümlichkeit, vielmehr derselben entschieden ent-
sprechend, in ein Verhältnis* zu den baulichen Massen tritt,
in welchem es, sei es als stützendes oder tragendes Element,
für den Monumentalbau verwendbar erscheint. Nimmt es doch
in dieser Art der Darstellung eine Köriwrlichkeit an, die dem
Stein, dem monumentalen Baumaterial par excellence. verwandt
ist, und muss darum auch in verwandter Weise behandelt
werden. Perhorreszirend das Stütz- und Krückenwerk,
dessen die Stab-Konstruktion, ähnlich der Zimmerei, bedarf
und welches für gewisse, nur nicht monumentale Zwecke
ästhetisch so Oberaus bezeichnend und werthvoll ist, trägt e-
die Möglichkeit in sich, aus eigener Kraft selbständig zu
fungiren und durch künstlerische Behandlung den Schein freien,
selbsttätigen Lebens zu gewähren, und das ist die Voraus-
setzung der Kunstwirkung. Wir irren wohl kaum, wenn wir
annehmen, dass sich die Alten bei ihren llronzebalkcn und
derartigen Dingen von demselben Gesichtspunkt leiten liefsen.
Und in diesem Sinne räumt auch Seiner dem Eisen seine
Stelle in der künftigen schönen Baukunst ein und von ähn-
lichen Prinzipien geht Viollet-lc-Duc bei seinen Versuchen,
das Eisen in die Baukunst einzubürgern, aus. —
Betrachten wir jetzt das Eisen in seinen speziellen
Eunktionen als Säule, Träger, Decke, ,0s Hausgerippe.
Bei der Säule können wir uns kurz fassen. Für die
ästhetische Ausbildung derselben ist, wie überall, der Zweck,
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N«. 72.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
365
dem sie in jedem besonderen Falle zu dienen hat, maafs-
gebend Schwer belasteten Säulen wird man, ganz abgesehen
davon, dass eine Einziehung des Säulcnschafts eine Ver-
lcr Widerstandsfähigkeit zur Folge haben muss,
Elastische, Bewegliche leicht tragender Stützen,
etwa der Veranda-Säulen, Kandelaber et«, verleihen dürfen.
Gleichwohl wird auch der Charakter gusseiseraer Säulen stets
ein zierlicher und doch fester sein müssen. Von besonderer
Wichtigkeit ffir das, was die spezielle Funktion der Säule
bezeichnet, wird die Art und Weise sein, in welcher das Ver-
halten der Last zur Stütze am Fufe und Kapitell und die
Wechselwirkung von Fufs, Kapitell und Schaft aasgesprochen
wird. Dieselbe, nämlich die Art und Weise dieses Ver-
hältnisses, kann parallel der Schwere der Belastung auf das
Charakteristischste in der Formensprache des Eisens zum
Ausdruck gebracht werden. Immer aber wird die Säule, sie
trete nun in Verbindung mit Stein, mit hölzernen oder eisernen
Tragern, schmiedeisemem Gespärr oder als Thcil eines in
Gusseisen ausgeführten Sy stems auf, als selbständiger Organismus
aufzufassen sein, dessen Charakterisining natürlich seinen
speziellen Beziehungen gemafs zu erfolgen hat. Die erfahrungs-
mäfsige Gewissheit, die wir von der Festigkeit des Eisens,
von seiner Widerstandskraft haben, giebt unserem Gefühl die
l'eberzcugung, dass eine eiserne Säule auch bei geringerem
L'mfang als eine steinerne ihre Funktionen erfüllt, voraus
gesetzt, dass sie in ihrer ganzen Erscheinung als eine eiserne
sprechend charakterisirt ist. Denn die absolute Festig-
keit an sich genügt nicht, auf uns einen ästhetischen Eindruck
zu machen; es muss vielmehr in jedem speziellen Falle die
individuelle Festigkeit des Materials zum unverkennbaren
Ausilruck kommen. Wir müssen schon auf den ersten Blick
sehen, dass es sich um eine eiserne Säule handelt, und wir
sind alsdann völlig beruhigt, denn wir wissen auch ohne
darüber zu rerlektiren, dass eine im Durchmesser schwächere
eiserne Säule zum mindesten eben so viel als ciue viel um-
fänglichere steinerne Säule zu tragen vermag. Dcnkon Sie
sich diesen meinen Beobachtungen gegenüber eine jonischc
oder korinthische Säule statt in Stein in Eisen ausgeführt:
würde Ihnen nicht Allen dass Mi&sverhältniss zwischen Kraft-
aufwand und Zweck höchst widerwärtig erscheinen?
Wird aber lichauptct, dass in der steinernen Säule ein
Ucberschuss von Masse über die zur Erfüllung der statischen
Funktion unbedingt nöthige vorhanden sei und dass gerade
lüeruuf. neben der Ueberzeugung von der Sicherheit, das
Gefühl der Schönheit beruhe, so ist zu erwidern, dass — die
Bichtigkeit der Behauptung bis zu einem gewissen Grade zu-
gegeben — auch in der eisernen Säule nach ihrer Art ein
solcher Ueberschuss vorhanden ist. Wir berechnen die Trag-
fähigkeit der Säule nach ihrem Durchmesser, ihrer Wandstärke
und ihrer Lange und ziehet, allenfalls noch in Berücksichtigung,
ob sie fest eingespannt ist oder nicht ; aber wir berechnen nicht
weiter die Verbreiterung in Fufs und Kapitell, die Verstärkung
durch Knaggen und Spreizen. Und doch vermehren wir gerade
hierdurch die berechnete Widerstandsfähigkeit der Säule ganz
bedeutend. Zugleich erhält sie dadurch ein ästhetisches
Moment mehr von höchster Modulations- und Ausdrucksfähig-
keit. Tritt dazu eine sichtbare Verankerung der Säule, so
wird damit ein Eindruck gröfstcr technischer Festigkeit er-
reicht, der ganz wohl auch in ästhetischer Wei.sc zum Ausdruck
gebracht werden kann. Die steinerne Säule ist des Festig-
keits-Ausdrucks in diesem Maafse nicht fällig. Es würde
ästhetisch geradezu absurd sein, ihr durch eiserne Verankerung
den Eindruck gröberer Standfähigkeit verleihen zu wollen.
Es schien mir dieser Gesichtspunkt nicht ganz unwichtig
und wollte ich es darum nicht unterlassen, denselben kurz
zu berühren. —
Wir kommen nun zum Träger und Sie wissen alle,
dass in dieser Form das Eisen, und zwar als Gusseisen, zuerst
in den Hochbau eingeführt wurde. Neuerdings wendet man
bekanntlich vielfach Träger aus Walzeisen, wie sie von den
Eisenwerken in den Handel gebracht werden, an, oder stellt
sie bei gröfscren Lasten als Blech- oder Gitterträger her.
Mögen wir nun aber guss- oder schmiedeiserne Träger
wählen: ästhetisch wirkt der Träger nur dann, wenn er, zu
einem Organismus belebt, in seiner ganzen Gestaltung seine
Beziehungen zur Last sowohl als zum Auflager klar aus-
spricht. Ich meinte vorhin, dass Hülfskonstruktionen, die im
Verborgenen fungiren und deren Existenz nicht sichtbar
werden soll, weil das Gebäude, das ihrer Konstruktion viel-
leicht benothigt, doch ästhetisch ihrer nicht bedarf, auch mit
der Acsthctik nichts zu thun haben. Ist es aber in unser
Beheben gestellt, Leistungen ästhetisch zu ignoriren, deren
der Existenz eines
Funktion wir nicht ver-
Vorhandenscin die Vor
Bauwerks ist, ohne deren
wie das C
es vor unseren Augen zusammen
bricht? Wenn es schwer halten dürfte a priori präzis und
für alle Fälle die Grenzen fest zu stellen, wo das Ignoriren
der Konstruktion ästhetisch zulässig und wo das Inerschcinung-
trelen derselben ästhetisch geboten ist, so glaube ich doch,
dass man im allgemeinen wenigstens sagen darf, dass die
Konstruktion überall da gezeigt und künstlerisch verwerthet
werden müsste, wo die ästhetische Möglichkeit des Bestehens
eines Kunstwerkes von ihr bedingt wird. Ich möchte darum
die Behauptung, dass die Konstruktion, der Gedanke der
Konstruktion, nur dann zur Erscheinung gebracht werden
dürfe, wenn dieser Gedanke für uns brauchbar, nach der
Richtung der Schönheit hin cntwickclungsfähig sei. dahin er-
weitern, dass die Konstruktion da zum Ausdruck kommen
müsse, wo sie zum ästhetischen Verständnis des ganzen
Werkes unentbehrlich ist. Wir können nie zum richtigen
Genuss eines Kunstwerks gelangen, wenn es nicht in sich und
für unser Auge verständlich die Möglichkeit soliden Bestehens
trägt. Unter den verschiedenen Konstruktionsarten aber
wählen wir jederzeit diejenige, welche uns im besonderen
Falle als die zur ästhetischen Durchbildung geeignetste er-
scheint. Nicht die Darstellung der Konstruktion als solche
ist die Aufgabe der Baukunst, vielmehr die ästhetische Ver-
körperung des speziellen Baugedankens im ganzen und ein-
zelnen. Aber wenn der Baugedanke zum Kunstwerk verklärt
werden soll, muss er doch zunächst und zweifellos als existenz-
fähig erscheinen. Mögen wir nun in jedem Einzelfalle die
Konstruktion scharf hervor heben, oder sie verhüllen, oder sie
modifiziren : all unser Bestreben kann und darf nur das eine
Ziel haben, unser Werk auf Grund der Zwcckmäfsigkeit und
der struktiven Möglichkeit und Richtigkeit zur bezeichnenden
harmonischen, schönen Erscheinung durch zu bilden, es zu
beleben, zu beseelen. Das Kunstwerk darf nicht gegen die
reale Wahrheit verstofsen. Dio gemeine Wirklichkeit aber
mit ihren Disharmonien, ihrer Rohheit und Nüchternheit, ihrer
Sorge und ihrer Qual ist nicht die Lebenssphäre der Kunst!
Aber was soll man dazu sogen, wenn wir nun bei mo-
dernen städtischen, auf eine ästhetische Wirkung Anspruch
machenden Geschäfts- und Zinshäusern die zur Ucberdockutuz.
weiter Parterre-Oeffnungen angewendeten Träger, auf welchen
doch der ganze Oberbau ruht und ohne welche er gar nicht
möglich ist, formell völlig verläugnet und hinter
Holz werk versteckt finden, oder wenn man uns ja
unser kritisches Unheil erst von der ersten Etage an anzu-
legen und den Unterbau gowissermaafsen als nicht vorhanden
zu ignoriren, wie man uns Achnlichcs bezüglich der Dächer
schon längst zugemuthet hat. Muss da nicht an Stelle des
ästhetischen Behagens eine verdriefsliche Stimmung über
solch widersinnige Anordnung treten?
Eine befriedigende ästhetische Lösung derartiger Träger-
Konstruktionen kann ich mir nur denken, wenn Träger und
Material — derartig in Beziehung gebracht sind, dass man
fühlt, dass beide mit einander gemeinsam arbeiteu. Das eine
darf nicht isolirt tragen , das andere nicht isoürt stützen. -
Selbstverständlich wird ein jedes der verschiedenen Kon-
struktions-Systeme entsprechend charakterisirt und durchge-
bildet werden müssen.
Die hier entwickelten Prinzipien gelten als durchgehendes
Grundgesetz auch bei allen Arten von Trägern, z. B. Balkon-
Trägern, Konsolen etc.
In einer gewissen
die Decke.
Gilt uns aber die Wechselbeziehung zwischen Decke und
Stütze als Kritcrion eines Bausystems, Baustils, und ist uns
eine Docke, das Getragene. Schwebende, ohne Beziehung zur
Stütze, zum Tragenden und umgekehrt, sinnlos, so wird uns
hier der Maafsstab geboten sein, an welchem wir auch im
gegebenen Falle den ästhetischen Werth oder Unwcrth zu
messen haben. Bölticher sagt, der Baustil stehe in Hinsicht
auf Mechanik — und Vischcr fügt in Parenthese hinzu:
„nicht blos dies" — am höchsten, welcher mittels einer
künstliche Momente erzeugenden Gliederung der Decke
jedes Material so weit besiegt habe, dass er nicht allein die
gröfseren Raum- oder Stützweiten überspannen, sondern dabei
auch jedwedes Schema der Räumlichkeit überdecken könne
und mithin möglich mache.
Sic alle haben gewiss mehr oder weniger den unschönen
Eindruck empfunden, den in monumental ausgestatteten Gc-
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366
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
7. S*ptemb*r 187«
hau den Decken-Konstruktionen ans Eisen machen, die den
Wanden einfach aufgelegt sind. Wenn die Decke es ist oder
sein soll, von welcher die Verwandlung aller wesentlichen
Theile des Baues in Glieder eines Organismus auszugchen
hat, kann es da wohl überraschen, 'lass eine Decke, welche
eine solche organisirende, zusammen fassende Thätigkeit gar
nicht will und versucht, welche gleichgültig und beziehungslos
auf und neben einem Baukörper anderen Wesens wirkt, auch
ästhetisch, ausdruckslos und unmotivirt erscheint'/ Und darum
will es mir scheinen — und ich stehe mit dieser Ansicht
nicht allein — als ob die von französischen Architekten,
einem Baltard, Labrouste, Duban. Viollet-le-Duc, ausgehenden
Bestrebungen, das Eisen auch für den monumentalen Innen-
bau raumgestaltend zu verwerthen und zn einem selbständigen,
in sich abgeschlossenen organischen System von Stützen and
Decken- resp. Gcwölbeträgern auszubilden, überaus verdienstlich
und fruchtbringend seien. Der wesentliche Gedanke gipfelt
in dem Prinzip, die Decken tragenden Faktoren, Gewölbeträger
und Stützen, von den Umfassungsmauern, welche den Raum
umschliefsen und dem Dach Aufstand gewähren, scharf zu
sondern, wodurch natürlich die beiden fungirenden Elemente
in ihrer organischen Thätigkeit entschieden zu Tage treten.
Prägnant, wenn auch etwas befremdend, finden wir dies in
St. Augustin ausgesprochen. Der grofse Lesesaal der ehe-
maligen B'MioIhr'qw imperial? jetzt nationale, die hervor
ragende Schöpfung Lahronstc's. den ich leider nicht ganz
fertig gesehen, versprach damals eine sehr charakteristische
und einheitliche schöne Wirkung. Und auch der Vorschlag,
den Viollet le Duc in seinen „Entreticns-1 macht , einen weiten
Kaum auf eisernen Stützen mittels eines in Zonen bezeichnend«»!
konstruktiv sinnreich get heilten Fächergewölb-Trägcrs>stcms zu
überspannen, dünkt mir als sehr beachtenswert!], wogegen ich
nicht verhehlen kann, dass andere Konstruktions -Versuche
Viollet-le-Duc's mit schief gestellten, einander abgekehrten,
durch Verankerung fest gehaltenen Sauleu unter eisernen mit
Gewölben ausgespannten Trägern, oder mit Decken-Konstruk-
tionen aus Kuppelgewölben, welche ganz im Sinne der
Stabkonstruktion von schräg gegen die Wand gestützten, viel-
fach verankerten eisernen Säulen getragen werden, nur den
Eindruck einer Caprice des genialen Mannes hervor bringen
und in ihrer gesuchten beunruhigenden Wirkung kaum einen
anderen Werth beanspruchen können als den, dass man ihnen
ansieht, wie man es nicht machen soll Die Ueberdcckungs-
Konstniktion des Innenhofs der £cole des Beaux-Aris von
Duban ist in ihrem Stützensystem wohl gelungen, dagegen hat
die bogenförmige Decke mit der in ihrer Mitte angebrachten
OberUcht-Konstruküon keine erhebliche ästhetische Ausbildung
erhalten.
Dass die Decke selbst in ihrer ganzen Anordnung den
Eindruck eines aus der Wesenheit des Materials heraus ent-
wickelten, klar gegliederten, selbständigen, lebendigen Organis-
mus machen muss, der im innigsten Bezug zu dem von diesem
Organismus bedingten und ihn wiederum bedingenden Sttttzen-
werk stehen muss. ist nach allem Vorherigen wohl klar. —
Was von der Decke gesagt ist , gilt vom Dach, da wo dasselbe
den Abschluss nach außen zumeist in Verbindung mit Glas
bewirkt.
Es bleiben nur noch wenige Bemerkungen über die Her-
stellung ganzer Häuser oder vielmehr Häuser-Gerippe aus
Eisen übrig.
Macht die Verbindung von Wand und Decke das Hans
aus, so wird das von der Decke und ihren Stützen Gesagte
auch auf den vorliegenden Fall zu bezichen sein, und es tritt
hier, im Gegensatz zu dem vorigen, die stützende Thätigkeit
des Eisens in engste Verbindung mit der Wand, welche in-
folge ihrer geringen Starke ihre Befestigung durch das Eisen
erhalt. Derartige Konstruktionen werden einmal nach dem
Prinzip des hölzernen Fach- und Ricgclwcrks hergestellt und
sind auch ihrem ästhetischen Wcrthe nach gleich diesen zu
beurtheilen. Der ästhetische Charakter des Fachwerkbnues
ist der einer gewissen Zwiespältigkeit. Das struktive Gerüst
bildet das Gerippe, welches zur Füllung seiner offen gelassenen
Fächer eines anderen Materials bedarf. Das Füllwerk ist nur
das passiv fungirende, während sich im Fachwerk konstruk-
tives Leben ausspricht. *
Die Versuche, welche für ästhetische Verwerthung dieses
Motivs in Anwendung auf Eisen gemacht worden sind, und von
welchen ich abj die bekanntesten den von Viollet-le-Duc in
den Enlrelicns und die mehrfach publizirte Chokoladen-Fabrik
zu Noisicl von Saulnier beispielsweise anführe, sind zu einer
glücklichen Lösung noch nicht durch gedrungen. Bei Viollet-
le-Duc erhebt sich das aus Winkel-, "T und TKisen her-
gestellte Gerippe nicht über den Eindruck schwächlichster,
annseligster Nothkonstruktion , welche auch linear mit dem
darin angebrachten Fliesenwerk nicht in den entferntesten Be-
ziehungen steht. Bei Saulnier's Fabrik dagegen vermuthet man,
dass die in reich polychromem, rautenförmig gemauerten Ziegel-
werk ausgeführte Umfassungsmauer schadhaft geworden und
durch eiserne Verankerung, die dem Muster folgt, zusamroenire-
schient worden sei. etwa in ähnlicher Weise, wie man einen ire-
sprungenen Topf mit Drathgetlecht überzieht. Die Konstruktion
der Facade, deren Oeffnungen mittels Bögen auf eisernen Rahmen
überwölbt sind, steht in keinem sichtbaren Zusammenhang mit
dem scheinbar nachtraglich angebrachten Eisenwerk. Der
bunte Schmuck, durch welchen Saulnier beleben wollte, hebt
das . Verfehlte der ganzen knochenlosen Anordnung nur noch
augenfälliger hervor. Ob die Pariser Aussteliungshauten. voo
denen einzelne — soviel ich mich erinnere, auch der Bahnhof
von Lish — als Fachwerkbauten mit Terrakotta- Verwendung
konstruirt sind, einen entsprechenderen Eindruck gewähren,
entzieht .sich meiner Beurtheilung ; es war mir leider nicht
möglich, meine Absicht, noch vor diesem meinem Vortrag wieder
einmal Paris zu besuchen, zur Ausführung zu bringen.
Jedenfalls wird der Fachwerkbau nur dann einer ästhe-
tischen Behandlung fähig sein, wenn man zunächst das ganze
Geripiw durch Betonung der horizontal und vertikal fungi-
retiden Haupt -Konsiruktionselementc und des baulichen Orga-
nismus überhaupt energisch gliedert und den Gebäuden damit
nicht nur den Kindruck des Standfähigen und Insichgefestigten.
sondern auch den des Wohlgeordneten und ästhetisch Gewählten
verleiht. Die Verstrebung, vorausgesetzt, dass sie Oberhaupt sicht-
bar gemacht werden soll, mag dann so eingefügt werden, dass
sie ein Nebenmoment netzförmiger Zwischentheilung abgiebt:
das Mauerwerk fülle die Felderöffnungen, den Eisenrippcti
passiv folgend, aus. Die Zwiefältigkeit wird so zwar nicht
aufgehoben — dies ist eben nicht möglich — aber doch so weit
nur thnnlich gemildert, indem die Pflichten der beiden gegen-
einander präzisirt werden. Dass man durch Ausbildung der
Stützen- und Verbindungsstelle des Details überhaupt, ährdkk
wie beim Holzbau, eine entsprechende Wirkung zu erreichet]
vermöge, dürfte prinzipiell wold kaum zu bezweifeln sein ; dessen
ungeachtet wird die Physiognomie einer solchen Baulichkeit
schwerlich den Charakter des Monumentalen gewinnen können.
Aufser den Fachwerks -Konstruktionen haben wir noch
solche Konstruktionen zu betrachten, bei welchen die Mauer
nicht zwischen die Fächer gespannt, sondern dem Eisen an-
gehängt ist. Bei Bauten dieser Art lässt das Unselbständige des
Mauerwerks einen ästhetischen Eindruck nicht aufkommen. —
Zwingt mich die Kürze der Zeit zur Beschränkung auf
einige Gesichtspunkte, welche mir die maafsgc bemisten für
die ästhetische Behandlung des Eisens im Hochbau erscheinen,
so muss ich mir versagen, weitcro Vorwendungen des Eisens
von der ästhetischen Seite zu beleuchten und auch das wich-
tige Kapitel der Farbengebung zu berühren. Gestatten Sie
mir nur noch der Meinung Ausdruck zu geben, dass wir uns
hüten müssen, mit dem Eisen statt der Kunstwerke Kunst-
stücke zu machen und zu sündigen im Vertrauen auf die
ausgezeichneten Eigenschaften des Eisens; die Strafe dürfte
denn doch nicht ausbleiben. —
Wenn die Ziele des Ingenieurs und des Architekten auch
weit auseinander gehen, indem der eine das absolut Zweck-
mäfsige auf kürzestem Wege will, der andere aber auf Grund
des Zwcckmarsigen ästhetisch zu gestalten, zu beseelen, zu
verklären bestrebt ist, so liegt doch der Thätigkeit beider
nach den verschiedenen Richtungen hin das eine Gemeinsame
zu Grunde: die erfinderische, schöpferische Thätigkeit. die sich
gewiss auch in den grolsartigen Kombinationen von Mathematik
und Mechanik ausspricht, wie sie die Werke des Ingenieurs
zeigen. In dieser Weise verfehlen auch derartige Werke ihre
Wirkung nicht auf den Beschauer; sie setzen denselben nicht
nur in Erstaunen und Bewunderung, ja sie entzücken ihn
durch die Vorstellung, was der menschliche Geist auf diesem
Gebiete zu leisten vermag. Wünschen wir, dass die Leistungen
der Baukunst der Zukunft sich ebenso zum Großartigen.
Bewunderung und Erstaunen Erregenden entwickeln mögen, als
dies unläugbar den Leistungen der Gegenwart auf dem Gebiete
des Ingenieurwesens, wenigstens in den hervor ragendstcu
Erscheinungen, gelungen ist!
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N». 72.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
367
Die Gotthard-Bahn.
Der diesjährigen General - Versammlung der Gotthardbahn-
Aktionäre haben Direktion und Verwaltnngsrath den Tom 15. .Juni
d. .1. datirten 6. Geschäftsbericht, das Jahr 1*77 umfassend, vor-
gelegt, dessen 6 Abschnitten wir Folgendes entnehmen.
1) Grundlagen der Unternehmung. Der iwischen der
Verwaltung der Gotthardbahn und derjenigen der Oberitalienischen
Kisenbahnen am 11. Juni 1876 abgeschlossene Vertrag, betr. den
Itetrieb der internationalen Station Chiasso, ist am 27. Oktober
1877 von der italienischen Regierung und am 28. Februar d. .1.
von dem schweizerischen Bundesrath genehmigt worden.
2) Umfang der Unternehmung. In dieser Hinsicht ist
aus dem Berichtsjahr nichts zu erwähnen.
8) Gesellschafts-Organe. Mit der Betriebsleitung auf den
ichen Bahnstrecken wurde provisorisch ein Mitglied der
— In dem Verwaltuugsrathe fanden mehrfache
Direktion betraut.
Personenwechsel statt, und nur 2 Mitglieder wurden an Stelle
von 7 ausgeschiedenen ernannt.
4) Finanzwesen. Die internationale Kommission der sub-
ventionirenden Regierungen stellte anfangs September v. J. die
Subsidien-Summe auf 8 695 600 Fr. fest, nach Maal'sgabo der für
den groben Tunnel ausgeführten Arbeiten und auf Grund der im
4. Baujahre für die Berechnung angenommenen Grundsätze. Ks
steht leider zu befürchten, dass einige betheiligte schweizerische
Kautone und Bahngescllschaften den Verpflichtungen zur Zahlung
der auf sie entfallenden Quote sich wiederum zu entziehen ver-
suchen werden, wie dies betreffs der Subsidien-Summe im 5. Bau-
jahre von den Kantonen Tessin und Zug ja geschehen ist. — Die
feste Annuität von 3 1 18 148 Fr., welche von Deutschland bereits
bezahlt ist, wird wegen der unsicheren finanziellen Lage der Ge-
sellschaft vorläufig von der schweizer Bundesregierung asservirt,
die Einzahlungen auf Aktien und Obligationen sind vorläufig
sistirt worden. — Ausgegeben wurden im Jahre 1877 — neben
3 694)000 Fr. an Zinsen — für den Bahnbau 10 540 000 Fr.,
wovon 616 «00 Fr. auf die technische Bauleitung, 9 021 800 Fr.
auf den grofsen Tunnel, 857 600 Fr. auf die tessinische Thalbahu
und 45 000 Fr. auf die übrigen Linien entfallen. —
5) Bahn bau. Der Personalbestand ist durch Auflösung der
«henden Sektionen von 159 auf 48 Mann im Monat Mai v. J.
Die Umarbeitung des Projekts für die
von der Experten-Kommission aufgestellten (
die Zeit bis Juni v. J. und geschah nach der
auf der Südseite bis 450" Meereshöhe die Steigung von 27%.
anstatt 26%« angenommen wurde, jedoch unter Abininderung in
Tunnels von über 500» Länge um 3"f«»i, und dass ausnahmsweise
der Krümmungsradius von 280" Annahme fand. Dabei wurden
die eingleisig zu erbauenden Strecken, mit Rücksicht auf die
Möglichkeit der Anlage des 2. Gleises ohne Betriebsstörung oder
wesentliche Umbauten an Objekten, projektirt und veranschlagt;
auf der Bergbahn ward die Station Giornico, auf der nördlichen
Thalstrecke die Station Sisikon eingeschaltet und die Gesammt-
länge der Bahn auf 266,15 «•» fest gestellt
Im Geschäftsbericht werden die einzelnen Abänderungen auf-
geführt, welche genta fs der von der Experten - Kommission ange-
nommenen Grundsätze das Projekt von 1876 erfahren hat und
es wird für die allein noch in Frage kommende Liuie Immensee-
Pino fest gestellt, welche Abminderung der neue Kostenanschlag
gegen den früheren ermöglichen würde. Für die reinen Baukosten
der noch zu bauenden Linien (excl. tessinische Thalbahnen) ergiebt
sich danach ein Geldbedarf von 60 674 270 Fr. für den Gotthard-
Tunnel, und von 91 900780 Fr. für die Bahnlinien, in Summa rot
152 500 000 Fr. gegenüber 180 000 000 Fr. nach dem Voranschlag
von 1876. Obscbon die am 4. Juni v. J. in Luzern zusammen ge-
tretene internationale Konferenz diesen letzten Anschlag ange-
nommen und als Basis ihrer Verhandlungen gewählt hat, wurde
noch im Monat August v. J. der Baudirektor Presset in Wien
veranlasst, das Projekt zu prüfen und etwaige weitere Reduktionen
Vorschlag zu bringen. Ks ist in Folge dessen eine Liuie mit
einzelnen Stationen von einander auf ein Maximum von 8K» fest
gestellt worden. Nach dem Vorschlage ['res sei's wurde ferner
ein Normalprofil für eingleisige Tunnelanlage angenommen, dessen
Höhe so bemessen ist, dass auch während des Betriebs eine Er-
weiterung für ein 2. Gleis thunlich ist Für den Baulieginn wurden
durch nochmalige Bearbeitung der Normalien und Ausarbeitung
von Kontrakten wie Bedinguissheften die Einleitungen getroffen. —
Die Bauausführung beschränkt sich noch immer lediglich
auf den Gotthard-Tunnel. Auf der Nordseite war an den
InOtallatious-Arbciten nur wenig zu thun; es liegen z. Z.
5 420» Rohrleitung, wovon 3120» 0,2», 571» 0,15», 1359»
0,1», 290 » 0,06», 80» 0,03» weit sind. Am Portal beträgt
der Druck der komprimirten Luft 6,2, vor Ort des Firsürtolleas
2,9 Atmosph., indess für die luftbetriebenen Lokomotiven, welche
um 2 vermehrt werden mussteu, eine Kompression von 10,3
Atmosph. angewendet wird.
Das Quantum der in den Tunnel eingeführten Kompressions-
Luft hat von 1 12 000 bis 60 000 kb» pro Tag geschwankt, da im
Winter die vorhandene Wasserkraft als unzureichend sich erweist.
Deshalb bestehen auch noch immer Bedenken gegen den Plan,
eine Aspirationslcitung für den Tunnel einzurichten.
Zu Ende des Jahres 1877 waren 134 Bohrmaschinen vor-
handen, von denen regelmäßig nur 70, u. z. die nach dem neuen
System Ferroux, ausnahmsweise auch 10 nach dem System
Turretini Verwendung finden. Ueber Arbeitsleistungen und
Arbeiterzahl auf der Nordseite vergl. die Angaben der Tabelle I.
Die Gesammtleistung bis Ende des Berichtjahres 1877 auf
der Nordseite, in kubischer Masse angegeben, ist nach dem inner-
halb des vertragsgemälscn Diagramms von 45,1 [J » Querschnitt
erfolgten Ausbruch berechnet zu:
Richtstollen (reduzirt) 4815 . 7,7 = 36 075,5 kb».
Kalotte 4340,6 . 9,5 = 41 235,7 „
3013,3 . 9,5 = 28 626,3 „
2371,8 . 18,4 = 43 631,9 „
zwischen Zuger- und
und der Abstand der
Total 149 569,4 kb»,
d. i. 3310,31fd» des vollständig ausgebrochenen Tunnel-
Profils. Hiervon entfällt auf das Berichtsjahr selbst eine Leistung
von 45 916,2 kb», entsprechend einer Tunnellänge von 1018,0»
und gegenüber einer Programm-Forderung von 15(H)».
Die Tabelle n. enthält Resultate für einzelne mit Maschinen-
bohrting (Ferroux-Maschinen) aufgeschlossene .Strecken.
Zur Beurtheilung der erzielten Bohr- Leistungen ist darauf
hin zu weisen, dass im Richtstollen auf die Länge von 3816,5 bis
3888» Gestein der Ursermulde, bei »888-4309» Uebergangs-
Gestein durchfahren, indess von 4309» an das Gotthard-Massiv er-
reicht wurde. Indess im ersteren Theil dünnschiefriger Gneis
(Ursern-Gneis) mit felsitisch quarziger Grundmasse vorherrschte,
zeigten sich in dem Uebergange chloritische Schiefer von geringer
Festigkeit, welche Auswölbnng des Profils bedingten. Das Massiv-
gesteis wird von ziemlich festem, glimmerreichen Gneis (Gurachen-
Gneis) gebildet, in welchem Serpentin-Einlagerungen sich vorfinden.
— Der stärkste Waascrzuüuss zeigte sich mit 36,5 ' pro Sek. bei
4123». —
Die Bohrung geschah mit einem neuen Bohrgestell für 6
Ferroux - Maschinen , von denen jedoch durchschn. nur 3 Im
Gange waren, die einen Stollen von 5,5 — 5,7 □» Querschnitt
ausbrechen. Die Bohrung im Gneis ging besser als im Serpentin,
welcher hart zu bohren und schwer zu brechen ist, auch pro 1 ™
3,3* Dynamit (doppelt so viel als Gueis) konsumirt Die geringen
Leistungen im 1. Quartal, welche die Tabelle aufweist, sind Folge
mangelnder Wasserkraft, wodurch zu geringer Luftdruck erzielt
wurde; im Juli ist die Maximal- Leistung von 130», im Dezember
die von 77 » zu verzeichnen.
Die Gesammtleistung von 1230,5» Stollen-Ausbruch war
zwar gröfser als im 5. Berichtsjahr, blieb jedoch um 23,5» hinter
der zu 1254» normirten Programm- Forderung
Durch vermehrte Anwendung der "
die Kalotte auf 1694,5», d.i. 267,4» Ober die Programm- Nor-
mirung hinaus, ausgebrochen werden. Es wurde dazu an 4 Stellen
Tabelle I.
Arbeitsleistungen und Arbeiterzahl auf der Nordseite des Gotthardtunnels.
flnclrr,i,.]„K
da
OeKemtinde».
Ric
So"
Strofte .
Gewölbe .
Oestliches
Westliches Widerlager
Kanal
Arbeiterzahl im Mittel
II.
_ S i".
3816,6
2646,2
2152,0
1665,5
1369,0
1493,0
1269,1
560,0
1S77.
i
86,0
101,8
71,9
80,4
62,0
0,0
191,8
60,0
1232
1623
67,5
113,2
61,3
47,7
90,0
3,0
78,i i
260,0
1176
1511
128,»»
87,9
69,1
52,6
59,0
92,0
9,0
295,0
1371
1626
100,0.
97,4
96,3
25,5
8<i,3
48,4
43,2
190,0
1445
1768
1
114,0
128,3
95,7
93,3
68,7
49,4
15,8
149,0
1471
1714
129,0
139,6
61,8
83,6
113.0
153,2
2,8
257,0
1532
1792
130,0
156,4
91,
73,2
107,4
155,0
0,0
379,0
1650
1788
4
95,0
174,1
78,6
58,8
98,2
91.3
41,1
30,0
1650
1985
129,0
164,2
52,i i
3<i,5
165,0
23,3
110,1
100,0]
1655'
1792|
*
1
s
■
M
1
108,0
75,0
72,0
190,2
182,4
132,8
60,7
51,0
58,8
86,9 60,7
220,0 186,0
56,6
177,0
36,6j 111,1
108,7
94,0
73,6
86,5
0,0
841,0
197,6
1584
1614
1328
1757
1785
1623
1230,5
1694,4
861.3
705.K
1396.6
872,0
678,7
2003,6
■S £
& s
j L
5047,0
4310,6
»013,3
2871,3
2765,6
2365,0
1948,1
2583,6
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368
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
7. September 1878
Tabelle II.
Uebersicht der Resultate der Mascbineubohrung im Richutollea bei Göschcnen.
ItliniJir.
Min.
April. 1
sr\
Juni.
Juii-
Augu>«.
Vpthr.
Oktot*r.
Novtir.
Dt.br.
* > t ^ t- II S l ii n U-
der Do
hrraairblnca:
Ptrroax
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h «IrtTliiiiue im
3 tW.-hM.llW
im ('.»n.
4—
, In <;»n
1. Monatsfortschritt m. Masrhineubohrung ">
68,0
67,5
128,0
100,0
3,333
114,0
129,0
130.0
95,0
129,i)
103,0
75,0
72,0
2. Täglicher Fonscbritt im Durchschnitt ,
2,989
2,911
4,169
3.677
4.300
4,1!XI
3,44s
4,300
3,H22
2,500
2,322
ä. , . „ Maximum
4. Anzahl der vorgenommenen Bohrungen
M
4,1
5e7
Im:;
5,8
5,2
53
5,8
5,4
5,4
5,2
4,0
3,9
77
5»
81
90
104
106
88
km;
87
69
65
5. Dieselbe, reduzirt auf lo Meter Stollen-
fortschritt
h,7;>
8,74
8,05
8,10
7. Ml
8,0C
8,16
8,74
>YJ2
8,45
9,20
9,03
6. Ausgenutzte Arbeitszeit in Std. u. Min.
706»
5515»
7J6-
661 "'
7 ■_•:_>
730»
71:'.""
638"«
70;,""
722»
711"
698««
7. Verlorene „ _
31»
IIS»
10"
64«
21"»
10»
/ ""
23»
8»
30""
12""
34»
8. Durchschnittliche Zeit für eine ISobrung,
5«
4"
2»»
3"
3»
o»
2,J
2"
3"'
3"
6"
6»'
9. Durchschnittliche Zeit fflr Abschießen
und Ahräunien, Std. u. Min
4'
4 "'
4"
5»
4"
4«
4,;
4"
ijj'i
4"
3"
8»»
in. Anzahl der Kohrlocher zusammen . .
121H
1088
1749
1305
15 13
1771
l «•.;-»
1441
1919
1641
1528
1467
11. Dieselbe, reduzirt auf 10» Stollenfort-
146,70
HW,19
idefit
1;mi,5h
135,35
137,29
141, Hi«
151,6«
14S.76
159,32
203,73
203,75
12. Mittlere Anzahl der Hohrlocher in der
Stollenbrust nach jeder llohning . . .
i<;,77
1-44
16,98
16,11
17,14
17,03
17,34
17.36
18,10
18,86
22,15
22,57
13. Mittlere Tiefe eines Bohrloches in .
1,235
1,212
l,2fi<l
1,24 'S
1,316
1,328
1,326
1,185
1,206
1,210
1,212
1,185
14. Summe der mittleren l.ochliefen aller
Bohrungen Ungebohrtol'ostenliiiige) in la
95,1
71,5
I29.S
101,1
118,6
138,1
140,6
;is,4
127,9
105,3
83,b
77,0
15. Dieselbe, reduzirt auf 10» Stollenlort-
H'.i;
10,1
10,11
10,39
10,71
lo,M
lo,3(i
9,92
1 rt 0.1
10, ZJ
ii i r.
1 1,10
10,70
1737,8
16. Länge der Bohrlöcher zusammen iu »
1-V.I7, 1
1318,1
22« I2.H
KU »8,7
2032,1
235«, 8
24:;s,l'
17H-V.3
2315,5
19*6,1
1852,*
17. Dieselbe, reduzirt auf 10"" Stolleufort-
161,49
195,2*
172,05
160,87
17*,25
182,2«
167,65
179,82
179,50
192,83
247,04
241,36
in. Anzahl der verwendeten Bohrmaschiuen-
i.'. Aniam aer leparnturueuuntigcn ltour-
254
177
309
243
270
312
318
249
318
261
207
195
maschineu, Stück
17
10
4
8
6
13
26
21
23
28
66
54
20. Anzahl der reparaturbedürftigen Bohr-
maschinen, in Prozenten
6,7
5,7
1,9
3,8
*2 *2
4,2
8,2
8,4
7,2
10,7
31,9
27,7
21. Zeit für 1™ Bohrloch mit 1 Maschine,
Std. u. Min
0<».
0-".
0",
0"4
0",
0",
0»,
0»,
0»,
0».
0",
0«,
22. Mittlere Luftspanuung vor Ort, Atmu-
2,5
2,1
2,5
3,0
M
3,4
3,6
2,4
3,5
8,7
3,4
mit Maschinen und zugleich an 4 5 Stellen
arbeitet '
der Hand ge- Strosse zurück bleiben. Der große Gebirgedruck bei 2770—2835"
bedingte das Kindchen eines Sohlengewölbea, welche Arbeit den
Unbestreitbar ist, dass die Gewölbe- Ausmauerung den Fortschritt in der Fertigstellung der Strossen sehr verzögerte,
tiedeutendsten Fortschritt zeigt, von 636.2 » im Jahre 1876 ist Wie der Bericht zugestehen muss, hat man, wesentlich zum
dieselbe auf 1396,6», mit bis 220,0» Munatsleistung, gesteigert Vortheil und zur Krleichteruug des Betriebes, die Schutt-Trichter-
worden. Dieses Resultat ermöglichte eine vermehrte Inangriff- Anlage sowie die Förderung mittels Montecharge und Couloirs
nähme des Sohlenschlitzes , indem von 3293 » ab eine 2. Aus- aufgegeben und, indem man konsequent den Sohlenschlitz auf der
bruchstelle desselben angelegt wurde, von welcher die Förderung«- linken Seite forttreibt, alle 4 Monate die Kampe auf der rechten
maaten mit Pferden nach den Transportgleisen der oberen Etage Seite etwa 500 » weit vorgeschoben, was ohne jede Störung des
gebracht werden. Vom Juli ab wurden durch Maschinen-Bohrung | Betriebes sich bewerkstelligen lasse
über 200» Sohlenschlitz auf diese Weise ausgebrochen. Dennoch Am Schluss dieses Theiles erwähnt der Bericht die mehr-
konnte im ganzen nicht die programmäßige Forderung erreicht malige Explosion der Dynamit- WänuhOtten, wobei 7 Mann ge-
werden und es musste in Folge dessen auch der Ausbruch der , tödtet worden sind. —
Zur Inventarisirung der Bau -Denkmäler*).
Bald nachdem der verstorbene F. v. Quast zum König). Preufa.
Konservator ernannt worden war, stellte er sich u. a die An-
fertigung eines Inventars aller Baudenkmäler des preufs. Staats
zur Aufgabe. Zu diesem Zweck arbeitete er ein Fragenformular
aus, welches in der ganzen preufs. Monarchie an alle Behörden
und Beamte, denen ältere Gebäude unterstellt sind und bei welchen
demnach eine genauere Bekanntschaft mit denselben voraus zu
setzen war, amtlich versendet werden sollte. Die Beantwortung
dieser Fragen sollte sowohl über alle Urte, an denen betreffende
Gegenstände vorhanden sind, wie über deren ungefähre Beschaffen-
heit Auskunft ertheilen. Aus den eingehenden Auworten hoffte
F. v. Quast eine orientirende L'ebersicht über das vorhandene,
überaus reiche Material zu gewinnen und er beabsichtigte, dieselben
dann nach und nach persönlich mit Hülfe seiner sehr eingehenden,
auf umfassenden und wiederholten Reisen durch alle Theile
Deutschlands gesammelten Aufzeichnungen zu einem vollständigen
Inventar der Kunstdenkmüler zu verarbeiten. Leider kam
v. Quast's Absicht nicht zur Ausführung, weil ihm die erforder-
lichen Hilfsmittel nicht zur Verfügung gestellt wurden. Seine
Fragenformulare kamen nur versuchsweise in zwei Regiemugs-
zur Vertheilung. Die darauf eingegangenen Antworten
»ollständig und zum großen Theil unbrauchbar für jeden
eine gleiche uinfasscude und gründliche
zur
der
Später, als
Vollendung gelangte
Di ■
euktnäler besaß, wie eben v. Quast.
Überpräsident v. Möller das erste, wirklich
igte und in seiner Art mustergiltige Inventar
falls Fragenformulare vertheilt, welche den Bearbeitern des ge-
druckten Werkes aber nur „als Anhalt und erster Ausgangspunkt''
von Werth waren, während sie im übrigen völlig neu be-
arbeitet werden mussten. Aehnlich ging es in F.lsass- Lothringen.
Die „amtlichen Erhebungen bei den Kreisdirektionen ergaben nur
in wenigen Fällen ein brauchbares Material", sagt Kraus, welcher
dann geuothigt war die Denkmäler „fast überall selbst auf-
zusuchen". Interessant und bezeichnend ist auch die folgende
Thalsache: Die Gesellschaft für Pommerscbe Geschichte hat
(freilich nicht amtlich) achthundert Fragebogen versendet, von
15 überhaupt benutzbar.
Trotz dieser mit den Fragebogen gemachten schlechten Er-
fahrungen ist man auch neuerlich in fast allen Fallen, da man
ernstlich an's Werk ging, die Inventarisirung der Bau-Denkmäler
zu unternehmen, auf dieselben zurück gekommen. Offenbar hofft
man noch immer, auf diese Weise am leichtesten ein zuverlässiges
Material zu erhalten, aus welchem mit geringer Muhe ein voll-
ständiges Verzeichniss der Bau - Denkraider zusammengestellt
werden kann. —
Diese Vorstellung mag iu der Theorie richtig sein, führt
keineswegs su
in der Praxis aber
brauchbaren Resultaten,
laoenansc nes > erzeic nmss uer ivircnen, naiiinaiiser, .vcnuisser eu..
(wie ein solches z. B. Habermann in dem Notizheft des West-
preußischen Architekten- Vereins, Jahrgang 1876 publizirt hat),
sondern eine sachverständige, historisch - kritische Beschreibung
der betreffenden Bauwerke und der in ihnen enthaltenen Kunst-
werke verschiedenster Art einer bestimmt abgegrenzten Gcachichts-
(wie Lötz und Kraus in ihren betreffenden Werken sie
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Wt. 72.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
Beliefert haben) versteht Ein solches Inventar soll, neben einer
bequemen Uebersicht Ober alle vorhandenen älteren Kunstwerke,
Jedermann, dem Gelehrten, dem Künstler, dem Kunstfreunde, dem
Verwaltungtbeatnten etc. zuverlässige Auskunft über Alter, Be-
deutung und Werth der einzelnen Gegenstände
Und die geschilderte Methode kann in der That auch zu
fuhren. Abgesehen davon, das» für
i verschiedenartig gestellte Kragen-Formulare
nothwendig sind — die bis jetzt bekannt gewordenen haben keines-
wegs allseitig befriedigt - und die richtige Beantwortung der-
selben überhaupt nicht leicht ist, werden dieselben an Pfarrer, Lehrer,
Kreisbaul>eamte und Verwaltungsbeamte aller Art versendet,
also an Personen, welche die rur Beantwortung solcher Fragen
nothwendigen Vorkenntnisse aus den (iebieten der Geschichte
und Archäologie nicht besitzen und von welchen man sie nicht
erwarten, nicht verlangen kann. Es befinden sich unter denselben
nur gelegentlich und ganz ausnahmsweise solche, welche ein
besonderes Interesse an den Denkmälern haben, welche der ihnen
gestellten Aufgabe also mit L i e b e sich unterziehen, und unter diesen
wiederum nur weuige, welche ihr ein entsprechendes Verständniss
entgegen bringen, selbst wenn sie auch den von II. Otte besonders
zu diesem Zweck, auf Grund der v. (jua»fschcu Fragen ausge-
arbeiteten und publizirten „Archäologischen Katechismus" (Leipzig
185!t) eifrig studirt haben In den bei weitem ineisten Fällen
wird die Beantwortung dieser Fragen eben nur als ein Theil der
gewöhnlichen Amtsgeschäfte betrachtet, welche meist nach der
Schablone abgefertigt werden.
Es braucht in diesen Blättern wohl kaum darauf hingewiesen
zu werden, dass zur Beantwortung solcher Fragen ganz spezielle
Fachkenntnisse gehören, deren Besitz nicht einmal von jedem
Architekten, viel weniger von einem Pfarrer erwartet werden kann.
Dass eine brauchbare und glaubwürdige Beschreibung alter Münzen
nur von einem Numismatiker von Fach, ein Verzeichniss alter
' von einem Manne, der alte Gemälde zum besonderen
Lebens gemacht hat, gefertigt werden kann, ist
Wie kann man eine brauchbare Beschreibung aller
einem beliebigen Verwaltungsbeamten erwarten? Und
i die Fragebogen vom
würden, so
für ein nach einheitlichen Grundsätzen auage-
arbeitetes Verzeichniss ohne Lokalbesichtigung seine grofsen
Schwierigkeiten haben und niemals frei von grölten Fehlern
sein können.
Ein den wissenschaftlichen Anforderungen unserer Tage
entsprechendes Inventar der Kunatdeukmäler kann nur von einem
für diesen Zweck vorgebildeten Kunst forscher angefertigt
werden, welcher die Architektur zum Gegenstand« seiner speziellen
Studien gemacht hat, welcher besondere Liebe zu den Denkmälern
des betreffenden Bezirks besitzt, aber doch einen weiten Gesichts-
kreis bat, also nicht nur die Deukmäler des ItetrefTcuden Bezirks
sondern auch die Denkmäler von ganz Deutochland kennt, sie mit
einander zu vergleichen weifs und daher jedem einzelnen Denkmal
seine bestimmte Stelle in der Kunstgeschichte anzuweisen im Stande
igt. Derselbe muss zudem die Gebiete der Skulptur und Malerei
und das weite Gebiet der verschiedenen Kunstgewerbe aller Zeiten
und aller Völker im allgemeinen beherrschen, mnss zudem die
gesamrate archäologische Litte ratur kennen und für seinen Zweck
zu benutzen in der Lage sein.
Also ein Archäologe von Fach muss, nachdem er aus
der Littcratur eine Uebersicht über die vorhaudenen Denkmäler
sich verschafft, das ganze Gebiet von Ort zu Ort bereisen
und die Beschreibung der einzelnen Denkmäler vor den Denk-
mälern selbst, unter sorgfältigster kritischer Vergleichung der
darüber etwa schon vorhandenen Littcratur, aufnehmen. Dass
dabei Mitteilungen ortskundiger Kunst- und Alterthums-Frcundc,
Benutzung der Akten verschiedener Behörden (der Regierungen,
Kreisbaubeamten, Magistrate, Pfarrer etc.) von maniiichfaltigem
Nutzen sein können, ist selbstverständlich. Für solche, an Ort
und Stelle auszuführenden Beschreibungen, besonder» der
Kirchen und der darin vorhandenen Kunstwerke, ist die Benutzung
eines besonderen Fragebogens als Anhaitcpunkt für die
Beschreibung, gleichsam als Programm derselben und damit
nichts wesentliches übersehe, sehr rathsam.
Nürnberg. R. Bergan.
Vermischtes.
Patontlrter einer nor Oberbau, genannt „das Stötzon-
Syatcm" von Landes-Bautnspektor Müller in Magdeburg.
Der Patent -Beschreibung entnehmen wir folgenden Auszug:
In den bisher erfundenen Oberbau- Systemen — bis zu einem
gewissen Grade vielleicht das Hartwich'- System ausgenommen —
findet die Haupteigenschaft des Eisens: seine grofse Festigkeit,
keine ausreichende Verwerthung; wie das Hol» erfüllt dasselbe
meist nur die Funktion einer Unterlage und einer Verbreiterung
für den Sdüenenfiüs. Dieser Gedanke ist es, der zur Konstruk-
tion des in den Skizzen Fig. 1. u. 2. dargestellten Systems den
speziellen Anlas» gelwten hat In erster Linie hat der Konstruk-
teur das Streben im Auge gehabt, die Vorzöge des Eisens für
Lokalbahnen, mit Benutzung von vorhandenen Stral'sen, zur
richtigen Ausnutzung zu bringen. Lang bestandene Stral'sen haben
einen so festen Erdkörper, dass es unbedenklich erscheint, den-
selben mit S bis 4k pro zu belasten. Die festere Erdschicht
findet sich aber erst 3<> bis 40 *■ unter der Oberfläche und um
sie zu erreichen, sind Stützen zu Hülfe genommen, die bis zu
solcher Tiefe hinab reichen. Wie bei Sirafsen findet man auch
bei alten Eisenbahn -Dämmen und im gewachsenen Boden die
nolhige Tragfähigkeit, event. kann man sich dieselbe durch künst-
liche Befestigung mittels Walzen und Stampfen verschaffen.
Den Berechnungen der Eisentheilc ist eine Radbelastung von
6500 " zu Grunde gelegt Die Stützenweite von M. z. M. beträgt
90«. Als ungünstigste Stellung der Maschine ist diejenige an-
genommen, bei der ein Rad zwischen 2 Stützen steht und durch
Vermittelnng der Schiene lediglich von den beiden benachbarten
Stützen getragen wird. Die hiernach berechnete Stahlschiene
entspricht der im „Handbuch für spezielle Eisenbahn-Technik" dar-
gestellten Normalscbiene. Die Mittel - Stützen haben eine kreis-
förmige Fussplattc von 40 "» Durchm. und 1 Starke. Der
Schalt ist kreuzförmig, mit 1 "» Starke der Rippen. Um den Rad-
Druck möglichst auf die Axe der Stütze zu konzentriren, ist das
Auflager für den Schienenful's nach beiden Seiten hin abgedacht,
so dass nur ein Mittelstreif von 3 «■ Breite der Platte als
tragende Flache verbleibt Bei 10 Breite der Schiene resultirt
hierbei ein Auflagcrdruck von 108,3 k pro Q"", der Druck in der
Stütze selbst ist 2!)5,45 k, der Druck , den die Fufsplatte auf die
Unterlage ausübt 2,66 k.
Bei gewissen Radstellungen tritt in den Stützen, infolge der
Kontinuität der Schiene, in der Richtung von unten nach oben
wirkend eine Kraft auf, welche durch die angebrachten Liings-
Verbindungsstangen SS (Fig. 1 ) aufgehoben werden soll ; durch den
Hinzutritt dieser Stangen wird das System zu einem kontinuirlichen.
Infolge voraus zu setzender geringer Nachgiebigkeit der Unterlage
haben die Stabe Ä' aufser auf Druck auf Zug zu wirken und empfiehlt
es sich, dieses Wechsels wegen das □»"> Querschnitt derselben
mit nicht mehr als etwa 850 * in Anspruch zu nehmen. In den
Stob-Stützen ist die aufwärts wirkende Vertikalkraft größter als in
den Mittelstatzen und es muss für die an jene anschließen
Diagonalstabe .V daher eine entsprechende Querschnitt»- Vermehrung
gegeben werden.
Um Stolswirkungen auf die gusseisernen Stützen zuvor zu
kommen, ist zwischen dem Schienenfufs und der Auttagerplatte ein
elastisches Medium, das aus einer Gummiplatte besteht, eingefügt,
wie ein solches Hülfsmittel hei Gleiskreuzungen — namentlich bei
amerikanischen Eisenbahnen — vielfach Verwendung findet
Ein besonderer Vorzug des Systems besteht nach Ansicht des
Erfinders darin, dass dasselbe in allen Thcilen relativ genau be-
rechnet werden kann, wonach es möglich ist, die Abmessungen
bezw. Gewichte der Kinzeltheile möglichst genau mit den im Ein-
zelfalle stattfindenden Belastungen in Einklang zu bringen.
Was einen I 'eberblick der Kosten betrifft, so mag dazu
angeführt sein, dass bei der Ausführung in Guss- bezw. Schmied-
eisen, für die oben angegebenen Belasttingen, bei Voraussetzung
einer Schienenlänge von 7,65 ■", pro lfd. >» Gleis an Gusseisen in
Stühlen 41,9 k, an Schmiedeisen in Längs- und Querverbindungs-
Stäben und Bolzen dazu 13,24 k erforderlich sind. —
Wir tragen dem Vorstehenden nach, dass der Erfinder ein
Zusatz-Patent erworben bat, dem eine Vervollständigung der ur-
sprünglichen Konstruktion zu Grunde liegt, welche im wesentlichen
in der Hinzufügung einer zweiten Diagonale in jedem Längsfeldo
und in der veränderten Anbringuugsweise der Diagonalen
besteht Der der ursprünglichen Befestigungs weise der Diagonalen
anhaftende Hauptmangel der Unjustirbarkeit ist in der neuen
Konstruktion dadurch beseitigt, dass die Diagonalen an beiden
Kuden Schraubengewinde und Muttern erhalten und sie in der
Durchlochung der Stützen frei sich bewegen sollen.
Das genaue Lochen eiserner Langschwellen bietet
eine der Hauptochwierigkciten für die Fertigstellung derselben.
Auch das vom Geh. - lieg. - Rath Hilf empfohlene Lochen nach
Stahl-Schablonen, wobei die Schablone auf die Langschwelle gelegt,
mit Zangen oder Schraubzwingen daran befestigt wird und als-
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370
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
7. September 187*
dann die Löcher mittels Durchschlag- Körnern vorgekörnt werden,
gewährt keine genügende Garantie. Man nacht nämlich leicht
die Bemerkung, das 8 die 180 «™» breiten und H <»«• dicken
Schablonen in halber Lange ti. *. „ hochkant" bii m 5»"
sich durchbiegen lassen. Durch Aufnieten eines T- oder
{.-Eisens auf die Schablone kann dieser Uebelstand kaum ganz
beseitigt werden. Ks betragt nun die Pfeilhohe eines Rogens
von m Radius bei einer Lange der Sehne gleich der der ;
Schwelle, von 8,'Jfi ■ nur etwa 5 "im, so dass bei einiger Unacht-
samkeit der Arbeiter anstatt nach einer Kurve von 2000 ">
lind jus nach einer geraden Linie gelocht werden kann.
Das einfache Hilf sehe Verfahren bietet demnach wenig
Sicherheit für richtige Locbung, es sei denn, dass die Schablone
Tor dem Durchkörnen auf ihre richtige Lage mittels
einer Schnur geprüft würde. Ha kann nur hierdurch eine
größere Genauigkeit erzielt werden und besonders dürfte die
l'rüfuup mittels Schnur den Montirungs-Werkstätten der Hahnen zu 1
empfehlen sein, welche ja nur für eigenen Bedarf lochen und die
Lochung nicht noch koutrolliren lassen. —
In neuerer Zeit ist von Lieferanten eine Loch-Methode an-
gewendet worden, welche — abweichend von der fast allgemein
üblichen Hilfschen — immerhin der Erwähnung werth ist. Die
Betabion«, auf welche ein kräftiges Quadrateisen genietet wird,
bleibt dabei auch wahrend des Lochen» durch eine Anzahl Schraub-
zwingen fest mit der Schwelle verbunden. Das Quadrateisen
dient für die gerade Liuie als Führung und rs hat der Arbeiter
nur auf die richtige Kinführung des Stempels der Lochmaschine
in die Löcher der Schablone zu achten.
Aufser dem Uebelstande, dass hierbei leicht die Schablone
beschädigt werden kann, leidet die Methode noch daran, d»ss sie
nur schwer für das Lochen von Kurvenschwcllen anzuwenden sein
wird, wenn man anders nicht auf die Führung verzichten will.
Ing. Geck.
GussQiaerno Dachplatten. Die quadratisch gestalteten
Platten haben etwa 30 Breite und bei der Gufsstärko von 2 mn>
das Gewicht von ca. 1,5 k pro Stück, somit bei einem Bedarf
von 18 -20 Platten pro Q™ ein (iewicht von im Max. 90* pro
Qj» Dachfläche. Gegen Witterungseintlüsse sind die Platten ent-
weder durch Glatirung oder durch einen Asphaltuberzut.' geschützt
Die Platten greifen
mit Falz uud Nuth in
einander und erhalten einen
Verstrich der Fugen für
gewöhnlich nicht: nur bei
sehr expouirter Lage des
Daches, so wie am Um-
fange von Oberlichten,
Luken , durchgehenden
Schornsteinrohren etc. wird
ein Fugenkitt, der aus Pech
und Kisenfeilspähnen oder
Ilaminerschlag gemacht
ist, angewendet Zur Kin-
deckung von Oberlichten,
Graten, Firsten so wie für
die Ortgange werden auf
Wunsch besonders ge-
formte Stücke geliefert,
doch ersieht sich leicht, dass die Firsteindeckung genau wie
beim Schieferdach auch mit der gewöhnlichen PlaUenform l>e-
wirkt werden kann. — Die Lattenweite ist 24,5"" uud es wird
jede Platte mit 2 Drahtstiften genagelt Die Nagelköpfe liegen
verdeckt
Die Kosten ab Werk betragen nach heutigem Satze 35 M
pro UN) Stück schwarz oder rothbraun glasirter Platten oder
7 jft pro Qra Dachfläche, welcher Preis durch Hinzutritt von
Firststucken oder individuell geformten Platten um ein Geringes
sich erhöht. Platten mit Aspbalt-Ueberzug sind um etwa 2Ö?o
niedriger im Preise als die glasirten Platten.
Die Platten beschriebener Art werden von dem Eisenwerk
Gröditz bei Riesa, Königr. Sachsen, sowie vom Eisenhütten- nnd
Emaillirwerk Tangerhütte (Provinz Sachsen) fabrizirt Ver-
treter des erstgenannten Werks ist in Berlin Hr. P. Hyan,
('. Magaziustrasse 16.
Personalion des französischen Ministeriums der öffent-
lichen Arbeiten. Nachdem wir in einer früher gebrachten
Notiz von der Thatsache MHtheilnng gemacht haben, dass das
gegenwärtige französische Ministerium zwei Techniker als Mit-
glieder enthält, scheint es angemessen zu seiu, einer Weiterent-
wickelung der Dinge in der entsprechenden Richtung zu gedenken,
die wir darin sehen, dass in den letzten Tagen dem Minister der
Hellt worden ist, welcher,
Herkunft ist Zu der
neu kreirten Stelle eines Unterstaatssekretars ist so eben
der Ingenieur S. Carnot berufen worden.
Beseitigung von alten Oolfarbon-Anatriohen auf Holz.
Es gingen uns auf die betr. Anfrage, aufser den in Nr. 59 !
bereits reproduzirten Mittheilungen noch 9 weitere von Archi-
tekten zu, welche (Iber den Gegenstand spezielle Erfahrungen
zu machen in der Luge gewesen sind. Wesentlich aus diesem
Grunde sehen wir uns veranlasst, nochmals auf die Sache zurück
zu kommen und zu erwähnen, dass alle 8 Autoren den Gebrauch
der Sodalösuug als ein vorzügliches Mittel erklären.
Da wo es unthunlich ist, die Gegenstande in die Lösung ein-
zutauchen, sollen die Flächen mit einer Lage Sägcspäbne oder
Lumpen bedeckt werden, die man mit der Sodalösung durchtränkt.
Aufser der Sodalösung soll auch das Bestreichen und Ahreiben
mit sauerstofffreien ätherischen Oelen und Schwefcläther und
Spiritus von guter Wirkung sein.
Auch aufgetragener Lack kann durch Sodalösung entfernt
werden: jedoch geschieht dies durch Spiritns leichter. -
Bei oberen und horizontal liegenden Fliehen kann man Feuer
zu Hülfe nehmen, indem man die Flächen mit Spiritus beschüttet
und diesen alsdann anzündet —
Nothwendig ist es nach Fortnahnic der Farbekruste die
Aus der Fachlitteratnr.
ler bei der Redaktion d. BL einpo-
tochniHChen Werke.
. C, Ingenieur. Abhandlung über geruchlose An-
sammlung und Abfuhr menschlicher Abfallstoffe,
mitspeziellerBeritcksichtigungdes^rgcr-"
3. verb. Auri. Heidelberg Carl Winter"« Lu,
Schmidt, Dr. F. X., Prof. in Ribera* Ii Die Chemie der Bau-
gewerbe. Zur Selbstbelehrung, sowie zum Gebrauche in der
Werkstatte und auf dem Bauplaue. Stuttgart 1878; Ferd. Enke.
Tonnhl, Rud. , I ngeuieur. B a u s c h I ü s % e 1 für Zimmerer, Maurer,
Dachdecker, Bauunternehmer, Kommunalwege- und Eisenbahn-
Haubcamtc etc. zum leichten Verständnis* der wichtigsten bau-
wissenschaftlichen Formeln. 2. umgearb. Aull. Weimar 1878:
Berh. Friodr. Voigt. Preis 5,25 Jt
Einer, W. F., Professor an der Hoch*chuIe zu Wien. Die Hand-
säge- und Sägemaschinen. I. Theil, mit 18-4 in den Text
gedr. Holzschnitten u. einem aus 43 Folio-Tafeln bestehenden,
von Ferd. Walla gezeichn. Atlas. übend. 1878. Preis 24 M
Hittenkofer, Arch., Direkt d. techn. Fachschule xu Buxtehude.
Vergleichende architektonische Formenlehre. Eine
populäre Darstellung zur Forraenkenntniss der wichtigsten Bau-
stil-Perioden. Mit 85 lithogr. Tafeln nebst belehrendem Text
u. eingedr. Holzschn. Leipzig 1878; Carl Schultze. Pr. SO M
Konkurrenzen.
Monate-Konkurrenzen für den Arohltektan-Vcreln za
BerUn zum 5. Oktober.
I. Kneipzimmer. In der Villa eines reichen Privat-
mannes soll im Souterrain neben dem bedeutenden Weinlager ein
behagliches Kneipzimmer eingerichtet werden.. Der zur Verfügung
stehende Raum ton 4 zu 7 ■ Grunddäche ist mit zwei, durch
einen 0,80 ™ breiten Ourt getrennten, rundbogigen Kreuzgewölben
überdeckt, welche 1,80 m Uber dem Fussboden ansetzen, und er-
hält sein Licht von einer Schmalseite her. — Die Dekoration
dieses Raumes und seine Ausstattung mit einer kleinen Kredenz,
einem Tisch und Schemeln etc. soll in einem farbigen Durchschnitt
im Maafsstabe 1 : 20 dargestellt werden.
II. Bahnhof-Tunnel. — Für einen Inselbahnhof ist ein
8,5 m weiter Fußgänger-Tunnel von einer der Bahn parallelen
Strafse nach dem Hauptvestibül des Empfangsgebäudes zu ent-
werfen. Das Empfangsgebäude ist 20™. das in der Mitte liegende
Vestibül 8 '" breit. Der Tunnel ist unter 4 Nebengleisen von
4,5 m Abstand, den beiden d'" von einander entfernten Haupt -
gleiscn nebst Zwischenperron und dem 7,5 ■ breiten Hauptperron
hindurch zu führen. Die Ausführung des Tunnels kann vor In-
betriebsetzung der Bahn erfolgen. In'e Ordinate der Schienen-
Unterkante ist + 7ü,77 ln, der Strafsenkrone -f 78,40 des
höchsten Grundwasserspiegels + 7Ö.1K) <■», der Vorderkante des
Perrons + 80,1 6 ■», der Perronkante am Gebäude + 80,30"», des
Fußbodens des Gebäudes + 80,45 Die von der Strafse nach
dem Tunnel führende Treppe ist zu überbauen, der Tunnel selbst
wasserdicht zu überdecken und für eine angemessene Beleuchtung
Die
darf,
Sohle nicht unter
ist möglichst groß zu
Es sind zu liefern: ein Grundriss und Längendnrchschnitt
im Maalstab 1 : 150, ein Querschnitt im Maafstab 1 : 75, Details
des Ueberbaues im Maaßtabe 1 : 20, sowie e'
er Haupt-Konstruktionstheile.
Konkarrenz für Entwürfe za einem Wohngebände für
Jastizbeamte in Hall ( Württemberg). Auch die (in No. 55 u. Bl.
erwähnte) Konkurrenz hat, wie in der jetzigen geschoftelosen Zeit
leicht erklärlich, eine außerordentlich zahlreiche Betheiliguug ge-
funden. Es sind 38 Entwürfe aus allen Thcilen von Deutschland,
einer sogar aus Antwerpen, eingelaufen. Der 1. Preis (lOoO.Ä)
ist vom Preisgericht der Arbeit des Architekten Schittenhelm
in Stuttgart zuerkannt worden, welche gleichzeitig zur Auaführung
empfohlen wurde. Den 2. Preis (5(K) Ut) bat die Arbeit des
Architekten Haag in Stuttgart erhalten.
1*1 vo» Carl Boelils I»
K.B.O. Frit.ctt. Druckt W. htoe.tr
U»ni«ch«r«cker.l, Berlin.
Digitized by Google
No. 73.
371
Inhalt: FnMnI <l'r 7. AI.»>»rd«..t«u.V.r».ni«nlu«s <1« \>tt.»ud« il^iucher Architekten und ln.Knkur.Vtmn« va
Kabcriw»» in (io«uu. — D» BuiiiVac GnrbvlndigkcitjKorturi Im III. tuad« *• »Rwdbnrt»» d-r In^rakurohwMrluft«. ' — B»rllii*r Btu-AuxUünn«. — Brltf-
und FflftkMtMi
Verband deutscher Architekten- nnd Ingenieur -Vereine.
Protokoll der 7. Abgeordneten -Versammlung zu Dresden.
Erste Sitzung: Freitag, den 30. Ausist 1878.
Nach Eröffnung und Begrüßung der Versammlung durch den
Vertreter des Vororts Hrn. < haussee ■ Inspektor a. D. Ilollistein
Verden zunächst die Namen der anwesenden Mitglieder fest gestellt
Es sind vertreten:
1. Der Berliner Arch. -Verein mit 1435 Mitgliedern, vertreten
durch die Hrn. Fritsch, Kyllmann, Gust Meyer,
Römer, mit 8 Stimmen.
2. Der Bayerische Arch.- u. Ing. -Verein mit 822 Mitgl.,
Tertr. durch die Hrn. Baiischinger, Henle, Schlichte-
groll, Schnorr von Carolafeld, Seidel, mit 10
Stimmen.
8. Der Arch.- u. Ing.-Verein zu Hannover mit 823 Mitgl.,
vertr. durch die Hrn. Keck, Kühler, Mohr, Schweriug,
Wilsdorff, mit 10 Stimmen.
4. Der Sächsische Big.- u. Arch.-Verein mit 493 Mitgl.,
vertr. durch die Hrn. Hollstein, Kahl, Kopeke, mit
6 Stimmen. (Als Referenten zeitweilig anwesend diu Hrn.
Dr. Fritzsche und Scharowsky.)
6. Der Badische Techniker -Verein mit 296 Mitgl., vertr.
durch die Hrn. M. Kerler (Freiburg) und A. Kerl er
(Karlsruhe) mit 4 Stimmen.
<!. Der Arch.- u. Ing.-Verein zu Hamburg mit 295 Mitgl.,
vertr. durch die Hrn. Bargum und Haller, mit 4 Stimmen.
7. Der Württemhergische Verein für Baukuude mit 206
Mitgl., vertr. durch Hrn. Baumgärtner mit 2 Stimmen.
8. Der Arch.- u. lng. Verein f. Niederrhein u. Westfalen
mit 237 Mitgl., vertr. durch die Hrn. Funk und Heinzer-
ling, mit 4 Stimmen.
9. Der Breslauer Arch.- u. Ing.-Verein mit 128 Mitgl., vertr.
durch Hrn. Steinbart, mit 2 Stimmen.
10. Der Westpreufsischc Arch.- u. Ing.-Verein mit 133
Mitgl., vertr. durch Hrn. Badeker, mit 2 Stimmen.
11. Der Arch.- u. Ing.-Verein in Kassel mit 82 Mitgl., vertr.
durch Hrn. Schmidt, mit 1 Stimme.
12. Der Ostpreufsisdie Arch.- u. Ing.-Verein mit 114 Mitgl.,
vertr. durch Hrn. Krah, mit 2 Stimmen.
13. Der Arch. -Verein zu Dresden mit 101 Mitgl., vertr. durch
Hrn. Richter, mit 2 Stimmen.
14. Der Techniker- Verein zu Oldenburg mit (iö Mitgl., vertr.
durch Hrn. Buresch, mit 1 Stimme.
15. Der Arch.- u. Ing.-Verein zu Frankfurt a. M. mit 70
Mitgl., vertr. durch Hrn. Schmick, mit 1 Stimme.
IC. Der Arch.- u. Ing.-Verein zu Strasburg mit 98 Mitgl.,
vertr. durch Hrn. Seht) bl er, mit 1 Stimme.
17. Der Arch.- u. Ing.-Verein zu Potsdam mit 24
vertr. durch Hrn. Böthke, mit 1 Stimme.
18. Der Arch.- u. Ing.-Verein zu Braunschweig mit 106
Mitgl., vertr. durch Hrn. Uhde, mit 2 Stimmen.
19. Der Anh.- u. Ing.-Verein zu Bremen mit 91 Mitgl., vertr.
durch Hrn. Franzius, mit 1 Stimme.
Es wird darauf zur Wahl des Vorsitzenden geschritten und
durch Akklamaüou Hr. Funk gewählt; zu Schriftführern wurden
die Hm. Mohr und Scbwering ernannt, nachdem dem Antrage
des Letzteren gemäß die Versammlung beschlossen hat, zwei statt,
wie bisher üblich, 1 Schriftführer zu wikhlen. Die Versammlung
tritt darauf in die Berathuug der auf der Tagesordnung stehen-
den Gegenstände ein.
1. Vorlegung der Rechnung dir das abgelaufene Jahr.
Hr. Hollstein legt im Namen des Vororts die Rechnung für
das vertlosseue Jahr vor. Zu Rechuungs- Revisoren werden die
Hrn. Buresch und Bauschinger gewählt.
2. Bericht Uber den Mitglieder-Bestand.
Hr. Kahl berichtet im Namen des Vorurts über den Mit-
glisder-Bestand des Verbandes; die Anzahl der Mitglieder betragt
augenblicklich 0140.
Im Anschluss daran theilt Hr. Kahl eine Zusammenstellung
mit über die Anzahl der Exemplare, iu welcher die Druckschrif-
ten den einzelnen Vereinen tiberwiesen werden sollen. Die Zu-
sammenstellung findet die Geuehmigung der Versammlung.
3. Bezeichnung mathe raatisch - tech irischer Gröfsen.
Hr. Baiischinger referirt zunächst im allgemeinen Ober die
eingegangenen Arbeitcu des Westpreufsischen, Hamburger, Würt-
tembergisebeu, Braunschweiger Vereins, sowie des Zwickauer
Zweig- Vereins. Ein Theil der Gutachten will die früheren Vor-
schlage des Bayerischen Vereins , welche sich an die Culniaun'-
sehe Bezeichnuugsart anschließen, eingeführt wissen, ein anderer
Theil auf die vom Badischen Verein vorgeschlagene Grashofsche
; der Hamburger Verein
ahl einer Kommission seiteng der Delegaten- Ver-
lebe die weitere Behandlung der Angelegenheit
wünscht die Wi
sanimlung, wel
übernehmen soll.
Referent hebt im Anschluss hieran nochmals die Vorzuge
des von dem Bayerischen Vereine vorgeschlagenen Systems,
welches auf die sogen. Dimensionen der Gröfsen begründet ist,
hervor, welche Vorzüge besonders darin liegen, dass die Homo-
genität der Gleichungen stets sofort in die Augen fallt
Es liegt nach der Meinung des Referenten nichts näher, als
dass fUr jede der bei technischen Rechnungen vorkommenden 0
Dimensionen, — letztere im weitereu Sinne aufgefasst — ein be-
sonderes Alphabet gewählt wird; als solche sollen zur Anwendung
kommen das deutsche, lateinische, griechische und zwar je das
grofse und das kleine Alphabet Die von einigen Vereinen gegen
das deutsche Alphabet gemachteu Ausstellungen der Uuschfmheit
und der Schwierigkeit, international eingeführt su werden, halt
Referent für nicht
Der Antrag des Referenten geht Bchliefolich dahin:
„In Erwägung, dass einer Vereinbarung aber die Bezeichnung
mathematisch-technischer Gröfsen eine solche Ober ein bestimmtes
allgemeines System für diese Bezeichnung vorhergeben muss; in
Erwägung ferner, dass das vom Bayerischen Vereine vorgeschlagene
Bezeichnungs-System anerkannt das konsequenteste und natur-
lichste ist und auf der Grundlage der Homogenität beruht, und
dass sich die vom liadischen Vereine gemachten Vorschläge leicht
demselben einverleiben lassen, möge der Verband beschliefsen :
1. Dass das vom Bayerischen Vereine vorgeschlagene Be-
zeichnungs-System vorerst zum Gebrauche empfohlen wird und
innerhalb desselben die vom Badiscben Vereine vorgeschlagenen,
etwas moditizirten speziellen Bezeichnungen.
2. Dass nach einem längeren Zeiträume von 0 (oder 10)
Jahren eine Kommission zu etwa nothwendig gewordener Revision
oder Au&bauung des Systems nieder gesetzt werde, welche zugleich
die Bezeichnung derjenigen tuatb. -technischen Großen zu ttxiren
hat, welche sich bis dahin eingebürgert haben.
3. Dass solche Kommissionen auch noch ferner in gleichen
Zeiträumen und zu gleichem Zwecke, besonders aber zur Fixining
weiterer spezieller math. - technischer Gröfsen
Hr. Keck glaubt,
Systeme schwer zu
Sy
Uebf
ist; die Vorzüge des
Natur; die
infachheit des vom Badischen Verein vorgeschlagenen Grashof*-
schen Systems ist dagegen ein schwer wiegender Vortheil. Er
empfiehlt daher Auschluss an dasselbe mit einigen kleineren
wunscheuswertben Modifikationen.
Hr. Heule erwidert, dass das Bayerische System allerdings
bereits in voller praktischer Uebung in Bayern sei und sich dort
bewahrt habe.
Hr. Heinzerling regt die Wahl einer seitens der Delegirten-
Versammlung einzusetzenden Kommission an, welche insbesondere
den Verniittelungs-Vorschlag des Hrn. Bauschiuger, „die Be-
zeichnung der speziellen Gröfsen, wie der Badische Verein sie
vorschlägt in das Bayerische System einzufügen", prüfen soll,
um danach in der nächsten Delegirten- Versammlung bestimmte
Anträge zu stellen.
Die Hrn. Meyer und Fritsch empfehlen dagegeu die An-
nahme des Antrags des Berliner Vereins; sie hebeu hervor, dass
nach Art des < regenstan les eine Einigung Uber das System in
der Delegirten -Versammlung kaum zu erreichen sein wird, da
eiue größere Anzahl Mitglieder dem Gegenstände fern steht; sie
bitten daher die Diskussion vorerst nicht auf das System, sondern
nur auf die Behandlungsart der Sache zu beziehen.
Dr. Heinzerling schliefst sich nunmehr dem Antrage des
Berliner Vereins an und regt an, auf der in den nächsteu Tagen
Vereitle die Angelegenheit ebenfalls zur Sprache zu
Hr. Schubler wönscht, dass der Kommissk
stimmte Direktive dahin gegeben wird, dass eine Vereinigung der
beiden Systeme versucht werden soll.
Nach weiterer Diskussion wird zur Abstimmung geschritten.
Die Anträge des Bayerischeil Vereins sowie des Hrn. Keck
werden abgelehnt, der Antrag des Berliner Vereins, welcher lautet:
,Die Delegirten - Versammlung des Verbandes deutscher
Architekten- und Ingenieur - Vereine halte die Lehrerkollegien
jeder einzelnen technischen Hochschule mit deutscher Unterrichts-
sprache (also einschließlich der technischen Hochschulen Oester-
reichs und der Schweiz! zu ersuchen, zum Zwecke der Einführung
einer einheitlichen BezeichnungHwei.se für mathematisch-technische
Großen Delegirte zu entsenden, und dabei den Wunsch auszu-
drucken, dass bei der Wahl dieser Delegirten auch die Verein«
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872
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
11. September 1878
des Verbandes deutscher Architekten- und Ingenieur- Vereine ver-
treten sein möchten. Die Feststellung des Ortes und der Zeit
wird der Delegirten-Versanimlung des Verbandes deutscher Archi-
tekten- und Ingenieur- Vereine (iberlassen. Jeder einzelnen tech-
nischen Hochschule sind die in Druck gelegten oder noch zu
legenden Gutachten der einzelnen V ereine zur Berücksichtigung
in mehren Exemplaren zu unterbreiten."
wird angenommen mit der von Hrn. Heinzerling angeregten Modi-
fikation, dass auch der Vorstand des Vereins deutscher Ingenieure
um Betheiligung an der Kommission ersucht werden soll.
4. Dauer der Eisen-Konstruktionen.
Wegen Abwesenheit des Referenten wird Punkt 4 der T.-O.
nuiachst zurück gestellt.
5. Kosten der Hinnenschiffahrt
Hr. Meyer referirt für den Berliner Verein über die ein-
gegangenen Arbeiten. Die Frage hatien bearbeitet: der Berliner,
Kasseler, Mittelrbcinische, Straßburger , Sächsische Verein,
der Verein für die Provinz Sachsen etc., der Frankfurter, West-
preufsische, Ostpreufsische uud der Braunschweiger Verein.
Die Ober die Kosten der Binnenschiffahrt gegebenen Mit-
theilungen enthalten allerdings sehr verschiedene Angaben; es
ist aber in denselben ein höchst werthvolles Material zusammen
gestellt, welches Anhaltspunkte zur Beurtheilung verschiedener
Verbal misse giebt.
Der Antrag des Berliner Vereins gebt dahin, dass aus den
eingegangenen Atbeiten ein Auszug angefertigt und uuf Küsten
des Verbandes gedruckt werden inüge. —
Hr. Fritsch regt an, dass die Veröffentlichung durch die
Zeitschrift des Hann. Ver. oder die Zeitschr. f. Baukunde erfolge,
und dass dem Verbände eine Anzahl Separat-Abdnicke zur Ver-
fügung gestellt werde.
Hr. Keck nimmt da3 Anerbieten für die Hann. Zeitschr. an
mit der Anheimgabe, dass der Artikel nicht mehr als etwa 3—4
Druckbogen umfasse und in 2 Heften erscheine. —
Die Versammlung beschlierst den Vorschlugen entsprechend
unter der Voraussetzung, dass dem Verbände eine Anzahl Separat-
Abdnicke, an Werth gleich dem sonst für einen Artikel desselben
Fmfanges von der Zeitschrift gezahlten Honorar, zugestellt werden
soll. Die Denkschrift wird vom Berliner Verein aufgestellt werden
und dem korreferirenden Mittelrheinischen Vereine zur weiteren
Aeußerung resp. Abänderung zugeben.
<;. Statistik des Bauwesens.
Die Verhandlung über diesen Gegenstand wird auf den
Antrag des Hrn. Fritsch, da die Akten dem Hrn. Korreferenten
erst heute haben übergeben werden können, auf die morgige
Sitzung verschoben.
7. Publikation bedeutenderer Bauten.
Der Hr. Vorsitzende referirt über den gegenwärtigen Stand
der Arbeiten und theilt mit, dass die von der ( uburger Versamm-
lung beschlossene Denkschrift in nächster Zeit veröffentlicht
werden könne.
Auf den Antrag des Hrn. Fritsch soll hiermit gewartet
werden, bis eine dem Vernehmen nach nahe bevorstehende .Mit-
theilung über die von der kgl. preußischen Regierung in Aussicht
genommene Statistik des preufsischen Bauwesens erschienen sein
wird, damit eventuell in der Denkschrift hierauf Bezug genommen
werden könne.
8. Baurechtliche Bestimmungen Ober Hochbauten.
nr. A. Kerler referirt in Vertretung des Hrn. Baumeister
über den Gang der bisherigen Vorarbeiten.
Die Absicht des von der Münchener Abgeordneten -Ver-
sammlung genehmigten Antrages ging dahin, dass die Denkschriften
der einzelnen Vereine nach Form und Inhalt so beschaffen seien,
um mit Hilfe einer verhältnissmafsig geringen redaktionellen
Arbeit sofort zu einem brauchbaren Sammelwerk vereinigt zu
werden. Ks sollte die Sichtung des Materials in Wesentliches
und Nebensächliches, die Beurtheilung auf Grund praktischer
Erfahrungen, der Vorschlag etwaiger Verbesserungen durch die
Vereine erfolgen, und zwar in bequemer lesbarer Form. Diese
Absiebt ist als gescheitert anzusehen, indem nur die Vereine von
Lübeck, Hamburg, Baden den vorgeschriebenen Weg vollständig
befolgt haben. Aber auch zu einer bios registrirenden Zusammen-
stellung der baurechtlichen Bestimmungen über Hochbauten, zu
welcher die kritische Betrachtung dann etwa durch besondere
Kommissionen des Verbandes hinzugefügt werden könnte, genügt
das gelieferte Material nicht. Denn wenn auch außer den eben
genannten drei Vereinen noch diejenigen von Berlin, Württemberg,
Leipzig entsprechende Vorbereitungen gemacht haben, so wird
durch alle zusammen noch nicht einmal der dritte Theil des
deutschen Reiches, reprusentirt. Auf ergänzende Beiträge, ins-
besondere auf vollständige Denkschriften seitens der übrigen
l'J Vereine dürfte kaum noch zu rechnen sein, indem einer
betreffenden Aufforderung derCobnrger Abgeordneten-Versammlung
nur durch zwei Vereine entsprochen worden ist. Vielmehr muss
man wohl, angesichts der vorliegenden Erfahrungen, der Meinung
beipflichten, welche von dem Hannover'scben Verein offen aus-
gesprochen ist, dass die den Vereinen angesonnene Mühe zu
grofs gewesen sei. —
Referent sieht sich dalier zu seinem Bedauern zu dem Antrage
veranlasst, dass die vom Verbände beabsichtigte Sammlung bau-
rechtlicher Bestimmungen für Hochbauten aufgegeben werde.
Fm mindestens das bereits gelieferte Material, zu welchem einige
Vereine viel Arbeit aufgewendet haben, thunlichst nutzbar zu
macheu, möge eine kurze l'ebersicht des Vorhandenen — theils
der Denkschriften, theils der Bauordnungen — durch das Organ
des Verbandes veröffentlicht und dasselbe etwaigen lYivatarbcitern
zur Verfügung gestellt werden.
Es fragt sich weiter, ob in vorliegender Frage ein anderer
Weg eingeschlagen werden soll, etwa der vom Hannoverschen
Verein empfohlene, welcher auf die Sammlung der bestehenden
Verordnungen u. s. w. verzichtet und dafür sofort auf die Schaffung
einheitlicher Beatimmungen losgeht. Die letzteren sollten, wie es
scheint, nach der Ansicht der Hannoverschen Kommission zunächst
für das Gebiet jedes einzelnen Vereins im Sehoofse desselben
aufgestellt werden, um provinzielle Bauordnungen zu schaffen.
Hierbei könnten die bestehenden Landes-Banordtmiigen von.Sachsen,
Bayern, Württemberg, Baden u. a , ferner die Verordnungen in
einzelnen preufsischen Regierungsbezirken als Grundlage dienen;
die Vereine hatten solche allseitig zu prüfen und daraus eine
mehr oder weniger neue, normale Vorschrift nach dem Schema des
Verbandes zu entwerfen. Als letztes Ziel müsste jedoch ohne
Zweifel versucht werden, die auf solche Art entstehenden \V> bis
20 Normal-Entwürfe so weit zu verschmelzen, als es ohne über-
mäßigen Zwang möglich ist, um endlich zu dem Entwurf einer
Reichs-Rauordnung zu gelangen. Immerhin wäre mit solchen
Arbeiten, ähnlich denjenigen von Assmann und Albrecht, eiu nütz-
licher Anhalt für Behörden und Beamte gegeben, welche mit der
Aufstellung neuer Gesetze und Verordnungen zu thuu haben.
lieferen! glaubt zwar nicht, dass der oben angeführte Weg
den einzelnen Vereinen weniger Arbeit verursachen »erde, als
die vor zwei Jahren vorgeschlagene historische Methode, nament-
lich wenn die letztere nicht auf alle möglichen alten Aktenstücke
bezogen, sondern auf die fnr die Neuzeit charakteristischen
Vorschriften beschränkt worden wäre. Allein es l.isst sich nicht
bestreiten , dass jene, alsbald schöpferische Thätigkeit das
Interesse vieler einzelner Vereinsmitglieder mehr anregen und
insofern wahrscheinlicher zu Resultaten fahren wird. Auch wird
es dabei nicht so sehr ins Gewicht fallen, wenn durch Saumseligkeit
einzelner Vereine Lücken bleiben, während die iu mehren Ver-
einen bereits entwickelten Ideen immerhin noch nützliche Ver-
wendung linden können. Natürlich müssen die Vereine in reich-
licher Anzahl zu Arbeiten nach der bezeichneten Richtung
geneigt sein, damit ein fruchtbares Resultat entstehen könne, l'm
dies in möglichst sichere Erfahrung zu bringen, wird Beschluß-
fassung vorgeschlagen :
„Die Vereine werden ersucht, den Entwurf einer Bauordnung
anzufertigen, welche nach dein Rubriken-Schema des Verbandes ge-
gliedert iiuil für das ihnen zugewiesene geographische Gebiet
(Beilage zum Protokoll der Abgeordneten-Versammlung von 1870)
berechnet sein soll. Hierbei ist Beilacht zu nehmen, die in Lokal -
ordnungen vorkommenden, beziehungsweise den < irtsstatuten uber-
lassettcu Sachen thunlichst mit aufzunehmen und nur solche unter-
geordnete Gegenstände weg zu lassen, deren einheitliche Regelung
aus technischen Gründen entschieden unzweckmäßig sein wurde.
Es bleibt jedoch anheitn gegeben, einzelne Vorschriften oder
Gruppen derselben nach ihrer Anwendung in großen Städten, in
mittleren Orten und auf dem Hachen Lande zu zerlegen. Dio
Paragraphen sind in der für gesetzliche Vorschriften geeigneten
kurzen und bestimmten Form aufzustellen. Jeder der sechs
Hauptabschnitte des Schemas soll ein einzelnes Heft bilden.
Etwaige Begründung durch Erfahrungen im Vereinsgebiet oder
durch allgemeine Betrachtungen ist willkommen und zu dem be-
treffenden Abschnitt anhangsweise hinzu zu fügen/
Von mehren Seiten wurden die großen Schwierigkeiten
hervor gehoben, welche sowohl der vom Badischen Techniker-
Verein beantragten Aufstellung von Bationinungs - Entwürfen als
auch der Formulirung von einheitlichen Bestimmungen entgegen
stehen.
Es wird daher auf Antrag des Hm. Bargum beschlossen,
den Badisrhen Techniker-Verein xu ersuchen, auf Grund des ein-
gegangenen Materials den Normal-Entwurf einer Bauordnung zu
bearbeiten und an die Einzel -Vereine zur weiteren Verarbeitung
zur Mittheilnng zu bringen.
Von Seiten des Hrn. Vorsitzenden wird die Aufforderung
[ ausgesprochen, etwa noch ausstehende Mittheilungen der Einzel-
Vereine über diesen Gegenstand baldigst an den Badischen
Techniker- Verein gelangen zu lassen.
9. Die zivilrechtliche Verantwortlichkeit der
Architekten und Ingenieure.
Der Referent, Hr. Kaller, erinnert daran, dass die von dem
Arch.- u. Ing.-Verein zu Hamburg angeregte Frage betr. die zweck-
entsprechende Ausladung der bestehenden gesetzlichen Bestim-
mungen über die Verantwortlichkeit der Architekten und Ingenieure,
von dem Vorstand des Verbandes unter dem Titel „Haftpflicht
der bauleitenden Techniker" auf die Tagesordnung der
l'oburger Versammlung gesetzt worden sei. Hierdurch sei die
irrthümliche Auffassung entstanden, dass man bei jener Anregung
insbesondere das neuerdings laut gewordene Bestreben: das so-
genannte Haftpflichtgesetz (vom 7. Juni 1871) auf dasBau-
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K». 73.
373
gewerbe auszudehnen, im Auge gehabt habe. Um diese irr-
thümliche Auffassung zii beseitigen, sei der Hamburger Arch.- u.
Ing. -Verein mit einer netten und detaillirten Fragestellung beauf-
tragt worden. Die neuen Fragen lauten wie folgt:
1) Welche gesetzlichen Bestimmungen, allgemeine
oder spezielle, giebt es, die angewendet werden
können auf diu zivilrechtliche Verantwortlich-
keit der Architekteti und Ingenieure für ihre
Rathschläge, Anordnungen, Ilauaufsicht oder
sonstige im Interesse oder im Namen ihres Auf-
traggebers (Hauherrn) vorgenommenen Hand-
lungen.
2) Genü gen die allgemeinen Rechtsgrund »ätze, bezw.
geniigen die sub 1 zu nennenden Bestimmungen
zur r i eh tigen Bemessung der Ansjirilche des
Bauherrn au den Techniker und zur Klarstellung
der Pflichten der Architekten und Ingenieure
gegenüber dem Bauherrn, dem Unternehmer oder
anderen Personen, wie auch zur richtigen Be-
urtheilung der rcsultirendeu Hechtsfragen;
event. wie sind die bestehenden llestimmnngeu zu
ergänzen, zu vervollständigen oder abzuändern?
3) Welche Mittel erscheinen geeignet oder geboten,
um allseitig, also sowohl unter den Fachgenossen
als im Publikum, bei der Rechtsprechung als in
der Gesetzgebung, richtige Anschauungen über
das Maats der zivilrechtlichen Verantwortlich-
keit der Architekten und Ingenieure, wie Uber
deren darauf bezügliche Rechte und Pflichten,
zur Geltung zu bringen?
Die Versammlung genehmigt diese Fragestellung und beschliefst
auf Antrag des Hrn. Bargum, da«s die Antworten der Einzel-
Vereine bis zum 1. März 1879 an den Arch.- u. Iug.-Vercin zu
inzuliefern sind. ,
Hr. Ilenlo beantragt Namens des Bayerischen Arch.- u.
Ing.- Vereins folgende Erweiterung der Fragestellung:
Welches Maafs von Zivil -Verantwortlichkeit hat
der Architekt zu übernehmen, dessen Honorar
nach den Verbandsnormeu bemesben wird?
Dieser Autrag wird angenommen.
10. Privat-Polyteehuikcu und Privat-Gewerbeschulen.
Hr. Keck theilt mit, dass die versandten Fragebogen bis
jetzt nur von zwei Schulen beantwortet worden sind, und beantragt
daher, diesen Gegenstand von der Tagesordnung abzusetzen. Ks
wird deingetuäfs beschlossen uud die Aufforderung ausgesprochen,
die noch ausstehenden Antworten, event eine Vacat-Anzeige, bis
zum 1. Marz 1871» an den Arch - u. Iug.-Vereiu zu Hannover
gelangen zu lassen.
Hr. M. Kerler wünscht, dass das Heferat auch auf die an der
landwirthschaftl. Akademie zu Poppelsdorf errichtete Abtheilung
fftr lvultur*Iu(ft*tiicurc &u8^c(lt*hiit worden uiü^t?.
Da diese Anstalt weder zu den Privat- Polytechniken noch zu
den Privat-Gewerbeschulen gezählt werden kann, so giebt der
Hr. Vorsitzende anheim, einen hierauf bezüglichen besouderen
Antrag einzubringen.
11. Vereinigung der Interessen von Kommunikation
und Landeskultur.
Der Referent Hr. Schmidt giebt zur Kenntniss, dass bislang
nur von dem Ostprettfsischen und dem Mittelrheinischen Vereine
Bearbeitungen eingegangen seien. Nachdem auf Anregung des
Hrn. Seidel über den Inhalt der beiden Arbeiten kurz referirt
worden, beschließt die Versammlung, diesen Gegenstand von der
heutigen Tagesordnung abzusetzen und auf der nächsten Abge-
ordneten-Versammlung von neuem zur Verhandlung zu stellen.
12. Bezeichnung metrischer MaaTse und Gewichte.
Nachdem Hr. Dr. Kahl den in der Tages -Ordnung abge-
druckten Antrag des Vororts:
die Annahme des vom Bundesrath am K. Oktober 1877
aufgestellten üczoichnuugssystoms auszusprechen,
motivirt und einen auf diesen Gegenstand bezüglichen Krlass des
Reichskanzler-Amts verlesen hat, wird dieser Autrag von der Ver-
sammlung einstimmig genehmigt.
Hr. Bauschinger tieantragt die Zusatz-Bestimmung, dass
anstatt der so häutig zu benutzenden Bezeichnung: 1 Kilogr.
n— die bequemere: 1 Atmosphäre (in Abkürzung 1 At.)
eingeführt werden möge. Die Hrn. Fritsch u. Keck erkennen
die Zweckinafsigkeit des Vorschlages an, halten es jedoch
nicht für empfehlenswert!), bei dieser Gelegenheit derartige
Spezial-Bestimmungen zu treffen, und geben anheim, den Vorschlag
in einer Fachzeitschrift zu veröffentlichen. Die Versammlung er-
kennt ebenfalls die Zweckmäßigkeit der vorgeschlagenen Bezeich-
nung an, lehnt jedoch die beantragte Beschlussfassung über diesen
Gegenstand ab.
Hr. M. Kerl er wünscht, die Versammlung möge bei dieser
Gelegenheit eine Meinungs-Aeufscrung über die Unzweckm&fsigkeit
der dem Dezimal - System nicht entsprechenden Rintheilung der
Flüssigkeits-Maafse abgeben. Nachdem vou mehren Seiten hervor
gehoben, dass hierbei weniger die Anwendung des Maafssystems
in der Technik als diejenige im Handels- Verkehr in Frage komme,
wird die
gelehnt
13. Einführung einer einheitlichen technischen
Prüfung.
Der Vorort berichtet, dass au die deutschen polytechnischen
Schulen vom Vororte Aufforderungsschreiben gerichtet sind, in
welchen die Schulen um Auufserungen ersucht werden.
Da indess eine seitens der polytechnischen Schulen beab-
sichtigte Delegirteu- Versammlung, in welcher der Gegenstand mit
zur Sprache kommen sollte, vorläufig verschoben ist, so erübrigt
nur, den vorliegenden Berathungspunkt von der heutigen Tages-
ordnung abzusetzen.
14. Erforschung und Erhaltung der Batideukmale des
Deutschen Reichs.
Nach einer Mittheilung eines Reiebtags-Abgeordueten, welcher
um Förderung der vom Verbände eingegangenen Petition ersticht
war, ist es nicht mehr möglich gewesen, dieselbe im Reichstage
oder auch nur in der Petitions- Kommission desselben zur Be-
rathuug zu bringen. Nach der Meinung des Hrn. Abgeordneten
ist im übrigen nur eine sehr geringe Aussiebt vorhanden, dass
seitens des Reichstages auf die vom Verbände geäusserten
Wünsche eingegangen werden wird: abgesehen von sonstigen
Gründen werden die tinauziellen Bedenken einem Erfolge der
Petition entgegen stehen.
Hr. Fritsch bestätigt nach seinen mündlich mit verschie-
denen Abgeordneten gepflogenen Verhandlungen diese Ausfüh-
rungen und regt die Idee, welche bereits früher einmal aufgefasst
war, event durch einen grol'seu Verein für die Erhaltung der Bau-
denkmale zu wirken, wieder an.
Hr. Seidel glaubt, dass unter den vorliegenden Vcrhält-
eine Einwirkung auf die Einzel-Regierungen zn
Hr. Uhde fuhrt gute Erfolge an, welche der Braunschweiger
Verciu durch seine Vorstellungen bei der L'andes-Regierung ge-
habt hat; ähnliche Mittheilungen über Restauratiousbauten macht
Hr. Richter: auch Hr. Schlichtegroll wünscht eine Ein-
wirkung auf die Einzel-Regierungen.
Hr. Fritsch hebt dagegen hervor, dass es hei der Thätig-
keit, welche von der Reichs -Regierung gewünscht wird, weniger
auf bestimmte Restaurationsarlieiten als auf die allgemeine Er-
forschung der Baudenkmale, in ähnlicher Weise, wie dieses in
den Nachbarländern geschieht, ankomme; er beantragt daher,
dass die Petition zum dritten Male, und zwar dieses Mal zu An-
fang der nächsten ordentlichen Reichstags-Session, dem Reichstage
eingereicht wird.
Der Antrag des nni. Fritsch wird angenommen; ebenso
der Antrag des Hrn. Seidel, dass die Einzelvereine sich an die
betreffenden Landes-Regienmgen wenden und ihrerseits für Er-
forschung und Erhaltung der Baudenkmale in ihrem Bezirke
thiitig sein mögen.
Hr. A. Kerler schliefst hieran den Wunsch, dass das Ver-
bandsorgan eine spezielle Darstellung des bisherigen Ganges der
Angelegenheit geben möge.
4. Dauer der Eisen-Konstruktionen.
Hr. Dr. Fri tusche 'Dresden) referirt über die Frage der
Dauer der Eisenkonstruktioiicn. Es sinil Arbeiten über die
Frage seitens des Hamburger, Berliner und Mittclrhein. Vereins
eingegangen.
Der Berliner Verein schlägt Versuche uach zwei Richtungen
hin vor; zunächst sollen allgemein Untersuchungen an Bauwer-
ken, ausserdem spezielle wissenschaftliche Untersuchungen durch
Fachtechniker und Gelehrte vorgenommen werden. Der Vorschlag
des Berichterstatters im Auschluss hieran geht nun dahin , dass
seitens des Verbandes nur im allgemeinen Unterbuchungen
angeregt uud dass dieselben auf Träger für Eisen hahn-Brücken
beschrankt werden; von Zeit zu Zeit sollen Prüfungen der blei-
benden und der elastischen Durchbiegung nach einem gewissen
Schema aufgestellt werden.
Hr. Buresch regt an, die Untersuchungen ud) auf Wego-
Brucken auszudehnen.
Hr. Meyer hält eine Sammlung der Resultate der ver-
schiedenen Verwaltungen durch den Verband für wünschenswerth.
Hr. Heule wünscht, dass man nicht an die Verwaltungen,
sondern an die Verbands-Mitglieder sich wende, da die letzteren
in der Lage sind, als Mitglied -r der Verwaltungen in dem Sinne
des Verbandes zu wirken.
Der Antrag des Hrn. Fritzsche, dahin gehend, dass die
Aufforderung zur Untersuchung der Eisen- Konstruktionen auf die
Untersuchung eiserner Brücken beschränkt und ein Schema für
die Beobachtungen zur eventuellen Benutzung durch die be-
treffenden Verwaltungen aufgestellt werde, wird angenommen.
Es sollen die Untersuchungen indess auch auf Wegebrücken
ausgedehnt werden.
In Betreff der Art der Mittheilung an die Behörden wird
beschlossen, dass die Aufforderung bezw. die Kenntnissgabe des
Schemas nur durch die technischen Zeitungen erfolgen soll;
einem Antrage des Hrn. Köpke entsprechend wird in den be-
treffenden Mittheilungen der Wunsch ausgesprochen werden, dass
die Behörden von den durch die Proben etwa ermittelten Schad-
haftigkeiten und Mangeln dem Verbände Kenntniss geben.
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374
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
11. September 1878
Zur Restauration des Kaiserhauses in Goslar. Am
Schlüsse cüies iu No. IK) des vorigen Jahrgangs der Deutschen
Bauzeitung enthalteneu, die Kaiserhaus - Restauration in Goslar
betreffenden Aufsatze» haben wir angeführt, dass die gegebenen
Erläuterungen und Berichtigungen als unsere schliefslichen
Aeufserungen in der fraglichen Sache anzusehen seien, dass
wir also auf eine Fortsetzung der bezüglichen Verhandlungen
nidit eingehen würden. Dazu ist in einer Note redaktioueseitig
gesagt, dass man glaube, die Akten über den Fall schliefsen zu
können, und nur etwaigen kurzen that sachlichen Berichtigungen
in dieser Sache noch Baum geben werde.
Dem ohnerarhtet hat No. ÜG des jetzigen Jahrgangs der
Deutschen Bauzeiluug wiederum einen Aufsatz gebracht, welcher,
keineswegs iu der Kürze, die fragliche Angelegenheit noch-
mals erörtert, auf \on uns schon erläuterte Thatsachen zunick
greift und über die Kaiserhaus- Restauration entschieden abfallige
Urtheilc ausspricht. Unter so bewandten Umstanden glauben
auch wir auf die Angelegenheit wieder zurück kommen zu dürfen.
Die betreffenden Aeufserungeu in No. «6 d. J. stützen sich
auf eiue nur kurze Besichtigung des Hauses. Sie bezwecken
hauptsächlich eiue Auswechselung der angeblich schwächlichen
Holzdecke des Reichssaales durch eine dem MaafsstaW des
Saales entsprechende Decke mit sichtbaren Balken, ferner eine
Umwandlung der alten mittleren Decken-Unterstützung durch Holz-
pfeiler u. s. w. in eine Unterstützung durch Stein-Säulen.
Die erste Forderung ist uns rein unverständlich. Die Balken
sind sichtbar uud sie zeigen ansehnliche Breiten- und Hohen-
Maafse von bezw. 3" und 20,5 ,ni; die Zwischenweite enthalt nur
7&>nl. — Was das zweite Verlangen angeht, so haben wir bereits
in No. 90 v. J. erklärt, dass die Holz-I'feiier u. s. w. (dem Ende
des IT). Jahrhunderts augehörend) als stibn.ifsige Unterstützungen
beizubehalten seien, indem ein etwaiger Ersatz durch Stein-
Säulen zu einer Phantasie - Schöpiung lühreu würde. Solche
Schöpfungen sind allerdings im Kaiserhause, sowie in der dazu
gehörenden Ulrici- Kapelle hin und wieder, und zwar da unver-
meidlich gewesen, wo das früher Vorhandene verschwunden und
keine Spur davou mehr erkennbar war. Dahingegen haben vor-
gefundene Baullieile, insoweit diesellieu sich nicht gerade zu roh
zeigten, ihre Geltung vollständig behalten, zufolge des für den
qn. Ilestuurationsbau ursprünglich aufgestellten, von anerkann-
ten Sachverständigen gut geheifseneu, in Nn. '.Hl v. J. naher be-
sprochenen Grundsatzes, dass das Bestehende, abgesehen vou
barbarischen Zugaben, überall geschont werden müsse. Dieses
I'rinzip findet aber iu No. «(> d. J. wenig oder gar keine Billi-
gung. Zwar können wir uns kaum darüber wundern, da — wie
bereits früher von uns augedeutet die Meiuun en der Men-
schen, auch die der .Nach- und Kunstverständigen, ei
verschieden sind; indessen müssen wir darüber erstaunen,
in so scharfer und absprechender Weise, wie geschehen, geur-
theilt wird] dass lediglich die eigene Ansicht für richtig gehaben
zu werden scheint und abweichende Auffassungen, obgleich sie
auf sorgfaltiger örtlicher Untersuchung und eingehen-
der PrQfnill, aller Umstände beruhen, ohne woldverdiente
Würdigung bleiben.
Freilich lehrt die Erfahrung, dass die Bauenden zu allen
Zeiten Angriffe zu erleiden gehabt haben, wie solches mancherlei
iiufsere Iiischriften au alteren und neueren Gebäuden bekunden,
zum Beispiel zwei Sprüche an dem alten, später restaurirten
Rathhausc zu Wernigerode. Der eiste derselben lautet: „Ein
Jeder betracht's. der Eiue acht's, der Andere verlacht's; was
macht's?" und der zweite, jüngere besagt: „Im Jahre, wo dies
Haus ward erneut, gilt noch der Spruch aus alter Zeit."
Wir wollen in nähere Berathung ziehen, ob etwa den vor-
stehenden ähnliche Inschriften auch an dem Kaiserhause zu
Goslar zweckmäßig anzubringen sein mochten.
Einige bei der Kaisei haus- Restauration Bctheiligte.
Nachschrift der Redaktion. Es hatte keines besonderen
Appells an unser (ierechtigkeits-Gcfühl l>edurft, um uns zur Auf-
nahme dieser Erklärung zu bestimmen. Gern wollen wir dem
Verfasser derselben das wohllhueude Bewußtsein gönnen, dass
seine Auffassung von anerkannten Autoritäten getheilt und nur
von denen kritisirt wird, welche nicht im Stande sind, sie zu be-
greifen. Was wir im einzelnen zu bemerken haben, beschränkt
sich auf 2 Punkte. Wir weisen einmal darauf bin, dass der iu
unserem voraus gegangenen Artikel gebrauchte Ausdruck schwäch-
liche Decke" nach den wiederholten näheren Ausführungen selbst-
verständlich nicht auf das Zentiinetennaafs der Balken, sondern
auf den durch die verha]Uiissm;ifsig zu feine uud Haue Detailli-
mng hervor gebrachten schwachlicheu Gesanimt-Eindnick der
Decke im Gegensätze zu der (irol'se des Raums und dem Maafs-
Stab der Fenster-Architektur zu beziehen war. — Wir koiislatiren
ferner, dass dasjenige Moment, welches uns einzig und allein zur
Wieder- Aufnahme der Angelegenheit veranlasst hat. das wir des-
halb au die Spitze unserer Erörterungen gestellt und nachdrück-
lich hervorgehoben halten: der Eiiifluss, welchen die beab-
sichtigte Ausschmückung des Saals mit Bildern auf
das I'rinzip seiner architektonischen Restauration
haben musste — - in der vorstehenden Entgegnung einlach
ignorirt ist. Es sagt diese Thatsache wohl mehr, als wir iu
eingehendster Ausführung zu sagen vermöchten. —
Die Bazin'sche Gesohwindigkeitsforael im DL Bande
den „Handbuchs der Ingenieurwissensohoften", herausge-
geben von Heusinger, Franzius und Sonne.
Hr. Eisenbahnbaumeister Wolf f veröffentlicht in Nr. 70 der
rD. Bztg." einen Aufsatz, in welchem IS. 85b, linkt oben) be-
hauptet wird, „dass die Bazin'sche Geschwindigkcitsformel in
dem betreffenden Kapitel des lleusi n geloschen Handbuchs
der lugenieurwissenschaftun nicht gefunden werde."
Unter dem „betr." Kapitel kann wohl nur das von mir
bearbeitete 5. Kapitel verstanden werden, u. zw. die Abtheilung B
desselben, welche: , Bewegung des Wassers iu Flüssen und
Strömen44 betitelt ist.
Dass in diesem Kapitel die Ha/, in 'sehe Geschwindigkeits-
formel nicht vorgeführt wird, ist vollständig unrichtig.
Vielmehr ist die Formel auf S. 818— 900 aufgenommen, ihre
Entstehung skizzirt und eine Kritik derselben hinzu gefügt
Ferner hatte Hr. Wolff auch „finden" können, dass für offene
Leitungen oder Kanäle auf S. K4 desselben Handbuchs die
Bazin'sche Formel empfohlen wird, und ebenso konnte auf
S. 2IU noch die folgende Bemerkung .gefunden" werden: „Da
die neue Formel (von Ganguillet uud Kutter) für R < »
mit der Bazin'schen Formel überein stimmt, so lasst sich
dings für die gewöhnlichen Falle erstere durch letztere
— Ks ist mir hiernach „unerfindlich", dass in dei
Handbuch die Bazin'sche Geschwiudigkeitsformel von Ilm Wolff
nicht hat „gefunden" werden können.
Darmstadt, am 1. September 1878.
Professor Dr. Ed. Schmitt
In der Berliner Bau-Ausstellung sind bis zum 7. September
er. neu hinzu getreten: Ferd. Thielemann. Adler von Zinkblech
bronzirt; Ferd. Vogts & Co., l'feilerverkleidung mit Verdachung;
eiue Flügelthür mit Verdachung; ein Fauteuil; ein Speisetisch
vou italienisch Nussbaum; — Herrn. Gladenbeck, Bronzen; —
W. Böhme, 1 Silberschrank und 6 Sessel im byzantinisch-italie-
nischem Stil, eichen geschnitzt. ; — B. Baltzer 4 Sohn, 2 Leuchter,
cuivre poli.
Brief- und Fragekasten.
Hrn. H. in S. Bezugsquellen von weifsem Zement finden Sie
angegeben S. 270 Jahrg. 1876 und S. 3o2 Jahrg. 1870 dies. Bl.
Ihre andere Frage, welche lautet: „Giebt es einen Kitt, welcher
sich zum Verkitten von Thonwerkstücken (Terrakotten), d. h. zum
Ausbessern \un Rissen uud Beschädigungen etc. eignet? Der
Kitt muss so beschaffen sein, dass er sich mit verschiedenen
Farben versetzen lässt und hierdurch weder an Plastizität, die
für die Verarbeitung Bedingung, noch an Haltbarkeit und Festig-
keit verliert* übergeben wir, mit Beifügung entsprechender Bitte,
unserem Leserkreise.
Hrn. S. iu D. Bei Anwendung einer sehr grofsen Sorgfalt
in der Ausfuhrung kaun es gelingen, einen Keller, dessen Sohle
etwa tio ,m tief in Grundwasser liegt, durch Herstellung eines
Wandputzes und eines Estrichs aus Zement wasserdicht zu machen;
die dazu uoihige Verfabrungsweise etc. an dieser Stelle anzugeben,
würde zu weit führen. Sicherer als das angegebene Mittel und
anderweit« ähnliche wirkt eine Entwässerung der Umgebung
des Kellers.
Hrn. B. in G. Aebnlir.h lautende Zeitungs- Nachrichten sind
wie Ihnen auch uns s. Z. zu Gesicht gekommen: wir haben aber
an der hiesigen Friedrichsbrfleke das fragliche Pflaster nicht auf-
finden, wie ebenso weuig erfahren können, ob der verbreiteten
Zeitungs -Nachricht, wonach in Birkenwerder eine Fabrik künst-
licher Pflastersteine errichtet weideu sollte, reelle Thatsacheu zu
Grunde lagen oder nicht.
Hrn. A. iu R. Fast jede Eisengießerei wird Ihnen auch
gusBeiberoe Rohren zu Dachableitiingen liefern. Die Namhaft-
machung betr. Fabriken müssen wir um so mehr ablehnen, als
sowohl der Inseraten - ih. il uns. Bl. als auch die Beigabe zum
Deutsch. Baukaieuder betr. Angaben enthalten.
Hrn. A. J. in Br. In erster Linie dürfte der Gipszusatz zum
Mörtel, in zweiter die ungahre Beschaffenheit der Ziegel es sein,
die zu der Absonderung von Krystailen auf den Waudiiächeu, zu
Feuchtigkeit uud dumpfem Geruch den eirund bildet; Näheres
hierzu würden Sie im Jahrg. 1873 S 266 ff. nachlesen können.
Vermuthlich wird das Vorblenden einer Stein starken Mauer
mit Luftschicht nothig sein; es möchte aber auch die Anweudung
des in No. 59 er. dies. Bl. besprochenen Mittels sich empfehlen.
Hrn.'. in P. Was uns bisher vou Gebäuden aus Pappe
zu Gesicht gekommen ist, haben wir vorwiegend als amerikanischen
Humhog betrachten müssen; wir sind daher nicht in der Lage, Ihnen
über .Haltbarkeit und Brauchbarkeit" Mitteilungen zu machen.
Aufrage. An Stelle von C'bainottc bei Feuerungen ist Lehm
mit Syrop vennengt augewendet worden. Mit welchem Erfolg,
in welchem Mischlings- Verhiltuiss uud mit welcher Behandlung,
event. wo ist darüber etwas zu lesen?
Hru. E. iu ('. Der Titze'sche Distauzuiesscr ist uns bis jetat
Hrn. A. R. iu D. Auch uns ist es bereits auffällig gewesen,
dass bis jeut über die Preisertheilung in der Königsberger l'regel-
Brückcu- Konkurrenz nichts verlautet hat, nachdem seit dem Kin-
reichungs- Termin der Entwürfe bis heute nicht weniger als drei
Mnnate verstrichen sind.
>■ . i,
; vou C.rl U.elit« in IlcrUn.
K. K O. Frlticb, Itolio. l>ru<k : W. II»,.., H.lbu. bürur k,r.l.
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Nt\ 74.
DEUTSCHE BAÜZEITUNG.
375
— Mlttbr Uungcu im Vereisen:
Verraiachtei: H»W««liati|K h)dr«ullarhe Kipp
litterttur. — Brief- und Krugi-kuten.
— Au» der Fach-
Verband deutscher Architekten- und Ingenieur -Vereine.
Protokoll der 7. Abgeordneten -Versammlung zu Dresden.
Zweite Sitzimg: Sonnabend, den 31. August 1878.
Die Sitzung wird um 9 Uhr von dem Vorsitzenden Uro. Funk Arbeiten eingegangen. Her llr.
eröffnet Außer den gestern anwesenden Abgeordneten ist heute der Inhalt der bereits im vorigen Jahre
Hr. Scharowsky, Mitglied des Sächsischen Arch.- n. Ing.-Vereins, der t'oburger Abgeordneten
erschienen. habe, die Hrn. Blankenstein, Bargum
Das Protokoll der gestrigen Sitzung wird verlesen und mit einer Erläuterung der Fragestellung zu bei
einigen Abänderungen genehmigt
Als erster Gegenstand kommt Punkt 20 der Tagesordnung:
Antrag des Vororts: „Der Verband Deutscher Arch. -
u. lng. -Vereine wolle sich mit der Aufstellung
von Normalprofilen für Walzeisen befassen"
zur Verhandlung.
Hr. Scharowsky referirt üb<T die von ihm aufgestellten
Vorschlüge und Ober die für diesen Zweck ausgeführten Vor-
arbeiten, deren Resultat auf einer Ansaht von Zeicnnungsblättern
zusammen gestellt worden ist Der Hr. Referent hat seine Vor-
ca. 150 Bau -Verwaltungen und einzelnen Fachmannern
Ab-
er-
Ant-
11
itsdTnvit
Diese Kr-
£iiauujiiit
schlAge i
mit der Bitte um Abgabe von Meinungs-Aeufserungen und 1
ändernngs-Vorschlägen mitgetheilt und hierauf 81 Antworten
halten, deren Inhalt auszugsweise mitgetheilt wird. Diese A
fast ohne Ausnahme die Zweckmäßigkeit der
Vorlage an. Einige Abänderung* -Vorschläge haben bei weiterer
Bearbeitung des Gegenstandes bereits berücksichtigt werden
können.
Der Hr. Referent schlagt vor, bei der Berathung dieser Frage
mit dem Verein Deutscher Ingenieure, welcher bereits in seiner
in den nächsten Tagen stattfindenden General-Versammlung Aber
diesen Gegenstand verbandeln wird, in Verbindung zu treten.
Hr. Heinzerling erkennt die Sorgfalt, mit welcher die
Vorarbeiten ausgeführt worden seien, an, hält jedoch eine grund-
liche Revision der Vorschläge für nothwendig, wobei er insbeson-
dere einige von Mitgliedern des Aachener Vereins erhobene Be-
denken gegen die Zweckmäßigkeit der vorgeschlagenen J Profile
hervor hebt Redner befürwortet den Antrag des Vorortes und
erweitert denselben dahin, das* dem Vereine Deutscher Ingenieure
von dem Verbände vorgeschlagen werden möge, für diesen Zweck
eine gemeinschaftliche Kommission zu ernennen.
Hr. Keck spricht die Ansicht aus, dass es Sache der Pro-
duzenten sei, Normalprofile zu vereinbaren, und dass man ali-
warten müsse, ob dieselben hierzu den Beirath der Bautechniker
Hangen
Die I
Heinzerling und Scharowsky halten dagegen
! Vereinbarung der Produzenten für sehr unwahr-
end die letzteren den vereinbarten Vorschlagen
schniker-Vereine unzweifelhaft sich fügen würden.
Hr. Schmick befürchtet, dass die Annahme von Normai-
profilen in unerwünschter Weise die fernere Entwickelung der
Eisen - Konstruktionen hemmen könne, und hält die mit etwaigen
in der Wahl solcher l'rofile verbundenen Kachtheile
als den erreichbaren Nutzen. Er erinnert bcispiels-
den sehr unvollkommenen Erfolg, welchen die Auf-
von Normalien für gnsseiserne Bohren bislang gehabt hat
Die Hrn. Fnnk und Kopeke betonen dagegen die grofsen
Vortheile, welche den Bauverwaltnngen ans dem leichteren Bezug
der wichtigsten Eisensorten in Form von Zeit- und Arbeits-
Ersparniss erwachsen werden.
Hr. Meyer hält es für wünschenswerth, zu den Kommissions-
Berathungen auch Hüttenleute • etwa eine Vertretung des Ver-
eins für Eiseuhüttenwesen — hinzu zu ziehen.
Hiergegen führt Hr. Heinzerling an, dass Hütten - Fach-
männer in großer Anzahl dem Verein Deutscher Ingenieure als
Mitglieder angehören und daher ohne Zweifel in der Kommission
jenes Vereins eine angemessene Vertretung finden werden.
Nach Schluss der Debatte wird der Antrag des Hrn.
Heinzerling mit allen gegen 9 Stimmen angenommen. Es
wird beschlossen, dass die Kommission des Verbandes aus fünf
Mitgliedern bestehen, jedoch autorisirt werden soll, durch Koopta-
tion sich zu verstärken.
Durch Zettel -Abstimmung werden die Hm. Scharowsk
Heinserling, Winkler, Gerber und Engesser
gliedern der Kommission ernannt
Der Verein Deutscher Ingenie
sofort in Kenntniss gesetzt werden. Für den unwahrscheinliche
Fall, dass der genannte Verein die
ablehnen sollte, wird auf Antrag
Kommission beauftragt, selbständi
Es wird sodann zu der Verhandlung über den Punkt 6 _
Tagesordnung:
Statistik des Bauwesens
übergegangen. lieber diesen Gegenstand ist, wie der Referent
Hr. Fritscb mittheilt, eine grofse Anzahl sehr gehaltvoller
ist in No. 92 der Deutschen
licht worden. In Folge dessen sind 9 weitere Antworten einge-
gangen, so dass gegenwärtig 20 Arbeiten vorliegen.
Säuimlliche Antworten bejahen die Nützlichkeit einer Statistik
des Bauwesens und halten eine Ausdehnung derselben auf alle
Gebiete des Bauwesens für wünschenswerth. Aus praktischen
Gründen wird jedoch von den meisten Vereinen empfohlen, vor-
läufig auf einige Gebiete, insbesondere auf das öffentliche
Bauwesen, die Statistik zu beschränken.
Ueber bereits vorhandene Vorarbeiten haben nur der
Bayerische Arch.- n. Ing.- Verein und der Arch.- Verein zu Dres-
den ausführliche Mittheilungeu gegeben: es steht jedoch zu
hoffen, dass in der Folge noch weiteres Material zur Mitteilung
gelangen wird.
In Betreff der Frage : Von wem ist die Statistik zu erheben?
ist die überwiegende Mehrheit der Vereine der Ansicht, dass eine
so umfangreiche Arbeit nur unter Autorität und auf Kosten des
Staats ausgeführt werden könne. Als geeignetsten Schritt zur
Förderung der Sache wird in allen Antworten die Ausarbeitung
einer Denkschrift bezeichnet Der Hr. Referent stellt daher zu-
gleich im Namen der Hrn. Korreferenten den folgenden Antrag:
Die Abgeordneten - Versammlung des Verbandes wolle be-
schliessen :
1) Die Einführung und Ausbildung einer Statistik des
Bauwesens erscheint nothwendig ebensowohl im Interesse klarer
Erkenntnis* der Staats- und volkswirthscbaftlichen Be-
ziehungen des Bauwesens wie für fachwissenschaftlichc
Zwecke, zur Gewinnung zuverlässiger Erfahrungs-Resultate.
2) Statistische Ermittelungen werden sich für das gesammte
Bauwesen, also für Hochbau, Wasserbau, Wege- und Eisen-
bahnbau, nützlich erweisen. Es erscheint jedoch zweckmässig, sie
in diesem Gesammtumfangc erst nach und nach eintreten zu
lassen und sich vorläufig auf bestimmte Einzelgebiete zu be-
schränken. In erster Reihe empfehlen sich nach Ansicht des
Verbandes :
a) Eine Inventarisation des Bestandes an Bauwerken
und im Anschluss an dieselbe eine regelmäßig fort zu
führende Statistik der Neubauten.
b) Eine Statistik der Baukosten in ihrer Beziehung zu
dem Material, der Disposition und der Konstruktion
der Bauten.
c) Eine Statistik des Verhaltens der Baumaterialien und
üaukonstruktionen.
3) Die Einleitung und Durchführung einer Statistik des
Bauwesens kann nur erfolgen im Einvernehmen der Bau-
techniker mit den Fach-Statistikern, unter der Leitung
der letzteren, sowie unter Autorität und auf Kosten des
Staates. Es ist erwünscht, dass die organisatorischen Bestim-
mungen, auf Grund deren eine Statistik des Bauwesens in Angriff
genommen wird, für ganz Deutschland einheitliche seien.
4) Der Verband beauftragt eine Kommission, nach Ver-
ständigung mit einem oder mehren hervor ragenden Fach-Sta-
tistikern, eine Denkschrift auszuarbeiten, in welcher der
Zweck und Nutzen einer Statistik des Bauwesens eingehend
dargelegt, das vorhandene, für eine solche Statistik nutzbar zu
machende Material aufgezählt und die Mittel und Wege, welche
zur Einleitung der erforderlichen Maafsregeln sich darbieten,
erörtert werden.
5) Der Vorstand des Verbandes übernimmt es, diese Denk-
schrift den Reichsbehörden, den Regierungen und Landesver-
tretungen der einzelnen deutschen Staaten, sowie dem internationalen
statistischen Kougress zu überreichen und bei diesen Stellen die
zur Einleitung einer Statistik des Bauwesens nöthigen Schritte
zu beantragen, indem er zugleich die Mitwirkung des Verbandes
und seiner Einzelvereine bei den
Verfügung stellt
Dieser Antrag wird zum Beschluss erhoben und mit der Ab-
fassung der Denkschrift der Arcb.-Verein in Berlin, der Bayerische
und der Hamburger Arch.- u. Ing. -Verein beauftragt. —
Hr. Richter macht auf die Wichtigkeit der Wohnungs-
Statistik aufmerksam und überreicht als weiteres Material für
die Arbeiten der Kommission ein Heft der Mittheilungen des
statistischen Bureaus der Stadt Dresden, welches seit dem Jahre
1875 mit diesem Gegenstande sich beschäftigt
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376
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
14. September 1878
15. Stellung technischer Sachverständiger.
Hr. Bargum berichtet zunächst «her den bisherigen histo-
rischen Verlauf der Angelegenheit (Vergl. Protokolle der Müu-
cheuer und Coburger Dclegirten- Versammlung.)
Es sind danach sowohl bei den Reirhs- Justiz -Gesetzen als
der Gebührenordnung im wesentlichen die Wünsche des Ver-
bandes berücksichtigt, so dass die Angelegenheit als zum Ab-
schlüsse gebracht anzusehen ist.
Hr. Barg um beantragt die Veröffentlichung einer Deuk-
in welcher die gewonnenen Resultate zusammen gestellt
aollen, um den als Sachverständigen fungirenden Tech-
eine Anleitung an die Hand zu gpben. Die Versammlung
bese-Miefst dem entsprechend. Die Publikation der vom Ham-
burger Verein zu bearbeitenden Denkschrift wird durch die
Raiueitung erfolgen.
16. I> ruck h ohen- Verluste in Köhren.
Hr. Bargum berichtet fOr den Hamburger Verein, dass die
den Gegenstand in Aussicht genommene l>eukschrift im
Oktober d. J. erscheinen wird.
Hr. Baumgartner stellt noch Resultate von augenblicklich
in Württemberg angestellten ausgedehnten Versuchen in Aussicht,
welche bei der Denkschrift Berücksichtigung linden sollen, Hr.
Ruresch ebenso die Resultate von Versuchen, welche bei
Wilhelmshaven angestellt sind.
Die Vereine von Württemberg und Oldenburg werden den
Hamburger Verein benachrichtigen, bis wann die Resultate der
betreffenden Versuche mitgetheilt werden können.
17. Prüfung*- Anstalten und Versncbs-Slationen für
Baumaterialien.
Hr. Hollstein berichtet, wie ein Erfolg der Verbands-Be-
strebungen dadurch erreicht ist, dass in Sachsen eine Versuchs-
station in Chemnitz mit einem Kapitale von 12000 ,/t dotirt ist.
Hr. Rargum führt an, dass in Hamburg eine Kombination
der Versuchsstation mit der dortigen Münze beabsichtigt wird.
Hr. Kerl er macht Mittheilnngen Uber Regierung« - Vorlagen
in derselben Angelegenheit im Badischen Landtage, welche leider
bisher nicht zur Annahme gekommen sind.
Die übrigen Vereine werden gemäß Beschluss der Versamm-
lung durch dieses Protokoll ersucht, ihrerseits dem Vororte eben-
falls Mittheilnngen über das bisher im Vereinsgebiet Geschehene
bis zur nächsten Delegirten- Versammlung zu machen.
18. Transport-Methoden der Kanalschiffahrt.
Der Berliner Verein, für welchen Hr. Meyer referirt, be-
antragt, dass eine Veröffentlichung des bisher gewonnenen Materials
in Rücksicht auf die geringe Zahl der eingegangenen Arbeiten
nicht erfolgt und die Angelegenheit vorläufig als erledigt
• wird. Die Versammlung ist hiermit einv-
19. Besprechung über eine Anregung des Bayerischen
Vereins, die bisherige aweij ährige Verwaltungsperiode
in eine dreijährige su verwandeln.
Hr. Seidel erinnert daran, dass bereits bei mehren Ge-
legenheiten ein Ausfall der General-Versammlungen nach einer
zweijährigen Periode in Anregung gebracht ist, weil irgend
welche vorliegenden besonderen Verhältnisse dies wünschenswerth
erscheinen lieben. Aber auch abgesehen davon ist eine zwei-
jährige Verwaltungs-Periode eine reichlich kurze; auch die Wander-
werden wahrscheinlich besser besucht werden,
alle drei Jahre wiederkehren. Aus diesen
gt der Bäuerische Verein eine Verlängerung der
de auf 3 Jahre.
Hr. Fritsch äuftert sich gegen den Antrag; kleinere Ver-
sammlungen sind nach seiner Meinung häufig genussreieber uud
fruchtbringender als gröfsere; auch wird die Last für den als
Vorort fungirenden Verein eine zu grolse; häufiger Wechsel der
Verwaltung aber ist wünschenswerth, um das Vereinsleben frisch
zu erhalten. —
In gleichem Sinne änfsern sich die Herren Buresch und
Funk.
Es wird darauf der Antrag des
21. Antragdes Vororts, auch in dern&chsten Geschäfts-
Periode den Einzel- Vereinen die Einreichung von Ge-
schäfts-Berichten am 1. Januar und 1. April jedes
Jahres sur Pflicht zu machen.
Die Versammlung erklärt sich hiermit einverstanden.
22. Wahl dei Vororts für die nächste Gcschäfts-
Periode.
Hr. Henle regt an, in welcher Weise etwa dem Vororte die
Geschäfte für die General-Versammlungen erleichtert werden können.
Hr. Fritsch erwiedert, dass die Herausgabe eines Werkes
bei Gelegenheit der Versammlung bei kleineren Vereinen bezw.
Versammlungsorten vermieden werden kann; auch die Kosten
für Dekoration der lokale etc. können bedeutend verringert werden.
Der Herr Vorsitzende und nerr II oll stein änfsern sich in
gleichem Sinne; letzterer hebt auch di
Stellung hervor.
[>rurkl>hl«r -Btrll MIR««». 8. «3, 8p. I, Z. IC V. II. int tu l«m;
Die Versammlung ist mit i
des Apparat* der General- Versammlungen einverstanden.
Als Vorort für die mürbste Geschafu-Periode werden Stuttgart
und Köln vorgeschlagen.
Hr. Funk hebt hervor, dass Köln nach den vorliegenden
Verhaltnissen für eine Wandcrversammliing nicht geeignet sein
wird und dass, falls Köln als Vorort gewählt werden sollt*,
die Wander- Versammlung ein anderer Ort bestimmt
jedenfalls für
werden möge.
Zum Vorort wird darauf der Niederrheinische Verein su
Köln gewählt; für die Wander- Versammlung soll ein Ort im Be-
zirke des Mittelrheinischen Vereins gewählt werden, vorbehaltlich
weiterer Feststellung desselben durch diesen Verein.
Als Ort der nächsten Delegirten -Versammlung wird Hei-
delberg gewählt.
Hr. Buresch berichtet über die Revision des Rechnungs-
Ahschlusses; dieselbe hat zu Ausstellungen keiue Veranlassung
gegeben. Die Summe der Einnahmen beträgt danach bis zum
22. August VMtW.ll II v>. der Ausgaben 4204 .//. 8 t^; woraus
ein Kassenstand von "V.t .//, 3C> \\ sich ergiebt.
Aufserdem sind KMi .//. in 4prozeutiger konsolidirter preußi-
scher Rente vorhanden.
Ferner erfolgt die Genehmigung des Budget - Entwurfs für
die Jahre 1878 und 187a wie folgt:
Budget auf die Jahre 1K78 und 187».
Einnahme
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KuiJs < H'-tlrlniUrf r*«I>.
Rr.ll.r-,!-».! idt 1IWU .
MW
TM
Saida . .
Saida . .
; u*>
Von der Versammlung werden darauf folgende Fragen für
die Bearbeitung der Einzel- Vereine im laufenden Jahre fest gestellt :
1} Auf Antrag des Hrn. Kyllmann:
Wie haben sich im Gebiete der einzelnen Vereine die
Grundsätze für das Verfahren bei öffentlichen Konkurrenzen
bewährt, und in wie weit hat sich ein Bedürfuias zur Ab-
änderung oder Ergänzung dieser Grundsätze heraus gestellt V
Referent: Architekten-Verein zu Berlin.
Korreferent: Arth.- u. Ing.- Verein zu
2) Nach Antrag des Hrn. Heinzcrling:
Welche Mittel und Wege sind geeignet, der Einführung
des Eisens in dem Hochbau mehr Eingang su verschaffen V
Referent: Arch.- u. Ing -Verein m Köln.
Korreferent: Arch.- u. Ing.- Verein zu Bremen.
3) Nach Antrag des Hrn. Schwering:
Was für Erfahrungen sind im Vereins-Gebiete mit Beton-
Rauten im Hochbau und im Ingenieurwesen bisher gemacht?
Wie stellen sich die Kosten der Herstellung und Unter-
haltung von Beton - Bauten gegenüber sonstigen Bau- Aus-
führungen?
Referent: Arch.- u. Ing. -Verein zu Hannover.
Korreferent: Verein für Baukunde zu Stuttgart
4) Nach Antrag des Hamburger Vereins:
Ist die in Anregung gebrachte Ausdehnung des Haftpflicht-
Gesetzes vom 7. Juni 1871 auf das Baugewerbe wünschens-
werth oder gar nothwendig; und wenn, wie ist die Haft-
pflicht der Architekten und Ingenieure klar zu stellen?
(Vergl. Mittheilungen des Vororts an die Eintel -Vereine vom
1. August 1878, S. 13.)
Referent: Dresdener Arch. -Verein.
Korreferent: Bayerischer Arch.- u. Ing.-Verein.
5) Auf Antrag des Hrn. Funk:
Welches sind die Gründe dafür, dass die Architekten und
Ingenieure in Deutschland in den politischen Körperschaften
bisher so schwach vertreten sind, und ist es wünschena-
werth, event welche Mittel sind geeignet, dieses Verhält-
nis* mit der Zeit wo möglich zu ändern?
Referent: Badischer Techniker- Verein.
Korreferent: Arch.- u. Ing.- Verein für die Provinz Sachsen.
Die Beantwortung der Fragen seitens der Einzel -Vereine
soll bis zum 1. März 187» erfolgen.
Nachdem hierauf der Dank der Versammlung dem Vorsitzen-
den für die Leitung der Geschäfte ausgesprochen ist. wird die
Abgeordneten-Versammlung geschlossen.
A. Funk. Schwering. Mohr.
I Kilo pro qrm »Utt I Kllogr.
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H: 74.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
377
Die III. General-Versammlung des Verbandes deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine zu Dresden
vom 1. - 5. September 1878.
Durch die iti München vollzogene Wahl des Sächsischen
Ingenieur- und Architekten-Vereins zum Vorort für die dritte
Verwaltungs-Periode des Verbandes war die sächsische Haupt-
stadt, welche bereits im Jahre 1854 ilirc Pforten der 'J.
Wandcrvci Sammlung deutscher Arch. u. Ing. gastlich geöffnet
hatte, wiederum zum Schauplätze einer Versammlung unserer
Hcrufsgenossen, der dritten General -Versammlung
unseres Verbandes, bestimmt worden.
So weit es um die Stadt und ihre Umgebung als den
Hintergrund dieser festlichen Vereinigung sich handelte und
so weit die Leistungen in Frage kommen, welche von dem aus
Mitgliedern des Sächsischen lng.- u. Arch.- Vereins sowie des
Dresdener Architekten - Vereins zusammen gesetzten Lokal-
Komite im Interesse der Gaste entwickelt worden sind, hat
sich diese Wald aufs glücklichste bewährt. Wenn Dresden
in seinen Bauwerken und Samiidungen, an künstlerischen und
ens Würdigkeiten , wenn seiue Umgebung an
Schönheiten so reich ist, wie irgend eine
andere deutsche Stadt, so kann sich ebenso die liebenswürdige
nnd sympathische Aufnahme, die uns geworden ist, sowie die
Trefflichkeit der glänzenden, an keiner Stelle versagenden
Fest-Anordnungen mit dem Besten und Gelungensten messen,
was uns jemals auf früheren Versammlungen gelioten worden
ist. Dagegen ist leider zu konstatiren, dass wiederum ein
Rückgang sowohl in Bezug auf die Gesnmmtzahl der Thcil-
nchmer überhaupt, wie noch mehr in Bezug auf die Bcthcili-
gung an der facldichen Arbeit der Abtheilungs-Sitzungon und
dem zufolge natürlich auch in Bezug auf den Werth dieser
Arbeit eingetreten ist. —
Die Zahl der Thcilnchmcr lieziffcrt sich nach der letzten,
am Morgen des 5. September ausgegebenen Präsenzliste auf
582, ist. also noch um 35 gegen die vor 2 Jahren in München
erreichte Zahl gesunken. Zufällige Ursachen für dieses un-
erwartete, dits Budget des Lokal-Komitcs arg Iweinträchti-
gende Ergebnis» verantwortlich zu machen, geht unserer
Uebcrzeugung nach nicht an. Mögen die Pariser Ausstellung,
die gleichzeitig in München tagende General - Versammlung
des Vereins deutscher Ingenieure und die „schlechten Zeiten"
immerhin einige Mitglieder des Verbandes von Dresden fern
gemalten haben, und liatten die Mittel der Presse für eine
Erläuterung des Programms und eine damit verbundene per-
sönliche Einladung der Fachgenossen wohl etwas ausgiebiger
verwerthet werden können, so ist doch die Lage Dresdens zu
günstig und seine Zugkraft zu bekannt, als dass der vcrhält-
nissmäfsig geringe Besuch unserer diesmaligen Versammlung
anders denn als Wirkung allgemeiner Ursachen erklärt
werden könnte. Vielleicht irren wir nicht in der Annahme,
dass ihe rapide fortschreitende Entwickclung des deutschen
Eisenbahn-Netzes und im Zusammenhange damit die Erleich-
terung bezw. die wachsende Häufigkeit des Keisens, mehr und
mehr denjenigen Grund in Wegfall gebracht haben, der die
deutschen Architekten und Ingenieure in erster Linie zum
Besuche der früheren Wandcrvcrsammlungcn bestimmte: den
Wunsch, bei so günstiger Gelegenheit eine bisher noch nicht
besuchte interessante Stadt, einen fremden Gau des Vatcr-
laudes kennen zu lernen. Namentlich für die so besondere
ntisslicbig bemerkte Thatsaebe, dass das benachbarte Berlin
kaum 30 Thcilnehmer nach Dresden entsandt hatte, dürfte
dieses Moment erklärend und entschuldigend ins Gewicht
fallen. In wie weit dasselbe auf die Zukunft unserer Wauder-
versammlungen von Eintiuss sein könnte, werden wir am
Schlüsse unseres Berichts, der auch auf jenen anderen,
oben erwähnten Uebelstand eingehen wird, zu erörtern haben. —
Die Zusammensetzung der Versammlung, über die wir
im Anschlüsse an unsere früheren Mittheilungen aus Berlin
und München einige spezielle statistische Ermittelungen ver-
öffentlichen werden, bestätigte im allgemeinen die älteren
Erfahrungen ; nur dass die Theilnehmerzahl, welche das Land
Sachsen und der Fcstört Dresden gestellt hatten, im Ver-
hältniss wohl größer waren, als je vorher. Der Südwesten und
der Norden waren nur schwach, relativ am stärksten waren (nächst
Lcijraig, Potsdam und Breslau) Stuttgart und Hamburg ver-
treten ; die nicht zum Verbände gehörigen Gaste, unter denen
die Oesterreichcr diesmal gänzlich fehlten, bildeten etwa V,
der Versammlung. Anziehend und für das Gelingen der fest-
lichen Veranstidtungcu von hohem Wert he, aber zugleich charakte-
ristisch für die Auffassung, in welcher eine grofsc Anzahl der
Besucher unsere Wanden crsanunlungen ansieht, war die un-
gewöhnlich starke Betheiligung der Damen, die noch
weit über das in München erreichte Maafs hinaus ging und
einzelnen Abteilungen des Programms geradezu das Gepräge
grofsaitiger Familienfeste vcrliclu —
Im heiteren Festschmuckc , der allerdings zum über-
wiegenden Tltcilc nicht sowohl unserer Versammlung als der
nationalen Feier des Scilantagcs galt, durch die Gunst des
endlich eingetretenen warmen Sommcrwcttcrs in Duft und
Souueiiglanz getaucht — so stellte sich die viel gepriesene,
schöne Stadt an der Elbe den Gästen dar, die schon Sonntag,
den 1. September, zahlreich in ilir zusammen strömten. An
einem ihrer schönsten Punkte, in dem bekannten Helbig'sehen
Restaurant unterhalb der Augustusbrückc, hatte das Empfangs-
Komitc sein ebenso praktisch eingerichtetes, wie sinnig deko-
rirtes Bureau aufgeschlagen, in dem die künstlerisch ausge-
führte (zugleich die Stelle eines Festzeichens vertretende)
Mitgliedskarte, der mit den Koupons für die einzelnen Fahrten
etc. ausgestattete „Führer durch Dresden" und endlich
die stattliche, mit „Berlin und seinen Bauten" rivalisircndo
Festschrift: „Die Bauten, technischen und indu-
striellen Anlagen von Dresden" zur Ausgabe gelang-
ten. — Ein anderer, noch schönerer und berühmterer Punkt
der Stadt, das Bclvcderc auf der Brülü'schen Terrasse, war
zum l.-.ikal der Empfangs-Feicrlichkeit ausersehen worden, die
am Abend dieses ersten Festtages die Dresdener Fachge-
nossen und deren Damen zum ersten Male mit ihren Gasten
vereinigte. Dank dem herrlichen Sommerabend, der einen
Aufenthalt im Freien ermöglichte, nahm die Feierlichkeit
einen völlig zwanglosen Verlauf, der jedoch die Thcilnehmer
gewiss nicht minder befriedigt hat, als dies der Austausch
etzlicher offizieller Ansprachen und begeisterter Erwiederungen
vermocht hätte. Während der mit Fcstons von Fichtciircisern
dekorirte Saal öde und leer blieb, wogte desto regeres Leben
und Treiben in dem durch Hunderte farbiger Papier-Laternen
erleuchteten Garten, wo eine Militär-Kapelle konzertirtc. Erst
zu später Stunde lösten sich die Grup{>cn auf, die in ständig
wechselnder Zusammensetzung an den einzelnen Tischen sich
gebüdet und dem Zwecke gegenseitiger Begrüßung mit bestem
Erfolge obgelegen hatten.
Wie groß die Zahl der Festgenossen war, die in der
Frühe des 2. September zu dem auf 6 Uhr angesetzten
Morgenkonzert in demselben Lokale sich eingefunden haben,
ist dein Berichterstatter unbekannt geblieben. Aß nach
8 Uhr einige hundert Herren und Damen sich gesammelt
hatten, wurde von dort aus zur Besichtigung derjenigen
Haupt-Bauwerke der Stadt geschritten, für die man eine über
das sj Kritische Fachintercsse des Architekten oder Ingenieurs
hinaus gehende Theilnahmc der ganzen Gesellschaft mit Recht
voraus gesetzt hatte. In 2 Abtheilungen getrennt, besuchte
dieselbe zunächst das in allen seinen Theilen geöffnete, neue
Sempefsche Hoftheater (dessen äußere Erscheinung übri-
gens bei fast allen denen, die es zum ersten Mal sahen,
nur sehr geringen Beifall fand), — sodann das berühmteste
der älteren Bauwerke Dresdens, die im Range eines
„Schöpfungsbaucs" stehende Frauenkirche Georg Bähr's
— endlich das vor einigen Jahren ausgebaute Johanncum,
wo jedoch nicht sowold das unbedeutende Gebäude, als sein
kostbarer Inhalt, das erst hier in seinem vollen Wcrthc zu
würdigende historische Museum sowie die Porzcllnn-
und Gcfftfs- Sammlung, den Anziehungspunkt bildete.
Der Besuch des kgl. Schlosses, welcher gleichfalls an
diesem Tage zur Ausführung gelangen sollte, fand — wie wir
vorgreifend berichten wollen — erst am nächsten Morgen
statt; dass derselbe die Erwartungen derer, die ans der
äußeren Erscheinung Dresdens und aus der Geschichte des
Sächsischen Königshauses ein Bild von der Pracht dieses Fürsten-
Sitzes sich, entworfen hatten, nicht befriedigte, ist für den, der
das Dresdener Schloss kennt, leicht erklärlich. — Während
jener Besichtigungen nahmen andere Mitglieder der Gesell-
schaft an den beachtenswerthen Versuchen Theil, die im
physikalischen Laboratorium des Polytechnikums vou
Hrn. Hofrath Töpfer vorgeführt wurden. Noch andere be-
nutzten die Gelegenheit, die während dieser Stunden für das
Publikum geschlossene technische Ausstellung im
Orangerichause an der Ostra-Allee — eine reiche Sammlung
architektonischer und technßchcr Entwürfe, kunstgewerblicher
und technischer Ausstellungsgegenstände, Bauinaterialicn etc.
— in Muße zu studiren.*)
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DEUTSCHE BAUZEITUNG.
14. September 1878
Iii voller Zahl erschien sodann die mittlerweile durch
diu Morgeuzügc ansehnlich verstärkte Versammlung zu der
um 11 Uhr in der Aula des Polytechnikums angesetzten
ersten Plenarsitzung. Ueber den Verlauf dieser Sitzung
zu referiren, ist Sache de» vom Vorstände des Verbandes
durch unser Platt zu erstattenden offiziellen Berichts, den
wir jedoch durch den wörtlichen Abdruck der von Hrn. Bau-
rath Lipsius gehaltenen Festrede in No. 72 u. HL schon
in etwas entlastet haben. Wir bemerken hier nur, dass die
Versammlung — in ähnlicher Weise wie ihre Vorgängerin I
vor 24 Jahren — dadurch ausgezeichnet wurde, dass König I
Albert von Sachsen, bei seinem Eintritt und beim Verlassen
des Saals durch ein brausendes Hoch der Anwesenden be-
grüfst, in ihrer Mitte erschien und gegen */« Stunden —
während der ganzen Dauer des Lipsius'schen Vortrages —
in ihr verweilte. Dass diesmal — entgegen dem Vorgange
von Berlin und München — dem ton Hrn. Geh. Rcg.-Rath
Funk erstatteten amtlichen Berichte über die Thätigkeit der
diesjährigen Abgeordneten- Versammlung die letzte Stelle in
der Tagesordnung angewiesen war, vereitelte leider die Mög-
lichkeit, bei dem hohen Gaste um Interesse für die eigen-
artige, in den Verhandlungen der Abgeordneten zum Ausdruck
kommende Wirksamkeit des Verbandes zu werben, und war
ebenso Veranlassung, dass selbst viele der anwesenden Fach-
genossen auf Entgegennahme dieses Berichts verzichteten. —
Von einer Theilnahine des Publikums an den Verhandlungen I
der Plenarsitzung, die in Berlin eine so erfreulich rege war, i
in München schwächer aber doch noch immer sichtbar sich
äufserte, haben wir diesmal keine Spur wahrnehmen können.
Der Nachmittag, der leider durch einzelne heftige Regen-
schauer eine unliebsame Störung erfuhr, war wiederum für
Exkursionen bestimmt — Eine Abtheimng besuchte die neuen
Militärbauten der Albertstadt (vulgo Cascrnopolis), j
die auf dem Höhenzuge des rechten Elbufers in einer Front-
länge von 3 ka sich hinziehen und der gesammten, 7000 Mann
starken Garnison der sächsischen Hauptstadt Unterkunft ge-
währen — eine Ricsenanlage in glückliclister Situation, die
architektonisch zu einer neuen, wirkungsvollen Zierde Dresdens
sich hätte verwerthen lassen, wenn man es nicht leider ver-
schmäht hätte, die Hülfe der Architekten anders als gelegent-
lich und in Form eines „Beiraths" anzurufen. — Eine andere
Abtheilung nahm ihren Ausgangsjamkt von dem ältesten
Monumentalbau S e m p e r's, der 1 83S — 10 erbauten Synagoge,
besuchte sodann das nach Ca n zier 's Entwurf und unter
seiner Leitung in Ausfuhrung begriffene Landgcrichts-
Gebäude und endlich die von A. Möckcl errichtete neue
J o h a n n i s k i r c h e, einen Bau frühgothischen Stils von seltener
Einheitlichkeit der Durchführung, der das lebhafteste Interesse
der anwesenden Architekten in Anspruch nahm. — Mitglieder
beider Abteilungen vereinigten sich später mit solchen, die
vorher anf eigene Hand in den Sammlungen oder unter den
Privatbauten der Stadt sich umgesehen hatten, zu einem Be-
suche der Wasserwerke, in deren wirkungsvolle, von Brth.
Friedrich entworfene Baugruppe nunmehr auch ein monu-
mentaler Ersatz für die alte „Saloppe" sich einfügt. — Ob die
im Programm vorgesehenen technischen Exkursionen zur Be-
sichtigung der industriellen Etablissements Drcsden's zu Stande
gekommen sind, haben wir nicht erfahren können.
Seinen Abscbluss fand dieser erste Vcreammlungstag in
einem originellen, auf dem alt berühmten Wald schlösschen
gefeierten K c 1 1 e r f e s t e. Unter dieser Firma, die in München
eine im Garten oder Saale eines vorstAdlischen Bierkellers
begangene, in ihrer Art übrigens höchst schätzbare Festlich-
keit von unnachahmlichem Lokalton bezeichnet, wurde den
Gästen hier ein wirkliches Kellerfest vorgeführt, ein Fest
nämlich, dessen Schauplatz die zur Zeit leeren, ad hoc deko-
rirten Lagerkeilereien der Waldschlösschen-Braucrci bildeten.
Die Dekorationsmittel waren einfach, aber durchschlagend.
Eine frische Kalktünchc der Wölbungen und Wände und im
unteren Theil der letzteren über einem durch rothe Färbung
hergestellten Panneel ein humoristischer Fries in Silhouetten-
Form — das Werk der Kunst und Laune zweier Dresdener
Maler, der Hm. Röthig und Schulze — als Schmuck endlich
wiederum frisches Fichtengrün, Fahnen und Wappen. Die
maimichfach verzweigte, in eine Vielzahl kleinerer Bäume
gctlieiltc Lokalität, in der die Töne der Musik bald betäubend
von der Wölbung wicdcrhalltcn, bald leise verklangen, bedingte
e*, dass die Gesellschaft im wesentlichen sich selbst überlassen
werden musste, und nur einzelne Reden im kleineren Kreise,
improvisirte Festzüge, der Besuch einer Liedertafel etc. sorgten
für Abwechselung. Trotzdem liefs die Fidclität, die zur Ent-
wickelung gelangte, eben so wenig etwas zu wünschen übrig,
wie der Stoff, der verzapft wurde. — Die auf dem Dampf-
schiff Heimkehrenden wurden durch eine Illumination der
Albert -Brücke und des Belvedcre mit bengalischem Feuer
angenehm überrascht. («d»io« Mgu)
Die baulichen Einrichtungen der Pariser Weltausstellung des Jahres 1878.
(HiirtoMiuug)
Wir haben durch die bisherigen Mittheilungen gewisser-
maafsen den Kern unserer Aufgabe, die Darstellung der Aus-
stellungsgebäude selbst, der Schale entkleidet uud dürfen
daher nunmehr das eigentliche Ziel ins Auge fassen.
Der bei weitem vortheilhafteste Angriffspunkt, um einen
Totaleindruck zu gewinnen, ist die Porte du Trocadero
No. I. Wir haben uns mühsam durch die industriellen Schreier
draufsen auf dem Vorplätze hindurch gewunden; wir haben
zu unserem Vcrdruss bemerkt, dass der grofsc Festpalast
der schönen, von sieben Straldenstrafsen umgebenen und durch
einen herrlichen Springbrunnen geschmückten Place du Tro-
cadiro nur seine Hinterseite zuwendet; auch die bedeutungs-
lose seitliche Eintrittshalle — eine grorse Mittelhalle giebt
es nicht — mit ihren schweren Säuleu, ihren sonderbaren
Kapitell-Formen und ilirer niedrigen Kassetten-Decke, befriedigt
uns nicht., und wir treten hinaus auf die Terrasse, die uns
plötzlich uud unerwartet den Blick öffnet auf den ganzen
umfangreichen Festplatz, auf das wunderbare Durcheinander
der Pavillons, Zelte, Fontaine» und Kioske, auf das bunte
Uewoge des vielfach von asiatischen uud afrikanischen Tyi>en
durchsetzten Menschenschwarnies zu unseren Füfsen, auf den
bläulichen Ricscnpalast des Marsfeldes mit seinen cigenthüra-
lichen mächtigen Kuppelbauten, und auf die Riesenstadt da-
neben und darüber hinaus, die sieh ausdehnt und aufbaut bis
zum Horizonte, reich geschmückt mit bekannten Thünnen uud
Bandenkraalen, die vergoldete Knppel des Invalidcndomes
dicht vor unsern Blicken! — Dieser erste Eindruck ist das
(Jrofsartigste und Vortheilhafteste der ganzen Ausstellung; er
wird kaum irgendwo Seinesgleichen linde». Jeder wird
diesen überraschenden Blick voll und ganz geuiefsen, ehe er
sich der Anschaumig des Details lüngiebt. Das ist jetzt
unsere Aufgnbc.
Der Trocadero-Palast, von dem die beigefügte Per-
spektive ein ungefähres Bild liefert, ist der eigentlich monu-
mentale Theil der Ausstellung. Während alle andere» Bau-
werke mu h Beendigung des Festes von ihrem jetzigen Platze
verschwinden werden, soll der „Trocadero* erhalten bleiben,
um dauernd als städtisches Fest lokal ersten Ranges und
als Museum zur Aufbewahrung der historischen, ethnographi-
schen und anthropologischen Schätze von Paris (Muscc re-
trospectif) zu diene». Dieser doppelte Zweck ist i» dem
Entwürfe der Hrn. Davioud & Bourdais vortrefflich aus-
gesprochen; möglich auch, dass die Benutzungsart erst aus
der architektonischen Gestaltung abgeleitet worden ist, als
deren Hauptzweck der krönende Abschluss des AusstellunKS-
Arrangemeuts zu betrachteu ist. Die Mitte des Gebäudes
nimmt der als Halbkreis-Absis hervor tretende, im Grundriss
hufeisenförmige Festsaal ein, welcher bei 62 " Durchmesser
in amphitheatralischer Auordnung Plätze für 5000. höchstens
6000 Personen bietet (die Beschreibung im Deutschen Reichs-
Anzeiger versteigt sich auf 12—15 000 Personen!); die Be-
leuchtung geschieht durch die grofsen rundbogigen Oberfenstcr,
unter welchen sich eine Reihe von triforieuälinlich augeord-
»cten Logen befindet; au der geraden Seite des Hufeisens
öffnet sich die grol'se Orgiinische, neben welcher zwei reich
dekorirte Staatslogen angebracht sind.
Zu den Seiten des Festsaals steigen 2 stolze Thürme auf,
deren Höhe in verschiedenen Quellen auf 60, W), »3, 104 -
angegeben wird; das mittlere Maafs von etwa 80™ wird das
Zutreffende sei». Daneben befinden sich im Erdgeschoss die
beiden niedrigen Eintrittshallen (Porte du Trocadero No. I
und No. II), im ersten Stockwerk Konferenzsäle. Nach
hinten, d. h. nach der Place du Trocadero hin, hegt unten
ein Vestibül, oben ein Foyer mit parallel laufender Aus-
stellungs-Gallcrie, mit den Eintrittshallen durch 2 sehr hübsche
Treppenhäuser verbunden, welche eiserne Treppen enthalten
und mit eleganten Hängekuppcln und böhmischen Kappen auf
gusseiserneu Säulen Oberwölbt sind.
An den Mittelbau schlichen sich beiderseits die
förmigeu FlOgclarmc, welche ausschliclslicu Mu
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No. 74.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
37!)
Pariser Weltaustellug von 1878. Anrieht den Troeaiero-PalasUs.
(N*cS tili« l'bobvr. in Holl gr»rlii>. v. V. Mctirtr X. A. BwUn.)
zwecken dienen; jeder besteht aus einer langen Halle, deren
innere perspektivische Erscheinung vermöge der Krümmung
einen besonderen Heiz gewinnt, durch spitzbogige Gurte in
einzelne Abtbeilungen getrennt und endigend in einen hoher
aufgeführten Kup|>elpavillon. Die Beleuchtung der Muscums-
hallen geschiebt durch Oberlicht; die ganze Iiiuterseite des
mächtigen Bauwerks sieht daher, trotz der vielen Namen be-
rühmter Männer, welche hier angebracht sind, recht todt aus,
während die dem Ausstelluiigsfclde zugewandte Seite ein
lebendiges Iielief dadurch erhalten hat, dass mau sowohl der
Rotunde als den Flügeln offene Hallen vorgelegt hat, deren
weifse Säulen sich von dem tiefrot hen Hintergründe prächtig
abheben. Die Hallen sind unten mit geraden Architravcn,
oben mit tiorentinischen Rundbögen überdeckt; die langen
Flügel werden durch je 2 Zwischen-Pavillons unterbrochen.
Uberhalb des Hallcnvorsprungs der Rotunde sind die starken
Fensterpfeiler derselben bis Ober das Ilaupigesims empor ge-
führt und mit offenen l/uggien abgeschlossen. Die Kuppel
des Festsaales endlich endigt iti einer schön gezeichneten
Laterne, welche von einer Statue der Fama (von A. Martin)
gekrönt wird.
Was den „Stil4* des merkwürdigen Bauwerks betrifft,
so muss auf die beigegebene Abbildung verwiesen werden;
die Franzosen liebaupten, dass Neogrec, tiorentinischc Renais-
sance und maurische Formen hier zur vollendeten Vereinigung
gebracht seien. Unser Geschmack entbehrt bei monumen-
talen Gebäuden lieber eine derartige Mischung und das
Bizarre reizt uns weniger als unsere Nachbarn. Aber der
imposanten Wirkung dieser stolzen Komposition auf dem so
ungemein bevorzugten Platze kann sich Niemand entziehen,
wenn auch der Gesammteindruck ein vorzugsweise fremd-
artiger, orientalischer ist, wozu die hellen Farben, die reich
bewegte Silhouette und besonders die ininaretartigen Thürmc
das Meiste beitragen. Die Details sind zuweilen recht hart
und unschön, wie z. B. die sonderbaren Säulen und Gcbälke
der Vestibüle, die eisernen Binder der Museumshallen u. a.;
zuweilen auch sehr edel und ansprechend, so namentlich die
von Hrn. Ran Ii n gezeichnete Innen- Architektur des Fest-
saals und der Treppenhäuser.
Das Material des Palastes ist Stein und Eisen; das
Aeufsere besteht aus Quadern von weifsgeltam Üise-K'alkstein
mit bräunlichen Streifen von Jurakalk; die Friese unter den
Hauptgesimsen und geeignete andere Flächen sind durch roth
und grünes Mosaik maafsvoll und angenehm belebt; die
eisernen Dachflächen sind blauschwarz, die Kanten vergoldet.
Die FufsbOden der Hallen und Terrassen zeigen ein schönes
Zement- Mosaik. Die eisernen Nietträger und Bogen sind nicht
versteckt, sondern überall mit braunem Anstrich zur Erschei-
nung gebracht ; dies gilt z. B. von den Trägem der Kassetten-
Decke in den Vestibülen, von den Arcbitraven der offenen
Hallen an der Parkscitc und von den eiscruen Stichtagen,
welche die böhmischen Kappen der oberen Arkadenhallen des
Mittelbaues tragen. Nicht sichtbar ist die Eisciikoustruktion
der Decke des Festsaales ; dieselbe besteht aus leichten Eisen-
Stäben, welche mit vielen Bändern au der aus sehr massiven
Gittersparren mit Zug- und Druckring bestehenden Dachkon-
strukliou aufgehängt sind. Da die Grundform des Daches
diejenige eine» Kreises, die Form des Saales aber die eines
Hufeisens ist, so ruhen nicht alle Sparren direkt auf der
Umfassung, sondern es dienen über den als Ventilations- und
Lichtschachte benutzten Grundriss - Lücken je zwei Kasten-
träger als SiHMTeu- Auflager. Konstrukteur ist Hr. L. Lafon.
Eine schwierige Aufgabe war die von Erncste Herr-
scher & Cie. ausgeführte Ventilat ioiis- und Heizanlage. Da
über dieselbe schou in diesen Blättern berichtet worden ist,
so wird hier die Angabc genügen, dass J Ventilatoren von
3,-tiOm Durchmesser durch 2 zwölfpferdige Dampfmaschinen
getrieben, pro Stunde um! Person 40 cb" frische Luft in
den Festsaal treiben sollen, welche in dem durchbrochenen
Mittelfelde der Decke eintreten und durch 5000 Ausgänge in
den Stuhllehnen und unter den Sitzen entweichen. Aus dem
Inneren des Gebäudes sind noch zu erwähnen die beiden
mächtigen Edoux'schen Fahrstühle, welche die Neugierigen
aus dem Erdgeschoss sanft bis zum Aussichts-Plateau der
Thürme empor heben sollen, übrigens zum behelligen Gebrauch
von einer leichten, um das Auffahrts-Gcstänge gelegten Wendel-
treppe begleitet weiden; Ende Juli waren diese „Asccnseurs",
welche als ein halbes Wunder angepriesen werden, leider
noch nicht im Betrieb.
Die reiche Erscheinung des Trocadero-Palastes wird, von
der Seine aus gesehen, wesentlich gesteigert durch die meister-
haft angelegte Kaskade, welche aus einem Becken in der
Höhe des Arkaden- Umganges nieder stürzt und, unterwegs viclo
Garben und Sprudel bildend, auf !) breiten Treppen in ein
Bassin von etwa 2400 <i" Fläche hinab fallt, welchem zwei
hohe Wasserstrahlen entsteigen. Sowohl das Wasscrschloss in
der Höhe der Arkaden als dos Schlu.ssbassin sind mit ver-
goldeten Bildwerken reich geschmückt, unter welchen die
Statuen der sechs Welttheilc (Nordamerika und Südamerika
als zwei gerechnet) von Millet, Hiolle, Durand. Dclaplanche,
Schoeneverk und Moreau, sowie die von den Bildhauern C'ain,
Jaouemart, E. Freiniet und P. Rouillanl modellirten, von
A. Durenne gegossenen 4 Thiergestalten (Pferd, Stier. Elephunt
und Rhinozeros) durch Grüfse und künstlerische Vollendung
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380
DEUTSCHE BAÜZEITÜNG.
14. September 1878
sich auszeichnen. Der Wasserkonsum betragt nicht weniger
als 20,000 eb- täglich! Man hat zur Gewinnung dieser
Wassenncnge, die man anfangs aus dein Reservoir von Menil-
montajit entnehmen zu können dachte, aus welchem auch das
grofsc lieckeu auf der Place du Trocadero gesjteist wird, eine
besondere, aus drei 100 pferdigen Dampfmaschinen bestehende
Pumpstation auf dem Quai de Billy installircn müssen. Die
Thcilung der fallenden Wassersehlcicr durch eine Iteihe von
Zinkunfsätzen auf den Ueberfallrandern in unzählig Strahlen
•Hier Kippen muss als besonders gelungen bezeichnet werdeil.
Dennoch ist Paris von der Kaskade nicht befriedig, welche
freilich immer noch kein Niagara ist, wie man es nach den
lärmenden Ankündigungen der Tagesblätter erwartet hatte. —
Die Baustelle des Troeadero-Palastes »«stand bekanntlich
ehemals aus verlassenen Steinbrüchen, welche bereits bei Ge-
legenheit der lM(i7er Ausstellung mit grufsen Kosten in eine
Parkanlage, iti ein schönes Nichts, wie die Pariser sagten,
verwandelt worden war. Die Fundirung des Palastes auf
diesem zerrissenen, unsicheren Terrain hat mit ganz unge-
meinen Schwierigkeiten zu kämpfen gehabt. Die Tiefe der
üctoufundantente betragt unter dem Krdgcsehoss 15 bis 20 m,
und doch ist es den ausführenden Baumeistern Davioud und
Bourdais gelungen, dieses grandiose Bauwerk in 1* monatlicher
Bauzeit fertigzustellen; fürwahr eine beneidenswert!»', ruhm-
volle Leistung!
Die frohere Parkanlage ist für die Zwecke der Weltaus-
stellung natürlich umgeändert und vervollkommnet worden;
sie senkt sich von den Eiutrittshallcn des Palastes ziemlich
stark zum Flussnfer hinab, der Kaskade das erforderliche
Gefälle liereitcnd und die Endpavillons der Museuuisllügei auf
hohem Unterbau empor hebend. Breite fuhrbare Straften mit
sauberen Bordstein-Kinfa»sungen und gut liefestigter Oberfläche
bringen eine gefallige Feldertheilung hervor, innerhalb welcher
Rasenflächen nnd Blumenbeete durch Fufswego abgezeichnet
sind. Die Felder sind mit „Pavillons", mit Separat -Ausstellungen
verschiedener Asphalt-, Zement- und Marmor - Finnen etc.
mehr als notliwendig ausgestattet ; eine Abtheilung des Parks
ist sogar als unten rdisclies Süfswasser-Aiiuarium. übrigens von
primitiven Formen und unbedeutendem Inhalte, eingerichtet
worden ; Bänke und Stühle stehen in grofser Zahl umher, aber
Kinos mangelt dein Besucher sehr: es fehlt der Schatten!
Die wenigen Bäuinchcu, welche mau hier hat einpflanzen und
aufziehen können, vennögen der blendenden Sonne von Paris
nicht das Gleichgewicht zu halten; das Publikum schmachtet
und sucht bedeckte Platze in den Restaurationen oder auf der
Jenabrücke zu erreichen. Welchen Vorzug bot in dieser Hin-
sicht der Wiener Praler! —
Von den Pavillons und Nebenbauten im Trocadero- Park
verdienen einige eine besondere kurze Betrachtung; hervor-
stechend ist namentlich das vom Arclütekten Wahle erbaute
Algerische Haus, auch algerischer Palast genannt, sowohl
durch seine bedeutenden Abmessungen — der Minaret ist
30 ,n hoch — als durch die bleudeud weifsc Färbung und die
originelle Gruppirung. Das Hauptportal und die' Friese des
ganzen Bauwerks sind in blauen, gellien und violetten Tönen
ychromirt; das mit besonderer Liebe durchgearbeitete
polychi
Innere
zierliche Kup|ieldecke und einen geschmackvoll angeordneten
Palmenhof. Hr. Wable ist seilet Algerier.
Die Verwaltung der Gewässer und Forsten hat
ihre Ausstellungs-Objckte in mehren reizenden, vom Arclütekten
Lucicn Etienne entworfenen Fachwerkbauten unterge-
bracht. Der bedeutendste unter ihnen ist zugleich wohl die
vollendetste und reichste Ilolzarchitektur der Ausstellung,
reizend im Detail, glücklich in der Komposition, alle Mate-
riahen den französischen Forsten entnommen. Ein zweiter
dieser „Pavillons" ist als Blockhans aus natürlichen Wald-
hölzern hergestellt; ein dritter gleichfalls aus Naturholz
mit der Borke, und zwar als ein verästeltes Pfosten-
und Riegclwerk, dessen Fächer mit Betonmauerwerk ge-
schlossen sind. —
Unter den an der tief liegenden Koistrafsc entlang ange-
ordneten baugewerblichen Privat-Ausstcllungen zeichnen sich
aus : die Arrangements der Mannorindustrie von Derville & Cie.
(eine hohe Süulenstellung auf halbkreisförmigem Grundriss),
der Zementfabrik von Vicat in Grenoblo (eine von 1 niedrigen
Pilastern getragene Platte aus Zementbeton von 56 q- Fläche),
der Asphaltbrüehc von Scvsscl und Vit! de Travers. ferner
der Pavillon der „Mctaux deeoupes" von Vve. Dclong A. Cie.,
endlich aber der sehr interessante Terrakotten-Pavillon
der Union ceramiquo et chaufouniiere de France, entworfen
Deslignieres um
verständlich nur aus Fabrikaten der die Union bildenden
Firmen' zusammen gesetzt.
Die Westhälfte des Trocadero-Parks enthält eine grofse
Anzahl nieist afrikanischer und asiatischer Separal-Ausstollungcn ;
die ansprechendsten Leistungen darunter sind wohl der ägyp-
tische Pavillou. ein hübsiier Mittelltau zwischen zwei
Pylonen mit Binuenhof, und das chinesische Haus mit
blau-schwarzen Dach- und Wandtlächen, überhängenden Traufen
mit hoch aufgeflogenen Ecken, unter diesen Ecken und auf
den Dachkämmen sonderbare Thiergestalten , endlich rot h
gezeichnete Friese nnd kleine vergoldete Gitterfenster. Eine
saubere, gefällige Holzarehitektur ia der bekannten nordischen
Bauweise zeigen das schwedische und das norwegische Tisch-
lerei-Haus sowie der reizend gezeichnete schwedische Uhr-
t hur m von IL II. v. Essen in Fidaholm. Muster vou Ge-
schmacklosigkeit sind dagegen das tunesische und namentlich
das persische Haus sowie verschiedene Rcstaurations-Geltäude,
deren Originale etwa in den Spielschachteln unserer Kinder-
stuben zu suchen sind.
Die auf dem Quai de Billy errichteten 6 Gebäude, einer-
seits für Eisenbahnmaterial, andererseits für baugewerbliche
Gegenstände (Genie civil) können uur den Anspruch erheben,
als provisorische Schuppen betrachtet zu werden; leider hat
man indess nicht unterlassen, den der Jenabrücke
deten Giebclfronteu eiue un«|uaütizirhare Architektur
patzen, wodurch man vennuthlich der unmittelbaren Nähe
der lebhaften Brückenpassage Rechnung zu tragen glaubte.
Mit «1er bereits erwähnten Verbreiterung der Jenahrückc
auf 21 "' hat man in glücklicher Weise das erwünschte Maafs
getroffen; die Brücke vermag deu gewaltigen Verkehr zu
fassen, ohne überfüllt zu sein und ohne leer zu erscheinen.
Die Anfangs gehegte Absicht, die Brückenbahn mit einer
Halle zu überbauen, hat man in der Erkeimtuiss aufgegeben,
d;iss man dadurch den freien Bück auf den Marsfeld-Palast
einerseits und auf den Trocadero andererseits vereitern halten
wünle. Man hat sich damit begnügt, auf der Brücke zwei
Reihen bequemer Ruhebänke aufzustellen, welche mit nied-
rigen zeltähnlicheii Dächern überdeckt und mit Blumen und
Pflanzen geschmückt sind. Hierdurch sind die charakteristi-
schen Ausstellungs-Eindrücke auch auf die Brückcupassage
übertragen, der Zusammenhang beider Ausstelluugsfelder ist
glücklich hergestellt, die Einthcilung der breiten Brückenbahn
in einen grofseren Mittel- und zwei kleinere Seiteustreifen
hebt die Monotonie auf und Jeder wird gern die Jenabrücke
überschreiten, um beim freien Ausblick auf den schöuen
Strom von den verwirrenden Eindrücken, denen er ausgesetzt
war, sich zu erholen. Die beiden Aufgange der Jenabrücke
siud durch je zwei Kolossul-Gruppcn von Iferdcgestaltcn
flankirt, welche leider nicht durchweg gelobt werfen können;
die südwestliche Gruppe von Daumas ist zwar recht be-
friedigend, alter die südöstliche vou Preault erscheint iu
jeder Bcziehuug verunglückt.
Das Arrangement des Parks zwischen Seine und Mars-
feld-Putast und der darin errichteten Einzclbauwerke ist weni-
ger gelungen als die Anlagen auf der gegenüber liegenden
Flusscitc. Nui in der Axe des Hauptgebäudes sind neben
einem prächtigen oblongen Beete zwei gerade, breite Wege an-
geordnet; im übrigen wird eine klare Einthcilung durch
energische Strnrscnlinien sehr vennisst. Zwar ist wie überall
so auch hier das Prinzip dureligeführU dass die Ostscitc der
französischen, dio Westseite der fremdländischen Ausstellung
dient ; aber iu der Stellung der Einzelbauwerkc herrscht eine
fast verwirrende Willkür, welche den Eiudruck des Unge-
zwungenen machen soll, in Wirklichkeit jedoch alle Ruhe ver-
nichtet. Weder in Wien noch in Philadelphia hat man eine
solche Menge der verschiedenartigsten Baulichkeiten auf einem
Fleck zusammen gewürfelt, wie in der nordöstlichen Ecke des
Marsfeldes. Auch der Umstand, dass breite Fahrwege auf
dem Marsfelde ganz fehlen, dass man sich vielmehr auf Fufs-
wege. meist mit einer groben, losen Kiesdecke, beschrankt
hat, betoniert den Eindruck der Unklarlteit und Undurcli-
sichtigkeit, welcher durch dio sehr kunstvollen Teich- und
Grottenhildungen, überhaupt durch die in jeder Hinsicht voll-
endet schöne gärtnerische Behandlung nicht verwischt wenleu
kann. Die Erscheinung der einzelnen Bauten, unter denen
manche eine besondere Betrachtung wohl beanspruchen dürfen,
leidet hierunter beträchtlich.
Der Pavillon des französischen Ministeriums der öffent-
lichen Arbeiten ist ein reizvoller Eisenfaehwerk-Bau mit far-
bigen Backstein- und Fayence- Mustern aufsen und einem
vorzüglichen Arrangement im Inneren ; eine zierliche Holz-
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So. 74.
DEUTSCHE BAÜZEITUNG.
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die ,.Socicte anonyme des häufen fourneatis et fondcrics
du Vitt d'Osne" hat ihre Fabrikute in einem recht hübschen
Eiseiiguss-Pavillon untergebracht ; O. Andricu, Ingeuicur-Kon-
struktcur in Paris -Neuilly, hat einen versetzharen Pavillon
aus Kiscn.xtQty.en mit Holzlol hingen für vorübergehende Zwecke
als Ausstellungsobjekt errichtet, in welchem sich zugleich ein
Büreau der Bauleitung befindet. Weniger ansprechend sind
der Terrakotten-Kiosk von Perruston und der grofsc geschmack-
lose Kastenbau von Schneider & Co. in Creusot. Von schöner
Wirkung sind die lieiden von A. Durenne gegossenen, von
llartlwldi gezeichneten Springbrunnen, östlich und westlich
votti Aufgang zur JenabrOcke; der eine als Hauptmotiv '■'<
hohe Frauengcstnlten zeigend, welche eine Schale trugen ; der
andere nach Art der Fontoinen auf der Place de ht Con-
corde aus zwei Sturzbecken über einander bestehend, in
welche von unten sechs im Kreise angeordnete S|ieier kräftige
Wasserstrahlen empor senden.
Unter den auslAndischen Annexbauten in der nordwest-
lichen Ecke des Mursfeldes zeichnet sieh der Pavillon von
Monaco vortheilhaft aus; es ist ein Zentralbau mit Kuppeln
und hohem Seitenlicht, mit reizenden maurischen und mo-
dernisirten Details, unter vielfacher Verwendung eines Aehren-
buschel- Motivs zur Verdeckuni; schwieriger Kisenverbindungen ;
die Verwandtschaft mit manchen Motiven des Ausstellungs-
Pn last es lasst vennuthen, dass Hr. Hardy der Architekt
auch dieses niedlichen Bauwerks gewesen ist
Die meisten sonstigen Pavillons und Annexe in der sehr
beengten Umgebung des Marsfeld-Palastes liabcn den Schuppen-
Charakter kaum abzustreifen vermocht, oder sind in unerfreu-
liche Geschmacklosigkeiten verfallen; als Ausnahmen mögen
hier noch der edle, fast hellenische Pavillon des französischen
Ministeriums des Inneren, der hübsche Holzpavillon der por-
tugiesischen Kolonien in spielender Gothik mit nachgeahmter
Fayence-Dekoration und die zwar einfachen, aber geschmack-
voll durchgearbeiteten Holz-Annexbauten der österreichischen
Abthciluug genannt werden.
• Ks verbleibt uns nunmehr noch die Betrachtung des Haupt-
gebäudes, des Marsfcld- Palastes.
Mittheilungen aus Vereinen.
Architektenverein zu Berlin. Hauptversammlung am
9. September; Vorsitzender Hr. Möller, anwesend 72 Mitglieder
und 4 Gäste.
l'uter den sehr cahlreichen Eingingen, über welche der
Flr. Vorsitzende berichtet, sind hervor zu heben : 1) Eine engtische
Publikation der Tay-Brflcke, geschenkt von Hrn. Gill. 2) Die
neueste Schrift des Ober-Ing. der Gotthardbahn, Hrn. Hellwag:
„Technische und finanzielle Ansichten zur Rekonstruktion der
Gotthardbahn. " 3) Aufrufe der beig). Komites zur Beschickung
der kuustgcwerbl. Weihnachtsmesse und der im nächsten Früh-
jahr bevor stehenden Ausstellung von Reise-Skizzen. 4) Kin
Schreiben des Hrn. K. LaufTer, mit welchem dem Verein Prohen
einiger neuerdings in Berlin eingeführten amerikanischen Hölzer,
namentlich von Yellowpine und Zypressenholx, tlbersandt werden.
Hr. Höckmann bemerkt hierzu, dass die Verwendung dieser
sehr harten, vollständig astfreien und in sehr bedeutenden Brei-
ten zu besiehenden Hölzer für bestimmte Zwecke eine entschie-
dene Zukunft balH>, dass es sich jedoch empfehle, dieselben ihres
starken Harzgehalts wegen ohne Anstrich zn belassen.
Von Seiten des Hrn. Handelsministers ist einerseits der Reise-
bericht des Hrn. Baumeisters Creutzfeld, der einige Zeit lang in
Fortsetzung der „Entwürfe für Kirchen,
Pfarr- und Schulhauser" eingereichte Gesuch eingegangen. Dasselbe
stellt in Aussicht, dass der Hr. Minister dem bezgl. Plane, sobald
derselbe eine bestimmtere Form angenommen haben wird, sein
Interesse zuwenden will — lehnt jedoch eine Betheiligung der
Regierung an einem solchen Werke insofern von vorn berein ab,
als es betont, dass die aus preußischen Staatsmitteln oder mit
Staatshilfe gebauten Kirchen nach wie vor in der Zeitschr. f. Bauw.
bezw. in den neuerdings eingeleiteten statistischen Mittheilungen
Ober die Bautätigkeit des Preußischen Staates pubtizirt werden
sollen.
Nachdem zur Beurtheilung der aufserordentlichen Konkurrenz
für Entwürfe zu einem Stationsgebäude der Stadtbahn-Haltestelle
„Börse" die Hrn. Adler, Ende, Gropius, Hitzig, Housselle, Jacobs-
tha), Otzen, Schwechten und Schwieger berufen worden sind, giebt
Hr. Schwieger eine Zusammenstellung derjenigen Autworten, die
derselbe auf die mittlerweile ergangenen Anfragen bezgl. dieser
Konkurrenz ertheilt hat.
Es folgen die Berichte der Beurtheitungs-Kommission über
die im vorigen Monat eingegangenen Konkurrenz-Arbeiten.
Hr. v. Orofzheim referirt über die Konkurrenz besgl. eines
Krieger- Denkmals für die Stadt Mahlhansen, zu der 11 im Saal
ausgestellte Arbeiten eingegangen sind. Mehre derselben bewegen
sich in überlebten Motiven, sind dem Gröfsenverhaltnias des Platzes
[•schreiten die zur Verfügung stehende
-Summe von IM (XX) M Die Beachtung der Kom-
3 Arbeiten gefunden. Die erste der-
mit dem Motto: „Fest steht und treu etc." zeigt in
origineller Komposition auf hohem, etwas zu schmalem Unterbau
eine grofse Broncefigur, km nimmt mit 4 kleineren, darunter be-
findlichen Figuren. Die zweite mit dem Motto: „1870—71", die
sich in rein architektonischen Formen halt und an sich als
reif und angemessen zu rühmen ist, schliefst sich an die bei
ähnlichen Denkmälern schou vielfach angewendete Form eines
Rundbaues auf entwickeltem Unterbau an. Die dritte Arbeit mit
dem Motto „N. ", in frühgoihischen Formen kompouirt — ein
hoher, von einer schlanken Pyramide mit 4 kleineren Spitzen
gekrönter, durch 4 Figuren unter Baldachinen geschmückter Bau
— zeigt bei guter Masseovertheilung eine sinnige Verbindung
architektonischer Formen mit plastischem Schmuck, während das
Detail noch nicht ganz reif ist und der Stufen - Uuterbau einer
Aenderuug bedarf. — Die Kommission, welche die Ausführung
dieses Entwurfs für die Summe von 18 0tX)M. allenfalls noch für
möglich hält, hat seinem Verfasser, Hm. Nolle, den 1. Preis,
dem Verfasser der zweiten Arbeit, Hru. H. Seeling, den 2. Preis
und dem Verfasser des zuerst erwähnten Entwurfs, Hrn. Grunert,
ein Vereins- Andenken zugesprochen.
An der aufserordentlichen Konkurrenz für Entwürfe zu einer
Weintlascben-Etiquette, über welche Hr. Kuhn berichtet, haben
"> Entwürfe Theil genommen, von denen leider kein einsiger eine
vollkommen befriedigende Lösung giebt, weil die Verfasser meist
des Guten zu viel gethan haben und daher unter den für eine
angemessene Wirkung erforderlichen Maafstab herunter gegangen
sind. Als Entschuldigung für sie ist freilich anzuführen, dass
die geforderte Anbringung einer Landkarte mit Ortsnamen sowie
die umfangreichen Aufschriften die Aufgabe ungemein erschwerten.
Unter diesen UmstAnden hat die Kommission keinen Anstand ge-
nommen, den beiden relativ besten Projekten die ausgesetzten
Preise zu ertheilen. Der 1. Preis ist dem von Uro. C. Elia
verfassten, dem richtigen Maafstabs noch am nächsten kommenden
Entwürfe m. d. Motto: „Sauer macht lustig", zugesprochen
worden. Den 2. Preis hat das Projekt des Hrn. F. St atz:
„Ein Rheinländer", eine geschickte, obwohl etwas kleinliche
Komposition in linearer Eintheilung, erhalten.
Die regelmäßige Monats- Konkurrenz auf dem Gebiete der
Architektur, für welche ein Dorf- Schulhaus in märkischer Back-
stein-Architektur, etwa im Geiste der Ruine von Chorin, zu ent-
werfen war, hat drei Lösungen geliefert Der Referent, Hr. Otzen,
I der sie eingehend bespricht, muss konstatiren, dass dieselben
| den Sinn der Aufgabe sämmüich insofern verfehlt haben, als sie
zu sklavisch an die Details der Choriner Kirche sich gehalten
und dieselben in unpassender Weise und unzulässig verkleinertem
Maaßtahe auf die ganz andere Bedingungen stellende Schulhaus-
Architektur übertragen haben. Die eine der Arbeiten mit dem
Motto „Malerisch" zeigt jedoch — namentlich in der Grundrisa-
Losung — immerhin so viele Vorzüge, dass ihrem Verfasser,
Hrn. Atzert, ein Vereins-Andenken zugesprochen worden ist
Ueber die im Gebiete des Ingenieurwesens eingegangene
einzige Arbeit (Entwurf zu einem Grundwehr) berichtet Hr.
G. Meyer. Der Entwurf hat einerseits die
da er gar kein \
er auch im Detail manche Schwächen und ist in der
nicht pnuis genug. Ein Andenken ist ihm
worden.
Für den diesmaligen Termin siud 4 1
Dekoration
Vermischt*«-.
Selbstthntlge hydraulische-
Rohde & Schmitz. In einem in No.
«Iber Kohlenverlade- Vorrichtungen in Häfen
in Hamburg ausgeführten hydraulisch betriebenen Kipp-
vorrichtung gedacht, deren Konstruktion auf der anderweitig
noch nicht verwertheten Idee he ruht, die Gewichts - Differenz des
beladenen und entladenen Kohlenwagens als treibende Kraft zn be-
nutzen. Der Bau dieser Apparate geschieht durch die Gruson'sche
Fabrik in ~
unserer früheren Notiz, eine Anzahl technisch interessanter An-
gaben gemacht wird, aus denen wir folgende reproduziren :
Der bcladene Wagen wird auf eine Plattform gefahren, welche
ungefähr in halber Länge durch eine drehbare Achse unterstützt
wird. Das vordere, als Schüttrinne ausgebildete Stück der Platt-
form ist zum Zurückklappen eingerichtet, zn dem Zwecke, um
beim Nichtgebrauch der Vorrichtung die Vorderfront der Kaimauer
von vortretenden Theilen frei zu halten. Auf der Rückseite der
Mauer wird die Plattform durch die Kaimauer selbst, auf dem
andern Ende dagegen durch einen hydraulischen Kolben gestützt
(«. Skizze in No. 26), dessen Widerstand beim Niedergang die
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DEUTSCHE BAUZEITUNG.
14. S*pt«mb«r 1878
Plattform in der Woiso üherwindet, dass sie das Wasser aus I
Zvlind« r in einen neben der Plattform aufgestellten Akknmnlatnr
treibt. Oer Zyluider schwingt^ um eine horizontale, nahe
Plattform drücken die Itadßanschen der Vorderriider auf ein
mit 2 Fanghaken verbundenes Hebelsystem, wodurch die Fang-
bakeu sich aufrichten und die Vorderachse des Wagens erfassen,
sobald dieser die richtige Stellung auf der Plattform erreicht hat
Diese zwar etwas komplizirte, aber absolut sichere Einrichtung
ist noth« endig, weil die Fanghaken das Gestänge eines mit
Bremsen versehenen Wagens zunächst Uber sich hinweg gehen
lassen mflssen, bevor dieselben sich aufrichten können. Auch du
hintere Ende der Wagen wird zur gröfsercn Sicherheit fest
gehalten und es dient hierzu ein Haken, dpr auf einem durch
Gegengewicht belasteten Hebel befestigt ist. Sobald der Wagen
in die richtige Position gelangt ist, beginnt die Plattform mit der
Ausübung eines Druckes von ca. 25 Atm. auf den Kolben der
bydraul. Presse, worauf durch Oeffnung des Steuerung« -Ventils die
Kommunikation des Press-Zylinders mit dem Akkumulator eröffnet
wird, in welchem eine Pressung von etwa 2<» Atm. stattrindet.
Her Ueberdruck von 5 Atm. treibt den Akkumulator - Kolben
in die Höbe und es steigt der letztere um so schneller, als der
Druck im Press-Zylinder durch die veränderte Sehwerpunktslage
des Wagens sehr wesentlich, d.i. bis auf etwa 40 Atm., zunimmt.
Sobald die Plattform den Neigungswinkel — von im Max. 45* —
und der Akkumulator- Kolben eine entsprechend hohe Stellung
erreicht hat, sperrt durch einen entsprechenden Mechanismus
der Akkulnmator-Kolben selbst die '
Akkumulator und Press-Zylinder ab
Kohleninhalt des Wagens in das unter der Kinne liegende
zeug entleert. Diese Entleeruug bringt ein Fallen des Wasser-
drucks im Press-Zylinder von 40 auf 16 Atm. mit sich, infolge
wovon, nachdem die Verbindung zwischen Akkumulator und
Press -Zylinder wieder hergestellt worden ist, der Kolben des Press-
Zylinders und mit ihm die Plattform wieder in die Höhe geht. —
Unter Verhältnissen, wie sie gewöhnlich stattfinden, ist nach
dieser Beschreibung die Kippvorrichtung selhsttbfttig. Für außer-
gewöhuliche Falle, d. h. wenn das Gewicht des Wagens zum
Niederdrücken des Presskolbens nicht ausreicht, sind im Yer-
bindungsrohr 2 kombinirte Ventile angebracht, deren eines den
Akkumulator absperrt, während das andere gleichzeitig das aus
dem Press-Zylinder entweichende Wasser in einen Brunnen ablässt.
Der Ausfluss während weniger Sekunden genügt, um eine schwache
Neigung der Plattform hervor zu rufen, welche eine Veränderung
der Schwerpunktslage des Wagens und somit eine Vermehrung
des Drucks, den derselbe auf den Presskolben ausübt, zur Folge
hat ; es wird alsdann das Ausflussventil geschlossen und die Kom-
munikation mit dem Akkumulator wieder hergestellt. Das aus-
geflossene Wasser wird aus einem Reservoir mittels Gebrauch
einer kleiuen Druckpumpe mit Handbetrieb ersetzt.
Soll die Vorrichtung für längere Zeit aufser Betrieb gestellt
werden, so bringt man die Plattform durch Ablassen des Wassers
in ihre tiefste Stellung und schlägt den beweglichen Kopf der-
selben zurück. Ist dies geschehen, so sind alle vortretenden
Theile gedeckt und es ist außerdem der Triebkolben gegen Rost
und sonstige Beschädigungen geschätzt
Die Erfahrung mit der auf den Hamburger Kais angelegten
Kippvorrichtung hat den Beweis geliefert, dass nur in äufserst
seltenen Fällen - ■ bei normaler Belastung niemals — die An-
wendung der beiden Hfllfsventile und der Druckpumpe nnthwendig
ist, so dass der Apparat den Numen einer selbsttnatigen Kipp-
vorrichtung vollkommen verdient.
Was das Raumbedürfuiss des neuen Apparats auf dem Kai
anbetrifft, so betragen die größten Abmessungen desselben, in
der Richtung der Kailänge etwa 7,5 « und in der Richtung der
Kaibreite, von Vorderkante Mauer gerechnet, etwa 5,5».
Aus der Farhiitteratnr.
Vocabnlaire technique frcrnyals - allomand. Techni-
sches Vokabular. Für technische Lehranstalten, sowie
zum Selbststudium für Techniker, Studirende und Industrielle.
Von Dr. Wershoven. Leipzig, Brockhaus 1878. Der gunstige
Eindruck, welchen das gut a ' ^gestattete Werkchen schon äußerlich
macht, wird durch eine Prüfung des Inhalts bestätigt Es bietet
zuverlässiges und put geordnetes Material, und dass das Buch
trotz des geringen l'mtanees reichhaltig ist, zeigt ein Blick auf
das Inhaltsverzeicbuiss. Mechauik, Physik, Chemie, Maschinen-
wesen, Eisenbahnbau, chemische Technologie sind besonders be-
rücksichtigt Wir glauben auf das verdienstliche Werkchen schon
deshalb aufmerksam machen zu sollen, weil es der erste derartige
Versuch ist, die technische Sprache der Franzosen in kurzer
Zeit erlernbar zu machen. Nur hatten wir gewünscht, die Bau-
mehr berücksichtigt zu finden. Allerdings
verspricht der Verfasser in der Vorrede des Büchleins, welches
das für alle Techniker Notwendigste geben soll, demnächst ein
zu wollen, welches besonders die Bauwissen-
schaft und spezielle Maschinenlehre umfassen soll. Wir wünschen
ihm besten Erfolg zu der mühsamen Arbeit K.
Veraeiohnlso der bot der Redaktion d. Bl. eingo-
gnngonen netteren technischen Werke.
Musterblatter kunstgewerblicher Thütigkeit, unter Mit-
wirkung hervorragender Architekti n u. Fachgenossen zum prakt.
Gebrauch für Kunsthandwerker und Architekten herausgegeben
von R. Humbert, Ed. Puls -u. Alw. Türpe. L Heft Leipzig
1878; G. C. Warnstorff. Pr. pr. Lfrg. 1,60 M
Trost in Thranen. Humoristisch -Technisches, gesammelt aus
der Wirklichkeit und verschiedenen Bierzeitungen. Berlin 1878 ;
Polytechnische Buchhandlung v. A. Seydel. Pr. 0,80 M
Rummler, H. Ueber Treppenbau und Konstruktion, so-
wie über Dachschiftungen, nebst einem Anhang praktisch-
technisch erklärender Formeln, 12 lithogr. Tafeln und ver-
schiedenen Holzschn. Leipzig 1878; KommUsionsverlag von
Baumgärtners Buchhdlg. Pr. 3 JL
Schulze, Fr. Otto, Architekt in München. Kunstschmiede-
Arbeiten. Aufnahmen aus verschiedenen Stil- Epochen, mit
besonderer Berücksichtigung der Zeit deutscher Renaissance.
Leipzig 1878; Karl Schnitze. Pr. 5 ■('■
Technische Mittheilungen des Schweiz. Ingenieur- u. Archi-
tekten-Vereins. Li. Heft. Die Bausteine der Schweiz.
Zusammengestellt vom lugen. Hans v. Muralt Zürich 1878;
Grell, Füssli & Co. Pr. 1,50 M.
Kammerirh & Co. Album für Stahlwalzwerke, Feilen-, Rägen-
u. Stahlblech -Rolljalousie -Fabriken. Mit einer Anleitung zur
Konstniktion feuersicherer und wasserdichter Fufsböden und
Wände etc. aus gewelltem Eisenblech. Im Selbstverläge der
N., Fennstrawe 27.
Brief- und Fragekasten.
Hrn. L. in G. Wir bezweifeln, dass über das Kapitel „Straßen-
bau" spezielle Ausstellung«- Berichte (betr. die Ausstellungen zu
Wien und Philadelphia) erschienen sind. Indem findet sich ein
nahe verwandter Gegenstand (Straßen -Fuhrwerke und andere
Transportmittel) im Heft 58 des .Offiziellen Ausstellungg-Berichta,
Wien 1874, kgl. Hof- u. Staatsdruckerei; Pr. 2 Fl. 1 behandelt.
Hrn. H. F. hier. Da die qu. Ausschreibimg in unserem
Bau -Anzeiger nur auszugsweise mitgethcilt worden ist, sind wir
außer Stande, uns Ober die Formalitäten der Submission ein
eigenes Urtheil zu bilden und ebenmäßig eine betr. Ansicht zu
äußern. Was im Speziellen die Ablehnung Ihrer Offerte anlangt,
so meinen wir, dass — alles Sonstige bei Seite gelassen — es
denn doch der von Ihnen vorgelegten Zeichnung etwas gar zu viel
Ehre anthun hieße, wenn man derselben die Bezeichnung „Entwurf
zuerkennen wollte, da dieselbe kaum als eine — nach Maafs auf-
getragene — Skizze gelten kann.
Hrn. K. in X. Wenn Ihre Mittheilung, dass in vielen Kon-
trakten über Regierungs- sowohl, als Privat- Bauten die Klausel
vorkommt: „die Tntger müssen von bestem Burbacher Fabrikat
sein", sich bewahrheitete, würde dieselbe ein eigentümliches Licht,
sei es auf das Beurtheilungs-Vennögen der Betreffenden, sei es auf
die Art und Weise werfen, in welcher einige Verfasser von Kontrakten
über Eisen -Lieferungen von den ihnen zustehenden Befugnissen
Gebrauch zu machen wissen. Wir glauben, dass, so weit es sich
um Kontrakte handelt, die das Bauwesen des Staats betreffen,
eine einfache Darlegung des Sachverhalt* an oberster Stelle ge-
nügen würde, um jene Absonderlichkeit aus der Welt zu schaffen.
Alter Abonn. in Köln. Wir sind außer Stande, Ihre
Frage nach der Raumgröße, die bei Universität* - Bauten anf
1 Hörer gerechnet wird, anders als mit ein paar Angaben von
Maaßen, die in hiesigen neuen ITuiveraitäts-Instituten vorkommen,
zu beantworten. Zwei größere Hörsäle, die bezw. für 156 und
164 Hörer dienen sollen, haben jeder 274 qro Größe; ein kleiner
Hörsaal für 86 Hörer — sehr knapp — nur 37 q" Ünindrläehe.
In den Auditorien des neuen Gebäude* der Bergakademie ist die
Sitzbreite zu 58™, die Sitztiefe wechselnd vou 80 bis 106 <"•»
angenommen worden. Gänge und Platz für den Dozenten sind
in diesen Zahlen nicht berücksichtigt
Abonn. in B. Wir Bind unsicher über das, was Sie unter
dem Ausdruck „ Leuchtgas - Regulatoren " verstehen. Handelt es
sich etwa um die an Gaskronen und Lampen gebräuchlichen
Brenn-Regulatoren, so theilen wir mit, dass dieselben aus jeder
Fabrik für Beleuchtung*- Gegenstände beziehbar sind und sich
recht gut bewahren.
Hrn. H. in X. Es ist uns bekannt, dass beim Bau von
forstlichen Etablissements in Preußen neuerdings mehrfach die
gemeinschaftliche Verwendung von Bruchstein und Ziegelstein iu
der Weise stattgefunden bat, das* die Außenseite der Cmfangs-
mauern der Gebäude aus Bruchstein, die Innenseite aus Ziegeln
(»A Stein stark und mit Belagsung einer 6« weiten Luft-Isolir-
schicht zwischen beiden Material -Arten) hergestellt worden ist
Die erste Veranlassung zur Wahl dieser, so viel wir wissen, von
Hrn. Geh. Finanzrath Cornelius eingeführten Bauweise sind
ohne Zweifel Ersparniss-ROcksichten gewesen, die für solche Orte
nahe liegen, wo das natürliche Material im Preise niedrig, das
künstliche aber theuer ist Neuerdings sind Ausführungen
Ir mehre '"
angegebenen Art
Foi
lag tob Carl Berlin in I
K. B. O. Frlt.ch, I
W. Motitr H»i»u< bdrarktral, |
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N«. 75. DEUTSCHE BAUZEITUNG. 383
Architekten- Verein zu Berlin. Haupt- Versammlung am
9. Septbr. 1878. (Schlüte.)
Hr. Wasser- Bauinspektor Mohr aus Thicrgartenschleuse, auf
besondere Einladung als (rast in der Versammlung anwesend, er-
läutert tu eingehendem Vortrage das von ihm ausgestellte Modell
des Oberhaupts der jüngeren Pinnower Schleuse, an welcher mit
bestem Erfolg einige neuere amerikanische Koustruktiauen zur
Anwendung gelangt sind.
Die Konkurrenz, welche die nordamerikanischen Kannte im
letzten Jahrzehnt mit den Eisenbahnen zu bestehen hatten, haben
dieselben dahin gedrängt, alle möglichen Hülbmittel heran zu
ziehen, welche eine Beschleunigung des Wassertransport« herbei
fahren konnten. Abgesehen von der Einführung der Baxter-
Dampfboote suchte man dies vor altem durch Abkürzung der
Schleusungszeit zu erreichen, und es ist am Erie-Kanal in der
Thal gelungen, daas Schiffe eine Schleuse bis zu 3,50 •» Gefall in
5", bis höchstens 61/, Minuten passiren, wahrend auf unseren
nälcn die Schleusungszeit durchschnittlich 21 und 22
betragt. Hierzu trägt allerdings wesentlich bei, dass die
nordainerikanischen Schleusen fast durchweg einschiffig (zu je 2
neben einander) angelegt sind, während die vereinzelt vorkommen-
den zweischiffigen Schleusen in den Häuptern gleiche Breite wie
in den Kammern haben ; es wird also der Zeitverlust erspart, den
in unseren Doppelschleusen mit versetzten Häuptern
len, dass ein Schiff auf die Ein- bezw. Ausfahrt
des anderen warten rauss. Aber auch bei unseren einschiffigen
Schleusen, z. B. am Kuppiner Kanal, betrug die Schleusungsseit
bei 0, •• Gefälle bisher 14 Minuten.
Von den beim Schleusen erforderlichen Manipulationen sind
die Ein- und Ausfahrt des Schiff« in ihrem Zeitaufwand von der
gröberen oder geringeren Geschicklichkeit des Schiffers bedingt
Dagegen ist der Zeitaufwand für das Schbeben der Thore. das
Füllen der Schleuse und das Oeffnen der Thore von der Kon-
struktion der Schleuse abhängig.
Die Amerikaner haben in dieser Beziehung einen Vortheil
zunächst dadurch erzielt, dass sie die Zugschrttzen überall durch
Klappschützen ersetzten, welche um eine horizontale Axe sich
bewegen und durch einfaches Umlegen eines Hebels geöffnet bezw.
geschlossen werden. Die probeweise Einführung dieser Vorrichtung
an einigen Schleusen des Kuppiner und Finow- Kanals, die durch
den Hrn. Vortragenden bewirkt ist, hat an der Thiergarten-Schleuse
eine Abkürzung der Schleusungszeit um 3 Minuten (von 14 auf
weitere konstruktive Errungenschaft, die in ihrer Heber-
tragung auf hiesige Verhältnisse in dem zur Ausstellung gelangten
Modell dargelegt ist, sind die sogen. Tumple OaUt, durch welche
einerseits eine gröbere Beweglichkeit der Thore, andererseits
gröbere Querschnitte für Zuführung des Füllwassers erzielt werdeu.
Das gleichfalls um eine horizontale Axe bewegliche Thor ist im
wesentlichen nach dem Muster der Hagen'schen Sicherhcitsthore
konstruirt, jedoch von beiden Seiten mit Bohlen bekleidet und
ohne Schützen; durch ein zwischen die Bohlenverkleidung ein-
gebrachtes Füllmaterial (Steine, Kies etc.) ist dasselbe gegen den
Auftrieb abbat anzirt, so dass es bei völligem Eintauchen in jeder
Lage schwimmt Die untere Dichtung erfolgt durch eine in Holz
ausgearbeitete horizontale Wendenische, die seitliche durch
in die alten Wendenischen eingesetzte Holzsäulen, an die
das Thor mit etwas abgeschrägter Fluche anschlagt: der obere
Thorriegel ist gegen den Wasserdruck durch ein doppeltes Spreng-
werk verstärkt Die Bewegung des Thores, welche in Folge jener
Abbalanzirnng nur geringen Kraftaufwand erfordert, erfolgt mitteU
eines Seils ohne Ende, das über eine auf dem Thorkammer-Boden
aufgestellte Rolle geführt ist, durch ein einfaches Vorgelege. —
Hiermit im Zusammenbange steht eine veränderte Gestaltung
der Drempel des Abfallbodens und des Thorkammer-Bodens. Der
Abfallboden hegt nicht mehr hinter dem Drempel, sondern ist am
Haupt, im unmittelbaren Anschluss an den Thorkainmer- Boden
durch eine massive Mauer auf Pfahlrost mit Spundwand-Abschluss
hergestellt Der Schleusenkammer -Boden reicht bis an diesen
Abschluss, so dass die Tborkammer mit zur Schleusenkammer
gezogen ist Auf dem Sckleusenbodcn baut sich nun in der Breite
der Thorkammer ein mit gespundeten Bohlen bekleidetes Holz-
gerüst auf, das die zur Füllung der Schleuse erforderlichen Klapp-
schützen (hier 4 Stück) enthalt Die Höhenlage desselben ist
danach bemessen, dass die Oberfläche des herunter gelassenen,
die Schützen deckenden Thores auf ürempelhöhe liegt Während
die am Tbore angebrachten Absprengungshölzer noch so viel
Zwischenraum lassen, dass die Schützen auch bei geöffnetem
Thore bewegt werden können, sichert das letztere sie vor jeder
Beschädigung durch die ein- und ausfahrenden Schiffe. Auber
der Zeiterapamiss , die in dem vorliegenden Falle auf 4 Minuten
sich ergeben hat, gewährt diese Einrichtung auch den groben
Vortheil, dass das i üllwasser parallel der Schieusenaxe eingeführt,
der bei Thorschützen oder Umläufen entstehende Stob bezw.
Wirbel also vermieden wird.
Die Konstruktions-Höhe, welche die Anordnung der Tumple-
Gatt* erfordert, gestattet deren Anwendung natürlich nur bei den
Oberhäuptern der Schleusen. Für die Unterhäupter haben die
Amerikaner eine sinnreiche Verbesserung der gewöhnlichen Stemm- 1
thore ersonnen, die gleichfalls schon mit gutem Erfolg bei der I
jüngeren Pinnower Schleuse Anwendung gefunden hat Es ist
eine leichtere Beweglichkeit derselben durch Abbalanzirung mittel*
Kontregewicbte erzielt worden, die auf übergelegten Drehbaumen
aufgesetzt sind. —
Zum Schlüsse seines, mit grobem Interesse aufgenommenen
Vortrages gedenkt Hr. Mohr flüchtig noch einer anderen ameri-
kanischen Errungenschaft für den Kanalbau, der sogen, fahrbaren
(Dodge-) Schleusen mittels derer am Cheasupeak - Ohio - Kanal
13,70"» Gefäll in 8',/j Minute überwunden werden. Durch die
Uebertragung dieser nur geringfügige Abänderungen erfordernden
Einrichtung auf unsere Verhältnisse würde es nach seiner Meinung
möglich sein, wasserarme obere Kanalhaltungen durch den Betrieb
selbst aus dem Unterwasser zu speisen und damit der Zukunft
des Kanalbaues ganz neue Aussichten zu eröffnen. - Publika-
tionen dieser, wie der vorher beschriebenen Einrichtungen sollen
in den nächsten Heften der Zeitschr. f. Bauw. erfolgen.
Hr. Fritsch erstattet in kurzen Worten Bericht Ober den
Verlauf der Dresdener General-Versammlung des Verbandes und
erwähnt besonders des ungünstigen Eindrucks, den die geringe
.Betheiligung Berlins auf die Dresdener Fachgenossen gemacht
habe. Derselbe sei dadurch verstärkt worden, dass man die Be-
stellung von 150 Karten, die der hiesige Vcrcins-SekTetär nach
Gutdünken und auf Vorrath sich habe schicken lassen, dort miss-
verstüidlich ab Meldung von 150 Theilnchmern und die spätere
Rücksendung des gröfsten Theils dieser Karten ab absichtliche
Zurückziehung der Meldung aufgefasst habe. Wenn die Verhält-
nbse des Berliner Vereins mit seinem groben Bestände an
jüngeren, zu groben Geldopfern nicht befähigten Mitgliedern für
eine Maasenbetheiligung an Wanderversammlungen auch un-
günstiger seien, als die jedes anderen Vereins, so sei die Zahl
von etwa 30 hiesigen und 23 auswärtigen Mitgliedern, mit denen
derselbe in Dresden aufgetreten sei, allerdings wohl unverhältniss-
mäbig gering und es werde sich für spätere Fälle empfehlen,
auch von Vereins wegen für eine stärkere Theitnahme zu werben.
Im Anschluss hieran macht Hr. Fritsch auf den Umstand
aufmerksam, dass die am 1. Oktober ablaufende Konkurrenz bezgl.
des Strabburger Universitäts-Gebäudes voraussichtlich eine gröbere
Anzahl von Entwürfen liefern werde, als je eine frühere Kon-
kurrenz, und dass dem gemäb die wohl noch im Oktober statt-
findende Auastellung dieser Entwürfe eine bedeutende Anzahl
auswärtiger Fachgeuossen nach Berlin zieheu dürfte, zumal gleich-
zeitig noch die allgemeine Ausstellung, sowie die Ausstellung der
Olympia-Funde geöffnet sein würden. Der Vorgang des
burger und des Leipziger Vereins bei ähnlicher Ve
sowie die liebenswürdige Aufnahme, die um
auf auswärtigen Exkursionen gefunden bat,
werth erscheinen, von Seiten des Vereins eiuige Veranstaltungen
zu treffen, durch welche den zu erwartenden Gasten, indem sie
in unser Vereinsleben hinein gezogen werden, ihr Aufenthalt in
Berlin möglichst angenehm und behaglich gemacht wird.
Die Versammlung beschliebt dieser Anregung zu entsprechen
und ernennt eine Kommission, die vorbehaltlich weiterer Koop-
tirung aus der Hauskommission , den Hrn. Appelius, Ernst und
Hauke sowie aus deu Hrn. Fritsch, Kuhn und Stegmüller bestehen
und dem Verein in nächster Hauptversammlung bestimmte Vor-
schläge unterbreiten soll. —
An der Beantwortung der im Fragekasten enthaltenen F ragen
nehmen die Hrn. Böckmann, Hobrecht, Fritsch, Meyer, Möller
und Orth Theil. Eine Frage, welche auf die Beschlüsse der
jüngst zur Berathung des Gcwerbeschulwesens versammelten Kom-
mission sich bezieht, giebt Hrn. Hobrecht Veranlassung zu
einer längeren Ausführung. Durch die von der Kommission ge-
stellte dringende Forderung, dass die Abiturienten der neu zu
organisirenden 9-klassigen Gewerbeschulen nicht nur zu allen
höheren technischen Studien, sondern auch zu den Staatsprüfungen
auf dem gesaminten technischen Gebiete zugelassen werden sollen,
glaubt derselbe eine Lebensfrage unseres Fachs berührt Die
durch deu Architektenverein i
Beschlüsse einer Kommission akzeptiren, in der sie nur beiläufig
vertreten waren, zumal jener Beschluss mit den Ucberzeugungen,
die der Verein bezgl. der für Studirende des Polytechnikums er-
forderlichen Vorbildung ausgesprochen hat, durchaus im Wider-
spruche stehe. Er beantragt deshalb, auf die Tagesordnung der
nächsten Versammlung eine Besprechung dieser Frage zu setzen.
Zur Aufnahme in den Verein gelangen wegen Beschluss-
Unfähigkeit der Versammlung abermals nur die bereits im vorigen
Monat zur Wahl gestellten Kandidaten, die Hrn. Böhmer. Bruncke
— F. —
F. Jagor. 4; Der „G'ai. dt» arrA." entnehmen wir die
Mittheilung von dem so eben erfolgten Tode des Architekten
F. Jäger in Paris. Der Verstorbene, welcher ein Alter von nur
40 Jahren erreicht hat, war zu Brugg in der Schweiz geboren
und hatte seine Ausbildung theils an dem Polytechnikum seines
Vaterlandes, in Zürich, theils an der Pariser Kunstakademie und
im Atelier Questel's genossen. Seinen bleibenden Aufenthalt in
Paris hatte er genommen, seitdem er im Jahre l«ti7 als Archi-
tekt der Schweizer Ausstellungs-Kommission die Itauten derselben
auf dem Marsfelde ausgeführt hatte.
Auch bei der diesjährigen
qmzea b'
Digirizeaby VjOOgl
384
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
18. September 1878
Ausstellung war er in gleicher Funktion und mit grobem Krfolge
th.iüg, während ihm seitens der französischen Kegierung zugleich
der ehrenvoll« Auftrag geworden war, den Portalbau far die
französische Kunst- Abtheilung des Ausstellung«- Palastes zu ent-
werfen. Die Anerkennung, welche diese seine künstlerischen
Leistungen weger ihrer Originalität fast durchweg gefunden haben,
ist in gleichem Maalse seinen übrigen Werken — grofecntheils
Privatbauten, darunter mehre in Frankfurt a. M. — zu Theil ge-
worden. Alter auch im Gebiete des Nützlichkeitsbaucs ist Jäger
bei einer außerordentlichen Gelegenheit thätig geweseu, indem
er wahrend der Belagerung von Paris im Jahre 1870 71 das im
fuhrt™ «'hat ihm dn^se Seite £dner Thätigkeit ZkMmTm^M
Beachtung eingetragen, da&s ihm in Folge dessen seitens der
Regierung das Studium der Frage aufgegeben wurde, ob der-
artige Anlagen sich für die Verhältnisse von Algier verwerthen
lassen. —
Wichtiger als alle diese Erfolge, die sich bei längerem
Leben Jägers wohl noch wesentlich gesteigert hätten, erscheinen
in unsem Augen die Verdienste, welche sich der Verstorbene
dadurch erworben hat, dass er seine neutrale Stellung zwischen
zwei groben, von ihm in gleicher Weise gekannten und nach
ihrem Werthc gewürdigten Nationen dazu benutzte, um eine An-
näherung unter den von gleichem Streiten beseelten Kiementen
derselben herbei zu führen. Von der l'eberzeugung durchdrungen
da&s die künstlerischen Ideale derjenigen französischen und deut-
schen Architekten, die über blobe Routine hinaus in das Wesen ihrer
Kunst einzudringen trachten, durchaus identisch sind, war er
in den Jahren, welche dem deutsch ■ französischen Kriege voraus
gingen, unermüdlich thätig, in Frankreich Verständnis» für deut- 1
sches Wesen, in Deutschland Verständnis» für die französische
Eigenart zu verbreiten. Wie er in l'aris zu den eifrigsten Mit- |
gliedern des Intime-Club, welcher die strebsamsten Elemente der |
jüngeren französischen Arcbitektenwelt in sich vereinigt, gehörte
und hier Ober Deutschland berichtete, so ist er in jenen Jahren
ein treuer und hervor ragender Mitarlieiter der Deutschen Baiutg.
gewesen, die mit lebhaftem Bedauern auf seine Unterstützung
verzichten musste, als die nach dem Kriege herrschende Stim-
mung der Pariser Kreise ihn zum Verzicht auf diese Beziehun-
gen nöthiete. — Es mag übrigens nunmehr die nicht uninter-
gen nöthigt«. — Es mag
s Notiz bekannt werden, dass Jäger'* Verhiiltniss zu unserem
es war, welches ihn im Jahre 1870 zufallig auf jenes,
sonstigen Thätigkcit so fern liegende Gebiet de« I<azareth-
Baues führte. Es fehlte in Paris fast vollständig sowohl an Er-
fahrungen als auch an litterarischen Studien über die Anlage und
Einrichtung solcher provisorischen Lazareth-Bararken . als die
No. 32 und 33 unserer Zeitung einen ausführlichen Artikel: „Die
I.azareth- Baracken im Kriege und im Frieden* und darin eine
Publikation der damals auf dem Tempelhofer Felde errichteten
Anlage sowie einer vervollkommneten, für staudige Benutzung
bestimmten Baracke brachten. Wir hatten trotz des Krieges
nicht aufgehört, das Blatt an unsern l'ariser Freund zu expediren
und es waren jene beiden Nummern die letzten, welche ihn er-
reichten, bevor die deutsche Armee ihren Ring um die Stadt
geschlossen hatte. Sic bildeten, wie er uns im Früh jähr 1871
lachend erzählte, das Haupt-Studienmaterial, auf das er bei dem
(an sich den lokalen Bedingungen angepassten und daher Selbst-
ständigen) Entwurf für die Anlage im Luxemburg -Garten sich
sttlzte und auf Grund dessen er unter den übrigen Pariser Archi-
tekten eine gewisse Autorität auf dem bezgl. Gebiete bean-
spruchen konnte — für uns eine unabsichtliche That auf dem
Felde internationaler llumauitäts-Bestrebungen, diu uns immerhin
Pariser
auch bei uns für immer in
icm Nachfolger nicht fehlen,
der, gleich gesinnt und gleich geschickt wie er, zu geeigneter
Zeit jene verdienstvollen Bestrebungen wieder aufnimmt! Ihm
selbBt, den das Schicksal in seiner Vollkraft gebrochen, möge die
Erde leicht sein!
Ausachliefaung nicht deutscher Baumaterialien von
der deutschen Post- und Telegraphen-Verwaltung.
Mit Bezug auf die Notiz unter gleichem Titel in No. 61» u. Bl.
wird uns die No. S6S2 d. „Hess. Morg.-Ztg.* zugeschickt, in
welcher ein beim Bau des Postgebäudes zu Kassel vorgekommener
Fall, hei dem jenes Prinzip bereits zur Anwendung gelangt ist,
besprochen wird. Nach Absicht der Bauverwaltung sollte die
F'aradc dieses Gebäudes aus dem in den letzten Jahren einge-
führten, auch schon für mehre öffentliche Gebäude in Berlin be-
nutzten Savonnieres-Stein gefertigt werden. Der mit dem bezgl.
Unternehmer auf Grund einer Submission vereinbarte, nur des
formellen Abschlusses bedürftige Vertrag ist auf direkte Inter-
vention des Hrn. General-l'ostmeisters, an den sich konkurrirende
Kasseler Steinlieferanten beschwerdeführend gewendet haben sollen,
/u nick gezogen worden; vermuthlich wird die
Facade nunmehr in deutschem Sandstein erfolgen.
Wir können nicht für die vollkommene Korrektheit dieser
Mittheilung stehen und wollen daher die beiläufige Frage, iu wie
weit event eine solche Blosstellung des ausführenden Baubeamten
bezw. der Behörde, welche die Submission eingeleitet hatte,
opportun war, eben so wenig erörtern wie die Rechtsfrage, ob
das Ergebnisse einer Submission so ohne weiteres beiseite geschoben
werden kann. In der Sache selbst stehen wir nicht an, den Stand-
punkt jenes Artikels insofern zu theilcn, als wir die prinzipielle
Ausschliebung eines Materials, wie der Savonnieres-Stein es ist,
von deutschen öffentlichen Bauten in der That für engherzig
halten würden. Ganz abgesehen von dem in unserer Quelle aus-
führlich erörterten Gesichtspunkte, dass nur das Rohmaterial •im
Werth« von etwa (1,1)5 des fertigen Quaders) aus den, im übrigen
deutschen Besitzern gehörigen Brüchen bei Nancy bezogen wird,
die gesummte Bearbeitung des Steins dagegen auf deutschem
Boden erfolgt, kommt hier vor allem in Betracht, dass der vor-
züglich feinkörnige und wetUrrlteständigo, eine Bearbeitung durch
es ist
deutsches Material nicht
, dass er wegen
besitzt, die
die Seite
zu den figürlichen Arbeiten
Kölner Dom benutzt worden ist.
Wie wir für gewisse Zwecke auf die Anwendung des italie-
nischen Marmors, des schwedischen Granits, des englischen
Schiefers etc. zu gunsten des einbeimischen Materials wohl schwer-
lich verzichten werden, eben so wenig wird die Anwendung des
unter dem Gattungsnamen „Pariser Kalkstein" bezeichneten Mate-
rials, zu dem auch der Savonnieres-Stein gehört, perhorreszirt
werden können, sobald Architektur- l-'ormen gewählt werden, die
zu seiner Verwendung speziell heraus fordern. Will man dem
ortsüblichen Material den Vorzug geben - und wir haben bereits
früher ausgeführt, dass wir dies auch in ästhetischer Beziehung
für wünschenswert!! halten — so ist es Sache des F^ntwurfs,
hierauf von vorn herein Rücksicht zu nehmen. —
Da wohl schwerlich daran zu zweifeln ist, dass jene Ver-
werfung des Savonnieres-Steins für das Kasseler I'oslgebande eine
prinzipielle Bedeutung nicht haben sollte, dass vielmehr in ge-
eigneten Fällen die in jener Verfugung des General-Postmeisters
vorgesehene besondere Fxlaubniss zur Anwendung des bezgl.
Materials nicht versagt werden würde, so wäre es interessant, von
kompetenter Seite zu erfahren, welche Gründe in dem be-
sprochenen Falle zu jener Maabregel geführt haben.
Statistik der K. technischen Hochschule in Hänchen
im Sommernemester 1878. Im Sommersemester 1K78 began-
nen die Vorlesungen am 5. Mai und wurden theilweisc am 19. Juli {!),
die meisten Ende Juli geschlossen. Ks werden 127 verschiedene
Fächer durch 75 Professoren, Privatdozenten und Aasistenten der
technischen Hochschule und 8 Universi tau- Professoren gelehrt.
Die Frequenz hat gegen das Sotnmersemestcr 1877 um 77 Hörer,
gegen das Wintersemester 1877/78 um 181 Hörer abgenommen.
F'ür das Sommerscmcster 1873 waren immatrikulirt 1010 Hörer,
und zwar 7!»0 Studirende, 101 Zuhörer, 1 Iii Hospiti
Auf die verschiedenen Abtheilungen kamen :
Stud.
Zuhörer.
Hospit
Summa.
Allgemeine Abtheilg.
185
57
102
,u
Ingenieur-Abtheilung
234
10
3
247
i lochbau- Abtheilung
165
16
1
182
Mechanisch-techn. „
150
7
1
156
( hemisch-tech. Abth.
47
7
10
64
Landwirthscb. Abth.
*j
4
~
1 *»
790
.01
119
loio
bei der allgemeinen Abtheilung: 92 1
6 Studirende unltestimmten Berufs, 87 Verkehrs- und
Zolldienst- Aspiranten.
Der Heimath nach waren: 643 aus Bayern, 133 aus dem
übrigen deutschen Reich -■ (und zwar 80 aus Preuben, 10 a. Sach-
sen, ■ a. Württemberg, 7 a. Baden, 4 a. Hessen, 9 a. den säch-
sischen Herzogtümern, 3 a Mecklenburg, 2 a. Oldenburg, 1 a
Anhalt, 1 a. Braunschweig, 1 a Lichtenstein, 1 a. Schwarzburg-
Rudolstadt, 2 a Rcub, 2 a. Hamburg, 1 a Lübeck), — 234 aus
auberdeutsrhen Ländern, und zwar: aus Oesterreich 72, a. Un-
garn 89, a. Rubland 9, a. Polen 10, a Rumänien 4, a Serbien 4.
a. Italien 5, a. der Schweiz 19, a Luxemburg 1, a Schweden
u. Norwegen 8, a. Frankreich 1, a. Griechenland 4, a. Nord-
amerika 6, a Südamerika 2.
In der Berliner Bauauastellnng sind bis zum
temberc neu hinzu getreten: G. Schallehn,
Dr. Zeret
mit dem patentirten
EL Schwieder, eine Flügelthür, schwarz u.
tarsien ; — A. (Joergcns & Co., 1 Tisch, ii
Bd. Puls, ein schmiedeisemer transportabler
für Gärten.
Personal -Nachrichten.
12. Sep-
Hölaer,
mit In-
Die Kisenbabn-Baumcister Linckc zu Neustettin, Homburg
zu Lyck u. F;. Lorentz zu Carlshafen siud nach Stolp '
Neustettin und F'mden versetzt.
£■••..■ •-. 'flu. voll* von C»rl Uff Im in Berlin. Für dl<
K. K O. Vilttfh, Btrllii. IWk : W Moc.tr Uofbucbdruckcrci.
.urbdruckerci. Bulla.
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N*. 76. DEUTSCHE BAUZEITUNG.
Inhalt: Wo III. (»cn«raJ - Vvnunmmluftg <%** Vtftiaod«« AtmUc h**r ArrhJU-kl*n- in Hmn — V v r mlir Hlvt: Ho4latritt't» p*tcatlrt* HtiUxnmu<nu — Dta Kraft« to*4j(-
und IngriMmr- Vertia* in DrawJpn. (HcklnM.) — Die Gotthard - Bahn. (Ktidua*,) — lieh der KommunaLitt-ucr - IMlkhtigkrft diätaridrh beschäftigter BaumeiMr und Bu-
8tAiisü«rtie MitUiuilunfiru ütirr diu Ki-tlu-tll^t-nc ab drr III- tJaiwraJ-Vertaiiwnliioii do* ttthm In Fmihtit. — Ht*ittt>*uim'i4ii'n4>-Uu tu MiiutU-r i. W. — Au* der Fach-
Verband«) tk'«t»rFi«r Arrhiteateu- und Ingrtiievr-VcrHne tu D roden. — Darkdorkirag | litteratur. — Brief- uad Kragckaattn.
385
Die III. General-Versammlung des Verbandes deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine zu Dresden
1.-5.
1878.
(StrlUM..)
er zweite Versainmlangstag, Dinstag, der
3. September, begann wiederum mit
einigen Spezial - Besichtigungen, deren eine,
bereite erwähnte, dem kgl. Schlosse galt,
während die zweite dem Chemischen La-
boratorium des Polytechnikums ge-
widmet war, wo Hr. Hofrath Prof. Schmitt
einige interessante Experimente in Aassicht gestellt hatte.
Um 9 Uhr Morgens traten die beiden Abtheilungen für
Architektur und für Ingenieurwesen zu ihrer ersten
Sitzung zusammen. Die vom Vororte beabsichtigte Bildung
einer dritten Abtheilung für Maschinenwesen, die in Berlin
und Manchen unterblieben war, aber bei der eigenartigen
Zusammensetzung des Sachsischen Ingenieur- und Architekten-
Vereins ihre entschiedene Berechtigung hatte, gelang leider
nicht, da eine genugende Betheiligung nicht zu erzielen war.
Auch die beiden anderen Sitzungen, die unter dem Vorsitz
der Hrn. Prof. Giese und Geh. Finanzrath Köpcke aus
Dresden prograinmgemäfs verliefen, waren nur auffallm
schwach besucht.
Einer desto stärkeren Betheiligung hatte sich der auf
den Nachmittag dieses Tages angesetzte Ausflug nach
M e i f s e n zu erfreuen, dessen im höchsten Grade gelungener
Verlauf als Glanzpunkt und Krone des gesummten Festes zn
betrachten ist. Zwei groise Dampfer fahrten die etwa
1200 Köpfe zählende Gesellschaft, in der die anmuthige
Damenwelt Dresdens wohl die Mehrheit behauptete, von der
August us-Brücke stromabwärts. Nach einer fast zweistün-
digen Fallit durch die liebliche, von Weinbergen begrenzte
Landschaft des unteren Elbthals wurde die alte, von dem
Porphyrfelsen der Albrechtsburg mit seinen Baugrup]>cn über-
ragte Markgrafenstadt erreicht, wo tausendstimmiger Jubel
die Gäste mit einer Herzlichkeit willkommen hiefs, die der
vor 2 Jahren zu Tölz entwickelten in nichts ' nachstand.
Ueberau Laub- und Fahnenschmuck, überall festliches Wogen
und Drängen, überall fröhliche Gesichter, die dem bergan
steigenden, von mehren Musikkorps begleiteten Festzuge ent-
gegen strahlten. Vom hohen Balkon des Rathhauses herab,
wo die Väter der Stadt entblöfsten Hauptes in ernster Würde
sich aufgestellt hatten, brachte zunächst Meilsens Bürger-
meister den auf dem Marktplatz versammelten Gästen einen
kurzen, kernigen Grufs und ein urkräftiges Hoch entgegen,
das diese begeistert erwiederten. — Ein zweiter nicht minder
feierlicher Empfang harrte unserer auf dem Hofe der
Albrechtsbarg, von dem durch eine zwischen Dom und Korn-
haus errichtete Ehrenpforte ein engerer Bezirk für die Auf-
nahme der Gesellschaft abgegrenzt war. Von der ober-
sten Loge des Treppenthurms bliesen mittelalterlich kostü-
mirtc ,.Zinkemsten** eine schmetternde Fanfare; in den
unteren Logen hatten in echt malerischer Gruppirung die bei
der künstlerischen Ausschmückung des Schlosses betbeiligten
Maler — an ihrer Spitze Hr. Geh. Hofrath Dr. Rossmann
— und daneben deren Damen Platz genommen. Nachdem
Hr. Dr. Rossmann, der dem Verbände aus Veranlassung
seines Besuches eine besondere, in beschränkter Zald unter
die Mitglieder der Versammlung vertheilte Festschrift: „Die
künstlerische Ausschmückung der Albrechtsburg
zu Meilsen'* gewidmet hat, der Gesellschaft den Grufs der
ausgesprochen und dem Burgherrn ein jubelnd
s Hoch dargebracht hatte, lud er die Gäste,
auf welche seitens der Damen ein wahrer Blumenregen er-
e, zur Besichtigung des Schlosses ein.
Was wir daselbst gesehen haben, entzieht sich einer
Schilderung und Beurtheilung an dieser Stelle, obwohl die
Leistungen mittelalterlicher Dekoratious- Malerei, welche Hr.
Prof. Händel aus Weimar dort entwickelt hat, dringend zu
einer solchen heraus fordern. Es ist uns bereits vor einiger
Zeit Hoffnung gemacht worden, das über dieselben abgegebene
Urthcil eines kompetenten Künstlers mittelalterlicher Schule
auszugsweise wiedergeben zu dürfen. Die figürlichen Wand-
malereien ans der Geschichte der Burg und des sächsischen
Forstengeschlechtcs, an denen die Maler Dietrich, Oehme,
Diethe, Hofmann, Prcller, Scholtz, Choulant,
Marshall, Spiefs und Kiefsling betheiligt sind, stehen
in der Ausführung noch so weit
über sie verfrüht wäre. —
dass ein Bericht
den Dom, in dessen weihevoUen Hallen der Gennss einer
trefflichen Gesang - Aufführung uns dargeboten wurde. Dann
ging es an die „gesellige Vereinigung", deren Schauplatz ein
im Burghofe aufgeschlagenes Riescnzelt sein sollte, die jedoch
bei dem unvorhergesehenen Massenandrange der Besucher
auf die benachbarten Hallen und bis in alle Winkel des Hofes,
wo nur unter Benutzung der primitivsten Hülfsmittel ein Sitz
iinprovisirt werden konnte, sich ausdehnte. Der Stimmung
der Gesellschaft, welche durch die Stätte des Festes, durch
die brausende Musik und die Gesangs-Vorträge des Polytech-
niker- Vereins Erato nicht minder angeregt wurde, als durch
den mit Unrecht übel beleumundeten, von altdeutsch kostü-
mirten Jnngfrauen verschenkten Meifsener „Weifsen" und
„Rothen", that diese Nothlage nur geringen Eintrag. Während
Trinksprüche ausgetauscht und ungezählte Flaschen — darunter
ein vom Meifsener Rath gespendeter „Ebrentruuk* — geleert
wurden, hüllten die Schatten des Abends den Burghof allmählich
in immer tieferes Dunkel, das jedoch lodernde Kiehnpfannen
und rothe bengalische Flammen, die in den Logen des Treppen-
thurmes sowie im Innern des Domes entzündet wurden, als-
bald erfolgreich verscheuchten. Auf der Höhe festlicher
Freude begeisterten die zündenden Klänge der Musik einen
Theil der Gesellschsft sogar so weit, dass ein Tanz auf dem
holprigen Pflaster des Hofes sich entwickelte. Unter dem
Geleit eines mit Stablaternen versehenen Bürgerkorps wurde
schliefslich der Rückmarsch durch die zum Tlieil illuminirten
Strafsen der Stadt nach dem jenseits der Elbe hegenden
Bahnhofe angetreten, während Burg und Dom noch immer
in rothem Feuer strahlend den Scheidenden ihren Abschieds-
?rufs zuriefen.
Dass die Befriedigung der Festgenassen über die ihnen
gewordene Aufnahme eine allgemeine war, brauchen wir kaum
noch zu versichern. Ehre dem Dresdener Festkoniitc, das
die trefflichen Veranstaltungen getroffen. Ehre und Dank
aber auch der Bevölkerung Meifscn's, deren freiwillig ge-
botene Theilnahme dem schönen Feste doch erst die eigent-
liche Weihe gegeben hat. Möge sie versichert sein, dass die
unter ihnen verlebten Stunden jedem von uns unvcrgcsslieh
sein werden! —
Sei es, dass der Ausflug, an welchen sich für die schon
am 10 Uhr nach Dresden Zurückgekehrten selbstverständlich
noch ein längeres Zusammensein an verschiedenen Orten an-
geschlossen hatte, die Gesellschaft doch etwas ermüdet hatte,
sei es, dass das Programm der für den nächsten Morgen,
Mittwoch, den 4. September, angesetzten Abtheilungs-
sitzungen es ihr nicht hatte anthun können: Thatsachc
ist es, dass dieselben noch schwächer besucht waren, als
Tags vorher. In der Arehitektur-Abthcilung hatten sich nur
7 Personen eingefunden, um den Vortrag über das dem
Fabrikanten Friedrich patentirte Desinfektions - Verfahren mit
anzuhören! — Auch an der zweiten Plenarsitzung,
welche sich auf die kurzen Referate der Abtheilungs-Vor-
sitzenden und ein Schiasswort des Herrn Vorsitzenden be-
schränkte, nahm nur ein verhältnissmäfsig geringer Theil der
Versammlung Theil.
Nach einer kurzen Pause, die thcils zur Besichtigung
der mechanisch-technischen Sammlungen des Polytechnikums
unter Leitung des Hrn. Regierungsrath Prof. Dr. Hart ig,
theils zum Besuche der Ausstellung benutzt wurde, folgte
diesem etwas trockenen offiziellen Schlüsse der Versammlung
der festliche Abschluss derscll>cn durch ein im Saale des
Gewerbehauses gefeiertes grofsartiges Festbankett. Der
Verlauf solcher Feste ist im allgemeinen ein so typischer,
dass es einer Schilderung desselben hier kaum bedarf. Wir
begnügen uns mit der statistischen Notiz, dass die Anzahl der
Reden — unter denen nur die des Vorsitzenden, Hrn. Stdtbrth.
Friedrich - Dresden auf Kaiser Wilhelm und König Albert,
des Stadtverordneten - Vorstehers Hrn. Hofrath Ackermann-
Dresden auf den Verband und des Hrn. Brth. Ende-Berlin
auf den Vorort nnd das Festkomite erwähnt seien — i. G. 19
die von Hrn. Hofcchauspielcr Löber
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386
vorgetragene, von Dr Koppel gedichtete architektonische Kapu-
ziner-Predigt, welche mit Recht ebenso viel Beifall fand, wie das
laanige, von der Gesellschaft
Festlied. —
Den Abend brachte ein grofser Tbeil der
im kgl. Hoftheater zu, für das dem Komite zu diesem Behuf
eine gröfsere Zahl von Billcts zu ermafsigten Preisen zur
Verfügung gestellt war — leider ohne dass die bezl. Platze im
Zusammenhange standen und der Besuch untrer Gesellschaft
dadurch als ein korporativer sich geltend machen konnte.
Zur Aufführung gelangte eine Festoper alten Stils — Iphi-
genie in Au Iis von Gluck — eine Wahl, die vielleicht
mehr befriedigt hätte, wenn der Genuss dieser klassischen
Musik nicht so unvermittelt an die Tafclfrcudcn des Banketts
sich angeschlossen hatte. —
Der letzte Tag der Versammlung, Donnerstag, der
5. September, war alter Tradition gcmäfs einem bis zu
weiterer Kntferaung erstreckten Ausfluge gewidmet. Die
der neuen Bahnstrecke Schandau - Bautzen, die
Verbindungslinie mit der Strecke Pirna -Camenz
hat eine Anzahl hishcr wenig gekannter
Gcbirgs-Particri erschlossen und eine Eisenbahn-Rund-
fahrt durch die Sächsische Schweiz ennoglicht. Eine
solche war seitens des I.okalkomitcs für unsern Ausflog be-
stimmt worden und führte die Gesellschaft, von welcher die
Damenwelt wiederum einen hervor ragenden Theil ausmachte,
über Pirna und I/ohmcn, an Stolpen und seiner malerischen
Ruine vorbei, zunächst nach Neustadt, wo das Frühstück
eingenommen wunle — dann über Sebnitz und durch das
Schnitz-Thal nach Schandau, wo in verschiedenen lokalen ge-
s|H'ist wurde — endlich am linken Elbufcr über Pirna zurück
nach Dresden. Die landschaftlichen Reize der neuen Bahn-
strecke, die in ihrem letzten Theile das Gepräge einer echten
Gebirgsbahn tragt und hier bald den Einblick in reizvolle
Tbäler. bald Fernsichten nach den Höhen der sächsischen
Schweiz gewahrt, sind wohl von keinem der Theilnehmer an
der Fahrt unterschätzt worden. Als die Gesellschaft jedoch
nach fast 5 Stunden Schandau erreichte und hier die Schön-
heiten des herrlichen Elbthals in der vollen Pracht eines
heiteren Sommertages sich aufthaten, da lag für manchen die
Frage nahe, ob der für Dresdener Feste typisch gewordene
Ausflug über Wehlen und den Uttewalder Grund nach der
Bastei, mit einer Rückfahrt auf der Elbe, nicht doch genuss-
reicher gewesen sein würde.
Für den Abend war ein Schlussfest auf dem Belvedere
der Brühl'schen Terrasse mit Elbe-Beleuchtung und Feuerwerk
in Aussicht genommen. Die letzteren Zuthaten fielen aus
und aus dem ,.Fest'1, zu dem der enge, dicht gefüllte Theil
des Lokals, welcher diesmal als Schauplatz diente, auch
keinen Raum gewährt hätte . entwickelte sich eine harmlos
gemflthliche Vereinigung einzelner Gruppen, die noch einmal
die Eindrücke der genossenen schönen Tage mit einander
besprachen, um dann in der Hoffnung eines fröhlichen
Wiedersehens an anderem Ort Abschied zu nehmen. —
Unser Bericht ist hiermit zu Ende. Es erübrigt ledig-
lich ein Wort des Dankes, das wir — wenn auch nicht im
Namen, so doch gewiss im Sinne aller auswärtigen Fest-
genossen — unseren sächsischen Kollegen und speziell den-
jenigen Mitgliedern der beiden Dresdener Vereine darbringen
wollen, auf welchen die Mühen und Sorgen der Versammlung
gelastet haben — die letzteren sogar vermuthlich noch
lasten. Mögen sie für ihre Anstrengungen und Opfer durch
das Bewusstsein sich entschädigt halten, dass sie den hohen
Ruf ihres Landes und ihrer Stadt unter schwierigen Um-
ständen glänzend behauptet haben, dass die Bande freund-
schaftlicher Anhänglichkeit, welche so manchen deutschen
Architekten und Ingenieur mit Sachsen und den dortigen
Fachgenossen verknüpfen, thcils gefestigt, theils in weitere
Kreise ausgedehnt worden sind! —
Aber noch liegt uns eine Pflicht ob, der wir uns im
Interesse des Verbandes, und darüber hinaus im Interesse
unseres Fachs, nicht entziehen dürfen, so peinlich sie auch
diesmal zu üben ist. Wie bei den voran gegangenen letzten
3 Wandcrvcrsammlungcn unserer Berufsgenossen haben wir
das bleibende Ergebniss der Versammlung zu ziehen
und sind in dieser Beziehung zu dem Geständnis« genöthigt,
dass dasselbe unbefriedigender noch niemals ausgefallen ist
und alle diejenigen, denen die Zukunft des Verbandes am
Herzen liegt, mit ernster Sorge erfüllen muss.
Wir haben hierbei nicht den verhältnissmäfslg schwachen
Besuch der Versammlung im Auge. Sollte derselbe für die
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
r
21. September 1R78
Vereine wirklich ein namhaftes Defizit (man sprach von
5000 — 10000 M.) zur Folge haben, so werden sich Mittel
und Wege finden, dass die Theilnehmer an der Versammlung,
und im schlimmsten Falle selbst der Verband als solcher,
dasselbe tragen helfen. Spätere Lokal-Komitcs werden ge-
warnt sein und in ihren festlichen Veranstaltungen auf
größere Einfachheit Bedacht nehmen, wie solches die dies-
malige Abgeordneten- Versammlung ja ausdrücklich empfohlen
hat, um die Abhaltung unserer Kongresse auch
kleinerer Vereine zu ermöglichen. Dass wir im
der allmählich geringer werdenden, von uns ans natürlichen
Ursachen erklärten Betheiligung an diesen Versammlungen,
sowie in der dadurch bedingten Vereinfachung des Fest-
Apparates kein Unglück erblicken, sondern im Gegenthcü
hoffen, hieraus allmalüich einen Nutzen für den ernsteren und
wichtigeren Theil, die 1 a ■• bliche Arbeit der Versammlungen,
erblühen zu sehen, haben wir in früheren Jahren des öfteren
schon ausgeführt.
Leider war gerade hierin das
mal igen Kongresses ein
dorn fftr dic&on f+ vro^-k \w li^^si^tiiij— , u, i sol^f 1 1 1 - V | *i r**t t
beschämend. Je stolzer unser Fach mit vollem Recht auf die
wachsende Beachtung ist, welche ihm das Publikum und die
politische Presse zuwenden, desto empfindlicher ist für uns die
Niederlage, welche uns ein Misserfolg bei einer solchen, die
Augen der gesammten Nation anf unsere Leistungen ziehenden
Gelegenheit zuzieht. Und dass wir diesmal eine Niederlage
erlitten haben, hat wohl jeder gefühlt, der die an sich durch-
weg wohlwollenden Berichte las, welche die politischen
Zeitungen über unsere Dresdener Versammlung gebracht haben.
Es erscheint uns dringend geboten, dass der Verband,
und zwar zunächst die einzelnen Vereine desselben, ihr Augen-
merk ernstlich darauf richten, mit welchen Mitteln das fast
völlig verschwundene Interesse an der Arbeit unserer Wander-
Versammlungen neu belebt werden kann. Um eine solche
Untersuchung anzuregen, will der Verfasser es nicht unter-
lassen, ein offenes Wort Ober die Ursachen zu äufsern. welchen
seiner Ansicht nach die zu Tage getretenen Misstande ent-
stammen.
Welche Unklarheit der Ansichten darüber noch herrscht,
dafür liefert die in dem bezgl. Bericht der Berliner Voss. Ztg.
enthaltene Andeutung, dass der Schwerpunkt der Vcrbands-
Thätigkeit zu einseitig in die Abgeordneten - Versammlung
verlegt und dass den Abtheilungen zu wenig Gelegenheit zu
erspriefslichen Beschlüssen gegeben sei, einen Beweis. Es
hiefse Eulen nach Athen tragen, wenn wir in dem Organ des
Verbandes die Grundgedanken seiner, auf rationelle Theilung
der Arbeit berechneten Organisation ausführlich erörtern oder
gar vertheidigen wollten. Wenn auch die so zu sagen poli-
tischen Fragen des Faches im allgemeinen der Beschluss-
fassung durch eine zufällig zusammen gesetzte Majorität ent-
zogen und der auf die Vorarbeit der einzelnen Vereine und
eine allmählich schon zu gewisser Geltung gelangte Tradition
sich stützenden Berathung der Abgeordneten- Versammlung
unterstellt worden sind, so ist in dem, mit den persönlichen
Erfahrungen der Einzelnen zusammen hangenden Gebiet der
ästhetischen bezw. technischen Fragen ein an sich
unerschöpflicher Stoff für die Berathung und Beschlussfassung
unserer Wander- Versammlungen gegeben. Es handelt sich
lediglich darum, denselben in richtiger Weise nutzbar zu machen.
Dies wird geschehen, wenn für die Verhandlung der
Ahtheilungs - Sitzungen — denn um diese handelt es
sich im wesentlichen allein — lediglich solche Fragen auf-
gestellt werden, die an sich im Vordergründe des Tages -
interesses stehen und zu einer Erörterung durch Dis-
kussion heraus fordern, und wenn eine solche Diskussion
durch Bestellung geeigneter Haupt- und Kor-
referenten, sowie durch rechtzeitige Bekanntmachung des
Themas und der Referenten genügend vorbereitet wird.
Wir brauchen nur an die 1. Generalversammlung des
Verbandes in Berlin und den spannenden Verlauf der nnter
fast allseitiger Betheiligung der Versammlung und eines zahl-
reichen Zuhörer- Publikums gepflogenen Verhandlungen Ober
Grundsätze für Stadterweiterung und die Städtereinigungs-
Fragc zu erinnern, um zu zeigen, was auf solchem Wege
sich erzielen lasst und dass es der Wanderversaramlung an
Gelegenheit zu erspriefslichen Beschlüssen durchaus nicht zu
fehlen braucht. Die bezgl. Fragen, sowie die sonstigen zur
Verhandlung gestellten Themata waren von der im vorher
gegangenen Jahre stattgefundenen Abgeordneten- Versammluni
zu Eisenach aufgestellt worden,
(Berlin) lediglich obgelegen hatte,
während
die
es dem Vorort
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N». 76.
DEUTSCHE BAÜZEITÜNG.
387
Winnen. — Der Weg, auf welchem eine rege Theilnahme
and ein des Verbandes würdiges Ergebniss der Verhand-
lungen in den Wander- Versammlungen erzielt werden kann,
ist demnach eigentlich schon gegeben und es liegt im wesent-
lich) nur die Aufgabe vor. der Hindernisse Herr zu werden,
die sich ihm entgegen stellen.
Verfolgen wir den historischen Verlauf und betrachten
wir zunncltst die zweite Wanderversammlung in Manchen.
Das Sachverhültiiiss lag luer insofern anders und ungünstiger,
als die Abgeordneten- Versammlung des Vorjahrs, in welcher
Fragen für die Verhandlungen der Abtheilungen aufgestellt
werden sollten, ausgefallen war. Ks war dem Vorort nicht
gelungen, entsprechenden Ersatz, hierfür zu schaffen, und nur
die eine, in Berlin vertagte Frage Ober Reinigung und Ent-
wässerung von Städten war der Versammlung überkommen —
in der That die einzige, welche eine namhafte Anzahl von
Tbeilnehmern in die bezgl. Abtheilungs-Sitzung zog und zu
einer interessanten, wenn auch resultatlos verlaufenden Dis-
kussion Veranlassung gab.
Für die diesjährige Versammlung in Dresden waren von
der Abgeordneten- Versammlung zu Koburg 3 Fragen zur Ver-
handlung gestellt worden: fQr die Ilochbau-Abtheilung die
Frage Ober die ästhetische Behandlung des Eisens im Uoch-
bau und die (bereits in Eisenach gestellte, in Berlin nur aus
Mangel an Zeit nicht verhandelte) Frage über die Reform
der Kostenanschlage — für die Ingenieur-Abtbeilung die Frage
über Anlage und Transport-Methoden von Wasserstrafseii. —
Die erste Frage ist vom Vorort leider aus der Ilochbau-Ab-
theilung, für die sie bestimmt war, in die Plcnar- Versammlung
versetzt worden — Grund genug, um einer nachtraglichen
Diskussion über dieselbe den frischesten und besten Titeil
der Tbeilnalime zu entziehen, ganz abgesehen davon, dass
die wichtigste vorbereitende Maafsregel zur Herbeifülirung
einer Diskussion, die Bestellung eines Korreferenten,
hier ebenso unterblieben war, wie bei der letzt genannten, in
der Ingenieur- Abtheilung als Vortrag behandelten Frage,
die an sich übrigens lebhaftes Interesse erregte. Für die
Frage der Kostenanschläge war ein Referent überhaupt nicht
zu gewinnen gewesen. Dass Ober den Kinthiss der Renais-
sance auf die deutschen Steiumctzhutten, Ober das Friedrich'-
sche Desinfektions-Verfahrcn, über Messung von Bewegung
an Bauwerken und Ober die Ersteigung des Erzgebirges durch
Zahnrad-Bahnen nicht gut diskutirt werden konnte, wahrend
andrerseits eine auf sehr oberflächliche Kcnntniss der in den
Vereinen und der Abgeordneten- Versammlung gepflogenen Ver-
handlungen improvisirte Diskussion über die fertigen Beschlösse
der letzteren im Interesse des Verbandes wohl nicht ersprieb-
lich genannt werden kann, dürfte ohne weiteres einleuchten.
Wenn wir unter diesen Umstanden auf diejenigen Theil-
nehmer der diesjährigen General -Versammlung, die der An-
wesenheit in den Abtheilungs-Sitzungen einen Besuch der
Dresdener Museen vorzogen, keinen Stein werfen können, so
liegt es uns ebenso fem, die vorstehend geübte Kritik des
diesmaligen Verhandlungs-Prognunms im Sinne eines Angriffs
gegen den z. Z. funktionirenden Vorort bezw. Vorstand des
Verbandes in die Welt zu schicken. Wir wissen sehr wohl,
dass derselbe angesichts der Schwierigkeit, Vortra-
gende bezw. Referenten für die Zwecke der Ver-
sammlung zu fiuden, in einer gewissen Nothlagc sich
befand, «De jedes herbe Urtncil gegen seine Maafsnahmeu
ausschliefst
Ist ein solches überhaupt berechtigt, so kann es — und
dies ist der Kern unserer Auseinandersetzungen, mit dem wir
diese schliefsen wollen — nur gegen den Indifferentismus
sich kehren, mit dem ein namhafter Theil unserer,
durch Talent, Erfahrung, einflussreiche Stellung
und Ruf hervor ragenden Fachgenossen den in der
Thätigkeit des Verbandes und der zu ihm gehöli-
gen Vereine verkörperten Bestrebungen zu einer
Zusammenfassung aller Kräfte unseres Faches in
gemeinsamer Arbeit gegenüber steht! Wenn viele
der leistungsfähigsten Kräfte des Faches sich von unseren
Versammlungen ausscldiefsen, wenn sie die Verhandlungen
derselben von vom herein als zweck- und werthlos betrachten
— wie soll es gelingen, dauerndes Interesse und befriedigende
Erfolge für die letzteren zu erzielen! —
Dies ist der Punkt, an dem nach unserer Ansicht die
Bestrebungen zur Hebung unserer Wander -Versammlungen
zunächst einzusetzen haben. Für die formale Behandlung
der vorbereitenden Maafsrcgeln wttssten wir in der That
keinen besseren Weg als den schon oben empfohlenen vor-
zuschlagen — nur dass wir befürworten möchten, in den
Vereinen die Frage geeigneter Vorschläge für die
Verhandlungen der General-Versammlung recht-
zeitig in Anregung zu bringen, sowie öffentliche Auf-
forderungen zur event. Uebernahme der bezogt.
Referate zu erlassen.
Hoffen wir, dass die Gelegenheit zu ähnlichen Klagen
und Erörterungen uns nicht wiederkehre!
-F. —
Die Gotthard -Bahn.
18.
Auf der Sii J sei tc sind auch in diesem Jahre die Schwierig-
keiten die größeren gewesen. Im März zerstörte eine Lawine die
Tessin- Wasserleitung bei Fnntana, wodurch auf 10 Tage das
Wasser abgesperrt wurde; am 17. und
Airolo ein irrölserer Brand statt
richtungen verschonte, aber viele Womi
28. September explodirten 4 Kompressionsluft-Reservoirs, wodurch
der Dienst der Luft-Lokomotiven »ehr beschränkt wurde, und seil
alledem erwies sieb anhaltend die Wasserkraft der Tremola und
des Tessiu als unzureichend. —
Am Kode de» Rerichtjahres waren 8276» Rollbahnen von
1» Spurweite, und zwar 6676 » innerhalb, 1GO0- außerhalb des
Tunnels vorhanden. Auch auf der Südseite wurde begonnen, den
Montechargcn-Betrieb durch Rampen-Betrieb zu ersetzen.
Von 88 vorhandenen Bohrmaschinen waren: 45 Stück nach
System Mac Kcan, 14 Stück dergl. zum Vertikalbohren, 22 Stock
nach System Mac Kean-Seguir, 7 Stück nach System Ferrou*.
Zumeist waren die Mac Kean'nchen Maschinell in Th&üfrkeit.
Die Resultate des anf der Sodseite erlangten Baufortschrittes
giebt die umstehende Tabelle m an.
Die Geaammtleistung rar die Sodseite am Ende des Jahres
1877 nach dem vertragsgemölsen Diagramm von 45,1 !■ er-
giebt sich zu:
Richtstollen (reduzirt) 4248,0
Kalotte 41IK),0
Sohlenschlilz . . . 2909,0
Strosse 2345.0
7,2 = 32 709,6 *■
9,5 = »8 950,0 „
9,5 — 27 636,5 „
18,4 = 43 148,0 „
~ s«7~
142 443,1
d. L 3156,1 lfd.'» vollständig ausgebrochenes Tunnelpro
von fällt anf das Berichtjahr eine Leistung von 69 433,6"»» ent-
sprechend einer Tunnellänge von 1317,8», was gegen bez. 857,4»
im Jahre 1876 zwar einen bedeutenden Fortschritt ergiebt, ob-
schon die Fertigstellung noch immer 212,2" hinter der im Hau-
programm zu 1530« normirten Jahresleistung zurück geblieben ist
Tabelle IV. enthalt Resultate rar durch Maschinenbohrung
(Mac Kcan;
Zur Beurtheilung der erzielten Bohr -Leistungen ist
fuhren, dass von 3619,6» ab das Gotthard-Massir "
welches bis 3982»
orauf derselbe bis 4311»
von da bis Ende (4613,6 -)
leicht zu
der Sella-Gneis war zwar fester, aber
Von 4540» bis 4740" wurde eine
von vielfach gebrochenen und ze rotteten, zerquetschten und theil
weis lattig versetzten, sehr druckhaften Sellagneis-Schichten durch-
fahren, aus welchen ein Wasserzuflusa bis 10' pro Sekunde sich
ate Wasserabfluss an der Tunnel
— I>e.r Glimmer-
bob sich gut ab,
laicht gewinnbar.
ers schlechte Partie
irgab. Der gesamtste
hob sich auf 219 > pro Sek.
Die Leistungen im Pirststollen blieben 260 » hinter der pro-
graminmäfsijren Forderung zurück, hauptsächlich wegen der
11 Mgigen Unterbrechung im Juli, die in Folge eines Nieder-
bruches entstand. In der zerrütteten Partie erhielt der Stollen
6 bis 6,5 1» Querschnitt und es erfolgte der Abbau mit Vorthei)
in 3 Etagen. Der durch Handbetrieb aufgefahrene Soblenschlitz
rückte mit dem Gewölbe vor, der Abbruch der Strofse wurde
erleichtert durch Ableiten des Wassers in die seiüiche
Dohle. —
Den Tunnelbau im allgemeinen betr. wird im Bericht
angefahrt, dass in Folge der bedeutenden Installations-Arbeiten
dem Bauunternehmer von seiner Kaution 1 500 000 Fr. zurück
gewährt, auch einige unwesentliche Modiiikationen der Xurmal-
protile vereinhart worden sind.
Den Arbeitsstand am Ende des Geschäftsjahres (31. De-
!>er 1877) ergiebt unter Vergleich mit dem im Nachtragsver-
vom 21./26. September 1876
trag von
Tabelle
Hiernach haben die Erweiterung der Kalotte und die Ge-
wölbe-Mauerung die programmJLfsigo Leistung aberschritten; im
allgemeinen sind jedoch die Rückstände gegen das Bauprogramm
noch immer gewachsen. Der Geschäfts - Bericht spricht die Hoff-
nung aus, dass eine Beschleunigung der Arbeiten durch vermehrte
Angriffe in nächster Zeit zu ermfiglichen sein wird, wofür aller-
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388
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
21. September 1878
Tabelle III.
Arbeitsleistungen und Arbeiterzahl auf der Südseite des Gotthardtunnels.
BetrfrbauiiK
tu
ilt lADitr».
Kichtstollen
Erweiterung ,
Sohlonschlitz
Strohe ,
Gewölbe
• ►estliches Widerlager .
Westliches Widerlager .
Kanal
Arbeitorzahl im Mittel .
Arbeiter/ahl im Maximum
3619,6
2461,0
1676,0
1120,0
1 550,1
738,2
1124,3
132,0
|
1
i.
f
i
I
97,4
I03,o
lOS.I»
49,0
103.9
n;2,n
1542
1684
79,8
102,0
82,0
81,0
!0K,1
13H.9
1030,0
1021
1832
75.1
100,0
91,0
I2«i,0
120,8
63,0
180,4
110,1)
1598
1755
115,1
99,0
90,0
123,0
133.0
117.0
121,5
368,6
1786
1938
10-1,2
136,0
8!t,(l
97,0
100,0
83,2
2i i7,r.
1910
2077
89,1
148,0
94,0]
135.0
1J7.1
*V
115,6
81,0j
209o'
2230
65,8
219,0
86,0
114,0
196.7
177,7
137,8
135,0
2224
2329
100,4 78,6 106,3
168,0 99,0 161,0
123.0 101,0 125.0
69,0 118,0 134.0
248,6! 164,9 180,1
130,4 «4,0 198,8
120,9 70,2 116.8
108.01 00,0 107,0
2168! 1757 1904
2359 1990 3068
I
36,4 j 40,3
131,0, 174,<
131,o 113,<
105,0 80,t
99,51 Ii
147,1 1 40,
130,6 105,5
113,0 145/
0
,0
i <;■.»!
ih:w
l«5<!
lw>2
994,0
1639,0
1233.0
1225,0
lliül.i,
1213,0
1520,5
2465,0
* c
Ii
461 3,0
4100,0
2909,1)
2345,<)
3199,7
1951.2
2044,8
2597,0
Tabelle IV.
Uebereicht der Resultate der Maschinenbohrung im Richtstollen bei Airolo.
Gegenstand.
i
J
|
M
4P
m
4ji
|
31
t
<
i
i
■i
—}
!
I
1
S
o
d
i
|
fei
■
I
I bU S BohnBiKhlnn
M.r Kol
!■ ThStink-i;
1. Monatgfortschritt m. Maschinenbohrung ■
97,4
■
79,0
75,1
116,1
104,2
89,1
65,3
106,4
78,6
106,3
36,4
40,3
z. i uguciier r ortscnntc im iJurnnscnniu „
3,887
8,861
2,370
1 1 U i
8,482
2,620
3. , » ■ Maximum »
4. Anzahl der vorgenommenen Bohrungen
4,4
4,6
4,8
6,0
4,8
4,3
4,3
4,6
4,4
6,0
8,9
2,8
97
83
73
114
102
88
67
104
81
101
84
85
5. Dieselbe, reduzirt auf 10 Meter Stollen-
9,96
10,40
9,72
9,90
9,79
9,87
11,26
9,77
10,20
9,60
9,34
8,68
6. Ausgenutzte Arbeitszeit in Std. u. Min.
711*
638'»
497«
712»
727»«
716"
476>"'
722 JU
606"
734»»
723"
731"
7. Verlorene ,, ■ » .
30'»
33'"
244«
10*»
16*'
h~
269"
18«
114»
5»u
3""
8. Durcb&chnittliche Zeit für eine Bohrung,
Std. u. Min.
4«
3"
8"
S»1
4»
6"
4"'
3»
4"
4"
3"
9. Durchschnittliche Zeit für Abschieben
und Abräumen, Std. u. Min
3»
3»
2»»
2«
2"
2».
8»*
2»
2"
8»
19*»
17»
10. Anzahl der Bohrlöcher zusammen . .
1563
1308
1281
1850
1742
1511
1072
1744
1416
1676
244
469
11. Dieselbe, reduzirt auf 10» Stollenfort-
160,47
163,93
163,91
160,73
163,15
169,58
164,16
163,38
188,16
167,66
67,08
113,89
12. Mittlere Anzahl der Bohrlöcher in der
Stollenbrust nach jeder Bohrung . . .
16,11
15,75
16,86
16,22
17,07
17,17
16,00
16,77
17,48
16,69
7,17
18,11
13. Mittlere Tiefe eines Bohrloches in ■ .
1,074
1,059
1,115
1,077
1,080
1,102
1,034
1,105
1,075
1,117
0,994
1,045
14. Summe der mittleren Lochtiefen aller
Bohrungen (angebohrte I'ostenlange) in »
104,2
87,9
81,4
122,8
110,1
97,0
69,3
114,9
87,1
112,2
33,8
36,6
15. Dieselbe, reduzirt auf 10» Stollesfort-
10,70
11,02
10,84
10,67
10,68
10,89
10,61
10,79
11,08
10,62
9,28
9,06
16. Lange der Bohrlöcher zusammen in m
1696,1
1402,2
1372,8
1993,2
1881,9
1665,4
1108,9
1929,6
1522,8
2872,0
242,5
479,6
17. Dieselbe, reduzirt auf 10 ■ Stollenfort -
174,14
175,71
182,80
178,17
180,61
186,90
169,82
181,18
194,65
270,17
60,62
119,0
18. Anzahl der verwendeten Bohrmaschinen-
485
415
365
456
408
352
801
468
364
464
153
157
19. Anzahl der reparaturbedürftigen Bohr-
36
10
16
24
40
SO
18
34
36
40
4
8
20. Anzahl der reparaturbedürftigen Bohr-
maschinen, in Prozenten
7,42
2,41
4,38
5,26
9,80
8,62
6,98
7,26
9,89
6,81
2,61
6,09
21. Zeit für 1 •» Bohrloch mit 1 Maschine,
Std. u. Min.
l**t
lUTi
1°',
0«',
0",
1«.
1«"t
0»'»
l»i
0M.
22. Mittlere Luftspannung vor Ort, Atmo-
1,6
1,6
2,1
2,2
2,1
2,1
2,2
2,2
2,2
3,4
3,7
3,3
Tabelle V.
Arbeitsstand des Tunnelbaues.
ArbelutttBtl
un 31. I •- / Ii' • 1*7*
Laiming
Im Jahr« 1677
Arbfltnuaü
un IL Dtirolni 1*77
Art*t'tl»Ki1l«aR.
n»cli
in
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In
nti'h
Ii
PmgTfcfuio
Wirklichst
MkNat,
Wlrklirakrlt
Dürrn».
Programm
WirUJrhlull
IXOnm.
m
ra
rn
tn
m
,11
Erweiterung
Sohlenschlitx
Vollendeter Tunnel . . .
740t»
50i»2
6040
3624
4128
3608
7436,1
6107,2
8828,0
2786,6
2919,1
2312,4
+ 36,1
+ 15^2
— 1218,0
— 838,5
— 1208,9
— 1295,6
2850
2844
2904
2904
2!H>4
2224,5
3333,4
2094,3
1930,8
3046,2
2142,1
283,6
+ 477,4
— 749,7
— 973.2
+ 142^
— 761,9
9908
7948
78JM)
6528
7032
6512
6080
9660,6
8440,6
6922,3
4716,3
5965.3
4454,5
3742,2
— 247,4
-f- 492,0
— 1967,7
— 1811,7
— 1066,7
— 2057,5
- 2337,8
d by Goc
N«. 7«.
DEUTSCHE BAÜZEITUNG.
389
Die m dieser Zeit bewirkte Ma
innung von ca. 5(! ODO «™
Gesammt- Ausbruch von ca. 1242 ™, was um ca.
150" gegen die fQr beide Seiten programmäßig fest gesetzte Aus-
bruchs-Länge zurück bleibt Ein bedenkliches Zurückbleiben ist
für den Augbruch der St rode zu konstatiren und es erscheint
fast unmöglich, in diesem Tunneltheile durch vermehrte An-
sehung von Bohrmaschinen den Fortschritt nach Wunsch zu be-
schleunigen. —
Die Teasinischen Thalbahnen, die das Schmerzenskind
der Gotthard-Unternehmung bilden, haben in dem Berichtsjahr
nur wenig Baukosten verursacht, da die Station« - Gebäude zu
ßellinzona, Locarno, Cadenazzo und Lugano nunmehr in Be-
nutzung genommen werden konnten and die Neuanlagen sich auf
lleberladungs- Vorkehrungen zwischen Eisenbahn und Dampfschiffen
zu Locarno und Melide beschränkten.
Die Resultate des Betriebs dieser Bahnen sind ganz ahnlich
wie im vorigen Berichtsjahr, nur noch etwas ungünstiger, da aus
dem Personen-Transport 52 000 Fr., aus dem Gepäck - Transport
1900 Fr. und ans dem Güter-Verkehr 5100 Fr. Minder-Einnahinen
gegen 1876 resultiren — ein trauriges F.rgebnisB, das vor Inbetrieb-
setzung der ganzen Linie voraussichtlich sich noch öfter wieder-
holen durfte. Dasselbe lässt befürchten, dass die Kostspieligkeit
der Teasinischen Thalbahnen die Prosperität des ganzen Unter-
f. „Die finanzielle
15. Juni 1878
i Zeitungs-
Berlchte ist noch einiges aber den derzeitigen Stand, insbeson-
dere die Finanzlage der Bahn hinzu zu fugen, wobei wir zur
Vermeidung von Wiederholungen auf das Referat in Xo. 87 v. J.
dies. Zeitg. Bezug nehmen.
A. a. 0. ist erwähnt worden, dass die vom 4. bis 13. Juni 1877
in Luzern versammelt gewesene internationale Konferenz für die
zur Ausführung empfohlene Linie Immensee -Pino einen Kosten-
Anschlag von 227 000 000 Fr. find. Baukosten für Cadenazzo-
Locarno und Lugano-t 'hiassoj akzeptirte und in Vorschlag brachte,
dass der Mehrbedarf gegen den ursprünglich 1869 aufgestellten
Anschlag von 167 000 000 Fr. durch Nachsubventionen (Deutsch-
land und Italien je 10, Schweiz 80OO000 Fr.), sowie durch
Heranziehung von Privatkapital gedeckt werde.
Die Direktion, vom Schweizerischen Bundesrath veranlasst,
sich darüber zu erklaren, wie sie die 12 000000 Fr. an Privat-
kapital beschaffen zu können glaube, bat dann nochmals den
Voranschlag genau geprüft, auch, wie schon erwähnt, den Baudirektor
Presset von Wien zur Revision veranlasst und eine Reihe von
Abänderung» - Vorschlägen aufgestellt; dieselben balanciren sich
jedoch so, dass auch die Gesellschafts-Organe die von der inter-
nationalen Konferenz zur Ausführung des reduzirten Netzes er-
anerkennen
der Vollendungs-Termin am 1.
wird, da jedes Jahr verlangen
ca. 4 000 000 Fr. erfordern würde. Es waren dann lange Verhand-
lungen nothwendig, um das Finanz-Konsortium zu bewegen, die
4. Quote von 20 000 000 Fr. in Obligationen zu "
wurde am 12. Febr. d. J. in Berlin der diesbe
abgeschlossen, so dass es möglich wurde, noch für 6000000 Fr.
hypothekarisch sicher gestellte Obligationen kreireu zu können,
indess der fehlende Rest von 6 000000 Fr. durch Obligationen
mit 2. Hypothek, welche den Bauunternehmern an Zahlung» Statt
mit ausgehändigt werden »ollen, beschafft werden soll.
Es wird hierbei voraus gesetzt, dass die Aktionäre die auf
die Aktien noch ausstehenden Raten leisten werden, obschon auf
Verzinsung derselben nur »ehr geringe Aussicht vorhanden ist
Die Beschaffung der Staatssubvention gestaltet sich am
schwierigsten in der Schweiz, da Deutschland wie Italien die ihnen
zufallenden 10 Mill. Fr. bewilligt haben, indem die kompetenten
Regierungsfaktoren darüber klar waren, dass ohne weitere Staats-
subvention das Unternehmen scheitern würde und das» alles auf-
geboten werden müsse, um eine Auflösung der jetzigen Gesellschaft
z.i verhindern. Der Schweiz, welcher, wie erwähnt 8 MilL Fr.
als Nacbsubvention zufielen, standen 2 Wege zur Beschaffung offen,
indem zunächst in Frage kam: 1. Repartition dieser Nacbsub-
vention auf die 2 Bahngesellschaften und 13 Kantone (in erster
Linie Basel, Zürich, Aarau, Luzern, Bern und namentlich Tes»in)
analog dem Vertheilungsmodus, welcher bei der ursprünglichen
Subvention von 20 Mill. Fr. angewendet worden war — oder aber
2. Beschaffung des Bedarfs aus Bundcsmitteln. So schwer es auch
den beiden Eisenbahn-Gesellschaften geworden ist, so haben doch
beide den ihnen nach dieser Repartition zufallenden Betrag von
1'/» Hill. Fr. bewilh'gt Die Delegirten der betheiligten Kantone
dagegen haben von dem Rest von 6V, MilL Fr. nur S'/i Mill. als
Nachsubvention tibernehmen wollen, die übrigen 3'/» Mill.
aber durch den Bund erbeten. Bei Uerathung in den einzelnen
Kantonen hat sich jedoch ergeben, dass von den 3</j Mill. nur
1 '/j Mill. Fr. bewilligt worden sind, indem gerade in den Hanpt-
kantonen Bern und Zürich der oberste gesetzgebende Faktor,
die Volksabstimmung, die Gewährung der Nachsubvention ver-
worfen hat'
Es blieb sonach nur die eine Möglichkeit, die Subvention
(im Betrage von 6',', Mill. Fr. nach Abzug des von den beiden
Bahngesellschaften zu leistenden Beitrages) zur Gewährung aus
Bundes mitte In zu empfehlen, und es hat der Bundesratb dies anch
vorgeschlagen, jedoch mit der etwas gefährlich erscheinenden
Zusatz -Bestimmung, dass dieser Besch) uss einer allgemeinen
Volksabstimmung unterbreitet werden solle. Trotzdem eine starke
Minderheit die Verwerfung der ßundessubvention anstrebte, hat
der Nationalrath am 8. August d. J. die Gewährung der Nach-
subvention von O'/i Mill. Fr. beschlossen und sofort den Luzerner
Gotthardvertrag unter Vorbehalt der Erledigung der Monte Cenere-
Frage ratifizirt Auch der Stande rath hat vor kurzem seine
Zustimmung ertheilt, so dass, falls auch die Klippe der Abstimmung
durch das schweizerische Volk glücklich umschifft werden sollte,
alle Faktoren die erforderliche Zustimmung ertheilt haben werden
und die Rekonstruktion der Unternehmung als erfolgt zu betrachten
ist Wird auch vielseitig bedauert, dass der thätige Direktor des
ganzen Unternehmens, Dr. Escher, definitiv zu gänzlichem Rück-
tritt von der Direktion gerade in jetziger Zeit
sehen hat, so erscheint doch der Umstand für «las
gunstig, dass
>g <ä forfait)
Uber die Betheiligung an der III. General -Versammlung
Architekten- und Ingenieur -Vereine zu Dresden.
(Warn dl« HWk »uf 8. *HO.)
Wie bei den ersten beiden Kongressen des Verbandes ver-
öffentlichen wir auch diesmal eine Statistik des Besuchs unserer
General- Versammlung, der die am Abend des 4. September ge-
schlossene Präsenzliste zu Grunde gelegt ist Mehrfache Be-
richtigungen, die sich auf die Zugehörigkeit einzelner Mitglieder
zu den verschiedenen Vereinen beziehen, haben wir aus eigener
Peraonal-Kenntniss bewirken können ; wahrscheinlich würden deren
noch mehre nöthig gewesen sein, ohne dass jedoch das Ergebnis»
hierdurch wesentlich beeinträchtigt werden dürfte. In Bezug auf
die Gruppining der Theilnehiner nach ihrem Berufe mussten wir
zu unserem früheren Schema zurück kehren, da die vor 2 Jahren
versuchte strengere Scheidung zwischen Architekten und Ingenieuren
auf Grund der diesmal vorhandenen Angaben sich nicht durch-
führen liefs. Ob wir bei der Scheidung zwischen Architekten und
Bau -Unternehmern, Fabrikanten und Industriellen überall das
Richtige getroffen haben, ist uns ungewiss.
Zar Erläuterung der Tabelle haben wir wenig mehr hinzu
zu fügen. Eine Beteiligung, wie sie der mit 80 \ seines Mit-
glieder-Bestandes vertretene Dresdener Architekten -Verein erzielt
hat, dürfte für wenige andere Vereine (etwa nur in Hamburg)
erreichbar sein. Ebenso ist
sächsischen
689s bezw. 37?j
stärkere, als sie in irgend einem anderen Lande bezw. Orte erzielt
1874 waren in Berlin nur 63,5% Prcufsen und
1, „
Berlins
Prozentsau — 1876 in München nur 889j Bayern und l»5j
Münchener vertreten.
Was die Betheiligung der übrigen Vereine des Verbandes
betrifft, so stehen begreiflicherweise die Nachbarn — voran Leipzig,
demnächst Potsdam, Breslau und Magdeburg — an der Spitze
derselben; warum Berlin mit diesen nicht hat konkurriren können,
ist schon an anderer Stelle erörtert worden.*) Von den entfernter
domizilirenden Vereinen übertreffen Lübeck und Hamburg — wohl
in Folge besonders günstiger materieller Lage ihrer Mitglieder —
an Starke der Betheiligung alle übrigen; auch Württemberg hat
seinen alten Ruf gewahrt und ebenso haben Kassel und der
Niederrhein sich rührig er
Beteiligung auffallig ist.
Dem Berufe nach hatten diesmal — wesentlich in Folge der
starken Theilnahme des Dresdener A.-V. - die Architekten das
entschiedene Uebergewicht vor allen anderen Fachrichtungen.
Dass diätarisch beschäftigte Bautechniker in verschwindend ge-
ringer Zahl beteiligt waren (es mag sein, dass mehre der „In-
hinzu hätten gerechnet werden können) dürfte darauf
dass die „Nnth der Zeit" doch wohl als eine wesent-
des geringen Besuchs der Versammlung mit anzusehen
ist, während ein entsprechender Einttuss der Pariser
und der Münchener Ingenieur-Versammlung aus unserer
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Ho. 76.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
391
Dachdeckung in Rom.
Ks ging uns im Anschluss an einen betr. Wunach, der im
Fragekasten d. 151. ge&ulsert wurde, die nachstehende schätzbare
Mittbeilung zu:
In Rom wird die Deckung der Dacher mit Flach- und Deck-
ziegeln fast ausschließlich angewendet. Dieselbe bewährt «ich im
hiesigen Klima auch sehr gut, zumal in Betracht ihrer gering™
Kostspieligkeit. Freilich werden nicht selten Reparaturen durch
Springen eines Ziegels nothweudig; sie lasseu sich aber mit gröfster
Leichtigkeit ausführen. Von Vortheil hierbei ist diu geringe An-
zahl von Schornsteinen in den römischen Häusern, weil Au-
schlasse derselbeu gerade bei der in Rede stehenden Deckart
sich schwieriger herstellen lassen und am ehesten zu Uudichtig-
das System etc. der qu.
Dächer erläutern. Die
Ziegel erinnern an die
antiken Marmor-Ziegel,
„imbricet" u. „Ityulae",
u. zw. entsprechen den
„imhrictiu die heut
sogen, „ttgole", wäh-
rend die heutigen „ca-
nali" den alten „legutae"
entsprechen.
Gezimmerte Dachstähle kennt das hobtarme Rom nicht , giebt
es doch auch kein Ziuimermanns-Handwerk hier. Die Herstellung
der Dächer l>esorgt der Maurer. Balken oder vielmehr noth-
' 1 4 Lagerflachen versehene Stämme werden, wie sie den
i sind, verlegt, ohne weitere regelinafsige
zu erfahren.
Wo absolut regelmäßig geschnittenes Hob oder gar Zapfen
nothwendig sein sollten, muss der Tischler eintreten. — Bei
den gewöhnlichen Wohnhäusern, deren ftiunie etwa 6 — 7™ im
Lichten weit sind, werden sammiliche Mauern bis zur
Dachfläche in die Höhe geführt Von der einen Quer-
Scheidcmauer zur andern (welche Mauern somit die Biuder-
gespärre vertreten), werden „arcarecci", etwa 20 - 22f«" starke
Kastanienatämme, ohne weiteren Längsverband, etwa 1,20—1,60"
weit von M. %. M., quasi als Fetten verlegt Auf sie kommen
die „tramcelli", ganz schwache (10'») Kastanienbalken xu liegen,
welche als Sparren und Latten gleichzeitig dienen, indem sie
direkt die Ziegeliagen tragen.
Bei der bedeutenden Schwere der Konstruktion erscheinen
uns diese Holzstärken viel zu gering. Das Holz der essharen
Kastanie, welches durchgehend* zu denselben verwendet wird,
besitzt aber eine vorzügliche Elastizität und es haben anfserdem
Dächer niemals Schneelasten zu tragen, ludessen
sehr häutig, zumal bei älteren Häusern, sehr starke
Durchbiegungen der Dachflächen wahrgenommen.
Auf die travicelli wird eine I«age „pianelU'1, Backstein-
platten von SO . 16 . 2'/, «■>, verlegt, deren Fugen mit dem
vorzüglichen Puzzolano- Kalk -Mörtel verstrichen werden. Die
Länge der piatullt giebt die Entfernung, in welcher die travicelli
Auf der vollkommen glatten Platten-
Fläche
xontalen
mau nun, von der Traufe anfangend, in hori-
das Leiten der ,A</''/<". deren Fugen dann
mit den „canali" Uber-
deckt werden. Die
unterste (Trauf-)Reihe
wird in Möitel verlegt;
die Flach- und Deck-
ziegel werden so zu-
gerichtet, dass die
Enden in eine Verti-
kal -Kbene fallen, und
es wird durch Ausfül-
lung der an dieser
Stirnfläche vorhandenen
Hohlräume der untere
Dachabs
stellt.
Diese unterste, fest
verbundene Ziegel- Lage
bildet, an Stirn -Ziegel
erinnernd, nicht nur
einen recht günstig wirkenden Abschluss, sondern dient vor
allem dazu, den nach oben hin folgenden Ziegel -Lagen
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tel, lose auf der
nur durch ihre Schwere
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z. B. Mör-
uud halten sich
erfolgt der Abschluss durch
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der .
einen etwa 20"» hoben,
30 «•» breiten Mauer-
körper, der seinerseits
wieder mit tegoli und
canali abgedeckt wird.
Im deutschen Klima
durfte die beschrie-
bene Deckart nicht
ausreichen. Bei der mangelnden Befestigung der Ziegel darf die
Dachneigung uicht bedeutend sein und sie beträgt daher nur 1 : 2S
bis 1 : 3. Bei allmählichem Aufthauen von Schneemassen würde die
geringe Ueberdeckung der Ziegel von etwa 5 «™ nicht hinreichend
sein, um Dichtigkeit zu erzielen. Es beruht aber auf der losen Lage
der Ziegel die grol'se Leichtigkeit, mit der Reparaturen sich aus-
führen lassen. Die vielen Hohlräume unter den Dec.kziegeln
würden bei den starken Frösten in
hängnissvoll werden.
Der Preis eines Daches nach der beschriebenen ]
stellt sich nach der „tarijffa" auf (i,45 .44. pro i», incl. I-attcu,
Sparren, pianellt, tegolt und canali, ein gewiss billiger Preis, selbst
wenn man die sehr geringen Lohnsätze römischer Arbeiter in
Betracht zieht
Rom, April 1878. Th. Böhm,
bei der Üeuü
in Rom.
Vermischte«.
Hollstein'a patentirte Stützmauern. Die von Hrn.
Chaussee-Inspektor Hollstein erfundene Stützmauer-Konstruktion*)
bietet den Vortheil, dass durch das belastende Erdreich direkt
ein Theil des sonst nöthigen Mauergewichts ersetzt wird, es so-
nach ermöglicht ist, die Mauer nach der Festigkeit des Materials
zu konstniiren und das fehlende Gewicht durch eine Erd-Schül- i
tung zu ersetzen.
Anders liegt die Sache mit dem vom Erfinder betonten .
Grundprinzip der Konstruktion: das Moment des Erddrucks zu
verringern, indem man letzteren zwingt, an kürzeren Hebelarmen
anzugrei fen.
Der Beweis, dass durch diese Anordnung das Moment ver- ,
kleinert wird, ist in den Protokollen des Sächsischen Ingen.- u.
Archit-Vereins geliefert und ein zu diesem Beweis verwendeter I
Satz ist auch in So. 48 dies. Ztg. enthalten, freilich mit einem
Druckfehler behaftet, da es dort anstatt „statisches Moment"
.Trägheitsmoment" der Vertikalprojektion heifsen muss. Der in
dem Beweisverfahren des Hrn. Ertinders fragliche Punkt lasst
sich ohne jede Entwickelung, bezw. ohne ein Zurückgreifen auf
die oben angegebenen Quellen besprechen. Hr. Hollstein glaubt,
das* der ungefähr in der Mitte einer jeden Durchbrechung (No.48
S. 243, Fig. 1) wirkende Erddruck, weil er vor sich keinen
Widerstand findet, ohne weiteres an der unterstützenden Fläche
augreift. Auf diese Weise würde dann allerdings sein Hebel arm
um die halbe Höbe der Aussparung verkürzt und sein Moment
dem entsprechend verringert werden.
Dass sich das statische Moment einer nach Lage und Gröfse
gegebenen Kraft in Bezug auf einen gegebenen Punkt nur durch |
Hinzufügung neuer Kräfte verändern lässt, ist schon au sich klar.
In unserm Falle setzt sich der horizontale Erddruck mit dem
Gewicht des die Aussparung füllenden Erdreichs zu einer Resul-
•) YVrxl. dl« MUUMI.« io K«. 4B c. dl.-». Ztg.
tanten zusammen, welche von der horizontalen Unterstüzung auf-
genommen wird. An dieser Stelle kann man die Resultante
wieder in ihre Komponenten zerlegen. Man findet dann den
horizontalen Erddruck um eine halbe Feldlänge tiefer, gleichzeitig
aber die Vertikalkraft nach vorn gerückt IHes wiederholt sich
in jedem Felde. Was hierbei die horizontalen Kräfte
(der Erddruck) an Moment verlieren, bftfsen die ent-
gegen gesetzten Vertikalkrafte. ein; der Gewinn ist
daher Null.
Hiernach ist es für die Stabiiitat der Mauern ganz gleich-
gültig, ob dieselben offen, oder an der Vorder- oder Rückseite
geschlossen sind. Ist ein Ausfliefsen des Sandes zu befürchten,
so kann man z. B. geschlossene, entsprechend gefüllte Röhren
benutzen, aus welchen die Mauer in derselben Stabilität herstell-
bar ist, als mit offenen Röhren.
Wie grofs der Kinfluss des in Vorstehendem besprocheneu
Irrthums ist, mag durch ein Beispiel erläutert werden.
Hr. Hollstein rechnet unter seiner Annahme für eine Stütz-
mauer von 0 " Höhe das Gewicht zu 20,76 Ztr. heraus, während
erst ein Gewicht von 42,46 Ztr. dieselbe stabil macht (< = r
Berlin. Huppner, Ingenieur.
Die Frage bezüglich der Kommanalstener-PfliohUgkelt
diätarisoh beschäftigter Baumeister nnd Bauführer In
Preufaen, die iii u. Bl. bereits zu mehrfachen Erörterungen
Veranlassung gegeben hat und erst kürzlich wiederholt Gegenstand
von Anfragen war. ist nunmehr in einem Spezialfälle zur Ent-
scheidung der Ministerial-Instanz gebracht worden, leider
mit einem den Wünschen der betreffenden Fachgcuosseu un-
günstigen Ergebniss.
Der Reg.-Bmstr. B. war während seiner Beschäftigung in einer
schleswig-holäteiu'schen Stadt im Frühling d. J. zur Kom-
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392
DEUTSCHE BAÜZEITUNG.
21. Septenber 1878
Oberprasident der Provinz Schleswig-Holstein
schwerde des Hrn. B. dieser Auffassung ange-
ber es — nach dem Wortlaute des Erlasses -
munalsteuer heran gezogen worden, und zwar mit 5*/. seines auf
2800 M. angegebenen Einkommens, d. L mit MO M auf das Jahr.
Nachdem sein Einspruch seitens des dortigen Burgermeisters zu-
rück gewiesen worden war, rief derselbe zunächst die Entschei-
dung der Kgl. Regierung zu Schleswig an. Unter Mittheilung
der in No. 1 Jhrg. 70 und No. 64 Jhrg. 75 d. Deutsch. Bauztg.
veröffentlichten Schriftstücke, aus welchen hervor geht, das» die
Frage in den älteren Landestheilen wiederholt zu gunsten der
diatarischen Baubeamten entschieden worden ist, und unter Be-
rufung auf die unzweifelhafte Thatsache, dast die für die neuen
Landestheile erlassene Verordnung bezgl. der Heranziehung der
Staatsdiener zu den Kommunal-Auhagen v. 23. Sept. 1867 ledig-
lich eine l'cbertragung der alteren preußischen Bestimmungen
auf die neuen Provinzen sein sollte, bat Hr. B. um Berichtigung
der vou dem Bürgermeister zu T. geäusserten Auffassung.
Der Bescheid der Regierung war ein ablehnender, weil der
Antragsteller nicht mit fester Besoldung angestellt, sondern nur
vorüber gehend als aui'serordentlieher Gehülfe im öffentlichen
Dienst beschäftigt sei und daher zu den Beamten im Sinne des
§ 2 jener Verordnung nicht gerechnet werden könne.
Auch der Hr.
hat sich auf die
schlössen, „l>ei
um so mehr noch sein Bewenden behalten muss. als die ange-
zogene Entscheidung des Hrn. Oberpräsidenten der Rheinprovinz,
welcher überdies auch der mit dem Wortlaute des § 2 d. V. v.
23. Sept. 1867 nicht einmal Oberein stimmende $ 8 der altläudi-
scheu Verordnung v. 11 Jul. 1822 zu Grunde liegt, für die vor-
liegende Frage hier nicht massgebend sein kann, Sie sich auch
auf die von Ihnen angeführten sonstigen, in den höheren Instanzen
vermeintlich ergangeuen Erlasse und Erkenntnisse aber, soweit
hat ermittelt werden können, nur bezüglich gewisser, den Beamten
im allgemeinen zustehender Vorrechte, keineswegs jedoch auch
hinsichtlich des Kommunalsteuer - Privilegiums derselben berufen
können." Auf die erneute Beschwerde des Hrn. B. bei dem
Hrn. Minister des Innern hat endlich dieser unterm 19. August
d. J., 1. B. 6008 entschieden, dass keine Veranlassung zur Ab-
änderung des als sachgemäfs zu erachtenden Oberpräsidial-Erlasses
vorliege. —
Es könnte hiernach scheinen, als ob jeder weitere Schritt
zu einer günstigeren Wendung der Sache von vorn herein aus-
sichtslos wäre. Eine letzte Hoffnung, die Hrn. B. vielleicht be-
stimmt, den Instanzenzug noch weiter zu verfolgen und die Prin-
zipienfrage zunächst der Entscheidung des gesammten Staats-
ministeriums vorzulegen, ergiebt sich aus folgendem, soeben zu
unserer Kenntnias gelangenden Erlass des Oberpräsidenteu der
Provinz Weatpreufsen, Staatsminister Dr. Achenbach:
„Der Königlichen Regierung erwiedere ich ergebengt auf den
gefälligen Bericht vom 3«. d. Mts., No. 3 145 E. V., betreffend die
Kommunalsteuer -Rekurs -Beschwerde des Bauführers F. daselbst,
dass ich den Anspruch des letzteren, ihm bei seiner Heranziehung
zur Kommunalsteuer der dortigen Stadt diejenige Vergünstigung
zu Theil werden zu lassen, welche durch das Gesetz vom 11. Juli 1822
den besoldeten unmittelbaren Staatsdienern eingeräumt worden
ist, für begründet erachte. —
Die Bauführer gehören nach dem Erlasse des Hrn. Ministers
für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten vom 13. Marz 1858
und der Anlage desselben im allgemeinen zur Kategorie der
Beamten und haben insbesondere während der Dauer ihrer Be-
schäftigung von öffentlichen Behörden auf die den Staatsdienern
gesetzlich eingeräumten Vergünstigungen Anspruch. Die letztere
Voraussetzung trifft bei dem p. p. F. zu, weil derselbe nach dem
vorgelegten Vertrage von dem Königlichen Kriegsministerium mit
der Leitung des Baues der dortigen Cnteroffizierschule beauftragt
worden ist und für seine desfall&ige Hurtigkeit, wenn auch indirekt,
aus der Staats-Kasse Diäten bezieht Darauf, dass wegen Ueber-
nahme der <ju. Geschäfte mit dem p. p. F. ein besonderer Vertrag
geschlossen worden ist, kann kein Gewicht gelegt werden, ebenso
wenig kann nach den bestehenden Bestimmungen, insbesondere
im Hinblick auf den im $. 19 des Reichs-Gesetzes, betreffend die
Rechtt-Verhältnisse der Reichs-Beamten vom 31. März 1873 aus-
gesprochenen Grundsatz, der Umstand, dass die Bauten, deren
Leitung dem p. p. F. Obertragen worden ist, für Rechnung des
Reichs-Militär- Fiskus ausgeführt werden, die Abweisung der Be-
schwerde rechtfertigen. — Nur in dem Falle, wenn p. p. F. als
Bauführer nicht von einer öffentlichen Behörde beschäftigt, sondern
Privatbauten ausführen sollte, würde er von seinem Einkommen nach
gleichen Grundsätzen, wie die anderen, nicht dem BcamtensUnde
angehörigen, Einwohner der dortigen Stadt zur Kommunalsteuer
herangezogen werden können.
Die Königliche Regierung ersuche ich hiernach ergebengt,
wegen der anderweiten, den Vorschriften des Gesetzes vom
11. Juli 1822 entsprechenden Veranlagung des p. p. F. zur
Kommunalsteuer das Weitere gefälligst zu veranlassen.
Danzig, den 23. Juli 1878.
Der Uber-Präsident. Staatsminister
Achenbach."
In der Prinzipienfrage, ob und in wie weit ein diatarisch
besoldeter Baumeister oder Bauführer auf die Beamten-Qualität
Anspruch hat, dürfte die Autorität des früheren Hrn. Handels-
ministe« auch gegenüber jener Entscheidung des Hrn. Ministers
df-s Innern immerhin in's Gewicht fallen. Jedenfalls ist in der
Angelegenheit eine su auffällige Rechu-Ungleichheit in verschie-
denen Theilen des preufsischen Staates koostatirt, dass es sich
wohl verlohnt, die höchste Behörde desselben zur Beseitigung
derselben anzurufen.
StadtbaumolutoratoHo zu Münster L W. Wir haben bei
früheren Gelegenheiten oft auf die Notwendigkeit hingewiesen,
dass Architekten und Ingenieure vor Ucbernahme von Stellen im
Privatdienste die Anstellungs- Bedingungen vertragsmäfsig klar
stellen, um bitteren Enttäuschungen und fruchtlosen Reklamatio-
nen überhoben zu sein. Leider gehören auch viele Anstellungen
im Kommunaldieuste zu denjenigen, welche trotz verführerischem
Schein mit gröfster Vorsicht zu behandeln sind ; es ist dies um so
wichtiger, als die Stellung des Gemeinde-Technikers — wenn der-
selbe nicht Magistrats-Mitglied {Stadtbaurath) ist oder einen vor
dem Dienstantritte geschlossenen bündigen Vertrag besitzt —
dem Belieben der Stadtverwaltung völlig preisgegeben erscheint.
Welche horrenden Institutionen hier Platz greifen können, da*
zeigt die Proviuzialhauptstadt von Westfalen, deren Baumeister-
stelle kürzlich durch den Abgang des bisherigen Inhabers er-
ledigt ist. Hier ist der Stadt-Maurermeister, d. h. derjenige
Unternehmer, welcher vorzugsweise die städtischen Maurerarbeiten
liefert, zugleich Magiatraisraitglied und Baudezernent; einem
zweiten „technischen" Mitgliede des Magistrates unterstehen
Straften, Promenaden, Alignements etc. Die — vom bisherigen
Inhaber nicht anerkannte Dienstinstruktion sucht den Stadt
baumeister den einzelnen Dezernenteu in jeder Beziehung un-
mittelbar zu unterstellen und von den mündlichen Anordnungen
derselben abhängig zu machen! Die Dezernenten ertheilen dem
Stadt-Bauaufseher direkte mündliche Auftrage und letzterer kommt
in die I/age, den Befehlen des Baumeisters die Befolgung zn ver-
sagen; Bauarbeiten werden von den Dezernenten angeordnet und
ausgeführt ohne Wissen des Stadtbaumeisters; ein eigentliches
Stadtbauamt mit geordneter Materialienkontrolle und Rechnungs-
führung giebt es nicht ; persönlicher Vortrag und mündliche Recht-
fertigung vor Magistrat und Stadtverordneten sind dem Baumeister
versagt.
Wir haben diese Verhältnisse hier berührt, nicht als wenn
uns das Wohl der Stadt Münster besonders am Herzen läge, son-
dern um unsere Fachgenossen wiederholt und dringend zn war-
nen, Stellungen einzugehen, deren Bedingungen nicht in befriedi-
gender Weise fest gestellt sind. Wenn jene Provinzialstädte,
welche die Magistrataverfassung besitzen nnd es daher in der
Hand haben, ihrem ersten Techniker eiue befriedigende und ge-
deihliche Stellung zu bieten, dies glauben ui
so sollte andererseits sich kein selbstbewussti
Diener der Herren
Ana der Faehlittrratnr.
Verzeichniss der bei der Redaktion d. BL
gang-onen neueren technischen Werke.
Der Zivil bau. Eine Sammlung von Entwürfen zu Prirat-Wohn-
gebäuden für Stadt und Land, in Grundrissen, Facaden, Pro-
filen und Details. 11. Dd. 5. Lfrg. Berlin, 1878; NicolaTsche
Verlagsbchhdlg. (R. Stricker).
Szezepaniak, Joh., Ingenieur. Universal-Nivellir-Instru-
ment als Tacheometer. Mit 2 Tafeln. Wien, Pest u.
Leipzig, 1878 ; A. Hartlebe us Verlag.
hVIlwiR, W., Ob.-Ingen. Technische und finanzielle Vor-
bedingungen zur Rekonstruktion der Gotthardbahn.
Zürich, 1878; Greil Füssli A Co.
Ritter, W., Prof. am Polytechnikum z. Riga. Die Statik der
Tnnnelgewölbe. Mit 17 Holzscbn. u. 2 lithogr. Tafeln.
Berlin, 1879; Jul. Springer.
Die Bauten, technischen und industriellen Anlagen,
von Dresden. Herausgegeben vom sächs. Ingen.- u. Architek-
ten-Verein und dem Dresdener Architekten -Verein. Mit 368
Text-Illustrat u. 10 lithogr. Beilagen. Dresden, 1878; C. C.
Meinhold u. Söhne. Preis 30 Jt
Fleischer, E. Architektonische und bildnerische Ueber-
regte deg alten, von Gottfr. Semper erbauten könig-
lichen Hoftheaters zu Dresden. Dresden, 1878; George
Gilbers.
Grabere;, Fr. Das Werkzeichuen für Fortbildungsschulen
und zum Selbstunterricht II. Grundformen für Maurer und
Zürich, 1878; Grell Füssli & Co. Pr. 0,35 .«
Brief- und Fra^ekastea.
H r n . X. i n B e r 1 i n. Die kleinsten Abmessungen von sogen. Kopl •
steinen zu Strafsen • Pflasterungen sind etwa 9<al Breite, 13,5 sai
Höhe und 1tirm Länge. Bei guter Beschaffenheit des Materials
und der Bearbeitung, wie ebenso bei sorgfältigem Unterbetten,
Versetzen und Rammen der Steine angegebener Gröfse kann aus
denselben ein sehr gutes Kopfgtein-Ptlastcr gebildet werden; wir
glauben aber, dass etwas greisere Maafse für Pflaster, welches mit
schweren Lasten befahren wird, im allgemeinen vorzuziehen sind.
Hrn. F. in Stolp. Eine genügende Publik
zu Ca mm in i. P. cxistirt bis jetzt noch nicht.
[ «ua Ort B«>lllt In
K. E. O. Friucb,
Druck: W. llooer H.lbuehdr.ck.r.J,
Digitized by Google
No. 77.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
393
: Die Architektur «uf drr diitt.<fihn«ru Aii«iWlun« d« Akiutemlc rf*r Künste tu Berlin. - Weitere* >i
Utk. — Jilirim» Scifturnpfp»! der Königl. IUuffe»«rk*rbul* tu Nientwrg. Xcne Lehrkräfte an ilm teebnikthun Horriw-*tel«i IN
«Hoog. — Konkurrent fit. — I'*-raon * I - N ». Ii r i r Ii t r n. — Brief- und Kr»«t* k»»t e
Die Architektur auf der diesjährigen Ausstellung der
Akademie der Künste zu Berlin.
Zum zweiten Male nimmt an der seit dem 1. September
eröffneten Kunstausstellung der deutschen Hauptstadt
eine Anzahl architektonischer Entwürfe "ITieil. Was im
vorigen Jahre als Versuch in's Leben trat, ist durch das
Entgegenkommen des Senats, der die hezgl. Wunsche
unseres Fachs (vergl. S. 14* d. lfd. Jhrg. u. BL) bereitwillig er-
füllt hat, eine ständige Institution geworden.
I)ie Hoffnungen, zu welcher man hiernach, vor allem aber
auf (irund der durch jenen ersten Versuch erzielten Erfolge sich
berechtigt glaubte, sind allerdings unerfüllt geblieben. Die An-
zahl der ausgestellten Entwürfe ist von 57 auf 12. die Zahl der
Aussteller von 27 auf 19 zurück gegangen und auch der künst-
lerische Werth des Vorhandenen dürfte im grofsen und ganzen
dem Wcrthe dessen, was im Vorjahr eingeliefert war, nicht gleich
kommen. Dagegen sind wiederum mehre neue, hervor ragende
Namen vertreten und es fehlt immerhin weder an einer inter-
essanten Mannichfaltigkeit der Entwürfe, noch an einzelnen be-
deutenden künstlerischen Leistungen, die nach Erfindung und
Darstellung als eine Zierde der Ausstellung gelten können. So
ist es und dies bleibt nach wie vor die Hauptsache - trotz
jene» Fehlschlags hoch gespannter Erwartungen auch diesmal ge-
glückt, die Aufmerksamkeit des Publikums auf die Architektur-
Abtheilung zu lenken. Ja es ist dank der Aufnahme erläu-
ternder Notizen in den allgemeinen Ausstellungs-Katalog — un-
zweifelhaft eine wesentlich erhöhte, rege Theilnahme desselben
ftir die architektonischen Entwürfe zu konstatiren. —
Aus den bereits im Vorjahr entwickelten Gründen beschrän-
ken wir unsern Bericht im wesentlichen wiederum auf eine kurze,
nur von allgemeinen kritischen Bemerkungen begleitete Zusam-
menstellung und Charakterisirung des vorhandenen Materials.
Statistisch sei zunächst erwähnt, dass von den Ausstellern,
In zw. Autoren i:: auf Herlin kommen, während 4 dem übrigen
Preufsen und nur 2 dem aufserpreufsischen Deutschland ange-
hören. Von den 42 Entwürfen sind 8 amtlichen Frsprungs,
10 aus Konkurrenzen hervor gegangen, 5 auf Bestellung des
Staats, der Best auf Bestellung von Gemeinden, Gesellschaften
und Privaten bearbeitet; 3 E. sind ausgeführt oder in Ausführung
begriffen. — Der Aufgabe nach unterscheiden wir 3 Entwürfe zu
kirchlichen Neubauten, 3 E. zu kirchlichen Restaurationen, 3 E.
zu Grabkapellen bezw. Erbbegräbnissen, 4 E. zu Museen, 4 E.
zu Verwaltung»- und Justiz -Gebäuden, 2 E. zu Eisenbahn-Sta-
tionsgebäuden, 2 E. zu Markthallen, 4 E. zu Schulen, 1 E. zu
einem Krankenhaus, 1 Hotel -F., 0 E. zu Wohnhäusern und
Villen, 1 E. zu einem Gartenpavillou, 5 E. zu inneren Dekoratio-
nen, 2 Serien E. zu Glasgemalden und 2 E. zu
Brücken. -
in d. BI.
Neben Dollinger in Stut
besprocheneu Entwurf zu der neuen Garnisonkirche daselbst —
eine einheitliche und flotte Arbeit in den Eonneu des rheinischen
l.'ebergangs- Stils eingesandt hat, ist Eber lein in Nürnberg,
dessen Kartons zu 4 im Chor des Erfurter Doms ausgeführten
Glasgeroälden seitens des preui's. Ministeriums für Handel etc.
eingeliefert sind, der einzige auf der Ausstellung vertretene nicht-
preul'sische Architekt. Sein fleil'sigcs Werk, das sich innerhalb
des historischen Schemas hält, würde vielleicht gunstiger wirken,
wenn ihm nicht in den von Alex. Linnemann in Frankfurt a. M.
entworfenen Kartons für die Glasbilder der dortigen Katharinen-
Kirche ein Rival gegenüber stände, vor dem es sich allerdings
nicht behaupten kann. - Diese Linnemann'schen Bilder (im figür-
lichen Theil von Ed. Steinte gezeichnet) haben sich nämlich von
dem aus Einzel - Figuren und Ornament zusammen gesetzten
Teppich ■ Mosaik der älteren Glasbilder emanzipirt , ohne jedoch
in den Fehler so vieler unerträglichen modernen Glasgemulde zu
verfallen, die in Maafstab -und Stil verfehlte Imitationen von
Staffelei- oder Wandbildern geben. Im strengen Stil der für das
Glasbild charakteristischen 'I echnik zeigen sie in perspektivischer
Koiu|>08ition je eine freie, mehrstöckige Architektur (deutsche
Renaissance), deren Gallerten und Loggien von Figuren belebt
sind ; die Krönung bildet ein naturalistisch behandeltes, ornamen-
tales Schmuckgehänge. - In wie weit die künstlerische Grund-Idee
auf Originalität Anspruch erheben kann, ist uns unbekannt und
ebenso wagen wir vorläufig kein Urthcil darüber, ob die fertigen
Bilder ebenso glücklich wirken werden, wie die Kartons. Die
Durchführung der letzteren ist uns in jeder Beziehung als eine
wahrhaft geniale Leistung erschienen. —
II. Hausmann, z. Z. in Erfurt, hat seinen Konkurreaz-
Entwurf zum Bau der Töchterschule für Carlsruhe (Motto: „Luft
und Licht«) eingesandt Die Arbeit, deren künstlerische Vorzüge
seinerzeit von den Preisrichtern anerkannt worden sind, zeigt eine
Renaissance-Architektur, in der allerdings vom Charakter eines
Schulhauses nicht viel zu verspüren ist. - Ausgeführte Schul-
hausbauten sind es, die in der nicht weniger als 7 Entwürfe um-
fassenden Ausstellung von A. Sturmhöfel, Stadtbaurath in
Magdeburg, vorwiegend vertreten sind. Die Kombination von
Haustein und Backstein ist bei ihnen nicht ganz organisch durch-
geführt und ebenso ist das Koinpromiss zwischen den Motiven
des landesüblichen .Rnnd-
bezw. FlachbogenstuV, das die Architektur derselben kennzeichnet,
ein etwas äußerliches. Besser hat uns die in reinem Backstein-
bau durchgeführte Krankenhaus - Erweiterung desselben Autors
gefallen, deren einfache, von Dachluken und Schornsteinen male-
risch belebte Architektur einen durchaus einheitlichen Charakter
tragt — Die in geometrischen Ansichten dargestellten Entwürfe
SturmhofcCs für die Zoll- und für die Lange Brücke in Magde-
burg entziehen sich einer Beurthciluug ihres künstlerischen Werths,
der bei derartigen Arbeiten selbstverständlich in erster Linie nach
der Erscheinung des Bauwerks in der Landschaft sich bestimmt.
Da der Verfasser der einzigen, nicht von Berlin eingesandten
Arbeit, die noch zu erwähnen ist, — .1. Raschdorff mittler-
weile nach der Hauptstadt übergesiedelt ist, so sei es gestattet,
ihn bereits unter die Berliner Architekten einzureihen, deren
Werken wir nunmehr uns zuwenden wollen.
welche im Heusingcr'scheu Werke
Weiteres zur Frage der Goachwindigkeitsformeln in
in unsern Handbüchern. In Xr. 7M er. dies. Iii. wird von Herrn
Prof. Dr. Schmitt sehr unuöl lügerweise gegen einen Ausspruch
gekämpft, den ich gar nicht gethan habe.
Ich hübe einer in allen Handbüchern vorkommenden Formel
von Prouv eine Formel von Bazin gegenüber gestellt, welche
bisher zu wenig beachtet worden ist. Keines der von mir be-
rücksichtigten Handbücher bringt diejenige Prony'sche Formel,
welche zur Bestimmung der Geschwindigkeit nach Gefälle und
mittlerem Radius dient, alle aber enthalten die bekannte auder-
u o + 2,37
weite l ormelv =r-T^r&.
Daraus nun hätte Hr. Schmitt bei reiflicherer Uelwrlegung
schliefen können, dass ich nicht die seit langer Zeit verbreitete
KJ ß
Bazinsche Formel: «r = a + „, sondern - im Gegensatte zur
U' K
Prony'sebcn— die gleich dahinter von mirangeführte andere Bazinsche
Formel: £ = H 14
nicht zu finden ist, in meiner Besprechung gemeint habe. —
Bezüglich des weiteren t'tber diese anscheinend auch Hrn.
Schmitt bisher unbekannt gebliebene Formel verweise ich noch-
mals auf die Recherche* hydrauliquet. In Formel ist auch in
dem bekannten Werke von Bresse und in den neuesten 1875
erschienenen Vorträgen von Phillips an der Eeole centrale zu finden.
Damit Hr. Schmitt sich überzeuge, dass ich sein Kap. V.
weniger oberflächlich durchgelesen habe, als er meinen Aufsatz,
will ich denselben noch darauf hinweisen, dass seine Auflassung
der erwähnten Pronyschen Formel von der der französischen
Autoreu wesentlich abzuweichen scheint. Er führt S. 24!» unter
No, 4. „Mittlere Geschwindigkeit in einer Vertikalen", die Pro-
nvsche Formel an, aber nicht uuter No. 6 .Mittlere Proül-Ge-
sebwindigkeit"
In den drei erwähnten französischen Werken wird die For-
mel als eine solche hingestellt, welche gerade wie die neuere
Bazinsche das Verhältniss der mittleren Profil -Geschwindigkeit
zur Maximal-Geschwindigkeit angiebt.
Berlin, den 11. September 1878.
Wolff. Eisenbahnbaumeister a. D.
26jahrigee Stiftungsfest der Königl. Baugewerkschnlo
zu Nienburg. Eine Anzahl früherer Schüler der Anstalt hat
beschlossen, an der bevorstehenden Feier u. a. durch Begrün-
dung einer Stiftung sich zn betheiligen. Der erforderliche
Fonds soll durch freiwillige Beiträge aufgebracht werden, deren
Höhe ganz dem Belieben des Beitragenden anheim gestellt ist.
Die Stiftung soll zur Erinnerung an den vieljährigen Direktor
der Anstalt die Bezeichnung „Rhien-Stiftung" fuhren, die Be-
stimmung des speziellen Zwecks und die Ausführung der Stiftung
Hrn. Direktor Rhien anheim gestellt bleiben.
Die Feier des Stiftungsfestes wird voraussichtlich in der
ersten Hälfte des Monats November d. J. stattfinden; bei der
rubekanntschaft mit den Adressen vieler der früheren Schüler
bezw. Freunden der Anstalt wird gebeten, spezielle Aufforderung
zur Betheiliguug nicht erst abwarten, sondern letztere, mit Angabe
des Beitrags zum Stiftungs-Fonds, dem erwählten Komite, welches
aus den früheren Schülern der Anstalt, Architekt Evers, Maurer-
meister Bruns, Maurermeister Gruber, Maurermeister H. Leyn
und Architekt Prediger («ämmtlicb zu Hannover) besteht, unter
der Adresse des Baugewerkcnamtes, Mehlstrasse 8 zu
Hannover,
Neue Lehrkräfte an den technischen Hochschulen von
Wien und Berlin. Die Lehrkörper des Wiener Polytechnikums
und der Berliner Bauakademie haben durch Berufung zweier, in
den weitesten Kreisen bekannter Persönlichkeiten von hervor
ragender technischer bezw. künstlerischer Bedeutung so eben eine
werthvolle Bereicherung gewonnen.
In Wien ist Ober -Ingenieur Franz Rziha zum Professor
am Polytechnikum ernannt und damit in einen Wirkungskreis
, welcher sowohl der Vielseitigkeit diese* "
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394
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
25. September 1878
genügen , als auch der Anstalt, an welcher er wirkt, zur Zierde
gereichen wird.
Nach Berlin ist Brth. Julius Haschdorff aus Kolu speziell
als Vertreter und Lehrer der Renaissance benifeu
Einige Bemerkungen hierzu Inhalten wir uns noch vor.
i his nm 90. Sept.
neu eingeliefert von Max Schulz & Co. und F. Vogts & Co. je
1 Probesehrank für die Berliner Gewerbe-Ausstellung iui .lahre
1S79, desgl. von letzterer Finna 1 Haftet, 10 "> lang, von ital.
Nußbaum, matt und blank, geschnitzt , angefertigt für ein Schloss
in Schlesien nach Skizzen von Bmstr. Kyllmanu i Heyden; das-
selbe bleibt nur 12 Tage ausgestellt; von F.d. Puls 1 Gitter
aus Schmiedeisen im Renaissance-Stil, entw. v. Kayser £ v. Gros*-
heim; — von A. Zemlüi selbstechliefsende, stofsfreic Ventile
Konkurrenzen.
Kunstgewerbliche Konkurrenzen des Dresdener Kunst-
gewerbe-Vereins. Die in No. 46 d. Bl. angekündigten, um
1. Septemb. d. J. ablaufenden 4 Konkurrenzen haben einen recht
befriedigenden Verlauf genommen, da zu denselben nicht weniger
als 138 Arbeiten (IB Services, <M Pokale, 10 Stoffmuster und
46 Thürbesehlage) eingegangen sind. Das Ergebnis* der Preis-
Ertheilung ist folgendes:
Aufgabe I, Service. Da die Entwürfe nicht genügende
Originalität zeigten, so wurde kein erster Preis, dafür aber 2
zweite Preise ertheilt. Die letzteren erhielten: Bildh. Harald
Richter, Wien: Prof. H. Kolb, Stuttgart Diplome wurden zuer-
kannt an: Archit Ihne und Stegimlller, Berlin, stud. arch.
J. Friede!, Dresden; Dessinateur Köhler, Berlin. Aufgabe II,
Pokale. Mit Rücksicht auf die ausgezeichneten Leistungen der
zahlreichen Konkurrenten wurde die Zahl der Preise verdoppelt.
Mit einem ersten Preise wurden Archit. Skold Neckelmann, Berlin,
u. Assist Bildh. Jakob Eckert, München; mit einem zweiten Preise:
Anton Müller, Kunstgewerbeschüler, Dresden; Bildh. Ludwig
Jünger, Wien; arch. polyt. A. Lüthi, Zürich ausgezeichnet; Diplome
erhielten: Gustav Gull, Zürich: Bildh. P. Schleg, Berlin; Archit.
A. HeUWssen, Wien; Bildh. Harald Richter, Wien. Aufgabe HI,
Stoffmuster. Auch hier wurde theils wegen zu geringer, theils
wegen nicht genügender Durchführung der Entwürfe ein erster
Preis nicht ertheilt und nur der zweite Preis verliehen, welrhen
der Kunstgewerbeschüler R. Zschäbitz, Dresden, erhielt. Diplome
wurden an Jakob Reisinger, München: Baumstr. Werner Grotefend,
Braunschweig, vergeben. Autgube IV, Tbiirbe schlage. iK'n
ersten Preis erhielt: Archit. H. Stockhardt, Berlin: den zweiten
Preis: Archit H. Viehweger, Dresden. Diplome erhielten: Bildh.
P. Schleg, Berlin; Archit. Ihne und Stegiuülkr, Berlin; Archit.
Anton Hellinessen, Wien.
Beschränkte Konkurrenz bezgl. einer Zentralheizungs-
Anlage f. d. Neubau der loch n Hochschule in Berlin.
Wir erfahren nachtraglich hierzu, dass die am 15. August er.
abgelaufene, auf 7 betr. Finnen beschrankte Konkurrenz je
8000 Jl für die drei besten Projekte, und für das erstbeste event
die Ausführungs-Lcbertragung, unter Verzichdeistung auf den
Preis, auswarf.
Die Konkurrirenden mufsten sich verpflichten, für die von
ihnen aufgestellte Kostenanschlags Summe die Ausführung \iuter
den sonst üblichen Garantien zu übernehmen.
Es sind 7 Projekte eingereicht worden, welche durch eine
Sachverständigen-Kommission, bestehend aus den Hrn. Prof. Intze
zu Aachen, Fischer zu Hannover, Bauratb Stüve und Baum.
H. Koch begutachtet worden sind; die Entscheidung lag bei der
K. Ministerial-Baukommission.
Den ersten Preis hat das Projekt der Berliner Aktiengesell-
schaft für Zcntralheizungs-, Wasser- und Gas -Anlagen (Direktor
Ingen. A. Hausding) erhalten.
Das dem Projekt zu Grunde gelegte System ist Dampf-
heizung, kombinirt mit Dampf-Luftheizung.
Monats-Konkurrenzen für den Architekten-Verein zu
Berlin zum 2. November. L SammelgerAth für Stimm-
zettel. — Zum Einsammeln der Stimmzettel bei den Wahlen
im Architekten- Verein ist ein zweckmässiges Gerälh zu entwerfen.
Dasselbe soll der üblichen Abstimmungsart entsprechen, nach
welcher der bisherige Stimmzettel-Kasten im Sitzungssaal herum-
getragen wird. Eine geeignete Form hierfür zu rinden wird den
Konkurrenten, ebenso wie die Wahl des Materials auheim gestellt.
Auf eine Durchbildung im Charakter des gewählten Materials
und eine der Bestimmung entsprechende Dekoration ist besonders
Werth zu legen.
II. Hängebrücke. — Zwei Magazin-Gebäude, deren Lang-
fronten 24™ aus einander und parallel liegen, sollen nachträglich
in Flnrhöhe des 1. Geschosses durch eine für Irufsgänger und
Transport kleiner Lasten bestimmte Hängebrücke verbunden
werden. — Die nntcr sich ganz gleichen Gebäude haben folgende
Einrichtung: Keller-, Erd-, erstes und Dachgeschoss sind von
gleicher Grundrisstheilung; 2 der Quere nach gehende Brand-
mauern theilen jedes Geschoss in .'1 Räume, von denen die beiden
äußeren je 24™ Lange haben, der mittlere nur 4,5 ■ lang ist:
die Gebäudetiefe ist Di m. Die rCrdgeschogs-Raume sind nicht von
aulsen, sondern vom Mitte lratim aus durch je 2 Thüren zugäng-
lich. Zwei vorhandene, je 1,3 m weite und mit dem Axenabstande
von 2,5 ™ angeordnete Aufscnthoren münden in den Mittelramn
des Erdgeschosses. Diese Thüren wiederholen sich im ersten
(ieschoss und es soll von ihnen aus die Brücke zugänglich sein,
die demnach an den Enden eine entsprechend bemessene Breite
erhalten niuas, während diese Breite im übrigen Theil der I>änge
auf 1,5 » beschränkt werden kann. Die Flurhöhe des ersten
Geschosses liegt 5,6 m über Terrain; die Gescbosshöhe ist hm
Souterrain 2,2'», im Erd- und ersten Geschoss 4», im Dach-
geschoss 1,5"> (Drempelwand-Hohe). Die Gebäude sind durchaus
massiv mit bezw. 3, 2V„ 2 und 1 '/, Stein Stärke in den Umfang*-
wänden und 1 Stein Starke in den beiden Thcilungswändcu auf-
geführt Die Zwischendecken sind mit Kappeugewolben zwischen
Eisenträgern von etwa 24 rm Höhe, die ein Widerstandsmoment
IP von etwa 400 (■•■») haben, hergestellt; diese Träger liegen
1,25 m weit und ruhen in den Endräuroen auf eisernen Unterzügen
und gusseisernen Säulen, welche mit etwa 4,6" Weite gestellt
sind. — Als bewegliche Last sind pro im Brückenbahn 400 U
zu nehmen. — Die Brücke ist unter Ausschluss von Holz zu allen
konstruktiven Theilen zu entwerfen.
Verlangt werden: Statische Berechnung der Haupttheüc der
Konstruktion, einschl. eines rechnungsmäßigen Nachweises über
die Haltbarkeit der für die Widerlager heran zu ziehenden Ge-
bäudetheile. An Zeichnungen: Situation (1:800), Ansicht, Quer-
schnitte, Gnindriss der Brücke und Verankerungen (1 : 75), einige
Hauptdetails in 1 : 15.
bemannt
Preufsen.
Der Stadtbmstr. a. D.,
Baurath Raschdorff in
Köln
Bauakademie zu
Versetzt: Der Landbtnstr. Bayer zu]
Baumeister nach Lauenburg a.,Elbe.
Brief- nnd Frapekaaten.
An unsere Leser. Wie unseren Lesern aus früheren Mit-
theilungen bekannt ist, waren wir durch das Verhältnis u. Bl.
zum Verbände d. Arch.- u. Ing-V. gebunden, das von dem letz-
teren angenommene Svstem zur abgekürzten Bezeichnung der
metrischen Maarse und Gewichte so lange fest zu halten, bis ein
formeller Beschluss des Verbandes über Aufgebung dieses System»
vorlag. Nachdem ein solcher auf der letzten Abgeordneten-Ver-
sammlung zu Dresden gefasst ist und der Verband sich seiner-
seits der vom Bundesrate des D. R. angeordneten offiziellen
Bezeichuungsweise (S. 158, Jhrg. 77 u. Bl.) angeschlossen hat,
werden auch wir dieselbe fortan in unseren sämmtlichen Publi-
kationen durchführen. In Uebcreiustimmung mit den offiziellen
Organen des Vereins deutscher Ingenieure, sowie anderen
technischen Zeitschriften werden wir jedoch von der Freiheit, welche
bezgl. der Stellung der Zeichen gelassen ist, Gebrauch machen
und dieselben nicht auf der Linie der Ziffern, sondern nach wie
vor in Exponentialform anwenden.
Berichtigung. In dem Referate u. No. 75 über den von
Hrn. Wass.-Bauiusp. Mohr im Berliner Architcktenverein gehal-
tenen Vortrag ist irrtbümlich mitgetlieilt, dass die von ihm in
einem Modell vorgezeigte Anordnung eines Schleusen-Oberhauptes
mit Tum hie (ialen (nicht Tumple O.) bereits ausgeführt sei
Es ist dies nicht der Fall: nach Bestimmung des Ministeriums
soll vielmehr die Ausfühning — und zwar zunächst probeweise
au einer weniger frenuenten Schleuse erst noch bewirkt wer-
den. Die Zeitersparniss von 4 Minuten, welche die bezgl. Kon-
struktion nach Annahme des Hrn. Mohr zur Folge haben wird,
ist demnach vorläufig durch thatsuchlichc Fjrfahruug noch nicht
hestttigt
Hrn. M. in Lübeck. Hr. Direktor Dr. Stegmann in Nürn-
berg wird sich sicher ein Vergnügen daraus machen, Ihnen auf
direktes Ersuchen nicht nur mehre der von ihm heraus gegebenen
Ausstellungs-Katalogc zu übersenden, sondern Sie für Ihr Vorhaben
auch noch mit seinem kompetenten Rath» zu unterstützen.
Abonnent in Hagen. Wir sind außer Stande, Ihre Frage,
oh der gutmache oder der romanische Stil für den Neubau kleinerer
protestantischer Kirchen in religiöser und baulicher Beziehung den
Vorzug verdient, zu Iwautworten. Es kommt bekanntlich nicht
sowohl auf den Stil, als auf die Art und Weise an, in welcher
dieser gehandhabt wird.
Hrn. O. in IL Wir geben Ihnen briefliche Anfrage bei der
Beurtheilungs- Kommission bezw. dem Vereins- Vorstande anheim.
Mit Rücksicht auf unseren weiteren Leserkreis vermögen wir nicht
so speziell auf die Angelegenheit einzugehen.
Hrn. Bfr. P. hier. Mit bestem Dank für das bewiesene
Interesse an unserem Kalender theilen wir mit, dass die ge-
wünschte Aenderung in der Anordnung des Stoffes auch von uns
bereits mehrfach in Betracht gezogen, bis jetzt aber einiger äufseren
Rücksichten wegen unausgeführt gelassen worden ist In einem
der folgenden Jahrgänge denken wir die
können.
von C.rl Beeilt» i„
K K. O. Frille Ii . n.r'.in
Lirwk: W Sf«*MI ll.fl.ir bdrueker.l, 1
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No. 78.
DEUTSCHE BAÜZE1TÜNG.
395
IshaJt: BetuuintinM-hnrel ttrt Vertuuidoe deutacber Architekten- iiml Inüeiileur
Verein«. — Berirhl über die Verhandlungen Jrj III. I Jerarfal-VerMtminJuiiic dm Verb. d.
Arrh.- und lag. Vereine am 5.. .1 iiml t. September IST* tu Dmilrn. — IMe baull.beu
Eiurirbtnncni .Irr Variier WelUniatellniai dm Jabrea 1*7». (PortMt>u«a>) — 1)1*
Verhandlungen ilea interuatluiuücu Kungreaae» fiir
tbellungen im Vereinen: Vervin für
Verein tu Berti«. — Brief- und Fragekaate
AreMlvhWr N l'ari». — Mit-
Verband deutscher Architekten- und Ingenieur- Vereine.
Nachdem die 7. Abgeordneten - Versammlung zd Dresden am 30. and 31. v. M. den Architekten- und Ingenieur-
Verein für Niederrhein und Westfalen sum Vororte das Verbandes für die nächsten zwei Jahre ernannt und dieser Verein
in seiner Versammlung am 14. d. M. die Unterzeichneten zum Vorstande des Verbandes gewählt hat, erlauben wir uns in
Gcmäl'sheit des § 28 der Statuten und des Beschlusses der Abgeordneten - Versammlung zu Coburg vom 24. August v. J. (I. 1 des
Protokolls) den nach den Beschlassen der Abgeordneten- Versammlung zu Dresden fOr das laufende Verbandsjahr fest gestellten
Arbeitsplan hierdurch bekannt zu machen.
A. Arbeiten für sämmtliche Vereine.
1) Gutachten aber „die zivilrechtliche Verantwortlichkeit der Architekten und Ingenieure'' nach den im
Protokolle <1. d. Dresden den 30. v. M. unter No. 9 aufgestellten speziellen Fragen. Referent: Der Architekten- und Ingenieur-
Verein zu Hamburg. Korreferent: Der Württembcrgische Verein für Baukunde. Kinlieferung der Arbeiten an den ersteren Verein
bis zum L Marz 1879.
2) Privat -Polytechniken und Gewerbeschulen. Einlieferung der vom Architekten- und Ingenieur- Vereine in
Hannover ausgesandten Fragebogen bis zum 1. Marz 1879 an diesen zum Referenten bestellten Verein. Korreferent: Sächsischer
Ingenieur- und Architekten-Verein.
8) Leber die im Bezirke der Einzel -Vereine ausgeführten oder im Entstehen begriffenen Prflfungs-Anstalten und
Versuchsstationen sind bis zum 1. Juli 1879 Mittheilnngen an den unterzeichneten Vorstand gelangen zu lassen.
4) Wie haben sich im Gebiete der einzelnen Vereine die Grundsätze für das Verfahren bei öffentlichen Kon-
kurrenzen bewahrt und in wie weit hat sich ein BedOrfniss zur Abänderung oder Ergänzung dieser Grundsätze heraus gestellt?
Referent: Architekten-Verein zu Berlin. Korreferent: Architekten- und Ingenieur-Verein zu Hamburg.
5) Welche Mittel und Wege sind geeignet, der Einführung des Eisens in den Hochbau mehr Eingang zu ver-
schaffen? Referent: Architekten- und Ingenieur -Verein für Niederrhein und Westfalen. Korreferent: Architekten- und Ingenieur-
Verein zu Bremen.
6) Was für Erfahrungen sind im Vereinsgebiete mit Beton-Bauten im Hochbau und Ingenieurwesen bisher
gemacht? Wie stellen sich die Kosten der Herstellung und Unterhaltung von Betonbauten gegenüber sonstigen Bauausführungen?
Referent: Architekten- und Ingenieur- Verein zu Hannover. Korreferent: Verein für Baukunde in Stuttgart.
7) Ist die in Anregung gebrachte Ausdehnung des Haftpflicht-Gesetzes vom 7. Juni 1871 auf das Baugewerbe
wünschenswert!, oder gar notwendig und wenn, wie ist die Haftpflicht der Architekten und Ingenieure klar zu stellen? Referent:
Dresdener Architekten- Verein. Korreferent: Baveriscber Architekten- und Ingenieur- Verein.
8) Welches sind die Gründe dafür, dasB die Architekten und Ingenieure Deutschlands in den politischen Körperschaften
bisher so wenig vertreten sind und ist es wünschenswert!., event. welche Mittel sind geeignet, dieses Verhältnis« mit der Zeit wo
möglich zu ändern? Referent: Badischer Techniker-Verein. Korreferent: Architekten- und Ingenieur-Verein für die Provinz Sachsen.
Die Arbeiten Ober die Fragen 4 bis 8 sind bis zum 1. Marz 1879 an die betreffenden zu Referenten bestellten Vereine einzusenden.
B. Arbeiten für einzelne Vereine und Kommissionen.
1) Denkschrift über die Kosten der Binnenschiffahrt. Als Auszug der eingegangenen Arbeiten von dem Ar-
chitekten-Verein zu Berlin zu verfassen, dem korreferirenden Mittelrheinischen Vereine zur Aeusserung und bezw. Ver-
wilderung zuzustellen und durch die Zeitschrift des Architekten- und Ingenieur- Vereins in Hannover zu veröffentlichen.
2) Normal-Entwurf einer Bau-Ordnung. Mit Benutzung der bis jetzt eingegangenen und in der nächsten Zeit
noch erfolgenden Arbeiten der Vereine von dem Badischen Techniker- Verein zu entwerfen und den Einzel- Vereinen zur
weiteren Verarbeitung mitzutheilen.
3) Denkschrift über die Dauer der Eisen-Konstruktionen mit einem Schema für die an eisernen Brücken an-
zustellenden Beobachtungen, unter Benutzung der eingegangenen Arbeiten von dem Sächsischen Ingenieur- und Architekten-
Verein zu verfassen und durch technische Zeitschriften zu veröffentlichen.
4) Statistik des Bauwesens. Bearbeitung einer Denkschrift durch den Architekten-Verein zu Berlin, den
Bayerischen und den Hamburger Architekten- und Ingenieur-Verein, unter Zuziehung eines oder mehrer hervor
ragender Fach-Statistiker. Einleitung der Arbeit durch den ersteren Verein.
5) Denkschrift über die Stellung technischer Sachverständiger, enthaltend die durch die neuen Reichs-Justiz-
Gesetze und die Gebühren-Ordnung für die Techniker gewonnenen Resultate. Durch den Architekten- und Ingenieur-Verein
in Hamburg zu bearbeiten und durch die Deutsche Bauzeitung zu veröffentlichen.
ü) Druckhöhen-Verluste durch Röhren. Von dem Württembergischen Verein für Baukunde und dem
Techniker-Verein in Oldenburg sind die in neuester Zeit dort durch Versuche gewonnenen Erfahrungen dem Architekten -
und lngenienr-Verein in Hamburg baldigst mitzutheilen und von diesem bei Feststellung der bearbeiteten Denkschrift
zu benutzen.
7) Die Denkschrift Ober die Publikation bedeutenderer Bauten, welche von der Kommission Blankenstein-
Berlin, Funk-Köln und Oppler-Hannover bearbeitet wurde, ist nach der in naher Aussicht stehenden Veröffentlichung über die
Statistik des preuAischen Bauwesens zu ergänzen und dann zu veröffentlichen.
8) Aufstellung von Normal-Profilen für Walzeisen. Die erwählte Kommission, bestehend aus den Herren
Heinzerling-Aachen, Scharowsky-Dresden, Winklcr-Berlin, Gerber-München und Engesser- Karlsruhe wird, event. in Gemeinschaft mit
einer von dem Verein deutscher Ingenieure zu erwählenden Kommission, Vorschlüge ausarbeiten. — Einleitung der Arbeiten
durch den Baurath und Professor Heinzcrling in Aachen.
Indem wir hiermit der nach g. 29 des Statuta uns obliegenden Einleitung der Arbeiten des Verbandes nachkommen,
ersuchen wir die einzelnen Vereine und Kommissionen ergebenst, die für die nächste Verband-Periode ihnen obliegenden Arbeiten
recht bald in Angriff nehmen, die nach den Beschlüssen der Abgeordneten-Versammlungen zu Coburg und Moncheu am 1. Januar
und 1. April an den Vorstand zu erstattenden Geschäftsberichte pünktlich einsenden und die Beendigungs-Termine für die
Arbeiten wenn irgend möglich genau inne halten zu wollen. Sollte eine oder die andere der Fragen von einzelnen Vereinen nicht
beantwortet werden können, so ersuchen wir, dem Beschlüsse der Abgeordneten-Versammlung in Dresden entsprechend, zu den fest
gestellten Terminen Vakat-Bescheinigungen an die zu Referenten bestellten Vereine, bezw. an uns einsenden zu wollen, damit
die Referenten mit der Bearbeitung des Referats nicht etwa auf Arbeiten von solchen: Vereinen warten, welche Arbeiten überall
nicht einsenden würden.
Endlich erlauben wir uns die zu Referenten und Korreferenten bestellten Vereine an den Beschluss der Abgeordneten-
Versammlung in Coburg (I. 1 des Protokolls) zu erinnern, wonach sie die Ermächtigung haben „durch den Vorstand des Verbandes
den Einzel-Vereinen Vorschläge Uber die formelle Behandlung der betreffenden Arbeiten zu unterbreiten". Diese Vorschläge, wenn
sie überhaupt beabsichtigt werden, müssen selbstverständlich in kürzester Frist erfolgen, damit die Einzel-Vereine sie bei ihren
Arbeiten benutzen können und nicht inzwischen vergebliche Arbeiten machen.
Wir ersuchen daher die zu Referenten und Korreferenten bestellten Vereine, insofern sie von dieser Ermächtigung Gebrauch
machen wollen, die Vorschläge über die formelle Behandlung der betreffenden Arbeiten bis zum 15. Oktober d. J. an uns einzu-
senden, damit wir dieselben an die sämmtlichen Vereine gelangen lassen können.
Köln, den 20. September 1878.
Der Vorstand des Verbandes deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine.
A. Pank. 8. ■•Uli. lütti.r.
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396
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
28. September 1878
Bericht über die Verhandlungen der III. General
und Ingenieur -Vereine am 2., 3.
Versammlung des Verbandes deutscher Architekten-
und 4. September 1878 zu Dresden.
Die geringe Zahl der Thcilnehmcr hat bereits in den
Berichten Ober die in Kcde stellende Versammlung in No. 74
nnd 7C der D. Bauztg. Erwähnung gefanden. Ks durfte je
nach dem Ergcbniss der Abrechnung mit den Vereinen sich
später vielleicht nur noch eine nachträgliche Berichtigung der
aus der letzten Präsenzliste am 4. Septbr. d. J. entnommenen
Besucherzahl von 582 nothwendig machen.
Wie schon a. a. 0. ausgeführt worden ist, war die erste
allgemeine Sitzung am stärksten besucht Schwach besucht,
aber wie die vorige programmäfsig verlaufen, waren die
Sitzungen der Abteilungen für Architektur- und Ingenieur-
Wissenschaften, sowie die zweite allgemeine Sitzung. Ucber die
genannten Sitzungen folgen Heferate bei, während für die,
wegen geringer Betheiligung gar nicht zu Stande gekommene
Abtheilung für Maschinenbau eine kurze Notiz am Schlüsse
wird.
I. Allgemeine Sitzung, Montag, den 2. September
1878, Vormittags 11 Uhr, in der Aula des Königl.
Polytechnikums.
Anwesend zwischen 400 bis 500 Personen.
Die L allgemeine Sitzung wurde begonnen mit Begrüfsungs-
reden von dem als Vorsitzenden der Versammlung erwählten
Vorsitzenden des Verbandes, Hrn. Geh Reg.-Kath Böttcher
aus Dresden, ferner von Hrn. Geh. Finanz-Kath Kopeke aus
Dresden, welcher letztere im Namen der Königl. Sächs.
Regierung sprach , und endlich von Ilm. Oberbürgermeister
Dr. St übel, welcher im Namen der Stadt Dresden Will-
kommensgrüfse brachte.
Uierauf erfolgte programmgeraäfs die Wald des Bureaus
für die Plenarsitzung. Bald nachher trat Se. Majestät der
König von Sachsen (11 Uhr 35 Min.) unter dreifachem be-
geisterten Iloclirufe der Versammlung in den Saal und wohnte
daselbst dem Vortrag von Hrn. Baurath Li psius - Leipzig
über die ästhetische Behandlung des Eisens im Hochbau bei,
worauf Se. Majestät, nachdem Höchstdereelbe Vorstellungen
entgegen genommen und Sich kurze Zeit mit einigen der an-
wesenden Herren unterhalten hatte, unter ebendenselben Kund-
gebungen der Sympathie, wie bei Seiner Ankunft, den Saal
wieder verlief«.
Es wurde hierauf von dem Vorsitzenden der am 30. und
31. August in Dresden in Thätigkcit gewesenen Abgeordneten-
Versammlung, Hrn. Geh. Rcg.-Kath Funk, der im Programm
angekündigte Bericht Ober die Verhandlungen der letzteren
Da der Vortrag von Hrn. Baurath Lipsius in No. 72
der D. Bauztg. vom Jahre 1878 abgedruckt worden ist und
bereits das vollständige Protokoll der VII. Abgeordneten-Ver-
sammlung in No. 73. und 74 des gen. Bl. Aufnahme gefunden
hat, so darf hier von einer auszugsweisen Wiedergabe des
zuerst genannten Vortrages und von Reproduktion des Fuuk'-
schen Berichtes Ober die Delcgirtcn- Versammlung wold abge-
sehen werden. Dagegen gestatten wir uns, im Folgenden den
bei den Bcgrüfsungsreden iune gehaltenen Idccngang kurz
wieder zu geben.
Bei der Ansprache des Vorsitzenden wurde Ausgang von
der bei der Vereinigung der deutschen Architekten- und
Ingciücur-Vereine und der hochgeschätzten Gäste sich aus-
sprechenden Absicht genommen, der Ent Wickelung der Bau-
technik und der Techtdk im allgemeinen den rechten Ausdruck
zu geben und der unvergänglichen Kunst und der Erhaltung
ihrer Denkmale ihre Huldigung darzubringen, und die hohe
Ehre hervor gehoben, welche den beiden Dresdener Verbands-
vereinen aus dem Empfang und der
sehnlichen Versammlung erwachsen.
Nach hieran angeknüpftem her/liehen Willkommensgrufs
wurde der Versammlung deutscher Architekten und Ingenieure
im Jahre 1854 in Dresden in dankbarer Erinnerung gedacht,
welche seiner Zeit den inzwischen auf Allerhöchste Ent-
schliefsung in Angriff genommenen Ausbau der Albrccbtsburg
zu Meifsen warm befürwortet habe. Die heutigen Theil-
neluner wurden um geneigte Aufmerksamkeit für letzteren
und um nachsichtige Beurtheilung des Werkes: „Die Bauten
von Dresden" gebeten, dessen Widmung Se. Majestät der
König von Sachsen allergnädigst anzunehmen geruht halte und
welches die beiden Dresdener Verbandsvereine als einet
trag zur vaterländischen Kunst und Technik zu liefern
nominell hätten.
Nach der nunmehr ausgesprochenen Bitte an die aus-
wärtigen Theilnehmer um freundliche Annahme der kleinen
äufscren Zeichen wahrer nnd warm empfundener Gastfreund-
schaft wurde den Königl. und städtischen Behörden, Korpo-
rationen und Privatpersonen, welche ihre Unterstützung der
HI. Generalversammlung hatten zu Theil werden lassen, der
wärmste Dank dafür ausgesprochen, hieran der Wunsch reichen
Erfolges für die Versammlung angeschlossen und endlich
die Thätigkeit derselben mit einem dreifachen Hoch auf
Se. Majestät den Kaiser und seinen hehren Bundesgenossen
Se. Majestät den König von Sachsen eröffnet, in welche
Versammlung unter Erhebung von ihren Sitzei
einstimmte.
Hr. Geh. Fin.-Rath Köpcke, welcher die Versammlung
im Namen der Königl. Sächsischen Regierung begrüfste,
wünschte zu deren Arbeiten und Bestrebungen erspriefslichcn
Erfolg und Hinterlassung emes freundlichen Eindruckes vom
Lande Sachsen, welches durch das Bauwesen un
wesen sehr gefördert worden sei.
Hr. Oberbürgermeister St Übel schilderte di
Eindruck, den die Kunde der Abhaltung der DX General-
Versammlung in Dresden hervor gebracht habe, und erblickte
in der getroffenen Wahl des Ortes nicht nur einen erneuerten
Beweis von Dresdens alter Anziehungskruft, sondern auch ein
gewisses Anerkenntniss und die Erwartung reichen Materials
aus dem Gebiete der Architektur- nnd Ingenieur- Wissenschaften.
Die städtische Behörde in Dresden sei der Mängel ihrer Ein-
richtungen in der Schöpfung der letzten Jahrzehnte sich be-
wusst, heifce jedoch die Kritik willkommen als fruchtbringend
für die Festgaste wie für die städtischen Behörden und bitte
um Nachsicht bei Anschauung des Dargebotenen. Der Wunsch
recht fruchtbringender Studien, Forschungen und Verhand-
lungen und ein herzliches Willkommen im Namen der Stadt
Bei der Wahl des Bureaus wurde die vom Vorort
statutengemäfs vorgenommene, auf den Vorsitzenden des Ver-
bandes, Geh. Reg.- Rath Böttcher gefallene Wahl, sowie
dessen Vorschlag, Hrn. Stadtbaurat Ii Friedrich als seinen
Stellvertreter, und als Schriftführer die beiden Hrn. Dr. Kahl
und Dr. Fritzsche zu akzeptiren, einstimmig angenommen.
Die Bildung und Einweisung der Abtheilungen in die für
die Sitzungen bestimmten Hörsäle des Königl. Polytechnikums
erfolgte :
bei der Hochbau- Abtheilung durch Hrn. Prof. Giese,
„ „ Ingenieur- , „ „ Obering. Neu mann,
, „ Abtheilung für Maschinenwesen durch Hrn. Fabrikeu-
und Dampfkessel-Inspektor Sicbdrat,
worauf unter Abstattung des Dankes an die Herren Vor-
tragenden und an die Versammlung für freundliche Auhnerk-
die Sitzung um 12 Uhr 50 Min.
baulichen Einrichtungen der Pariser Weltausstellung des Jahres 1878.
(FortMUUait >
auf dem Marsfelde
Wort „Palast",
Zur Bezeichnung des
errichteten Hallenbaues kaii
welches den französischen Begriff „Palais" keineswegs deckt,
nur uneigentlich ungewandt werden. Während die Langseiten
des Baues in einer ununterbrochenen Ausdehnung von fast 1 ,.,
deutscher Meile die Vorstellung einer riesigen Waarenremise
hervorrufen, machen die Vestibüle an den Querfronten, namentlich
das dem Trocadero zugewendete „Vestibüle <fhonneur" (auch
„Galerie d"Jcna" genannt), einen eulscldedeu hoch fest-
Eindruck. Einen Standpunkt zur Bcscbauung des
ganzen Gebäudes giebt es wegen dessen eingeengter Stellung
nicht. Es sind deshalb nur die Hauptfacade des erwähnten
Vestibüls und die der Jlilit airschule gegenüber liegende Facade
des Vestibttle du Trarail, welche auf architektonische Wirkung
Anspruch erheben; das übrige ist einfacher Nützlichkeitsbau.
Ohne Zweifel war die Erscheinung des Wiener Industrie-
Palastes bei weitem monumentaler, vornehmer und künst-
lerisch befriedigender, wozu die dort angewandte, den Stein-
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78.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
397
bau nachahmende Bauweise wesentlich beigetragen hat. und
das architektonische Werk von Hasenaucr verdient vor
Hardy's Architekturleistung den sicheren Vorzug; dennoch
aber behält der Marsfeld-I'alast als reiner Eisenbau schon in
konstruktiver Hinsicht einen hohen Werth und es lasstsich nicht
verkennen, dass die Facade und die Anordnung des „Ehren-
Vestibüls"' weit großartiger und festlicher wirkt, als irgend ein
Bautheil der Wiener Ausstellung es getban hat. Die Facade ist
eine einzige Glas- und Eisenwand, getheilt durch Fenstcr-
pfeiler, welche reich mit Fayence-Platten bekleidet sind, mit
3tt ■ hoher Mlttelkup|)el über dem Hauptportale and 4fi ■
hohen, nach allen 4 Seiten geöffneten Endpavillons.
Der streng architektonische Sinn wird sich mit den Eck-
pavillons leichter versöhnen, als mit dem sonderbaren Aufbau
des Portals. Die riesigen, formlosen Konsolen, welche die in
ballier Höhe vorgekragte Plattform tragen, und die Art und
Weise, wie die zu dieser Plattform hinauf führenden Treppen
zur Erscheinung gebracht sind, durften denn doch ziemlich
unverdaulich erscheinen. Die Kuppcldecke ist eine aus Eisen-
rippen gebddete Hangekuppel, deren machtige Schildbögen sich
auf 4 innere Eckpfeiler stützen. Der vordere Sebildbogen
öffnet sich als ungeheure Portal-Umrahmung in der Facade,
während die seitlichen Sehildbögen an die Decke des Vesti-
büls durch gebogene Dachflächen, in Gestalt aufrecht stehender
Muscheln, angeschlossen sind. Diese eigentümliche Anordnung,
in Verbindung mit den 4 kleinen byzantinischen Eckkuppeln,
welche die Hauptkuppel flanlören, verleiht dem Mittelbau den
orientalischen Charakter, der uns aus so vielen französischen
Architektur-Leistungen entgegen tritt.
Achnlicb konstruirt sind die Eck]>avillons ; indess sind
jene seltsamen Anschluss- Dächer hier vermieden worden, in-
dem die Schildbögen nach allen 4 Seiten als Fenster geöffnet
sind; die Eingänge sind durch besondere Portale bezeichnet,
deren Umrahmung oben als geöffnete Muschel abschließt.
Die Scheiben sind meist rautenförmig gemustert und wechseln
in blauer und weifser Farbe; alle Eisentheile tragen einen
bläulichen Anstrich, während die Fayence - Bekleidungen auf
goldenem Grunde zwischen den blauen Nietstützen in den
lebhaftesten Farben spielen, indem sie die Eisenmassen mit
den leichten Scheibenmustern zu einheitlicher, festlicher Har-
monie bringen.
Etwa auf '/, der Wandhöhe ist ein leichtes Perron-Dach
vorgestreckt, unter welchem an den Fenster-Pfeilern auf beiden
Seiten des Mittel - Portals je 11 weibliche Kolossal -Figuren,
die ausstellenden Nationen repräsentirend. angebracht sind. Die
Statuen lieobachten in der Richtung von West nach Ost dic-
sellw Reihenfolge, wie die betreffenden Nationen in dem fremd-
ländischen Hallen-Komplex des Ausstellungs-Palastes: Indien,
England. Australien, Vereinigte Staaten, Norwegen, Schweden,
Italien, Japan, China, Spanien. Oesterreich, Ungarn, Russland.
Schweiz, Belgien. Griechenland. Dänemark, Südamerika, Persien,
Aegypten, Portugal und Niederlande. Die ausführenden Künstler
sintl in derselben Beibenfolge : CngnoL, Allard, Roubeaux,
Caille\ Lcquesne, Allasseur. Marcelin, Aizelin,
Captier, Doublcmard, Deloye, Lafrancc, Lepere,
Gruyere, Leroux, Delormc, Marqueste, Bourgeois,
Chatrousse, Ottin, Sanson und Tournois. Die Auf-
zählung aller dieser Namen rechfertigt sich durch die von
der Ausführung erprobte Thatsache, dass die Bauleitung die
tüchtigsten Kräfte für die Herstellung dieser Bildwerke ge-
wonnen hat. Namentlich jenes herrliche chinesische Weib
von Captier, sowie die vortrefflichen Figuren für Südamerika
von A. Bourgeois und Russland von A. Lepere zeugen
von aufsergewöhnlichcr KünstlcrkrafL Die Fenster- Pfeiler
sind oben in sonderbare Kapitelle aufgelöst, welche die von
2 Knaben gehaltenen, mit Flaggen geschmückten Wappen
derjenigen Länder tragen, die durch die Kolossal - Statuen zu
ebener Erde personitizirt sind. Die architektonischen Details
dieser Fenster-Lisencn und namentlich die des Haupt-Gesimses
sind leider so barock und unserem Gcschmacke widerstrebend,
dass trotz der technischen Vollendung der Eindruck ein un-
bcfricilitfcndpr l)|pibt.
Vor der ganzen Facade liegt eine 22 ■ breite Terrasse
mit 9 Freitreppen, Wasserbecken und Springbrunnen um-
schlicfsend und mit Blumen reich geschmückt. Gerade diese
hohe Terrasse ist es, welche die Wirkung der Haupt-Facade
gewaltig steigert und deren Fehlen die ohnehin gedrückte
Erscheinung sowohl des 1807er als des 1873er Ausstellungs-
Palastes noch mehr zum Ausdruck brachte. In der Mitte
der Terrasse, vor dem Haupteingange, thront, gleichsam als
Führerin aller übrigen Nationen, eine sitzende Figur, die
JtrpuUique francaise, mit' einer Tafel, welche das Datum
der Verfassung zeigt, in der Linken. Dieser sich in allen
möglichen Formen wiederlwlende . namentlich in zahllosen
Wappenschilden mit den Buchstaben „R.F.* sich ausdrückende
Kultus der Republik ist bezeichnend für die Idee, welche der
ganzen Ausstellung zu Grunde hegt.
Von der Terrasse führen 37 Thore in das Innere des
Ehren - Vestibüls ; zwar kommen die enormen Maafse dieses
Raumes nicht ungeschwächt zur Geltung, da die hier auf-
gestellten , ungewöhnlich großen Ausstellung* - Objekte —
darunter die herrliche Staatsausstellung von Scvres - Porzellan
und Gobelins, das greise Denkmal der „Fonderie de Brotice
de Paris" mit dem Reiter-Standbilde Kurls des Grofsen von
Röchet, ferner das Reiter-Denkmal des Prinzen Albert, der
vom Architekten Clarke entworfene originelle Ausstellungs-
Pavillon von Engliseh-Indien, endlich der 28™ hohe kanadische
Thurm — die Vorstellung des richtigen Maafstabes sehr er-
schweren; aber die Fülle des Lichts, die klaren Linien der
Konstruktion und die gewaltigen Verhältnisse bringen doch
den imposantesten Eindruck hervor. Die Hauptfarben der
Dekoration sind blau für alle Eisentheile, roth und braun
I für die Wände, milchweifs für die Kassetten. Der hellgraue
I Fufsboden ist ein vorzüglicher, in Plattenform abgesetzter
: Zement-Estrich (Mischungs-Verhältniss 1 : 47t); aus demselben
Material bestehen auch alle Treppen, Perrons und Kanäle.
Für dos Detail der Eisenkonstruktionen mag die hier
mitgetheiltc Zeichnung des Eckpavillons ein Beispiel geben.
Bezeichnend ist der kontinuirliche Uebergang der kasten-
förmigen schmiedeisernen Wandpfeiler in die flachliogigcn
Fachwcrk-Trflger der Decke und die Anschmiegung der
Konstruktion an die gewählte architektonische Gewölheform.
Die Konstruktionstheilc sind meist nicht verdeckt; der Erfolg
der versuchten künstlerischen Behandlung ist indess vielfach
zweifelhaft, da das grofsartige Ungewöhnliche nur zu oft dem
einfach Schönen vorgezogen wurde. Bemerkenswerth und sinn-
voll sind die Kapitellformen der vier Innenpfeiler der Kuppeln,
aus einer Häufung über einander hegender, nach oben wachsen-
der Voluten bestehend, und die schön gezeichneten Aehren-
büschel, welche den spitzen Schnitt der aufgehenden Kuppel-
bögen in den Ecken über den Pfeilerkapitellen verdecken.
Die Decke ist kassettirt, und zwar derart, dass die gröfserc
Scheitelkassette jedes Deckenfeldes als kleine Kuppel auf drei-
eckigen Zwickeln ausgebildet ist. —
Die eigentlichen Ausstellungs-Gullerien, östlich
für die französische, westlich für die ausländische Sektion,
stimmen in ihrer Konstruktion völlig überein. Die Stützen
der Maschinenhalle und der 12 m weiten Annex halle bestehen
aus sebmiedeisernen Kastenpfeilern, die Decken bezw. Dächer
aus Fachwerkträgern; die Dachbinder der Maschinenhalle
setzen, durch eine Laufgallerie durchbrochen, auf konsolartige
Erbreiterungcn der Pfeiler in halber Wandhöhe auf und zeigen
in ihrer unteren Gurtung die sehr gefällige Form eines flachen
SpiUlwgcns. Die drei 2!» ■ weiten Hauptgallcrien der „Matteres
premirrcs," des „Mohilier" und der ,.Aris liberau.r" haben
gusseiserne Stützen und Satteldächer aus Polonceau-Bindern ;
das Glasdach der f) m weiten Korridore liegt direkt auf
gusscisernen Spitzbögen. Die Beleuchtung geschieht über-
all durch Oberlichter, mit Ausnahme der Maschinenhallen,
wcIcIk> ein vorzügliches hohes Scitenlicht haben, und der
Transvcrsal-Gallerien, welche über die Längshallen empor ge-
führt und gleichfalls mit oberem Seitenlicht eingerichtet sind.
An der Kreuzung der Transversal-Gallcricn mit den iJtngs-Kor-
ridoren sind Erweiterungen von achteckiger Grundform ge-
schaffen, welche mit Ober den First der Hallendächer empor
geführt und an das hohe Dach der Quergailcrien in der Form
eines Kegelmantels angeschlossen sind. Die sechs 25 ■ weiten
Ausstellungshallen sind unterkellert; der Fufsboden derselben
besteht aus schmalen kiefernen Brettern, welche mit 1
breiten Zwischenräumen auf Holzbalken und Walztrlgern ge-
streckt sind ; die Kellerräumc werden derart zur Lüftung der
Hallen benutzt, dass sie durch je zwei Saugkanälc mit den
außerhalb des Gebäudes stehenden weiten und sehr hohen
Ventilations-Schornsteinen verbunden sind. Der Effekt scheint
ein günstiger zu sein, da die Luft in den Gallonen in der
That meßt von erfrischender Reinheit ist, was freilich durch
ausgiebiges Sprengen wesentlich gefördert wird. Die Dach-
deckung besteht allgemein entweder aus Glas, oder aus ver-
zinkten Eisentafcln auf diagonaler Schalung. Die innere Aus-
stattung der verschiedenen Gallerten wechselt mit den I bin-
den deren Ausstellung sie dienen. Besonders freundlich ist
die Dekoration der Decken in der englischen Abtheilung;
durch geschmackvoll angeordnete, mit großer Liebe durchge-
bildete Trennungswände und Schranken zeiclmen sich die
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39H
28. Septem bfr 1878
schwedisch - norwegische und die portugisischc Sektion aus.
Aus der allcemcineu Darhltohc ragen sowohl die heiden Vesti-
büle als die beiden Maschinenhallen und die sechs 15 « j
breiten (Juergallericn energisch hervor; die Ecken des Ge-
bäude-Kolosses siud durch die 4 hoben, nach allen Seiten ge-
öffneten Kuppeldacher effektvoll hervor gehoben und der
llaupteingang ist durch die zwar niedrigere, aber ein mach-
Uftes Portal bildende Mittolkuppcl des Ehrenvcstihuls bezeichnet.
In der hinteren Eintrittshalle, dein „ Vestibüle du Irnmii",
dessen Konstruktion im abrigen derjenigen des Hauptvestibuls
entspricht, ist die Mitte nicht durch einen besonderen Portal-
Juli waren dieselben glorklicher Weise noch nicht bis üVs
Vestibüle d'honneur vorgedrungen ; man wurde sonst berechtigt
sein, zu den mannichfaltigcn Ausstellungs-EindrOcken auch noch
diejenigen hinzu zu zalden, sich in den Spalten einer riesigen
Annoncenzeitung herum bewegt zu haben.
Einen völlig anderen Charakter als die übrigen Ausstel-
lungs-Gallcrien haben die von heiden Vestibülen aus in den
Binnenhof vorgeschobenen Kunstausstcllungs - Hallen.
Jede derselben besteht aus je 4 im Grundriss länglichen
Baumen, an welche nach dem Fischgräten-System beiderseits
2 Annexe angebaut und welche durch Querkorridore von einan-
l'ariser Ausstellung von 1878. L&agenscanitt and Anfriss de« Eckpavillons an Marsfeld- Paläste.
Aufhau betont, aber es ist ilie Wirkung dieses Baumes, in
welchem außergewöhnlich hohe Gegenstande nur an der
hollandischen Seite in Tropaenform aufgebaut sind, eine ent-
schieden grofsartigore. Auch die Eckdomc kommen hier un-
getrübter zur Geltung. Schade nur, dass der allzu spekula-
tive Sinn der Ausstcllungskommission die anfangs angebrachten,
blau geränderten, einfach weifsen Leinenvorhänge vor den
grofsen Glaswandeu allmählich durch riesige Reklamen ver-
drängen lasst, welche sich auf den Fenstervorhangen des ,Ar-
beitsvestibols", der Maschinenhallen und an anderen Glas-
flachen in aufdringlicher, profauer Weise breit machen. Ende
der geschieden sind. Nach dem Zentrum des Palastes hin
endigt jeder Flügel in eine mit grofsem Aufwand dekorirtc,
von 3 Kuppeln bedeckte Ixjggia. Von den letzteren abge-
sehen, erscheinen hier die Kunstausstellungs-Cicbaude, auf deren
künstlerische Vollendung man in Wien und Philadelphia einen
besonders hohen Werth gelegt hatte, fast als die bescheiden-
sten Baulichkeiten der Ausstellung. Die Umfassungen sind
verputzte Bruchsteinmaucru von gröfster Einfachheit; die läng-
lichen Mittelraume sind durch hölzerne Zwischenwände oder
Schranken, je nach dem Bedarf und Belieben der ausstellen-
den Staaten, verschiedenartig gcthcilt — nicht immer so, dass
Ne. 78.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
399
die Oricntining leicht wäre. Die in den Museen übliche Ein- '
richtung, dass man uuf »inem bestimmten Rundgange alle
Räume passirt, hat nicht erzielt werden können. — Die Dach-
binder bestehen aus Eisen mit Holzverwenduni?, die Fufs-
ImmIcd sind Zement, meist indess mit Gummi- oder Stoff-Tcp-
pirhen bedeckt. Die Beleuchtung geschieht ausschließlich
durch Oberlicht ; der Effekt derselben ist in der österreichi-
schen und spanischen Abtheilung und in einigen anderen
Sälen, unter gleichzeitiger Milderung für das Auge, dadurch
erhöht, dass in gewisser Entfernung unter den Oberall durch
ausgespannte Tucher gedämpften Liehtdächern horizontale
Deckenschirme vou braunlicher Farbe aufgehängt sind, welche
den Einfall des Lichts direkt auf die an den Wänden an-
gebrachten Bilder konzentriren. Durch dieses Mittel ist
z. ß. die Wirkung des grofsen Makart'schen BUdes: „Einzug
Karl's V. in Antwerpen" ungemein gesteigert worden.
Die nüchternste Behandlung zeigen che holländischen
Kunstausstellungs-Räume, ein Umstand, welcher dem Iwnach-
barten Kunstsaale des deutschen Reiches aufseror-
dentlich zu Statten kommt. Indess ist die Dekoration dieses
Raumes in der That in hohem Grade gelungen; Hr. Gedon
aus München hat das grofse Verdienst, hier einen Raum ge-
schaffen zu haben, in welchen sich jeder gern zur Erholung
nung verdient auch das aus dem Vrsfihitlr du trorail in
den deutschen Ausstellungssaal führende, schön und wirkungs-
voll gezeichnete Säulenportal, aas imitirtem schwanen Eben-
holz mit Elfenbein-Einlagen hergestellt und durch die Kokkoko-
fortneu des Giebelaufbaues dem französischen Geschmacke
angepasst. Eines nur vermissen wir in dem der deutschen
Kunst geweihten Saale ungern, nämlich die Ausstellung deut-
scher Architektur; indess müssen wir zugeben, dass es bei
dem so sehr verspäteten Entschlüsse klüger war, sich auf die
rasch verfügbaren Elite-Stücke der Malerei und Skulptur zu
beschränken, als durch eine überstürzte Heranziehung der
anderen Kunstzweige den — gegenwärtig unbestrittenen —
Erfolg zweifelhaft zu machen.
Während die äufseren Langseiten der Kunstausstellungs-
Flügel leider ungemein ärmlich behandelt sind, finden sich die
Loggien an den Querhäoptern mit einer Fülle figürlichen
und plastischen Schmuckes ausgestattet. Die nördliche Loggia
ist von dem Schweizer Architekten F. Jäger entworfen, des-
sen Tod von diesen Blättern erst kürzlich gemeldet wurde.
Sie zeigt allegorische Darstellungen der verschiedenen Künste
vom Maler Ehrmann, in prächtigen Fayence-Umrahmungen
von der Firma Th. Deck; den Eingang bezeichnet ein
schwerer Portalbau mit jonischen Säulen, eine thronende
Pariser Ausstellung von 1878. Vestibüle Mmmmmt des Marsfeld- Palastes. Mittclpvrtal.
(Nach tiatl rtMi«r. iil link (ni'hiL «. I'. ItlitM X. A. Berlin.)
von allen verwirrenden Eindrücken zurück zieht, dessen heimat-
liche Gemüthlichkeit und ruhige Harmonie gegen den überall
sich breit machenden Glanz und Lärm wohlthuend absticht.
Der schwarz polirtc, Iwhe Holzsockel, die schwere StorTtajictc
von neutraler, goldgrOnlicher Färbung, das glücklich Arran-
gement von Divans und Tischen verleihen den Steint«! vor-
nehmer Ruhe, und der Gedanke, den Raum nicht durch
Zwischenschnuiken zu zertrennen, sondern nur durch Skulp-
turgruppeu und PHauzcndekorationcn einzuteilen . steigert
den Eindruck zu künstlerukiter Weihe. Besonderer Erwah-
Architekturiigur im Tympanon; darüber als Krönung ein
Tempehnodell mit anschliefsenden Hallen, die Ecken der
Siina in die dem Pariser Wappen entlehnten Schiffsschnäbel
endigend. Die südliche Loggia ist von dem Pariser Archi-
tekten P. Sedille entworfen und gleichfalls mit Fayence-
friesen aus der Fabrik von Jules Loebnitz und mit Mo-
saikbildern von Gillet in Paris und Vircbent frercs in
Toulouse geschmückt; über dem Portale ein schönes Relief,
Apoll auf vierspännigem Wagen darstellend.
' (Krhluu folgt.)
Die Verhandlungen des internationalen Kongresses für Architektur zu Paris.
Wir tinden erat heute iu zwei ausländischen Fachblattern,
der dazette dt» Archiltctt* und den American Architcct and
Building Sem», ein paar Berichte über den als Zubehör der
Weltausstellung abgehaltenen Pariser Architekten -Kongress, aus
denen wir ein knappes Bild jener, wie es scheint nicht allzu
zahlreich besucht gewesenen Versammlung zusammen zu stellen
vermögen. Dies Bild dürfte an einigem Interesse gewiuueu da-
durch, dass wir demselben die individuellen Ansichten, welche die
beiden oben genannten Blatter zur Sache geäufsert haben, ein-
verleiben.
Dur Kongress hat auf seine Verhandlungen die Zeit einer
vollen Woche — vom 2!>. Juli bis incl. 3. August — verwendet;
Präsident desselben war Hr. Lefuel, dem als Sekretär und
damit als treibende Kraft Hr. Charles Lucas cur Seite stand.
4 Tage der Kongress - Dauer wurden auf Verhandlungen Uber
verschiedene Themata, 1 Tag zu einem Ausflüge nach Keims
und der letzte (ti.) Tag zu Preis- Vertheilungen verwendet; letztere
können wir, ihrer besonderen Natur nach, unberührt lassen.
Iiauptgngcnstand der Verhandlungen war zunächst das hoch
spirituelle Thema: , Verallgemeinerung der Aesthetik im Volke",
Uber welches Hr. Herrn ant, Arehilecte dt la alle de Pari»,
wie es scheint etwas mehr breit als geschickt genug gesprochen
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100
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
28. September 1878
hat, um ein befriedigendes Resultat zu Tage zu fördern. Ein
Thema wie die» mite der sensitiven Natur de« französischen
Architekten sympathisch sein, ohne aber bei den mehr praktisch
angelegten Naturen anderer Völker, wie z. lt. der Engländer und
Amerikaner, sonderlichen Beifall zu rinden. Wir erklären
es uns hieraus leicht, das» während der französische Bericht-
erstatter aus den Ausführungen des Hrn. Hermant eine etwas
längen* Mittheilung gieht, die sich ither den Begriff de« Schonen, die
Ungleichheit der Auffassung dafür, die Mittel um Unvollkommen-
heilen dieser Auffassung zu korrigiren nnd Uber andere Punkte
völlig allgemeinen Inhalts erstreckt, der referireude amerikanische
Fachmann über diesen ganzen Theil der Verhandlungen mit einer
blofsen knappen Erwähnung hinweg gebt, und wir rechnen auch bei
der Mehrzahl unserer deutschen Leser auf Zustimmung, wenn wir für
unser Referat eine ähnlich kurze Rchandlung wählen , d. h. den betr.
Theil des Referats hiermit abschließen.
Der zweite Verhandlung» ■ Gegenstand bestand in der, die
französischen Architekten gegenwärtig lebhaft bewegenden Frage
nach der Trennung oder Vereinigung der Fächer. Es
ist bekannt, das« die französische Akademie vor 2 Jahren für die
beste Beantwortung dieser Frage einen Preis ausgeschrieben hat,
der, wie aus den Kougressverhandlungen mit Wahrscheinlichkeit
ersehbar ist, von Hrn. Davioud gewonnen wurde. Wesentlich
ist es, voraus zu schicken, d&ss die Frage in Frankreich auf
anderem Boden, als z. B. in Preußen, erwachsen ist, indem sie
bei unsern westlichen Nachbarn durch eine andere Frage, näm-
lich die der Verwendung des Eisens im Hochbau, zu ihrer Kul-
mination gebracht worden ist. „Seit Auftreten der neuen Ma-
terialien Suhl und Kisen in den Baukonstruktionen so klagt
der französische Berichterstatter wörtlich befinden sich In-
genieure und Architekten tagtäglich in xwangvotlen Beziehungen
und es scheinen sowohl die einen wie die andern in einem un-
aufhörlichen Kampfeszustandc weiter zu leben. Der natürliche
Verlauf der Dinge, der stets den »Eindringling" Iwgünstigt, hat
die berechtigt* Furcht entstehen lassen, das» eine vollständige
Verschiebung der Rollen sich vollziehen, das* der Architekt in
die Abhängigkeit des Ingenieurs gerathen werde!"
(ianz so tragisch wie dieser Berichterstatter scheint nun zwar
der Autor der Preisschrift, Hr. Davioud, den Stand der Dinge
nicht aufzufassen: indessen auch er ist von Unruhe voll. Sein
Inmuth wendet »ich jedoch wesentlich gegen die hoch praktische
Seite, welche die Frage in Frankreich besitzt, und es ist diese
Seite in dem Privilegium enthalten, welches die Mitglieder des
„Qtra* de* Ingenieur» dt* pont* et ckauitf'fx" auf Erlangung
amtlicher Stellungen und auf entsprechende amtliche Ein-
wirkungen haben. Hr. Davioud nennt die Mitglieder dieses
Corps sehr schmeichelhaft „die unbewegbaren Hohenpriester des
Formelthums und der amtlichen Dienstthuerei " und er scheint
als besonderes Ziel vorerst nur das im Auge zu haben, die amt-
liche Bevormundung der Architekten durch das „Corps des In-
genieur* lies pont» et chaunrees" zu brechen, da er gegen die
nicht beamteten Zivil-Ingenieure Frankreichs etwas mildere Seiten
aufzieht Aber nichts desto weniger gelangt auch er zu der Schluss-
folgerung, dass der Haupt- Vorwurf, welcher der französischen
KunsUlbung der Neuzeit trotz ihres zweifellosen Fortschritts „im
Geschmack" gemacht werde der häufige Mangel au Harmonie in
den Verhältnissen wesentlich aus der Zwanglagc hervor gehe,
in der die französischen Architekten unter der in fast allen Fällen
eintretenden amtlichen Mitwirkung de» Ingenieurs sich befinden,
und das» das Vorwalten deren Einflusses nothwendig die komplcte
Abdikation der Kunst nach sich ziehen müsse*).
Die Frage von welcher Hr. Davioud ausgegangen, scheint
im Fortgange der Entwiekelungen auf ein etwas anderes Gebiet
gerathen und erst von dritter Seite ihrem Ursprünge dadurch
wieder genähert worden zu »ein, dass vom Kongresse die
Nebenfrage in Erwägung genommen wurde: Wie der Architekt
die drohende Gefahr am sichersten abzuwenden vermöge? Weitere
Vorschlage als den einen, dass der Architekt sich bequemen
müsse, außer seinen Kunststudien auch ein gut Theil Studien im
Ingenienrwesen zu treiben, scheinen die Verhandlungen nicht zu
Tage gefördert zu haben, vennuthlich deshalb, weil ein anderer
Vorschlag auch kaum ernstlich gedacht werden kann. —
Nach der Mittheilung des französischen Berichterstatters
ärc den Verhandlungen gerade über die Frage der Fächer
ie gesammte ausländische Tbeilhaberscbaft des Kongresses mit
dem außergewöhnlichsten Interesse gefolgt; wir wundern uns
cinigennaaßen, dass unser amerikanischer Gewährsmann von
diesem hohen Interesse völlig unberührt geblieben ist, indem
derselbe in seinem Berichte an dieser Verhandlung mit völligem
Stillschweigen vorüber geht Sie dürfte dem Berichterstatter der
American. Arrhitert and Building Newa auch „unpraktisch" er-
schienen »ein, im Vergleich zu einer weiteren Frage, mit welcher
der Kongres» sich befasste und die das Honorar für architek-
tonische Arbeiten betraf.
Dass ein aus Vertretern vieler Nationen für ein paar Sitzungen
zusammen tretender Kongress keine Körperschaft ist, in welcher
die eminent praktische Honorar - Frage mit Aussicht auf einen
•) Wir .inrl nicht icini r»irh«r tUriilier, ob dir oWa (Unr.t-'lrtil.'n An»l«-Iil»n. in
drr Tlul *l:i,Jml*.- »SM" K'U'll. »*» Hr. !>»> S-fmd in **!w*r i>rvi<v-kr<'mt.m rVhrlft
Hinführt hut, Mrr i'Ti **-b hi<T tim Kntwtrkrluruz rinwirr r.i-ttanki'ii <h'» Brrii-bt-
,T-i..!t<T. Her Ctttttlf* n.ii*h tfcrtn iiU»;»li>rirwTi Kindnw-k» drr llnT>»iidVti»n S.-hrin
h.udrll: dl» S.l,rrtl.»ri^ I« un-rr-r iji.rlk IS»I für l,. ld» M.ltfl. kk.ilr« Kaum.
ü. tut
sonderlichen Erfolg verhandelt werden kann, ist klar genug. Die
Unmöglichkeit in der Versammlung zu einem brauchbaren Ergebuiss
zu gelangen, ist dann auch in einer zu diesem Gegenstände ge-
fassten Resolution zum angemessenen Ausdrucke gekommen,
welche dahin geht:
„Dass der Kongress, in Anerkennung des Prinzips der Freiheit
der Kunst und der freien Reslimmuug des Honorars - als dessen
Grundlage indess das allgemeine Gesetz von Angebot und Nach-
frage anzunehmen sei dafür halte, dass jeder Architekt den
Werth seiner Artteit nach eigenem Ermessen, in Rücksicht auf
»eine Fähigkeiten und in gleicher Weise auf die Besonderheiten
und die Schwierigkeiten der Leistung, bestimmen möge."
Man bat dieser so ziemlich nichtssagenden Resolution schlief»-
lieh hei der zu sehr wahrnehmbaren Inhalts- Armuth einen Zusatz
gegeben, in welchem gewünscht wird, dass die Sätze der fran-
zösischen Honorar - Skala als Minimalsätze so lange
allgemein angenommen werden möchten, bis es gelungen sei, diese
Bauwerke, für Liuferung des Entwurfs 1' ., für Ko
und Werkzeichnungen 2 und für Bauleitung 1'/, Prozent der
Bausummc auswirft und dass amerikanische und englische Archi-
tekten in der Regel 5 Prozent berechnen, ohne al>er dafür Kosten-
anschlag und Werkzeichnungen mit zu liefern. Zur Vorlage
bei den Verhandlungen über das Honorar kam übrigens auch die
deutsche Norm, ohne indessen allgemeinen Anklang zu
finden, da man dieselbe für „gefährlich" erachtete, indem sie
zu Rechtsstreitigkeiten und Komplikationen Anlas» biete. ( ! )
Interessant hierzu wird es sein zu erfahren, dass sowohl die Mit-
glieder der Belgischen architektonischen Gesellschaft
als auch der Verein der Marseiller Architekten die deutsche
Honorar-Norm bei sich eingeführt halten. —
Als fernerer Gegenstand stand auf der Tagesordnung des
Kongresses die Frage der öffentlichen Konkurrenzen. Die
Diskussinn drehte sich um die beiden, von französischer Seite
vorgeschlagenen Resolutionen, dass:
1. Der Minister der öffentl. Arbeiten zu ersuchen sei, das
Prinzip der öffentlichen Konkurrenzen anzuerkennen und eine
Regelung desselben in dem Sinne vorzunehmen, dass den Interessen
der Künstler in gleicherweise, wie denen der öffentlichen Wohlfahrt
und den Bedürfnissen der Staatsverwaltung entsprochen werde.
2. Dass die Konkurrenz -Programme auf Grund einer I leihe
von Normen entworfen würden, in welchen vorzusehen sei,
die Preisrichter aus dem Kreise der Architekten
ihre Auswahl durch die Prtfekten nnd
Muuizipal-Vo
Zu natürlich ist es wohl, dass auf Grund solcher Vorschlage
eine Einigung der Ansichten nicht erzielt werden konnte;
einige Verwunderung erregend sind jedoch die Gründe, welche
man denselben von dieser und jener Seite entgegen setzte. Der
englische Delegirtc wollte von einer im Sinuc der Resolution
2 komponirten Jury wenig wissen nnd er legte den betr. Usus
seines fleimathlaude» dar, wo sogar die extremsten Forderungen
darauf beschränkt blieben, dass der Jury ein fachverständiger
Beirath nur zur Aufstellung des Programms und zur Rath-Er-
theilung bei Beurtheilung der Entwürfe — die ausschließlich durch
Laien geschieht beigesellt werde. Der Delegirtc Russland'g
war mit den Resolutionen 1 und 2 einverstanden, er sprach sich
zugleich im Sinne des Aufhörens der Anonymität bei Konkurrenzen
aus, indem er eine Art kontradiktorischen Verfahrens bei der Be-
urtheilung befürwortete, da er den Konkurrenten die Befugnis»
erthcilt wissen wollte, vor der Jury zu erscheinen, um die eigenen
Entwürfe zu erläutern und diejenigen der Mitkoukurrentun zu
kritisiren. Spanische und danische Thcilnehmer des Kon-
gresses endlich ergingen sich in Klagen über die Unregelmäßig-
keiten, mit welchen das Konkurrenzwesen in ihren resp. Heimath-
ländern geübt werde, insbesondere über die gewöhnliche Unfähig-
keit der Preisrichter.
Die Quellen, aus denen wir schöpfen, lassen es unbestimmt,
oh ein MnjoritaU-Ausspruch zu gunsten der beiden wieder gege-
benen Resolutionen erzielt worden sei; gewiss ist nur, dass man
eine Kommission, welche zu aus fremden Architekten besteht,
mit der Aufgabe betraut hat, die dringendsten Begchwerdepunlrte
de» Konkurreuzwegens näher zu untersuchen, Wünsche zur Ab-
hülfe zu formuliren nnd dem französischen Gouvernement im
Namen des Kongresses eine betr. Vorlage zu machen. Die Gazelle
des Architectes ergeht sich über dieses etwas geringe Resultat in
lauten Klagen, indem sie besonders das -wenig tiefe
betont, welchem die Frage des öf
dem Kongresse begegnet sei —
Auch mit der Behandlung der ferneren Frage, welche den
Kongress beschäftigt hat und welche die Einführung des In-
stituts der Diplomirung derjenigen Architekten, die
einen regulären Studiengang zurück gelegt haben,
und deren privilegirte Stellung betrifft, hat die Gazette Ur-
sache unzufrieden zu »ein; sie kleidet ihre Unzufriedenheit
in die Wendung ein, dass sie das Thema als „mal cnmpri» par
la luajnriti' de C a*»emlilee" hinstellt. Dies geringe Verständnis»
erscheint uns naturgemäß, wenn wir un» auf der einen Seite den
national • französischen Hang nach äußeren Abzeichen und den
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K«. 78.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
401
auf der anderen Seite das relative Zurücktreten dessen, was man
am einfachsten als „zünftlerische Anwandlungen" bezeichnen kann,
bei den Architekten mehrer anderen auf dem Kougre&s vertretenen
linder ins Auge fasst Weder in England, noch in Russland, noch
in Amerika und sonstwo ist heute die Produktion an nationalen
künstlerischen Kräften reich genug, noch auch die Art und Weise,
wie diese Produktion sich vollzieht, dazu angethan, kastengeistigen
Aspirationen Vorschub zu leisten. Vielleicht geschieht es, das*
in dem einen oder anderen Lande eine spatere Zeit einen Wandel
herbei fahrt, der zu einem besseren Vcntänduiss der heutigen
franzosischen Bestrebungen hinüber leitet, die, wie es scheint,
auf dem diesmaligen Kongresse ciue entschiedene Abweisung er-
fahren haben. — Ine dänischen und russischen Theilnehmer
des Kongresses behaupteten , dass mit dem System der diplomi-
erten und ausschließlich berechtigten Architekten in ihren Heimath-
landern keinerlei günstige Erfahrungen für das Fach
erzielt worden seien, wahrend ein Engländer, Mr. Spien,
auf die Eigenartigkeit der Heranbildung englischer Architekten
verwies, welche jenem System völlig den Hoden entziehe. Die
englische Architektenschaft rekrutire sich bis jetzt ausschließlich
durch ein reguläres Lehrlingsthum, dessen Erfolge nur in
unvollkommener Weise und nur hei insgesammt 20— 30 Prozent
von der Gesamtnt • Zahl der Architekten de« Landes durch
nebenher laufenden Abendunterricht, Besuch freier Vorlesungen
und technischer Schulen unterstützt werde. Beim Mangel akade-
TZ
misch erlangter Erziehung mit ihrem Zubehör an Prüfungen,
Testaten und Diplomen mache die Kunstübung der englischen
Architekten natürlicherweise sehr empfänglich für litt crari sehen
Einfluss und eben diesem Einfluss verdanke die englische Kuust
die Wiedererweckung mehrer historischer StUarten durch hervor
ragende Männer des Faches, wie Scott, Thackeray, Stuart u. a.
Andererseits habe die Befreiung der Ausbild ungsweisu von allem
Zwang des Konventionellen in England so markirte architektonische
Individualitäten, wie Barry, Scott, Cockerell und viele andere hervor
gebracht, und es scheinen dem Berichtentauer diese eigenthürn-
lichen Vorzüge viel zu hoch zu stehen, um sie durch Uebergang
zu einem anderen System in Gefahr zu setzen.
Der etwas zweifelhafte Erfolg, den die Franzosen in der
Frage der Diplomisinuig schließlich davon getragen haben, be-
schränkt sich auf die Annahme der schwächlichen Resolution:
„Dass die franzosischen architektonischen Vereine etc. aufgefordert
werden, in möglichst enge Beziehung zu den Vereinen anderer
Lander zu treten, um mit diesen die Frage gemeinsam zu prüfen
und einer bestimmten Entscheidung zuzuführen." —
Unser Referat ist hiermit enchöpft, da zwar der Kongress
sich mit noch mehren andern „Fragen*, z. B. auch mit der Frage
der „Rauge werken und ihrer Organisation", befasst hat, in unseru
(Quellen über die Resultate der dies bezüglichen Verhandlungen
jedoch keinerlei Notizen enthalten sind. B.
Versammlung
am 10. September 187«. Voreitzeudcr Hr. G. Meyer, Schrift-
führer Hr. Schneider.
Hr. Schneider erläutert die von den Hrn. Pick und I ,aug zu
Dortmund konstruirte patentirte Sicherheits-Knppelung für Eisen-
bahn-Wagen an einem ausgestellten Modell. Die Erfindung verfolgt
den bekannten Zweck, das An- und loskuppeln der Fahrzeuge
zu ermöglichen, ohne dass der bedienende Arbeiter genöthigt ist,
zwischeu die Wagen zu treten. Es wird dies in dem vorliegenden
Fall dadurch erreicht, dass die Kuppelungsglieder nicht unmittelbar
mit der Hand, sondern durch seitlich, außerhalb der Wagen be-
findliche Hebel bewegt werden. Zwei mit dieser Kuppelungs-
Einrichtung versehene Wagen sollen auf der Dortmund-Enscheder
Eisenbahn laufen und sich bisher gut bewahrt haben.
Hr. (i. Meyer bespricht hierauf den neuen patentirten
eisernen Oberhau für Hauptbahnen nach dem System Haar mann.
Derselbe ist 2 theilig, aus Langschwelle und darauf ruhender
Fahnchiene bestehend. Das Profil der Schwelle zeigt ein unten
offenes Rechteck, dessen vertikale Seiten sich in horizontalen
Fufsplalten fortsetzen , die an ihren Enden eine Biegung nach
unten erhalten. Die Eisenstarken variiren nn den verschiedenen
Stelleu des Profils nur zwischen 7 und !) mm, so dass dasselbe
wie eine um verschiedene Winkel gebogene Platte erscheint, deren
Herstellung durch Walzen einfach und wenig kostspielig sein
soll. Letzterer Umstand wird von dem Erfinder als ein Hattpt-
vortheil gegenüber der Hilf sehen Langschwelle hervor geholten.
— Querverbindungen der Langschwellen werden sowohl unter
dem Stöfs« der Schienen, wie auch dem der Schwellen durch
Querschwellen gleichen Profils und Schraubbolzen angebracht,
indem man die nach unten gebogenen Theile des Schwellenfufses
an den Verbindungsstellen entweder abschneidet, oder uach oben
biegt. Die Aurlagerung soll dadurch eine sehr sichere werden
und es glaubt der Erfinder von einer weiteren Laschenverbindung für
die Schwellen absehen zu dürfen, obwohl dieselbe keineswegs
ausgeschlossen ist — Zur Befestigung der breitbasigen Fahr-
schienen dienen vertikale Klammern, deren je 2 sich gegenüber
stehen. Sie greifen mit ihrem unteren Haken unter den Fuß der
Schwelle, mit dem oberen Ober den Schienenfuß und werden
mittels eines horizontalen, durch die vertikalen Seiten der Lang-
schwelle geführten Schraubbolzens gegenseitig in ihrer Lage er-
halten, bezw. auf die schiefen Ebenen des Schienenfußes gepresst
Das Widerataodsmoment der Schwelle gegen Läiigsbiegungcn ver-
halt sich zu dem der Hilf sehen Langschwelle wie 341,4 : 22, die
Gewichte beider wie 22 : 20,5. Die Breite der Haannauu'scheu
•Schwelle betragt am Fuße 240 bei einem zweiten Profile
ii , die Höhe 891"". lluterlliuzum bnung der Fahnchiene ergiebt
sich das Verhältnis;) der Gesammthöhe von Schwellen-Unterkante bis
Schienen-Uberkante zu der Schwellenbreite, bei dem Haarniann'schen
Tri ]'(•»
überbau zu . bezw. , wahrend dasselbe beim HilTschen
J4U _».'.>
Oberbau ^ beträgt In Rücksicht auf die Stabilität gegen
Hr. Schwedler bemerkt, dass an dem System die geringe
der Langschwelle gegenüber derjenigen des Hilf'schen
als unvortheilhaft zu bezeichnen sei. I>er Druck müsse
3 thunlichst große Kiestläche übertragen werden. Die
Haarmann'scbe Schwelle sei, da der Kies in die obere, rechteckige
Höhlung des Profils nicht wohl eindringen werde, wenig gegen
seitliche Verschiebung gesichert. Eine Langschwelle bedürfe da-
her außer an jedem Ende noch jedesmal in der Mitte der
Sicherung durch eine Qtienchwelle. Die Hilf sehe Schwelle werde
i besser in ihrer Lage
zu befürchten, dass diu Klammern, welche die Fahrschienen auf
den Langschwellen befestigen und die durch diese Klammern und
den oberen Theil der Langschwelle gezogenen Scliraubbolzen
in Folge der beim Befahren entstehenden Durchbiegungen und
Veränderungen in der Form des Querproüls lose werden
Hr. Schwedler macht sodann einige Mittheilungcn über
die vor einiger Zeit in Angriff genommene Hebung des Denkmals
auf dem Kreuzberge in Berlin, über welche wir jedoch, mit
Rücksicht auf ein an einer anderen Stelle dieser No. enthaltenes
ausführlicheres Referat mit einer bloßen Erwähuung hinweg
Ferner sei zahlreicher
Architekten- Voroin zu Berlin. Die beiden am 14. bezw.
21. SepUllillrci U. J. unternommenen Vcroino I>'nUu*«i*>tuati (in du»
Gesammt- Reihenfolge die 13. und 14. Exkunion dieses Sommers)
haben eine größere Anzahl von Tbeilnehmern gefunden, als irgend
eine ihrer Vorgängerinnen, obwohl beide Mal eine strenge Kon-
trolle darüber ausgeübt wurde, dass nur Vereinsmitglieder, bezw.
durch solche eingeführte Gäste, den Besichtigungen sich anschlössen.
Die Exkunion des 14. September nahm ihren Ausgang von
dem Palais von Tiele - Wincklcr in der Regenten -Straße,
erstreckte sich sodann auf das Palais des Fürsten von Plcss
in der Wilhelm-Straße und endigte im Palais des deutschen
Reichskanzlers, Flinten von Bismarck,
letzt genannten Orte übernahmen die Architekten der
Bau -Ausführungen, die Hrn. Ehe und Benda bezw. Hr. Geh.
Reg.- Rath v. Mörner penönlich die Führung der Besucher,
deren Zahl schließlich auf 215 gestiegen war. Hr. v. Mörner
gab an der Hand einer übenichtlichen Ausstellaug säinmtlicher
Bauzeichnungen zuvor noch in einem kurzen Vortrage Rechen-
schaft ülier die Geschichte der ( bekanntlich durch Umbau, eines
alteren Palais geschaffenen) Anlage und erläuterte die dereelhen
zu Grunde liegendcu Gedanken. Der Wunsch, ül>er diese 3 Bauten,
die zu den bedeutendsten ihrer Art in der deutschen Hauptstadt
gehören, etwas eingehendere Mittheilungen zu geben, als im iühmen
dieses Exkuraionsberichtes möglich wäre, veranlasst uns, jene Mit-
theilungen in selbständiger Form erat in einer der uächsten Num-
mern u. Bl. nachzutragen. — Auch die auf die Exkursion folgende
gesellige Vereinigung in der Restauration des Verciusbauses fand
trotz des heißen Tages zahlreichen Besuch. —
Die Exkunion des 21. September, an welcher nicht weniger
als 231 Verciusmitglieder sich betheiligten, galt in erster Linie
der Besichtigung der Arbeiten, welche gegenwärtig zum Zwecke
einer Hebung des Kreuzberg-Deukmals in Ausführung be-
griffen sind.
In wie weit dieses Unternehmen vom künstlerischen Stand-
punkte aus berechtigt war und ein glückliches genannt werden
kann, ist eine Frage, die wir hier nur flüchtig streifen wollen,
da ein objektives Unheil selbstverständlich ent uach Vollendung
der bezüglichen Arbeiten sich gewinnen läs&t Als Zweck der-
selben ist wohl weniger die Hebung des Denkmals an sich, als
vielmehr die Hebung seines Standortes, d. i. eine Erhöhung des
Kreuzberges, zu betrachten, der in Folge der neuesten inten-
siven Bauthatigkeit in dieser Gegend über seine Umgebung durch-
aus nicht mehr iu gleicher Weise dumiuirte und daher auch keine
so günstige Aussicht auf Berlin mehr gewähne, aß dies zur Zeit
der Errichtung des Denkmals der Fall war. Hierin wird der
wftrtige Bau, durch welchen das Denkmal um H"> gehoben
auf einen etwa 20™ i. Durchm. großen, durch riesige Sub-
struktioneu hergestellten Unterbau gesetzt wird, gründlichen
Wandel schaffen, und es unterliegt wohl keinem Zweifel, dass die
historisch denkwürdige Statte in Folge dessen wieder öfter und
wird, zumal auch diu bisher in un-
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DEUTSCHE BAUZEITUNG.
28. September 1878
igten Umgebungen des
und durch einen zweit«
in der Ave
Freitrepircn-Anlage — mit der Stadt in bessere V«
bracht werden »ollen. Für die künstlerische Wirkung den
mal» an «ich dürften dagegen die bezgl. Veränderungen nicht
eben günstig sein. Sein für heutige Anschauungen ohnehin »ehr
kleiner Maaisstab wird in der freien und hohen Lage noch winziger
erscheinen ; für alle näheren Standpunkte wird der breite Unter-
bau den gröfsten Theil des Denkmals verdecken und ob die etwas
gar zu „ernste" Architektur dieses Unterbaues als ein ästhetischer
Gewinn für das Werk Schinkel'« zu betrachten ist, erscheint uns
höchst zweifelhaft
Unser Bericht mag sich zunächst auf das erstrecken, was in
der That das Hauptobjekt der Besichtigung bildete — auf das
technische Detail der zur Tlebung des Denkmals unternommenen
Arbeiten.
Das Denkmal besteht aus einer in gotbischen Formen aus-
geführten eisernen Spitzsaule von 18,4 ■ Höhe, die auf einem
Mauerkörper aus Kalkbruchstein ruht, welcher 8 eckig geformt ist
und bei etwa 10» Durchmesser S<° Höhe hat. Die Spitzsäule ist
an der Basis kreuzförmig gestaltet, mit 4,25 ■ ( Gesammt- )
Länge und 2,12 m Breite der Arme. Die Säule bat ein inneres
Gerüst aus Gusseisen mit durchgehendem hohlem Kaiserstiel ; die De-
tail-Gestaltung dieses Gerüstes, welches in 5 Etagen eingetheilt
ist, die /ich durch Einlagen von 5, aus vollen Gussplatten
vielfach an die Konstruk-
in seinen konstruktiven Un-
den Böden bilden, erinnert vielfach an die Konstruk-
Thurrogerüsten in Holz und in seinen konstruktiven Un-
heiten überhaupt vielfach an jene Frühperiode der „Ver-
des Eisens im Hochbau", der das Denkmal entstammt
An das Gerüst ist in wenig organischer Weise der Mantel
(1821). "An das Gerüst ist in wenig organischer Weise
angeschlossen, welcher sich aus relativ großen, vielgestaltigen
Stücken zusammen setzt; — der Hohlraum der untem 4,7"" hohen
Etage der Säule ist ausgemauert. — Das Gesammtgewicht des
Denkmals wurde zu höchstens 200 000 "* ermittelt, woran das
Eisen mit etwa */*i die Ausmauerung mit 1 > betheitigt ist.
Zur Ausführung der Hebung, die, wie erwähnt, 8>» betragt,
hatte man zuerst einen Abbruch und Wiederaufbau in Aussicht ge-
nommen. Sowohl die sehr großen Schwierigkeiten, die einzelnen
Theile des Gusskörpers unversehrt aus ihrem konstruktiven Ver-
bände zu lösen — für welchen eine solche Eventualität s. Z.
keineswegs vorgesehen war — und die jedenfalls sehr bedeutenden
Kosten, welche jenes Verfahren verursachen würde, Helsen
Javn.it dio uJmnata M«giiohhei«, I'ookusl lul ganzen
zu heben, in den Vordergrund treten. Unter mehren Möglich-
weiche hierzu wiederum in Frage kamen, entschied man
diejenige, bei der als Hebekraft Wasserdruck in
Die Grundzüge der besonderen Art und Weise, in welcher
die Benutzung der hydraulischen Kraft ins Werk gesetzt wird,
sind vom Geh. Ob.-Baurath J. W. Schwedler angegeben worden,
während da* Spezial-Projekt dazu vom Baumeister Krüger unter
Mitwirkung der Techniker der hiesigen Hoppe 'sehen Maschinen-
Fabrik aufgestellt wurde.
Erschwert war das Werk durch die Forderung, dass mit der
Hebung des Denkmals eine Drehung desselben um die eigene
Axe zum Betrage einer Winkelgröfse von 20 Gr. 46 Min. ver-
bunden werden musste. Durch Ausbrechen von Stellen im Fun-
damentkörper Helsen sich an erstmaliger Konstruktionshöbe für
den Beginn der Hebe- Arbeit nur 0,645» disponibel machen.
•Das Projekt vertheilt nun die Gesammt-Last von 200 000 ^
(— 4000 Ztr.) auf 12 hydraulische Pressen, in denen der Wasser-
druck auf 30 Atm. zu steigern ist und die daher bei 26 ™>
Durchmesser eine Hebekraft von je etwa 16 000 «• besitzen.
Der Kolben - Durchmesser der 3 vorhandenen II and- Druck-
pumpen ist nur 2,6 r<* und daher das Uebersetzungs • Ver-
hältnis« zwischen diesen und den Press-Zylindern — 1 : 100. Es
ist dann in den Längen der Hebelarme an der Pumpe eine
weitere Uebersetzung von 1 : 10 verwirklicht worden, so dass
das ganze Uebersetzungs -Verhähniss zwischen Kraft und Last
— i2'-T^7 • io = 4j^j] ut und danach als Kraft an den Pumpen-
hebeln nur etwa 50 k* auszuüben sind. Der Hub der Presskolben
wurde auf im Maxim. 18rn> angenommen.
Höchst bemerkenswert!» an der Konstruktion der hydraulischen
Pressen ist derjenige Theil ihrer Einrichtung, welcher dazu diente, die
Axendrebungdes Denkmals ins Werk zu setzen, welche erforder-
lich war, um dasselbe in die Mittellinie der Grofsbeerenstrafse zu
bringen. Die Press-Zylinder sind mit „Boden nach oben" aufgestellt,
so dass beim Heben die Kolben stehen bleiben, während die Zylinder
sich bewegen. Die Kolben sind oben offene Hohlkörper von etwa
20 ' m Höhe, die nur auf kurzen Längentheilen der beiden Enden
in den Zylindern Führung haben. Beim oben stehenden Ende
(das eine Dichtung durch gewöhnlichen Lederstulp hat) ist die
Führung durch eine kugelförmige Gestaltung des Kolbens be-
schafft, das untere Kolbenende ist zyUudrisch geformt; es ergiebt
sich hieraus, dass wenn dies untere Ende nach Zurücklegung
eines Zylinderweges von etwa 2 vm) aus dem Press-Zylinder her-
aus tritt, der bisherige Zwang, den Kolben in der Vertikalen zu
führen, aufhört und der Kolben, sobald eine Seitenkraft sich
itnfsert. kippen wird. Zur Kmelnng des KippenB nun dient
ein Untersatz mit Teller, dessen nach oben liegende Fläche zu
einem Theile horizontal, zum andern Theile geneigt geformt
ist Die Grenze zwischen beiden Flächen bildet eine nahe dem
Durchmesser Hegende Sehne, durch welche die (mit der Unter-
rläche des Kolbens an Gröfse übereinstimmende) Tellertiacbe in
2 ungleiche Theile, von denen der kleinere der horizontale
ist, getheilt wird. Die Teller sind unter den Pressen so auf-
gestellt, dass die Kanten zwischen den beiden Flächen sämmtHch
genau radial zum Zentrum der Basis des Denkmals und übrigens
(in Bezug auf die Lage der Flächen) gleichartig gerichtet sind.
In dem Momente, wo die Presskolben auf den Teller einen Druck
beginnen, werden sie (bei fehlender Unterstützung ihres Schwer-
punktes) kippen müssen und sie legen hierdurch normal zum
iladius, d. i. in der Peripherie des Drehungskreises einen Weg
zurück, der in der Peripherie eines Kreises von 1,581 01 Badius
1 cm, und in Winkelmaals angegeben eine entsprechende Anzahl
von Minuten etc. betragt; um jenen Winkel wird daher bei einmaliger
Ausführung der Operation die Spitzsäule gedreht. — Nach erfolgter
Stützung auf provisorischen Unterlagen werden die Presskolben
durch selbstthatig wirkende Federn (die im Innern der Presse
liegen), zurück gezogen und es folgt alsdann eine der Drehung des
Denkmals genau entsprechende Verschiebung der Teller, um so
in gleicher Weise fort zu fahren, bis die Gesammt- Drehung des
Denkmals beschafft ist
Ueber die Modalitäten der Hebung ist anzuführen, dass
man zunächst nach AusBtemmung von !> Stollen und provisorischer
durch Holzdrempel einen Bost aus gekreuzt liegenden
Hölzern (4 bezw. 5 Stück in den beiden Hauptrichtungen)
i Denkmal gebracht, alsdann die Pressen angesetzt und
nun die Hebung begonnen hat; bei jeder derselben werden 8«°
an Höhe gewonnen. Die provisorische Stützung erfolgt durch 5
Bohleustapcl, zwischen denen die Fundament -Aufmauerong
vorgenommen wird, so bald nach 6 Hebungen eine Höhe von
etwa 0,5«» frei geworden ist Die 12 Pressen, von welchen
4 in der Peripherie eines Kreises von 0,70™ und die 8 übrigen
in der Peripherie eines Kreises von 1,58"' Bad. um das Zentrum der
Denkmals- Basis gruppirt, gestellt worden, sind hinsichtlich des
Anschlusses an die Puiupcu in 3 Gruppen zerlegt, deren jede von
einer Pumpe mit 2 Arbeitern bedient wird. Die 3 Pumpen sind
zu einer Seite des Denkmals aufgestellt ; nach vollführter Hebung
tritt das Druckwasser ans den Presszylindern in die Pumpen-
bassins zuruek. — Die Arbeiten sind verhältnissmälsig sehr rasch
gefördert worden. Der Auftrag zur Ausführung des Werks datirt
vom 3. Juni; Projektion und Installation der maschinellen Vor-
kehrungen wurden so rasch gefördert, dass bereits zu Anfang
September mit der Hebung begonnen werden konnte. Bis jetzt
ist (aniser der beschafften Drehung) eine Hebung um etwa 4»
vollführt, so dass zu erwarten steht, dass die gesammte Höhe
von 8™ bis etwa Mitte des nächsten Monats erreicht werden
wird. — Die Kosten der Hebung und Drehung werden sich
nur auf 14 000 .//. belaufen, woran die Kosten der maschi-
nellen Vorkehrungen mit 5100 ..//, Handarbeiten aller Art mit
etwa 6400 .//. und Hölzerbcschaffungen mit etwa 2500 .// be-
theiligt sind. — Die Gesammtkosten der Ausführung sind auf
420 000 .//. veranschlagt Die spezielle Leitung des Werks
liegt in den Händen der Hrn. Rauinspektor Haeger und Bau-
meister L. Krüger von der Miuisterial-ßaukommission. —
Dem Besuche der Baustelle schloss ein Theil der Exkursions-
Gesellschaft noch eine Besichtigung der Berliner Aktien-Brauerei
„Tivoli" an, über welche wir in früheren Jahren bereits mehrfach
berichtet haben. In den Ausschank-Hallen dieses Etablissements
fand am Abend auch eine gut besuchte und belebt verlaufende
gesellige Vereinigung statt — — F. u. B. -
Brief- und Fragekasten.
Druckfehler-Berichtigung. In dem Vortrage des
Baurath Lipsius in No. 72 u. Bl. ist zu lesen:
S. 363, Sp. 1., Z. 23 v. o.: verklärender statt
„ „ , „ „ 27 v. u.: dreist statt damit;
„ S65, „ n „ 37 v. o.: Behauptungen st
Hrn. M. in Leipzig. Wir übergeben Ihre Frage, von wem
die Ausführung des Wandbrunnens an der Villa Liegniu zu
Potsdam (Delphin mit Muschelbecken) erfolgt ist und ob da»
Modell desselben noch vorhanden ist, unserem Leserkreise. Ver-
mutblich dürfte eine direkte Anfrage bei Hrn. C. fa&tuer in Berlin
(Geil's Nachfolger) Sie am besten zum Ziele führen.
Hrn. IL in B. U. W. ist eine Mehrzahl unter den preufsischen
Eisenbahnen beschäftigt, den Hilfschen Oberbau auf dazu geeig-
neten Strecken einzuführen. Speziell können wir Ihnen die
Niederschlesisch-Markische und die Hannoversche Staatseisenbahn
nennen; Ihnen auch die betr. Strecken anzugeben, befinden wir
uns jedoch aulser Stande.
Abonn. P. G. in ('. Wir glauben Sie auf das Kapitel
„Theater" in „Berlin und seine Bauten", sowie auf die Angaben
über lUumgrofsen, welche der Deutsche Daukalender enthalt, ver-
weisen zu müssen.
Hrn. II. Zimmermann in Greufsen. Ihrem Wunsche
entsprechend berichtigen wir die in Nr. 67 u. Bl. enthaltene Ant-
wort bezgl. Lieferung sogen. Grottensteine durch Mittheilung
Ihnjr Adresse.
K»i»miMi<>n.Te.l«» »ob C.rl gttllu I» Bwlla. Fttr dt« BwUktton «rurtworülch K. K. O. Fritith, Bertin. Drac* : W. tl«c>«r H«ft>«ctdr ucktitl, Bull«.
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N«. 79.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
403
rieht»«. — Brief, und Pr*g*ka»tt>.
iUmtwln*lrhttKkolt
- rcriaoil-Narh-
Das Verhalten der Kanalbau -Materialion zu sauren
und alkalischen Flüssigkeiten ist von Professor Kämmerer
zu Nürnberg zum Gegenstände einer näheren Untersuchung ge-
macht worden, deren Resultate im Notizblatt <L deutsch. Ver. f.
Fabrikation von Ziegeln etc. und in mehren andern Zeitschriften
für Keramik so eben veröffentlicht worden sind. Die beson-
dere Wichtigkeit, welche die u. W. hier sum ersten mal näher
behandelte Frage bei der Wahl des Baumaterials für städtische
Entwässerungen, Ableitung von Abwässern aus Fabriken etc. etc.
besitzt, veranlasst uns, den wesentlichsten Theil des betr. Artikels
nachstehend zu rcproduzireu.
Veranlassung zur Anstellung der Versuche des Hrn. Prof.
Kämmerer gab die Kanalisation der Stadt Nürnberg, mit der
Frage nach der Zulässigkeit des Einleitens
in die Kanäle. Ks wur-
lprozentige Lösungen von Schwefel-
säure, Salzsäure, Salpetersäure und Ammoniak, so wie Probestücke
von 15 20- Gewicht der zur Untersuchung gezogenen Mate-
rialien benutzt. Die Probestücke blieben während der mittleren
Temperatur (17* C.) der Wirkung der Losung 48 Stunden lang
ausgesetzt und es wurde alsdann der Gewichts-Verlust genau
bestimmt, den die Stücke wahrend jener Zeitdauer erlitten hatten.
Mit jeder zu prüfenden Materialsorte wurden mindestens zwei
Versuche angestellt; die Durchschnittszahlen, welche man aus
zwei ziemlich nahe überein stimmenden Versuchs-Resultaten er-
zielte, wurden zusammen getragen und es stellte sich dabei folgende
in abgekürzter Form wieder i
«
GewirbUrerhul
0>r l»r
.bMtuek
. Ii. l'r.
Hirn— c.
bo-
au««1rärkt. Ixt Wirkung
der L&Mngan vom
der
Proaenl
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Die in dieser Tabelle verzeichneten Resultate haben, bei Be-
schränkung der zu Grunde liegenden Proben auf eine möglichst
geringe Anzahl und ferner bei der sehr geringen Zahl von Be-
zugsquellen, aus denen die Probestücke entnommen wurden,
nicht diejenige Eigenschaft, welche mit dem knappen Ausdruck
der englischen Sprache als „eonclutwe" bezeichnet zu werden
pflegt; sie sind aber ausreichend, um übersehen zu lassen, dass
für die BeurtheiluDg der Güte, die ein Material zu den speziellen
Zwecken stadtischer Entwässerungen besitzt, theilweise andere
Eigenschaften Platz greifen, als diejenigen sind, auf die
man bei Benrtheilung für gewöhnliche Gebrauchszwecke das
Augenmerk zu beschranken pflegt Der Autor der Versuche prä-
zisirt diese Ansicht in folgender Weise:
Einige (in der Quelle speziell bezeichnete) Ziegelstein-Sortcu,
iker und Zementröhren — alles Materialien, die wegen ihrer
; etc. etc.
sich
Flüssigkeiten
und "des Ammoniaks, als "einige andere Ziegelstein-Sorten, die
gegen Druck und Frost als weit empfindlicher gelten. Weiter
sagt Hr. Prof. Kämmerer, dass die Vorzüge, deren manche Ziegel-
stein-Sorten in gedachten Beziehungen sich erfreuen, durch den
Gebrauch von Zement in den Fugen paralysirt werden. —
Vielleicht lässt aufser diesen Resultaten die obige Tabelle
noch die Schlussfolgerung zu. dass alle in derselben berücksich-
tigten Material&orten gegen die Wirkungen von Ammoniak relativ
unempfindlich, gegen Schwefelsäure etwas mehr empfindlich, gegen
Salpetersäure sowohl als Salzsaure dagegen sehr empfindlich
sind. Ebenfalls wird aus der Tabelle vielleicht geschlossen wer-
den dürfen, dass die Sinterung des Thons einen relativ wirk-
samen Schutz der daraus hergestellten Fabrikate — Klinker und
Thonrohren — gegen Säure- Wirkungen gewährt
Unter allen Umstanden ist — dies lehren die verdienstlichen
Kammerer'schen Versuche in bestimmter Weise — es gerathen,
Materialien zu Kanalbau-Zwecken vor ihrer Verwendung in grofsem
Stil auf die Eigenschaft der Widerstandsfähigkeit gegen Säuren
einer Prüfung zu unterwerfen, die im ganzen ja recht leicht
beschafft werden kann. Für Nürnberg, wo die Kanalisirung
vorzugsweise mit Zemont-Köhren hergestellt wird, hat beiläufig
Härte, ihrer leichten Verarbeitung, ihrer Frostbeständigkeit et
als vorzüglich geeignet zu Kanalbauten gelten, erweisen
weniger widerstandsfähig gegen den Einfluss saurer Flussigl
diese Prüfung zu der in jedem Falle fatalen Entscheidung geführt,
dass selbst sehr verdünnte alkalische und saure Flüssigkeiten in
die städtischen Kanäle nicht abgeleitet werden dürfen. —
StempelpfUchtigkeit der Dampfkessel - Atteste in
Prenlseu. Die Auskunft des Hrn. Bau - Inspektors Warsow in
No. 37 d. B). hatte ich bei meiner in No. 6ti wiedergegebenen
MittbeUung über obigen Gegenstand allerdings übersehen; die
angezogene Ministerial-Bestimmuiig vom 2. Februar 1868 war mir
indes« nicht unbekannt, ebenso aber auch nicht die Thatsache,
dass jene Bestimmung vielfach nicht beachtet und dass auch zu
den letzten Abnahme-Bescheinigungen über Dampfkessel Stempel
nicht kassirt zu werden pflegen.
Schwebt hiernach das Damokles - Schwert einer Stempel-
Defraudation über dem Haupte so manches Kollegen, so wird es
vielleicht angezeigt sein, die Sache noch ein mal näher und
grundlicher zu prüfen. Ich komme hierbei zu Folgendem:
1) Bei allen staatlichen Besteuerungen herrscht der generelle
Grundsatz, dass ein und dieselbe steuerpflichtige Handlung nicht
doppelt besteuert werden kann.
2) Die Stempelsteuer steht in dieser Heziehung den anderen
Steuern gleich.
3) Wer eine gewerbliche Anlage macht, beantragt und erhält da-
zu die Konzession (Erlaubnis») und es wird diese Konzession i
Kassirung einer .Stempelmarke von 1,50 .Ä auf
Urkunde voll besteuert
4) Die Konzession ist gegeben unter den
konzessionsmälsigen Ausführung und der Staat veranlasst in
seiuem polizeilichen Aufsichts-Interesse, nicht im Interesse des
Konzessionärs, eine Kontrole der koazessionsmafsigen Ausführung
und bezeichnet den Beamten, welcher für die Akten der Staats-
behörden die gute Ausführung zu koostatiren hat Was der
Kreis-Baubeamte bei einem Kessel oder einer gewerblichen An-
lage zu „bescheinigen" resp. zu „attestiren" hat, ist weiter
nichts, als diese vom Staat angeordnete und zu den Akten der
Staatsbehörden gehende schriftliche Konstatirung, ein Nebentheil
der Konzessions-Ertheilung. Sie ist kein zu mehrfachen Zwecken
zu gebrauchendes „Attest- im Sinne des •Stempel-Gesetzes; sie
ist eine gewöhnliche Amtshandlung; sie geht, wie gesagt, zu den
Akten der Polizei-Behörde, welche darauf hin dem Konzessionär
die Krlaubniss zur Inbetriebsetzung ertheilt, wiederum eine Hand-
lung, die einen Theil der ursprunglich für Bau und Betrieb er-
theilten, mit 1,504% besteuipelteu Konzession bildet und deshalb
auch nicht nochmals stempelpflichtig ist
5) Hiernach erscheint ein im Verlauf seiner amtlichen Hand-
lungen vom Kreisbaubeamten ausgestelltes Kessel-Druckprobe- und
' " itig, ebenso wenig wie
ch auszustellenden Bau-
Abuahinc-Attestc
ist es mir nicht zweifelhaft,
Staats-Beamte (Königl. Baumeister, Bergmeister, "
oder ein Privat - Kessel - Revision» - Vereins • Ingenieur in einer
Kesselfabrik auf Antrag des Fabrikanten einen neuen Kessel,
für den entweder noch keine Anlage-Konzession ertheilt, oder für
den eine solche nicht vorliegt, der Druckprobe unterwirft und
darüber ein Attest ausstellt, dies isohrte Geschäft stempel-
pflichtig ist.
7) Insbesondere muss es stempelpflichtig sein, wenn es von
den Ingenieuren der Prival-Revisions-Vercine ausgestellt wird, da
diesen eine Betheiligung bei den eigentlichen — amtlichen —
Abnahme- Verhandlungen einer gewerblichen Anlage füglich nicht
zusteht, solche vielmehr den Staatsbeamten vorbehalten ist
Freilich greifen in neuerer Zeit die Funktionen der Privat-
Vereins - Ingenieure mehrfach in die amtlichen Abnahme - Ver-
handlungen der Staatsbeamten über, indem jene auf Grand der
ministeriellen Krlaubniss , „ Druckproben bei Vereinskesseln vor-
zunehmen," auch solche Kessel in den Kesselschmieden prüfen,
die von Vereins -Mitgliedern neu bestellt und auf Grand neuer
Konzession neu angelegt werden. Hierdurch wird das amtliche
Abnahme - Verfahren , das eigentlich den Staats - Beamten aus-
schliefslich vorbehalten bleiben sollte, unter die Privat- Vereins-
Ingenieure und die Staats-Beamten getheilt Ob dies im Sinne
des Gesetzes liegt, mag dahin gestellt bleiben. H.
Nochmals Holla tein's patentirte offene Stützmauern.
Als Erwiderung auf die Notiz in No. 76 er. erhalten wir von Hrn.
Chaussee - Inspektor a. D. Uollstcin eine längere Mittheilung
mit dem beigefugten Wunsche: „zur gefälligen Berücksichtigung".
Wir glauben diesem Wunsche ausreichend zu genügen und gleich-
zeitig dem Interesse unserer Leser am besten zu dienen, wenn
wir aus der llollstein'schen Zuschrift die wesentlichen Punkte
kurz reproduziren und diese Reproduktion mit der Bemerkung
fort geben, dass dies jedenfalls die letzte Auslassung zur Theorie
des Gegenstandca sein wird, der wir die Spalten dieses Blattes
hiermit abermals öffnen.
Hr. nollstein schreibt: 1. Die in dem <iu. Artikel als
nothwendig angeführten Erwägungen über die Wirkungsweise der
Kräfte sind von mir ganz speziell und eingehend in den Formen
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404
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
2. Oktober 1878
der höheren Analysis und unter
2. Dass die
der Kräfte nach vorn rucken und
zu Null machen »ollen, ist unmöglich, weil
haben. Letztere haben ihren Schwerpunkt nicht in der Nähe
der Spitze, gondern so ziemlich entgegen gesetzt.
3. Meine Rechnung» ■ Resultate sind wiederholt durch Expe-
rimente bestätigt und ist das Ergebnis* dieser Kxpcrimente durch
Zeugen beglaubigt worden; außerdem stelle ich Jedermann an-
beim, «ich bei mir durch den Augenschein zu überzeugen, dass
eine aus gewöhnlichem Schreibpapier hergestellte, im Mittel '/»
der Hohe starke Ausführung meiner Konstruktion gewöhnlichen
Sand thatsächlich stützt (seit langer als 1 Jahn, obwohl die
Konstruktion nur 1 ,»„ des Gewichts einer gewöhnlichen Stutz-
Beispiel der Fürsorge um den Fortgang öffent-
licher Bauten bietet Bich augenblicklich in Oesterreich. Die
Regierungskassen sind durch die Kosten des bosnischen Krieges
so sehr in Anspruch genommen, dass der Betrieb einiger gröfseren
Staatsbauten würde geschmälert werden müssen, sofern man nicht
in aufscrgewohnlicher Weise Rath zu schaffen wüsste. Ks will
nun, um den Weiterbau von drei grofsen Staatsbauten, des Par-
lamentsgebändes, des Justiz pal astes und der Universität,
die bekanntlich in Wien seit einigen Jahren in Ausführung be-
griffen sind, zu ermöglichen, die Regierung ein Darlehnsgeschäft
über 9 Mill. Gulden zu 6',, Prozent mit einem Wiener Geld-
Institut abschliefsen, wobei die drei genannten Rauten hypo-
thekarisch verpfändet werden sollen. — Oesterreichische
r, deren Meinung wir uns in diesem Punkte lediglich an-
zu glauben, dass das Geschäft wohl
i Spruches, dai
Neue Baugewerkschulen. Oen zahlreichen neuen Schulen,
welche in gegenwärtiger Zeit im Entstehen begriffen sind und
durch welche das thatsächlirhe Bedflrt'niss einzelner Gegenden
vielleicht schon heute überschritten wird, haben sich in jüngster
Zeit 2 Baugewerkschulen in Berlin zugesellt.
Die eine denkt der auf dem Felde der BiJdungsbeförderung unter
den Handwerkern rühmlichst bekannte Berliner Handwerker- Verein
in seinen Lokalitaten Berlin C. , Sophienstrafse 15 zu eröffnen.
Das uns übersandte Programm beschrankt sich auf einige
generelle Angaben, die einen Einblick in die Einzelnhciten des
Unternehmens nicht gestatten.
Der Lehrgang soll in 3 Wtnterabschnitten mit je 20 wöchiger
Dauer und etwa 50 Unterrichts-Sttinden pro Woche zerfallen und
es handelt sich zunächst nur um das lnslebentreten der ersten
von den drei Klassen. Bedingung der Aufnahme ist die Fähig-
keit, Diktirtes ohne grobe Fehler nachzuschreiben, und daneben
eine gewisse Fertigkeit im Rechnen.
Da mit Errichtung der Schule keinerlei Gcldspekulation be-
absichtigt ist, haben die l*rcise relativ niedrig bemessen werden
können. Es sind an Unterrichts - Honorar 90 M. zu entrichten,
von denen 50 M. nebst 3 M. Einschreibe - Gebühr beim Eintritt
bezahlt werden müssen, wahrend die Zahlung des Restes von
40 M. bis Mitte Januar gestundet werden kann.
Die Eröffnung der Schule ist auf den 3. November er. fest
gesetzt — Nähere Mittheilungen werden ertheilt und selbstgeschrie-
bene Aufnahme - Meldungen sind zu richten an den Dirigenten
der Anstalt Hrn. Dr. Gusscrow, Berlin N., Krausnickstrafsc 19. —
Die zweite bezgl. Schule, Unterrichtsanstalt zur Aus-
bildung von Bautechnikern des Dr. E.P.Böhme, Berlin,
Lottnm-Strasse 18a, gliedert sich in einen Tages- und einen
Abend-Kursus.
Der Tageskurs nimmt zur vollständigen Zurücklegung mit
»! stündiger Unterrichtszeit pro Tag 2 Jahre, der Abendkurs, mit
2 bis 3 wochen-abendlichem und sonntäglichem Unterricht, 3 Jahre
in Anspruch. Für den Abendkursus ist insbesondere an solche
Theilnchmer gedacht, welche hier in Berlin als Lehrlinge oder
Gesellen in der praktischen Uebung des Gewerbes thätig sind,
für den Tageskurs an Besucher, die im Stande sind, ihre ge-
sawmte Zeit auf die theoretische Ausbildung im Gewerk zu ver- j
wenden. Das Unterrichts • Honorar ist für den Tageskurs auf
45 .(f., für den Abendkurs auf l.r> .//. pro Monat fest gesetzt.
Was die Aufnahme-Bedingungen betrifft, so wird im Programm
ziemlich unbestimmt — der Nachweis „mindestens einer
mittleren Schulbildung" gefordert, wahrend „die Erledigung einer
praktischen Arbeitszeit zwar als erwünscht, indess nicht als
absolut erforderlich" erklärt wird. Dass uns der hierin enthaltene
Dispens nicht geeignet erscheint, einetOchtige handwerkliche
Bildung zu fördern wollen wir hier abermals wiederholen.
Das Verzeichniss der Unterrichts - Gegenstände ist ein sehr
reichhaltiges und würde in demjenigen Theile, welcher die im
Unterricht zu behandelnden Kapitel der Mathematik betrifft,
wohl ziemlich starke Abstriche vertragen, ohne an Werth sonderlich
einznbüfsen. Den Nutzen, welcher im baugewerklieben Wissen
z. B. die Kenntniss der Permutationen, Variationen, Kombinationen,
der Kettenbrüche, der Moivrc'echen Formel und
besitzt, vermögen wir absolut nicht
sonstiges
Das Kapitel
BaukoQBtruküonsl e h re
Ergänzungen bedürftig.
Im übrigen wollen wir nicht ui
Hr. Dr. Böhme anf dem Gebiete des
kein Neuling ist, sondern seit Jahren
auf demselben sich bewegt hat —
zu erwähnen, dass
Unterrichtswesens
in vielfacher Weise
Personal -NM-richten.
Preufsen.
Der Reg.- u. Baurath Gottgetreu in Köln ist zum Geh. Re-
gierungsrath ernannt — Der Hof- Bauinspektor Knvrim zu
Wilhelmshöhe hat den Charakter als Hofbaurath "erhalten.
— Dem Titular-Bauinspektor Wichmann zu ( lausthal ist die
Kreisbaumeisteretelle f. d. Baukreis Alfeld mit dem Wohnsitz in
Gronau verliehen.
Der Kreisbmstr. Simon zu Goldberg i. Schles. ist nach
Zielen iL- versetzt
Die Baumeister-Prüfung im Bauingenieur-Fach haben be-
standen: Paul Röhns aus Göttingen, Felix Allendorf aus
Magdeburg und Ottomar Schmoll aus Lauenburg i. Pm.
Brief- and Frageksuten.
Abonn. in B. Die Irrthnmlichkeit in den Iii ibenangaben
einiger Orte, die in der dem Deutsch. Baukalender pro 1878 vor-
gedruckten Tabelle enthalten sind, ist auch uns bereits aufgefallen
und im Jahrgange 1879 verbessert worden. Im übrigen sind
wir in den älteren — als unrichtig erkannten — Angaben einer
Quelle gefolgt, welche ziemlich hoben Glauben für sich in An-
Hrn. E. Holtzmann in Speyer. Wir denken dass in der
Schlussbemerkjing unserer Mittheilung in No. 71 er. eine An-
zweifelung Ihres Erfinderrechts, um deswillen nicht gefunden
werden kann, weil Falle, dass gleichartige Erfindungen etwa
gleichzeitig gemacht worden, keine Seltenheiten sind. Was wir
in jenem Schlussatze ausdrücken wollten, war lediglich eine Ab-
wehr der möglichen Aufforderung, über Prioritätsrechte einen
Ausspruch abzugeben, welcher der Missdeutung hatte ausgesetzt
sein können, aus genauer Kenntniss aller vorhandenen
Quellen entsprungen zu sein.
Im übrigen müssen wir uns darauf beschränken, von Ihrer
Behauptung, dass die Anfänge Ihres polychrom - autographischen
Verfahrens bereits aus dem Winter 1877 78 datiren und dass Sie
am G. August er. auf das Verfahren ein Reichspatent erhalten haben,
hier einfach Notiz zu nehmen, Ihnen überlassend, für weiter
gehende Mittheilungen zum Punkte des Eigentumsrechts etc.
sich des Inseraten-Theils dies. Blattes zu bedienen.
Hrn. W. P. in P. Wir irren wohl nicht, wenn wir Ihre
Frage mit der beabsichtigt gewesenen, aber nicht effektiv ge-
wordenen Gründung einer „Genossenschaft deutscher Techniker"
in Verbindung bringen. Die Gründung hat, so viel wir wissen,
mehre Anstände gefunden; Sie werden weiteres hierüber ver-
mutlich von dem Direktor Weitzel in Mittweida in Sachsen in
Erfahrung bringen können.
Hrn. W. 8. in Danzig. Die vorstehende Beantwortung
heilt uns zur Frage
Hrn. K. in S. Ein Fachgenosse in l
nach einem Kitt für Thonwerkstücke
Kitt aus Eiweiß, ungelöschtem Kalk
Käse bereitet wird. Zur Färbung wird das entsprechende Ziegel-
mehl zugesetzt Auch zur Verkittung von Sandstein soll die an-
gegebene Mischung sich eignen, indessen ist zum guten Erfolg
vorsichtiger und rascher Gebrauch erforderlich. Der Hr. Ein-
sender dieser Notiz rühmt die Güte des Mittels sehr.
Hrn. B. in E. Balkenköpfe vor dem Vermauern mit Mennig-
farbe oder Theer zu streichen, wird allgemein für
gehalten, sofern nicht völlige Trockenheit det
ist Ihre andere Frage:
Ob in der Rheinprovinz ein Gebrauch besteht, wonach auf Maafs
bestelltes Bauholz um den Sägeschnitt schwächer ge-
liefert werden darf, ohne dass ein Abzug für das Mindcrmaals
gestattet ist?
übermitteln wir mit entsprechender Bitte unserm Leserkreise.
Anfragen. Welche Fabriken befassen sich mit der Anfer-
tigung von Leuchtgas -Regulatoren, u. z. solcher, die in unmittel-
barer Verbindung mit dem Gasmesser stehen. Welche Füllung
der Apparate — Glyzerin oder Quecksilber — ist vorzuziehen V
Sind für Stras»enseiger und Hausnummern Email auf Eisen-
blech oder eine andere Herstellungsart zu empfehlen?
Neuer Abonnent in Berlin. Wir haben die Publikation
über die von den Hrn. Ebe & Benda auf der vorjährigen Berliner
Kunstausstellung vorgeführten Entwürfe zu Dreifenster-Hausern
keineswegs ans den Augen verloren, konnten das bezgl. Material
von den Architekten, die zunächst eine vollständige photog
Reproduktion ihrer Arbeit mit erläuterndem
aber bisher nicht erhalten. Als besonders drängend dürfte "die
Mittheilung wohl nicht angesehen werden.
Hrn. L. in Chemnitz. Uns ist von den „sehr vielen
Bauten, welche Berliner und Wiener Baumeister auf dem
türkischen Kriegsschauplatz auszuführen haben" bis
Kem.iiiviiim.v*,!.* y..„ Carl Beelltl In 1
K K. O Fril.rh, Brrlm l>nKk: W II«
^igKzed byfcoqgle
N«.80. DEUTSCHE BAUZEITUNG. 405
lakalt: IWrlobt ata ik V«hM,.ll«n«w> <l*> III. OJtMMl - Vonanlm« 0« uwUUauc dn Jahn- ||f>, (Xrhliui.) - IHt ,st»Jt. Kr. „l, ,n>n« voa M,.M.»r* -
WH u l>r«d«u (KorKrtiu.*) - IM. I-iillcl.»« Klnrlchm.fN ,W P«ri«r W.II- V„rJ» tu Brrli«. - Kn.k.rrc.i.a
Verband deutscher Architekten- und Ingenieur -Vereine.
Bericht Ober die Verhandlungen der III. Generat -Versammlung des Verbandes deutscher Architekten-
und Ingenieur -Vereine am 2., 3. und 4. September 1878 zu Dresden.
)
eilung für Ingenieurwesen.
und Köln - Niederländische Grenze 3,5", hergestellt sein
werden.
Ansehnlich ist auch der Verkehr der Nebenflüsse des
Rheins: Main, Mosel, Saar, Lahn, Ruhr und Lippe, welche,
theils regulirt, theils kanalisirt, Ladungen von durchschnittlich
3000 Ztr. gestatten.
Als ungünstiger Umstand muss hier erwähnt werden, dass
quer zwischen dem Laufe des Rheins und dem der Elbe alle
verbindenden Schiffswege fehlen, so dass der Verkehr zwischen
diesen beiden Strömen nur durch Seetransport, wobei meist
ein Umladen erforderlich ist, vermittelt werden kann.
Die Ems, auf deren unterem Laufe Seeschiffe verkehren,
erlangt besondere Wichtigkeit durch ein im Bau begriffenes,
weit verzweigtes Kanalnetz, welches für Schiffe von durchgangig
6—7000 Ztr. Ladung angelegt wird.
Auch das Fahrwasser der Weser ist günstig, da unter-
halb Minden Schiffe von 5— 7000 Ztr. Ladung verkehren und
M — wahrscheinlich in nicht zu ferner Zeit — möglich sein
wird, Seeschiffe von 6" Tiefgang (bei 7" Wassertiefe) bis
Bremen hinauf gehen zu lassen, wahrend in wenigen Jahren
die Strecken Bremen -Minden auf 1,5 m und Minden - Münden
auf 1,2 m durchgängige Tiefe gebracht sein werden.
Die Elbe zerfallt in drei schon jetzt gut schiffbare
Strecken: Aufsig- Magdeburg (zumeist korrigirt, 0.60— 1,50 m
Tiefe für Ladungen von 3— 5000 Ztr., ja in gflmt igen Zeiten
bis 10 000 Ztr.), Magdeburg -Ilavelmündung (1,3— 1,7 »Tiefe
mit 4—8000 Ztr., ausnahmsweise bei höheren Wasserstanden
bis 12 000 Ztr. Ladung) und Ilavelmündung- Hamburg mit
2» Tiefe. Bis Hamburg aufwärts kommen Seeschiffe von
5° Tiefgang und mehr.
Als schiffbare Nebenflüsse sind Saale undUnstrut
zu nennen, welche beide kanalisirt sind und einen Verkehr
mit Schiffen von ca. 3000 Ztr. Ladungsfähigkeit gestatten.
Der Stecknit2 - Kanal, zur Verbindung von Lübeck mit der
Elbe angelegt, ist als ältester Kanal Deutschlands hier zu
erwflhncn, bietet aber bei seinem mangelhaften Zustande
wenig Nutzen.
Von besonderer Wichtigkeit sind diedicElbenndOder
verbindenden Schiffswege, welche nach Berlin führen.
Havel und Spree bilden hier mit einer Anzahl von Kanälen,
unter diesen hauptsäclüich der Plaueu'sche, Finow-, Spandauer
und Friedrich - Wilhelms - Kanal, ein Wasserstrafscn-Netz. auf
welchem in der Umgegend von Berlin jährlich 90 Tausend
Schiffe mit 150 Millionen Ztr. Ladung verkehren. Zum An-
schlags hieran sind projektirt der Elbe -Spree-, Spree -Oder-,
Berliner Süd-, Rostocker, Berlin - Havelberg - Hamburger und
Uecker-Kanal, welche sämmtlich fühlbarem Bedürfniss ent-
sprechen werden.
Wenig günstig sind die Schiffahrt*- Verhältnisse der Oder.
Volle Ladungen (auf der oberen Strecke 2 — 2500. auf der
mittleren Strecke 3500 Ztr.) können eigentlich nur in den
Monaten März und April, etwa während 50 Tagen jährlich,
verkehren, wahrend in der übrigen Zeit kaum halbe Ladung
eingenommen werden kann. Diesen mangelhaften Verhält-
nissen ist wohl nur durch einen Latcral-Kanal oder den Ein-
bau von Stauwehren abzuhelfen.
Günstiger sind die Nebenflüsse der Oder, die Netze
und noch mehr die Warthe, welche ein gutes, fast das
ganze Jahr ausreichendes Fahrwasser für 2500 Ztr. Ladung
darbieten. Gleichwertig ist der die Oder durch Warthe und
Netze mit der Weichsel verbindende Brombcrgcr Kanal. —
Die Weichsel bietet in ihrem oberen Laufe viele Hinder-
nisse, hat aber dem ungeachtet lebhafte
mit 2500—3000 Ztr. Ladung. Bis Datuig
von 5» Tiefgang. —
Noch sind der Weichsel-Haff- Kanal. derKraffohl-
Kanal, der Elbingfluss und der Elbing-Oherländische
Kanal, endlich Pregel und Memel, welch' letztere Fahr-
zeuge mit 2500— 4000 Ztr. Ladung gestalten, zu nennen.
Der Hr. Vortragende schliefst hieran die allgemeine Be-
2. Verhandlungen der Abth
I. Sitzung: Dinstag, den 3. September 1878,
im Königl. Polytechnikum.
Anwesend 53 Mitglieder.
Zufolge Auftrags des I/okalkomitis hegrüfst Hr. Betriebs-
Oberingenicur Neu mann (Dresden) die Versammlung
und ersucht dieselbe, zunächst die Wahl des Vorstandes
vorzunehmen. Es werden durch Akklamation gewählt:
als Vorsitzender Hr. Geh. Finanzrath Kopeke (Dresden), als
Stellvertreter desselben Hr. Gcncrnldircktions-Kath Schnorr
von Carolsfeld (München) und als Schriftführer die Hrn.
Ingenieur Pögc (Dresden) und Abth.-Ingenicur Spangen-
borg (Pirna). Im Laufe der Verhandlung erklärt Hr. Schnorr
von Carolsfeld, die auf ihn gefallene Wahl wegen dringlich ge-
botener früherer Rückreise nicht annehmen zu können, und
es wird deshalb an seine Stelle Hr. Bauinspektor a, D.
Meyer (Berlin) durch Zuruf gewählt.
Nachdem Hr. Geh. Finanzrath Kopeke den Vorsitz
übernommen, erhalt Hr. Regier.- und Baurath Wernekinck
(Charlottcnburg) dos Wort zum Vortrage über das Thema:
„Anlage und Transport methoden von Wasser-
strarsen, Kostcu der Kitineiischiffahrt und Ver-
gleichung derselben mit denen anderer Transport-
arten."
Der Hr. Redner prazisirt den Standpunkt seines Vortrages
zunächst dahin, dass in demselben die Scliiffabrtsverliältnisse
lediglich in Rücksicht auf die Bewegung von Massen-Gütern
beurtlieilt würden, während der Personenverkehr, als weniger
wichtig, nicht zur Besprechung zu ziehen sei. Zur Beurtbeilung
der dcrmaligen und der zu crstrcl>enden Verkehrsvcrhältnisse
entwickelt der Hr. Redner nunmehr ein Bild der Zustände
der natürlichen und künstlichen Wasserstrafsen
Deutschlands wie folgt: Die hydrographischen Verhältnisse
Deutschlands scheinen für die Binnenschiffahrt bei einem
flüchtigen Blick glücklich zu sein, da eine gröfsere Zahl an-
sehnlicher Flüsse in inäfsigcn Abstanden von den Gebirgen
zum Meere führt, so dass es nur weniger künstlicher Ver-
bindungs-Linicn zur Herstellung eines brauchbaren Netzes von
Wasserstrafsen zu bedürfen scheint. Leider entsprechen die
thatsächlichen Verhältnisse dem Bedürfniss wenig, hauptsächlich
weil die natürlichen Wasserstrafsen nicht genügend ausgebildet
sind. Selbst Rhein und Donau entbehren in den oberen Theilen
ihres Laufes ausreichender und zusammen hängender Tiefen.
Die vorhandenen Kanäle, im Protile knapp, können ihre
Leistungsfähigkeit nicht entfalten, weil diese zu sehr von dem
Zustande der Flüsse abhangt, in welche sie münden. Uebcr-
dies fehlt es auch noch an vielen wichtigen Kanal-Linien. Der
mangelhafte Zustand unserer Wasserstrafsen besteht noch, weil
man seit langer Zeit alle bereiten geistigen und materiellen
Mittel auf den Bau von Eisenbahnen verwendet hat. Erst
jetzt, nachdem man über Leistungsfälligkeit und Rentabilität
der Eisenbahnen einigermarsen enttäuscht ist, kommt die Frage,
ob nicht Wasserstrafsen
wieder zur Diskussion.
Unter den deutschen Flüssen steht auch für die Schiffahrt
der Rhein oben an, weil er, durch Gletscherwasser gespeist
und durch 3 Seen im Zufluss regulirt, gerade zur günstigsten
ScIdffahrtsiMjriode, im Hochsommer, das beste Fahrwasser hat,
während bei den übrigen Flüssen die Zeiten des hohen Wasser-
standes meist mit dem Eisgang nahe zusammen fallen. Für
den Massen-Verkehr kommt der Rhein erst unterhalb Strafs-
burg in Betracht ; von da bis Maxau hat er aber zu grofses GefaUc
(ca. 1:2000) und dem entsprechend zu grofse Geschwindigkeit
(2—3 ■ pro Sek.), um für die Schiffahrt recht geeignet zu sein.
Von Maxau abwärts, besonders aber von Mainz bis zur Nieder-
ländischen Grenze, vermag die Khcinschiffahrt. bei Ijidungen
von 8 — 12 (KK) Ztr., den beiden Uferbahnen wohl wirksame
Konkurrenz zu bieten und guten Ertrag zu geben, was sich
wesentlich steigern wird, wenn die projektirten Tiefen, näm-
lich: Strecke Strafsburg -St Goar .2,5 St. Goar- Köln I -
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406
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
5. Oktober 1878
merkung, dass thatsächlich auf unseren Wasserstrafsen überall
da die Schiffahrt nur ein kümmerliches Dasein fristet, wo
nicht dauernd Ladungen von 3000 Ztr. geführt werden
können, während bei dauernder I,adungsfähigkeit von 40<K) Ztr.
die Schiffahrt blühe und wesentlich zur Wohlfahrt des Landes
beitrage. Er fahrt dann fort:
Die Fahrzeuge der deutschen Wasserstrafsen, Rhein-
schiffe, Weserbocke, Mb- und Oderkähne, Zillen, sind ziemlich
gleichartig nach dem Verhältniss von Tiefe : Breite : Ulnge
= 1 : 4 : 30 gebaut. Mn Schiff für 2500—3500 Ztr. Durch-
schnittsladung erfordert für die Mgenlast 0,3™ und für die
Ladung 0,'t™ Tiefgang, wozu 0,2™ Bordhöhe kommt, so dass
sich eine Gesummt höhe der Seitenwände von 1,4™ ergiebt.
Neuerdings gebaute eiserne I^istschiffe brauchen nur 0,lSm
Tiefgang für das Eigengewicht, so dass sich die Ladungs-
fähigkeit derselben um 5 — 700 Ztr. vergröfsert.
Das Profil der älteren Kanüle wurde meist auf
1,57™ Tiefe, 10rc Sohlenbreite und 15™ obere Breite bemessen,
wobei der Querschnitt etwa das 4 fache des eingetauchten be-
ladenen Sehiffskön>ers für 2500— 3500 Ztr. Ladung ergiebt. -
Bezüglich der Transportarten ist zu erwähnen, dass
zur Fortbewegung der Schiffe auf Kanülen bisher nur
thierische oder Menschenkraft angewendet werden durfte. —
Der Hr. Redner wendet sich nunmehr zur Besprechung
der Kosten, welche die Binnenschiffahrt erfordert. Die
Kosten setzen sich zusammen aus : den Schiffahrtszöllen (welche
nur noch für die Kanäle in Frage kommen, da sie für die
Flüsse aufgehoben sind), den Kosten des Schiffs und Inventars
und dem Aufwand für Bedienung und Fortbewegung, sowie
für Laden und Loschen.
Die Kanalzölle sollen die Kosten der baulichen Unter-
haltung und die Kapitalzinsen decken. Dies wird aber auf
unseren heutigen Kanälen nirgends erreicht, weil die Zölle
— an sich uiedrig bemessen — aus Rücksicht auf den arm-
seligen Erwerb der Schiffer nur von einem geringen, unent-
wickelten Verkehr erhoben werden können. — Wenn ein für
zwei Schiffe reichlich breiter, 2™ tiefer Kanal cinschliefslich
der Einrichtung für Tauereibetrieb mit 1200000 M. pro Meile
gebaut werden kann, wie anzunehmen ist, so würden, für
Verzinsung 5% und für Unterhaltung und Verwaltung 1 '/«*/•
gerechnet., durch Kanalzoll pro Meile jährlich 75 OOO M. auf-
zubringen sein, was bei einem Zoll von 0.2 Pfg. pro Ztr. und
Meile einen Verkehr von 37 000 000 Ztr. bedingte. Mit
Kücksiriit nuf die Ivonkum'nz <icr l^isonbulinon käon iiliii
den Frachtsatz pro Ztr. und Meüe nicht höher als 0,5 I'fg.
setzen, wovon — 0,2 Pfg. auf Zoll abgerechnet — 0,3 Pfg.
auf Kosten des Schiffs, der Bedienung und Beförderung ent-
fallen. Dieser Frachtsatz von 0,5 Pfg. ist allerdings bis jetzt
auf unseren Wasserstraßen noch nicht überall zu erreichen ;
denn es berechnen sich jetzt noch pro Ztr. und Meile: die
Kosten des Schiffs und Inventars zu 0,1 — 0,2 Pfg., die Be-
förderungskosten bei Verwendung von Menschenkraft 0,18
bis 0,25 Pfg., Pferdekraft 0,15—0,20 Pfg., Dampfkraft bei
Schiff ohne Kette 0,14 — 0,20 Pfg., desgl. mit Kette 0,12
bis 0,16 Pfg-, desgl. mit Seil (schätzungsweise) 0,11-0,14 Pfg.,
so dass skh die Gesammtkosten auf Kanälen einschliefsl. Zölle
zu 0,55— 0,60 Pfg stellen. Auf Flüssen, wo zwar der Zoll
entfällt, aber manche Hindernisse, besonders auf die Borgfahrt,
vertheuernd wirken, ergeben sich diese Kosten durchschnitt-
lich zu 0,42 Pfg. Es ist jedoch anzunehmen, dass sich die
Wasserfrachten in Folge verbesserter Einrichtungen, besonders
Anordnung des Taucrcibctriebs auf Kanälen, nach Ausführung
der beabsichtigten Stromverbesserungen und bei einer Ladungs-
fälligkeit der Schiffe von 4000 Ztr. auf 0,45 bezw. 0,35 Pfg.
herab mindern werden.
Die Frachtsätze, wie sie auf den Schiffswegen um Berlin
schon jetzt wirklich vorkommen, bestätigen zur Genüge die
Richtigkeit dieser Angaben und Annahmen. — So billig können
aber Eisenbahnen nicht transportiren, auch dann nicht, wenn
dieselben weit billiger gebaut und — wie es ausschliefslicher
oder hauptsächlicher Lastenverkehr gestatten würde — ein-
facher betrieben würden.
Als Beispiel der I^istungsfähigkcit von Kanälen ist der
Ki K-Kanal in Amerika anzuführen, welcher bei mittclmAfsigen
Dimensionen und Einrichtungen die Konkurrenz zweier gut
betriebener Eisenbahnen erfolgreich überwindet und in einer
Richtung 72 000 000 Ztr. befördert. —
Der Herr Redner beleuchtet nun, wio es zur Hebung
der wirthschaftlichen Verhältnisse Deutschlands besonders
dienlich sei, den Wassertransport zu fördern, und wie dies
geschehen könne durch thunlichste Beseitigung der Mangel
desselben. Als solche sind hauptsächlich die langen und un-
I
i sicheren Lieferfristen zu ttezeichnen; durch bessere Einrich-
tungen für das Laden und Löschen, durch Verbesserung des
Maklerwesens, durch verbesserte Mnrichtuug der Schleusen,
durch Beschleunigung des Scbleusens (Heranziehung der
Nachtzeit) und durch Einführung der Tauerei können die
Lieferfristen wesentlich abgekürzt und sicherer innc gehalten
werden.
Von besonderer Wichtigkeit für die Zukunft unserer
Binnenscliiffahrt sind ferner die Mittel zur Ueberschreitnng
von Wasserscheiden und Ueberwindung von grofse n
Gefällen. Die gewöhnlichen Schleusen würden in vielen
I Fällen nicht mehr den neueren Ansprüchen genügen; sie
I würden in größerer Anzahl zu nahe bei einander angeordnet
. werden müssen; sie würden deshalb nicht nur hinderlich fftr
den schnellen Verkehr, sondern auch sehr kostspielig wegen
des grofsen Wasserverbrauchs werden, ja in vielen Fällen
würde eine Kanalverbindung unteibleilwn müssen, wenn es
nicht noch andere Mittel als Schleusen zur UeberfQhniti/t
von Schiffen Ober Wasserscheiden oder zur Ueberwindung
starker Gefalle gäbe. Für solche Gefälle sind in Vorschlag
bezw. zur Anwendung gekommen:
1) das lothrechte Auf- und Niederfuhren der Schiffe, in
I Schleusenkammern schwimmend, durch stehende Dampf-
maschinen : besonders für steile Abhänge anwendbar;
2) das Bewegen der Schiffe auf geneigten Ebenen, in
Schleusenkammern schwimmend, mittels stehender Dampf-
maschinen; für Gefälle von 1 : 75 bis 1 : 100;
3) dieselbe Bewegungsart unter Anwendung von Loko-
motivenbetrieb, für Neigungen von 1 : 150 bis 1 : 400 und
Schiffe bis 5000 Ztr. Ladung;
4) Ueberführung der Schiffe auf Wagen, also nicht
schwimmend, auf geneigten Ebenen mit stehenden Maschinen ;
endlich
5) die Ueberführung auf hydrostatischen Wagen über
geneigte Ebenen, bei Neigungen von 1:20 bis 1 : 200, mit
stehenden Maschinen oder I<okomotiven.
Bei letztcrem System ruhen die Schiffe bis zu 5000 Ztr.
Ladung auf einer größeren Zahl von Kolben, welche in mit
einander durch Röhren verbundenen und mit Wasser oder
Glycerin gefüllten Zylindern gehen und so die Last des
Schiffes in der Gleichgewichtslage von selbst balanrircn. Für
den projoktirten Elbc-Sprec-Kanal veranschlagt der Erfinder.
Hr. Bellingrath. die Herstellung einer geneigten Ebene mit
36 ■ Höhendifferenz nach seinem System (welches nur 20 Min.
Zeitaufenthalt zur Förderung eines Schiffes benöthigen würde)
zu 780 (KM) M., während die andernfalls erforderlichen 12
Schleusen 4OO0O0O M., eine Einrichtung zu lothrechter
Hebung der Schiffe aber 2 700 000 M. kosten würde. —
Der Hr. Redner kommt nun auf Grund seiner Betrach-
tungen zu dein Schlüsse, man müsse, um die wirthschaftlich
so wichtige Binnenschiffahrt zu heben und zu einem wirk-
samen Verkehrsmittel für Massentransporte zu machen, darauf
hinwirken, dass Wasserstrafsen mit gleichartigen Di-
mensionen und Einrichtungen für kidungen von
4000 Ztr. auf lange Strecken verbunden und für Tauerei-
Betrieb hergestellt und sammt den vorhandenen möglielist
leistungsfähig erhalten, ferner dass die Schiffe möglichst vor-
teilhaft und besser als bisher konstruirt und endlich ilass
das Maklerwcscn, sowie Lade- und 1 .< isi h - 1 Einrichtungen wesent-
lich verbessert würden. —
Dieser Vortrag fand den lebhaften Beifall der Versamm-
lung und stimmte man dem durch den Hrn. Vorsitzenden
ausgesprochenen Danke an den Redner gern zu; eine Dis-
kuBsion wurde nicht aufgenommen. —
Der Tagesordnung entsprechend, referirt nunmehr Hr.
Bezirksingenieur Dr. Fritzsche (Dresden) über die Frage
der „Dauer der Eisenkonstrukt ionen"1. Die Frage
hat bereits der Generalversammlung des Verbandes in Berlin,
September 1874, vorgelegen und damals zu dem Beschlüsse
geführt: „Der Verband deutscher A. u. I. wolle zu allgemeiner
Einführung regelmäßig zu wiederholender Beobachtungen von
Eisenkonstruktionen nach gleichen Methoden auffordern und
ein Schema für die zu sammelnden Notizen veröffentlichen1*,
lieber diesen Beschluss haben sich sodann mehre Vereine
gutachtlich ausgesprochen, auch hat bei der im September
1876 in München sUttgcfundenen 2. General - Versammlung
Hr. Direktor Gerber (s. Zu in München) diese Ange-
legenheit in einem sehr eingehenden Vortrage besprochen;
bisher aber war die Frage zu einem Abschlüsse nicht gelangt
Die 3. (gegenwärtig tagende) Verbands- Versammlung hatte
demnach dieselbe wieder aufzunehmen und es war der Hr. Vor-
tragende mit Bearbeitung derselben vom Vororte betraut worden.
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No. 80.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
407
Auf Grund des vorliegenden Materials gewann er die
Ueberzeugung, dnss das Schema für Aufschreibung der Be-
obachtung-Krgebuissc bei Prüfung vou Eisenkonstruktioncn
in sok-ber Allgemeinheit, wie bisher angestrebt, kaum in ge-
eigneter Weise aufgestellt «erden könne und dass es z«cck-
mäfsig sei, eine Beschränkung des vorgesteckten
Zieles eintreten zu lassen und vor allein zeitraubende und
kostspielige, nach Befinden noch besonders vom Konstruktions-
System abhängige Beobachtungen auszuscheiden.
Diesem Gesichtspunkte ziemlich entsprechend fand er ein
Schema vor, welches seinerzeit vom Berliner Architekten-
Verein vorgeschlagen worden war. Mit einigen Vervoll-
ständigungen ist dieses nun vom Hrn. Referenten in eine
Form gebracht worden, welche de.« am 30. vor. Mls. hier
versammelt geweseneu Abgeordneten des Verbandes vorgelegt
worden ist. liier hat mau den Bcschluss gefasst, dieses
Schema anzunehmen und zu veröffentlichen. Damit hat die
Frage, wenigstens vorläufig, ihren Ahschluss gefunden.
Zum Schlüsse stellt der Hr. Vortragende an die Ver-
sammlung noch das besondere Krsuchcii, sich Ober die Art
und Weise der praktischen Ausfüllt uug von anzustellenden
Beobachtungen an Ebcnkonstrukiioucn auszusprechen. Eiue
Aeufserung hierzu unterbleibt aber. —
Nach Ausdruck des Dankes durch den Hrn. Vorsitzenden
gelaugt nun Hr. Ziviliugcuieur Seharowsky (Dresden) zu seinem
Vortrage über „Aufstellung von Normalprofileu für
Walzeiscn".
Der Hr. Redner giebt eine kurze Mittheiluug über dieZwcck-
niäfsigkeit, dergleichen Nortnalprofile einzuführen, sowie dar-
über, was bis jetzt in dieser Angelegenheit geschehen ist.
Auf seine Veranlassung nahm der sächs. Ing.- u. Arch.-
Verein in seiner 93. Haupt- Versammlung den Antrag an: An
den Verband das Krsuchcii zu stellen: „Derselbe wolle sich mit
der Aufstellung von Nonnalprotilen für Walzciscn bcscliäftigeu".
Der damals vom Ilm. Referenten gehaltene Vortrag, in
welchem er seinen Antrag in eingehendster Weise begründet,
wird in Druck - Kxcmplareu an die Versammlung vertheilt.
Gleichzeitig werden die Vorschlage für Nonnalprohle vorgelegt,
welche der Hr. Redner im weiteren Auftrage des oben ge-
nannten Vereins ausgearbeitet bat. Diese Vorschläge sind
auch einer Anzahl von Kachgenossen, Eisenbahn-Gesellschaften,
Hüttenwerken etc. zur Begutachtung zugesandt worden; es
w urden auch mit dem Aachener Bezirks - Verein deutscher
Ingenieure, welcher sich bereits mit der Aufstellung von
Normalprotilen für J. Eisen beschäftigt hatte, Verhandlungen
darulxr angeknüpft. Zu einem endgültigen Resultate führten
letzten jedoch zunächst nicht.
Die sonstigen Gutachten lauteten sämmtlich zustimmend;
ilic meisten Eisenbahn-Gesellschaften hatten dabei den beson-
deren Wunsch ausgesprochen, die bisherigen Nonnalprohle
für den Waggonbau neben den neuen Normalprotilen bestehen
zu lassen, was der Hr. Redner auch für be.1 echtigt hält.
Der vorgenannte Bcschluss des Sächs. Ing.- und Arch.-
Vereins wurde nun der Abgeordneten -Versammlung des Ver-
bandes vom 31. vor. Mts. vorgelegt und von dieser Versamm-
lung angenommen. Es wurde eine Kommission von 5 Mit-
gliedern mit der weiteren Förderung der Sache betraut und
und auch der fernere Antrag angenommen, die Aufstellung
der Normalprofile gemeinschaftlich mit dem Verein deutscher
Ingenieure zu vollziehen.
Der Hr. Redner widerlegt noch einige in der Abgeord-
neten-Versammlung vorgebrachte Einwände und hebt zum
Schlüsse besonders hervor, dass durch die Vereinigung mit
dem Verein deutscher Ingenieure ein guter Erfolg für die
angestrebte Einführung von Normalprotilen zu erhoffen sei.
Eine Diskussion wird nicht beliebt und dankt der Hr.
Vorsitzende namens der Versammlung für das Mitgetheilte. —
Der letzte Punkt der Tagesordnung: „Referate aus
den Verhandlungen der Abgeordneten- Versamm-
lung über Privnt-Polytcchnikcn und Privat-Ge-
werbese hulen und Vereinigung der Interessen von
Kommunikation und Landeskultur" erledigt sich in
Kürze dadurch, dass die Versammlung auf Vorschlag des
Hm. Schnorr durch das darüber in der Plenarsitzung vom
2. d. Mls bereits Gehörte sich befriedigt erklärt.
Schlubs der Sitzung um 11 Uhr 30 Min.
II. Sitzung, Mittwoch, den 4. September 1878 im
Königl. Polytechnikum.
Anwesend Iii Mitglieder.
Der Vorsitzende, Hr. Geh. Finanzrath Köpckc, eröffnet
die Versammlung mit der Anfrage, ob man die Vorlesung des
gestrigen Protokollcs wünsche. Dieselbe wird verneint. Er
ersucht sodann Hm. Bauinspektor a. D. Meyer, den Vorsitz
zu übernehmen, und wendet sich zu seinem Vortrage über
„Messung von Rewegungen an Bauwerken.-
Man hat sich bei Messungen von Bewegungen, wie sie
durch Belastungen oder sonstige äufsere Einflüsse an Bauten
oder Baumaterialien erzeugt werden, zeither fast ausscldicfslirb
auf Eisen und Holz beschränkt, Steiumaterial aber unberück-
sichtigt gelassen. Neuerdings erst hat Rauschiiigcr (München)
neben seinen Beobachtungen an Metallen auch solche an
Stein und Zement angestellt. An fertigen Steinbauten sind
Beobachtungen über Bewegungen zuerst von dem Hm. Vor-
tragenden unter Verwendung von Libellen erfolgt, worüber
sich Veröffentlichungen im „Zivilingcnicur1' und in den „Mit-
theilungcn des sächs. Ingenieur- uud Architekten - Vereins"
finden.
Nachdem die Einrichtung und Verwendungsweise der
Libellen an einem vorgelegten Exemplare dargelegt worden
(ilic Neigung der Libellen wird mittels Mikrometer-Schrauben
abgelesen), führt der Hr. Redner die Rechnung vor, mit
wclchcrdcr Elastizitätsmodul ■ die Form-Acnderungcncinesder
Untersuchung unterworfenen Materials — aus den Libellen-
Ablesungen zu ermitteln sind.
Durch solche Messungen wurde z. R. fest gestellt, dass
Pirnaer Sandstein einen Elastizitätsmodul von nur 50— »OOOO1*
pro 'f — also geringer als für Holz — Granit von 200 bis
250 000 "«, Zement von 120—150 0(K> k«, also gleich dein
des Holzes, besitzen. Die Ausdehnung des Elbsandsteins
durch Nässe und Wärme ist bezüglich der letzteren zu */,
der Ausdehnung des Schmicdeiscns ermittelt worden.
Neuere Beobachtungen waren darauf gerichtet, die Be-
anspruchungen der Konstruklionsthcilc eiserner Brücken fest
zu stellen uud danach wieder deren Elastizitätsmodul zu be-
stimmen. So hat der Hr. Redner derartige Messungen am
eisernen Ueberbau der Riesaer Elbbrückc angestellt, und zwar
dort speziell zur Beurtheilung des ungünstigen Einflusses der
Drcitheiligkeit des angewandten Gittersystems.
Zur deutlichen Darstellung dieses Einflusses wurden nur
einzelne Knotenpunkte des Systems entsprechend belastet und
durch eine gröfsere Anzahl von Libellen das Verhalten der
Gurte beobachtet. Es waren dann die gewundenen Linien,
als welche sich die Gurte formten, mit Hülfe der Libellen-
Ablesungen genau zu verfolgen, wobei der auf die Gesammt-
Durchbiegung des Tragers kommende Theil des Libellcn-Aus-
scldags eines jeden Beobachtungspunktes vorher durch Rechnung
fest gestellt war und so in Rücksicht gezogen werden konnte.
Sehr interessante Resultate wunlen bei Beobachtung in
der Ausrüstung begriffener Wölbbrücken erzielt.
Am Viadukt von überputzkau i. Sachs, mit 16 » weit
gespannten Rögen von ca. % Stich wurde eine mittlere Bogen-
gruppc beim Ausrüsten beolwu-htet. Der eine Grappcnpfeiler
war bereits durch das anschlicfsciidc fertige Gewölbe belastet,
während der andere nur die auszurüstende Gewölbgrupi>e zu
stützen hatte. Die Pfeiler waren vor der Ausrüstung unten,
in der Mitte und ol»cn mit Libellen besetzt worden und es liefs
deren Ausschlag bei der Ausrüstung der Bögen ein merk-
liches Abbiegen der Pfeiler — gleich in den Boden gespannten
Stäben — erkennen. Die angestellte Rechnung ergab den
Elastizitätsmodul des aus Granit- Bruchsteinen hergestellten ein-
seitig belasteten Gruppeupfeilers zu nur 13 4so ■« pro v». Die
Kurve der Abbieguug desselben würde bis ti,4 "> unter die
Gründungssohlc fort gesetzt zu denken sein, um den tangen-
tialen Attschluss an die Vertikale zu erreichen.
Die an diesem neuen Bauwerke konstatirten Er-
scheinungeu entsprechen ganz den Erwartungen; nicht immer
ist dies der Fall bei älteren Bauwerken. So gingen z. B.
die beiden Pfeiler eines belasteten Rogens nicht aus einander,
wie man hätte erwarten sollen, sondern neigten sich gegen
einander, was nur so zu erklären ist. dass der Bogen mehr
wie ein aufgelegter Balken auf deu Pfeiler gedrückt hat, ohne
nach aufsen zu schieben.
Kür den Anfang nicht minder befremdend waren die
Beobachtungsresultate an länger bestehenden Futter mauern.
An einigen solchen Futtcrmnucra zeigte sich nämlich bei Be-
lastung des nächst liegenden Eisenbahngleises mit einer I Loko-
motive eine Neigung des oberen Mauertheiles nach rückwärts.
Es ist dies wohl so zu erklären, dass die Last mehr auf ilic
hinteren Banketts der Mauer gedrückt nud so ein Abwärts-
gehen der Unterseite bewirkt hat. Andere Beobachtungen
hatten darauf schlicfscn lassen, dass derartige Mauern jeden-
falls oft an der Bewegung der gedrückten elastischen Erd-
weiche sie
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408
DEUTSCHE B ADZEITÜNG.
5. Oktober 1878
Der Ilr. Vortragende erläutert nun noch die ausgestellten,
mit Libellen ausgerüsteten Versuchs-Apparatc zur Messung der
Durchbiegung von Zementstaben und schliefst mit der Zusage,
die weitere wissenschaftliche Bearbeitung seiner Beobachtungen
fort zu setzen.
Die Versammlung Riebt ihren Beifall lebhaft zu erkennen
und es spricht der Hr. Vorsitzende noch besonders den Dank
der Zuhörer für den interessanten Vortrag aus. Eine weitere
Besprechung im Kreise der Versammlung findet nicht statt;
dagegen bittet der Hr. Vorsitzende noch um eine Erläuterung,
die Bewegung ton Futtermauern betr., welche vom Um. Vor-
tragenden bereitwilligst gegeben wird.
Es folgt nunmehr der Vortrag des Hrn. Oberingenicur
Kitzler (Dresden) über „das Prinzip des Zahurad-
betriebes in Anwendung auf die Ersteigung des
Erzgebirges von böhmischer Seite."
Es handelt sich hierbei speziell um die Eisenbahn- Ver-
bindung der Orte Klostergrab, dem Endpunkte der Prag-Duxer
Eisenbahn auf böhmischer Seite, und Bienenmühle als dem
Endpunkte der Sachs. Staatseisenbahn. (Zur Orientirung wird
eine Karte an <lie Zuhörer vertheilt.) Die Ausführung dieser
Verbindung ist bisher unterblieben wegen der sich auf dieser
Strecke bietenden bedeutenden Schwierigkeiten (steiler und
hoher Gebirgshang). Die projektirte Adhäsions-Bahn hätte in
der Hauptsache eine Steigung von 1 : 45 zu überwinden.
Der Hr. Vortragende hat nun eingehende Untersuchungen
darüber angestellt, ob nicht ein anderes Bahnsystem hier vor-
thi'ilhafter sei. Eine speziell durchgeführte Vergleichuug
der Anwendung des Scmmcringbahn-Systenis, des Uctliberg-
Systcms und des Zahnradbahn-Systems auf dun vorliegenden
Fall hat ihn zu der Ueberzeugung geführt, dass das leztere mit
Anschluss kurzer Adhäsions-Strecken die meiste Empfehlung
verdiene. Er liat sich deshalb in neuerer Zeit mit einer
dctaillirten Ausarbeitung eines derartigen Projekts befasst und
beschreibt nun unter Vorlegung von Zeichuungeu und Tabellen
den Gleis-Oberbau, die Wcichenanlagen , die Wasscrstationeu
und Lokomotiven desselben.
Wegen vorgerückter Zeit muss der Vortrag mit kurzem
Schlussworte beendet werden.
Nach Aussprache des Dankes durch den Hrn. Vorsitzen-
den wendet sich dieser selbst zum letzten Punkte der Tages-
ordnung: Heferate Ober Druckhöhcn- Verluste in
Röhren und Transportnicthodcn der Kanalschif-
fahrt.
Ersterwähnte Angelegenheit ist von den Abgeordneten -
Versammlungen dem Hamburger Arch. und Ing. Vereine zur
Berichterstattung überwiesen worden und es wird derselbe die
Ergebnisse demnächst zur Veröffentlichung bringen. — Der
zweite Punkt, Transportmethoden etc., erforderte im wesent-
lichen eine Bearbeitung nach zwei Seiten, der Kostcnfrafcc
und der Ueberwindung von Steigungen. Die den Kostenpunkt
betr. Referate der Einzelvereine werden in nächster Zeit aus-
zugsweise veröffentlicht werden. Dagegen ist der zweite Punkt
bereits in der Abgoordnetonvcrsunimlung zu Coburg erleilijrt
worden und war dem Berliner Architektenvcreiu anheim ge-
stellt worden, die Resultate der angezogenen Koferale zu
publiziren, was indessen mit Rücksicht auf deren Dürftig-
keit und auf die in Aussicht stellenden umfangreichen Ver-
öffentlichungen durch Private unterblieben ist.
Eine Aufforderung des Hm. Vorsitzenden zu etwaigen
sonstigen Fragstellungen aus der Mitte der Versammlung heraus
bleibt ohne Erfolg und es wird daher die Sitzung um 1 1 Uhr
40 Min. geschlosseu.
Die baulichen Einrichtungen der Pariser Weltausstellung des Jahres 1878.
Im Zentrum des ganzen Marsfcld-Palastes, zwischen den
beiden Kunstausstellung» - Gebäuden, erhebt sich isolirt der
Pavillon der Stadt Paris. Das „Herz Frankreichs"
hat hier alles ausgestellt, was eine städtische Verwaltung
an Gegenständen von öffentlichem Interesse nur aufbieten
kann, Kirchen- und Schul-Einrichtungen, Wohlthätigkcits- An-
stalten aller Art, Brücken, Wasserleitungen, Kanäle, Strafscn-
und Hochbauten, Feuerwehr und Statistik. Der „Pavillon",
von dem hier ein Theil der geometrischen Ansicht mitgctbeilt
wird, kann unter allen Bauwerken der Ausstellung nächst
dem Trocadero-Palaste den gröfsten Ansprach auf Monumen-
talität erbeben; er ist zugleich ein Muster architektonischer
Elisenkonstruktion. Der aus einem Mittelschiff mit schmalen
Seitenschiffen bestehende Hauptbau, welchem breitere Quer-
schiffe vorgelegt sind, hat im Inneren schlanke Eiscnsäulen
und eine flache Decke auf schmiedeisernen Gitterträgem;
die Säulen sind durch leichtes Gitterwerk in Bogcnform mit
einander verknüpft. Alles Eisen ist lichtblau gestrichen, mit
farbigem Rankenwerk und Goldrosettchen reizvoll dekorirt und
überhaupt so gefallig und geschmackvoll gezeichnet, dass ein
völlig befriedigender Eindruck erzielt wird. Das Licht wird
in Fülle theils durch die matt geschliffenen *Glasmustcr der
Decke, welche von den Wandflächen durch einen schräg an-
steigenden Fries abgehoben ist, theils durch die seitlichen
Obcrfoiistcr eingeführt Die unteren Wandflächcn zeigen eine
braune Tapezirung zwischen dunkleren Friesen, auf welchen
flott gezeichnete Schriftschilder die Gruppirung der Aus-
stellungs-Gegenstände angeben. Die Komposition des Aeufscrcn,
in konstruktiver Hinsicht ein Eisen-Fachwerk, ist leider trotz
der sehr reichen und ausgezeichneten Terrakotten-Dekoration
weniger glücklich, weil die Form des ganzen Aufbaues eine
durchschlagende Wirkung nicht zulässt und manche Details,
z. B. die Sitna des Ilauptgesimses und die obere Endigung
der Liseneu — deren Schiffschnabel- Kapitelle wieder durch
das Pariser Stadtwappen veranlasst sind — unseren archi-
tektonischen Gefühlen nicht entsprechen. Von guter Wirkung
ist die äufsere, mit riesigen Stadt- und Wasserleitung»- Plänen
ausgestattete Seiteuhalle. Im grofsen und ganzen erscheint
der hoch interessante Bau, dessen Erfinder Hr. Bouvard ist,
völlig geeignet, unter den Pariser Architekten Epoche zu
machen. Der Pavillon wird zwar von seinem jetzigen Platze
mit der Weltausstellung weichen müssen; die Stadt wird ihn
indess zu einem definitiven Zwecke, wie es heifst zu einem
„Gymnase national" (womit kein nationales Gymnasium ge-
meint sein soll) wieder aufbai
Die beiden zwischen dem Pariser Pavillon und den
Kunstausstellungs-Hallen in der einen, und zwischen deu Aus-
stellungs-Gallerien in der anderen Richtung übrig gebliebenen
Hofräume sind als die Prachthöfe des Marsfcld-Palastes mit
gesteigertem Aufwände durch Teppichbeete, Pflanzeugrup])en
und Skulpturen ausgeschmückt, unter welchen die patriotische
Gruppe von Mercie: „Gloria Vtctis" zur Weltausstellung in
besonderer Beziehung steht. Die umgebenden Gebäude wen-
den diesen Höfen die schönsten Seiten zu;* effektvoll wirken
namentlich die oben beschriebenen ,, Loggien" und die hier
gelegenen Facaden der österreichischen und der italienischen
Ausstcllungs-Gallcrie. Da die Loggien genau in der Richtung
zweier 15 m breiter Transversal-Gallericn liegen und also mit
diesen 2 gerade Querdurchgänge durch den ganzen Marsfeld-
Palast bilden, so hat man geglaubt, keine Unterbrechung in
diesen Durchgängen gestatten zu dürfen. Man hat dämm
die monumentalen Loggien mit den genannten Transversal-
Gallericn, anscheinend nachträglich, durch ein flaches eisernes
Satteldach in unorganischer Weise verbunden, was um so un-
günstiger wirkt, als z. B. an dem cineu Punkte des Zu-
sammenstofses zugleich die österreichische Sgraffito- Architektur
und die russische Holzfacadc endigen und als die Vorstellung
einer „Jiue des Nation*" durch diesen Zwischenbau sehr be-
einträchtigt wird.
Wir kommen hiermit auf ein letztes, eigentümliches
Zubehör des Marsfcld-Palastes, auf die sogenannte Jiue des
Nutions zu sprechen. Wie aus dem Ucbcrsichtsplanc er-
sichtlich ist, hat sich nämlich zwischen den Kunstuusstcllungs-
Geb&udcn einerseits und den Gallonen der Frcmdensektion
andererseits ein 12 bis 13» breiter Hofstreifen gebildet,
welcher mit grobem Kies bedockt und zwischen den Annexen
der Kunstausstellung mit Blumen und Rasenbeeten nothdürflig
eingerahmt wurde. Mau ist auf den bestechenden Gedanken
gekommen , die einförmige, ca. 040 ™ lange Seitenansicht der
Ausstellungs-Galloricn dadurch zu beleben und selbst zu einem
Ausstellungsobjekt zu erheben, dass man den den einzelnen
Nationen überwiesenen Querabschtütteu eine typische
Fagade derselben Nation vorbauen liefs. Der Gedanke
kann offenbar auf Originalität Anspruch erheben und wir
möchten die Veraiuthung und Hoffnung aussprechen, dass
derselbe auf einer späteren Weltausstellung — diesen Fall
vorausgesetzt — in einer glücklicheren Weise zur Ausführung
gebracht werde, als dies in Paris geschehen konnte. Dort
hat man den fremden Nationen zur Erbauung ihrer Facaden
die innerste, 5n weite, den Hofraum begleitende Korridor-
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410
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
». Oktober 1878
Galleric überwiesen und die ausstellenden Staaten mussteu,
wohl oder übel, auf diesen bizarren Vorschlag eingehen !
Bizarr deshalb, weil jedes Kind weife, dass eine Tiefe von
5 ™ zur Entwicklung eines typischen Hausgrundrisses nicht
genügt, weil eine Facadc ohne Grundriss ein architektonisches
Unding und weil ein so langer Ilofstreifen von noch nicht
13'» Breite viel zu schmal ist, um den Genuss der erwarteten
malerischen Perspektive möglich zu machen, selbst wenn man
die oben genannten Unterbrechungen an den I»ggicn der
Kunstausstellung vermieden hätte. In Wirklichkeit fallt es
daher sofort ins Auge, das» die zum Thcil meisterhaft kompo-
uirten Facaden nur Kulissen bilden, welche den Ausstcllungs-
Gallcrien ohne organische Beziehung vorgesetzt sind und
welche um so weniger den Eindruck einer Strafsc und gar
einer Nationcn-Strafse hervor rufen, als die Wegellächc mit
ihrem unergründlichen Kiesbette nicht strafsenniäl'sig ange-
ordnet ist und als die den .typischen Facaden-* gegenüber
liegenden vernachlässigten Hinterseiten der Kunstausstcllungs-
Gebaudc nichts weniger als eine schone Stralscufront re-
präsentircu können.
So weiiis* hiernach die litte den Xutitms als solche be-
friedigen kann, so sehr ziehen einige der Paraden die Auf-
merksamkeit des Architekten an. Indess handelt es sich
hierbei mehr um architektonische Leistungen einzelner Staaten,
als um das Arrangement und die bauliche Einrichtung der
Weltausstellung; wir halten es daher für richtig, auf die Be-
sprechung der zum Tueil in der beigegebenen Perspektive
dargestellten typischen Facaden erst bei dem Referate über
die Architektur-Ausstellung Qlierbaupt einzugehen.
Erschwerend für die Anordnung der Facaden war auch
der Umstand, dass einzelne Staaten, wie England, über eine
sehr ausgedehnte Frontenentwicklung verfügten, deren Mas-
kirung mit Schwierigkeiten verknüpft war. während andere
Lander, wie Luxemburg, Marokko, Siam, Persien mit ganz
schmalen Fronten dicht auf einander gehäuft erscheinen,
den 125 Quertravecn der Fremdensektion kommen auf:
Von
Ka/tlanil . . . .
VereinlR!» Siaaien .
Japan
Criina
Sa.anl«.. ....
• Vaterntrh-Untara
3i streifen
I .
I ,.
T „
l :
7 ..
Fleljdea
<;rie<-tietil.tiid
Ilänetllara
Söll- um! Mluel-Anwrlka .
l'erairn. Slam. MuoU» und
I.oXfinhur.". San Marino.
Amturra und Monaco aua.
Wie schon früher bemerkt, greifen indess diese Streifen
im Inneren vielfach in einander über, namentlich in der
Maschinenhalle und der dahinter hegenden Aunex-Gallcric.
Die stärkste Betheiliguug zeigt selbstverständlich Frankreich,
welches die ganze eine Hälfte des Marsfeld-Palastcs und mehr
als die Hälfte der Separatbauten in den Parks einnimmt;
ebenso erklärlich ist es. dass etwa die Hälfte der französischen
Ausstellung von der Stadt Paris gebildet wird. Unter den
ausländischen Nationen stehen England und, unter Berück-
sichtigung seiner geringen Grofsc, Belgien in erster Linie;
auch Japan und China beginnen sich gewaltig hervorzuthuu
und auf den Geschmack und das Kunstgewerbe Europas
einen merklichen Einrluss auszuülien.
Einen Vergleich mit den früheren Weltausstellungen giebt
die folgende Tabelle:
|Lr Auweiler
Dauer
Zahl der Bc.u.hei
im ganten dn-lin-hn ütcl.
l,.i,*„, 1*11 . . . .
II »IT
III Tain
« Ulli l«
4-J f .11
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UwV>i 1 *>;•.• ....
1« .
tiL'ii m:i
,v; y.-j
42 Ut
310 ,.
« »U". m
41 UM
MtM
VV i*-n 1 **7^
IM I
< f« MW
Ph.i.id.-ipw» is;ii . .
IN ,.
M HUI
I'ari« lula
iil*r .Vi ütaJ
-
r* Htm")
Am Linweihungstage war die Pariser Ausstellung von
nicht weniger als 1 5<K)Ouo Menschen besucht.
Auch hinsichtlich der Grofsc der Ausstellmigsräunic zeigt
sich in diesem Jahre wieder eine ganz erhebliche Progression;
nach verschiedenen Quellen enthielten die bedeckten Aus-
stellungsräume in:
IjoiiJou
Paris
London
Paris
Wien
1^51
1855
1862
1807
1873
93000 t»,
112 000 o™, Zuwachs ca. 20 %
12t» (MM) 'i-, „ „ 12V, "/»
152 000 „ , 20 %
PJOO00 1», „ „ 25 %
*) l>ii «• Zahl war ziitreAcnd für die raejte Hall
Bnneh ein viel leldiallerer. UOlaXP oder pir noch
" 1 «u aelu!
1 .liili; Cfa:eliaarti|C iwt der
firu Tag. und deraellw
Philndelphia 1870 . . 220 000 i™, Zuwachs ca. 16 %
Paris 1878*). . 880 000 «*, , , «4%
Indess nicht allein der Grofsc nach übertrifft die dies-
jährige Pariser Ausstellung alle ihre Vorgängerinnen, sondern
mehr noch an Glanz und ZweekmäJ'sigkcit der Anlage. Kein
Ausstellungsfeht bietet annähernd solche Vorzüge des Bildes,
wie tlieser grofsartige. landschaftlich so reizend gelegene Dop|K*l-
pl.it/. des Trocadero und des Marsfeldcs, auf beiden Ufern
eines schönen, reich belebten Stroms, umrahmt von dem
Verkehre der glänzendsten Stadt der Welt ; und kein Volk
versteht so wie das französische, das, was man in Paris „CAic"
nennt, d. h. die Kunst, einem Gegenstände eine ansprechende,
gefällige, geschmackvolle, glänzende Aursenseitc zu verleihen,
welche so angenehm und unmittelbar ins Auge fallt, dass
man einer eingehenderen Prüfung überhoben zu sein glaubt.
Niemand wird leugnen, dass Frankreich seine erstaunlich
schnelle Erhebung von dem tiefen Falle überraschend an den
Tag gelebt hat. —
Die Philadelphia-Ausstellung ist allem Anscheine nach
schematischer und klarer, der Haseuauer'sche Iudnstricpala.st
dem Hardy'sehen ,.1'ttluis du Cham/' de Mors" architek-
tonisch entschieden überlegen gewesen, und der Wiener Prater
war ein weit geiuOthlieherer Aufenthaltsort als der Pariser
Trocadero; «bor ebenso sicher i->t die Gesammtlösung in Paris
vollendeter in Form und Inhalt, wenn wir auch den herben
Tadel an vielen Punkten nicht zurück gehalten haben.
Es verdient dies um so mehr Anerkennung, als den Bau-
meistern nur die /eil von 1* Monaten für die>c enormen
Ixistungeu zu Gebote gestanden hat und als die Einrichtung
des Platzes seilet mit den grol'stcn materiellen Schwierig-
keiten und mühevollen Hulfsbautcn verknüpft gewesen ist.
Die zu leistenden Massen betmgeu:
an Krdarlieiten. haur<ai>hlirh tiealekrod in der Nitellitun« ilca
TT.« ailen. ...,.1 de» ManfeMr» 1 VM.r.al ««-
Maurerarbeit** SIUKW _
(iu»«i«rn «llanaai ke
Mebialedrri». Ii • . . . . »«.«.. _
lUukot» 7Tla>J
fiel. II Jlaliaal
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Kanal* 13
XVuaerleilanpir^lire ?S
Ivr tiiilaenie Clankenmain, »elrfier die »erwhleileneni 1 heile de»
An»t*lluiu;»felil*a nnaarhlkbu hat die »..-. ■hu n. l„ l.a„.v w W«-.
In vorstehenden, meist der Zeitscluilt für Baukuiide,
Seite 98, Jg. 1878 entnommenen Zalilen sind indess nur die-
jenigeu Massen cntlialtcn. welche von den Baubürcaus der
Ausstellungs-Kommission selbst bewältigt wurden, nicht die von
den Ausstellern seiltest bezw. von den fremden Staaten errich-
teten Annexe und Pavillons. Die bedeutendsten bei der Aus-
führung Irctheiligten Unternehmer-Firmen sind : für die Maurer-
arbeiten Manjean und Laurent auf dem Trocadero,
Massel in und Du hos A- Capy auf dem Marsfelde; für
die Eisenkoustruktioncn die Gesellschaft von Fi v es- Lille,
Schneider tfc t'ic. in Crcuzot, (i. Eiffel <fc Cie., Cail
«0 Cie., Bandet, Moisant, Bousscl, Hiplct, Lelubez
auf dem Marsfelde, Jolly auf dem Trocadero; für die Ent-
deckung der Dächer Lemairo A' Co. und Julien & Cie.;
für den Bau der Schornsteine E. Joachim; endlich lieferten
die Firmen Vicat-Grenoble und Pavin A* Lafarge die
/.emetitfufsbiMlen und die Firma Scbillo den Asphaltbodeu
der Annexhallen.
Die Kosten der gesammten. von der Ausstellungs-Kommission
errichteten Hauten und baulichen Anlagen nebst der Installation
und dem Betriebe der Maschinen und einsehlielslich aller
sonstigen Ausstellung»- Unkosten betragen muh dem „Engi-
neering* ungefähr folgende abgerundete Summen:
Altsem.ine l uaivrtell (VeT»ailnnc. Medaillen, Ki'Me ele ) . . . 4 ll""«M) M,
Arl-il-n iuif iU Mar.Mil» l»(Mlu«in _
*•>. „ Troradefii vaianHai _
Verarhiedelle. HftM „
Ketw-nKaiileii (freniiMtrli* Ma-illiwn-Aniien-Hnlle, Airriaultllr-
llall.n, I'atilWl der «ladt Carl«. Al||erl>rtli-a llan» eie.). . S IUP OOP,
ni.ai.m< Ii X- SM M
Diese Summe (46 Millionen Franken) ist im März 1878
von der Deputirtenkammer gut geheifseu worden; wenn wir
nicht irren, haben imlcss inzwischen Nachbewilligungen statt-
•j llii'n,.n tuMleeken:
Mae»{eld-I'alaid -.".'4 <«»i i|in
KraiUüM. Annexe r*tifrh deMiellMII Sl Wat „
Anneae an der Miliuirvhulc 7 Wal .
Fremde Atirvexu «eatlirh J4taai ,.
|-a<lll..n. auf dem nnntllebni Th.il d». Marafelitra . i:.ual „
Au».tel)unB.hallen auf dem </nal dOraay IMXaj _
•lim !• Billy .... K>««» „
l'avlllitn» auf dem l'rneadern 11 UUU M
Tmeadern l'alaat 1« l»aj _
TlüeranMtellun« aaf der l jplanade der lnraliitrn . . 91 (XH> „
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He. 80.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
411
gefunden; der anfängliche Kostenanschlag belauft sich auf
25 850 000 M. Hie Kosten werden zum grofsten Tlieile vom
Staate, zum kleinen von der Stadt Paris getragen. Außerdem
steht in gewissem Zusammenhange mit der Weltausstellung
die Anleihe von Mi Millionen M., welche die Stadt Paris auf-
genommen hat, um zur Eröffnung des grofsen Völkerfestes
die Armut ilt rOju'rn herzustellen, den Ihmlcrard Sttint-
tirrmain zu vollenden und die Zufahrtstrafscn zum Marsfeld
und zum Trocadero in entsprechenden Stand zu setzen.
J. Stübben.
Die Stadt -Erweiterung von Strafsburg.
t 28. September^ tagte in Strasburg eine durch
den Bürgermeisterei - Verwalter Bacl
Kommission,
um illwr die Stadt-Krweitrrung zn herathen, insbesondere um die
(irtindzüge filr die Itcarltcitung eines definitiven Bebauungsplans
fest zu stellen. Von Technikern nahmen daran Theil die Hrn. Orth,
Conrath, Kggert, Verfasser der in No. Ii8 und 70 d. Ztg. mit-
getheilten Projekte, ferner als auswärtige Sachverständige die Hrn.
Oher-Batiraih v. Leins -Stuttgart, Ober-Ingenieur Meyer-Ilam-
burg, Stadt- Baumstr. Kreyssig- Mainz. Prof. Hanmeister-
Karlsruhe; aus Straßhurg selbst noch Kisenb. - Direktor Funke,
Wasserbau- Direktor Wiilgeroth, Iteg.-Iianrath Brandenburg
uml die Architekten Boedorer, Blank, Petiti. Außerdem
waren die l'oli>.ei-Direktion, die Medizinal-Verwaltung, die Handels-
kammer, die l-'ortilikation und der Itezirksrath des Puter - Klaas*
vertreten, im Ganzen 21 Personen. Die Beschlüsse der Kommis-
sion wurden durch Abstimmung nach der Kopfzahl fest gestellt;
sie sind großenteils einmflthig gefasst und tragen den Charakter
von Vorschlägen und Kmpfehlungen an die Behörden, welche mit
der Angelegenheit amtlich zu thun haben, zunächst an die
städtische Verwaltung, welcher die Aufstellung eines Bebauungs-
planes obliegt. Als wichtigste Kntscheiduugeu mögen etwa fol-
gern
thei
de, unter
eilt
anf den Artikel in No. fW und 70, mitge-
Die Hafenfragc wurde in 3 Abschnitte zerlegt. Für die
gegenwartigen Wasserverbindtingen Strafsburgs erachtete man
als genngeud: Ausladeplatze am linken Ufer der III im südwest-
lichen neuen Stadttheil, mit Gleisverbindnng zum Zentral-Bahnhof,
eine niedrige l«adestraßc am rechten Ufer der III im nordöstlichen
neuen Stadttheil, thunlichste Ausbildung der in der Altstadt be-
stehenden Ufer. Solitc künftig die Schiffbarmachung des Kheins
bis Strasburg aufwärts gelingen, so wurde eine Hafenanlago im
grofsen Stil zwischen der neuen östlichen Wall - Linie uml dem
Rhein empfohlen, deren Vorzüge gegenül>er Projekten im Innern
in ungehinderter Ausdehnung, bequemen Kisenbahn- Verbindungen,
Billigkeit des Terrains bestehen, wogegen die Krschweningen des
Pestungsrayons uuerbeblich waren. Uebrigeus wurde eine spatere
Verlegung der Wall-Linie an den Ithein selbst ins Auge gefasst,
nm eventuell den Kbeinhafen ins Innere der Stadt zu bekommen,
sowie eine Verwerthung des sog. Kleinen Itheins zu Hafenzwecken,
nöthigenfalls unter Krwciterung des Fluthraums der Kehler Kisen-
bahnbrücke - Ausgaben, welche gegenüber denjenigen der Schiff-
barmachung des Rheins kaum in Betracht kommen durften. Kur
den Fall aber, dass man sich statt dessen zur Anlage eihes
Kanals von Strafsburg nach Ludwigshafen entschlösse, empfahl
die Kommission im allgemeinen das Terrain im Süden und Osten
der Stadt zur Anlage eines Hafens, und zwar auch hier aufser-
halb der neuen Wall-Linie.
Wenn somit eigentliche Hafen- Anlagen aus dem Krweiteruugs-
gebiet der Stadt verbannt blieben, so konnte um so ungehinderter
das Straßennetz entworfen werden. Den Angelpunkt bildet dabei
der beabsichtigte Kaiserplatz zwischen Broglie und (ontades.
Von den beiden Alternativen fftr die Axen dieses Platzes entschied
sieb die Kommission — mit einer freilich nicht sehr bedeutenden
Mehrheit im Prinzip für Conrath, wegen der klaren Beziehungen
zur Universität* - Axe und zum Schiltigheimer Thor, sowie der
vortheilhaften Gestaltung der umliegenden Häuserhlöcke. Die
ungünstige Ansicht der Altstadt vom Platz aus wäre gegen diese
Vorzüge von geringerer Bedeutung und ja auch in dem Gegen-
Kntwurf von t trth nicht ganz aufgeholten. Zu einer Verlegung
<les Kanals daselbst, welche allein diesen Uebelstand ganz be-
seitigen könnte (Kggert), glauhte die Mehrheit der Kommission
aus Kostcnrfleksielueu nicht rathen zu können.
Die Straßen in der Neustadt machen sich nnn ziemlich ein-
fach. An Haupt- Verkehrslinien wurden fest gestellt: Vom neuen
Stpinthor zum Kehler Thor, wie in Kggert's Kntwnrf, eine Ring-
strafse, welche in allen Vorprojekten erscheint und insbesondere
die Orangerie berühren soll (Gönrath), ferner eine gerade Linie
vom Kleberstaden nach dem neuen Schiltigheimer Thor. Zur
Theilung des Stadttheils östlich von der III wurden zwei Diagoual-
strafsen angenommen, ungefähr nach den HichUingen, welche im
Orth'schen Kntwnrf vom Kehler Thor nach N. \V., und im Conrath-
sehen Kntwnrf vom Ill-lthein-Kanalthor nach S.W. ersichtlich sind.
Auf weitere Untertheilung des Straßennetzes trat die Kommission,
abgesehen von einiget! Fragen in der Nähe der Universität,
nicht ein.
HinsichUich der Höhenlage der neuen Streuten wurde der
Grundsatz angenommen, dass einer rationellen Schwctam-Kanali-
sation mit Auslauf in den Rhein, unter Trockenhaltung der Keller
von ortsüblicher Tiefe, die Ausführbarkeit gesichert bleiben inüsste.
Ferner wurden Gesichtspunkte filr öffentliche Gebäude, für den
Bau kleiner Wohnungen und für Strafsengleisc erörtert uud endlich
gab die Kommission der städtischen Verwaltung ein ihr vorge-
tragenes Referat Ober baupolizeiliche und wirthschaftliche Voll-
zugs-Maaßregeln zur Krwagung anheim. —
Nicht unerwähnt soll die angeuchme und beförderliche Art
bleiben, in welcher die wichtigen Arheiten der Kommission zu
Stande kamen, Dank der umsichtigen Leitung des Bürgermeisterei-
Verwalters Back und der vortrefflichen Orientirung, welche
namentlich den auswärtigen Technikern gewahrt wurde. Auch
die freundliche gesellige Anfnahme der letzteren trug dazu hei.
ihr Interesse für Straßhurg zu erhöhen, uud an dieser Stelle
verdient insbesondere ein gemftthlicher Abend Krwahnung, welchen
die dortigen Architekten uud Ingenieure veranstalteten, um den
Zusammenhang der aus allen ( Janen Deutschlands stammenden
Baateohzttachcr Verein zn Aachon. 1. Vcreins-Kx-
kursion am 19. Juli 1878. Der Zweck tiestand zunächst in der
Besichtigung der Ausstellung Studirender im Polytechnikum: die
Kxkursions-Gcscllarhaft, zu welcher sich mehre Kölner Vereins-
roitglieder zugesellt hatten, liesichtigte dann den seiner Vollendung
entgegen gehenden, der Leitung der Hrn. Professoren Kwerheck
nnd Intze unterteilten Neuhau tles chemischen LaUiratoriums und
schließlich die namentlich auf dem Gebiete der Kleinkunst sehr
interessante Ausstellung des Musenms-Vereins.
2. Vereins-Kxkursion am !t. August 1878. Das Ziel
der Kxkursion bildeten die Arlteiten der städtischen Wasser-
gewinnnng; es hctheilipten sich 31 Personen, zu deren Beförderung
5 Vereinsmilglieder ihre Privatwagen zur Verfügung gestellt hatten.
Die Führung und Krklitrung der Anlagen an der Maschinen-
Pumpstation bei Kich und am Stollen-Mundloch übernahmen die
Hrn. Maschinen- Fabrikant Mehler und BetriebsfflhrvrSiedamgrntzky;
ein« nähere Beschreibung kann hier mit Bezug auf die in diesen
Blattern bereits gebrachten Mittheilnngen vom Aachener Wasser-
werk nnterbleil>en. — Der Rückweg durch den Ncllesscn'srhen
Hirschpark vereinigte die Gesellschaft in fröhlicher Feststimmung
zu einer gemeinschaftlichen Krfrisebung und zum Besuche des
von V. Statz in Köln ausgebauten griittirh Nellesscii'srhen Schlosses.
3. Kxkursion am 22. Angust 1878 nach Mastricht.
Schönstes Wetter und ermäßigte Kisenbahn-Fahrpreise hatten
26 Vereiusgenossen zur Theilnahmc an der Kxkursion angeregt.
Auf der Hinfahrt nach Mastricht zeigte sich bei Station Simpelveld
recht* das grolse netto Klostergehilude, welches die von Aachen
verziehende Schwesterschatt .vom armen Kinde Jesu" dort durch
den Architekten Harth errichteu lässt, ein stattlicher gnthischer
Backsteinbau, welchem die verschiedenfarbige Ausfugung und der
schlanke Dachreiter auf der das Zentrum der Anlage bildenden
aus Vereinen.
Kirche zur besonderen Zierde gereichen. Die Stationen Wylre
und Valkenbttrg zeigen in ihren neueren Bauten schon deutlich
den niederländischen Typus: saubere Ziegcl-Facaden mit hellem
Fugenverstrich, mit Honzontalbändern oder Pilasterstreifen aus
Haustein oder Putz. Zwischen Bahnhof und Stadt Mastricht liegt
ein unregulirtes altes Festnngsterrain sowie die Vorstadt W)k.
Dieselbe besitzt eine BMI gothische Backsteinkirchc vom Architekten
Cuypers zu Koermond, welche anf die Kxkursionsgenossen keinen
besouders günstigen Kindnick zu machen schien; die tlache
Dachneigung, die schwere Thurmlösnng, der anscheinend miss-
glürkte Dachreiter und manches Detail stechen gegen die rheinische
(Jothik unvortheilbaft ah; das Innere, eine drehjehiftige Anlage
mit langem Chor, hat sehr schlanke Granitpfeiler mit eigen-
thitmlicbcn Kapitellen, eine kalte Polychmmie, aber mehre
schone Altäre und eine vortreffliche Kommunionbank.
Der Weg führte weiter Ober die im lö. .lahrh. durch den
Mönch Fra Romano erhaute steinerne Maafshrücke, dann an dem
Mastricht • I ■ n lieber ■ Kanäle entlang in der Richtung auf den
Petersberg. Die Schleusen, Uferbefestigungen, Portalbrttckcn (von
sonderbarer Konstruktion), endlich die zahlreiche Kollektion von
Drehbrücken gaben viel Stoff zur Unterhaltung und zum Studium.
Untpr den letzteren unterscheiden sich die von Doppeler Freres
1877 erbauten durch gute Konstruktion vortheilhaft vor den
alteren Mustern aus 1871 und 1873. (Man sollte wie hier an
jedem Bauwerk die Jahreszahl anbringen, um den Fortschritt ad
oculos zu demonstriren und der Statistik die Arbeit zu erleichtern.)
Am Kingnnge in den Petersberg vereinigten sich die
zersplitterten Theilnehmer in abgezahlter Schaar, welche mit
Führern und Fackeln die unterirdischen Gänge betrat Von der
K/.merzeit her wird hier bergmännisch der Kreide-Tuff gebrochen
oder besser gesagt - ein sehr weicher Baustein, welcher an der
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DEUTSCHE BAUZEITUNG.
Luft erhärtet. Die labyrinthischen (Sange oder Gallerten dehnen
sich etwa 20 km in jHr Lange und 15 km in der Breite aus, ihre
Höhe wechselt zwischen 6 und 16 ■. Viereckige Pfeiler von
verschiedener Breite sind zwischen denselben stehen geblieben,
welche die Decke tragen und an deren Seite man sowohl die
Theilung der ausgeschnittenen Quader als die Abschaltungen und
Einkerbungen bemerkt, welche in früheren Jahrhunderten durch
die Radnaben der mit dem Fortschritt der Arbeit auf immer
tieferer Sohle geführten Steinwagen ausgeschlitTen sind. Auch die
alle 9 Sekunden von der Decke herab tropfende Quelle und die
von den voreilcnden Fackelträgern hervorgebrachten Licbteffektc
waren von besonderem Reise. Nach halbstündiger unterirdischer
Wanderung stärkte eine Erfrischung in der romantisch gelegenen
Restauration von Slavanden tu neuen Thaten.
Es folgte ein Gang durch die Stadt zur Besichtigung der
Unserer lieben Frau, St Jan und St Scrvas. Die Lieb-
frauenkirche ist ein schwerer romanischer Bau aus
seit mit zwei runden Westihormen, welche im 12.
in reicheren Formen aufgesetzt und durch einen kolossalen Zwischen-
bau verbunden sind. Die gleichfalls romanische Servatiuskirchc
wendet dem „Vrydhof (Haee d'armet) ihre hübsche Chor-Absis
zu, welche mit einer Zwerggallerio geschmückt und mit zwei zier-
lichen Thürmen tiankirt ist; das Innere ist dreischiffig mit spateren
Netxgewölben und polychromirten Säulen und Kapitellen; einen
sonderbaren Eindruck macht das Kreuzgewölbe des Chors, welches
als Kuppel bemalt ist, während die Absis eine Halbkuppel tragt;
das Querschiff hat reiche Netzgewölbe und schön geinalle, zwei-
theilige gothische Maafswerk-Fenster; vor allem interessant aber
ist die mit zahlreichem Figurenschmuck ausgestattete, fein detailtirte
Vorhalle und Eingangsthiir. Die evangelische Kirche St. Jan
hat einen durchbrochenen gothischen Thurm mit viereckigem
Unterbau, Gallerie und achteckigem Obergeschoss ohne Spitze;
das Langschiff ist eine nüchterne spätgothische Arbeit.
Die letzte Besichtigung galt dem um 1600 erbauten Rath-
hause, mit hohem Mittelthurm, Freitreppe und Vorhalle; es ist
weniger die einfache Renaissance-Architektur des Aeufsereo, als
die großartige, au italienische Paläste erinnernde Grundriss-Aulagc,
welche das groTste Interesse erregt: ein mächtiges Vestibül mit
freier Siulenstellung und oberer Gallerte nimmt */s te G*
bäudetiefe ein; das Mittelfeld trägt eine Zwickelkuppel, über
welcher der Beifried sich erhebt. Der Erbauer ist derselbe
Jakob van Campen, dessen Name durch das Amsterdamer
Noch eine Stunde safs die Exkursionsgesellschaft in froher
im Wartesaal des Bahnhofes ; einige unvermi
wurden expektorirt und das übliche Dampfross
schleunigst in'a deutsche Vaterland zurück.
Arohltektenvereln zu Borlln. 15. Exkursion am
28. September 1678.
Die letzte der diesjährigen Sommer-Exkursionen des Vereins,
an welcher etwa 50 Mitglieder sich betheiligten, war noch ein-
mal unserer Nachbar- „Residenz" Charlottenburg gewidmet
und nahm ihren Ausgang von der an der Berliner Strafse ge-
legenen „Villa Siemens", dem Wohnsitze des Chefs der be-
kannten Berliner Welttirma Siemens A Halske.
Das Gebäude, bei dessen Besichtigung Hr. Dr. W. Siemens
selbst im Verein mit Hrn. Architekt Schliemann als liebenswürdi-
ger Führer fungirte , Usst in der ziemlich schlichten Straßen-
front eben so wenig von seiner Ausdehnung ahnen, als der zu-
gehörige Park von auTsen seinen Umfang und seine volle Schön-
heit verr&tb. Der altere Theil des Hauses, 1860 durch Hitzig
auf dem von Hrn. Dr. Siemens erworbenen , fast 2 grofsen
Besitzthum errichtet, enthält die noch heut im wesentlichen un-
veränderten Wohn- und Schlafzimmer der Familie, sowie Wirth-
schafts- und Dienerschafts-Uaume ; es ist eine einfache, an sich
gefällige Anlage, die sich durch nichts von dem älteren Villen-
Typus der Berliner Schule auszeichnet und in architektonischer
Durchbildung sowie Ausstattung ein sehr bescheidenes Maafs ein-
hält Auch die neuen Theile, welche in den Jahren 1S7G und
77 durch Lucae hinzugefügt worden sind, entfalten in keiner
Weise einen auffälligen Prunk und wollen in ihrer Art gewiss
nicht mehr sein, als der ältere Bau es seinerzeit gewesen ist;
sie sind aber darum ein desto überzeugenderer Beweis für den
erfreulichen Fortschritt, welchen die Auffassung hinsichtlich dessen,
was zum Begriff eines „anständigen" Baues gehört, in der Zwi-
schenzeit gemacht hat Es hat dieser Vergroiserungs-Bau dem
älteren Vorderhause 2 Flügel hinzugefügt Der eine, am Hofe
gelegen und mit dem Vorderhause durch einen Ucberbau zusam-
men hängend, enthält unten die Stallungen etc , in den beiden
oberen Geschossen die Gastzimmer; er ist in einfachem Back-
steinbau durchgeführt Der andere, zwischen Hof und Garten
gelegen, enthalt einen gröfscren Tanzsaal mit mehren Nebenrau-
nien, die sich an die älteren Empfangszimmer anschlicfsen. Er
zeigt im Aculscrcn eine Kombination von Sandstein-Architektur
mit Putzflitchen und Sgraffitoschmuck in der für Lucae's künst-
lerisches Schaffen charakteristischen Version der hellenischen
Renaissance. Das Innere, bei welchem neben dem Hauptsani
noch ein „persisches" Zimmer, sowie das (zum Theil im älteren
Bau liegende) Speisezimmer künstlerisch in Betracht kommen,
weist neben dem Schmuck des plastischen Stnckornaments, der
Tapeten, Marmor-Kamine etc überall den einer mit Liebe durch-
geführten farbigen Dekoration durch Malerei (z. Th. von Meurer
& Schaller) auf. Interessant war eine den Besuchern vorgelegte
Sammlung von photographischen Aufnahmen dieser lunenräunie,
die von II. Kockwardt mit Hülfe von elektrischer Beleuchtung
bewirkt worden sind und mit jeder im hellsten Sonnenlicht auf-
genommenen Photographie sich messen können. —
Den Gesammt-Eindruck, den wir von dem Gebäude gewonnen
haben , können wir nur als einen höchst günstigen bezeichnen.
Kann es in seiner Anspruchslosigkeit mit so manchem in den
letzten Jahren entstandenen ähnlichen Bau sich auch keineswegs
vergleichen, so ersetzt es das, was ihm an Prunk fehlt, durch
eine Behaglichkeit, die auf dun Ehrennamen des „Bürgerlichen"
noch Anspruch erheben kann, und durch den eigenartigen Reiz,
der jeder aus dem Bedürfnis« heraus erwachsenen und „gewordenen"
Anlage zu eigen ist. —
Auf dem Wege nach dem zweiten Exkursions - Objekte, der
neuen katholischen Kirche, nahm die Gesellschaft i
eleu niit v'iricm Btol^on EcJcthiirm irtjsctiniiiclitoii, in
deutscher Renaissance detaillirten Umbau des Post
'ostgebäudea,
sowie das in Lüttow errichtete Kriegerdenkmal in Augenschein
— letzteres ein im Moafsstab sehr glücklich getroffenes Werk
(schlummernder Löwe auf einem hellenischen Postament» in
Nebraer Sandstein mit eingelassenen Bronzetafeln.
Die von II. Stier erbaute katholische Kirche ist den Lesern
u. Bl. aus der Publikation in No. 52 d. Jahrg. 1877 bekannt.
Die mittlerweile erfolgte Ausführung des Pfarrhauses, mit welcher
die Freilegung der rechten Seitenfront der Kirche verbunden war,
trägt wesentlich dazu bei, das Aeufsere zur besseren Wirkung
kommen zu lassen. Auch das Innere, das luider nicht nur durch
die Leistungen eines Charlottenburger Dekorationsmalers entstellt
wird, sondern auch durch das Kirchenmobiliar und den Kirchen-
schmuck, mit welchem die arme Gemeinde sich behelfen muss, soll
binnen kurzem durch Ausführung der noch fehlenden
vervollständigt werden, nachdem das Bestehen
Siechen- Pflegeanstalt gesichert worden ist. —
Auf den in Aussicht genommenen Besuch der Charlotlcuburgcr
Glashütte musste leider verzichtet werden, da der Betrieb der-
selben einen solchen nicht gestattete Ein Versuch, das Exkur-
sions-Programm durch Besichtigung der kürzlich von Orth & Knob-
lauch neu ausgebauten Luisenkirche auf eigene Hand zu ergänzen,
misslang, da der Schlüssel des Bauwerks nicht zu erlangen war,
und so musste die noch vom
— " ■ - - -- — — — , - —
('blenden Apside
des Klosters als
Uober die
n wir folgendes:
Preisgericht den
„Breslau," Verf.
Eger in Breslau; — den
II. Preis (500 JD dem Entwurf mit dem Motto: „Winkel," Verf.
Hr. Ingenieur Schmitz in Deutz, zuerkannt — Eine Mittheilung
Unter den 12
L Preis (1000 M.)
Hrn. Baumeister Frühling
Konkurrenz des Württemberglaohen Kunstgewerbe -
Vorelna betr. Entwtixfo zu einer Musterausstattung für
eine Braut aas den bürgerlichen Kreisen. Die in No. 63
u. III. besprochene Konkurrenz ist von 20 Bewerbern beschickt
worden, unter denen der Preis den Architekten Hrn. Ihne &
Stcgmüller in Berlin zu Theil geworden ist An der Aus-
führung der Möbel, welche schon in der Weibn&htsmesse des
Kunstgewerbe -Vereins dem Publikum vorgeführt werden sollen,
wird "
Die Konkurrenz für Entwürfe zum Kollegiengebäude
der Universität Strafsburg, welche bekanntlich am 1. Oktober
d. J. abgelaufen ist, hat von Anfang an das Interesse der deutschen
' ; so lebhaft angeregt, dass eine grol'se Betheilig mg an
lit zu erwarten war. Wir hielten uns zu der
dass die Zahl der eingehenden Entwürfe
über das bei der Hamburger Rathhaus - Konkurrenz erzielte Er-
noch hinaus gehen würde.
Diesen Vermuthungen gegenüber erregte es eine starke Ent-
chung, als die N. A. Z. und nach dieser Quelle mehre andere
Blatter am 1. Oktober meldeten, es seien nur 30 Entwürfe ein-
gegangen, über welche die Preisrichter bereits am 5. Oktober zu
Gericht sitzen würden. Die Voreiligkeit dieser Notiz lag für den-
jenigen auf der Hand, welcher wusste, dass alle Entwürfe als
rechtzeitig cingesaudt gelten sollen, welche am 1. Oktober am
Wohnorte des Verfassers zur Post aufgegeben worden sind. Bis
zum 3. Oktober waren, wie wir aus kompetenter Quelle erfahren,
thatsächlich etwa 100 Entwürfe eingegangen, wahrend eine weitere
Anzahl bereits angemeldet ist. Die definitive Ziffer der Bcthcili-
guug wird selbstverständlich erst in einigen Tagen fest zu stellen sein.
lieber den Termin, an welchem das Preisgericht zusammen
treten wird, ist natürlich auch noch keine endgültige Bestimmung
getroffen, da die Entwürfe zunächst geordnet und event auch
wohl bezgl. Einhaltung des Programms vorrevidirt werden müssen.
Immerhin lässt sich annehmen, dass die öffentliche Ausstellung
derselben, welche im Gebäude der Kunstakademie und nach
erfolgter Preis-Krtheihing statt linden wird, noch in der
Hälfte des Oktober sich wird ermöglichen lassen.
K*ainÜHKina«nla« »o« Citri Beeilt! Iii Merlin. Fiir dl« UwlUtleui ».eiitaerUlrh K. K. O. Priteck, Berlin. Um*: W. So»et Uofliu
k..M!..k„.,. ^
No. 81.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
413
u der Miltl»r!hlti|! In So, -'>7 rr. ili.»». Z>tl«. „I'r»k<i«.ri<>. WrUhrrii M lUt Boro-fanim* ».m K. Iikii»»iI«i für WtunUttungMt'-. -
i >ii h-D, — Zor Kl»!!» 'I r 'nVnlllrh»« SuIiiiiimI.ui. Alrw liw.Ul. M für Houralh IL«wb.Uirf> Iii K'ihi. — Zl
K<ilir||i«ii|!rl«»id« .Irr l'nirrnittt NlraHmni. — rUrllncr UtiuiiutrlliiNI. - l'erximl Nie Ii ri . ■ I -n — Hrlci und Kr • » k a K .■ n.
Bemerkungen zu der Mittheitang in No. 57 er. dios.
Zoitg. „Praktisches Verfahren bei der Berechnung von
Röhrenvelten für Wasserleitungen". In der betr. Mit-
teilung «oll an einem praktischen Beispiele der Nachweis geführt
werden, dass dag bisher übliche Verfahren, Empfangs- und
Abgabe-Ott durch Rubren von konstantem Durchmesser zu ver-
binden, finanziell nicht zu rechtfertigen sei. Voraus gesetzt ist
dabei, dass eine Wasserabgabe auf der Strecke nicht stattfindet,
das Quantum als» konstant ist.
I>ass nur der konstante 1 »urchmesscr ein Kosten-Minimum
ergiebt, ist aber sehr leicht direkt und allgemein zu beweisen
und damit die
Die
irto Behauptung EU widerlegen.
Leitung sind proportional der Lange und
dem Preise für die Längen-Einheit. Da Höhn n bis 1 on ■■«■■ Durch-
messer aufwärts nahezu dieselben Wandstärken besitzen, so ist
für di.se Kaliber der Preis proportional dem Durchmesser.
Wegen des Wachsens der Wandstärke mit dem Durchmesser bei
Kalibern von 100»» an aufwärts ist der Preis dieser Köhren
mit hinreichender Genauigkeit:
k =*. a d + ß rf'
Hierin ist rf der Durchmesser, während a und ,5 Konstanten sind,
und es bezeichnen ferner (in Meter) :
1. die totale Länge einer Leitung,
/, /„ In, . . . Langen von Theilstrceken derselben,
// den totalen disponiblen Gefälle-Verlust,
*, *„ *„, ... die Gefalle- Verluste ffir die mit l, . . . etc. korrc-
+ ß
gemeinen Normen herstellen, als dass der Konstrukteur sich nach
lierejj Einrichttingen und Modellen richtet
Müncheu, den 3. August 1878. A. Thicm.
Wasser-Quantum pro
Eur Bestimmung des Durchmissers die für
Ürientirungs-Rcebnungcn sehr brauchbare Formel von Dupuit an:
so resuttiren die Kosten t der ganzen Leitung wenn gröl'sero
Kaliber in liotracht gezogeu werden mit:
Durch partielles Difl'erenxiren nach x, x„ u. s. w. nnd
folgende entsprechende Behandlung des Ausdnicks tiudet
dass L- ein Minimum wird, wenn:
L _ Ll - 1
X, x„ II
was so viel heilst, dass der Quotient vom Widerstand tu zuge-
hörige Kohrlänge für alle Theile der Leitung konstant ist. Da
auch das Quantum konstant ist, so muss, um ein finanzielles
Minimum zu erzielen, auch der Durchmesser konstant sein.
Noch einfacher endet die Rechnung mit demselben F.r-
gebniss, wenn kleine Kaliber — bis 100"" Durihmesser auf-
wärts — zu behandeln siud.
Dass in der besprochenen Mittheilung nun mittels eines
praktischen Beispiels das Gegentheil obigen Ergebnisses bewiesen
werden soll, hat seinen einfachen Grund in der geschehenen
Verwechslung von geodätischem und hydraulischem Gefälle oder
von Gefalle im gewöhnlichen Sinne des Wortes uud Reihungs-
Widerständen, oder von Neigung des Terrains und Neigung der
Drucklinie. In dem angezogenen Beispiele ist ein totales Gefalle
von 4» auf low» Rohrlängc unterlegt, d. b. die Reintings-
Widerstünde sollen bei dem angenommenen Lieferipiautiim von
8 Sek.-Liter in der ganzen Leitung 4 ■ nicht obersteigen. Nichts
desto weniger verwendet der Verfasser für Ucberwindung der
Bewcguugs-Widerstände schon 2,6™ Gefälle auf der Strecke von
»>■ bis 100» und weitere 15,5» zu demselben Zwicke von WO»
bis 200'« u. s. w.; kurz er nutzt einfach das geodätische Gefälle
so aus, dass die geforderte Wassennenge auf der Thalsoble am
tiefsten Punkte der Leitung ohne jeden Druck ankommt, mit
Ausnahme desjenigen, der sich aus dem Umsatz von Ausströmung**
Geschwindigkeit und statischem Druck gewinnen lässt, und des
Bestes an Druck, der aus der Anwendung der größeren Handels-
Kaliber gegenüber den kleineren gerechneten entsteht. Von einem
disponiblen Druck für das Aufsteigeu des Wassers auf der anderen
Tbalseite ist somit keine Rede mehr. Die herausgerechneten
42'V« Ersparnis* sind fiktiv und das Resultat von l'nkenntniss
einfacher Fundameiital-Gcsetzc der Hydraulik. —
Dass eine solche Leitung unter allen Umständen Wasser
geben mu&s, ist selbstredend, sie kann aber nicht das verlangte
Quantum liefern. Mit der Konstt uktionsregel: geodätische Zwischen-
Gcfällc unberücksichtigt zu lassen, hat es also, mit hier nicht
einschlagenden Ausnahmen, sein Bewenden.
Schließlich halte ich dafür, dass es sich mehr empfehlen
durfte, wenn die Fabrikanten ihre Kaliber nach bestimmten all-
Bau technisch er Verein zu Aachen. VierteExkursion
am 5. September 1878 nach Vijlen. Die Zahl der Theil-
nehmer betrug 20; nach cinstündiger Fahrt mit den von ver-
schiedenen Vereinsmitgliedorn zur Verfügung gestellten Wagen
wurde das Ziel der Exkursion, das holländische Dorf Vijlen,
erreicht. Dasselbe präsentirt sich von weitem durch die vom
Architekten Weber in Roermund erbaute neue gothische Back-
steiu-Kirche, welche ihre Aebnlichkeit mit der auf der vorigen
Exkursion besuchten Kirche zu Wyk bei Mastricht nicht ver-
leugnet, wenn auch die Losungen weniger glücklich und die
Verhältnisse überhaupt bescheidener sind. Die Kirche ist in
malerischer Weise am oberen Rande einer Berglehne errichtet,
den Chor der vorbei führenden Straße zuwendend: es ist nicht
ersichtlich, warum der Architekt hierbei von der bei den vielen
Burgen und Kirchen des Mittelalters gewählten Anordnung, den
Eingang an die Strafsenseite zu legen, die Absis jedoch aus dem
Berghange hervor wachsen zu lassen, abgewichen ist, was augen-
scheinlich zweckmäßiger und wirksamer gewesen wäre. —
Es folgte die Besichtigung der Aachen- Vylener Zement-Fabrik
von Kalff, van Hey it Scheins, unter freundlicher Führung des
Ilm. Kalff. Das Rohmaterial, « tri etwa Boprozentigor Kalkmcrgel,
wird in einem Stollen gewonnen, dessen Sohle etwa 17» unter
Erdoberfläche liegt; bis auf 30 m Tiefe ist stets das nahezu
gleiche Material vorgefunden worden. In kurzer Entfernung vom
Mundloch durchquert der Stollen die Chaussee; derselbe ist hier
seitlich ausgemauert, während das Gewölbe ein auf der Schalung
eingestampfter, vorzüglich erhärteter Zement- Beton von 1 Th.
Zement auf ti Th. Ziegelschlacken ist. Die dem Stollen ent-
nommenen Massen werden in erdfeuchtem Zustande zunächst in
einem Desintegrator gemischt uud pulverisirt, dann auf einem
Tuch ohne Ende gehoben, durch einen Thonschneider geschickt
und in Ziegelfortn in einem Schachtofen gebrannt. Die Mischung
wird durch tägliche Analysen geprüft. Das gebrannte Material
hat eine dunkle, bläuliche Farbe und bimssteinartigen Bruch; es
wird durch ein Becherwerk gehoben, in einem Kollergang zer-
kleinert, in einer Siebtrommel gesiebt und schliefslich auf einer
sog. Champaguermühle fein gemahlen. Die Betriebskraft liefert
eine Dampfmaschiue von 20 Pferdestärken. —
Den Scbluss der Exkursion bildete ein gemüthliches Zu-
sammensein in der Dorfwirthschaft, wo bei Trank und Kegelspiel
die Zeit bis zur Abfahrt schnell verstrich.
15. Versammlung am 20. September 1B78 im Knr-
hause. Anwesend 25 Mitglieder, Vorsitzeuder Hr. Hcinzerling.
Der Vorsitzende, als gewesener Delegirter sur Dresdener Abge-
ordneten-Versammlung, erstattet über diese, sowie über die Haupt-
Versammlung des Verbandes ein eingehendes Referat und theilt
ferner aus einer Sitzung der Redaktionskommission mit, dass
die Vereinszeitschrift „Zeitschrift für Bauktinde" gegenwartig in
2025 Exemplaren erscheint, dass Hr. Dr. Wittmann auch fernerhin
die Redaktion übernommen hat und dass als Verfasser des
prämiirten Entwurfs für das Titelblatt Hr. Architekt Bogel in
Wiesbaden ermittelt worden ist. Ausgehängt sind etwa 7o Blatt
ärchitektonische und landschaftliche Skizzen des Hrn. Ewerbeck
von einer italienischen Reise ; der bezügliche Vortrag muss wegen
vorgerückter Zeit
Zur Frage der öffentlichen Submission. Die Nachtheile,
welche die in öffentlicher Submission bewirkte Vergehung von
Uau-Ausführuugeu an den Mindestfordernden für beide kon-
trahirenden Theile hat, sind so groß und so allgemeiu anerkannt,
dass man neuerdings von verschiedenen Seiten dazu gelangt ist,
die öffentliche Submission überhaupt zu verwerfen. Vor
diesem zu weit gehenden Schritte ist indessen mit Hecht zu
warnen, da die Sicherung vor aller Willkür einer der hauptsäch-
lichsten Momente ist, nach welchem der Werth eines Vergebung**
modus beurtheilt werden muss. Diese Sicherung scheint mir nur
durch die allgemeine, öffentliche Submission erreicht
werden zu können. Dazu ist allerdings erforderlich, dass die
Auswahl unter den Submittenten nicht in das beliebige
Ermessen eines Beamten (oder einer Kommission) gestellt, sondern
durch ein bestimmtes Gesetz geregelt sei.
Die obligatorische Vergebung an den Mindestfordernden ist
y'\ü solches Gesetz; nur ist der Schaden, welchen es herbei führt,
ijrößer als der Nutzen.
Ein anderes solches Gesetz ist in folgendem — so viel ich
weiß, neuem — Vorschlage enthalten:
Es wird der Zuschlag unter allen Umständen dem-
jenigen Angebot ertheüt, welches dem arithmetischen
Mittel aus gämmtlicheu, in allgemeiner öffentlicher
Submission eingegangeneu Angeboten am nächsten
kommt.
Dabei ist vollkommene Erfüllung aller Formalitüten voraus
gesetzt. — Die Vortheile dieses Ve
herigeu sind augenfällig:
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414
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
9. Oktober 1878
1) Alle Willkür ist ausgeschlossen.
2j Kg wird ein dem wahren Wertbe des Objektes möglichst
entsprechender, d. h. billiger Preis erzielt, ohne Herunter-
drückuug der Qualität des Geleisteten.
3) Es wird darauf hin gewirkt, die oft kolossalen Diffe-
renzen in den Angeboten, die eine wahre Kaiamitat für den
Dezernenten bilden, zu verringern.
4) Ks wird damit zugleich (in Folge von 3) ein weit ge-
sicherterer Maafsstab für die Veranschlagung der Kosten eines
Baues gewonnen werden, als man ihn bisher hat
Strafsburg i. E., den 30. Septbr. 1878.
Dr. H. Zimmermann,
Abschledsfeat für Baurath Rasohdorff in Köln. Im
Isabellen-Saale des Kölner Gürzenichs wurde vor einigen Tagen
ein solennes Fest für Baurath Kaschdorff begangen, der einem
ehrenvollen Kufe als Professor der Bau-Akademie zu llerlin
folgend, die Statte seines langjährige« künstlerischen Wirkens ver-
tatst Man schreibt uns hierüber folgendes: Die zahlreiche Ge-
sellschaft füllte den mit Blumen und Wappen geschmückten Saal
bis auf den letzten Platz und gab Zeugniss, wie der Gefeierte
sich in weiten Kreisen unserer Stadt zahlreiche Freunde und
Verehrer erworben hat Kaschdorff bat 24 Jahre lang hier zu
Köln in einttassreichen Lebenstellungen seine schaffende Kraft in
hervorragender Weise bethätigt und es dankt ihm unsere Stadt
besonders eine Reihe schöner öffentlicher Gebäude, vor allem die
innere Gestaltung des Gürzenichs, der Provinzial-Gewerbe-Schule,
die Restauration des Rathhauses, die städtische Bibliothek, das
neue Theater und viele der neucreu Schulen. Die städtische
Verwaltung, welcher Raschdorff bekanntlich bis vor wenigen Jahren
als Stadtbaitmeister angehörte, war besonders zahlreich, an der
Spitze durch Hrn. Oberbürgermeister Dr. Becker, vertreten, ferner das
Stadtverordneten Kollegium und dicKöln-MindenerEisenb.-Direktion.
Vor allem aber waren die Künstlerschaft Kölns und die Freunde
des Gefeierten in grofser Zahl erschienen, um ihm bei seinem
Scheiden den,Bcwcis ihrer Verehrung zu geben. — Die Feier ver-
lief in würdigster Weise. Hr. Oberbürgermeister Becker richtete
an den Scheidenden eine Ansprache, die voll der Anerkennung
dessen war, was Raschdorff als Stadtbanmeister und später als
Privat-Arcbitekt um die Stadt gethan hat Er darf stolz sein auf
dieses Zeugniss, das ihm von allen Seiten wiederhallte, als auf
sein ferneres Wohlergehen das erste Glas getrunken wurde. Der
Gefeierte antwortete sofort in längeren Worten, die sich bei
manchen Erinnerungen mit schmerzlichem Gefühle seiner Brust
entrangen. Hr. Bauinspektor Pflaume feierte seinen scheidenden
Kollegen namens der Künstlerschaft Kölns m den anerkennendsten
Worten und reichte ihm als Zeichen der Anerkennung aller
Gleichgesinnten einen Lorbeerkranz : stürmischer Beifall erhöhte
den Werth dieses Zeichens, das sich Raschdorff unbestritten um
Köln wohlverdient hat. Hr. Architekt Wiethase gedachte als ehe-
maliger Schüler des Scheidenden seiner Lehrthätigkeit und brachte
ein Hoch im Namen der zahlreichen Schüler desselben aus.
Hr. Albert Heimauu widmete der Familie herzliche Worte. — Nun
aber war es für den Kölner Humor genug des Ernstes: unsere
Hanptvertreter dieses unvergleichlichen, unverwüstlichen und alles
überwältigenden Gastes verlangten ihr Recht Wer unsere Koryphäen
des Kölner Witzes jemals hat reden und singen hören, der wird
begreifen, dass dieser Theil des Festes Hrn. Kaschdorff — trotz
des Lachens — das Scheiden erst recht
Es giebt doch nur ein Köln! —
Zar Konkurrenz rar Entwürfe zum Kolleg-lengebäade
der Universität Strasburg. Unsere Notiz in No. 80 hat sich
- in Folge eines Missverstitndnisses - insofern nicht i
gestellt, als wir die Anzahl der eingegangenen .
und
noch etwas überschätzt hatten und als" die Preisrichter in
That bereits am 5. Oktober zusammen getreten sind.
Eingegangen sind insgesamnit 101 Entwürfe, also etwa die
gleiche Zahl wie bei der Konkurrenz zum Reichstagshause und
bei weitem nicht so viel wie für das Hamburger Rathhaus. Unter
den Konkurrenten sind fast alle Schulen Deutschlands und klang-
volle Namen in gröfserer Zahl vertreten; einige Entwürfe sind
trotz ausdrücklicher Vorschrift anonym eingesandt Wir hoffen
auf die Erlaubnis», unsern Lesern bereits in nächster No. eine
vollständige Liste der Konkurrenten mittheilen zu dürfen.
Dass die Preisrichter zu einem so frühen Termine einbe-
rufen worden sind und sich daher natürlicherweise der Arbeit
des Ordnens der Pläne persönlich haben unterziehen müssen,
dürfte aus dem Wunsche hervor gegangen sein, das Ergebniss
der Konkurrenz wenn möglich noch wahrend der Dauer der
gegenwärtigen Reichstags-Session proklamiren zu können. Ob
dies gelingen wird und wann überhaupt auf einen Abschluss der
preisrichterlichen Thätigkeit zn rechnen ist, lässt sich vorläufig
nur vermutheii. Man hofft, dass das Urtheil vielleicht noch in
dieser Woche gefallt werden kann. Die Vorbereitungen zur öffent-
lichen Ausstellung dürften dann noch immerhin einige Tage in
Anspruch nehmen, so dass auf die Eröffnung derselben schwer-
lich vor Ende nächster Woche zu rechnen ist
Unter diesen Umstanden hat ein bestimmter Termin für die
Festlichkeit, weicht- der Architektenverein bei Gelegenheit der
bezgl. Ausstellung veranstalten will, ebenfalls noch nicht fest ge-
stellt und eine bezgl. Einladung an die auswärtigen Fachgenossen
noch nicht erlassen werden können. Vorläufig sind jedoch für
die betreffenden, innerhalb eines einfachen Rahmens zu haltenden
Veranstaltungen die Tage vom 21.- 23. Oktober in Aussicht
genommen, was wir unsern auswärtigen Freunden, welche die
Ausstellung zu besuchen gedenken, einstweilen schon mit der
Bitte mittheilcn, auch ihrerseits hiernach ihre Reiseprojekte ein-
richten zu wollen. _____
In der Berliner Bau-Ausstellung sind bis zum 3. Okto-
ber er. neu hinzu getreten: Jnhre & Nicolai, Bilderrahmen; —
Carl Hecken, Kn-stallspiegel und Leuchter; — Ed. Puls, Balkon-
gitter, geschmiedet im Renaissance-Stil, entw. von Bmstr. Kayser
u. v. Groszheim; - Ferd. Thielemann, eine Aeolsharfe; —
G. Lindener, Geldschrank mit Stahlpanzer; — W. Möbe», Thur-
drücker; - A G. Schiffer & Walker, Verkleidungen zu Dampf-
nnd Wasserheizungen, Wasserheizungs-Oefen und eine Hängelampe
in Bronze; — Maschinenfabrik Cyklop, Verzinkungsproben ver-
schiedener Gegenstande; — A. Görgens, Tisch,
Ernannt: Der Kreisbaumstr. Schmundt zu Rosenberg
i./Westpr. zum Bauinspektor in Graudenz. — Der Kreisbmstr.
Giebe in Zielenzig zum Wasserbau-Inspektor in Labtau. — Der
Regabm&tr. Bertuch in Posen zum Landbmstr. in Oppeln. — Der
Keg.-Bmstr. Reinhardt in Berlin zum kaiserl. Postbmstr.
Versetzt: Der Bauiuspektor Kaske von Rastenburg nach
Bartenstein. — Der Wasserbau - Inspektor Sieber von Labiau
nach Stralsund. — Der Kreisbmstr. Hasch ke von Grätz nach
Rosenberg i./Westpr. — Die Eisenbahn-Bau- u. Betriehs-Iuspek-
toren Allmenröder zu Düsseldorf und Siewert zu Warburg
nach Elberfeld bezw. Düsseldorf.
Die Baumeister -Prüfung im Hochbau -Fach hat abgelegt:
A. Kossteuscher aus Kusel.
Hrn. F. M. in Kassel. Von Ihrem Anerbieten,
steiler in No. 77 bezgl. der Wahl des gothischen oder i
Stils für Kirchen mit Rath und That unter die Arme _
wollen, wenn sich derselbe sub F. M. K. 9 postlagernd
an Sie wendet, nehmen wir Notiz. Zu einer Behandlung i. u. BL
scheint unr das Thema nicht geeignet
Hrn. Porträtmaler Moritz Rödig in Dresden. Ihrem
Wunsche entsprechend berichtigen wir gern die auf S. 878 u. Bl.
enthaltene Notiz dahin, dass die künstlerische Erfindung und Aus-
führung der für das Kellerfest im Waldschlösschen geschaffenen
humoristischen Malereien von Ihnen allein herrührt, wahrend
Hr. Dekorationsmaler Schultz bei denselben nur insofern betheiligt
ist, als seine Gehilfen die Wandflächen abgefärbt und einige der
Silhouetten -Figuren ausgefüllt haben. — Die Absicht einer Ver-
vielfältigung jener Malereien wird sicherlich viel Anklang finden.
In Betreff der in No. 79 u. Bl. in Frage gestellten
Berechnungsweise für geschnittenes Bauholz wird uns
von einer Seite bestätigt, dass in der Rheinprovinz allerdings
üblich ist, das auf Maafs bestellte Bauholz um den Sägeschnitt
schwacher zu liefern, ohne dass ein Abzug für das Mindermaafs
erfolgt Dieses Mindermaafs sei gewöhnlich annähernd >/, Zoll
oder circa 5mm.
Von anderer Seite schreibt man uns über dieselbe Frage
Folgendes:
In den gröfseren Plätzen der Rheinprovinz und auch in den
übrigen an Eisenbahnen gelegenen Orten kommt beschlagenes
Holz nur aunnahrasweise vor, die Lieferung des kantigen Bau-
holzes erfolgt vielmehr fast ausschliefslich durch die grofsen
Dampfschneide-Mühlen, namentlich bei Köln. Unter dem Regime
des alten Maafses bestand nun allerdings der Gebrauch bezw.
Missbrauch, von dem nominellen Querschnitta-Maafs einen Säge-
schnitt in Abzug zu bringen, und es halten die Holzhandlungen
hieran auch noch gegenwärtig fest. Will man sich hiergegen
schützen, so sind entsprechende Bestimmungen in dem Vertrage
Uber Lieferung des Bauholzes vorzusehen. Man bedingt sich
„v ollkantige s" Holz aus, mit welchem Ausdrucke man im
Rheinlande besagen will, dass die nominellen Starken des Quer-
schnitts in Wirklichkeit voll vorhanden sind, während als
„messer-" und scharfkantiges Holz solches gilt, bei dem die
Ecken mehr oder weniger vollständig vorhanden sind. —
Gewiss wäre es wünschenswerth, wenn ein solidarisches Vor-
gehen zur Regelung dieser Verhältnisse erfolgte. Vielleicht fühlt
sich der Niederrhn.-Westf. Arch.- und Ing.-Vcrein
solches anzuregen.
Abonnent in Berlin. Die Namen der beim hiesigen
Stadtgericht vereidigten Sachverständigen in Bauangelegenheiten
finden Sie im Berliner Wohnungs - Anzeiger (Theil IV., S. SC
d. Jhrg. 78). Es geniefsen diese Sachverständigen übrigens in
keiner Weise ein anderes Privilegium, als das, einer Beeidigung
ihrer Aussage in jedem Einzelfalle überhoben zu sein; bekannt-
lich steht es den Parteien frei, Sachverständige nach ihrer Wahl
zu laudiren.
TOt, C.rl H..IIU I«
K. K O. Prlt.ch,
Derart: W. Hotitr Hofl.ncMrarkcrrl.
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No. 82.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
415
Inhalt; Kffktil nl*r ilk V. -tuiMlluiigm nVr III. (ieroriü Vorxaramliiai; den
Vrrts-iDil*-« itriitf-licr ArrhiUkli.*n uml IncrHl*iir-V>rrtiK im 2.. X uml 4. -***|it<-tnbcr
I*!1» au iHmiiru. [SrtilMWft.' _ llrltri^P »ur l>rerhuuiit{ tUf Ki»r<ut«iifc' ht*- ei**rwr
ßaikenbriirketi. — M itl hr 1 1 u ■ k*u au» Voreinen: Arrhil<fkk*n- Verein in Berlin.
— VetaUchttti !Ho Ibmln Mai dto Brnpaw »i** w«*«-« in r>i«*<*n uml
Kanal et ■. — liri f uml Prageknaten. — Dir netbriliftnitj; tun der Knaknrrrni
fir Kfit«6rfc «um K^It*le*-4>ttftuuV *W IJ«4%«r%iUt KW- Kur*. — Hvr ArebUektai-
Verein tu Berlin an die deutschen FacfagenasM-ii-
Verband deutscher Architekten- nnd Ingenieur- Vereine,
e Verhandlungen der III. General -Versammlung des Verbandes deutscher Arch'rtekten-
und Ingenieur -Vereine am 2., 3. und 4. September 1878 zu Dresden.
3. Verhandlungen der
I. Sitzung: Dinstag, den 3. September 1878, Vor-
mittags 9'/, Uhr, im Königl. Polytechnikum.
Anwesend 37 Mitglieder.
Nachdem Hr. Prof. Giese (Dresden) die Versammlung
eröffnet hat, erfolgt statutengemäfs zunächst die Wahl
des Vorstandes. Aus der Mitte der Versammlung
werden vorgeschlagen und einstimmig durch Akkla-
mation gewählt:
Ilr. Prof. Giese (Dresden) als Vorsitzender, Hr. Baurath
Köhler (Hannover) als Stellvertreter des Vorsitzenden.
Hr. Landbau-Iuspcktor Dnnger (Dresden) als 1. Schrift-
führer, Hr. Architekt Fischbach (Dresden) als 2. Schrift-
führer.
Der Tagesordnung zufolge erhalt hierauf Hr. Architekt
Gurlitt (Dresden) das Wort zu seinem Vortrage Ober den
Einfluss der Renaissance auf die deutschen Stein-
metzhotten.
Das Thema, welches der Redner sich gewählt hat, ist.
im Grunde genommen, schon vor 34 Jahren auf einer Wander-
vcrsainmlung unseres Fachs zur Sprache gelangt. 1844 über-
reichte Karl Hcideloff den iu Prag tagenden deutschen
Architekten und Ingenieuren seine „Geschichte der Bauhütten
des Mittelalters" — ein mit Wärme uml Geist geschriebenes
Werk, das freilich in wirklicher Erkenutniss mittelalterlicher
Verliültnisse nicht über den Standpunkt der damaligen, durch
Hcideloff mit in erster Linie vertretenen Kunstwissenschaft
sich erhebt. Haben wir seither in jener Erkenntniss grofse
Fortschritte gemacht, so beziehen sich diese doch mehr auf
die stilistischen EigcuthOmlichkeiten und Unterschiede der
mittelalterlichen Bauwerke, wahrend unser Wissen Ober
die persönlichen Verhältnisse der Werkleute, welche jene
Bauten geschaffen haben, auch jetzt noch ziemlich lückenhaft
geblieben ist. Ein Beitrag, der eine solche Lücke ausfüllen
hilft, darf daher wohl auf Theilnahmc bei den deutschen
Architekten rechnen. —
Dass unter den deutschen Steinmetzen, seitdem diese aus
der engen Verbindung mit der Kirche sich gelöst hatten und
einen Theil des Bürgerthums der Städte bildeten, von jeher
ein gewisses Band bestanden haben muss, lässt sich aus
verschiedenen Anzeichen erkennen, wenn auch bestimmte
Nachrichten darüber fehlen; unterhalten wurde es durch den
Wandertrieb der Meister und Gesellen, die lernend, lehrend
von einer Stadt zur andern zogen. Allgemein gültige, gesetz-
lich geregelte Formen erhielt dieses Verhaltniss erst am Aus-
gange des Mittelalters. Zu jener Zeit allseitigen Niedergangs
im Reiche, als die Kraft der Nation allein noch in den Städten
blühte, geht ein Trieb zur Sammlung und Vereinigung dieser
Kraft
ganz Deutschland. Wie
Städte zu Bündnissen
sich zusammen thaten, so auch die einzelnen Korporationen,
und unter diesen die Steinmetzen. Es ist bekannt, dass die
letzteren 1459 einen Tag zu Strafsburg abhielten, bei welcher
das alte, vielfach willkürlich geänderte Herkommen des Stcin-
mctz-Gcwerks neu fest gestellt und eine neue Organisation der
deutschen Hütten — mit dem Meister von Strasburg an der
Spitze und den Hütten von Strasburg, Köln, Wien und Bern
als Vororten für bestimmte Provinzen - eingesetzt wurde.
Diese in Strasburg geschaffene, bald durch ganz Deutsch-
land anerkannte Ordnung, aus welcher der Redner mehre
Einzelheiten, sowohl Ober die Abgrenzung der einzelnen Pro-
vinzen als auch namentlich Ober den Ausbildungsgaug der
Lehrlinge und Gesellen, über die Pflichten und Rechte der
Werkmeister und deren Verhaltniss zum Baumeister (d. i.
nach mittelalterlichem Sprachgebrauch zum Bauherrn) etc. etc.,
mittheilte, ist bisher meist als ein Beweis fflr die damalige
Ülüthe der deutschen Steinmetzhatten und als ein gewaltiger
Fortschritt derselben angesehen worden. Sie darf in aufscr-
lichem Sinne auch als ein solcher Fortschritt gelten. Dagegen
liefert sie andererseits den unwiderleglichen Beweis, dass das
ler mittelalterlichen Hotten sich
Abtheilung für Hochbau.
bereits eben so ausgelebt hatte, wie die von ihnen gepHegtc
Kunst; sie zeigt deutliche Spuren des Verfalls und weist
bereits im Keime diejenigen Elemente nach, deren weitere
Entwickelnng demnächst zur völligen Anflösung der deutschen
Steinmetzhütten führen sollte.
Es ist. mit einem Worte, der Geist der R e n a i s s a u c e ,
dessen Einfiuss bereits aus einzelnen Bestimmungen jener
Strafsburger Ordnung hervor leuchtet und gegen den dieselben
vergeblich anzukämpfen sich bemühen.
Vor allem kommt hier die Bestimmung in Betracht, dass
ein Meister, der in die Leitung eines schon längere Zeit be-
triebenen Baues eintritt, verpflichtet sei, nichts von demsel-
ben zu entfernen, keinen Theil zu beseitigen und das vor-
gearbeitete Material auch wirklich zu verwenden. — Die
Sucht einzelner Meister, sich mit ihrer Persönlichkeit auf
Kosten der Vorgänger in den Vordergrund zu drangen, gegen
welche diese Mnlsrcgcl sieh «endet, war der romanischen
Kunst ebenso fremd wie der Frühgothik; wohl wechselt hier
im Laufe der Zeit der Stil des Werkes, aber der Meister
tritt nicht aus dem Rahmen des letzteren heraus, .lenes
Streben nach individueller Geltung, welches in seiner Konse-
quenz natürlich auch die geschlossene Gemeinsamkeit der
Hütten sprengen musste, ist vielmehr cit
Merkmal der mit dem Renaissance - Zeitalter
neuen Welt-Anschauung, ilio ja vor allem in der Entwickelung
! der Individualität zum Ausdrucke gelangte. -
Ein zweites, nicht minder wichtiges Anzeichen für den
Umschwung der Verhältnisse, der bereits in der Mitte des
I 15. Jahrhunderts sich vorbereitet hatte, finden wir in der
Vorschrift, dass der Geselle erst nach Verlauf eines Jahres
: Parlier werden könne und dass kein Lehrling zum Parlier
I gemacht werden dürfe. Es müssen Fälle dieser Art demnach
nicht gerade zu den Seltenheiten gehört haben und in der
That wissen wir, dass der bekannte Meister des Präger Doms,
Peter Arier von Gmünd, diese einflussreichc Stellung bereits
mit 21 Jahren inne hatte — was hei Voraussetzung einer
vorschriftsmäfsigen Lehrzeit (von 5 Jahren) jedenfalls auf ein
ungewöhnlich schnelles Emporkommen hindeutet. Man kann
hieraus schliefsen, dass neben der grofsen Mehrzahl gewöhn-
licher Werkleute hereits eine Aristokratie von solchen bestand,
die sich als Künstler fühlten and denen in der That durch
eine bevorzugte Ausbildung der Anspruch auf eine höhere
Laufbahn sich eröffnet hatte. Vermuthlich wählten einzelne
Meister die Fähigsten aus dem jüngeren Nachwuchs aus, um
ihnen eine solche Ausbildung zu Theil werden zu lassen. Auch
hier sehen wir also, wie — durchaus im Sinne der Renaissance
— nicht mehr die Hütte als solche, sondern in erster Litiic
bereits die Individualität einzelner Meister ab Träger für die
Fortentwickelung der Kunst erscheint. —
Zu jenen innerlichen Elementen eines Verfalb der deut-
schen Steinmetzhütten, welche, wie dargethan, bereits zur Zeit
ihrer scheinbar höchsten Blütlie und Kraft hervor traten,
gesellten sich im Verlaufe der Zeit noch mehrfache ftufserliche
Umstände, die endlich — gleichen Schritts mit dem Vor-
dringen der neuen Kuustwcisc nach Deutschland — zu ihrer
völligen Auflösung führten.
Ein im sächsischen Haupt-Staatsarchiv enthaltenes Akten-
stück aus den Jahren 1518 — 24, in welches der Hr. Vor-
tragende Funsieht erlangt hat, giebt über diese letzten tahens-
regungen der Hotten und ihren Untergang in einem bestimmten
Bezirke Deutschlands höchst interessanten Auf*chluss.
Das Land Meilsen, welches zur Zeit des Strafsburger
Steinmetzen-Tages, von den Gräueln der Hussitenkriege ver-
wüstet und entkräftet, eine untergeordnete Rolle gespielt hatte,
war im Verlauf des 15. nnd im Beginn des 1(3. Jahrhunderts
mächtig aufgeblüht und hatte dein entsprechend auch eine
sehr bedeutende Bautätigkeit entwickelt. Die grofsen Kirchen
der durch den Bergbau reich gewordenen Städte des Erz-
gebirges, das Fürstenschloss zu Meilsen u. a. stummen aus
jener Zeit. Inucriialb des grofsen Verbandes der deutscheu
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416
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
12. Oktober 1878
Steinmetzen standen die Bauhütten des Landes Meilsen zu-
nächst in einem Abhängigkeits - Verhältnis* von der Hütte zu
Magdeburg, doch bestanden auch enge Beziehungen zwischen
ihnen und den benachbarten Hotten von Böhmen und der
Lausitz.
Gegen das Jahr 1518 nun sehen wir die Meifsener 1
(sächsischen) Hütten in einem hartnackigen Konflikte mit dem
Vorort zu Magdeburg begriffen. Der Streit, der vermuthlich
schon früher entbrannt war und als dessen Wortführer auf
Meifsener Seite Meister Jacob von Schweinturt erscheint,
drehte sich vor allem um zwei Punkte: um die in Sachsen
übliche Abkürzung der Lehrlingszeit von 5 auf 4 Jahre und
tun die Thatsache. dass sächsische Steinmetzen sich herab
liefscn, bei einem Bildhauer — Kranz von Magdeburg —
zu arbeiten. Die einzelnen Stadien des Zwistes, der in Magde-
burg wie in Strafsburg zu Ungunsten von Meifscn entschieden
wurde, können hier nicht säinmtlich verfolgt werden. Von
deutscher Seite wurde in Aussicht genommen, die sächsischen |
Gesellen anderwärts um 2 Gulden zu strafen; als Meister
Jacob von Schweinfurt, vor einen Steinmetz-Tag nach Halle
zur Verantwortung geladen, nicht erschienen war, schrieb man
sein Zeichen (nicht seinen Namen) in die „Schelmen- Tafel J.
Von Meifscn'schcr Seite wurde mit Repressalien gegen die
deut sehen, in Sachsen arbeitenden Gesellen gedroht und der
Versuch unternommen, eine ganz selbständige Hütte zu gründen;
es scheint jedoch, dass das zu diesem Zweck ausgearbeitete
und dem Kaiser eingereichte Statut keine Bestätigung ge-
funden hat.
Charakteristisch ist die Beendigung des Streites. Als
die Steinmetzen des Landes Meilsen fühlten, dass sie unter-
liegen müssten, riefen sie in ihrer Noth die Hülfe ihres
I*andesfürstcn an. Dieser. Herzog Georg der Bärtige, eine
der Hauptstützen der katholischen Partei in der so eben ent-
brannten Reformation, wusste in der That seinen Eintluss
auf den Krzbischof von Magdeburg dahin zu verwerthen,
dass den Meistern der dortigen Hütte einfach verboten wurde,
das ihnen nach altem Abkommen zustehende Recht auf eine
Beaufsichtigung der Meifsener Hütten ferner hin auszuüben.
Es ist demnach die in der Renaissancezeit wachsende Gewalt
der Laudesfürsten (gegenüber der Macht des Kaisers,
durch dessen Bestätigung die Strafsburger Ordnung Gesetzes-
kraft erlangt hatte), von welcher in diesem Falle die aus der
Kraft des Burgcrthums und dem nationalen Gedanken geborene
Organisation der deutsehen Steininetzhütten vernichtet wurde.
Aber noch anderes erhellt aus jenen Vorgängen. Viel-
leicht, dass der Streit einen anderen Ausgang genommen
hätte, wenn nicht gleichzeitig die bisherige Quelle künstleri-
schen Schaffens, die Tradition der Hütten, bedeutungslos ge-
worden wäre. Wie unter den Meifsener Meistern, die an
einem in jenem Kampfe abgehaltenen Parteitage zu Annaberg I
theilnahmen. Hans Schicketanz, der Erbauer des Georgen-
thors in Dresden, und Wendel Rofskopf, von dem die schöne
Treppe des Görlitzer Rathhanses herrührt, also 2 namhafte
spätere Vertreter der deutschen Renaissance, sich befinden,
so lehrt uns auch ein von jenem Bildhauer Franz von M.
geschaffenes Werk, die Kanzel der Kirche zu Annaberg, warum
die Steinmetz-Gesellen trotz aller Anfechtungen Beschäftigung
bei ihm suchten; die an jenem Werke auftretenden Renais-
saneeformen sind die ersten, welche in Sachsen vorkommen.
Nicht mehr in der Hütte, sondern von dem einzelnen Meister,
von dem fliegenden Buchhändler, der Holzschnitte und Kupfer-
stiche aus Italien brachte, war fortan die neue Kunst zu lernen.
Einen Schein von Leben fristeten die Hütten übrigens
auch in Sachsen noch lange. Als 1500 noch ein allgemeiner
deutscher Steinmetz-Tag ausgeschrieben wurde, erbaten sie von
Kurfürst August die E r 1 a u b n i s s, sich an demselben betheiligen
zu dürfen. Einzelne Spuren gothischer Tradition haben sich
bis ins 18. Jahrhundert erhalten. —
Der Redner schliefst seinen, mit lebhaftem Beifall aufge-
nommenen Vortrag mit einer Nutzanwendung für unsere Zeit.
Jene Trennung des Handwerks von der Kunst, die sich mit
dem Untergange der Steinmetzhotten unter dem Einflüsse der
Renaissance vollzog, dauert auch heut noch fort. Soll sie
wieder aufgehoben werden, so kann dies nicht geschehen durch
ein Herabsteigen der Kunst zum Handwerk, sondern nur durch ein
Emporheben des Handwerks zur Kunst. Gelingt es, diese
Forderung unserer Zeit zu erfüllen, so werden wir auch
<las wieder gewinnen, was wir mit jener Trennung verloren
haben — eine nationale Kunst — —
Nach der Tagesordnung soll eine Diskussion über das
von Hm. Baurath Lipsius in der ersten Plenarsitzung be-
handelte Thema — die ästhetische Behandlung des
Eisens im Hochbau — sich anschliefscn.
Da sich kein Gegner der von Hm. Upsius geäusserten
Ansichten findet, so ergreift Hr. Architekt F ritsch (Berlin),
der sich mit jenem Vortrage durchaus einverstanden erklärt,
das Wort, um auf eine Lücke in demselben aufmerksam zu
machen. Hr. Lipsius habe in sehr berechtigter Rücksicht
auf das ihm zur Verfügung stehende Zcitmaafs nur jene Ver-
wendungsfonnen des Eisens besprochen, die bereits allgemeinen
Eingang in das Bauwesen unserer Zeit gefunden haben, weil
sie im wesentlichen als Ersatz älterer Konstraktionen aus
anderem Material anzuseheu sind. Nun sei aber bekannt
welche Hoffnungen in künstlerischer Beziehung man seinerzeit
von einer Einführung des Eisens in den Hochbau gehegt
habe. Wie der antike Baustil auf einer Ausnutzung der
Bruch-Festigkeit der zur Deckenbildung verwendeten
Stein- oder Holzbalken, der mittelalterliche Baustil auf der
Beanspruchung der Druck-Festigkeit der Wölbsteine be-
ruht, so schien sich nach Karl Bötticher's Ansicht die Möglich-
keit der allmählichen Entwickelung eines neuen Baustils da-
durch zu eröffnen, dass die charakteristische Eigenschaft des
als Baumaterial verwendeten Schmiedeisens, die Zug-Festig-
keit, zu neuen Deckenbildungen verwerthet würde. Aus dieser
Anregung Bötticher's seien unzweifelhaft die Versuche hervor
gegangen, die — in schüchterner und primitiver Art — zu-
nächst im Neuen Museum zu Berlin, dann — in entwickelterer
Weise — in der dortigen Synagoge unternommen worden
sind. Es sei mit Sicherheit anzunehmen, dass Hr. Lipsius
auch Ober diese Seite der Frage eingehend nachgedacht habe,
und er werde sich den Dank der Anwesenden verdienen,
wenn er seine Ansichten hierüber nachträglich mittheilen wolle.
Hr. Baurth. Lipsius (Leipzig), der mit Bereitwilligkeit
auf diesen Wunsch eingeht, äufsert zunächst seine Ansicht
daliin, dass er den geistreichen Gedanken Bötticher's, die Hau-
stile zu bestimmten Arten der Festigkeit in Beziehung zu
setzen und von der Ausnutzung bisher noch nicht allgemein
verwendeter Festigkeits-Arten die Entstehung ueucr Baustile
abliüngig zu machen, als richtig nicht anzuerkennen vermöge.
Redtenbaclier schon habe mit Recht darauf hingewiesen, d.i--
wir dann schliefslich auch noch einen auf die Scheerfestig-
keit begründeten Baustil zu erwarten halten würden. Un-
zweifelhaft werde die Verwendung des Eisens einen bedeutenden
Eintluss auf die Architektur der Zukunft ausüben, aber nimmer-
mehr werde aus derselben allein eine neue Art der Funnen-
gebung hervor gehen können.
Was die beiden angeführten Beispiele einer künstlerisch
gestalteten, aus Wölbkonstraktionen mit eisernen Trägem und
Zugankern bestehenden Deckenbildung betrifft, so seien sie
an sich gewiss höchst interessant, ohne sich jedoch über den
Rang von Versuchen zu erheben. Die Deckenkonstruktion
des Stüler'schen Museums, bei der die einzelnen Binder einfach
Ober dem Kaum vertheilt sind, erscheine ihrem Prinzipc nach
nicht viel mehr als eine Noth- Konstruktion, bei welcher
die Verkleidung und Ausfüllung der Trager den Mangel eines
künstlerischen Grundgedankens nicht ersetzen könne. Ein
solcher würde sich bei Anwendung einer ähnlichen, au sich
durchaus berechtigten Deckenbildung am ehesten wohl darin
finden, dass man die einzelnen Trager unter sich zu einem
organischen System vereinigt — etwa in der Weise, dass
man den Wänden des Raumes einen in sich geschlossenen, aus
Eisen gebildeten Rahmen auflegt, innerhalb welches das
Gewölbe eingespannt ist. — Höher steht die Deekenbildung
der Knoblauchzehen Synagoge, welche in ihrer künstlerischen
Durchbildung jedoch immerhin noch als der schwächste Punkt
des trefflichen Baues erscheine. Hier sei ein an sich richtiges
System vorhanden und es sei aus diesem System auch die
Planbildung des Baues abgeleitet aber die Konstruktion er-
scheine einerseits noch zu gekünstelt, andererseits aber
trete in ihrer Erscheinung das ausschließlich konstruktive
Element, der Nothbebelf. noch zu sehr in den Vonlergrund,
als dass ein rein künstlerischer Eindruck, der nur bei einem
Fertigen, in sich Abgerundeten möglich ist, gewonnen werden
könnte. —
Den nächsten Gegenstand der Tagesordnung sollte nach
dem Programm eine Diskussion über die Reform der
Kosten-Anschläge von Gebäuden bilden. Wie der
Hr. Vorsitzende berichtet ist es dem Vorort nicht gelungen,
einen Referenten für diese Frage zu gewinnen; ein Mitglied
des Berliner Architektenvereins, das hierzu in Vorschlag ge-
bracht worden sei, habe ein mündliches Referat abgelehnt
und statt dessen eine Abhandlung über das bezgl. Thema zur
event Drucklegung und Vertheilung an die Mitglieder der
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Ne. 82.
417
Vc
Umfangs dieses an lieh werthvollen Schriftstücks habe der
Vorstand hierauf nicht eingehen können nnd es solle die
Frage daher dem neuen Vorort des Verbandes zur weiteren
geschäftsmäßigen Behandlung überwiesen werden. —
Zum Schluss sind Itcferatc aus den Sitzungen der Ab-
geordneten-Versammlung Uber Statistik des Hauwesens,
l'uhlikation bedeutender Hauten und baurecht-
liche Bestimmungen ober Hochbauten angesetzt.
Hr. Architekt Fritsch (Berlin), der das Heferat für
diesen Tag übernommen hat, leitet dasselbe mit der Bemer-
kung ein, dass wahrscheinlich nur in Folge eines MissverstAnd-
nisses sämmtliehe in der Abgeordneten -Versammlung verhan-
delte Fragen nochmals auf die Tagesordnung der Abtheilongs-
Sitzungen gesetzt seien. Ein allgemeines Referat Ober die
von den Abgeordneten auf Grund der Vereins-Gutachten ge-
fassten Beschlüsse sei bereits in der ersten Plenar- Sitzung
gegeben worden ; eine nochmalige Erörterung der bczgl. Fragen
durch die Ahtheilung könne aber wohl nur dann als ersprießlich
angeselten werden, wenn dieselben noch nicht geklart und von
einer Diskussion neue Gesichtspunkte zu erwarten seien.
Der Hr. Hcferent berichtet hierauf in summarischer Weise
üW die 3 auf der Tagesordnung stehenden Punkte, indem
er den historischen Verlauf ihrer Behandlung durch die \er-
der letzteren nochmals initt heilt und die Motive, aus denen
diese Beschlüsse hervor gegangen sind, eingebend erörtert.
Er schlügt vor, falls eine Diskussion beliebt werde, dieselbe
vorzugsweise auf die erste und wichtigste Frage, die Statistik
des Bauwesens, zu erstrecken — jedoch mit der Beschrän-
kung, dass nicht die allgemeine, keineswegs allein in diese
Abtheilung gehörige Seite der Frage, sondern lediglich
die Mittel und Wege für eine Statistik des Hochbaues
verhandelt würden. Der anwesende Verfasser des vom
Dresdener Architekten -Verein abgegebenen, sehr gediegenen
Gutachtens, das gerade diese Seite für die Verhältnisse des
Königreichs Sachscus nahezu erschöpfend behandelt — Hr.
I,andbauinspcktor Dunger (Dresden) — werde am besten im
Stande sein, eine solche Verhandlung einzuleiten.
Nachdem Hr. Dünger einen bczgl. kurzen Bericht ge-
geben hat, in welchem er betont, dass die Organisationen des
sjiehsischen Bauwesens zu einer sofortigen Aufnahme bau-
statistischer Ermittelungen schon jetzt in hohem Maafse ge-
eignet seien, entspinnt sich eine lebhafte Diskussion, die sich
jedoch nicht in der vorgeschlagenen Beschrankung hält, gondern
auf die allgemeine Seite aller drei Punkte eingeht und dem
Hrn. Heferenten wiederholt Gelegenheit giebt, verschiedene
Hedenken und Missverstandnisse, welche die Auffassung der
Abgeordneten - Versammlung erfahrt, noclimals zu beleuchten.
Es bet heil igen sich an derselben Hr. ßaurath Ende (Berlin),
welcher die Frage der Publikation bedeutender Bauten mit
der des künstlerischen Eigcnüiums - Hechtes in näheren Zu-
sammenhang gebracht wissen will und davor warnt, in den
Bestrebungen zur Herbeiführung eines deutschen Baurechts
zu weit, d. h. bis zu einer ungünstigen, Uniformisirung aller
baurechtlichen Bestimmungen zu gehen. Ferner Hr. Olwr-
Ingenieur Skalweit (Magdeburg), welcher den Nutzen einer
nach zu ausgedehntem Schema unternommenen Statistik des
Bauwesens anzweifelt, und endlich Hr. Stadtbaurath Blanken-
stein (Berlin), der unter dem Beifall der Versammlung die
(in No. 40 Jahrg. 78 der Deutsch. Bauztg. besprochenen)
statistischen Ermittelungen der Berliner stadtischen Hochbau-
Verwaltung schildert und die grofsen Vortheile, welche dieser
noch in den Anfängen begriffene statistische Apparat für Verwal-
tungs-Zwecke schon jetzt gewährt, eingehend aus einander setzt.
— Da die bezgl. Fragen zum Theil schon in den Protokollen
der Abgeordneten - Versammlung erläutert sind, zum Theil
jedoch in nächster Zeit zum Gegenstande besonderer, vom
Verbände heraus zu gebender Denkschriften gemacht werden
sollen, so erscheint ein weiteres Eingehen auf den materiellen
Inhalt der Heferate und der Diskussion hier nicht erforderlich.
Schln-- der Sitzung 11 Uhr 45 Min.
II. Sitzung: Mittwoch, den 4. September, früh
8 Uhr, im Königl. Polytechnikum.
Die Eröffnung der außerordentlich schwach besuchten
Sitzung fand erst gegen J/.t» Uhr statt. Es erhielt hierauf
Hr. Maschinenfabrik - Besitzer Friedrich (Plagwitz - Leipzig)
das Wort zu seinem im Programm angekündigten Vortrag
über Desinfektions-Anlagen für Privat- und öffent -
liehe Gebäude, unter besonderer Berücksichtigung des
patentirten Friedrich'schen Verfahrens. (Man vergleiche auch
Dtsche. Bauztg.. Jahrg. 1878, S. 292). Genannter Vortrag
begann mit einem Ueberblick Ober die bekannten bisher ver-
suchten Methoden zur Beseitigung menschlicher Abfallstoffe
und behandelte orstere nach den Unterabtbcilungcn : 1) Kana-
lisation und Ucberricscluug, 2) Abfuhr durch Tonnen. 3) pneu-
matische Kanalisation, 4) Desinfektion. Da die Veröffent-
lichung des Vortrages in rstenso beabsichtigt wird, braucht
hier auf die zumeist bekannten, von dem Hrn. Vortragenden ge-
machten Erklärungen und Auseinandersetzungen vorstehender
Methoden nicht weiter eingegangen zu werden, ebenso kann
von weiterer Besprechung des von Hrn. Friedrich in Ver-
bindung mit seinem Zentral - Kührapparat angewendeten Des-
infektionsmittels (Thonerde und Eiscnoxyd-Hjdrat Ammoniak,
Kalk) und dessen zur Sprache gekommene Wirkungsweise,
sowie Erfolg abgesehen werden. Eine kurze Debatte, die
sich an den Vortrat anknüpfte führte zu keinem Ziele. —
Da der Berichterstatter Ober die in der Tagesordnung
angekündigten, in der Abgeordneten -Versammlung zur Ver-
handlung gelangten Themen nicht erschienen war,
hierauf die Sitzung (9 Uhr 30 Min.) geschlossen.
4. Zweite allgemeine Sitzung, Mittwoch, den 4. September, Mittags 12 Uhr, in der Aula des
Königl. Polytechnikums,
Der Vorsitzende, Hr. Geh. Reg.-Rath Böttcher, eröffnete
die Sitzung, zu welcher ca. 2(X) Mitglieder und Gäste, unter
letzteren auch Se. Exz. Hr. Staatsminister v. Könneritz, sich
eingefunden hatten, indem er zunächst zu Erstattung der
Referate Ober die Verhandlungen der Abtheilungssitzung auf-
forderte. Die letzteren wurden von Hr. Geh. Finanzrath
Köpckc als Vorsitzendem der Abtheilung für Ingenieurwesen,
und Hr. Prof. Giese als Vorsitzendem der Abtheilung für
Hochbau erstattet.
In dem darauf folgenden Schlussworte erinnerte der Vor-
der Verhandlungen und
Beschlüsse des Verbandes, namentlich auf die gesetzgeberische
Thätigkeit, naturgemäß nur eine langsame sein könne, dass
daher von Angabe eines bestimmten Erfolges für die gegen-
wärtige Versammlung allein abgesehen werden müsse. Die-
selbe sei Glied einer gröfseren Kette und habe als solches
gewirkt — einzelne Fragen abschlicfscnd , andere vertagend,
noch andere anregend. Unter Abstattung des Dankes an
Mitglieder und Gäste für ihre Betheiligung und ihren Besuch
bei den beiden Dresdener Vereinen wird hierauf die 3. General-
in ihrem offiziellen Thcile ge-
5. Die Sitzungen der Abtheilung für Maschinenwesen
m 3. Sept. nur von 7, am 4. Sept. von 8 Personen
besucht, weshalb die Bildung eines Bürcaus unterlassen
wurde. Die von Hm. Ing. Handrick (Buckau-Magdeburg)
in Aussicht gestellten Mitteilungen über die Spezial-Hilfsmittel
der Eisengießerei und Maschinenfabrik von II . Gruson wurden
aber deswegen nicht vorenthalten; sie erstreckten sich auf
die von
Batterien und auf den schmiedbaren Guss und wurden durch
mitgebrachte Zeichnungen, Photographien um! Prolwn von
Hart guss und schmiedbarem Guss unterstützt. Hr. Ing. Hahn,
Obergruna bei Siebenlehn, behandelte die Frage, woher die
jetzige schlechte Beschaffenheit des Papiers komme, an der
Hand einer Reihe vorgeführter Papierproben.
Beitrage zur Berechnung der Eigengewichte eiserner Balkenbrücken.
Schäfer. Weyrauch und Andere versachten, praktisch leicht
verwendbare Formeln auf Grundlage derselben abzuleiten —
einen noch wichtigeren Faktor für die rationelle statische Be-
rechnung bildet. Allein a lrh abstehen hiervon kommt es sehr
hlufig vor, dass man für allgemeine Kostcn-Ueberschlige, ver-
gleichende Rechnungen das annähernd richtige (Wicht ermitteln
muss, bevor man ein eigentliches Projekt
I. Einleitung.
Zu den Elementen, welche bei der statischen Berechnung
einer eisernen Brücke eine Hauptrolle spielen, gehört das Eigen-
gewicht derselben, welches gegenwärtig — nachdem das Wöhler-
sche Oeseta in seiner Anwendung auf den Brückenbau eine all-
mählich« Umwälzung bezüglich der Bestimmung der lulässigen
i, nachdem ferner
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418
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
12. Oktober 1878
Es ist nun Zweck vorliegender Arbeit, für beide Fälle leicht
benutzbare Formeln, welche auf ganz elementarem Wege, unter
Annahme von zulässigen vereinfachenden Annahmen abgeleitet
wurden, bezw. durch Berechnung von Beispielen für bestimmte,
- übliche FäHe Gewichtstabellen zu geben, denen die
i Werthe dann unmittelbar entnommen werden können.
ian zunächst die in dieser Richtung bis jetzt
in Vc
dieselben in drei Abtheilungen gruppiren. Nach der ersten, lange
Zeit fast ausschließlich verwendeten Methode, welche im Grund-
gedanken von Laissle und Schübler aufgestellt und von anderen
nur in den Zahlenwerthen abgeändert wurde, versuchte man, nach
ausgeführten Brocken das auf die Stützweite bezogene Gewicht
für die Längeneinheit durch eine Gleichung von der Form
p =- A I. ff auszudrücken, wo L die Stützweite. V das Gewicht
der Fahrbahn und der Nebentheile, A hingegen eine aus Durch-
schnittsrechnungen ermittelte Konstante bedeutet, so dass also
A L das Gewicht des Hauptträgers allein vorstellt Aber würde
man auch der Verschiedenheit der Systeme, Verkehrslasten und
zulässigen Inanspruchnahme, sowie auch der Verschiedenheit in
der Detail- Anordnung Rechnung tragen, so lässt sich doch nach-
weisen, dass obige Gleichung selbst dann nur innerhalb sehr
enger Grenzen Giftigkeit hat, da das Gesetz der Gewichtszunahme
bei wachsender Stützweite sich nicht durch eine Gerade, sondern
nur durch eine Kurve, welche sich einer bestimmten Geraden
asymptotisch nähert, darstellen lässt, wie dies Maller*] nachzu-
weisen und in einer Gleichung auszudrücken versuchte. Es ist
also hieraus klar, dass obige Gleichung für kleinere Stützweilen
zu grofse, für grölsere dagegen viel zu kleine Werthe geben
wird: ebenso gäbe dieselbe für jede endliche Stützweite einen
Werth, wahrend doch bekanntlich jedes System eiserner Balken-
brücken, sowie überhaupt jede Konstruktion eine Grenz-Spannweite
besitzt bei deren Ueberschreitung die Brücke durch ihr eigenes
Gewicht allein schon über die zulassige Inanspruchnahme ange-
Umstande hat Lauuhardt bei
AL + B
ist, Rechnung getragen. Hierbei Bind A, B empirisch bestimmte
Konstanten, V aber der Grenzwerth der Stützweite des betreffenden
Systems, denn es wird hierbei fttr V — L, p = <z> : aber auch
diese Formel kann, als eine Folgerung der obigen, nur zur bei-
läufigen Bestimmung dienen.
Bei der zweiten Methode begann man statistische Daten über
kennzeichnende Momente ausgeführter Brücken, wie Svstem,
Stützweite und Hohe des Haupt-Tragers, Anordnung der Neben-
theile und der Fahrbahn, insbesondere aber der Gewichte, zu
sammeln und in Tabellen übersichtlich zusammen zn stellen, allein
an der l'nvollständigkeit der Angaben, bei welchen viele wichtige
Angaben aufser Berücksichtigung geblieben, scheiterte auch diese
Methode, da die Grundlagen des Vergleichs, beziehungsweise die
nrechnung der Gewichte bei anderen Annahmen,
nur so wäre es möglich gewesen, unter den sehr
Gewichten für eine und dieselbe Stützweite das
dem betr. Falle entsprechende Gewicht zu wählen. So können
also z. B. die Gewichts-Tabellen des Vereins deutscher Eisenbahn-
Verwaltungen, wie auch diejenigen von Schmidt ••) kaum ver-
wendet wurden, und erst in neuerer Zeit kommen etwas voll-
ständigere Tabellen zur Veröffentlichung, unter denen die von
Funk (Bericht über den Bau der Yenlo-IIamburger Bahn für die
Wiener Ausstellung), ferner die zur selben Zeit von Hellwag
(Hau und Bestand der österreichischen Nordwestbäbn) heraus
gegebenen hervor zn heben wären, obwohl auch diese keineswegs
vollständig genug sind und hauptsächlich die Trennung der Gewichte
der Hauptträger von den Nebentheilen mangelt, was aus mehren
Gründen sehr zn bedauern ist Vor allem wäre durch diese
Trennung die Möglichkeit einer genaueren Umrechnung geboten,
da die Gewichts • Unterschiede bei Brücken verschiedener Kon-
struktionen für eine und dieselbe Stützweite, als hauptsächlich
in den Nebentheilen liegend, vollkommen unschädlich gemacht
werden könnten, ferner aber insbesondere dadurch ein Mittel
geboten wäre, die Konstruktions-Ko£flizienten, welche das Verhält-
uiss des thatsdchlichen zum theoretischen Gewichte ausdrücken,
genauer für die Hauptträger zu bestimmen. So wünschenswerth
nun aber auch solche vollständige statistische Tabellen wären,
so ist deren Zusammenstellung in dem eben angedeuteten Sinne
noch lange nicht zu erwarten, und so bleibt für eine genauere
Gewichtsbestimtnung kaum ein anderer Weg als derjenige, den
Winkler in seinem bekannten Werke über ~
Nach
Gewichte der Haupttrager als Funktion der für die statische Be-
rechnung gegebenen Daten ausgedrückt und durch Multiplikation
mit auf empirischem Wege ermittelten Konstaiktinns-Koeffizienten
das thatsächliche Gewicht bestimmt Berechnet man aufserdem
das Gewicht der Nebentbeile auf Grundlage schematiseher Skizzen,
so erhält man wohl auf diese Weise die zuverlässigsten Werthe,
bei denen allen maafsgebenden Faktoren "
getragen werden kann. Ist auch, wie ersichtlich, dieser Weg der
allein richtige, so sind doch die Ableitungen der theoretischen
Gewichte, sowie die genaueren Ausdrücke derselben für den uu
mittelbaren Gebrauch des Praktikers kaum handgerecht, eben so
wenig als das Svstem der von Winklcr angegebenen Koeffi-
zienten, besonders für kleinere Stützweiten, ausreichend ist Der
Schreiber vorliegender Arbeit hat sich nun ebenfalls mit der
der Frage beschäftigt und als
eine, seither in mehre hervoi
Werke über
Brückenbau aufgenommene Tabelle») sammt kurzer Ableitung
und Darlegung des Vorganges bei der Berechnung der Werthe
veröffentlicht Auf derselben Grundlage weiter bauend, gedenkt
er nun in der gegenwärtigen Arbeit seine weiteren Untersuchungen
und eine gänzliche Neubearbeitung als auch wesentliche Erweite-
rung obiger Tabelle mitzutheilen, bei welcher (ielegenheit auch
die Straßjenbrücken in den Kreis der Betrachtung gezogen werden
mögen. Hierbei sei noch bemerkt, dass vorläufig nur die Balken-
brücken auf zwei Stützen behandelt werden sollen; die Anwendung
der Formeln auf solche Brücken mit kontinuirlichen Trägern soll
nur an einem Beispiele gezeigt werden. Die Bogen- und Hänge-
i Ve
H Bestimmung der theoretischen Gewichte der
Hauptträger.
In den nachstehenden Rechnungen möge /. — 21 die theore-
tische Stützweite, h die entsprechende Höhe des Hauptträgers,
21
n = .das gegenseitige Verhiltniss derselben bedeuten; weiter
n
sei das Gesamint-Kigengewicht der Konstruktion bezogen auf die
Stützweite und Längeneinheit p = gt
9*
9> + /, wobei
<j.. den auf die Gurtongen, gt den auf die Füllungsglieder (Voll-
wand, Streben und Vertikale), gt den auf die Nebentheile (Quer-
und Längsträger, Windkreuze etc.), endlich / den auf die Fahr-
bahn (Bahnoberbau, Bedielung und Geländer) entfallenden Theil
bezeichnen möge. Aehnlich sei die als gleichförmig vertheilt auf-
gefasste Verkehrslast für die Längeneinheit ylt y,, je nachdem
diese zur Berechnung der Gurte bezw. Füllungsglieder benutzt
wird. Heber das zu verwendende Material sei angenommen, dass
dessen spez. Gewicht r, die entsprechend ausgedrückte zulässige
Inanspruchnahme S und der Quotient — a. Ferner sei unter
2d stets die Entfernung jener Querschnitte verstanden, welche
als Belastung* - Querschnitte aufgefasst werden können (Quer-
schwellen bezw. Querträger und Fachdistanzen). Sind so alle
nötbigen Daten zur Berechnung gegeben, so können sowohl für
den Fall der totalen, als der einseitigen Belastungen die Momente,
Summen der äufseren Kräfte, der Kräfte in den ßurtungm bezw.
Streben und Vertikalen ermittelt werden, und es seien diese
Gröfsen durch J/r, J/V, l'r, l'r, Or, L'r und AV für den rten
Querschnitt bezeichnet Liegt im allgemeinen ein Fachwerk vor,
so mögen^ dte Winke^ der Gurte^und^ der sichjrmuenden Stre-
Es seien zunächst I'arallelträger mit geraden Gurtungen be-
handelt, dann findet sich zunächst, ohne Bücksicht auf die Art
der Füllnngsglieder, das theoretische Gewicht der (
!m-l am- 1
■f,-*-2v- ? = a»>2r<aw- r"""'
I I
r (2 m — r) qt d'
(1)
da J/r =
ist.
Bei kleinen Stützweiten bildet gewöhnlich eine Vollwand das
J 17 ;
(2)
da l'r
Ki
l.
Für gröfsere Stützweiten wird Gitterwerk (d. i. blol's Flach-
eisen in beiden Strebenrichtungen) oder Fachwerk (mit der Art
der Inanspruchnahme auf Zug oder Druck entsprechend kon-
rtruirten Streben oder Vertikalen)
dann ist allgemein:
'im — i
/"r P't
•2 a
!2k
l'ar+2
wn'firi
-[Pr'-C-.i-')!'
Kommen i
bo wird:
- Zug-
m
2 m
vor und ist ar—ßr — 45",
m-t
Falle für die
9"
hinzu kommt.
l (3)
(3a)
•) i. HcMiIu-t; TnU'lle mt n,r»rSii<in* 'I" llrmii-SUr ii»<Tiift CUhnl>riirk,-n.
IHH.
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itto
N». 82.
Sollten aber durchgehend in
Vertikalen vorkommen, so ist:
tu - m - i
TlAufig kommen alter nur Zugstreben und Vertikalen vor,
dann igt mit Rücksicht auf die in den Mittelfeldern nöthigen
Üegenstreben, wenn a r = 45", ßr — 90" gesetzt wird,
für die Streben:
m — 1 m — l
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
419
rür die Vertikalen:
Bei noch grofseren Stützweiten »etat man es vor, den Oher-
gurt gekrümmt zu macheu, und eis entstanden so der l'arabel-,
Scbwedler- und Halbparabel-Trager, welche unter dem Namen
Polygonal-Träger verstanden werden mögen und im
den der Reihe nach behandelt werden sollen.
Allgemein ist in diesem Falle für den Obergurt:
tm-i
_ -yJ/r 2<1
mm -ihr ■ coa -'jrr
und für den Untergurt:
X«n- I
9{u
i Ar
2d
or(2m r)
Beim Parabeltrager ist Ar = — d; da ferner:
1
1+tg'ev
tg fr
Ar -- , Ar 1
2 r/
so wird gefunden, das*:
taa-1
Mi-
ros' yr =
(6)
Kür den Schwedler-Träger ist, wenn
fr .
c, bekanntlich:
_ (c+2) 2r (2«i-r)
r ÜT" (2m+cr)
andererseits ist näherungsweise:
1 *i
Berücksichtigt man ferner, das» von den Knden des Tragers ge-
zählt nur bis zur Abzisse x = 2 (y 1+ e — l)2 / der Obergurt
gekrümmt, in der Mitte aber gerade ist, so ist:
i T. VvTZ7 ,\1 r.2™*(m + cr+(c + 2)'(« 1)'
m I 2m- 1
, v 2m + (T , v1 2»i + er i , m
(.- + 2) 1 - In («+*).
1 1
Kndlich beim Halb-Parabeltrager SCI «„ die Höhe über der
Stütze, A« die Hohe in der Mitte der
2/
ti
und ^ = wobei
1 1
*r=(Um» + (l-U)r(2m-r)) -jjj
ferner sei:
so wird
(Am — A4,)1
2/»
Jm-I
„ m'-f-fl — «)' v nr(2w - r)
Kür die Fflllungsgliedcr ist allgemein:
* - 1
* = 2 0 ^(2 sin , > « r * r - 1 + 2lfi. '77 * ' + ' )
Beim Parabeltrager ist /'V =^-3^—™i^W; ferner
tß «r- Igßr
tg an Hilda« =^45»,
dann ist sin ar — sin ',*r = , somit für die Streben:
m—i
_ 5 v"
1
für die Vertikalen:
Im — 2
„ = Vr(r-l)(2m
(2 m
2
Für den Schwedler-Trager ist:
/'r= <e f 2>r(2m
lp(2w-r-f 1)' ~(r'~l )[4«Gn r)— r' lj
(2m +1)»«
r+l)(2w-r)
l)w4
afr,/(6)
a fr, l (8a)
'(2i«-rf(r- l))m
Sii nun weiter ar~ a«, — iW, ßr = \*r gesetzt, so wird dann
sin -a
,, «0*0=1, und mit Rücksicht
streben und die Trägerform findet sich für die Streben
«r(StM t){t — 1) (2 m — r-f- 1)
" m' — (2m + cr)(2w + c(r
i
für die Vertikalen:
l.l)
die Gegen-
len:
«fr,/ (9)
_ (c +2 >' V »-(2m-r)fr-l)(2m-r-H)
2m< (2m + cr)(2*+c(r-l)) " ' w
s
Zum Schluss findet sich für den Ilalb-l'arabeltrager, da:
^-[•J;(^->+<,""•+^"'-',^,)':■■]^
Ar * i oder Ar- , im Mittel
ar = a„ = 45», ,*r = 90»,
und hier im Mittel überall
Ar eingesetzt werden kann, da
für die Streben:
« - 1
« -i
i i
für die Vertikalen:
1 0
Ks sei nur bemerkt, daas. wenn man in Gleich. (7) flO) n. (10a)
u — 1 setzt, man die Formeln (1) und (4) (4a) erhält, wie dies
richtiger weise sein muss; hingegen losst sich (5) nicht aus (7)
ableiten, da in ersterer Ar + i und Ar - i, in letzterer aber
ül>erall A r eingeführt ist.
Für die thatsächliche Berechnung der theoretischen Gewichte
wurden die folgenden Annahmen gemacht:
a) die zulässige Inanspruchnahme wurde für alle Stützweiten
konstant mit S = 700 "w für das □"», r = 7(4,N> f"r ua«
cb™ festgesetzt-,
b) Als Höbe des 1 Uupttragers wurde bei den Paralleltragcrn
21
A — — , beim Parabel- und Schwedlcr-Trager so wie lieün
21 3
Halb-Parabelträger Aw = ^ , bei letzterem noch A« = ^ A«
gewählt;
c) Bei Gitterwerk- und Fachwerk-Trägern mit Zng- und Dnick-
streben wurde bis zu 20 ™ Stützweite ein 2faches, bei Zug-
strelien und Vertikalen ein einfaches System von Fol'
gliedern angenommen, bei gröEsercn Stützweiten im
Falle ein 4faches, in letzterem ein 2faches System vi
gesetzt. Beim Parabeltrager wurden 2 sich kr
Strebensysteme so wie auch Vertikalen angenommen, hingegen
beim Schwedlertrager nur ein einfaches System Ton Zug-
streben und Vertikalen, endlich beim Halbparabcltruger ein
ähnliches, aber doppeltes System gewählt
Unter Berücksichtigung dieser Annahmen ergaben sich die
in der nachstehenden Tabelle
Gleichungen:
■ Jf • t • *
A) l'.nülrllr««« mit V.ill«M.a
B) „ m.(iltu.n«-,|t
C) . «il Zu« und
DI r>raJMaift(W m. ZagtW^it
nnd V«rtlk*l«fi ....
U.IIO» ?! /
U.UMS <ii l
(o^o» + (!^,1)9lf
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(oumt|^Hi$M*Jv>J
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(ü,O0M p + 0,0017 k{i 1
OJXNMSji
(WwHii-OkOOf Vi - c) k,l
(0/1018 p + O.O014 /
wobei bemerkt sei, dass
bis 5 Giltigkeit halien.
F nnr für c = 1
(«vw»« MttO
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420
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
12. Oktober IS 78
Architekten-
7. Oktober 1878; Vorsitzender Hr. Möller; anwesend 174 Mit-
glieder und aß Gäste, welche der Versammlung vorgestellt werden,
die auswärtigen Mitglieder des Preisgerichte fnr die Straßburger
gefunden hat, geht nach
I nterzeichner mit dem Ei
Konkurrenz, die Hrn. v. Kgle, Stuttgart — Hase, Hannover —
v. Neureuther, Manchen Nicolai, Dresden und Prof Dr.
Michaelis, Strasburg.
An Eingängen hegen vor: Die Unterrichtspläne des deut-
schen Gewerbe-Museums, sowie der von Hrn. Arehit. Lilie nthal
geleiteten Kunstschule für Damen, ferner der Separat-Abdruck
eines Artikels aus einem hiesigen Blatte mit der 1'eberschrift :
Güterverkehr und billige Frachten. - Hr. Scheck bat der
Bibliothek — wohl mit Bezug auf die diesjährige Aufgabe der
Schinkel-Konkurrenz — 3 Werke amerikanischen Ursprungs Ober
Brückenbau als Geschenk Übermacht, Hr. Wasserbau - Inspektor
Schlicbting in Wesel desgl. seine jüngst erschienene Schrift:
Generelles Projekt zur Anlage de« Rhein- Vssel- Kanals etc.;
Hr. K. Puls hier hat dem Verein ein Bronzegusstück —
Kule - geschenkt, wahrend die Hrn. Gebr. Wichmann, Karl-
Str. 14 hier, zur näheren Kenntnissnahme einen Satz von Tusch-
näpfen neuer verbesserter Hinrichtung gesendet haben.
Krster Verhandlnngs-Gegenstand ist der von einer größeren
Mitgliederzahl gestellte Antrag auf Einsetzung einer Kom-
mission zur Beschaffung von Vorträgen an den Vereins-
Abenden. Der Antrag, welcher die Billigung des Vorstandes
desselben zunächst an die
•flek, eine Keihe geeigneter
Persönlichkeiten für die demnächst vorzunehmende Kommissions-
wahl in Vorschlag bringen zu wollen. —
Es folgt alsdann die Neuwahl der Delegirten des Vereins
zum Verbände, wobei durch Akklamation die bisherigen Dele-
girten: Hrn. Blankenstein, Böckmaun. 1 -'ritsch. Kyllmann,
Meilin, Meyer abermals berufen werden und als Ersatz für die
Hrn. Krieg (welcher eine Wiederwahl ablehnt; und Hermann
(der von Berlin verzogen ist) die Hrn. Adler und Winkler
hinzu treten. —
Hr. Böckmann macht im Namen der Exkursions-Kommission
einige Mittheilungen über den Verlauf der diesjährigen Sommer-
Exkursionen. Es haben im ganzen 15 Exkursionen nebst einer
sogen. Damenpartie stattgefunden. Erstere waren im allgem.
„gut" besucht, da die Durchschnittszahl der Theilnehmer 105
bei einer Maxinial-Theilnehmerzahl von 231 und einer Minimal-
Zahl von 25 — betragen bat Die Ausgaben, welche die Kasse
von den Exkursionen gehabt hat, sind „mäßig" gewesen, da die-
selben um etwa 4<t8 M. gegen den Etat (1500 M.j zurück blieben;
den weitaus gröfsten Theil der Ausgaben (rot TU 1 M.) hat die
Damenpartie erfordert. — Der Hr. Beferent glaubt aus einem
kleinen Ueberblick der Statistik der Theilnehmerzahl die Folgerung
ableiten zu können, dass es sich für die Folgezeit etwa empfehlen
könne, nur solche Gegenstände als Exkursionsziele zu wählen,
die entweder neu oder auch der Allgemeinheit unzugänglich sind;
mangels einer größeren Auswahl unter solchen Zielpunkten sei
es vielleicht rathlich, die Anzahl der Exkursionen etwas zu be-
schränken. — Der Exkursions-Kommission wird schließlich vom
Vorsitzenden der Dank des Vereins ausgesprochen. —
Hr. Fritsch theilt aus den Verhandlungen der eingesetzten
Festkommission einiges Ober die Pläne mit, die man bezüglich
der Veranstaltungen während der bevorstehenden Ausstellung der
Strafsburgcr Universitats-Projekte gefasst hatte. Die Ausstellung,
welche in der 2. Hälfte des gegenwartigen Monats stattfinden
wird, soll 14 Tage dauern. Abgesehen von Veranstaltungen
geringerer Art, z. B. freiwilligen abendlichen Versammlungen im
Vcreins-Tunnel, sollen drei Tage — der 21. 22. u. 23. Oktober —
besonderen Festlichkeiten gewidmet werden: Montag den 21. wird
an die abendliche Vereinsvcrsammlung eine etwas festlich arran-
girte Versammlung im Tunnel sich anschließen; am Dienstag
den 22. werden einige Führungen der auswärtigen Fachgenossen
zu sehenswerthen Objekten — z. B. der Olympia-Ausstellung im
Uamposanto — stattfinden, und am Mittwoch den 23. wird mit
bereichertem Programm das 1. diesjährige Familienfest des
Vereins in Szene gehen, für welches in Betracht der diesmaligen
Umstände eine möglichst enge Begrenzung der Zahl eingeführter
Gäste aus nicht fachlichen Kreisen gewünscht werden muss.
Die Versammlung ertheilt diesem Programm stillschweigend ihre
Zustimmung.
Während der bisherigen Verhandlungen ist dem Hrn. Vor-
sitzenden ein Autrag überreicht worden, welcher bezweckt, dass
im Vereinshause in der Zeit, während welcher im Gebäude der
K. Kunst-Akademie die Ausstellung der Entwürfe zur Stralsburger
Universität stattfindet, eine Nebenausstellung der perspek-
tivischen Zeichnungen hierzu, die von der amtlichon Aus-
stellung ausgeschlossen sind, veranstaltet werde. Hr. Otzen
liefert mit einigen Worten eine Begründung dieses Antrags.
Hr. Kinel wiederräth sehr entschieden die Annahme desselben,
weil die Neben-Aosstellung von im Programm nicht ver-
Perspektiven ein Unrecht gegen diejenigen Kon-
i in sich schließen würde, welche in Bezug hierauf das
Programm genau eingehalten haben, theils auch weil das Reichs-
kanzleramt kaum in der Lage sich befinden werde, den Wünschen
des Vereins auf Ausfolgung der Perspektiven nach zu kommen;
eveut sein, dass der Verein eine Gcsamint-
Ausstellung der Universität« - Entwürfe nachträglich veran-
stalte. — Da auf hiernach erfolgende Anfrage des Hrn. Vor-
sitzenden der Antrag eine genügende Zahl unterstützender Stimmen
nicht erhält, ist derselbe als abgewiesen zu betrachten. —
Hr. Luthmer referirt namens der Benrtheilungs-Kommission
die Bearbeitung einer Monats-Konkurrenz, betr. Dekoration
gewöhnlichen Porzellan-Tellers. Die Aufgabe erstrebte eine
, welche den Beschränkungen der künstlerischen Freiheit,
die einerseits in der Enge der Farben-Skala, andrerseits in der
Eigenschaft des Porzellan-Scherbens, die Farben stark aufzusaugen,
und endlich in der Verschwimmung der Konturen der Zeichnung
lnum Brennen des Scherbens gesteckt sind, in möglichst voll-
kommener Weise Herr zu werden wüsste.
Allen 4 Arbeiten, welche eingelaufen sind, muss das Zeugniss
ertheilt werden, mehr oder weniger geschmackvoll in der Zeich-
nung zu sein j 8 derselben aber haben der einen oder anderen der
oben angedeuteten Schwierigkeiten nur in unzureichendem Maafse
zo begegnen gewusst. Nur die Arbeit mit dem Motto .Delft1"
ist. abgesehen von einem Fehler in der dekorativen Behandlung
der Mitte des Tellers, vollkommen genug, um ein Andenken
erhalten zu können; als Verfasser derselben wird Hr. Architekt
Stöckhardt ermittelt —
Nachdem durch den Hrn. Vorsitzenden eine Vertheilnng der
Andenken an die Sieger in älteren Monate - Konkurrenzen vor-
genommen worden ist, tritt der Verein in die auf der Tages-
ordnung stehende Diskussion über die Reorganisation
Ordnung
der Gewerbeschulen ein, welche von Hrn. Hobrecht
einem längeren Vortrage eröffnet wird. Umfang und Inhalt dieses
Vortrags gebieten es uns, unser Referat auf die bloße ungefähre
Wiedergabe des Gedankenganges des Hrn. Redners zu beschränken.
Hr. Hobrecht nimmt seinen Ausgang von den bekannten Ver-
handlungen, welche im Jahre 1874 an dieser Stelle über die
Errichtung einer technischen Hochschule in Berlin gepflogen
worden sind. Gegen seine, des Redners, Ansicht habe der Verein
damals zu gunsten jenes Projekts entschieden, an dessen nahe
Verwirklichung für ihn das schwere Bedenken geknüpft sei, dass
die Zulassungs - Bedingungen in einer Weise geregelt werden
möchten, die der Förderung der sozialen Interessen der Techniker
zuwider liefen. Aber wie weit auch die Meinung der Mehrheit
des Vereins und seine eigene auseinander gingen, in dem einen
Punkte sei jedenfalls völlige ITebereinstimmung vorhanden gewesen ,
dass die Aufnahme • Bedingtingen der technischen
Hochschule nicht niedriger normirt werden dürften,
als die Aufnahme-Bedingungen an der Bauakademie.
I 'er Hr. Redner verliest den betr. Theil der Beschlüsse des Vereins
und kommt sodann auf die Verhandlungen der kürzlich im Handels-
Ministerium abgehaltenen Konferenz über die Reorganisation
der Gewerbeschulen und die dort gefassten (in No. 04 des
lfdn. Jahrg. d. Dtschen. Banztg. mitgetheilten) Beschlüsse zu
sprechen, welche verwirklicht die von ihm voraus gesehenen Ge-
fahren mit sich bringen und jedenfalls den Beschlüssen, welche
der Verein früher gifasst habe, zuwider laufen würden. Hierin
seien Notwendigkeit und Berechtigung gegeben, beim nrn.
Handels - Minister gegen die Ausführung jener Beschlüsse zn
Die erwähnte Konferenz sei lediglich mit der Frage befasst
gewesen, wie die Gewerbeschulen aus ihrer bisherigen trostlosen
Lage errettet werden könnten, und in rein beiläufiger Weise
hätten sich dabei auch Forderungen ergeben, welche die Inter-
essen unseres Faches erheblich berührten. Das sei die Forderung
der Zulassung der Abiturienten der lateinlosen Realschule nicht
nur zum Studium an der technischen Hochschule, sondern auch
zu den Staatsprüfungen auf dem gesammten technischen Gebiete.
Durch Aufnahme dieser Forderung sind die Interessen unseres
Faches in eine erzwungene Verbindung mit dem Gedeihen der
tu werbeschulen gesetzt worden, die thatsächlich darauf hinaus
kommt, dass die Gewerbeschule hinauf, die technische Hoch-
schule herunter gesehraubt wird. Fachliche Leistungen und Stel-
lungen, welche von den Technikern im Verwaltungswesen errungen
worden sind, berechtigen dieselben aber mindestens, Bestrebun-
gen, welche auf Erniedrigung des Standes hinaus laufen, zurück
zu weisen. — Redner beklagt den Riss, der durch die Einrich-
tung der Realschulen in die Gleichheit der allgemeinen Bildung
gerissen worden sei. Man hätte anstatt dieser Neuschöpfungen
an die Gymnasien die bessernde Hand legen sollen; heute müsse
man freilich mit Thatsachen rechnen und müsse Wünsche auf
Abänderung zurück drängen; aber wenn man hierin Resignation
übe, wenn man die Absolvirung der Realschule 1. Ordnung (mit
Latein) als Vorbedingung für höhere technische Studien und
Staatsprüfungen sich gefallen
geständniss, welches gemacht werden könne, und es sei I
zu fordern, dass man nun au<
Berechtigung neben der Realschule mit Latein für den
Zweck der Vorbildung von Beamten und Technikern, die in
höheren Lebensstellungen zu wirken berufen sind,
Lasse man die lateinlose Realschule hierfür zu, so werde
eine Klasscu-Eintheilung ähnlich der früher im Staatsbaufach be-
standenen hervor rufen, da es wahrscheinlich sei, dass die Staats-
verwaltung für ihren Dienst diejenigen Techniker bevorzugen
werde, welche nach alter Schule gebildet seien, die Zöglinge,
welche auf
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No. 82.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
421
werde. — Schließlich erinnert der Ilr. Redner daran, dass einzig
da« Hau- und Maschinenwesen es sei, in welchem die Abiturienten
der neu zu gründenden Realschulen Berechtigung besitzen tollten ;
gewiss sei auch die Bergpartie ein rein technisches Fach,
doch sollen von diesem die Abiturienten der Denen Schulen fern
gehalten werden. Kine weitere Ungleichheit in der Behand-
lung der verschiedenen Berufe ergebe sich, wenn man auf die
Vorbildung des Oftizicrstandes blicke, die wohl die Realschule,
aber ausschließlich diejenige mit Latein anerkenne.
Dies ungefähr die Grundzüge des Hobrecht'schen Vortrages,
welcher unter lauten Beifallsbezeigungen der Versammlung endet.
Hr. Adler wünscht eine Vertagung der Diskussion und Au-
dio Fortsetzung Zuziehung einiger nicht fachlichen Mitglieder
der Konferenz Uber die Gewerbeschulen, um diesen Gelegenheit
zu bieten, etwa wanschenswerthe Aufklärung zu geben, wogegen
Hr. Kincl diese Zuziehung eindringlichst widerrath. Letzterer
tritt Hrn. Hobrecht's Darstellungen unumwunden bei und riith
dringend zu Vorstellungen beim Handels - Ministerium , um das
Möglichste zu thuu, zu verhüten, dass die jüngere Generation des
Faches zum Gegenstand von Fxperiinenten gemacht werde. Im
übrigen spricht sich Hr. Kinel (Iber die Gewerbeschulen nach
bisherigem Zuschnitte in sehr ungünstigem Sinne aus ; er halt die
Errichtung von Mittelschulen und, zum Heile des ganzen technischen
Bildungswesens, den Ucbcrgang derselben an das Ressort des
KulUisntinisters für nothwendig. Hr. Weingarten spricht gegen
die Meinungen der Hrn. Hobrecht und Kinel, sowohl was die
Schädigung des Faches durch die Zulassung der Abiturienten
einiger wenigen lateinlosen Realschulen als die Ungleiehwerthig-
keit der Gymnasial- und Realschul-Bildung betrifft. — Hr. Blanken-
stein urtheilt nach Erfahrungen, die über ein i*ar lateinlosc
Realschulen in Berlin vorliegen, nicht gunstig Ober solche Anstalten ;
auch er weist auf die ausnahmsweise Behandlung hin, die mau
dem Baufach durch Zuweisung der Abiturienten lateinloser Real-
schulen zu Theil werden zu lassen beabsichtige. Zu fordern sei,
dass, bevor Rechte an gewisse Schulen verliehen werden, diese
zunächst von ihren Leistungen Beweise lieferten — ein Standpunkt,
den s. B. das Kultus - Ministerium auch bisher der Stadt Berlin
gegenober in der Frage der Errichtung von Mittelschulen auf-
recht erhalten habe.
Nach einigen erregten Bemerkungen persönlicher Art, die
sich nunmehr zwischen den Hrn. A. Wiehe und Weingarten
erheben, wird auf vielstimmigen Wunsch aus der Mitte der Ver-
sammlung die Fortsetzung der Diskussion am nächsten Vereins-
abende beschlossen. —
Aufgenommen in den Verein sind heute die Hrn.: Brancke,
Ermann, Kirstein, Koppen, Kricnes, Michclmaun,
Röttscher, Speer, Schwarze, Spirgatis, Scherz und
Wolters, letzterer als auswärtiges Mitglied.
Schluss der Versammlung nach 10 Chr.
- B. —
In No. 70 d.
Wolff einzelne Satze
in
i von Hrn. Eiscn-
laften" Bd. III, Kap. V u. IX einer Kritik unterzogen^
zu dem Schlüsse gelangt, dass die betr. Autoren in Wider-
geratheu seien.
Dieser von Hrn. Wolff gezogene Schluss beruht auf Irrthum,
wohl daraus entstanden ist, dass Hr. Wolff die unmittel-
bar vor und nach (der von ihm zitirten Stelle) S. 154 stehenden
Sätze entweder nicht gelesen oder unberücksichtigt gelassen hat.
In jenen — in der Kritik leider nicht zitirten — Sätzen wird
nämlich der Ausspruch Ober den zweifelhaften Werth der Formeln
für die mittlere Geschwindigkeit des Wassers in Flüssen näher
moüvirt und hervor gehoben, dass zu einer für alle Flüsse
gültigen Formel Oberhaupt nicht zu gelangen sei, weil die mittlere
Geschwindigkeit wesentlich von der, für jede Flugstrecke und für
jeden Wasserstand verschiedenen Sohlen-Geschwindigkeit , diese
aber von dem Grade der Rauheit des Flussbetts abhänge, daher
der Koeffizient für jeden Fluss und Wasserstand variiren müsse.
Es ist anfserdem a. a. <>. auf einen, diesen Gegenstand behan-
delnden Aufsatz in der Zeitschr. f. Bauw. 1877, S. 7ö hingewiesen,
erst dann von dem zweifelhaften Werth aller bekannten Formeln
bei Verwendung derselben zur Ermittelung der Normal-
l'rofilbreite der Flüsse gesprochen und daraus der Schluss
abgeleitet worden, man möge zu genanntem Zweck stets die
mittlere Geschwindigkeit direkt messen nnd dieses Resultat der
Sicherheit wegen noch durch Verwendung der für zuverlässigst
. . V des Handbuchs von der Theorie der Bewegung
des Wassers handelt, ist im Kap. IX von Flussregulirungen
und im vorliegenden Falle speziell von Ermittelung der Normal-
prolil-Breite die Rede. Dabei sind die Formeln ül>er die gleich-
förmige Bewegung des Wassers schon deshalb von zweifelhaftem
Werth, weil in Flüssen nur von ungleichförmiger Bewe-
gung die Rede sein kann, aufserdem aber auch keine der bis
jetzt bekannten Formeln für die gleichförmige Bewegung absolut
richtig ist. Es stimmen hierin wohl alle Autoreu, namentlich aber
alle diejenigen Oberein, welche sich eingehend mit dem Gegen-
stande befasst und ihre früher aufgestellten Formeln nachträglich
bereits wieder durch andern ersetzt haben. Auch in der Zukunft
zweifelhaften Werth der jetzigen ttestätigeu. Vergl. hierzu u. a.
Hagen: „Untersuchungen Ober die gleichförmige Bewegung des
Wassers", Kutter: „Nene Formeln etc."
Nach Zeugnissen wie diesen, die noch zahlreich vermehrt
werden könnten, und nach den oben erwähnten, in der Kritik des
Hrn. Wolff nicht mitgetheilten Erläuterungen erscheint der Satz,
dass bei Flussregulirungen alle bekannten Formeln von
zweifelhaftem Werth sind, ein berechtigter. Dieser Sau steht
aber auch nicht einmal seinem Wortlaute nach im Widerspruch
mit einem andern Satz im Kap. V, S. 2Ü3 des Handbuchs, worin
nur gesagt ist, dass die neue von Gauguiliet und Kutter aufgestellte
F ormel zur Zeit die sichersten Resultate liefere. Das heifst doch
nicht, dass die Resultate absolut sicher sind, sondern um, dass
die Formel zur Zeit das Beste gebe.
Richtig zusammen gestellt sagt also der eine Autor, dass die
Formel für die gleichförmige Bewegung zur Zeit die richtigste,
der andere, dass sie trotzdem für die ungleichförmige Bewegung
in Flüssen behufs Ermittelung der Normal- Prorilbreite von zweifel-
haftem Werth sei. Hr. Wolff liest anstatt dessen bezw.: „die
Kutter'schc Formel liefert die unsichersten Resultate", und: „die
Kutter'sche Formel ist von zweifellosem Werth".
Es kann hiernach das Urtheil darüber, ob die Kritik sich zu
einer solchen Auslegung des gedruckten Worts, herbeilassen und
darauf bin ihre Schlüsse aufbauen darf, getrost den Fachgenossen
anheim gestellt werden, und ebenso die Tbatsache, dass Hr. Wolff
den Rauhigkeit« - Koeffizienten für die Memel, welche meist nur
feinen Sand und Grand, Sinkstoffe von Erbsen- und Bohueu-
gröl'se alwr nur ganz vereinzelt führt, nahezu eben so wie bei
einem Mündungsarm im Mississippi -Delta annimmt, u. z.
deshalb, um den Beweis für die Unrichtigkeit des wohl erwog,
Ausspruchs !
Wesel,
esel, im September 1*7*.
J. Schlichtiug.
Brief- and Fragf kästen.
Berichtigung. Zu der auf S. 3!K) u. Bl. gelieferten
statistischen Tabelle, betreffend die Retheiligung au der :1. Gene-
ralversammlung des Verbandes, wird uns mitgetheilt, dass die
beiden Theilnehmer aus Hohenzollern kgl. württembergische
Eisenbahn- Itaubeamto und daher den Württembergeru zu zu
zählen waren. Wir bitten unsere l,eser, die auf Korrektheit der
bezgl. Talteile Werth legen, hiernach eine cutsprechende Berich-
tigung derselben vornehmen zu wollen.
Die Betheiligung an der Konkurrenz
Durch das freundliche Entgegenkommen des
kanzlcr-Amts fflr Elsass-Lothringen sind wir in
setzt, unsern Lesern die Liste der Thi
Kitwttrfe prenfsisrher Architekten.
1) Ende & Höckmann in Berlin.
2) H. v. d. Hude & J. lleunickc in
Berlin.
3) Kyllmann & Heyden in Berlin.
1) Kayser & v. Grol'zheim in Berlin.
6) Hossfeld & Hinckeldeyn in Berlin.
tij Maafs & de Vries in Berlin.
7) Schwatlo, Regienmgs- u. Baurath,
Professor in Berlin.
8) Johannes Otzen, Baumeister in Berlin.
für Entwürfe zum Kollegien -Gebäude der Universität Strafsburg.
der Treis
»; Matthias v. Holst in Berlin.
10) M. H.Müller,
in Berlin.
11) Deetz in Berlin.
12) E. Klingenberg in
m
14!
ir>)
161
17,
18)
l'J)
2U)
21)
J.1
23
24
25)
2ti)
27,
2»)
kaiscrl. Reichs-
den Stand ge-
u der oben ge-
Titz in Berlin.
Otto Wuttke in Berlin.
Hildebraud in Berlin.
Traugott Krahn in Berlin.
Karl Schliemann in Berlin.
W. Saegert in Berlin.
K. Dütnmler in Berlin.
Vincent in Berlin.
Heinrich Pahlen in Berlin.
('. Peucker in Berlin.
Kind in fharlottenburg.
Ernst Julitz in Potsdam.
J. Kaschdorff, Baurath in t'ölu.
A. Pieper in Cöln.
Jean Statz in Cöln.
E. Custodis in Cöln.
nannten Konkurrenz noch vor A (»schluss
und vor Beginn der öffentlichen
21») Wilhelm Aldenburg .tAdumNoeker
in Com.
30) MyliusA Bluutsch Ii, Frankfurt a.M.
Ml) O.' Sommer iu Frankfurt a. M.
32) Ph. S tri gl er iu Frankfurt a.M.
33) Franz Jakob Schmitt, Frankfurt a.M.
34) Jakob Hentz in Fraukfurt a.M.
55) G. v. Roessler in Hanau.
3tJj Reinhard Has in fasseL
37) C. Gierke, Stadtbaiimeister, Rad Ems.
HH) Hubert Stier, Baumeister, Hannover.
3!i) Kotirad Ocrtel & J. Holekamp in
Hannover.
40) Alfred Li pschitz.Baumatr., Göttingen.
41) Paul Kieschke in KieL
42) Brost k Grofse in Breslau.
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DEUTSCHE BAUZEITUNG.
12. Oktober IS 78
43) II. Schatteburg, Ober-Langenhielau.
44) Kicker t, ehemaliger Bau - Inspektor
in Görlitz. (Giebt an, die Zeichnungen
Eatwürfe bayerischer Architekten.
4a) Emil Lange, Direktor der Königl.
Kunstgewerbeschule in München.
■'<<■) August Kanchner, Architekt und
Königl. Lehrer an der Industrie- u.
Kaugcwerkschule in München.
47) J. Hinz, Assistent für Baukunst in
München.
48) Max Ohlmüller in München.
49) K. Hehles in München.
50) Josef Kroneder & Emst Koller
in München.
51) Lasne & Schmucker in München.
52) Ludwig Leyboldt, Baurath, und
Eusebius Studerus in Augsburg.
Eatwlrfe sächsischer Architekten.
53) Rudolf Heyn, Baur. und Prof. am
Kgl. Polytecbn. und Richard Eck
61) Alwin Gottschaidt, Professor in
Chemnitz.
62) A. Vettermann, Burgstadt.
Entwürfe wUrtteubergiscker Architekten.
63) C. Walter, Prof. in Stuttgart
64) Robert Reinhardt, Prof. am Kgl.
Polytechnikum in Stuttgart
65) Otto Tafel, Professor in Stuttgart.
66) J. Lietzeninay er in Stuttgart.
67) Paul Lauser in Stuttgart.
68) Wilhelm Hönes in Stuttgart.
69) G. Yoehringer, Baumstr., Stuttgart.
70) F. Schiele in Stuttgart.
71) Eisenlohr u. Weigle, Baumeister
in Stuttgart.
72) W. Hammann in Heilbronn a. N.
73) H. Ziegler, Hochbauinsp. in Carlsruhe.
74) Warth in Carlsruhe.
75) Knoderer & Haunz in Baden.
76) W. Manchot in Mannheim.
77) Ferdin. Leonhardt in Freiburg.
85) K. Hachaus in Xoudorf bei Slralsl..
86) Alb. Dietrich, Bezirksarch. i. Kolmar.
87) Gustav Lauber, z. Z. Bauführer am
Bez.-Pras. Kolmar, aus Stuttgart u.
Hermann Haldenwang aus Stutt-
gart, in Kolmar.
88) Gustav Hugo Schultz in Barr.
Eatwürfe braanschweigscher Architekten.
54) Alfred Hauschild in
55) Job. Fischer in Dresden-Neustadt
Bw Kurt Spate in Dresden.
57) Wilhelm Barth in Dresden.
58) Rudolf Baron u. William Hübner
in Dresden.
51») Lipsius, Baurath in Leipzig.
60) Max Pommer in Leipzig.
Statt der Nummerirung der uns zugestellten amtlichen Vor-
lage, welche die Entwürfe nach der Reihe ihres Eintreffens
georduet hatte, haben wir es vorgezogen, eine Zusammenstellung
der einzelnen Konkurrenten nach ihrer Landesangehörigkeit
bezw. ihrem Wohnsitz durchzuführen. Es ergiebt sich hieraus,
dass von den 101 vorliegenden Entwürfen 44 aus Preufscn
(darunter 22 aus Berlin, je 5 aus Köln und Frankfurt a. IL),
8 aus Bayern (7 aus München), 10 aus Sachsen (6 aus Dres-
den), 10 aus Württemberg (9 aus Stuttgart;, 5 aus Baden,
11 aus dem Elsass (7 aus Strafsburg), 2 aus Braunschweig,
2 aus Thüringen, 6 aus Hamburg und 3 tun deutschen im
Aus lande lebenden Architekten eingesandt worden sind. Die
Verfasser der 3 anonym gehaltenen Entwürfe sind von den Preis-
richtern durch Oeffnen der bezügl. < ouverts ermittelt worden.
Ob eiu in Folge ungenauer Adressirung erst am 7. Oktober
angelangter Entwurf zur Konkurrenz zugelassen werden wird,
hängt von dem Ergebnis» der Untersuchung ab, ob die Einliefe-
rang des Entwurfes zur PoBt noch rechtzeitig erfolgt ist.
Fallt die Entscheidung zu Gunsten dieses Spätlings aus, so
würde sich die Gesammtzahl der bei der Konkurrenz betheiligten
Architekten auf 102 stellen. Es ist dies — in seltsamem Zufall
-- geuau dieselbe Zahl, welche bei der Kcichstaghaus-Konkurrenz
des Jahres 1872 sich heraus stellte. Damals befanden sich
jedoch hierunter nicht weniger als 32 ausländische Architekten;
die Betheiligung der deutschen Facbgenossenschaft an sich ist
also bei der gegenwartigen Strafsburger Konkurrenz eine bei
weitem stärkere und dürfte — wenn man die bedeutende Anzahl
von Entwürfen der Wiener Schule bei der Konkurrenz zum Harn-
Itathhause erwagt — der bei dieser Preisbewerbung er-
obernd gleich kommen. Erfreulich und für die bevor
Ausstellung hoch interessant ist vor allem die rege
Beteiligung Süddeutschlands, das nicht weniger als
34 Entwürfe, also ' , der Gesammtzahl, eingesandt hat. Voran
steht das Reichsland selbst, und zwar scheint es, dass auch im
Elsass einheimische Architekten *untcr den Konkurrenten sich be-
iluden. Bayern und Württemberg haben — von lokalen Kon-
Entwürfe elaässistber Architekten
78) Eggert, Baumeister in Strafsburg.
711) Winkler in Strafsburg.
W)) H. E. Salomon in Strafsburg.
Hl) Hermann Lender in Strafsburg.
82) Ed. Röder er in Strasburg
S3) HL Geh. Vögele in Stralshurg.
84) Hermann Kreutzer in Strafsburg.
knrrenzen abgesehen
89) Koust Uhdc, Prof. in
90) Aug. Rincklake, Prof. i. Braunschw.
Entwürfe thüringischer Architekten.
91) L Bohnstedt in Gotha.
92) B. Eclbo & C.Weichardt,Eisenacb.
Entwürfe hambnrger Architekten.
93) Hugo Stammann A Zinnow.
94} Bernhard Hanfscn & Meerweiu.
95) Arthur Viol <fc Hennann Koop.
96) IL Bichweiler & 0. H. Wiegaud.
97) Kirchenpauer & Philippi.
98) Henry Robertson.
deutscher
Auslände.
iben; Hessen
99) E. Hinsch, Stud. arch. ausl
z. Z. in Wien.
10») Max Haas (aus Mergentheira, Kgr.
Württemberg) in Wien.
101) B. Klcvisch, Aachen, z. Z.
— wohl noch nie so
wickelt und auch Badeu ist nicht zurück geb
sich dagegen leider wiederum völlig ausgeschlossen. — In
bezw. Norddeutschland ist die geringe Bctheiligung Hannovers
auffällig; Mecklenburg, das bei der Reichstaghans -Konkurrenz
grofse Anstrengungen gemacht hatte, fehlt ganz und auch Sachsen
ist — im Verhäluüss zu seiner Rührigkeit und zu seinem Reich-
thnm an Architekten — nicht eben stark vertreten. Das Gleiche
gilt von Hamburg, Berlin und dem ganzen östlichen Preufscn. in
dem die Architekten allerdings verhältnissmälsig dünn gesäet sind.
Interessanter und wichtiger als eine Untersuchung Ober die
Landesangehörigkeit der Konkurrenten wäre eine solche über
deren künstlerische Bedeutung, doch kann eine solche aus nahe
liegenden Gründen nicht wohl angestellt werden. Dass die Mehr-
zahl der hervor ragendsten Architekten, die über das Stadium
des Emporstrebens hinaus gelangt sind, an einer allgemeinen
öffentlichen Konkurrenz sich betheiligt, wird noch für lange ein
frommer Wunsch bleiben und ist auch diesmal nicht eingetroffen.
Immerhin darf jedoch konstatirt werden, dass die Liste eine
nicht geringe Zahl ausgezeichneter Kräfte nachweist und dass
man demgeraäfs lierechtigt ist, von der Konkurrenz ein bedeuten-
des Ergebniss zu erwarten. Im ganzen dürften etwa 10 Namen
in weiteren Kreisen bekannt sein, während wir etwa 30 zum
ersten Male lesen. - L eber die stilistische Haltung der einzelnen
Entwürfe lassen sich vorläufig nur Vermuthungen anstellen, die
jedoch so viel als sicher erscheinen lassen, dass Entwürfe gothi-
seben Stils, auf welche die parlamentarischen Ileifsspome des
Reichstages bei ihrer Kritik des ersten Eggcrt'schen Entwurfs in
erster Linie gerechnet haben dürften, nur in sehr geringer Zahl
Was die materiellen 1-eistungcn der Konkurrenten betrifft,
so sei bemerkt, dass i. g. 992 Blatt geometrische Zeichnungen
im Durchschnitt 9,6 Blatt für 1 Entwurf und in minimo 3,
in maximo 15 Blatt — eingeliefert worden sind. 10 Konkur-
renten haben Perspektiven eingeliefert, darunter 4 je 2 Kl., die
übrigen je 1 Bl. 29 Entwürfe sind von Kosten-Anschlägen begleitet.
Oer Architekten- Verein zu Berlin an die deutschen Fachgenossen.
Die in der zweiten Hälfte dieses Monats bevorstehende öffentliche Ausstellung der für das Kollegien-Gebäude
der Strafsburger Universität eingelieferten Konkurrenz-Entwürfe wird vcrmuthlieh eine gröfsere Atizahl auswärtiger
Architekten nach der deutschen Hauptstadt führen, zumal gleichzeitig noch die grofse Kunst-Ausstellung, an der wiederum
auch architektonische Entwürfe theil nehmen, sowie die Ausstellung von Gips-Abgüssen der in Olympia gefundenen
Skulpturen geöffnet sind.
Der Berliner Architekten- Verein bittet die betreffenden Fachgenossen, während der Dauer ihres hiesigen Aufenthaltes sein
Haus als ihren Sammelpunkt betrachten und mit seinen Mitgliedern in freundschaftlichen Verkehr treten zu wollen. In der
Bibliothek des Vereins, die täglich von 9 6 (Mittwochs von 9- 2) Uhr geöffnet ist, wird eine Fremdenliste zur Einzeicbnnng
ausliegen und jede wünschenswerthe Auskunft ertheilt werden. Zur Kaumarkt • Zeit (Montag, Mittwoch und Freitag gegen 1 Uhr),
sowie an jedem Abend während der beiden Ausstcllungawochen in der Restauration, wird Gelegenheit gegeben sein, Mitglieder des
Architekten-Vereins im Vereinshause ( Wilhelmstr. 92/93 ) anzutreffen.
Während der drei Tage vom Montag den 21. bis Mittwoch den 23. Oktober sollen überdies Veranstaltungen getroffen
werden, um einen grölseren Theil des Vereins mit den auswärtigen Fachgenossen zu vereinigen — Montags in einer Vereins-
Sitzung mit darauf folgendem geselligen Znsammensein, Dinstags bei einigen Besichtigungen unter ent-
sprechender Führung, Mittwoch bei einem Familienfeste unter Theilnahme der Damen.
Berlin, den 11. Oktober 187«.
FZt die K3rr.mi33ion des Arohitek-.en • Vereine: K E. O. Fritsch.
■ llliaMMWSrtl| fS« Carl Bt.litt in Berlin. Kux <lie KeuUtioB vMnuHiorUicn K. E. O. Frilac». BttUn. Ot«rk. W, Mootr HorbtichdrucSer«!. B«tiii.
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N*. 83.
DEUTSCHE BAUZEITUNG
423
»•. — Koiikurri-unti. - F>r«oml »«cbricljteii. — Brief- and Pragtkialen.
Die Formeln über dlo Bewegung- dos Wassere In
ssen nnd Kanälen. *)
I.
Hr. Eisenhalin-Baumstr. Wolff rügt in einem in No. 70 d. Bl.
erschienenen Anfs.it/, das« die Handbücher die alteren hydrauli-
schen Formeln von Prony, Eytelwein u. ». w. noch immer ohne
weiteres wieder geben, wahrend eine andere Formel, nämlich die-
jenige Bazins (für Bestimmung der mittleren Geschwindigkeit)
= 1 + 14 V
Um t
in jenen Büchern fehle.
Es scheint, dass Hr. Wolff sich die Konsequenzen nicht ver-
gegenwärtigt hat, welche aus der obigen Gleichung sich ergeben.
Nach derselben mussie nämlich das VerhiUtniss der mittleren
Geschwindigkeit zur größten desto geringer sein, je kleiner der
Fluss ist; darnach wäre also auch die Geschwindigkeit am Grunde
im Verhältnis« zu derjenigen an der Oberfläche bei einem kleinen
Wasserlauf kleiner als bei einem gröberen Strome, wahrend doch
die genauesten Messungen gerade das entgegen gesetzte H
ergeben haben.
Bazin hat hauptsachlich nur Messungen in kleinen
liehen Gerinnen zu dem Zwecke atigestellt, die abweich
angestellt, die abweichenden
Einflüsse der verschiedenen benetzten Umfange zu
konstatiren, und wenn seine Messungs-Kesultate auch durch-
schnittlich einen sehr grofsen praktischen Werth haben, so darf
man es doch mit seinen Angaben über das Verhältnis* der größten
zur kleinsten Geschwindigkeit nicht allen genau nehmen. Ge-
schwindigkeits - Differenzen, wie Hr. Bazin sie angiebt, können
höchstens in der Nahe von Ueberfallen oder bei stark verzögerter
Wasserbewegnng vorkommen. Man kann sich leicht durch den
Augenschein davon überzeugen, dasB die Geschwindigkeit am
Boden bei geringer Wassertiefe sehr wenig von derjenigen an
der Oberfläche abweicht, indem man an einem kleinen Bach mit
klarem Wasser und hellem Grunde die mit dem Strome vor-
wärts tri il • nili ii l'llanzeuthcile beobachtet, welche spezifisch theils
ein wenig schwerer, theils auch leichter sind als das Wasser.
Die Messungen von Brünings in verschiedenen Wasser-
tiefen ergeben eine desto stärkere Abnahme der Geschwindigkeit
nach dem Gruude zu, je gröfser die Länge der Vertikalen ist.
Sie sind bis auf den heutigen Tag noch die genauesten, obgleich
bei den Beobachtungen in der Nahe des Grundes hemmende Ein-
flüsse auf das Instrument in geringem Grade statt gefunden haben.
Solche Einflüsse müssen bei Anwendung des Woltmann'schen
Flügels zu den Messungen viel stärker auftreten. Die vegetabili-
schen Bestandtheile, welche in der Nähe des Grundes treiben
(weil sie mit der Zeit sinken), können zeitweise den Flügel fast
ganz «um Stillstand bringen; außerdem bewirken die feinsten, in
den unteren Wasserschichten befindlichen Sandtbeile eine Hemmung
des Flügels, weil sie sich momentan zwischen Achse und Lager
drangen. Diesen letzteren Uebelstand kann man dadurch zum
großen Theil beseitigen, dass man die Verminderung der Flügel-
Bewegung auf die Weise konstant macht, dass man die Lager
des Instrumentes tüchtig einfettet, wodurch die eingedrungenen
Sandtheile bei den Messnngen in den oberen reineren Wasser-
schichten zurück gehalten werden. Wenn man dann noch die
Vorsicht gebraucht, dass man nicht zu lange Zeit beobachtet,
außerdem nur die größten Werthe als richtig beibehält, so wird
man auch bei Anwendung des Flügels zu befriedigenden Ergeb-
nissen kommen. Immerhin ist aber doch ein Instrument vorzuziehen,
auf welches die genannten Einflüsse nicht wirken, und in der
Hinsicht möchte ein Mess- Apparat empfehlcnswerth sein, welcher
die Starke des Wasser- Stöfs es anzeigt und nach Art der
Ximenes'schen Wasserfahne konstniirt ist.
Die Formeln von Bazin und Kutter ergehen für kleinere
Wasserläufe, wenn dieselben frei von Pflanzenwuchs am Grunde
sind, bedeutend geringere Geschwindigkeits - Werthe als die
Beobachtungen; das gilt besonders von der Kutter'schen Formel.
Sie entbehren auch ganz der theoretischen Begründung. In Bezug
auf Kauhheit des Grundes unterscheidet Bazin 4 Kategorien:
1) s«hr glatte Wände (z. B. von Zement),
2) glatte Wände (von Brettern, Quadersteinen, Backsteinen etc.),
3/ rauhere Wände (von Bruchsteinen),
4) Wuude in Erde.
Von Kutter sind sogar 12 Kategorien von Rauhheiten des
es ist den von Bazin auf-
t Geschieben" hinzu gesellt
die erste, zweite und vierte jener Kategorien
mit einiger Sicherheit zu bestimmen sein; die Wände von Bruch-
steinen ergeben ganz ungleiche Widerstände, je nachdem die-
selben mit Zemeut ausgeftigt sind oder nicht. Die 5. r hinzu
gefügte) Kategorie ist sogar nach dem Stande der bisherigen
Messungs-Kesultate ganz unbestimmt
Bei den Gebirgsflüssen . welche grobes Geschiebe führen,
kommen die bedeutendsten Unregelmäßigkeiten der Bewegung
(Beschleunigungen und Verzögerungen) vor. Deren Einrluss hat
man bis dahin nicht genügend beuchtet; es werden die davon
herrührenden Differenzen der Messungs - Ergebnisse durch die
•) Vertf. ilUclw. Bil*. 8 Sil, S«, W3 u. *il 4. J.
unterschiedliche Rauhheit dea Grundes zwar erklärt, wahrend in
der Wirklichkeit doch vielleicht gar kein solcher Unterschied
vorhanden ist
Zu den grofsten l'ngenauigkeiten fuhrt aber die Nichtbeach-
tung dieser Unregelmäfsigkeiten bei grofsen Strömen, weil
das durchschnittliche Gefalle derselben verhältnissmäßig nur klein
ist Die relativ sehr bedeutenden Differenzen der im Mississippi
erhaltenen Geschwindigkeits- und Gefall-Werthc kommen haupt-
sächlich hiervon her. In jedem Falle lässt sich aber der Einrluss
der Beschleunigung oder Verzögerung auf das Gefalle einer Fluss-
strecke mit Sicherheit bestimmen.
In dem unlängst von mir herausgegebenen Werke: »Die
Theorie der Bewegung des Wassers in Flüssen und Kanälen mit
vergleichender Anwendung" ist die Berechnung des die Beschleu-
nigung (oder Verzögerung) hervor bringenden Gefälltbeiles aus
Anfangs- und Endprofil sowie '
gegeben: man erhält na<
lieh dann gut Obereiu
beiden Fluss-Seiten beobachtet
Bezüglich des Koeffizienten c
die mittlere Gesch windigkeit ■ Vm —
und Erfahrung zu der festen 1 "eberzeugung gekommen, dass der
selbe bei Flüssen mit gleich rauhem Grunde nnr vom Profil-
Radius R in einer bestimmten Weise abhängt, die in meinem
angegeben ist Die vollständige Unabhängigkeit
Koeffizienten vom Gefalle J zeigt sich am (testen, wenn
man in einer bestimmten Stromstrecke die mittlere oder Ober-
flächen-Gesch windigkeit bei nahezu gleicher Wasserhöhe aber
verschiedenen Gefällen beobachtet, wie von mir in der Elbe ge-
schehen, wo das regclmäfsig wiederkehrende, jedoch sonst un-
gleiche Steigen und Fallen des Wassers bedeutende Gefäll-Unter-
schiede zu Wege bringt Man wird sich bei
der allgemeinen Formel für
V R J bin ich nach Theorie
Tabellen jenes Werkes, welche die Beobachtungs-lU
geben, um so leichter zu derselben Ansicht bekehren, wenn man
die geschehene Korrektion des Gefälles wegen Beschleunigung
oder Verzögerung der Wasser - Bewegung u. s. w. ebenfalls in
Betracht zieht
Pinneberg in Holstein, im September.
n.
Was die Prony'sche Formel:
P. E. Härder.
n
r
v + 2,37
(in der
o -f 3,15
betrifft, so halte ich, ungeachtet der Meinung des Hrn.
Baumstr. Wolff, nach wie vor meine Auffassung
ich übrigens nicht allein stehe) für die richtige.
Wenn auch Bresse u. a. als u »die mittlere Profil-Geschwin-
digkeit" gelten lassen, so halte ich an der Anschauung fest, dass
darunter »die mittlere Geschwindigkeit in einer Vertikalen" gemeint
ist Ich glaube, es müsste hierüber jeder Zweifel verschwinden,
wenn man in dem betr. Prouy'scben Werke (Recherche* pkitko-
mathe'mntiijue» sur la theorie de» raux couranle», Paris 184V4.
S. 73) selbst und in dem Dubuat 'sehen Buche (Principet
ft UyHraulique etc. Paris 1779. Bd. 1, S. 92), auf welches sich
Prony bezieht, nachliest
Darmstadt am 27. September 1878.
Professor Dr. Ed. Schmitt
Wir haben den vorstehend abgedruckten beiden Erwiderungen
die Bemerkung nachzutragen, dass wir hiermit den Streit um die
Frage der besten Geschwindigkeits - Formel als für unser Blatt
vorläufig abgeschlossen betrachten, da wir es nicht im Interesse
unseres Leserkreises liegend ansehen können, einen Streit fort-
spinuen zu lassen, welcher, ähnlich demjenigen über die beste
Irau, vielleicht niemals sein Ende erreichen würde.
Die Red. d. Deutseben Bztg.
Aua dem
Oldenburg, welcher uns in
bogen Umfang vorliegt, geben wir i
welche dazu bestimmt sind, in das innere Wesen und das Thun
dieses in der größeren Oeffeutlichkeit relativ wenig bekannten
Vereins einen Einblick zu gewähren.
Der Verein zählte am Schlüsse des Jahres 1877 im gan/eu
<>3 Mitglieder, von denen 47 am Vereinssitze selbst wohneu und der
kleine Rest im Lande und an dessen Grenzen aufserhalb zerstreut
ist Der überwiegenden Mehrzahl nach sind die Theilnehmer Be-
dienstete der Oldenburgischen (Staats-) Eisenbahn- Verwaltung.
Das Budget des Vereins pro 1878 nimmt iu Einnahme
sowohl als Ausgabe 932 M in Aussicht unter ersterer
14.63 —882 .Ä Jahresbeiträge von Mitgliedern. Die Ausgaben
sind zum überwiegenden Theil litterarischen Zwecken gewidmet,
da für das Halten von Zeitschriften etc. und für eluige andere,
mit den litterarischen Zwecken in unmittelbarem Zusammen-
hange stehende Ausgaben das Budget rot 700 .// auswirft.
Diese Zahl differirt beträchtlich gegen die entsprechende Zahl
früherer Jahre, die (nach einem 8jährigen Durchschnitt be-
rechnet) 2.V) /(■ nicht überstiegen und im unmittelbar vorher-
gehenden Jahre 1870 rot 27t) M. Iwtrageu hat. Den Grund zur
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•ß4
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
16. Oktober 187K
Vereins an eine Gruppe von Vereinen zur Herausgabe der
.Zeitschrift für Baukunde", welche dem Vereine forum in <W
Exemplaren gegen einen Gesamuitpreis von 514 .41 geliefert
werden soll. Ks hat zur Krechwingnng dieser Ausgabe der
Verein auf eine wesentliche Reduktion in der Zuhl der Iiis dahin
gehalteneu Zeitschriften (die allen Mitgliedern in einem Lese-
zirkel bequem zugänglich waren) liedarht nehmen und von der
bisher gehaltenen Zahl 2i> der technischen Zeitschriften, darunter
4 ausländische, am Anfang des gegenwärtigen Jahres auf 6
herunter gehen müssen.
Sehr intensiv nimmt du- Tbätigkeit des t »denbiirger Vereins
sich aus, wenn man dieselbe nach der Anzahl der abgehaltenen
Versammlungen beurtheilt. Ks Italien im Jahre 1S77 ü Haupt-
versammlungen, 4 aul'serordentlirhe Versammlungen, 40 Wochen-
Versammlungen und 2 Exkursionen stattgefunden und es sind in
den Versammlungen !t Vortrage gehalten worden, von welchen
5 sogen, allgemeinen Inhalts waren, die die Themata: ,.Ent-
wickcltiug der Zeitrechnung", ^Nutzbarmachung der in der Tief-
ehene belegenen Wasserkräfte*, .Ifaggermaschinen*, .Achat-
Industrie" und .Wasserglas" betrafen, wahrend die weiteren Vor-
goltcn haben. -
träge speziellen Ba
Der aufsere (lahmen der Versammlungen eic. ist ein streng
r, für die geringe Mitgliederzahl des Vereins
schwerfällig. Ks ist möglich, dass in der Wirk-
lichkeit im Verein die Sachen etwas weniger formell sich ab-
spielen, als dies nach Auordnuug und Inhalt d(
der Fall zu sein scheint, welcher im (ihrigen
in dem kleinen üldenbnrger Vereine Technik
eine ernste, würdige \ ertretung
darthut,
d Tech-
Umformung der Gewerbeschulen. Die Direktion der
Königl. höheren Gewerbeschule zu Kassel veröffentlicht so eben
einen Prospekt, aus welchem ersichtlich ist, dass bei dieser
Schule die in Gemäfsheit der Beschlüsse der Konferenz vom
2. und 3. August d. J.*) durchzuführende Ilmformung der Gewerbe-
schulen bereits vom gegenwärtigen Herbste an Platz greift
Von den zwei Kategorien von Schulen, welche in Frage
stehen, hat die Kasseler Schule derjenigen sich zugewendet, an
der eine abschliefsende fachliche Bildung von Tech-
nikern mittlerer Stellungen, gesondert nach den drei Rich-
tungen: „hautec.hnisch", „mechanisch-technisch" und „chemisch-
technisch", gewährt werden soll; es wird aul'serdem der Schule
als 4. Abtheilung eine .Handelsschule" angefügt.
Nach dem neuen Programm wird die Kasseler Schule allen,
welche sich einem gewerblichen oder kaufmannischen Berufe
widmen wollen, von dem Zeitpunkte an, wo sie mit vollendetem
!). I<ebensjahre die 3 Stufen der Elementarschule zurück gelegt
haben, eine allgemeine Bildung bieten, welche dem Standpunkte
entspricht, auf dem unsere höheren Bildungsanstalten die Berech-
tigung zum einjährigen Militärdienst ertheilcn. Sie bietet aul'ser-
dem den zukünftigen Gewerbetreibenden nnd den Kaulleuten,
jeder Gruppe gesondert, eiuen Unterricht in ihren BerufsTäcberu.
welcher sie auf Grund der vorher erworbenen Schulkenntnisse,
wie des sich hieraus ergebenden Bildungsstandpunktes, und ohne
dasB bei deu Gewerbtreibendeu ein Studium auf einer technischen
Hochschule irgend nothweudig oder bei den Kaufleuten die Thcil-
nahme an dem Unterricht einer Fortbildungsschule irgend ange-
zeigt erschiene, zum Verständnis* der ihrem Berufe zufallenden
Aufgaben befähigen und sie geschickt machen soll, den Anforderun-
gen, wie sie erfahrungsmäl'sig im Berufsleben an Kleven gestellt
werden, zu genügen, sowie mit wachsender eigener Erfahrung
je nach den persönlichen Anlagen und Mitteln die Lösung jener
Aufgaben mit Krfolg selbst in die Hand zu nehmen. — Der
Kursus der ganzen Anstalt umfasst für zukünftige Gewerbtreibende
8, für zukünftige Kautieute 7 einzelne Jahresirarse, so dass jene
mit vollendetem 17., diese mit vollendetem 16. Lebensjahre unter
Voraussetzung stetigen Fortschreitens die Anstalt absolvirt halben
können. Die Berechtigung zum einjährigen Militärdienst wird,
übereinstimmend für beide Arten von Schülern, nach Zurück-
legung eines 6jährigen Kursus verliehen werden. —
Der I'el>ergang in die neuen Verhältnisse wird erst all-
mählich sich vollziehen, da es Absicht ist für diejenigen Schüler,
welche zum Beginn des gegenwärtigen Winterhalbjahrs in eine
der lieiden ersten Klassen eintreten, die Lohrplane dieser
Klassen bestehen, bezw. vollständig durchfuhren zu lassen.
Wahrend diese i wahrscheinlich
Durcblaufung der
Zeugniss" und damit
technische Lehranstalt als Studirender erlangen, werden alle
übrigen Schüler der Kasseler Anstalt nur noch zum KmpfauRe
eines „Prüflings -Zeugnisses" berechtigt sein, mit welchem die
oben gedachte Berechtigung zum regelrechten Studium an tech-
nischen Hochschulen nicht verbunden ist
Die Kasseler Schule ist u. W. die erste, welche den beab-
sichtigten neuen Zustand der Gewerbeschulen bei sich einführt.
Müller's olsorner Oberbau: das „Stützensystem". Ich
bin in der Lage, mitzutheilen, dass im August d. J. diese Kon-
•> V>n;l. I) Hmtt !»:<. S. .ly.l.
, . ............. il WBlll.
rahrscheiulich nur wenigen) Schüler durch die
Klassen II nnd I das Anrecht auf ein „Reifo-
mit die Berechtigung zum Eintritt in eine höhere
istalt als Studirender erlangen, werden alle
bei den Gleisen der Magdeburger f
ist und sich bis jetzt in
jeder Beziehung bewährt hat
sehr freipjenten Theile des Bahnnetzes, deu nicht nur die — in
der Regel sehr stark besetzten Pferde - Kisenbahn - Wagen in
Intervallen von 6 Minuten, sondern auch ein sehr lebhafter Vor-
kehr von anderen Fuhrwerken passirt Wiederholt vorgenommene
Revisionen der Probestrecke haben ergeben, dass bis jetzt auch nicht
die geringste Senkung oder Verdrürkung des Gleises erfolgt ist
Ein besonderer Vorzug dieses Systems ist es, dass auf einer
gemeinsamen, sehr festen Unterlage ein schwebender
Stöfs angeordnet wurde. Die Konstruktion* - Höhe betrügt für
Strafsen-Eisenbahnen StC"1 vom Stntzen-Fufs bis Schienen-Ober-
kante. Bei den jetzigen Materialpreisen sind die Gleistheilc
pro laufendes Meter Stralsenhahnen- Gleis für Magdeburg mit
ti.32 M. und incl. Stahlschieuen mit 12,71 M. zu beschaffen. Die
Montage lasst sich leichter und schneller bewirken, als bei jedem
anderen, seither von mir verwendeten Oberbau. Meines Erachtens
verdient dieses System in der Form, wie es in Magdeburg An-
wendung gefiinden hat, den Vorzug vor allen bis jetzt vorhandenen
( »berhau-Konstruklinnen für Stralseu-Kiscnbahncn.
( harlotteuburg, Oktober 1878. Johannes Bflsing.
Strafsburger Univermtäts-Konknrren7.. Den Bestim-
mungen des Konkurrenz-Ausschreibens um den Entwurf eines all-
gemeinen Kollegiengehäudes für die Kaiser-Wilhelms-l niversität
Stralsburg, vom 22. Mai d. J., gemär* ist das zur BenrtheihiDg
der Entwürfe berufene Preisgericht, bestehend aus den in dem*
Kntik -tn-euz- Ausschreiben unter 8 genannten Herren Architekten
und zwei Vertretern der Universität, als welche von derselben
die Herreu Professoren Dr. Baumgarten und Dr. Michaeli« ge-
wählt worden sind, zusammengetreten und hat die eingegangenen
Entwürfe der Prüfung unterzogen.
Der erste der ausgesetzten Preise, im Betrag von iMkimM.,
ist dem Entwürfe des Architekten Herrn Warth in Karlsruhe,
die weiteren vier Preise von je Sixki M. sind den Entwürfen
der nachstehend in alphabetischer Reihenfolge aufgeführten Her-
ren Architekten: Eggert in Strafsburg im Klsass, Holtfeld
hu I Hinkeldeyn in Berlin, Mylius und Bluntschli in Frank-
furt a. M., (>. Sommer in Frankfurt a. M. zuerkannt.
Die sämmtlichen eingegangenen Pläne, mit Ausnahme der
eingesendeten perspektivischen Darstellungen, werden in dem Ge-
bäude der Akademie der Künste zu Berlin in der Zeit vom lti.
bis einschliefslich den 29. d. Mts.. und zwar täglich von 1<> l"hr
Vormittags bis 3 Uhr Nachmittags, öffentlich ausgestellt werden.
Berlin, den 13. Oktober 1S7S.
In Vertretung des Reichskanzlers: Herzog.
Personal • Nachrichten
Deutsohes Reich.
Ernannt: Die Ingenieur-Assistenten Ditrich und L nclinor.
sowie der Ingenieur Strauch zu Eisenbahn-Baumeistern hei d< i
Verwaltg. d. Eisenbahnen in Klsass-Lothringen.
Ernannt: Der Landbaumstr. Spitts in Berlin zum Bau
inspektor und ersten bautechnischen Hfllfsarbeiter l>ci dem Mi-
nisterium der geistlichen, Unterrichts- etc. Angelegenheit«.
Die Baumeister-Prüfung haben bestanden al für beide
Fafhrichtungen: Heinrich Ostrop aus Holthausen; b) für das
Bauingenietirfach: Heinr. Bauten aus Datizig, Axel Lowe aus
nd Herrn. Frantz ans Gifhorn.
Brief- und Fra^ekasten.
Hrn. S. in Fulda. Die architektonische Dekoration des
deutschen Saales im Pariser Ausstellungs-Palaste ist in ihrem
Detail unzweifelhaft eine Leistung des Hrn. Bildhauers fiedon
in München, an der Hr. von Werner wohl keinen Antheil hat.
In wie weit der letztere auf den verdienstvollen Gedanken hin
Bewirkt hat, den Raum als ein Ganzes, ohne trennende Zwischen-
zu belassen, ist uns unbekannt - Wahrscheinlich ist e-
treftlichen Künstlern, denen Deutschland den in Paris er
Erfolg so wesentlich zu danken hat. ihrerseits noch nicht
in den Sinn gekommen, eifersüchtig ül>er die Grenzlinie ihres
Antheiles an jenem Verdienst zu werden.
Hrn. M. in Frankfurt a. M. Ihre Forderung, dass wir
Ihnen die z. Z. im deutschen Reich zur Ausführung stehenden
öffentlichen Bauten nebst den Namen der leitenden Baumeister
mittheilen sollen, ist in der That naiv. Wäre es für uns Ober-
haupt möglich, derartige statistische Notizen in zuverlässiger
Weise zu erlangen, so wurden wir dieselben wohl schon hingst
ohne irgend welche Aufforderung veröffentlicht halten.
Zur Beantwortung mehrer Anfragen theilen wir mit,
dass der Jahrgang 1*7!» des Deutschen Baukalenders iii
etwa 14 Tagen fertig gestellt und zu beziehen sein wird. Mehre
Zusendungen, die in Bezug auf den Inhalt des Kalenders noch in
deu letzten Wochen an uns gerichtet worden sind, haben wir Lei
dem vorgeschrittenen Stande der Herstellung für das nächst«
Jahr zurücklegen müssen.
K.,nm,l«..™,v„l« vou CM ll„IK, In M,rib.. Fil .!.<• IWakü.*, ,vrwl.,.rtäif|, K. R 1). l-ril.rh.
Dmk. W. Mun.iT ll«.f|.iirliilruf ki.i<-i. lirrhu.
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Nr M.
DEUTSCHE BAUZEITUNG
425
D*. fobMUinn W.i.rrwrrk- - IMe ftUMtUr»4l*run« ni Klrthtwrg — Mlttliftlui
'» Strehlenraim-Ofai. — Dtr Architekten- Vertiii m Berlin an die dautarlmi KarhfMiMaen-
— Vnalichlti:
Das Potsdamer Wasserwerk.
m Herbst 1874 wurde eine Konzession zur
Errichtung eines Wasserwerks für die Resi-
denzstadt Potsdam ert heilt, welche im fol-
genden Jahre von der inzwischen gebildeten
„City of Potsdam Wnterteorks Company,
limitfd" übernommen wurde. Diese Kon-
zession enthielt die Bedingung, dass das
durch natürliche oder künstliche FUtratiou gereinigte Wasser
kontinuirlich, bis zur Hohe von 30» ober Pegel-Null (etwa
27 ■ ül«r Strafscnpflaster-Höhe), innerhalb eines fest gestell-
ten, die eigentliche Stadt mit der Nauener Vorstadt ein-
schlicfsenden Gebietes geliefert und auch die nölhigen Ein-
richtuntren getroffen werden sollten, um die übrigen Vorstädte,
namentlich südlich der Havel, auf Verlangen mit Wasser zu
versorgen.
Es wurde der sogen, natürlichen Filtration des Grund-
wassers durch die tief liegenden Sand- und Kiesschichten vor
der künstlichen Reinigung des Havelwassers mittels Filterbetten
der Vorzug gegeben, weil 1) das Havelwasser wälirend eines
Theils des Jahres sehr schwer filtrirbar Ist, auch im Sommer
Oberwarm wird und die Havel im Winter zufriert ; weil 2.
die Terrain- und Untergrund -Verhältnisse in der Umgebung
von Potsdam Gelegenheit bieten, ohne grofse Schwierigkeiten
Tiefbrunnen herzustellen, welche unerschöpfliche Mengen
vortrefflichen Wassers von konstanter Temperatur zu liefern
im Stande sind, und weil schließlich Anlage und Betrieb
einer künstlichen Filtration relativ sehr kostspielig sind.
Um die Versorgung kontinuirlich zu machen, ohne die
Wasserhebungs- Maschinen fort wahrend in Betrieb halten zu
müssen, wurde ein Hoch-Reservoir projektirt, grofs genug, um
einen mehrtägigen Bedarf zu fassen. Die Pump-Station,
welche in der Nahe der Brunnen angelegt werden musstc,
war darnach einzurichten, dass in Rücksicht auf spater zu-
nehmenden Wasserbedarf die Maschinen und Pumpen auf
mindestens die doppelte Leistung erweitert werden könnten.
Beim Rohr-System wurde für jede Strafse innerhalb des
vcrtragsmäfsjgen Gebiets, und sogar darüber hinaus, wenigstens
e i n Vertheilungs - Strang angenommen und es wurden die
Stränge unter einander und mit den Hauptrohren derart ver-
bunden, dass das Ganze eine Kombination des Yerastelungs-
und Zirkulations-Systems bildete.
Die Brunnen-Anlage. Nach mehren Versuchs-Boh-
rungen wurde am Fufse der Hügelkette, von welcher der
Pfingstberg eine hervor ragende Spitze bildet, am Ufer des
Jungfern-Sees, nördlich vom Neuen Garten eine geeignete
Stelle zur Anlage der Brunnen und der Pump -Station ge-
funden. Zuerst beabsichtigte man, zwei grofse Kessel-
Brunnen und einige Rohr-Brunnen zu senken; es stellten
sich jedoch im Laufe der Arbeit so grofse Vorzüge der Rohr-
Brunnen vor den Kessel-Brunnen heraus, dass von der weiteren
Ausführung der letzteren Abstand genommen wurde. Der
einzige zur Ausführung gelangte Kessel - Brunnen wurde an
der äußersten Spitze des Terrains, so weit als möglich vom
Schornstein und den anderen Gebäuden entfernt, abgesenkt,
u. z. derart, dass zunächst ein Blcchkranz von 1" Höhe,
2.50ra innerem und 4,50™ äußerem Dm. eingelegt wurde, auf
welchen der doppelwandige Kasel (von je 1 St. Starke der
Wandungen) sich aufsetzt. Wahrend die äußere Wand zylindrisch
aufgeführt ist, bildet die innere in ihrem unteren, 3,50" hohen
Tlieil einen abgestumpften Kegel, der sich auf den lichten
Durchm. von 2" verengt. Beide Wände sind durch 12,
V, Stein starke, in radialer Richtung gehende Wände ver-
bunden, in welche von 3 zu 3 Steinschichten Höhe leichtes
Bandeisen mit umgebogenen Enden eingelegt worden ist. Zur
vertikalen Verankerung sind in die üufsere Mauer in Höhen-
von je 3,5» breite Blechkränze eingelegt, welche
sich und mit dem Bodenkranz durch Rundeisen -Anker
verbunden sind. Der unterste, 3.50» hohe Theil der Brunnen
ist in Lochsteinen und Zementmörtel, alles darüber liegende
Mauerwerk in Vollsteinen und Zementmörtel ausgeführt Die
Steinlöcher des äufseren Zylinders sind sorgfältig mit Kieseln
und die zwischen den 2 konzentrischen Mauern gebildeten
sektorförmigen Hohlräume mit rein gewaschenem Ries in 4
verschiedenen Kornarten gefüllt, von denen die gröbere Sorte
nach innen zu liegen kam. — Nachdem die Senkung des
Kessels durch Sack-Baggerung bis zu einer Tiefe von 11,50»
geblieben
bilden die
erfolgt war, wurde der Boden mit einer Kieslage beschüttet
und es wurden 2 Stück kupferne, unten mit 3» hohen
Sieben versehene Röhren von ISO""» Durchm. bis 230"
unter Null eingesenkt; die oberen Kanten dieser Röhren
ragen etwa 1 ra Ober der Brunnensohle
Die Rohr-Brunnen (Fig. 6). 14
auf folgende Weise hergestellt. Ein aus 2»
beiden Enden falzartig abgedrehten, in einander gepassten
und zusammengeschraubten gusseisernen Zylindern von 0,21»
lichtem Durchm. konstruirtes Rohr von 12* Lange wurde
bis ca. 11» unter Null eingesenkt. In dieses Rohr wurde
nun ein zweites, etwas engeres, schmiedeisernes Rohr bis
zur durchschn. Tiefe von 23» unter Null gesenkt, bei welcher
Tiefe das Hohr schon 3» oder mehr in grobem Sand oder
Kies stand. In diesen Mantel ist das eigentliche Saugerohr,
welches aus starkem Kupferblech besteht und 103 »"" I. W.
hat, bis zum Boden des Bohrlochs hinab gesenkt und als-
dann das Schmicdciscn-Rohr heraus gezogen, während das
Gusseisen- Rohr zum Schutz des Saugerohrs
ist. Letzteres endet unten in einer Spitze und
untersten 3» desselben den Saugekorb, indem das Rohr mit
vertikalen, nahe an einander liegenden Reihen von 12»»
weiten Saugelöchern versehen worden ist. Auf der Ober-
fläche des Saugckorbs, parallel mit seiner Axe, befinden
sich mehre, etwa 11»» hohe Rippen aufgelöthet (Fig. 7) und
auf denselben liegt in der ganzen Höhe des Saugekorbs
eine 3fache Lage Metallgaze, welche mit der Wandfläche
des Saugerohrs demnach keine Berührung hat, sondern einen
Zwischenraum lässt, der den Saugekorb vor Verstopfungen
mit Schwemmsand sichert und dem Wasser den leichten Ein-
tritt in das Saugerohr gestattet. — Die Verbindung des Sauge-
rohrs mit dem Haupt-Saugestrang der Hochdruck-Pumpen ist
durch ein Hclmstück mit Klappventil und einen Schieberhahn
vermittelt; beide befinden sich In einer gemauerten, unten
abgepflasterten und oben abgedeckten Grube. —
Der Wasserstand im Bohrloche hielt sich stets 0,10 bis
0,15» höher als in der nahen Havel. — Die Brunnen liegen
in Entfernungen von 9 — 10 ». In 2 Fällen kam man bei
der Senkung auf Stein und es mussten die betr. Bohrlöcher
aufgegeben werden. — Ein angestellter Versuch ergab, dass
4 Bohrbrunnen zusammen einer Pumpen - Maschine, bei 12
Touren pro Minute , das nöthige Wasser zuzuführen vermoch-
ten, was einer Lieferung von ca. 6 1 pro Brunnen in der
Sekunde entspricht. — Nach Fertigstclluiig der Werke wurden
sammtlichc Brunnen glcicltzcitig in Betrieb gehalten. —
Auf der Situations-Skizze auf S. 427 , Fig. 1 ist die Lage
der Sauge -Röhren angedeutet; die Röhren sind so gelegt,
dass sie in beiden Richtungen mit später etwa herzustellenden
Brunnen verbunden werden können, wahrend vorhandene
Schiebcrhähnc die Möglichkeit gewahren, dieselben nicht nur
einzeln, sondern auch in Gruppen abzusperren. Das der Ge-
sellschaft gehörige Terrain (53,70») südlich der Pump-
Station wird für etwa 20 Brunnen, außer den bereits vor-
handenen, ausreichen.
Die Pump-Station (Fig. 1), wie jetzt abgegrenzt, ent-
hält eine Fläche von 56,35*; es sind darauf erbaut worden:
1) Ein 3stöckiges Haus 10 . 11 » = 110 grofs, enthal-
tend Bureau, Materialien-Räume und 2 Wobnungen. 2) Das
Kohlen-Magazin, welches sowohl von der Wasser- als Land-
seite aus zugänglich ist. 3) Das Kesselhaus. 13,0 . 12,4 »
= rot. 161 '<» grofs, hinreichend grofs zur Aufnahme von
4 Kesseln, von denen vorläufig jedoch nur 3 aufgestellt sind.
Am Kcssclhausc steht ein 14 » über Null hoher, 4,5 . 3,5 »
= 15,8 ■i™ Grundfläche haltender Thurm, in welchem das
Kaltwasser-Reservoir, die Speisepumpe, die Kondensatoren etc.
sich befinden. 4) Das Maschinenbaus, 17,K . 14,6» = rot.
260 ■>» grofs und unterkellert, enthält jetzt 2 Maschinen mit
den zugehörigen Pumpen und gewährt Platz für noch 2 ähn-
liche Maschinen; unter der ganzen Grundfläche des Hauses
liegt eine 0.25» starke Betonschicht. Die abgepflasterte Kellcr-
sohle liegt 1,35» über Null, d. i. beinahe 1» unter dem Hoch-
wasser des Baujahres 1876. 5) Der Schornstein hat 33»
Höhe über Null, ist kreisrund und im Querschnitt von 2,30
bis 1,40» im äufseren und von 1,20 bis 0,80" im inneren
Durchmesser verjüngt; derselbe ist mit Blitzableiter versehen.
Der Schornstein -Sockel hat 8 ™ Griese im □ und ca.
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426
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
19. Oktober 1878
5 ■ Höhe. Für die Fundanicntirung wurde ein grofser, aus
10™ starken Spundpfählen gezimmerter Kasten bis 2,50 ■
Tiefe unter Null Resenkt, der Kasten dann 1,50 ■ hoch mit Ze-
ment-Beton gefüllt und hierauf nach Trockenlegung das Mauer-
werk gesetzt. Etwa die letzte Hälfte des Schornsteins wurde ohne
Gerüst aufgeführt. — S&mmtiichc Fundamcntirungen mussten
im Spätherbst 1875 und im folgenden Frühjahr ausgeführt
werden, was bei der fliefs-sandigen Beschaffenheit des Bau-
grundes seine Unannehmlichkeiten hatte, zumal die Havel
in der Bauperiode einen um etwa 1 ■ höheren Spiegelstand
als in gewöhnlichen Jahren und sogar längere Zeit hindurch
mehr als 2 ■ über Null gestanden hatte. — Das Terrain
liegt zwischen der Berliner Strafsc und der Havel, ist an
der Wasserscite mit einem 3*0™ langen Bohlwerk versehen
und bis 2,3 ■ Ober Null aufgeschüttet —
Die Maschinen-Anlage besteht aus zwei gleichen,
getrennten, neben einander liegenden 1 zylindrigen Dampf-
maschinen mit Zylindern von 523 m" Dun hm. bei 941 mm
Kolbenhub. Die Maschinen sind mit M. A. Starke's paten-
ürter, selbst reguhrenderExi>ansions-Steuerung versehen, welche
durch eine einfache Stellvorrichtung am Regulator es ermög-
licht, jede beliebige Hubzahl konstant zu erhalten, ohne weitere
Aufsicht des Maschinisten und ohne den etwaigen variablen
Gegendruck in den Kohren berücksichtigen zu müssen. Zur
Kondensation wird für jede Maschine ein abseits von dieser,
im Thurm gelegener Körting'scher Strahl-Kondensator ange-
wendet, welchem das erforderliche Wasser durch eine im
Souterrain befindliche und von der Schwungrad- Welle aus
betriebene Saugepumpe, unter Einschaltung eines in ca. 5 ■
Höhe über dem Kondensator aufgestellten Reservoirs, zugeführt
wird. Das erzeugte Vocuuin betragt 650 Quecksilbersaule
und darüLer. Für den Fall, dass die (Zentrifugal-) Pumpen
aufser Thätigkeit gesetzt werden, kann das Wasser zur Kon-
densation aus dem Hochdruck - Rohr in das betr. Reservoir
gelassen werden, doch können die Maschinen event. auch
ohne Kondensation arbeiten. Jede Maschine treibt eine doppelt
wirkende Hochdruck - Ptungerpumpe mit 2 Zylindern, deren
Stellung zu einander aas der Skizze Fig. 10 hervor geht.
Der Plunger hat 285 «»■ Durchm. und 941 <"* Hub und
wird direkt von der Kolbenstange der Dampfmaschine getrieben.
Die Pumpen-Zylinder und deren Ventilgehäusc sind auf einem
gusseisernen Kasten plazirt, dessen Hohlraum als Vacuum-
Kessel für das Saucerohr und die Sauceventile dient Das
Saugerohr mündet in den Boden dieses Kastens ein. Dieser
Anordnung sowohl, als auch der neuen, als aufscrordentlich
zweckentsprechend sich erweisenden Ventil-Konstruktion, welche,
wie aus den Skizzen Fig. 10, 11, 12 ersichtlich, in 4 Ober
einander liegenden, eigenthümlich geformten Ringen besteht,
die sich durch den Druck des Wassers teleskopartig öffnen und
schlicfscn, ist es wohl zuzuschreiben, dass die Pumpen selbst
bei einer Kolbengeschwindigkeit von 0,75 ■ pro Sek. noch
einen völlig ruhigen, stofsfreien Gang haben. Jeder einzelne
Ventilring hat seine Führung an dem unter ihm liegenden, und
jedem einzelnen derselben ist nur ein geringer, für jeden
Ring aber verschiedener Hub gestattet, dem Wasserdurchgang
dabei aber ein relativ grofser Querschnitt bei fast geradliniger
Strömung geboten. Das Ausheben und Einsetzen der Ventile
lasst sich durch eine einfache Hebevorrichtung, Zugstange mit
Gewinde und Mutterhebel, leicht bewirken. Diese Ringventile
wurden von dem Unterzeichneten gemeinschaftlich mit dem
Ziv.- Ingenieur Hrn. 0. Hillig entworfen, welcher auch als
technischer Agent der Lieferanten, Hrn. Starke & Hoffmann,
die Aufstellung der Maschinen beaufsichtigte.
Jede Pumpe ist für sich absperrhar, saugt aus einem ge-
meinschaftlichen Saugestrang von 400 Durchm. und drückt
das angesaugte Wasser zunächst in den aus Blech genieteten
Windkessel von 5,30ra Höhe und 0,90m Durchm. (Fig. 13), von
wo aus das Wasser durch ein Rückschlag- Ventil in das 400 mm
weite Druckrohr gelangt. Ein auf diesem Druckrohr, hinter
den Windkesseln, angebrachtes Sicherheitsventil schützt dasselbe
vor der Wirkung etwaiger, plötzlich eintretender Drucker-
hohungen, wahrend ein Quecksilbersäulen - Manometer den
genauen Druck im Hauptrohr angiebt — An jedem Wind-
kessel befindet sich ein Wasserstands-Glas, woran ersichtlich
ist. ob das erforderliche Luftquantum vorhanden ist, welches
nötigenfalls durch einen Luftkompressions -Apparat, (Patent
Kiehm, Mcinicke & Wolf), der einerseits mit dem Windkessel
durch ein Kohr, andrerseits mit dem Innern des Pumpen-
zylinders durch einen Hahn verbunden iBt, ersetzt werden
kann. Mittels dieses Hahns kann der Apparat, welcher Luft
ansaugt, wenn der Pumpenkolben saugend wirkt, und Luft
wirkt, in oder aufser Thätigkeit gesetzt werden. Die .
der Pumpen bezw. des Saugestranges wird durch eine Rohr-
leitung aus dem Druckrohr vermittelt; übrigens ist das Ab-
laufen der ersteren, selbst bei längerem Stillstande, durch die
Fufsventilc in den Brunnenröhren möglichst verhindert.
Es sind 3 gleiche, sogen. Lancashire-Dampfkessel — für
jede Maschine 1 Kessel und 1 solcher als Reserve — auf-
gestellt. Sic arbeiten mit 4 Atm. Ueberdruck und haben bei
7,2 ™ Länge 1.8 ■> Durchm. Die beiden inneren Feuerröhren
sind 0.55" weit. Der Rost ist 1,5 m lang und 0.55™ breit:
die Heizflache eines jeden Kessels betragt 50 Q». — Die
Speisung der Kessel erfolgt durch eine Dampfpumpe oder durch
einen KörtingVhen Injektor, entweder aus der Zisterne unter
den Kondensatoren, worin das Wasser eine mittlere Tempe-
ratur von 25° C. bat, oder aus einem, in dem zu den Kon-
densatoren führenden Abdampfrohr der Dampfmaschinen ein-
geschalteten Rohr- Vorwärmer, in welchem das Wasser fast
zur Siedehitze weiter angewärmt wird. Uebrigens können
die Kessel auch direkt aus der Hochdruck - Leitung mit
Brunnenwasser gerollt werden. Alles Speisewasser (liefst
durch einen hinter dem Speiscapparate aufgestellten Wasser-
messer. —
Ein sehr sorgfältiger, mit einer Maschine vorgenommener
7 stündiger Leistungsversuch ergab folgende Resultate: Eine
Pumpe liefert pro Umdrehung 112,9', bei einem Zylinder-Inhalt
von netto 117,4 ', hatte also nur 4 "/„ Verlust für Luft u. s. w.
Bei einer Dampfspannung von 3,5 bis 3,6 Atm. werden
7,033 k« Speisewasser pro M Kohle (eine Mischung von * 3 engl,
und Va westfälischer) verdampft und 57 637 k* Wasser
pro k* Kohle 1 ■ hoch gehoben ; 4,686 "* Kohle wurden
pro Stunde und geleistete Pferdekraft verbrannt, — Die
gleichzeitig genommenen Indikator -Diagramme waren
zeichnet gut und es können diese Resultate als in
Ziehung befriedigend angesehen werden. —
Das Reservoir (Fig. 2 — 5 u. 14) hat eine innere
Länge und Breite von 30,6 m. enthält bei 5™ Maxinud-
Füllung 4188 chm und ist durch 7 parallele, 0,51 ■ starke
Mauern in 8, je 3,38 m breite Gewölbefelder getheilt. Das Ge-
wölbe und die Hintcrfüllung sind (zur Drainage mit Gefälle)
abgeprtastert, asphaltirt und mit 1 m hoher Erdschüttung ge-
deckt In jedem Gewölbe ist eine Luftungsvorrichtung vor-
handen. In einer Ecke des Reservoirs ist ein elektro-magnet»-
scher Apparat mit Schwimmer angebracht, welcher den Wi
stand im Reservoir zu jeder Zeit in dem ca. 1 1
Maschinenhausc anzeigt. — Der Reservoir-Bau wurde in der
Art ausgeführt, dass in der ausgeschachteten Bangrube für die
Fundamente besondere, interimistisch mit Brettern ausge-
fütterte Gräben gezogen wurden, in welche eine 0,30 ■ starke
Schicht von sehr fettem, gut durchgearbeiteten Thon mit Ziegcl-
brocken gemengt, gebracht und fest getreten wurde. Auf dieser
wurden die Fundamente gelegt und dann die 4 äufseren
Mauern bis Terrainhöhe aufgeführt; dieselben erhielten eine
0.3 m starke Thon-Hinterfüllung.
Die Sohle wurde aus einer 0.30 m starken Thonlage und
einer eben so starken Beton-Lage mit Klinker-Ucberptlasterung
gebildet. Zwischen der (doppelten) Pnasterschicht liegt eine
13 starke Asphaltschicht Die Sohlen-Oberkante ist 34.57 »
über Null. — An der Strassen-Seitc des Reservoirs und in
Verbindung mit diesem steht ein Thurm von 4 ■ Seite des
Grundrisses und 13. m Höhe (Fig. 3 u. 4), in welchem sich
die Ventilkammer und das Standrobr befinden.
Die Leitung des Wassers von der Pump -Station ans
nach dem Hochreservoir, bezw. nach der Stadt ist in folgender
Weise geregelt: Am Fufse des Berges, etwa 400™ vom
Reservoir entfernt treffen 3 je 400 weite Rohrstränge unter
gleichen Winkeln zusammen (Fig. 15); an jedem Strang ist
pi^ iy ein Schieberhahn angebracht. Bei
normalem Betrieb bleiben <tic Hähne
iffwrtur sämmtlich offen. Sind die Maschi-
Zy? * nen in Thätigkeit, so fördern diese
*K >te 80 v'c' ^,asscri *ls eben verbraucht
X wird, durch das Rohr f direkt in die
^/tadt. t y 1 Stadt, während ein etwaiger Ueber-
cjt: schuss durch e nach dem Wasser-
_ thurm steigt. Hier (Fig. 3 u. 4)
tritt das Wasser durch A ein. steigt
% im Standrohr C bis zum Il<vgen,
welcher in ziemlich gleicher Höhe
mit der Uebeiiaufsmündung steht, fällt durch C und Hiebt
durch den offenen Schieber D ins Reservoir, während die
Klappen des Rückschlag- Ventils /; durch den Druck der
in 0 (d. h. die Differenz zwischen Bogenhöhe
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OTSDAMER WASSERWERK.
Plf. I. NtaM.PI. 4 l'amp-SItMJoa. W(. 4. VaatUkaamtr. (OiuadrlM.) Fig B. Mura - u.
T Ikawroir. (GrandriM.) .. i. UMarroi». «jornclialtt ) rW )
(U.pa- „ «. -
: Ii:) *
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428
DEUTSCHE BAUZEITUNG. 19. Oktober 1878
und Wasserniveau im Reservoir) zugehalten worden. So-
bald dos Wasser im Reservoir bis zur Maximalhöhe von
6 m gestiegen ist, fließt es durch die 1 ™ breite Mündung des
Ueberlauf- Rohrs BB in dieses hinein und durch dessen
500» lange, parallel mit dem Zuflussrohr gelegte Verlängc-
die Havel nahe der Meierei, ab. Arbeiten die
nicht, so fallt die Wassersäule in ß die Klap|ien des
Ventils K werden durch den Druck des Wassers im Reser-
voir geöffnet und gestatten, dass das Wasser durch y nach
der Stadt, sowie durch x in der Richtung der Pumpstation
abfließen kann (Fig. 15). Durch die am Kreuzungspunkt
der Rohrstrange s y z eingesetzten 3 Schieberhähne, so wie
durch den 125 ™™ weiten Nebenstrang / ist die Möglichkeit
gegeben, jeden Strang j, y oder e zeitweise abzusperren,
ohne den Wasserzufluss nach der Stadt unterbrechen zu
müssen. Das Abflußrohr B gestattet auch behufs event.
Reinigung die Entleerung des Reservoirs, zu welchem Zweck
der in dem schräg liegenden Verbindungsrolir (Fig. 4) 1«-
tindliche Schieberhahn ¥ geöffnet wird, wonach das Wasser
durch D und F nach der Havel abfließt, während der Gang
der Maschinen so gestellt wird, dass das Wasser im Stand-
rohr C nicht Ober Bogenhöhe hinaus steigt. Sohald d;is Re-
servoir leer ist, kann I) geschlossen werden und die Reiid-
gungsarbeit ohne Störung durch Wasserzufluss ausgeführt
werden. —
Es erhellt aus den vorstehenden Angaben, dass die
Wasserversorgung der Stadt auch ohne Reservoir und unter
ungeschwächtem konstanten Druck erfolgen kann.
Eine bemerkenstferthe Neuheit in der Konstruktion des
Rückschlag -Ventils K besteht darin, dass der ganze innere
Ventilapparat durch Drehung der angebrachten Spindel wie
ein Schieber gehoben und vollständig aufser Funktion (Fig. 14)
und somit das Standrohr ebenfalls aufser Thätigkeit gesetzt
werden kann. Um eine etwa später nöthig werdende Erhöhung
des Drucks im Robrsystem (während die Pumpen in Thätig-
keit sind) zu erzielen, kann das Standrohr VC beliebig,
so weit es die Höhe des Thurms gestattet, verlängert werden.
Das auf dem Bogen des Standrohrs aufgesetzte kleinere Rohr
dient als Entlüftung- und Sicherheits-Rohr.
Für den Fall einer Ueberschwcramung durch Rohrbruch
oder dergl. ist an der Sohle der Ventilkammer eine Rohr-
leitung eingelegt welche in das Abflussrohr B an einem noch
tiefer liegenden Punkt desselben einmündet, wodurch die
Kammer vollständig drainirt wird. —
Das Rohrsystem besteht aus einem ca. 4 900 ™ langen
Hauptrohr, welches vom Reservoir durch die Gr. Weinmeister-
Straße und das Nauener Thor bis zum Wilhelms Platz 400 mm
weit ist, von da aber bis zum Bahnhof jenseits der Havel
einen Durchm. von 300 bis 200 hat und an mehren
und Entleerungs- Vorkehrungen ver-
sehen ist; ferner aus mehren 200"™ und 160"" weiten Zir-
kulations-Strängen, welche verschiedene Theilc der Stadt um-
fassen und wovon einige zugleich als Vertheilungs-Röhren
dienen, und schließlich aus den Vcrthcilungsrolircn selbst, welche
150—75 »» Weite haben. Mittels eines 300 — weiten
Schmiedeisen -Itohrs wird das Wasser unter dem Stadt-Kanal
durch geführt, ein ähnliches Hohr von 200 *™ Durchm. liegt
unter dem Paddengraben; ein drittes von gleicher Weite und
222 ™ Länge unter den beiden Havelarmcn an der langen
Brücke und verbindet die Tcltower Vorstadt und den Bahnhof
mit dem städtischen Rohrnetz. Incl. 4 346 ™, 400 ™" weiten
Rohrs sind im ganzen Rohrsystem (d. h. cxcl. Saugeröhren)
34 613" Rohr. 58 Schieberhähne und 261 Hydranten gelegt
worden. Letztere sind nach dem bekannten englischen Modell,
welches auch in Berlin Iwnutzt wird, angefertigt und in
Entfernungen von höchstens 100™ aus einander aufgestellt
worden. Die 400"«' weiten Röhren haben 4, die anderen 3m
J.iinw und wiegen pro Meter Baulänge:
Durchm. 400 300 275 _ 250 200 150 125 100 75 mm
Gewicht" 140 100 85 77 57 39 32 24,5 17,5 k*
Das erste Rohr wurde am 31. März, der Grundstein
Reservoir am 21. Juli 1875 gelegt und. obgleich durch i
gewöhnliches Hochwasser und lang anhaltendes Winter- Wetter,
sowie durch die gleichzeitige Ausführung städtischer Kanali-
sations-Anlagen die Arbeiten um ca. 13 Wochen verzögert
worden sind, konnten die Werke schon am 25. August 1870
vollständig in Betrieb gesetzt werden.
Am 12. Juni 1M77 wurden Proben des Wassers aus
einigen Hausleitungen in der Stadt von Dr. Ziureck entnommeu
und analysirt ; das Wasser hatte 11° Temperatur und enthielt
pro 10Ö0": kohlcns. Kalkerdc 0,1184, kohlcns. Magnesia
0,0151, Schwefels. Kali 0,0061. schwefeis. Natron 0,0076,
schwefels. Kalkerde 0,( «41, Chlornatrium 0,021 1, Eisenoxydul
0,0012, Kieselsäure 0,0161, organische, humusartige Stoffe
0.0210, Stickstoff als Ammon -Salze 0,0013, Salpetersäure
Salze Spuren, freie Kohlensäure 28 crm; Schwefelwasserstoff.
Schwefelwassersloff-Schwefelaiiimon, Schwefelcalcium und sal-
petrigsaure Sake waren in dem Wasser nicht nachzuweisen.
Durch eine gleichzeitig vorgenommene Analyse des Havel-
wassers wurde konstatirt, dass die Tiefbrunnen in keiner
Verbindung mit der Havel stehen können. —
Es sei schließlich erwähnt, dass bei der Volkszahlung im
Jahre 1875 44 614 Einwohner, 2 153 Häuser und 10 400 Haus-
haltungen in Potsdam vorhanden waren. —
Die ganze oben beschriebene Anlage ist von dem Unter-
zeichneten entworfen, erbaut und bis Ende 1876 in Botrieb
gehalten worden.
Berlin, Juli 1878. W. Henry L. Green.
Die Stadterweiterung von Strafsburg.
Mit Rücksicht auf die von Prof. Baumeister in Carkuuhc
•tihrenden Veröffentlichungen in den Nr. 68, 70 und 80 der
Bztg. über „die Stadt -Erweiterung Strafiburgs'' bitte
ich die geehrte Redaktion, nachfolgende Erwiderung im Anschlug«
Notiz in No. 70 mir jeUt gestatten zu wollen, da ich
als Mitglied der Kommission für Heratbung
eine vorherige Erwiderung und Besprechung nicht für
hielt. —
Da in der erwähnten Besprechung die 3 Entwürfe als unter
gleichen Bedingungen und gleichzeitig bearbeitete Konkurrenz-
Entwürfe behandelt sind, so halte ich es im Interesse der Billig-
keit, darauf hinzuweisen, dasa mein Entwurf nebst Erläuterungs-
Bericht und mehren Spezhu-Berichten in den Händen der städti-
schen Verwaltung war und bei einer Reihe Ton Behörden ver-
traulich zirkulirt hat, bevor irgend ein anderer der in der Bztg.
besprochenen Entwürfe der Stadt - Verwaltung eingereicht ist.
Datirt ist mein Entwurf vom 30. Mai 1877 und etwa ein halbes
Jahr früher als der < 'onrath'sche Entwurf der Stadt - Verwaltung
eingesandt; ich nehme jedoch nicht an, dass C'onrath selbst vor
Fertigstellung seiner Arbeit meinen Entwurf gesehen hat Eine
zweite, vor Kenntnis* der anderen Entwürfe erfolgte Bearbeitung
des Hauptplatzes habe ich auf Veranlassung der Stadt- Verwaltung
erst bei den Komrnissions • Verbandlungen vorgelegt, aber schon
vorher in meine
ckte
cht aufgenommen. Dass durch
diese, auf besonderen Wunsch erfolgte frühe Einsendung meines
Entwurfes zum mindesten die Feststellung der Ansichten in
tnaafigehenden Kreisen über eine ganze Reihe von Programm-
Fragen herbei geführt wurde, fit wohl selbstverständlich und be-
trachte ich wenigstens die Feststellung der Grundlinien einer
Stadt-Erweiterung, welche das Spezial-Progranun derselben bilden,
als das Hauptziel einer ersten Arbeit. Die grofse liebereinstim-
mung der Arbeiten von Eggert, Tonrath und mir sehe ich des-
halb nicht als zufällig an, ohne der Selbständigkeit de
anderen kenntnissreichen und fähigen Verfasser in Bezug auf die
Detail ■Bearbeitung, besonders auch in Bezug auf die Behandlung
des grofsen Monumental-Platzes, welcher in allen 3 Entwürfen
charakteristisch verschieden gestaltet ist, zu
Wenn Prof. Baumeister sagt: „Die
Erweiterung ergaben sich aus den neuei
Ausgangspunkten der Altstadt fast von selbst und stimmen des-
halb (sie!) in allen 3 Projekten nahezu überein, " so kann ich
nach Vorstehendem dieser Motivirung nicht zustimmen. Ich be-
merke noch, dass von der Militär -Verwaltung das Neue Kehler
Thor etwa 480™ von der von mir projektirten und in der Kom-
mission adoptirten Lage entfernt fest gesetzt war und in Folge
eines motivirten Antrages von mir seitens der Militär- Verwaltung
die Verlegung zugestanden wurde; ferner, dass nach den Vor-
besprechungen in der Stadt -Verwaltung die von der Militär -Ver-
waltung gewünschte Kassirung der Aar geplant, aber, wie ich
annehmen muss, in Folge meines Berichtes aufgegeben wurde;
desgleichen, dass alle von mir vorgelegten Pläne der Univcrsitits-
Anlage, von deren Strafien-Anlagen die Stadt-Verwaltung Kennt-
niss haben musste, die alte, später in allen Entwürfen kassirte
Umwallungsstrafee in ihrer unangenehmen geknickten Form bei-
behielten, während ich selbst die Berechtigung der Stadt- Verwal-
tung, dieselbe zu kassiren, vor der Bearbeitung des Entwurfes
nachgewiesen habe. Alles dieses hat aber, wie vieles andere,
wesentlich auf die Gesammt-Gestaltung aller Entwürfe eingewirkt
und ist an und für sich nicht selbstverständlich. Ebenso ist die
allen Entwürfen gemeinsame grofse Straße vom Steinthor nach
dem Neuen Kehler Thor nur von Bedeutung, wenn dieses ver-
legt und die Straße, meinem Entwürfe entsprechend, nach Kehl
weiter geführt wird.
^ Was meinen SundpinürtJ^der Bearbeitung betrifft, so habe
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Nt. 84.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
429
Lage ■ der Sache nicht als Konkurrenz- Arbeiten betrachtet nnd
beurtheilt werden können. Ich habe femer mit bewusster Ab-
sicht, unter Fetthaltung der großen Verkehrslinie, mit der größten
Schonung gegen alles, was es in Strafeburg Schönes und Gutes
giebt, verfahren und deshalb auch etwas geknickte Strafeenrich-
tungen, wie bei den Contades-Anlagen, nicht gescheut Auch
glaube ich, dass man mich in Strafeburg gesteinigt haben würde,
wenn ich in der Weise, wie es das ( onrath'sche Projekt thut,
die schöne Contades-Aslage beschnitten und zerstört, oder die
Alle« nach der Ruprechtsau gerade gerichtet hatte, was einem
Strafeburger Architekten weniger übel genommen werden muss.
Wenn ich solche praktische Rücksichten, mehr wie dieser, genom-
men, auch die vorhandene Bebauung an der Ruprechtsau-Allee
möglichst geschont habe, so ist dieses der Durchführbarkeit we-
gen geschehen und es wird die Durchführung des Bebauungsplanes
zum Tbc.il darauf zurück kommen müssen. — Bezüglich der in
meinem ersten Projekt von mir übernommenen Universität« -Axe
will ich jedoch noch bemerken, dass sie praktisch den Vorzug
des kürzeren Anschlusses an die bebaute Stadt hat und deshalb
rascher sich mit Hausern bebauen, also ein entwickelt
daselbst entstehen lasst. — Derartige Rücksichtnahmen
einige kleine Knickpunkte meines ersten Entwurfes,
Geraderichtung wenig Kunst gehört. Die Festhaltung der mir in
der Ilauptrichtung gegebenen Axe der Universitätsstraße be-
dingt bei der Einmündung nach dem großen Monuinetitalplatze
einige schiefwinklige Häuserblöcke von wenig Tiefe, welche der
Zahl nach gering, für einen groben Bebauungsplan nicht die Be-
deutung haben, welche denselben Professor Baumeister zuweist,
so wie ich überhaupt nicht desseu, sowie des Stadt- Architekten
Gönrath übergrol'se Vorliebe für rechtwinklige Haugerblöcke,
auch wenn die jetzigen Strafeburger Bau-Unternehmer dieselben
wesentlich vorziehen und besser bezahlen, begreife, da die Werth-
steigerung durch richtige Verkehrslinien viel größer ist, als die
durch rechtwinklige Hauserblöcke, und schiefe Winkel nur die
Eckhäuser wesentlich beeinflussen. Ferner erleichtern grobe
Verkehrszüge die Durchführbarkeit sehr bedeutend, weil sie ge-
statten, nebensachliche Strahlen zunächst auszulassen.
Ich will noch darauf hinweisen, wie gerade Paris bei der
Umgestaltung seines Bebauungsplans auf die Durchführung der
Diagonalen mit Recht grobes Gewicht gelegt bat und schief-
winklige Hauserblöcke durchaus nicht gescheut, auch selbst in
der inneren Stadt nachtraglich diese Diagonalen mit groben
Kosten durchgeführt hat. Gerade Paris verdankt dieser indivi-
chabloneninabigen Behandlung seines Bebauungs-
jroßen Theil seines liebenswürdigen Gepräges,
charakteristischen Straften- und Platzgestaltung. Eine
möglichst rechtwinklige Theilung mag ja im Plan ein recht
glattes und schönes Aussehen geben; es kann aber eine Stadt
wie Mannheim zeigt — doch recht langweilig dabei werden. Ich
würde deshalb andere Vorzüge der rechtwinkligen Straßenkreu-
zung nicht opfern, also die Gestaltung und den Anschluss des in
allen Projekten enthaltenen Monumentalplatzes der Rechtwinklig-
keit nicht unterordnen.
Ich komme damit auf die Gestaltung des Kaiserplatzes und
will dabei bemerken, dass die Kommission znr Berathung des
Bebauungsplans mit 10 gegen 8 Stimmen sich für den Conrath'-
schen Platzgedanken ausgesprochen bat; iedoch steht hier das den
( 'onrath'schcn Platzahschluss als unwürdig bezeichnende Urtheil
von Profestor Baumeitter in der Bauzeitung seiner Abttimmung
in der Kommission gegenüber und es stellen sich die Stimmen der
Techniker, allein gezählt, wie tl zu «. Die bezüglich von Professor
Baumeitter in No. SO der Bauzeitung angeführte Motivining stimmt
mit der einiger Kommissions-Mitglieder überein, hat aber bei der
Abstimmung nicht in Frage gestanden. Ueber den Kostenpunkt
der Kanalverlegung ist überhaupt nicht abgestimmt und itt dafür
dat Urtheil der Kichtfachmänner jedenfalls bedeutungslos. Was
in Betreff der Platzfrage geschehen wird, dafür wird einestheils
bezüglich der zu errichtenden öffentlichen Gebäude die Reichs-
Verwaltung, anderntheils die Stimmung unter den Strafeburgern
maafegebend sein, welches beides sich zur Zeit nicht übersehen
lasst; doch kann ich nicht glauben, data man die
an die Altstadt schief und ohne organische V«
Nach meiner
en Rücksichten absehende Lösung in
nur in nachfolgender Webe geschehen, wobei ich die
gründung zugleich mit anführen will:
An und für sich ist der Conrath'sche Platzgedanke mit seiner
doppelten Axe einestheils nach dem Dom, anderntheils nach
der Universität sehr hübsch, jedoch wird sich ohne gänzliche
Verlegung dea Ulkanals, Beseitigung der Prafektur und einer
Reihe von anderen Bauten eine einigermaßen schickliche Lösung
für den Anschluss an die alte Stadt nicht ermöglichen lassen.
Jedenfalls hat keiner der Vertreter dieser Platzidee, weder in der
Kommission noch nachher, auf meine spezielle Aufforderung mir
eine Lötung für diesen Anschluss an die Stadt angegeben ; es ist
gesagt, dass man die Prafektur beseitigen, dass «las Theater alt-
brennen könne und man dann ganz freie Hand habe, aber gerade
für diesen Fall habe ich um Angahe einer geeigneten Lösung
gebeten, aber nur ausweichende Autworten erhalten. Nach meiner
Ansicht ist unter gänzlicher Beseitigung des Ulkanals an dieser
Stelle eine Lösung möglich, welche künstlerisch schicklieb, aber
kostspieliger als jeder andere Vorschlag in den übrigen Entwürfen
ist nnd doch der Grobartigkeit bei größeren Kosten entbehrt —
Nimmt man nun aber die Möglichkeit eines nach den
Erfahrungen durchschnittlich alle 25 Jahre erfolgenden Theater-
brandes an, so Ist mir dann erst recht unbegreiflich, dass mau
die Möglichkeit einer außerordentlich schönen Plategestaltung
sich entgehen lasst, wie dieselbe kaum irgendwo großartiger
geschaffen ist Sie ist dazu klar und einfach und bietet archi-
tektonisch eine Reibe von interessanten und mannichfaltig ver-
schiedenen Gesichtslinien, wie sie sonst kaum irgendwo e&istiren.
Der Conrath'sche Gedanke, die Altstadt mit dem Theater abzu-
schließen, ist bezüglich der letzteren künstlerisch möglich; aber der
Gedanke, die Neustadt mit einer ganz neueu Axe unabhängig
anzufangen, ist doch wohl nur durchführbar, wenn diese Axe
irgendwo an einem bedeutungsvollen Punkte anfängt; man kann
doch die Neustadt nicht wie einen Flicken an die Altstadt ansetzen
und sich damit beruhigen, dass sich der Anschluss wohl
von selbst mit der Zeit machen werde. Dagegen
mir wüntchenswerth, die interessante Dorna v des C
Entwurfes in den meinigen aufzunehmen. —
Was den Eggert'schen Entwurf betrifft, so enthalt er
der Platzgestaltung einen sehr glücklichen Gedanken in der Ver-
legung des Ulkanals, wodurch die in meinem Entwurf schon ent-
haltene, aber weniger klare Queraxe zur Broglieplatx-Axe in
großartig-einfacher Weise sich löst und der Anschluss an die
Altstadt in so klarer und organischer Weite sich gestaltet, wie
dieses kein anderer der eingereichten Entwürfe bietet Nur eine
vom Stadtbaumeister Kreißig in Mainz als Konimissionsmitglied
vorgelegte Umarbeitung meiner Platzanlage bietet durch eine
etwas größere Iiikanal- Verlegung eine gleiche Klarheit. Wenn
Professor Baumeister in seinem Referat über die Kommission*-
Verhandlungen sagt: „Zu einer Verlegung des Kanals daselbst,
welche allein diesen I ( beistand ganz Inseitigen könnte (Eggert:,
glaubte die Mehrheit der Kommission aus Kostenrücksichten nicht
rathen zu können'', so kann ich nur wiederholen, dass ein Korn-
missionsbeschluss hierüber nicht vorliegt, dass bezüglich Uber-
haupt nur die Stimmen der Techniker zu zählen wären, sofern
überhaupt Uber diese Motivirung Baumeisters eine Abstimmung
statt gefunden hatte.
Meiuc Ansicht geht nun bezüglich der Eggert'scheu Kanal-
verlegung dahin, 'dass die letztere sich nicht blos wegen der
klaren Durchführung einer auch in meinem Entwurf enthal-
tenen Queraxe ganz besonders empfiehlt, touderu dass sie auch
ohne wesentliche Kosten durchführbar, sogar finanziell vortheil-
haft ist
Es liegt nämlich vor der jeteigen Umwallung ein
eiDgefastter Festungsgraben, welcher leicht und ohne
Kosten, die sich nicht durch die t
schon ergeben, an zwei Stellen mit dem lUkanal sich verbinden
lasst Man beseitigt eben das bezügliche Stück des Iiikanals au
Stelle des äußeren Wallgrabens und erhält an der Stadtseite sehr
werlbvolle Bauparzellen, welche noch auf längere Zeit größeren
Werth als auf dem linken Ufer des Ulkanals haben. Auch wird
die Beseitigung der jeteigen rechtsseitigen Illkanal-Uferstratse an
dieser Stelle praktisch wenig Schwierigkeiten bieten.
Die Eggert'sche Plategestaltung hat auch tonst in der Ver-
längerung der BroglieplaU-Axe einen gesunden und durchführ-
baren Gedanken, jedoch würde ich aut mehren Gründen meine
zweite Lösung für die Verlängerung dieter Axe vorziehen.
Eines Theila würde ich aus künstlerischem, Verkehrt- und
finanziellem Stadt - Interesse die Verknüpfung des Broglieplatzes
mit der schönen Contedes-Anlage ganz besonders wünschen und
landschaftlich das Grün dieser Anlage in den Plate -Abschluss
gern hinein ziehen, andrerseits halte ich es für wünschenswerth,
an dem Monumentalplate (Kaiserplate) nicht blos für das Stande-
baus, sondern auch für die Landesregierung gleich bedeutungs-
volle Platze zu schaffen, ferner die Möglichkeit zu bieten, Wob-
nungen für den Oberpräsidenten und den Regierungs-Präsidenten
mit schöner Gartenumgebung an den Plate anzuschließen. Es
ist der Anschluss der Gebäude für Landes-Regieruug und Landes-
Vertretung an den Plate in gleich bedeutungsvoller Anlage nicht
blos Landes-, sondern auch ein eminent städtisches Interesse,^ da
Nimmt mau entsprechend den Vertretern der Conrath'schen
Plateidee die Möglichkeit des Theaterbrandes binnen 25 Jahren
an, so würde die hier vorgeschlagene Plategestaltung noch wesent-
lich an Großartigkeit gewinnen, wenn man später das Theater
da aufbauen würde, wo ich in meinem Entwürfe eine Kirche an-
genommen habe. Dann würde an der Stelle, wo die Contades-
Axe die Plateaxe schneidet, ein Prachtthor einerseits diese
Gesichtslinie markiren, andrerseits die Grenze bezeichnen, wo
die Altstadt aufhört und die Neustadt beginnt, und damit ein
Denkmal bilden für die großartige Stadterweiterung, zugleich als
monumentaler Gedenkstein für kühnes Wagen und klares Durch-
führen eines so großartigen Unternehmens.
Wie ich schon oben gesagt habe, würde ich es für sehr schon
halten, die Conrath'sche Domaxe, welche auf die Ecke meines
Platzes und auf die Mitte der einen Fontainen- Anlage münden
würde, auch in meinen Entwurf aufzunehmen, ferner den Vor-
schlägen von Kreißig entsprechend, kleine Vereinfachungen ein-
treten zu lassen. Die Eggert'sche Queraxe wird zweckmäßig
bedeutungsvolle Abschlüsse nach beiden Seiten erhalten, wovou
der eine jenseits der III liegt, der andere zugleich den Abschluss
der Axe des oberen Ulkanals bilden kann. Es wird hier ein be-
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DEUTSCHE BAUJEITUNG^
19. Oktober 1878
deutungsvoller Gebäudekörper schöner als die Fortführung der
Axt sein.
Vorstehendes ist dasjenige, was sich in großen Zügen nach
Ansicht bei Durchfuhrung des Bebauungsplanes sachlich
«iid und ergeben muss, wenn t» chuische und nicht diplo-
I Rücksichten maalsgebend sind; das Weitere überlasse
Ich äIj^it ^ t rn i\k ij( ii , Ii in l1 1 1 "\' ^ TlIii t ^ o r 1 1 1 n l, dftfur ixoii ^li 1 1 j i
den Erfolg davon haben. - Was Professor Baumeister Uber die
ziemlich ungeschickten Häuserblöcke" meines Entwurfs, sowie
aber die ungünstige Rückwirkung auf die Insel zwischen Aar und
III sagt, halte ich der obigen Platzlösung gegenüber theils
für bedeutungslos, theite für nicht zutreffend; es bezieht sich
aulserdem wohl wesentlich auf meinen ersten Entwurf, wo die
gegebene Universität* -Axe sich ungünstig mit einem anderen,
nothwendigen Strafsenzuge zusammen schneidet, wo ich aber eine
Aenderung nicht glaubte herbei führen zu können. Es würde dieses
für Professor Baumeister aus meinem Berichte haben hervor gehen
müssen, wenn er denselben vor seiner Kritik gekannt hatte, was
ich nicht voraus setze. —
Bezüglich der Hafer, frage bin ich mit dem Kommissioits-Gut-
achten nur in einem Punkte nicht einverstanden, weshalb ich ein
Separatvotum vorbehalten habe. Es betrifft dieses einen Hafen
in der inneren Stadl, welchen ich für Zwecke dauernder Lagerung
mit Depotscheinen (Warrants etc.) für spätere Zeit für wünschens-
wert!) halte. Voraussichtlich wird derselbe, lange bevor eine
weitere Verschiebung der Umwallung, etwa an den Rhein, eintreten
kann, nothwendig werden. Ich halte diesen Hafen, aufser den au
der oberen III auch von mir vorgeschlagenen Einrichtungen für
nützlich, ohne jedoch damit grobe Einrichtungen für Umladung
vom Schiff auf Eisenbahnwagen verbinden zu wollen, welche ich
aufserhalb der Walle für zweckinäfsiger halte und schon vor der
Konferenz vorgeschlagen habe. Für diesen Zweck halte ich tech-
nisch aber diejenige Stadtseite für allein zweckmäfsig, welche von
mir dazu vorgeschlagen ist, vielleicht etwas mehr an das Neue
Fehler Thor sich anschliessend, während die Kommission für den
Fall eines solchen Hafens die Stelle zwischen Stein-Thor und Aar
an der Umwallung eventuell vorschlug. Diese Stelle sehe ich
selbst als durchaus unpraktisch an, weil sich die Bahnverbindungen
schwer auschliefsen lassen, der Bodenwerth viel größer ist, der
Bebauungsplan ungünstig zerschnitten wird und sich gewerbliche
Anlagen, welche einem solchen Hafen benachbart zweckmäfsig
liegen, nur dann anschliefsen können, wenn man durch Rauch etc.
die ganze übrige Bebauung des ganzen Stadttheils wesentlich
schädigen will. Alle diese Anlagen liegen aber parallel dem
kleinen Rhein an der innern Umwallung, auch mit Rücksicht auf
die vorhandene Windrichtung, bei weitem am zweckmäfsigsten , da
das Terrain wenig werthvoll ist, die übrige Bebauung uicht ge-
stört wird und solche Anlagen den benachbarten stadtischen Besitz
wesentlich steigern. Im übrigen war ich mit den Kommissions-
Vorschlägen einverstanden, nachdem der von Baumeister in der
Deutschen Bauzeitung gemachte Vorschlag, den kleinen Rhein
nebst Rheininsel für Hafen-Anlagen zu verwenden, in seiner Ans-
scbliefslichkeit fallen gelassen ist; ich glaube jedoch, dass nur
diejenige Stelle, welche der alten Umwallung parallel läuft,
zwischen Metzgerthor und oberer III, speziell für Umladung
vom Schiff auf Eisenbahnwagen nnd für Lagerungen kurzer
Frist Aussicht auf Durchführung bat, da, von mir ganz abgesehen,
gerade durch lokale Erfahrungen herTor ragendes Urlheil dafür
eintritt. Für den Fall an Stelle "
Anlage ausgeführt wird, halte ich die Benutzung des kleinen
Rheins sowie der lüieininsel zu Hafenanlagen für sehr kostspielig
und deshalb unpraktisch; auch hat die Kommission für diesen
Fall den Platz lallen gelassen. Dann ist der Rhein aber keine
Veikehrsstral'se mehr und der Kanal die Wasserstrsfse. Deshalb
bat dieser nur für Hafenanlagen Bedeutung. Die Kosten der
Anlage am kleinen Rhein müssen im Falle der Kanalanlage schon
deshalb bedeutend werdeu, weil derselbe zur Zeit für die Vor-
tluth bei Hochwasser nöthig ist
Die Illufer der inneren Stadt halte ich nur für Ausladung
von Rohmaterialien, wie Holz, Kohlen, Torf, Baumaterialien etc.,
zweckmäfsig; Eisenbahngleise dahin zu führen, wie Professor
Baumeister der Conrath'scben Annahme entsprechend vorschlägt,
halte ich für schwer durch zu führen, da die Wallstrafse dazu
nicht benutzt werden darf, aulserdem für unzweckmäßig, da ge-
werbliche Anlagen hier zwischen Orangerie und Contades auch
mit Rücksicht auf den Rauch nicht befördert werden sollten. Die
von mir vorgeschlagene Lage am Metzgerthor ist
Prof. Baumeister tadelt die von mir vorgeschlagene Lage der
Gasanstalt, sowie die von Schlachthaus und Viehmarkt, doch geht
aus meiuem Plane und Bericht hervor, dass ich für die Gasanstalt
die später von Gönrath dafür gewählte Lage selbst in Aussicht
genommen habe Zur Zeit ist daselbst aber keine Eisenbahn-
Verbindung, welche für Kohlen stets mit benutzt werden muss.
Ich gerade habe angeregt, die jetzige Gasanstalt zu kassiren,
welche der Neustadt Wolken von Rauch zuführen muss, was bei
der von mir am oberen 111 vorgeschlagenen Lage wesentlich nur
bezüglich des Metagerthor- Bahnhofes zutrifft Ich habe diese
Lage aber nur deshalb vorgeschlagen, weil die andere wahrschein-
lich für längere Zeit sich schwer durchführen lässt, und es liegt
der Stadtverwaltung hierüber ein spezieller Separatbericht aufser
meinem Erläuterungsbericht des Entwurfes vor.
Für das Schlachthaus habe ich in mpinem Berichte eine
durchgeführte Kanalisirung verlangt, welche Schmutzmassen nicht
in die Wasserlaufe der inuern Stadt kommen lässt dann ist aber
die Lage neben dem Zentralbabnhufe, wegen der Verbindung
damit, zweckmäfsig und unschädlich. Die von Prof. Baumeister
befürwortete Gonrath'sche Anlage kann nach Gönrath'*, wie nach
meinem in der Kommission ausgesprochenen Urtheile nur statt-
linden, sofern eine bequeme Eisenbahnverbindung dahin eintritt,
welche zunächst nicht zu erwarten sein wird. Im ganzen werden
Verkehrsanlageu wesentlich den Stadttheil zweckmiifsig einnehmen,
welcher vom Ende des Zentralbahnhofcs an Metzgerthor und
Zitadelle vorbei bis zur Einmündung vom Rhein-Mame-Kanal in
den kleinen Rhein sich erstreckt, aber es sollten Krankenhäuser
und Universitats- Anstalten hier durchaus vermieden werden, welches
letztere leider nicht geschieht, da die medizinische Universitätt-
Abtheilung mit Rücksicht auf die alten (doch bald umzubauenden)
Krankenhäuser an der Stelle fest hält —
Gegenüber dem Unheil von Professor Baumeister über die
Dampfomnibus- Linie vom Metzgerthor nach Kehl möchte ich hervor
beben, dass dieselbe für den neuen stadtischen Besitz nicht
vortheilhaft ist, dass ferner für diese Strecke Lokalverkehr auf
der Lokomotiv-Eisenbahn richtiger sein würde, da die meisten
Personen nur von Endpunkt zu Kndpunkt fahren. —
Wenn ich in Obigem gegenüber der Baumeister'schen Kritik
meinen abweichenden Standpunkt betont habe, will ich noch bemer-
ken, dass ich, abgesehen von der Platzfrage, mit den Kommissions-
Beschlüssen im wesentlichen durchaus einverstanden bin und
meine Bearbeitungen denselben im wesentlichen entsprechend
betrachte, ja, dass ich durch meinen Entwurf mehr erreicht zu
haben glaube, als ich bei der Uebernahme des Entwurfs erwartet
habe. Dass die weitere Bearbeitung und Spezialgestaltung in den
Händen der Stadtverwallung bleibe, habe ich als selbstverständlich
vorausgesetzt.
Zum Scbluss kann auch ich . mich nur dem anschliefsen, was
Prof. Baumeister in No. SO der Dtscb. Ilauzeitung über die Leitung
der Kommissions- Verhandlungen und die freundliche Aufnahme
Strafsburg sagt. Ich möchte aber noch darauf hinweisen, wie
abweichend von vielen anderen Städten in Strafsburg mit
Sicherheit, Klarheit und Knergie und in grofsen Zügen die
erweitcrung und Stadtgustaltung angefasst wird, dass dieses
Stadtgustaltung angefasst wird,
gröfseren Stadtgemeinden nur zur Nacheifening und znm Muster
empfohlen werden kann. Es ist dieses um so mehr anzuerkennen,
da gerade Strafsburg in seinen Uebergangszuständen und bei dem
Widerstände der Bevölkerung gegen vieles Neue grol'se Schwierig-
keiteu bietet, welche anderwärts fortfallen. Nach dem ganzen
Fortgang der Stadterweiterungs-Frage wird man aber mit Sicherheit
annehmen köuueu, dass die spatere Zeit dankbar sein wird für
das, was jetzt unter außerordentlich schwierigen Verhältnissen mit
grofser Verautwortuug geleistet wird. Orlh.
Mittheilungen
Architekten verein zu Berlin. Versammlung am 14. Ok-
tuber 1878. Vorsitzender Hr. Möller, anwesend dSS Mitglieder
und 14 Gäste.
An Eingängen liegen vor: Der Jahresbericht der Königl.
Akademie der Künste zu Berlin, der neue Verlags-Katalog der
l'irma Ernst & Korn, sowie ein (in der Bibliothek verkäuflicher)
Abdruck der von Hrn. Hobrecht in letzter Sitzung gehalteneu
Rede. Ein Schreiben des Hrn. Stadtverordneten-Vorstehers Dr.
Strassmaun richtet an den Verein die Bitte, dem freiwilligen Komite
für den bei der bevorstehenden Rückkehr Sr. Maj. des Kaisers
nach Berlin zu veranstaltenden festlichen Empfang mit Rath und
That bezügl. der künstlerischen Dekoration der von Sr. Majestät
zu passirenden Straften zur Seite stehen zu wollen. — Der Hr.
Vorsitzende theilt der Versammlung mit, dass er mit Rücksicht
auf die Kürze der Zeit, in welcher die betreffenden Vorbereitun-
gen möglicher weise getroffen werden müssten, und in'der Ueber-
zeugung, dass der Verein eine so ehrenvolle Aufforderung in kei-
nem Fall zurück weisen werde, bereits die erforderlichen Maafs-
tus Vereinen.
regeln zur Erfüllung derselben eingeleitet habe. Es sei ein
gröfseres Komite von Vereinsmitgliedern zusammen getreten, von
welchem zunächst die prinzipiellen Vorschlage, die mau bezügl.
jeuer Dekoration machen wolle, iu Beratbung gezogen seien;
demnächst seien vorwiegend aus künstlerischen Kräften bestehende
Spezial'Komitt's gebildet worden, um für die wichtigsten Einzel-
heiten der Dekoration Vorschläge auszuarbeiten. Es solle somit
ermöglicht werdeu, dem llauptkotuite, von dem die Aufforderung
an den Verein ergangen ist, bereits am 15. Oktober die Grund-
züge eines bestimmten Planes vorzulegen. — Die Versammlung
erklärt sich hiermit einverstanden.
Der Hr. Vorsitzende berichtet sodann ülter das Festessen,
welches am 12. Oktober zu Ehren der Preisrichter in der Strals-
burger Universitäts-Konkurrenz im Vereiuskause stattgefunden
habe. Etwa 50 Mitglieder des Vereins hätten der Aufforderung
zur Theilnabme entsprochen; die Feier selbst habe einen sehr
würdigen und ansprechenden Verlauf genommen. - Im Anschlnss
hieran und mit Bezugnahme auf die seitens des Komites für den
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No. 84.
Empfang der Ausstellungsbesucber erlassene Aufforderung mahnt
der Hr. Vorsitzende die Vereinsmitglieder auch seinerseits wieder-
holt zu einer regen Bethciligung an den bezügl. Veranstaltungen,
namentlich zu einem regelmäßigen und möglichst zahlreichen
Besuch des Vereinshauses während der Ausstellungsdauer. —
Ks folgt nunmehr die Fortsetzung der in voriger Sitzung
eingeleiteten Diskussion über die projektirte neue Reorgani-
sation der Gewerbeschulen und deren Beziehung zum Poly-
technikum und zu den technischen Staatsprüfungen. Nachdem
zunächst Hr. Weingarten erklart hat, dass seinen Acußerungen
in voriger Sitzung jede Absicht einer Verletzung gefehlt habe,
erhält Hr. Böckmann zu einem Korreferat über den von Hrn.
Hobrecht gehaltenen Vortrag das Wort.
Hr. Böckmann bestreitet es, dass die früheren Aeußerun-
gen des Vereins bezüglich der für das Polytechnikum erforder-
lichen Vorbildung denselben noth wendig in einen Gegensatz zu
den Beschlüssen bringen, welche jene zur Berathung des Gcwerbe-
schulwesens berufene Kommission gefasst hat. Indem der Verein
als Bedingung für die Aufnahme ins Polytechnikum das Zcugniss
der Reife von einem Gymnasium oder einer Realschule L Ord-
■derte, hat er sich einfach an die bestehenden Vcr-
angelchnt, ater keineswegs aussprechen wollen, dass die
gleiche Berechtigung für alle Zukunft auch solchen Anstalten
versagt werden müsse, die ihre Schüler auf einem neuen, speziell
fur das Polytechnikum berechneten Wege zu einem gleichen
Grude geistiger Reife führen. Offenbar aber ist dies das Ziel
der neu zu gründenden 9klassigen Gewerbeschulen, deren {bisher
nur in den Grundzflgen vorliegender) Lehrplan sich vennuthlich
eng an den der vereinzelt schon bestehenden Kklassigen Gewerbe-
schulen anschließen und daher neben deutscher Sprache und
Litteratur, Geschichte etc. mindestens 2 moderne Sprachen kul-
tiviren, sein Hauptgewicht aber auf Mathematik, Naturwissen-
schaften und Zcicheuübungen legen wird.
Schon die Erfolge jener ^Massigen Gewerbeschulen, die man
unmöglich nur als Ausnahmefalle, als Ergebnis« besonderer Be-
gabung der Schüler etc. hinstellen könne, liefern nach Ansicht
des Redners den unwiderleglichen Beweis, dass aus solchen An-
stalten wissenschaftlich gebildete Mitnner eben so gut hervor
gehen können, wie aus Gymnasien und Realschulen mit Latein.
Hr. Höckmann luiternimmt es jedoch, diesen Beweis im Anschluss
an die Darlegungen des Hrn. Hobrecht und mit spezieller Be-
rücksichtigung der Bedürfnisse des Technikers auch durch allge-
meine Gründe zu unterstützen. Kr betont in letzter Beziehung
die unschätzbaren Vortheile, welche gerade dem Techniker in
auf seine Bildung durch den Verkehr mit anderen Natio-
die Benutzung von deren Fachliteratur aus dem
dernen Sprachen erwachsen, mag die Erlernung
für die Disziplin des Geistes auch immerhin nicht den-
selben Werth besessen haben, wie die Beschäftigung mit den
alten Sprachen. Er weist auf den idealen Werth der naturwissen-
schaftlichen und mathematischen Studien hin, Bildungsmittel,
welche für den obersten Zweck allgemein wissenschaftlicher Vor-
bildung — die Erweiterung des Gesichtskreises und die Reife
der Urtheilskraft — wohl eben so wirksam sich erweisen, wie das
Lateinisch und Griechisch der Gymnasien. —
Handelte es sich lediglich um die Frage, ob den Abiturien-
ten der neuen Gewerbeschulen die Zulassung zum Polytechnikum
gewährt werden solle, so würde der Architektenverein, der die
technische Hochschule ja der Gesammtheit der Techniker, den
Beamten sowohl wie den Privat-Technikern und Industriellen, ge-
öffnet wissen wollte, wohl keine Bedenken hegen. Schwierig ist
die F.nscheidnng erst durch die zweite Frage geworden, ob jene
Art der Vorbildung auch für Techniker genüge, welche die
Staatsprüfung ablegen und in das Beamtentbum eintreten
wollen. Hr. Böckmann, der es anerkennt, dass auch diejenigen
preußischen Techniker, welche selbst nicht dem Beamteostande
des Faches angehören, verpflichtet sind, für eine angemessene
Stellung desselben im Staatswesen nach Kräften einzutreten,
spricht die Ueberzengung aus, dass die aus historischen Verhält-
nissen hervor gegangene Zurücksetzung, welche sich das tech-
nische Beamtenthum Preußens noch immer gefallen lassen muss,
in keiner Weise schwerer zu ülterwinden sein werde, wenn das-
selbe seine Reihen fortan auch durch Persönlichkeilen ergänze,
die aus lateinlosen l'nterrichts-Anstalten hervor gegangen seien;
höchstens der Name „Gewerbeschule" sei vielleicht geeignet, ein
nachtheiliges Vorurtheil zu erwecken. Die Aufgaben unserer Zeit
seien jedoch derart, dass es dem wirklich Tüchtigen und Leistungs-
fähigen nicht schwer falle, seinen Werth auch gegen ein solches
Vorurtheil zur Anerkennung zu bringen. Was das preußische
Banbeamtenthum bisher in Lösung dieser Aufgaben Großes ge-
leistet hahe, verdanke es gewiss am allerwenigsten der klassi-
schen Vorbildung der betreffenden Beamten: es lasse sich viel-
mehr leicht der Nachweis führen, dass gerade die hervor ragend-
sten Kräfte jenes Vorzugs nur ganz ausnahmsweise genossen
haben. —
Die Gefahr, welche man in dem beabsichtigten Vorgehen
der Regierung hat erblicken wollen, wird um so geringer, wenn
man bedenkt, dass nehen 240 Gymnasien und H4 Realschulen
zur Zeit nur 2t) Gewerbeschulen besteben, die das Recht be-
sitzen, ihre Abiturienten zum Polytechnikum zu entlassen. Von
letzteren werden voraussichtlich 10 zu Mittelschulen und ebenso
viele in die neuen Vorbereitungs-Anstalten für die polytechnischen
Wer es für
seinem Sohn eine klassische Vorbildung zu Theil werden zu
lassen, wird bierin in keiner Weise beschränkt. — Sollte der
Verein dagegen der Ansicht huldigen, dass schon der Hinzutritt
der aus den neuen Schulen hervor gegangeneu Elemente cum
Fach eine Gefahr bilde, so würde er damit gegen das fast ein-
stimmig gefasste Votum jener Konferenz schwerlich etwas er-
reichen, vor der Oeffenüichkeit aber dem Odium sich aussetzen,
dass er eine Kirchthurm- Politik befolge und für die wirklichen
Bedürfnisse des pulsirenden Lebens ohne Verständnis« sei.
Der Redner schließt mit der eindringlichen Bitte, der in
Aussicht genommenen Organisation das Leben zu gönnen und
ihr nicht mit so unmöglich zu erfüllenden Bedingungen in den
Weg zu treten, dass man erst Leistungen von ihr verlange, ehe
man ihr irgend eine Berechtigung zusichern wolle. Mit dem
Schlagwort: „Wir wollen keine Experimente" läSBt sich jede, an
sich noch so nothwendige Neuerung bekämpfen. Die neuen
Schulen werden dem Fache Kräfte liefern, die an Gewissenhaftig-
keit und Treue hinter den bisherigen ßaubeamten gewiss nicht
zurück stehen, an technischem Leistungsvermögen und in Folge
dessen an Einfluss und Geltung wahrscheinlich aber über das
Durchschnittsmaaß sich erbeben werden, das auf dem bisherigen,
mit einer viel zu geringen und zu spät begonnenen Uebnng im
Zeichnon sich begnügenden Ausbildungsgange überhaupt erworben
werden kann. Wenigstens lehrt die Erfahrung, dass die besten
Kräfte, welche bisher aus der Bauakademie hervor gegangen sind,
schon in der Jugend Gelegenheit hatten, sich Zeichenfertigkeit
zu erwerben, und auch in Frankreich und England werden die
Zeichenübungen als ein Haupt-Erziehungsmittel behandelt.
Für den Fall, dass der Verein in entgegen gesetztem Sinne
beschließen sollte, glaubt Hr. Böckmann in Verbindung mit
einigen Freunden zur Abgabe eines Minorität!- Votums verpflichtet
zu sein, und stellt daher ein solches in Aussicht. —
Der Hr. Vorsitzende giebt, ehe er dem an zweiter Stelle an-
gemeldeten Redner, Hrn. Weingarten, das Wort ertheilt, der
Versammlung zunächst Kenntniss von einem Schreiben, welches
der Ausschuss der Studireuden der Bauakademie in derselben
Angelegenheit an den Verein gerichtet hat. Der letztere wird darin
ersucht, bei seinem Beschlüsse auch die Interessen der Studirenden
iu's Auge zu fassen, welche die Abiturienten der projektiven
Schulen in die technische Hochschule nur mit Unwillen würden
eintreten sehen. —
Hr. Weingarten wendet sich nunmehr in längerer Rede
eingehend wider die von Hrn. Hohrecht vorgetragenen Aus-
führungen, die er in allen Einzelheiten als unrichtig nachzuweisen
unternimmt.
jetzt
Unte
Der Redner geht davon aus. dass den Abiturienten der schon
unter dem Namen von ißcwerbeschulen im Ressort des
Latein von jeher der Zutritt zu der philosophischen FakulUt der
Universität, wie zu der Bauakademie gewährt worden sei, sobald
dieselben einer an der Schule selbst abzulegenden, aus Anfertigung
eines Exercitiums und einer Probe in Ueberaetzung leichter
Schriftstellen bestehenden Nachprüfung in der lateinischen Sprache
sich unterworfen hätten. Es sei selbstverständlich, dass zur ße-
urtheilung der für die Hochschule erforderlichen geistigen Reife
nur ein bestimmter Grad allgemeiner Bildung in Betracht
kommen und dass dieser durch nachträgliche Erlernung einer
einzelnen Sprache nicht gewonnen werden könne, falls nicht der
gesammte Ausbildungsgaug der Schüler ihn erzielt habe. Hr. Wein-
garten glaubt hiernach behaupten zu können, dass zwischen der
früheren Forderung des Architektenvereins, dass die Studirenden
des Polytechnikums die für die Universität erforderliche Vorbildung
besitzen sollen, und den Zuständen, welche durch Errichtung der
neuen Gewerbeschulen geschaffen würden, im Wesen der Sache
kein Widerspruch bestehe und dass ebenso von einer Herab-
drückung der an du Fach zu stellenden Anforderungen nicht die
Rede sein könne. In Betreff der Zulassung zu den technischen
Hochschulen, die jetzt bekanntlich an sehr laxe Bedingungen
geknüpft ist, werde vielmehr eine unzweifelhafte Verschärfung der
Ansprüche eintreten.
Es handele sich bei dieser Sachlage auch keineswegs um
Gründung einer ganz neuen Schulgattung und um aus der Luft
gegriffene Experimente; im Gegentheilc solle lediglich an die
Realschulen angeknüpft und das
verfehlte Experiment der vom Handelsministerium abhängigen,
halb als Fach-, halb als Vorbildnngs-Schule organisirten sogen.
Provinzial-Gewerbeschulen beseitigt werden. Wenn hiernach
die Ziele jener Konferenz durchaus innerhalb des Bereiches des
Unterrichts- und Gewerbewesens liegen, so sei es auch keine
leichtfertige Uebergehung des Baufachs und speziell des Archi-
tektenvereins gewesen, wenn demselben auf jener Konferenz keine
besondere Vertretung zu Theil geworden sei.
Der Verein habe hiernach in keiner Weise einen Grund zu
einer Beschwerde, wenn er sich nicht ganz allgemein gegen das
Prinzip der lateinlosen Realschule erklären wolle.
Der Redner giebt eine warm empfundene Vertheidigung die-
ser Anstalten gegen die schweren Angriffe, welche ihnen durch
Hrn. Hobrecht zu Theil geworden sind — Angriffe, die in ihrem
Kern allerdings nicht nur gegen die lateinlose, sondern gegen
die Realschule überhaupt gerichtet gewesen seien. Auch er
weist nachdrücklich auf den, von Anhängern der klassischen Bil-
dung so oft
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4S2
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
19. Oktober 1878
Schäften und auf das Beispiel anderer Länder, namentlich Frank-
reichs hin, wo das Korps der Brücken- und Straßenbau -Ingenieure,
dessen Mitglieder bis zn den höchsten Rangstellungcn im Staate
aufsteigen, gleichfalls nicht eine Bildung de* lettre», sondern eine
Bildung des teiences geniefsen. Er erinnert wiederholt an die
hervor ragenden, dem preußischen Baufach angehörigen Persön-
lichkeiten, die auf lateinlosen Realschulen ausgebildet worden
seien, und protestirt gegen die Unterstellung, dass dieselben nur
als Ausnahmen gelten konnten. In dem Kampfe zwischen Gym-
nasial- und Realschul- Bildung, der bei der dereinstigen Berathttng
des UnterrichtsgeseUes zur Entscheidung kommen werde, würden
die an den Technikern gemachten, fast allein die Möglichkeit
eines direkten Vergleichs gestattenden Erfahrungen die größte
Holle spielen und deshalb worden die gegenwartigen Verhand-
lungen dea Vereins schon jetzt die Augen des ganzen Lande»
auf uns ziehen. Desto notwendiger sei es, statt bloßer Be-
hauptungen Beweise zu bringen, und wie könnten solche besser
geliefert werden als durch eine statistische Ermittelung, welche
Vorbildung die zu den höchsten Stellungen gelangten Vertreter
unseres Staats-Bauwesens genossen haben. Sei die Gymnasial-
Bildung wirklich so superior, die Realbildung so inferior, wie
Hr. Ilobrecht behaupte, so werde das statistische Ergebnis« dies
zweifellos ausweisen. Bevor man desselben sicher sei, solle man
jedoch mit einer Aeufserung vorsichtig zurück halten. —
Hr. Krieg spricht seine, auf Erfahrung gegründete Ueber-
zeugung dahin ans, dass der preußische Raubeamte im amtlichen
Verkehr mit den übrigen Staatsbehörden die Kenntniss der latei-
nischen Sprache nicht entbehren könne. Wenn bisher auch Beamte
mit einer geringeren Schulbildung ihre Stellung erfolgreich be-
hauptet hatten, so könne dies nicht maßgebend sein, da bei einer
solchen Frage nicht die Verhältnisse der Vergangenheit, sondern
die der Zukunft ins Auge gefasst werden müssten.
Hr. Blankenstein halt den durch die Vertbeidiger der
Konferenz-Beschlüsse versuchten Beweis, dass diese Beschlüsse
I für verunglückt. Abgesehen davon, dass die Abiturienten latein-
loser Realschulen , welche neuerdings zum Studium des Raufachs,
bezw. dem Staatsdienst zugelassen worden seien, jedenfalls eine
außerordentlich kleine Zahl repräsentiren , hatten sie durch jene
Nachprüfung im Lateinischen immerhin erst eine besondere Be-
rechtigung sich erringen müssen. Unzweifelhaft sei es, dass jet/t
einer Anzahl Schulen neue Berechtigungen auf Kosten unseres
Fachs ertheilt werden sollen, und wenn der Architektenverein
hiergegen sich wende, so habe er weder das iu Aussicht gestellte
Minoritats-Voturn, noch die öffentliche Meinung zu fürchten.
Auch Hr. Kinel In- tont wiederholt, dass der Verein nicht
der Angreifende, sondern der gegen einen Angriff sich Ver-
theidigeude sei, wenn er die Früchte, welche die gesteigerten
Anforderungen an die Vorbildung der Baubeamten seit 20 Jah-
ren gereift haben, nicht zu dem Zwecke in Frage gestellt wissen
gen und Verhältnisse als die bewahrteste erkannt und das Bei-
spiel anderer Lander mit anderer historischer Entwicklung sei
nicht geeignet, diese Erkenntniss zu erschüttern. —
Da sich wegen der vorgerückten Zeit kein Redner mehr zum
Wort meldet, wird die Debatte geschlossen. Ein von Hrn. Woas
gestellter Antrag auf Wahl einer Kommission von ß Mitgliedern,
die an der Hand vollständigeren Materials über die neuen Ge-
werbeschulen die Frage nochmals prüfen und demnächst dem
Vereine Bericht erstatten soll, findet nicht die genügende Unter-
stützung. Der von Hrn. Hobrecht formulirte Antrag, dass der
Verein an den Hrn. Minister für Handel etc. die Bitte richten
solle, den bezügl. Beschlüssen der Konferenz seine Genehmigung
zu versagen, wird hierauf zur Abstimmung gestellt und mit allen
gegen 29 Stimmen angenommen. —
Nachdem eine im Fragekasten enthaltene Frage durch Hrn.
| A. Wiebe beantwortet worden ist, fließt die Versammlung gegen
10' 4 Uhr.
— F. —
Wolpcrt'a Strahlenraum-Ofen. Reichspatent No. 2 242.
Diesem Ofen, welchen ich zur Unterscheidung von meinem
bekannten Röhrenofen Strahlcnraum-Ofen nenne, liegt das
Prinzip weilgehender Ausnutzung direkter Heizflächen
Grunde. Ein solcher Ofen ist durch beigefügte Figur etwa im Ma
stab 1 : 50 in den Dimensionen dargestellt, wie er sich als Mantel-
' al oder anch als Zentral-
eignet.
Bei dieser Konstruktion
werden durch rasche Fort-
pflanzung der Wärme aus
dem Feuerraum nach den
Seiten und durch den großen
Strahlenraum, welcher zu-
gleich als geeigneter Misch-
raum der Gase dient, die
den kalorimetrischen Effekt
abschwächenden Einflüsse
der Dissoziation und Re-
duktion der Verbrennungs-
produkt« nahezu oder gänz-
lich beseitigt, und hieraus
erklärt sich das fast über-
raschende Ergebniss, dass
ich bei den in den zwei
letzten Wintern ausgefuhr-
n bei glci-
us reueningsmaieriai eigen sien vorzugsweise dasKoaks
lier Schichtung, auch Steinkohlen in Stücken von Nussgröße
itwas dicker mit von oben nach unten fort schreitender
nnn im rr
Ofen
in den
Heizeffektc erzielte, wie bei
Ofen die
viel wär-
Da diese abgängige Wärme sich sehr gut Tür die Erwärmung
eines Ventilations • Schornsteins ausnutzen lässt and ich durch
diesen neuen Ofen auch die Ventilationszwecke mehr fördern
möchte, setze ich die Anwendung desselben ohne ein außer-
gewöhnlich langes Rauchrohr voraus, das jedoch unter gewissen
Verhältnissen zweckmäßig sein und leicht beigefügt werden kann.
Als Feueningsmaterial eigen sich vorzugsweise Gaskoaks
in hohe
und etwas
Verbrennung.
Dieser Strahlenraum - Ofen besitzt manche Vorzüge vor
anderen Oefen : Er ist einfach, dauerhaft und entsprechend billig ;
er gestattet bei dem nur von unten stattfindenden Luftzuge ein
sehr gutes Ausbrennen der Koaks, lässt Oberhaupt einen hohen
Nutzeffekt des Brennstoffs erreichen; er beansprucht als Zentral -
Luftheß-Ofen wenig Raum und die Aufstellung ist rasch, leicht
und reinlich zu bewerkstelligen ; er bietet bei der Dichtung der
horizontalen Fugenrinnen mit Schlackenwolle und Sand voll-
kommene und dauernde Sicherheit gegen Rauch, hat in Folge der
vielseitigen Berührung der zu erwärmenden Luft mit den innen
bestrahlten Ofentheilen vorzügliche Leistungsfähigkeit ohne allzu
große Lufterhitzuug. gewährt auch schnelle Raumerwärmung nach
unterbrochenem Heizen bei leichter Verhütung des Glühens. Sund
ablagerungs- Flächen sind möglichst vermieden und die Reinigung,
die nur sehr selten nothwendig ist, wird leicht vollzogen, u. z.
bei Zentral- Oefen außerhalb der Heizkammer. Auch ist das mit
einem äußeren Wassergefäß kommunizirende Wasserschiff, welches
zugleich ein vorspringendes Dach des Ofens bildet, eine zweck-
mäßige Luftbefeuchtungs -Vorrichtung, wo überhaupt Wasser-
verdampfung in Verbindung mit dem Ofen am rechten Platze ist.
Weitere Aufschlüsse wird das Eisenwerk Kaiserslautern,
welches die Oefen ausführt, bereitwillig ertheilen.
Kaiserslautern, im August 1878. Prof. Dr. A. Wrolpert
Der Architekten -Verein zu Berlin an die deutschen Fachgenossen.
Die vom
Monats stattfindende öffentliche Ausstellung der für das Kollegien-Gebäude
ieferten Konkurrenz-Entwürfe wird vermutlich eine größere Anzahl auswärtiger
16. bis 29. dieses Monats stattfindende öffentliche
der Strafsburger Universität eingehe
Architekten nach der deutsehen Hauptstadt führen, zumal gleichzeitig noch die groTse Kunst-Ausstellung, an der wiederum
auch architektonische Entwürfe theil nehmen, sowie die Ausstellung von Gips-Abgüssen der in Olympia gefundenen
Skulpturen geöffnet sind.
Der Berliner Architekten- Verein bittet die betreffenden Fachgenossen, während der Daner ihres hiesigen Aufenthaltes sein
Hans als ihren Sammelpunkt betrachten und mit seinen Mitgliedern in freundschaftlichen Verkehr treten zu wollen. In der
Bibliothek des Vereins, die täglich von 9 — ti (Mittwochs von 9 — 2) Uhr geöffnet ist, wird eine Fremdenliste zur Einzeicbnung
ausliegen und jede wünschen swerthe Auskunft ertheilt werden. Zur Baumarkt - Zeit (Montag, Mittwoch und Freitag gegen 1 Uhr),
sowie an jedem Abend während der beiden Ausstellungswochen in der Restauration, wird Gelegenheit gegeben sein, Mitglieder des
Architekten-Vereins im Vereinshause (Wilhelmstr. 92; 98) anzutreffen.
Für die drei Tage vom Montag den 21. bis Mittwoch den 23. Oktober sind Veranstaltungen getroffen worden, um einen
größeren Theil des Vereins mit den auswärtigen Fachgenossen zu vereinigen — Montags in einer Vereins-Sitzung mit
darauf folgendem geselligen Zusammensein, IHnstags bei einigen Besichtigungen unter entsprechender Füh-
rung, Mittwoch bei einem Familienfeste unter Thcilnahme der Damen. Das allgemeine Programm für diese Tage ist im
Inseratentbeil dieser Nummer mitgethetlt. Das Spezial-Programm für die auf Dinstag den 22. Oktober projektirte Besichtigung
einiger hervor ragender Privatbauten können die auswärtigen Fachgenossen Montag d. 21. Oktober in der Vercina-Bibliothek entnehmen.
Berlin, den 17. Oktober 1878.
Flr Iis Kommission des Architekten -Verein? : K. E. O. Fritsch.
KomnUBloaxnlaii i»n Carl ßn-liu In Hrrlln. Kür illi- hVilakliira «ornflwortlifli K. K O. Pritofh. B<"lin l>nifk: W Morxr Hof l>n r hil
Xo. 85.
433
llkalt: M*t .Ii» HoUtinliuB itar Klrro« tu Uwrh » Rh. - Stahjtik ä« u*m.ueh.i-i. Hnrnjcbiär In Wien. - Zum Kapitel .1«
(. — KonkurremeD. - Am dar Karhli lief atnr: - P« r«o n»l -Nar tri r h ten. — Brie
Ueber die Restauration der Kirche zu Lorch a. Rh.
Jedem Fachgenossen, der gelegentlich das Rheingau besuchte,
wird die Kirche zu horch mit ihrer mal« riseben Vorhalle und dem
berOhmten Altar, einer der reichsten Bildschnitzcreicn, in leib-
hafter KrinneruDg geblieben sein. Diesel!*-, am Kii "
Wisper in den Rhein, auf hohem Hagel inmitten des
malerisch gelegen, überschaut mit Chor und Thurm v
Der hohe Chor ist ein prächtiges Werk aus der Blflthezeit
der gothischen Kunst-Epoche, dem Anfange des XIV. Jahrb., mit
schlanken Strebepfeilern und hohen, reich gegliederten Fenstern,
la gleicher Breite und Höhe mit dem Chor schliefst sich dem-
selben gen Westen das um etwa 100 Jahre jüngere Hauptschiff
an, in seinen Formen zwar einfacher, in seinen Verhältnissen
jedoch eben so groß und monumental, wie der ersten1. Wohl
derselben Zeit dürfte der Thurm bis zum oberen Geschoss und
das dem Hochscliiff anliegende nördliche Seitenschiff angeboren,
wahrend die Vorhalle und die in das Seitenschiff eingebaute
Kmpore den Charakter der Spätgothik tragen. Hin südliches
Seitenschiff besitzt die Kirche nicht: augenscheinlich war ein
solches von dem mittelalterlichen Baumeister, um nach der Rhein-
seitc eine besonders stattliche Facadcn-Entwicklung zu ermöglichen,
auch nie beabsichtigt gewesen. Der Westseite der Kirche und
einem Theil des Thurmes ist die bereits genannte offene Vor-
halle vor gelegt, zu welcher ein schönes l'ortal und Treppe in
malerischer Weise aus dem Städtchen em|>or führen.
Die Kirche war im Laufe der Zeit derart vernachlässigt
worden, dass eine Restauration wohl als nnth wendig erscheinen
mochte. Im Jahre 1 *- 7 1 wurde auch mit derselben und zwar am
( bor — von Seiten des Staates, welchem die Hauptlicht dafür ob-
liegt, begonnen. Leider jedoch zeigte sich der dazu berufene
Architekt seiner wichtigen Aufgabe so wenig gewachsen, dass es
für die Kirche unzweifelhaft besser gewesen sein würde, wenn sie
Wege entgangen und im alten Znstande
Nach der französischen Revolution machte man unter dem
der damaligen, kla&sizirenden, von Paris ausgehenden
in der Regel wenig Umstände mit den Baudenkmalen,
is XVH. und XVIII. Jahrhundert glücklieb überdauert
hatten, nnd es waren deren mehr, als man gemeinhin annimmt.
Jeder thatkräftige Landbürgermeister fühlte die Verpflichtung, der
Expansion seiner Gemeinde zuvor zu kommen und alles aus dem
Wege zu räumen, was derselben hinderlich werden könnte. Was
diese Klassiker verschonten, tiel dann den Restauratoren der
dreißiger, vierziger und spaterer Jahre in die Hände. Es wurden
zu dieser Zeit allerdings von einzelnen hervor ragenden Männern
die großen begangenen Sünden betrauert, es wurde das Studium
der mittelalterlichen Kunst von Vielen mit Begeisterung aufge-
nommen; aber die Zeiten des Lernens sind wenig geeignet zum
Wiederherstellen des in seinem Wesen erst halb erkannten Alten.
Man verwechselte das rein Aeußerlicbc mit dem Kerne der Sache
nnd die Restaurations- Versuche jener Tage luider Versuche gerade
an den ersten und werthvollstcn unserer Raudenkmalc — bestätigen
das Gesagte. Der größere Theil dieser Restaurationen wurde
für die betreffenden Baudenkmale hauptsächlich auch deshalb
verhängnissvoll, weil meist eine Stil-Reinheit angestrebt wurde,
die, wie Hr. Prof. Bergau in seinem jungst in Ihrem Blatte er-
schienenen, vortrefflichen kleinen Aufsau sehr richtig bemerkt,
in den seltensten Fällen zu erreichen ist. Vorzugsweise fielen
die oft bewunderungswerthen
XVI. nnd XVH. Ji
— es ist noch nicht lange her — die prächtige Kanzel im Dome
zu Limburg a. d. Lahn so zu sagen auf die Strafte geworfen.
Diese Kanzel, ein hoch bedeutendes Werk in dem phantastisch-
sten Stile des Wendel Dieterlin, ein wahres Wunder vollendetster
Schreiner- Technik, wurde einem Frankfurter Alterthumskrämer
überlassen, der sie nach England verkauft haben soll: Der
Limburger Dom bat dafür eingetauscht ein modern gothisches
Opus von nüchternster Wirkung.
Ebenso wurde uns jüngst, gelegentlich eines Besuches der
Aschaffenburger Stiftskirche, mitgetheilt, dass auf Ansuchen des
Kirchen-Vorstandes und im Einverständniss mit dem die Kegtau-
rations-Arbeiten leitenden Architekten das hoch interessante Ge-
stühl im Stile deutscher Spät-Keuaissance von seinem Platze, den
es nun einige hundert Jahre eingenommen, entfernt und in das
dortige Archiv übertragen werden soll. Man ersehe hieraus, auf
welche Weise selbst in unseren Tagen eine restauratorisebe Auf-
gabe aiifgefasst werden kann.
Die Wiederherstellung des Chors der Lorebor Kirche ist
nun jedenfalls eine jener modernen gothlschen Restaurationen,
vor welchen ein gütiges Geschick die Werke unserer Vorfahren
in Stadt und Land bewahren möge. Wäre in gewissen Kreisen,
oder sagen wir vielmehr in größeren Kreisen, eine tüchtigere
Kenntniss der mittelalterlichen deutschen Denkmäler und ein
i VerstAudniss für ihre Kunstweise, oder doch
geringere Gleichgültigkeit gegen dieselben
man längst von der verhangnisavoHcn Maxime
abgegangen sein, Restaurationen, wie die der Kirche zu Lorch,
so würde i
einfach demjenigen Baubeamten zu übertragen, in dessen Bezirk
das betreffende Denkmal zufällig liegt.
Der Chor der alten Kirche wurde so vollständig wie nur
möglich seines ursprünglichen Charakters beraubt. Die sein
Inneres in Känipfcrhöbe nach allen Richtungen durchziehenden
Verankerungen sind konservirt, theilweise noch ergänzt worden,
und man kann wohl fragen, ob bei der für die Restauration
aufgewandten Summe von ufiiHHi Mark und bei der stattgefun-
deueu Abtragung fast aller Fenster, der Dienste im Innern, der
Pfeilcr-yuadcrvcrkloidungen im Atußcru bis zur Fensterbankhöhe,
diese baulichen Verankerungen nicht hätten beseitigt werden
können ; um dieses Zieles willen würden wir andere der ausge-
führten Arlteiten gern entbehrt haben. So wurde das graziöse
Renaissance-Dachthünnchou abgenommen und durch einen schwer-
fälligen bleiernen Kollegen ans dem XIX. Jahrhundert ersetzt.
Wenn es denn gothisch sein sollte, warum setzte man an seiue
Stelle nicht eines jener luftigen, fein silhouettirten, mit Schiefer
eingedeckten Thürmcheu Caub ist ja nicht weit deren
Heimath vorzugsweise das Rheinthal ist'.'
Das Chor-Innere wurde von unten bis obeu mit der bekannten
grauen Universal färbe nugcslricheu, wie dieselbe bei solchen
Restaurationen leider so beliebt ist, die Pfeiler etwas dunkler als
die Waudlläcben, welch letztere mit einem schönen, breiten
braunen Streifen eingefasst wurden. Wie bekannt ist man gegen-
wärtig im Freiburger Münster mit grofsen Opfern bemüht, diese
ekle Farbe wieder abzuschleifen. Dieselbe ist, wenn alt geworden,
auf Sandstein so schwer zu entfernen, dass man sich z. R. sogar
bei Restaurirung des Frankfurter Domes leider dazu entschlossen
bat, dieselbe durch Steinimitation ebenfalls in Gelfarbe zu über-
decken.
Vermuthlich um die also erreichte Stimmung des Chor-Innern
nicht zu beeinträchtigen, wurden die Fenster in modernster Rauten-
verbleiung mit gewöhnlichem Fensterglas verglast.
Die ^Bcsuurirung" des Aoußern steht mit der des Innern
auf gleicher Hohe. Die schonen alten Strebepfeiler-Abdeckungen
mit ihren schlanken Fialen wurden entfernt und durch neue,
ihren Ursprung schon auf grofsc Entfernung verrathende
Schmerzenskinder des Restaurators ersetzt. Der äufsere Verputz,
welcher bei allen mittelalterlichen Gebäuden des Rheinthals aus
glatt geputztem Weilskalk- Bewurf bestand, ist hier als Schwarz
kalkmörtel-Spritzbcwurf hergestellt, und hauptsächlich dieser im
Verein mit dem Vorgenannten vervollständigt das frostige und
trübselige Aussehen des Chors. Im ganzen Rheinthal ist keiu
mittelalterlicher Bau zu rinden, welcher ursprünglich diese, an
gewisse moderne Xutzgebäudchen bei Bahnhoßanlagcn etc. er-
innernde Verputzmethode aufweist
Nach Fertigstellung dieser Chorrestauration wurde vor einiger
Zeit diejenige der beiden Schiffe seitens der Kirchengemeinde in
Angriff genommen, glücklicherweise aber anderen Händen über-
tragen. Wir rechnen es dem mit derselben betrauten Architekten
als ganz besonderes Verdienst au. dass er den Math hatte, sich
von der Chor-Restauration vollständig zu emanzipiren und die
Schiffe streng historisch im Sinne des Mittelalters wieder her
zu stellen.
Da unwiderlegliche Spuren der alten einfachen Hemalung (Her-
vorheben der Stcinkonslruktiou durch aufgemalte rothe Quader wie
fast bei allen Putzbauten des Rheinthals) vorhanden waren und im
Innern noch vorhanden sind, so hat der Architekt dieses vom Mittel-
alter überkommene Dekorationsmotiv bei der Schiffs-Restauration
selbstverständlich beibehalten und im Aeußeren bereits wieder
hergestellt. Hier entstand nun allerdings ein lebhafter Kontrast
der farbigen Erscheinung der Schifffacade mit der mehr gräulichen
des Chors. Jungst wurde die Aufmerksamkeit der Regierung in
Wiesbaden auf diesen Kontrast hingelenkt, und es ist dieselbe
augenblicklieb bemüht, eine Ucbereinstimmuug der beiden beregten
Theile herbeizuführen. Selbstverständlich kann dieselbe nur auf
zweierlei Weise erreicht werden. Entweder der Chor macht dem
I^angschifT seine Reverenz und hüllt sich in ein dem Lande, wo
die Reben wachsen, entsprechenderes farbenreicheres Gewand, oder
aber der umgekehrte Weg wird eingeschlagen, und zu unserem
größten Bedauern müssen wir konstatircu , dass sich, wie es
scheint, die Regierung für den letzten zu entscheiden beabsichtigt
Dieselbe hat, wie wir hören, dem Lorcher Kirchen vors tan de auf-
gegeben, das bereits fertig gestellte Aeußere des Hauptschiffes
dem Spritzbewurf des Chors entsprechend — anzustreichen,
für die Herstellung des Innern aber den im Chor beliebten grauen
Anstrich einfach beizubehalten. Dieses Verfahren, die gewünschte
Harmonie herzustellen, ist ebenso einfach wie unzweifelhaft in
seinem Erfolge, und es wird kein nach Kunst und Romantik
dürstender Wanderer alsdann mehr in Versuchung kommen, bei
sommerlicher Hitze den steilen Kirchhügel zu erklimmen, es sei
denn des holzgeschnitzten Altares wegen. Was ihm dann in
Lorch zu genießen noch übrig bleibt, ist bequemer unten im
Städtchen zu erlangen. —
Wir wollten nicht unterlassen, die Aufmerksamkeit aller derer,
welche ein warmes Herz für die Vermächtnisse unserer Vorfahren
haben, auf diese Angelegenheit hin zu lenken. Ganz besonder*
würden wir es begrüßen, wenn dem Architekten, der mit Liebe
und Verständnis* der ihm übertragoueir Arbeit perecht zu werden
»ich bestrebt, auch in solchen Kreisen Bundesgenossen erwüchsen,
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434
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
23. Oktober 1878
welche im Stande sind, die Kirche zu Lorch vor dem ihr
angedrohten Schicksal, dem rücksichtslosen grauen Pinsel des
Frankfurt a. M. den (*. Oktober 1878. l'aul Wallot.
in Wien pro
1877,78. Die Zahl der immatrikulirten Hörer betrug 1545, da-
runter 1440 ordentliche und 105 außerordentliche. Auf die ein-
zelnen Fachschulen vertheilen sich die ordentlichen Hörer
folgendernial'seu : Ingenieurschule 07 1, Bauschule 17<>, Maschinen-
bauschule 249, chemisch-technische Fachschule 144, allgemeine
Abtheilung 31«». Der Nationalität nach waren Ii« Prozent der
Studüvnden (d.i. lo4tj» Deutsche, 128 ( zecho-Slaveu, 123 Magyaren.
116 Polen, 54 Kroaten, 72 Italiener. 84 Studirende waren eigent-
liche Ausknder, alle übrigen Angehörigen des österreichischen
Staatsvcrbandes.
Von der Honorarzahlung waren 2Ä2 Hörer ganz und 14!» zur
Halft* befreit. Stipendien wurden im Gesammtbetrage von 32,387 fl.
an 148 Stipendiaten verliehen. Aufserdem wurden von Seite des
Unterstützungsvereins der technischen Hochschule an dürftige
Kollegen Geld- und anderweitige Unterstützungen im Betrage von
34Ä5 tl. verabfolgt —
Seit 12. Juli d. ,1. ist für die österreichischen technischen
Hochschulen eine neue Prüfungsordnung eingeführt, nach welcher
außer den auch fernerhin beizubehaltenden Semestrai- und Jahres-
prüfungen in Zukunft Staatsprüfungen abgehalten und Staats-
prüfungs-Zeugnissc ausgefolgt werden sollen, deren Besitz mit
besonderen Vortheilen bei Staatsan&tellungeu verbunden sein dürfte.
Wir beabsichtigen, auf den Inhalt dieser Prüfungsordnung baldigst
in einer speziellen Mittheilung zurück zu kommen.
Zum Kapitol des Assessorismua in der Eisenbahn-
Vorwaltung ist die Notiz von Interesse, dass die Eisenbahn-
Kouimission A. der Bergisch-Markiscben F.isenbahn, welche bisher
aus einem jüngeren Kegierungsratb als Vorsitzenden uud einem
alteren Kegierungs- u. Banrath als technischem Mitgliede bestand,
außerdem auch über eiueu älteren Eisenbahn - Hau- u. Retriebs-
luspektnr als technischen Hülfgarbeiter verfügte, gegenwärtig einen
neuen Vorsitzenden in Gestalt eines Kcgierungs-Assessors erhalten
hat, dessen Beförderung zum Rath nach Maafsgabe des Dienst-
alters noch nicht in Aussicht steht Die Rangfolge ist also:
Assessor, Regierung«- u. Baurath, Bauinspektor, Baumeister! An
Lebens- und Dienstalter wird der letztgenannte dem ersteren
vermuthlich um einige Jahre uberlegen sein erhebendes Gefühl
für die betroffenen Techniker. Unter solchen Umständen gehört
allerdings ein hoher Grad von Selbsterkenntnis* und ein seltenes
Maals objektiver Beurtheilung dazu, wenu der Jurist den Techniker
in der Eisenbahnverwaltung als el
erkennen soll.
In der Borlinor Bau- Ausstellung wurde bis zum 17. Ok-
tober er. neu eingeliefert: von Kd. Puls zwei Blumentische von
Schmiedeisen, echt vergoldet; ein Kreuz und ein Ofenvorsatz, aus
Schmiedeisen getrieben (für das Atelier des Hm. Prof. G. Richter):
— von Fritz I/Hermet TerrakoUen, Majoliken, Porzellan- und
Krystallsiieheu; - von Budde & (inende Sollinger Sandsteinplatten
von Wenk und Decken in Carlshafen; von Schmidt «fc Söhne
in Iserlnhn eine Broncckrone mit Glasbehang.
Ueber
zum Wieder-Aufban des
Korten zu Frankfurt a. M. wird uns von dort Folgendes mit-
getheilt:
„Für den Entschluss der Gesellschaft, den Entwurf zum Neu-
bau ihres in der Nacht vom in. 11. August d. J. abgebrannten
F.tablissements im Wege der Konkurrenz zu beschaffen, war eine
Eingabe des hiesigen Architekten- uud Ingenieur- Vereins bei dem
Verwaltungsrathe wesentlich mitbestimmend.
Der Vorstaud des A.- u. lngen.-Ver. hatte eine allgemeine
Konkurrenz befürwortet; man einigte sich jedoch später bei
mündlicher Verhandlung in Rücksicht auf die Eile, mit welcher
die Gesellschaft den Wiederaufbau betreibt, über eine auf die hier
ansässigen Architekten beschränkte Konkurrenz, Das Programm
wurde von dem Vorsitzenden des Arch.- u. Ing.-Ver., Hrn. Arch.
II. Kurnitz, und dem Vorstandsmitglied Hrn. Ingenieur Schinick
entworfen, von der Verwaltung genehmigt und am 3. Scptbr. aus-
gegeben. Der ituiserst kurz gegriffene Kinlieferungs-Terroin war
auf den 23. Septbr. fest gesetzt; das Preisrichter- Amt hatten über-
nommen die Hrn. Architekt H. Burnitz hierselbst, Reg.- u.
Baurath Lange in Cassel. Prof. Wagner in Darmstadt und
vom Verwaltungsrathe der Gesellschaft die Hrn. F. Osterrieth
und J. Dielmann. Die wesentlichen Bestimmungen des Pro-
Anbau auf der Westseite mit
Empfaugzimincr, Tanz- und Speisesaal, Vestibül - Unterfahrt,
Garderoben u. s. w., im Souterrain Küchen und Zubehör; —
Benutzung der alten Fundamente für den zu trneuernden Haupt-
saal; Beibehaltung der allgemeinen Anordnung der früheren
Facadn, wobei jedoch Verbesserung der Architektur und ihrer
Verhaltnisse innerhalb des Rahmens der Bedingungen nicht aus-
geschlossen sein sollten. Verlangt waren Skizzen im Maafstalie
von 1 : DK), ans welchen eine bestimmte und klare Vorstellung
des Baues in allen seinen Theilen zu entnehmen sei — kein aus-
gearbeitetes Projekt Ferner ein Erläuterangslierieht und eine
KentesoUteTwM1«if MrOOGoll tat gwetzt ^Der Preis
für den besten Entwurf betrug 1 500 M. und es behielt sich der
Verwaltungsrath das Recht vor, aufser dem preisgekrönten Pro-
jekt event noch einen anderen Plan um den Preis von 500 M.
zu erwerben.
Es waren 17 Projekte eingegangen, wovon 8 auf die engere
Wahl kamen und in dem am 29. Sept. ausgegebenen Gutachten
der Preisrichter eingehend begutachtet wurden. Die Entscheidung
fiel zu Gunsten des von Hrn. Heinrich Theodor Schmidt ge-
lieferten Entwurfes (Motto Renaissance) aus, dessen Ausführung
tu den jüngsten Tagen beschlossen und dem Verfasser Obertragen
worden ist. Das Projekt zeigt die Formen der deutschen Re-
naissance in malerischer Gruppirung, mit Aussichtsthurm und
Erkern. Das Gutachten der Preisrichter rühmt von ihm, data«
-die äufsere Architektur nicht nur der Bestimmung des Gebäudes
entspricht und dieselbe zum wirkungsvollen Ausdruck bringt
sondern auch vortrefflich in die Umgebung hinein passt, nament-
lich besser als die in vielen anderen Fällen gewählte Palast-
Architektur."
Der Ankauf eines zweiten Entwurfes ist nicht beliebt worden,
obgleich die mit dem Motto .Aloe" bezeichnete Arbeit von den
Preisrichtern ausdrücklich als die zweitbeste anerkannt worden ist"
Anderweite Nachrichten, die uns aus Frankfurt zugegangeu
sind, lassen übrigens erkennen, dass man in Architektenkreisen
mit dem Spruch des Preisgerichtes nicht ganz einverstanden ist -
allerdings keine seltene Erscheinung, zumal bei i
Konkurrenz. Ma
Erscheinung,
uiptet, dass <1
preisgekrönte Entwurf die
die Anordnung der alten
Bestimmung des Programms, wonach die Anordnung der alten
Facade im allgemeinen beizubehalten war, mit unzulässiger Freiheit
l>ehandelt habe und dass eine Ausführung desselben um die Summe
von 260 000 M. absolut unmöglich sei
Ans der Fachliteratur.
Eine einfache Behandlung der Stutzlinie wird in dem
so eben erschienenen Heft VIU-X der Zeittchr. f. Bauw. mit-
getheilt Bei Durchsicht der Arbeit fiel un« eine einmal im
Berliner Architekten- Verein gestellte Frage ein: Wie man am
schnellsten die bei grofsen gewölbten Brücken auftretenden
Pressungen bestimme? Die hierzu crtheilte Antwort lautete auf
eine Untersuchung jedes einzelnen Falles mittels der drei all-
gemeinen Gleichgewichts -Bedingungen.
Diese Antwort ist für die bei uns herrschende, lediglich aka-
demische Behandlung der in der Baupraxis vorkommenden
höheren Aufgaben charakteristisch. Mehr als jene Antwort wird
den damaligen, allerdings naiven Fragesteller wohl vorgenannte
Abhandlung befriedigen.
Aber noch in anderer Beziehung weicht der Inhalt von der
bei uns üblichen akademischen Behandlung der Stützlinie ab;
derselbe erörtert mit spielender Leichtigkeit alle möglichen Rogen -
und Gewölbeformen, die Kuppel nicht ausgenommen. Es kann
dem Konstrukteur vollkommen gleichgültig sein, ob seine Stfltz-
linie ein Kreis- oder Parabelbogeu oder sonst eine interessante,
in einer Gleichung ausgedrückte Kurve bildet wenn nur die Stütz-
linic selber schnell und sicher zu ermitteln ist
Nach einem kurzen historischen Exkurs schliefst die Arbeit
mit dem Hinweis auf die Bedeutung, welche der Zement für den
Gewölbebau habe. — IL —
Personal - Nach rieh tf n
Prenfsen.
Ernannt: Der Wasserbau-Inspektor K e 1 1 e r in Frankfurt a O.
zum Regierung*- und Baurath in Gumbinnen. — Die Bauräthe
Debo, Hase, Köhler und Garbe, Lehrer für Architektur
bezw. Wasserbau am Po'
Prädikat „Professor" erhalten.
Brief- und Fragekasten.
Hrn. M. u. A. hier. Nach unserer, aus näherer Durchsicht
und Vergleichung des Inhalts der Stellen- Liste, welche in der
„Allgemeinen Techniker -Zeitung" fortlaufend veröffentlicht wird,
gewonnenen Ueberzeugung bildet der Redakteur des Blattes,
Hr. C. Weitzel, jene Liste durch einfaches Ausschneiden etc. der be-
zügl. Inserate aus einer Anzahl von Fachblattern, zu denen vielleicht
einige wenige Nummern durch Anzeigen, welche direkt bei der Re-
daktion des Blattes eingehen, hinzu treten. Wenn nun, laut Ankündi-
gung am Kopfe der „Stellen-Liste4' jeder Anfrage
lung einer Stelle 50 Pf. Unkosten beigeleg
wir, dass in
Betrages doch ein recht anseh
kann, in dem Falle, dass die
Zeitung einer auch nur halbwegs ausgedehnten Bekanntschaft in
Technikerkreisen sich etwa erfreuen sollte. — Unsere oft ausge-
sprochene Ansicht (Iber die eigentliche Natur von Stellen- Ver-
mittelungen, bei denen eine Gebühr — und sei dieselbe an-
scheinend auch noch so gering — zum voraus erhoben wird,
brauchen wir nach den vorstehenden Darlegungen wohl nicht
abermals beizufügen.
im C»fl Ilr-Hll« I.. Ilrrll». Kür ,11« K.-.Ullkn, wf.nmtili.-b K- K O. rrlt.ch Hr.ll«. llnwlti W. IIa..» IUn,u.liUro.krr< l. lir.hu.
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No. 86
lnba.lt : Verband denterher Arrbltekten- und Ingenieur Vereine. — Heber
einige LokaMIrit Apparate, ßriträfr mr Ikrerbnunc der KiRrnfle» knie eiaeXBer
Balkenbrnrken. (ForturUuag >UU 8cbl<m). — Ihr trrbilektux auf der <iie»jänrlgeo
435
AiuuleUunii der Akademie der Kmute in Berlin. (Hebluae an» No. 77). — Mit-
tbeilungen au» Vereinen: Arcbitekten- und Ibgvuieur- Verein in Hamburg. —
Arrbibkte». Vervin ui Berlin.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
Verband deutscher Architekten- nnd Ingenieur Vereine.
Mit Bezugnahme auf den Beschluss der Abgeordneten- Versammlung in Coburg, I. 1, des Protokolls vom 24. August
1877, und auf unser Ausschreiben vom 20. v. M. erlaulnm wir uns in Betreff der foimellen Behandlung der Gutachten Ober
„die zi vilrccbtliche Verantwortlichkeit der Architekten und Ingenieure'' die Vorschläge des zum Referenten
bestellten Architekten- und Ingenieur- Vereins in Hamburg den Einzel-Vereinen zur gefälligen Beachtung nach-
stehend bekannt zu geben.
Köln, den 19. Oktober 1878.
Der Vorstand des Verbandes deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine.
A. Puk. fi. Benin. littaer.
Die 7. Abgeonlneten-Versammlung zu Dresden hat die vom Architekten- und Ingenieur- Verein zu Hamburg vorge-
schlagene Fragestellung genehmigt.
Dieselbe lautet:
1) Welche gesetzlichen Bestimmungen, allgemeine oder s]>ezielle, giebt es, die angewendet werden können auf die
zivilrcchtlicbe Verantwortlichkeit der Architekten und Ingenicure für ihre Ruthschläge. Anordnungen. Bauaufsicht
oder sonstige im Interesse oder im Namen ihres Auftraggebers (Bauherrn) vorgenommenen Handlungen V
2) Genügen die allgemeinen Rcchtsgrundsätze, bezw. genügen die sub 1 zu nennenden Bestimmungen zur richtigen
Bemessung der Ansprüche des Bauherrn an den Techniker und zur Klarstellung der Pflichten der Architekten
und Ingenieure gcgenOlter dem Bauherrn, dem Unternehmer oder anderen Personen, wie auch zur richtigen
Bcurthcilung der resultirenden Rechtsfragen; event. wie sind die bestehenden Bestimmungen zu ergänzen, zu
vervollständigen oder abzuändern ?
3) Welche Mittel erscheinen geeignet oder geboten, um allseitig, also sowohl unter den Fachgenossen als im
Publikum, hei der Rechtsprechung als in der Gesetzgebung, richtige Anschauungen Ober das Maafs der zivil-
rechtlichen Vcroutwoi-tlichkeit der Architekten und Ingenieure, wie Ober deren darauf bezugliche Rechte und
Pnichten zur Geltung zu bringen V
Ferner hat die Versammlung auf Antrag des Bayerischen Architekten- und Ingenieur- Vereins eine Erweiterung der
„Welches Maars von Zivil-Verantwortlichkeit hat der Architekt zu übernehmen, dessen Honorar nach den
Verbandsnormen bemessen wird'/"
Zwecks Gleiehmäfsigkeit in der Reihenfolge der Fragebeantwurtung schlägt der unterzeichnete referirende Verein
für die formelle Behandlung der Zusatzfrage neben den Hauptfragen vor, jene als Unterfrage zur zweiten Hauptfrage zu
behandeln.
Aus den vom Hamburger Verein gegebenen Motiven, in denen es zur zweiten Frage (cfr. Mittheilungen z. 7. Abg.-
Vers. S. 11 unten) heirst:
„Man wird nicht minder die Frage zu beantworten haben, ob den Architekten oder Ingenieur, dem für
seine ganze Mühwaltung auch im besten Falle ein im Vorhältniss zur Bausumme nur geringes Bauhonorar
erwächst, eine pekuniär zu bemessende Verantwortlichkeit treffen kann, ob und event. in welchem Zahlen verhält niss
dieselbe zu dem Bauhonorar stehen soll"
geht die Zusammengehörigkeit der bayerischen Frage und unserer zweiten Frage hervor und rechtfertigt sich hierdurch der
Wunsch nach zusammen hängender Beantwortung beider Fragen.
Hamburg, den 15. Oktober 1878.
Der Vorstand des Architekten- und Ingenieur- Vereins.
Martin Haller. Birgom.
Vorjitleuder. H« hr ifl Ii hr er.
Ueber einige Lokal -Heiz- Apparate.
Im Anschluss an die eingehenden Berichte, welche über
die vorjährige Kasseler Spezial - Ausstellung in der D.
Bauztg. und in Dingler's |>ol\ technischem Journal*) er-
schienen sind und welche durch Aufstellung interessanter
Vergleiche und systematische Untersuchungen ein beachtens-
werthes Material geliefert haben, möge die Nachtragung einiger
betr. Beispiele erfolgen, welche in Kassel nicht vertreten gewesen
sind, die aber eine - Erwähnung in guter oder schlechter Hin-
sicht immerhin verdienen.
Zuerst mögen die gewöhnlichen Stralsburgcr Por-
zellan-Ocfen (Fig. 1) angeführt werden, die in vielerlei
Gröfsen, sowie in rechteckigen, runden und ovalen Formen
vorkommen. Für ein Zimmer von 100 bis 120 *:m Raum
genügt bei dem ziemlich milden Klima der Reichslande (mitt-
lere Wiuter-Temp. 1873 — 77 : -|- 4,38 " C.) die Gröfse von 0.50
auf 0,80 m Breite und l,20m Höhe. Die Oefen werden in
der Fabrik aufgebaut, zur Stelle geschafft und binnen etwa
1 Stunde fertig aufgestellt. Die in vielerlei Farben, Tönen
und Mustern herzustellenden Kacheln, die Verdeckuug der
Fugen durch überliegende Messingringe, die Abdeckung mittels
einer Marmorplatte geben den Oefen ein recht gefälliges, mit
der Zimmer- Einrichtung leicht in Harmonie zu bringendes
Dln6l«i'. Pot,«ecum«-|i*, Journal Bd. 22i ». ÄS. - D.
INT.
Aussehen und durch gröfsere, oft kunstvoll geschlungene Glnnz-
rohrc wird die Heizfläche vermehrt. Die Uefen werden meist
j für Holz- Feuerung, jedoch jetzt auch für Kohlen-Feuerung
hergestellt. Die Kacheln bestehen aus feuerfestem Thon
und werden im Feuerraum ausgemauert ; die Züge sind mit feuer-
festen Dachziegeln eingebaut und es steht hiernach die Wärmc-
Akkumulationsfälugkeit des Ofens etwa in der Mitte zwischen
der der norddeutschen Kachelöfen und der gewöhnlicher
eiserner Oefen; dieselbe kann indess durch Ausmauern der
Kacheln bedeutend erhöht werden. — Die Kohlenöfeu werden
meist mit eisernen Feuertöpfen oder solchen aus Chamotte
angefertigt, welche Gelegenheit bieten, eine gewisse Menge
von Brennmaterial auf ein Mal einzulegen und Nachfeuern zu er-
sparen. — Die Strafsburger Oefen sind auch für kältere Gegenden,
namentlich bei Räumen, die nur zeitweise Erwärmung verlangen,
zu empfehlen, zumal der Preis ein relativ geringer ist —
Ais zweiter, hierorts viel angewendeter Ofen, der zur
Klasse der Füllöfeu mit besonderem Füllscbacht ohne Um-
mantclung der wännestratdenden Fläche gehört, ist derjenige
zu erwähnen, welcher in Frankreich unter dem Namen
„Phönix" seit einer Reihe von Jahren im tiebrauch ist (Fig. 2).
Das Konstruktious-Prinzip erinnert an amerikanische Systeme*).
Ie77. Bd. I». ».
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136
DEUTSCHE BAUZEITÖNG.
26. Oktober 187«
Der I üll/\ linder - Verschluss verwendet Sanddichtung. Das
lireDumaterial (Gries -Coaks) brennt, ilureh die Scheiben aus
Marienglas*), welche in einer Thor angebracht sind, dem
Auge erkenntlich, langsam fort; das Nachfüllen des Ofens ist
jederzeit möglich; die Reinigung geschieht durch Bürsten von
oben her, Anzünden und Keguliren ist durch die unteren
Thoren leicht ausfahrbar. Der Aufsenmantel ist gegen die
Wirkung der Stichflamme durch einen auszuwechselnden
Einsatz geschätzt. — Die Oefcn haben sich durch fijährigen
Gebrauch in Lokalen der Strafsburger Universität bewahrt
und sind auch fQr I-Aden, Restaurationen hier sehr beliebt. —
Kin hiesiger Ofen- Fabrikant wird diese Oefen demnächst mit
einem Mantel aus Kacheln von hier üblicher feuerfester
Erde in den Handel bringen. Der besichtigte Probeofen funk-
tionirt vortrefflich. —
Ein sehr starker und solider Ofen ist der in Frankreich
seit langer Zeit
unter dem Namen
,Gurney - Ofen-1
bekannte und zur
Heizung von
Kirchen vielfach
angewendete
Apparat (Fig. 3),
der z. Z. auch
von Michel <fc
Wersingen in
Luxemburg her-
gestellt wird. —
Dem Glühcnd-
werden der Wand
wird durch die
grofse Gusstärke
und das in
trrofsen, dicht ge-
stellten Kippen
gebotene Auf-
vorgebeugt. Der
Untersatz dient
aufsen zur Auf-
nahme von Was-
ser, innen des-
gleichen von
Sand. Sorgfalt
in Bezug auf die
Bearbeitung des
Breunmaterials
ist bei diesem
Ofen nicht not-
wendig, indessen
darf kein staub-
körniges Mate-
rial mit eingefüllt
werden. Die Fül-
lung kann belie-
big hoch gesche-
hen ; Nachlegen
ist jederzeit mög-
lich. Die Bewah-
rung der Oefen
Vit. I.
. a.
. «■
die
dunst ung eine an-
gemessene. —
Ein interessanter Heizapparat ist der sogen. Gesund-
heit sofen des Ingenieurs Born in Magdeburg (Fig. 5 u. til.
Dieser Ofen kehrt zu dem alten Prinzip der Warme- Akkumulation
der nordischen Kachelöfen zurück; der Apparat wird durch
1- bis 2stttndige Feuerung erwärmt und es dient von da an der
uun inaktiv gewordene, aber durch die Heizung erwärmte
Schornstein mittels Oeffnung einer Klappe zur energischen
Abführung der Zimmerluft. Frische Luft wird durch einen
vertikalen Schacht, der dem Ofen gegenüber an der Wand
aufgestellt ist und nahe unter der Decke seine Ausmündung
hat. zugeführt (sogen. Tobin'schc Lüftung). Der Ofen hat die
bauliche Eigentümlichkeit , dass der Wärme -Akkumulator
nicht, wie gewöhnlich, als äufserc dicke Wand ausgeführt,
sondern im Ofen-Innern als ein in Lehm gemauerter Back-
•) I«. MT
ir» ... du« <u» i
du Uuitnfl« In m k*bta
steinklotz angebracht ist. Der Ofenmantel besteht aus Guss-
eisen, und zwar in Platten, welche mit 4 — 5ro1 Abstand ge-
stellt sind. Diese geringe, dem Brennmaterial anzupassen! ic
Mantelweite verhindert das Uebcrhitzen des Eisens, macht
aber eine schnelle direkte Erwärmung des Zinnners möglich
und gestattet aufserdem, dass die Warme des Akkumulators
nach Erlöschen des Feuere noch weiter durch den Eiscn-
mantel an die Zimmer luft übertragen wird. Der Name ..Ge-
sundheitsofen" rührt von der Annehmlichkeit der stets gleich-
mäßigen Wärmeausstrahlung und der lang dauernden Verwer-
thuug des Schornsteins als Abführungs&chlot her. —
In neuester Zeit wird von Paris aus eine Art von Foll-
öfen in den Handel gebracht, die ohne An wendung ei lies
Schornsteins jeden Raum erwärmen können und daiielx-n
gestatten, sogar während des Brennens in einen anderen Kaum
Die Wichtigkeit einer solchen Er-
findung ist ge-
nügend klar und
es ist daher von
Interesse . die
Leistungsfähig-
keit und insbe-
sondere die Un-
schädlichkeit des
neuen Heizappa-
rats einer ge-
nauen Untersu-
chung zu unter-
werfen. Das
Konstruktions-
Prinzip des
„Brassen)"4 ge-
nannten Ofens
I. Fg. 4) geht dahin:
1) Alles Brenn-
material zu
Kohlensäure
zu verbrennen
und das Ent-
weichen von
Kohlcnoxvd
gänzlich auszu-
schliefsen; 2) die
gebildete Kohlen-
säure theils in
Wasser zur Lo-
sung zu bringen,
theils anderweit
unschädlich zu
machen; 3) der
Luft den der je-
maligcn Tem-
peratur entspre-
chenden Feueh-
tigkeitsgrad zu
ert heilen.
Der Hcizapita-
rat, aus starkem
Eisenblech
konstruirt, be-
steht aus einem
ÜBtottaB mit
Luftzug- Regula-
tor, dem mit
Chamotte ausge-
fütterten Feuerraum mit ringförmigem Kost, femer einem aus
der Rostmitte aufsteigenden, siebartig durchlöcherten Gusseisen-
Kohr und endlich einein Obertheil, der eine abwärts gerichtete
Glocke, die aus Eisenblech gebildet ist, ein ringförmiges
Wassergcfäfs und einen durchbrochenen Deckel enthält.
Füllung und Anzünden geschehen von üben nach Ab-
nahme des Deckels und der Glocke. Die Verbrennung lindet
theils durch den Luftzutritt vom Rost aus, theils aus den
Löchern des gedachten aufrechten Rohres statt; die nach
oben steigenden Gase werden durch die Kalotte wieder ab-
wärts gedrängt, streichen über den Wasserspiegel des Bassins
fort und entweichen in heifsem Zustande in die Zimmerluft.
Die Erwärmung findet demnach theils durch Strahlung, theils
auch direkt statt.
Als Brennmaterial soll Holzkohle oder Coaks dienen;
bei Anwendung letzteren Materials wird Holz
Slr»f.bur^f r OK
I V„.v K.--L
„ 5 u. 6.
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N.. 86.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
437
benutzt. Da keine Wörme durch einen Schornstein oder durch
Heizknmmern und Kanäle verloren geht, so wird der Heizeffekt
iles Materials vollständig zur Lufterwärmnng ausgenutzt.
Kiuc Kommission französischer Architekten, die den Ofen
und seine Funktionirung zum Gegenstande spezieller Studien
gemacht hat, kommt in ihrem an die Soeiite nationale des
Areküeete* de Frame erstatteten Bericht*) zu folgenden Resul-
taten: a) Dass die Ofen -Konstruktion das Kohlenoxyd zur
vollständigen Verhrennung zwingt und seine Erzeugung auf
unmesAbare und unschädliche Mengen zurück fährt, selbst in
völlig geschlossenen Räumen: b) dass die Verderbnis« der
Athemluft durch die Kohlensäure-Produktion nur in normalen
Verhältnissen stattfindet.
Die Verbrennung des Kohlenoxyds (C 0) zu Kolüensäurc
(C 0,) erfolgt im Apparat vermöge Anwendung des durch-
löcherten Gussrohrs; die im Obertheil befindliche Glocke
erscheint nach den Versuchen als ein wesentlicher Konstruk-
tion»-Theil in sofern als nothwendig, als durch sie eine Knt-
weichung etwa noch unverbrannten Kohlenoxyds verhindert
werden soll. Das Wasser hat den Zweck der Luftbefeuchtung,
soll aber nach der Behauptung des Erfinders noch weiter
dazu dienen, dass Kohlensäure darin zur Auflösung gebracht
werde. Diese Wirkungsweise scheint indess kaum möglich, danach
Bunsen's Versuchen die Lösbarkeit der C 0, mit der Tcni)io-
ratur so bedeutend abnimmt, dass in Wasser von fast 100" Temp.
eine Losung überhaupt nicht mehr möglich ist; datier muss
angenommen werden, dass alle gebildete Kohlensäure zur
Mitthciluug an die Zimmerluft gelaugt.
Die Rechnung fordert für ein Zimmer von 124 cUu
Rauminnalt pro Stunde (bei 20" Temperatur - Differenz ) zur
Wärme -Ausgleichung (Abkühlung) ca. . . . 2480 W.-E.
und für Lüftung ( <>0 '■,"» für 1 bis 2 Per-
sonen und 20 " Temjwratur - Differenz )
GO . 0,2377 . 1,293 .20 ... . rot. 370 „_
Summa 2850 W.-E.
1 k* Coaks bringt i. M. 7000W.-E. hervor und es müssen
daher pro Stunde verbraucht werdeu: — rund 0,40 k*
Coaks, wovon 8*0|„ Kohlengehalt (neben 0,03 Wasserstoff,
0,07 Wasser, 0.02 Asche) - 0,35 H Kohle. Diese erzeugen
an Kohlensäure circa "/, . 0.35**) = 1,28 k« oder J-fJj
1,9/
= 0,650 cb™ ***) = 650 1
Dazu die durch die Athmung erzeugte Kohlensäure:
pro 1 Person und Stunde rund .... . . 20'
Summa 670'
welche sich der Zimmcrluft mittheilcn. Für die Fortscbaffung
derselben kommt die Ventilations - Luft in lietracht, welche
liereits 0,4 pro Mille, daher im Ganzen 60.0,40 = 24'
C 0, enthält, wonach der Gesammt-Inhalt der Zimmerluft an
•) Ni.hr J,„,ru.i rArchitecU Nt MS W Juli.
••) Nach il»r Vvrmri V 0, Auf I» fr. K..UI. -- IV i * . IG ~ 44 fr. KnftUmAnK.
Kohlensäure 694' ist, d.i. auf 1000 ;U-694 = 11,5 pro Mille
60
sich erhöht.
Leblanc will 4. im äufsersten Falle 5 p. M. gestatten,
Poumet und Andere gehen auf 2 — 3 zurück, Pcttenkofcr,
Grass} u. a. wollen höchstens 1 p. M. zulassen. Wenn nun
auch fest steht, dass nicht allein die Kohlensäure es ist,
welche die Luft verdirbt, sondern dass diese nur als Maafs
für die gesimmten Verunreinigungen der Luft durch die
Athmungs- Prozesse der Lunge und der Haut dient, so muss
doch Luft mit dem oben nachgewiesenen Kohlensäure-Gehalt
unbedingt als schädlich betrachtet werdeu.
Etwas besser stellen sich die Verhältnisse, wenn man
der Rechnung einen Kanin zu Grunde legt, in welchem relativ
viele Menschen für kurze Zeit sich aufhalten. Das oben
angenommene Zimmer fasse zeitweilig z. I). 36 Personen;
alsdann ist der Ersatz für Wärme- Verlust wie oben 2480 W.-E.
und wenn pro Kopf ein Lüftungs-Quantum von 20 rt,m
zugeführt wird, 36 . 30 . 0,2377 . 1,293 . 20 = 6637 ,
= 9117 W.-E.
Abzurechnen sind, als durch die Bevölkerung des
Raumes selbst produzirt, 36 . 3,5 . = rot. 126 „
Bleiben rot.l»0(M)W.-E
Dazu Koaks-Bedarf 1,98* mit 1,13* Kohlenstoff-Gehalt,
welche 4.14k« Kohlensäure oder rot. 2100' geben; diese ge-
mischt mit 36 . 30 = 1060*" Ventilationsluft ergiebt den
Kohlensäure-Gehalt des Raumes zu . ... 1,95 p. M.
Dazu die in der Luft schon enthaltenen . . 0,4 „ ,
giebt in Sa. rot. 2,0 p. M.
Gehalt an C 0, — ein Resultat , welches immerhin noch zulässig
sein dürfte.
Indessen ist doch darauf hinzuweisen, dass dieses Resul-
tat auf Grund der kaum realisirbaren Voraussetzung eine*
36 30
^ = 8,7maligen Luftwechsels in dem benutzten
Raum gewonnen worden ist und dass die thatsächlichen Ver-
hältnisse sich weniger günstig als hier berechnet gestalten
werden. Es ist aulserdem zu bedenken, dass im Heizappa-
rat nicht Kohlensäure allein erzeugt wird, sondern jedenfalls
auch einiges Kohlenoxyd in den Raum übertreten wird.
Wenn man aber auch hiervon völlig uhsjeht. so bleiben doch
noch sonstige Umbildungen zu beachten, die aus der Verbin-
dung des Sauerstoffs der Luft mit der Kohle hervor gehen.
Dahin gehört eine grofse Menge heifsen Stickstoffs, wel-
cher in die Luft gelangt.
Es gehören nach der chemischen Formel CO,, um Kohlen-
säure zu bilden, zu 12k* Kohle 2.16 = 32k* Sauerstoff, also
in obigen Beispielen 0,93 M bezw. 2,85 Sauerstoff, d. Ii.:
1 1 >n *> n5 *i
' - bezw. — '= 6,55 bezw. 2007 1 Sauerstoff, also bei
1.42 1.42
einer Volum-Mischung der atmosph. Luft von 21 % Sauer-
stoff und 79 " „ Stickstoff, 2.46 bezw. 755 r,"D Stickstoff,
was auf 60 bezw. 1080 rt" Ventilationsluft vertheilt. 4,1
bezw. 0,7% ergiebt, so dass also der Säuerst off- Gehalt
der Luft um 1,09 bezw. 0,20 % abnimmt, eine Abnahme,
die im ersten Falle übermäfsig, aber auch im zweiten noch nicht
unbedeutend ist. wenn berücksichtigt wird, dass ein licbcr-
schuss an Stickstoff eben so schädlich wirkt, wie der an reiner
Kohlensäure und beide zusammen im letzteren Falle noch
2 4- 7 = 9 p. M., d. i. beinahe 1 Prozent der Ventilat ions-
Luft für sich beanspruchen.
Die Resultate der von der Kommission französ. Archi-
tekten angestellten Ver
folgendes schliefsen:
a) Der Kohlensäuregehalt der Luft machte sich so stark
bemerklich, dass schon bald nach Beginn der Heizung die
Luft in dem eben vorher gelüfteten Zimmer einen so dumpfen
Geruch annahm, als seien wochenlang die Fenster verschlossen
gewesen; nach den gefühlten körjierliehen Einwirkungen
scheint auch Kohlenoxyd -Gas nicht gefehlt zu tuibcn. Eine
chemische Untersuchung der Luft ist als hiernach überflüssig
nicht herbei geführt worden.
b) Die Feuerung mit Coaks allein liat nicht den nöthi-
gen energischen Zug gehabt , um den Coaks längere Zeit in
Gluth zu erhalten, so dass man sehlicfslieh gezwungen gewe-
sen ist, zur reinen Holzkohlen- Feuerung mit nur geringer
Beimischung von Coaks ülier zu geben.
c) Das Feuer ist gänzlich dem Anblick und der Ueber-
wachung entzogen; die Reinigung des Ofens ist bei dem fest
liegenden runden Rost schwierig, ja fast nur durch Umkehren
des ganzen Apparats zu ermöglichen; ein Naehfcucm kann
nicht ohne Schaden für die Feuerung stattfinden; es werden
endlich Aschentheilchen mit gerissen, welche die Luft mecha-
nisch verunreinigen.
Nach allem diesen wird der in Kedc befindliche Ofen
nur in luftigen Vestibülen, Turnhallen. Kirchen etc. und
überhaupt solchen Räumen, die bei starker Lüftung eine nur
kurze Benutzungsdauer haben, benutzbar sein, voraus gesetzt,
dass nicht schon der in manchen Gegenden sehr hohe Preis
der Holzkohlen die Anwendung aus ökonomischeu Rücksich-
ten verbietet. —
Der Pfälzer Ofen**) (Rippenbeizkörper mit Mantel) ist
hierorts mit wesentlicher Verbesserung der TliOrversclilOsse
als sogen. Strafsburgcr Füllofen eingeführt und hat an mehren
Orten sich sehr gut bewährt. Desgleichen ist der einfachere,
von Reinhardt in Würzburg dem Meidinger Ofen nachgebildete,
aber mit oberer seitlicher Einfüllthür und Treppenrost
verseliene Ofen hier hervor zu heben, da derselbe vor dem
reinen Meidinger - Systeme einige Vorzüge besitzt und seine
Bewährung eine gute ist. —
Lokal -Heizapparate werden naturgemäfs für immer weit
mehr im Gebrauch bleiben, als die Zentral - Heizapparate.
Aber so selir erstcre auch immer verbessert werden
so werden sie dennoe
viel zu wünschen übrig lassen. Die
•) 1 tbm S«urrt»..rt wir»!
Iüuo.imwISM.1,10 - 1.12k«.
A D. IU«I«. 1871.
Digitized by Google ^
438 DEUTSCHE BAUZEITUNG. 26. Oktober 1878
erreichbare Vervollkommnung wird erst dann verwirklich! gasos bedeutend verringern, wird es vielleicht in nicht zu
werden können, wenn mau ein billiges Heizgas zu erzeugen ferner Zeit gelingen, den Wasserstoff aus dem billigen Roh-
im Stande ist, mit dem die Apparate aus einer den ganzen Produkt des Wassers auch in so grofsen Quantitäten herzu-
Ort durchziehenden Leitung gespeist werden. stellen, dass derselbe zur Heizung (hezw. durch leicht zu
Die Anweudung des Prinzips der Gasfeuerungen, die bewirkende jeweilige Aufnahme von Kohle auch zugleich zur
Erzeugung und Verbrennung vorzugsweise der Kohlenoxyd-Gase, Beleuchtung) bequem und leicht verwendet werden kann,
hat sich bis jetzt nicht bewahrt und ist vor allem auch zu I Durch die bekannte und bewahrte Hinrichtung der mit
kostspielig. komprimirtem Gas gefüllten Ballons, würden alsdann die Fragen
Nachdem aber Prof. Hirtzel in seinen Fettgas-Anlagen sowohl der Heizung als der Beleuchtung von Eisenbahnwagen
vortrefflich funktionirende Neben - Apparate für Entwickelung und auch von einzeln stehenden kleinen Etablissements mit
von Wasserstoff durch Zersetzung des Wassers erfunden hat, Leichtigkeit lösbar sein. —
welche auf einfachste Weise die Kasten des erzeugten Brenn- Strafsburg, Marz 1H7S. M.
Beiträge zur Berechnung der Eigengewichte eiserner Balkenbrücken.
(FortMUung «tut ftrhhiw.)
schon eingeführten Bezeichnungen beibehalten. Es sei noch
erwähnt, dass die Lichtweite einer Konstruktion durch 1^, die
Trägerlänge durch I., bezeichnet wurde und alle Gewichte sich auf
das laufende Meter der Stützweite, in
HI. Aufstellung von Gleichungen für die Kon-
struktion g- Koeffizienten.
Der Konstruktions-Koeffizient ist für kleine Stützweiten (bis
20 ■») eine Funktion der Stutzweite und der Totalbelastung
(voraus gesetzt, dass alle sonstigen Faktoren ungeäudert bleiben),
insofern als letztere »ich für eine und dieselbe Stützweite Ändert,
s. B. durch Annahme verschiedener Fahrbetriebsmittel bei Bahnen,
oder verschiedener Fahrbahn-Konstruktinnen bei Straßenbrücken
mit gleicher Breite. Bei gröberen Stützweiten entfallt innerhalb
der gewöhnlich vorkommenden Grenzen der Belastung deren Ein-
fluss, da man sich eben dann den lierccbneten theoretischen Quer-
schnitten mehr anpassen kann als im ersten Falle, wo unter gewiaae,
praktisch bedingte Dimensionen nicht hinab gegangen werden kann.
Demnach lasst sich allgemein der Konsu-u ktionskoeftizieut durch
die Gleichung t = B — f 'y — Ul. ausdrücken, worin H, ' ', h em-
pirisch bestimmte Konstanten bedeuten. Ist L > dO«, so wird V = 0.
Aus zahlreichen, hesonders für vorliegende Arbeit berechneten,
und in den Hauptcesultaten in den weiter nachfolgenden Tabellen
zusammen gestellten Beispielen ergab sich durch Vergletchung
mit den entsprechenden theoretischen Gewichten das hier mitge-
theilte System von Gleichungen. Obwohl, wie bemerkt sei, diese
für Bahnbrücken ermiuelt wurden, können deren Resultate auch
mit hinreichender Genauigkeit für Straßenbrücken benutzt
ie dies die sit&teren Beispiele
1.
II.
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MHmDM*l
Zu bemerken ist, dass bei Aufstellung der nachstehenden Tabelle
stets 3 Lokomotiven, und wenn auf der Stutz weite noch Kaum
vorhanden, dieser ganz mit beladenen Lastwagen besetzt voraus-
gesetzt worden ist
2n-3S.
<i nr I q »Ken.
A. n. B-
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2,»»-n,oo72 L I.W-O.WJMI, I.M-n.oowii!
2,14 - 0,0073/, W-fl.OOJJt
L{ l.is-o.«
IV. Berechnung von Gewichtstabellen und Beispielen.
Die Berechnung von« Gewichtstabellen ist zweckmässig wnhl
nur für eingleisige Bahnbrücken durchführbar, da bei den Strafsen-
brOcken sowohl die Breite der Fahrbahn als auch deren Kon-
struktion eine zu verschiedene ist, um eine einheitliche Rechnung
zu ermöglichen. Es kommen zwar bei den Bahnen auch ver-
schiedene Verkehrsbelastungen vor, welche sich jedoch l*kanntlieh
in folgende 3 grofse Gruppen theilen lassen: I) Bahnen im Ge-
birge, II) im Hügellande und III) im Flachlaade, wozu bei kleineren
Stützweiten etwa noch IV) eine schmalspurige Bahn (1 '») in Be-
tracht käme. Demgemäß sind auch die im Nachstehenden ge-
gebenen Tabellen unter den folgenden speziellen An-
nahmen berechnet:
1) Die Figengewichte für die statische Berechnung
der Beispiele, welche in den Tabellen vereint sind, sind
i Tabelle des Verfassers
L,
1.
II.
III.
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37«0
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tt
6
8
10 |
16
18
m
12 U
■ t, = 4400 4300 , 4000 1 8800 8660 ; 3600 | 3400 , 3390
Zur Beleuchtung der Methode einerseits, als zum Behufc
der Brauchbarkeit der so erhalteuen Besultatp
des Nachweises
andererseits, mögen die nachstehend eingeschalteten Beispiele
Platz linden. Fs wurde bei denselben immer p vnrlAntig
aus den enuprechenden Gewichtstobellen annähernd ermittelt,
• .
während , und I nur i
der ersten, schon früher
H»llrt»lln nlwn
II I III
Ii
9>+9i 9\ 9>+!h 9* \9i+9t 9» jr, tfl, Oj g, ^o, o, g, J-g, g, o, fj, o, g, +3, y,
2) Ebenso sind die Verkehrsbclaatungen für die
oben bezeichneten Kategorien von Bahnen den Normen
der königl. ung. Staatsbahiieu, welche im übrigen
mittleren Verhältnissen entsprechen, als gleichförmig
vertheilt bestimmt und in der weiterhin folgenden Tabelle
zusammen gestellt worden.
3) Bezüglich der Detailanordnung der Konstruktion,
namentlich der Nebentheile, wurden die üblichen Typen,
wie sie z. B. Laiaslc und Schübler angeben, angenommen;
nur sei bemerkt, dass lediglich bei den Vollwand-Tragern
kleinerer Stützweite die Querschwellen als unmittelbar
auf den Haupttragern liegend gedacht worden sind, sonst
überall Quer- und I«iingxträger vorausgesetzt sind.
Zur Vereinfachung der Tabellen wurden die Brücken-
! 41!» gebrauchten Buchstaben,
angeführten romi-
die Gewichte die
.-.
444
IS
431
70
SSfi
,3
307
«I
SSO
.1.13 1
10«
31«
324
301' 370
l»s
■«
SIS
1«
4S*
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SM
7»
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No. 8fi.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
439
wurden, wenn in dem als Quelle Itenutxten Beispiele - dessen
genaues Eigengewicht zum Vergleich mit den Rechiiuiigs-Resultaten
dienen sollte — diese Angabe fehlte.
A. I'aralleltrltger-Brncke mit Vollwand (Bau und
Bestand der östr. Nordwestbahn. Wiener Weltaosstellune 1873).
Es ist /< = -''-y1*- =12,8«»; »=10; S=800"m:; a\ = 506OVk-;
k, = 630<)k« (nach Tab. Seite . . .); j> ^ 671 + 143 + 446 =
1160k«; die Fahrbahn liegt oben. Somit ist g, =0,0039.0210.6,4
= 166 gt =r 0.0012 . "460 . 6,4 = 68 ki; ferner I, =a 6,5 —
0,0002« . 6210 0,15 . 12.8 .= 2,99. Eben so findet sich t, - 6,7
0)00041 . 7460 + 0,03 . 12,8 - 3,90; daher g, + 9, + 9* =
(463 + 230t y -f 143 = 749 U, während nach der QueUe g, + g, +
9> —
10093
12,8
= 788 ist Demnach betragt die Differenz 6%.
B. Paralleltrager-Brückc mit Gitterwerk (Plan-
ung der nng. Kaschau - Oderberger Bahn von 11. Wagner
1871). Es ist /. = 15^.±iM = 17,2, »; * = 8; .<?=700'*;
tI=*, = 68»k«; /> = 687 + 282 + 441 = 1410 die Fahr-
tiahu ließt oben. Somit ist g, = 0,0039 . 7230 . 8,6 = 265 und
g, =-- (0.0013 . 1410 + 0,0017 . 5820) 8,6 = 107 *; ferner I, = 6,5
0,00020 . 7220 — 0,15 . 17,2 — 2,07; t. — 1,8 0,00008 . 7260
+ 0,03 . 17,2 = 1,76; demnach g, + g., + g, — 528 . lQ + 187 +
282 ae 891 k«. In der Quelle ist der entsprechende Werth auf
die Trägerliinge bezogen, somit muss zum richtigen Vergleich
0i +y» + .V«= {~ 2 = 843 kn gerechnet werden, was bis
auf \% mit obigem Wcrthc
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äh gt+m\ g> |ji+s4| Sa ]g,+g* jb
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+ g, gi>9i <J>
C. PuüUltri«i-r-Hr«<'l(» mit Zug- nnd »nvkvtrc4.ni.
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C. Paralleltritger-Brücke mit Zug- und Druck-
st reben (Donaubrficke bei Zwiefaltendorf. Kli
ausgeführter Eis
Neue Folge 1874).
Es ist /. = li>i!±lM5 45,3 «; „ — io,6; .V = 675
fr, _ k, - 4300 k.-; p = 1228 + 490 + 442 = 2160 *«; die Fahr-
Somit ist g, - 0,0039 . 6460 . 22,65 = 689 k*;
g, = (0,0012 . 2160 + 0,0016 . 43<Hi) 22,65 = 214 kB ■ weiter r, s 1,66
— 0,0035 . 45,3 - 1,60; I, - 1,92 0,0024 . 45,3 — l,isl ; demnach
g, + 9, = (884 - J''J5 + 3S7) (7.*' = 1373 k*. 1„ der Quelle ist
für diesen Werth g, + (/, =
69650
45.3
= 1636 k« am: . somit
erreicht auch hier die Differenz kaum lOHj.
C,) Koutin. l'aralleltrüger • Brücke mit Zug- und
Druckstreben. (Tbava- Viadukt bei Znaim, oster. Nordwestliahn.)
Von den 4 Oeffnungen ist /.„l 50 <•', /,„'' = /J" — 60»;
im ersteren Falle » = 10, im »weiten » = 12; 8—780*9;
t, ' 4450 k«, t, — ö4'.H) k* (nach der früher gwgi'heneu Tabelle), die
Fahrbahn liegt oben. Zur Umrechnung der Gewichte der Tabellen
für kout Trtger diene nachstehende Tabelle wo dann (g, ' + g,') = a
Lo — 10» 20» 30» 40» 50»
a sb 0,964 0,945 0,936 0,917 0,89S
In = 60» 70» 80» 90 ■ 100»
* = 0,880 0,863 0,845 0,828 0,810
Somit für 50 »..../> = 1369 . 0,898 + 514 + 447 = 2190 k«
und für 60 »....»= 143S . 0,880 + 521 { 449 = 2230 K
somit vorhUifig ohne Rücksicht auf die Kontinuität und die in
jedem Knotenpunkt befindlichen Vertikalen wird für 50™:
— 0,0039 . 6640 . 26 — 046 g, = (0,0012 . 2194) r 0,0016 .
6430) 25 = 283 kS; die Vertikalen g," -- ' , — 189 M somit </,' +
7," - 472 k« fQr ,;0.n: = 0,0039.6530.30 = 762 k*; y,' _
(0,0012 . 2230 + 0,0010 . 5430) 30 as 341 Mt; ebenso wie oben
g," = ' = 123 U; demnach + </," ^ 668 *u. Für 50 ™ ist
t, = 1,66 - 0.0035 . 50 - 1,46; f, = 1,92 - 0,0024 . 50 = 1,80;
für 60 > ist /, — 1,66 - 0,0035 . 60 = 1,45; I, = 1,92 - 0,0024 .
60 =
700
: 1,78. Für 50 » ist ?1 + g% = (956 + 850) ^
60» ! jp, +«7, = (1091 + 9011) =
auf die Kontinuität wi
1685»; für
kfj mit Rücksicht
für
• {H| ss 9148 demnach im Mittel
0, = 1513 •»«, für 60»
9 1 + Ji + 5i — 1625 +
518 = 2143 k«. Xach der genauen Gewichtaberechnung ergiebt
sich g, + s-, + yn = 2303 somit eine kaum 8%igc Differenz.
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4«3
Die Architektur auf der diesjährigen Ausstellung der Akademie der Künste zu Berlin.
(fWiloM M» So. 77.)
Trotz ihres an sich nur kleinen Umfangs gewahrt die dies-
malige Ausstellung von Entwürfen der Berliner Architekten für
den Kundigen doch insofern ein ganz eigenartiges Interesse, als
sich in ihr aufs vollkommenst« die grofse Mannichfaltigkeit der
zur Zeit in der deutschen Hauptstadt vertretenen architektonischen
Bestrebungen spiegelt. Wer es nicht schon wusste, dass eine ein-
heitliche Berliner Schule wenigstens in dem Sinne, den dieser
Bejrriff \or 20 Jahren bezeichnete — nicht mehr besteht: vor
dieser Ausstellung würde es ihm klar werden. Er würde vor
allem sich überzeugen können, dass jene Einheit zum geringeren
Tbeile durch die auf fremdem Boden entwickelten, nach Berlin
übergesiedelten Kräfte gesprengt worden ist, sondern dass die ein-
heimischen, aus der Bau -Akademie hervor gegangeneu Künstler
es sind, welche — auf selbststandigen Wegen fort schreitend —
diesen Wandel bewirkt halten.
Am wenigsten ist ein solcher wohl an den Entwürfen amt-
lichen Ursprungs zu merken, welche das preufsische Ministe-
rium für Handel etc. — dem Uesuch des Architektenvercins
entsprechend — zum ersten Male zu der Kunstausstellung hei-
gesteuert hat. Es sind 2 dem (iebiete der Justizverwaltung an-
gehörige, zur Zeit in Ausführung begriffene Neubauten — die
Üeschaftsgebaude und Gefängnisse für die Untcr-
suchungs-Abtheilung des Berliner Stadtgerichts in
Moabit und das Gerichtsgebäude für Erfurt - deren Ent-
würfe hier vorliegen. Wer die Bedingungen kennt, unter denen
derartige Werke entstehen, weifs, dass bei ihnen für eigentliche
Kunstleistungen leider nur geringer Spielraum gegeben ist, und
wird seine Kritik hiernach einschränken. — Der Eindruck des
umfangreichen Moabiter Etablissements, das den bekannten Hund-
flach
Stil mit Konsolgesims zeigt und in
ils mit Ziegelrohbau-Flächen
Kom-
führung gelangt, könnte ein weitaus günstigerer sein, wenn der
Unterbau starker betont worden wäre; namentlich die mit 2
Thürmen geschmückte Eingan»rsfront an der stumpfen Ecke des
Grundstücks erscheint in Folge dessen etwas schwächlich. — Der
Erfurter Bau, der in Werkstein hergestellt wird,
llaupteffekt in einer Giebel-Dekoration spätgothischen
die leider als organisch nicht gerühmt werden kann.
In ausgezeichneter Weise ist die spezifisch hellenische,
Schinkel-Britticker'sche Richtung der Berliner Schule, das sogen.
.Tektonenthum", durch ein gTofses Modell der Facade des Ber-
liner Gewerbe-Museums von Gropius A Schmieden und mehre
Entwürfe Jacobsthafs vertreten - zugleich erfreuliche Beispiele
für das mehr und mehr in Aufnahme kommende Verfahren, dass
Entwurf und Ausführung hervor ragender Monumentalbauten des
Staates dem laufenden Geschäftsgänge der Lokal -Baubeamten
entzogen und durch freien Auftrag an geeignete künstlerische
Kräfte vergeben werden.
Jenes Modell des Gewerbe -Museums, von den Bildhauern
Zeyer & Drechsler hergestellt, bringt nicht nur die plastische,
sondern auch die von den Architekten beabsichtigte farbige
Wirkung des edlen Baues zur Erscheinung, in welcher Goldmosaik
zu den Tönen des Sandstein- und Ziegel - Materials sich gesellt;
es giebt uns die erfreuliche Gewissheit, dass die Mouumental-
Architektur Berlins in dem Werke eine Bereicherung ersten Ranges
erfahren wird. Jacobsthal's Entwürfe, die im Auftrage der
General-Direktion der Elsass-Lothringischen Eisenbahnen entstanden
sind und durch diese zur Ausführung gelangen, betreffen die
Bahnhofs-Empfangsgebäude für die beiden Hauptstädte des
Reichslandes, Metz und Strafsburg. Der Bsu in Metz,
welcher z. Z. bereite vollendet und in Betrieb genommen ist,
ine Kopfstation, deren Doppelhalle auch in i
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440
2fi. Oktober 1878
: ist. I >ie etwas schwer in der Farhe gerathene
Perspektive des Aeusaercn giebt auscheinend kein ganz richtiges
Bild von der wirklichen Erscheinung dessellien, die in ihrem
schlichten, massigen C harakter wühl der Festung* -Architektur
seiner unmittelbaren Umgebungen angepasst ist. Desto anmuthiger
wirkt die innere Ansicht der Halle, deren in sehr gefalligen Ver-
hältnissen durchgeführte architektonische Gestaltung zugleich eines
der glücklichsten Beispiele für die künstlerische Durchbildung
einer solchen Eisen- Konstruktion ist, die wir bisher gesehen
hatten. Die als Kastenträger angeordneten, durch Querträger
verbundenen sichelförmigen Binder endigen nämlich in einer
mächtigen Voute aus Metall, die sie zu einer Einheit zusammen
fasst und das ganze Dachwerk in seiner künstlerischen Erscheinung
als einen in sich geschlossenen ltahtnen erscheinen lässt — an-
nähernd dasselbe, was Hr. Lipsius kürzlich für eine derartige
Deckenbildung gefordert hat. — Weniger befriedigt hat uns der
Entwurf für die Facadc des neuen Strafsburg er Bahnhof-
Gebäudes, das einer Durchgangsstation angehört und daher
einen lang gestreckten Bauknrpcr mit daran geschlossenen Hallen
steigt, die schwierige Aufgabe einer harmonischen Verknüpfung
des eingeschossigen Mittelrisalits mit seinen grofsen, flachbogigen
Oeffnungen und der 3geschossigen Seitentheile ist wohl noch nicht
ganz gelöst. Bemerkenswert)! sind einige Versuche, das Schema
der im griechischen Baustil gegebenen Motive zu bereichere;
neben den palmettenbekrönten Strebepfeilern, die bei einem Jacobs-
tlufschen Monumentalbau unvermeidlich erscheinen, finden wir
hier ein „burgundisches Hauptgesims* angewandt. — Einem völlig
anderen Gebiete gehört der von J. in den Formen märkischer
Spatgothik ausgeführte Im bau des Kirchthurms in Mitten-
walde an; leider fehlt eine Skizze des früheren Zustande*, so
data man nicht weifa, in wie weit die im Verhältniss zu der sehr
einfachen Kirche etwas reichen und nicht
Motive des an sich gefalligen und künstlerisch emj
Werks gegeben waren.
Derselben Richtung, welcher die genannten Künstler ange-
hören, dürfen wir wohl noch den von H. Zill er gelegentlich
einer Monatskonkurrenz des Berliner Architektenvereins an-
gefertigten und seiner Zeit L d. Bl. besprochenen Entwurf zu einer
Festdekoration für die Bühne des kgl. Opernhauses
zurechnen.
Die ältere Berliner Renaissance Hitzig'scher Richtung wird
durch mehre Entwürfe von Hennicke & v. d. Hude vertreten,
unter denen derjenige zu dem neuen grolsen Eisenbahuhötel
neben dem Bahnhof Friedrichstrasse der Berliucr
Stadtbahn die Aufmerksamkeit des Publikums besonders lebhaft
erregt. Die mächtige Anlage, durch welche der \ou denselben
Architekten erbaute „Kaiserhof noch überboten werden soll, bietet
neben ihrer rein praktischen Seite auch des künstlerisch Inte-
ressanten genug — im Inneren, das vorläufig noch etwas skizzen-
haft behandelt erscheint, einen Cour d'honneur, einen grofsen, im
Zusammenhang« mi
und ein Theater -
hingen ist, trotz de
nissmäfsig kleinen
tale Wirkung zu erzielen: leider werden die Standpunkte fehlen,
ipäter auch thata ichlich geniessen zu können. — Die
& v. d. Hude gelieferten, nicht zur Ausführung ge-
Markthallen-Entwürfe für Wien und Berlin ge-
hören zu so geringem Theil in das eigentliche Kunstgebiet, das?
es hier wohl genügt, des auch bei ihnen ersichtlichen Strebens
nach einer möglichst monumentalen Erscheinung zu gedenken.
Bei den Markthallen für Wien diente als ein wesentliches Mittel
hierzu die Umschlieftung der Halle durch eine iiuftere, in Massiv-
bau projektirte Zone von Läden. —
Auf derselben Grundlage entsprossen, wenn auch nicht gleicher
Weise akademisch geschult nnd daher leicht in's Phantastische
und Wilde abschweifend, ist die künstlerische Thätigkeit einiger
jüngeren, aus Berliner Ateliers hervor gegangener Architekten,
unter denen Oscar Titz sowie Friebus A Lange diesmal mit
einigen interessanten Entwürfen an der Ausstellung bcthciligt
sind. Neben einer Darstellung der an die Villa Markwald (von
v. d. Hude & Hennicke) erinnernden Villa Barheine iut'har-
lottenburg hat Titz \l Konkurrenz-Entwürfe — für das Museum
in Linz, sowie für die Synagoge in Münster ausgestellt,
beide durch Originalität der Verhältnisse bemerkenswert!!. Der
erste ist ein nach kleinem Maafsstab detaillirtcr wirkungsvoller
Renaissancebau; der zweite, auf Billigkeit der Ausführung und
Wintergarten
Architektur, bei der es ge-
verbält-
HnUhau im Inneren berechnet, zeigt im
eine Verschmelzung byzantinischarabischer Motive. — Friebus
& Lange hab-n iu 3 Aquarellen einige von ihnen ausgeführte
innere Dekorationen zur Schau gestellt, unter denen eine in Holz-
architektur ausgeführte Kegelhalle und ein Speisesaal, beide
in reicher farbiger Wirkung, wohlgelungen erscheinen. Leber die den
vorgenannten nicht ebe hurtigen, über das „Landesübliche" nicht
hinaus gehenden Entwürfe der Hrn. Triesethau & Sch & f e r
und Traugott Krahn dürfte mit dieser flüchtigen Erwähnung
genug gesagt sein. —
Die an die klassischen Vorbilder Italiens sich anlehnende
Version der modernen Renaissance führen 2 Entwürfe vor, die
derselben Aufgabe, einer Kunstballe für Düsseldorf, ge
widmet sind. Der eine derselben, von ('. Schnitzler, eine in
sehr gefälliger, wenn auch nicht eben origineller Architektur
durchgeführte Anlage nach dem Motive der Münchener alten
Pinakothek bezw. der neuen Kasseler Gemäldegallcrie , gebort
einer vor noch nicht langer Zeit entschiedenen Konkurrenz an,
in welcher (iiese Jt Weidner in Dresden den Preis errungen haben.
Der andere ist früher von Raschdorff für eine andere Baustelle,
im Anschluss nnd mit Benutzung des abgebrannten Schinkel'schcn
Ständehauses entworfen worden, l'nzweifelbaft ist derselbe die
bedeutendste künstlerische Leistung auf der gesammten dies-
jährigen Architektur- Ausstellung. Die Gcsammt -Verhaltnisse des
Baues, dessen fensterlose, aber organisch gegliederte Flächen
durch das Motiv einer grofsen Vorhallen -Nische wirksam unter-
der Detail-Maaftstab desselhen, die Anwendung
und malerischen Schmuckes, endüch die Verbindung
Gebäudes mit seiner I mgebung durch Terrassen-Anlagen etc.
alles ist in nahezu vollendeter Weise geglückt uud lässt es
lebhaft bedauern, dass dieses Werk des Meisters, das uns hoch
über vielen seiner jüngsten Monumentalbauten in i"
sance zu stehen scheint, nicht für die
worden ist —
Die letztere, vorläufig noch im Vordergrund des Tages-
geschmacks stehende stilisrhe Richtung wird durch einen Entwurf
für das Wobn- und Geschäftshaus der Lebensversicbe-
rungs-Gescllschaft Germania, das z. Z. an der Ecke der
Friedrich- und Französischen - Str. zu Berlin von Kayser &
v. Grofzheim ausgeführt wird, glanzvoll repräsentirt Die in
Nesseiberger Sandstein mit theilweiser Verwendung von polirtcm
schwedischen Granit entworfene Architektur, die bei dem Zweck
des Hauses natürlich auf Effekt Im rechnet werden mittäte und in
dieser Hinsicht auch wohl die erste Stelle unter den Häusern der
Friedricb-Strafse einnehmen wird, zeichnet sich — wie fast alle
Arbeiten der hoch begabten Künstler — nicht nur durch schone
Verhältnisse aus, sondern entbehrt auch — innerhalb des Rah-
mens der gewählten Architektur — keineswegs jenes künstleri-
schen Maafseg, das der Berliner Schule
sten Leistungen eigen zu sein pflegt.
Zu diesem an sich schon bunt und
Bilde weit
•Btrcl
treten endlich noch mehre Entwürfe mittelalterlichen Stils
in streng geh
Konkurrenz - Entwurf Licht's für die St. Petri-Kirche in
Leipzig, sowie einige gothische Entwürfe O tz e n ' s. letztere ein
Konkurrenz - Entwurf für das Rathhaus in Essen in früh-
gothischem Sandsteinbau nnd die in Ausführung begriffenen Ent-
würfe für den Neubau des Nicolai-Kirchihurms und die
Restanration der Marien-Kirche in Flensburg in nor-
dischem Backsteinbau — originelle in strenger Formenschönheit
und sympathischen Verhältnissen durchgeführte Werke dieses
Künstlers, dessen hoher Begabung und rastloser Anstrengung es
anscheinend gelingen wird, das früher für unmöglich Gehaltene
zu vollbringen und der echten Golhik eine Stätte in der deutschen
Hauptstadt zu erobern. — —
Unsere Besprechung der auf der Kunstausstellung vorhan-
denen Entwürfe ist bienuit zu Ende. Derselben allgemeine Be-
trachtungen anzuhängen, liegt keine Veranlassung vor, nachdem
dies im vorigen Jahre erst geschehen ist. So bleibt uns nur der
Wunsch übrig, dass die Fachgenossen, deren opferwilliger Arbeit
wir es zu danken haben, dass auch dieser zweite Versuch einer
solchen, für das grofte Publikum bestimmten architektonischen
Ausstellung geglückt ist, in ihrem Bemühen nicht nachlassen und
dass ihnen auch für die Zukunft zum mindesten ein gleicher,
hoffentlich aber ein noch froherer Erfolg zu Theil werde.
- F. —
Ingeniour -Verein zu
Exkursion nach Harburg am 10. September 1878.
Mittels Extrazuges begab sich am Nachmittage um 3 I hr
die aus 4!) Personen bestehende Exkurstous - Gesellschaft nach
Harburg, wo sie an der hannoverschen Seite der südlichen Klb-
hrttcke von den Mitgliedern des Harburger Techniker • Vereins
gastlich empfangen wurde. Nach einem Blick von dem zinnen-
gekrönten l.nhse'sehen Brucken-Portale auf die Elbgegcnd wurde
zunächst die Imprftgnir- Anstalt der Köln- Mindener Eisenbahn-
tieseilschaft und dann die im Bau begriffene grofse Seeschiffs-
Schleuso besichtigt Auf eine Beschreibung dieses interessanten
■ Stelle verzichtet werden, da "
Thellnebmer an der Exkursion für dei
ausreichende Notizen gesammelt bat. Wer kann es den Fröhlichen
, verargen, dass sie lieber der Einladung der Harbnrger Kollegen
zu einem Pcllkartoffel-Scbmause im Rathskeller folgten, als dass
sie im triefenden Hegen in der Baugrube auf durebnässtem Papier
skizzirten und notirten? —
Versammlung am 4. Oktober 1878. Vorsitzender: Hr.
Haller, zeitweise: Hr. Ahrens; Schriftfühn-r : Hr. Bargum.
Anwesend fi4 Mitglieder.
Der Vorsitzende eröffnet die erste Versammlung nach der
Sommerpause mit einer Begrflftung, in welcher er leider den Tod
von 4 Mitgliedern zu beklagen hat Gestorben sind seit der
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No. 86.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
441
letrten Versammlung die Hm. Ehbets, A. L. J. Meier, Krumb-
liaar und Reicbard( sen. Ibr Andenken wird in der ablieben
Weise durch Krheben von den Sitzen geehrt.
Ad die unter den Eingängen befindliche Aufforderung zur
der im nächsten Frühjahr geplanten Aufteilung
en und architektonischen Aufnahmen iu Berlin
Heschickung der
vou Reise -Skizzen
Bitte, es durch eine rege Bethel]
Namen« der 1'ublikation» - Kommission erstattet Hr. Hall er
Bericht Ober das nunmehr abgeschlossene rnternehmen der Ver-
öffentlichung von „Hamburgs Privatbauten". Auf spinen
Antrag beschließt der Verein, von den demselben vom Verleger
zu liefernden Freiexemplaren eines dem Hamburger Senate und
ein zweites dem Berliner Architekten- Verein, dem letzteren als
Gegengabe für da« Werk „Berlin und «eine Bauten", zu schenken.
Hr. Bargum berichtet danit über die Dresdner Versamm-
lung. Er verhehlt nicht, das« dag Interesse am Verbände, wel-
ches bisher ein sehr reges in den Vereinen gewesen sei. zu er-
lahmen anfange, und fahrt als charakteristische Belege für diese
leider nicht zu lüngnende Thatsache u. a. an, da.ss der Berliner
Verein in der Delegirten- Versammlung nur durch die Hälfte der
ihm statutenmäßig zustehenden Stimmenzabi vertreten gewesen
ist und das« der derzeitige Vorsitzende des Verbands- Vorstandes
es nicht für nöthig erachtet hat, in der Abgeordneten- Versamm-
lung zu erscheinen, an deren Arbeiten theilzunehmen »der wenig-
sten« die auswärtigen Delegirten zu begrOfsen, so das« er diesen
bis zur Hauptversammlung völlig unbekannt geblieben ist. Der
Kedner bezeichnet es angesichts dieser Zustande als besonders
erfreulich, dass durch die Wahl des Vereins für Niederrhein und
Westfalen zum Vorort ein Mann an die Spitze des Verbandes
gestellt worden sei, der zu den Gründern desselben gebore und
der seither den lebhaftesten Antheil au dessen Gedeihen geuotn-
meu habe. Für die dem Hamburger Verein besonders über-
tragenen Arbeiten: Statistik des Bauwesens, Stellung technischer
Sachverständiger und Druckhöhen-Verlust in Röhren betreffend,
werden die bestehenden Kommissionen, nämlich ad 1 : die Hrn.
Haller, Kaemp, Schaffer, Zimmermann und Bargum; ad 2; die
Hrn. Ahrens, Kaemp und Bargum; ad 3: die Hrn. Kaemp und
Iben, das Erforderliche zu veranlassen haben. Für die Bearbei-
tung der neuen Fragen, in die der Verein ohne Ausnahme eintreten
will, sollen in nächster Sitzung Kommissionen gewählt werden.
Ein Antrag des Hrn. Breckelbaum auf dekorative Aus-
stattung der Sitzungsräume, welche wahrend des Sommers durch
Brand zerstört worden sind, wird dem Vorstande zur Verhand-
lung mit dem Eigner des Gebäudes, der Patriotischen Gesellschaft,
aberwiesen.
Auf Anregung des Hrn. Haller wird beschlossen, die nächste
Versammlung in den so eben fertig gestellten oberen Baumen der
< oneordia abzuhalten und damit eine Ausstellung „aus den Map-
«n der Vereinainitglicder" zu verbinden. Aufgenommen in den
erein sind die Hrn. Andreseu und Lembach. Bm.
Fl
Architekten-Verein zu Berlin. Versammlung am 21. Ok-
tober 1878; Vorsitz. Hr. Möller; anw. 342 Mitgl. u. 19 Gaste.
Der Ilr. Vorsitzende eröffnete die Sitzung, indem er die
fremden Fachgenossen , sowie die auswärtigen Mitglieder des
Verein«, die der Einladung des letzteren entsprechend zur Theil-
nahme an der heutigen Sitzung «ich eingefunden haben, herzlich
willkommen heißt
An Eingängen liegen vor: 1) Die vom Arch.- u. Ing.- Verein
zu Hamburg veranstaltete Publikation: »Hamburg'« Privat-
bauten", als Geschenk des Verein« und speziell al» Gegengabe
für „Berlin und «eine Bauten". 2) Ein Schreiben des „Vereins
Berliner Kunstler", da« die Einladung za den diesseitigen Ver-
für den 21.- 23. Oktober annimmt und den Verein
mit seinen Gasten fOr den Abend des 22. Oktober auch
an einer geselligen Vereinigung im Lokale des Künstlervereins
theil zu nehmen. 3) Ein Anschreiben de« Gewerhe-Verein« zu
< öln mit einer an den Hrn. Handelaminister gerichteten, die Reor-
ganisation der Gewerbeschulen betreffenden Petition.
Für die am 15. Oktober fällige Konkurrenz um die archi-
tektonische Gestaltung der Stadtbahn-Haltestelle „Börse" sind
6 Entwürfe auf 21 Blatt Zeichnungen eingeliefert worden.
Hr. Winkler liefert darauf in einem von Tafelskizzen be-
gleiteten Vortrage eine summarisch gehaltene Beschreibung des
JialUm captij auf der gegenwärtigen Pariser Weltausstellung,
welcher er einige Angaben über die Persönlichkeit des Erfinders,
Hrn. Giffard, vorau« schickt Henry Giffard wurde i.ii Jahre
1825 in Paris geboren und von seinem 17. Lebensjahre an in
dem Büreau der Werkstatten der Eisenbahn Paris -St. Germain
für nur kurze Dauer beschäftigt. Bis zu einem gewissen Grade
Autodidakt warf Giffard sich im Alter von 19 Jahren auf aero-
nautische Studien und machte im Jahre 1852 einen ersten
Versuch mit einem sogen. Schrauben - Luftdainpfer,
indes«, wie so manche andere, die auf dem Gebiet«; der
iffahrt unternommen worden sind, nicht glück-
lich war. Den Ruf, den Giffard sich erworben hat, verdankt der-
selbe insbesondere der Erfindung de« bekannteu „Injektor«",
außerdem erzielte er Erfolge in der Konstruktion von Dampf-
maschinen und — auf einem völlig anderen Gebiete in der
gelungenen Herstellung eines ehemisch reinen Wasserstoff-Gases.
Von 1897 an Iwschattigte Giffard die Konstruktion des Ballon
captij (Haft-Ballon) und in diesem Jahre der 2.
«tellung wurde zum ersten Mal ein solcher Ballon fertig gestellt,
der bei Soooo.m Fassungsraum 12 Personen 250 • • hoch in die
Lüfte erhob und der auch wahrend de» nächsten Jahn!« 1868
im Betriebe erhalten wurde. Dieser selbe Ballon war e«, der in
der Zeit de« deutsch-französischen Krieges während einer neuen
Füllung infolge heftigen Windes sich frei in die Lüfte erhob, um
bekanntlich «purlos zu verschwinden. — Im Jahre 186U wurde
BOom faptif erbaut,,ewclch'er 12 0UU^» FassLgsrauVVsaß
und 30 Passagiere zur Höhe von 500» iu die Lüfte hob; in-
mitten der Saison ereignete sich, infolge eines Irrthums beim
Steuern der Maschine, ein Seilbruch und es entflog der Ballon, der
nun aber in etwa l<n> km Entfernung von London wieder gefunden
wurde. Auch für die Wiener Ausstellung von 1873 wurde von
Giffard ein Ballon captif erbaut, der indes« gleich bei der ersten,
ohne Passagiere unternommenen, Probefahrt davon flog, um in
Ungarn wieder zur Erde zu kommen und - von dem Besitzer
des betr. Grundstücks in so zahlreiche Theile zerschnitten zu
werden, das« eine Reparatur ausgeschlossen war. —
Der jetzige Pariser Ballon captif übertrifft an Gröi'se alle
bisher dagewesenen. Er hat die Form einer Kugel von Hti» Durch-
messer, entsprechend einem Fassungsraum von 24 420 <*■» und
einer Oberfläche von 4070 s». Die Haut de« Ballonsist aus
'.I einzelnen Lagen gebildet, welche zusammen eine Dicke
von l »™ geben und pro m» etwa 1 k« wiegen. Von der Innenseite
aufgehend sind die einzelnen Lagen folgende: 1 und 7 Mousselin
< Bauin wollenstoffi; 2. 4 und 6 Kautschuck (6 in vulkanisirtem
Zustande); 3 und 5 i'anevas I Leinenstoff), 8 Firnis«, 'J Oelfarbe-
Anstrich aus Zinkweiß, der erst nach der Fertigstellung aufge-
tragen wordeu ist. Die Zugfestigkeit des Stoffes wurde zu 40 k«
pro Längen-« entiraeter, d. i. 400 U pro -r» ermittelt Vor dem
Zuschneiden wurde eine Keckung des Stoffes vorgenommen, wobei
sich eine Ausdehnung von 3 Proz ergab.
Zur Bildung der Kugelform wurden aus dem Stoffe KM Kugel-
Zweiecke von je 53™ Lange und 1,07» größter Breite aus je
14 Stücken hergestellt; ganz besondere Sorgfalt erforderte natür-
lich die Bildung der Stöße, welche durch Nähen, mit 3'«
breiter reberlappung in Verbindung mit 2scitiger Laschung au«
Mousseliu und Kautschuck, bewirkt worden ist.
Ventile sind am Ballen zwei angebracht, ein« oben, eins
unten; das obere, von 0,5 <" Weite, ist zum Auslassen infolge
einer etwaigen unfreiwilligen Luftreise bestimmt und kann mittel«
oiuer durch den Ballon zur Gondel geführten Zug-Schnur geöffnet
werden, wobei der Ventildeckel sich nach innen bewegt. Das
unten angebrachte Ventil ist dag eigentliche Sicherheit« -Ventil,
welche« bei einem gewissen Ueberdruck im Innern selbstthätig
nach atifsen hin sich öffnet; dieses Ventil hat 0,8"' Durch-
messer und es i»t in der Sitzplatte desselben ein Glasfenster zum
Erkennen de« Ballon- Iuuern und ein Manometer zur Druck- Ab-
lesung angebracht.
Da« Seilnetz zur l'cbertragung des Gewichts der Gondel
auf den Ballon besteht au« 1 1 """ dicken Hanfseilen, welche in
rautenförmige Maschen sich derart verzweigen, dass etwa 52 000
Maschen «ich bilden. Um die Ballonhaut vor Beschädigung durch
Scheuern zu sichern, sind die Knoten de« Netzes durch einfache
Ueberkreuzung der Stränge und Belegen der Kreuzungsstelle mit
Stücken von behaartem Thierfell hergestellt. — Die Länge der
verbrauchten Seile ßt 26 km und da« Gewicht derselben betragt
60 »*. — Nahe unter dem Ballon liegt ein mit Holz bekleideter
Stablring von 1,4™ Durchm., von welchem 16 Seile ausgehen,
die sich in 32, bezw. 64 und 128 schwächere Seile spalten, von
welchen die letzteren die Verbindung mit dem oben beschriebe-
nen Netz de« Ballon« herstellen.
Die au« Holz erhaute Gondel ist ringförmig im Grund-
riss gestaltet, mit 6» äußerem und 3,6™ innerem Ring-Durch-
messer. Im Boden der Gondel befindet sich ein 0,5 m tiefer Hohl-
raum, welcher nebst dem Ballast die für eine etwaige unfreiwillige
Luftreise erforderlichen Requisiten, als Anker, I-einen, Proviant
etc etc., aufnimmt. Zwischen der Gondel und dem oben er-
wähnten großen Stahlring liegt 1,2 » tiefer als der letztere ein
zweiter, kleinerer Stahlring von 1 » Durchm., den man einge-
schaltet hat, um die Verbindung zwischen Gondel und Ballon
mehr beweglich zu machen und damit die Wirkungen schiefer
Lagen de« Ballons für die Gondel abzuschwächen. Zwischen
den beiden Ringen ist eine Verbindung durch 8 relativ schwere
Seile, zwßcheu dem unteren Bing und der Gondel eine Verbindung
durch 16, entsprechend leichtere Seile, die sich iu 32 Strang«!
spalten, hergestellt, und e« dient zum Anknüpfen der unteren
Seilendenein 6™ weiter Hulzriug, welcher in 2 ,n Hohe Ober dem
Boden der Gondel angeordnet ist, an welch letzterem die Gondel
mittel« 16 sich nach oben spaltenden Seileu u.uitrt.
I)as zum Auf- und Niedersteigi-n des Ballons dienende
Kabel ist au« Hanf gefertigt uud bat die Länge \uu öoo "',
die durch den Gehrauch um etwa 89* zunehmen wird. Das
Kabel ist, tbells um der von dem Eigengewichte herrührenden
Spannung« - Zunahme zu entsprechen, theil« auch um einen
etwaigen Seilbruch an das untere Kabeleiide zu verlegen, am
oberen Ende Storker als am unteren Ende gefertigt, u. z. betragt
der obere Durchmesser 85™», der untere 65»», wobei das
inagesammt 2450 k- wicRt. i^g Scil iM am
auf 40, am schwächeren auf 25 « geprüft
Seauspruchungcn, welche das Seil erlci«
bezw. 10 und 7,5 t. - Für ein Hanfseil' i_.
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442
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
26 ©kt*to 1878
wohl \ ort liedhafteren Drahtseils hat man »ich entschieden, um
den (Wahren, die mit einer elektrischen Entladung der Atmosphäre
au Drahtseil verbunden sein könnten, nicht Vorschub zu leisten.
Das obere Ende des Kabel» ist mit dem Ballon mittels eines
Feder-Dynamometers von 25 T Messfähigkeit verknüpft und
es »erden die Schwankungen der Federn auf von der Gondel aus
sichtbare Zeigerwerke übertragen, (.egen den Fall, daas ein
Bruch der Federn sich ereignen sollte, ist durch eine Kuppel-
Einrichtung vorgekehrt, die sellistthatig in Wirksamkeit tritt,
sobald ein gewuser, durch die Federn tixirter Langen- Abstand
von zwei zylindrischen Stahlstücken, an welchen die Federn an-
gebracht sind, Uberschritten wird.
Zur Festhaltung des Ballons am Boden wird das
Kabel ütar eine Kolle geführt, die an der Sohle einer mit
Stufen-Miucrwcrk eingefassten Grube zu dem Zwecke in einem
Universal -Gelenk gelagert ist, um allen Lagen des Seiles
ohne Zwang folgen zu können ; das Kollengewicht ist ausbalanzirt.
Um Schwankungen in der Lage des Ballons infolge von Wind-
strömungen zu begegnen, gehen vom Boden aus 8 Seile zu dem
oljcn erwähnten oberen der beiden Stahlringe, die unter dem
Ballon liegen, und lti Seile, welche höher, in der Kbene des
Aeipuitors, mit dem Ballon verknüpft sind.
Die Betriebsmaschine, mittels welcher der Ballon aus der
Hohe herunter gezogen wird, ist 300pferdig und setzt sich aus
2 gesonderten Zwillings-Maschinen zusammen, welche ihre Kräfte
auf die an jedem Ende einer lum langen eiserneu Trommel
(von l,75m Durchm. angebrachten Zahnräder mit Holzknmmen
übertragen. Die Trommel ist mit Spiralgangen versehen, welche
an beiden Enden von ungleicher Weite und Tiefe sind, um dem
rchmesser des sich auf- und abwickelnden Kabels
— Wahrend des Aufsteigens wird der Dampf
lern der Dampfmaschine abgesperrt und die
(beschleunigte) Aufwärt« - Bewegung des Ballons durch Bremsen
gemäßigt bezw. regulirt. Damit das Anhalten all mahlig erfolge,
muss gegen das Ende der Bewegung bin die Bremskraft zunehmen.
Es ist bei der verwendeten Luft bremse diese Zunahme in der
Weise selbsttätig gemacht worden, dasa durch die Umdrehung
der Kabeltrommel eine horizontal gelagerte Schraube in Drehung
versetzt wird, mit welcher durch Muttern ein Schlitten in Ver-
bindung steht: in einem gewissen Augenblick stöfst dieser Schlitten
gegen einen Hebel, infolge wovon Itei weiter fortgehender Be-
wegung eine allmählige Absperrung der Bremsluft erfolgt Durch
eine neben dieser Luftbrcmse vorhandene Handbremse kann im
Nothfalle die Bewegung angehalten oder gemäßigt werden.
Die Füllung des Ballons geschieht mit Wasserstoffgas,
da mit dem gewöhnlich verwendeten Leuchtgase in diesem Falle
nicht die beabsichtige sehr grofse Tragkraft erreichbar gewesen
sein würde. Der Apparat, welcner zur Erzeugung des Wasserstoffs
dient, ht ebenfalls eine Erfindung Giffards und es beruht seine
Einrichtung auf dem Prinzip, dass bei Berührung von metallischem
Eisen mit Schwefelsaure, der Sauerstoff -Gehalt letzterer an das
Eisen übergeht, während der frei gewordene Schwefel im Moment
seines Entstehens mit dem Sauerstoff des Wassers sich verbindet
und der Wasserstoff- Anlheil desselben frei wird. Um 40 z Wasser-
stoff auf diese Weise zu erzeugen, wurden 1600' Eisen - Dreh-
spähne und 88U0Z Schwefelsäure gebraucht.
Die Gewichte, welche beim Aufsteigen des
werden müssen, sind folgende:
Ballon m. 2 Ventilen. . . 5,3 r
Netz 3,3 „
Seile, Ringe, Kloben ... 3,6,
Gondel m. Zubehör. . . . 1,6,
Ballast, Anker etc. ■ ■ . . 3,2,
.= 17.0T
52 Insassen d. Gondel . 3.0,
d. Ballons ... 2,0,
= 22,0 T
und hierzu das Kabel-
= 17,0'r gewicht mit 2,6,
Der Auftrieb des Ballong betragt bei 1,29^ Gewicht von
Irhm [ tasgesamrat BIT am Boden, dagegen in iiot.m Höhe
um ca. 8" „ weniger, d. i. rund 2S,6'r. Sonach ist die bewegende
Kraft beim tiefsten Stande u>s Ballons 31,0 — 22,0 = 9T,
und beim höchsten Staude desselben 28,6 (22,0 -f 2,5) —
l,l r. — Bei einem „starken Sturm" würde der Ballon — hei
seinem (Querschnitt von rot. IDOOi1» — einen Wiuddruck von
1000 . 0,1 — 100 t erleiden können und dann an ein Aufsteigen
nicht zu denken sein. Beim Wehen eines .lebhaften Windes"
wurde dessen Druck nur etwa 3T betragen und es wird hierdurch
die Resultante, welche aus Winddruck und Steigkraft sich bildet,
schon um etwa 25" , vergrölsert. Kücksichtigt man noch auf
Schwankungen des Ballons durch Luftstöl'se , so sieht mau. dass
nur bei schwachem Winde ein Aufstieg ohne Gefahr möglich ist.
Die Geschwindigkeit der Bewegung ist beim Aufstieg
etwa 2,5™, beim Abstieg 1,25™; hiernach erfordert ersterer etwa
4, letzterer etwa S Minuten; als Ruhepause in höchster Stellung
werden etwa 5 Minuten gewahrt. — In der Höhe von 600'" kann
man. mit Rücksicht auf die Abplattung von der Erdoberfläche,
eine Kreisfläche von etwa 60 km Radius überblicken, deren Peripheriu
etwa durch die Ort« Neuilly, Meaus, Foutainebleau, Nantes und
( haumout fest gelegt ist. —
Hierauf giebt Hr. Adler, zur Einführung in die für den fol-
genden Tag in Aussicht genommene Vereins-Exkursion nach der
Olympia-Ausstellung im Uamposanto, eine gedrängte Uebersicht
der Geschichte incl. Vorgeschichte der Ausgrabungen zu Olympia
und der reichen Resultate, welche dort bisher erzielt worden
sind. Die Hauptziele, die man bei Beginn der Ausgrabungen im
Jahre 1874 ins Auge fasste, beschränkten sich: a) auf die Fest-
stellung der genauen Topographie des Auagrabungsfeldes und
b) auf die baldige Erzieluug von Funden, um das Interesse
weiterer Kreise für das wichtige Unternehmen recht rege jcu er-
halten. Nachdem der Hr. Redner an der Hand von 2 ausge-
stellten größeren Plänen dargelegt, wie man den beiden Aufgraben
gerecht geworden »ei, schildert er der Reihe nach die im Ver-
laufe der bisherigen drei Ausgrabungs-Kampagnen gemachten
Auffindungen an Haupt- Bauwerken und deren Zustand — den
Zeustempel, das Heraion, die Exedra (ein von Merodes
Attikus errichtetes Brunnenwerk', das Metroon, das Philippe ion
(ein im Rundbau, ahnlich dem Vesta-Tempel von Tivoli von Phi-
lipp von Makedonien erbautes Schatzhausj, die Werkstatt des
Phidias, ein Gymnasium (vermuthlich das kleinere von den
beiden, welche von Pausanias beschrieben sind), das Prytaneion
und eine römische Villa. — Hierneben gedenkt der Hr. Red-
ner kurz der ebenfalls gefundenen 14 kleineren Schatzhaus er,
der Spuren des Stadions und der zahlreichen kleinen slavischen
Hütteubauten, deren Reste auf dem Ausslellungsfelde zerstreut
worden sind. Aus zahlreich gefundenen Münzen kann geschlos-
sen werden, dass diese Reste etwa dem 7. und 8. Jahrhundert
n. Chr. entstammen, in welcher Zeit slavische Völker hier einge-
drungen sein müssen. Glücklicherweise darf man sagen, dass
diesen Völkern die Kunst des Kalkbrennens und der Verwendung
von Mörtel zum Bauen unbekannt gewesen ist, da sie sonst
für ihre Hüttenbauten auf die völlige Vernichtung griechischer
Baureste angewiesen gewesen wären, während sie jetzt sich darauf
beschränkt haben, ihre karglichen Hütten aus vorgefundenen
Bautheilen zu errichten, die man in möglichst ungehindertem Zu-
stande beliefs und ohne Einfügung von Mörtel in die Fugen
ziemlich regellos neben und ülier einander aufschichtete,
die Verfolgung des Hauptzweckes der Ausgrabungen, die
Knnstreste ans griechischer Zeit, nicht
müssen, sind diese slavischen Alterthümer,
auch die romischen, bisher relativ unbeachtet ge-
lassen wurden. Mit Bezug auf die Feststellung der Topographie
des Ausgrabungsfeldes gedenkt Hr. Adler alsdann noch der Um-
grenzung des geheiligten Gebiets durch die Altismauer, deren
I.age an der Westseite des Gebietes völlig und an der Ost- und Süd-
seite mit ziemlicher Bestimmtheit fest gelegt worden sei. Nur
die Begrenzung der Nordseite sei noch ungewiss, doch — so
etwa schliefst der Hr. Redner seine mit grofsem Beifall aufge-
nommenen Mittheilungen - ist schon bis heute, eben nach dem
Beginn der 4. Ausgrabung»- Kampagne, ein so genauer U eber-
blick über das ganze grofse Gebiet gewonnen worden, dass selbst
die Reste derjenigen, urkundlich vorbanden gewesenen Kuust-
schfitze, von welchen Spuren zu entdecken bis jetzt noch nicht
gelungen ist, als einigermaafsen bestimmt gelten können und dass
darum die Auffindung derselben für den Fall, dass nur Zeit nnd
Geldmittel gewährt werden, nicht mehr fragwürdig erscheint. —
Bei schon weit vorgerückter Zeit entspinnt sich noch eine
längere, durch Hm. Schwechten angeregte Unterhaltung Ober
die vielseitig gewünschte Veröffentlichung des Preisrich-
ter-Gutachtens i. d. Stral'sb. Universitäts-Konkurrenx.
Hr. Kinel theilt mit, dass ein solches Gutachleu allerdings
bei den Akten des Reichskanzleramts sich belinde, aber einen
rein amtlichen ( harakter trage und nicht zur Veröffendichung
bestimmt sei. Die Behörde habe die Konkurrenz lediglich in
eigenem Interesse veranstaltet und könne nicht verpflichtet wer-
den, für Aufstellung eines Gutachtens Sorge zu tragen, das über
diesen Zweck hinaus gehend, auf eine kritische Besprechung
sammtlicher Entwürfe sich einlasse. Eine solche Arbeit zu liefern,
sei gegenüber der grolsen Zahl der eingegangenen Projekte ebenso
unmöglich, wie es bedenklich erscheinen müsse, das Unheil der
Preisrichter in seinen Motiven den Angriffen auszusetzen, welche
seitens der Konkurrenten erfolgen würden. Man möge der Auto-
rität der zur Entscheidung der Konkurrenz berufenen MAnuer
vertrauen und aus der Ausstellung der Entwürfe die Gründe
dieser Entscheidung sich klar zu machen suchen.
Hr. Oleen, der mit großer Wärme für die in der ganzen
Architekten weit anerkannte, auch bei allen Konkurrenzen des
Architektenvereins mit gröfster Sorgfalt beobachtete Notwendig-
keit eintritt, dass die Entscheidung jeder Konkurrenz öffentlich
motivirt werde, erkennt an, dass der Bauherr, dessen Standpunkt
Hr. Kinel vertreten habe, nicht in erster Linie verpflichtet sei,
für ein solches Gutachten zu sorgen. Dagegen liege den Archi-
tekten, welche das Amt eines Preisrichters übernehmen, unzweifel-
haft die moralische Verpflichtung ob, ihrerseits den Fachgenosseu
die Gründe ihres Unheils nicht schuldig zu bleiben. — Hr.
Fritsch konstatirt, dass die für unlösbar erklarte Aufgabe, Ober
das Ergebnis« einer grolsen Konkurrenz in einem motivirten
Gutachten zu berichten, bereits zu verschiedenen Malen in aus-
r Weise gelöst worden ist,
bekannt sei, in welchem au die
Berichts der
lik sich geknüpft habe. Ein Antrag in der Ange-
legenheit wird von keiner Seite gestellt. —
Nach Beantwortung einiger im Fragekasten gefundenen Fragen
durch die Hrn. Böckmann, Kinel, Moller, Schnitze und
A. Wiebe schliefst - nach 10 Uhr - die Versammlung. -
— B. —
KotaizÜMioii.tttlat >.«, Carl Berlin in Berlin. Für dk« KrdUUon vcrulwutli«* K. E. O. Krlt»ch.
Drink: W. Mund Hofburltdcvt kfftt,
/buclulrW! ktrsl, tkrllli-
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No. 87.
DEUTSCHE BAÜZEITONG.
443
Lorch , Rh.
M In !
— UanicuM-PUnratt-tiUb* n«li Ludsin'i PalraL — Ol» K««L»unUon dir Kirf tie ru
Sekundär -Bahnen in Frankreich.
Der Minister der öffentlichen Arbeiten hatte einer ans den
Ingenieuren Bcral und de Basire bestehenden Kommission den
Auftrag ertheilt, die Frage der Lokalbahnen, sowohl in Frankreich
als im Alulande , zu studiren und einen ausführlichen Beriebt
Nachstehend geben wir die Schlussfolgerungen,
i Journal ofßctel zufolge, die Kommission gelangt ist.
A. Spurweite.
1. Die normale Spurweite von 1,44 » zwischen Schienen-
Innenkante wird, mit Ausnahme besonderer Falle, immer da zu wählen
sein, wo man gezwungen ist, ein eigenes Bahuplanum herzustellen.
2. Im Falle der Benutzung einer vorhandenen Chaussee wird
man als Spurweite 0,75 ™ zu wählen haben.
:t. Wenn durch besondere Rücksichten die Wahl einer
schmalen Spur auf eigenem Plateau bedingt wird, so wird
wohl kein Grund vorliegen, die Spurweite unter 1"' herab zu
i; mit Rücksicht auf einen guten B
Anwendung der 1 metrigen Spurweite
B. Konstruktion,
a. Für die Bahnen mit normaler Spur.
1. Die Erwerbung des Bodens hat nur fttr 1 Gleis zu ge-
lier Bedarf wird im Durchschnitt 1,3 ■» pro incl.
2. Die Planumsbreite wird für die .
bis auf 4"1, exd. der Einschnirtsgriben, beschrankt werden
S. Das Maximum der Gefalle darf, so weit thunlich, 0,025
nicht übersteigen.
4. Der Kurven • Radius darf auf freier Bahn bis auf 150"»,
in besonderen Fällen bis auf 120'» herab geben. Die Zug-
geschwiudigkeit wird nötigenfalls beim Durchfahren dieser Kurven
vermindert werden müssen.
5. Die Kunstbauten werden nur für 1 Gleis und in möglichst
beschränkten Dimensionen ausgeführt. Die Breite zwischen den
Stirnen für Brücken und Viadukte unter der Bahn, sowie diejenige
zwischen den Widerlagern von Brücken über der Bahn ist tu 4°
zu wählen. Diese Bauwerke können aus Hob: hergestellt werden.
6. Als Ballast-Breite auf der Bahnkrone ist 2,80™ anzunehmen.
Die Banketts fallen weg, die Ballast-Tiefe ist 0,30 ™. In Betreff
des Ballast- Materials ist die größtmögliche Freiheit zu lassen, in-
sofern dasselbe nur die Trockenlegung der Bahn genügend sichert.
7. Das tiewicht der Schienen ist zu 22—25 ** in Eisen und
zu 18 — 20 ws iu Stall) pro lfd. Meter anzunehmen.
8. Die Schwellen erhalten 2,35 "» Lange auf 0,22 bis 0,25 ">
Breite und 0,13— 0,15 m Dicke; dieselben sind an den frei
schwebenden Schienenstößen etwa 0,60 ■», im übrigen 0,35—0,90™
zu legen.
9. Die Ausweich- und Stations-Gleise sollen höchstens 109j
Rahnlänge betragen.
10. Es findet keine Einfriedigung längs der Bahn statt; der
steht es jedoch frei, an liesonders gefährlichen
. bei Passirung bewohnter Gegenden, die
11. Die Niveau-Lebcrgänge bleiben im allgemeinen frei; nur
stark benutzt werden, sind entweder Barrieren au-
weiche direkt oder durch Zug bedient werden, oder
ad in genügender Entfernung fixe Signale auf der Bahn
anzuordnen, an welchen die Zuggeschwimligkeit zu vermindern ist.
12. Die Stationsgebäude bestehen lediglich aus 1 Wartesaal,
1 Bürean und der Wohnung des Stations-Cbefs. Aborte sind als
Annexe den Gebäuden anzufügen. Mariiuisen und Perrons fallen
weg, auch sollen Kais, Hallen und Güterschuppen erst dann
angelegt werden, wenn die Elitwickelung des Betriebes dies verlangt.
Gebäude sind aus dem billigsten örtlichen Material herzustellen.
13. Distanz-Signale kommen in Wegfall; es wird sich jedoch
im allgemeinen empfehlen, eine Telegraphenleitung längs der
ganzen Bahn ausschließlich für deren Betriebsdienst anzulegen.
14. Die Ergänzungsbauten, wie: Remisen, Werkstätten, Wasser-
thurme, werden den beschränkten Betriebs - Verhältnissen angepasst
15. Die Lokomotiven sind als Tcndennaschinen mit 3 ge-
kuppelten Achsen derart zu konstruiren, das« die Belastung pro
Achse in dienstfähigem Zustand nicht diejenige pro beladene
Wagen-Achse übersteigt.
10. Es sind nur 2 I'ersnnenklassen einzuführen, und zwar
sollen im allgemeinen auch nur Personenwagen für gemischte Be-
nutzung, welche zweistöckig sein können, gebaut werden. Jeder
unnöthige Luxus soll ausgeschlossen bleiben.
Die Güterwagen sind nach dem Typus und dem Normal-
l'rotil der großen Bahnen anzulegen. Die' Menge des Rollmaterials
soll der Bahnlänge, der taglichen Zugzahl und dem Verkehr ent-
s|>rechcn. Im allgemeinen werden für eine Bahnlange von 30 *•
etwa 3 Ukomotiven, 7—9 Personenwagen und 30 Güterwagen
oder Plattformen für eine Anzahl von 2 3 Zügen täglich in
jeder Richtung genügen: der Mehrbedarf insbesondere an Güter-
wagen kann im Bedarßfall von der nächsten Hauptbahn ent-
liehen werden.
l'nter den vorstehenden Annahmen werden die kilometrischen
Kosten einer Linie iusgesammt zwischen 60000 und 90 000 Fr.
schwanken und im Durchschnitt etwa 73 (XX) Fr. betragen.
Line Hauptbedingung zur Erzielung der als möglich auf-
gestellten Ersparniss. ohne dabei die gute Ausführung und
der Bauwerke zu beeinträchtigen, bilden die mit tbu
Sorgfalt und Vollständigkeit auszuführenden Vorarbeiten —
sowohl anf dem Terrain als im Büreau — und eine gute und
intelligente Bauleitung.
b. Für die Bahnen mit schmaler Spur \on 1™, welche
auf besonderem Plateau hergestellt werden, ist insonderheit auf
die günstigste Wahl der Trace Rücksicht zu nehmen, die aus der
Möglichkeit resultirt, Kurven von 80«' und, in außerordentlichen
Fällen, sogar von G»>™ anzuwenden. Man wird für die Bahnen
mit schmaler Spur und kleinen Radien Ersparnisse erzielen können
durch entsprechende Itednzining : 1 ) der Breite des Planums und
des Ballastes. 2) des erforderlichen Terrains, 3) des Kubikinhalts
der Erdarbeiten, 41 der Sehwellen- Dimensionen, 5> des Gewichts
des Rollmaterials. - Das Rollmaterial selbst muss allerdings weit
vollständiger sein als dasjenige bei Bahnen von normaler Spur.
Die kilometrischen Kosten der Bahnen von 1 Spurweite auf
eigenem Plateau werden sich i. M. auf 64 <XK) Fr. belaufen und
im allgemeinen ganz besondere Fälle
40 0tX> und HO 000 Fr. wechseln.
c. Für Bahnen von 0,75ra Spurweite, welche auf bereits
vorhandenen Straßen augelegt werden und bei denen Steigungen
bis zu 0,05 « zulässig sind, während die Kurven-Iiadien bis auf
40 ™ herab gehen können, wird man i. M. mit 40 000 Fr. pro
len und im allgemeinen auf 30 70 000 Fr.
Heizer
C. Betrieb.
a) Für Bahnen mit normaler Spur anf eigenem
Planum.
1. Die Anzahl der fahrplanmäßigen Züge ist auf 2, höch-
stens auf 3 in jeder Richtung fest zu setzen: sie kann auf ge-
wissen Strecken bis auf 1 Zug herab sinken, unter der für alle
Fälle geltenden Annahme, dass bei Bedarf besondere Züge ein-
gelegt werden.
2. Sämmtliche fahrplanmäßige Züge sind als gemischte zu
behandeln.
3. Die mittlere Geschwindigkeit soll incl. der Aufenthalts-
seiteil 20 - 22 k"> in der Stunde betragen; die Zuggeschwindigkeit
ist sowohl in den scharfen Kurven als bei den durch Signale be-
zeichneten Niveau-Uebergängen zu ermäßigen.
4. Die Fahrpläne sind derart zu entwerfen, dass Nachtdienst,
wenn irgend thunlich, vermieden wird.
5. Die Distanz -Signale fallen weg. Die Handsignale sowie
diejenigen am Kopf un d Ende der Züge bleiben dieselben wie auf
den Hauptbahnen.
6. Das Personal der Stationen besteht im allgemeinen aus
1 Stationschef und 1 Weichensteller: letzterer kann zugleich bei
der Bahnerhaltnng verwendet werden. Auf den Haltestellen ge-
nügt 1 Bahnwärter oder 1 < antonnier.
7. Das Zugpersonal besteht aus 1 Maschinisten, 1
uud 1 Kondukteur, der zugleich Bremser ist und den "
Dienst zu besorgen bat.
8. Die Personen-Tarife brauchen nur 2 1
es ist für dieselben sowie auch für die Güter-Tarife ein 1
auf jeder einzelnen Linie fest zu setzen,
der Trace, des Verkehrs und der früheren Transportpreise.
Tarife wer Jen im allgemeinen höher sein müssen als die bis-
herigen. Das Maximum des jedem Passagier zu gewährenden
Freigepäcks ist mit Rücksicht auf möglichste Vermeidung der Wiege-
Manipulation fest zu setzen. Anstatt der Registrirung desselben
ist dem Passagier lediglich eine laufende Nummer, welche den
Namen der beiden Stationen enthalt, zu ül>ergeben und ein
Duplikat derselben auf dem betr. Kolli zu befestigen.
9. Die schriftlichen und statistischen Arbeiten sind auf das
AUernothwendigste zu beschränken.
10. Bei Bestimmung der Abgaben für die Benutzung und
Erhaltung der gemeinschaftlichen Bahnhöfe Bind zu berücksich-
tigen: einesthcils die Bedeutung des Verkehrs und die Anzahl der
Züge jeder Bahnlinie, anderntheils die Vortheile, welche die neue
Hahn der alten mit Bezug auf deren Verkehr gebracht hat. —
l'nter den vorstehenden Bedingungen und mit etwas erhöhten
Tarifen kann man bei kilometrischen Einnahmen bis zu 80(X) Fr.
annehmen, dass - incl. einer Annuität für die Erneuerung der
Bahn und des Materials — die Ausgaben — /' pro Kilometer
als Funktion der Hinnahme — /»' pro Kilometer annähernd durch
die Formel dargestellt werden: l> = 24XX) Fr. + 0,33 R.
b) Für die schmalspurigen Bahnen, welche auf eige-
nem Planum oder aber auf Landstraßen belegen sind, können die
gleichen Bestimmungen gelten; nur darf bei den Bahnen auf
Chausseen die effektive Geschwindigkeit im allgemeinen 13 *» pro
Stunde nicht überschreiten.
Das Verhältniss zwischen den Ausgaben und den Einnahmen pro
Bahnkilometer scheint übrigens nicht sehr von dem weiter oben für
die normalspurigen Bahnen angegebenen abweichen zu sollen. -
Vorstehendes Resume" tragt das Datum des 2. August 1878.
lese
Bautoohnischer Verein zu
4. Oktober 1878. Anwesend 23
Dr. Ileinzerling.
Der Verein beschließt 4 von d«
Aachen Vi
Hr.
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444
DEUTSCHE BAÜZEITÜNG.
30. Oktober 1878
den Einzelvereinen übertragen hat, einer Bearbeitung zu unter-
ziehen, nämlich die Fragen Uber Privat-Polvtechniken, Ober Ver-
suchs-Stationen frir Kaumaterialien, Ober ausgedehntere Einführung
des Eisens in den Hochbau und (Iber die geringe Vertretung
der Techniker in den politischen Körperschaften. Auf den
14. Dezember wird die freier eines Stiftungsfestes beschlossen
und eine Vorbereitungs-Kommission zu diesem Zwecke erwählt.
Hr. Ewerbeck, welcher eine erstaunliche Menge von Skizzen
und Photographien teils ausgehängt, teils in Mappen ausgelegt
hat, hält dann einen höchst anziehenden Vortrag Uber seine dies-
jährige italienische Studienreise. I>ie Reise führte den Vor-
tragenden zunächst durch den Schwarzwald ülter Triberg nach
Konstanz, von dessen Sehenswürdigkeiten das Kathhatts, die
schmiedeiseruen Gitter des Domes und einige alte Thorthürme
erwähnt werden ; sodann nach dem durrh eine Menge interessanter
Kauten, namentlich Kirche, Rathhaus, Kanzleigebäude und Stadt-
thore, ausgezeichneten l'eherlingen, aus dessen Kirche eine hübsche
Tabernakel-Ausbildung hervor gehoben wird. Nach eiuigpn Gebirgs-
touren am Sämig und Gläroisch, deren malerische Iteize in einigen
kleinen Aquarellen veranschaulicht sind, ging die Reise über, ( hur
durch die Via mala (Iber den Splügcn. Redner schildert den
wunderbaren Kontrast zwischen den Eisregionen der llochalprit
und den unmittelbar folgenden sonnigen Gefilden Italiens, die
strenge Grenzvisitation und den knniplizirM) Apparat der meist
sechspferdigen Schweizer Postwagen. In Colliro wurde der
Corner See erreicht nnd das Dampf seh itT bestiegen: die malerischen,
duftigen Landschaftsbilder an den Ufern den ('nmer Sees sind für
den Norddeutschen immer wieder eine neue Welt des Zaubers und
des Entzückens. Nach kurzer Erwähnung von Rellauo, Varcuna
und Rellagin wird l'omo selbst beschrieben.
Der Dom zu Coino Ist gleichzeitig mit der Certosa bei I'avia
im Jahre 13!Mi begonnen; dieser Periode gehören aber nur die
Langscbiffc an, während Querschiff, Chor und Aufsetiwände in
der Renaissancezeit von Tommaso Kudaxi um 1513 ausgeführt
wurden; die Kuppel ist erst 1750 von Juvara erbaut. Das Aeulsere
ist höchst interessant durch die Umgestaltung gothischer Kon-
struktionen im Sinne der Frübrenaissanee; dabin gehören die
Strebepfeiler mit ihrer phantasievollen Tabernakcl-Bekrönuug und
die zum Theil klassisch schonen Wasserspeier. Die Portale , die
Denkmäler der beiden Planus, ein Tempelchen im Iutiera von
Bramante und mehre Altarwerke werden eingehend beschrieben.
Es folgte ein Besuch der architektoui?ch so reichen Stadt
Monza. deren Dom in der Zeit vou 1860 - 13!Ni von Marco di
Catupione erbaut ist; die basilikenartig abgestufte Mai mor-Facade
zeigt die vielfach vorkommende Schichtung weilser und schwarzer
Marmorschichten, eine mächtige quadratisch umrahmte Bosette
und ein frei vortretendes Portal, dessen Säulen nach lomliardischcr
Sitte auf Löwen ruhen. Aus dem Inneren sind die eiserne Krone
und namentlich das wenig bekannte, aber hoch interessante Chur-
gestühl zu bemerken. Bedner bat eine grobe Anzahl der zwar
der späten Renaissance-Periode angehörenden, alier doch flott
gezeichneten und an Motiven erstaunlich reichen Ornamente dieses
Stuhlwerks kopirt und ausgehängt. Von den übrigen Bauwerken
Monaa's wird noch der malerische Broletto erwähnt.
Der Glanzpunkt Mailand'« ist der Domplatz, welcher,
i Meugom's Galleria Vittorio Emanuele vollendet ist, kaum
"iden wird und durch den richtigen Maarsstab
aer umgebenden Gebäude dem Konkordienplatz in Paris, dem
Petersplatz in Rom und dem Lustgarten in Berlin überlegen ist.
Bei der näheren Beschreibung des Platzes wird die außerordentlich
zerklüftete und unruhige Erscheinung des Domes getadelt und
die bewunderungswürdig kühne Konstruktion des auf sehr schlanken
Pfeilern ruhenden Vierungsthurmes hervor gehoben. Nach Norden
sind die Palastfronten und Arkaden des Platzes durch einen in
kolossalen Verhältnissen ausgeführten Triumphttogen durch-
brochen, dessen Architektur getadelt wird. Höchst imponireud
nnd schön ist hingegen die Victor -Emanuel- Gallerte mit ihrer
grandiosen 39™ weiten nud 511" hoben Kuppel. Keine Passage
der Welt reicht an diese heran; hier hat man eine Oberdachte,
j' wirkJicDe Strmr&o vor sich mit prächtig ausgestalteten
Facaden, während die meisten anderen sogenannten Passagen
den Charakter von Korridoren oder überdeckten Gassen tragen;
leider ist der Anschluss der Giasüberdachuug sowohl di s Lang-
und Querschiffs als auch der Kuppel »oj keiner günstigen Wirkung.
Nach einigen Mitteilungen über die 147tj von Bramante
erbaute lncoronata, deren grofsartig prächtige liincuwirkni.g
den Eindruck der vollendetsten Harmonie hervor ruft, und deu
Palazzo Modegnaui geht Redner Ober zu der im Jahre 13it<; unter
der Hersrhaft des Herzogs Gian Gahazzo Visconti in gothischem
Stil durch Marco di ('ampione begonnenen, um das Jahr 1473
durch Ambrogio Borgognoue mit jener glänzenden Kenaissance-
racade ausgestatteten Certosa bei Pavia. Das Innere gewährt
einen der schönsten räumlichen Eindrücke, welche der Kirchenbau
in Italien hervor gebracht hat; die Verhältnisse des Langschiffes
(und ähnlich denen des Domes zu Como; das System und die
Dekoration der ganz in weißem Marmor ausgeführten, mit
Skulptiiren reich ausgestatteten Facade werden eingehend erlnutert.
Alle Beschreibungen und Mitteilungen waren von einer Fülle
Darstellungen hegleitet, unter welchen einige Skizzen
e zu Como u. a. aus der Hand des Prof. Damert
Hartglas-Planrost- Stab naoh Ludwig's Patent. Der
Ludwig'sehe Roststab besteht aus einem 10 mm starken Steg, an
welchem zu beiden Seiten kurze, pyramidal geformte Graten sich
ansetzen, deren Abstand von M." z. M. 15 m'" beträgt Ein
paar unter den Gräten sind von etwas gröberer Läuge als die
übrigen nnd es dienen diese Verlängerungen zur Herstellung von
Zwischen- Met ühruiigspunkten zwischen zwei benachbart liegenden
Stäben, die \m einer Eiuzelbreite der Stäbe von ti,Or" einen
<M> «*■ weiten Läugenspali zwischen sieh lassen. Die Köpfe des
zum Zutritt der Luft mit Aussparungeu
Rost kühl genug erhalten wird.
der Steg sind
dass der Ro
'-- fffft/rtMfffffl/Wfff'ffittfWtHltliiMtllli.
///#/HMW//WHt/fMMiHHtHlHtt9m
uiwiiaimiuuuutiUiiiim
Bf
Die Vorzüge, welche der Ludwig'sehe Kost vor anderen sonst
üblichen Konstruktionen in Anspruch nimmt, sind a geringes
Gewicht (Ii-» wiegt im Max. 158k«); dennoch ist bei der Breite
welche die Stäbe besitzen, eine genügend stabile Lage derselben
vorhanden ; b relativ hohe Grufse der Verteilung der zutretenden
Brennluft: cj Möglichkeit der Benutzung selbst der gering-
wertigsten Materialien, als Staubkohle, Braunkohle, Torf etc.
Zu bj ist anzuführen, dass die freie Kosttlärhe 42—50 ?j
der totalen, also gegen 25 % mehr als bei Rosten gewöhnlicher
Konstruktion betragt. Dieses Plus gestattet daher eine beträcht-
liche Verringerung der sonst erforderlichen Rostrlüche, ohne das,
ein Effekt - Verlust entsteht Bei größeren Bostanlagen kann
dies vou wesentlichem Vortheil aus dem Grunde sein, weil durch
eine Reduktion der Größe die Beschickung des Rostes außer-
ordentlich erleichtert und damit auch verbessert wird.
Die neuen Roststäbe sind theil» wegen ihrer Koustruklions-
Eigeutkfitnlichkeiten, teils auch wegen des Materials, aus dem sie
hergestellt werden fllurtguss», beträchtlich haltbarer als die Rost-
Btälie gewohnlicher Art. Einfachheit der Herstellung und geringes
Gewicht macheu es möglich, den Rost zu einem Einheitspreise zu
liefei n, welcher niedriger ist als derjenige gewöhnlicher Roste.
Das Recht der Alleinfabrikation dieses Koststabes besitzt in
Deutschland die Hartgttss- Fabrik von H. Grusou in Kuckau bei
Magdeburg, aus deren Angaben die gegenwärtige Mittheilung von
uns entnommen worden ist
Die Restauration der Kirche zu Lorch a Rh. Die in
No. 85 der D. K. publizirte Kesprechung der Restaurationsarbeiten
an der Kirche zu Lorch erfordert in sofern eine Ergänzung, als
di* neuerdings an der Außenseite des Langschiffes ausgeiührte
l'utzarbeit darin doch wohl nicht genügend charakterigirt ist
Das aus schönem rothen Sandstein gearbeitete Maafswerk der
Fenster wie sämmtüche Quader der Pfeiler und Simse, welche,
gleich deu Werkstücken am Frankfurter Dom, bündig mit (lern Putz
des Bruchstein-Mauerwerks gehalten sind, um das echte Material
zur Geltung zu bringeD, sind bei der neuen Restauration tief
roth angestrichen. Die malerische Wirkung der in ungleichen
Schichthöhen unregelmäßig in das Bruchstein- Mauerwerk ein-
bindenden Quader ist dadurch aufgehoben, dass die rothe Farbe
so weit aitt den Verputz übergreift , um diese Quader zu regel-
rechten zu ergänzen. Die übrigen Flächen sind grell weiß geputzt
weiße Fugen sind auf die verbesserten Quader und das rot an-
gestrichene Maaßwerk aufgemalt, und zwar bei letzteren ohne
Rücksicht auf den vorhandenen, ganz rationellen Fugenschnitt zu
gunsten gleichmäßiger Thcilung. Es dürfte wohl schwerlich unter
deu mittelalterlichen Baudenkinaleii ein Beispiel dafür n*
weisen sein, dass gute Steinmetzarbeit nach außen auf
Weise verschönert worden ist. Jedenfalls macht die;
de» Außenputzes keinen glücklichen Eindruck und ■
dem Unheil über die Nüchternheit der Chor- Restauration überein-
stimmen, ohne Bich für diese anspruchsvolle Behandlung der Lang-
schirl'-Facade begeistern zu können.
Zur Erhaltung des Bauwerks genügt äufserlich voll-
kommen ein ausbessernder Verputz dos Bruchstein-Mauerwerks,
der die schone Patina des alten möglichst konservirt. Wozu nun
das Bemühen, einen Kau zu der immerhin fraglichen Erscheinung
seiner Entstehungszeit aufzumuntern, wenn er in den Stürmen der
Zeit mit Ehren grau geworden? Ist es doch gerade das charak-
teristische Zeichen jedes echten Bauwerks, dass die Gebrechen
des Alters seine Wirkuug nicht abschwächen, sondern vielmehr
"höhen. H {ir
Person»! -Nachrichten.
Proufsen.
Ernannt: Der Regierungs- und Baurat Schroeder zu
Königsberg i Pr. zum (ieh. Bau rat u. Vortrag. Rath bei dem
.Ministerium für Handel, Gewerbe etc.
Die Baum eist er- Prüf ung haben bestanden, a. für beide
rachrichtangeu: IL Tanneberger aus Herzberg u. Leo Saigge
aus Kauzig; - b. für das Baumgenieurfacb Carl Bräuning aus
Schwarz bei Calbe a.,'8.
c,rl B"'"« ■» B"rti» M« » K«i.kti.» matwortUat: k. k. o rfltMt, sMIn. i>,wk: W, M..r.,r
No. 88^ DEUTSCHE B AU ZEITUNG. 445
Inhalt : l>* Arrhllrktnr »nf dir l'artwr W«-IUi»»UI|q«( ein» 4»»r»« I Sin. — BrUriip inr Rwdjnuni: <t«r Ki«. Ufa» »-hu- riatrwr Balkrnbrürkrn. ;sih.'u»> )
— Miltkailnnc«« aut Vrralnan: Wrvln fir Klmmliakltkulri«. — Artliiltkt™ - Vertu «i fcrli». — iai d«r FacblilUratur. - KnnknrrcDtra. — Bricf-
und Fragrkatlrn.
auf der Pariser Weltausstellung des Jahres 1878.
Von J. Stübben.
Allgi-inrlnm.
Kimftiiiul.
KrtiaMrot «. S<if«»«»«- OrW*l»iüa»d. Portugal. Mpuiian.
i«. I.mcinSiii*. H. Iir-rn Schwda- Ilakrn
Krhlu
er Besuch einer Weltausstellung ist um so
angenehmer, je weniger man die Absieht hat
zu lernen. So sonderbar dieser Satz sich
an der Spitze eines Fachreferates ausnehmen
mag, so bezeichnend ist er für die langst
erkannte Thatsaehe, wie wenig eine Welt-
Ausstellung, öb^rbäupt eine Ausstellung ühn-
«eher Tendenz, geeignet ist, ihren Beruf als Lehranstalt zu
erfüllen. Für denjenigen, der sich auf ein behagliches Schauen
und Flaniren verlegt, der sich am Ungewöhnlichen und Grofs-
artigen ergötzen, fremdartige Produkte bewundern und das
Zusammensein mit echten und imitirten Negern und Arabern
geniefsen will, ist die bunte Mannichfaltigkeit des Stoffes, das
kaleidoskopartige Durcheinander der Menschen und Gegen-
stande weniger ermüdend, als für den lernbegierigen Gast,
dessen Wissensdrang nach bestimmten Zielen gerichtet ist
Welche Mühe kostet es ihm, die Gruppen und Klassen, die
ihn interessiren, in allen Gebäuden und Winkeln des Aus-
stellungsfeldes zusammen zu suchen! Welche energische
Arbeit ist erforderlich, um sich durch die tausend ablenkenden
Kindrücke, die von allen Seiten sich ihm aufdrangen, der eine
den anderen verwischend, hindurch zu winden bis zum Punkte
seines Studiums!
In Paris ist das vergleichende Studium der Architektur-
Gegenstande doppelt erschwert durch die gewählte Klasseu-
Eintheilung. Die Gegenstande von architektonischem Interesse
sind getrennt in die Klassen No. 4: „Dessins et modrles
d'architecturc" und No. 06: „Matiriels et procedes . . . de
Varchitecture'. Erstere, als zur Gruppe I (Kunstwerke) ge-
hörig, muss in den Räumen der Kunstausstellungs-Flügel ge-
sucht werden; letztere dagegen, weil einen Theil der Gruppe
VI (Out »Haffe rt procedi's des industries meeanitjues, in-
strumenta et prtuedis des niis usueh) bildend, hatte ihren
regelmafsigcn Platz irgendwo in der Nähe der Maschinen-
Gallcric einnehmen müssen, wenn nicht das üppig entwickelte
Annexwesen gerade auf die Gegenstände des Baufachs eine
Itcsondere Anziehungskraft ausgeübt hätte. In Wirklichkeit
findet man die Verthcilung so, dass einzelne Staaten ihre
Architektur-Gegenstände ausschließlich in der Kunstausstellung
untergebracht, andere auf die Benutzung der Kunstausstellungs-
Räume ganz verzichtet und eine abgerundete Ausstellung aller
oder einzelner Zweige des Bauwesens an irgend einer Stelle
der Marsfeld- Gallcricn oder in besonderen .Pavillons1* einge-
richtet haben. Die meisten Staaten sind indess sowohl in
Klasse 4 der Kunsträume als in Klasse 66 vertreten, und
schliefslich haben sehr viele Behörden, Städte etc. es vorge-
zogen, gröfscre Separat-Ausstellungcn anzuordnen, von welchen
die Architektursachen nur einen Besytndtbeil bilden.
So ist es gekommen, dass der lernbegierige Architekt
zunächst die durch Uebersichtlichkeit sich wenig auszeich-
nenden Räume der Kunstausstellung und dann, die schema-
tische Reihenfolpe der Klasse 66 ganz aulser Acht lassend,
fast in sämmtliche übrigen Hallen, Gallerten, Annexe, Jlnn-
f/urs und Pavillons eindringen und die meisten aufmerksam
durchwanden) muss, um cinigermafsen über die Auffindung
seiner Fachgegenstände sicher zu sein und sich schliefslich
in's Unvermeidliche zu fügen, wenn sein Vcrzcichniss immer
noch Lücken aufweist. Brauchbare Kataloge gab es im Juli
so gut wie gar nicht; auch ist es sehr zweifelhaft, oh in-
zwischen die uöthige Ergänzung stattgefunden hat. Mau ist
also genftthigt, sich auf dasjenige zu verlassen, was in die
fallt, und anverrichteter Sache weiter zu wandern,
man die in schwindelnder Höhe aufgehängten Zcich-
nicht erkennen, undeutliche Unterschriften nicht ent-
ziffern, ungarische, schwedische oder griechische Benennungen
nicht übersetzen kann, oder den russischen Buchstaben hülrlos
gegenüber steht. Das sollte man denn doch von den Ans-
stellungs-Kommissioncn und den Ausstellern selbst verlangen
dürfen, dass man architektonische Plane nicht über eine ge-
wisse Höhe hinaus aufhängt, dass der Name des Architekten
ist und dass die "
stens in die Sprache des Ortes, an welchem die
stattfindet, übersetzt sind.
Etwa die Hälfte der ausgestellten Architektursachen ge-
hört erklärlicher Weise Frankreich, und zwar vorzugsweise
der Stadt Paris an ; ihm folgen, wie im Ausstellungs-Umfangc
Oberhaupt, so auch hinsichtlich der Architektur. England und
Oesterreich. Wir zielten indess vor, unser Referat so zu
ordnen, dass wir, zunächst nur Europa betrachtend, die-
jenigen Staaten vorauf schicken, deren architektonische Aus-
stellung am schwächsten besetzt ist, so dass wir folgerichtig
mit Frankreich zu endigen haben ; zum Schluss mögen einige
Mittheilungen über die Architektur der aufser- europäischen
Staaten hinzugefügt werden. — —
Gar nicht betheiligt sind die Türkei, welche nicht
konnte, und das Deutsche Reich, welches nicht wollte.
Sehr kärglich vertreten sind die dänische und die schwedisch-
norwegische Architektur.
Die Vertretung Dänemarks besteht aus der „typischen
Facadeu in der nie des nntions, aus einem Entwurf des
Königlichen Theaters zu Kopenhagen und aus Aufnahme-
zeichnnngen der dortigen Börse. Die typische Fat ade
ist ein in hübschen Verhältnissen projektirter Zopfgiebel, der
ebensowohl holländisch sein könnte und sicher in Dänemark
selbst in edleren Formen vielfach ausgeführt ist. Das Portal
ist von Marmorsäulen umrahmt, die WandHächen sind Back-
stcinbati mit Sandstein-Streifen; der Name des Architekten
konnte nicht erfahren werden. Das Königliche Theater,
von V. Dnhlerup und 0. Petersen, zeigt eine einfache
und edle Renaissance- Architektur, ohne Zopf, aber etwas ein-
förmig; Bühne und Zuschauerräume sind gemeinschaftlich
emjwr geführt und mit gebogenem Mansardendache abge-
schlossen; die Nebenräume hinter der Bühne sind in einem
abgesonderten Bauwerke vereinigt, welches mit dem Haupt-
gebäude mittels einer bedeckten, auf offener Bogenstellung
ruhenden Gallerte verbunden ist: die zeichnerische Dar-
stellung ist sehr bescheiden. Die Börse zu Kopenhagen,
welche H. C. Amberg in mehren Aquarellen darstellt, ist
in den Jahren 1619 bis 16:23 im schrankenlosesten Zopfstil
erbaut worden; sowohl die Giebel als der Thurm, dessen
Spitze aus spiralförmig aufgewundenen Drachenschwänzen ge-
bildet ist, zeigen so viel Geschmacklosigkeiten und Ungeheuer-
lichkeiten, dass dem Zeichner ein besserer Vorwurf zu wün-
schen gewesen wäre. —
Schweden und Norwegen sind vorteilhaft vertreten
durch die bereits früher genannten Tischlerei-Pavillons auf dem
Trocadcro und den graziösen Uhrthurm daselbst, sowie durch
die Facade in der rite des nntiims. Die letztere, erbaut
vom Architekten Trapmeycr, besteht ans zwei Giebeln, die
durch einen Langbau vereinigt sind ; das Portal soll den nor-
wegischen Kircheneingängen nachgebildet , die Gallerie Ober
denselben einem Wohuhause in Christiania entlehnt sein ; die
Giebel sind hübsch gezeichnet und sehr saldier gearbeitet.
Das Ganze ist ein Holzbau, und zwar meist Blockbau, wie
solcher bei schwedisch -norwegischen Landhäusern vielfach
üblich ist, während in den Städten der Backsteinhau vor-
wiegt; alle Arbeiten sind von schwedischen Handwerkern au
Ort und Stelle ausgeführt und verdienen wegen ihrer Korrekt-
heit und Gediegenheit besondere Anerkennung. Bemerkens-
werth sind auch die sehr sauberen Holzschranken und Holz-
gestelle in der norwegischen Ahtheilung, Hott gezeichnet und
in hellgelber Naturfarbe, geschnitzt von Holmens Brug in
Dremmen. Von Entwürfen haben wir nur die Zeichnungen
zum Bau einer polytechnischen Schule von John
Smcdberg aufzufinden vermocht; dieselbe zeigt eine Facade
in Hörem inischcr Renaissance mit gequadertein Erdgeschoss
und viersäuligem Portikus; im Zentrum der ganzen Anlage
erhebt sich ein mit Kuppeldach abgeschlossener Thurm in
schweren Formen, vermuthlieh eine Sternwarte enthaltend.
Die nüchterne Hof-Architektur lehnt sich unmittelbar an
hellenische Formen an. —
Aus Griechenlands architektonischer Ausstellung ist
das Beste seine Facade in der nie des nntions, entworfen
vom Architekten Benard, ein reizendes Häuschen .aus der
Zeit des Periklcs* darstellend; die WandHächen sind weiss,
die Arcbitekturtheile iu lebhaften blauen und rothen Farben
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446
DEUTSCHE BAÜZEITÖNG.
2. Novemb« 1878
bemalt Leider sind die beiden Geschosse etwas niedrig gc-
rathen and der Balkon würde, dess sind wir sicher, von
Hansen oder den Meisten] der Berliner Schule viel feiner und
edler gezeichnet worden sein. Die sonstigen griechischen
Architektur-Gegenstände sind theüs im südlichen KunsUlttgel,
theils in den allgemeinen Ausstellungs-Gallerien zu suchen;
unter den Zeichnungen sind melire höher aufgehängt, als das
Auge reicht; von den übrigen mögen hier genannt werden:
das Gemeindehaus zu llermopolis und ein Wohnbaus zu Athen
vom Architekten E. Ziller, das Stadttheater zu Korfu vom
Architekten J. Chronis und verschiedene Scbulhäuser, alles
einfache nüchterne Bauten von sehr geringem Kunstwerthe.
Ferner drei grosse Entwürfe von G. Karvassös, nämlich
der Justizpalast zu Athen, ein ausgedehntes Bauwerk, welches
ganzen Strafeenblock einnimmt und mit 2 Binnenhöfen
ist, in den Facaden jedoch den trockensten Helle-
!igt und monumentaler Gruppirung sowie entschiedener
Gliederung entbehrt; das Parlamentsgebandc zu Athen, dem
vorigen nahe verwandt, aber im Aufbau besser gruppirt und
das Zellengefängniss von Korfu, ein gut durchgeführter Bau
von der bekannten zentralen Grundrissform. Eine besonders
gute Leistung der griechischen Architektur- Ausstellung ist
schlicfslich der von Th. Hansen in Wien herrührende Ent-
wurf der Akademie der Wissenschaften zu Athen, eine sehr
etile hellenische Komposition in feinen Verhältnissen und an-
genehmer Gruppirung. Im allgemeinen aber muss die mäfsige
Vertrelung Griechenlands ein lebhaftes Be-
erwecken, dass jenes Volk die Kunstschatze
Bodens, trotz der ihm zurück
politischen Selbständigkeit, so wenig zu benutzen v<
Portugal glänzt in noch höherem Grade als Norwegen
durch seine Facade in der Nationenstrafse und durch die
innere Kintheilung seines Ausstellungsraumes. Der Architekt,
Leo Pascal, hat keinen Entwurf nach eigetier Erfindung
geliefert, sondern er hat das Portal der Klosterkirche zu
Beiern auf Grund genauer Aufnahme in Putzbau und Gvps
nachgebildet und als Facade der portugiesischen Ausstellungs-
(iallerie vorgesetzt; es ist dies ein spatgothisches Bauwerk
aus dem Anfange des 16. Jahrhunderts, dessen reich dekorirte,
romantisch verschlungene, mit maurischen Reminiscenzen stark
durchsetzte Formen vielleicht das phantasievollste Bild mittel-
alterlicher Kunst darstellen. Im Innern ist diese reizvolle
Architektur in den Querwanden und Schranken fortgesetzt,
welche, als Arkaden mit Maafswerk und Brüstungen ausge-
bildet, die Unterabtheilungen der portugiesischen Ausstellung
bilden; auch hier sind die romantischen Motive der Kloster
Beiern und Batalha in reichster Abwechslung dem Zwecke
angepasst. Das anziehende Bild der portugiesischen Archi-
tektur früherer Jahrhunderte wird vervollständigt durch die
g von Photographien des genannten Klosters
« uiciinit eng verwandten Real Cosa Pia zu
Lissabon und vieler anderer Schlösser und Kirchen, welche
den pittoresken Reichthum des Landes an Baudenkmalern
reizvoll veranschaulichen. Zu den neueren, in den Ausstellungs-
Gallerien dargestellten Bauten gehört die „Unirrrttidad" zu
Coiinbra und die .Polytechnische Akademie'' zu Porto, beides
nüchterne Renaissance-Bauten, deren Architekt nicht angegeben
ist. In der Kunstausstellung ist Portugal nur durch
einen Architekten J. L. Monteiro vertreten, welcher sich
einen Schüler von Pascal nennt und in mehren Werken als
tüchtigen Meister sich bekundet. Seine Reitschule, sein Land-
schloss, sein Brunnen und sein Triumphbogen gewinnen durch
edle Renaissance-Formen und harmonische Verhältnisse. Der
Brunnen bat Aehnlichkeit mit der bekannten Fontaine
Saint- Michel in Paris; er zeigt eine Venus, der Muschel ent-
steigend, in der Mitte eines Oberlaufenden Beckens, darunter
Kaskaden und 5 empor springende Nebenstrahlen, endlich 2
flankirende Figuren hl sitzender Stellung, nach den Emblemen
Wasser und Land vorstellend, die Rückwand durch einen
korinthischen Säulen- Aufbau dekorirt. Der Triumphbogen
ist ein vielleicht etwas zu mAfsiger Bau mit 3 fast gleich
weiten Durchfahrten, mit gequaderten Doppelsaulen und statt-
lichen Figurengruppen. —
Spaniens architektonische Ausstellung befindet sich
ausschliefslich in den allgemeinen Ausstellungs-Gallerien. Die-
selbe besteht aus mehren Albums und Mappen, die staatliche
Bauausführungen auf dem Festlande und auf den Philippinen
darstellen, darunter langweilige Kasernen in Holz- und in
Eisen-Konstruktion (mit offenen Eisengallerien an den Höfen),
Leuchtthürmo und Brücken urältesten Systems. In betracht-
licher Zahl haben sich die spanischen Architekten selbst be-
Theil allerdings mit bedenklichen
Zu den letzteren gehören ein Bahnhofsgebäude von C. Perez
de la Riva, eine Musikschule von Rodriguez Yzguirdo,
ein Hospital und eine Börse von Luis Cespcdes, sowie
die Kathedrale zu Manila von Vincente Scrrano Salavcrri
olles trockene Zopfbauten, denen selbst die maurischen Zu-,
thaten (wie bei der letzt genannten Kathedrale) keinen Reiz
zu verleihen vermögen. Durch das Studium klassischer Vor-
bilder wird indess in neuerer Zeit auch in Spanien die Aus-
bildung der Architektur gefördert, wie die hübschen Aufnahmen
des Dogenpallastes und des Vcstatcni|>elfi von Tivoli von
Amados de los Bios beweisen. Recht stattliche Leistungen
sind in der That ein Zirkus in Madrid von Miguel Pasenal
und ein Museum (Alusie eotnmhnorutif) von Adolf o Fer-
nando Casanova, letzteres ein edler Renaissancebau in
fast hellenisch reinen Formen. Unter den got bischen Kirchen
sind die beiden von Alandrini und von Alfredo de la
Escalera weniger befriedigend; dagegen meisterhaft in der
Komposition und in den Formen ist die Kathedrale von
RumerL Es scheint indess, als ob die beiden zuletzt er-
wähnten Hauptstücke der sjMuiischen Architeklur-Ausstcllnng
ebenso wie der von Pucutc y Navarro ausgestellte Ent-
wurf eines Provinzial-Muscums, welcher die unverkennbaren
Formen der berliner Schule trägt und bereits in Wien aus-
gestellt war, nur als akademische Arbeit zu betrachten sind.
Sei dem, wie ihm wolle, man wird mit ziemlicher Sicher-
heit annehmen dürfen, dass die i
hat, durch eine junge Künstler-Generation
entgegen geführt zu werden. Leider ist in der nte des na t Ums
nicht das moderne Spanten architektonisch reprasenürt,
sondern man hat geglaubt, ebenso charakteristisch zu handeln,
indem man auf die inanrische Architektur des XIII. und
XIV. Jahrhunderts zurück griff. Es sind die getreuen Motive
und Details der Albambra, welche der Architekt Villajos
von Granada nach Paris versetzt hat, übrigens in meisterhafter
polychromer Dekoration und prächtiger Farben Wirkung; so ist
die spanische Facade ein Kleinod geworden, welches zwar
einen spanischen Reiseeindruck hervor ruft, zur
spanischen Baukunst al>er kaum in Beziehung steht.
Auch Russlands „ typische Facade" ist keine eigentlich
moderne Leistung, wenn auch der Zusammenhang der dar-
gestellten Architektur mit der gegenwärtigen ein unmittelbarer
ist. Hr. Ropett, der Architekt der russischen Ausstellungs-
Kommission, liefert uns eine umfangreiche, recht interessante
Komposition von Motiven, welche gröfstentheils dem Palaste
Peters des Grofsen zu Kolomna entlehnt sind. Es ist eine
Phantasie- und anspruchsvolle, echt russische Holzarchitekrur
mit bizarren Schnitzereien, hoben Spitzdächern, schweren
Fenster- Verdachungen und geschweiften Giebeln; der untere
Theil der Facade besteht aus Blockwänden, der obere tragt
eine reich gemusterte, helle Hrett Verkleidung: das Ganze macht
bei aller Gespreiztheit und trotz des lebhaften Kolorits einen
schweren, unfreundlichen Eindruck. Im übrigen ist das bau-
künstlerische Schaffen Russlands auf der Pariser Ausstellung
viel schwacher vertreten, als man es nach der Betheiligung
in Wien von der so gern sich in den Vordergrund schiebenden
Nation erwarten sollte; vielleicht auch sind uns, wenn nicht
etwa der Orientkrieg die Schuld tragt, die Hauptwerke
russischer Architektur, ungeachtet fleifsigen Suchens, im Wirr-
sal der Gallerten entgangen. In der Kunstausstellung nahmen
iüe russischen Architekturzeichnungen den oberen Thcil einer
Korridorwand ein, meist uneingerahmt und zum Theil mit
unleserlichen Namen und russischen Aufschrilten versehen.
Dalström's Stndienhaus zu Helsingfors zeigt eine trockene
Renaissance ohne grofse Motive, Hjoströms Polytechnische
Schule für Finnland ist eine nicht viel bessere Leistung,
welcher die monotonen Pilaster-Stellnngen nicht aufzuhelfen ver-
mögen. Von demselben Verfasser sind eine Volksschule und
eine Villa zu Helsingfors, erstere im ungetrübten Charakter
eines Speichergebäudes, letztere in nati<
Holzarchitekrur ; ferner eine gothisirende, ziemlich i
Holzkirche in Kronaborg und eine Grabkirch, zu Kexhoun.
Dieses letzte Bauwerk erscheint uns als die hervor ragendste
Leistung der russischen Architektur-Ausstellung; es ist ein
reizender Zentralbau in veredelten byzantinischen Formen mit
schöner Kuppel und dem unvermeidlichen goldeuen Zwiebel-
aufsatz, mit gewaltigem prächtigen Portalbogen und lebhaft
rother Terrakotten-Bekleidung. Eine andere Backsteinkirche
(in Tammerfors) mit Terrakotten- Verwendung, indess ohne
besondere künstlerische Wirkung, hat Th. Decker ausgestellt
Aufscrdem sind in der Kunstausstellung nur noch die sehr
Aufnahmen von Jac. Ahrenberg,
von Perugia, zu nennen. In dem
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N». 88.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
447
rassischen Tbeile der Fremdensektion haben wir überhaupt
nnr 2 Bauwerke aufzufinden vermocht: die Handwerker-
schale (1-koif des mHiers) des Cäsarewitsch Nikolaus, ein
Berliner Rohbau mit einigen geschmacklosen russischen Zu-
i baten, und das Landwirthschafts-Museum zu St. Petersburg,
von J. Kottner, bestehend aus einem interessanten, schönen
Mittelbau mit grofsem Vestibül und zwei einförmigen langen,
niedrigen Seitenflügeln; der Stil ist eine anspruchsvolle Re-
naissance, die Totalwirkung jedoch mehr die einer grofsen
Markthalle als die eines Museums. Es ist einleuchtend, dass
diese wenigen Bauten völlig angeeignet sind, ein annäherndes
Bild der heutigen russischen Baukunst zu liefern, da nament-
lich der in den letzten Jahren an den Palästen und Kirchen
der Hauptstadt auftretende, prachtliebende nationalrussische
Stil völlig vermisst wird. —
Die hollandische Facade, vom Architekten van den
Brink, ist eine der besseren Leistungen in der rue des
nntions, insofern als der niederländische Typus hier unver-
kennbar zum Ausdruck gelangt ; es ist ein rother, reinlicher
Backsteinbau mit heller Ausfugung und weifsen Haustein-
Bändern, die Giebel in den niederdeutschen Renaissanceformen
des XVI. Jahrhunderts abgetreppt und ausgeschmückt.
Weniger gelungen ist der Thurm, dessen Architektur in der
That nüchterner und platter ist, als es selbst holländischen
Bauwerken zusteht. — Die baukünstlerische Abtheilung der
holländischen Kunstausstellung war nicht so besetzt, als man
mit Rücksicht auf die Vorliebe der Holländer für das Fran-
zosenthum erwarten sollte. Im Kirchenbau sind nur Cuypers
und Leliman vertreten. Ersterer mit 15 gothischen Ent-
würfen für Amsterdam, Bocholtz, Breda, Nym wegen etc.,
durchweg höchst ansprechende Bauten, aber in dem harten
Maafswerk, den flachen Dächern, den horizontalen Tbunn-
gesimsen und den kalten Farben die holländische Herkunft
nicht verläugnend. Letzterer durch den anscheinend akade-
mischen Entwurf einer Kathedrale von bedeutenden Dimen-
sionen, in Backsteinrohbau mit rundbogigen Fenstern und
nach oben verjüngten Eckpfeilern; liinter der letzten Chor-
kapelle ist ein Krypta-Bau angeschlossen, dessen Fanden mit
besonderem Reichthum ausgebildet sind; das Ganze macht
einen eigentümlichen, fast malerischen Eindruck, aber die
Arcliitektur seihst entbehrt doch einer höheren künstlerischen
Weihe. — Diosell)cn beiden Arcldtekteu haben auch Entwürfe
zu Profanbauten ausgestellt, u. z. Leliman die Arbeiter-
häuser der Vereiniging-Salerne zu Amsterdam in trockenster
niederländischer Backsteinbehaudlung, und Cuypers das
lleichsmuseom zu Amsterdam, einen grofsen rundbogigen
Backsteinbau mit hohen Dächern und wenig belebten Facaden.
Charakteristisch sind ferner die Gemeindeschule zu
Scheveningen von Reinders mit flachen Piksterstellun-
gen und sein* grofsen Fenstern, sowie das Rathhaus zu
Haag von Reinders und Lootsen, auf uuregelmäfsigem
Bauplatze sehr geschickt komponirt, in zwar zopfigen aber
doch geschmackvollen Renaissance-Formen, mit schön aufge-
Thurm und reizenden Treppengiebeln. Es ist dies
Zweifel das beste baukOnsÜerische Werk des modernen
Holland, wo die Architektur gegen die allgemeine Plattheit
und Monotonie eilten schweren Kampf zu führen hat Die
Leliman 'sehen Publikationen ( Projeis tfurchitecture pulAies)
and die zum Erfrieren kalte Ausstattung der ttolländischen
Ausstellungsräume sind Beispiele hierfür. —
Ein wärmere« Leben scheint im Grofsberzogthum
Luxemburg zu pulsiren, von wo der „Staatsarchitekt"
Ch. Arendt ein interessantes Bild seines heifsigen Schaffens
geliefert hat Eine Sammlung von Zeichnungen und Photo-
graphien zeigt uns die von Arendt erbauten Kirchen zu
Conz, Dahlheim, Ehrang, Esch, Fell, Trier, Sulzbacb, Holle-
rich u. a. a. 0., theils im Luxemburgischen , theils im Re-
gierungsbezirk Trier gelegen . meist sehr hübsche Bauwerke
in bescheidenen romanischen Formen; ansprechender noch
ist die zweite Sammlung von gothischen und romanischen
l Kircbenmöbeln rheinischer and luxemburger
u»n Schluss bildet das Konkurrenz-Projekt desselben
nr Pctrikirche in Leipzig, ein romanisches Bau-
werk mit 2 West- und 2 Chorthürmen, welches bei aller
Schönheit freilich mit den pr&miirteu Entwürfen an Glanz und
Genialitat nicht wetteifern konnte. —
Eine überraschende Großartigkeit trägt die bautechnische
Ausstellung Belgiens zur Schau. Die Facade in der rue
des nations ist in einer Längenausdebnung von 60" mit
wahrhaft palastartigem Reichthum entwickelt; sie ist ohne
Zweifel das üppigste Bauwerk der Nationenstrafse. Die Front-
bestehen nach flämischer Sitte aus
steinflächen mit Bändern und ArchitekUirtheilen aus dem be-
kannten blaugraucn „belgischen Granit", zugleich mit Anwen-
dung von schwarzen Marmorsäulen, braunen Sandsteinen und
sonstigen aussclüiefslich aus Belgien hervor gegangenen Mate-
rialien, deren Gewinnungsorte und Lieferanten überall deutlich
angegeben sind. Der Palast, oder besser die Palastfacade,
aufgelösten Mittelbau mit Hauptportal, an welchen sich beider-
seits Langbaaten mit offener Gallerie im Obergeseboss an-
schlicfsen; den Abschluss bildet links eine Art von Beffroi,
dessen Thurmlösung uns wenig gelungen erscheint, rechts eine
Art Landschloss. Der Eindruck des Ganzen ist ein prächtiger,
fast überladener; der Erbauer ist der bekannte Brüsseler
Architekt E. Janlet; seine Leistung verdient eine wirklich
nationale genannt zu werden. Zuverlässigen Nachrichten zu-
folge ist der Bau von der französischen Regierung zu einer
definitiven Verwendung angekauft worden, die Baukosten
werden auf 480000 Mark angegeben. — Die sonstigen Werke
der belgischen Architektur sind nicht in der Kunstausstellung,
sondern in einem abgetrennten Räume der allgemeinen Aus-
stellungs-Gallerien, sowie in der belgischen Anncxhaile recht
übersichtlich untergebracht. Wir nennen 2 akademische
Stadthaus-Entwürfe von P. Vankerchove und J. Goetha in
jener harten, unerfreulichen Backstcingothik, welche schon bei
den holländischen Leistungen besprochen wurde, hervor ge-
gangen aus dem Institut „des fYf-res des Ecoles ehrrtiennes"
zu Gent, ein Schulgebäude zu Antwerpen von P. Dens in
flämischer, aus Gothik und Renaissance zusammen gesetzter
Mischarchitektur, 2 Konkurrenzprojokte zu Brüsseler Boulo-
vardhäusern von E. Janlet und A. Vanderheggen in dem
bekannten barocken belgisch-französischen Neogrec-Stil, dessen
reiche, lebensvolle Wirkung leider durch die Unscbönheit vieler
Details erheblich beeinträchtigt wird; endlich die sehr hübschen
Bauwerke der landwirtschaftlichen Kolonie zu Merxplas von
Architekt Victor Besme, und eine Reihe von Eisenbahn-
Stationsgebäuden. Unter den letzteren machen sich die Bahn-
höfe zu Brügge durch eine wahre Misssgeburt von Gothik, zu
Löwen und zu Brüssel (Süd) durch eine trockene Zopfarchi-
tektur bemerklich, während die Stationsgebäude von Charleroi
und Tournai (vom Architekten Lambeau) eine edlere Stil-
auffassung, grofsc Verhältnisse und mächtige Motive aufzu-
weisen haben. Emile Cou Ion hat in seiner Restauration
der früligothischen Abteikirche von Villers eine sehr verdienst-
volle Arbeit geleistet; die bedeutendsten Neubauten Belgiens
sind indess Armand Rousscl's Höfel des Monnuies und
J. Poolacrt's Palais de justice, beide zu Brüssel. Das
Ilötcl des Monnaies lehnt sich im ganzen Aufbau und
in den einzclneu Motiven unmittelbar an die moderne fran-
zösische Renaissance an; es zeigt hohe Mansardedächer mit
reich verzierten Gräten, barocke, von plastischem Schmuck
überwucherte Details und eiue lebendige Flächendekoration
durch Ziegel und Haustein-Streifen; die zeichnerische Dar-
stellung ist meisterhaft Weit edler und gleichfalls vorzüglich
durch Pläne und Modelle dargestellt ist der bereits seit
mehren Jahren im Bau begriffene Justiz-Palast, ein
Monumentalbau ersten Ranges. Nicht allein durch die vor-
nehme Gestaltung der Facaden, durch die effektvolle Gruppi-
rung der Massen, durch den mächtigen Zentralaufbau,
welcher, von unten auf frei, eine herrliche Salle des pas
perdus bildet, und durch die gewaltigen Raum - Disposi-
tionen im Innern wird diesem Bau der monumentale Stempel
aufgedrückt sondern die grofsartige Wahl der hoch gelegenen
Baustelle, die Gestaltung des umgebenden Platzes, die herr-
lichen Strafscnaxen, die Terrassen, Statuen, Rampen und Frei-
trepiwn sind es nicht minder, welche die Wirkung dieses
Brüsseler Meisterwerks zu einer königlichen Höhe steigern.
Hier können diejenigen lernen, welche über die Bauplätze
monumentaler Gebäude zu bestimmen haben, und hier können
auch die belgischen Architekten erkennen, dass man, auch
wenn man dem hellenischen Puritanismus abhold ist selbst
auf dem Boden des barocken Keogrec erträgliche Details
Recht übersichtlich ist auch die vom Schweizer Archi-
tekten- und Ingenieur- Verein arrangirtc schweizerische
Bau- Ausstellung, welche unter manchem Mittelmäfsigen viele
vortreffliche Leistungen aufzuweisen hat H. Gote's Techni-
kum in Wiuterthur, Davinet's Hotel-Entwürfe, Honegger's
Züricher Postgebäude und Gasthofanlagen und Keser-
Doreth's russische Kirche zu Yevey erregen kein beson-
deres Interesse; Jenzer zeigt in einem „architektonischen
Album der Stadt Bern" die baukünstlerische Armuth dieser
Stadt Wertvoller sind die Sehulhäuser von Coire und
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448
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
2. Kavrnbfr 1878
von Reese, die fhemieschule iler Universität zn Genf von
Bourrit u. Simler. das Kurhaus zu Buden von R. Moser,
die Villen von Ad. £ Ferd. Brunner und Jung s
Verwaltung« - Gebäude de* Schweizer Lloyd zu Winterthur.
Chiodora in Zürich zeigt uns seineu Entwurf zum Palazzo
Marino in Mailand, eine wenig anziehende Architektur mit
durchgehenden Mastern und grofsem Mittelthurm, sowie seine
vortrelHii hcn /.ciclinuugen zum Hotel der Gesellschaft Hinter-
hof in Zürich, eine im Grundriss grandiose Anlage mit einer
reichen Facaden-Entwk-klung. Sgrnffittoschmuck und sehr wir-
kungsvollen überstehenden Dache™. Alb. Müllcr's
Züricher Börse zeigt eine monumentale aber schwerfallige
Architektur mit hohem Friesgeschoss und gebogenen Dächern,
deren Form die eiserne Deckenkonstruktion angepafst ist.
Alioth's Konkurrenzentwurf für das Hamburger Rathhaus
ist eine hübsche französische Arbeit mit dem üblichen Mittel-
thurm, aber ohne durchschlagende grofsc Motive. G. Semper
ist durch sein Stadthaus zu Winterthur, ein einfaches wür-
diges Gebäude mit 4 saniiger Vorhalle, vertreten; II. v. Gey-
müller hat aberma^ die Konkurrenzentwürfe für St. l'eter
in Rom ausgestellt. Hier begegnen wir auch wiederum den
verstorbenen Architekten F. Jäger in Paris, dessen hervor-
ragende Leistungen wir schon bei der Beschreibung der Aus-
stellungsgebaude erwähnt haben. Die hier aushängenden Skizzen
und Vorstudien zu den prächtigen KomiKxsitionen der von der
I nördlichen Loggia des Marsfeld-Palastcs in die Kunstaus-
stellung führenden Portale führen uns in die unmittelbare
| Nähe dieser genialen Schöpferkraft . wenn auch die barocken
! Details unserer Auffassung vielfach nicht zusagen wollen.
Ein zweites, auf gleicher Höhe künstlerischer Routine stehen-
I des Werk Jägers ist die Villa Helvetia (Eigenthümer
I Hr. Oehler) in Frankfurt a. M. : es ist die moderne franzö-
sische Richtung mit all ihren Härten und Schönheiten, mit
ihren reizvollen Dächern und Thürmchen. die uns aus
! dieser meisterhaft- entworfenen Villa entgegen tritt ; da*
Aeufsere und Innere sind mit Fayence und Farben ver-
schwenderisch ausgestattet, wie dies die in natura ausge-
. stellte Eingangsthür mit Fayence-Umrahmung, sowie das ganz
ausserordentlich schöne schmiedeiserne Treppengeländer in
überraschender Weise darthun. Der Entwurf Jägcr's zu
der schweizerischen Ka^ade in der nie des »w/m».*
I ist dagegen nach unserer Ansicht den vorerwähnten Lei-
stungen nicht ebenbürtig. Zwar ist dem cigenthümlicheu Bau.
welcher ein grofses Eingangsthor mit anstoßenden Hallen dar-
stellt, die Originalität nicht abzusprechen, auch ist das Haupt-
motiv ein klares und grorsartiges. aber der Gesammteindruck
ist ein völlig unbefriedigender.
(Fortw«iiui|i foltrt )
Beiträge zur Berechnung der Eigengewichte eiserner Balkenbrücken.
(Sehl.».)
D. Farallcltragerbrücke mit Zugstreben und Ver-
alea (Isarbrücke bei München und Donaubrücke bei lugol-
1t. Laissle u. Schübler, Bau d. Brückenträger. 2. Bd.). Ks ist
_ 50,0 + 50,4 = 50 -, m) „ = 7> x.( = 4230 u.t lt _ 5440 kltj
S — 600 s*( Bahn unten', ;> — 1673 + 663 + 44-.) -= 270<i
wobei bemerkt sei, dass mit Itiicksicht auf die sphr schwer
konstruirte Fahrbahn hier für gs sofort der Werth der
Quelle eingeführt wurde. Demnach ff,' ~ 0,0039 . 7120 .
25,1 687 k«; g,' = (0,002 . 2790 + 0,0027 . 5440) 25,1 =
----- 1,52 - 0,001!» . 50,2 = 1,42; /, = 1,84 - 0,0008 .
509 k«;
60,2=1,80; wadt * +*
der Quelle ist das Gewicht auf die Trägerlänge
(975.0,7 -916)^
. 1*65 M. In
,0"» bezogen,
1966 52 6
somit g,+g,— - rjl — = 2064 ks zu rechneu : es ergiebt sich
■ " (JdyO " ~ '
eine Differenz von 11%, welche aber zum
,u 11%, welche aber zum grolsen Theil darin
ihren Grund tindet, dass im Beispiel nur ein Strebensy>>tem,
bei den üewichtstabcllen dagegen ein doppeltes angenommen ist,
wol>ei die Abstufungen der Kategorien sich mehr den theoretischen
Querschnitten anschmiegen konnten, obwohl theoretisch die Anzahl
der Strebensysteme ohne Kinrluss ist Als Beweis für die Richtig-
keit vorstehender Behauptung diene Nachfolgendes : Bei einer
ganz analog konstruirten Brücke mit 54,2 ■ Stützweite, aber
doppeltem System, wo n = ü ist, tindet sich g, + ff, =
= 2334 "; d' *« far . = 7: 9, =
2334 | . ~ = 1350*; ff, = 2334 = 772*«; somit«/, + a,=2122k«;
wahrend für diejenige mit 50,2 - Stützweite ff, + g, - 2064 "w; also
trotz des Unterschiedes von 4 ■» in der Stützweite ist die oben
betrachtete nur um 58 k« schwerer.
D. Baralleltrager - Brücke mit Zugstreben und
Vertikalen (Bziha, Eisenbahn - Unter- und Oberbau auf der
Wiener Weltausstellung 1*73, 2. Band. Franz-Josef-Itonanbrücke
b. Wien). Es ist 1. _ *LL£±!'.8 = «2,2«, n = 10, k, =
l,=4000"w) da die StraTsen - Fahrbahn 10" breit, S =
1000 k«. Daa Eigengewicht näherungsweisc (nach Heinzerling) p =
42 ^ 82,2 1 + 2031 + 2447 = 7700 M , da f =
2147 a.« iSL
812500
4 . 62,2
Demnach ist dann ff,' = 0,0039 . 11700 . 41,1 —
187
00 -f-
),oo
27 . 4000J •
11,1 =
206
K»hrl.«hB mit»
KuhrUbn HMa
U
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111
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IIC.fi
NM
All
Mi
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ÜS
*"
JOB»
mr,
I4S7
22
3,52 - 0,0019 . 82,2 = 1,36 ; t, = 1,84 - O.OOH . 82,2 - 1,77.
Somit wird 9l f- g, - ff} = (2550 187«) ,7„ + 2031 = 5129 "Mt.
In der .
10
en angeführten Quelle findet sich ff, + g, -f g3 =
5030 k«; somit stellt die Differenz mit dem berechneten
4 . ?i2,2
Werthe sich auf nur 2%. Ks sei bemerkt, dass die Fahrhahn
eine schwere ist, somit die Gleichung g, -\ ff, + g} = 42 L
+ 900 benutzt wurde zur ersten Bestimmung, die Nebentbeile
aber aus den Zeichnungen ermittelt wurden. —
K. Parabeltragerhrücke (FIuthAtTnung der Douaubrücke
bei Bastenstem). Ks ist L = *4,fi ' ^ = 25,H">, n =• »,
L, = 45ÖO "b, i, =- 6200 k« (siebe Tabelle XVII iu
Schabler), S ■= 600 ke, p 62:1 -f 469 4- 44K = 1540*«:
wird dann zunächst </,' = O.IKMS. 6100. 12,9 — 345 0,'
- <t,(K)06.62(»). 12,9 = 4.H k« und (, - 1,65 - 0,0076.25.8
= 1,45, '.= 2,14 - 0,0075. 2 >,8 ^ 1,95; daher g, + g, =
( 500 "+l»l)^ -766 k«. In der Quelle findet sich g, + g,=
25 h' ,iS5k* 1,1,0 ,,etrilÄt d" Un,cr8Cuied nicht K*ni 12,S-
K. Schwedlerträger- Brücke (Kluthöffnung der Klbe-
brücke bei Magdeburg. Autographien der Berlin - Botsdam-
Magdeburger Bahn). Ks ist /. = 31>° + 31.H _ 3, 4 m> n _ 7>
k, = 4480 k«, JL,
S = 675 k«, =
c, = 3,5;
0,002t» +
V) 1
öö J
55HO k* (nach der Tabelle auf Sehe . . .),
795 + 484 (• 441 = 1770 s«, c, ss 2,0,
G
»000
15,7 = 337 kK, g,' =- [0,00149 - 0,0002 yb^Sfi ] 5580 . 15,7 =
110 kz, t, tm 1,65 - 0,0076 . 81,4 = 1,41 , t, = 2,14 - 0,0075 .
31,4 = 1,90; also ff,+ ff,- „™ l + 209 = 641 *. In
dem obigen Werke ist für die zweigleisige Brücke ff, + g% =
8J?^ = nH8k*. »o"»1 k*nn f"1- ein Gle» heiläufig ff, +ff* =
^ 11HH = 053 kK gesetzt werden, da hier unbedingt eine ein-
gleisige Konstruktion uro etwa 10% schwerer sein wird, als eine
analoge zweigleisige.
F. Schwedlerträger-Brücke (Die Brahebrürke bei Brom-
berg. Heinzerling, Die Brücken der Gegenwart 1876). Ks ist /- =
36,7 m, n = 8, i-, = k, — 4400 kü, die Fahrhahn der Strafsenbrücke
11 "> breit, .S'=700; P kann annähernd wie folgt ermittelt werden :
Nach Heinzerling g, + g, = 28.30,7 M . -?= 1005 k,;
2
da jene Formol für gerade Tiäger genau, so wurde hier nur —
des Werthes genommen; somit p - 1006 + 2134 + 211 — 3350
c, -c,= 1,31:
L. NNMI J
7750.18,35 = 469 ^, g,' _ f.),00149 0,iKm \5 1,3 ] 44<X».
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N». 88. DEUTSCHE BAUZEITUNG. 449
18,36 = 81 «*; ferner ist f, = 1,52 - 0 «1038 . 9ß,7 = I,S8, <, =
1,92 - 0,0025 . 36,7 - 1,81 ; daher g, + g, = 647 + 147 = 794 »«.
Nach der (Quelle fiudet sich aas der genauen Gewichtaberechnung
31493 „„„ , .
g, -j gt =_ :=85<k*, somit gegen den berechneten eine
36, i
Differenz von kaum 7%. Hierzu sei bemerkt, dass in dem Bei-
spiele die statische Berechnung, für welche ;> allfäJlig nach vor-
stehender Weise hätte ermittelt werden können, g, + g, — 1274"«
angenommen wurde, also um rolle ■<""„ größter als der richtige
Werth, während auf die vom Verfasser vorgeschlagene Methode
diese Ungenauigkeit viel kleiner ist. •
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G. Halbparabelträger-Brücke (Funk, Baubericht der
Venlo- Hamburger Bahn 1873). Ks ist /. _ 60,58 + 5^38^
69,48», hm=27l, u = 0,75, *V, = 4400»*, k, = 5500»« (aus der
Tabelle auf Seite . . .), S = 675 ««, p = 1744 + 676 + 440 =
2760 «<t, daher ff,' = 0,0037 . 7160 . 29,71 = 803k«, pV =
(0,0019 . 2760 + 0,0024 . 5500) 29,74 = 648 Im,, = 1(37 -
0,0019 + 59,48 = 1,26, «, = 1,83 - 0,0008 . 59,48 ^ 1,78 ; somit
+ 9r + 9* — ( 1002 . - + 6*>i) '.!!!! + 676 = 2156 M. Nach
der Quelle ergiebt sich fllr die zweigleisige Brücke g, + gt + gi =
2"(^°- 4378 kg, daher annähernd für ein Gleis g,+ff,+ff,=
4378 . ** = 2408'«, also ein Unterschied von 12 V
G'. Halbparabelträger-Brücke (Cioisette-l>tHnayeTt,tra-
vaux public en IMlande. Whaalbrückc bei Bommel). Es ist L =
120,0 + 126,26
2
21
123,13 ™, *m = 8 , t4-rO,7S, k, = k, = 2880*n,
S = 700»«, p = 4106 + 1 180 + 445 = 5730 *<; daher </,' = 0,0087 .
8610 . 61,52 — 1057»«, g,' = (i),001» . 57:10 + 0,0024 . 2«80)
111,52 = 1<K)4, /, = 1,28 - 0,001 . 123,13 - 1,16, /, = 1,78 -
0,0003 . 123,13 = 1,74; somit g, + g, + g> = 2270 + 1947 +
1189 = 5406»«. Nach der genauen Gewichtsberechnung findet
. , , . 8161. 12« «i
sich hierfür g, + g, + ff*--
123,03
für diese große Stützweite kaum 14^ Unterschied. —
Diese Beispiele werden genügen, erstens die Anwendbarkeit
der Formeln für die tlieoret. Gewichte uud Konstruktions-Koeflizienten
für Balkenbrücken jeder Art zu zeigen, zweitens aber auch die
für diese Berechnungen genügend genauen Besultate der Gewichts-
tabcllen als zuverlässig zu erweisen, womit auch deren Anwend-
barkeit für Kosten- Voranschläge dargethan und man in der Lage
ist, mit einer Genauigkeit von 6—15°^ das Eigengewicht der
Kisenkoustruktion leicht und rasch zu ermitteln, ohne ein Projekt
zu besitzen, was zu erreichen Zweck vorliegender Arbeit gewesen.
Budapest, März 1878. Julius Seefehlner.
Mittheilungen aus Vereinen.
Verein für Eisenbannkund«. Versammlung am 8. Oktbr.
1878. Vorsitzender Hr. Streckert. Schriftführer Hr. G. Meyer.
Hr. Reder erklärt einen von dem Telegr.-Inspektor Hattemar
konstruirttn Apparat, durch welchen die Schienen-Abnutzung auf
das genaueste gemessen werden kann. Derselbe wird vermittels
eines gusseiserneu Bügels an einer bestimmten, dazu vorbereiteten
Stelle der Schiene so befestigt, dass 3 Spitzen des Bügels ent-
sprechende Kömerpunkte an der einen Seite des Schienensteges
treffen, wahrend gegen die andere Fläche des Steges ein daumen-
artiger Hebel druckt. Ks erhält auf diese Weise der Bügel, behufs
Vornahme der Messung, stets dieselbe Lage zum Schienenkopfe.
Verbunden mit diesem Bügel ist ein den Schienenkopf um-
schließendes messingenes Bogenstück von rechteckigem Quer-
schnitt, welches mehre normal zum Umfange gerichtete Löcher
enthält. In diese Löcher wird ein mit Xonien-Thcilung versehener
Stift geführt und aus der Tiefe des Kindringens bis zum Berühren
des Schieuenkopfes die Gröfse der Schienen-Abnutzung ermittelt.
Eine einfache \ orrichtimg ermöglicht ferner, mit diesem Apparate
zugleich eine etwa eingetretene '
den Fufs zu messen.
igncnt lerner
Drehung des
Hr. Streckert bespricht sodann einige das Kisenbahnwesen
betreffende Gegenstände der Pariser Ausstellung. Was
zunächst den eisernen Oberbau betreffe, so sei derselbe als Lang-
EST.
und Querschwellen-Oberbau sowie auch mit Kinzel-Unterlagen vor-
handen gewesen. Bei der Abneigung der Franzosen und Belgier
tau und bei dem Fernbleiben Deutsch-
gegenwartig wohl über 1000 eiser-
i liege, von der Ausstellung sei es er-
lung über dieses Überbau-System nur
klarlich, da«s die Ausstellung
wenig Interessantes biete. Zu erwähnen seien hiervon nur mehre
Ausführungen sowie auch Modelle für Pferdebahnen und über Bahnen
untergeordneter Bedeutung, ohne dass das Ausgestellte als etwas
Neue* betrachtet werden könne. Als besonders zweckmäßig sei
der Strafscn-Oberbau anzusehen, bei welchem die Kinzel-Unterlager
nach der Hilfschen Langschwellc eine hohe Schiene mit seitlich
(auf der Innenseite) angewalzter Nase, zur Bildung des Spur-
kranxes der Bäder und zur Anlegung des Strafsenpflaiters, trage >.
Bei weiterer Besprechung des Langschwellen-Oberbaues hebt der
Vortragende besonders hervor, dass wie für Straßenbahnen der
I. an psen wellen - Überbau — weil für die gute Herstellung einer
Strarsenbefestigung erforderlich, — gleichsam Bedingung sei, so bei
Anwendung des Langschwelleu - Überbaues auf Eisenbahnen ein
scharfkörniges oder scharfkantiges Bettungsmaterial für eine sichere
und gute Gleislage unbedingt nothwendig sei. Auch müsse kon-
statin werden, dass ein ruhigeres Befahren des Gleises durch eine
volle Verfüllung desselben bis über halbe Höhe der Schienen er-
zielt würde. — Mehr Aufmerksamkeit werde von den Franzosen dem
eisernen Querschwellen -Oberbau gewidmet- Redner beschreibt
einen solchen, welcher vorzugsweise auf Krreichung eines möglichst
grolsen Widerstandet gegen seitliche Verschiebung des Gleises
konstruirt sei. Die Querschwelle ist an den Enden geschlossen,
um das Entweichen des Kieses zu verhüten, und in der Mitte (in
der Ilorizontalprojektion) eingezogen, um auch dadurch eine festere
Lage zu erhallen. Ihr Profil ist das einer umgekehrten Mulde.
Die Befestigung der breitbasigeu Schienen auf der Schwelle ge-
dnreh einen unter dem Schienenfüße durch die Schwelle
gebogenen Schraubenbolxen, welcher vermittels Deck-
platten den Schienenfuß auf der Schwelle fest hält. Die
scheint aus Walzeisen hergestellt und später gepresst zu sein.
Dieselbe wiegt 27 «k und kostet 8 M. Dieser Oberbau soll sich
bei längeren Versuchen gut bewährt haben.
An weiteren Neuerungen im Querscbwellen-Obcrbau erwähnt
Hr. Jungnickel eine Vereinfachung der Befestignngsmittel bei
dem Vautherin'schen System, wonach an der Innenseite des
Schienenfußes statt des bisherigen 3theiligen Verschlusses ein
2 theiliger, aus Keil und Splint mit Sicberungs-Vorrichtungcn gegen
das Heraiisspringeu bestehend, angeordnet wird. — Zu den Betriebs-
mitteln ühergehend führt Hr. Streckert an, dass das Streben,
den Motor mit dem Wagen zu vereinigen, in mehren der aus-
gestellten Fahnceuge zu Tage trete, die zum Theil auch für Haupt-
bahnen bestimmt und mit großem Luxus ausgestattet seien. Kr-
wfthnenswerth sei auch die Ausstellung des Oberbaues und der
Betriebsmittel einer 22 km langen schmalspurigen Bahn, welche
vorzugsweise für landwirtschaftliche Zwecke in der Gironde ge-
baut, aber auch für Personen-Beförderung eingerichtet sei. Die
hierbei ausgestellten Oberhautheile und Betriebsmittel seien für
40 nnd U0r» Spurweite konstruirt gewesen. — Eine Frage des
Hrn. Golz, ob das Schmalspur-System überhaupt viele Vertreter
in Frankreich finde, beantwortete* Hr. von Weber dahin, dass
s. W. dasselbe in dem Frcyciaet'schcn Plane für die Erweiterung
sn Eisenbahnnetzes nicht vorgesehen sei. Wegen
beabsichtige man, nur
Im Anschluss an die vorstehenden Mittbeilungen tritt die
Versammlung in eine Besprechung mehrer Einzelheiten und Er-
scheinungen beim Querschwellen- und Langschwellen-Oberbau ein.
nr. Kinel weist auf die Schwierigkeiten hin, welche auf
den Elsass-Lothringischen Bahnen die Entwässerung des Kies-
bettes bei Anwendung des Langschwellen-Syslems bereite. Man
denke jetzt daran, auf einigen eingleisigen Linien, welche vor-
wiegend einen sekundären Charakter hätten, eiserne Querschwcl-
len einzuführen, sei aber noch im Zweifel, in welcher Weise der
seitlichen Verschiebung am zweckmäßigsten vorgebeugt, wie event.
der vertikale Abscbluss an den Schwelleueuden am besten bewirkt
werde. Hr. v. Weber hält den Verschluss an den Enden über-
haupt nicht für ausreichend, weil er gegen losen, unbelasteten
Roden wirke, der leicht mit der Schwelle verschoben werde.
Die Sicherungen gegen Gleisverschiebungen müssten da ange-
bracht werden, wo das Schotterbett durch die Eisenbahnziige be-
lastet würde; deshalb sei auch die Mittelrippe bei der HuTdchcn
Schiene so wirksam. Bei hölzernen Schwelleu entstehe eine be-
deutende Reibung zwischen dem Schotter und dem Holz — ein
Vortheil, der den eisernen Schwellen abgehe. — Hr. Schneider
fuhrt bei Besprechung der Auswechselung hölzerner Querschwel-
len gegen eiserne auf der Bergisch-Märkischen Bahn an, dass
dort die Mitten einzelner Schwellen mit T- Eisenstücken annirt
seien, um die Verschiebung jn hindern, nr. Löffler plaidirt
für die Anbringung solcher | - Eisen unterhalb des Schienen-
Auflagers.
tung einer Anfrage des Hrn. Golz, ob es Su-
dans Innm Auswechseln hölzerner Querschwcllen
•selben Schiene beide Arten von Sehwellen
Hr. Wieden fei d, dass auf den Anhaltischen
Vautherin- Schwellen, die lange gelegen und in
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In
lässig
gegen
450
DEUTSCHE BAÜZEITÜNG.
2. November 1878
gutem Kiew auch keine seitlichen Verschiebungen gezeigt, wegen
ungenügender Schienenbefestigung hüten beseitigt werden müssen.
Man habe in solchen Fallen hölzerne Querscnwellen eingelegt
zwischen die eisernen, ohne das dadurch irgend ein Nachtheil
entstanden sei Hr. Reder hebt die Vortheile der Bedeckung
der Schwellen mit Kies hervor. Redner empfiehlt ferner bei
Querschwellen eine von der üblichen abweichende Methode des
Unterstopfens. Dieselbe besteht darin, dass zwei benachbarte
Schwel en paarweise immer nur von den beiden gegenseitig ab-
gekehrten Seiten unterstopft werden. Der zwischen den beiden
Schwellen liegen bleibende Kies bildet dabei für das neu unter-
gebrachte Stopfmaterial ein festes Widerlager, aufserdem wird
an Arbeit gespart Hr. Hartwicb kann das Verfahren, die
Schwellen immer nur von einer Seite los zu graben und zu
unterstopfen, hauptsächlich deshalb empfehlen, weil es dadurch
leichter werde, den Schienen eine direkte Unterstützung durch
den Kies zu geben, worauf nach seiner Erfahrung grofsea Ge-
legen sei.
Quer-
Bahnen beabsichtigte Anbringung einer zweiten Querschwelle
unter der Langschwelle als nicht vortheilhaft und diesen Oberbau
vertheuernd angesehen. Hr. Streckert hat wahrgenommen, dass
dieser Oberbau ohne Quersch wellen am Stofae sich ruhiger be-
fahren habe. Würde die Querschwelle am 8tofse, welche Tor-
wiegend zur Sicherung der Lage der beiden zu einem Gleise
gehörenden Schienen zu einander angebracht sei und nebenbei
auch ein Mittel gegen das Wandern der Schienen sein sollte,
angewandt, so dürfe sie in der Mitte nicht fest unterstopft
werden; hierdurch würde aber auch eine volle Verfullung ueB
Gleises, welche fast überall als zwcckm&fsig anerkannt sei, ver-
hindert.
Aus den auf den Hannoverschen Bahnen gemachten Erfah-
rungen theilt Hr. Oberbeck mit, dass auch auf den dortigen,
mit Hilf sehen Oberbau belegten Bahnstrecken die Stofsschwellen
zu feste, der gleichmäßigen Bewegung der Züge nachtheilige
Stützpunkte bilden. Nach einer Aeufserung des Erfinders rühre
dieser Fehler aber von der Art der Unterstopfung der Quer-
schwellen her, die eben eine zu feste gewesen sei. Hr. Löffler
hofft den beregten Uebelst&nd dadurch beseitigen zu können,
d&w anstatt der sehr kräftigen Querachwellen I Eisen unter den
Stöfs und unter die Mitte der Langschwellen gelegt, ferner die
Stöße der Fahrschienen zwischen den Schwellenstofsen angeordnet
Die von anderer Seite in Vorschlag gebrachten Laschen-
erlegen
aieht e
in Kurven sehr erschweren. Hr. Kinel
in
deswegen, weil damit die bisherige, sehr zweckmifsige Art der
Montirung des Oberbaues, soweit sie in den Werksutten erfolge,
aufgegeben oder wesentlich modifizirt werden musste. Redner
glaubt durch Anordnung von Laschen unter den Schwellenstöfsen,
die mit den Schwellen nicht fest verbunden würden, eine zweck-
mässige Unterstützung des Stofsea erreichen und damit die Ver-
mischung des Langschwellen- mit dem Querschwellen-System be-
seitigen zu können. Gegen das sogen. Wandern der Schwellen
habe man auf den Elsassischen Bannen mit gutem Erfolge alte
Schienenstücke lose unter die SchwellenstöTse gelegt —
Hr. Frischen ladet unter Hinweis auf die neuesten Ver-
besserungen in der elektrischen Beleuchtung die Vereinsmitglieder
zum Besuch des Bauplatzes Charlottenstrafse 92 ein, wo dieselbe i
eingerichtet sei.
Architekten- Verein zu Berlin. Versammlung am 28. Ok-
tober 1878; Vorsitzender Hr. Möller, anwesend 2U9 Mitglieder
und 13 Gaste.
An Einging en liegen vor: Als Geschenk des Hrn. Schwabe,
dessen „Entwurf eines Eisenbahnplanes für das Königreich
l'reufscn etc."; als Geschenk des Hrn. Stegmüller: das Supple-
ment-Kupferheft zur „Allgemeinen Enzyklopädie der Wissen-
schaften und Künste". Der Ausschuss der Studirenden der Bau-
Akademie bekräftigt — gegenüber einem Gerücht, dass derselbe
seinen Standpunkt zu der Gewerbeschul-Frage geändert habe —
die in seinem früheren Schreiben ausgesprochene Ausicit. —
vergl.^die Notiz am Schlüsse des Referats), spricht er der Kom-
mission, von welcher die bezgl. Veranstaltungen ausgegangen
sind, insbesondere den Erfindern der beim Familienfeste des
23. Oktober vorgeführten dramatischen Darstellungen, Hrn.Appelius
und Stegmüller, den Dank des Vereins aus.
Der Hr. Vorsitzende berichtet ferner, dass die in der Ver-
sammlung vom 14. d. M. beschlossene Abscndung einer auf die
„Gewerbeschul-Frage" bezüglichen Petition an den Hrn. Handels-
minister bereits am 17. d. M. erfolgt sei, und verliest den Wort-
laut dieses Schriftstuckes. Im Anscbluss hieran theilt Hr. Höck-
mann mit, dass das von ihm in Aussicht gestellte, von 36 Mit-
gliedern des Vereins unterzeichnete Minoritats -Votum zu dieser
Frage am 22. d. M. dem Hrn. Minister überreicht worden sei;
elbe gelangt gleichfalls zur Verlesung.
Demnächst halt Hr. Gill den angekündigten Vortrag „über
Tegeler Anlagen der sUdtischeu Wasserwerke und die Ur-
sachen der Verschlechterung des von denselben gelieferten Wassers."
Der Hr. Redner beginnt mit einer Hervorhebung der Haupt-
Gesichtspunkte, von welchen im Laufe der letzten Jahre die
Wahl unter mehren für einen bestimmten Ort etwa möglichen
Vertorgungs-Systemen abhangig gemacht worden ist, und erinnert
insbesondere an die Bemühungen der Aerzte zu gunsten der
Quellwasser-Versorgungen, ohne dass er im Stande ist, diese
Bemühungen in jedem Falle als berechtigt anzusehen. Von den
3 Haupt-Argumenten, welche häutig zu gunsten der Quellwasser-
Versorgung, theilweise unter Uebereehung vorhandener schwerer
Bedenken (worunter insbes. der häufige Mangel an Gewissheit
über die Beständigkeit der Quelle nach Quantität und Qualität
eine Rolle spielt) vorgebracht zu werden pflegen: a. Freiheit von
Verunreinigungen, b. Billigkeit der Anlage und c. Temperatur-
Beständigkeit des gelieferten Wassers, sind b und c sehr häufig
unzutreffend, und zwar c inabesondei
erforderlichen Leitungen Schwankungen in
Wassers mit sich bringt, welche relativ i
(Beispiele hierzu liefern etwa Wien, Dresden, Frankfurt a.M u. «.).
Die mehrfachen Ausführungen mit Quellwasser-Leitungen, welche
im Laufe der letzten 16—25 Jahre entstanden sind und die Gunst
der öffentlichen Meinung, die denselben sich zuwendete, gaben,
als vor etwa 10—12 Jahren für Berlin die Frage der Beschaffung
neuer Versorgungswerke auftauchte, auch hier den Anlass, die
Möglichkeit einer Quellwasser- Versorgung in näheren Betracht zu
ziehen, und man wendete gerade diesem Modus der Beschaffung
eine um so gröfsere Aufmerksamkeit zu, als zwingende Grande
praktischer Natur vorbanden waren, die einer Erweiterung
der bestehenden Spreewasser- Versorgung entgegen standen. Es
ist bekannt, dass mit den Vorarbeiten für die Anlage neuer
Wasserwerke Berlins der Ingenieur Veitmeyer betraut wurde
und dass die Resultate von dessen Arbeiten in 2 Druckschriften
der Öffentlichkeit übergeben worden sind, in denen das
Resume gezogen wird, dass eine Wasserversorgung Berlins aus
den unteren Sandschichten
des Spree- und Havel-Thals
möglich sei. Mit Bezug auf
den günstigsten Ort der
Waaser • Entnahme Helsen
die Veitmeyer'scheo Unter-
suchungen Raum für die
Schlussfolgerung, daas unter
allen Umstanden das Becken
östlich von Tegel das am
meisten geeignete für die An-
Isge sei, zumal für diese Stelle
auch jedweder Zweifel ober
die Qualität des Untergrund
Wassers durch die Resultate
der vorgenommenen chemi-
schen und mikroskopischen Un-
tersuchung beseitigt erschien.
Mit Bezug auf die Art der
Wassergewinnung war durch
Versuche Veitmeyers und durch
eigene Versuche, die denselben
parallel liefen, fest gestellt
worden, dass die Anlag« von
Brunnen nach einem von
Gill angegebenen besonderen
System*) sonstigen Vorkeh-
rungen als überlegen sich er-
weisen werde. —
Die in summarischer Kürze
hier angegebenen Vorarbeiten
dienten dem, im Anfang dea
Jahres 1874 den stadtischen
Behörden vorgelegten „Projekt
zu einer Erweiterung der
Berliner Wasserwerke" als
Unterlage. Aber die grobe
Sicherheit, in der man Ober
die Quantität dea bei Tegel
zu gewinnenden Wassers sich
berechtigter Weise befinden
war bei Hrn. Gill
wie
s i cli tli ch ist, dcD
20.Mail874 datirterB
desselben enthalt und der fol-
genden Wortlaut hat:
„Die „Vorarbeiten und
Versuche im Kleinen" haben
die Frage der Wasserge-
winnung aus dem Untergründe
des Spree- und Havel-Gebiets
nicht gelost und bei der
nachgewiesenen unendlichen
Verschiedenheit der durch
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N.. 88.
451
einander geworfenen Tiefschichten nicht löten können; die Frage
wird vielmehr nur durch einen Versuch im Grofieo und zwar
in natürlicher Gröfse, zu erledigen sein. Ein solcher Versuch
im Grofsen darf selbstverständlich nur angestellt werden, wenn
eine ganz sichere und sofort benutzbare Reservequelle der
Wassergewinnung für den Fall vorhanden ist, dass durch
dauernd«* Wasserentnahme aus den Tiefbrunnen die Durch-
lässigkeit der unteren Schichten vermindert werden tollte. In
dem Tegeler Gebiet ist die Wahrscheinlichkeit des Gelingens
eines solchen Versuchs sehr grofs. Die Ufer des Tegeler Sees
eignen sich bei der günstigen Beschaffenheit des Untergrundes
für die Anlagen besonders, und das Wasser des Sees selbst bildet
eine ganz sichere, sofort benutzbare Reserve dir den unwahr-
scheinlichen Kall, dass aus den Tiefbrunnen Wasser in genügender
Menge nicht erzielt werden sollte. Aber selbst, wenn dieser Fall
einträte und das zur E>eckung des Sommerbedarfs erforderliche
Wasserquantum von 1 rhm pro Sek. nicht gewonnen werden sollte,
scheint es doch unzweifelhaft, dass wenigstens der Bedarf der
3 kaitesten Monate, welcher zu dem Bedarf der heissen Monate,
nach den Monateberichten über den Wasserkonsum in Berlin, sich
wie 5 zu 8 verhalt, erzielt werden wird, und schon die Errielung
dieses Winterbedarfs von v.rb" *on großer Wichtigkeit
Denn in diesem Fall würden die event. auszufahrenden
künstlichen Filter zur Deckung des Mehrbedarfs für den
Sommer sich auf Vt der sonst erforderlichen Größe reduziren
lassen und die nur für den Winter notwendigen, sehr kostspieligen
überwölbten Filter ganzlich fortfallen können."
Der letzte Theil dieses Passus dient zugleich dazu, diejenigen
Auffassungen zu illustriren, welchen man bezüglich der Qualität
des Tegeler Wassers, u. z. für den denkbar ungünstigsten
Fall, d. Z. sich Oberlassen hat
Einiges Spezielle aus dem Projekte der neuen Wasser-
versorgung ist nun Folgendes: Es sollte — u. ». als 1. Hälfte
der ganzen Erweiterung — ein Werk von 0,5*"» Leistungs-
fähigkeit pro Sek. geschaffen werden. Die gesammte Hubhöhe
des Wassers von rot 50«« wurde in 2 Hanptabsätze von etwa
gleichem Betrage zerlegt und alsdann für die eine Hälfte noch
eine Untertheilung zu dem Zwecke als nothwendig erachtet, um
die in einem späteren Stadium etwa als nothwendig sich heraus
stellenden Filterwerke bedienen zu können. Es sah dem zu
folge das Spezial-Projekt vor: a) Pumpwerk von 6—8 m Hubhöhe
bei Tegel zum Heben des Wassers auf Filterbetten, b) ein
zweites Pumpwerk, ebenfalls bei Tegel, von mehr als 90 ■ Hub-
fahigkeit zum Fördern des Wassers aus einem Reinwasaer-
Reaervoir in ein Ausgleichs- Reservoir auf Westend-Char-
lottenburg, und c) ein drittes Pumpwerk von etwa gleicher Hub-
fahigkeit wie. vor, welches das Wasser direkt in das stadtische
Rohrnetz fördert Was letzteres anbetrifft, so wurde in Aussicht
genommen, die Erweiterung des Rohrnetzes mit dem bestehen-
den Rohrnetz in einer solchen Weise zu verknüpfen, dass das
neue Wasserwerk und das alte bei Stralau sich gegenseitig voll-
kommen würden vertreten können, und es sind dem ent-
sprechend im Netze 2 Hauptzuge vorhanden, die
ten Wegen eine Verbindung der beiden Schöpfwerke von
Charlottenburg und Stralau darstellen. Kaum bemerkt L_
verdient, dass in diesen Röhren von beiden Enden aus entgegen
gesetzte Strömungs-Richtungen stattfinden und dass sich an ge-
wissen Stellen dieser — wie auch übrigens sonstiger Rohre
sogen todte Punkte bilden werden, deren Lage jt nach der Mäch-
tigkeit des Betriebes und des Wacserkonsnms in den verschiedenen
Stadtgegenden innerhalb weiter Grenzen wechseln wird. —
Die Zahl der erforderlichen Tief- Brunnen wurde anfäng-
lich auf 14 bestimmt, welche eine (Brutto-) Sickerflacbe (bei Er-
reichung der angenommenen Tiefe von etwa 20 ■) von 422« <p»
gewahren würden. Die spätere Ausführung hat durch Antreffen
unerwarteter, durch die voran gegangenen Bohrungen nicht nach-
gewiesener Thonschichten und sonstiger Hindernisse, wesentliche
Abweichungen hiervon nöthig gemacht, indem anstatt 14 Brunnen
23 abgesenkt worden sind, deren Lage, Weite und Tiefe etwa
durch folgende Zahlenangaben hxirt wird. Die Brunnen liegen in
einer gebrochenen Linie von reichlich 1022 m Lange am Ufer des
Tegeler Sees aufgereihet, die Pumpstation ist in etwa halber
Lange dieses Linienzuges belegen. Der Abstand der Brunnen
Seeufer wechselt zwischen 30 und 130 und der Abstand
Brunnen unter sich zwischen 40 und 120 — Die allge-
Höhenlage des Terrains am See ist etwa + 4 ■ Berliner
Pegel, an welchem gemessen der wenig schwankende Seespiegel
etwa die mittlere Ordinate + 2» besitzt — Gerechnet von Terrain-
höhe haben von den Brunnen: ü Tiefen von 12-15™, 7 Tiefen
von 15-20« und 10 Tiefen von 20 -22». Die Brunnen besitzen
eine Doppelwand mit Zwischenraum von 0,75 und 0,95 » Weite,
welcher, zur Verhinderung des Einschwemmens von Sand, mit ring-
förmigen Schichten von Sand und Kies, dessen Korngröße nach
der Innenwand hin zunimmt, gefüllt ist; auch die Brunnensohle
ist mit einer solchen Schichtung bedeckt Die Wandstärke
der Brunnen beträgt 1 Stein; als Material sind sogen. Drei-
loch-Steine verwendet, welche mit vollen Fugen vermauert
worden sind und für den Wasserdurchtritt einzig die Durch-
lochungen offen lassen, welche ganzlicbungefüllt geblieben sind.
Die Außenwandfläche der Brunnen ist bis zur oberen Endigung
hinauf unverputzt geblieben. — Die Außendurchmesser der beiden
Mäntel sind bei einigen Brunnen bezw. 4,4 und 2,1 m, bei anderen
etwas geringer, 3,6 und 2,1 »; 4 unter den
haben je 3, 7—8 <* tiefer reichende Einsätze von sogen. Abessinier-
Röhren erhalten, welche frei im Brunnenkessel, wenig Uber der
Sohlen-Beschflttung derselben endigen. — Die Gesammt-Sicker-
fläcbe, welche die 23 Brunnen darbieten, beträgt — unter Annahme
einer Absenkung des Wasserspiegels bis etwa 5 m unter Terrain —
d. i. etwa 3 m unter Seespiegel-Höhe — 4153 Q" und es schwankt
diese Fläche bei den einzelnen Brunnen in den Grenzen von 104
und 292 □•. Da den Brunnen die Aufgabe zugewiesen ist,
500' Wasser pro Sek., d. i. 1800 rbm pro Stunde zu liefern, so
wird die Sickergeschwindigkeit nur 1800:4153 = 0,48» pro
Stunde oder bei einziger Anrechnung der freien Oeffnung, welche
in den Durchlochungen der Wände, in den Sohlflächen der
Brunnen und in den Sangeflärheu der Abessinier- Rohre geboten
ist: 1800: (424 -f 806 -f 32) = rot 2,3« pro Stunde betragen,
eine Geschwindigkeit, welche sehr gering ist und welche jeden
etwaigen Gedanken an eine Ueberauspannung der Brunnen, wie
ebenfalls auch der umgebenden Sanaschichten ausschließt, ans
denen das Wasser, bei der durch Versuche ermittelten Größe
des Hohlraums von nur etwa 20 Prozent des Gesammtraumes,
mit der Geschwindigkeit von nur rot. 12 ■ pro Stunde herzu
fließen muss, wenn den Brunnen ihre normale Leistung abver-
langt wird. - Es bleiben diese Geschwindigkeiten sehr weit hinter
denjenigen zurück, welche als Grenzwerthc für die Fortbewegung
von Schlammtheilen allgemein angenommen zu werden pflegen,
und ebenso hinter denjenigen von 33,26 m pro Stunde, die von
Hrn. Veitmeyer als zulässig für den Tegeler Sandboden bezeich-
net worden sind, dass ein Gedanke an die Möglichkeit, dass bei
jener Geschwindigkeit Organismen, wie z. B. Algen, in die Brunnen
mit hinein gerissen werden könnten, vollständig ausgeschlossen
war, und dies um so mehr, ah) die früheren mikroskopischen
Untersuchungen des Wassers bei Tegel das Vorkommen der-
artiger Organismen selbst nicht nachgewiesen hatten. —
Die neuen Wasserwerke sind in der Zeit von 1875 bis 1877
in den oben kurz angedeuteten Verhältnissen ausgeführt und im
September 1877 in Betrieb gesetzt worden. Wahrend der ersten
3 Monate nur schwach betrieben, hat denselben zum Zwecke der
nothwendigen Entlastung der alten Werke am Stralaner Thor
vom 1. Dezember 1877 an die volle Leistung von 43OO0r|>a> pro
Tag angesonnen werden müssen, wobei sich eine ziemlich kon-
stante Spiegel-Depression von 2,5—3,0 "• in den Brunnen heraus
gestellt hat. Es sind mehrfach chemische und mikroskopische
Untersuchungen de s Wassers der Brunnen und des Wassers im
benachbarten See vorgenommen worden, bei denen zunächst aus-
nahmslos das Brunnenwasser als von vorzüglicher Beschaffenheit
und sehr nahe dem Seewasser verwandt sich ergab, und wobei
die Resultate der Temperatur-Beobachtungen auf eine Mischung
des Brunnenwassers zur Hälfte ans Grundwasser und zur anderen
Hälfte etwa aus Seewasser scbliefsen ließen. Die sehr günstigen
Ansichten über das Tegeler Wasser haben indessen etwa Ende Juli
1878 eine Aenderung erfahren und vom A
sehr laute und zahlreiche plagen über
worden"*/™ Anfang"»*« 'man die UrXhTdavon todem hmta
oben gedachten Vorkommen von Strecken in der Rohrleitung an,
in welchen das Wasser vielleicht wahrend längerer Perioden be-
wegungslos verharrt. Es wurde indessen diese nahe liegende Er-
klärung bald durch die Resultate mikroskopischer Untersuchungen
als unhaltbar nachgewiesen und erkannt, dass das Uebel am Orte
der Wassergewinnang selbst seinen Ursprung haben müsse.
Man hat nun in den Reservoiren, in den Brunnen und Rohren
bei Tegel und ebenso in den Reservoiren auf Westend-Charlotten-
burg das Vorkommen relativ großer Mengen von Algen kon-
stant und alsdann die Vermuthung aufgestellt, dass diese
Organismen durch die Strömung des Wassers von den Seiten aus
in die Brunnen hinein geführt wurden. Wenn aber die Strömung
die Ursache des Eintritts wäre, so müsste naturgemäß eine Ver-
minderung derselben eine entsprechende Verminderung des Eintritts
der Algen zur Folge haben; da indessen dieser Scblnss bei der
durchgeführten Reduktion der Leistung des Werks auf die Hälfte
der normalen Leistung unbewahrheitet geblieben ist, so muas auf
einen anderweiten, bis jetzt noch nicht klar gestellten Ursprung
des Uebels geschlossen werden.
Hr. Gill verbreitet sich sowohl zu diesem Punkte als zu dem
anderen, welcher Umfang und Bedeutung des Uebels betrifft, wie
endlich auch Uber das vorgeschlagene Abholßmiltel : Einrichtung
einer Sandfiltration, nur in so ganz unzulänglicher Kurze,
dass eine Wiedergabe der betr. Auslassungen im Rahmen dieses
Vereins- Berichts zur Klarlegung der Sache sich kaum als dienlich
erweisen würde und wir vorziehen müssen, den betr. Theil des
Vortrags unter Beifügung cm
anderwiiten
g entsprechen
elegenheit zu
Ergänzungen bei
Da die Einladung, welche der Architekten- Verein an
der Straßburger Konkurrenz- Ent-
würfe in Berlin weilenden Fachgenossen erlassen hat, durch diese
Blätter verbreitet worden ist, so darf an dieser Stelle auch ein
kurzer Bericht über den Verlauf der Besuchstage nicht fehlen.
Wie die Zahl der für die Straßburger Universität eingelieferten
Konkurrenz-Entwürfe hinter den Erwartungen, die man v<i
gehegt hatte, zurück geblieben ist, so bat auch die Zahl der
deutschen Architekten, welche durch sie zu einer Reise nach der
Hauptstadt sich veranlassen ließen, nicht ganz den bezirl. An-
mögen e. aus Mangel
452
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
2 November 1878
an Zeit vermieden haben, zu ihren berliner Fachgenossen in Be-
ziehung zu treten; anderen mag die Einladung in der gewühlten
Form nicht zu Gesicht gekommen sein: jedenfalls ist die Ge-
sam tntzahl der Gaste, unter denen neben solchen aus den Nach-
barstädten namentlich die Architekten von Leipzig, I>resden,
Hannover, Hamburg, Köln, Frankfurt und Stuttgart vertreten waren,
nicht viel Ober 100 hinaus gegangen. Etwa die Hälfte davon
hatte für ihren Besuch die Zeit vom 21. bis 23. Oktober gewählt,
doch zersplitterten sich die Interessen der Einzelnen auch in
diesen Tagen so mannichfaltig, dass eine ins Auge fallende, größere
Betheiligung der Fremden an den Veranstaltungen des Architekten-
Vereins uirgends erzielt wurde.
Für die letzteren war ein solches Ergebuiss von vorn herein
als wahrscheinlich ins Auge gefasst worden. Es war daher darauf
verzichtet woiden, ein eigentliches, speziell auf die Gaste berech-
netes Fest in Szene zu setzen und die leitende Idee des filr jene
8 Tage entworfenen und zur Ausfahrung gelangten Programms
ging vielmehr dahin, den Fremden an jedem dieser Tage eine
charakteristische Probe der verschiedenen Aeurserungeu unseres
berliner Vereinslebens — in einer Geschäfts -Sitzung, einer
Exkursion und einem Familienfeste vorzuführen. —
Feher den Vorlauf der Sitzung am Abend des 21. Oktober
ist bereits in Xo. 86 d. Bl. berichtet worden. Etwa 200 der An-
wesenden betheiligten sich nach Sclduss derselben an dem ein-
fachen Abendtisch, der — an Stelle der sonstigen zwanglosen
Nachsitzung — im Tunnel des Vereinshauses vorbereitet war.
Her herzliche Grafs, mit welchem der Vorsitzende des Architek-
tenvereins, Hr. Geh. Reg.-Hath Mull er, die Gäste auch hier
beim Glase willkommen hiefs, fand durch Hrn. Prof. Walter
von Stuttgart eine ebenso herzliche und beredte Erwiederung. —
Die Exkursionen, welche am folgenden Tage, Ditistag,
den 22. Oktober, veranstaltet wurden, nahmen ihren Ausgangs-
punkt von dem schmuckreichen Cafe Bauer u. d. L. In 3 Gruppen
vertheilt besichtigten die Fremden unter Führung einiger Koni-
s-Mitglieder, bezw. der Architekten, von denen die be-
i Werke herrührten, einige der neueren und charakteristi-
Bau- Ausführungen Berlins: die erste Gruppe die
Passage, das Spinn'schc Geschäftshaus , die Lipperheide'scbe
Wohnung, und das Empfangsgebäude des Anhalter Bahn-
hofs — die zweite Gruppe das Priugsheim'sche Haus, den
Sitzungssaal im Verwaltungsgeb. d. Hamburger Bahnhofs und
das Fcsca'sche Haus — die dritte Gruppe die Ueichsbank, das
Itavene'sche Haus und die in Restauration befindliche Nikolai-
kirche. — Um 2 Uhr vereinigte sich sodann die ganze Gesell-
schaft mit zahlreichen Mitgliedern des Arcbitektenvereins und
des Vereins Berliner Künstler im l'ampo santo zur Besichtigung
der im nördlichen Flügel desselben angeordneten Ausstellung der
Olympia-Skulpturen. Hr. Geh. Brth. Adler, dessen freund-
licher Vermittelung es der Verein zu danken hatte, dass sich ihm
die Pforten dieser hoch interessanten Ausstellung einige Tage
früher als dem grofsen Publikum erschlossen, ergänzte das
▼oo ihm am vorher gehenden Abend gelieferte Gesammtbild der
deutschen Forscher- Arbeit in Olympia angesichts der Fundstacke
nunmehr durch eine eingehende Erläuterung derselben und eine
Würdigung ihrer Bedeutung für die Geschichte der
gegeben worden,
Andenken gelangte ein von Hrn. Grunert gezeichnetes Pr
zur Vertheilung. Um ',,'.) Uhr begann das Fest mit ei
Den Abend dieses Tages verlebte eine grrtfsere Zahl von
Mitgliedern des Architekten Vereins mit ihren Gästen auf Grund
besonderer Einladung im Lokal des Vereins Berliner Künstler.
Obwohl lediglich improvisirt, bot die Unterhaltung, die ihnen hier
zu Theil wurde, doch eine Folche Fülle des Trefrliehen und Ge-
nnssreichen, dass der Abend zu einem wahrhaft festlichen sich
gestaltete. Schon das Lokal gelbst, zu dem bei der Enge der
für gewöhnlich geöffneten Räume diesmal noch die Sale der
Kunstausstellung zugezogen worden waren, trug mit seinem
reichen Bilderschmuck als charakteristischer Hintergrund hierzu
wesentlich bei; für das Uebrige sorgte die frische Fröhlichkeit,
mit welcher die Künstlerschaft den Gästen entgegen kam, und das
erstaunliche Talent ihrer Virtuosen, die in fast ununterbrochener
Folge eine Reihe von musikalischen und dramatischen Vorträgen
zum besten gaben, die zum Theil von der echten Weihe hoher
Kunst berührt waren, zum Theil das Zwerchfell der Zuschauer
und Zuhörer mit unwiderstehlicher Gewalt erschütterten.
Sicherlich hätte der Eindruck dieses Abends dem des nächst-
folgenden Abbruch gelhan, wenn das Fest, welches Mittwoch den
2i5. Oktober gefeiert wurde, ein Mannerfest gewesen wäre. Die
Anwesenheit und Mitwirkung der Damen, von denen die neben
den Gasten aus dem Künstlerverciu diesmal ausschliefslich be-
theiligten Familien des Architektenvereins einen wahrhaft
„blühenden Kranz" zu stellen vermögen, beseitigte diese Gefahr.
Der Feier, welche sich im übrigen durchaus in dem einfachen
Rahmen der seit dem Einzug in das eigene Hans allwinterlich
inehrfach_ veranstalteten Familienfeste bewegte, war eine etwas
" ; Bedeutung nicht nur mit Beziehung auf die An-
Gäste, sondern auch in Anbetracht des Umstandes
m, dass mit ihr der Reigen der diesmaligen Winter-
vergnügungen des Vereins eröffnet wurde. Der dekorative Auf-
wand beschrankte sich auf die Herstellung eines Wandschmuckes
für die Fensterwand des grofsen Saales und den Schmuck der
mit einem Lichterkranz illumiuirten Rotunde; als künstlerisches
; Programm
einer vnn
Hrn. W. Mannstädt komponirten und dirigirten Kantate ftlr
Männcruuartett; ihr folgte ein von Hrn. Appelius gedichteter
szenischer Prolog, der von etwa 30 Personen in prächtigem
spätmittelaltcrlicheu bezw. Renaissance - Kostüm zur Aufführung
gebracht wurde — der Einzug der Königin Oeseiligkeit in ihr
über Sommer verlassenes Reich, der die Damen und Herren ihres
Reichsturnier herbei gecilten Gäste Vgrfifot werden. Sodann
ein Festmahl in den 3 vorderen Sälen des Hauses, die allerdings
die 300 Festgenossen nur mühsam zu fassen vermochten, mit
Trinksprüchen des Hrn. Vorsitzenden, Geh. Reg.-Rth. Möller
(auf die Gaste von nah und fern), des Hrn. Prof. Steffeck (auf das
zwischen dem Architekten- und dem Künstler-Verein geknüpfte
Band), des Hrn. Architekten Abrens von Hamburg (im Namen
der auswärtigen Facbgeuoasen auf den Architektenverein) und
des Hrn. Appelius (auf die Damen;. Endlich nach kurzer Pause
der von der Jugend heifs ersehnte Tanz, dem eine kurze Unter-
brechung nur durch eine mit jubelndem Beifall aufgenommene,
von Hrn. Stegmüller angeordnete Pantomime — eine Kon-
kurrenz um Lösung der Frage, welche Eigenschaft dem Architekten
Anspruch auf einen eignen Heerd sichert — zu Theil wurde.
Die bei den sonstigen Familienfesten übliche Polizeistunde, zu
welcher der Tanz schliefst — 1 Uhr — wurde diesmal weit über-
schritten. Die kleineu iu den Vordersälen etablirten „Kreise kluger
froher Zecher" sollen sich sogar erst um die Morgenstunde auf-
gelöst haben.
Möchten die auswärtigen Fachgenossen, welche in diesen
Tagen in der Mitte unseres Vereins verwedten, diesem ein freund-
liches Andenken bewahren. War es auch wenig, was ihnen ge-
boten worden ist, so werden sie hoffentlich doch immerhin den
Eindruck gewonnen haben, dass es den Berliner Architekten an
dem Willen nicht gefehlt hat, ihnen den Aufenthalt in unserer
Stadt behaglicher zu gestalten. — F. —
Aus der Fachlitteratnr.
Verzeichnis» der hei der Redaktion d. Bl.
gangenen neueren technischen Werke etc.
Schlichtin;, J., Wasserhau - Inspekt in Wesel. Generelles
jProjekt zur Anlage _des Kh^eni-IsseDKana^ss^einer
Wesel 1878; Carl Kühler.
Sombart, C. M. Des Erfinders Fragen. Magdeburg 1K78;
im Selbstverläge des Verfassers. Pr. 1 M
Schmidt, Wilh. Die Verzierungen aus künstlichem Holze.
Mit einem Atlas von 12 Tafeln, enthalt 38 Abbild, von Bau-
und Möbelarbeiten nach Original - Entwürfen. Weimar 1378;
Bernh. Fr. Voigt Pr. 4,50 ,/t.
Intze, 0., Professor am Polytechnikum zn Aachen. Tabellen
und Beispiele für eine rationelle Verwendung des
Eisens zu einfachen Raukonstrnktionen. Im Auftr. u.
unter Mitwirkg. des Aachener Bezirksvereins deutscher Ingenieure
bearb. Mit 58 Fig.u. 1 Eisenbahnkarte. Berlin 1878; Carl Beelitz.
Kartoanirt. Preis B M.
Konkurrenzen.
Konkurrenz für EntsTÜrfe zum Wiederaufbau des
Thurms der deutsohen Kirche in Stockholm. Wir erfahren
aus den politischen Zeitungen, dass der Kirchenrath der deutschen
Gemeinde in Stockholm bereits am 10. <>kt ein Preisausschreiben
für Entwürfe des bezgl., am 7. Okt d. J. durch Feuer zerstörten
Thunnes erlassen hat Es sind 2 Preise von 600 und 400 .//
ausgesetzt; die Pläne sind bis zum 15. Febr. k. J. an Hrn. In-
genieur C. A. Bergling in Stockholm einzureichen, von dem auch
das Programm und event jede nähere Auskunft zu
Sobald wir in den BmHi sin es Pr granmis gelangt sein
behalten wir uns vor, den deutschen Architekten, deren
gung an der Konkurrenz seitens der Gemeinde
soll, einige weitere Mittheilungen zu machen.
Betheili-
Eine Ausstellung der Entwürfe zu den Heiz- und
Ventiiations- Anlagen für den Neuhau der technischen
Hochschule in Berlin soll nachträglich noch auf einige Tage
im Hause des Architekten-Vereins veranstaltet werden. Wir ver-
weisen die Leser, von denen sicher viele an dieser Ange-
legenheit lebhaftes Interesse nehmen werden, auf das Inserat in
dieser No. u. BL
Brief- und Fragekasten.
Berichtigung. Im Artikel über den „Hallon captif* muss
es Seite 442, linke Spalte, Zeile 9 Ton unten heifseu: „mit
Rücksicht auf die Kugelgestalt der Erde" statt „mit
Rücksicht auf die Abplattung der Erdoberfläche."
Hrn. G. inSaarburg. Aus eigener „Gelehrsamkeit' könnten
wir Ihnen über den Ursprang und die Bedeutung des Worte*
Theodolith leider auch keine Auskunft geben. Zum Glfick hat je-
doch bereits der Jahrg. (i'J u. Bl. (S. 26.) eine kleine Abhandlung
hierzu von Hrn. Prof. Dr. Heinzerling gebracht, auf die wir Sie
verweisen müssen.
■i». too Ort Bceliti In I
Für dt« Redaktion vcraatwonJkn K. E 0. Frlucb. Bulla. Druck: Vf. Hot
.«rUorbu.hdr.cker.l. D«ltn.
Nt. 89.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
453
Bwi-Iit über
— K»nkarr«iii«n.
iu Tliitigkett d>r l^iUlnnlo» <!«• lfitteJriieUiura«i Ar. hiti-ki-n- und lnitM>i«ur-
».Iwftlam in Hl«np«l Anstli-pnb.tU-1.. — Du JJJiling.- NtirtiUHfMnt d*r Kdniili. K
r«ni«n. — A in der Facfalitlcritur. - Pfraonal-Nacbrieotea.
Vfrein. in Wint« 1»7J 7S - Dir- .rhitfa Brücke in
Berieht aber die ThäUgkeit der Lokalvereine des
Mlttolrhelnisohen Architekten- and Ingenieur -Vereins im
Winter 1877 78.
Die im Jahre 1675 gebildeten Lokalvere
u Wie
pn und
1 »anustudt entfalteten auch im verflossenen Vereinsjahre ein reges
Im Wiesbadener Lokalverein wurden 10 Vorträge ge-
»n. Auf dem Gebiete des Hochbaues sprach Hr. Oberst
Ton ( ohausen Ober die Burgen am Rhein, insbesondere die
Hildesheimer Hurgeu; Direktor Winter (Iber die Ausstellung von
Heizeinrichtungen in Kassel; Architekt Kreitzner Ober die
spanischen Monumente maurischer Hau kirnst; Bauinspektor Hei big
über den Bau der Uemeiudeschule in der ßleichstrafse ; Bau-
meister Leithold über Ventilation»- Anlagen in Krankenhäusern,
endlich Architekt Bogler über den Kolonnadenlian zu Wiesbaden.
Auf dem Gebiete des Ingenieurfaches hielten Vorträge:
Regierung»- und Baurath Cuno Ober die Bildung der Rheinebene
zwischen Basel und Bingen, sowie Ober das preußische Fluss- und
Kanalnetz, ferner Baurath Di eck über Dampfkessel-Explosionen
und aber die Verhinderung von Ueberschwemmungen. Aulserdem
beschäftigte sich der Verein in mehren Sitzungen mit dem Wies-
badener Baustatut und mit den verschiedenen Projekten zur
Wiederherstellung der abgebrannten Kurhaus-Kolonnaden. Zu der
in erfreulicher Weise zu Stande gekommenen Gründung einer
Vereins-Zeitschrift für Mittel- und Süddeutachland (Zeitschrift für
Baukunde) trug der Verein nicht unwesentlich bei. Den Ab-
schlug» der Winter-Thätigkeit des Vereins bildete am 7. Juni eine
bei Gelegenheit der Versetzung eines bewährten Mitgliedes ver-
unstaltete gesellige Zusammenkunft nebst Festmahl. —
Bei dem Darmstädter Lokalverein, dessen Sitzungen
wöchentlich am Mittwoch stattfanden, bestand eine erfolgreiche
Neuerung darin, dass am ersten Mittwoch jedes Monats eine Ver-
einigung der Mitglieder des Mittelrhcinischen Vereins mit den-
jenigen des in Darmstadt bestehenden „Technischen Vereins" und
den dwelbst wohnenden Mitgliedern des^FranWurter Bezirksvereins
Tagen wurden, soweit möglich, Gegensunde aus dem Gebiete des
Maschinenbaues auf die Tagesordnung gesetzt.
Unter den dem Vereine gebotenen Vortragen und gröfseren
Mittbeilungen sind folgende hervorzuheben : Ueber die Entstehung
des Solsprudels in Bad Nauheim (Uberbergrath Pfannmüller);
Mittheilungen Uber die Konkurrenz für den Bau der höheren
Töchterschule in Karlsruhe (Professor Wagner); über Wetltsche
Eisenbahnen und die Katastrophe bei Wadenswcil (Professor
Lincke): Vorzeigung und Beschreibung einer Darcy'schen Röhre
und eines bydrometrischen Flügels von Ott und Coradi in Kempten
(Professor Schmitt); über die Restauration der Kutharineukirche
in Oppenheim (Baurath Horst); über die Kraftermittelung einer
Dampfmaschine (Professor Werner); Besprechung über die
Volgersche Quellentheorie; Bericht über eine Reise in den Nieder-
landen mit Mittbeilungen über die „Wateretaats-Kaart van Neder-
Und" (Professor Sonne); Ober Theorie und Anwendung des
Amsler'schen Integrators (Ingenieur v. Willmann); über die
Trockenlegung eines Tbeils der Süder-See (Professor Sonne);
Mittheilungen über Geschwindigkeitsmesser für Kisenbahnzuge und
Vorzeigung des bezüglichen neuen Göbel'schen Apparats (Oirek-
tious-Sekret&r Lorey). — Die übrigen Vereinsabende wurden
mit Besprechung von Verbandsfrageu , sowie Vorzeigung und Er-
läuterung von Projekten ausgefüllt, unter welchen besonders die
eines grolsen, von Professor Schiffer ausgeführten
iie Pfungstadter Brauerei, das Projekt für das neue
auf Bahnhof Hannover, sowie das für die Kauali-
eren Mains hervorzuheben sind. Den Schluss der
Winterversammlnngen bildete ein Abendessen, verbunden mit einer
kleinen Ausstellung von Zeichnungen und Entwürfen. —
In Mainz, wo sich ein Lokalverein des Mittelrheinischen
Vereins nicht gebildet hat, entwickelten sich die von dortigen
Facbgenossen unter lebhafter Betheiligung von Mitgliedern des
Mittelrheiuischen Vereins ins Leben gerufenen .geselligen Zu-
sammenkünfte' in erfreulicher Weise. Die Reichhaltigkeit der
gelegentlich derselben gehaltenen Vorträge beweist, dass die in
Mainz gewählte freiere Form eine sebr wirksame und den dortigen
Verhältnissen angemessene war. Aus der Zahl der Vorträge
sind beispielsweise folgende namhaft zu machen: Ueber die
römischen Katakomben nach ihrer technischen Saite (Doinpräbendai
Schneider): Ober Mainz zur frankischen Zeit (Dr. Bocken-
heimer); über die heutigen Sprengmittel ( Premierlieutenant
v. Kittlitz); über die neuesten Instrumente zur Messung der
Temperatur (Hr. G. R enninger); über Kälte - Erzeugung und
Raumkühlung durch Ventilation (Ingenieur Scipp;; endlich Uber
Majoliken der italienischen Renaissance (Hr. Fr. Jännicke).
Das Stiftungsfest der Vereinigung wurde am 14. Februar 1878
durch eine Ausstellung von Kunstwerken und photographischen
Aufnahmen, sowie durch einen Festvortrag des Hrn. Hofrath
Dr. Schäfer aus Darmstadt „Ueber Rubens", nebst Festmahl,
feierlich begangen. Exkursionen in die Umgegend von Mainz und
Die
in No. CO er.
einiger auf die Bauausführung bezugnehmenden Mittheilungen
tragen wir über jenen Bau beute noch das Folgende nach.
Die Glesse-Brücke ist aus unbearbeitetcnBruchsteinen
und magerem Zementmörtel, und zwar mit strengster Be-
obachtung der durch einen guten Verband vorgeschriebenen
Regeln — nicht wie am a. 0. bemerkt in Grobmörtel aus-
geführt worden. Zum Widerlags - Mauerwerk ist ein aus 1 Th.
Zement und 7 Th. Sand, zum Bogen-Manerwerk ein aus 1 Th.
Zement und 6 Th. Sand zusammen gesetzter Mörtel benutzt,
dessen Druckfestigkeiten, entsprechend den Ermittelungen der
Prüfungsstation für "
1:7
beiden
ion für Haumaterialien in Berlin, für den im Ver-
■ gemischten Mörtel SO««, für den im Vcrhaltniss 1 : 5
»n Mörtel 40.« pro «k- im Alter von 30 Tagen be-
Nach 90 Tagen erhöhen sich die Druckfestigkeiten der
[Rehungen auf 50 bzg. 65 •« pro v.
Mit diesem mageren Mörtel sind die unbearbeiteten Bruch-
steine in vollen starken und auf der Drucklinie des Gewölbes
normal stehenden Fugen vermauert. Für die Bestimmung der
Gewölbe-starken war die geforderte Probebelastung maals gebend:
letztere sollte pro i " Fahrbahn 2 000 *« betragen und 4 Wochen
nach der Vollendung des Brückengewölbes vorgenommen werden.
Fünffache Sicherheit gegen Zerdrücken voraus gesetzt, durfte
mithin die Pressung im Scheitel 8 am Widerlager b**< pro
v°> nicht Obersteigen. Bei dieser Pressung ergaben sich für den
Brückenbogen in schiefer Richtung bei einer Spannw. von 13,40
und einer Stirnhöhe von 1,8 ■ die schon in No. 60 mitgetheilten
und einer Stirnhöhe von 1,8 » die schon in No. 60
Starken des Bogens. Um Irrthüroern vorzubeugen,
augemessen, darauf aufmerksam zu machen, dass
Sicherheit bei
der d e wirkliche mobile Maximal belastung der
Brücken - Fahrbahn um das fünffache übersteigenden Probe-
belastung noch vorhanden war, bei der gewöhnlichen mobilen Last
von 400 »k pro •■•» aber mindestens doppelt so grofs ist und dass
die Sicherheit mit der zunehmenden Festigkeit des Zementmörtels
noch ziemlich bedeutend wachst und schon wegen dieser allein,
der anfanglichen Sicherheit gegenüber, beinahe verdoppelt wird.
Für die Probebelastung ist das aus Kalkbruchsteinen be-
stehende Belastungsmaterial in 2 Streifen von 1,50 ■ Breite und
1.25 <* Höhe, seitlich von der Mitte, parallel zu den Stirnmauern
aufgemanert worden. In der Mitte der Fahrbahn blieb ein Streifen
von 2,2 ™ Breite für den Verkehr und für die Aufnahme einer
5 000 ** schweren Strafsen walze frei, welche am Tage der Protie
mehrmals über die Brücke gefahren wurde. Die Probebelastung
ergab weder Risse noch Deformationen des Gewölbes; selbst beim
Befahren der Brücke mit der Walze, welche retourgehend in der
Fahrbahn vertheilte Steinstocke passiren musste, war trotz der
hierdurch veranlassten Stöfse nicht die geringste Erschütterung
zu verspüren. Ebenso ist auch nicht die geringste Einsenkung
beobachtet worden. Diese erschien aber auch beinahe unmöglich,
da die Brücke bei der 7 Tage nach der Vollendung erfolgten
also in noch ziemlich frischem
8 und liegende
Zum Schluss sei
2 600 .// Kosten
Holzmindon, den 27. Juli 1878. B. Liebold.
uigmzeaby VjOOgle
454
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
«. November 1878
Eine problematische Entscheidung in Stempel-Ange-
legenheiten, und zwar auf dem mit Recht als labyrinthisch gel-
tenden Gebiet der Stempelerhebung für Baulieferungen, ist kürz-
lich von einer, der preußischen Bauverwaltuug nicht angehangen
Berliner Zentralbehörde getroffen worden.
Es handelte sich um die Festsetzung des Materialienstempels
bei der Lieferung von künstlichem Sandstein. Da dieser in
seiner Zusammensetzung aus Kalk, Zement und Kies einen greisen
Materialwerth nicht reprasentirt , vielmehr die Höh« des Preises
durch die bedeutenden Modellknsten und die zeitraubende Arbeit
des Einstampfens bedingt ist, so war, unter Zi
Lieferanten, der Materialienwerth im Kontrakt
des ganzes Betrages fest gesetzt worden Als nun bei Bestätigung
des Vertrages die vorgesetzte Behörde im Gegensatt hierzu die
ganze Vertragssumme als Materialwerth l>esteuerte, reklamirte der
Unternehmer gegen den zu hoch erforderten Betrag, indem er auf
die Anfuhrkosten, die künstlerische Arbeit bei Anfertigung der
Modelle und die hohen Fabrikationskosten hinwies. Es muss
jedoch bemerkt werden, dass der Wortlaut des Vertragsschlusses
nur die Verpflichtung des Unternehmers, die Lieferung des künst-
lichen Sandsteins nach einer beigefügten Preisliste etc. für einen be-
stimmten Bau auszuführen , aussprach, ohne weitere Erwähnung
der von den Kontrahenten stillschweigend als selbstverständlich
angenommenen Nebenleistungen. Hierin lag nun ein Fehler,
welcher dem Unternehmer zum Schaden gereichen sollte, da die
Verwaltungsbehörde, gestutzt auf den Wortlaut des Vertrages er-
klärte, dass die ganze Lieferung, ohne die, zumal nicht erwähnten
Nebensachlichkeiten ihrer Ausführung für den Materialstempel
anzusetzen sei und der ganze vereinbarte Kaufpreis des fertigen
Objektes ohne Rücksicht der Nebenkosten in Betracht komme.
Allerdings wurde hiergegen auf die Grundsätze, welche in Preui'sen
für die Berechnung des Stempels bei Lieferungsverträgen gelten,
i.*) Darnach soll nämlich »>ei Vertrügen über die
fungibler Sachen der Werthstempel von dem ge-
berechnet werden, dagegen bei
und Lieferung individuell bestimmter Gegenstände " der
Werthstempel nur von dem auf die Materialien entfallenden Theile
des Gesammtpreises zu erheben ist, neben welchem der sogen.
Arbeitsslempel hinzu tritt. Bei einer solchen Unterscheidung
konnte es kaum zweifelhaft sein, dass künstliche Sandsteinstucke,
welche am wenigsten allgemein gültige Verwendbarkeit besitzen,
nur als individuell bestimmte Gegenstande anzusehen seien; aber
es war der Wortlaut des Vertrages, welcher nur von Lieferungen,
ohne nähere individuelle Bezeichnung des künstlichen Sandsteins,
spricht, dem entgegen, sowie der Grundsatz, dass nachträgliche
Vertrags-Interpretationen keine Gültigkeit haben. Diese Grundsatze
gelten bei der Steuerbehörde, welche die Kontrole der erhobenen
Stempelbeträge ausübt
Ob in dem angezogenen Falle der Unternehmer bei der Ent-
scheidung sich beruhigt, oder weiteren Rekurs ergriffen hat, ist
nicht bekannt. Wünschen« werth wäre es, einen solchen Fall um
des Prinzipes willen völlig ausgetragen zu sehen. Nicht unbe-
denklich erscheint hierbei die gröbere dem Baubeamten bei Kon-
trakt-Abschlüssen erwachsende Mehrarbeit, alle Lieferungsobjekte
nach ihrer Individualität, welche den Kontrahenten meistens schon
in der technischen Bezeichnung klar gestellt erscheint, näher be-
schreiben zu müssen. Andrerseits kann die Vorsicht, auch diesen
Fall bei Abechliefsung der Verträge in Erwägung zu ziehen, in-
nicht unliebsame Weiteningen erfolgen
wie Baubcamten nicht nahe
*) Enlhiltpti in d«n Zirkular de» Nrn. Klruiniinliiltii'r* vixn So. Januar 1**3,
«nlvr JUHlprvn in Höver« Comrorntar I. H. 31*, Aungah* IHÖlr.
Das 2öjahrige Stiftongafeat der Königl Baogowerk-
schule zu Nienburg, über welches wir in Nr. 77 er. eine vor-
lautige Notiz brachten, wird am 16. und 17. November gefeiert
werden. Das Festkomitee bestehend aus den in unserer früheren
Mittheilung bereits genannten Persönlichkeiten (Adresse Bauge-
werkenamt zu Hannover, MehlstraTse 8) hat ein spezielles Fest-
programm formulirt und ladet Betheiligungslusiige zur Anmel-
dung, wie ebenso zur Mittheilung der Beiträge zur „Rhien-
Stiftung" ein, welche bekanntlich bei Gelegenheit dieses Stiftungs-
festes begründet werden soll; die Beitragshöhe ist, wie wir
beiläufig bemerken wollen, unbeschrankt Wir unsererseits
sehen der Stiftung und den
Erfolg.
In Folge der diesjährigen akademischen Kunst -Aus-
stellung zu Berlin ist im Fache der Architektur Hrn. Brth.
Prof. Raschdorff in Berlin für seinen Entwurf zur Kunsthalle
in Düsseldorf die Auszeichnung der
Konkurrenzen.
Monats -Konkurrenzen für den Architekten - Verein
zu Barlin zum 7. Dezember.
1. Badeanlage. — I>er Besitzer einer Villa am See beab-
sichtigt, für seinen Privat-Gebrauch eine kleine Badeaulage im
See einzurichten. — IS™ vom Ufer entfernt ist der See genügend
tief und zum Baden geeignet, und es soll die Anlage in dieser Ent-
fernung und in bequemer Weise durch einen Steg vom Ufer aus
erreichbar ausgeführt werden. — Ein Pavillon zum Aus- und
Ankleiden, und vor demselben ein eingefriedigter Raum zum
Baden sollen die Anlage bilden. — Der Steg, welcher die Ver-
t dem Lande vermittelt, soll
- Die Grundlläche des Pavillons excl. etwaiger
cht mehr als l(ii« und der im See eingefriedigte
nicht mehr als 90<t>» betragen. — Das Ufer liegt bei
i Wasserstand ca. 0,80™ höber als der Spiegel des Sees. —
Die Ausführung ist in leichter, eleganter Holzarchitektur bestimmt
worden. — Verlangt wird: ein Grundriss im Maafsstab von 1 : 15'».
eine landschaftlich behandelte Ansicht und ein Durchschnitt 1:75.
Ii. Bahnhofs- Anlage. — In der Nähe einer kleinen Fabrik-
stadtsoll ein neuer Bahnhof zwischen zwei 1100« von einander ent-
fernten Niveau-l'ebergängen einer bestehenden eingleisigen Eisen-
bahn angelegt werden. Die Bahn liegt an dieser Stelle in gerader
Linie von dem ersten Niveau-Uebergang auf eine Länge von 500 m
in einer Steigung von I :350, weiterhin in einer Steigung von
1 : 750. Der Personen-Bahnhof soll künftig in einer Steigung von
nicht mehr als 1 : 400, der Güter-Bahnhof von nicht mehr als 1 : 5O0
und die anschließenden Bahnstrecken in Steigungen von nicht
mehr als 1 :250 liegen. Breite der Bahnhofs- Anlage höchstens 80 u>
fausscklielalich der Hauptgleise), aufserdein Parallelstrafse als
Zufuhrweg. Der Bahnhof erhält ein Empfangsgebäude mit den
uöthigen Nebenanlagen, einen Güterschuppen, 18m tief, 20™ lang,
mit angebautem kleinen Expeditionslokal , sowie einer offenen
Ladebühne, einen Ladekrahn für schwere Maschinentheile etc.,
eine Viehrampe, eine Zentesimalwaage und Rohprodukten-Gle.se
für ca. CO- HO Achsen (ä 3,75"), welche so zu legen
die hauptsächlich von einer Richtung mit Rohprodukten (i
die Entladestelle gesetzt und die leeren Wagen cb
Zugmaschine von dort bequem abgeholt und in den
2 P,
werden können.
Auf dem Bahnhof
2 Güterzüge von ca. 150
können. Ausserdem müssen sowohl Personen- als Güterzug-
Lokomotiven auf demselben Wasser nehmen können.
Das übrig bleibende Terrain ist als zu vermiethende Lager-
plätze, welche durch Gleise zugänglich zu machen sind, einzurichten.
Das umgebende Terrain liegt durchschnittlich 0,5 m unter 4er
vorhandenen Schienen-Oberkante. Die beiden oben erwähnten
| Niveau-Uebergange müssen auch nach dem Bahnhofsbau als solche
bestehen bleiben. Die Herzstück-Neigungen der Weichen können
1 : 9 und 1 : 10 sein.
Zu zeichnen sind: 1 Situations-Plan im Maarsstabe 1:1500,
ein Längenprotil im Maßstäbe 1:3000 für die Längen, 1:15t»
für die Höhen, (juerprofile durch das EmpfaogHgebaude und den
Güterschuppen und die zunächst liegenden Gleise im Maali-
Stabe 1 : 150.
Ans der FacaUtt*rjitnr.
Vorzolohnisa der bei der
d. BL
Vorträge über Eisenbahnbau,
sehen polytechn. Schulen , begonnen von Dr. Winkler. 11. Heft.
Sigualwesen. Bearb. von Dr. Schmitt, Prof. a. d.
Hochschule z. Darmstadt Lfrg. 5—7. Mit 35<i
u. 1 lithogr. Tafel. Prag 1878; H. Dominicus. Preis 11,20 .A
Karmarsch und Heeren's technisches Wörterbuch.
3. Aufl., ergänzt u. bearb. von den Prof. Kick u. Gintl. Lfrg.
2H u. 29. Prag 1878; Verlag der Bobemia, Pr. pr. Lfrg. 2.«
Dr. Schobert, F. C, Baurath etc. Landwirthschaftl icher
Wege- und Brückenbau. Handbuch für Landwirthe, Kultur-
techniker, Bauleute, Forstwirtho etc. Mit 224 Holzschn. u.
4 lithogr. Tafeln. Berlin 1878; Wiegandt, Hempel u. Parey.
Preis 7 Ji.
Degei, L., Baurath. Praktisches Handbuch für Einrich-
tungen der Ventilation und Heizung in öffentlichen und
Privatgebäuden nach dem System der Aspiration. 2. umgearb. n.
venn. Aufl. mit 4 Tafeln Abbild. München 1878; .1. Lindauer'sche
Buchhandlg. Pr. 5 M.
PersMial - Nachrichten.
Preufsen.
Ernannt: Der Geh. Baurath und vortr. Rath beim Mini-
sterium für Handel, Gewerbe etc. A Wiehe zum Geh. Ober-
Baurath. — Der Baurath Quassowski zu Berlin, Mitglied des
Direktoriums d. Berl.-Pottd.-Magdeb. "
Charakter als Geh. Regierungsrath
Die Baumeister- Prüfung
Fachrichtungen: Hermann Schultz u. ,)lcluu,
Ingenieurfach: Bernhard Fechner aus Bromberg.
Die Bauführer- Prüfung für beide Fachrichtungen
bestanden: Max Leidich aus Güldenboden, George Labsien
aus Schwesternhof, Herrn. Winckler aus Erfurt, Albert
Thielecke aus Neuhaidensleben und Carl Adam aus Erfurt
vo. C.rl u t» toll». Für dir, ]
K. ü O. FriUeh,
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No. %.
DEUTSCHE BAÜZEITDNG.
455
(Fort«««««*) — Du fin»i1|iri»»lp hti der
<lw Kntourina alt Hrimuiiiernttiam. —
Mittbellangvn iui Verelutn:
— Vcrreixhln Brud d
in Berlin. — Konkurrenten — Aul der Pick-
Die Architektur auf der Pariser Weltausstellung des Jahres 1878.
on besonderem Werthe ist die von Professor
Basile entworfene „typische Facade* Ita-
liens, ein hohes, über dem Hauptgesims rund-
bogig abgeschlossenes Portal, an welches sich
beiderseits Arkaden von klassischer Haltung
ansohliersen ; die Arkaden haben eine einge-
setzte Untertheilung äulen in
grünem Stuckmarmor, Terrakotten-Einrahmungen von eigen-
tümlicher, zarter Schönheit aus dem Atelier des Bildbauers Va-
lenti. in den Zwickern Sgraffito-Schmuck, auf der Attika des
llauptgesimses geflügelte Genien vom Bildhauer Monteverde.
Die Wirkung der Facade wird durch einen tiefrothen Hinter-
grund gesteigert; die ganze Komposition ist eins der hervor
ragemisten Werke des Ausstellungs-Platzes. — Die sonstigen
arclütektonischen Leistungen Italiens linden sich zum Theil
in der Maschinen-Gallcrie. zum Theil in einem Querkorridor
der Kunstausstellung. Am ersteren Ort ist die Scparat-Aus-
stcllung des italienischen Bauten-Ministeriums untergebracht;
sie enthalt zunächst eine ganze Anzahl recht mittelmäfsiger
Entwürfe zu Gcfangnisshauteu in Mailand, Volterra, Horn und
Turin (letzteres in dem modernen Sternsystem von Archi-
tekt Giuseppe Polassi), ferner zu einer Dotjana gene-
rala (Zollniederlage V) in Mailand vom Architekten Luigi
Pirola, endlich zu einem neuen Postgebäude und einem
Kriegsministcrium in Korn; alle diese Bauten kommen aus
der geistlosen Anwendung der trockenen Formen der Spat-
Renaissance nicht heraus. Von besserer Wirkung ist das
vom Ingegnere Cesarc Parodi entworfene Andreas-
Hospital zu Genua, ein mächtiger Bau auf segment förmi-
gem Grundriss mit kräftigen Endpavillons und breitem Mittel-
bau, welche durch eine zweistöckige Hallen-Architektur mit
einander verbunden sind, während an die konvexe Seite
dieser Hallen Querflügel, die Krankensäle enthaltend, in ra-
dialer Richtung angefügt sind. Das Interessanteste aus der
hübsch geordneteu Ausstellung des Buutcnmiuisteriums ist
indess eine Mappe mit der Aufschrift Iii stau ri di Monu-
ment i, hauptsachlich die unter Leitung von G. D. Malvczzi
ausgeführten oder projektirten Restaurations-Arbeiten an der
Cattedrale di Kquilio (Jestdn), an der Loggkttn Sansovi-
niana des Campanile S. Marco und am Dogenpalast zu
Venedig enthaltend. Aus der architektonischen Abtheilung
der italienischen Kunstausstellung nennen wir R. Canevari's
Finanzministerium in Rom, eine höchst langweilige, zum Theil
geradezu hassliche Facaden-Entwicklung von enormer Aus-
dehnung, zu welcher die besser gelungene Arkaden-Architek-
tur der Höfe in eigentümlichem Gegensatz steht; ferner
G. Calderini's Theater für Odessa, mit gedrückter, nüih-
terner Facadenbildung, ungemein schwerer, breit gelagerter
Innen - Architektur , barockem Deckenschmuck und einer
Gusseisen - Konstrtiktion über der Bühne, welche an die
ältesten gusscisernen Brücken Englands erinnert C. M u s a n t e's
Leydener Konkurrenz - Entwurf erinnert in seinen Säulen-
stellungcn und Gebalken an die Bibliotheca San Marco, ist
aber nüchtern in der Krfindung und mangelhaft gezeichnet.
Einfach, aber edel und abgestimmt in den Formen und Ver-
hältnissen ist das Opifirio artlsfico industriate, ein auch zu
Ausstcllungszwecken geeignetes Gebäude von Carlo Meie in
Neapel. Eine noch vornehmere Leistung ist Luca Barbieri's
Entwurf zu einer Musikschule, dessen Architektur sich an die
besten Meisterwerke der Hochrenaissance anlehnt. Von In-
teresse sind ferner die ausgestellten Entwürfe zur Florenzer
Domfacadc von G. Caldcrini (zum Theil inspirirt von Viollet-
le-Duc) und von Marc Trev£s aus Vereelli, sowie das Re-
staurations-I'rojckt der Mailänder Domfacade von Fcrrario
Carlo Seenografo, voll weicher, unentschiedener Gesims-
linien und Gicbelfnrmen und mit so unerfreulichen Fisch-
blasen-Mustern in der grofsen Rosette, dass die Beibehaltung
der Tibaldi'sehen Renaissance- Architektur entschieden den
Vorzug verdient. Ein hervor ragendes iiestaurationswerk ist
schließlich das von Andrea Busiri in Horn ausgestellte
Album, den Ausbau und die Erweiterung des Preshyteriums
und des Chores der lateranensischen Basilika darstellend;
das Album enthält die Photographien dreier verschiedener
Projekte, welche bis ins Detail, einschliefslich der zur Ver-
mit
)
tinischen Absis dienenden Rüstungen und mechanischen Vor-
richtungen wieder gegeben sind.
Ein interessantes Beispiel der neu erwachten Privat-
Bauthätigkeit Roms liefert Antonio Lina ri 's Galleria
principe Umberto, auf kreuzförmigem Grundriss in der einen
Richtung die Piatza Colonna mit der Piatta nuora, in
der anderen Richtung die Piatta de Poli mit der Piatza
de Crociferi verbindend, auf der Kreuzung mit prächtiger
Kuppel, an der Piatta Colonna mit großartigem Atrium
ausgestattet; die innere Architektur ist eine edle, klassische
Renaissance in harmonischen Verhältnissen, die Facaden leiden
indess an einer zu kleinlichen Auffassung, welche zur
Mailänder Victor-Emmanuel-Gallerie kaum in Vergleich treten
kann. Die Photographien dieses bekannten Meisterwerks
des so tragisch ums Leben gekommenen Mengoni schmücken
auch diesmal die Wände der italienischen Ausstellung, den
berechtigten Zweifel erweckend, ob der grofse Meister einen
ebenbürtigen Nachfolger gefunden hat. Unter den hier ver-
tretenen Künstlern scheinen nur Barbieri, Linari und Pietro
Tiiu-d Ii Iii aus Florenz, welcher eine wahrhaft monumentale
Prachttreppe eines königlichen Palastes ausgestellt hat, die
, hergebrachte Schablonen-Architektur mit Erfolg zu durch-
' brechen und die schöpferische Periode, welche durch die poli-
j tische Einigung des Landes eingeleitet ist, auf dem Gebiete
i der Baukunst zum Ausdruck zu bringen. —
Im Gegensatz zu Italien hat die englische Architektur-
Ausstellung eine vorwiegend kirchliche Richtung genommen.
Die lebendige ThAtigkeit auf dem Gebiete der Kirchen-
baukunst ist durch eine vortreffliche Auslese der besten
Werke illustrirt; der Stil ist fast allgemein jene eigentüm-
liche englische Gothik, welche sich im Anschluss an die hei-
mischen Bauten des XIII. Jahrhunderts durch Betonung der
Horizontalen, schwere Massenanordnuug und geilrückte Ver-
hältnisse charakterisirt ; nur bei wenigen Entwürfen kommen
die schlank aufstrebenden Linien der normannischen oder
rheinischen Gothik zur Anwendung. Die Konstruktion ist
eine höchst mannichfaltige ; sie spricht sich vorzugsweise aus
in den verschiedensten Gewölbearten, in den mit Vorliebe
ausgebildeten Holzderken, in niedrigen Dächern und in
schweren Thürmen mit massiven Spitzen. Auf die Innen-
Architektur scheint ein gröfsercr Werth gelegt zu werden
als auf das äufsere Bild; die Darstellungen sind fast
schließlich meisterhaft aquarelürte Perspektiven, nn
meist innere Ansichten in eleganten Umrahmungen.' Man
mag diese Art und Weise der Darstellung unbescheiden oder
aufdringlich finden: das Interesse des Laienpublikums kann
aber kaum durch bessere Mittel für die baukünstlerischen
Leistungen geweckt werden. Leider hat es auch hier, trotz
des ausgezeichneten Arrangements in einem Anncxraume der
Kunstausstellung, nicht vermieden werden können, verschie-
dene Zeichnungen an so hoher Stelle aufzuhängen, dass sie
nicht erkannt werden, den Zweck der Ausstellung also ganz
verfehlen.
Die weniger bedeutenden Kirchenprojektc mögen hier
einfach genannt werden; dahin gehören John Oldrid
Scott 's Pfarrkirche in Slough und St. Paulskirche in Man-
chester, John P. Seddon's Waisenhaus-Kapelle auf der
Insel Thanet, J. F. Micklet h waite's St. Hildakirche zu
Leeds, Somers Clarke's Martinkirche zu Brighton, mit
kassettirter achtseitiger Holztonne auf dem Mittelschiff, und
E. Christian's Markuskirche zu Leicester, eine dreischiffige
reiche Anlage mit spitzbogiger (Holz?-) Tonne über dem
Mittelschiff, welche durch Gurte in Querstreifen getheilt ist
und ohne weitere Vermittlung in das siebenseitige Kloster-
gewölbe des Chores Obergeht. Seddon ist auch durch eine
Rcstaurations-Arbeit vertreten, welche den Chorabschluss der
Kirche zu Ingham (Norfolk) durstellt und sich als bunte, über-
triebene Spätgotbik kennzeichnet.
Besser sind die Arbeiten von J. L. Pearson: die drei-
scliiffige Kirche zu Sutton-Veney (Wiltshire) mit Holzdecken
in der Dacbebene, ohne Fenster in den Obennauern. daher
massig und dunkel; die Kirche zu Wentworth (Yorkshire) mit
dreischiftigem Langhause, geradem Chorabschluss und mächti-
gem viereckigen Thurm auf der Vierung mit Zinnen und hoher
die reich gruppirte sechstbürmige
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456
DEUTSCHE BAUZEITÖN G.
9. November 1878
St. Augustinkirche zu Kilburn-I/ondon. Kiucn besonderen
Charakter tragen die Kathedrale zu Bristol und die Christus-
kirche zu Dublin, beide von G. EL Street; erstere eine
dreischiinge Hallenkirche mit reichen Netzgewöllien, 2 nie-
drigen stumpfen Wcstthürmen und umlaufenden Gallerten;
letztere mit Dreizackzinnen ringsum, schwerem viereckigen
Thurm mit niedriger Spitze . lanzettfönnigen Fenstergruppen
in den Obennauern und mit dem benachbarten Sgnwihoust
durch eine rlachbogige Brücke mit (iallerie verbunden. Dass
namentlich die Christ uskirchc einen höchst unerfreulichen Kin-
druck macht, braucht kaum hinzugefügt zu «erden, Char-
penter & Ingclow's Kapelle zu Laming zeigt dagegen
schlanke, ansprechende VerlialtnLs.se im Acufsercn und hohe
Spitzbogen und Krcuzkappeu im Inneren. Kine interessante
Konstruktion ist W. Emerson's Marienkirche zu Brightou:
Kreuzgewölbe auf der Vierung, Tonnen auf den Kreuzarmen.
Quertonnen über den Seitenschiffen . Kreuzkappen auf dein
Chor und eine gedruckt •spitzbogige, profilirte Holzdecke über
dem Mittelschiff. Kine Ilol/tonnc über dem Mittelschiff, nach
Art der oben erwähnten Martinskirche zu Brigthou. zeigt
auch die Augustinkirche in Bermondsey-London von Henry
Jarvis und Sohn: ilie ein halbes Sechszehneck bildende
Tonne wird durch Gurtbogen getragen, deren Schenkel bis
auf die Kapitelle in der Kämpferhohe der Obcrfenster hinab
gezogen sind und daher eine spitzbogige Form erhalten; die
niedrigen Seitenschiffe haben Pultdächer, welche von unten
sichtbar sind und nur den Pfeilern gegenülier von viertelkreis-
förmigen Gewölbestreifen gestützt werden . die zugleich als
Strebebogen dienen; alle Verhältnisse sind schwer und ge-
ilrückt. Von schwerem, völlig romanischem Kindruek ist
femer die Johanniskirche zu Kensington von James Brook,
mit kolossalem, burgartigen Thurm an der Westfront . hohen
Kreuzurmen und ganz niedrigen Seitenschiffen. Nahe ver-
wandt hiermit ist Tarring & Wilkinson's Blackbuin-
Congregation-Church mit kolossalem, isolirten Thurm, hoher
massiver Spitze, niedrigen Seiten- und dopjiclgicblieen Kreuz-
schiffen.
Von allen englischen Kirchen - Entwürfen, so vielfaches
Interesse sie durch ihre eigenartigen Konstruktionen und
Gruppirungen erregen und ein so fruchtbares Studienfeld sie
auch darbieten, ragen indess nur wenige über die Mittel-
mäfsigkeit hinaus; wir möchten als solche nur bezeichnen die
Arbeiten von R. Plumbc. von J. Hansom and Bon und
von dem verstorbenen George Gilbert Scott. R. Plumlie's
Kirche zu Woodford in Susscx zeigt dieselbe geknickte Holz-
tonne auf spitzbogigeu Gurten wie die Augustinkirche zu
Bcrmondsey. dabei schöne Verhältnisse und Details von wohl-
thuender Kcinhcit. Die Kathedrale vom heiligen
Namen zu Manchester von Hansom and Son, welche in
einer grofsen Zahl elegant ausgeführter Bilder in schweren
Goldruhmcn dargestellt ist, muss ohne Zweifel als ein Werk
ersten Ranges, namentlich in konstruktiver Hinsicht, betrachtet
werden. Das Mittelschiff bat Kreuzgewölbe, die Seitenschiffe
sind mit einhüftigen Tonnen überdeckt, in welche über den
Seitenfenstern Stichkappen eingeschnitten sind; über den
Pultdächern sind Strebebogen nach den Obermauern des
Mittelschiffs gespannt; vor dem ganzen Mittelschiff steht ein
"massiger, breiter Thurm, dessen unteres Stockwerk in 2
Giebeln endigt; ein ober Eck gesetztes Quadrat bildet die
Grundform des folgenden Thurmgeschosses, ülicr welchem sich
noch ein Achteckgeschoss mit massiver Spitze erhebt. Die
cluirakteristischc Breite der Verhältnisse verleugnet dieser
Entwurf ebenso wenig wie G. Gilbert Scoll's vortreflliehe
nene Kathedrale zuEdinburg. Dieselbe ist durch einen
mächtigen Thurm mit undurchbroebeuer Spitze ülicr der
Vierung und durch 2 FlankirungsthDrmc an der Westfront
geziert, das Mittelschiff hat sogenannte sechskappige Kreuz-
gewölbe, einen reichen Triforicnkranz (welcher bei allen
übrigen englischen Kirchen fehlt) und sehr niedrige Seiten-
schiffe. Wenn mau mit Hecht behauptet, dass die englische
Baukunst in (iilhert Scolt ihren geuialstcu Jünger verloren
habe, so kann dies bei aller Anerkennung, welche die stark
ausgeprägte nationale Richtung der englischen Architektur
und die wccltsclvolle ludividualisirung derselben in ihren
einzelnen Vertretern verdient, doch nicht als ein hesouders
glänzender Ausdruck für die künstlerischen I-eistungcn Eng-
lands iKrtrachtct
Die in Paris ausgestellte Profan-An hitektur Englands ist
zwar zum Theil von untergeordneter Bedeutung, alier doch
hinreichend, um ilas überraschende Talent der Engländer,
sowohl eine einzelne Baulichkeit, als eine Anzahl zu&ammcn-
natOrliehen Komfort auszustatten, einnehmend vor Augen
zu führen. Die herrschende Stilauffassung ist dieselbe ge-
drückte, Hache (iothik in oft malerischer Erscheinung, oder
eine von zopfigen Motiven durchsetzte Renaissance. Dem
Namen uach nennen wir Jones' Markthallen, Curry's
Thomas-Hospital in London. Gibson's Bankgcbäude. Graham
Jacksons Inivcrsitäts-Geltäude zu Oxford, Kerry s Scbloss
Witmstay und WjatTs Wohnhaus atn Park I>anc zu Ixindon
und Börse zu Liverpool, eiae prätentiöse Renaissance mit
Mansarden und Thürmen, aber ohne durchgreifende künst-
lerische Motive. G. Somers (Marke hat in seinem Ent-
würfe von Wyfold Court in (Kfordshirc die lebensvolle Grup-
pirung iles englischen Edelhofes unter Hinzufüguug von vielem
gotbischen Zierrath nnd bunten ßacksteinrlächen erzielt, ohne
die fremdartige Erscheinung zugleich zu einer künstlerisch
ansprechenden zu machen; Sylvanus Trevail und James
Brooks haben in ihren Schul- und Kloster - Gebäuden
interessante Bilder bei bescheidenen Details hervorgebracht:
T. Wort hingt on's Polizeibüreau in Manchester, eine floren-
tinisehe Spitzbogen-Architekiur mit massivem Eckthurm macht
einen sehr stattlichen Eindruck ; die projektirten neuen f
auf dem Berge St. Michel (Corwalll von St. Aubyn
vortrefflich in den malerischen Burgcharakter des Mittelalters,
und der von William Burges entworfene Uhrthurm des
Schlosses Cardiff verräth bei aller typischen Schwere der
englischen Cothik eine reizvolle Originalität, welche der zier-
lichen, zuweilen kapriziösen Dctaillirung unserer rheinischen
uud hannoverschen Gothiker fast das Gleichgewicht häJt.
G. E. Street hat wiederum seinen Londoner Justizpalast in
einer riesigen Vogelperspektive zur Schau gestellt, eine grolse
zerrissene Gruppe gothischcr Baulichkeiten in dem
Landhaus- und Schloss-Charukter. ohne einheitlichen
mentalen Palast-Eindruck : sogar das im Zentrum der .
sich erhebende Kirchendach ist durch Besetzung mit
halb verunglückten Thünnchen seiner dominirenden Wirkung
beraubt worden; die MauerHäcben sind aus rothen Ziegeln
mit weifsen Haustein-Streifen gebildet.
Einheitlicher und würdiger präsentiren sich T. C.
Clarke's schottisches Bankhaus zu London, eine doppel-
etagige Pilasterstellung auf prächtigen Arkaden mit jonischen
Säulen; Charles Barrys Ktirtituitim-llowir in London, ein
Vereiushaus für gelehrte Gesellschaften, In edler Renaissance
mit schönem Portalbau, und Alfred Waterhouse' natur-
geschiehtliches Museum in Soutb-Kensington (London), eine
kräftige monumentale Rundbogen - Architektur von seltener
Schönheit. Derscll>c hervor ragende Künstler hat in seinem
Uhrthurm des Bathbauses zu Manchester einen musterhaften
Typus der englischen Profan-Gothik geliefert; der Grundriss
ist quadratisch mit achteckigen Eckthünnen, die in Kegel-
däeher auslaufen, zwischen welchen Giebel mit Uhrblättern
aufgebaut sind; es folgt eine Achtecklösung mit 4 Giebeln
und I von Kegcldächern durchragten Gallerten, endlich eine
massive, nicht schlanke Aehtcckspitzc. Neben Waterhouse
wird E. M. Barry als einer der bedeutendsten englischen
Architekten zu betrachten sein. Derselbe hat das Innere
und Aeufscrc seiner in der Ausführung liegriffenen neuen
National-Gallcric zu London ausgestellt und wohl
ohne Zweifel mit diesem, in antiker Architektur gehaltenen
Entwurf die Palme unter den englischen Ausstellern davon
getragen. Die Verhältnisse des Inneren sind zwar etwas ge-
drückt, im übrigen aber von vornehmer Schönheit; das
Aeufscrc ist entschieden imjionirend. Zwischen festen Eck-
pavillons wird die Mitte von einer Säulenhalle gebildet,
während das Dach von einer hohen Mittclkuppel auf korin-
thischen Säulen und niedrigeren Seitenkuppeln gekrönt wird.
— E. M. Barry hat ferner eine sehr zahlreiche Sammlung
äulserer und innerer Ansichten in Zeichnungen und Photo-
graphien von (Wire Hall, einem Lnndscldosse in Cheshire,
auseestellt, dessen innerer Bcichthum und Komfort wohl-
thuend anspricht, während das flach- barocke Auelsere uns
weniger zusagen will.
Wir dürfen die enulisehe Architektur- Ausstellung nicht
verlassen, ohne einige bedauernde Worte über die „typischen
Faendcn" Englands in der ,.rue des nations" hinzuzufügen.
Es mochte allerdings an die englische Ausstellungs-Kommission
eine starke Zumuthung gewesen sein, die ganze, 1«;". 1
Fronte ihrer Gallerten mit einer einzigen nationale
Kulisse zu dekoriren, und es ist daher der Kommission
keineswegs zu verargen, dass sie die lange Front in ver-
schiedene Einzelbauten aufgelöst hat; allein die Art dieser
Auflösung ist eine höchst nüchterne und unbefriedigende.
Zwischen den 5 getrennten „Facaden", deren Kunstwertli wohl
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DEUTSCHE BAUZEITUNG.
457
unter den Rauten der Natitmenstrafse fast am tiefsten steht,
hat man ohne Venuittclung, seilst ohne Rücksicht auf die
Axcnthcilun« der Ausslellungshallen, die eiserne Wand der
letzten Korridor-Galleric nackt stehen lassen, so dass der Ein-
druck einer ..t ue des nations" auf <lieser Schlusstreekc in
der Nahe des t)Eureuvestibülsu völlig zerstört wird. Die
5 Faeadcn repritsentiren ein Landhaus aus der Zeit
Wilhelms DI., vom Architekten Coleut (unbedeutendes Fach-
werkgebaude). ein oltl mglish lfouw vom Architekten
Redgrave (zierliche Hache Holzarchitektur), ein Terra-
kottenhaus der Finna Doulton & Co. nach Zeichnungen von
Tarring it Wilkinson (ünerfreuliches spitzbogiges Stilgemisch).
ferner den höchst geschmacklosen Pavillon des Prinzen von
I Wales, eine Ziegel- und Haustein-Facade im sogenannten
Elisabeth-Stil (mit hi-slichen flachen Mauergiebeln), endlich
ein vom Architekten Shaw entworfenes Haus in Konkret-
Mauerwerk mit aufgemalten Racksteinfugen und eingesetzten
Terrakotten, dessen unglückliche Stilleistung in englischen
Blättern als „ Königin- Anna-Stil" bezeichnet wird. Es ist ein
Glück, dass die eigentliche englische Architektur-Ausstellung
Leistungen von so hohem Werthe enthält, dass sie mit diesen
„typischen Facadeu" nicht verglichen werden können : die
englische Raukunst würde sonst mit der Trauerfahne über den
I Kanal zurück wandern können. <K»rt««<iu« m«l)
Das Grundprinzip bei der Restauration von Baudenkmälern und das Restauriren als Privat unternehmen, i
Hr. R. Bergau hat in No. 7» d. Id.. offenbar nur um eine
wichtige Frage der Diskussion zu unterbreiten, abermals und
scheinbar iu gegnerischer Absicht das Thema Uber Restauration
von Baudenkmälern weiter gesponnen. In meinen früheren Ab-
oder Ausbesserung aber auf die schadhaften Tbeile; wenn min
die unvollständigen Theile eine Ergänzung, die beschädigten Theile
eine Erneuerung genau in der Art der ursprünglichen Theile
nicht zulassen, weil elien Theile fehlen, andere bis zur L'n-
handlungen über diesen Gegenstand vermint er ein besonderes kenntlicbkeit verwittert sind, was ist dann zu thun:
Aber dass ich
Kapitel über das Grundprinzip bei Restauration der Raudenk-
maler, einen deutlichen Hinweis auf das zu erstrebende Ziel, eine
klare Darlegung der zu lösenden Aufgabe. Danach könnte es
manchem in die Sache nicht oder doch nur wenig Eingeweihten
erscheinen, als hatte ich von allem Möglichen gesprochen, nur von
der Hauptsache nicht. Ein besonderes Kapitel über diesen Gegen-
stand mag nun Hr. Bergau in meinen Schriften mit Recht ver-
missen; denn ein solches habe ich aus leicht einzusehenden
Gründen nicht abgefasst in der Denkschrift nicht, weil diese
Diskussionen über ein Thema zulief», uud in meinem Auf-
in der Bauzeitung nicht, weil ich die Schwierigkeit des
wollte, die selbst dann nicht weglallt,
Grundprinzipien sich zu eigen gemacht hat.
Frage nach dem richtigen l'ritizip unbeant-
wortet gelassen hatte, wird kaum jemand behaupten wollen, der
raeine Denkschrift und in ihr die Kapitel Seite IC 22 Uber
„Schutz der Baudenkmäler gegen schlechte Restauration" und
„Schwierigkeit des Bestaurirens", sowie das S. 30« d. Bl. über
die „Anfertigung der Restauratiousplaue* Gesagte aufmerksam
gelesen bat. Allerdings pflegt man rascher zu lesen als zu
schreiben und so entgeht dem Leser manches, was der Schreibende
deutlich genug gesagt zu haben sich vorstellt. Bei sorgfältigerer
Durchsicht meiner Aufsatze über Restauration von Baudenkmälern
(ich darf mich auch auf einen dritten berufen, der im vorigen
.lahr in der Zeitschrift des bayerischen Architekten- u. Ingenieur-
Vereins zum Abdruck kam) wird man wohl tinden, dass alles was
auf der linken Hälfte von Hrn. Bergau's Einsendung S. 307 d. Bl.
steht, mit anderen Worten auch von mir gesagt wurde, zum Theil
auch das, was die rechte Spalte dieser Erörterungen enthält.
Aber Uber einige Punkte dieser Erörterungen sind wir ver-
schiedener Meinung und diese will ich in dem Fol
besprechen.
Hr. Bergau stellt sich vorwiegend auf den Standpunkt des Kon-
servators, ich auf denjenigen des restaurirenden Architekteu, der
einen Ausgleich zwischen Konservatismus uud künstlerischer Frei-
heit herzustellen sucht. Ich darf immerhin betonen, dass meine
Ansichten über die Restaurationsfrage durchaus auf einer viel-
jährigen Restaurations-Praxis beruhen, in der ich an verschiedenen
Orten thätig war und zur Zeit noch biu. Da gelaugt man zu
Ergebnissen, die praktischer genannt werden müssen, als die
frommen Wünsche des konsenirenden Archäologen. Unterziehen
wir das Prinzip, welches Hr. Bergau zuerst aufstellt, einer Kritik,
..dass das zu restaurirendc Bauwerk in seiner Gesatnuithcit als
historisch gewordenes Baudenkmal erhalten und vor weiterem
Verfall geschützt werde". Dazu die Ausführung: „Es sind dem
Bauwerk demnach alle spateren Zuthaten und Gegenstande der
inneren Ausstattung, soweit solche nicht ältere und bessere Tbeile
verdecken oder künstlerisch und historisch absolut werthlos sind,
zu erhalten, d. h. die Restauration hat sich im wesentlichen auf
die Ergänzung der schadhaften Theile, genau in der Art der
ursprünglichen, zu beschränk' u und das Bauwerk iu einen
guten baulichen Zustand zu setzen". Ist hier ein Prinzip sn klar
und deutlich ausgesprochen, dass Zweifel und Missverstandnisse
unmöglich sind? Wenn nun spatere Zutbaten und tiegenstände
der inneren Ausstattung von wirklichem Kunst- oder historischem
Werth Altere und bessere Tbeile verdecken, was ist dann zu thun V
1 Eid sollen nur die Zuthaten im Inneren, nicht die im Aeufseren
berücksichtigt werden'/ Hat sich die Restauration auch hier nur
auf Ergänzung schadhafter Theile etc. zu beschränken? Ihe Er-
gänzung bezieht sich doch wohl auf unvollständige, die Erneuerung
•> Anmerkung der Ktilaktiiiu- Wir haben it-n nachfolgenden Artikel
»I.MihUVll eini|t* Zeit lurück gehalten, well die Kos.tr. .i.i.r-, »et<hu sieh ülier die
I ti. -.']■' der KeaUuration ti>ti Baudenkmälern entsponnen hotte, einen pBflHMM L'tn-
fanir, uuunehmfitt drohte al* um Im Interesse u. Bl. zu li-tten whiesi Wir hisnVn,
da*» die-elt* mit dieser Erklärung sein Hm. Ked tent.arher Ihren Ataehlus* hndef.
«I» das *>a, neigen N-iteti «uifestreMe Ziel — ilie nrinripielle« (>e«ieht»p<ziikte der
KetUnraüiM \on Baudenkmälern »„ Maren — «..Iii Uiatsaihli. Ii In UrHeillZendur
Weue erlangt ist. Auf den Gebiete t»enrvllsrh*r At.straktl.nieu wird «lrh uher die
tm einem konkreten FaUe die
I,
Damit man nicht glaubt, ich wolle blos an der Fassung des
von Hrn. Bergau ausgesprochenen Prinzips mäkeln, mögen einige
Beispiele aus der Wirklichkeit angeführt werden. In meiner
Denkschrift erwnbnte ich der oft vcntilirten Frage, ob die schöne
Renaissance- Vorballe am Münster zu Freiburg zu entfernen sei,
weil sie das romanische l^uerscbiff-Portal verdeckt. Ich entschied
mich für ihre Beibehaltung und eine Aondcrung des Gewölbes,
durch welche leicht eine Bloslcgnng des romanischen Portals er-
zielt werden kann. Nehmen wir aber einen 2. Fall aus der
Praxis: Ein schöner Marmor- Altar der Renaissance in einem Dom
musste allgebrochen werden, weil er vor ein Maafswerks- Fenster
(Blendmaaiswerk) vorgebaut worden war, das m
musste. Nun ergab sich alier, dass dieses
Steinaltar verbunden war, ja mit ihm
Wreise kom|Kuiirt war. Was hatte man
uun thun sollen? Halte man den Renaissance-Altar nicht wieder
aufhauen sollen, der doch vom Stifter dieser bestimmten Kapelle
und ihrem Titel-Heiligen geweiht war, auch als Kunstwerk höhere
Bedeutung hatte, als der gothische Stein-Altar? Offenbar doch eine
Frage, die durch das Bergausche Prinzip nicht beantwortet ist
Wo Theile an einem Monument ganz fehlen, hat die Forderung,
sie genau iu der Art der ursprünglichen zu ergänzen, eben so
wenig Sinn, als wenn die vorhandenen Theile bis zur Unkennt-
lichkeit zerstört sind. Dieses Prinzip ist also sicherlich weniger
scharf gefasst, als viele iu meinen Schriften deutlich ausge-
sprochenen Grundsatze.
Man soll ferner das Bauwerk in seiner Gesammterscheiming
erhalten als historisrb gewordenes Denkmal. Damit wäre der
Ausbau der Kegensburger, Frankfurter, Kölner, l'lmer etc. Dom-
thürme im Prinzip verworfen. Der Konservator pur tjreeüenet
hätte also wieder alle seither vollendeten Bauten zu de -restauriren
und in ihren historischen Zustand zurück zu führen, in dem sie
Jahrhunderte laug als Städte- Wahrzeichen dastanden? Ich würde
es, offen gestanden, sehr bedauern, wenn jemals die Mützen der
Frauenkirche in München entfernt wurden, die sehr Viele i
Generation aus den fliegenden Blättern seit
•n und die auch jedem Nicht-„Eingehorenen" als Wahrzeichen
verlebter Tage in München lieb geworden sind. Aber falls
der Blitz sie zerstören würde, sie noch einmal iu ihrer alten Form
hinauf zu setzen, dazu hätte ich, selbst wenn ich geborener
Mttncbener wäre, nicht den Muth. Nehmen wir also doch alles
cum grano sali*. Ks ist eine alte Wahrheit, dass die Gegenwart
keinen Plau hätte, wenn die Vergangenheit sich Oberraäfsig breit
machen wollte. Die Geschichte ist ihr eigener gröfster Feind;
sie zerstört mehr, als gewöhnliche Menschenkraft zu erhalten im
Stande ist — das weils Jeder. rDas Schöne auf Kosten des
weniger Schonen, das Werthvollc auf Kosten des weniger Werth-
vollen zu erhalten", mit diesem Grundsatz habe ich wohl das
Grundprinzip der Restaurations-Arbeiten scharf genug in meinen
Abhandlungen gekennzeichnet.
rnliestiuimt ist es weiterhin, wenn Hr. Bergan verlangt, alles
Beschädigte soll mit gröl'ster Pietät für das Bestehende,
unter sorgfältigster Wahrung des Hauches des Alter-
thums, mit Scheu vor Veränderungen, welche nicht absolut m ith-
wendig sind, und vor allem unter Enthaltung von dem sogenannten
Besser-Machen- Wollen ausgeführt werden." Die Absicht ist ja
recht löblich und gut, aber wie soll man in der Praxis zumeist
den Hauch des Allerthums wahren? Wir stimmen wohl beide
darin überein, dass man beispielsweise bei der Entfernung der
Tünche vom Haustein diesen selbst nicht nacharbeiten soll, am
wenigsten nach der Ingenieurmanier, die sich eingebürgert hat,
mit dem Slofshaminer (Kröneleisen), oder nach der Barockmaiiier
mit derber, ja fingerbreiter ( barrirung, wie das dieser Tage an
einem Baudenkmal vorgekommen ist. Aber, wo liegt denn die
Grenze zwischen dem Hauch des Alterthums und der fingerdicken
Schmutzschicht , welche die Baudenkmäler bisweilen überzieht?
Die Begriffe: Historisch, Malerisch und Schmutzig bilden eine Trias,
die wir wohl zuweilen als Hauch des Alterthums verherrlichen.
Diesen Hauch künstlich nachahmen wollen, wäre sicher eiu Unsinn,
allerdings bisweilen begangen hat Den Schmutz künst-
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458
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
9. November 1878
lieh aufzubewahren, hiefse dagegen zum mindesten vergessen, da»
das Reinliche, wenn auch selten historisch, so doch ein ästhetischer
Begriff ist, vergessen ferner, dass jedes Bauwerk ursprunglich
als funkelnagelneu gedacht war, wie das Goldstück, das aus dem
Prägstock kommt.
Was ist nun ferner eine Veränderung, die nicht absolut nöthig
ist, und wie soll man eine solche vermeiden? Es sei hier wieder
ein Beispiel zitirt Als ich am Dom von Regensburg zeitweise in
Abwesenheit des Hrn. Dombaumeister Denzinger und in dessen
Auftrag als Bauführer fungirte, kam der eigentümliche Fall vor,
dass ein provisorisch abgetragener Wasserspeier, quasi das Wahr-
zeichen dea Regensburger Domes,*) wie solche fast an allen hervor
ragenden Domen vorkommen, wieder an seine ursprüngliche Stelle
versetzt werden sollte, aber nicht versetzt werden konnte. Im
Volksmund galt dieser sehr verwitterte Wasserspeier für das Bild
eines ehemaligen Dombaumeisters, der sich aus irgend welchem
Grunde Ober die Gallerie des Domes hinab gestürzt haben sollte.
Der Wasserspeier liefs sich nicht versetzen, weil der Kopf gerade
mitten in ein Querholz des Gerüstes zum Aufbau des nördlichen
Quer&chiff-Gicbels zu liegen kam. Waathun? Den Kopf abschlugen
wäre gewiss eine nicht nothwendige Aenderung gewesen. Das
Rüstholz heraus zu nehmen und eine Hülfskonstruktion an seiuer
Stelle einzuführen, schien zu umständlich und nicht ratbsam. Ich
erlaubte mir eine Aenderung, die nicht absulut nothweudig war,
liefs die Lagerfuge des Wasserspeiers so weit abarbeiten, dass sein
Kopf unter das etwa 20 ™» starke Holzstück zu liegen kam, und
Niemand bat wohl diese Aenderung bemerkt Habe ich Recht
gehabt oder nicht? Wenn ich nicht irre, gab mir mein damaliger
Vorgesetzter Recht; jedenfalls hatte die Kenntniss der Bergau'schen
Grundsätze mich wohl schwerlich in die Lage versetzt, mit
grofserer Sicherheit einen Kntschluss fassen zu können.
Ich komme zu dem sogenannten „Besser machen wollen",
dem ich in meiner Denkschrift wohl ausführlich genug entgegen
getreten bin, als ich das willkürliche und kennlnisslose Verfahren
vieler Staatsbaumeister beleuchtete. Aber wird man tadeln dürfen,
dass die Kuppel am Domthurme zu Frankfurt a. M. nicht genau
nach der bestandenen kopirt, sondern den Stabilität«- Verhältnissen
entsprechend, mit Zugrundelegung der alten Plane und so streng
wie möglich im Anschluss an dieselben, in ihrer Form geändert
wurde? Allerdings sind in Frankfurt selbst zahlreiche Persönlich-
keiteo vorbanden, welche das Abweichen von der ehemaligen
Kuppel tadeln und nicht glauben wollten, dass man sich streng
an die ahen Plane gehalten bat; so eigentümlich überraschend
ist der Kindruck dea vollendeten Thurm es gegenüber dem alten
Thunnstumpf. Der Krbauer, Dombaumeister D e n s i n g e r, bat mit
vollem Recht nnd klarem Bewusataeiu „besser machen wollen".
Dass es ihm gelungen ist, ist meine volle Ueberzeugung , die ich
allen denen gegenüber vertheidige, welche aus irgend welchen
individuellen Gründen und weil sie den Sachverhalt zu wenig
kennen, dagegen sprechen. Das „Besser machen wollen" ist doch
gewiss kein prinzipieller Fehler, wenn es sich um wirkliche und
nothige Besserung handelt, wahrend sogenanntes B. m. w.
ge»iss zu tadeln ist
Auch die Forderung, dass der restaurirende Architekt sich
streng au das Alte halten, die Frage des Schönen, als gar zu
sehr individuell, erst an zweiter Stelle für maafsgebend erachten
und jede eigene Komposition sorgfältig vermeiden solle, ist in
ihrer unbestimmten Allgemeinheit entschieden unrichtig. Dass
man sich möglichst streng an's Alte halten soll, habe auch ich
stets hervor gehoben. Oh aber die Frage des Schönen so gar
individuell ist, ob das alte „de guitihug etc." eine so absolut
fest stehende Wahrheit ist, darüber kann man doch verschiedener
Meinung sein. Hr. Bergau möge einmal das darauf bezügliche
Kapitel aus Fecbner's Vorschule der Aesthetik lesen, das mir ganz
aus der Seele gesprochen ist Wenn Ignoranten sich mit ihrer
individuellen, d. b. gewöhnlich unausgegohrenen, nichts weniger
als ästhetisch berechtigten Ansicht breit machen wollen, so mögen
dieselben entsprechend zurück gewiesen werden. Wenn jedoch
Künstler ersten Ranges, die zwar auch keineswegs unfehlbar sind,
aber das Schöne durch ihre Kunst zu verwirklichen vermögen,
sich gründlich in ein Bauwerk der Vergangenheit eingelebt haben ;
sollten sie nicht berechtigt sein, unbeschadet strengster Pietät
und
eigene
Kompositionen dem Werke zuzufügen? Eine solche künstlerische
Freiheit darf mit dem unkünstlerisch - willkürlichen Verfahren
eines diletiantistischen Pfuschers doch nimmermehr auf eine Stufe
gestellt werden. Was ich Uber Restaurationswesen geschrieben
habe, kann sicherlich nicht in dem Sinne aufgefaast werden, als
wollte ich der Willkür auf Kosten der Denkmaler Jas Wort reden.
Wenn man jedoch die Bergau'schen Grundprinzipien pure befolgt,
so ist das künstlerische Moment der Restaurationsfrage Oberhaupt
negirt und jeder leidlich intelligente Maurer- oder Zimmermeister etc.
kann das Alte, genau so wie es war, mit allem Duft des Alter-
ergänzen. Die Wahrheit liegt stets — nicht in der Mitte
sollten sie nicht berechtigt sein, unbeschadet strengster 1
gegen das Alte, die Schönheit in den Vordergrund zu stellen
innerhalb der Grenzen des künstlerischen Taktes selbst ei
") Ea Mi hier guUttert, an cm nmmu, u.
triantm uri-l in m«ntin» daa in Holland bekannte Wal
Hm»g*nO»eh tu mannen. Klo« Skulptur triftt einen Mann, der einen Top*
mit Krbtca umwirft. Kr »oll dan £>ombauin«]*1cr voeeteJkn. der, alt ihn am eeaten
Tafe eclner Thatiigkelt die Kbetullfte mit einem KrtpMawerirlit rezalirte. den Topf
mit dem Fun* umwarf und anarlef: „Wae, tat daa ein Kaaen für «Inen DoenKan*
Bielatef, dar 1 Cenle im Ta* »erdlent >" (Bekaiuitlirh ilud Cd Cenla ■- 1 Mark).
Die Lust am eigenen Schaffen, die ich ebenso wie Hr.
als einen Fehler der Restauratoren bezeichne, gewinnt
bei denjenigen Architekten die Oberhand, die überhaupt
Spur vom Restaurator in sich haben, und je mehr ein Architekt
zum Restaurator geboren ist, desto mehr wird er sich beschranken
müssen und zu beschränken wissen — das habe ich mehr wie
einmal betont
Hr. Bergau giebt in der That schliesslich zu, dass die „Ver-
besserung des vorliegenden Denkmals in künstlerischer Beziehung
in vereinzelten Fällen gerechtfertigt erscheine"; aber wenn
er dies hinten nach schickt, so hätte er besser seine Prinzipien
so aufstellen sollen, dass diese Ausnahmefalle mit eingeschlossen
sind. Dass die Entscheidung darüber, was wirklich besser ist,
der Zustand aus vergangenen Jahrhunderten oder die moderne
Komposition, gar zu sehr von der Ansicht des zufallig Urtheilen-
den, dem Bildungsgrade und den Kenntnissen desselben abhängt,
ist ein so allgemein ausgesprochenes Unheil, dass ihm nicht nur
die Entscheidung darüber, was besser ist etc. unterliegt, sondern
auch darüber, wer über Restaurations- Angelegenheiten zu schreiben
befähigt ist oder nicht Wenn man zu allgemein im Ausdruck
ist, schlägt man sieh selbst. Mit der weiteren Erläuterung seines
Satzes, dass es nämlich oft genug vorkomme, dass das, was von
dem einen für eine Verbesserung gehalten wird, von einem an-
deren, welcher in den Geist der Kunst des .betreffenden Jahr-
hunderts tiefer eingedrungen ist, als i
gelegt wird, hat Hr. Bergau eine zu
holt, als dass man ihr gegenüber etwa» c
die „künstlerische Freiheit", welchen Ausdruck ich auf Seite 306
gar nicht gebraucht habe, der ich aber nach Hrn. Bergau's
" a Wort rede, auf ein Minimum zu beschränken sei,
daa historische Baudenkmal als solches erhalten und
nicht eiue im Ausschluss an das alte Denkmal ge-
schaffene neue Komposition empfangen will, lasst sich wieder
mit der Antwort: Alles cum yrano »alu, zurück geben.
Absichtlich hatte ich weder gesucht, das Grundprinzip des
Restaurirens in einem kurzen Satz auszusprechen, noch in einem
besonderen Kapitel zu behandeln, weil sich dieses Grundprinzip
je nach der einzelnen Aufgabt; ändert und man ebenso wenig
wie in der Gesetzgebung mit einem Satze Alles sagen kann.
Das Grundprinzip sollte gerade durch eine ausführliche Behand-
lung des Gegenstandes und durch ein Eingehen auf die in praxi
vorliegenden Verhältnisse deutlich werden, das war bei Abfassung
der Denkschrift meine Absicht. Was ist denn, ganz im allge-
meinen, bei Restaurationen von Baudenkmälern die zu losende
Aufgabe und das zu erstrebende Ziel/ In dieser unbestimmten
Fassung der Frage liegt ja die ebenso unbestimmte Antwort
gleichsam enthalten, dass die Restauration eine gute sei. Welche
Reihe von Problemen fallt in das Bereich des restatirirenden
Architekten, die in Summa die Aufgabe desselben ausmachen -
hätte man fragen sollen, und auch diese Frage liefse sich nur
unbestimmt beantworten, weil der Probleme so viele sind, wie zu re-
Objekte. In den meisten Fällen handelt
Fällen
nicht blos um kleine Ausbesserungen und Ergänzungen
schadhafter und fehlender Theile, sondern um bedeutendere Zu-
sätze und oft sehr eingreifende Umgestaltungen. Die vielen,
noch jetzt den verschiedensten Zwecken dienenden Baudenkmaler
bedürfen nicht selten des Umbaues, wenn sie überhaupt
einem Zweck dienen sollen. Alte Kirchen müssen häutig
grüben, alte interessante Wohnhäuser und Schlösser der Be-
wohnbarkeit wegen, alte Haidhäuser um einer besseren Heinitz
barkeit ihrer Räume willen sich manche Aenderungen gefallen
lassen ; dagegen lässt sich nichts machen, sondern man muss die
Verhältnisse bis zu einem gewissen Grade nehmen, wie sie sind.
Wenn der Bischof und das Domkapitel beschiiefäeu, dass der
prachtvolle Renaissance-Lettner der Kathedrale abgebrochen werden
müsse, weil die Gemeinde den Altar nicht sehe, wenn ferner
keine Mittel da sind und kein passender Ort vorbanden ist, um
diesen Lettner an einer anderen Stelle wieder zu errichten, so
müssen wir uns schließlich ins Unvermeidliche fügen nnd zusehen,
wie der Antiquar diesen, für 1200 Gulden auf Abbruch gekauften
Lettner für 1200 Pfund nach England verhandelt, wo er jetzt
noch zu schauen ist. Wenn eine riesige Kirche, die jetzt nur
noch von einer ganz kleinen Gemeinde benutzt wird, welche aber
nnverhältnissmäfsige luterbaltmigakosteu zahlen muss, dem Un-
tergang geweiht wird, weil die arme Gemeinde fclw Muw
wenn auch noch so einfache Kirche an ihrer Stelle zu errichten,
wer kann das verhindern, wenn nicht der Staat? Und was kann
der Staat schliefslich, selbst wenn er solche weiträumige Bau-
denkmäler ankaufen würde, mit ihnen anfangen? Die Unterhal-
tungskosten sind, im Vergleich zum Nutzwerth dieser Räume,
sehr beträchtliche; der Staat wird sie daher stets am besten an
Depots und Magazinen für militärische Requisiten verwenden.
Und die uralten Festungsmauern, über deren Blutflecken eine
zarte Flora gewachsen ist, wer will sie mit ihrem Hauch des
Alterthums retten? Wer kann gegen wirkliche Vernunftgründe
aufkommen, welche ihre Zerstörung als notwendig erscheinen
lassen? Wenn ferner eine Kirche für die Gemeinde zu klein,
zu dunkel geworden ist, wer kann dieser die Berechtigung ab-
streiten, ein neues Seitenschiff anzubauen, die Fenster zu ver-
greifst-ni und so den alten Bau vollständig zu verändern? Soll
ein Ilathbaus mit den malerischsten, aber unpraktischsten Winkeln,
Treppen, Räumen und Korridoren niebt zweckent«prechender eia-
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DEUTSCHE BAUZEITUNG.
459
getheilt werden dürfen;
oder ein SchlossV
In allen wichen in praxi vorkommenden Fallen ist der Kon-
servator mit «einen frommen Wünschen ohnmächtig und hülflo«,
wenn er nicht zugleich das Zeug eine» Restaurators in sich hat,
um in jedem «meinen Fall zu bestimmen, wie weit die Erhaltung
des Alten mit Erfüllung der Anforderungen der Neuzeil sich ver-
einigen lä&st. Gewiss rain>s der richtige Restaurator entschieden
fordern, dass gegenüber der Neucruugssucbt , welche gewohnlich
mit dem echten Liberalismus verwechselt wird, der konservative
Geist in den Vordergrund gestellt werde, der das Gute und Schone
erhalten will. Aber der unpraktisch konservative (ieist, der «ich
gegen die berechtigten Strebungen der Neuzeit stemmt und blos
das Alte um des Alten Willen erhalten will, verdient keine
Berücksichtigung. Das Alte hat an und für sich keine gröbere
Existenz-Berechtigung als das Neue: erst die Schönheit und die
historische Bedeutung sichert dem Alten einen bleibenden Werth.
Wie der Urgrobvater nicht wegen seines Alters, sondern wegen
der Beziehungen verehrt wird, die wir au sein Alter knüpfen,
so verehren wir auch die Monumente nicht absolut, sondern blas
relativ, vor Allem wegen ihres Kuustwerthes. —
Bei dieser Gelegenheit will ich auf eine sweite Frage noch-
mals zurückkommen, welche Hrn. Friedrieb Schneider in Maiuz
veranlasst bat, im IV. Heft des l'rüferschen Archivs für kirchliche
Baukunst und Kirchenscbmuck, 1*77, einen Aufsatz über die
von Baudenkmälern zur Abwehr und Orientirung
en, die Frage der Restauration von Bi
als Privat-Unternehmen. Hr. Schneider hatte nämlicl
meiner Denkschrift beanstandet, die sich auf den
Hm. Sutten und seine Restauration der Kirche in Kidrich be-
logen. Ich sagte: „Nach langen,
Versuchen wurde das Ba
Bauwerk schließlich von Baurath Dom-
Denxinger restaurirf, und Hr. Schneider bedauerte,
dass diese, von mir ungenügend gekannte Angelegenheit in so
irre leitender Weise verwendet worden war. Meine Kenntnis* der
Angelegenheit bezieht sich nur auf die Zeit, in welcher Hr. Den-
zinger die Arbeit leitete, und auf diese Zeit dürfte meine kurze
Noti* über Hm. Sutten ebenso zutreffend sein, wie auf die frohere
Zeit seiner Restauration. Bei aller Achtung vor der noblen Ge-
den ungewöhnlichen Kenntnissen und dem feinen Ver-
des Hrn. Sutton für gewisse Spezial-Gebiete der bildcn-
bei vollster Anerkennung seines guten Willens kann
man ihn eben doch nur als Dilettantou betrachten, der an dem
Werk herum laborirtc und heut so, morgen anders wollte, freilich
auch, wenn etwas schlecht ausgefallen war, die Kosten der aber-
maligen Umänderungen trug. Wenn Hr. Schneider Hrn. Bauralb
Benzinger alles Verdienst an der Restauration absprechen will
und sagt, in allen prinzipiellen Fragen sei die Anschauung des
Hm. Sutten maafsgebend geblieben, so beruht diese Ansicht in
so fern doch wohl auf einem lrrthum, als Hr. Denzinger da« Beste
gewollt hat, aber gegen den Eigensinn des Hrn. Sutton öfters
nicht hat autkommen können. Der Briefwechsel zwischen beiden
wird diese Ilchaiiptung vermuthlich bestätigen können. Die Mit-
wirkung des Hrn. Denzinger bezog sich keineswegs blos auf die
technische Seite, sondern wesentlich auf die künstlerische. Da ich
selbst unter Denzinger's Leitung dessen nachher verworfenes
Projekt zu dem Thurmaufliau gezeichnet habe, das beste, welches
wohl überhaupt entstanden ist, so darf ich das wohl mit Recht
hervor heben. Gerade dieses Beispiel von Kidrich aber ist viel-
leicht das schlagendste von allen überhaupt vorgekommenen, dass
das Henimluboriren au Baudenkmälern seitens nicht ausübender
Künstler, mögen sie noch so viel Kenntnisse, Sinn und Kunst-
verstiindniss besitzen, prinzipiell verwerflich ist. Die Mitwirkung
solcher Personen kann und muss ja gestattet werden, nicht aber
dass ihr Wille in erster Liuie maafsgebend sei. —
Gewiss ist nicht mit dem Amte auch der Verstand gegeben,
aber man gebe umgekehrt das Amt nur dem, welchem man den
n darf. II
Verstand zutrauen darf. Dass die geeigneten Kräfte noch nicht
da waren, um das Rcstauratiouswesen in Deutschland vom Reich
aus zu organisiren, durfte doch ein Irrthum sein. An Persönlich-
keiten /.um Inveutarisireu fehlt es gewis* nicht, und wenn I>en-
zinger, Hase, Oppler, Schmidt, Voigtei, Wietbase u. a. nicht die
geeigneten Kräfte zum Restauriren sind, dürfte man vergeblich
bessere jemals erwarten. Auch ein passender Kunst - Referendar
im Ministerium, wie ihn Holland hat, dürfte sich rinden lassen.
Amsterdam, 3. September 1878.
Rudolf Redtcnbacber.
Mittheilungen
Architekten -Verein zn Berlin. Hauptversammlung am
4. November 1H78; Vorsitzender Hr. Buensen, anwesend 232 Mit-
glieder und 4 Gaste.
An Eingängen liegen vor: Von Hrn. Ernst als Geschenk
für die Bibliothek: Mechanische Wärmetheorie von Emil Herr-
mann, von der Firma Meinhold & Söhne in Dresden eine
Subskriptionsliste auf das in ihrem Verlage erschienene Werk:
Die Silhouetten in den Kellern der Dresdener Waldschlösscben-
Branerei etc. von Moritz Rödig.
Der Hr. Vorsitzende giebt bekannt, dass aus der Vereins-
kasse ein üeberachusa von 1500» .41 an die Hauakasse abgeführt
wurde und dass hiervon der Betrag von 12 (XX) ./< zur Tilgung
einer kleineren Hypothek verwendet ist Der Rest von 8000
soll mit Zustimmung der Versammlung zur weiteren Ablösung der
von Bauhandwerkern übernommenen Schuldscheine dienen. —
Hr. Luthmer macht auf die im nächsten Jahre in's Werk
zu setzende Ausstellung von Reiseskizzen aufmerksam (vergl.
5. 312 d. Bl.), deren Plan allerseits Interesse erregt hat und deren
Vorbereitung in erfreulicher Weise vorschreitet Er richtet an
die Mitglieder des Vereins die dringende Bitte, auch ihrerseits
mit regem Eifer an dem Unternehmen sich zu hctheiligen, und
weist namentlich darauf bin, dass neben den eigentlichen Reise-
skixzen auch ausgeführte architektonische Aufnahmen (wie
sie z. R. früher bei der Meldung zur preufsischen Bauführer- Prüfung
vorgelegt werden mussten) einen Gegenstand der Ausstellung
bilden sollen und dass auf zahlreiche Einsendung solcher Auf-
nahmen gerechnet werde. —
Hr. Fritsch erläutert den bereits in voriger Hauptversammlung
eingebrachten Antrag, dass die bisher auf einem Mitgliede des
Vorstandes lastende Sorge für die Vorträge an den Vereius-
abenden, zunächst probeweise für die Dauer dieses Winters, der
Thatigkeit einer gröberen Kommission übertragen werde, in welcher
die verschiedenen Altersstufen, Fachrichtungen und Berufs-
stellungen der Vereinsmitgliedcr eine möglichst vollständige Ver-
tretung linden. Bei der gegenwärtigen Grofse des Vereins sei
es unmöglich, dass ein Einzelner zu allen denjenigen Vereins-
genossen, deren Betheiligung an den Vorträgen erwünscht sei, in
persönliche Beziehung treten könne; trotz der unzweifelhaft vor-
handenen Fülle des Stoffs und der Kräfte sei daher oftmals ein
Mangel an Vorträgen eingetreten, der um so schwerer sich be-
seitigen lieb, ah) die Meinung, dass vorzugsweise grofse und durch-
gearbeitete, einen ganzen Abend füllende Vortrage erforderlich
seien, vielfach von freiwilligen Meldungen airschreckte. Die
planmabige Tbätigkeit einer Kommission auf diesem wichtigen
Gebiete des Vereinslebens werde sich voraussichtlich eln-nso
erfolgreich zeigen, wie auf dem Gebiete der Exkursionen, die
bis 1Ö6B gleichfalls vom Vorstande vorbereitet wurden; es werde
gelingen eine gröbere Zahl der in der Praxis stehenden Vereius-
mitglieder zu kürzeren, thatsächlichen Mittheilungen heran zu
aus Vereinen.
[ Leben zu sichern, bei dem ein Jeder Befriedigung seiner Wünsche
finden könne. — Der Vorstand hat dem Antrage vollständig
I zugestimmt, den Antragstellern jedoch anheim gegeben, denselben
durch eine Liste der von ihnen zunächst für eine solche Kommission
' in Aussicht genommenen Persönlichkeiten zu ergänzen. Dieselben
stellen in Folge dessen anheim, die Kommission aus 12 Mitgliedern,
von denen je 6 dem Hochbau und dem Ingenieurwesen angehören
bezw. je 0 in amtlicher und in freier Stellung sich befinden sollen,
zusammen zu setzen, und schlagen hierzu folgende Persönlich-
keiten vor: A. Für den Hochbau die Hrn. Adler (zugleich als
Vertreter der Kunstwissenschaft), Blankenstein und Endcll als
Beamte, die Hrn. Orth, Bockmann und Kuhn als freie Architekten.
B. Für das Ingenieurwesen die Hrn. A. Wiebe. Winkler (zugleich
als Vertreter der Ingenieurwissenschaft.; und Schwieger als Beamte,
die Hrn. G. Meyer, F. W. Büsing und Th. Seydel (Vertreter des
Maschinen -Ingenieurweseus) als freie Ingenieure. — Der Antrag
und die Vorschlagsliste werden von der Versammlung ohne
Diskussion angenommen. -
Eine desto lebhaftere Diskussion entspinnt sich über einen
von Hrn. Schwechten eingebrachten, die Strafsburger
Universitüts-Konkurrenz betreffenden Antrag, nach welchem
der Verein sich au das Reichskanzler-Amt mit der Bitte wenden
soll, dass nachträglich noch eine Mittheilung über die Grund-
sätze, von welchen die Preisrichter bei Beurtheilung der Entwürfe
ausgegangen sind, nebst Angabe der Vorzüge der prämiirten
Projekte, sowie Ober das Ergebuiss der verschiedenen, im Laufe
der Beurtheilung erfolgten „Lesungen" (Auslesen rj veranlasst
werden möge.
Hr. Schwechten führt zunächst an, dass der Antrag aus-
drücklich von der gefürchteten Forderung einer Beurtheilung aller
102 Entwürfe alisehe und auf Erreichbares sich beschranke.
Hr. Otze u betont, das« der Verein der deutschen Fachgenosse u-
schaft gegenüber die Pflicht habe, für das Prinzip der Grund-
sätze unseres Verbandes einzustehen: mau erwarte anderen Orts
von ihm ein solches Vorgehen, wie man bei etwaiger Erfolglosig-
keit des bealwichtigten Schrittes schon zu einer Petition au den
Reichstag sich entschlossen habe. Hr. Orth empfiehlt den Antrag
namentlich damit zu motiviren, dass die Erfüllung desselben eiue
Rücksicht gegen die Konkurrenten sei, denen anderenfalls die
Freude an der Arbeit — für die meisten der einzige Lohn ihrer
bedeutenden Opfer - geraubt werde.
Hr. A. Wiebe, der mit der Tendenz des Antrags ein-
verstauden ist, regt den Zweifel an, ob der Verein zur Stellung
desselben beim Reichskanzler- Amt wohl genügend legiiimirt sei.
Dem gegeuüber heben die Hrn. Schwatlo und Ende hervor,
dass eine solche Legitimation sowohl durch die historische Stellung
des Vereins zu den Grundsätzen für das Verfahren bei Konkurrenzen
' wie durch die Thatsache gegeben sei. dass er mit jener Bitte
allgemeine Interessen vertrete. Angesichts des Verhaltens
I anderer Behörden, die nicht nur auf Veröffentlichung eines
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4fiO
DEUTSCHE BAÜZEITÜNG.
9 Nwiribfr 1»7S
motivirten Gutachtens
durch Ueberscndung
ihren Hank
sondern auch den Kc
der pramürten Entwürfe
) in der Arehitektenwelt
das Beispiel gebe, Ober die allgemein anerkannten Grundsatee
des Verbände« sich hinweg zu setzen. Hr. Blankenstein liefert,
indem er den allgemeinen Gedankengang eines bezgl. summarisch
gefa&steu Gutachtens skizzirt, den speziellen Nachweis, dass die
in dem Antrage enthaltene Forderung sich erfüllen lasse, und weist
darauf hin, dass eine solche Veröffentlichung vor allem im Interesse
der Preisrichter liege, die dadurch vor Mißverständnissen geschlitzt
würden. Hr. Fritscb glaubt, dass alle Bedenken über die
Legitimation zur Einreichung der Petition und aber deren etwaigen
Krfolg insofern nebensachlich seien, als der Zweck derselben ja
doch weniger auf den vorliegenden Kall, als auf die Zukunft
sich beziehe. Bekanntlich sei vor »> .lahren bei der Reichstags -
haus-Koukurrenz nicht anders verfahren worden als jetzt. Wären
die Beschwerden hierüber, die man damals als „Meinung eines
Einzelnen"4 abthun zu konneu glaubte, seitens des Vereins auf-
genommen und an der richtigen Stelle vorgetragen worden, so
würde diesmal sicherlich nicht Gelegenheit gegeben worden sein,
sie zu wiederholen.
Hr. Kinel, der das Verhalten des Reichskanzler- Amtes aus
dem Bestreben, sich innerhalb eines formal unanfechtbaren Ver-
fahrens zu bewegen, erläutert, deutet an, dass der Erfüllung des
in dem Antrage enthaltenen Wunsches mittlerweile auch dadurch
Schwierigkeiten erwachsen seien, dass die Frage nicht
intakt sei. Korrespondenzen in verschiedenen Provinzial-
hlättern, namentlich in der Bresl. und der Magdeh. Ztg., von
denen die eine von einem bekannten Berliner Fcuillctonisti-n, die
andere vermuthlich von einem Facbgenossen herrühre, hatten die
Entscheidung der Preisrichter in gehässiger Weise angegriffen
und die letzteren zum Theil personlicher Motive verdachtigt.
Hr. Orth erklärt hierauf unter allgemeiner Zustimmung, dass
dem vorliegenden Antrage eine gegen das Krgehuiss der Kon-
kurrenz gerichtete Tendenz in keiner Weise zu Grunde liege,
während Hr. Otzen geltend macht, dass gerade das Dunkel, in
welches die Gründe der Entscheidung sich hüllen, die Schuld an
dem Aufkommen solcher beklagenswerthcn Gerichte trage.
I>ie hierauf vorgenommene Abstimmung ergiebt die Annahme
des Antrages, dein nur eine sehr geringe Miuoriiat entgegen ist. —
Der Oberbibliothekar, Hr. Meli in, berichtet Uber die für
nie bat es Jahr zu haltenden Journale. Auf seinen Vorschlag bezw.
auf Grund von Wünschen, die in der Versammlung laut werden,
sollen folgende Zeitschriften neu gehalten werden: Glasers An-
ualen etc., ITie Iiuilder, The scientific Amrricain, Ti/ihchri/t ran
het Loniniii/nt institul ran inytnievrt, Eisenbahn-Yerordnungs-
blatt. Dagegen werden ausgeschieden : Gazetie ifet archiltcte».
Literarisches Zentralblatt, Wiecks Gcwerbczeitung, Zeitschrift f. d.
chemische Grolsgewerbe, Rembergs Ztschr. f. praktische Baukunst
Hr. Meli in berichtet ferner über den Sund des Vertriebes
von .Berlin und seine Bauten." Bis jetzt sind aus dem Netto-
Krtrage des Werks rot low*) .//. an die Vereinskasse abgeführt
worden; ea ist ein Bestand von etwa noch 500 Exemplaren vor-
Der Antrag, dass das Werk den
dass die Abfallrohre auch hier die
(Subskription« ) Preise von 1U .//. direkt
zugänglich gemacht werden soll, findet die Genehmigung der
Versammlung.
Hr. Schwechten berichtet im Namen der Beurtheilungs-
Kommis8ion über das Ergebniss der Konkurrenz für Entwürfe zur
architektonischen Gestaltung der Stadtbahn- Haltestelle „ Börse*.
Es sind »> 'im Saal ausgestellte.! Arbeiten eingegangen, die das
Programm in formaler Beziehung siimmtlich erfüllt haben Da-
gegen ist der Kern der Aufgabe — eine Belebung der ziemlich
relieflosen Wand (lachen der Halle durch gute Zeichnung und
geschickte Farhengebung des Eisen-Fach werks — nicht in völlig
befriedigender Weise gelost worden. Diejenigen Entwürfe, welche
eine solche Lösung im Sinne des Programms versucht haben, sind
nicht so geglückt, dass sie zur Ausführung empfohlen werden
konnten; die besseren Entwürfe verdanken ihren Vorzug dagegen
wesentlich dem Umstände, dass sie von der Erlaubnis*, die Faeade
mit Pfeiler- Vorlagen zu versehen, in einer Weise Gebrauch gemacht
haben, welche die charakteristische Ausbildung des Eisen-Fach-
werks ganz in den Hintergrund gedrängt hat Auch die Be-
stimmung des Programms, dass auf die Grol'se der Fensterilaehen
in der Hallenwand kein erhebliches Gewicht gelegt werde, ist von
einigen Konkurrenten dahin missverstanden worden, dass Fenster
überhaupt nicht nothwendig seien, und hat zu Lösungen geführt
die an praktischen I'ebelstünden leiden, architektonisch aber eines
wirksamen und einfachen Mittels zur Belebung der Facade ent-
behren.
Bei der Arbeit mit dem Motto .Stadtbahn- (II) ist das Eisen
nicht als die Wand zusammen haltend, sondern zertrennend zur
Hervorhebung einzelner Architekturtheile charakterisirt : die Haupt-
stützen werden durch die Abfallrohre versteckt; das Eisengesims
dient nur als Trager eines Steingesimses ; die Bedeutung der
Viadukthogen wird durch ein eingeschaltetes Suitzensystem abge-
schwächt - - Verwandt mit dieser Losung, aber wesentlich gelun-
gener ist die Arbeit m. d. M. „10. Oktober", bei der die gute
Ausbildung einzelner Eisenkonstruktions-Theile, die im Sinne der
Aufgabe durchgeführte Stein-Architektur und die Rücksicht auf
Ausführbarkeit des Entwurf* anzuerkennen sind. Getadelt wird,
ist — Von grofsem architektonischen Geschick, namentlich
in Gestaltung der Einzelheiten, vor allem der Abfallrohre etc.,
zeugt der Entwurf m. d. M. „Amateur". Leider wirkt das ge-
wühlte fensterlose Architektur- System mit seinen horizontalen
Friesen, das an sich sehr reizvoll behandelt ist, in seiner llmaligen
Wiederholung zu ermüdend: auch ist es ein Fehler, dass die
Bahn-Uorizoutale nicht betont ist. — Die Arbeit m. d. M. „Stein
und Eisen- schliefst sich eng an das Vorbild des bei der Fabrik
von Noisiel augewendeten, hier jedoch weder konstruktiv noch
ästhetisch berechtigten Systems an; zu loben ist der allerdings
mit unverh<nisstnäfsig kostspieligen Mitteln ins Werk gesetzt*1
Versuch, Hauptgesims und Abfallrohr in origineller Metall-Technik
auszubilden. — Der Entwurf m. d. M. „SZ" bildet das Eisen-
Fachwerk nach dem Muster von Holz-Fachwerk aus, was nicht
zu billigen ist; gelungen erscheinen das Hauptgesims und die
Architektur des Untergeschosses; auch der Gesammt-Eindruck des
Bauwerks ist ein charakteristischer. — Der Entwurf m. d. M.
„Stadtbahn" (I.) hat sich am weitesten von der Absicht der
Aufgabe entfernt, indem er kein eisernes Hauptgesims angewendet
hat und die Hauptstiele des Fachwerks, welche im Innern in
zurückgesetzten Schlitzen sichtbar sind, im Aeusseren der Halle hinter
Vorlagen von > , Stein versteckt zeigt Dagegen ist die Ausbild
Fa«,aden und des Inueren der Halle in Ziegel-Hohbau bei
niafsigen Aufwand von Mitteln an sich eine aufserordentlieh schon«;
auch die Ausbildung der Abfallrohre erscheint sehr gelungen
der Entwurf im ganzen mit einigen Modifikationen zur Ausführung
i geeignet.
Da die ästhetische Ausbildung des Eisenfachwerks in keinem
Entwürfe gegluckt ist, so hat die Kommission — zumal der Wort-
laut des Programms dem nicht widerspricht — den Preis von
000 .// der an sich besten architektonischen Lösung „Stadtbahn*
(I), als deren Verfasser sich Hr. Joh. Vollmer ergiebt, zuge-
sprochen. Die Entwürfe „15. Oktober", dessen Verf. unbekannt
geblieben ist, sowie „Amateur" Terf. Hr. Grunert) erhalten
ein V'ereius-Audenken. —
Hr. Luthmer berichtet über die drei, bei der letzten regel-
mafsigeu Monatskonkurrenz eingegangenen Entwürfe zur Deko-
ration eines Kncipzironiers. Das Ergebniss derselben ist ein sehr
zufriedenstellendes. Zwei Arbeiten werden nach Erfindung der
dekorativen Einzelheiten, Möbel und Gerätbe, sowie nach Farben-
stimmuug als geradezu vorzüglich bezeichnet: ihren Verfassern,
Hrn. J, Schockl und Hrn. Huth, ist ein gleichwertiger Preis
zugesprochen morden. Die dritte Arbeit mit dem Motto „Behaglich-
steht den vorgenannten nur wenig nach, leidet jedoch an etwas
zu harter Farben-Zusammenstellung,
Für die diesmaligen Monatskonkurrenzen sind 3 architekto-
nische Entwürfe (Stimmkasteu i und 2 Ingenieur- Entwürfe flange-
brnckc) eingegangen. Außerdem soll die im vorigen Sommer
vergeblich ausgeschriebene Aufgabe eines hölzernen Viadukts
einem neuen Programm, das Hr. Winkler verliest,
l>er Hr. Vorsitzende macht auf die im Vereins - Hause ver-
der Konkurrenz- Einwürfe für die Heizung
und Ventilation des neuen Polytechnikums aufmerksam; Hr. Ende
thcilt mit, dass in der Bau-Ausstellung bezw. im Gewerbe-Museum
die auf Grund der diesjährigen Staats-Konkurrenzen eingeliefertem
kunstgewerblichen Arbeiten - Kamine, Albumdeckel, Regulator-
Gehüuse und Spiegelrahmen — ausgestellt seien. —
Hr. Otzen berichtet über die Angelegenheit bezügl. einer
event Fortsetzung der „Entwürfe zu Kirchen, Pfarr- und Schul-
hausero". Die Kommission sieht in dem Bescheid des Hrn. Haudels-
Miuisters auf die an ihn gerichtete Eingabe (vide S. 881 d. Hl.)
keinen Grund, von dem Plan abzustehen. Bezüglich der Schulen
und Pfarrhäuser bedarf neben den uach bestimmten Nonnen ge-
stalteten Grundrissen noch immer die ästhetische Seite dieser
Bauten einer Berücksichtigung; bezüglich der Kirchen könueu
weder die kleinen G rund riss- Skizzen der eingeleiteten amtlichen
Bau-Statistik, noch die wenigen Publikationen, zu denen die Zeit-
schrift für Bauwesen den Raum bietet, dem Bedürfniss geniigen.
Es wird sich hier namentlich um die Mittheilung solcher Hauten
handeln, welche vermöge ihrer geringen Grölse und einfachen
Gestaltung den Verhältnissen weiterer Kreise sich anpassen lassen.
Die Kommission hat in Folge dessen den Plan zur Publikation
eines entsprechenden Werkes aufgestellt und schlagt dem Verein
vor, dass er die Herausgabe desselben unter seiner Firma für
den Fall in Aussicht nehme, dass er von jedem finanziellen Risiko
von vorn herein entlastet werde. Es möge zur Vorbereitung
weiterer Schritte eine neue Kommission von 3 Mitgliedern gewählt,
an den Hrn. Minister aber das Ersuchen gerichtet werden, dass
er — um den Arbeiten der Kommission die Uebereinstitnrnung
mit seinen Intentionen zu sichern — seinerseits ein Mitglied in
dieselbe deputiren möge.
Es entspinnt sich eine kurze Diskussion, in welcher Hr. Kinel
geltend macht, dass eine solche Kommission vom Ministerium
und nicht vom Verein abhängig sein werde, wahrend Hr. Fri tsch
dazu nith, sich vor allem zu versichern, ob in dem Schreiben des
Hrn. Ministers vom 10. August der Zeitschr. f. Bauw. nicht das
Privilegium zur ausschließlichen Publikation von Staats-
bauten gewahrt werden soll. Nachdem Hr. Adler versichert hat
dass der Hr. Minister der Angelegenheit durchaus wohlwollend
stehe, wird der von Hrn. Otzen gestellte Antrag au-
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K«. »0.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
4G1
genommen und die neue Kommission aus den Ilm. Adler, Orth
und Ol/.«'ii zusammen gesetzt. —
Hr. Blaukenstein, der an Stelle von Hrn. Krieg den Vorsitz
der Abgeordneten-Kommission den Vereins beim Verbände über-
■lotnuien hat, berichtet, dass die Kommission sich konstiluirt und
einen Plan zur Vertheilung der auf den Verein fallenden Arbeiten
aufgestellt hat Nach diesem Plan, der von der Versammlung ohne
Widerspruch genehmigt wird, sollen zur Bearbeitung der liezgl.
Fragen C neue Kommissionen zusammen treten : 1 ) Für die beiden
Fragen bezügl. der zivilrechtlichen Verantwortlichkeit der
Architekten und Ingenieure, sowie bezgl. der Ausdehnung
des Haftpflicht-Gesetzes auf die Baugewerbe die Ilm.
Böckmann, K. II. Iloffmann, Kyllmann, Laueuburg und
Meilin: 2) für die Frage bezgl. der Privat-Polytechniken
und Gewerbeschulen die Hrn. F. W. Büsing, Schwatlo und
Winkler; 3) für die Frage bezgl. des Verfahrens bei öffent-
lichen Konkurrenzen die Hrn. Adler, Höckmann, Fritscb.
v. Grofzheim, Kuhn, Kyllmann und Ot2en; 4) fOr die Frage
bezgl. der Verwendung des Eisens im Hochbau die Hrn.
O. Meyer, Orth, Schwatlo, Schwedler und Schwieger;
5> für die Frage bezgl. der Erfahrungen über Beton-
bauten die Hm. Blankenstein, F.W. B.uing, E.H. Hoff-
mann, Wernekinck und J. Wex; 6) für die Frage bezgl. der
Vertretung der Architekten und Ingenieure in den
politischen Körperschaften Deutschlands die Hm.
Fritsch. Kinel und (i. Meyer. —
Nachdem die Hrn. Scbwechten und Büsing Ober den
Stand der diesjährigen, voraussichtlich im Dezember bezw. Januar
zum Abschluss gelangenden Vereins-Publikationen berichtet haben,
wird die Sitzung wegen, vorgerückter Zeit geschlossen, die Beant-
■ die Diskussion Ober den Vortrag des
wortung der Fragen, sowie
Hm. füll dagegen vertagt.
Zur Aufnahme in den Verein gelangen 32 Fachgenossen u. zw.
die Hm. Demanget, Dofjein, Elze, Fink, Goleniewicz, Hahn, Hell-
muth, Lucas, Noelluer, Pabst, Petri, Plock, Richard, Rüfsmann,
Schäfer, Scharenberg, Scholktnann, II. 0. Schultze, Simon, Steche,
Taaks, Tkomany, M. M. v. Weber, Werueburg, Weylaud, Zenuer
und Zitelmann als einheimische Mitglieder: sowie die Hm. Andreae
(Magdeburg), f'onring (Aurich), Honthumb (Münster i. W.), Möhr
(Thiergartenschleuse) und Schwenkert (Driesen N.-M.) aJs aus-
wärtige Mitglieder. - F. -
Vermischtes.
I des Restaurations-Lokals von Bnsso am Moritz-
platz tn Berlin. Am 23. September ist, nachdem erst wenige
Monate zuvor der Saalbau eines der grftfsten Bierlokalitäten
Berlins (Norddeutsche Brauerei am Weddiugi durch Brand total
war, aliermals ein anderer grol'ser Bau. das
Busse, am Moritzplatz hier, in Hammen auf-
gegangen.
Die rasche Wiederkehr derartiger Fälle, in Verbindung mit
der Thatsuche, dass dabei regclmäfsig die anerkannt auf hoher
Stufe der Vollendung stehenden Leistungen unserer Feuerwehr
als unzureichend sicherweisen, des Brandes Herr xu werden, für so
lange als das verzehrende Element einigerraafseu Nahrung findet,
ist es, welche uns veranlasst, den vorliegenden Einzelfall einer
kurzen Besprechung zu unterziehen, aus der sich dann die An-
haltspunkte zu einer kurzen Schlussbetrachtung allgemeinen Inhalts
I
\_i :_
V HJ.
«!r»nM-M-.'»lniL*-.
Das auf den Moritzplatz ausgehende Bussesche Grundstück
setzt sich nach beistehender, rein schematisch gehaltener Skizze
aus einem relativ schmalen Vordertheilc ABC M, auf welchem
das mehrstöckige sogen. Vorderhaus errichtet ist, und einem, im
allgemeinen rechteckig gestalteten hinteren Theile zusammen, der
- u. z. im unmittelbaren Anschluss an das Vorderhaus — mit
dem durch den Brand total zerstörten Saalbau V l> EFG II und
einem Wohn- und Küchengebaude EFJK bedeckt ist. Der
übrige Theil des Grundstücks, der sogen, («arten, etwa 0 K L J/.
wird zu offenen Sitzplatzen benutzt und ist auf den Seiten K I.
und 1.31 von offenen, etwa 6™ tiefen Hallenbauten umgrenzt.
Die Gesammtgrouve des Grundstücks betragt etwa ■isotj'i™,
wovon ca. 3100 überbaut sind, während der Best von ca. I700'i»
in Gärten und mehren kleinen Höfen frei gehalten worden ist.
Das Vorderhaus bedeckt etwa 550 i« das Küchen- etc. Gebäude
(EFJE) ca 400 1«». der Saalbau etwa 1650 -i"> Grundfläche
Letzterer, erst 1872 73 errichtet, bildete einen mächtigen Baum
von betrachtlicher Höhe, der durch Pfeilerstclluugen iu 3 bezw. 2
in Holz überwölbte Schilfe zerlegt war, über welche der Darhraum
sich befand, wahrend die sonstigen Baulichkeiten des Grundstücks
- - abgesehen von den offenen Garteuhallen — gleichwie die
Gebäude der umliegenden Grundstücke, iu mehre Stockwerke
getbeilt, zu relativ grober Höhe sich erhoben. —
Der Brand am 22.,'23. September ist im hinteren Theile des
Saalhaues zum Ausbruch gekommen; er ist so lange unbemerkt
geblieben, bis Itereits das Dach ergriffen war und der Feuersrhein
am Himmel weithin davon Kenntnis» gab; schätzungsweise mag
zwischen Entstehung und Meldung des Feuers eine Zeitdauer von
verlauf die Feuerwehr eintraf, war es <
möglich, zur Orientirung einen Theil des Saalbauos i
die Zuruckkunft aber war nur mit gror&er Mühe zu erreichen, da das
Feuer an den leichten Mobein und dem Holzwerk des Saales eine
nur zu reichliche Nahrang fand. Der Saalbau war schon jetzt
als verloren zu betrachten und es musste die Hauptanstrengung
darauf gerichtet werden, das Feuer von der Weiterverbreitung ab-
zuhalten und insbesondere von der Fortpflanzung in die Bestände
eines grnl'sen Holzlagers, welches auf dem Nachbar - Grundstück
an der Grenze /'./ sich befand. In wie weit diese Anstrengungen
von Frfolg gewesen sind, zeigt folgende Angabe über den er-
reichten I'mfang des Brandes: Total zerstört ist der Saalbau:
im Darhgeschoss völlig zerstört das Hintergebäude FEJK
uud das (iebäude No. 143 an der Oranienstrafse, im Dachstuhl
theil weise zerstört das Bussesche Vorderbaus uud das Haus
No. 142 au der Oranienstrafse. Beschädigungen an dem Holz-
werk der F'enster und an Gegenständen der inneren Einrichtung
sind an mehren der die Brandstätte umgebenden Häuser ein-
getreten und es mag der Gesammtschaden auf etwa V, Million .//
geschätzt werden. —
Abgesehen von dem Einfluss der verspäteten Meldung des F'euers
sind der Ursachen, welche eine erhebliche Ausdehnung desselben ge-
stattet haben, mehre. Als erste darunter kommt die Konstruktion
des Saalbaues in Betracht. Dieser Bau bestand in den Wanden
zum grölsten Tbeil, in Pfeilern und Decken ausschliefslich
aus Holz. Erschwerend trat der Umstand hinzu, dass die Decke
in der Form von Kreuzgewölben, die Pfeiler mit Bretter-
Verkleidung hergestellt waren, so dass überall Hohlräume
sich fanden, die der Weiterverbreitung des Feuers den erheb-
lichsten Vorschub leisteten.
Für die Ausbreitung, welche das Feuer im Dachraum des
Hauses No. 142 an der Oranienstrafse erlangte, hat sieb eine
Einrichtung als vcrhäuguissvoli erwiesen, welche leider in sehr
vielen Häusern der Stadt wiederkehrt: das Aufhören der H a u p t -
Treppe im obersten Ge&choss, so dass der Dachraum nur mittels
der Neben-Treppe erreicht werden konnte, welche etwas sehr
entlegen am End- des sogen. Seitenflügels untergebracht war.
„Las' not Itaff sind die Kettlings- Anstrengungen der Feuer-
wehr, wie bereits in früheren Fällen, so auch dies mal durch die
geringe Ausgiebigkeit der Wasserleitung beeinträchtigt
worden, welche es verbindert bat, die beiden auf der Brandstelle
thatigen Dainpfspritzen bis zu ihrer möglichen vollen Leistungs-
fähigkeit auszunutzen. Wie es scheint, sind die sehr üblen Er-
fahrungen, die gerade in Bezug auf diesen Punkt, z. B. gelegent-
lich des Brandtalls des Kaiserhofs am 10. Oktober 1875, zu
machen reichliche Gelegenheil gewesen ist,*» ziemlich spurlos
an denen vorüber gegangen, deren Hunden die Sorge für diesen
Zweig unserer städtischen Verwaltung anvertraut ist —
Was die beiden anderen Punkte betrifft, die wir unter den
Ursachen der grofsen Ausbreitung des Brandunfalls oben 8|>eziell
or gehoben haben, so bandelt es sich dabei um Gegenstande
dem Gebiete der Baupolizei, und wir denken, dass
ich sein wird, dieselben bei Gelegenheit des Erlasses ei
wird,
neuen Bauordnung für Berlin, (die leider schon viel zu lange
in der Schwebe sich befindet; in näheren Betracht zu sieben.
Es liegt nach unserer Meinung genügender Grand vor,
fordern, dass die Haupt -Treppe eines Hauses durch alle Geschc
hindurch bis zum Dachraume fort geführt wird und ebenso,
dass man öffentliche Lokale, die für Massen- Ansamm-
lungen zu dienen bestimmt sind und in beengter Lage sich
befinden (sofern es unmöglich sein sollte, aligemein gültige
strenge baupolizeiliche Bestimmungen dafür zu formulirenj,
Ausnahme- Vorschriften unterstellt. Als solche scheint uns
/. B. die Forderung durchaus angemessen zu sein, dass in
öffentlichen Lokalen, die mit Decken nach der Ge-
wölhefnrm in Holz ausgeführt werden, die Zwickelbohlräume
gefüllt und die Untersichten des Holzes, gleichwie die Unter-
ireppen, berohrt
•) v«gi. j»hn«. l»;* i. Zi*.
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DEUTSCHE BAUZEITUNG.
9. NoTfmber 1878
Vielleicht auch, dass Holzgewölbe der Decken öffentlicher
Lokale ganz zu beanstanden, oder auch — minder streng — die Ver-
wendung welcher und stark brennbarer Hölzer zu solchen Ge-
wollten in dem Falle auszuschlielsen sein wurde, das« dieselben
nicht eine Tränkung oder einen Anstrich mit einer Flüssigkeit
erhalten, die den Hölzern eine vermehrte Widerstandsfähigkeit
gegen den Angriff des Feuere verleiht, wie z. B. Wasserglas,
Kalkmilch und andere Mittel dies notorisch thun.
Wir möchteu die Vorschlag«, welche wir so eben leicht hin-
geworfen haben, der sorgfaltigsten Prüfung derjenigen Instanzen,
die mit dem Erlasse der langst sehr erwünschten neuen „Bau-
ordnung für Berlin" amtlich befasst sind, mit dem Hinzufügen
empfehlen, das* gerade Decken aus Holz uns als unschädlich
im Vergleich zu sogen. Gewölben erscheinen und daher nach wie
vor unbeanstandet zu lassen waren. — B. —
Konkurrenzen.
Königaberger Pregel- Brücken- Konkurrenz. Aus dem
Unheil der Preisrichter
Verspätung,
i reis-
Urtheils I
Laut des in
,1a ^ r3C"htH, w f^lcb&s ^ Om So« S(?pitdDt)d° ilu ^ i r t .
12 Projekte eingelaufen, von denen 6 auf die
sind.
1. An dem Projekt mit dem Motto „.S'uuro cuiyue *, welches
ungleicharmige Drehbrücke mit ansrhliel'sender fester Bnicke,
mit 3 Oeffnungen annimmt, wird zunächst die Auf-
hängung der Drehbrücken-Enden mittels einer auf den Königs-
zapfen sich stützenden Dreiecks • Konstruktion, welche bei ge-
schlossener Brücke unbelastet bleiben und deshalb genau adjustirt
werden niu&s, bemangelt; ferner noch das zum Anbellen der einen
Bruckenseite cur Anwendung gebrachte Mittel der Unterschiebung
von Keilen, sowie endlich das Fehlen eines Querträgers unmittel-
bar (Iber dem beweglichen Auflager.
Die Querverbindungen sind als zu schwach und als in un-
genügender Zahl vorhanden befunden worden: die Anschlagssumme
erhöht sich von 64 000 auf 80UOO .41.
2. „Freier Verkehr macht der Güter mehr", in der
Zusammensetzung wie vor eingerichtet, zeigt die besondere, bisher
vielleicht noch nicht versuchte Eigenschaft, dass das Eigengewicht
der Drehbrücke durch ein in dem Drehpfeiler angebrachtes
Kontregewicht bis auf 4000 »t: ausbalancü-t ist Die Brücke liegt
in geschlossenem Zustande lediglich auf den beiden Enden auf
Es wird bezweifelt, dass das Hüifsmittel der Ausbalancirung einen
Vortheil für die Dauer des Oeffnens und Schliefsens
eine komplizirte Hebel -Vorrichtung
Eine statische Berechnung ergab aulserdera, dass der eiserne
Drehpfeiler, der nur einen Durchmesser von 2,04™ hat, einen
solchen von 4,00 ™ würde erhalten müssen, und es ist hierbei nicht
unerwähnt zu lassen, dass die Konstruktion des Unterbaues für
den Strompfeiler als unausführbar bezeichnet werden muss. Die
sehr nöthigen Eck- Aussteifungen zwischen Haupt- und Querträger
fehlen | die Lage der Gitterträger zwischen Fahrbahn und Fufs-
gänger-Baukett dienen zu einer Verengung der enteren, die not-
wendig zu Verkehrsstockungen Veranlassung geben würde; der
gewählte Abstand der Querträger von 1,5™ ist für Bohlenabdeckung
ein viel zu grofser. Die Revision des Anschlags ergab eine
Steigerung der Kosten von 37*00 auf etwa 80 00O .44.
3. „Geh und besteh." Gleicharmige Drehbrücke, welche
das ganze Flussprofil überspannt Um die Brücke aufdrehen zu
können, müssen die Auflager der einen Brückenseite um das
Maafs der Durchbiegung gesenkt werden, welche die Haupt-
trager zeigen, wenn sie lediglich auf dem Königszapfen ruhen.
Nach Senkung der Auflager um 160«"« stützen sich die Haupt-
träger in ihrer Mitte auf den Königszapfen, mit ihren gesenkten
Enden auf 2 Rollen und es kann die Drehung alsdann erfolgen. —
Das Anheben der Auflager ist sehr zeitraubend, gleichfalls
auch die Dauer des Oeffnens^ und ^Schliefsens der Brücke;^ die
weit überragenden Drehkranzes erscheint, namentlich aus statischen
Gründen, sehr bedenklich. Die Baukosten sind bei 70 000 .//.
zwar geringer als die der vorgehend besprochenen Projekte ; indessen
konnte das Preisgericht sich nicht verhehlen, dass die gewählte
Gesammt-Anordnung der Brücke zwar dem Schiffsverkehr nicht
hinderlich ist, wohl aber die Bedienung der Brücke sehr erschwert
Die Details der Konstruktion lassen praktische Rücksichten sehr
aufser Acht —
4. „Gut und billig." \ Gesammt - Anordnung wie bei den
Projekten sufa 1 und 2. Bei geöffneter Brücke ruht dieselbe auf
dem Königszapfen und es werden die beim Drehen eintretenden
Schwankungen durch 4 Laufrollen aufgenommen, welche in einem
Kreise von 4,5 » Durchmesser angeordnet sind. Bei geschlossener
und belasteter Brücke sollen die 4 Tragerollen Auflager bilden,
wobei nach angestellter statischer Berechnung der Druck auf
eine Laufrolle rot 18 600** betragen würde, wahrend 54(00 11 «
nicht hätten überschritten werden dürfen, wenn die Konstruktions-
theile der Laufräder in angemessenen Dimensionen bleiben sollen.
Viel zu schwach ist der Querträger bemessen worden, indem eine
diesbezügliche Rechnung ergiebt, dass der Gurtungs - Querschnitt
200i"» statt H8ir«> betragen mtlsste. Die Unterstützung der
Tragerenden ist durchaus unverständlich, wenigstens sind hier
keine Dimensionen vorbanden, die geeignet sind, einen Druck von
20 000 k* pro Brückenseite bei Itelasteter Brücke zu übertragen.
Auch die Aufhängung des Königszapfens, sowie die Konstruktion
der Querverbindungen 'bei dem Mangel an Eck-Aussteifungen),
sowie endlich die Dimeueionirung der Pfeiler konnten nicht als
genügend befunden werden. Endlich würde die auf 53 800 .//.
berechnete Kostensumme sich auf etwa 90 000 .// erhöhen. —
6. „Winkel." Ungleicharmige Drehbrücke mit 2 Oeffnungen,
welche das ganze Fluseprotil überspannten. Die Konstruktion des
Königszapfens und die ganze Lagerung auf dem Drehpfeiler muss
als eine durchaus solide bezeichnet werden. Die Dauer des
Ueffnens und Schliefsens der Brücke stellt sich im ganzen auf
12 Min., und wenn auch dieser Zeitaufwand ein erheblicher ist,
so war man doch der Ansicht, dass sich dieser Mangel durch
Anbringung einer entsprechenden Vorrichtung beheben liefse.
Die Kosten des Anschlags erhöben sich von 52 '.»61 auf ca. 80000 .Ä
Es konnte nicht verkannt werden, dass das I'rojekt von allen
Projekten, welche eine Drehhrücke in Aussiebt nehmen, mit
dem meisten Verstaudniss für praktische Erfordernisse, sowohl
rücksichtlich der Konstruktion, der Bauausführung als des Verkehrs
bearbeitet worden ist
Ii. „ Breslau." Zweiarmige Klappbrücke mit auf beiden
Seiten daran stofsenden festen Brütken, so dass :t Oeffnungen
gebildet werden. Die Jorbklappen-Konstruktion besteht aus 7 ver-
jüngten Längsträgern, 72"» hoch, welche in einer Entfernung
von 1.10» von einander liegen. Das beim Oeffnen und Schliefsen
der Klappen durch daB Eigengewicht entstehende Moment wird
durch ein Kontregewicht aushalancirt, welches entsprechend der
Acnderung der Gröfse des Moments an einer spiralförmigen
Kettentrommel angreift Ein Mangel der Konstruktion wurde
darin erkannt, dass zum Oeffnen der Klappbrücke unbedingt
2 Mann erforderlich sind. — Eine statische Berechnung ergab
femer, dass die Pfeilerbreite von 1,67™ auf 2,00« zu erhöhen ist
Die Dauer des Oeffnens und Schliersens der Brücke betragt
sehr günstig nur 5 Minuten. Die Kosten aber steigern sich
auf ca. HS 000 .44. —
Das Projekt ist übrigens — allen anderen gegenüber — als
am fehlerfreiesten, ohne wesentliche Mängel und als das dun
lokalen Verhältnissen am besten angepasste erkannt worden und
bat daher den 1. Preis erhalten. Verfasser desselben sind die
Baumeister Hrn. Frühling und Eger zu Breslau. Mit dem
2. Preise ist das Projekt „Winkel" bedacht worden, dessen
Verfasser Hr. Ingenieur Schmitz in Deutz ist —
Konkurrenz für Entwürfe zu einem Hospital In Hel-
singfors. In politischen Blättern finden wir eine Notiz über
die anscheinend sehr verspätete Entscheidung diejer im August
1*77 ausgeschriebenen Konkurrenz. Hiernach ist der 1. Preis
im Betrage von 5000 .44. dem Entwurf des Architekten Siegmund
Ringler zu Zotingen i. d. Schweiz, der 2. Preis von 2 500 .44.
dem Entwurf des Sc.hloss - Intendanten Ernst Jacob söhn zu
Kunstgewerbliche
Förderung der
S. 3ir2 d. BL). In der am 14. Oktober dies. Jahres
Konkurrenz für Entwürfe zu Bilder rahmen hat das Preis-
gericht den 1. Preis von 300 M. dem Architekten Fleischer in
Dresden, den 3. Preis von MO KL dem Modelleur Bode der
Wilhelmshütte in Seesen, den 3. Pr. von 100 M. dem Baumeister
Osterloh in Braunschweig zuerkannt — Zur Vertheilung des
1. Preises für Entwürfe zu einem Photographie-Rahmen
konnte sich die Jury nicht entschlielsen, ertheilte aber den 2. Preis
im Betrage von 120 M. dem Architekten Seyffert in Breslau.
Konkurrenz für Entwürfe zur Anlage eines Friedhofe
für die jüdisohe Gemeinde in Berlin (Vid. S. 238 d. Bl.)
Die zwischen den Architekten Kuhn, von Holst und Licht
eingeleitete engere Konkurrenz um die bzgl. Aufgabe, welche in
diesen Tagen zur Entscheidung gelangt ist, bat mit dem Siege dea
von Hrn. Licht gelieferten Entwurfs g
Ans der Farhlitteratnr.
Verzeichnis!! der bei der Redaktion d. Bl. einge-
gangenen neueren technischen Werke etc.
Orth, A., Baurath.. Entwurf zu einem Bebauungsplan
von Strafsburg. Mit 3 Lithographien u. !) Holzschn. Leipzig
1878. E. A. Seemann.
Schütz, A., Architekt. Die Renaissance in Italien. Eine
Sammlung der werthvollsten erhaltenen Monumente, in chrono-
logischer Folge geordnet 1. Heft Mit 12 Tai*, in Lichtdruck.
Hamburg 187*; Strumper & Co. Preis 10 M
Rüdig, M., Architekt Die Silhouetten in den Kellern der
Dresdener Waldschlösscben-Brauerei fOr das daseibat
zur III. Generalversammlung des Verbandes deutsch. Arcb.- u.
Ingen -Vereine am 2. Septbr. 1878 gehaltene Fest Dresden 187H :
C. V. Meinhold A Sohne. Pr. 0,50 .41 _____
Kon
10. L.tl brtliu lu Ucrhu Kur <J»
K. E U. Kril.cli.
Ihv Or.ick: W. U,
• i.
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No. 91.
DEUTSCHE BADZEITUNG.
463
— Peraoiiil-Ktrkrlcfcla«. — Brl«f- und Kr»« I »
Architekten- and Ingenieur- Verein za Hannover. Die
erst« Versammlung nach der Sommerpause eröffnet der Vorsitzende
mit einer längeren Ansprache, worin der anderweitigen Vereint-
thatigkeit im verflossenen Halbjahr gedacht and der Wunsch aus-
gesprochen wird, dass sich das Vereinsletten wiederum recht
rege und nutzbringend entwickeln möge. Sodann berichten die
Hrn. Keck und Wilsdorff eingehend Ober die Dclegirten - Ver-
sammlung zu Dresden, wobei besonders die vom Verein zu bear-
beitenden Fragen eine speziellere Erörterung linden.
Zu einer Diskussion bietet nur die Frage B. 3. (cfr. No. 78,
Jbrg. 1878 d. Ztg.), betreffend Datier der Eisenkonstruktionen,
Anlas«, indem die Hrn. Kuhlmann und Hagen die Zweck-
mäßigkeit wiederholter Prüfungen sehr befürworten, weil das Eisen
durch häutige Beanspruchung seine Textur und Festigkeit zu
andern scheine.
Hr. Launhardt bemerkt dagegen, dass durch die bis jetzt
unübertroffenen Versuche Wöhler's durchaas kein Beweis jener
Annahme geliefert sei; Wöhler habe bei gleichartig bebandelten
Stäben, je nach der Art der den Bruch herbei führenden Bean-
sprueb ung (ob von geringerer oder greiserer dynamischer Wirkung),
einen sehnigen bezw. körnigen Bruch erzielt (besondere letzteren
bei vorher gegangener Schwächung der Bruchstelle). Redner ist
außerdem der Ansicht, dass die Kosten häufiger Prüfungen der
eisernen Brücken durch den Werth der dadurch erzielten Auf-
schlüsse nicht aufgewogen würden, das» es genüge, dieselben sorg-
fältig zu beobachten (denn alle bis jetzt eingestürzten Brücken
bitten lange vorher so auffällige Deformationen gezeigt, dass die-
selben bei rationeller Beaufsichtigung langst außer Betrieb bitten
gesetzt werden müssen j, und dass es zweitens genüge, die Brücken
gut im Anstrich zu erhalten.
Dazu bemerkt Hr. Dolezalek, dass ein französischer Tech-
niker die Kosten der oft wiederholten Erneuerung des Anstriches
mit der betr. Amortisations-Summe für eine rechtzeitige Rekon-
struktion der Brücken bei nicht wiederholtem Anstrich verglichen
habe und dadurch zu dem Schlüsse gekommen sei, dass es viel
ökonomischer wäre, die Kosten der Erneuerung des Anstrichs
zur rechtzeitigen Bildung eines Erneuern ngsfoods für die ganze
Konstruktion anzulegen. Hr. Dolezalek ist ferner der Meinung,
dass auf die Güte des ersten Anstrichs ein aurserordentliches
Gewicht zu legen sei und dass in größeren, je nach den Resultaten
bemessenen Intervallen eine Prüfung der eisern
Werth sein köune. -
In der außerordentlichen Temmouung am 9.
sich an die Fortsetzung des oben genannten Berichts durch die
Hrn. Wilsdorff n. Schwering ein Vortrag des Hrn. Baurath
Garbe „über holländische Kaimauern mit Pfahlrost-Fundirung. "
Trotzdem die Pfahlmst-Fundirung in neuerer Zeit oft mit Recht
durch andere Fundirungsarten verdrängt wird, stellt sich dieselbe
doch da immer noch am billigsten, wo üiver dem tief anstehenden
tragfaliigen Sandboden eine machtige, weiche Alluvial-Moor- oder
Darg-Schicht lagert, wie dies z. B. in den deutschen und hollän-
dischen Nordsee-Marschen vorkommt. Es tritt dabei aber auch
leicht der l'ebelstand ein, dass die nur mit einem verhältnissmäfsig
kurzen Theile im festeu Boden, sonst aber in wenig Wideretand
bietendem Terrain stehenden sehr langen Pfähle eine Ueberbieguug
erfahren, welche sich bei Kaimauern durch Risse anzeigt, weil
sie nicht gleichmsfsig Ober die Lange derselben erfolgt. — Diese
Risse werden oft mit Unrecht der Mauerkonstruktiou oder der
Tragkraft der Pfahle zugeschrieben , resultiren aber vielmehr aus
dem bedeutenden, nicht noch genug angeschlagenen Seite nsrhube,
den jenjs weiche Erdreich, namentlich falls es durch Hinterfaltung
des Mauerwerks noch komprunirt wird, auf die Pfähle ausübt —
Zur Verhütung der Verschiebung der Pfahlroste sind nun in
Deutschland meist Schrägpfahle angewandt, die sich gegen Lang-
schwellen stützen. Die Konstruktion ist gut. aber in vielen Fallen
sich z. B. seit
dam, wo seitens i
dam und der
mauern ausgeführt sind.*)
Es liegt hier
der ordinäre Ebbespiegel auf — 0,36 A. P.
Fluthspiegel , - 0,91 ,
+ 3,24
- 6,0 hmwHfi
bei — 16 bis — 20» und
Hafensohle auf
Der tragfahige
darüber lagernden
Die Mauern
& Mees projektirt und dabei
es folgende Mittel vorgesehen:
1. Grofse Breite des Pfahlrostes, Verhältnis« der Basis
bis 3'/,:l, während dasselbe bei den gewöhnlichen
boden etc.,' 0,4 : 1 biB 0,6 : 1 zu betragen pflegt
2. Behauung des Pfahlrostes nur auf dem vorderen
Theile, so dass landeinwärts ein Bankett gebildet wird, welches
die Erdbelastung unmittelbar aufnimmt
3. Beseitigung des weichen Bodens zwischen und
hinter den Pfählen und Ersetzung desselben durch Faschinen-
betten, welche bei einer Ausführung im Trocknen in gewöhn-
licher Weise verlegt, sonst als Sinkstücke nach vorheriger Aus-
haggerang versenkt werden. Sie haben den Zweck, den Druck
des weichen Bodens direkt aufzunehmen, so dass die Pfähle,
welche nachträglich durch die Fasohinenbetten zu rammen sind,
geschont werden.
4. Ausführung von Sandschüttungcn statt der Fa-
schinenbetten. Der Sand soll nicht allein wie letztere wirken,
sondern namentlich den Pfählen im oberen Theile einen Wider-
stand gegen Biegung gewähren ; daher wird derselbe auch vor den
Pfählen an Stelle des Schlammes eingebracht.
5. Stärkere Verbindung der Pfähle unter einander
durch Gurthölzer, Schwerter etc. zu einem in sich steifen Gerüste ;
auf die
ist der
den Pfählen.
[Jebcrtr
Zur Au
Roste zweifach geböaeht,
großentheils frei steht, und es ist die
tungeu oder SteinschQttungen gesichert.
Die Kosten der Mauer seihat hat mau dadurch auf ein
Minimum reduzirt, dass man sie als in sich steife oder durch
innere Sandschüttung gesicherte Hoblmauer oder als Pfeilermauer
konstruirte und so einrichtete, dass die natürliche Erdböschung
bis an die Vorderkante des Rostes geführt werden konnte, wohei
die l.'cberwölbung theilweise in Beton bewirkt wurde. Außer-
dem legte man den Rost meistens sehr hoch <5m über Hafen -
sohle) und rechnete daher höchstens auf eine Maximalpressung
von 10 t pro Pfahl. Die Kosten der ausgeführten Mauern sind
demgemäß in Vergleich zu anderen ähnlichen Anlagen nur gering
gewesen ; sie haben zwischen 579 bU 720 holländ. Gulden pro lfd. ■
geschwankt — W. --
Konstruktion von eisernen Wildpark-Thoren. In einem
der früheren Jahrg. dies. Ztg. ist nach den Konstruktions-Details
solcher eiserner Wildpark-Tbore, die das üeffnen und Schnelsen
beim Durchfahren gestatten, ohne den Wagenführer zu nöthigen,
seinen Sitz zu verlassen, gefragt worden, ohne dass bisher, so
Nach der Art der bewegenden Kraft lassen sich derartige
Thore eintheilen ist solche, die von des Kutschen Hsnd mittels
Zugleine über Kolleu, und solche, die vermittels Raddrucks, also
durch das Fuhrwerk seitist, zum Oeffoen gebracht werden.
Es ist unter dem Schutze des amerikan. Pateutgesetzes ein«
reiche Auswahl derartiger Erfindungen beider Gattungen ent-
standen ; doch kann hier von den enteren, den sogen, schwingen
den Thoren — wenn schon mancher recht hübsche Gedanke
darin verwirklicht worden ist — als mehr untergeordneten, meist
hölzernen Konstruktionen abgesehen werden, um anstatt deren
einige Beispiele der anderen Art, der sogen. Gleit-Konstruktionen,
bei denen der Raddruck den Motor bildet, zu besprechen.
. Äst-
rrjjJaT —
/lad Kurbfl.
Das Itad des passirvnden Fuhrwerks geht über eine, von
Rundeisen gefertigte, im Fahrwege angebrachte Kurbel,
464
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
13. November 1878
bis auf da»
Weges um 45» nieder gedruckt wird." I>ie go erzeugte Be-
: wird mittels Stangen entweder auf beide Thorflügel direkt,
nur auf den einen derselben und von diesem weiter
Überträgen, L'm für beide Wegerichtungen dienstbar
sein xu können, müssen natürlich zwei derartige Kurbeln an-
gelegt werde», die durch Stangen an einander gekuppelt sind. Die
Uebertragung' der Kurbelbcwegung geschieht mitteis eines Systems
von Kurbeln bezw. Scheiben, die auf einer lothrechten eisernen,
zwischen Thor-Pfosten und Fiügel eingelegten Achse stecken,
Indern Arrahgement nächtig I istdie Aufgabe in der Weise gelost,
dass die oberen Enden der Achsen hakenförmig — nach vorn -
gebogen aiud und eine zweite gelinde Biegung -- nach rflck-
i Ende der Achse vorhanden ist. Hier-
durch wird bei Umdrehung der
Achse der Thorflügel nach der
Mitte gehobelt, woltei der Fufs-
riegel seine Stellung in der für
beide Thorflügel gemeiusrbaft-
lichen Anschlagsplatte verlitsst
und dem Thorflügel erlaubt,
der Drehuig der Achse zu
folgen. Zur seitlichen Fest-
stellung desselben ist auf jeder
Thorseite eine Anschlagplatte,
in die der Riegel schräg auf-
wärts gleitend einspringt, erfor-
derlich. I m das Thor wieder
zu Schliffs«'.!, muss das Fuhr-
werk über die Kurbel der ande-
ren Seite seinen Weg nehmen.
Bei der Konstruktion nach Fig. II
werden die in gleicher Weise
wie vor an Achsen schwiugeu-
deu Thorflusel mittels je eines
an einem l'nterriegel befind-
Ikben kleinen Rädchens unter-
stützt, welches auf einer zu
voller Rundung ausgebildeten,
auf der Achse steckenden Kur-
belscheibe lauft; die Lauffläche
der Scheibe ist von dem niedrig-
sten Punkte (Stellung des Räd-
chens bei geschlossenem Thore)
nach beiden Seiten in einer
paraltnlischcn Linie ansteigend
geformt, wodurch l>ei jeder
Itrehung der Achse der Thor-
Hügel entsprechend geholten
wird, der »odann vermöge seiner
Eigeuschwere wieder abwärts
rollend, zum Oeffnen bezw. Schliefsen herum schwenkt.
Zur Benutzung dieser Thore für F ufsgauger etc. sind die
Fufsriegcl (Kantenriegel) beider Thorflügel durch Zugstangen mit
den resp. Handdrückern zu verbinden und letztere durch Spiral-
federn zu armiren. Das Thor öffnet sich alrdann leicht durch
Hand, indem dasselbe sich um die (in diesem Falle fest stehende)
Achse dreht.
Die Konstruktion sub II bat hierbei den besonderen Vorzug,
dass sieb das Thor selhstthätig schliefst. I)ie Radkurbeln werden
auf hölzernen Zargen iu Abstanden von 5,5 bezw. 7,5 « vom
Thore (letzteres die Einschlag-Seite) befestigt (s. Figur j.
San Fraucisco, 1877. Paolo Sioli.
Das Leipziger Theater and die Langhaus-Büste. Als
ich vor einigen Tagen mir die Innenräume des 8tadt-Theaters in
Leipzig zeixen liefs, wurde ich im Foyer des ersten Ranges auf
die schöne Mannorbustc von Retderich Benedix aufmerksam. Her
mich begleitende Theater -Diener erzahlte mir, daas früher an
derselben Stelle die Büste des Baumeisters gestanden habe, seit
einiger Zeit jedoch der jetzigen Büste habe weichen müssen. Auf
meine Frage, wo sich dieselbe gegenwartig befinde, wurde mir
wenige Schritte weiter eine kleine Thür aufgeschlossen, welche
die Aufschrift „Für I>amen» trug. In der hinteren Ecke des
schmalen Raumes lag neben einem Piedestal eine Bronze- Büste.
Ich liefs mir dieselbe heraus bringen und fand auf der Rückseite
derselben den Namen dea verstorbenen Bildhauers H. Hagen 1870
sowie die Firma der Giefserei. Fhngezogene Erkundigungen lassen
es fast unzweifelhaft, dass die äusserst charaktervoll modellirte
Büste in der That den Architekten des Kaiserlichen Palais und
des Opernhauses in Berlin, den Erbauer des Stadttheaters in
Leipzig, den im Jahre 1869 verstorbenen Ober-Baurath Langhans
darstellt. Gewiss liegt hier nnr eine Vergcsslichkeit vor, welche
in dem Wechsel der Oberleitung des Theaters ihre Erklärung
finden dürfte. Ks bedarf aber auch wohl nur dieser Noliz, um
die Fachgenossen Leipzigs zu veranlassen, dafür Sorge zu tragen,
dass aus seinem dunkeln Versteck befreit, der Baumeister die ihm
gebührende Stelle in seinem Hause wieder einnehme, welche er
dem Dichter überlassen musste.
Berlin, den 6. November 1878. Atsert,
Regienings - Hnumeistcr.
&%utdnti>
In der Berliner Bau -Auastellung sind bis zum 7. Ko-
er. neu hinzu getreten : W. Richter 4 Co. 1 Büffet, eichen
geschnitzt, mit Intarsien, entw. von H. Licht; desgl. ein eichen
geschnitzter Tisch; — F. W. Kayser 4 Co. zwei eiserne emaUlirte
Regulirofen mit Chamotte- Fütterung; C. Röhlich Gemälde-
rahmen, Proben von Steinpappe, echt vergoldet; — Ed. Puls
geschmiedetes BegrAbnigsgitter, entw. v. Ed. Puls; geschmiedete
Eingangsthur, von Kayser 4 v. Grofzheim entw., und ein ge-
scbinied. Pfeileraufsatz mit Laterne, entw. v. Grafen Harrach ; —
Akt -Ges. J. C. Spinn 4 Sohn Bronze -Schild, eutw. von Kayser
u. v. Grofzheim, modellirt von 0. Lessing; — Eisenwerk Kaisei s-
lantern ein Thermo-Telegraph (Deutsches Reichs-Patent).
Ans der FachlUteratnr.
Verzeichnis* der bei der Redaktion d. Bl. einge-
gangenen neueren technischen Werke etc.
Hamburgs Privatbauten. Herausgegeben vom Architekten-
und Ingenieur- Verein zu Hamburg. 72 Tafeln in Lichtdruck.
Hamburg 1878: Strumper 4 Co. Preis 60 ,H.
Wanderte)', G. Architekt u. Prof. an der k. k. Staatsgewerlte-
schule in Brüun. Handbuch der Baukonstruktionslehre.
III. Bd. Die Konstruktionen in Eisen, die Bedachun-
gen, die Treppen, der innere Ausbau, der Grundbau.
Mit ca. 500 Holzschn. Leipzig 1878: G. Knapp's Verlagsbchdlg.
Preis 9 M
Rietscbel 4 Heaieherg, Ingenieure. H. Heine's Patent-Kessel
für Warmwasser-Heizungen. Nebst 2 Tafeln. Berlin 187»;
Selbstverlag.
Sekuudärbahu Wolfenbüttel-Lessc (Hildcsheini). Mit 1
Tafel Zeichnungen. Im Auftr. d. Kreisrathes d. Kreises Wolfen-
bfltfcJ bcarb. v. Eisenb. Bmstr. Menadier u. Ob.-Ingen. W. Clauss.
Biaunschweig 1878; Hofbuchdr. von Jul. Krampe.
Claas», W., Ob.-Ingen. in Braunschweig. Leber Weiche n-
tbürme und verwandte Sicberhei ts- Vorrichtungen
für Eisenbahnen. Unter spezieller Beschreibung der auf
den liraunschweigischen u. a. Linien getroffenen Einnchtungen.
Mit 12 Taf. Zeirtiuungen, Instruktionen etc. Braunbchweig 1878;
Fr. Wagner's Hofbuchhdlg.
Derselbe. Entwurf Uber die Anlage, Ausrüstung und den
Betrieb von normalspurigen Sekundarbahnen. Unter
spezieller Berücksichtigung der Linie Braunschweig - Gifhorn.
Mit 4 Bl. Zeichnungen u. 6 Anlagen. Braunschweig 1878;
Kruhnschc Sortitn.-Buchhdlg. (Ad. Hafferburg).
Levitus. S., Ingenieur. Preise für den Maschinenbau.
Ein Handbuch für Techniker und Gewerbetreibende, insbeson-
dere behufs Aufstellung von Kostenanschlägen. 2. verb. Auii.
Berlin 1871, R. Gaertner's Verlag. Pr. geb. 9 JL
Submission* - Kalender für 1879. Zum Gebrauche für
Maschinenfabriken, Giefsereien, Hütten, Gruben etc. Mit einem
Anhange : Behörden - Nachweiser. Berlin 1878 ; Verlag der
Submissions-Ztg. „Cyclop". Pr. 4 .//
Stephan. J. It., Architekt. Rundschrift Anteituug zur Er-
lernung dieser Schrift. Zum Scbulgebrauche und zum Selbst-
unterricht. Höxter 187»; 0. Buchholtts Verlag. Pr. 1 ./£
Meyer, II., Ober-Baniuspekt. Die Nutzbarmachung der in
der Tiefebene belegenen Wasserkräfte. Oldenburg
1878; Verlag v. Bnltraaun 4 Gerriets. Pr. 2 .//
Sslbach, Raurath. Projekt einer Wasserversorgung der
Stadt München aus den Quellen des Mangfallthales.
Mit S lithogr. Tafeln. Uipzig 1878; G. Knapp's Verlagsbchbdlg.
Reiler, Architekt L'eber Hotelbauten. speziell Anlagen
von Kur-, Saison- und Berg-Hotels, mit erhiut. Beispielen
bewahrter schweizerischer Etablissements. Mit 14 Taf. Original -
Plänen und einem Vorwort von Dr. O. Mothes. Berlin 1879;
Verlag von Jul. Engelmann. Pr. 5 ,Ä
Deutscher Baukaieuder. Bearbeitet von den Herausgebern
der Deutschen Bauzeitung. 12. Jahrg. 1879. 2 Tbeile. Berlin;
Carl Beelitz. Preis in Uderband 3.50 J/., als Brieftasche
mit Schloss 4 .«
Personal - Naekrichten.
Prenfsen.
Der IKrektor der Mecklenb. Friedr.- Franz - Eisenb. Jacobi
hat den Charakter als Baurath erhalten.
Die Baumeister-Prüfung im Hochbaufach haben be-
standen: Georg Thür aus Berlin u. Emil Atxert aus Kassel.
Die Bauführer-Prüfung für beide Fachrichtungen haben
bestanden: Karl Schulz aus Ostrowo, Walter Schal lehn aus
Cbomentowo, Otto Rabmlow aus Franzburg, Bernhard Münchow
nd Alfred Waltz aus. Berlin.
Brief- und Fraffekasten.
Hrn. F. in Neustettin und Hrn. B. in Wien. Ihre An-
fragen bezgl. Entfernen von Fettflecken aus weifsem Marmor und
der Dinas-Steine finden Sie in den Jahrgängen 1876 S. 192 nnd
1870 S. 30 beantwortet, wie Ihnen das Sacb-Register der
ersten 11 Jahrgänge u. Bl., dessen Anschaffung wir uusern
Freunden nur dringend empfehlen können, nachgewiesen hätte.
Hrn. M. B. in Altona Eine litterarischc Quelle, ans der
Sie über die Funktionen eines Ga
könnten, tot uns nicht bekannt.
.rlw W« Catl B-olll« Ii. B.rl« Kür Hl
K. S» O. Krlt.oh, B.HI».
W v ■. •■ - H<,rt>u«b<lrark«rtl,
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No. 92.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
465
Inhalt: IM« Arrkiuiktur wf der Paria» «VKuhMIwi *r» Jahre« |«7S
(Kiirlwlialilt) — [>l< BwUlwMw LugerhaaMr. — KuoMg«»«rl)licfc«
n Berlin. - Mitlhellan,eli ••• Vereinen:
Vermiachtei: Vc.rhrhi.ng «in Sielleu einer gegen die Kptta* befahrenen Wekne
tun der Lokom&tire im - M* die Kaeauration drr Kirche tu I .. b »Uli- —
Konkurrenten. — Brlei- und K i •gehauen.
Die Architektur auf der Pariser Weltausstellung des Jahres 1878.
urh die Fahnde Oesterreich - Ungarns
bildet, wie die Italiens, einen der besten, wenn
auch nicht der glänzendsten Theile der
Nationen-Strafse. Der Architekt, Hr. Ko-
rompay, hat sich nicht darauf eingelassen,
den nur 5m breiten Grundriss-Streifen mit einer
palast- oder schlossähnlich gruppirten Kulisse
zu roaskiren, sondern er hat einfach eine offene Arkadenhalle
auf toskanischen Doppelsaulen errichtet, welche an beiden
Enden von kompakten Pavillons eingefasst ist. Sowohl die
Zwickel der 9 Arkaden als die Fensterfriese der Pavillons
sind in meisterhafter Weise durch Sgraftito geschmückt ; die
offene Halle ist dagegen dadurch belebt und zugleich ver-
wertet. dass sie als Annex- Raum für die Österreich-ungarische
Architektur-Ausstellung benutzt worden ist, welche der Haupt-
sache nach in den Räumen der Kunstausstellung und zum
Theil auch in der Maschinenhalle untergebracht ist. Be-
zeichnender Weise ist in dieser räumlichen Theilung zugleich
die Scheidung zwischen Cis- und Transleithanien durch-
geführt, da in der Maschinenlialle sich nur die bauliche Aus-
stellung der Stadt Budapest, der dortigen Eisenbahn -Ver-
wultiiii^cn und einiger uni/iirischcr Privftt~Architcktpn bchndct„
während in der Eue ifrs Kations ausschliefslicb ungarische und
in der Kunstausstellung aus6chliefslich Wiener Architekten
vertreten sind.
Die Stadt Budapest hat eine vortrefflich besetzte Aus-
stellung arrangirt, aus welcher die Stadt- und Kanalisations-
Pläne, sowie der herrliche neue Franz Joscphs-Platz an der
Donau-Hangebrücke rühmend hervorzuheben sind ; weniger I«ob
verdienen die Plane zum Elisabeth- Asyl und zum Josephs-
Waisen - Hause. Unter der grofsen Sammlung von Schul-
gebäuden, welche meist so unbedeutend sind, dass der Name
des Architekten nicht vermisst werden wird, ragen nur 3 über
die Mittelmäßigkeit hinaus; dieses sind die Schule au
Nagymczö-Strafse und die Realschule des 8. Bezirks, beides
recht hübsche Renaissance-Bauten, sowie namentlich die Real-
schule des 2. Bezirks, ein schöner gothischer Bau, welcher
die Hand eines (leider nicht angegebenen) tüchtigen Meisters
verrath. Auch bei dem Verwaltungsgebäude der Ungarischen
Staatsbahn fehlt der Name des Architekten; mit Rücksicht
auf die Bescheidenheit der architektonischen I^eistung, die
neben dem hoch interessanten (in d. Dtsch. Bztg. schon früher
licsprochenen) Staatsbahnhof zu Budapest von A. W. de Serres
;ann, wird dies freilich nicht
Unter den Privat -Architekten, die sich der Ausstellung
der Stadt Budapest angeschlossen haben, nennen wir Ybl,
dessen Sankt Leo|>old-Kircbc, ein Renaissance-Kuppelbau mit
Flaiikirtbürmen und sechssäuligem Portikus, einen sehr statt-
lichen Eindruck macht, und A. Schicke tanz, welcher durch
ein reizend gezeichnetes Portal zu einer von J. Feketchazy
entworfenen Donaubrücke vertreten ist In recht ausführlicher
und anziehender Weise wird das Bild der ungarischen Bau-
kunst ergänzt durch die in der Halle an der Jlw des Nation.*
ausgestellten Entwürfe. Verschiedene derselben, z. B. die
Arbeiten von Weber, das Verwaltungsgebäude der Westhahn
von Ray, das Palais Pokuix-ic von Job. Bobula, kommen
freilich nicht über das gewöhnliche Maafs einer großstädtischen
Architektur hinaus ; besser erscheint uns schon Louis
Rauscher's Zeichenschule in Budapest, zwar bescheiden in
der architektonischen Komposition, aber reich geschmückt mit
vollendeten Sgraftito-Bilderu. Auch die Taubstummen-Anstalt,
ein Ziegelrohbau in Pilaster-Architektur. und die Passage, beide
von Wilh. Freund, sind tüchtige Leistungen. Die letztere
ist nicht wie gewöhnlich in ganzer Breite mit einem Glasdache
bedeckt, sondern nur das Mittelfeld der Decke trägt eine
Glaslaterne, während die Scitenfelder auf elegant gezeichneten
Figuren-Konsolen horizontal ausladen ; die Passage macht daher
mehr den Eindruck einer inneren Gallerie als einer bedeckten
Straße und der Anschluss des leichten Daches an die Seiten-
roauern ist glücklich gelöst. — Das Rathhaus zu Keeskemet von
Julius Part os ist ein schwerer Bau im Stile italienischer
Frübrenaissance mit guter Massenwirkung, hohem Facaden-
thuroi und gemischter Haustein- und Ziegel- Verwendung. Ernst
und schön, in strengen antiken Formen gezeichnet ist Dcak's
Grabdenkmal von K aus er und Feszl, eine auf kurzen
jonischen Säulen sieb erhebende Kuppel, auf welche ein
Friedensengel sich herab lässt. Als der Meister unter den
ungarischen Architekten erscheint indess Emmerich Steindl,
welcher durch einen Kirchen-, einen Theater- und einen Rath-
haus-Entwurf vertreten ist; sowohl die einfache Kirche der
Vorstadt Ferencvaro als die reiche Giebel-Architektur des
Rathhauses für Budapest zeigen den originellen Beherrscher
der gothischen Fonnengebung und vor allem der mittel-
alterlichen Backstein-Behandlung; aber auch die moderne
Renaissance in einer edlen, strengen Behandlung ist in Steindl's
neuer Oper für Budapest zu einer hoch eleganten künstlerischen
Wirkung gebracht.
Die architektonische Abtbeilung der österreichisch-ungari-
schen Kunstausstellung ist. wie schon bemerkt, nur mit
Werken von Wiener Architekten besetzt. Die Architektur
wird uns hier meist durch grofse, virtuos behandelte Aquarelle
in schweren Goldrahmen, mit deutlichen Titeln und Namens-
schildern vorgeführt. Es ist eine wirkliche Elite der haupt-
städtischen bankünstlerischen Leistungen, welche hier dem
Ausstcllungs-Publikum in geordneter und verständlicher Weise
ihre Leistungen darstellt. Allerdings sind die bedeutendsten
dieser Werke gewissormaafsen als Ligervorräthe zu betrachten,
welche durch Publikationen und frühere Ausstellungen, nament-
lich durch die Wiener Ausstellung des Jahres 1873, dem Fach-
mann bereits hinlänglich bekannt geworden sind; allein dies
ist für das grofse Publikum nicht von Belang und für uns
um so erklärlicher, als gerade in Wien die Zeit nach 1873
sich mit dem vorher gegangenen Lustrum an schöpferischer
Bauthätigkeit nicht entfornt messen kann. Von den grofsen
Meisten) Ferstel, Hansen, Hasenauer und Schmidt
bilden die Wiener Universität, die Votivkirchc, das Museum
für Kunst und Industrie — die Kunstakademie, die Wiener
»arlamentshäuser — das Wiener Weltausstellungs-
gcliäudc, das Palais Lützow, die Hofmuseen — die Brigitten-
auer-, Weissgärber- und FOnfhaus-Kirche, sowie das neue
Rathhaus eine zwar wiederholte, aber glänzende Repräsen-
tation ; wir dürfen uns darauf beschränken, auf die betreffenden
Mittheilungen von der 1873 er Ausstellung in No. Sl u. f.
des Jahrganges 1H74 dieses Blattes zu verweisen.
Neu ist von Ferstel der Entwurf zur Kunstgcwcrbc-
Schulc, welcher sich in seinen schweren Verhältnissen und
monumentalen Formen an die Architektur des Museums un-
anlehnt. — Th. Hansen bat aufser seinen oben
Werken einen unbetitcltcn Entwurf, vermut blich
ein Mausoleum, ausgestellt, welcher in rein hellenischem Stil
die vornehme Schönheit der klassischen Kunst zum vollendeten
Ausdruck bringt; zwischen 2 Seitenflügeln, welche als die
I<angsciten zweier Tem]>el bebandelt sind, ist der Haupthau
zurück gesetzt, dessen Mitlelrisalit den sechssäuligen Portikus
eines jonischen Tempels bildet ; zwei isolirtc , hohe jonische
Säulen zieren den Vorplatz. — C. v. Hasenauer glänzt
durch sein 187t] er Konkurrenzprojekt zum Landtagsgebäude
für Lemberg; die prächtig monumentale Erscheinung der
Facade, welche an Bohnstedt's Entwurf zum Deutschen Reichs-
tagshause erinnert, zeigt in edler Haltung und reicher Gliede-
rung die Sicherheit eines genialen Meisters. Die Zweitheilung
ist durch die beiden, die Portale enthaltenen Pavillons aus-
gesprochen, welche die Hauptfacade «ankiren und selber von
zurück tretenden Seitenbauten eingefasst werden; das Erd-
geschoss bildet einen festen Quader-Unterbau, auf welchem sich
eine lebensvolle korinthische Säulenstellung erbebt, während
die Pavillons mit höher geführten Flachkup]>cln abgeschlossen
sind. — Ein neuer Entwurf von F. Schmidt betrifft ein
Postgebäude für Basel, eine eingeschlossene gothischc Facade
mit hoher eingebauter Vorhalle durch 2 Etagen; darüber 2
Reihen von Kreuzfenstern über einander, dann Zinnen und ein
hohes Dach mit vorgekrugtem Eckthürmchen. Ohne Zweifel
ist dieses Baseler Posthaus eine originelle stilvolle I-cistung,
aber als Posthaus keineswegs charakteristisch.
Von den übrigen österreichischen Architekten sind in
erster Linie Fei In er und Hei Im er als diejenigen zu nennen,
deren Betheiligung die zahlreichste und auch wohl die ehren-
vollste ist. Dieselben haben nicht weniger als 4 Theater-
Entwürfe aufgestellt, das (i. d. Dtsch. Bztg. publizirte) Volks-
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466
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
16. Koveaber 1878
theater zu Pest, das Opernbau« daselbst, das Augsbarger
Stadttheater und das Wiener Sladttheatcr (letzteres von
Fellner allein); alle zeigen eine virtuose Gruppirung der
Massen und eine Kraft in der plastischen Erscheinung, wie
sie nur bei den besten Wiener Neubauten gefunden wird ; der
Stil ist eine edle, hellenisirte Renaissance. Das an einer
Strafsenecke gelegene Wiener Stodtüieater zeichnet sich zudem
durch die geschickteste Grundriss- Disposition und eine inter-
essante Ecklösung aus. welche die Theatcr-Facade der einen
Strafte mit der Mietbhaus-Facade der anderen in glDckliche
Harmonie bringt Nicht ganz so vollendet sind uns die Ent-
würfe zu einem grofsen „Waarenhaose" an der Ecke der
Kamthner&trafsc und zu der K. K. Sternwarte vorgekommen,
wahrend in der Auslese von Villen, Ladenlokalen und I'rivat-
häu.-cni. die eine Sammlung für sich bilden, uns das freudige,
•leifsige Schaffen der beliebten Architektentirma ansprechend
entgegen tritt — J. Moeker's Wallfahrtskirche zeigt eine
höchst glückliche Losung der in neuerer Zeit viel versuchten
Aufgabe, die in anderen Kunstepochen zur Vollendung ge-
brachten Zentralgrundrisse im Geiste und in den Formen der
Golhik durchzufuhren ; eine Kuppel mit Gallcrie und Thurmchen,
von einem Kapellenkranz umgeben, mit Vorhalle und zwei-
flügeliger Freitreppe, erscheint der Mocker'scbe Entwurf als
eine der besten Leistungen der österreichischen Architektur.
Achnliche Anerkennung verdient Otto Wagner, dessen
Skizze für ein Privat-Museum und dessen Synagoge für Pest
den reich begabten Architekten darthun; erstere in der vor-
nehmen Haltung strenger Renaissance, letztere in dem
phantasievollen Linienspiel der maurischen Formen, wie sie
bei den modernen jüdischen Tempeln fast übereinstimmend
adoptirt sind. — Eine besondere, landschaftliche Richtung
vertritt L. Abel, dessen Wildgehege mit Jagdschloss ebenso
WM das Palmenhaus des Wiener Universitäts-Gartens den
mit dem Architekten in reizvoller Vereinigung
l, wahrend das Innere des Palais „Graf Cbotek" die
effektvolle Behandlung der Wiener Schule erkennen
lAsst. — Barocker in Auffassung und Formengebung sind die
Entwürfe von Alois Wurm, eine Wiener Rathhaus -Kon-
kurrenz, verschiedene Wohnhäuser und namentlich ein Kon-
kurrenzplan zum Hamburger Rathhause, der sich der deut-
schen Renaissance anlehnt aber wegen der Kleinlichkeit der
Komposition den notwendigen monumentalen Eindruck nicht
zu erzielen vermag; ein besseres Werk desselben Meisters ist
das Palais „Herzog von Nassau", eine gut abgestimmte, statt-
liche Facade mit hohen Mansarde-Dächern. — Auch der
Wiener Justizpalast von A. v. Wielen) ans ist
Totalwirkung, als die
Frage mit effektvoller Routine
ich und F. Wilhelm haben
Treppenhaus
durchgebildet ist — W. Flatti.
dem bekannten Wiener Sodhahnhofe den neueren SQilbahnbof
von T riest gegenüber gestellt eine entschieden bessere Leistung
von glücklicher Massenwirkung. — Besondere Anerkennung
verdienen ferner die orientalischen Entwürfe von Schmoranz
und Machytka. der eine den bekannten Palast des Kbedive
auf der Wiener Weltausstellung, der andere ein Mausoleum
für den Scheik Cul-Baba in Budapest darstellend; auch
F. Schachner's Palais Nako, F. Neu mann' s Konkurrenz-
Projekt zum Rathhause in Essen, eine etwas zerrissene, über-
triebene deutsche Renaissance, und C. König' s Palais des
Freiherrn v. S. mögen unter mehren anderen Sachen hier
noch lobend erwähnt werden.
Wenn man schliefslich einen Vergleich ziehen will zwischen
der diesjährigen und der 1873er Architektur -Ausstellung
Oesterreichs, so wird sich zwar, abgesehen von der selbst-
verständlich reduzirteren Menge des Stoffes, ein durch den
wirtschaftlichen Rückgang erklärliches beschränkteres und
Schaffen nicht
gleichzeitig
Meistern eine vortreffliche Generation
sich zugesellt hat welche die charakteristische Kraft der
Wiener Bauschule auf gesunder Bahn weiter entwickelt.
Es bleibt uns noch übrig, ein Bild der Architekt ur-
Ausstellung Frankreichs zu geben, das sich wegen der
unverhältnissmäfsig gröfseren Beteiligung dieses Landes noch
mehr als das bisherige Referat in den Grenzen einer sum-
i Uebersicht halten muss; erleichtert ist dies anderer-
iass die Deutsche Bauzeitung in No. 43 u. f.
1874 eine ausführliche Beschreibung der in
Wien vertretenen französischen Baukunst geliefert hat, indem
ein gutes Theil jener Werke gegenwärtig von neuem ausge-
stellt ist. Die Verteilung der architektonischen Objekte in
verschiedene Nebensäle der Kunstausstellung, in die
Bauten des Genie civil, in die Pavillons des Ministeriums
des Innern und des Bautenrainisteriums, sowie in den Pavillon
der Stadt Paris ist der Uebersicht keineswegs forderlich ; wir
ziehen deshalb vor, unsere Mitteilungen, unabhängig von
dieser räumlichen Verteilung, so zu ordnen, dass wir den
akademischen Aufnahmen und Restaurations-Arbeiten einige
Notizen über die Bauten in den französischen Provinzen
folgen lassen, an welche wir die öffentliche und die Privat-
Bauthätigkeit der Stadt Parte anschliersen werdet).
Die von den Laureaten und Pensionären der Akademie
gefertigten Aufnahmen und Restaurationen klassischer und
mittelalterlich - französischer Bauwerke füllen in muster- und
meisterhafter Ausstattung und Anordnung nicht weniger als
3 Nebensäle der lieaux Arts: nicht selten ist ein Denkmal
in 20 und mehr opulenten Tableaus behandelt, deren Gröfse
bis zu 2,50 bei 4,50 '" ausgedehnt ist und bei deren Be-
schauung trotz aller Anerkennung doch die Emptindung sich
geltend macht, als ob hier der zeichnerische Aufwand zwecklos
übertrieben sei, da bekannten „der Zauber
Farbenkastens allein noch
ten gemacht hat"
Unter den griechischen Haudenkmalen sind es das
Mausoleum von Halikarnass, der Tempel der Athene Polias
zu Prione und der Apollo -Tempel zu Didymö, welche durch
Louis Bernier und Albert Thomas glänzend dargestellt
sind; die bedeutenderen Aufnahmen aus der römischen Bau-
kunst sind das Trajans-Forum von J. Guadet, das Forum
des Augustus von Noguet, die Thermen des Titus von
A. Ledere, der Sonnentempel zu Rom von A. Gerhard,
der Venustempel zu Pompeji von WillbrodChabrol, endlich
der Tempel des Vespasian zu Brescia von E. Ulmann, das
Haus des Diomedes zu Pompeji von P. Benouvillc und
das Amphiteater zu Nimes von A. Simil. Venedig ist
durch Böswillwald's Krypta von San Marco und S. Maria
de Miracoli vertreten, die sonstige italienische Renaissance
durch die reizende Villa Madama von E. Benard. Thcile
vom Palazzo Pitti und von der Kirche Filippo Neri zu
Neapel von Pascal, endlich durch Sinn IV herrlichen per-
spektivischen Durchschnitt des Sankt Peter.
Die übrigen Darstellungen bestehen aus Aufnahmen und
Restaurationen von Baudenkmälern de* eigenen Lindes,
darunter von Kirchen: Lameire's St. Front zu Perigueux
(Htuie de. peintures murales), Bruyerre's uormanische
Kirchen aus den) l'uy de Dorne (Saint Saturnin, Saint
Neetnire, N. I>. tCOrciral), Chardon's St. .Tulien-le-Paurre,
Perthes' Kirche zu Brest und Corroyer's Katedrale zu
Soissons. Von Schlössern und Burgen: Die (hat raus de
l/Khea von E. Brunneau, (TAnst von Bourgeois und
(CAuffay von Justes Reboul, ferner die Schlösser von
Chateaudun, Pau, AmanviUers und Pierrefonds — letzteres eine
Restauration von Vi oll et -le -Due. Die prächtigsten dieser
interessanten Anlagen sind wohl Chateaudun und Auffay; sie
sind Bilder der denkbar reichsten, phantasievollsten Renaissance
mit Thürmen, Erkern, Giebeln und Spitzdächern, in opulen-
tester Ausstattung. Hierher gehört auch die malerische Re-
stauration des 3/o/i/ St. Michel, jener befestigten Meeres-
Insel an der Küste der Bretagne, in
sich aus den Fluthen erhebend, mit crenellirten Mauern
gürtet und mit terrassenartig aufgebauten Häusern besetzt,
aus welchen ausgedehnte Klostergebäude stolz hervor wachsen ;
die architektonische Wiederherstellung der letzteren, insonder-
heit der Kirche, ist des Architekten Corroyer Gegenstand
gewesen und er hat mit den Mitteln der nationalen Gotik
in der Thai ein entzückendes Bild geschaffen. —
wenn wir von
zu den architektonischen Leistungen der französischen Provinz
übergehen. Hier tritt der oft gerügte Umstand, dass die in
mancher Hinsicht so vorteilhafte straffe Zentralisation
Frankreichs auch ihre bedenklichen Schattenseiten hat, un-
getrübt zu Tage. Paris erscheint als der Sitz des gesammten
französischen Intellekts und selbst die gröfseren Provinzialstädtc
scheinen in ihrem geistigen Letten gänzlich von Paris abhängig
zu sein. Die Provinzial-Arcbiteklnr ist fast ganz in der amt-
lichen Separat-Ausstcllung des Ministeriums des Innern ent-
halten, welche auch — entsprechend der im Vergleich zu
Preufsen viel unfreieren Stellung der französischen Selbst-
verwaltung — die Ausstellung der Städte in sich begreift;
nur wenige Entwürfe von Provinzial-Architekten sind bei den
..tteaux Art«" zu finden. Im Pavillon des Ministeriums des
Innern begegnen wir fast nur Werken zweiten und dritten
es sind nicht die Architekten, sondern die Behörden,
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No. 92.
467
welch« hier ausgestellt haben; daher ist es erklärlich, dass
auf vielen Planen die Namen der Urheber fehlen und dass
nnr öffentliche Gebäude vertreten sind, Verwaltung»- und
Justizgehäude, Gefängnisse, Asyle, Schulen und Kirchen.
Von Verwaltungsgebäuden nennen wir die Unterpräfektur
zu Scdan von Conty, das Stadthaus zu Angouleme von
Abadie, das erstere eine trockene Renaissance, das letztere
eine massige Gothik: etwas besser, aber augenscheinlich Pariser
Herkunft sind liedin 's Stadthaus von Flers und Freycinet's
Stadthaus mit Museum zu Poitiers, den Pariser Mairien fast
typisch nachgebildet. Auf gleicher Stufe der Architektur,
aber entwickelter in der Gruppirung ist die Maine de l'Isle
Adam von Koguet und Boileau fils; auch Questcl's
Präfektur zu Grenoble ist ein stattliches Bauwerk und
Martenot's SteuerbOreau zu Chatillon interessirt durch seine
hulscbe, gothkirende Facade. Die Justizgebäude, welche in
Frankreich mit palastahnlicher Pracht ausgestattet zu werden
pHegen, sind nur in 4 verhalmissmafsig dürftigen Exemplaren
vertreten: dem Tribunal zu Dreux von L. Henon, dem Gerichts-
geb&ude zu Dijon (eine Restaurationsarbeit von F. Vicnnois),
sowie den Justizpalästen zu St. Jean d'Angely und zu
Marseille von Ainie Bonnet, von welchen nur das letztere
* höheren Ansprachen einigermaafson zu genügen vermag. Auch
das Museum zu Amiens, ein kräftiger Renaissancebau von
Diet. soll hier lobend erwähnt werden.
Den gröfsten Theil der baulichen Ausstellung des Mini-
steriums des Innern nehmen die Hospitäler, Irrenhauser.
National-Asyle und Gefängnisse ein; dem Spezialisten ist in
dieser Hinsicht eine seltene Menge von Stoff zum Studium
geboten, aber architektonisch sind diese Bauten, trotz ihrer
meist vortrefflichen Grundrisse, mit wenig Ausnahme von recht
geringem Werth. Das Hospital Sie. Kugenie zu Lille von
Mourcou, das Hospire communal zu Boulogne und das
Ilospire des tiedlards zu Abbevillc von Rouyer, ferner
die Asiles mtkmaux zu Vincennes und zu Vesinet von
Laval und von Viel, endlich die interessanten Zellenge-
fängnisse von A. Normaud und E. Vaudremer sind Bei-
spiele hierfür. Auf einer höheren Stufe steht A. Normand's
Maimn centrale de force et <k correetion zu Reimes, welches
mit einem gediegenen Grundriss eine sehr angenehme, flotte,
wenn auch einfache Architektur verbindet und sich aufscrdoiu
durch die Verwendung der Eisenkonstruktion als Architektur-
glied im Innern der Kirche auszeichnet; halbkreisförmige
Gitterbögen auf eisernen Stützen tragen hier das nach aufsen
in geknickter Mansardenform ausgebildete Dach. Einzig in
seiner Art ist indess das Maison de Santi zu Charenton,
welches bereits wegen seines höchst malerischen Aufbaues am
Marne-Ufer auf der Wiener Ausstellung Aufsehen erregte und
den Architekten A. Diet zum Verfasser hat Interessant in
hohem Grade ist auch die Ausstellung einer grofsen Zahl von
Irrenhausern (Asiles publies tfalienh), welche in vergleich-
barer Uebersicht angeordnet ist und einen vortrefflichen
Kommentar findet in der kritischen Zusammenstellung von
12 Irrenanstalten von Philippon et Paul Lenoir, archi-
ieeies du gmvernement.
Von Schulgebäuden haben wir nur verschiedene Schulen
im (.'her- Departement von E. Leclerc, die Schule nebst
Krippe (eriehe) zu Ronen von Barthelemy und die
PascaTsclie medizinische und pharmazeutische Fakultät zu
Bordeaux zu nennen, letzteres eine trockene Gothik, wie man
sie von Pascal sonst nicht gewohnt ist. Etwas mehr Stoff
bieten die Kirchenprojekte, unter welchen die gotbischen Ent-
würfe von J. Mondet, Kirche St. Baudile zu Nimes, und
J. C. Merlin, Kirche zu St Genis rArgentiere, gunstig
hervorstechen; auch die von Aug. Jolly zum Andenken an
den Architekten Henri Esperandicn errichtete Votivkirche zu
Marseille gewinnt durch ihre edle Haltung in den Formen ita-
lienischer Frühranaissance ; erheblich tiefer stehen Berruyer's
romanische Kirche St. Bruno zu Grenoble und A. de Bandol's
Pfarrkirchen zu Privas und zu Rambouillet.
Zu der Architektur-Ausstellung der französischen Provinz
gehören endlich im weiteren Sinne auch die in zahlreichen
Plänen, Mappen und Atlanten niedergelegten , theils noch im
Entwurf vorhandenen, theils ausgeführten Stadterweiterungs-
und Stadtverschöncrungs- Arbeiten von Bordeaux, Boulogne,
ßourges, Lille, Lyon, Nancy, Nantes, Ronen u. a. Ueberall
zeigt sich hier nach dem energischen Vorgange von Paris das
Bestreben, das moderne Stadtleben aus der Zwangsjacke ver-
alteter Gassen zu befreien und die zukünftige Entwicklung
durch eine zugleich bequeme und schöne Plangestaltung vor-
zubereiten, und zwar meist in dem Sinne, dass auf Glanz und
Grofsartigkeit das grofste, vielleicht ein zu grofses Gewicht
gelegt wird; den Städten Lyon (Ingenieur-I)ircx-teur Gobin)
und Nantes (architecte-en-chef Demoget) dürfte hinsichtlich
dieser Bestrebungen eine besonders rühmliche Erwähnung
zustehen. — (sriiu- fdpo
Die Budapester Lagerhäuser.
Der Bau von Lagerhäusern zu Budapest am linken Donau-
ufer war schon in den ersten Projekten für die Donan-Regulirnng
und die Verbindungsbahn in Aussicht genommen, und es war mit
Beziehung auf letztere, aus technischen Rucksichten nur am süd-
lichen Knde der Stadt auafahrbare Anlage auch nur dort eine
vorteilhafte Lagerhaus-Anlage möglich, trotzdem aus mehr als
einem Grunde die Ilandelswelt die Lagerhäuser nördlich, in der
Nahe der MargarethenbrUeke wünschte, da sich gerade in jener
Gegend der Großhandel und die bedeutende Mahlen-Industrie fest
gesetzt hatte.»)
In erster Linie hatte die Regierung die Absicht, den Bau
selbst herzustellen, allein die Finanzkrise der Jahre 1873,74 brachte
die Angelegenheit gänzlich in's Stocken, bis endlich im Jahre 187«,
angeregt durch den Bau der Kommunal • Lagerhauser zu Wien,
die Kommune Budapest, sich zu einem energischen Entschlüsse
1876
J*hrg. ISIS *. KI dk.
von geeigneten Plänen, auf Grundlage des nachstehenden allge-
meinen Programms, eine Konkurs-Ausschreibung veranlasst.
a) Ks sind die Lagerhäuser auf dem zwischen dem Donau -
Frachtenhahnhofe der ungar. Staatsbahnen, und dem ungar.
Hauptzollamte gelegenen Terrain in zwei Reihen zu projektiren,
und zwar soll jedes Gebäude nicht Ober 100™ lang und nicht
unter IC— 18" breit sein. In demselben soll außer dem Keller-
geschosa noch ein Erd- und Boden-Geschoss in Aussicht genommen
werden, aber so, dass bei allfälliger Notwendigkeit noch ein
weiteres Stockwerk aufgesetzt werden könne.
bj Die Anlage der Gleise und Straften hat mit Rücksicht auf
die ~
Schiffen in
Fuhrwerke, so wie umgekehrt, gleich leicht möglich werde. —
Nach Ablauf des für die Einreichung der Projekte gegebenen
Termins sind im ganzen 7 Offerten eingelaufen, aber deren
wissens wertheste und für den Vergleich maafsgebende Daten
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Anlage der Gleise und Straften hat mit Rücksicht
die Lagerhäuser, oder direkt in Bahn- oder* Stral
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468
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
16. N©Y*mber 1878
durch nachträgliche Verhandlungen zum Theil geänderte Projekt
ebender behandelt werden soll, wahrend von allen übrigen nur
ilne hervor rageude Momente zu berühren siud.
Vor allem sei bemerkt, das« die Projekte I, II, III und
V dem Programme entsprechend zwei Reihen Lagerhäuser, die
Proj. IV, VI und VII hingegen nur eine, unmittelbar an die Quai-
mauer gestellte Heiko in Vorschlag brachten, und das* nur das
Proj. I mit dem Preise gekrönt wurde. Bei No. III wurden die
kleineren Hallen-Konstruktionen des verkäuflichen Hauptgebäudes
der letzten Wiener Weltausstellung als Gerippe in Kechnung ge
zogen. Ebenso sollte bei VI ein solches Fachwerk aus Eisen
konstruktion in Anwendung kommen, und zwar in der Weise, wii
dies Ingenieur Friedmann in Wien in seinem bekanntem Werk«
über „Hallen -Konstruktionen" vorschlug. Endlich sei von den
Werke
über „Hallen -Konstruktionen" vorschlug. Endlich sei von dem
sonst sehr flüchtig behandeltem Projekte VII die auch sonst be-
kannte Konstruktion von Hebevorrichtungen nach dem System von
J. Chretien in Paris in der Anwendung auf den vorliegenden
Kall hervor gehoben — da dieselbe, wie wohl kaum eine andere
Konstruktion — eine direkte Umladung von aufgeschüttetem Ge-
treide mit verhältnissinafsig wenig kostspieligen und auch ebenso
gut für Stückverladung geeigneten Einrichtungen zulisst (Siehe
hierzu die beigefügte Krahn- Skizze;. Die "
aus 2 nach unten sich öffnenden Theilen bestehenden Boden,
der durch eine einfache Ausschaltung bewegt wird. Die Kosten
stellen sich für 2, im ganzen 30 000 000 H fassende und je G Stock-
werk hohe Pavillons beispielsw. nach dem System der „Hydraulic
Engineering Comp, in ehester" auf UM) OOO M., nach dem System
t'hreuen bei gleicher Leistungsfähigkeit auf nur 138000 M., .wozu
in beiden Fallen die Kosten des Motors mit 700tx> M. hinzu treten.
Solche Hebevorrichtungen sind im übrigen in den Lagerhäusern von
„La VilUtte'i, in den Magazinen der Gasgesellschaft zu Passy
ebenfalls in Verwendung und es bewährt sich daselbst die Ein-
richtung der Eimer mit beweglichem Boden ganz gut —
Bezüglich der Fundation sei erwähnt, dass dieselbe, mit Aus-
nahme des preisgekrönten Entwurfs, aus Beton als durchlaufende
Schicht, oder aber mit einzelnen Retonklötxcn veranschlagt wurde.
Die oben tabellarisch gegebenen Daten machen auch ersichtlich,
dass, abgesehen von allen sonstigen Ucbelst&nden der einreihig an-
geordneten Lagerhäuser sich auch die Kosten nicht günstig stellen.
Es sei nun der preisgekrönte Entwurf, dessen Verfasser die
Hrn. Ludwig Krajeovics und Julius Baach sind, etwas eingehender
behandelt, u. z. in seiner für die Ausführung beantragten Gestalt;
es wird daher nöthig, auch auf die, eine thoil weise Aenderung
verursachenden Verhandlungen bezüglich des Ausbaues, mit einer
Londoner Firma, Meiggs and C'hurchs, einzugehen. Die Ge-
nannten stellten das Anerbieten, einen „Groin tlerator" und nach
Redürlniss auch noch Waarenhäuser nach dem von der Stadt an-
genommenen Plane auf eigene Kosten zu bauen und erboten sich
ferner, die ganze Anlage in Betrieb zu nehmen. Die Stadt lief»
sich nun im Verlaufe der letzten Monate in nähere Verhandlungen
ein, deren Resultat folgendes ist:
a) Die für die Anlage nötliige Grundfläche wird für die Kon-
zessionsdauer dem Unternehmer von der Stadt bezw. dem Staate
als Besitzer der Donau-Regulirungsgründe unentgeltlich überlassen
und es übernimmt der letztere die Herstellungskosten der Kaimauer
und die Verbindung der Anlage mit der Verbindungsbahn.
b) Die Unternehmerin verpflichtet sich ihrerseits, die (in der
Situntions-Skuze dargestellte) Anlage sammt allen Nebengebäuden
u. s. w. binnen ilV« Jahren auf ihre Kosten fertig zu stellen.
c) Hiefür wird der Unternehmerin eine jährliche Zinsen-
Garantie von 240 0<K) M. für die Zeit von 30 Jahren durch die
Stadt zugesichert, sowie letztere als auch der Staat von der
Einhebung jeglicher Steuer und Zollgebühr für die bezeichnete
Zeit absieht. Ebenso erhalt die Unternehmung dag ausschließ-
liche Recht, die Anlage zu betreiben und die eingelagerten Waaren
zu belehnen. Nach Ablauf von 50 Jahren fallt die ganze Anlage
in das Eigenthum der Stadt.
Dem entsprechend wurde der ursprüngliche, preisgekrönte
Plan abgeändert und in der oben bezeichneten Gestalt zur [
Zu demselben sei folgendes bemerkt:
a) Die Fundirung der Lagerhauser bilden auf Gruppen von
Piloten gestellte und durch Gewollte mit eiuauder verbundene
Mauerpfeiler, durch welche Fundiningsart man sich von den
Wasserständen unabhängig macht. Die Dichtung der Keller-
soble gegen das Grundwasser geschieht auf einer durchlaufenden
Betonschicht durch eine LekBMblag - Schicht; die Deckenkon-
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struktion bilden Gewölbe. Im Erdgeseboss ist die Decke aus auf
Eisenschienen ruhenden Kappen gebildet, deren Zwisckenstützen
gusseiserne Säulen bilden. Zur Bewegung und Hebung der Lasten
ist im Innern als auch an den Langseilen der Lagerhäuser
eine entsprechende Zahl von Handkrahnen angebracht; die Kom-
munikation zwischen den einzelnen Geschossen ist durch eise nie
Scbraubonstiegen ermöglicht
N». 92.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
469
Je 2 gegenüber liegende Lagerhäuser sind in der Mitte der
Langseiten im Kellerge-schoss durch 2 parallele Tunnels, im Ober-
geschuss durch eine eiserne Brücke direkt verbunden (s. d. Quer-
schnitt). Es wird auf den wasserdichten Abschluss der Tunneln gegen
Hochwasser viej Sorgfalt verwendet, indem Vorkehrungen getroffen
l, um Dammbalken einzulegen, hinter welchen eine ent-
end starke Lehmsdilag- Dichtung zu liegen kommt. — Vor
Kellerfenstern befinden sich zum Zwecke der unmittelbaren
Verladung gemauerte Schachte, die unter dem Holzperron liegen.
b) Die Gleise zwischen je 2 Lagerhäusern sind durch Quer-
gleise und Drehscheiben, sowie an der Stadtseite durch eine An-
zahl von Weichen mit einander verbunden.
c) Von den Lagerhäusern ganz gesondert steht der Kora-
Klevator, welcher den amerikanischen in seiner inneren Einrich-
tung ahnlich, sich von diesen nur durch eine solidere Bauart unter-
scheidet; vor demselben sind die in das Gebäude geführten 4
Gleise durch eine komplizirte Weichenanlage mit einander ver-
bunden. Leber das Detail der Konstruktion ist vorläufig noch
nichts festgestellt, doch dürften dasselbe den in ,yMnlerieux,
traeaux publirt atir Etat» ujmü" gegebenen Typen ähnlich Bein.
d) Die Kosten der ganzen Anlage vertheilen sich wie folgt:
G Lagerhäuser 1 400 000 M ; deren innere Ausrüstung u. s. w.
420000 M.; Gleise, Straften u. s. w. S60000 M.j Elevator
6781000 M.; Kaimauern 1190000 M. : Verschiedenes 789 IHN) M.;
somit in Summa 9940000 M., oder liir das <i«< Nutzfläche der für
die Einlagerung bestimmten Gebiiiide '*> Lagerhäuser 21 000 s»,
Elevator auf dieselbe Sckültuiigshöhe von 2™ reduziit, beim
ereteren die Höhe der Zellen mit IS™ angenommen, ergiebt
18 0001-) 255 M., also im Verhältuiss zu den Zahlen der
Tabelle sehr hoch. Von einigen Fachmännern wurde beantragt,
den Elevator wie oben auf 30 000 000 •>« zu projektiren, aber das
Gebäude ähnlich denen in Buffalo und Chicago aus Holz herzu-
stellen, wodurch die Kosten sich auf nur 2 000 000 M. stellen,
also sich eine Ersparnis» von mindestens 3 781 000 M. ergeben
würde, und das lm Nutzfläche nunmehr auf 15t! M. kommen
wurde. Mit Rücksicht aber auf die Thatsache, dass die Zweck-
mässigkeit der Elevatoren bei Lagerhaus - Anlagen in Europa
bis jetzt nur sehr bedingungsweise konstatirt werden konnte, da
die Grölse des Konsums mit den hohen Anlagekosten kaum in
richtigem Vcrhaltuiss steht, dürfte auch in Budapest es sich em-
pfohlen haben, die ursprünglich in Aussicht genommene Anlage
anzunehmen.
Der Ausbau durfte, wenn die gegenwärtig noch bestehenden
einzelnen finanziellen Eragepuukte glücklich gelöst werden, noch im
Laufe des gegenwärtigen Jahres begonnen werden.
Budapest, April lt)78. Julius Seefehlner.
Kunstgewerbliche Kor
Auch in diesem Jahre hat, wie im vorigen, das preufsische I
Handels-Ministerium den zu diesem Zwecke vereinigten Instituten
des deutschen (iewerbe- Museums und der Berliner Bau-Ausstel-
lung die Mittel gewährt, um das deutsche Kunst • Gewerbe zu
einem Wertkampfe seiner Erzeugnisse aufzurufen. Die Aufgaben
betrafen einen Pteilerspiegel, eineu Kamin, eiu Begulator-Gehäuse
und ein I'hotographie-Alhum. Die Beteiligung stellt, wenn auch
nicht eben solchen Aufwand an Mitteln wie bei den gröfseren
Aufgaben des Vorjahres, doch sicher ebenso viel Interesse, tüchtige
Arbeit und kunstgewerbliche I,t>i8tungsfähigkeit dar. Die in der
Bau-Ausstellung aufgestellten Kamine sowie die übrigen Konkur-
renz-Arbeiten in den Bäumen des Gewerbe - Museums, die, wie
wie man hört, von Mitte des Monats an ebenfalls im Architekten-
hause ausgestellt werden sollen, erregen bereits das lebhafteste
Interesse der zahlreich die sonst leider öden Räume des Gewerbe-
Museums füllenden Besucher. Das Urtheil des aus den Hrn.
Grunow, Kyllmann, Gropius, Lessing, Ende, Borstell und Sufsmonn-
Hellborn bestehenden Preisgerichts wird wohl nicht vor der vorn
Handels-Ministerium zu erwartenden Bestätigung bekannt gemacht
werden. —
Die 4 Kamine — aus natürlichem Stein für ein größeres j
Speisezimmer berechnet und innerhalb des Preises von 1000 .//.
zu halten — zeigen eben so viel grundverschiedene Richtungen
und Auffassungen, wenn auch der Stil, bezeichnend für unsere
moderne Geschmacksrichtung, sich ausschließlich in den Formen
des XV. und XVI. Jahrhunderts bewegt —
In edlem, klaren Aufbau zeigt der von O. Metzing nach
Zeichnungen A. Stöckhardi's in der kurzen Zeit von 14 Tagen
ausgeführte Karoin das schöne, elfenbeinfarbene, jeden Meifsel-
schlag mit ansprechender Schärfe wieder gebende Material des
Liaskalkes von Larrys. Die Ornamente, ursprünglich wohl in den
Formen der deutschen Renaissance gedacht, haben unter der
augenscheinlich an italienischem Detail gebildeten Hand des
Architekten eine wohjthueitde Knappheit und Präzision erhalten
und sind mit Geschmack und Mäßigung vertheilt. Ist dieser
Kamin, der Natur des Materials entsprechend, aus mir 0 massiven
Stücken aufgebaut, so zeigt sein Gegenüber, von Rötger ge-
zeichnet und von Wille ausgeführt, eine geradezu raffinirte Aus-
fühning aus zahlreichen halbzölligen Blatten, sowie gehobelten und
gedrechselten Stücken schwarzen Marmors. Viele jener geschickten
Wendungen, die die Tischlerei der französischen und holländischen
Renaissance erfunden hat, um kostspielige Verkröpfungen und
ähnliches zu vermeiden, sehen wir hier benutzt Wesentlich an
Hulztechnik erinnernd — und darin mochte seine Schwäche
liegen — macht dieser Kamin in dem tiefschwarz glänzenden,
durch reiche Vergoldung gehobenen Marmor, im Verhältnis« zu
den aufgewandten Mitteln unbedingt den prächtigsten Fhndruck.
Eine etwas glücklichere I'rorilirung der deckenartigen Eckstützen
und ciue dezentere Verwendung und Zeichnung der Vergoldung
würde den Werth dieses Stückes noch erhöht haben.
Unsere bekannteste Marmor - Firma, Schleicher, ist mit
zwei Lösungen der Aufgabe auf dem Kampfplatz erschienen.
Der eine derselbe», nach Zeichnungen von Ihne & Stegmuller
ausgeführt, leidet etwas unter der Ungunst des Materials, welches
der gelungenen, sich in ausgesprochen deutschen Renaissance-
Formen bewegenden Komposition entschieden Abbruch thut. Ein-
mal kommen in dem stark porösen Savonnieres-Kalkstein die von
Otto Lessing unzweifelhaft sehr schön modeUirten Ornamente
nur weich und unentschieden zum Ausdruck, - dann ist auch
die Zusammenstellung der Holzfarbe dieses Steines mit den
grauschwarzen Säulenschäften und einzelnen Quaderchen aus
sogen, belgischem Granit keine ganz glückliche. Auf den ge-
schmackvoll ausgebildeten Einsatz sei hier noch besonders auf-
merksam gemacht — Der zweite Kamin dieser Finna, ans fleisch-
farbenem Salzburger Marmor in zwei Tönen noch Zeichnung von
Sputh gearbeitet, verdient vollen Beifall. Einfach und klar in
rrenzen in Berlin.
inem Aufbau, der durch einen kleinen, mantelartigen Aufsatz
angemessen abgeschlossen wird, wirkt er, ohne viel reliefirtes
< »rnoment, durch den Wechsel von gekörntem und polirtem Stein,
und zeigt namentlich in den für die F'euerung und das Feuer-
Geräth getroffenen Einrichtungen geschickte Durchbildung. —
Darf ich dem Leser nun zur weiteren Betrachtung der
Illingen der 3 übrigen Aufgaben den kleinen Spaziergang an
dem überaus stattlichen, bereits unter Doch gebrachten Neubau
des Gewerbe - Museums vorbei zu dem nichts weniger als statt-
lichen Ausstellungssaal im Provisorium zumuthen, so strahlen uns
hier im Glanz ihrer Vergoldung zunächst die Pfeilerspiegel
aus Steinpappe entgegen: nicht multa, aber multum.
Der Spiegel von Joug in Köln, von Bildhauer Maller
modellirt, zeigt aufser einer hübschen I<ösung des Aufsatzes mit
einer etwas klein gerat he neu Büste wenig Neues. Der Rahmen,
mehrfach getheilt, entbehrt eines aasgesprochenen Motives und
bleibt daher, ebenso wie die viel zu hohe Konsole, die eine Art
von Louis XVI.-Stil zeigt, ohne Eindnick.
Sehr vornehm in seiner Haltung, wenn auch nicht in ollen
Theilen gleichmäßig durchgebildet — namentlich scheint die
Konsole etwas eilfertig und stiefmütterlich behandelt — ist der
Spiegel der Firma C. Röhl ich (vorm. Rebling k Laue) nach
Zeichnung von Hei decke. Es ist der' einzige, der nach dem
im Programm gegebenen Fingerzeig die köstlichen Steinpapp-
Arbeiten der italienischen Renaissance, die das Gewerbe-Museum
besitzt, zum Muster genommen hat. Dies kleine zarte Ornament-
werk, geschickterweise in kurzen Rapports angewendet und durch
grünliche Färbung des Goldes gehoben, giebt der ganzen Kom-
position Haltung und Maarsstab.
Eine voll befriedigende Lösung darf endlich der Spiegel von
Vogts & Co. genannt werden, als deren Erfinder wir wieder der
Firma Ihne it Stegmalier (nicht zum letzten Mal in diesem
Räume) begegnen. Die, namentlich neben dem vorigen, etwas
gedrückt wirkenden Verhältnisse des Aufbaues motiviren sich
wohl dadurch, dass über ihm die Stoff- Dekoration der Fenster-
wand hinweg zu gehen bestimmt ist Auch nimmt die an sich
überaus glückliche Anordnung eines kleinen Obergeschosses dem
eigentlichen Spiegel etwas von der gebräuchlichen Schlankheit.
Der ganze, höchst ideenreiche Aufbau, mit zwei reizenden Hermen-
figuren seitlich abgeschlossen und oben in den lustigen, über-
quellenden Formen deutscher Renaissance auskliugeud, zeigt eine
geradezu meisterhafte Sicherheit in der Massenvertheilung und
der Behandlung der Bclicfs, die auch hier wieder bei Otto Lessing
in den besten Händen gelegen hat. Dürfte etwas Bedenken er-
regen, so wäre es etwa die durchbrochene Behandlung des an
1 sich sehr glücklichen Truhen- Motivs am Konsol und die unklar
I wirkende Verwendung von Loub-Guirlanden über dem obersten
muschelartigen Abschluss. Eine Wiederholung desselben Spiegels
in weifsgrauer F'ärbung mit weifser Marmorplatte zeigt die volle
Bcwu&stheit der Formenbehandlung noch deutlicher, dürfte aber
in dieser gespenstigen Farbe kaum Verwendung finden. —
Neben den Spiegeln sehen wir 10 verschiedene Wanduhr-
| Gehäuse, welche eine brennende Frage unserer Zimmer-Ein-
I richtung ihrer Lösung entgegen zu führt:» suchen. Gleich dos
erste ist eine höchst ansprechende Arbeit des Kölner Bildhauers
Kleinertz, unter Mitarbeiterschaft der Architekten Voss und
Müller. Wo der Kölner Meister diese virtuose Behandlung des
deutschen Renaissance - Ornamentes her hat, können wir in der
Möbel-Sammlung des Gewerbe-Museums erfahren. Eine gröfsere
Kollektion der anmnthigen rheinischen Kredenz-Schränkchen aus
dem XV. Jahrhundert, von Kleinertz meisterhaft restaurirt, bildet
seit einem halben Jahr eine bemerkenswerthe Bereicherung dieser
viel zu wenig gekannten Sammlung. Es ist sehr zu bedauern,
dass das Uhrgehäuse von Kleinertz nicht eine Handbreit länger
gezeichnet ist. Bei aller Schönheit der oberen Lösung und des
Details stört dies schlechte Verhaltniss des Kostens empfindlich.
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DEUTSCHE BAUZEITUNG.
16. November 1H78
Die von W. Quehl in Verbindung mit Stampehl nach
U. Köhler'» Zeichnung gearbeitete Uhr ist wenig ansprechend
ju ihrem Hauptmotiv — einer sehr gestellten Pilaster- und
Bogen- Einrahmung des Zifferblattes. Auch die Konsolen und
die obere Hekrönung mit eigentümlichen Akroterien-Formcn er-
füllten nicht die Erwartungen, welche sich an die Namen der
Erfinder knüpfen.
Sehr vornehm wirkt das von Sputh gezeichnete, von Wenkel
ausgeführte Gehäuse sowohl durch das glückliche, echt architek-
tonische Relief, wie durch die feine Wirkung mehrfarbiger
Intarsien auf schwarzem Holz. Nur die tragenden Konsolen
erscheinen auch hier nicht ganz gegluckt.
Es folgen alsdann in der Reihe mehre ganz tüchtige Ar-
beiten, so von 0. Weifsert, von Lindenberg in Berlin, von
G a f s e r l in Magdeburg, die sich aber nicht wesentlich über das
handwerkliche Niveau erheben — beim letzteren ist, neben
wirkungsvollem Aufbau, der glückliche Gedanke zu erwähnen,
Zifferblatt, Pendel und Gewichte mit in den Kreis der Dekoration
zu ziehen. - Brandstätter in Herlin hat ein sehr feines,
bescheiden wirkendes Stück geliefert, bei welchem die Bildhauer-
Arbeit vor einer gut gezeichneten, scharf profilirten Tischler-
Ganz abweichend von den vorigen, entschieden auf polychrome
Wirkung abzielend, ist das Gehaus« von R. Schirmer, übrigens
in guten Verhältnissen, reich an Motiven und in seiner Konsolen-
Lösung besonders glücklich. Der hier erstrebten reichen Wirkung
von nachgeahmtem Perlmutter, Achat, blau unterlegtem durch-
brochenem Messing - Ornament auf schwarzem Holzgrund, alles
dezent verwendet, kann man sich schwer entziehen. Der Bruder
des vorigen, P. Schirmer, bat, indem er sich den Preis fast
um die Hälfte niedriger steckte, ein in seiner Beschränkung sehr
reizvolles Stück geschaffen. Das Gehäuse ist ohne eigentlich
architektonisches Motiv, io aufserst geschickt behandeltem Rahmen-
werk mit tadelloser Endigung nach üben und unten, last das
Ansprechendste dieser ganzen Konkurrenz. — Eine Arbeit von
Hook in Neudorf bei (iraudenz steht weder in der Erfindung noch
in der Ausführung auf der Höhe der übrigen. —
Unter den 6 Photographie-Albums nehmen die beiden
Arbeiten von Kullrich unzweifelhaft die erste Stelle ein, auch
wenn er nicht mit der von ihm neu erfundenen inneren Einrich-
tung des sogen. „Universal -Albums- eine erfreuliche Abwechse-
lung in diesen tätlich langweiligen Artikel brächte. Das erste,
nach Zeichnung von A. Heyden unter Verwendung reichen
Emailschmuckes aus der Laue'schen Werkstau kann in der, ihrer
Wirkung vollkommen sicheren Behandlung vou Formen, Ksvbe
und Vergoldung des Leders mustergültig genannt werden. Leider
schaden die schreiende Vergoldung der Bronze und die hellen
Emailfarben etwas der Harmonie der Farbenwirkung.
Das zweite, nach Ihne A Stegmüller's Zeichnung, wirkt
ruhiger und zarter in den Farben. Es lehnt sich in der Behand-
lung des Ledermosaiks durchaus an die mustergültigen Arbeiten
des 16. Jahrhunderts an. Hier wirkt leider der Beschlag, von
Seeger gefertigt, etwas blechern. Es zeigt uns den wunden
Punkt unserer Berliner Lederwaaren-lndustrie, Ober welchen die
Wiener längst hinaus ist.
Bei Verirruiigen, wie die vou Lochbaum, der mit kanro
glaublicher Mühe und in bewunderungswürdiger Ausführung einen
Albumdeckel von reichsten Kartouche- und Bügelformen in Hoch-
relief aus Leder presst, muss man die Arbeits- Verschwendung
bedauern, die mit ein wenig Rath in bessere Bahnen zu leiten
wäre. Aehnlirhe Wege gehen Th. Förste & Co. in Verbindung
mit Bildhauer Peters, dem wohl die hübsche BuchsbaumSkulpliir
in der Mitte des mit hohlen Leder-Kartonchen übersaeten Deckels
zu verdanken ist Auch hier eine aufdringliche, schlecht aus-
geführte Metallarbeit
In richtigerem Flachornament-Stil und dabei in reizendster
Farbenwirkung hat Voorgang (Firma Manegold) ein kleines
Album ausgestellt. leider sind hier die Formen, die ursprünglich
für ein weit gröfseres Stück gezeichnet waren (welches ebenfalls
unter den I/ederarbeiten des Museums ausgestellt ist), etwas aus
dem Maafsstab gefallen und verrathen damit den späteren Zu-
sammenbau. — Schliefslirh sei noch der von Bildhauer Scufert
in guten Itenais&ance - Formen und verstäudigi-r Ausführung aus
Eichenholz geschnitzte Albumdeckel erwähnt, zu welchem Schlunk
den Inhalt und Vorpahl & Pohl die Beschläge geliefert hahen.
Architekten- Verein zu Berlin. Versammlung am 1). Nov.
1878h Vorsitzender Hr. Möller; anw. 224 Mitgl. und 10 Gäste.
Der Hr. Vorsitzende macht Mittheilung davon, dass Hr. Adler
sich veranlasst gesehen habe, die auf ihn gefallene Wahl zum
Mirgjiede der Kommission, welcher die Vorbereitung einer neuen
Edition von Projekten zu Kirchen-, Pfarr- und Schulgcbäuden
soll, abzulehnen; die^Ersatzwah^ wird für die nachst-
über eine seitens der hiesigen Firma II. Meyer
£ Co. lM>absichtigte Konkurrenz um den Entwurf eines Tafel-
Aufsatzes gemacht worden ist, giebt:
llr. Gill die Beendigung seines in der Versammlung vor
14 Tagen abgebrochenen Vortrags über die Tegeler Wasser-
werke und die Ursachen der mangelhaften Beschaffenheit des
von densellien gelieferten Wassers. Der Hr. Redner ist im
Stande, seinen diesmaligen Vortrag mit der Mittheilung zu be-
ginnen, dass die Erkenntnis« Ober die Natur des Uebels in den
letzten 14 Tagen wesentliche Fortschritt« gemacht habe. In einer
in allen Tiefbrunnen bei Tegel gefundenen Alge hat man es mit
einer speziellen Form zu thun, von welcher fest gestellt ist,
dass dieselbe im Tegeler See nicht vorkommt, da sie in
offenen Gewässern überhaupt unlebensfähig ist und nur in Brunnen
und Quellen ihr Dasein zu fristen vermag. Diese zweifellose
Thatsache genügt, um dem gegen die Tegeler Anlage erhobenen
Vorwurf, dass in der nahen Lage der Brunnen zum Seeufer,
sowie auch in der Durchlässigkeit der Brunnenwand auf ihre
ganz« Höhe die Ursachen der üblen Zustände zu suchen seien,
den Boden zu entziehen! .lene besondere Algenform, welche dem
ihren Vorkommen entsprechenden Namen „CArenopihriiu führt, ist
(in einem unter den vielleicht zahlreichen Zuständen, unter denen
sie vorkommt) röhrenförmig gestaltet und für das Auge unwahr-
so lange als sie aufeer Berührung mit Eisen bleibt,
sie bei Eisennahrung sich röthlich färbt und sichtbar
wird,
übergeht Wesentlich für die Beurtheilung
Erscheinungen, unter denen die Verunreinigungen des Leitungs-
wassers sich gezeigt haben, ist nun die Thatsache. dass das
städtische Rohrneu aus einem älteren und einem neuen Theile
besteht und dass in dem neuen Theile die Innenfläche der Eisen-
Rohre durch einen für eine längere Reihe von Jahren aushalten-
den Asphaltoberzug gedeckt ist, wahrend in den Rohren, die dem
älteren Theile des Netzes angehören, der schützende Ueberxng
der Ianenseite längst verloren gegangen ist. — Die reichliche
Nahrung, welche die Algen daher in den Strängen des alten
Rohrnetzes finden, fehlt ihnen in dem neuen Theile des Netzes
und es erklärt sich hieraus die mehrfach wahrgenommene Thatsache,
dass Wasser, welches in 2 benachbarten Strafgen (mit ungleich
alten Rohrleitungen j entnommen wurde, in einem Falle Farb-
luäigkeit, im anderen Falle eine beträchtliche Trübung zeigte,
obwohl beide Entiiahmestellen das Wasser notorisch aus den
Tegeler
schädlich ist mit Algen besetztes Wasser glücklicherweise nicht;
erhebliche Misstände aber bringt ein mit Algen versetztes Wasser
für verschiedene Gebrauchszwecke, wie ». H. für den Gebrauch
zum Kesselspuisen , in Färbereien, Brauereien, zum Gebrauche
Operationen der Photographie etc. etc. mit sich und
es ist gerade hier Abhülfe in dringender Weise geboten.
bei gewissen
Was letztere betrifft, so ist der Vorschlag gemacht
dem Tegeler Wasser am Gewinnungsort einen gewissen Zusatz
von hArtebildenden Substanzen — Kalk, Gips, Magnesia — zu
verleihen, weil es scheint, dass die (Jhremipthriz derartig ver-
setztes Wasser nicht verträgt I>er Hr. Vortragende hält indesseu
dieses Auskunftsmittel — den Fall seiner Wirksamkeit voraus
gesetzt — als mindestens ebenso umständlich und kostspielig, wie
ein anderes in seiner Wirkung zweifelloses Mittel: die Sand-
filtration. Es sind mit dem Wasser des Tegeler Sees zahl-
reiche Filtration* - Versuche mit Filtern von gleicher Einrichtung
wie die auf den Werken am Stralauer Thor vorhandenen, unter
Verwendung von Geschwindigkeiten von 2,4 bis 4,8™ pro 24 Stunden
gemacht worden und es haben diese Versuche ergelien, dass auch
bei der höchsten Geschwindigkeit von 4,8 * (welche die normale
Filtrations-Geschwindigkeit, die auf den .Stralauer Werken zur An-
wendung kommt, um 1,2™ überschreitet) das Wasser insoweit
rein zum Ablauf kommt, dass durch die mikroskopische Unter-
suchung Verunreinigungen nicht nachzuweisen sind. Hr. Gill
spricht unter Berufung auf diese Resultate und auf die Grund-
lagen, welche für die Verfassung des Projekts zu den Tegeler
Werken s. Z. angenommen worden sind*), entschieden zu Gunste n
der nachträglichen Anlage von S&ndfiltern bei Tegel sich aus und
glaubt achliefslich, zur Richtigstellung übertriebener Auffassungen
von dem Umfange des Uebels anführen zu müssen, dass auf die
im allerscblimmsten Falle als „verloren"
bei Tcg
ganz & 1
verwendet worden sind.
In der nunmehr folgenden Diskussion ergreifen die
Hrn. Kyllmann, Ende, Orth, Quassowski, Blanken-
stein, Hobrecht, Faulhaber und Dircksen das Wort —
Hr. Orth führt au, dass nach Zeitungsnachrichten in den Trink-
wasser-Brunnen verschiedener Stadtgegenden Algen aufgefunden
worden sein sollen; es sei denkbar, dass das Vorkommen der-
selben auf gewisse Bodenschichten beschrankt sei und ebenso
dass eine Freimachung der Schichten durch Auslaugen sich er-
zielen lasse, während Hr. Blankenstein bemerkt, dass dorch
die Untersuchungen ßischoff s nachgewiesen sei, dass die qu. Algen-
form in allen hiesigen Brunnen sich finde, welche Wasser mit
Eisengebalt führen, und dass danach von einer Auslaugung
kaum ein Resultat erhofft werden könne, so dass etwas anderes
nicht übrig bleibe, als die von Hrn. Gill empfohlene Anlage der
Saudtiltcr.
•) V«»!. den betr. IWricM in N«. W, S. SSL
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N«. 92.
471
Erfahrungen, die bei verschiedener Beanspruchung der Tief-
brunoen, d. i. bei verschieden tiefen Absenkungen de« Grund-
wasaer-Spiegels der Umgebung der Brunnen erzielt worden sind,
eine Auslaugung für onthunlicb. — Hr. Quassnwski macht
auf Klagen über Kesselstein-Bildung aufmerksam, welche von
Kesselbesitzern erhoben werden, die ihre Kessel mit Wasser von
Tegel gespeist haben; Hrn. Gill sind diese Klagen nicht unbe-
kannt; die Feststellungen darüber schweben noch; jedenfalls aber
steht fest, dass es sich in einem betr. Einzelfalle nur um einen leicht
zpi rechlichen pulverfönnigen Niederschlag handelt, der als eigent-
licher Kesselstein nicht gelten kann. - Die Hrn. Faulhaber
und Dircksen verbreiten sich in verschiedener Weise Uber die
Abhaltung der Wasser der oberen Erdschichten von den Brunnen
durch Dichtmachen der Brunnenwand, bezw. Ober die Umbildung,
welche die oberen Wasser erfahren, wenn dieselben tiefere Boden-
schichten zu durebsinken haben, bevor sie Zutritt zum Brunnen ,
erlangen: Hr. Gill vermag diesem Umstände mit Bezug auf die
Tegeler Werke um deswillen eine Bedeutung nicht beizulegen,
weil auch in dem von Hrn. Fanlhaber als Beispiel zitirten Brunnen I
auf dem Anhalter Bahnhofe (ca. 30m tief und bis unten bin mit
dichter Wand hergestellt), die Chrenopthri* aufgefunden worden
sei — ein Beweis, dass das Mittel, diese Algenform von dem Brunnen
dadurch abzuhalten, dass man die Wand derselben dichte, un-
geeignet sei.
Auch Hr. Hobrecht ist der Ansicht, dass es, abgesehen
von Fallen, in denen Brunnen in bestimmte Terrainschichten von
bedeutender Ausdehnung eintauchen oder solche durchsetzen,
überhaupt unthunlich sei, die Wasser der oberen Schichten vom
Eintritt in die Bronnen abzuhalten; im übrigen macht Hr. Hobrecht
auf ein paar wichtige Thataachen aufmerksam, die sich beim
Hau der Tegeler Werke heraus gestellt bitten, und bezeichnet
als solche: a) das Vorkommen einer bestimmten Algenform in
Tiefbrunnen und b) den durch dieses Vorkommen indirekt er-
brachten Beweis, dass der Rücktritt des Wassers offener Keservoite
— Seen, Flüsse — in benachbarte Brunnen viel weniger leicht
zu furchten sei, als im allgemeinen wohl angenommen zu werden
pflegt Es rühre das von den Ablagerungen von Schlicktheilchen
auf der Sohle der offenen Reservoire etc. her, die dem Rückläufe
des Wassers den Weg versperrten. Die Thatsarbe sub a) ent- I
halte für Hygieniker mit übertriebener Vorliebe für Quell- und '
Bronnenwasser- Versorgung, sowie für Kommunen, die unter dem
Einflüsse derartiger Persönlichkeiten über Wasservcrsorgungs- I
Projekte Beschhisse zu fassen hätten, eine heilsame Lehre, welche
hoffentlich Früchte tragen werde. Nur zu hautig und zum groben
Schaden von Kommunen sei bisher der Wasserleitungs-Techniker
gezwungen gewesen, seine Ansicht derjenigen des Arztes unter-
zuordnen, und habe man, ungeachtet der zahlreichen Beispiele
guter und schlimmer Art, welche namentlich England uns biete,
selbst da Qoellwasser-I/eitungen ausgeführt, wo die Verhältnisse
mehr oder weniger entschieden günstig für Ausführung einer
Flusswasser- Leitung gelegen hatten. Redner verbreitet sich
nun noch kurz über die wesentlichsten Punkte, welche bei beiden
Arten der Versorgung in Frage kommen, und erinnert an die
bekannten Berchlüsse des deutschen Vereins für öffentliche
Gesundheitspflege und an die Schwierigkeiten, die einzelnen
Kommunen durch diese Beschlüsse leider erwachsen sind.
Endlich macht Hr. Hobrecht auf den in der Diskussion zu
Tage getretenen Widerspruch Ober den Einfluss, den die Harte
bildenden Substanzen Kalk, Gips und Magnesia auf die Chrenop-
tkrix äußern, aufmerksam und spricht deu Wunsch aus, diesen
Punkt durch anzustellende spezielle Versuche völlig geklärt zu
erhalten. —
Hr. Quassowski macht alsdann eine beschreibende Mit-
theilung über Apparate zur Weichensicherung auf Eisen-
bahnen, deren stark aphoristische Form in Verbindung mit dem
Mangel erklärender Skizzen es uns unmöglich erscheinen liissl, in
anderer als rekapitulirender Weise Ober die Mittheilung zu referiren.
Hr. Quassowski geht nach der Erwähnung, dass die ersten Weichen-
sicherangB-Apparate etwa um den Anfang des gegenwartigen
Dezenniums auftauchten, zu einer fortlaufenden, auf engsten
Umfang beschränkten Beschreibung der bezügl. Apparate von
Saxby k Farmer, Jüdell, Clement & Parravicini, Froitzheim,
Schiefner, ('laufs, Hohenegger, Bnbertag (beide letzteren unter
einander sehr verwandt), sowie endlich von Schnabel & Hennig
über, führt als gemeinsamen Mangel aller beschriebenen Systeme
den an, dass beim Rüekwarts-Auffahren der Weiche mit Sicherung
der betr. Apparat nothwendig zerstört wird, und gedenkt einer
einzigen besonderen Konstruktion, in welcher dieser Mangel be-
seitigt ist; leider ist letztere Verbesserung nur für solche Weichen
anwendbar, welche für sogen, zentralisirte Stellung eingerichtet
sind. Zum Schlüsse der Mittheilung giebt Hr. Quassowski der
Ansicht Ausdruck, dass die spitz befahrenen Weicheu, nachdem
man durch die beschriebenen Erfindungen in den Stand gesetzt
sei, dieselben in relativ vollkommener Weise zu sichern, viel von
ihren früher dagewesenen Bedenklichkeiten verloren 'hatten. —
Angeführt sei endlich, dass Hr. Quassowski während des Vortrags
eine grobe Anzahl von Zeichnungen der behandelten Apparate
zur Vorlage brachte und aufeerdem das Modell einer Weiche
auf eisernen Schwellen mit Sicherung» • Vorkehrung nach dem
System von Clement & Parravicini ausgestellt hatte; Weichen
dieser Einrichtung werden von der Maschinen-Fabrik von Vögele
in Mannheim ausgeführt. —
An der Beantwortung der im Fragekasten vorgefundenen
Fragen betheiligen sich die Hrn. Böckmann, Ende, Meyer,
Möller, Orth, Quassowski und Scubovius. Schluss* der
Versammlung nach 10 Uhr. — B. —
Welche von der Lokomotive aua. Die
tm ig bat, wie der Titel schon
motivführer beim Rangiren oder bei
Einfahrt in den Bahnhof es au ermög-
lichen, sämmtliche Weichen zu durch-
fahren, ohne der Hilfe eines Weichen-
stellers zu bedürfen. Hierbei sind
die Doppelweichen auszuschließen, die
auch fortan von einem Wärter
bedient werden müssen.
Der von Ingenieur Weiis in
angegebenen , nachstehend
Vorrichtung, für welche
nachgesucht worden
ist, liegt der Ge-
danke zu Grunde,
dass die gegen die
Spitze befahrene
Weiche in gleicher
Weise umgestellt
werden kann, wie es
bei mit der Spitze
befahrenen Weichen
stattfindet, bei denen
die Zunge durch den
Druck des Spur-
sich öffnet
Der Verschie-
bt, den Zweck,
der
Loko-
anderen G<-<* rechts von der durch die Hi : h punkte ge-
zogenen Vertikalen absteht; es entspricht dies einem Gesammt-
ausschlage der Zunge von 12"°.
Um diese Bewegung der Zugstange (%), u. z. von der Loko-
motive aus zu f
Bewegung der Zugstange (/I), u. z. von d<
i bewerkstelligen, ist folgende Eimichtung
Es sind etwa 1,8« vor der
bungs -
I Weichenhock i ist
derart eingerichtet,
dass das die Zungen-
stellung erhaltende
Gewicht direkt an
dem mit der Hand stellbaren Hebel sich befindet. Dasselbe musa
daher entweder schwerer als die Gegengewichte der gewöhn-
lichen Weichenbocke gemacht werden, öderes muss — im andern
Falle — der Heitel eine etwas erhöhet« Lage erhalten, so,
dass das den Hebel mit der Zugstange X verbindende Scharnier
bei der einen jeweiligen Stellung der Weiche links, bei der
spitze, bezw. vor der Zugstange X
2 Schalen S u. Ä" in die hier liegende
Querschwelle eingelassen, deren Mittel-
punkte ca. 25 r™ von der Gleisaxe A B
Die Schalen dienen als Lager
(A' u. K'), die nach oben hin
so ausgebildet sind, das« 2 gewöhnliche
Eisenbahnschienen (E u. E") durch ge-
und mit dem laschenfönnigen
fest verbunden
werden. Die nach der
Skizze vom Dreh-
punkte aus in beiden
Richtungen sich vor-
streckenden Schienen
sind derartig gebo-
gen, dass ca. 8,6 m
vor der Zugstange Z
an ihrem Fube bei
ii die Gleisaxe A B
eine Tangente bildet
Die Kopfmittc der
Schienen an dem an
der Zugstange liegen-
den Ende ist ca.
43'«-,
(bei «■» Länge)
weniger weit
von der Uleisaxe A B
entfernt. Die Dreh-
Schienen E u. £' sind an beiden Enden durch Zugstangen unab-
änderlich verbunden. Die Zugstange 7. der Weiche ist durch
die Stege der Drehschienen hindurch geführt, aber so, dass auf
beiden Seiten der Stege Verdickungen oder Wulste vorbanden siud,
welche die Lage der Drehschienen auf der Zugstange fixiren. Jede
E hat daher die Mitdrehung der
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472
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
16. November 1878
anderen und die Verschiebung der Weichen-Zngstange Z zur
Folge: die Weiche wird vol Island ig umgestellt sein, sobald
jene Verschiebung IS«" gross, d. h. mit dem Zungen- Ausschlag
übereinstimmend wird.
Um nun die Verschiebung der Drehschienen von der Loko-
motive aus zu bewerkstelligen, muss diese an geeigneter Stelle
■J auf gemeinsamer Achse steckende Arme // und //, erhalten, die am
untern Ende rollenfürraige Körper {Ii, Ii') tragen. Die Außenkanten
der beiden Hollen liegen so weit von einander, bezw. von der
Gießachse entfernt, dass die Rollen im Stande sind, beim Knt-
langgleiten an den Drehschienen K die zum entstellen der
Weiche nöthige Verschiebung der Schienen hervor zu bringen.
Im übrigen ist die relative Stellung der beiden Rollen so zu
denken, dass die Stangen, auf deren Enden sie stecken, in
rechtem Winkel gegen einander liegen. Bei passiver Lage der
Rollen haben beide Stangen übereinstimmend die Neigung von
45" gegen den Horizont und es befinden sich dann die tiefsten
Punkte der Rollen etwa 6"» Uber Schienen- Oberkante. Die ver-
!
Endlagen, welche die
sind in den beistehenden Skizzen augegeben; sie
Stellung eines Hebels hervor gebracht.
ein Tafelaufsatz zu entwerfen, bestehend aus: 1) Mittelaufsatz,
2J Roui|uethalter, 3) Kandelaber mit 7 Klammen, 4) Frucht- und
Konfektschale. Der Mittelaufsatz kann eine Höhe bis zu So ' "'
erhalten, die Höhe der übrigen Stücke ist frei gestellt und nach
der des Mittelaufsatzes zu bemessen. Der Tafelaufsatz ist zu
einem Hau dels- Artikel bestimmt, weshalb nur allgemein passende
und verständliche Embleme verwandt werden sollen. Auch muss
die spätere Verkaufs-Suuime für den Mittelaufsatz innerhalb der
Höhe von 1000 bis 1500 M. bleiben. Der Mittelanfsatz ist in
natürlicher Grüfte zu zeichnen, die übrigen Stücke sollen in * .
derselben skizzirt werden. — Für den besten der eingegangenen,
programmgemäß und zugleich künstlerisch behandelten Entwürfe
wird ein Treis vou 500 M. ausgesetzt, doch behalt sich die Kom-
mission das Recht vor, denselben zu theilen, falls ein erster Treis
nicht ertheilt werden kann, so dass die 500 M. unter allen ent-
standen den Konkurrenten gesichert sind. Der pr "
die Hand des Lokomotiv-Fuhrers gelegt
ist Die gemeinsame Drehachse der beiden Itollcnarmc wird
am einfachsten unter das hintere Querrahm-Stück der Loko-
motive gelegt; die Detailkonstruktionen derselben und die der
Zugeinrichtung können wechseln, sind alter in jedem Falle von
gröfster Einfachheit. —
Der Konstrukteur beabsichtigt die Einrichtung derarüg um-
zubilden, dass dieselbe auch für die Weichenstellung in Pferde-
bahn-Gleisen verwendbar ist.
Deber die Restanration der Kirche zu Lorch a. Rh.
Das Referat in No. 87 der Deutschen Bauzeituug, betr. die Restau-
ration der Kirche zu Lorch a. Rh., bringt einige Ansichten hezügl.
der erneuerten äufseren Putzarbeit und Beutalung des Kirchen-
schiffes, welche eine Richtigstellung im Interesse der Sache
bedürfen.
Dasselbe behauptet zunächst, dass die in .malerischer Wir-
kung" ungleich in das Bruchstein-Mauerwerk einbindenden Quader
der Pfeiler etc. durch die Bemalung zu regelrechten ergänzt
worden seien. Dieses war jedoch um deswillen nicht möglich,
weil die Quader, von welchen der Hr. Einsender spricht, leider
gar nicht vorhanden sind.
Die Pfeiler des Hochschiffes der Lorcher Kirche sind ganz,
die Fensterecken daselbst bis zum Kämpfer ausschließlich einiger
weniger, die Ecke umgreifenden Binder der Wandsprossen in
Bruchsteinmauerwerk, ohne Eckquader, hergestellt. Solche
vereinzelten Binder der Fensterleibungen aber konnten für die
Eintheilung der gemalten Quader selbstverständlich nicht maai's-
gebend sein, so wenig, wie die alte Malerei, deren Eintheilung
noch deutlich vorhanden war und auf deren Wiederherstellung
wir uns lediglich beschränkten, Rücksicht daraufgenommen hatte.—
Die Behauptung aber, dass die Fugen der Maaßwerke ohne
Rücksicht auf den vorhandenen Fugenschnitt aufgemalt seien, ist
falsch : Die aufgemalten Fugen in den Fenster-Maafswerken sind
mit den Fugen des Steinschnittes vollständig identisch.
Der von dem Hrn. Referenten ausgesprochenen Ansicht
bczügl. der möglichsten Erhaltung des altertümlichen ehrwürdigen
Aussehens alter Baudenkmale, der thnnlichsten Kouservirung der
Patina auf Hausteinwerk und Putz, »dichten wir vollen Herzens
bei, jedoch mit der Einschränkung, dass dieses ohne Künstelei
überhaupt möglich ist. In einem Falle wie der ttnsrige, wo nur
etwa Vi« des alten Putzes Uberhaupt zu erhalten war, durften
wir von der Erhaltung dieser, auf den Mauerrlacben gänzlich
zerstreut liegenden l eberreste inmitten des sonst gänzlich zu
erneuernden Putzes Abstand nehmen, und wir hegen gerechte
Zweifel, dass selbst der Hr. Einsender in diesem Falle sich zu
dem sehr fraglichen Kunstgriffe, die gewünschte Patina des Alters
dem neuen Verputze gleich bei der Geburt mitzugeben, ent-
in dem Referate ausgesprochenen
den mittelalterlichen Baudeukmalen
wohl schwerlich ein Beispiel für eine äußere Bemalung, wie sie
an dem Kirchenschiffe in Lorch ausgeführt ist, nachweisen lasse,
nennen wir unter anderen nur den Chor der schönen Liebfrauen-
kirche (sog. „rothen Kirche") zu Uberwesel, sowie die Thurme und
die Todtenkapelle der St Katharinenkirche zu Oppenheim, an
welchen die Spuren solcher Malerei noch deutlich zu sehen sind. Es
waren solche Spuren vor der Restauration an der Kirche zu
Kidrirh und würden sich noch an vielen Kirchen im Rheingau
finden, wenn sie nicht mit der Zeit durch Restaurationen entfernt
worden wären. Schließlich sei nach die Elisabeth - Kirche zu
Marburg erwähnt, wo sich eine derartige Malerei sogar auf Hau-
steini|uader deutlich nachweisen lässt. —
Frankfurt a. M., den 6. November 1878.
Die Bauleitung der Restauration der Kirchenschiffe zu Lorch.
Max Meckel.
Entwurf wird Eigenthum des Auftraggebers, die übrigen Kntwt
verbleiben Eigeuthum des Vereins. Der Ablieferungs-Termin
auf den 2. Januar 1879, Abends ti I hr, fest gesetzt.
U. Hölzerner Viadukt — Kür eine normaßpurige, ein-
gleisige Bahn soll zur Ueberschrcitung eiues Thaies ein sowohl
in den Pfeilern als im Ueberbau hölzerner Viadukt entworfen
werden. Die Bahn liegt an der Baustelle horizontal und in gerader
Linie. Der Viadukt erhalt eine Länge von 150"'. Die Tiefe des
Thals unter Schienen- enterkante beträgt in der Mitte 20'», an
den Enden des Viadukts, wo sich Dammschüttungen anschließen,
6 ■. Guter sandiger Baugrund durchschnittlich 1,5 ■ unter Erd-
oberfläche ist vorhanden. Als bewegliche Last für die Berechnung
ist voraus zu setzen: Zug von Irädrigen Tender -Lokomotiven
mit <">.4 m Bufferlänge, 2 "■ Radstand, 12 ' Achslast. Größte Fahr-
geschwindigkeit 25 kl" pro Stunde. Die Weite der Oeffnungen
ist so zu wählen, dass die im ganzen erforderliche Hokmenge
möglichst gering und die Arbeit eine möglichst einfache wird.
Verfügbares Material : runde Stamme von in max. 8 "■ Lange bei
20cnl Zopßtärke. Zulässige Inanspruchnahme des Holzes auf
Zugfestigkeit 70**, auf Druckfestigkeit 50 k* pro 'i'm. — Es sind
zu fertigen: a) Ansicht, Schnitte und Grundriss in 1:250 des
ganzen Bauwerks mit beigefügtem Erläuterungsbericht; b) Zeich -
nungeines der höchsten Pfeiler nebst Ueberbau der daran stoßenden
Oeffnung in 1 ; 100 (wenn der Dentlichkeit halber wünschenswerth,
unter Beifügung von Einzelnheiten in 1 : 20) ; c) eine statische
Berechnung des höchsten Pfeilers mit daran stoßendem Ueberbau;
d eine überschlägliche Holzterechnung für den ganzen Viadukt
Die Entwürfe verbleiben Eigenthum des Vereins. Der Ablieferungs-
Termin ist auf den 2. Januar 167», Abends ti Uhr, fc
Ihese Aufgabe wird auf Wunsch des Offizier-Korps i
um wiederholten Male gestellt
sKctoigl.'
Konkurrenzen.
Auteerordentilohe Monats- Au fga
Vereins zu Berlin.
L Tafelaufsatz. — Für eine Silberwaaren- Handlung ist
des Arohitekten-
Konkurrenz für Entwürfe zu einer Brfoke in Libau.
Im Inscratentheil von No. 81 d. Bl. befand sich eine „Aufforde-
rung an Brückenbau-Ingenieure, welche das Programm für eine
zu Libau zu erbauende Brücke enthielt und zur Bearbeitung der
Aufgabe einlud. Nähere Auskunft über Einzelheiten des Pro-
gramms, das in dieser knappen Form ohne Beigabe von Planen
allerdings nur eine sehr dürftige Grundlage für den bezgl. Ent-
wurf bot, war in Aussicht gestellt
Auf das am 22. Oktober abgesandte Gesuch eines Konkur-
renten nm jene Auskunft ist demselben nunmehr am 9. November
ein Situationsplan nebst Profil, sowie ein Blatt gedruckter .Er-
läuterungen" übersandt worden, aus denen derselbe zu nicht
geringer Verwunderung ersehen musste, dass mittlerweile eine
vollständige Revision des Programms beliebt worden ist, bei
der die meisten Einzelheiten wesentliche Abweichungen aufweisen.
Dem betreffenden Fachgenossen ist durch dieses, von einer merk-
würdigen Harmlosigkeit zeugende Verfahren das Ergebnis« drei-
wöchentlicher Arbeit werthlos geworden. Da uns eine öffentliche
Bekanntmachung über die bezgl. Umgestaltung des Programms
nicht zu Gesicht gekommen ist und alle diejenigen Konkurrenten,
welche die .Erläuterungen* bisher noch nicht eingefordert haben,
in ähnlicher Gefahr sich befinden, so verfehlen wir nicht, den
Sachverhalt zur allgemeinen Kenntnis» zu bringen. — Vor einer
Betheiligung an Konkurrenzen dieses Charakters, zumal wenn sie
im Auslande stattfinden, müssen wir nach wie vor ernstlich warnen.
Brief- und Fragekatrten.
Berichtigung. In der Konkurrenz des Berliner Architekten-
Vereins, Itetreffend den Entwurf zu einem Kneipziminer, bat Hr.
EL Guth (nicht wie S. 400 d. Bl. in Folgt, eines Druckfehlers
angegeben ist, Hr. Huih) einen der beiden Preise erhalten.
Hrn. P. C. Ob eine präzise Vorschrift darüber existirt, in
welcher Zeit die Probe - Arbeiten zur preußisc hen Baumeister-
Prüfung eingereicht sein müssen, wenn die Aufgabe nicht als
erloschen gelten soll, ist uns unbekannt; wir glauben jedoch, dass
diese Frage eher eine Lösung „von Fall zu Fall" finden wird.
Hrn. Sch. in Berlin. Der „künstliche Sandstein- , dessen
Herstellung in Berlin zunächst von der Firma A. Schultz & Co.
eingeführt worden ist, findet bei Privat- und öffentlichen Bauten
in wachsendem Maal'se Verwendung Ueber die „Bewährung"
des Materials, das bis jetzt zu den besten Hoffnungen zu be-
rechtigen scheint, kann ein entscheidende* Urlheil selbstverständlich
erst nach piner längeren Periode gefällt werden.
4
i
nm Carl Bctliti in
FÄr die
■tworUWi K. K. O. FTlUel, BtrUn. Drock: W. W Htfbiichdr ick*r«l.
No. 93.
DEUTSCHE BAÜZEITÜNG.
473
lllliall: Hauten ri>\ von Iirv«dcti. — Arrbiteklce- und Ingenieur ■ Verviti t\t H*m\mrf — Per» »na I -N ach richten, — Brief- und Fri^kiiti'n.
Die Bauten, technischen und industriellen Anlagen von Dresden.
Ilorausjregel'fn von dem Sachsischen
Mit JAS Figuren (AaiK lit.-n, Dutrlurlliiittc,
on dem reichen Stoffe, den die in Dresden
abgehaltene 3. General- Versammlung des Ver-
bandes uns geliefert hat. ist bisher noch ein
Theil mit l*stimmter Absicht zurück gehalten
vrorden, um den Inhalt u. BL vor gar zu
grolser Gleichförmigkeit zu bewahren. Wir
ergänzen nunmehr unseru Bericht Aber jene
Versammlung, indem wir unsern Lesern zu-
nächst eine Besprechung der unter oben genanntem Titel im
Verlag von < . Meinhold & Söhne zu Dresden erschienenen
Festschrift liefern.
Ks ist ein stattlicher Band in Quartformat von 37 Bogen
Starke, der sich schon in seiner äul'seren Ausstattung ganz un-
verkennbar als ein jüngerer Bruder von .Berlin und seine Bauten"
verrath. hinter welchem er nur um 13 Bogen Umfang und je
1 "" Höhe und Breite zurück geblieben ist Wahrend jenes
iiltere Werk jedoch, erst '2' ,-'< Jahre nach der Verbands- Versamm-
lung, die seine Kntstehung veranlasst hatte, heraus kam, haben
unsere Dresdner Fachgenossen die scheinbar unmögliche Aufgabe,
die sie sich gestellt hatten, gelöst und sind mit ihrem Buche zu
rechter Zeit auf dem Platze erschienen.
Mag man immerhin berücksichtigen, dass das Vorhandensein
jenes Vorbilds die Arbeit wesentlich erleichtert hat und dass die
unfreiwillige Mufse, Ober welche auch die Dresdener wie die
meisten anderen deutschen Architekten und Ingenieure in den
letzten Hauen Jahren geboten haben, dem Unternehmen zu gute
gekommen ist, so liefert diese Leistung des Kcdaktions- Komitc s
doch auf alle Fülle einen glanzenden Beweis ftlr das hohe Maals
von Geschick, Arbeitskraft und Onferwilligkeit, das in ihm ver-
treten war. Und um so ehrenvoller und bedeutender erscheint
dieselbe, als ihr atsoluter Werth bei alledem ein so hoher ge-
worden ist, dass die kleinen Schwachen, welche sich aus der
Hast der Arbeit ergeben haben, vor ihm fast
Welch ein Stoff war es freilich auch, der hier zu
war! Dresden, durch die Gunst seiner Lage und seine
Kntwickelung eine der anziehendsten und interessantesten Städte
Deutschlands — der Sita eines alten, für die mittlere Epoche deut-
scher Geschichte bahnbrechenden Kultur- und Kunstleliens — die
Hauptstadt des rührigsten dentchen Stammes, welcher stets nnter
den ersten ist, die Errungenschaften moderner Wissenschaft in die
Praxis zu übertragen - - und dazu auf dem Gebiete architekto-
nischer und technischer Publikationen ein nahezu jungfräu-
licher Boden! Werden doch die Frauenkirche Hahrs und die
katholische Kirche < hiaveri's, das Museum und das neue Theater
Semper 's durch das Buch zum ersten Mal einem weiteren Kreise
im zuverlässigen Abbild zugänglich gemacht Die Aufgabe des
Bedaklions- Konnte* konnte in der That dankbarer kaum gedacht
worden und es darf — selbst wenn wir von dem stark entwickelten
sächsischen Lokal-Patriotismus absehen — nicht Wunder nehmen,
dass es ihr mit Lust und Eifer sich unterzogen hat -
Nicht nur äufserlich, sondern offenbar auch in der ganzen
Anlage des Werks bat .Herlin und seine Bauten4 zum Muster
gedient und es ist nicht grade zum Vortheil der Sache gewesen,
wo man von diesem Muster sich entfernt bat. Abgesehen von
einer später noch zn erwähnenden Veränderung der Stelle, welche
der Beschreibung und Würdigung der historischen Baudeukmale
zugewiesen ist, kommt hier hauptsächlich die Art der Behand-
lung in Betracht Während der ungeheuere Stoff dort in die
knappste, zum Theil fast an das Statistische streifende Form ge-
zwängt ist. macht sich in dem Dresdener Buche durchweg eine behag-
liche Breite der Darstellung geltend, die bis zurEinflechtung umfang-
reicher Spezial-Abhandlungen sich steigert. Beeinträchtigt diese,
aus der Freude am Stoff und dem Mangel an Zeit leicht erklär-
liche Art der Darstellung auch in etwas die Einheit und Durch-
sichtigkeit des Buches, so sind wir doch weit entfernt hieraus
einen eigentlichen Vorwurf ableiten zu wollen. Weniger entschuld-
bar erscheint es uns dagegen, dass man bei Herstellung der
Illustrationen, von denen wir umstehend eine Anzahl charak-
teristischer Proben geben, auf die Einheit des Maafsstabes,
welche leider auch bei „Berlin und seine Bauten" nicht ganz
durchgeführt worden ist, offenbar nicht die allcrmindeste Rück-
sicht genommen hat. Die artistische Herstellung derselben durch
die Xylographen P. Meurer in Berlin und W. Wcrthinaun in
Dresden, welche Hr. Architekt Alfr. Hau Schild geleitet hat,
verdient dagegen volles Lob. -
Die von Hrn. Betr.-Ubcringenieur L. Neumann redigirte
Einleitung: „Dresden im Allgemeinen" behandelt die geogra-
ihische Lage, die Topographie, Geologie, Hydrographie und
Meteorologie der Stadt und ihrer Umgebung in klarer und aus-
führlicher Weise, giebt sodann ein kurzes Gesammtbild ihrer Ein-
theilung und Organisation und schliefst mit statistischen Nach-
richten über die Einwohnerschaft und die Wohnungen, zu welcher
die ausgezeichneten Untersuchungen des städtischen statistischen
Bilreans ein hoch interessantes Material geliefert haben.
Nunmehr folgt als I. Abschnitt: „Die Bangeschichte
s
beitung des Werks nicht blos eine Ergänzung des Vorl
sondern eine im Prinzip verschiedene Auffassung der Auf|
eintreten müssen: denn wohl nur die letztere — jene Vei
zu vieler heterogener Momente nicht eine persönliche
Architekten -Verein.
nrndplöBt) Im T*M «od 10 li«ti..|tr. Brilaftrn,
von Dresden", welche Hr. Architekt Dr. Hichard Steche be-
arbeitet hat. Es versteht sich von seibat, dass bei der eigenartigen
und hoch bedeutsamen Geschichte der sächsischen Hauptstadt das
Interesse des Buches sich vorzugsweise in diesem Abschnitte
konzentrirt, und der Verfasser, welcher die sächsiche Kunstge-
schichte seit Jahren zum Gegenstande seines SpezialStudiums
gemacht hat, giebt in seiner reichhaltigen Arbeit eine Fülle so
werthvoller, zum Theil bisher noch nicht bekannt gewordener
Nachrichten, namentlich zur Geschichte, der Frauenkirche und des
Schlossbaues, dass dieses Interesse in hohem Maafse Nahrung
findet Trotz alledem müssen wir mit Bedauern komvtatiren, dass
-- im Rahmen des Werks und vom Standpunkte des architekto-
nischen Fach-Schriftstellers betrachtet — gerade dieser Abschnitt
des Buches uns am wenigsten befriedigt hat Bei dem Versuche,
in die allgemeine Baugeschiclite der Stadt nicht nur die Spezial-
geschichte der einzelnen historischen Bauten, sondern auch die
Beschreibitngundarchitektonische Würdigung derselben
zu schlechten, sind die letzteren, für den Fachmann an Wichtig-
keit voran stehenden Gesichtspunkte leider um vieles zu kurz
gekommen. Wir erhalten z. B. schätzenswerthe Details über die
Familie Georg Hahrs und erfahren, dass der an seinem Schädel
koustatirte, die Nachrichten über seine Todesart bestätigende
Bruch 4 -m Weite zeigt, dagegen fehlt in dem Buch unglaublicher
Weise jeder Hinweis auf die Bedeutung des Bähr'schen Schopfungs-
baues für die Idee einer eigenartigen Gestaltung der protestan-
tischen Kirche; auch die geniale Konstruktion desselben, die au
dieser Stelle wohl eine eingehende Würdigung auf Grund statischer
Spezial- Untersuchungen verdient hätte, wird in beiläufigster Weise
abgethan. Hier ist ein Punkt wo bei einer spateren Neubear-
Vorhandeueu.
gäbe wird
eruuickuug
Momente nicht eine persönliche Schwäche
Verfassers hat diesen Mangel verschuldet.
Der II. Abschnitt: „Die Hochbauten des 1». Jahr-
hunderts", als dessen Redakteure die Hrn. Baumeister R. Wim-
mer und II. A. Richter fungirt haben, ist seiner Natur nach
der umfangreichste des ganzen Buches, dessen gröfsere Hälfte er
einnimmt Es dürfte keinen Werth haben, die 19 Unterabtei-
lungen desselben hier sammtlich anzuführen, und es mag genü-
gen, wenn wir versichern, dass der Zweck, ein für den Fachmann
anschauliches, zu Studienzwecken geeignetes Bild der neueren
Leistungen Dresdens auf dem Gebiete des Kunst- und Nützlich-
keitsbaues zu geben, in rollständiger und trefflicher Weise
erreicht ist. Einzelne Alachnitte, und zwar diejenigen, in denen
die für Dresden wichtigsten und in ihrer künstlerischen bezw.
technischen Durchbildung werthvollsten Gebäude — die Museen
und Theater, die Lehranstalten und Gebäude für öffentliche Ge-
sundheitspflege etc. — bebandelt werden, sind mit Recht etwas aus-
führlicher gehalten, während das Kapitel der Wohnhäuser, die
in Dresden bekanntlich etwas an Einförmigkeit leiden, zurücktritt.
Ein Anhang v. Hrn. Dr. Steche behandelt die Albrechtsburg.
Obgleich erheblich kürzer, ist der wiederum von Hrn. Betr.-
Oberingenieur L. Neumann redigirte III. Abschnitt: „Die
Wasser-, Strafsen- und Eisenbahn-Bauten", in seiner
Art doch nicht minder interessant als der vorige. Es ist bekannt,
auf welcher hohen Stufe der Eutwickelung dos Ingenieurwesen
Sachsens steht, und es spiegelt sich dies auch deutlich in den
hier gegebenen Mitlheilungen über die Elbstrom-Verhältnisse,
die Wasserversorgungs- und Entwässerungs-Anlagen, das Strafseu-
wesen. die Brückenbauteu und die Eisenbahnen. Die Situations-
pläne der Bahnhöfe sind in einem Maafsstabe und dem entspre-
chend in einer Ausführlichkeit gegeben, welche über den Kabinen
einer skizzenhaften .Mittheilung hinaus gebend, völlig die Zwecke
einer Publikation erfüllt
Ein kurzer IV. Abschnitt: „Die technisch-industriel-
len Anlagen" von Hm. Fabriken-Insp. O. Siebdrat, giebt
endlich noch eine Darstellung des weniger umfangreichen, als
durch einzelne hervor ragende Etablissements ausgezeichneten
Fabrikwesens der sächsischen Hauptstadt, die nicht allein auf die
bauliche Anlage der Fabriken, sondern auch auf die Maschinen
und einige spezielle Erzeugnisse derselben naber eingeht und
deshalb dem Fachmann besonders willkommen sein dürfte. -
Welcheu Werth ein Buch dieses Inhalts besitzt, bedarf unseren
Lesern gegenüber wohl keiner weiteren Auseinandersetzung. Es
ist ein hohes und bleibendes Verdienst, das unsere Dresdener
Fachgenossen mit Herausgabe desselben — nicht blos um
die Theilnehmer an der 3. General -Versammlung des Verbandes,
sondern auch um unser Fach und, naturlich nicht in letzter
Linie, um ihre Stadt sich erworben haben. Mögen sie in anderen
deutschen Stadteu Nachfolger rinden, die ihr Ziel gleich hoch sich
stecken und mit gleicher Kraft es zu erreichen wissen! Das ist ein
Wunsch, in den wühl alle deutschen Architekten und Ingenieure ein-
stimmen werden, wena dieser Wunsch billiger Weise auch niemals
als eine Forderung gestellt werden darf. - F. —
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Illuslrations-cproben aus „*Die Rauten, technischen htm roduBtrlellgn Anlagen von JDrflSdm," horaupgeg. von
Vllln In licr I.i-Tin. .tri»»... Ar*». Wrl»bncb.
NvrdlUh« Krönt ilc« iirocn Friedhof» 4or An««
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dem $achs. .Ingenieur- und Architekten -^Verein und dem «Dresdener Architekten -^Verein 1878.
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47«
20. November 1878
Arohitekten- und Ingenieur-Verein zu Hamburg. Ver-
sammlung am 1«. Oktober 187«. .Vorsitzender: Hr. Haller, Schrift-
fahrer: Hr. Bargum: anwesend über 100 Mitglieder.
Aus der Notb eine Tugend machend, hatte der Verein, dem
seine gewöhnlichen Versammlungsräume wegen des Brandes im
patriotischen Hause noch nicht wieder zur V erfügung standen,
seine Sitzung nach der ,.< oncordia", jenem groben Saalbau ver-
legt, der aut S- 5«V> des vor. Jahrg. d. Ztschr. ausführlich be-
schrieben worden ist. Die inzwischen fertig gestellten oberen
Räumlichkeiten bestehen aufser dem Vestibül und den Garde-
rolien aus vier Stilen: dem .Vorsaal", an den sich Itnks (nach
vorn der „Klubsaal" anschlierst, dem .Kaisersaal" in der
Mitte belegen — und dem „Theatersaul", rechts vom Vorsaal,
ulso nach hinten sich erstreckend, wo er mit der obersten Gallerie
des grnl'sen Konzertsaales in Verbindung steht. Die Ausgiebig-
keit hinsichtlich des l'latzes in diesen Kannten, welche der Areh-
it. Ing.- Verein — Dank der Freundlichkeit des Bauherrn und
seiner Architekten zuerst benutzte, also einweihte, gab die
schönste Gelegenheit für eine Ausstellung, deren Zweck darin
Instand, die hervorragenden I'luttcr aller Koukunenzprojekte uud
sonstiger Kniwurfe, Skizzen zu MonumenteD, Grabmalen,, Möbeln,
Geräthcn etc., malerische Entwürfe aus der Studienzeit. Heise-
skizzen n. s. w. kurz, Blätter von künstlerischem luteiesse.
wie sich solche in den Mappen der Vereinsmitglieder befinden,
den Blicken der Kollegen zuzüglich zu machen, und zwar ohne
Rücksicht darauf, ob diese Arlteiten von den Ausstellern selbst,
oder von anderen lebenden oder verstorbenen Kunstlern her-
rühren und ob sie liereits öffentlich ausgestellt waren oder nicht.
Die Ausstellung, welche den gtöfsten der Säle, den Theater-
saal, in Anspruch nahm, war reirh beschickt und in hohem
Maafse iuteiessaut. I)ie meisten Sachen rührten von lebenden,
gegenwärtig in Hamburg thatigen Künstlern her, aber sowohl
Verstorbene als Auswärtige waren vertreten. Unter den ersteren
der langjährige Vorsitzende des Hamb. Vereins, F. G. Stamuiauti,
vorwiegend mit Dekorations-Kntwurfeu für Interieurs, wie auch
mit der Walhalla, jenem vom Bassin der üiniiciialstcr nach dei
I hler.borst versetzten Bauwerke, welches hier wie dort öffent-
licher Lustbarkeit dient: ferner die Architekten Herne und Glüer
mit den Kirchen in Wacken und TodenbOttel, zwei ausgeführten
Konkurrenz-Entwürfen, und mit den farbigen, von Brunncr ausge-
führten «dasfenstern der Anschar-Kapelle : Haller von Hallerstein
mit Hinwürfen für die Glyptothek in München und die Walhalla
bei Regengburg; J, Alt mit dem Horn in Kaschati; Sonuin mit
dem Portal am Speersort nach einer Aufnahme, und Soltan mit
verschiedenen ZeichnunfM, nmcutlich von einem I'okal für den
Hamb. Künstler-Verein.
Unter den aiifsci-hauiburgischen Architekten ragte Molden-
schardt aus Kiel am meisten hervor durch die auf besonderes
Bitten seiner Hamburger Freunde veranstaltete Ausstellung seiuer
Dekoiations - Entwürfe für die kaiserl. Vacht .Hohenzollern"
<>. Dtscb. Bzty., S. 35!' d. Jhrg. i: derselbe hat ferner ausgestellt
seinen Konkurrenz-Entwurf für den Saalbau in Neustadt a., Hardt,
das l ieselUchaftshaus uud das Tbaulow-Museum wie auch eine
Skizze für eine neue Kirche iu Kiel und eine Aufnahme der in
reicher Renaissance ausgeführten Betstühle in der Schlosskapelle
zu Gotloit. Als nicht- bainburger Aussteller ist noch Vofs in
Altona zu nenuen mit dem Boltenjschen Landhause zu Niendorf,
reizvollen Bau.
Von den Hamburger Architekten hatteu ausgestellt: Asmus
tigurale Studien und Konkurrenz-Entwürfe für das Kathhaus in
Hamburg, den Kursalou in Ischl und das Theuter in Genf:
Breckelbaum das Konkurren/ - Projekt für die l'etrikircbe iu
Leipzig. Entwürfe für farbige Glusfcnster, Zimmer-Einrichtungen,
Gaskroneu und andere Beleiichtuiigs-Gegenstände sowie die Villen
l.nbbers und Ahlers: Blies Aquarellen und Kreidezeichnungen;
Kitschen Konkurrenz- Eutwürfe für die Realschule iu Rendsburg
und fllr das spater von Moldenschardt ausgeführte Gesellschafts-
haus iu Kiel: Grassniaun Konkurrenz-Projekte für die reformirte
Kirche, das Bankgebaude und die Nikolaikirche, sumnitlich in Ham-
burg; Grefsner die Petrikirche iu Leipzig; Haller aufser diversen
Skizze« und Entwürfen aus den .lahren l<>8 18bl. uuter wel-
chen ein Konkurrenz-Projekt (lxtKt für die grofse «iper in Paris
den hervorragendsten Platz einnimmt, in chronologischer Folge das
Winterhaus im Zoologischen (.arten I löGl;. die Kunstballe auf der
Lombardsbrücke lsHS), Details aus dem Konkurrenz-Projekt für
die Kunsthalle « l.si.ai, malerische Ansichten aus der Gartenbau-
Ausstellung (HJöiO, Hamburger Hathhaus-Studien von 1871 nebst
einem Entwurf für die 1. Konkurrenz im Jahre 1854, und endlich
das Konkurrenz • Projekt für die Norddeutsche Rank; Halber
Konkurrenz-Entwürfe für die Kuusthalle und für die Villa Schön
in Hamburg nebst einer grnfsen Sammlung italienischer Studien ;
Halber & Fitscheu die l'etrikirche in Leipzig: Haussen £ Meer-
wein einen Orchester-Pavillon zu Harvestehude, das Wasserwerk
zu Westend, Konk. -Entwürfe für die Stadttbeater iu Hamburg und
in Altona, sowie verschiedene Wohnhäuser: Hauers die Turnhalle
zu Hannover, den Fragekasten für den dortigen Arcb.- u. Ing.-
Verein, die Norder-Kirche zu Altona, eine Markthalle in St. Pauli,
das Kricger-Iienkmal für die Gefallenen projektirt für den Fisch-
inarkt in Hamburg, uud verschiedene Wohnhäuser iu und bei
Hamburg: Keller-Leu/inger Skizzen, Aquarelle und Entwürfe aus
dem Gebiete der Kunst-Industrie; I.amptecht Konkurrenz-Projekte
für das Fährhaus zur Uhlenhorst, das Krieger-Denkmal zu Ham-
burg und die Villa Schön: Luis sein Katbhaus-Konk. -Projekt von
1854 und den Altar aus der Katharinen - Kirche zu Minck. ver-
schiedene Bauausführungen in Hamburg: Pbilippi Reisestudien:
Stammann & Zinnow die Petri-Kirche für Leipzig: Viol ein Doppel-
Schulbaus zu Leipzig, Reiseskizzeu und Studien und zwei Kande-
laber im Modell: Vivie Kunstindustrie-Eutwürfe.
Von den Ingenieuren waren nur F. A. Meyer und Stuck
vertreten; der erste hatte eiu von ihm komponirtes und gezeich-
netes Tableau, die Hamb. Lazarethzüge 1870 71 behandelnd,
uud von ihm entworfene und ausgeführte zerlegbare und leicht
transportable Kepositorien, der letztere einen Reliefplan von
Hamburg ausgestellt.
Auch zwei Bildbauer hatten die Ausstellung beschickt: Peiffer
mit den in Marmor ausgeführten Büsten von Dalmann und von
Kant; Börner mit verschiedenen Modellskizzen zu Gruppen. Statuen.
Karvatiden, Medaillons. Friesen u. s. w. —
Da die Ausstellung selbstverständlich das Haupt -Interesse
des Abends in Anspruch nimmt, so beschrankt sich die
weitere Tages « irdnung lediglich auf geschäftliche Sachen, die
in einer im Klubsaal abgehaltenen kurzen Sitzung ihre Er-
ledigung linden. Es werden u. a. die Kommissionen für
Beantwortung der Verbands- Fragen bestellt, und zwar für die
ziv il rechtliche Verantwortlichkeit der Architekten
und Ingenieure: die Hrn. Schräder, Hennicke. uud Zinnow:
für die Prüfuug der Grundsätze für das Konkurrenz-
Verfahren: die ständige Kommission, in welche Hr. Ahrens
für Hrn. A. L. .T. Meier als Konvokaot eintritt; für die Ein-
führung des Eisens in den Hochbau: die Hrn. Sehcmnianii.
Lühmann, Kümmel, Haussen und Halber : für die Mittheilungen
über Beton-Bauten: die Ilm. Ehlers. Buchheister und Gallois.
Ferner winl Hr. Bargum mit dem Heferat über die Frage der
Ausdehnung des Haftpflicbtgesetzes auf das Bauge-
werbe und Hr. Schiffer mit dem über die politische Thatig-
keit der Architekten und Ingenieure beauftragt.
Nach beendigter Verhandlung vereinigte sich die Versamm-
lung zu einem gemeinschaftlichen Abendessen im „Kaisersaal".
Derselbe, in deutscher Renaissance mit den Wapjien der jetzigen
und früheren Hansestädte und mit Skulpturen reich verliert, tragt
seinen Namen nach einer als Haupt-Deknrationsstürk dort auf-
gestellten Heiterstatue des Kaisers Wilhelm. Bm.
. Personal -Naekriehten.
Der Garuison - Bauinspekt Schönhals in Berlin ist zum
Intendantur- u. Baurath ernannt. —
Der Ktseub.-Bmstr. Herrn. George in Oberlahnstein ist zuni
Eiseub.-Han- n. Betriebs-Insjiektor in Kassel ernannt.
I>er Hegsbmstr. F. Hasse, früher Ober-Betriebs-Inspekt. b.
d. Berlin-Stettiner Eisenb., hat den Charakter als Baurath erhalten.
Die Bauführer-Prüfung für beide Fachrichtungen halten
liestandeu: Peter Scheidtweiler aus Köln, Eugen Gelsler aus
Breslau u. Emil Knitterscheid aus Emmerich a. Rh.
Der bisher b. d. Baudeputation in Hamburg diätarisch be-
schäftigte lugenieur II. C. J. Reese ist zum Bauimlizei-Inspektor
Brief- und Fragekaitei.
Hrn. L Dresden. Selbstverständlich wird unser Blatt die
Konkurrenz für das Kollegiengvhäude der Strafsburger Universität
einer Besprechung unterwerfen: wir sehen uns jedoch veranlasst,
dieselbe noch so lange zu verschieben, bis es uns möglich ist,
sie ohne Unterbrechung zu erledigen. Ein so eingehender Be-
richt wie über die Konkurrenzen für den Berliner Dom, das
Reichslagshaus und das Hamburger Rathhaus wird übrigens
nicht beabsichtigt.
11. M. Die Entscheidung des Falles nach reinem Buchstaben-
recht ist zweifelhaft. Die Vorbereitung der für eine Bau - Aus-
führung erforderlichen Detail - Zeichnungen und die Aufstellung
der Abrechnung wird allerdings zumeist als ein Theil der Funk-
tionen des mit der Bauleitung bezw. Bau -Aufsicht Iwaufiragten
Technikers betrachtet; indessen kann man der Regierung nicht
Regierung
geradezu Unrecht geben, wenn sie den Begriff „Bauleitung" enger
deiinirt und eine solche nur in der Zeit für nothwendig halt, wo
faktisch gebaut wird. Die moralische Verantwortlichkeit dafür,
dass Ihnen für Ihre dem Bau auch während der Wintermouate
gewidmete Tbiitigkeit ein Honorar gezahlt werde, hat jedenfalls
Ihr unmittelbarer Vorgesetzter zu tragen, der Ihnen jene Be-
schäftigung zugewiesen hat: ob Sie denselben auch zivilreebtlich
verantwortlich machen können oder wollen, bleibe dabin gestellt.
— Jedenfalls rathen wir Ihnen, «zunächst die beabsichtigte
Appellation an eine höhere Instanz zu versuchen, in dieser jedoch
vor allein auf Billigkeits-Grüude sich zu berufen.
,: Hrn. F. R. in M. Ueber die uns von Ihne' vorgelegten
Fragen ein Unheil abzugeben, würde dem Verfahren derjenigen
Aerzte gleich kommen, die „auch brieflich" sich konsultiren
lassen; hier kann nur der Augenschein und gewissenhafte Ab-
wägung aller individuellen Momente des Falk) inoafsgebend sein.
Ueber die Preisverbältnisse dürften Ihneu die in unsA/em Deutscheu
Baiikalender enthaltenen Angaben einigen Aufschlug« gelten.
Anfrage. Kxistirt ein Spezi«'
zur Hleiweils-Fabrikation gewährt:'
.0,1 l»,l B„,l,l, Ii. Belli.. Km. <J>. HnUkU,« vei,n(.«,rtll,-li K. K. U. Kif.rfc, IWtlm. UokI: W. II,,«-.», II U|Lu r kdr U< k.t ... Brill,
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No. 94.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
477
InaaJt: Die Arrhitektiar auf nVr t'afWr WeUiiiMaUUan« d«i Jtthr*« 1*7*. I Zur Tiulrrajrr im pwiiiMvaru Hanv**ftn- — Di« tUforra dar preafcurhen Qeae-rW-
. (Nrhlaaa.) — 1)1« K«u*bn*M für Ratwürf» im Aulrw« eine« r.rn«o Friedhof» ttrr I •rhnlrn. - lUinillrot* der Ualer Rpre». - Vorrlrhtno» tum SVlIeti einer ptn die
JüdUrbrn i i.-m. in.i. in Bertia. — Mittheilancrn ans »reinen: »hrr dir < Mitiu* (.rfahrriieii WVirhe «<m der l^knmolbe an». — Die itic»Jahn«r kutiMKraarb-
19. Iluipl -Vertamrolunic d-< Verein* iMMatMt Inttetlteure- — Arehll'klen- und \ Ur-h.- W. ihiiarouuVM» Im Berliner Arrhltekt-nhan»... — Berliner Annt. Ulm*. —
laKxnteur-Vonaa in Haoiburg. - An-lm*-ktrn- Verein iu BerHr». — Vcrniicbtc«: Ab» der Parbliiteraiar. — Konkurrenten. — Brief- uad Pragekattea.
Die Architektur auf der Pariser Weltaussteilung des Jahres 1878.
(Srhlnaa.)
nderu wir uns nunmehr noch der von der
Stadtverwaltung und den Architek-
ten von Paris veranstalteten Ausstellung
zuwenden, haben wir es mit der eigentlichen
Repräsentation der französischen Architektur
■t zu thun. Nur eine Stadt wie Paris, in ihrer
=yj einzig dastehenden geistigen und materiellen
Bedeutung und mit Hälfe der fast wunderbaren Organisation
aller ihrer Einrichtungen, konnte eine derartige, überraschend
opulente Sammlung von Gegenständen aus allen Zweigen des
öffentlichen Bauwesens darbieten, wie sie uns im „Pavillon
de In Tille de Parte' entgegen tritt. Sellxst wenn wir
Wasserversorgung, Kanalisation, Berieselung, Brückenbauten
und Strafsenwesen bei Seite lassen und nur den Hochbau
Auge fassen, tritt uns eine solche Fülle architektonischer
— zum grofsen Theil Werke ersten Ranges oder
Bedeutung, vielfach in prachtigen
■ Gröfse — entgegen, dnss wir bewun-
dernd fürchten, vom „Herzen Frankreichs" gefangen zu werden
und uns des kritischen Blickes begeben zu müssen. Es kostet
einige Mühe, durch das Studium der riesigen Stadtpläne, auf
welchen die 20 Mahnen nebst allen städtischen und fiskalischen
Tief- und Hochbauten in charakterisirender Weise angegebeu
sind, mittels Durchblätterung der grofsen Map|ienwerke und
I'ltotographicn-Ständer, welche alle die kleinen Nutz- und
Schmuck- Bauten der Boulevards, der Plätze und Parke, die
Fontainen, Kioske, Bänke. Bedürfniss- Häuschen, Kandelaber,
Einfriedigungen u. s. w. darstellen, endlich mittels Besichtigung
der Modelle von Boulevards, Plätzen und Promenaden-Anlagen,
sich den Boden zu bilden, von welchem aus die Leistungen
der Pariser Baukunst zu betrachten sind.
Wir beginnen mit der Besprechung der Verwultungs-
Gebäude. Nicht weniger als 0 Pariser Mai rien siud
durch Entwürfe, Modelle und Photographien dargestellt, deren
fast schablonciiartige , weun auch aufwandvolle Ausbildung
nicht recht befriedigen will; es ist immer dasselbe Motiv eines
Haupt-Risalits in der Mitte mit kräftigem Ubrthurm, zweier
Eckpavillons auf den Enden und der hohen isolirten Mansarden-
Dächer, wie sie dem lliUel de Mite eigen sind. Dennoch
sind die Mairie des XL Bezirks von Gaucel vermöge ihrer
edlen, feinen Formen, die XU. Mairie von Henard mit ihren
reizend gemusterten Backstein-Flachen, endlich die XIX. Mairie
von Davioud und Bourdais, vermöge der prächtigen
Lösung ihres mit einer grofsen Vorhalle ausgestatteten
Mittelbaues, als vorzügliche Entwürfe anzuerkennen. Auch
Salleron's Mairie des XX. Arrondissements ist namentlich
in ihrer Grundriss - Entwicklung auf dreieckiger Baustelle
trefflich gelöst. Das hervor ragendstc Werk dieser Gattung
ist selbstredend die Rekonstruktion des Hotel de Villi; nach
dem Entwürfe von Ballu und Depcrthcs, welche auf
bevorzugter Stelle in 13 grofsen Plänen und einem opulenten
Modelle veranschaulicht ist; eine nähere Beschreibung wird
unter dem Hinweis auf die Notizen von der Wiener Aus-
stellung (Jahrg. 1H74) und auf anderweitige Publikationen
d. Bl. hier entbehrlich sein. Ebenso sind das Palais de
Justice von DU c und Daumct. sowie das Trdjitnal de
Commerce von Bailly, dessen prächtig ausgestattetes, in
einem schönen Modell veranschaulichtes Trepjtenbaus zu der
wenig wirksamen Facade in eigentümlichem Gegensatz steht,
bereits in früheren Jahrgängen der Dtsch. Bztg. besprochen
worden. —
Ein gröberes Interesse als die Mairien verdienen die
Markthallen, Schlachthäuser und Entrepots, in
welchen die Routine der Franzosen, auch den gewöhnlichen
Eisenkoustruktionen einen architektonischen Reiz zu verleihen,
deutlich zum Ausdruck kommt. Die bekannten Schlacht- und
Markthallen zu La Villelte von Jandier und Baltard und
die Halles centrales von Baltard und Callct sind in-
zwischen fast typisch geworden und in vielen französischen
Städten nachgeahmt. Eigenartig indes* und besonders reizvoll
in der Zeichnung sind die in jüngster Zeit von Magne er-
bauten Märkte des Mnrtgrs und de TAvt Maria, beides
kleinere Anlagen von etwa 1500 '"" Grundfläche, mit massiven
Eekpilonen und geschmackvoller Verglasung; auch das /Vw-
trepot de liercy verdient als ein vortrefflicher Eisen-Entwurf
des Architekten L'Henreux und des Konstrukteurs ßaudet
hier erwähnt zu werden. Woniger Originalität beansprucht
die Mehrzahl der öffentlichen Wohlthätigkcits-Anstalten, Ka-
sernen und Gefängnisse, l>ei welchen die Architektur ganz
und gar in den Hintergrund tritt. Abgesehen von dem be-
kannten, in großartigstem Maafsstabc von A. Diel erfaaoteu
Hotrl de Pieu fordern nur 2 derartige Bauten eine nähere
Beachtung heraus, das Maison de Hejtremon de Xanterre,
eine umfangreiche Anlage im Pavillonsystem vom Architekten
Hermant, und das bereits auf Seite 281 des Jahrg. 1870
der Deutschen Bauztg. publizirte Maison de f'orrectiou de
la Itne de la Saide von E. Vaudremer.
Noch geringeren Kunst werth besitzen die zahlreich ver-
tretenen Volksschulen und Asile (letzteres Schulen, welche
zugleich zum Aufenthalt der Kinder eingerichtet sind), obwohl
sie, wie die ausgestellten Normalmodelle zeigen, in ihrer eigen-
thttmlicben inneren Einrichtung zum Theil eine vorzügliche
Durchbildung zeigen. Das Modell der Schule am Itonlexard
de Heller die hat zweisitzige feste Bänke, Licht von beiden
Seiten, nämlich von aufsen und von der Korridorwand, sehr
grofse, fast quadratische Fenster, Thüren zwischen je 2 Sälen
und bewegliche Zwischenwände aus Glas ( ? ), welche nach
dem Raumbedürfniss der Klasse von l'nterzug zu Untcrzug
beliebig versetzt werden können. Das Modell einer Solle
tFAsite zeigt auf der einen Seite eines Korridors gewöhnliche
Schulziinmer, auf der anderen Seite ein geräumiges, mit
Waschsehaalen etc. ausgerüstetes Arbeitszimmer, dann einen
grorsen Saal mit einzelnen Tafeln und Bänken zum GnppeB-
Unterricht. darunter eine gröfscre Sitzgnippe, welche stufen-
förmig aufgebaut ist. Nur eine der vielen ausgestellten Volks-
schulen zeigt im Aeusseren nicht den unsäglich nüchternen
Speicher-Charakter, das ist die Erde Hur aitx Ours von dem-
selben Gustav lluillard, dessen Salle des Marianen in der
Xlten Mairie eine so prächtige und edle Ausstattung besitzt.
Diese Schule in der Bärenstrafse ist jedoch kein Neubau,
sondern die geschickte Restauration der aus dem J. 1407
stammenden Tour de Jran-sans-jieur (auch Tour de Hour~
gogne genannt 1; freilich Iflsst sich nicht verkennen, dass die
mittelalterliche Burg und der kecke Thurm, dessen oberstes
Stockwerk übergekragt und mit hohem Spilzdach gekrönt ist,
die moderne Bestimmung kaum anzudeuten vermögen. Von
den höheren Schulen haben wir nur das < Wege t hapfal am
llmdevurd des Halif/nollrs, ein Gymnasium mit Internat,
entworfen von Train, in modern-romanischen Formen mit
buntgemusterten Ziegelrläcben, und die Faeultr de Mrderine
am Boulevard St. Gennain vom Architekten Ginn in zu
nennen, hervor ragend durch die fast hellenische Formen-
reinheit der schön gegliederten Facade und durch eine hoch
interessante Grundriss-Entwickelung. Hierher gehört schließlich
auch die im Gypsmodell ausgestellte, sehr bemerkenswerthe
Bibliothek der Keole de Droit vom Architekten L'Heurenx,
mit Flachkuppeln, welche auf Eisenbögen gewölbt sind, an
den Seiten und eisernem Oberlicht über der Mitte, mit 2
Gallerten über einander, Absiden und Eck-Wcndeltrepj>en. —
Die glänzendsten Werke unter den Pariser Profanbauten
sind die Theater; Magno, Davioud und Garnier sind
die Meister, welche auf diesem, das grofse Publikum stets an-
ziehenden Gebiete die gröfsten Lorbeeren ciTungen haben. In-
dess sind Vaudrrille- und GfjrWr-Thcater. Chatelrl, Lyrique
und Orpheon, eben so wie Garnier's Nourel Opera durch
frühere Ausstellungen und Publikationen bereits so bekannt
und so sehr mit Lob und Tadel bedacht worden, dass wir
uns mit der Mittheilung begnügen dürfen, dass sie in Photo-
graphien, Zeichnungen und prächtigen* Aquarellen die Aus-
stellung zierten. Üebcrraschcnd ist, dass man in Paris jetzt
schon vielfach von der zukünftigen Freilegung der neuen Oper
spricht, um welche herum man bekanntlich in etwas eng-
herziger Weise die Strafsen Meyerbeer, Aubcr, Scribe etc.
angelegt hat. nachdem man vorher für die Erwerbung des
Bauplatzes etwa 10 Millionen Franken aufgewendet hatte!
In margine möge hier noch die übertriebene Berühmtheit
des hoch barocken, glanzvollen Treppenhauses durch die An-
merkung illustrirt werden, dass der Direktor der Oper,
Mr. Halanzier, eine Zeit lang täglich 20000 Fr. Eintritts-
gelder für die Eilaubniss zur Besichtigung der Treppe cin-
DigitiZr^byXjOOglc
478
DEUTSCHE BAÜZEITÜNG.
23. November 1878
nouscnen mrcnen ausgestellt — zum incu
lppigeren Ausstattung, — welche bereits in
waren und in No. 45 des Jahrgangs 1874
chen sind. Hinzu gekommen sind nur ein
genommen haben soll und dass deshalb
tonist die Bemerkung machte, die Herren Halanzier und
Garnier hatten mit Jean Jacques Rousseau die Eigenschaft
gemein, Treppenwitz („Esprit de l'escalier") zu besitzen. —
Auch von Pariser Kirchen bauten finden wir fast
genan dieselben Entwürfe von Synagogen, protestantischen
Tempeln und katholischen Kirchen ausgestellt — zum Theil
freilich in einer üppigeren
Wien vertreten
eingehend besprochen
hübscher „Tentple" von E. Vaudremer, die Synagogu*
de TtiurneUes von Varcollier, ein von arabischen Motiven
durchsetzter Renaissancebau, dessen Inneres nach Baltard's
Vorgang bei der Kirche St. Augustin ein System von eisernen
Stützen und sichtbaren Gitter-Bögen aus Schmiedeisen zeigt,
welche« mit Flach-Kuppeln eingewölbt und mit den eleganten
Doppel -Gallerien vortrefflich abgestimmt ist; endlich die
Restauration der Kirche St. Germain I' Auxerrois von
Vaudremer. Im allgemeinen scheint es. als ob die Be-
strebungen auf Wiederbelebung der Gothik. als deren neueren
Repräsentanten Str. (lotilde von Gau und .Vf. Ikrnard von
Magnc angesehen werden dürfen, keinen Boden gewinnen,
wahrend die von Labrouste und Baltard eingeschlagene Bahn,
in die moderne Bauweise einer mit mittelalterlichen Motiven
bereicherten Renaissance die Eisen-Konstruktionen als syste-
matische Architektur-Glieder einzuführen, von jüngeren Kräften
glücklich weiter verfolgt wird, wie wir dies bei Normand's
Zuchthaus-Kirche zu Reimes. l>ei L'Heureux' Bibliothek der
Pariser Rcchtsscbule und bei der vorgenannten Vaudremer-
schen Synagoge gesehen haben und in noch einigen Beispielen
finden werden. Es ist noch ein Gesichts-Punkt, welcher, wie
bei den meisten französischen Monumcntal-Bauten, so nament-
lich bei den neueren Pariser Kirchen rühmend hervor gehoben
werden muss: das ist die wirksame, donünirende Lage zu
ihrer Umgebung. Trinite, Augustin. Vincent de Paul nud
■ 'Milde sind Beispiele hierfür ; man liebt es, den eigentlichen
Kirchplatz hoch zu legen und mit einem tief liegenden Square
in Verbindung zu bringen ; man umbaut die Kirchen von einigen
Seiten ziemlich enge, abfcr auf die Haupt-Ansichten eröffnet
man Strafsen- Perspektiven von nicht übertriebener Länge. —
Uebergehend zu dem nicht amtlichen Theile der Pariser
,elchen wir theils in den Ausstellungsräumen der
Alis", theils in den separirten Pavillons des „Genie
civil" vertreten linden, erwähnen wir vorab mehre von Pariser
Architekten nach auswärts gelieferte Entwürfe zu gröfse-
ren Profanbauten, darunter die sehr mäfsigen Justiz-
Gebäude für Le Ha vre und Charleroi von Bourdais und
von A. Balln fils, die Hott gezeichneten, wirkungsvollen
Theater für Reims und für Angers von Alphoiis Gösset
und von A. Magne. sowie die reizende Fai;ade einer Bahn-
hofshalle von C. J. Form ige ; die Halle lehnt sich beider-
seits an kräftige Portal - Pavillons mit Freitreppen an, die
Dachkonstruktion erscheint an den Auflagern getragen von
mächtigen Stierfiguren auf hohen Postamenten, während die
Mitte der Halle durch einen schönen Uhr- Auf bau betont ist ;
möglich indess. dass dieser Entwurf nur eine Studie ist, ohne
direkt für die Aueführung bestimmt zu sein. Es bleibt uns
dann noch die Besprechung einiger kirchlichen Entwürfe, des
eigentlichen Pariser Privatbaues und des modernen Konstnik-
tionswesens übrig.
F. Henard, der geniale Erbauer der XIII. Mairie, hat
gleichzeitig mit den Plänen eines südfranzösisclicn Schlosses
den Entwurf zur Schlosskapelle ausgestellt, welcher zu der
freundlichen Frührenaissance der übrigen Gebäude in ange-
nehmster Harmonie steht. A. Coisct's Kirche St. Michel
zu Lille ist ein bescheidener, aber interessanter Bau in moder-
nisirten romanischen Können, dreischiffig mit kassettirter
Holzdecke, mit achteckiger niedriger Vierungskuppel auf
schwerem Westthurm. Viel reicher ist der von demselben
Architekten ausgestellte Konkurrenz-Entwurf zu der auf dem
Montmartre zu erbauenden Votivkirche „du Saere Coeur",
einer Basilika in der nämlichen Stilrichtuug mit grofsen Rosetten
als Oberfenster, dreifach gekuppelten Gruppenfenstern in den
Seitenschiffen und prächtiger Unterkirche. Von der Kirche
Sucre Coeur sind noch 3 andere treffliche Konkurrenz - Ent-
würfe vertreten, wovon einer leider so hoch gehängt ist, dass
der Name des Verfassers nicht entziffert werden kann, während
die beiden anderen von Ch. Cazaux stammen: eine Basilika
ähnlich der Coiset'scben, und eine herrliche Kuppelkirche mit
Seitenschiffen ringsum, einem Chor mit Kapellen-Umgang und
einer Vorhalle mit reichem Terrassenbau vor dem Eingange.
Ein ganz eigenthümliches Werk istL'Heureuxs Kirche zu
Bray-Lu, ein Zentralbau in reduzirten gothischen Formen auf
einem quadratischen Grundrisse, welcher durch 4 SAnlen in
9 Felder getheilt ist; Ober dem gröfseren Mittelfelde erhebt
sich ein schwerer Thurm, während die Seitcnfelder sich aufsen
als 4 Giebel darstellen ; an einem derselben ist die im Grund-
riss achteckige Chornische flach angebaut. Dos Mittelfeld ist
mit einem Kreuzgewölbe, die Seitenschiffe sind mit Tonnen
überspannt. Das Originelle ist hierbei, dass sammt liehe
Kapiwn nicht in ganzer Spannung angeordnet, sondern in
eine Anzahl kleinerer Kappen cingetheilt sind, welche auf
sichtbare Eisenschienen aufsetzen, die ihrerseits auf die Haupt-
rippen hc/w. Gurte gelagert sind. Auch Magne ist noch
durch seine romanische Chnjtelle d' Albart zu Cantal sowie durch
die gothische Restauration des Grabmals von Abelard und Hcloisc
auf dem Pere-Lachaisc vertreten, Boitte hat sein reiches,
stilvolles Grabdenkmal für den General de la Morieiere,
einen edlen Säulen- und Pilasterbun, ausgestellt, und von dem
äufserst produktiven Vaudremer möge hier sehlicfslich noch
das Ereche de Heaurais, ein einfacher hübscher Backstein-
bau mit sehr hohen Dachern, lobend erwähnt werden. —
Der eigentliche Pariser Privat bau ist nur durch
wenige Architekten auf der Ausstellung repräsent irt ; die be-
deutenderen sind Blondel, Tronquois, Harlingue und Reboul.
Die meisten dieser Bauten zeichnen sich weniger durch
architektonische Verzüge als durch die vollendetsten Grund-
riss-Lösungen aus. Die Pariser Boulevard-Häuser sind in
ihrem durchschnittlichen Kunstwerthe keinesfalls den analogen
Berliner Bauten überlegen und den Wiener Fanden am Ring
jedenfalls nachstehend ; was sie aber auszeichnet, das ist neben
der geschickten Grunddisposition die solide, fast monumentale
Herstellungsweise äufserlich und innerlich. Putzbau und Holz-
Konstruktionen werden fast allgemein zu den überwundenen
Standpunkten gezählt und auch weit in die Provinzen hinein
hat die Eisenverwendung eine Verbreitung gefunden, die in
vielfältigstem Interesse unsere entschiedene Nachahmung
verdient. Blondel hat den auf runder Ecke am lioulevard
St. Gennain reizend disponirten Cerclc agricole, ferner das
mehretagige Ladenhaus „De la belle Jardiniere" und das
Geschäftshaus der Societe de Depots et de t 'omptes-courants
mit famosem Dreieckgrundriss ausgestellt; Tronquois zeigt
in einer zahlreichen Sammlung ausgeführter Entwürfe den
viel beschäftigten, allbeliebten, routinirten Piivat-Architekten;
Reboul und Harlingue «-scheinen als Spezialisten für das
Boulevard-Haus. Der letztere theilt uns zudem unter Bezug
auf das Modell eines Wohnhauses von 5 Stockwerken und
einer Mansarden-Etage mit, dass solches Haus, ökonomisch
hergestellt, bei 130 1* bebauter Grundfläche in Paris pro
Quadratmeter 384 M. kostet und eine Netto- Verzinsung von
8 Prozent jährlich erzielt.
Bezeichnend für die Rolle, welche das Konstruktions-
Wesen im Pariser Hochbau spielt, ist der Umstand, dass sich
eine grofse Zahl von technischen Bureaus entwickelt hat,
deren Inhaber sich Architectes-constructcurs oder einfach
( onstrueteurs nennen und sich vorzugsweise mit de
Verwendung im Hochbau beschäftigen. Verschiedene
Konstrukteure sind in dem Pavillon des Genie ciril durch
gröfsere oder geringere Leistungen vertreten, namentlich
Moisant, Boileau, Baudet, Gauche und Denfer. A. Moisant
hat eine außerordentlich reichhaltige Kollektion von Ent-
würfen zu Eisengebäuden ausgestellt , darunter Märkte,
Magazine, Kasernen, Fabriken u. s. w. ; speziell nennen wir
das bekannte „Magasin du bim marehi", ein eisernes Theater
zu Pcrnambuko, ein erdbeben- sicheres Haus für Guadeloupe,
endlich die Mctropolitan-Kirchc von Peru, eine basilikale mit
schmalen Tonnen und Hängekuppeln Oberdeckte Anlage, deren
llrtngekuppcln von einem aus Ringen und Rippen gebildeten
Eiscngerüst getragen werden. Ziemlich reichhaltig ist auch
die Ausstellung von L. A. Boileau, wovon die schwer ver-
ständlichen Zeichnungen eines eisernen Zentralbaues, vom Er-
finder „Systeme de roütes et dömes" genannt, und das Modell
einer Hallendach-Konstruktion hier Erwähnung finden mögen ;
dieses Hallendach wird von bogenförmigen Gitterträgern bezw.
Bindern derart gebildet, dass die Dachflächen abwechselnd
auf den oberen und auf den unteren Träger-Gurten ruhen,
während das Gitterwerk selbst und die zwischen den Bindern
angebrachten oberen Seitenöffnungen den Lichtzutritt und die
Ventilation vermitteln. Emil Baudet ist schon als Mit-
erbauer des Entrepot de Bereu und auf Seite 355 als Kon-
strukteur des Marsfeld-Bahnhofes genannt worden ; wir müssen
hier noch nachtragen, dass die architektonische Erfindung des
letztgenannten Gebäudes ein Werk des Architekten Jnstc
Lisch ist. Andere Eisen- und Eisen - Fachwerk - Konstruk-
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N». 94.
DEUTSCHE BADZEITUNG.
479
tionen. auf deren Beschreibung wir hier verzichten müssen,
sind noch ausgestellt von J. Denfer und L. Gauche.
Indem wir damit das ausgedehnte Gebiet der französischen
Haut Innigkeit verlassen, haben wir behufo getreuer Erledi-
gung unseres Programms noch einige übersichtliche Bemer-
kungen über die auf der Weltausstellung vertretene außer-
europäische Architektur hinzu zu fügen.
Afrika ist nur repräsentirt durch die früher bereits er-
wähnten „Pavillons" von Algier, Tunis und Marokko, sowie
durch die tunesische Facade in der lluc des nations, ein
orientalisches Thurmrisalit mit dicht vergittertem Erker,
Gallerie und Treppenthürmchen darstellend. Mehr vom Gebiete
der Baukunst hat Asien geboten; aufser den abgesonderten
Annexbauten haben Japan, China, Persien, Siam und Annam
ihre Facaden oder Facadentheile auf der Nationenstrafse.
Japans Facade ist ein unbeschreibliches Etwas nnd soll dein
Vernehmen nach das Portal eines buddhistischen Tempels vor-
stellen; die dunkel gefärbte Facade der chinesischen Ab-
theilung ist einein Hause in Tien-Tsin nachgebildet, mit
kleinen Gitterfenstern, hoch aufgebogenen Dachecken und vielen
Drachen und Ungeheuern ausgestattet; Persien. Siam und
Annam haben sich zu einer gemeinschaftlichen Facade ver-
einigt, welche aus einem minaretartig aufgeführten ]>ersisc)ien
Streifen, einer siamesischen Axe und einem annamesischen
Eingangsthore besteht, deren nähere Beschreibung schwer
fallen würde. Durch Zeichnungen oder Photographien ist nur
das strebsame Japan vertreten, dessen Unterrichtsministerium
eine grofserc Anzahl primitiver Schulgebftude, ferner das
Hauptgebäude der medizinischen Fakultät zu Tokio nebst
Anatomie und Hospital daselbst ausgestellt hat, das letztere
aus einer Grup|ie einzelner Pavillons bestehend, welche durch
bedeckte Gallerien verbunden sind; die Architektur dieser
Gebäude ist offenbar europäisch, indess so einfach und be-
scheiden, dass von einem Kunstwerthe vorläufig keine Hede
sein kann.
Ans Australien stammt eine beträchtliche Zahl von
Photographien und Zeichnungen von Privat- und öffentlichen
Gebäuden, leider meist ohne Namensangabe des Verfassers.
Wir nenneu davon ein engliscb-gothisches Hospital und ein
hübsches Renaissance- Gebände, genannt Townhall, beide zu
Adelaide, einen Landsitz und eine bedeckte Terrasse in
St. Kilda. ferner ein Bankgebäude und ein Gcneral|>ostamt in
Sydney, letzteres eine stattliche Rundbogen-Arclütcktur mit
Uhrthurm in der Mitte der Facade nnd einer prächtigen Ar-
kadcnhalle im Erdgeschoss, entworfen vom Architekten James
Barn et. Die bedeutendsten australischen Bauwerke sind
indess Matonie-Hall in Melbourne, ein edles Renaissance-
Gebäude mit sechssäuligem Portikus, nnd der neue Justizpalast
daselbst, ein grofsartiger Entwurf der Architekten Smith &
Johnson in Melbourne, gleichfalls in wirksamen Renaissance-
formen mit einer hohen, auf Säulen ruhenden Kuppel.
Wir bleiben auf dem Boden des englischen Einflusses,
wenn wir, zu Amerika übergehend, mitt heilen, dass auch
die kanadische Architektur durch einige stattliche Exem-
plare vertreten wird, darunter das Postamt, das Windsor-Hotel
und das Customhouse zu Montreal, sowie das Verwaltungs-
Gebäude der Britisch-Amerikanischen Assekuranz-Gesellschaft
zu Toronto, entworfen vom Architekt William Irving da-
selbst; die genannten 4 Bauten zeigen eine anerkennenswerthe
lebendige Renaissance-Architektur, während leider in den Ent-
würfen von E. E Tach6 zu einem Ministerialgebäude und
einem Parlamentsbause für Quebeck recht nüchterne Zopf-
formen zur Anwendung gebracht sind. Ein sehr bemerkens-
wertber kanadischer Bau ist schlief.-!: das von Füller und
Jones entworfene Parlamentshaus zu Ottawa, eine gewaltige
Gebäudegruppe von englisch-gothischer Stilricblung, welche in
ihrer vielgestaltigen Anordnung unmittelbar an Street's Londoner
Justizpalast erinnert.
Aufserordentlich schwach ist die architektonische Aus-
stellung der Vereinigten Staaten; es sei denn, dass die
Hauptrepräsentanten derselben sich unseren suchenden Blicken
entzogen haben. Die Facade in der Rue des Nations zeigt
einen stillosen Bahnhofs-Charakter ; sie stellt ein verletzbares
hölzernes Wohnhaus dar, wie solche im Innern des Landes
hergestellt zu werden pflegen; als Autor wird der Ingenieur
Petiff genannt. Die sonstigen, in Zeichnung und Erfindung
gleich dürftigen Architekturgegenstande sind in der Ausstellung
des .Massachusetts Institute of technologg" enthalten; es
sind verschiedene Schulhäuser und Kirchen ohne Kunstwerth
(z. B. Trinity Chttrch in Boston von E. G. Hart well und
lirattle Square Church daselbst von C. M Baker), ferner
ein Casino von Eaton & Minot und die äufserst primitive
Restauration eines ]>oinpejanischen Hauses von W. C. Richardson.
Besser sind dagegen einige architektonische Brücken-Entwürfe
von J. K. Taylor, welche wenigstens im Bilde recht an-
sprechend wirken; auch die Ausstellung innerer Dekora-
tionen von Kaiser & Hertzog in Philadelphia darf eine
lobende Erwähnung beanspruchen.
Von der Architektur Süd- Amerika's erhalten wir
einige Mittheilungen in der Ausstellung von Buenos- Ay res ,
welche eine gröfsere Zahl meist photographischer Darstellungen
von öffentlichen Bauten enthält, leider zum Theil wieder ohne An-
gabc des Architekten. Zu den letzteren gehören die ('apilla
Santa Felicitas, ein au Isen und innen überladener, neu-roma-
nischer Bau, die Iglesia metrop<>litana mit zwölfsäuliger
korinthischer Vorhalle, das barocke, unschöne Asilo de los
Huerfanos und die in florentinischer Renaissance entworfene,
recht stattliche Cosa de (orreos. Eine sehr nüchterne,
griechische Architektur zeigt das InstUuto sanitario von
Manuel Raffo mit eigentümlichem, radförmigen Grundriss.
Technisch und künstlerisch unbedeutend ist das gran Tealro
de In Opera von Emilio Landois; zwei prächtige Leistungen
sind dagegen von Enrique Hunt ausgestellt: die lianca
de la J'ioiincia, ein kräftiger Renaissancebau mit Doppel-
»aulen-Stcllungcn über einander, und die lianca hypotecaria.
ein Gebäude von ungewöhnlich grofsen Dimensionen mit hübsch
gelöstem Grundriss und sehr wirksamer, edler Renaissance-
Architektur. — —
Nach Durchwanderung aller 5 Erdtheile darf dieser Be-
richt nunmehr abgeschlossen werden mit der an die Leser
gerichteten Bitte, die Mängel und Irrthümer, die sich
unzweifelhaft eingeschlichen haben werden, gütigst zu ent-
schuldigen, mit Rücksicht auf die Mannichfaltigkeit des Stoffes,
auf die vielgestaltige Erscheinung und Darstellung desselben
nnd auf die mühevolle Zusammeutragung der einzelnen Ob-
jekte aus einer labyrinthischen Menge von Ausstellungs-
J. St
Die Konkurrenz für Entwürfe zur Anlage eines neuen Friedhofs der judischen Gemeinde in Berlin.
Unserer in No. 90 gegebenen vorläufigen Notiz Ober den
Ausfall der oben genannten Konkurrenz lassen wir nunmehr noch
einige weitere Mittheilungen, sowie eine Skizze des zur Ausfüh-
rung angenommenen Entwurfs von H. Licht folgen.
Bekanntlich war die im Frühjahr ausgeschriebene weitere
Konkurrenz um diese Aufgabe, an der sich 2b Mitglieder des
Berliner Architekten-Vereins betheiligt hauen, insofern nicht er-
folgreich gewesen, als dos Preisgericht keinen einzigen der Ent-
warf« als direkt zur Ausführung geeignet empfehlen konnte. Den
von den Architekten Kuhn, Licht und v. Holst eingereichten
Arbeiten, welche eine an sich sehr günstige Beurtheilung erfah-
ren hatten, jedoch die ausgesetzte Hausumme nicht einhielten,
wurde je Vi der für Preise ausgesetzten Summe von 2100 M
zugesprochen und es erging an die genannten Architekten die
Aufforderung zu einer engeren Konkurrenz, bei welcher als Haupt-
bedingung der anscblagsouusige Nachweis einer Herstellbarkeit
der Anlage für die Summe von i: ■ M. fest geseut, dem
Sieger dagegen die künstlerische Leitung des Baues für das in
der „Norm" bestimmte Honorar zugesichert wurde.
ntsprach. Bei der
sehen der scharf rechnenden Hauherrn völlig enti .
am 29. v. M. erfolgten Abstimmung des Preisgerichts wurde zu-
nächst der v. Holst sehe Entwurf mit 4 gegen 2 Stimmen ausge-
schieden und in einer engeren Wahl zwischen den Entwürfen von
Kuhn und Licht dem letzteren mit 4 gegen 2 Stimmen der Sieg
zugesprochen. Mittlerweile sind die bezgl. dreifachen Entwürfe
der 3 Konkurrenten — leider mit Ausnahme der zuletzt einge-
reichten von Holst'schen — einige Tage im Hause des Archi-
tektenvereius öffentlich ausgestellt worden.
Ein eingehender Bericht über die verschiedenen Arbeiten
dürfte bei dem engen Kähmen, innerhalb dessen die Konkurrenz
sich abgespielt hat, nicht genügendes Interesse bieten. Wir be-
schränken uns daher auf einige allgemeine kurze Angaben.
Der ursprüngliche v. Holst'sche Entwurf, im farbig be-
lebten Backstuinbau und auf der Grundlage gothiseber Motive
komponirt, zeichnete sich durch eine glückliche, wenn auch für
die Aufgabe an sich nicht eben charakteristische malerische Grup-
pirung der einzelnen Gebäude aus. Dem Entwürfe der definitiven
Konkurrenz, der jenem vermuthlicb
da9 Gutachten
Nebengebäude
sein dürfte, wirft
der Kapelle vor.
ursprünglichen Kuhn' sehen Entwürfe, dessen
480
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
23. Novenber 1878
Erf. t. Hugo I.UhL
X. A. r. P. Miur.r,
und monumentale Hackstein - Architektur eine Verschmelzung von
Renaissance - Motiven mit arabischen Elementen zeigte, war die
Plan - Disposition besonders geglückt Sammtliche Baulichkeiten
lagen zu einer einzigen Gruppe vereinigt, unmittelbar hinter einem
am Haupt- Eingange angebrachten Vorhofe — seitlich Leichenhaus
und Dieuslgebäude, in der Axe die Kapelle, alle it mit bedeckten
Hallen unter einander susammen hangend. Diese Disposition ist
in deu spateren Entwürfen im wesentlichen beibehalten ; die Archi-
tektur ist vereinfacht und strenger durchgebildet, die Kapelle
durch Wahl einer steileren Kuppelform bedeutsamer hervor ge-
hoben. Die Preisrichter tadeln, dass die Silhouette der
zu wenig gebrochen ist und dass die
gerühmt, dass sie den rituellen /wecken der Anlage in würdiger
Weise Rechnung zu tragen versuche.
Iu Licht's ursprünglichem Entwürfe, dessen opulente archi-
tektonische Durchführung in edlen Renais&ancefonucn gehalten
war, fand sich, abweichend von den ineisten anderen Projekten,
die Anordnung, dass Kapelle uud Leichenhaus getrennt von den
übrigen Gebäuden auf dem höchsten Punkte des Terrains lagen.
Obgleich die Preisrichter sich hierüber günstig geäu&ert hatten,
ist Hr. Licht von diesem Gedanken doch abgegangen und hat
das Motiv der Kuhu'scheu Plangestaltung adoptirt. An dem Vor-
hofe liegt links das Portierhaus; Leichenhaus und Dieuslgebäude
(erstcres links, letzteres rechts belegen) sind durch eine offene
Halle mit einander verbunden, an welche sich in der Hauptaxe
mittels einer kurzeu Querhalle die Kapelle anschließt.
Ueber die architektonische Durchführung des Entwurfs lautet
das Gutachten der Preisrichter wie folgt: „Die Kapelle hat in
ihrem Aufhau keine hervorragend bedeutsame Losung gefunden,
namentlich sind die in die Kuppel einschneidenden Fenster ver-
werflich uud zu vermeiden. Ist eine genügende Beleuchtung
nicht anders zu erzielen, so dürfte die Umwandlung der Schein-
laterne in eine wirkliche Laterne und ein mittleres Oberlicht der
Kuppel vorzuziehen sein. Das Ganze ist zwar nicht sehr weihe-
voll und einem rituellen Gefühle entsprechend komponirt. sondern
neigt sich zur Profan- Architektur. Dagegen sind aber die Massen
sehr glücklich, die Formen einfach und verständig und es verspricht
das Ganze bei gutem Material und sorgfältiger Ausführung ein
befriedigendes Resultat"
Es scheint uns fast, als klänge die Ansicht der (
Stimmen iu diesem Urtheil etwas stärker durch, als die '
der Wahl dieses Entwurfes es an sich erwarten läast Wenn die
Kapelle bei ihrer geringen Hohenentwickelung auch in Wirklich-
keit weniger dominiren dürfte als in der Vogelperspektive, und
in dieser Beziehung eine Aenderung wohl erwünscht ist, so hätte die
Anmuth uud seltene Einheitlichkeit der Lösung, die der mit den
bescheidensten Mitteln des Backstein baues geschaffenen Gruppe
einen Hauch vom Geiste der Früh - Renaissance zu verleihen
wusate, unseres Erachtens immerhin ein wärmeres Lob verdient
Dass der rituelle Charakter der Anlage nicht in erster Linie be-
tont ist, dürfte in den Augen vieler hervor ragender Mitglieder
der jüdischen Gemeinde, welche gegen die bisherigen Versuche,
dem Judenthum einen besonderen Baustil auf den Leib zu pi
energisch pn »stiren, eher ein Vorzug als ein Fehler sein.
Mittheilungen aus Vereinen.
Ueber die 19. Haupt- Versammlung des Vereins Deut-
scher Ingenieure, welche, ziemlich gleichzeitig mit der General-
Versammlung unseres „Verbandes", in den Tagen vom ~. bis
5. Septbr. d. J. zu München abgehalten worden ist, legen wir unsern
Lesern nachträglich den folgenden, den Mittheilungen der „Wochen-
schrift" des Vereins entlehnten summarischen Bericht vor.
Die Vereammlüng^ist^von ca. JMS MitgUederu besucht ge-
in Bayern angehört haben, während die Mehrzahl der übrigen
deutschen Vereine iu der Zahl von je 1 bis 14 Mitgliedern ver-
treten gewesen sind und nur 3 Bezirks- Vereine der Betheiligung
sich enthalten haben.*) —
Eingeleitet wurden die Verhandlungen der Versammlung durch
einen längeren Vortrag des Vorsitzenden, Direktor Euler -Kaisers-
lautern, welcher von dem heutigen N'othstande der deutschen
Industrie seinen Ausgang nehmend, unter deu verachiedeneu
Ursachen der Kalamität etwas s|iezielier auch des heutigen Unter-
richtswesens, der Lehrlingsfrage, der Eisenbahn- und
Kanalfrage gedachte. Zur Unterrichtsfrage beklagt der Hr.
ICedoer, theils dass die Frage der Vorbildung z. Z. noch eine
offene — (wohl richtiger noch unabgeschlossene — d. K. I -— sei, dass
neben dem Gymnasium die Realschule sich eingebürgert hat, dass
bei den Anstalten zum eigentlichen Fachstudium eine grolae Zer-
splitterung stattfindet, und stellt schlicfslich als sein Ideal die Hin-
•) IM» UIKcli«d.rMbl dea Venia., «Jener »ich
zufügung der techniachen Fächer als neuer Fakultäten
zu den Fakultäten der Universitäten hin.
Im mittleren gewerblichen Unterricht wünscht Hr. Euler
Förderung der im allgemeinen noch ganz fehlenden (? D. EL)
Schulen für "
entbehrt für uns der Greifbarkeit ; was da-
gegen die Misere der Kanalfrage betrifft, so brachten die speziellen
Ausführuugen dea Hm. Euler Beitrage und Bemerkungen, die
sich anderen hundertfach bereits vorliegenden in ebenbürtiger
Weise anreihen.
In der 1. Plenar-Sitzung der Hauptversammlung behandelte
Hr. Ingenieur Putsch-Berlin das in neuerer Zeit viel besprochene
Thema von der sozialen Stellung der Techniker. Wir
füliren Im folgenden die bezeichnendste Stelle des Vortrags an:
„Die Techniker müssen sich diejenige allgemeine Vorbildung
aneignen, welche den Juristen befähigt, logisch zu deuken und
sich seinen Studien mit Erfolg zu widmen, mit einem Worte, die
Vorbildung zum Besuch der techniachen Hochschule inuss ein
Gymnasium sein, mindestens aber eine Realschule I. Ord-
nung, und zwar obligatorisch. Nur durch Festhalten an diesem
Prinzip werden der Staat und das Publikum dem Techniker gleiche
Achtung und gleiche Würdigung wie anderen Fächern entgegen
tragen, denn mau wird wissen, das« derjenige, welcher ein
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N«. 94.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
481
I'ol;
rite absolvirt bat, in dei
eicht schwer sein, aus dem Pütsch'schen Vortrage
ein spezielles Interesse irgend welcher Art
diesen Versuch,
in Rücksicht auf das
Erörterungen vorliegender Art, in
gerade in fast mehr als ertraglicher
ist. Nur auf einen emsigen Punkt sei noch aufmerksam gemacht.
Hr. Pütsch findet — gewiss sehr sur Verwunderung vieler
unserer Leser — dass die Baumeister von jeher des Besitzes
einer angemessenen sozialen Stellung sich befunden haben. Wir
können nicht umhin zu denken, dass diese Auffassung wahr-
scheinlich nur in der allgemeinen Vorliebe, das Fremde seilet
unbesehen als besser denn das Eigene anzusehen, seine Be-
gründung findet —
Als weiterer Hauptgegenstand kam im Anschh'ss an einen
betr. Vortrag des Hrn. Prof. Intze- Aachen und an eine Mitthei-
lung des Vororts des Verbandes deutsch. Archit- u. Ingen.-Vereine
die Frage der .Normalprofiie für Wal/eisen" zur Verhandlung,
welche hier auf eine gewisse, aus den Kreisen der Eisenhütten-
manner hervor gebende Abneigung stiefs. welche aus dem zur
Annahme gelangten Schlussanlrage ziemlich deutlich hervor geht.
Derselbe lautet dahin:
.Mass die Versammlung den Aachener Bezirks- Verein in
Verbindung mit dem technischen Verein für Eisenhüttenwegen
beauftragen wolle, 5 Vereins-Mitglieder zu wühlen, welche die
Aufgabe haben, mit dem vom Verbände deutsch. Archit. -
u. Ingen.-Vereine zu wählenden 6 Mitgliedern zu einer ge-
mischten Kommission zusammen zu treten. Die Vertreter des
Vereins sollen ausdrücklich aufgefordert werden, diese gemischte
Kommission zu veranlassen, sich vorerst durch Kooptation in der
Weise zu verstarken, dass die Interessen aller Kreise von Kon-
sumenten dabei zur Geltung kommen.
Ueber die weiteren Hauptgegenstände der Verhandlung,
welche die Versammlung beschäftigten, dürfen wir mit einer
blofsen kurzen Erwähnung hinweg gehen. Dieselben betrafen
der geltenden Bestimmungen über Dampf-
i, «rwwnwriUlg des amtlichen Patentblatts ; Regulatoren, Re-
gulir- und Absperrapparate mit direkter und indirekter Uebertra-
gung und mit Corltss-Mechanismen (Vortrag des Hrn. Dr. Proell,
Dresden); magnetische Verbindungen im Portland-Zement (Vor-
trag des Hrn. Dr. I. ist- Hagen) und endlich Reinigung der Kanal-
wasser (Vortrag des Hrn. Dr. Dronkc-ßockenheim). —
Anfser dem ernsten Tbeil enthielt das Programm der dies-
maligen Hauptversammlung mehre Nummern, welche der Zer-
streuung und Erheiterung gewidmet waren. Begünstigt durch
die gelungenen Veranstaltungen des Lokalkomitls und durch die
Witterung wurde auch dieser Theil der Geschäfte gleich dem
ernsten, in befriedigendster Weise absolvirt- — — B. —
Architekten- and Ingenieur-Verein zu Hamburg. Ver-
sammlung am 1. November 1878. Vorsitzender: Hr. Haller, Schrift-
führer: Hr. Itargum, anwesend 52 Mitglieder.
Nach Erledigung einiger geschäftlichen Angelegenheiten halt
Hr. Dr. Plath über die Hebung und Drehung des National -Denk-
mals auf dem Kreuzberge in Berlin den von ihm angekündigten
Vortrag, welchen er durch eigens für diesen Zweck angefertigte
Zeichnungen und Modelle erläutert . Es sind die Zeichnungen
zum Theil Perspektiven in Aquarell - Manier von Dr. Plath und
Architekt Westphalen nach den von ersterein gelegentlich eines
vorübergehenden Aufenthalts in Berlin gemachten Skizzen.
Eine Wiedergabe des Vortrags an dieser Stelle mnss mit
Rücksicht auf die in No. 78 d. Bl. bereits enthaltene Beschreibung
der Bauausführung unterbleiben. Auf eine dort befindliche Un-
richtigkeit in der Angabe der Dimensionen (S. -101 unten) darf
jedoch in Reproduktion der Berichtigung abseilen des Hrn. Dr. Plath
aufmerksam gemacht werden. — Der Unterbau misst nicht 2nra,
sondern 40 m im Durchmesser. - Wenn inzwischen, wie der
Redner hervorhob, der Bau vollendet worden ist, so dürfte die
Frage, ob aus ästhetischen Rücksichten ein anderer Unterbau als
der ausgeführte, bezw. ein Mittelbau zwischen demselben und dem
Denkmal einzuschalten sei, als abgethan zu betrachten sein. Einen
von Hm. Westphalen herrührenden und ausgearbeiteten Entwurf,
nach welchem das Monument, wie das Hermanns -Denkmal, auf
einen tempelartigen Unterbau gesetzt werden soll, bezeichnet
Dr. Plath selbst als nicht befriedigend, weil der untere Tbeil zu
prävalirend im Verhälmiss zu der ursprünglichen Erinnerungs-
säule wird.
Hr. Haussen regt eine Besprechung des Verhaltens der
Reichsbehörden bei der Konkurrenz für die Strabburger Uni-
versität an, wird jedoch damit zunächst an die Kommission für
Ueberwachung des Verfahrens bei öffentlichen Konkurrenzen
verwiesen. — In den Verein aufgenommen sind die Herren Bich-
weiler und Petersen. Bm.
am 18. No-
Die Stadt Calau hat den Verein ersucht, die Facadengcstal-
l des dort an Stelle des alten Rathhauses zu errichtenden
im (_t cizcDStADiic cini*r ^lonut^-IvonWurrcriz
bei der 2 Preise von 200 und 100 M. zur Verthei-
lung gelangen sollen; das Schreiben wird der bezgl. Kommission
zur Aufstellung einer Vorlage überwiesen. In die Kommission für
eventuelle Fortsetzung der Entwürfe zu Kirchen-, Pfarr- und
Schulbauten wird Hr. Ende an Stelle von Hrn. Adler gewählt
Hr. Lehfcldl, der eine Anzahl bezgl.
lässt spricht hierauf über den Fachwerk-
ld der Renaissance, den er auf einer im
Bau des Mittelalters und der Renaissance,
Laufe d. .1. unternommenen Reise nach dem westlichen Deutsch-
land zum Gegenstande des Spczialstudiums gemacht hat.
In einer airgemeinen Einleitung erörtert der Redner zunächst
das den Fachwerkbauten eigenartige Konstruktion»- Prinzip der
Vorkragung. Die Gründe, welche man bisher für die Ent-
stehung desselben geltend gemacht hat — die Absicht Raum zu
gewinnen, die Traufe möglichst weit nach aul'sen zu verlegen, die
unteren Geschosse vor Schlagregen zu schützen, endlich durch
die aufsere Last ein Gegengewicht gegen die Einbiegung der
Balken im Innern zu schaffen erscheinen ihm sammtlich nicht
ganz stichhaltig. Wahrscheinlicher möchte die von Essenwein
ausgesprochene Ansicht sein, dass das für die gauze mittelalter-
liche Haukunst typische Prinzip der Vorkraguug aus der Nach-
ahmung des Festungsbaues entstanden sei ; auch der von ( '. Schafer
an e« führte Vorzug, dass durch die zwischen den auskragenden
Balken und den Stielen mittels der Kopf bander hergestellte
Dreiecks- Verbindung eine grofse Steifigkeit des Systems erzielt
wird, dürfte, bei der sorglosen Fundamentirung mittelalterlicher
Bauten, für jene Anordnung bestimmend gewesen sein. Endlich
ist der ästhetische Eindruck der breiten Schatten und der durch
sie herbei geführten Betonung der Horizontale anzuführen.
Bezüglich der geographischen Verbreitung des Fachwerk-
baues in Deutschland sind 3 Hauptgebiete zu unterscheiden, von
das eine Niedereachaen mit den Nachbar -Gauen umfasst
sich auf
Die historische Entwickelung des deutschen Fachwerkbaues,
die jedenfalls eine sehr alte ist, lasst sich leider nur von einer
Zeit an verfolgen, wo die Rinthe mittelalterlicher Kunst langst
vorüber war; die ältesten erhaltenen Beispiele gehören der Mitte
des 15. Jahrhunderts an. t>ie seither entstandenen Bauten können
im wesentlichen nach 8 großen Perioden unterschieden werden,
wenn die charakteristischen Eigentümlichkeiten unter dem Ein-
tlusse lokaler Traditionen und Vorbilder auch nicht überall in
gleicher Scharfe nachzuweisen sind. — Indem wir darauf ver-
zichten, die eingehende Schilderung, welche Hr. Lehfeldt den
konstruktiven Anordnungen und den ornamentalen Verzierungen eines
jeden dieser Abschnitte widmet, hier wieder zu geben, beschranken
wir uns darauf, die Hauptmerkmale derselben kurz zu skiztirou.
In der ältesten Periode, von der Mitte des 15. bis zum Be-
ginn des 16. Jahrhunderts, der die bekannten Rathhäuser in
Wernigerode, Fritzlar, Alfeld, Duderstadt die älteren Bauten von
Halberstadt und Braunschweig etc. angehören, waltet noch der
Geist des Mittelalters. Ueberall ist Klarheit und Wahrheit ange-
strebt; die wichtigeren Konstruktionstheile treten hervor, die un-
bedeutenderen zurück. Die Verzierungen sind einfach und meist
aus vollem Holze ausgeschnitten. Die Vorkragungen, durch Kopf-
bander unterstützt, betragen bis zu 0,75 m.
i& w t-ittf \ &fsOd&f voiq iV ii I ah ^ u cl^.s \ . 1 1 is sur l^tittc d
Architektur auf den Fachwerkbau gekennzeichnet und namentlich
in Hildesheim, Braunscbweig , Goslar, Stolberg, Wernigerode,
Hameln etc. reich vertreten. Leider ist jener Einfluss durchaus
nicht als ein günstiger zu bezeichnen, so glänzend die bezgl.
Bauten auch zum Tbeil erscheinen; nicht die konstruktiven Bil-
dungen des Fachwerkbaues wurden im Geiste der Renaissance
moditizirt, sondern die unverstandenen Formen des letzteren dem
Koiistruktions-Systcme äußerlich angepasst. Die durchgehenden
Hauptglieder des Systems werden durch Verbretterungen verdeckt;
eine üppige Ornamentik in Schnitzwerk überwuchert demzufolge
mehr und mehr den ganzen, rein malerisch aufgefassten Bau. Die
Vorkragungen betragen anfangs bis zu 0,50, später nicht über 0,30™.
Iu der dritten Periode, die vom 30jährigen Kriege bis tief
in's vorige Jahrhundert reicht, macht sich eine Art von roman-
tischer Reaktion gegen das Treiben des vorher gegangenen Zeit-
alters geltend. Die Verschalungen werden wiederum beseitigt
und die konstruktiven Formen des Fachwerks — wenn auch zum
Theil nur ein konstruktiver Schein — treten wieder in ihre Rechte.
Die Auskragung der Geschosse schwindet fast ganz, dafür aber
tritt als wesentliches Element der Facadenbildung der Erker auf.
Halberstadt Wernigerode und Goslar zeigen einzelne dieser Bauten,
bessere besitzt Süddcutschland , die schönsten unzweifelhaft aber
die Rbcingegend.
I>er Redner schliefst, indem er für die Zukunft des Fach-
vor allem ein Wieder- Anknüpfen an die reizvollen,
Werke
Hr. Orth entwickelt in längerem, durch Tafel-Skizzen er-
Vortrage die verschiedenen Ideen, welche die drei für
die Stadterweiterung Strafsburgs aufgestellten Projekte bezüglich
der Gestaltung des Kaiser- Platzes verfolgen; mit Rücksicht
auf die mehrfachen Publikationen u. Bl. über die bezügl. Ange-
legenheit dürfen wir den Vortrag hier übergehen.
An der Beantwortung des Fragekastens nehmen die Hrn.
Th. Seydel und Kuntze Theil. - F. -
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482
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
23. November 1878
Vfrmiwhtfs.
Zur Titelfrage im prouXeischen Bauwesen. Wie die
politische Presse berichtet, hat der Herr Minister des Innern die
Provinzialbehörden aus Anlass eines Spezialfalles von neuem
darauf hingewiesen, dass grundsätzlich daran festzuhalten ist, dass
ein Titel, der ein Staatsamt bezeichnet, zur Verleihung an Be-
amte von Korporationen sich nicht eignet, nnd dass daher für
derartige Beamte andere Titel zu wählen sind. In dem vor-
liegenden Falle handelte es sich darum, das* ein Kreisausscbuss
einem von der Kreisvertretung angestellten Baubeamten den Titel
„Kreis-Bauinspektor* zu geben beabsichtigte.
Die Reform der prenfsinohen Gewerbeschulen nach den
von der Sachverständigen - Konferenz am 3. August d. .1. aufge-
stellten bezw. genehmigten Grundsätzen (s. No. t'A d. Bl.j scheint
nunmehr definitiv entschieden zu sein.
Der Pr. St.-Anz. vom 14. November bringt eine vom 1. No-
des Hrn. Ilandelsministers
vom
vember d. J. datirte Zirkidar- Ve
die
entwickelt wird. Ks folgt die Nach-
richt, dnas der Herr Beichakauzler den neuen Anstallen die ge-
wünschten Berechtigungen in Bezug auf den einjährigen frei-
willigen Militärdienst im Prinzip zuerkannt habe, und endlich die
Mittheilung, dass den Ahiturieiiten der künftigen 'J klassigen Ge-
werbeschulen auch die Zulassung zu den polytechnischen Studien
und den technischen .Staatsprüfungen gewahrt sei. Bei dem
regen Iuteresse, das die letzt genannte Krage in dun Kreisen
unseres Fachs, speziell im Berliner Architekten -Verein erregt
bat, bringen wir den betreffenden Passus zum wörtlichen Abdruck.
„Ks blieb dann weiter zu erwägen, ob den mit einem Zeug-
niss der Keife entlassenen Schülern derjenigen Gewerbeschulen,
welche sich unter Ausschließung des Fachunterrichts als allge-
mein-wissenschaftliche Vorltereitungs- Anstalten , insbesondere für
höhere technische Studien, organisiren und ihren Lehrgang zu
einem neunjährigen ausdehnen wurden, eine F.rweiterung der
bisherigen Berechtigungen in Bezug auf die Zulassung zu den
Staatsprüfungen auf technischem Gebiet zugestanden werden
könne. Schon die nach dem System Von 1870 gestaltete Gewerbe-
schule besitzt jetzt das Recht, dass ihre Abiturienten als Studirende
für die Architektur und das Bau-Iugcnieurwesen, jedoch ohne zur
Staatsprüfung in diesen Fachern zugelassen zu werden, eintreten
und dass sie für das Maschinenfach auch die Staatsprüfung be-
dürfen. Ks ist nicht zu verkennen, dass diese Unter-
auf die Dauer nicht wohl
Der Maschinen -Ingenieur
wie der Bau-Ingenieur, und ein Unterschied zwischen
tüchtigen Privattechniker erforderlichen, beziehungsweise geeigneten
Vorbildung lasst sich kaum aufrecht erhalten. Demnach werden
die wissenschaftlichen Vorbedingungen für das Studium jener
technischen Fächer gleichmafsig und in der Art zu gestalten sein,
dass, wenn eine Vorbildung als ausreichend betrachtet wird, um
mit voller geistiger Keife das Studium auf der Akademie zu be-
ginnen, sie auch für die spatere Staatsprüfung genügen muss.
Die bisherigen Gewerbeschulen nach der Organisation von 1H70
mit einem, von der Sekunda ab gerechnet, nur dreijährigen Kur-
sus und einem, die Förderung der allgemeinen Bildung vielfach
durch Kachgegenstande beschrankenden Lehrplan konnten die
Garantie der vollen geistigen Keife für die technischen Studien
allerdings nicht gewahren. Die in der oben entwickelten Weise
reformirten höheren Gewerbeschulen aber, die jene Mangel von
sich abstreifen, bieten jene Garantie und werden sich, indem sie
nicht blos einseitig das mathematisch-naturwissenschaftliche, son-
dern auch das sprachlicb-historische Gebiet, wenn auch unter Be-
schränkung auf die modernen fremden Sprachen, kultiviren, als
allgemeine Bildungs-Anstalten für diejenigen Studien, welche der
klassischen Sprachen nicht noth wendig bedürfen, wie ich hoffe,
bewähren. lu dieser Zuversicht habe ich mich nach eingehendster
Erwägung entschlossen, den Gewerbeschulen mit neunjährigem
Kursus im Prinzip das Recht zu gewähren, dass ihre Abiturienten
nach Absolrirung des akademischen Studiums auch zu den Staats-
prüfungen im Hochbau- und Bau-Ingenieurfach zuge-
lassen werden; nur ist die Anwendung dieses Prinzips auf den
einzelnen Fall auch hier dadurch bedingt, dass die Organisation
der betreffenden Schule vollständig abgeschlossen, die Abiturienten
derselben von der heutigen Sekunda ab gerechnet einen vier-
jährigen Kursus durchgemacht und eine sowohl in den sprach-
lich-historischen, wie in den mathematisch-naturwissenschaftlichen
Disziplinen und im Zeichnen streng kontrolirte Reifeprüfung be-
standen haben."
Den Schluss des Aktenstucks bildet sodann eine Anweisung
an die Regierungen, die Städte, in welchen Gewerbeschulen be-
stehen, zu einem Beschlüsse darüber zu veranlassen, für welche
Art der neuen Anstalten — ob für eine 9klassige Realschule ohne
Latein, oder ob für eine 6 klassige eigentliche Gewerbeschule —
sie sich entscheiden wollen. —
Ob diese Verfügung das letzte Wort der Regierung in der
bezgl. Angelegenheit sein wird, dürfte erst in der bevorstehenden
Session des Landtags, der ohne Zweifel mit dem Gegenstande
gleichfalls sich beschäftigen wird, fest gestellt werden. So sehr
wir unsererseits mit dem Vorgehen des Herrn Ministers sachlich
Fragen von solcher Tragweite nicht durch einfache MinisterisJ-
Verfügnng, sondern durch ein Gesetz geregelt werden.
Als ein Widerspruch mit den Beschlüssen der Auguit-
Konferenz, der den von den Gegnern der Maaisregel gehegten
Befürchtungen einigen Boden zu gewähren scheint, müssen wir
es übrigens betrachten, dass der Herr Minister, der nicht nur
Chef des Bauwesens, sondern auch Chef des Bergwesens ist,
in seiner Verfügung nur von den Staatsprüfungen im Hoch-
bau- und Kauingenieur-Fach spricht, während jene Konferenz
ausdrücklich Zulassung der auf den neuen Schulen ausge-
bildeten Abiturienten zu den Staatsprüfungen auf dem ge«
sammten technischen Gebiet gefordert hatte. Ks dürften
I jedoch nur zufällige Gründe sein, welche zu dieser vor-
| laufigen Beschränkung geführt haben; denn in einer offiziösen
Notiz an zuverlässiger Stelle lesen wir, dass die preußische
Unterrichts -Verwaltung folgende, jener Korderung der August-
Konferenz Rechnung tragende Kintheilung der höheren Unterrichts-
Anstalten ins Leben treten lassen will: 1 Humanistische (iym-
uasien, gleichgestellt den heutigen Gymnasien, mit etwas
der Mathematik uud der Naturwissen
zu jedem Studium auf
2) Realgymnasien, gleich den jetzigen Realschulen 1. Ordnurg,
mit Verstärkung des lateinischen Unterrichts in den oberen Klassen
und mit der Berechtigung zum Studium der neueren Sprachen
auf den Universitäten und Zulassung zu allen technischen und
landwirtschaftlichen Hochschulen; 3) Höhere Gewerbescbulea
oder Realschulen I. Ordnung ohne lateinischen Uuterricht mit der
Studienberechtigung der Realschulen,
der neueren Sprachen auf Universitäten.
RuguUrung der Unter-Spree. Von der Kgl. Regierung
in Potsdam siud im Laufe dieses Sommers die Pläne für die Kc-
gulirung der Spree von Kerlin bis zur Havel angefertigt und diese
Pläne für die Ausführung durch Anbringung der Fixpunkte im
ganzen Umfang vorltereitet. Von Ruhleben (hinter dem Spandauer
Kock) aus ist, den Klsgraben entlang, bei Tiefwerder in die Havel
einmündend ein AhkQreungsknnal projektirt. Mittel» dieser neuen
Linie soll der Weg von Berlin zu den Havelseen um etwa 3kB
verkürzt und die schwierige Passage durch Spandau und den sich
stark nach Norden krümmenden Spreearro daselbst ausgeschaltet
werden. — Die Ausfuhrung soll dem Vernehmen nach den Projekten
auf dem Fufse folgen. Ks leuchtet ein, dass diese Bauten litr
die Schiffahrt auf Spree und Havel von der durchgreifendsten
Bedeutung sein werden, nicht allein für die Handelsschiff»!!!
Leben hier besonders stark pulsirt, sondern auch für die
jetzt auf der Unterspree
reud sie auf der Obersp
Oberspree jährlich
Vorrichtung zum Stellen einer gegen die Spitze be-
fahrenen Welche von der Lokomotive aus. Die in No. 92
d. Bl. unter obigem Titel gebrachte Mittheilung enthält keine
neue Idee, vielmehr nur einen bereits vor 20 Jahren gemachten
Vorschlag in etwas anderer Form. Dieser Vorschlag findet sich
in einem „die Mängel und möglichen Vervollkommnungen der
Eisenbahnweichen" besprechenden Artikel im „Organ für die
Fortachritte des Eisenbahnwesens", Jahrgang 1Ö5H, s. 192, mit
Angalte einer Konstruktion zu vorbezeichnetem Zwecke. Obwohl
die praktische Ausführbarkeit der Idee in einer oder der anderen
Form keinem Zweifel unterliegt, so hat der Verfasser jenes Ar-
tikels weitere Schritte zu diesem Zwecke nicht gethon, nachdem
er sich davon überzeugt hatte, dass schwer wiegende Bedenken
anderer Art vom Standpunkte eines wohlgeordneten Eisenbahn-
Betriebes aus dagegen sprechen, die Lokomotivführer bei der
Umstellung der Weichen irgendwie mit zu betheiligen. Eine Aen-
derung hierin dürfte die Entwickelung, welche gerade die auf
möglichste Sicherung der richtigen Stellung der Weichen sowie
der zugehörigen Signale abzielenden Betriebseinrichtungen in
neuerer Zeit gewonnen bat, gewiss nicht herbei führen.
Ob die nach dem Schlüsse der eingangs erwähnten Mit-
theilung beabsichtigte Anwendung bei Pferdebahnen aussieht»-
voller sein wird, musa, wenigstens bezüglich solcher in der Ober-
von Strafsen liegenden Bahnen, bezweifelt
fuche
werden.
Die diesjährige kunstgewerbliche We
Berliner Architekten hause wird am 8.
werden. Die Anmeldungen für dieselbe sind so zahlreich
gangen, dass die im vorigen Jahre benutzten Räume nicht aus-
reichen und auch der greise Sitzungssaal des Architekten- Vereins
zur Aufstellung der Gegenstände benutzt werden wird. Bekannt-
lich kommen aus diesem Grunde die Dezember- Versammlungen
des Vereins in Wegfall, oder es werden dieselben vielmehr in
veränderte Formen gebracht und speziell den durch Vortrage zu
erläuternden, auf der Weihnachtsmesse vertretenen Gebieten des
In der Berliner Bau- Ausstellung sind bis zum Iti. No-
vember er. neu hinzugetreten: C. G. Hörich & Co. 1 Schreib-
tisch, eichen geschnitzt, antik im Renaissance-Stil, mit altsilber-
nem Beschlag; 1 Phantasieschrank, Nussbaum gehöhnt, im Re-
uaissance-Stil mit reicher Bildhauerarbeit; 1 Spiegel, ioütirt
Ebenholz matt und polirt, mit Untersatz für Blumendekoration. —
Ferd. Vogt» & Co. 1 BQcherschr. eichen geschnitat m.BeschJ»«.
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No. 94.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
483
Ans der Fachlitterotnr.
Entwarf eines Eisenbahn -Plans für das Königreich
Preufsen, mit besonderer Berücksichtigung der Eisenbahnen von
untergeordneter Bedeutung. Aufgestellt von A. Schwalle, Reg.-
u. Naurath, Mitglied der königL Direktion der Niederschlesßcb-
Markischen Eisenbahn. Nebst einer Karte. Berlin 1878. Druck
und Verlag des Berliner Lith. Instituts.
Der Verfasser, welcher schon im Jahre 1865 zuerst auf die
Notwendigkeit hinwies, das Anlage-Kapital der Eisenbahnen mit
den voraussichtlichen Einnahmen in Einklang zu bringen, dem-
nach für geringen Verkehr die Bahnen möglichst billig zu bauen
und zn betreiben, verfolgt bei Aufstellung seines, durch eine über-
sichtliche Karte veranschaulü hten Eisenbahnplans eine dreifache
entsprechende Vervollstan-
1er in
Eine den öffentlichen
digung de
- Ueberblick ober
Die Subventionen seitens der Staats-Regiemng zu i
Mit Recht wird hervor gehoben, dasa zu keiner Zeit die
Aufstellung eines Eisenbahnplans so wichtig und dringend ge-
wesen sei, als gegenwärtig. —
Die Rauthatigkeit der preußischen Eisenbahnen geht, wie
nachstehende Ueberaicht zeigt, binnen wenigen Jahren ganzlich
zu Ende:
* Im
' -
Am Kivd. d« J«hrw 1*7* «in« la Pm*«, »w
a»»«!'»
Es kommen tum n :
Im dw Im .lahrr l»77 cr.dtn.lrn B.t>n»tr«k, n
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n 1*71* Sa rr'iffnfftdcn ,,
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for dit tpkm rot ErwStmni: k.<wi.»lrn RthiiXr
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771.'.»
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hkriu dj. it>n Ki-. <i' «lii>pl«n bildende» mit .
aia:.4.*9 >»
e.1*.7* _
Die preufsischen Staatsbahnen , bei denen zur Zeit 1287 km
mit einer Anschlagssumme von 395 Mill. Mark in der Ausführung
begriffen sind, gehen, mit einziger Ausnahme vielleicht der Ber-
liner Stadtbahn, im Jahre 1684» ihrer Vollendung entgegen-, von
den anter Staatsverwaltung stehenden Privatbahnen ist der Rau
neuer Linien nicht in Aussicht genommen ; von den unter Privat-
Verwaltung stehenden Privatbahnen endlich ist im Zentrum und
im Osten des Staats, mit Ausnahme der Linie Sangerhausen-
Erfurt, jede Rauthatigkeit vollständig eingestellt und nur in den
westlichen Provinzen sind die Projekte der Rheinischen Eisen-
der Hessischen Ludwigsbahn, der Niederländisch- Westfäli-
Eisenbahn, sowie der Linie Harburg- Cuxhaven noch zur
hrung zu bringen. —
Welche Eolgen eintreten werden,
thätigkeit, weiche im zehnjährigen Durchschnitte :
von 18436 bis 1876 = rot 307 Millionen Mark
„ 1856 „ 1866 - „ 74
, 181« „ 1*56 = 60
„ 18S8 „ 1816 = , 12 „ ,
pro Jahr betrog, nahezu vollständig erlischt, ist schwer zu er-
messen ; wahrscheinlich ist jedoch, dasa durch den weiteren Rück-
gang, wenn nicht Still stand all der zahlreichen und grofsen
Industriezweige, welche bisher beim Eisenbahnbau Beschäftigung
fanden und die wieder verschiedene andere Industriccu ernährten,
sowohl die gegenwärtige allgemeine Geschäftslosigkeit in hohem
Maafte verschärft, als auch die Stellung Preußens in der Handels-
Konkurrenz auf dem Weltmärkte arg geschädigt werden dürfte.
Um so notwendiger erscheint daher die Verbesserung der
wirtschaftlichen Lage unseres verhaltnissmafsi« armen Vater-
landes durch weitere V*
Netzes. Denn jede Bahn hei* den Wohlstand der von ihr durch-
schnittenen Gegend durch Steigerung der Imme
Ersparniss an Transportkosten und durch die
bezw. Konkurrenz-Fähigkeit aller ihrer Erzeugnisse. —
Cm einerseits den jähen Uebergang von einer bu
reichten Hohe der Produktion, die in den letzten Jahren als
Ucberproduktion bezeichnet werden muss, zu einem völligen Still-
stand der Rauthatigkeit zu vermeiden, andererseits um die in
den weitesten Kreisen sich regenden Bestrebungen, mehr und
mehr Gebiete aus ihrer Abgeschlossenheit vom allgemeinen Ver-
kehre zu befreien, in den Rahmen eines wohl durchdachten
Systems einzufügen, soll nach des Verfassers Eisenbaltnplan eine
Länge Ton rot «340 km Hahn mit einem Kostenaufwande von
514 Mill. Mark gebaut werden, indem die noch nicht an Eisenbah-
nen gelegenen Städte auf dem kürzesten, billigsten und zweck-
massigsten Wege an die bestehenden Rahnen Anschlug* erhalten.
Als Maalsstab ist hierbei die Einwohnerzahl von 30O0 als die-
jenige unterste Grenze angenommen, bis zu welcher bei geringer
Lange der zu erbauenden Rahn noch ein lohnender Betrieb
möglich ist Ohne Eisenbahn- Auschluss würden nur 4 Städte über
3000 Einwohner bleiben, während von der Gesammtheit der 1277
preuss. Städte 1005, also rot 88 " „, denselben erhielten. Die ein-
zelnen Linien sind unter Zugrundelegung der Generalstabskarten
und der theilweise bereits vorhandenen Vorarbeiten vom Ver-
fasser, de-in hierbei die Kenntniss der meisten Provinzen aus
eigener Anschauung zu Hülfe kam, entworfen worden. —
Planmäßig wird das Bedürfnis» gedeckt durch die Her-
stellung von: 1150 k» Staatsbahnen zu 1-" Mill. Mark
„ 6190 „ Priratbahnen „ 334 „ „_
Zusammen 6340 km Eisenbahnen zu 514 Mill. Mark
d. h. es soll das Finde 1877 in I*reußen vorhandene Netz von
17 820 k» Bahn um 3«*„ vermehrt werden. Gegenüber den in
anderen Landern geplanten Eisenbahn-Unternehmungen erscheint
weder der Prozentsatz der Vermehrung noch das aufzuwendende
Bau-Kapital ungeheuerlich ; denn Italien mit jetzt 7900 k'° Bahn
vergrößert sein Netz um 4000 km, also ca. 50 *>, bei 600 Mill. Mark
Kosten, während der französische Bantenminister de Freycinet
für Frankreich, mit jetzt 21 775 k» Bahn, den Neubau von
17 000 km — also eine Vermehrung um 76* 0 — mit einem
Kostenaufirande von Uber 3 Milliarden Francs durchzuführen be-
strebt ist —
Den umfangreichsten Thcil seiner Arbeit widmet der Ver-
fasser der Erörterung jeder einzelnen von ihm in Vorschlag ge-
brachten Linie in technischer und volkswirtschaftlicher Hinsicht,
wobei jede Provinz in einem besonderen Abschnitte behandelt
wird. Es lasst sich vorher sehen, dass gerade dieser Theil des
Buches in den betheiligten Kreisen, deren vitalst* Interessen be-
rührt werden, mannichfach kriusirt und angefochten werden wird.
(Vergl. z. B. Berl. Bors.-Zeitg. 2«. Septbr. er. betrefft Ost-
Preußen). Unserer Ansicht nach dürfte den Provinzial- Ausschüssen
jeder Provinz, denen in den Landes Baurttthen kompetent«, mit
den besonderen provinziellen Verhältnissen am genauesten ver-
traute Techniker zur Seite stehen, die verdienstvolle Aufgabe er-
wachsen, die Vorschläge des Verfassers im einzelnen zu prüfen,
je nach dem vorliegenden Bedürfniss und der voraussichtlichen
Rentabilität der in Betracht kommenden Linien den Eisenbahn-
Plan jeder Provinz entsprechend zu ergänzen bezw. zu berich-
tigen, sowie die Reihenfolge, in der die verschiedenen Streckeu
zur Ausführung gelangen sollen, zu bestimmen.
Nicht alle vom Verfasser entworfenen Eisenbahnen sollen die
normale Spur erhalten. Mit Rücksicht sowohl auf die bei Ocholt-
Westerstede (0,75 » weite Spur) gemachten günstigen Erfahrungen,
wonach die mit der Schmalspur verbundenen Nachtheile: die Be-
schaffung besonderer Betriebsmittel und das 1'niladen der Güter
auf der Anschluss- Station bisher überschätzt worden sind, als
auch auf den aus der Vergleichung der Bau- und Betriebs-Kosten
einer größeren Anzahl normal- und schmalspuriger Bahnen ge-
zogenen Schluss , dass unter gleichen Umständen die Baukosten
einer normalspurigen Eisenbahn das 1' > fache einer Schmalspur-
Bahn (0,75 m), die Betriebs- Ausgaben aber das Doppelte betragen,
sind 1 1,3 "/» der Bahnen als Schmalspur -Bahnen mit der nach
den technischen Vereinbarungen als kleinsten empfohlenen Spur-
weite von 0,75 » zu erbauen angenommen, so dass 718 km
Spur "
Um
hahnpi;
sich der Mühe
übersichtlich
Strecken,
Aussicht
Ueberblick über die
geben, hat der
die Baukosten der projektirten Linien
stellen. Abgesehen von denjenigen
all Hauptbahnen auf Staatskosten in
ist, sind für die Veranschlagung sämmtlicher
Bahnen untergeordneter Bedeutung, insofern nicht bereits ander-
weitig gefertigte Vorarbeiten benutzt werden konnten, diejenigen
Erfahrungen zu Grunde gelegt worden, welche in neuerer Zeit
bei den Sekundairbahnen in Schleswig -Holstein und
gewonnen worden sind. Darnach ist veranschlagt:
das Kilometer Normalspur nach Wollhcim mit 47 000 M.
„ „ Schmalspur „ Bnresch a 96 000 „
Auf die einzelnen Provinzen entfallen planmäßig:
Ostpreußen
Pommern
Posen ....
Schlesien . .
Brandenburg
Sachsen . . .
Schleswig -
Hannover
Westfalen 428,50
Rheinprovina . . . 335,11
Hessen -Nassau . . 176,00
611,70
530.80
536,!»5
721,30
643.99
588,40
50«,33
559,50
«99,09
k"< mit 59 011 000 M.
4« 872 024 „
38 775 250 ,
«9 283 »4 „
42 063 250 „
«4 975 150 ,
40 763(1410 ,
30 537 000 „
40 310 800 „
29 628 349 „
36968000 „
14 729 17« „
zusammen «339,97 km mit 513 901 393 M.
oder rot «340 Km mit rot. 614 0UOOOO M.
Es ist einleuchtend, dass das für die 5190 km Privatbahnen
erforderliche Haukapital in Höhe von 334 Mill. Mark nicht anders
aufgebracht werden kann als durch das vereinigte Zusammen-
wirken der 5 hierbei wesentlich in Betracht kommenden Faktoren :
des Staats, der Provinz, der Anschlussbahn, der angeschlossenen
Sudte und der zumeist betheiligten Adjazenten. —
Die Staatsregierung hat ihre Geneigtheit, die Herstellung von
484
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
23. N.YMnber 1878
bewilligt
die Linie
Sekundärbahnen durch Gewährung von Subventionen zu erleichtern
bezw. zu ermöglichen, im Landtage mehrfach ausgesprochen und
durch eine Bethülfe in Höhe von i «. 12 % ('/») bei Neumünster-
Tönning, von ca. 17 % (' ,) bei Itzehoe-Heide und Kiel-Flens-
burg auch bereits betbätigt Wenn man erwägt, das« der preus-
sische Staat in dem 20 jährigen Zeitraum von 1853 1*73 die
ansehnliche Summe von ca. 50 Mill. Mark für rbansseebaii-
Prämien ausgegeben hat, so erscheint des Verfassers Vorschlag,
die Höhe der Staatssubvention för Sekundarbahnen auf 20 % (•/,)
des Anlagekapitals, in runder Summe also auf 67 Mill. Mark,
die sich auf vielleicht 10 Jahre vertheileu worden, zu normiren,
um so mehr gerechtfertigt, als die projektirten Linien sich viel-
fach als Zubringer für die bestehenden Staatshahnen darstellen,
weil das in den Staatsbahnen angelegte Kapital bisher eine wesent-
lich höhere Rente abgeworfen bat als der Zinsfuß! der Staatsan-
leihe betrügt (5,4-1 % gegenüber 4— 1.5°/,,) und weil endlich der
Staat für die bei verschiedenen Bahnen übernommenen Zins-
garantien bis Knde 187t als ausbedungene Gegenleistung an
Dividenden und Extradividenden einen Ueberscbuss von rund
6 400 ooo .//. erzielt bat — im ganzen also, weil für den Staat
das Risiko der Betheiligunj; ein äußerst geringes ist. Die staat-
liche Subvention würde auf etwa 5 Jahre bezw. so lange, bis das
"brige Anlagekapital eine Dividende von 4 "/„ erhalten hat, zins-
frei zu gewähren, übrigens aber in Form einer Anleihe gesetz-
lich zu regelu sein, indem bei der grol'sen Zahl der zu bauenden
Linien die Bewilligung der Bauprämic für jeden einzelnen Fall
eine zu größte Belästigung der Behörden und der Landesver-
tretung herbei führen würde. -
Weitere Subventionen, gleichfalls in Höhe von etwa 20"'Hl
müssen aus Provinzialfouds erwartet werden. Die mehr im Prin-
zipe als in der Praxis begründete ablehnende Haltung der I'ro-
vinzial- Vertretungen gegen die Unterstützung der Lokalbahnen
aus Provinzialfonds dürfte eine Wandelung erfahren, sobald die
gesetzlichen Bestimmungen über die Verwendung der Dotations-
fonds dahin erweitert werden, dass auch Beihidfen zum Bau von
Seknndärhahnen aus diesen Fonds gewährt werden dürfen. Er-
freulich und nachahmenswert!! ist das Vorgehen sowohl des Pro-
vinzialausschusses für Brandenburg, welcher „als Ae.piivalent für
die erleichterte Unterhaltung der Chaussee" für die Lokalbahn
Perleberg. Wittenberge eine Unterstützung von 50000.«
hat, als auch der Ostfriesischen Stände, welche für die
Norden -Emden- Aurich -Wittmund sich bereit erklärt haben, pro
Kilometer zu gewähren: bei normaler Spur 7500 M. oder rot.
16*,', 7. und bei schmaler Spur 5000 M. oder roL lü'/j— 20%. -
Nicht minder werden die Anschlussbahnen den Bau der
Lokalbahnen, ihrer Zubringer, welche die sicherste, weil von der
Konkurrenz unabhängige Einnahmequelle, den Lokalverkehr,
heben, im eigenen Interesse unterstützen, etwa durch Stellung von
Betriebsmitteln bei normaler Spur, durch billig berechnete Mit-
benutzung des Anschlussbahnhofs, durch Hergabe alter Schienen
für Bahnhofsgleise u. a. m., so dass auf diese Weise wiederum
eine Subvention von ca. 20 " „ erreicht wird, mit welchem Betrage
die Anschlussbahn an dem Reinertrage Theil nimmt —
Die noch fehlenden 40 • „ sind seitens der Städte und der
zumeist betheiligten Adjazenten in Geld oder Naturalleistungen
aufzubringen. —
Nachdem durch den Erlass der „Bahnordnung für deutsche
Eisenbahnen untergeordneter Bedeutung" vom 12. Juni 1878
seitens der Staatsaufsichts- Behörden wesentliche Erleichterungen
im Bau und Betrieb der Lokalhahnen gestattet worden sind, so
dass sich dieselben in einer ihrer Individualität entsprechenden
Weise frei zu entwickeln und daher schon in den ersten Jahren
ihre Rentabilität aufser Zweifel zu stellen vermögen, bleibt dringend
zu wünschen, dass die Leistungen der Lokalbahnen für die Post-,
Telegraphen- und Militair-Yerwaltnng mindestens in voller Höhe
der Selbstkosten so lange entschädigt werden, bis das in einer
Eisenbahn minderer Ordnung angelegte Kapital eine Verzinsung
von 4 •','„ gewährt Zumal die Reichs-Postverwaltung könnte dieser
billigen Forderung um so eher genügen . als durch den Wegfall
der kostspieligen Personen- und Packet-Pnsten direkte Ersparnisse
erzielt werden und in Folge der weiteren Ausdehnung des Eisen-
bahnnetzes der Postverkehr sich naturgemäfs steigert
Wer n ich.
Konkurrenzen.
Konkurrenz für Entwürfe zum Wiederaufbau dea
Thttnnes der deutaohen Kirohe in Stockholm. Wir sind
nunmehr in den Besitz des .vom November" d. J. datirten Pro-
gramms dieser bereits in No. 88 u. Rl. erwähnten Konkurrenz
gelangt und glauben nach Einsicht desselben unsern Fachge-
nossen eine Bcthciligung an derselben wohl empfehlen zu können,
obgleich die Bedingungen mit unsern deutschen Grundsätzen
vielfach nicht überein stimmen. Es gilt dies letztere namentlich
dafür, dass die Namen der Preisrichter nicht genannt sind, sowie
dass eine öffentliche Ausstellung und ein motivirtes Gutachten
nicht garantirt werden — Punkte, die an sich wichtig genug sind,
bei einer Konkurrenz im Auslände aber natürlich weniger ins
Gewicht fallen.
Dass trotz alledem Aussicht auf einen korrekten Verlauf des
Verfahrens vorhanden ist, glauben wir einerseits aus der sorg-
fjiltig-n Vorbereitung der Unterlagen — 6 Blatt Umdruckzeich-
nungen - andrerseits aus dem Umstände schliefsen zu können,
dass die Vertheilung der ausgesetzten Preise unter allen Um-
ständen stattfinden soll.
Aus jenen Zeichnungen ersehen wir, dass die (bis auf das
Dach erhaltene) Kirche ein Werk später Gothik, mit hohen, auf
2 Pfeilern mheuden Netzgewölben, ist: das Aentsere, welches
eventuell der neuen Architektur des Thurm es entsprechend tun-
cestaltet werden soll, zeigt den nüchternsten Zopfstil, her alte
Thurm hatte Uber einem (erhaltenen) massiven Unterbau von
rot S8" Höhe einen schlanken Holzaufbau in zierlicher Spat-
Renaissance, der bis zur Spitze des feinen Helms weitere 35™
sich erhob. Die Lage der Kirche soll eine
und die Erscheinung des Thurms (der beim Ncuba
durchweg massiv konstruirt werden soll) in dem
Stadtbilde von Stockholm eine wesentliche Rolle gespielt haben.
Da der materielle Umfang der Arbeit nicht bedeutend ist
und Rücksicht auf eine bestimmte Baukosten-Summe niebt ver-
langt wird, so glauben wir, dass die Verhältnisse immerhin so
liegen, dass eine Anzahl deutscher Architekten an der Konkurrenz
sich betheiligen wird — um so mehr als die Gemeinde ihrerseits
dies lebhaft wünschen soll. Es wäre in mehr als einer Hinsicht
ein erfreuliches Ereigniss, wenn es deutscher Kunst beschieden
wäre, ihre Fahne wieder einmal im fernen Norden aufzuschlagen,
wohin sie wiederholt schon mit Fhren vorgedrungen ist, und wenn
der Thurm der deutschen Kirche Stockholms eines deutschen
Meisters Werk würde!
Die Konkurrenz für Petroleum -Lampen, welche die
Dtscb. Metall-Ind. Ztg. ausgeschrieben hatte und die wir auf
S. 322 u. Bl. zu besprechen Gelegenheit nahmen, hat in der
That den von uns befürchteten Ausgang genommen. Es sind nur
7 Lampen von 5 verschiedenen Fabrikanten, unter denen jedoch
die leistungsfähigsten Firmen nicht vertreten waren, eingegangen ;
keine derselben entspricht den Wünschen, die man in künst-
lerischer Beziehung hegen mufste. Die beiden aasgesetzten
Preise sind von der Beurtheilungs-Kommission den von Hrn.
R. Falk (Inst. f. chemisch-mechanische Ziselirung) und Hrn.
Paul (Fabr. f. galvanische Kiinst-Ind-Artikel) zu Berlin
Lampen zugesprochen
Brief- nnd Fragekasten.
Hrn. 8. in Breslau und Hrn. W. in Friedrichsdorf.
Ihnen ein Verzeichniss der bedeutendsten Architektur - Finnen
Wiens und Budapests, sowie eine Liste der dort im Gange t»e-
findlicheu grofeeren Bau - Ausführungen zn liefern, bezw. die
technischen Zeitschriften anzugeben, welche Inserate veröffent-
lichen, geht über die Ansprüche hinaus, die wir im Interesse
unserer Leser zu erfüllen im Stande sind. Welche Zeitungen die
„gelesenstcti" sind, ist überdies eine Frage, deren Beantwortung
uns leicht unangenehme Reklamationen zuziehen könnte.
Hrn. M. in Burbach. Wir haben über mehre Exemplare
der von Hrn. Ziv. - Ing. Scharowskv in Dresden aufgestellten
Normalprulile für Walzcisen nicht zu verfügen und bitten Sie
dieserbalb an Hrn. Scharowskv selbst bezw. den Sachs. Ing.- u.
Archit-V. in Dresden sich zu wenden.
Hrn. J. S. B. in Breslau. Vermuthlich befindet sich unter
den verschiedenen Fach-Katechismen auch ein „Katechismus der
Oeünalerei", was Sie von jedem Sortiments - Buchhändler leicht
erfahren können. Uns ist ein Werk dieses Inhalts nicht bekannt,
so dass wir Ihnen ein solches auch nicht empfehlen können. -
Sollte der von Ihnen in Aussicht genommene Weg, die zur Her-
stellung von Kopien sowie zum Restauriren von Gemälden er-
forderliche „Technik" aus einem
überhaupt wühl der richtige seinV
Hrn. R. D. in Stralsund und Hrn. B. in L. An den
Konkurrenzen des Berliner Architektenvereins, bei denen — falls
nicht von anderer Seite Zusatz-Prämien in Geld ausgesetzt worden
sind — werthvolle Werke der Facblitteratur als „Andenken" an
die Sieger vertheilt werden, dürfen selbstverständlich nur Vereins-
Mitglieder sich betheiligcn. Die Aufnahme in den Verein , zu
welcher eine durch mindestens 1 jährigen Besuch einer technischen
Hochschule nachgewiesene akademische Bildung bezw. die ein-
stimmige Empfehlung des Vorstandes befähigt, ist beim Vorstande
unter Kinreichung eines von 2 Mitgliedern beglaubigten Lebens-
laufes schriftlich nachzusuchen.
Hrn. W. in Basel. Von einer Publikation des Reichs-
Postgebäudes in Bremen ist uns bis jetzt nichts bekannt geworden.
Da das Gebäude erst kürzlich vollendet worden ist, erscheint die
Existenz einer solchen auch wenig wahrscheinlich.
Hrn. L. in Berlin. Eine Sammlung bezgl. „Dichtungen"
unter dem Titel: „Die beliebtesten Zimmermanns - Sprüche" ist
im Verlage von B. F. Voigt zu Weimar erschienen und für den
Preis von 2,25 M zu beziehen. In den meisten Fällen lassen
sich solche allgemeine Vorlagen jedoch nicht gebrauchen, da es
gerade die Anspielungen auf die eigenartigen Verhältnisse des
Orts>ind, die des Haupt- Effektes auf die Zuhörerschaft gewiss
sein können. Es empfiehlt sich daher immer am meisten, der
Hülfe eines bewährten Gelegenheitsdichters, an denen in Deutsch-
land ja nirgends Mangel ist, sich zu versichern.
kommJ»loii»trU« «w C»rl Beetlti in Berlin. Fär die Rodaitton Twintwortlltb K. K. O. Frltarh, B'fltn. I>rn<-kj W. Ii o«i«r Hofbo
thd,.c.er.l. Berti..
No. 95. ^ DEUTSCHE BAUZEITUNG.
Verband deutscher Arrnitekteti- und Ingenieur- Vereine. — Amtlich^ Kinrtibrvtur der Nonnrn
N *-r Mitlli.flu<w über die Tr«l.bi,ck.il einiger *i*mm <>b.rt,«u-«T.i,nw. ,uli l.«,^..
• »Her Art. — Zur Berliner
485
einheitlich« LI»««uiik und Prüfung I'urUwxl
— Vonchl« iu «»er deuurne» Auu.KII.mil für
Uli«, der Klrrben. - Person. |.««ekfl«kl*a
Verband deutscher Architekten- und Ingenieur -Vereine.
Mit Bezugnahme auf den Besohl uss iler Abgeordneten- Versammlung in Coburg, I, 1 des Protokolls vom 24. August
1877. und auf unser Ausschreiben vom 20. September e. erlauben wir uns in Betreff der formellen Behandlung der Gutachten
über „die Bewahrung von Beton-Bauten" die Vorschlage des zum Referenten bestellten Architekten- und
Ingenieur- Vereins zu Hannover den Einzel- Vereinen zur gefälligen Beachtung nachstehend bekannt zu geben.
Köln, den 17. November 1878.
Der Vorstand des Verbandes deutscher Architekten- und Ingenieur- Vereine.
A. rank. 8. Iellin.
Die Untersuchung über Beton-Bauten soll sich
auf Hochbauten, Brückenbauten und Kanäle. Beton-I-'undirungen
sollen unberücksichtigt bleiben.
Unter Beton sind alle Mischungen von Sand, Kies oder Stein-
brüchen mit Kalk und Zement resp. anderen hydraulischen Mortel-
zuschlägen verstanden.
Die sogenannten Kalkpisc • Bauten brauchen nicht berück-
sichtigt zu werden, da hierüber die Erfahrungen fest stehen.
Für Beton -Kanäle erscheint es genügend, wenn im allge-
meinen die Erfahrungen über die Bewahrung und Haltbarkeit
unter verschiedenen Verhältnissen mitgetheilt werden; für Hoch-
und Brückeubauten ist eine thunlichst vollständige Ausfüllung der
nachstehenden Schemas erwünscht; es wird genügen, wenn die
Angaben über eine Anzahl besonders charakteristischer
gemacht werden.
I.
Unter der Rubrik „Bemerkungen" würden ucsuuuim nugm^a
über Dauer und Zeit der Bauausführungen, fil>er die Preise der
bei den Bauten verwendeten Materialien etc. erwünscht sein.
Neben der Ausfüllung des Schemas für die Hochbauten sind ent-
sprechende Angaben über die Ausführung erheblicher Bautheil«
in Beton (Treppen, Decken, Gewölbe etc.) von Gebäuden, welche
im übrigen in gewöhnlicher Weise konstruirt sind, erwünscht.
Auf (irund der Beantwortung des Schemas und der sonst
vorliegenden Erfahrungen würde alsdann ein Gesammt-Urtheil
über die Betnn-Bauten des Vereins-Gebietes gcmäfs Anleitung der
Fragestellung nach den beiden Richtungen zu geben sein, wie
sich Beton-Bauten bewährt haben, und wie sich die Herstellunfrs-
tind Unterhaltungs-Kosten gegenüber sonstigen Bauausführungen
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II. Für Brüokenbauten.
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Veruitoi-M^der Wider U*«,
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M.
1 1 1. 1
i i y "
ist, in welchem t
Amtliche Einführung der Normen über einheitliche
Lieferung und Prüfung von Portland-Zomcnt. Hatten auch
die im Jahre 1677 beschlossenen „Normen" sich rasch bei zahl-
reichen technischen Vereinen und Instituten Geltung erworben,
so fehlte denselben doch bis jetzt das amtliche Anerkennt-
nis^ einer grofsen Staats-Behörde, ohne welche die voll-
ständige Einbürgerung der Normen in der gesamtsten Baiipraxis
wohl aoeh für viele Jahre ein Gegenstand der Anzweifelung
hätte bleiben können. Wir freuen uns nun, unserm Leserkreise
die Mittheilung machen zu können, dass dieser Schwebezustand
der Dinge vor wenigen Tagen sein Ende erreicht hat, indem von
dem preufsischen Minister für Handel etc. unterm 10. d. M.
ein Erlass an sämmtliche Behörden und Verwaltungen
Reasorta, welche mit Bausachen befasst sind, gerichtet
i Behörden angewiesen werden, fortan den
..Normen" zu Gründe zu legen, und
die Provinzial- Regierungen den Auftrag erhalten, den
anordnenden Ministerial - Erlass , wie auch die Normen selbst
durch die Amtsblätter zur Kenntniss der Öffentlichkeit zu bringen.
Diese mit grofser Befriedigung seitens der Baubehörden und
Beamten, wie auch der Zement - Industriellen aufzunehmend«
Einführung der Normen ist nicht erfolgt, ohne dass zuvor eine
eingehende amtliche Prüfung derselben stattgefunden hätte.
Es wurde im Winter 1877/78 im Handelsministerium eine
Spezial-Kommission gebildet, welche unter dem Vorsitz des
Direktors der Berliner Gewerbe- Akademie , Geh. Reg.-Rath Reu-
leaux, längere Zeit hindurch bestanden hat und in welcher die
verschiedenen Interessen , die bei dem Gegenstande konkurriren,
durch geeignete Persönlichkeiten ihre Vertretung gefunden haben;
beispielsweise sind der Vorsitzende des deutschen Zement-
fabnkanten - Vereins, Hr. Delbrück - Stettin, so wie auch Hr.
Dr. W. Michaelis • Berlin Mitglieder der Kommission gewesen.
So viel uns bekannt geworden, hat die Kommission höchst um-
fassende und vielseitige Vorarbeiten gemacht und es muss gerade
für denjenigen, welcher auf den in den Nonnen geschaffenen
einheitlichen Boden Bich stellt, die Thatsache um so erfreulicher
sein, dass das Resultat der amtlichen Vorprüfung auf eine
ziemlich unveränderte Annahme der Normen in der-
jenigen Fassung, welche denselben 1877 von verschiedenen Ver-
einen gegeben worden ist, hinaus läuft. Nur an einigon wenigen
(im ganzen etwa 10) bat die Kommission Acnderttngen
ind aber alle diese Aenderungen von solcher
sie entweder als von rein redaktioneller Art,
oder dort, wo hierüber hinaus gehend, als '.on höchst
lieber Bedeutung erkannt werden müssen. Alle Grund-
anschauungen und Prinzipien, nach denen 1877 die Normen in
langer Berathung vereinbart worden sind, sind intakt ge-
blieben, so dass es nicht zweifelhaft sein kann, dass die be-
theiligten 4 Vereine, welche die Normen zu Stande gebracht
haben, die von der ministeriellen Kommission vorgenommenen
Aenderungen akzeptiren werden. Bis zu dem, wahrscheinlich
nicht sehr fernen Zeitpunkte, dass dies geschieht, glauben wir
uns irgend welchen Eingehens auf die stattgefundenen Aende-
rungen enthalten und alles, was wir der obigen Mittheilung hin-
zufügen, darauf beschranken zu sollen, die zur Durchführung
der Normen verbundenen Vereine darauf hin zu weisen, dass
ihnen nach erfolgtem amtlichen Anerkenntniss der Normen an
einer Stelle der preufsischen Vcrwaltunj? die dringende Ver-
pflichtung obliegt, ein gleiches Anerkenntniss auch bei den übrigen
betr. Verwaltungen Preufsens, ferner bei den Rcichaverwaltungen
und den Bauvcrwaltungen der Übrigen Einzelstaaten Deutsch-
lands zu betreiben.
Aufser dem Handelsministerium sind in Preufsen noch fast
alle übrigen Ministerien mit Bauangelegenheiten befasst, und
es ist nach Lage der Beziehungen, die zwischen den einzelnen
Ministerien stattfinden, aus der Thatsache, dass das eine der-
selben die Normen anerkannt hat, noch keineswegs der Schluss
zu ziehen, dass alle übrigen diesem Vorgehen folgen werden.
Es bleiben dann in Preufsen ferner auch noch die zahl-
reichen provinzial-ständischen Verwaltungen, die man
zur öffentlichen Annahme der Nonnen wird zu bewegen suchen
müssen, wahrend man im Reiche zu gleichem Zwecke An-
träge beim Reichskanzleramt, beim Auswärtigen Amt der Admi-
ralität und der Postverwallung zu stellen hat. Siod erst einige
unter den genannten Behörden für die Normen gewonnen, so
werden die übrigen derselben, gleich den Baubehörden in den
sonstigen deutschen Staaten, kaum in der Lage sein, sich der
Annahme der Nonnen noch auf längere Zeit zu entziehen und
dies um so weniger, wenn, wie bisher schon geschehen, die tech-
nischen Vereine kräftig für die Sache eintreten und — wie es
gegenwärtig beinahe als völlig aicher angesehen werden kann —
die Normen auch im benachbarten Gesterreich Eingang finden
sollten. Dort hat ein vom österr. lag.- und Arch. -Verein einge-
setztes Spezial-Komite die Annahme der Normen — mit nur
es wird
s Vorschlags sich
in Kürze
machen.
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48«
Nachtrag zu der Mittheilung über dlo Tragfähigkeit
einiger eisernen Oberbau-Systeme mit Langsohwellen.
(Vergl. die No. 32, 34, 66 u. CO er. dies. Bl.) Ii» Folge meiner
Mitlheilung der He reebnungen einiger eisernen Oberbau- Systeme
wurde mir von Hrn. Direktor Hohenegger nachträglich Zeich-
nung und Beschreibung einer Langschwelle zugesandt, welche
aus zwei allen VignoleK-Schiencn hergestellt werden und deshalb
nur etwa 0<i Prozent der Kosten der Hilf schon l.angschwelle er-
fordern soll. llr. llohenegger ersuchte mich, die Berechnung
dieses Systeme»
meiner früheren
Arbeit naclizu-
tragen. I He
Details des Sy-
steme« sind aus
neben stehender
Skizze zu er-
sehen. Auf jode
Schiene von
9,75 ™ I jinge
kommen 2 Laug-
schwellen von
4,85 ■ Lange.
• — ITC
Schwellen -Stöfs
— — sind um rund
HO r™ gegen
einander versetzt; die Sehienenstöfse sind durch aufsere Winkel-
laschen und innere einfache Laschen gedeckt, die Schwellen-
stöfse durch Quer - Schwellen von gleichem Profile wie die
l.angschwellen unterstützt. Die 2 Querschwellen, welche pro
Schienen-Länge verwendet werden, dienen zugleich als Quer-
verbindung des Gestänges: Spurstangen werden nicht verwendet
Die Querschwellcn sind gerade, die Neigung der Schienen wird
durch l'nterlttgs-l'lättchen und Blech- Sättel erreicht; diese Dlech-
Sättel dienen zugleich zur Verbindung »on Laug- und Quer-
Schwellen. Das Klein-Kisenzeug ist im (Ihrigen dem Hilfschen
ahnlich. J>ie Herstellung der Schwellen geschieht in der Weise,
dass zwei 3,0«» lange alte Vignoles-Schienen mit den Kopten an
einander liegend im Schweifs-Ofen geglüht und in 3 Kalibern
ausgewalzt werden, aus diesen beiden 3 m langen Alt-Schienen
i,07'
erhält man rot. 5 ■ Lang-Schwelle.
Berechnung des Systems (vergl. No. 34 dies. Zeitg)
|Jj Z. } Peloc hter Querschnitt
W = rot- 932; 6=27,0 ">>; o,'=9,0'»; «,=6,26
Daraus erhält man:
Sl, = 105143 (C = 16)be«w. 108171
d, = 2,0905 „ ,1.771
.Vi — 706 , „ 727
„Vt = 673 , , 588
St «= 627 „ „ 531
(,} at 0,9
Nach 0,5™-' Einrosten der Schwelle, also für <? = 0,8«"
A,i = 7!)J bezw. 072, im Mittel 733 k* pro <i™.
Frankfurt a. IL, den 11. Sept. 1878.
K. W. Wolff,
9) i. M. 106657 na*H.
„ 1,931 W pro q™.
„ 717
» 580
579
Vorschlag zu einer deutschen Ausstellung für Gas-
Koch- und Heizapparate aller Art. In No. 19 er. des
„Journals f. Gasbeleuchtung" findet sich die ausführliche Motivi-
rung der Veranstaltung einer solchen Ausstellung, die insbesondere
darin liegen soll, dass dem l'ubliknm die Wohlthaten und Vor-
theile der einfachen und reinlichen Heilmethode mit Gas viel zu
wenig allgemein bekannt seien. Diese Thatsacho wird mit dem
Hinweise darauf belegt, dass, während der Konsum an Gas für
Beleuchtungszwecke in stetiger steigender Zunahme begriffen ist,
Gas zn Koch- und Ileizzwecken in Deutschland heute noch in
nur geringen Mengen zur Benutzung gelangt. Hervor ragend
hierin ist Paris , wo die Gas-Kompagnie die Röhrenleitungen für
derartige Zwecke theil weise gratis herstellt und sogar Prämien
für die Verwendung einer bestimmten Flammensah] gewährt —
eine Thatsache freilich, die bei dem relativ hohen Preise von
10 Pf. pro rhm, den in Paris das Gas besitzt, für uns nicht viel
Auffalliges besitzt. Da der Bedarf von Gas zu Koch- und Ileiz-
zwecken zumeist in die Tagesstunden fällt, so hat die Sache nicht
nur für die Konsumenten, sondern auch für die Gasanstalten ihre
besonders wichtige Seite und gerade dieses Zusammentreffen der
beiderseitigen Interessen ist es, welches uns veranlasst, der im
,Gasjournal" gegebenen Anregung durch gegenwärtige Mittheilung
förderlich zu sein.
Zur Berliner Bauordnung. Der bei Besprechung des
grofsen Brandes auf dem Buase'schen Grundstück am Moritzplatze
in d. Bl. ausgesprochene Tadel des Fehlens einer Boden-
treppe im Vorderhause der meisten neueren Grundstücke Berlins
hat sich am lo. d. M. schon wieder bei einer Feuersbrunst in
der KurfOrsten-Strasse No. 43 als richtig erwiesen. Auch hier ist
das Löschen des brennenden Dachstuhls erschwert und verzögert
worden, weil eine solche Treppe fehlte. Die Feuerwehr musste
sich erst durch die Decke des dritten Stocks einen
da die entlegenen Xehontreppon nicht genügten.
Bei diesem Brande haben sich aber noch zwei andere Uebel
der neueren Berliner Häuser als verderblich gezeigt Das hol-
lerne Hauntgesims, eine ästhetisch und technisch nicht zu
rechtfertigende Anlage bei massiven Gebäuden, ist, weil es aus
leichtem llolzwerk, Bohlen und Brettern besteht, dem Feuer leicht,
aber dem Wasserstrahl der Spritzen schwer zugänglich. Von
aussen zerstreut sich der Strahl hei bedeutender Höhe und wird
dadurch weniger wirksam, kann sogar, ähnlich wie ein leichter
liegen, das Feuer durch Zufahrung frischer Luft befördern; von
inneu aber kann man dem Gesims nicht heikommen, wenn der
Dachstuhl brennt So stürzte also auch hier das (lammende
Gesims theils auf die Strafte, theils auf die vortretenden Balkons,
von wo es den Brand leicht hätte in die unteren Stockwerke
führen können, während einzelne Brettatücke noch längere Zeit
wie ein Damokles-Sohwert an einzelnen Nägeln hängen blieben.
Auch ist beim Holzgesims die Fortpflanzung des Feuers in ein
gleich hohes Nebcuhaus trotz der Blcchbckleidung nicht ganz
ausgeschlossen.
Ferner ist die Art unserer Deckonkonstruktion mit ihren
dünnen Schalbrettern und der oft kaum handhoch aufgetragenen
Scbuttlage nicht allein für Schall und Wärme leicht durch-
dringlich und dadurch für die Bewohner äußerst lastig, sondern
befördert auch die Fortpflanzung des Brande« und Rauches viel
mehr, als die alten, mit Lehm übertragenen soliden halben Windel-
böden, welche freilich wegen ihres grösseren Gewichts stärkere
Balken erfordern, als mau heut zu Tage anzuwenden gewohnt
ist. So ist es bei dem in Rede stehenden Brande geschehen,
dass die im dritten Stock sorglos schlafenden Personen, bevor
sie geweckt wurden, beinahe im Rauche erstickt wären, was wobl
zum Theil anf Rechnung dieser dünnen Decke zu schreiben ist,
von der das aufgespritzte Wasser den Kalkputz abgeweicht hatte.
Möge die seit einem Jahrzehnt sehnlichst erwartete, für grobe
Stadttheile Berlins leider schon zu spät kommende neue Bau-
polizei-( Ordnung auch dieser l 'ebelstände gedenken! .1. G.
Stadtbaumeister-Stelle zu Weissenfels. In No. 93 d. Bl.
ist für „akademisch gebildete Fachmänner" eine Stadtbaumeister-
Sudle vom Magistrat zu Weifsenfeis ausgeschrieben. Aus dem
Vorbehalte der vierteljährlichen Kündigung geht hervor, dass der
Anzustellende nicht Magistratsmitglied sein soll. Da zn
vermuthen ist, dass dennoch manche Kollegen sich melden werden,
weil ihnen die meist recht subalterne Beschaffenheit einer der-
artigen Stelle nicht bekannt ist und weil sie auch nicht Gelegen-
heit gehabt haben, die Vorkommnisse bei der ähnlichen Stadt-
haumeister-Stelle zu Münster i. W. zu erfahren, so mögen etwaige
Reflektanten hierdurch gewarnt und auf die Notiz in No. 76 d. Bl.
J. St
die
liebte
bei katholischen Geistlichen noch immer sehr be-
als Austlusa von vollendeter Kunstkennerschaft hoch
„Puritikation" der Kirchen, d. h. die Herstellung einer
o „Stileinheit" in denselben, führt, zeigt der nach-
inte ressante Fall:
Die katholische Kirche zu Hamm in Westfalen ist eine alle
Klosterkirche, welche in den Jahren 1504—12 erbaut wurde und
ganz entschieden die Formen der spätesten Gothik zeigt Der
Pfarrer dieser Kirche bat ein lebhaftes Interesse für die Aus-
schmückung seiner Kirche, weifs auch Andere dafür zn gewinnen
und hat schon mancherlei Lobenswerthes zu Staude gebracht.
Nun stört ihn der hohe Hauptaltar, ein sehr respektables Werk
: der spätesten Renaissance, das vortrefflich ausgeführt, an seiner
i Stelle sehr wirksam und gut erhalten ist und seinen Zweck in
| jeder Beziehung vollkommen erfüllt Fr wünscht ihn als nicht
gothisch zu beseitigen, an seine Stelle einen modernen gothischen
Altar zu setzen und das hinter ihm befindliche Mittelfenster des
Chors mit einem gothischen Glasgemälde zu schmücken. Fr hat
zu diesem Fenster einen, an sich recht guten Entwurf fertigen
lassen, welcher aber unglücklicher Weise in dem FonneDkreise
des dreizehnten Jahrhunderts gehalten ist. Also, um der
Stileinheit willen will er einen guten und schönen Haupt-
altar des 17. Jahrhunderts entfernen und an seine Stelle ein
modernes gemaltes Fenster seuen, welches seinen Formen nach
um 2. bis 3. Jahrhunderte älter erscheint als das Gebäude,
dessen integrirenden Theil es bilden soll! R. B.
Personal Nachrichten.
Der Regierung«- und Baurath Reitemeier zu Bromberg,
-. Piossek
Mitglied der k. Direktion der Ostbahn, ist
den Funktionen des Vorsitzenden d
Königsberg i. Pr. nach dort und der
von Ratibor nach Kattowits versetzt worden
Die Bauführer-Prüfung haben bestanden: a) für beide
Fachrichtungen : Arthur Bohnen aus Krefeld, Paul Gruhl und
Rob. Schulze aus Kothen, Georg Schafstein aus Soest; —
b) für das Hochbatifach: Rcinh. Knoch aus Tanna, t'onr.
I R c i m c r u. Friedr. Körte aus Berlin u. Alfr. Messel a. Darmstadt.
Die Baumeister- Prüfung hatten bestanden für das Hoch-
1 baufach Oskar Kosidowski ans Landsberg a. W.,
Ingenieurfach Goldkuhle aus Wiedenbrück.
«•Mm; .«>, Ort Bulil» in 1
K. K. O. Kritich,
l>wk; W. lioeter Ho
fbocSdrufkcr n. UttÜM.
Digitizea oy Google
No. 96.
487
Inhnlt: Die Knnkurm» für Eiilwurfr
MtrnMmrf. — Zw Refnrm dar pren(rl«chrn
Vereinen: Verein für Einenbnhiikiuid* III Berlin. — Arr.hlteVwii- und In-
Berlin. — Vermiirhtee:
im KnUeg1*r>-l»eriiad« der Unlrerritit
ewerbeerhalen. — Ii itt h ei langen
Vorrichtung mm Stellen einer gegen die Npiue liefenrrne« Wriebe von der
■Botin «u- — in. Letptlger Thune» «nd die
Aiuutel.unt — Brief- und Frngekneten.
Die Konkurrenz für Entwürfe zum Kollegien -Gebäude der Universität Strafsburg,
ehört die vor einigen Wochen entschiedene
Konkurrenz, welche die Reichsbehörden für
Entwürfe zum Allgemeinen Kollegien-Gebäude
der Kaiser -Wilhelms -Universität Strafsburg
[Wk VvlVw BY aus?escttrieben hatten, nach Rang und Um-
Y^i^*«' fang der Aufgabe auch nicht zu den gröfsten
ihrer Art. so haben die nationale Bedeutung
letzteren und die Vorgeschichte der Konkurrenz, in Ver-
i Umstände, dass die architektonischen Kräfte
rar Zeit nicht all zu sehr in Anspruch ge-
sind, diesem künstlerischen Wettkampfe doch eine
nicht gewöhnliche Theilnahme zugewendet. Die Betheiligung
an demselben darf nicht blos nach der Gesammt-Zahl der
eingelieferten Entwürfe, sondern auch nach dem Verhältniss,
in welchem hervor ragende Künstler unter den Konkurrenten
vertreten waren, eine sehr bedeutende genannt werden und
der absolute Werth der aufgewendeten Arbeit steht im Durch-
schnitt höher, als bei irgend einer Konkurrenz, über welche
in diesen Blattern bisher berichtet wurde.
Unser diesmaliger Bericht kann trotz alledem ein kurzer
sein. Die knappen Bestimmungen des Programms in Bezug
auf Zahl und Gröfse der verlangten Räumlichkeiten, die
natürlichen Erfordernisse für die Lage derselben, vor allem
aber die engen Grenzen, welche die disponible Bausumme
dem gestaltenden Triebe der architektonischen Phantasie zog,
haben zu einer vcrhältnissm&fsig grofsen Gleichartigkeit der
Lösungen gefuhrt, welche nur wenige, unter sich gering variirte
Typen aufweisen. So werden sich die Details der Lösung
am besten in ein allgemeines Referat zusammen fassen lassen,
während eine Würdigung der in den einzelnen Entwürfen
vorliegenden individuellen Momente sich nur auf die künst-
lerisch werthvollsten Arbeiten zu erstrecken hat.
Bei dem Mangel eines für die Oeffentlichkeit bestimmten
tragliche Beseitigung bekanntlich durch den Berliner Archi-
tekten-Verein erstrebt wird und hoffentlich nicht aussichtslos
ist — bietet uns der in gegenwärtiger No. d. Bl. abgedruckte Be-
richt über einen von Hrn. Brth. Hase im A u. I.-V. zu Han-
nover gehaltenen, das Ergebniss der Konkurrenz kritisch be-
handelnden Vortrag in mehrfacher Hinsicht eine erwünschte
Grundlage. Die Veröffentlichung von Entwürfen werden wir,
da dem Vernehmen nach eine umfangreiche Lichtdruck-
Publikation des bezgl. Stoffes beabsichtigt wird, auf das an
erster Stelle prämiirte und nach Beschluss der Reichs- und
Univcrsitats-Bchörde zur Ausführung bestimmte Projekt von
Hrn. Architekt Warth in Karlsruhe beschranken. —
Das Programm der Konkurrenz, welches in einer be-
en Beilage zu No. 43 d. ßl. publjzirt wurde, liegt
Lesern seinem Wortlaute nach vor. Die Klarheit und
Präzision desselben, die wir seiner Zeit hervor hoben, hat sich
in dem Erfolge der Konkurrenz bewahrt. Freilich lasst sieb,
nachdem die Entscheidung des Preisgerichts gefällt ist und
einzelne entscheidende Momente der Beurtheilung hervor treten,
der Ansicht vieler Konkurrenten die Berechtigung nicht ab-
sprechen, dass das Programm in vieler Beziehung hätte voll-
standiger sein können. Welche enorme Erleichterung der
Arbeit wäre es z. B. gewesen, wenn der Normal-Maasstab für
die Beurtheilung der Baukosten, der durch die Veranschlagung
des älteren Eggert'schen Entwurfs ermittelte Einheitspreis von
21 M. pro <*"», im Programm bekannt gemacht worden wäre,
und welcher vernünftige Grund lag vor, eine solche Bekannt-
machung zu unterlassen? Und dürfte nicht in verschiedenen
anderen, für die Lösung prinzipiell wichtigen Gesichtspunkten,
nach eingehender Prüfung jenes älteren Entwurfs durch die
nachmaligen Preisrichter, deren Ansicht bereits so fest ge-
standen haben, dass es in der That an ein Spiel mit der
Arbeitskraft der Konkurrenten streift, wenn diese für die Ent-
scheidung der Konkurrenz maafsgebende Ansicht nicht zum
mindesten als Wunsch vorher kund gegeben wurde? — Es
liegt uns fern, hieraus einen persönlichen Vorwurf gegen die
Preisrichter erheben zu wollen, die eine derartige Detail-
lirung des Programms vcrmuthlich im Lichte einer stören-
den Beschränkung künstlerischer Freiheit betrachtet und
deshalb unterlassen haben. Als einen wichtigen Beitrag
zu den Erfahrungen, aus welchen eine unablässige Ver-
glaubten wir, diese Bemerkung jedoch nicht unterdrücken zu
dürfen. —
Was zunächst das wichtigste allgemeine Moment der
Lösung, die Grundform des Gebäudes und dessen
Beziehung zu seiner Umgebung, betrifft, so erfahren
wir aus dem Bericht des Hrn. Brth. Hase, dass die Ansicht
der architektonischen Mitglieder des Preisgerichts mit der-
jenigen der beiden Universitäts-Professoren in einem prinzi-
piellen Gegensatz sich befunden hat — in einem Gegensatz,
bei welchem wir übrigens, trotz williger Verbeugung vor jener
fachmännischen Autorität, doch in gewissem Sinne die Partei
der Minderheit ergreifen möchten.
Wie auch der bezgl. Bericht hervorhebt, zeigten die dies-
maligen Konkurrenz- Arbeiten im allgemeinen einen bedeutenden,
höchst erfreulichen Fortschritt sowohl in Bezug auf Herstel-
lung der Kommunikation innerhalb des Gebäudes, wie in
Bezug auf die Versorgung desselben mit Luft und Licht; die
Erfahrungen früherer Konkurrenzen, namentlich derjenigen zum
Reichtagsbause und zum Hamburger Rathhause, sind in der
That als ein guter Samen aufgegangen. Wenn die Wahl der
Grundform für ein öffentliches Gebäude zunächst stets als ein
Kompromiss zwischen jenen beiden, auf Konzentrirung und
auf Auflösung der Baumassen hin drängenden Forderungen
sich ergeben wird, so darf konstatirt werden, dass dieses
Kompromiss auch bei denjenigen besseren Arbeiten, die wie
die Warth'sche, das Bedürfnis* leichtester Kommunikation in
den Vordergrund gestellt hatten, ein glückliches war. An
Besonderheiten des Strafsburger Klimas, welches die Anordnung
geschlossener Höfe verbieten sollte, falls diese nur eine ent-
sprechende Gröfse besitzen, ist schwer zu glauben.
Aber auch die Lage der Baustelle und die Beziehung
des Gebäudes zu seinen Umgebungen erfordert sicherlich Be-
rücksichtigung, und aus dieser heraus erscheint uns die For-
derung der Strafsburger Professoren nichts weniger als merk-
würdig. Wer den Situationsplan auf S. 218 u. 19 u. Bl. ins Auge
fasst, wird sich schwerlich der Ansicht entziehen können, dass
die Lage des Hauses am Schluss einer umfangreichen, zu ihm in
engster Beziehung stehenden Gebäude-Gruppe eine Oeffnung
desselben nach dem Universitäts-Garten als die natürlichste
Lösung erscheinen lasst, zumal wenn er noch weifs, dass
nach dieser Richtung hin eine reizvolle Aussicht nach den
Bergen des Schwarzwaldes sich darbietet. Das Bestreben,
dieses Moment der Situation
verbunden mit dem
Streben nach dem bei Vermeidung innerer Höfe zu erzielen-
den höchsten Maafse von Licht nnd Luft, erscheint uns so
lange kein Fehler, sondern ein hoher Vorzug, als das Be-
dürfniss der Kommunikation im Innern des Gebäudes, welches
die eigenartige Benutzung desselben bedingt, noch gewahrt
ist, und in dieser Beziehung durfte die Anschauung der Pro-
fessoren immerhin auch als eine sachverständige gelten. Da-
gegen kann eine über das that&achlichc Bedürfnis* einer Uni-
versität hinaus gehende Konzentrirung des Verkehrs im Innern
des Gebäudes nicht dafür entschädigen, wenn jene eigenartige
Lage desselben so gut wie gar nicht berücksichtigt ist, wenn
es den zu ihm gehörigen Nachbargebäuden den Rücken kehrt,
ja sogar einer würdigen Verbindung mit dem Universitats-
Garten überhaupt entbehrt — wie dies z. B. in dem hoch
gerühmten Projekt von Mylius & Bluntschli der Fall ist
Aus ähnlichen Erwägungen, die in der mit genauester
Kenntniss der Baustelle und des Bedürfnisses entworfenen
Eggert'schen Arbeit wohl zu ihrem schönsten und voll-
kommensten Ausdruck gelangt sind, dürften die meisten der-
jenigen Entwürfe hervor gegangen sein, bei denen innere
Höfe ganz vermieden worden sind. Wir haben deren
16 gezählt — darunter 11 mit der Grundform eines nach
dem Univereitäts- Garten geöffneten, meist noch mit einem
vorspringenden Mittelbau versehenen und zum Theil im F.rd-
geschoss durch Hallen geschlossenen Hufeisens bezw. I | I.
die übrigen in der Form eines |— I und ähnlichen Bildungen.
& tiUtwune luie preisgekrönten Aroeiten \on .muius *.
Bluntschli und von Sommer) haben sich mit 1 Hof in dem
Hauptkörper des reich gegliederten Baues begnügt; 4 Entw.
zeigen ein grofses Oblong mit einem einzigen Inncnrauin.
Die grotse Mehrzahl der Entwürfe (50) hat die Anordnung
eines Oblongs mit 2 gröfseren, inneren Höfen gewählt, nicht •
ohne den breiten Mittelflügel im Inneren zum Theil noch mit
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488
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
30. November 1877
i durchbrechen ; 14 Entw. zeigen 3, zum
Theil neben einander Kegende, zum Theil gegen einander ver-
setzte Höfe. Vereinzelt finden sich dann noch 4, !>, 6, 7, 8
and 9 Höfe angeordnet, naturlich in keinen Entwürfen, die
besonderer Beachtung werth erscheinen. —
In Bezug auf die Anzahl der anzulegenden Oe<-
schosse haben 48 Konkurrenten für eine 3-geschossige, 51
für eine 2-geschossige Anlage ( jedoch meist unter Erhöhung
einzelner Bautbeile) sich entschieden; 2 Anlagen müssen als
4-geschossig bezeichnet werden. Im Prinzip verdient ohne
Frage die 2-geschossige Anlage nicht nur für die Benutzung
des Gebäudes, sondern auch für die architektonische Gestal-
tung der Facaden den Vorzug und es hat zunächst gewiss
keiner der Konkurrenten den Versuch unterlassen, die ver-
langten Räume in einer solchen unter zu bringen. Dass er
so vielen unter ihnen, und gerade den hervor ragendsten Kräf-
ten, nicht gelungen ist, hangt mit den verschiedenen An-
schauungen zusammen, die man hinsichtlich der Raumgröfse
und des für den Bau erforderlichen architektonischen
Maafstabes gehegt hat.
Das Uebergewicht. welches der preisgekrönte Entwurf
über seine 1UO •) Mitkonkurrenten erlangt hat, verdankt der-
selbe in erster Linie dem Umstände, dnss er in beiden Be-
ziehungen auf Maafse sich beschränkt hat, die wohl höchstens
als Minima 1-Dimensionen anzusehen sind und die von
einem zufälliger Weise anders zusammen gesetzten Preisge-
richt sogar leicht für unzulässig erklart werden konnten.
Eine Aula von 331 "*m, in der bis zu 780 Personen Platz
finden sollen, ein Hörsaal von 162 1™ für 220 Zuhörer, eine
Axenweite von 3,33 ™ für einen Monumentalbau dieses Ran-
ges wird sehr vielen Architekten als ungenügend erscheinen
und es sind in der That die meisten Konkurrenten weit über
diese Annahmen hinaus gegangen.
Die Möglichkeit, bei verhältnissmäfsig kleiner Baufläche
mit einer 2-geschossigen Anlage auszukommen, ist jedoch nicht
der einzige Vortheil, der aus einer solchen Einschränkung
der absoluten MaaJse zu erzielen war. Es ergab sich für die
Konkurrenten, welche dieselbe gewagt hatten, zugleich die
Möglichkeit, in der Anordnung der Vestibüle und Vor-
räume, der Treppen- und Korridor-Verbindungen
eine viel grölsere Opulenz zu entfalten, als dies bei einem
bedeutenderen architektonischen Maafstabc und zumal bei
einem 3-geschossigeii Gebäude unter Einhaltung der disponiblen
Kostensumme geschehen konnte. Wir brauchen wohl kaum
zu betonen, wie werthvoll für die Benatzung eines Kollegien-
Gebäudes und wie wichtig für seine charakteristische Er-
scheinung eine solche Opulenz ist und welchen Vorzug die
bezügL Entwürfe sich damit gesichert haben. Einzelne Bei-
spiele besondere gelungener Anordnungen werden wir später
zu erwähnen Veranlassung nehmen. —
Es erübrigen noch einige Bemerkungen über die Ver-
keilung der Haopträume bezw. Raum-Gruppen
innerhalb des Gebäudes.
Der für den Organismus des Inneren wichtigste, von den
meisten Konkurrenten auch mit Recht für das Haupt-Motiv
des Aeussereu verwerthete Raum des Hauses, die Aula, hat,
mit einer einzigen Ausnahme, ihre Stelle im 1. Stockwerk er-
halten, so dass dieselbe entweder durch die beiden oberen
Geschosse reicht oder über die niedrigeren Seitenräumc sich
erhebt Bei 70 Entwürfen ist sie in der Axc der Stadtfront,
bei 17 Entw. in der A\e der Gartenfront, bei 11 Entw. im
Kreuzungspunkte der Haupt axen. also in dem inneren Mittel-
bau zwischen den beiden Höfen, angeordnet ; 3 E. haben sie
an eine Seitenfront verlegt.
Viele Noth hat den Konkurrenten die verlangte Anord-
nung eines zugleich als Gesangsaal zu benutzenden Vorsaals
für die Aula gemacht. Am leichtesten ergab sich dieselbe
dort, wo die Aula im Innern oder an der Hinterfront lag,
zumal bei denjenigen unter letzteren Entwürfen, die das Ge-
bäude nach dem Universität - Garten geöffnet zeigten; die
Aula brauchte nur entsprechend nach aufsen vorgeschoben
um vor derselben noch einen genügenden, abge-
Vorraum zu gewinnen. Besonders befriedigend
ist diese Lösung in dem Entwurf von Hossfeld und Hinkcl-
deyn (übrigens nach dem Motiv der für preußische Schul-
lehrer-Seminare typischen Aula-Bauten) gelöst — Den Kon-
kurrenten, die ihre Aula nach vorn verlegt und die Gebäude-
flucht der Grenze des Bauplatzes schon sehr genähert hatten,
blieb eine solche Aushülfe versagt. Sie waren genöthigt, ent-
weder einen Theil des Vorplatzes der Kommunikation zu ent-
') Des urbtrl«lirh cl ii«*tro*j nm, um 7. Tagt <ln ilfcotlirlm Auw1«llun|i
Entwarf No. Mt |
üt Oberlicht beleuchteten Vorsaal aus-
zubilden, oder auf den letzteren ganz zu verzichten und die
Aula in der Flucht der übrigen Räume längs des Korridors
einzureihen; dein Programm ist in solchem Falle meist da-
durch wenigstens formell genügt worden, dass einer der Nach-
bar-Räume mit dem Ehreutitel - Vorsaal " geschmückt worden ist
Für die erste Anordnung liefert der Warth'sche, für die
zweite der Mylius und Blums eh Ii 'sehe Kntwurf ein cha-
rakteristisches Beispiel. —
Neben der Aula, unter der zumeist das Haupt -Vestibül
sich befand, waren es der grofse Lese-Saal, die beiden
gröfseren Säle für öffentliche Vorlesungen, der
Sitzungs-Saal des Senats und endlich die Räume für
das Gyps-Museutn des kunst-archäologischen Instituts, die
grölsere Dimensionen erforderten und daher mit Vorliebe au
bedeutsame Stellen des Gebäudes verlegt waren, wo sie für
ein architektonisches Motiv ausgenutzt werden konnten.
Interessante Lösungen lagen namentlich für das Gyps-Museuin
vor; doch mussten die Versuche, dasselbe im Erdgeschoss
(unter theilweiser Benutzung der überdachten Lichthöfe) unter-
zubringen, vor der natürlicheren Anordnung zurück stehen,
wonach diese Räume in dem eine beliebige Höben - Ent-
wicklung und die zwanglose Anwendung von Oberlicht ge-
stattenden Obergeschoss ihren Platz erhalten. —
Für die Anlagen der Hörsäle und Seminar-Räume,
welche den Haupt-Inhalt des Hauses ausmachen, war nicht
nur die von Hrn. Brth. Hase erwähnte Forderung, dass die
Seminar-Räume thunlichst von einem einzigen Eingange aus
zuganglich sein sollten, sondern namentlich auch die Forde-
rung einer gewissen Beziehung zwischen den Seminar-Räumen
and Hörsälen eines Fachs erschwerend. Manche der Kon-
kurrenten haben auf die letzte Bestimmung das Hauptgewicht
gelegt und daher Seminare und Hörsäle bunt durch einander
gemischt, während sich als die glücklichste, in vielen Entwürfen
nach mannichfacber Variation durchgeführte Lösung unzweifel-
haft diejenige ergeben hat, wonach beide Raum-Gruppen —
die Hörsäle auf einer Seite und hauptsächlich im Erdgeschoss.
die Seminar-Räume in allen Geschossen der anderen Seite —
zusammen gelegt sind. Für die Geschäfts-Räume
darf die Lage im F^rdgeschoss wohl den entschiedenen Vor-
zug beanspruchen. —
Wie die Grundriss-Lösungen, so boten auch die F a ( a d e n -
Gestaltungen, die in deu Konkurrenz-Entwürfen vorlagen,
im allgemeinen ein erfreuliches, in gewissem Sinne sogar ein
überraschendes Bild. Während man gewöhnt ist, dass bei
Konkurrenzen vorwiegend auf malerischen Effekt gearbeitet
wird, war hier fast durchweg eine maafsvolle Strenge der
Architektur beobachtet, die wohl nicht ausschüefslich auf
Rechnung der knappen Baukosten gesetzt werden darf, sondern
auf einen Fortschritt im und durch das Konkurrenzwesen hin-
weist Naturlich fehlte es an einigen abenteuerlich wilden
Dekorations-Stücken eben so wenig, wie an Leistungen absoluter
Unfähigkeit, aber die grofse Mehrzahl der Arbeiten erwies
sich doch als tüchtig und für die Möglichkeit einer Ausfüh-
rung berechnet. Gewaltsame dekorative Mittel, Thürme und
selbst Kuppeln, traten nur vereinzelt auf gegenüber einfachen,
auf eine Gliederung durch Pavillons und Risalite beschränkten
Bauformen. Ein solches Ergebniss der Konkurrenz ist wohl
die würdigste Autwort der deutschen Architektenschaft auf die
ungeheuerlichen Aeufserungcn der Kuustgelehrten des Reichs-
tages, denen der ziemlich bewegt gehaltene, mit einer Kuppel ge-
schmückte erste Eggcrt'schc Entwurf wie eine „Zigarrenkiste"
und als Muster „australischen Baustils" vorgekommen war.
Es wird diesen Schwärmern für mittelalterliche Baukunst,
denen das Auge für die Schönheiten anderer Stile verschlossen
ist eine schmerzliche Enttäuschung gewesen sein, dass über-
haupt nur 4 Entwürfe mittelalterlichen Stils in der Konkurrenz
vertreten waren. Etwa eben so viele hatten das Modeklcid
der deutschen Renaissance erwählt alle übrigen — von den
stillosen Leitungen abgesehen — zeigten eine ernste Renais-
sance-Architektur, thcils hellenischen, thcils i
französischen Charakters, in deren D
verständlich die Eigenart der verschied«
Deutschlands sich geltend machte. —
Grofser Flcib war von vielen Konkurrenten auch auf
Ausbildung der Innen -Architektur verwendet worden,
für die neben und sogar noch vor der Aula die Hallen und
Treppenhäuser des Gebäudes in Betracht kommen ; wir werden
Gelegenheit haben, mchrcr ausgezeichneter Leistungen noch
besonders zu erwähnen. In anderen, sonst hervor ragenden
Entwürfen war diese Seite der Aufgabe dagegen zu
sichtlich in konventioneller Weise abgefunden worden. —
DigmzeSnByt^oogle
I*. 9«.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
489
Zur Reform der preußischen Gewerbeschulen.
Unsere Annahme, dass die zurrst vutn Berliner Architekten-
Verein aufgenommene Opposition gegen die Zulassung von Abi-
turienten lateinloser Realschulen zu den technischen Studien und
Staatsprüfungen bei dem (in No. 94 n. Bl.) besprochenen Zirkntar-
Erlasa des Hrn. Iisndelsministen> noch nicht sich beruhigen «erde,
hat eine schnelle Bestätigung gefunden. Wir lesen in der letzten
No. der .Wochenschrift des Vereins deutscher Ingenieure11 eine
Aufforderang, welche Theilnehmer für eine an das Abgeordneten-
Hans zu richtende bezgL Petition zu » erben sucht, und es scheint
nicht ausgeschlossen, dass in weiteren Kreisen ahnliche Bestrebun-
gen sich zeigen werden. Voraussichtlich werden die meisten techni-
a Vereine Preufsens die Frage noch zur Besprechung ziehen,
es z. B. der Arch.- u. Ing.-V. zu Hannover und der Berliner
rks-V. deutscher Ingenieure - jener mit einem den Be-
esen des Berliner Architekten- Vereins entsprechenden, dieser
mit einem entgegen gesetzten Ausgange — bereits gethan haben.
Das in dem durch den Buchhandel veröffentlichten Vortrage
des Hrn. Brth. Hobrecht, in den Berichten u. Bl. aber die Ver-
einssitzungen vom 7. u. 14. Oktober und in der an die übrigen
deutschen F achvereine im Abdruck versandten Petition des A.-V.
vorliegende Material dürfte hierbei, wie schon in den erwähnten
Fällen, eine nicht unwesentliche Holle spielen. Da in demselben
jedoch der .Standpunkt der Minorität des Berliner Architekten-
Vereins eine nicht völlig gleichwertige Vertretung gefunden hat,
so veröffentlichen wir an dieser Stelle auf mehrfach ausge-
Ehenen Wunsch nachträglich auch noch den Wortlaut der von
r Minorität an den Hrn. Handelsminister gerichteten Eingabe.
„Eurer Exzellenz ist in diesen Tagen eine Petition des hie-
sigen Architekten -Vereins zugegangen, welche gegen die Errich-
tung der neuen, zur Vorbereitung für die polytechnischen Studien
bestimmten Sklassigen Realschulen ohne Latein („Gewerbeschulen-
I. Ordnung") sieh kehrt, indem sie Eure Exsellenz bittet, diesen
Anstalten die für sie in Aussicht genommenen Berechtigungen
zu versagen.
Die unterzeichneten Mitglieder des Architekten - Vereins,
welche mit dem Beschlüsse auf Absendung einer solchen Petition
triebt einverstanden waren, haben es sich mit Rücksicht auf die
hohe prinzipielle Bedeutung der Angelegenheit ausdrücklich
ihre abweichende Ansicht gleichfalls
bringen, und t '
Die Gründe, mit welchen der im Architekteuverein zur An-
nahme gelangte Antrag unterstützt wurde, laufen in ihrem Kern
auf die Ansiebt hinaus, dass die auf einem Gymnasium erzielte
allgemeine Vorbildung auch für die technischen Studien den
entschiedenen Vorzug behaupte, dass neben ihr die auf einer
Realschule I. Ordnung (nüt Latein) erzielte Vorbildung allenfalls
geduldet werden könne, dass dagegen die Zulassung von Abiturienten
einer lateinlosen Realschule zum Polvtechnikum und zu den
technischen Staatsprüfungen eine Herabd ruckung der an den Stand
der Techniker gestellten Bildungsansprit che sei, welche die mühsam
errungene Stellung derselben im staatlichen und sozialen Leben
aufs schwerste gefährden müsse.
Wir halten es für unthunlich, an dieser Stelle auf Unter-
suchungen über den pädagogischen Werth verschiedener Unterrichu-
Mcthoden oder gar eines einzelnen Unterrichts-Gegenstandes, wie
der lateinischen Sprache, näher einzugeben. Gewiss ist nicht zu
verkennen, dass eine zu weit gebende Zersplitterung der höheren
Schulanstalten ihre Nachtheile hat, und mit Dank wäre es zu
begrüfsen , wenn es einer späteren Unterrichts - Gesetzgebung
gelingen sollte, bis zu gewissem Grade einen organischen Zu-
nmenhang zwischen denselben aufrecht zu erhalten. Aber ein
sich pn
mit verschiedeneu Mitteln
Jeder, der gegen die vielgestaltigen Ansprüche unserer Zeit und
anderer Kulturvolker j
die aus der Erfahrung
nicht die
sein
in eine einzige
— aas* auf verschiedenen Wegen
jene Reife und Klarheit der Urtheilskraft und jener Fonds ethischer
und ästhetischer Elemente gewonnen werden können, die mit
Recht als die notwendige Grundlage einer höheren Bildung gelten
und das oberste Ziel jedes höheren Schulunterrichts ausmachen.
Immerhin ist jedoch dieses Ziel nur das oberste, nicht das
alleinige, welches die Schule zu verfolgen hat Wenn eigentliches
Fachstudium auch von ihr ausgeschlossen und den Schülern eine
gewisse Freiheit in der Wahl des Berufs gewahrt bleiben soll,
so müssen die letzteren doch auf alle Fälle mit jener Summe
allgemeiner Vorkenntnisse und Fertigkeiten ausgerüstet werden,
deren sie zum Eintritt in ein Berufs-Studium ebenso notwendig
bedürfen, wie der in eine höhere Schule Eintretende der Fettig-
keit im Lesen, Schreiben und Rechnen.
Für diejenigen Berufsarten, welche vorzugsweise mit dem
Wort und der Schrift zu wirken haben, wird die durch das
Gymnasium gegebene Vorbildung, die wir in keiner Weise unter-
schätzen, nach wie vor ihren unbestrittenen Vorrang behaupten.
Für den Eintritt in die technischen Fächer können wir nach
unserer innigsten Ueberzeugung dieselbe als keine genügende,
geschweige denn als die beste Art der Vorbildung anerkennen.
Was die Schüler eines Gymnasiums häutig an formal-logischer
Schulung voraus habeu, das entbehren sie zumeist an der Fähig-
keit praktischer Anschauung. Ihre Kenntnisse in der Mathematik
und den Naturwissenschaften können bei der Fülle anderweitiger
Ansprüche nicht so weit entwickelt und gefestigt werden, als es
zum Antritt bochschulinäfsiger Studien erwünscht ist Die Sprachen
derjenigen lebenden Nationen, deren Fachliteratur und deren
ausgeführte Werke für den Techniker eine der wertvollsten, in
mancher Hinsicht sogar unentbehrlichen Studienzeiten bilden,
bleiben ihnen fremd oder nur notdürftig bekannt; es sei denn,
dass sie dieselben nebenher auf außerordentlichem Wege sich zu
eigen machen, was ja den Schülern anderer Anstalten auch
bezüglich der klaasischen Sprachen unbenommen bleibt. Vor
allem aber sind die Gymnasien — und dieser Mangel ist bei
unseren bisherigen Realschulen fast nicht minder fühlbar — aufter
Stande, ihren Schülern diejenige auf Sicherheit dea Auges nnd
der Hand beruhende Fertigkeit im Zeichnen beizubringen, mit
welcher der Techniker, für den das Zeichnen im Range der
Sprache stehen sollte, notwendiger Weise schon in seine Berufs-
studien eintreten muss.
Alle Einrichtungen, welche bisher für unsere technischen
Fachschulen getroffen worden sind und noch tiestehen, kranken
hauptsächlich an diesem Grundübel. Die Erfahrung hat es be-
stätigt, dass speziell in dem künstlerischen Gebiete unseres
Berufes, der Architektur, meist nnr diejenigen zu einer über den
Dilettantismus sich erhellenden Leistungsfähigkeit gelangt sind,
welche in Folge zufälliger persönlicher Verhältnisse bereits vor
Antritt ihres Fachstudiums im Besitz genügender Zeichenfertigkeit
sich befanden. Aehnliche, wenn auch vielleicht nicht so allge-
meine Erfahrungen liegen im Ingenieurwesen bezüglich der
mathematischen Kenntnisse vor. —
Wenn die deutschen Techniker im staatlichen und sozialen
Leben noch nicht die Stellung behaupten, welche unsere Fach-
genoasen in Frankreich nnd England sich errangen haben, so
ist dies nach unserer Ansicht nicht ihrer zu geringen all«
gemeinen Bildung, die zu allen Zeiten derjenigen der französischen
nnd englischen Techniker zum mindesten gleich kam, zuzuschreiben,
sondern in erster Linie dem Umstände, dass ihr künstlerisches und
technisches Können — nicht in Bezug auf die ersten, Oberall nnr
eine Ausnahme bildenden Kräfte, wohl aber im Durchschnitt
- bisher noch nicht so hoch gestanden hat, als es bei jenen
der Fall war.
So sehr auch wir der Ansicht sind, dass von einem Herab-
drücken der für die Techniker höheren Ranges zu fordernden
allgemeinen Bildung in keinem Fall die Rede sein darf, so freudig
begrüfsen wir ein Mittel, welches bei Festhaltung jenes Bildungs-
Niveaus die Aussicht gewährt, die Leistungsfähigkeit unseres Fachs
auf seinem eigentlichen Gebiete um ein namhaftes zn steigern.
Als ein solches Mittel ist uns der gesunde und glückliche
Gedanke erschienen, welcher dem Plane der neu au gründenden
üklassigen Realschulen ohne Latein zu Grunde liegt Wir glauben,
dass ein «jähriger systematischer Unterricht in den für jene
Schulen in Aussicht genommenen, allgemein bildenden Fächern
für die Erziehung im logischen Denken und für die etische Vor-
bildung der Schüler zu einem Ergebnisse führen kann, das an
absolutem Werte der durch den Unterricht in den alten Sprachen
erzielten Bildung in nichts nach zu stehen braucht, während wir
von der Einführung des Zeichnens als eines Haupt-Unterrichta-
gegenständes nicht nur den Gewinn der für den Techniker un-
entehrlichen Zeichen fertigkeit, sondern auch eine ästhetische
Vorbildung der Schüler erwarten, die von den Schulen älterer
Art in dieser Weise niemals erzielt werden kann.
Wir würden es demnach tief bedauern, wenn der Plan zur
Errichtung jener Anstalten — wirklicher Realschulen, denen
jedenfalls neben den jetzigen Kompromiss-Anstahen dieses Namens
eine hochgeneigte Würdigung nicht zu versagen,
es allerdings für unsere Pflicht, su betonen, dass die-
selben ihre Vertretung überwiegend unter den nicht dem Bau-
beamtentum augehörigen Mitgliedern des Architekten Vereins finden.
Obgleich wir meinen, dass auch im Staats-Bauwesen die Rück-
sicht auf das technische und künstlerische Leistungs-
vermögen des Beamten jeder anderen voran stehen sollte, wollen
wir die bezüglichen Verhältnisse unter diesen Umstanden doch
nicht weiter erörtern, weil unser Urteil leicht als einseitig an-
gesehen werden könnte.
Was uns bestimmt hat, Gehör bei Enrer Exzellenz zu erbitten,
ist der lebhafte Wunsch, dass der mit dem Bedürfnis* täglich
wachsenden Zahl von Künstlern und Technikern, die mit dem
Beamtentum in keiner Verbindung steht, die Aussicht auf einen
Weg der Ausbildung nicht wirder verschlossen werde, der ihrem
eigenartigen Bedürfniss angepasst ist und dem ein glücklicher
Erfolg in Zukunft schwerlich fehlen würde.
Berlin, den 2t). Oktober 1878.
Benda. W. Böckmann. F. W. Büsing. E. Dietrich. Ehe. Ende.
Fischer-Dick. K. E. O. Fritsch. M. Gropius. v. Grofzheim.
Heidecke. Hennicke. Heyden. Hitzig. M. v. Holst. E. Jacobsthal.
G. Knoblauch. Fr. Koch. F. O. Kuhn. Kyllmann. H. Lieht.
Lnthmer. M. tf. Müller. Otzen. Raschdorff. Schmieden.
Schwatlo. Schwecbten. J. W. Schwedler. Sillich. J.
Weingarten, v. Weluien. J. Wex. B. Wieck."
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490
DEUTSCHE BADZEITUNG.
30. NoTenb«r 1877
Mittheilungen
Verein ffir Elaenbahnkunde zn Berlin. Versammlung
am 12. November 1878. Vorsitzender Hr. Strecken, Schriftführer
Hr. G. Meyer.
Hr. Schaler bespricht die Eisenbahn ■ Bilanzen in ihrem
Verhältnis« tum Handelsgesetz- Buch. Indem der Vortragende zu-
nächst diejenigen Angriffe, welche die Eisenbahn- Bilanzen bisher
erfahren haben, erörtert, weist er unter Anfahrung der bezüglichen
Gesetzes- Vorschriften nach, dass das Verlangen, die Bahnanlagen
zu demjenigen Werthe einzusetzen, der ihnen zur Zeit der Bilanz-
ig beiwohnte, also alljährlich eine Abschätzung eintreten
, unbegründet sei und dass die Bahnverwaltungen völlig
aus Vereinen.
I entstehe und ein Gewinn in den folgenden Jahren erst vorhanden
sei, wenn der Ansprach der Dividenden -Inhaber Befriedigung
gefunden habe. -- Zum Schlüsse wird eines I. .'beistände» Er-
wähnung gethan, der in Folge der generellen Ausdehnung der
ursprünglich nur für Kaufleute gegebenen Vorschriften des
Handelsgesetz- Rur hes auf alle Aktien -Gesellschaften durch das
Gesetz vom 11. Juni 1870 und durch dieses Gesetz überhaupt
hervor gerufen ist. Da darnach blofse Ertragsfailanzen nicht auf-
gestellt werden sollen, so sei Gewinn: derjenige Betrag,
Aktiva über die
korrekt handelten, wenn sie die Anlagekosten als
[jährlich in die Bilanz einsetzten. Nur <
ein Tbeil
und ein Gewinn oder
Aktivom allji
der Bahnanlagen veräufeert und vi
eine Veränderung der Aktivposten
Verlust zur Erscheinung kommen.
Ebenso verhalte es sich mit der verlangten Einsetzung der
Aktien von anderen Bahnen zum Kurswerthe des Abschlusslages
der Bilanz. Bei Erwerbung dieses Besitzes sei der Dividenden-
Genuas nebensächlich und bestände der Haupt- Vortheil in der
selbstständigen Verwaltung der Bahn oder in sonstigen besonderen
Rechten ; dieser Vortheil sei gewissennaa fsen eine Superdi v idende
und noch schwerer zu schätzen, als eine Bahnanlage. Unter An-
führung von bezüglichen Beispielen kommt der Vortragende auch
hier zu dem Schlüsse, dass diese Aktien - Betheiligung nicht mit
dem jeweiligen Kurse, sondern mit dem Erwerbspreise in der
Bilanz zu erscheinen habe. Er bemängelt hierbei die Bilanzen
einiger Hahn Verwaltungen, bei deren Aufstellung nach seiner
Meinung inkonsequent verfahren sei, u. z. die der Magdeburg-
Halberstädter und Bergisch-Märkischen Eisenbahn - Gesellschaft
Gegen die Bilanz der Kölu-Mindencr Eisenbahn-Gesellschaft wird
der Einwand erhoben, dass in derselben diejenigen 8» 000 000 M.
dem Bau-Konto der Bahn belastet seien, welche s. Z. dem Staate
für die Verzichtleistung auf das Amortisationsrecht der Stamm-
Aktien gezahlt worden sind. Es sei s. E. der Werth der Bahn
durch dieses mit dem Bau-Konto in gar keinem Zusammenbange
stehende Finanzgeschäft nicht erhöht und deswegen die Ver-
theilung von Dividenden, bevor diese Summe wieder eingebracht
sei, unzulässig.
Das vou einigen Seiten vorgebrachte Verlangen, eine Prioritäts-
Anleihe aufzunehmen, welche zum Theil zur Deckung von Be-
triebs-Defizits bestimmt ist, und dieses Defizit aus der Bilanz aus-
zuscheiden, wird als unzulässig bezeichnet, da durch die Aufnahme
einer festen Schuld die vorhandene Unterbilanz nicht beseitigt
werde, sondern nach den bestimmten Gesetzesbestimmungen nur
durch erzielten Gewinn ausgeglichen werden könne.
Demnächst monirt der Vortragende das fast allgemein geübte
Verfahren, sämmtlicbe früher einmal gemachten, längst bezahlten
Schulden in der Bilanz aufzuführen, und er verlangt, da die Be-
träge der amnrtisirten Aktien und Obligationen thatsächlich ein
nicht vertheil ter Gewinn seien, sie unter dieser Bezeichnung in
der Bilanz aufzuführen, am so einen erkennbaren Eigenthümer
der Post zu haben, wogegen jetzt das Konto gewissermaafsen
herrenlos sei. Als Beispiel, wie wesentlich diese Frage sei, wird
die Berlin-Hamburger Eisenbahn-Gesellschaft angeführt, bei welcher
eine Aktien-Emission von 9000000 M. vollständig amortiBirt sei,
ohne dass bisher fett gestellt worden, wem der Betrag gehöre,
ob denjenigen, welche zur Zeit des Eintritts der vollen Amortisa-
tion Aktionare waren, oder welchen anderen? Eine Erörterung
dieser Frage sei im Interesse der Aktionäre dringend zu wünschen.
Es werde durch das bisherige Verfahren aber auch ein ganz
falsches Bild der Rentabilität geliefert; so betrage z. B. die all-
jährlich wachsende Amortisations-Quote bei Magdeb.-Halberstadt
ca. 2 "/„, bei Bergisch-Märkisch ca. • „ % des Aktien-Kapitals;
bei Berl.-Potsd.-Magdeburg seien bereits 11 Sj, bei der Thürin-
gischen Bahn 19 % des Aktien -Kapitals von den Prion täts-0 Ni-
dationen amonisirt — In gleicher Weise werde ein falsches Bild
der Rentabilität geliefert in Folge des mehrfach beliebten Ver-
fahrens, Ueberschüsse, welche vertheilt werden mussten, zu sogen.
Erweiterungen und Verbesserungen des Unternehmens zu ver-
wenden. Bei Berlin-Hamburg betragen diese Aufwendungen be-
reits 166* j % des Stamm- Aktien- Kapitals. Durch die Vertheil ung
einer Dividende von 1 1 '/» % auf 16 000000 M. Stamm- Aktien scheine
der Betrag ein guter zu sein, hätten aber die amortisirten Stamm -
Aktien und die aus den Betriebe -Ueberschüssen verwendeten
25 000 000 M. nur zu 41/» \ versinst werden müssen - - wie dies
bei anderen Bahnen, welche ihre Erweiterungen durch Anleihen
gedeckt haben, geschehen ist — so wurde sich pro 1877 nur eine
Dividende von 1,3 \ ergeben haben, was einer Verzinsung der
ganzen Aufwendungen von 15 + 9 + 25 = 49 000 000 M. mit ca.
3'/» % gleich komme. — Unter Hinweis auf den §. 42 des
Gesetzes vom 3. November 1838 wird noch hervor gehoben, dass
durch ein solches Verfahren die etwa vom Staate zu zahlende
Entschädigung, im Falle der zwangsweisen Erwerbung einer Bahn,
um den 26 fachen Betrag des nicht vertheüten Gewinns sich ver-
ringere und der zurück behaltene Betrag ganz verloren gehe,
wenn das Konto nicht aufhöre, ein herrenloses zu sein.
Alsdann verlangt der Vortragende, dass diejenigen Eisenb.-
Gesellschaften, deren Stamm-Prioritäten-Inhaber ein Dividenden-
Nachforderungs-Recht haben, diese Beträge in der Bilanz zur Er-
bringen, da mit dem Abschlüsse der Bilanz die Schuld
ergebe.
Für die Sekundärbahnen würden nun Subventionen « fondi
perdu vom Staate, den Kommunen und Adjazenten verlangt; das
Aktivum besteht also aus den durch Aktienbetheiligung auf-
gebrachten Beträgen and diesen Subventionen, wogegen als
Pasaivum nur der Betrag der Aktien erscheine. Betrage die
Subvention der Gesammtkosten , so würde sich bei der ersten
Bilanz ein Gewinn von 25 % ergeben. Auch in Bezug hierauf
wird eine eingehende Erörterung und Erwägung empfohlen. —
In der durch diesen Vortrag hervor gerufenen Diskussion
bezeichnete Hr. Hartnack es als durchaus korrekt, dass die
Bahnen nicht Vermögensbilanzen , sondern Ertragsbilanzen auf-
stellen. Die angeregten Fragen würden erst essentiell, wenn eine
Liquidation eintrete. — Hr. Kinel erachtet die bezüglich der
Verwendung von Ueberschüssen zu Erweiterungen und Verbesse-
rungen bei der Berlin-Hamburger Bahn gemachten Bemerkungen
nicht für zutreffend. Die Natur der Bahnunternehmungen bedinge
solche Aufwendungen. Die von dem Hrn. Vorredner verfolgte
Tendenz, die Aktionare vom Unternehmen los zu löten, würde ein
noch rascheres Sinken der Rentabilität der Bahnen, alt es sich
seither vollzogen, nothwendiger Weise zur Folge haben. —
Hr. Westpbal stimmt dem Vortragenden darin bei, dass das
Baukapital in seiner u
hält aber die meisten
ursprünglichen Anlage intakt bleiben müsse,
i Übrigen Auslassungen mit den daraus ge-
fur unrichtig. Die
voraus und sie seien gültig
Buches, weichet nur das privatrechtliche Verhältnis*
Hr. Grapow halt nach seinen Erfahrungen die V
für eine todte Votjx und wünscht eine Aenderung des
auf Beseitigung dieser Bilanzen; aber auch mit den jetzigen
Gesetzen sei ein unanfechtbarer Modus erfindlich. Was den Aber
die Köln-Mindener Bahn angefahrten Fall betreffe, so habe die
Gesellschaft damals eine auf dem Unternehmen ruhende Last ab-
gelöst, die Bahn sei dadurch in der That mehr werth geworden.
-- Nachdem noch Hr. Hartwich die Frage über den Hegriff
det Reingewinns angeregt, die Hrn. Hartnack, Grapow ond
Westphal ihre Ansichten darüber ausgesprochen und Hr. Schüler
den mehrfachen Einwendungen gegen seine Ausfuhrungen entgegen
getreten, wird die Diskussion geschlossen. —
Hr. Tetzlaff bespricht sodann an einem ausgestellten Model)
die Weichenanlage ohne Unterbrechung des Hauptgleises nach
dem Patent von Blaue!. Die für das Befahren der Weichen gegen
die Spitze bestehende Betriebt -Unsicherheit, welche aas der
dauernden, bezw. zeitweisen Unterbrechung einzelner Schienen der
betr. Gleite durch das Herzstück und durch die Ausweichung sich
ergiebt, hat allgemein zu der Maafssnahme geführt, Bewegungen
innerhalb der Weichen nur mit Vorsicht und mit verminderter
Fahrgeschwindigkeit zu gestatten, eine Bestimmung, welche für
schnell fahrende und solche Züge, die einzelne Stationen ohne
sollen, stellenweise eine sehr unbequeme ist
nicht^ absolut vor Unfällen sichert, wie die immer
des sogen. Halbstellent der Weichen beweisen. Es sind daher
schon wiederholt Versuche gemacht worden, zunächst im Uen-
stück den Zusammenhang der Schienen entweder für beide
kreuzende Strange oder doch wenigstens für den des Haupt-
Stamm-) Gleises während des Durchfahren* herzustellen, dann
aber aueh die Weichenzungen zum festen Anliegen an die eine
oder die andere Mutterschiene zu bringen, in welchen Beziehungen
beispielsweise auf die beweglichen Flügelschienen von Flachst,
Paulus und Wood, die beweglichen Herzstack-Spitsen von Poulet
und die Pedalhebel von ( lement und Parravicini verwiesen wird.
Keine dieser Anordnungen ist indets zu allgemeiner Kinführung
gelaugt, hauptsächlich wohl wegen zu grofser Subtilität des
Mechanismus, und mit diesen Versuchen wurde es aufgegeben,
2 Schienenstränge ohne Unterbrechung ihres Zusammenhanges
im Niveau mit einander kreuzen zu lassen.
Es lag nunmehr der Gedanke nahe, den einen Strang über
den andern hinweg zu führen, und somit wenigstens einem '''rl<*
dem Stammgleis, seinen Zusammenhang au lassen; derselbe wurrt
in der That auch tebon vor Jahren bei der sogen. Wbarton-\\eicBe
zur Ausführung gebracht. Diese Weiche hat indees, soweit be-
kannt, bis dahin nur in Amerika Anwendung gefunden, während
in Deutschland Hr. Direktor Blauel der Freiburtj-Schweidnit^r
Eisenbahn ein Patent für eine ähnliche Konstruktion erworben
hat, welche gleichfallt volle Betriebssicherheit gewährt Die
eigentliche Weiche besteht aus einer inneren und einer äufseren Zunge,
welche die unmittelbare Fortsetzung des Nebengleises bilden und
für dessen Verbindung mit dem Hauptgleis sich an die unuoter-
Werden sie °»roB
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No. 96.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
491
abgerückt, wird die Weiche also für du Ilauptgleis gestellt, so
kann letzteres befahren werden, alg ob die Weiche gar nicht vor-
handen wäre. Dabei ist eine sogen. Halhstellttng der Zungen
ganz ausgeschlossen. Zur Ueberführung der Fahrzeuge in das
Nebengleis über die betreffende Mutterschiene hinweg sind beide
Zungen ton ihrer Spitze an mit einer Steigung von 1 ! 40 kon-
struirt bis zu einer Höhe von 40 «»> (Iber den» Stammgleis.
Diese Höhe wird dann bis zum Herzstück beibehalten. Die
ist aus rechteckigem Blockstahl ausgehobelt d
schon an der Spitze stark genug ist, um das
b Rad zu tragen, und damit andrerseits eine k
mit ihr aus einem Stück hergestellt werden k
welche an der Spitze nöthig ist, um für aus dem Nebengleis
kommende Fahrzeuge die dem Spurkranz des gegenüber liegen-
den Rades bei dem Paasiren Ober die Hauptgleis-Schiene fehlende
Führung zu ersetzen. Sie ruht auf Gleitklötzen und wird in
gewöhnlicher Weise an ihre Mutterschiene an- bezw. von derselben
abgerückt Die Zungenwurze) ist durch einen tiberfassenden
Schuh und einen Drehzapfen gehalten. Das Abrücken der aulseren
Zunge, welche aus gewöhnlichem einseitigen Zungenstahl gefertigt
ist, erfolgt, abweichend von der sonst üblichen Weise, durch I m-
kanten nach anfsen: es sind an dieselbe eine Anzahl Scharniere
angenietet, mittels deren sie um eine horizontale Axc beweglich
ist und an die Muttterschiene heran oder von ihr abgekippt
werden kann. Wenn die Weiche für das Nebengleis gestellt ist,
hegt die Zunge auf Unterlagen und ihr Ausweichen beim Be-
fahren ist durch die schräge Stützung nach den Scharnieren ge-
hindert Am Herzstück kommt das Nebengleis mit 40 Ueber-
hnhung über dem Stammgleis an und ist in demselben so weit
unterbrochen, dass Rader, welche auf dem Hauptgleis laufen,
nirgend austoben können. Die von der Weiche her anschließende
Schiene des Nebengleises lauft in eine Flügelschiene aus,
«eiche die Rader Ober die Lücke fort trägt und den Spurkranz
auf die Hauptgleis-Schiene und ein an dieselbe angeschraubtes gleich
(aus Stahl und Hartgnss) auflaufen lässt, welches
_System) und gegen
Konstruktiv
den
die
it durch-
Ittder keine Führung durch den Spurkranz; es ist
an der dem Herzstück gegenüber liegenden Schiene des
«leises eine gut befestigte Zwangschiene nöthig. Die Flügelschiene,
die Herzstück-Spitze und die Flache des Gusstücks, auf welche
die Spurkränze auflaufen, sind so gegen einander geneigt, dass
auch bei abweichenden Höhen der Spurkranze Stöfse vermieden
werden. Die selbe tthätige UmStellvorrichtung verhindert, dass
ein aus dem Nebengleis kommendes Fahrzeug entgleist: Auf der
inneren Seite der Nebengleis-Schiene ist eine bewegliche Zunge
ans |_ Eisen angebracht, welche mittels Hebel- und Zugstangen-
Transmission mit der Weicbeulmck-Zugstange verbunden ist Sie
liegt gegen die Gleisschiene an, wenn die Weiche fQr das Haupt-
gleis gestellt ist, wird aber durch den Spurkranz desjenigen Fahr-
zeuge» aufgeschnitten, welches vom Nebengleis her nach der Weiche
hin lauft, und stellt durch diese Bewegung die Weiche richtig.
Um schließlich den Zugverkehr auf dem Hauptgleis voll-
ständig auch dagegen zu sichern, dass etwa gleichzeitig mit dem-
selben die Weiche auch für Kangirbewegungen benutzt werden
kann, ist die letztere in einfacher Weise mit einem Signalmast
derart gekuppelt, dass derselbe für den Zugverkehr die ge-
wöhnlichen Fahrsignale bei Freisein der Weiche, aber für Rangir-
Terkchr etc. das Haltesignal (oder noch besser vielleicht gar kein
8ignal) zeigt. Wahrend im letzteren Falle das Spiel der Weiehen-
•ig frei gegeben ist, verhindert das Stellen der Fahr-
Schliefsen der Weiche für das Nebengleis und ist
bei letzterer Stellung das Fahrsignal zu geben nicht
Zu diesem Zweck greifen die Handhebel der Signal-
flügel mit einem Stift in den Längsschlitz einer vertikalen Schub-
stange, deren unteres Ende mittels eines kurzen Hebelarmes mit
einer horizontalen, winkelrecht zum Gleis liegenden Welle ver-
bunden ist Die Bewegung der Handhebel nimmt die Schub-
stangen mit und diese wiederum drehen die Welle beim Ziehen
des Fahrsignals, bezw. umgekehrt, um 90°. Die Welle reicht
unter der Hufseren Zunge hinweg bis an die Mutterschiene
und tragt hier einen Daumen, welcher bei geschlossener Weiche
horizontal unter der Zunge liegt und somit jede Bewegung der
Welle, beew. des Handhebels und der Signalflugel ver-
hindert, bei geöffneter Weiche aber und gezogenem Fahrsignal
sich zwischen Zunge und Mutterschiene klemmt und so ein Um-
stellen der Weiche ohne Umstellung des Signals zur Unmöglich-
keit macht
Die vorstehend beschriebene Weichenkonstruktion hat sich
im Betriebe (auf der Freiburg-Schweidnitzer Eisenbahn) bewahrt
Sie bietet für die Fahrt ins Nebengleis volle Sicherheit, während
sie die ßetriehaicherbeit des Hauptgleises nicht im geringsten
beintrachtigt Ihre Anwendung empfiehlt sich deshalb namentlich
für Gleisanschlüsse aulserbalb der Bahnhöfe und für alle Weichen,
welche von Personen- oder Schnellzügen ohne Aufenthalt durch-
Hr. Weishaupt kann auf die neuerdings mit dem besten
uhrten Sicberungs-Maafsregeln für die Bewegung der
Weichen (Interlocl
der jetzt üblichen Weichen
Zeit ohne Nachthell mit voller Zuggesch
Vortheik in "
Die
und die zum Umkanten eingerichtete äuisere Zunge ein betriebs-
gefahrlicher Tbejl, der seiner Ansicht nach jedenfalls beseitigt
werden müsse. — Hr. Kessler glaubt, dass die Blauel'srhe
Weiche in solchen Fallen, wo gegen die Spitze gefahren und das
Nebengleis nur selten benutzt werden soll, doch wohl von Nutzen
sei: auch müsse er erwähnen, dass die Bahnverwaltungen beim
Befahren von Gleisen mit Spitzweichen eine etwas längere Fahr-
zeit beanspruchen. — Hr. Strecken bemerkt, dass dem Befahren
von Hauptgleisen, aus denen andere Gleise abzweigen oder in
denen gegen die Spitze befahrene Weichen hegen, mit der
Zuggesehwindigkeit auch bahnpolizeiliche Bestimmungen
stehen. Hr. Quassowski ist der Ansicht, dass die
Verschluss -Konstruktionen die Kontinuität des Gleises innerhalb
der Weichen in einer Weise herstellen, dass allen Anforderungen
genügt sei. Nach dem vorgeführten Modell biete die Blauel'sche
Weiche diesen Vortheil nicht, indem dort eine Halbstellung
möglich sei. — Hr. Kiuel kann dem Urtheil Ober die geringere
Sicherheit der Zungentheile in der Blauel'schen Weiche gegen-
über den bisherigen Weichenkonstruktionen nicht zustimmen;
jedoch hält er die Blauersche Weiche für Bahnhöfe wenig ge-
eignet Das Herzstück zeige den Uebelstand, dass bei Benutzung
des Nebenstranges die Radflanschen an der Kreuzungsstelle auf
der Schiene des Hauptstranges liefen und dadurch allmählich Ein-
drücke hervor bringen mlissten, welche zu einem Aufklettcrn der
Wagenrader Veranlassung geben könnten. — Hr. Blattei hebt
hervor, dass seine Weiche gar nicht bestimmt sei, andere Weichen
allgemein zu ersetzen, dass dieselbe vielmehr nur an solchen
Stellen angelegt werden 'solle, wo andere Konstruktionen sich als
nicht anwendbar erwiesen, d. h. auf offener Strecke, um ein Neben-
gleis zuganglich zu machen, und auf kleinen Stationen, die Ähn-
lich der offenen Strecke zu behandeln seien. Eine Halbstellung
der Weiche könne bei guter Ausführung nicht vorkommen; das
Modell sei in dieser Hinsicht nicht maafsgebend. Das gegen die
Konstruktion des Herzstücks erhobene Bedenken erscheine nach
mehrjähriger Benutzung einer ausgeführten Weiche nicht be-
gründet - Hiervon Hrn. Schwedler Re»*^ tra*e l^ber
der hier ausgestellten beantwortet Hr. Golz dahin, dass
erstere aus U Schienen bestehe und eine andere Bewegung der
Zunge zeige.
Architekten- und Ingenieur - Verein zu Hannover.
Versammlung am 16. Oktober. Vortrag des Hrn. Prof. Fischer
über die Konkurrenz zur Erlangung von Projekten für die Hei-
zung und Lüftung des neuen Polytechnikums in Berlin. •)
Zur Erzielung einer möglichst vollständigen und rationellen
Lösung der Aufgabe war von der Regierung der Weg der engeren
Konkurrenz eingeschlagen, indem eine Anzahl der bekanntesten
Firmen für derartige Anlagen aufgefordert wurde, auf Grund
eines ausführlichen Programms und nach dem Schema eines von
der Bauverwaltung ausgearbeiteten generellen Entwurfs um-
fassende Projekte einzusenden.
Die wesentlichen Bedingungen des Programms waren folgeude :
1. Die Heizkörper sind so anzuordnen, dass in allen Sälen,
in denen sich dauernd Menschen aufhalten, bei einer Aufsen-
temperatur von — 20° C. 1,5 m vom Fufsboden eine Wirme von
20" C. dauernd erzeugt werden kann. Für die übrigen Räume
(Treppenhauser, Gange etc.) sollen 10* als genügend erachtet
werden.
2. Die Lüftung ist so zu konstruiren, dass die ad 1 be-
zeichneten Räume pro Kopf der in denselben zu plazirenden
Studirenden stündlich 20 «*"» frische Luft erhalten können. In
den übrigen Räumen hat mindestens alle 6 Standen eine Luft-
erneuerung stattzufinden. Dabei soll aber berücksichtigt werden,
dass nicht gleichzeitig alle Räume mit der darauf gerechneten
Zahl von Studirenden gefallt sind, und es können daher im
als stündlicher Verbranch nur 50 0(10 angenommen
3. In den auf die Bedingungen 1 und 3 zu
für Mauerwerk, Fenster,
it vorgeschlagene
gung der Luft
4. Es ist bei Aufstellung des Projekt» besonders zu berück-
sichtigen, dass jeder Raum ohne groCsen Zeitverlust für Vorwar-
mung rasch in die Heizung und Ventilation ein- und ebenso
wieder aus dem System ausgeschaltet, dass im Sommer die Ven-
tilation getrennt von der Gesammtanlage in Tbätigkeit gesetzt
und im Winter die Ventilationsluft verschiedengradig vorgewurmt
und angefeuchtet werden kann.
5. Die Studirenden dürfen durch die Strömung der Ventila-
tionsluft nicht belästigt und durch die Bedienung der Apparate
nicht gestört werden ; auch muss diese mit dem geringsten War-
terpersonal ausführbar sein. Die Regulirungs- Vorrichtungen dürfen
uur diesem zugänglich sein ; es scheint daher für die Verwaltung
wouschenswerth, jene in das Sockelgeschoss zu verlegen, eben so
wie die Dampfrohre bei event Dampfheizung.
& Es muss daher die Möglichkeit vorgesehen werden, den
Ventilations-Effekt und die Temperatur der
iui Sockelgeschoss beobachten zu können.
7. Möglichste Sparsamkeit in Verwendung des Bren
ist zu garantiren und rechnungamäfsig nachzuweisen.
•) Vagi d. Bii* Ra ;j «t.
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492
DEUTSCHE BAÜZETTÜNG.
30. NovrmW 1877
8. Di«
aus
Die frische Luft ist
Allee zu entnehmen und in einem oder mehren Kanälen bis zur
Hinterfront zu fuhren, wo tie durch etwa 5 Oeffnungen in das
Sockelgcschoss eintreten muss. Von hier wird sie am sweck-
mafsigstcn nach der Mitte des Gebäudes in das Sockelgcschoss
des grofsen Hofes geleitet, um an dieser Stelle vorgewärmt zu
werden, und kann sich dann durch Haopt-Zweigkanäle, die unter
dem Fufsboden der Korridore des Sockelgeschosses anzulegen
sind, in die verschiedenen Gebäudeflage) vertheilen. — Ein Vor-
wärmen ist erforderlich, ehe die Luft in die Zweigkauäle tritt,
damit die Knrridor-Kulsböden nicht zu kalt werden uud Menschen
ohne Nachtheil in deu Kanälen verkehren können ; auch wird
beim Vorwärmen am leichtesten der richtige Grad der Anfeuch-
tung erzielt, weil man bei entsprechend niederer Temperatur die
Luft mit Wasserdampf sauigen kann.
Die LuftkanAle können bei der angegebenen Lage 2 m Höhe
erhalten und eigenen sich, da fast alle Räume an Korridoren
liegen, auch vorzüglich zur horizontalen Verzweigung der Dampf-
rohren, durch welche die Vorwarmung dann auch noch
werden kann. —
Uebergehend zur Besprechung der eingegangenen 8
bemerkt der Vortragende, dass bei allen Dampfheizung
J Heizung mittels frischer und um-
Luft vorausgesetzt, und es sollte die Effektbeobachtung
in den einzelnen Räumen erfolgen. Man war folglich, da bei
der sehr grofsen Ausdehnung des Gebäudes (sammtliche Korridore
und Treppen geben an einander gereiht 2,5 k™ Länget eine Ueber-
waehung des Effekts und der Itegulirung der Heizapparate im
Sockelgeschoss durch dieselben Person nicht thunlich erschien,
zur Anbringung von Apparaten zu mechanischer oder elek-
trischer Uebertragung der Temperatur-Angabe genöthigt gewesen.
Eise Firma hatte denn auch einen sehr einfachen Apparat
erste rer Gattung vorgeschlagen, der aber auf einer Annahme
beruhte, die geradezu naiv ist Abgesehen davon, dass die Er-
forderniss derartiger Apparate unbequem und kostspielig ist,
selbst wenn diese, wie z. B. der elektrische von Röaicke, richtig
konstruirt sind, hat das System I auch den grolsen Nachtheil, dass
du dreifache Kanalsystem einen bedeutenden Raum konsumirt
Von diesem Uebelstand war das System II frei, welches in
einem zweimaligen Vorwärmen der Luft bis auf 20 • und Anbrin-
gung besonderer Oefen zur Erwärmung der einzelnen Zimmer
bestand; aber es wurde dabei die Bedienung von dreierlei Appa-
raten notbwendig, was wegen der Grölse des Gebäudes wieder
bedenklich erschien.
Das System III ebarakterisirte sich durch Folgendes: Vor-
»en der frischen Luft bis auf 15', Einfuhren dieser in die
Beobachtung
us vor jedem
Es war letzteres durch eine besondere Konstruktion der
Zimmer-Oefen erreicht. Cebcr dem eigentlichen Ofen (einem Röhren-
Mantelofen) war ein höherer Aufsatz mit einer Klappe angeordnet,
in welchen die frische Luft aus dem Kanäle zunächst eiuatrömte ;
durch die Klappe konnte von der im unteren Theile des Ofens
erwärmten Umlaufsluft mehr oder weniger zu der frischen Luft
zugelassen und somit eine Aenderung des Mischungs- Verhältnisses
erzielt werden. — Die Bewegung der einen Klappe, sowie die
Beobachtung des in jedem Räume anzubringenden rhermometers
lassen sich leicht vom Gange aus und aufserdetn durch jeden Haus-
diener bewirken; die Kontrolirung derselben ist unmittelba
Am meisten konvenirt die
Hinterfacade.
9. Das für den Fall der Wahl von Dampfheizung zu er-
richtende Kesselbans ist in 40» Entfernung hinler oder seitlich
des Hauptgebäudes anzulegen. Die Ventilations-Maschisen können
entweder eben daselbst oder im Mittelbau des Hauptgebäudes,
erent auch in Zwischenbauten untergebracht werden. —
Die aufgezählten Bedingungen müssen im allgemeinen als
zweckmäßig und genügend anerkannt werden, doch ist der Vor-
tragende der Ansicht, dass die erste Forderung unter 4 und die
ad 6 schwer zu erfüllen seien; letztere führe zu sehr komplizirten I
Apparaten, die für gewöhnliche Hausdiener nicht mehr verstand- ,
lieh seien. Ferner wird die Bedingung ad 2 kritisirt, bei welcher
auf den gröberen Luftbedarf zur Zeit der Erleuchtung der Räume
keine Rücksicht genommen sei. —
Auf Grand des Programms und eines eingehenden Studiums
der Baupläne kamen die Preisrichter nun zu folgenden Resultaten,
weiche der Beurtheilung der eingegangenen 8 Konkurrenz- Ent-
würfe als Grundlage dienten:
Als Heizsyttem kann bei der Grölse des Gebäudes nur
Dampfheizung in Frage kommen; dabei erscheinen Dampf-
wasser-Heixöfen wegen ihrer langsamen Wirksamkeit für den
vorliegenden Zweck nicht empfehlenswertb : die Ableitung des
■ ins -Waasers geschieht am besten unselbstthätig in
Weise ohne Kondensation« - Töpfe und wird durch
anlegte, da ja beim Anzü^
Die beschriebene Einrichtung erfüllt ferner die Bedingung, dass
geheizt werden kann ohne zu lüften, und umgekehrt. — Als Naeh-
theile des Systems III müssen genannt werden: Schwierigkeit bei
Herstellung der Dampfleitung, gröfserea Ranmhedürfniss wegen
der Oefen und das nicht leicht zu erfüllende Erfordernis« einer
konstanten Dampf- und Luft -Temperatur; doch müssen diese
Bedenken bei Annahme rationeller und sorgfaltiger Ausführung
und Unterhaltung verschwinden. —
Der Vortragende gedenkt hiernach der von einigen Konkurren-
ten gemachten Vorschläge zur Abkühlung der frischen Luft. Im
Prinzip richtig musste derjenige Vorschlag genannt werden, welcher
die Benutzung des Grundwassers in der Weise betraf, dass das
aus einem grofsen Brunnen zu entnehmende Grundwasser durch
ein von der zu kühlenden Luft umspülte» System von Thonrohren
gedrückt werden sollte. Geradezu wunderbar musste aber der
Vorschlag ericheinen, die meistens sehr schwüle, d. i. mit Wasser-
dampf gesättigte Sommerluft durch Einspritzen von Wasser ab-
kühlen zu wollen. — Die Jury hat dieses Projekt fallen lassen,
weil die Kosten desselben zu 20000 M berechnet waren, ob-
gleich man angenommen hatte, daas die Anlage im Winter mit
mr Vorwärmung benutzt werden könne. — Zur Bewegung der
Luft waren meistens Flügelgebläse in Aussieht genommen; auch
hierin fehlte ea nicht an Kuriositäten, so z. B. waren in einem
Entwürfe 300 Ventilatoren vorgesehen. - Zum Schluss gedenkt der
Vortragende noch der mangelhaften, ja oft vollständig fehlerhaften
Berecbnungsweise bei fast allen Projekten, besonders bezüglich der
Ventilation, was auf die theoretische Ausbildung unserer Heiz-
techniker ein sehr trauriges Licht werfe. — Da« Resultat der
Konkurrenz ist zur Zeit noch nicht amtlich fest gestellt —
Anschließend hieran berichtet Hr. Hagen, einmal bei einer
Molkerei- Anlage die Idee der Abkühlung der Luft im Grund-
wasser im kleinen mit Erfolg verwirklicht zu haben. Hr. Keck
bemerkt dazu, daas wahrscheinlich Morin zuerst die Idee
gehabt und diese auch zur Abkühlung seines Versuchsraume«
ausgeführt habe. — Derselbe beantwortet eine Frage nach den
Resultaten der Poren- Ventilation dahin, dass dieselben befriedigend
seien, aber mit viel geringeren Kosten erreicht werden könnten. —
Darnach berichtet Hr. Onpler kurz über die Resultate der
letzten kunstgewerblichen Konkurrenzen; die eingegangenen zahl-
reichen Entwürfe zu einem Trinkservice und einem Pokale (als
Rennpreis) sind ausgestellt und bilden noch spät den Gegenstand
lebhafter Unterhaltung; ausführlich wird darüber in der Zeitschr.
für Kunst und Gewerbe berichtet werden. —
In der Versammlung am 80. Oktober spricht Hr. Baurath
Hase „Ober die Konkurrens für das Strafsburger Kolle-
gien-Gebäude." Nach kurzer Erläuterung der Situation ent-
wickelt der Vortragende die wichtigsten Forderungen des Pro-
weiche z. Th. wegen der
in Folge
grölse Studirsimmer erforderlich, in denen die Bibliotheken
der verschiedenen Fakultäten zugleich Platz finden müssen, um
dieselben den Studirenden direkt zugänglich zu macheu. Es ent-
steht daraus wieder die Notwendigkeit, sammtliche Semin arien-
Räume durch eine Thür verschliefsbar zu machen, um event durch
einen Portier eine Kontrole der Passanten ausüben «u können.
Für diese Studirzimmer war ferner eine möglichst vollkommene
Beleuchtung vorzusehen ; als Maximal-Tiefe ergaben sich demnach
ca. 8". Uebrigeus war das Programm «ehr einfach und es
ergab sich die Haupt- Disposition der verlangten Räume ziemlich
leicht; die Aula musste zweckmälsig oben, die Kollegien-Zimmer
mussteu möglichst unten, die Sammlung«- Räume am höchsten
liegen. Ein sehr grofses Auditorium für Publica konnte einen
weniger guten Platz erhalten.
Als Kostengrenze waren incl aller Neben -Ausgaben, wie
Bauleitung, Detail-Bearbeitung etc. 2 250000 M. fest gesetzt
Sehr erleichtert wurde die Beurtheilung der Entwürfe in dieser
Hinsicht durch das Vorhandensein des genau veranschlagten älteren
Kggert'schen Projektes; es wurden darnach die durchschnittlichen
Kosten pro **» ( -eh. -Inhalt von Kellersohle bis Oberkante Haupt-
Gesims escl. der freien Hofräume zu 21 M. ermittelt; ergab sich
der für 1 rhm disponible Kostenantheil bei einem Entwürfe gröfser,
so war folglich der Entwurf für die bewilligte Gesammt-Summe
um so leichter ausführbar und umgekehrt
Das Gesammt-Ergebniss der Konkurrenz musste gleich nach
ein
werden: es waren fast
volle Arbeiten, die einen grolsen Fortschritt auf diesem Felde
bekundeten, eingegangen. — So war besonders die Beleuchtungs-
Frage allgemein gut gelöst und auf den Verkehr im Hause mehr
Rücksicht genommen. Nutzbringend scheint nach Ansicht des
Vortragenden in dieser Richtung der kurze Bericht über die
Leydener Konkurrenz in der Vereins-Zeitschrift gewirkt zu haben.
Die hauptsächlichen Grundristformen zeigten grofse Leber-
einstimmung mit den dort veröffentlichten, und zwar entweder
geschlossene Bauten mit 1 bis 3 inneren Höfen, oder nach der
Rückseite in 2 oder 8 unverbundene Flügel aufgelöste Bauwerke.
Eine Verbindung der nicht gerade schön wirkenden, sehr entfernten
" war oftmals durch eine freie Arkaden -Stellung ver-
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N«. 96.
DEUTSCHE BAOZEITÜNG.
sucht. Immerhin muuteo derartige Anlagen den Narbtbeil der
Erschwerung dea Verkehre behalten. Merkwürdigerweise schwärm-
ten die Straftburger Professoren sehr für dieselben und verwarfen
die geschlossenen Höfe, als für die Straftburger Temperatur-
Verhältnisse unzulässig, anfangs durchaus, Heften sich
lieh eines Besseren belehren. - - Dem Stile nach
gothischem Stile waren nur 3 Projekte ausgeführt Nicht ohne
Schwierigkeit war die Losung der Frage gewesen, ob das Bauwerk
2- oder 8- geschossig auszuführen sei, besonders
auf den Kostenpunkt Auch waren, selbst bei sonst
Entwürfen, wieder grobe Fehler in der Axeutheiluui
Der Hr. Vortragende geht hiernach zu einer speziellen Kritik
der prümiirten Entwürfe über.
Der Eggert'ache Entwurf, von den Professoren sehr gelobt,
hatte den Fehler der offenen Anlagen, zeigte übrigens eine sehr
gewissenhafte Ausarbeitung; der Inhalt ergab sieb zu 95 ]iij«tw,
mithin die Kosten pro tb» zu 28,6 M; der Preis pro tm belauft sich
auf 619,84 M. - Der Entwurf von Hossfeld und Uinkeldeyn,
in der Grundrissbildung dem vorigen ähnlich, hatte folglich den-
selben Fehler, zeichnete sich aber durch künstlerische Ausführung
ans. Bei einem Rauminhalt von 108 673 <*•» ergaben sich die
Kosten zu 21,7 M — Die Grundrisse der 3 übrigen preisgekrönten
Entwürfe ähnelten sich durch das Leberwiegen des Mittelbaues:
besonders ansprechend war der des Entwurfes von Mylius und
Bluntscbli. Leider konnte dies von der Facade nicht gesagt
werden; dieselbe zeigte im Mittelbau eine gewaltige Triumphbogen-
Architektur, an den Seiten einfachen Florentiner Quaderbau. Der
Entwurf ergab einen Gebäude-Inhalt von 104 613 <*•», folglich den
Preis für 1 «»■ su 20,8 M. und überschritt mithin schon die gezogene
Grenze. — Der Sommer'sche Entwarf haue den ersten Preis ver-
dient, wenn^er nicht Fehler in der Axen-Anordnung gehabt hatte;
kasernenartiges Aussehen bekommen. Der Inhalt des dreige-
schossigen Baues war 89 289,6 <<"•>, mithin der Preis pro <*" 22,69 M.
— Der an erster Stelle prämiirte Entwurf von Warth zeichnete
sich durch aufterst klare und zweckmabige Grundrissbildung (im
Innern eine grofte Lichtmasse) und durch vollkommen harmo-
nische Durchbildung des Innern und Aeufseren so vortheilhaft vor
allen übrigen aus, dass die Entscheidung nicht zweifelhaft sein
konnte. Die Architektur war im Stile Palladio's sehr edel und schein
durchgeführt Die zweigeschossige Anlage enthielt 96 645
mithin betragen die Kosten pro cba 23,54 M.
Zum Schlu&s wird noch der Otzen'sche Entwurf erwähnt,
welcher im gothischen Stile ausgeführt war. Der Gnindriss wird
als gut, aber nicht vollständig befriedigend bezeichnet, der ganze
Aufbau als gewaltig monumental und in dieser Beziehung viele
übertreffend, aber wenig anmuthig und gewaltsam geschildert —
Endlich bemerkt der Hr. Vortragende noch, dass sich viele ent-
der Renaissance versucht hatten. —
In der Haupt- Versammlang am 6. November findet die
Neuwahl des Vorstandes statt; an Stelle von 3 statotenmaftig aus-
scheidenden Mitgliedern werden gewählt die Herren Wilsdorff,
Köhler, Unger, wiedergewählt werden die Herren Lannhardt,
Schwering, Blanck, Berg, Voigts. -
Darauf zeigt Herr Zinkernagel eine nach seinen
ist, dass dieser nicht di-
rekt in den Bauch der Kanne, sondern in einen zwischen Hals
and Deckel (dieser umschlieftt den Hals in ca. 1 "» Entfernung)
gebildeten Hohlraum mündet, welcher erst an einer höheren Stelle
mit dem Innern der Kanne in Verbindung steht Es mOsste
folglich das durch den Ausguss eingegebene Wasser in die Höhe
steigen um in die Kanne zu gelangen. Sollte man dieses durch
Untertaochen der ganzes Kanne anter Wasser zu erreichen suchen,
so würde die innen eingeschlossene Luft dem Eindringen des
W assers Widerstand leisten; der kapselartige Deckel der Kanne
soll mit einem Sicherbeitsschlosse angeschlossen werden. Die
Kanne wird in Hannover sur Einführung unverfälschter Milch
angewendet werden; sie findet in der Versammlung allgemeinen
rieifaU. —
Nach Besprechung interner Vereins-Angelegenheiten wird so-
dann eine Diskussion über die Frage, betreffend die beabsichtigte
Zulassung der Gewerbeschal-Abiturienten zum Poly-
technikum und zum Staatsdienst cröffn« t Dieselbe wird
in der ausserordentlichen Versammlung am 18. November unter
reger Betheiligung fortgesetzt und endet mit dem von 67 gegen
20 Stimmen gef aasten Beschlüsse: „Der Vorstand wird ersucht,
beim Herrn Minister die Bitte des Berliner Architekten - Vereins
Hr. Müller;
am 26. No-
172 Mitglieder
1878;
6 Gaste.
Eingangen liegen vor: Mittheilung des Hrn. Handels-
..1, betr. die amtliche Einführung der Normen Ober einheitliche
Lieferung und Prüfung von Portland -Zement bei den Behörden
der Staats - Bau Verwaltung; zu diesem .Schreiben wird von Hrn.
Untersch/"1* kUr" Krl&uterunft 8e**hen' wclche "ch auf emi8p
Vorschrift und denjenigen nach früherer Vereinbarung statüinden.
Es liegt ferner vor eine Zuschrift des „Vororts des Verbandes'',
mittels welcher dem Vereine Mittheilung über die auf dem Pariser
internationalen Kongress vom 5.— 17. Septbr. d. J. erfolgte Nieder-
setzung einer permanenten Kommission gemacht wird, welcher die
Aufgabe obliegen soll, für die internationale Regelang des
Patent-, Muster- und Markenschutz- Wesens geeignetes
Material zu beschaffen. Die nerman. Kommission hat beschlossen,
Landes-Sektionen zu bilden, welche aus den betr. Mitgliedern
der permsn. Kommission und 6 anderweit zu zu siehenden Mit-
gliedern zu bilden sind, und es sind für die Wahl je eines
Mitgliedes zur deutschen Landes • Kommission der „Verband
deutsch. Arcbit- u. Ingen.- Vereine", der „Verein deutsch. Inge-
nieure", der „Zentral- Verband deutsch. Industrieller", der „deutsche
Patentschutz-Verein" und der „Verein f. Beförd. d. Gewerbtieifses
in Preuften" in Aussicht genommen. Der „Vorort" erklart das
Eingeben auf die Sache för angezeigt und wünscht auf dem Wege
schriftlicher Abstimmung der Vereine Besch] uss darüber herbei
su fuhren, ob:
1, auf die Wahl eines Delegaten überhaupt einzugeben sei,
und event
2. ob der Verband die entstehenden Kosten antheilweise bis
zur oberen Grenze von je 600 JL für die beiden Jahre 1879 und
1880 übernehmen solle.
Als geeigneten Vertreter des Verbandes wird vom Vororte
gleichzeitig ein Mitglied des niederrhein. Vereins in Vorschlag
gebracht
Von dem Hrn. Vorsitzenden wird die Bedeutung der Theil-
nahme des Verbandes an der Landes- Kommission bereitwillig an-
erkannt, aber doch auf gewiss« Bedenken aufmerksam gemacht,
welche ein sofortiges und bedingungsloses Eingeben auf die Vor-
schläge des „Vororts" verhindern. Zunächst trügen die Beschlüsse
des Pariser Kongresses, wegen der verschwindend geringen Ver-
tretung, die das Ausland dort gefunden, eine stark
Färbung und es werde sich fragen, ob nnd in welcher We
die Thatigkeit der Landes-Kommissiouen durch diese Beschlüsse
gebunden sei. Alsdann erscheine die Frage der antheilweisen
Uebernahme der Kosten für den hiesigen Verein nicht gerade uner-
heblich und endlich dürfte die vom Vorort in Vorschlag gebrachte
Persönlichkeit als Vertreter des Berliner Vereins um deswillen kaum
recht geeignet sein, weil dieselbe wahrscheinlich vorwiegend dem
Patentwesen ihr Augenmerk zuwenden werde, während für
uns die Vertretung des Musterschutzes ein naher liegendes
Interesse bilde. — Nachdem Hr. Fritsch den Ansichten des
Hrn. Vorsitzenden ausdrücklich sich angeschlossen und ein Wider-
spruch aus der Versammlung sich nicht erhoben hat, wird («schlössen,
die Angelegenheit erst in der nächsten Haupt-Versammlung am
2. Dezbr. zur Erledigung zu bringen. —
Einer durch Hrn. Krieg angeregten kurzen Unterhaltung über
Abänderung des hei der Vorstellung neu aufzunehmender Mit-
glieder zu oeobachtenden Modus folgt der angekündigte Vortrag
des Hrn. G. Meyer:
Ueber den Bau der Tay-Brücke bei Dundee, zu
welchem eine Anzahl photographiseber Blatter umher gereicht
wird, die von Hrn. Wächter der Bibliothek des Vereins
Geschenk gemacht worden sind. Unsere Zeitung hat über
bedeutenden Bau bereits im Jahrgang 1878 einen
gebracht, aaf den wir uns hier hinsichtlich der Vo
und auch eines Tbeiles der
ziehen dürfen, so dass das Referat Uber den heutigen Vortrag
auf kurze Angaben über dasjenige beschrankt werden kann, was
in unserer früheren — wahrend der Ausführung des Bauwerks
entstandenen — Mittheilung theils ungenau, theils nur unvollstän-
dig behandelt worden ist Insonderheit handelt es sich dabei um die
Abmessungen des Bauwerks, ferner um die Pfeilerfundirungen,
um die Kostensummen, welche der Bau erfordert hat, nebst
i einigem anderen.
Die Haupt-Abmessungen, welche das Bauwerk besitzt,
sind folgende:
11 Oeffnungen a 74,7» Weite
2
1
1
13
in
Ii
2
24
H
1
6
69.2 ,
5n,6„
49,6 .
44,2,
39.4 „
39.3 „
26.5 „
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20,3 ,
8,8 „
621 »
12« „
&1 .
W,
675 „
3f4„
432 „
53 „
494 „
W ,
»,
68„
85 UeÜuu*ig«n mit
3132'
Die Höhenlage der Träger-Oberkante über
beträgt in der tiefsten Fluthrinne etwa 52 -, die
4-5 -, die Wassertiefe bei Ebbestand etwa 8-
dagegen 12-14». —
Die für die Kostensumme von 260000 if an die Firma
( h. de ßergue & Cp. in Entreprise gegebene Bauausführung
wurde im Jahre 1871 begonnen und unter den gröftten Schwie-
rigkeiten so gefördert, dass die Eröffnung der Brücke am
31. Mai 1878 erfolgen konnte. Der erst genannte Unternehmer
Digitizea by v^o
494
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
30. November 1877
bat die Bauausführung nur theilweise bewirkt, da dieselbe im
Jahre 1875 an die Firma Hopkins, llilkeg & Up. überging.
Projekt- Verfasser und bauleitender Ingenieur war Mr. Hon eh.
Eigentümliche Verfahrungsweisen und Wechsel darin kamen
bei der Fundirungder Brückenpfeiler vor. Projektgemäfs sollten
die Pfeiler aus je 2 isolirten Zylindern von 2,9» Durchm. und
3,(im Axenabstand besteben; man wollte den unteren Tbeil der-
selben am Ufer aufbauen , ihn dann unter Benutzung des Fluth-
wecbsels zur Verwendungsstelle flöfseu und nacb gewöhnlichem
pueumatiseben Verfahren die Einsenkung bewirken; der angewen-
dete F.isenmantel sollte nach der Vollendung nur bis zur Höhe
des Ebbestandes belassen werden. Abgesehen von einigen Land-
pfeilern ist die angegebene Fundirungsweise nur bei den ersten
ti Strompfeilern ausfahrbar gewesen. Häutiges Schiefstellen eines
Pfeilers, Enge des Arbeitsraumes in demselben und Verlust mehrer
Pfeiler nöthigten zu einer Abänderung des Verfahrens, welche
darin bestand, dass man, unter Beibehaltung des Aufbaues des
unteren Pfeilerstücks am Lande, für je 2 zusammen gehörende
Zylinder eine gemeinsame Basis herstellte, welche aus einer
eisernen Glocke von 6,8» Lange, 3,2™ Breite und 2,4» Höhe
bestand, deren Ecken abgerundet wurden. Auf dieser Glocke
erhoben sich zunächst im Schutze gusseiserner Mantel die isolirten
Backstein-Zylinder, in deren jeden mau für den Zugang zur
Arbeitskammer einen eisernen Schacht von 1,2™ Durchmesser
stellte. Bei der Gründung des 15. Strompfeilers in angegebener
Weise traf man auf ein so steilwandiges Abfallen des Felsbodens im
Untergründe, dass der nur einseitig unterstützte Pfeiler sich zu
stark neigte und verloren gegeben werden musste. Durch diese
Erfahrung wurde die bisherige Voraussetzung, die Pfeiler bis auf
den Felsbodeu hinab zu bringen, hinfällig und es musste zu einer
abermaligen entsprechenden Aenderung der Fundirungsweise ge-
schritten werden. Man entschied sich dafür, eine Verringerung
des Pfeilergewichts dadurch herbei zu fuhren, dass man die Pfeiler
nur im unteren Tbeil, u. z. bis zur Höhe von 1,5» über Hoch-
wasser, massiv und im übrigen Tbeil der Höhe aus eisernen
Stützen herstellen wolle.
Es sollte für die Pfeiler der Stützweiten von 44 » ein im
Grundriss ovaler Betonkörper von 7,1 ■ Lange, 4,1 <* Breite nnd
6,1 ■ Höhe gebildet werden, der in einer Tiefe von 5,5 ■ unter
Sohlenhöhe ein genügend trapfahiges Aullager linden würde; es
stellte sich aber heraus, dass bei 5 Pfeilern der Grund so wenig
fest war, dass man eine I 'nterstützung des Betonkrirpers aus 1 2 »
langen Kammpfahlen schaffen musste. Für die Beton-Umschlielsung
inontirtu man am Cfer einen C,l » hohen schmiedeisernen, oben
offenen Kasten, welcher eine Mauerwerks-Ausfütterung von 0,86 ■
Starke erhielt und nun an Ort und Stelle geflöfst wurde; auf
diesen untersten Kasten kam ein zweiter gleich hoher, aber i
ausgefütterter Kasten zu stehen, welcher theils die
gebende Bestimmung hatte, das Einsinken zn erleichtern,
auch nur zum Schutze der Arbeiter zu dienen. Der 50 Tons
schwere Kasten wurde mit Hülfe hydraulischer Pressen bis auf
den Grund hinab gelassen und alsdann die Einsenkung in
den Boden, ohne Anwendung des pneumatischen Verfahrens, mit
Hülfe eines eigentümlichen Sangebaggers nach der Kon-
struktion von Kecves ausgeführt Der Gebrauch dieses Baggers
setzt die Hülfe von Tauchern voraus, welche das Mundstück
des Baggers auf der ganzen abzugrabenden Flache herum führen.
Im Schutze des Eisenmantels wurde der Beton bis zu etwa 0,5 m
Höhe über Flussohle geschüttet und dann das Mauermassiv be-
gonnen, welches bis zu 1,5» Höhe über Fluth Spiegel geführt ist;
im übrigen Theil der Höhe besteht die Triger-Unterstütznug aus
je 6 gusseisernen Säulen.
Auch für die Pfeiler der gröfseren Oeffnungen von 74 ■ ist
das eben beschriebene Gründungs- Verfahren sammt Bauweise,
durchgeführt, mit der einzigen Abweichung, daas man, um dem
gröfseren Tragergewicbt zu genügen, den ßetonkörper entsprechend
vergröfsert, nämlich auf eine kreisförmige Grundfläche von 9,4 ™
Durchmesser gebracht hat; die am Lande aufgeführten und mit
Pontons zur Stelle geflöfsten hohlen Mauerkörper für diese Pfei-
ler hatten 8,2 » Lange, 4,2 » Breite und 6,7 » Höbe.
Für eine weitere Anzahl von Pfeilern hat man wiederum
auf die isolirten Zylinder mit pneumatischer Gründung zurück
gegriffen. Es haben indes« dieZylinder den (gröberen) Durchmesser
von 4,6» erhalten und es reichen dieselben nicht bis zur vollen
Höhe hinauf, da im obern Theilo der Pfeiler aus je 6 gusseisernen
Säulen von 0,30 bis 1,38 » Durchm. gebildet worden ist. - Im
Wasser des nördlichen Ufers endlich, wo die Brücke in
einer Kurve von 406» Kadius liegt, sind die Pfeiler aus je
3 gusseisernen Pfählen — darunter 1 Schrägpfahl — gebüdet
worden, die man durch Einspritzung hinunter gebracht hat.
Nachdem der Hr. Vortragende noch das Verfahren, welches
bei Aufbringung der Träger angewendet wurde (Heben mit
hydraulischen Pressen) näher beschrieben bat, geht derselbe noch
kurz auf die Probebelaslung der Brücke, die Längen- Aenderungen
durch Temperalurwechsel und eine kurze Vergleichung der Bau-
kosten der Brücke ein. Die Probebelastung ist mit 6 Tons pro Meter
der — eingleisigen — Brücke ausgeführt worden und hat bei
den grölsten Spannungen 30—40»™ Durchbiegung nebst höchst
geringen Seitenschwankungen ergeben; die grofste Geschwindig-
keit, mit der die Brücke befahren werden darf, ist auf 40 k,u
fest gesetzt. — Die Längen- Aendenmgen der Brücke sind auf zus.
2 '" geschätzt ; sie werden an 21 Stellen der Brücke ausgeglichen,
zwischen denen die Trager zu Gruppen von je 4 — 6 verbunden
sind. — Die Baukosten scheinen in Wirklichkeit etwa 350 000 if
betragen zu halten, was auf das •>"> Ansichtslläche der Brücke
berechnet nur 72 M., auf das lfd. » 2220 .41 ausmacht Eine
gröfsere Zahl auderer großer Brücken, die man zum Vergleich
heran ziehen kann, zeigt theilweise sehr erbeblich gröfsere Ein-
heitskosten, so dass sich sagen lässt, dass die Tay-Brücke nicht
allein durch ihre Grofsartigkeit und durch die
Schwierigkeiten, welche mau zu bewältigen hatte, soq(
nie der Ausführung eine
In einer kurzen an den Vortrag sich anschlieftenden Be-
sprechung giebt Hr. Gill einige nähere
Einrichtung des Reeves'achen Saugebaggers.
Demnächst werden die vorliegenden Fragen durch die Hm.
A. Wiche, Ende, Winkler, Fritscb und Büsing beant-
wortet und schliefst darnach die Versammlung gegen 10 Uhr.
B. -
Vermischtes.
Vorrichtung zum Stallen einer gegen die Spitze be-
fahrenen Weiohe von der Lokomotive aus. Die Herstellung
einer solchen Vorrichtung bat auch den Einsender dieses, ohne
dass er Kenntnis» von dem in No. 94 d. Bl. angezogenen Artikel
des „Organs" vom Jahre 1856 gehabt hätte, vor etwa 10 Jahren
eine kurze Zeit beschäftigt Von der weiteren Verfolgung der
Idee wurde aber bald abgelassen, n. z. einerseits aus dem a. a. O.
ausgeführten Hauptgrunde, dass es durchaus verwerflich sein
würde, dem Lokomotivführer die Disposition über die Gleise an-
zuvertrauen und somit ein neues Glied der Unsicherheit in den
Betriebsdienst zu bringen. Dann sprechen aber auch die gewich-
tigsten technischen und ökonomischen Bedenken gegen eine der-
artige Vorrichtung. Durch dieselbe würden — falls Ober die
Zulassigkeit noch diskutirt werden könnte — namentlich beim
Kangirdienst Weichensteller gespart werden müssen. Die
Konstruktion würde demnach so einzurichten sein, dass sie sowohl
beim Rückwärts- als auch beim Vorwärtsfahren der Lokomotive
in Anwendung kommen kann, was übrigens durch Anordnung
entsprechender Hebelleitungeu wohl noch ausführbar sein würde.
Aber weiter: Die Vorrichtung muss sich auch anwenden lassen
beim Rückwärtsschieben ganzer Zugtheüe, wobei nicht die Msschine,
sondern ein Wagen zuerst in die Weiche einfahrt. Sonach müsste
schliefslich jeder Wagen mit gleicher Vorrichtung versehen und
aufserdem muss auf dem zuerst in die Weiche eintretenden Fahr-
senge auch die erforderliche Bedienung* -Mannschaft zur Hand-
habung des Apparates vorhanden sein. Kurzum, die Vorrichtung
wird sich für eine allgemeinere Anwendung schon ans diesen
Gründen schwerlich rationell konstruiren lassen. Es bliebe somit
nur eine sehr beschränkte Anwendbarkeit bei einzelnen Weichen,
welche z. B. nach dem Lokomotivschuppen oder nach der Dreh-
scheibe abzweigen, übrig. Diese können aber bei der Fahrt mit
der Spitze aufgeschnitten werden und bedürfen nur bei der ent-
gegen gesetzten Fahrrichtnng der Bedienung, wofür dann der
Heizer oder der Drehscheiben-Wärter eine weit billigere Kraft ab-
giebt, als ein so komplizirter und kostspieliger Apparat S.
Das Leipziger Theater und dio Langhans - Büste.
Auf den in No. 91 d. Bl. unter vorstehendem Titel enthaltenen
Artikel sei zur Benachrichtigung der für die Angelegenheit sich
interessirenden Fachgenossen vorläufig bemerkt, dass die Büste
des verstorbenen Hrn. Oberbauratb l.anghans ihre Aufstellung
vorläufig in dem im linken Seitenflügel gelegenen und vom Foyer
aus zugangigen Probesaal B gefunden hat und dass bereits vom
Käthe der Stadt Leipzig eine aus den Sudtratben Hrn. Schilling
und Fiedler, sowie dem Unterzeichneten (seiner Zeit ausführenden
Architekten des Tbeaterbaues) bestehende Kommission beauftragt
worden ist, geeignete und dem Publikum zugangige Aufstellungs-
Orte in Vorschlag zu bringen.
Leipzig, den 24. Novbr. 1878.
Otto Brückwald.
In der Berliner Bau - Ausstellung- sind bis zum 21. No-
vember er. neu hinzu getreten: Perm. Bauausstellung zu Berlin:
Kamine, Spiegel, Uhren, Albnms (Konkurrenzen um den Staatspreis
pro 1878); M Teeg: Thorweg von Schmiedeiseu, entw. v. Bau-
meister Gorgolewsky; — N. Ehrennaus: Teppiche n. Portierenstoffe.
Brief- und Fragekasten.
Hrn. II. in Lüneburg. Die Berliner Börse ist im Jhrg. 66
j der Ztschrft f. Bauw. publizirt Die Dtscb. Bztg. hat Publi-
] kationen der Börsen zu Bremen (Jhrg. 71), zu Chemnitz
, •.Ihre. 71) und zu Dresden (Jhrg. 76) gebracht Publikationen
der Wiener Börse (abgesehen von den Mittheilungen in Winkler's
„Technischem Führer'') und der
' bis jetzt nicht bekannt geworden.
; to. Cirl B.ellu u Berlin. PS» dl.
K. B. O. FrlUeh,
W Ho*»»r H»n>u«-hilr»i-t»r»l. R»ti1ii.
Digitized by V^OOgle
No. 97.
495
Inlillt: M ittel rbeJal*rb«r Afvhltcktcn- and Ingenieur* Verein.
*cr«i>n nl Nach r ic hten. — Brief* und !■ r i k ■ - ■ ■ i
chtir Verein xu Aarbeu. — Draknul für cineu Technik rr.
Kuukurrtnif». —
Mlttclrhelnischer Architekten- und Ingenieur -Verein.
Die diesjährige Haupt-Versammlung, «Lieh« am 1»€». Oktober
zu Wiesbaden stattfand, war von der Witterung nicht begün-
stigt. Ks hatten sich indessen am Nachmittage des genannten
Tages immerhin einige 40 Mitglieder eingefunden, um trotz tiuigeu
Kegens die neueren Bau-Ausführungen Wiegbadeiis in Augenschein
zu nehmen.
Unter diesen ist zunächst die Bergkirche xu nennen, deren
Plan vom Üaumstr. Otzen in lierlin entworfen ist: der Hau
wird vom Architekt Griscbach geleitet. Die Hergkircbe ist ein
genial angelegter Zentralhau frühgothischen Stils, in Ziegelrobbau
sehr sorgfältig durchgeführt, die Thurm-Kuppel mit der schlanken
Spitze in Kisen knnstroirt. Auch im Innern ist das Ziegel-Material
gezeigt, nur die schlanken Säulen der Seitenschiffe sind ans Sand-
stein. Die Fenster werden stilgemäfs bunt verglast.
Von der Bergkirche begab man sich xu dem ebenfalls im
Hau begriffenen städtischen Hospital, einer großartigen Anlage
auf hoch gelegenem Terrain. Der Entwurf ist von Gropius und
Schmieden, welche auch die Ausführung übernommen haben:
die spezielle Bauleitung liegt in den Händen des Baumeisters
Mecklenburg. L'nter Benutzung der neuesten Erfahrungen
gruppiren sich die verschiedenen Hospital- Pavillons um ein zweck-
mäßig angelegtes Verwaltungsgebäude mit Pensionsräumen für be-
mittelte Kranke. Auch hier hat man durchweg den Ziegelrohliau
mit Fenster - Einfassung von buntem Sandstein gewählt. Die
inneren F.iurirhtuugeu sind mustergültig. Bei der Anordnung der
Heizungen hat man sich bemüht, die neueren Theorien Ober Ven-
tilation und Heizung mit aller Konsequenz praktisch durchzu-
fahren. Insbesondere erregten die groben Meidinger 'sehen Ofen-
Anlagen die allgemeine Aufmerksamkeit. Man ist gespannt dar-
auf, wie dieselben sich im vorliegenden Falle bewahren werden.
Der ferner noch geplanten Besichtigung einiger neuer Schul-
hausbauten wurde des ungünstigen Wetters wegen eine Stärkung
in den freundlichen Gesellschaftsniuinen .des vom Architekten
Bogler erbauten Schützenhofes vorgezogen, worauf die eigent-
liche Versammlung in einem Nebensaale des Schirmet 'scheu Saal-
baues stattfand. Daselbst war eine Ausstellung interessanter
Zeichnungen neuerer Bauten, welche im Regierungsbezirk Wies-
hailen ausgeführt bezw. projektirt sind, improvisirt. Nach Er-
ledigung der Aufnahme-Augelegeuheiten kamen folgende Gegen-
stände zur Verhandlung:
1. In Betreff der Veranstaltung der i. .1. 1880 statt-
findenden General-Versammlung des Verbandes deut-
scher Architekten- und I ngenieur- Vereine im Bezirke
des Mittelrheiniscben Vereins erwähnt der Vorsitzende
zunächst, wie der Verein bei der diesjährigen Abgeordneten-
Versammlung durch ein Zusammentreffen ungünstiger Umstände
unvertreten geblieben sei. Der Beschluss der Abgeordneten-
Versammlung: „Für die Wander- Versammlung soll ein Ort im
Bezirke des Mittelrheinischen Vereins gewählt werden, vorbehalt-
lich weiterer Feststellung durch diesen Verein" sei deshalb ganz
unerwartet gekommen: die an und für sich schwierige Ausführung
desselben werde indess einigennaalsen dadurch erleichtert, dass
man sich in der Abgeordneten - Versammlung entschieden für
Vereinfachung des festlichen Apparates ausgesprochen habe*).
Von verschiedenen Seiten wird nun Wiesbaden als der für die
General-Versammlung am meisten geeignete Ort bezeichnet und
als solcher von den Anwesenden in Aussicht genommen. Ks soll
indessen bei Zeiten darauf hingewirkt werden, dass ein etwaiges
hei der Abrechnung entstehendes Delizit ohne besondere Schwierig-
keit und nothigeufalls aus der Verbandskasse Deckung finde. Im
Yerbands-Statut ist allerdings derartiges nicht vorgesehen, so dass
zunächst die bezüglichen Antrüge formulirt und dem Vorort zu-
gestellt werden müssen.
2. In Folge des Anschlusses des Mittelrheiniscben Vereins
an jene Gruppe sud- und westdeutscher Vereine, welche sich
behufs Herausgabe einer Zeitschrift für Battkunde gebildet
hat, sind einige Ergänzungen des Vereins-Statuts erfor-
derlich geworden. Die betreffenden Vorschläge werden berathen
und einer vorläufigen Abstimmung unterworfen. Der definitive
Beschluss über dieselben muss indessen bis zur nächsten Haupt-
Versammlung ausgesetzt werden, weil zu einer endgültigen Vor-
nahme von Statuten - Aenderungen die Zahl der erschienenen
Vereins -Mitglieder nicht ausreichend ist Bei der Besprechung
"ern eine gewisse
». wiedergewählt: Prof. Dr. Schaff er in
z. Vorsitzenden, Prof. Sonne daselbst z. Schriftführer, Prof.
Marx daselbst z. Kassenführer. Ferner Stdtbmstr. Kreyfsig
in Mainz, Eisb.-B.-Insp. Hottenrott in Frankfurt a. M., B.-Insp.
(uuo in Marburg.
4. An eine Erwähnung der Thätigkeit der Lokalvereine
während des Winters 1877,78 (a. No. 89 d. Bl.) schliefst »ich die
Mittheilung an, dass der Verein, welcher bislang in Frankfurt unter
dem Namen einea Lokalvereins bestand, diesen Namen neuerdings
aufgegeben und sich als .Architekten- und Ingenieur- Gesellschaft
zu Frankfurt a. M.a in selbständiger Weise konstituirt habe.
Entsprechend einem seitens der vorjährigen Hauptversammlung
kund gegebenen Wunsche hat eine Kommission des vorhin ge-
nannten Vereins im Frühjahr d. J. einen Bericht Ober die Normen
für die einheitliche Lieferung und Prüfung von Port-
land-Zement ausgearbeitet. Dieser, den Vereinsmitgliedern
im 1 (ruck zugegangene Bericht enthält beachten« werthe Vorschläge
zur weiteren Ausbildung jener Normen, deren Zweckmäßigkeit im
übrigen anerkannt wird. Die Versammlung empfiehlt den Vereins-
mitgliederu die Normen zur Durchführung und jene Vorschläge
zu besonderer Beachtung.
Nach Erledigung einiger kleineren geschäftlichen Angelegen-
heiten und nach einer kurzen Besprechung Uber die neuerdings
aufgestellten Verbandsfragen behufs Einleitung ihrer Bearbeitung
findet der Schluss der "
beendet die
— ein Punkt, der auch von
es sich heraus, wie den Vereius-
Freiheit hinsichtlich
jedenfalls gewährt we
Seite bereits angeregt ist. Erwähnt wird noch, dass Schritte
gethan sind, um die Zeitschrift für Baukunde immer weiter aus-
zubilden und insbesondere hinsichtlich ihres architektonischen
Thcils zu vervollkommnen, sowie, dass dieselbe nach dem Ergeb-
nis» der bezüglichen Konkurrenz demnächst mit einem vom Architekt
Bogler in Wiesbaden entworfenen Titelblatt erscheinen wird.
S. Bei der Wahl von C Vorstandsmitgliedern
•) Wir «liirfeil liiniu fiii(tn. 'In» iniwUrhrli «ilrh iirt Srlull»», WlMwa ilu gr-
ItliaWl Dcriiil <l»r Dr»»<lMi»r Vn«>niiiiliiii| »nf "II* Zukunft imiwr V»r1i«n<J»U*«
»vf, einem yäitfttliima, an Dickt tu »gen rcnlgta, Uchte ftrvlcbai lirL Jena
Ii, A,t I'luiiU»kf in|B«li<-Brr <i^tll«lh«r gehörnte tfcülil llU lirli ni.loli.ll li.ih Ab-
i DrtatMkai
l>
Bauteohniaoher Verein zn Aachen. 17. Versammlung
am 18. Oktober 1878. Anwesend 2« Mitgl , 1 Gast. Vorsitzender
Hr. Heinzerling.
Der Vorsitzende referirt Ober die Thätigkeit der Komn
welche anfangs behufs Vorbereitung einer gewerblichen Allst
gewählt, deren Aufgabe aber später dahin erweitert worden war,
dass sie die Gründung eines Gewerbe- Vereins in Aachen anzu-
bahnen habe. Der nach Verhandlungen mit zugezogenen Ge-
werbetreibenden aufgestellte Statuten • Entwurf wird mit einigen
Abänderungen genehmigt. Hiernach wird der Verein nicht auf
die Hängewerke beschränkt, sondern auf alle Gewerbebetriebe
ausgedehnt, weil eine Grenze schwer zu ziehen sei. Behufs For-
derung der Lebenskraft des neuen Vereins soll derselbe für den
Anfang derart an den bautechnischen Verein angeschlossen werden,
dass die Mitglieder des Verstandes des bautechnischen Vereins
zugleich zu den 21 Vorstands-Mitgliedern des Gewerbe-Vereins
geboren. Die Kommission wird mit den weiteren Schritten lur
Konstituirung des Gewerbe- Vereins beauftragt - (Nachtrag. Die
konstituirende Versammlung des Gewerbe- Vereins hat am 30. Ok-
tober c. unter zahlreicher Betheiligung Im großen Saale des
Karlshauses stattgefunden. Die Hrn. Geheimrath von Kaven,
Oberbürgermeister von Weise, Bürgermeister Middeldorf, Reichs-
tags-Abgeordneter Dr. Lingens, Direktor Pützer und der Vor-
sitzende, Baurath Dr. Heinxerling, luden, zum Theil in längeren
Ausführungen, zum Beitritt ein. Das Statut wurde als provi-
sorisches angenommen. Hr. Prof. Hermann hielt daranf einen
anziehenden Vortrag über amerikanische Werkzeuge. Die in
Zirkulation gesetzten Listen ergaben den sofortigen Heitritt von
ca. 230 Personen; inzwischen hat sich durch nachträgliche Ein-
schreibung die Mitgliederzahl auf ca. 400 erhöht Die zweite
Versammlung fand am 26. November statt, entzieht sich indess
unserem näheren Interesse.) —
18. Versammlung am 8. November 187b. Anwesend
26 Mitgl., 1 Gast. Vors. Hr. Heinzerling.
Die Vorbereitung der Arbeiten für den Verband übernehmen
der Vorsitzende und Hr. v. Kaven. Der Gewerbe - Kommission,
welche durch Gründung des Gewerbe- Vereins ihr Mandat erledigt
hat, wird der Dank des Vereins ausgesprochen. Eine Annäherung
an den „ Verschönerungs-Verein" behufs gemeinschaftlicher Arbeit
wird in Aussicht genommen. Hr. Stubben beginnt darauf den
angekündigten Vortrag über die Bauthätigkeit von Ostende.
Redner beschreibt die Hafen- und Küstenbauten, geht dann zum
Straßenlinu und zu der in grofsero Maafstabe nach einer Skizze
des Pariser Baudirektor Alphand angelegten Stadterweiterung
über und bespricht eingehend die Anlagen des Parks, der Boule-
vards und der »DlgW - Promenade. Die Konstruktion und die
Architektur des neuen Kurhauses, welches nach dem
der Brüsseler Architekten Laureya und Nacrt mit einem
aufwände von 1 '/, Millionen Francs erbaut worden ist, w
Zuhilfenahme von Zeichnungen und Photographien des Grund-
risse», des Saaldurchschnitu und der Ansicht speziell geschildert;
es ist dies gegenwärtig wohl das großartigste Kurbaus aller
europäischen Seebäder. Der Vortragende beschreibt dann den
Bau des neuen Fischmarktes, einer ringförmigen Halle mit un-
bedecktem Binnenhofe und angebauten Verwaltungsräumen, welcher
zur Zeit unter der Leitung des Stadtarchitekten Vanrysselberghe
ausgeführt wird; der Anschlag beläuft sich auf 270 000 Francs.
Zum Scbluss folgen Mittheilungen über Architektur und Kon-
struktion der Privathäuser und Gasthöfe am „Digue", unter
welchen sich die Villa Neptun und mehre Bauten der Architekten
Dujardin und Mencssier durch interessante Gliederung und wirk-
same Motive auszeichnen, wenn auch die Details vielfach getadelt
Digitized by Google
4%
DEUTSCHE BADZEITUNG.
4. Dezember 1878
19. Versammlung im 22. Norember 1878. Anwesend
25 Mitgl. Von. Hr. Heinserling.
Ilr. Damert spricht unter Vorweisung zahlreicher Reise -
stndien und Photographien über die Früh- Renaissance in
Italien. Nach Bezeichnung der beiden durch den Appenin ge-
trennten Richtungen der Fruhrenaissance, der toskanischeu und
der lombardiscben, schildert Redner zunächst die toskanisebe
Kunst als die altere, welche lieb vorzugsweise in Florenz ver-
folgen läast. Der Vater der neuen Richtung war der vielseitige
KUlppo Bruncllcsco, welcher der Säule das antike Gebalk wieder
gab und seinen Schöpfungen einen klassischen Geist einzuhauchen
wusste: ihm folgten Michelozzo, Albern. Majano, Cronaca. Reduer
verbreitet sich über die eigenartige Behandlung der Materialien
in der Dekoration, des Marmors an mehren Grabmälcrn und der
Kanzel von S. ' roce, der Rronce an den Thüren des Kaptisteriiims
und des Holzes an bisher nicht edirteu Intarsien aus S. Maria
novella. — Die lombardische Fruhrenaissance charakterisirt sich
durch ausgedehnte Anwendung des Kacksteins und des stuck-
vertierten Pfeilerbaucs an Stelle des Florentiner Säulenbaues ;
die Raumdispositionen sind reicher, runde Abschlüsse beliebt.
Als Beispiel werden das Innere der Sakristei von S. Satiio und
die Chorausbildung von S. Maria della Grazie in Mailand vor-
Dic
Bramante von Frbino, der M75-16UO in Mailand arbeitete,
geschrieben, manche Fragen bleiben hier noch zu losen, und
zu-
es
sind daher die Beiträge von II. Strack im vorigen Jahrgänge der
.Zeitschrift für Bauwesen" außerordentlich schätxcnswerlh. Auf
ilie in dieser Schrift behandelte Zentralkirche der Iucornnata zu
Lodi gebt der Vortragende näher ein und spricht danu über die
f'ertosa, ans welcher ein noch nicht bekannter Brunnen und die
Intarsien -Dekoration des fborgestühls in Aufnahmen vorgezeigt
werden. Andere Behandlungen zeigen die ( horgestuble von
Monza, Bergamo und Bologna. Aus Lugano wird die reizende
Fa^ade von S. Lorenz« erwähnt; ans Como wird sodann die in
deutschen Werken meist tlüchtig gegebene Baugeschichte des
Domes (nach SotUie t/wiche iltlla cateilrale di < 'nmo, /-S'.J.V) aus-
führlicher mitgetheilt; der Bau selbst wird beschrieben und auf
die Werke des Meister Rodari di Marogia, von denen der Vor-
tragende einige in Xaturgrüfse aufgenommen hat, wird näher
eingegangen. Den Schluss des Vortrages bildet die Krlauterung
der ausgehängten Projekte für die Westfacade von S. Petronio
zu Bologna. Viele Meister der Fruhrenaissance haben sich an dieser
Arbeit betheiligt, einige dem gothischen Bau eine Renaissance-
Architektur vorsetzend, die anderen auf den ihnen nicht geläufigen
gothischen Stil eingehend. Zu den letzteren gehört Haidassare
Peruzxi, welcher zwei Zeichnungen verfasst bat, von welchen er
die zweit«, auf dur Rückseite der ersten befindlich, scllrst mit den
Worten „id'a mnrarigüota" bezeichnet —
Es folgt eine längere Debatte über das Stiftungsfest, welches
am 12. Dezember in kleinerem Kreise gefeiert werden soll, und
schließlich eine Mittheilung des Hrn. Die ck ho ff über den soge-
nannten Mitrailleuse-I'etroleumbrenner, welcher zur Beleuchtung
größerer und kleinerer Räume das Gaslicht ersetzen und weit
für einen Techniker. Je weniger es unseren
Farhgenossen beschieden ist, für ihn- I.eistungvn beim größeren
Publikum eine über den Augenblick hinaus genende Anerkennung
zu finden, desto angenehmer berührt es, wenn einmal ein Architekt
in dem Orte seines Wirkens die Erinnerung an dasselbe wach
su halten gewusst hat, so dass lange nach seinem Tode sein
Andenken durch ein Öffentliches Denkmal geehrt wird. Die städ-
tischen Behörden von Breslau haben vor einiger Zeit beschlossen,
in Anerkennung der Verdienste, welche sich der ehemalige Stadt-
baurath Knorr um das ßreslauer städtische Bauwesen erworben
hat — namentlich um die herrliche Promenade auf dem Terrain
der ehemaligen, 1807 geschleiften Festnngs- Werke, welches später
von Friedrich Wilhelm III. der Stadt als Entschädigung für
die geleisteten Kontributionen mit dem Wunsche, es zur Ver-
schönerung der Stadt zu verwenden, geschenkt wurde — demselben
auf geeignetem Platze der Promenaden-Anlagen ein Denkmal zu
errichten. Wie wir der „Breslauer Ztg." entnehmen ist die Auf-
stellung des Denkmals nahezu vollendet und es wird dasselbe in
kurzer Zeit enthüllt werden. Es besteht aus einem abgestumpften
Obelisken, auf dem ein Sandstein- Würfel ruht, dessen vordere
ii uim cm üHKimii - Würfel ruht,
Flache ein Medaillon mit der von einem Lorbeerkranz umgebenen
Portraitbüste Knorr's und darunter die Inschrift zeigt: „Johann
Friedrich Knorr, Stadtbaurath, wohlverdient um das Hospital zu
St Bernhardin und die städtischen Promenaden. Geb. am
12. Febr. 1776. gest am 9. Mai lB47.a Der Würfel wird von
einem „gothisch verzierten" Giebel gekrönt, in dessen Füllung
der Baukunst, von
In der Borlinor Bau-Ausstellung sind bis zum 29. No-
vember er. neu hinzu getreten: H. Ruseheweyh in Langenöls:
Patent-Ausziehtisch von Eichenholz; — W. Lusk: Kerzenkrone
in Bronce; — C. G. Hörich & Co.: ein Büffet von Eichenhol/,
mit vernickelten Beschlägen; — Rietschel & Henneberg:
DampfwasBer-Ofen mit Sockel und Kapitell, Modell nach Zeich-
nungen von Gropius A Schmieden, für den Nmluui des Deutschen
(tewerbe-Museums (Deutsches Reichspateut) : Durchpumphahu für
Vorrichtungen für Ventilation*
Luft -Ventil;
>ppen.
Konkurrenzen.
Mühu tu- Konkurrenzen für den Architek ton- Verein zu
Berlin zum 4. Januar. Zu der von der Kommission für die
Beurtheilung der Monats-Konkurrenxen im Ingenieurwesen zum
4. Januar 1879 ausgeschriebenen Aufgabe setzt die Kommission
zur Beurtheilung der Monats-Konkurrenzen im Hochbau für eine
architektonisch besonders befriedigende Losung einen Preis aus,
indem sie es den Architekten des Vereins anheim stellt, den Entwurf
eventuell mit einem Konkurrenten für die Ingeuieuraufgabe ge-
meinschaftlich zu bearbeiten.
S traf senb rücke. lieber den Berliner Landwehr- Kanal
soll mittels einer eisernen Bogenbrtlcke in einer Oeffnunr
eine Straße von 15™ Breite zwischen den Geländern, wovon 10»
auf die Fahrbahn, 5™ auf die heiden Fußwege kommen, über
geführt werden. — Als Minimalprofil des liebten Raumes (Iber
dem Nonnalwasserstande wird eine halbe Kllipsenflache mit 1* *
großer und 4,2™ halber kleiner Axe verlangt.
Die Ordinate des Normal Wasserstandes ist -(- 2m, die der
Bogen-Unterkante im Scheitel also 4- 0,2 ra, die des Hochwassers
r 3 m, der Kanalsohle -f- 0,4 m. — Die Breite des Wasserspiegel»
in den anschließenden Kanalstrecken ist 22,l> m bei normalem
Wasserstande. Der Baugrund besteht in einer Tiefe von — 1 ■
aus tragfähigem Sandboden.
An? eine innglichst geringe Konstruktionshöhe des Ueberbaues
und auf eine möglichst geschmackvolle Ausbildung der Anlage
ist besonderes Gewicht zu legen.
Es ist die ganze Anlage übersichtlich mit den Details der
wichtigeren Konstruktionstheile zu zeichnen.
Personal -Nnchriehten.
Proursen
Die Baumeister-I'rOfung im
führer Berth. Sommerfeldt aus
Die Bauführer-Prüfung für
bestanden a) in Berlin: Carl Ottmer
Wae cht er aus Gy Merode; b) in Hannover: C. Oehlmann aus
Wormditt, C. Schmidt aus Grünberg, N. Latowski aus l'oseij,
.T. Möker aus Salzgittcr, W. Goltermann aus Celle, IL Dohr-
mann aus Otterndorf, C. Beckmann aus Göttingen, W. v. Pns-
tau aus Leer: - für das Bauingenieurfach a) in Berlin: Max
Fahrenhorst aus Bernburg, Heinr. Hübers aus Anbolt und
Franz Leonhard aus Oarmstadt; In in Hannover: C. Kiel aus
Hannover, O. Sprengel! aus Lüneburg, W. Sievers aus Verden,
F. »ienth aus Langenscbwalhacb ; — für das Hochbaufach eben-
daselbst: E. Schlöbcko aus Winsen a. d. L., L. Amts aus Köln.
Brief- und Frafcekaiten.
Wir bringen eine seit längerer Zeit zwischen uns und Hrn.
a, D. Wolff schwebende Angelegenheit zum Ab-
wir die nachfolgende Erklärung desselben, die
nicht bedarf, veröffentlichen:
„Der in Nummer 70 der Deutschen Banzeitung mit meiner
Namensunterschrift erschienene Aufsatz ist von der Redaktion
ohne raeine Erlaubniss vielfach abgeändert worden, und zwar in
solcher Weise, dass ich mich genöthigt sehe, die Verantwortung
für seine Form so lange abzulehnen, als er nicht nochmals genau
in der Fassung, die ich ihm gegeben habe, allgedruckt worden ist.
Als Beispiele der Abänderungen führe ich die folgenden an.
Geschrieben habe ich: „Den übrigen Handbüchern kann man
das Fehlen der Formel nicht zu sehr zur Last legen, da sie
auch in dem betreffenden Kapitel des großen Heusingerschen
Sammelwerkes nicht zu finden ist Sie lautet im Original
j — 1 4- I I Y/ Gedruckt worden ist: „Den übrigen Hand-
büchern kann man das Fehlen der Formel nicht all zu sehr zur
dieselbe auch in dem
der Ingenieur-
wird. Die für Bestimmung der
aus der Maximalgeschwindigkeit auf-
gestellte Formel lautet im Original ~ - 1 + 14 y
Geschrieben habe ich: „Theoretische Bedenken gegen die
Bazin'ecbe Formel können unbeachtet bleiben, so lange der be-
treffende Theoretiker keine andere Formel giebt etc." Gedruckt
worden ist: „Theoretische Bedenken gegen die Razin'scbe Formel
können für so lange unbeachtet bleiben, als etc."
Geschrieben habe ich: „und mancher Praktiker, dessen Un-
glück durch diese Formeln verursacht ist etc." Gedruckt worden
ist: „und mancher Praktiker, der durch den Gebranch derselben
in Malheur gerathen ist etc."
Den Inhalt des Aufsatzes, der keine wesentlichen Abände-
rungen erlitten hat, halte ich aufrecht und werde auf die Kr-
widerungeu an anderer Stelle das Nöthigc antworten.
Berlin, den 29. November 1»78.
Wolff, Eisenhahnbanmeister a. D."
kiwinü»ioi.»erl>g .Oll Ott Beeilt» In 1
K. K. U. Krll.eS, I
W. Moeter iuniucbdruciertl Berlin.
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N«. 98.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
497
(Fortu-tiUBg ) — Zur lt.-fc.rrci der peetifawhen GeverVtrHulm. — Mit-
tbellanje n »u» Verein«»: ArrhllfkUo- u.M liig»nl»«ir- Verein iu Himburg. —
maMw. ■ ■ Die
KracekiMcn-
Ver mUrhte»:
— Konkurrenten. — Brief- und
Die Konkurrenz für Entwürfe zum Kollegien -Gebäude der Universität Strasburg.
ir wenden !
bezw. Erwähnung der durch besondere künst
lerischc Vorzüge hervor ragenden Entwürfe,
unter denen wir nach Lage der Sache zu-
nächst die Ii preisgekrönten Arbeiten berück-
sichtigen mosten.
Einer speziellen Beschreibung des sieg-
reichen Warth 'sehen Projekts enthebt uns die auf S. TiOl
gegebene skizzenhafte Publikation desselben. Der Haupt-
gedanke der Grundriss- Anordnung dürfte wohl allerseits als
ein aufserordentlich glücklicher anerkannt werden. Die Art
und Weise, wie durch gleichwerthijre Ausbildung einer Haupt-
und einer Quer-Axe der ganze Verkehr des Hauses in dem
grofsen, nach allen Seiten geöffneten Haupt - Vestibül konzen-
trirt ist, kann als geradezu musterhaft gelten und giebt ein
Motiv, das fortan wohl bei vielen öffentlichen Gebäuden mit
Vortheil Verwerthung finden wird. Die klare Einfachheit der
I Äsung, die in jenem, von Lichtfülle durchströmten, reizvolle
Perspektiven gewährenden Vestibül zugleich ein ebenso groß-
artiges, wie für die Beslimmnng des Gebäudes bezeichnendes
Mittel monumentaler Repräsentation enthält, sowie die
zweckmäßige Anordnung und Vertheilung der einzelnen Räum-
lichkeiten verdienen nicht minder Lob. Dagegen dürfen auch
gewisse Schwachen des Grundrisses nicht verschwiegen werden.
Der gewichtigsten prinzipiellen Bedenken, welche sich aus der
ungenügenden Berücksichtigung der Situation und aus der
Einschränkung der Abmessungen ergeben, ist bereits gedacht ;
wir machen überdies auf die konstruktiv gekünstelte und un-
organische Anlage des Vorsaals über dem Vestibül und der
Räume Über dem grofsen Hörsaal, auf den Mangel an Licht
für fast alle Nebentreppen und die an den Seitenflügeln
liegenden Korridore und auf die unwürdige Ausbildung der
Aumouuic uach dem Universitats-(j arten aufmerksam — Mängel,
welche sich hei nochmaliger Durcharbeitung des Entwurfs wohl
lieseitigen lassen dürften, aber eine solche Durcharbeitung auch
dringend erwünscht machen.
l>ie Facaden- Architektur, welcher diejenige der iiuieren
Höfe nahe verwandt ist, macht in ihrer etwas schablonen-
haften Anwendung allbekannter Henaissance- Motive auf be-
sondere Originabtät keinen Anspruch, ist indess nach ihren
Verhältnissen als würdig und gefällig zu bezeichnen und
dürfte auch in der Ausführung von durchaus befriedigender
Wirkung sein, falls Detaillirung und technische Herstellung
das höchste Maafs künstlerischer Forderungen erfüllen. Dass
die Fai;aden zunächst noch etwas fremdartig erscheinen und
mehr auf eiu Ausstellungs- Gebäude als auf eine Universität
schlicfsen lassen, möchte hauptsächlich in der Wahl der Dach-
formen liegen und durch eine entsprechende Aendemng der-
selben leicht zu beseitigen sein. — Die Innen - Architektur
des Gebäudes .hatte in dem Entwurf eine genügende Aus-
bildung noch nicht erfahren. Was die Durchschnitte in dieser
Beziehung enthielten, namentlich die dekorative Ausbildtin»
der Aula, welche — im Maarstabe viel zu grofs gegriffen —
beinahe au die Seitenschiffe mancher Jesuitenkirchen er-
innerte, ist von dem Architekten selbst wohl nur als ein
Provisorium betrachtet worden. —
Der Konkurrenz - Entwurf Eggert 's, dem von allen
Seiten mit begreiflicher Spannung entgegen gesehen wurde,
besitzt seinen, von uns bereits gewürdigten Hauptvorzug in
der aufserordentlich schönen, organischen Einfügung des
Gebäudes in die gegebene Situation. Als Grundform des
Gebäudes ist ein nach dem Universitäts - Garten geöffnetes
Hufeisen mit kurzen, am Kopf verbreiterten Seitenflügeln
gewählt. Aus dem Hauptkörper springt nach vorn die Aula,
nach hinten das Trcppenliaus vor, welches im Erdgcschoss
durch 2 in Bogenfonn geschwungene, offene Säulenhallen mit
den Kopfhäuten der Flügel verbunden ist. Pönale an jenen
Hallen, die im Mittelbau in das durch die ganze Tiefe des
Gebäudes reichende Haupt-Vestibül münden, sowie das grofsc
Portal in der Axe der Iiifront geben dem Gebäude die
leichteste und bequemste Zugänglichkeit; die Grundrissform
sichert ihm, bei völliger Vermeidung von Oberlicht, ein
reiches Maafs von Luft und Licht an jeder Stelle, während
den aus der Benutzung des Hauses hervor gehenden Bedin-
(FortMtzimg )
(tflenu die Abhtldiuigta auf »VtlU MI-)
nunmehr zur Besprechung gungen des Verkehrs, unseres Dafürhält ens , noch in ge-
nügender Weise Rechnung getragen ist. — Ebenso ist die
Vertheilung der Räumlichkeiten innerhalb des H-geschossigen
Gebäudes auf das sorgfältigste dein Bedürfniss angepasst.
Im Mittelbau liegen aufser den beiden Haup treppen unteu
das grofsc Vestibül, darüber der Senatssaal ind die Fakul-
tätsziinmer , oben die Aula mit ihrem allerdings mehr
vestibülartigen Vorsaal; die linke Seite wird im Erdgcschoss
von den Geschäftsräumen und den grösseren Hörsälen für
öffentliche Vorlesungen, im Mittelgeschoss von den übrigen
Hörsälen, oben von dem Gipsmuseum eingenommen ; die rechte
Seite, auf der im Erdgeschoss noch der Lesesaal und die
Wohnung des Quästors angelegt sind, dient im übrigen ganz
zu Seminar-Zwecken. —
Verdankt der Verfasser diese Vorzüge seiner Arbeit zum
Theil der durch die lange amtliche Beschäftigung mit der
Aufgabe gewonnenen genauen Kenntniss ihrer praktischen
Grundlagen, so sind offenbar auch die Schwächen des Ent-
wurfs zum gröfsten Theil aus derselben Wurzel entsprungen.
Die rerlcktirende, überall die Möglichkeit unmittelbarer Aus-
führung gewissenhaft abwägende Anschauung des Beamten
ist. hier wie in den meisten ähnlichen Fallen, der künst-
lerischen Erfindung nicht günstig gewesen, zumal die Wald
eines sehr ansehnlichen architektonischen Maafstabes (1.40 m
Axcnweite) und die reichliche Bemessung der einzelnen Räume
znr Bescheidenheit iu den Haupt-Anordnungen zwang. So ist
das in wuchtigen Verhältnissen gehaltene, im Detail sehr reiz-
voll durchgebildete Innere des Gebäudes von einer gewissen
Nüchternheit nicht frei zu sprechen. Das Aeufscre, in den
der Berliner Schule eigeiithümUchcn Formen hellenischer
Renaissance dctaiUirt, zeigt durchweg schöne Verhältnisse und
eine gute Massenwirkung ; in dem an sich sehr anerkenuens-
werthen Streben, das nachgerade etwas verbrauchte Tempel-
Schema zu vermeiden, hat sich der Verfasser jedoch mehr
den Motiven der Wohnhaus - Architektur zugeneigt, als uns
für die Aufgabe und den Maaf&tab des Gebäudes statthaft
erscheinen will. — Alles in allem betrachtet, wird die
Eggert'sche Arbeit jedem wirklich Sachverständigen als eine
so tüchtige Leistung erschienen sein, dass sie den Vergleich
mit keinem der übrigen Entwürfe zn scheuen brauchte. Das
Ergebniss der Konkurrenz, die eine in jeder Beziehung be-
friedigende, durchschlagende Lösung überhaupt nicht zu
Tage gefördert hat, ist demuach für den in ebenso leicht-
sinniger wie unerhörter Weise angegriffenen Architekten eine
Ehrenrettung und wahrlich keine Niederlage, wenn ihn das
Glück auch nicht an erster Stelle begünstigt hat. —
Auch der Grundriss des Entwurfs von H ossfeld <& Hin-
ke Idcyn ist von der Form eines Hufeisens ausgegangen,
hat jedoch einen dritten, gleich weit vorspringenden Mittelbau
hinzu gefügt und die 3 Flügel im Erdgeseboss durch Zwi-
schenhallcn verbunden. Im hinteren Thcile des Mittebiügels
liegt, durch einen besonderen Lauf der Haupttreppe zugäng-
lich, die isolirtc Aula mit dem Vorsaal, unter ihr der grofse
Hörsaal und der Fechtsaal; den vorderen Theil füllt das
grofse Trepjrcnhaus, an welches sich das im vorderen Haupt-
tlügel liegende, etwas knapp bemessene Vestibül anschliefst
Ueber dem letzteren liegt im obersten der 3 Geschosse
das (rypsmuscum. das nahezu die ganze Hauptfrout bean-
sprucht; die rechte Seite des Hauses wird im übrigen von
den Seminar-Räumen, die Unke in den beiden Obergeschossen
von den Hörsälen, im Erdgeschoss von den Geschäftsräumen
eingenommen. Die wohl durchdachte, eigenartige I-osung. bei
der auf eine angemessene Verbindung des Hauses mit dem
Lniversitäts-Garten Bedacht genommen ist, die Klarheit und
Zwcckmäfsigkeit des Grundrisses, der unter einer Gruppe
verwandter Entwürfe zweifellos als der beste ach auswies,
lassen die Arbeit einer Auszeichnung nicht unwürdig erschei-
nen, obgleich nicht zu leugnen ist, dass die verbältnissmäfsig
bedeutende Lange der Flügel hier schon eine gewisse Er-
schwerung iles Verkehrs herbei führt. Die in den Formen
italienischer Hochrenaissance entwickelten Facaden zeigen
würdige und schöne Verbältnisse ; etwas schematischer ist das
Innere behandelt, das jedoch in der Anlage des 1
ses eines bedeutsamen Motives nicht entbehrt. —
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498
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
7. DfMinber 1S78
Der Entwurf von Mylius & Bluntschli stellt sich als
eine 3-geschossige Anlage dar, die aus einem grofsen Haupt-
Körper mit innerem Hof und 2 durch schmale Flügel mit
jenem verbundenen Seiten-Gebäuden besteht. Der mit Glas
uberdockte, auf allen Seiten mit offenen Hallen umgebene
Hof, an dessen Hinterseite die Haupttreppe bis zum 1. Stock
empor führt, dient dem Hause als ein mächtiges Zentral-
Veslibul. Vor dem letzteren liegt an der Vorderfront über
einer Vorhalle und dem 1. Vestibül nebst den erforderlichen
N'eben-Kaumcn, die durch 2 Geschosse reichende Aula, während
der hintere Theil des Hauptkörpers unten die gröfseren
Hör-, FcchUAIc etc., im Mittel-Geschoss die Geschäfts-R&nme,
oben das Gips-Museum enthalt; die Seitenbauten rechts sind
auch hier für Seminarzwecke, die links gelegenen zu Hör-
sälen etc. eingerichtet. Dass es einem Grundrisse von
iL <fc B. im allgemeinen an Klarheit und Zweckmäßigkeit
meht fehlt, darf bei dem Rufe, den sich die verdiente
Künstler -Firma gerade auf diesem Felde erworben hat, als
selbstverständlich erscheinen, doch ist uns die Durcharbeitung
des Grundrisses , namentlich bezgl. der Partien seitlich des
Haupt-Eingangs und hinter dem grofsen Hofe, diesmal nicht
so glücklich erschienen, wie in früheren Fällen; der völlig
vernachlässigten Verbindung mit dem Uuivcrsitäts-Garten und
des Mangels an einem wirklichen Vorsaal ist bereits gedacht
worden. Die Interessen der Kommunikation haben, bei der
starken Auflösung der Anlage, keine so vollendete Lösung wie
in dem Warth'scben Entwurf gefunden, sind jedoch mindestens
eben so gut wie in fc«ggert s 1 rojeKi oerücKsicntigt.
Das bestechendste Moment der Arbeit ist unzweifelhaft
die architektonische Erscheinung des grofsen Hofes, die dem
Inneren des Gebäudes ein eigenartiges Gepräge verleiht
und der an Macht der Wirkung kein anderer der prämiirten
Entwürfe ähnliches entgegen zu setzen hat. Dagegen bildet
die Faeadengestaltiinjf. ähnlich wie bei dem Entwurf
derselben Künstler zur Hamburger Rathhaus- Konkurrenz, die
Achillesferse derselben: eine trockene, in den Verhältnissen
unschöne Renaissance-Arclutektur. der die künstlerische Ein-
heit fehlt, und ein glatt abgeschnittener Aufbau, der im Wider-
spruch steht zu der stark bewegten oder vielmehr zerrissenen
Anordnung des Grundrisses. —
In Bezug auf die allgeineün
ist die Arbeit 0. Sommer s, welche
Hrn. Baurth. Hase mit dem Warth'sclien Entwürfe tun den
ersten Preis gerungen hat, der vor erwähnten so nahe verwandt,
dass wir eine Beschreibung derselben auf die Angabe der
Verschiedenheiten beschranken können. Dieselben bestehen
hauptsächlich darin , dass in dem Sonuuer'schen Entwurf der
innere Hof nicht in die Anlage selbst gezogen, sondern als
wirklicher Hof behandelt ist; die Haupttreppe liegt an seiner
vorderen Seite und reicht durch alle 3 Geschosse; auch in
der Eintheilung der Räume linden sich einige Abweichungen,
indem Geschäftsräume und Lesesaal hier im Erdgescbos
liegen. Als ein Vorzug der Ixisung ist anzuführen, dass die-
selbe , wenn auch in ihrer Grundform einer organischen Be-
ziehung zu der Umgebung ebenso entbehrend wie die Arbei-
ten von Warth und von Mylius & Bluntschli, doch auf eine
würdige Verbindung des Gebäudes mit dem Uuiversitäts-
Garten — durch Hallen an den Verbindungsbauten — Bedacht
genommen hat Dagegen mnss angeführt werden, dass der
Verzicht auf die Einreihung des Hofes in die Innen-
Architektur die letztere des einzigen, für eine Lösung im
grofsen Stile geeigneten Motivs beraubt und auf einen Gniil
von Schlichtheit und Nüchternheit herab gedrückt hat. d:e
uns für die vorliegende Aufgabe doch unzulässig scheine«.
— Die Massenwirkung der Fucaden ist in Folge der
gröfseren Geschlossenheit des Grundrisses erheblich günstiger
als bei ILiB, die Wahl der Motive glücklicher, die
Durchführung der einfachen Renaissance - Architektur eine
durchaus einheitliche. Leider beeinträchtigt die bis auf .1"
reduzirte, geringe Axenwcitc die monumentale Wirkung des
Gebäudes; auch ist die Anordnung eines Thurm- Aufsat/es
von solcher Mächtigkeit, wie er hier projektirt ist, ästhetisch
nicht zu rechtfertigen, wenn derselbe im Grundriss nicht
motivirt ist, sondern in künstlicher Konstruktion einfach ans
dem Dache eines Saales (der Aula) sich entwickelt. —
Zur Reform der preufsischen Gewerbeschulen.
igegangene Aeuiserung in jener frage,
g zu der Bemerkung veranlasst, dass
Eingehen auf dieselbe in selbständiger
, dass wir uns vielmehr fortan auf
Ks ist auffällig bemerkt worden, dass wir in No. 9<> u. Dl.
die Petition der Minorität des Berliner Architekten - Vereins in
dieser Frage zum Abdruck gebracht haben, ohne dass zugleich
oder vorher in u. Hl auch eine Veröffentlichung der von der
Majorität beschlossenen, im Namen des Vereins selbst abgesandten
Petition erfolgt wäre. Indem wir erklären, dass damit ein Verlassen
der bisherigen objektivin Haltung u. III. zur Behandlung dieser
Krage innerhalb des A.-V nicht beabsichtigt war, dass wir viel-
mehr den Abdruck jener anderen Petition bisher nur deshalb nicht
bewirkt haben, weil uns ein bezgl. Verlangen von keiuer Seite
geaufsert war und weil uns jenes Schriftstürk überdies nicht ein-
mal zur Verfügung stand, entsprechen wir gern den nunmehr laut
gewordenen Wünschen auf nachträgliche Mittheilung desselben
an den weitereu Kreis uuserer Leser. Wir Bchliefsen hieran eine
von auswärtiger Seite zugegangene Aeufserung in jener Frage,
uns jedoch gleichzeitig
i u. Bl. ein weiteres ~
Form nicht mehr gestaltet,
Mittheilung der Ergebnisse »^«»» ».«,«..,
Verhandlung in anderen Vereinen, sowie event im
Landtage zu Tage fördern wird. D. Red. d." l>. Bztg.
L
„Ew. Exzellenz erlaubt sich der ganz gehorsamst unter-
zeichnete Vorstand Folgendes ehrerbietigst vorzutragen:
Der Deutsche Reichs • Anzeiger und Königlich Preufsische
Staats-Anzeiger vom 5. August er. brachte die Mittheilung, dass eine
auf Ew. Exz. Anordnung zusammengetretene Konferenz zur Be-
gutachtung der Reformen der nach dem Plan von 1870 ein-
gerichteten Gewerbeschulen dahin votirt habe, dass die Abiturienten
der neu zu errichtenden Gewerbeschulen mit neunjährigem Kursus
nicht nur zu allen höheren technischen Studien, sondern auch zu
den Staats -Prüfungen auf dem gesammten technischen Gebiete
zugelassen werden mögen.
Dieser Konferenz-Antrag, welcher, wie wir annehmen dürfen,
Ew. Exz. hoher Entscheidung unterliegt, ist, da er in einschnei-
dender Weise die Interessen des Baufachs und der demselben
Angehörigen berührt, iu mehren Sitzungen des Architekten-
Vereins kierselbst Gegenstand einer eingehenden Diskussion ge-
wesen, welche mit dem Beschlus» endigte, Ew. Exz. die ganz
ergebenste Bitte vorzutragen:
„dem vorerwähnten Konferenz -Antrage
die Genehmigung ertheilen zu wollen."
Es ist dieser Beschluss in der Sitzung vom 14 d. M. mit
von 264 Stimmen gegen 24 Stimmen gefusst
hat der Ausschuss der Studirenden der König-
lichen Bau-Akademie das in Altschrift beiliegende Schreiben vom
14. Oktober, welches eine l'eboreinstiinrnung der Studirenden der
Königlichen Bau-Akademie mit dem vorerwähnten Beschlüsse des
Architekten-Vereins nachweist, au uns gerichtet
Wir glaulien auch nicht daran zweifeln zu dürfen, dass
unsere Bitte einen fast einstimmigen Widerhall bei unseren «unter-
halb Berlins wohnenden Berufagenossen rinden würde, müssen
aber bei der Dringlichkeit der Sache und der Kürze der Zeit auf
diese weitere Unterstützung unserer Bitte Verzicht leisten.
Wenn wir uns schon auf Grund dieser fast cinmütbigen
Zustimmung berechtigt halten, hoffen zu dürfen, dass Ew. Exz.
als hoher Chef und mächtigster Vertreter unserer Berufsgenossen
es ablehnen werden, die Genehmigung zu dem unseren Stand so
schwer verletzenden Konferenz-Anträge zu ertheilen, so glauben
wir doch unsere vorgetragene Bitte noch ausführlicher moüviren
zu sollen.
Anknüpfend an unsere Berichte vom 7. Oktober 1*74 und
vom 6. Mai 1870 können wir es zunächst nicht unterlassen aus-
zusprechen, dass wir diejenigen Berechtigungen zur Aufnahm*
in die Bau -Akademie und zur demnächstigen Ablegung der
Staate-Prüfungen in unserem Fache, welche nicht auf Grund einer
Abiturienten-Prüfung im Gymnasio oder einer Realschule l Ordn.
erworben werden, für solche halten, welche im Widerspruch stehen
mit den unsererseits vorgetragenen Anschauungen, nnd dass wir
sie lebhaft beklagen.
Angesichts der sehr verschiedenartigen Gestaltung unsere»
Real- und Gewerbeschulwcsens, welches aufser .Schulkategorien
noch Einzelscbulen kennt die fast als Unica im preufsischen
Staate zu bezeichnen sein möchten, ist es uns unmöglich, ein-
gehend von dem Wesen, den Einrichtungen, dem Programme und
der Leistungsfähigkeit dieser verschiedenen Lehranstalten Kenia-
niss zu nehmen und zu prüfen, ob und wie weit dieselben als
förderlich für unsere Berufs-Interessen angesehen werden können;
wir haben deshalb geglaubt, uns auf die einfache Bitte beschränken
zu sollen, daas die für unseren Beruf erforderliche Vorbildung
nur durch die Absolvirung eines Gymnasiums oder einer Real-
schule I. Ordnung erworben werden dürfe; wir sind dabei von
der Ansicht ausgegangen, dass ein geringeres Maafs klassischer
Bildung und insbesondere der Kenntnis» der lateinischen Spracht ,
als dasjenige, welches programmäßig auf deu Realschulen I. < Ord-
nung erworben wird, nicht ausreiche, um allgemein wissenschaft-
lich für unseren Beruf vorzubereiten.
Wenngleich zugegeben werden mag, dass es nicht an Ver-
derjenigen Richtung fehlt welche in der Werthlegung
Ausbildung in den realen Wissenschaften allmählich mehr
die klassische Ausbildung, namentlich die KcnntniM
Digitized by Google
auf die Ai
No. 98.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
der alten Sprächet» f«lr das, was man allgemeine Bildung nennt,
beschranken zu dürfen glaubt, und wenn es dieser Richtung bei-
zuschreiben ist, dass beispielsweise in neuerer Zeit den Abiturienten
der reorganisirten Gewerbeschulen gestattet ist, durch ein Zusatz-
Examen im Lateinischen die Berechtigung zum höheren techni-
schen Beruf zu erwerlien, so hat man doch bislang angenommen,
dass eine gänzliche Kenntnisslosigkeit der lateinischen Sprache
ein Hiuderniss für Berufsstellungen, wie sie tatsächlich den
Bautechnikern gewahrt werden und welche sie, wie wir annehmen
müssen, auch ausfallen, sein müsse. Erst der Konferenz vom
3. August er. war es vorbehalten, in ihrem Antrage rücksichtslos
mit dieser Tradition zu brechen und in der Meinung, dass der
Mangel klassischer Bildung kein allgemeiner Bildungsmangel sei,
oder dass fOr einen Baulechniker eine allgemeine Bildung nicht
erforderlich sei, das Abiturienten - Examen auf Gewerbeschulen
ohne jeden Isteinischen Unterricht für ausreichend zu erachten.
Beiden Auffassungen können wir nicht beitreten.
Was die erstcre Auffassung anbetrifft, so steht dieselbe in
Widerspruch sowohl mit den bisher gültigen Anschauungen unserer
Unterrichts- Verwaltung, wie unseres Volkes. Ausnahmslos hat man
bisher für jeden nicht subalternen Beruf die wissenschaftliche
Ausbildung In den alten Sprachen fi
für gewisse technische Fächer die Vc
L Ordnung für zulassig erachtet wurde, so _
aus dem Grunde, weil eine gleichzeitige Ausbildung in den alten
Sprachen, wie solche in den Gymnasien stattfindet, und in den-
jenigen Gegenstanden, in welchen eine umfassendere Kenntnis«
und Sicherheit für den technischen Beruf erforderlich schien, su
einer unzulässigen Ueberbürdung geführt haben würde; man wich
wohl einer Notwendigkeit, aber man anerkannte damit nicht,
dass die Ausbildung in den alten Sprachen ein Superfluum sei.
Ueber die Bedeutung der lateinischen Sprache für die Schule
l sich s. Z. die kgl. preufs. Unterrichts- Verwaltung wie folgt:
„Diese Stellung (als integrirender und wesentlicher Tneil des
Lehrplans) gebührt der lateinischen Sprache sowohl wegen der
Wichtigkeit, welche sie für die Kenntnis* des Zusammenhanges
der neueren europäischen Kultur mit dem Alterthum hat, wie als
grundlegende Vorbereitung des grammatischen Sprachstudiums
Oberhaupt und insbesondere des der neueren Sprachen, welches
ohne Kenntniss des Lateinischen immer oberflächlich bleibt.
In dieser Beziehung ist die lateinische Sprache vorzüglich
geeignet, zur Bildung des Sinnes für scharfe Unterscheidung der
Formen beizutragen."
Wenn Bonitz von dem Gymnasium sagt:
„Es ist nicht niedere Fachschule für irgend eine besondere
Wissenschaft, sondern hat dem aus ihr austretenden Schaler
Wahl irgend
Vereinigung die
die
deren
\ereinigung die Lmversitit
eindringende Beschäftigung
liehen Wissens dasjenige ai
wecken, von welchem aus Vertiefung in die einzelne Wissenschaft
möglich wird, ohne den Blick und die Wertschätzung für die
nach anderen Zielen gehende Forschung zu verlieren. Diese
Richtung auf allgemeine Bildung gegenüber der frühzeitigen
Beschränkung des Blickes auf ein einzelnes Gebiet, der ideale
Zug zur Wissenschaft gegenüber der Beschrankung auf das un-
mittelbar praktisch Verwendbare darf, wie er auch durch die
Mangel der Ausführung getrübt sein mag, als der Charakter be-
zeichnet werden, zu dem sich die Gymnasien ans ihrer Aufgabe, zur
Universität vorzubereiten, immer entschiede ier entwickelt haben,"
so kennzeichnet jener angesehene Schulmann mit diesen Worten
in klarster Weise den universellen Charakter und die Bedeutung
klassischer Ausbildung. Es muss gestattet sein, hieraus den
Schluss zu ziehen, dass Gewerbeschulen ohne jedes Studium der
lateinischen Sprache nicht „dasjenige auf Verslftndniss beruhende
Interesse für alle Hauptrichtungen des menschlichen Wissens
wecken, von welchem aus Vertiefung in die einzelne Wissenschaft
möglich wird, ohne den Blick und die Werthschiitzung für die
nach anderen Zielen gehende Forschung zu verlieren", und nach
unserer Auffassung können wir nicht umhin, gerade hierin den
Mangel einer allgemeinen Bildung zu erblicken. Die frühzeitige
Beschränkung des Blickes auf ein einzelnes Gebiet ist ein schwer
wieder gut zu machender Fehler der allgemeinen Vorbildung.
Es mag zugegeben werden, - wenn es auch noch keine«
bewiesen ist — dass eine solche frühzeitige Beschränkung zu
virtuosen Entwicklung im Gebiete der Kunst - Industrie fi
wird, für die Kunst selbst und namentlich für die Kunst in der
Architektur kann dies nicht als richtig gelten.
Die zweite Auffassung müssen wir, wenn sie vorhanden
ist, als eine entschieden unrichtige ablehnen. Wenn wir zurück
blicken auf die Entwickelung unseres Berufs im öffentlichen
lieben, so können wir nicht die Thatsache verkennen, dass die-
selbe eine stetig steigende gewesen ist; die Zeit, in welcher der
Bautechniker für minimale Aufgaben heran gerufen wurde, um
nach einem anderweitig fest gestellten Programme seinen Entwurf
und Kosten - Anschlag einzuliefern, ist vorbei: es ist anf dem
Sesammten Bauwesen unmöglich geworden, den Techniker von
er Mitbestimmung des Programms auszuschliefsen, ja es ist
unmöglich geworden, die Bedürfnissfrage ohne seine bestimmende
Mitwirkung fest zu stellen. Es hat sich als unmöglich heraus
gestellt, die grofsen Verwaltungen technischer Unternehmungen
lediglich in den Binden der Verwaltung« - Beamten zu belassen
■ Voten ad hoc berufener Tecn-
499
Ver-
niker zu regieren. Damit ist der Bautechniker in
hiiltniss zum Staat, zur Provinz, zum Kreis und zur nuu.u.UUv,
ja selbst zu Privat-Untcrnehmungcn und zu Privaten in die
eigentliche Verwaltung eingetreten und hat in ihr einen nicht
mehr zu beseitigenden Kiutluss. Dieser Einrluss ist ein legitimer;
denn das dem Bautechniker auf keine Weise mehr abzunehmende
Maar» der Verantwortlichkeit kann nur dann von ihm getragen
werden, wenn er, in der Verwaltung stehend, alle auf das Bedürfnis*,
auf das Programm, den Kosten-Aufwand und die Bau-Ausführung
bezüglichen konkreten Verhältnisse kennt und in ihnen als Theü-
nehmer an der Verwaltung steht. Der Bautechniker könnte sich
allenfalls damit begnügen und sich namentlich damit vor jeder
Verantwortlichkeit hüten, wenn er zu nichts anderem, als einem
abstrakten Votum Ive rufen wird, aber die Verwaltungen sind es,
welche diese Stellungen des Bautechnikers nicht mehr ertragen
können und welche mit Recht fordern müssen, dass auch er sein
reichlich zugemessen Theil Verantwortlichkeit trage.
So hat sich die Stellung unseres Standes entwickelt und
es ist nicht mehr möglich, sie zurück zu d'unmen. Wer diese
Stellung richtig erfasst, wird es für unmöglich erachten, dass
unseren Berufsgenossen das Maafs allgemeiner wissenschaftlicher
Vorbildung fehlen darf, welches diejenigen besitzen, mit denen
sie zusammen die Verwaltung zu führen haben. Wenn der Bau-
Techniker den übrigen höheren Berufsphären gegenüber in seiner
sozialen Stellung durch Aunahme des Konferenz - Antrages herab
gedrückt wird, so werden sich die Nacbtheile davon bald genug
in unserem ganzen öffentlichen Leben bemerkbar machen und
ohne Not und ohne jede zwingende Notwendigkeit uns,
Beruf, unsere Interessen und die Interessen derjenigen
Facbgenossen, welche auf Grund der bestehenden
iu unseren Beruf eingetreten sind, Niemandem zu Nutz, schwer
schadigen.
Möge Ew. Exzellenz unsere vorstehende, ganz gehorsamste
Auseinandersetzung als einen Akt ansehen, wie ihn uns der Jj. 1
unserer Vereins-Statuten vorschreibt, und unserer ebenso dring-
lichen, wie ehrerbietigsten Bitte hnohgeneigte Erfüllung zu Theil
werden lassen.
Berlin, den 17. Oktober 1878.
Der Vorstand des Architekten-Vereins.
Möller. Bausch. Hobrecbt. Krieg. Meilin. A. Wiehe.
II.
Grofses Interesse hat sicherlich hei allen Lesern d. Bl. die
Angelegenheit der preußischen Gewerbeschulen erregt, iu welcher
es sich um die Berechtigung der Abiturienten von neunklassigen
Realschulen ohne alte Sprachen nicht nur zu allen höheren
technischen Studien, sondern auch zu den betreffenden Staats-
Prüfungen handelt. Der Berliner Architekten • Verein hat vor
kurzem seine an den preußischen flandelsminister gerichtete
Eingabe, welche sich ausführlich gegen eine solche Berechtigung
ausspricht, an die übrigen bautechniseben Vereine mitgeteilt
und mit diesem Schritte ohne Zweifel die Theilnahme der letzteren
anregen, vielleicht nutzbar machen wollen. Wenngleich nun eine
Stellungnahme der preußischen Regierung bereits getroffen ist,
und zwar gegen die Ansicht des Architekten-Vereins (No. 94),
so mag es doch noch nicht zu spät sein, den Eindruck der ganzen
Verhandlung im übrigen Deutschland zu berühren, um so mehr,
als das letzte Wort noch nicht gesprochen zu sein scheint.
Wenn sich der Unterzeichnete in dieser Richtung einen
kurzen Beitrag gestatten darf, so liegt es keineswegs in der
Absicht, die Gründe für und gegen nochmals zu erörtern —
solches ist ja schon mehrfach auch in d. Bl. geschehen aber
zwei Momente, welche in den jüngsten Verhandlungen nicht be-
rührt zu sein scheinen, möchte t bei dieser Gelegenheit Erwähnung
verdienen. Es ist zuerst der weit tragende moralische Ein-
fluss einer derartigen Entscheidung auf die anderen deutschen
Staaten, welche grofsentheils in den letzten Jahren die Bedingun-
gen der Zulassung zu den technischen Hochschulen nnd Staats-
prüfungen verschärft haben und sich in diesem Streben nunmehr
fast beirrt fühlen müssen. Vielleicht zuletzt in dieser Reihe,
sind wir endlich auch in Baden dahin gelangt, dass demnächst
von den Kandidaten des Staatsdienstes die Absolvirung eines
humanistischen oder Realgymnasiums verlangt werden Boll (speziell
bei Architekten ist nur die erstere Gattung von Lehranstalten
anerkannt), und nicht zum wenigsten hiben bei den betreffenden
Schritten die bekannten Thesen des Verbandes über Ausbildung
höherer Bautechniker mitgeholfen. Bei Festsetzung dieser Thesen
waren freilich nennklassige Schulen ohne alte Sprachen noch gar
nicht in Frage, gelangten daher auch nicht zur Beurteilung;
aber es ist doch damals klar und einmüthig Gewicht auf einen
gewissen Grad humanistischer Vorbildung gelegt worden.
Muss man wohl vermuthen, dass die Meinungen innerhalb des
Verbandes sich theilweise bereit» moditizirt haben? Dann wäre
es ja fast erforderlich, die ganze Frage von neuem zu behandeln.
Oder sollen die neu zu errichtenden Schulen vorläufig nur als
Versuchsfeld gelten, um den Grad der auf diesem Wege zu er-
reichenden akademischen Beife und allgemeinen Bildung zu
erkunden? Dies wäre wenigstens hinsichtlich des Staatsdienstes
ein gewagtes Unternehmen. Jedenfalls scheint uns die Beziehung
der speziell preußischen Angelegenheit zu den bisherigen Kund-
gebungen der ganzen deutschen Fachgenossenschaft wichtig
genug, um die letzteren mit als ein Motiv der Entscheidung zu
der überwiegenden Mehrheit de«
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5(10
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
7. Dezember 1878
-Vereins. - Recht erfreulich ist
der Ministerial-Verfugung du Anerkenntnis*, du
in der Vorbildung zwischen den 3 technischen Ks
zwischen Privat- und Staate-Technikern nicht sachgemäß
was ja in jenen Thesen ebenso su lesen ist
Unsere zweite Bemerkung Ivexieht sich auf die viel besprochene
Reform der Gymnasien. Unleugbar sind die .Schwierigkeiten, den
bisher flhlichen klastischen Unterricht mit den matbematitch-uatur-
Wissenschaft! ichen Fächern, und vollends noch mit graphischen
Uebungen zu vereinigen. Man ist nachgerade an der Grenze des
Möglichen angekommen und vernimmt allenthalben Klagen, dass
die Jugend überbürdet sei und dennoch Unreife und Unlust gar
hautig das Ergebnis« der Dressur bilden — Klagen, welche sich
am kürzesten in dem bekannten Spruch ausdrucken lassen: „Mir
wird von alledem so dumm, als giDg mir ein Mühlrad im Kopf
hemm." Derartige Erfahrungen , welche gerade den Hochschul-
Lehrern mannichfach nahe treten, haben wobl zu dem Konfereuz-
Hesrhluss beigetrag«'i], die alten Sprachen für das technische Ge-
biet abzuwerfen, obgleich damit sicherlich ein gewisser Werth
derselben auch für Techniker nicht in Abrede gestellt werden
sollte. War es denn aber imthig, alsbald so radikal zu verfahren?
Ist die, auch in der Denkschrift des Verliandes angedeutete Ver-
einigung jener 3 Richtungen in genügender Weise absolut unaus-
führbar und selbst ein Versuch der Reform nach dieser Richtung
verwerflich? Diese Frage scheint doch seitens der preußischen
Unterrichta-Verwaltung nicht ganz verneint zu werden, denn man
will ja in den (Symnasien den mathematisch-naturwissenschaftlichen
Unterricht (namentlich zum besten der Mediziner), in den Real-
gymnasien das Lesen lateinischer Schriftsteller verstarken. Frei-
lich würden dalm die armen Jungen aus dem Regen in die Traufe
kommen, wenn man nicht gleichzeitig das Hülfsmiuel anwendet,
welches auch einzig den künftigen Technikern auf Gymnasien
Zeit zum Zeichnen n. s. w. gewahren
philologischen Ansprüche.
Ueberzeugung, dass zum Heile aller Berufsarten gar vieles aus
dem gegenwartigen Sprachunterricht der Schulen auf die Univer-
sität an die Adresse der Philologie Studirenden verwiesen werden
sollte und dass dennoch der wahre Segen klassischer Bildung
Gemeingut unserer gesammteo gebildeten Jugend bleiben kann
und soll. Ist doch die Sprache nur ein Denkmal der Kultur
eines Volkes, welche durch Geschichte, Wissenschaft, sowie gerade
für künftige ltautechniker nicht au letzter Stelle durch die
Kunst uberliefert ist, und nehmen wir doch gar viele Kultur-
schatze von Völkern auf, deren Sprache wir nicht lernen. In
welcher Ausdehnung das genannte Hülfsmittel heutigen Tages an-
zuwenden sei, gehört nicht hierher, doch mag die Erfahrung noch
angeführt werden, dass in manchen deutschen Staaten (z. B.
Preußen, Baden, Hamburg) vor nicht langer Zeit die gram-
matischen Ziele wesentlich niedriger gesteckt waren, ohne datt
doch wohl die jetzige altere Generation sich selbst für weniger
gebildet oder weniger tüchtig halten müsste, als ihre Söhne.
Schließlich stimmen wir der Redaktion d. Bl. vollständig
darin bei, dass eine solche Frage auf dem Wege der Gesetzgebung
zu erledigen sei, namentlich auch deshalb, weil dann in der Volks-
vertretung die Interessen der Eltern zum Ausdruck gelangen
können. Diese aber gehen,
die geistige und körperliche Gesundhi
berücksichtigt werde, dahin, dass man
nothige, schon im 9. Lebensjahr eine 1
sie nicht mehr oder i
aöthige, schon im 9. Lebensjahr eine bestimmte Schulgattung
damit eine gewisse Berufsgruppe zu wählen, sondern dass eis
einheitlicher Bildungsgang bis zu demjenigen Alter stattrinde,
in welchem die Entwickeliing der natürlichen Anlagen fort ge-
schritten ist und diese Wahl erleichtert
Karlsruhe, 25. November 1878. R. Baumeister.
Architekten- and Ingenieur- Verein zu Hamburg. Ver-
sammlung am 15. November 1878. Vorsitzender: Hr. Haller,
Schriftführer: Hr. Bargum; anwesend 50 Mitglieder.
In Erledigung eines dem Vorstände am 4. v. M. ertheilten
Auftrages berichtet Hr. Ähre na über die Verhandlungen mit der
patriotischen Gesellschaft bezüglich der Ausstattung des Ver-
sammlungs-Lokals. Da die Angelegenheit eine rasche Erledigung
nicht fordert, auch die Anschauungen in der Sache noch sehr
aus einander gehen, so wird eine Kommission, bestehend aus den
Hrn. Breckelbanm, Haussen, Hennicke und Ahreos, ernannt, um
dem Verein bestimmte Vorschlage zu machen. — Hr. Ahrens
erstattet ebenfalls den Bericht der Kommission für Ueberwachung
öffentlicher Konkurrenzen, und zwar über folgende Konkurrenzen :
1. die Straßburger Universität, 2. die Erweiterung des Hamburger
Stadthauses und 3. das Nalurhistorische Museum in Hamburg.
— Die Vorschläge der Kommisaion, welchen der Verein
beitritt, gehen dahin, in der ersten Sache zunächst das Resultat
der vom Berliner Arch.-V. bei den Reichsbehörden gemachten Ein-
gabe abzuwarten und die zweite Angelegenheit einstweilen auf
sich berubeu zu lassen, da dieselbe noch nicht in das Stadium
eines Konkurrenz-Ausschreibens getreten ist, sondern es sich bis
jetzt nur um einen Vorschlag für eine Konkurrenz handelt, welche
vielleicht niemals perfekt werden wird. — Das im Entwurf ver-
öffentlichte Programm für die Konkurrenz um das Naturhistoriscbe
Museum wird die Kommission einer eingehenden Prüfung unter-
ziehen und demnächst darüber berichten.
Hr. Bau-Insp. Gurlitt bespricht sodann die verschiedenen
Konstruktionen und Fundimngs - Methoden von Kaimauern bei
Dockbauten und Hafeuanlagen in England und Holland. — Auf
einer Reise, welche der Redner im verflossenen Sommer zusammen
mit dem Wasser-Bauipsp. Krieg durch England und Holland ge-
macht hat, besuchten dieselben außer London mehre wichtige
Hafenstädte Englands, Schottlands, Irlands und Hollands und
richteten dabei ihr Augenmerk besonders auf die in Ausführung
begriffenen Wasserbauten.
Bei der raschen Aufeinanderfolge der Besuche gleichartiger
trat die Verschiedenheit in der Behandlung um so
hnen entgegen. In erster Linie ist bei den englischen
die fast ängstliche Vermeidung jeglichen Holzes
als Konstruktionstheil aufgefallen gegenüber der hollandischen
Art, alle Kaimauern, Strompfeiler etc. durchweg auf Pfahlrost zu
setzen. Mag das immerhin zum gröfsten Theil in der Verschieden-
artigkeit des Baugrundes begründet sein, so meint Redner doch,
dass ein gewisses Herkommen, eine nationale Antipathie bezw.
Vorliebe dabei ohne Zweifel mitwirkend sei, da anderen Falles
die gewählten Konstruktionen sich manchmal kaum <vurden recht-
fertigen lassen.
Bei Beschreibung der englischen Bauten wird unterschieden
zwischen solchen, welche in geschlossener Baugrube, d. h. im
Trocknen, und denjenigen, welche im Wasser ausgeführt werdeu.
Zu Anlagen der ersten Art gehören u. a. die Erweiterung der
Etui- and IVett-Jndia-Docl* in London, die neuen Docks in
Leitb, das t'ohlt'Dene'lhxk in Tyne, ein Theil der Stoberost
Docht in Glasgow, das Grrat North Itock in Liverpool u. a. m.
Bei allen diesen lH>ckarbeiten ist die Bauausführung im ganzen
»ehr einfach, da in den meisten Fallen der fette Thon- und
Klaiboden die
' erleichtert Die I >ockarbeiteu bei London z. B., wo die neuen
Anlagen durch Ausgrabungen im festen Lande hergestellt werden,
ebenso das Cohtt- 1 ttne- hock bei Newcastle, das neue Dock in
Leith waren absolut trocken, so dass man, auf der künftigen
Docksohle wandernd, ganz vergaß, 61* und mehr unter dein
Wasserspiegel sich zu befinden. Bei diesen Arbeiten erwecken
daher nur die Massen, welche die .
verwendete Material Interesse.
In beiden Beziehunsjen ist das Cnhle- I>cne- bock beson-
ders hervor rasend. Die Newcasder Kaufmannschaft lasse das-
selbe in der Nahe von North-Shielda, unweit der Tyne -
ausführen. Die Ufer des Tyne sind steil und ohne Vo
also für Hafen-Einschnitte wenig geeignet: dennoch hat man sich
zur Ausführung eines solchen entschlossen und eine Stelle
wählt, wo ein kleiner Bach in den Tyne fließt. Ungeachtet I
hier befindlichen muldenartigeii Einsattelung bleibt das Terrain
immer noch sehr hoch und es werden die Erdarbeiten deshalb sehr
bedeutend. Zur Bewältigung derselben bedient man sich neuen
der Handarbeit 3 Exkavatoren, deren Betrieb fast nur ein Dritt-
theil der Kosten für Handarbeit erfordert. Die geförderte Erde
wird in Lowries geschüttet, welche zu Eisenbahnzügen raogirt
und mittels Seilbetrieb und stehender Maschine auf ein Kipp-
gerüst gebracht und hier in Dampfschuten entladen werden, lue
Schuten bringen den überflüssigen Boden in die See. — Mit der
Erdbewegung, z. Th. derselben voran, geht die Aufführung der
Dnckmauern. Die Baugrube wird zwischen vertikal abgetriebenen
und horizontal verspreizten Bohlen ausgeschachtet Die gelöste
Erde wird in eisernen Kübeln, welche 0,5 etMt fassen, durch trans-
portable Dampf krahne nach oben gewunden und mit dem übrigen
Boden abgefahren. Diese Kübel, welche in England viel, u. z.
niebt allein für den Erdtransport, z. B. zum Aufwinden von Korn
verwendet werden, sind konisch und hangen in einem Bügel
unterhalb des Schwerpunktes. In der Vertikal - Stellung werden
sie durch einen, am Bügel befindlichen Ueherfall gehalten;
dieser ausgehakt wird, kippt der Kübel und entleert sich
und vollständig. — Die Dockmanern werden, abgesehen von einer
Deckplatte aus Granit, ganz in Konkret ausgeführt; die Verblen-
dung in Konkret-Quadern, unten 1 : 8, oben 1 : 6 gemiscH die
Hinterm au erunK in gestampfter Konkretmasse in der Mischung
1 : 10. Die Starke der ca. 12™ hoben Mauer betragt oben 1,8»
und bei einem Anlauf von 1 : 12 an der Vorderseite unten 5,1 »
bei konstantem Wasserstande, und 6,6 m, weun dieser wechselt
Aehnlich wie am Coble- l)tnt- iHxk sind auch die neuen
Mauern am Eatt- and Wttt-India-ltock bei London ganz von
Konkret hergestellt; auch am Sorth-bock in Liverpool ist man
von Granit-Quadern zu Konkret-Mauern über gegangen. Ks sind
hier drei große, je 270™ lange Trockendocks mit allen Treppen-
Absätzen der Seitenwitnde gänzlich aus Konkret erbaut
Ein ähnlicher Arbeitsbetrieb wie beim Cohle-f)tnt-l>ock findet
sich bei den Dockbauten in Leith; doch wird hier das Dock dem
t'irih of Förth abgewonnen und die Baustelle ist daher einge-
dämmt. Die gelösten Erdmassen werden zur Hinterfüllung der
Mauern verwendet; diese sind nicht aus Konkret, sondern ans
Bruchstein mit Quader- Verblendung. Ebenso sind Jie Mauern
der Stoberom- I>ock$ in Glasgow ausgeführt Hier muas die über-
flüssige Erde 64 weit hinaus in die See geschafft werden.
Eine weit größere Verschiedenheit herrscht bei den V
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502
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
7. I)M«nber 1878
up&n Tyne ist die alte Hafeu-
vtl Briiigt im Umbau Jiegriffen,
Bauten im Wasser. Zu NeweaitU
Iiiauer gleich unterhalb der Hü
um mit der Ufer-Ein-
Die neue Mauer ruht
auf eisernen Brunnen, welche pneumatisch abgesenkt werden. Die
Absenkung geht hinab bis auf den natürlichen Kelsen, der
12-15» unter Niedrigwasser angetroffen wird. Nach vollendeter
Absenkung werden die Brunnen mit Konkret ausgefällt Die
Brunnen sind in 3 Reihen und in Abstanden von 1.2 bis 1,5 •» an-
geordnet. Der Abschluss gegen den Fluss zwischen zwei Brunnen
wird durch zwei grofse gusseiserne Tafeln bewirkt, welche nach
Art der Spundwände angewendet sind, Uebcr den Brunnen
liegen J Träger, «wischen diesen sind Kappen eingewölbt und
hierauf steht die Kaimauer. FJne Variante dieser Ausführung
besteht darin, dass die Brunnen seitlich mit Flanschen - Schlitten
versehen sind, mit diesen fest an einander gestellt werden und
dann Bohlen in je 2 korrespondirende Schlitze getrieben werden ;
auch steht hinter der vorderen Brunnen -Ueihe noch eine zweite
Iteihe, in welcher der hintere Brunnen zur Verankerung des
vorderen dient, zu welchem Zweck starke eiserne Bogel beide
Brunnen umfassen.
Die Fundimng auf eisernen Brunnen mit Kmikret- Ausschüttung
in und neben denselben ist in England sehr allgemein; u. a. sind
auch die Pfeiler der grofsen Drehbrücke in Newcastle so fundirt
Eine ganz andere Fundirungsart hat man dagegen bei den Aufsen-
mauern des t'Mt- l>ti\t -Itockt in Anwendung gebracht Diese
bestehen gleich den Bassiumaueru aus Konkret mit Konkretquader-
Verblendung und sind auf Mauerwerk von Konkretonadern fundirt,
welche von Tauchern in^den ausgelagerten f
Bau der
Tyne einschlichen, «
bei Yroniden, am Eingang des neuen, direkt von der Nordsee nach
Amsterdam fahrenden Kanals erbaut.
Anders ist dagegen die Fundirung der Kaimauern in den
nt-Dneki zu Glasgow, so weit solche nicht im Trocknen
hrt werden. Ein Tbeil des Baugrundes besteht nämlich
wasserziehendem Sand, und wenn auch die Baugrube ein-
geschlossen ist, so kann man dieselbe doch nicht bis zur vollen
Tiefe auaheben, sondern muss einen Theil unter Wasser fundiren.
Dieses geschieht durch Absenken von Brunnen aus Konkret; 3
solcher Brunnen bilden ein Ganzes auf einem gemeinschaftlichen
gusseisernen Schub. Die Brunnen sind kreisförmig und bestehen
aus Ringen von 76'"» Höhe und 8a r» Wandstärke, bei einer
liebten Weite von 1,5» Durchmesser. Das Absenken geschieht
mittels Baggerns, wozu man sich eines Bagger • Kubeis bedient,
dessen Boden aus 4 spitzen und löffelartig geformten Klappen
besteht. Diese dringen beim Hinabfallen in geöffnetem Zustande
des Kubeis in den Boden ein, werden dann wie Scheeren zu
einem Trichter zusammengezogen und bilden so deu geschlossenen
Boden des Kabels. Bei sehr feinem Sande ist die Leistung
unbefriedigend, weshalb auch mit dem Beutel gebaggert wurde.
Die Brunnen-Komplexe von je 3 Brunnen werden dicht neben
einander gestellt mit Konkret ausgefüllt, und es wird die Mauer
- In gleicher Weise wird beim
bei Tynemnuth die Mündung des
und ahnlich sind auch die Molen
Der 1 tedner
zu Dublin seit 1871
grofter Blöcke, worüber bereits Publikationen vorliegen, deren
Beschreibung aber zur Vervollständigung der Schilderung englischer
Fundirungs-Metboden nnthig und zur Anstellung von Vergleichen
buchst interessant ist Den Bericht über die hollandischen Bauten
muss Hr. Gurlitt der vorgerückten Zeit halber bis zu einer
spateren Vereins-Versammlung vertagen. —
In den Verein aufgenommen sind die Hrn. Wertpbal und
v. Jhering.
Versammlung am 29. November 1878. Vorsitzender:
Hr. Haller, Schriftführer: Hr. Bargnm, anwesend 65 Mitglieder.
Es sind Proben von Zcmeut-Kotikret-Fabrikaten (Treppen-
stufen, Platten u. s. w.) von Hm. Ingenieur Ulzhoefer und eine
Anzahl Tempera • Malereien von Schreiber in Nürnberg durch
Hrn. Architekten Pauli aasgestellt.
Unter den Eingangen befindet sich die Petition des Berliner
Architekten - Vereins an den preuft. Handelsminister, betr. die
Reorganisation der preufs. Gewerbeschulen. Nach einem Inhalts-
Resume der ohne Begleitschreiben unter Kreuzband üttersendeten
Bittschrift spricht der Vorsitzende sich dahin aus, dass diese rein
preußische Angelegenheit in Hamburg auf sich beruhen bleiben
könne. Hr. Kaemp ist dagegen der Meinung, dass man die
höchst interessante Frage sehr wohl im Hamb. Verein besprechen
könne, ohne an der in Preul'sen geübten Agitation pro und
contra theilzunebmen. Dabei prophezeit Hr. Kaemp im Hamb.
Scheidung mit ebenso grofser Majorität wie im
aber im entgegen gesetzten Sinne. Dem
wird der Vorsund versuchen,
eine Besprechung der Frage auf die Tagesordnung einer der
nächsten Versammlungen zu bringen.
Ferner ist eingegangen das Schreiben des Vororts, betr. die
Wahl eines Delegirten zur Landessektion der permanenten Kom-
mission des internationalen Kongresses für Industrieschutz. Hr.
Kaemp unterstützt die gestellten Anträge und es werden, nachdem
auch Hr. Kümmel die Wahl des Hrn. Kommerzienrath Langen
Pohlen hat, sitmntliche Vorschläge des Verband-
Der Vorlegung einer Eingabe der litterarischen Kommission,
worin diese sich gegen die Zumuthung. die Fürsorge for
Vorträge im Verein zu übernehmen, energisch verwahrt, folgt
alsbald namens dieser Kommission durch Hrn. Gallois ein Referat
Ober Bücher-Anschaffungen von solcher Gediegenheit, dass jedem
Zweifel an der besonderen Qualifikation der litterarischen Kca-
mission für die ihr zugedachte Inauguration der Boden ent-
zogen wird.
Hr. Schäffer macht die von ihm zugesagten Kehsc-Mit-
theilungen Ober England. Zweck der Reise war, Fruchtspeicher,
im besonderen Getreidespeicher, zu sehen und kennen zu lernet:
zu diesem Behufe besuchte der Redner Liverpool und London.
In Liverpool ist das in dieser Beziehung Bemerkenswerthette
das früher auch von Hrn. Kaemp beschriebene grofse f 'om-irare-
kmue (s. Dtsch. Bztg. 7H, S. 12HJ mit dem von Armstrong ein-
gerichteten Band-Transport für die Horizontal-Bewegung des Körnt
Für den Vertikal-Transport sind auch jetzt noch Elevatoren nur
versuchsweise eingeführt und es wird hier sowohl wie in dem. Liver-
pool am Mersey gegenüberliegenden Rirkenhead meistens der
Kübel zum Heben angewendet
Als Bewegungs-Maschinen hat Armstrong mit Vorliebe kleine
hydraulische Maschinen angewendet, welche er überall, wo sie
erforderlich sind, aufstellt und im Freien durch Gasschlangen vor
Frost schützt. Auf diese Weise sind Einrichtungen, um Eisen-
bahnwagen vorzuholen, um Kornkübel in bellen o. s. w. getroffen.
Die Krahne dienen z. Th. nur zum Aufheben und nicht zum
Schwingen der Last; sie sind dem entsprechend ohne Ausleger
mit Drahtseil konstruirt.
In dem Speicher des C<mmerrM. fioek in London befindet
sich eine, auch von Armstrong herrührende neue Einrichtung zum
Helten, welche dprt sehr geprieiieu wird, nach deutschen Begriffen
aber keineswegs als etwas Vollkommenes itnponirt Während die
kontinuirliche Bewegung ohne Stöfse für uns das Beste zu sein
scheint, ist hier eine Konstruktion ausgeführt, bei der es ohne die
heftigsten Stöfse mit ruckweiser Unterbrechung der Bewegung
gar nicht abgehen kann. — Ein beweglicher Krahn hebt mittels
Flascbenzugcs einen Kübel von 1 rt» Inhalt. Dieser wird im
Schiff gefüllt, gehoben, ans Hans geschwenkt und hier auf einer
Gallerie über einem Trichter gekippt und so entleert. Das Kippen
geschieht in der Weise, dass der Haken, an welchem der Kfibel
in einem festen Bügel hängt, aushakt, wenn der Kübel sieb im
Trichter aufsetzt: dann wird aufs neue gehoben und damit eine
Kette angezogen, welche aufsen am Boden des Kübels befestigt
ist. Es muss auf diese Art ein vollständiges Kippen und Entleeren
erfolgen, auch sollen — nnch Meinung der Engländer - die
dabei unvermeidlichen Stöfse nicht schaden.
Ferner schildert Hr. Schäffer die Bauarbeiten am Virtorio-
Exttntion-Itock in London, n. zw. im besonderen die Konstruktion
der Kaimauer. Es wird eine Serpentine der Themse in
ca. 2,5 k» Lange durchschnitten und dort ganz im Trockenen
gebaut Die Mauer bat aufser 1,5 ■» Fudamenthöhe eine Höbe
von 11,4" Ober der Sohle, ist oben 2,1" und unten 5,4» stark,
bei einem Anlauf in der Vorderfl&che von JA in den unteren
3,3» und von '/« in den oberen 8,1 » der Höhe; sie ist ganz
in Zement-Konkret (Mischung und Vr) hergestellt -
Hr. Robertson beantragt, dass der Hamb. Verein die
Schritte des Berliner Arch.- Vereins in Sachen der Strafsburger
Univeraitätt-Konkurrenz unterstützen möge. — Hr. A b r e n s , als Vor-
sitzender der Konkurrenz-Kommission, äußert, dass er sich keinen
Erfolg von einer etwaigen Unterstützung verspreche, und dass selbst
wenn perirulum in mora sei — wie Hr. Robertson mittheilte —
es dann, wenn unser Verein überall einen Beschluss fassen könne,
doch wohl zu spät geworden sein werde, um mit dem Be-
schlüsse noch zu nützen. — Auf Antrag von Hrn. Bargnm wird
sodann beschlossen, die Konkurrenz -Kommission zu beauftragen,
die Sachlage nochmals u. zw. unter Hinzuziehung des Hrn. Robert-
son zu prüfen und — falls es sich herausstellen sollte, dass
man sich von irgend einer Maaftregel Aussicht auf Erfolg ver-
sprechen dürfe - diese ohne Säumen, also eventuell auch ohne
den Verein zu fragen, nur mit Zustimmung des Vorstandes und
durch diesen zu ergreifen. — Bm. —
Architekten • Verein zn Berlin. Haupt- Versammlung am
2. Dezember 1878; Vorsitzender Hr. Möller; anwesend 164 Mit-
glieder und 3 Gäste. —
Eingänge: 1) Schreiben des Mngistrats zu Erfurt, in welchem
dem Verein für die erfolgreich gewesenen Bemühungen zur Er-
langung von Projekten zum dortigen Krieger- Denkmal U874» Dank
und Anerkennung ausgesprochen wird; dem Schreiben sind zwei
Blatt Photographien des Kenkmals als Geschenk für die Bibliothek
beigefügt. — 2) Dankschreiben des Braunschweiger Archit-Vereins
für die erfolgte Zusendnng einer Alischrift der Petition des Vereins
an den Handelsminister wegen Berechtigung der Gewerbeschtil-
Abiturienten. — 3) Schreiben des sächs. lug.- u.Archit- Vereins, mit-
tels welches ein Exemplar des Werks „l)ie Bauten von Dresden"
als Geschenk für die Bibliothek ühersandt und unter Kenntniss-
gabe einer beträchtlichen Preis - Ermftfsigung des Werks (von
bezw. 35 und 30 M. auf 25 und 20 M. für Mitglieder von Vereinen)
um Sammlung von Unterschriften für die Anschaffung gebeten
wird: von dem Hrn. Vorsitzenden wird, unter Anerkennung der
Vorzüglichkeit des Werks, den Vereinsmitgliedern die möglichst
zahlreiche Ausfüllung der Subskriptionsliste, welche in der Biblio-
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DEUTSCHE BAUZEITUNG.
Vereini
'in
Zentral- Verek
Nft. 9S.
tbek ausliegen soll, empfohlen. — 4) Mitteilung des proviaor.
Iber Grandung
)ldt • Akademie
j, u*ebetr. ScbrirutQcke
— 5) Der Vorstand der
bat den Etat pro 1679 vorgelegt; derselbe
bis zur bevorstehenden Berathung über den Etat des Vereins
gelegt werden. —
Erster VerbaudlungsGegeMiand ist die Krage der Betheiligung
des „ Verbandes- an der Landes-Sektion der penn. Kommission für
die internationale Regelung dea Patent-, Muster- und Markenschutz-
wesens*). Der Vorstand, welcher die Angelegenheit in Berathung
genommen hat, hält diese Betheiligung für nützlich, schon um
deswillen, damit dem Verbände nicht die Gelegenheit entzogen
werde, etwaigen Bestrebungen, die neuere deutsche Gesetzgebung
über die betr. Gegenstande bloßer Liebhabereien für internationale
Hegelungen wegen abzuändern, an geeigneter Stelle entgegen
zu trtteu. Der Vorstand ist ferner der Ansicht, dass dem Dele-
gaten des Verbandes die völlige Freiheit seiner Entschließungen
gegenüber den Beschlüssen des Pariser internationalen Kongresses
gewahrt werden müsse, und er wünscht endlich hinsichtlich der
Frage der antheilweisen Kostenübernahme, dass der Verband sich
darauf beschranke, seine prinzipielle Geneigtheit, zu den Kosten
beizutragen, auszusprechen und im übrigen das Hecht jährlicher
spezieller Bewilligung sich vorliebalte, weil für den Augenblick
weder die Höhe der Kosten noch der Modus der Vertheilung
zu übersehen sei. Was die Persönlichkeit des Verbands-
Delegirten betrifft, so wünscht der Vorstand diese Wahl von
dem Gesichtspunkte aus vollzogen zu sehen, dass der l>elegirte
der Vertretung des Musterschutzes sich anzu-
n werde, weil vorauszusetzen sei, dass das Patent-
und Markenschutzwesen schon durch die übrigen 7
der Landes-Sektion in zureichender Weise bei der
uon vertreten sein wird. —
Die Herren Fritsch und Schwatlo erklaren ihre Zustira-
zu den dargelegten Auffassungen des Vorstandes; der
erstere betont besonders, das« die Retheiligung des Verbandes
an der Kommission nur dann einen Sinn habe, wenn zum De-
legirten desselben eine Persönlichkeit gewählt werde, welche als
Repräsentant der uuter den Mitgliedern dea Verbandes vorhan-
denen Anschauungen und spezifischen Fach - Erfahrungen
gelten könne. Da sonstige Ansichten zur Sache aus der Mitte
der Versammlung nicht laut werden, sanktionirt der Verein
die Auffassungen dea Vorstatides uud bezeichnet demnächst durch
Akklamation seinen Vorsitzenden, Hrn. Geh. Regier.-Rath Möller,
welcher bei der vor Aufstellung des Musterschutz - Gesetzea
eingeleiteten Enquete »etheiligt war und in seiner Stellung
als Mitglied des Kgl. Gewerblichen Sachverstandigen Vereins
praktische Erfahrungen auf diesem Gebiete gesammelt hat, als
denjenigen, dessen Abordnung als Delegirten des Verbandes
503
sen Abordnung als Delegirten
mission ihm am zweckmäßigsten
des Hrn. Runge und sonstiger
Vereins-Mitglie-
Von
der ist
Der
die bilden Hauser des Ijuidtaga ausarbeiten , welche in ein-
gehendster Weise die durch die Verfügung des Hm. Handels-
ministers in der Angelegenheit der Berechtigung der Gewerbe-
si liul- Abiturienten sowohl dem Staatebaufach insbesondere, wie dem
preufsischen Beamtenthum überhaupt entstehenden Schädigungen
Idar legt und veranlasst, dass jenen Abiturienten das Recht nicht
gewahrt werde, zu den Staatsprüfungen im Hochbau- und Bau-
Ingenieurfach zugelassen zu werden;
diese Petition seinen Mitgliedern zur Unterschrift auslegen;
dte säinmtlichen Architekten- und Ingenieur- Vereine im Gebiete
des preufsischen Staate veranlassen, sich über vorstehende Frage
zu äußern, bezw. sich uu. Petition durch namentliche Unter-
schriften anzuschließen ;
die so entstandene Gesammt- Petition in thunlichst kurzer
Zeit den beiden Häusern des Landtags unterbreiten.
Bevor Hr. Runge zur Begründung des Antrags das Wort
erhalt, legt der Hr. Vorsitzende mit einigen Worten den ver-
änderten Standpunkt dar, den der Vorstand und das Vereins-
plenum in der Verfolgung der Frage der Berechtigung der Ge-
werbeschul-Abiturienten heute einnehmen. Nachdem, wie bekannt,
auf die betr. Petition des Vereins eine ablehnende Entscheidung von
der olwrsten Stelle der Verwaltung des Bauwesens aus ergangen
sei — zwar ohne dass der Verein darüber bis jetzt amtlich
unterrichtet worden — so würden diejenigen Vereins- und Voi-
stands-Mitglieder, die dem Beamten-Stande zuzahlen, kaum in
der Lage sich befinden, demjenigen weiter gehenden Schritt sich
anzuschliefsen, der durch den Antrag Runge angeregt sei. Daher
dürfe es sich empfehlen, dass nicht der Verein als solcher, son-
dern eine Anzahl von Mitgliedern desselben im Sinne des Runge-
schen Antrags weiter petitionire und dann sei selbstverständ-
lich nicht der Vereins - Vorstand, sondern etwa eine ad hoc
berufene Kommission die geeignete Stelle, an der die Petition ab-
gefasst werden könne. —
Hr. Runge rekapitulirt hierauf kurz den bisherigen Verlauf
der Angelegenheit, begründet die Tbatsache, dass eine Anzahl
jüifgerer Verein ämitglieder dieselbe in die Hand genommen habe,
giebt eine abermalige umfassende Motivirung dazu, warum die
weitere Verfolgung der Angelegenheit geboten sei bezw. sich recht-
fertige, und schließt mit Berichtigung eines Irrthums, der sich
über die Ausdehnung deasen, was man erstrebe, eingeschlichen
habe: Nicht gegen die Aufnahme der Gewerbeschul-Abilurie
iu die technische Hochschule habe man sich gewendet,
sich darauf beschränkt, die Fernhaltung jener Abiturienten von
den technischen Staatsprüfungen zu fordern. —
Hr. Kinel spricht sowohl aus sachlichen als aus formalen
Gründen gegen die Ablassung einer Petition an den Landtag.
Die endgültige Entscheidung in diesen Dingen stehe, beim Maugel
betr. gesetzlicher Bestimmungen, zweifellos beim Ressort -
Minister und es sei höchst unwahrscheinlich, dass im Landtage
irgend jemand sich finden sollte, der einen betr. Antrag aufnehme.
Der Hr. Redner macht beiläufig der früheren Minorität des Ver-
eins den Vorwurf, nach Techniker-Art etwas hitzig vorge-
gangen zu sein; in anderen Rerufskreisen würde unter gleichen
Verhältnissen die Minorität sich wahrscheinlich gefügt haben.
Hr. Hobrecht hält dafür, dass die Lage der Dinge doch
eine etwas andere uud weniger ungünstige sei, als Hr. Kinel
annehme. Einerseits werde zweifellos die Einrichtung der neuen
Schulen im Staatshaushalte-Etat eine Rolle spielen und anderer-
seits dürften die Kommunen im ganzen wohl wenig geneigt sein,
auf die dem Wechsel unterworfeneu Zusagen eines Ministers hin
große Geldopfer für die neuen Anstalten zu bringen, sondern
gesetzliche Garantien beanspruchen. Der Hr. Redner wider-
rüth Acngstlichkeit beim Vorgehen und spricht um so mehr zu
gunsten des Antrags sich aus, als - dem Konferenz- Beschlüsse
zuwider - der Hr. Handeßuünister die Berechtigung der Ge-
werheschul - Abiturienten einzig auf Angehörige des Hochbau-,
des Bauingenieur- und Maschinenwesens erstreckt und alle anderen
technischen Fächer unberührt gelassen habe. Hr. Schwatlo
wahrt, den Aeufserungen des Hrn. Kinel gegenüber, mit Ent-
schiedenheit die Rechte der Minorität und vermag in der Größe
der Majorität ein Kriterium für die Güte der von derselben ver-
tretenen Sache nicht anzuerkennen. Der Hr. Ri^dncr ist nicht
im Stande, sich ein genaues Bild von dem Wege zu machen,
den der Antrag Runge gehen will. Entweder petitiouirt der
Verein und alsdann liegt dem Vorstaude die Pflicht ob, die
Petition zu entwerfen und zu unterzeichnen — oder aber es
petitioniren einzelne Vereinsmitglieder und dann ist es aus-
schließlich die eigene Angelegenheit dieser Mitglieder und nicht
die des Vereins, sich um das Zustandebringen der Petition zu be-
mühen. Nachdem Hr. Hobrech t das zuletzt angeregte Bedenken
anerkannt und die Antragsteller ersucht hat, eine bezügl.
Aendurung des Antrags vorzunehmen, giebt Hr. Runge diesem
Wunsche in so weit statt, dass er zur Abfassung der Petition durch
deu Verein eine Kommission gewählt zu sehen wünscht. Zu
gunsten dieses Vorschlags spricht Hr. Hellwig, entschieden da-
gegen aber Hr. Ende. Schließlich ersuchen die Hrn. Hobrecht
und Krieg die Antragsteller, von der weiteren Verfolgung der
Angelegenheit im Verein Abstand nehmen und ihre Absicht auf
dem Wege einer freien Vereinigung, die sich großen Beifalls zu
erfreuen haben werde, verwirklichen zu wollen. Nachdem
Hr. Runge sich hier/u bereit erklärt hat, wird der Gegenstand
verlassen, um nach Schiusa der Sitzung in nicht offizieller Weise,
u. z. durch Wahl einer Kommission weiter verhandelt zu werden. —
Hiernächst erfolgt die Beurtheilung von Monate-Konkurrenzen.
Hr. Kuhn referirt über die 4 eingegangenen 1 .hü in igen des Ent-
wurfs zu einem Stimmzettel-Gerath für den Verein. Der
Entwurf „Sphinx" verwendet 2 auf einander gesetzte Metall-
schalen und erzielt dabei ein halb teller-, halb korbtormiges Gerath,
welches für den Gebrauch zum Uinhcrreichen wenig geeignet aus-
gefallen ist — „Zweck entsprechend* verwendet die einfache
Klingelbeutel-Form, welche die Forderung der Repräsentation
nicht erfüllt. — .Zinn und Kupfer" zeigt die Form der gewöhn-
lichen Wahlurne, welche nur zum festen Hinstellen und nicht
zum Umhertragen taugt. — Der 4. Entwurf mit dem Motto
„As ik kan" zeigt ein in Holz auszuführendes Gerülh von
angemessener Formgebung, freilich mit einigen Mangeln des
Details und der Dekoration. Indessen bat die Kommission nicht
Anstand genommen, dieser Arbeit, als deren Verfasser Hr.
Adolph Härtung ermittelt wird, den Preis zuzuerkennen. —
2 Entwürfe zu einer Hängebrücke werden von Hrn. Büsing
beurtbeilt. Auf beide Losungen ist großer Fleiß verwendet,
leider mit sehr ungleichem Erfolg. „Von hübeu nach drüben-
ist in der theoretischen Behandlung der Aufgabe mehr als ge-
nügend, aber in der Disposition und hieraus
auch in der praktischen Durchführung mehr
der praktischen Durchführung
beispielsweise sind Ketten aus I
VmkI. d.i. B*<
IL, ho. S« di«.
der Parabel geformt sind, ohne dass Knnstruktionsglicder sieh
finden, durch welche diese Form der Kette erhalten würde Das
Projekt mit dem Motto „( ato" dagegen, welches Kabel verwendet,
die in vertikaler Ebene bleiben, ist bei zureichender theoretischer
Behandlung in Disposition und praktischer Durchführung so gut
geglückt, dass einige kleine Mangel, welche daran vorkommen,
— (unpraktische Befestigung der Geländerstabe und zu große
Schwere der Brückenbahn) — die Kommission nicht gehindert
haben, demselben den Preis zuzuerkennen; als Verfasser wird
Hr. Münchhof ermittelt. —
Nachdem auf Antrag des Vorstandes, der noch besonders
von Hrn. Krieg befürwortet wird, der Verein diu Bewilligung
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DEUTSCHE BAUZEITUNG.
7. Derembw 1878
einer Weihnächte - Gratifikation für den Vereins - Diener aus-
gesprochen hat und ferner von Hrn. Ende eine Ironie Mittei-
lung Ober die bevorstehende Ausschmückung des Sitzungssaals
mit Freskomalereien gemacht worden ist, erfolgt die Beantwor-
tung der im Fragekasten vorgefundenen Fragen durch die Ilm
Fritscb, Möller, Hanke und Krüger. -
In den Verein aufgenommen sind heute die Hrn. Betbge,
Hohnstedt, Brandt, Daniels, (iraefinghoff, Iniroth, Faul Kay »er,
Kleesattel. Laoomi, Landsberg, "
Pfannschinidt , Pogge, Poltrock,
und F
Vollmar, Weift und Felix Wolf.
10 Uhr.
- B. -
Kunatgewerbliohe WeihtuwhUrmesae. Wieder schmückt,
wie im vorigen Jahr, das Architektenhaus seine Sale, um dem
Kunstgewerbe Berlins Gelegenheit zu reichem Absatz seiner Er-
zeugnisse, dem kauflustigen Publikum einen durch kunstverständige
Kritik gesichteten Markt begehrenswerter Festgeschenke zu
bieten. Wenn der Verein im vorigen Jahr mit einer gewissen
Zaghaftigkeit dem fraglichen Gelingen eines fttr unsere Stadt ganz
neuen Unternehmens entgegen sah, so sind wir jetzt in der glück-
lichen Lage , mit berechtigtem Stols auf den Erfolg jenes ersten
Versuchs zurück blickend, der diesjährigen Weihnachtsmesse ein
günstiges Resultat, wenigstens eine sympathische Aufnahme vou
Seiten des Publikums voraus sagen zu können.
Die Physiognomie der Messe wird der vorigjährigen sehr
ähnlich sein; sind doch die vorigen Aussteller fast ausnahmslos
wieder erschienen und haben — bezeichnend genug — alle die-
selben Platze wieder erbeten, die sie zur vorigen Messe einnahmen
und wo, wie sie hoffen, das Publikum sie wieder aufsuchen wird.
So werden die Frontsale des Architektenbauses annähernd dasselbe
bunte Bild wie voriges Jahr ergeben. Etwas mehr Rücksicht kann
diesmal auf die bequeme Zirkulation des Publikums genommen
werden. Der reiche Zuwachs an neuen Ausstellern aber, den una
dieses Jahr bringt, wird in dem vom Architektenverein liberaler
Webe zur Verfügung gestellten groben Festsaal seine Auf
finden. Nach der vorläufigen Disposition sollen die Wände
mit Mobilien in
wechselnden
Metal',
Eine lange Tafel an der Fensterwand soll zur Auslage hervor-
ragender Arbeiten von Künstler- und Dilettantenhand dienen, von
denen interessante Stücke — wir können die Namen Schaufs,
Otto Heyden, Hübner, Brausewetter verrathen — zu erwarten stehen.
So dürfen wir hoffen, daas wir in dem zu erwartenden bunten
nnd lustigen Gewühl auch den Vereinsgenossen in erfreulicher
Menge begegnen werden, neben hohem und allerhöchstem Besuch.
Allerhöchstem: hat doch der Kronprinz, ein nicht seltener Gast
unserer Bauausstellung, bei Gelegenheit eines Besuches in diesem
Frühjahr der von ihm geführten Grobherzogin von Baden eine
sehr huldvolle schmeichelhafte Schilderung von der vorigen Weih-
uachtunesse gegeben, die das warme Interesse des hohen Herrn
für das Unternehmen dokumentirte. Aber auch für den niedrig
geborenen Sterblichen, falls er nur kein „Mann mit zugeknöpften
Taschen" ist, wird die Möglichkeit geboten sein, seinen Theil zu
der „praktischen Hebung" des Kunstgewerbes beizutragen. Belehrt
durch die Erfahrungen des vorigen Jahres haben die meisten
Aussteller ihre Aufmerksamkeit auf die Anfertigung weniger kost-
sr Stacke gerichtet. —
Und so: Glück auf und gutes Gelingen der Messe, die, wenn
auch die ernstere Vereinsthatigkeit auf kurze Zeit unterbricht,
Konzert -Abenden, deren Einrichtung das Komite
ins Auge gefasst hat. die gewohnten Gesichter in den
i zu heller Feststimmung vereinigen wird. L.
Die Stellung der Kunrentafeln an denjenigen Eisenbahn-
kurven, welche mit Uebergangskurven konstruirt sind, wird bei
einzelnen Bahn -Verwaltungen neuerdings in der Weise ange-
ordnet, daas die Tafeln nicht neben die Tangentenpunkte
der Bahnkurve, sondern neben die Anschlusspunkte zwischen
Uebergangskurve und Kreisbogen gestellt werden. Für
diese Aufstellungsart wird geltend gemacht, dass bei spaterer
Auswechselung einzelner in der Uebergangskurve liegender Schienen,
welche z. B. beim Hilfscben Oberbau nach verschiedenen, bis zum
dius des Kreisbogens abnehmenden Radien gekrümmt sind,
am Gleis markirt sei.
Dem gegenüber ist indessen zu bemerken, dass der Bahnmeister
zur Konstruktion der Uebergangskurve eine Tabelle, welche für
alle vorkommenden Radien der Kreisbögen die Lange der zuge-
hörigen Uebergangskurve und die Anzahl und genaue Bezeichnung
der dazu erforderlichen verschiedenen Kurvenschienen enthalt,
überhaupt nicht entbehren kann — wie auch die Kurventafel auf-
gestellt sein möge. (Vgl. Hilf, der eiserne Oberbau, Tabelle B.
S. 64). Im übrigen sprechen alle Gründe dafür, von der all-
gemein üblichen Praxis, die Tafeln im Anfangs- und Endpunkt
der Bahnkurven aufzustellen, nicht abzugehen, seien die letzteren
mit Uebergangskurven versehen oder nicht. Zur Absteckung der
Kurven müssen — wie beim ersten Verlegen des Oberbaues, so auch
bei spaterer Erneuerung einzelner Gleisstrecken — vor allem die
Tangenten-Punkte genau bestimmt und an Ort und Stelle markirt
sein. Das Gleiche gilt für das Nachrichten der Gleise bei Kr-
neuemng das Stnpfmaterials, beim Einziehen neuer Schwellen
| u. dgl. Stehen die Tafein aber am Anschlusspunkt zwischen
Uebergangskurve und Kreisbogen, so muss der Taagentenpunkt
von dort aus erst hergestellt werden, und es ist bei der geringen
Abweichung der Uebergangskurve von der Geraden namentlich
bei gröberen Radien die Möglichkeit keineswegs ausgeschlossen,
dass ein minder erfahrener Bahnmeister beim Abstecken stau
1 vom Tangenten-Punkt von dem Anschluss-Punkt ausgeht und den
gemachten Fehler durch das ohnehin sehr beliebte „Augenmaab"
1 wieder zurecht pfuscht — Ferner ist es zweckmilbig, dass die
j in den Situations- und Nivellements-Planen angegebenen Kurven-
langen mit den auf den Kurveotafeln bezeichneten Langenmaaben
identisch sind, wie es bei der Stellung der Tafel am Anfang und
Ende der Kurve der Fall ist Freilich darf die Bezeichnung
„mit Uebergangskurve" auf den Tafeln niemals fehlen, wenn man
der richtigen Lage des Gleises für die Zukunft versichert sein will,
und wünschenswerth ist es, wenn daneben noch die Lange der
Uebergangskurve angegeben ist, also z. B. „Mit Uebergskrve.
(32»)".
Im Interesse der Einheitlichkeit dieser für das Eisenbahnwesen
nicht unwichtigen Bezeichnungen ist dringend zu wünschen, dass
die hergebrachte Praxis, die Kurveutafeln in den Tangenten-Punkten
aufzustellen, überall beibehalten wird und dass abweichende Auf-
stellungsarten dem entsprechend umgeändert werden. S.
Koiiknrrenreti.
Konkurrenz zum nenen Kollegien-Gebäude zu StraTs-
barg. Die Konkurrenz -Entwürfe sind nach Schluss der Aus-
stellung in Berlin den Verfassern programmgemäß wieder zu-
gestellt worden, da das Reichskanzleramt die Ausstellung derselben
in Strabburg nicht beabsichtigt hat Der Verein Strab burger
Architekten und Ingenieure bat sich nun entschlossen, seinerseits
in dieser Angelegenheit die Initiative zu ergreifen nnd eine Aus-
wahl der Entwürfe — so weit der vorhandene Raum dies gestattet
— in Strabburg zur Ausstellung zu bringen. Dieses Unternehmen,
dessen Ausführung wegen der geringen Anzahl der Verein» Mi i
glieder, sowie wegen der Geringfügigkeit der hierfür su Gebote
stehenden Mittel mit nicht unerheblichen Schwierigkeiten für
genanntem Verein verknüpft war, kann jetzt als gesichert
betrachtet werden, da die zur Theilnabuie aufgeforderten Künstler.
mit Ausnahme einer einzigeu Firma, ihre Bereitwilligkeit zur Be-
schickung der Ausstellung mitgetheilt und die von ihnen ent-
worfenen Projekte dem Verein bereits gröbtentheib sur Disposition
gestellt haben. Die Ausstellung wird dem zufolge vom 3. bis
18. Dezember in den oberen Sälen des Bürgermeister-Amtes am
Broglieplatz stattfinden und wir bitten unsere Kollegen — nament-
lich aus Süd- und Mittel-Deutschland — dem Strabburger Verein
durch zahlreichen Besuch der Ausstellung die verdiente Genug-
thuung su Tbeil werden zu lassen. Gleichzeitig beabsichtigt der
Verein, wie wir hören, um den zur Besichtigung der Ausstellung
eintreffenden auswärtigen Kollegen Gelegenheit zu bieten, die
Strabburger Vereins-Mitglieder kennen su lernen, einen bescheidenen
Festabend am 14. Dezember im „rothen Hause" zu veranstalten,
und es wird auberdem der Verein stete eine Anzahl seiner Mit-
glieder deputiren, um den auswärtigen Kollegen als Führer zur
Be
Brief- nnd Fra-ekasten.
Ein „Neugieriger" in Berlin. Wir haben den von Hrn.
Brth. Hase gemachten Zahlen-Angaben Uber den Kubik-Inhalt der
bei der Strabburger Uuiversitäte-Konkurrens pramiirten Entwürfe
sowie die danach ermittelten Einheitspreise einfach aus dem Ma-
nuskript des uns zugesandten Berichts abgedruckt und sind daher
nicht im Sunde, zu kontrolliren, worin die von Ihnen hervor ge-
hobenen Differenzen - (Kinheitepreb des Mvlius-Bluntschli'schen
Entwurfs bei 104 513«« Inhalt = 20,3 M. (statt 21,5 M.j pro
rb" und Einheitspr. d. Sommer'&chen Entwurfs bei 69 239«™
22,59 M. (statt 25,21 M.) pro ■ '•">) - ihren Grund haben.
Hrn. M. in Lübeck. Ueber die Einrichtung alter Kloster-
Anlagen für Museums-Zwecke werden Ihnen die Hrn. Stadtbrth.
Licht in Danzig, Stadtbmstr. von Haselberg in Stralsund,
Direktor Dr. Essen wein in Nürnberg und Senator Römer in
Hildesheim (bezw. die Ihnen von letzterem namhaft zu machenden
Architekten daselbst) die werthvollste Auskunft geben können.
Hrn. II. II. in Altona. Die preubischen Vorschriften über
die Feldmesser-Prüfung sind i. Jhrg. 71 des Minbt.-Bl. f. d. innere
Verwaltung abgedruckt. Zugänglicher dürfte Ihnen das bekannte
Buch : „Die Baupolizei d. preub. Staats v. Dr. L. v. Rönne" sein,
welches eine vollständige Znsammenstellung aller bU 1*72 er-
gangenen Vorschriften für das bezgl. Fach enthalt.
Anfrage. Wie ist wohl der Raum für ein Glockenspiel von
ca. 80 Glocken im Gewichte von 3000 4000 ">k in einem Kirch-
thurme »u bemessen V
»rl«C tos C.rl Beelu ta
K. E. 0. yrll.cp.
Urne»; W. Ilotitr Hofb.ehcJruckerei , Beritt.
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N«. 99.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
505
Grelle t. — Per.oBal-S«chrickten. — Brltf- und Pil(tki<lin.
Klappen -Verschluss fUr Rinnstein - Einlaufe.
Offenbar ist die Strafsenrinne nicht der geeignete Ort zur
Ventilation eines Kanal-Systems; vielmehr ist es zur Vermeidung
der besonders in trockenen Sommern auftretenden Qbelen Aus-
dünstungen nothwendig, die Rinnstein-Einlaufe so zu konstruiren,
dass die Kanal-Gase zurück gehalten werden, um sich einen Aus-
weg an anderer, zweckmäßiger gelegener Stelle zu suchen.
Die in verschiedenen Städten zu diesem Zwecke üblichen
Vorrichtungen sind, soweit solche überhaupt existiren, in fast
jeder Stadt anders hergestellt Die meisten beruhen auf dem Prin-
zip der sog. Waaserverschlüsae, von denen einige charakteristische
Muster, den Städten Danzig, Düsseldorf, Karlsruhe, Brüssel und
Dordrecht entnommen, in Fig. 1 bis 5 angegeben sind. Diese
Beispiele sind theils mit Senken versehen, um die festen Massen
zunick zu halten; theils ist, wie in Brüssel (wo ausgezeichnete
Vorrichtungen zur Kanalreinigung vorhanden sind)
fort gelassen, so
dem Deckrost, dem Führungstrichter und den darunter lie-
genden beiden selbstthätigen Klappen. Der Kost laut Wasser,
Schlamm und Staub hindurch, halt aber grofsere Gegenstande
fern ; der Trichter führt alles Material auf die unteren Klap-
penhälften. Feste und flüssige Substanzen sammeln sich so
lange an, bis das Gewicht derselben hinreicht, die Klappen zum
Ueffoen zu bringen, um das Material in die Senke fallen zu
lassen; die Klappen geben alsdann in ihre Schlusslage zurück.
Die Gewichte derselben sind derart eingerichtet, dass eine
Füllung höchstens bis zur Höhe der Drehpunkte eintreten kann.
Jede Klappe ruht auf 2 scharfen, an der Wandung des Kastens
angebrachten Schneiden und ist daher leicht beweglich ; in beiden
Richtungen ist die Bewegung durch kleine Knaggen begrenzt;
eine Hemmung kann nicht leicht eintreten, da die Drehpunkte
vom Schmutze nicht erreicht werden nnd das Festsetzen des Stau-
bes in den Fugen zwischen den Klappen und dl
düng dadurch thunlichst verhindert ist, dass die
ig zugeschiirft sind.
FV i.
Fl«. «.
pasMrende Material in die Kanäle geführt wird. Allen Ver-
schlüssen sind die Mangel gemeinsam, die die Wasserverschlüsse
Oberhaupt besitzen: dass die Wirksamkeit mit der Verdunstung
des Wassere aufhört und dass die Verstopfung begünstigt wird.
Zur Vermeidung des letzt gedachten Uebelstandes ist in Brüssel
auf sehr praktische Weise mit dem gussetsernen Syphon ein
Zweigrobr der Wasserleitung verbunden, aus welchem periodisch
ein Spülstrahl eingelassen wird. —
Der Unterzeichnete hat seit vorigem Jahre für eine größere
Zahl von Rinnstein-Eiulaufen , über deren ühle Ausdunstungen
vorzugsweise geklagt wurde, Klappen-Verschlüsse angewendet,
deren Konstruktion von dem Maschinenfahrikanten Peter Wolff,
Wilbelmstrafse 30 in Aachen, angegeben wurden ist. Da dies« Ver-
schlüsse sich nach meinem Dafürhalten durchaus bewahrt halten, so
wird hierüber die folgende nähere Mittheilung gerechtfertigt sein.
Der WouTsche Klappenverecbluss ist in Fig. G in seiner all-
ng dargestellt. Derselbe ist aus Gusseisen
5 Thcilen, namlicb dem Kasten (Rahmen),
Architekten' nnd Ingenieur -Verein zn Poeen. Sum-
marischer Bericht über die Vereinsthätigkeit im Jahre IST*. Jn der
Sitzung vom 18. Februar hielt Hr. Reck unter Vorlegung von
Planen einen Vortrag über die neu erbaute Werkstatte der Olier-
schlesischen Eisenbahn bei Posen. — Am 4. Marz erläuterte
Hr. Luniatschek in den Haupt-Umrissen ein Prinzip, wonach das
vom Professor Harlacher zu Prag konstruirte Hydrometer zur
graphischen Darstellung der Geschwindigkeiten in rliefsenden
Gewässern eingerichtet werden kann. Die Details dieser Kon-
struktion werden von dem Vortragenden in der Wochenschrift
des Oestreich. A.- u. I.-V. veröffentlicht. Hr. Eichholz nahm
Veranlassung, eine Scharniervorrichtung an Lokomotiv-Radern zu
besprechen, welche bei der Poseu-Kreuzburger Eisenbahn von ihm
eingeführt ist und deren Zweck darin besteht, dass die bedeutende
Abnutzung der Radreifen in scharfen Kurven auf ein Minimum
reduzirt wird. — Die Schinkelfeier am 13. Marz erfuhr eine rege
Betheiligung und verlief in ernster, würdiger Weise. Das Fest-
lokal war mit Zeichnungen des Meisters geschmückt; in einer
Nische, von Topfgewächsen gebildet, stand seine Büste. Hr.
Jacobi hielt die Festrede. — In der Versammlung am 18. MArz
Hr. v. Staa im Anschluss an den Vortrag der
Zur periodischen Reinigung werden der Rost, der Trichter
und beide Klappen aus dem Kasten heraus genommen. Der
Rost lagert in Nutben, was den Vortheil mit sich bringt, dass die
Entwendung erschwert wird, daneben aber den Nachtheü hat, da%s
zur Reinigung des Einlaufe die Lösung der anschließenden zwei
Pflastersteine nöthig ist.
Dieser Klappen- Verschluss kann sowohl bei direkten als
bei seitlichen Einlaufen (conf. Kig. 3 und 4) angewendet werden.
Die gewöhnlichen Maaße des Kastens sind 29cn> Lange und
Breite (excl. Flansch) und 20ri° Höbe. Selbstredend können
beliebige andere Dimensionen ausgeführt werden und ist es statt-
haft, für sehr grofse Was>ermengen 2 WoMTsche Kasten neben,
l»zw. hinter einander zu legen. Eine wesentliche Eigenschaft
dieses Klappen-Verschlusses ist schliefslich diejenige, dass mit
der>clben ohne weiteres jede Art von Wasserverschlüssen, wie
solche in Fig. 1 bis 6 dargestellt sind, verbunden werden kann.
1878.
J. Stabben.
Skalen und die Gröfse der milderen Geschwindigkeit bei
und entwickelte eine Gleichung für die Staukurve. Von den
anwesenden Mitgliedern wurde der Patent - Wagenschieber im
ganzcu ungünstig beurthcill; er zerbricht oft und uöthigt die
Leute im Gleise zu gehen. — Am 1. April hielt Hr. Uscner
einen durch Zeichnungen erläuterten Vortrag über Tauerei.
Derselbe fand den lebhaftesten Beifall und wurde in der Sitzung
vom 16. April fort gesetzt —
Die letzte Versammlung im Wintersemester 1877/78 fand am
29. April statt Die von verschiedenen Seiten für den Sommer
in Vorschlag gebrachten Exkursionen fanden zahlreiche Unter-
stützung. Von diesen sind die folgenden zur Ausführung ge-
kommen: 1. nach der Stammet' .-chen Ziegelei und Ringofen-
anlage und dem im Bau begriffenen Fort Nu. 'J bei Gurt srhin;
2. nach den Werkstatten der Posen - Kreuzburger- und Ober-
schlesischen Eisenbahn, und der Baustelle des neuen gemein-
schaftlichen Eropfangs-Gebaudes; 3. nach den städtischen Wasser-
werken und dem Dome. t. St
Zar SteUnng der proabisohen Kreis - Baubeamten.
Die in No- 4U d. Z. enthaltene Notiz über die Titelfrage im
' rbt Veranlassung darauf hinzuweisen,
Provinzial -Verwaltungen den Staats-
ler ihnen zustehenden Titel
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DEUTSCHE BAUZEITUNG.
11.
ins
ein Missverhältniss entstanden ist, welches einer Abhülfe dringend
so bedürfen scheint.
Die Provinzial - Behörden haben den von ihnen angestellten
Distrikts-Baubeamteu durchweg den Titel „Bauinspektor" mit den
Variationen .Landes-, Wege- oder Provinzial- Bauinspektor" bei-
gelegt. Da nun der Titel „Bauinspektor" in der preufs. Staats-
Karriere einen höheren Grad, bezw. eine höhere Rangstufe be-
zeichnet .ils < 1 1 ■ r I it- 1 »Kreis . Wasser oder I and Baumeister ,
welcher hei der ersten Anstellung verliehen wird und den unter
den obwaltenden Verhältnissen viele Kreis-Baubeamte ihr ganzes
Leben hindurch zu fuhren haben, sn Itetinden sich die Staats-
Üaubcamten dieser Kategorie in der deprimirenden Lage, seitens
des Publikums, ja oft sogar seitens einzelner Behörden auch den
l*rovinxial-Baubeaniten gegenüber als Beamte niedrigeren Haugrs
betrachtet zu werden. Bedenkt man hierbei, das» die meisten
l'rorinzial - Baubeamten junger sind bezw. früher zur Anstellung
gelangen ab die Kreis-, Wasser- und Landhaiimeister des Staates,
ja dass sogar manche Prnvinzial-Haubeamte nicht einmal da* Staatl-
ichen, so erscheint die Misstimmung der Knis-
ber das Titel- Verhältnis« wohl gerechtfertigt,
vor 10 und mehr Jahren wurde höheren Orts die
der Kreis- etc. Baumeister und event die Be-
seitigung des Unterschiedes zwischen Kreis-Baumeister und Bau-
Inspektor ins Auge gefasst. Die Ausführung soll damals an der
Finanzfrage gescheitert sein Nach einer anderen Lesart soll
aus dem Schoofce des Kgl. Kinanzministerii bei jener Gelegen-
heit die Notwendigkeit hervor gehobeu sein, dass dann auch
gleichzeitig die Konigl. Oberförster in die 5. lvangkl.i-.se versetzt
werden müssten, was wegen deren subordinirter Stellung zu den
damaligen Forstinspektoren nicht thunlich erschien. Inzwischen
sind die Forstinspektoren l.iufst Forstmeister und als solche seit
mehren Jahren auch durchweg Käthe IV. Klasse geworden.
Kürzlich ist nun auch den < Iberforsteru die 5. Kangklasie zu-
gebilligt; die Kreisbaumeister aber befinden sich nach wie vor
in der bekannten Zwischenstellung. Dass deren Rangerhöhung
damals an der Finanztrage gescheitert sein soll, erscheint kaum
glaublich, wenn nicht etwu eine dieser Rangerhöhung entsprechende
Gehaltserhöhung für opportun gehalten wurde, was bei den jetzigen
Gebalts Verhältnissen aufser Betracht bleiben kann. Augenblicklich
dürfte es sich fast ausschließlich um Mehrkosten an Wnbnnngs-
geld-Entschädigungen handeln, da Diäten-Zahlungen und Reise-
kosten-Entschädigungen nur ganz ausnahmsweise bei den Lokal-
Baubeamten in Frage kommen. Die Mehrkosten an höheren
Wohnungsgcld - Kntachiidigungen wurden sich aber bei rot. 1><hi
Kreis-, Wasser- und Land - Baumeistern im ganzen jährlich auf
kaum -40 (XX) Jt belaufen, eine Summe, welche doch wohl zu
geringfügig ist, als dass sie einen Uinderungsgrund bilden konnte.
Es soll seiner Zeit noch betont worden sein, dass die Bei-
behaltung einer zweifachen Klassifizirung der Lokal -Baubeamten
aus verschiedenen Gründen „im Interesse des Dienstes" wünschens-
wert]! und eine Unterscheidung durch den Titel noth»endig sei.
Dies zugegeben, könnte ja den jetzigen Bauiuspektoren durchweg
der Titel „Baurath" verliehen werden. — s.
grau erwarb, im uernst acsseiuen janres senon Kern
Hannover zurück, um in die bescheidene Stellung eines
der Mathematik an der polytechnischen Schule einzuti
1 Jahr lang dauerte diese vorläufige Stellung, da das
Friedrich Grelle f. Die letzten Tage des November
brachten die Nachricht vom Tode eines Mannes, welcher, weit
gekannt und geehrt, mitten in der Falle seiner Jahre dahin
gerafft worden ist.
Friedrich Grelle, am 2H. Juli 1836 zu Bremen geboren,
empfing seine Jugendbildung auf der Gelehrtenschule der Vater-
stadt, von der aus er im Jahre 1863 die polytechnische Schule
zu Hannover bezog, um sich vorwiegend mit mathematischen
Studien zu beschäftigen. Nach abgelaufenen 2 Juhreu vertauschte
er zur Vollendung seiner Studien das Polytechnikum mit der
Universität Gottingen, an welcher er im Jahre 1*57 den Doktor-
grad erwarb. Im Herbst desselben Jahres schon kehrte er nach
i Repetenten
Nur
Jahr 185»
„ als «weiter ordentlicher Lehrer, und das Jahr 18«} 1
die Ueberträgung der Stelle des ersten Lehrers für Mathematik
ihm brachte; 1869 ward Grelle der Professor -Titel verliehen. -
Die wenigen hier aufgezahlten Erlebnisse schliefsen fast voll-
ständig den äulscren Rahmen, in welchem das Leben des Ver-
storbenen, das am 27. November d. J. sein frühzeitiges Ende fand,
sich vollzogen hat. Was über diesen Rahmen etwa hinaus fallt,
ist die im Jahre 1868 durch Grelle erfolgte verdienstvolle Mit-
begrundung des preußischen Beamten -Vereins, während eine
litterarische 'Hurtigkeit tuäfsigen Umfangs durchaus innerhalb
jenes Rahmens liegt l)er letzt genannten Thatigkeit entsprangen
aufser einigen Publikationen in Zeitschriften folgeude selbständige
Schriften: „Analytische Geometrie der Ebene" (1861 und 1875),
„Prinzipien der Arithmetik" (1863J und „Elemente der Theorie
der von reellen Variablen abhängigen Funktionen (1874).
Was die Wissenschaft in dem Verstorbenen besaf« und ver-
loren hat, zu schildern ist diese Stelle nicht der geeignete Ort;
nur über das, was Grelle speziell als Lehrer gewesen ist,
wird es sich geziemen, in diesen Rlättem vor den Genossen
unseres Faches einige Worte hoher Anerkennung auszusprechen.
In seltenem Maul'se war dem Verstorbenen die Gälte verliehen,
seinen Hörern trockne Wahrheiten in interessanter Weise nahe
zu bringen und sie mit wunderbarer Klarheit der Darlegung dnrek
langwierige Entwicklungen von Stufe zu Stufe zur Lösung mathe-
matischer Probleme von schwieriger Art hinan zu fahren.
Die stete volle Besetzung seiner Hörsäle bezeugte aa
besten die hohe Werthschätzung, deren Grelle als Lehrer unter
den Studirenden sich erfreute ; nicht minder grofj war die Achtung
und — mit Bezug auf nicht wenige seiner Hörer — die freond-
schaftlicbe Zuneigung, welche dem Menschen Grelle tutetet
getragen und häufig angenommen ward. — Wenn die Namen der-
jenigen genannt werden, denen die hannoversche polyiecIniMfce
Schule ihren wohl begründeten Ruf verdankt, so wird der Nim*
Friedrich Grelle'* gewisslich unter ihnen sich betmden.
- B. -
Personal -Naeluiehten.
Preufsen.
Die Baumeister-Prüfung im Bauingenieurfad. haben
Max Stündeck aus Arnsberg u. Jul. Mascberek ans Witten-
berg bestanden.
Die Bauführer-Prüfung für beide Fachrichtungen haben
bestanden: Otto Trapp aus Waldboeckelheim, Anton Adams
aus Saarbtirg. Peter Berrens aus Trier und Otto Kaeppler
ans Wolfsbehringen.
Brief- und Fragekuten.
Erklärung. Mit Xo. 91 u. Bl. ist ein Zirkular der Fabrik
von E. Leuten in Halle verbreitet worden, in welchem dieselbe
den Bestellern ihrer Fabrikate einen Extra-Rabatt von 5 °<« unter
Wahrung „selbstverständlicher Diskretton" in Aussicht stellt Ks
ist dies vennuthlich an mehren Stellen aufgefallen und hat einem
der Vereine uuseres Verbandes sogar Veranlassung zu einer for-
mellen Beschwerde darüber gegeben, dass das Organ des Ver-
bandes zur Verbreitung solcher, „nur zu leicht zu Verdächtigungen
führenden und die Ehre unseres ganzen Standes schädigenden Al-
kündigungen" Gelegenheit gebe. —
Wir glauben in Folge dessen erklären zu müssen, dass die
bezügl. Beilage seitens der K.\|ieditiun angenommen und ver-
bleitet worden ist, ohne dass die Redaktion, welche erst durch
jene Beschwerde auf jenes Blatt aufmerksam geworden ist,
Keuntniss davon gehabt hat — dass wir die Annahme der Beilage
jedoch versagt hätten, falls uns dieselbe rechtzeitig vorgelegt
worden wäre. Wer den Annoncenteil u. Bl. mit dem anderer
Journale vergleicht, wird sicherlich empfinden, dass derselbe einer
" von allen Anstößigkeiten mög-
absolute Garantie
liebst frei gehalten wird. Dass ei
gelegentliche Durchschlüpfen einer
gewähren, wird allen denen niel
nicht zweifelhaft sein, welche von
dem Geschäftsbetriebe einer Redaktion eine Vorstellung haben.
Wir müssen uns unsererseits darauf beschränken, dasa unserer
Expeditinn die Verpflichtung auferlegt ist, alle Inserate verfäng-
lichen Charakters vorher unserer Genehmigung zu unterbreiten,
und haben aus dem vorliegenden Falle Veranlassung genommen,
sie darauf aufmerksam zu machen, dass Ankündigungen der be-
treifenden Art unter allen Umständen hierzu gerechnet werden. —
Dass in dieser Beziehung Meinungsverschiedenheiten ob-
walten konnten und dass jener Anknndigung der Leuterfschea
Fabrik nur eine gewisse, zu Missverständnissen Gelegenheit gebende
Zweideutigkeit, nicht aber eine direkte Verletzung der Ehre
unseres Standes zum Vorwurf gemacht werden kann , darf übrigens
wohl zur Entschuldigung unserer Expedition geltend gemacht
werden, nachdem auf der Abgeordneten - Versammlung d. V.
zu Koburg, wo die Frage der Rabatt - Bewilligung an Tech-
niker verhandelt wurde, von sachverständiger Seite eingebende
Erläuterungen über gewisse, als allgemein berechtigt geltende
kaufmännische Usancen gegeben worden sind.
D. Red. d. D. Bxtg.
Hrn. Bildhauer Moest in Köln, Wir registriren Ihre
Angabe, dass die seit Vi J»hr im Deutschen Gewerbe-Museum
zu Berlin befindliche Kollektion von Kredenz-Schranken aus dem
15. Jahrhundert von Ihnen und nicht, wie in Xo. 92 u. Bl. an-
gegeben, von Hrn. Bildhauer Kleinertx restaurirt worden ist
Hrn. W. in Berlin. Ueber die Gründe, aus welchen die
Entscheidung des Ministeriums für Handel bezgl. der Verleihung
der Staatsprcise für die kunstgewerblichen Konkurrenzen des D.
Gew.-Mnseums und der Bau-Ausstellung zu Berlin sich in so auf-
fälliger Weise verzögert, können wir Ihnen keinen Aufschlug er-
teilen.
Hrn. L. in H.-X. Wir sind einigermaafsen im unklaren über
den Begriff einer „Natur- Heilanstalt" und können daher auch
niebt angeben, ob eine solche schon irgendwo publizirt ist.
Hrn. E. in Bromberg. Die Berechtigung der auswärtigen
Mitglieder des Berliner Areh.-V. zur Theilnahme an den Vereins-
Konkurrenzen unterliegt keinem Zweifel.
Abonnent in Essen. Ein Tarif zur Berechnung des
Honorars für architektonische Aufnahmen existirt nicht und wird
auch niemals aufgestellt werden können, da es schwer sein dürfte,
hierfür einen einheitlichen Maafsstab zu finden. Es dürfte Ihnen
nichts übrig bleiben, als die Ihnen entstandenen Auslagen zu be-
rechnen und zu diesen eine gewisse, der Eigenart des Falls ent-
sprechende S.imme für Ihre eigene, bei Leitung der bezgl. Arbeit
entstandene Mühwaltung hinzu zu setzen.
•mhf «Mi Carl Baalila in Berlin, für dir Urdaktion «»antsortlirb K. £ O. Krlliob, Bardo. Drart: W. Morier Holbuehdraektral,
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No. 100.
0 KUTSCHE BAUZEITUNG.
507
Inhalt r I Kunkumn für Kiitsürfe iura KoH^rn -(iefeiude der l.'nlver»ttJU
Klrnbburg. (NcblBi» ) — V'k-i die Aii,rHhnir»t Ten Gewölben. — Dt* .IntHttUim
4 dril- Bagmmr* im London.- - Mittheilunten ■■• Verein**: <>.t-
I r.ii[»i.-l,,r Ingenieur- ■mil Arrhiteklen - Verein. — Verein für
Berlin — VernUi-bjtee: Eine uiterikuiUrhe KrJrnme übe, die
Die Konkurrenz für Entwürfe zum Kollegien- Gebäude der Universität Strafsburg.
nnerhalb der großen Anzahl verdienstvoller
Arbeiten, die wir neben den 5 preisgekrönten
Entwürfen zu erwähnen haben, möge im
folgenden nach einer Reihenfolge unter-
schieden werden, die von der seitens der
Konkurrenten gewählten Grundform des
Gebändes ihren Ausgangspunkt nimmt.
Von den Anlagen ohne innere Höfe, welche die
Grundform eines Hufeisens zeigen, ist der Entwurf von
0. Tafel in Stuttgart seiner allgemeinen Anlage nach dem
Plane Eggert's verwandt, nur dass der grorse Hörsaal hinter der
Haupttreppe frei vorgebaut ist und dass das Gips -Museum
durch 2 Geschosse reicht : die Architektur ist in hellenischen
l ormen und Motiven , jedoch mit Renaissance - Empfindung
durchgeführt. — Dem System des Hossfcld & Hinkeldeyn-
sehen Grundrisses entspricht fast ganz die Arbeit von
H. Lender in Strafsburg; nahe steht ihm der Entwurf
von Kircheiipauer A T'hilippi in Hamburg, welcher
jedoch dem Gipsmnscuin seinen l'latz im Tiefparterre der
Hinterfront, zum Theil in den oberhalb als Terrassen ge-
stalteten Vcrbiiidungshauten der Flügel angewiesen hat : beide
Arbeiten, in welchen auch die kOnstierische Gestaltung des
Innenbaues sorgfältig berücksichtigt ist. zeichnen sich durch
eine strenge einheitliche Renaissance - Architektur aus. — Iu
etwas anderer Weise hat A. Pieper in Cöln denselben
Grundriss-Gedanken entwickelt, indem er die beiden Seiten-
flügel, welche einerseits die Geschäftsräume und darüber das
Gipsmuseum, andrerseits die Seminare enthalten, durch
Einschaltung eines durchgehenden Oberlicht- Raums zu selb-
ständigen Bauten von gröfserer Tiefe ausbildete; freilich sind
6ich die 3 Flügel dadurch etwas zu nahe gerückt. Die
Architektur des Entwurfs, eine iu gothiscticm Sinne behan-
delte Renaissance, zieht durch Originalität und Frische an,
obwohl der Maafstab kein ganz einheitlicher ist; die Aula ist
in KapeUenfonn ausgebildet.
Die Form des J— I liegt dem Projekt von Ende & Böck-
mann in Berlin zu Grunde. Auch hier umschliefsen die
tiefen Seiteuttugel je einen mit offenen Korridor- Hallen um-
gebenen Oberlicht-Raum von beträchtlichen Dimensionen, der
links einen Theil des Gipsmuseums bildet, rechts als Atrium
für die Geschäftsräume dient , während die beiden oberen
Geschosse die Hörsäle und Seminar - Räume enthalten ; im
Mittelbau, dessen nach dem Universitäts - Garten schauender
Korridor in allen 3 Geschossen als eine 7 ■ breite Halle ge-
staltet ist, sind neben dem Vestibül bezw. der Aula sämmt-
liche Räume von gröfserer Tiefe vereinigt. Nicht nur in
seiner Beziehung zur Baustelle, sondern auch in der klaren
Einfachheit seiner Konzeption, welche dem Inneren des Ge-
bäudes bei aller Kompeudiosität doch monumentale Grofs-
läumigkeit und eine Fülle architektonisch wirksamer Motive
verliehen hat, ist uns dieser vorläufig nur skizzenhaft ge-
löste Grundriss als eine der bedeutendsten Leistungen der
ganzen Konkurrenz erschienen: ja wir neigen uns der An-
sicht zu, dass eine nochmalige Bearbeitung desselben wohl
das zur Ausführung geeignetste Projekt ergeben
hätte. Die Architektur des Inneren und Acufscren. die nach
einem ansehnlichen Maafstabe in edlen Renaissancefonnen
und außerordentlich schönen Verhältnissen durchgebildet ist,
halt sich in grofser Einfachheit und Strenge, ist jedoch er-
sichtlich gleichfalls nur Skiz/c.
Als beachtenswerthe hierher gehörige Arbeiten sind end-
lich noch die Entwürfe von C. Sehwätlo und M. von Holst
in Berlin zu nennen. Der Schwatlo'sche Plan zehrt einen
tiefen Hauptbau mit iuncrem Oberlicht, aus dem nach hinten
ein breiter MitteltlOgel (mit der Aula), nach vorn 2 Seiten-
flügel entspringen, sowie eine sehr originelle, in ein
System grofser Rundlrogen-Oeffnungcn aufgelöste Architektur.
M. von Holst hat das nicht sehr dankbare Motiv zweier durch
einen kurzen Querflugel (Treppenhaus) zusammen hängender
Parallclbauten und eine schwere Renaissance in breiten Ver-
hältnissen gewühlt. —
Für die Anlasen mit einem einzigen durch-
gehenden Innenraum ist der Entwurf von A. Riucklakc
in Braunschweig als das typische , am eingehendsten
Das 2 -geschossige,
fast den ganzen Bauplatz einnehmende Oblong, an das nach
vom und hinten kurze Seitenflügel sich anfügen, umschliefst
einen einzigen, von Korridorhallen umgebenen (cinschliefslich
dieser 20« breiten) Oberlichtraum, in dem auf jeder Seite
eine Treppe nach doppelter Richtung zum Obergeschoe*
empor führt : an die Korridore sind in sehr zweekmäfsiger
Verthoilung und Zusammenstellung die verschiedenen Räume
des Hauses angereiht. Es ist keine Frage, dass ein solclics,
auch für andere öffentliche Gebände verwendbares Svstcm. in
dem die Einheit des Gebäudes zum entschiedensten Aus-
druck kommt, für das Obergeschoss eine grofsartige archi-
tektonische Wirkung verbürgt; dagegen dürfte der Verkehr
zwischen einzelnen Räumlichkeiten doch etwas weitläufig sein
und die theilweise Verscbliefsung der unteren Korridorhallen
durch die Trepiienläufe hat — selbst wenn das denselben
zugefOhrte Lichti|uautuin noch genügen sollte — immerhin
architektonische Bedenken. Der in Renaissance - Formen
durchgeführte, in der Gruppirung wohl gelungene Aufbau des
interessanten Entwurfs zeigt etwas gestelzte Verhältnisse. —
Die der vorgenannten sehr verwandte Arbeit von E. Lange
in München, welche sich durch ihre schöne architektonische
Behandlung in hellenischer Renaissance auszeichnet, hat einen
Theil jener Bedenken vermieden, indem sie den Innenrauni
völlig frei lieh und die Treppen an die Schmalseiten des-
selben verlegte, was konsequenter Weise auch zur Anlage der
Aula au einer Seitenfront führte ; natürlich hat dieser Vortheil
nur auf Kosten einer ganz unzulässigen Erschwerung des
Verkehrs in den beiden Ober-Geschossen erreicht werden
können. - — Eine Mittel-Stellung zwischen beiden Anord-
nungen nimmt der (künstlerisch unbedeutende) Entwurf von
A. Vetter mann in Burgstädt ein. bei welchem inmitten
jenes (2-gesehossigenj Innenraums die Haupttreppe, an den
Schmalseiten desselben Nebentreppen angelegt sind. —
Der Anlagen mit 2 gröberen inneren Höfen,
die wir demnächst zu erwähnen haben, sind so viele und es
siud dieselben nach ihrer Plan-Anordnung im allgemeinen so
verwandt, dass wir uns im wesentlichen auf eine Hervor-
hebung ihrer architektonischen Vorzüge beschranken können.
Die letztereu sind zum grofseu Theil der hervor rugendsten
Art, so dass es als ein seltsamer, nur durch die strenge Aus-
wahl der Projekte nach kubischem Minimal-Maafs erklär-
licher Zufall erscheint, wie kein einziger Entwurf dieses für
öffentliche Gebäude ebenso beliebten wie berechtigten Grundriss-
Systems eine Auszeichnung sich zu erringen vermocht hat.
Wir besprechen die einzelnen hierher gehörigen Arbeiten im
Anschluss an die Gruppirung, welche dem von Nr. 82 u. Bl.
gebrachten, die Landes-Angchörigkeit bezw. den Wohnsitz der
einzelnen Konkurrenten berücksichtigenden Verzeichuiss zu
Grunde liegt.
Unter den aus Berlin eingelieferten Et würfen hat iu
der öffentlichen Ausstellung keiner einen so allseitigen Beifall
sich errungen, als der von Kayser & von Grofzheim.
Er verdient denselben iu vollem Maafse durch die Klarheit
und Schönheit seiner Konzeption und durch die künstlerische
Gestaltung der Aufsen- und Innen- Architektur, die — in ihrer
Detail-Ausbildung weit über die Grenzen einer einfachen Skizze
hinaus gehend — an sich wohl thatsächlich als »he archi-
tektonische _ Perle* der Konkurrenz anzusehen ist. Die drei-
geschossige, in edler Hochrenaissance gegliederte Facade, von
einfachen Pavillons tlaukirt, wird von einer hohen vierseitigen
Kuppel über der im Mittelbau liegenden Aula wirksam ge-
krönt. Im Inneren, das durch eine schöne Verbindung mit
dem Universitüts-Gartcn sich autzeichnet, hat die Haupttreppe
eine dem Ilaller ifc Lamprecht*sehen Entwürfe zum Ham-
burger Rathliausc (Jhrg. 7t>. S. 4t>.r> u. Bl.) analoge Anordnung
erhalten und ist dadurch im Mittelgeschoss iu ihrer Entwicke-
lung etwas verkümmert worden; ob der hierdurch er-
zielte Gewinn eines imposanten Vorsaals im Obergeschoss
des Zwisehenhaucs dieses Opfers werth ist. dürfte fraglich
Auch die Arbeit von Heyden it Kyllmann in Berlin,
die sich äufserlich in das Gewand einer strengen, zweige-
schossigen italienischen Palast- Architektur kleidet, im Inneren
des mit einem hohen Aufbau versehenen Zentral - Treppen-
1er Aula jedoch einen üppigen dekorativen
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508
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
14. Drxfmber 1878
Reichthum entfaltet, ist von hohem künstlerischen Werthe;
dem Grundriss fehlt eine angemessene Verbindung mit dem
Garten <sie tührt durch da» Gipsmuseum) , sowie ein eigent- .
lieber Vorsaal, den freilich die breiten, das Treppenhaus um-
gebenden Korridorballen wohl entbehrlich machen würden. —
Der vorgenannten verwandt sind die Arbeiten von M. II. Müller
und von E. Klingenberg in Berlin. Die erste zeigt einige
eigenartige und verdienstliche Grundriss - Momente, z. B. die
Vereinigung der Seminare im hinteren Flügel, wo dieselben
seitlich mit den Hörsälen in Verbindung stehen, während sich
im Mittelbau der geforderte Haupteiugang zu ihnen er-
picht. Die ansprechende architektonische Behamllung des Ent-
wurfs folgt mehr den hellenischen Traditionen der Iterliner
Schule, denen sich auch Kliugciibcrg's, mit einer gröberen
Kuppel über der Aula und kleineren Kuppeln über den Eck-
pavillons geschmückter, stattlicher Entwurf im wesentlichen
angeschlossen hat. —
In dem Projekt von Job. Otzen in Berlin tritt uns
dagegen eine glänrende architektonische Leistung gothischen
Stils entgegen. Als ein eigenartiges Motiv der sehr klaren
und organischen, nur an etwas steilen Trepjwn leidenden
Grundriss - Lösung ist die Anordnung des Gi|»<museums im j
obersten Geschoss des höher geführten Mittelbaues iwzu- |
führen. Die Architektur des Aeufseren uud Inneren, frisch I
und anziehend, wie fast alle Arbeiten dieses Künstlers, macht I
— trotz des etwas bedenklichen Heichtlmms verschiedener
Formen — im ganzen doch eineu einheitlichen, monumentalen
Eindruck, der dem Charakter des Gebäudes wohl entspricht.
Freilich sind zu gunsten dieses monumentalen Eindrucks die
lichten Fensteröffnungen auf Dimensionen reduzirt. die dem
Lichtbedürfmss der Innenräume schwerlich genügen dürften :
auch der von Hrn. Brth. Hase ausgesprochene Tadel, da>s
ein zu grofscr Aufwand mit zwecklosen architektonischen
Effektmitteln — mehren Thürmen und einem 1 1 m hohen
dekorativen Helm-Aufliau über der im Grundriss- Motiv dem !
älteren Eggert'schen Entwürfe entsprechenden Aula — ge-
trieben sei, ist durchaus berechtigt. —
Gothisch ist nach seinem System und nach seiner (in
einem grofsen, leüler nicht mit ausgehängten Deiailblatt dar-
gestellten i Formengcbung ferner noch der Entwurf von
II. Stier in Hannover, obwohl derselbe durchweg den
Rundbogen zu Grunde gelegt hat. Die guten Verhältnisse
und der einheitliche, der Bestimmung des Gebäudes nicht
unangemessene Charakter der Architektur können leider nicht
dafür entschädigen, dass der Arbeit ein, gegenüber der künst- i
lerischen Persönlichkeit des Verfassers überraschender Hauch
von Dürftigkeit eigen ist; auch der etwas gekünstelte ]
Grundriss befriedigt nicht voll. - Als einen dritten gothischen
Entwurf können wir den von Jean Statz in Köln
unmittelbar anschliefsen — eine durchaus tüchtige, obwohl
durch bestechende eigenartige Motive nicht gerade ausge-
zeichnete Architekturleistnng in den Formen der rheinischen
Schule mit Treppen-tüebclii und Helmdächern, die auf einem
klaren Grundriss sich aufhaut ; bedenklich erscheint die etwas
zu grobe Tiefe der Räume.
Von den Entwürfen bayerischer Architekten, unter
denen die früher erwähnte Lange'sche Arbeit weitaus den
ersten Platz behauptet, wäre an cüeser Stelle etwa noch der
von E. Hehles in München zu nennen, dessen zum
größeren Theil 1-gcsehossigc. im Mittelbau 29 ■ hohe Facade
das unverkennbare Gepräge der Neureuther' scheu Schule
trägt ; »las Innere ist wenig ausgebildet und auch der Grund-
riss lässt zu wünschen übrig.
Mehre tüchtige Entwürfe des in Rede stehenden Systems
sind aus Sachsen eingegangen. Neben den Arbeiten von
Heyn & Eck, sowie von J. Fischer in Dresden, statt-
hcheu wohl abgewogenen Anlagen in den landesüblichen
Renaissanceformen, verdient vor allem das Projekt von
C. Lipsius in Leipzig architektonisches Interesse, obwohl
die überschwengliche Auffassung der Aufgabe seinen prak-
tischen Werth stark beeinträchtigt. Wie der Grundriss.
welcher die Aula halbkreisförmig aus der Hinterfront vor-
springen lässt und zu beideti Seiten derselben das Gips-
museum derartig angeordnet hat, dass der Vorsaal der Aula
auch zu ihm in Beziehung steht, zahlreiche geistvolle Ge-
danken enthält, aber an Opulenz weit über das zulässige
Maafs hinaus geht: so ist auch die 4-geschossigc Facade.
aus welcher der mit einem hohen Helmdach versehene Mittel-
bau emjior ragt, geschickt und wirkungsvoll gruppirt, aber
viel zu grobartig aufgefasst. — Eineu Gegensatz hierzu bildet
der auf ilic Grenzen der äufsersten Einfachheit reduzirte,
praktisch jedoch nicht verdienstlose Entwurf von A. Gott-
schaidt in Chemnitz. —
Unter den beachtenswertheren in Württemberg ent-
standenen Arbeiten /eigen diejenigen von K. Walter,
R. Reinhardt und H. Lietzcnmaycr in Stuttgart
eine Anlage mit 2 Höfen. Die Grundrisse, von denen nament-
lich der Reinhardt sehe durch Anordnung der Aula im Zen-
trum des Erdgeschosses ein originelles Gepräge gewonnen
hat, sind nicht frei von einzelnen Bedenken und im allge-
meinen wohl in zu grofsem Maabtabe gehalten. Die Facadeu
der beiden ersten sind in ernster und gelegener Hoch-
Renaissance, ilie des letzten in hellenischer Renaissance
durchgeführt ; der Innenbau hat nur in der Reinhardt'schen
Arbeit eine genügende Bearbeitung gefunden. — Die
badischen Architekten vertritt W. Manchot in Mann-
heim mit einem äufserlich au den Charakter der Dresdener
Schule erinnernden Entwurf, während aus dem Elsass selbst
ein Architekt französischer Schule, H. E. Salomon in
Strafsburg, mit einer gleichfalls werthvollen und eigenartig
durchgearbeiteten, obwohl in deu Architekturformen ziemlich
trockenen Arbeit sich betheiligt hat; im Aufbau derselben
dominirt die aus dem Inneren hoch geführte, etwas kirchlich
behandelte Aula. —
Hohes Interesse gewährt die Grundriss -Lösung von
C. Uhde in Braun schweig. Die sehr grofs bemessene
Aula liegt im Mittelliügel über einer grofsen Zentralhalle, an
welche im Vonlertlügel noch eine mächtige Doppelhalle mit
den beiden einzigen Treppen sich auscldiefst ; die beiden
gröfseren Hörsäle sind als Halbkreisbauteu in die Höfe ver-
legt. So sind bei grober Koni|>endiosität und Einfachheit und
iK'i sehr praktischer Vertheilung der Räume für das Innere
mehre Motive von liedeuteuder architektonischer Wirkung ge-
wonnen worden. Leider vermag die zoptig nüchterne Facaden-
gestaltung. deren Hauptmotiv — eine Kuppel über dem Mittel-
risalit der Vorderfront — rein dekorative Bedeutung hat.
keine grofse Symputhie zu erwecken. —
Der Entwurf von L. Bohnstcdt in Gotha scheint,
nach dem durch Skizzen illustrirten Bericht, den Hr. Brth.
Base in der Ztschr. d. A.- u. l.-V. z. Hannover über die
Leydener Universitäts-Konkurrenz geliefert hat, eine ml k$C
veränderte zweite Auttage des mit einer Anerkennung be-
lohnten Entwurfs zu sein, mit dem der früher so fruchtbare
Künstler an jenem vorjährigen Wertkampfe sieh betheibgt
hatte. In der Gesanuntgruppirnng der von einer Machkuppel
über der zentral gelegenen Aula bekrönten, mit einem Triumph-
bogen im Mittelbau sich öffnenden Facade. deren grieehiseb-
korintJiische Architektur etwas nüchtern erscheint, klingt da-
gegen die Idee des Bohnstcdt schcn Rcichstngshuuses nach.
Weitaus das Gelungenste au dem Entwurf ist die geniale
Lösung der Vestibül- und Treppenhaus - Anlage . die — in
Worten schwer zu beschreiben — es wohl verdiente, dem
Fachpublikum durch eine besondere Publikation bekannt ge-
macht zu werden. —
Nach flüchtiger Erwähnung des in Hoch-Renaissance ge-
haltenen, auch im Innern reich durchgeführten Entwurfs von
Eelbo «fc Wciehardt in Eisenach bleiben uns von Pro-
jekten jenes Grundriss -Systems nur noch die Arbeiten von
H. Robertson, von Stnmmann & Zinnow und von Viol
iv Koop in Hamburg zu besprechen übrig. Die erstere,
welche zu den am Heifsigsten durchgearbeiteten Leistungen
der Konkurrenz zählt und namentlich auf eine sehr weit
gehende farbige Behandlung des Inneren sich eingelassen hat,
ist in der Grundriss - Lösung nicht so glücklich gewesen, wie
in der Gestaltung der in wirkungsvoller Hochrenaissance ge-
gUederten, mit einer Kuppel über der Aula. Pavillons und
Absiden-Ausbuuten geschmückten, übrigens ohne Zweifel zu
aufwandvollen Faeaden. In nicht ganz demselben Grade kann
dies Urtheil auch für die Arbeit von Stammann .fc Zipnow
gelteu, deren Grundriss auf eine etwas zu reichliche Ver-
wendung von Oberlicht angelegt ist, während in dem Ent-
würfe von Viol & Koop die Vorzüge des Grundrisses und die
der Fa<;adengest4dtung sich etwa die Wage halten. —
Ab eine letzte selbständige Gruppe treten uns noch
einige Entwürfe entgegen, die als Anlagen mit 3 inneren
Höfen gestaltet sind — zumeist jedoch in der Anordnung,
dass diese 3 Höfe nicht wie l>ei dem preisgekrönten Warth-
scheu Entwurf gegen eüuuider versetzt sind, soudern von
einem grofsen oblongen llnuptkörpcr umschlossen, neben
einander liegen.
In dem Entwürfe von v. d. Hude & Hennicke in
Berlin ist der mittlere, von Hallen umgebene Hof mit Glas
überdeckt und in ihm die Haupttrepiic des Hauses ab Frei-
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No. 100.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
trppjie angeordnet. Sowohl die Grundriss- Gestaltung nach
Afithotiacltor und praktisclier Beziehung, als die architektonische
Erscheinung dos Gebliudcs, dessen einfache zweigeschossige
Renaissance- Architektur in ihren wohl abgewogenen Verhält-
nissen würdig und monumental wirkt, erscheinen in hohem
Grade verdienstvoll. Minder gelungen ist der in ein/einen
Putten etwas zu gekünstelte Grundriss von .1. Rasebdorff
in Köln (nunmehr in Berlin i. dessen 3 - geschossiges Iluus
gleichfalls einen von Hallen umgebenen Mittelhof mit einer
Freitreime enthalt; die Fueade des Baues, die einzige hervor
ragende Leistimg im Stile der deutschen Renaissance, welche
die Konkurrenz aufwies, zeigt im einzelnen alle Reize, welche
dieser Stil unter der Hand eines Meisters zu entfalten vermag,
scheint uns jedoch fOr die Itcstimmung des Gebäudes nicht
charakteristisch genug und zu gesucht. — Hie Arbeiten von
Brost «fr Grofscr in Breslau, sowie von l'. Kieschke in
Kiel mögen — die erste vornehmlich wegen ihres geschickten,
eine der besten Vorsaal- Lösungen enthaltenden Grundrisses,
die zweite wegen der trefflichen monumentalen Wirkung ihrer
in hellenischer Renaissance detaillirten, in grolse Systeme
zerlegten Fncoden- Architektur • - kurz erwähnt werden. —
Von saclisisclion Architekten haben A. Hauschild,
sowie Baron <t Hübner in Dresden jene Grundform ge-
wühlt. Der in origineller Raumverthcilung durchgeführte Ent-
wurf Hau>child's ist in seiner, die typische Eigenart der
Dresdener Schule vertretenden Faeaden-Geslaltung wohl der
künstlerisch werthvollste Beitiag. den diese Schule für die
vorliegende Aufgabe heigesteuert hat. Ktwas derbere Kffekte
strebt der aufwandvolle Kntwurf der au zweiter Stelle ge-
nannten Architekten an. ohne zu einem gleich günstigen Er-
gebniss zu gelangen. — Auch die in ernster, einfacher
Renaissance - Architektur ( leider mit einem bedeutungs-
losen und störenden Kupj>el-Aufbau) gehaltene Arbeit von
Hanfseu & Meerwein in Hamburg, deren akademisch
klare Grundriss-Anordnung wohl einigen Anfechtungen bezgl.
der Raumvertheilung ausgesetzt sein möchte , enthalt 2 offene
und einen mit Glos überdachten Mittelhof als Vestibül der
beiden Haupttreppen. — —
Wenn wir unsere Erwähnung einzelner Entwürfe hiermit
alrschliefsen, so soll — diesmal eben so wenig wie in früheren
Fallen — die l'ebergehung der anderen Arbeiten ein ab-
sprechendes L'rtheil über dieselben zum Ausdruck bringen
oder voraus setzen lassen, doss unter ihnen nicht noch er-
bebliche Abstufungen des Werths stattfinden. Wir weichen
vielmehr einfach der Unmöglichkeit, ein so massenhaftes Ma-
terial in der durch die Sachlage geboteneu Kürze bewältigen
zu können. Haben wir doch schon viele der angeführten,
kein besonders charakteristisches Moment darbietenden Ar-
beiten nur ungern mit einer sehr beiläufigen Bemerkung nlr-
fertigen müssen!
Immerhin wird das Gesagte, dessen etwaige irrthünier
freundliche Entschuldigung finden mögen, hinreichen, um ülier
das Gesanimt-Ergebniss dieser bedeutsamen Konkurrenz einiges
Licht zu verbreiten und das günstige Urtheil, mit dem wir
unsern Bericht eingeleitet haben, zu bekräftigen. Wie die
Konkurrenz für die Universität Strafsburg einen Erfolg ge-
habt hat. mit dem diese im ganzen wohl zufrieden sein kann,
so ist sie im hohen (irade ehrenvoll auch für die deutsche
Architektenschaft gewesen und hat sicherlich nicht nur die
einzelnen Theilnehmer gefördert, sondern auch zur Ent-
wicklung der architektonischen Bestrebungen der Gesaimnt-
heit ein wesentliche* beigetragen. —
Ueber die bedauerliche Seite des Kampfes, 'die getauschte
Erwartung, dass diese zweite vom deutschen Reiche ausge-
schriebene Konkurrenz, ungleich der ersten, in ihrem ganzen
Verlauf das Muster eines formal und sachlich vollendeten Ver-
fahrens bieten werde, brauchen wir uns an dieser Stelle nicht
mehr auszusprechen, nachdem über die Angelegenheit bereits
anderweit öffentlich verhandelt und der Versuch unternommen
worden ist. noch nachtraglieh einen allgemein befriedigenden,
die berechtigten Wünsclie der deutschen Architektenschaft
berücksichtigenden Abschluss derselben herbei zu führen.
Möge die Hoffnung, dass dieser Versuch gelinge, keine ver-
gebliche seiu!
- F. -
Ueber die Ausfuhrung von Gewölben.*)
Einem rationellen Gewölbebau ist hauptsächlich der Umstand
hinderlich, das« es überaus schwer halt, die Konstruktion d«n
Voraussetzungen der theoretischen Berechnung entsprechend aus-
zuführen.
Finden beim Wölben, beim Ausrüsten nnd beim Aufbringen
der Belastung Bewegungen im Gewölbe (Trennungen einzelner
Thcile) statt — mögen dieselben auch sehr gering und äiiiserlich
bleibende sind, in dem fertigen Bauwerk andere, d. h. greisere
Spannungen ah die Berechnung ergab, eintreten; es wird dann
ein Theil des Gewölbemauerwerks unnOU vorbanden sein, ja <"
seine todte Last sogar schaden anstatt an nützen.
Um diesem Uebelstande vorzubeugen, wendet
•) IH* im vnriU«»»*«» Artikel gMiMlfu
da» iU» Manutkript i
YrrAnlftMt um 1*1
Anfing Juni it. J. um B»
Grunde hegenden Voraussetzungen sich erfüllen,
Spannungen also wirklich eintreten werden.
Ob und wie weit dies zutrifft, ist zweifelhaft. Auch
i,Tm« es fraglich, ob das Zugestinduiss, welches in dem b.
• tu* i Verfahren enthalten ist: dass es unmöglich sei, die
Die „Institution of Civil -Engmeers in London."
Das neueste Heft der Publikationen der Gesellschaft enthält
die Mitglieder-Liste (v. 3. Juni er.) und, dieser vorgedruckt, einen
längeren Auszug aus den Gesellschaft - Statuten. Sowohl diese
Mittheilungen aus den Statuten al. auch das Mitglieder- Verzeich-
niss enthalten eine Meng« von Punkten, welche für deutsche
I<eser und im besonderen Mitglieder deutscher Fachvereine hoch
interessant sind, so dass wir uns veranlasst sehen, der genannten
Publikation die folgende längere Darstellung zu entlehnen.
Die Gesellschaft, welche in London '2~> (ireat George Street,
W'ettmintter MI'., ihren Sitz bat, wurde am 2. Januar 1818 ge-
gründet und am 8. Juni 1828 mit Korporatinns-Recbten aus-
gestattet
Als Zwecke der Gesellschaft werden folgende angegeben:
Allgemeine Förderung technischer Wissenschaften und im spe-
ziellen derjenigen Wissenszweige, welche dem Wirkungskreise des
Zivil-Ingenieurs (im Gegensatz zum Maschinen- etc. Ingenieur. D. R.)
angehören. Es fallen in den Wirkungskreis des Zivil-!
speziell die Nutzbarmachung der sogen. Elementarkr
duktion und Handel, wobei als Mittel insbesondere
Straften, Brücken, Wasserleitungswerken, Kanälen und Binnen-
schiffahrts-Anlagen, Seehafen, Haft-ndäminen, I^euchtthürmcn und
Kntwasserungs-Anlagen von Städten und Ortschaften gerechnet
worden. Außerdem werden Konstruktion und Einrichtung
maschineller Gegenstände nnd aller Mittel, die der Handeis-Schiff-
fahrt dienen, soweit diese sog. kunstliche Mittel zu ihrem Betriebe
benutzt, dem Wirkungskreise des Zivil-Ingenieurs zugerechnet
Die Mitglieder der Gesellschaft werden nach drei Klassen
geschieden: Wirkliche Mitglieder (membtrt), Mitglieder \ a*$ociatt*)
und Ehrenmitglieder; als besondere Gattung treten diesen drei
noch die Theilnehmer (»/Werlte) hinzu, als welche Leute
jüngeren Alters aufnahmefähig sind, die sich noch im Stadium
der Vorbereitung für ihren demuächstigen Beruf befinden.
Für jede Klasse der Mitglieder etc. gelten folgende Auf-
n a h m e - Bedingungen : Um als wirkliches Mitglied (memher)
zugelassen zu werden, ist ein Alter von über 2!» Jahren und eine
auf regelmäfsiirpm Wege erworbene fachliche Ausbildung erfor-
derlich. Der Bewerber muss aufserdem eine nachfolgende, min-
destens Ojfthrige Thatigkeit in der verantwortlichen Stellung
eines Station« - Ingenieurs (Sektions - Baumeisters) oder einer ähn-
lichen Beschäftigung, die dem oben umschriebenen Berufskreise
des Zivil -Ingenieurs angehört, nachweisen. Aufnahmefähig sind
aufserdem solche Persönlichkeiten, welche mindestens 5 Jahre lang
für eigene Rechnung in dem Berufe eines Zivil-Ingenieurs thitig
gewesen sind und welche eine hervor ragende Tüchtigkeit
iconniderable degree of eminenee) in diesem Berufe sich er-
Fur die Erwerbung der einfachen Mitgliedschaft
(atsociate) wird ebenfalls ein Alter von mehr als 25 Jahren
voraus gesetzt Es ist jedoch nicht nöthig, dass de
suchende berufsmäßig dem Stande der Zivil -ln_
gehört, sondern es genügt, dass der Bewerber eine Thktig
irgend welcher Art in diesem oder jenem Zweige des Ingen'
wesens geübt hat, oder auch dass derselbe, vermöge
Beziehungen zu Wissenschaft und Kunst, im Stande sich
an den Bestrebungen der berufatnifsigen Zivil - Ingenieure
Förderung ihres Fachwissens erfolgreich Theil zu nehmen. —
Von den Ehren-Mitgliedern wird gefordert, dass dieselben
entweder hoch stehende Persönlichkeiten seien, welche vermöge
ihrer Stellung in der Lage sich befinden, zur Förderung öffent-
licher Anlagen und Werke beizutragen, oder anch Männer, die im
Wissen und in Erfahrungen, welche mit dem Gebiete des Zivil-
Ingenieurwesens verknüpft sind, besonderen Rufs sich erfreuen
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um
510
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
14. DfZtinixr 18/8
Bewegungen im Gewölbe - Mauerwerk von vorn herein za ver-
' en. berechtigt ist. Ks ist sogar ziemlich klar, data ein Tbeil
Bewegungen lediglich durch die Anwesenheit des .plasti-
schen* Mörtels hervor gerufen wird.
Denken wir uns, ein Gewollte sei, ohne Risse zu bekommen,
zum „Schlots" gelangt und werde ausgerastet, ehe der Mörtel
vollständig abgebunden hat, so wird nun der Mörtel in siimmt-
liehen Fugen verhältnissmäfsig stark zusammen gedruckt werden.
Ks tritt ein erhebliches „Heben" ein und die nothwendige Folge
davon ist, da»s sich die Fugen an einzelnen Stellen, wenn auch
nur mit „Haarrissen", öffnen. Je feiner diese Risse sind, um so
schwerer lassen sie sich nachträglich geblichen und um so weuiger
hält man dies auch für nöthig. Mao setzt vielmehr gewiaser-
maaTsen in die Gutmuthigkeit des Gewölbes das Vertrauen, dass
dasselbe sich nachher beim Aufbringen der Last zurecht schieben
und <iann seine Schuldigkeit thun werde. Dies geschieht denn
auch vermöge des in Rechnung gebrachten „Sicherbeitt-Kocffizien-
ten" fast ausnahmslos.
Das beschriebene Verfahren lässt sich danach vom
tischen Standpunkte aus kaum sehr anfechten ; voll
aber gewährt es nicht, da es das nicht leistet, was die
schaft von der Technik zu fordern berechtigt ist
I »ass das starke Setzen nach dem Ausrasten vermeidbar ist —
in dem Falle, dass beim Ausrüsten der Mörtel schon völlig er-
ist — was eben nur zu erreichen sein wird, wenn man
■ verhältnissmälaig schnell bindenden Mörtel anwendet —
wird wohl von Wenigen bestritten werden. Man scheut aber die
Riss«, welche sich schon wahrend des Wölbens. vor dem
Schliefseil in den < iewölbeschenkelu zu bilden pllcgen. Von
diesen kann man allerdings bei schon erhärtetem Mörtel nicht
hoffen, dass sie sich nach dem Ausrüsten von selbst schürten
werden. Ausräumen lassen sieb die betr. Fugen in diesem Kalle
auch nicht mehr. Ks bleibt also nichts weiter übrig, als sie mit
dünnflüssigem Zementbrei auszugiel'sen . was bekanntlich eine
unsichere Operation von zweifelhaftem Werthe ist
Lassen sich nun aber die Risse in den (iewnlbeschcnkeln,
welche beim Wölben in der Nahe der Kämpfer loder der sogen.
Hruchfuge) zu entstehen pflegen, gar nicht vermeiden';1
Viel kann in dieser Richtung durch sorgsame und solide
des Lehrgerüstes und durch gehnrige Beladung des-
m Wollen erreicht werden. Hei kleineren Gewollten
Vorkehrungen schon ausreichen, um Rissebildung
während des Wölben» zu vermeiden. Rei grolsen Gewöllien
?dem während der
aber wird das Lehrgerüst sich trotz
I>a verdient
bei
Wölb-
di«
fol-
arbeit merklich durchbiegen und
erwähnten leidigen Risse auftreten,
der Vorschlag einige Beachtung:
Man stelle die unvermeidlichen Risse beim
Wölben absichtlich her, u. x. in
einer Weise, dass man sie, nach-
dem das Gewölbe im übrigen
vollendet ist, jedoch noch vor dem
Ausrüsten, mit Sicherheit wieder
schliefsen kann.
Die neben stehende Skizze zeigt, wie
sich die Sache etwa bei einem 2 Stein
starken Ziegelgewnlhe ausnehmen wurde.
Grofse Gewölbe könnte man durch Kin-
scbaltung solcher Lücken in beliebig
Theile zerlegen, die
durch Ausfüllung der offenen Stellen zu einem Ganzen ver-
einigt würden.
Das vorgeschlagene Verfahren ist ungewöhnlich, doch können
ernste Hedenken dagegen kaum geltend gctnnrlit werden. Eine
Lücke, wie sie hier in der Nähe des Kampfers angedeutet ist,
xeigt sich bei jedem Gewölbebau im Scheitel in dem Augenblick
unmittelbar vor dem Schliefsen. Dass es möglich sei, sie hier
gut und in einer die Dnirkübertragung im ganzen Querschnitt
Gewähr leistenden Welse auszumauern, hat noch niemand be-
zweifelt. Ist dies im Scheitel möglich, warum sollte es nicht auch
in der Nähe des Kämpfers möglich sein?
Auch die Gleichartigkeit des Mauerwerks wird nicht gestört
werden. Ks braucht kein anderer Mörtel zur Ausfüllung der
„Kämpferlocken" verwendet zu werden als im übrigen Gewölbe.
Und da die erwähnte Arbeit sofort nach, oder gleichseitig mit
dem Scheitel -Schluss des Gewölbes ausgeführt werden soll,
so wird der hier verwendete Mörtel nicht merkbar
härten als der Mörtel, der in den
enthalten ist
Ist es auf diese Weise gelungeu, da
zum Schluss zu bringen, so lasse man dem Mörtel Zeit
»tändigen Krhärtung, was bei Anwendung von Zementn
kanntlich nicht lange dauert. Dann rüste man aus, und es <
»ich — richtige Gewölbeform und gute Arbeit voraus gesetzt -
weder beim Ausrüsten noch heim Aufbringen der Last noch beim
Darüberrollen beweglicher Lasten schädliche Formänderungen im
Bauwerk zeigen. Kin treten werden Formänderungen natürlich,
entsprechend der jedesmaligen Belastung. Sie werden sich aber
so zu sagen innerhalb der Klastisitätsgrenze halten und weder
äufserlich wahrnehmbar noch schädlich sein. —
Wenn in neuester Zeit sorgeschlagen worden ist, eine der
oben skiz/irten ähnlichen Lücke (nur bis zur halben Gewölbe-
stärke hinabreichend; im Scheitel des Gewölbes offen zn lassen,
und dieselbe erst nach dem Ausrüsten zu schliefsen (ein Ver-
fahren, welches voraussichtlich bald bei einigen gröfaeren Rrücken
in Berlin zur Ausführung kommen wird l, so bat dies zwar äufser-
lich mit meinem Vorschlage Aebnlicbkeit. Da alier das Ausmauern
der Lücke erst nach dem Ausrüsten erfolgen soll, so kann das
eingesetzte Stück an den Spannungen im Gewölbe — wenigstens
soweit sie aus dem Kigengewicht desselben herrühren —
keinen Antheil haben, was man bei den nach meinem Vor-
schlage vor dem Ausrüsten eingesetzten Schillsstellen wohl vor
Ueberhaupt sind die Zwecke,
folgen, verschieden. Das zuletzt erwähnte Verfahren ist I
der Mittellinie des Druck» im Gewölbe eine gewisse
Richtung su geben, das zuerst beschriebene iraein Verfahren)
hesweckt nur eine tadellose Fertigstellung des Gewölbes als eines
ununterbrochenen gekrümmten elastischen Stabes, welchem man dann
dem Widerstand gegen äufsere Kräfte überlässt indem
ie berechtigt ist, das
{eminent for $cience nnd erperience etc. ), Indessen ist hierbei noch
die anderweite Bedingung zu erfüllen, dass der Betreffende inner-
halb der Grenzen von Grofs-Britannien und Irland einer praktischen
Thätigkeit im Zivil-Ingenieurwesen sich enthalte. —
Theilnehmer (ttudents) haben ein Alter von mindestens 18
Jahren, eine Lehrlingschaft bei einem Mitgliede der Gesellschaft
- wirklichem oder einfachen - und ihre Absicht, dem Berufe
eines Zivil - Ingenieurs sich su widmen, nachzuweisen. Die Mit-
gliedschaft als „Theilnehmer" wird nur bis zur Krreichung der
Altersgrenze von 26 Jahren gestattet —
Jeder, welcher der Gesellschaft angehört, ist verpflichtet, bei
Angabe dieser Angehörigkeit zugleich die Klasse seiner Mit-
gliedschaft genau zu bezeichnen. Dafür bestehen die folgenden
Abkürzungen: Wirkliches Mitglied: „M. Inst C. E."; Mitglied
„Assoc, Inst ('. E."; Ehrenmitglied: „Hon. M. Inst C. K"; Theil-
nehmer: „Stnd. Inst C. E."
Wer als Mitglied der Gesellschaft sei es wirkliches, ein-
faches oder Khrenmitglied — Aufnahme in die Gesellschaft wünscht
muss dazu vorgeschlagen werden und bat ein schriftliches Gesuch
zu überreichen, welches die genauen Personal- nnd Qualitäts-
Angaben über den Kandidaten enthält. Dieses Gesuch muss
die Unterschrift von mindestens vier wirklichen und zwei ein-
fachen Mitgliedern, denen allen der Kandidat persönlich bekannt
ist, tragen.
Das Gesuch muss, so weit es sich mit den bisherigen Leistun-
gen des Kandidaten betässt, in einem Grade erschöpfend nnd
detail litt sein, wie es z. B. unter deutschen Verhältnissen auch nicht
annähernd verlangt wird: Diejenige Persönlichkeit, von welcher
der Kandidat in Vorschlag gebracht wird, so wie einige der Mit-
glieder, die das Gesuch desselben unterzeichnet haben, müssen
unerläsalicherweise im Besitz von direkt geschöpften näheren
Kenntnissen über die Werke und das Wissen sein, auf welche
lehre bei einem
langen werden.
Man wendet mir ein, dass das von mir vorgeschlagene
Verfahren auf Gewölbe aus Werksteinen schwer anzuwenden
sei. Das kann ich nicht ganz zugeben: denn, wie schon erwähnt,
ist das, was ich in der Nähe des Kämpfers thun will, nichts
anderes, als was im Scheitel bei jedem Gewölbe (auch bei denen
aus Werksteinen) unbeanstandet seit lange geschieht Dagegen
will ich gern zugeben, dass der Gewölbe-Schi uss
das Gesuch des Kandidaten basirt ist Ausnahmen von dieser
Bestimmung werden selbst bei solchen Kandidaten nicht zuge-
lassen, welche den gröfsten Theil ihrer Wirksamkeit im Auslande
geübt haben. Event wird daa Gesuch zur entsprechenden Ver-
vollständigung zurück gegeben.
Die auf solche Welse beschafften schriftlichen Unterlagen
zur Beurtheilung an den Verwaltongsrath (emmcU) der Ot-^
der^sich ujarj|b*r schlüssig
der Gesellschaft geschieht.
Zum Uebertritt eines Mitgliedes in die Klasse der wirklichen
Mitglieder müssen ähnliche Formalitäten, wie beim ersten Eintritt
in die Mitgliedschaft erfüllt werden: Vorschlag und ausführliche
schriftliche Begründung der Ansprüche, wie oben, und Mitunter-
schrift des Gesuchs durch nicht weniger als sehn wirkliche Mit-
glieder, bei welchen sämmtilch eine persönliche Kenntuiss des
Ansuchenden und „volle Gewitsheit über die Qualifikation des-
selben" vorhanden sein muss. Nach befriedigender Erfüllung
dieser Vorbedingungen liegt die Entscheidung über das Gesuch
ausschließlich in den Händen des Verwaltungsraths.
Weniger streng als für die Mitgliedschaft sind natürlich die
jenigen Formalitäten geordnet, welche für die Zulassung sls
Theilnehmer (ttudent) vorgesehen sind. Die Vorleguug eine« ge-
wöhnlichen curriculum rilae, versehen mit der Unterschrift des
Autors und mit derjenigen seines Lehrherrn — vorausgesetzt da»*
letzterer Mitglied der Gesellschaft ist und dass erste rer in die
Unterweisung in technischen Dingen mit der bestimmten Absicht
demnächstiger beruflicher Verwerthung eingetreten ist — lind ans-
reichend.
Die Beiträge, welche Mitglieder und Theilnehmer m ent-
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No. 100.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
511
im Scheitel oder an einer anderen Stelle erfolgen - mit Werk-
steinen schwerer gut herzustellen ist, als mit Steinen kleineren
Formats: da» berührt meinen Vorschlag aber nicht. Es folgt
daraus nur, das» Werksteine zum Gewölbebau nicht sehr geeignet
siud, das« sich vielmehr Ziegel hieran am besten eignen und
das«, weun^ man auf natürliches Steinmatarial angewiesen ist, man
den Gewölben nicht .Werksteine-, wenigstens nicht' da«, was man
gewöhnlich hierunter versteht, nämlich grofse Steine, die mit
Winden oder Hebeln versetzt werden mttswu, sondern kleine
Steine, die mit der Hand versetzt werden können, also
werkateinartig bearbeitete Bruchsteine oder s. g. ScbichUteine
(Moellonst verwendet. —
Zum Schluss wird es nicht überflüssig sein, auf die schon
wiederholt zur Sprache gebrachten Vortheile der Verwendung von
Zement im Gewällte abermals hin zu weisen; denn da Gewölbe
in Kalkmörtel im allgemeinen ihren Zweck erfüllen, so kann man
fragen, ob es der Muhe werth sei, mit so vielen Umstanden die
alte Praxis zu verlassen.
Her erste Vortheil, auf dessen Erlangung meine ganze vor-
her gehende Entwickelung abzielt, ist der, dass bei zweckmäßi-
ger Verwendung von Zementmörtel Gewölbe entstehen werden,
welche den YorangseUuugen der Berechnung entsprechen. —
Sodann kann man die Gewölbe, gern Als der größeren Festigkeit
des Zement- Mauerwerks, schwacher machen als bei Anwendung
von Kalkmörtel. Ob hierdurch eine Ersparniss erreicht wird,
muas im einzelnen Fall entschieden werden, Jedenfalls wird die
Gdte der Ausfährung durch die geringere Gewölbstärke beför-
dert Dass eine direkte Ersparniss ersielbar ist, wird klar, wenn
man berücksichtigt, das» man mit Zementmörtel ein wasser-
dichtes (iewölbe herstellen kann, dass man also den Kosten
und der Xoth der (»rücken-) Gewölbe-Abdeckung mit Asphalt
oder irgend einem Asphalt-Fahrikat, oder gar mit Bleiplatten ent-
hoben ist. Sind die Wölbsteine wasser-undurcblussig (möglichst
wenig hygroskopisch — und es empfiehlt sich in der Thal, nur
solche Steine zu den Gewölben zu verwenden), so kann man das
in Zementmörtel fertig gestellte Gewölbe ohne weitere Alidcckung
sich selb"! überlassen und unmittelbar das OlwrsehütUings-
Material aufbringen. Sind die Steine weniger zuverlässig, so wird
es gut sein, den Gewölberücken und die Innenflächen der Stirn-
wände mit einem guten Zementputz oder mit einem geeigneten
Anstrich oder mit beiden) zu überziehen. Immerhin wird man
dabei im Vergleich zu den üblichen Gewölbe-Abdeckungsarten
so viel sparen, dass hierdurch selbst bei gleicher üewölbestarkc
die Mehrkosten des Zementmörtels gegenüber dem Kalkmörtel
gedeckt sein werden.
Ich glaube daher wobl, dass meine Vorschläge sich in jeder
Beziehung bewahren müssen, und dass sie vor allem zu-
nächst eines praktischen Versuchs werth sind. —
Nachtrag. Etwa 8 Wochen, nachdem ich vorstehenden
Aufsatz niedergeschrieben, fand ich in der Juli-N'o. der NtmvelUs
annalt* etc. pro 1878, dass in Frankreich bereits in den Jahren
1873 und 74 eine grofse Brücke im wesentlichen nach dem von
mir vorgeschlagenen Verfahren ausgeführt worden ist Es ist dies
die von den Ingenieuren Berthier und Pasqueau entworfene
Strafsenbrücke über den Drac bei Claix (unweit Grcnoble).
Diese Brücke besteht aus einem einzigen Segmentbogen mit
unterdrückten Widerlagern, der in der Ansicht 60 » Weite, 7,4 »
Pfeil und 46 ™ Radius hat, wahrend der eigenüiche Bogen (also
wohl der mittlere Theil zwischen den Stirnen) 52 ■ weit, 1,5 m
im Scheitel, 3,1 "> an den Kampfern stark und in seiner äußeren
Leibung nach einem Kreisbogen von 58,3 ™ Radius geformt ist.
Die Breite der Brücke zwischen den Stirnen ist 8,2 '". Das un-
mittelbar auf den schieferigen Kalkfelsen mittlerer Festigkeit auf-
setzende Gewölbe-Mauerwerk ist in Bruchsteinen (mm Ihn*) von
F ontaine rauh mit Zementmörtel gemauert
Ober die Ausführung des Gewölbes sagt der franz. Bericht-
erstatter: „Das Gewölbe wurde vom 20. Januar bis 2>i. Februar 1874
in zwei übereinander gelegten Ringen erbaut, von denen der erste
eine Starke von 1 01 am Kampfer und 0.6 ■ am Schlusstein hatte.*)
Jeder Ring theilte sich in 4 Stücke (trtm^mt), an welchen zu-
gleich 4 Arbeiter - Kolonnen arbeiteten, die einen von den Kam-
pfern, die andern ans der Mitte der Bogenschenkel anfangend
und gleichzeitig gegen den Schlusstein vorrückend.
In den Anfangschichten und auf eine I.tlnge von ungefähr
0,8 "> hat man ein sehr sorgfältiges Tnvken-Mauerwerk ausgeführt
und auf diese Weise die unteren Stücke des ersten Ringes gegen
die Widerlager provisorisch abgestützt Die beit"
wurden durch Bohlen und Stützen gehalten.**)
Zu gleicher Zeit setzte man auf Keile die beiden ersten
unteren Wölbsteine der in Haustein ausgeführten Stirnringe.
Als der Gewölbering im Scheitel und in der Mitte der Schenkel
geschlossen wurde, ersetzte man durch Unterfahren das Trocken-
mauerwerk der Anfangsschichten durch volles Mauerwerk.
Der zweite Ring ist ganz und gar in vollem Mauerwerk aus-
geführt worden.
Dies Verfahren hat den Vortheil gehabt, die Last und das
Setzen des Lehrgerüstes zu verringern und größere Leichtigkeit
für die Inangriffnahme des Mauerwerks zu gewähren. Der
gleichzeitige Schluss des ersten Ringes an den Käm-
pfern und im Scheitel hat die Wirkung gehabt, die
Kämpferfugen, welche mit den Bruchfugen zusammen
fallen, der Wirkung des Setzens des Lehrgerüstes zu
entziehen und so Rissebildungen, die man nicht wieder
beseitigen kann, zu vermeiden. Das Setzen des Lehrgerüsts
hat nicht O.OOt 1,1 1) überschritten; es hat nach dem Schluss des
ersten Gewölberiugcs vollständig aufgehört. Das Ausrüsten hat
am 10. April 1.874, also 42 Tage nach der Vollendung des Ge-
wölbes stattgefunden. Man fand danach in dem Gewölbe keinen
Riss, keine Fuge öffnete sich, und es fand keine merkbar«
Senkung des Scheitels statt"
Berlin, 2. August 1878.
nonsselle.
•) t)i» Auatthnin« In Ringen Sit l
IM wohl «u>bt tu MIN««, f
meinen Vonrblag bilde.
■H nwlnenj V.Mraehlng nleht» tn il.un und
«ber ni.-bt, du* die Rrtv-kr «Iura Beleg lur
D. Verf.
**) Von einer eolebnn provteori«ebeii Abetütiung »lebt In meiner Artjeit nirbt».
Uii- Stutsang wird aneb unn<<thig »ein . wenn — wie bei lehr Sueben Segment 1
b&gen — dl« Fugenrlrbtttng an der Stelle, w« die Uirke hergratellt wird, eine «ehern
liemlich »teile bt. Nie wird Urb weniger nothie »ein t«i Ziegeln al> bei Broch
Meine«, leb nnia» aber der Wibrbelt gern* f. erklären, dien leb eebr wobl an eine
mrln*.*!. Ii n raus» ai*er «ei wieiern Keine,, Freieren . ueee icu »ewr wnwi an eine
•«lebe Abatitumg gedarbt und (für die Kalle wo >le n.Uhlg Ul i eine »olcbe au» Hol»
in Awnlebl geo.imir.en hatte. K« kam mir aber innarh»! nur darauf an. da» Priiuip
klar «u »teilen. ü. Verf.
klar tu »teilen,
t) l>« I
■IS aebr ,
1. Aufnahme.
a) Für wirkliche Mitglieder rot 64 M. für allgemeine Zwecke
und außerdem rot. 150 M. als ßetheiügung beim „Baufonds".
b) Für Mitglieder rot 64 M. für allgemeine Zwecke und aufser-
rot. 86 M. zum rBaufondsu.
c) Von Theilnehmern werden Beiträge bei der Aufnahme
b)
Mitgliedern {
2. Jahres-Beiträgc.
Während in den einmalig zu zahlenden Beiträgen ein Unterschied,
ob der Eintretende „einheimisches^ oder „auswärtiges" Mitglied
ist, nicht gemacht wird, kommt ein solcher Unterschied bei den
Jahres - Beiträgen in Betracht, da an solchen entrichtet werden:
a) Von den wirklichen Mitgliedern { ^ g *
einheimisch rot 64 M.
uswärtig « 54 „
„ / einheimisch rot 43 M.
c) „ . Theilnehmern { mMMg ( 32 ,
Selbstverständlich sind Ehrenmitglieder von jeder ßeitrags-
pflieht befreit
Wirkliche Mitglieder und Mitglieder können sich von der
Entrichtung der Jahres- Beiträge durch einmalige Zahlung
frei machen. Die Ablösungssumme beträgt für Mitglieder
übereinstimmend i
a) wenn dieselben innerhalb der Grenzen des Vereinigten
(d. h. excl. Indien und der Kolonien) ihren Wohn-
511 M. zu leisten und damit seine immerwährende Befreiung von
Jahres -Beiträgen zu erkaufen, oder aber die regelmäßigen
Jahres-Beiträgc (sub 2 a und b oben) für diejenige Zeitdauer zu
entrichten, auf die sein Aufenthalt innerhalb der Grenzen des
„Vereinigten Königreichs" sich erstreckt —
Die Sitzungs-Abende der Gesellschaft finden im Winter
allwöchentlich am Dinstag, in der Zeit vom ersten Dinstag im
November bis zum letzten Dinstag im Monat Mai statt. Der
Beginn der Sitzung ist um 8 Uhr. Jedem Mitgliede steht das
Recht zu, einen Gast einzuführen.
Bekannt ist, dass die Gesellschaft Publikationen in unregel-
mäßiger Zeitfolge und in zwangloser Form veranstaltet Dieselben
erstrecken sich auf die Mittheilungen, welche in den Sitzungen
gemacht werden, und die anschließenden Diskussionen, außerdem
auf andere Original - Mittheilungen , welche vom Vorstande als
geeignet für die Veröffentlichung angesehen werden, ohne dass
dieselben vorher gehend zur Verhandlung in einer Sitzung ge-
standen haben. Die Veröffentlichungen geschehen ohne Ver-
tretung ihres Inhalts durch die Gesellschaft — Neben den Original-
Mittheilungen werden |>eriodisch die sogen. „Afatract* of papert
in foreign trantaelion* and periodicals
gedrängte Auszüge ans bemerkenswerten >1
gedrängte Auszüge ans bemerkenswerthen Mittheilungen der tech-
nischen Litteratur des Auslandes bringen. In geeigneten Fallen
rot 1022 M.
auiserhalb Landes wohnen, rot 511 M.
erlegt ein Mitglied, welches den letzt angegebenen Satz bei-
*rt hat, später seinen Wohnsitz innerhalb Londons, so hat
den Veröffentlichungen knappe Zeichnungen beigefügt -
Alle Veröffentlichungen werden „als Manuskripte" gedruckt und
nur an die Mitglieder und an eine Anzahl von Vereinen etc.,
welche in regelmäßigem Schriften-Austausch mit der Gesellschalt
stehen, verlheilt Die Mitglieder aller Klassen sind in gleicher
Weise zum F:mpfang je eines Fjtemplars aller Veröffentlichungen
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512
Mittheilungen aus Vereinen.
und Architekten -Verein.
Monatsversammlnng am 10. Oktober 1878. Anwesend
24 Mitglieder. Vorsitzender Herzbruch.
Nach einem durch den Vorsitzenden gegebenen Heferat über
die Eingänge wurde beschlossen, dass der Vorstund die Vertretung
de» Vereins bei der bevorstehenden General - Versammlung des
Trovinzial-Gewerbcvereins zu übernehmen halte.
Krall (Königsberg) referirt dann, unter Hinweisung auf das
Iteferat der Dtseh. Bztg , über die Generalversammlung des Ver-
bandes zu Dresden und s]iricht die Ansieht aus, dass auch im
hiesigen Verein vielleicht eine größere ThUtigkeit und Betheüi-
gung durch Abhaltung von öfteren Versammlungen zu erreichen
Bei. Von dem Vorsitzenden wird dem gegenüber hervor geboben,
dass diesseits die meisten der vom Verbände aufgestellten Fragen
durch Kommissionen bearbeitet wurden und Bericht darüber ein-
gesandt sei. — .
Krah bringt dann die Inventarisation der Baudenkmäler Ost-
preußens zur Sprache und spricht den Wunsch aus, dass der
Verein dieser Frage naher trete, damit dem nächsten Trovinzial-
I.andtage hierüber entsprechende Vorschlage gemacht werden
konnten. Hesse (Königsberg) hebt hervor, dass die umfangreiche
Arbeit thunlicbst von einer Persönlichkeit ausgeführt werden
müsse. Ks liege eine Menge brauchbaren und unbrauchbaren
Materials vor. das nur ein Sachverständiger, der Architekt und
Archäologe zugleich ist, sichten und ordnen könne. Nach längerer
Ii Hesse,
gekippt und hiernach werden einige Tunkte im Tunnel einge-
richtet. Alles muss des Nachts geschehen.
Das Ausbrechen des Gestein» geschieht theils durch Hand-
arbeit, (Luis durch Bohrmaschinen des Systems Fcrroux, nach dem
belgischen System zuerst im Scheitel: erst nach dem Kiuwölben
erfolgt die Anlage eines Sohleustollens, Ausweitung uud dem-
nächst Unterniauerung des Gewölbes.
Der Trausport des Tunnelbruchs erfolgt durch Arbeitsxnge.
Trausportmaschine bringt den Zug von der Arbeitastelle bis
an den Tiinnclcingang und wird hier durch eine andere abgelöst.
Damit der Tunnel nicht mit Dampf und Koblenrauch gefüllt wird,
werden die Arbeits- und Bohrmaschinen durch komprimirte Luft
getrieben. Die Luft wird zunächst durch grofse Druckpumpen,
die sog. Kompressoren, in Reservoire unter einem Druck bis zu
12 Atm. gepresst Die Reservoire sind einfache, unter freiem
Himmel liegende Kessel; 2 derselben von je 4~> <>> Länge und 2"
Durchmesser sind für die Bohrmaschinen, 4 kleinere für die Trans-
pottmaschinen bestimmt. Kine unterirdische Rohrenleitung führt
nach dem Tunneleiugang zur Speisung der letzteren, eine zweite
bis an die Arbeitsstelle im Tunnel zum Beiriehe der Bohrmaschinen.
Die Kompressoren werden durch Turbinen getrieben. Das
0,85 m weite Druckrohr hat 93"' Gefalle. Das Wasser wird aus
der Keufs entnommen.
bei
Verein ent-
IHskussion wurde eine Kommission von 5
Krah, Krappe, Naring gewählt,
fnde Vorschläge machen soll.
Der Vorsitzende referirt sodann über die vom Verbände den
Vereinen überwiesenen Arbeiten und proponirt, da noch kein
Material für einzelne Kragen vorläge, in der nächsten Versamm-
lung die erforderlichen Kommissionen zu wählen.
Durch Balloteinent werden in den Verein aufgenommen:
Reg.-Bmstr. Kiefer und Reg.-Bmstr. Bluhm, beide zu Königsberg.
Kuttig (Königsberg) schlagt schliesslich vor, dass der Verein
der Restauration der Baudenkmiiler Königsbergs grobem Interesse
widme, namentlich auch für Herstellung der Wendeltreppe im
hiesigen Dom wirken möge. Derselbe übernimmt es, speziellere
Vorschläge in dieser Hinsicht einzureichen. -
Ordentliche General - Versammlung am 2. No-
vember 1878. Anwesend 31 Mitglieder, Vorsitzender Herzbruch.
Nach Eröffnung der Sitzung ersucht der Vorsitzende die An-
wesenden, sich zum Andenken an das so plötzlich bierselbst ver-
storbene Vereinsmitglied, den Landbanmeister Krappe, von den
Sitzen zu erheben — was geschieht
Derselbe referirt dann über die Kingänge und gieht dem
Kollegen Krah das Wort zur Motivirung des Antrags:
.Zur Förderung des
öfter abzuhalten."
Nach kurzer Motivirung proponirt letzterer, wöchentlich
eine Sitzung abzuhalten. Natus (Tülau) nnd Nöring
(Königsberg) sprechen für den Antrag, desgleichen Bembritzky .
während der Vorsitzende auf die Schwierigkeit, ein passendes
Lokal zu erhalten, aufmerksam macht und andererseits die Be-
fürchtung ausgesprochen wird, dass, wie frühere derartige Ver-
suche orgeben hätten, wöchentliche Versammlungen schwächer
besucht werden möchten als die monatlichen.
Beschlossen wurde, eine Kommission (Krah, Kuttig und
Nöring) zu wählen, welche über Lokal, Versammlungs-Tag etc.
in nächster Sitzung Vorschläge zu machen habe. —
Ks wurde dann zur Wahl der Kommissionen für folgende
vom Verbände aufgegebene Arbeiten geschritten und gewählt:
1) Für die Fragen ad A. 1 und 7 des Arbeitsplanes pro
1878 79: Kratz, Kuttig, Krah, Nöring und Bratring,
2) für die Frage ad A. 5: Hesse, Hüter, Sack, Simony und
Speiser.
3) for die Frage ad A. »>: Orae, Kretschmcr, Natus und
Taarmann.
Felstel (Königsberg) referirt sodann über eine Kessel-
Explosion in Schlesien, bei welcher von 5 Kesseln 2 explodirt sind
und die Fxplosion wahrscheinlich durch Siedeverzug entstanden
ist. Der erste Kessel sei durch die Fxplosion vollständig auf-
gerollt worden und habe als Blatte auf dem Dach eines Gebäudes
gelegen. Das Blech des seit 1875 im Betriehe befindlichen Kes-
sels sei in der Höhe des Wasserstandes nur noch 1 »ro Stork ge-
4 bis
Line Bohrmaschine kann 350 Stöße pro Minute mach
s 4>,', Atm. Luftdruck. 4 Maschinen werden auf
Gerüst angebracht und bohren IG bis 18 Locher von 1,3 bis 1,4
u It bis 3« , Stunde n in
Der zweite Kessel sei in der Mitte durchgerissen nnd ca.
30 40-« weit fortgeschleudert «ordm Im Moment dar Ex-
plosion habe der Heizer sich nicht im Kesselhause aufgehalten. «-
Siebert (Königsberg) giebt Keiseskizzen über den Arbeits-
betrieb im Gotthard-Tunnel.
Die Festlegung der Linie über den Berg sei wegen Dm-
gftnglichkeit des Terrains durch Winkelmessung vorgenommen;
nachdem mit Hülfe eines Dreiecknetzes die Richtung von beiden
Seiten durch Berechnung der Winkel best mint war, wurde die
Richtigkeit der Absteckung durch Zusammentreffen beider
in einem auf dem Berge errichteten Signal kontrolirt
Zur Absteckung resp. Kontrnlining der Timm laxe ist
über dem Tunneleingang ein mit einem Tassagen-Instrument aus-
gestattetes Observatorium errichtet Das Instrument wird nach
einem in angemessener Kntfernuiig befindlichen Fixpmikt gerichtet,
Ziukkloben durch
Tiefe iu
Die
Zylindern und Bewegungs-Mecbanismiis, wie die Lokomotiven.
Die Kessel werden durch die Hobreiileitting mit Luft bis zu
12 Atm. gefüllt, welcher Druck ausreicht, um einen Arbeitszog
einmal bis zum Tuuneleiugaug und zur Arbeitsstelle zurück
zu bringen. Den Weitertransport bis zum Ablagerungsplatz über-
nimmt eine zweite, am Tuuneleiugaug bereit stehende Maschine.
Durch die von der Bohrmaschine abgegebene Luft wird
gleichzeitig eine Ventilation des Tunnels bewirkt: außerdem wird
nach jeder Sprengung ein Hahn der Röhrenleititng geöffnet —
Ks sind bei Goscheuen voll ausgebrochen und gemauert ca.
2,5 im RichtstoUen vollendet ca. 3,3 tM, in Sa. 5,8 bei
Airolo etwas weniger. —
Simony ( Königsberg) bebt die Vortheüe der Verwendung
von Wellenblech hei Bauten hervor. In Bromberg hätte u. a.
eine 12™ lange Verbiudungsbrücke zwischen 2 Gebäuden gebaut
werden sollen ; die Kosten waren in Holzkonstruktion so 3 000 M.
veranschlagt, während in Wellblech der Bau nur etwas über
1000 M. gekostet habe. — Namentlich empfehle sich das Wellblech
auch für Speicberbauleu, wie es augenblicklich in den Speichern
der Trodukteu- und Handelsbank zur Verwendung komme. Das
Blech könne mit ' Tfeilhöbe auch in Gewölbeform gebraucht
werden. —
Natus (Tülau) fragt an, ob Erfahrungen darüber vorliegen,
dass unvollkommen verzinktes Kisen durch Rost i
werde als nicht verzinktes, und ob es
Verhütung des Rostens mit dem Kisen
einen Drath zu verbinden?
Vou verschiedeuen Seiten wurde darauf hingewiesen, das»
überall, wo Zink uud F.isen in Berührung kämen, das Zink «ich
rascher verzehre, so z. B. die Ziukkloben, welche zur Verhütimg
der Bildung von festem Kesselstein in eisernen Kesseln aufge-
hängt würden, desgleichen bei Verwendung eiserner Nägel bei
Zinkdächern. Der Vorsitzende bemerkte, dass Abfallrohre von
Zink an denjenigen Stellen, wo sie mit den eisernen Aufhauge-
bügeln in Berührung kämen, sehr schnell sich verzehrten, weil
ein galvanischer Strom entstehe; dies verhüte man, wenn man
Holzsplitter zwischen Kisen uud Zink einbringe. Bei einer Ver-
bindung von Blei und Kisen oxydire das Eisen schneller, weil
ein umgekehrter galvanischer Strom eintrete.
Natus versprach spater Ober Versuche, die er mit Anhängen
von Zinkkloben an verzinkte eiserne Anker l>ei den Molen in
Tülau mache, zu referiren. —
Der Vorsitzende theilte dann noch mit, dass jetzt in Berlin
die Asphalt-Ttlaslerungeu in größerem Umfange zur Ausführung
gelangten. Auf eine gute Sandbettung werde eine Betonschicht
von 24 20'-" Sterke gebracht; zu dem Beton werde eine Tonne
Zement auf 1 Kies verwandt Auf dem Beton komme Asphalt
in 5"" Stärke; das 1" koste 18 .//. —
Außerordentliche General - Versammlung *m
&. Dez. 1878, Almuds 8 Uhr. Anwesend 25 Mitgl. Vor-
sitzender Herzbruch.
Nach einem Referat über die Eingänge durch den Vorsitzenden
wurde durch Ballotement in den Verein aufgenommen der Reg-
Baumeister Naumann.
lieber die vom Vorstande des Verbandes durch Schreiben
d. d. Köln d. 18. Novbr. er. zur Abstimmung gebrachten Vor-
schläge, betr. die Betheiligung an der Landes-Sektion
der permanenten Kommission für Industrieschutz,
wurde beschlossen , sich für die Betheiligung nur unter der Be-
dingung auszusprechen, dass von den einzelnen Vereinen de«
Verbandes keine gröberen Beitrage dadurch an die Vereinskssse
in den projektirten beiden .labreu 1879 und 1880 zu zahlen seiet»,
sondern die Kosten aus der Vereinskasse ohne Mehrbe*illigMDS
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No. 100.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
513
von Beiträgen der Vereine gezahlt werden könnten. Mit der
vorgeschlagenen Vertretung des Verbandes erklärte man »ich ein-
verstanden.
Nachdem dann der Referent (Krah) der Kommisaion aber
die Wahl des Vereinslokals referirt hatte, wurde beschlossen die
wöchentlichen Versammlungen au jedem Donnerstag im
Hotel du Nord zu halten.
Als Bibliothekare werden gewählt die Kollegen Gfmtze) und
Schondorf. Nachdem dem Schatzmeister fOr die Rechnungs-
legung pro 1-7« nach Erledigung der Notate Decharge ertheilt
und beschlossen ist, 1 Expl. von „Dresden's Bauten etc." für die
Vereins-Bibliothek anzuschaffen, wird die Sitzung um 10 Uhr ge-
Verein für Elaenbahnkunde zu Berlin,
am 26. November 1878. Vorsitzender Hr. Strecken. Schriftführer
Hr. O. Meyer.
Nach Erledigung der geschäftlichen Angelegenheiten, welche
statutenmäßig den Verein in seiner letzten Jahresversammlung
zu beschäftigen haben, giebt der Vorsitzende einen Rückblick über
die Tbstigkeit des VereinB und Ober die Aenderungen im Personal-
bestände desselben wahrend des verflossenen Geschäftsjahres. Iu
!> Hauptversammlungen wurden 20 Vortrüge theils größeren, tbeils
geringeren Ilmfanges, nicht nur rein technische sondern auch
das Eisenbahnwesen im allgemeinen besprechende, gehalten;
die Kommission für die Veröffentlichung der ..Mittheilungen aus
der Tagealitteratur des Eisenbahnwesens", bestehend aus 14 Mit-
gliedern, trat in 18 Sitzungen und diejenige für die Feststellung
der Selbstkosten im Personen- und Güterverkehr, welche aus
12 Mitgliedern zusammen gesetzt ist, in 2 Sitzungen zusammen.
5 Hefte der genannten ..Mittheilungen" wurden von der Kom-
mission bearbeitet und den Mitgliedern zugestellt. - Durch <deu
Tod hatte der Verein den Verlust von 3 einheimischen. 1 aus-
wärtigen und 3 korrespondireuden Mitgliedern zu beklagen. Am
Schlüsse des Jahres zahlt der Verein 242 einheimische und
12»i auswärtige ordentliche Mitglieder, sowie 22 korres[>oiidirende
und 3 Ehrenmitglieder. —
Hr. Schwabe berichtete Ober die Anlage des Kohlenbahnbofes
Weddiug, welcher nunmehr in der Ausführung so weit vor-
geschritten ist, dass derselbe in einigen Monaten der öffentlichen
Benutzung übergeben werden kann. Der Kohlenbahnbof Wedding,
ind in
in der Sellerstraße an der Stelle .
wo die < baussee- bezw. Müllerstrasse die auf einem 5,55™
Damme liegende Ringbahn durchkreuzt, bildet einen lunglich
viereckigen, 152 ■ laugen und 89 ■» breiten Raum, welcher mit
der schmalen Seite an die Fennstraße grenzt und mit derselben
durch 2 Thorwege in Verbindung steht, ausserdem aber auch
von der Tegeler Straße aus durch eine Fabretrafse zuganglich ist.
Der hohe Preis des Grund und Rodens von ca. 300 .//. pro Qnadrat-
ruthe — die gt Kämmten Granderwerbskosten betragen 277 000 . //
— und die dadurch bedingte Notwendigkeit, die vorhandene Fläche
möglichst auszunutzen, ließen in Verbindung mit der Höhenlage
der Ringbahn, ca. 5,5 ™ über dem Strafsenptlaster, für die zweck-
mäßigste Ausnutzung des Raumes die Anordnung der Geleise über
dem zur Lagerung der Kohlen bestimmten Raum erblicken, und zwar
um so mehr, als bei dieser Anordnung zugleich die Entladung
der Kohlenwagen wie die Beladung des Landfuhrwerks in hohem
Grade erleichtert wird. Zu diesem Behufe sind über dem zur
Lagerung der Kohlen bestimmten, 67 » breiten Räume , theils
durch gemauerte Pfeiler, theils durch eiserne Säulen unterstützt
und auf eisernen Tragern ruhend, ■> parallele , 8 1,1 von einander
entfernte, mit der Laugseite des Platzes parallele Gleise iSturz-
bahneu) angeordnet, welche mit den normal darauf gerichteten
Nebengleisen der Ringbahn durch 3 Drehscheiben verbanden
Die Beförderung der Kohlenwagen nach den Sturzbahnen
nun in der Weise, dass mittels der in den Nebengleisen
»n Wedding liegenden 3 Drehscheiben und der mit den-
in Verbindung stehenden Zt
und für leere Wagen) die
i Sturzbahnen gebracht und anf d
Sturzhahnen durchschneidenden Niveau - Schiebebühnen
vcriheilt bezw. die leeren Wagen nach den Drehscheiben und
unter Benutzung derselben nach den Ncliengleisen zurück ge-
bracht werden.
Der unter den Sturzbahnen vorhandene Raum, welcher eine
Fläche von 98» umfasst, ist in 14 Lagerplätze ä 7» getheilt,
welche an Kohlenhändler verpachtet werden sollen und im ganzen
die Lagerung von 33 750 Tonnen Kohlen gestatten.
In Folge dieser Einrichtung und unter Benutzung der von
der Niederscblesisrh-Märkischen Eisenbahn beschafften fKKi Kohlen-
wagen, welche behufs Selbstentladung mit je zwei Bodenklappen
und 4 Seitenklappen versehen sind und je von I Arbeitern in
10 Minuten entladen werden können, wird erreicht, dass die
Kohlen aus den auf den Sturz bahnen stehenden Eisenbahnwagen
mit nur geringer Nachhülfe auf die Lagerplätze stürzen, oder
unter Benutzung besonderer Trichter in das darunter aufgestellte
Landfuhrwerk fallen. Auf diese Weise werden die Kosten für
die Entladung der Kohlenwagen auf 1 bis ':, ermäßigt und die
Kosten für die Beladung des Landfuhrwerks gänzlich erspart
Welche Bedeutung diese Ersparnis* hat, die durchschnittlich
etwa auf 2 Pf. pro 100 oder 20 Pf. pro Toune veranschlagt werden
f je 2 für be-
nach den vor-
kann, ist daraus zu entnehmen, dass allein auf der N -M. Bahn
in Berlin jährlich bis zu 14 000 000 Ztr. Steinkobleu eingegangen
sind, wahrend auf den preußischen, vorzugsweise dem Kohlen-
verkehr dienenden Eisenbahnen bis zu 28 000 00O' Steinkohlen
befördert werden. Aufser dieser großen Ersparniss an Ent- und
Beladungskosten und der hohen Ausnutzung des Terrains ist aber
mit der Anlage von Sturzbahnen uud der Einrichtung der Kohlen-
wagen zur Selbslentladuug noch der weitere grofse Vortheil ver-
bunden, dass in Folge der raschen Entladung der Kohlenwagen
die Rücksendung derselben nach den Gruiten und dadurch eine
bessere Ausnutzung der Kohlenwagen verbunden ist — ein l in-
stand, der ebenfalls von hoher wirthsrhaftiieher Redeutung ist,
wenn erwogen wird, dass am Schluss des Jahrs lrs'ü die Kosten
der Neubeschaffuug der offenen Güterwagen auf den preußischen
Eisenbahnen den hohen Betrag von 256 128 028 .//.
Bei der großen Wichtigkeit, welche di<
Kohlenwagen zur Selbstentladung und die Anlage von Koh
bahnhöfen mit Sturzbahuen hat, ist nur zu wünschen, dass der-
artige Einrichtungen, welcne aufser auf der N.-M. Eisenbahn in
ähnlicher Weise auch auf der Saarbrücker uud Nassau tseben
Eisenbahn bereits seit längerer Zeit bestehen, von den übrigen
Hahnen ebenfalls zur Einführung gebracht werden, da naturge-
mäfs erst mit der allgemeinen Anwendung der volle Nutzen er-
reicht werden kann. —
Zu der Diskussion über die Frage des Hrn. Frischen:
„ Welche Signale sind anzuwenden, wenn vor einem Bahnhofe von
einem Gleise (Hauptgleise; mehre Einfahrtsgleise abzweigen!'"
hebt zunächst der Antragsteller die Bedeutung der hier aufge-
worfenen Frage hervor. Unter Hinweis auf die in Betracht kommen-
den Paragraphen des Bahupolizei-Reglements und der Signalnrdnung
für die Eisenbahnen Deutschlands bespricht Redner die Art und
Weise, in welcher bisher von verschiedenen fiahnverwaltutigen den ge-
setzlichen Vorschriften Folge gegeben ist. Seiner Ansicht nach
handelt es sich hierbei haupsäthlich darum, ob der Lokomotiv-
führer in den Stand gesetzt werden solle, an jeder Stelle sich
die Ueberzeugung zu verschaffen, dass er auf dem richtigen Wege
sei, oder ob man es für ausreichend erachte, dass ihm uur die
Erlaubnis.» zur Einfahrt überhaupt signalisirt werde. Hr. Kriseben
präzisirt sodann den Gegenstand der Diskussion durch Aufstellung
folgender Fragen:
1) Sind mehre Signale zulässig oder soll nur ein Signal an-
werdenV
2) Wie sollen liei Auwindung mchrer Signale dieselben an-
geordnet werden, neben oder über einander?
3) Welche Ansichten herrschen über die Anwendung zweier
Signale mit ganz bestimmter Bedeutung, nämlich a; Einfahrt für
Personenzüge, h) Kiui'ahrt für Güterzüge?
Hr. Streckert warnt vor der Anbringung vieler Signale uud
halt im Interesse einer gleichmäßigen und einheitlichen Durch-
führung der Signale auf allen deutschen Eisenbahnen die Au-
wendung möglichst weniger Signale für das Richtige.
Hr. Quassowski halt dagegen mehre Signale tür durch-
aus uothwendig, damit der Lokomotivführer wisse, ob er richtig
fahre oder nicht. Jedenfalls erfordere die Sicherheit der Personen-
züge, namentlich der die Bahnhöfe schnell passirenden Fourier-
züge, die Anwendung zweier Signale, für (tüter- und Personenzuge.
Hr. Kinel behauptet, dass ein Einfahrtssignal nur dann
Anwendung finden könne, wenn die Weichenstelluug von der
Signalgebung unabhängig erhalten werde, dass dagegen bei Au-
wendung einer zentralen Weichenstelluug in Verbindung mit der
Signalstellung die Anzahl der Einfahrtssignale mit der Anzahl der
Weichenkombinationen übereinstimmen müsse. Hr. Wiedenfeld
schliefst sich dem Vorredner im allgemeinen au.
Hr. Glaser fuhrt an, dass die Franzosen nur ein, erst nach
erfolgter Richtigstellung aller betreffenden Weichen zu gebende»
Signal benutzen.
Hr. zur Nieden weist darauf hin, dass die Signale nicht nur
für das Zugpersonal, sondern auch für dos Bahnhofs-Personal
uothwendig wurden und schon deshalb e i n Signal nicht ausreiche.
Nach Hrn. Hartwich's Ansicht ist die gestellte Frage in
ihrer Allgemeinheit gar nicht zu beantworten. Für jeden,
stens jeden großen Bahnhof müsse erwogen
System nach den eigentlichen Verhaltnissen am besten passe.
Hr. Oberbeck glaubt, dass bei Auwenduug mehrer Signale
dem Lukomotivführer eine größere Verantwortlichkeit auferlegt
werde, als er übernehmen könne. Der Station»- Vorsteher müsse
prüfen, ob das richtige Gleis frei sei, dem Lokomotivführer solle
man aber, wenn irgend möglich, nur ein Signal geben. Damit würde
die Verantworlichkeit am wenigsten getheilt, was immer wnnscheus-
werth sei. Derselbe schildert in eingehender Weise, zu welchen
verschiedenen Sigualkombiuationen die Einführung mehrer Signale
schließlich führen müsse, und hebt hervor, wie dadurch dem
Lokomotivführer nicht eine leichtere Uebersichtlichkeit, viel-
mehr eine außerordentliche Erschwerung des Dienstes erwachsen
könnte.
Hr. Frischen hält die Kombinirung der verschiedenen
Weichenstellungen mit nur einem Signal unter Koutrole des
Stationsvorstehers für ganz gut ausführbar. Wolle man dem
Lokomotivführer nur ein Signal geben, so würden aber doch
mehre Rucksignale für das Babnboßpersonal nothig, damit dieses
erfahre, dass ein bestimmter Weg frei zu halten sei.
Hr. Direkten spricht für 2 Signale (Güter- und Personen-
zug-Signale) nach außen und mehre nach innen für das Bahn-
514
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
hofB-PereonaL Xur ganz komplizirte Bahnhöfe sollten seiner An-
sicht nach eine Ausnahme machen dürfen.
Hr. Bensen ist der Ansicht, das» wenn der Lokomotivführer
überhaupt ein Einfahrtssignal gehabt habe, ihn keine Schuld da-
für mehr treffen dürfe, das« er etwa in ein falsches Gleis gerathen
sei. Die Fudrung des Weges, welchen der Lokomotivführer fahren
soll, sei Sache des Stations-Vorstehers. Kedner halt übrigens
die angeregte Frage für so wichtig und interessant, dass eine
Vermischt*»
Eine amerikanische Stimme aber die Architektur in
Berlin, wie ober das architektonische nnd kunstgewerbliche
Unterrichtswesen der Stadt. Wir finden in den „American
Archilect and ISuilding .Yerc*"*) ein« längere Mittheilung aus der
Feder eines amerikanischen Fachmannes, der wir das L'rtheil
zugestehen müssen, auf umfassenden eigenen Wahrnehmungen
zn baairen und einen Grad von Objektivität zu besitzen, welcher
nicht eben hantig angetroffen wird, wenn man in ausländischen
Journalen nach Urtheilen über deutsche fachliche Leistungen
Umschau halt.
Mr. John Sparkes, Vorsteher (//««</ Matter) der nationalen
Kunstschule, bespricht in dem betr. Artikel nach einander das
Deutsche Gewerbe -Museum mit seinen Schulen, die Permanente
Bauausstellung, die Bauakademie und, zwischen diesen Einzel-
besprechungen verstreut, die Architektur sowie die zu ihr in
näheren Zusammenhang stehenden kunstgewerblichen Leistungen
Berlins. Dabei wird insbesondere der Zusammenhang hervor
gehoben, welcher zwischen den kunstgewerblichen Anstrengunsen
und den Bildungs-Instituten, welche so eben namhaft gemacht
worden sind, besteht.
Den grofseren fheil seiner Aufmerksamkeit hat Mr. Sparkes
den Schul-Einricbtungen des Gewerbe-Museums zugewendet, und
es werden dieselben nach Methode und Zielen in einer ziemlich
umfassenden und dabei im allgemeinen höchst anerkennenden
Art und Weise besprochen. Die Einrit hlungcn der Bauakademie
sind nur kurz und mit l'nterlaufung einiger kleinen tl
Irrthümer behandelt, die indessen dem Gesammtbilde.
Mr. Sparkes entwirft, keiueu sonderlichen Eintrag thun
Was Mr. Sparkes über die Architektur Berlins denkt, fasst
derselbe in folgende Sätze zusammen: Die Privat- und öffentlichen
Bauten Berlins sind beredte Zeugen für die umfassende Aus-
bildung, welche die dortigen Architekten bei dem bestehenden
Unterrichtssystem sich erwerben. Indessen wird doch in jenen
Bauwerken eine gewisse Kalte bemerkt, oder eine trockene Exakt-
heit des Ensembles, die mit der Durchbildung, welche die Details
erfahren, nicht recht zusammen klingt. Jene Trockenheit scheint
aus der einseitigen Betonung der klassischen Formen im Unter-
richte der deutschen Architekten hervor zu gehen, durch die das
malerische Element in der Architektur unterdrückt und jedeB
kleinste Glied an einem Architekturstück der Herrschaft der
Kegel unterworfen wird.
Was die Knnstubung in mittelalterlichen Formen betrifft,
so zeitigt dies deutsche Unten icbte-Systcut Früchte, welche hinter
denjenigen weit zurück bleiben, die aus dem amerikanischen Un-
terrichts-Systeme — oder besser aus der völligen Abwesenheit
solchen Systems — in dem amerikanischen Kuustleben er-
werdeu. - Manche Vorzüge besitzt die Berliner Schule im
«u nnd speziell im Entwerfen des Ornamente; hierin ist
sie iu einem Grade geübt, dass die Durchschnittsleistungen unserer
heimischen Künstler weit übertroffen werden und kein Zweifel
besteht, dass gerade aus dieser Ueberlegenheit die grotee Vorzüg-
lichkeit von ornamentalen Schmiedetheilen , von Terrakotten-
Bekleidungen, von Ornamenten der griechischen oder römischen
Stilfassung hervor gehen, die wir in der Architektur der Berliner
Schule bemerken und welche wirkliche Scbmucktheilc sind, die
namentlich auch dazu dienen, die Bauwerke vor Ueberladung zu
bewahren. —
Welche Meinung Mr. Sparkes über Nutzen und Bedeutung
der Schule des Gewerbe-Museums für das kunstgewerbliche
Schaffen Berlins besitzt, geht beispielsweise aus folgenden
Aeulserungeu hervor:
Berlin ist, gleich London, eine Stadt des Back stein bau es:
der gewöhnliche Steiu wird entweder mit Putz uberzogen oder
mit Terrakotten verblendet. Die Vorzüglichkeit der ornamentalen
Leistungen in Terrakotten ist eine weit verbreitete, ja sehr all-
gemeine in Berlin, und ich vertnuthe, dass einige neuere in Back-
stein und Terrakotten ausgeführte Bauwerke Berlins die besten
sind, welche jemals in den gleichen Materialien ausgeführt wur-
den. Ueberall in Berlin trifft man auf Beispiele hoher Vollen-
dung des Terrakottenbaues und damit auf Beweise gesunder Un-
terrichte-Prinzipien, die in diesen Dingen zur Wirkung kommen.
Zweifellos gebührt das grölsere Verdienst an solchen Leistungen
dem Architekten, ein nicht kleineres aber auch den Modellirern
und den Handwerkern, welche die Ideen des Künstlers in die
Wirklichkeit überführen.
I'cber die permanente Bauansstellung spricht sich
Mr. Sparkes folgendcrmauJsen aus: Die
in der
14. Desraibwr 1S7R
weitere spätere Ihskussion darüber angezeigt sei, und beantragt
deshalb und wegen vorgerückter Tageszeit Vertagung der Debatte,
welchem Antrage die Versammlung
In üblteherAbsummung werden die Herren Professor Spangen-
und Geheimer Postrath und vortragender Rath Hake als
in den Verein
Zu Vorstands -Mitgliedern für das Jahr 1879 werden die Hrn.
Hartwich, 0. Meyer, Mellin, Ernst und Boeder gewählt.
Gegenstände bei einander trifft, bildet durch den fortwährenden
Wechsel der ausgestellten Stücke einen vorzuglichen Maai's-
stab für die Weiterbildung des Geschmacks in den kunstge-
werblichen Leistungen Berlins. Was die Einzelgruppen der
Ausstellung betrifft, so stehen die Nachbildungen orientalischer
und mittelalterlicher Teppichmuster in malerischer Hinsicht be-
merkenswerth hoch. Unter den Möbeln fallen die besten Stucke
dem Formengebiet der Renaissance zu und einer gewissen franzö-
sirenden Stilfassung , die mau nicht gerade verwerfen kann; in-
dessen lehren alle diese Stücke, dass die Möbelzeichner in Ein-
fachheit der Konstruktion und Geschmack im allgemeinen von
unseren amerikanischen Möbelzeichnern übertroffen werden. Sehr
bemerkenswert!! als direkt« Leistungen der Schule des Gewerbe-
Museums sind die eingelegten Hollarbeiten für Thüren und
Paneele , in denen zu den Einlagen ausschliefslich Holz dient ;
gerade derartige Sachen scheinen in Deutschland in einen wach-
senden Gebrauch zu kommen. — Als „ganz vorzüglich"' sind die
Ausstellungen der Eisenarbeiteu zu bezeichnen. Sie erwecken
den Glauben, dass gerade für solche Sachen in Berlin eine eigene
Schul« bestände, und dieses Lob gilt ohne Unterschied in T
sowohl auf Gegenstande aus Srhmiedeisen als
Der
erzeugt eine fortwährend rege Nachfrage nach guten
und diese wiederum wirkt in der günstigsten Weiae auf
das künstlerische und technische Schaffen zurück. — Ein beson-
deres Lob spendet schließlich noch Mr. Sparkes den Oefen und
Kaminen, unter welchen ihm diejenigen in Weif* als die vorzüg-
licheren erschienen sein müssen, da er an ihnen nicht nur die gute
architektonisch« Gestaltung, sondern auch die Vorzüglichkeit der
Glasur bezw. das Email hervor hebt, wahrend er an deu farbigen
Stücken, welche die Auastellung enthalt, ohne jedwede Bemerkung
vorüber geht. —
Wir sind genöthigt, unsere Reproduktion der Sparkes'seben
Mittheilung auf den vorstehenden stark verkürzten Auszug zu
beschranken , für den wir bei einem Theile unseres Leserkreises
auf eine beifällige Aufnahme glauben rechnen zu dürfen; für
Befriedigung weiter gebender Wissbegier müssen wir auf die oben
angegebene Quelle
Kunstgewerbliche Konkurrenzen der permanenten
Bau- Ausstellung und des deutschen Gewerbe -Museums
in Berlin. Die so lange verzögerte ministerielle Entscheidung
Ober die Preisertheilung für diese in No. 92 u. Bl. besprochenen
Konkurrenzen ist endlich erfolgt und das Urtheil der Preisrichter
nunmehr publizirt worden.
In der Konkurrenz für Kamine hat der von Architekt
Sputh entworfene Kamin der Firma M. I.. Schleicher den
1. Preis von I (WO .//„ der vom Architekt Kotger entworfene
Kamin der Firma K. Wille & Comp, den '2. Preis von 750 .//.,
der von den Architekten Ihne A Stegmüller entworfene, vom
Bildhauer Lessing modellirte zweite Kamin der Firma
M. L. Schleicher den 3. Preis von 500 .tt. erhalten.
In der Konkurrenz für Pfeilerspiegel-Rahmen ist ein
1. Preis überhaupt nicht vertheilt worden. Dem von Bmstr.
Heidecke entworfenen Spiegel von ( . Roblirh ist der 2. Preis
von »50 .//, dem vou Ihne" * Stegmüller entworfenen, von
0. Lessing modellirten Spiegel von Ferd. Vogts & Comp, der
3. Preis von 200 .// zugesprochen worden.
In der Konkurrenz für Regulator-G ehäuse hat die Arbeit
von W. Kleinertz in Köln, entworfen von den Archit Müller tt
de Voss daselbst, gesiegt und den 1. Preis von 350 M. davon ge-
tragen. Den 2. Preis von 250 .tt. erhielt der Regulator von
S. Brandstäter, den 3. Preis von 150 derjenige von
S. Wenkel (entw. v. Sputh).
In der Konkurrenz für Photographie-AIbums wurden
die beiden ersten Preise von 350 .tt. und 250 .tt. der Finna
F. F. Kullrich, und zwar der I. für das von Ihne & Steg-
müller, der 2. für das von Bmstr. Heyden entworfene Album
zu Theil. Den 3. Preis von 150 . tt. errang die nach einem älteren
Entwurf von Bmstr. Luthmer ausgeführte Arbeit von
H. Manegold (Firma Voorgangl.
Brief- und FragekMten.
Berichtigung: Auf Wunsch von Hrn. Dr. W. Michaelis
thcilen wir mit, dass die in uns. No. 93 enthaltene Notiz
der»
■i V.,1 IV. V-i H'J. II 1.,.ttir f.7-
selbe habe der vom Hm.
zur Festeteilung der No
auf Irrthum beruht.
tjllg «o» Carl Btdlti m
K. K O. Krit.ch, B«ll* D«ck: W. Mo. »er Uolbu
No. 101.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
515
■I. - Kn
-Verein «u Haml.un;. — Zur Kr**« d*r
B. — l'erion»! -Sur hrirbten. — B
.!•« ffu« In
Ver-
Axohitekton- and Infjonicux- Verein zu Hamburg.
Sammlung am 13. Dezember 1878. Vorsitzender: Hr.
Schriftführer: Hr. Bargum, anwesend 72 Mitglieder.
Unter den Eingängen befinden sich die beiden Rundschreiben
des Verbands-Vorstandes, betr. die Vorbildung der Bautechniker
und den Industricschutz.
In der ersten Angelegenheit referirt Hr. Hargum. Derselbe
theilt mit, dass der Vorstand, in Veranlassung eines in voriger
Versammlung geatifserten Wunsches, für Besprechung der die
Gemüther in Preußen stark erregenden Frage auch im hiesigen
Verein den Hrn. Wasserbau-Direktor Nehls gewonnen habe, um
die Verhandlungen einzuleiten, und das* diese für eine der
Januar- Versammlungen in Aussicht genommen seien. — Das in-
zwischen auf Antrag des Braunsihweiger Vereins vom Verbauds-
Vorstandu durch Kundschreiben vom 1. d. IL eingeschlagene
Verfahren entspreche nicht dem Statut. Der hiesige Vereins-
Vorstand sei daher der Meinuug, dass gegen das in Köln beliebte
Vorgehen zu protestiren sei. Der vom Vorstände entworfene
Protest, um dessen Genehmigung gebeten werde, laute wie folgt:
.Hamburg, den 13. Dezember 1H78,
An den Vorstand des Verbandes etc.
Mittels Hundschreibens vom 1. d. M. (hier eingegangen am
9. Dezember) bat der Vorstand des Verbandes, einem Antrage
des Braunschweiger Architekten- und Ingenieur- Vereins folgend,
die Unterstützung der vom Architekten-Verein zu Herlin an deu
preußischen HaudeUministcr unter dem 17. Oktober d. J. ge-
richteten Vorstellung in die Hand genommen.
Ausgehend von der, nach hiesigem Erachten unrichtigen
Voraussetzung, dass
der 5. Antrag der Konferenz im preußischen Handelsministerium
vom 2. und 3. August d. J., betreffend die Zulassung der
Abiturienten der auf einen neuujährigen Kursus zu erweitern-
den preußischen Gewerbeschulen zu den höheren technischen
Studien und zu den Staatsprüfungen auf dem technischen Gebiete,
in „direktem Widerspruche'' stehe zu
der 1. These der im März 1875 durch den Verband heraiis-
i Denkschrift über die
dass die Organisation manches Vereins die ordent-
liche Behandlung der Sache nicht ermöglicht, den verbundenen
Vereinen drei tendenziös gestellte Fragen zur Beantwortung vor-
gelegt
er Hamburger Verein, welcher schon vor Eingang der Auf-
forderung des Verbands- Vorstandes beschlossen hatte, die Frage
der Vorbildung der Bautechniker in einer seiner nächsten Ver-
sammlungen zu besprechen, ohne jedoch an der in Preufsen jetzt
pro uud contra geübten Agitation teilzunehmen, erblickt —
auch abgesehen davon, dass es ihm nicht möglich ist, seinerseits
bis zu dem gesetzten Termin, den 31. d. M., die gestellten Fra-
gen zu beantworten — in der Aufstellung derselben und in dem
geforderten Abstimmungs-Modus für die verbundenen Vereine die
Gefahr einer Vergewaltigung, gegen welche im Verbands-Intercsse
auf Grund des Statuts Protest erhoben wird.
Artikel ]'.) schreibt vor: „Verhandlung und Beschlussfassung
Uber Angelegenheiten des Verbandes linde t in der Hegel auf
mündlichem Wege in der Abgeordneten-Versammlung statt" —
„In dringenden Fällen kann der Vorstand (Art. 23) Abstim-
mungen unter den verbundenen Vereinen auf schriftlichem
Wege veranlassen."
Was als „d ringend" bezeichnet werden darf, lehrt Art 21,
welcher mut mut selbstverständlich auch auf schriftliche Ab-
stimmungen Anwendung findet und demnach folgende Vorschrift
enthält: „Bei anderen als einfachen Verwaltungssachen ist es er-
forderlich, dass dieselben als Gegenstände der Tages-Ordnung
" len Vereinen bekannt gemacht oder
ch auerk
Unter V«
Widrigkeiten
Hamburger Verein:
1. die am 1. Dezember d. J.
von der Tagesordnung abzusetzen ;
2. über die Dringlichkeit der vom Braunschweiger Verein an-
geregten Verhandlung im Verbände, bezüglich der Beschlüsse
der Konferenz im preußischen Handelsministerium am 2.
und 3. August d. JL abstimmen zu lassen;
und, wenn die Dringlichkeit beschlossen werden sollte, entweder
3. in Uebereinstiminung mit Artikel 21 des Statuts alsbald eine
außerordentliche Abgeordneten • Versammlung nach einem
bequem belegenen Orte (Berlin oder Kassel} zu berufen, um
über die in Hede
beschließen; oder
nachstel
bringen :
a. Steht der Antra
di Istuinisti rinm
siiruch mit der
Frage zu
zu
zu
der Konferenz im preußischen Han-
2. und 3. August d. ,T. im Wider-
1. These der Denkschrift des Verbandes
Ober die Ausbildung der Bautechniker'/
h. Lagst die Zulassung der Abiturienten der neu zu bilden-
den preußischen Gewerbeschulen mit neunjährigem Kursus
zu den höheren technischen Studien und zu den Staats-
prüfungen auf technischem Gebiete für den Stand der
Architekten und Ingenieure nachtheilige Folgen befürchten,
wie die Vorstellung des Berliner Architekten -Vereins bei
dem preußischen Handelsminister annimmt?
c. Wie ist den Anschauungen des Verbandes, entsprechend
den BescMü&scn ad a und b, Geltung zu verschaffen?
Der Architekten- und Ingenieur- Verein zu Hamburg.
Martin Haller, Vorsitzender. Bargum, Schriftführer."
Die Versammlung genehmigt diesen Protest mit allen gegen
zwei Stimmen. —
Hr. Kaemp bespricht dann den Eingang, betr. Industrieschulz.
Srinen Anträgen entsprechend wird beschlossen, dass die Frage
der Betht-iÜKung des Verbandes zu bejahen und dass auf die
Pariser Beschlüsse einzugehen sei, wenn diese o priori als Basis
der Verhaudluugen gelten sollen; sonst wäre isino ganz freie, un-
gebundene Berathung vorzuziehen. Die l'eb rnahme der Kosten
soll auf 2 Jahre ä 500 ,H. limitirt werden: an der Wahl des
Hrn. Eugen Langen sei fest zu halten, Hin. Möller aber die
Stimme zu gelten, wenn Hr. Langen etwa auch an anderer Stelle
gewählt werde. Dun Wunsch des Berliner Vereins, dass der
Delegirte des Verbandes ein Mann des Baufaches sein möge,
kann Hr. Kaemp rücksichtlich der Persönlichkeit des Hm. Langen
nur dann verstehen, wenn er annimmt, dass man in Berlin An-
gehörige des Maschinen-Faches noch immer nicht zun Baufach
Por-
rechnet; bei skrupulöser Bestimmung Uber die Zugehörigkeit zum
Baufach könne man gewiss ebenso gut den Direktor einer Por-
zellan-Manufaktur davon ausschließen. —
Es folgt die Ernennung der Kommission für Vorbereitung
der Neuwahlen zu den Verciusämteru und hierauf ein Vortrag
von Hrn. Reese über elek
zurück zu kommen ist
In den Verein
Ernst und Berkban.
sind die Hrn. Krulisch, Paul
Bm.
Zur F:
rage der EmSrmnng des Wa
Es ging uns mit dem
In Robx-
Die Xo. 88 er. der D. Bztg. referirt über einen Vortrag des
Hrn. Gill über die Tegeler Wasserwerk-Anlagen und die Ursachen
der Verschlechterung des von denselben gelieferten Wassers. In
diesem Vortrage wird u. a. auch vou Quellwasser-Leitungen ge-
sprochen und behauptet, dass „die Lauge der erforderlichen Lei-
tungen Schwankungen in der Temperatur des Wassers mit sich
bringe, welche relativ sehr bedeutend sein können" — dem Sinne
nach so bedeutend, dass unter Umständen eine in dieser Art veran-
lasste Qualitats-Beeinträchtigung ins Gewicht fallen könne. Als
Beweis für das Zutretfeude dieser Behauptung wird neben den
Wasserleitungen von Wien und Dresden auch auf die von Frank-
furt a. M. verwiesen
Dem Unterzeichneten lag als Mitbegründer und als Mitglied
der Direktion der Frankfurter Quellwasser-Leitung u. a. die Auf-
gabe ob, sowohl während der Bauausführung, als auch während
des späteren Betriebes die Qualität des Wassers der Quellen an
deren Ursprung, in den Leitungen, den Hochbehältern und dem
Röhrennetze einer stüidigen Kontrolle zu unterziehen, und es sieht
derselbe sich zur Richtigstellung obiger Behauptung zu nach-
stehenden Erörterungen veranlasst
Leber die Tümperaturverhältnisse des Wassers der Frank-
furter Quellwasserleitung sind bis jetzt authentische Mittheilungen
- und Mittheilungen überhaupt — lediglich durch meinen am
15. April 1874 erstatteten (als Manuskript gedruckten) „Bericht" über
die wissenschaftlichen Untersuchungen und Arbeiten, betr. die Be-
schaffenheit des Wassers uud die Erhaltung seiner Qualität
(d. Frkftr. Q. W. L.)*) zur Veröffentlichung gelangt. Auf S. 9
dieses Berichts ist darüber Folgendes gesagt:
„Die Fischboroer Quellen haben, wie schon bei verschiedenen
Gelegenheiten hervorgehoben wurde, auch bezüglich ihres quanti-
tativen Ergebnisses eine ganz seltene Beständigkeit In der
trockensten Jahreszeit lässt sich eben so wenig eine Abnahme
des Wasserausbruches konstatiren, nl? eine wesentliche Steigerung
desselben nach anhaltendem Regen oder nach Abgang der oft
bedeutenden Schueeina^seu von den umgebenden Höhen zu beob-
achten ist Ein Gleiches gilt von der Wärme des Wassers.
Die größten Schwankungen betrugen schon vor der Fassung
bei LufttemperaUiren von — 6'' bis -f- 22,4" C. nicht mehr als
0,3". Die höchste bcoltachtete Wärme war 9,95", die niedrigste
9,50" C. Nach der Fassung wurden bis jetzt überhaupt nur Diffe-
renzen vou 0,2" wahrgenommen.
Auf die Erhaltung einer möglichst gleichmäßigen niedrigen
Temperatur des Wassers von den Quellen bis zur Verbrauchs-
stelle — als einem ebenfalls wichtigen Theile der Qualitätsfrage —
"J Kvt'iit- 1ml nn* f-lntu^nen. hu übrigen glauben »Ir folgende Bernerkwiftee., 41«
der LHreklor der Berliner Wawerwrrk«* , Hr. 0(11, Ruf betr. Millbeiluiig uns an-
kommen li..t, b<ifujc*n fu »ollen:
„Naen il.fr »mlilchwi Mullwilniis des Direktor« der Frankfurter Waa»«rWtuiiu
d. d. 30 Oklotwr l»T- h>l d» Temperatur iln V"-;l«»—« 1» den Vertheiluiig».
rühr,-., in den Straf-ll 13v$« C. iu den beifeen Sommert»*«-!, efrelrtiL Kart eben-
Uli. mutleh.« Mltth.iloiwr-.! M ,!i..-e Temiwrator in Grad OL.! Danai« *M>,
Dradm 16,21. Kraukfurt a. O. 1.1,31, Colli« i:.,ikj, Halle lT.it', Kurl 14.00.
NM* l !•.•».•. Wfcn 1S.VI, Berlin <T«t»l) IV», HwU» («
516
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
18. Deiember 1878
war man bei Planung und Ausführung der Zuleitung
servoire ebenfalls bedacht Natürlich konnte in dieser
kein absolutes Resultat, sondern nur ein Überhaupt erreichbares
rden, da die Vermeidung all' und jeder Wärme-
bci einer so laiigen Leitung unmöglich ist Gleich-
>re Anlagen auch hierin ihrem Zwecke voll-
kouiuien Genüge leisten. Durch Rechnung lassen sich die Be-
träge der Warn e- Aendeningen, denen das Wasser anf^ seinem
22stündigen Laufe zu verschiedenen Jahreszeiten unterworfen
sein wird, wegen der mannichlätheti hierbei in JJetrarht kommen-
den, wechselnden Momente, nicht leicht ermitteln. 1 >ie praktische
Erfahrung und die Rücksichtnahme auf die bezüglichen meteoro-
logischen Verhältnisse lieft aber eine durchschnittliche Eiusenkung
der Rohrleitung von 250 •'» geboten erscheinen und die Ver-
waltung kann stets befriedigt darüber sein, dass sie seiner Zeit
dem Drangen des früheren Generalunteriiehiui rs auf Gettattuug
einer geringeren Tielleguug widerstanden hat.
Am wenigsten wird das Wasser von den Wartncschwankungen
des Bodens wahrend seines Laufes durch die Zement- Rohre be-
rührt. In dem kleinen Sammelbassin vor Rirsteiu konnten Iiisher
nur Veränderungen von 0,20-0,25* C. über und unter der Mittel-
Temperatur beobachtet werden. Vom Beginn der Eisenrohr-
Leituug an werden die Waruieleitungs-Eiurlusse deutlicher. Gegen
Knde September 1^73 , also einer Jahreszeit, in welcher die
Wärmeaufnahme des Ifodens in der Tieilage der Leitung eben
ihr Maximum Überschritten hat (der Rechnung nach fallt das
Maximum auf die Zeit zwischen den 3. und 10. September;, be-
trug die Temperatur- Erhöhung des Wassers auf dem Aspenheimer
Kopf im ganzen <),7.ri". Leber den weiteren Verlauf der Wänne-
kurven bis zum hiesigen Hochreservoir kunneu noch keine ge-
nügenden direkten Beobachtung* -llesultate vorliegen, da diese
Vervollständigung erst in dt n Suinrncrnitinaun vorzunchtueu ist.
Zur Zeit der Eröffnung der Wasserleitung im November war die
Temperatur im llochieservoir 10,2". Legt man aber nunmehr
die bis zum As]>euheimer Kopf gewonnene unmittelbare Beoltach-
lung zu Grunde und vergleicht damit die fernere Weglänge, unter
Zuziehung der hauptsächlichsten Koeffizienten (den Hythmus der
Erdwürme- Bewegungen, die latente Warme und Quantität des
durchflieftenden Wassers), so dürfte die Annahme zutreffen, dass
die höchsten und niedrigsten Wellen der Temjteraturkurvcn des
hier ankommenden Wassers 1,7 bis 1,8 " nicht überschreiten.
Hiernach würde das Warme- Maximum ungefähr 11,6* sein und
jedenfalls selbst noch hei 12,5 " der an ein vollkommenes
Trinkwasser in unserem Klima zu stellenden Bedingung der
Frische durchaus entsprechen. u —
Die Eröffnung des Betriebes der Frankfurter Quellwasser-
leitung fand am 22. Nov. 1873 stau, der angezogene Bericht war
also etwa f» Monate später erstattet Es wurde damals nur ein
Theil der Vogelsberger Quellen (aus Fischborn; zugeleitet, mittler-
weile alter längst die ganze I .eilung in allen ihren Theilen (so auch
die Zuführung der Spessart-Quellcu) fertig gestellt und es sind seit
dem hinlängliche Beobachtungen ülter die bezügliche Frage vor-
genommen. Die Leitung der Vogelsberger Quellen I is zum Hoch-
behälter in der Stadt hat bekanntlich eine Unge von 67 »», die-
jenige vom Spessart 56 •"». Die Erfahrung hat nun gezeigt, das«
das durchschnittliche Maximum der Temperatur des Wassers in
den heiftesten Monaten des Sommers und Spätsommers in dem
grofsen Hauptreservoir an der Friedburger Warte bei Frankfurt a.M.
seitdem nicht über die schon früher angenommene Hohe von
11,6' bis 11,9" stieg, wohl aber ineist wesentlich geringer war.
Nur einmal wurde bei grofscr Hitze im August 1876 nach
8 stündiger Unterbrechung des Zulaufes in dem Gegenreservoir in
Sarhseuhausen eine Wärme von 1 2,8 0 beobachtet. Dass in
manchen Straften-, und besonders in den Hausleitnngen, höhere
Moximalwürmen vorkommen können und vorkommen werden, liegt
in der Natur der Sache und kann zu allgemeiner Reurtheilung
der Frage nicht herau gezogen werden.
Es scheint mir wichtig, vorstehende Thatsachen mitzutbeilen,
um irrthümlicheu Vorstellungen (wie sie der Vortrag des Hrn. Gill
erwecken könnte) bezüglich der Schwankungen der Wasser-Tem-
peraturen bei richtig angelegten, auch »ehr langen Leitungen vor-
Ür. G. Kerner.
Courath'schen Platzidee für .unmöglich" hält, mag ja freilich
nach individuellem Geschmack verschieden beurtheilt werden.
Bis jetzt ist der Eindruck dea Lcins'schen Entwurfes bei Fach-
männern, wie auch an entscheidender Stelle tu Sira&burg ein recht
gunstiger gewesen. B.
Zur Strafsburger Stadterweiterung. Zu der Frage über
die Gestaltung des Kaiserplatzcs, bei welcher die Ansichten inner-
halb d- r Stadterweitenings-Kommüision weit aus einander gingen,
sr Kom-
fvgl. No. 90 u. 84 d. BL)
mission, Hr.
kürzlich ein Mitglied
Hr. Oberhaurath v. Leins in Stuttgart, einen sehr iuler-
Beitrag geliefert, welcher sich jetzt auf dem Sudthanse
in Strafsburg befindet Es sind zwei Bilder, je 1,3 breit, über
den Abschluss des Kaiserplatzes unter Zugrundelegung der t'on-
rath'schen Idee, das eine gegen die Altstadt hinein schauend, das
andere in umgekehrter Richtung. Durch Anlage eines groften
Brunnens sammt Beiwerken ist mit tnafsigen Mittelu und mit
sorgsamer Zurathehaltung des Vurhandeuen eiue stauliche und
malerische Gruppe am Kanalufer geschaffen worden. Hiermit
wäre denn auch in graphischer Form jene Auskunft gegeben,
welche Hr. Orth in No. 84 vermisst, welche jedoch in münd-
licher Erläuterung schon bei den Kommissions- Verhandlungen
nicht gefehlt hat Ob damit eiue „einigerraaaften schickliche
Lösung" für die Vermittlung zwischen der neuen und der alten
Stadt gefunden ist, welche Hr. Orth von vorn herein bei der
Ans der Fachlitteratnr.
Verzeichnis» der bei der Redaktion d BL einge-
gangenen neueren technischen Werke etc.
Jordan, Dr. W., Prof. am Polyteehn. au Karlsruhe. Mathema-
tische und geodätische Hülfstabcllcu
für das Jahr 187!». 6. AurL d. Kalenders f
Stuttgart 1878; Konrad Wittwer. Preis 4 .Ä
HeiizerUBg, Dr. F., Baurath u. Prof. an der polyteehn. Schale za
Aachen. Der Kiaenhochbau der Gegenwart Systematisch
geordnete Sammlung neuerer eiserner Hochbau-Konstruktionen.
2. Heft: Hochbauten mit eisernen Tonnendächem. Mit 6 lithogr.
Tafeln in gr. Fol-, 2 lithogr. Texttafeln u. 14 V« Bg. Text mit
45 Holzschn. Aachen 1878; J. A. Meyer. Preis 13,40 M
Petermais, C. Die Anlage wasserdichter Abtrittgruben
und Dungstätten in den Städten und Landgemeinden.
II. Tbeü. Stuttgart 1878; R. Roth.
Ilheinhard, A. , ßauinspektor in Stuttgart Kalender für
Strafsen- und Wasserbau-Ingenieure pro 1879. Mit
40 Hobtschn. Wiesbaden 1879; J. F. Bergmann. Preis 4 .IL
Konkurrenzen.
Preisaufgaben des bayerischen Oewerbemusenma in
Nürnberg. Für das Jahr 1878 79 werden 4 Preise ans der
,König-Ludwig-Preisstiftungu für 2 Konkurrenzen — um einen
Spiegel- bezw. Bild-Rahmen und um eine Salon-Petroleum-
Lampe zum Stehen — zur Vertheilung gelangen; je 300 .4L
soll die beste der ausgeführten Arbeiten, je 200 .41 das beste
Modell erhalten. Besonderes Interesse erregt die rweite Aufgabe,
da sie bereit« zum dritten Mal gestellt wird, ohne eine Losung
gefunden zu haben. Die Lampe ist wesentlich au« Metall aus-
zuführen, kann jedoch mit anderen Stoffen ausgeschmückt werden;
aufser der schönen und zweckmäßigen Form kommt anch die
Tortheilbafte Brenner-Anordnung und die technische Ausführung
bei der Bcurtheilung in Frage. Sämmtliche Konkurrenz-Arbeiten
Bind bis zum 28. Juli 1879 an das „Bayerische Gewerbemuseum*
einzusenden. Die Preisvertheilung erfolgt am 25. August, als
dem Geburt«- und Namenstag de« Königs.
Bewerbung- um ein Stipendium der Louis BoiTsonet-
Stlftung für Architekten Aus der genannten Stiftung, über
die den Lesern d. Bl. schon früher berichtet wurde, soll nun-
mehr das erste Stipendium im Betrage von 3000 .44. verliehen
werden. Es ist für Architekten bestimmt und an die Bedingung
geknüpft , dass der Stipendiat eine auf eigener Aufmessung be-
ruhende Darstellung der Propyläen zu Athen in 1 1 „stichfertigen"
Zeichnungen und eine „druckfertige" Abhandlung hierzu liefere.
Das Nähere finden die Leser im Inseratenteile dieser No. u. Bl.
Mitglied des Di-
A„Th. Krancke
Personal - Nachrichten.
Preufsen.
Der Eisenbahn-Betrieba-Direktor a. D. um
rektoriums der Magdeb.-Halbent Eisenb.-Gesellsch., '
z. Magdeburg, sowie der Eisenbahn-Bau- und Betriebs-Insp. a. D.
H.Mick«, Mitglied der Direktion der Thüring. Eisenb.-Gesellsch.,
haben den Charakter als Banrath erhalten.
Die Baumeister- Prüfung haben bestanden a) für beide
Fachrichtungen: Carl Ganse au* Berlin und Wiih. Doehring
aus Poln. -Lissa; b) für das Hochbaufach: Adalb. Natorp aus
Holpe und Heinr. Lehm heck au« Rottorf.
Die Bauführer-Prüfung in beiden Fachrichtungen halten
Carl Buddeberg aus Hagen i./W. und Wüh. Dransfeld aus
Diersfordt f
Brief- und Fra&ekMteB.
Hrn. H. in Plauen. Ein Kitt für
Jorg. 76, S. 300 u. Bl. roitgetheflt
Hrn. H. & S. in Düsseldorf. Der Name „französischer
ist im
Kalkstein" ist ein Gattungsname. Eine Anfrage, ob irgend wo
•hte Erfahrungen mit der
seien, ist
wir
speziell in den Rheinlanden schlechte
jenes Steins zu Facaden
demnach so unbestimmter Natur, dass
niss sieb kaum erwarten lässt Trotzdem
unserm Leserkreise hiermit vorlegen.
Hrn. A. in Quedlinburg. Bezgl. der „Petri'schen Nacht-
Ktühle" werden Sie durch Anfrage bei der Dr. Petri'schen l>es-
iufektionsmiltel-Fabrik in Berlin N., Buchholzer-Str. No. 3, nähere
Auskunft einziehen können.
Hrn. Seit, in Zwickau. Ueber den Schlossbau auf der
grofsen Insel im Chiemsee haben wir nur durch Zeitungs-Notizen
Nachricht erhalten. Wer ihn ausführt, ist uns unbekannt; jeden-
falls aber glauben wir Ihnen mit Sicherheit angeben zu können,
data ein Versuch, Beschäftigung bei diesem Baue zu erlialten,
Ihrerseits keinen Erfolg haben würde.
«fcaj ro« Cstl U..MU u
i K. K. O. Krltioi,
Dtjk*: W. Hatur Horbucbdraektrtl, Ma*
Digitized by LrOOgle
N». 102.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
»17
Inlull: DU Au«.!. Ilm« il«« VrrtxmlM d-ntw-Ji-r Anhitrltttn- und Initrni'ur-
VVrrtiip tu «einer III Omenl ■ \Vf .«.nmlniiK Iii l)i*»»U«. — Vvb*r_A\* K.»*li.l^JI«r.«
ArtH.it»n" in rrwuf>.ru. — Tr.-buik*r im |>muf>.l»f Iwo Ali|Ci-ordDftfnh*iiM; und tut
«tmitftrtira KrirhitjiKc. - AntteUuncm udi! Hefrinlrruiigcn prtubtKbrr flt»»t» Ki*
•t.r NiinMlIirfilti «rhlfflmrer (limitt* - DI* „hulititlim af Ciril- Knyinrrri hahn-Beamtm im Jalirr 1*1» — Obninc-nii-ur Hrllwa« — Konatirri-nieii. —
- (HHilu«-> - MI
— WrmU.'Blc«
Aii. Jft Kaihllll-mior. — I
Die Ausstellung des Verbandes deutscher Architekten- und Ingenieur -Vereine zu seiner
III. General -Versammlung in Dresden.
it den meisten ähnlichen, für einen kurz vor-
Olier gellenden Zweck in's Werk gesetzten
Unternehmungen hat die diesjährige Ausstel-
lung unseres Verbandes das Schicksal ge-
tbcilt, dass sie von den Besuchern der Ver-
sammlung, für die sie bestimmt war, bei
weitem nicht im Verhältnisse ihres Werths
gewürdigt worden ist. Auch in unserer Berichterstattung Ober
den Dresdener Verbandstag hat das Referat über die Aus-
stellung notgedrungen mit der letzten Stelle vorlieb nehmen
müssen , und es erscheint deshalb so spät und in so ab-
gekürzter Form, dass wir auf die Zufriedenheit unserer an der
Ausstellung bethciligten Fachgenossen wohl schwerlich rechnen
können. Mögen dieselben zum mindesten unsero guten Willen
bemerken, einer Pflicht, die wir als solche anerkennen und vor
2 Jahren gegenülwr der MOnchener Ausstellung nur schweren
Herzens unerfüllt liefsen, zu genügen, so weit die Verhältnisse
es gestatten.
Das für die Ausstellung gewählte Lokal darf als ein
sehr günstiges und die Hinrichtung desselben für die Zwecke
des Unternehmens als eine sehr geschickte bezeichnet werden.
Es waren die vordere Hälfte des von dem ehem. Hofhaumeister
von Wolframmsdorf erbauten kgl. Orangerichauses an der
Ostra- Allee, sowie der nächstliegende Theil von „der Her-
zogin-Garten," welche die Ausstellung einnahm. Im vorderen
Theil des Gebäudes war durch eine Scheidewand, die mit
einem prächtigen, dekorativ behandelten Portal sich öffnete,
ein Vestibül abgegrenzt, während eine drapirte Wand, vor
welcher die Kolossal-Statue Michel Angelo's als effektvoller
Mittelpunkt des künstlerischen Gesammtbildes aufgestellt war,
den hinteren, unbenutzten Theil des Hauses ab.schlo>s. Der
Ausstellungsraum selbst war in 3 Schiffe get heilt, von denen
das an der Fensterwand gelegene in einer Mehrzahl kleinerer
lüdiinete die Entwürfe aus dein Gebiete der Archi-
tektur und des Ingenieur wesens enthielt, während die
beiden anderen Schiffe in bunter Abwechselung von den Er-
zeugnissen des Kunstgewerbes und der Technik
erfüllt waren, mit denen die Industriellen Dresdens an der
Ausstellung sich lietheiiigt hatten. Eine weitere Anzahl von
Gegenständen des letzteren Gebietes hatte ihren Platz im
Garten gefunden. —
Unsere Besprechung, die nach Lage der Sache etwas
summarisch gehalten werden muss. mag der lleihcnfolgc
der vorstehenden Aufzählung sich anschliefscn. —
Behauptete die Ausstellung architektonischer Ent-
würfe, sowohl nach ihrem Charakter wie nach dem Verhalt -
niss der in ihr enthaltenen hervor ragenden Leistungen, auch
die erste Stelle unter den einzelnen Abtheilungen, so war die-
selbe doch keineswegs so umfangreich und von so vielen
Seiten beschickt, wie man erwarten konnte. Selbst die Archi-
tekten des Landes und der Stadt, denen freilich bei den Ar-
beiten zur Vorbereitung der Versammlung wenig Zeit ge-
blieben war, sich noch besonders für die Ausstellung zu rüsten,
hatten eine auffällige Zurückhaltung beobachtet. Neben ihnen
hatten nur 1 1 Architekten ans Preulsen, je 2 aus Braunschweig
und Lothringen, je 1 aus Hamburg und Bayern sich betheiligt ;
der reiche Südwesten Deutschlands blieb elienso unvertreten,
wie der arme Nordosten.
Wir beginnen mit Erwähnung derjenigen Entwürfe zu
öffentlichen Gebäuden, welche — dem Gebiete des Nutz-
baues angehörig und für eine Ausführung mit mäfsigen
Mitteln entworfen — weniger durch ihre künstlerische Durch-
führung im einzelnen, als durch ihre Gesammt-Anordnung
und Gruppirung Interesse erregten. Zum Theil waren die-
selben von den Verfassern der Entwürfe selbst, zum Theil von
den Behörden, in deren Ressort die bezügl. Bauten ausgeführt
wurden, zur Ausstellung gesandt worden, ohne dass im letzteren
Fall durchweg die Namen der entwerfenden und ausführenden
Architekten mitgetheilt waren..
Die umfangreichste der bezügl. Vorlagen war der in nicht
weniger als 40 Blatt Zeichnungen zur Ausstellung gelangte
Entwurf zu der Lothringischen Bezirks-Irren- An-
stalt bei Saargemünd, von Plage, der — wenn auch
nicht so vollständig — bereits auf der Berliner Bau- Ausstellung
von 1874 tigurirte. IXe reich gruppirte Anlage ist nach dem
Pavillon-System angeordnet: die Gebäude sind in einfacher
Werkstein-Architektur nach mittelalterlichen Detuilfonnen aus-
geführt. — Im Gegensatz zu ihr zeigten die Pläne der Baye-
rischen Kreis-Irren- Anstalt von Oberfranken in
Bayreu th einen geschlossenen Bau älteren Systems mit einer
im Kasernen-Charakter gehaltenen Architektur. — Kinc Mittel-
stellung vertraten die von Stadthauruth Blankenstein aus-
gestellten Entwürfe der städtischen Irren-Anstalt zu Dall-
dorf und des städtischen Arbeitshauses zu Hummcls-
burg bei Berlin — sehr ökonomische Anlagen im Pavillon-
System, jedoch von regelmäfsigerer und einfacherer Grundform
ais der zuerst genannte lothringische Bau, in schlichter Hack-
stein-Architektur der Berliner hellem'schen Schule.
In fast eben so grofser Einfachheit der architektonischen
Erscheinung, selbstverständlich in Werksteinbau und in den
typischen Formen der Dresdener Schule, bewegten sich die
gewissenhaft bearbeitetet! Pläne zweier sächsischer Staats-
bauten — der Gebäude für das kgl. Landgericht und die
kgl. Technische Lehr-Anstalt zu Chemnitz, wäh-
rend der im Modell der Facaden- Architektur ausgestellte Ent-
wurf für das kgl. Landgerichts-Gebäude zu Dresden
von Canzler. dessen wir bei Gelegenheit unseres Berichts
über die Vorlagen des Verbandstages bereits gedacht haben,
nach Opulenz der Anlage und Durchführung bereits zur Gat-
tung öffentlicher Monumentalbauten gezählt werden muss.
Mehre höchst ansprechende Beiträge, deren für den Zweck
einer solchen Ausstellung geradezu musterhafte äufsere Aus-
stattung wohl als ein Verdienst des ausgezeichneten städtischen
Architekten angesehen werden darf, hatte das Überbürger-
meister-Amt der Stadt Aachen eingesandt. In über-
sichtlichen, das Wesentliche in gröfserem Maafstabc, das Un-
wesentliche in kleineren, um das Mittelbild gruppirten Skizzeu
darstellenden Tahleaus, denen man kurze Notizen über die
betheiligten Architekten, das Baumaterial, die Erbauungszeit
und die Haukosten als Unterschrift beigefügt hatte, waren,
neben den in das Gebiet des Ingenieurwesens fallenden Wasser-
werks-Anlagen und den in Aubeldruck vervielfältigten t> pra-
miirten Plänen der vor einigen Monaten entschiedenen Kon-
kurrenz für Bebauung des Lousberg-Viertels, zwei
bedeutendere Hochbauten aus der gegenwärtigen Bauthätigkeit
der Stadt zur Ausstellung gelangt : das in derber Renaissance-
Architektur gehaltene Badehotel zur Königin von Un-
garn von Stübben und Laurent, sowie die in edler
kölner Gothik dctaillirtc monumentale neue Freitreppe des
Rathhauses von Ark und Franz Schinitz. —
Ein anderes Gebiet öffentlicher Bauthätigkeit, auf dem
künstlerische Gesichtspunkte nur in bescheidener Weise sich
geltend machen können, vertraten die Entwürfe zu Stations-
häusern der elsass-lothringischen Rcichs-Kiscn-
b ahnen von F.. Jacobsthal in Berlin. Bei aufserster
Einfachheit der im hellenischen Sinne detaillirten Architektur-
formen ist es dem Verfasser gelungen, durch gute Verhält-
nisse, geschickte Gruppirung und charakteristische Verwendung
verschiedener Materialien (Bruchstein, Werkstein und Holz)
eine Reihe anziehender und wirkungsvoller Bauten zu schaffen,
die — im einzelnen verschieden — durch Festhalten derselben
Hauptmotive doch ihre Zusammengehörigkeit bekunden. Ob
freilich die Ausführung der auf grofse Billigkeit der Herstel-
lung angelegten Gebäude überall auf der Holte steht, um die
künstlerischen Vorzüge der Entwürfe auch in Wirklichkeit zur
vollen Geltung zu bringen, und ob deshalb für .solche Auf-
gaben eine auf derbere Effekte berechnete Architektur nicht
im Prinzip den Vorzug verdient, scheint uns fraglich. —
Indem wir darauf verzichten, im folgenden mich zwischen
der Gattung der einzelnen Entwürfe zu unterscheiden, er-
wähnen wir dieselben lediglich in der Zusammenstellung,
welche sich aus der Landesangehörigkeit der Verfasser ergiebt.
Unter den preußischen Architekten, die aufser den schon
genannten an der Ausstellung betheiligt waren, ist in erster
Linie F. Schw echten in Berlin zu nennen, dessen Ent-
wurf für den grofsartigen (in nächster Zeit durch u. Bl. zur
Veröffentlichung gelangenden) Monumentalbau des neuen
Empfangsgebäudes der Berlin-AnhalterEisenbahn
in Berlin wohl eines der interessantesten Ausslellungs-Ob-
jektc bildete. — H. Ziller in Berlin wur durch seinen
518
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
21. Dmmber 1878
Konkurrenz - Entwurf zum Hamburger Rathhause,
J. Otzen in Berlin durch seine prämiirte Arbeit für den-
selben Zweck, 2 Konkurrenz - Entwürfe für die St. Petri-
Kirche in Leipzig, die Zeichnungen seiner Bergkirche
in Wiesbaden und die Entwürfe für die Restauration
der Marien- und der Nirolai-Kirehe in Flensburg
— sammtlich in dies. Bl. bereits besprochene treffliche Leistun-
gen in maafsvollcr, edler (iothik und vollendeten Verhältnissen
— vertreten. — Einer anderen Richtung der Gothik gehör-
ten die Darstellung der den vorigen an künstlerischem Wert In-
nicht ebenbürtigen, immerhin jedoch tüchtigen ausgeführten
Bauten von Heidelberg in Weifsenfels (Bahnhof Sten-
dal, Schlass Langendorf, verschiedene Schulen und Wohn-
hauser), sowie der Entwurf Sommers zu dem neu erbauten
Rathhause in Erfurt an. — F. 0. Kuhn in Berlin
haue seine Konkurrenz- Entwürfe für die Stellung des
deutseben Reichstagshauses, für (bis Konzert hau» in Krefeld,
für das Landtags- Gebäude in Ilmberg und für den jüdischen
Friedhof in Berlin — durchweg künstlerisch hervor ragende
Arbeiten in einer reifen und schonen Renaissance-Architektur
— sowie seinen Konkurrenz-Entwurf für die Bebauung
der ehemals mi Ii tär- fiskalischen Terrains in Dres-
den ausgestellt. — Der letzteren Aufgabe hatte auch der
Verfasser eines der in jener Konkurrenz pramiirten Plane,
B. Wieck in Berlin, eine neue Bearbeitung gewidmet, in
welcher die praktischen Vorzüge seines alteren Plans in
noch erhöhtem Maafse entwickelt waren, die jedoch noch
keine genügende Beherrschung der lokalen Verhältnisse zeigte
und auch wohl nicht architektonisch geuug gedacht war. —
Als eine interessante (.cistung ist endlich noch die photo-
grammet rische Aufnahme der St. Castor- Kirche in
Kohlenz von A. Meulcnbaucr in Meschede zu er-
wähnen; die Wiedergalic siimmtlicher Fnregchnafsigkeiten des
Bauwerks gab einen sehr augenfälligen Wahrscheinlichkeits-
Beweis für die Zuverlässigkeit dieses Verfahrens, dem leider
nicht sowohl die Anerkennung als die Gelegenheit zu ausge-
dehnter praktischer Anwendung versagt wird.
Von anderen, nicht sächsischen Architekten hatte Prot
A. Rincklake in Braunschweig das umfassendste Bild
seiner reichen künstlerischen Thätigkcit, die bekanntlich auf
den Traditionen der gothischen Schule Fr. Schmidt'* in Wien
fufst. jedoch neuerdings mehrfach auch in den Formen
der Renaissance - Architektur sich bewegt , . zur Anschauung
gebracht. leider, dass den meisten seiner stets geistvollen,
wenn auch zuweilen etwas bizarren Entwürfe, die hier ver-
einigt waren, die Ausführung versagt geblieben ist. Als im
Bau vollendet ist uns nur die (im .Ihrg. 7ti u. Bl. publizirtc)
St. Gertrudiskirche in Essen bekannt; auch »bis Erb-
begräbniss für den Grafen von Westphalen. ein ori-
gineller Bau romanischen Stils mit offener Kuppel und Thurm,
sowie eine Renaissance- Wohnhaus-Fagadc mögen zur
Ausführung gelangt sein. Dagegen entstammen die Entwürfe
zum Rathhaus in Essen, zum Standehaus in Düssel-
dorf (einer malerisch aufgefassten Anlage in Renaissance-
Architektur), zur St. Pctri- Kirche in Leipzig, zur
inneren Ausstattung des Kölner Doms bekannten
Konkurrenzen; der Entwurf zu einem Justizgcbäudc für
Braunsehweig und zu einer Restauration der
St. Lamberti-Kirche in Münster, mit neuer Westfacade
und imposantem neuen Thurm, sind bis jetzt jedenfalls noch
nicht verwirklicht, so sehr dies in Betreff des au zweiter
Stelle genannten, schönen Projekts auch zu wünschen wäre.
Die Meisterschaft des Künstlers auf dem Gebiete kunstgewerb-
licher Erfindung bekundete der Entwurf zu einer Ebrcnbowle
für den Oberbürgermeister Hammers in Düsseldorf.
Leitzen in Braunschweig hatte neben einem un-
bedeutenden Entwurf zu einer Villa einen solchen zu einem
Portal und mehre kunstgewerbliche Zeichnungen ein-
gesandt. Konkurrenz - Entwürfe zur St, Petrikirchc in
Leipzig, und zwar tüchtige Leistungen gothischen Stils,
hatten noch Mülhens & Bader in Saargemünd sowie
Brcckelbaum in Hamburg ausgestellt; der letztere war
überdies noch mit einer Etagen haus-Fagadc in Back-
stein-Architektur, dem Projekt zur Errichtung eines Bier-
lokals, der Zeichnung zum Kugel-Denkmal und mehren
Möbel-Entwürfen in ansprechender Weise betheiligt. —
Den Ehrenplatz in der Ausstellung der sächsischen
Architekten behaupteten nach Zahl und Werth der von
ihnen gelieferten Arbeiten zwei einer entgegengesetzten künst-
lerischen Richtung huldigende und mehrfach mit einander
koukurrirende Dresdener Architekten-Firmen, G iese <fc Wcid-
ner und G. L. Möckel. —
Gicso & Weiduer, z. Z. vielleicht die bedeutendsten,
jedenfalls aber die am weitesten bekannten und besebäfugsten
Vertreter der spezifischen „Dresdener" Renaissance, waren
durch die Zeichnung zu dem vor kurzem vollendeten Theater
in Düsseldorf, sowie durch 4 Konkurrenz-Entwürfe — zum Hai h-
hause in Hamburg, zur Kunsthalle in Düsseldorf,
zur Petrikirche in Leipzig und zur Kirche in Striesen
; bei Dresden, von denen der erste bekanntlich einen zweiten,
die 3 anderen jedoch erste Preise davon getragen haben —
glänzend vertreten. Auf eilte Ausführung kann nur das seliöne
Projekt für ilie Düsseldorfer Kunsthalle rechnen; das Leip-
ziger, sowie das Striesener Kirchenprojekt — letzteres eine
Kreuz -Anlage mit vorderem, seitlich gestellten Thurm in
gotliischen Formen, jedoch mit Verwendung von Rundbögen
durchgeführt — liahen mit Rücksicht auf die zur Verfügung
stehenden BaumiUel gegen andere, nicht pramürte Entwürfe
zurück stehen müssen. —
Möckel, der in der hannoverschen gothischen Schule
sich ausgebildet und nach vorher gehender längerer Bau-
thätigkeit in Zwickau mit dem Bau der St. Johanniskirchc
zu Dresden auf die ehrenvollste Weise in die sächsische
Hauptstadt sich eingeführt hat. hatte neben Darstellungen
dieses schönen Werkes in Zeichnung und Modell au kirchlichen
Entwürfen noch seine Konkurrenz-Arbeit für die St. Petri-
Plon für die Kirch ein Striesen — ein^f'büligste Her-
stellung berechnetes originelles Werk in reduzirter Gothik,
über das ein richtiges Urtheil wohl erst nach vollendetem
I Bau möglich sein wird — sowie den Entwurf zu einer katho-
lischen Kapelle im Seebad Heiligendamm ausgestellt.
Der Kirchen - Architektur gehörte noch ein schönes Restau-
rations- Projekt für die Perle der mittelalterlichen Backstein-
Architektur Mecklenburgs, die Heilige Blut-Kapelle *u
Dobberan an, während die sonstige, weit ausgebreitete
Thätigkeit des Architekten in zahlreichen Zeichnungen und
Photographien ausgeführter, übrigens nicht durchweg wertli-
voller Wohnhäuser und Villen zur Darstellung gelangt war. —
Fast noch anziehender als in den architektonischen Werken
trat übrigens sein hohes Talent und seine Meisterschaft in
der Beherrschung der mittelalterlichen Formen in mehren,
noch seinem Entwurf ausgeführten kunstgewerblichen Arbeiten
hciTor, die der Ausstellung angehörten und von uns noch
später erwähnt werden sollen. —
Aufscr den vorgenannten Dresdener Firmen hatten an
einzelnen Arbeiten noch Trobsch <fc Eck ihr Konkurrem-
projekt für die St. Petrikirche in Leipzig, Hän el & Adam
ihr Konkurrenzprojekt zum Hamburger Rathhanse,
E. Fleischer und H. Köhler einen Kamin - Entwurf,
Hänel sen. die Zeichnung einer von ihm erbauten Gedacht-
niss-Kapelle zu Burgk ausgestellt. Mit einer Mehrzahl
von Entwürfen zu Villen und Wohnhäusern waren E. Becher.
Becher &. Kraft sowie Hübner & Baron vertreten; von
i den letzt genannten Architekten, deren meist mit sehr einfachen
Mitteln angelegte Bauten durchweg eine energische malerische
! Wirkung anstreben, rührten auch noch Entwürfe zu einem
I Konzertsaal für die Feldsehlösschen- Brauerei, sowie für
eine Badeanstalt auf langgestrecktem, schmalen Grund-
stück her. —
Einen nicht unwesentlichen Theil der Dresdener Archi-
tektur-Ausstellung in engerem Sinne bildete endlich mich
j eine Sammlung von Entwürfen, welche Schüler des dorti-
gen, von Professor Nicolai geleiteten Ateliers für Ban-
I kunst an der Kunst - Akademie . theil» im Unterricht dieses,
j als Lehrer der künstlerischen Technik des Entwerfens und
der Renaissance in Deutschland noch unerreichten , aus-
gezeichneten Meisters, theils selbständig zum Zweck akade-
mischer Konkurrenzen gefertigt hatten. Sammtlichc Arbei-
ten legten ein sprechendes Zcugniss ab sowohl für die
gediegene Tüchtigkeit und den Fleirs, mit dem diese aka-
demischen Arbeiten durchgeführt werden, wie für die aner-
kannte Begabung der Architekten sachsischen Stammes.
Als preisgekrönte Stipendiaten - Arbeiten hingen aus ein
älterer Entwurf von Herr mann und das besonders her-
vor ragende jüngste Projekt dieser Art zu einem Konzert-
und Festlokale von Bruno Seitler. Die Entwürfe der
anderen Art, theils zu Villen und Wohngebäuden, theils zu
architektonischen Details (gemalten Decken), rührten von den
Akademikern Rcinh. Schmidt. Pfau, Aarland. Erh.
Schroth und Schwonert her. —
Mit der Erwähnung einiger litterarischen Leistungen —
einer Publikatiou von E. Fleischer über die aus dem
Brande des alten Sempcr'schcn Hoftheaters geretteten Reste
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No. 102.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
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i
Werkes über sftcli-
schlösser
and eines in V<
sische Herrensitze and
Hftncl & Adam, Text von E. Garlitt) — denen sich
Bocher-Auslagen der Wrlagshamllungett von Dacher, G. Gil-
ben and E. Wasmath anschlössen, können wir ausern Bericht
Aber die Architektur - Abtheilong der Aasstellung als beendigt
ansehen. Ihr Werth beruhte, wie aus demselben hervor
gehen durfte, in der Vorführung einzelner bisher
bekannter bedeutender Werke und in dem lebensvollen Gc-
sammt- Bilde, das einzelne künstlerische Individualitäten von
ihrem Schaffen und Streben gegeben hatten. Zu allgemeinen
Betrachtungen gab die 1» /gl. Ausstellung keine
M*0
Ks Ut nicht zu bezweifeln , das» die fQr Norddeutschland
projektirten bedeutenden Kanttie, insbesondere der Rhein -Weser-
Elbe -Kanal, der Klbe-Spree-Kanal, der Oder-Spree-Kanal und der
Kanal von Leipzig zur Elbe, nur dann lebensfähig sein würden,
wenn die Fahrtiefe der an diese Kanäle sich ausrhliersenden
Ströme, mit Ausschluss de« gröfetentheila schon hinreichend liefen
Kheinstroma, erheblich vergröbert werden konnte, weil jene
i, aber nicht bei niedrigen Wi
Je in Aussicht genommenen Fahrzeuge
von 1,5 bis 1,75» Tiefgang zu tragen befähigt sein, demnach
letzteren den Zugang zu den Haupt- Handelsplätzen des Binnen-
landes nur in wenigen und sehr kurzen Perioden des Jahres
möglich machen würden. Da nun, neben der soliden nnd sach-
gemäßen Konstruktion der Regnlirungswerke, die den natürlichen
Verhältnissen der Gewisser und der angestrebten Fahrtiefe
durchaus entsprechende Bestimmung der Normalbreiten als die
Grundbedingung erfolgreicher Stromregulirungen angesehen werden
muss, so wird die Erörterung der Frage:
Welche Methode zur Feststellung der Normal-
breiten schiffbarer Gewässer die xweckmäfsigste
sei?
gewiss nicht als eine überflüssige betrachtet werden.
Bekanntlich verfuhr man in dieser Angelegenheit früher ganz
empirisch, indem man die Breite einer Stromstrecke, in welcher
schon vor der Hegulirung ausreichende Fahrtiefe sich vorfand,
als Normalbreite annahm, ohne zu berücksichtigen, dass diese
Stromstrecke ihre gröbere Wassertiefe vielleicht lediglich dem
Ilmstande verdankte, dass sie im Stau einer starken Strom-
krütnmuug oder grofser Sandbänke lag und dem zufolge ein be-
deutend geringeres relatives Gefalle besafs, als nach erfolgter
gleicbmäfsiger Einschränkung und der hiermit verbundenen Aus-
gleichung starker Gefallwechsel in dem betr. Strom-Abschnitt
eintreten musste. Die natürliche Folge dieses Verfahrens war die,
dass die gewählten Normalbreiten in der Regel dem HedUrfniss
nicht entsprachen und bedeutend verengt werden mussten. Hier-
durch wurde aber der zur Regnlirung erforderliche Kostenaufwand
wesentlich erhöht, insofern schon durch die erste Einschränkung
zwischen, und ganz besonders unmittelbar vor den Köpfen der
Werke, gröbere Wassertiefen entstanden waren, welche durchbaut
werden mussten.
Demnach erschien es sowohl aus finanziellen Gründen, als
auch zum Zweck rascherer Erreichung des angestrebten Zieles
dringend nothwendig, andere Methoden znr Feststellung der Nor-
malbreiten schiffbarer Gewässer
Es lag sehr nahe, nunmehr die Wassermenge und die
Geschwindigkeit zur Grundlage bei Ermittelung der Normal-
er
Hierbei verursacht aber die richtige Festsetzung der mittleren
Geschwindigkeit r nicht geringe Schwierigkeiten, da B bekanntlich
vorzugsweise von der Tiefe und von dem Gefälle, aufserdem aber
von dem Grade der Rauhheit des Bettes abhängig ist Die
len Werth t aufgestellten zahlreichen Formeln berücksichtigen
Punkt in der Regel nicht und leiden überdies an dem
Uebelstande, dass sie zwar in gewissen Grenzen, aber nicht bei
allgemeiner Anwendung zutreffende Resultate ergeben und dem
zufolge bei unzureichender Vorsicht zu fehlerhaften Annahmen
verleiten können.
Um letzteres zu verhüten, ist in No. 84, Jhrg. 1877 dies. Zcitg.
ein Verfahren beschrieben und zur Nachahmung empfohlen worden,
welches darin besteht, dass nach erfolgter Wassermengen - Er-
mittelung zahlreiche Querprofile der zu regulirenden Stromstrecke
bei dem Wasserstande der Ermittelung gepeilt, die in denselben
AI
F
ermittelt werden and das Mittel aus den gröfsten der gefun-
1/
denen Werthe in die Formel * = . eingesetzt wird.
In
Dieses Verfahren geht demnach von dem Gesichtspunkte aus,
dass die Wirksamkeit der Regulirungswerke zum Zweck der Ver-
tiefung des Flussbettes desto vortheilhafter sein müsse, je gröber
die durch die Einschränkung erzeugte mittlere Geschwindigkeit
ist, wahrend man die Gefällverhältnisse der Profile, aus
denen die der Berechnung zu Grunde gelegte Geschwindigkeit
entnommen wurde, unberücksichtigt lassen könne.
Wenn diese Ansicht richtig wäre, so wäre es unerklärlich,
dass unter den (juerproülen, welche in dem bezeichneten Artikel
als Grundlage für die Feststellung der Normalbreiten aufgeführt
sind, gerade diejenigen, in denen die grölst e mittlere Ge-
schwindigkeit vorhanden war, keineswegs die gröfste
vorhandenen mittleren Geschwindigkeiten durch die Division
mittlere Tiefe beaaben, sondern letztere in Profilen mit ge-
ringerer Geschwindigkeit gefunden wurde. Dass dies in der
That so war, lässt sich dadurch erklären, dass das Gefälle der
Profile, welche bei geringer Wassertiefe die grfbte Geschwindig-
keit besä Isen, bedeutend stärker war, als das der Profile mit
geringer Geschwindigkeit bei grofser Wassertiefe, demnach auch
stärker als das Durchschnittsgefälle der längeren
Da
Differenz
i beabsichtigt
geführt wird, so ist es unbedingt unstatthaft, die zukunftige Ge-
schwindigkeit der zu regulirenden Stromstrecke gleich derjenigen
von Stromstellen anzunehmen, wo bisher weit gröfsere Gefälle
vorhanden waren. Wenn in dem in Rede stehenden Falle
diese Geschwindigkeit von der durch einige Geschwindigkeits-
Formeln ermittelten nicht bedeutend abwich, so wird dies nach
Vorstehendem wohl dem Zufall zugeschrieben werden müssen,
bezw. dem ganz zufälligen Umstände, dass der Einfluss des
starken Gefälles in den zu Grunde gelegten Profilen auf die i"
vorgefundene Geschwindigkeit durch den Einfluss, den die zu
geringe Wassertiefe ausübte, kompensirt worden ist
Man wird hiernach, trotz aller Bedenken betreffs der Ge-
schwindigkeits-Formeln, korrekter verfahren, wenn man den in den
— einzuführenden Werth von v
Hülfe
als branchbar bewährten Formel aus der erstrebten Wasser-
tiefe und dem Durchschnittsgefälle der zu regulirenden
Stromstrecke, event auch mit Berücksichtigung der
Sohlenrauhheit berechnet, voraus gesetzt, dass man hierzu eine
den lokalen Verhältnissen möglichst entsprechende
Geschwindigkeits-Formel benutzt und dass die betr. Stromstrecke
nicht Gefäll - Wechsel enthält, deren Ausgleichung durch die
Reguliruug ganz unmöglich wäre, in welchem Falle dieselbe in
mehre Abschnitte zerlegt und für jeden derselben die Normal-
breite gesondert berechnet werden musste. Will man hierbei
recht vorsichtig verfahren, so wird man gut thuu, den Werth
von v mit Hülfe mehrer Geschwindigkeits-Formeln zu bestimmen
und das Mittel aus den Resultaten dieser Berechnungen zur Fest-
stellung der Normalbreite zu benutzen.
Eine neue Schwierigkeit entsteht durch die Frage: bei
welchem Wasserstande man die Wassermenge eines zu regu-
lirenden Flusses ermitteln müsse, um mit Hülfe des Ausdrucks
i s - die Normalbreite desselben richtig fest stellen zu können?
t v
Nicht wenige Hydrotekten sind der Ansicht ,
dieser Wasserstand zwischen dem mittleren und niedrigsten liegt.
Dies ist ein grofser Irrthum, weil man für l> jedesmal einen
anderen Werth erhält, wenn man für AI das Resultat einer bei
anderem Wasserstande ausgeführten Wassermengen - Ermittelung
einsetzt, demnach für einen und denselben Punkt des Stromes
20 verschiedene Normalbreiten berechnen kann, wenn man in den
oben bezeichneten Ausdruck für M die Resultate von 20 bei ver-
schiedenen Wasserständen ausgeführten und an sich ganz richtigen
Wassermeugen-Ermittelungcn einsetzt
Der Werth von A ergiebt sich desto gröfser, je höher der
Wasserstand war, bei welchem die Wassermengen - Ermittelung
bewirkt wurde, erreicht demnach innerhalb derjenigen Wasser-
stande, bei welchen zur Erzielung gröberer Schiffahrtstiefe eine
Beschränkung in der Regel eintreten muss, sein Minimum, wenn
man die bei dem bekannten niedrigsten Wasserstande vorhandene
\\ aasermenge, sein Maximum aber, wenn man die bei mittlerem
Wasserstande gefundene Wassermenge in den Ausdruck i = - -
einführt Die Differenz zwischen dem Minimum und dem Maxi-
mum der Normalbreiten ist oft sehr bedeutend, u. z. ganz besonders
im oberen Lauf der Flusse und in solchen mit gebirgigem, ent-
waldeten Niederschlagsgebiet, weil hier die Unterschiede zwischen
den bei sehr niedrigem und bei mittlerem Wasserstande abrliefsen-
den Wassermeogen ganz besonders grob sind.
Es ist hiernach einleuchtend, dass die Feststellung der
Normalbreite eines Flusses auf Grund einer einzigen oder mehrer,
nicht bei sehr niedrigem oder mittlerem Wasserstaude ausgeführ-
ter Wassermengen - Ermittelungen fast zwecklos ist, ja dass zu
einer ganz rationellen Reguliruug die Bestimmung der Normal-
breiten für einzelne Wasserstande überhaupt nicht ausreichend
sein dürfte, sondern dass man zu diesem Zweck eigentlich das
ganze Normalprofil fest stellen müsste, d.h. dasjenige Profil,
dessen Flächeninhalt bei jedem Wasserstande so bemessen ist,
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
21. ItamVr
dass nach erfolgter Erzeugung der erstrebten Wassertiefe bei
dem Durchzugs der vorhanden™ Wassermenge weder eine Senkung
noch eine bedeutende Hebung des Wasserspiegels eintreten kann,
mag der Wasserstand ein sehr niedriger oder ein nahezu mittlerer
lein. Noch zweckmäßiger wäre ein Profil von solcher Form,
das* bti allen Wasserständen an jedem Punkte desselben eine
konstante Geschwindigkeit banden würe, welche geeignet ist,
die Sinkstoffe stetig fort zu führen, ohne Sandbänke abzusetzen
und einen seqientinireuden Stromstrich zu erzeugen.
Das letztere Profil ist ein unerreichbares Ideal; aber
anch das erstere ist in der Praxis uieistentheils nicht herstellbar,
weil es in der Kegel aufserordentlkb Hache Seitenwände erhalten
müsste, welche wenigstens mittels des Faschinenbaues nicht kon-
struirt werden können. Man ersetzt dasselbe daher bekanntlich
bei dem in Norddeutschland üblichen Kuhuenbau gewöhnlich
durch ein treppsiiförmigeg Profil, dessen Stufen durch die Köpfe
der eigentlichen Buhnen und durch die Vorderböschungeu der
SinkstOck -Vorlagen gebildet werden.
Obwohl nun dieses trcppenföruiige Protil nach dem früher
Gesagten als ein ganz zweckentsprechendes nicht betrachtet
werden kann, insofern es sich über den Sinkstuck- Vorlagen plötz-
lich stark erweitert, darauf aber bis zur Höhe der nuhnenköpfe
in seiner Breite nicht erheblich zunimmt, so wird durch die An-
wendung desselben doch die Feststellung der Norwalbreiten
wesentlich erleichtert, insofern dieselben hierbei nur für die-
jenigen Wasserstände bestimmt werden dürfen, in deren Hohe
die Sinkstilck-Vorlagen und die Kuhnenküpfe liegen.
Es sind dies in der Hegel der gewöhnlich niedrigste und
und der mittlere Jahres- Wasserstand, obwohl auch zu-
weilen die Sinkstock- Vorlagen in der Höhe des bekannten niedrig-
sten und die Bnhnenköpfe in der des mittleren Sommer- Wasser -
Standes liegen. Zur Bestimmung dieser Nnrmalbreiten genügen
aber Wassermengen -Ermittelungen bei sehr niedrigem und bei
mittlerem Wasserstande. Alle sonstigen Wassermengen-
Ermittelungen sind für den in Rede stehenden Zweck
ganz nutzlos und führen zu unrichtigen Resultaten,
wenn man darauf die Berechnungen des Mittel- und
Kleinwasser- Profils stützen will. Auch \on dem zuweilen
angestellten Versuch, diejenige Wraascrmeuge, welche bei einem
genau in der Mitte zwischen dem niedrigsten ur.d mittleren
liegenden Wasserstande gefundeu wurde, zur Berechnung der
Nnrmalbreiten zu benutzen, muss entschieden abgerathen werden,
weil derselbe nur ungenügende Anhaltspunkte für diesen Zweck
gewahrt
Da man bei BenuUung der Formel b = di
Verwendung von Senkfaschinen abdachen will, «teil abfallen und
demnach alg lothrechte Seitenwände betrachtet werden können.
Betreffs des Mittelwasser-Profils ist der Fall aber ein anderer.
Angenommen es sei in nachstehender Figur ah cd daa mit Hülfe
der obigen Formel berechnete theoretische Mittelwasser-Profil mit
lothrechten Wänden so muss das praktisch herzustellende Mittel-
wasser-Profil ejghiklm so bemessen werden, dass es der bei
mittlerem Wasserstande abdienenden Wassermenge mit Rücksicht
auf die durch die Regulirung zu erzeugende Geschwindigkeit in
demselben Grade entspricht, wie das andere Profil abeä.
Bei oberflächlicher Beurtheihing der Sache könnte
annehmen, dass die Abtlussgeachwindigkeit in dem Protil e/ghiklm
bedeutend geringer sein müsse, als in dem theoretisch berechneten
Protil ah cd, weil die durchschnittliche Tiefe geringer ist. Dies
ist jedoch meistenteils nicht der Fall, weil die Sinl
sich in der Regel über diu in den Zwischenweiten
ck-Vorlagen,
bei lothrechten Wänden die
besitzt, so ist die
lofern die
sie nicht durch nie
prnfile liegenden Theile des Flussbetts erheben, dem zufolge als
unvollkommene Feberfallwehre wirken und deshalb einen gewissen
Stau und eine Abtiu&sgeschwindigkeit erzeugen, welche nicht
selten bedeutender ist, als die zwischen den Köpfen der Vor-
lagen vorhandene. Es ist absolut unmöglich, diese Geschwindig-
keit von vorn herein genau zu berechnen, weil dieselbe von der
sehr verschiedenen Verbindung der erwähnten Theile des Fluss-
betts in den Zwiscbenweiteu zweit r Ruhnenprofile abhängt Man
wird deshalb in der Regel keinen erheblichen Fehler begehen,
wenn man die Fläche ejghiklm — ab cd annimmt; es wird
sogar unter Umständen rathsam sein, ng bezw. ko = ea bezw.
'/ in anzunehmen, weil die Sinkstück - Vorlagen nicht selten sich
senken oder durch Eisgänge erniedrigt werden, wodurch das
Mittelwasser-Profil bedeutend vergröfsert werden kann. Legt man
die letztere Annahme der Berechnung der Normalbreiten zu
Grunde, so vereinfacht sich dieselbe ganz außerordentlich, indem
alsdann die theoretisch berechnete Normalbreite des Mittelwas&cr-
Profils mit lothrechten- Wanden das arithmetische Mittel zwitcheu
der berechneten Normalbreite des Kleinwasser-Prolils und dem
mit absoluter Sicherheit gar nicht zu berechnenden Abstände
der gegenüber liegenden Buhnenköpfe bildet —
Wenn man nach vorstehenden Maximen die Normalbreiten
für das Mittel- und Kleinwasser-Prolil eines bedeutenderen Strom-
ahschnitu berechnet, so wird man in der Regel finden, dass das
Verhältniss der Mittelwasscrbreite zum Niederschlags-
Gebiet annäherd dasselbe bleibt, wenn das Gefäll
sich nicht wesentlich ^ ermindert, weil die bei
Die „Institution of Cml-Enginoers in London."
(MtMa)
Um nach den vorstehenden Mittheilungen, die von mehren
Gesichtspunkten aus Stoff zu Vergleichungen mit heimischen Ein-
richtungen bieten, einen Ueberblick über die geschäftliche Leitung
der Gesellschaft und über den heutigen Mitglieder-Bestand zu
liefern, sei Folgendes hinzu gefügt:
.Vis Vorstand der Gesellschaft fungirt das sogen. Council,
welches sich zusammen setzt aus 1 Präsidenten, 4 Vizepräsidenten,
12 Verwaltungsratheo, welche aus der Klasse d<r wirklichen, und
4 desgl., welche aus der Klasse der Mitglieder entnommen sind.
Neben dem Verwaltungsrath steht ein Ehren - Verwaltungsrath
( Honorary I 'ouneilj , der aus den abgetretenen Präsidenten der
Gesellschaft sich bildet und zur Zeit 7 Mitglieder lunfasst
Als Beamte der Gesellschaft fungiren 2 Schriftführer {auditomy, ein
Schatzmeister, ein llonorary-Archittct, ein llonorarg-Sccrciary
und ein Stcrelary. Fast alle Mitglieder und Beamte des heutigen
Verwaltungsraths tragen Namen, die (Iber die Grenzen des eigenen j
Landes hinaus dem Techniker geläufig sind.
Der Mitglieder-Bestand der Gesellschaft stellte sich am
3. Juni d. J. folgendennaafsen:
Ehrenmitglieder 16
Wirkliche Mitglieder .... 1071
Mitglieder 1770
1
6
9
16
25
50
in
BS
137
269
200
20»
ÜU Juhre.
zwischen 50 u. 60 „
■15 » 5« n
40 . 45 ,
30
25
20
15
10
5
0
H5
HO
25
20
15
10
'>
1071.
Diu Durscbuiusdauer der wirklichen Mitgliedschaft berechnet
sich hiernach zu nicht weniger als 13,77 Jahren. —
Von den 391 nicht sugieidi als „wirkliche" eingetretenen
Mitgliedern wurden später in diese Klasse transferirt:
1 nach 32 jähriger Mitgliedschaft
524
5
■J
25-30
9
t»
2i i --:>
2!)
1»
16-20
74
n
10—16
155
n
5-10
118
i
0— 5
= 391.
Summa 3381
Die Zahlen sind keineswegs außergewöhnlich hoch, da z. B.
der Oesterr. Ingen.- u, Arch.-Verein zur Zeit eine Mitglicdcrzahl
erreicht haben dürfte, welche der obigen etwa gleich kommt
Unter den wirklichen 1 ti71 Mitgliedern
die „als solche" in die Gesellschaft eingetreten
die übrigen 391 vorläufig als Mitglieder
sind und erst in späterer Zeit ihren lebertritt in
sind W\
, während
Die Durchschnittsdauer, welche vom Eintritt als einfaches
Mitglied bis zur Versetzung in die Klasse der wirklichen Mit-
glieder verstrichen ist, hat nach diesen Zahlen 8,70 Jahre betragen.
Von den 1770 — einfachen — Mitfliedern gehören der Ge-
sellschaft an:
1 Mitglied
10 Mitglieder zwischen 40 u.
29
der Stetigkeit der Gesellschaft
Von den 1071 wirklichen Mitgliedern geborten derselben au:
12
46
51
107
252
432
840
35
3(1
45
45
40
35
Jahre
25 „ 80
90 . 25
= 1770
15
10
5
0
20
15
10
6
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Mw. 102.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
521
Jahres Wasserstande pro t*<* abfliegende Wasserraenge an den
einzelnen Punkten desselben Stroms meist nicht bedeutend dif-
ferirt, wenngleich nicht in Abrede gestellt werden kann, dass
die Speisung des oberen Flusslaufs in der Regel eine verhalt-
nissmäl'sig reichlichere ist als die des unteren, da das Nieder-
schlagsgebiet des ersteren im Durchschnitt meistentheiß ge-
birgiger und waldreicher ist, als das des letzteren.
Ganz anders aber verhält es sich mit dem Kleinwa&ser-Pronl,
weil das Verhältnis« der bei sehr niedrigem Wasser-
stande abfliefsenden Wassermenge zum Flussgebiet
im oberen Flnsslauf immer ein wesentlich anderes ist
als im unteren. Um dies dnrrh Heispiele zu erläutern, sei
bemerkt, dass die bei mittlerem Wasserstande pro des Fluss-
gebiets abfliegende Wassermenge der Oder bei Steinau und
bei Küstrin — 2 Punkten, die 284 kra von einander entfernt
sind, nicht wesentlich verschieden ist, während die bei gewöhn-
lich niedrigstem Stande pro •ika> abfliegende Wassermenge bei
Steinau nur etwa halb so viel beträgt, als bei Küstrin. Aehnüch
verhält es sich an der Klbe, wo die bei mittlerem Wasser-
pro <ikm Niederschlags -Gebiet abtiiessende Wassermenge
unterhalb liegeudeu
lern niedrigsten
pro abtiiessende Wassermenge zu Barby um
pp. 30% größer ist als zu Torgau.
Unter diesen Verhältnissen ist es sehr erklärlich, dass die
Normalbreiten des Kleinwasser-Profila, welche auf
Grund der bei sehr niedrigem Wasserstande ausge-
führten Wassermcngen-Ermittelungen berechnet wer-
den müssen, in den oberen Theilen der schiffbaren
Gewässer in einem wesentlich anderen Verhältnisse
sowohl zum Flussgebiet, als auch zu den Normalhreiten
dea Mittelwasser- Profils stehen müssen, als in den
unteren Theilen derselben.
Eine bedeutende Veränderung der Gefällverhallnisse würde
hierbei nur auf daa Verhältniss der Kleinwasser-Hreite zur Aus-
dehnung des Flussgebiets, aber uicht auf das Verhältniss der-
selben zur Mittelwusser-Breite erheblich einwirken. Es kann daher
vorkommen, dass die Kleinwasser-Breite im obereu und auch noch
im mittleren Laufe eine« Stromes weniger, oder doch nicht mehr
als ein Drittheil der Mittelwasser-Breite betragen darf, sich aber
weiterhin bis zu zwei Drittbeilen der Mittelwasser- Breite steigern
mnss, wenn durchgangig eine gleich grofse Fahrtiefe er-
zeugt werden soll.
Diesen überaus wichtigen Punkt hat man bisher bei den
Stromregulinuigen nicht besonders beachtet, vielmehr die Protil-
t für das Kleinwasser im Verhältniss zu der fnr das Mittel-
unteren Stromabschnitten eine gröbere Fahrtiefe erzeugt wurde
als in den oberen, was man nur in seltenen Fallen beabsichtigen
konnte, weil von der die Haupthandelsplätze am mittleren und
oberen Flusslaufe mit der Mündung verbindenden Schiffahrt,
welche in der Regel die erste Stell« in der SchiffBfrequenz ein-
nimmt, die gröberen Wässertiefen im unteren Flusslauf nicht ge-
i, wenn der mittlere und obere
bei Torgau und hei dem pp. 144 •"■> weiter unti
Barhy nahezu gleich groß ist, wahrend die bei
Wasserstande pro i*n> abfliessende Wassermens
. als in den
•ie sehr natürliche Folge dieses Ver-
war in der Regel die, dass durch die Regulirung in den
hörig ausgenutzt werden können,
weit geringere Tiefen enthielt —
Die Berechnungen der Normalbreiten dea Mittel- und Klein-
wasser-Profils nach den in Vorstehendem dargelegten Prinzipien
werden übrigens bei der Auwendung in der Praxis nicht selten
mndiiizirt werden müssen. Die Durchführung einer gleich großen
Noraialbreite innerhalb einer längeren Stromstrecke zwischen zwei
bedeutenden Nebenflüssen basirt auf der Annahme, dass das iu
uuregulirten Stromstrecken vielfach wechselnde relative Gefälle
durch die Regulirung fast vollständig ausgeglichen werden könne.
Dies ist jedoch selbst in nahezu geraden Stromstrecken und bei
leicht beweglichem Material des Bettes, wo die Abtreibung vou
Sandbänken durch die Fjnschrankung keine Schwierigkeit ver-
ursacht, nicht immer möglich, noch weniger aber in f
welche starke Krümmungen und Steinriffe
sind natürliche Stauanlagen, dtirch w
folgter Regulirung nach oben hin eine Verminderung uud nach
unten hin eine Verstärkung des Gefälles erzeugt wird.
In Folge dessen würde es vielleicht rathsam sein, die auf
Grund des Durchscbnitts-Gefälles der ganzen Stromstrecke be-
rechnete Normalbreite oberhalb solcher Krümmungen und Stein-
riffe ein wenig zu erweitern, dagegen unterhalb derselben etwas
zu verengen, u. z. in einem den lokalen Verhältnissen entsprechen-
den Maaße. Ob es rathsam ist, in Stromkrümmungen auch da,
wo der Lauf des Mittelwasser« durch den des Hochwassers ge-
kreuzt und nicht selten stark versandet wird. Verengungen der
Nortnalbreitc eintreten zu lassen, bleibt dahin gestellt. Es düifte
wahrscheinlich zweckmäßiger sein, die hier eintretenden Ver-
sandungen nicht durch Verengung des Profils, sondern durch
zeitweise Baggerungen zu beseitigen.
In jedem Falle wird man aber darauf verzichten müssen, iu
stark gekrümmten StromabschDitten und in solchen, wo Krümmungen
mit geraden Strecken häufig wechseln, durch die Regulirung eine
auch nur annähernd gleichmäßige Fahrtiefe zu erzeugen, weil
der höchst nachtheilige Kinflusa öfterer bedeutender Gefällwechael
und der Durchkreuzungen des Mittelwasser-Laufs durch den Weg
des Hochwassers auch durch vielfache Veränderungen der Normal-
breite nicht vollständig aufgehoben werden könnte. —
Besondere Rücksicht muss bei der Feststellung der Normal-
breiten desMittel- undKleinwasserprotilsauf die Breite des Hoch-
wasser-Profils genommen werden in Strecken, wo der Lauf
des Mittelwassers mit dem des Hochwassers zusammen
fällt. Ist das Hochwasser-Profil durch Höhenzüge stark verengt,
so entstehen nicht selten schon vor der Regulirung Wassertiefen,
und es ist hiernach die Durchschnittsdauer der einfachen Mit-
SS 'schart 7,66 Jahre. Ks kann aus dieser Zähl, durch Verbhv
mit der vorhin gewonnenen Zahl 8,70, sowie mit denjenigen
m, welche in den verschiedenen Reihen des so eben vor-
geführten Tableaus enthalten sind, die Wahrscheinlichkeit er-
mittelt werden, dass von der Gesammt - Zahl der Mitglieder,
welche dem Verein in beiden Mitglieder- Klassen beitraten, bis
etwa 80 Prozent nach und nach in die Klasse der wirklieben
Mitglieder übergehen, während etwa 20 Proz für immer in der
Klasse der einfachen Mitglieder verbleiben. —
Es ist schon oben angeführt worden, dass in der Klasse der
Theilnehmer das Verbleiben über das 26. Lebensjahr hinaus
nicht gestattet wird. Dem entsprechend werden bei einer
Analyse der betr. Liste in dieser Klasse nur die folgenden relativ
niedrigen Zahlen für die Dauer der Theilbaberschaft angetroffen :
27 Theilnehmer mit 6 -8 jähriger Tbeilhaberschaft,
M» „ „ 8-B „
307 „ „ o*— 3
Sonderliches Interesse bieten die letzt aufgeführten Zahlen
»; ein ziemliches Interesse dagegen knüpft sich noch an die
er Liste der 16 Ehren- Mitglieder, welche die
ihm insofern, als aus dieser Liste erkannt wird,
uass in der „Institution" für die Gewährung der Ehren-Mit-
gliedschaft der Besitz eines „hoch illustren* Namens all
unerlässliche Voraussetzung fest gehalten wird. Die Liste der
Ehren-Mitglieder der Gesellschaft enthält nämlich 6 Namen, die
den Häusern regierender Familien angehören (Kaiser von
Brasilien, die Könige von Belgien und von Portugal, dann 3 Mit-
glieder des englischen Fürstenhauses), ferner 4 Namen von Mit-
gliedern des höchsten Landes - Adels, 4 von Mitgliedern des Ge-
lehrtenstandes (darunter Prof. Clausius in Bonn und General
Murin in Paris) und vou 2 anderen, deren Namen und Verdienste
außerhalb der Grenzen Englands, so viel uns bekannt, sich noch
keine Stätte erworben haben. —
Einige nahe liegenden Bemerkungen zu den bloßen Thai-
Sachen, mit denen wir uns bisher beschäftigt haben, mögen die
gegenwartige Mittheilung besehließen.
Während für das hohe Ansehen, dessen die Institution im
öffentlichen Leben des Heimathlandes sich erfreut, der unter
den Zwecken der Gesellschaft in den Vordergrund geschobene Ge-
danke, dass alle Werke des Zivil-Ingenieurs dem Bereiche der
offent liehen Nützlichkeit angeboren und dem allgemeinen
Wohle zu dienen bestimmt sind, von durchschlagender Bedeu-
tung ist, werden für die eben so hohe Stellung, welche die
Institution als Fachvereiu unter Seinesgleichen einnimmt, ver-
schiedene sonstige Momente in Frage kommen.
In erster Linie bestehen diese wohl in der strengen Begren-
zung des Vereins auf rein fachliche Zwecke — Unterhaltung
und Anknüpfung von Bekanntschaften, wie Geselligkeitszwecke
im allgemeinen sind davon ausgeschlossen — sowie ferner in der
Uebung einer ziemlich strengen Zensur in Betreff der fachlichen
Qualität neu aufzunehmender Mitglieder. Dem häutigen Charla-
tanismus des reiferen Alters ist der Zutritt zum Verein durch
die Statuten fast eben so wirksam abgeschnitten, als der Unerfab-
renheit der angebenden Jünger des Faches, welche nur als bloße
Zuhörer im Verein und auf beschränkte Zeit zugelassen werden,
ohne dort irgend welche von den Rechten üben zu können, deren
die übrigen .'t Klassen der Mitglieder sich erfreuen. Was in zweiler
Linie für die Geltung des Vereins erheblich in die Wagschale
fällt, ist der etwas feierliche Rahmen und die der Landessitte
entsprechende Angemessenheit der Aeußerlichkeiten, in denen das
Vereinsleben sich bewegt, vor allem aber der Ernst, in welchem
die Verhandlungen geführt werden, und „Inst not Uam" die völlige
Freiheit der Diskussion, die an sich schon im englischen
Blute liegeud, in einem Kreise zur höchsten Kntwickeluug gelangen
wird, in dem Standesunterschiede keinerlei Heimathsrecht haben und
in dem Behörden- und Beamtenlhum mit dem äußerlichen Zwange,
der dadurch in das Vereinsleben hinein getrageu wird, vergleichs-
weise unbekannte Dinge sind. - Auf den hohen fachlichen Werth,
dessen die gedruckten Mittheilungen der „Institution' sich erfreueu,
auf die große, aus vielen Ländern des Erdballs rekrutirte Mitglieder-
zahl, auf das nunmehr 60 jährige Besteben des Vereins, endlich
auf die Geldopfer, welche die Mitglieder dem Vereiuslebeu bringen,
braucht nur beiläufig au einer Stelle hingewiesen zu werden, an
der es gilt, auf die Erkläruug des fachlichen Ansehens dieses
Vereins ein knappes Streiflicht fallen zu lassen. Unseres Wissens
ezistirt in England kein einziger technischer Verein, der sich
eines gleich hoben Ansehens unter den Fachvereineu nicht nur,
sondern im gesammten öffentlichen Leben des Landes zu rühmen
vermöchte, wie die „Institution of ('iril-Knyiiieers" in London!
Umstände verändern die Sache und verhindern es, die Zustände
des englischen Vereins als mustergültig für deutsche technische
Vereine zu halten, wenngleich sie in der Heimath immerhin da-
für gelten mögen!
522
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
21. DetmltfT 187R
welche du Bedorfniss der Schiffahrt weit Oberschreiten ; eine
ferne i e Einschränkung des von der Natur gebildeten Mittelwasser-
Proöls ist demnach hier nicht nur nicht nothwendig, sondern viel-
mehr nachtheilig, und man wird sich auf die Befestigung der ab-
brüchigen Ufer beschränken ki innen, um die Vermehrung der
Sinkstoff- Massen im Strombett zu verhüten. Auch wenn die außer-
gewöhnliche Einengung des Hochwasser-Profils durch Deiche her-
bei gefilhrt wird, dürfte es unter Umständen rathsam sein, eine
den Verhältnissen entsprechende Erweiterung des Mittel- und
Kleinwasser -Profils eintreten zu lassen, um Anstauungen der Hoch-
gewässer und starke Auskolkungen des Klein wuscr- Profils zu ver-
huten, jvennglcich in solchem Falle die Erweiterung des lloch-
" i der des Mittel- und Kleinwasser-Protils allerdings bei
ist Man darf übriges nie aufser Acht lassen,
bei
ges nie
Profils
tiefe bedeutend zu vergrößern,
häutig sehr bald eine Grenze
Breite des Kieiuwasserprofils,
die Fahr-
jedoch
in der sehr geringen
sich bei der Be-
wässere mit der des
dies nicht der Fall ist, wird das Mittel- und
durch das Hochwasser nur an einzelnen Punkten vertieft, an an-
deren aber verflacht, und es wurde daher die Vergrößerung der
Mittel- und Kleinwasser-Breite nicht nur nicht zweckmäßig, sondern
vielmehr höchst nachtheilig sein. —
Es werden nun noch einige Worte der Frage zu widmen
sein: welche Bedingungen bezüglich der durch die Re-
gulirung zu erstrebenden Fahrtiefe man den Berechnungen
der Nonnalbreiten schiffbarer Gewisser zu Grunde legen müsse,
um das wahre Interesse der Schiffahrt zu fördern. Dass letztere
bei Benutzung kleiner Fahrzeuge von geringer Tragfähigkeit mit
den Eisenbahnen nicht konkurriren kann, ist eine bekannte That-
sache. In Folge dessen hat sich bei den Schiffern schon langst
die Tendenz geltend gemacht, Fahrzeuge von großer Tragfähig-
zu bauen, welche in Folge ihres größeren Tiefgangs in den
meisten deutschen Flüssen zwar bei mittleren, aber nicht bei
niedrigen Wasserstanden mit Befrachtung iisssiren können und
deshalb nur wahrend kurzer Perioden jedes Jahres beuutzbar
! Tendenz würde selbstverständlich in noch weit höherem
wenu die größtentheils mit 2 m Tiefe projektirten i
rechnung der Nonnalbreiten nach vorstehenden Grundsätzen selbst
schon im mittleren Laufe bedeutender Ströme heraus stellt und
wegen der hierdurch entstehenden Hindernisse für den Eisgang
und für die nothwendige Bewegungsfreiheit der Fahrzeuge un-
zulässig sein wurde.
Welche Breite das Kleinwasserprofil zu letsterem Zweck
mindestens erhalten müsse, hangt allerdings von den lok&leu
Verhaltnissen ab und es lassen sich in dieser Beziehung allge-
mein gültige Angaben nicht inachen. Man wird jedoch gut
thun, gerade in diesem Punkte mit der größten Vorsicht zn ver-
fahren, weil durch Erschwerungen des Eisganges leicht Eisver-
setzungen und große Gefahren für die Deiche herbei geführt
werden können und weil ein Fluss, dessen Fahrwasser für den
Schiffsverkehr zu schmal ist, selbst bei hinreichender Wassertiefe
en eines gut schiffbaren verdient,
dass das "Kleinwasserprofil mehr
Der Fall,
als zulässig ein-
Verhältnisse als
Fahrtiefe erzeugt werden sollte, würde bei
Berechnungen der Normalbreitun auf Grund sorgfältiger Waaser-
mengen-Ermittlungen keineswegs selten eintreten und hiermit die
Frage entstehen, ob der betr. Fluss- bezw. Flusstheil alt Wasser-
straße ganz aufzugeben und als solche vielleicht durch einen
Seitenkanal zu ersetzen sei, oder ob derselbe durch ander-
weitige Mittel, z. B. durch Kanalisirung, die erforderliche Fahr-
tiefe erhalten solle ? In beiden Fällen würde die fernere Ein-
schränkung mittels Buhnen oder Parallelwerken nahezu zwecklos
und jede noch fernerhin dafür zu machende Ausgabe als eine
fast verlorene zu betrachten sein.
Um derartige nutzlose Ausgaben, durch welche die Staats-
mittel zum Nachtheil der einen reellen Erfolg versprechenden Re-
gulirungen zersplittert werden würden, zu verhüten, würde es
allerdings sehr rathsam sein, durch die sorgfältigsten Be-
rechnungen d er Normalbreiten aller schiffbaren Ge-
wässer Deutschlands zu konstatiren, in welchen derselben die
weitere Regulirung mittels Kinscbr.inkungs-Bauten Oberhanpt ab
zweckentprechend zu erachten sei?
Wenn hierdurch manche Illusionen bezüglich des Werthe*
einzelner Flüsse als Was&erstralsen zerstört werden sollten, so
wurde dagegen die hohe Bedeutung anderer Gewässer für den
National- Wohlstand mehr als bisher gewürdigt und auch im großen
Publikum einer klareren und richtigeren Anscha
außerordentlich wichtigen Gegenstand Eingang
Breslau, 187Ö. Graeve.
Mittheilungen aus Vereinen.
Architekten -Verein zn Berlin. Eine Winter -Exkursion,
die der Verein am Abend des 17. Dez. in sein eigenes Haus zur
eingehenden Besichtigung der Weihnachtsmesse unternahm,
gestaltete sich zu einem der anregendsten Versammlungsabende.
Nach einigen einleitenden Worten des Vorsitzenden bewill-
kommte Hr. Kyllmann die Versammlung unter den Schau-
stellungen der Berliner Kunstindustrie und wies in zündender
Rede darauf hin, ein wie wichtiger Theil unserer Natioual- Wohl-
fahrt in diese kunstgewerblichen Bestrebungen und in die Hände
ihrer Träger, der Architekten, gelegt sei.
Die Versammlung zerstreute sich alsdann durch die glänzen-
den Räume, um in einzelnen Gruppen von kundigen Führern, denen
sich, außer den Vereinsgenossen Ende, Heyden und Lutb-
mer in freundlicher Weise Hr. Prof. Dr. Jul. Lessing zugesellt
in den einzelnen Gebieten des ausstellenden Kunstgewerbes
zu werden. Es sei dem Referenten gestattet, ebenfalls
sich anschließend, die hervor ra|
Gruppen kurz zu bezeichnen.
Hr. Ende führte die keramischen Industrien vor,
ngen, wenn sie auch nicht in einer vo
Ausstellung wie der der Ravene'scben Majoliken des vorigen Jahres
gipfeln, doch entschieden an Verbreiterung gewonnen haben.
Nicht weniger als 6 Majolika-Aussteller begrüßen wir dies Jahr,
unter denen Frl. Drews wieder durch besonders gelungene
Farbentone, Frl. Winkel u. Mätzki durch gute Muster, zum Theil
nach orientalischen Vorbildern, sich auszeichnen, während die
Oest'sche Ausstellung sich mit ihren schönen Nachbildungen der
Faenxa- und Urbino- Schüsseln als die direkte Nachfolgerin der
Ravene'scben Bestrebungen dokumentirt. Eine Ausnahmestellung
nehmen wieder die, einen gewaltigen Fortschritt in der Technik
bezeichnenden, köstlichen kleinen Kunstwerke ein, welche Hr.
Timm auf Teller und Krüge gemalt hat Die Kgl. Porzellan-
Manufaktur endlich tritt mit einer Anzahl äußerst farbenpräch-
tiger Majoliken auch auf diesem Gebiete auf. Die Ausstellung
ihrer Porzellaue aber verdient besondere Beachtung, weil sie in
dem rückhaltlosen Wiederaufnehmen des gesunden Porxellanstils
aus dem Will. Jahrhundert die Basis gewonnen hat, auf der
diese, in Form wie in Farbe gleic"
sich aufbauen.
Dem Porzellan schließt sich das Glas, auf der Messe durch
zwei hervorragende Aussteller vettreten, an, welches Hr. Heyden
vorführte - doppelt hierzu berechtigt, weil die Fortschritte, die
n bat, wesent
mentisten des XVI. Jahrhunderts uns überliefert haben, verbindet
sich ein Decor, das über eine unendliche Fülle glänzender Mittel
verfügt, vielleicht gerade in diesem Reicbtbum dem Künstler eine
nicht immer ganz vermiedene Gefahr bereitend. Köstlich sind
die neueren und neuesten Stücke, die fast titglich noch auf diesen
Ausstellungstisch überraschen: Schalen und Phiolen, deren Decor
theiß an orientalische Formen anklingt, theils in graziösester
Weise Naturmotive verwendet
Ein neuer Gast der Weihnachtsmesse ist Wentzel aus
Breslau, dessen Gtasgravirungen — reizende, Uberaus vornehm wir-
kende Zeichnungen vouArcb. < 'reiner künstlerisch geleitet werden.
Wieder begegnen wir den Namen Heyden, wenn wir uns
der in Wirklichkeit strahlenden Ausstellung von Sy & Wagner
zuwenden. Von Alters her, noch zu ihres Gründers I lossauer
Zeiten mit der Architcktenschaft Berlins in engster Verbindung,
hat sich diese Silber- und Goldwaaren-Fabrik immer auf
der Höhe der Situation gehalten, sowohl was elegante, tadellos-
vornehme Aasführung, wie engste Fühlung mit allen Nuancen
der wechselnden SÜlrichtungen in der Berliner Schule betrifft.
Hier ist es vor allem, neben Thaler- Humpen, Tafelaufsätzen etc.,
eine Fruchtsrhale nach Hevden's Zeichnung, die dekorirte«
Krystallglas, in Silber- und Goldfassung mit Emailschmuck in
überraschend schöner Kombination enthält. Das Werthvollste
aber, was Sy & Wagner uns bietet, sind die !
von denen jedes Gehänge, jedes Annband, ein
Renaissance-Kunstwerk von kühnste]
darstellt
Prof. Lessing hatte die dankbare Aufgabe, den
die Erzeugnisse der Textil- Industrie anzuführen. — Wohl
mag es schwer sein, mit dem farbenprächtigen, schwerfallenden, echt
orientalischen Portierenstoff (der Kilinis), mit den persischen,
indischen und russischen Teppichen in Wettkampf zu treten, mit
welchen das Entgegenkommen der bekannten Finnen N. Ehren-
haus und Gerson alle Wände und 'innren des Hauses in Ober-
reicher Fülle geschmOckt hat. Den sichersten Weg in diesem
Wettkampf schlagen Schütz & Juel in Würzen ein, indem sie
auf die orientalischen Muster des XIV. bis XVI. Jahrhundert zu-
rück gehen, die uns I.essing in seiner bekannten Publikation in
so mustergültiger Form zugänglich gemacht hat In hervor
ragender Weise ist die lokale Berliner Textil-Industrie vertreten
durch A. Müller (Spittelmarkt 5), welcher unermüdlich schaffend,
stets neue Muster, tadellose Reproduktionen des Besten, was das
Gewerbemuseum an alten Formen enthält, zur Messe bringt In
den roth und blau gewirkten Leinendecken dieser Firma be-
grüßen wir auch wieder den Einnuss Lesaing'scber Publikationen.
Kt. 102.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
523
In der Lederwaaren- und Buchbinder-Industrie,
' wichtigsten Zweige der Berliner Fabrikation, und nur zwei
bervor regende Aussteller xu nennen : Kullricb, dessen Arbeiten
in d. Bl. bei Gelegenheit der kunstgew. Konkurrenzen eingehend
gewürdigt wurden, und Vogt & Sohn. Letzterer nahm selbst
Gelegenheit, die Yerfahrungsweise bei der von ihm mit Meister-
schaft geübten Haudpressung und V«
volle innere Ausstattung seiner Ar-
beit Werth legt, und Mönch & Seyffert, ebenfalls eine Firma der
ktinstgew. Konkurrenz, die uns hier mit einfacheren Arbeiten auf
entschieden richtigem Wege entgegen tritt.
Bei den Möbel-Arbeiten, deren Erklärung Hr. Luthmer
übernommen hatte, sei es gestattet, nur die wichtigsten hervor
xu heben. Dem Einfluas der äußerst tätigen Architekten-Firma
Ihne & Stegmüller begegnen wir hier an verrchiedenen Stelleu.
Langer in Schweidnitz, eine Fabrik, die Jahn- lang mit der
billigsten Bautischler-Arbeit alle Submissionen gewann, präsentirt
sich uns hier, unter der Führung der genannten Architekten, mit
vollendet schonen Luxusmöbeln, Nussbaunibolz mit Intarsien in
deutschem Renaissancestil. Ebenso erfreulich, wie hier die Um-
kehr von der Massenarbeit zum edelsten kunstgewerblichen
Schaffen, berührt es uns, wenn das alte Geschäft des Hoftiscbler-
meister Rieht in jugendlicher Rüstigkeit sich, ebenfalls mit Hülfe
der genannten Architekten, den modernsten Bestrebungen auf
diesem Gebiete anschlicht. Kin großes Büffet, sowie ein Tisch
nnd Sopha gehören zum Besten der Ausstellung und überraschen
durch Billigkeit der Preise.
Unter dem Einfluss von Heyden & Kvllmann arbeitet Wenkel
auf dem von ihm gewählten Gebiet der feineren Intarsia- und
Boule- Arbeit rüstig weiter und bringt hier namentlich kleine
Kassetten, mit Ebenholz, Elfenbein und Kupfer
Nicht minderen Einfluss als einzelne Architekten sehen wir
das Uewerbemuseum auf die Möbelarchitektur ausüben. Wohl
kann dasselbe mit Genugtuung auf die aus seiner Lehranstalt
gegangenen Aussteller, I'ingel und die Brüder Schirmer
Hat der erstere ein reizendes kleines Sopha und ein
stattliches Rüffet mit Intarsienschmuck ausgestellt, die alles Lob
verdienen, so zeigen sich die Bruder Schinner auf verschiedenen
Gebieten tatig. Die wohl gelungenen Uhrgehäuse der Konkurrenz
halten in d. Bl. schon lobende Erwähnung gefunden. Hier ziehen
neben einigen recht gelungenen Siurnöbeln eine eigentümlich
gemütliche Chiffoniere, sowie ein Kussbaum -Bücherschrank in
als Erfinder der Gehäuse von zwer I'ianino's der Fabrik von
K. Krause, zwei Instrumenten, die wohl mit das Beate und Stil-
vollste bezeichnen, was seit lauge auf diesem überaus schwer zu
n Gehiete m '
behandelnden Gebiete geleistet worden ist. —
Um den uns zugemessenen Raum nicht zu überschreiten,
mussten wir hier manches übergehen, was auf die Besprechung
vollsten Anspruch hatte, wie die ganze Gruppe der Bronzen, unter
denen Otto Schulz und Spinn exzelliren, die Emaillen von Raven«?
und seinem Schüler Laue, der den Meister mit Riesenschritten
einholt, Hugo Schaper, der mit kleineren Mitteln sich als würdiger
Rivale von Sy und Wagner zeigt, die interessanten Kisenarbeiten
von Fuhrmann uud von Schaale, und endlich das ganze liebens-
würdige Gebiet der Damenarbeiten, das sich beute schon in er-
freulichster Weise aus den Schranken des Dilettantismus heraus
gehoben zeigt.
Dass diese eingehende Besichtigung der Ausstellung beiden
Theilen, Besuchern wie Ausstellern, die erfreulichsten Früchte
tragen wird, ist wohl nicht zu bezweifeln. Wenn, wie dies heut-
zutage noch unzweifelhaft der Fall ist, die Architekten die Trager
und Leiter des Kunstgewerbes sind, so hat in einem Verein, wie
der unsrige ist, jedes Mitglied geradezu die Pflicht, mit wärmstem
Interesse die Versuche. Fortschritte und Schwankungen auf
Gebiete xu verfolgen. Und sicher bat sich in i
Theilnehmern an unserem Besuche der Weihi
Uehereeugung befestigt, dass das große Opfer, wcl
chitektenverein durch die mehrwöchentliche Hergabe
Hauses bringt, reichlich belohnt werden wird durch die
demnächst aber auch durch die materiellen Erfolge
Kunstindustrie.
Verwischte«
Errichtung eines „Ministeriams der öffentlichen Ar-
beiten" la Preufsen. Dem preußischen Landtage liegt zur
Zeit ein Gesetz-Entwurf über einige Ressort- Veränderungen inner-
halb des Staatsministeriums vor, durch welche insbesondere das
bisherige Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Ar-
beiten betroffen wird. Die Abtheilung für Handel und Gewerbe,
in deren Ressort seit kurzer Zeit auch die Aufsiebt Uber das ge-
sauimte technische Uuterrichtawesen aufgenommen war, soll von
demselben abgezweigt werden, und swar soll die Sorge für Handel
und Gewerbe fortan demjenigen preußischen Staatsminister zu-
fallen, der an der Spitze des deutschen Reichskanzler- Amtes steht,
wahrend das technische Unterrichtswesen mit der übrigen, dem
Kultus-Ministerium unterstehenden Unterrichts- Verwaltung vereinigt
wird. Die 4 anderen Abtheilungen des bisherigen Ministeriums
für Handel etc., denen die Verwaltung des Berg- und Salinen-
wesens, der Staate- Eisenbahnen und des Bauwesens, sowie die He-
aulsichügung der Privat-Kiscubahnen obliegt, sollen vom 1. April
187« ab das „Ministerium der rffentlichen Arbeiten" bilden.
.Nachdem der Gesetz-Entwurf am 18. Dezember im Abgeord-
netenhause die 2. Lesung passirt hat, ist an dessen Verwirklichung
wohl nicht mehr zu zweifeln. Die Bedenken, welche gegen den-
selben rege wurden, waren ausschließlich politischer Art und be-
trafen einerseits die Kombination eines preußischen Ministeriums
mit einem Reichsamte, andrerseits die Beziehungen', in welche
diese Aenderungen zu dem Erlass eines Reichs-Kisenbahn-Ge-
setzea sowie zu der sogen. „Verstaatlichung" der Privatbahnen
und dem nebelhaften „Reichs- Eisenbahn- Projekt" treten könnten.
Der Uebergaug der Aufsicht über die Privatbahnen an du Reich
wurde in ausdrückliche Aussicht genommen: auch wurde die Mög-
lichkeit einer künftigen Zuweisung der Abteilung für Berg- und
Salinenwesen an das neue Ministerium für Landwirtschaft , Do-
mänen und Forsten, wohin dieselbe nach der Natur ihrer auf
Nutzung eines Staatsbesitzes gerichteten Tendenz auch unbedingt
gehört, beiläufig besprochen.
Eines scheinbar nebensächlichen , aber in Wirklichkeit doch
nicht gleichgültigen Moments ist zu unserer Verwunderung von
keiner Seite gedacht worden: der Bezeichnung des neuen
Ministeriums, die als glücklich gewählt wohl nicht gelten kann.
Der Begriff der „öffentlichen Arbeiten", der sich als Theil der
Firma des bisherigen Handels-Ministeriums allerdings seit 30
Jahren ein gewisses Bürgerrecht in Preufsen erworben bat, ist
ein dem deutschen Sprachgebrauche wenig geläufiger und jeden-
falls durch eine allzu wörtliche Uebersetxung der französischen
'uWie»" entotanden;^man spn^hUn^DeutocWand von
wenig in Betracht Da der I>eutachc jedoch
Genitiv- Verbindungen, wo es nur irgend
artigen Wort-Zusamnicn-
t", sondern als der „Arbeits -Minister" bezeich-
net werden, was beinahe so klingt, als besorgte er allein die
Arbeit des Staatsministeriums, wahrend die anderen Minister nur
zur Repräsentation da wären. Die Bezeichnung „Minister
der öffentlichen Bauten", bezw. „Bauten-Minister", die
ja bei der 3. Lesung des Gesetzes leicht noch gewählt werden
könnte, wäre unseres Trachtens in jeder Beziehung eine bessere. -
'Jeher die Aussichten, welche die neue Maahregel unseren
Fach-Interessen eröffnet, lässt sich verbältnissmäßig wenig sagen.
Sollte der Gedanke, dass sich aus einem „Ministerium der öffent-
lichen bauten" allmählich ein Fach-Ministerium im engeren Sinne
entwickeln könnte, von irgend welcher Seite gehegt werden, so bedarf
derselbe wohl keiner weitläufigen Widerlegung. Die Minister-
Aemter eines modernen Staates sind politische Stellungen, und
sollte jemals auch in Preußen ein Augehöriger des Baufachs zu
einem Minister-Posten gelangen, so wird er dies seiner staats-
männischen Befähigung und Erprobung, nicht seiner fachmänni-
schen Bedeutung zu verdanken haben. Was wir hoffen können
und wollen, ist, dass die Entscheidung über die seit Jahren
schwankende, äußere Stellung des Ministeriums im Staats-Organis-
mus dazu führt, nunmehr an die dringend erforderliche, innere
Reorganisation desselben zugehen, die selbstverständlich mit
einer Reorganisation des gesammten Staate-Bau- und Eisenbahn-
wesens verbunden sein muss.
Es ist hier nicht der Ort, auf das zuletzt erwähnte, in diesen
Blättern oft genug schon besprochene Thema naher einzugehen.
In Betreff des Ministeriums an sich unterliegt es wohl keinem
Zweifel, daas vor allen Dingen für eine Entlastung desselben
gesorgt werden muss. Von allen Seiten wird über das rapide
Anwachsen der ihm obliegenden Arbeit, die durch eine fort-
währende Steigerung des Personals nur mühsam bewältigt werden
kann, Klage geführt Auch nach Abtrennung der Abtheilung IV.
wird das Ministerium der öffentlichen Arbeiten außer einein
Unterstaatssekretär noch 4 Direktoren und 37 vortragende Räthe
sowie ca. 20 Hülßarbeiter zahlen, während das Kultusministerium
1 Unterslaatssekretär, 3 Direktoren und 27 vortragende Räthe, das
landwirtschaftliche und das Finanz-Ministerium je 3 Direktoren
und 20 vortragende Räte, das Justiz-Ministerium 1 Unterstaals-
Sekretär, 1 Direktor und 15 vortragende Räte, das Ministerium
des Innern 1 Unterstaata-Sekretär und 12 vortragende Räthe, das
neue Handelsministerium 1 Direktor und 4 vortragende Rate
besitzen werden. Die Zahl der Vorlagen, welche der Minister für
Handel etc. bisher zu bewältigen gehabt hat, ist vou demselben
in der letzten Sitzung des Abgeordnetenhauses auf etwa 2öo
neue und fast eben so viele rückmutige Nummern pro Tag
Verwaltung ein-
a eine derartige
erlicber Einwir-
in die Geheimnisse der
wird man nicht irren, wenn
cht sowohl als die Folge
als die Folge einer fehlerhaften
Die Mängel dieser Organisation liegen
zu Tage. Anstatt sich auf die obere I-eitung des
allgemeinen üe-
uTgitizeo By VjOOgle
524
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
21.
187*
Sichtspunkten zu beschränken, hat das Hamids - Ministerium —
vielleicht mehr der Noth, als dem eigeuen Triebe gehorchend —
allmählich einen grofsen Theil derjenigen Gewhafte an sich ge-
zogen, die l»ei einem gesunden, leistungsfähigen Vcrwallungs-
Organismus fuglich in den unteren Instanzen erledigt werden
müssten. In der Bau - Abtheilung wird die grofse Mehrzahl der
Entwürfe zu Staatsbauten bearbeitet, die Eisenhahn -Abtheilung
aber versieht die Geschäfte einer General - Direktion der Staats-
Eisenbahnen.
Möge es, nachdem nunmehr die politischen Ressortfragen
erledigt sind, der energischen Ttnttigkeit des gegenwärtigen Herrn
Ministers gelingen, diesen Zustanden durch eiue Reform an
Haupt und Gliedern ein Ende zu
Techniker im preußischen Abgeordnotenhaase und
im deutschen Reichstage Nachdem durch Beschluss der
diesjährigen Delegirten- Versammlung die Vereine zur Bearbeitung
der Frage, aus welchen Gründen Architekten und Ingenieure nur
in geringer Zahl den politischen Körperschaften Deutschlands an-
- hören, veranlasst worden sind, ist es vielleicht nicht ohne
•r Fachgeuossen an den
sehen Landtages, genaue Angaben zu
»Stellung dersellwu wurden wir
i Jahre erschienene, von einem
Zu einer Zu-
lurch eine im
de» Abgeordneten-
aufgestellte Lebersicht der sämmtlichen Abgeordneten,
der preufsischen zweiten Kammer, resp. dem Hause der
Abgeordueteu vom 1849 bis zum Mai 1877 angehört haben. Die
alphabetische Liste zahlt genau 2700 Namen; eiue Durchsicht
derselben hat das Kesultat ergeben, dass von unseren Fachge-
nossen während dieser 28 Jahre nur 4 die Ehre genossen haben,
in die Landesvertretung gewählt zu werden. Diese 4 Herren
sind: 1) der Reg.- u. Baurath a. D. Vict. v. Unruh, der bereits
der preuis. National - Versammlung angehörte und bei Aurlösuug
derselben erster Vize - Präsident war, dann im Jahre 184!) der
zweiten Kammer und von 1663-71 dem Abgeordnetenhause als
Mitglied angehörte, aufserdem seit Iw>7 auch Mitglied des Reichs-
tages ist. 2) Der zweiten Kammer gehörte von 1848—18 der
damalige Wasserbau - Inspektor Treplin in Magdeburg, jetzt als
Reg.- u. Baurth. u D. in Potsdam leitend, an. 3) Der Eisenhahn-
Bauinspektor Hoffmann in Görlitz (62— 07), vor mehren Jahren
verstorben. 4; Der ebenfalls schon verstorbene Waaserliau-
Inspektor Willich in Rees bei Wesel von 1860-Cl n. (13— «7.
— Zur Mitgliedschaft des Herrenhauses bat sich bis jetzt noch
keiner
Im
schon genannten Hm. v. Unruh noch die Hrn. Eisenbahn-
Direktor Bail in Glogau («7-70, seitdem gestorben), Bau-Direktor
Gerwig in Karlsruhe (seit 187«) und endlich der Hofbauratb a. D.
Demmler in Schwerin (1877-78) einen Sit« inne gehabt. K.
Anstauungen und Beförderungen
Eisen bahn- Beamten im Jahro 1878. Die nachstehende Zu-
sammenstellung giebt einen Auszug aus den Nachrichten des
Eiseubahn- Verordnungsblattes für 1878 (bis zum 15. Dex. d. J.).
Meines Erachtens dürften die augeführten Zahlen eventuell
für alle diejenigen jüngeren Kollegen von Interesse sein, welche den
sich dem :
13
Administrative Beamte:
Zu Reg - Assessoreu ernannt,
also Hülfsarbeiier der Di-
rektionen 9
Zu Direktions - Mitgliedern
ernannt:
Administrative Beamte fi
Zu Reg.- Kathen ernannt:
Administrative Beamte 11
89
-Dienst
als Eiaenbahn-
. . 0')
Zu Eisenbahn-Bau- B, Betr.-
Inspektoren ernannt . .
Zu Direktinns - Mitgliedern
B
Zu Reg.- und Bau-Rathen
10
•) ZnlrlTl 3 In. J.hn- I»!«, von
i"7; und ims Masa
Oberiogenienr Hellwag. In den letzten Monaten sind
mehrfach Nachrichten durch die politischen Mutter gelaufen,
denen zufolge in der technischen Oberleitung des Baues der
(intthardhabn ein abermaliger Wechsel vor der Thür stünde.
I »ic nothwendige Reserve, welche wir den Leistungen der Tages-
litterotur gegenüber uns mit gutem Grunde auferlegen, hat uns
bislang gebindert, von jenen Nachrichten Notiz zu nehmen.
Diese Reserve erscheint mit Bezug auf den „Fall Hellwag"
heute überflussig, nachdem in Nr. 98 der Zeitg. d. V. d. E. -V.
die Direktion der Gotthardbahn selbst eine Erklärung veröffent-
licht bat, nach welcher der Rücktritt des Hrn. Hellwag als un-
mittelbar bevor stehend anzusehen ist und als Grund desselben
.Mangel an Vertrauen zwischen der Verwaltung und dem leiten-
den technischen Beamten" bezeichnet wird.
Wir selbst haben nicht umhin gekonnt, anf ein tief gehendes
Zerwürfutss zu schliel'sen, als vor einiger Zeit eine Publikation
des Hrn. Hellwag über die finanzielle Rekonstruktion des Gotthard-
bahn- Unternehmens in unsere Hände gelaugte, welche reich an
vielerlei Auslassungen und Hervorkehrungen subjektiven Ermessens
ihres Urbeiters war, die mit der gebundenen Stellung eines Be-
amten seinen Behörden gegenüber nach ganz allgemeiner Ao(-
fassung als unverträglich gelten müssen.
Mit Hellwag's Austritt vollzieht sich der zweite Wechsel
in der Oberleitung des kranken Ootthard-Unteraehmeus. — Wer,
so kann man beute fragen, wird demnächst als Dritter den wohl
wenig beneidend werthen Posten des Oberingenieurs der Gotthard-
bahn ausfüllen? Die Wahl wird ihre Schwierigkeiten haken: wir
meinen nicht, daas die Schweizer-Behörden ihr Augenmerk zum
Auslander richten
Attfsorordentliche Monats - Konkurrenz des Architek-
ten-Vereins za Berlin zum 10 Janaar 1879
Gedenktafel. — Zur Erlangung eines Entwurfes für eine
Gedenktafel in Silber, welche einem um die Goldschmiedekanst
hochverdienten Juwelier zur Feier des 50j
seines Geschäfts ülierreicht werden soll,
Die ganze Anordnung der VotivtafeJ ind. der dekorativen
Umgebung kann in der Lange ca. 60"« und in der Höbe heiw.
der Breiten- Ausdehnung ca 40 c™ betragen. Es sind drei Portrait»,
das des Begründers der Firma, sowie die seiner beiden Nach-
folger anzubringen, und zwar nach Belieb« n als wirkliche Voll-
hosten oder auch als Flachreliefs. Wüuscbenswerth ist, dass den
Portrait des Begründer seine bevorzugte Stelle angewiesen wird. -
Bei der Kostbarkeit der zur Herstellung bestimmten Materialien:
Silber, Gold, Edel- bezw. Halbedelsteine, wird darauf hingewiesen,
dass die Rückseite der Tafel, je nach der Anordnung derselben,
eine willkommene Gelegenheit zur Ausschmückung bietet nod
dass eine freistehende Anordnung der Tafel sich wohl empfiehlt.
Alle der Gold- und Silberschmiede-, sowie Juwelierkunst zur Ver-
wendung stehenden bekannten Dckorationsmittel und Herstelluniti-
Verfahren neuerer Zeit, sowie die althergebrachten Mittel und Ver-
fahren sollen möglichste Anwendung finden. — Die vorstehenden
Angaben sollen in keiner Weise die Freiheit der Auffassung be-
einflussen. Den Wortlaut der Inschrift, falls derselbe gewünscht
wird, erhalten die Herren Konkurrenten auf Ersuchen durch Hrn.
Vereins-Sekretair Michaels, an welchen die Entwürfe bis spatesten»
zum 10. Januar 1879, Abends 6 Uhr, eingereicht werden
müssen.
Der beste Entwurf wird Eigenthum des Bestellers und erhält
einen Preis von 800 .//., die übrigen Entwürfe bleiben Kigentbnm
des Vereins,
Aas der Fachlitteratiir.
Verzoichntsa der bei der Redaktion d. BI. einge-
gangenen neueren teohnisohen Werke etc.
Meiners, II. Das städtische Wohnhaus der Zukunft, oder
wie sollen wir bauen und aufweiche Weise ventiliren
und heizen? Theoretisch -prakt Abhandlungen über Bau-
AusfQhruugen vom hygienischen, ökonomischen uud staatlichen
Standpunkte aus beleuchtet. Mit 1!) Abbildungen. Stuttgart
1879; W. Thiele. Preis 8,50 ,Ä
Heasinger t. Waldems, Oheringenieur in Hannover. Kalender
für Eisenbahn-Techniker pro 1879, mit einer Beilage,
einer Eisenliahu-Uebersichtskarte und einer Spezialkartc von
Nordostdeutschland. Wiesbaden 1879; Verlag von J. F. Berg-
mann. Preis 4 M
Hauensehild. H Katechismus der Baumaterialien. I. Theil.
Die natürlichen Bausteine. Mit 6 Holsschn. u. 2 lithogr. Tafeln.
Wien 1878; Lehmann A Wentzel. Pr. geh. 2,70 geb.
Fosawitz, J. Zur Staatsprüfung an den technischen
Hochschulen. Wien 1878; I^hmann A Wentzel.
Lindner, A., Ingenieur. Die virtuelle Länge und ihr« An-
wendung auf Bau und Betrieb der Eisenbahnen.
Zürich 1879; Orell, Fflssli A Co. Pr. 6 M.
Brief- nnd FrageluuteB.
Langjähriger Abonnent, Um die in etaer Ansttltsküche
mit Dampf koch- Einrichtung sich bildenden Dünste zu beseitigen,
ist mit bestem Erfolge das Mittel angewendet worden, in den be-
treffenden Raum ein entsprechendes (Quantum trockener, war-
mer Luft einzuführen. In dem neuen Garniaon-Lazareth zu
Tempelbnf liei Berlin ist für diesen Zweck von vorn herein etw
besondere Luftheizung angelegt worden. In den Anstaltskiichen
des Gefängnisses Plötzensee bei Berlin hat man sich durch An>"
stellcn eiserner Oefen innerhalb der bezgl. Räume geholfen.
Hrn. X. in Berlin. Es giebt so verschiedene LicBtp*"^
Verfahren, dass wir nicht wissen, welches Sie als das „n*u* '
zeichnen. Wir empfehlen Ihnen, sich behufs weiterer Aus«"»11»
bezgl. Beschaffung der erforderlichen Apparate mit Hrn. Iffg*0*6*1
Kolk, N. Lothringerstr. 14. IV. in Verbindung zu setzen.
Hrn. V. in G. Jedes Lehrbuch, welches die Lehre von a
Elastizität und Festigkeit behandelt, enthält die Clapeyrons«*
Formel.
KommwIiMirtrlH '«« C»rl Hc.llu In Btrll*. F.r «Ii« Redaktion »eraotwortlkib K. K. O. Prit.cb, Berlin. Dreck: W.
Mauer UoIv«ch4rnck«'<i-
*'• """boglej
K«. toi
DEUTSCHE BAUZEITUNÖ.
525
dl« Klnuip-FukrUrukaitea *. Dwemb« Uli und du Proj.kt der Em.tn,
•Im linluMu auf du Pol»
Brluf- uail Praftkt.teu.
Verband deutscher Architekten- und Ingenieur -Vereine.
An sämmt liehe dem Verbände angehörenden deutschen Architekten- und Ingenieur -Vereine.
Der Vorstami des Architekten- und Ingenieur -Vereins
zn Hamburg bezeichnet in einem an uns gerichteten
Schreiben vom 13. d. M.*) die durch unser Aus-
schreiben vom 1. d. M. veranlasste schriftliche Ab-
stimmung, die Vorbildung für das Studium der Archi-
tekten und Ingenieure betreffend, als statutwidrig, erklärt
an der Abstimmung darüber nicht Theil nehmen zu können,
verwahrt sich gegen alle aus etwaigen weiteren Statuts- Widrig-
keiten erwachsenden Folgen und stellt verschiedene Antrüge,
um die fragliche Angelegenheit in einer nach seiner Ansicht
statutgemäfsen Weise zu behandeln. — Ehe event. auf diese
speziellen Antrüge weiter eingegangen werden kann, wird von
dem Verbände zu entscheiden sein, ob in unserem Ausschreiben
vom 1. d. M. ein Yerstofs gegen das Statut zu befinden ist.
Wir lassen zu dem Zwecke zunächst die Begründung der
Ansicht des Vorstandes des Architekten- und Ingenieur-
Vereins zu Hamburg wörtlich folgen, dieselbe lautet:
.Artikel l'J schreibt vor: Verhandlung und Besclüuss-
fassung über Angelegenheiten des Verbandes linden in
der Regel auf Mündlichem Wege in der Abgeordneten-
Versammlung statt. — In dringenden Fallen kann der
Vorstand (Art, 23, rect 21) Abstimmungen unter den
verbundenen Vereinen auf schriftlichem Wege ver-
veranlassen.
Was als dringend bezeichnet werden darf, lehrt Art. 24,
welcher mut. mut. selbstverständlich auch auf schriftliche Ab-
stimmungen Anwendung findet und demnach folgende Vor-
schrift enthält: liei anderen als einfachen Verwaltungs-
sachen ist es erforderlich, dass dieselben als Gegenstande
der Tagesordnung zwei Monate vorher den einzelnen Ver-
einen bekannt gemacht oder durch V, der (anwesenden)
Stimmen als dringlich anerkannt werden."
Diese Ansicht des Vorstandes des Ardutekten- und
Ingenieur- Vereins zu Hamburg können wir aus folgenden
Gründen als eine richtige nicht anerkennen.
Der Art. 24 in seinem ersten Alinea lautet:
„Die BesehlussfÄhigkeit der Abgeordneten - Ver-
sammlung ist im allgemeinen nicht an eine gewisse Zahl
von Anwesenden gebunden. Bei anderen als einfachen Vcr-
waltungssachen ist jedoch dazu erforderlich, dass dieselben
als Gegenstände der Tagesordnung zwei Monate vorher
den einzelnen Vereinen bekannt gemacht oder durch der
anwesenden Stimmen als dringlich anerkannt werden." —
Derselbe handelt demnach von den Abgeordneten-
Versammlungen und trifft für die Geschäftsführung in
denselben die nöt lügen Bestimmungen. Weder der Wort-
laut noch der Zweck dieser Bestimmungen passen für die
nach Art. 21 zulässige schriftliche Abstimmung und es
würde die von dem Vorstände des Hamburger Architekten-
und Ingenieur- Vereins daraus für die schriftlichen Ab-
stimmungen gefolgerte ähnliche Vorschrift nach unserem
Dafürhalten eine Abänderung des Statuts sein. Dass der
Wortlaut des Art 24 auf die schriftlichen Abstimmungen
nicht iwsst, bedarf einer weiteren Darlegung nicht, aber auch
der Zweck der Bestimmung, dass die Gegenstände der
Tagesordnung der Abgeordneten- Vcrsara mlung
zwei Monate vorher den einzelnen Vereinen bekannt gemacht
werden sollen, trifft für die schriftlichen Abstimmungen nicht
zu. Der Zweck dieser Bestimmung ist offenbar, zu verhüten,
dass die Abgeordneten in deren Versammlungen in die Lage
kommen in wicht igen Angelegenheiten ohne Vorbereitung und
ohne die Beschlüsse ihrer Vereine vorher ein-
holen zu können, Bcschluss fassen zu müssen. — Dieser
Grund fällt bei schriftlichen Abstimmungen (Art. 21
Alinea 3) weg, da bei diesen die Beschlüsse der Einzcl-
vereine zu Grunde liegen und nicht die Abgeordneten,
sondern die Vereine ihre Stimmen abgeben.
Die Ansicht des Vorstandes des Architekten- u. Ingenieur-
Vereins zu Hamburg, dass, wie es im $ 24 für die Ab-
geordneten-Versammlungen vorgeschrieben ist, bei
schriftlichen Abstimmungen die Dringlichkeit vorher
durch * , der (anwesenden) Stimmen anerkannt werden müsse,
könuen wir ebenfalls als richtig nicht anerkennen. Abge-
sehen davon, dass auch dieser Ansicht der Wortlaut des
$S 24 entgegen steht, sagt der Art. 21 ganz deutlich, wie es
bei eiügen Angelegenheiten im Verbände gehalten werden
solL — Der Art. 21 lautet:
„ Abgeordneten-Versammlungen sollen in der Kegel alljähr-
lich stattfinden, und zwar in den Jahren, in welchen Wander-
versanunlungen vorkommen, gleichzeitig mit denselben.
Aufserordentliche Versammlungen der Abgeordneten
können vom Vorstande berufen werden. Solche Be-
rufung muss stattfinden, wenn sie von dem dritten
Theile aller Stimmen verlangt wird.
In dringenden Fällen kann der Vorstand Abstimmungen
unter den verbundeneu Vereinen auf schriftlichem Wege
veranlassend
Zunächst legt hiernach das Alin. 2 des Art. 21 dem
Vorstande das Hecht bei, aufser den jährlichen Versamm-
lungen aufserordentliche Versammlungen der Abge-
ordneten zu berufen und es sagt dann das Alinea 3:
„In dringenden Fällen kann der Vorstand Abstim-
mungen unter den verbundenen Vereinen auf
schriftlichem Wege veranlassen."
Dass im Alinea 2 das Wort .können" dem Vorstande
unzweifelhaft das Recht der Einberufung von aufserordent-
lichen Abgeordneten -Versammlungen beilegt, geht deutlich
aus der folgenden Bestimmung in Alinea 2: „Solche Be-
rufung muss stattfinden, wenn sie von dem dritten Theile
aller Stimmen verlangt wird", hervor, und ebenso
legt das Wort „kann" im 3. Alinea des Artikels 21 dem
Vorstande unzweifelhaft das Recht bei, nach seinem Er-
messen in dringenden Fällen eine schriftliche Abstimmung
zu veranlassen.
Dieses dem Vorstande beigelegte Recht, „in dringenden
Fällen eine schriftliche Abstimmung vornehmen zu lassen",
würde wesentlich eingeschränkt und die rasche Erledigung
dringender Geschäfte in der Regel illusorisch gemacht
werden, wenn zunächst s c h r i f 1 1 i c h darüber abgestimmt werden
sollte, ob eine Angelegenheit dringend sei und demnach
schriftlich darüber abgestimmt werden dürfe. —
Eine solche Einschränkung des dem Vorstande in Art. 21
beigelegten Rechtes ist aus keiner Bestimmung des Statute
zu entnehmen.
Nach dem Schlussatze des Alin. 2 im Art. 21 ist auch
vorgesorgt, dass nicht etwa gegen den Willen einer Mehr-
zahl von Vereinen eine schriftliche Abstimmung durchgeführt
werden kann, da sclion eine Minorität von Vj der Stimmen
der Vereine hinreicht, um die schriftliche Abstimmung abzu-
lehnen und die Berufung einer aufserordentlicben Abge-
ordneten-Versammlung herbei zu führen.
In dem Vorstehenden glauben wir dargelegt zu haben,
dass in unserra Schreibon vom 1. d. Mts. ein Vcrstofs gegen
das Statut des Verbandes nicht hegt. — Wir stellen je-
doch die Angelegenheit zur Entscheidung der geehrten Ver-
eine und ersuchen ergobenst, über die Fragen Bescbluss
fassen und eine Antwort uns zukommen lassen zu wollen:
1) „Ist in dem Ausschreiben des Vorstandes des Verbandes vom
1. d. Mts. ein Vcrstofs gegen das Statut zu befinden?"
2) „Soll behuf Behandlung der in unserem Ausschreiben vom
1. d. Mts. dargelegten Angelegenheit eine aufserordent-
liche Abgeordneten- Versammlung einberufen werden'/"
Schliefslich verfehlen wir nicht, als Termin zur Beant-
dicser Fragen den 31. Januar k. J.
') WrOBWiUirht in Ko. K l s. «- SU der IVuUrnra
Köln, den 18. Dezember 1878.
Der Vorstand des Verbandes deutscher
A. Fdük. 8.
und den Termin für die Erledigung
vom l. d. M. und 10. d. M. bis z
Tage
Architekten- und Ingenieur-Vereine.
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52C
25. Deiember 1878
Die Ausstellung des Verbandes deutscher Architekten- und Ingenieur -Vereine zu seiner
III. General -Versammlung in Dresden.
(SvhluM.)
as Gebiet des Rauingenieurwesens
war am umfangreichsten in Brucken- Pro-
jekten vertreten, unter denen einige ver-
wirklicht worden sind, andere dagegen blofsc
Studienstückc bilden, in denen die Verfasser
sich gemOht haln-n, neuen bleen Gestalt und
Form zu
Zur ersteren Kategorie zahlt zunächst der Entwurf zur
Riesaer Elbbrücke, einem Bauwerk, welches nicht nur
durch eine uugewöhnhch reiciie Vorgeschichte, sondern auch
durch eine Konstruktions-Eigenthüinliehkcit hoch interessant
ist, die u. \V. liier zum ersten Male, und zwar bei einer
Strafseubrücke versucht worden ist. Die Brücke hat
4 Oeffnuugcn von liezw. 1 x 40,5 m und 3 x 97,5 m Licht-
weite, die mit eisernen Trügen! nach der Ilalbparabel-Form
überspannt sind. Der Konstrukteur, Geh. Finanzrath Kopeke,
stellte sich die Aufgabe der Aufhebung der von der Eigen-
belastung Iterrührendcn Horizontalkräfte iler Tragergurte.
Verwirklicht wurde dieser Zweck dadurch, dass die auf Rollen-
lager gestellten Enden von je 2 auf einander folgenden
Trägem in stelige Berührung gebracht sind und dass femer
das eine Bruckenende fest gegen den Widerlagspfeiler gestützt
ist, wahrend das andere eine Helx'tkonstruktion besitzt, auf
welche Gegengewichte wirken, die der zu 350' ermittelten
Horizontalkraft jeder Tragwand das Gleichgewicht halten.
Da die Hebel für eine zweifache l'ebersetzung eingerichtet
sind, so betragt das pro Träger nöthig gewordene Hebelge-
wicht 175'; Gewichte und Hebel liegen, äufseren Einwirk-
ungen entzogen, in verschlossenen Kammern des linksseitigen
Uferpfeilers. — Dass die angegebene Konstruktion eine wesent-
liche Gewiehtsersparniss an den Trägern zulasst, ist nicht
zweifelhaft , weniger gewiss vielleicht, ob dieser Nutzen nicht
zum guten Theile durch die mechanischen Komplikationen
der Ausführung der Hebel nebst anderweitem Zubehör wieder
aufgezehrt wird. Die bis jetzt veröffentlichten, sehr dürfti-
gen Nachrichten über das Bauwerk crhiul>eu einen klaren
Einblick in die Sachlage nicht. —
Wie die Uisaer Elhhrückc dient auch die von 1*75 bis 77
durch den Baurath lloffuiann in Pirna ausgeführte Elb-
brücke bei Schandau gleichzeitig dem Eisenhahn- sowohl
als dem Strafscn-Vcrkehr und es findet ferner eine Uelierein-
stimmung zwischen beiden Bauten darin statt, dass für beide
Verkehrsarten unabhängige eiserne reberbauten gewühlt
worden sind. Die Schandauer Brücke hat, aufser einigen durch
Ucberwolbung geschlossenen Landöffnnngcn. 3 je 60» weite
Oeffnungen, die mit abgesetzten Parabeltrtgern von einfachem
Diagonalen-System überspannt sind. Konstruktions-System und
Ausführungsweisc bieten Besonderheiten nicht ; interessant
mögen nur noch folgende Gewichtsangaben sein. Das Eisen-
gewicht der eingleisigen Eiseubahnbrücke betragt 44*'; das-
jenige der 8,7 m breiten Strafseubrücke 513'. Bei der
Riesacr Brücke, bei welcher die Bahnbrücke zweigleisig ist
und die Strafsenbrücke die Breite von 7.5 ,n Irat. lieträgt
das Eisengewicht der ersteren 2159 ' , das der letzteren 1990 \
390 1 für den eisernen Belag der Fahrbahn sich
Zu den Woben „Studien" im Brückenbau zahlen mehre
Projekte eiserner Brücken, welche von der rührigen Pirna
Dr. P rö 1 1 & S c h a r o w s k y in Dresden zur Ausstellung gebracht
worden waren und die durch mancherlei, vom Herkömmlichen ab-
weichende Konstruktion» Eigentümlichkeiten ein Interesse für
sich zu gewinnen wussten. das solchen Studien der Regel
nach vorenthalten zu werden pflegt. Zunächst gehört zu
dieser Ausstellung ein vollständiges Bi-ückeuprojekt für
Spannweiten von 200 m, dessen Haupt - Eigen! hümlichkeiteu
folgende sind: Die Haupttrilger sind kontinuirliche Bogen-
ketten-Träger (mit gegen einander gekehrten Scheiteln der
beiden Bögen), deren Endbögen mittels parallelgurtigcr Tra-
ger derartig mit einander verbunden sind, dass die Wider-
lager von Horizontalschub frei bleiben. Die Bögen sind durch
ein System von Vertikalen und Doppel -Diagonalen mit einan-
der verbunden ; letztere werden ausschließlich durch die mobile j
Last beansprucht. Als Vorzüge des Systems führen die Kon-
strukteure: Montage der Brücke ohne Gerüst, geringes Ge-
wicht der Haupttrilger und gefällige Form an.
Eine Eigentümlichkeit bietet die Ausbildung der
Fahrbahn insbesondere dadurch, dass die Ijuigatr&ger paar-
von der Stützweite gleich
der Feldertheilung zusammen genietet und die Querträger in
dem kastenförmigen Innern der Vertikalen der Huuptträger
frei aufgelagert liegen. Zweck dieser Anordnungen ist zu-
nächst erleichterte Montage und sodann auch Erreichung
einer zentralen Belastung der Quer- bezw. Hauptträger. Das
Projekt enthalt als schliefsliche Besonderheit ein bewegliches
Auflager, welches aus einer größeren Anzahl hydraulischer
Pressen nebst zwischen gelegten Keilen besteht und zum
.Instiren der Aurlagerhöhen bei kontinuirlichen Trägem
zu dienen bestimmt ist. — Das hier beschriebene System
soll für Stützweiten bis zu öiki» anwendbar sein; be-
treffende Beispiele waren in skizzenhafter Haltung mehre
ausgestellt.
Weiter stellten Dr. Prüll & Scharowsky das Projekt
zu einer vierten Elbbrücke in Dresden aus. welche
bekanntlich für die Gegend am Fufse der Brührscheu
Terrasse geplant wird. Es handelt sich in der Hauptsache
um einen Eisenbau mit nur 2 Geffnungen o 125 ■ Weite.
IVr 1'eherbau ist konlinuirlieh gedacht mit unterer gerader,
und oberer, etwa von der Milte der Öffnungen aus in kon-
kaver Linie ansteigender Gnrtung. so dass der Übergurt
des Trägers über dem Weiler eine beträchtliche Hohe er-
reicht und dort einen scharfen Rücken, l»csitzt. Diagonalen
sind, uul'ser an den Enden, wo die Gurte parallel laufen, nur
einfach vorhanden. Die Eigenthümlichkeit der Fomi ist
aus dem Bestreben, mehren Bedingungen, wie z. B. : Erhal-
tung der freien Umschau von der Brühischen Terrasse aus, ge-
fälliger Erscheinung der Brücke, endlich möglichst horizontaler
Lage der BrOckenfahrbahn, gerecht zu werden, hervor gegan-
gen und verdient als erster Versuch zur Lösung einer mit
Schwierigkeiten besonderer Art umgebenen Aufgabe jeden-
falls einige Beachtung.
Als Hauptgegenstand der Prüll & Scharowsky sehen Aus-
stellung i-t das Projekt einer 2 u neigen Drehbrücke
zu erwähnen. Es zeigt die Eigenthümlichkeit. dass das
Eisengewicht der Brücke nahezu vollständig ausbalanciit ist,
und ferner, dass die Hauptträger als nicht kontinuirliche an-
gesehen werden können, mindestens nicht nls solche funktio-
niren. Diese Zwecke erreichen die Verfasser dadurch, dass
sie den Laufring der Brücke der Höhe nach verstellbar
machen. Die Verstellbarkeit wird durch 10 Hebel bewirkt,
deren lange Anne Gegengewichte tragen, »eiche konzentrisch
um einen eisernen Mittelpfosten angeordnet sind, der in
seiner Fortsetzung nach oben den Drehzapfen tragt. Der
von unten nach oben wirkende Druck des I Buflings ist um
etwa I001 geringer als das Eigengewicht der Brücke, welches
ca. 1*00* betrugt; jene loo* bilden den eigentlichen Auf-
lagerdruck der Brücke. Wena die Brücke zu drehen ist,
brauchen nur die 100 z, (event. Itelichig viel weniger) etwas
angehoben zu werden, was leicht mittels einer Schraube
geschieht. Da auf den Drehpfeiler stets nur der gleiche
Druck gegen die Unterstützung wirken kann, so muss beim
Auftreten von mobiler Last der Zuwachs an Auflagerdrock
ausschliefslich in die Endauflager übergehen, und eben dieser
Umstand ist es. welcher verhindert, dass die Haupttragcr als
kontinuirliche funktioniren. — Das Projekt nimmt (i.5 •»
Weite der Hauptträpcr an; bei den sonst üblichen Konstruk-
tionen würde ein Drehpfeiler von etwa 8 '» Stärke erforderlich
sein; im vorliegenden Projekt hat der aus Gusseisen kon-
struirtc Hohlpfeiler nur die Stärke von 2.5 ■ erhalten. I*?i-
lauiigein Maafs. welches nach Stahiliiäts-Rfleksiehtcn betrachtet,
uns uel zu gering erscheint. Ob der Vorzug rascher Beweg-
barkeit, den eine Drehhiücke dieses Systems besitzt, nicht
dach den leicht zu Unordnungen Aulass geltenden Hebel-
Mechanismus neulralisitt wird, ist eine Frage, die wir beim
Verlassen der Pröll & Scharowsky'schcn Kollektion \on lirückcn-
Projekten als mindestens sehr berechtigt kurz hingeworfen
haben wollen. —
Von Brücken-Projekten waren nufser den bisher be-
sprochenen weiter noch ausgestellt : Schmick's, ausgeführter
Kutwurf zur neuen eisernen Obennainhrücke in Frankfurt und
ein Projekt zur Fundirung einer Brücke über die Mulde in
Sachsen. Da Iteiden Projekten die erläuternden Zugaben
fehlten, welche zum genügenden Eindringen in den tiegen-
stand nicht wohl entbehrt werden können, so dürfen wir
uns als entschuldigt dafür ansehen, dass wir unsere Bespre-
chung auf die einfache Registrirung jener Projekte be-
Digitized by Google
No. 103.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
527
Unter den Ausstellen) im Gebiete lies Eisenbahn wcscns
ist in erster Linie die K. Sächsische Staats-Eiscnb.-
Vcrwnltung zu nennen, welche eine ganze licihc hoch in-
teressanter und eigenartiger statistisch er Na c h w e i se Ober
Gegenstände des Eisenbahn- Verkehrs ausgelegt hatte. Aufser
Stande, auf deu Inhalt dieser Nachweise einzugehen, müssen
wir uns mit einer blos registrireuden Anführung begnügen.
Es lagen beispielsweise graphische Nachweise über den Per-
soncn-Vcrkelir auf den sachsischen Bahnen aus, dargestellt
nach der liillelzahl. welche in 1*77 zum Verkaufe gelangt
ist. desgl. über die Vertheilung der Bahnzüge auf die ver-
schiedenen Tage-szeite, ferner vielfach gegliederte graphische
Nachweise über den Kuhleuverkehr, endlich Darstellungen
über die gewöhnlichen Elemente der Statistik, itahnliuige.
Flächeuraum . Dcwohnerzahl der Orte an den Stationen und
Haltestellen etc. etc. Aus dem erst erwähnten Nachweise
haben wir, nicht ohne einige Verwunderung entnommen, dass
die Zahl der an den 3 Bahnhöfen der Staatsbahuen in Dresden
in 1877 zur Ausgabe gelangten Billets ein Geringes über
1 500 000 betragt. — Ausgestellt in dieser Abtheiluug waren
ferner Zeichnungen vom Bau des Altenburger Tunnels (H75 «
1-ängc). der mit Eisenzimmcrung auseeführt wird; weiter im
Modell ein neuer ö theiliger eiserner Oberbau von Polivka u.
Pavas. l»ci dem die Lnngschwellc in 12 Hälften zertheilt ist.
Die Verbindung der Hälften und gleichzeitig die Befestigung
der Fahrsrhiene (welche eine gewöhnliche Vignoles-Schiene ist)
auf den Langschwellen erfolgt mittels schwalbeiischwnnzförmiger
Klninmerstüekc. Wir müssen bezweifeln, dass diese allerdings ein-
fache Verbindungsweisc den rüttelnden Bewegungen, welchen die
Schiene ausgesetzt ist. einen ausreichenden Widerstand bietet. —
Dr. Prüll £ Scharowskv hatten den Universal- Geschwindig-
keitsmesser von Baumann ausgestellt, ein neues Instrument,
welches als Kontrol-Apparat sowohl für lokomobile als statio-
näre Maschinen, insbesondere aber für Eisenbalmzüge zu
dienen bestimmt ist. Als Leistungen des Apparats, von dessen'
innerer Einrichtung au dem ausgestellten Modell und der zuge-
hörigen Beschreibung Kenntniss zu nehmen leider nicht er-
möglicht war. werden angegeben: Optisclie und graphische
Lieferung folgender D.Uen: zurückgelegte Wegeslänge, et-
waige Haltepunkte. Geschwindigkeit der Bewegung für jeden
Ort, Beschleunigung oder Verzögerung derselben, Fnhrrichtung,
endlich Fahr- und Halte-Daucr. Wie hiernach zu schliefseil,
wird es kaum möglich sein . dass der neue Apparat eine
sonderliche Einfachheit besitzt. — Als letztes Stück der
Ausstellungen aus dem Gebiete des Eisenbahnwesens mag der
Eisen-KoiLMniktions-Zeichnungen des polygonalen Ixikomotiv-
Scbuppens auf Bahnhof Halensee — nusgcfühit vom Eisen-
werk Saxonia in Badeberg — gedacht werden, ohne dass wir
wegen Maugels jeglicher erläuternden Beigabc zu der Zeich-
nung im Staude wären, über die etwaigen Besonderheiten
dieser Konstruktion eine Andeutung zu geben. —
Gleich der sächsischen Staats-Eisenbahn-Verwaltung hatte
auch die sächsische Wasserbau- Verwaltung sich in
reichem Maafsc an der Ausstellung betheiligt. Dieselbe liatte
als interessantesten Gegenstand die Original- (Messtisch-) Auf-
nahmen des Elbstroms geliefert und war aufserdein durch
Modelte von Uferwerken und eines Apparats zur Bestim-
mung der Konstanten des Woltniann'schen Flügels (Kinne mit
Wagen auf dem der Flügel steht, und Gleis für den Wagen),
sowie durch einen Hügel mit elektrischem Zählwerk und end-
lich eine reichhaltige Sammlung von im 3. Elbttrom-Baubczirk
(Riesa) bei den Slrombautcn zur Verwendung gelangenden
Baumaterialien vertreten. — Als w?iterei Gegenstände
dieses Gebiets ist des Modells zur Wehranlage bei
Schweinfuit (D. Bztg. 1878, S. 2«l). ausgestellt von Nagel
<t Käiup in Hamburg, und endlich der Koiistruktions-Zekh-
n untren des Aachener Wasserwerks zu gedenken, welche
vom dortigen Oberbürgermeister-Amt eingeliefert worden waren.
Die Zcjchuiingcn umfassten Pumpen-. Reservoir- und Filter-
Anlagen, sowie das städtische Röhrennetz. Mehre umfassende
Mittheilungen, die wir über das technisch recht interessante
Werk bereits gebracht haben, Mangel an Raum und an bild-
lichen Beigaben verhindern uns in eine Besprechung desselben
hier einzugehen; nur bezüglich des Ansgleichs-Rescr-
voirs mag auf die nicht gerade häufig vorkommenden,
jedenfalls aber zweckmässigen Konstruktiuus-EigenthQmlich-
keiten aufmerksam gemacht werden, dass dasselbe zwei-
theilig ausgeführt wird und die in gesonderten Rundbauten
aufgestellten eisernen Bassins ohne Balken-Unterstützung sind,
da dieselben mit Hülfe angenieteter Konsolen auf einen Ring
aus Gusseisen sich aufsetzen, welcher direkt von den Um-
faugsmauern der Gebäude getragen wird. —
Haben wir die Entwürfe und Darstellungen aus dem
Gebiete der Architektur und des Ingenieurwesen», welche die
eigentliche Ausstellung des Verbandes bildeten, zwar
kurz aber doch in ihrer Gesammtbeit besprochen, so ist uns
eine ähnliche Vollständigkeit unmöglich gegenüber dem massen-
haften Material, welches die Ausstellung kunstgewerb-
licher und technischer Erzeugnisse darbot. Mit
Rücksicht darauf, dass diese Abtheilnng im wesentlichen ein
lokales Gepräge trug, möge es genügen, wenn wir derselben
einige allgemeine Bemerkungen widmen und im übrigen nur
diejeuigen einzelnen Gegenstände aus ihr hervor heben, die
uns besonders aufgefallen sind. —
Die dem Kunstgewerbe angehörigen Gegenstande
bestätigten fast durchweg den günstigen Eindruck, den die
vor :J Jahren an demselben Orte veranstaltete Landes -Ge-
werbe-Ausstellung von dem Aufblühen des sächsischen Kunst-
gewerbes erweckt hatte; waren es doch zumeist von damals
wohl bekannte Namen, denen wir auch diesmal wiederum
begegneten. Unter dem Einflüsse trefflicher Führer, die hier
Der Festschmuck Berlins fUr die Einzugs-Feierlichkeiten
des 5. Dezember 1878 und das Projekt der Errichtung
eines Denksteins auf dem Potsdamer Platz.
Die politischen Zeitungen Merlins, sowie die meisten größeren
Tagesblatier Dentsrhlauds babeu (Iber die glänzende Feier, welche
die Reichs- Hauptstadt arr. .1. Dezember d. J. dem nach langer,
durch die traurigste Veranlassung herbei geführter Abwesenheit
heimkehrenden Kaiser bereitet hat, ausführliche Berichte gebracht,
in welcher die Schilderung des für diesen Tag geschaffenen Fest-
schmückt die erste Stelle einnahm. Ks kann uns nicht einfallen,
nachträglich mit diesen Bericht* i wetteifern bezw. sie wiederholen
zu wollen, da wir voraus setzen, dass nur wenigen unserer Leser
nicht die eine oder andere der bczgl. Schilderungen liekannt
geworden ist. Dennoch wollen wir nicht unterlassen, das Oe-
dachtniss jener, vom schönsten Gelingen gekrönten nationalen
Feier auch in diesen Blattern fest zu halten, indem wir — unter
kurzer Darlegung der für den Tag getroffenen dekorativen Ver-
anstaltungen — denselben einige, anderweit nicht berücksichtigte,
allgemeine Gesichtspunkte abzugewinnen versuchen
Nicht ein Staatsfest, wie der Kinzug des Königs nacl
Krönung und die Siegesfeiern der Jahre lHfiti und 1871,
ein Fest von rein persönlichem Charakter, eine verf
Huldigung für den von verruchter Hand ang tasteten, geliebten
Vater seines Volkes, galt es zu tiegehcii. Deshalb war man
im EiuvrrsHndniss mit der Sinnesart des Monarchen — von vorn
herein darauf bedacht gewesen, die Feier von jeder offiziellen
FArUung frei zu halten. Nicht von der Behörde, sondern von I
einem aus eigenem Knlsrhlttss zusammen getretenen Konnte ging |
die Anregung zu derselben aus und nicht die öffentlichen Kassen
der Stadt, sondern freiwillige, innerhalb der ganzen Bevölkerung
gesammelte Beitrage der Einzelnen lieferten die erforderlichen
Geldmittel. Selbstverständlich ist es. dass die letzteren unter
d>!en Umständen keine bedeutende Höhe erreichen konnten; for
die Dekoration der gesamtsten, vom Potsdamer Bahnhof bis zum
Opemplau sich erstreckenden, 2 km langen Einzugsstrafse halten
nur Stt 000 .//. zur Verfügung gestanden!
Entwurf und Ausfuhrung dieser Dekoration waren — ab-
weichend von früheren Vorgängen — nicht einer Anzahl einzelner
Künstler, sondern der im Architekten-Verein repräaentirten
Gesammtheit der baukünatlerischcn Kräfte Berlins anvertraut
worden. Dem Mitgliede des Hanptkomites, welches diesen Weg
vorgeschlagen hatte, Hrn. Baumeister Bock mann, fiel, nachdem
d*r Verein diesen ehrenvollen Auftrag übernommen hatte, auch
die 1/citung des Spezial-Komites zu, welches der Architekten-
Verein zu diesem Zweck gebildet hatte, und seiner Energie und
m künstlerischen Geschick und dem Eifer
Umsicht ist es, neben dem
der übrigen Mitglieder, wohl in erster Linie «n danken, dasa die
schwierige, ja geradezu gefährliche Aufgabe in einer Weise ge-
löst worden ist, die allseitige Befriedigung erregt nnd dem
Architekten-Verein wohl für immer die Anwartschaft auf alle
Die diesmal obwaltenden Schwierigkeiten sind wohl genügend
dadurch gekennzeichnet, dass für die noch in frischer Erinnerung
stehenden, auf städtische Kosten bestrittenen Vorbereitungen zu
den Truppen-Einzügen der Jahre 18«« und 71, mit denen die
diesmaligen Anordnungen in den Augen der grofsen — Mittel
und Wirkung nicht mit einander abwagenden — Masse zu kon-
kurriren hatten, die Summe von 436 045 bezw. 412 403 .//. auf-
gewendet worden sind! Dazu kam die ungünstige Jahreszeit,
welche die Arbeiten erschwerte, die Anwendung von Laubschmuck
unmöglich machte und auf verschiedene in Vorschlag gebrachte
Hülfsmittel, z. B. ein Massen-Aufgebot der Schulkinder zur Ab-
schliefsung der Kinzugsstrafse, zu verzichten zwang.
Unter solchen Umstanden mussten nicht allein die dekorativen
Anordnungen so sparsam und einfach wie möglich gehalten werden,
sondern es galt auch, jede erreichbare Erleichterung nnd eine
ausgedehnte Unterstützung freiwilliger Kräfte sich zu verschaffen.
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528
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
25. Dewmber 1878
wie überall in Deutschland ans den Reiben der Architekten
hervor gehen, angeregt durch die Vorbilder, welche das erst
1H7Ö gegründete, aber in schneller Entwickelang begriffene
Kunstgewerbe- Museum darbietet, und geschult durch die reichen
Aufgaben, welche der Bau des neuen Hoftheaters für die ver-
schiedenartigen Zweige der Kunst-Industrie zur Lösung gestellt
hat, scheint diese in Sachsen mehr und mehr zu der bedeut-
samen Stellung sich aufzuschwingen, welche ihr nach den
Traditionen des Landes, sowie nach der Intelligenz und Kunst-
liegabung seiner Bewohner gebührt. Freilich hat sie einen
nicht zu unterschützenden Kampf zu bestehen gegen jenen
etwas philiströs angehauchten, selbst der bescheidensten Kegung
eines künstlerischen Luxus feindlichen Sinn der Sparsamkeit,
der gerade das Bürgerthum Sachsens beherrscht! —
Verhältnismäßig gering wareu auf der Ausstellung die
Möbel und Holzarbeiten vertreten. Möbel verschiedenen
Stils aus der mit Recht berühmten Fabrik von A. Türpe.
ein nach Möckel's Entwurf gefertigter gothßcber Schrein
von A Trache (mit Beschlflgen von John), ein nach Nicolai'*
Zeichnung in Eichenholz geschnitzter Hansaltar von Udluft &
Harttnann — eine Anzahl Parkets und ein großes, jedoch
keineswegs mustergültiges Portal für den neuen Bahnhof zu
Altenburg. entw. vouE. Lehnert. ausgef. von Dörfchen in Meilsen.
Vielseitiger, zahlreicher und im allgemeinen auch werth-
vollcr stellten die Metall- Arbeiten sich dar. Li erster
Linie sind unter denselben die trefflichen Schmiedearbeiten
der Firma Kübuscberf & Söhne zu nennen, grußetithciß
Gitter nach Möckel's Zeicknungen. Nach desselben Archi-
tekten Entwurf hat der Klempner F. E. Türcke, für dessen
Geschick überdies noch zaldreiche Arbeiten in getriebenem
Zinkblech zeugten, einen reizvollen, mit einem Bilde altdeutschen
Stils geschmückten Kaminschirm in Kupfer hergestellt. Prof.
C Wcifsbach's Zeichnungen liegen den Leuchtern und der
Kanne zu Grunde, die zu jenem vorgenannten, im Besitz des
Prinzen Georg befindlichen Hausaltar gehören, wahrend der
Vorstand des Kunstgewerbe-Museums. Hofrath <_'. Graff, den
Entwurf zu der schönen Kassette geliefert hat, welche das
Prachtstück, der mehre gediegene Albums, Bilderrahmen etc.
umfassenden Ausstellung der Bronzewaarenfabrik von Ed. Pacht-
mann bildete. Auch 2 stilvolle Renaissance - Stutzuhren von
Th. Riedel «fc Köber sin
Eben so ansprechend war die Ausstellung keramischer
Kunst- Er Zeugnisse, insbesondere von Slajolica-Waaren,
deren Herstellung bekanntlich eine Dresdener Spezialitat ge-
worden ist. Die berühmte Fabrik von Chr. Seidel <fc Sohn,
die Dresdener Filiale der Welthfma Villeroy & Boch in
Mettlach, die Sächsische und die Meißner Ofenfabrik von
E. Teiche rt hatten neben zahlreichen kleineren Gegenstanden
mehre (von Prof. Weißbach entworfene) Majolika-Oefen bezw.
Kamine zur Schau gestellt, die in Komiwsition wie Herstellung
gleich befriedigten. Im Anschlüsse hieran mag auch der von
Semper <v Hauer gelieferten Arbeiten in verschiedenfar-
bigem Stuckmarmor gedacht, werden, die mit dem besten
wetteifern können, was italienische Künstler in dieser Technik
leisten; namentlich die von weißem englischen Zement herge-
stellte Marmor-Imitation, welche zn dem Gebälk eines Tcmpel-
Modclß Verwendung gefunden hat, haben wir in ähnlicher
Vollkommenheit noch nie gesehen. —
Mit der Erwähnung der von Seh aberseh ul gelieferten
Dekorations-Malereien aus dem neuen Hoftbealcr, der Glas-
gemälde von Türcke in Zittau, der Teppiche und Tapeten
von Schütz & Jucl in Würzen mag es dieser flüchtigen
Erinnerung genug seh). — —
Auch der technische Theil der Ausstellung bot des
Mamiichfaltigcu und Interessanten eine reiche Fülle und
legte Zeugniss ab von der Intelligenz und dem Eifer, mit
dem man in Sachsen — dem Industrie-Staate Deutschlands
par tjrellmre — die Verbesserung des Konstruktions-
wesens auf allen Gebieten sich angelegen sein lasst. Ein
abgerundetes Bild war allerdings aus den hier bunt und zu-
fällig zusammen gewürfelten Stücken nicht zu gewinnen. —
Mit Uebergehung der von E. Welling Rober. Pröll ,\ Scha-
rowsky u. a. ausgestellten, zum Theil boch interessanten
Beitrüge aus dem Gebiete des Maschinenwesens, die der
Mehrheit unserer ße>er weniger nahe liegen, erwähnen wir
lediglich einige Einzelheiten, die den Gebieten des Baukon-
struktiouswesens und der Baumaterialien angehören.
Darunter zuerst des Ventilations-Kastcnfcusters
vom Tischlermeister F. W. Weber in Dresden, welches eine
Kombination von Schiebe- und Flügelfenster in der Weise
bildet, dass »las äußere Fenster aß Schiebefenster, das innere
als gewöhnliches Flügel-
Dies gelang zunächst
Einxugsstraße liegenden
punkten
ihnen in
neu in Verbindung stehenden I nternehmer ihren Einfluss dahin
geltend machten, dass auch diese dem Unternehmen ihre Kräfte
— theiß unter Opfern, tbeiß ohne Gewinn — zur Verfügung
stellten. Ks ist buher noch nicht bekannt geworden, obgleich
diese Thatsache die Wahl der meisten I>fkorations- Motive für
die Freibauten erst recht verständlich macht, dass die Mitglieder
des Bundes der Bau-, Maurer- und Zimmermeister Berlins ihren
Vorrath an Kttststangen unentgeltlich dargeliehen und dass
ebenso die Maler und Bildhauer, die fur das Unternehmen zu
arbeiten hatten, dies fast durchweg aus Liebe zur Sache und
in Erfüllung einer 1 lerzeuspflicht gegen den Kaiser gethan haben.
Wo solche Opferwilligkeit nicht vorlag oder nicht zu erlangen war,
ist überall mit bestem Erfolg der Weg des Ausgebots an mehre
leistungsfähige Konkurrenten eingeschlagen worden.
Doch genug dieser Einhlirke hinter die Kulissen, die wir
nur deshalb nicht unterlassen haben, weil gerade die geschäft-
liche Behandlung der Sache im vorliegenden lalle von ent-
scheidender Wichtigkeit war und weil dieselbe unter der Fach-
Genossenschaft auf ebenso großes Interesse rechnen kann, wie
die künstlerische Außenseite der Dekoration, der wir uns nun-
mehr zuwenden wollen. —
Sollten die Vorbereitungen in der kurzen, hierfür zur Ver-
fugung stehenden Zeit fertig geschafft werden, so war dies nur
durch eine weit gehende Theilung der Arbeit zwischen den
leitenden Kräften möglich. Das Gesammt-Komite des Architekten-
Vereins löste sich demnach in eine Anzahl kleinerer Gruppen
auf, die nach freier Vereinbarung und gemeinschaftlicher Verstän-
digung über die einzuhaltenden Haupt-Gesichtspunkte und über
die für jeden einzelnen Abschnitt verfügbare Geldsumme, je eine
Theiistrecke der Einxugsstraße zur völlig selbständigen Dekoration
übernahmen. Nur die Beschaffung des erforderlichen Massen-
Materials an Guirlanden (20<JOO<°), Kränzen, Fahnen etc. blieb,
um einer Preissteigerung vorzubeugen, in einer Hand konzentrirt —
Die erste Strecke, vom Potsdamer Bahnhof bis zur Lenne-
straße, fiel einem Konnte zu, das unter dem Vorsitze des Bau-
meisters Hrn. Kylltuann noch die Baumeister Hrn. Heyden,
Luthmer und Stegmüller umfasste. Der wichtigste Theil der
Aufgabe, die hier zu losen war, bestand in der Dekoration des
Potsdamer Platzes, welche dem vom Bahnhof einfahrenden
Monarchen zunächst zu Gesicht kam und auf welche demgemäß
der Leipziger,
Bellevue- und Potsdamer Str., weit sichtbar auch nach beiden
Seiten der Koniggratzer Str., wurde in Form eines mit Stoff be-
kleideten Balkengerflstes ein machtiger Obehsk auf einem Unter-
bau errichtet, aus de.a nach Norden und Süden mächtige Wasser-
strahlen in 2 Brunnen -Becken sich ergossen; ein von Genien-
Figuren gehaltenes, mit Palmcnzweigen umgebenes, blitzendes
Schild mit der Inschrift: „Der Herr mit Dir, du streitbarer Held!"
schmückte die dem Bahnhof zugekehrte Südseite des am Fuß
von schönen Pflanzengruppen umgebenen Monuments. Rings um
dasselbe aber war durch Banner-Masten und Kandelaber, die unter
sich durch Festons von Fichtenreisern, mit dem Obelisken durch
Festons und an 2 Stellen durch breite Purpur- Velarien verbunden
waren, ein Vorhof gebildet, an den sowohl nach dem Bahnhofe,
wie im weiteren Zuge der Feststraße eine breite Allee ähnlicher,
mit Fahneben, bunten Bannern und Fichtengrün geschmückten,
durch Festons verbundener Maaten sich anschloss. --
In durchaus gleicher, durch die enge Stellung der Masten
und die geschickte Auswahl und Zusammenstellung der Banner
Oberaus wirksamer Anordnung setzte diese Dekoration auch auf
der zweiten, von der Lennestr. bis zum Brandenburger Thor
reichenden Strecke sich fort, für deren Schmuck die lfm. Bau-
inspektor Mackenthun, Baumeister Laueuburg, Architekten
Grunert und Dahmann unter dem Vorsitze des erstgenannten
zu sorgen hatten. Eine Germania-Figur unter grünem Baldachin
bildete den Scblusspunkt dieser Bannerstraße, die vor dem Bran-
denburger Thor in eineu halbkreisförmigen Vorplatz einmündete,
welchen — als Ersatz für den Laubschmuck des Thiergartens —
eine dichte grüne Wand aus künstlichen Baum- Pyramiden ab-
schloss. In den riesigen Oeffnungen des Thors, dessen Saiden
mit grünen Guirlanden umwunden und dessen Metopen mit bunten
Adler-Wappen geschmückt waren, hingen portiereuartige l'urpur-
Shawß herab.
Vom Brandenburger Thor bis zur Wilhelmstrasse, der dritten
Abtheilung der Feststrasse, hatten als Vorsitzender Hr. Baurath
Orth und als Mitglieder des Spezial-Komites die Hrn. Baumstr.
Schwechten, Landbrastr. Schulze und Bauinsp. Genth die
Dekoration übernommen. Der Schwerpunkt lag hier üi dem
Schmucke des Pariser Platzes, flu* den in glücklicher und wirk-
samer Weße vornehmlich durch eine originelle, einheitliche De-
koration der Häuser gesorgt war. Attikea und Brüstungen der-
waren als breite durchgehende Horizontalen mit Stoffhc-
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Ott. t. Wridmt.»* k. I'. M«ur*t X. A. Il«lin.
OBELISK AUF DEM foTSDAMER j^LATZE IN ^ERLIN.
Für iie ElnuirsfdtruVattltta »t» :>. Dnmkr IS7K atwnttri m Hm dm 4 Kyllasaa.
kleidnngen in den deutschen, preufsischen und (am Hotel der
französischen Gesandtschaft) französischen Farben, überdies natür-
lich auch noch mit Fahnen, grünen Festons und Kränzen ge-
achraackt. In der Queraxe des Plaues waren die Statuen der j
Borussia und Germania von Blaser und Walger, in der Längsaxe
der Riss sehe St Michael, sowie eine für die Illumination be-
stimmte riesige Opferschaale aufgestellt Am Eingange der Linden
öffnete sich ein mächtiges Triumpbthor, von 4 Pylonen gebildet,
zwischen welche seitlich je ein von Schaller gemaltes Velarium,
in der Mitte eine freie Bogen-I Dekoration gespannt war. -
Auch auf der vierten Abtheilung der Feststrafse, von der
Wilhclm&traJse bis zur Friedrichstralse, ftlr deren Schmuck die
Arrhitekten Hrn. Heidecke (Vorsitzender). Kayser &v, Grofs-
heim und Stöckhardt du Komite* bildeten, sowie auf der
fünften, kurzen Strecke von der Friedrichstrasse bis /um kaiser-
lichen Palais, welche die Hrn. Architekt Kuhn und Bamnstr.
Hinkeldeyn übernommen hatten, bildete neben den ans Banner- I
mästen und Velarien (von Meurer u. P. Meyerheim) bestehen-
den, an den Straßenkreuzungen errichteten Ehrenpforten die
Ausstattung der Hauserfronten einen wesentlichen Theil der De-
koration. Durchgehende Guirlanden, Fahnen und Wappenschmnck
in allen nur möglichen Motiven, xu denen sich auf der letzten
anch in der Mittclpromenade mit einer Längs- Dekoration ver-
sehenen Strecke am Abend noch eine Lampen -Guiriaudo längs
der Häuser gesellte, endlich farbige, dekorativ behandelte Vela-
rien. wie die der Ehrenpforten von M. Meurer gemalt, waren
die Bestandtheile dieses reichen Hauserschmucks. Km Vorschlag,
nach südlicher Manier hierzu vorwiegend Teppiche, und zwar den
im Laufe des letzten Lustrums in Berlin aufgesammelten reichen
Vorrath echter bezw. imitirter orientalischer Teppich« «u ver-
wenden, war leider nicht durchgedrungen; wo vereinzelt ein solcher I
Teppich hier oder an anderen Punkten aushing, lehrte die tiefe
Farbenpracht desselben, vor der die gemalten Velarien wie Schemen
verblassten, welche gewaltig« Wirkung mit einem solchen Mittel
sich hatte erzielen lassen. —
Eine selbständige Stellung nahm in der zuletzt erwähnten
Strecke die Kunstakademie ein, deren Dekoration «war nicht an
ihren wundervollen Schmuck i. J. 1871 hinan reichte, immerhin
jedoch - namentlich am Abend — von prachtiger Wirkung war:
In einer roth drapirten Mittelnische eine von II. Begas genial
modcllirte, die Gestalt eines Dämons zu Boden tretende Germania-
Figur, in den beiden Nebenfenstern jeder Seite I Transparent-
bilder von Knaus, Becker, Richter und l'fannschinidt . an
der Ecke ein von Schräder gemaltes Banner — das Ganze natür-
lich durch Festons, Kränze, Banner etc. zur Einheit verbunden. —
Der Abschluss der Feststrafse hinter dem kaiserlichen Palais,
einschliefslich der Dekoration der Universität und des Opernplatz.es,
war den Herrn Bmstrn. Ebe & Benda tibertragen worden- Man
hatte an die Errichtung einer plastischen Kolossalgruppe an dieser
Stelle gedacht und Iwreits Vorbereitungen für eine solche ge-
troffen, als der von maafsgebender Seite ausgesprochene Wunsch
auch hier zu einfacheren Anordnungen zwang. Wieder war es
eine andere und zwar die reichste Version der aus Bannermasten
und gemalten Velarien gebildeten Ehrenpforte, die hier in wir-
kungsvoller Weise Anwendung gefunden hatte — ein mächtiger
baldachinartiger Portalbau in der M itte, mit Bildern von W i s n i e wsk i
Ehrentraut, Breitbach und Jacob, zwei einfachere Pforten
(Iber den Trottoirs mit Bildern von L. Burger und Zöpke. —
Lediglich in den allgemeinsten Umrissen kounten wir dieses
registrirende Verzeichniss der ftlr den Schmuck der eigentlichen
Einzugs-Straf&e getroffenen Anordnungen halten und müssen da-
her selbstverständlich darauf verzichten, dasselhe noch auf die
zahlreichen, mehr oder minder bedeutenden Dekorationen auszu-
dehnen, welche andere Punkte der Stadt, die des Schmuckes
diesmal wohl an keiner einzigen Stelle entbehrte, aufwies: nur
der schönen, tob den Hrn. Bmstr. Edm. Knoblauch und
Landbmstr. Schulze ausgeführten monumentalen Dekoration des
Platzes vor dem Hulleschen Thor sei besonders erwähnt. —
Auch von der Illumination des Abends, die — nach einer
sehr glucklichen Idee des Zeutral-Koinitcs — schon um & l'hr
begann, wollen mir keine spezielle Beschreibung gelten. Es mag
genügen, wenn wir konstatiren, dass diese Illumination nicht nur
Ute allgemeinste, sondern auch die gelungenste war, welche die
deutsche Hauptstadt je gesehen hat. Seitens der stadtischen Be-
hörden war eine Summe von 50 00» M. zur Erleuchtung ihrer
Gebäude, namentlich des unaufhörlich in bengalischem Feuer
glühenden Rathhaus-Thurms und der öffentlichen Denkmaler aus-
gesetzt worden — alle anderen Anordnungen wurden wiederum
allein ans Privatmitteln und in freiwilligem Entschluss ausgeführt.
Zu der in un&erri modernen Städten typisch gewordenen Gas-
Illumination, die bei der völligen Windstille des Abends nirgends
versagte, gesellte sich die iütcre Art der Illumination mittels
farbiger Läropchen, das Transparent (an der Kunstakademie und
am Kathhausj, das bengalische Feuer, das qualmende Licht der
Pechpfannen und endlich noch das strahlende elektrische Licht,
um iu niauuichfach.ster Abwechselung zu den verschiedenartigsten
Effekten vereinigt und von dem großartigen Hintergründe einer
durchgängigen Erleuchtung der Wohnhausfenster mittels
Kerzen gehoben, ein wahrhaft zauberisches, für Jeden, der es ge-
sehen, UBYergesslkh.es Bild zu gewähren. —
530
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
25. Dezember 1878
fettster hergestellt wird, wahrend derjenige Thcil, der oberhaJb
des Kreuzes liegt, in einein Stück um eine in seiner Unterbaute
liegende horizontale Achse drehbar ist. Ks ist nun
dieser letzt erwähnte Theil durch ein llebelwerk mit dem
verstellbaren Tbeilc des äufseren Fensters derartig ver-
bunden. dass beide gleich zeit ig sich öffnen — das äufsere
Fenster in die Höhe gehend, das Oberstück des inneren
Penaten, m seine Achse drehend, nach innen schlagend.
Zweifellos bietet die Einrichtung ein bequemt* Jlultsmittel
zur Zimmer- Lüftung, welches einen Hauptvorzug darin Itcsitzl.
dass die kalte Aufseiiluft in der Richtung gegen die Zimmer-
Hecke dem Räume zugeführt wird und ihre Strömung daher
nicht leicht unangenehm empfunden wird. Das Fensler hat
sich bei öffentlichen Gebäuden in Sachsen bereits mehr-
facher Ausführung zu erfreuen gehabt : sein Prei> stellt sich
um etwa 2<i M. höher als der eines Doppelfensters nach ge-
wöhnlicher Hinrichtung.
Kammerich £ Ca in Berlin hatten Proben nebst K.m-
srnktionsstücken von sogenanntem Trager-Wellblech aus-
gestellt. Dasselbe weicht von dem Hein-Lehmannsehen Trager-
wellblech darin ab. dass es in weniger grofsen Profilen als
jenes hergestellt wird und dass die gebogenen proliltheile
nicht volle Halbkreise, daher auch die geraden Theile nicht
vertikal stehende Stege bilden: Vorzüge allgemeiner Art ver-
mögen wir diese Neuerung kaum beizulegen. — Hie Glas-
fabrik von Friedrich Siemens in Dresden war mit zahl-
reichen Proben von sogenanntem Press hart glas erschienen,
welches in Tafeln bis zu 70"» Breite, übrigens sowohl als
gewöhnliches Weifsglas (von 2 ti Dickel wie auch mattirt,
ferner als Mousselin- und Hunt glas hergestellt wird,
zu Preisen, welche relativ niedrig erscheinen, sobald man
die angeblich vorhandene etwa lOfaeli vergrößerte Wider-
standsfähigkeit dieses Köi-)>ers gegen Wurf. Stöfs und Druck
in Betracht zieht. Die Zeit dürfte kaum fern sein, wo das
Hartglas für mancherlei Gebrauchszwecke, z. H. für die
Verwendung in Strafsen-Laterncn, für die Verglasnnc von Fen-
stern in Bahnhöfen, öffentlichen Gebinden, Werkstätten etc.
sich allgemeineren Eingang verschafft.
.1. Ilofmaun A: Co., C'hamotte- und Pflasterstein-Fabrik
in Ta Udenheim bei Meilsen, stellen eine reiche Kollektion
von Ptlastcrstchicn. Fliesen. Platten. Blendsteinen. Sims-
Mucken etc. ete. ans Klinkennasse, die Zement wanren-
RDd Terraz/.o-Platten-Fabrik von W. Ä C. Mascha
in Prag und Dresden Sammlungen von Fliesen ete. aus
Zementbeton, bez.w. Terrazzo-Platten ai.s. Die Ilofmann-
s. ben Fabrikate sind als vorzügliche keramische Lebtnugen,
sowohl was Sauberkeit der Herstellung als hohe Festigkeit
betrifft, anzusprechen; ob die erhoffte ausgedehnte Verwen-
dung zu Stralsenpflaslerungs-Zwccken sich verwirk-
lichen wird, scheint uns vorläufig noch etwas problematisch,
dass einige \ ersuche, die
bis jetzt vorliegen. Resultate ergel>cn haben, welche diese
Möglichkeit zutuVtist immerhin noch offen lassen. — Die
Ma.scha'schcn Zementfliesen überragton durch hübsche,
in ansprechenden Farben ' gehaltene Musterung von großer
Exaktheit und durch einen sorgfältigeren Schliff der Ober-
fläche weitaus das gewöhnliche grau und todt aussehende
Fabrikat, was als Zementplatten hier und da in Verwendung
tritt: zu wünschen ist. dass den hervor gehobnen guten Eigen-
schaften die noch wesentlichere einer guten Haltbarkeit
sich zugeselle. Gleiches hohes Lob gebührt den Terrazo-
Pl att en deselben Fabrikanten, welcher n. W. mit der hier
vorliegenden Ausführung des Terrazzo - Fussbodens aus klei-
neren Platten mit einer Neuerung auftreten, in welcher man
für den guten Bestand und namentlich das Fernhalten von
blasenartigen Aiifticibungen, die beim Terrazzo-Estrich sehr
gewöhnlich sich einstellen, das Beste hoffen darf. —
Fnser Bericht üImt die Brcsdncr Ausstellung wäre hier-
mit zu Ende. Wie wir jedoch unserer Schilderung des Ver-
laufes, den die diesmalige Versammlung des Verbandes ge-
nommen bat. eine Erörterung ülier die Zukunft dieser Vcr-
bandstage angehängt halten, so wollen wir auch die vorliegende
Arbeit mit einer ähnlichen Betrachtung abschliefsen.
Als ilie Abgeordneten des Verbandes vor der Wahl eine«
neuen Vororts diesmal die wichtige Frage beriethen, in wie
weit eine Vereinfachung des äufseren Apparates unserer Ge-
neral-Versammlungen sich empfehle und welche der hierfür
üblichen Veranstaltungen wohl zunächst einer solchen Verein-
fachung fähig wären, wies ein Mitglied des bisherigen Vor-
standes darauf hin, dass u. a. auch die Ausstellungen
einen Aufwand an Mühe und Kosten bedingten, welcher zu
dem Ergebnisse derselben und zu dem Nutzen, den der Ver-
band aus ihnen gewinne, wohl nicht ganz im richtigen Ver-
hältnisse stehe.
Aeludi.be Anschauungen haben wir früher schon zu
wiederholten Malen bezüglich der Ausstellungen geltend ge-
macht, welche bei den Vorläufern unserer Verbandstage, den
freien Versammlungen deutscher Architekten und Ingenieure,
veranstaltet wurden. Und \or der ersten General-Versamm-
lung des Verbundes nahmen wir (in No. 11. .Ihrg. 74 d. DU
ausdrücklich Veranlassung, jener Frage eine eingehende Er-
örterung zu widmen — freilich nicht um eine Verein-
fachung der bezgl. Ausstellungen zu empfehlen, sondern um
darzulegen, dass ein lohnendes, des Verbandes würdiges Er-
gebnis* derselben nur durch eine mit gröfseren Mitteln in's
Werk gesetzte planmäßige Vorbereitung und eine
zweckentsprechendere Anordnung derselben erzielt
werden könne. Der grofsartige Erlöle der im Laufe dessel-
Iteii .lalires zu Stande gekommenen Bau- Ausstellung in
Berlin, die M allen Besuchern des damaligen Verbunds*
tages noch in frischer Erinnerung stehen wird, darf wohl als
nur
Euter dem Kindnicke der durch alle Schichten der Bevölkerung
gehenden Befriedigung lii er den alle Erwartungen weitaus hinter
sich lassenden, schonen und erhebenden Verl am des eigenartigen
Festtage» konnte es nicht fehlen, dass der Gedanke, eine bleibende
Erinnerung an diesen Tag zu stiften, in vielen Herzen sieh
regte und einmal ausgesprochen Uberall zündete. Konnte
dnrh illM-rdies kaum ein Zweifel darüber obwalten, worin diese
Erinnerung zu bestehen hatte, da eines der zu vorüber gehendem
/.werk geschaffenen Werke — der von den Baumeistern Heyden
und Kyllmann prnjektirte Obelisk auf dem Potsdamer
Platz nicht nur als Bestandtheil der Festdekoration, sondern
auch als selbständiges Kunstwerk in einer Weise durchgeschlagen
und die allgemeine Popularität sich erworben hatte, wie dies nur
selten einer künstlerischen Schöpfung zu Theil wird.
End das Werk, von dessen gegenwärtiger Erscheinung wir
unsem Lesern umstehend eine skizzenhafte Abbildung vorlegen,
verdient diese Popularität. In einem richtigen Maafstabe ge-
dacht, nach seiner Kom|Kisition eine sehr glückliche Verbindung
der uralten hieratischen Obcliskenform mit einem modernen
IVukmal. wirkt es an seiner Stelle wie eine überzeugende Not-
wendigkeit. I>er hfissliche, aus einer Vielheit unregelmäßiger
Strarsenkreiizungen zusammen gesetzte Potsdamer Platz, der den
Architekten bisher als eine Negation sammtürher an die Er-
scheinung eines Platzes zu stellenden Ansprüche galt, hat durch
diesen dnminirenden Mittelpunkt plötzlich eine wohlthuende Ein-
heit und einen Hauch monumentaler I'cprüsentation gewonnen,
mit der er seine Stellung als das Vestibül Berlins für einen
grofsen Theil der hier eintreffenden Beisenden fortan nicht nn-
wiirdig behaupten würde. Die wichtigen, auf ihn einmündenden
Yerkehrsstraßen aber erfreuen sich einer interessanten Perspek-
tive, deren Reiz in Berlin um so greiser wirkt, je seltener im
Stadtplane zu einer solchen Gelegenheit geboten ist. —
So konnte es nicht fehlen, dass jener Gedanke, von der ge-
sammten politischen Presse, wie von den Behörden
stützt, in kurzer Zeit schon feste Formen angenommen hat.
Bereits bat ein Komite seine Thäligkeit eröffnet, das aus frei-
willigen Beitrügen die Mittel sammeln will, um im Frühjahr schon
mit der Ausführung des Denksteins zu beginnen, wahrend bis
dahin sein Modell erhalten werden soll. Auf ikmihk) .//. sind
die Ausführungskostcn veranschlagt und wir zweifeln nicht daran,
dass dieselben in kurzer Zeit aufgebracht sein werden.
Es wird von allen Seiten gewünscht, dass die Herstellung in
monumentalem Material möglichst eng an die gegenwärtige Er-
scheinung des Denksteins sich anschließen soll, doch werden
einzelne Armierungen natürlirh unvermeidlich sein. Seine Höhe
wird mit Rücksicht auf die betrachtliche Perspektive der leip-
ziger Stralse etwas gesteigert werden und soll incj. Postament
28,3'» betragen: er wird in Folge dessen den Obelisk von Luxer
auf der Pln,-e .k In Vaneordt in Paris, der mit Post
27.8'», an sich 22,8"- hoch ist und wahrseheinlk
Nadel der Cleopatra in London, die ohne Postament 21,3» bucb
ist, ein wenig an Große übertreffen. Als Material ist polirter
dunkler Granit und Bronee für die Gurte und Skulpturen in
Aussicht genommen: auch die Beibehaltung des höchst originell
und ansprechend wirkenden Zackensterns auf dem Gipfel, der
bui der Illumination als ein Elammenbüschel zu wirkungsvollster
Geltung kam, wird, wenn derselbe zn Krlenrhtimgszwecken nutz-
!>ar sich machen hisst, beabsichtigt. - Selbstverständlich rauss
auch die Umgebung des Denksteins entsprechende Aendernngen
erleiden, die vermuthlich bis auf eine Umgestaltung der beiden
Thnrgelrtude sich erstrecken wird.
Möge glückliches i Idingen auch fernerhin den Fortgang des
Werkes begleiten und möge seine Einweihung durch den
Monarchen, zu dessen Gedächtnis« dieser Denkstein errichtet
wird, sich dereinst als ein zweites frohes Fest dem ersten an-
reihen, das ihn ins Leben gerufen hat: — —F.
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No. 103.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
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Ein Widerspruch derselben zu der in Dresden hervor
getretenen Tendenz ist übrigens in Wirklichkeit durchaus
nicht vorhanden. Nicht um die Frage. ol> und wie die bezgl.
Ausstellungen vereinfacht werden können, handelt es sich nach
unserer Ucberzeugung, sondern um eine andere Frage, die
wir hiermit der Erörterung der verbundenen Vereine, bezw.
den Abgeordneten empfehlen möchten: Ist es erforderlich,
bei jeder üeneral- Versammlung des Verbandes
eine Ausstellung zu veranstalten, oder empfiehlt
es sich nicht vielmehr, solche Ausstellungen für
gröTsere Perioden vorzubehalten, sie aber in
grosserem Umfange und nicht als ein Lokal- son-
dern als ein Verbands-Unternehmen stattfinden
zu lassenV
Wir sind unsererseits nicht zweifelhaft, der letzten (selbst-
verständlich eine Abänderung des Verbandstatuts bedingenden)
Alternative das Wort zu reden.
Die Bedeutung der Ausstellungen unseres Faches, in
jenem Umfange, wie sie sich alle 2 Jahre gelegentlich einer
Verbands-Yersammlung ermöglichen lassen, ist heut durchaus
nicht mehr dieselbe, wie bei den Versammlungen deutscher
Architekten und Ingenieure, die vor einem Viertel-Jahrhundert
stattfanden. Damals, als verhält nissmMsig noch wenig gereist
wurde, die Fachpresse und das Vereinsleben erst in ihren
Anfängen begriffen waren, boten jene Ausstellungen ein ganz
unersetzliches Mittel, um von den Bestrebungen und Leistungen
weiterer Fachkreise sich Kenntniss zu vei schaffen. Heut hat
nicht allein in allen jenen Beziehungen eine gewaltige Steigerung
und Entwickelung stattgefunden, sondern es ist im Verlauf
der letzten Jahre auch gelungen, den Bann der Isolirung, in
sich unser Fach gegenüber der Thciluahme und dem
Verstandniss des grolsen Publikums befand, zu sprengen.
Neben der Fachlitterat ur vermittelt die jwlitischc und Mlc-
tristist he Presse Nachrichten über bedeutsame Leistungen der
Baukunst und des Ingenieurwesens, architektonische Entwürfe
werden auf den allgemeinen Kunst-Ausstellungen den weitesten
Kreisen zugänglich gemacht und von diesen mit Interesse
gewürdigt. —
Bei einer solchen Sachlage und mit Berücksichtigung des
Unistandes, das« die ohne eingehende Erläuterungen und ein
wirkliches Studium meist schwer verständlichen Entwürfe des
lugcuieurwcsens sich überhaupt für eine Ausstellung nur wenig
eignen, scheint uns eine Sozial - Ausstellung unseres Faches
nur dann noch eine Berechtigung zu haben, nur dann noch die
auf sie verwendeten Mühen und Kosten zu lohnen, wenn sie
die Leistungen des deutschen Baufachs während einer 1 ä n g e r e n
Periode zu einem vollständigen, übersichtlichen und svste-
matiseh angeordneten Bilde zusammen fasst. Giebt man dies
zu, so werden als Schlussfolgerungen ohne weiteres einleuchten,
dass solche Ausstellungen nur in längeren (vielleicht 10jährigen ?)
Pausen stattfinden können, dass sie auf die gröfsten. am
meisten besuchten und am günstigsten gelegenen Städte Deutsch-
lands (vielleicht I Velin. Müuchen und Frankfurt a. M.V) sich
beschränken müssen und dass die Mühe und Verantwortlichkeit
ihrer Vorbereitung nicht einen Theil der dem Lokul-Koinile
einer General-Versammlung zufallenden Obliegenheiten bilden
darf, sondern von dem Verbände selbst getragen werden muss. —
Möge man an anderer Stelle die im vorstehenden ge-
geliene Anregung in freundliche Envigung ziehen!
— F. n. B. —
Ueber Erdbohrer und Bohranker.
Unter den Erdbohrern ist der von Bohl ken ein zu
Zwecken anwendbares Werkzeug, desse
keit darin beruht, dass der Bohrer zwei Schrauliengange von
ungleicher Steigung besitzt Die den oberen Gang bilden-
den beiden Flügel FF, Fig. 1, erhalten die anderthalbfache
Steigung de« unteren, eintheilig gestalteten kleineren Schrauben-
gange«.
Es leuchtet ein, dasr, da der Bohrer in dem Maafse der Wir-
kung dieses unteren Gangs in die Erde eindringt und die oberen
Flügel eine greisere Steigung als die unteren besitzen, iu jedem
Augenblicke der Uber die Flügeldächen FF tretende Boden sich
lose auf F F aullext (oder duch zum miudesten dort keine Zu-
sainmeudrückung erleidet) und dass der Kaum zwischen dem
oberen und unteren Flügel nur mit sehr gelockertem Boden er-
lüllt wird. F.s ist in Folge dieser eigenthüuilirhen Wirkungs-
weise die Reibung an den Bohrertlüchen gering und damit die
duzirt
Kinige Gebrauchszwecke des Bohrers sind folgende:
a, Zum Tiefbohren tür Abbessinier- «'der sogen. Röhren-
brunnen, llit-r dient der Bohrer z« dem sogeu. Vorbohren,
»••»bei das Gestänge aus ein/einen etwa 1 '" laugen, mittels Schraube
zusammen gefügten Stäbeu besteht.
b) Zum Aufsuchen von Ulidichtheiten lui Gasleitungen.
Man bohrt mit Bohrern von 5 S"« Durchmesser in kurzen Ab-
runden kleine, bis nahe auf die Rohrleitung hinab gehende
Löcher und findet, durch den Geruch geleitet, die schadhafte
Stelle rascher^als bei einem atiderweiten Verfahren.
c) Zum Setzen von Telegrapheustangen, Einfric-
digungspfahlen, Gerüststangen etc. etc.
d) Zu Untersuchungen über üodcnbeschaffeiiheit von Bau-
grund.
Was die Abmessungen des Erdbohrers betrifft, so wird
derselbe iu den Grolsen von 5 bis 69 "■ ausgeführt und es dient
dabei entweder Eisenblech (zu den Klügeln) und Gusseiseu (zu
der Nabe, in welcher die Flügel beitu Gtiss eingebettet werden)
oder auch ausschlicl'slirh Stahl.
Eine Vaiiaute des BohlkenVben Krdbohrers bildet der sog.
Bnhranker. mittels dessen im Kidboden ein Festpunkt ge-
schaffen weilen soll. Der Verschiedenheit des Zweckes wird
dir spezielle Ausbildung entsprechen müssen; doch bezieht sich
dies uur auf die V'ennihruug der Konsü-iiktionsstuike des Appa-
rats, da die Fiügclciurichtung sowie die Steigung der Schrauhcn-
gäuge In im Erdhohter und beim Bohranker durchaus gleich-
artig sind.
Ha der Kidküiper, web heu der Buhranker durchs< b neidet,
nicht hei uns geholten, sondern nur in seiner 1-ngp um ein Geringes
verändert wird, so bestell! zwischen Ai.k.r und Bohrer insoweit
IVbereinstiiuiniing, dass auf dem lloheutbeile zwischen den bei-
den Flugein lockere Lageruug des Bodens sUtitiudet, wahrend
ein Unterschied in Bezug auf den ande.cn Theil des betmffeuen
Bodens sich ergiebt, der über die Flügel gehoben wird; dieser
Theil wird eine gewisse Kompression erleiden, die der Haltbar-
keit des Ankers zu Statten kommt
Die Vorrichtungen zum Nkderbriugcu des Rohraukere wechseln
der < »ertlichkeit, au der die Verankerung statttindet. Ist
der Anker am Laude einzuschrauben (etwa hinter einer
Kaimauer, einem Bohlwerk etc.), so setzt derselbe sich bis zur
Terrain-Obertlache mittels einer kräftigen Spindel fort, auf die
zum Einschrauben eine entsprechende Drehvorrichtung gesteckt
wird, beispielsweise ein sogen. Spillkopf nach Fig. 4. Da der
vom Anker aufzunehmende Zug unmittelbar am Anker selbst
wirksam werden muss, so ist es notbig, dass eine Kette hinzu
tritt, von deren Verbindungsweise mit dem Anker es wesent-
lich abhängt, ob das Einschrauben gut oder mangelhaft ^vielleicht
auch gar nicht) gelingt. Diese Verbindung muss drehbar ein-
gerichtet sein, die Kette jedoch ohne Drehung mit in die Tipfe
gezogen werdeu. Ks bat zu dem Kude der Bohranker eine
Schelle, an deren einem Kndc die Kette angreift, wahrend
die Schelle am anderen Kude in eine (vertikal gestellte) Schneide
(Messer) von 5 — 10™ Hohe üliergeht.
In der oben beschriebenen Form (mit Spindel oder Stock) aus-
gefühlt, hat der Bohranker mehrfache Verwendungen erfahren, ins-
besondere im Rettungswesen an den Seeküsten , wo der
Werth, den die schnelle uud leichte Beschaffung sicherer llait-
punkte auf nacktem Strande besitzt, zu («»sonderer Geltung kommt.
Aufter zu den bereits angegebenen Zwecken ist der Bohr-
anker bei schwierigem Terrain zu Kundamentirungen von Bau-
werken, insbesondere auch von Brücken geeignet und hat tu die-
sem Zwecke ebenfalls bereits mehrfache Verwendun
Um das Einschrauben der Anker in einem Theil
rungstiefe zu erleichtern, kann für die obere Hälfte der Tiefe
ein Bohrloch mittels des Erdbohrers abgesenkt werden.
In einem Falle, wo die Lokalität das Einrammen von Hol,:-
pfählen verbot, hat mau zu dem Aushülfsmittel gegriffen, die
IloUptähle mit Bohranker-Spitzen zu ariniren und alsdann einzu-
schrauben. Der Anker wird dann bobl ausgeführt, der llolzpfahl
möglichst sauber eitigepasst uud mittels eines breiten Keils
fest gesetzt. Um eiueu Bruch zu verhüten, ist es nothig, einen
Schiiiiedeisen-lting aufzuziehen. (Vergl. Fig. 2.)
Soll der Bohranker unter Wasser eingeschraubt werden,
etwa zum Zweck des Anhangen! einer Boje, für die Festlegung von
Schiffen oder Seezeichen, so geschieht die Verbindung zwischen
Anker uud Kette mittels Schäkel, wahrend für das Kiuschrauben
eine foitnebuibare Spindel dient, die je nach Gröfse des Anker«,
Boileubeschaffenheii, Kiuschraub- und Wassertiefe in wechselnder
Weise herzustellen ist.
Ist der Anker klein, vielleicht nicht über o.G1" im Durch-
messer haltend, der Grund wenig konsistent und die Kette,
welche nach oben führt, nur schwach etwa 2 - 2,5 «» Ketten-
eisenstärke — so kann die Verbindung der Traverse (Fig. 8), an
welcher Schäkel und Kette angreifen, mit der Aukcrspindel eiue
feste sein und es genügt zum Kinschranben eine relativ ein-
fache Vorrichtung, wie z B. der oben erwähnte Spillkopf ( Fig. 4|
Diese Kinschranb - Vorrichtung wird aber unzulänglich und
die feste Verbindung zwischen Traverse und Aukcrspindel unzu-
lässig in dem Kalle, dass Anker von bedeutenderem Durchmesser,
auf welche eine schwere Kette wirkt, in festem Sundboilen ein-
zuschrauben sind, selbst wenn die Kinschranb Tiefe etwa (,.*> bis
2,0 '» nicht überschreitet Die Traverse mim alsdann so eiu-
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DEUTSCHE BAUZEITUNG.
25. Dezember 1878
gerichtet sein, dass die Rohrankcr-Spindel in einer Durchlochung
der Traverse sich möglichst zwanglos drehen kann, damit es
verhütet wird, dass die Kette die drehende Bewegung des Ankers
mitmache uud Widerstände auftreten, deueu selliHt sehr kräftig
konstruirtc Einschraube - Vorrirhtnngen nicht gewachsen sind.
A ta Einschraube - Vorrirhtungen dienen dann grol'se Rosetten
mit hölzernen Armen, die auf die eiserne, hohle oder massive
Spindel so aufgesteckt werden, dass die Spindel in Drehbewegung
versetzt werden kann, ohne gehindert zu sein, der abwärts
Bewegung des Itobrankers zu folgen.
Betr. Einschraub • Vorrichtungen sind in den Skizzen Fig. 1«
und 5 bis 15 angegeben; zu der letzt angezogenen Serie von
Skizzen mag noch folgende Erläuterung gegeben werdf
Es handelte sich beim Gebrauche der skizzirten \
i Vorrichtung
um das Einschrauben einer Anzahl Bohranker von Mracht-
lieben Abmessungen (Fig. 5l in die aus ziemlich fest ge-
lagertem Sandboden bestehende Sohle eines Hafenbassins,
in welchem d. Z. ein Watserstand von nur 40 — 80«" Tiefe
gehalten wurde. Dieser Wasserstand nothigte zum Bau eines
großen Flosses (Fig. 7 u. B), welches in der Mitte die Ein-
Gabelungen besafsen, in welche die beiden Windetaue sich
legten, welche durch Fulsblöcke mit geradem Auflauf den Winde-
Trommeln zugeführt wurden.
Die Bedienung der Winden, von denen die eine ein einfaches,
die zweite ein doppeltes Vorgelege besal's. geschah mit je
4 bis fi Mann, deren vereinte Arbeit in den Windetauen einen
rechnungsmäßigen Zug von 8:SU bezw. 4()7(» *■* hervor brachte.
Das in der Spindel hierdurch entstehende Torsions- Moment ist:
(8*) + 4(170) 450 = 1 831 500 («»*«)
das Widerslauds-Moment der Spindel dagegen:
UV. = ^121 = 407S
»V-J 3 v-2
Die Gleichset/ung der beiden gefundenen Werthe liefert:
407 S -- 1 S31 51»
und daraus für die Spannung der aufseren Faacr der Spindel
den Werth:
.v — 45imw
ein Werth, welcher nach Redtenbarher's Resultaten S. 38 als
Fl*.
r i, 5.
Fig. J.
Ki». IS.
EL
V
ig. IX
BBini
schraub - Vorrichtung und an jedem Ende eine Bockwinde
trug, mittels welcher erster« in Drehung gesetzt wurde. Die
genaue Lage des Flosses wurde durch eingeschlagene Pfähle
und einige ausgebrachte Ankertaue gesichert. Die Einschraube-
Vorrichtung bestand aus einer schmiedeisernen Spindel, deren
voller quadratischer Querschnitt nicht weniger als 12"» Seite
l*sals. Bei der bedeutenden Schwere der Spindel und den
nicht zu vermeidenden seitlichen Bewegungen derselben wurde
es nötbig, auf dem Spindelkopfe eine drehbare Hülse Fig. V2)
zu belestigen. von welcher aus einige Kopftaue zu Pfühlen
führten, welche in der Nahe eingeschlagen worden waren. In
der lialkenlage des Flosses fand die Spindel ihre Führung durch
die in den Fig. 11 und 18 angegebenen Konstruktionen, von
welcher Fig. DI einen im Grundri&s kreisförmigen (tufaeiseu-
korper darstellt, welcher in die scherenformige Ilol/.verbindung
Fig. 11 eingefügt ist. Wenig über Flosa- Oberrlücbe war auf die
Spindel eine aus 2 Blecblagen mit entsprechenden Stegen ge-
bildete Rosette <V:j. II u. 10) mittels eines Riuges mit Druck-
schraube aufgesteckt, welche (> hölzerne Anne von ca. 1,5™
verbundene Enden
Bruchmodul von schweren, auf Torsion beanspruchten Schmied
eisen-Staben gilt. In der That lieferte der vorliegende Fall eine
Bestätigung jeuer Zahl, da die Spindel, wenn auch ein Zer-
brechen nicht eintrat, doch so erheblich verwunden wurde, dass
bald Gebraucbsunffthigkeit eintrat. Diese hohe Beanspruchung
des Materials stellte sehr unerwartet sich schon ein, nachdem
die Anker erst die geringe Einseuktitig von etwa 2'" erreicht
hatten, ein Beweis, mit wie ganz aul'sernrdentlich hohen Kräften
für derlei Ausführungen man event. zu rechnen hat. Leider ist
im betr. Falle der erhoffte Erfolg noch insofern ausgeblieben, als
die Anker den beim Anlegen schworer Schiffe auftretenden Zug-
wirkungen nicht genügenden Widerstand zu leisten vermocht
bal>en, sondern nach kurzem Gebrauche für ihren ursprünglichen
/.weck mehr oder weniger undienstfahig geworden sind. —
Brief- und Fragekastei.
Hrn. II. V. Ohne Vornahme einer chemischen Analyse kann
über das Mittel, welches zur Reinigung eines zur Kesselsi>eisung
bestimmten Wassers zweckruafsiger Weise anzuwenden ist, keine
:rU« ««■ Csrl Bcelili in !
K. B. o. rritatfc,
Drwt: W. Moe.tr U.fbucbdmtk.r.i.
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No. 104.
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
533
Inlull: ArrkUek - ui*J liHCfnlfar-Vonrin i
Kunkurr»nrtu. — I' er »,.u«l - N»r k 1 1 < h le».
OMW den Niu
Architekten- und Ingenieur- Verein zu Hannover. In
der Wnchcnversaminluiig am 20. Novbr. 1878 macht zu-
nächst Hr. Bauratb. Pape einige Mittheilungen über das zu Han-
nover gegenüber dein Zcllciigcfäugniss im Hau begriffene Kaiser
WH heim- Gymnasium.
Der Entwurf ru diesem Gebäude ist in Berlin angefertigt
und zeigt daher den Einfluss der dortigen Bauverhältuisse. I>ie
Facaden sind in reicher Terrakotten-Architektur hei sehr be-
schränkter Sandsteiu- Verwendung entworfen. Die Beschaffung des
betr. Materials ist in Hannover mit Schwierigkeiten verknüpft, da
die einschlägige Lokal-Industrie zur Zeit noch nicht befriedigend
entwickelt ist. Ks wird daher das Verblend-Material aus Kaubau
in Schlesien bezogen werden. I»ie Matcrialkosten stellen »ich
danach pro 'i™ glatter Flache auf 8,5 M., im Durchschnitt pro
Facadeuflachc nach Abzug der Oeffuuugeu auf 2S,2 M. Bei
(Juader - Verblendung worden sich die Kosten bei gleich reicher
Ausführung natürlich erheblich höher gestellt haben. Dagegen
sprechen die Materialkosten der Gesimse zu Gunst>'u der Sand-
stein-Verwendung.
rebergehend zu einer speziellen Erläuterung des Kntwurf«
erwähnt der Hr. Vortragende, dass das Gebäude bei einer Grund-
fläche von rot. HKH» enthalten wird: 15 Schul/immer von 7 10
im i ) und 4,35'" Hohe, eine Aula von 25m Läuge und 10,5™ Breite,
ein Kaboratorium. Archiv- und Bibliothekräume, Lehrer/immer, Di-
rektor- und Portier- Wohnung, nebst den erforderlichen Neben-
räumen. Durch die Veranschlagung ergaben sich die Kosten
prow" bebauter Grundfläche zu :«►• M. oder pro'1"11 Inhalt zu
1-1,5 M. — PUr die Krwärmung des Gebäudes bat man Lufthei-
zung vorgesehen, deren Ausführung der Firma Beinhardt in Würz-
burg ülrertragen ist. Bei der Abortsanlage, die außerhalb des
Schulgebäudes hergestellt werden wird, soll das Tonnensystero An-
wendungtinden. — Neben dem Hauptgebäude, welches im Herbst 1880
zu volleoden und dessen Ausfuhrung bereits bis zur ersten Balkenlage
1 ist, wird m
Hartling
Vortrag (Iber
das Mikrophou und Telephon.
Nach einigen einleitenden Worten über die Bedeutsamkeit
der von David Hughes iu Louisville gemachten Krtindung be-
zeichnet Hedner als das der Hinrichtung des Mikrophons zu
Grunde liegende Prinzip: „einen schwacheu Strom durch eine
I^eitung zu schicken, deren 1 heile an eiuer Stelle nur lose zu-
sammen hangen, so dass die Leitung unvollkommen ist; es wird
dann durch die geringste Erschütterung dieser Theilchen eine
Acnderuog des Widerstandes in der Kettling und damit in der
Stromstärke eintreten, welche im Stande ist, den magnetischen
Zustand im Magnetkern des Telephons zu modituiren und da-
durch Schwingungen der vor demselben liegenden Kisen-Kamclle
hervor zu rufen." Diese .Schwingungen können nun, wie die durch ein
Telephon direkt erzeugten, mittels des Schal Ibecbers des Telephons
durch das Ohr wahrgenommen werden und erscheinen im Vergleich
zu den sie erzeugenden Schwingungen bedeutend verstärkt -
Der Vortragende führt hiernach die eigenen Worte des Er-
finders (Iber das Wesen des Mikrophons an und beschreibt die
näheren Umstände, welche zu der Krtiudung führten. Ks werden
sodann einige einfache Apparate, welche als Mikrophon dienen
können, gezeigt und erläutert. So geben zwei auf einem Keson-
uanzboden, der aus Zigarrenkisten -Hole gefertigt werden kann,
parallel befestigte Drahtstifte, auf welche ein dritter Stift lose
gelegt ist; oder 3 lose in einander gesteckte Koblenstdbcbcu, die
man zur Krhöhung der Leitungsfähigkeit wohl auch noch mit
Quecksilber trägt; oder eine auf ctuein Kesonanzbodeu befestigte
Uhrkette vollkommen brauchbare Mikrophone. Drahtslifte, Kohlen-
sttbcbeu, bezw. Uhrketten bilden also den lockeren Thcil der
elektrischen I^eitung, dessen Widerstände durch Scballschwin-
gungen verändert werden.
Zur Verwerthung der Erfindung sind erforderlich: Kine
elektrische Batterie, ein Mikrophon, welches den unvollkommenen
Tbeil der elektrischen Leitung bildet, und ein Telephon, in wel-
chem die Schallschwingungen nachgebildet und dem Ohre zugäng-
lich gemacht werden. — Die Wirkung des Mikrophons ist nun
so bedeutend, dass eine Regulirung desselben notbwendig wird.
Hughes bewirkt dies sehr einfach, indem er das die Kohlcn-
stllckchen — l>ei der von I'rof. Weinhold erfundenen Mikrophon-
Konstruktion - Lake nde Brettcheu mittels eines ( harniers an
den Resonanzboden heftet und dadurch ermöglicht, den Stäb-
chen eine beliebige Neigimg gegen den Besonanzboden geben zu
können. Zur Prüfung der Empfindlichkeit kann man dann ein
Galvanometer in die Leitung einschalten.
Betreffs der Verwendbarkeit des Mikrophons wird angeführt,
dass dasselbe zunächst als Absende-Apparat dem Telephon bei
weitem vorzuziehen sei, da es auf gröfserc Entfernungen an
Deutlichkeit das letztere übertrifft. Edison hat kürzlich ein Mi-
krophon in seiu Telephon eingeschaltet und dadurch überraschende
Krfolge erzielt. Soilsnn wird das Mikrophon für Aerxte zur Auf-
suchung von festen Theileu im menschlichen Körner von Nutzen
sein können, indem durch das Anstol'.en der in die Leitung ein-
zuschaltenden Sonde an derartige Körper ein lautes Geräusch im
eingeschalteten Telephon erzeugt werden wird. Welche "
halte bietet aber das Mikrophon dem Naturforscher zur
tuug der Geräusche in der mikroskopischen Wehl
Auch ohne Telephon bietet die Hughes'sche Erfindung die
Möglichkeit praktischer Verwendung. So hat ein Uhrmacher in
London seiu Atelier mit der Uhrstube der Normaluhr von Green» ich
durch eine elektrische Leitung in Verbindung gesetzt, mit deren
einem Ende in der Ubrstube ein Mikrophon, mit deren anderem
vier Elektro-Magneten verbunden sind. Bei jedem Ticktack der
Normaluhr wird nun eine Strom-Unterbrechung erzeugt und da-
durch ein in seinem Mittelpunkte gestützter Eisenstab derartig
in Schwingungen versetzt, dass er durch Anschlagen genau das
Tickuck der I hr wiener giebt. -
Zum Srhluss gedenkt der Vortragende noch des mit dem Oc-
brauch des Mikrophons verbundenen Uebelstandes, dass die l>ci
Schallerregung erzeugten Schwingungen benachbarter Gegenstände
ebenfalls auf das Mikrophon einwirken und störende Geräusche
im Telephon hervor rufen. Alle Versuche, das Mikronhon mittels
eine* Nichtleiters für Schallwellen zu isoliren, sind bis jetzt ge-
scheitert; Hughes hat Kautschuk als das geeignetste Material
vorgeschlagen. — Nach Srhluss des Vortrages wurden Versuche
mit den vorgeführten Apparaten vorgenommen, welche noch lange
eine zahlreiche Gesellschaft fesselten. —
In der Wochenversamtnlung vom 27. Nor. spricht Hr.
Ohering. Heusinger v. Waldegg über das von ihm bearbei-
| tele Projekt zu einem Zentralbahnhof in Flensburg. Redner
hat dieses, sowie d is Projekt zu eiuer Sekundärbahu Flensburg-
Lcck-Nicbüll-Dagebüll ausführlich in einer Broschüre beschrieben,*;
von welcher eine Anzahl Exemplare zur Vertheilung gelangt.
Die Schwierigkeiten, welche bei Anlage neuer Rahnen in der
Nähe der Stadt Flensburg — zunächst der Kiel • Eckernförde-
Flensburger Hahn — entstehen, resultiren zunächst aus der in
den Kriegsjahren 1803 64 geschaffenen Einrichtung der sogen.
Nordschleswigschen Weiche, welche bei den deutschen Eiaeubahnen
einzig in ihrer Art dasteht und welche von dem erlaubten Pro-
visorium zu einem für den Durchgangs Verkehr höchst Listigen
Detiuitivum geworden ist Sodann sind die orographischen Ver-
hältnisse des Weichbildes - die Stadt liegt long gestreckt am
Hafen uud ist von hohen Düueuketteu eingeschlossen für eine
Bahnanlage so ungünstig, dass eigentlich nur die Linie der schon
vorhandenen Bahn möglich war, um in die Stadt zu gelangen,
auf dieser aber auch Bchon ein Gefälle von reichlich 10*/* vor-
kommt Kndlich wurde der Bahnhof aus Rücksicht für den See-
verkehr so nahe an den Hafen gerückt, dass derselbe schon
längst dem Bedürfnisse nicht mehr genügt und grofse Unannehm-
lichkeiten tu den Betriebsverhältnissen hervor ruft So wird bei-
spielweise beim Rangiren die in der Bahnhofslinie liegende sogen,
englische Brücke, ein früher in den Hafen zu Umladezwecken
eingebautes Holzgerüst, mit benutzt, dessen Krneuerung mit der
Zeit nothwendig geworden ist; aufserdein wird dabei eine Haupt-
Verkebrstrafse der Stadt gekreuzt Ks muss daher als voll-
ständig unthunlich erscheinen, iu diesen Bahnhof noch neue Linien
einzuführen; wenn allenfalls die der Eckernforder Bahn noch
möglich wäre, so ist dies doch nach dem Wollheim'schen Projekt
auch nur mittels einer beträchtlichen Kinengung des Hafens zu
erreichen, welche bei Ausführung einfacher Dammschüttung anfser-
dem leicht zur Versandung des ganzen Hafens führen könnte.
Der Vortragende ist nun noch eingehenden Lokal-Studien und ver-
gleichenden Kosteuberechtiuugeu zu der A .sieht gekommen, dass
ein neuer /.»ntral-Personen- und Rangir- Halmbof aul'serhalb
der Stadt angelegt werden müsse, und dass hierzu der Kxer-
zierplau das geeignetste Terrain dat biete; Güter- und Werk-
stitlen-Bahnhof seien in der Stadt beim Hofen zu belassen.
Als Vorzüge dieses Projekts werden angeführt:
lj Die Bahnhofs-Horizoutale erhält eine genügende Länge
(810*) und gestattet eine bequeme Unterbringung aller vorhan-
denen und projektirten Linien.
2) Die Steigung«- und Krümmung«- Verbältnisse für die Ein-
führung der verschiedenen Rahnen werden die denkbar günstig-
sten; freilich würde die Maximalsteigung für die Kicl-Flensburgcr
Bahn 12*/«*j der Minimal- Radius ISO™ werden; jedoch treten
gleichartige Verhältnisse auch bei dem Wollheiui'scbeu Projekte auf.
S. Die Entfernung nach dem Zentral - Güterbahnhofe am
Hafen beträgt nur 4,75 »» und es kann der Anschluss der demnächst
nur von Güterzügen zu befahrenden vorhandenen Strecke an den
neuen Bahnhof in einer Weise stattfinden, die für den fraglichen
Betrieb durchaus keine Bedenken hat
4. Eine sehr geeignete Zufuhrstrarsc zum neuen Bahnhofe
ist bereits vorhanden und die Anlage einer zweiten leicht zu er-
möglichen, besonders da das Terrain ' zwischen der Stadt und
dem Bahnhofe für eine Erweiterung derselben am geeignetsten ist.
5. Da der Bahnhof am Hafen für den (iüterverkehr unter
ollen Umständen ausreichen wird, so werden in dem neueu
Zentral- Bahnhofe nur Einrichtungen für den Personen-, Gcpärk-
uud Eilgut- Verkehr zu schaffen sein. —
Der Vortragende wendet sich zu einer speziellen Beschreibung
des Bahnhofprojekts. Das Aufnolimegebätide soll auf einem Insel-
perron angelegt werden, an dessen einer Seite vorläufig nur die
Sebleswigscbe Bahn durchgeführt, während auf der Stadtseite die
Kieler Strecke einmünden würde. Das Kmpfangsgebaude
•j Entwurf eine* Z>lttrall.4ltiik'>(*.i »Ml drl» lUfriirrpUti* «n FIcttiLnrg. Bit
Eluraäiulwi« 1
[ ; ittotnrlsc
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DEUTSCHE BAUZEITUNG.
28. Dezember 1873
ist so projektirt, dass die Stadtreisenden von der Kopfseite ein-
treten und in gerader Richtung nach den Wartesälen fort schreitend,
links bezw. rechts, je nach der Reiseroute, Bület und Gepäckscbeiu
empfangen können. Der Wartesaal I. und II. KL ist gemeinsam
für beide Bahnen angenommen; ebenso das frei stehende Ketiraden-
Gebäude. der Eibrutschuppen und die Wasserstation. wahrend
l.okomotiv- und \\ agensrhuppen, Laderampen und Wasserkrahne
für jede Bahnlinie besonders projektirt sind. - Zum Schluss
gedenkt Redner noch der unvermeidlichen Agitation, welche gegen
sein Projekt in Flensburg entstanden ist und welche besonders
die l,.r> kB betragende Entfernung des Bahnhofs vom Stadt-Zentrum
zum Vorwande nimmt, jedenfalls al>er wobl tiefere Ursachen hat.
Regierung die Vorzüge seines Ent-
Lösung der brennenden Frage im
I>er Vortragende hofft, dass
wurfs erkennen und nur ei
Sinne desselben gutheifsen werde.
Die in der Versammlung laut werdenden Bedenken gegen
die Einrichtung des Bahnhofs,' speziell des Einpfangsgebäudes,
widerlegt der Vortragende unter Hinweis auf die getrennte Ver-
waltung der einzuführenden Bahnen nnd die bestehenden lokalen
W.
Architekten- und Ingenieur- Verein zu Hamburg. Ver-
am 13. Dezember 1878. (Fortsetzung von S. 515.)
ission für Vorbereitung der Neuwahlen für
urden gewählt die Hrn. Hennicke, Kümmel,
G. Schräder, Fobrh, Arnemann, Beger, Scbirliu und Asmus,
welche mit den in Vereinsamlern verbleibenden Hrn. Haller,
F. A. Meyer, Kaemp, Reese, Meerwein, Gallois, Vermehren,
Laroprecht, Hanisen, Heine, Roeper und Voss die diesjährige
Kommission bilden.
In dem Vottrag aber elektrische Beleuchtung ging Hr. Reese
von dem Fundament ans, dass die verschiedenen Naturkräfte:
Wärme, Gravitation, Elektrizität, chemische Verwandtschaft, nur
als besondere Erscheinungsformen für eine Naturkraft aufzu-
fassen seien. Die Aufgabe, eine Form in die andere überzuführen,
sei in der Praxis bisher nur mit grofsen Verlusten ausgeführt.
Bei der elektrischen Beleuchtung sei es speziell die Aufgabe,
irgend eine andere Naturkraft in Elektrizität umzusetzen und für
diese alsdann Licht einzutauschen.
Bei Ausführung des ersten Theils der Aufgabe wurden die
verschiedenen Elektrizität*- Erzeuger kurz berührt und die wesent-
lichen Eigenschaften der durch die verschiedenen Arten ge-
wonnenen Elektrizität beschrieben, auch wurde der Unterschied
zwischen lutensität und Quantität erwähnt und schliefslich etwas
ausführlicher auf die verschiedenen Methoden zur Gewinnung von
induzirten Strömen eingegangen.
Beim zweiten Theil wurde
de ii IjpitunpswidorstADd die EtektnzitÄt id ?■■
IG lohen) umgesetzt wird. Es wurden der elektrische
die Geil'sler'sche Röhre besprochen, sodann die
Lampen-Konstruktionen näher beschrieben, welche den Voltaachen
Lichtbogen benutzen, und endlich jene Lampen erwähnt, welche,
wie die Ronn'sche, glühende Platin-Spiralen oder Kohlenstifte im
luftleeren Raum als Lichtquelle anwenden.
In Betreff der augenblicklichen finanziellen Kalkulationen
wurde bemerkt, dass die Preise der Kohlenstifte noch so aufscr-
nrdentlich hoch im Vergleich zum Werthe des Rohmaterials
seien, dass maafsgebende Kostenberechnungen sich noch nicht
machen liefsen. So seien z. B. in Paris jetzt in 65 Uta. Totalkosten
pro Foyer in der Stunde 50 Cts. Kosten für Kohleostifte enthalten.
Redner bemerkt dann noch: Mit einer Speisung von 5 bis 1"
Liebten durch einen Stromkreis sei die Aulgabe der Tb eilung
des Stromes noch nicht gelöst: erst wenn man einen Stromkreis
zur Speisung von Tausenden von Lichten in der Helligkeit
gewöhnlicher Gasflammen mit Sicherheit benutzen könne, würde die
Elektrizität mit dem Gaslicht in scharfe Konkurrenz treten.
Was die neuesten amerikanischen und Wiener Entdeckungen
betrifft, so konnten nur die darüber Irursirenden Muthinalsungen
mitgetheilt werden, da die Patente noch nicht bekannt sind.
Der Vorsitzende schlierst die Versammlung, die letzte im
Jahre 1878, mit einem freundlichen Weihnachtsgnifs und mit dem
" frohes Wiedersehen im neuen Jahre. Bm.
Da nach der
geschehenen offiziellen Annahme der „Normen" häutig Kollegen
in der Lage sein werden, Zementprüfuugen nach den Normen
vorzunehmen, kann vielleicht Manchem durch nachstehende Be-
merkung das Misslingen von Proben erspart werden.
In den Normen wird angegeben, dass die Probekörper auf
angefeuchteten Löschpapier -Bluttcbcu hergestellt werden sollen;
• ich habe nun bei Anfertigung einer gröberen Anzahl Proben ge-
funden , dass dieselben sich an das Löschpapier fest saugen nnd
dass immer dünne Schalen an dem Papiere sitzen bleiben, dies
namentlich bei drei- uud mehrfachem Sandzusatze. Weit schönere,
vollkommen unverletzte Probekörper erziele ich jetzt dadurch, dass
ich das Papier weglasse, dafür aber die Unterlage schwach an-
fette. Um hinter einander auf derselben Glasplatte eine beliebig
grofse Anzahl Probesteine anfertigen zu können, habe ich mir
auf den Rath eines befreundeten Zementfabrikanten eine ent-
sprechende Anzahl viereckiger Weifsblechplättchen schneiden
lassen, auf denen die Proben weg gesetzt werden und 24 Stunden
liegen können. W.
Monats-Konkurrenzen für den Architekten-Verein zu
Berlin zum 1. Februar 1879.
L Ausstellungs-Gebinde. — Für eine Stadt, im Range?
und Charakter wie Labeck oder Danzig, soll ein Auattellungs-
Gebäude geschaffen werden. Dasselbe soll einerseits als Museum
der werthvollen städtischen Sammlung von Allertbumern uud
Kunstwerken dienen, andrerseits die Bestimmung haben, eine
permanente Ausstellung der Erzeugnisse des Handwerks und des
Kunstgewerbes aufzunehmen. Für den ersten Zweck soll das
Ober - Geschoss , für den letzten das Erdgesehoss dienen.
Aufserdem hat das Gebäude nur noch zu enthalten: eine kleine
Portierwohnuug von Stube, Kammer und Küche, sowie im Souterrain
eine Weinschenke mit Wirthschaftsraumen. Der Bauplatz hat
eine Strafsenfront von 3t»1", eine Tiefe von 41) m und ist an 3
Seiten umbaut. Derselbe soll so weit ausgenutzt werden, als dies
eine völlig ausreichende Beleuchtung des Inneren gestattet Der
Bauplatz liegt am Marktplatze der Stadt, gegeuüber dem alten
Rathhause im Charakter desjenigen zu Tangermünde. Es wird
gewünscht, diesem Rathhause ein passendes Gegenüber
ist, jedoch mit
Formengebung. —
Schnitte 1 : 10», Detailblatt 1 : 26.
II. Zisterne. — Für eine unregelmäfsige Gruppe
5 Fabrikgebäuden, die etwa folgende Grundflächen
No. 1: 2000 1", No. 2: 3000 e», No. 3: 1500 m", No. 4: 350t H»,
Ko. r>: 2000 t«», soll zur Sammlung des Regenwaasers von den
(mit Schiefer gedeckten) Dachern eine gemauerte Zisterne er-
baut werden, welche möglichst den ganzen Niederschlag, der im
Jabres-Mittel "5 "» betragt, aufnehmen kann. Das Wasser hat
insbesondere zur Kesselspeisung für die in einer Gesammt-Pf erde-
stärke von etwa KM) vorhandenen zahlreichen Dampfmaschinen,
welche pro Stunde und Pferdekraft im Durchschnitt 20 k« Dampf
konsutniren und an den Arbeitstagen 10 Stunden im Betriebe
gehalten werden, zu dienen, muss daher der Zisterne frei von
gröberen Verunreinigungen zugeführt werden. Die Zisterne ist
in aufgeschüttetem, gemischten Erdreich, das tragfähig ist, aber
schon in 1,.'» m Tiefe Wasser mit Salzgehalt fuhrt, zu erbauen. —
Verlangt werden Situation in 1 : 1Ü00 mit Angabe der Röhren-
züge (ausseid, derjenigen, die au den K essel-Siiei.se pumpen führen )
und der Eintritts- und Revisions- Brunnen; ferner Grundriss und
Querschnitt der Zisterne, desgleichen je eines Eintritts- und eim>8
Revisions-Brunnens, sowie etwaiger anderer Detail-Konstruktionen
in 1:100. Der Eriäuterungs - Bericht soll die Begründung der
Zisternen-Abmessungen, der Mauer- etc. Starken, des gewählten
Rohrmaterials und der Rohrweiten, sowie der Diüponirung der
Werth ist auf die Fundirung
SoMnkelfeat- Konkurrenzen des Architekten -Vereins
zu Berlin f. d. Jahr 1879. Zu dem statutgemai's fest gesetsten
Eiulieferungs-Tcrmin sind für die zum nächsten Schinkelfest aus-
geschriebenen Konkurrenzen 9 Arbeiten aus dem Gebiete des
Hochbaues (Gymnasium mit Alummat .i und 2 Arbeiten aus dem
Gebiete des Ingenieurwesens (Brücke nach amerikanischem System
zwischen dem Festlande und der Insel Rügen) eingegangen.
Konkurrenz für Entwürfe zum Kollegiengebäude der
Universität StrnXsbnrg. Wie der Berliner Architekten-Verein,
dessen ausführlich begründete Eingabe an das k. Reichskanzler-
Amt für Elsass- Lothringen vom 2ti. Nov. d. .1. datirt ist, hat vor
kurzem auch der A.- u. I.-V. in Hamburg bei der bergl. Kciebs-
behörde um Veröffentlichung der Gründe für die Entscheidung
jener Konkurrenz petitionirt Es ist zu hoffen, dass auch die
anderen Vereine des Verbandes, denen die Hamburger Petition in
Abschrift zugegangen ist, diesem Schritte sich anscbliefseu werden.
! >o« Ctrl B««IIU in ]
Nürnberg. In Ergänzung unserer Mittheiluug auf S. Ol« u. BL
nehmen wir davon Notiz, dass auch bei den bezgl. Konkurrenzen
eine clausula bujuvarica vorliegt Es werden nur solche Arbeiten
zur PreisbewerbuKg zugelassen, welche in ihren wesentlichen
Theiien von Angehörigen des Königreichs Bayern angefertigt sind.
Personal- Nachricht en
Der Eisenbahn -Betriebs -Direktor Voss zu Emden hat den
Charakter als Baurath erhalten.
Die Baumeister- Prüfung haben bestanden a) für beide
Fachrichtungen: Aug. Breton aus Stralsund, Georg Breider-
hoff aus Köln, Gottfr. Knoche aus Herford: b) im Hoch-
baufach: Max Salzmann aus Breslau; c) für das Ingenieur-
fach: W. Kiepenheuer aus Bochum, B. Lau aus Brunsbüttel.
I>ie Bauführer-Prüfung in beiden Fachrichtungen haben
bestanden: Hans Hultzheuer aus Magdeburg, Tb. Janfseu
ans Waddewarden, Th. Schuhes» aus Druxlierge, E. Rade-
wald aus Pranst, Alb. Fischer, (tust. Becker u. Emil Sen-
ger aus Königsberg i. Pr , Oak. Heller aus Höxter, Gotür.
Rumpelhardt aus Reil, Carl Schneider aus Langensalza,
Louis Graeger aus Breslau, Heinr. Mebert aus WiltkowiU,
Wilb. Moeller aua Schwerin, OtteEgeling aus Gr.-Ottersleben
Ii. Friedr. Mund aus Kippen.
K. K. O. KrlUcta,
Druck: W. u n0n»u«b«lr
Uflli tUrllii.
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Zur Baugewerkschul - Frage.
In Nu 52, S. 2414 dieser Zeitschrift Riebt die Kommission
über die „Zeichen - Ausstellung (es soll wohl heilsen „Ausstellung
der Zeichnungen") von ScbOlern mittlerer und niederer gewerb-
licher Untcrricuts-Anstalteu" ihr Urtheil bezüglich der Leistungen
dieser Schulen ab. Zur Kommission der Baugewerkschuleu ge-
hörten der Direktor der Baugewerkschule zu Nienburg a. d. W.,
Herr Baurath Khien, und der Lehrer der Baugewerkschule zu
Hamburg, Herr Schlolke, Die übrigen Baugewerkschulen waren
also hierbei nicht vertreten.
Am Eingang des Gutachtens ist gesagt, dass das Urtheil,
welches (Iber einseht« Unterrichts «rweige gefallt wird, „lediglich
uuf der Beobachtung einer gewissen Durchschnittsleistung beruht,
wahrend im einseinen Vieles, je nach den Verhältnissen, grofseres
Lob bezw. auch gröberen Tadel verdient haben wurde.* Lob
oder Aufmunterung, unterstützt durch gute Rathschlitge, haben
wir in dieser Beurtheiluug der bei einzelnen Schulen auf 1 1 ,
Dezennien basirten Erfahrungen nicht rinden können, sondern
nur Tadel.
Wenn auch die Baugewerkschule nur eine Fachschule niedrigen
Hanges ist, so darf der Maal'stab zur sachgemiUsen Beurtheiluug
ihrer Leistungen nicht nach den Disziplinen der unteren oder
vorbereitenden Klassen angelegt werden, sondern derselbe muss
in dem Endresultat der oberen Klasse, oder dem Abschluss jedes
Lebrzweiges gesucht und gefunden werden.
Der Herr Hefcrcnt sagt S. 2ti5 unter b. in Bezug auf die
darstellende Geometrie : „Der wissenschaftliche Umfang derselben
ist so weit zu begrenzen, als es die Rücksicht auf die spatere
Anwendung dieser Disziplin irgend wie gestattet Ein filier das
z. B. in Höxter gelehrte Maafs um einiges hinausgehende Mate-
rial durfte ausreichen. Das Zeichnen in der darst Geometrie
ist gleichzeitig ^als Zeichen-Ucbung überhaup^zu beu-eiben" a. a. w.
entlehnt und^ertreteu Hie Theorie der darst. Gcometrio an prak-
tischen Beispielen bis zu den Hotations-Körpern und der Schrauben-
tlache. Wenn der Herr Referent also über diesen Gegenstand das
oben angeführte Unheil abgiebt, so scheint derselbe ganz über-
sehen zu haben, dass die darst Geometrie, oder vielmehr deren
Anwendung (die Projektionslehre für Bauhandwerker), an der Bau-
gewerkschule zu Höxter ein vorbereitender Unterricht für die
Lehre des Fugenschnitts bei Baukörpern in der oberen Klasse
ist Die Losungen im Filsen schnitt waren mit ausgestellt; sie
behandeln in systematischer Reihenfolge die bei den Stein- und
Hui/. -Konstruktionen vorkommenden Hauptfalle. Bei den anderen
Baugewerkschulen fehlt diese Anwendung der darst Geometrie
und es war der Fugenscbnitt nur durch einige Kopien von Stein-
koustruktionen vertreten. In Höxter beginnt dieser Unterricht
mit dem Austragen der Schablonen. des schiefen Flügels, geht von
den prismatischen und pyramidalen Baukörpern auf die zylindcr-
und kegelförmigen (die Dächer und Gewölbe mit ihren Durch-
dringungen etc.) über und schliefst mit der Herstellung der
Hretiungen bei Schraubentlächen (der freitragenden Treppenwange,
schiefen Brücke etc.) ab.
S. 3<>4 tadelt ferner der Herr Referent die formalen Uehungen
des I'rolilzeicbnens architektonischer Gesimse in den beiden
unteren Klassen der Baugewerkschule zu Höxter. Er empfiehlt
dagegen S. unter d. einen gründlichen „Anschauungs-Unter-
richr, an der Hand eines kurzen Abrisses der Kunstgeschichte,
„in dem man die prägnantesten Beispiele in guten und deutlichen
Vorlagen, wenn möglich in Modellen, zur Anschauung bringt",
u. s. w. Hierauf wünscht der Herr Hefereut, dass die Schüler das
rrolilireu vou Gesimsen au einfachen Bauwerken exerziren sollen,
d. h. sie sollen sommtliche Details derselben so entwickeln oder
entwürfen lernen, wie sie beim Auschauuugs-Unterricht erklart
oder vorgeführt worden sind.
Ein solcher Unterricht würde gerade beim Zeichnen von
Profilen ein höchst unpädagogischer sein. Es steht unzweifelhaft
fest, dass die in der griechischen, sowie iu der mittelalterlichen 1
Kunst entwickelten Grundsätze der Gesimse und Urnainente IM
langer Erfahrung hervor gegangen sind und dass wir sie erst
erlernen müssen, ehe wir etwas hinzufügen oder ihr Feld er-
weitern können. Das Prodi oder vielmehr der Uinriss der
klassischen architektonischen Gesimse fürst auf eigenen Grunds it.- n
und ist ein iu sich abgeschlossenes Ganze. Masse und Farbe
hingegen sind Dinge, welche erst bei der Benutzung der Form
in Frage kommen. Ein solcher Anschauungs-Untcrricht kann ohne
Uebung im Darstellen klassischer Formen in der Klasse selbst
zu nichts führen; der Erfahrung nach wird durch Anschauung
und Skizziren ausgeführter schöner Bauten, wozu den Schülern
der Baugewerkschule im Sommer vielfache Gelegenheit sieh dar-
bietet, das beste Resultat erzielt
Erst durch die Uebung im Nachbilden schöner Gesimsprofilc
gelangt der Schüler zur positiven Fähigkeit im Gesimszeichnen,
lernt das Motiv des Gesimses begreifen und auf einer höheren
Stide es neu erschaffen. Wir lassen uns daher Uber den bei dem
Gesims- und nicht weniger auch bei dem für das ßauomament-
Zeichnen zu befolgenden Unterrichtsgang nicht irre machen, indem
wir behaupten, dass diese Uebungen, mit jeder Art Elementar-
unterricht gleichen Schritt haltend, mehr oder weniger in allen
Stufen der neiden oberen Klassen berücksichtigt werden müssen,
so zwar, dass sie demselben noch ein spezifisches Gepräge ver-
leihen.
Nach der Methode des Herrn Referenten würde ein sonst be-
fähigter Schüler der oberen Klasse z. B. nicht einmal im Stande
sein, das Profil des dorischen Säulenkapitells als Schablone für
den Steinmetz richtig auszutragen. Hat er hingegen die bedingte
Fertigkeit im Nachbilden gut gewählter Gesimsmotive sich auge-
eignet, so kann er in der oberen Klasse zur selbststandigen
Bildung von Gesimsen der Wohnhaus- Architektur übergeführt
werden. Wie schwer es aber auch alsdann noch ist, dürfte daraus
hervorgehen, dass in der höheren Klasse diese Uebungen noch
fortgesetzt werden müssen.
Die Formlehre und das Geshns-Entwerfen erhalten in der
oberen Klasse durch den Vortrag über die Baustile ihren Ab-
schluss und es scheint datier auch dieser Punkt von dem Herrn
Referenten bei den ausgestellten Arbeiten der Anstalt übersehen
worden zu sein. Statt des Vortrages Ober die Baustile wünscht
er einen kurzen Ahriss der Kunstgeschichte, womit wir nicht ein-
verstanden sind , da dieselbe dem Bauhandwerker jedenfalls ent-
behrlich ist
Nachdem in der oberen Klasse für den ersten Entwurf eines
frei stehenden kleinen bürgerlichen Wohnhauses die Skizzen dpr
Grundrisse, Schnitte etc. entwickelt sind, werden zuletzt erst die
Bleistift-Skizzen der Facaden fertig gestellt Auf Grund dieser
sind die Details oder Werkzeichnungen aller Architekturtheile auf
mehren Zeichenbogen entworfen worden, oder es werden auf
einem langen Streifen Ellenpapier siimmtliche Stockwerks-Gesimse
vom Sockel bis zum Dache in Bleistift ausgetragen. Alle diese
Details sind auf die in kleinem Maafstabe gefertigte Rcinzeicbnuiig
der Facaden und Durchschnitte übertragen. Das Arbeiten „von
innen heraus" geschieht demnach nach Abschluss der Elementar-
studien erst in der oberen Klasse der Anstalt, und zwar hier fast
gerade so, wie auf jedem Baubüreau. —
Der Herr Rcfereut sagt, dass die Durchsicht der Mappen
bei den Arbeiten der einzelnen Schüler Kontraste ergab, welche
für die sachverständige Kritik unerklärlich bleiben; da die Ab-
sicht einer Tauschung nicht vorausgesetzt werden könne, so spricht
sich derselbe am Schlüsse des Gutachtens doch dahin aus, das»
an den Projekten fremde Hülfe mehr als nöthig und für deu
Schüler gut sei, gethau habe. Bei eingehenderer Betrachtung des
nach einem der ganzen Klasse gemeinsam gegebenen Programms
hatte derselbe an der Durchbildung dieser Schüler-Entwürfe und
ihren verschiedenartigen Lösungen als Fachmann leicht erkeuoen
müssen, dass von keiner fremden Hand geholfen wurde, sondern
dass es mir von deu Schülern scllislsUiidig gefertigte Projekte
sein können. — Auch in Bezug auf die Examen-Arlieitcn spricht
der Herr Referent seinen Argwohn aus, da er sich offenbar über
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den dabei befolgten Hergang nicht instruirte. Dieser ist folgender:
Iii der Woche nach dem Schlüsse des Gesammt- Unterrichts der
ganzen Anstalt wird unter Mitwirkung des Kgl. Hauraths die
Prüfung abgehalten. Alle Prüfung« -Aufgaben werden l»ci je 4
Stunden Zeit unter Klansur gefertigt und nur bei der Aufgal*
im Bauentwerfen sind h Stunden Zeit gegeben. —
Was den l'nterrichtsgang im Entwerfen von Gebäuden noch
weiter betrifft, so folgt an der Anstalt auf den Kntwurf eines
borgerlichen Wohnh&uschens die Losung der Aufgabe filier ein
städtisches Mu ttis- oder Geschäftshaus, sowie die sogen. Schneli-
Entwürfe (Grundriss-Skizzen aus dem Stegreif verschiedener länd-
licher und städtischer Bauanhtgen. Die Vortrüge über bürger-
liche und landwirtschaftliche Baukunst sind mit Skizzen begleitet
und behandeln als Parallel-Unterricht zum ltauentwerfen noch aile
Arten von Gebäuden, so weit als diese in das Hessort des zu-
künftigen Baugewerks-Meisters gehören. Dazu kommen dann noch
die öffentlichen Bauanlagen auf dem Lande und endlich auch
die Anlage und der Ausbau einer kleinen Kapelle oder Dorfkirchc,
als letzte Aufgabe der oberen Klasse gerade deshalb, weil deren
praktische Ausführung dem Baugewerks-Meister auf dem Lande
gewöhnlich allein überlassen bleibt.
Wenn aber der Herr Referent letztere Aufgabe flu- eine
grofse und reiche Kirche vielleicht hlos deshalb angesehen hat,
I worden ist, sn hat er offenbar das dazu gehörige Programm
I gelesen.
Der Herr Beferent behauptet noch S. 966 unter e.,
alle Entwürfe dieser Art dem Bildungsgang und der Befiüi
der Schüler nicht angemessen seien. Sollen denn bei «
Durchschnittsalter von 21 Jahren in unseren Tagen die Bau!
werker nur gerade so viel lernen, als die zünftigen Meiste
etwa 30 40 Jahren erlernt hatten, wenn erstcre gleich c
das Handwerk geUbt und aufserdem eine gute allgemeine Bit
welche letzteren fehlte, in die Bauschule mitbringen?
Manche können oder wollen es Überhaupt nicht begr
dass an einer ßaugewerkschule Tüchtiges geleistet werden
und dass junge Männer mit eminenter Begabung dieselbe besu
Ich schliefse vorstehende Erörterung bezw. Rechtfert
mit dem Bemerken, dass man der Baugewerkscbule gerade
vor Thorschi uss, d. h. einen Tag vor dem Abgang der Schub
Ende des Semesters, gestattete, sich mit ihren Leistungei
dieser Ausstellung zu betheiligen, dass dagegen alle üli
Schulen sowohl im Gutachten der Kommissionen als in I
Zeitungen blos im allgemeinen besprochen, wahrend erstet
einzelnen und wie es uns scheint, mit einem gewissen Vom
abgeurtheilt wurden.
Möllinger,
Direktor der Baugewcrkschule in H>
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